:\^' ^ 'tr /^^^^^ ■^ Äf*>- 'Jl^ d^\ "' "V iß ^^'a. , ^7^^ - gibruriT oi tfjc Ulustum OP COMPARATIVE ZOÖLOGY, AT UARVARD COLLEGE, CAUBRIBCE, MASS. iFounticli bi» prfbatc sulisctfption, fn 1861. From the Library of LOUIS AGASSIZ. No. y^ (^^ Ua^^I^^^z^ I SITZUNGSBERICHTE DER RAISEBLICHE^ mDeMIG DER WlSSGKSCHMTFl MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE. SECHSÜNDDREISSIGSTER BAND. WIEN. AUS DER K. K. HOF- UND STAATSDKUCKERKI. IN COMMISSION BEI KARL GEROLD'S SOHN, BUCHHÄNDLER DER KAIS. AKADEMIE DER WISSENSPHAFTEN. 18S9. ]\\% DBIt MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHEN CLASSE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. SECHSUNDDREISSIGSTER BAND. Jahrgang 1859. — N'^ 13 bis 16. 38 CafEltt n. 1 Harte.) WIEN. AUS DER K. K. HOF- UND STAATSDRUCKEREI. rw COMMISSION BEI KARL GEROLD'S SÜHN. BUCHHÄNDLER DER KAIS. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 'M8S9. INHALT. Seite !§^itzuiig vom 12. Mai 1859 3 Sachs, Über einige neue miliroskopisch-chemische Reactions- methoden. (Mit 2 Tafeln.) 5 /lulle, Über die geologische Stellung der Horncr Schichten in Nieder -Österreich 37 Stefan, Über das Dulong-Petit'sciie Gesetz 8S Sifziin^ vom 19. Mai 1859 119 Ilochstefter, Schreiben an Alex. v. Humboldt. (Mit 1 Karte.) 121 Haidinger, Zwei Mittheilungen: Nr. 1 von Herrn k. k, Commodore B. V. Wüllerstorf; Nr. 2 von Herrn Lieutenant M. F. Maury, U. S. N. . . ; 143 1. Zur Vertheilung der Winde auf der Obertliiche der Erde US 2. Sehreiben an Herrn Commodore B. v. Wü II er- st orf-Urbai r 173 — Bemerkungen über die optischen Eigenschaften einiger chrysamminsauren Salze 183 Türck, Über die Beziehung gewisser Krankheitsherde des grossen Geliirnes zur Anästhesie. (Mit 3 Tafeln.) 191 Bauer, Kleinere chemische Mittheilungen ;ius dem Laboratorium der Wiener Handels-Akademie 200 "laserna, Über den inducirten Strom der Nebenbatterie . . . 209 Sitzung vom 9. Juni 1859 217 Margo, Neue Untersuchungen über die Entwickelung, das Waclis- thum, die Neubildung und den feineren Bau der Muskel- fasern 219 V. Lang, Versuch einer Monographie des Bleivitriols. (Mit 27 Tafeln.) 241 Setschenow, Beiträge zurPneumatologie des Blutes. (Mit 1 Tafel.) 293 VI Seite ji^itzuiig; vom 24. Juni 1859 321 Kveil, Magnetische und geographische Ortsbestimmungen im süd- östliclien Europa und einigen Küstenpunkten Asiens. (Aus- zug der Abhandlung für die Denkschriften.) 323 Filzinger, Über zwei Arbeiten des Herrn Dr. Theodor von Heug- lin: „Systematische Übersicht der Säugethiere Nord- Ost- Afrika's mit Einsehluss der arabischen Küste, des rothen Meeres und der Nil-Queilen-Länder südwärts bis zum 4. Grade nördlicher Breite," und „Beitrüge zur Natur- geschichte Nord-Ost-Afrika's und der Nil-Quellen-Liinder." (Im Auszuge.) 345 Hennann, V'ergleichung des Harns aus den beiden gleichzeitig thätigen Nieren 349 Luschka, Die Bhitgefiisse der Klappen des menschlichen Her- zens. (Mit 2 Tafeln.) 367 Preslet, Beobachtungen über die mit der Höhe zunehmende Temperatur in der unmittelbar auf der Erdoberfläche ruhenden Region der Atmosphäre. (Mit 2 Tafeln.) . . . 384 Hlasiwetz, Über das (/uercitrin 401 Reslhiiher,Be:v\c\\i über die am 21. und 29. April 1859 zu Krems- münster beobachteten Nordlichter 41 i) Knochenhauer, Über die Theilung des elektrischen Stroms . . 427 Winchler, Auszug aus der für die Denkschriften bestimmten Abhandlung : Allgemeine Transformation der bestimmten Doppelintegrale 454 Fitzinffer , Untersuchungen über die Raeen der Hausziege. (I. Abtheilung.) 469 Tabellarische Übersicht der Witterung in Österreich im Monate Juni 1858. (Mit 1 Tafel.) SITZUNGSBERICHTE KAISEKLICHEN AKADEMIE HER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH - NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE. XXXVI. BAIVD. SITZUNG VOM 12. MAI 1859. ^'^N^IS. XIII. SITZUNG VOM 12. MAI 1859. St\ Excelleiiz der Herr Handels-Minister übersendet mit Schrei- ben vom 2. d.M. einen Vorschlag des n. ö. Gewerbevereines, bezüglich der als dynamischen Einheit dienenden sogenannten Pferdekraft, und wünscht die Ansicht der Akademie über diesen Gegenstand. Der Secretär legt folgende Abhandlungen vor: 1. „Über die Theilbarkeit besonderer Zahlen" ; von Herrn Lau- renz Handschuh, emer. Gymnasial-Director. 2. „Die trinären Zahlformen und Zahlwerthe"; von Herrn Wenzel Simerka, suppl. Gymnasial-Lehrer. 3. „Ein Beitrag zur Mechanik der Gase" ; von Herrn Gustav Schmidt, prov. k. k. Kunstmeister. Diese Abhandlungen werden zur Berichterstattung bestimmt. Herr Sectionsrath Haidinger übersendet eine Abhandlung des k. k. Commodore von Wül lers torf-Urbair : „Zur Vertheilung der Winde auf der Oberfläche der Erde; die Monsune, insbesondere jene des chinesischen Meeres", und ein an den Commodore gerichtetes Schreiben des Herrn M. F. Maury über diesen Gegenstand. Eine zweite Mittheilung des Herrn Sectionsrathes Haidinger führt den Titel: „Bemerkungen über die optischen Eigenschaften einiger chrysamminsauren Salze". Herr Dr. Stefan hält einen Vortrag; „Über das Dulong- Petit'sclie Gesetz". Der Akademie wurden folgende, die mathematisch-naturwissen- schaftliche Classe betreffende Bücher zugesendet : Akademie der Wissenschaften, k. preussisehe, Monatsberichte. Februar 1859; S»- i* Astronomische Nachrichten, Nr. 1191. Ältona, 18S9; 4*'- Au Stria, Jahrgang XI, Heft 17. Wien, 1859; So- Beobachtungen, magnetische und meteorologische, zu Prag, von D. J. G. Böhm undJ. Karlin ski. XIX. Jahrgang, 1858. Prag, 1859; 40- Berichte über die Verhandhingen der Gesellschaft für Beförderung der Naturwissenschaften zu Freihurg i. B. Redigirt von dem Secretär der Gesellschaft Dr. Maier. Heft 3, 4. Freiburg i. B. 1857,58; S"' Clausius, Dr. R. Die Potentialfunction und das Potential. Leipzig, 1859; 8»' Cosmos. VIII Annee. 14. volume livraisions 15. — 18. Paris, 1859; 80- Gewerbe-Verein, n. ö. Verhandlungen und Mittheilungen. Jahr- gang 1859. 3 Hefte; S»- Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt, 1858. IX. Jahrgang, Nr. 4; 8«- Kornhuber, Prof. Dr. G. A. , Beitrag zur Kenntniss der klimati- schen Verhältnisse Pressburgs. Pressburg, 1858; 4o" Land- und forstwirthschaftliche Zeitung, Jahrgang IX, Nr. 14. 1859; 4«- Maury, M. F., Explanations and sailing directions to accompany the wind and current charts. Volume I, eighth edition. Washington, 1858; 4o- Schell, Dr. Wilh., Allgemeine Theorie der Curven doppelter Krümmung in rein geometrischer Darstellung. Leipzig, 1859; S"" Studer, Prof. Alb., Einleitung in das Studium der Physik. Ele- mente der Mechanik. Bern und Zürich, 1859; 8^- Verein für Naturkunde zu Pressburg. Verhandlungen, red. von Dr. G. A. Kornhuber. III. Jahrgang, 1858, Heft 1, 2. Press- burg, 80* — Populäre naturwissenschaftliche Vorträge gehal- ten im Vereine von Prof. Albert Fuchs, Pressburg, 1858; Se- villa, Ant., Sulla distribuzione oro-geografica dei molluschi terre- stri nclla Lomhardia. Milano, 1859; So- Wiener medicinische Wochenschrift von Dr. Wittelshöfer. IX. Jahrgang, Nr. 19, 1859; 4o- MITTIIEILUNGEN UND ABHANDLUNGEN. Über einige neue mikroskopisch-chemische Reactionsmethoden. Von Dr. Jalias Sachs. (Mit 2 Tiifeln.) (Vorgelegt in der Sitzung vom 4. November 1838.) I. RapferTitriol and Kali als mikrochemisehes Reagens. Die Thatsache, dass Gummi, Dextrin, Rohrzucker, Trauben- zucker, wenn man sie nach der Tro mm er'schen Methode behandelt, sehr aufTäilige, charaiiteristische Farbenreactionen und Niederschläge zeigen, dass ferner, wie von Piotrowsky und Cermak ge- zeigt wurde, die verschiedensten Eiweissstoffe , ebenso behandelt, sämmtlich dieselbe charakteristische Färbung hervorrufen, das Hess in mir den lebhaften Wunsch entstehen , das CuOSOs und KO als Reagens auf die in den Zellen enthaltenen Säfte anzuwenden; denn es zeigte sich hier die verlockende Aussicht, durch eine einzige Reaction zugleich eine ganze Reihe der wichtigsten Stoffe in ihrer natürlichen Anordnung innerhalb der Pflanzengewebe nachweisen zu können. Ich habe mich durch vielfach wiederholte und auf verschiedene Weise angestellte Versuche davon überzeugt, dass Kupfervitriol und Kitli in der That geeignet sind, innerhalb der Zellen, Reactionen hervorzurufen, wodurch Dextrin und Traubenzucker, Gummi, Rohr- zucker, Eiweissstoffe und gewisse Modificationen das Cellulose er- kannt und unterschieden werden köntien, und dass häufig mehrere dieser Reactionen zugleich in verschiedenen Zellen eines und des- selben Längs- oder Querschnittes von Pflanzentheilen auftraten, wenn Q Sachs. man dieselben in geeigneter Weise mit Lösungen von CuOSOg und KO behandelt. Man hat demnach ein Mittel, die Vertheilung dieser Stoff'e innerhalb der Pflanze in jedem beliebigen Stadium auf ebenso wohlfeile, als zeitsparende Weise kennen zu lernen, ihr erstes Auf- treten und ihr Verschwinden in gewissen Theilen zu studiren , mit- hin die topologisch - anatomischen Ergänzungen zu den Analysen der Chemiker zu liefern. Es ist natürlich, dass, wenn man ein Reactionsverfahren, wel- ches zunächst nur für in Reugensgläsern aufgelöste, unvermischte Stoffe gilt, auf die in den unverletzten Zellen selbst enthaltenen Säfte in Anwendung bringen will , dass dann auf diejenigen Umstände Rücksicht zu nehmen ist, unter welchen die Reagentien auf die Zell- säfte einwirken müssen. Vor Allemist zu bedenken, dass die in den Zellen enthaltenen Lösungen von Dextrin, Zucker u. s, w. in den seltensten Fällen , vielleicht nie reine Lösungen sein werden, dass vielmehr ein Gemenge von zweien, oder mehreren dieser Stoffe im Zellsaft aufgelöst sein wird. Demnach muss vorerst die Frage ent- schieden werden, wie CuOSOa und KO auf Mischungen von Gummi, Dextrin, Zucker, Eiweiss u. s. w. einwirken ? Nicht weniger zu be- rücksichtigen ist der Umstand, dass die genannten Fieagentien nur mit Hilfe der Endosmose auf die Zellsäfte einwirken können; es ist daher zu untersuchen, in welcher Concentration und während wie langer Zeit die fremden Flüssigkeiten auf die in den Zellen enthal- tenen einwirken müssen. Ferner kommt hier die Frage in Betracht, wie die in den Reagensgläsern dargestellten Niederschläge und Far- benerscheinungen bei starken Vergrösserungen sich ausnehmen. 1. Um das Erste dieser Bedenken zu beseitigen, erlaube ich nur hier etwas genauer auf die Erscheinungen einzugehen, welche CuOSOs und KO in den Lösungen der Kohlehydrate und Eiweiss- stoffe hervorruft, da die hierüber in den Lehrbüchern der Chemie enthaltenen Angaben nicht unsern speciellen Zweck berücksichtigen. Vorher muss ich jedoch bemerken, dass das Trommer'sche Ver- fahren nicht nur auf die löslichen, sondern auch auf die unlöslichen Kohlehydrate als Reagens angewendet werden kann. aj C e 1 1 u 1 0 s e. Wenn man Stückchen von reinem schwedischen Filtrirpapier einige Zeit in Kupfervitriollösung liegen lässt, dann mit einer Pincette herausnimmt und geschwind einigemal durch reines Wasser schwankt, um die äusseriich anhängende Salzlösung über einige ueue iiükruskupiücii-cheinische Iteactionsmethoden. 7 ZU eiilfernen, so erscheint, selbst wenn die Lösung concentrirt war, das Papier kaum merklich gebläuet. Bringt man es nun in eine starke Kiililösung liei gewöhnlicher Ten)peratur, so färbt es sich alsbald hell- blau. Kocht man das Papier dann im Kali, so nimmt diese Färbung an Intensität ein wenig zu; eine Schwärzung tritt, wenn man gut abgewaschen hatte, nicht ein, zum Zeichen, dass die durch kaltes Kali hervorgerufene Bläuung nicht von ausgeschiedenem CuOHO her- rührte, welches beim Kochen in schwarzes CuO übergeführt werden müsste. Ich werde weiter unten eine Reihe von Fällen anführen, aus denen klar hervorgeht, dass auch die aus reiner Cellulose be- stehenden Zellhäute an Quer- und Längsschnitten aus lebendigen Pflanzentheilen, mit CuOSOs und KO behandelt, eine deutliche, schön hellblaue Färbung zeigen, welche so intensiv ist, dass sie bei einer dreihundertmaligen Vergrösserung an sehr dünnen Schnitten noch sehr deutlich zu erkennen ist. Solche Zelihäute dagegen, deren Zellstoff mit fremden Substanzen verunreinigt ist, zeigen diese Bläuung nicht, häutig werden sie bei der angegebenen Behandlung deutlich hellgelb. Auch dafür werde ich weiter unten Beispiele anführen. b) Stärke. Wenn man Stärke mit viel Wasser kocht, bis es eine klare Flüssigkeit gibt, und dann einige Tropfen CuOSOg Lösung zusetzt, so erscheint die Flüssigkeit kaum merklich blau. Setzt man alsdann eine hinreichende Menge Kalilösung hinzu, so ent- steht ein intensiv und schön blau gefärbter flockiger Niederschlag, welcher beim Kochen in der alkalischen Flüssigkeit sich in grössere Klumpen zusammenballt. Diese Reaction hat mit der des Gummi die grösste Ähnlichkeit, und wenn man Pflanzenschnitte mit CuOSOj und KO behandelt, so könnte man leicht einen, in gewissen Zellen enthaltenen wolkigen hellblauen Niederschlag für Gummi halten, «ährend es Stärke ist. Indessen kann man darüber nicht zweifelhaft bleiben. V^ersetzt man nämlich den in der alkalischen Flüssigkeit enthaltenen Niederschlag mit Säure, am besten Essigsäure, um das Kali zu neutralisiren, und fügt dann Jodlösung hinzu, so quellen die zusammengeballten Flecken auf und nehmen die tiefe violetblaue Färbung der Jodstücke an. Dasselbe lässt sich innerhalb der Zellen wiederholen. c) Gummi, in der bei der Stärke angegebenen Art behandelt, gibt einen ähnlichen klumpigen, hellblauen Niederschlag, der sich beim Kochen in der alkalischen Flüssigkeit weder schwärzt noch auflöst. g Sachs. il) Dextrin, mit CuOSOj und dann mit kaltem KO im Über- schuss versetzt, gibt eine blaue Flüssigkeit. In dem käuflieben Dextrin welches ich untersuchte, findet sich noch unveräfiderte Stärke, welche dann in der blauen Flüssigkeit Flocken bildet. Bei dem Erwärmen der alkalischen Flüssigkeit steigen zuerst gelbliche Wolken auf, die dann orange, endlich roth werden; bei dem Kochen wird so das ganze CuO zu CugO reducirt, welches sich beim längeren Stehen unten als ziegelrothes Pulver absetzt, während die Flüssigkeit farb- los wird. Das niedergeschlagene CujO erscheint unter einer 300mali- gen Vergrösserung als kleine, rundliche, vereinzelte Körnchen, welche eine lebhafte ßrown'sche Bewegung zeigen. Diese Kleinheit der Körnchen bedingt es, dass sich der Niedersclüag erst nach Stunden aus der Flüssigkeit ganz absetzt. e) Traubenzucker, ebenso behandelt, gibt eine in der Kälte sehr schöne blaue Flüssigkeit, ohne den geringsten Stich in's Bothe, also ein kaltes, reines Blau. Schon vor dem Koclien tritt hier eine reichliche Ausscheidung von reducirtem CugO mit prächtig gelb- rother Farbe auf. Unter dem Mikroskop erscheint dieser Nieder- schlag dem des Dextrins ähnlich, jedoch sind die Körnchen grösser und in unzählige grössere Flocken versammelt, welches bei dem Dextrin nicht stattfindet. Die Körnchen sind öfter zu gross, um Brown'sche Bewegung zu zeigen. Die Flockenbildung macht, dass man hier schon mit blossem Auge, rothe Körnchen in der Flüs- sigkeit binabsinken sieht; und dass sich der Niederschlag viel eher ganz absetzt, ist ein weiterer Beweis, dass die Körnchen des CusO bei dem Traubenzucker grösser sind als bei dem Dextrin, f) Rohrzucker. Die blaue Flüssigkeit ist von der des Trau- benzuckers in der Farbe kaum zu unterscheiden; sie ist ebenfalls kalt blau; bei dem Kochen findet lange keine Reductiou von CuaO Statt; für unsern Zweck ist diese erst nach sehr langem Kochen eintretende Reductiou nicht zu benützen. Dagegen ist die durch CuOSOg und KO bei gewöhnlicher Temperatur erscheinende blaue Färbung von Wichtigkeit, da sie auch in ziemlich dünnen Schichten noch deutlich wahrzunehmen ist, was zusammengehalten mit dem Umstand, dass bei kurzem Kochen kein Niederschlag erfolgt, als charakteristisches Kennzeichen für die Gegenwart des Rohrzuckers zu betrachten ist. über t'iiiigP neue inikroskopiüCh-eheiiiiselie ReaotiDiisiiiolliodi'ii. 9 g) Die Ki w eissstoffe jjjeben alle eine und dieselbe violete Fäihiiiig-, wemi sie mit CuOSOs und KO bciiaiulclt werden; üueb bei sehe langem fortgesetzleu Kocben lindel kaum eine merklicbe Heduction von CuaO Slatt. Hidinereiweiss, Käse, Lagumin und Kleber aus den Körnern des Mais gaben ganz gleicbgeCiirbte Flüssigkeiten, welelie sieb nacb zweimonatlicbem Sieben nicbt verändert batteti. Die Färbung dieser Flüssigkeiten ist dadureb besonders cbarakteri- sirt, dass sie im aufTallenden Liebte gleiebförmig dunkelviolet er- scbeinen, im durcbfallenden dagegen aus dem Violeten in das Wein- rothe spielen; sie bat die unscbätzbare Eigenscbaft, aucb in sebr dünnen Scbicbten, und in sebr verdünntem Zustand nocb deutlicb erkennbar zu sein. Eine Verweebselung dieser Färbung mit der des Robrzuckers ist geradezu unmöglicb, mit der des Traubenzuckers und Dextrins, welcbe bei dem Kocben Niederscbläge geben, eben so wenig. Die Färbung dünner Scbicbten dieser violeten Flüssigkeit macbt es möglicb, aucb an sebr dünnen Scbnitten, und bei starken Vergrös- serungeii innerbalb der Zellen nocb Eiweissstoffe nacbzuweisen. Das Jod ist zwar ein sehr leicbt zu brauchendes Reagens auf Eiweissstoffe unter dem Mikroskop, es bat aber leider die unange- nebme Eigenscbaft, aucb solche Stoffe gelb zu färben, welcbe keine Eiweissstoffe sind. Zellhäute, welche mit Jod gelb werden, müssten, wenn sie mit einem eiweissartigen Stoff durchtränkt wären, mit CuOSOs und KO violet werden , was durchaus nicbt der Fall ist. Alle Stoffe, soweit ich die Sache bis jetzt kenne, welche mit CuOSOg und KO violete Flüssigkeiten geben, werden aucb mit Jod gelb, aber nicht Alles, was mit Jod gelb wird, gibt mit CuOSOj und KO violete Flüssigkeiten. Demnach ist dieses ein besseres Rea- gens auf Eiweissstoffe als das Jod. Vor der Reaction mit Zucker und Schwefelsäure hat die mit CuOSOg und KO grosse Vorzüge. Einmal ist die violete Färbung mit unserem Reagens sebr leicht und sicher zu erzielen, während die Röthung mit Zucker und SOj häufig miss- lingt. Andererseits werden durch die Schwefelsäure Gasblasen ent- wickelt, die Zellhäute zerstört u. s. w., was Alles für den Reobach- ter mit Unannehmlichkeiten verbunden ist. h) Über die Art und Weise, wie die Färbungen und Nieder- scbläge in Gemengen der verschiedenen Kohlehydrate und Eiweiss- stoffe, zu je zweien, dreien und vieren stattfinden, habe ich vielfältige Versuche gemacht. Die Resultate derselben sind folgende : j[ Q Sachs. Gummi und Stärke geben in allen Gemengen bei gewöhnlicher Temperatur wie bei dem Kochen ihren heilblauen flockigen Nieder- schlag. Dextrin und Traubenzucker veranlassen in jeder Mischung mit den Andern Reduction von CujO. In Gemengen, welche wenig Dextrin und viel Rohrzucker oder Eiweiss enthalten, findet bei dem Kochen ein rother Niederschlag von CujO Statt, während die überstehende Flüssigkeit blau (Rohr- zucker) oder violet (EiweissstofTe) bleibt. Dagegen wird in jedem Gemenge, welches Traubenzucker enthält, durch kurzes Kochen ein reichlicher rother Niederschlag erhalten, während die blaue oder violete Flüssigkeit farblos oder gelblicher wird; der Traubenzucker zieht also die mit ihm gemengten StofTe (Rohrzucker, Eiweiss) mit in seine Zeisetzung. Ein Gemenge aus Rohrzucker und Eiweiss reducirt nach kurzem Kochen CugO, jedoch wird die Flüssigkeit nicht farblos; Rohrzucker und Eiweiss, jedes für sich redueiren in derselben Zeit kein CuCaO. Jedes Gemenge von Dextrin, Rohrzucker und Traubenzucker gibt bei gewöhnlicher Temperatur eine rein blaue Flüssigkeit, man mag wenig CuOSOs oder bis zur Sättigung hinzufügen, nur die Dun- kelheit der Färbung wird durch vermehrten Zusatz von Kupfervitriol- lüsung (unterhalb der Sättigungsgrenze) vermehrt. Dagegen findet in einem beliebigen Gemenge dieser drei StoflTe mit wenig oder viel Eiweissstoffen eine Änderung der Färbung Statt. Nach Zusatz einer kleinen Quantität CuOSOg färbt sich die Flüssig- keit violet, als ob der Eiweissstoff allein zugegen wäre ; setzt man dann immer mehr Vitriol hinzu, so geht die Färbung immer mehr in das Blaue, zuletzt ist sie rein blau. Die Einweissstotfe müssen also bei Gegenwart von KO eine grössere Verwandtschaft zu dem CuOSOg haben, da sie mit der zuerst zugesetzten Menge desselben allein rea- giren. Das endliche Verschwinden der violeten Färbung (eigent- lich sollte das Endresultat eine violetblaue Farbe sein) scheint daher zu rühren, dass die rein blaue Flüssigkeit der Kohlehydrate die violeten Strahlen völlig absorbirt, so dass die violete Färbung der EiweissstotFe optisch vernichtet wird. Die mikroskopischen Eigenschaften der bei dem Kochen ent- stehenden Niederschläge von CuaO wechseln mit der Art des Ge- menges, Ist vorwiegend Traubenzucker zugegen, so ist der Nieder- über einige neue iiiikrosku|iiMcli-climiiisclie Reiictiniisinetliuiloii. | j schlag meist grosskörnig- und die Köniclien zu Flocken vereinigt. Besteht dagegen die Hauptmasse des Gemenges aus Dextrin oder aus Eiweissstoiyen, so besteht er aus sehr kleinen und vereinzelten Körnchen. Dieser Unterschied macht sich auch dem unhewalVueten Auge geltend; je grosskörniger nämlich ein Niederschlag ist, desto röther erscheint es, je kleiner die Körnchen sind, desto heller, in das Gelbe spielend. Viel Dextrin und wenig Eiweiss gehen einen rein gelben Niederschlag, der aus sehr kleinen und einzelnen Körn- chen besteht. Ich habe in diesen Angaben nur das zusammengefasst, was für die Behandlung von ziemlich dünnen Pflanzenschnitten von einigem Werthe sein kann. Mit Rücksicht auf die unten anzugebende Be- handlung solcher Schnitte mitCuOSOg und KO, wurden die Lösungen immer mit einem sehr grossen Überschuss von KO versetzt, dagegen die Hinzufügung des Kupfervitriols unter dem möglichen Maximum unterbrochen. Das Kochen wurde so lange fortgesetzt, bis keine merkliche Änderung in der Flüssigkeit mehr eintrat, was bei den angewendeten Quantitäten binnen einer halben Minute geschah. Wenn man nun die genannten Resultate anwendet auf die bei Pflanzenschnitten statthabenden Modalitäten, so zeigt sich, dass die Gegenwart von Gummi in Zellen durch Mengung mit Dextrin, Rohr- und Traubenzucker und Eiweissstoffe nicht verdeckt wird; dass ein in den Zellen entstehender Niederschlag von CuoO jederzeit das Vorhandensein von Dextrin oder Traubenzucker, oder beider zu- gleich anzeigt, dass man aber nicht immer im Stande ist anzugeben, ob beide, oder welcher von beiden zugegen ist. Zwar gibt Rohr- zucker und Ei weiss ebenfalls einen geringen Niederschlag von CuoO. jedoch ist derselbe bei kurzem Kochen so unbedeutend , dass er, selbst wenn er stattfindet, mit dem reichlichen Niederschlag von Dextrin und Traubenzucker nicht verwechselt werden kann; ferner: die Gegenwart von Eiweissstoff'en in den Zellen wird durch Meiigung mit Dextrin, Rohr- und Tranbenzucker niemals ganz unkenntlich gemacht, wenn man die Quantitäten des in die Zellen eintretenden CuOSOs reguliren kann. Wenn man demnach dem CuOSOg mit KO, als Reagens auf die in den Zellen enthaltenen Säfte, einen Vorwurf machen will, so ist es der, dass damit Dextrin und Traubenzucker nicht immer unter- schieden werden können. Indessen scheint es mir immerhin ein 12 Sachs. Gewinn, nachweisen zu können, dass überhaupt einer dieser beiden Stoffe zugegen ist oder beide zugleich, wenn man auch nicht ange- ben kann, welcher, und ob beide zugegen sind. Dies ist von desto geringerem Gewicht, als diese beiden Stoffe ohnehin in ihrem chemischen und physikalischen Verhalten einander so nahe stehen. Bevor ich indessen darauf eingehe zu zeigen, wie Pflanzen- schnitte mit CuOSO und KO zweckmässig behandelt werden können, erlaube ich mir noch in einigen Beispielen zu zeigen, wie man aus den auftretenden Reactionen auf die Gegenwart eines oder mehrerer der genannten Stoffe schliessen kann. Angenommen, man erhielte in den Zellen eines Schnittes der mit CuOSOs behandelt wurde, auf Zusatz von KO eine violete Flüssigkeit, so ist dies ohne Weiteres als der Beweis für die Ge- genwart von Eiweissstoffen anzusehen, aber es ist damit noch nichts über das Vorhandensein oder Fehlen von Rohrzucker, Dextrin und Traubenzucker entschieden. Man muss zu diesem Zwecke einen eben solchen Schnitt so behandeln , dass eine grössere Quantität des Kupfervitriols in die betreffenden Zellen eintreten kann. Bleibt auch dann nach Einwirkung des KO die Färbung noch rein violet, so be- deutet diess, dass entweder nur Eiweissstoffe vorhanden sind, oder ausserdem noch eine ausserordentlich geringe Menge von einem der genannten Kohlehydrate; denn wäre eines derselben in nur etwas bedeutenderer Menge zugleich mit den Eiweissstoffen zugegen, so müsste bei hinreichendem Kupfervitriol die violete Färbung in reines kaltes Blau übergehen. Nehmen wir an, es wäre dies in einem anderen Falle wirklich geschehen, d. h. es wäre bei Gegenwart von wenig CuOSOä eine rein blaue Flüssigkeit in denselben Zellen aufge- treten, so ist damit bewiesen, dass Eiweissstoffe zugleich mit löslichem Kohlehydrate zugegen sind. Die Gegenwart von Dextrin oder Trau- benzucker oder beider zugleich , wird in diesem Falle durch Kochen des Schnittes in KO sich zu erkennen geben: entsteht ein lebhaft roth , oder rothgelb gefärbter Niederschlag von CujO in den Zellen, so ist Traubenzucker oder Dextrin, oder beide zugegen; entsteht nach kurzem Kochen kein solcher Niederschlag, so konnte die blaue Färbung nur Bohrzucker bedeuten. Nehmen wir ferner an, es sei bei jeder beliebigen Quantität von CuOSOg in den Zellen durch KO eine blaue Flüssigkeit erzeugt worden, so bedeutet dies, dass entweder gar kein, oder äusserst Uher oinige nniio mil-.rnsko|iiscJi-oliomisolie Rpaflioiismclhodcn. \ 3 wenig Eiweissstofl' zugegen sein mus>ste; denn wiire solcher in nann- hiifler Menge vorhanden, so hätte bei Gegenwart von wenig CnOSOs eine viulele Färbung erscheinen müssen. Wird nun die blaue Flüs- sigkeit durch das Kochen in KO nicht verändert, oder gar dunkler, so rührt sie allein von Rohr/ucker her; erscheint dagegen in den Zellen ein rother oder gclbrother Niederschlag, so bedeutet dies die Gegenwart von Traubenzucker oder Dextrin, oder beider zugleich, wobei jedoch die Gegenwait des Rohrzuckers nicht ausgeschlossen ist. In diesem Falle ist es allerdings unmöglich den Rohrzucker nachzuweisen. Die hier aufgedeckten Mängel unserer Methode verlieren in- dessen durch eine merkwürdige Thatsache , von welcher man sich bei Untersuchung vieler Schnitte bald überzeugt, sehr an Gewicht. Es zeigt sich nämlich , dass in einem System von Zellen die ver- schiedenen Reactionen sich in verschiedenen Gegenden vertheilen ; innerhalb jeder Zellgruppe findet eine Reaction so Statt, als ob dort nur Rohrzucker, oder nur Eiweiss, oder nur Dextrin imd Trauben- zucker zugegen wäre. Es zeigt sich also, dass die Zellen chemisch charakterisirt sind, dass sie einen Stoff, oder einige sehr ähnliche Stoffe in überaus verringender Menge enthalten; dass somit die ver- schiedenen Stoffe in verschiedene Regionen vertheilt sind. Auch darf man nicht vergessen, dass Reactionen unter dem Mikroskop die chemische Analyse in keiner Weise überflüssig machen können noch sollen. Die mikrochemische Nacbweisung kann sich nur an die schon vorhandenen chemischen Analysen anschliessen, sie topologisch ergänzen, indem sie die schon in einem Pflanzentheil als vorhanden erwiesenen Stoffe nun mit den schon bekannten Rea- gentien an Ort und Stelle selbst aufsucht. Insofern es sich um Erreichung dieses Zweckes handelt, wird man mit der liier behandelten Methode selten in Verlegenheit kommen. 2. Sollen Quer- und Längsschnitte mit CuOSOg und KO ge- prüft werden, so ist das Verfahren etwas abweichend, je nachdem man auf die Zellhäute oder auf die flüssigen Zellinhalte reagiren will. In beiden Fällen ist es dienlich, eine grössere Menge von Schnitten aus demselben Pflanzentheil zu machen, und zwar von sehr verschie- dener Dicke. Wenn es sich um Reaction auf Zellhäute handelt, so können die dünnsten Schnitte dünner sein, als eine Zellenlänge oder Zellendicke, so dass der Zellinhalt austritt, was natürlich bei der 14 S a e h s. Untersuchung auf Zellsäfte nicht stattfinden darf. Im ersteren Falle müssen die Schnitte in der Kupfervitriollösung längere Zeit, einige Stunden, zuweilen einen Tag liegen bleiben, bevor eine hinreichende Menge des Kupfersalzes in die Zellhäute eingedrungen ist. Zu diesem Zwecke sind concentrirtere Lösungen geeigneter, als verdünnte, sie veranlassen in kürzerer Zeit auffallendere Färbungen. Man nimmt die Schnitte alsdann aus der Flüssigkeit und legt sie einige Secunden lang in reines Wasser, um das äusserlich anhängende Salz abzu- spülen. Es ist zu diesem Zwecke durchaus nöthig, die Schnitte in eine grössere Wassermasse zu bringen, nicht etwa blos durch einen Tropfen auf dem Objectglas zu reinigen. Wo es sich thun lässt, ist es am besten, den Schnitt mit der Pincette zu fassen und in reinem Wasser einigemale hin und her zu schwanken. Alsdann bringt man sie in starke Kalilösung, wo nach kurzer Zeit die Bläuung an ge- wissen Stellen der Gewebe auftritt, während andere farblos bleiben oder gelb wurden. In einem Tropfen der alkaligen Flüssigkeit liegend, kann der Schnitt sogleich mit der Loupe und dem Compositum unter- sucht werden. Es ist zweckmässig, sobald dies geschehen ist, den Schnitt noch einmal in ein kleines Porcellaineschälchen mit Kalilösung zu bringen und darin einige Secunden kochen zu lassen. Die Fär- bungen treten dann meist intensiv hervor oder sie erscheinen über- haupt erst jetzt. Zugleich gewinnt man erst beim Kochen die Über- zeugung, dass die Bläuung nicht durch ausgeschiedenes CuOSO er- zeugt wurde, denn dieses müsste dann in schwarzen CuO übergehen. Wo eine solche Schwärzung eintritt, da hat man nicht rein abge- waschen. Übrigens findet dieser schwarze Niederschlag von CuO immer dann Statt, wenn unverletzte Zellen längere Zeit in CuOSOg gelegen haben, so dass sie sich mit überschüssigem Kupfervitriol füllen konnten. Eben dieser Umstand macht es nöthig, zur Untersuchung der Zellhäute und Zellinhalte verschiedene Schnitte zu nehmen. Denn wenn es darauf ankommt, die Zellinhalte kennen zu lernen, so dürfen die Schnitte nicht so lange in der Vitriollösung liegen bleiben. Die Zellinhalte würden in diesem Falle durch Exosmose austreten, und so viel CuOSOs eindringen, dass dann bei dem Kochen in KO sich schwarzes CuO niederschlage. Eine bestimmte Dauer des Lie- gens in der Kupfervitriollösung lässt sich nicht angeben; nur so viel lässt sich sagen, dass je dünner ein Schnitt ist, eine desto kürzere Zeit hinreicht, um das nothige Salz eindringen zu lassen. Wenn man über einige neue niikroskopiscli-chemlsche Reaetionsmcllindon. \ J) diiher zuerst eine grössere Anzahl von verschieden dicken Schnitten gemacht hat, so kann man die weitere Untersuchung mit den dünn- sten beginnen, und dann immer dickere aus der Vitriollösung nehmen. Da eine solche Untersuchung ohnehin Stunden in Anspruch nimmt, so werden unterdessen die dicksten Schnitte hinreichendes Salz auf- genommen haben. Die Dicke der Schnitte richtet sich immer nach dem Durchmesser der Zellen und der Concentration der Zellsäfte. Bemerkt man in den Zellen durch eine vorläufige Untersuchung intensive Farbenerscheinungen und starke Niederschläge, so ist es zweckmässig dünnere Schnitte zu untersuchen, weil dadurch die Arbeit schneller von Statten geht und die Anwendung der starken Vergrösserungen erleichtert wird. Sind die Färbungen zu hell, so muss man so dicke Schnitte nehmen, bis man sie deutlich und charakteristisch findet. Jedoch darf auch bei sehr grosszelligen Ge- weben der Schnitt nicht unnöthig dick genommen werden; denn dann füllen sich die äusseren Zellen mit Vitriollösung und geben ihre Säfte zum grossen Theil an diese nach aussen ab; während die inneren erst anfangen das Salz aufzunehmen ; in jenen entsteht dann bei dem Kochen in KO schwarzes CuO, wodurch der ganze Schnitt unbrauchbar wird. Wo es irgend angeht, wird man immer gut thun, möglichst dünne Schnitte, die nur eine oder zwei unverletzte Zell- schichten enthalten, anzuwenden. Das weitere Verfahren besteht hier ebenfalls darin, dass man den mit CuOSOs imprägnirten Schnitt in Wasser einigemal hin und her schwenkt und dann schnell in concentrirte Kalilauge bringt. Ich bekomme auf diese Weise niemals bei dem nachherigen Kochen schwarzes Kupferoxyd. Jedoch gibt es Zellen, welche keine Spur von löslichen Kohlehydraten zu enthalten scheinen, weil sie bei jeder Behandlungsweise schwarzes CuO nach dem Kochen enthalten. Bevor man indessen dies als Thatsache ansehen darf, muss man vorher auf jede Art versuchen irgend eine der Reactionen auf Kohlehydrate zu erzielen. Was die Stärke der Kalilauge anbetrifft, so habe ich immer gefunden, dass die Reactionen schneller und intensiver auftreten, wenn man die Schnitte in eine völlig concentrirte Lösung bringt, als in verdünnte. Es ist nöthig, diese Kalilöstmg in einem flachen und weissen Porzellain-Schälchen bereit zu halten, und den Schnitt sobald er hineingebracht ist, mit der Loupe zu beobachten, um \Q Sachs. auf dem weissen flinlergrunde den Eintritt der Farbenänderungen walirnehmen zu können. Die aus den löslichen Kohlehydraten ent- stehende Flüssigkeit hat leider die unangenehme Eigenschaft schnell zu exosmosiren, so dass nach einigen Minuten des Liegens in KO die Intensität dieser Bläuung wieder abnimmt und bläuliche Wolken von den Zellen in die Lauge ausströmen. Dies macht eine öftere Wieder- holung desselben Experimentes mit verschiedenen Seliiiitten nöthig, um bei schwachen Reactionen Gewissheit zu erlangen. Das Kochen des Schnittes in KO kann entweder so ge- schehen , dass man ihn in die kalte Lösung bringt, welche sieh in einem sehr kleinen Porzellain-Schälchen befindet, und dieses dann über einer Spirituslampe bis zum Kochen erhitzt, oder so dass man das KO erst zum Kochen bringt, und dann den abge- waschenen Schnitt in die kochende Flüssigkeit wirft. Diese ganze Manipulation erfordert, wenn sie überzeugende Resultate geben soll, dieselbe Präcision und Übung, wie man sie bei chemischen Untersuchungen überhaupt voraussetzt. Zumal muss man das Was- ser zum Abwaschen der Schnitte öfter erneuern , die Kupfersalz- lösung, welche man am besten in einem tlachen Schälchen vor sich hat, nur für gleichzeitig aus derselben Gegend gemachte Schnitte benützen, endlich muss die Kalilösung vollkommen farb- los sein und das zum Kochen bestimmte Schälchen muss zu jedem neuen Versuch mit neuem Kali gefüllt werden. Gewöhnlich findet die Rednction des CuoO als rother, oder rothgelber Niederschlag in den ersten 5 — 6 Secunden des Kochens Statt, zuweilen vorher, zuweilen erst später. Als Regel muss man festhalten , den Schnitt keine Secnnde länger kochen zu lassen, als durchaus nöthig ist; denn das kochende Kali macht die Gewebe so zerfliesslich, dass man dann Mühe hat, den Schnitt unverletzt auf das Objectglas zu bringen. Um bequem in dem kleinen Schälchen zu kochen, mache ich aus Drath eine runde Öse, etwas kleiner als der obere Rand des Schälchens, so dass es in dieser Öse sicher festsitzt, und leicht herausgenommen werden kann; die Enden des Drathes wickle ich um einander und den so gebildeten Stiel der Öse stecke ich dann in einen hölzernen Griff. An diesem hält man während des Kochens den kleinen Apparat oder man steckt ihn horizontal in die Zange eines hölzernen Halters, wie sie in den chemischen Ülter einigt' neue niiki-oskniiiscli-clitMiilscIic nt'jii'lioiisnu'tlKxleii. ] Y Laboralorien benützt werden, was zumal dann sehr bequem ist, woim man die Schnitte gleich in kochendes Kali bringen will. Man hebt dann die Schnitte vorsichtig mit einer Starnadel heraus und legt sie in einen Tropfen Kalilösung auf das Objectglas. Dieses liegt auf einem weissen Papier, um die Farben auf dem weis- sen Hintergrunde besser zu erkennen. So gibt gewöhnlich schon das freie Auge, wenn in grösseren Quer- und Längsschnitten Niederschläge und Farbenerscheinungen aufgetreten sind, ein schönes Bild von der Vertheilung der betreffenden Stoffe in den verschiedenen Geweben. Jedenfalls muss aber eine möglichst genaue Prüfung mit der Loupe der Untersuchung mit starken Vergrösserungen vorhergehen. Es liegt in der Art dieser Reactionen, dass nur sehr aufmerk- same und wiederholte Betrachtung und Vergleichung der kalt und kochend behandelten Schnitte mit der Loupe und mit dem Compositum zu Resultaten führen können; Eins ohne das Andere würd(i in allen Fällen nichts lehren oder beweisen. Wenn überhaupt in der Mikro- skopie, so ist es hier nöthig, jede gelungene Reaction durch Abbilden mit Farben festzuhalten, denn man überzeugt sich bald, dass das Gedächtniss nicht für das an einem einzigen Tage Untersuchte hin- reichend ist. Die Dauer des Liegens in Kupfervitriollösung kann man dazu benützen, um über die Natur des Gemenges von Lösungen in den Zellen näheren Aufschluss zu bekommen. Dextrin, Traubenzucker und Rohrzucker geben nämlich, auch wenn nur geringe Mengen von CuOSOg zugesetzt sind, sogleich eine, wenn auch helle, doch rein blaue Flüssigkeit. Sind diese Stoffe dagegen mit EiweissstofFen ge- mengt, so erfolgt bei Zusatz von wenig CuOSOg zuerst eine violete Färbung, der Eiweissstoff scheint zu dem Kupfersalze eine grössere Verwandtschaft zu haben ; erst wenn man nach und nach mehr CuOSOs zusetzt, tritt die blaue Färbung der Kohlehydrate in der Flüssigkeit auf. Wenn man demnach einen Schnitt kurze Zeit in Vitriollösung liegen lässt, so kann man unter Umständen in den Zellen eine violete Flüssigkeit erhalten, womit die Gegenwart von EiweissstofTen erwiesen ist; lässt man dann einen eben solchen Schnitt länger in dem Kupfersalze liegen, so kann an den entspre- chenden Stellen bei Einwirkung des Kali eine rein blaue Flüssigkeit auftreten, was unter den EiweissstofTen noch die Gegenwart von einem oder einigen löslichen Kohlehydraten anzeigt. Sitzl.. d. mathem.-naturw. Cl. XXXVI Bd. Nr. 13. 2 18 Sachs. 3. Ich erlaube mir nun, an einigen leicht zugänglichen Ob- jeeten die Anwendbarkeit des CuOSOg und KO als Reagens auf die in den Zellen enthaltenen Flüssigkeiten, sowie auf den Reinlieitszu- stand des Zellstoffes zu zeigen. a) Reaction auf Zellhäute. Nimmt man von einer keimenden Pferdebohne (Vicia Faba), deren Wurzel eben die Samenschale durchbricht, einen dünnen Querschnitt aus der Mitte der Keimwurzel, lässt ihn einige Stunden in einer concentrirten Lösung von CuOSOg liegen, wäscht ihn dann ab und legt ihn in kalte concentrirte Kalilaugej so sieht man nun bei Betrachtung mit der Loupe, dass die Peripherie des Schnittes blau, alles Übrige aber röthlich violet geworden ist. Eine dreihundert- malige Vergrösserung zeigt dann, dass die röthlich violete Färbung einer in den Zellen enthaltenen Flüssigkeit angehört, es ist die Reaction der Eiweissstoffe, welche in allen diesen jugendlichen Zel- len reichlich vorhanden sind; am intensivsten ist diese Färbung im Cambiumring. Das was unter der Loupe als blauer peripherischer Saum des Querschnittes erschien, zeigt jetzt bei starker Vergrös- serung zwei Farben. Nämlich die äussersten Zellschichten sind gleich den übrigen mit dervioleten, von EiweissstoflTen herrührenden Flüssigkeit angefüllt, die ziemlich stark verdickten Häute dieser Zellen dagegen erscheinen intensiv blau gefärbt. Diese blaue Fär- bung ist bei dem durchfallenden Lichte durch einen eigenthümlichen Glanz ausgezeichnet. Versucht man diesen Farbenton mit dem Pinsel zu mischen, so erreicht man ihn am besten, wenn man ein wenig Berlinerblau mit vielem Bleiweiss mischt. Wird ein dünner Querschnitt von einer Bohnenwurzel (Phase- olns multiflorus), welche soeben die Samenschale durchbricht, ebenso behandelt, und dann in KO gekocht, so sieht man einen peri- pherischen Saum von violeter Farbe, alles Übrige Parenchym da- gegen mit einen) dichten schwarzen Kupferoxydniedersclilag erfüllt, nur ein schmaler, zwischen Mark und Rinde liegender, an mehreren Stellen unterbrochener Ring, zeigt die oben geschilderte blaue Fär- bung. Bei dreihundertmaliger Vergrösserung löst sich dieser hell- blaue Ring in Zellcnquerschnitte auf; die blaue Färbung gehört den Zellhäuten der noch sehr jungen Gefässe und Holzzellen; das Lumen derselben ist ebenfalls mit schwarzem Kupferoxyd erfüllt. Die Bläuung ist so intensiv, dass sie auch an den dünnen Häuten über einige neue [nikiosliO|ii.soli-chpnii.sclie rte;io(iitnsini'(lioski)|ii,scli clieinlsclie Reiiction.sinethoden. 21 Kotyledoii ist jetzt violet; er enthält, wie man leicht sehen kann, wenig fettes Ol , und hat aus dem Endospeim Eivveissstoffe aufge- nommen. Das Parenehym der Rinde und des Markes im jungen Stengel und der Wurzel zeigt nur an einzelnen Stellen rothen Niederschlag; hätte der Schnitt länger im Kupfersalz gelegen, so wäre der Niederschlag an allen Stellen gleichmässiger erfolgt. Das EindriiigfMi von Lösungen in Längsschnitte ist immer schwieriger als in Querschnitte. Die Spitzen der Nehenwurzeln zeigen die viülete Farbe der Eiweissstoflfe. Die hellblaue Färbung der Gefäss- biindel, welche Stengel und Wurzel durchziehen, rührt von der Reaction der Zellhäute her. Fig. 5 stellt einige Zellen des Stengels von Fig. 3 dar, um die Form des CuoO-Niederschlages zu zeigen. Es sind ziemlich grosse Körnchen , wie man sie durch Kochen der Traiihenzuckerflüssigkeit erhält; die von Dextrin herrührenden sind immer kleiner, und selbst bei starken Vergrösserungen schwer wahr- zunehmen. Fig. 4 ist ein Querschnitt bei x — x der Fig. 3 geführt, und ebenso behandelt. Fig. 6 ein Querschnitt des Keimstengels von Fig. 3. Der Niederschlag von CujO in Rinde und Mark erscheint hier zugleich mit der Rläuung der Zellhäute im Gefässbündelringe- Ein Stück dieser Figuren ist in Fig. 10 vergrössert; g g g sind Ge- fässe, die in einem kleinzelligen vermehrungsfähigen Gewebe liegen, dessen Häute blau geworden sind; das Mark {in) und die Rinde (r) enthalten unter den Körnchen des CugO auch noch die gelbe Materie, welche durch unvollständige Reduction entstanden ist. Fig. 7 stellt einen Querschnitt aus einer älteren Wurzel einer Maispflanze vor. Die blaue Färbung gehört hier ebenfalls den Zell- häuten; dagegen findet in dem Parenchym von Mark und Rinde keine Reduction von CujO Statt; es erscheint nur schwarzes CuO ; demnach muss in diesen Zellen gar kein oder nur eine Spur von löslichem Kolilenhydrat vorhanden sein. Fig. 8 stellt einen Längsschnitt, Fig. 9 einen halben Quer- schnitt aus einem der obersten Stengelglieder einer fruchttra- genden Maisstaude dar. Alle gelben Stellen bedeuten langgezogene Zellen (Rastzellen), alles Rothe ist Traubenzucker, das Rlaue Rohrzucker. Der Traubenzucker findet sich nur in der nächsten Umgebung der Gefässbündel, der Rohrzucker im Markpa- renchym. 22 Sachs. In der Zuckerrübe findet sich der Rohrzucker ebenfalls im Parenchym, weniger in der unmittelbaren Nähe der Gefassbündel. Wenn man Längs- und Querschnitte der Zuckerrübe mit CuOSOg und KO behandelt, so treten besonders nach dem Kochen in KO con- centrische Zonen auf; hellblaue, in denen die Gefassbündel liegen, und dunkelblaue zwischen je zwei Gefässbündelzonen ; in diesen ist also die Hauptmasse des Rohrzuckers enthalten. Niederschlag von CugO fand ich nur in der Nähe des Blätteransatzes. In den Blatt- stielen findet sich gar kein Rohrzucker, dagegen erhält man reich- liche Niederschläge von rothem CugO. Fig. 1 5 ist der Querschnitt des ersten Internodiums aus einer sehr jungen Keimpflanze von Phaseolus multiflorus , nach kurzem Liegen in CuOSOs mit KO gekocht. Hier hat die Reduction von CugO in Rinde und Mark ähnlich wie im Maiskeimstengel stattgefunden. Bei starker Vergrösserung findet man, dass der bläuliche Grundton durch die Reaction der sämmtlichen Zellhäute des Parenchyms veran- lasst ist. Die violete Zone zwischen Mark und Rinde zeigt den EiweissstofFgehalt der cambialen Gewebe. Die rothen Punkte darin (gb) sind kein Niederschlag, sundern der durch KO in ein rothes Oxydationsproduct übergeführte Gerbstoff in gewissen Zellen, wie ich im zweiten Abschnitt zeigen werde (siehe Taf. 1, Fig. 24 bei gb). Fig. 16 ist ein ähnlich behandelter Schnitt aus dem oberen Theil einer Keimwurzel; bei W* sind die noch nicht durchgebroche- nen Nebenwurzeln mit der violeten Eiweissflüssigkeit zu sehen. Fig. 17 ist die Spitze dieser Wurzel, am Vegetationspunkt und in den Gefässbündeln violete Flüssigkeit, in Mark und Rinde bis unten hin rother Niederschlag von CugO. Fig. 18 ist ein Querschnitt durch den fadenförmigen Theil einer älteren ßohnenwurzel mit kaltem KO behandelt. Das Rinden- parenchym (r) zeigt eine sehr geringe Bläuung, durch Kochen wird da schwarzes CuO niedergeschlagen; hier ist jedenfalls äusserst wenig Dextrin und Traubenzucker zugegen. Das Violete sind die Nebenwurzeln, das Blaue sind Zellstolffärbungen. Fig. 11 und Fig. 12 sind Querschnitte aus dem Griffel der weiblichen Kürbisblüthe; 11 mit kaltem KO, Fig. 12 in solchem gekocht; in den von den Gefässbündeln eingefassten Gewebe- systemen ist Dextrin oder Traubenzucker oder beide vorhanden. über einige neue niikioskopisch-tiieniische Heiiclionsnietlioden. ^3 Fig. 13 ist ein Querschnitt durch die Stamina der männlichen Kür- bisblüthe mit KO gekocht; das Hellblaue ist Zellstofffärbung , in den centralen Gefässbündeln hat die Reduction in ungleicher Weise stattgefunden; hier sind Eiweissstoffe mit Zucker oder Dextrin zugleich vorhanden. II. iber mikroskopische Nachweisungen tod frerbstoffen in den Zellen. Neben den Kohlenhydraten und EiweissstofTen dürften die Gerb- stolfe zu den am meisten verbreiteten Stoffen im Pflanzenieich gehören. Schon dieser Umstand müsste dazu auffordern, dieselben in ihrem mikroskopischen Verhalten der physiologischen Beobach- tung zugänglich zu machen. Was dieser Reihe von organischen Ver- bindungen aber ein viel höheres physiologisches Interesse verleiht, das ist der vielseitige Zusammenhang der Gerbstoffe mit anderen Stoffreichen, zumal mit den Kohlenhydraten und den Fetten. „Durch Einwirkung von Säuren und Alkalien zerfallen Galläpfelgerbstoff, Chinovagerbsäure u. s. w. in verschiedene Producte , ein Kohlen- hydrat wird dabei jedesmal gebildet; es ist gewiss, dass Fermente existiren, die, wie die Säuren oder Alkalien, die Spaltung dieser Stoffe bewirken" (Rochleder: Phytochemie, Seite 327. 1854). Und (ebenda) : „Mit der Frage über die Entstehung der Glykosegenide hängt die über die Bildung der Kohlenhydrate auf das innigste zusam- men." Diese wichtige Stellung, welche hierdurch den Gerbstoffen, als Glykosegeniden, angewiesen wird, macht sich in sehr auffallender Weise auch bei der mikroskopischen Verfolgung der Entwicklung der Pflanzen geltend. Wenn es gelingt, das erste Auftreten der Kohlenhydrate und Gerbstoffe, ihre gleichzeitige Vertheilung inner- halb einer Pflanze mikroskopisch zu verfolgen, so sind hiervon folgenreiche Daten für die Pflanzenphysiologie zu erwarten. In diesem Sinne erschien mir das Verhalten der Gerbstoffe während der Keimung, wo immerfort auffallende und schnelle Veränderungen in den Zellinhalten stattfinden, besonders lehrreich zu sein. Was ich hierüber im Laufe eines Jahres schon beobachtet habe und ferner beobachten werde, soll in einer grösseren Arbeit über die Keimung veröffentlicht werden. Hier erlaube ich mir zu zeigen, dass die Na^h- weisung der Gerbstoffe unter dem Mikroskope nicht nur physiologisch 24 Sachs. von hohem Werthe ist, sondern auch leicht und mit Sicherheit aus- geführt werden kann. Unter den Reactionen der Gerbstoffe mit den üblichen Reagen- tien zeichnen sich die durch Eisensalze hervorgerufenen Färbungen und die durch Kali bei Luftzutritt bewirkten Oxydationsproducte durch ihre Anwendbarkeit für mikroskopische Untersuchung aus. Die Eisenoxydsalze geben mit den Gerbstoffen schwarzblaue oder grün- liche Niederschläge. Wenn man demnach Lösungen derselben auf gerbstoffhaltige Zellen einwirken lässt, so werden sie durch Endos- mose eindringen und mit dem in den Zellen enthaltenen Gerbstoff Nie- derschläge bilden, die sieh dann als Niederschlagskörner bei starker Vergrösserung in den Zellen auffinden lassen und bei auffallendem Licht mit der Loupe an ihrer Färbung erkannt werden. Die durch KO aus den Gerbstoffen entstehenden Oxydationsproducte sind rothe, gelbrothe oder braunrothe Flüssigkeiten. Diese haben mit den durch Eisensalze hervorgerufenen Färbungen die werthvolle Eigenschaft gemeinsam, dass sie auch in sehr dünnen Schichten, und selbst dann wenn die Lösung nur äusserst wenig Gerbstoff enthielt, noch deutlich gefärbt erscheinen, wodurch es möglich wird au Schnitten, welche nur eine unverletzte Zellschicht enthalten, sowohl unter der Loupe als unter dem Compositum die Gegenwart und V^ertheilung der Gerb- stoffe kennen zu lernen. Sollte man durch die mit Eisensalzen und mit Kali eintretenden Reactionen noch nicht überzeugt sein, dass man es mit einem Gerbstoff zu thuu habe, so finden sich noch andere Reagentien, deren Wirkungen zwar nicht so eclatant sind, die aber dennoch die Überzeugung feststellen, dass die durch Eisensalze und KO erhaltenen Reactionen von der Gegenwart eines Gerbstoffes her- rühren. Die meisten Metalloxyde bilden mit den Gerbstoffen unlös- liche Verbindungen, die häufig charakteristisch gefärbt sind, und so in den Zellen erkannt werden, wenn die gelösten Salze der Metall- oxyde durch Endosmose in die Zellen eindringen. Andererseits liefert das Ammoniak mit den Gerbstoffen durch Oxydation derselben charakteristisch gefärbte Flüssigkeiten, welche häufig mit den durch Kali veranlassten Färbungen übereinstimmen. Welche dieser Mittel ;mzuwenden sind, lässt sich nicht allgemein bestimmen; es hängt dies von der Concciifration der Zellsäfte bezüglich des Gerbstoffes, ferner von dem endosmotischen Verhalten der Zellhäute gegen die betreffenden Salzlösungen und endlieb von den mit den Gerbstoffen über einige neue iiiikroskoiMsth- eheiiiiselie Reaetionsniptlindfii. 2b gleichzeitig vorhandenen Stollen ab. Dagegen treten die durch KO und Fe-iOg Salze zu erzielenden Reactionen unter allen Umständen deutlich hervor, mit ihnen wird man also die Untei-sucliung beginnen müssen. Die Wirkung der Eisenoxydsaize tritt selbst dann noch mit gri>sster Deutlichkeit hervor, wenn sie zu einem Gemenge von wenig Gerbstoff mit viel Zucker, Eiweiss, Dextrin gesetzt werden. Auch die Wirkung des Kali tritt in derartigen Gemengen noch deutlich, wenn auch etwas modificirt, hervor. Indessen muss ich auch hier auf die für die Untersuchung günstige Thatsache hinweisen, dass wo Gerbstoff einmal in Zellen nachweisbar ist, die Reactionen meist mit solcher Evi- denz stattfinden, dass man sich zu der Armahme berechtigt sieht, dass man es nicht nur mit ziemlich concentrirten Lösungen zu thun hat, sondern auch, dass in solchen Zellen ausser dem Gerbstoff andere Stoffe nur in sehr geringen Quantitäten zugegen sein können. Je mehr man sich überhaupt mit den chemischen Eigenthüm- lichkeiten der Zelleninhalte beschäftigt, desto mehr gewinnt man die Überzeugung, dass die Zellen nicht blos durch ihre Gestalt und durch ihre Lage im Complex der Gewebe charakterisirt sind, dass hiermit vielmehr immer eine chemische Charakteristik der Inhaltsflüssigkeit verbunden ist; oder mit anderen Worten, es lässt sich nachweisen, dass die anatomischen und morphologischen Unterschiede der Gewebe- formen mit physiologischen, chemischen Unterschieden Hand in Hand gehen. Es tritt dies schon deutlich genug bei der Betrach- timg der Vertheilung der löslichen und unlöslichen Kohlenhydrate hervor, viel auffallender aber zeigt es sich bei der Vertheilung der Gerbstoffe in den verschiedenen Geweben. Ich habe das erste Auftreten und die Vertheilungsweise des Gerbstoffes in der Bohne (Phaseolus miätifloriis) in den verschie- densten Entwieklungszuständen studirt und in vielen andern Cultur- ptlanzen während der Keimung verfolgt. Eine genauere Betrachtung einiger Beispiele wird das oben Gesagte rechtfertigen, und ausser- dem dazu dienen, die Methode der Nachweisung der Gerbstoffe in den Zellen zu verdeutlichen; zugleich werden einige dieser Beispiele zeigen, dass man gleichzeitig mit den Gerbstoffen an demselben Quer- oder Längsschnitt andere Stoffe nachweisen kann, so dass man hierdurch ein deutliches Bild von der Vertheilung mehrerer 26 Sachs. Stoffe innerhalb eines Pflanzentheils, also eine chemische Charakte- ristik der Gewebe gewinnt. An sehr dünnen Querschnitten, welche man aus dem Cauliculus des Keimens der reifen Bohne (Phaseolus multiflorus) nimmt, sieht man bei starken Vergrösserungen iimerhalb des Cambiumringes zwischen den kleinen Zellen desselben die Querschnitte von grös- seren, welche die benachbarten um das Zwei- bis Dreifache übertreffen. An gelungenen Längsschnitten aus derselben Gegend zeigt sich, dass diese weiteren Zellen in Längsreihen geordnet sind; sie haben hori- zontale Querwände und enthalten grosse Zellenkerne. Behandelt man solche Schnitte mit Eisenoxydsalzen, oder mitKO, so tritt nirgends eine Gerbstoffreaction auf. Lässt man dagegen die Bohnen 24 Stun- den bei 16 — 18" R. im feuchten Boden liegen, so dass sie das in Taf. I, Fig. 20 dargestellte Keimungsstadium erreichen, und nimmt als dann aus der Gegend a wieder feine Querschnitte, welche man mit starker Kalilösung einige Minuten lang liegen lässt, so findet man, dass die oben beschriebenen Zellen innerhalb des Cambiumringes sich mit einer rothen Flüssigkeit gefüllt haben, deren Farbe aber erst durch das KO hervorgerufen wurde, denn ohne dieses erscheint ihr Inhalt farblos; jedoch kommt es an manchen Exemplaren vor, dass die- selben Zellen gleich bei dem Durchschneiden einen schön karminrothen Saft reichlich hervorquellen lassen. Auch in diesen tritt mit KO b:dd diejenige rothe Färbung ein, welche man durch Zusatz von KO in vielen Gerbstofflösungen erhält. Sowohl in den farblosen als in den farbstoffhaltenden erwähnten Zellen bringen Eisenoxydsalze eine schwarzblaue Färbung hervor. Die genannten Zellen enthalten demnach Gerbstoff, aber auch nur diese; ausser ihnen findet man in der ganzen Keimpflanze keinen solchen. Diese Gerbstoffzellen nehmen während der Keimung immerfort an Weite zu, ausserhalb derselben beginnen sich die Bastzellen auszubilden; nach innen liegen die eigentlichen Canibiumzellen, welche gegen das Mark hin Gefässe und Holzzellon bilden. In Taf. I, Fig. 21 ist ein Querschnitt abgebildet aus der Gegend .r in Fig. 20, welcher erst mit KO be- handelt wurde, dabei färbten sich die beschriebenen Zellen (gb, gb) roth; dann wurde der Schnitt mit Wasser überspült, mit ein wenig verdünnter Essigsäure das noch vorhandene KO neutralisirt und endlich Jod zugesetzt, wodurch der ganze Cambiumring, wie die Fig. 21 zeigt, gelb, alles Parenchym blau wurde, von der in den Zellen über einige neue inikioskoiijsch-i'heniische Keaclionsiiiellioilen. 27 enthaltenen um) diireh (his K() itufireqiKtllenen Stärke. Dasselbe Re- sultat erzielt man ilailurch, ihiss man soi^Heich Jodkaliuiii in welchem freies Jud aufgelöst ist, zusetzt; dadurch nimmt der (ierhslotf eine gelbbraune Farbe an, während das freie Jod auf EiweisstofTe und Stärke in bekannter Weise reagirt. Da die durch KO hervorzurufende rothe Färbung der GerbstofF- lösung in einer Oxydation des Gerbstotlos besteht, so muss man auf das Eintreten derselben gewöhnlich mehrere Minuten warten. Ich fand es zweckmässig, den Schnitt auf einem Objectglas über weissem Papier liegend mit einem Tropfen starker KO-Lauge zu bedecken; um die zur Oxydation nöthige Luft den Gerbstotfzellen zuzuführen, genügt dann der Zusatz von wenigen Tropfen Wasser. Die Färbung tritt zwar auch ohne dieses ein, jedoch viel langsamer. Auch bei dem Zusatz von essigsaurem Eisenoxyd oder Eisenchlorid muss man einige Vorsicht anwenden ; es ist besser verdünnte Lösungen anzuwenden. Auch hier tritt die Schwärzung nach einigen Minu- ten ein. Schon bei Betrachtung mit der Loupe machen sich dann auf dem weissen Hintergrunde die durch Eisensalze schwarz, durch KO eigen- thümlich rotli gewordenen Zellen in der in Fig. 21 angegebenen Weise geltend. An Querschnitten wird durch das Zerschneiden der Zellen gewöhnlich das Austreten von einigem Gerbstoff und dadurch Verunreinigung der Nachbarzellen verursacht. Jedoch bringt man es bei einiger Übung bald dahin, reine Objecte zu erzielen. Haupt- sache bleibt immer ein scharfes und blank geputztes Messer, sonst tritt schon bei dem Schneiden eine Schwärzung der Gerbstoffzellen ein; sodann müssen die Schnitte schnell und ohne sie zu drücken oder zu zerren von der Klinge auf das Objectglas gebracht werden. Wenn man sich vor diesen Reactionen eine genaue Kenntniss der mikro- skopischen Anatomie des untersuchten Theiles erworben hat. so sind Verwechslungen der Gerbstolfzellen mit solchen, welche durch ausgetretenen Gerbstoff blos verunreinigt sind, kaum möglich. Et- waige Zweifel in dieser Beziehung werden durch Längsschnitte, welche auch bei sehr geringer Dicke noch unverletzte Gerbstoff- zellen enthalten können, völlig beseitigt. Je weiter die Keimung fortschreitet, desto weiter verbreiten sich die gerbstofffiihrenden Zellen gegen die Terminalknospe bin und in die Gefässliündel der Blätter ; sie behalten überall dieselbe 28 Sachs. Lage in Bezug auf die andern Elemente der Gefässbündel; sie liegen überall ausserhalb der eigentlichen Canibiumzellen, innerhalb der Bastzellen. Fig. 23 stellt einen mit KO, dann mit Jod behandelten Quer- schnitt aus der Mitte eines Blättcliens der Plumula der Bohne dar, deren Wurzel dreimal so lang als in Fig. 20 war, während die Plu- mula noch scheinbar unthätig zwischen den Kotyledonen lag. Die mit gh bezeichneten rothen Stellen sind die Querschnitte der Gerb- stoftzelien, die schwarzen Punkte die mit Luft gefüllten Spiralgefässe; alles Blaue bedeutet Stärke, alles Gelbe Eiweissstoffe. Fig. 22 ist der Längsschnitt durch die Terminalknospe und den oberen Stengeltheil eines Keimes, der schon mehrere Neben- wurzeln hatte, und dessen Plumula eben aus den Kotyledonen sich heraus hob. Er ist ebenso behandelt wie Fig. 21 und 23. Parallel mit den Spiralgefässen (sg) laufen die GerbstofTzellen (gb) bis unter die Terminalknospe, sp, sp sind die durchschnittenen Stipulae der Plumularblätter, B das erste gedreite Blatt. Ich habe in allen diesen Fällen durch Eisensalze die Schwärzung im den hier mit KO roth gewordenen Zellen nachgewiesen. Die Gerbstoffzellen treten nur in den oberen Theil der Wurzel ein, in fadenförmigen unteren fehlen sie immer, dagegen verbreiten sie sich in allen überirdischen Theilen und lassen sich bis zur Fruchtreife nachweisen. Viele Exem- plare von Phaseolus muUiflorus haben unter der Oberhaut und in derselben einen rothen Farbstoff; in allen diesen Zellen erhält man mit KO und mit Eisensalzen Gerbstoffreactionen; auch unter der Oberhaut des Keimstengels von Acer pseudoplatanus finden sich zahlreiche mit einem schön karminrothen Saft gefüllte Zellen, welche durch wenig Ammoniak, durch sehr verdünntes KO und durch blos- ses Liegen an der Luft blau werden. Auch hier tritt durch essig- saures Eisenoxyd, Eisenchlorid und KO die Reaction des Gerbstoffes auf; die Eisensalze geben eine tief schwarzblaue Färbung, das KO macht den rothen Farbstoff zuerst schön blau, dann gelblichroth, wolkig. Es ist wahrscheinlich, dass viele rothe Farbstoffe, welche durch Ammoniak blau werden , ihre Höthe der Gegenwart einer Gerbsäure verdanken, wie es bei der Bohne und bei Acer pseudoplatfums der Fall ist. Etwas Ähnliches beobachtet man an den sehr jungen Keim- stengeln der Kirsche. i'lier einige iiono niikroskopiscli-cheniische Iteactioiisiiicllindeii. 29 Fig. 24 ist ein Stiickcheii von dem Quersrlinitt des Stengels unmittelbar über den Kotyledonen einer Bohnenpflanze, welche schon mehrere ausgebildete Blätter hatte. Es ist nach längerem Liegen in einem Tropfen KO mit Wasser und Essigsäure gewaschen und dann mit Jod behandelt, bei dreiimndertmaliger Vergrösserung gezeich- net; gb sind die Gerbstoft'zellen , mit der durch KO erzeugten ziegelrothen, schmierigen Flüssigkeit erfüllt; mit Eisensalzen er- scheinen sie mit einer scliwarzblauen Flüssigkeit, in welcher schwarze Niederschlagskürner liegen; b sind die Bastzellen, ca Cambium, h das Holz mit den Gefässen. In allen jungen Theilen der Bohne ist die Nachweisung des Gerbstoffes leicht, die Farben und Niederschläge treten schnell und intensiv hervor; dagegen ist es schwer die Beactionen in älteren Theilen zu erzielen; die Gerbstofflösung scheint hier sehr verdünnt zu sein; die Färbung wird nicht intensiv, und tritt mit KO erst spät ein. Ganz ebenso verhält sich der Gerbstoff in Doliehlos Lablab. Das Vorhandensein von bestimmt charaktei-isirten Zellreihen im Bohnenkeim, welche noch keine Spur von Gerbstoff enthalten, dann das Auftreten desselben in den ersten Stunden der Keimung inner- halb jener Zellen, das regelmässige Fortschreiten des Gerbstoffes in dem sich erst bildenden Theile, sein Vorhandensein in den Farbstoff- zellen, endlich die gesetzmässige Lage der Gerbstoffzellen im Ver- hältniss zu den anderen Zellensystemen, also das Dasein eines streng charakterisirtenGerbstoflTsystems ist füiPhaseolus und Dolichos eine erwiesene Thatsache. In dem Maasse als sich dieGefässbündel inner- halb der Kotyledonen ausbilden, und Spiralgefässe auftreten, kommen dort auch die Gerbstoft'zellreihen zur Ausbildung; auch dies zeigt, dass der Gerbstoff bei der Keimung schon eine wichtige physiolo- gische Bolle spielt. Das eben Gesagte findet seine Bestätigung bei der Keimung der Eiche, der essbaren Kastanie, der Wallnuss, der Pinie, der Thuja Orientalis, des Helianthus annuus, Xanthium strumarium, Primus cerasus. Ricinus comtmmis u. s. w. Tab. II, Fig. 1 stellt einen Längsschnitt durch die Spitze der Keimwurzel einer essbaren Kastanie dar. Das Parenchym der Binde und des Markes sind mit Gerbstofl' erfüllt, die Gefässbündel , der Vegetationspunkt der Wurzel und die Wiirzelhaube (xh) dagegen 30 ■ S a 0 I. s. enthalten keinen. Ganz ähnlich verhält sich der Sameiikeim der Eiche. HiUten wir an der Bohne ein Beispiel, \v ie der Gerhstoff gleich im Anfang- der Keimung in einem Keim auftritt, welcher keine Spur von Gerbstoff enthält (die Samenschale der Bohne dagegen enthält viel), und nur das Parenchym der Kotyledonen mit Stärke erfüllt ist, und haben wir anderseits an der Eiche ein Beispiel von einem Samen, wo neben Stärke in allen Theilen schon vor der Keimung reichlich Gerbstoff vorhanden ist, so bietet endlich die Pinin und die Sonnenrose die interessante Erscheinung dar, wie bei der ersten Lebensregung in einem mit Öl erfüllten Keime, der gar keinen Gerbstoff enthält (auch hier ist in den Schalen solcher enthalten), zugleich Gerbstoff und Stärke in gewissen Zellen auf- treten, während das Öl des Keimes in demselben Masse ver- schwindet. Weder in dem Endosperm, noch in den Kotyledonen, noch in der Wurzel des Samens der Pinie (Pinns pinea) ist vor der Kei- mung mit Eisensalzen oder mit KO ein Gerbstoff nachzuweisen. Wenn aber der dickschalige Same einige Wochen bei etwa 20o B. in feuchter Erde gelegen, und die Keimwurzel so eben die gespaltene Samenschale zu durchbrechen beginnt, dann findet sich in der Spitze der Keimwurzel , also in dem jezt eben am meisten physiologisch thätigen Theile, reichlich Gerbstoff. Taf. II, Fig. 2 stellt den Längs- schnitt durch einen solchen Pinienkeim und sein Endosperm {e) dar, nachdem er einige Stunden in verdünnter Eisenvitriollösung gelegen hatte; die hier schwarzblau gewordene Wurzelspitze nimmt mit KO nach kurzer Zeit eine gelblichrothe Färbung an. Später, wenn das Endosperm von den Kotyledonen bereits ausgesogen und die Keim- pflanze grün geworden ist, findet man den Gerbstoff in allen Thei- len der Wurzel, des Stengels, der Kotyledonen und jungen Blätter. Fig. 5 stellt einen Längsschnitt durch die Terminalknospe eines Pinienkeimes dar, der eben die Samenschale und das entleerte Endo- sperm von den Kotyledonen abgeworfen hatte. Dieser Schnitt hat einige Zeit in KO gelegen: alle in der Fig. 5 roth bezeichneten Stellen (mit KO behandelt) werden mit Eisensalzen schwarz. Die Tertninalknospe und die Cambiumzellen enthalten keinen Gerbstoff, das Chlorophyll führende Parenchym der Binde und das mit Stärke gefüllte Mark ebenfalls nicht. über einig'e neiiß mikroskopiscli-olicniisclii' Ronotionsniolliodoii. 31 Eine bestimmte Voi\ste!Iuiig ge\\ iiiiit man, ^^ emi man einen dün- nen Querschnitt des Keimstengels unterhalb der Kotyledonen mit KO oder Eisenvitriol, oder essigsaurem Eisenoxyd behandelt. 1'af. II, Fig. 3 stellt einen solchen mit Eisenvitriol auf weissem Grund mit der Loupe gesehen dar. Die schwarzblauen mit «//t bezeichneten Stelleu enthalten Gerbstoff, sie werden mit KO roth. Ohne diese Reagentien erscheinen sie völlig farblos. Ein kleines Stück dieses Schnittes ist in Fig. 4 bei SOOmaliger Vergrösserung dargestellt. Alle Oherhautzel- len sind mit einer blauen Flüssigkeit erfüllt, welche schwarzblauen Niederschlag enthält. Unter der Oberhaut finden sich ros(»ttenartig zusannnengeordnete Querschnitte von Zellen, welche ebenfalls mit einer ziemlich concentrirten Gerbstofflösung gefüllt sind. Vor jedem Bündel von Spiralgefässen (sigr) findet sich eine ähnliche Rosette gerb- stoffhaltender Zellen. Endlich sind die innerhalb und seitlich von den jugendlichen Holzbündeln (Ji) gelegenen Parenchymzellen mit Gerbstoff erfüllt, auch einige von den jungen Holzzellen enthalten solchen. DasParenchym der Rinde und des Markes enthält jetzt kein Öl mehr, sondern nur Stärke, neben welcher sich in den Rindenzellen Chlorophyll findet, welches zum Theil an die Stärkekörner gebunden ist, zum Theil als grüne Wölkchen im Zellsaft enthalten ist. . Mit einigen Schwierigkeiten ist die Nachweisung des Gerbstoffes in der keimenden Sonnenrose verknüpft. Durch Behandlung von Längs- und Querschnitten von sehr jugendlichen Keimen mit KO erhält man überall eine gleichmässige gelbe Färbung (Taf. II, Fig. 6 und 7), nur unter der Oberhaut und an gewissen Stellen des Gefäss- bündelkreises tritt nach längerem Liegen eine deutlich rothe Fär- bung auf. An diesen Stellen findet mit essigsaurem Eisenoxyd oder mit Eisenvitriol nach einiger Zeit eine Schwärzung Statt, die sich dann auch in das übrige Parenchym weniger intensiv verbreitet. Betrachtet man den mit KO behandelten Querschnitt Fig. 7 aus der Gegend a von Fig. 6 bei einer 300maligen Vergrösserung, so findet man alle Zellen des Mark- und Rindenparenchyms mit Öltropfen erfüllt, welche in einer intensiv gelben Flüssigkeit liegen. Da- gegen sind die beiden Oberhautzellschichten mit einer intensiv rothen schmierigen Flüssigkeit erfüllt. Die Gruppen von rothen Punkten in Fig. 7 endlich sind Intercellularräume, in denen eine ölige rothe Flüssigkeit enthalten ist. Neutralisirt man das KO durch Essigsäure und setzt dann Jod zu, so zeigt sich eine einzige Zellen- 32 Sachs. Schicht, welche die Gefässbündel verbindet, blau ; diese Zellen enthal- ten, wie man nur bei starker Vergrösserung deutlich erkannt, neben der neugebildeten Stärke noch Öltropfen. Fig. 7 zeigt neben der Gerbstoffreaction diese stärkefiihrende Schicht, wie sie unter der Loupe erscheint. Fig. 8 stellt den centralen Theil eines Querschnittes und einer etwas älteren Keimwurzel der Sonnenrose dar. Auch hier findet sich vor dem Gefässbündelkreis eine stärkefiihrende Zellschicht, welche durch die blauen Punkte angedeutet ist. Die vor diesen Stärkezellen liegenden viereckigen Zwischenzellräume zeigen sich nach längerer Einwirkung des Kali mit einer öligen rothen Flüssigkeit erfüllt. Hier enthalten die Parenchymzellen kein Ol mehr, aber eine durch das Kali gebildete intensiv gelbe Flüssigkeit, welche sich wolkenartig in dem farblosen Zellsaft vertheilt. Besonders intensiv erscheinen diese gelben Wolken in den Zellen, welche vor den gerbstoffhaltigen Inter- cellularräumen liegen. Über die Natur dieser interessanten Zwischen- zellräume kann man durch Längsschnitte besseren Aufschluss erlan- gen. Ohne irgend ein Reagens sieht man in denselben eine farblose Ölige Flüssigkeit; auf Zusatz von Eisensalzen wird diese in ihrer ei- genthümlichen Consistenz nicht verändert, aber nach langer Einwir- kung erscheint sie geschwärzt. KO färbt dieses in den Zwischenzell- räumen enthaltene Öl intensiv roth; Taf. II, Fig. 9 stellt zwei Zellrei- hen mit einem von ihnen zum Theil begrenzten Intercellularraume vor, welcher mit dem roth gewordenen Öle erfüllt ist. Alles zusam- mengefasst, was ich bis jetzt über den in der keimenden Sonnenrose auftretenden Gerbstoff ermitteln konnte, ist es Folgendes: Der Gerb- stofftritt während der ersten Regung des Keimes auf. Es ist zweier- lei Gerbstoff vorhanden; der eine ist in den Pai-enchymzellen und wird mit KO intensiv gelb, mit Eisensalzen nach längert^r Zeit schwarz; der andere ist in den Oberhautzellen enthalten und wird mit KO roth, mit Eisensalzen intensiv schwarz; derselbe ist auch in den genannten Zwischenzellräumen vorhanden, aber innig gemengt mit einem dick- flüssigen Öle, welches die Reactionen zwar nicht hindert, aber ver- langsamt. Wenn man feine Längs - und Querschnitte aus Keimen und älteren Zuständen der Pferdebohne (Vicia Faba) mit KO versetzt, so tritt eine schön rothe Färbung in allen Parenchymen auf. Dasselbe fin- det Statt auf Zusatz von Ammoniak. Die Gefässbündel nehmen diese ('liiT einige neue inikroskiipitcli-elieniiselie neaction^nielhodeii. 33 Färbung nicht an. Auf Zusatz von Eisensalzen findet schnell eine Schwärzung Statt, die in das Grünlichgraue spielt. Besonders an sehr jungen Keimen sind diese Färbungen intensiv genug, um unter star- ker Vergrösserung an einzelnen Zellen erkannt zu werden. Nach der Einwirkung von Eisensalzen findet man neben der dunkeln Flüssig- keit schwarze Niederschlagskörnchen in den Zellen. Somit ist kein Zweifel, dass hier ein Gerbstofl' durch alle Parenchymzellen verbrei- tet ist. Als ich an Schnitten der Pferdebohne andere Reagentien pro- birte, zeigte es sich, dass ein Tropfen Barytwasser nach einiger Zeit in allen Zellen eine tief bläulichgraue Färbung verursachte. Taf. II, Fig. 10 stellt ein Stückehen des Querschnittes aus einem Keimstengel der Pferdebohne nach längerem Liegen in Barytwasser dar, bei drei- hundertmaliger Vergrösserung. Die Zellen der Oberhaut und des Rin- denparenchyms enthalten einen aus schwarzblauen Körnern bestehen- den Niederschlag neben einer bläulichgrauen Flüssigkeit. Diese Reaction auf Baryt, zusammengehalten mit denen auf KO, Ammoniak und Eisensalze macht es mehr als wahrscheinlich, dass man es hier mit Gallussäure zu thun hat, welche bekanntlich auch in anderen Pflanzen von den Chemikern nachgewiesen worden ist. Von ganz besonderem Interesse ist das Verhaltendes Gerbstoffes in den keimenden Eichen; hier färben sich sogar die Cambiumzellen mit KO sehr intensiv roth, mit Eisensalzen intensiv schwarz. Es ist gewiss, dass hier der Gerbstoff zugleich mit Eiweissstoffen in densel- ben Zellen und zwar in bedeutender Menge enthalten ist. Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XXXVl. Bd. Nr. 13, 34 Sachs. Erklärung der Abbildungen. Tafel I. Fig. 1. Längsschnitt aus einem nicht ganz reifen Samen von Zea Mais mit CuOSOg und KO behandelt. „ 2. Dasselbe in KO gekocht. „ 3. Ein Stück der Keimpflanze von Zea Mais mit CuOSOs und kochendem KO behandelt. „ 4. Querschnitt des Vorigen bei x x, ebenso. „ S. Zellen aus dem Stengel von Fig. 3 bei 300maliger Vergrösserung. „ 6. Querschnitt aus dem Keimstengel von Fig. 3, sowie dieses behandelt. „ 7. Querschnitt der Wurzel einer etwas älteren Maiskeimpflanze, ebenso. „ 8. Längsschnitt aus einem der oberen Stengelglieder einer beinahe reifen Maispflanze; mit CuOSOs und kochendem KO behandelt. „ 9. Ebenso behandelter Querschnitt aus derselben Gegend. „ 10. Ein Stück von Fig. 6, bei 300maliger Vergrösserung. „ 11. Querschnitt aus dem Griffel der weiblichen Kürbisblüthe mit CuOSOj und kaltem KO. „ 12. Dasselbe mit kochendem KO. „ 13. Querschnitt durch die Stamina der männlichen Kürbisblüthe mit CuOSOs und kochendem KO. „ 14. Querschnitt durch die Rinde eines blühenden Kürbiszweiges mit CuOSOs und kaltem KO, 300mal vergrössert. „ 15. Querschnitt aus dem Keimstengel von Phaseolns multiflonis mit CuOSOs und kochendem K. „ 16. Querschnitt durch den oberen Theil der Wurzel desselben Keimes, ebenso. „ 17. Spitze der Hauptwurzel desselben Keimes, ebenso. „ 18. Querschnitt durch den unteren fadenförmigen Theil der Hauptwurzel eines älteren Keimes von Phaseolns tnultiflorits, mit CuOSOs und kaltem KO behandelt. „ 19. Bastzellen des vorigen, 300nial vergrössert. „ 20. Keim von Phaseolns multiflorus, der rechte Kotyledon ist weggenommen. „ 21. Querschnitt bei a des Vorigen, mit KO behandelt, dann mit Essigsäure neutralisirt und mit Jod versetzt. „ 22. Ebenso behandeiterLängsschnitt durch die Terminalknospe eines älteren Bohnenkeimes. ('lier i'iiii{;e iiciii» iiiikrusko|>ist'li-elieiiiisi'li(; IU'aclioii,siii(.'llioilt'n. 3») Fig. 23. QueiseliiiiU durcli ein l'lumularblatt eines ähnliehen Keimes, ebenso. „ 24. Querschnitt aus dem Stengel über dem Kotyledon einer mehrblätterigen Bohnenpflanze, mit KO, Essigsäure und Jod behandelt; SOOmal ver- grössert. Tafel II. Fig. 1. Längsschnitt der Keimwurzel einer essbaren Kastanie, mit Eisenvitriol behandelt. „ 2. Längsschnitt durch das Endosperm und den Keim von Pinus pinea, mit Eisenvitriol. „ 3. Querschnitt durch den Keimstengel eines Pinienkeimes, welcher oben die Samenschale abstreifte, mit EisenvitrioL 4. Ein Theil des vorigen bei 300maliger Vergrösserung. „ 5. Längsschnitt durch die Terminalknospe desselben Keimes nach längerem Liegen in KO. „ 6. Längsschnitt eines Keimes von Helianthus anmms, nach längerem Liegen inKO. „ 7. Querschnitt des Vorigen bei a, mit KO und Jod behandelt. „ 8. Mark, Gefässbündel - Kreis und Rindentheil eines Querschnittes aus der Wurzel eines wenig älteren Sonnenrosenkeimes; mit KO, Essigsäure und Jod. Alles Gelbe ist Kalireaction, alles Blaue Stärke und das Braune Jodreaction eines eigenthiimlichen Eiweissstoffes; (a6) 300mal ver- grössert. „ 9. Zellen aus einem Längsschnitt bei x des Vorigen, mit dem im Zwischen- zellraum enthaltenen durch KO gerötheten Öl; 300mal vergrössert. „ 10. Rindentheil im Querschnitt des Stengels einer Keimpflanze von Vicia Faha, nach längerem Liegen in Barytwasser ; SOOmal vergrössert. Bedeutung der Buchstaben bei den Figuren. a Eiweisstoff, m Mark, h Bast, r Rinde, c Cauliculus, s Spaltöffnung, a Cambium, st Stärkezellen, e Endospermum, sp Stipula, p Epidermis, sg Spiralgefässe, g Gefässe, wh Wurzelhaube, b Gerbstoffzellen, zk Zellenkerne im Parenchym von Vicia h HolzzelJen, Faha, sie sind mit Barytwasser k Kotyledon, geschwärzt worden. Erklärung der Farben. Auf Tafel I, Fig. 1 bis Fig. 19 bedeutet: Vi ölet, Färbung der Eiweissstofte mit CuOSOo und KO. Blau in Fig. 8, 9, Rohrzucker mit CuOSOs und KO. „ „ „ 1 und H lösliehe Kohlenhydrate mit tJuOSOs und KO. 3* 36 Sachs. Über einige neue mikroskopisch-chemische Reactionsmethoden. Blau in Fig. 3, 4, 6, 7, 10, 13, 14, 18, 19, Färbung der Zellhäute mit CuOSO« und KO. Zinnoberroth, das in den Zellen niedergeschlagene Cu,0. Auf Tafel I, Fig. 21 bis 24 und auf Tafel II Überali bedeutet: Reines Blau, Stärke mit Jod. Schwarzblau, Gerbstoff mit Eisenvitriol. Zinnoberro tb, Gerbstoff mit KO. Grün, Chlorophyll. Gelb, in Fig. 6, 7,8 auf Tafel II, Gerbstoff mit KO. Graublau in Fig. 10, Tafel II, Gallussäure (?) mit Baryt. Sachs. l'ebiT fini^e iipuc rniVrorlTeinisrlic Mrlhoilpii ^gi°^i^^ lif|Mi| m^&fim S Jlziin^S'sli.a.kAlüiil i! Wiimlll rialiinr rUatXVlKil.K» i:l 1839. SachK reber rinig'e neue nirkrochfniisrlif Mothod JXJvlto Sachs iä. Sil/.iiiiesl) d k.Ak<-i(l.(l.\\:niatli.naliirw n mVIJdX? 13.1859. .te J]tkKof-ii.Stäitsdrud:-: Rolle. Über die ffeologisolie Stelliiiij; der Horner Schicliteii etc. I{ 7 Über die geologische Stellung der Horner Schichten in Nieder- Osterretch. Von J)r. Friedrich Rolle, Assistenten am k. k. Hof-Mineralien-Cabinet. (Vorgelegt in der Sitzung vom 17. März 1839.) Die Tertiärschichten der Gegend von Hörn, Eggenburg und Meissau am Ostrande des Mannhartsberges, 16 — 20 Stunden nordwestlich von Wien, haben seit einer Reihe von Jahren in paläontologischer Hinsicht so viele merkwürdige Eigenthümlichkeiten dargeboten, dass eine nochmalige Untersuchung und definitive Alters- bestimmung derselben nicht wohl mehr sich umgehen liess. Ich ent- schloss mich daher noch im Spätherbste des verflossenen Jahres, zumal aufgemuntert durch die Zustimmung meines hochverehrten Chefs, Herrn Custos und Vorstand Dr. Hörnes, jene Gegend und ihre Petrefactenfundstätten zu besuchen, und gestützt sowohl auf die bisher bereits ausgeführten paläontologischen Untersuchungen von Dr. Hörnes, als auch auf eigene Anschauung hin, eine genauere Feststellung der betreffenden Tertiärschichten in Bezug auf ihr geo- logisches Alter vorzunehmen. Die meiste Hilfe hierbei aber vermochte, wie weiter unten sich zeigen wird, das von Dr. Hörnes verfas>te „Verzeichiiiss der im Wiener Becken vorkommenden Gasteropoden und Pteropoden mit Angabe der Fundorte in und ausserhalb dessel- ben" zu bieten, ein Ergebniss langjähriger Arbeiten, aus dem sich für die gegenseitigen Beziehungen der Tertiärgebilde überhaupt eine grosse Menge folgenreicher Schlüsse gewinnen lassen. Was vorerst die Geognosie der Gegend von Hörn, Eggen- burg und Meissau betrifft, so hat wohl schon zu Anfang dieses Jahrhunderts der Abbe Stütz in seinem „Mineralogischen Taschen- buch", Wien 1807 (S.Abschnitt, S. 289—295) eine Reihe von Beobachtungen niedergelegt, doch hat diese Arbeit heute nur noch ein geschichtliches Interesse. 38 Rolle. Prof. Geinitz in Dresden beschrieb in seinem „Grundriss der Versteinerungskunde" (Dresden 1846) ein paar Fossilien aus der Horner Gegend, welche Prof. v. H olger dort gesammelt hatte, Baianus Holgeri Gein. von Maigen, Pecten Holgeri Gein. von Eggenburg und P. Solarium Gold f. von Widendorf, von welchen aber, wie weiter unten gezeigt werden wird, wenigstens beide letz- teren ihren Artnamen nicht mehr behalten können, da für die eine von Schlotheim, für die andere von Michelotti bereits solche vor- handen waren. Die genauere Erforschung der Gegend durch systematisch fort- gesetzte Bereisung, namentlich aber hinreichende Ausbeutung der für Ermittelung der besonderen Altersbeziehungen so wichtigen Petrefactenvorkommen, begann erst im Jahre 1843, als Dr. Hörn es den Auftrag erhielt, zur Bereicherung des k. k. Hof- Mineralien- Cabiiiets die Fundstätten der Umgebung von Wien auf einen weiten Umkreis hin nach Kräften auszubeuten. Das Ergebniss seiner wäh- rend vier Jahren fortgesetzten Bereisung war das in J. Czizek's „Erläuterungen zur geognostischen Karte der Umgebungen Wiens" (Wien 1849) zum Druck gelangte systematische Verzeichniss der Fossilreste des Wiener Tertiärbeckens (1848). Es finden sich unter diesen von den zehn Fundorten Loibersdorf, Eggenburg, Dreieiclien, Möddersdorf, Moit, Nonndorf, Kunring, Meissau, Grübing und Widen- dorf zusammen 39 Arten von Mollusken, 2 Cirrhipedier und 2 Antho- zoen aufgeführt. Im Jahre 1850 führte der verstorbene Bergrath Czizek im Auftrage der kais. Akademie der Wissenschaften eine geognostische Specialaufnahme der Gegend von Krems und Hörn aus, deren Ergeb- niss im Vn. Bande der Sitzungsberichte veröffentlicht wurde. Gleich- zeitig damit unternahm im Auftrage der k. k. geologischen Reichs- anstalt Dr. Hörn es eine erneute Bereisung und Ausbeutung der Petrefactenfundstätten des Wiener Beckens, und zwar galt diese vorzugsweise den Fundstätten der Gegend von Hörn. Seine Beschrei- bung derselben nebst Aufzählung der beobachteten Fossilien finden sich im I. Bande des Jahrbutihes der k. k. geologischen Reichsanstalt, 1851, S. 662. Durch diese Arbeiten der Herren Hörn es und Czizek war in Bezug auf die damaligen Anforderungen der Wissenschaft der Gegen- stand vorläufig abgethan. Inzwischen aber ist wieder eine Reihe von über die g^eologische Stellung der llorner Stliielitfn in Niedeiöstei reicb. 39 Jahren verstrichen, der erste Band der Hörnes 'sehen Monographie der Tertiär-Molhisken des Wiener Beckens ist seither znr V^ollen- dung gelangt, daniit ist eine neue Basis zu fruchtbringender Wieder- aufnahme älterer, seit einer Reihe von Jahren unberührt gebliebener Arbeiten gegeben. Der Wunsch einer solchen W^iederaufnahme der Frage über das geologische Alter der Horner Schichten war, was mich veranlasste, die Gegenden von Eggenburg und Meissau eben- falls zu besuchen , ihr Endergebniss sind diese Blätter, welche ich mir der geehrten Classe vorzulegen erlaube. Meine Arbeit stützt sich in Bezug auf das Geologische vor allem auf die Abhandlung des ver- storbenen Bergraths Czi'zek, für die Gasteropoden auf den vollen- deten ersten Theil von Dr. Hörnes' Monographie der Mollusken des Wiener Beckens, für die Acephalen musste ich Herrn Dr. Hörnes vorauseilen, und es ist begreiflich, dass ebendesshalb gerade letzterer Theil einerseits am schwierigsten und zeitraubendsten war, anderer- seits am meisten auf die Nachsicht der Männer von Fach Anspruch zu machen berechtigt ist. Torkommeo im AHgemeinen. Die Horner Schichten sind, obgleich man bisweilen von einem eigenen „Horner Becken" redet, doch weiter nichts als Schichten der Wiener Tertiärbildung, welche an den Südostrand des alten böbmischen Festlandes sich anlagern, vorzugsweise aus sandigen oder conglomeratischen, mehr oder minder augenfällig aus Granit- und Gneisstheilen entstandenen Absätzen bestehen und eine ausge- zeichnet litorale Fossilfauna einschliessen. Ein Theil der Ablagerung hängt noch jetzt mit dem übrigen Wiener Becken unmittelbar zusam- men, der Rest liegt in einer Menge kleinerer oder grösserer Fetzen über das flachhügelige Gneiss- und Granitgebiet hin zerstreut, theils Niederungen desselben einnehmend , wie namentlich bei Hörn , theils auch auf gewisse Höhe hin an den Gehängen des älteren Gebirges sich emporziehend. Ursprünglich dürfte das Ganze wohl eine einzige Ablagerung gebildet haben, welche nachfolgend erst durch die Boden- erhebung und durch den Einfluss der Erosion zerstückelt wurde. Die Bodenerhebung hat ihre gegenseitigen Höhenverhältnisse beträchtlich verändert. Die Schichten liegen allenthalben noch horizontal oder doch sehr flach (nach Czi'zek höchstens unter IS" vom älteren Gebirge abfallend), aber in sehr ungleicher Meereshöhe, 40 Rolle. nämlich im Süden am Rande der Donau-Ebene in 600 — 700 Wiener Fuss, gegen Norden zu steigen sie bis 1200, 1300, ja nachCzizek's Angaben bis ISOO Fuss Höhe. Im Ganzen genommen sind die Höhen- verhältnisse der Gegend noch nicht hinreichend genug ermittelt, um über das Verhältniss der ehemaligen Ablagerungsfläehe der Tertiär- schichten zu ihrem heutigen Höhenvorkommen mit vollkommener Sicherheit aburtheilen zu können. Lage rnngs folge. Die vorherrschenden Gesteine sind Sand, Schotter, Nulliporen- kaik, Tegel und Töpferthon. Ihr Auftreten weicht an den östlichen und westlichen Fundstätten einigermassen ab. 1. Die östlichen Fundstätten Maigen, Gauderndorf, Eggenburg, Burgschleinitz etc., stellen eine Anzahl mehr oder minder isolirter Fetzen auf dem Granit- und Gneissgebiete dar; Sand und Nulliporen- kalk herrschen vor, wechseln mit einander und verdrängen sich ein- ander mehr oder minder an den einzelnen Örtlichkeiten. Die Mäch- tigkeit im Ganzen beträgt 40 — 50 Fuss. Zu Maigen, Gauderndorf und Eggenburg bildet Sand , theils locker, theils zu Molassesandstein erhärtet, vorherrschend die unteren Lagen unmittelbar über den Gneiss, Nulliporenkalk (zu Maigen 13, zu Gauderndorf 10 — 18, zu Eggenburg 36 Fuss mächtig) die oberen. Thon und Mergel treten nur in wenigen geringmächtigen Bänken auf. Zu Burgschleinitz dagegen setzt Sand in verschiedenen Lagen, bald in feinerem, bald gröberem Korn, theils locker, theils zu festem Gestein verkittet, fast ausschliesslich die ganze, hier über 40 Fuss mächtige Ablagerung zusammen. Stellt man die von Bergrath Czizek nach allen ihren Einzel- heiten sehr genau beschriebenen Profile der östlichen Fundstätten Maigen, Gauderndorf, Eggenburg, Burgschleinitz und Grübern und die für sie bezeichnenden Fossilreste neben einander, so erkennt man mit Leichtigkeit, dass alle jene Schichtenfolgen, gleichviel ob Kalk oder Sand an einer Fundstätte vorherrscht, in zwei paläontolo- gisch unterscheidbare Abtheilungen zerfallen, eine untere Abthei- lung mit 1. Pyrula rusticula Bast., 2. Pyrula clava Bast., 3. Cerithium margnritaceum B r o g n.. Vbev Hie geolojjisehe Stellung iler llurner Scliichten in NieileröslciTPirli. J^i 4. Cerithinm plicatum La in., 5. Cerithinm Duboisi Hörn., 6. Turritella cnthedralis Brogn., 7. Turritella gradata M e n k e., 8. Panopaea Menardi Desh., 9. Cytherea erycinoides \j^vn., erycina Lam., 10. Venus umbonaria Lam. sp., 11. Cardium hians Broc. var., 1 2. Mytilus Haidingeri H o e r n. , Faujasi G o l d f. , 13. Perna sp., 14. Neithea gigas Schloth. sp. Pecten solarium Lam., 15. Ostrea Gingensis Schloth. 0. callifera auct., 16. Ostren lamellosa Brocchietc, und eine obere Abtheilung mit 1. Neithea simplex Mi cht. sp. Pecten Holgeri Gein., 2. Pecten opercularis Lam. (Goidf.) P. Malvinae Dub., 3. Anomia costata (Brocchi) auct. A. Burdigalensis Defr., 4. Baianus Holgeri Gein., 5. Terebratula Hoernesi Suess. Diese beiden Abtheilungen zeigen hin und wieder gemeinsame Fossilarten, wie namentlich die vielverbreitete und nach Philipp! jetzt noch im Mittelmeere fortlebende Ostrea lamellosa Broc. (0. cymhularis auct. part. non Goldfuss), und können nicht wohl als Ablagerungen aus wesentlich verschiedenen geologischen Zeit- räumen angesehen werden, sind aber für die Bildungsverhäitnisse der örtlichen Vorkommen sehr wohl im Auge zu behalten. Sie deuten, wenn auch auf weiter nichts, doch auf gewisse während der Ablage- rung der Schichten vor sich gegangene ansehnliche Veränderungen der physischen Verhältnisse des betreffenden Meerestheiles. Die Einzelheiten der genannten Fundstätten sind von den Herren Dr. Hörnes und Bergrath Czi'zek bereits so genau beschrieben, dass es keiner Wiederholung mehr bedarf. Nur auf zwei Punkte bleibt mir noch übrig genauer einzugehen. Der aus Gneiss bestehende EggenburgerCalvarienberg hat nach Czi'zek 's Messung 1305 Wiener Fuss Meereshöhe, die Stadt Eggen- burg selbst 1080 Fuss. An der Westseite des Calvarienberges zieht sich der Nulliporenkalk nahe bis zum Gipfel der Anhöhe und reicht ununterbrochen herab bis zur Meereshöhe von Eggenburg. Hätte 42 Rolle. nicht ein nachfolgend eingenagter Graben den Zusammenhang unter- brochen (die Czizek'sche Karte hat diese kurze Unterbrechung nicht scharf genug angegeben), so würde der Nulliporenkalk von der Höhe des Calvarienberges herab mit dem von Eggenburg noch zusammenhängen. Die Schichten des Kalkes liegen sölig und die Saigerhöhe ihres Gesammtauftretens beträgt, da der Höhenunter- schied zwischen dem Gipfel des Calvarienberges und Eggenburg nach Czizek 225 Fuss ist, meiner Schätzung nach mindestens hundert bis hundertzwanzig Fuss. Eine ungleichförmige Hebung dieses Tlieiles des Terrains ist nicht wohl anzunehmen. Ich schliesse viel- mehr aus den angegebenen Verhältnissen, dass die Mächtigkeit von 40 — 50 Fuss, welche die Tertiärschichten von Gauderiidorf, Eggen- burg, Burgschleinitz etc. in den vorhandenen Entblössungen jetzt zeigen, nur ein geringer Überrest ihrer ehemaligen Mächtigkeit ist, indem ansehnliche Folgen höherer Schichten seither weggeschwemmt wurden. Die hier weggeschwemmten Schichten mögen wohl bis zur heutigen Meereshöhe von vielleicht 1200 Fuss gereicht haben, denn der Nulliporenkalk des Calvarienberges ist voll von Gerollen und Sand- körnern und kann also keine nur von Organismen allein aufgebaute Riffbildung sein. Von Fossilien führt er Terebratula Hoernesi Suess, so wie dürftige Spuren von Baianus und Pecten. Ich glaube um so mehr dieser Meinung sein zu dürfen, als ich auch in Steiermark (Wildon, St. Nikolai) Nulliporenkalke kennen gelernt habe, welche um einige hundert Fuss das übrige Tertiärgebiet überragen, denen ofTenbar aber ehedem andere mehr lockere und leicht zerstörbare Tertiärschichten in gleichem Niveau entsprachen. Eine andere Bemerkung betrifft noch die von Dr. Hörnes beschriebene Entblössung von kalkigem Conglomerat und sandigem Kalk auf dem Granit ganz nahe im Nordwest von Meissau an der Grenze des Wiener Beckens und des Gneiss- und Granitgebietes. Ich fand hier: Anomia Burdignleiisis Defr. costata (Broc.) auct. Baianus Holgeri Gein. Ostrea lamellosa Broc. *). *) Dr. H ö rnes führt in dem schon gedachten Aufsätze im Jahrbuche der geologi^ sehen Reichsanstalt, I. Jahrgang, noch mehrere andere Arten aus demselben Vor, koiiimen auf. über die {reolofjische Stellung der Monier Schichten in Niederöslerreich. 43 Dies sind also die Fossilien der oberen Abtlieiliing der Eggen- burger Gegend, nur liegen sie bier, ;im äussersten Rande des Maii- bartsgebirges, in ansebniicb geringerer Meeresböbe als bei Eggen- burg, Burgscbleinitz etc. Es sebeint wob!, dass der ganze nordsüdlicb ziebende Strich von Eggenburg (1080 W. F.) und Burgscbleinitz (1122 W. F.) eine Emporbebung von etwa 200—300 Fuss über die östlicbere und die westlicbere Gegend erlitten bat. Um bierüber in's Klare zu kommen, miisste man mehr Höbepunkte als die von Czj'zek bestimmten baben, und eine zugleich geologisch und hypsometrisch colorirte Karte fertigen. Vorläufig möge es genügen, überhaupt diese Frage aufgestellt zu haben. Nach Czizek's Beobachtungen lagert am Ostrande des Gneiss- und Granitgebietes, namentlich zu Grühern südlich von Meissau, auf den Balanen führenden Sandschichten , welche den schon erörterten oberen Schichten von Maigen, Eggenburg, Gauderndorf etc. ent- sprechen, noch ein blauer oder grauer scbiefriger Tbon mit Menilit und Resten von Meletta sardinites He ekel. Dies würde also die nächst jüngste Ablagerung im Hangenden der Horner Schichten sein, und ich behalte mir vor, dieselbe in Betracht ihrer Wichtigkeit für die Deutung der fossilreichen Fundstätte Radoboj in Croatien , wo dieselbe Meletta- Art vorkommt, später noch genauer in Untersuchung zu nehmen. Dass die Meeresablagerung von Radoboj Fossilien der Horner Schichten enthält, werden wir weiter unten bei den Acepba- len sehen. 2. Die westlicben Fundstätten Dreieichen, Molt, Möddersdorf, Loibersdorf und Nonndorf bei Horu, gehören dem eigentlichen „Hor- ner Becken" an, einer langgezogenen, gegen acht oder neun Stunden langen Einsenkung von halbmondförmigem Verlaufe, welcher im Westen der in Gneiss tief eingenagte Kamp-Fluss auffallend parallel läuft. Sand, Tegel und Töpferthon sind hier die vorherrschenden Gesteine, der Kalk tritt bier bedeutend zurück. Ich habe die von Czi'zek gegebenen Profile dieser westlicben Fundorte ebenfalls nach Schichten und Fossilien mir zusammen- gestellt, es scheinen auch hier zwei paläontologiscb unterscheidbare Abtheilungen zu bestehen. Der unteren gehören die fossilreichen Sandschichten von Mödders- dorf und Loibersdorf, und die unteren Schiebten, Sand und Tegel, von Dreieicben an, sie führen von Leitfossilien namentlich ; 44 Rolle. 1. Buccinvm Caronis Brogn. 2. Strombus Bonelli Brogn. 3. Tarritella cathedralis Brogn. 4. Ttir. gradata M e n k e. 5. Cerithium margaritaceum B r o c eh. 6. Cer. plicatum Lam. 7. Cer. Duboisi}\oevn. 8. Cardiiim Kübecki Hauer. 9. Card. Juans Broc. var. 10. Cytherea erycinoides Lam , erycina Lam. 1 1 . YeJius nmbo7iaria Lam. 12. Mytilus Faujasi Goldf., Haidingeri Hoern. 1 3. Neithea gigas S c h I o t h. sp. etc. Die obere Abtheilung, aus Sand und zu oberst Nulliporenkalk bestehend, ist aus Czi'zek's Angaben nur in den oberen Schichten von Dreieichen wieder zu erkennen, wo 1. Balatius Holgeri G ein., 2. Pecten opercidaris Lam., 3. Ostrea lamellosa Brocc. etc. vorkommen. überhaupt dürften die oberen Schichten, wie schon das unbe- deutende Auftreten von Nulliporenkalk im „Horner Becken'^ und viel- leicht auch das Fehlen jeder Spur von Melettenschichten andeutet, nur noch in geringem Grade uns erhalten geblieben sein. Dafiir hat das fossilreiche Sandgebilde hier nach Czizek's Beobachtungen noch ein ansehnliches Liegende vonMergel undTöpferthon(Tachert), welches man in der westlicheren Gegend nicht in gleicher Weise kennt. Czizek's Annahme, der Kamp-Fluss habe ehedem durch die Horner Niederung seinen Weg genommen, ist zu beanstanden, denn die fossilreichen Sandschichten der Horner Gegend sind echt meerisch und nichts deutet auf eine damalige Einmündung eines auch nur einigermassen starken Binnenflusses. Nirgends sind Schichten abge- lagert, welche als eine eigene fluviomarine Bildung sich ansehen Hessen. Vielmehr lässt die grosse Übereinstimmung der fossilreichen Meeresabsätze des sogenannten „Horner Beckens" mit den höher gele- genen von Eggenburg und Burgschleinitz und den wiederum tiefer gelegenen am Ostiande des Gneiss- und Granitgebietes (Meissau, GrübernJ auf eine Ablagerung aus einem gleichförmigen Meeresgebiete Ülier die •reologisclie Stellung^ der lloinei- Scliicliten in Niedei Österreich. 45 und eine nachfolgende ungleichförmige Hebung der vordem in wesent- lich gleichem Niveau ahgelagerten Schichten schliessen. Ich bin weit entfernt, in des verstorbenen Bergraths Czizek trelTlicher Arbeit über die Geologie des Mannhartsberges in Bezug auf die Anforderungen, welche die vergleichende Paläontologie an den Geologen stellt, einen wesentlichen Mangel erkennen zu wollen, viel- mehr müssen immer dem an Ort und Stelle thätigen Aufnahms-Geo- logen eine Reihe von Verhältnissen entgehen, die erst später bei ein- gehender theoretischer Durcharbeitung seiner Ergebnisse sicli schärfer herausstellen und mehr oder minder dann eine nochmalige Unter- suchung des Gegenstandes erheischen werden. Verbreitung der Ablagerung. Die Verbreitung einer an einem oder dem andern Punkte des Wiener Beckens anstehenden Schicht und ihr Lagerungsverhältniss zu den an andern Stellen desselben entwickelten nachzuweisen, ist, wie seit Jahren bekannt, eine im Wiener Becken meist sehr schwie- rige Aufgabe. Prof. Suess hat diese Verhältnisse seit geraumer Zeit zum Gegenstand seiner Studien gemacht, und ich kann daher auf seine in Bälde erscheinende darauf bezügliche Arbeit verweisen. Für die Horner Schichten bieten vorläufig nur die paläontolo- gischen Charaktere ein Mittel zur Feststellung von Alter und Ver- breitung. In dieser Hinsicht lassen sich mit theils mehr, theils minder grosser Wahrscheinlichkeit folgende Localitäten ihnen anreihen: 1. Ortenburg bei Passau in Baiern. 2. Ursprung bei Melk. Das vom verstorbenen Bergrath Czizek im Jahrbuche der geologischen Reichsanstalt von diesem Punkte gegebene Profil und das Vorkommen des nur den Horner und Grun- der Schichten eigenen Mytilus Fcmjasi Gold f. (M. Haidingeri Hoern.) neben Tellina planata Lin. {^complanata Broc.) und Panopaea Menardi Desh. {Fatijasi auct.) sind jedenfalls zu beach- ten, doch ist der Erhaltungszustand der Fossilien hier ein so übler, dass vorläufig nichts sicheres über dieses Vorkommen zu sagen ist. Zudem ist die Lagerungsfolge, die Czizek angibt, eine sehr bedenk- liche und bedarf einer Revision. Czizek verlegt nämlich ohne wei- tere Bemerkung in diesem Profile die Horner Schichten zwischen den Löss und die brackischen Cerithienschichten, was aller Ana- logie widerstreitet und auf einer rein empirischen Auffassung des 46 Rolle. Vorkommens beruhen dürfte. Es ist im voraus zu erwarten, dass man hier bei genauerer Prüfung die Meeresschichten von den Braek- wasserschichten und diese erst vom Löss bedeckt finden wird. 3. Lipnik bei Privitz, Unterneutraer Comitat, Ungarn. Herr Dionys Stur hat im Sommer 1858 hier Cerithiicm plicatnm Lam. [\i\d C. margaritaceum Bi'oc. in einer Tegelablagerung gefunden, die nach seiner Angabe in 2 — 3 Klafter Mächtigkeit ungleichförmig auf einem groben Sandsteine ruht, dessen unterste Schichten Num- muliten führen, und die von einem Muschelgrus mit grossen Austern überlagert wird. Es liegt also die Vermuthung sehr nahe, dass hier ein genaues Äquivalent der Horner Schichten entwickelt ist und spätere Unter- suchungen dieselben vielleicht noch an vielen anderen Punkten am Rande des ungarischen Tertiärbeckens nachweisen werden. Eine Schichte, welche Cerithium plicatnm Lam. und Ceritliiiim margarituceum Bvoc c. in Menge enthält, fand 1858 auch Herr H. Wolf im nordwestlichen Ungarn, nämlich zu Maria Nostra, l'/a Meilen nordöstlich von Gran auf der linken Donauseite. Von Dios-Jenö, Neograder Comitat, citirt Dr. Hörn es wieder diesselben zwei Cerithien-Arten. Zu Kamenitza bei Horotz, Trentschiner Comitat, hat Herr Stur endlich noch Pectoi solariumhum. gefunden. Alle diese vereinzeln- len Funde lassen erwarten, dass man in diesem Theile Ungarns ein- mal noch reichere Fundstätten in denselben Schichten mit einer noch besser ausgesprochenen Horner Mollusken-Fauna entdecken wird. 4. Korod in Siebenbürgen. Die Übereinstimmung der Acephalen- fauna dieser schon 1780 von Fichtel beschriebenen Fundstätte mit der der Horner Schichten ist schlagend ^ doch sieht man aus dem 1847 von Herrn Bergrath v. Hauer veröffentlichten Verzeichniss der Fossilien von Korod, dass merkwürdiger Weise die Gasteropoden durchaus nicht in gleichem Grade an die unserer Horner Schichten sich anschliessen. Aus dieser Zusammenstellung der in westöstlicher Linie von Baiern dem Donaugebiete entlang bis Siebenbürgen gelegenen, mehr oder minder den Horner Schichten sich anreihenden Fundstätten ersieht man, dass für das Dasein einer, einem bestimmten geologi- schen Horizonte angehörenden, über ein bestimmtes geographisches Gebiet ausgedehnten eigenen Stufe, die zu Hörn am ausgeprägtesten über die geologisolic Stellung der Monier Scliicliten in Niederösterreich. 47 entwickelt erscheint, jedenfalls grosse Wahrscheinlichkeit vorhanden ist. In wieweit sich diese Annahme bewährt, muss denn freilich die von Jahr zu Jahr fortschreitende geologische Aufnahme und die Aus- beutung der neu entdeckten Fossilien-Fundstätten lehren. Organische Einschlüsse. I. Wirbelthierreste. Der Abbe Stütz schon gedenkt der in der Eggenburger Gegend vorkommenden Fischzähne, es sind deren auch in neuerer Zeit gefunden worden; Dr. Hörnes erwähnt des Vorkommens eines grossen Haiflschzahnes in den ober- sten Sandschichten von Gauderndorf {Carcharias megalodon Ag.); ich selbst fand zu Gauderndorf einen Rochen- (Myliobates-) Zahn. Doch ist daraus nicht wohl möglich, auf das Altersverhältniss der Schichten zu schliessen. Dr. Hörnes erwähnt ferner des Fundes einiger Halianassa-Rippen aus den Sandschichten nördlich von Eggen- hurg, sowie auch zuBurgschleinitz, ein Vorkommen, das bei weiterem Verfolgen eher schon zu werthvollen Ergebnissen führen könnte. II. Gliederthierreste. Allenthalben in den Nulliporenkal- ken oder den sie vertretenden Sand- oder Conglomeratschichten häufig, so namentlich zu Burgschleinitz, Maigen und Meissau ist eine grosse Balanenart, die Geinitz benannt und von der er eine wenig genügende Beschreibung und Zeichnung mitgetheilt hat. Baianus Holgeri Geinitz, Grundriss der Versteinernngskunde, Dresden 1846, S. 249, Taf. IX, Fig. 19. Doch scheint es sicher, dass mehr als diese eine Art vorkommt, die Feststellung derselben muss indessen noch späterer Zeit anheimgestellt bleiben, da die tertiären Balanen eine überhaupt bis jetzt nur wenig untersuchte Abtheilung sind. III. Mollusken. Dr. Hörnes hat in seiner Monographie der Wiener Tertiärmollusken 32 Species Gasteropoden aus den Homer Schichten, namentlich von den fossilreichen Fundorten Gauderndorf, Loibersdorf, Möddersdorf, Molt und Dreieichen beschrieben, wozu noch als 33. Art Buccmum baccatum Bast. (Hörnes, die fossilen Mollusken des Tertiärbeckens von Wien, 1856, I, p. 669) beizufü- gen ist. Vergleichen wir nun auf Grundlage der Hörnes "sehen Tabelle zunächst das Auftreten dieser 33 Homer Gasteropoden an den übrigen Fundorten des Wiener Beckens. Tabelle I ist ein speciell auf dasHornerBecken bezüglicher Auszug aus derselben; einige unbedeu- tende Fundstätten sind darin ausgelassen, einige andere, deren Über- 48 Rolle. einstimmung sowohl durch Fossilien als durch geringe geographische Entfernung schon dargethan schien, habe ich zusammengefasst, so namentlich Baden, Vöslau und Möllersdorf, — Gainfahren und Enzes- feld, — Steinabrunn, Nikolsburg und Kienberg. Wenn zwischen zwei oder drei solcher von mir zusammengefasster Fundstätten wirklich auch Altersverschiedenheiten bestehen sollten, was noch dahin steht, so sind sie jedenfalls doch gering und man kann für die allgemeine Orientirung schon von ihnen absehen. (Siehe beifulgende Tabelle I.) Es lassen sich aus dieser tabellarischen Zusammenstellung nun folgende Schlüsse über die paläontologischen Beziehungen der Horner Schichten zu den übrigen fossilführenden Schichten des Wiener Beckens ziehen. 1. Von 33 Horner Gasteropodenarten sind nicht weniger 12: 1. Cassis siilcosa Lam., 2. Murex capito Phil., 3. Murex Schoenni Hoern., 4. Pyrula clava Bast., 5. Pleurotoma concatenata Grat., 6. Cerithium plicatum Brug,, 7. Cer. margaritaceum Broc, 8. Xenophora cumulans B r o g. , 9. Halyotis Volhynica Eich., 10. Sigaretiis clathratus Becl , 1 1 . Nerita gigantea Beil., 12. Pateila ferruginea Gm,, oder 36-3 % den Horner Schichten eigenthümlich und fehlen im übrigen Gebiete des Wiener Beckens. Da nun die Horner Schichten eine ausgezeichnete meerische Uferbildung sind, die übrigen Schich- ten des Wiener Beckens aber theils ebenfalls meerische Uferbildun- gen, theils Ablagerungen aus einem ruhigeren vom Strande entfern- teren Meerestheile, theils auch brackische Bildungen, so ist zu erwarten, dass ein Theil jener beträchtlichen Abweichung der Fauna der Horner Schichten auf Bechnung der äusseren Existenzverhält- nisse der Organismen kommen wird, ein anderer Theil der Versciiie- denheit aber auf Bechnung von einer geologischen Altersverschie- denheit gesetzt werden muss. Wie viel davon den letzteren Punkt betrifft, werden wir erst am Ende unserer Erörterung herauszufinden im Stande sein. Über die o-eologische Stellung- der Ilorner Schifhteii in Niederöslerreieh. 40 2. Die grösste Zahl gemeinsamer Arten besteht mit der Fauna der niir ein paar Stunden östlich von Eggenburg gelegenen Localität Grund. Von 33 Horner Gasteropoden kommen 17 Arten, also 51 -5 % in der fossilreichen Sandablagerung von Grund wieder vor. In demselben nordwestlichen Theile des Wiener Beckens liegen nun auch noch die fossilführenden Sandschichten von Niederkreuz- stätten. Ebersdorf, Weinsteig etc. Diese Localitäten, theils an sich minder fossilreich als Grund, theils auch bis jetzt erst wenig ausge- beutet, haben eine geringere Anzahl von Arten mit den Horner Schichten gemeinsam, Niederkreuzstätten 9, Ebersdorf 6, Weinsteig 2. Alle mit diesen drei Localitäten gemeinsamen Arten sind sämmtlich solche, die auch zu Grund vorkommen, mit Ausnahme der beiden Arten Calyptraea depressa Lam. und Cerithium Zelebori Hoern., von denen die letztere im ganzen Wiener Becken nur in den Horner Schichten und zu Ebersdorf vorkommt, also beide letztere Fundorte noch ganz besonders verknüpft. Es ist daraus der Schluss zu ziehen, dass die Fundstätten Grund, Niederkreuzstätten, Ebersdorf, Weinsteig in ziemlich gleich naher Beziehung zu den Horner Schichten stehen. 3. Fassen wir, um eine kürzere Bezeichnung zu erhalten, die Fundstätten Grund, Niederkreuzstätten, Ebersdorf und Weinsteig unter dem Namen G ru n der Schieb ten, die Fundstätten Steina- brunn, Nikolsburg, Kienberg, Gainfahren und Enzesfeld als Stein a- brunn er Schichten, endlich die Fundstätten Baden, Vöslau, Möi- lersdorf, Forchtenau als Badener Schichten zusammen und ver- gleichen wir nun die Horner Gasteropoden-Fauna mit der einer jeden dieser drei Gruppen, so finden wir, dass nicht blos bei der ersten, sondern auch den beiden andern Schichtengruppen fast nur solche HornerArten auftreten, die schon unter derZahlder 17 Grunder Arten sich befinden, dass aber trotz dieser vielen allen vier Gruppen gemein- samen Arten doch eine bald mehr bald minder grosse Anzahl Arten eine oder die andere Gruppe den Horner Schichten besonders nähert. Gemeinsam den Horner Schichten mit den Grunder, Steina- brunner und Badener Schichten sind nicht weniger als acht Arten: 1. Ancillaria glandif'ormis Lam. 2. Cypraea pyrum Gmel. 3. Bncciniim Caronis Brogn. 4. Strombus BoneUii Brogn. Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XXXVI. Bd. Nr. 13. 4 50 Rolle. 5. Murex siiblavatus Bast. 6. Pyrnla rnsticnla Bast, T. Troclms pahdus B r o c. 8. Natica millepunctata L a m. Diese Arten, welche durch alle vier Gruppen durchgehen, beweisen die nahen Beziehungen, welche im Allgemeinen dieseGrup- pen verknüpfen, können aber natürlich bei Feststellung der besonderen Beziehungen derselben unter sich übergangen werden. Prüfen wir nun die noch übrig bleibenden, nicht mehr allen vieren, sondern nur noch zweien oder dreien Gruppen gemeinsamen Arten, so finden wir, dass vor Allem die Horner und Grunder Schichten am meisten ausschliesslich gemeinsiime haben , nämlich die folgenden sieben : 1. Cypraea leporina L am. 2. Buccinum baccatiim Bast. 3. Fusus burdigalensis Bast. 4. Cerithium Zelebori Hoern. 5. Turritella gradata Menke. 6. Calyptraea deformis Lam. 7. Cal. depressa Lam. Schon geringer ist die Beziehung der Horner zu den Steina- brunner Schichten. Beiden ausschliesslich gemeinsam sind nur zwei Arten : 1. Turritella cathedralis Lam. 2. Nerita Phitonis Brogn. Mit den Grunder und Steinabrunner Schichten zugleich gemein- sam sind : 1 . Cerithium Duboisi Hoern. 2. Nerita picta F e r. 3. Calyptraea chinensis. Es lässt sich also mit Sicherheit der Schluss fassen, dass den Horner Schichten paläontologisch vor allem die Grunder und nächst- dem die Steinabrunner Schichten sich anschliessen. Dieses Ergebniss tritt in ein um so grelleres Licht, wenn man noch die Beziehungen der Badener Schichten hinzunimmt. Den Horner und den Badener Schichten ausschliesslich gemein- sam erscheint keine einzige Art, ebenso den Horner, Steinabrunner und Badener Schiebten keine einzige. Nur wenn wir die Horner, Grunder und Badener Schichten zusammenfassen, erscheint eine ein- Ülier die geoIog:ische Stellung der Homer Soliiclitt'ii in Niederöstei reich. 5 i /.ige ausschliesslich gemeinsame Art, die i^^//a? Turonensis Desh., die zu Grund und zu Forchtenau vorkommt. Es geilt hieraus unzweideutig liervor, dass die ßadener Schich- ten, wenn aucli den Hörnern durch eine Reihe allen vier Gruppen gemeinsamer Arten verbunden , doch von den Hörnern am weitesten sich entferneri. Es bleiben nun noch eine Anzahl minder wichtige Fundstätten von meerischen Fossilien im Wiener Becken übrig, sie lassen sich aber, selbst nachdem die Stellung der vier Hauptgruppen ermittelt ist, noch nicht sicher genug dem Systeme einschalten. Pötzleinsdorf mit 6 Horner Gasteropodenarten schliesst sich noch mit Bestimmtheit an die Horner, Grunder und Steinahrunner Schichten an und dürfte wohl mit einer der beiden letzteren gleich- zeitig sein. Ebenso, wie es scheint, Neudorf. Dagegen muss ich die Stellung von Grinzing, Nussdorf, Raussnitz und Porstendorf einstweilen noch in Frage lassen, indem hier meist nur solche Hor- ner Species auftreten , die überhaupt in allen vier Gruppen vor- kommen. Diese vier Fundstätten Grinzing, Nussdorf, Raussnitz und Porstendorf dürften wohl eher den Badener Schiebten angehören, doch muss auf ihre Feststellung späteren Untersuchungen anheim- gestellt bleiben. 5. Mit den brackischen Cerithienschichten des Wiener Beckens haben die Horner Schichten überhaupt nur zwei Arten gemeinsam: Helix Turonensis Desh. und Miirex sublavatus Bast. Es lässt sich darauf vorläufig noch kein specieller Schluss gründen. 6. Für das Wiener Becken überhaupt dürfte aus den erörterten paläontologischen Momenten auf folgende Übereinanderlagerung der Meeresschichten zu schliessen sein: 4) Badener Schichten zu Baden, Vöslau, Möllersdorf, Forchtenau etc., vielleicht auch Grinzing, Nussdorf etc. 3) Steinahrunner Schichten, Mergel undNulliporenkalke von Steinabrunn , Nikolsburg, dem Kienberge, Gainfahren und Enzesfeld. 2) GrunderSch lebten, Sandablagerungen von Grund, Nie- derkreuzstätten, Ebersdorf und Weinsteig. 1) Horner Schichten, Sandabhigerungen und Nulliporen- kalke von Gauderndorf, Eggenburg, Molt , Dreieichen, Meissau etc. 4" 52 Ro'le- Ob die Lagerungsverhältnisse eine solche Schichtenfolge im Wiener Becken bestätigen, kann hier um so mehr dahingestellt blei- ben, als dieser Theil der Forschung Gegenstand einer gleichzeitigen, von der meinigen unabhängigen Arbeit von Prof. Suess ist, deren Veröffentlichung in Bälde erfolgen wird. Darauf, dass jene vierStufen keine scharf von einander getrennten, sondern vielmehr nur der Gesammtheit ihrer Charaktere nach festzuhaltenden Schichtengrup- pen sind, dürfte der Umstand deuten, dass eine Anzahl von Fund- stätten des Wiener Beckens bisher noch ihrer speciellen Stellung nach unbestimmt bleiben mussten. Ebenso wenig steht zu erwarten, dass man in grösserer Entfernung vom Wiener Becken die Äquiva- lente jener Schichtengruppen auch gerade wieder in der Vierzahl antreffen müsse. In Bezug auf das weitere Verfolgen der vier Grup- pen müssen natürlich die Tertiärgebilde im Westen und Osten von unserer Gegend, also von der Schweiz an bis nach Siebenbürgen, Serbien etc. zunächst in Betracht kommen. Die blosse Gesteinsbeschaffenheit ist nicht einmal im Wiener Becken selbst für eine jede der vier Stufen entscheidend. Ein auf- fallendes Beispiel gibt davon der Nulliporenkalk oder sogenannte Leithakalk des Wiener Beckens, der wahrscheinlich in allen vier Stufen sich wiederholt. Den Horner Schichten gehört der Nulliporen- kalk von Gauderndorf, Zogeisdorf, Eggenburg etc. an. Den Horner Schichten dürfte, wie wir weiter unten bei den Acephalen sehen werden, auch wohl der Nulliporenkalk von Sooss und Wöllersdorf bei Baden angehören. Ein den Grunder Schichten äquivalenter ist zwar zur Zeit noch nicht bekannt, aber den Steinabrunner Schichten gehört der Nulliporenkalk von Steinabrunn, Nikolsburg etc. an und jener von Nussdorf dürfte ein Äquivalent der Badener Schichten sein. Der eigentliche Leithakalk, der Nulliporenkalk des Leithagebir- ges bei Brück und Eisenstadt, bedarf noch einer genaueren Unter- suchung. Es liegt mir nun noch ob, das Zusammenfassen der Fundstätten Loibersdorf, Gauderndorf, Möddersdorf etc. aus ihrer Gasteropoden- Fauna zu rechtfertigen. Jeder dieser Fundorte hat in Hinsicht auf dasGasteropoden-Vorkommen eine oder die andere Eigenthümlichkeit aufzuweisen. Gemeinsam zweien oder mehreren derselben sind von Gasteropoden aber nur folgende zehn Arten : über die geolojjische Sfellung der Horner Schichten in Niederösterreich. 53 Loibers- .lorf Gaudern- düif Möddcrs- dorf Drei- eichen Moll 1. Ancillaria glandiformis Lam. . . + + _ __ 2 Mit r ex capito Phil + + 3. „ siihlavatus Bast — + + 4 Pyrula riisticiiln Bast -f 4- 5. Fusus bitrdigalensif! Bast + + — — — Ü. Cerithiiim plicatum Lam — + + — + 7. Cerith. margaritaceum Broc. sp. — h + + + 8. Tiirritella cathedralis Brongn. + + + — + 9. „ gradata M e n k e — + + — i- 10. Natica mülepunctata L a in + — + — + Es ergibt sich aus dieser Tabelle, dass, wenn auch nur etwa ein Drittel der in den Horner Schichten vorkommenden Giisteropoden au mehreren Fundstätten des betreffenden Gebiets zugleich auftreten, diese Minderzahl doch vor Allem die in stratigraphischer Hinsicht gewichtigsten Arten begreift. Es ergibt sich daraus ferner, dass die Fundstätte Loibersdorf in so ferne zu den übrigen in Gegensatz steht, als die halbbrackischen Gasteropoden Cerithium margaritaceum Broc, C plicatumLäm. und Murea^sublavatusBä st. zu Loibersdorf fehlen. Letzterer Fundort hat nur rein meerische Arten aufzuweisen. Vergleichen wir nun auf Grundlage der Hö rn es 'sehen Tabelle die Verbreitung der 33 Horner Gasteropoden in den übrigen Fund- orten tertiärer Fossilien ausserhalb des Wiener Beckens, so wie in den Meeren der Jetztwelt. Auf Tabelle U sind die wichtigsten dieser ausserhalb des Wie- ner Beckens gelegenen Neogen-Fundstätten zusammengestellt, ebenso das Auftreten von Horner Fossilien in älteren (obereocänen und oligücäiien) Ablagerungen und in Meeren der heutigen Epoche. Es ergeben sich aus dieser Zusammenstellung folgende Schlüsse : 1. Mit den theils obereocänen, theils oligocänen Fundorten Ronca , Castel-Gomberto, Carcare, Mainz, Cassel, Freden, Dickholz, Luithorst, Miesbach sind von 33 Horner Gasteropoden acht gemein- sam, also 24-2 Vo- Es sind dies folgende Arten: 1. Ancillaria glandiformis Lam. 2. Bucciniim Caronis B r o g n. 54 Rolle. 3. Murex capito Phil. 4. Cerithium plicatum L a m. 5. Cer. margaritaceum Brug. 6. Xenophora cumulans Brogn. 7. Nerita picta F e r. 8. Calyptraea chinensis Lin. Das Wiener Becken überhaupt hat bis jetzt, den einen Ptero- poden mitgerechnet, 500 Arten Gasteropoden geliefert, davon sind mit obereocänen und oligocänen Localitäten etwa 35 — 44 Arten ge- meinsam (die Identität mehrerer davon hat Dr. Hörn es noch in Frage gelassen), was 7 — 8*8 Yo des Ganzen ausmacht (und nach Ausschluss der zwölf ausschliesslichen Horner Arten und der mit ihnen allein identificirten älteren Tertiärfossilien für die 488 Wiener in den Horner Schichten nicht auftretenden jüngeren Gasteropoden- Arten wieder nahe die gleiche Ziffer ergeben würde). Hieraus erfolgt mit Bestimmtheit der Schluss, dass die Horner Schichten, wenn auch durch eine Beihe von gemeinsamen Arten mit den übrigen Wiener Schichten verbunden, doch jedenfalls mehr als diese den obereocänen und oligocänen Schichten sich anschliessen, mithin als die älteste Schicht der Wiener Tertiärbildung zu betrachten sind. 2. Ist dieser Schluss richtig, so muss er sich bestätigen, wenn man das Verhältniss der noch fortlebenden Arten zu den ausgestor- benen ermittelt. Von 33 Horner Gasteropoden sind nach Dr. Hörnes' Bestim- mungen vier, oder eine zweifelhafte Art mitgerechnet, höchstens fünf Arten noch in unseren heutigen Meeren vorhanden. Dies macht 12*1 oder höchstens 15-1 "/o- Von 500 Wiener Gasteropoden sind nach Dr. Hörnes 102 sicher als noch lebende Arten zu betrachten, wozu noch 27 Arten kommen, deren Identität mehr oder minder bezweifelt werden kann. Dies macht für die Wiener Gasteropoden-Fauna überhaupt 20*4 bis 25*8 Yo heute noch fortlebender Arten, und würde, wenn man davon die Horner Gasteropoden und ihre noch lebenden Vertreter vorher ausschliessen wollte, eine noch höhere Ziffer ergeben. Wie man sieht, bestätigt dieses Verhältniss im vollsten Grade den unmitlelbar vorhergegangenen Schluss. Wie die Horner Fauna beträchtlich mehr Procente von Arten älterer Tertiärschichten ent- Über die geologische 6lelluiig der Horner Sciiichleii in Niederöslerreich. ^J) hält, als das Wiener Becken überhaupt, so enthält sie von noch fort- lebenden Arten beträchtlich weniger an Procenten als letzteres. Es ist dies zugleich ein Beweis dafür, dass die von Dr. Hörn es bei Bestimmung der Wiener Gasteropoden eingehaltenen Grundsätze, im Gegensatze zu den von Agassiz und d'Orbigny verfolgten richtig sind, denn wenn sie das nicht wären, würden sich aus seinen Eigeb- nissen keine in Einklang unter einander stehenden Schlussfolgerungen gewinnen lassen. 3. Werfen wir nun einen prüfenden Blick auf das Vorkommen der Horner Gasteropoden in den verschiedenen neogeneti (obermio- cänen und pliocänen) Tertiärablagerungen des übrigen Europa's. Hier drängt sich denn vor Allem die Beobachtung uns auf, dass vor allen andern Localitäten Saucats und Leognan, St. Paul bei Dax und Turin die grösste Zahl von Horner Gasteropoden, nämlich Leognan und Saucats 21, St. Paul 18 und Turin 16 Arten aufzuweisen haben. Dies sind nun Schichten, die man gewohnt ist, als Typen des oberen Miocän zu betrachten und dieser Schichtenfolge haben wir daher auch unsere Horner Schichten gleich zu stellen. Zugleich sehen wir, dass die subapenninischen Localitäten Asti, Nizza und Castelf arquato, denen sich auch Tortona nahe anreiht, eine bedeutend geringere Zahl von Horner Gasteropoden, nämlich nur je 4 — 7 Arten enthalten, also kaum mehr, als Horner Arten noch in den heutigen Meeren leben. Die Horner Schichten weichen also beträchtlich von den subapenninischen Ablagerungen ab, und wir sind berechtigt, für letztere eher unter den anderen Gruppen von Wiener Schichten, namentlich in den Badener Schichten, ein Äqui- valent zu suchen. In wieweit dies der Fall ist, muss eine weitere Erörterung lehren. Verfolgen wir unsere Vergleichung also noch weiter im Ein- zelnen. 4. An den Fundorten Saucats, Leognan, St. Paul und Turin einerseits, Tortona, Asti, Nizza, Castell' arquato andererseits kommen von gemeinsamen Arten hauptsächlich folgende Horner Fossilien vor: 1. Ancillaria glandiformis Lam. 2. Cypraea pyrum Gmel. 3. Buccmitm Caronis Brogn. 4. Strombns Bonelli Brogn. 5. Pleurotoma concatenata Grat. 56 Rolle. 6. Cerithium plicatiim Lam. 7. Trochus patulus B r o c. 8. Sigaretus clathratus R e c I. 9. Natica millepunctata Lam. 10. Calyptraea chinensis Lin. Diese 10 Arten kommen also zur Feststellung der besonderen Altersfolge nicht weiter in Betracht, doch mit Ausnahme der Ancil- laria glandiformis Lam., auf die ich weiter unten noch zurückkom- men werde. Dabei ist noch zu bemerken, dass von diesen 10 Arten die Mehrzahl, nämlich 6, mit jenen übereinstimmen, die ich weiter oben als gemeinsam den vier Gruppen meerischer Schichten des Wiener Beckens und als nicht geeignet für die besondere Alters- ermittelung derselben hervorhob. 5. Sehen wir nun nach den ausschliesslich obermiocänen Arten, welche die Horner Schichten mit Saucats, Leognan, St. Paul und Turin gemeinsam haben und die den subapenninischen Localitäten abgehen, so erhalten wir folgende Reihe: 1. Cypraea leporina Lam. 2. Murex sublavatus Bast. 3. Pyrula rusticula Lam. 4. Pyr. clava Bast. 5. Fusus burdigalensis Bast. 6. Buccinum baccatum Bast. 7. Cerithium margaritaceum Broc. 8. Turritella cathedralis Brogn. 9. Tur. gradata M e n k e. 10. Nerita gigantea Bell. 1 1 . Ner. Plutonis Bast. 12. Ner. picta Fer. 13. Calyptraea depressa Lam. 14. Cal. deformis Lam. Diesen 14 Arten reiht sich noch Ancillaria glandiformis Lam. an, eine ausgezeichnet obermiocäne Art, die aber noch zu Tortona vorkommt, wogegen andererseits Cerithium margaritaceum Br oc. in Oligocän-Schichten beginnt und in obermiocänen ausstirbt, ohne in die Subapeuniuen-Forniation fortzusetzen. Durch die Feststellung dieser Reihe von Arten ist es nun möglich gemacht, auch eine Anzahl weiterer Fossil-Fundstätten näher in's über die geolog'ische Stellung der Homer Schichten in Niederösterreich. ^7" Auge zu fjissen. An den Fundorten Salles, Lissabon, in der Touraine und der Meeresmolasse der Schweiz sind von gemeinsamen Horner Arten noch mehr oder minder die obermioeänen vorwiegend. Sie treten dagegen zurück bei den Fundorten Lapugy, Viishofen, Sau- brigues und Marsac, Perpignan, Tortona, Asti, Nizza, Castell' arquato, Siciiien, und ich halte letztere Localitäten daher alle für entschieden jünger als die Horner Schichten. Um näher das eigentliche Verhält- niss festzustellen, dazu ist allerdings der Maassstab von 33 Species ein zu kurzer. Man wird aber, wenn man auf demselben Wege auch die Faunen der übrigen Wiener Schichten untersucht, mehr oder minder sicher auch die einstweilen noch offen bleibenden Fragen zur Lösung zu bringen im Stande sein. Von entscheidendem Gewichte wird namentlich die Alters- bestimmung der Badener Schichten werden, die man lange für die ältesten fossilführenden des Wiener Beckens hielt, deren nahe Beziehung zu den Subapenninen-Schichten Italiens aber neuerdings Herr Dr. Hörnes (Sitzung der k. k. geologischen Reichsanstalt vom 27. April 1858, Verhandlungen, S. 67) dargelegt hat. Die Badener Schichten gehören nach dieser Ansicht von Dr. Hörnes zu den jüngsten Ablagerungen des Wiener Beckens und sind namentlich jünger als die Leitha-Schichten von Steinabrunn, Nikolsburg etc., welche mehr als jene den Ablagerungen von Turin sich anreihen. So viel sich von dem oben nachgewiesenen nahen Zusammen- hange der Grunder und Steinabrunner mit den Horner Schichten und aus den diesen drei Schichtengruppen nach Ausschluss aller Badener Species gemeinsamen Fossilien schliessen lässt, dürften auch die Grunder und Steinabrunner Schichten noch nahe an den Horizont von Saucats, Leognan, St. Paul und Turin sich anschliessen und ent- weder gleich alt oder unbeträchtlich jünger sein. Baden, Vöslau, Möllersdorf und die neuerdings erst entdeckte Badener Schicht am Porzteich bei Steinabrunn liegen offenbar weit oberhalb des Horizontes von Saucats, Leognan etc., enthalten aber gleichwohl doch Arten wie Mtireoc stiblavatus Bast., Pyrula rusti- cula Lam. und Ancillaria glandiformis\jAn\., welche sie mit Sicher- heit noch unter den Horizont von Nizza, Asti, CastelP arquato ver- weisen. Saubrigues und St. Jean de Marsac im südwestlichen Frank- reich, welche unter andern Pyrula rusticida Lam., Murex subla- vatus Bast, und Ancillaria glaudiformis Lam. mit den Badener 58 Rolle Sehichfei) genieinsani haben, dürften diesen wohl gleichzusetzen sein. Von italienischen Localitäten wird Tortona mit der sonst bezeichnend obermiocänen Ancillaria glandiformis Lam. den Badener Schicliten noch am nächsten zu stellen sein. Lapugy und Vilshofen entsprechen ebenfalls den Badener Schichten. Scharfe Grenzen der geologischen Altersstufen findet man auch hier nicht und gerade die Mittelstellung der Badener Schichten zwi- schen oberniiocän und pliocän zeigt, wie guten Grund Dr. Börnes hatte, als er die für viele praktische Zwecke sehr vortheilhafte Gesammtbenennung Ne ogeii fürObermiocän nebst Pliocän aufstellte. Wir kommen nun zu den Acep baten der Horner Schichten. In dem 1848 von Dr. Börnes veröfFentiichten vorläufigen Ver- zeichnisse der Fossilien des Wiener Beckens findet man 27 Arten von Acephalen der Horner Schichten aufgeführt. Ihre Zahl hat sich seither, namentlich durch die im Jahre 1850 geschehenen Aufsamm- lungen noch bedeutend vermehrt. Doch ist ihre definitive Bestimmung noch nicht so weit vorgerückt, um sie ihrer Gesammtheit nach als Basis zu geologischen Altersvergleichungen verwenden zu können. Ich begnüge mich daher, eine Anzahl von Arten, für deren Sicher- heit ich einstehen zu können glaube, hier noch vorzuführen, wobei alle jene, die dem Horner Schichten-Complex allein eigenthümlich sind und daher keine stratigraphiscbe Vergleichung zulassen, natürlich ausgeschlossen bleiben. 1. Solen Vagina (L i n. z. Th.) Lam., S. marginatus Pult., S. burdigalensis Desh. zu Gauderndorf übereinstimmend mit Exem- plaren von Niederkreuzstätten, Grund, PÖtzleinsdorf, Ritzing, Eritz u. a. 0., im Canton Bern, St. Gallen, Saucats, CastelT arquato, Asti. Lebend an Küsten Europa's vom südlichen Norwegen bis in's Mit- telmeer. 2. Solen coardatus G in e 1. L a m., Solecurtiis coarctatus D e s m. id. K. May. In den Horner Schichten zu Eggenburg, sonst im Wiener Becken nur noch zu Enzesfeld. Ausserdem vorkommend zu Münsingen (im Canton Bern), Sau- cats, Asti, auf Sicilien, und lebend an Küsten Europa's vom südlichen Theile Scandinaviens bis in's Mittelmeer. 3. Solen legumen Lin., Polia legumen d'Orb. In den Horner Schichten zu Gauderndorf und Eggenburg. über die ppoldf^isohe Slelliiiig' der Iluriier Schiohleii in .Niedei'iisteri'eich. 59 Ausserdem zu Grund und Mailberg im Wiener Becken, zu Mün- singen (Clinton Bern), St. Gallon, Leognan und Saucats, Asti; dann lebend an Küsten Europa's, im Mittelmeere und britischen Meere, auch an der Senegal-Küste. 4. Paiiopaea Menardi D es h., Panopaea Faujasi M e n a r d. et auet. part. (non Lam.). Im den llorner Schichten zu Loibersdorf. Im Wiener Becken noch zu Niederkreuzstätten, Steinabrunn, Enzesfeld, Pützleinsdorf, Kalksburg; ausserdem zu Hirzenbichl in Steiermark, Salles, Leognan und Saucats bei Bordeaux, in der Molasse des Erilz (Canton Bern), zu St. Gallen und Luzern, nach Smith zu Lissabon, nach Ch. Mayer auch am Hohenpeissenberg in Baiern. 5. Lutraria riigosa Gmel. sp. Lam. id K. May. In den Horner Schiebten zu Gauderndorf. Ausserdem noch zu Grund im Wiener Becken, zu Asti, St. Gallen, Luzern und Kalamaki bei Korinth vorkommend, und lebend an Küsten Europa's. Lutraria crassidens Lam, aus denFaluns der Touraine scheint nur dieselbe Art in abgerolltem Zustande zu sein. Sie kommt in diesem Zustande auch zu St. Avit bei Dax vor. 6. Telllna planata L i n., B o r n., L a m., D u b o i s ; T. complanata (Gmel.) Br occhi. Diese in den Horner Schichten zu Loibersdorf und Gauderndorf vorkommende Art ist nur schwierig von der Teilina zonaria Bast, zu trennen und mit ihr oft schon verwechselt worden. Es scheint mir nach wiederholter Vergleichung der Exemplare des k. k. Hof-Mineralien-Cabinetes, dass T. planata L i n n., welche im Mittelmeere noch lebt, in den Horner Schichten, dann zu Pötzleins- dorf, Niederkreuzstätten, Neudorf, Grund, Ritzing, Korod, Asti, CastelT- arquato, Szuskowce, Modena, Barcellona und auf Sicilien vorkommt, die Tellina zonaina Bast, dagegen neben voriger zu Niederkreuz- stätten und sonst noch zu Saucats u.a. 0. bei Bordeaux. Ch. Mayer vereinigt beide wieder unter dem Namen T.jüanata Lin. Eine dritte verwandte, aber von den Wiener Formen bestimmt verschiedene Art ist die Tellina Benedeni Nyst. des belgischen Crags. Die sub- apenninischen Exemplare der T. planata nähern sieb der von Born gegebenen Figur im Ganzen mehr als die Wiener. 60 R°"^ 7. Psammobia Lahordei Bast., Soletellina Lahordei Desh., Psammobia Basteroti Bronn. In den Horner Schichten zu Gaudern- dorf; ausserdem zu Niederkreuzstätten, Ritzing, Wrbitz , Pötzleins- dorf, Turin, Saucats, Leognan, Dax, Manthelan, Asti, Bologna. Die obermiocänen Vorkommen (Saucats, Manthelan etc.) weichen wohl auch liier, wie so oft, etwas von den subapenninischen (Asti, Bologna etc.) ab, ersteren würde dann allein die specifische Benen- nung P. Labordei zühWen , doch scheint mir der Unterschied nicht genügend zu einer wirklichen Trennung der P. Labordei in zwei Arten. Bronn (Italiens Tertiärgeb. 1831) hat die von der P. La- bordei nach seiner eigenen Angabe jedenfalls nur gering abweichende subapenninische von Asti als P. Basteroti abgetrennt. Die Wiener Exemplare stehen ihrer Form nach ziemlich in der Mitte zwischen den französischen und den italienischen. 8. Venus umbonaria Lam. sp. Agass., Venus Brocckii Desh. et auct. part. In den Horner Schichten zu Loibersdorf, Gauderndorf, Eggen- burg u. a. 0, Im Wiener Becken noch zu Niederkreuzstätten, Grund, Pötzleins- dorf, Vöslau; ferner ausserhalb desselben zu Vilshofen, Rakowitza bei Belgrad, Korod, Saucats, Leognan, St. Paul, Barcellona, Toscana Asti, Sicilien und in der Molasse der Schweiz zu Münsingen (Cant.Bern). 9. Ve?ms Aglaiirae Brogn. sp. d'Orb. Prod. II, p. 322. Ch. Mayer in Fi sc her, Journal deConchyliologie Juli 1858. S. 85. Taf. IV. Fig. l. Corbis Aglaurae Brogn. Terr. du Vicentin. p. 80, Taf. 5, Fig. 5. F. corbis (Lam.), Grat. Catal. 1838, S. 66. Venus miocaenicaW\ (i\^\. 1847. Foss. des terr. mioc. de l'Ital: p. 121, Taf. 4, Fig. 19, id. Sismonda. F. ornata Mi cht. 1839. V. reticidata (Liu.) Micht. 1839. F. Haiieri Hörne s, 1848, bei Czizek. Diese sehr gross werdende und alsdann der Venus verrucosa hin. (F. excen- trica Agass.) von Asti und den Küsten Europa's und der V. cluthrata Duj, aus der Touraine ähnliche, alier von diesen doch bestimmt ver- schiedene Art. kommt ausser zu Gauderndorf in den Horner Schich- ten noch zu Steinabninn, Nikolsburg, Pötzleinsdorf und Forchtenau im Wiener Becken vor, dann auch zu Lapugy in Siebenbürgen und zu Turin. Michelotti hat von Turin 1847 ein junges Exemplar beschrieben, welches ich zu vergleichen Gelegenheit hatte. Es stimmt vollkommen mitjungenExemplaren aus den Wiener Schichten. F. reti- über die geologisfl.e Sfclliiiii^ der Horiier Schichten in Niederöstcrreich. 6 I culuta (Li II.) Miclit., 1839, von Vilhivernia halte ich für eine blosse Varietät derselben Art, die überhaupt je nach dem Alter und je nach der Localität ziemlich abändert, und noch mehr nach dem Krhal- tuiigszuslaiule. Ein Vorläufer der V. miocaenica ist die V. Aglaurae Bvogn. s\). (Corbis Aglaurae Brogii.) aus den Eocäiischichten von Ronca. Herr K. Mayer erwähnt diese Venus Aglaurae erstlich im Asterienkalke (Oligocän, „Tongrische Stufe" Mayer's) von la Brede bei Bordeaux, von Gaas bei Dax und aus dem oberen Numrnu- liteiigebilde der Diablerets in der Schweiz, dann in den untersten Schichten des oberen Miocäns („Aquitanische Stufe" K. Mayer's, Faluiis de Merignac etc.) von Leognan, sowie auch von St. Avit bei Dax. Grateloup's Venus corbis h2im. von Saueats, Leognan und Salles ist olTenbar dieselbe. Französische Exemplare besitzt die palä- ontologische Sammlung des k. k. Hof-Mineralien-Cabinets zur Zeit noch nicht, wolil aber Roncaner, und diese kann ich mit dem besten Willen, so sehr es auch herrschenden Ideen zuwider ist, nicht sicher von der Turiner V. miocaenica und der Wiener V. Haueri unter- scheiden. Ob diese fossilen Vorkommen mit einer der verwandten lebenden Formen unserer tropischen Meere übereinstimmen (F. reti- culata L i n., V. corbis L a m., V. cancellata L i n., V. pygmaea L a m,), muss ich dahingestellt lassen. 10. Cytherea erycina Lam. und erycinoides Lam. Die Horner Exemplare weichen nur wenig von solchen von Leognan und Saueats bei Bordeaux ab , sie werden grösser und erscheinen dann nach hinten zu länger und gerader, doch scheint es die gleiche Art zu sein. C. erycina Lam. kommt in den Horner Schichten zu Loibersdorf, dann noch im Wiener Becken zu Enzesfeld, zu Ipoly-Shag in Ungarn und zu Korod in Sieben- bürgen vor; endlich zu Saueats, Leognan, Martillac, Asti, Turin. Nach Deshayes ist die lebende C. erycina Lam. des indischen Oceaiis ident der fossilen von Lamarck als erycinoides abgeson- derten. 11. Dosinia Adansoni Phil. sp. 1844. Deshayes. Traite Clement, de conchyl. I, p. 616 und 622. Artemis Basteroti kg^s. 1845. Coq. tert. Taf. 3, Fig. 7—10. Cytherea /wc^« (Lam.) Bast. Dessgleichen Hörn es 1848 beiCzfzek (non Lam.), Artemis lincta (Lam.) Ch. May. In den Horner Schichten zu Loibersdorf. 62 Rolle. Diese Art ist verschieden von der an Küsten Eüropa's lobenden und auf Sicilien fossil vorkommenden Dosinia lincta Lam. sp. und stimmt überein mit den in der Sammlung des k. k. Hof-Mineralien- Cabinets vertretenen obermioeänen Vorkommen von Saucats bei Bor- deaux und Manthelan in der Touraine, sie kommt zugleich nach D e s h a y e s auch lebend am Senegal vor, von wo sie P h i li p p i 1 844 als Cytherea Adansoni \i^s,chY\eh . Ch. Mayer führt sie von meh- reren Punkten aus der Molasse der Schweiz auf (Luzern, St. Gallen, Münsingen). Von der auf Sicilien fossil und im Mittelmeere lebend vorkommenden D. lincta Lam. sp. scheint sie nach den mir vorlie- genden Exemplaren und Abbildungen verschieden zu sein. Sis- monda's Artemis Basteroti von Asti gehört auch wohl nicht hierher. 12. Lucina siibscopulorum d'Orb. Prodr. III, p. 116, Nr. 2169. L. scopuloruni auct. (non Brogn.), L. anodonta (Say.) Börnes hei Czizek. L. incrassata Dubois (non Lam,). Im Wiener Becken zu Loibersdorf, Niederkreuzstätten, Pötz- leinsdorf, Gainfahren, Kienberg bei Steinabfunn , Grund, Neudorf; ausserdem zu Ritzing und Kralowa in Ungarn, Lapugy, Tarnopol, Merignac, Saucats, Leognan, Dax, Manthelan, so wie nach Ch. Mayer zu Blumenfeld bei Sohaffhausen; nach Dubois zu Szuskowce in Podolien. B r o g n i a r t's L. scopulorum und M i c h e 1 o 1 1 i"s L. saxo- rnm von Ronca und Turin gehören, wie mir scheint, nicht dahin, sondern die von Ronca zu L. saxorum Lam. und die von Turin zu L. borealis Lin. sp. oder zu L. miocaeiiica^Mchi. Die L. anodonta Say von Patuxent-River (Maryland) ist zwar sehr ähnlich, aber doch wohl eine deutlich verschiedene Art; sie ivst flacher, ihre Oberfläche ist etwas anders gezeichnet. Man kann sie als eine geographisch vica- rirende Form für die obermioeäne L. siibscopulorum d'Orb. der europäischen Schichten auffassen. 13. Cardium Kübecki von Hauer. Diese schöne grosse Art ist bis jetzt nur von Loibersdorf bei Hnrn und von Korod in Siebenbürgen bekannt. 14. Cardium burdigalitium Lam. Zu Gimderndorf und Loibersdorf bei Hörn kommt ein Cardium vor mit wohlgerundeten breiten Rippen, die auf der Mitte der Schale viermal breiter sind als die flachen, glatten Furchen. Rippen und Furchen trennt eine schmale, tiefe Linie. Auf der Hinterseite erschei- nen 4 — S Rippen von vorn gegen hinten zusammengedrückt, kantig. über die geologische Stellung iler Homer Scliiclilen in Niederösterreich. 63 mit starken bognig zurück biegenden Anwachsstreifen versehen. Diese Form stimmt ganz überein mit der von C. burdigaUuum Lam. von Salles, Leognan und Saucats bei Bordeaux. Abweichend davon ist C. Juans Broe. mit mehr oder minder gekielten Rippen und viel breiteren Zwischenräumen. Diese Art gehört im Ganzen jüngeren Schichten an; sie kommt vor zu Grund, Enzesfeld und Kalksburg im Wiener Becken, dann zu CastelTarquato, am Monte Mario bei Rom, auf Rhodos, und lebend im Mittelmeere. An allen diesen Fundorten ist C. bm'digalinum Lüm. und Cardium hians Broc. bestimmt verschieden. Aber zu St. Paul bei Dax kommt eine Mittelform vor, die beide verbindet. Bei ihr sind die Rippen hoch und schmal, dabei aber gewölbt, bei den einen Exemplaren mehr, bei den andern minder, so dass ein Theil an Cardium hians Broc, ein Theil an C. burdigalinum Lam. sich anschliesst. Herr Ch. Mayer, der in seinem Verzeichnisse der fossilen Mollusken der Schweizer Molasse (Mittheilungen der naturforschenden Gesellschaft in Bern, Nr. 274, Bern 1853) alle diese Formen als blosse Varietä- ten von Cardium ringens Chemn. auffasst, citirt Cardium hians Broc. von St. Gallen, Luzern und Münsingen, dagegen C. burdiga- linum Lam. von St, Gallen allein. Es ist dies offenbar der gleiche Fall wie zu St. Paul bei Dax. Es scheint hier wirklich ein Übergang zweier, in ihrer ausgebildeten Form sonst ganz verschiedenen Arten vorzuliegen: eine den tieferen Schichten (C. 6? a n,. .. 33. I'aletla fvrriiginca G in c 1, . . Sninmc: 33 SiUI, ,1. ninlli<.ni.-iiatiii w. Cl. XXXV 12 B.l. Nr ä 13. 2 13 6 i8 21 li 8 8 13 iti 4 7 4 ' B 4—6 8 Rollo, i'bn dip geologische Stellung der Horner Schichten in Nieder-Osterreich. Hurner Acppbalcii [laden, Vöslau, Möllcrs- dorf 'und Nieder- Kiouj- Slcinn- brunn. Enzes- (eld leins- do.f LniPiigy Bn^lRiid und Belgien Tou- Sullei. Sl. Paul SiineuU lind .cignan Lissa- bon Schweb Turin Asli, .Nizza, Caslell' \rquato und Meere der .Tolzt- Well Verscliiedene andere Locülitüteii - d d d d d d d d d d d d d ,1 - k k k k k k l l l - P ? '1 1 1 '/ - 1 l t 1 1 l l t 1 t - .r y y y !l y y y y - K K K 1 Huheopeissenberf in Baiern, Hirien- [ bichl io Steiermark. Korod. ViUhofeD. Korod. Ronca, Gaas, Diabicreh. Korod, lpoly-6iag. Korod in Siebenbürgen. Korod. Korod. Melk, Hadoboj, Muioi, Nördliogea. Roriatb. DiachiDgeo iD SchwflbeD. ( Ortenburg ia Baierii. Wildoo in \ Steiermark. ( Vilshofen, Reinbaeh, Sl. Marga- ( reihen. Ipoly-s«e, Reinbacli. Orteoborg, Korod. Soota bei Baden, Wülleradarf bei Badea. ReifenaleiB in Steiermark. Soo.a bei Baden. j Leitha-Gebire, Radoboj , Gingen t u. a. 0. in Schtraben. 2. „ rotirctatim iimel 4. f'iiiiopaca Mcnardi D e s li 3. Lutraria rugosa La in 7. Psammobia Labordci Basl. . . . 8. l'enuK umboiiaria Lam 9. „ JytauraeBrongn 10. Cytherea erycina Lam 11. Dosinta Adansani Desh I'i. Lucina subscopiilorum d'Orb. . 13. Cardium Kahecki v. Hauer .. 14. „ bitrdif/ntiimm Ln in. . . 1.1. Pectmciäus Fwhlcli Desh 16 Iren Fichteli Desh.. . 1 7. C/iaina gntphina Lara 18. Mytilus Faujasi Brongn 19. AiHcula pkalaenacea Lam 'i 1 . ., pabiiatits Lam Vi. „ Matfiime ÜMb 23. „ s.'aSrc«». Lam 24. „ mrmentwhis G o 1 d f. . . 2.1. Neil/iea gigas Schloth 26. „ Simplex M\c\\l 27. „ arftmco Eichw 28. Gryphaea cochtear Poli 20. Oslrea lamellosa B r o c 30. „ Gingensis Sch\oH\. . . 31. Aiimiiiahurdigalemii^nefr. .. 1 1 — Summe: 31 4 IS 13 7 6 7 i 6 4 5 16 s IS 9 14 11 Korod =7. Ortenbure = 2, Vila- Silzb. d. inalhem.-ualurw. Cl. XXXVI. Bd. Nr. 13. Stefan. Über das Dulong-Peti tsche Gesetz. §5 Über das Dulong-PetiVsche Gesetz. Von Dr. J. Stefan. I. Das ursprünglich von Du long und Petit *) aufgestellte Gesetz erhielt durch die Resultate der Untersuchungen Neu mann's 2), insbesondere aber Regnault's ^) die Form: Die specifischen Wärmemengen homologer Körper sind ihren Atomgewichten umge- kehrt proportional. Dieses Gesetz in Verbindung mit der neueren Anschauungsweise , nach welcher freie Wärme als lebendige Kraft einer gewissen Art von Bewegung, gebundene Wärme als eine ge- wisse Menge von geleisteter Arbeit betrachtet wird, bildet den Aus- gangspunkt der folgenden Untersuchungen. Es soll daher zuerst die Bedeutung des Dulong-Petit 'sehen Gesetzes nach der mechani- schen Theorie der Wärme auseinandergesetzt werden. Ist die in einem Körper bei irgend einer Temperatur befindliche freie Wärmemenge nichts anderes als eine gewisse Form von mecha- nischer Wirkungsfähigkeit nach aussen, also eine bestimmte Summe von lebendiger Kraft, deren Summanden die jedem einzelnen physi- kalisch kleinsten Theile des Körpers, jedem Molecule, angehörigen lebendigen Kräfte sind, so ist diese Wärmemenge TF" gegeben durch die Gleichung W=ml ^m' V -\-m" l" -\- 1) Ann. de Chim. et de Phys. X. 393. 2. ser. ^) J*"??- Ann. der Physik und Chemie XXiU. 1. 3) Ann. de Chim. et de Phys. LXXIII. 3, LXXVI. 129, XLVI. 237. 3. sei'., auch in Pogg-^ Ann, LI. 44, 213, Llll. 60. 243, XCVIII. 396, S6 Stefan. wenn mitw?., m', m", ... die Massen der einzelnen Molecule, mit l, l', l", .... die ihnen zugehörigen auf die Einheit der Masse bezogenen lebendigen Kräfte bezeichnet werden. Hat der betrachtete Körper in allen seinen Theilen dieselbe Temperatur, so muss jeder physikalisch kleinste Theil desselben, jedes Molecul nach aussen dieselbe Stosswirkung üben, es muss daher ml = m'l' = m" l" = sein, das Product m l, d. i. die lebendige Kraft eines Moleculs ist das Mass für die Temperatur. Sind die Molecule eines Körpers alle gleich bezüglich der Quantitäten ihrer Massen, so dass m=^m' =m' = . . . . , so müssen auch, wenn der Körper in allen seinen Theilen dieselbe Temperatur besitzen soll , die lebendigen Kräfte der Molecule unter einander gleich sein, es müssen auch die Gleichungen Z = r = /"= bestehen. Ist die Anzahl der im Körper enthaltenen Molecule n, so hat man dann die im Körper enthaltene freie Wärmemenge TF== nml. Für einen zweiten Körper, der aus n gleichen Moleculen be- steht, von welchen jedes die Masse m! und die lebendige Kraft l' auf die Einheit der Masse bezogen besitzt, hat man die in demselben vorhandene freie Wärmemenge W gegeben durch W = n'm'l', vorausgesetzt, dass dieser Körper ebenfalls in allen seinen Theilen dieselbe Temperatur besitzt. Soll diese die gleiche sein, wie bei dem ersten Körper, so muss jedes der Molecule des zweiten Körpers dieselbe Stosswirkung nach aussen üben , welche ein Molecul des ersten Körpers übt, d. h. es muss ml = m' V sein. über (las D ul o n g - P eti t'sche Gesetz. 87 Wird die Temperatur in jedem dieser Körper um gleich viel erhöht und beträgt der Zuwachs der lehendigen Kraft eines Moleculs in dem einen Körper J, in dem andern J', so muss sein, also, da ist, muss auch ml-\-d = m'l' -^A' ml = m' t J = J' sein. Nun ändern sich bei der Zunahme der lebendigen Kräfte der Molecule ihre Massen m und m! nicht, also fallt die Änderung einzig und allein auf die mit / und /' bezeichneten Grössen, d. h. man kann J'=m'd' setzen und hat dem Obigen zu Folge m d = m' S' . Diese letzte Gleichung gibt folgendes Gesetz: Die Zuwächse der lebendigen Kräfte der Molecule der verschiede- nen Körper, welche einer für alle gleich e n T empera- turerhöhung entsprechen, sind dieselben für alle K ö r p e r. Nehmen wir an, in der Masse der Gewichtseinheit des einen Körpers seien ?i, in der Masse der Gewichtseinheit des andern Kör- pers n' Molecule, so haben wir 1 ni = — - ng 1 m == — n' ff 1 wenn g die Beschleunigung der Schwere, also — die Masse der Ge- wichtseinheit bedeutet. Nach dem früheren ist daher ng n g 88 Stefan. oder d d' n n' 1 1 und darin bedeuten — und —r die Gewichte der einzelnen Molecule, n n die wir mit p und p' bezeichnen können, in Folge dessen also A I 'S I po=p o haben. Beträgt der Zuwachs der Temperatur loC, so ist ^der ent- sprechende Zuwachs der lebendigen Kraft eines Moleculs bezogen auf die Masseneinheit in dem einen, d' dieselbe Grösse in dem zweiten Körper. Nennt man nun den Zuwachs der lebendigen Kraft in der Masseneinheit eines Körpers für den Fall, dass seine Temperatur um 1*0. wächst, seine freie specifische Wärmemenge, welche nach der mechanischen Theorie der Wärme eben in der Art defiiiirt werden muss, so gibt die letzte Gleichung offenbar das Gesetz: Die Producte aus den freien speci fischen Wärmemengen in die Gewichte der Molecule der verschiedenen Körper sind für diese Körper unter einander gleich. Nach der eben gegebenen Definition von freier specifischer Wärmemenge kann diese als eine verticale Linie betrachtet werden, durch welche die Masseneinheit unter der Einwirkung der Schwere fallen müsste, um am Ende derselben jene Wirkungsfähigkeit zu er- halten, die ihr durch den Zuwachs der Temperatur um 1°C. verliehen wird. Betrachtet man sodann das Gewicht eines Moleculs als eine horizontale Linie, so gibt diese mit der früheren verticalen ein Rechteck, und das vorhin ausgesprochene Gesetz besagt, dass die auf diese Weise aus den den verschiedenen Körpern angehörigen Daten construirten Rechtecke gleiche Flächeninhalte besitzen. Sind die Gewichte der Molecule gleich oder proportional den chemischen Atomgewichten, eben so die freien specifischen Wärme- mengen gleich oder proportional den gewöhnlichen specifischen Wärmemengen , so begreift das oben ausgesprochene Gesetz das Dulong'sche in sich oder, an der Berechtigung der entwickelten mechanischen Theorie festhaltend, kann man sagen: Das Dulong'sche Gesetz besteht nur in so ferne, als die Gewichte der Molecule den Atomgewichten, die freien specifischen Wärmemengen den gewöhn- lichen specifischen Wärmemengen entweder gleich oder proportional über das Diil ong- Pet it'sche Gesetz. 89 sind. Letztere Bedingung wird also nach der Erfahrung nur für jene Körper erfüllt, die einer Verwandtschaftsreihe angehören. Auf eine ähnliche Weise kann offenhar auch das Gesetz, welches Schröder *) und nach ihrnWöstyn^) aufgestellt haben, nach der mechanischen Theorie der Wärme gedeutet werden. Von Betrachtungen über das Dulong'sche Gesetz , die sich auf die mechanische Theorie der Wärme stützen, ist mir nur eine Notiz von Mann 3) bekannt geworden, die aber auf der falschen Annahme beruht, dass die gewöhnliche specifische Wärmemenge proportional einer Bewegungsquantität der Atome sei. Um das Dulong'sche Gesetz durch die Erfahrung zu bewahr- heiten (es ist zwar ursprünglich ein Erftdirungsgesetz, in der ihm jetzt gegebenen Form jedoch nicht mehr), müsste man zuerst die Gewichte der Molecule der verschiedenen Körper oder wenigstens ihnen proportionale Zahlen kennen. Solche sind nicht nothwendig die chemischen Äquivalentzahlen, auch für den Fall nicht, dass letztere wirklich die Atomgewichte geben. Denn selbst bei einem absolut ein- fachen Körper braucht noch nicht Molecul und Atom eines und dasselbe zu sein. Immer aber müssen die Gewichte der Molecule ganzzahlige Vielfache der Atomgewichte sein. Die von Regnault an den ange- gebenen Orten für die einfachen Körper angenommenen Atom- gewichte haben so viel Wahrscheinlichkeit für sich, dass man sie als den Anforderungen, welche an die ins Dulong'sche Gesetz einge- henden Zahlen gestellt werden, genügend betrachten kann. Was den zweiten Factor, die freie specifische Wärme betrifft, so ist diese von keinem Körper als unmittelbar durch das Experiment erhalten bekannt. Nur bei den einfachen nicht liquidirbaren Gasen kann man mit grosser Approximation die gewöhnlichen speci- fischen Wärmen, d. i. die bei constantem Drucke als den freien pro- portional betrachten, wie es die Untersuchungen von Duiong *) und Delarive und Mar cet5)darthun. Die Producte aus den specifischen Wärmen dieser Gase in ihre Atomgewichte werden daher immer ») Pogg. Ann. LH. 269. 2) Ann. de Chim. et de Phys. XXIII. 293. 3. se'r., auch in Pogg. Ann. LXXVI. 129. 3) Schlömilch's Zeitscliiift für Malhein;itik und Physik, H. Jahrg. IV. Heft, 280. 4) Ann. de Chim. et de Phys. XLI. 113, auch in Pogg. Ann. XVI. 433. ^) Ann. de Chim. et de Phys. XXXV. 3. 2. ser., auch in Pogg. Ann. IX. 363.; dann aus der Bibliotheque universelle XLI. 37; in Pogg. Ann. XVI. 340. 90 Stefan. eine und dieselbe Zahl sein, diese Zahl wird aber nicht mehr zum Vorschein kommen können, sobald man die specifische Wärmemenge irgend eines andern Körpers mit seinem Atomgewichte multiplicirt. Denn diese specifische Wärmemenge ist nicht seine freie specifische Wärmemenge, und wenn sie es auch wäre, so könnte das Product aus ilir und dem Atomgewichte des betreffenden Körpers nicht die oben gedachte Zahl liefern, da zur Bestimmung dieser Zahl nicht die freie specifische Wärmemenge der einfachen Gase genommen wurde. Aus dem eben Gesagten geht aber hervor, dass man die freien specifischen Wärmemengen der einfachen Gase oder allgemein nur eines einzigen Körpers kennend im Stande wäre, mit Hilfe des ab- geleiteten Gesetzes die freien specifischen Wärmemengen aller übrigen Körper zu finden. Man hätte ja eben für jeden Körper nur die bewusste Zahl durch das ihm zugehörige Atomgewicht, dieses in der oben angegebenen Bedeutung genommen, zu dividiren. Mittelst des D u 1 0 n g'schen Gesetzes in der Form, in welcher es durch die Erfahrung gegeben wird, ist man dies nicht im Stande, denn nach demselben gilt das umgekehrte Verhältniss zwischen Atomgewichten und specifischen Wärmemengen nur für homologe Körper, die con- stante Verhältnisszahl wechselt von Reihe zu Reihe ähnlich consti- tuirter Körper und hat selbst innerhalb einer solchen Reihe Werthe, die so weit ungleich sind, dass diese Ungleichheiten nicht Resultate von Beobachtungsfehlern sein können. Die Ursache dieser Abwei- chungen liegt aber eben darin, dass man die gewöhnliche statt der freien specifischen Wärmemenge in die Rechnung zieht. Regnault erklärte diese Abweichungen schon in seiner ersten Arbeit *) aus dem Umstände, dass die specifischen Wärmemengen der verschie- denen Körper nicht bei derselben Temperatur vergleichbar seien, wenn es sich um ihre Producte mit den zugehörigen Atomgewichten handelt, und dass von ihnen ausserdem noch die latenten Aus- dehnun gs wärmen, wie er sie nennt, in Abzug gebracht werden müssten. In der letzten Arbeit sj formulirt er diese Ansicht noch genauer, indem er sagt, dass bei der Bestimmung der specifischen Wärmemenge nicht nur die zur Temperaturerhöhung verwendete Wärmemenge, sondern auch diejenige, welche zur Ausdehnung und 1) Ann. de Chim. et de Phys. LXXIII. S. 2. ser. 2) Ann. de Chim. et de Phys. XLVI. 257. 3. ser. Ülier das Du long-Pet it'sche Gesetz. 91 ZU moleciilaren Veräiiderungen, die mit der Temperaturerhöhung verbunden sind, gefunden werde, während doch nur die erste, die zur Temperaturerhöhung verwendete in Rechnung gezogen werden sollte. Der Grund, warum das Product aus Atomgewicht in die ge- wöhnliche specifische Wärmemenge für chemisch homologe Körper nahezu constant ist, liegt dann oflenbar nur darin, dass die chemisch homologen Körper nahezu auch molecular-physikalisch homolog sind. Die Bestimmung der freien speeifischen Wärmemenge, d. i. der- jenigen, die zur Temperaturerhöhung verwendet wird, aus der ge- wöhnlichen mit Zuhilfenahme der mechanischen Theorie der Wärme, bildet den Inhalt der nächstfolgenden Betrachtungen. II. Man kann ähnlich, wie esClausius^ gethan, die Wärme- menge Q, welche der Gewichtseinheit eines Körpers zugeführt werden muss, um ihn aus einem Zustande von bestimmter Tempera- tur und innerer Beschaffenheit in einen andern überzuführen, als aus zwei Theilen zusammengesetzt betrachten: 1. aus derjenigen Wärmemenge V, die zur Temperaturerhöhung verwendet wird ; 2. aus derjenigen Wärmemenge, die zur Leistung von Arbeit bei der Ausdehnung des Körpers und Veränderung seiner inneren Beschaffenheit verwendet wird. Ist die Grösse dieser Arbeit W, das mechanische Äquivalent der Wärmemengeneinheit A, so hat man zu Folge dem Gesagten W Q-U-^r— (1) A Wird durch Zufuhr von neuer Wärmemenge Q vergrössert um dQ, so ist, wenn dU wnA dW ^'\Q zugehörigen Zuwächse von U und W bedeuten, dQ = dU^^ (2) A Wurde durch diese neue Zufuhr der Wärmemenge die Tempe- ratur um l^C. erhöht, war die Temperatur vor dieser Zufuhr 0"C., so bedeutet {/(^nichts anderes als die gewöhnliche, r/(7 die freie 4 Pogg. Ann. XCni. 481. 92 Stefan, specifische Wärmemenge. Letztere wird daher aus der Gleichung (2) erhalten werden können, sobald es gelingt die Grösse dW ~Ä~ auszuvverthen, oder, da A als bekannt angenommen werden kann, sobald es gelingt die mit der Temperaturerhöhung um l^C. verbun- dene Arbeit, welche von einem Theil der zugeführten Wärme gelei- stet werden musste, zu bestimmen. Man kann nun annehmen , dass wir diese Arbeitsgrösse bei den einfachen Gasen mit grosser Approximation anzugeben im Stande sind. Beim Wasserstoff-, Sauerstoff- und Stickstoffgase scheint näm- lich bei der Temperaturerhöhung keinerlei innere Veränderung vor- zugehen, ausser dass diese bei der Temperaturerhöhung sich aus- dehnen, wenn sie sich ausdehnen können. Ist dies letztere der Fall, geschieht die Erwärmung bei constantem Druck , so besteht die zu leistende Arbeit in nichts anderem als in der Hebung des auf dem Gase lastenden Druckes um eine Grösse, welche durch die Volums- vermelirung bestimmt ist. Geschieht aber die Erwärmung bei con- stantem Volumen, so ist die daraus gerechnete specifische Wärme- menge, wenn sie durch den Versuch bestimmt werden könnte, mit grosser Approximation gleich der freien specifischen Wärmemenge, und sie ist dieser absolut gleich für den Fall, dass bei der Erwär- mung eines der genannten Gase wirklich gar keine innere Arbeit verrichtet wird. Denkt man sich nun das Gas in einem Gefässe von dem Quer- schnitt 1, das durch einen beweglichen Stempel geschlossen ist, welcher den vorhandenen äusseren Druck, z. B. den der Atmosphäre mit eingerechnet, auf das Gas den constanten Druck p ausübt, so ist d W= pdo wenn do den Zuwachs des Volumens der Gewichtseinheit des Gases ausdrückt. Die Gleichung (2) geht daher über in dQ=^dU-{-^-^ (3) oder wenn man die gewöhnliche specifische Wärmemenge mit C, die freie specifische Wärmemenge mit c bezeichnet. über das Üulon};- Pe ti t'sche Gesetz. 9o Das Volumen u der Gewichtseinheit des Gases ist aber gege- ben durch 1 s wenn s das specifische Gewicht des Gases bedeutet. Ist daher a der kubische Ausdehnungscoefficient des Gases in dem betrachteten Zu- stande, so wird a du = — s und die Gleichung (4) geht über in C=o+^ . (5) As woraus man unmittelbar die freie specifische Wärmemenge o=C-^ (6) As erhält. Bezeichnet man mit a das Gewicht der Volumeneinheit trockener atmosphärischer Luft bei dem Drucke p, den wir gleich dem Drucke einer Quecksilbersäule von 760 Millim. setzen wollen, und bei der Temperatur OoC. mit o die Dichte des betrachteten Gases unter demselben Drucke und bei der nämlichen Temperatur die Dichte der Luft als Einheit angenommen, so ist s = ad also C~e=-^ (7) Nimmt man nun den Meter als Längen- das Kilogramm als Gewichtseinheit, so ist 9 /) = 10330 Kilogramm a= 1-29366 A = 424 Kilogrammeter a= 0-003665 •) Die auf die Gase bezüglichen Zahlen sind den T-ibellen in Bunsen's gasonietri- schen Methoden entnommen. »4 Stefan. Aus diesen Daten folgt für die atmosphärische Luft, für welche 0 = 1 ist, (7— c = 0-069022. Zur Bestimmung der Fehler in diesem Resultate, welche her- rühren von Fehlern in den Daten a, A, a, hat man die folgenden Zahlen: Fehlercoefficient zu da= 18-8328 „ clÄ = — 000016279 „ (la = — 00S3354. Darin bedeuten den., dA, da die Fehler der Daten a, A, a, in dem Sinne genommen, dass die unrichtige Zahl von der richtigen subtrahirt den Fehler gibt. Diese Fehler sind mit den obenstehenden Coefficienten zu multipliciren und zu dem Werthe von C — c als Correction hinzuzufügen. Nehmen wir an , in a sei bereits die fünfte Decimalstelle um eine Einheit fehlerhaft, der angenommene Werth von A sei um die Einheit von dem wahren verschieden und bei a betrage der Fehler ebenfalls eine Einheit in der vierten Decimale, so sind die zu C — c hinzuzugebenden Correctionen 0-000188 — 0-000163 — 0000005 für den Fall, dass alle Werthe, die in die Rechnung eingingen, zu klein angenommen wurden. Wäre aber der angenommene Ausdeh- nungscoefficient zu gross um eine Einheit in der fünften Decimal- stelle, so wäre auch die erste dieser drei Zahlen negativ und man hätte bei dem Werthe von C — c die Correction — 0000356 anzubringen. Die beispielsweise angegebenen Fehler sind wahrscheinlich zu gross, jedoch nicht ausser den Grenzen der Möglichkeit, man kann daher in dem gefundenen Werthe für C — c nur die drei ersten Deci- malstellen als durch die angestellte Rechnung vollkommen sicher gegeben betrachten. Ülier (las I) ul o iig- 1' e t i fsclio Gesetz. 95 Die specifische Wärmemenge der atmosphärischen Luft hei eonstantem Druck ist unter den angegebenen Verhältnissen C= 0-2370, folglich c = 0-1680 und in dem Werthe von c sind die drei ersten Decimalstellen voll- kommen sicher. Aus diesen zwei Werthen folgt — =1-410. c Dulong i) erschloss aus der Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Schalles in der Luft mit Zugrundelegung der Laplace'schen Theorie das Verhältniss der beiden Wärmecapacitäten — =1-421. c Anstatt einer Discussion, welche von diesen zwei Zahlen mehr Anspruch auf Richtigkeit besitzt, füge ich nur Folgendes bei. Die Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Schalles in der atmosphärischen Luft bei 0» C. und 760 Millim. Barometerstand berechnet sich nach der Newton'schen Formel zu 279-96 Meter wenn man nach den Versuchen Regnault's das Verhältniss zwischen der Dichte des Quecksilbers und der Luft unter den oben angege- benen Verhältnissen 10517 setzt. Multiplicirt man die nach der Newton'schen Formel gerech- nete Schallgeschwindigkeit mit den Quadratwurzeln aus den Ver- hältnisszahlen der specitischen Wärmen, so erhält man in dem einen Falle, die Verhältnisszahl 1-410 gebrauchend, 332-44 Meter, in dem andern Falle, die Verhältnisszahl 1-421 gebrauchend. 1) Ann. de Chim. et de Pliys. XLI. 113, auch in Po gg. Ann. XVI. 438. 96 Stefan. 333-74 Meter als Grösse der Schallgeschwindigkeit in der Luft, also Zahlen, die von einander wenig abweichen. Die wirklich vorgenommenen Mes- sungen gaben nach der Zusammenstellung Mousson's in seinem Lehrbuche der Physik folgende Zahlen: 332-9 (Lacaille 1738), 333-7 (Benzenberg 1809), 331-0 (Goldingham 1821), 330-8 (Arago 1822), 332-9 (Stampfer 1822), 332-5 (Moll und van Beck 1823), 3324 (Bravais und Martin 1844). Zur Berechnung der Grösse C — c für die drei einfachen Gase: Sauerstoff, Stickstoff, Wasserstoff, kommen ausser den schon bei der atmosphärischen Luft angegebenen Daten noch die Dichtigkeiten dieser Gase in Anwendung. Diese sind für Sauerstoff . Stickstoff . Wasserstoff 110561 0-97134 0-06927 und die Werthe von C — c werden für Sauerstoff .... 0-065386 Stickstoff .... 0071058 Wasserstoff . . . 0-99642 Die folgende Tabelle dient zur Bestimmung der Fehler in diesem Besultate. Fehlercoefficlenten für zu da zu ilA zu ds Sauerstoff 17-8323 — 0-00015414 — 0047836 Stickstoff 19-3884 — 0-00016759 — 0-071191 Wasserstoff .... 271-87S — 0-0023500 — 11-1193 c 01529 e 1-426 0-1730 1-410 2-4082 1-413 Ülter das D ul ong-- l'e ti fsclic Gesetz. 97 Die gewöhtiliclien specifischeii Wärmemengen für diese drei Gase sind der Reihe nach 0-2182 , 0-2440 , 3-4046, also erhält man für Sauerstoff . . . Stickstoff . . . Wasserstoff . . worin c und — die ihnen früher gegebenen Bedeutungen haben. Von diesen Zahlen sind, wie aus der Tabelle der Fehlercoeffi- cienten hei-vorgeht, die für das Wasserstoffgas erhaltenen Daten die unsichersten. Nimmt man an, die Zahlenwerthe der Fehler des Ausdehnungscoefficienten , des mechanischen Äquivalentes der Wärme, des specifischen Gewichtes des Wasserstoffgases seien 0-00001 , 1 , 0-0001 so sind die dazu gehörigen Fehler in C — c ihren Zahlenwerthen nach 0-00271 , 0-00235 , 0-00110 und der Gesammtfehler könnte im ungünstigsten Falle 0-00616 betragen, also selbst noch die zweite Decimalstelle alteriren. Nimmt man nun die gerechneten specifischen Wärmemengen bei constantem Volumen für Sauerstoff, Stickstoff und Wasserstoff, multiplicirt sie mit den Atomgewichten dieser drei Gase, also mit den Zahlen 8,7, 0-S, so sollten die erhaltenen Producte nach dem Dulong'schen Gesetze unter einander gleich sein, wenn freie specifische Wärmemenge mit dieser bei constantem Volumen identisch ist. Diese drei Producte sind für Sauerstoff . . . . 1-2232 Stickstoff . . . . 1-2110 Wasserstoff . . . 1-2041. Sitzb.d. mathem.-naturw. Tl. XXXVI. M. Nr. 13. 98 Stefan. Diese Zahlen weichen bereits in der zweiten Decimale von ein- ander ab, wenn auch nur unbedeutend. Nimmt man aber die oben angegebenen möglichen Fehlerwerthe für alle drei Gase als beste- hend an, so würden durch dieselben nur Unterschiede in den dritten Decimalstellen erklärt. Zudem ist ein so grosser Fehler im Ausdeh- nungscoefficienten, welcher den grössten Einfluss ausübt, nur beim Wasserstotfgase annehmbar, für welches Magnus den Ausdehnungs- coefficienten 00036556 fand. Es ist daher wohl wahrscheinlich, dass die für das Wasser- stotfgas gefundene Zahl zu klein sei, aber die grosse Abweichung ist nicht erklärt. Die Richtigkeit der Atomgewichte und des aufgestellten Ge- setzes für die freien specifischen Wärmemengen festhaltend, kann man nur mehr folgende Erklärung für die Abweichungen geben: Die freie specifische Wärmemenge der einfachen Gase ist nicht iden- tisch mit der specifischen Wärmemenge, bei constantem Volumen oder bei der Erwärmung der Gase wird auch innere Arbeit geleistet. 1 Diese innere Arbeit müsste dann etwa -^^ der äusseren betragen, falls sie die Abweichungen erklären sollte, und würde weniger darin zu suchen sein, dass eine Anziehung zwischen den einzelnen Gas- moleculen zu überwinden sei, als vielmehr darin, dass innerhalb der Molecule selbst gegen Anziehungen zwischen den Atomen gekämpft werde. Diese innere Arbeit würde daher nur geleistet werden bei der Ausdehnung eines Gases in Folge von Temperaturerhöhung, nicht bei der Ausdehnung desselben ohne letztere, und würde grösser sein bei Sauerstoff, am kleinsten bei Wasserstoff. Clausius bemerkt über die innere Arbeit ^): Es ist That- sache, „dass bei der Ausdehnung eines permanenten Gases keine innere Arbeit gethan wird, oder wenigstens eine solche, die im Ver- hältniss zur äusseren Arbeit, welche das Gas bei der Überwindung des Gegendruckes thun kann , sehr klein ist. Dass dieses der Fall sein muss, habe ich schon in meiner ersten Abhandlung über die mechanische Wärmetheorie ^) aus dem sonstigen Verhalten der 1) Pog^g. Ann. CV. 256. 8) Po gg. Ann. LXXIX. 392. über (las Du lo ny:- Pct i fsclio fiesetz. 90 permaneulen Gase geschlossen, und später ist dasselbe durchVersuclie von Regnault und besonders durch die schönen Untersuchungen von W. Thomson und Joule i) vollkommen bestätigt, so dass es jelzt als eine feststehende Thatsache zu betrachten ist. Aus dieser Kleinheit der inneren Arbeit im Vergleich zur äusseren folgt weiter mit Nothwendigkeit, dass die Kräfte, welche die Molecule in ihren mittleren Entfernungen auf einander ausüben, gegen diejenigen, welche nötliig sein würden um daraus die Expansivkraft des Gases zu erklären, sehr klein sein müssen. Ausserdem ist noch ein anderer Umstand wohl zu beachten. Die geringe innere Arbeit, welche nach den Versuchen von Thomson und Joule stattfindet, ist von der Art, dass man daraus schliessen muss, dass die kleinen Kräfte, welche die Molecule in ihren mittleren Entfernungen auf einander ausüben, nicht Abstossungen, sondern Anziehungen sind". Damit steht aber die angegebene Grösse für die innere Arbeit als zu bedeutend nicht im nothwendigen Widerspruche, so bald diese Arbeit nicht in der Überwindung intermolecularer, sondern vielmehr intramolecularer Widerstände bestehend gedacht wird, also sowohl bei Erwärmung eines Gases bei constantem Drucke, als auch bei constantem Volumen geleistet werden muss, wenn vielleicht auch nicht in absolut gleichem Masse. Diese innere Arbeit nimmt aber weder auf die Resultate der angezogenen Untersuchungen von Clau- sius noch auf die Resultate der Experimente einen Einfluss. Da zwischen den specifischen Wärmemengen bei constantem Drucke und bei constantem Volumen für die einfachen Gase ein nahe- zu unveränderliches Verhältniss besteht, so müssen auch die Pro- ducte aus den ersteren specifischen Wärmemengen in die Atom- gewichte nahezu immer dieselbe Zahl liefern. Diese Producta sind für Sauerstoff . . . . 1-7456 Stickstoff . . . . 1-7080 Wasserstoff . . . 1-7023 unter einander also viel mehr abweichend, als die Producte aus den Atomgewichten und den specifischen Wärmemengen bei constantem Volumen. ») London Phil. Transact. Vol. 143 and 144 for the years 18S3 and 1854. 7* 100 Stefan. Der Satz, dass das V^erhältniss zwischen den beiden specifisehen Wärmemengen constant sei für die einfachen Gase, lässt sich auch aus dem corrigirten Dulong'schen Gesetze ableiten. Bedeuten m und m' die Atomgewichte von zweien der Gase, c und c' die specifisehen Wärmemengen bei constantem Volumen gleichgenommen den freien specifisehen Wärmemengen, so ist mc ^m c' . Ist s das specitische Gewicht des einen Gases, s' das des anderen, und die Anzahl der Atome in jedem Gase bei gleichem Volumen, gleichem Drucke und gleicher Temperatur dieselbe, etwa n, so ist m = — n m = — n folglich ist auch d. h. die specifisehen Wärmemengen bei constantem Volumen auf gleiche Volumina bezogen sind für die in Rede stehenden Gase gleich. Haben die betrachteten Gase gleiche Ausdehnungscoefficienten a und a', so hat man auch s c s' c' a a' und wenn p und Ä dieselben Grössen bedeuten, wie vorhin pa pa' As e As' c' ' Nun ist nach dem Früheren, wenn C und C die specifisehen Wärmemengen bei constantem Drucke bedeuten i»« =A_ 1 Ase c pa' _ C As'c' c' also ist auch c _ c über iliis D iil oiiy- Pe ti t'sclie Gesetz. 101 jedoch nur unter der Voraussetzung, dass die Ausdehnungscoef- ficienten für die betrachteten Gase unter einander gleich sind. III. So wie die einem Gase, so wird auch die einem festen Körper zugeführte Wärmemenge nicht blos zu dessen Temperaturerhöhung, sondern auch zur Leistung von Arbeit verwendet, welche Arbeit theils eine innere, theils eine äussere, und Folge der Ausdehnung des Körpers ist, welche immer mit der Temperaturerhöhung verbunden auftritt. Die innere Arbeit besteht in der Überwindung der Kräfte, mit welchen die einzelnen Theilchen des festen Körpers ihre relati- ven Lagen zu behaupten streben, wobei vielleicht diese einzelnen Theilchen in letzter Instanz nicht blos als Molecule, sondern sogar als Theile dieser Molecule zu betrachten sein werden. Die äussere Arbeit besteht in der Fortschiebung des äusseren Druckes, der auf dem Körper lastet, um die Ausdehnungsgrösse des letzteren. Die Versuche über die Grösse der Kräfte, welche eine Deformation eines festen Körpers hervorzubringen im Stande sind, welche also auch ein Mass für die dieser Deformation entgegenwirkenden Kräfte sind, zeigen nun, dass der Druck der Atmosphäre fast verschwindend sei gegen jene Druckkräfte, die eine merkliche Deformation eines festen Körpers hervorzubringen im Stande sind. Besonders ist dies der Fall für jene festen Körper, die in dem Folgenden einzig und allein zur Betrachtung kommen werden: die Metalle. Man kann daher bei der Bestimmung der Arbeit, welche die Wärme bei Ausdehnung eines Metalles zu leisten hat, lediglich als eine innere betrachten, zudem die Correction wegen der vernachlässigten äusseren Arbeit immer leicht angebracht werden kann, wenn diese Correction je erspriesslich sein sollte. Um zuerst einen analytischen Ausdruck für die innere Arbeit zu erhalten, kann man wohl folgende Betrachtung anstellen: Wird ein fester Körper von allen Seiten gleichmässig gedrückt, so dass der Druck auf jedes Stückchen seiner Oberfläche , welches gleich der Flächeneinheit ist, die Einheit des Druckes beträgt, so vermindert sich das Volumen des Körpers dergestalt, dass derselbe fortwährend eine seiner ursprünglichen ähnliche Form beibehält. Diese Vulumsänderung kann man ausdrücken durch das Product: 102 Stefan. Va worin Fdas Volumen des Körpers und a dann offenbar die Contraction der Volumeneinheit dieses selben Körpers bedeutet unter Einwirkung des angegebenen Druckes. Beträgt die Intensität des auf den Körper ausgeübten Druckes, auf die Flächeneinheit bezogen, P, so ist die Volumsverminderung nach dem einfachen Elasticitätsgesetze gegeben durch aPV. Bezeichnet man das Volumen des Körpers nach dieser Deforma- tion mit V, so ist V—V' = aPV und daraus findet man die Druckgrösse P, welche einer gegebenen Volumsverminderung V — V entspricht: (8) Denkt man sich das einfache Elasticitätsgesetz, welche die Pro- portionalität der Deformation und der sie bewirkenden Kraft aus- spricht, als giltig für alle noch so grossen Deformationen, so folgt aus (8) für die Intensität desjenigen Druckes, der das Volumen eines Körpers bis zum vollständigen Verschwinden zu vermindern im Stande wäre, für welchen Fall also V' = 0 würde, der Werth 1 -E (9) Es drückt also ^ den Druck aus, der auf einen Körper wirken a ^ müsste, um sein Volumen bis auf Null zu reduciren, und man kann diese Grösse den kubischen Elasticitätscoefficienten der Substanz nennen, aus welcher der betrachtete feste Körper besteht, und von diesem den gewöhnlichen Elasticitätscoefficienten als den linearen unterscheiden. Leistet der Körper gegen eine nach allen Seiten gleichmässige Volumsänderuiig immer denselben Widerstand, mag die Volumsände- über das D iil o iig^- Pe t i l'sclie Gesetz. 103 rung eine Verminderung oder Vermehrung sein, so gibt der kubische Elastieitätseoefficient auch den Zug an, ebenfalls bezogen auf die Flächeneinheit, der auf den Körper von allen Seiten gleichniässig wirken müsste, damit sich sein Volumen verdoj)pole, welche Defini- tion des kilbischen Elasticitätscoefficienten in vollkommenem Einklänge steht mit der gewöhnlich gebräuchlichen Definition des linearen Elasticitätscoefficienten. So lange die durch die Deformation des festen Körpers der dieser entgegenwirkende Widerstand oder die durch die Deformation geweckte elastische Kraft direct proportional der Deformation selbst bleibt, kann man, die Deformationsgrössen als Abscissen betrachtend, die ilinen entsprechenden elastischen Kräfte als Ordinaten ansehen, diese Ordinaten werden dann zu einer geraden Linie gehören, die durch den Anfangspunkt der Abscissen geht. Die äusserste der Ordi- naten, die dem Endwertiie der Deformation entspricht, wird dann die elastische Kraft angeben , welche der äusseren Kraft, durchweiche die Volumsänderung herbeigeführt wurde, das Gleichgewicht hält, ihr selbst also gleich ist. Die angenommene Abscissenaxe, die gerade Linie, deren Ordinaten die elastischen Kräfte sind, und die dei* schliesslichen elastischen Kraft entsprechende Ordinate bilden offen- bar ein rechtwinkeliges Dreieck, dessen zwei Katheten gegeben sind durch die Volumsänderung und die drückende Kraft, also etwa durch V—r und P. Der Flächeninhalt dieses Dreieckes, der mit St bezeichnet wer- den mag, ist gegeben durch P(V— V'^ 3I = LiJ_-L2 (10) und bedeutet nichts anderes als die während der Deformation des Körpers entwickelte innere Arbeit der elastischen Kräfte. Führt man in die letzte Formel den Werth von P aus der Gleichung (8), so hat man für diese innere Arbeit noch folgende Formel : 31 = 2aV i oder wenn man für — die ihm in der Gleichung (9) gleichgesetzte a Grösse E setzt, 104 Stefan. ät= \^ ' (11) Die innere Arbeit, welche entwickelt wird bei einer Deformation des Körpers, bei der sein Volumen entweder verschwindet oder ver- doppelt wird, sei L, und es folgt aus der vorstehenden Gleichung EV Man kann offenbar L auch als die innere Arbeit betrachten, welche geleistet würde, falls das Vohimen eines Körpers durch äussere Zugkräfte von Null an bis Fvergrössert würde, abgesehen davon, dass dieser Fall in der Natur nicht vorkommen kann und auch das einfache Elasticitätsgesetz nicht über gewisse Grenzen hinaus giltig ist. Die Ausdehnung eines Körpers bei der Temperaturerhöhung geht dergestalt vor sich, dass die Zunahme des Volumens direct pro- portional ist der Temperaturzunahme, wenigstens innerhalb gewisser Grenzen. Bezeichnet Fdas Volumen eines Körpers bei der Tempe- ratur des schmelzenden Eises, ß seinen kubischen Ausdehnungs- coefficienten, so ist sein Volumen V bei einer Temperatur von t Thermometergraden gegeben durch die Formel Denkt man sich das Ausdehnungsgesetz fortwährend giltig, so muss, wenn man dem t immer grössere und grössere absolute Wertlie ertheilt und diese dann mit dem negativen Vorzeichen behaftet, einmal werden, woraus man i findet. Für diesen Werth der Temperatur, also für — f^, müsste offenbar der betrachtete Körper das Volumen Null besitzen. Dieser Temperaturwerth kann also als der imaginäre absolute Null- punkt der Temperatur betrachtet werden, imaginär desshalb, weil, den Fall selbst angenommen, dass es einen absoluten Nullpunkt der Temperatur gäbe, der obige mit diesem nicht zusammenfiele, denn Üher das Duloiig-l'eti l'sehe fiesetz. lü«5 (las angenommene Ausdehnungsgesetz gilt nicht fortwährend für ;ille Änderungen in Temperatur und Volumen. Offenbar ist der imaginäre absolute Nullpunkt der Temperatur ein anderer für jeden anderen Körper. Denkt man sich jetzt einen festen Körper in diesem imaginären Zustande der Nulltemperatur und des Nullvolumens, so kann er durch Zufuhr von Wärme endlich in den Zustand gebracht werden, in welchem er die Temperatur des schmelzenden Eises und ein dieser Temperatur entsprechendes Volumen V besitzt. Die zugeführte Wärmemenge wurde zu doppeltem Dienst verwendet, erstens zur Erhöhung der Temperatur, zweitens zur Vei riciitung von Arbeit, die bei der Ausdehnung des Körpers zur Überwindung der entgegenwir- kenden elastischen Kräfte geleistet werden musste. Nennt man diese Arbeit L , die zu dieser Temperaturerhöhung verwendete Wärme- menge U, die totale zugeführte Wärmemenge Q, so hat man offenbar Q = U+-^ (13) unter A das mechanische Äquivalent der Wärmemengeneinheit ver- standen. Dabei ist offenbar die äussere Arbeit und jene innere, welche vielleicht die Ausdehnung eines Körpers durch Wärme von der Ausdehnung durch Zugkräfte unterscheidet, man könnte sie innere Atomarbeit nennen, unberücksichtigt gelassen. Bedeutet also L blos die innere Moleculararbeit, so kann man den Werth dieser Grösse nach Formel (12) darstellen, und die vorstehende Gleichung geht, wenn E den kubischen Elasticitätscoefßcienten des betrachteten Körpers, Fsein Volumen bei der Temperatur des schmelzenden Eises bedeutet, über in folgende: EV 0=^+^, ('*) Beide Gleichungen (13) und (14) sind falsch in so ferne, als Q nicht die in dem betrachteten Körper bei der angegebenen Tempera- tur wirklich befindliche Wärmemenge darstellt, in so ferne als auch U nicht die wirkliche freie Wärmemenge und das nach Formel (12) bestimmte L nicht die wirklich geleistete Arbeit ausdrücken. Denn die angewendeten Gesetze der Ausdehnung durch Wärme und der Elasticität gelten nicht unbedingt, sondern gelten nur für verhältniss- 106 Stefan. massig sehr kleine Änderungen der Temperatur und des Volumens, sie gelten nur innerhalb bestimmter Grenzen. Gibt man aber den Grössen Q, U, L oder F andere Bedeutun- gen, betrachtet sie nämlicb nur als Zuwäclise der Wärmemengen und der Arbeit oder des Volumens, die geringen Zuwächsen der Tempe- ratur entsprechen, so kann man die erwähnten Gleichungen als brauchbar annehmen und etwa die Gleichung (14) folgendermassen schreiben : äQ = dU+^ (IS) unter dQ, dU, dV die Zuwächse von Q, U und V verslanden , die einem bestimmten Zuwachse der Temperatur entsprechen. Beträgt der Zuwachs der Temperatur 1« C, hat der Körper bei der angenomme- nen Temperatur des schmelzenden Eises das Volumen Eins, so bedeutet dQ die gewöhnliche, dU A[& freie specifische Wärmemenge auf die Volumseinheit bezogen, ^/F ist dann der kubische Ausdeh- nungscoefticient des betrachteten Körpers. Bezeichnet man die gewöhnliche specifische Wärmemenge des Körpers mit C, die freie mit c, beide auf die Gewichtseinheit bezo- gen, bedeutet ferner s das specifische Gewicht des Körpers, so ist dQ = sC dU=sc Führt man noch für den kubischen Ausdehnungseoefficienten das Zeichen 6 ein, so geht die Gleichung (15) über in oder in Ee sC=^ sc-\ ' ZA Ee . ^ C—c = -~- (16) 2sA ^ ^ Offenbar könnte man mittelst dieser Gleichung c, also die freie specifische Wärmemenge eines Körpers bestimmen, sobald die übri- gen in der Gleichung vorkommenden Grössen für denselben gegeben wären. Dies ist jedoch nicht der Fall, denn es mangeln bis jetzt noch experimentelle Bestimmungen des kubischen Elasticitätscoefficienten, mit Ausnahme von ein paar Körpern, oder es mangeln die theoretischen Ülier (tiis Du long-Peti t'sclie Gesetz. 107 Enhvickeliingen, welche aus schon gem-achten Versuclien, in deren Daten vielleicht der kuhische Elasticitätscoeflicient steckt, diesen letzteren abzuleiten lehren w ürden. Es könnte daher vorste- hende Gleichung ein Mittel zur Bestimmung desselben liefern, sobald es gelänge, die freie specifische Wärmemenge zu bestimmen. Das Gesetz der freien specidschen Wärmemengen ermöglicht aber die Erfüllung der gestellten Forderung. Ist nämlich das Product aus der freien specifischen Wärmemenge in das Atomgewiciit con- stant für alle Körper, so genügt es, dieses Product für einen Körper zu kennen, um mittelst des Atomgewichtes irgend eines andern daraus die freie specifische Wärmemenge dieses Körpers zu finden. Nimmt man daher an, dass das Mittel aus den oben für Sauerstoff, Stickstoff und Wasserstoff erhaltenen Zahlen, nämlich 1 2128 der wahre Werth des in Rede stehenden Productes sei, dass die Atomgewichte für die zunächst zu untersuchenden Metalle die in der ersten Columne der folgenden Tafel stehenden Zahlen sind, so erhält man für die freien specifischen Wärmemengen dieser Metalle die in der zweiten Columne stehenden Zahlen. Blei . . Gold.. Silber. Kupfer Platin., Eisen . 104 99- S4 32 99 28 u-oiioo 0-03140 0-01218 0-03244 0 02240 0-0S701 0-03790 0-09513 0-01225 0-03243 0-04331 0-11379 In der dritten Columne unter C stehen die gewöhnlichen speci- fischen Wärmemengen, wie sie von Regnault bestimmt worden sind. Die Formel (16) kann also jetzt zur Bestimmung des kubischen Elasticitätscoefficienten dienen, und dieser wird gegeben sein durch E 1{C—c)sA C^) Um diesen auf dieselben Masseinheiten zu beziehen, welche den Werthen des gewöhuHchen Elasticitätscoefficienten zu Grunde liegen. 108 Stefan. nämlich der Millimeter als Längen-, das Kilogramm als Gewichtsein- heit, müssen noch die in der obigen Formel stehenden Grössen auf diese Masse reducirt werden. Die gewöhnliche Zahl für das specifische Gewicht eines Körpers gibt das Gewicht eines Kubikcentimeters desselben in Grammen an. Bezeichnet man diese Zahl mit a, so ist s, weil das Gewicht eines Kubikmillimeters in Kilogrammen darstellend, gegeben durch s = 1000.1000 Das mechanische Äquivalent der Wärmemengeneinlieit ange- nommen zu 424 Kilogrammmeter, ist in obiger Formel zu ersetzen durch 424000 Kilogrammmillim. und somit hat man zur Berechnung von E E = SOOI und E bedeutet sodann einen Druck auf ein Quadratmillimeter in Kilo- grammen. Die folgende Tabelle enthält die zu den Berechnungen von E für die bezeichneten Metalle verwendeten Daten und die aus ihnen erhaltenen Werthe von E selbst. C—c a 9 E lilei 001974 11 109 0-0000S5449 2186 Gold 0-02026 18-514 0-000046830 6792 Silber 0- 03455 10-369 0-000057291 5303 Kupfer 0-05725 8-933 0-000051519 8418 Platin 0-02018 21-275 0-000026526 1372S Eisen 0-07048 7-748 0-000035463 13058 Die Werthe von a beziehen sich auf gehämmerte und ausgezo- gene Metalle, wie sie Wertheim in seinen Untersuchungen über die Elasticität der Metalle i) mittheilt. Die Werthe von 0 sind für 1) Ami. de Chiiii. et de Pliys. X(I. 383. 3. ser.. .lucli in Po< band n. 1. Ann. Erjränzunas- Ober iliis I) u I on e- -Pf t i t'sche Gesetz. 109 die vier ersten Metalle nach Laplaee und Lavoisier, die für Platin und Eisen nach Du long und Petit den Tabellen in Mülle r's Lehrbuch der Physik und Meteorologie entnommen. Schon der Umstand, dass die einzelnen Daten zur Bestimmung des kubischen Elasticitätscoefficienten von verschiedenen Autoren hergenommen werden mussten, die auch mit verschiedenen Metall- sorten gearbeitet haben, nöthiget, die erhaltenen Zahlen nicht als genau, sondern nur als beiläufig richtig anzusehen. Hier genügt es, wenn sie nur zeigen, dass aus den angestellten Betrachtungen nichts Widersinniges folge. Zu diesem Behufe sind noch die folgenden Bemerkungen hinzugefügt: Die linearen Elasticitätscoefficienten sind für die bezeichneten Metalle aus den schon angeführten Untersuchungen Wertheim's bekannt und in der folgenden Tabelle zusammengestellt. Blei . . Gold.. Silber. , Kupfer Platin . Eisen . . 1803 8131 7337 12449 17044 20972 Gehämmert, ausj zogen und angelassen 1727 5584 7145 10519 15518 20794 177S Nach der allgemeinen Theorie der Elasticität, wie sie von Cauchyi) und neuerdings von Lames) gegeben worden ist, drückt man den kubischen und linearen Elasticitätscoefficienten durch zwei Constanten aus, welche durch die Theorie selbst strenge genom- men nicht bestimmt werden können. Bezeichnet man nach Lame diese zwei Constanten mit A und //, den kubischen Ausdehnungs- coefficienten mit E, den linearen mit F, so hat man s) F = (3^J-V)m 1) Exercices de Mathematiques, annee III, IV, V. 2) Lefons sur la theorie mathem. de Telast. des corps solides. Paris. Bachelier. 18ö2 ^) Lejons etc. p. 74. 110 Stefan, Nimmt man aus den Wer theim'schen Untersuchungen die Werthe von F, welche für die gehän»merten und ausgezogenen Metalle gelten, so lassen sich l und// mittelst der früher erhaltenen Werthe von E berechnen nach den Formeln X=E P- 3EF 9E~F Die so erhaltenen Zahlen sind in der folgenden Tabelle zusam- mengestellt. X H- 1^ Blei 4708 617 3126 2-89 Gold 1-49 Silber 3370 2899 110 Kupfer 5108 4965 102 Platin 9331 6591 1-41 Eisen 7385 8509 0-86 Nach der Poisson'schen Theorie 9 der Elasticifät soll also E== — F 3 sein. Wertheim 3) hingegen schloss aus Versuchen, die er mit Stäben aus Kautschuk und Drüthen aus Glas und Messing anstellte, dass ; = 2// sei, also dass der lineare und kubische Ausdehnungscoefficient gleiche Werthe besitzen. Rechnet man aus den gegebenen Zahlen das Ver- hältniss von F zu E, so findet man für i) Meiiioires de l'Academie royale des sciences VIII. 357. 2) Ann. de Chim. et de Phys. XXIII. 52. 3. ser., auch in Po gg. Ann. LXXVIII. 381 et 476. über »las Dul ong'-Pet i t'sclie Gesetz. 111 UliM üul.l Silber Kupfer Platin Eisen 0-8 1-2 14 1-4 1-2 1-6 also Werthe, die weder mit der einen noch mit der andern Annalime stimmen, wie es anch La nie 's Ansicht ist, dass das Verhältniss dieser zwei Grössen von Körper zu Körper variiren müsse. Mit der Po i SS on'schen Annahme stimmt am meisten das Kupfer, für welches auch Cagniard de Latour die Riciitigkeit der Pois- s on'schen Annahme bestätigte. Auch Strehlke i) fa'id bei seinen Versuchen, dass das von Poisson gegebene Verhältniss der beiden Elasticitätscoefficienten für Kupfer gelte, nicht das von Wertheim angenommene. Nach dem Kupfer nähern sich Silber und Eisen am meisten der älteren Annahme, für das letztere Metall fand auch Cla- peyron^) dieselbe nahezu giltig. Kennt man die beiden Constanten A und [i, so lehrt die Theorie der Elasticität, dass aus denselben die Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Schalles w in einer unbegrenzten Masse des betreffenden Körpers gefunden werde nach der Formel s) : =v A+2/jt worin p die Dichte des Körpers bedeutet. Bezeichnet man mit s sein specifisches Gewicht, mit g die Beschleunigung der Schwere, so ist 9 folglich hat man O) J\^ik^%(i)y worin X, [i, g und s auf gemeinschaftliche Masse bezogen werden müssen, in denen dann auch cj ausgedrückt erscheint. Die folgende Tabelle gibt die Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Schalles oj in Metern, u in Zahlen, denen die Fortpflanzungsgeschwin- digkeit des Schalles in der Luft als Einheit zu Grunde gelegt ist. *) Programm der Petrischule in Danzig 18S3, auch in Po gg. Ann. XCV. S77. 2) Compt. rend. 18S8. XLVI. 208. 3) Lame, Lefons etc. 141. 112 Stefan. tu « Blei 1598 2409 4-80 Gold 7-23 Silber 2944 8-84 Kupfer 4063 12-20 Platin 2221 9-67 Kisen S557 16-68 Die Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Scliailes in diesen Me- tallen ist schon von Mehreren gemessen worden, jedoch nur die Fort- pflanzungsgeschwindigkeit in Stäben, welche aus diesen Metallen verfertigt waren. Die Fortpflanzungsgeschwindigkeit in Stäben ist aber verschieden von der in Körpern von sehr grossen Dimensionen, und zwar immer kleiner. Die Theorie gibt die Grösse dieser Abwei- chung abhängig von dem Verhältnisse der beiden Constanten ^ undyu in so ferne, als in sehr dünnen Stäben die Geschwindigkeit, mit der longitudinale Wellen fortgepflanzt werden, nur von der Grösse des linearen Elasticitätscoefficienten F, während sie in unbegrenzten Massen von dem Ausdrucke A-J-2/^ abhängt. Ist also o)' die Fort- pflanzungsgeschwindigkeit in einem sehr dünnen Stabe, so ist ,'=V^ hiermit das Verhältniss von co und w' ...I ^ w oder wenn man F durch X und jx ausdrückt la' ~ (3/l + 2/x)jti oder für die Rechnung bequemer 4 (T + ^)(y + 0 3— +2 Nach der Annahme Poisson's, dass A^=// sei, hat man daher über (las Dtilon g-Petil"sche Gesetz. 113 u) 5 hingegen nach der Annahme Wertheim's 1=2(1 ist ^ = V4-= 1-223. Benützt man die oben für — gefundenen Werthe, so erhält man für Blei = 1-335 Gold M59 Silber 1116 Kupfer 1-098 Platin 1140 Eisen 1077. In der folgenden Tabelle sind zum Vergleiche die Fortpflan- zungsgeschwindigkeiten des Schalles in den bezeichneten gehämmer- ten und ausgezogenen Metallen initgetheilt, wie sie Werthei m i) aus dem Elasticitätscoefficienten, aus den Quersclnvingungen und aus der Höhe des tiefsten Longitudinaltones eines Stabes oder Drathes gerechnet hat. Foi-(|)tlan/,iin jjsgeschwindiy^keiten geieclinet aus des Schalles (lern Elasticitäts- den Transversal- dein tiefsten coefficienten schwingungen Longitudinalton Blei 3-787 3-7(54 4-257 Gold 6-247 6-441 6-424 Silber 7-940 8-186 8-057 Kupfer 11 128 11-108 H-167 Platin 8-437 8-456 8-467 Eisen 15-508 14-584 15-108 Die in der letzten Spalte angegebenen Zahlen sind fast immer grösser als die in den früheren. Die Ursache davon suchte Wert- he im 2) in der Wärmeentwickelung, die mit der Fortpflanzung des Schalles in dem Stabe verbunden ist. Clausius^) widerlegte diese Ansicht und erklärte auf dieselbe Weise, wie Seebeck*) die Ab- weichungen daraus, dass wegen der elastischen Nachwirkung die 1) Ann. de Chim. et de Phys. XII. 38S. 3. ser. 2) Rbendaselbst; ferner Ann. de Chim. et de Phys. XXXI. 36. 3. ser., auch in Po gg. Ann. Ergänzungsband lil. 438. 3) Pogg. Ann. LXXVI. 46. "•) Dove's Repertoriuin der Physik. Vlli. 'J3. Sitzb. d. nialhem.-natnr«-. Cl. XXXVI. Bd. Nr. 13. 8 114 Stefan. von Wert he im gefundenen Elasticitätseoefficienten zu klein seien. Zu dieser Ursache der Abweicliungen wird aber ausserdem noch der Einfluss der Qnerdimensionen des Stabes, so wie verschiedener Um- stände des Experimentes, welche nicht die getreue Wiedergabe der in der Rechnung gemachten Annahmen sind , hinzugefügt werden müssen. Die folgende Tabelle enthält die kubischen Elasticitätseoeffi- cienten E, die Constanten X und fx nebst ihren Verhältnissen, die Fortpflanzungsgeschwindigkeiten des Schalles o) (ausgedrückt in Metern) und n (bezogen auf die Fortpflanzungsgeschwindigkeit in der Luft als Einheit) für die gehämmerten, ausgezogenen und ange- lassenen Metalle. Zur Berechnung dieser Daten wurden für die Unterschiede der Wärmecapacitäten und für die Ausdehnungscoeffi- cienten dieselben Zahlen wie früher genommen. Die specifischen Gewichte a und linearen Elasticitätseoefficienten sind die von Wert- heim für diesen Molecularzustand der Metalle angegebenen. - E >, v- X u> (1 Blei 11-232 18-035 2199 6016 1778 5247 031 2054 2-81 2-55 1033 2255 4-90 Gold 6-77 Silber 10-360 5302 3435 2801 1-23 2924 8-78 Kupfer 8-729 8226 5502 4080 1-35 3915 11-4:; Platin 21-275 13725 9781 5910 1-65 2854 8-57 Eisen 7-757 13074 7461 8419 0-88 5542 16-64 Nach Wertheim sind für diese Metalle in dem angegebenen Molecularzustande ; Fortptlaüznn ^s Geschwindigkeiten g^erechnet aus des Schalles dem ElasticitSts- den Traniversal- dem tiefsten coefficienfen sehwingungen Longitudinalton Blei 3-697 5-245 3-841 5-432 4-120 Gold 5-003 Silber 7-847 8-060 7-903 Kupfer 10-703 10-847 11107 Platin 8-087 8-045 8-111 Eisen 15-433 14-913 15-108 Die Angaben anderer Autoren weichen von diesen Resultaten, so wie auch unter einander beträchtlich ab, wie die folgende Zusam- über (las Ü ii lo ii "■- P e t i fsrhe Gesetz. 113 menstelliiriE^ der von Chladiii •) , Lan^erliie Im '^) und in einer- neueren Arbeit von Massen s) für die Fortpflanzungsgesciiwindig- keit des Schalles erhaltenen Zahlen zeigt. B1.M Güia SilblM- Kn,,f,.,- Platin Kis,.„ Cliladni 9 12 17 Lagrerhielm. 4-2 — 86 il-6 — 15-4 M a s s 0 n 3-976 6-27 7-937 11-52 8-41 lD-108 Für die übrigen Metalle ausser diesen sechs sind die zur Rech- nung und Vergleichung der erforderlichen Zahlen nnthwendigen experimentellen Daten nicht mehr so vollständig vorhanden. In den folgenden sind die kuhischen Elasticitätscoefficienten noch für die vier Metalle Wismuth, Antimon, Zinn und Zink mitgelheilt. Die specifischen Gewichte sind die von Wertheim für diese Metalle als gegossene angegebenen, die specifischen Wärmemengen sind die von Regnault gefundenen. Die Ausdehnungscoefficienten sind Untersuchungen Kopp's entnommen. Die Zahlen in der Spalte, deren Kopf mit w bezeichnet ist, bedeuten die angenommenen Atomgewichte. m s 6 c c C-c E Wismuth 103-5 9-822 0-000040 0-03084 0-01171 0-01913 3983 Antimon 59-5 6-641 0-000033 0-03077 0-02038 0-03039 5186 Zinn 59 7-404 0-000069 0-0.3623 0-02033 0-03568 3246 Zink 32-2 7-146 0-000089 0-09333 0-03766 0-03789 3942 Die von Wertheim aus den Schallgeschwindigkeiten gerech- neten linearen Elasticitätscoefficienten für diese Metalle sind 3290 4817 4683 9021 Es übersteigen die kubischen Elasticitätscoefficienten diese Zah- len bei Wismuth und Antimon, während sie bei Zinn und Zink, wie gewöhnlich, unter ihnen bleiben, letzterer sogar sehr bedeutend. ») Akustik §. 93 et 226. 2) Pofjg. Ann. Xlll. 411. 032. ^) Cosinos X. 425, aiieh in Pogg. Ann. CHI. 272. 116 Stefan. Nimmt man das Atomgewicht von Zink doppelt so gross, so erhält man dann £=5224. Wie wenig auch die für die kubischen Elasticitätscoefficienten mitgetheilten Zahlen strengen Anforderungen genügen mögen , wenn sie auch ihrer Herleitung zufolge fehlerhaft und unsicher genug sind um weitere Schlüsse über gewisse Eigenschaften der bezeichneten Metalle nicht zu erlauben, so glaube ich doch so viel sicher zu haben, dass sie nichts ganz und gar Widersinniges enthalten und den ein- geschlagenen Gedankengang als absurd erklären, der eben nichts mehr als ein Versuch sein will. IV. Wird die in einem Körper befindliche Wärmemenge Q durch Zufuhr von aussen um dQ vermehrt, so kann man immer die Gleichung dQ = dU+'^ . (18) statuiren, worin dU den Zuwachs der freien Wärmemenge, dL die während der Zufuhr von dQ geleistete Arbeit, A das mechanische Äquivalent der Wärme bedeutet. Wurde durch diese Zufuhr von Wärme eine Temperaturerhöhung um l^C. bewerkstelliget und wird des betrachteten Körpers Volumen als Einheit genommen, so kann man dQ = sC , dü=sc setzen, unters das specifische Gewicht, unter C die gewöhnliche, unter c die freie specifische Wärmemenge verstanden. Dann geht die Gleichung (18) über in sC = sc H ' A oder in die folgende C = e+^ (19) worin jetzt dL die mit der Temperaturerhöhung der Volumseinheit eines Körpers um 1» C. verbundene zu leistende Arbeit bedeutet. Ist m das Atomgewicht des betreffenden Körpers, so hat man in der Gleichung über (las üul ong;-!* e ti t'sclie Gesetz. 1 IT mdL mL = mc -\- As w die Grösse mc constant für alle Körper nach dem im Eingange abge- leiteten Gesetze. Für homologe Körper, z. B. für alle Metalle, ist aber der Erfahrung gemäss auch mC constant, somit für diese auch mdL nA eine constante Grösse. Bezeichnet man die Grössen m, (IL, s für einen zweiten Körper mit m, ilL', s', so ist offenbar mdL m'dL' oder in Form einer Proportion dL:dL'=- :-, (20) m m Offenbar stellen — und — nichts anderes als die Anzahl der in m' Atome (eigentlich Molecule) in der Volumseinheit je eines der beiden Körper dar. Die Gleichung (20) besagt daher: Die Arbeit, die bei der Temperaturerhöhung der Volumseinheit eines Körpers geleistet wird, ist pro- portional der Anzahl der Atome in der Volumseinheit dieses Körpers. Das Atomgewicht m durch das specifische s dividirt, gibt das Atomvolumen. Bezeichnen wir dieses für zwei Körper mit v und v', so dass m m 1? = — , «' = — s *' so kann man die Gleichung (20) auch so schreiben: dL:dL' = -:~ (21) V V d. h. die Arbeit, die bei der Temperaturerhöhung der Volumseinheit eines Körpers geleistet wird, ist sei- nem Atomvolumen verkehrt proportional. 8'** llo Stefan. Über das D ulo n g- P e ti t'sche Gesetz. Die vorstehende Proportion gibt auch die Gleichung vdL = v'clL' (22) ' Ist der betrachtete Körper in seiner ganzen Ausdehnung gleich- förmig, und ist die Arbeit, welche bei der Temperaturerhöhung gleichzeitig geleistet wird, nur eine innere, d. h. ist die äussere gegen diese sehr klein, so wird das Product aus dem Volumen v in dL die Arbeit anzeigen, die in diesem Volumen v geleistet wird. Man kann also die Gleichung (22) so aussprechen: Die innere Arbeit, welche bei der Temperatur- erhöhung eines Körpers wegen seiner gleichzeitigen Ausdehnung in dem Atomvolumen geleistet wird, ist für alle homologen Körper dieselbe. Die Atomvolumen der verschiedenen homologen Körper binden daher bei der Erwärmung gleich viel Wärme. Diese Gesetze drücken nichts anderes aus als die schon früher gemachte Bemerkung, dass chemisch homologe Körper auch vielfach molecular-physikalisch homo- log sind. Sie gelten aber nur annäherungsweise, und zwar mit der- selben Approximation, mit welcher das Du 1 ong-Petit'sche Erfah- rungsgesetz gilt. SITZUNGSBERICHTE DER KAISEIILICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH - NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE. XXXVI. um. "^SITZUNG YOM 19. MAI 1859. N2 14. 119 XIV. SITZUNG VOM 19. MAI 1859. Der Secretär legt folgende Abhandlungen vor: 1. Bericht über die am 21. und 29. April 1859 zu Krems- münster beobachteten Nordlichter, von dem c, M. Herrn Capitular Augustin ResI huber, Director der Sternwarte daselbst. 2, „Über das Quereitrin", von Herrn Dr. Hlasiwetz, Pro- fessor in Innsbruck. Herr Tschermak spricht über seine neueren Untersuchungen betreffend das Volumsgesetz flüssiger chemischer Verbindungen. Herr Prof. A. Bauer legt vor:,, Kleinere chemische Mittheilungen aus dem Laboratorium der Wiener Handels-Akademie". Herr Dr. Blaserna, Assistent am k. k. physikalischen Institute, spricht: Über den inducirten Strom der Nebenbatterie. Der Akademie wurden folgende, die mathem. - naturw. Classe betreffende Werke eingesendet: American Journal of Sciences and arts. Vol. XXVII, Nr. 8. New- Hawen, 18S9; 8«- Annales des Mines. V.Serie, Tome XIV, livr. 4. Paris, 1858; 8o- Astronomische Nachrichten, Nr. 1193, 1194. Altona, 1859; 4'>- Austria, XI. Jahrgang, Heft 18. Wien, 1859; 8o- Flora. Nr. 1—14. Regensburg, 1859; 8o- Land- und forstwirthschaftliche Zeitung. IX. Jahrgang, Nr. 15. Wien, 1859; 4o- Mittheilungen aus Justus Perthes' geographischer Anstalt von Dr. Pcterinann. IV. 1859; 40' 9« 120 Mittheilungen der k. k. geographischen Gesellschaft. III. Jahr- gang. Heft 1. Wien, 1859; 8«- Verein, naturhistorisch -medicinischer zu Heidelberg, Verhand- lungen. VI. 1859; 8»- Wiener medicinische Wochenschrift, von Dr. Witteishöfe r. Nr. 20. 121 ABHANDLUNGEN UND MITTHEILÜNGEN. Schreiben an Alexander von Humboldt. Ton Dr. Ferdiaand Hochstetter. (Mit 1 Karte.) (Das folgende, durch das k. k. Marine-Obercommando an die kaiserliche Akademie gehmgte Schreiben wurde dem Wunsche des Herrn Verfassers gemäss, sogleich an Alex. v. Humboldt gesen- det. Leider konnte es in Berlin nicht mehr bestellt werden, da V. Humboldt als es anlangte, bereits nicht mehr lebte. Da dieses Schreiben zugleich als Bericht Dr. Hochstetter's an die Akademie dienen sollte, so hat die Classe beschlossen es in ihren Sitzungs- berichten abzudrucken.) Euer Excellens ! Noch frisch lebt in mir die Erinnerung an die Stunden, welche im Januar 18S7 zu Berlin Euer Excellenz mir schenkten, mich beleh- rend, anregend, mich aufmerksam machend auf so viele wichtige Fragen und Aufgaben, zu deren Lösung die Reise, an der ich Theil zu nehmen bestimmt war, beitragen konnte, und als theures Heiligthum bewahrt die Novara „Physikalische und geognostische Erinnerungen", von Eurer Excellenz auf den Wunsch Sr. kais. Hoheit des durchlauchtigsten Erzherzogs Ferdinand Maximilian für die Expedition der k. k. Fregatte geschrieben, in welchen der Inhalt jener Besprechungen dauernd nicht allein für uns, sondern für Alle, die nach uns ihre Bahnen über die Oceane ziehen, niedergelegt ist. Die Müsse, welche ich bei dem rasch auf einander folgenden Besuch der asiatischen Inselgruppen und Hafenstädte nicht Hnden konnte, um Euer Excellenz ausführlicher über einitje Resultate meiner bis- 122 H o f h s t e 1 1 e r. herigen Bemühungen und Beobachtungen, so weit sie namentlich geologische Fragen und vulcanische Erscheinungen betreffen, zu berichten^, ist mir jetzt in den äquatorialen Zonen des Pacific zwischen den Carolinen und Salomons-Inseln, auf windstillen, von den leisesten Luftströmen kaum angehauchten Meeresstrichen gewährt. Erlauben mir daher Euer Excellenz, von hier in unserer Beise zurückzugehen bis zu den Inseln: St. P a u 1 u n d N e u - A m s t e r d a m im s ü d i n d i s c h e n 0 c e a n. Den detaillirteren Bericht, welcher von Madras aus mit dem im März dieses Jahres an der Küste von Ceylon verunglückten Dampfer Alma an die kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien abging, und nebst geologischer Karte die Bestimmung hatte. Euer Excellenz mitgetheilt zu werden, haben, wie ich vermuthen muss, die Wellen des Oceans verschlungen. Ich wiederhole daher hier einige der Besultate. Beide Inseln sind als erloschene vulcanische Kegelberge zu betrachten. Neu- A msterdam, obgleich höher (unsere Messung von See aus ergab 2784 Wiener Fuss für den höchsten Punkt) und umfangreicher als St. Paul, ist nur mehr ein kleiner Best des einsti- gen Vulcans, ein Kegelausschnitt, gegen West steil, gegen Ost sanft abdachend, vielleicht 1/3 oder y^ des ursprünglichen Kegels, auf der erhaltenen Kegeltläche mit kleinen parasitischen Schlackenkegeln besetzt. Von St. Paul ist nur ein kleiner nordöstlicher Kegelabschnitt in die Tiefe des Meeres versunken, gerade so viel, dass dem Meere ein schmaler Eingang in den erloschenen Krater geöffnet wurde, während der gesunkene Theil ein unterseeisches Plateau vor dem Kratereingange bildet, auf welchem Schiffe ankern können. Der höchste Punkt des Kraterrandes ist nach unseren trigonometrischen Messungen 846 Wiener Fuss hoch, die grösste Tiefe des Kraterbas- sins 34 Faden (zu 5 Wiener Fuss). Die übrigen Dimensionen des Kraters sind: Obere Kratervvand: grösster Durchmesser 5490 Wiener Fuss, „ „ kleinster „ 4590 „ „ AmSpiegel desMeeres: grösster „ 3984 „ „ kleinster „ 3444 St. Paul bildet von West gesehen einen mit 10 0 aufsteigenden flachen, oben abgestumpften Kegel, am Uferrande mit mehreren klei- nen Schlackenkegeln besetzt. Soliieilien an Alexander von ilumboldl. 1 2*i Petrographisch sind St. Paul und Ncu-Amsterdam vollkommen gleichbedeutend. Die Gesteine sind Basaltlaven, die aus glasigem Oligoklas und Augit bestehen. Olivin und Magneteisen eingemengt enthalten, also als Oligoklas-Augitgesteine in eine Reihe mit den Laven von Chimborazo, Popocatepetl, Colima, Pik von Teneriffa etc. gehö- ren. Ein ausserordentlich instructives Profil, welches an der Ostseite der Insel hinter dem „Ninepin Rock" an der von uns so genannten „Pinguinbai" durch hohe Abstürze aufgeschlossen ist, lässt in den gegenseitigen Lagerungsverhältnissen und in der petrographischen Beschaffenheit abwechselnde Tuff- (auch Bimssteintuffe kommen hier vor) und Lavaschichten, so wie in charakteristischen Gangbil- dungen vier Hauptperioden in der geologischen Entwickelungs- geschichte von St. Paul erkennen, drei Perioden submariner vul- canischer Thätigkeit, und eine letzte su pramarin e Periode, der die Insel ihre Erhebung über die Meeresoberfläche verdankt. Mich durch Thatsachen, die ich wiederholt beobachten und prüfen konnte, zu der Ansicht geführt zu sehen, dass der vulcanische Kegel von St. Paul ein Erhebungskegel ist, d. h. aus über einander gela- gerten Tuffschlacken und Lavabänken besteht, die von einem unbe- kannten Eruptionscentrum aus submarin gebildet, erst durch eine spätere supramarine Eruption kegelförmig um den neuen Eruptions- mittelpunkt aufgerichtet wurden, war mir in der That überraschend, da die gegründeten Einwürfe, englischer und amerikanischer Geolo- gen hauptsächlich, gegen L. von Buch's Theorie der j,Erhebungs- kratern", so wie Alles, was ich selbst von vulcanischer Kraterbil- dung gesehen hatte, mich an der Wahrheit jener Theorie selbst in einzelnen seltenen Fällen zweifeln Hessen. St. Paul aber ist ein ent- schiedenes Beispiel für L. v. Buch's Theorie, nur möchte ich es nicht einen Erhebungskrater nennen, sondern Erhebungskegel. Der Eruptionskegel, dessen Schlacken- und Lavamassen einst ohne Zweifel den Krater ausgefüllt haben, ist gänzlich in die Tiefe ver- sunken und nur an der Nord- und Nordwestseite haben die überge- flossenen jüngsten Laven aufbauend zur Erhöhung des Erhebungs- kegels beigetragen. St. Paul ist dermalen nichts mehr als eine dampfende Fumarole, reine Wasserdämpfe ohne Spur von schwef- ligsauren oder salzsauren Dämpfen entströmen den Spalten des inneren Kraterrandes und auf der Höhe der Insel den Spalten der jüngsten Lavaschichten. Durch gemeinschaftliche Bemühungen ist 124 H o c li s t e 1 1 e I-. eine sehr detaillirte Terrainkarte der Insel im Massstabe von 132 Wiener Klafter = 1 Zoll oder 1/9S04 der Natur zu Stande gekommen, welche der Chef der Expedition, Commodore v. Wül- lerstorf, von Madras in einer Copie Sr. kais. Hoheit Erzherzog Ferdinand Maximilian zusandte, welche aber, wie wir fürchten, bei jenem unglücklichen Ereignisse, das den Postdampfer traf, gleich- falls verloren ging. Auf den n i k o b a r i s c h e n 1 a s e 1 n gelang es mir eben so wenig wie meinen Vorgängern auf der dänischen Kriegscorvette „Galathea" Spuren vulcanischer Bildungen aufzufinden. So klar auch gehobene Korallenbänke, die Bildung von Franzenriffen, die mächtige Entwicke- lung wahrscheinlich eocäner Tertiärschichten das Auftreten eruptiver Gabbro-, Diorit und Serpentingesteine, vollkommen äquivalent mit den auf Java auftretenden Flötzforinalionen und älteren Eruptivbil- dungen, die Fortsetzung der geologischen Erhebungslinie der Sunda- inseln im Nikobaren-Archipel bezeichnen, so scheinen trotzdem die nikobarischen Inseln zwischen der Vulcanreihe von Sumatra und den die Andamanengruppe an ihrer Ostseite begleitenden vulcanischen Inseln Barreneiland und Narcondam eine vulcanlose Lücke zu bilden. Viel- leicht ist ein ausführlicherer geologischer Bericht über die Nikobaren, welchen ich von Singapore an die kaiserliche Akademie der Wissen- schaften in Wien einsandte, in die Hände Euer Excellenz gelangt. Von Singapore segelte die k. k. Fregatte nach Batavia. Java und Junghuhn! beide Namen sind unzertrennlich. An sie knüpft sich die Erinnerung an den Glanzpunkt meiner Reiseerleb- nisse. Mein erstes Bestreben nach der Ankunft in Batavia war, nach demRathe Euer Excellenz, in den „Physikalischen und geognostischen Erinnerungen" ausgesprochen, Franz Junghuhn aufzusuchen. Ich hatte mich auf der Reise zu Ju ngh uhn, der gegenwärtig weit im Innern von Java, in Lembang bei Bandong, am Fusse des Tang-Kuban Prahu, lebt, einer Partie angeschlossen, welche unser hochverehrter Herr Commodore auf den Gipfel des Pangerango aus- führte, und dabei den thätigen Krater des Gedeh besucht. Von da weg über Tjandjur und Bandong reisend, traf ich am 17. Mai bei Herrn Dr. F. Jungbuhn in Lembang ein. Mit welch' offener Freund- schaft ich da aufgenommen wurde, wie viel ich Herrn Jung h uhn verdanke, brauche ich Euer Excelleiiz nicht zu wiederholen, da ohne Zweifel meine für die kais. Wiener Zeitung bestimmten Berichte von Solireiliuii an Alexander vun iluiiilioldl. J /^ <) Java durch die Güte des Herrn Sectionsrathes Haidiiiger Euer Excellenz niitgetheilt wurden. Dagegen ist es meine Pflicht, Euer Excellenz ausführlicher von dem Manne zu schreiben, der nach dem Vorbilde des „grossen Meisters" mit so bewunderungswürdiger Aus- dauer und Kraft die geologischen, physikalischen und pflanzengeogra- phischen Verhältnisse von Java erforschte, und mit dem ich, durch das Bildniss von Euer Excellenz , das in dem Studirzimmer des berühmten Geologen auf Java hängt, aufs Lebhafteste wieder an die unvergesslichen Stunden in Berlin im Jänner 1857 erinnert, die Fra- gen in Betreff der Vulcane Java's, welche in den „Physikalischen und geognostischen Erinnerungen" einer neuen Untersuchung empfohlen werden, besprach. Die Direction sämmtlicher Chinaculturen auf Java, mit welchen Junghuhn nach seiner Bückkehr aus Europa beauftragt wurde, nimmt dessen Zeit gegenwärtig so in Anspruch, dass geologische und andere wissenschaftliche Untersuchungen vor der Hand mehr in den Hintergrund gedrängt sind. Eine Beschreibung der Reise Sr. Excellenz des General-Gouverneurs Ch. Fr. Pa hu d durch dieDistricte der China- culturen ist das Einzige, was von Junghuhn in letzter Zeit publicirt wurde. Dagegen liegen fast druckfertig bei ihm verschiedene Manu- scripte, theils geologischen, theils meteorologischen und physikalischen Inhaltes, ebenso einzelne Specialkarten zur Vervollständigung der grossen Karte von Java, deren geognostische Colorirung gleichfalls eine Aufgabe ist, deren Vollendung Junghuhn sich vorgenommen. Von geologischem Material, das Ju nghuhn seit der Vollendung seines Werkes über Java gesammelt hat, ist von besonderem Interesse eine Sammlung diluvialer Knoclien und Zähne vom Fusse des Gunong Murio in der Residenz Djapara (Mitte Java, ostwärts von Samarang). Die Sage der Eingebornen, dass hier ein Schlachtfeld von Riesen liege, deren Knochen man finde, veranlassten J u n g h u h n, graben zu lassen. Die Entdeckung einer Diluvialformation auf Java war das glückliche Resultat. Junghuhn hat eine Beschreibung des Vorkommens und der fossilen Reste in Aussicht gestellt. Viel versprechend sind die photogra phis che n Versuche Junghuhn 's, ein neues Feld, auf das er sich geworfen hat. Ich musste staunen über die neuen Resultate, welche Ju nghuhn ohne alle Anleitung, fast ohne alle nothwendigen Hilfsmittel zur Zeit meines Besuches bereits erzielt hatte, und würde mich glücklich schätzen durch 126 Ho c h s t e 1 1 e r. die Mittheilung einiger Kunstgriffe, so wie einer Anzahl erprobter Vor- schriften undRecepte, wenn auch noch so wenig beigetragen zu haben zum Gelingen der Aufgabe, die sich Junghuhn gesteckt hatte, natur- getreue und photographische Ansichten von dem jeweiligen Zustande der Kratern Java's und von den wichtigsten Pflanzenformen zu geben. In der kurzen Zeit von kaum 14 Tagen, die mir auf Java zu geologischen Reisen zu Gebote standen, konnte ich durch eigene Beobachtung kaum etwas beitragen zur Lösung der vier Punkte, welche Euer Excellenz in den „Physikalischen und geognostischen Erinnerungen" einer besonderen Untersuchung unter- worfen wünschen. Dennoch mögen mir Euer Excellenz gestatten, über zwei dieser Punkte mitzutheilen, was ich durch Besprechung mit HerrnJunghuhn Neues darüber erfahren konnte, und meine Ansicht zugeben, wie sie sich durch das, was ich selbst gesehen und durch Junghuhn 's Beobachtungen und Beschreibungen bei mir gebildet. 1. „Die noch unerklärte Erscheinung der so regelmässig gereihtenHügel vomSchlamm- strome von 1822 des Vulcan s Gunong Gelung- gung" (Junghuhn, Java, S. 127 und 131). Junghuhn hat im Jahre 1856 und 1857 die merk- würdigen „10 000 Hügel", wie er sie nennt, am Süd- und Südostfusse des G. Gelunggung auf's Neue unter- sucht und eine detaillirte topographische Karte derselben, so wie einzelne landschaftliche Ansichten entworfen. Diese Untersuchungen führten zu einigen neuen Resul- taten. Gute Entblössungen, welche Junghuhn auffand, Hessen zwei deutlich verschiedene Arten von Hügeln unterscheiden: alte und neue Hügel. Die alten Hügel bestehen nicht aus aufgehäuften vuleanischen Schutt- und Trümmermassen wie die neuen, sondern aus anstehendemTrachytfels. Sie bilden unter der Decke der vuleanischen Auswurfsmassen, welche die Zwischenräume (b) ausfüllen und ausebnen, ein zusam- menhängendes Trachytgebirge (a). Höchst merkwürdig ist die Structur dieser Hügel. Jeder einzelne Hügel erscheint als eine grosse Trachyt- ro Schreilien an Alexander von Humboldt. J 27 kiigol, an der Oberfläche coneentrisch schalig, wie in Schichten oder Bänke abgesondert. Diese Schalen werden von aussen nach innen dicker. Die Blöcke, in welche sie an der Oberfläche zerfallen, sind ausserordentlich scharfkantig, ihre Flächen concav gewölbt. Petro- graphisch ist der Trachyt dieser alten Hügel verschieden von dem im Krater des G. Gelunggung anstehenden Gesteines. Die neuen Hügel dagegen, in der Form ganz ähnlich den alten, und zw ischen diesen zerstreut liegend, bestehen aus Trümmer- gestein, aus neuem vulcanischen Schutt, und zwar aus mehr abge- rollten, gerundeten Blöcken eines schwarzen augithaltigen Gesteins, das viele Ähnlichkeit mit dem im Krater des Vulcans anstehenden Gestein hat, nur ein mehr verschlacktes Aussehen besitzt. Die Fläche zwischen den alten und neuen Hügeln besteht aus losen Trümmern bis zur Feinheit von Asche. Es ist vollständig erwiesen, dass sich Hügel der letzteren Art bei dem furchtbaren Ausbruch im October 1822 aus den vom V'ulcan in der Kraterspalte herabgeschobenen, nicht gerollten Schutt-, Trüm- mer- und Schlammmassen gebildet haben, und gewiss ist die von Junghuhn S. 130 gegebene Erklärung von der Bildung dieser neuen Schutt hü gel eine vollkommen naturgemässe. Auch am Südostfusse des Gunong Guntur fällt die Entstehung solcher Hügel, die aus Trümmern bestehen und wie Theile eines Stromes regelmässig an einander gereiht liegen, in historische Zeit. Ähnliche Hügel liegen am Fusse des Gunong Ajang, wo er in das flache Zwischenland zum G. Raon überläuft, am Nordwestfusse des G. Sumbing und endlich am südöstlichen Fusse des G. Gedeh bei Tjandjur. Diese letzteren, die sogenannten „Hühnersandhügel" (Pasir Ayam) habe ich am 25. Mai selbst besucht. Sie zeigen auch hier eine auffallend regelmässige, bald halbkugelförmige, bald mehr ellipsoi- dische oder kegelförmige Gestalt, und liegen wie in einem Flussbette in einem ganz bestimmten Verbreitungsstrich hinter einander. An der mit kurzem Graswuchse bedeckten Oberfläche liegen eckige, nicht abgerollte Trachytblöcke von 2, 3 und 4 Fuss Durchmesser zerstreut. Strassendurchschnitte zeigen aber ein Haufwerk von vul- canischen Trümmern in raschem Zersetzuiigsprocesse begriffen. Das häufige Vorkommen solcher Sehutthügel am Fusse javani- scher Vulcane zeugt von der Thätigkeitsweise derselben; nicht heissflüssige Lavaströme sind es , die sich bei Ausbrüchen aus dem j 28 H üchstetter. Kraterscliachte der meisten javanischen Vulcane ergiessen, sondern durch Entleerung wasserreicher Kraterseen furchtbar verheerende Schlamm- und Schuttströme. Schwierig scheint dagegen die Erklärung der alten Fels- hügel. Wenn ich eine Ansicht aussprechen darf, so ist es die fol- gende. Ich glaube, die Analoga dieser Trachythügel sind die ganz ähnlichen Hügel-, Kegel- und Kuppenbildungen in Granit- und Por- phyrgebieten. Granit und Porphyr bilden oft ausgedehnte Terrains voll kleiner Kuppen und Hügel, und denkt man sich die tieferen Thaleinsenkungen und Einsattelungen durch jüngere, gleichmässig sich ausbreitende Schichten ausgeebnet, so müssten die hervorragen- den Gipfel der Kuppen und Berge ähnliche niedere Hügelreihen bilden wie die alten Trachythügel am Fusse des G. Gelunggung. Java's Porphyrgebirge an der südwestlichen Grenze des Plateaus von Bandong ist selbst das beste Beispiel für eine ähnliche Hügelbildung bei älteren Eruptivgesteinen. Man betrachtet diese Oberflächenform vielfach als eine Folge der Neigung granitischer und porphyrischer Gesteine zu kugelig -schaliger Absonderung, zumal wenn dieses innere Structurverhältniss im grössten Massstabe ausgebildet ist. Das ist aber auch das Structurverhältniss, das sich an den alten Trachythügeln des G. Gelunggung direct beobachten lässt und das durch Degradation der Oberfläche des alten Trachytstromes in der Form von diesen Hügeln hervorgetreten ist. 2. „Falschheit der Behauptung, dass die Vulcane von Java keine Lavaströme geben." Aus eigener Anschauung kenne ich nur die Vulcane Gunong Gedeh und Tang Kuban Prahu. Was auf Salomon Müller's Karte des G. Gedeh als „wahr- scheinlich ältere" und „vielleicht jüngere Lavaströme" angegeben ist, sind nur lose Trümmer- und Schuttmassen, welche sich von dem niederen, jetzt noch thätigen Eruptionskegel, der sich am Fusse der hohen alten Kratermauer erhebt, durch die nördliche Kraterspalte zwischen dem Gunong Rompang und der Solfatara des Gedeh am Abhänge hinabziehen. Es ist derselbe Trachyt in Trümmern, in scharfkantigen Blöcken, der die in mächtigen Säulen gegliederten Bänke der Kratermauer bildet. Die Eruptionsproducte des thätigen Kraters sind nur eckige Fragmente, Blöcke und Schutt bis zur Fein- heit von Asche, der mit dem im Kralerschachte sich ansammelnden Schroilifii »II Aloxiindn- Ndii lliiiiiliiilill. l!il)en an Ali'Xiinder vnn lliiinholdt. 133 r.igenden Spitzen, von der Bai von Manila aus sichtbar. Ein vulcani- sches System, ähnlich dem Gedehgebirjj^e auf Java, aber erloschen, mit breit ausgeflachtem Fusse, der aus BinissteintutTen besteht, der nächste und ebenbürtigste Nachbar des einstigen Taalvulcans. 1842 wurde der östliche Gipfel Banajao de Taybas von den Herren f)r. Pickering und Elk (Mitgliedern der Unit. St. Expl. Expedition) bestiegen und zu 6S00 engl. Fuss Meereshöhe geschätzt. Dichte Wolkenbedeckung verhinderte aber an allen w^eiteren Beobachtungen. 5. Das z weigip feiige System des Mte. Laboo und Tetas de Polantuna, lat. 14«0' N., long. 122o48' 0. v. Gr. Der dritte Hauptkegel in der ostwestlichen Reihe vom Vulcan von Taal aus, erhebt sich dieses System mit 30 Seemeilen breitem Fusse, von Meeresküste zu Meeresküste spannend, als Eckpfeiler, von dem aus die Insel Luzon weiter südöstlich streicht. 6. MonteYsaro, auch Berg vonTigaon genannt, lat. 13"35'N,, long. 123" 23' 0. v. Gr. (der Isaroc deutscher Schriften). Nächst den beiden früher genannten (4. und S.) die gewaltigste vulcanische Bergmasse auf Luzon. Er nimmt den ganzen Isthmus zwischen der Bai von San Miguel und dem Busen von Lagonoy in einer Breite von 18 Seemeilen ein, oder hat eigentlich den Isthmus erst gebildet, indem er die Insel, welche ohne Zweifel einst die Sierra de Caramuan bildete, mit Sud-Camarines verband. 7. Vulcan von Bulusan, lat. 12^* AQ'/^' N., long. 123«52'0. v.Gr. Der südliche Eckpfeiler von Luzon. Dass er auf der spanischen Karte neben dem Taal und Albay als „Volcan" bezeichnet ist, wäh- rend allen übrigen vidcanischen Bergen auf Luzon diese Bezeichnung fehlt, scheint er nur seiner charakteristischen vulcanischen Kegel- gestalt, seiner donjinirenden Stellung und seiner ansehnlichen Höhe, die 5—6000 Fuss erreichen diirfle, zu verdanken. An seinem Fusse sollen heisse Quellen entspringen. Ausbrüche in historischer Zeit scheinen nicht bekannt zu sein. ('. Kleinere erloschene Er u p t i o n s ni i 1 1 e I p u n k te. Wollte man alle, auch die kleinsten Krupliotiskegel , die durch eine mehr oder weniger vollständig erhaltene Kratereinsenkung auf ihrem Gipfel sich als solche zu erkennen geben, als erloschene Vul- cane aufzählen, so würde deren Anzahl auf das Doppelte luid Drei- fache von der Zahl steigen, welche meine Aufzählung geben wird. Sitzb. H. maUiPin.-iiatiiiw. Cl. XXXVI. Bd. Nr. 14. i*1 134 Hochstetter. Andererseits würde man zu einer sehr falschen Vorstellung von der Ausdehnung und Bedeutung vulcanischer Bildungen auf Luzon Ver- anlassung geben, wollte man sich auf die Aufzählung der angeführten sieben Hauptsysteme beschränken. Es existiren noch eine Anzahl ziemlich ansehnlicher Bergketten und Berggipfel, die aus vulcani- sehen Producten zusammengesetzt sind, Eruptionskegel, die nicht als blosse Parasiten der Hauptsysteme aufgefasst werden können, sondern welchen als erloschenen Eruptionsmittelpunkten eine selbstständigere Bedeutung zukommt, und die desshalb, wiewohl grösstentheils noch gänzlich unbekannt, unerforscht, doch mit hinreichender Wahrschein- lichkeit unter den erloschenen Vulcanen Luzons aufgeführt zu werden verdienen. Erste Gruppe. Zu beiden Seiten der Einfahrt in die Bai von Manila erheben sich ansehnliche Berge und Bergketten, südlich der Pico de Loro, nördlich die vielzackige Sierra de Mariveles, und in der Einfahrt selbst liegen einige Felsen und Inseln: Pulo Cavallo, I. de Corregi- dor, die grösste Insel, der Fels „la Monja". Diese Inseln und Felsen sind nur die Reste einer vulcanischen Gebirgskette, die einst die Einfahrt sperrte, später aber, vielleicht bei derselben gewaltsamen Epoche, als der Vulcan von Taal zusammenstürzte, einbrach. Wahr- scheinlich ist aber von der Sierra de Mariveles aus noch die ganze Halbinsel Bataan, welche die Bucht von Manila östlich begrenzt, vul- canisch, so dass in einer vom Vulcan von Taal aus nordwestlich streichenden Richtung sich folgende Mittelpunkte einstiger vulcani- scher Thätigkeit ergeben, von Nord nach Süd: 8. Pico Butilao (oder Pico de S»"- Rosa), lat. 14o 42' N., long. 120« 25 0. v. Gr., 3—4000 Fuss hoch (Schätzung). 9. Sierra de Mariveles, lat. 14o 32' N., long. 120» 30' 0. V. Gr., 4000 Fuss hoch (Schätzung). 10. Insel Corregidor, lat. 14» 24' N., long. 120» 36' 0, v. Gr., 600 Fuss hoch (Schätzung). 11. Pico de Loro, lat. 14« 13' N., long. 120» 40' 0. v. Gr., 2000 Fuss hoch (Schätzung). Zweite Gruppe, Rechtwinkelig zu der ostvvestlichen Linie, auf der sich der Taal, Majaijay und Laboo erheben, steht eine nordsüdliche Linie, zwi- schen dem Vulcan von Taal und dem Majaijaygebirge durchschnei- Schreiben nii Alexaiulpr von Flumholdt. 135 deiid, lind höchst ausgezeichnet durch die Spuren einstiger vulcani- scher Thätiokeit. Von der Nordküste der Laguna de Bay springen in südlicher Richtung zwei Bergketten vor, in ihren höchsten Punkten 1000 his 1400 Fuss hoch, die eine die Halbinsel von Binangonan bildend und verlängert in der nur durch einen schmalen Canal von ihr getrennten Insel Talini, die andere die Halbinsel von Falajala. Diese Bergketten umschliessen eine tiefe ovale Seitenbucht der sonst sehr seichten Lagune, die Bucht von Binconada. Die Landzungen Punta Gunong Bajang und el Punta del Diabolo bei Binangonan sind von höchst merkwürdigen, säulenförmig zerklüfteten Obsidianströmen gebildet. Die Insel Talim, die Halbinsel Falajala sind ganz aus vulca- nischen Gesteinen zusammengesetzt (ich habe die genannten Gegenden selbst besucht). Man bemerkt auf beiden kleine parasitische Eruptions- kegel. Die Terrainverhältnisse, jene Obsidianströme, diese kleinen Eruptionskegel , alles deutet auf ein grösseres vulcanisches Centrum hin, das fehlt, das aber da liegen sollte, wo jetzt die tiefe Bucht von Binconada eingesenkt ist. Also auch hier komme ich wieder zu der Ausnahme eines zum grössten Theile versunkenen Kegelberges, ähnlich wie beim Taal. In der Richtung von Nord nach Süd weiter gehend, sehen wir am südlichen Ufer der Laguna de Bay den erloschenen Kegel Ma- quilin bis zu 3200 engl. Fuss Meereshöhe sich steil erheben. Sein Gipfel hat ein zerrissenes Ansehen, an seinen Abhängen, an seinem Fusse erheben sich zahlreiche kleinere Eruptionskegel mit vollständig erhaltenen Kratervertiefungen, zum Theil von Seebecken erfüllt, wie die Laguna encantada, und die kleinen Kraterseen bei S. Pablo, 8 oder 9 an der Zahl; in seinen Schluchten und an seinem Fusse sprudeln heisse Quellen mit einer Temperatur von 80— 90» C, darunter die berühmten Quellen von los Banos. (Auch diese Gegenden habe ich selbst besucht.) Südlich von Maquilin halte ich noch für ausgebrannte vulcanische Berge den doppelgiptligen Pico de Malarayat und den Monte Tom hol, welche 3 — 4000 Fuss hoch sein mögen. Wir haben also in der zweiten Gruppe: 12. Die Insel Talim in der Luguna de Bay (lat. 14« 18' N., long. 121» lo' 0. V. Gr.) mit den angrenzenden Ufern der Bucht von Binconada Reste eines zerstörten vulcaniscben Kegelberges. 18. Den Maquilin, lat. 14" 6' N., long. 121» 13' 0. V. Gr. 10* 136 H o c h s t e 1 1 e r. 14. Pico de Malarayat, lat. 13o58' N., long. 121ol4' 0. V. Gr., auch Pico de Lipa genannt, und der Nebengipfel iö. Pico deSosoncambin, lat. 13« S8' N., long. 121« 12' 0. v. Gr. Dritte Gruppe*). 16. Sierra de Colasi, lat. 13« 53' N., long. 123» 0' 0. v. Gr. Die Sierra de Colasi, obwohl eigentlich nur ein mächtiger süd- östlicher Ausläufer des grossen Vulcansystems vom Monte Laboo, verdient doch als eine ganze Gruppe wahrscheinlich sehr ansehnlicher Pics: Pico de Atreis, Labligan, Pico Colasi, besonders aufgeführt zu werden. Ein zweiter vom Monte Laboo südlich in die Landschaft von Polantuna auslaufender Gebirgsrücken mit einzelnen Eruptions- kegeln scheint weniger selbstständige Bedeutung zu haben. Vierte Gruppe. Zwischen dem Monte Ysaro und dem Vulcan von Albay liegt am Fusse der westliehen Gebirgskette von Südcamarines zwischen den Ortschaften und Städtchen Tibi , Yriga , Bato , Palangui ein vulcani- sches Terrain mit zahlreichen kleineren und grösseren, als erloschen zu betrachtenden Eruptionskegeln. Man kann folgende besonders aufführen : 17. Die Kegelberge von Yriga, lat. 13" 21' N., long. 123° 30' 0. V. Gr., gegen 12 kleine Eruptionskegel zwischen den Ortschaften Yriga und Bubi, südlich und südöstlich vom Lago de Buhi. 18. Monte Buhi, lat. 13" 20' N., long. 123">36' 0. v. Gr. 19. Monte Masaraga, lat. 13« 18' N., long. 123« 35' 0. v. Gr. Heisse Quellen und Solfataren scheinen die einzigen Spuren von noch fortdauernder Thätigkeit in dieser Gegend zu sein. Im Mai 1858 hatte der englische Maler C. W. Andrews einen Ausflug in die Gegend von Tibi unternommen. Seiner Güte verdanke ich eine Ansicht der Solfatara und der heissen Wassertümpel am östlichen Fusse des Monte Buhi. 1) In den Verzeichnissen der Viilcane von Liizon sind gewöhnlich zwei Bei-ge »nf- gefiihrt, welche ich in dieses Verzeichniss nicht mit. auf'g-enomrnen, näinlicli: Der Bonotan, welchen die spanische Karte in dei- lat. 14" 27' N. und long-, IZü" 24' O. V. Paris angegehenen Lage nicht kennt und iiherhaupl keinen Rerg, der mich nur einen .ähnlichen Namen hätte oder mit einiger Wahrscheinlichkeit vulcaniseh wäre. Dann der Bagacay. Die vulcanisehe Natur der Sierra de Bagacay in Nord- camarines ist mir zu zweifelhaft. Die reichen Magneteisenlager an ihrem nörd- lichen Fusse lassen eher auf eine dinritischc Natur der Gebirgskette schliessen. Sfhreihcn an Alexander von Humlioldt. 137 Fünfte Griippo. ZwiseluMi dem Viilcan von Albay und Bulusan liegt auf der sclimaleu Landzunge zwischen dem Meerbusen von Albay und von Sorsogon eine Gruppe von kleinen Kegeln auf der spanischen Karte: 20. Monte Pocdol, lat. ISoSy^'N., long. 123o51'0. v. Gr., genannt; aus der Lage und aus der Art der Zeichnung auf der Karte vermuthe ich, dass sie vulcanischen Ursprungs sind. Dieser Aufzählung der thätigen und erloschenen Vulcane Luzons mögen einige allgemeine Bemerkungen folgen. Es ist eine auffallende Erscheinung, dass fast alle genannten vulcanischen Kegelberge auf Luzon neben mehr oder weniger tief in's Land einschneidenden Meeresbuchten sich erheben oder auf dem schmalen Isthmus zweier Wasserbecken. Jede Karte von Luzon macht dieses Verhältniss anschaulich. Eben so eigenthünilich ist die vielbuchtige zerrissene Gestaltung des südlichen Luzons mit seinen zahlreichen Vulcankegeln gegenüber der geschlossenen continentalen Form des nördlichen Luzon, das nur an seinem südlichsten Ende noch einige vulcanische Gipfel besitzt. Man hat die vielbuchtige zerrissene Gestalt des südlichen Luzon daher mit Recht in eine ursächliche Beziehung zu den Vulcane n gebracht; aber ganz unrichtig, wie ich glaube, die Golfe und Binnen- seen durch Einbruch oder Senkung von früherem Festland in Folge von vulcanischen Eruptionen und Erdbeben erklärt. Für die an manchen Stellen 110 Faden tiefe Laguna de Bombon, in welcher der Taalvulcan liegt, und für einen Theil der Laguna de Bay, für die tiefe Bucht von Binconada habe ich wohl selbst eine solche Entstehungs- weise nachzuweisen versucht, aber Ähnliches lässt s'w.U keineswegs von den Meeresbuchten und seichten Binnenseen von Luzon über- haupt behaupten. Vielmehr scheint es mir höchst wahrscheinlich, dass die nördliche Hauptmasse von Luzon in vorvulcanischer Zeit gänzlich getrennt war durch das Meer von einem Archipel zahlreicher kleinerer und grösserer Inseln, die jetzt durch vulcanische Thätig- keit, durch vulcanische Producte zum grossen Theil unter sich und mit der nördlichen Insel verbunden sind, und die so eigenthümlich gestaltete, an vulcanischen Erscheinungen so reiche südliche Hälfte von Luzon bilden. Dafür spricht auch die geologische Zusammen- setzung von Luzon, so weit sich aus dem wenig Bekannten Schlüsse ziehen lassen. Nord-Luzon ist ein geologisches Ganze für sich. Der 138 Hochstetter. südliche Theil von Luzon ist aber geologisch ausserordentlich zer- stückt. Zwischen den erloschenen und noch thätigen Vulcanen treten allenthalben einzelne Stücke älterer Formationen zu Tage, derselben Formationen, welche das nördliche Luzon als Ganzes zusammensetzen. Ich erlaube mir eine Kartenskizze von Luzon beizufügen, welche alle angeführten Vulcane enthält und die zuletzt erwähnten Verhält- nisse anschaulich machen kann. Pacific Ocean, lat. 0», long. 161 1/30 0. v. Gr., den 29. Septem- ber 1858. Dr. Ferdinand Hochstetter. Euer Excellenz! Ich beschliesse mein Schreiben auf dem vom frischesten Südostpassat fast stürmisch aufgeregten Meere bei Neu- Kaledonien, nachdem wir nach langer, wenig günstiger Seefahrt nun Aussicht haben, Sydney bald zu erreichen. Der fortwährende Kampf mit Wind und Wetter, welchen die Fregatte seit ihrer Abreise von China (Schanghai) den 14. August bis heute (den 25. October) zu bestehen hatte — zuerst ein Teifun im chinesischen Meere bei den Loo-Chooinseln, dann von den Maria- nen weg bis zu den Salomonsinseln veränderliche Winde, Wind- stillen, unangenehme Gewitterstürme u. s. f. — hat den ursprüng- lichen Plan eines Besuches auf Guajan, daim einiger der Carolinen- inseln, endlich von Ysabell und San Christoval unter den Salomonen gänzlich zu Nichte gemacht. Es waren uns nur wenige Stunden auf der Insel Puynip et im Carolinenarchipel, und auf den Stewarts-Inseln vergönnt. Puynipet oder „Bonebe"'^ der Eingebornen (lat. 6" 58' N., long. 1580 20') ist eine der drei „hohen Inseln" des Carolinen- archipels (Hogoleu oder Buc und Ualan oder Strong-Eiland die beiden andern), eine von einem WallrifT ringförmig umschlossene, erloschene vulcanische Insel, deren höchster Punkt 2861 engl. Fuss über dem Meere. Das Gestein ist wie bei fast allen vulcanischen Inseln des Pacific eine olivin- und augitreiche Basaltlava in verschiedenen Structurabänderungen. Die alten, von einem unbekannten Volke her- rührenden Baudenkmale an der Nordostseite der Insel (Mauern und Säulen aus Basalt gehauen, ähnlich wie auf Tinian in den Marianen) konnte ich leider nicht besuchen. Diese alten Buinen scheinen cultur- Si-lireiheii :iii Alexaiutcr von HuiiiLolitt. 139 historisch und geologisch gleich interessant zu sein. „Was einst Wege waren, sind jetzt Passagen für Canoes, und wenn die aus grossen Basaltquadern aufgemauerten Wälle niedergebrochen wür- den, so würde das Wasser in die ummauerten Höfe eindringen". So schildern Europäer, welche sich längere Zeit auf der Insel aufgehal- ten, die merkwürdigen Ruinen. Die Baudeiikmale stehen jetzt im Wasser, ein Zustand, der unmöglich bestanden haben kann, als sie aufgeführt wurden. Das wäre demnach ein Punkt, wo sich Darwin's scharfsinnige Theorie von der Bildung der BarrierrifFe und Atolle durch Senkung auch historisch an menschlichen Bauwerken nachweisen Hesse. Noch muss ich erwähnen, dass Puynipet nach den Resultaten meiner magnetischen Beobachtungen zur See gerade auf dem magne- tischen Äquator liegt (auf der Nulllinie der Inclination). DerBesuch der Stewart-Inseln (lat. 80 22' S., long. 162" 08' 0. V. Gr.), der ursprünglich nicht im Plane der Reise lag, am 17. Octo- ber war für mich ein günstiger Zufall, weil wir auf der weiteren Reise wohl schwerlich wieder Gelegenheit haben werden, eine solche charakteristische Atollinsel zu sehen. Es sind zwei grössere bewal- dete, und von sehr gastfreundlichen und gutmüthigen Polynesiern bewohnte, und drei kleinere ebenfalls bewaldete, aber unbewohnte niedere Inseln 1), welche auf einem zu einem ausgezeichneten Atoll von halbmondförmiger Gestalt sich zusammenschliessenden Korallriff liegen. Ich habe eine Kartenskizze des Atolls entworfen, die seiner Zeit einer ausführlichen Beschreibung beigegeben werden wird. Das Atoll hat einen Umfang von sechzehn Seemeilen. Die zwei grösseren Inseln Sikeiana und Fäule liegen gerade auf den spitzen Ecken des halbmondförmigen Atolls; es bestätigt sich also auch hier wieder die Thatsache, für die alle näher bekannten Atolle Beweise liefern, dass die Inseln hauptsächlich an vorspringenden Ecken der Riffe liegen, wo die Brandung von zwei Seiten anstürmt und daher die Umstände zur Anhäufung von Korallentrümmern und Sand am günstigsten sind. Die Oberfläche des trockenen bewohnbaren Landes verhält sich zur Oberfläche des ganzen Riffes wie 1 : 21. An der Nordwestseite des Riffes, d. i. an der Seite unter dem Winde, befindet sich eine schmale. •) Die Namen der Eingeborneii für die Inseln sind: Sikeiana, Fa'ule , Maduilito Maduawe, Debareua. 140 H o c h s t e 1 1 e r. seichte Canoepassage, durch die bei Ehbe wie bei Fiuth eine starke Strömung aus der Lagune in das Meer zieht. Es gelang nur mit grosser Schwierigkeit, wiewolil wir vom ruhigsten Wetter begünstigt waren, eines der Seitenboote der Fregatte durch diese Passage in die mehr als zwanzig Faden tiefe Lagune zu bringen. — Das Stewart- atoll hat einige geologisclie Eigenthümlichkeiten, die von Interesse sind. An der Nordwestseite des Atolls (Seite unter dem Winde) stehen auf dem RifTe, mit diesem fest verwachsen, zwei merkwürdige vasenförmige Felsen, 8 — 10 Fuss hoch. Ihr Fuss ist unterspült, ihre obere, ungefähr 20 Fuss im Durchmesser haltende Fläche trägt eine üppige Vegetation, Gebüsche und Früchte tragende Kokospalmen, so dass diese Felsen in der That aussehen wie zwei riesige Blumen- vasen, welche auf dem RiflV aufgestellt sind. Ich kann diese „Blum>" 478-05 13-0!) 89 15-75 15-75 73 263-91 15 10 57 491-31 13-26 88 31-52 15-77 72 278-93 15 02 56 504-41 13-10 87 47-25 15-73 71 293-88 14 95 55 517-35 12-94 86 62-99 15-74 70 308-72 14 84 54 530-15 12-80 85 78-69 15-70 69 323-46 14 74 53 542-78 12-63 84 94-38 15-69 68 338-10 14 64 52 555-23 12-45 83 110-04 15-66 67 352-64 14 54 51 567-51 12-28 82 125-66 15-62 66 367-06 14 42 50 579-63 12-12 81 141-24 15-58 65 381-39 14 33 49 591-56 11-93 8<» 156-78 15-54 64 395 - 58 14 19 48 603-30 11-74 79 172-27 15-49 63 409-65 13 95 47 614-88 11-58 78 187-71 15-44 62 423-60 13 92 46 626-25 11-37 77 203-09 15-38 61 437-42 13 82 45 637-43 11-18 76 218-40 15-31 60 451-11 13 ti9 44 648-44 11-01 75 233-64 15-24 59 464-66 13 55 43 659-22 10-78 74 248-81 15-17 58 478-05 13 09 42 669-81 10-59 148 H a i d i n g e r. B. v. Wiillerstorf-Urbair. o eriihren, auf vvelfhen ich ein anderes Mal weitläufiger zurückzukommen gedenke und der sich auf die Winde, welche ausser- halb der Tropen wehen, insbesondere aber auf das nach Dove benannte Drehungsgesetz der Winde bezieht. Die Änderungen des Windes, wpiche diesem Gesetze gemäss ausserhalb der Passafzonen stattfinden , können durch die Zunahme der Rotation der Erde allein nicht erklärt werden, da durch dieselbe eine polare Oberflächenströmung niemals als Ostwind auftreten kann; sie muss sich vielmehr umgekehrt, nachdem sie in Folge der Rotation der Erde NO. in der nördlichen, SO. in der südlichen Erd- hälfte geworden ist, der polaren Windrichtung nähern. Ist aber eine solche Polarströmung durch den Einfluss der Ro- tation der Erde zum NO.- oder SO.-Winde geworden , so erfährt dieselbe, indem sie als Oberflächenströmung gegen die Zonen grössten Luftdruckes vorschreitet, mit der zunehmenden Dichtig- keit der Luft auf jedem Parallelkreise einen grösseren Widerstand, und der NO.- oder SO. -Wind wird, allmählich gegen Westen gebeugt, endlieh zum Ostwind umgestaltet. Zur Vertlieiliiny: dor Winde mif der Oberfläche der Erde. \ 49 Findet dieser Wind grösseren Luftdruck im Westen oder ist derselbe dem Einflüsse der regelmässigen SW.- oder NW. -Winde in der nördlichen und südlichen Hemisphäre ausgesetzt, so wird der so entstandene Ostwind nocli weiter gebeugt, um sich endlich mit diesen westlichen Winden zu vereinigen. Diese Beugung des Windes muss aher auch im Verlaufe der Zeit an einem und demselben Orte stattlinden, weil der NO. in der nördlichen, der SO. in der südlichen Erdhälfte nur eine Störung der normalen Luftverhältnisse in den gemässigten Breiten sind und der momentan zurückgedrängte Wel- lenberg grössten Luftdruckes wieder in seine durch den Stand der Sonne bedingte normale Lage zurückzukommen suchen wird. Demnach muss für einen Ort im Norden des Äquators in der gemässigten Zone bei einer sich ergebenden Oberflächenströmung der Luft aus Norden ein NO. -Wind, dann aber nach einander, sobald normale Verhältnisse einzutreten beginnen, Ost-, Südost-, Süd- und endlich Südwest- Wind wehen, wobei die südliche wärmere, mit Feuchtigkeit mehr geschwängerte Luft, im Contacte mit der nörd- lichen kalten, zu Niederschlägen und schlechtem Wetter Anlass geben wird. Diese Änderungen des Windes nenne ich Beugungen desselben und möchte das Gesetz, nach welcher sie erfolgen, das Beugungs- gesetz der Winde im Gegensatze zum Drehungsgesetze der Winde heissen, weil das W^ort „Drehungsgesetz" auf vollständige Drehungen schliessen lässt und dasselbe bei Cyclonen allein eine gute und zweckentsprechende Anwendung findet. Wie diese Luftströmungen an der Oberfläche der Erde In den gemässigten Breiten entstehen und unter welchen Verhältnissen sie auftreten dürften, behalte ich mir vor in einem späteren Aufsatze über die V^ertheilung der Winde in den gemässigten Zonen zu erörtern. Ich habe bisher der polaren Luftströmungen als solcher Erwäh- nung gethan, welche in der Bichtung der Meridiane stattfinden, was aber nur in dem Falle vorkommen könnte, wenn die gesammte Erd- oberfläche eine in Bezug auf Erwärmungsfähigkeit und Ausstrahlung gleichartige wäre, und wenn die Veränderungen der Temperaturen nur von dem Stande der Sonne abhängig sein würden. Das ist aber nicht der Fall, es kommen vielmehr mannigfache Störungen vor, welche von den verschiedenen Gestaltungsverhält- Si»zh. d. mathein.-naturw. Cl. XXXVI. ßd. Nr. 14. 11 ■J^Q Haidinger. B. V. Wiillerstorf-Urbair. nissen der Oberfläche der Erde abhängen und Erweiterungen, Ver- engungen und Biegungen oder Verschiebungen zur Folge haben, welche auf einem und demselben Parallelkreise verschiedenen Luft- druck an verschiedenen Punkten bedingen. Da wo aber die Luft dichter ist , strömt sie gegen die minder dichte Luft der Umgebung, so dass in den Passaten die allgemeine polare Strömung durch Partialströmungen in ihrer ursprünglichen Richtung gestört, gebeugt werden muss. Denken wir uns zum Beispiel die Zone grösster Erwärmung im nordatlantischen Ocean, allenfalls in den Monaten Juni und Juli, so werden wir leicht bemerken, dass dieselbe in der Nähe Afrika's und über dessen Sandwüsten eine grössere Breite annehmen und sich gegen Norden mehr ausdehnen muss , als es auf freiem Meere geschehen kann. Die aufsteigende Luft über der Zone grösster Erwärmung wird bei der grössten Temperatur, welche durch Afrika's Oberfläche an jenen Punkten bedingt ist, mit grösserer Geschwin- digkeit und im grösseren Maasse emporsteigen, und nicht nur in der Richtung der Meridiane gegen den Pol, sondern auch seitlich abflies- sen, gegen jene Orte hin, wo auf gleichem Parallelkreise noch der Passat weht, während derselbe durch die Erweiterung der Zone grösster Erwärmung über Afrika aufgehoben wird. Es werden sich demnach in einer gewissen Entfernung von Afrika's Küsten Orte grösseren Luftdruckes bilden, wodurch an der westlichen Seite derselben eine östliche Luftströmung entsteht, welche die regelmässige Polarströmung in ihrer ursprünglichen Seite je nach ihrer Stärke beugen muss, so dass dieselbe nicht mehr von Norden , sondern etwas nach Osten geneigt gegen die Zone grösster Erwärmung fortschreiten wird. Der Wind, welcher auf der Oberfläche des nordatlantischen Oceans an jenen Orten verspürt wird, kann dann nicht mehr die Re- sultante einer nördlichen Luftströmung und der Rotation der Erde sein, sondern eine solche, welche von dieser Rotation und von dei* nördlichen zur östlichen Strömung abhängig ist. Könnte man plastisch die Barometerhöhen darstellen, welche an einer solchen Örtlichkeit auf dem Meere statthaben, so würde die sich ergebende Figur einer Mulde gleich sein, wie jene, welche zwi- schen zwei sanft ablaufenden Gebirgszügen, die einander unter einem stumpfen Winkel treffen, oft gebildet wird. Zur Vertheilung' Jer Winde Jiiif der Ohertliiclie der Erde. 1 S 1 Ähnliche Erscheinungen werden sich nnter ähnlichen Verhält- nissen üherall ergeben, wo grössere Wärmequellen der Lnft eine höhere Temperatur verleilien, als ihre Umgebung besitzt, und es wird mir sehr schwer, wenn nicht unmöglich sein, das Maass der Störungen, welche die Passate in ihrer Richtung erfahren, genauer zu bezeichnen. Wie die Richtung, so erfährt auch die Stärke der Polarströ- mung bedeutende Störungen, sie hängt jedoch im Allgemeinen von der Neigung ab, welche die Curve der Barometerhöhen gegen den Horizont hat. Sie wird aber auch je nach der V^erschiebung und je nach den Krümmungen der Zonen grössten Luftdruckes auf einem und demselben Parallelkreise verschieden sein können. Überdies muss die Geschwindigkeit der Luftströmung auf einem und dem- selben Parallelkreise in verschiedenen Jahreszeiten eine andere sein, je nachdem die Zone grössten Luftdruckes sieb diesem Parallelkreise nähert oder davon entfernt. Es ist erklärlich, dass in der Zeit des Vorrückens der Zone grösster Erwärmung gegen den Äquator, d. h. in der Winterhälfte des Jahres, für die betreflende Hemisphäre der sich bildende Wellen- berg durch Ansammlung der Luft und durch Stauung derselben eine grössere Höhe erreichen wird als im Sommer, dass also in jener Zeit die Richtung des Passates eine grössere Neigung gegen den gleich- namigen Pol besitzen wird als in dieser, namentlich in der Nähe des Wellenberges. Es weht sonach im Winter auf der nördlichen Halbkugel zum Beispiel NNO. -Wind, da wo im Sommer die Richtung des Passates NO. gewesen, weil im ersteren Falle die polare Luftströmung eine grössere Geschwindigkeit besitzt. Nahe der Zone grössten Luftdruckes, da wo der Passat zu wehen beginnt, müssen die Lufttheile durch den erlittenen Stillstand die Rotation der Erde des unterstehenden Parallelkreises zum gröss- ten Theil angenommen haben, die erste Richtung, welche also der beginnende Passat haben wird, ist nahezu polar, wird aber bei wei- terem Fortschreiten gegen den Äquator sehr bald von der Zunahme der Rotation beeintlusst werden und sich gegen Osten neigen. Hat die Zone grösster Erwärmung den Äquator überschritten und befindet sich dieselbe demgemäss ganz in einer Hemisphäre, so wird in der anderen der Passat den Äquator erreichen müssen. In 11» 152 il a i «i i n g- e r. B. v. Wiillerstoif-Urbair. diesem Falle rrmss die Siärke des Windes, auch wenn jene der Polarströmung sieh gleich bliebe, unter normalen Verhältnissen abnehmen, sofern nämlich der Passatwind die Resultante aus der pola- ren Luftströmung und aus der Zunahme der Rotation ist, denn diese letztere wird immer kleiner, je mehr man sich dem Äquator nähert. Im Allgemeinen wird aber der Wind nicht nur aus diesem Grunde, sondern auch wegen der abnehmenden Stärke der Luftströmung schwächer, obschon angenommen werden muss, dass die Abnahme in der Nähe des Äquators eine äusserst geringe sei , weil auch die Abnahme der Rarometerhöhe keine bedeutende ist. Weil aber die Polarströmung eine bestimmte Geschwindigkeit besitzt, die keinesfalls in dem Grade abnimmt als die Zunahme der Rotation bis zum Äquator, so wird die Richtung des Windes sich mehr und mehr jener der Polarströmung nähern. Wir haben zum Reispiel am 2. Juni 1858 in 107° 7' östlicher Länge von Greenwich, und in 0° 40' südlicher Rreite im Mittel 24 Stunden die Rriese aus Süden 13 Grad Ost mit einer Stärke von 2-5 gleich 4*4 Meilen in der Stunde unter normalen Wetterver- hältnissen erfahren. Die südliche Polarströmung hatte sonach eine Geschwindigkeit von 4*3 Meilen, während der Rotationseinfluss nur 1-0 Meile betrug. Die Rotationsgeschwindigkeit auf dem Parallelkreise von 0°40' ist aber 899-9. Die Luft hatte somit die Rotation von 808*0 bereits angenommen, welche letztere dem Parallelkreise von 2° 52 Linien angehört. Da nun diese Polarströmung eine Geschwindigkeit von nahe an 4 Meilen in der Stunde auf 0° 40' Süd besitzt, so wird dieselbe nicht nur den Äquator erreichen, sondern, wenn die Zone grösster Erwärmung von diesem im Norden entfernt ist, auch die Linie überschreiten und in die nördliche Hemisphäre gelangen. Weil aber der Einfluss der Rotation der Erde ein solcher ist, dass die Luft über einem Parallelkreis in der Nähe des Äquators die- jenige Rotation sich angeeignet hat , welche die Erde auf einem Parallelkreise besitzt, der nur 2° 12' höher liegt, so wird am Äquator selbst der Wind noch nicht aus Süden wehen können, diese Richtung vielmehr in unserem Beispiele erst auf beiläufig 1° 6' Nord annehmen können. Zur Vertlieiluii a. m. 9i" a. m. 12|'' p. m. 3|'' p. m. 9i'' p. M. Mittel von 9|-''a.m.bis 3|'' p. m. A r .1 T .1 T .( T .4 T .1 T Januar . . . 29-94 Ö3-4 29-98 34-9 29 96 36-1 29-92 36-8 29-94 34-4 29-93 55-9 Februar . . 92 54-0 96 56-3 92 39-3 88 39-2 91 561 29-92 57-8 März .... 90 64-8 93 67-6 91 70-7 86 70-8 88 63-8 29-90 692 April .... 83 73-2 86 74-8 84 77-S 80 76-8 81 73-1 29-83 73-8 Mai 79 80-9 82 82-8 81 84-7 76 83-0 77 78-2 29-79 82-9 Juni 69 82-8 72 84-9 71 86-0 67 83-9 68 81-4 29-70 83-4 Juli "lO 83-3 ."i2 84-4 .">2 83-6 49 85-6 31 82-6 29-31 85-0 Augusf . . Ö8 82-2 61 84-2 61 86-3 37 83-9 38 81-3 29-39 85-1 September 64 81-7 68 83-8 6.>> 85-4 62 84-8 64 80-6 29-65 84-3 October . . 82 76-1 82 77-4 81 79-3 79 79-0 82 73-8 29-81 78-2 November 78 7i<) 83 736 78 731 73 74-6 79 72-1 29-79 741 Deeember 85 60-6 89 72-7 i^"^ 64-0 81 64-7 86 61-9 29-83 63-7 Sitxb. d. mafliem.-iüitiir« . Cl. XXXVI. Bd. Nr. 14. 12 166 H ii i il i n g- e r. B. V. Wiillerstorf-Ürbair. Da diese Barometer - Beobachtungen auf einer Höhe von 140 englischen Fuss gemacht sind, so müssen sie, um mit jenen inShang- hae verglichen werden zu können , noch eine Correction wegen der HöhendifFerenz erhalten. Zwar ist die Höhe des Beobachtungsortes in Shanghae nicht angegeben worden, aber das Land ist daselbst, so weit das Auge reicht, nur wenig über dem Meere erhaben, und die Häuser sind einstöckig, so dass die Höhendifferenz beider Orte bei- läufig 115 bis 120 Fuss betragen dürfte. Es kann somit bei der Unsicherheit der Beobachtungen selbst genügen , wenn zu dem Mittel der Barometerhöhen in Hongkong, welche um 91/3 '' a. m. und S^/o'' p. m. abgelesen wurden, 0-14 engl. Zoll addirt werden , um dasselbe auf die Höhe von Shanghae zu reduciren. Hiernach erhalten wir für Honkong: Jänner ^ = 30-Ü9 7'=3ä-9 Februar ,i = ;{0-06 T=ol-% März ^ = 30-04 T=69-2 April ^ = 29-97 7'=71)-8 Mai .1 =29-93 r=82-9 Juni ^= 29-84 7'= 85-4 Juli /l = 29-60 r=8ä-() August ^ = 29-73 7'=85-i September .4 = 29-79 7'= 84-3 October ^ = 29-95 7=78-2 November .4 = 2993 7=74-1 December .4 = 29-99 7'= (»3-7 Vergleicht man die Beobachtungen des Jahres 1853 für Hong- kong und Shanghae, so stellt sich mit Gewissheit heraus, dass an beiden Orten das Minimum des Barometerstandes im Monat Juli ein- tritt. Wenngleich die Angaben beider Instrumente streng genom- men nicht vergleichbar sind, so ergibt sich dennoch für Shanghae im Juli ein geringerer Luftdruck als für Hongkong, was in der That auch so sein muss, da der Wellenberg des Luftdruckes sich gegen Shang- hae mehr und mehr gegen die Zone der Windstillen abdacht und die mittlere Temperatur in Shanghae, selbst wenn man der Erhöhung des Beobachtungsortes in Hongkong Rechnung trägt, dennoch bedeu- tend grösser ist als in letzterem Orte. Es scheint, dass im Monat Juli der kleinste Luftdruck in der Zone des Monsuns etwas nördlicher als Shanghae reicht, während in dpu anderen Sommermonaten dieser kleinste Luftdruck in der Nähe Zur Veilheiluiig der Winde ;iiif der Oherfliiche der Krde. IßT vielleicht südlicher und östlicher ;iis Slianghiie verbleiht niui jeden- falls Nordostwiiide den mittleren Barometerstand erhöhen. Zur Zeit des Nordost - Passates aber, und zwar vom Monat October bis Anfangs April, steht der Barometer in Shanghae immer viel hölier als in Hongkong, weil Shanghae nahe an der Grenze des Passates oder in der Zone grössten Luftdruckes liegen dürfte. Das Maximum des Luftdruckes zeigt sich naturgemäss für beide Orte im Jänner. Die Temperatur der Monate Juni und Juli erleidet für Hongkong eine kleine Schwankung, wahrscheinlich aus dem Grunde, weil die Sonne in dieser Zeit zweimal den Parallelkreis von Hongkong durchschneidet. Übrigens wäre es gewagt, wollte man noch weitere Schlüsse auf Grund der Beobachtungen in Hongkong ziehen. Schon die insulare Lage dieses Ortes, die besonderen Land- und Seebriesen, welche es durchziehen, endlich die Höhe des Beobachtungsortes machen es ganz unmöglich, den beobachte- ten Temperaturen einen allgemeinen vergleichbaren Werth zuzu- schreiben. Das Mittel aus fünfjährigen Beobachtungen aus Shanghae ver- dient grössere Berücksichtigung, obschon auch hier die beobachteten Temperaturen einen örtlichen Einfluss erlitten haben müssen. Der Gang des Barometers ist aber bezeichnend. Im Jänner ist der Luft- druck am höchsten. Der Wellenberg zieht sich von da an gegen Norden zurück, weil die Zone grösster Erwärmung sich ebenfalls nach Norden bewegt. Während dieser Zeit weht auf dem chinesischen Meere ein ste- tiger Nordost, der aber nach dem Monat März, in welcher Zeit die Zone grösster Erwärmung an Ausdehnung zunimmt, schwachen, und im Monat April veränderlichen Briesen zu weichen beginnt. Der nördliche Einfluss ist indess noch immer fühlbar, bis der- selbe nach Mitte Juni für Shanghae aufgehoben und bis Ende Juli nur in seltenen Fällen durch Drehwinde fühlbar wird, die sich in diesen Gegenden bilden können. Mittlerweile weht schon seit dem Monat Mai im chinesischen Meere südlich von Shanghae ein immer stetigerer Südwest- Monsun , welcher in den Monaten Juni und Juli bis in's gelbe Meer nach Japan dringt und sich daselbst feststellt. Sein Vordringen bewirkt wohl an seiner nördlichen Grenze zuweilen vollständige Drehwinde, aber diese sind bis zum Monat Juli selten so stark, um in orkanartige Cyclonen auszuarten. 12* 1 ()(S H a i (I i n g- e r. B. V. Wüllerstorf-Urbair. Anders verhält es sieh nach dem Monat Juli. Der Wellenberg der Zone grössten Luftdruckes kehrt allmählich zurück, derNordost- Wind dringt in die Zone grösster Erwärmung immer mehr und öfter ein und verursacht dann die berüchtigten Teifune *) des chinesischen Meeres, welche namentlich im September sehr bedeutend sein können. Im October hat sich im Allgemeinen, besonders im Norden , der Nordost - Passat völlig eingestellt; der Barometerstand nimmt nun rasch mit dem Vordringen des Wellenberges grössten Luftdruckes zu und erreicht sein Maximum wieder im Jänner. Der Nordost - Passat weht im chinesischen Meere besonders heftig, zuweilen mit der Macht eines Sturmes, was auf eine grosse Höhe und auf ein rasches Erheben des Wellenberges in der Zone grössten Luftdruckes schliessen lässt. In derThnt ist aber auch die von Norden kommende Luft durch die auf den Gebirgsketten Asiens sich lagernden Schnee- und Eis- massen, welche ihrerseits wieder eine Folge des Zusammentreffens des Nordost- mit dem Südwest- Winde sind, so kalt und dicht gewor- den, dass das obige Resultat um so begreiflicher erscheint, als be- kanntlich die Ostküsten der Continente im Norden des Äquators weit strengere Winter als die Westküsten haben. Dieses gewaltsame Vorschreiten des Nordost - Passates ist es auch, welches die Schifffahrt in den Monaten seines Eintrittes und der Vordringung des Nordwest-Monsuns durch die daraus entstehenden Teifune so sehr gefährdet, um so mehr, als dieselben Meere durch- ziehen, welche durch Inselgruppen und Klippen verengt sind, mg also wenig Seeraum vorhanden, um dem Drehungsgesetze der Cy- clonen gemäss manövriren und deren Mittelpunkt vermeiden zu können. Die Teifune entstehen zumeist in der Zone der Windstillen oder des kleinsten Luftdruckes, welche sich längs der japanischen und Bonin - Inseln bis ostwärts der Mariannen hinzieht. Indess geschieht es, dass in der Zeit des Vordringens des Nordost-Passates Luzon und die südlichen Philippinen, sowie Formosa und die 1) Von Tai-fung, grosser Wind. Wahrscheinlich sind davon abgeleitet das arabische Wort Tu-fän und das griechische Typlion. — Nach dem „Tonic Uictionary of the Chinese lanyuage etc. by S. Wells Williams, Canton 1836" sollte Tai gross, mächtig, stark, wie Täh oder Ti'ii aiisgosproohen werden. Zur Vertlieiluiiij der Winde ;iiiI(Iim- OIk'iMüi'Iic der Krdt-. | (y{) südlichen japanischen Inseln bis zur Lu - tschu und Majacco - Sima- Gi'uppe eine solche Erwärmung der Luft verursachen, dass ein geringerer Luftdruck in der Nähe dieser Inseln erzeugt wird, der seinerseits Anlass zu Drehwinden und Orkanen gibt. In Bezug auf die Bahnen der Teifune erscheint es mir erforder- lich, näher auf ihre Entstehungsweise einzugehen. In der Zeit des Vordringens des Nordost-Passates bewegt sich die Sonne von Norden nach Süden, erwärmt somit in bedeutenderem Maasse die südlicheren Theile des chinesischen Meeres, so dass dort, w^o die Wärme-Aus- strahlung durch localc Verhältnisse des Bodens momentan eine bedeutende wird, auch Orte geringen Luftdruckes sich erzeugen können. Inseln und Inselgruppen sind der Entstehung von Orkanen in diesem Sinne günstiger, weil sich über ihnen abgeschlossene Orte geringen Luftdruckes bilden, welche eine verhältnissmässig be- schränkte Oberfläche haben und sich, wenn ich mich wieder eines schon gebrauchten Ausdruckes bedienen darf, Luftkrater in ihnen erzeugen, deren Ränder aus dichterer Luft bestehen. Diese Luft- krater können sich nur in der Region des noch wehenden , aber an Kraft abnehmenden Südwest-Monsuns bilden, somit wird das stärkere Eindringen der dichteren Luft namentlich aus Südwest stattfinden, was zu einer Winddrehung nach Südsüdost und Osten einerseits und so einem Verschieben des Luftkraters gegen Nordost und Norden andererseits Anlass gibt, da die immer aus Südwest eindringende Luftströmung die Ränder des Luftkraters in jener Richtung trifft. Die im Mittelpunkte des Kraters gedachte verticale Axe und daher der Mittelpunkt der sich bildenden Cyclonen selbst werden somit anfänglich eine Rahn einschlagen, welche zwischen Nordost und Norden liegen muss. Dringt aber zur selben Zeit der Nordost- Passat gegen Süden und Westen vor, oder ist vielmehr der Luftdruck in Bezug auf die sich bildende Cyclone gegen Osten und Norden derselben ein grösserer geworden, so wird die Bahn dieser Cyclone gegen diese Richtungen hin grösseren Widerstand finden und sich mehr nach Westen drehen müssen. Der Wind, welcher schon früher eine Drehung erfahren hatte und Südost und Ost geworden war, wird durch die neue aus Osten und Norden mit grösserer Macht eindringende dichtere Luft verstärkt und die Drehung wird nicht nur zur vollständigen, sondern es entsteht je nach den Verhältnissen ein 170 Haidinger. B. V. Wüllerstorf-Urbair. orkanartiger Drehwind oder, wie er in China genannt wird , ein Tei- fun, dessen Bahn nunmehr zwischen Nordnordwest und Westen oder Westsüdwest liegen wird. Das Vordringen dichterer Luft muss in der ersten Zeit des Ein- trittes des Nordost - Passates in östlicher Richtung vor sich gehen, weil, wie wir gesehen haben, die Grenze des Südwest -Monsuns von den japanischen Inseln über die Bonin-Inseln östlich der Mariannen bis zum Anschlüsse an die Zone grösster Erwärmung im stillen Ocean zieht. In der That wird sich vor Allem derjenige Theil der Monsuns- region abzukühlen im Stande sein, wo weniger Land und wo die Spannung der erwärmten Luft eine geringere ist und geringeren Widerstand darbietet. Im Beginne der Orkanzeit werden sonach dieTeifune eine mehr nördliche Bahn verfolgen und allenfalls nach Nordwest ziehen. In späteren Epochen kühlt sich aber das Land im Norden durch das fortschreitende Entfernen der Sonne von der nördlichen Grenze des Monsuns ab. Die eindringende kältere Luft muss sonach dichter sein als jene, welche von Osten kommt und die Bahnen der Teifune mehr gegen Westen und Südwesten beugt. Auch ist darauf Kücksicht zu nehmen, dass, so lange die Grenze des Südwest -Monsuns oder der Zone geringsten Luftdruckes eine nordöstliche Richtung hat, der Nordost -Passat sich in ihrer Nähe nach Osten beugen muss. Wenn wir die allgemeine Richtung betrachten , welche die Cy- clonen des chinesischen Meeres einzuschlagen gezwungen sind , so ergeben sich einige Folgerungen, welche auf diese Richtungen von bedeutendem Einflüsse sind. Nehmen wir eine Cyclone an, die sich bei den Mariannen bildete und bei ihrer Entstehung sich gegen Norden oder Nordost bewegte, so wird dieselbe durch ein stärkeres Eindringen der dichteren Pas- satluft in östlicher Richtung etwa nach Westnordwest zu ziehen; aber in dieser Richtung hin begegnet dieselbe der dichteren Luft im Süden und Westen und wird sonach eine allmähliche Beugung erleiden und nach Nordwest ziehen. In dieser Richtung gelangt sie in immer dünnere Schichten, erleidet also einen geringeren Wider- stand, wird mithin keiner weiteren sichtbaren Beugung unterworfen sein, sondern nahezu in gerader Linie den chinesischen Küsten zueilen. Zur Veillieiliiiii; tlor Wiiulf iiiit' der (Hn'rtlilolu' der Krde. 171 Die Goschwindio-keit, welche sie im Augenblicke ihres Ent- stehens erlangte, wird bis zur Beugung abnehmen, sodann aber wie- der zunehmen müssen, im Ganzen jedoch , da das durchlaufene Meer in enge Grenzen eingeschlossen ist, keine bedeutenden Verschieden- heiten darbieten. Richtung und Geschwindigkeit können indess durch die hohen Inseln und Canäle zwischen denselben sehr uiodificirt werden, worauf im praktischen Falle besonders Rücksicht zu nehmen ist. Diese Unbestimmtheit in den Bahnen der Teifune trägt dazu bei, sie gefährlicher für den Seemann zu machen, und es erfordert einen hohen Grad von Aufmerksamkeit, um in Mitte von Inseln oder nahe an der chinesischen Küste ihrem Mittelpunkte zu entgehen. Zuweilen entstehen zwei oder mehrere Teifune zur selben Zeit oder es theiit sich durch den Einfluss des Landes oder anderer Ur- sachen wegen eine Cyclone in zwei, welche je nach den Umständen verschiedene oder nahezu parallele Bahnen verfolgen. In anderen Fällen kann es vorkommen , dass an demselben Orte zwei Cyclonen nach einander entstehen, so dass auf der nämlichen Bahn ein Teifun dem andern folgt. Entstehen zwei Cyclonen zu gleicher Zeit in verschiedenen Breiten, so muss die südlichere einen nördlicheren Curs nehmen , da sie im Süden grösseren Widerstand erfährt und weil bei dem Vor- dringen des Nord -Passates der Südwest-Monsun im Süden stetiger wehen dürfte als im Norden. Es kann sich also ergeben , dass die südlichere Cyclone die Bahn der nördlichen durchschneidet, und will es der Zufall, dass beide Cyclonen im Kreuzungspunkte sich treffen, und fügt es das Schicksal , dass ein Schiff diesem Kreuzungspunkte nahe ist, so scheint seine Rettung aus diesem unheilvollen Conflicte kaum denkbar. Teifune, welche au der Südseite von Inseln, z. B. bei Luzon entstehen und im Anfange iiirer Bildung einen nahe nördlichen Curs nehmen, können, statt mit einer Neigung gegen Westen fortzuschrei- ten, sich in dem Falle an der Nordseite der Insel nach Osten beugen, wenn sie dort geringeren Luftdruck finden und wenn überhaupt die vordringende dichtere Luft mehr von Norden als Osten kommt. Dies ist bei grösseren Inseln um so eher möglich, als sie eigenthümliclie Verhältnisse der Temperatur und des Druckes der Luft hervorrufen. Ich will hier noch eine Bemerkung hinzufügen, welche bei allen Cyclonen Anwendung findet und die sich auf die Macht des Windes 172' H H ! d i n g e r. B. V. Wiillerstorf. Die Monsune. selbst bezieht. Der Wind äussert sich auf Gegenstände, die ihm ent- gegengestellt werden, z. B. auf die Segel eines Schiffes als Moment, d. h. seine Wirkung entspricht dem Producte der Geschwindigkeit mit der Masse der Luft, welche zugeführt wird. Eine Cyclone, indem sie in ihrer Bahn fortschreitet, staut noth- wendigerweise die umgebende Luft vor sich auf, nämlich die Luft vor der Cyclone wird dichter, ebenso wie jene der Cyclone selbst vor ihrem Mittelpunkte (mit Rücksicht auf die fortschreitende Bewe- gung ihrer Bahn). Es muss also der Wind, welcher von diesen Stauungspunkten sich weiter dreht, eine grössere Macht ausüben, als an anderen Theilen des Umkreises. Nehmen wir als Beispiel eine Cyclone an, welche sich in der nördlichen Hemisphäre nach Westnordwest bewegt, so wird die Stauung der Luft an jenen Theilen des Cyclonenkreises stattfinden, an welchen Nordost-, Nordnordost- und Nord -Wind weht. Da der Wind, nachdem er eine Richtung nach Norden gehabt, allmählich nach Nordwest und Westen übergeht, so wii'd dessen Stärke an diesen letzteren Punkten verhältnissmässig grösser sein als an anderen des Cyclonenkreises. Bei einer Cyclone der südlichen Erdliälfte, deren Richtung Westsüdwest wäre, würde die Stauung an denjenigen Punkten vor- kommen, wo Südsüdost, Südost und Südwest herrschen, folglich die grösste Stärke des Windes an jenen Theilen des Cyclonenkreises zu finden sein, wo Südwest- und West-Winde wehen. Also werden in der Regel beiCyclonen, welche zwischen Westen und Norden oder zwischen Westen und Süden ziehen, die westlichen Winde die grösste Macht entwickeln, was auch im Allgemeinen beob- achtet und als Thatsache aufgestellt worden ist. Bei Cyclonen hingegen , welche ostwärts ziehen, werden die östlichen Winde des Cyclonenkreises das grösste Moment besitzen. October 1858. S. M. Fregatte „Novara". S('hreil)i'ii :in llorrn Coiniii.Kiore 15. \. \V li 1 1 c rs t o r f - U r ha i r. 1T3 2. Schreiben an Herrn Commodore B. v. Wiiller st orf- V rhair. Von M. F. Maupy, Lieutenant U. S. IS. in Washing-toii. Observatorium Washington 24. Juni 1858. IHeiii thcurcr GoMiinuilüi-e! So eben erhalte ich Ihren Brief vom letzten Februar von den „zwei Nikobaren". Briefe dermassen erfüllt mit naturwissenschaft- lichen Thatsachen und Erscheinungen und Betrachtungen sind sehr erfrischend. Mein genialer junger Freund Brooke, vom Tief-See- Apparat, ist gestern nach Californien abgesegelt. Er übernimmt das Commando eines kleinen Schiffes, des „Ferinimore Cüoper", zu dem Zwecke um in allen Arten von Versuchen und Beobachtungen in Be- zug auf die Physik des Meeres (physics ofthe sea) zu schwelgen. Ihm werde ich Ihre schöne Formel zur Bestimmung der Geschwin- diiikeit und der Coordiiiaten den Meereswellen senden. Ich zweifle nicht daran, er wird Ihre vorfrefTlichen Ideen gut benützen. Durch eines jener sonderbaren Zusammentreffen, welche so oft im Reiche des Gedankens stattfinden, geschah es, dass gerade in dem Augenblicke als ich Ihren Brief erhielt, ich selbst bei- nahe dasselbe Problem erörterte , welches Ihr Brief so anziehend behandelt. Ich sende Ihnen die Zeichnung, welche ich damals entworfen hatte, und mit Buchstaben nachweise, mit einem kurzen Auszug aus einer „Abschrift" , vorbereitet für die achte Auflage der „Sailmg Directi07is," so weit er sich auf den Gegenstand bezieht. „Lieutenant van Gogh hat unter den vielen werth vollen Bei- trägen der Holländer zur Kenntniss unserer Wasserstrassen die Ergebnisse von nicht weniger als 2472 Barometerbeobachtungen bekannt gemacht, welche an der dem Pole zugekehrten Seite vom 174 Haidillger. JVI. F. Maury. 42. Gi-ad S. längs der Wasserstrasse nach Australien angestellt worden sind i). Werden die Beobachtungen entsprechend den Winden geordnet, so erhält man folgende mittlere Barometerstände: Beojjac'litiiiigen Wiii.l Barometer Beoliachtuiigen Wiii.l Baroiiiiter 89 S 29-73 131 N. 29-73 il3 SSW. 29-78 130 NNO. 29-77 23(» sw. 2967 93 NO. 29-80 :?28 WSW. 29-6S 46 ONO. 29-82 277 w. 29- ÖG 34 0. 29 78 313 WNW. 2936 36 OSO. 29-81 279 NW. 29-34 40 SO. 29 78 22r) NNW. 29-63 58 SSO. 29-81 Mittlerer Stand 29-66 Zoll. ^,Die holländische Tafel berechtigt zu dem Schlüsse," sagt Lieu- tenant van Gogh, „dass was die Erfahrung uns in Betreff dieser barometrischer Wellenlinie lehrt, wirklich von der Theorie verlangt wird: dass wo die SSO. und SO. Winde von dem Südpol kommen, sie ein Steigen der Barometer verursachen, während NW. Winde gewöhnlich ein Fallen hervorbringen. Wäre zufällig der Wind WSW., so zeigt das Steigen des Barometers, dass in der höhern Luftschichte bereits ein mehr südlicher Wind vorhanden ist , und dass er sich einstellen wird, wenn das Steigen fortdauert. Fällt dagegen der Barometer, dann dreht sich der Wind gewöhnlich nach West und Nord." „Bei Veränderungen des Barometers sollte man auf die Wind- richtung achten ; steigt er, wenn der Wind aus einer niedrigeren Richtung bläst, so darf man einen Sturm erwarten" ^). „Wenn in hohen südlichen Breiten", sagt Janssen, „der Baro- meter unter 29-50 fällt, darf man starke NW. Brisen, stets von feinem Sprühregen begleitet (Strang breezes with drhzling rain) 'jUef miniere ßaroiiieturstaiid auf der Höhe von Ca|> Horii .scheint (»•43 Zoll nie- driger zu .sein, al.s naoli diesen Beobachtungen im iiidiselieu Ocean , südlich vom 42. Grad S. ^) Pag. 67. — Uitkonisten van Wetenschap en Ervaring Aangaaende Winden en Zee- stroomingen in sommige (iedeelfen van den Oceaan. Uitgegeven dooi- het konink li.jk Nederlandsch Meteorologisch Institiiut. Utrecht 1857. Sehreihen an Herrn Coniinodore H. v. Wiillerslorf-Urli;iir. 175 erwarten; in dem Augenblicke aber, wo das Quecksilber zu fallen aufhört und zn steigen beginnt . klärt sieb aucb der Himmel auf, und der Wind wechselt mit einer furchtbaren Böe (tremendous squallj nach SW. um, der Wind verstärkt sieh und der Barometer steigt, bis das Quecksilber wieder über 29"I)0" steht." „Wenn das Fallen beim Südwind allmählich stattfindet, darf man SO. erwarten. Ich habe den Barometer auf 28-88 gesehen, wenn sich der Wind von SW. nach SSO. wandte, und aus einem frischen Wind (gale) in eine massige Brise (breeze) überging." „Wird der Wind stärker, so dreht er sich dabei stets um zwei bis vier Punkte, von NW. nach Nord, von SW. nach Süd." „Nach Dove's Gesetz der Rotation, welches auf der nörd- lichen Hemisphäre als giltig angenommen wird , und von dem man voraussetzt, dass es auch in der südlichen maassgebend sei, sollte der Wind aus der Lage NW. bei eintretender Veränderung über W. nach SW. u. s. w. gegen die Sonne wechseln." Dieses Gesetz lässt sich auf folgende Weise erläutern; iVortZ 176 Haidillger. M. F. Mauiy. Man stelle sich Fig. 1 ein Schiff in der südlichen Hemisphäre vor bei S, mit niedrigem Barometerstande gegen Norden bei C, wo die Luft eben so schnell aufsteigt als sie von allen Seiten herein- dringt. Das Schiff sei gerade an der Grenze, aber noch ausserhalb des Wirbels oder der Stelle, wo der Wind sich im Kreise dreht. Der erste Andrang des Windes wird bei S gerade in der Richtung des Mittelpunktes C stattfinden , ein Schiff in dieser Lage würde daher den Sturm als mit Südwind beginnend be- zeichnen. Nehmen wir für den Zweck näherer Beleuchtung an, dass der Ort des niedrigen Barometerstandes stationär sei und dass die Luft, so wie sie hineindrängt, auch auf der Scheibe C aufsteigt. So wird die Fläche der hineinströmenden Luft sich nach und nach erwei- tern, wie ein Kreis auf dem Wasser, bis sie durch einen Radius CSd von unbestimmter Länge umschrieben ist. Auf dem Meri- dian d C N , aber südlich von S, wird die Luft nicht in der Richtung dieses Meridians blasen und über das Schiff streichen; in Folge der täglichen Umdrehung der Erde wird sie die Rich- tung d a nehmen, mit westlicher Neigung, und der Pfeil, der einen SSO. Wind darstellt, wird nun die Richtung des Windes bei S ausdrücken. So wird das Schiff berichten, dass der Wind im Süden begann und allmählich gegen SSO. sich drehte, d. h. gegen die Rich- tung der Zeiger an der Uhr, und diePfeile 1 a werden die Richtung des Windes an jeder der Stellen a a a bedeuten, als der Wind be- gann, und die Pfeile 2 a die spätere Richtung , woraus ersichtlich wird wie sie gegen die Zeiger an der Uhr wechseln. Und dieses ist die Richtung, in welcher die Kraft der täglichen Umdrehung, wenn sie nicht durch Gegenkräfte überwältiget wird, den Wind in der südlichen Hemisphäre zu blasen bestimmt , wenn er nicht in Spiralen und einen Wirbel bläst. Und so paradox auf den ersten Anblick es erscheinen mag, so ist es eben diese tägliche Rotation welche dem nämlichen Winde, wenn er in Spiralen bläst, den ersten Impuls ertheilt in der entgegengesetzten Richtung fortzu- schreiten, oder in derselben Richtung wie die Zeiger der Uhr; aber dies ist nur wie es sein sollte; er dreht sich nach einer Richtung und schreitet vor nach der andern. Nehmen wir an, dass der Wind, nachdem S und die Stationen a a zurückgelegt sind, hinlänglich Kraft besitzt um einen Wirbel zu Sfhreihen an Herrn Coiiiinoddre B. v. Wüllerstüii-Uiliiiir. 17T erzeugen. Der bei S a a in derselben Richtung fort bestellende Wind wird in seinem Wege durch die gekrümmten Pfeile itezeichnet. Ostwinde und Westwinde erhalten keine direeten Impulse von der täglichen Rotation , aber Winde an jeder Seite derselben er- halten solche und werden mit der Umgebung herumgeführt. Nehmen wir nun an, dass C in Bewegung gesetzt werde, so haben wir auch die Zusammensetzung und Auflösung von andern Kräften zu betrach- ten, wie den Zug, die Abweichung und dergleichen, bevor wir den Wirbelwind aufzulösen im Stande sind. Aber die Cyclonologen setzen ihre Stürme nicht in so hohe Breiten wie die Parallelen vonCap Hörn. Man sollte daher mit ziem- licher Sicherheit folgern, dass in hohen südlichen Breiten ein Nord- wind die Tendenz hat eine westliche Neigung anzunehmen, und ein Südwind eine östliche. Und die Ursache dieses Einflusses ist wirk- sam , der Raum des niedrigen Barometerstandes sei ein Kreis oder von länglicher Figur, denn er befolgt die Gesetze der Monsune, wie sie Hadley erklärte, und es wird dies der Fall sein, sei die Ursache ein Einströmen auf den Ort des niedrigen oder ein Ausströmen von dem Orte des hohen Barometerstandes, oder wie dies gewöhnlich der Fall ist, durch beide Wechsel der Windströme zugleich. Wäre die Entfernung der Orte von niedrigem und von hohem Barometerstande stets gleich, dann würde der Unterschied des barometrischen Druckes stets einen Wind von gleicher Kraft oder Geschwindigkeit zur Folge haben. Vermittelst einer Erweiterung von Bern o ulli's Formel für die Geschwindigkeit von Gasströmen bei gegebenem Drucke , hat Sir John F. W. Herscliel die Geschwindigkeit und Kraft berech- net i), mit welcher Luft- oder Windströmungen unter gewissen DifTerenzen barometrischen Druckes abfliessen würden. Unter den vortheilhaftesten Verhältnissen, d. h. wenn der Ort des hohen Baro- meterstandes an den Ort des niedrigen Barometerslandes unmittel- bar anstösst , würde ein wirksamer Unterschied von 0-006 Zoll barometrischen Druckes zwischen zwei benachbarten Orten eine Windesströmung hervorbringen, deren Geschwindigkeit 7 englische Meilen in der Stunde beträgt. Ein solcher Wind übt einen horizontalen Druck von 0-2 Pfd. auf den Quadratfuss aus, nach folgender Tabelle: *■) Siehe den Artikel : Mfteornlof/y in der Encycloimrdia Britannica 1837. 178 H a i d i n g e r. M. F. M a u r y. IJuronie- Irischer Druck (ieschwiiidig-keit des Windes Horizoritalei Druck Benennung des Windes 0 • 00(5 TMeil. in (l.StuiKio 0-2Pf(l. niif (1. DFiiss Leises Lüftchen (Gentle air) (»•010 14 „ „ „ „ 0-9 „ „ „ „ Leichte Brise (Light Breeze) 0-016 ■il „ „ „ „ 1-9 „ „ » « Guter Segelwind (Good Sailing Wind) 0-060 41 „ „ „ „ 7-5 „ „ » « Sturmwind (A gale) 0-140 61 „ „ „ „ 16-7 „ „ n j> Grosser Sturm (Great Slorm) 0-2S0 82 „ „ „ „ 30-7 „ „ „ Windsbraut (Tempest) 0-410 92 „ ,. „ „ 37-9 „ „ n » Zerstörend. Orkan (De- vastating Hurricane) Indessen beobachtet man zur See fünf- bis sechsmal und noch mehrfach grössere Unterschiede im Barometerstande, ohne dass sie Winde hervorbrächten, welche die letzterwähnten an Geschwindig- keit übertrefTen. Der Grund davon liegt darin, dass zur See die Orte des hohen und niedrigen Barometerstandes weit von einander entfernt liegen, und auch weil die Unebenheiten der Erdoberfläche den Winden mancherlei Hindernisse entgegensetzen. Aber bei dieser Ansicht des Gegenstandes leuchtet die Wich- tigkeit eines Systems täglicher telegraphischer Witterungs-Berichte auf dem Lande und über das Meer, sobald der subatlantische Kabel gelegt sein wird, hoch auf, und nimmt alle Verhältnisse einer der grossen praktischen Fragen des gegenwärtigen Zeitalters an. Es lässt sich als das wahrscheirdiche Ergebniss der Beobach- tung in vorhinein erwarten, dass je grösser die Entfernung zwischen den Orten des hohen und niedrigen Barometerstandes ist, um desto geringer wird die Geschwindigkeit des Windes bei einem gegebenen Unterschiede im Barometerstande sein. „Professor Buijs Ballot hat im praktischen Wege das Zahlenverhältniss der Stärke des Windes bei gegebenen barometrischen Unterschieden für gewisse Punkte in Holland ermittelt. In der Absicht ähnliche Verhältnisse für unsere Seegegenden aufzufinden, ist der Vorschlag gemacht worden, eine Beihe von meteorologischen Stationen innerhalb der grossen St'lirt'il)i'ii IUI lli'rrii Coiiiinodoi-L' B. v. \Viiller>t()rf'-Urli:iir. | 79 Kette der amenkanischen Seen zu errichten , deren jede tätlich lelegraphische Berichte an diis Observatorium in Washington ein- senden sollte über Barometerstand , Stärke des Windes u. s. w. Wäre dieser Plati überhaupt für das ganze Land gehörig organisirt, so dürften wir erwarten nicht nur den SchitYen auf den grossen Seen, sondern auch in den Meereshäfen zeitlich über manchen bevorstehenden Sturm Nachricht geben zu können." „Die Eintlüsse, welche Sturmwinde in warmen Breiten hervor- bringen, werden in den kalten etwas verändert. In höheren Breiten verlieren die Sonnenhitze , die rasche Verdampfung und schnelle Verdichtung der intertropischen Kliniate bis zu einer gewissen Aus- dehnung ihre Wirksamkeit. Dagegen werden diese Verschieden- heiten in gewisser Beziehung, wie dies Sir John Herschel bemerkt, durch die Kraft der täglichen Rotation aufgewogen. Je näher den Polen, um desto grösser wird für einen gegebenen Breitenunter- schied der Unterschied der täglichen Rotation, und der Unterschied der täglichen Rotation macht sich sowohl in der Stärke als in der Richtung der Winde bemerklich." So sehen Sie, dass während Ihr Brief mir ruhig seinen Inhalt brachte, ich selbst, ohne etwas davon zu wissen, eine Zeichnung ent- warf und sie zu beweisen mich bestrebte. Ich weiss wohl, dass Ihre Voiaussetzung für einen Ort hohen Barometerstandes an den Polen von grossen Autoritäten gestützt wird. Aber ich kann dies aus keiner Theorie ableiten, auch wird es nicht durch Beobachtung gestützt. — Doch bescheide ich mich dies nur als meine Ansicht auszusprechen. Ihre Windkarten werden sehr interessant sein, ich danke, mein tlieurer Herr, für die, welche Sie mir übersenden. Ich schreibe in Eile , damit mein Brief Sie noch in Sydney trifft. Mit Ihrer Erlaubniss werde ich aus Ihren Briefen Auszüge machen, als Belege und Stütze für meine eigenen Ansichten in Bezug auf die Winde der südlichen Hemisphäre. Ich finde einige Schwierigkeiten in der Cyclonen-Theorie, die ich nicht überwältigen kann. Ich wäre sehr glücklich, könnten Sie, mit Ihrer vortretTlichen Befähigung für Beobachtungen und Verall- gemeinerungen, Ihre Aufmerksamkeit diesem Gegenstande zuwen- den und mir licistolipn. Meine Schwierigkeiten sind folgende: 180 H aid in ger. M. F. M a ii r y. Ich kiinu nicht begreifen, wie es möglich ist , eine Cyclone zu haben mit einer sich drehenden und fortschreitenden Scheibe von einem Durchmesser von 1000 oder 500, oder auch nur 100 Meilen, wie es die Darsteller dieser Theorie verlangen. Ist es möglich, nehmen Sie an, dass eine Scheibe einer so dünnen Flüssigkeit, wie die Luft, mit einem Durchmesser von 1000 Meilen bei einer ver- hältnissmässig weniger als oblatenartigen Dicke könne über die Erd- oberfläche fortschreiten und sich um ihren Mittelpunkt drehen? Aus den von verschiedenen Schiffen mir vorliegenden Beob- achtungs-Journalen (^Loghooks), von welchen man annehmen könnte, dass sie in verschiedenen Theilen derselben Cyclone sich befanden, habe ich zu verschiedenen Malen den Versuch gemacht, den Weg derselben zu projiciren. Aber nie gelang es mir einen solchen Sturm herauszubringen, wie ihn die Theorie verlangt. Von einem oder zwei Schiffen mag es gelingen, niemals aus den Beobachtungen von sechs oder sieben derselben. Ich unterscheide zwischen dem sich Drehen des Windes in Folge der täglichen Rotation der Erde und der Rotation des Windes in der Cyclone in Folge seiner Centripetalkraft. r # jß d SeliriM'lieii :in Herrn CdminoilorL' 1$. v. Wiillerstorf-Urbair. lol Meine Bedenken lassen sich durch nachfolgende Skizze etwas näher erläutern. Es finde ein niedriger Barometerstand mit Dreh- Sturm bei A Statt in der südlichen Hemisphäre. Er bewege sich in der Richtung von A nach B , ein Beobachter befinde sich bei c, d und c, von denen c und d jeder mehrere hundert Meilen von A entfernt ist. Wird nun die Luft bei c und d nicht nach Nord und Ost eben so in gerader Richtung blasen, in der Richtung der Gegend mit dem niedrigen Barometerstande, wenn diese Gegend anstatt der Gestalt einer Scheibe die einer länglichen Figur nach Norden besässe? Die Passatwinde bejahen diese Frage, aber die Cyclonologen, anstatt zuzugeben, dass in den Entfernungen c und d der Wind in der Richtung nach Nord und Ost blase, blos weil niedriger Barometerstand östlich von c und nördlich von d statt- findet, verlangen, dass es so blase, weil niedriger Barometerstand östlich von d und südlich von c vorhanden sei, so dass um den Ort zu erreichen, wohin er bestimmt ist, der Wind in einer Richtung senkrecht gegen die Richtung nach dem Orte der Bestimmung hin- blasen muss. Ein Trieb von einer Geschwindigkeit, die alle Vor- stellung übersteigt, wäre erforderlich, um Luftströmungen so aus ihrer Richtung zu bringen , und das zwar während sie noch mehrere hundert Meilen vom Mittelpunkte des Wirbels entfernt sind. Die in drehender Bewegung befindliche Scheibe kann, meinem Dafürhalten nach, niemals einen Durchmesser von mehr als nur wenigen Meilen haben. Auf dem Lande finden wir, dass die Breite niemals einige wenige Ruthen übersteigt , in den meisten Fällen niclit so viele Klafter , als die Verfechter jener Meinung für sie auf dem Meere Meilen voraussetzen. Nehmen wir an, ein Fall wie der obige finde in Wirklichkeit Statt. Mit einer blos auf d beschränkten Beobachtung würde der Cydonologe sagen, der Sturmwind schreite in der Richtung von d' gegen d" fort. Aber mit der Beobachtung (Log.) von c' im Auge, würde die Richtung des Fortschrittes von c gegen c" zu sein scheinen. Nach der Regel würde das Schiff d gegen die wirkliche Richtung des Fortschreitens des Sturmes und das Schiffe von derselben hinweg gefüiirt. So bemerken Sie wohl , dass bei den verschiedenen Theilen eines Sturmes dreierlei Kräfte es sind, welche einen Windwechsel hervorbringen. Eine derselben ist die tägliche Rotation . und diese SiUb. d. malhem.-natuiw. Cl. XXXVI. Rd. Nr. 14. i3 \H'Z Jl iii (1 i 11 g^e r. M. F. Maury. Schreibe» au Hiii. Cominodore v. \Viillerstorf-Uibair. nlleiii kann iiieinals eine grössere V^eränderung der Windrichtung hervorbringen ;ils 90 Grad. Eine andere ist die wechselnde Stellung oder fortschreitende Bewegung des Ortes des niedrigsten Barometer- standes. Die Veränderung, welche diese hervorbringt, kann — wenn nicht etwa eine Windstille dazwischen liegt — nie mehr als 180" Wechsel hervorbringen. Die dritte ist die Wirbelbewegung, hervor- gebracht durch den Anfall des Windes von allen Seiten gegen einen gemeinschaftlichen Mittelpunkt — der Wirbel in einer Flüssigkeif. Nehmen wir nun an , Ihre Orte des niedrigsten Barometer- standes längs des Calmen-Gürtels des Wendekreises des Steinbocks wären eine Mulde, ein Tiefpunkt der barometrischen Wellen. Dann könnten das Umschlagen und die Veränderung des Windes von den Kräften 1 und 2 herrühren , je nach der Bichtung , in welcher die Welle fortschreitet. Wollen Sie den Gegenstand nicht unter dieser Ansicht betrachten ? Es ist nun die Frage, können wir eine Heihe von Begeln oder Kennzeichen aufstellen, ob, wenn der Wind für ein gewisses Schiff auf dem Meere wechselt, der Seemann mit Sicherheit erkennen kann, ob diese Veränderung in Folge der Ursache 1 oder der Ur- sache 2 oder IJ, oder durch irgend eine Combinalion derselben ein- tritt? Und wenn bisher noch keine solchen Begeln aufgestellt sind, müssen wir darum die Cyclonen - Theorie verwerfen? Keineswegs. Denn wenn ein Schilf innerhalb der Wirbel einer Cyclone sich be- findet, so sind die Begeln gut, nur wenn der Wind in gerader Bich- tung gegen den Ort des niedrigsten Barometerstandes zu bläst , so sind die Begeln von der Art, dass sie das Schiff eben so leicht in den Wirbel hinein als von demselben hinweg zu führen geschickt sind. Ich sende Ihnen einige Blanquete für die täglichen Wechsel dos Barometerstandes auf dem Meere, nebst den Erläuterungen. Sie dürften Ihnen vielleicht bei dem Fortgange Ihrer Beobachtungen einige Hilfe gewähren. Diese Blanquete sind ausschliesslich in der Hoffnung entworfen worden, dass wir durch die Anwendung der- selben einiges Licht über Gegenstände erhalten möchten, welche deih hier in Betrachtung stehenden nahe verwandt sind. Empfehlen Sie mich gütigst an Dr. Scherzer, und danken ihm in meinem Namen für die Mühewaltung in Beziehung auf das Packet für Herrn Lenoir. Ich hofte das Vergnügen zu haben von Sydney aus von Ihnen beiden zu hören. ( M :i i il i II y o r. liciiiL'rliiiiij^uii ültcr iliu opt. Eigeii^cliulloii eiiiij;. clirys. Sal/.e. 1^3 Bemerkungen über die optischen EigenHchaften einiger ch rysam m insn u ren Salze . Von (l-sb(l.kAka(Lil.VViiialli iinliinvCl XX.VA'JBJ':X'!l+.if!3'). TiilTk. üfber die Bexiclumß- gewisser Krankheil. sherde des gror.sni r.eliirne.v zur .\na.slhe.sie 'l',!)- Fiff ?. A-ii i kk.Hof u Stailsänictari ,Sit7,Miijsb.cl IcAkaitd «' matli nalurw Tl XX.WIHJ .N 1+1S59. I Türrk. l'ebcr die Bes-.iehung' »ewixsev Krankhcilshcrdc ilcs ^"rofscii (iclliriips /.ur Anäxllii-sii- Tar.lll. ; äk JcKof IL. Staat^drutksrtt .Sitzuiig.sh d k .Akad d \V mallLiiaUirw ClXVXTIBd \'"14 J8j9. l'lier ilif l(e/.ielimij>; {;e«i,s.spi- Kiiinkheilsliei'ile des grossen (ic liiiiifs t-lc. 1 J)9 Tafel II. 1. Fij,nir 2, 2', 2" die Herde des 2. Falles, 3, [V Jener des 3. Falles. 2. Vi\nii' der linke Sehluij^el von innen gesehen. a Grossliirnschenkel. h Substanlia nigra. (' Haube sammt dem Vordertheil des Vierbügeis. d rötblicber Kern der Haube. e hintere Coinmissur. f mittlere „ g Corpus candicans. h Sehnerv. / vordere Commissur. k Polster. aßy Einsenkung im 4. Falle unter die normale Linie ady. Der Herd erstreckte sich in diesem Falle nach rück- und abwärts bis zu e. U Streifenhügel. Tafel III. Horizontaler Durchschnitt durch das grosse Gehirn. 3. Ungefährer Umfang der Zelleninfiltration im 3. Fall. 4. Einsenkung des Sehhügels im 4. Fall. 200 Bauer. Kleinere chemische Mittheihin gen ans dem Laboratorium der Wiener Handels- Akademie. Vorgelegt von Prof. A. Bauer. I. Untersuchung der Asche des sternförmigen Ruhrkrautes. Das sternförmige Ruhrkraut, Gnaphalium leontopodhim L., von den Alpenbewohnern Edel weis genannt, findet sich auf Trif- ten, Felsen und im Felsenschutte der Alpen ohne Unterschied des Bodengesteines, jedoch meist nur in höheren Theilen derselben, zuweilen auch in subalpinen Gegenden (wie im Mürzthale in Steiermark). Da ich Gelegenheit hatte , eine grössere Menge dieser Pflanze zu erhalten, welche am sogenannten Brettboden nächst Hei- ligenblut in Kärnten gewachsen war, so unternahm ich die Analyse der Asche derselben, indem es für die Pflanzenphysiologie von Interesse sein muss, die Zusammensetzung der Asche dieser merkwürdigen Blume kennen zu lernen. Zum Einäschern der Pflanze, von welcher hiezu blos Stengel, Blätter und Blüthen verwendet wurden, diente ein Porzellantiegel, welcher oben 6 Centim., unten 2*5 Centim. weit ist und eine Höhe von 9 Centim. hat. An dem Boden desselben ist, sehwach nach abwärts geneigt, ein 6 Centim. langes und 5 Millim. weites Rohr, ebenfalls aus Porzel- lan angebracht. Behufs der Einäscherung wurden die Pflanzen in den Tiegel gethan und dieser mittelst eines grossen Gasbrenners erhitzt. Die Einäscherung gelingt auf diese Weise sehr gut, da zu den verkohlten Pflanzen durch das seitlich angebrachte Rohr getnig Luft hinzutritt, um die Verbrennung vollkommen zu machen. Es hat sich dieser Tiegel bei seiner Anwendung vollkommen bewährt. Nachdem die qualitative Analyse d^rgethan hatte, dass die Asche ausser an Eisenoxyd gebundene, noch andere Phosphorsäure Kleineie clieiii. >lilUiL'iliiii;;:en a. d. Lalioratoiiimi il. Wifiu'i- Ilaiidels-Akaiieiiiie. 201 tMilliält, so wurde der für solche Aschen gewöhnlich gebräuchliche (jiing der Analyse eingeschlagen. In einer Partie der Asche wurden Kohlensäure und Chlor, in einer anderen alle übrigen Bestandtheile bestimmt. Phosphorsäure wurde als phosphorsaures Uranoxyd, und das phosphorsaure Eisen- oxyd mittelst Essigsäure und essigsaurem Ammoniumoxyd abgeschie- den. Die Alkalien wurden als Chlormetalle gewogen und durch Platinchlorid getrennt. Es zeigte sich hierbei, dass das Natron nur in Spuren vorhanden sei. Die Aschenmenge, welche 100 Theile der bei 100« Cels. ge- trockneten Pflanzen liefern, beträgt 6*5 Theile, und zwar ist diese Zahl das Mittel aus zwei Resultaten , welche mit Pflanzen von ver- schiedenen Jahrgängen aber vom selben Fundorte erhalten wurden. Beide Bestimmungen difl'erirten nur um 0-27 Procente. Die Resultate der Analyse, welche theilweise von Herrn Joseph Stourzh ausgeführt wurde, sind folgende: 100 Theile der Asche enthalten nach Abzug der Kohle und des Sandes (deren Menge zusammen 4- 23 Percent betrug): •iO-27 Tlieile Kohlensiiure. 23-76 „ Kalk, 6-70 „ Magnesia, i 63 .. phosphorsaures Eisen oxyd 5-47 „ Phosphorsäure, 0-9S „ Kieselsäure, 5-Ü4 „ Schwefelsäure, 7 13 „ Chiorkalium, 29 02 „ Kali. 100 Thoile. Berechnet auf 100 Theile der bei 100« getrockneten Blumen: 1-318 Theile Kohlensäure, i-ö44 „ Kalk, 0-436 „ Magnesia, 0 106 „ phosphorsaures Eisenoxyd 0-355 » Phosphorsäure, 0 064 » Kieselsäure, 0-328 „ Schwefelsäure, 0-463 » Chlorkalium, 1-886 )> Kali. 202 Bauer. II. Analyse des Wassers zweier Brunnen Wiens. VonH. Latzko und S. Wein er. Bei der grossen Aufmerksamkeit, welche man gegenwärtig den Trinkwässern Wiens widmet, dürfte es nicht ganz ohne Interesse sein, die vollständige Analyse einiger Brunnen kennen zu lernen. Es sei uns daher gestattet, in Folgendem zwei solche Analysen mitzutheilen. Der eine der Brunnen, dessen Wasser Gegenstand unserer Untersuchung war, liegt im Hofe der Wiener Handels-Akademie, des früheren k. k. Zeughauses und wurde im Jahre 1672 gegraben, der andere liegt auf der Schottenbastei und wurde im Jahre 1700 angelegt. Die qualitativen und quantitativen Analysen wurden nach den gewöhnlich gebräuchlichen Methoden vorgenommen. Die Bestim- mung der Kohlensäure erfolgte an den Brunnen selbst. Es wurde hiezu das Wasser, welches nach halbstündigem Schöpfen abfloss, abgemessen, die Gesammtmenge der Kuhlensäure mittelst Chlor- barium und Amnioniakflüssigkeit gefällt, und im Niederschlage die Kühlensäure durch Zerlegung mit Salzsäure bestimmt. Die Alkalien wurden als Clilormetalle gewogen und Kalium vom Natrium mittelst Platinchlorid getrennt. Bei der Bestimmung der Menge der organischen Substanzen befolgten wir die bekannte Methode des Abdampfens mittelst koh- lensaurem Natron, Trocknens und nachherigen Glühens. Alle Bestimmungen wurden mindestens zweimal gemacht und als Besultale die Mittel genommen, die sich aus diesen Bestimmun- gen ergaben. Analyse des Wassers ans dem Brunnen der Handels-Akademie. Das Wasser ist frisch geschöpft schwach trübe und reagirt alkalisch. Seine Temperatur beträgt IG» C. (bei einer Lufttempe- ratur von 18° C). Die qualitative Analyse ergab folgende Bestandtheile: Chlor, Kali, Natron, Kalk, Magnesia, Eisenoxydul, Thonerde, Kieselsäure, Kolilen- säure, Schwefelsäure, Phosphorsäure und organische Substanzen. Kleinere elieiit. Mlttlieiliing^eii :i. il. l.al)or;itoriuiii d. Wiener Hiiiidels-AkadtMiiie. 203 Die quantitative Analyse ergab, dass 1000 Tlieile Wasser enthalten : Kali Olli Theile. Nation 0-387 Kalk 0-2742 „ Magnesia 0i734 „ Ctilor 00334 „ Schwefelsäure 0-1855 „ Kohlensäure 0-9180 „ Kieselsäure 0-003 „ Eisenoxyd \ Thonerde /^ . . . . Spuren Phosphorsäure ' Organische Substanzen . . 0-044 „ Berechnung der Analyse. Chlor sind vorhanden .... 0-0334 Theile p/„ bindend Kalium 0-0369 zu Chlorkalium . . . 00741 Theile "/„ Kalium aber sind vorhanden . . 0-111 „ „ somit bleibt ein Rest von . . 00741 „ „ bindend Schwefelsäure . . . 0-0756 zu schwefelsaurem Kali 0-1496 Theile 7„ Schwefelsäure sind vorhanden 0-1 8So „ „ bindend Natron 0-0851 zu schwefelsaurem Natron 0-2706 Theile 7„ Natron abersind vorhanden . . 05216 „ „ somit bleibt ein Rest an Natron 0-4365 „ „ bindend Kohlensäure . . . 0'3096 „ - zu kohlensaurem Natron . 0-7461 Theile y„, die vorhandene Menge von Kalk 0-2742 „ „ bindet Kohlensäure .... 0-2742 zu kohlensaurem Kalk . . . 0-4897 Theile V„ Magnesia sind vorhanden . . . Ol 734 „ „ bindend Kohlensäure . . . 0-1906 zu k 0 h 1 e n s a u r e r M a g n e s i a 0 3640 Theile p/„ 204 Bauer. Kohlensäure sind vorhanden . . 0-918 Theile ?/,„ Davon gebunden: an Magnesia Ol 906 „ Kalk 0 2155 „ Natron 0-3096 0-71S7 „ liest . 0-2023 Th. Kohlensäure. Als nähere Bestandtheile des Wassers ergeben sich somit folgende : Bestandtheile in lOOOTheilen Wasser In 10000 Th eilen Wasser in 1 Wr. Pfund =16 Unzen =7680 Gr.in Chlorkalium 0 0741 0-741 0-Ö69 Gran Schwefelsaures Kali 0 1496 1-496 M40 „ Schwefelsaures Natron . . . 0-2706 2-706 2-0782 „ Kuhlensaures Natron .... 0-7461 7-461 S-730 „ Kohlensaurer Kalk 0-4897 4-897 3-7618 „ Kohlensaure Magnesia .... 0-3640 3 640 2-795 „ Kieselsäure 0-003 0-03 0-023 „ Organisehe .\laterie Summe aller Bestandtheile . . 0-0244 0-244 0-187 ., 2 121.^ l-21.*i 26-597 Gran Kohlensäure mit Kalk und Mag- nesia zu anderthalbfach koh- lensauren Salzen gebunden . 0 - 2023 2-023 1 • .1.^36 „ 3. Wasser von der Schottenbastei. Dieser Brunnen liefert ein Wasser, welches eine nicht uner- hebliche Menge eines weissen flockigen Niederschlages absetzt. Die Heaction ist alkalisch. Die Temperatur betrug 9<* Cels. bei einer Lufttemperatur von 18" Cels. Die qualitative Analyse ergab folgende Bestandtheile: Kalium, Natrium, Kalk, Chlor, Magnesia, Schwefelsäure, Kohlensäure, Kieselsäure, Eisenoxydul, Thonerde, Phosphorsäure und organische Substanzen. Kleinere clioni. Millliciluii^'i'ii :i. it. I.;il)ora(oritirii .... Spuren, Thonenle ) Organische Substanzen 0-0240 „ Berechnung der Analyse. Kalium sind vorhanden . . . 008876 Tlieile, bindend Chlor 008044 „ /u Chlorkaliun. 0-16920 Theile. Chlor sind vorhanden .... 0 09217 somit bleibt ein Rest von . . . 0-01273 „ bindend Natrium .... 000825 zu Chlornatrium 002098 Theile. Natrium sind vorhanden . . . 0-15098 „ es bleibt also ein Rest . . . .0-14264 entsprechend Natron . . 0-19225 „ Schwefelsäure sind vorhanden . 0-13380 „ bindend Natron . . . .0-10619 „ zu scbwefelsa II rom Natron 0-23999 Theile. Demnach ein Rest von Natron . 0-08606 „ bindend Kohlensäure . . 0061 07 „ zu kohlensaurem Natron 0-14713 Theile. Kalk sind vorbanden . . . .0-22126 „ bindend Kohlensäure . . 0-17384 zu kohlensaurem Kalk 0-39510 Theile. Magnesia sind vorbanden . . Ol 5711 „ bindend Kohlensäure . . Ol 7282 „ zu kohlensaur erMagnesia 0-32993 Theile. 206 Bau er Kohlensäure sind vorhanden . . 0*42000 Theile, Davon gebunden: an Natron .... 0-06107 Theile „ Kalk 0-17384 „ „ Magnesia . . . 0-17282 „ 040773 „ Rest: halbgebundene Kohlensäure 0-01227 Theile. Es ergeben sich somit als nähere Bestandtheile des Wassers Bestand theile in 1000 Theilen Wasser in 10000 Theilen Wasser in 1 Wiener Pfund = 16 Unzen = 7680 Gran Chlorkalium .... 0-16920 Theile 1-6920 Theile 1-29945 Gran Chlornatrium . . . 0-02098 „ 0-2098 „ 0-16112 „ Schwefels. Natron . 0-23999 „ 2-3999 „ 1-84312 „ Kohlens. Natron . . 0-i4713 „ 1-4713 „ 1-12995 „ „ Kalk . . 0-39510 „ 3-9510 „ 3-03436 „ „ Magnesia 0-32993 „ 3-2993 „ 2-48386 „ Eisenoxydul .... Spur Spur Spur Fhosphorsäure . . » » » Thonerde „ » » Kieselsäure .... 0-02450 Theile 0-2450 Theile 0-18816 Gran Organische Materie Summe der festen 0-02460 „ 0-2460 „ 0-18892 „ Bestandtheile . 1-35143 Theile 13-5143 Theile 10-34897 Gran Halbgebundene Koh- lensäure . 0-01227 „ 0-1227 „ 0-09423 „ Fassen wir dasVerhältniss der zu neutralen kohlensauren Salzen, gebundenen Kohlensäure, zu der freien und halbgebundenen Kohlen- säure des Wassers vom Hofe der Handels-Akademie näher in's Auge, so sehen wir, dass an nicht zu neutralen Salzen verbundener Kohlen - säure blos 0-2023 Tlieile vorhanden sind, welche nicht einmal genügen, die neutralen kohlensauren Salze von Kalk und Magnesia als dop- pelt kohlensaure gelöst anzunehmen, denn hiezu wären, wie obige Rechnung zeigt, 0-4061 Theile erforderlich, eine Zahl, welche nahezu doppelt so gross ist, als die eben angegebene der Kohlensäure. KIi'iiuM-e ehem. MittlieiliiiiK-oii «. ir Bestätigung dieses Gesetzes führe ich hier sämmtliche Versuchsreihen an, wobei ich in der vorletzten verticalen Columne die von Knoehenhauer Band 34, pag. 8t — 86 angegebenen Ülier »Umi imluoirleii Sliom iler INelniibaltiMii 211 WiM'tlio von 51, in ilcr letzten hinjjejren die ans obiger Koimc berechneten ^^'e^the angebe. Versiiflis- reihe 0 M .1 ^11 51 boroplm. 1 170 10-6 0 0038 0-0062 0-0061 -> 16-4 10-0 0-0033 0-0068 0-0056 3 160 101 0-0038 0-0066 0 0061 4 15-4 9-8 0-0035 0-0062 0-0056 5 111 7-9 0-0038 0-0062 0-0053 6 17S 11-7 0-013 0-023 0-023 7 13-3 10-3 0016 0-024 0-024 8 18-8 10-8 0014 0-023 0 024 9 17-3 11-8 0-014 0-022 0-021 iO 17S HO 0-013 0-022 0-024 il 13-6 6-9 0-0020 0 0039 0-0040 12 13-1 6-6 00019 0 0041 0-0044 13 10-8 6-8 0-0023 0 0038 0-0037 14 111 3-9 0 0019 0 0036 0 0036 lo 14-6 80 0-0072 0-0135 0-0130 16 13-6 8-2 0-0060 0-0110 0-0114 17 14-3 71 0 0060 0-0124 0 0120 18 14-8 9-4 0 0073 0 0122 0 0120 19 12-3 90 0 0071 0 0112 0-0106 20 14-8 8 9 0 0064 0-0105 0 0109 21 13-6 8-9 0-0066 0-0105 0-0099 25 12-9 6-3 00013 0-0024 0 0026 26 12-8 60 00011 0-0024 6 0023 27 8-3 4-5 0-0012 0-0022 0 0023 28 12-8 5-2 0-0010 0-0024 0-0023 29 101 4-7 0-0011 0 0026 0-0024 30 11-3 6-2 0-0033 0-0069 0-0064 31 12-8 6-8 0-0023 O-OOöO 0-0048 32 13-8 8-0 0-0038 0-0067 0-0065 33 141 7-9 0-0029 0 0052 0-0032 212 Blaser na. Die Übereinstimmung ist, wie ich glaube, eine vollkommen befriedigende. Die Abbängigkeit von A auszumitteln, ist indess mit grossen Schwierigkeiten verbunden, und ieb bin überzeugt, dass man mit den Mitteln, über welche man vor der Hand gebieten kann, dazu nicht ausreichen wird. Ich gehe nun zu einem anderen Theile über, zu jenem , wo meine Beobachtungen mit jenen von Knochenhauer nicht über- einstimmen. Obwohl es an und für sich schwer ist darüber etwas Bestimmtes auszusagen, ohne eine genaue Einsicht in alle speciellen Umstände zu besitzen, unter welchen die Beobachtungen angestellt wurden, so will ich wenigstens das angeben, was ich darüber weiss. Zuvörderst muss ich darauf aufmerksam machen, dass Knochen- hau er pag. 87 einen Felilschuss begangen hat. Er sagt nämlich: „Ich habe pag. 3 meiner Beiträge die Kraft einer Flasche oder Batterie proportional zu derjenigen Quantität von Elektricität gesetzt, die sie zur Erlangung derselben Schlagweite in sich aufnimmt, und später pag. 42 hinzugefügt, dass Flaschen von gleicher Kraft unter gleichen Verhältnissen ein gleiches VVärmequantum entwickeln, so dass also die Kraft auch zu der entwickelten Wärme proportional ist." Dies ist nicht richtig. Aus der obigen Erklärung folgt noch gar nichts. Denn setzen wir die Kraft einer Flasche K proportional der Elektricitätsmenge Q, also K = a Q, und es sei Q eine beliebige Function der Wärme W, also so ergibt sich K=af {W). Nun entspricht aber jede Function der Bedingung, dass für ein bestimmtes TT auch ein bestimmtes, und stets dasselbe Q entstehe; wenigstens gilt dies für alle jene Functionen, welche keine Viel- deutigkeiten zulassen ; man ist daher zu keinem Schluss berechtigt, und die eben gegebene Definition von der Kraft einer Flasche bleibt eine unbestimmte. Ich komme nun auf den dritten Pinikt zu sprechen, der aller- dings der wichtigste ist. Ich habe nämlich aus meinen Versuchen für das Maximum die Formel über den iinhicirleii Strom »Kt NrluMilmtli-rie. 213 M m q- ' Vs' iiliueicitet, iiiul wie aus allen Versuchsreihen zu ersehiMi ist, welche ich aiie:etul)rt hahe, stimmt sie immer mit den Beobachtungen seihst in Fällen, in denen man eine solche Übereinstimmung kaum erwarten könnte. Herr Knoc henhauer führt seinerseits Beohachtungsreihen an, welche entschieden im Gegensatze zu meinen Versuciien stehen. Dies ist allerdings auffallend. Obwohl ich jene Versuche mit Auf- merksamkeit durchgeführt, so unterzog ich sie einer neuen Prüfung. Zuvörderst will ich jedoch den Apparat etwas genauer beschrei- ben , den ich zu allen meinen Untersuchungen anwandle. Die im 32. Bande der Sitzungsberichte dieser Akademie gegebene Zeich- nung ist nur schematisch aufzufassen. In Wirklichkeit hatte ich die 12 Fuss langen parallelen Dräthe doppelt rechtwinklig gebogen, b b d d wie aus der vorstehenden Figur ersichtlich ist. C ist der Con- ductor der Elektrisirmaschine, von dem aus ein starker Zuleitungs- drath zur Hauptbatterie H führt. F ist das Funkenmikrometer; die beiden parallelen Dräthe j) p' sind bei a d, a' d' mittelst seidener Schnüre befestigt und ruhen bei 6 r/, b' d' auf dicken Glasstäben, welche auf einem passenden Gestelle stehen. Eine auf denselben an- gebrachte Theilung in Centimetern gibt unmittelbar die Distanz der parallelen Dräthe an, welche so umgebogen sind , dass die Stücke SiUb. d. mathein.-natuiw. Gl. XXXVI. Bd. iNr. 14. IS 214 B I u s e r II a. ab, c d, a b', c d' je 2 Fiiss, die Stücke b c, b' c hingegen 8 Fuss betragen. Dadurch wird es erklärlich, wie ich im Nebendrathe bis auf 20 Fuss heruntergehen konnte, ohne duss die Nebenbatterie in eine störende Nähe zu dem parallelen Nebendrath gerieth. P ist ein Platindrath von derselben Dicke wie jener des Luftthermometers, welcher bei diesen Versuchen in L stand. Die Nebenbatterie N stand auf einem Isolirschämel. Die einzelnen Dräthe, welche zur Schlies- sung verwendet wurden, ruhten auf hölzernen Gestellen, welche am oberen Theile eingekittete, mit Quecksilber gefüllte Näpfe trugen. Diese Dräthe wurden immer so weit als möglich aus einander ge- spannt und konnten unmöglich einen störenden Einfluss auf ein- ander haben. Ich habe nun mehrere Versuchsreihen durchgeführt, welche das von mir angegebene Gesetz bestätigen. Da sie also nichts Neues besagen, so will ich nur einige davon mittheilen, um nicht zu lang zu werden. So z. B. fand ich für Hauptdrath 46, Hauptbatferie Flasche 2, Nebenbatterie Flaschen 3 und 6 folgende Versuchsreihe: Nebendr. n E rwiirmung & Mittel 21 6-7 6-6 6-8 6-7 23 7-2 70 70 7 1 25 6-4 6-2 6-2 6-3 27 SS 5-6 5-7 S-6 32 4-2 4-0 3-9 40 und gleich darauf, als die Fbischen umgelauscht waren, so dass die Hauptbatterie aus den Flaschen 3 -|- 6, die Nebenbatterie aus der Flasche 2 bestand, sofort n ij- Mittel 32 1-0 1-2 11 72 2-0 21 2 1 21 92 2-4 2-4 2-3 2-4 112 2-0 2-1 2-2 21 über den iiiilu eii Sliuni der NebeiiLatlerie. 215 Setzt man nun M=7n. q' s im eisten Falle, sü ist Mi = in. y y" s' ' Vs im zweiten Falle, also ö's sWs' M.Mi =^- q' sV s und in diesem Falle M.Mi =4:1 41, da ^ = 1, s =1 q' = 2, s' = 2 bedeutet. Nun ist M:Mi=li : 24 = 034 und 4: 1 41=0-35. Schon diese Beobachtungsreihe zeigt also, dass das Maximum der Stärke der Nebenbatterie und der Oberfläche der Hauptbatterie direct, dem Quadrate der Stärke der Hauptbatterie und der Quadrat- wurzel der Oberfläche der Nebenbatterie hingegen umgekehrt pro- portional ist. Ich habe noch mehrere Versuche zur nochmaligen Bestätigung dieses Gesetzes angestellt, die ich jedoch nicht anführen will, weil sie, wie gesagt, nichts Neues mehr besagen, die jedoch keinen Zweifel an der Richtigkeit dieses Gesetzes übrig lassen. Allerdings muss ich gestehen, dass ich diese Nichtübereinstim- mung meiner Resultate mit jenen Herrn Knochenhaue r's nicht erklären kann; doch ich glaube dass das Gesetz feststeht. ^ 1 b B 1 a s e r a a. Über den inducirten Strom der Nebenbatterie. Schliesslich noch eine Bemerkung. Ich habe am Schlüsse meiner Abhandlung erwähnt, dass Knochenhauer das Maximum der In- duction zur Länge des Hauptdrathes verkehrt proportional gefunden hat. Ich habe dies angeführt, weil Knochenhauer in einem Briefe es ausdrücklich erwähnt und ich daher vermuthen musste, er habe es späterhin gefunden, ohne es veröjffentlicht zu haben. Ich selbst habe diesen Fall nicht untersucht, wenn man etwa die Versuchs- reihen XVII und XVIII ausnehmen will, welche blos den Beweis der Unabhängigkeit der Grösse k von der Länge des Hauptdrathes be- zweckten. SITZÜNGSßElllCHTE KAISIiliLICIlKN AKADEMIE l)EI{ WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH -NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE. WXYI. BAND. SITZUNG VOM 9. JUNI 1859. ^ m 15. 16 2\7 XV. SITZUNG VOM 9. JUNI 1859. Herr Prof. Dr. Reuss iib(M'seiidet eine Abhandlung: „Die marinen Tertiärschichten Höhniens und ihre Versteinerungen". Herr Prof. Dr. Ludwig berichtet über eine von Herrn J. Sct- sclienow aus Moskau im physiobigischen Institute der k. k. Josephs- Akadeniie ausgeführte Arlieit über das Verhalten des Blutes zu Gasen, und überreicht die betrelfende Abhandlung welche den Titel führt: „Beiträge zur Pneuniatologie des Blutes." Herr Director Kreil liest die erste Abtheilung des Berichtes über seine Reise in die unteren Donaugegenden und an die Küsten des schwarzen Meeres. Herr Keil aus Lienz legt seine neueste mit Unterstützung der k. Akademie verfertigte Reliefkarte der Kreuzkotl-Gruppe und des Gross-GIockners vor, nebst einer Abhandlung „Physikalisch-geogra- phische Skizze der Kreuzkofl-Gruppe nächst Lienz in Tirol". Letztere wird zur Berichterstattung bestimmt. Der Secretär zeigt das Eintretfen von weiteren 20 Kisten naturhistorischer iSammhmgen von Seite der Weltumseglungs-Expe- dition Sr. M, Fregatte „Novara" an. Der Akademie wurden folgende, die mathematisch-naturwissen- schaftliche Classe betreft'ende Bücher zugesendet: Akademie der Wissenschaften, königl. Preussische. Monatsberichte. März, 1859; So- Anna len der Chemie und Pharmacie, herausgegeben von F. Woh- le r, J. Liebig und H. Kopp. Band CX, Heft 1. 1859; 8"- Archiv der Mathematik und Physik, redigirt von J. A. Grunert. Band XXXII, Heft 3, 1859; So- 218 Astronomische Nachrichten. Nr. 11 96; 4" Astronomical Journal, The. Vol. V, Nr. 24. Albany, 1858; 4"' Atlantis , The: a register of literature and science. Nr. III, January, London, 1859; 8"- Austria, Jahrgang XI, Heft 19, 20. Wien, 1859; 8'- Barth, Job. Ambr., Frospectus of Messrs. Schlagintweits collection of Ethnographical heads from India and High Asia. Leipzig, 1859; 4"- Bauleitung, Allgemeine, von Prof. L. Förster. XXIV. Jahrgang, Heft 3, 4. 8"- (sammt Atlas; Fol.). Bericht, Siebenter, der Oberhessischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. Giessen, 1859; 8"- — über die erste Versammlung von Berg- und Hüttenmännern zu Wien. 1859; 8»- Berlin, Universität, akadem. Gelegenheitsschriften von 1858. Cos mos, Vin. annee, vol. XIV., livr. 20, 21, 22. Paris, 1859; 8«- Gazette medicale d' Orient. Jahrgang III, Nr. 1. Constantinopel, 1859; 40- Geologische Heichsanstalt, k. k. Sitzung vom 15. und 28. März 1859; 80- Jahrbuch, Neues, für Pharmacie und verwandte Fächer, redigirt vonG. F.Walz und F.L.W inkl er. Bd. XI, Hft. 5, 1859; 8« J ahresb eri cht, Neunter, über die wissenschaftlichen Leistungen des Doctoren-Collegiums der medicinischen Facultät zu Wien im Jahre 1858/59. So- Land- und forstwirthschaftliche Zeitung, Allgemeine. IX. Jahrgang, Nr. 16, 17. 1859; 4o- Mittheilungen aus Justus Perthes' geographischer Anstalt, von Dr. Petermann. Band II. 1859; 4o- Rostock, Universität, akadem. Gelegenheitsschriften 1857/58. Societe geologique de France. Bulletin de la. — II, serie, tomeXVI, feuil. 15—23. 1859; 8«- Sullivan, William K,, On the influence with the physical Geography, the animal and vegetable productions. (Separatabdr. aus dem oben angeführten Hefte der Atlantis.) 8^- Wiener medicinische Wochenschrift von Wittelsho fer. IX. Jahr- gang, Nr. 22,23, 1859; 4o- 219 MITTIIEILÜNGEN UNI) AHIIANDLUNGEN. Neue Untersuchungen über die Entvie^funf/, das Waclintlnnn. die Neuhildunfj und den feineren Hau der Muskelfasern. Allgestellt von Dr. Theodor IHargo, Dopenten der Histologie und suppl. ['rol'. ;iu Aar k. k. Universität in Pest. (Auszug Hiis einer ffrössereii für die Üenksrlirifti'ii bestimmten AbliaiHlhin^. ) (Vorgelegt in der Sitznng vom 17. März 18^9.) I. Tber die EiitnicklaDg der Kluskelfasern. LelM'rti) beschreibt eigenthümliche cyliiidrisehe , parallel- randige iini-egelinä.ssige, mit abgeruiuleten Spitzen versehene Kör- perchen ( Corps myogeniqiies), ans welchen nach seiner Annahme die quergestreiften Muskelfasern durch einfache Verlängerung der- selben hervorgehen sollen. Docli gibt derselbe keine Auskunft über das erste Kntsteheii dieser Körperclien. noch scheint derselbe in so früher Periode irgend eine Spur von Quersireifen an ihnen beobach- tet zu haben. Remak ~) stimmt in seiner Ansicht über die Entwickehings- weise der Muskelfasern mit fjebert ziemlich überein. Seinen Unter- suchungen zufolge sollen diese nicht durch Verschmelzung, sondern durch Verlängerung von Dotterzellen, in welchen sich die Zahl der Kerne vermehrt, entstehen. Doch gesteht derselbe, er habe durch ') Recherches sur la formnlion des mu.seles düits le.s nnimniix verlelires ote. .\nn:i- les de.s sc. nat. Tome XI. 1849. 2) Über die Entwieklun^ der Miiskelpriniilivliüiidel , in Kro r iep ".s „ iVeiie Notizen „ 184;;, Nr. 768. 220 Margo. directe Beobachtung nicht ermitteln können, ob die mit 2 — 4 Kernen versehenen Dotterzellen der Verschmelzung von einkernigen Zellen, oder der Verlängerung der letzteren mit Vervielfältigung ihrer Kerne das Dasein verdanken. Auch hat derselbe über das Verhalten des Sarcolemma zur contractilen Substanz keine directen Beobachtungen gemacht. In neuester Zeit fand sich endlich auch Kö llik er bewogen, nachdem er diesen Gegenstand an Krötenlarven, Jungen von Rana temporaria, so wie bei einem zweimonatlichen menschlichen Embryo studirt hatte, sich Leb ert und namentlich Remak in Allem anzu- schliessen. Kö llik er *) sagt, er habe nichts gefunden, was für eine Verschmelzung embryonaler Fasern oder Zellen sprechen würde; Alles liingegen spreche dafür, dass die ursprünglichen Zellen durch Längen- und Dickenzunahme zu dem werden, was sie später sind, woraus er schliessen zu müssen glaubt, dass die quergestreiften Muskelfasern den Werth einfacher, ungemein gewucherter muscu- löser Faserzellen haben. Zur definitiven Entscheidung dieses Gegenstandes habe ich im Sommer und Herbst vorigen Jahres , wie auch im Laufe dieses Win- ters eine Reihe von vergleichenden Untersuchungen angestellt, und zwar nicht nur an Larven und Jungen von Fröschen und Kröten, sondern an fast allen mit quergestreiften Muskelfasern versehenen Thieren (Jungen von Perca fluviatilis, Hühnerembryonen und jun- gen Sperlingen, Embryonen von Mus decumanus, Embryonen des Schweins, des Rindes, des Kaninchens, des Pferdes und des Men- schen, Jungen von Astacus fluviatilis, Puppen von Satur7iia piri u. A.), deren Ergebnisse der neuesten Ansicht Kö II iker 's nichts weniger als günstig zu sein scheinen. Ich war so glücklich die Bildung von Muskelelementen in ihrer frühesten Entwicklungsperiode zu beobachten und fand als erste Anlage derselben eigenthümliche Zellen, welche durch Theilung ihrer Kerne und Endogenese sich vermehren, und in denen sehr früh schon eine eigenthümliche Differenzirung des Inhalts einzutre- ten scheint, so dass dieser allmählich in zwei physikalisch, optisch und chemisch verschiedene Substanzen, die doppelt lichtbrechenden geformten Fleischkörnchen oder sarcous elements und die homogene >) Zeitschr. f. wiss. Zooloo-ie, IX. Rd.. 8. 141, folg-. N«Mlt' l'iiliT.siit'lmiini'ri iilipr die lOiilwickliiii^. il:is \\';i('lislliiiiii i-lc, iicliiiiij,f|'M iihor ilii- Kiitwioliliiii^. tliis WiicIisMiiiiii t-lc. !7. S. 40, folg. 226 Margo. Crustaceen und Insecten über diesen Gegenstand angestellt hatte, lässt sich schliessen, dass die oben beschriebene Bildungsweise eine für die meisten Thierclassen allgemein giltige ist. Aus dieser Bildungsweise, die ich auf unzählige Thatsachen glaube gestützt zu haben, folgt jedoch von selbst, dass das Sarcolemma durchaus niclit als Zellenmembran be- trachtet werden darf. Folgende Beobachtungen bestätigen überdies die Wahrheit die- ser Aussage. Untersucht man die embryonalen Muskelelemente im frühesten Stadium, so bemerkt man in der Bildung begriffene Sarcoplasten in einem homogenen, mit kleinen durchsichtigen, mattcontourirten Kernen reichlich versehenen gallertigen Blastem eingebettet. Dieses Blastem hüllt auch die in Gruppen, so wie die neben einander liegenden Sar- coplasten ein und es erscheint dieses dann häufig als eine faltige mit Kernen versehene Membran, an deren iimererFläche die Sarcoplasten anliegen. Zwischen diesen, so wie an der inneren Seite des Sarcolemma sieht man ganz feine Fasern gestreckt oder geschlängelt verlaufen. Die Sarcoplasten , als Träger der activen contractilen Substanz, sind durch ihre charakteristischen Eigenschaften vom Sarcolemma und den ihm zugehiW'igen Kernen und Fasern deutlich zu unterscheiden. Nicht selten fand ich zwischen den Faserzügen des Sehnen- bündels vollkommen ausgebildete Sarcoplasten einzeln oder gruppen- weise liegen. Überdies sieht man auch die Sehnensubstanz häufig direct in das Sarcolemma übergehen, so wie man einzelne feine F'asern, die auf der inneren Fläche des Sarcolemma verlaufen, bis in die Sehnensubstanz verfolgen kann. Diese Thatsachen, im Vereine mit der von mir erwiesenen Bil- dungsweise der contractilen Substanz sind, wie ich glaube, schla- gend genug, und sprechen offenbar gegen die gewöhnliche Annahme der Entstehung des Sarcolemma aus verschmolzenen Zellmembranen oder überhaupt aus einer Zellmembran. Es bleiben somit nur zwei Möglichkeiten für die Bildung des Sarcolemma. Entweder entsteht dasselbe durch eine Art Verdichtu ng aus der homogenen oder fibril- lären Bindesubstanz in Gestalt eines elastischen Häutchens, oder das Sarcolemma ist einAusscheidungsproduct der mit einander verschmelzenden Sarcoplasten. Nfiie riilfi.Muliillif;eii lili.i dii- Kiil tt iikliiii-;. .I;is Wiulistliiiiii eU-. !44 V. L a n g. einzelnen Abschnitten meiner Untersuchung übergehe, fühle ich mich gedrungen Herrn Professor J. Grailich meinen besten Dank für die mir von demselben in Rath und That gewordene Unterstützung auszusprechen, 1. Literatur. Ich habe in der Einleitung und in dem Nachfolgenden wo ich veranlasst war, fremde Angaben zu benützen, bios den Namen des Verfassers angeführt und gebe hier eine Zusammenstellung der Titel der betreffenden Werke; kommen hiebeivon einem Verfasser mehrere Werke vor, so sind sie durch die dem Namen beigefügten Zahlen zu unterscheiden. Bei verschiedenen Auflagen von Lehrbüchern sind diese Zahlen wo möglich so gewählt, dass sie mit der Ordnungszahl der Auflage übereinstimmen. Die Aufzählung ist chronologisch, nur sind frühere Auflagen eines Werkes, um Wiederholungen zu ver- meiden, bei der letzten desselben angegeben. M. Monnct, Nouveau Systeme de mineralogie. Bouillon 1779, p. 371. R. Klrwaii , Elements of mineralogy. London 1784, p. 301. Lead, Mineralized by the vitriolic seid. C. A. Oerbardt, Grundriss des Mineraisystemes. Berlin 1786, p. 244. Blei mit etwas Vitriolsäure vermischt. V. TreDia. — L. Crell, ehem. Ann. 1786, v. 2. p. 328. Proust, Lettre de M. Proust ä M. de la Metherie sur le Borax etc. — Obser- vations sur la physique etc. parM. Ro ziere et par M. de la Me t herie. V. XXX, 1787, p. 393. G. S. 0. Lasius, Beobacht. über die Harzgebirge. Hannov. 1789. v. 2. p. 35S. J. J. Bindheiin, Min. ehem. Beobachtungen über einige sibirische Bleierze. — Beob. und Entd. aus der Naturkunde von der Gesellsch. naturf. Freunde zu Berlin, v. 4, 1792, p. 367. J. G. Schnieisser, A System of min. London, v. 2, 1793, p. 181. Vitriolated Lead. J. G. de Laiiielherle, Theorie de la terre. Paris, v. 1, 1797. L. J. Jordan (1) Min. und ehem. Beobachtungen und Erfahrungen. Göttingen 1800, p. 257. IM. H. Kiaproth, Beiträge zur ehem. Kenntn. der Mineralkörper, v. 3, 1802, p.l62. Hausmann (1), Norddeutsche Beiträge zur Berg- und Hüttenkunde. 2. Stück, 1807. p. 11, Fr. Slroiueyer, Analyse des Zellerfelder Bleiglases. Göttinger gelehrte Anzeigen. 204. Stück, 1812. Im Ausz. Ann. d. Physik von Gilbert, v, 44, 1813, p. 209, J. L. Jordan (2), Einige Beiträge zur äusseren und inneren Kenntniss des Harzer Bleivitriols. Ann. der Ph. v. Gilbert, v. 44, 1813, p. 213. Versiipli einer HI(iiio^iii|»liie »ies llleivilriols. 24-0 n. meade , A Dcscription of soveral Combinalions of lead lately discovered at Norfliani[tton. — Tlio American min. Journal l)y A. Hruee. v. 1. New-Yoik 1814, p. iöO. S. Loiiian, Analyse du pretcndu plomb phosphate de Zellerfeld, an Harz., par M. Stromcyer; et i\ cc sujet Ohservations sur le ploinb sulfate. Bulletin de lu soc. pliilomatique. Annce 1815, p. 65. Duiiiii-Borkowsk;. — Taschenbuch für gcsanimte I\lin. von Leonhard. Jahrg. X, 18 lÖ, p. 296. C. .A. Zipscr, Versuch eines topogr. min. Handbuches von Ungarn. Odenburg 1817, p. 431. .4. G. Werner, Letztes Mineralsystem. Freiberg und Wien. 1817. p. 262. Selb, — Taschenh. f. d. ges. Min. v. Leonhard. Jahrg. Xll. 1818, p. 312. C. S. .4. Uolliuan, Handbuch der Min., fortgesetzt von A. Brei th a u p t. 4. Band, 2. Abtheilung, Freiburg. 1818, p. 93. Blumhof. - Taschenb. f. d. ges. Min. v. Leonhard. Jahrg. XV, 1821, p. 312. B. Silliiuan, Argentiferous Galena from Huntington and another Leadore from ßethlem, Conn, with miscelleanous ohservations of Lead ores. — American Journal of Science and Arts, by R. Sil lim an. v. 3. New Haven 1821, p. 173. C. C. V. Leonhard(l), Handbuch der Oryktognosie. ed.l. 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Berlin 1828, p. 324 Bleisulfat. F. A, Walchner, Handbuch der ges. Min. 1. Abth. Oryktognosie. Carlsruhe 1829, p. 478, Bleivitriol. F. S. Beudaul, Traite elementairc de Min. ed. 2. v. 2. Paris 1832, p. 459. Anglesite. R. C. V. Leonhard (2), Grundzüge der Orykt. Heidelberg 1833. p. 126. Bieivitriol. J. F. W. Johnston , Examination of the Sulphuretted Sulphate of Lead from Duf- ton. — Report of the first and second Meetings of the British Association London 1833, p. 572. 246 V. L a n g. R. Allan, A Manuel of Min. Edinburgh 1834, p. 56. Sulphate of Lead. E. Rayser, Beschreibung der Mineraliensammlung des H. Berge mann. Berlin 1834, p. 3S9. Vitriolbleierz. Ch. U. Shepard, A Treatise on Min. Second part, v. 1. New Haven 1833, p. 19. Anglesite. G.Rose, Min. geogn. Reise nach dem Ural, Altai und dem caspisehen Meere. V. 1. Berlin 1837, p. 211. A. Levy, Description d'une collection de mineraux formee par M. H. Heul and, V. 2. Londres 1838, p. 450. F. Mohs (3), Leichtfassliche Anfangsgründe der Naturgesch des Mineralreiches. ed. 2. V. 2. Physiographie, bearbeitet v. F. X. M. Zippe. AVien 1839, p. 149. Prismatiseher Bleibaryt. F. X. Zippe, Die Mineralien Böhmens nach ihren geognostischen Verhältnissen und ihrer Aufstellung in der Sammlung des vaterländischen Museums. Verh. der Ges. des böhm. Museums vom Jahre 1839, p. 62. A. Breithaiipt (1), Vollständ. Handbuch der Min. v. 2. Dresden u. Leipzig 1841, p. 194. Thiodimes plumbosus o. Bleivitriolspath. C. Hartman (3), Handbuch der Min. v. 2. Weimar 1843, p. 361. Bleivitriol. G. Leonhard, Handwörterbuch d. topogr. Min. Heidelberg 1843, p. 91. Bleivitriol. J. F. L. Hausmann (2), Handb. der Min. 2. Theil v. 2. Göttingen 1847, p. 1113. J. Nicol, Manual of Min. Edinburg 1849, p. 376. A. Breithaupt (2), Beschreibung der zum Theil neuen Gang- Mineralien des Baranco Jaroso in der Sierra Almagrera. — Berg- u. hüttenmännische Zeitung. Jahrg. 11, 1852, p. 65. fl. J. Brooke and W. .Ililler, An elementary introduction to Min., by the late W. Phillips. New ed. London 1852, p. 526. Anglesite. N. V. Rokscharow (1), Materialien zur Min. Russlands, v. 1, St. Petersburg 1853, p. 34. Bleivitriol. J. D. Dana (4), A system of min. ed. 4, v. 2. New -York and London, 1854, p. 370. Anglesite. — (3) ed. 3. New York and London. 1850. — (2) ed. 2. New Haven 1837. F. Ä. Rolenati, Die Mineralien Mährens und Österreichiseh-Schlesien, deren Fundorte und ökonomisch-technische Verwendung. Brunn 1854. A. Queiistedt, Handbuch der Min. Tübingen. 1855, p. 374. Vitriolblei. R. Hofman, Das schwefelhaltige Bleierz vonNew-Sinka in Siebenbürgen. Bericht über das Vorkommen desselben. — Jahrbuch d. k. k. geol. Reiehsanstalt, Jahrg. VI, Wien 1855, p. 1. A. Dufrenoy (2), Traite de Min. ed. 2, v. 3. Paris 1858, p. 256. Plomb sulfate. — ed. 1. (1) V. 3. Paris 1857. N. V. Rokscharow (2J, Materialien zur Min. Russlands, v. 2. St. Petersburg. 1854 —1857, p. 167. R. Ph. Greg and W. G. Leltsom, Manual of the Min. of Great Britain and Ireland. London 1854, p. 217. Anglesite. V. R. V. Zepharovich, Mineralogisches Lexikon für das Kaiserthum Osterreich. Wien 1859, p. 16. Anglesit. Versnob einer MonosiM|>liii' ili's Uleivilriols. -i4-7 II. Kristallsystem, Aut'stolluiig, A&cnverhäUniss, Bezeieliiiung. Wie schon die ersten Messungen Ha uy 's bewiesen, krystallisirt der HIeivitriol im rhombischen Systeme. Für die allgemein alsGruiid- gestalt angenommene Pyramide ist nach den genauen Messungen Kokscharow's der Winkel der Seitenkante gleich 91" 22'0, die W^inkel der Polkante hingegen sind (>1" II ' I und ft7" 41 '<> und das Axenvorhältniss ist a : f> : r = l : O-??.')")« : 0-G0894. Fjcvy und n nfrenoy ») betrachten hingegen ihrem Systeme ent- sprechend ein zu dieser Pyramide gehöriges Prisma , das zugleich Tlieilungsgestalt ist, als Grundgestalt (prlsme droit rhomboidal) . Dieses Prisma hat nach ihrer Angabe einen Winkel von lOS") 42' (103» 42 'ö nach Kok seh.) imd die Seite der Basis desselben ver- hält sich zur Höhe ungefähr wie 100 zu 101 (1 zu 1-01414 nach Koks eh.) 2). Für die Axenlängen finden sich ausserdem noch mit Hervor- hebung der wichtigsten Messungen folgende Angaben: a : b : c =^ 1 : 0-7800: 0-6123 nacli H a 11 y 3), 1:0-7772:0-6091 „ Kupffer*), 1 : 0-7684 : 0-6092 „ MohsS), *) Dufreiioy sagt: „I^es ciislaux rrAnglesea presentent la forme d'uii octaedre cunei- forme. Ils sont composes des modifications «- et <-*^ (201 und 110), Hauy avait adopte cet octaedre pour forme primitive il domine effectivement dans un grand nom- hre de cristaux tandis que ies faces MeiP (Oll u. 100) sont rares ou peu developpees". nies ist aber gänzlich unrichtig, die Krystalle von Anglesea sind, wie es auch Hauy angibt, eine Combination von a'^ und M (201 und 011) und D u fr e n oy scheint nicht beachtet zu haben, dass Hauy für den Bleivitriol eine andere Aufstellung als für den Schwerspath gewühlt hat ; daher ist auch die Bezeichnung der Figuren 311 , 312, 313 hei Dufrenoy, welche nach denen Hauy's ohne Riickstobt auf die geänderte Axenstellung gezeichnet wurden, gänzlich unrichtig. 2) Wahrscheinlich durch einen Druckfehler findet sich bei Uufren o y 109 zu lOl. •■») Hauy (2) gibt an a : h : c = f 24 : t^If} : t^39 = 1 : 0-784") : 0-640Ö ; obiges genauere .\xenverhäl(niss ergibt sich aus dessen Messungen (OH) (011) = 103° 48', (201) (20T) = 78° 28'. ■») Kupffer fand an einem Kry.stalle (201) (201) = 78° 4rr 8. (201) (011) = 60° 3'0; ein zweiter Krystall ergab (201) (20T) = 78° 44'. 5) Nach Mobs (3) ist « : ^ : r- = 1 : 1^1 -693.^. : 1^0-H'>S6 „„d (OH) (011) = 76° 11', (201) (20T) = 78° 4.'i'. Sitzh. d. mathera -naturw. Cl. XXXVI. Bd. Nr. 1.".. 18 248 V. L a n g. 1 : 0-7749 : 0-6087 nach Phillips i), 1:0-7746:0-6092 „ DanaS), 1:0-7738:0-6086 „ Mill er und ßrooke»). Diese Werthe, welche wohl alle an Krystallen von Anglesea ge- funden wurden, weichen zum Theil bedeutend von den Angaben Ko k- scharow's ab, der ausgezeichnete Krystalle vom Monte Poni in Sar- dinien der Messung unterzog; wir werden später sehen, wie weit die Verschiedenheit des Fundortes und der einzelnen Krystalle obige Abweichungen, welche für blosse Beobachtungsfehler zu bedeutend sind, erklart. Die Aufstellung der Grundpyramide findet sich aber bei den verschiedenen Mineralogen ganz verschieden gewählt. Ich bediene mich hier derselben Aufstellung der Krystalle und Bezeichnung ihrer Flächen, wie sie schon früher von Prof J. Grailich und mir für die rhombischen Krystallformen auf Grundlage ihrer optischen Verhältnisse vorgeschlagen wurde. Nennen wir a, h, c die Krystallaxen, a, h, c die Grössen der opti- schen Elasticitätsaxen, so zwar, dass a>b~>c und a>b>c, so ist das Schema der optischen Orientirung für den Bleivitriol a b 5 d. h. es ist a parallel a (in der Zeichnung von oben nach unten), 6 parallel b (von vorne nach hinten) und c parallel c (von rechts nach links), indem für verschiedene Substanzen a, 6, c immer dieselbe eben angegebene Lage in der Zeichnung beibehalten. Beistehende Holzschnitte stellen sämmtlich verschiedene Aufstellungen übersicht- lich dar , wobei die Axen in den verschiedenen Stellungen ihrer ab- soluten Grösse nach mit a, b, c bezeichnet sind. I. stellt die von Hauy gewählte Aufstellung vor; II. die Aufstellung von Mohs und Haidinger; III. die Aufstellung nach Kokscharow, Naumann; IV. die bis jetzt h'äufigste Aufstellung von Levy, Dufrenoy, Phillips, Dana, Quenstedt; V. endlich die von mir befolgte Aufstellung. 1) Phillips (3) gibt (011) (011) = 103° 42', (100) (201) = 39° 24'. 2) Dana (4) setzt a : b : f= 1-6413 : 1 : 1-2715 und (011) (Olf) = 103° 38', (201) (201) = 78° 45'. 3) Nach Miller und Brooke ist (110) (100) = 52° 16', (011) (010) = 51° 49'. Versuch i-iiicr Müiio^rapliio dos Uluivitriols. 249 Die Bezeichnung der Flächen hingegen ist derart gewählt, dass in dem Symbol hkl irgend einer Krystallfläehe die Indicis h, k, l sich der Reihe nach auf die grösste, mittlere, kleinste Krystallaxe be- ziehen. So bezeichnet z. ß. 011 ein Prisma parallel der grösste, 110 ein solches parallel der kleinsten Krystallaxe u. s. f. Zur Bezeichnung der Flächen in den Figuren musste ich mich aber des geringen Raumes wegen der Buchstaben bedienen. Ich wählte zu diesem Zwecke dieselben Buchstaben, welche Brooke und Miller in der isomorphen Gruppe von Schwerspath, Bleivitriol und Cölestin ge- brauchen; wo diese aber nicht ausreichte, wählte ich neue in dieser Gruppe noch nicht gebrauchte Buchstaben. Hiebei wurden nur die Buchstaben a, b, c so vertauscht, dass die Endfläche immer denselben Buchstaben erhielt, wie die Länge der Axe, auf der sie senkrecht steht. III. Beobachtete Flächen, Beschaifenheit derselben. In nachstehender Tabelle finden sich sämmtliche bisher beob- achtete Flächen des Bleivitriols zusammengestellt. Die einzelnen Verticalspalten enthalten alle von den verschiedenen Mineralogen angegebenen Flächen mit den von denselben gebrauchten Symbolen und Buchstaben. Die erste Spalte gibt die Bezeichnung, welche die Flächen nach den vorhergehenden Bemerkungen erhalten; in der letz- ten Spalte dagegen findet sich der Name desjenigen Forschers vor dem die entsprechende Fläche, so weit ich es ermitteln konnte, zuerst angegeben wurde. 18* 250 V. L a n Haiiy (2) Naumann (2) Mohs (3) Weiss [Hartmann, 3] 100 («) D (n) ooPoo (n) Pr+oo (w) 00 a : Ä : OB <• 010 (x) (x) OP (a;) P — oo (a:) 00 a : » 6 : c 001 (.0) A (0) ooPoo (o) Pr +00 (0) a : oc 6 : 00 c 011 (P) P («) Poo 00 Pr (?<) a: 00 b : c 012 021 (^) fPoo (c) Pr-1 (r) a: 00 h: {c 031 ( (0 ooa: 5: c HO (0 ^E^F'n^ (0 Poo 120 180 111 (s) ^E^F' B^ (*) P (.) P («) a : b: c 211 (r) 2P2 (r) (P)^ (r) 2a: Ä : 2c 121 (0 i^-1 0) a: J: ic (ö) a: 2i: c 122 212 221 («) P2 («) (^-1)^ (a) 2a: 16: r 321 (/) 2a: |Ä: r 231 241 (P— 2)« (r) (Pr-1)^ 423 (0 ^E B^ D' (.) 2Pi (??) 2a: f5: 3f 611 id) 6P6 (rf) (Pr (rf) 6a: Ä: r Vorsiioh einer Mononfrajihio dos Bloivitriols. 251 llaiisiiiaiiii(2) .Minor Dana (4) Quenstedl Dufrenoy // .1 li' ir AB"i BB'2 BB\ D ABS P BD' 2 AEZ DB'^ AE2, DB' l BB'2,EA\ B'D6 (>) 001 (rt) 100 (ö) 010 (;h) 110 («) 210 (Ä) 430 (a : U : r oop2 «3 021 11 aofi : h: 'Ic ooFi ?2 031 X a : h: 3<- 00^3 i3 032 fj ooa: U: 3r <»PI ?l 043 h ooa : 3//: 4c oo/'A 4 072 £ oo(i : 26: 7f oo^l i\ 201 d a : oo /> : 2c ipoo \'i 401 l a : ooh: 4c •Poo T «■ 110 u u : i : ooc Poo 1.^ 210 V (i : 2/y : oü c l/^oo 1*' 130 r' 3«: i : ooc 3/>oo 3 i 810 Ol. a : 86: ooc iPoo ^' 111 J a : Ä: c p 1 211 r a : 26: 2c JP 1 2 121 t 2«: A: c %p% 22 122 T 2«: 6: c IP 2 212 V a : 2h : c P2 12 221 y rt : h: 2c H 12 321 Tf 2«: 36: Cc |P2 3"^ 231 &■ 3a: 26: 6c fP3 13 331 i' 0 : 6: 3c PS 13 421 f^ rt : 26: 4c iP2 13 241 t 2«: b: 4c 2P4 24 423 P 3a: 66: 4c 3Ä1 4^2 3 7 4 3 243 P 6rt: 36: 4c 2/»!. 2-i *3 441 X « : 6: 4c P4 14 611 0 6rt: 66: c i/* 6" 256 V- L 0 n gr- Eine Übersicht über sämmtliche Flächen gewähren die beiflen Projectionen auf die Endfläche Taf. XXVI und Taf.XXVlI. Erstere Tafel gibt die Polpunkte der Flächen in der Neuman n 'sehen Projection mit Verzeichnung der wichtigsten Zonen; Taf.XXVlI dagegen stellt die Quenstedt'sche Projection der Flächen dar. Fast alle diese Flächen werden an schönem Krystalle auch rein und gut spielend beobachtet, und es bleibt über die Beschaffenheit derselben und über die Richtung, in der sie bisweilen gestreift sind, nur Nachfolgendes zu bemerken:! 100 gestreift parallel der Axe a, 010 oft gekrümmt, 001 Streifung parallel a, 011 Streifung ebenfalls parallel a, 012 parallel a gestreift oder abgerundet, 021 gestreift parallel a, bisweilen gekrümmt, 072 rauh, 201 Streifung parallel der Axe b, 401 gestreift parallel b, bisweilen gekrümmt, 121 meist gekrümmt, rauh, 221 gestreift parallel der Combinationskante mit 110, bisweilen abgerundet, 231 meist gekrümmt, 331 gestreift parallel der Kante mit 100, uneben, 421 bisweilen gekrümmt, 423 Streifung parallel der Kante mit 111, 441 uneben, 611 rauh. IT. Combiuations - Habitus. Die so eben aufgezählten Flächen kommen in den mannigfal- tigsten Verbindungen unter einander vor; ausser den reinen Pyrami- den, welche selbstständig auftreten, werden von zweizähligen Com- binationen angefangen bis zu fünfzehnzählige gefunden. Ebenso man- nigfaltig sind die Typen der einzelnen Conibinationen und es ist bei der grossen Anzahl beobachteter Conibinationen (in den beigegebenen Tafeln sind allein 178 Conibinationen gezeichnet) schwierig, dieselben in eine begrenzte Anzahl von Formen einzureihen. Die Anzahl der von mir gewählten Typen wurde daher auch ziemlieh gross und Versuch i'iiu'r Moiiofjrapliif des Kli-ivitriols. 2 ST holäiift sich auf eilf. In der folc^eiiden Aufzählung wurde jeder ein- zelne Combiiiations - Iliibitns nnmerirt, um sich später hierauf beziehen zu können. Die Comhinationen der verschiedenen Typen sind also: tafelförmig: H.l durch das Vorherrschen der Endfläche 100, H.2 durch das Vorherrschen der Endfläche 010; prismatisch nach der Axe a: H.3 durch das Prisma 011; prismatisch nach der Axe b : H.4 durch das Vorherrschen des Doma's 201 und H.5 durch das Vorherrschen von 401 ; prismatisch nach der Axe c: n.6 durch Verlängerung des Doma's 110; pyramidal : H.7 nach der Pyramide 111, H.8 nach 221, H.9 nach 331, H.IO nach 441; tetraedrisch : H.ll durch das tetraedrische Auftreten von 221. Diese Typen gehen nun in der verschiedensten Weise in einan- der über; ich bezeichne solche Fälle im Nachfolgenden dadurch, dass beide betreffende Ziffern neben einander gesetzt und eingeklammert werden. So gehen dieTypen 4, 5 untereinander, andererseits in die Typen 1, 3 über, und geben so die zusammengesetzten Typen: H. (4, 5), H. (4, 3), H. (5, 1) etc. Die zuerst stehende Zahl be- deutet den vorherrschenden Habitus. V. Fondorte. Ich stelle hier sämmtliche bis jetzt bekannte Fundorte des Blei- vitriols zusammen, nebst den Angaben, welche das Vorkommen des- selben an den verschiedenen Orten betreffen. Bei jedem einzelnen Fundorte ist immer, so weit es mir möglich war, der Name des- jenigen Forschers angegeben, welcher die betreffende Localität zuerst bekannt machte. Die Angaben gelten, wo nicht das Gegen- tlieil bemerkt ist, für krystallisirten Bleivitriol, und es sind bei den « 258 V. Lang. einzelnen Fundorten die Combinationsformen angegeben, in welcben derselbe daselbst auftritt. England. Cornwall. Grube Veneloweth i) unfern St. Ives, sehr nahe an der Oberfläche aut einen» Kupfererzgange, begleitet von Bleiglanz, in einer ochrigen, brüchigen Masse (Phillips, 1). Pensanee an der Mounts-Bay (C. Leonhard, 1). Devonshire. Beerferris, Grube East Tamar, schöne farblose Krystalle in Geoden von verwittertem Bleiglanz H, (3, 1); in der Nähe von Liskeard (Greg und Lettsom). Cumberlaiid. Grube Mexico nächst Hesket Newmarket, Red Gill und Grube Greenside; Bray Fall, Caldbeck, H 5 (Greg und Lettsom). Aiston Moor, dicht (Allan). Dufton, als ein Gemenge von Schwefel und Bleivitriol; die Höhlungen dieser Masse enthielten kleine Bleivitriol-Krystalle (Johnston). Derbyshire nächst Cromford, mit Hornblei in kleinen gelben Krystallen, H. 7; gut krystallisirt zu Brassington Moor, Eyam, Crich; nächst Middleton weisse durchsichtige Krystalle H. (3, 1); Rent Tor nächst Wirksworth ausgezeichnet, H. 5 (Greg und Lettsom). Insel Aiiglesea (Kirwan), Parys Grube in braunem Oeher; durch denselben sind die Krystalle meist von aussen gelb gefärbt, bisweilen sind sie aber weiss und durchsichtig (Klaproth), H. 4, weniger häufig H. (3, 4). Canal-Inselii in den Silbergruben der Insel Sark (Greg und Lettsom). Schottland. Duiufriesshire. Wanlockhead (Klaproth) auf Quarzgängen mit Brauneisen- stein, Malachit und phosphorsaurem Blei in Grauwacke, H. 5. Ayrshire. Garreve (ßreithaupt, 1). Lanarkshire. Leadhills (C. Leonhard, 1) mit Weissbleierz, Leadhillit und Blei- glanz auf Quarzgängen in Grauwacke. Krystalle farblos bis weiss, un- durchsichtig, bisweilen sehr gross. H. 5. Argyleshire. Strontian (Schmeisser). Irland. Dublin. Bolly corons Grube (Greg und Lettsom). Wicklüw. Glenmalure Bleigruben mit Weissbleierz (Greg und Lettsom). 1) Levy gibt als Fundort von durchsichtigen kleinen schönen Krystallen H. (4. 3.) verstreut in Höhlungen von zelligem Brauneisenstein, „Huel Maggot, Melanoweth, Cornouailles" an, wie auch Greg und Lettsom angeben. Wahrscheinlich beziehen sich auch diese Angaben auf obigen Fundort. Versui'li oiiicr Munof^raphie iles Hleivitriols. 259 Spanien. Jaeii. Linnres (Proust), in Höhlungen von körnigem ßiciglanz im Granit, wasserholl, gut krystallisirt. H. 3, (1, 2), (3, 4). Gr.iiiada. Kondon (Allan) auf Bleiglanz kleine wasserhelle Krystalle, H, 1, 8. Sierra Aimagrera, Blei und Silher Grube dos Baranco Jaroso daselbst: der Bloiglanz ist häulig in Bleivitriol umgewandelf, besonders in der soge- nannten Molinera, bisweilen erscheint er in kleinen Krystallen (Breit- haupt, 3). S. Sebastian. Oyarsum (C. Leonhard, 2). Insol Sardinien. d'Iglesias. Monte Poni (Kokscharow, 1) Krystalle wasserhell, bisweilen ziemlich gross und meist sehr schön ausgebildet, fheils in Höhlungen von reinem körnigen Bleiglanz, theils begleitet von Eisenochcr und Zinnober, H. 3, 4, 5, 6, 8, (1, 2). Deutschland. Harz. Zellerfeld, Gruben St. Joachim (Lasiüs) und ßleyfeld auf zerfressenen Quarzgängen in mit Thonschiefer abwechselnder Grauwacke, in oberen Teufen; stets von Quarz, bisweilen von Ocher und Bleiglanz umgeben; Farbe grauweiss bis weingelb und apfelgrün. Auch dicht eingesprengt (Jordan, 2), H. 4, 7. Clausthal, Grube Katharina, Vorkommen wie bei Zellerfeld (Jordan, 2). Schulenberg, Grube Glücksraid (G. Leonhard). Tanne (Hart mann, 1), Gezenbach und Schafrift daselbst (G. Leon- hard) auf dichtem Bleiglanz mit Schwefelkies und Eisenocher, H. 1, S. Rammeisberg bei Goslar (G. Leonhard). Baden, Schwarzwald*). Wolfach in Höhlungen einer Bleiglanz enthaltenden reichen Kupferkiesformation mit Brauneisenstein, Eisenkies, Malachit. (Selb), H. (1, 5). Badenweiler, Grube Haus Baden (C. Leonhard, 1), mit Bleiglanz, Weiss- bleierz, Flussspath, Quarz, Schwerspath auf Gängen zwischen Granit und buntem Sandstein, H. 7, (7, 1), Grube Herrensegen im wilden Schapbachthale (C. Leonhard, 1), auf Gängen in Granit mit Eisenkies, Kupferkies, Malachit und Schwerspath. Neuweier unfern Steinbaeh (Walchner) mit Bleiglanz auf einem Gang in Granit. >) Quenstedt sagt in Betreff dieses Fundortes : „Auf den Schwarzwälder Gängen haben sich die Krystalle nicht selten Gruben in den frischen Bleiglaiiz gefressen, man kann wohl gar das Vitriolbleierz herausnehmen, es zeigt sich dann ein mit ßlei- mulm austapezirtes unregelmässiges Loch , wie wenn Säure local auf das Stiiek gewirkt hätte." Dasselbe kann man auch sehr gut an den Bleivitrioldrusen von Monte Poni, Linares und Fondon beobachten, d. h. überall wo die Krystalle auf reinem Blei- glanz vorkommen. 260 V. Lang. Westphalen , Westerwald. Umgegend von Musen, mit Weissbleierz, Eisenspath, Fahlerz, Eisen- und Kupferkies in Grauwaeke, H, 1 , 3 (i , 3); Zeche Kulenberg am westlichen Abfalle des Martinshardt (C. Leonhardt, 1); Grube Victoria bei Littfeld auf Drusen eines schwefelreichen Bleiglanzes (C. Hoffman). Gegend von Siegen, Grube alter Grimberg (C. Hoffman) auf Brauneisen- stein mit Bleiglanz und Schwefelkies, H. 3,(4,1), (4,2)2; Grube alte Birke an der Südseite der eisernen Hardt, H. (4, 1), (Kayser); Grube Brücke auf zerfressenem Bleiglanz mitEisenocher und Kupfererz, H.6, 8. — ? H.H. Luisenstollen bei Burbach (C. Leonhard, 1), mit Bleiglanz in Sandstein. Hessen. Seiberg, Amt Blankenstein, mit Kupferkies, kleine oktaedrische und tafelförmige Krystalle von weisser Farbe (ßlumhof). Sachsen. Bergginshübel, Zwieseler Stollen (Breithaupt, 1). Schlesien. Tarnowitz, auf dem Opalla (Gerhardt), H. (5, 1). Österreich. Böhmen. Mies auf zerfressenem mit Eisenocher gemengten Quarz mit anderen Bleierzen als älteres Vorkommen der Erzgänge in Thonschiefer, kleine säulenförmige graulich weisse Krystalle H. (4,6), (3, 1) (Zippe). Mähren. Lacznow bei Lissitz auf ßleiglanz; Borowetz, mikrokrystallinisch auf Blei- und Kupfererzen; Zechgrunde bei Obergoss, kleine Krystalle einzeln aufgewachsen, H. 4 (3, 4), noch kleinere, H. (3, 4) (Kolenati). Kärntcu. Bleiberg, H. 3 (4, 1) und Schwarzenbach, in Bleiglanz meist von gelben Geher begleitet, schöne wasserhelle Krystalle (Rosthorn und C anaval). l'ngarii. Zsarnowicza, Basca Comitat, Bleibergwerk im Thale Pila (Zipser), Johann Nepomuk-Grube daselbst (Zephar o vich); H. 6, 8, wasserhelle, einzeln aufgewachsene Krystalle auf einer Quarzdruse mit Bleiglanz und Schwefelkies; H. 9, undurchsichtige , unebene, graulich, röthlich-weisse Krystalle auf zersetztem Bleiglanz. Moldava, Krassoer Comitat, mit Quarz und Schwefelkies, grosse aber unvoll- kommene Krystalle, H. 5 (Kayser). Bukowina. Kirlibaba (Dunin-Borkowsky), mit Weissbleierz auf derbem porösen Brauneisenstein in der oberen Region des früher abgebauten Blei- glanz-und Sideritstockes in Glimmerschiefer; H.4 weiss bis gelb undurch- sichtig mit schwarzem Überzuge wahrscheinlich von Weissbleierz; H. 1 weiss durchsichtig. Siebenbürgen. Neu-Sinka, Olympia Varusser Bergbau nächst Fogaras als Gemenge von Bleiglanz, Bleivitriol und Schwefel auf einem zwischen Porphyren eingelagerten Gange (R. Hofmann). Russland. Nertsehinsk, Soimanow' sehe Grube (Bindheim), in tafelförmigen grossen Krystallen mit Brauneisenstein und in derben Massen , die Ober- fläche der Krystalle ist bisweilen mit einer krystallinischen Rinde von Weissbleierz bedeckt. ViMsucli fiiior .Moiiogriipliit' «los liliMvitriols. 2ß1 Beresowsk bei Katlierineiibur^', lö Werst NNO. (Kose), auf gi)l(lfulireii(lcii Quarzgiinpen mit liieiglanz, Hollihleierz, Orünhleierz, Melanehroit, Vau- qiiolonit, Kiipferfahlerz, Kupferkies, Schwefelkies, Nadelerz, H. 1,(i« au eh tlerh. Kli'in-Aiiion. iMadeit Tepessi *) ein grosser, rothbraiiiier undurchsichtiger Krystall, H. (3, 4), Vereiiiig'tc Staaten von IVord-Aincrika. Klissourl. In den Bleibergwerken daseli)st mit Bleiglanz (Shepard). Massachusetts. Bleibergwerke von Southampton in Platten oder Tafeln auf Blei- glanz und Höhlungen von Quarzgiiiigen (Meade). New-York. Rossie, St. Laurence County, Eisenniinen (Nico!.). Virjfinia. Walton, Louisa Co. Goldminen (Dana, 2). Coniiecliful. Huntington, Grube Lanc mit silberhaltigem Bleiglanz (Silliman). Peiisjlvaiiicii. Perkiomen Bleigrube, Montgomery Co. (C leaveland), in Okta- edern, bisweilen verlängert und bisweilen mit gestutzten Gipfeln, Krystalle öfters ungewöhnlich gross. Wheatley Grube bei Phenixvillc, Chester Co. (Dana, 3), H. 1, (3, 1), (3, 4); Krystalle bisweilen sehr gross und vollkommen durchsichtig, bis- weilen röthlich gefärbt oder milchig weiss, manchmal auch durch Schwefel- kupfer und Schwefelblei geschwärzt; H. 10 undurchsichtige Krystalle auf angefressenem krystallisirten Bleiglanz. Chili. San Pedro in Massen von Chrysokoll (Leman). Brasilien. Minas Geraes, Ufer des Abaete (G. Leonhard). Yl. Kantenwinkel. Die Neigungen der Flächen des ßleivitriols wurden von Koii- scharow an einem sehr schönen Krystalle, H. 6, vom Monte Poni einer genauen Untersuchung unterzogen. Derselbe fand mit Hilfe eines Goniometers von Mitscherlich mit zwei Fernröhren aus einer gros- sen Anzahl von Repetitionen und neuen Einstellungen die Winkel ^). (011)(01T) = 1030 43'5 (110) (110)= 85 35-5 1) Siehe die Bemerkung:en zu Taf. X, Fij;-. 73. 2) Kokscharovv gibt die geuiesserieii Winkel bis auf y^ Minute an , und zw;ir gibt derselbe die wirkliclien Kantenwinkel, nicht, wie liier überall geschieht, die Supple- mente derselben, d. i. die Winkel der Flächcnnurmalen. 262 V. L a n g. Diese zwei Grössen geben, dei" Berechnung zu Grunde gelegt und verglichen mit den folgenden Messungen Kokscharo w's, die Werthe beobachtet berechnet (011) (110) =62°~4r0 62°~4r5 (221) (011) =37 520 37 51-9 Die Übereinstimmung dieser mit der grössten Sorgfalt gemes- senen Winkel lasst nichts zu wünschen übrig. Aberauch die Winkel, welche Kokscharow (2) später an demselben Krystalle mit nur einem Fernrohre beobachtete, weichen von der Rechnung höchstens um 1 bis lYa Minuten ab. In Anbetracht dieser vorzüglichen Über- einstimmung glaubt Kokscharow, das dieser Rechnung zu Grunde liegende Axenverhältniss, welches schon §. II angeführt wurde, als das den Bleivitriolkrystallen vom Monte Poni eigene betrachten zu können , und hält er für wahrscheinlich , dass auch die Winkel der Krystalle von anderen Fundorten diesem Axenverhältnisse ent- sprechen. Um nun zu erfahren , wie weit die letztere Ansicht richtig ist, habe ich mich bemüht genaue Messungen an Krystallen von mehreren verschiedenen Fundorten vorzunehmen. Freilich gewahrt man alsdann, dass nicht nur für die verschiedenen Fundorte die Messungen bedeu- tend abweichen, sondern selbst an ganz schönen ausgebildeten Kry- stallen von ein und demselben Orte zeigen sich bedeutende Differenzen. Meist findet man hiebei , wie schon Ko kschar ow (2) dies an Krystallen von Tarnowifz bewies, dass die Winkel auch unter sich nicht stimmen, und man erhält gleichsam die Vorstellung als wären die Flächen unter einander verschoben worden. Im Allge- meinen scheinen aber doch die von Kokscharow gefundenen Axen- längen den Krystallen des Bleivitriols gut zu genügen , indem nicht nur gut ausgebildete Krystalle von verschiedenen Fundorten oft ganz genau mit der Berechnung übereinstimmende Werthe geben, sondern auch die berechneten Winkel solcher Beobachtungen, welche unter einander sehr schlecht stimmen, noch ziemlich gut Genüge leisten. Auch die Mittelzahlen aus Beobachtungen an verschiedenen Krystallen stimmen mit dem aus den Axenlängen Kokscharow^s folgenden Winkel ziemlich überein. Die Differenzen scheinen übrigens meist die stark ausgebildeten Flächen zu treffen; parallele Flächen sind äusserst selten und von vier Säulenflächen liegt meist eine Versuch eiiu'i- .M<)ii(ipra|)hiü iIps Itli-ivilriols. 263 inerklit'li ausserhalb der Zone, oder diesell)e zeigt doppelte rellectirte Fadenkreuze. Naehfcdgeude Messungen \vur«leu stets mit zwei Fernriihren an einem Goniometer ausgeführt, dessen Limbus mit Milfedes Nu- llius 10 Secunden ablesen Uisst. Das Instrument ist von Oertling construirt und im Besitze des k. k. physikalischen Institutes, wo auch die nachfolgenden Messungen angeführt wurden. IndemBeleuchtungs- Fernrohre befand sich ein dünneres und ein dickeres Fadenkreuz, auf welche je nach der Reinheit der Fläche eingestellt wurde. Da bei kleineren Flächen, auch wenn sie sonst ganz eben, selbst das dicke Fadenkreuz schon ziemlich verwischt war, so konnten nur an einer beschränkten Anzahl vonKrystallen und zwar blos wenige Winkel mit erforderlicher Genauigkeit bestimmt werden. Gewöhnlich wurde blos dreimal repetirt, dafür aber desto öfter (4 — lOmal) die ganze Messung wiederholt. Im Nachfolgenden sind zur Vergleichung immer den beobachte- ten Winkeln die aus den Axenlängen Kokscharow's berechneten in Klammern beigefügt. Monte Poni. — Sämmtliche untersuchte Krystalle voll- kommen durchsichtig. 1. Krystall. H. 3, klein, Flächen sehr gut spiegelnd, zweiter Winkel etwas weniger genau. (011) (011) =76° 16'3 (76° 16'5) (011) (HO) =60 47-6 (60 47S) 2. Krystall. H. 3, klein, tafelförmig durch Vorherrschen einer Fläche (011), Flächen gut. (011) (001) = 38° 7'6 (38° 8'3) (011) (OTl) =76 14-8 (76 16-S) (0U)(110)=60 47-7 (60 47-5) Wie man sieht, ist der zweite Winkel nicht genau das Doppelte des ersten, daher diese zwei Winkel auch unter einander nicht ganz stimmen. 3. Krystall. H. 3, etwas grösser, erster Winkel sehr gut, zwei- ter mittelmässig. (OH) (OIT) = 103° 48 '6 (103° 43'!)) (011) (OTl) = 76 7-4 (76 16o) 4. Krystall. H. 3, ziemlich gross. (011) (OTl) = 76° 13'8 ( 76° 16'3) (011) (OIT) =103 43(( (103 43-:;) SiUh. (1 malhem.-naliirw. Cl. XXXVI. Bd. Nr. lö. 1!) 264 >• I' a n g. Diese Winkel waren genau zu messen, die vierte Fläche 011 dagegen zeigte doppeltes Fadenkreuz. Etwas weniger gut spiegelten die folgenden Flächen, da sie kleiner waren. (221) (Oil) r=37° Sl'8 (37° 51 '9) (HO) (100) = 52 10-8 (52 12-3) (221) (HO) = 26 41-8 (26 42-7) (221) (100) = 56 47-6 (56 48 5) Für den letzten Winkel ergibt sieh aus den beiden vorherge- henden der ziemlich übereinstimmende Werth öß" 47 '0. 5. Krystall. H. 5, klein, Flächen ziemlich gut. (011) (011) =103° 49 '2 (103° 43 '5) 6. Krystall. H. 5, klein, Flächen mittelmässig spiegelnd. (111) (HO) =45° 10'2 (45° ll'O) (011) (HO) = 60 47-5 (60 47 5) 7. Krystall. H. 6, klein, Flächen sehr gut. (HO) (110) = 104° 22 '9 (104° 24 '5) (HO) (110) = 75 36-9 (75 355) Li na res. — Sämmtliche Krystalle wie die vorhergehenden vollkommen durchsichtig. 1. Krystall. H. 3, klein, Flächen gut spiegelnd. (011) (OlT) = 103° 43 '3 (103° 43 '5) (011)(0Tl)= 76 15-9 (76 165) 2. Krystall. H. 3, klein, Flächen sehr gut. (011) (OlT) =103° 43 '4 (011) (011) = 76 16-5 3. Krystall. H. 3, Flächen ziemlich gut, kein feines Fadenkreuz sichtbar. (011) (OH) = 76° 15 '7 (011) (011) =103 44-6 Die dritte Fläche 011 ist schlecht. 4. Krystall. H. (3, 1) mit der Fläche 241, ziemlich gut. (011) (OlT) = 103° 43 '3 (011) (OTl) = 70 15-9 VoisiH'li filier .Moi)o(»Tnpliie «los ItliMvilriol.i. 2(>i> S. Krystall. II. (I. 3). Fläclieri sehr gut s|)ieg('ln(J. (iOU3(tl())r- 52° H'l ( 52° 12'3) (iOO)(liO)= 52 10-7 (52 12-3) etwas wonif;er gut. (011) (011) -- 103 43 4 (103 43-5) (011) (110)= 60 476 (60 47-5) Fondon. Beide Krystalle wasserhell und durchsichtig. 1. Krystall. H. 3, Flächen ziemlich gut spiegelnd. (011) (011) = 103° 42'2 (103° 43'5) (01IJ(0T1)= 76 18-0 (76 16-5) (011) (111)= 25 35-2 (25 355) (111) (ITI) = 67 40-8 (67 416) Diese Winkel stimmen unter einander noch weniger als mit den herechneten ; man erhält aus den beiden letzten Winkeln (011) (OTl) = 76» 13'8. 2. Krystall. H. 1, klein, Winkel gut zu messen. (201) (20T) = 101° 14'9 (101° 13'2) Nertschinsk. H. 1, Kokscharow (2) fand an einem Krystalle (201) (100) = 39° 23-3 (39° 23 '4) Russland. H. (3, 4), Krystall, klein, Aveingelb, durch- scheinend; Flächen gut spiegelnd. (201) (20T) =78° 43 '3 (78° 46 '8) (201) (201) =78 44-8 Die Flächen Oll waren rauh. Siegen. Grube Brücke, H. 8, ein kleiner braunrother und durchscheinender Krystall, Flächen ziemlich gut. (HO) (201) =61° 42'2 (61° 43'7) Eben daher? H. 11, undurchsichtige Krystalle. • 1. Krystall schlecht spiegelnd. (221) (22T) = 113° 35 4 (113° 37'0) (221) (221) = 126 32-6 (126 346) (221) (221)= 90 2-9 (90 120) (221) (221) = 90 20-3 i9" 266 ^- 1^ » " ?• 2. Krystall, ziemlich gut. (221) (OIT) =85° 17'3 (85° 16'4) Tarnowitz. H. (5, 1). Kokscliarow CM-hielt an einem grossen Krystaile, welcher gut spiegelte, die Winkel (011) (OIT) = 103° 48'0 (103° 43'5) (221) (221) = 53 22-5 (53 23-4) (221) (22T) =. 66 24 (66 230) Ein zweiter ähnlich ausgebildeter Krystall gab (221) (221) =66° 21 '5 Auch diese Winkel stimmen unter einander viel schlechter als mit den berechneten. Aus den zwei ersten Winkein erhält man z. B. für den dritten 67» 4' 3, was eine Differenz von 40 Minuten gibt. Anglesea. H. 6 und H. (6, 3). 1. Krystall, ziemlich gut. (201) (20T) = 78° 48 '2 ( 78° 46 '8) (201) (äOl) = 101 121 (101 13-2) (011) (OlT) = 103 421 (103 43-5) (011) (201)= 60 3-4 (60 3-5) 2. Krystall. (201) (201) = 101° 14'0 (101° 13'-2) (011) (OlT) = 103 42-3 (103 43-5) (011) (201) = 60 1-9 (60 3-5) 3. Krystall. Die drei Flächen liegen nicht genau in einer Zone. (011) (011) = 103° 42 '6 (103° 43' 5) (011) (Oll) =76 3-4 (76 16 -5) 4. Krystall. (011) (Olf) = 103° 43 '7 5. Krystall. (201) (501) =101° 14'5 (101° 13'2) 6. Krystall, schlecht. (201) (201) =101° 15'2 Vcrsin-li ci/n'f Mliie dos [tleivitriol». 267 7. Krysliill, ^iit spic^fliul. (201) (^01) = 101" I3'7 8. Ki-ystall, Flüche gut. (201) (501) = 101° i:{':{ Koksehiii'üw (2) fmul au verscliit'ileiicii Krystallen von An- glesea fulgende Werthe: (011) (Oil) = 103° 40':; (10:5° 43'5) 103 41-5 103 40-5 103 48-5 (Oll) (011)= 76 11-S (7(}° l({'ä) (201) (201)=- 78 46 (78° 4(r8) 78 43 78 45 iind 101° 20' 78 44 (III) (IlT) = 90 23 (00° 22 '0) 90 21 (111) (TU) = 51 12 (öl° il'O) 51 17Ö (III) (110) = 43 II (43° Il'O) (III) (201) = 38 13 (38° 22-3) 38 20 38 19 (111) (011) = 23 40 (23° 33 '3) 23 26 23 31 Ich lasse hier noch eine Zusammensteliiing hcrechneter Winkel folgen, welche sehr nützlich ist, falls man sieh mit einem oder mehreren gemessenen Winkeln an einem Krystalle orientiren will. Die Zusammenstellung enthält die Neigungen aller Flächen in einem Quadranten zu den am häufigst vorkommenden von ihnen. 268 V. I, a n a ( ^100) b (010) r (001) m (011) 711 (011) 90° O'O 51° 31'8 38° 8'3 0° O'O \ (012) 90 0-0 68 34-0 21 260 16 42-2 n (021) 90 00 32 29-4 57 30-6 19 22-4 X (031) 90 00 23 0-2 66 39-8 28 51-6 ö (032) 90 00 40 20-0 49 40-0 11 31-7 h (043) 90 00 43 41-3 46 18-7 8 10-5 £ (072) 90 00 19 39-8 70 0-2 31 520 d (201) 39 23-4 90 0-0 50 36-6 60 3-3 l (401) 22 19-2 90 0-0 67 40-8 72 37-2 0 (HO) S2 12-3 37 47-8 90 0-0 60 47-5 ? (210) 32 48-6 37 11-4 90 0-0 70 270 ß (130) 75 30-3 14 29-7 90 0-0 53 16-8 a (810) 9 9-3 80 50-7 90 00 84 21 7 , (111) 64 24-5 56 9-2 44 49-0 23 33-3 r (211) 46 13-9 63 30-9 55 23-4 43 46- 1 l (121) 71 53-3 36 42-5 59 17-1 26 16-7 r (122) 76 31-6 53 5-4 40 6-2 13 28-4 V (212) 60 27-3 71 27-8 35 35-4 33 33-9 y (221) 56 48-3 45 6-0 63 17-3 37 31-9 H (321) 43 32-5 32 59-0 77 27-4 47 41-3 S (231) 64 32-9 33 47-0 69 20-3 37 44-2 ^ (331) 54 28-6 41 28-9 71 27-3 44 32 2 f^ (421) 37 23-5 59 11-3 70 37 8 35 30 K (241) 69 43-2 26 38-7 73 27-9 39 7-6 P (423) 54 16-3 67 331 44 0-6 37 2-6 P (243) 74 20-2 45 32-4 48 18-7 17 37-3 X (441) 53 321 39 38-3 75 52-6 48 18-6 9 (611) 19 11-2 78 17-4 75 11 70 48-8 \ er.MU-h einer .Mdiiofjrapliie i\rn Itleivitriol.s 269 X (021) d (201) / (401) o(llO) ;/( (011) U»° 22 '4 60° 3'4 72° 37-2 60° 47'5 /, (012) 36 4-6 53 47-7 69 17-9 73 130 ;/ (021) 0 00 70 4-2 78 13-8 48 120 X (031) 9 29-2 75 38-5 81 27-9 43 120 5 (032) 7 50-7 65 45 0 75 46-2 52 57-7 h (043) 11 11-9 64 0-2 74 47-5 55 91 £ (072) 12 29-6 77 28-0 82 32-3 42 30 ,i (201) 70 4-2 0 00 17 41 61 43-7 l (401) 78 13-8 17 41 0 0-0 55 27-8 0 (110) 48 12-0 61 43-7 55 27-8 0 0-0 ? (210) 62 48-1 49 29-5 38 58-1 19 23-7 } (130) 35 150 78 50-6 76 36-6 23 181 a (810) 82 17 2 40 16-2 84 52-7 43 2 9 2 (111) 31 41-9 38 22-2 48 0-7 45 HO r (211) 47 3-5 26 291 31 10-3 39 4-4 < (121) 18 1-7 55 390 61 131 34 31-5 T (122) 23 26-9 48 171 59 361 51 52-8 V (212) 4Ö 19-3 26 29-5 40 12-4 56 23-9 y (221) 33 11-5 44 54-0 47 22-8 26 42-7 H (321) 44 27-0 38 190 37 291 23 32- 1 S (231) 27 30 56 13-0 57 53-4 23 3-2 ■^ (331) 36 36-4 49 23-5 48 49-9 71 27-3 iL (421) HZ 36-5 34 48-7 30 48-7 26 550 ^ (241) 24 50-2 63 21-2 64 36-8 23 15-9 /' (423) 45 15-2 24 49-0 35 34-9 49 3-2 0 (243) 19 9 2 50 550 59 50-6 44 18-2 X (441) 38 571 52 6-5 50 1-5 14 7-4 h (116) 71 56 3 26 37-5 13 37-0 42 20 • 3 270 V. L a II ^. ? (2'0) z (111) r (211) y (221) m (Oll) 70^ 27'0 25^ 35'5 43° 464 37° 31 '9 A (012) 78 34-8 30 130 46 14-2 47 26-4 n (021) 02 48-1 31 41-9 47 3-5 33 11-3 X (031) SO 4-9 37 49-5 50 46-1 35 22 3 ö (032) 63 36-2 27 54-3 44 57-7 34 0-2 h (043) 66 55-9 26 46-9 44 22-4 34 49-4 . (072) S9 23-4 40 0-4 52 10-3 35 12-7 d (201) 49 29-3 38 22 3 26 29-1 44 540 / (401) 38 38-1 48 0-6 31 10-3 47 22-8 0 (HO) 19 23-7 43 HO 39 4-4 26 42-7 y (210) 0 00 48 19-8 35 36-6 32 35-1 ß (130) 42 41-7 49 39-3 52 46-7 34 52-4 a (810) 23 39-2 58 59-8 41 4-3 49 14-9 r (111) 48 19-8 0 00 18 10-6 18 28-3 '• (211) 35 36-6 18 10-6 0 0-0 18 24-9 t (121) 43 33-7 19 26-8 30 23-8 15 4-8 . (122) 38 33-1 12 7-2 30 17-7 26 6 1 V (212) 34 4-6 15 18-6 18 28-0 30 32-0 ?/ (221) 32 35-1 18 28-3 18 2i 9 0 0-0 » (321) 22 3-0 26 16-8 13 32 4 11 160 6- (231) 35 431 23 39-5 29 44-0 11 19-1 •]. (331) 26 351 26 38-3 23 33-4 8 10-0 IJ. (421) 19 2-3 30 41-9 16 34-4 19 23 0 ; (241) 39 8-4 31 31-1 30 52-2 18 27-3 /. (423) 43 59-4 13 33-3 11 22-8 24 24-3 p (243) 32 49-8 12 32-7 28 38-3 20 14-6 X (Wl) 23 50-2 31 3-6 26 56-7 12 33 4 fj (611) 23 20-6 43 13-3 27 2-7 29 3 6 Versuch einer Monogrn|iliie des lüeivitriols. 2Tl VII. Bcobaclitoto oinfafhe FormcQ and Combinatiooen. Ic'li lioiiiiiu' (Hill zur Atil/äliliinn- und Beschreibung der von mir beobachteten Formen. Hiebei wurden zugleich aus fremden Werken nur die daselbst gezeichneten und näher beschriebenen Combinationen mit aufgenommen; die Zahl der letzteren beträgt ungefähr dreissig. Um einige Übersicht in diese grosse Anzahl (178) vonCombiiiatiünen zu bringen, wurden sie in zehn Gruppen, nach ihren Typen einge- theilt, jedoch mit der Vorsicht, dass Krystalle desselben Fundortes wo möglich nicht getrennt wurden. Ausser den Angaben über Grösse, Farbe, Durchsichtigkeit und über das Vorkommen, wurden auch bei den einzelnen Stücken, wo es nothwendig erschien, die Winkel angegeben, welche behufs der Orientiruiig gemessen w urden. W^egen der oft sehr unvollkommenen Beschaifenheit der Flächen konnten diese Messungen nicht immer genau ausfallen; doch waren sie für den angegebenen Zweck hin- reichend sicher. Durch die, nicht genug anzuerkennende Bereitwilligkeit des Directors der kaiserlichen Hof- und Staatsdruckerei, Herrn Hofrathes A. Auer, jeder wissenschaftlichen Publication die höchste formale Vollendung angedeihen zu lassen, wurde es möglich bei der Aus- führung der Lithographien eine grosse Genauigkeit zu erreichen. Herr Obsieger, Lithograph an der genannten Anstalt, hat sämmt- liche Constructionen selbst ausgeführt und auf Stein übertragen, wodurch zwar ein etwas grösserer Zeitaufwand erforderlich wurde, der aber durch die Sicherheit jeder auf den Stein gezeichneten Linie mehr als compensirt ist. Ich finde es billig, die Ausdauer und Intelli- genz, mit welcher Herr Obsieger in diesem ihm bis dahin ziemlich frenulen Gebiete sich heimisch gemacht, hier dankend anzuer- kennen. Die Zeichnungen sind fast durchgängig nach einer Projection ausgeführt ; nur wo die an die Ränder entfallenden Flächen undeut- lich geworden wären, wurde die Stellung der Grimdform etwas geän- dert. Zuweilen zog ich es vor, die Indices selbst für die Construction um ein geringes ändern zu lassen. So wurde, wo die Fläche 401 untergeordnet auftritt und wo es die Zonenverhältnisse nicht verbo- ten, statt derselben die Fläche 501 gezeichnet, wo sie aber als Träger der Gestalt erscheint, die Axen etwas gedreht. 272 V. L a n f. Hier sei noch erwähnt, dass Hartman (2) auch Zwillings- krystalle an dem Bleivitriol beschreibt; Zwillingsfläche ist 110. „Diese Zwillinge haben ein knieförmiges Ansehen, und an das Knie ist oft ein zweites Paar angewachsen, so dass die Gruppe wie ein X erscheint. Zusammensetzungsfläche rauh," Ich hatte keine Gelegen- heit Zwillingskrystalle zu beobachten. 1. Gruppe. Habitus 6, (6, 8), 8. Taf. I, Fig. 1. y (221), d (201). „ 2, 3. v (221), m (OU), d (201). „ 4, 5, 6. y (221), d (201), o (110). „ 7. y (221), d (201), a (100). „ 8. o(llO), w (110), y (221), rf(201), a(lOO). Verschieden grosse, meist einzelne Krystalle, braunroth gefärbt, höchstens durchscheinend, auf ausgehöhltem ochrigen Brauneisenstein mit Bleiglanz und Kupfer von der Grube Brücke bei Siegen (k. k. Hof-Mineraliencabinet). — Zur Orientirung wurde an Fig. 1 der Winkel gemessen, (221) (201) = 44» 52' (44« 54'0). Die Flä- chen 110 und 201 sind glänzend, 221 meist rauh. Taf. II. Fi^. 10. y (221). o (HO). « (100). „H. ^(221), o (HO), z (111), r/ (201). „ 12. y (221), u (HO), z (111), t^ (201). m (011). \ „ 13. o (HO), ^ (221), t (IH). Einzelne Krystalle aufgewachsen auf einer Quarzdruse in einem Gemenge von Bleiglanz und Schwefelkies , vollkommen wasserhell, bis 4 Millim.lang, vonPila(k. k. Hof-Mineraliencabinet). Ich fand an einem Bruchstücke des Krystalls Fig. 12 die Winkel = (221) (011) = 260 45' (^260 42'7), (221) (221) = 89» 46' (89« 48') (111) (011) -= 25» 36' (25» 35'5). Taf. III, Fig. 17. ;/ (221), o (HO), c (001), m (011), « (021). a (100). „ 18. v (221), o (HO), m (011). n (021), z (IH), n (100). „ 19. y (221), o (HO), c (001), m (OH), n (021). a (100), d (201), r (211). „ 20. 0 (HO) , e (001) , a (100) , », (Ol 1) , y (221). d (201). r(2H). „ 21. 0 (HO), y (221). « (100). <• (001). w (Oll). /• (211), /(401). Versuch einer Moiiugraphie des Bleivitriols. 2T3 Taf. 111, Fig. 'i'l. o (110), y (22i), c (001), m (Oii). n (021). « (100), r(2H). z (111)./» (423). „ 23. a (100),/- (211), m (Oii). c (001), rf (201). y (221), o(llO). h(021), / (401). ., 24. «(100),r(001), v(221).o(110).m(011),j(lH), r (211). / (401),/; (423), Wasserhelle Krystalle auf körnigem Bleiglanz vom Monte Poni, dieselben sind meist nur zur Hälfte ausgebildet, da sie in grosser Anzahl in einander verwachsen sind. Die Krystalle der Form Fig. 17, 18, 19 sind klein, die übrigen bedeutend grösser. Ich beobachtete an Fig. 17 die Winkel (221) (HO) = 26» 42', (110) (100) = 520 10', (011) (021) = 200 circa, an Fig. 19 (211) (221) == 19» circa; an Fig. 21 (401) (100) = 22» 18'; zur Bestimmung der Fläche (423) erhielt ich an Fig. 24 den Winkel (423) (211) = 11» 25' (11» 22 '8). Die Flächen 001 und 011 sind immer vertical gestreift. Taf. II, Fig. 14. 0 (HO), y (221), n (021), z (111), m (011), r (211), a (100), /l (120). Kokscharow (1) beobachtete diese Combination an einem 4 Centim. langen, durchscheinenden, rein weissen Krystall von Beresowsk unter Bleivitriolkrystallen, welche die Höhlungen von Fahl- erz ausfüllten, begleitet von Quarz, Fahlerz, Bleiglanz, Kupfer- und Schwefelkies und Nadelerz. Die Fläche, für welche Kokscharow blos das allgemeine Symbol ImO angibt, ist höchst wahrscheinlich mit 120 identisch. Die Fläche HO und 221 sind ziemlich glatt und glänzend, die übrigen mehr oder weniger drusig. „Kleine, den grossen umgebende Krystalle sind grösstentheils vollkommen durchsichtig, farblos und stellen dieselbe Combination dar". Taf. 11, Fig. 15. 0 (HO), z (111), m (011), d (201), a (100), t (121), y (221). Diese Combination ist von Mob s (3) angegeben. Taf. U, Fig. 16. o(110),»i (0ll),<;(201),a(100),c(00l),t/(221), z (111), p (423), s (231). Dana gibt diese Combination an einem Krystalle von Wheatley (inilie in Pensylvanien an. Die Fläche s ist aber von ihm mit 241 bezeichnet; da die Fläche aber nach seiner Zeichnung parallele 274 F^ a n Durchschnitte mit 011 und 110 hat, so kann das Symbol 241 nicht gelten. Da in dieser Zone nur die Flächen 121 und 231 liegen, und nach der Lage der Combinationskanten mit 221 zu urtheilen , die Fläche unmöglich das Symbol 121 haben kann, so bleibt nur die Annahme übrig, dass sie das Zeichen 231 habe. Taf. IV, Fi^. 29. o (110), y (221), r (211), z (111), m (011), / (014), p (423). c (001),

(423). „ 43. c (001), f/(201), w (021), m(Oll), o (HO), s (111), y (221), b (010), r (211), p (423). Kleine wasserhelle bis röthliche Krystalle auf Brauneisenstein mit Bleiglanz und Schwefelkies von der Grube alter Grimberg bei Siegen (k. k. Hof-Mineraliencabinet). Zur Orientirung wurden an dem Krystalle Fig. 40 folgende Winkel gemessen; die Flächen waren zwar gut, gaben aber wegen ihrer Kleinheit minder genaue Wertlie: (011) (OIT) = 1030 41', (201) (20r) = 78« 48', (Oll) (021) = 19» 25', die Fläche s lag in der Zone [201, 211, 221] und es war (s) (201) = 55« 30' c. (56« 13') daher sie das Symbol 231 erhält, (231) (110) = 22« 30' c. (23" 3'). — Die Flächen 121 und 231 der übrigen Krystalle waren meist gekrümmt, 001 stets vertical orestreift. 276 ▼• I- a n s:. 3. Gruppe. Habitus li. Taf. VII, Fig. 44, 4S, 46, 47. 48, 49. Undurchsichtige , gelbbraune Krystaiie verschiedener Grösse (2 bis 8 Miilim. lang) auf verwittertem Brauneisenstein. Die Art des Vorkommens war ganz dieselbe wie die der Krystaiie Fig. 1 — 8 von Siegen ; ich vermutlie daher, dass diese Krystaiie ebenfalls von dorther sind, obwohl das Stück, an dem diese Krystaiie baobachtet wurden, in der Sammlung des k. k. polytechnischen Institutes die Unterschrift Anglesea trägt. Diese Krystaiie sind durch das Auftreten der Pyramide 221 als rechtes Tetraeder äusserst merkwürdig; die entgegengesetzte Hälfte wurde nur untergeordnet in einzelnen Flä- chen beobachtet, Fig. 46, 48, 49. Auch die übrigen Formen wurden meist an Flächenzahl unvollständig ausgebildet gefunden; so wurden z. B. von der Pyramide 231 an den Krystall Fig. 49 eine einzige Fläche beobachtet. Um die Bedeutung der hinteren punktirten Flä- chen leichter zu erkennen, ist auf derselben Tafel in der Neum ann- schen Projection eine Übersicht sämmtlicher an diesen Krystallen beobachteter Flächen beigegeben, überdies für Fig. 48 und 49, noch die Projection des oberen rechten Eckes auf die Endfläche 001 gezeichnet worden, Fig. 48 a und 49 a. Zur Orientirung wurden ausser den schon im vorhergehenden Capitel angegebenen Winkeln nachfolgende gemessen : Fig. 47. (OIT) (24T) = 38° 40' c, (011) (221) = 85° c. (85°16'). (221) (011) = 37 50 , (011) (201) = 60 c, (011) (241) = 39° c. (221) (201) = 44 52 , (201) (241) = 63 c. an dem Krystall Fig. 49 dagegen wurde beobachtet: (221) (201) = 44° 57', (201) (221) = 45° c. (201) (231) = 56° 18' (56° 13') (111) (252) = 18 18,(lTl)(lT0) = 44 30' e. (251) (24T) = 18 23 , (25T) (241) = 71 40, (71°45'). (11T)(1;0) = 46 c. ,(1 IT) (221)= 72 c. (221) (111) = 18° 30' c. Die Krystaiie waren meist einzeln und mit dem unteren linken Eck aufgewachsen. Versiipli einer Monoprapliie des Rleivitriols. 2 TT 4. Gruppe. Ilnbitus 4. (4, :{|. laf. VIII, Ki},'. SO. m. il (2ülj. /// (011). „ 52. m (011). ^/(201), n (100). ,. 53, 54. il (201). m (011). a (100). „ 55. ,1 (201). w (011). » (100). // (010). ., 56. d (201), .'// (011). u (100). i> (HO). .. 57. ,/ (201). o (HO). /// (011). (HO). .. 61. (I (201). w (011). o (HO). : (111). .r (100). „ 62. // (201), m (011). z (111). // (010), « (100). f- (HO). „ 63. m (011). ^/ (201). a (100). 6 (010). z (111). /> (HO). „ 64. 65. ./(201). m (011). « (HO). : (111). 6 (010). u (100). Diese Formen, welche zum Theil schon Hauy (2) beschrieben, wurden alle an Krystallen von Anglesea beobachtet (k. k. Hof-Minera- liencabinet und von Hrn. Sectionsrath W. Haidinger). Man findet entweder auf zerfressenem Brauneisenstein aufgewachsene Krystalle (wasserhell bis gelblich und röthlich) oder mit Ochererde gemischte Conglomerate von durchscheinend gelb bis braunroth gefärbten Krystallen. Die Krystalle sind von verschiedener Grösse, 2 bis lOMillim. lang. Die genauen Messungen an diesen Krystallen wurden schon früher angeführt. Interessant ist die Wiederholung der Prismen- flächen 011, Fig. S4, 64, welche an der Mehrzal derb Krystalle beobachtet wird, und zugleich ein sehr gutes Mittel zum Behufe der Orientirung bietet. Fig. 65 versinnlicht wie diese Wiederholung all- mählich in die Streifung der Fläche 001 übergeht. Auch an Krystallen von anderen Fundorten wird diese W^iederholung, jedoch meist blos als Streifung, beobachtet. Fig. 51, 58, 61 und ähnliche Formen wurden ferner an Kry- stallen von Kirlibaba (k. k. Hof - Mineraliencabinet) beobachtet. Dieselben sind auf Brauneisenstein, entweder weiss kantendurch- seheinend, oder sie sind undurchsichtig, braungelb und haben einen dünnen schwarzen Überzug, welcher sich leicht ablösen lässt und wahrscheinlich kohlensaures Bleioxyd ist. Die Krystalle unterscheiden 278 V. L « n ff. sich von denen von Anglesea, dass sie meist weit mehr in der Rich- tung derAxe b verlängert sind. Ich fand an einem Krystall von daher (HO) (100) = 32° 14', (011) (OiT) = 103° 42', (201) (20T) = 78° c. Fig. 50, S2, 53 fanden sich auch an Krystallen von Russland mit noch anderen Formen, deren Aufzählung hier folgt. Taf. X. Fig. 66. m (011), d (201), n (100), a (810). „ 67. rf(201), m (011), a (100), a (810). „ 68. m (011), d (201), a (810), a (100). „ 69. d (201), m (011), a (100). o (HO), a (810). „ 70. d (201), m (011), a (100), a (810). t (111). „ 71. rf (201), 2 (111), m (011), 77 (423). „ 72. m (011), d (201), z (Hl).;; (423). Die Comhinationen wurden theils an losen Krystallen aus der Sammlung der k. k. geol. Reichsanstalt, ohne Angabe des Fundortes, theils an Krystallen aus der Sammlung des k.k. polyt. Institutes beob- achtet. Letztere erhielt Herr Professor Leydolt aus einer älteren Sammlung, eingesprengt in einer Masse welche sich im Wasser löste, als Fundort war Russland angegeben (Nertschinsk?). Jeden- falls sind die Krystalle aus beiden Sammlungen von einem Fund- orte, da sie gänzlich in ihrem Aussehen übereinstimmen und an bei- den die Fläche 810 auftritt. Die Krystalle sind rundum ausgebildet und von verschiedener Grösse, die kleineren einfacheren Krystalle Fig. 50, 52 sind durchscheinend honiggelb, die grösseren undurch- sichtig grünlich- grau. Zwei an dem Krystall Fig. 50 gemessene Winkel wurden schon angegeben; zur Restimmung des Symbols der Fläche a wurde ferner gemessen Fig. 67 (810) (100) = 8« 50' c. (90 9'); (810) (011) = 840 r (84» 22'); (810) (201) = 40o c. (400 16'); alle diese Werthe sind nur mit geringer Genauigkeit zu messen, da die Fläche 810 immer rauh ist. Taf. XXII, Fig. 158. d (201), o (HO), z (111). L e V y fand diese Combination an kleinen und grösseren Krystallen auf Rrauneisenstein mit Rleiglanz vom Harz, dieselben waren weiss und wenig durchsichtig. Taf. XVII, Fig. 121. d (201), m (HO), z (111), c (001), j? (423). Ha uy gibt diese Form an einem Krystalle ebenfalls vom Harz an. (•iiii'r Moii(iyrii|ilii(' dvs |{lei\ itiiols. <&7t' Ein ähiilielier wasserheller Krystall wurde an einem Stücke vom Monte Poni beobachtet, doch ohne die Fläche c (001). Taf. XI. Fi},'. 74. rf (201 ) , o (1 Id), », (^(H 1 ), « (100), / (121). ,. 75. d (201). o (tlO), ,„ (Oli). n (100), h (010), n (021). ^121). ,. 76. rf(201),« (110), /« (011), fl (100), t.(lll), y (221), / (121). „ 77. rf (201), »j (011), «(HO), /> (010), «(100), 2(111), 1/(221), /(121). „ 7S. rf(201), ;,/ (OH). /MO'il). « ('<'<0- MHl). v(221), o (HO), <■ (001). Durchsichtige farblose bis weisse Krystalle von Anglesea (k. k. Hof-Mineraliencabinet). Die Flächen 021 und 121 sind immer mehr oder weniger gekrümmt, doch fand ich Fig. 77 (110)(221) = 27" c. (HO) (121) = SJi^c. (011) (121) ^ 26<>c. Taf. MI, Kij;. 81. d (201), o (HO), t (Hl), ,s (231), m (OH), c (001), „ 82. d (201). o (HO), a (100). .s- (231), z (111), m (011), f> (010). Zwei kleine lose Krystalle von Herrn Sectionsrath W. Hai- dinger, dieselben sind durchscheinend und brannroth gefärbt. Die Fläche 231 ist gekrümmt, daher ihre Neigungen nicht mit Sicher- heit zu ermitteln; ich erhielt im Mittel aus Messungen an beiden Krystallen (231) (HO) = 24", (231) (201) = 57«. Taf. XII. Fig. 83. d (201), o (HO), m (011), h (010), n (100), z (111), « (231). „ 84. d (201), >„ (011), o (HO), b (010), a (100), z (111), y (221), s (231). Zwei etwas grössere lose Krystalle von Anglesea (k. k. Hof- Mineraliencabinet); dieselben sind durchsichtig, farblos in's Weisse. Für die gekrümmte Fläche 231 ergab sich Fig. 84, (HO) (231) = 22" c. (201) (231) = 56" 2K' (56" 13'); Fläche 010 rauh. Taf. XII, Fifr. 85». d (201), o (HO), w (011), i (Hl), n (021).« (100), f> (010), f (241). Ein kleiner loser Krystall von Anglesea (k. k. Hof-Mineralien- cabinet), farblos und gut ausgebildet (011) (021)= 19" 23', (1 10) (021) = 48" 14'. (241) (111) = 31" c. Die Fläche 241 wurde an Krystallen von diesem Fundorte sonst nicht mehr beobachtet. Si(/.li. .i. tii;iUieiii. iiaturw. (.1. XXXVI. Bd. Nr. l'i. ^U 280 V. Lang. Taf. XII, Fig. 86. d (201), o (110), m (011), a (100), 8 (032), x (031), Ä (010). Ein kleiner loser Krystall von Anglesea von Herrn Sectionsrath W. Haidinger; weiss, durchscheinend. Die Fläche 032 ist neu und wurde blos an diesem Krystalle beobachtet; dieselbe ist etwas gekrümmt. Ich fand (011) (032) = ll« 38' (11« 32'); (011) (031) = 28» 40'. Taf. XI, Fig. 79. m (011), a (100), d (201), % (111), o (HO), l (401). Nach Greg und Lettsom kommen die Krystalle von Anglesea in dieser Form vor. Auch die Krystalle von Leadhills und Wanlockhead kommen nach denselben in Modificationen dieser Form vor. Taf. XI, Fig. 80. m (011), (010). t(001). „ 104. a (100), m (011), d (201), c (001). „ 105. n (100), m (011), d (201), z (111), r (211), v (212). Durchseheinende, von Brauneisenstein, stellenweise braunroth gefärbte, 2 Centim. grosse Krystalle einer Druse in Bleiglanz, welche in Eisenocher eingelagert ist, von Wheatley Grube in Pennsylvanien (k. k. Hof-Mineraliencabinet). Die Wiederholung der Fläche m in Fig. 104 bestätigt die für die Flächen aufgestellten Symbole. In Fig. 105 erscheint eine Fläche v in der Zone (011) (201), da in derselben nur die Fläche 212 (von Quensted t) beobachtet wurde, so dürfte sie wohl auch dieses Symbol mit Recht erhalten. Taf. XV, Fig. HO. a (100), b (010), m (011), d (201), c (001). „ 111. a (100), b (010), d (201), m (011), z (111), c (001). Kokscharo w (1) beobachtete diese Combinationen an voll- kommen durchsichtigen, farblosen Krystallenvon Beresowsk, welche in Begleitung von Bleiglanz, Fahlerz und anderen Mineralien in Quarz unter der blättrigen Masse, welche durch Anhäufung tafelförmiger Individuen entstanden sind, vorkamen. Taf. XV, Fig. 112. a (100), d (201), p (423), z (111). Naumann (2) gibt diese Combination an einem Krystalle aus dem Breisgau an. Taf. XV, Fig. 109. a (100), in (011), / (401), d (201), o (HO). Diese Combination findet sich bei Dufrenoy angegeben. Versuch einer Monographie des BleivUriols. 283 Taf. XXII. Fig. 159. a (100), m (Oil). « (ill), » (110). Levy gibt diese Combinatioii an weissen, durehsichligen, ziem- lich grossen Krystallen auf Bleiglaiiz von Leadhills an. Taf. XV. Fig. 113. « (100). d (201), / (401), m (011), o (HO), y (221), z(lll). Ich beobachtete diese Combination an einem sehr keinen losen Krystalle im Besitze des Herrn Sectionsrathes W. H a i d i n g e r, angeb- lich von Anglesea; derselbe war durchsichtig und farblos. Dufrenoy gibt eine ähnliche Combination, vermehrt um die Fläche b (010) von Badenweiler (?), an. Taf. XV, Fig. 114. « (100), m (011), / (401), d (201), y (221), f (241). Diese Combination wurde von Dana (4) beobachtet an Krystallen von Wheatley Grube, Pennsylvanien. Taf. XVI, Fig. 115. a (100), rf(201), m (011), x (031). „ 116. a(lOO), rf (201), m (011), o (HO), 2(111), X (031). Kleine, halb durchsichtige, weisse Krystalle von Kirlibaba (k.k. polytechnisches Institut). Ich erhielt an dem zweiten Krystalle, (011) (OlT) = 103« 50' c. (011) (031) = 28» 30' c, (011) (100) = 52« 6', (201) (201) = 101» 16' gut. Taf. XVI. Fig. 117. n (100). m (011), d (201), l (401), p (423), o (HO), y (221), r (122), z (111), r (211), n (021), x (031), h (010). „ 118. a(lOO), rf(201), m(Oll), r(211),«(lll),o(110), y (22 1), p (423), n (021), b (010). „ 119. rt (100), m (011), rf (201). 0 (HO), 2/ (221), 2 (111), p (423), b (010). „ 120. a(100),rf(201), 2^(221), «(021), m (011), z (031), h (010), o (HO), z (111), i> (423), r (211). Ziemlich kleine durchsichtige, stellenweise braunroth gefärbte Krystalle auf Brauneisenstein vonMüsen (k. k.Hof-Mineraliencabinet). Zur Orientirung wurde an den Krystall Fig. 117, welcher eine Vereinigung aller an diesem Krystalle beobachteter Flüchen darstellt, folgende Winkel gemessen. 284 L a n g. (011) (0lT) = i03°44', (Ol 1) (021) = 19° 32', (011) (031) = 29° IS' c. (011) (122)= 13 26, (011) (111) = 23 34, (011) (211) = 43 4S (100) (201)= 39 23, (201) (401) = 17 10, (100) (HO) = 52 15 (HO) (221) = 26 43 , (100) (423) = 54 9 c. Die Flächen dieser Krystalle sind alle gut spiegelnd. In einer Druse von Bleivitriolkry- stallen des H. 3, welche später Taf. XX beschrieben werden, von Fondon, fan- den sich auch zwei Krystalle der Form Fig. 120, jedoch in Betreff der Axe b kürzer. Dieselben sind klein und was- serhell und ziemlich verzogen; bei- stehende Holzschnitte geben die Pro- jection des einen freien Endes derselben auf die Fläche OiO. An einem dieser Krystalle wurde auch der im vorhergehenden Abschnitte angeführte Winkel gemessen. Taf. XII, Fig. 87. d (201) , a (100) , o (HO) , h (010), c (001), r (211) z (111), y (221), « (321), X (031), n (021), j) (423), m (011), r (122). Kayser beobachtete diese Combination an einigen Krystallen auf dichtem Brauneisenstein mit Kupferkies, Kupferlasur und anderen Kupfererzen von der Grube alter Grimberg bei Siegen ; die Krystalle sind sehr klar und glattflächig und von gelbbrauner Farbe. — Kayser gibt blos zwei Projectionen dieser Form auf dieFläche 100 und OIO, in der letzteren sind die Projectionen der Combinationskanten der Flächen (031) (221) und (221) (213) parallel, was bei dieser Bedeutung der Flächen nicht der Fall sein kann. Taf. XVII, Fig. 122. d (201), z (Hl), a (100), c (001), o (HO), y (221), r (211). Naumann (2) beobachtete diese Combination an einem Kry- stalle von Freiburg in der akademischen Sammlung zu Freiberg. Taf. XVII, Fig. 123. d (201), a (100), r (211), m (011), n (021), x (031), h (010), c (001), 0 (HO), y (221), k (012), v (212). Diese Combination, welche die seltenen Flächen 012 und 212 enthält, wurde von Qu enstedt an einem Krystalle von Schwarzwald Versucli einer Monographie des Bleivilriols. 285 beobachtet; die Fläche 012 ist nach Qu ensted t's Zeichnung ver- tical (parallel der Axe a) gestreift. Taf. XVII, Fig. 124. a (iÜÜ), c (001), o (110), m (011), ,/ (221), /• (211), d (201). „ 125. a (100), d (201), c (001), r (211), m (011), o (HO). y (221), « (021). Beide Krystalle vom Monte Poni an demselben Stücke beobachtet wie die Krystalle Taf. III, an die sie sich auch hinsichtlich ihrer Zonenverhältnisse genau anschliessen. Die Krystalle sind wasserheli, dererstere von ziemlicher Grösse; denselben durchzieht in der Mitte parallel der Fläche 100 eine Ablagerung von zersetztem IJleiglanz auf dem er sich gebildet hat. Die Fläche 001 desselben ist stark vertical gestreift. Taf. XVII, Fig. 126. c (001), a (100), o (HO), d (201). m (011), b (010), T (122), t (111), r (211),;; (423). „ 127. a (100), c (001), d (201), m (011), o (HO), z (111), r (211), p (423), y (221), n (021), x (031), b (010). Taf. IV, Fig. 23. a (100), d (201), l (012), m (011), o (HO),

(110), /j (010), r (211). Etwas grössere schöne Krystalle von Miisen (k. k. Hol-Minera- liencabinet), wasserhell in's Weisse. Ich fand /.iir Orieniiruiig (011) (OIT) = 103" 50'. Fig. 129 findet sich auch mit den folgenden Condjinafionen. Taf. XIX, Fig. 140. m (011), «(100). ^(201). (>(110), :y(221). „ 137. m (011), «(100), f) (110). ^(121), j (111), ^/ (201), an sehr grossen röthlichen, durchsichtigen Krystalien auf Blei- glanz und ßrauneisenerz mit Grünbleierz von Wheatley Grube in Pennsylvanien (k. k. Hof-Mineraliencabinet). Die Krystalle sind sehr schön, doch 121 ist abgerundet. Das Brauneisenerz findet sich auf einer 011 Fläche in Stäbchen parallel eingesprengt. Taf.XIX,Fig.l39.H( (011), o (110), d (201), r(OOl), /y (010), y (221), t (111). Diese Combination gibt Dana an. Fundort Wheatley Grube. Taf. XIX, Fig. 135. m (011), d (201), y (221), ( (121). „ 136. m (011), d (201), i (121), y (221), o (HO). „ 138. m(011), .v(221), w(021), <^(201), j(lll),;,(423), o(110), ff (100). Grosse (bis 30 Millim. lange) lose Krystalle von Wheatley Grube; dieselben sind farblos bis weiss, und wurden nach der deutlich sichtbaren Theilbarkeit orientirt. Die Fläche 121 ist abgerundet. Taf. XVIII, Fig. 132. m (011), d (201), y (221), o (110), w (021), b (010), a (100). Ein grosser, braunroth gefärbter Krystall auf Brauneisenstein mit Bleiglanz und Schwefelkies von der Grube alter Grimberg bei Siegen (k. k. Hof-Mineraliencabinet), kantendurchscheinend. Diese Form Vci'.tiii'li i'liuT i>liiiiiigi'ii|iliii' lies Itifisilriuls 287 schliesst sich an Fif?.3, T;\(. I an, wciclic chenfalls an einem Krystalle von Siegen beobachtet wunle. Die untergeordneten Flächen sind rauh. Taf. Will. Fiy. 134. /// ((Ml).« ( 1()(»). „ (011). d (201). Ein grosser, 38 Milliin. langer und 22 Milliin. breiter, allseitig aus- gebildeter Krystall von Maden Tepe.ssi in Kleinasien (k. k. geol. Reichs- anstalt, Geschenk von Hrn. A. Roche I, k.k, wirklicher Rergrath und Oberhiittenverwaiter zu Przibraui) : derselbe ist undurchsichtig und braunroth in verschiedenen Nuancen gefärbt. Die Flächen sind ziem- lich glatt, doch die Kanten abgerundet; die Grössen der letzteren waren natürlich nur näherungsweise mit Hilfe des Anlege-Goniometers zu bestimmen. Ich erhielt (201) (20T) = 78« — 79«. (011) (OTl) = 76* wodurch in Verbindung mit der deutlich sichtbaren Theil- barkeit parallel 011 obige Orientirung gerechtfertigt erscheint. Interessant ist ferner dieser Krystall durch das Auftreten der Fläche 072, welche sonst nirgend beobachtet wurde; sie gab die Winkel (072) (072) = 40» (40» 0), (072) (011) = 32« (31« 52). Taf. XXII, Fig. 157. m (011), c (001), b (010), a (810), y (221), z (111), rt (100), rf(201), r (211), j» (423), o (HO), y (210). Ein kleiner wasserheller Krystall von Bleiberg (k. k. Hof-Mineraliencabinet). Ich fand folgende Winkel: (011) (111) = 25« 40', (011) (211) = 43« 50', (111) (110) = 45«c., (111) (221) = 19« c. Für die neuen Flächen (810) und (210) erhielt ich (100) (810) = 9« 13' (9« 9 '3) und (HO) (210) = 19« 23'5 (19« 23'7). Die kleineren Flächen waren sehr verzogen, wie es beistehende Projection auf 100 ersichtlich macht; man findet daselbst auch noch die Fläche l (401). Die Fläche 810 war stark parallel der Axe b gestreift. — Dieser Krystall kam mit 288 Lang. mehreren anderen ziemlich grossen Krystallen auf derbem Bleiglanz mit Eisenocher vor. Die letzteren waren ebenfalls wasserhell, theil- weise grünlich und zeigten dieselben Flächen, jedoch waren sie in der Richtung der Axe a weit mehr verlängert. Taf. XX, Fig. 143. m (OH), z (itl), n (021), b (010), y (221). „ 146. m (011), z (111), d (201), p (423), y (221). „ 147. m(Oil), a (100), 2(111), r (211), rf (201), i (401), p (423), 0 (HO), y (221). „ 148, 149. m (011), z (111), y (211), a (100), / (401), <;(201),^(423), o(llO). Ausgezeichnete kleine wasser- helle Krystalle in einer Druse auf Bleiglanz von Fondon (Geschenk des Herrn Sectionsrathes W. Hai- dinger). Die genauen daran gemessenen Winkel wurden schon im vorhergehenden Abschnitte angeführt. Ausserdem fand ich noch zurOrientirungrKrystall Fig. 14S (011) (021) = 20« c, (111) (221) = 18''30' c. Die kleineren Flächen sind mannigfaltig verzogen; beistehende Holzschnitte geben die Verziehung zweier dieser Kry- stalle projicirt auf die Fläche 100. — Auf derselben Druse wurden zwei Krystalle von der Form Fig. 120 beobachtet, wie ich schon oben berichtete. Taf. XXI, Fig. 150. m (011), y (221), o (HO), z (Hl), a (100), n (021). „ 152. m (011), d (201), c (001), a (100), z (111), y (221), o(H0). „ 153. m (011), a (100), rf(201), n (021), b (010), z (111), 2/ (221), 0 (HO). „ 151. m (011), d (201), r (122), y (221), o (HO), b (010), n (021), c (001), l (401), a (100). „ 154. m (OH), M (021), a (100), c (001), d (201), ^ (401), T (122), z (111), r (211), y (221), o (HO), j» (423). Taf. XXII, Fig. 156. m (011), o (110), y (221), ;> (423), r (211), / (401), a (100), « (021), b (010). „ 155. m(Oll), 0 (HO), ^(423), 2(111), T (122), r (211), n (021), J (010), rf (201), a (100). Versiioli einer Monographie des HIeivitriols. 289 Diese Combinationen wurden an Kry- stallen von verschiedenen Stücken vom Monte Poni (k. k. Hof-Mineraliencabinet) beob- achtet, woselbst sie in Drusen auf reinem körnigen Bleiglanz oder mit Eisenocher zu- sammen vorkommen. Die einzelnen Krystalle sind sehr schön, farblos, ganz durchsichtig, und von verschiedener Grösse (4 Millim. — 12 Millim. lang): die genauen Messungen an demselben wurden schon angeführt. Die complicirteren Krystalle sind auch hier meist sehr verzogen, und neben- stehender Holzschnitt gibt die Projection eines grösseren Krystalles. Taf. XXIII, Fig. 160. m (011), y (221), z (111), a (100), r (211), r (122) / (401), d (201), p (423),

nf;r(;rl»fii . du« Kry»ial)i* «arni vullkuinnipn (lurchnirblii; uiul nii-hr al« tOMilliin. laiii;. und «lUoo auf mit Hln^laiK um) Klu^^«|i.itli vrnniArhlciii (Juurcr. Oufrrnoy cbubl. du»» iIk'^cIImmi mhi (btli-iiw«-il<-r »iiul |l;i^ \ ur- kominrii Arbriiil ^uux iluviti-lbi' xu »nii. h i«' tins (irr kr) (11(1). M (O'il). /• (0«3). y (221). 17ä :(lll). (H'M (".'1» « (Uli), o (100). y (221). Njuiiiaiin (1) bcsrlirniil (lii-M- iiiUroN.itilfii (.\iiiibiii;i(i«)iifii uii kl«i(uu ( '/» —- \ l;iii};rii) Kr)>|j|l«'ii aul (iy|i>, aii^ibluii von hn\tT. Ihi* Spiegflun^ war iwur nicbt vulikuininen. «lucb fand dersvlbc iiiit- trUt dl■IlHe^t•\iull^|^ullillllR•t(.■rll an diesen Kry>tatleii die \N'iiik(l( MO) (flo) = 74* 4(J . (111 Hill) - (JS» 2u. (111 ) (HD) = 44« 54 : rochnt't man joth-ii dirsiT NN inki'l aus den beiilni ubri^on . so erhält man dt-r Idihi- n;ich 74" 5() . »JS" 25. 44» 57 5. Man sioht hieraus, dtss diese NN iiikei. welche zieinlieh von den ans Kuk- scharuw.s .Xienlän^en berechneten abweichen, unter einander viel be»aer stiniMien. und daher ein anderes Axeiivt-rhaltiiiss flehen würden ; ein Kall, welcher nach den im vi»rher);ehenden Abschnitte ange- rührten Nes-iungen ziemlich selten ist. 9 Gruppe. ll.tMius '.• Tif X\\. F.j:. 141 V (;t; (71» 3). (331) (331) « DO« c. (97»2 ). (331) (331) 3.S-(37«5). wobei die 292 V- Lang-. Versuch einer Monographie des Bleivitiiols. einzelnen Messungen mehrere Grade nach beiden Seiten des Mittels abwichen. Andere röthlich- weisse, undurchsichtige Krystalle von eben daher gaben die ganz abweichenden Winkel: 74** 21', 86" 18', 47" 42', welche sich auf keine andere bekannte Fläche gut beziehen lassen. Herr Julius Grailich, welcher so freundlich war, diese Krystalle chemisch qualitativ zu untersuchen, fand ausser dem schwefelsauren Bleioxyde nur Spuren von Mangan und Eisen. — Ein Krystall Fig. 143 gab (011) (OTl) = 76» 9', was ganz gut übereinstimmt. Die Fläche 331 ist parallel der Kante mit 100 gestreift. Auch wurde die Spaltbarkeit in Übereinstimmung mit der Aufstellung gefunden. 10. Gruppe. Habitus iO. Taf. XXV, Fig. 17(5. x (^^^U- „ 177. ;f (441), f7(20t). „ 178. i (441), d (201), m (011). Ziemlich grosse (1 5 — 20 Millim. lange) gelblich-weisse, undurch- sichtige Krystalle auf Bleiglanz von Wheatley Grube in Pennsylvanien (k. k. Hof-Mineraliencabinet). Die Theilbarkeit parallel 100 und 011 war sehr deutlich sichtbar, wodurch die Aufstellung dieser Pyramide bestimmt ist. Die Neigungen der Seitenkanten zu einander [oder der Winkel (041) (04f)] wurde mit Hilfe des Handgoniometers zu 35« (3S« 19'), die der schärferen Polkanten [(401) (40T)J zu 45« (44038'), die der stumpferen [(HO) (TlO)] zu 105» (104» 25') bestimmt. An einem kleinen Bruchstücke Fig. 177 wurde mit Hilfe des Reflexionsgoniometers gefunden (201) (201) = 101« 15' (101" 13'2). "N. Lan». AVisiicIi fiinT Moiioraplin* des Blfivitriols. /;>/./. J'n/.'J. Tafl. Fi ff. 3. Fu/s. Fiq. 4. F((/. h\ Fi//. 7. Sitouif-sW Jt.AkaA.a A\:ni.-.ili .naimff.l 'LXXXVI Bd.F-15.1859. 1 \'. Iiaiii». \'('rsiiili einer Xloiio^'fiipliir des l'ileu iiiioLs. T.ir.ll. /'///. .!?. /'///.// /''if/ /O /'///. / ?. fi'/f/. /:/. Obsieger coiis»i ur.a a.-it ;■ ■-:ri -^ez. Auf d k k Hof ii 5ta,a.tsdr-ucJceT€i- Sitzuni-'sb.d.k-.Akad (1 W.math natiirM-Cl.XXX\'IBdN''lSJ859. V L.Miy. Wr.siicli cmi-r .Mtm(»i>r,i|)litf des IJIcivitriol.s T.iriii /'///. /^. />y :*n. /''/,/. y/ fi''f/..ty. /•'i(/. 'n Niiy,imt;Nl) d.k Aknd d \V rnalli iiatiim (■LV.VXVIB(L.V»1J.I« j!). v:Lan^. Versuch einer Mojiographie des ßleivitriols. Taf.n: -/>y. 26. ^^- 27. J^ip. ZS. 7'iff. 2S/. J'iff.JO. Fiff. J/. 1171,1 auf Steir:_ ^er, , Aus d.k]c.jrof-u. Staatsdruckeiei Sitaunsfsl). d.k..4ka(i. 15.1859. v.La«^. Tersuch einer Moiiogrjtphie des Blciviti iols. TafAH. FigA^. Fi^M. ObsiRoer consn-. i.-r.i auf ?tem ge;: -v^ä.i.lMof.u.Staatslruclerei. Sit8unosl).d.kAlfad.dA\':mat]i.naturw ri.XIXV1ßd.X-'Jj.l859. TrLaag. YersucK riner Monographie ies BJeivitriols. Ta£m Qlsit^sr constr. ^jni auf Stein gez, . A^x. l.Jc.k.Hof.u. Staats HracTcerei. SitzTingsl).ai:jfe.d.il.^:math.iiatiiiTv:Cl.XXXV[Ba.N^^Jo.l8J.O. v.LaQo.Versucli einer Monograpliie äes Bleiv4triols. Taf.IX. Ocsieger coiasti-imd auf Stan ^e£ - Aus Ik'fc.Hof .u:.Sta,a,tsdTu:ciLerei. -SitBundsl). ik-Aka iHM: luatlumturwCI XYXV'l Bd.>r^l5.185 9. T.Laiig. YpTsurli einer Monorfrapkie ies Bleivitriols. Taf.X. Olneger ccmU'. mal auf Stein gea. Aus 3,kl.]faf.u^Sta,aXsdncckern. Süz.inigsl).d.leA\a(Li:W:mafchjiaiiirvr.C]XY\TIB(l.N'?lS.1859. v.Laii^. Vcrsurh einer ¥ono^rapliie des Bleivilriols. Taf. XI. jn."tr.ijni auf Stein ges,. Alf: iYY. Kofn otaatcdruckerei Sil/.unüsb dl? Akad.dA¥:math.naturw.a.XXXVl Bd.N^»bM859. v.Lan^. Versuch einer Mono c>rapKie des BleivitrioLs Taf.XE. Sitj',untfsl).a.k.AXad.d M. math.iialurw. ClXYATIBdA'» 15 l«.;0. V lifiurf Ver.sufh rjiier Afoiiorfrapliie des HleivitrioLs. Taf.XIII. J^iff.^//. /•'/r/..9J. /^'ü/. /)0 OU-.f.e§er con.r,r.aind auf Stein ^e^. 1,,, d.LLHof u. Staatsdruckexex .Sit7aiiiifsb,d.kilauI.aKni.it}i.jiatum.{'inXVlBO? 151859. X. L anrf. Ter siick einer ¥onograpliie des ßleivitriols . Taf .XI\C jF'i:^. /0O. I'i^JP/. Fl ff. /Ü2. Ff//. /Ä? Fi/^J04^. F{^./03. Oijsfeger consti". und a.uf Stein gez . Aus ä.kl."Hof.u. Staats driickerd. Sitaungst.dJcAkad. dA\(mat]ijiatunr.Cl.XXXV[B d.If ^ li.l859. V. Lanfi;'. Vprsiicli einer ^fdnoi^'rapliie des 151eivitrr<»ls. TatXV. I'ff/. /P^r Fiff. ^09. /'//. //fJ. f-'ü/. ///. /'/(/ //,? Si(7.un«sl) d.k Aka(i.d.\\:nialli.ii.ituru:CLi'XXV1ß(l y°lö.ia.>9. xlang. Yersttcli einer Monographie des Bleivitriols. TaflYI. Fi^J/7. I'ia. /U. Fi ff. //ff. Fi ff /20. Jt^xegei- canstr. -orci auB Stemge^ . Alis ILk.Hoiu. Staatslrxccmd Sitziingsl).d."kj\ltad.iWjnalli.Tiatnr\v-. Cl .XA'Ä'V IB (l.A'5i5I859. v.lian^. A>rsucli einer Monotfrapliip de.s Bleivitriols. TaLWn. \Fi^. /^./. Fiff. i2^. Fiff. fZo. Fiff n6\ Fy. /?7. Obsteg'si c^nstr lind a-iif .Stein ^tje^. Au? d.Jc k-Hol' \;. St.-irasdTiukrTrtl Sitzun^sl).d.fcAkad.d.Wmath.natimv' l'LAXXVIBd N?15J8 59. v.Lan^. Versuch einer ¥onographie des ßleivitriols. Ta^fJöffll. d \ /\ cT^ Fi[^J30. I'i^./SZ Fiy./3/. Fiff./3^. bsieger constr. uniauf Steiuge. Aus Ikk.Hof.i.. Staats irucferei, Sitaufigsl). d. k.Akai.d.Wöialh.nainrw.aiXXViBiN?15 .1859. v.Jjang". Versuch einer Aloiioijraphie des Bleivjtriols. Taf.XIX. Mff. /Jj. Fiy /-^J. Fi ff. /^^. Cbsie^'er coiutj-. luid auf Stein gea. Aus d.ki.Hof u. ;;''•) -:.c; dritckcrei ,Silaim^'sl).d.k.Aka(Ld.W matli. iiaturw. nXXXVIBd K"151859. V. -Lang. Yersuch einer Mono^'rapiiie des Bleivitriols. TafXX. Jf'if/. /^/.9. Olisie^eT coiistrund auf Siri.; c.-. Ans iJci.Hof u. 5ta.at.sdTiickerex Sitziungsb.cLkAlcad.d.Wiiiath.naturttiCLXXXVIBd.N?I5'j839. v.Laug'.Vcr.siicli eiiifr^Ionng'raj)hie des Bleivitriols. TaQXL Fi ff iSO. Fi^. IJf. J'i^./J-J. Fi^./S2. ri15.l859. v.Laiig . Versuch einer Monographie des Bleivitriols. TaflXIII. Fi^. /ffo. Fi ff. / Professor Ludwig anstellte, setzte mich in den Stand der Ursache der grossen Schwankungen in den Absorptionsgrössen für SauerstofV im Blute, welche L. Meyer er- hielt, auf die Spur zu kommen. Es stellte sich nämlich heraus, dass diese Schwankungen nicht in der Mangelhaftigkeit des Absorptio- meters, sondern in dem Blute selbst und hauptsächlich in der Art und Weise wie dieses von Gasen befreit wird, ihren Grund haben. Die oben angeführten Abhandlungen von L. Meyer und Fernet enthalten keine bestimmte Antwort darauf, wie lange das Auspumpen der Gase aus dem Blute fortgesetzt werden soll, damit man sicher sei, dass es gasfrei ist. Fernet glaubt blos dessen sicher zu sein, weil seine Absorptionsversuche so sehr mit einander übereinstimmen. L. Meyer nimmt einmal als Begel an, das Auspumpen eine halbe Stunde nach dem Beginne des grossblasigen Kochens fortzusetzen, das andere Mal pumpt er die Gase noch eine geraume Zeit nach dem Verschwinden der rothen Farbe des Blutes aus. Es ist leicht einzu- sehen, dass in unserem Falle mit der Angabe über die Zeitdauer des Auskochens noch gar nichts gesagt ist, so lange man die Grösse der kochenden Oberfläche, das Verhältniss zwischen dem Rauminhalte Beiträge zur Piioiiniatologie des iiliites. 295 des Vacuums und dem Volumen des Blutes und die Temperatur des letzteren niclit angegeben hat. Das Anzeichen, dass das Blut gasfrei ist, sull vielmehr durch eine Eigenschaft des Blutes seihst gegeheu werden, und erst wenn so ein Merknud gefunden, helioniint die Bestimmung der absoluten Absorptionsgrossen einen Halt. Dieses Merkmal glaube ich gefunden zu haben. Um es aber schärfer hervorzuheben, erlaube ich mir die Erscheinungen, welche das im Vacuum kochende Blut dar- bietet, etwas weitläufiger als es bis jetzt geschehen, zu besprechen. Die Entwickelung der Gase aus dem Blute ist mit dem Schäu- men desselben verbunden. Der Schaum ist zuerst feinblasig, die Blasen platzen schwer und entwickeln sich fortwährend. Bei weite- rem Auspumpen werden die Blasen allmählich grösser und nicht so zähe, das Blut kocht aber nicht mehr ununterbrochen; der Mano- meter an der Luftpumpe zeigte manchmal nicht über 5 Millim. Span- nung (zwischen dem Blutrecipienten und der Luftpumpe befindet sich ein Chlorcalciumrohr) und das Blut stand ruhig. Eine leichte Erschütterung macht dieser Buhe gewöhnlich ein Ende. Allmählich hört das Sciiäumen des Blutes auf; dann wird die Flüssigkeit durch die sich entwickelnden Dampfblasen von Zeit zu Zeit in ihrer ganzen Masse emporgehoben , beim Herabfallen zeigt sie aber eine von Schaum ganz freie Oberfläche. Die Kugelröhren, welche zwischen dem Blutrecipienten und dem Chlorcaiciumrohre sich befinden, ent- halten ebenfalls keinen Schaum mehr 'j. Ihre Wände sind alsdann mit einer so dünnen Blutschicht benetzt , dass sie grün gefärbt erscheinen. In einer Schicht von 2 — 3 Cent, betrachtet, hat aber das Blut zu dieser Zeit noch einen merklichen Stich in's Bothe. Lange Zeit habe ich die so weit ausgepumpte Flüssigkeit für gasfrei gelndten , dazu glaubte ich durch die Abwesenheit des Schaumes beim Kochen derselben berechtigt zu sein. Die mit sol- chem Blute angestellten Versuche gaben mir dieselben Absorptions- grossen für Sauerstoff, wie sieFernet und auch L. Meyer in seiner ersten Versuchsreihe bekommen hatten. Einige von meinen Ver- suchen führe ich an. Das Blut war von Hunden und immer aus der Art. carotis genommen; nach dem Schütteln mit SauerstofT erlangte es die hellrothe arterielle Farbe immer wieder. ') Ich erwähne dieses Umstandes desswegen, weil, wie wir spiiter seilen werden, die Anwesenlieit von Schaum in diesen Röhren nach lieendig'iing' des Auspuinpens in die Absorptionsversuehe einen Fehler einfühlt, der nicht herechnet werden kann. Sitzh. d. mathem.-nalurw. Cl. XXXVI. Bd. Nr. lä. 21 296 Setschenow. <-i o^ < o SS h^ Ol • fs c o B 5" a <-3 H (6 5 CO n SS c D3 < o c- c ■< o_ c" 3 3 a- CO 2 S" (» CO CO OS CO © ^5 1^ CO o p OS OS 00 uz > ST •< o ° B a B o 05 o CO o OO OS 1-k OS o p CO CO 1^ OS OS ob cje uz 00 w OS o CO CO 1-^ o p 00 CO 00 00 OS ^5 CO 00 > 5' "i c ri cr OS CO o OO o o CO . OO o p CO CO OS CO 00 o 2- 't.i' 2 ^ o VI 00 ö 00 CO © c« CO 1-^ CO N> vz o p uz © CS 00 lO CD CO > s -< 2 c o s- OS CK OS o © CO to CO OTT o p OS ös OO -3 OO ^^ CO CO er 5 ff. =^ h^ OS ob o c« o OO CO CO cg p rfä- 00 00 © > c' "^ < c c CO OS CO 00 o © CO CO o p 00 uz 00 00 © 1 i- id -^^ 5' "1 3 CO Vi vt OO © OS CO 00 o p CO to 1-^ so > < 2 c o o vt CO w © CO 00 o p OO <© © -5 Öö 1-^ CO OS OS © OS OS OO ös o p CO GC CO 00 © uz OJt > 1 ^ s 05 2 B CO OS o o © 00 00 OS o p 00 uz uz OS © Ul uz 1 i- Beitiüf-f /.Ml Pii.-iiihiilolofiif .I.'s Rliil.'s. 297 Es ist bekannt, dass das Vacuuin allein nicht hinreichend ist, um das BInt gaslVoi zu machen; die Flüssigkeit niuss zugleich wenigstens bis zur Temperatur unseres Körpers erwärmt werden. Ich wusste es und unterliess beim Auspumpen nie das Blut bei einer Temp. von 35" — 45" C. zu halten. Wusste aber nicht, dass beim Sinken dieser Temperatur das Blut, welches zwar des grösseren Theiles seiner Gase beraubt, doch bei weitem nicht gasfrei ist, die Fähigkeit besitzt ebne Schäumen zu koch'ni. Diese Erfahrung machte ich erst später und dadurch hat sieh das Nicbtschäumen des kochen- den Blutes als ein ungenügendes Merkmal für das Vorhandensein der Gase im Blute erwiesen. Ich habe nämlich bemerkt, dass wenn man das Blut inmitten des Auspumpens zu erwärmen aufhört und weiter auspumpt, so kommt endlich der Zeitpunkt, wo es ebne Schaum kocht: man braucht aber die Flüssigkeit von Neuem zu erwärmen und es fängt wieder an zu schäumen. Das weitere Auspumpen führte mich endlich zu dem gewünsch- ten Ziele. Ich bekam gasfreies BInt ') (lun- so zu verstehen, dass in dem Blute blos Spuren v(m Gas bleiben, welche die Absorptions- grössen kaum beeinflussen) und zugleich damit eine in die Augen springende Veränderung an demselben. Das Blut nahm, in einer Schicht von 2 — 3 Cent, betrachtet, eine vollständig schwarze Farbe an. Es muss sogleich bemerkt werden, dass, wenn das Auspumpen nahe an diesem Punkt unterbrochen m ird, die schwarze Farbe nichts desto weniger in 5 — 10 Minuten von selbst eintritt, ohne dass dabei pine sichtbare Gasentwickelung stattfände. In den gleich mitzu- theil enden Versuchen mit dem bis zu diesem Grade ausgepumpten Blute , war dasselbe wie früher von Hunden und aus der Carotis genommen. •) Den Bewpis dafür siehe pag. 3 10. 2t 298 Setschenow. 1. Versuch 2. Versuch 3. Versuch 4. Versuch vor der Ab- sorption nach der Ab- sorption vor der Ab- sorption nach der Ab- sorption vor der Ab- sorption nach der Ab- sorption vor der Ab- sorption nach der Ab- sorption Vol. (1. Blutes 76 021 76-021 71-27 71-27 69 -364 69-364 67-73 67-73 Beobacht.Vol. des Gases lS2-i7 143 -37 149 -S7 141 -33 146-43 137-18 133-00 140-42 Temperatur 17-SO C. 17-SO C. 16-60 C. 16-80 C. 18-20 C. 18-30 C. 16-10 C. 16-20 C. Druck 0-6024 0-S3S9 0-4834 0-4069 0-3044 0-4313 0-4936 0-4397 Vol. d. (iases red. auf Qo u. 1 Met. Druck 86-149 73-31S 68-161 S4-197 69-246 33-476 71-322 38-291 Absorptions- grösse für 8 auf 100 Th. El. 16 882 19 S94 19-794 19- 241 Von den Absorptionsgrössen dieser Tabelle ist die erste der von L. Meyer in seiner 2. Versiicbsreibe erhaltenen (die Gase des Blutes S. 55) ziemlich gleich, die drei andern übertrelTen sie beträcht- lich. Die erste, obgleich geringer als die übrigen, übertrilTt jedoch die von Fernet, L. Meyer und mir gefundenen Maximalwertlie für 0 im normalen arteriellen Blute (von 12 — 15 Vol. o/(,). Es wird also Niemand zweifeln, dass die Zahlen meiner 2. Tabelle den wah- ren Absorptionsgrössen viel näher als die der ersten stehen. Ich wage aber nicht zu behaupten, dass sie in der That wahre Absorptionsgrössen ausdrücken, weil in keinem Versuche der zweiten Tabelle das Blut nach dem Schütteln mit Sauerstoff die dem arteriellen Blute eigene hellrothe Farbe wieder erlangte, sondern dunkelroth blieb. Worin diese merkwürdige Thatsache ihren Grund hat, bleibt zu erforschen. Jetzt lässtsich darüber nur so viel sagen, dass sie nichtetwa durch das ungenügende Schütteln des Blutes mit Sauerstoff bedingt war; denn bei den Versuchen der 1. Tabelle, wo das Schütteln auf die- selbe Weise geschah, kam die Thatsache doch nie zum Vorschein. Aus- serdem habe ich zweimal das Blutgefäss nach beendeter Sauerstoff- absorption von dem Manometer getrennt und mit atmosphärischer Luft möglichst stark geschüttelt, — die hellrothe Farbe blieb immer aus. Beifriig'e zur Pneiimalologie des Dlutcs. 290 Keinenfalls scheint diese lürsclieiniiiic^ von dem Wasservcrliiste al)zu- häiigen, welchen das IJhit heim Auspnnipen der Gase erleidet; denn einmal hahe ich diesen Verlust vor der Ahsorption compensirt, das Blut blieb nichtsdestoweniger nach dem Schütteln mit Sauerstoff dunkelroth. Es sei dem aber wie ihm wolle, die Absorptionsversuche können nur mit dem Blute , welches bis zur vollständig schwarzen Farbe ausgepumpt war, angestellt werden, denn nur bei dieser Bedingung hat man die Gewissheit mit einer gasfreien Flüssigkeit zu experimen- tiren. Dazu muss aber das Kochen des Blutes verhältnissmässig sehr lange fortgesetzt werden, und dieser Umstand führt in die Ab- sorptionsversuche mit dieser Flüssigkeit eine neue Fehlerquelle ein. Ich wende mich jetzt zur Erläuterung derselben. Beim Auspumpen der Gase verliert das Blut nothwendig einen Theil seines Wassers. Ausserdem bleibt nach Beendigung dieser Operation ein Theil des Blutes in den zur Vergrösserung des Vacuums dienenden Kugelröhren zurück. Diese beiden Übelstände sind der Aufmerksamkeit von L. Meyer natürlich nicht entgangen; er erwähnt ihrer, bestimmt aber die Grössen derselben nicht (1. c. S. 23), weil bei ihm immer eine ziemliche Quantität Blut als Schaum in den Kugelröhren zurückbleibt. Bei mir ist glücklicherweise diese letztere Quantität so unbedeutend, dass sie kaum dieGrenzen der Ab- lesungsfehler in einem so weiten Rohre, wie das blutführende ist, überschreitet und folglich vernachlässigt werden kann i). Dadurch war ich im Stande den Wasserverlust zu bestimmen. Das kann auf zwei verschiedene Weisen gemacht werden: 1. Man liest das Volumen des Blutes vor und nach dem Aus- pumpen ab; die Differenz zwischen beiden ist dem Volumen des verloren gegangenen Wassers gleich. 2. Man schiebt zwischen den Blutrecipienten und die Luft- pumpe ein gewogenes Chlorcalciumrohr ein, welches nach dem Aus- pumpen wieder gewogen wird; die Differenz zwischen beiden Ge- wichten gibt den Wasserverlust an. Obwohl das letztere Verfahren das genauere ist, so habe ich doch das erstere seiner grossen Einfachheit wegen bei einer für meine Zwecke genügenden Genauigkeit vorgezogen. ^) So lang'e man das Schäumen des kochenden Blutes nicht zu verhindern weiss , ist die vollständige Beseitigung des Blutverlustes beim Auspumpen der Gase aus dieser Flüssigkeit unmöglich. 300 S e t s c h e n 0 w. Es ist leicht einzusehen, dass die Grösse des Wasserverlustes sehr variabel ist, wenn man auch stets mit fast denselben Blut- mengen und denselben Apparaten arbeitet, wo also die Verhältnisse zwischen dem Blutvolumen und dem Rauminhalte des V'^aeuums fast dieselben bleiben. In meinen Versuchen habe ich als Extreme für die Grösse des Wasserverlustes '/aj und 1/15 des angewandten Blut- volumens gefunden. Die Vernachlässigung solcher Wasserverluste führt nothwendig einen Fehler in die Zahlen für die absoluten Absorptionsgrössen ein. Wie gross übrigens diese Fehler sein können, mag folgender Absorptionsversuch mit Sauerstoff im Blute zeigen. Der Wasserverlust hat hier einen Maximalwerth. Vur d. Ausp. Naeli d. Ausp. Vol. il. Blut. 67-73 63-64 Wasser verl. == 4-09. Auf. Vol. d. Gas. Temp. Ur. Ked. Vul. d. Gas. Vor il. Absorpt. 13300 16-loc. 0-4936 71322 Volumenabnahme Nach d. Absorpt. 14042 16-2oc. 04397 S8-291 d. Gas. = 13 031 Die wegen der Absorption entstandene Volumenabnahme des Gases kann bezogen werden: 1. Auf das Volumen des Blutes nach dem Auspumpen, wie es L. Meyer macht; 2. auf das Volumen des Blutes vor dem Auspumpen ohne Berücksichtigung des Wasserverlustes und 3. mit Berücksichtigung desselben. Im ersten Falle vernachlässigt fnan die aus dem Wasserverluste entstehende grössere Concentration des Blutes, wodurch die auf 100 Theile desselben berechneten Absorptionsgrössen höher als die wahren ausfallen. In unserem Beispiele ist die so berechnete Absorptionsgrösse für Sauerstoff = 20-476. Im zweiten Falle würde sie = 19-241 sein. Es ist klar, dass die letzte kleiner als die wahre ist, nämlich um die Menge Sauer- stoff, welche von dem verloren gegangenen Wasser bei 16-2" C. und 0 4397 Miliim. Dr. absorbirt werden würde, dividirt durch das Verhältniss des angewandten Blutvolumens zu 100. Die Sauerstoff- menge, welche das verloren gegangene Wasser absorbirt hätte, ist leichtzu berechnen (Bunsen'sGasometr. Method. S. 137, Formel 2); sie ist in miserem Beispiele =^ 0034. Dieses Gasvolumen gilt für 00 C. und 760 Miliim. Dr. Auf 1 Met. Dr. berechnet (alle Gasvolumina sind in unserem V ersuche darauf reducirtj ist es = 0-026. Diese Beitriii^e zur Piieumntolope des Blutes. 301 Grösse zu der beobachteten Voliimenabnahmc des SaiierstolTs hinzii- addirt, gibt die Zahl 13057, woraus die Absorptioiisgrösse auf lOOTheile Bhit, berechnet = 19-278, hervorgeht. Es ist kaum nöthig zu sagen, dass die letzte Zahl der wahren Absorptiousgrösse viel näher als die zwei ersten; sie unterscheidet sich davon nur um die SauerstolFmenge, welche das verloren gegan- gene Blut absorbirt hätte, folglich müssen bei den Absorptionsver- suchen die nach der Absorption beobachteten Volumenabnahmen der Gase immer auf das Volumen des Blutes vor dem Auspumpen und mit Berücksichtigung des Wasserverlustes bezogen werden. Die letzte Correetion darf nur bei den zum Vergleichen anzustellenden Versuchen und wo zugleich das Gas einen sehr niedrigen Absorptions- Coeft'icienten für Wasser besitzt (wie Stickstoff z. B.), vernachlässigt werden. Dagegen ist das directe Beziehen der nach der Absorption beobachteten Volumenabnahme des Gases auf das nach dem Aus- pumpen zurückbleibende Volumen des Blutes in jedem Falle zu ver- werfen. Mit Beziehung auf die Methode erlaube ich mir schliesslich noch folgendes. In allen angeführten , so wie in den gleich zu besprechenden Absorptionsversuchen wurde die Klemme, welche das Blutgefäss von dem Manometer trennt, gleich nach dem Ein- führen des Gases in den Apparat geöffnet, darauf das Volumen des Gases abgelesen. Folglich sind alle meine Versuche frei von dem Fehler, welchen L. Meyer in seiner „Dissert. de sanguine oxyd. carb. inf., Vratisl. MDCCCLIII., pag 4" angegeben hat. Die Ablesung des Quecksilberstandes in dem Absorptiometer, so wie in den Absorptionsröhren geschah unter Wasser von constan- ter Temperatur und zwar in dem Behälter, dessen Beschreibung man in W. Müller's Beitr. zur Bespiration findet. Berichte der Wiener k. Akad. d. Wissensch. XXXIII. Band, Jahrg. 1858. Jetzt führe ich meine Absorptionsversuche mit Stickstoff im Blute an. Das Gas wurde aus der von Kohlensäure und Ammoniak befreiten atmosphärischen Luft durch Leitung derselben über glü- hende Kupferspäne dargestellt. Bei Prüfung des Gases auf seine Beinheit diente mir als Beagens für Sauerstoff pyrogallussaures Kali, dessen unmittelbare Bestandtheile getrennt von einander in das Absorptionsrohr eingeführt worden waren. Dabei trat weder eine Contraction des Gasvolumens noch eine Veränderung in der 302 Setschenow. Farbe der eingeführten Lösung ein. Auch das Blut blieb nach dem Schütteln mit dem gewonnenen Gase vollständig schwarz. i Versuch. Vol. d. Blut. Beob.V d.Gas. Temp. Dr. Red. Vol. d. G. Vor d. Absorpt. 77-069 147-45 16-6» C. 0-4449 61844 loo Th. bi. haben Nach d. „ 77-069 146-36 16-80 C. 0-433 59-703 "»»s- 2 "8 Th. N. 2. Versuch. Vor d. Absorpt. 65-748 161-46 I8-40 C. 0-5353 80-975 100 Th. Biut habe« Nachd. „ 65-748 159914 18-50 0. 0-52 77878 seinvLhJrem ''u'nd Druck verstiirkt 65-748 136-157 18-50 C. 0-6085 77592 ^D*„^ktSirr Die Schwierigkeiten , mit denen man bei diesen Versuchen zu kämpfen hat, sind gross genug, um die angeführte geringe Zahl der- selben zu rechtfertigen. Auch stecken hinter diesen wenigen viele andere, die misslungen sind. Die gelungenen glaubte ich aber schon desshalb anführen zu müssen , Meil bis jetzt so gut wie gar keine Absorptionsversuche mit Stickstoff im Blute existiren. Übrigens erlaube ich mir aus diesen zwei Versuchen nur einen einzigen Schluss , dass nämlich die Absorptionsgrössen des Stickstoffes für das Blut beträchtlicher als für das Wasser sind. Dieses würde ich schon aus der Arbeit von Magnus abgeleitet haben, der im arteriellen Blute von Pferden 2 — 3 Vol. 0/0 iVfand, wenn ich nicht die entsprechenden Grössen im arteriellen Blute von Hunden viel geringer (1-2 — 1-3 Vol. ^/^, siehe später) gefunden hätte. Aber auch meine Zahlen aus frischem Hundeblut widersprechen dem Ge- sagten nicht, wenn man berücksichtigt, dass dieselben für eine Flüs- sigkeit von 35" — 400 C. gelten, und dass diese Flüssigkeit in der Lunge mit einem Gasgemenge, wo die partiäre Pressung des Stick- stoffs gewiss nicht "/^ des mittleren Barometerstandes übertrifft, in Berührung war. Der gemachte Schluss nun , im Verein mit der von Fernet gefundenen Thatsache, dass das Serum in Bezug auf die Stickstoffiibsorption sich wie das Wasser verhält, macht es höchst wahrscheinlich, dass bei diesem Processe im Blute sich auch die Blutzellen an demselben betheiligen. 2. Dem Wunsche des Herrn Prof. Ludwig folgend, unternahm ich die Bestimmung der Gase im Blute des erstickten Thieres. Die erste Aufgabe dabei war die Vervollkommnung des Verfahrens die Beiträge zur I'iioiimiitolof^it' ties Blutes. 303 Gase ans dem Blute zu gewinnen. Von den dafür existirenden Metho- den ist die durch L. Meyer ein wenig modificirte Baumert'sche un- streitig die hoste, weil sie das Erwärmen des im Vacuum kochenden Bhites zulässt, und somit heide zum Austreihen der Gase aus dem Bhite nöthigen Bedingungen erfüllt. Dieses Verfiihren, so schön und so einfach für das Sammeln der im Wasser aufgelösten Gase, ist indessen in seiner Chertragung auf das Blut mangelhaft. 1. Wer die Gase aus dem Blute auszupumpen Gelegenheit hatte, weiss aus Erfahrung, dass, wenn das Blutvolumen und der Raum- inhalt des Vacuums beinahe gleich sind, das lotzte vielleicht 20 Mal erneuert werden muss um gasfreies Blut zu bekommen, vorausge- setzt, dass die Flüssigkeit bei einer Temperatur von SS*» — 45o C. gehalten wird. Beim Gewinnen der im Wasser aufgelösten Gase durch Kochen braucht bekanntlich der Rauminhalt des Vacuums nicht einmal so gross wie das Volumen der Flüssigkeit zu sein. Der Grad , warum das beim Wasser anwendbare Verfahren hier im Stich lässt, kann gesucht werden in verschiedenen Um- ständen. Zuerst kann man das Wasser auf 100 Grad erhitzen, das Blut aber kann unter keinen Umständen über 60 Grad erwärmt werden; ist doch schon dieser Wärmegrad bedenklich genug. Ferner ge- rathen wahrscheinlich bei jener Temperatur und bei einem nicht sehr niedrigen Gasdruck die in den Blutkörperchen enthaltenen Flüssigkeiten nicht in's Kochen. Endlich, und das scheint namentlich auf die Ausscheidung der COa zu wirken, zieht das alkalisch reagi- rende Blut aus einer Atmosphäre, von sehr niedrigem Druck noch COo an. DerEinfluss der alkalischetiReaction ist vorzugsweise daraus zu erkennen, dass nach Neutralisation des Blutes durch Weinsäure die CO3 auch im beschränkten Räume ausgekocht werden kann. Da nun in dem Apparat von Lothar Meyer der Rauminhalt des Vacuums kleiner als das Volumen der Flüssigkeit war, so konnte dieser Um- stand nicht ohne Eintluss auf die Resultate der Versuche bleiben. Die Beseitigung dieses Mangels mit Beibehaltung des Flüssigkeits- volumens würde dem Apparate so riesige Dimensionen geben, dass er schwer zu handhaben wäre. Das Nichtverdünnen des Blutes mit Wasser (also die Verminderung des Flüssigkeitsvolumens) mit Bei- behaltung aller übrigen Dimensionen des Apparates würde einen anderen Cbelstand, nämlich das Eindringen des Blutes in Form von Schaum in den Gasrecipienten, zur Folge haben. 304 Setschenuw. 2. In einem stark mit Wasser verdünnten Blute hat man gar kein Kriterium zur Beurtheilung, ob es gasfrei geworden ist; somit ist die Zeit der Unterbrechung des Auskochens mehr oder weniger der Willkür überlassen. Diese Hauptübelstände bestimmten mich nach einigen mit dieser Methode angestellten Versuchen dieselbe zu verlassen. Ich schlug Herrn Professor Ludwig das Toriceirsche Vacuum als Princip des Apparates vor, da dieses sehr leicht zum Verschwinden gebracht und erneuert werden kann. Der folgende nach diesem Principe construirte Apparat ist in allen seinen Details nach der Angabe von Professor Ludwig verfertigt. Es ist Fig. 1 ein U - förmiges Kohr, A Ai E B ßi B^ dessen Krümmung EE aus Gusseisen, dessen verticale Schenkel aus einzelnen mit Kautschuk unter einander verbundenen Glasröhren bestehen. Die unteren Glasstücke der beiden Schenkel sind in die eisernen Fassungen M und Mi luftdicht eingekittet; diese sind vermittelst der in ihnen befindlichen Mutterschrauben an das krumme Rohr EE angeschraubt. Der Schenkel AAt besteht aus zwei Glasstücken, das freie Ende A des oberen ist mit einem Kautschukrohr versehen, wel- ches mit einer Meyer'schen Klemme *) geschlossen werden kann. Dieser Schenkel dient theilweise zum Füllen des Apparates mit Quecksilber, hauptsächlich aber zum Comprimiren der aus dem Blute gewonnenen Gase vor ihrer Einführung in den Gasrecipienten. Der letzte ist durch das Glasrohr B^ repräsentirt; es ist nichts weiter als ein in Millimeter getheiltes und kalibrirtes Absorptionsrohr, wie es bei der Gasanalyse gebraucht wird. Das mittlere (5i) und untere (j?) Glasstück des Schenkels BBz umgrenzen das Vacuum des Appara- tes ; beide sind mit offenen Querröhren C und D versehen. D ist bei- nahe in der Mitte der Längsdimension des Rohres Bi angebracht, trägt an seinem freien Ende ein Kautschukrohr , welches durch die Klemme e geschlossen werden kann , und dient unter gewissen Umständen zum Füllen des Apparates mit Quecksilber. Der Querfort- satz C nimmt das Kautschukrohr auf; welches den Blufrecipienten F mit dem Apparate in Verbindung bringt. — Das krumme eiserne Rohr EE hat in der Mitte des Bogens ein Abzugsrohr G aus demselben 1) Alle Klemmen, von denen bei der Beschreibung dieses Apparates die Kede sein wird, sind ohne Ausnahme die Meyer 'sehen. Beiträge ^ui' FiiLMiiiiiitulügie des Blutes. oOo Metall ; seine unmittelbare Fortsetzung (Fig. 2) stellt ilas Glas röhr K dai'. Das letzte hat au seinen» unteren Kande ein Kautschukrohr mit der Kleuiine c. Die Länge des Abzugsrohres ist so gross ge- nommen, dass ihre verticale Projection ungefähr der Höhe des mitt- leren Barometerstandes gleich ist. Wenn man sich nun die beiden ()ll'nimgen des Schenkels BBi so wie die kh inmen b und c geschlossen und den Apparat von der Klemme b bis zum Gipfel des Gasrecipienton , so wie das ganze Abzugsrohr mit l^)uecksilber gefüllt denkt, so bildet das Röhren- systeni von B., bis c eine iniunterbrochene Quecksilbersäule , deren Höhe die dem mittleren Barometerstande entsprechende weit über- trifft. Man braucht also nur das untere Ende des Abzugsrohres K in Quecksilber einzutauchen und die Klemme c zu öffnen, so entsteht sogleich in dem Schenkel B B^ ein Vacuum , dessen untere Grenze bis unterhalb des Querrohrs C gelegt werden kann. Die bis dahin geschilderten Bohren werden von einem starken Gestell aus Eisen getragen; dieses letztere ruht in einem eisernen Lager, das ntit einem starken Tisch unverrücklich verschraubt ist. Das Gestell mit den Röhren kann in dem Lager um mehr als 250 Grad gedreht und in jeder beliebigen Stellung, gehörige Unter- stützung vorausgesetzt, niedergelegt werden. In der senkrechten Lage kann es durch eine eigene Vorrichtung festgehalten werden. Die einzelnen Stücke dieser letzteren sind im Folgenden beschrieben. Das Gestell besteht aus einer viereckigen Platte P von starkem Eisen ; sie ist zweimal durchbohrt, für die Enden des gebogenen Eisenstückes EE ditr U-förmigen Röhre. Sind die Muttern TÜ/iW,, die am Ende der senkrechten Schenkel der letzten Röhre angebracht sind, fest angezogen gegen die Schraubenspindeln an den Enden des gebogenen Rohres EE, so ist der eiserne Theil des U-förmigen Rohres in der Platte festgestellt. Von den vier Ecken der oberen Platten- fläche gehen vier starke Stangen von Schmiedeisen aus, je zwei je einem senkrechten Schenkel des U-förmigen Rohres gegenüber. Die zwei derselben , welche an der Seite des Blutgefässes aufsteigen, sind bei SS ausgebogen, entsprechend der Länge des Querrohres C; ohne dies würde das Rohrstiick B nicht angeschraubt werden können, weil das Querrohr C an die Eisenstangen anstiesse. Eine der eisernen Stangen, auf derselben Seite, ist länger als die übrigen, entspre- chend dem Maassrohr Bz- Die Stangen sind da, wo die drei kürzere» 306 S e t s c h e n o w. enden, mit einem langen und zwei kurzen Querstäben versehen, um die Beweglichkeit zu mindern. An passenden Orten sind acht, auf und ab verschiebbare Halter angebracht; die beiden Backen ihrer Griffe sind mit Leder und Kork gefüttert; die Halter sichern die Lage der Glasröhren in jeder, vorzüglich aber in der horizontalen Stellung des Apparates; ihr Bau u. s. w. ist selbstverständlich. Fisr. 2. Das Lager, in welchem sich das Gestell dreht, besteht aus zwei gegossenen eisernen Ständern QQ, Fig. 2. Jeder derselben ist durch zwei den Tisch durchbohrende eiserne Schraubenspindeln, die durch die Tischplatte und in Muttern laufen, angeschraubt. Am freien Ende trägt jeder Ständer einen breiten Ring; in diesen Ring passen genau zwei starke cylindrische Zapfen ZZ , die aus der Eisenplatte P des Gestelles hervorgehen. Vor der Befestigung der Ständer an den Tisch müssen die Zapfen erst in ihre Lager gebracht werden. Ist dieses geschehen und sind dann die Ständer angeschraubt, so bewegt sich das Gestell mit vollkommener Sicherheit. Um das Gestell in der aufrechten Lage zu erhalten, dient das in den Tisch geschraubte rechtwinkelige Eisenstück R (Fig. 2). Der horizontale Arm des rechtwinkeligen Stückes kann mit der Schraube T an den Tisch befestigt und nach Loslassung derselben um T bewegt werden. Der aufsteigende Schenkel von R trägt einen Schlitz, in diesen passt der geköpfte Zapfen V, welcher aus dem herabhängenden Backen der Verdickung des Rohres E hervorgeht. Auch dieser Zapfen kann in den Backen mehr oder weniger tief eingeschraubt werden. Die aufrechte Stellung ist also gesichert, wenn der Zapfen Fin den Schlitz Ä, passt und wenn die Schrauben an V und T scharf angezogen sind. — Fig. 1 gibt den Apparat in stehender, Fig. 2 in liegender Stellung. Es drehen sich, wie man sieht, das Gestell und die zugehörigen Röhren so in dem Lager, Beitiiig:e zur Piioumatologrie des Blutes. 307 diiss die Querröhren C und 1) senkrecht üiegen die Drehungsaxe gerichtet sind; hiedurch wird es möglich, sie zu den am tiefsten und am höchsten stehenden Stücken des Apparates zu machen. Der Blutrecipient F, Fig. 1, hat dieselbe Form wie das Blut- gefäss von L. Meyer in seinen Absorptionsversuchen, nur ist hier der Mals reclitwinkelig gebogen. Der Hals ist in Millimeter getheilt und der Rauminhalt des Gefiisses bis zu jedem Theilslriche bekannt. Die absoluten und relativen Dimensionen des Apparates sind durch folgende Momente bestimmt. Der Rauminhalt des Blutreei- pienten ist etwas über 100 K. Centim. genommen, der Rauminhalt der Röhren B und Bi ist 4 — 5 Mal so gross. Der Gasrecipient, ohne die für die Absorptionsröhre gewöhnliehe Weite zu überschreiten, umfasst circa 55 K. Centim. Das Rohrstück Ai ist kürzer als B, sein ausgezogener Theil liegt um ein paar Centimeter höher als der Querfortsatz C über der Platte P; der Grund hiervon wird später klar. Die Länge des Rohres A ist durch die Bedingung gegeben, dass die Höhe des Schenkels AAi wenigstens der gesammten Höhe der Röhren BBi gleich sein soll, denn nur unter dieser Bedingung können die aus dem Blute gewonnenen Gase vor ihrer Einführung in den Gasrecipienten bis zu der dem vorhandenen Barometerstande gleichen Spannung zusammengepresst werden. Was nun die Weite der Glasröhren betrifft, so ist es vortheilhaft dieselbe für die Stücke B und Bi möglichst gross zu nehmen, damit die Quecksilbersäule Bi C nicht allzu hoch wird. Die Röhren AAt sollen eben so weit oder nur wenig enger als die Stücke BBi sein, um die Compression des Gases möglichst schnell zu bewerkstelligen. Die ausgezogenen Enden der Glasstücke, worauf die verbindenden Kautschukröhren angebunden werden, sind 4 — 5 Centim. lang. Alle Glasröhren haben eine Wandstärke von mindestens zwei Millimeter und die weiteren Kautschukröhren von mindestens 5 Millimeter. Die letzteren müssen wenigstens sieben Stunden in geschmolzenem Talge bei der Tempe- ratur von 100 Grad C. gehalten werden. Dadurch verlieren sie etwas an Elasticität, schliessen aber dafür vollkommen luftdicht. Zur Errei- chung desselben Zweckes in dem zusammengestellten Apparate müssen die todten Schraubengänge der Fassungen MMt von aussen zu- gekittet werden. Ich habe dazu eine geschmolzene Mischung aus gleichen Gewichtstheilen von Wachs und Kolophonium gebraucht; die Masse eignet sich für solche Zwecke sehr gut. Alle Kautschuk- 30o S e t s p h e n o w. röhren müssen vor dem Gebrauch des Apparates durch eine vielfach um- geschlungene und gebundene Schnur auf das Glas befestigt werden. Jetzt will ich den ganzen Gang eines Versuches mit dem Blute des erstickten Thieres darstellen. Diese Beschreibung wird für alle übrigen und auch für die Versuche mit dem normalen Blute gelten, wenn man diejenigen Operationen weglässt, welche die Erstickung des Thieres bezwecken. Nach Blosslegung der Art. carotis und Einführung der Canüle zwischen die doppelte Unterbindung wird dem Hunde die Tracheo- tomie gemacht und in die Wunde eine Glascanüle eingebunden, welche an ihrem freien Ende ein Kautschukrohr mit einer Klemme trägt. Das Zuschliessen der letzten bewirkt die Erstickung. Das Blut (in allen Versuchen aus der Art. carotis) wird über Hg aufgefangen , wozu der mit dieser Flüssigkeit gefüllte und mit dem verbindenden Kautschukrohr versehene Blutrecipient F in eine Quecksilberwanne umgestürzt wird. Die zur I^eitung des Blutes aus der Art. carotis nach dem Blufrecipienten dienende Canüle besteht aus zwei Stücken , welche nu't einander durch ein Kautschukröhr- chen verbunden sind. Das Zusammenpressen mit den Fingern und das Nachlassen dieses Kautschuks regulirt alle Momente des Blut- sammelns. Die letzte Operation beginnt immer in dem Augenblicke, wo die Cornea des ersticklen Thieres unempfindlich geworden ist, und wird unterbrochen, wenn das Blut den getheilten Hals des Hecipienten erreicht hat. Man schliesst dann das Gefäss dicht ober- halb seines Halses durch die Klemme ff zu und liest den Stand des Blutes ab. Da es bei noch so vorsichtigem Auffangen über Hg rasch gerinnt . so defibriinrt man dasselbe durf»b Schütteln des Blut- recipienten. Das in dem letzteren zurückbleibende Quecksilber ver- hält sich auf die bekannte Weise. Nach Abscheidung des Faserstolfes verbindet man den Blut- recipienten mit dem Querrohre C. Hiebei steht das Gestell vertical, und alle Kautschukgelenke mit Ausnahme des durch die Klemme c verschliessbaren sind offen. Man giesst in den Apparat durch den Schenkel A A, so viel Quecksilber ein , bis dieses im Bohre Bt erscheint. Dann sucht man die Luftblasen aus dem Abzugsrohre K durch Schütteln desselben zu entfernen, schliesst die Klemmen ah g zu und legt den Apparat auf den Tisch um. Auf diese Weise kann keine Luft mehr in den unteren Theil des Apparates acg ein- Beitr8g;e zur Piieiiiiiiil>)lof;io fli's Bliile« 300 dringen, auch kein Qiiecksilher aus dem Huhre A herausfliessen. Durch den olTenen Querfortsatz I) wird der (ihrige Theil des Schen- kels BBi mit Quecksilher gefüllt, darauf die Klemme e zugemacht und der Apparat wieder vertical gestellt. Jetzt beginnt die Prüfung auf das luftdichte Schliessen jedes einzelnen Kautschukgelenkes des Schenkels BB,. Zu diesem Zwecke öffnet man die Klemme c unter dem Quecksilber und schliesst sie wieder, wenn das Niveau der herabsteigenden Flüssigkeit die Höhe des zu prüfenden Gelen- kes erreicht hat. Man beobachtet jedesmal einige Minuten, ob keine Luftblasen in dem Quecksilber aus der Umgegend des Gelenkes hinaufsteigen. Wenn auf diese Weise das Quecksilberniveau bis imterhalb des Querfortsatzes C herabgestiegen ist, so hat sich zu- gleich das Vacuum in dem Rohre gebildet. Hier hat man folglich ausser den aufsteigenden Blasen noch in dem Verhalten der Queck- silberniveaux ein Merkmal für das Schliessen oder Nichtschliessen des Apparates. Das ist der Grund , warum das Rohr A länger als der Abstand des Querfortsatzes C von der Platte P sein soll. Wenn der Apparat die Probe überstanden hat, wird er wieder mit Queck- silber gefüllt, was durch das geöffnete obere Ende des Schenkels AAi geschieht. Zugleich mit dem Eingiessen der Flüssigkeit in das Rohr A wird die Klemme h nur so weit geöfftiet, dass das Queck- silber in Form eines dünnen Strahles in Ai einfliesst. Die Klemme h regulirt die Stärke dieses Strahles und somit das Aufsteigen des Quecksilbers in dem Schenkel B B2 auf das Vollständigste. Hat dieses Aufsteigen aufgehört, so wird der Apparat mit der früher erwähn- ten Vorsicht umgelegt, um die Luftblasen aus dem Gasrecipienten durch den Querfortsatz D zu entfernen. Darauf schliesst man die Klemme /"und ^'zu, öffnet dagegen ff. bringt den Apparat in die verticale Lage, bildet das Vacuum bis unterhalb des Querfortsatzes C, erwärmt nach Angabe von Fig. 1 den Bliitrecipienten und macht die Klemme d auf; das Blut fängt gewaltig an zu kochen — der Schaum füllt anfangs den ganzen Raum tl^^fi Vacu\uTis. Bei so einem starken Kochen tritt natürlich der grösste Theil des Blutes aus seinem Reci- pienten in das Rohr B über, ausserdem wird durch die sich ent- wickelnden Gase das Quecksilberniveau in diesem Rohre nieder- gedrückt, so dass das Blut in dem unteren Glasstücke des Schenkels B B2 bleibt und nicht mehr erwärmt werden kann. Hier leistet die Klemme b sehr wesentliche Dienste, insofern man durch Offnen und 310 Setsclienow. Schliessen derselben das Aufsteigen des Quecksilbers im Rohre B vollkommen in seiner Gewalt hat. Man braucht bios das Niveau der Flüssigkeit bis zum unteren Rande des Querrohres C aufsteigen zu lassen und den Rlutrecipienten aus dem warmen Wasser herauszu- nehmen , so kehrt das Rlut in sein Gefäss zurück. Man lernt bald diese Manipulationen so zu machen , dass der mittlere Theil der Quecksilherkuppe im Rohre B immer frei vom Rlute dasteht. Diese Operation muss nothwendig jedesmal vor dem Sammeln der ge- wonnenen Gase vorgenommen werden, damit kein Blut in den Gas- recipienten mit eindringt. Diesem ersten Acte des Sammeins folgt das Zuschliessen des Rlutrecipienten, darauf das Comprimiren der gewonnenen Gase. Das letzte geschieht ganz ebenso wie das Füllen des Apparates mit Quecksilber, nachdem er die Probe auf das luft- dichte Schliessen überstanden hat, mit dem einzigen Unterschiede dass hier der Apparat so lange mit Quecksilber gefüllt wird, bis die Spiegel dieser Flüssigkeit in beiden Schenkeln (bei offener Klemme />) fast auf derselben Höhe stehen. Dann löst nian die Klemme /'auf und führt vorsichtig den grössten Theil der Gase in die Messröhre über. Die Klemme /' wird nun wieder zugemacht, man bildet wieder das Vacuum und lässt das Blut wieder kochen. Die aufgezählten Operationen wiederholen sich in derselben Reihen- folge so lange, bis man keine Gase mehr aus dem Blute bekommt. Dieser Zustand charakterisirt sich im Blute dadurch, dass es eine vollkommen schwarze Farbe annimmt*). Hierin sehe ich den besten Beweis für das in dieser Beziehung bei der Besprechung der Ab- sorptionsmethode Gesagte. Im Falle , dass beim letzten Sammeln der Gase nicht die ganze Masse derselben in den Gasrecipienten überführt worden ist, verrathen sich die in dem Rohre Bi zurück- gebliebenen Luftbläschen dadurch, dass sie in dem umgelegten Appa- rate aus dem oberen Ende des Rohres zum Querfortsatze D hinauf- steigen. Man fängt sie dann in ein Glasrohr, welches mit einem seiner Enden in das Kautschukrohr des Querfortsatzes 2) eingebunden wird , an dem anderen aber selbst ein Kautschukrohr mit einer 1) Hier kann sogleich bemerkt werden, dass zum Auskochen des normalen arteriellen Blutes das Vacuum 5 — 6 Mal erneuert werden musste; dagegen bei den Erstickungs- versuchen, wo das Blut nur Spuren von 0 enthält, brauchte diese Operation nur 3 — 4 Mal wiederholt zu werden. lii-iliiig.- zur l'iu'uiiiat.ilogie .!.-, »liiles. 311 kleiiiiiie darauf besitzt. Man liillt dieses Hülirchfii oliue Lul'lblaseii mit Quecksilber an, macht seine Klemme zu, dagegen die Klemme e auf. Wir gehen jetzt zu dem .Auskocben der chemisch gebundenen Kohlensäure über. Zu diesem Zwecke muss ein neuer Gasrecipient und ein neues Rohr Bi genommen werden, weil nach Abnahme des Gasrecipienten in das mittlere mit dünner Blutschieht benetzte Glas- stück notbwendig Luft eindringt, was in die Resultate des Aus- kocliens einen Fehler einbringen würde. Ich bin desswegen fol- gendermassen verfahren: sind die letzten Spuren von im Blute auf- gelöstem Gase gesammelt, so wird der Apparat in die verticalc Lage gebracht und ein Vacuum bis zum oberen Theil des Rohres B ge- bildet. Man wartet, bis das Blut aus dem mittleren Glasstück in das untere herabfliesst. Wenn nun in dem ersteren die Flüssigkeit nur in Form einer feinen, grün durchscheinenden Schicht an den Wänden bleibt, schliesst man die Klemme g zu, macht dagegen die Klemme b auf, um das Vacuum im Rohre B mit Quecksilber zu füllen. Hier- nach wird der Apparat mit oft erwäbnter Vorsicht umgelegt und der Gasrecipient sammt dem Rohre Bx abgenommen. Im Falle wo die rückständigen Gase durch den Querfortsatz D gefangen worden waren, überführt man jetzt dieselben in den Gasrecipienten, in welchem auch die Gasanalyse geschieht. In den Apparat werden nun ein neuer Gasrecipient und ein neues Rohr Bx oder auch das alte, nachdem es gewaschen und ausgetrocknet ist, eingebunden. Darauf werden beide mit Quecksilber gefüllt , das Rohr ß, jedoch nicht ganz voll , um einen Raum für die wässerige W'einsäurelösung zu lassen. Diese durch Kochen von der Luft befreite Flüssigkeit giesst man noch beiss in das Rohr hinein , schliesst darauf die Klemme ein, stellt den Apparat vertical , bildi^t das Vacuum und lässt das Blut kochen. Es ist leiciit einzusehen, dass das Verfahren für die Gewinnung der chemisch gebundenen Kohlensäure nicht tadelfrei ist: 1. Ein Theil des Blutes geht verloren *) ; 2. es ist absolut unmöglich, ohne 1) Wie klein übrigens der aus diesem Verluste entstehende Fehler ist, zeigt folgende Berechnung. Wir werden unten sehen, dass das arterielle Blut nicht über 3 Vol. "/o chemisch gebundener Kohlensäure enthält. Gesetzt, der Blutverlust sei ^0-5 CC, was gewiss zu hoch genommen ist, so beträgt der Gasverlust nicht einmal 0'02 CC. was die Grenzen der Beobachtungsfehler kaum überschreitet. Sitzb. d. malhem.-naturw. Cl. XXXVl. Nr. 15. 22 312 S e t s c li e II o w. Hilfe des luftleeren Rjuimes aus dem Rohre Bt die letzten Spuren von Luft durch Quecksilber auszutreiben: bei Bildung des luftleeren Raumes stiegen immer einige Lufthläsclien aus dem Kautschuk- gelenke g empor. Der letzte Umstand war gewiss Schuld daran, dass ich in keinem einzigen Versuche vollkommen reine Kohlensäure bekommen habe. Es lässt sich aber ein Verfahren für das Gewinnen der chemisch gebundenen COa angeben, welches viel einfacher und frei von den Mängeln des beschriebenen ist. Leider kam die Idee dazu zu spät, nämlich im Verlaufe meines letzten Versuches. Man braucht blos den Gasrecipienten aus zwei über einander liegenden mittelst Kaut- schuk verbundener Glasröhren zu machen. Das obere, getheilte und kaübrirte Stück dient zum Auffangen der aufgelösten Gase, die chemisch gebundene CO3 wird in dem unteren gesammelt. Der nach dem letz- ten Sammeln im Rohre Bi zurückgebliebene Tlieil der gelösten Gase wird wie früher durch den Querfortsatz D aufgefangen, von hier aber in ein zweigliederiges in der Mitte durch ein Stück Kautschuk zusammen- hängendes Rohr geführt. Nachdem das Gas in das obere Glied (der Apparat in horizontaler Lage gedacht) eingedrungen ist, schliesst man dasselbe von dem unteren ab; dann wird die Klemme e zuge- n)acht und das zweigliedrige Rohr entfernt. In das auf diese Weise wieder frei gewordene Ende des Kautschucks auf dem Querfortsatze D bindet man ein an seinem freien Ende mit Kautschuk und Klemme versehenes Kugelrohr ein, füllt dasselbe mit kociiender Weinsäure- lösung, schliesst es von der Luft ab, lässt erkalten und führt her- nach die Flüssigkeit durch Öffnen der Klemme e in das Rohr ^j hinein. Auf diese Weise wird die durch den Apparat gegebene Me- thode des Gewinnens der Gase aus dem Blute zu einer fast fehler- freien. Sie schliesst einen einzigen und zwar sehr unbedeutenden Fehler ein. Es ist nämlich unmöglich das Blut, welches während seines Kochens aus dem Recipieiiten in das Rohr B übergeht , voll- ständig in denselben wieder zurückzuführen ; folglich wird beim Comprimiren der letzten Portion der Gase immer ein Tbeil derselben durch dieses in den Röhreni?^, zurückgebliebene Blut wieder resor- birt. Ein Theil des Gases geht also verloren und auch die quanti- tative Zusammensetzung des Gasgemenges wird etwas verändert. Ich werde versuchen, die Grösse des Gasverlustes durch ein Beispiel, wo alle Bedingungen am ungünstigsten genommen sind, annähernd Beitrug:!' ^ui- l'iifuinatolo^ie des Iilute.s. 313 ZU hostiinmen. Gesetzt die Menage des in den Röhren Bß, ziiniek- ü^ehliobenen Blutes sei = 1 K. C. M,, die letzte Portion der Gase bestelle ans reiner COg. die absolnfe Absnrplionsgrösse dieses Gases im iJInte bei 20 Grad C. sei = \ li, man setze voraus, dass das Blut Zeit genug hatte (das Comprimiren der Gase erfolgt ohne Ersebütterung der Flüssigkeit und dauert 2 — 3 Min.) die dem Absorptionsvermögen entsprechende Gasmenge zu absorbiren ; — so ist die absoibirte Gasmenge = 1*5 K. C. M. Wenn man aber bedenkt . dass in diesem Beispiele alle Grössen absichtlich hoch genommen sind, einige Bedingungen nicht immer existiren, oder absolut unmöglich sind , wie es mit der Absorption der COo bis zur Sättigung unter gegebenen Verhältnissen der Fall ist, so reducirt sich der Gasverlust im schlimmsten Falle gewiss auf die Hälfte des angegebenen. Solch ein Fehler hat einen «nbedeutenden Einfluss auf die Zahlen für die im Blute aufgelösten Gase (auf 100 Tb. Blut geht höchstens 1 V^ol. Procent Gas verloren) , weil deren relative Menge sehr hoch ist. Dagegen ist dieser Gasverlust viel bedeu- tender für die Grössen der chemisch gebundenen COa, weil sie im Blute sehr gering zu sein pflegen. Jetzt führe ich meine Versuche mit dem Blute des erstickten Thieres an. In allen ist die Gasanalyse nach der Bunsen'schen Methode geschehen. I. VerMucli. Angewandte ßlutmenge = 101-40. rw- /^ , j • Dl r 1 n Beol). Vol. ,,, _ Vol. bei ü" Die Gesammtm. d. im Bl. aiifgel. üase , „ lemii. Dr. , ,, .^ " ä. Gas. ' II. 1 M. Dr. Im Gas rec. Q. Nach dem Tiot'kn. in. CaCI 53!i52 iö°2C. 0-78073 39-606 Nach Abs. d. COa 9'-jl9 1.5-6 0-66339 .')-973 Zu Ende II. Nass 8-460 1Ö-7 0-.')7874 4-630 Nach Zusatz V. H 26-äl2 161 0-61032 l.i 280 Nach p:xplosion 21-322 16-1 0-:J82 11-746 Chem. gfb. CO, im Uecip. I' Nach dem Trockn. m. CaCI 6-071) 15-2 0-711 i)4-428 *) Die Spuren von Liil'tverunreinig'ungeii waren in jedem Versuche durch das Ein- führen der Kalikiigel qualitativ nachgewiesen, ihre quantitative Kestiniinung blieh jedoch aus dein (iniiide aus, weil alle meine Zahlen fiir ohemisch ^'ebundeiie CO^ in Folge des erwähnten Fehlers der Methode ohnedies um ein fieriiiges zu klein sind. Man hetraclitete die gering-e Verunreinigung' der Coinpensalion (ür den Verlust an C0„. 22« Q I ;^ S e t s c li e n o w. Folglich enthalten o ^ ^""'co?''" ^vo, 101-4 Th. Blut 1-178 4-79S 33-633 4-4'>8 H, Versuch. Vol. bei U» u. 1 M. Dr. Angewandte Bliitnienge = 99-991. Die Gesammtill. il. im Bl. aufgel. Gas. B. V. <1. G. TtMiip. Üi Recip. Q. Nach d. Trockn. mit CaCI . 41-573 16°2 ü-74939 29-411 Nach Abs. d. CO2 3-908 18 0 3817 1-399 Die in das Eiidiometer überführhare Gasmoiige wiir so klein, dass sie nicht mehr gemessen worden konnte. Einige Wasserslon"- bläschen waren hinzugesetzt, um zu seilen oh das Gemenge explo- diren wird. Es trat eine kaum wahrnehmbare Erschütterung der Quecksilberoberfliiche in dem Endiometer ein. Chem. geh. Gase. ' B. V. «1. G. Temp. Ur Vol. Iioi 0" u. 1 M. Dr. Recip. P. Nass gemessen 5-285 16°2 0-65881 3-286 Folglich enthalten o n Freie co., „ebTo., 99991 Th. Blut Spuren 1-399 28012 3286 3. Versuch. Angewandte Blutmenge = 102*70. Gesammtm. d. im Bl. aiifgel. Gase Recip. Q. Nass 56-646 16 -8 0- 76597 40-395 Nach Abs. d. COa 3-514 19 1 03696 1-213 Chem. geb. CO.. B. V. .1. G. Temp. Dr. ^^'\',*^'**' " - "^ II. I M. Dr. Recip. P. Nass gemessen 7-390 16-8 0-5919 4-l'20 Zur qualitativen Prüfung auf 0 wurden in das Absorplioiisrohr Lösungen von Kali und Pyrogallussäure eingebracht. Die Flüssigkeit nahm eine leicht braune Farbe an. Somit enthalten Chem. ich. Cd. O N Freie CO, 102-70 Th. Blut Spuren 1213 39-182 4-120 In diesem so wie im nächst folgenden Versuche wurde die Lurigenluft des Thieres nach seiner Erstickung analysirt *). Beim 1) W. Müller (Beitr. z. Hesp. Berichte il. Wien. Akad. Bd. XX.\II , 1838) hat bekanntlich blos Spuren von 0 in der Lungenlul't der erstickten Thiere uefunden ; darum war ich berechtigt, so eine kleine Menge Wasserstoff einzuführen. BiMlrüfT»' zur PiU'iiin;ilolof.'ie iles Hliilcs. ,3 | ;> Siimmelii derselbi'ii, welches "[leicli nach dem AiiffaiiCfeii des Blutes ":es(di;di, bciiiühtc man sich die t^aii/o (iasnuM)i>(' aus der Lmicjo zu bekommen, indem ausser Ci)mpressioii der Tlmraxwand die KrölV- nur)g des Pleurasackes und das Eingiessen von Quecksilber in den- selben angewandt wurde. Eine Probe aus der gesammten über llij aufgelaniienen und wohl umgeschüttelfen Luft diente zur Analyse. Vol. Lei D" I.UMi;eiilul'l II. V. il. (i. lenii.. \h . ^^ IM. Dr. Xass . . . . • aS-tU:; ig -8 (»-76522 20-282 Nach .Al).s. (1. CO. 23-3.17 17- 1 0-77859 17-114 In Knil. II. Niiss 1{)-322 172 0-7631 13871 Mit Wasserstoff 2I-4S3 17-2 0-7857 15879 Nach Exj.lüs. in. Knallgas .... 22-134 173 0-7604 15-828 fCOo 15-62 Kolglich enthalten 100 Th. Luiiffenliift < x\ 84-38 ' 0 Spuren. ZA. ¥er.>4iicli. Bintmenge = 99-G2G. Cliem. geb. CO^ B. V. d. G. Temp. Ur Vul. bei 0" II. 1 M Ur. Uecip. P. Nass 3209 17-6 0-559 1-685 (jpsammtra. d. aufgel. Gase Reeip. 0- Nuss 69110 176 062624 40-66 Nach Ahs. (I. CO3 4-147 17-4 0-49965 1-948 Spuren von Sauerstoff wie im vorigen Versuche nachgewiesen. O N Freie CO, geb. CO, 99-626 Th. Blut enthalten .... ^Spuren 1-948 38712 1-685 Vul bpjOO l.ungenluft Auf. V. .1. (i. Tiiup. Dr. ,,, n " ' u. 1 .M. Dr. Nass 27-316 17-6 0-64324 16-507 Nach Abs. d. COa 20-765 17-4 0-73815 14403 In End. II. Nass 21-412 175 064321 12 943 MitH 22-301 17-5 0-6823 14 300 Keine Explosion. / CO, 12-746 100 Th. Liingenluft enthalten . j N 87254 ' 0 vielleieiit Spuren. Jetzt will ich die Resultate der Versnelie auf lOH Th. iJInt berechnen und in einer Tabelle zusammenstellen. 316 S e t s e h e n o w. Niimiiiei- des Versuches 0 N Freie CO, ('heillisch gebundene C<»2 Gesammte Menwe der CO., 1 1161 4-728 33-168 4-366 37-534 2 Spuren 1-399 28-012 3-286 31-298 3 Spuren 1-181 38-152 4011 42-163 4 Spuren i-9r)S 38-857 1791 40-648 Die Zahlen dieser Tabelle an und für sieh betrachtet geben nur ein einziges Factum : das Versehwinden des Sauerstoffs aus dem arteriellen Blute des erstickten Thieres. Diese Erfahrung gibt einen ungeahnten Beleg für die energischen Verwandtschaften des lebenden Thieres zum Sauerstoff. Nach einer andern Seite hin merkwürdig erscheinen die vor- stehenden Zahlen, wenn man sie mit denen zusammenstellt, welche L. Meyer für die Gase des normalen arteriellen Hundeblutes ge- funden hat. — Zur leichtern Vergleichung habe ich seine Zahlen auf IM. Dr. umgerechnet und hier hingeschrieben. Die Gasvolumina sind auf 100 Tb. Blut berechnet. Nummer des Versiiciies 0 iN Freie CO^ Ciiemisch gebundene CO2 Gesammte Menge der CO2 12. Febr. 1 9-44 2- 15 4-27 21-74 26-01 19. Febr. 2 13-99 3-45 401 15-93 19-94 28. Febr. 1 10-86 3-83 4-69 21-72 26-41 Abgesehen von allem übrigen zeigt sich zuerst zwischen dem Verhältniss der freien und gebundenen CO3 in den beiden Tabellen ein auffallender Unterschied. Während in den Beobaclilungen von Meyer die freie zur gebundenen COa im Verhältniss von l : 4 bis Hcitriit;»' /.«r l'iu'iirnnlolo^ic iIcs lilulcs. 317 (! sk'lit, ist (lassollie im Uliil der eisliclvlen Tliicro wie 1 zu 011 Ms 0(t4. Es \v;ir y.iiersi /,ii lV;igoii, olt ihis Ühcrwicj^en der IVeieii V()., in meiiieiii F;ill von der Hliihirt dder von der Methode ;il)liiiit^. L'in mit der Sache iii's Klare zu komiiieii , unternahm ieh die Beslimniiing- der Gase im noinialen arteriellen Blute. ]. Versuch. Biutmenge = 99-626. Aufijel. Gase lt. V. il. G. Temp. Di-. ^'"■'■J"",',*^" ' 11. I M. Dr. Rec. Q. N:iss G3-222 17° 0-70157 44-732 Die durch dif Querforts D «jolang. letzte Port. d. Gas. Nass . . . 3467 17 0-6163.') 2012 BeiiK' Poitiuii. iu Q. Nach Absoipt. d. CO, 22-863 13-2 U- 74231 lü-189 Zu I<:nd. II. NiLss 1()-ü:>0 15-7 0-63132 6-00 i\Iit Wasserst. . . . ' 79-040 lä-7 0-763 37-031 Nach Explos. mit Knallgas . . . 60-838 13-7 0-70134 4(!-330 Cheui. geb. Gase. Recip. P. Nass 4802 17 0-36037 2-334 Folglich enthalten o n Freie co„ ^}'^'"- 99-626 Th. ait. Blul, 13-001 1-188 30-333 2-334 Ä. Ver.sueli. Blutmenge = 103-424. Aufgel. Gase B. V. d. G. Temn. Dr. ^',"^^'^!;> geb. tüj in Q. Nass 62-166 17-6 0-7386 43137 Die letzte Port. d. gel. Gas. in Ab- sorptions, VII. Nass 7-091 17-6 0-6488 4-322 Durch Unvorsicht eine Luftblase hineingekommen 9*210 20 0-606 3-200 In Q nach Abs. d. CO2 27-140 17-8 0-67881 17-296 In VII nach Abs. d. CO2 .... 3-133 178 060731 i) 1-797 Die beiden Fortion. sind oline Gas- verlust in y zusammengebracht und in End. 11 überführt. Nass . 12-100 17-8 0-62808 7-134 Mit Wasserstoff 85-613 18 0-72299 38-072 Nach Expl. m. Knallgas 60-370 18 0-6831 38-817 Chem. geb. Gas. Rec. P. Nass . . 4-813 17-6 0-3318 2-404 0 N Freie C0„ ''''"'"'• (job. (O, 103-420 Th. Blut enthalten . . . 16-973 1-242 29-244 2-404 ') Man sieht dass die aus dem arleiielleii Ühile zuict/.t austretenden üase keine reine Kolilen.säur(? sind. 318 S e l s ü Ji e n n w. Die Zitlileri der beiden Versuche auf 100 Th. Blut bezoo^en, geben : 0 N Freie CO, ^^hem^^ 1. Versuch 15-03 li92 30-66 2-54 2. Versuch 16-41 1-20 28-27 2-32 Diese Zahlen, welche ich durch meine Abreise von Wien zu vermehren verhindert war, zeigen, dass der früher hervorgehobene Unterschied zwischen Meyer's und meinen Beobachtungen in der Methode begründet ist. In dem von mir verwendeten Apparat ge- hören COa-Mengen noch zu den durch Wärme austreibbaren, welche indem Mey ersehen schon als fixe angesehen wurden. — Diese meine Erfahrung lässt sogleich die Folgerung zu, dass im Blute des Hundes sehr wenig NaO.COa enthalten sein muss. Wenn also , wie dieses die VersuchevonMeyer bewiesen haben, ein sehr grosser Theil der im Blute vorhandenen CO2 nicht absorbirt, sondern gebunden ist, so muss das Bindemittel durch das 2NaOP05 gegeben sein, welches nach Fern et diese Rolle übernehmen kann. Um den schon früher als wahrscheitdich hingestellten Grund für den Unterschied des Kohlensäurebefundes von M eye r und mir zu bestä- tigen, unternahm ich noch den Versuch, das Blut in einem kleineren luftleeren Raum auszukochen als bisher geschehen; dabei sollte noch die Dauer des Kochens nach den M e y e r'schen Vorschriften einge- richtet werden. Der einzige Versuch , den ich in dieser Richtung anstellte, gelang nur soweit, dass der Gehalt CO3 der zuerst ausge- kochten Luft bestimmt werden konnte. Die Analyse ergab auf lOOTh. Blut 5*3 Th. CO2 also, dieselbe Zahl, welche L. Meyer in seinen Versuchen gefunden. Danach wäre es sehr wahrscheinlich, dass der im Verhältniss zur Blutmenge kleine Umfang seines Vacuums, die Ursache seiner kleinen Zahlen für CO3 ist. Eine Zusammenstellung der Ergebnisse des zweiten Beitrages zeigt: 1. In dem Zeitpunkt der Erstickung, in welche sich eben die Reflexe vom Nervus Quintus aus vei-loren haben , wo aber Athem- bewegung und Herzschläge noch bestehen, enthält das Blut keinen durch Kochen und das Vacuum abscheidbaren Sauerstoff mehr. 2. In dieser Zeit ist, wie schon W. Müller bewiesen, auch aller SauerstofT aus der Lungenluft entfernt, vorausgesetzt dass der Erstickungsrauni den Umfang des Brustkastens nicht überschritten. Beitrüge zur Piu'uinafolog'io des lilittes. 310 3. Die freie durch Wärme und verminderten Luftdruck abscheid- biire CO, ist im normalen Artorienhlut um das 3- bis 4faehe «grösser als man bisiier angenommen. Dieser grosse Gohalt verdunstbaror COj des Blutes im Verhältniss zu den meist sehr niedrigen Gelialt der Athmungsluft an diesem Gas maciit die grosse Geschwindigkeit der Abdunstuiig aus den» Blut in die Lungenluft begreiflich. 4. Das Blut des Hundes enthält sehr wenig NaCOa; in so fern also die CO3 in Blut nicht blos nach der Dalton-Bunsen'schen Regel absorbirt ist, muss sie an 2Na oPhos gebunden sein. 5. Erlaubt man sich die nach gleicbem Verfahren gewormene procentische Gasmenge des erstickten und nicht erstickten Blutes zu vergleichen, so ergibt sich a) die procentischen Gasmengen des erstickten Blutes sind kleiner als die des normalen. b) StickstofTgas und die nur durch Säuren abscheidbare CO2 ver- ändern sich nicht durch die Erstickung. c) Im Erstickungsblut hat sich die freie COj gemehrt, jedoch nicht in dem Verhältniss, in welchem der 0 abgenommen. Der Grund hierfür kann eben sowohl im Austritt von Gasen aus dem Blute wie auch darin gesucht werden , dass ein Theil des Sauerstoffes auf andere Weise als zur Bildung vonCOo verwendet wurde. 6. Im erstickten Thier ist der Unterschied zwischen dem Gehalt der Lungenluft an freier und dem des Blutes an verdunstbarer COa ein »ehr beträchtlicher; ob dennoch eine Ausgleichung der Spannung zwischen derCOa im Blut und in der Lungenluft stattgefunden, bedarf einer weiteren Untersuchung. 22*» ^<•lsl Immiow I)"iI r.iuf •/. III rnciiKi-.iluln'iir .lc> liltll.-; il/.unj:slMU..\l;.-i(l,I.W m;.tli.ii:iliir\v.('I..VX\VI Bil \" 1.". in.>ii SfTZUNGSBEUICHTE KAISEIILICIIEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH -NATURWISSENSCl AFTLICHE CLASSE. XXXYI. BAND. ^" SITZUNG VOM 24. JUNI 1859. N216. 23 321 XVI. SITZUNG VOM 24. JUNI 1859. Vom Secretäre wurden folgende Abhandlungen vorgelegt: 1. „Untersuchungen über die Lage der charakteristischen Riefen an den Axenorganen der Pflanzen", von Herrn Julius Wiesner. 2. „Einige Bemerkungen über den Nautilus umbilicatus Chem- nitz(genabeltesSchiirsboot)'', von Herrn Prof. Guido Sandberger zu Wiesbaden. Diese Abhandlungen werden zur Berichterstattung bestimmt. Herr Director Kr eil setzt die Lesung seines in der letzten Sitzung begonnenen Berichtes über seine vorjährige wissenschaft- liche Reise fort. Herr Dr. Kitzinger liest eine vorläufige Note: „Über zwei Arbeiten des Herrn Dr. Th. von Heuglin": „Systematische Übersicht der Säugethiere Nordost -Afrika's mit Einschluss der arabischen Küste des rothen Meeres und der Nil-Quellen-Länder südwärts bis zum 4. Grade nördlicher Breite", welche für die Sitzungsberichte, und „Beiträge zur Naturgeschichte Nordost -Afrika's und der Nil- Quellen-Länder", die für die Denkschriften bestimmt ist. Herr Prof. Ludwig übergibt eine im physiologischen Institute der k. k. Josephsakademie unter seiner Leitung ausgeführte Arbeit von Herrn Max Hermann: „Vergleichung des Harnes aus beiden gleichzeitig thätigen Nieren'^ Herr Dr. L. Di t schein er spricht: „Über die Species in der Naturgeschichte der unorganischen Naturproducte". Herr Rud. Niemtschik, Assistent am k. k. polytechnischen In- stitute in Wien, hält einen Vortrag: „Über die directe Constructions- methnde der Krystallgestalten aus den Kantenwinkeln". Herr Dr. Victor von Lang überreicht im Namen des Herrn Professors A. Handl eine Abhandlung: ^,Über die Krystallformen 23» 322 einiger chemischen Verbindungen." Derselbe legt ferner vor eine von ihm durchgeführte „Bestimmung der Hauptbrechungsquotienten von Galmei und unterschwefelsaurem Natron". Die letztgenannten vier Abhandlungen werden Berichterstattern zugewiesen. An Druckschriften wurden vorgelegt: Annale n der Chemie und Pharmacie, red. von F. Wo hl er, J. Lieb ig und H. Kopp. Neue Folge, Band XXXIV, Heft 2. Mai, Leipzig und Heidelberg, 1859; So- Astronomische Nachrichten, Nr. 1197, 98. Altona, 1859; 4o- Au Stria, Jahrgang XI, Heft 22 — 24. Wien, 1859; 8o- Cosmos, VliP'"" annee, XIX'-^'"" vol., livr. 23, 24. Paris, 1859; 8o- Gewerbeverein, Nied. österr. Verhandlungen und Mittheilungen, Jahrgang 1859, Heft 4; So- Land- und forstwirthscbaftliche Zeitung, Allgemeine. Jahrgang IX, Nr. 24, 25. Wien, 1859; 4o- Mittheilungen aus dem Gebiete der Statistik, herausgegeben von der Direction der administrativen Statistik des k. k. Handels- ministeriums. Jahrgang VII, Heft 2. Wien, 1859; So- Verein, Naturhistorischer, der preussischen Rheinlande und West- phalens. Verhandlungen, red. von Prof. Dr. C. 0. Weber. Jahrgang XIV, Heft 1 — 4. Bonn, 1857; 8o- — österr. Ingenieur-. Zeitschrift, red. von Prof. Dr. J. Herr. Jahrgang XI, Heft 3, 4. Wien, 1859; Fol. Vogel, Dr. Aug., Der Torf, seine Natur und Bedeutung. Eine Darstellung der Entstehung, Gewinnung, Verkohlung, Destillation und Verwendung desselben als Brennmaterial. Braunschweig, 1859; So- Wiener medizinische Wochenschrift von Dr. Wittelshöfer. Jahr- gang IX, Nr. 24, 25; 4o- :i23 MITTIIEILÜNGI^N UND AIUIANDLÜNGEN. Magnetische und geographische Orlshestimmungen im siidösl- lichen Europa und einigen Küstenpunkten Asiens. Von dem w, M. K. Rreil. (Auszug aus einer für die Denkschriften bestimnUeii Abiiandlung.) Herr Kreil legt eine für die Denkschriften bestimmte Abhand- lung vor über die von ihm im Verlaufe des vorigen Sommers und Herbstes ausgeführte Bereisung des südöstlichen Europa's und eini- ger Küstenpunkte Asiens. Diese Reise hatte den Zweck, die magne- tischen Verhältnisse der dortigen Gegenden genauer kennen zu lernen^ und an den Süd-, West- und Nordufern des schwarzen Meeres die Abweichung der Magnetnadel und die geographische Lage der wichtigsten Punkte festzustellen. Sie begann, da die unruhigen Zu- stände Bosniens die Bereisung dieses Landes unthunlich machten, mit Serbien, erstreckte sich über die Moldau, die Wallachei und über die Donaumündung bei Sulina nach Constantinopel, von wo aus die Nordküste Kleinasiens besucht wurde. Sr. Majestät Dampfer „Taurus" langte in Constantinopel in der zweiten Hälfte Septembers mit dem Auftrage an, diese Fahrten im schwarzen Meere auszu- führen, und mit ihm Murde die Reise an der westlichen und nördli- chen Küste bis Kertsch am Eingange in das Azow'sche Meer fortge- setzt und in den letzten Tagen des Octobers glücklich beendet. Die erste Station wurde in Belgrad gemacht, wo man die magne- tischen Instrumente in dem von Herrn Professor Jackschitsch gütigst angebotenen, nicht weit von der Strasse nach Topschider gelegenen Garten aufstellen konnte. Auf gefällige Verwendung des damaligen Herrn General-Consuls, Obersten v. Rad ossavlj e vidi, wurden von der fürstlich serbischen Regierung alle Anstalten ge- troffen, dass auch das Innere des Landes mit aller Sicherheit und 324 Kr eil. Magnetische und geographische Ortsl)estimmnngen den Umständen angemessenen Bequemliclikeit hereist werden konnte. Die Feststellung der geographischen und magnetischen Elemente, so gut es die ungünstige Witterung gestattete, an den zwei Stationen Poschega und Alexinatz , so wie die Messung mehrerer Höhenpunkte waren die Ergebnisse dieses Ausfluges. Nach der Rückkehr wurde von Belgrad aus die Reise auf dem Donaudampfer nach Kaiafat fort- gesetzt, welchen Ort man in der Zwischenzeit bis zur Ankunft des Eilschiffes geographisch und magnetisch bestimmte. Auf demselben wurde nach Semlin und von da nach Szegedin gefahren, um mehrere im südlichen Ungarn und Siebenbürgen gelegene meteorologische Stationen zu besuchen, und in der letzten derselben, nämlich in Kronstadt, ein wallachischer Postwagen bestiegen, welcher die Rei- senden nach Bukarest bringt. Hier konnten die Beobachtungen in dem Gärtchen des Herrn Dr. Ba rasch, Professors am National- Collegium, ausgeführt werden, welcher auch so gefällig war, ein Zimmer des in seinem Hause befindlichen neu errichteten und noch nicht belegten Kinderspitals zu öffnen, da bei der grossen Ausdeh- nung der Stadt die Entfernung des Beobachtungsplatzes von jedem Gasthause zu grossen Zeitverlust zur Folge gehabt haben würde. Hier, so wie in zweien der vorhergehenden Stationen, nämlich in Belgrad und Alexinatz , wurden zur Bestimmung der geographi- schen Länge die Telegraphen benützt, deren Gebrauch für diesen Zweck, nach gütiger Verwendung der k. k. Staatstelegraphen- Direction, keinem Anstände unterlag, wie dies bereits vor 10 Jahren bei der Bereisung der österreichischen Monarchie geschah 9- Leider konnten nur an vier Orten die geographischen Längen durch dieses Verfahren bestimmt werden, nämlich in den drei genannten Statio- nen und in Galatz. An zwei anderen, ebenfalls mit Telegraphen- ämtern versehenen, in Sulina und Constantinopel, war es theils wegen angehäuften Regierungsdepeschen, theils wegen Unterbrechung der Linien und anderen Hindernissen trotz mehrfacher Versuche nicht möglich bis nach Wien durchzudringen. Von Bukarest aus erreichte man in Giurgewo wieder den Donaudampfer und mit ihm Galatz, die letzte Station im Innern des Festlandes; die geographischen und magnetischen Bestimmungen wurden hier vollständig durchgeführt. ») S. Sitzungsberichte d. kais. Akad. d. Wissensch. I. Band. Sitz, vom 30. Nov. 1848. im sii(li").sllirlion Riiropn miil i'iiii^oii KiisIcnjMuiUi'n Asiens. »J/Ci> Von da aus wiirdo dio |{(m'so auf Sr. Majostäl Danipfcr Croazia, Capit. Kratky vom Flottillon-Corps, fortqosetzt, der sich nacli Sn- lina l)0f!:al). Ein zweitägiger Aufentlialt in Tultscha wurde zu einem Ausilugo in den nördlichen Theil der DoJ)riitscha bis Bahadagh benutzt. Der bereiste Tlieil derselben ist bügelig und fnicjilbai". wenn gleich, wenigstens in dieser Jahreszeit, wasserarnu Eine halbe Stunde (Fahrzeit des Dampfers) ehe man Tultscha erreicht, geht vom linken Donauufer die Kilia ab, der grösste der drei Arme, aus denen das Donaudelta besteht, indem er fast % von der Gesammtmenge des Wassers entführt, während Sulina kaum y., und der Georgscanal gegen '/g fasst. Der Sulinacanal trennt sich eine Viertelstunde nach Tultscha fast rechtwinklig von dem Georgs- canal ; ans diesem Grunde ist schon das Einlaufen in denselben, und wegen der vielen Krümmungen, Versandungen und dem Aufsitzen der Schiffe auch der Verlauf der Fahrt beschwerlich, besonders im Herbste, wo der Fluss der vielen nach und von Galatz und Ibraila fahrenden Fruchtschiffe wegen sehr belebt ist. In der Gegend von Sulina erblickte man am Horizonte Wolken- schichten, welche für den aus dem Abbrennen der Rohrfelder ent- stehenden Rauch gehalten wurden. Als man in die Nähe kam, zeigte sich, dass es Wolken von Wanderheuschrecken waren, welche bin- nen zwei Stunden in den wenigen Gärten um Sulina die Gewächse bis auf die Wurzeln abgenagt hatten. Der Wasserstand über der Barre von Sulina ist der höchste von allen drei Mündungen. Er wechselt zwischen 7 und 12 Fuss. Beim Georgscanal ist er zwischen 6 und 7 Fuss. Man findet ihn in der Regel desto höher, je geringer die vom Flusse gebrachte Was- sermenge ist, weil mit dieser Menge auch jene des zugeführten Alluviums steigt und fällt. Auch die Entfernung der Barre vom Ufer wächst mit der Menge des Flusswassers. Der nächste Lloyddampfer wurde zur Überfahrt nach Constan- tinopel benützt, da den eingelaufenen Nachrichten zu Folge die An- kunft des in Venedig in Reparatur befindlichen „Taurus" im günstigen Fall Anfangs August erwartet werden konnte. Die Ausmittelung eines Platzes für die Beobachtungen in Constantinopel war sehr schwierig, da sich weder in der Stadt noch in den Vorstädten ausser den auch als Spaziergänge benützten Begräbnissstätten freie Räume befinden, die Gärten klein und nicht zugängig sind, und der unge- 3ä6 Kr eil. Mngiietische und geograpliische Ortsbestimmung'ftn wohnte Anblick eines Beobachtungsapparates an einem offenen Orte grossen Zusammenlauf der sehr zahh-eichen Volksmenge verursacht haben würde. Seine Excellenz der Herr Internuntius Freiherr v. Prokesch- Osten, der an allem was Wissenschaft betrifft lebhaften Antheil nimmt, half auch aus dieser V^erlegenheit, indem er den Hofgärtner Seiner Majestät des Sultans, Herrn S echt er, ersuchen Hess zu gestatten, dass diese Beobachtungen in seinem Garten in Ortaköj, das eine kleine Stunde von Pera entfernt auf einer Anhöhe am Ufer des Bosporus gelegen ist, ausgeführt werden, welchem Ansinnen der- selbe mit der grössten Gefälligkeit entsprach. Da von der Ankunft des „Taurus" noch keine näheren Nach- richten eingegangen waren, also dessen Herstellung längere Zeit in Anspruch zu nehmen schien als anfangs dafür festgesetzt war , so wurde beschlossen, in der Zwischenzeit die von den Lloyddampfern befahrene Südküste des schwarzen Meeres zu bereisen, um auf diese Weise dem von der hohen k. k. Central-Seebehörde ausgesprochenen Wunsche vorzuarbeiten, nach welchem die für die Schifffahrt wich- tigsten Küstenpunkte dieses Meeres geographisch und magnetisch bestimmt werden sollten. Demnach wurde, nachdem die Beobachtungen in Ortaköj abge- than waren, der Lloyddampfer „Trebisonda", Capitän Benisch, be- stiegen, und mit ihm die Überfahrt nach Trapezunt gemacht. Sie dauerte, den oft langen Aufenthalt an fünf Zwischenstationen, nämlich in Ineboli, Sinope, Samsun, Ordu und Keresün, mit eingerechnet, 63 Stunden, wird also nicht viel über 50 Fahrstunden betragen haben. Die „Trebisonda" ist ein stattliches Schiff von 320 Pferdekraft, das 12 bis 13 Seemeilen in der Stunde zurücklegt. In Trapezunt wurde ich von dem k. k. Consul Freiherrn von Baum mit der zuvorkommendsten Gefälligkeit aufgenommen, und konnte die Beobachtungen in dem Consulatsgarten ausführen. Da eine zwar fortwährend heitere aber stürmische Witterung eintrat, welche die Ankunft der Dampfer verhinderte, so wurde dadurch meine Abreise verzögert, so dass ich erst nach 14 Tagen und zwar auf demselben Dampfer „Trebisonda'^ nach Constantinopel zurückfuhr. Noch war keine Nachricht über die Ankunft des „Taurus" ein- getroffen, und die vorgeschrittene Jahreszeit — denn es war bereits im siidö.slIiolKMi Imii-(>|iii uikI fiiiii^i'ii Kii.sli'iiitiiiiMi'ii Asiens. f> -IS D3 # ES » Cj fj C 15 C O: 1.' 1 S ~ ^ s 55 — O (ti * o ? OH 1 g S ?^ 1 ^ « X o crq Vi o 5 «S> 2, e: n> » » ■5 _j ^ N SS ^^ =r a5 -• • 3 ?T" ä 5^ f^ S3 o s • CO -• . . u (» ff> ■"' cc o = =; 5 ^ ' cc ! f ? = ö' 3 6 3 • • 3^ 0? 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S" s 2" S 2 5 ^ 3 vr 2. vr 3 O ^— ' ^ cri' n> ff H^ i-k h^ o W OJ CO « Üt C5 Ci «<-c w Ot w c;t et CS « CJt vz CS CS b" ■^ «O CO •-• O -3 C;c <} .q ÜC ÜC h-- cc CO CO o o o 5* o u. oq tC C<-X rfS' M. tji' ^5 Hi. rfi. e;c c-t C-C *» l.i- WC 3 £• üt H^ ejt CO ' CO cc OS CO — o -j o 1 C5 OD o H-- CO CS 1^ CS Cit OS 4^ o 3 N IC o CO «jt *> tfs< »^ rfa. *» -J^ rf». 4s. rfs. h^ 4^. *> 4^ *" *» *» ^ i a Ot 05 CO C5 1 1 CO if^ rfi. *> t« 4i. CS oc e« c-c CS wt: 5 i N M- tc 1— ^^ OS IC CS CO f^ o o IC 65 — WC WC S - C5 CO t*S' 00 O CO M O CO «t CS © 65 CO CO CO " r Q< ^s h^ ^^ 65 IC H^ H-^ ^^ 65 3 (B ►fi" CO IC p GC IC CO <} -5 *» O !->■ ii|iiiMkloii Asiens. #> O «» Zu diesen Ergebnissen wurdt'n in der Abhandlung auch jene hinzugefügt, weidie die bei üelegenlieit der Rcreisung der niotcoro- lügischeii Stiitioneu in den Jahren 185'), IStiü und 1857 geniaehten Beobachtungen lieferten, so wie jene, welche Herr iJr. Schaub bei Gelegenheit einer BeschilVung der östlichen Küsten des Mittelnieeres im Jahre 1857 erhalten hatte. Alle diese Beobachtungen, und auch die seit 1843 innerhalb der Grenzen des österreichischen Kaiser- staates ausgeführten sind, um sie vergleichbar zu machen, mittelst der fortgesetzten Beobachtungsreihen von Prag und Wien auf den Zeitpunkt 18500 zurückgeführt, und daraus die damals stattfinden- den Verhältnisse und die Vertheilung des Erdmagnetismus gesucht worden, woraus sich Folgendes ergab. Fasst man die Declination zuerst in's Auge, so sieht man sogleich , dass in unseren Gegenden die geographische Änderung vorzugsweise von Ost nach West, und nur unbedeutend von Süd nach Nord vor sich gehe, dass sie aber auch im ersten Sinne für verschiedene Theile des ßeobachtungsgebietes verschieden sei. Ver- gleicht man mehrere Stationen, die nahezu unter gleicher Breite, aber unter verschiedener Länge liegen , paarweise unter einander, so findet man die Declinations-Änderung (A) für 1 Längengrad zwischen dem SO. u. 51. Grad der Breite . . . A = 3i'4 „ 49. „ SO. „ „ „ ... A = 31-0 „ 48.,, 49. „ „ „ ... A = 30-l „ 47.,, 48. ,, „ „ ... A = 28-l „ 46.,, 47. „ „ „ ... A = 27-2 „ 4S. „ 46. „ „ „ ... A = 28-9 „ 44. „ 4S. „ „ „ ... A = 26-6 „ 41.,, 42. „ „ „ ... A = 2S-0 Diese Zahlen sind Mittelzalilen aus einer grösseren Anzahl von Vergleichspaaren abgeleitet. Ihr Gang ist ziemlich regelmässig, und hätte leicht noch gesetzmässiger gemacht werden können, wenn man die abweichenden Vergleichspaare, welche offenbar örtlichen Störungen unterworfen sind, hätte weglassen wollen. Allein ein solches Verfahren öffnet immer einer gewissen Willkür die Thüre, und war hier, wo die Anzahl der Beobachtiings-Stationen gross ist (es sind deren nicht weniger als 241), unnöthig. Der Sprung zwischen dem 45. und 46. Breitengrade ist der im nördlichen Italien und an den Küsten des adriatischen Meeres herrschenden Störung zu danken, von welcher später noch die Rede sein wird. e)»j4 Kr eil. Magnetische und geographische Ortshestiiiiinungen Man besitzt in diesen Zahlen auch ein Mittel, aus der an irgend einem Orte gefundenen Declination den Punkt zu finden, welchen die dieser Declination nächste Isogone einnehmen muss. Durch dieses Verfahren wurden die nördlichen und südlichen Endpunkte der Isogonen bestimmt und diese konnten dann, ohne die von dem zwischenliegenden Gebiete hervorgebrachten Störungen zu berück- sichtigen, als nahezu gerade, von den Meridianen nur wenig ab- weichende Linien in die Karten eingetragen werden. Diese Linien geben natürlich ein den obigen Zahlen ganz ähnliches, nur augen- fälligeres Resultat. So wie die Zahlen durch ihr Abnehmen von Norden gegen Süden zeigen, dass je zwei Isogonen, z. B. die von 12° und 10°, im Süden einen grösseren Längenbogen zwischen sich fassen müssen, als im Norden, so gehen auch jene Linien gegen Süden auseinander und nähern sicli im Norden. Die Winkel, welche sie mit den Meridianen einschliessen, gehen von -j- 17° durch Null auf — 8° über, wo das Zeichen -}- bedeutet, dass der südliche Theil der Isogone von dem durch ihren nördlichen Endpunkt gelegten Meridiane gegen Westen abweicht. So wurde der nördliche End- punkt der Isogone von 16° aus den ihr nächsten Stationen Plan, Kitrlsbad, Chiesch und Komotau bestimmt, ihr südlicher aus den Stationen Cremona, Brescia, Mantua, Verona. Die durch beide Punkte als Bogen eines grossen Kreises gezogene Linie macht mit dem Meridiane des nördlichen Endpunktes den Winkel -j- 11° 16'. Rechnet man aber aus den Beobachtungen am Cap Takli den nörd- lichen, aus denen von Trapezunt den südlichen Endpunkt der Isogone von 4°, so findet man, dass sie mit dem Meridiane von Takli den Winkel von — 6° 4' macht. Hieraus folgt, dass das System der Isogonen in dem durch- forschten Gebiete aus zwei Theil en besteht, dem westlichen, welche im Süden eine Abweichung gegen Westen, und dem östlichen, welche im Süden eine Abweichung gegen Osten vom Meridian befolgt. Die Grenzlinie zwischen beiden Theilen ist zwischen den Isogonen 12° und 11°, von denen die erstere von Krakau nach Corfu reichend dem Meridian beinahe parallel läuft, indem sie mit ihm den kleinen Winkel von -\- i° macht, während die östlich davon liegen- den, also auch die Isogone 11°, schon östliche Abweichungen zeigen. Es scheint, dass dieser Meridian (38° östlich von Ferro) durch längere Zeit die Grenze zwischen den östlich und westlich aus- im siidiislliohoii Eurii|(:i und eiiiigiMi Kii»tcMi|iiiiiktoii Asiens. «lO«) woicliencien Isoijonon sein soll, oder mit anderen Worten, dass die Isogonen in ihrer seeulären Howegung parallel mit sich selbst nach Westen vorrücken , denn in Corfu war die Deelinations- Änderung vom Sommer des Jahres 1854 bis zu dem des Jahres 1857 i9'5; fast genau um dieselbe Grösse nahm sie während dieser Zeit auch in Krakau ab. Wenn aber diese Änderung an ver- schiedenen Punkten derselben Isogone gleich ist, so kann diese ihre Richtung nicht ändern. Spätere Beobachter werden über diesen Punkt mit grösserer Zuversicht entscheiden , so wie auch darüber, ob, wie es nach den wenigen vorhandenen Beobachtungen den An- schein hat, die östlich ausweichenden Isogonen in tieferen Breiten wirklich eine mehr westliche Richtung annehmen. Übrigens wurde die kleinste Declination in dem durchforschten Gebiete in Trapezunt gefunden, wo sie im August 1858 1° 59' westlich war. Nimmt man an, dass in jener Gegend die Abnahme derselben für 1 Längengegend nach Osten 26' betrage, so ergibt sich, dass jetzt die Nulilinie der Declination nahe beim 62. Grade östlicher Länge, also noch einen Längengrad östlich von Kars liege, welche Stadt sie bei ihrem Vorrücken gegen Westen in wenigen Jahren erreichen dürfte. Es wurde schon früher gezeigt, dass die Abnahme der Declina- tions-Anderung mit der geographischen Breite nicht ohne Ausnahme ist, und dass die hervortretende Unregelmässigkeit vorzugsweise in den nord-italienischen Stationen ihren Grund hat. Dies veranlasste noch eine zweite Zusammenstellung der in dieser Beziehung verglichenen Stationen, indem man die Vergleichpaare, welche zwischen den- selben Längengraden lagen, in ein Mittel vereinigte und auf diese Weise Zonen bildete, welche den Meridianen parallel waren, so wie die früher betrachteten Zonen den Breitenkreisen parallel liefen. Man fand hiedurch, wenn A die Declinations-Abnahme für 1 Längen- grad bezeichnet, zwischen dem 28. und 30. Längengrade . . . . A = 32-6 . . . . A = 27-8 . . . . A = 27-9 . . . . A = 27-7 . . . . A = 28-4 . . . . A = 30-9 . . . . A = 27-3 . . . . A = 2äi SiUb. (I. mathem.-naturw. Cl. XXXVf. Bd. Nr. 16. 24 30. „ 32. 32. » 34. 34. » 36. 36. „ 38. 38. n 40. 40. » 42. 42. » 43. 336 Kr eil. Mag^iietische und geügrapliisclie Ortsbestiiiimuiigeii Die in dieser Ziisanrnnenstellung enthaltenen Werthe von A in der ersten oder westlichsten, und in der S. und 6. Zone sind bedeu- tend grösser als die übrigen. Es sind dies jene Zonen, welche die Ebenen von Italien und Ungarn durchschneiden. Die zweite, dritte und vierte Zone umfassen das Alpengebiet, die siebente und achte das Gebiet der östlichen Karpathen, woraus ersichtlich wird, dass wenigstens in dem Umfange dieses Beobachtungsnetzes die Declina- tions-Abnahme von West gegen Ost in den Ebenen grösser ist als in Gebirgsgegenden. Man darf sich aber natürlich nicht vorstellen, dass für die einzelnen Stationen dieselbe Regelmässigkeit gilt, wie für die hier angeführten Mittel. Sowohl die in den Tafeln der Abhandlung auf- geführten Zahlen, als die darnach gezeichneten Curven zeigen solche Abweichungen von einem regelrechten Gange, dass manche Sta- tionen, welche nach den Ergebnissen der Beobachtungen in das Gebiet einer bestimmten Isogone fielen, ihrer geographischen Lage nach gar nicht in eine Linie zu vereinen waren, wenn man selbe nicht durch die unnatürlichsten Krümmungen oder Schlingen durch- geführt hätte. Das erste Beispiel dieser Art zeigten schon die früheren, an den italienischen Stationen und den Ufern des adriatischen Golfes ausgeführten Beobachtungen, denen man aber zu wenig Gewicht beilegte, um daraus zu einer gründlichen Untersuchung Veranlassung zu nehmen, welche jedoch jetzt nicht mehr unterlassen werden konnte, nachdem sowohl die neuen, an den Ufern des schwarzen Meeres erhaltenen Bestimmungen , als auch die schärfere Ver- gleichung der älteren dem Gebiete der östlichen Karpathen ange- hörenden ähnliche Beispiele geliefert hatten, mancher mehr ver- einzelt liegender Punkte nicht zu gedenken. Wenn man die Isogone von 16°, so weit sie österreichisches Gebiet durchläuft, von Karlsbad und Franzensbad bis Cremona und Mantua in allen ihren Krümmungen verfolgt, oder jene von 15°, welche Bodenbach mit Rovigo verbindet, so sieht man, dass diese Curven, so wie sie aus den Alpen in die italienische Ebene eintreten, eine Wendung nach Westen annehmen. Das nämliche geschieht bei den Curven 14°, 13° und 12°, wenn man in ihnen die an der West- küste des adriatischen Golfes oder im Golfe selbst liegenden, aber der dalmatinischen Küste ferneren Stationen in Rechnung zieht. So im siiijiistlii-lioti Kiirop:) iiiiil oiiii^eu KüstenpiiiikliMi Asioiis. «>«iT streift die erste dieser drei Ciirven, welche die Küste nordöstlich von Lussin piccolo trill't, diinn ^cgen Aiicoiia hinüber, die zweite geht über Lissii, Lesina nnd L;igosta nach Molfetta , die dritte von [)nrazzo nach Brindisi. Rechnet man aher diese Isogonen aus den an der Küste Dalinatiens gelegenen Stationen, so nehmen sie statt der südw estlichen eine südöstliche Richtung an und laufen längs der östlichen Küste des Golfes. So wendet sieh die Isogone von 14° von dem Punkte, wo sie die Küste berührt, gegen Zara und Sebenico bin, die von 13° nach Cnrzola, Gravosa und Ragusa, jene von 12° läuft von Cattaro nach Corfu. Sie spalten sich also an der dal- matinischen Küste entweder in zwei Äste, oder man erhält zwei gänzlich von einander getrennte Curven. In Zahlenwerthen spricht sich die Erscheinung dadurch aus, dass die Abnahme der Declination zwischen beiden Küsten des Golfes unverhältnissmässig klein wird. So gibt das Vergleichspaar Padua-Fiume die Declinations-Änderung für einen Längengrad 18'7, das Paar Ancona-Spalato gibt 15'7, Molft'tta-Durazzo gibt 19'S^ Brindisi-Valona gibt 174, während die Mittel selbst mit Beiziehung dieser abweichenden Werthe zwischen 29' und 25' liegen. Den Gegensatz zeigen die auf dem Festlande Italiens befindlichen Stationen, welche eine sehr starke Declinations- Änderung andeuten, so Isola bella-Conegliano 34 '8, Mailand- Venedig 41=6, Pavia-Padua 43'3, sämmtlich weit grösser als die Mittel- werthe. Der Einfluss dieser Störungsquelle ist demnach ein solcher, dass sie an der Westküste des Golfes die nach' Nord gekehrte Spitze der Magnetnadel gegen Osten verrückt. Eine zweite ebenso ausgedehnte Störungsursache wurde, wie schon früher erwähnt, an den Ufern des schwarzen Meeres auf- gefunden, wovon Sinope, Cap Indje und Odessa die unverkennbarsten Anzeichen lieferten. Man könnte zw'eifeln, dass so weit entlegene, durch ein Meer getrennte Punkte demselben Störungsgebiete an- gehören, hätte man nicht an der eben besprochenen Erscheinung am adriatischen Golfe den Fall vorliegen eines ebenfalls durch mehrere Längen- und Breitengrade reichenden, und an entgegen- gesetzten Meeresküsten fühlbaren Einflusses, und hätte nicht die Berechnung der am schwarzen Meere ausgeführten Bestimmungen noch einen vierten zwischenliegenden Punkt, nämlich das Cap Cher- sones an der Westküste der Krim kennen gelehrt, an welchem sich die Störung mit nicht geringerer Macht äusserte. Sie spricht sich 24 • 338 Kr eil. Magnetische und geographische Urtshestimmungen auch hier, wie in Italien, in der Verscliiedenheit der Deelinations- Änderung aus, welche man diesseits und jenseits der Störungsquelle findet, oder graphisch in der Verschiedenheit der Entfernung der Isogonen von einander, hat aber in dieser Beziehung eine entgegen- gesetzte Wirkung als jene in Italien. Wenn hier die westlich gelegenen Stationen eine zu grosse, die östlich gelegenen eine zu kleine Abnahme der Declination gaben , so geben am schwarzen Meere die westlichen Stationen eine zu kleine, die östlichen eine zu grosse. Es wird also die Nordspitze der Nadeln gegen West abgelenkt. Als Beweis möge dienen die Änderung der Declination für einen Längengrad von Ortaköj nach Sinope A = 19' 1, „ Sinope nach Trapezunt A = 34-6; ferner die Änderung von Galatz nach Cap Chersones A = 16'4, ,, Cap Chersones nach Cap Takli A = 36-0; endlich die Änderung von Klausenburg nach Odessa A = 10-9, ,. Odessa nach Cap Takli A=44-8. Man sieht hierin nicht nur die Bestätigung der früher ge- machten Aussage des Bestehens einer mächtigen und zusammen- hängenden Störungsquelle, sondern auch einer solchen, die am nördlichen Ufer, obschon hier in der sichtbaren Erdbildung durchaus keine Anzeichen vorhanden sind, noch kräftiger auftritt als an dem südlichen. Ein drittes Störungsgebiet endlich, nicht minder ausgedehnt als die beiden früheren , trat in den östlichen Karpathen hervor. Es läuft von Norden gegen Süden längs des 41. und 42. Längengrades vom 50, Breitengrade (von nördlicheren Gegenden fehlen die Beobachtungen) bis zum 44. , und dürfte sich gegen Osten noch weiter erstrecken. Zwischen dem 47. und 48. Breitengrade tritt eine Unterbrechung ein, aber unterm 46. Breitengrade, im öst- lichen Siebenbürgen, äussert sich die Störung wieder so stark, dass bei der Verzeichnung der Isogone von 10° für Bistritz, Maros- Väsärhely und Schässburg ein eigener Zweig angedeutet werden musste. im .siiilostlii'hcii lüir(i|Ki und tMnr^cii Kiist(Mi|itijiklt'ii Asiens. 339 Das Gesagte wird durch folgende Zusammenstellung dargethan, welche eine grössere Anzahl von Beohachtungsslationeii enthält, da das Störungsgebiet sich innerhalb den Grenzen unseres Kaiser- staates befindet, wo die Stationen dichter gedrängt liegen. Die Werthe von A erscheinen manchmal mit den Zeichen — , nämlich dort, wo die Änderung der Declination von West gegen Ost in eine Zunahme überseht. VtTgleielisstatiouen Liiiige Breite A Rzeszow - Rawa Ruska . . 40-6 . . 51 - S0° . . 39 '0 Rawa Ruska — Brody . . . 421 . . 51 — 50 . . 105 ' Krosno — Lcniberg .... 40-5 . . 50 - 49 . . 49-1 Lemberg — Tarnopol . . . 42-5 . . 50 — 49 . .—3-9 ' Tarnow - Przemysl . . . . 39-5 . . 50 — 49 . . 53-1 Pizemysl - Tarnopol . . . 41 -9 . . 50 — 49 . . 6-9 * Kesinark — Skole 39-7 . . 49 . . 36-7 Skole — Czortkow .... 42-4 . . 49 . . 18-2 ' Leutschau — Dolina . . . . 40-0 . . 49 . . 38-9 Dolina — Czortkow .... 42-G . . 49 . . 8-9 * Kaschau — Veretzke . . . 39-9 . . 49 — 48 . . 41-0 Veretzke — Stanislau . . . 41-6 . . 49 — 48 . . 26-5 " Stanislau — Czortkow ... 43-0 . . 49 . . 14-0 " Kaschau — Veretzke . . . 39-9 . . 49 — 48 . . 41-0 Veretzke — Kolomea . . . . 41-8 . . 49 — 48 . . 23-0 * Kaschau - Munkacz . . . 39-7 . . 49 — 48 . . 30-9 Munkacz — Czernowitz . . 42-1 . . 49 — 48 . . 15-5 Tokaj — Szatmar 39-9 . . 48 . . 14-8 Szatmar — Suczawa . . . 42-3 . . 48 — 47 . . 33-9 " Debreczin — Nagy-Banya . 40-3 . . 48 — 47 . . 26-8 Nagy-Biinya — Jakobeny . 42-2 . . 48 — 47 . . 35-2 " SzoJnok — Grosswardein . . 38-8 . . 48 — 47 . . 27-9 Grosswardein - Bistritz . . 40-9 . . 48 — 47 . . 20-3 " Bistritz — Suczawa .... 43-1 . . 48 — 47 . . 40-5 * Szegedin — Klausenburg , . 39- (5 . . 47 — 46 . . 24-3 Klausenburg— Maros-Väsärbely 41 -8 . . 47 — 46 . -17-6 Arad — Karlsburg .... 40-2 . . 47 — 46 . . 31-1 Karlsburg — Schässburg . . 41-9 . . 47 — 46 . -22-7 Temesvär — Dobra .... 395 . . 46 — 45 . . 262 Dobra — Fogaros 41-5 . . 46 — 45 . . 13-3 ' Poschega — Kalafat . . . . 39-1 . . 44 — 43 . . 30-9 Kalafat — Bukarest .... 413 . . 45 — 44 ■ . 239 " Unterschied + 28'5 + 53-0 + 46-2 + 18-5 + 30-0 + 14-5 + 12-5 + 18-0 + 15-4 — 19-1 -8-4 + 7-6 -20-2 + 41-9 4-53-8 + 12-9 i 7-0 o4ü K r e i I. Magnetische iiiirl greographisclie Ortsljestimmiing'en Man sieht aus diesen Zahlen, namentlich aus den unter der Überschrift „Unterschied" aufgefiihrlen, dass der Einfluss der Störungsquelle an den beiden Enden des durchforschten Störungs- gehietes in Galizien und im südlichen Siebenbürgen am mächtig- sten hervortritt, dass er aber in der Mitte unmerklich wird, ja sogar an einigen Stationen in den entgegengesetzten übergeht. Dort wo sich die Störung am kräftigsten äussert, wirkt sie auf die Nadel durch eine Verrückuug ihrer Nordspitze gegen Osten, also in der Weise, wie man es am adriatischen Golfe gesehen hat. Der Einfluss der örtlichen Störungen auf die übrigen Elemente, Inclination und Intensität, wurde in derselben Weise untersucht, wie jener auf die Declination, und sie lieferten alle die Bestätigung dessen, was oben über die Lage der Hauptstörungsquellen gesagt wurde. Abgesehen von diesen ist die Richtung der Isoclinen in unseren Gegenden nahe zu parallel , um den Winkel von 8 bis 9 Graden von den Breitenkreisen abweichend, und sie steigen in ihrem östlichen Theile gegen Norden an. In Störungsgebieten dehnen sich dessen Grenzen bis auf -\- 12 Grad und — ö Grad aus, wo das Zeichen — ein Niedersteigen unter den durch den westlichen Anfangspunkt gelegten Breitenkreis bedeutet. Wenn , wie es nach der freilich geringen Zahl der Beobach- tungsstationen im östlichen Theile von Europa scheint, die Störung der östlichen Karpathen eine Steigung, jene im schwarzen Meere eine Senkung der Isoclinen hervorbringt, so ist dies entsprechend dem Gegensatze, welcher in beiden Störungsgebieten in Betreff der Declinations-Änderung eintritt. In tieferen Breiten nähern sich die Isoclinen noch mehr den Breitegraden; auch rücken sie näher an einander, denn die Änderung der Inclination von Nord gegen Süd ist unter dem 35. Breitegrade fast doppelt so rasch als jene unter dem 50. Mit dem Gange der Isoclinen hat jener der Isodynamen der Horizontalkraft grosse Ähnlichkeit. Auch sie laufen innerhalb den Grenzen des Kaiserstaates parallel, und machen dort mit den Breiten- kreisen einen Winkel von 12 bis 13 Graden, indem sie sich gegen Osten nach Norden erheben. Nur in der Richtung von Galatz nach Odessa wächst dieser Winkel bis -j-41 Grad, weiter gegen Osten hingegen senkt er sich um 10 Grad unter den Breitenkreis gegen Süden. im si'iilöstlieiieii Riirnpii iiiiil (>iiii^pii Kiistoii|iiiiik(L'ii Asiens. f)4- 1 Die beiden letztgeiraiinten Kleinonle deuten iihrijioiis, wenn man ihren Lauf nicht hios aus den Endpunkten , sondern auch aus den zwischenliegenden Stationen hestinunt, noch manchen andern Punlit an, wo die Wahrscheinlichkeit, dass eine beschränktere ört- liche Störung stattfinde, eine grosse ist, wie Brunn, Tokaj , Karlo- witz u. a. Wenn man die aus den Bestimmungen der Inclination und horizontalen Intensität gefundenen Wertlie der Gesammtkraft eben so belumdelt, wie es bei den vorigen Elementen geschehen ist, so sieht man dass ihre Isodynamen innerhalb der Grenzen des öster- reichischen Kaiserstaates nahezu eine j)arallele Richtung unter sich l)eibehaiten, indem sie sich gegen Osten um einen kleinen Winkel unter die Breitenkreise ihrer westliehen Anfangspunkte gegen Süden herabsenken, welcher Winkel den Werth von 6 Grad nicht über- steigt, so lange er nicht eines der grossen Störungsgebiete erreicht. Rechnet man aber, wie es in den vorigen Fällen geschehen ist, den genaueren Lauf der Curven nicht blos aus ihren östlichen und west- liehen Endpunkten, sondern auch aus den Mittelstationen, so wird er so unregelmässig, dass dieselben sich mehrfach durchschneiden und verschlingen, daher keine Übersicht gewähren, aus dem ein gesetz- licher Gang zu entnehmen wäre. Wenn man aber die Zahlen selbst näher ins Auge fasst, so erkennt man sogleich manche grösseren Gruppen derselben, welche unter einander gut übereinstimmen, aber von anderen benachbarten Gruppen stark abweichen. So sieht man , dass die Isodynamen in Böhmen ungemein weit gegen Norden hinansteigen, dass also dort der Magnetismus viel schwächer ist als in den nächsten Bezirken von Mähren und Schlesien; gegen Österreich und Steiermark wächst er wieder, noch mehr aber in den Ebenen Ungarns. In Galizien wird er wieder schwächer, jedoch nicht so sehr wie in Böhmen, daher die nach den Endpunkten gezogeneu Turven eine südliche Abweichung gegen Osten annehmen müssen. Um also auch hierüber zu einer klareren Einsicht zu gelangen, wurden die Stationen des Kaiserstaates, welche auf einem Viereck von zwei Längen- und einem Breitegrade liegen , zu einem Mittel vereinigt, welches numerisch die Intensität der dort vorhandenen Magnetkraft bezeichnet. Aus diesen Mitteln wurden wieder Durch- schnitte der drei hölxM'en Breitengrade vom HO. bis 48. und doi* 34ä Kreil. Mag-iietisclie und geographisclie Ortsbestiinimmgen tieferen vom 47. bis 44. genommen, und dadurch folgende Zahlen erhalten : Für die nördlicheren Breiten Für die südlicheren Breiten Länge Intensität Länge Intensität 270— 290 . — 270- 29« . . . 4-542 30 — 31 . . 4-595 30 — 31 . . 4'557 32-33 . . . 4-598 32-33 . . 4-552 34 — 33 . . . 4-628 34 — 35 . . 4-556 36 — 37 . . . 4-637 36-37 . . 4-560 38—39 . . . 4-638 38 — 39 . . 4-532 40 — 41 . . . 4-635 40 — 41 . . 4-557 42 — 43 . . . 4-639 42 — 43 . . 4-566 Die in der nördlichen Hälfte gelegenen Stationen zeigen nach diesen Zahlen einen wesentlich verschiedenen Gang von denen der südlichen Hälfte. In den ersten zeigt sich bei dem 34. Breitengrade, also bei dem Austritte aus Böhmen, eine plötzliche Verstärkung der magnetischen Kraft, welche einen örtlichen scharf begrenzten Ein- fluss vermuthen lässt, während die folgenden Längengrade sehr schöne Übereinstimmung der Zahlen gewähren. Einen ganz anderen Gang aber zeigt die südliche Hälfte der Stationen. Er ist nicht so ausgesprochen, wie jene der nördlichen, und die Magnetkraft nimmt dort von Westen gegen Osten zu, so dass die italienischen Stationen den geringsten, jene der ungarischen Ebene den höchsten Grad von Magnetismus nachweisen, dann folgt aber beim 38. und 39. Längengrad ein plötzlicher, jedoch nur kurz andauernder Rückschritt, der schnell hergestellt ist, so dass im öst- lichsten Theile des Beobachtungsgebietes sich wieder derselbe oder ein noch höherer Grad von Magnetismus herausstellt, als in Ungarn. Der erwähnte Rückschritt rührt von der Gruppe der Reobach- tungs-Stationen Arad, Semlin, Belgrad, Temesvär und Karansebes her, deren wenig unter einander übereinstimmende Beobachtungs- zahlen das Dasein einer örtlichen Störungsquelle vermuthen lassen, welche schon früher aus den Ergebnissen der nahegelegenen Station Karlowitz beargwöhnt wurde, die bei allen früheren Untersuchungen ausgeschlossen werden mussten. Wenn man aus allen demselben Rreitengrade zugehörigen Gruppen den Durchschnitt nimmt, so ergibt sich daraus die Abnahme im siiiiiislliclit'ii Riiro|)n iiiid i'iiiiyt'ii l\iis(('ii|MiiiIi((Mi Asiens. t)4-<> der Magnetkraft mit der IJreilo, ahgesolieii von den störenden Ein- flüssen. Die zum Vorschein kommenden Zahlen sind : Itieite IntiMisItiit 50« 4-G4() 49 4(i22 48 4-GOl 47 4-ÖS4 46 4oö2 45 und 44 ... . . 4-527 Mittel 4-589 Die Änderung innerhalb des Kaiserstaates von Norden gegen Süden wird demnach durch die Zahl 0-122 dargestellt, und beträgt den 0*026. Theil des Werthes, welchen die Kraft im Jahre 1850*0 in diesen Gegenden hatte, und für welchen Werth man das Mittel 4-589 ansehen kann. Während der in früheren Jahren durchgeführten Reisen wurden auch an manchen Höhenpunkten magnetische Beobachtungen ange- stellt, welche jetzt, wo alle Mittel vorhanden sind, die an den um- liegenden Stationen erhaltenen Beobachtungsergebnisse auf einen Standpunkt zurückzuführen, welcher in der durch den Höhenpunkt gelegten Senkrechten liegt, einen Beitrag liefern können zur Beant- wortung der mehrfach angeregten Frage, ob in der Magnetkraft, bis zu den von uns erreichbaren Höhen, eine Abnahme erkennbar sei oder nicht. Unter den sieben Punkten, welche hier in Betracht gezogen wurden, nämlich : St. C h r i s t o p h auf dem A r I b e r g e , Brenner, der Hieronym uss tollen bei Böckstein, der Garn skarkogel bei Gastein, derDobracz bei Bleiberg, der Polsterberg bei Eisenerz, S. Maria und die Ferdinands höhe auf dem Stilfserjoche, zeigen die fünf ersten eine sehr merkliche Abnahme der Kraft mit der Höhe an , bei den zwei letzten , nämlich dem Polsterberge und Stilfserjoch , bemerkt man zwar eine Zunahme, aber so klein, dass sie jedenfalls weit innerhalb der Grenzen der Beobachtungsfehler liegt. Es ist daher sehr wahrscheinlich , dass die magnetische Kraft mit der Höhe abnehme, und dass diese Abnahme selbst schon im f>4r*t K r e i I. Magnetische und geographische Oiishestimmuiigeii etc. Bereiche unserer Gebirgshüheti merklich sei. Im vorliegenden Falle würde sie, wenn man allen Bestimmungen gleiches Gewicht beilegt, für die Höhe von 1000 Toisen 000028 oder ungefähr den j^„ Theil der Kraft betragen, welche im Jalire 18S0-0 unter dem 47. Breiten- und 33. Längengrade gefunden wurde. Da alle Elemente des Erdmagnetismus einer zweifachen Ände- rung unterworfen sind, sowohl nach der Zeit an demselben Orte, als in derselben Zeit von Ort zu Ort, so fühlt man sich gedrängt nach Grössen zu suchen, welche, so weit bis jetzt unsere Kenntnisse reichen, noch am ersten das Merkmal der Beständigkeit an sich tragen. Solche Grössen sind die Unterschiede der gleichnamigen magnetischen Elemente an verschiedenen Orten, und aus diesem Grunde wurde der besprochenen Abhandlung noch eine Tafel bei- gefügt, welche die Unterschiede zwischen den in Wien und an anderen Orten bestimmten magnetischen Grössen enthält. Fit zinircr. Ülioi- zwei Arhi'Ueii ili's llenii Dr. Tli. v. HiMifjlin de 34!) Über zwei Arbeiten des Herrn Dr. Theodor von H engl in: „Si/s(ematisc/ie Übersicht der Siiugeihiere Nord-Ost- Afrikas mit Einschhiss der arabischen Küste, des rothen Meeres und der Nil-Quellen-Länder südwärts bis zum 4. Grade nördli- cher Breite,'" und „Beiträge zur Naturgeschichte Nord-Ost- Afrikas und der Nil - Quellen -Länder^' . Von dem w. M. Dr. L. J. Fitzinger. (Auszug aus zwei Abliaiidlung^en, von denen die erste für die Sitzungsberichte, die zweite für die Denkscliriften liestimnit ist.) Herr Dr. Theodor von Heugliri , welcher hekanntlich durch mehrere Jahre hindurch die Geschälte des k. k. österreichischen Consulats in Chartum versah und während dieser Zeit nicht nur Nord -Ost -Afrika nach den verschiedensten Richtungen hereiste, sondern auch längs des ßahr-el-abiad bis zum 4. Grade nördlicher Breite südwärts und ziemlich tief in's Innere des Landes vorgedrun- gen war, hatte mir bei seiner vorletzten Rückkehr aus Afrika zwei naturwissenschaftliche Abhandlungen übergeben, welche seiner Zeit der kaiserl. Akademie der Wissenschaften zur Aufnahme in ihre Schriften unterbreitet werden sollten. Die eine dieser Abhandlungen, welche für die Sitzungsberichte bestimmt ist, enthält eine systematische Übersicht der Säugethiere Nord-Ost-Afrika's mit Einschluss der arabischen Küste, des rothen Meeres und der Nil-Quelleu-Länder südwärts bis zum 4. Grade nörd- licher Breite und ist in ähnlicher Weise bearbeitet, wie dessen systematische Übersicht der Vögel derselben Gegenden, welche in den Sitzungsberichten der kaiserl. Akademie der Wissenschaften vom Jahre ISöO und zwar im XIX. Bande dieser Schriften abgedruckt ist. Die zweite Abhandlung, welche den Denkschriften gewidmet ist, enthält die Beschreibung theils der neuen, theils der nur unvoll- ständig bekannten Säugethier-Arten jener Länder inid ist von zehn 346 Fitzinger. Tafeln begleitet , welche ich schon früher in einer unserer vertrau- lichen Sitzungen der Classe vorzulegen die Ehre hatte. Es lag in der Absicht des Herrn Dr. v. H euglin, beide Abhand- lungen in möglichster Vollständigkeit zu geben und desshalb stellte er an mich auch das Ersuchen, dieselben vorerst aufzubewahren, mit den mir von Zeit zu Zeit durch ihn zukommenden Nachträgen und ferneren Mittheilungen zu vervollständigen und nach einer genauen, durch mich vorzunehmenden Vergleichung der von ihm mitgebrachten Original -Exemplare, welche nunmehr ein Eigenthum des kaiserl. zoologischen Hof-Cabinetes sind, die Bestimmungen festzustellen und die kurzen Entwürfe der Beschreibungen nach denselben weiter auszuführen. Mit Vergnügen habe ich es übernommen , diesem Wunsche zu entsprechen , indem ich alle ferner an mich gelangten wissenschaft- lichen Notizen, welche meist von einer späteren Reise herrühren, die Herr Dr. v. Heuglin längs der Ost-Küste von Afrika und der west- lichen Ufer von Arabien unternommen, gehörig eingeschaltet, die Bestimmungen der Arten einer sorgfältigen Prüfung und Durchsicht unterzogen, und die Beschreibungen dem neuesten Standpunkte der Wissenschaft gemäss erweitert habe. Dies ist der kleine Antheil, den ich an dieser Arbeit habe , während das ganze Verdienst doch nur Herrn Dr. v. Heuglin allein gebührt. Da beide Abhandlungen nun in soweit vollendet sind , dass nur noch einige wenige Einschaltungen, welche Citate betreffen, fehlen, und ich daher in der Lage sein werde, sie wohl noch vor Beginn unserer Ferien der kaiserl. Akademie zum Drucke vorzulegen, so erlaube ich mir derselben jetzt schon einen kurzen Auszug aus beiden vorzutragen. Die systematische Übersicht unifasst227 Arten von Säugethieren, welche diesem ausgedehnten Ländergebiete angehören, und zwar 200 wild vorkommende Arten und 27 zahme. Von diesen entfallen auf die höheren Säugethiere (^Pri- mates) 44 Arten, welche durchaus nur im wilden Zustande vorkom- men, nämlich 10 Affen (Simiae) , 1 Art von Halbaffen (Hemi- pitheci) und 33 Flatterthiere (Chiroptera). Auf die Krallenthiere (Unguiculata) kommen 106 Arten, 102 wilde und 4 zahme. Hierunter sind 58 Raubthiere (Rapa- cia), wovon 54 wild und 4 domesticirt sind , und 48 Nagethiere über zwei Arbeiten des llerni l>r. Ib. \. H t-iigl in elf. 34 < (liodentia) , welche sämmtlich mir im wilden Zustande angetrof- fen werden. Von Zahnarmen Thicren ( Etlentald) kummen nur *4 wilde Arten vor, die beide zu den Sc harrtli ieren (Effodientia), gehören. Aus der Reihe derHufthi ere (^6'///////«^«^ ercjcheinen 70 Arten, 47 wilde und 23 zahme. Davon entfallen 13 auf die Vielhufer oder hie k haut er (PavhydcrmalaJ, von denen 12 Arten wild und 1 domesticirt sind; 4 auf die Einhufer (SolidungutaJ, 2 wilde und 2 zahme; und 53 auf die Zweihufer oder W ie der käue r (Ruminantia) , unter denen 33 wild, 20 aber zahm sind. See-Säugethiere (Phinata) sind bis jetzt nur 5 Arten aus jenen Gegenden bekannt, welche sämmtlich dem wilden Zustande angehören, und zwar 1 Art aus der Ordnung der Sirenen oder Seekühe (SireniaJ und 4 Arten Wale (CetaceaJ. Es geht sonach aus dieser Übersicht hervor, dass die Säuge- thier-Fauna von Nord-Üst-Afrika und der Westküste von Arabien sehr reich an Arten ist und es ist nicht zu zweifeln, dass bei einer genaueren Durchforschung jenes Gebietes sich die Zahl derselben noch beträchtlich vermehren werde, da insbesondere manchen Thier- Familien, wie den Spitzmäusen, Mäusen u. s. w. von den reisenden Naturforschern bisher nicht die gehörige Aufmerksamkeit geschenkt worden ist. Was die fernere Ausführung dieser systematischen Übersicht betrift't, so sind bei jeder schon beschriebenen Art die wichtigsten Synonyme angeführt, bei allen aber die Namen, welche sie bei den verschiedenen Völkerstämmen der dortigen Bewohner führen; ferner die Örtlichkeiten ihres Vorkommens, viele wichtige Bemerkungen über ihre Lebensweise, Sitten u. s. w. und häufig auch noch man- cherlei andere wissenswürdige Notizen. Das Ganze ist eine mit grossem Fleisse und der umfassendsten Sachkenntniss zu Stande gebrachte, sehr verdienstliche und für den Naturforscher überhaupt, insbesondere aber für die jene Länder bereisenden Sammler höchst wichtige Arbeit, die das Ergebniss jahrelanger, mühe- und beschwerdevoller Forschungen in gedrängter Kürze zusammenfasst. Die für die Denkschriften bestimmte Abhandlung, welche den Titel „Beiträge zur Naturgeschichte Nord-Ost- Afrika's und der Nil- 348 F i t z i II g e r. Über zwei Arbeiten des Herrn Dr. Tli. v. H e u g I i n etc. Quellen-Länder" führt, umfasst die ausführliche Besehreibung von 18 verschiedenen Säugethier-Ai-ten, von denen 10 auf den der Classe bereits vorgelegten Tafeln abgebildet sind. Unter diesen Arten sind 14 neu und bisher noch gänzlich unbekannt, 4 dagegen zwar bereits mehr oder weniger bekannt, doch entweder nur sehr unvollständig beschrieben, oder blos schlecht oder noch gar nicht abgebildet; daher es für die Wissenschaft jedenfalls von Wichtig- keit ist, diesen Mangel zu ersetzen. Diese nur oberflächlich bekannten Arten sind: Cynocephalus porcarius Boddaert, der bisher irrigerweise mit dem capischen Cynocephalus nrsimis Pennant verwechselt wurde, Crocidura Hedenhor(ji Sundevall, Orycieropiis aethiopicus Sundevall, und Phatages Temminkii Smuts. Unter den unbeschriebenen befinden sich 1 Affenart, 3 Arten Flatterthiere , 5 Arten Raubthiere , 3 Arten Nagethiere und 2 Arten von Wiederkäuern. Die Beschreibungen sind durchgehends umständ- lich und genau, so wie es die Wissenschaft erfordert, und sämmtlich nach Original-Exemplaren entworfen, mit detaillirter Angabe der Ausmasse und Beifügung des Verbreitungsbezirkes und Fundortes. In einem besonderen Anhange werden noch mehrere theils neue, fheils zweifelhafte Säugethier- Arten erwähnt, welche Herr Dr. v. Heuglin auf seinen Reisen nur oberflächlich kennen zu lernen und daher auch nicht näher zu untersuchen Gelegenheit hatte. Diese Bemerkungen gründen sich auf kurze, an Ort und Stelle vorgenom- mene Aufzeichnungen ihrer wesentlichsten Merkmale und gleichzeitig entworfene Zeichnungs- Skizzen. So unvollständig diese Angaben auch sind , so geben sie doch einen wichtigen Fingerzeig bei künf- tigen Untersuchungen und sichern zugleich Herrn Dr. v. Heuglin die Priorität der Entdeckung. Herrn:» im. ViM' Roliros wurde in den mii' durch einen Einsclinitt erolVnolen L'reter eingeschoben . und dort an seinen beiden Enden fest gebunden. Der senkrechte Schenkel wurde, nachdem der Ureter niiiglichst in seine natürliclie Lage gebraclit war, in die Wunde der Bauchdeckeu eingenäht. Da nur der senkrechte und die nach der Niere hinsehende Abtheihing des horizontalen Schenkels der Ilöhre eineLichtung besass, der nach der Blase hinsehende aber verschlossen war, so musste aller Harn durch den senkrechten Schenkel ausfliessen. Das angewendete Hohr gewährte den Vortheil, dass der Ureter nie- mals verbogen werden konnte, so dass der Austluss des Harns immer ungehindert blieb. Die Auswahl gerade dieser Stelle des Ureters war getroiren worden , weil man hier entfernt von der Niere die Bauch- ludile eriJllnete und somit voraussichtlich die geringste StiJrung in den Stronihuif und die Innervation der Niere einführte. Zum Auffangen des Harns dienten Kölbchen, die mittelst eines gereinigten Kautschukrohres und einer gebogenen Glasröhre, die durch einen wohl schliessenden Kork lief, an dem senkrechten Schenkel des T-förmigen Rohres befestiget wurde. Um die Luft in dem Masse, in welchem Harn einfloss, aus dem Kölbchen austreten zu lassen, war der Kork capillar durchbohrt; das Kölbchen wurde ausserdem um die Verdunstung noch mehr zu beschränken in Watte gewickelt, die mit Äther befeuchtet ward. Der während einer genau notirten Zeit ausgeflossene Harn wurde gewogen, der NaCl-Gehalt mit Silber- lösung, der Harnstoff nach der Methode von Liebig titrirt. Die Grösse der Fehler, welche in die Harnmenge durch die Ureteren- bcM egung und durch die Art des Auffangens, in den Harnstoff- und NaCl- Gehalt durch das Titriren eingeführt wurden, kann ich nicht einmal annäherungsweise angeben; um so weniger als Versuche, die sieh gegenseitig beleuchten, theils wegen der Natur der Beobachtun- gen , theils wegen der geringen Menge von gewonnener Flüssigkeit nicht möglich waren. In Anbetracht dieser Umstände habe ich durch sorgfältige Ausführung der Handgriffe die Fehler möglichst zu ver- ringern getrachtet. Da der Harnstoff und NaCl auf das Volum des Harns titrirt worden, der Harn selbst aber gewogen war, so hätte das specifische Gewicht des letzteren bekannt sein müssen, um die absolute Menge beider Stoffe im Harn bestimmen zu können; da dieses wegen der geringen Ausbeute an Harn nicht möglich war, so setzte ich das specifische Gewicht desselben überall gleich 1 ; Sitil). d. matlieiii.-naltirw. Cl. XXXVI. IM. Nr. 16. ~'S 3o^ H e r m u n n. hierdurch ist allerdings ein kleiner Fehler in die Berechnung der gesammten Harnstoff- und Kochsalzmenge eingeführt. Sollte die Harnahsonderung unterbrochen werden, so wurde der am senkrechten Röhrenschenkel vorhandene Kautschuk zuge- quetscht. Nach Eröffnung des geschlossenen Ureters versuchte man den im Letzleren angehäuften also während der Unterbindung gebildeten Harn zu sondern von dem, der nach der Eröffnung durch die Niere abgeschieden wurde. Hiebei verfuhr ich so, dass ich das unmittelbar nach der Eröffnung im raschen Strahl Ausfliessende für den Ureterinhalt ansah. Wenn darauf der Harn wieder tropfen- weise zum Vorschein kam, so wurde das Kölbchen gewechselt. Diese Scheidung ist weder scharf, noch lässt sich der Umfang ihres Fehlers angeben; sie gewährt jedoch jedenfalls den Vortheil, den Inhalt des Ureters sowohl wie den neu abgesonderten Harn weniger vermischt zu erhalten, als es ohne ihre Anwendung möglich. Ich setze nun zunächst die Versuchsreiben hin, die »ach den entwickelten Grundsätzen angestellt sind. Vcifjlfifliiili- cl.-s ll:iiiis iiii.s ,lfii la'Micii i^tcicli/.cjt j^ (liiilijj .MI Mci fli. 35 iJ 1= -z ^ C5 CO 1— :o c 5 • '- '^ i^> £ o ■^ — — C " t"^ u - ^ t^ «* so o CO N ^ J: 3 « o so CO J> >* 1, = ■= c O (N (N o CO F = — i. S - S o ö <^ L. th o tM *- o c iü ^ _ ,^ & H-' ti; Oi 50 cc CO ^ II Ij o s CO «t 50 CO c c o 05 «*< ■^ CO « t. • u CO S ■^ 00 ^m f— t :ft _o c; = 5>T (N 15 3 ^ ^ u. ö •^ SO ■— ■^ in o " c CO ■* oc CO M «* CS -, t- 3 ' 2 "^ o o lo srs M -c ^ c ■^ JC CO ao <*• " ' « 1 1 CO 1 1 1 in 1 C*i ^ 1 1 i 1 1 1 = :« CD t- CO sn CO c. < - CQ ^ iN CO «* «s •^_ 6= - 00 CO o W O t- !>• = c =? jr C^l ift CQ — ^ tl; "" <*■ zn M CO ift C-. C^ C^ — CO C-. ■* t> CO CO i ": = iN (M iN Ti .2 Ä c c. Ö ö Ö c. O 55f GO 05 C5 05 •tf OJ = 1 CO OS «*< CO CO 't^ II -^ i' 5 cc x C5 CO «* ö aj '- = T-H ^ "" Zt. ^ '•^ ...H ^ r^ :.o _L< ■- - CO •* OC CO S>I ■* .E o ^ ~ S -^ ^ ~ S >* «* o •^ ifS 50 '^ T ^ CO CO 30 •* •■■ ■^ ^ — - -: Zeit f s a 1 1 1 1 1 1 = 00 c; CO lO CO <^ < _ ^i „-, « CO ■* :re i = "o "^ T-' ci CO •* ir. CO r: ^ "c ~ 2Ö H p r III a n n. a. " c« _ O O CA) *>* a. r^' ^ 2 er? -■ C. > ?r ^ — c ^ S M »T. -, 0^3 = — crq cfQ r* O t» j5 =S S 2. — "f^ 2 S -^ 2 -3 O M ^ C "^ " CT i 1 r 2! 3 c« 5 f^ 75 ~ = «" s. 00^ ? 2. r: c = 2- "= r ►^ (Ti C- S^ a- t» o =■. O 3* r/1 orq ^ . 0 % "^ oq M c i- Li. » < ~ o -> o S 3 c p*» 63 tc IC 0 > IT" w CO CO 4^ = r^ 3- 0 to «c CO IC l-k ■^ ES M. 09 '^ ~ 1 1 ! 1 1 1^ u 2. trc *» CO 10 ,^ 65 5 S 2, CO « VZ w ^ CO «,-: CO 1 r^ 0 tc Üt 4i> 0: tc "^ ff "■ H^ = -1 "* r; 3 0 CO *» M cc ta* s — 0 w 0 at CO ^ c, a » i-k H ^. C: ! C5 W ei Jn5 li oc > 0 =' =■ 1 ^ CO 0 CO = 0: — 0 t> 0 ■-s 05 ^^ c CiC -13 ™ 0 '^ :/ ^ "^ -. = OS w 10 H^ *i a. ^ -1 T 1^ ■^ 05 IsS CO •ö ^ rc i-i tft CO '^ Ci CO !<»• 65 IC 65 0 ci5- w CO CO *^ " 0 CiC CO 65 ^ N -, -j 0 ^— 1 1 1 , 1 i 1 ! jy ""■ 2 ^ ^ ^ tö fO «e CO IC 1-^ 65 B fz ^^ «j c ' *^ tJC t>^ CO tiC CO ■^ c O' v: +^ OC *w — re ,_fc so 0 '^ IC 00 ^« ^ s '^ ^"^ CO ^ 0? ^ S" g 0 05 00 n 00 a >*^ CO 4^ CO 0 <» 0 0 3 C 0 CO 05 O' th •—1 ^H i-i; ^ •- -^ ^ > s o Ol -3 ^ Q ü o Ol ■ ^_^ t/3 ^ OJ s -^ii ;— ; 0 = 2 e = 356 II e r ni a u n. Kl 2 H 5? 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CO CO IC {C M- tc JC o o IC dt l^ fc^ « IC uz *^ uz ^ > o o 1 1 oo o 1 1 tC CO 1 1 o 1 uz l_ uz 1 ff CS cj: tji- CO CO IC IC ^ IC IC o 5 " ^ >— IC uz M- uz uz ^5 e« ^ «: o o O CO C5 IC CO o uz cj; a a5 53 ^^ o n^ «: CO CO H^ 00 00 h-k- *- :3 CO o -J ^» *" 00 CO w. o ■^ —' ^ fC X o ^. t* M^ >^ f^ 1-^ h^ t-^- H-* =r H- cjc -J 05 H^a • i 1 "1 ■^ * "^ *> ^ ^ ^ ro w: i>5 -Q o -< t*'' < *" "^ ^ rj? ■! O O C« ^1 OS 00 05 ~ ^. CO IC tC h^ .c 1 IC IC o tc ö ö ö ö Ci -* ljt> OS (-*■* 4>- o ^ CO o »j^ CO *» o oo 1^ " ■? o o o o o K^ o IC S g' o oo oo Cit uz o 00 o o 2 05 «t IC CO rf^ IC CO CO s Vcrgli'ioluiiig' lies Ilanis ans den Iieidcii f^lolclizeitig' tliiiligcii Nieren. 357 Aus diesen Hoohaehliiiigeii sollen zuerst nur die Z'.dilen iti IJe- traclit genommen werden, weiche sich auf den gleichzeitig von heideu Nieren entleerten Harn beziehen, bevor die Unterbindung vorgenom- men war. Die geringe Anzahl derselben bringt die folgende Tabelle. L i n k s Rechts An-fiiLc •fes Ver- IJi'ol.- aih- tuiij;s- Harnmenge in Ur- pro- Ur- Iiicngc villi!-. \aCl- pro- NaCl .1I1S0I. Haru- inong-e in Ur- pro- Ur- menge währ. NaCI- pro- NaCl ahsol. suches /.cit 1 Minulo CCIlt il. lionl.. CPllt Menge IMinute ccnt A. Beoh. cent Menge I 3. Sl' 0 • 242^1-. 2-73 o:;32 0-2J)8 2-30 0-481 . 11. 1. 111 O-OOä 4-20 0-30o 0-64 0-047 0-066 3-90 0-287 0-72 0-053 III. 1. 30 0-202 3-0.^ 0-i85 1-07 0-065 0-087 2-96 0-S21 1-14 0-200 2. H 1-213 3-00 0S09 1-01 0171 0-870 2-70 0-332 114 0-140 IV. 1. 44 0-3S3 2-66 0-413 1-61 0-249 0-443 2-44 0-47S 2-03 0-395 In Worten ausgedrückt sagen diese Zahlen aus: 1. Die Absonderung ist in beiden Nieren nach Mengen und Zusammensetzung unabhängig von einander. Der 3. Versuch zeigt ein Verhalten das sich später noch öfter wiederfindet; es liefert nämlich zuerst die rechte und dann die linke Niere in der Zeiteinheit mehr Harn, HarnstofT und NaCl. Dieser Wechsel widerlegt die Annahme, dass die Ungleichheit auf einem Unterschied im Nierenbau beruhe. 2. Wenn die Absonderungsgeschwindigkeit des Gesammtharns in beiden Nieren sich so weit unterscheidet, dass die Abweichungen nicht mehr aus den Beobachtungsfehlern erklärt werden können, so überwiegt jedesmal der HarnstoiT auf der Seite, auf welcher der meiste Harn (resp. Wasser) ausgeschieden wurde. Sind die Harn- mengen in der Zeiteinheit gleich oder annähernd gleich, so ist dieses keineswegs mit der Harnstoffmeng(^ d^r Fall; die Unterschiede sind jedoch nicht sehr beträchtlich. 3. Der mit grösserer Absonderungsgeschwindigkeit hervor- tretende Harn ist meist, aber nicht immer ärmer an HarnstnfYprocenten als der langsamer abgeschiedene. 4. Dio Niere, welcho nuAw Harn abscheidet, entleert am meisten Kochsalz. 3 O 8 Hermann. 5. In den meisten Fällen ist aber der reichlich gelassene Harn an Kochsalzprocenten nicht ärmer, sondern reicher als der spärlich entleerte. Versucht man diese Folgerungen mit der Filtrations- und Anzie- hungshypothese zu vergleichen, so dürfte sich etwa sagen lassen: Zu der Filtration passt es vollkommen, dass sich die Ausscheidung des Harns und des Harnstoffes gleichzeitig erhöhen und dass die Harnstoffprocente des Harns der Niere geringer sind , welche die meiste Flüssigkeit liefert. Um aber auch das entgegengesetzte Vor- kommen aus der Filtrations-Hypothese zu erklären, könnte man statt irgend welcher verwickeiteren Annahme einfach unterstellen, dass die Ungleichheiten der Harnabscheidung auf beiden Nieren nicht allein in einer verschieden starken Absonderungsgesch\\indigkeit auf der Flächeneinheit begründet sei, sondern auch daher rühren könne, dass die Niere nicht zu allen Zeiten auf ihrer ganzen Fläche Harn abscheide. Stellt man sich vor, dass die Niere einer Seite überall mit geringer Geschwindigkeit absondert, während in der andern einTbeil ruht, und ein anderer Theil rasch absondert, so wird der Harn in der ersteren länger verweilen und concentrirter werden als in der letzteren. Also kann trotz gleicher Beschaffenheit des Blutes in beiden Nieren doch der Harn auf der einen Seite weniger reichlich und zugleich harn- stoffärmer tliessen als auf der andern. Die Beobachtungen über den NaCl-Gehalt des Harns verlangen eigenthümliche Annahmen über die Ursachen seines Bückganges in das Blut. Setzt man, wie es wohl erlaubt ist, voraus, dass im All- gemeinen der Harn um so länger in der Niere verweilt, je weniger desselben in der Zeiteinheit aus den Papillen hervorkommt, so würden die mitgetheilten Erfahrungen schliessen lassen , dass nach einer kurzen Aufenthaltsdauer des Harns in den Nieren der NaCl-Gehalt zunimmt und mit einer noch weiter fortgesetzten wieder abnimmt. Da, wie wir später darthun werden, das Kochsalz auch dann noch in das Blut zurücktritt, wetm selbst der Gehalt des Harnes an demselben geringer ist als der des Blutes, so kann die Ursache seiner Zurück- wanderung nicht in der gewöhnlichen Diffusion liegen. Folgt man der Anziehungs-Hypothese, so mussman nachstehende Deutung der Ursachen eintreten lassen. Entweder man gibt den Zellen beider Nieren ein ungleich starkes und ein mit der Zeit sehr v eränderliches Anziehungsvermögen. Verg;leioliiinjj des FInriis aus den hciili'ii gli'ii'lizi-ilig; tliätig-cn Nieren. 359 Dann kann man bei beliebiger Verwendimg über dasselbe alles erklären. Oder man setzt das Anziehungsvermögen in beiden Nieren gleich, dann würden die obigen Thatsaelien über Ilarnstüirubsonde- ning verlangen: Die Zellen beider Nieren ziehen aus dem gleichen Blute gleich viel Harnstofl' an, von dem in ihnen aufgehäuften Vorrath wird in der Zeiteinheit um so melir ausgewaschen, je mehr Wasser durch die Canälchen geht, w'eil sich dann der Unterscliied zwischen der Sättigung des Harnwassers und deijenigen der Nierenzellen ver- grössert, und andererseits wird das Harnwasser relativ mit llarnston" sich um so mehr sättigen, d. h. einen um so grösseren Procentgehalt an Harnstoff gewinnen, je länger dasselbe in den Canälchen verweilt. In jedem Falle verlangen die Thatsachen ausserdem die Annahme, dass das Harnwasser eine grössere Verwandtschaft zum Harnstofl" habe, als sie die Zellen besitzen, weil das Wasser ihn den Zellen entreisst. Woher erhält die Flüssigkeit, die sich so eben aus dem Blute vom Harnstofl" trennte, diese neue Eigenschaft in den Canälchen? Ein Theil meiner Versuche lässt noch eine andere Betrachtung zu. Man kann die Beobachtungen, welche in zeitlicher Folge an einer Niere mit ungestörter Absonderung gewonnen sind, in eine Reihe zu- sammenstellen und aus den in den einzelnen ungleich langen Zeiten gewonnenen mittleren Absonderungsgeschwindigkeiten des Harns, HarnstofTs, Kochsalzesund aus dem mittleren Procentgehalt berechnen, wie viel während jeder Beobachtung abgeschieden wäre, wenn sie sämmtlich gleich lange gedauert hätten. Solche Tabellen sind be- rechnet für die linke Niere des 3. und 4. Versuches. 3. Versach. Linke Niere für i-i' berechnet. Ilarnmenge Uiprocent Ui- absolute Menge NaCI-Procent Nat'l- absolute Meng:e 2-829 3-05 0-08G 107 0-(»30 lG-987 3-00 0-508 1-01 0171 5-600 3-60 0-201 1-18 0-066 4-527 4-25 0-192 i-li 0-050 9-380 5-i6 0-484 1-11 0-104 3-270 6-04 0-197 0 95 0 031 3-7.')2 6-98 0-2G1 0-58 0-021 2-928 6-93 0-204 0-23 0-006 360 n e r m a II u. 4. Versuch. Linke Niere für 39' berechnet. Uiiiiimeng-e Ur-Procent Ur- alisoliite Meiig-e NaCl-Proceote NiiCI- absolutc Mfiig-e 13 -734 2-66 0-363 1-61 0-221 18-672 3-09 0-576 1-35 0-252 11-321 312 0-353 1-21 0-136 8-932 4-0« 0-361 0 92 0-082 7-S58 4-46 0-337 0-84 0-063 7-338 4-68 0-343 0-84 0-061 Aus diesen Beobachtungen ging das natüi-lich nur für die besonderen Fälle giltige Resultat hervor, dass der Procentgehalt des Harnes an Harnstoff mit der wachsenden Zeit im fortwährenden Steigen begriffen war, selbst wenn die Harnmenge von einen zum andern Versuch um das Doppelte gewachsen war; daraus folgte, dass wenn in zwei durch ein grösseres Zeitintervall getrennten Absonde- rungsperioden gleich viel Harn abgeschieden war, der zuletzt auf- gefangene mehr Harnstoff enthielt als der zuerst gewonnene. Wenn dagegen in dem ersteren Zeiträume viel mehr Harn als im letzteren entleert war, so enthielt der erste mehr Harnstoff. Merkwürdig ist ferner, dass mit Ausnahme einiger wohl noch in die Fehlergrenzen fallenden Beobachtungen der NaCl-Gehalt abnimmt, wenn die Harn- stoffprocente zunehmen. Ich verlasse diese Betrachtungen mit der Bemerkung, dass hier nur Bruchstücke gegeben sind , die erst durch weitere Verfol- gung werthvoll werden können. Ich gehe nun zu den Beobachtungen über, welche sich an der Niere mit zugebundenem Ureter gewinnen Hessen. Nach Beginn der Versuche stellte sich alsbald heraus, dass dieselben von einem viel weiter greifenden Belang sind als sich erwarten Hess. Wenn der Ureter unterbunden ist und die Absonderung des Harnes im Gang bleibt, so dass sich derselbe im Harnleiter anhäuft, so veränderte sich sehr bald die Niere selbst. Diese Änderung zeigt sich dadurch, dass die Nieren anschwellen, d. h. an Gewicht und Volum zunehmen, dass sie im Innern blässer, auf der Oberfläche dagegen öfter an einigen Stellen tief roth gefärbt sind , dass die aus Vergleichuiig' dos Harns aus den heidon glciclizt-itlg' (liiitigfoii Nieren. 3ßl der Kapsel durch die Nieren ziirückgeliendcii V(Mion anschwellen, und dass sich endlich ein niiichtig^csOiIoin in i]ev Capsula adiposa oinlindet. Die rMif;inivszunahiiie, welche die Niere erfahrt, s(;h(!iiit hcdingt zu sein durch die Anfüllung der Canälcheii mit Flüssigkeit: hierfür spricht, dass durch einen gelinden auf die Nierenoberfläche wirken- den Druck aus den Papillen Flüssigkeit ausgepresst werden kann; setzt man den Druck einige Zeit hindurch fort, so kann die geschwellte, die entgegengesetzte an Gewicht weit übertreffende Niere auf das Gewicht der letztern zurück gebracht werden. Dasselbe scheint sich auch am lebenden Thiere zu ereignen; hat man nämlich den Ureter so lange unterbunden bis ein Harn austritt , wie er nur bei Niercn- ansehwellung vorkommt, und lässt man dann den Ureter nur einige Zeit offen, so findet man nach der Tikltung des Thieres beide Nieren ebenfalls wieder gleich schwer. Die mikroskopische Untersuchung weist ebenfalls nichts nach , was auf eine andere Deutung führen könnte; die Kapseln der Glomerali sind sehr gross, die Gefäss- maschen liegen sehr frei in ihnen, und der Übergang der Kapseln in die Gänge ist ungewöhnlich deutlich sichtbar. Um einen Begriff von der Grösse der Schwellung zu geben, verweisen wir auf die der Tabelle 1 und 5 angehängten Zahlen, welche beide Nierengewichte vergleichen. Mit ähnlichem Resultate sind nun mindestens zehn Wägungen ausgeführt worden. Wir unterlassen es dieselben mitzutheilen, weil das Gewicht der geschwellten Niere durch blosses Umwenden, ja schon beim blossen Liegenbleiben im geschlossenen Räume sich änderte wegen des Auslaufens von Flüssigkeit. Die Niere wurde gewogen, nachdem sie vorsichtig aus der Fettkapsel herausgenommen, der Ureter und die Gefässe am Eintritt in den Hilus genau abge- schnitten, und die letzten Tropfen Harn aus den Becken entfernt waren. Die Spannung, unter welcher die Flüssigkeit im Ureter und also auch in den Harncanälchen stand, wurde in einem Falle, bei welchem die Unterbindung einige Stunden bestanden hatte, gleich 40 m.m. Hg. gefunden; das eingesetzte Manometer hatte ein enges Lumen und war ohne den Verlust auch nur eines Tropfens Flüssigkeit in den Ureter gebracht worden. Über denHarnstoff- und NaCl-Gehalt des im Ureter stagnirenden und des unmittelbar nach Aufhebung des Ureter-Verschlusses abge- sonderten Harnes gebe ich aus den zuerst luitgetheilten Versuchen die folgende Zusammenstellung. 362 H e r 111 a ii n. < P s - t 5? CO -5 <} GO CO 1 ■i? i* 1 CO 1 1 4^ 10 >5 O CO 1 CO lo ^ CO 00 0 00000 o« i*s. 1 cit 10 Hi- 10 to rt CO CO 1 0 1 — 03 0 i* i- 00 «: 1 *:■*>■ w coj'^ 2. ^1 *" 4^ 4^ CO C5 4^ O i-L 1 OiCi iji- CO 10 H-tCtC CO CO 1 W 1 rfi. IC CO "^ -Q CO CO 0: CO CO ^ 0 c; o 00 CO o o o o »^ t>» 00 CO 1 M ^ CO ^ 1 ö ö 2 1 1 ►^ CO 1 CO 1 H- ,— ^ 1 1 CO OS 0 1— >t^^ N 2 "' g: o CO GC OD «O W 1 00 »-^ 000 ^s «c 1 h^ 1 K- 1— 0 1 1 CO 00 1— GO ^ M y c 3 CO Ot CO CO M- t CO CO O *!• CO tfC CJC CiC Ci CO h- O CO M CC O tO -J CO M 0:1 (nS {C ^ {C M tC COCOOS^s-CO CO -*-o CO CO Ci <} C5 1 CO 1 Cit ^1 COC0erscliwaud aus den Gängen. V i rclio w's Archiv, XI. ßd. ^j Elemeiita pliysiologiae. Lausanae 17. 7, Tomus I, p. 32». Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XXXVl Bd. Nr. 16. 26 368 L ti s c h k ». Herzhaut fast allgemein gehegt hat. Dieses Gebilde wurde ehedem einfach nur als „tenera membrana, quae cum intimo velamento vena- rum cavarum continuatur", d. h. für identisch mit der inneren Gefässhaut angesehen. In ganz ähnlichem Sinne hat sich später Bichati), der jedoch dieses Gegenstandes nur flüchtig gedenkt, ausgesprochen. Er hält das Endocardium, das er der innersten Gefäss- haut gleich setzt, für eine Art von Epidermis, als deren blosse Duplicaturen ihm auch die Herzklappen erscheinen. Ausser diesen wenigen Bemerkungen habe ich bei Bichat nichts weiteres in Be- trefi" seiner Ansicht vom Wesen des Endocardium und namentlich nicht, was Corvisart^j von diesem Autor behauptet, finden können, dass nämlich derselbe zur Meinung sich hingeneigt habe, es stimme das Endocardium mehr mit den serösen Membranen überein, als mit irgend einer anderen Sorte von Häuten. Die letztere Ansicht ist dagegen in ihrer ganzen Reinheit von Fr. Ludwig Kr ey s ig^) vorgetragen worden. Der um dieLehre von den Herzkrankheiten so hochverdiente Forscher erklärt das Endo- cardium geradezu für eine echte seröse Haut, und schreibt derselben, noch beherrscht von Bichat's Systeme exhalant", eine absondernde Thätigkeit zu. „Die vollkommene Übereinstimmung der patholo- gischen Umwandlungen auf der äusseren und inneren Fläche des Herzens lassen kaum noch einen leisen Zweifel übrig, dass die innere Hülle desselben mit der äusseren von ganz gleicher Natur ist." Eine der Wahrheit um Vieles näher gerückte und dabei ganz unverfängliche Schilderung der inneren Herzhaut hat Senac*) in seinem für alle Zeiten mustergiltigen Werke, auf Grundlage eigener Untersuchungen mit Folgendem niedergelegt: „Les cavites du coeur sont tapissees d'une membrane tres-fine, sous laquelle est un tissu delie de la substance cellulaire; ce tissu se glisse entre les fibres; il de vient tres sen s ible ä l a faveur des injections; mais pour le voir il faut l'exposer ä une lumiere vide ; quand il est bien eclaire, le microscop ou la loupmeme y decouvrent les extremites des vaisseaux injectes." Obgleich nun Senac es nicht unterlässt ^) Anatomie generale. Nouvelle Edition, Paris 1818, I, p. 278. ^) J. N. Corvisart. Essai siir les maladies etc. du coeur. Trois. Ed., Paris 1818, p. 194—198. 3) Die Krankheiten des Herzens. Berlin 1814, I. Theil, S. 30. •*) Traite de la structure du coeur. Seeond. Edition, Paris 1774, Tom. I, p. 335. Dil' Bliitgefiisse dfr Klnpppii I, Die lialbmoii(irörnii;;(Mi Klappen. Die Vitivnhte seiuiliüiares sind iiitegrirende Bestandthoile des llti/.ciis und sie gehören , wie ich ') schon an einem andern Orte gesagt habe, nicht sowohl der Aorta nnd Artcria pulmonaUs, son- dern wosentlicli jenem Werkzenge an, weil sie mit dessen Mecha- nismus in der innigsten Beziehung stehen; es bedurfte daher gewiss (h'r nachträgliclien Bemerkung des Herrn Ludwig Joseph nicht, dass man „hislang*'^ mit Unrecht diese Khtppen den grossen Gefäss- stäinmen zugerechnet habe. In Betreff der Structur der halbmondförmigen Klappen habe ich -) schon früher auseinandergesetzt , dass diese Gebilde^ der Hauptsache nach als Diplicaturen der in das Gewebe der Faserringe nicht eintretenden Schichten der gegen ihr Herzende mehr und mehr sich verdünnenden Arterienwand zu betrachten sei , und dass die innere Klappenl.mielle die unmittelbare Fortsetzung der so ver- dünnten Gofiisswandung in das Endocardium der Ventrikel darstelle. Mit Donders 3) vollkommen übereinstimmend, habe ich gefunden, dass ein Tlieil der Substanz des Faserringes zwischen die beiden Klappenlamellen ausstrahle, zwischen dieselben, zu ihrer Verstärkung, gewissermassen als Parenchym eingetragen sei. Während bezüglich des feineren Baues die beiderlei Semilunar- klappen sich völlig'gleich verhalten, lassen sie sich ihrer äusseren Configuration nach leicht von einander unterscheiden. Die halb- mondförmigen Klappen des linken Herzeus besitzen im Allgemeinen eine bedeutendere Dicke und zeigen stark ausgeprägte, querlaufende, theilweise zur Begrenzung länglicher Maschenräume zusammen- fliessende Faserzüge , welche ehedem als Muskelbündel gedeutet worden sind. Fast regelmässig vermag man an jeder dieser Klappen zwei Segmente von verschiedener Dicke und Grösse zu unterscheiden, ein oberes saumartig verdünntes, häufig von rundlichen Lücken durch- brochenes, und ein unteres, umfänglicheres, welches durch eine viel bedeutendere Mächtigkeit ausgezeichnet ist. Die Grenzen beider Segmente sind an der inneren Seite durch zwei bogenförmig ver- ') Die Brustorgaiie des Menschen. Tübingen 18ö7, S. 9. '^) Archiv für physiologische Heilkunde, 1856. 3) Physiologie des Menschen; übersetzt von Fr. W.T heile. Leipzig 1836, Bd. 1, S. 36. 374 Luschka. laufende, leistenartige Vorsprünge bezeichnet, von welchen aus, wie LambJi) und ich 2) gefunden haben, nicht selten zarte, aus Binde- substanz bestehende Villositäten hervorsprossen , ohne dass eine weitere Alteration des Klappengewebes nachweisbar ist. Jene beiden Erhebungen laufen bald zu einem medianen, ausschliesslich dem verdünnten Klappensegmente angehörigen Leistchen zusammen, bald, und zwar viel gewöhnlicher, convergiren sie gegen die Mitte des freien Klappenrandes und fliessen daselbst unter Erzeugung des so- genannten Nodnlus Arnntii zusammen. Die halbmondförmigen Klappen des rechten Herzens ent- behren jener leistenartigen Vorsprünge gänzlich, und es kommt nur an der Mitte ihres freien Randes ein plattes, mit abgerundeter Spitze versehenes, über den Klappenrand hinausragendes Knötchen vor, so wie eine geringere Ausbildung jener queren, schon durch das blosse Auge kenntlichen Faserzüge. Blutgefässe kommen in allen halbmondförmigen Klappen des Herzens vor, und zwar in einer im Wesentlichen ganz überein- stimmenden Anordnung. Aus einem, imregelmässige Maschenräume einschliessenden Netzwerke treten an vielen Stellen des angewach- senen Randes der Klappe Astchen von verschiedener Dicke in deren Gewebe hinein. Die von den tiefsten Stellen ausgehenden Gefässe erheben sich in einer der Höhe der Klappe entsprechenden Rich- tung ; die weiter oben eintretenden Zweige verfolgen eine vorzugs- weise quere Verlaufsrichtung. Das aus der vielfachen Anastomo- sirung der eingetretenen Gefässchen hervorgegangene Netzwerk bietet nichts Charakteristisches dar, und lässt sich nur bemerken, dass Grösse und Gestalt der Maschenräume ausserordentlich mannig- faltig, nirgends aber zu einem dichteren Capillarnetze zusammen- gedrängt sind. Diej den Semilunarklappen zukommenden Gefässe stammen theils aus den Vasa vasorum der Aorta und Ari. pulmonalis , theils aus jenen der Adtientitia des Endocardium der Ventrikel her. In die linke und in die hintere Klappe des Ostiiim arterlosum sinistrum gelangen sie aus einem diesen und dem Aortenzipfel der Mitralis gemeinschaftlichen Netze. *) Wiener medicinische Wochenschrift IS.'Je, Nr. 16. 2) Deutsche Klinik 1836, Nr. 23. (»if niii(;;('l';i.ss(> lici' Kla|i|i('li des ini'ilM'lilirln'ii Ilpr/.eil.s 37J> All nicht iiijioirten Klappen sind die Gefüssclien nur dann einifrerniasscn aiifznfinden. wenn man das zertaserle Kla|)p<'nge\\'elie mit Essiixsiinre anfhellt und bei stärkeren Verfirössernnji^en mit Sorgfalt (liiicIiMiiisItM't. Die zartwandigen Gefasschen entzielion sich aller auch hier, indem sie diircli das (juellende Faseigewebe ver- hüllt werden , so sehr dem Blicke, dass man sich wohl von der Existenz derselben ganz im Allgemeinen, ahci' din-chaus nicht von ihrer Anordnung u. dgl. überzeugen kann. Die Menge der Blutgefässe ist in den Semilunarklappen ver- hältnissmässig geringer als in den zipfelförmigen; und es stellt da- mit ganz im Einklänge , dass in ihnen weit seltener als in diesen Ekchymosen angetrofTen werden. In 165 Sectionen Neugeborener, bei welchen kleine Blutergüsse in das Gewebe der zipfeligen Klappen so überaus häufig vorkommen, sind solche in den Semilunarklappen eine grosse Seltenheit. 2. Die zipfelförmigen Klappen. Im ganzen Umkreise der venösen Ostien stehen diese Klappen mit den bezüglichen Faserringen derart in organischem Verbände, dass die letzteren eine nicht geringe Summe von Faserbündeln zwischen die beiden Lamellen des Endocardiiim entsenden, welche die Klappen hauptsächlich coiistituiren. Die innere merklich dickere, an breiten und schmalen elastischen Fibrillen überaus reicheLamelle ist die unmittelbare Fortsetzung des mächtigeren Endocardium der Vorhöfe, und lässt sich von diesen aus bis gegen den freien Rand herab isoliren. Die äussere, der V^entrikelwand zugekehrte Lamelle ist zarter, hängt mit dem Gewebe des Faserringes inniger zusammen, und ist vorzugsweise die Fortsetzung des Endocardium der Kammer. Nur die äussere Lamelle des rechten Zipfels der Mitralis erweist sich als unmittelbare Fortsetzung der inneren Platte der linken und der hinteren Semilunarklappe des Ostium arteriosum sinistrum und stellt also in gewissem Sinne eine Fortsetzung der Aortenwand dar, wesshalb wir denselben der Kürze wegen fortan als Aortenzi pfe 1 der Mitralis bezeichnen werden. Er bildet die Grenzseheide zwischen Ostium arteriosum und venosum sinistrum, entsprechend welcher der Faserring jedoch nicht unterbrochen, sondern gleich wie an dem vechten Ostium venosum in vollkommener Integrität vorhanden ist. Die zu diesem Klappenzipfel gehörigen 376 f> " ^ '• >' k »• Chordae iendineae ziehen in schiefer Richtung zu der dem Septum gegenüberstehenden Wand der linken Kammer, und sichern dem- selben eine solche Stellung, dass er normalmässig in keinem Mo- mente der Herzactioii im Stande ist das an ihn angrenzende Ostium urteriosum sinistrum zu verlegen. Zwischen die Blätter der zij)felförmigen Klappen treten , wie Kürschner 1) zuerst angeführt hat, aus der innersten Muskel- schichte der Vorhöfe einige Fleischhündelchen bis zu verschiedener Tiefe herab , welche von einzelnen späteren Autoren ganz über- sehen oder geleugnet , von anderen dagegen wahrgenommen und auch richtig beurtheilt worden sind. Friedrich Arnold ») hat meines Erachtens ganz Recht, wenn er sagt: dass diese Muskel - bündel den Vorhöfen angehören und aus dem sehnigen Gewebe der Klappen nur ihren Ursprung nehmen. Mit dieser Ansicht stimmt auch Kö lliker 3) vollkommen überein, indem er bemerkt, dass diese Fieischbündel Vorhofsfasern seien, die an der von ^^mAnnidns fihrosus ausgehenden mittleren Lage der Klappen entspringen, und beim Menschen auf die letzteren so gut wie keine Einwirkung zu haben vermögen. Das von L. Joseph*) jüngst erhobene Zeter- geschrei, dass von Physiologen und Histologennicht „ein Sterbens- wörtehen" über die Maskelbündel gesagt worden sei, muss demnach für ungebührlich und aus ungenügender Kenntniss der Literatur hervorgegangen erklärt werden. Entsprechend der Höhe des Umkreises der venösen üstien des Herzens stellen die zipfel förmigen Klappen kurze Cylinder dar, welche alsbald in eine Anzahl von Zipfel, in die sogenannten S eg el zerfallen. Senac^) hat es schon ausführlich geschildert, dass ausser den drei und den zwei Hauptsegeln dei* Tricuspidalis und der Mitralis noch mehrere kleinere, sogenannte intermediäreLappen — „lambenua: intermedia ires" — unterschieden werden müssen. In die Substanz der Zipfel dieser Klappen gehen zahlreiche sehnenartige Fäden über (\\e sogennn\)ten Chordae tendi?ieae, welche grösstentheils mit den Papillarmuskeln zusammenhängen, aber auch 1) Froriep's neue Notizen 1840, Nr. 8. 2) Handbuch der Anatomie des Menschen 1847, Bd. U, Abtheiluiig 1, S. 426. 3) Mikroskopische Anatomie 2, II, S. 494. ■») Virehows Archiv 1838, S. 245. 5) A. a. U. Tom. I, p. 393. Die BliitpefSssP n köinien , und nuiss man daiier jenes Parencliyni als das Äijuivalenl derselben betrachten. Dieses ist es denn auch, welches gegen die Peripherie sowohl als in der Tiefe bei den stärkeren Sehnenfäden zum Träger einer bald grösseren, bald geringeren Anzahl von Blut- gelassen wird. Die zipfeligen Klappen des Herzens sind an Blutgefässen sehr reich. Nach einer glücklichen Injection erscheint das Gewebe für das blosse Auge stellenweise gleichföruiig roth, und das bewaff- nete Auge unterscheidet ein in mehreren Schichten über einander gelagertes Netzwerk. Dieses besitzt jedoch keine benierkenswerthen Kigenthümlichkeiten, und lässt sich nur so viel von demselben sagen, dass die Maschenräume in Betreff des Umfanges und der Gestalt sehr ungleichförmig sind. Die Gefässe gelangen in das Gewebe dieser Klappen von zwei Seiten her. Die meisten treten von dem dicken sogenannten ange- wachsenen Rande aus in dasselbe ein. Man findet hier sowohl directe Zweige der Kranzarterien des Herzens, als auch Abkömmlinge desjenigen Netzes , welches einerseits der Adventitia der inneren Herzhaut des Vorhofes, andererseits jenem des Endocardium der Kammer angehört. Damit steht es denn auch ganz in Übereinstim- mung, dass man am angewachsenen Klappenrande Iheils gesondert eintretende Gefässe findet , theils ein ununterbrochen sich fort- setzendes Netzwerk. Diejenigen Blutgefässe, welche in den Aortenzipfel der Mitralis herabziehen , gehen zum Theile aus einem Netze hervor, welches ihm und den an denselben angrenzenden halbmondförmigen Klappen gemeinschaftlich ist. Diese letztere Thatsache ist insoferne beachtenswerth, als sie es unter Anderem verständlich macht, warum Krankheiten der Mitralis sich so leicht auf die Semilunarklappen und auf die Wand der Aorta fortsetzen und umgekehrt. Nicht wenige Blutgefässe werden den zipfeligen Klappen durch die Chordae tendineae zugeführt. Man kann sich, was die arte- riellen Zweige betrifft, tragen, ob dieselben nicht vielmehr aus dem Klappensegel durch die Sehnenfäden zu den Papillarmuskeln herab- 380 L u s 0 li k a. steigen. Diese Frage muss darum verneinend beantwortet werden, weil man sich leicht überzeugen kann, dass die stärkeren arteriellen Zweige aus dem Endocardium der Papillarmuskehi ohne weiteres in die Sehnenfäden aufsteigen und sich um so mehr in ein feines Netz- werk auflösen, je weiter sie sich in das Gewebe der Klappenzipfel erstrecken. An gelungenen Injectionen wird man aber zugleich auch davon Kenntniss erhalten , dass die Chordae tendineae nicht allein die passiven Träger von Blutbahnen für die Klappenzipfel sind, son- dern auch eine Verzweigung derselben enthalten , welche der Ernährung ihres eigenen Gewebes dient. Ob alle mit den Segeln der zipfeligen Klappen in Verbindung stehenden Sehnenfäden Blutgefässe enthalten, kann ich nicht sagen, und bin auch nicht geneigt dies anzunehmen, indem bei den ge- lungensten Injectionen, manche, zumal die feineren Fäden keine Spur derselben gezeigt haben. Wenn aberVirchow ganz im Allge- meinen behauptet, dass er im Innern der SehnenfÜiden nie Gefässe wahrgenommen habe , so muss ich auf Grundlage meiner eigenen Erfahrungen annehmen, dass er nicht genügend, jedenfalls nicht auf die geeignete Weise darnach gesucht habe. Der auf die Sehnen- fäden der Herzklappen applicirte Lehrsatz Virchow's*), dass eine genauere Kenntniss gewisser activer Vorgänge an ihnen , als an „g efässlos en" Geweben desshalb so wichtig sei, weil sie in allen wesentlichen Punkten übereinstimme mit denjenigen Resultaten formativer Thätigkeit , welche an den gefäss- und nei venhaltigen Theilen als die besten Beispiele der „Reizung" betrachtet zu werden pflegen, ist demnach hier keineswegs zutreffend. Aber nicht allein in Sehnenfäden , welche mit den zipfeligen Klappen in nächster Beziehung stehen, habe ich Blutgefässe durch die Injection nachweisen können. Auch jene kürzeren und längeren, eine wechselnde Dicke zeigenden, häufig netzförmig unter einander verbundenen Sehnenbündel, welche der Ventrikelwandung angehörig in die Zusammensetzung der sogenannten Trabectdae carneae ein- gehen und in ausgezeichneter Menge zumal gegen die Spitze der linken Kammer gefunden werden, enthalten Blutgefässe, welche zum Theil vollständige Netze darstellen. i) Aiclii\ für pathologische Anatomie etc. 1858, S. 56. Die IJliitgcfiissc tliT Kl:i|i|i('ii ilcs mi'iisriiliciri'ii lli'i/.fiis. oo 1 3. Die Valvula Tüebesii, die Valvula Euslnehli und die Valvula lora- iiiiiiis uvalis. a) Die Vtilcula Thebcsü. iJic grosso und die iiiiltlere Vene des Herzens münden in der Regel in eine gemeinsame, mich links und nnten von der Einsenkiing der Cava inferior hefindliehe, 4 — G Linien breite Grube, in einen llaiiin, den man ebedeni passend als Sinus coronarius hezeiehnet bat 'J. rmzogen ist derselbe von bogenförmig verlaufenden , die gemeinscbaftliebe Mündung ring- odei" zwingenartig umfassenden Fleiscbbündeln. Am reebten Umfange des Fleiscbwulstes bebt sieb in den meisten Herzen eine breit- balbmondförmige, dünne, öfters von rundlicben Lücken dnrcbsetzte Klappe ab, welche schon Eustach wohl gekannt und auch bildlich dargestellt bat. An der in der Tiefe des Sinus coronarius sichtbaren Mündung der mittleren, in der unteren fjängsfurcbe des Herzens verlaufenden Vene findet sich gewöhnlich noch ein besonderer Klappenapparat, der aus zwei, überaus zarten scharfrandigen Segmenten besteht, welche eine knopflochähnliche Lichtung zwischen sich fassen. Schon von einigen früheren Autoren wird dieser Einrichtung gedacht, und es berichtet unter anderen Haller^j: „Non rarum est, huic venae in ostio communi, peculiarem valvulam praepositam fuisse". Nach der Ansicht der meisten Autoren enthalten die genannten Herzvenen in ihrem Verlaufe regelmässig keine Andeutung von Klappen. Dies hat sich mir jedoch nicht als richtig erwiesen ; viel- mehr fand ich in den meisten Leichen in einiger Entfernung von der Ausmündung der grossen und der mittleren Vene, nicht aber in weiterer Peripherie noch in den kleineren Herzvenen, unzweifelhafte Klappen. Sie waren immer nur vereinzelt, nie paarig, breithalb- mondähnlich geformt, und legten sich mitunter über die Einmündung eines Zweiges vollständig hinweg. Unter den älteren Beobachtern sprach sich besonders J. B. Morgagni^) für die Existenz solcher Klappen aus , und will sie mindestens in der Hälfte der Leichen *) Vergl. C. Fr. Wolf f. De orificio venae eoronariae magnae. Acta ucad. scient. Petropolit. Pro anno 1777, Pars I, p. 2;J4. ■-') Eleinenta physiologiae. Lausannae 1737, Pars I, \>. 378. ^) Epist. aiiatoniic. XV, Nr. 21. 382 Luschka. angetroffen haben, was mir eliei* zu wenig, als zu viel gesagt zu sein seheint. In manchen Fällen habe ich von dem wulstigen Rande des Sinus coronarius in die Thebesische Klappe ausstrahlende Fleisch- bündelchen gesehen; andere Male fand ich diese Klappe auf ein Minimum, auf die Form eines überaus niedrigen membranösen Sau- mes reducirt. Ja nicht selten habe ich die Beobachtung gemacht, dass eine eigentliche Klappe gänzlich fehlte, und an ihrer Stelle nur ein stärker vorspringendes fleischiges Segment des Randes jenes Sinus coronarius sich bemerklich machte. Mag nun aber auch die Valvida Thehesii noch so vollständig ausgebildet sein, sie genügt für sich in keinem Falle, um während der Systole des Vor- hofes ein Regurgitiren des Blutes gänzlich zu verhindern. Dies wird dagegen durch die musculöse Zwinge unmöglich gemacht , welche den Sinus coro7iarius umzieht, und gleichzeitig mit dem Fleische der übrigen Vorhofswand in Contraction versetzt wird. Ahnliche musculöse Bogenfaserzüge habe ich auch um die Einmündungssteilen kleinerer und kleinster Herzvenen wiederholt beobachtet. bj Die Valvida Eustuchii gibt ähnliche Vatietäten in ihrem Verhalten zu erkennen, wie die vorige Klappe, Sie stellt beim erwachsenen Menschen gewöhnlich nur eine niedrige membranöse, häufig durchlöcherte, schwach gekrümmte, faltenartige Erhebung dar, welche in schiefer Richtung, entsprechend dem rechten Umfange der Einmündungsstelle der oberen Hohlader so verlauft , dass das eine Ende derselben dem Foramen ovale, das andere dem Sinus Corona- riiis zugekehrt ist. Entlang dem angewachsenen Rande dieser Klappe verlauft ohne Ausnahme ein seiner Krümmung entsprechendes Mus- kelbündel. Dieses greift mitunter so tief zwischen die beiden, die Klappe constituirenden Lamellen hinein, dass sie auf einen kaum bemerkbaren Saum reducirt erscheint, ja selbst völlig verschwunden und durch einen mehr oder weniger weit in den Vorhof hinein- ragenden schwach gekrümmten Fleischbalken ersetzt sein kann. cj Die Valvula foraminis ovalis enthält zwischen den beiden sie zusammensetzenden Endocardiumlamellen ohne Ausnahme sowohl bei Kindern als auch bei erwachsenen Menschen eine nicht geringe Anzahl von Fleischbündeln. Die Summe der Muskelfasern ist mitunter stellenweise so bedeutend, dass sie allein eine grössere Dicke der Klappen bedingen als die beiden Endocardiumlamellen zusammen- I,ii\«-Iik:i. I'n- lUiiljiclVtrsi' der l\lii|t|»cii iIcn iiuMi.si-lilicIu'n llrr'/.nis. 6 Tai-. I Fi^. Z. j:7-.Ju:l.F]-ifc&. LitPi-vD-Ti'ilfrnger .V.isil". y Ifof.i; Sn^uii'isb.il k Akml (I Win;.l!i iKiliMW CI.X.XX VI, Hd . N " lü Ifi.Ti». liiiscilkn. Die r>liil,'j«'tVirs(' der Klapiini des iiiciiscIilii-luMi lln/iCiis. 'r.'il.Jl, ¥a,ch.i.¥at.gez,.v.J-j:l."PTit2..Litk.^D-ETfin|€r Aas i'kk.Hof.u, Sta^a.tsdruc'k.erei. Sil7.unosb.dk.Ak:ul.(i V\'in:Uh.n!.turw.('l.XXXV[.Rd.X"16. 1!159. Die Blutgefässe der Klnppen di-s mcnscliliplion HiM/.ons. HiSS genommen. Die Thatsache dos Vorkommens einer Mnseulaliir in dieser Klappe liisst sieh schon nach der Art ihrer Entstehung vor- aussetzen, da sie gewissermassen als eine von der liinteren Wainl des ursprünglich einigen Venensackes ausgehende Einstülpung er- seheint, welche dazu dient, die von der vorderen Seite sich aus- bildende Scheidewand der Vorhöfe zu vervüllsländigen. Blutgefässe fand ich in diesen drei Klitppon hei jeder auch nur massig gelungenen Injection. Sie zeiglcn sich, wie hoi dein bedeutenden Gehalte der Valvula foraminis oimlis an Muskelbündeln zu erwarten war, in dieser stets in grösster Anzahl. Erklärung der Abbildungen. Tafel I. Fig. I. Der linke, in circa dreifacher Vergrösserung dargestellte Zipfel der Mitralis eines 30 Jahre allen Mannes, mit zahlreichen durch die künstliche Injection sichtbar gemachten Blutgefässchen. Die einen Gefässe steigen durch Chordae tendlneae a. a. a. a. a. in das Klappensegel; andere b. b. b. b. b. treten von dem angewachsenen Rande des letzteren aus in sein Gewebe ein. Die von diesen Stellen ausgehenden Blutgefiisschen lösen sich im Gewebe der Klappen in ein reiches, durch höchst unregelmässige Maschenräume ausge- zeichnetes Netz auf. Eig, 2. Blutgefässe einer halbmondförmigen Klappe des Osfium arteriosum sinistrum eines 25 Jahre alten Mannes , in circa viermaliger Vergrösserung. Die durch künstliche Injection zum Vorschein gebrachten Blutgefässe sind in stärkerer Vergrösserung als die ganze Klappe dargestellt worden. Tafel II. Diese überaus lehrreiche Abbildung des Herzens eines 22jährigen Menschen hat hauptsächlich zur Aufgabe, das Verhältniss des Aort e nzipfels a. der Mitralis zur linken b. und zur hinteren c. Semilunarklappe der Aorta anschau- lich zu machen. Die Injection der Blutgefässe , sowohl jener der Mitralis als auch die der Semilunarklappen war hier so gelungen, dass man sich leicht von dem, beiden Klappen geme inschaft I ichen Netze überzeugen konnte. Die Gefässchen sind etwas stärker, nach der Betrachtung mit der Loupe, ausge- drückt, als es nach dieser Darstellung des Herzens in natürlicher Grösse sein sollte. Sil/.b. d mathptn.-naturw. Cl. XXXVI. Bd. Nr. 16. 27 384 P r e s t e I. Beobachtungen über die mit der Höhe zunehmende Tempern- tur in der nnmittelbar auf der Erdoberfläche ruhenden Region der Atmosphäre. Von Dr. M. A. F. Prestel. (Mit 2 Tafeln.) (Vorgelegt in der Sitzung vom 7. April 18S9.) Von den vielen noch unerledigten Fragen der Meteorologie ist die nach der Temperatur- Veränderung der Luft rnit wachsender Höhe über der Erdoberfläche eine derwicbtigsten. Schon die beim Ersteigen hoher Berge angestellten Beobachtungen deuten auf ein bestimmtes, jenen Veränderungen zu Grunde liegendes Gesetz hin, A. v. Hum- boldt fand die Abnahme der Temperatur auf den bohen Bergen zTvischen den Wendekreisen wie folgt: Beobaohtungsorte Breite Höhe Unterschied der Temperatur Höhe in Met. auf 10 C. Coffre de Perotte . Nevado de Toluca . Silla de Caraccas . Fuerta de la Cuchilla 19° 29' 10 6 10 37 10 33 4 36 0 14 S. 1 28 S. 28 17 4047"' 4619 2603 1312 3287 4679 3876 3704 22*? 1 23-1 13-7 8-3 16-9 27-7 19-1 (20-1 )19 0 183-1 198-7 189-9 177-8 194-4 197-8 201-9 184-2 194-9 Pichincha Chiniboraco .... Pico de Tenerifla . Mittel . . . 191-4 Eine Vergleichung der folgenden Zahlen zeigt, dass bei diesen Temperatur-Differenzen die geographische Breite, mebr aber noch die Bonliiii-Iiliingcii iilicr die iiiK der (lillii' /.uiioIiiihmiiIc Tt'in|i('rnliir otc. 381) Zeiten des Jaliros. um wolclio die Beobaclitiiiigen angestellt werden, in Hctraclit koiniiion. Die I" Wärmeverschiedenheit entsprechenden HöiieiidilVerenzen der einzeliion Monate für die zwischen lU)" nörd- lich und südlich von den Aliien liegenden Orte sind nach Kämtz: Jänner 2r,7"">7 Fehniar .... 15)3 •1)4 Miirz «:;•>■ (13 April i()0-6() Mai ir.7-87 Juni 148-32 Mittel . luli U8™71 August . . . 143-98 September . . 1(51 9(i Oetober . . . 177-75 November . . 195-49 Üecember . . . 233-49 iTz^es. Eine von Saussure gemachte Vergleichung zwischen den zu Genf und auf dem Col du Geant Mährend 14 Tagen des Juli in ver- schiedenen Stunden angestellten Beobachtungen führt auf folgende Hijhen. mit welchen die Temperatur sich um einen Centesimal-Grad vermindert. Tagesstunde Meter Tagesstunde Meter 0" 149 12'' 172 2 141 14 190 4 143 16 211 6 142 18 196 8 144 20 180 10 158 22 161 Mittel . . . 165-5 Meter. Ein Mittel, vollständigere und zuverlässigere Beobachtungen an- zustellen, bieten die Luftballonfahrten dadurch, dass der Beobachter rasch zu einer bedeutenden Höhe über die Erdoberfläche gehoben wird, dabei aber seine Instrumente verhältnissmässig bequem hand- haben kann. Gay-Lussac stieg das erste Mal am 23. August 1804 in Begleitung von Biot in Paris zur Höhe von 13.000 Fuss, dann zum zweiten Male am IS. September desselben Jahres ebenfalls von Paris aus auf. Auf dieser zweiten Reise erreichte er die erstaunliche Höhe von 23.040 Fuss. Hierbei sah er das Thermometer um 40° sinken. Dies gibt eine Abnahme von 1° auf 17S Meter. Ahnliche Resultate ergaben die Beobachtimgen, welche von anderen angestellt wurden. Studer stellt die auf verschiedenen Luftreisen gefundenen Temperatur-Abnahmen in folgender Weise zusanuuen. 27' 386 P r e s t e I. Beobachtei' Erreichte Höhe Erhehiing für 1" Ahiiahiiie Ah nah nie für 100" Erliebung Gay-Lussae Zcune und Jungius .... Graham und Beaufoy . . . Sacharow Clayton 6977'" 3900 3800 2800 5450 184 '."7 189-0 185 0 179-5 273 0 0-54 0-53 0-54 0-56 0-37 Mittel . . . 202-2 0-31 Barral und Bixio, welche sieh am 27. Juli 1850 zu gleicher Höhe wie Gay-Lussae erhoben, hatten von 2000 bis 6000 Meter Höhe eine ungeheure Nebelschicht zu durchdringen. Kurz ehe sie die obere Grenze derselben erreichten, stand das Thermometer noch auf 10°, es sank dann plötzlich auf 23° und ging bei der Höhe von 7000 Meter auf — 39°7 hinab. In England wurden im Jahre 18S2 mehrere Luftballonfahrten unternommen, um Untersuchungen über solche meteorologische und physikalische Erscheinungen anzustellen, welche die Gegenwart eines Beobachters in grosser Höhe über der Erdoberfläche erfordern. Hauptsächlich sollten die Beobachter ihre Aufmerksamkeit auf Tem- peratur und Feuchtigkeit der Luft in verschiedenen Hölien richten. Die Resultate dieser von Vauxhall von London aus unternommenen Fahrten, von welchen die erste am 17. August 3 Uhr 49 Minuten Nachmittags, die zweite am 26. August 4 Uhr 39 Minuten Nach- mittags, die dritte am 21. October 2 Uhr 45 Minuten Nachmittags begann, sind in den Philosophicnl Trnnsactions of'the Royal Society of London for the year 1853 niedergelegt. Die wichtigsten Resul- tate derselben finden sich auch in den j,Mittheilungen über wichtige neue Forschungen auf dem Gebiete der Geographie von Dr. A. Petermann." Jahrg. 1856, IX. Bd., S. 333—341. Eine höchst instructive Zugabe der Bearbeitung dieser vier Luftballonfahrten von Peter mann ist die graphische Darstellung auf Tafel 18, welche das Gesammtresultat aller vier Reisen auf einen Blick übersehen lässt. Die Ergebnisse der Beobachtungen auf diesen vier verschie- denen Fahrten sind indess so ungleich unter sich, dass es schwer hält, eine Analogie nachzuweisen. Gay-Lussae beobachtete auf ni'oiinrliltiii;;:(>n iiliPi- flic iiiil «Ici- lliilir /.iiiicliriiciiilr 'ri'(ii|M>i'iihir i-lc. 387 st'iiior zweiten Kalirt, diiss die Temperatur von der Erdohorfläelio an liis /ii 12. l2I>Fiiss Höhe von 82° zu47°3 Fahr, ahnahm, dann his zur Höhe von 1 4.000 Fuss wieder anf .S3°<> stieg und endlich wieder regelmässig ahiiahm. Ähnliches wurde hei den ehen genannten Auf- fahrten beobachtet. Auch bei diesen dauerte die Abnahme der Tem- peratur im Anfange der AutTahrt nur bis zu einer gewissen, bei den einzelnen Fahrten verschiedenen Höhe (von 2500 bis 6000 engli- sche Fuss), dann aber trat ein Stillstand oder wenigstens eine sehr langsame Abnahme ein, die in einem Räume von 2000 bis 3000 Fuss wahrgenommen wurde. Darauf zeigte sich die regelmässige Abnalime wieder, und war kaum geringer als in den untersten Regionen. Da diese Unterbrechung von einem bedeutenden und plötzlichen Sinken der Temperatur des Thaupunktes begleitet ist, so kann man schliessen, dass sie durch die Wärmeentwickelung bedingt ist, welche die Con- densation der Feuchtigkeit begleitet, Dr. Petermann hat folgende durchschnittliche Resultate für die vier Reisen berechnet, wobei er die Zone, wo jene Störungen hauptsächlich stattfinden, die Zone des Stillstandes der Temperatur, weggelassen und die darunter und darüber befindliche Zone jede für sich berechnet hat. Untere Zone Obere Zone 17. August 0— 4.000 Fs. 7.000—20.000 „ 26. August 0— 7.000 F. 10.000—19.000 „ 21. Oclüber 0— 2.700 Fs. 3.000—13.000 „ 10. November 0— 4.000 Fs. 9.000—23.000 „ Einem Grad Fahrenheit entsprechen 278 Fuss 282 Fuss 279 Fuss 266 Fuss 296 „ 298 „ 296 „ 328 , 292 „ 291 „ 291 „ 312 „ 323 Fuss 382 Fuss 436 Fuss 401 Fuss in der unteren Zone . . in der oberen Zone . . .Mittel von beiden . . . In der gesauiiuten Höhe Demnach stellt sich in jeder Beobachtungsreihe die Abnahme der Temperatur bedeutender in der unteren Zone, als in der oberen heraus. Als die wichtigsten Ergebnisse dieser Reisen dürften demnach zu betrachten sein, einmal, dass die Temperatur mit der Höhe nicht in einer regelmässigen Progression, sondern äusserst unregelmässig abnimmt; zweitens, dass die Temperatur in den höheren Schichten der Atmosphäre in den verschiedenen Monaten eine viel constantere 388 P r e s t e 1. ist, als in den niederen Schichfen; denn während am 17. August die Temperatur 48° Fahrenheit mit einer Höhe von 8700 Fiiss und am iO. November mit 562 Fuss correspondirt, so liegt diejenige von 10° Fahrenheit auf beiden Fahrten in den Hohen von 19.407 Fuss und 16.983 Fuss, oder mit anderen Worten: Der Höhenunterschied zwischen den beiden genannten Temperaturen betrug im August nur 10.707 Fuss, im November 16.421 Fuss. Noch deutlicher tritt dieses hervor, wenn man in's Auge fasst, dass in diesen beiden Monaten auf der ersten und vierten Fahrt der Unterschied der Temperatur in einer Höhe von etwa 19.S00 Fuss nur 10° Fahrenheit betrug, während er sich an der Erdoberfläche auf mehr als 22° belief. — Dasselbe ergibt sich aber auch schon aus der Vergleichung sowohl der Extreme, als der mittleren Temperaturen der einzelnen Monate und des Jahres, vrelche von 1836 bis 1850 einerseits auf dem Brocken, andererseits zu Arnstadt von 1823 bis 1857 beobachtet sind 1). Auf dem Blocken wurde 1836— 1850 l.eoh.ichlet Zu Arnstadt wurde von 18'23— 1847beol)aehtel Mittl. TeMi|ier;\(ur grösste Wärme grüsste Kälte Unter- schied grösstc Wärme gross te Kälte Unter- schied Brocken Arnstadt Jiinner . Februar . März . , April . . Mai . . . Juni . . Juli . . . August . September October . November December 6-0 6-0 9-6 14-0 20-4 19-2 21-6 19-8 16-8 130 12-6 6-6 -22-4 - iS-H -17-4 - 10 -5 - 6-3 - 3-3 0-9 0-3 - 3-3 - 9-6 -13-8 -18-9 28-4 24-5 27-0 un 26-7 22-5 20-7 19 -ö 20-1 22-6 26-4 25-Ö 10-6 lS-0 15-3 21-4 26-2 26-3 28- 1 28-0 23 ■ 6 21-0 14-6 120 -22-3 —22 3 -13-4 - 8-8 — 20 2-5 61 3-8 — 0-2 - 5-8 -11-3 -16-8 32-9 37-3 28-7 30-2 28-2 23-8 22 0 24-2 23-8 26-8 25-9 28-8 —6-44 —517 -3-74 —0-46 406 6-66 7-51 7-57 5-54 2-l(» — 1-45 —3-78 —1-96 — O-l-O 2-20 5-87 10-36 13 12 14- 10 13-58 10-92 7-12 2-97 -0-22 Jahr . . 21-6 —22-4 44-0 28 1 -22-3 50-4 — — 1) Bericht über die in den .lahren 1848 und 1849 auf den Stationen des ineteorolof-i- schen Insituts im preussisclien Staate ang-estelUeii Beobaclitungen. Von H. W. Dove. Berlin 1851. (li'iili;ifliliin';i'ii iilicr ilii- iiiil ilcr lliilic /.iiiicIitiMMKli' Tfiiiiioriiliir i'lc. 3S0 Die Höhe des Brockens über dorn Niveau des Meeres beträgt ^(133 Pariser Fiiss, die von Arnsfndt 840 i)- Bei «xenauer Betrachliiiig der Krj»ebnisse der Beobachtungen auf den Luftballonfahrten im Jahre 1853 über die Abnahme der Tempe- ratur mit wachsender Höhe miisste der Versuch, für eine gegebene Hidie die 'renij)eratin' als Function der Höhe ausdrücken zu wollen, \\ ohi als verfrüht erscheinen. Wenn sich bei jenen Luftreisen das i'ben erwähnte bemerkenswerthe Factum herausgestellt hat, dass die Abnahme der Temperatur im Anfange des Aufsteigens nur bis zu einer gewissen Höhe andauert, dann aber ein Stillstand oder wenig- stens eine sehr langsame Abnahme eintritt, so muss ich diesem Fac- tum das nicht minder bemerkenswerthe an die Seite stellen, dass die Temperatur in der untersten unmittelbar auf der Oberfläche d e r E r d e ruhenden Schicht der Atmosphäre nicht alinimmt, sondern wächst. Eben weil dieses den in allen Lehrbüchern der Meteorologie und physikalischen Geographie als unumstössliche Wahrheit hingestellten Satz: „Die Wärme der Luft ist id)er einem und demselben Orte nicht in jeder Höhe die- selbe, sondern nimmt ab, je weiter man sich erhebt**, aufhebt, oder wenigstens beschränkt, dürften die Beobachtungen, von welchen ich ausgegangen bin, eine genauere Prüfung durch Wieder- holung derselben an verschiedenen anderen Orten verdienen. Die Thermometer, an welchen die Beobachtungen gemacht wur- den, sind an der Nordseite meiner, in einem nicht dicht gebauten Theile der Stadt belegenen Wohnung aufgehangen. Das am niedrig- sten hängende Thermometer, welches im Folgenden mit A bezeichnet ist, befindet sich etwa 10 Fuss von der Wand des Hauses entfernt, mit der Kugel 2 Zoll über dem Erdboden s). Das zweite Thermome- ter, ß, hängt an einem Fenster, einen Fuss von letzterem und 17 Fuss 3 Zoll Par. Mass von der Erdoberfläche entfernt. Die Höhe des drit- ten Thermometers, C, ist 28 Fuss 4 Zoll Par. Mass über der flachen Erde. Dasselbe ist an einem verschiebbaren Läufer befestigt, so dass es ganz in die freie Luft hinausgeschoben, zum ßehufe des Ablesens 1) (ich Um-!, pliys. Wörleiliiiili, V. 1, S. 239. ^) Seit Deceinber 1SÖ8 habe ich dnsseUtc in der aiigegcheiieii Ihilie von 'l Zoll über dem KrdJMiden iiiitleii im Ciirleii 4(» Fuss vom Minise entfernt so aufgehängt, dass es eben- falls nicht von der Sonne beschienen wird. 390 Prestel. aber wieder herangezogen werden kann. Von den Fenstern aus, vor welchen die Thermometer B und C sich befinden , hat man die Aussicht auf einen Complex von Gärten. Die letztere nach Norden hin begrenzenden nicht sehr hohen Gebäude sind hundert und mehrere Fuss entfernt , so dass von dem Fenster aus , vor welchem sich das mittlere Thermometer B befindet, der nördliche Theil des Himmels vom Zenith bis zu IS» herunter überblickt werden kann. Das in der Höhe von 17 Fuss 3 Zoll über dem Erdboden be- findliche Thermometer B ist von Greiner jun. in Berlin angefer- tigt und seiner Richtigkeit nach geprüft. Die achtzigtheilige Scala desselben ist von zwei zu zwei Zehntel Graden getheilt. Mit diesem Thermometer habe ich die beiden anderen verglichen und die Ab- weichung in Rechnung gebracht. Die Thermometerstände wurden in der Regel um 8 Uhr Mor- gens, 12 Uhr Mittags und 6 Uhr Abends abgelesen und aufge- zeichnet. Eine Untersuchung über Wolken-, Nebel- und Thaubildung wurde im Jahre 18o7 Veranlassung zu diesen Beobachtungen der Temperatur in verschiedenen Höhen. Die Temperatur-Differenzen waren damals gering. Kurz darauf traten grössere Temperatur- Unterschiede hervor. Als ich bei diesen ein gewisses constantes Verhältniss gewahr wurde, fing ich am 1. November an zu den ge- nannten Tagesstunden stetig und regelmässig zu beobachten. Gegen- wärtig liegen die Ergebnisse von 15 Monaten vor. Ich veröffentliche dieselben schon jetzt, um eine Prüfung und Erweiterung derselben durch ähnliche an anderen Orten ausgeführte Beobachtungen zu veranlassen. Sollten ähnliche Beobachtungen, welche an anderen Orten angestellt werden, zu denselben Resultaten führen, so würde dieses nicht allein für die Meteorologie und physikalische Geographie, sondern auch, und zwar vorzugsweise, für die Pflanzen-Physiologie von der allergrössten Bedeutung sein. Beobachtungen über die Temperatur der Luft an verschiedenen vertical über einander liegenden Punkten desselben Orts werden je nach der geographischen Breite und Länge des Beobachtungsortes, so wie nach seiner Höhe über dem Niveau des Meeres und nach seiner Umgebung mehr oder weniger verschiedene Resultate ergeben, aber darin werden sie übereinstimmen, dass die Temperatur in der Ik'ubiiclitiiiif^i'ii über ;i 1 06 — 1 06 0-47 1-06 ll-lo. „ 0-46 0-28 0-76 1-96 o-:io 0-90 116 0-3Ö 0-Ö4 1-19 0-37 0-73 16—20. „ 2 04 0-68 l • 00 3-10 0 7(? 1 06 3-20 o-;i2 0-66 3 ■ 08 0-65 0-90 21-2Ö. „ 0-80 0-82 1-18 2-40 0-86 1-22 0-58 0-62 0-76 1-26 0-77 1-05 26-30. „ .Mittel . —5-20 0-72 1-16 -1-48 114 1-36 -2-30 0-94 1-48 —2-99 0-93 1 • 33 . . . 0-52 1-03 . . . 0-65 1-03 i 0-49 0-79 0-56 0-95 Februar 1S5S. 3I.J.— 4.F. 0-24 0-S6 0-60 1-00 0-70 1 • 08 —0-48 0-60 0-72 0-25 0-62 0-80 .T-0. Fei). — 2-Ö8 0-44 106 0 34 O-iiO 1-16 —0-88 o-;>4 1-20 1-27 0-51 1-14 lü-14. „ —1-62 0-66 116 0 ■ SO 0 • 82 1-20 0 12 0-90 1-26 -0-23 0-79 1-21 1Ö-19. „ -3-38 0-42 1-18 0-16 0-94 1-32 -l-o8 0-46 0-94 —1-60 0-61 1-15 20—24. „ -7-58 0-78 1-52 — 1-64 1-08 1-44 -2-76 0-74 1-26 —3-99 0-87 1-47 2Ö- I.März Mittel . -5-66 0-94 1-28 -0-40 0-76 110 -1-48 0-66 l-oO —2-51 0-79 1-29 0-67 103 0-80 1-21 o-m 114 0-71 114 Benliaclituiijjt'ii iiIht ilii' mit iIim' IIdIh' /iiiii'limi'iiiti' 'fcinpiTiil ur etc. •iD«') lliii'/. 1858. 1' .■ M t :i .1 .■ M.Mj^eiis 8 (Ihr .Mittags fi l'lir .Miciuls r> t'lir M i 1 1 *• 1 A B C 1 A 11 (■ \ ,1' <' \ li (■ 2 (5. Miiiz :v2(i 0-80 1-44 -1-34 0 90 1-.36 --2 -41» t)-(;i; l-3i 2-89 0-79 1-38 7 II. „ 1 ■ :>(i '•80 MJ6 0-40 1 1211 -70 -i-2(; 0-82 1 -9(1 0-79 (1 91 1-72 12 K). ,. ii-24|0-74 1-26 1-76 tl-88 1-24 1 - 2(i 0-68 1-1(1 1 -Oü 0-77 1-20 17 21. .. 1-40 0 • 72 116 4 • \ (> t»-80 1 2S 2- tu ■ • 56 0-96 2 -8;; ,0-09 1-13 22 2(;. , 2-42 0-ä8 114 :;t;. 1-00 1 2(i 3-78 0-72 1 '00 3-95j()-76 1-13 27 :{i. „ Mitloi . 2-34 0-90 1-26 6 90 1-04 1-26 5-66 0-92 1-26 4-97 0-95 1-26 0-76 1-30 0-96 1 • 35 0-73 1 • 2t) 0-81 1-30 April 1858. 1 5. April 2-88|o-SO 1-28 5-20 0 ■ 88 118 3-22 0-70 t)-7t) 3-77 0 79 t-(»5 () 10. „ 0-OS 0-82 1 ■ Ö2 3 • 68 1-22 1-84 1 84 0-82 1-30 2- 17 0-92 1-55 11 — 1Ö. „ 1 • -it» 1 - 00 1-34 4-60 1-18 1-56 2-90 1-10 1-32 3-tM) 1-09 1-41 i(i 20. „ ö • :{8 0-80 1-20 11-12 1 -4011 70 5-40ll-t2 1 • 52 7-30 1-12 1-49 21 Tn. „ 0 03 110 113 9 ■ oO 1-03 1-23 6-83 0-76 0-90 7-45 0-96 1-08 2(5- :io. „ Mittel . 8- 10 0-84 0-92 9 (»0 0-84 0-92 6-00 t) • 88 t>-84 7-70 0-85 0-89 0-89 1-24 110 140 . . . 0 89 1-09 0-96 1-24 Mai 1858. 1-5. Mal 4-98 0-76 0-98 8-72 0-76 1-02 6 18 1-20 1-53 6-61 0 91 1-17 6 l(t. „ äl6 0-90 1-48 8-66 1-08 1-44 6-42 0-62 0-98 6-75 0-87 1-30 11— lö „ 6-22 0-92 1-36 1t) -.^0 0-70 1-02 9-66 0-76 1-10 8-79 0-79 1-16 lH-20. „ 8-06 1-04 1 • 32 11 -06 0-88 1-18 10-24 0-76 1-08 1015 0-89 1 - 19 21 2d. „ 8-90 0-80 111 12-20 0-78 110 10-27 0-68 1-30 10-46 0-75 1-16 26-30. „ Mittel . 7 -22 l-t»0 1-32 9160-94 1-26 6-90 0-94 1-10 7-76 0-96 1-23 t)-90 1-26 . . . i 0-86,1-17 0-83 118 0-86 1-2Ü .Iiini 1858. 31.M.-4..I. 12-42 1-38 1-96 I6-Ö2 1-12 1-56 13-62 1-56 2-24 14- 19 1-35 1-92 ö— 0. Juni 13- 30 1-22 2-08 17-44 1-80 2-30 13-74 i - 02 1-70 14-85 1-35 2-02 10—14. „ 14-34 1-84 2 -.'50 IS-2fi i-:;^ 2-52 16 20 1 • 08 1-80 16-27 1-49 2-27 1Ö-19. „ 15-40 1-70 2-10 20 • ä6 i-;i8 2 12 17-98 1-36 1 62 18-00 1-55 1-96 20-24. „ 12-62 0-98 1-08 13-98 tt-78 1 14 11-62 0-54 0-88 12-74 0-77 103 23—20. „ Mittel . 10-92 0-48 0-54 13-10 0-70 0-64 11-50 0-64 0-40 1 1 ■ 84 0-61 0-55 1-26 1-72 1-2Ö 1-71 103 1-45 l-lü |-()2 394 P r (■ s t e !, Juli 1858. F e n t i) d e Morgens 8 ülir Mitti.gs 12 Uhr Abends 6 lllir Mittel .10. J. 10 IS 19. 20-24. -29. ~ 4..I, 9. Juli 14. „ Mittel 10!HJ 11 02 11 92 14-82 12-46 0-86 J-18 0-55 1-SO 1-34 0-86 1-58 1 22 1-42 1-06 1 i • 96 ia-84 14 -äO 19-24 16-55 0-32 0-84 0-88 1-84 0-90 0-4U 1'66 1-16 2-04 1-12 hier fehlen die Beobachtunfjen 9 ■ 86 ö - 62 12 12 15 15' 04 (»-TS 78 0-6S 0-60 0-80 0-74 1 - 02 0-86 0-98 1-30 10-6! 12-47 13-06 16-55 14-69 0-47 0-93 0-74 1-33 1-01 0-66 42 08 48 17 0-89116 Aug-ust 1858. 30.J.— 3.A. 4-8. Aiifj. 9-13. „ 14—18. „ 19—23. „ 24—28. „ 29-2. Sept. Mittel . auch hier l'ohlen die Boobachlun'»:en 11 10 15-22 13-94 15-47 10-52 10-02 110 1-54 116 1-12 0-72 0-72 1-06 1-60 2-40 1-60 1-87 1-80 1-26 1-59 22-40 20-18 18-88 17-36 14-55 12-92 1-10 1-16 0-88 1-30 l-uO 110 1 - 09 1 • 30 2-40 1-94 2-28 1-30 1-80 l-8i 11-60 17-44 160'i 15-10 11-85 12 67 1-70 114 1-02 0-68 0-82 0-94 1-70 2-46 1-58 1 34 0-30 0-75 1-45 1-55 15 03 17-61 16-28 15-98 12 31 11-87 1-30 1-28 102 103 0-67 0-88 1-53 2-42 1-71 1-83 0-95 1-50 103 1-66 September IS58. 3— 7. Sept. 8—12. ,. 13-17. „ 18—22. „ 23-27. „ 28-2. Oct. Mittel 11-98 1 1 - 36 11-68 8-92 11-65 10-20 0-86 1-08 1-20 1-18 0-6 J 0-78 0-95 1-08 1-56 1-62 1-70 100 110 1414 15-22 15-42 13-46 13-74 1300 1-34 114 1-54 1-40 1-00 1-00 0-90 116 1-56 2-42 1-84 l-4> 1-78 1-34 1 3 • 00 13-00 13-64 11-62 12-54 11 04 1-73 0-74 116 0-95 0-96 0-60 0-86 0-88 1-26 1-82 1-84 1-54 0-82 1-34 13-04 13-19 13-58 11-33 12-64 11-41 1-43 0-91 1-26 1-18 1-05 0-74 0-81 1-30 1-93 1-77 l-5f 1-20 1-26 0-99 1-50 October 1858. 3—7. Oct. 8-12. „ 13-17. „ 18-22. „ 23-27. „ 28—1. Nov. Mittel 8-28 4-62 7-48 6-00 4-64 3-36 0-98 0-48 0-62 0-32 0-62 0-64 0-61 1-20 0-80 1-18 0-50 114 0-76 0-93 9-78 8-12 10-28 8-80 8-14 5-34 0-86 0-82 0-68 0-64 0-62 0-92 0-91 1-30 1-10 1-40 1-08 0-94 1-00 1-13 9-56 6-28 9-20 8-32 6-76 4-96 0-72 0-70 0-70 0-52 0-30 0-46 0-58 1-34 0-90 1-12 0-70 1-24 0-82 0-90 9-18 6-34 8-99 7-71 6-51 4-55 0-85 0-66 0-66 0-49 0-51 0-67 0-72 1-16 0-93 1-23 0-76 1-11 0-86 1-00 H('iibach(iiiip:i'n iil)Or ilit' mit tliT IITiIk» /.iiiichiiicndi' T('ni|ipr»tiir etc. Oit.) Nnvoinbor 1M.1S. P 0 II t a iMhii' cliv :it)7 II. niltlt'rt' Temperatur der Luft und Abweichung derselben in ver- schiedenen Höhen. Jahr M o it a 1 .MitlL.Monals- Toiiipi'ialiir TluM-nu Ici-- llöhe 17' 3" 1«. M. II. III. 1^'. Millcl ans III. II. IV. Ahweii-hiiiig' der Tem|>eriitiir alls.M.M.als- Miltel in i-iiiei'Hölie von IT' :J" In pinci- Hölii' von -.'S' 4" vuw (lerunil. K.nlulx'iflüilif 1857 1858 1859 November . . . December . . . .liinner Pebruar März + 3-90 + 4-20 + 0-21 — 1-27 + 1-63 + 5-08 + 8-75 + 14-55 + 13-58 + 14-35 + 12-44 + 7-71 + 118 + 1-31 + 2-29 ■i 0°5G + 3-47 + 0-G4 —2-23 -0-21 —0-48 -0-10 + 2-.53 + 0-18 + 1-04 + 1-GG + 0-19 -2- 16 + 0-64 + 2-72 f0°38 + 0-32 + 0-56 + 0-71 + 0-81 + 0-96 + 0-86 + 1-19 + 0-89 + 1-03 + 0-99 + 0-72 + 0-45 + 0-44 + 0-82 + 0-70 + 0-55 + 0-93 + 114 + 1-30 + 1-24 + 1-20 + 1-62 + 116 + 1-66 + 1-50 + 1-00 + 0-55 + 0-25 + 0-72 + 0-54 + 0-43 + 0-75 + 0-92 + 105 + 1-10 + 1-03 + 1-41 + 1-02 + 1-34 + 1-24 + 0-86 + 0-50 + 0-34 + 0-77 April Alai Juni Juli Auifust September . . Oetüber November . . . Deeember . . . Jaiincr In der Mittelspalte der folgenden Tabelle habe ich die Zahlen zusammengestellt, welche die mittlere Temperatur des Jahres, der Jahreszeiten und der einzelnen Monate ausdrücken. Diesen Zahlen liegen die an dem 17 Fuss 3 Zoll über der Erdoberfläche hefindlichoii Normal-Thermometer seit vierzehn Jahren angestellten Beohachlim- gen zum Grunde. Aus diesen Zahlen hat sich dadurch , dass die in der Tabelle II enthaltenen Temperatur - Differenzen in Rechnung gebracht worden, die Temperatur der Luft in einer Höhe einerseits von 2 Zoll, aiulererseits von 28 Fuss 4 Zoll über der Erddbertliiclie ergeben. Jene Temperatur ist in der ersten, diese in der dritten Spalte aufgeführt. 398 P r e s t e 1. III. Mittlere Monats- und Jahres- Temperatur nach den Beobachtungen in Emden. Monate Temperatur der Luft 2 Zoll P. M. iil)er der Rrdoherfläehe ITFiiss 3 Zoll P. M. über der Erdoheriläche 28 Fuss 4 Zoll P. M. über der Ei-doberlläehe Jiinner Februar März April Mai Juni Juli August September .... Octoher November Deeember Vom Jahre Winter Frühling Sommer Herbst - 0-99 R. — 021 + 1-03 + 4-60 + 7-99 + 10-83 + 12-51 + 12-28 + 9-75 + 6-80 + 2-96 + 0-41 — 0 + 0 + i + 5 + 8 + 12 + 13 + 13 + 10 + 7 + 3 + 0 43 R. 52 84 56 85 02 40 31 74 52 34 73 — 0-04 R. + 0-93 + 2-26 + 5-84 + 919 + 12-45 + 14-56 4-13-94 + 11-25 + 7-80 + 3-65 + 0-94 + ■66 — 0-263 + 4-540 + 11-873 + 6-503 + 6-45 + 6-89 + 0-273 + 5-416 + 12-943 + 7-200 + 0-610 + 5-763 + 13-650 + 7-566 Die am Schlüsse dieser Arbeit befindliche graphische Darstel- lung auf Tafel I veranschaulicht einmal den jährlichen Gang der mittleren Temperatur, andererseits den Verlauf letzterer vom 1. No- vember 18o7 bis zum 30. September 18ö8 nach den in Emden in den angegebenen Höhen angestellten Beobachtungen. Wie aus den oben in der mit II bezeichneten Tabelle zusam- mengestellten Zahlen hervorgeht, sind die Differenzen der Tempera- tur bei gleichen Höhenunterschieden in der untersten, unmittelbar auf der Oberfläche der Erde ruhenden Luftschicht in den Sommer- monaten grösser als in den Wintermonaten. Wie die Seite 385 auf- I!ciili:icliliiii^<'ii iilier die iiiil ilei- llolio iuiifliiiuMiiIf TciiiitiMiiliir uli'. »>'MI s'efiilirtoii Zalileii zt'i,i,'en, ist dasselbe in der höheren Hef^ion der Atmosphäre, wo die Temperatur abnimmt, aus dem Grunde der Fall, Meil. wie ich aus der den beiden Reihen zum Grunde liegenden gemeinschaftlichen Ursache geschlossen hatte, die Temperatur in den oberen Schichten weniger variabel ist als unten. Der Verlauf beider Curven auf Tafel II deutet auf das unter ihnen stattfindende Verhältniss hin. Nach den hier vorliegenden Ergebnissen meiner Beobachtungen kommt bei den Thermometern, an welchen die Beobachtungen ge- macht werden, aus welchen die mittlere Temperatur der Luft abge- leitet werden soll, die Höhe derselben sehr in Betracht. Die Meteo- rologen werden sich demnach über die Frage zu verständigen haben, in welcher Höhe ein Thermometer aufgehängt sein nuiss, um die Temperatur eines Ortes genau anzugeben. Eben so wird es schwer- lich zu umgehen sein, dass die bisher veröffentlichten Temperatur- Beobachtungen einer Revision und Reduction, je nach der Höhe der Thermometer, an welchen die Beobachtungen gemacht wurden, un- terworfen werden. Die in der untersten, unmittelbar auf der Erdoberfläche ruhen- den Luftschicht mit der Höhe zunehmende Temperatur kommt aber auch bei den in jener vorgehenden meteorischen Vorgängen , wie bei der Dunst-, Nebel-, Thau-, Reif-, Regen-, Schnee -Bildung u. a. m. sehr in Betracht. Es kann daher nicht wohl ausbleiben , dass die bisherige Theorie dieser Processe, auch abgesehen von den, von Lamont 1) über die Dnnstbildung ermittelten Thatsachen, einige wesentliche Modificationen erleiden muss. Eben so dürften die Ergebnisse bei der Refraction des Lichts in Betracht kommen. Von der grössten Bedeutung dürfte aber eine genaue Ermitte- lung der bezeichneten Temperatur-Zunahme für die Pflanzen-Physio- logie werden. Wenn Alphons De Candolle in seiner „Geographie botanique raisonnee" sagt: „On a l'usage d'observer des thermometres places ä 4 pieds environ au-dessus du sol. Cette hauteur donne-t-elle bien la temperature qui influe sur les vegetaux? Voilä une premiere question ä examiner." 1) Lamont. Resultate aus den an der könig:!. Sternwarte veran.stalteten meteorolog'i- schen Untersuchungen. In den Abhandlungen der k. baier. Akademie der Wissen- schaften, II. Classe, VIII. Bd., 1. Abtheil. München 1807. Sitzb. d. mathem.-naturw. Gl. XXXVI. Bd. Nr. 16. 28 -tUU P r e s t e I. Re«ibaflituiigeii iilt. die mit d. Hölie /.uiieliiiieiide 'l'fin|ier;iUii' ele. ^,Les arbres sont, en majeure partie, dans uiie couche d'air su- perieure a Celle oü Fun observe; les herbes sout situees plus bas; les arbustes sont les seuls vegetaux dont les feuilles et les fleurs soient dans la couche oü Ton observe, et ils forment uue fraetion bien petite de toutes les especes du regne vegetal," so ist schon in den oben aufgeführten Resultaten meiner erst fünfzehn Monate umfassenden Beobachtungen nicht allein die Antwort auf jene Frage, sondern auch eine Begründung des dann Folgenden enthalten. Als Folgerung aus den in Tafel 111 zusammengestellten Tempe- ratur-Differenzen ergibt sich ferner, dass die von Reauniur, Cotte, Boussingault, Quetelet, Babinet u. a. entwickelten analytischen Ausdrücke, durch welche der Einfluss der an einem in beliebiger Höhe über dem Erdboden aufgehängten Thermometer beobachteten Tem- peratur auf die Entwickelung der Pflanzen ausgedrückt werden soll, mit der Hoffnung einzutreffendes Resultat zu erhalten, nicht wohl angewandt werden können. Eine ins Einzelne gehende Discussion des hier angeregten Gegenstandes liegt mir und dem Zwecke der vorliegenden Arbeit fern. In Beziehung auf denselben erlaube ich mir nur noch auf das reiche Material hinzuweisen, welches mein geehrter Freund Herr K. Fritsch in seinen, im XV. Bande der Denkschriften der mathematisch -naturwissenschaftlichen Classe der kaiserUchen Akademie der Wissenschaften veröffentlichten „Unter- suchungen über das Gesetz des Einflusses der Lufttemperatur auf die Zeiten bestimmter Entwickelungsphasen der Pflanzen" mit ein- gehender Kritik niedergelegt hat. iitf BMii liifriyyiii T(ir L ,/rr 7hfi/)rrf///ir Dif/hr/na, ^^wisr/nv/ (/rr, T/,frmomeio7i.AACoo/t /peldierc dte hi^^d von ^. J. "o. B // 'J, "o C :^S '^ "/},/: J/w.>y .<■/■ r/>nu/- AWÄ' ' bcfnn/t'/i JrrrPi dtm p J. I 'fmr/nl>er /i^J7 f^is J/.{^r/f>7fcr yf>f>f^ zk JT/z/f/c/i ar/(/c,f/ffrfcn jJfOfjrfr///r/7/f/f/i «iiiigslidk.AkaadH-TO.iih. MIunr.ClXAAniidX'lt. 18j3 T.if.ll. Jf//////r//rr l/(t//fj (/es HtirZ/srns f/rr '/h/i/Jtra/nr /Jz/'/hr///. /// t/t/- ///t/cm/f// /tf(//o/f (/er . l/uiosßhäre ////(/ (/er , I ////// ////// r/r/\i///jf// rn t/c// //o//r/r/i //fffionr/f 1 ^ ? § $ t^ *^ -^ '::: •■- II 1 H i^ 1 ^ 1 1 1 c: > 5 .^ ^ ^ -^ v:^ -^ ^ Me/fr 1 1 1 1 /V'? X 1 1 1 1 M M ' ' ' M I \ \ /lo"' s- ! \ ' 1 1 ' ' ' ' i i 1 1^ 1 1 l 'ms iti: _:iM:._:. _^— - t • ■ • 1 - -y '] t - H ff- ^t ^- ^ N 1 f.ßO ■ ■ • . 1 . ' i . - ■ 1 1 [ j^,. jiTirr: x T?^^- X i ' ii ' :___T_^ T _ :m: /.j 1 T- 1 / 1 1 1 i ' i| 1! 1 ■+"'"■ \ \ \ 1 ' -r| 1 i 1 -t 1 i \ ' L ' '"^ "■"^ "' 1 ' 1 1 ! ■ ' 1 ■* . L , ^' ' -^ 3"Tr ^"1: :: : il: ^-^^ ^^^ "j-^T-^-, T""^ 1 "[^ 7 ^ir.__i Z.-X ■ J"' 1 ' 1 ' ' \ i 1 1 1 , .'■■ 1 M 1 Vis\~^ X'^ : ^ : :::" /•r;9 ' ~ - -^^^ ' 1 '^ 1 Ti "iir M, ' ) ' ' \ 1 ! ^^^ '■' ■ ! ' ' ■ $ 1 ' . ) ' J : 1 , 1 1 N 1 1 1 ' I ' ' 1! 1 1 [> / '1 ::::::: :_:[ il: : : zr ' / M 1 . ^/ 1 ^' -^^ r ' i ! xt ti _^:ö____L : tt-t XX 1 i / i 1 / L L t t. ' ' / \ T X--\^- .ji- /•//9 -I--n 4^i-Ti ----4 1 ' ' , \ ± tr ' _lr _ __ \_±j k -I--1- * V - -U 1 ttj ±it t in ■ I 1 /^ V i ^ ^ « / ■--, ^1 f90 1 1 1 1 \ '^IM Im ' "fi 1/ 1 /| 1 1 1 ■ '.n ! 7 i 1,' '\l ! y ' ' \ 1 i 1 \ \ '■ O 90 \ \l\ II 1 ' I / 1 '^ /i 1 ' / ■ "-^^ ; - , ' M 1 " f ' i ' 1 ,7 y 1 - _-__ ____\ j -'-i- 1 /l i M . 1 ■ / 1 ! ' ____Li± ___L j: u i , ^ „^ ^41 llimpDif?/' ' ■ ! \ 1 1 "//? ■1 1 / ! ( 1 / . , 1 1 ,1 V ' ' i ^ 1 l 1 1 1 Ü 1j ^ ^ ^li / M 1 II 1 1 1 .Vi '. I i 1 ' 1 \ il\l\ temlUft , ' 1 '"+^ ^i "■"i:""lt"""^lt"i 'M 1 • ' i : 1 1 1 i : i II ■ "^ ! \ Ml \ i \ '> ■' '^•^'^ ^ 4^+-4- ^-H-V-^+- 1 1 1 ' 1 1 1 ! ■ ! 1 1 1 ' i Ml 'M . ' ! i! ^ 1 \ ■ "^'' ; ! H 1 r I ' 1 1 1 1 1 1 }■ ■ "j 1 j 1 YM M i ! ,£ ' 1 1 ' 1 i ! 1 1 1 ? 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Wenn ich in diesen Zeilen nochmals die Beachtung der Chemi- ker auf diese beiden Körper lenke, so geschieht es, um zu zeigen, dass auch der letztere noch einer Zerlegung fähig ist , die für die Constitution desselben neue Gesichtspunkte gewährt. Es dürfte dadurch ein Interesse für diese Verbindungen gehoben werden, wel- ches ihnen zuzuwenden schon durch ihre Verbreitung in einer grös- seren Anzahl Pflanzen ganz verschiedener Familien gerechtfertigt sein konnte. Quercitrin enthalten: QuercuHtiuct. (ChiiyvcnX), Muta (jrnv. (Weiss und K ü rn in e I j , Sopkara japonica (Stein), Capparin Spin. (Hochleder und HIasiwetz), und ich vermuthe mit Grund, auch Rhammis tinct., Reseda liiteoln und Thuja occid. Zuletzt entdeckte es Prof. Rochleder in Blättern und Blüthen von Aescu- lus liipyocastanum. Roc bieder hatte die Absicht, um der Vervollständigung einer physiologisch-chemischen Studie der letzteren Pflanze willen, eine nochmalige Untersuchung des Quercitrins vorzunehmen. Die grosse Ausdehnung seiner Aufgabe aber bestimmte ihn , auf meinen Antrag, diesen Theil zu bearbeiten, einzugehen , und er überliess mir eine hiezu hinreichende Menge des nach einem von ihm befolgten sehr einfachen Verfahren^) gewonnenen Materials, — eine freundschaft- 1) Annal. d. Ch. 90. 'Ib'i. '-) Sitzungsherichte der k. Akademie in Wien, Bd. '.Vi, S. 565. 28° 402 H I a s i w e t :t. liehe Gefälliüfkelt . für die ieh mich iliiii /um grössteii Danke ver- pflichtet fühle. Bei nieinei' weiteren Untersuchung hat sich Herr L. Pt'a u n d 1 e r mehrfach betheiligt und die mit * bezeichneten Analysen sind von ihm ausgeführt. Ich begann mit Versuchen, das Quercetin zu zersetzen, und habe ausser anderen vornehmlich die nachfolgende Methode befolgt, die aber , wie ich gleich bemerken vt^ill , nur insofern von Bedeutung ist, als es nach ihr überhaupt gelingt, eine Spaltung und Isolirung der Producte herbeizuführen, die sich jedoch aus Gründen, die sieh im Verlaufe dieses Berichtes ergeben werden, nicht auch durch eine angemessene Ausbeute empfiehlt, I. In die heisse, sehr concentrirte Lösung von drei Theilen Kali- hydrat, die sich in einer Silberschale befindet, wird ein Theil Quer- cetin eingetragen, kochend eingedampft und zuletzt die Masse so lange erhitzt, bis eine herausgenommene Probe, auf einem Uhrglas in Wasser gelöst, ihre gelbe Farbe an den Bändern und dünnen Schichten schnell in eine dunkelrothe verwandelt und von Salzsäure nicht mehr flockig gefällt wird. Vom Feuer genommen, wird sofort Wasser zugethan und die augenblicklich roth werdende Lösung mit Salzsäure neutralisirt. Nach dem Erkalten und einigem Stehen hat sich die Flüssigkeit meistens mit veränderlichen Mengen einer flockigen Ausscheidung erfüllt, von der man abfiltrirt (A). Das Filtrat wird zur Trockene verdampft, der Salzrückstand mit Alkohol ausgezogen, von der braunen Tinctur der Alkohol ab- destillirt und der Bückstand wieder in Wasser aufgenommen. In dieser Lösung hat man nun zwei Substanzen, die durch Blei- zucker getrennt werden können. Während die eine (B) davon nicht gefällt wird , geht die andere (C) in den entstehenden bräunlich gefärbten reichlichen Niederschlag ein. II. ß. Aus der vom Bleiniederschlag abfiltrirten Flüssigkeit wird das Blei mit Schwefelwasserstoff ausgefällt und die wieder filtrirte |T|)Pr iliis (^tii.Mciliiii. 403 Lösung schnell eingedainiil't. In dem stiirk coneentrirlen Rest bilden sieh nach einiger Zeit Krystalle, die noch sehr gefärbt sind. Nach Entfernung der Mutterlaugen löst man wieder und ent- färbt mit Thiorkohlo. Die gereinigte Lösung liefert den Körper in Krystallen , die ich keine Mühe iiatte wieder zu erkennen, nachdem ich sie nicht lange zuvor erst entdeckt und ausführlicher untersucht hatte. Sie sind : Ph lorogl nein , dieselbe dem Orcin so ähnliche Zuckerart, die ich als Zersetzuugs|n'oduct des Phloretins gefunden habe *)• f^'^ Übereinstimmung der Eigenschaften und des Verhaltens des Phloroglucins mit denen des Körpers aus Quercetin war voll- ständig. Jeden Zweifel über die Identität behebt die Elementaranalyse : I. 0-234 Grm. bei HO« getr. Substanz gaben 0-4885 Kohlensäure und 0*10J> Grm. Wasser, 11. 0-302» „ lufttrockener Substanz verloren bei 10Ü"C. 0068 Grm. Wasser, Itl. 0-2820 „ „ „ „ „ „ 00632 „ Wasserfreies Phloroglucin Ci2 Hg 0^ H — 4-76 Wasserhaltiges Phloroglucin Ci3 Hß Og + 4 H 0 gefunden Ci3 H« Og - 77-78 — — 4 H 0 — 22-22 22-47 — 22-41 III. C. Der Bleiniederschlag wird mit Wasser angerührt, mit Schwe- felwasserstoff zersetzt und das Schwefelblei mit heissem Wasser aus- gewaschen. Die vereinigten, stark gefärbten Flüssigkeiten werden in einer Retorte, durch die ein Strom Wasserstoff streicht, bis auf ein kleines Volum eingekocht und unter einer Glocke zum Krystallisiren hingestellt. Die nach mehreren Tagen erhaltenen braunen Krystalle werden kochend gelöst, die Lösung mit Thierkohle entfärbt und heiss filtrirt. Die Flüssigkeit erfüllt sich bald mit schönen feinen, seidenglänzenden Nadeln. 1) BerichtP der k. Akadeiriic in Wien, Bd. XVII. S. :{82. H I a s i w e t z. Dieses zweite Spaltungsproduct des Quercetins ist eine, wenn- gleich sehr schwache Säure, ihrem chemischen Verhalten (auch dem Äussern) nach, der Gallussäure nicht unähnlich. Ich will sie Quer- cetinsäure nennen. In kaltem Wasser wenig löslich, vollkommen in heissem, und daraus schnell krystallisirend. Leicht löslich in Alkohol und auch in Äther. Die wässerige Lösung , die sich heim Stehen an der Luft nach und nach gelb färbt, reagirt äusserst schwach sauer und schmeckt etwas adstringirend. Die Krystalle der Quercetinsäure verwittern in der Wärme. In einer Röhre erhitzt, sublimirt einTheil.Silbersolution wird vonQuer- cetinsäurelösungreducirt. Eisenchlorid färbt sie intensiv blauschwarz wie Gallussäure. Eine andere Farbenreaction aber zeichnet den Körper aus , die von ähnlicher Schönheit und Empfindlichkeit nicht häufig vorkommt. Sie ist bedingt durch die Einwirkung von Luft oder Sauerstoff auf eine alkalisch gemachte Lösung. Bringt man zu einer Lösung, die äusserst verdünnt sein kann, einen Tropfen einer alkalischen Lauge, so färbt sie sich gelb; bringt man sie dann an die Luft, so wird sie allmählich prächtig karmin- roth. Löst man Quercetinsäure in concentrirter Schwefelsäure unter Erwärmung, so wird die Lösung rnthbraun. Wasser fällt dann rothe Flocken, welche gleichfalls die Eigen- schaft haben, sich in verdünnten Alkalien oder Ammoniak mit schön- ster Purpurfarbe zu lösen. Die nachstehenden Analysen der Quer- cetinsäure beziehen sich auf Substanzen verschiedener Bereitung. Sie sind theils mit chromsaurem Bleioxyd, theils mit Kupferoxyd und Sauerstoff ausgeführt. Der Körper entlässt sein Krystallwasser vollständig bei anhal- tendem Trocknen zwischen 120 — 130". I. 0-2482 Grni. getr. Subst. gaben 0-S40 Grm. Kohlsensäure u. 0-080 Wasser, U. 0-2389 „ „ „ „ 0-321 „ „ „ 0-0814 „ *III. 0-2421 „ „ „ „ 0-529 „ „ „ 00845 „ IV. 0-2056 „ „ „ „ 0-445 „ „ „ 0-068 „ V. 0-2942 Grm. lufttrockene Substanz verloren 0-0460 Wasser *VI. 0-2826 „ „ „ „ 00434 „ VII. 0-2872 „ „ „ „ 0-0451 „ VIII. 0-2428 „ „ „ „ 00372 „ Aus diesen Zahlen berechnet sich für die wasserfreie Substanz <>,. rher •las Oll. roitriii. horeohn et 1. II. III. IV. 204 .•;!»•:{(• ;!)-2!» «9 42 :;!)••{!) •J!>-(I2 12 :V4S :v:;s :{-7s :{-s7 :{(;7 12S :{7-22 — — — — 405 :U4 10000 Für die kryst; Uisirte Substanz. I)erechnet V. VI. VII. VIII. Cn H,. 0,e 344 — — — — — 7 HO 63 15 47 13-ÜO 13-3.") 13 -70 13-32 Die Menge dieser kostbaren Substanz, die ich erhalten hatte, war nicht gross genug, um mit Erfolg die Darstelking von Salzen zu versuchen, die überdies bei der wenig ausgesprochenen Säure- natur des Körpers eine gewisse Unbeständigkeit voraussehen Hessen, die sie als Stützen einer Formel vielleicht wenig empfohlen haben würden. Aus demselben Grunde kann ich über seine Zersetzungsproduete vor der Hand Ausführliches nicht mittheilen. Ich w\\\ hoffen, dass der Körper noch einmal unter Verhält- nissen gefunden werden wird, die die Erlangung grösserer Mengen für ein umfassendes Studium gestatten. Inzwischen halte ich bei der Sorgfalt, die auf die mitgetheilten Resultate verwendet wurde, doch die angegebene Formel für richtig und man mag sich leicht überzeugen, dass keine andere mit den analytischen Ergebnissen besser in Einklang zu bringen ist. Diese Formel unterscheidet sich von der Formel des Äscule- tins = Cog Hi3 Oi6, eines Körpers, der der Quercetinsäure an Cha- rakter sehr verwandt ist, um — Co: das ist in den Beziehungen einer andein Reihe ausgedrückt, ein Verhältniss wie zwischen Akryi- säure und Essigsäure. Am nächsten scheint mir die Quercetinsäure der Ellagsäure zu stehen, wofür ausser einer gewissen Ähnlichkeit der Erscheinung und der Reactionen auch vornehmlich die Formel spräche : C34 Hjg Oj6 Quercetinsäure, C28 He Ol 6 Ellagsüure, Diff. Ce He Es ist leicht einzusehen, dass bei dem grossen Einfluss, den Alkalien und Luft auf die Quercetinsäure ausüben (ein Verhältniss, 406 II I a s i w e t z. worin sie der Pyrogallussäure kaum nachsteht), die Methode, das Quercetin mit Kali zu zerlegen, eine bedeutende Menge derselben gefährden muss. In der That ist die Ausbeute der angewandten Quereetinmenge nicht entsprechend, und ein grosser Theil findet sich zersetzt in den braunen dicken Mutterlaugen. Gleichwohl ist mir ein besseres Verfahren nicht bekannt geworden. Die hohe Temperatur, die man der Kalimasse geben muss, ver- bietet eine Operation in Glasgefässen , wo sich wenigstens die Luft abhalten oder verdrängen Hesse (obwohl, weil man darauf angewie- sen ist, Proben zu ziehen auch darin ein Übelstand begründet wäre). Durch schwächere Alkalien (Baryt) konnte ich eine Spaltung nicht erzielen, und als Quercetin mit verdünnter Kalilauge, in einer Röhre befindHch, der Temperatur von 160 und dem entspre- chenden Drucke (in einem Frankland'schen Apparate) ausgesetzt wurde, war der Spaltung desselben eine tiefer gehende Zersetzung der Producte gefolgt. IV. In I. ist einer Substanz (^) Erwähnung gethan , welche sich ausscheidet, wenn die in Wasser gelöste und mit Salzsäure neutra- lisirte Kalischmelze einige Zeit steht. Diese Masse, zunächst flockig und grünlichgelb, abfiltrirt und ausgewaschen, löste sich in viel siedendem Wasser theilweise. Der ungelöste Antheil ist Quercetin , welches der Zersetzung durch Kali entgangen war. In der davon abfiltrirten Flüssigkeit aber bildete sich mehrmals eine Krystallisation eines anderen Körpers, der nach wiederholtem Umkrystallisiren aus glänzenden Schüppchen bestand, locker, voluminös, mit einem Stich in's Grünliche. Kaltes Wasser löste nur Spuren, siedendes vollständig. Die alkoholische Lösung wurde von Eisenchlorid schmutzig dunkelgrün gefärbt, Silbersolution reducirt. Der bemerkenswer- theste Unterschied in den Reactionen von denen des Quercetins war, dass seine Lösung, mit einem Alkali versetzt, an der Luft schön grün wurde. (Eine Qercetinlösung bräunt sich in diesem Falle.) Ich konnte es nicht in meine Gewalt bekommen , den Körper immer in gleicher Menge, ja ihn überhaupt sicher entstehen zu Uher «las ()iieiTitiiii. 407 inacIuMi. Ich erhiolf ihn einige Male gar nicht uder in ganz kh'iner Menge. Sicher ist, ilass der Körper noch mit dem Quercetiii grosse Ahnh'chkeit hat tiiid wenigstens ans denselhen Heslandtheileii gehil- det ist. Wenn man ihn neuerdings mit Kali in der Hitze behandelt, so zeigt er fast dieselben Erscheinungen wie das Quercetin und man erhält wieder etwas Phloroglucin und Quercetinsäure. Einer völligen Zerlegung scheint er jedoch mehr Widerstand entgegenzu- setzen als das Quercetin. Gegen Kohle verhält er sich wie ein Farbstoll". In liösung wird er von derselben zurückgehalten. Die Analyse ergab (bei 100" anhaltend getrocknet): ' 0-1482 (^.r. Substanz gaben 0-3392 Gr. Kohlensäure und 0-0073 Gr. Wasser, • 0-2140 „ „ „ 0-4883 „ „ „ 0-0781 „ in 100 Theilen C 62-42 62-23 H 4-29 4-05 Auf seine muthmassliche Constitution will ich im Folgenden zurückkommen. V. Phloroglucin und Quercetinsäure als SpaUungsproducte des Quercetins erkannt, handelt es sich zunächst darum, mit den For- meln dieser beiden die des Quercetins in Einklang zu bringen. Rigaud*) berechnet aus seinen Analysen in Übereinstimmung mit dem Zuckergehalte des Quercitrins für das Quercetin C34 Hg Ou. Wurtz-) hebt hervor, dass auch die Formel CoeHioOia sich den Analysen Rigaud's anpassen lasse. Gerhardt-), der Phloridzin undQuercitrin homologisirt, nimmt für Quercetin C04 H^ 0^ an. Ich glaube, das Quercetin ist C^« Hig O30 und liefert unter Wasseraufnalune die gefundenen Zersetzungsproducte. C46 H16 O20 4- 2 HO = C12 Hg Og + C34 Hi3 Ojg Quercetin Phloroglucin Quercetinsäure Die von Rigaud veröffentlichten Analysen des Quercetins ent- sprechen aber nicht sowohl der Formel C4« H,6 O30 als vielmehr C« H,e 030 + HO. 1) Annal. d. Ch. 93, 283. 2) AmiHles do Cliiiiiie et Pliysique XMI, S4ß. 3) Lehrbuch 4, 3So. 408 H I a s i w e t z. C46jtlu_221 R i g a U 4-27 3-S4 Es scheint, dass, obwohl Rigaud die Temperatur nicht angibt, bei welcher sein Präparat getrocknet war, sich seine Analysen auf bei 100" getrocknetes beziehen. Ich habe mich überzeugt, dass diese Temperatur nicht im Stande ist, alles Wasser zu entfernen ; dass es aber auch ungemein schwer ist eine vollständige Entwässerung herbeizuführen, dass sogar wahr- scheinlich die letzten Wassermengen erst bei Temperaturen ent- weichen, die nahe an der Zersetzungsgrenze der Substanz liegen. Die folgenden Analysen scheinen mir dafür zu sprechen: a) (Durch mehrere Tage bei 100" zuletzt durch 6 Stunden bei 120" getrocknet.) * I. 0-281 Gran Substanz gaben 0-6165 Kohlensäure und 0-0941 Wasser, II. 0-3048 „ „ „ 0-667 „ „ 0-1034 „ C46 Hl 7 Ooj C 59-87 59-82 59-65 H 3-66 3-71 3-76 b) (Bei 2000 getrocknet.) I. 0-2521 Gran Substanz gaben 0-558 Kohlensäure und 0-0835 Wasser, * II. 0-2951 „ „ 0-6508 „ -0-0944 *III. 0-2977 „ „ 0-6571 „ 0-0955 MV. 0-299 „ „ 0-6638 „ 0-100 2 (C46 H,6 O30 + aq.) I. II. III. IV. ^^^^^'clTö -ie^"^^ 60-36 60-15 60-20 60-54 H 3-61 3-68 3-55 3-56 3-71 Die Formel C46 Hje O30 würde verlangen C61"06 H3-54. Zwischen 200 — 220" ist eine Gewichtsabnahme der trocknenden Substanz kaum mehr wahrzunehmen; darüber hinaus erhitzt ist man vor Zersetzung nicht mehr sicher und die Substanz wird missfarbig. Erhält man das Quercetin andauernd zwischen 230 — 250", so findet man, dass es sich in eine verfilzte Masse grösserer glän- zender gelber Nadeln verwandelt hat, durchsetzt mit zersetzter miss- farbiger, pulveriger Substanz, von der es leider nicht getrennt werden konnte. Diese Nadeln sind sublimirtes Quercetin. Auch zwischen Uhrgläsern kann man dieses Product erzielen. Leider aber erfährt durch die hohe Temperatur der grössere Theil eine tiefere Zer- setzung, es bildet sich viel kohlige Masse, und ohne bedeutende IT|„T «his gm-icitriii. 400 Opfer an Materinl ist es nicht iiiünlich, zur Untersuchung hinrei- chende Mengen zu erhalten, was ich um so mehr hedauern muss, als höchst wahrscheinlich dieses Product ganz wasserfrei, der vermuthe- ten Zusammensetzung entsprechen würde. Je nach seinem Wassergehalt zeigt das Quercetin auch eine verschiedene Färhung. Erhitzt man dasselbe in alkoholischer, mit etwas Salzsäure angesäuerter Lösung und verdampft dann den Alko- hol in einem IJestillirgefäss, so fällt es aus der concentrirten Lösung in satt orangegelhen Krystallen heraus. Diese Farbe behält es bei, wenn man das Product neuerdings aus Alkohol umkrystallisirt. Giesst man solch alkoholische Lösung in Wasser, so fällt es mit fast stroh- gelber Farbe heraus. Trocknet man das orangegelbe Piäparat bei 2000, so wird es lichtgelb mit einem grünlichen Stich. Das orangegelbe, lufttrocken analysirt, gab: 0-2803 Gr. Substanz gaben 0-ä993 Gr. Kohlensäure und 0-0933 Gr. Wasser. Für C46 H,6 Ü20 + 2 aq. hat man : Rechnung Versuch 'c'HsT" '58^ H 3-8 3-7 Wenn die Quercetinsäure mit der Ellagsäure als homolog, und nach Analogie dieser als zwei basisch betrachtet werden dürfte, man sie also schriebe ^ '" h"(^*' wenn ferner Phloroglucin = 1^ > Oo wäre, so ergäbe sich für das Quercetin die nähere Formel y f; ^ j| q f ^*' ""^ ®^ würde demnach nach Art der sau- ren Äther constituirt sein. Der Körper A, dessen ich in IV ge- dachte, könnte dann als die entsprechende neutrale Verbindung 2('C o H- 0 ) i ^* ~ ^58 ^20 Oa4 angesehen werden. C58 H30 O24 Gefunden ""€"^2^14^ 6242~^'''6S' H 3-57 4-29 405 Die Bildungsweise dieses Körpers widerspräche dieser Auffas- sung nicht; die eben in Freiheit gesetzte Säure und das Phloroglu- cin würden sich (im Status nascens gewissermassen) wieder theil- weise mit einander vereinigen. Für diese Ansicht lässt sich nur anführen, dass dieser Körper durch einige Reactioneu sich als 410 H I a s i w f t z. bestimmt verschieden von Qiiercetin charakterisirt, doch wie dieses in Phloroglucin und Quercetinsäure zerlegbar ist, dass endlich seine Zusammensetzung ziemlich der angenommenen Formel entspräche. (Vergleicht man die Eigenschaften des von Chevreul ent- deckten und zuletzt von Dr. Moldenhau er (Annal. d.Ch. 100,180) untersuchten Liäeolins aus Reseda luteola mit denen desQuercetins, so wird man finden, dass dieselben fast durchgängig übereinstimmen; die Angaben hierüber sind wenigstens nahezu gleichlautend. Allein Moldenhauer fand im Luteolin um 3 Procent Kohlen- stoft' mehr als Riga ud im Quercetin, und fast um 2 Procent mehr, als die von mir vorgeschlagene Formel verlangt, während der Wasser- stoffgehalt ihr entspräche. Etwas mehr nähern sich dagegen die Zahlen Moldenhauer's denen, die für den eben besprochenen Körper gefunden sind, der doch dem Quercetin noch in sehr vielen Beziehungen gleicht. Moldenhauer C 62S0 63-00 6277 6272 62^ H 3-70 408 3-91 377 372 Ziemlich sicher könnte man ferner behaupten, dass Rhamnin und Rhamnetin (aus Rhamnus tinct.} dasselbe ist wie Quercitrin und Quercetin. Die Originalabhandlung Gellatly's, der zuletzt die Versuche Kane's über diesen Gegenstand wieder aufgenommen hat, steht mir nicht zu Gebote i). Dem Auszuge derselben im chemi- schen Centralblatt 1858, S. 477 entnehme ich zum Vergleiche nur die Zahlen : Rhamnin Quercitrin 3) Gellatly Bolle y Hlasiwetz ^77^2^0^ 52-48 .*)2U0 H S-78 4-95 504 Rhamnetin Quercetin Gellatly Rigaud, Mittel dreier Versuche "C"^9^4P 5923 H 4-38 4-i3 Thujin und Thujetin aus Thuja occ. von Kavalier untersucht (Sitzungsber. d. k. Akad. in Wien, Bd. XXIX), stehen ohne Zweifel dem Quercitrin und Quercetin auch sehr nahe. *) Edinburgh iiew. phil. Joiirii. vol. VII, pag. 2ö2, 2) Vergl. weiter unten. Oher .lii» (JiUMcitiiii. 4 1 I Man findet ausser in dei* giiinon Färbung, die das Thiijetin mit Alkalien liefert, kaum einen wesentlichen Unterschied in den Ver- hältnissen dieser Körper. Ihre Zusammensetzung ist vun grosser Übereinstimmung. Thujin Quercitrin Kavalier Bolley H I a s i w e t z C Ö2-7!) 52-82 02-63 32-83 32-88 52-48 52-50 H 4!)4 5-06 501 5-15 5-06 4-95 504 Thiijotin Qiiercetin Kavalier R i ^a u d im Mittel C 59- 13 59-20^ 39-48 ^ 59-2^ ^ H 4-02 403 4-22 4-13 Es würden jetzt einige einfache Versuche hinreichen, zu bewei- sen, ob, wie ich vermuthe, in diesen drei Fällen Identitäten vorlie- gen, oder welcher Art überhaupt die gewiss sehr nahen Beziehungen zwischen diesen Körpern sind.) VI. Für die Formel des Quercitrins sind nun die nöthigen Daten gleichfalls gegeben. Diese Formel muss die Elemente des Zuckers, des Phloroglucins und der Quercetinsäure in sich vereinigen. Es wird maassgebend sein, dass die Menge des Zuckers, die sich quan- titativ bestimmen lässt, wieRigaud schon gethan, mit dieserFormel übereinstimme. Diesen letzten Punkt im Auge behalten, ergäbe sich für die wasserfreie Substanz C70 H36 O40 = 2 (Ci3 Hi3 O13) \ C,o Hß Oß ( _ 6 HO C34 H,3 OjK ) Diese Formel verlangt 46-3 Procent Zucker (C13 H,3 O13). Rigaud fand 44-9Ö und 4499 Proeent. Diese Werthe sind allerdings nur annähernd, allein man weiss, dass man in solchen Fällen eine scharfe Übereinstimmung schwer erzielt. Die Differenz zwischen Berechnet und Gefunden beträgt 1-4 Procent, und in dieser Fehlergrenze bewegen sieh auch die Ver- suche Rigaud's unter einander. (Er fand zwischen 43-57 und 44-99 Procent.J Ich will nun zu zeigen versuchen, in welcher Weise sich die in ziemlicher Anzahl und von verschiedenen Chemikern vorliegen- den Quercitrin - Analysen der vorgeschlagenen Formel C70 Hgg O40 ■4- \ 4/ H 1 !i s i w e t /,. anpassen lassen und daran die Resultate der Versuche reihen , die zuletzt mit diesem Körper vorgenommen wurden. a} W a s s e r h a 1 1 i g e S u h s t a n z e n. VII ist mit neuer Substanz, unter der Luftpumpe getrocknet, ausgeführt. VII 0-2666 Gr. gaben 0496 Gr. Kohlensäure und 0-123 Gr. Wasser. Uoclileder u. Borntriiger •) ^ Stein 2) Hlasiwcuä) C70 Hg« 04„ + tJaq. "'T'""^ uT '^iT'^^Vr'""'*"^' """VL VII. ^^^SO^eiT ' Ö0-34 30-27 5(1-66 50-94 30-9'i 50-15 50-74 II 506 5-.55 5-54 5-o;) 559 5-5'i 5-7o 5-12 Bolley's Analysen*) müssen sich nothwendig auf eine Sub- stanz mit kleinerem Wassergehalt beziehen. In der That lassen sie sich mit der Formel C70 H36 O40 + 2 aq. vereinigen. Dieselben Zah- len fand ich für ein Präparat, welches mehrere Tage lang bei lOO^' getrocknet war. I. 0*295 Gr. Substanz gaben 0-o68 Gr. Kohlen- säure und 0'134 Gr. Wasser. Bolley. t^70 H3H O40 + 2 aq. Mittel aus 5 Analysen ^^^^^^2^89 ^ ' 52^48 " H 4-79 4-95 hj Wasserfreie Substanz. Der Formel C-o Hog O40 nahezu entsprechende Zahlen liegen von Rigaud und Stein vor. Die Analyse IV ist mit Quercitrin aus- geführt, welches nahezu bis zum Schmelzpunkte erhitzt war, nach- dem es zuvor lange Zeit bei 100'' erhalten worden. IV. * 0-301 Gr. Substanz gaben 0-5965 Gr. Kohlensäure und 0-1396 Gr. Wasser. Bei I und II ist die Temperatur des Trocknens nicht angegeben. III war aus Essigsäure krystallisirt. Rigaud Stein ^C7o_H36j_)4o^ "T ^^ üT^ HnT" IV. C 54-12 53-47 53-66 5369 54-05 H 4-64 4-91 5-22 4-90 5-15 1) Annal. d. Ch. LUI, 383. '-) Programm d. polyt. Schule iii Oresdeii 185o. Chem. Centralblatt 1833. 193. 3) Berichte der k. Akademie in \V'ieii, 1832. Jänner. 4) Annal. d. Ch. XXXVH, iOl. OliHi- (las (^»iieitiliin. 4 1 li VII. Beziififlich der im Vorstehenden der Formel des Quercitriiis zu (irmidi' yelegten Zuckermenüeii inuss ich jedoch einen Umstund hervorliehon, welcher etwas Aull'iilliges hat und dessen nähere l)eu- tyuxii ich einer späteren Bestätigung anlieimgebe. Has zu meinen Versuchen dienende (^)uercitrin, über dessen Echtheit und Heinheit gewiss nach allen Verhältnissen und Analysen kein Zweifel sein kann, welches ich zudem in Mengen zur Verfügung hatte, die eine mehrfache Wiederholung der Versuche erlaubten, enthielt nicht jene Quantität Zucker, wie sie Higaud fand und wie ich sie einmal bei einem Präparat aus Cappuris sp. auch erhalten hatte, sondern etwa um ein Drittel weniger. Die nach der Methode von Fehling ausgeführten Bestim- mungen ergaben : 'I. ()-3223 Cr. Ouercitrin ^'ab (l-0!)47 Gr. Zucker == 29-31> Proecnt, 'II. 0-319D ,, ,. „ 00858 „ „ =26-87 „ •III. 0-3371 ,. „ „ 0-0906 „ „ =26-89 „ 'IV. 0-2990 „ „ „ 0-0812 „ „ =27-18 „ V. 0-3460 „ „ „ 0-0998 „ ,. =28-84 „ VI. 0-2714 „ „ „ 0-0762 „ „ = 28-06 „ Auf die Formel des Quercetins ist das natürlich ohne Einfluss, allein die des Quercitrins musste sich diesen Gehalten nach wesent- lich ändern. Offenbar muss sie niedriger werden. Sucht man sie mit den Analysen zu vereinbaren, so führen sie zu Cgs Hyo O34. Man hat dann für die wasserfreien und wasserhaltigen Substanzen : Mittel aller Analysen C58 H30 O34 (Rigaud, Stein. Pfaundler) """clS^ S3-58 H 4-61 5-03 Mittel aller Analysen C58 H30 O34 + aq. (Bolley. HIasiwetz) C~52^80 " '^^ 52^49"" " H 4-70 4-99 Mittel aller Analysen C58 H30 O34 + 4 aq. (Bornträger, Stein, Rochleder, HIasiwetz) C o0'^72^^^ ^ ~ ■ 1j0^56 ' ~ ^ H 4-95 .5 -SO Die Formel C^^ H30 Og^ verlangt ferner 27-6 Procent Zucker 414 H I « s i w e t z. Gefunden ist im Mittel von 6 Versuchen 27-87 Procent Zucker. Nun hat Rigaud als Formel des Quercitrinzuckers Cjs Hjs O15 gefunden *). Hieraus würde folgen : ^58 H30 Os4 4- HO = C12 Hi5 Oi5 -j- C46 Hj6 Ogü Quercitrin Zucker Quercetin Die nächste Erklärung, die man für diese so verschiedenen Zuckermengen zu geben versucht sein wird, ist gewiss, dass das Quercetin dem Einflüsse der Säuren nicht ganz widersteht und vielleicht von denselben ein Theil Phloroglucin freigemacht wird, welches, wie ich früher mitgetheilt habe, eine Kupferlösung so redu- cirt wie Traubenzucker. Allein directe Versuche bestätigen diese Vermuthung keineswegs. Ich habe Quercetin Tage lang mit viel concentrirterer Säure gekocht, als zur Spaltung des Quercitrins nothwendig ist, und keine Reductionserscheinungen mit der neutra- lisirten Flüssigkeit erhalten können. Eben so wenig zeigten sich die Zuckermengen des Quercitrins wesentlich vermehrt, als es dop- pelt so lang wie zuvor mit verdünnter Säure im Sieden erhalten worden war. Selbst als Quercetin, mit massig starker Essigsäure Übergossen, die Flüssigkeit mit Salzsäuregas gesättigt und das Ganze in einer zusammengeschmolzenen Röhre längere Zeit einer Tem- peratur von 120" ausgesetzt wurde, war kaum eine Spur zersetzt worden , nur hatte sich das anfangs aus mikroskopischen lichtgelben Krystallen bestehende Präparat in glänzende dunklere, mit freiem Auge unterscheidbare Nadeln verwandelt, offenbar nur der Übergang der wasserhaltigen in die wasserfreie Substanz. Es scheint also wirklich, dass es Quercitrine gibt, welche wechselnde Mengen Zucker enthalten. Ich werde in dieser Ansicht bestärkt durch die folgende Mit- theilung, die mir Professor Rochleder über ein Präparat machte, das aus Kastanienblättern gewonnen war. „In den Kastanienblättern habe ich vor drei Jahren eine schön „gelbe, in Körnern, wie Mohnsamen , nur etwas kleiner krystallisirte „Verbindung gefunden, die mit Sorgfalt von Ka v alier analysirt „wurde." „Ich spaltete sie mit Salzsäure. Das Spaltungsproduct war „Quercetin. 0-3882 Gr. Substanz gaben 384-9 CC. Flüssigkeit, ») Annal. d. Ch. 90, 296. Clier »lii.. (Jueicitilii. 4 I 5 „von der 44 CC. 0-025 Gr. Zucker enthiellen. Das ist 563 Procent. „Daraus ergab sich für die Verbindung, die ich Queräscitrin naiinte, „folgende Zusammensetzung: l»erechnet Kavalier H 46 4 90 SOI 509 0 50 4265 „Das gewonnene Quercetin enthielt: C46 H,s O20 + 2aq. Kavalier '"~C*4(r^'"'5872^ "^58^66 H 18 3-83 3-93 0 22 37-45 Css H46 O50 = C46Jii6_02o^+ 3(C,o H,o 0,3) - 6 HO Quercetin Die Formel Csj H^e O50 würde 57-5 Procent Zucker verlangen. Gefunden 563. Damit hätten wir eine dritte Art Quercitrin von grösserem Zuckergehalte als die beiden anderen. Dass ein solcher Fall vereinzelt stehen sollte, ist nicht wahr- scheinlich; er erinnert an diis Verhältniss von Caincin zu Saponin (Rochleder) und an die natürlichen Fette mit ihren wechselnden Gehalten an festen und flüssigen Fettsäuren; er zeigt auch neuer- dings, wie die qualitativen und quantitativen Zuckerbestimmungen bei den Untersuchungen der Glukoside die grösste Berücksichtigung verdienen. VIII. Es ist demnach — hebt man aus der vorstehenden Untersuchung die wichtigsten Punkte kurz hervor — das Quercitrin ein dem Phlo- ridzin in gewisser Hinsicht ähnlicher Körper. Es enthält zwei Zuckerarten wie dieses, Tr;nibenzucker (oder den höchst ähnlichen Quercitrinzucker) und Phloroglucin; der dritte Bestandtheil ist wie beim Phloridzin eine, wenngleich ohne Vergleich schwächere und unbeständigere Säure. Das Phloroglucin gewinnt durch dieses Wiederauffinden etwas an Bedeutung, denn nachgerade findet man es schon in wenigstens neun sehr verbreiteten Pflanzen; in einigen (Apfel-, Birnen-, Pflau- men-, Kirschbaum) als Phloridzin, in anderen (Färhereiche, Kapern, Kaute, Gelbbeeren, Kastanien etc.) als Quercitrin. Die Säure des Sitzli. d. mallieiu.-naturw. Cl. XXXVI. Bd. Nr. iü. 29 416 H I a s i w e t z. Quercitrins gehört wahrscheinlich mit der Ellagsäure in eine homo- loge Reihe, während sie sich vom Äsculetin um — C« unterscheidet. Diese Säure als zweibasisch genommen, gestalten sich die For- meln des Quercitrins, Quercetins und eines intermediären Körpers (Ä) nach Analogie zusammengesetzter neutraler oder saurer Äther (oder Fette), in welchen die abscheidbaren Zuckerarten die Rolle der Alkohole übernommen haben. Das Vorkommen und die Eigenschaften des Quercitrins und seiner Spaltungsproducte, namentlich der Quercetinsäuro, lassen ungezwungen noch einige pflanzenphysiologische Andeutungen für das Capitel der Blüthen- und BlätterfarbeslolTe zu, welche, bei der Dürltigkoit unserer Kenntnisse in demselben, vielleicht nicht frucht- los hier einen Platz linden mögen. Als Blüthenfarhestotf ist das Quercitrin nunmehr in einigen Fällen niichgewiesen {Rata, Cnpparis, Aesculus hipp. etc.). Die Blüthen von Ruta, Reseda etc. sind gelb, die der Kastanien weiss mit gelben Adern. Rochleder hat darauf aufnjerksam gemacht, dass die gelben Makel, welche die letzteren in gewissen Fntwickelungsperioden erhalten, dem Quercitrin zuzuschreiben sein müssen •). Die gelben Zeichnungen der Kastanienblüthen gehen aber, wie man weiss, später zum Theil in rothe über; eine Species von Kastanien ist sogar durch füst rosenrothe Blüthen ausgezeichnet vmd es ist wohl nicht sehr gewagt, zu behaupten, dass diese Färbung nur von der Quercetinsäure herrührt, die unter dem Eintlusse von Alkalien und Sauerstoff dieselbe in ausgezeichnetster Weise liefert. (Dieselben Farbenühergänge von Weiss in Gelb und Roth finden sich bekanntlich noch überaus häufig, so bei Narcissiis, den Blüthen der Prunus-Arten u. v. a.) Es wird also in bestimmten Wachsthumsphasen in Blüthen, in denen sich ein Körper wie Quercitrin oder Quercetin findet (und wahrscheinlich ist deren Verbreitung grösser als man glaubt) , sich derselbe ähnlich zersetzen können, wie man das künstlich thun kann, und es genügt dann eine Spur Quercetinsäure zum Beispiel, um ein lebhaftes Gefärbtsein der Blüthen zu bewerkstelligen. Ich habe durch einen Versuch gefunden, dass ein Milligr. Quer- cetinsäure genügt, um eine Wassermenge von 10 Litres, die mit »J Berichte der k. Akademie in Wien, Bd. XXXIJf. über (las Qiiei-cilriii. 4 1 T ot«;is Alk.ili vorsetzt war, noch (leiillioh und sehüii rosoiirotli /ii fiirlxMi. Allein ii^eraile Quercetiu und (^hiercetinsäure können noch eine IJeihe der nninniglaltigsten Farben hervorbringen. ijuercetinlösiingen werden durch äusserst kleine Mengen von Kiseiioxydlösungen intensiv und schön grün gefärbt. Löst man zum andern auf einem Uhrgla.se, das man auf eine weisse Fläche gesetzt hat, eine Spur Quercelinsäure in Wasser und bringt mittelst eines Glasstabes einen Tropfen höchst verdünnter neutraler Eisenchloridlösung hinzu, so färbt sich die Flüssigkeit augenblicklich prächtig blau. Sind die Lösungen concentrirter, so ist die Farbe dunkel, fast schwarzblau. Nehmen wir nun für einen Augenblick an, eine Pflanze, die viele Spielarten zu geben im Stande ist, wie die Hyacintho, Dahlie, Tulpe etc., die man in weissen, gelben, rothen, blauen und violeten Varietäten ziehen kann, enthielte Quercitrin, so könnte man sehr einfach, welches auch die Geheimnisse der verschiedenen Zellen- funclionen sein mögen, alle diese Farben, selbst die grünen der Blätter mit einbegriffen, aus diesem einzigen Farbstoff ableiten, wenn man nur zugibt, dass Spaltungen dieses Körpers in der Pflanze möglich sind und dass irgend ein Alkali — vielleicht das Ammoniak der Luft und des Bodens — so wie der nie fehlende Eisengehalt des Pflauzensaftes dabei mitwirken können. Es färbt dann: Quercitrin oder Quereetin gelb, „ bei Gegenwart von Alkalien und Sauerstoff . . . braun, „ „ „ „ Eisenoxyd grün, Quercetinsäure bei Gegenwart von Eisenoxyd blau, „ „ „ „ Alkalien und Sauerstoff . roth, Phlosoglucin „ „ „ Eisenoxyd violet und endlich wäre die Combination von blau und roth, die aus der Quercetinsäure herzustellen ist, ebenfalls eine Quelle des Violet. Ist an dieser Vermuthung etwas Wahres, dann kann man aber auch, da zu solchen Färbungen Spuren dieser Substanzen hinreichen, da ferner die Ursachen der Färltung Zersetzungsproducte solcher Körper mit allen ihren Übergangsproducten wären, die vielleicht weit davon entfernt sind, in chemischer Beziehung als Species gelten zu können, schliessen, wie zweifelhaft der Erfolg sein wird, wenn man solche Farbstoffe für die Untersuchung in genügender Menge, und, 29* 418 HIasiwet«. Über das Quercitrin. was die Hauptsache ist, in einer ehemisch genau bestimmbaren Form abscheiden wollte. Man hat sich vielfach bemüht, den grünen Blätterfarbstoff zu isoliren, um seine Natur zu erkennen. Trotz aller Versuche sind wir über denselben noch nicht aufgeklärt worden. Wäre das Chlorophyll ein Körper mit allen Merkmalen einer chemischen Individualität, man hätte es gewiss schon rein erhalten. Das aber ist es wahrscheinlich nicht. Vermuthlich ist es eine aus einer farblosen oder schwach gefärb- ten Verbindung hervorgegangene (vielleicht durch Eisen) gefärbte Masse, die man erst aus dieser Verbindung auslösen müsste, um den ursprünglichen Farbstoff zu erhalten i). Es ist bemerkenswerth, dass unter den so zahlreichen näher gekannten organischen , namentlich krystallisirten Verbindungen keine einzige existirt, die intensiv grün gefärbt wäre und für sich einen grünen Farbstoff darstellte. Aber die Möglichkeit einer höchst ausgiebigen Färbung durch äusserst kleine Mengen von Substanz leuchtet ein, wenn man sich die Reaction von Substanzen, wie etwa Quercetin, Gallussäure, Sali- cylsäure etc., vergegenwärtigt. *) Es ist auch schon mehrfach von ungefäibten Chiomogenen der Blätter die Rede gewesen (Clamor Marquart, Hope u. A.). Nach Verdeil ist das Chlorophyll eisenhaltig. Man erinnere sich auch der Entfärbungserscheinungen bei grünen und blauen Farbestofl'en dieser Art (z. B. des Cyanins von F r e m y und C I o e z), die reducirende Agentien (schweflige Säure, phos- phorige Säure, Alkohol etc.) hervorbringen können, während die entfärbten Sub- stanzen durch den Sauerstotf der Luft wieder gefärbt werden. Der Träger dieser Reaction wird wohl nur das Eisenoxyd sein. Ueslliiilif r. Beritlit über Hip am 21. II 29. April I8S5> etc. 411) Bei'k'lil ühcr div (int 21. und 2if. April 18o9 lu Krems- münsler bfobachteien Nordlichter. Von dein corresp. Milgl. P. Angustin Reslhuber, Director Her Steriiwart«-. (Vorgelegt in der Sil/ung; vom 19. Mai 1859.) Nordlicht am 21. April IH59. Während die Magnetometer bei der Beobachtung am 21. April um 8"" Morgens und 2'" Abends ihre gewöhnliclien Stände behaupteten, zeigte um 8'' Abends der Bifilar- Apparat eine bedeutende Störung der horizontalen Intensität, eine kleinere der IJnifilar-Apparat in der Declination. Die Mittelstände der Magnetometer in den letzten zehn Tagen vor der Erscheinung des Nordlichtes waren : Beim ünifilar- Apparate. (In Tlieilen der MiUimeter-Scala.) Slan.l: 8M7 ' Moig. 2''i7>>'Ab. SklT^Ab. Mittel der letzten zehn Tage . . eiO^'^öO b52"."60 581"" 12 Am 21. April 607-94 546-83 b97 - 06 Oder die magnetische Declination im Bogenmasse ausgedrückt: stand: 8M7™Morg. 2^' il«' \h. SMV-^Ab. Zehntägiges Mittel . 5 = 13°27' 22 (J = 13°44'95 <5 = 13°36'33 Am 21. April . . . 28-04 46-70 31-50 Betrag der Störung in Declination um S"" 17'" Abends = 4'83. Beim Bifilar -Apparate. (In Theilen der Millimeter-Scala.) Stand: fii' IT-" Morg. aMTn-Ab. «l-lTmAb. Zehntägiges Mittel 631""."'87 644n5 657'".-"29 Am 21. April 642 • 23 632-49 555-26 oder diese Stände in horizontaler Intensität ausgedrückt : 420 R e K I h u b e r. Bericht über die Horizontale Intensität. 8'' 17'" Mors;. ZMT-nAl). «i» 17"> Ab. Zehnliigiges Mittel 1-98116 1-98269 1-98435 Am 21. April 1 98246 1-98124 1-97161 Die Grösse der Störung in horizontaler Intensität betrug um 8' 17"' Abends = 102 '""'03, = 32' 46° im Bogen, = 0-01274 in Tbeilen der horizontalen Intensität. Dieser grosse Betrag der Störung in horizontaler Intensität forderte auf, das Ansehen des nördlichen Himmels bei eintretender Dunkelheit gut in's Auge zu fassen. Um 8'' 20"' Abends war der Himmel noch t heilweise dicht bewölbt. Um 8'' 40'" Abends wurde der ganze nördliche Himmel heiter, und erschien vom Horizonte bis zu 50 Höhe in einem auf- fallend gelblichen Lichte. Um 9'' röthete sich der Himmel im Nordwest, ähnlich wie bei einem fernen Brande; in der Richtung gegen den magnetischen Pol (13 40' westlich vom astronomischen Nord) sah man einzelne s c h w a c h e N 0 r d I i c h t s t r e i f e n in gelbem und röthlichem Lichte auftahren, und schnell wieder verschwinden. Um 9" 15'" zeigten sich im NW., N. und NO. die Nebel der Milchstrasse zwischen Auriga undCassiopeja auf dem gelben Himmels- grunde in besonderer Helligkeit; ich hielt sie anfangs für Nordlicht- wolken, aber die Beständigkeit ihrer Form und das Vorrücken der- selben im Sinne der täglichen Bewegung der Gestirne berichtigten bald meine anfängliche Meinung. Die Luft erschien in z itter n der Bewegung. Gegen 9'' 30'" entwickelte sich im NW. (etwa 50° westlich vom astrono- mischen Nord) eine mächtige bei 10° breite, und 40° hohe Lichtsäule, gebildet aus fünf bis sieben fast senkrechten röthlich- gelben Streifen, zwischen denen dunklere abwechselten, und dauerte durch zehn Minuten in ziemlich gleicher Helligkeit an. Als diese dann um 9'' 45"' allmählich an Licht -Intensität abnahm, erhob sich im NNO. (etwa 25 östlich vom astronomischen Nord) eine zweite gleich breite und hohe und eben so gestaltete Lichtsäule, wie die Erstere im NW. und nahm immer mehr an Helligkeit zu, so dass der Haupt- iiiii il. und l\). A|iiil 18.'»J( Mi Kioiiisiiiüii'.Ut liculuiclilelfii Norilliilitrr. 42 1 sitz des Nüidliclites mm auf diese Stelle verl'f!;t erschien. Beim i'bergan^e veiii NW. nach NO. sah man in dem mittleren Räume einzelne seh wache larhige No rtl lieh Ist r eifen auflahren nnd sclmell wieder verschwinden. l'm 0'' öO'" mag das Nördlich! in seiner schönsten Entwiekelung gewesen sein. Die Abstände der beiden ijic li tsäulen vom astro- nomischen Nord liessen sich durch die in ihrem Bereiche stehenden Sternbilder (im NW. der Fuhrmann, im NO. der Schwan) ziemlich gut beslinimen. Da um diese Zeit a Aurigae nahezu ein nord- westliches Azimuth von I}(J°, a Cygni ein nordöstliches Azimuth von 2(1 hatte, so lallt die Mitte zwischen beiden fjichtsänlen auf die Stelle des Horizontes, welche um 13 bis J4 vom astronomischen Nord gegen West absieht, mithin auf dem magnetischen Nordpol , da di(^ magnetische Declination für unseren Ort im April 18JJ9 = 13 36 '3 westlich ist. L'm 9' 4ö'" liel in der Richtung vom kleinen Bären gegen die Cassiopeja eine den Jupiter am Glänze übertreffende S t e r n- schnnppe, mit einem Lichtbüsehel hinter sich, und erlosch nach wenigen Secunden im Bereiche der nordöstlichen Nordlichtsäule. Drei andere kleinere Sternschnuppen erschienen auf der Nord- seite in verschiedenen Riciitungen wäluend der Dauer des Nord- lichtes. Gegen 10' wurde auch die nordöstliche Lichtsäule bedeutend matter, das Roth verlor sich allmählich, die Färbimg ging in ein w eiss- liches Gelb über; aus SW. zogen dichte Federwolken heran, welche den nördlichen Himmel tlieil weise bedeckten. Um 10'' 20'" waren alle Streifen verschwunden, der Himmel bot nur noch ein gelbliches Ansehen dar, welches bei vorrückender Nacht immer schwächer wurde. Gegen 12'' Nachts sah man tief am Horizont im Norden noch die letzten schwachen Spuren der schönen Erscheinung. Da die Nordlichtstreifen fast senkrecht aufdem Horizonte standen, so fällt das Centrum des Nordlichtes auf eine Gegend von grosser nördlicher Breite, also tief unter unserem Horizont, wesshalb auch bei uns von dem sich bei vollkonunen ausgebildeten Nordlichtern gewöhnlich tief am Horizont zeigenden dunklen Kugelsegmente nichts gesehen werden konnte. 422 R e s 1 h u b e r. Bericht iiher die Während der Dauer des Nordlichtes wurden die Stände der Variations-Apparate mehrere Male beobachtet. Das Declinatorium zeigte um : Mittlere Zeit in Stand in Milli- , „ ... . -,, •, Im Boeenmasse Kremsmiinster metei-1 heilen 8'- 17' 9 33 9 38 9 45 9 51 9 57 10 5 10 12 10 21 11 51 597-06 567-45 560-20 583-37 594-52 605-67 613-41 621 15 613-51 615-96 13°31'50 40-46 42-66 35-65< 32-55 28-90 26-56 24-22 26-36 25-79 Tageshelle. Entwickehing der Säule im NW. Am schönsten im NW. Wird matter im NW. Entwiekelung der Säule im NU. Am schönsten im NO. Abnahme im NO. Im NO. noch heller als im NW. Alle Streifen verschwunden. Letzte Spuren im N. Das Bifilare zeigte folgende Stände Mittlere Zeit in Stand in Milli- Kreiusniünsler ineter-Tlieilen 8'- 17'" 9 26 9 36 9 40 9 43 9 50 9 53 10 0 10 4 10 11 10 14 10 26 10 30 li 47 555 674 597 570 561 540 538 535 541 550 552 554 556 545 -26 -60 •95 -30 -50 ■30 -80 -30 -80 -20 •80 -05 •80 •34 }lorizontale Intensität 1-97163 1-98651 1 • 97692 1-97347 1-97239 1-96976 1-96947 1-96913 1-96995 1-97098 1-97130 1-97146 1-97180 1-97039 Tageshelle. Röfhe im NW. Lichtsäule im NW. Lichlsäule im NO. Im NO. noch heller als im NW. Letzte Spuren. Das Declinatorium war am Morgen des 22. April wieder in seiner gewöhnlichen Lage, während das Bifilare erst gegen den Abend des 23. April sich von den Nachwirkungen der Störung erholte und in dieser Zeit, wie man es gewöhnlich nach Nordlichtern beobachtet, stets eine Verminderung der Horizontal - Intensität nachwies. Betrachtet man obige Beobachtungen etwas genauer, so sieht man: Dass, als die Lichtsäule im NW. am entwickeltsten war, die Nordpole der Magnetonieter *) nach dieser Seite hin 1) Es sei hier bemerkt: a) I).Tss bei unserem Declinatorium die Scala so regulirt ist, dass bei wachsender Declination die Zalilen abnehmen, und umgekehrt. »IM '^1 iiiiil 29. A|>ril 181)9 /,ii Kiemsiiiüiisler l)f()linrlilelfii Nordlicliler. ^«vti angezog^cii, also Decliiia tioii iiiid Horizontal Intensität V 0 r ^ r ö s s 0 r t w u r d (; n ; dass , ;i I s die L i c li t s ii ii I e i ni NO. sich e n t w i (; k e 1 1 e nnd jene im NW. schwächer wurde , also das Nordlicht seinen Hauptsitz nach NO. verlegte, der Nordpol des Declinatoriums nach NO. an'"04 tiefer als der mittlere Stand des Ortes); mit schwachem Ostwinde und Wolkenzuge aus S. ui»d SW. Vor dem Beginne des Nordlichtes sah man im SW. mehrere Male blitzen. Am darautfolgenden Tage sank der Barometer noch zu 315™24, der Himmel war mit aus West ziehenden dichten Haufenwolken bedeckt, es trat Regen ein. h) Dass der Nordpol des Bifilares in der triinsvcrsaleii Lage gegen West gerichtet, und die Scala so reguliil ist, dass Lei ztineliniender Horizontal-Intcnsität die Zahlen wachsen, bei abneiimcnder kleiner werden. 4!24 H e s 1 li u ii e r. ßericlit über die Nordlicht am 39. April 1859. Am 29. April zeigten die lVl;tgnete hiei der Beobaelitung um S' AJjends wieder eine nicht unbedeutende Störung in dem gewöhnliclien Stande, und zwar das Decli nat oriuin : stand in ,,, , • „ Millimetern '"'""' '"' ^"S'" 29. April 8'' 17"' iiiiUlerei- Zeit . . . 639-5a o = i3°18'65 Mittlerer des Monats um 8'' 17'" . . . Ö8S-15 13 3S-10 Störuiigsbetrag = — 04-40 =—16-45 D a s B i f i 1 a r e : stand in Htirizontale Millimetern Intensität 29. April 8'- 17" mittlerer Zeit . . . b91-b5 1-97613 Mittlerer des Monats um 8'' 17'" . . . 650-20 1-98346 Störungsbetrag = — 58-65 =- I8'84 = — 0-00733 Da das Nordliclit vom 21. April noch in frischer Erinnerung und der Himmel überdies vollkommen rein war, so widmeten wir bei eintretender Dunkelheit der Ansicht des nördlichen Himmels beson- dere Aufmerksamkeit; inzwischen wurde am Declinatorium bis 9'' ununterbrochen beobachtet. Um 9'' 20" erschien der nördliche Himmel besonders hell; im NW. war das Zodiakallicht recht gut zu erkennen; die Nebel der Milchstrasse zwischen Auriga und Cassiopeja traten auch dieses Mal auf dem blass-gelblichen Himmelsgrunde wieder besonders markirt hervor. Die Magnete zeigten um diese Zeit weder auffallend anomale Stände, noch eine ungewöhnliche Unruhe. Da in dem Ansehen des Himmels sich durch längere Zeit nichts änderte, und überdies ein Komet zu beobachten war, so machte ich mich vorläufig an diese Arbeit. Um lO"* 45'" erhob sich im NNO. unter der Cassiopeja (bei 10° östlich vom astronomischen Nord) ein gelblicher 5 bis 6° breiter und etwa 10° hoher Streifen, welcher bis 11 '' 15'" in ziemlich ungeänderter Helligkeit andauerte; im NW. (40° westlich vom astronomischen Nord) unter dem Fuhrmanne bemerkte man einen matten Schimmer. Um 11'' 20'" beginnen über und zu beiden Seiten des magneti- schen Poles blassgel be und röthliche Str;ihlen, 12 — 15 an Zahl, in etwas divergirender Richtung, zu einer Höhe von 8 bis Kill "^1. 1111(1 2it. April I.S.'i'.t /.ii Kit'iiisiiMiiisli'i- bcobaclitf Icn Nonllicliler. 42b 10 Graden Hiifzusteigen, welche n;u'li wenigen Minnten wieder ver- schwanden. V\n I 1 ' 30 ' verlor sich auch der Streifen im NO., wor;inf' sicli nur noch ein ni:itter Liclitschirnnier /wischen den Siernhildern des Knlirniannes und der Cassiopeja. der an Höhe nicht üher die Cassio- |M"ja liinanfreichle, his iiher Millernacht hinaus erhielt. Die IJeohach tnnn en an den M agneto niete rn ergahen, und /war an) Declinat ori u ni : 18-66 21-47 Tagcsholli'. 23-89 27-36 30-75 32-84 33-76 Starke Diiinmennifr. 33-17 Zodiakalliclil. 30-22 29-22 29-32 30-20 29 -91 Gelblielie Beleudilung des iinr.ll. Himiiipls 30-72 23-94 Streifen unter Cassiopeja. 24 16 22-92 24-04 Matter Sehiminer unter Aiiii;,'a 25-94 Slieifen im >0. claiii'il iinch nniuei .di. 26-83 Stiahliii nl>iT ileiii niagiul. l'nle. 25-99 23-10 Strahlen wieder veiseliwunilen. 22-49 Streifen im NO. scliwacli. 28 - 87 30 - ob Miiiiiucli malt. Litlit j\v..\iu iga u.Cassiuiieja = 1-98346 1-97613 Tafjehliellf. 1-97438 1-97625 Streifen im NO. 1-97625 „ ,. „ 1-97526 „ ,. „ 1-97454 ,, ,. „ I -97299 Stralilen iilier dem maf^ncl. Pole. 1-97251 vSfrahlen verselnvnnden. 1-97333 Streifen im NO. seliwaeli. 1-97562 Malle gellii. licUiulitung dos nor.ll. Ilimnuls 1-97620 Midi 'le Zeil ^ Kion siiiiiiister 8' 17'" miltl.d Monat 8 17 im VJ. April. 8 29 8 32 8 35 8 38 8 41 8 44 8 46 8 50 8 53 8 56 8 59 9 26 9 35 10 54 10 59 11 1 11 11 8 16 II 24 11 25 11 27 11 35 11 52 12 0 A in L ifiii 1 r e : .Millleic /eil in Kren sniiinste ■"^ ^ IF iiiiltl. 17'" Ab. 81' 17"> Ab. f5 = 13°36'71 3510 - 1-61 81' 17"' Ab. H.l. = 1-98156 1-98346 + Ü- 00190 30. April o = 13°34'47 .? = 13°37'95 Mittlere des Monafs . 29-00 44-79 (Mittel — 30. April) . — 5-47 + 6-84 Horizontale Intensität. 81' 17"' Moig. 2»' 17'" Ab. 30. April H.l. = 1-97492 H.I. = 1 -97763 Mittlere des Monats 1-98039 t -98153 (Mittel - 30. April) + 0- 00547 + 0-00390 Auch bei diesem, wiewohl schwachem Nordlichte zeigte es sich, dass die Einwirkung auf die Magnete in demselben Sinne stattfand wie am 21. April ; dass nämlich, da das Nordlicht vorzüglich im NNO. und über dem magnetischen Pole auftrat, Declination und Horizontal -Intensität verkleinert wurden. Die Beobachtungen über die meteorologischen Verhält- nisse ergaben: 29. April. Mittlerer Barometerstand = 321-60, 1-32 unter dem mittleren Stande des Ortes. Mittlere Temperatur = 9°0 R.; Maximum = 12-0 um 2" Ab. Starker Ostwind. Wolkenzug aus West. Am Vormittage heftiger Regen, gegen 6'' Abends wird es heiter und bleibt es die ganze Nacht. 30. April. Mittlerer Barometerstand = 321-60. Mittlere Temperatur = 10°6 R.; Maximum 2'' Ab. = 15°0. Schwacher NO.-Wind. Wolkenzug, Cirrus aus SW., welche am Tage ganz dünne, gegen Abend immer dichter wurden. K n (> c li 0 n li im f r. l'l>ei- leieb in der Überschrift beigefügt. Die Drälbe selbst habe ich in den Hauptdratli eingesclialtet , weil der V' erlauf desselben deutlicher sein nuiehte als der des Nebenbatteriestroms, also unnütze Erörterungen auf diese Weise beseitigt werden. Die Kugeln des Funkenmessers, welche die Ladimg der llauptbatterie bestimmten, standen um 2*4 Litiien aus einander , und die Induction erfolgte durch die im quadratischen Rahmen ausgespannten und um einen Zoll aus einander stehenden 24' : der Hauptdrath hatte eine Länge von 36-0, der Nebendrath von 34*5 , wobei der Therrno- meterdrath P zu 2 gereclinet ist; was darüber eingefügt werden musste, ist unter ii in den ersten Columnen in Füssen notirt, wogegen die zweiten Columnen unter 0 die beobacliteten Erwärmungen an- heben. Hauptbatterie F, -\- F, Neben batterie F, -f F^ llauptbatterie jF, -{- A\ Nebenbatterie F. -\- Fi n) 1 -- 65-5. /( 6 48 60 5G 8-0 CO 8-5 64 9-0 68 8-5 72 8-0 n 0 60 8-0 64 s-r» 68 90 72 9-0 76 8-5 b) I (II X 1-5) = 36. n 6 28 8-7 32 9-7 36 10t 44 8-7 52 6-6 n 6 32 8-6 3(5 9-8 40 101 44 9 6 430 Kno chenhauer. c) I (II X 3) = 38. f) I (IIXßP0-5) = 43. 11 6» 36 4-0 40 4-2 44 4-5 48 41 <;^ II = 37-5. n Q 32 10-2. 36 iO-6 40 10-.1 44 9-4 48 80 n 6» 71 0 32 8-8 32 8-1 36 9-7 36 9 3 40 9-6 40 9-8 44 8-8 44 9-6 d) I (II X i Pl) = = 38, n 0 n 0 32 1% 32 6-4 36 7-7 36 7-2 40 7-7 40 7-6 44 71 44 7-3 e^ I (II X 8) = = 42. n 0 w 0 36 9-0 40 91 40 9-5 44 9-5 44 9-6 48 9-4 48 8-S 52 90 n 0 40 40 44 4-2 48 4-3 52 41 n 0 32 10 1 36 10-5 40 10-8 44 10-7 48 10-0 CliiT ilie Thcilim;' dfs i-lfkliisflu-ii Slioiii; 431 h) n(' X 1«) = 19-S. 2 4 6 8 10 k; 112 20 ll;i 24 11-2 28 10-2 32 9-2 // H K) MO 20 1 1 • 0 24 11-8 28 11-2 i) I _j_ H frleiohl. =^ IGO, // 6» 12G 14 142 2-4 158 4-4 174 2d ÜK) 1-3 II. (■) 142 1-8 ir)8 4-0 174 4-5 190 2-4 k) \ -\-\\ conti'. = 37-0. n 0 28 8 • :; 31 9-0 36 9-4 40 91 44 8-7 l) B = 4 3. 3-3 5-6 5-5 5-3 50 n 0 32 8-2 36 9-0 40 9-3 44 9-2 48 90 n 0 2 4 6 8 10 7n) Sp. P = 7-5 (unsicher). n 0 6 4-0 8 4-0 10 40 12 3-8 31 5-4 5-5 5-5 5-3 /( 0 6 3-7 8 40 10 40 12 40 14 3-7 Sil/,l). matliem.-iiatutw. Cl. XXXVI. 15.1. Nr. i«. 30 43:d K n o c h f n h a n e r. uj Sp. P(> ) = G-o (unsicher). tl 0 Ü iZ 8 4-2 10 40 12 3-7 II 8 6 3-9 8 41 10 41 12 3-9 14 3-8 Abgesehen von jeder P]i-kläiting lehren diese Beobachtungen, dass ein zu einer Spirale gewundener Drath eine äquivalente Länge besitzt, die grösser als die natürliche ist; so steigt dio äquivalente Länge von I auf 65*5, von II auf 373; ja wenn der Strom in dop- pelter Reihe parallele Windungen in gleicher Richtung durchtliesst, wie in l-\-U gleiclil., wird die äquivalente Länge sehr beträchtlich. Schliesst man dagegen die zweite Spirale , wodurch in ihr ein Nebenstrom entsteht, so geht die äquivalente Länge zurück und sinkt selbst unter die natürliche Länge , so namentlich bei II (Ix IS), wo sie auf 19-o kommt. Je kürzer der Schliessungsdrath der Nebenspirale ist, desto kleiner fällt die äquivalente Länge der andern Spirale aus, allein es macht keinen Unterschied, ob der schliessende Bügel besser oder schlechter leitet, wenn nur die äqui- valente Länge desselben unverändert bleibt; so geben I (II X 3) und I (IIXPI), ebenso 1(11x8) und IQlxBPO-^) dasselbe Resultat. Die gleiche Verkürzung findet Statt, \\enn der Hauptstrom die einander parallelen Windungen zweier Spiralen in entgegen- gesetzter Richtung durchläuft, wie bei IXU contr. , wo die Länge auf 37-ü zurückgeht. Die äquivalente Länge schlecht leitender Dräthe ist etwas beträchtlicher als die natürliche, doch kommen hier nur Spiralen vor, und die Beobachtungen waren nicht ganz zuverlässig. Hieraufhabe ich die Widerstände bestimmt, welche die ein- zelnen Dräthe oder Drathverbindungen leisten. Die Batterie Fa-j-F^ gab den Strom her, die Kugeln des Funkenmessers standen wieder um 2'4 Linien aus einander, und den Stamm bildeten lS"S-j-P (der Drath des Thermometers). Da die Temperatur des Zimmers nach und nach abnahm, so bestimmte ich mehrfach die Wärme im Stamm allein und berechnete die Widerstände nach dem Mittel der hcideii Zahlen, welche kurz vor und nachher erhalten warerK Dies gab: ÜIkt ) ■ II 11(1X1-5) • • I + II fjleiehl. . . I + H eontr. . . 0 1(11X3) . . . UllXi^l)- • ■ 1 (II X 8) . . . I (II X ß/'O-S) 0 p Sp. P Sp.P.(X) • ■ B 0 Widersliind 21 i; l!t() 17(; JÜ-d iS.5 1 ")•."> I7() I7-(5 VIH 14-7 21-5 15-4 12- 1 15-5 7-4 21-4 13-7 5-6 S-6 7-2 21-3 0-10 0-22 0-34 0-39 0 ■ :«) (»•22 0-22 0-72 0-47 0-39 0-77 0-38 t-89 0-56 2-81 2-81 1-97 Nach diesen Beobachtungen wurde zu der Batterie F., -f F.. ein verzweigter Schiiessungsbogen gebildet. Der Stamm bestand durchweg aus 15-5 Fuss Kupferdrath, und jeder Zweig enthielt /*, so dass die Wärme stets in beiden Zweigen beobachtet werden konnte. In dem einen der beiden Zweige (Zw. H) war eine von den Drathverbindungen, die vorher in den Hnuptdrath eingeschaltet waren, auch ausserdem noch Kupfer- oder Platindrath; der andere Zweig (Zw. I) wurde dann durch Kupferdrath, bisweilen auch mit Zufügung der Platinspirale J?, so lange verändert, bis die Erwär- mung in beiden Zweigen gleich wurde. Da nach meinen früheren Angaben die Ströme in beiden Zweigen gleich sind , wenn beide äquivalent gleich lang sind, so Hessen sich die äquivalenten Längen der einzelnen Dräthe oder Drathverbindungen bezogen auf frei aus- gespannten Kupferdrath aus diesen Beobachtungen entnehmen, und ich habe sie in der letzten Columne bei jeder Nummer in Füssen angegeben. Die Kugeln des Funkenmessers standen wieder um 2-4 Linien aus einander; wenn indess die Erwärmungen im ersten 30* 434 Knochenhauer. ('0) und zweiten (0") Zweige zu klein ausfielen, wurden sie auf 3*2 Linien von einander entfernt, wodurch sich die Zahlen gleich- massig etwa um das li/ofaciic erhöhten. Diese stärkeren Ladungen sind mit * bezeichnet. Stromtheilung durch gleich lange Zweige. Nr. Zweig- I. Zweig 11. i-r Ö" i P 4 P 4 8 7 8 2 „ 8 ' ,, 8 8 .^ 8 8 „ 16 „ 16 8 2 8 3 „ 24 „ 24 7 6 7 6 2 P 2 PPO-3 11 7 9 7 „ „ n 3j »5 7 7 6 4 „ 3 « « 5^ 0 5 7 2 2-4 „ 18 „ „ lö 6 2 6 4 3 P 4 P B 7 4 3 9 t> 7J » 5 2 4 9 » » s 8 0 7 5 „ 22 „ . 16 6 8 7 0 „ 6 P JJ » * 6 3 6 7 6 4 P 36 p II 8 0 8 0 „ 42 « « ^ 4 9 5 0 „ 36 B « « 6 4 8 4 7 36 5 P 18 PII(lXl-5) 8 0 7 7 „ 20 » j> 7 4 8 6 „ 24 „ « B 4 7 S 0 „ 18 B „ „ 6 S 0 5 0 18-5 6 P 64 P I 7 0 7 1 64 7 P 36 pi(nx IS) 7 2 7 0 „ 38 jj » 6 6 7 4 36 8 P 38 P I (II X 3) 6 7 6 7 38 9 P 40 PI (IIX PI) 2 6 0 ä 9 „ 46 » jj 8 3 8 5 7 „ 40 3 * 8 6 8 6 „ 46 „ 2 ^ • S 9 6 1 „ 40 B « »8 6 0 5 8 „ 34 B « «2 6 4 6 1 38 10 P 40 PI (IIX 8) 6 7 5 3 „ 42 n » 6 3 6 4 42 11 P 42 PI (IIX^^OS) 4 3 4 2 42 12 P 154 P 1 + II gleiehl. 4 7 4 4 rher (lif TIiimIimi^ •() i:ic i:\ /' acj /M + II conlr. 7-4 71 „ 38 n n 7-2 7-4 .. 32 /; V « 4() 4() 37-:> 14 /' 10 y si». /• 2 10-0 5-6 . 12 5) » 5« 9-0 6 0 „ 14 „ „ ,, ° 7-2 6-6 „ 16 » » » (J-O 7-0 12-:; lö /' 10 />S|.. /'(X)2 ' 8-0 6-4 „ 12 » « » 6-6 71 ., 14 » 5> J) na 7-6 DJi Die ;iiis den vorstelieiuleii ßeobachtnrigeii entnommenen äqui- valenten Längen stimmen mit den vorher mittelst des Nehenbatterie- stroms gefundenen im Ganzen überein, da I, II und l-\-ll gleichl., nur wenig kleiner geworden sind. Bedeutender weichen nur B, Sp. P und Sp. P(X) ab, die liier eine grijssere Länge erreichen. Waren zwar die beiden letzten Dräthe oben nicht genau zu be- stimmen, so erklärt sich doch die DilTerenz dadurch nicht völlig. Es lässt sich indess wahrnehmen , dass B von der äquivalenten Jjänge = 6 etwas abnimmt, wenn der Zweig, worin es sich be- findet, noch einen längern Kupferdrath enthält; dasselbe findet auch bei P Statt. Später werde ich hierauf ausführlicher eingehen. Endlich wurJen Zweige von ungleicher äquivalenter Länge gebildet , und zwar im Verhältniss von 3:4, von 2 ; 3 und von 1 : 2. Die äquivalenten Längen nahm ich dabei so an , wie sie die so eben mitgetheilte Theilung durch gleich lange Zweige ergeben hatte, nur P setzte ich durchweg = 2. Erfolgt die Stromtheilung, wie ich aus meinen früheren Beobachtungen gefolgert habe, umge- kehrt proportional zu den äquivalenten Längen der Zweige, so müssen die Erwärmungen in den Zweigen sich wie 9:16, wie 4 : 9 und wie 1 : 4 verhalten oder die Verhältnisszahlen 1-78 — 225 — 400 liefern. 436 K n o f h e 11 h a u e Strointheilung durch ungleich lange Zneige. a) Zweige wie 3:4; Warmeverliälüiiss 1'78. h) „ „ 2:3; „ 2 -23. r) ,, „1:2; „ 4 00. Nr. Ve.h. (i. Zw. Zweig I. Zwei}/ II. (-)' W" H" 16 10 /' 22 10-8 6 2 1 74 1, )) „ „ 25 11-4 5 0 2 38 !■ " ■!■> „ 34 12 0 2 9 4 13 17 a P B i P 14 90 4 6 i 96 ij h " w „ „ 16 8-9 3 8 2 34 c „ 5) '! 22 ' 9-5 2 2 4 32 18 (1 /' 7 /' ß 4 6-6 4 6 1 44^) b V H » ?' „ 7-6 4 0 1 90 <■ ,- 4 '; « " 9-7 3 2 3 03 (i /' 7 „ „ „ ' 9-5 6 5 1 46») 1, .. 0 5! » ?) iO-ä 6 0 1 75 (■ ,• 4 » « » 14i 4 7 3 00 19 a /• ^• 10 P 30 8-3 4 9 1 67 i> ,. „ ,. ., 34 8-8 3 9 2 31 V n >< >; ., 46 9-2 2 4 3 83 20 a P 16 p/y 16 6-4 4 3 1 494) (j ,. 14 ,. ,. „ 6-9 4 0 i 72 (• .. 10 „ „ 9-4 3 0 3 13 a P 16 P fJ 16 ' 9-0 6 2 1 45 i) h .. 14 ••' " » 10-4 6 0 1 73 (• „ 10 >» V 14-2 4 7 3 02 21 0 /' 11 /M8-7 ^ 12-6 6 7 1 88 1, ,, ,, 5ä 131) 5 9 2 29 r ,. ,. r 74 15-8 3 8 4 16 22 l( P 26 • H P 11 12-8 8 0 1 606) 1, „ 23 3 ,. ,, ' 140 7 3 1 87 (■ .. 17 „ ,. 17-0 3 1 3 33 23 a /MI (1,, 1 -iJ) /' 2Ö-3 ' 13-0 7 2 1 80 1, ,. 28-7 * 14 0 ä 8 2 41 (• „ 39 16-5 4 0 4 12 24 II 1' 13-4 /MI (IX lä)' 13-2 7 7 1 72 li .. 1 1 • 7 V i40 6 4 2 19 r 8 V 17S 4 4 3 98 2H (1 /•ll(l /i-3) /^ /,' 19-3 9-4 S 8 I 62 7) h ,, „ 22-7 ' 10-9 5 2 2 10 (• » >; „ „ 33 13-6 4 0 3 40 riifi- liif Tlii'iliiiijf (If.s el«ktri.s(lifii Slroiiis 4;w Nr. \t'ih. ,1. /.u. /wn- 1. /.vvrig II. 1 H" H' •it> (1 /• /; 7-4 /'ii(i i:>) 8-7 ;j 2 « 67 h .. .. ö • 7 „ 8-«) 3-8 2 34 <■ 2' 2 „ „ lo:; 2-7 3 89 27 II /•ii(i: 3) /' ;ii-3 ' 120 6-7 1 79 1, .. ;js 12-0 ;i • 6 2 29 C ., .. 78 14-4 3-6 4 00 2.S II /' 2« /•ii(ix:n ' 11-8 7-4 1 60 s) h .. 24-7 12-4 6-2 2 00 r .. 18 i:j-8 4-3 3 ()7 29 (1 l'\ (IIX^'I) /' ;ji-3 ^ ll-O ,') • 8 1 89 h »» 5! ,. 58 li-2 4-7 2 38 (■ ., .. 78 12-6 3-2 3 94 3U (t /' 28 /'Kii/v/'D 110 7 0 1 H7'-') h „ 24-7 )j >; 120 6 • 0 •> 00 r .. 18 » ii;-2 4-0 3 80 3i (1 /• 1(11X8) /' ö6 • 7 10-4 ö'7 1 84 h „ ,. „ 64 120 yo 2 40 (■ >' ') „ 86 140 3-4 4 12 32 (1 P 31 PI (11X8) ' lO-o 7-2 1 46 »») 1, ,. 27-3 5» >5 1 1 • ö 6-6 1 74 (• „ 20 « n IÖ-3 4-0 3 82 33 11 P\i\lXPB0-'6) „ ä6-7 ' 7-1 3-8 1 87 1, V « „ 64 8-0 3-3 2 42 (• ,. ,. 86 8-7 21 4 14 34 H P 31 /'l(llXß/'Oö)' 8-(l äi 1 57 H) h „ 27-3 V » ° 9-6 4-9 1 •96 C „ 20 12 ö 34 3 68 M B = a 04 /; Ö-8 c .'j-.'i ■') B =; u 4-8 1) ;jo r- 4-4 ^) B = 0 4-8 h 4-Ö V 4-4 ') B = « 4-0 h 30 r 3-2 ^) B = a 3-9 h 30 c 29 «) II = a 34-2 h 33-6 c 32-8 ') B = a 4-8 h 5-0 f 2-8 «) 1 (II X 3) = a 36- 1 b 35-8 (■ 36-4 *■') KIIX Pi) = a 360 b 3Ö-8 (■ 37-0 10, 1 (II X 8) = ö 37-9 b 34-7 e 4 10 ") 1 (II X B P 0-5) = u 39-3 h 390 «. 40-2 Die vorstehenden Beobaclitiiiigenstiniiiien zum Tlieil mit der Vor- aussetzung so genau überein, wie man es hei derartigen Beobach- tungen nur erwarten kann, da ausser den Beobachtungsfehlern immer 438 K n o e h e n h a u e r. kleine Störungen durch die bald mehr bald weniger gut geleiteten Diätlie, namentlioh bei ihrer oft sehr ansehnlichen Länge vor- kommen werden. Anderntheils stellen sich Differenzen heraus, die durchgängig in derselben Weise hervortreten, so dass sie den un- vermeidlichen Störungen nicht zugeschrieben werden können. Es zeigt sich nämlich überall, dass bei B, bei II (I war der grossen Länge wegen nicht zugezogen), selbst bei I (II X 3) oder I (II X PI), eben so bei I (II X 8) oder I (II X ßPO-5), also gerade bei den Dräthen, wo durch den Lauf des Stroms in zu einander paral- lelen Windungen oder wie bei B durch den grösseren Widerstand die äquivalente Länge bedeutend gesteigert wird, diese etwas ab- nimmt , wenn B noch mit vielen Fuss Kupferdrath in demselben Zweige verbunden ist, oder wenn der hindurchgehende Stromtheil gering ist, also wenn diese Dräthe sich im langen Zweige befinden. Sind sie dagegen im kurzen Zweige, und geht demzufolge durch sie der grössere Stromtheil hindurch, so halten sie ihre äquivalente Länge fest. Die angeführten Änderungen der äquivalenten Längen sind indess nicht so beträchtlich, als es nach dem Wärmeverhältniss auf den ersten Anblick scheinen könnte. Denn rechnet man selbst die ganze Abweichung des beobachteten Verhältnisses von dem an- genommenen auf Änderung der äquivalenten Länge des Drathes, welcher stört, so sind die Änderungen nach den Zahlen , die ich der Tabelle beigefügt habe, noch keineswegs auffallend; die äquiva- lente Länge von B kommt niemals unter ihre natürliche Länge herab, und die übrigen Drathverhindungen schwanken noch weniger, da die Zahl 34-7 unter Nr. 32 b offenbar aus einer Störung ent- standen ist, wie die ihr entsprechende 39*0 unter Nr. 34 b nachweist. Da die Beobachtungen mit den schlechter leitenden Dräthen noch nicht allen Anforderungen entsprechen, um daraus ganz zuver- lässige Folgerungen zu ziehen, so Hess ich mir ein empfindlicheres Thermometer anfertigen. Ich werde später einmal die Construction desselben näher besprechen, und bemerke für jetzt nur, dass es einen gleich langen und gleich starken, ebenfalls geradlinig ausge- spannten Platindrath enthält wie das bisherige Thermometer, dass es aber etwa doppelt so grosse Zahlen liefert. — Zuerst wurde aus der Stromtheüung die äquivalente Länge der schlechter leitenden Dräthe abgeleitet , zu denen noch 8' Silberdrath (8' S) nahe von gleicher Stärke mit dem Platindrath hinzugenommen wurden , eben i'lior <1it' Thoiliiii'r ilos oli'ktrisclioii Sfroins. 439 so die 68' Platindrath , die als Spirale ahofewlckelt und gerad- liiiiij ausm'streckt wurdoii, wo ich sie mil (iP) Iiezoicliiioii werde. Der Gaiijj; der Untei'suehuH«; war folgender. Nachdem sich die äqui- valente Länge von P = 2*5 herausgestellt hatte, bildeten die Drätlie entweder allein oder mit 2' K. den einen Zweig, in den andern wurde Kupferdrath von veränderlicher Länge eingeführt und nach dem Gesetze, dass die Stromtlieiluiig iimgekelirt zu den ä(|uivalenten Längen der Zweige erfolgt, die Länge der einzelnen Dräthe be- rechnet, wobei P=2'5 angesetzt wurde. Dann wurden die Zweige länger gemacht und die Stromtheilung wiederum beobachtet. Indem nun angenommen wurde , dass Zw. [ , der ausser P. immer nur Kupferdrath enthielt, in seiner Länge richtig bestimmt sei, wurde die äquivalente Länge des andern Zweiges daraus gefolgert, indem derselbe einmal ebenfalls nur Kupferdrath enthielt , dann in Verbindung mit Kupferdrath die schlechter leitenden Dräthe, welche ungefähr statt so vieler Fusse des vorigen Kupferdraths einge- schaltet wurden, als die zuvor ermittelte Länge der genannten Dräthe betrug; dabei wurde P= 2 gesetzt. Aus der DilTerenz, welche in beiden Fällen in der Stromtheilung stattfand, Hess sich die Veränderung in der äquivalenten Länge herleiten. Als Batterie diente (A) + (J5), und die Schlagweite betrug 2'4 Linien. Dies gab folgende Beobachtungen : a. P. Zweig 1. Zweig II. 0' (-/" Aq. Liiiige von /'. P 4 P 3-ä P P 1 • ä 16 1 181 KM 14-9 1-00 121 'i-ä 25 li. B. Zwei},' 1. Zweig II. 0' 0" H' Äq. Liiiige von />'. /' 2 P B 2 29 0 ;)-4 :)-37 :;-9 „ * n n )j 19-.^ 7-6 2-57 li 9 „ 6 5) n n 13-8 9-3 1-48 0-9 ,. « n » n 10-0 10-7 0-93 Ö-6 „ 10 n V « 7-8 11-8 0-66 5-6 « n » 55 55 5-9 12-2 0-48 50 „ 16 55 55 55 4-2 13-() 0-32 6-(l Mittel 5-8 440 K II i> (■ li e II li 11 II e r. Zweig 1. Zweier II. H" t-)" H" Äq. Liil ge Von Zw. II. B l' IH P 16 17-6 18-7 0-94 17-ä " « ,. !<► />' 9-0 lOÖ 0-86 16-7 5-2 /• 7 „ 16 31-3 8-0 3-91 17-7 ?) 5) „ 10 IJ 'ilO 6-ä 3-23 16-2 4ö P 16 „ 36 30-0 6-8 4-41 37-8 ?' V „ 30 B 22-4 ö • li 4 07 36-3 40 P 18 ., 36 28-6 7-9 3-62 38-0 5? W „ 30 li 20-0 61 3-28 36-2 4-2 P 38 „ 36 15- 1 17-2 0-88 „ 36 ,, ,, 160 16-3 0-98 3Ö-8 « »r „ 30 B 8-7 9-7 0-90 34- 1 4-3 „ 30 A« ,: 36 9-8 8-8 111 34-1 c. (4 1») • Zweig 1. Zweig 11. 6' (-)■' H' Äq. Länge von (4P) /' 4 P (4i^) 23-8 5-3 4-49 11-3 „ 8 « ;j 13-9 7-9 1-64 110 „ 10 1t r 10-3 8-6 1-20 10-8 „ 12 » )' 8-3 9-4 0-88 MI « 16 „ ,. S-6 10- 1 O-öä 11-3 „ 20 r " 4-1 10-7 0-38 11-4 Mittel 111 Zweig 1. Zweig II. (-)• h)" H" Ai|. Lallte von Zw. II. (iP) P 28 P 28 16-4 17- 1 0-96 29-4 „ „ „ 17(4/') 8-4 8-7 0-92 29-0 10-6 ,. 13 „ 28 31-S 7-3 4 -30 31-3 >; n „ 17 (4 /') 20-8 0-6 3-71 28-9 8-6 d. Sp. P. Zweig 1. Zweig 11. !■)' H" H' Äq. Liiiige von S|). /' P 4 Sp. P 2 27 1 4-2 6-45 120 „ 8 ,, „ 16- 1 6-9 2 33 1 1 • -i V 12 >; >• 10-4 8-4 1-24 11-7 „ 14 ,. „ 8-1 90 0-90 11-2 „ 16 ,, „ 7-4 101 0-73 11-3 „ 24 » V 4-0 10-7 0-37 11-8 Mittel 11-6 rii»"!' „ 13-7 16 i7-;{ 16-8 1(13 31 ö " •• „ S|». P 18 8- 3 tt(> o-;»2 29-7 i» • 1» ,. 1* „ 13-7 16 :{|(> 7-4 41J) 32-7 n n „ Sp. P 18 2(1-7 Ö-6 3-70 30-8 9-7 e. Sp. P. (X). Zwei«; 1. Zwpijr 11. 8' 6 A«i. Länge von Sp.y'(X). P 4 Sp.y'CXJ'i 24-3 öl 4-76 9-7 .. 8 ?) )• 13-T 7-6 1-80 9-6 „ 10 5! « lUi) 8-3 1-23 93 .. 12 )! J5 81 91 0-89 9-2 .. 16 » « 3 -9 iüü 0-59 9-7 . 24 » »5 3-2 110 0-29 9-8 Mittel 9-6 Zweiff 1. Zweig 11. 8" 8' 8- H" Äq. Liiiige von Zw. II. Sp. /-(X). P 27 P 11.8 16 16-8 17 2 0-98 28-8 ; V ?? „ Sp. P (Xj 18 8-2 8-8 0-93 28-1 9-1 „ 13 „ 11.8 16 31-6 7-5 4-21 30-7 « )5 „ Sp. P(X) 18 21 0 ä-5 3-82 29-3 8-4 1 f. §' s. Zweij; 1- Zweig 11. (^' 8" H" \i\. Länge von 8'iV. /' 4 8\S. 30 0 6-0 i 3-00 12 (1 .. 6 ,, 23 0 8-6 2-69 11-4 „ 8 » 17-6 9-9 ' 1-78 11-3 . 10 » 140 120 i 117 110 ,- 12 >? 11-2 13-3 ' 0-84 10-8 „ 16 » 7-7 14-9 0-32 10-8 „ 20 » 3-8 16-4 0-33 10-9 Mittel 11-2 442 K « 0 c 1 e 11 h a 11 e r. Widerstände. Eingef. Dr. t) Wider- stand Eingef. Dr. 0 Wider- stand 0 27-0 0 25-5 - B 7-8 2-46 S' S. 11 0 1-32 p 16-S 0-64 Sp. P 61 3 18 (4P) 6-3 313 Sp.P(X) 61 3-18 0 27-0 — Sp. P 6-2 3-33 sp.p(x) 6-3 3-29 0 27-0 — Diese Beobaclitungen ergaben mit Sicherheit, dass die schlech- ter leitenden Dräthe eine grössere äquivalente Lange hahen , wenn sie einen Zweig allein bilden, als wenn sie in demselben Zwe.ge mi Kupferdrath vereinigt sind. Mögen zwar die Zahlen der Unsicherheit noch einigen Spielraum gestatten, so tritt doch noch deutl.ch her- vor, dass die äquivalente Länge desto mehr abnimmt, je mehr Kupferdrath hinzugefügt wird. Die (4P) waren, wie bemerkt, frei ausgespannt und wurden dann wieder auf die Glasröhre gewickelt und sicher befestigt. Der Widerstand der Dräthe wurde daher zwischen inne bestimmt, und später der von 8' S, die erst nachher hinzukamen. Die Ladung der Batterie stieg hierbei nur auf l'b Linien Schlagweite. Dass die Witterung oder die Batterie keinen merklichen Lin- fluss ausübt, lehren die nachstehenden Beobachtungen mit Sp. P und Sp. P(X). P 10 „ 12 „ 10 „ i2 „ 12 „ 14 „ 10 „ 12 „ 12 „ 14 PSp.P(X)2 Sp. P '^ ,Sp.P(X)2 Sp. P 2 10-11 8-0 1-26 8-0 8-8 0-91 8-9 71 1-25 7-0 7-8 0-90 9-8 8-1 1-21 8-1 8-3 0-93 10-6 8-7 1-22 8-S 91 0-94 10-3 8-4 1-23 8-6 90 0-93 9- 9- 9- 9- 11 11 9 9-6 11-6 11-6 JBar. 26" 7'" regner JBatt. (^)+(5). (p.iitt. Fo + Fs- \ Ißatt. (A) r (i'j- Ißarom. 27" 3 " ,Batt. (A) i (/»')• Ül)i'r tili' TlH'ilmij;- des (■loktrisi'lion Stroms. 4-4-3 Um die Länge derselben Drätlie aus dem Ncbenhatteiiesti-oin zu bestimmen, wurde (A)-^(ß) als llau|itbi»lterie beibebaltcn, und ^2 4" ^^3 »Is Nebenbatlerie benutzt. Der llauptdratb war = 37-5, der Nebendratb = 3ö 0 ; die Scblagweite betrug 2*4 Linien, und die gespannten Drätbe standen um 4 Zoll aus einander. Ich fügte nun wegen B 6' K. in den llauptdratb hinzu und bestimmte durch Verlängerung (yi) desNebendraths den Ort des Maxiuumis im Nebcn- batteriestrom; dann sciialtete ich B erst statt der 6' in den llaupt- dratb ein und zweitens unter Beibehaltung der 6' setzte ich B in den Nebendratb. Beide Bestimmungen lieferten ungefähr dasselbe Hesultat. Wegen der anderen Drätbe kamen 12' K. in den Haupt- drath hinzu und nach Ermittlung des Orts für das Maximum fügte ich die Drätbe in den Nebendratb ein , weil so die Thermometer- angaben etwas grösser bUeben. Allein, wie man sehen wird, bleibt auch hier die Bestimmung der äquivalenten Länge böchst schwierig, da sich die beobachteten Zahlen um das Maximum herum zu wenig ändern. Die erhaltenen Wertbe scheinen vielleicht etwas zu klein auszufallen , obschon sich der Einlluss des längeren Kupferdraths, mit welchem die Drätbe in derselben Leitung verbunden sind, be- merkbar machen muss. Die Längen übertreffen übrigens bei B und Sp. P noch binreiebend die natürlichen Längen; ja selbst Sp.P(X) bleibt länger. Ob der Widerstand den Ort des Maximums etwas ändert, möchte sich schwer entscheiden lassen, da die Wertbe, wie gesagt , keine grosse Schärfe besitzen und eine so bedeutende Ab- nahme, wie wir sie finden, wohl noch durch deuEintluss des Kupfer- draths erklärlich bleiben kann. Überdies stimmen die 8' S. mit dem Resultate aus der Stromtheilung ziemlich genau überein ; da nun die äquivalente Länge dieses Draths sich nicht bedeutend von der natürlichen entfernt, so scheint dies anzuzeigen, dass die Ortsver- änderung des Maximums, wenn sie überhaupt vorhanden ist, nicht bedeutend sein könne, sondern dass wir vielmehr bei der Erklärung auf die Einwirkung des Kupferdraths zurückgewiesen werden. 444 Knochenhauer. HptHr. + 6' A'. n 0 2 20-2 4 23 2 6 25-7 8 28-0 10 29-5 12 29-0 14 27-2 16 24Ö Max. bei // = 10 7. Hptdr. + B. u 8 2 6-8 4 71 6 7-3 8 7-2 10 70 12 6 S 14 3-7 Iß .H-2 Max. bei n = 6-7. B = 40. Hptdr. + 6' A'. Nbdr. + B. n ß 2 8-0 4 8-4 6 8-7 8 8-7 10 8-5 12 8-0 Max. bei n = ß = 3-7 7-0. Hptdr. -f 12' K. Hptdr. + it' K.; Nbdr. -f Sp. P. II 0 10 20-6 12 23-4 14 25-9 16 27-0 18 27-0 20 26 0 22 23 0 24 20- 1 Max. bei n = 17-1. n 0 •> 5-7 4 5-9 6 60 8 6 1 10 61 12 5-9 14 5-7 16 5-5 18 ä-3 Max. bei w = 8-:i Sp. P. = 8-6. Hptdr. 4- n' A'.; Nbdr. + Sp. P.(X). Hptdr. + 12' A.; Nbdr. + 8' S. n 0 2 S-2 4 5-6 6 5-7 8 60 l!l 61 12 61 14 S-9 16 S-8 18 5S Max. bei // = 10-i). Sp P. (X) = 6(;. n Ö 0 10-9 2 11-8 4 12-6 6 12-9 8 12-7 10 121 12 11-2 14 100 Max. bei n = 6-3. 8' 5. = 10.8. (iher die Thcilmif,'^ des plcktrisrlu'n Stroms. 44r) Damit alles, was tlninlifh war, zur strengen Erniilloliiiiu des Thalltostandcvs niclit iinvcrsncht hliclto , wurden die «^cspaiinton Drätho auf S Zoll Distanz eingestellt, dafür aber die Sehla,i;\veitt' der Haupfbatterie auf 3-2 Linien erliöht. Hier sinketi die Zahlen vom Maximum ab zwar schneller herab, allein ein grosser Gewinn war doch nicht zu erzielen , weil die Zahlen immer noch zu nahe an einander liegen, als dass niclit die gewöhnlichen Beobaclitungs- fehler die Feststellung genauer Werthe erschwerlen. Nur das tritt deutlich hervor, dass der gestreckte Drath (4/^) weniger als der zur Spirale gewundene an äquivalenter Länge einltüsst. Vielleicht macht sich auch der Einfluss des schwächern Stroms etwas geltend. Die Beobachtungen sind folgende : Hpl.lr. -r <>' A- H|.l.li-. 4- ()' A'. ; Nbdr. -(- /.' H|)tdr. + VI' K. II H (i 28-8 8 :\[ii 10 :i6(» 12 3a" J 14 32 • 2 16 27-6 Max. l)oi // = 10-!). // t) '> 8-0 4 8-G 6 8-1) 8 9-(» 10 8-8 12 8-4 14 7-8 Max hei n = 7-4. // = 3 • "^. II e 12 23-4 14 29-3 16 32-2 18 32-9 20 30 0 22 2.3-8 Max. I)ei ii = 17-3. Ilpt.lr. + I2' A. : ,M).lr. + Sp.P. Hpl.lr. -|- 1 'i' A. : Nb.lr.-fSp. /'.(-. ). Hpl.lr.+ 12'A'. ; M..li-.-f (4P). n e 4 5-4 6 .3-9 8 6-3 10 6-2 12 3-9 14 3-4 Max. Itt'i // = 8- J). Sp. /'=H-4. // W (5 3-4 8 S-9 10 61 12 60 14 3-9 16 3-6 Max. 1)6 i //= 10-9. Sp./>(X) = 6-4. n S 9 4-9 4 3-4 6 3"7 8 6-0 10 5-7 12 3-4 14 3-0 Max. lii'i « = 8-ü. (4 7>) = 9-3. .\iis allen voi-stehen(h'ii Hoobachtungen entstehen folgende Kesiiltate: ^J^Q K n o c h e n h a u e r. 1. Die äquivalenten Längen derDräthe oder Dratliverbindungen lassen sich eben sowohl aus dem Nebeubatteriestrom als aus der Sti'omtheilung entnehmen. 2. Drathverbindungen , deren äquivalente Längen ihre natür- lichen bedeutend übersteigen, ebenso feine schlecht leitende Dräthe verlieren an äquivalenter Länge, wenn sie mit längerm Kupferdrath in demselben Schliessungsbogen oder in demselben Zweige ver- einigt sind. 3. Die Stromtheilung erfolgt unter Berücksichtigung des in Nr. 2 erwähnten Schwankens in allen Fällen umgekehrt proportional zu den äquivalenten Längen der Zweige, und somit stellt sich die Wärme in den Zweigen umgekehrt zum Quadrate der Längen. Mit Ausnahme der unter Nr. 2 erwähnten Verhältnisse, die von mir bisher nicht speciell untersucht worden sind , ergeben diese wieder- holten Versuche dasselbe, was ich schon früher gefunden hatte ; sie geben eine Stromtheilung, die von der galvanischen völlig abweicht. Ich wende mich jetzt zu dem von Riess aufgestellten Satze, dass die elektrische Stromtheilung der galvanischen ursprünglich gleich sei, aber durch Nebenströme, welche auf den Dräthen selbst entstehen, umgeändert werde. Zuerst will ich nachweisen, dass die in der am Anfang citirten Abhandlung mitgetheilten Beobachtungen auch von mir erhalten worden sind. Diese Beobachtungen zerfallen in zwei Hauptclassen , je nachdem der eine Zweig (Zw. I), welcher die Spirale nicht in sich schliesst, aus Kupferdrath gebildet ist, oder einen schlecht leitenden Drath entweder allein oder in Verbindung mit Kupferdrath enthält. In beiden Fällen geht, so lange die Neben- spirale geöffnet ist, durch Zw. I ein grösserer Stromtheil als dann, wenn dieselbe geschlossen, also die äquivalente Länge von Zw. II verkürzt wird. In dem ersten Falle wird aber der ganze Strom durch Zw. I weniger gehemmt als im zweiten, und Zw. II gibt somit in jenem Falle anfänglich eine grössere Zahl für die Erwärmung als im andern. Geht hierauf durch Schliessung der Nebenspirale ein stärkerer Strom- theil durch Zw. II, so macht es wieder einen Unterschied, ob Zw. II in diesem Zustand einen grössern oder geringern Widerstand dar- bietet, d. h. ob dieser Zweig den ganzen Strom mehr oder weniger hemmt. Im ersten Hauptfall erhält Zw. II, wenn sein Widerstand l'liPf (lif Tliciluii" Jcs pIckfri'clii'M Slrnnis. 447 gering ist . eine Steigenint; der Wiiiino «liircli den vorgrösserlen Stronitlieil, (htgogon , wenn sein Widerstand beträclitlicli ist, zwar aucli eine Stcigernng ans denisclhen (irnndo, daneben aber eine Erniedrignng der Wärme dnrcb den vermehrten Widerstand, welcher sich auf den ganzen Strom iibertiiigt , so dass die resultirende Wärme verglichen mit der bei geöflneten Spirale kleiner oder etwas grösser ansfallen kann , je nach der (irösse des Widerstandes in Zw. II. Im zweiten Hanptfall ist die ursprüngliche Wärme in Zw. II, d. h. bei geölVneter Nebenspirale, wegen des Widerstandes in Zw. I gering; wird nnn durch Schliessung der Nebenspirale ein grösserer Stromthoil anf'Zw. II übergelenkt, so wächst, wenn hier wenig Wider- stand ist, die W'ärme nicht nur durch den stärkern Strom, sondern auch noch durch Verminderung des Widerstandes in der ganzen Leitung; bietet dagegen Zw. II einen grössern Widerstand dar, so kann, je naciidem er im Verhältniss zu Zw. I bedeutender ist oder nicht, eine Erniedrigung oder nur eine geringe Hebung der Wärme eintreten. Zur Erläuterung entnehme icli aus den oben mitgetheilten Reihen die folgende Zusammenstellung, in der ich, weil die Beob- achtungen theils mit der schwächern theils mit der stärkern Ladung der Batterie angestellt wurden, alle Zahlen &' in Zw. II auf die stärkere Ladung reducirt habe. Zw. 1. Zw. 11. Nr. der früh. Beub. 0" beob. bei (1. schw. Lad. &" beob. od. i-ed.a. d.st. L. /^ 3G P\l „II (IX IS) 4 23 b-c 8-0 120 etwa 13 "5 P64 n r) » » p\ » I (11 X 3) . I (11 X 8) „ I (11 X i^ 1) „ 1(11X^0-5) 6 27 b- c 31 b 29 b — e 33 b 70 10-6 etwa 13- 12-5 etwa 10-2 8-0 P B 36^) . „ 30 PII6 . 11(1X1-5) 4 25 6-r> 50 7-5 etwa 13 0 Vm diese Art von Beobachtungen noch übersichtlicher zu machen und alle Fälle zu berühren, schob Ich in Sp. II eine dritte auf eine engere Glasrühre gewickelte und 20' lange Spirale III ein. >) Dass hier in beiden Zweigen noeb ö' K. mehr enthalten waren . als bei der fot- o;enden Beobachtung, hat auf die Wärme in Zw. 11 wenig Kintluss. Sitzb, d. mathpm.-naturw. fl. XXXVl. Bd. Nr. 16. 31 448 K n 0 c h e n li n u e r. und liess in II diiivli Induction von Sp. I + Sp. III (I -|- III), die durch 2' K. in gieiehlaufeMder Richtung verbunden waren, einen Nebenstrom erregen ; dieser ist, wie die weiter unten mitgetheilten Beobachtungen zeigen werden, nicht nur sehr stark und gibt dem- nach bei Schliessung mit B P 0-5 einen sehr grossen Widerstand, sondern er bringt auch bei Schliessung mit 1*5 die äquivalente Länge von I -j- III von 124 auf 57 zurück, bewirkt also eine be- deutende Änderung in der Stromtheilung. Die Beobachtungen sind wie alle noch folgenden, mit dem alten Thermometer angestellt; die Schlagweite der Batterie war 3"2 Linien. Nr. Zw. I. Zw. H. 6' 6" 'S' 1 P 12G P\ 1 Mi 8-() 8-3 1-04 2 " n „ I +IU(IIXiS) 31 14-8 4-77 3 n >j « „ (11X8) 3-1) 13S 3-40 4 n 5! „ „ inxBPi)^} 1-9 6-4 3-36 S y 126 pi + m B K-8 S-7 0-98 6 » « „ 1 + 111(11 xis)^ 2-3 8-7 3-78 7 /Ml 8 (4/') ») PI + III 5-3 s-e 100 8 « K r> „ „ (HXl-S) 2-C 12-5 4-81 9 » 5: n « « (11X8) 31 10-9 3-51 10 n n » „ „ (UXBPO-^) 1-6 3-4 3-38 11 n n » » „ (nxPi) 20 9-3 4-65 Diese Beobachtungen geben, wenn man nur auf 6" achtet, das- selbe Resultat, wie es Riess gefunden hat; sie zeigen aber zugleich, dass man die Thatsachen nicht vollständig erhält, wenn nicht auch die Werthe von0' vorliegen. Denn während nach 6" die beiden Fälle unter Nr. 3 und 4, ebenso unter Nr. 9 und 10 als streng von ein- ander zu trennende hervortreten, \\\q sie auch Riess ausdrücklich von einander geschieden hat, so fallen sie, so wie die Zahlen &, also 0" die Verhältnisszahlen — hinzukommen, vollständig zusammen; es bleibt bei unveränderter äquivalenter Länge des die Nebenspirale schliessenden Bogens, mag dieser besser oder schlechter leiten, die Stromtheilung unverändert, nur werden beide Zahlen 6' und &" zugleich kleiner , weil der ganze Strom durch den vermehrten *) Zur Erg-iinziiiig- des Frühem iiherselie man nicht, dass (4/") hier eine üqiiivalentp Länge von nahe 8' hat, wie die Vergleieliiing- von Nr. 7 — 10 mit Nr. 1 — 4 zeigt. riiiT ilif Tlit'ihiiiff «ics t'Ickhisplicn Stroms. 449 WiMerst.'ind gohemmt wird, tjeriide inif dicsollio Weise, wie es sieh in Nr. 7, vei'sjlielieii mit Nr, I, zeitit. Bei der Amiiilime vdii Nebeiiströmeii iinf den Zweij^eii selbst erheben sich iiiiii zuerst erhebliche Bedenken, wenn man erwägt, dass die äquivalenten Fjängen der Dratliverbindimgen eben so wohl aus dem Nebeul)atteriestrnm als aus der Stromtheilung hergeleitet werden küunen. Beim Nebeubatteriestrom wird die Drathverbindung z. B. in den llanptdrath eingeschaltet , sie repräsentirt hier eine gewi.sse Länge von frei ausgespanntem Kupferdrath und zwar in unveränderter Weise, es mag der übrige Theil des Hauptdrathes länger oder kürzer sein. W^äre die äffuivalente Länge durch einen Nebenstroin bedingt, so wäre der sehliessende Bügel, denn als solchen müssten wir doch wohl den übrigen Theil des Hauptdraths ansehen, ohne Einfluss auf die Stärke des Nebenstroms. Dies würde von den Striunen abweichend sein, welche man gewöhnlich Neben- ströme nennt , und es wird jedenfalls bedenklich, eine Erklärung durch Nebenströme ganz eigener Art aufzustellen , ehe man die Gesetze derselben kennt, da man die Gesetze, welche man bisher von den wirklichen Nebenströmen gefunden hat, nicht auf sie übertragen kann. Diese Unsicherheit über den Charakter der neu creirten Neben- ströme macht es überhaupt misslich , über sie zu reden, und es wäre daher wohl zu wünschen, dass wenigstens der Versuch gemacht würde, die bei der elektrischen Stromtheilung beobachteten That- sachen aus der galvanischen mit Hinzuziehung der Nebenströme ab- zuleiten, damit man sich an etwas mehr als an einem blossen Worte ohne feste Bedeutung halten könnte. Sieht man ferner auf die für die äquivalenten Längen gefundenen Werthe, so möge ein Neben- strom die natürliche Länge eines Drathes vergrössern; wenn aber eine Verkürzung eintritt, z. B. wie bei I -|- II contr. , so kann der Nebenstrom doch wohl nicht in der entgegengesetzten Richtung laufen, denn der Drath repräsentirt immer noch eine bestimmte Länge Kupferdrath, die einen Nebenstrom in der frühern Richtung bedingt. Sollen also vielleicht Dräthe , bei denen der Nebenstrom ganz unterdrückt ist, eine äquivalente Länge = 0 haben? Ich weiss nicht, wie ich die Hypothese hier deuten soll. Dann macht der Fall, dass eine Spirale dieselbe äquivalente Länge beibehält . wenn der Bügel i\i'v Nebenspirale ohne Rüeksicht auf seinen Widerstand äcpii- valent gleich lang bleibt, ein neues Bedenken. Denn gerade der 31* 450 K n o o h e n li a u e r. Umstand, dass die mit einem schlecht leitenden Bügel geschlossene Nebenspirale den Strom in der inducireuden sehr hemmt , ist als Hauptstütze für die neu angenommenen Nebenströme hingestellt worden; gäbe aber eine solche Schliessung noch besondere Neben- ströme, so müsste sicher die Länge des inducirenden Drathes da- durch vornehmlich moditicirt werden. Endlich finden wir , dass die äquivalente Länge der schlecht leitenden Dräthe nicht unbeträchtlich grösser ist als ihre natürliche Länge. Bringt also ein Nebenstrom diese Verlängerung hervor , so müsste derselbe vornehmlich bei diesen schlecht leitenden Dräthen auftreten und somit bei der Strom- theilung den Strom von ihnen auf den besser leitenden Zweig hin- über lenken, was gerade das Gegentheil von dem wäre, was man zur Erklärung der von der galvanischen abweichenden elektrischen Stromtheilung voraussetzt. Eine zweite Art von Bedenken entsteht , wenn man auf die Stärke des Nebenstroms achtet, welche irgend eine Spirale in einer andern erzeugt. Nach dem von Biess citirten Faraday'schen Satze sollte man erwarten, dass die inducirende Spirale sehr bedeutend an äquivalenter Länge verlieren müsste , wenn sie einen starken wirklichen Nebenstrom erregt, weil dann der hypothetische auf der inducirenden Spirale selbst vorhandene Nebenstrom gering wäre und folglich die natürliche Länge derselben wenig steigern könnte ; umgekehrt müsste man erwarten, dass die äquivalente Länge der inducirenden Spirale ziemlich unverändert bliebe , wenn sie nur einen schwachen wirklichen Nebenstrom erregt, weil dann der hypothetische ziemlich in unveränderter Stärke verbliebe. Dagegen sprechen aber die Beobachtungen. Schaltet man nämlich inSp. II noch Sp. III ein und verbindet je zwei Spiralen gleichl. durch 2' K, so habe ich mir schon seit längerer Zeit folgende Angaben notirt, bei denen //die Wärme im Stamm, N die Wärme des Nebenstroms bedeutet. Spiralen H N N I inducirend auf II 14-9 20-0 12-0 5-5 2:^5 (Bügel: P+0- 7 I + H „ « HI 9-6 17-2 1-80 ^ III „ „ I + II 22-6 1-5 0-07 I+III „ „ II II „ „ I + III 10-5 20-8 17-8 3-5 J;J5 \ Bügel: P+i 5 11 + III „ „ I 15-.'i 9-3 0-60 l 1 „ „ 11 + HI 17-8 5-9 0-33 j rber tlic Theiluii'' des i-lekliisflicii Sd-diiiN 451 Hior/ii wurden ;iiisstM' iKmi scliori hekarinten äqiiivi(l(MitonLänp[eii von 1 = G4. l\ = \Hi, 1 + 11= löÜ, I (Ilxl5) = 36. W (\ < [ H) = 185 noch fo|o:tMule bestimmt: Zw. I. Zw. II. H' W" \(|. L. .1. Itn.tli. verl). in Zw. II. /' 102 /' 1 + 11 (lll X i'-i) 61 5 1 „ HO n » Ö-5 5 3 „ 114 5-2 5 4 112 « 22 P Hl " 8-1 8 0 „ 24 » » 7-7 8 7 22 .. 14 Pill (I + 11 X 1-3) 8-2 8 3 ,. 16 » » 7-8 9 0 14 „ 106 P I + llI 71 S 0 „ 114 n n 6-8 5 4 „ 122 » » 61 6 0 „ 126 » » 5-8 6 0 124 „ S8 PI + 111(11 X 1-3) 6-0 6 2 57 . 1* P1I(I + III X 1-3) 8-1 9 5 „ 16 » » 8-9 8 5 15-5 „ 32 ^1(11 + 111 X 1-3) 7-9 6 2 ,. 34 » » 7-4 6 8 „ 36 » » 6-8 7 5 35 „ 88 PlI + III 7-4 5 8 „ 92 » « 71 6 0 „ 96 » >5 6-5 6 S « 100 » « 5-9 6 9 96 » 44 Pll + 111 (1 X 1-3) 5-5 8 5 „ 52 » >5 7-2 6 4 » 36 » » 6-8 6 8 56 Stellt man die Resultate zusammen , so erhält man folgende Tabelle. um, so änd. sich oder um, während Ändert , d. relative in dieäquiv. liunge man von in von in benstroms = 1 1(11X1-3) 64 36 0-56 0-80 11 11 (IX 1-5) 36 18-5 0-51 (»•27 1 r 11 1 + 11(111X1-3) 156 112 0-72 1-80 lll 111(1 + IIX 1-3) 22 14 0-64 0-07 1 4- in 1 + 111(11X1-3) 124 57 0-46 i-70 11 II (I ^lllXl-5) 36 15-5 0-43 0 17 II + III 11 + 111(1 X 1-3) 96 56 0-58 0-60 I 1(11 + 111X1-3) 64 35 0-55 0-33 ^52 - K n o c li e II h ii u f r. Diese Tabelle lehrt, dass , wenn der wirkliche Nebenstrom stark ist, die indueirende Spirale an äquivalenter Länge etwas weniger verliert, als wenn er schwach ist >). Eine dritte Art von Bedenken entsteht daraus, dass man aus dem F arada y'schen Satze auch dendirecten Beweis herleiten kann, dass entweder auf den Zweigen selbst kein Nebenstrom statt- findet, oder dass derselbe eine unveränderte Stärke hat, in welchem Falle er zur Erklärung nichts nützt und die Annahme desselben überflüssig wird. Bei den oben unter Nr. 9 notirten Stromtheilungen habe ich auch den wirklichen Nebenstrom in dem die Spirale II schliessenden Bügel beobachtet. Als Zw, I aus P 40 und Zw. II aus PI(IIXP1)2 gebildet und bei schwacher Ladung der Batterie 0"=:5-9 war, betrug die Wärme n im Nebenstrom 4-6, also _ := 0-78: bei der stärkern Ladung war 0" = 8-6, u =^ 67, also 0" L- =z 0 78. Wurde hierauf Zw. I ausgelöst, so dass sich 1 (IIXPl) ^" . . im einfachen Stamm befand, so fand sich die Wärme 6 im Stamm bei schwacher Ladung = 120 und u = 9-4, also — = 078 , bei starker Ladung 0 ==178, w = 14-0 oder |- = 0-79. Da die rela- tive Stärke des wirklichen Nebenstroms unverändert bleibt, so folgt aus dem Faraday 'sehen Satze, dass der hypothetische Nebenstrom von I (II X -P 1) entweder von gleicher relativer Stärke bleibt oder gar nicht vorhanden ist, nämlich zunächst in den beiden durchaus verschiedenen Fällen, dass die genannte Drathverbindung sich ein- mal in dem einfachen Stamm, das andere Mal in einem Zweige befindet. — Als ferner Zw. I = P 46, Zw. II = P (I X P 1) 2 B und 6'' = 61 war, ergab sich w = 4*8 also — = 079 ; war da- gegen Zw. I == P 40 ^ und Zw. II = P I (II X P I) 8, so war 6" = 5'8, 71 = 4-5 und — == 0*78, oder wurden beide Zweige um 0" . 6' /T verkürzt , so war 0" = 6-1, u = 48 und — = 079. Die 1) Reducirt man die Schliessung der Nr lienspiralen von l-JJ auf 0. niultiplicirt man also die Verhältnisszalilen 036 — O'öl u. s. w. mit -jprr^ — -^ u. s. w., so gehen sie über in 0-54 und 0-30, in 0 07 und 0-63, in 044 und 042, in 0 36 und 034, die paarweise wahrscheinlich einander gleich sein sollten. über .lii- Tli.'ilmii; .!.•> l■ll'kll•i^^■ll.■ll Slioiiis. 41) IJ yeisetzuii!»: von B ans Zw. II in Zw. I iiiiiss on'eiibiii' oiiic totale Aiuieninij (Um" hy|M»llit'tiscluMi Noheiistiöine beiliiii;eii , wenn man anders die elektrische Stronitheilung aus den für die f^alvanische gütigen (iesetzen durch besondere Nebenströine herleiten will. Die wirklicheti Nehenströnie bleiben, wie man sieht, unverändert und hier sogar in ihrer absoluten Grösse (wenn man vielleicht die relative nicht zulassen wollte); es folgt also aus demFara day'seben Satze auf directe Weise, dass sieh der hypothetische Nebenstroin mit Umsetzung von li nicht geändert haben könne, und dass somit die ganze Hypothese nutzlos wird. Wenn aus dem Satze Faradays zwei directe Beweise für sich gerade widersprechende Annahmen gezogen werden können, so liegt der Grund nicht in der Unzulänglichkeit des Farada y 'sehen Satzes, sondern vielmehr darin, dass hierein Nebenstrom in Be- tracht kommt, der, wenn er überhaupt existirt, von dem Strom, welchen man sonst Nebenstrom zu nennen gewohnt ist, verschieden sein muss, dessen Gesetze man also bis jetzt nicht kennt. Überdies fehlt auch der Nachweis, dass ein wirklicher Nebenstrom nicht auf irgend eine directe Weise auf den ihn erregenden Hauptstrom ein- wirken und dadurch die beobachteten Erscheinungen hervorbringen könne; es wird vielmehr als bereits erwiesen vorausgesetzt, dass ein Nebenstrom nur durch Vermittlung eines zweiten, im Hauptdrathe selbst entstehenden Nebenstroms auf den Hauptstrom wirke , d. h. die zu erweisende Hypothese wird von Anfang an als erwiesen ange- nommen. 454 \V i n c k 1 e r. Auszug aus der Abhandlung: ,, Allgemeine Transformation der bestimmten Doppelintegrale^'' . Von Dr. Anton Winckler. (Vorgelegt von Herrn Prof. Dr. Petzval in der Sitzung vom 7. Jänner 1839.) Die meisten Fragen , auf welclie die Betrachtung doppelter Integrale mit veränderlichen Grenzen führt, reduciren sich zuletzt auf die Frage nach der Transformation jener Integrale mittelst zweier gleichzeitig eingeführten neuen Veränderlichen. Obgleich nun E u 1 e r, indem er in der Abhandlung: De formulis integralibus duplicatis vom Jahre 1759 die Transformation der Differentialformel f (a.% y) dx dy fand, einen Theil der Aufgabe löste, so blieb doch der andere ungleich schwierigere Theil, welcher die vollständige Bestimmung der aus jener Transformation entspringenden Doppelintegrale — sowohl in Bezug ihrer Anzahl als der Grenzen — betrifft, bis jetzt unbeantwortet. Die vorliegende Abhandlung enthält die Lösung dieser Aufgabe in der folgenden Fassung. 1. In dem doppelten Integrale : j d:v lf{xyy)dy \ VC') seien ^•'(;r) und f'{x) zwei Functionen, welche zwischen den Wer- then (^0 und Ci von x endlich und stetig bleiben, aber nicht einander gleich werden; das Integral soll durch zwei neue Veränderliche Ä, jm., welche mit den ursprünglichen x, y in den gegebenen Beziehungen: Allm-iiifiiii' Tr:iiisliinii:iti(in der Ix-sliiiiiiil.ii l)..|.|.rliiilc!;r!ilf. 455 stehen , traiisfurniirt werden , wobei aber die beiden Functionen X(\,^,), y^k.ji) nur durch die allgemeinen Bedingungen eharakterisirt sind, dass die Werthc welche sich für jj. resp. aus den Gleichungen ergeben . vollkommen bestimmt und einwerthig bleiben , so lange X zwischen dem grössten und kleinsten der Werthe ji" V }" y Aß , Aq , A, , A, liegt, welche als die einzigen reellen Wurzeln resp. der Gleichungen p-o = ,ao , ixo = IX , ixi = /J.« , f^i = /J.' erhalten werden. Wenn in dieser Allgemeinheit eine Lösung der Aufgabe erwar- tet werden konnte, so musste ein Gesichtspunkt der Betrachtung gesucht werden, von welchem aus sich alle möglichen Fälle, welche bezüglich des Wachsens oder Abnehmens der Functionen /jl«, p-i, ,u.o, fx' mit ihrer wachsenden Veränderlichen A eintreten können, in unmittelbarer Verbindung mit den Fällen, welche hinsichtlich der Grössenverhältnisse der Werthe Xq, XJ, XJ, l\ möglich sind, sowie endlich in genauester Verbindung mit dem entsprechenden Zeichen der Determinante: A _ dX^ dY _ dX^ dY d\). ' dk «fX * rfp. erkennen imd auf alle Arten unter sich verbinden lassen, welche zur Lösung der Aufgabe überhaupt zulässig sind. Für eine Erörterung dieser Art lag nun aber kein Beispiel vor; denn es ist klar, dass aus den Verfahrungsarten, womit in bekannten sehr speciellen Fällen und zumeist unter Zuhilfenahme geometrischer Vorstellungen, das transformirte Doppelintegral hergestellt wurde, der soeben etwas näher bezeichnete, rein analytische Gang der Ent- wickelung sich unmöglich abstrahiren lässt. Der Weg der geometri- schen Darstellung, welcher in der vorliegenden Materie allenthalben geläulig ist, und welcher in besonderen Fällen zur Deutlichkeit ohne 456 W i n e k I e r. Zweifel sehr Vieles beiträgt, würde, bei der hier angestrebten Allge- meinheit, und wo es sich um die gleichzeitige Erledigung aller irgend denkbaren Fälle handelt, noch grössere Weitläuligkeiten verursacht haben, weil, um alle möglichen Fälle mittelst geometrischer Betrach- tungen erörtern zu können, vor Allem die erschöpfende Kenntniss dieser Fälle selbst nöthig ist, die man sich wohl nur wieder durch analytische Auseinandersetzungen verschätzen kann. Das Ergebniss dieser Untersuchung, welche hier nicht ausführ- licher beschrieben werden kann, ist nun aber sehr merkwürdig, indem die Analyse aller möglichen Fälle zeigt, dass das oben angegebene Doppelintegral, in bezeichneter Weise durch zwei gleichzeitig ein- tretende neue Veränderliche transformirt, immer in drei neue Doppel- integrale zerfällt, und dass sich die Grenzen dieser Integrale in vollständig bestimmter Weise angeben lassen, ohne dass irgend ein Zweifel über das der Determinante A beizulegende Zeichen übrig bliebe. — Mit Rücksicht auf die bereits angeführten Bezeichnungen und Voraussetzungen wird nämlich bewiesen, dass stets: j dx jf\x,y)dy >• S 1^0 feil ff(X, Y)AdiJ.-\- j dl ff{X, Y)^dlJ.-^ 1 dl f f\X, Y)AdiJ. Es ist für sieh klar, dass man, ohne die Anzahl der Integrale auf der rechten Seite der Gleichung zu vergrössern, durch Zerlegung derselben andere Verbindungen der Grenzwerthe unter sich, und hierdurch andere Formen erlangen kann; zwölf derselben finden sich in der Abhandlung angegeben. Der Beweis der obigen Formel, welche die Lösung der ursprünglichen Aufgabe darstellt und wesentlich neu ist, erscheint nun allerdings in etwas weitläufiger Form ; aber jener Beweis bildet den bei weitem schwierigsten Theil der Arbeit und es wurde wohl nichts versäumt, denselben in die möglichst kurze Form zu bringen , so dass weitere Kürzungen unbeschadet der Gründlichkeit, sich kaum daran anbringen lassen werden. Zahlreiche Anwendungen des so eben bezeichneten Theorems auf speciellere Formen des Doppelintegrals liefern eben so viele AII;,'oiiH'iiit' ■|'iMii>fii ilcr licsduniilfii lio|i|icliiilcf;r;ilc. 4«) / Im'iim'iIumisvn ertlu' iiciu' Hesiiltiite und bilden die zweite stärkere Hälfte der AI)li;iii(iliiiiL!. Einii»:e dieser Kesiiltute iiiügeii hier etwas niilier l>e/eieliiiet werden. 2. Wie hekaniil darf die Aiifeiiiaiiderfoit^e der Integrationen bei hoppelintejiralon zwiselien constanlen Grenzen umgekehrt werden, (ihnc dass der DitVerential-Ansdriiek hierdnrcli irgend eine Verände- rung erleidet. In der vorliegenden Arbeit wird nun gezeigt, dass diese IJmkehrung in gleicher Weise auch l)ei veränderlichen Grenzen geschehen kann; nur entstehen daraus im Allgemeinen drei neue Doppelintegrale zwischen Grenzen, w^eiclie aus den ursprünglich gegebenen in vorgescbriebener Weise zu bilden sind. Der entspre- chende Satz lässt sich in folgender Weise ausdrücken: Vorausgesetzt, es liege zwischen f« '"i^ Ci l^^in Werth von ;v, welcher der Gleichung (p^(^a^^ = y'(.r) Genüge leistet, und ange- nommen , man habe aus den beiden Gleichungen y = ^0(^1;) und?/ = f'i^v) die einzigen reellen Wurzeln resp. cv = ^o(y) und x = f (i/) abgeleitet, so findet die Gleichung Statt: Idx j f{x, y) dy = J dy j fix-, y) dx + j dy j /(.r, //) dx -^ dy j fix, y) d.v. rHh) ''\'''(y) Wd«) y(y) ?'(':,) >(.v) Diese Gleichung lässt selbst wieder viele Anwendungen zu. Um nur einer derselben zu erwähnen, hat man: F(z)dz und daraus wieder: r /U-^')"'-'(a- -?/)»-' ... , , ro'oro-j fr., ., 0 (1 i<. 458 VV i II f It 1 e r. Die letztere Gleichung lässt sich unmittelbar zur Lösung zweier Aufgaben benützen, welche in specieller Form in der Mechanik ihre Anwendung finden, nämlich: 1. In der Gleichung: f ist F(a?,C) eine gegebene Function; man verlangt die entsprechende Function /*(?/). Es wird gezeigt, dass: 2. In der Gleichung: X ist 4>(.r) eine gegebene Function, es wird f(y^ gesucht. Die Abhandlung weist nach, dass: 1 (m) 1 («V^ Bezeichnet y(^) eine Function von der BeschaiFenheit, dass f(^o} = 0 wird, so findet die Gleichung Statt: aus welcher sich viele interessante Einzelnheiten ableiten lassen u. s. w. 3. Hatte die vorhin bemerkte Transformation blos eine Verän- derung der Grenzen, nicht aber des DitFerential-Ausdruckes zur Folge, so verhält sich dies anders, wenn die Veränderliche y als Function einer neuen x und von x betrachtet, und wenn x zur ersten, statt Alljrt'MM'iiu' Traiisfi>riiiali(iM der lifstiiiiiiid-ii Dopiicliiiti-f^i-idi'. 4 tl t' wie dies ursprüiiglidi geschiolit, zur letzten Ititegrationsveränderlicheri gcinat'lit wird. Es sei: und es seien 4'"(-) ' 'l'K*) ^'^ Werthe von .r, welche resp. aus don Gloicluingoii : sich ergeltou: ('iidlich mögen die einzigen reellen Werthe von z bezeichnen, welche resp. aus den Gleichungen : Y{z,^o) = ri^o) , Y{z,i,) = r{^^) sich ableiten hissen, so findet die Gleichung Statt: y (•'■) Jä.jn^. dz. m-{- Feiner wird die folgende, sehr hemerkenswerthe Relation begründet: m 71(1'" h" I (hv j f(a.T"' — by" ) dy = 0 'o - + ~ - 1 f(z)dz-\-sin *'«a + ^)-^(^ + ^) ' fi^) ff^ I i^—t)' 't ^'"^'•'^dt woraus man für ^^ und 77 = 00 ein schon bekanntes Resultat als speciellen Fall ableiten kann. Die Anwendung des allgemeinen Theorems für die gleichzeitige Einführung zweier neuen Veränderlichen bietet nun allerdings ein sehr weites, noch fast gar nicht benutztes Feld zur Gewinnung interessanter Ergebnisse und Lösung mancher die Integralrechnung betrelTenden Frage, indem man dadurch in den Stand gesetzt ist, die Darstellung des Dop[»elintegrals auch dann noch zu finden, wenn die Function unter dem Integralzeichen nicht blos von einem einzigen, AllgpmpiiiP Transfoi'ninlion ilor lipstimnifcn |tii|)|iclin(('<;riil('. 401 sondern von zwei getrennten sogenannten Argumenten abhängt und diese lelzteien in gewisser Weise durch neue N'eriinderliche ersetzt werden sollen. In der vorliegenden Ahliandlinig werden auf diesem Wege viele sehr ;illgemeiue und durchaus neue Resultate gewonnen. Einige specielJere Ergebnisse dieser Art mögen Platz (indpu. hie Gleicliuii»': (l.v / l((i.v + bji. a.r + ,3i/) dy welche ihre Begründung findet, liefert als besondere Fälle die fol- genden Werthbestimmungen : OD OD a.r-\-by ] io.x-^ßy') *-^„l«('-=-)-"(' •■); " suis (l-Höa- + 6.y)" «a«.6* a.b—aß Vi") d,v 1 (a.v-\-bij)"~U -''("' +^^y> dy = roo kn+l a.nß« ab — aß , .sin (a.T \ hy) , , n -. , (ix- I 1 '—LL e-(«' + ß.v) dy a.r ^hy 1 ixb—aß - • (irctang ab — aß aß-Yab ' Von besonderem Interesse ist die nähere Untersuchung des Doppeliniegrals, welches auf den Ausdruck: .r"'~* 2/"~' f(a.v -f by, xy^dx,dy sich bezieht, und welches die Grundform einer grossen Anzahl häutig vorkomnuMidcr lnlei;ralc darstellt. 462 W i n (• k I e r. So wird z. B. gezeigt, dass : oo so «'»6" . / cLv I x'"-^ y"-^ t'{ax -f- by, a-yjdy = i"'+"-'ca o+Vi—p.}"'-' (1— |/i— /jc)"- dlJ. + /A'"+«-*fA /(1— V'l— /^)"'"' (l + |/l— 1^)"^' rnt(M- den weitortMi. iiu'lir oder woiiigcr allgemeinen Trans- fitiiiialiuns- Formeln, welche sich aus der gleichzeitigen Einführung zweier neuen Integrations-Veränderlichen ergeben mögen die folgen- den hervorgeholien werden. Es ist: ikdl arccos -^ Idl I /•( A voH Ö. A sin (J) dd -}- / AdA 1 f{l sin Ö, Icosb) dß v+V .nn^ + / ^'^^ I fß i'os Ö, X sin 6) dd » 0 woraus, wie leicht zu ersehen ist. folgt: d.v I f{oe, y) dy = 1 AdA //(Ä cos 6,1 sin Ö) ^/^. /• 0 0 Aus dieser Gleichung wird z. B., wenn man f{x,y) = e-('' + J'-),r2»,-i |/2»-i setzt, unmittelbar die bekannte Formel cos'-"'-^ dsin^"-^6dd i r(p.) r(„) 2 r(m+ii) gefunden. Aus der letztern selbst folgt , wenn cos b =^ y x gesetzt wird , (i—x)"-' dx = u. dgl. m. Sitzb. (\. mafhpin.-iiafiirv Cl. XXXVI. Bd. Nr. 16. r(m)r(n) r(„i-|-n) 32 464 W i n c k I e r. Sind die Grenzen x und y des Doppelintegrals durch die Bedingung : gegeben und soll sich die Integration nur auf die positiven Werthe der Veränderlichen erstrecken, welche jener Bedingung genügen, so findet di^ Gleichung Statt: ab I / /-(öVAp., 6^X(1— fx) , = ah I pdp I f(apcosQ, bpsinQ)db. 0 0 Soll sich die Integration auf alle positiven Werthe von x und y ausdehnen, welche der Bedingung 0 < .r- + 2/" ^ • Genüge thun, so ist: 1 1 1 *J 1 VT ~VT VT^^.Vl— fA^ In der vorliegenden Abhandlung treten nun aber noch einige wesentlich allgemeinere Resultate als besondere Fälle des zu Grunde liegenden Theorems der Transformation hervor, welche hier bemerkt werden mögen. Setzt man nämlich zur Abkürzung: 1 1 (/k— fl) (p. — rt) \^ / (X — 6) (\x. — />) \~i, ^^ MA-fl) [,[>.— a)\m y^ f u — b und setzt man voraus, es sei a > ß > «, > /^; nimmt man ferner an, die Integration solle sich über alle positiven, der Bedingung: All^f meine Ti iiiinforiiiHtion iler lipsti miuteii [)o|>|i<'linlegi'ale. 465 0 < l-T— r< ^ a — a ß — b entsprechenden Wertlie von :v nnd y erstrecken, so ist; mn (a — 6) 1 i — + 1 m n f{^x,y)dxdy = lill (fx-X)/-(jr, nrff. [(>—«) («-(-) I ' " '" [(^-6) (f^-i)] ' (I II -f /.A (^-x)/-(jr, r)t/fx « + («-«) ("-*) (ß->) X{a— ß— rt + 6) -f flß— «Ä = /rfX (f.-X)/'(z. r)rffx <« + («-«) («-») (ß->^) A («— P— n+6) + «ß— o6 Dass sich diese beiden Darstellungsnrten auf einander zurück- führen lassen, wird in der Abhandlung nachgewiesen. Für den beson- dern Fall f{x,y) = \ , ^ = « und wenn man für m und n ihre reciproken Werthe setzt, gelangt man zu der Gleichung: dl ((X— X) rffx [(X_«) (a-^)] — [(X-6) (^-6)] '- («—«)"*(«— 6)" («—6)'"+"-' ^-^-^^ 32« 466 Win ekler. Setzt man dagegen so ergibt sich /■('+f + f>'""-^^-^'^^ (f^- >■)/•( 7,0 ^f'• («-Ä)"■+"- dl f(X_fl) («_(.)]'-'" [(i^bMv—byy- u a wobei für die Grenzen die Bedingung besteht. 1 < \- 7 < 1 a — a OL — 0 8. Aus der letztern Gleichung werden die folgenden besonders merkwürdigen Resultate abgeleitet. Nämlich zunächst: (Fa (W)f(^)rff>. [(X-a) («-{.)]'- [(l-b)ii,-b)] , « a F("'+") und daraus für die specielle Annahme f(z) ^ z^~^ a h (II (X— fJl) X'-' fJt'-' f/fjr. [(X_a)(«-f.)J-'" [(X_i)(f._i)]'-" All^'i'iiiehip Ti'aii!|i|ii'liiiti';4iMlt 4(}7 Trii iiii einen bereits bek;innlen Kall anzuknüpfen, braucht man nur die sehr speciellen Annahmen: 1 I t 2 2 ■ 2 /n machen und zu beachten, dass Tfi) -= [/n-; V{i) = ™ \/ k ist; setzt man zus^leich A", /jl- für X, [x und ebenso «-,6- für a, b, s(t folgt: (IX ({a3— X3) rffX V^(X3-rta) (fl;5_fx3) (X3— A3) (fA3— A3) eine Gleiehung welche, wie bekannt, zuerst Lame gefunden hat und nnt deren Herleitung sieh Poisson, Chasles, Terquem u. A. beschäftigten. Setzt man /"(:) = log (1—:;), so folgt: (,.-X)%(l-^)rff. dl a"'b"(b — «)"'+""^' r(m) r(,i) 1 i woraus für w = -^, w = -^ folgt: r(Hi+H) V/A c,.-x)%(i--2^).rff. = 71 V^. Man sieht dass fast jede für f (j-) angenommene Form zu einem neuen Resultate führt. Rücksichtlich der weiteren Ausführung dieses Gegenstandes muss jedoch auf die Abhandlung selbst verwiesen werden. 9. Den Schhiss der Arbeit bildet eine allgemeine Transformations- formel für bestimmte einfache Integrale, welche ausgedehnter Anwen- dungen fähig zu sein scheint. Sie ergibt sich aus dem Theorem der bestimmten Doppelintegrale, f ( X* V ) wenn man darin die Grenzen constant sein lässt und ^- für f G^' ^) setzt. 468 Win eitler. Allg'emeiiie TransformatiDn der bestiiHuileu Duppelinlegrale. In dem besondern Fnlle aber, welcher bier bauptsäcblich in das Auge zu fassen ist, dass f{x, y) = \ angenommen wird, lässt sieb sowobi das ursprüngliche als das durch die neuen Veränderlichen A, juL transformirte Doppelintegral durch Quadraturen ausdrücken, so dass man zu einer Relation zwischen einfachen Integralen von ganz allgemeinem Charakter gelangt. Aus diesen und den vorhin etwas näher bezeichneten Anwen- dungen lässt sieh die Fruchtbarkeit der zur Lösung gebrachten Auf- gabe erkennen. Aber ganz abgesehen hiervon scheint es wichtig, dass nunmehr eine umfassende Lösung der so vielfach aber nie mit durch- greifendem Erfolge zur Sprache gebrachten Aufgabe vorliegt und dadurch eine Methode bezeichnet ist, durchweiche sich, wie zu erwarten ist, die noch allgemeineren Fragen in diesem Gebiete der Integralrechnung beantworten lassen. K i I ^ i II H P r. riitHr.sucliiiii^pii iÜht ilif llacfii der lliius/.iepi'H. ^ßO Viitei>iucltungen über die R(tcen der lluusziege. Voll dem w. M. Dr. J. L. Fitzinger. 1. ABTHEILUNG. (Vorgetragen !ii der Sitzung vom 28. April 185!>. ) Die Ziege ist eines derjenigen unter unseren Hnusthieren, weichen bisher noch die allergeringste Aufmerksamkeit von Seite der Naturforscher sowohl , als auch der Thierärzte und Landwirthe zu Theil geworden ist. Seit Linne und ßuffon einige Racen mit kurzen Worten cliarakteri.sirten, haben sich nur wenige Naturforscher bemüht, die Zahl derselben durch Anführung in ihren Schriften zu vermehren. Pennant, Pallas und Schreber waren die ersten, welche einige bis dahin noch unbekannt gewesene Racen hinzufügten und Friedrich C u v i e r , Hamilton Smith, Brandt und Reichen- bach sind denselben gefolgt. So wie in älterer Zeit ßoddaert und Erxleben, haben späterhin auch Desmarest, Fischer und Tilesius eine Zusam- menstellung der Resultate der Arbeiten ihrer Vorgänger geliefert, zugleich aber auch, wenn auch oft nur andeutungsweise, auf so manche Abänderungen unter den bis dahin beschrieben gewesenen Formen hingewiesen, wodurch sie wesentlich zur genaueren Kennt- niss und Feststellung der Ziegenracen beigetragen haben. Uas grösste Verdienst gebührt jedoch den beiden tief den- kenden Naturforschern Andreas Wagner und Roulin, die mit seltenem Scharfblicke die Beobachtungen, Untersuchungen und An- sichten ihrer Vorgänger prüften und zuerst diesen schwierigen und verworrenen Gegenstand einigermassen aufzuhellen versuchten. Eine genauere Beschreibung der einzelnen Racen fehlt aber noch bis zur 470 Fit/in^ er. Stunde und die vorliegende Arbeit ist die erste, welche dieselbe zu geben versucht. Wer das spärliche Material kennt , auf welche man eine solche Arbeit zu stützen sich genöthiget sieht, wird auch die Mangelhaftigkeit entschuldigen , die ihr nothwendigerweise an- kleben muss. Doch war ich in der günstigen Lage, eine nicht unbe- trächtliche Anzahl von Racen nach lebenden Thieren beschreiben zu können, welche seit einer Reihe von Jahren in der reichen kaiser- lichen Menagerie zu Schönbrunn gehalten wurden und zum Theile noch jetzt in derselben vorhanden sind, wodurch ich so manche Lücke auszufüllen im Stande war, welche die Rearbeitungen meiner Vorgänger enthalten. Der Versuch einer Erklärung der Abstammung der verschiedenen uns bisher bekannt gewordenen Racen der zahmen oder Hausziege, ist nicht minder schwierig als bei allen übrigen von unseren Haus- thieren und kann bei der gänzlichen Unmöglichkeit, irgend eine Ansicht hierüber auf Thatsachen zu begründen, lediglich nur als das Restreben gedeutet werden, durch Hinweisung auf gewisse, durch die Wahrscheinlichkeit unterstützte Gründe, wenigstens einiges Licht über diesen in tiefes Dunkel eingehüllten Gegenstand zu verbreiten. Schon eine oberflächliche Vergleichung der bis jetzt aus den verschiedensten Theilen der alten Welt bekannt gewordenen Racen der zahmen Ziege mit einander, lässt die höchst auffallenden Unter- schiede nicht verkennen, welche sich zwischen denselben ergeben und es stellt sich sehr bald die bemerkenswerthe Thatsache heraus, dass die Formverschiedenheiten unter denselben weit grösser und viel deutlicher in die Augen fallend seien, als bei irgend einem anderen unserer Hausthiere, obgleich sie in Rezug auf die Mannich- faltigkeit der Formen weit hinter den allermeisten derselben zurück- stehen. Denn ausser der Ziege ist es nur noch das Schaf, welches eine grössere Abweichung unter seinen Grundformen darbietet, doch ist die Zahl derselben bei Weitem geringer als bei der Ziege, wenn auch die Menge der Racen beim Schafe beträchtlich grösser ist. Der Grund dieses Missverhältnisses ist wohl in dem Umstände zu suchen, dass bei der beschränkteren Verwendbarkeit und daher auch ge- ringeren Ertragsfähigkeit der Ziegen, der Verkehr mit diesen Thieren zwichen den einzelnen Völkerstämmen von jeher minder lebhaft be- trieben wurde, wesshalb auch bei weitem nicht so viele Rastard- bildungen erzeugt wurden, als bei dem Schafe und anderen unserer riilersiiohunei'n iilicr (iii- üiicfii ili'i- Hiiiis/.ii's-iv 4-71 lliiiisthiiTt'. wi'lclu' ihrer ;iiisnoilt'linlt'n'ii fiiMiiitzbiirkcit \\i'<];«'ii. (Mii (Jc^ciishind lies iilljitMiiciiicii wcclisolscili^'cii Aiisliiiisclirs iiiiil in Kolge dieses Vorkelirs auch von einem Ijaiule in das andere und "selbst in die entlegensten Gegenden verpflanzt wurden. Die höchst bedeutenden Abweichungen, welche eine nicht niibe- trächtliche Anzahl der einzelnen Raccn der zahmen oder llaiisziege darbietet. — wenn man unter dieser Heuennung, nach dem Vorgange der allermeisten Xatin-forscher, sämmtliehe im FJausstande gehaltenen Ziegenformen der verschiedensten Theile des Erdballes zusammen- fasst, — lassen keinen Zweifel übrig, dass diese, zum Theile so sehr von einander abweichenden Racen, keineswegs von einer und derselben Stammform abgeleitet werden können, sondern dass es mehrere, und zwar sehr verschiedene Arten seien, von denen sie ihren Ursprung genommen haben. Um Klarheit hierüber zu gewinnen, muss man denselben Weg einschlagen, wie bei allen unseren Haus- tliieren. wenn man, wenigstens annäherungsweise, ihre Stammarten ergründen will. Man muss daher sämmtliehe Formen ausscheiden, welche sich nach ihren äusseren Merkmalen als unzweifelhafte Ba- starde erweisen, und eben so auch jene, welche man den Erfahrun- gen zu Folge und nach der Analogie mit anderen Thieren, mit irgend einer Wahrscheinlichkeit für Abweichungen betrachten kann . die sich durch Veränderung der Lebensweise, durch Zucht, Cultur, oder auch durch die Einflüsse des Klima's und des Bodens erklären lassen. Die Formen , welche nach einer solchen Ausscheidung erübrigen, werden jedenfalls dann solche sein , welche nach ihren äusseren Merkmalen, eine Vereinigung unter sich nicht zulassen und diese sind es endlieh, welche man als Stammarten betrachten muss. Dieser Grundsatz, auf die zahme Ziege angewendet, liefert das auffallende Resultat, dass es vierzehn verschiedene und sogar zwei besonderen Gattungen angehörige Arten seien, von denen dieselbe stammt, sonach bei Weitem mehr, als bei irgend einem anderen aller unserer übrigen Haus-Säugethiere. Diese Arten sind: die Bezoar- Ziege (llircna Aefiayrua) , welche fast alle Naturforscher der neueren Zeit für die einzige Stammart der sämmtliehen Ifaiisziegen- Racen anzunehmen gewohnt sind; die gemei neHauszi ege^///rc//.s' Cfijtra). welche mit derselben zwar ziendich nahe verwandt, doch sicher specilisch von ihr verschieden ist; die berberische Ziege (Hircus barbaricus) , die S u d a n - Z i e g e (Ilircus uethiopicus). 472 F i t z i 11 g- e r. die p I a 1 1 h ö r n i g e Z i e g e (Hircus depressus), die Z vv e r g z i e g e (Hircus reversiis), die angorische Ziege (Hircus angorensis), die Kascli mi r-Z i ege (Hircus laniger) , die zottige Ziege (Hircus mllosus) , die nepalische Ziege (Hircus arietinus) , die ägyptische Ziege (Hircus aegyptiacus), die Mamb er- Ziege (Hircus mamhricus), die thebaische Ziege (Hircus thebaicus) und die icii ote nhörnige Halbziege oder sogenannte Jemlah -Ziege (Hemitragus jemlahicus). Sämmtliche dieser Grundformen, welche als besondere, selbstständige Arten zu betrach- ten sind, lassen sich nach Ausscheidung der letzten, nämlich der eine besondere Gattung bildenden knotenhörnigen Halbziege, in drei ver- schiedene Gruppen bringen, von denen die erste durch schmale auf- rechtstehende Ohren, die zweite durch nicht sehr breite aber ziemlich schlaff herabhängende, und die dritte endlieh durch sehr breite, voll- kommene Hängohren ausgezeichnet ist. Die weiteren Unterschiede, welche diese Arten von einander trennen, beruhen theils auf der Form und Richtung der Hörner , der Art der Behaarung und dem wechsel- seitigen Verhältnisse der einzelnen Körpertheile zu einander, theils aber auch noch auf einigen anderen Kennzeichen , welche bei der Unterscheidung der Arten überhaupt von Wichtigkeit erscheinen. Die bei Weitem grössere Mehrzahl verschiedener Formen unter den zahmen Ziegen stellt sich aber als solche dar, welche als Blend- lingsformen betrachtet werden müssen, indem sich aus ihren körper- lichen Formen in den allermeisten Fällen, ihre Abstammung ziemlich deutli(;h erkennen lässt, und man dadurch auch in die Lage gesetzt wird, dieselbe häufig sogar mit grosser Bestimmtheit nachweisen zu können. Allerdings bleiben aber auch noch immer einige Zwischen- formen übrig, bei denen eine Deutung ihrer älterlichen Abstammung manchen Schwierigkeiten unterliegt, da die Merkmale, welche ihre Körperformen darbieten, oft unzureichend sind, um mit voller Be- stimmtheit ein Urtheil hierüber aussprechen zu können. In diesen Fällen muss man sich daher damit begnügen, nach den vorhandenen Anhaltspunkten , wenigstens annäherungsweise eine Deutung ihrer Abkunft zu versuchen und vorzüglich tritt dies bei jenen Racen ein, die durch wiederholte Kreuzung mit einer von den Racen der beiden Stammältern, die Kennzeichen der anderen oft kaum mehr erkennen lässt. riili'isiu'liiiii;;pii lilier die RacHii der lliiuv/ipfre. 47«» rbeiliaiipt kann ein solcher Versuch, die Racen unserer Haiis- thiere zu cieuteu und dieselben auf ihre vSljunuiälferu /urückzunihren, keiues\vei;s lur vollgilti^ betrachtet werden, da alle l^estrebunf^en in dieser Richtunti: fast durchaus blos auf Wahrscheinlichkeiten be- gründet sind und eine Gewissheit hierüber nur sehr schwer zu erlangen, ja in den allerineislcn Fälli'u zur Zeit noch ganz unmöglich ist. Denuingeachlot dürfte es aber nicht fiir eine niüssige Arbeit angesehen werden, einen solchen Versuch zu wagen, da hierdurch wenigstens der Weg angebahnt wird, auf welchem der Naturforscher die aufgefundene Spur weiter dann verfolgen kann, um dereinst zu jenem Ziele zu gelangen, welches zu erreichen unstreitig zu einer seiner Hauptaufgaben gehört. Die grossen Schwierigkeiten , welche sich dem Bestreben entgegenstellen, diese Frage nach Möglichkeit zu lösen, sind jedem Naturforscher bekannt, der es versuchte, sich mit derselben Aufgabe zu befassen und entschuldigen zugleich auch jedweden MissgritV und Irrthum , der bei einem solchen Versuche unausweichlich ist. Die Bezoar -Ziege. (Hircus Aegagrus.) Capricerva. Kämpfer, Anioen. exot. p. 398. t. 4. f. 1. p. 407. f. 2. Ziege, welc/ie den Bezoar liefert. S. G. Gmelin. Reise. T. III. p.*493. Vapra Aegnf/nis. Pallas. Spicil. zool. Fase. XI. p. 4S. t. S. f. 2, 3. Capra Aegagrus. Pallas. Beschr. d. Schaaf, p. 43. t. 5. f. 2, 3. Rezoarziege oder Aegagrus. Buffon, Martini. Naturg. d. vierf. Tliiere. B. XI. p. 82. t. 10. Capra Aegagrus. Gmelin. Linne, Syst. nat. ed. XIII. T. 1. P. I. p. 193. Nr. I. Capra Aegagrus. Schreber. Säugth. B. V. Th. I. p. 1266. Nr. 3. A. t. 2S2. Capra Aegagrus. Beehst. Naturg. Deutschi. B. I. p. 409. Aegoceros Aegagrus. Pallas. Zoogr. russo-asiat. T. I. p. 226, t. 16. f. 3, 4. li. Capra aegagrus ferus. Des mar. Mammal. p. 482. Nr. 737. Var. A. Capra Aegagrus. Ham. Smith. Grift". Anim. Kingd. Vol. V. p. 871. 4. Capra aegagrus. Lesson. Man. de Mammal. p. 398. Nr. 1044. Capra Aegagrus. Fiseh. Syn. Mammal. p. 648. Nr. 4. Capra aegagrus. Jardine. Nat. Hist. ofRuiiiin. Anim. P. II. p. 112. Aegoeeros Aegagrus. Wagner. Schreber. Säugth. B. V. Th. I. p. 131ä. Nr. 7. Capra Aegagrus. Tilesius. Hausziege. Isis. 183S. p. 877. p. 881. Nr. 4. p. 889. Capra Aegagrus. Low. Breeds of the Dom. Anim. Vol. II. Nr. 4. p. 3. Capra Aegagrus. Roulin. D'Orbigny. Dict. d' hist. nat. T. III. p, 515, Nr, 4. 474 Fitz in -er. Aegagre. Roulin. D' Orbigny. Diet. d'Hist. nat. T. IV. p. 879. Aegoceros (Hircus) Aegngrus. Wagner. Schreber Säiigth. Siippl. B. IV. p. 302. Nr. 9. Rezoarziege. Capra Acgagrun. Pöppig. lllustr. Naturg. ß. I. p. 262. Nr. 3. <\tpra aegagrus. Sun de va II, Meth. Übers, d. wiederk. Tbiere. Abth. II. p. 97. Nr. 7. b. Aegoceros Aegagrus. Kotschy. Der Steinbock in Südwestasien. Verhandl. d. zool. bot. Vereins. B. IV. p. 201. Die Bezoar-Ziege ist diejenige unter den wild vorkommenden Ziegenarten, welche die meiste Ähnlichkeit mit unserer gemeinen Hausziege hat und alle Naturforscher sind auch der Ansicht , dass sie die Stammart derselben bilde. Allerdings stimmt auch bei beiden Thieren nicht nur die Gestalt der Hörner in den wesentlichsten Merkmalen im Allgemeinen überein, sondern es zeigt sich auch eine grosse Ähnlichkeit zwischen diesen beiden Formen in Bezug auf die Färbung und die Vertheilung der einzelnen Farben. Dagegen ergibt sich wieder eine bedeutende Verschiedenheit, wenn man die Rich- tung und Windung der Hörner in Betrachtung zieht, ein Unterschied, der jedenfalls eben so gross ist als jener, welcher zwischen den meisten Racen des zahmen Schafes und den verschiedenen Arten von Wildschafen besteht, von denen man dieselben vergebens abzu- leiten versuchte. Ein ähnliches Verhältniss findet auch unter den wild vorkommenden Ziegen- und Schafarten Statt, und die meisten derselben stehen in innigster Verwandtschaft mit einander und unterscheiden sich hauptsächlich nur durch die Verschiedenheit in der Windung des Gehörns. Wenn man aber bei diesen jenes Merk- mal für genügend anerkennt , sie als besondere Arten zu betrachten, so kann dieser Grundsatz auch folgerecht auf unsere gemeine Haus- ziege angewendet werden, zumal auch bei manchen anderen unserer Hausthiere sich ähnliche Verhältnisse ergeben. Dagegen unterliegt es wohl kaum irgend einem Zweifel, dass die Bezoar-Ziege, welche sich eben so wie alle übrigen wild vorkommenden Ziegenarten, frucht- bar mit der gemeinen Hausziege vermischt, durch Kreuzung mit der- selben zur Entstehung einer besonderen Race Veranlassung gegeben hat, die als eine Übergangsform zwischen beiden Arten in der Mitte steht und dieselben mit einander verbindet. Die Bezoar-Ziege ist von ziemlich ansehnlicher Grösse, zwar etwas kleiner als der europäische Steinbock, aber bedeutend grösser als unsere gemeine Hausziege. Der Kopf ist ziemlich kurz, hinten hoch rnlersiioliiiiiyiMi üIkt «lif liacni der llauszicge. 475 lind breit, gegen das vordere Ende hin verscliiniilert und endiget in eine nach vorne zu abgedachte, stumpf zugesi)it/le Schnauze. Die Stirncisl breit und sclnvach gewülbl, der Nasenrücken beinahe gerade. Die Nasenkuppe ist grösstentheils behaart und nin- eine kleine Stelle /wischen den beiden Nasenlöchern ist kahl. Die Nasenlöcher sind langgezogen und schmal, und stehen in schiefer Uichtung zu beiden Seiten des Schnauzenendes, so dass sie mit ihrem unleren Ende stark gegen einander geneigt sind. Der Unterkiefer ist fast von derselben Länge wie der Oberkiefer, und die Oberlippe behaart und gefurcht. Die Augen, welche den Ohren beträchtlich näher als der Schnauzen- spitze stehen, sind verhältnissmässig klein, langgesehlitzt und schief gestellt, mit einer der Quere nach liegenden, langgezogenen Pupille. Die mittelgrossen, ziemlich langen und schmalen, nach auf- und seit- wärts gerichteten Ohren, sind am Grunde geschlossen, in der Mitte nur wenig erweitert und verschmälern sich allmählich gegen das stumpf zugespitzte Ende. In der Regel sind beide Geschlechter gehörnt, die Weibchen nicht selten aber auch hornlos. Beim Männchen sind die Hörner sehr lang und stark, beträchtlich länger und stärker als beim Bocke der gemeinen Hausziege, indem sie selbst bei jüngeren Thieren eine Länge von 2 Fuss 3 Zoll , bei sehr alten und völlig erwachsenen aber sogar von 3 Fuss 8 Zoll erreichen. Sie bilden schon von der Wurzel angefangen einen seiir starken, einfachen und gleichförmig nach rückwärts gekrümmten Bogen, der bei alten Männ- chen mehr als einen Halbkreis beschreibt, und wobei sie nur wenig aus einander weichen und fast bis an das Kreuz hin zurückreichen. An der Wurzel stehen sie sehr nahe beisammen, indem der Abstand zwischen denselben meist nur einige Linien und höchstens einen Zoll beträgt, beugen sich von da bis über ihre Mitte hinaus allmählich nach auswärts, wo sie bis auf eine Entfernung von 12 — 16 Zoll in der Mitte auseinander weichen und wenden sich mit der Spitze wieder stark nach vor- und nach einwärts , so dass sie an ihrem äussersten Ende nur 7 — 10 Zoll oder auch etwas darüber, von einander ent- fernt stehen. Das rechte Hörn ist schwach mit der Spitze nach rechts, das linke nach links gewunden. An ihrem Grunde , wo sie eine Breite von 3 Zoll haben und einen Umfang von 7% Zoll dar- bieten, sind sie dick, verschmälern sich erst im zweiten Drittel ihrer Länge und gehen allmählich in eine stumpfe Spitze aus. Von beiden Seiten zusammengedrückt, bieten sie vorne sowohl als hinten eine 4 7 ß F i t, 7. i n gr e r. schmale und sch;trfe Kante dar, welche sie der ganzen Länge nach durchzieht, an der Hinterseite aber beträchtlich schwächer und mehr abgerundet ist, während die äussere Seite gerundet und gewölbt, die innere aber tlach erscheint. Am stärksten tritt die vordere Längs- kante in der unteren Hälfte des Hornes , von der Wurzel bis zu seiner Mitte hervor, indem sich die gewölbte Aussenseite gegen die Kante hin verflacht und dann eine Längsfurche bildend, welche mit der Kante parallel verläuft, an derselben etwas hinaufsteigt und sie überragt. Die Kante ist an der Wurzel abgerundet und im weitereu Verlaufe in einigen Zwischenräumen mit starken Querwülsten oder knotigen Erhabenheiten besetzt, deren Zahl bei jüngeren Tbieren vier, bei älteren zehn bis zwölf beträgt ; doch wird diese höhere Zahl nur äusserst selten und blos bei sehr alten Thieren ange- troffen. Die ganze Oberfläche der Hörner ist ausserdem von zahl- reichen Querrunzeln durchzogen, wodurch sie sehr rauh und un- eben erscheint. Die Hornscheiden sind sehr leicht, indem beide, selbst auch bei schon älteren Thieren, nur 31/3 — 4 Pfund wiegen. Beim Weibchen sind die Hörner beträchtlich kürzer, dünner und auch weit mehr gerundet , so wie auch die Längskante an der Vorderseite derselben nur undeutlich hervortritt und die knotigen Querwülste gänzlich mangeln. Der Hals ist von massiger Länge und ziemlich schlank, und in der Kehlgegend am Vorderhalse ist keine Spur von herabhän- genden Hautlappen oder sogenannten Glöckchen zu bemerken. Der Leib ist nur wenig gestreckt und nicht besonders voll, der Widerrist nicht sehr vorspringend, der Rücken schneidig und gerade, und die Croupe etwas eckig und nur wenig höher als der Widerrist. Die Beine sind verhältnissmässig ziemlich hoch und stark, die Hufe nicht be- sonders lang und stumpf zugespitzt. Der Schwanz ist sehr kurz, oben gleichmässig mit ziemlich langen zottigen Haaren besetzt, unten kahl, und wird meist nach aufwärts gebogen, bisweilen aber auch ausgestreckt oder sogar hängend getragen. Die Behaarung, welche aus kurzem doch nicht sehr feinem Woll- und etwas längerem groben Grannenhaare besteht, ist straff, ziemlich glatt anliegend und nur sehr wenig vom Körper abstehend. Bei beiden Geschlechtern befindet sich unterhalb der Kehle und in einiger Entfernung von dem Kinne, ein sehr langer und starker Bart, welcher jedoch beim Männchen beträchtlich länger und stärker als beim Weibchen ist und bei alten Thieren nicht selten rntfrsuolnint;oii i'iln'r dip l{apiMi ilcr lliiiis/.ipg:e. ^ i i eine Liinji^e von mehi* als 9 Zoll erreicht. Die Färbung, weleiie grosso i'biMeiiistiiiiinnng mit der bei der gemeinen Haiisziege ge- wöluilii'h vorlvoinineiiden zeigt , in nvancher Hezielmng aber wieder von derselben abweicht, ist hell rötblichgraii, bisweilen aber aucli rostbräunlicligelb, und an den Halsseiten und gegen den Haueli zu liebter. Die Hrust und der untere Theil des Vorderlialses sind dunkel schwarzbraun, der Bauch, die Innen- und llinlerseite der Schenkel aber weiss. Ein scharf abgegrenzter Längsstreifeii von dunkel braunsehwarzer Farbe, der vorne ziemlich breit und nach hinten zu vorschmälert ist, verläuft von der Halswurzel über die ganze Mittellinie des Rückens bis zum Schwänze und sendet dicht an der Einfügung des Halses in den Leib, eine etwas breitere dunkel braunschwarze Binde ab , die sich über die Schultern bis zur Brust hin zieht. Hinter den Vorderbeinen beginnt ein dunkel braunschwarzer Längsstreifen , der die röthlichgraue oder rostbräunlicbgelbe Färbung der Leibesseiten von der weissen Farbe des Bauches scharf abschneidet, nach hinten zu allmählich sich erhebt, und über die Vorderseite der Schenkel und der Hinterfüsso bis zu den Hufen herabläuft Die Vorder- und Aussenseite der Vorderbeine bis zum Handwurzelgelenke ist dunkel schwarzbraun, welche Färbung mit der der Brust zusammenfliesst. Über dem Hand- wurzelgelenke befindet sich ein weisser Streifen , der der Quere nach über dasselbe hinwegzieht. Die Vorderseite der Unterfüsse an den vorderen Gliedmassen ist schwarz. Der Kopf ist an den Seiten röthlichgrau und etwas mit Schwarz gemischt, nach rückwärts zu aber mehr in's Graue ziehend und ohne schwärzliche Beimischung. Die Stirn e ist braunschwarz , die Gegend vor den Augen an der Wurzel des Nasenrückens dunkel schwarzbraun, hinter denselben aber heller. Die Lippen sind weisslich gesäumt, und das Kinn und der Kehlbart sind von dunkel schwarzbrauner Farbe. Der Schwanz ist einfarbig schwarz, auf der Unterseite etwas heller. Die Hufe und Afterklauen sind graulichschwarz, die Hörner graubraun. Die Iris ist dunkelbraun. Die Körperlänge eines erwachsenen Männchens beträgt ungefähr 5 Fuss, die Länge des Schwanzes 8 Zoll, die Höhe am Widerrist 3 Fuss, an der Croupe 3 Fuss 1 Zoll. DieBezoar-Ziege ist über einen ziemlich ausgedehnten Länder- strich im westlichen Theile von Mittel-Asien verbreitet, donn sie findet sich nicht nur auf derSüdseite des Kaukasus, im Taurus, in Armenien 478 Kitzinger. und Persien , sondern reicht aucii noch weiter gegen Süden und Osten, und zwar bis an die Ausläufer den Iniaus oder Himalaya und in den Norden von Ost-Indien hin, während sie westwärts auch auf der zur asiatischen Türkei gehörigen Insel Skarpanto odei- Car- pathos und auf der Insel Candia oder Creta in Europa angetron'en wird. Ihr Hauptwohnbezirk ist aber jener mächtige Gebirgszug, der vom Kaukasus südwärts um das caspische Meer bis gegen das nörd- liche Indien reicht. Auf den Alpen des Kaukasus und imTaurus ist sie keineswegs selten und selbst jetzt noch wird sie daselbst in ziemlich grosser Menge angetroffen. Insbesondere sind es aber die mittleren Höhen dieser Gebirgszüge, in denen sie sich vorzugsweise aufhält. Eben so zahlreich ist sie auch im persischen Hochgebirge vorhanden, hauptsächlich aber in den Provinzen Khor.isan und Laristan und insbesondere auf dem hohen, mil Schnee und Eis bedeckten Ge- birge Benna, das in der Provinz Laristan, nicht ferne vom persischen Meerbusen liegt. Dagegen scheint sie in dem gebirgigen Theile der Tatarei minder häufig zu sein, so wie auch im nördlichen Indien, ob- gleich sie sowohl in der Tatarei von den Hirtenvölkern der Kirgisen und Tataren, als auch im nördlichen Indien von den Bewohnern der Provinz Multan, nicht selten im Hausstande und unter den zahmen Ziegenheerden gehalten wird. Die ßezoar-Ziege hält sich nur im Hochgebirge auf und steigt bisw eilen auch bis zu sehr ansehnlichen Höhen in demselben empor. Vorzüglich sind es aber die mittleren Höhen, auf denen sie sich am liebsten herumtreibt und die mit den verschiedensten Arten von Nadelhölzern besetzten Felsgegenden, in denen sie ihren Wohnsitz aufzuschlagen pflegt. In die Thäler kommt sie nur höchst selten herab, desto häufiger besucht sie aber die höchsten Felsenspitzen in der Nähe der Eisfelder und des ewigen Schnees. Wie alle noch im wilden Zustande vorkommenden Ziegenarten, führt auch die Bezoar- Ziege ein geselliges Leben, da sie fast immer nur zu grösseren oder kleineren Truppen vereiniget und blos äusserst selten einzeln angetroffen wird. Wahrscheinlich sind es jedoch nur alte Männchen, welche einzeln bisweilen umherirren. Die Budein bestehen bald nur aus 3 — 6, bald aber auch aus 10 — 20 Stücken und darüber, und werden in der Begel von einem alten und meistens mageren Männ- chen angeführt. Der üppige Gras- und Kräutervvuchs, welchen jene Höhen bieten, gibt denselben eine kräftige Nahrung und häufig be- Uiitersuchiiiigeii über diu Itaceii ili-r llausitii'gi'. 4 7 «7 suchen sie diese kräulerreichen Triften in den Höhen , wenn sie die \\'al(ii'ei>ion verlassen, mn auf denselben oft den jjjanzcnTag hindurcli zu weiden. Gewöhnlich ziehen sie schon frühzeitig des Morgens aus dem \N'alde, in dein siedieNaeiit über zugebracht und begehen sich nach den Höhen, wo sie bis gegen den Al)end hin verweilen, und dann den Hückzug antreten, um noch vor Einbruch der Dämmerung wieder in dieNühederWälderzu kommen, die ihnen zu ihren Ruheplätzen dienen. Um ihren Durst zu stillen, suchen sie die Quellen und IJäche auf, und ziehen auf ihren Wanderungen regelmässig zu denselben zur Tränke. Wiewohl höchst munter und lebhaft, bewegt sich die Bezoar-Ziege in der Regel meist nur im Schritte , da sie gewöhnlich auf ihren Zügen weidet, und blos zeitweise schlägt sie einen Trab oder auch einen Galopp ein. Sie kann vortreft'lich klettern und springt mitgrösster Leichtigkeit von einem Felsen zum anderen und oft über ziemlich weite Klüfte. Auf diese Weise konunt sie selbst über die schroffsten Wände und über die schmälsten Felskämme hinweg, da sie sich mit ihren scharfen Hufen fest an die Risse des Gesteins und die Vor- sprünge desselben klammert, und dadurch einen sicheren Halt gewinnt. Sie ist überaus furchtsam, flüchtig und scheu, und flieht mit grösster Schnelligkeit, wenn irgend eine Gefahr ihr droht. Bei der VortrelVIichkeit ihres Geruches und Gehöres entdeckt sie die- selbe auch schon aus weiter Ferne und weiss sich durch recht- zeltige Flucht fast innner derselben zu entziehen. Aus diesem Grunde ist es auch für den Jäger, der sie weniger ihres Fleisches und Felles als der ßezoarkugeln wegen verfolgt, die sich nicht selten in ihrem Magen finden, überaus schwierig, dieselbe zu erlegen, da sie ihn meist schon früher wittert, bevor es ihm noch gelingt , sich ihr bis auf Schussweite zu nähern; und hat der erste Schuss einmal verfehlt, so ist an einen günstigen Erfolg des zweiten auch kaum mehr zu denken , indem die ganze Truppe alsogleich und fast mit Windes- schnelle, über Kli[tpcn und Felsen bergan eilt. Am sichersten ist es noch, ihr hinter einem Felsblocke aufzulauern und den Augenblick zu benutzen, wo ein Rudel auf seinen Wechseln in nicht allzu weiter Ferne vorüberzieht. Doch erfordert diese mühsame Jagd Geduld, Ausdauer und genaue Kenntniss der Wege , welche das Thier auf seinen Zügen einzuschlagen pflegt. Die Paarung soll im November, der Wurf im April, also nngefäl ■ zur selben Zeit wie bei der gemeinen Hausziege vor Sit/,h. il. iijaltiuiii.-iiiilurw. VA. XXXV( lid. i>r. Mi 33 480 Fitzii. ge,-. sich gehen, daher die Tragzeit fünf Monate in Anspruch nehmen würde. Die Zahl der Jungen beträgt in der Regel zwei und nur selten bringt das Weibchen nur ein einziges Junges zur Welt. Die- selben folgen der Mutter schon sehr bald nach dem Wurfe auf allen ihren Zügen nach und werden von ihr beschützt, gepflegt und durch mehrere Wochen hindurch gesäugt. Junge Thiere werden nicht selten auch lebend eingefangen , was meist gleich unmittelbar nach dem Wurfe, bisweilen aber auch später ge- schieht , wennt es gelingt , die Mutter von denselben wegzu- schiessen. Man zieht sie an zahmen Ziegen verschiedener Raeen auf und gewohnt sie dadurch sehr leicht an den Hausstand. Fast unmöglich ist es dagegen, alte Thiere lebend einzufangen, die mit grosser Schlauheit selbst jeder List entgehen. Im höheren Alter magern die Böcke in der Regel bedeutend ab. Die Gefangenschaft hält die Bezoar-Ziege nicht nur sehr leicht und dauernd aus, sondern pflanzt sich in derselben sogar fort. Sie wird eben so zahm als jede andere Ziegenrace und ist mit Ziegen sowohl als Schafen überaus verträglich. Man kann sie auch mit denselben auf die Weide treiben und nicht selten ereignet es sich , dass sie sich mit der gemeinen Hausziege paart, woraus auch wieder fortpflanzungsfähige Bastarde hervorgehen , welche die Merkmale von ihren beiden Stammältern sehr deutlich in sich vereinigen. Das Fleisch, welches ganz und gar jenem unserer gemeinen Hausziege gleicht , wird von den Bewohnern der Heimath dieses Thieres gegessen , und das Fell zu Kleidungsstücken , Decken und dergleichen benützt, oder auch gegerbt und als Leder ver- wendet. Die Hörner werden als Trinkgeschirre benützt, und jene der sehr alten Männchen auch als Zierde in den Behausungen der dortigen, mit der Jagd sich beschäftigenden Einwohner bewahrt. Für das Werthvollste des ganzen Thieres gelten die Haarkugeln oder sogenannten Bezoare, die sich bisweilen in dem Magen des- selben vorfinden. Dieselben werden keineswegs besonders häufig angetroffen, und gewöhnlich findet man nur eine oder höchstens zwei solcher Kugeln in dem Magen eines Thieres. Bei den Böcken kommen sie häufiger und auch von ansehnlicherer Grösse als bei den Ziegen vor und es wird behauptet, dass man sie am sichersten bei jenen alten mageren Böcken finde , welche die Anführer einer Truppe bilden. Die Bezoare, welche von der Grösse eines Tauben- bis zu rii(cr.Mic'liUM<;'uii über iliu Itiii'rii ilci lliiiisi^iu^e. 4SI joner eines Hühnereies vorkommen und bisweilen ein Gewicht von 8 bis 9 Loth erreichen , bestehen ans einem festeren Kerne , der bald dnrch einen Stein oder einen übstkern, bald aber auch durch die Knospe eines Baumes, oder durch Wurzeln oder Pflanzenhalme ü:ebildet wird, uiul von einer Anfangs weichen und lederartigen, in der Folge aber erhärtenden Kruste überzogen ist , die aus einem Gemenge von würzigen und zum Theile harzigen Pflanzensiiften und Magenschleim besteht. Wiewohl solche Bezoare auch bei anderen Ziegeiiarten, bei manchen Schafen, vielen Hirsch- und Antilopen- arten, ja selbst bei Bindern vorkommen, so scheinen doch jene der Bezoar-Ziege bei den Orientalen geschätzter als die übrigen zu sein. Sie stehen daher bei denselben auch noch heut zu Tage in hohem Werthe und sind von ihnen sehr gesucht, da sie noch fest an die grossen Wunderkräfte glauben, welche man diesen Bezoaren schon seit alier Zeit her zuschrieb. In früheren Zeiten wurde auch ein nicht unbeträchtlicher Handel mit denselben nach Europa betrieben, da man die Bezuare auch im Abendlande häufig als Heilmittel be- nutzte oder dieselben als Anmiete trug. Dermalen haben aber diese einst so hoch geschätzten und so theuer bezahlten Haarkugeln in Europa ihren Werth gänzlich verloren, indem num nach und nach die W^irkungslosigkeit derselben einsehen gelernt und sich vom Aber- glauben endlich gänzlich losgesagt hat. Diese Haarkugeln führen bei den Orientalen den Namen Pasliar, waraus offenbar die Benen- nung Bezoar entstanden ist. Wahrscheinlich ist es, dass der Name Pdslidv von dem persischen Worte hiaeii stammt, welches die Be- nennung ist , womit die Perser die Bezoar-Ziege zu bezeichnen pflegen. Bei den Dugoren am Kaukasus heisst dieselbe iSa^az^f/wr, bei den Multanern in Ost-Indien Bok-tieri. Eine Bastardform, welcher die Bezoar-Ziege zu Grunde liegt, scheint die bu rätische Ziege (IJirciis buraeticusj zu sein. Die burätisehe Ziejj^e. (Ilircus Aegagrus buraeticus.) Capru Inrciin. SUnriacha Varietät. Tilesius. Hausziege. Isis. 1835. p. 871, 4. /.alunc '/.lege. Zietfe in dem nördlichen und östlichen Sibirien. Tilesius. Hausziege. Isis. 1835. |j. 889. 4. tii)((/ of Tartary. L <> w. Bieeils of tlio Dum. Aiiiui. Vol. H. Nr. 4, p. 5. 33* 482 Fit Finger. Uie burätische Ziege, welche vorzugsweise von den mongoli- schen Bui-äten in der Gegend um den Baikal-See gezogen, aber auch allenthalben im östlichen und nördlichen Sibirien angetroffen wird, und von da aus bis in den mittleren Theil des europäischen Russ- land gelangte, wo sie insbesondere in Klein-Russland in zahl- reichen Heerden gehalten wird, ist bis jetzt noch so unvollständig bekannt, dass es jedenfalls höchst gewagt erscheint, über ihre Ab- stammung irgend eine Ansicht auszusprechen. Denn alles, was man bisher über dieselbe weiss, beschränkt sich auf die höchst noth- dürftigen Angaben, dass sie beträchtlich kleiner als die kurzhaarige russische Hausziege sei, manche Ähnlichkeit mit unserer europäi- schen zottigen Hausziege habe , grösstentheils hornlos und meist von weisser Farbe sei; so wie dass die Mongolen aus dem Grunde grösstentheils nur ungehörnte Zuchten halten, um das schädliche Stossen der gehörnten Böcke unter einander zu verhüten, daher sie auch ihre Ziegen nur mit ungehörnten Böcken paaren. So imgenügend diese wenigen Angaben aber auch erscheinen, so berechtigen sie doch, insbesondere, wenn man das örtliche Vor- kommen dieser Race dabei in Betrachtung zieht, zu der Annahme, sie nicht nur in Bezug auf ihre körperlichen Formen von unserer zottigen Hausziege für verschieden zu betrachten, sondern ihr a\ich eine andere Abstammung zuzuschreiben. Die zottige Hausziege, welche schon zur Zeit der alten Griechen und Römer über einen grossen Theil von Süd-Europa verbreitet und eines der gewöhnlichsten Haustliiere dieser beiden Völker war, wie uns ihre bildliehen Dar- stellungen und Schriften beweisen, konnten dieselben doch eben so wenig von den nordasiatisehen Völkern, als diese sie von den Grie- chen oder Römern erhalten haben. Dies ist auch der wesentlichste Grund, eine Verschiedenheit der Abstammung für sie anzusprechen und ist es überhaupt erlaubt, eine Vermuthung hierüber anzudeuten, so dürfte es noch am wahrscheinlichsten sein, dieselbe für einen Blendling zu betrachten, der aus der Vermischung der Bezoar-Ziege (IJircus AegagvKs) mit der Kaschmir - Ziege (llircus laniger) hervor- gegangen ist. Sollte diese Ansicht richtig sein , so wäre die bu- rätische Ziege ein einfacher Bastard reiner Kreuzung. Dieser Annahme widersprechen auch nicht die körperlichen Formen und die sonstigen äusseren Merkmale, in so weit sie uns bekannt sind; denn das so häufige Vorkommen hornloser Tliiere bei diesei- Ziegen- UiitiTsuehimg-L'H iilier . 306' Capra Ilirci/s Persicus. Fisch. Syn. Mainnial. p. 648. Nr. 5. m. Goat of l'crsia. L o w. Breeds of the Üoni. Aiiiiii. Vol. 11. Nr. 4. p. 5. Clierrc coiitiii/nie de /V/.sr. Ho u 11 ii. D'Orbiifny Dicf. d'liist. nat. '1'. IV. [).ö8H bis. Die persische Hausziege scheint, so viel sich aus der kurzen Beschreibung, die wir von derselben besitzen, entnehmen lässt, ein Blendling zu sein, der auf der Vermischung der kurzhaarigen russischen Hausziege ( UircuH Capra rossica brempUiH) mit der thibetanischen Ziege (/Jircus villosus tlübetanus) beruht, und dürfte sonach als ein dreifacher Bastard reiner Kreuzung betrachtet werden. In Ansehung der Bildung der Hörner konnnt sie mit der kurzhaarigen russischen Hausziege überein und erinnert sonach in dieser Beziehung einigermassen an die Bezoar - Ziege. Auch die Ohren sind so wie bei dieser, nach auf- und etwas nach seitwärts gerichtet. Hücksichtlich der Behaarung hingegen nähert sie sich wieder mehr der thibetanischen Ziege, indem das Haar so wie bei dieser lang , doch keineswegs fein , sondern in Folge der Vermi- schung mit der kurzhaarigen russischen Hausziege, rauh ist. Der Scheitel und die Slirne sind lang behaart, wie bei der thibetanischen Ziege. Die Färbung des Haares ist graulichbraun , und an den Spitzen desselben in's Böthliche ziehend. Diese Ziegenrace, deren Entstehung jedoch nicht sehr weit zurückreichen dürfte, wird heut zu Tage in einem grossen Theile von Persien gezogen und hat daher auch ihre Benennung erhalten. Ein Thier derselben wurde vor mehreren Jahren mit einer Sendung von Pferden nach England gebracht, welche der Schah von Persien deni grossbritannischen Hofe zum Geschenke machte. 41)4- F i t z i II g e I-. Die zottige Hausziege. (Hircus Capra villosa.) a) Im verwilderten Zustande. Aegoceros Capra. Var. 1. Capra vulgaris. Verwildert. Wagner. Sehreber Siiugth. B. V. Th. I. p. 1317. b) Im zahmen Zustande. Capra Hircus. Liriiie. Syst. nat. ed. XII. T. I. F. I. p. 94. Nr. 1. Chevre, Biiffon. Hist. nat. T. V. p. S9. t. 7, 8, 13. Chevre domesiiqne. Bnffon. Hist. nat. T. XII. p. 151, 1S4. Ziege. Buffon, Martini. Naturg. d. vierf. Ttiiere. B. II. p. 3. t. 13, 14. Domeslic goat. Pennant. Syn. of Quadrup. p. 14. Capra Hircus. Erxiebe n. Syst. regn. anim. T. I. p. 236. Nr. 1, Hircus Hircus. Boddaert. Eleneli. Anim. Vol. I. p. 146. Nr. 3. Zahme Ziege. Buffon, Martini. Natiirg. d. vierf. Thiere. B. XI. p. 34, 38, Capra Aegagrus Hircus. Gmelin. Linne Syst. nat. ed. XIII. T. I. P. I. p. 193. Nr.l./5f. Houe. Eneycl. meth. p. 29. Chevre. Eneycl. meth. p. 80. Bouc domeslique. Eneycl. nietli. p. 81. Capra dinnesticn. Var. J. Capra vulgaris. Schrei) er. Siiugth. B. V. Th. 1. p. 1268. Nr. 3. B. 1. t. 283. Capra Hircus. Beclist. Naturg. Ueutschl. b. I. p. 408. Nr. 7. Ziege. Erdelyi. Zoophysioi. p. 103. B. Capra aegagrus hircus. Desniar. Mainuiai. p. 482. Nr. 737. Var. B. Capra aegagrus. Cheore eviinnane. Lesson. Man. de Maniinal. p.398. Nr. 1044. Capra Hircun. Fisch. Syn. Munniial. p. 485. Nr. 5. Capra Aegagrus dumenticus. Fitz. Fauna. Beitr.z. Landesk. Osterr. B. I. p.319. CommuH Goal. Jardine. Nat. Hist. of Rumin. Anim. P. II, p. 121. Aegoceros Capra. Var. /. Capra vulgaris. Wagner. Sehreher Siiugth. B. V. Th. I. p. 1323. Ni. 8. I. Capra hircus. Tilcsi us. Hausziege. Isis. 1835. p. 878. p. 884. Nr. 5. Goal of Greece. Low. Breeds of the Dom. Anim. Vol. II. Nr. 4. p.6. Goat of Ifaly uud CaluOria. Low. Breeds of the Dom. .4nim.Vol. II. Nr. 4. p.6. Goat of Fraiiee. Low. Breeds of the Dom. Anim. Vol. H. Nr. 4. p. 6. Goat of the northeru couulries of Europe. L o w. Breeds of the Dom. Anim. Vol. II. Nr. 4. p. 6. Goat of the Highlauds of Scollaud. Low. Breeds of the Dom. Anim. Vol. II. Nr. 4. p. 7. Chevre commune. Roulin. D'Orhigny Diet. d'liist. iiat. T. IV. p. 588 bis. Chevre commune d' Angleterre ä poil long. Roulin. D'Orbigny Dict. d' hist. nat. T. IV. p. 588 bis. Aegoceros (Hircus) Capra. Wagner. Sehreber Siiugth. Suppl. B. IV. p. 502. Nr. 10. UntiM-siK'liiingt'n iiher die Rnoen der llaiiszieg'e. 40!) Capra hircus. Var. dometstiea. R eich c nb. Nalui-fj;. Wioderk. t. 65. f. 358—36.'». Gemeine Ziege. Capra hircus. P ö p p i g. Illiistr. Natiirg. B. I. p. 262. Nr. 4. Aegoceros (Hircus) Capra, Wagner Schreber Säugth, Siippl. B. V. p. 466. Die zottige Hausziege , welche von allen Naturforsehern nur für eine durch den Einfluss des Klima's , des Bodens und der Zucht entstandene Ahänderung der gemeinen Hausziege angesehen wird, scheint jedoch, wenn man die gänzlich verschiedene Behaarung, so wie auch die höchst bedeutende Abweichung in der Färbung in Be- trachtung zieht, eine durchaus verschiedene Entstehungsursache zu haben, und weit eher eine Bastardbildung, als eine durch äussere Einflüsse hervorgerufene Formveränderung zu sein. Vergleicht man ihre körperlichen Merkmale mit denen der übrigen bis jetzt bekann- ten Ziegenarten, so zeigt sich eine fast unverkennbare Überein- stimmung, theils mit der gemeinen Hausziege (Hircus Capra), theils mit der herberischen Ziege (Hircus barbaricus) und man kann daher beinahe mit voller Sicherheit die Überzeugung aussprechen, dass sie aus der Kreuzung dieser beiden Arten hervorgegangen und ein einfacher Bastard reiner Kreuzung sei. Wahrscheinlich hat diese Vermischung schon zur Zeit der alten Römer stattgefunden, deren Schriftsteller bereits der vielen Formverschiedenheiten erwähnen, welche sich bei der Hausziege ergeben und auf deren Denkmälern die zottige Hausziege auch vielfach plastisch abgebildet ist. Der rege Verkehr, der zwischen den Römern und den Völkern von Nord-Afrika bestand, bekräftigen diese Annahme, welche in den naturhistorischen Merkmalen dieser Race ihre volle Begründung zu finden scheint. Heut zu Tage ist die zottige Hausziege fast über alle Theile von Europa verbreitet und es ist kaum irgend ein Land in diesem Welt- theile, in dem sie nicht gezogen wird. Von Europa aus ist sie aber auch nach Amerika, nachNeu-Holland und selbst auf viele Inseln der Südsee gebracht worden, wo sie überall, ungeachtet der grossen Verschiedenheit des Klima"s, ihre Formen beinahe völlig unverän- dert erhalten hat. Sie ist meist von derselben Grösse wie die gemeine Hausziege und nur bisweilen etwas grösser. In Ansehung ihrer Formen steht sie vollkommen zwischen dieser und der berberischen Ziege in der Mitte. Wie bei der gemeinen, sind auch bei der zottigen Hausziege in der Regel beide Geschlechter gehörnt, doch kommen dieselben nicht selten auch ungehörnt vor , was insbesondere bei den Weib- Sitzb. d. raathern.-naturw. Cl. XXXVI. ßd. Nr. 16. 34 496 F i t z i n w e r. chen sehr häufig der Fall ist. Die Grösse und Form der Hörner ist im Allgemeinen von jener der gemeinen Hausziege durchaus nicht verschieden und eben so wie bei dieser, kommen auch mancherlei Abweichungen in Bezug auf die Krümmung derselben bei ihr vor. Dagegen ergibt sich bei der zottigen Hausziege in Ansehung der Hörner bisweilen auch eine andere, und zwar höchst merkwürdige Abweichung, indem so wie hei manchen Schafracen die Zahl der- selben veränderlich ist. Es treten nämlich bei den Böcken neben den beiden, der Art ursprünglich zukommenden und auf besonderen Stirnzapfen aufsitzenden Hörnern, noch eines oder mehrere Hörner hervor, welche mehr oder weniger fest mit der Kopfhaut und der Schädelfläche verwachsen, aber meist sehr unregelmässig gebildet, und nach den verschiedensten Richtungen gekrümmt und gewunden sind; eine Unregelmässigkeit, welche in einem solchen Falle auch meist bei den beiden mittleren, auf den Stirnzapfen aufsitzenden Hör- nern angetroffen wird. Hierdurch erscheinen die Thiere bald drei-, bald vier-, bald fünfhörnig, doch ist die vierhörnige die am gewöhn- lichsten vorkommende Form. Diese Mehrzahl der Hörner bedingt je- doch eben so wenig als die Hornlosigkeit, eine besondere Art, sondern beruht lediglich auf den Einflüssen, welche Bodenverhältnisse, Zucht und Cultur auf diese Thiere ausüben. Schlaffe Hautlappen am oberen Theile des Vorderhalses sind sehr oft vorhanden. Der wesentlichste Unterschied , welcher zwischen der gemeinen und der zottigen Hausziege besteht, liegt in der Art und Weise der Behaarung, indem das Haar bei derselben fast an allen Theilen des Körpers lang, zottig und gewellt ist, und oft eine Länge von 5 Zoll erreicht. Nur das Gesicht und die Beine sind kurz und steifer als bei der gemeinen Hausziege behaart, und bisweilen ist auch am Halse das Haar etwas kürzer als an den übrigen Theilen des Körpers. Längs der Firste des Nackens und des Rückens ist das lange Körperhaar etwas ge- sträubt und zwischen den Hörnern, auf dem Scheitel und der Stirne, wo es eine bedeutendere Länge erreicht , ist es in so reichlicher Menge vorhanden, dass es nicht selten bis über die Augen herab- fällt und dieselben ganz verdeckt. Am längsten ist es jedoch an den Hinterschenkeln , wo es häufig bis zum Fersengelenke und selbst auch noch etwas tiefer reicht. Der Bart ist so wie bei der gemeinen Hausziege gebildet und mangelt bisweilen dem Weibchen , eben so wie bei dieser. riitersiii'liiingpn iihcr die Raren der Maiisziogp. ■I-O T Die Färbunf? ist jedoch völlii:^ von jener der gemeinen Haus- ziege verschieden und bietet auch eine ziemlich grosse Mannig- faltigkeit dar. Entweder ist dieselbe einfarbig, heller oder dunkler braun und bald mehr in's Gelbliche , bald mehr in's Röthliche ziehend, oder schwarz, gi-au oder blaugrau und am häuligsten weiss, oder sie ist auch bunt und erscheint aus zwei oder mehreren von diesen Furben, grösser oder kleiner getleckt, und zwar entweder licht auf dunklem, oder dunkel auf hellem Grunde. Die Farbe der Hörner, der Hufe und der Iris, ist dieselbe wie bei der gemeinen Hausziege, mit der sie auch in den Körpermassen beinahe voll- ständig übereinstimmt. Im verwilderten Zustande wird die zottige Hansziege nur auf einigen Inseln im mittelländischen Meere angetroffen, von denen mehrere desshalb auch den Namen Ziegen -Inseln führen und schon ein alter römischer Scbriftsteller berichtet, dass die Insel Caprasia dem Vorkommen der wilden Ziege ihre Benennung zu verdanken habe. Am häufigsten wird sie jedoch heut zu Tage auf der kleinen, in der Nähe von Sardinien liegenden Insel Tavolara angetroffen und auf dem noch kleineren Eilande Monte Christo , das zwi- schen Toscana und Corsika liegt. Diese hier wild lebende Ziege, welche von manchen Naturforschern mit vollem Rechte nur für eine verwilderte gewöhnliche Hausziege betrachtet wird, ist von derselben, namentlich aber von der zottigen Race , zu welcher sie gehört, nur durch ihre weit bedeutendere Grösse und die Mächtigkeit ihres Gehörnes verschieden, so wie auch durch das etwas kürzere Haar, das ihren Körper deckt. In der Gestalt der Hörner, dem bar- tigen Kinne und der Farbe, kommt sie ganz mit der zottigen Haus- ziege überein, indem sie so wie diese, in den verschiedensten Fär- bungen angetroffen wird und bald von weisser, schwarzer, brauner oder röthlicher Farbe ist, bald aber auch gefleckt und in buntscheckiger Färbung erscheint. Ihre Grösse ist so bedeutend, dass das Gewicht eines einzelnen Thieres doppelt so viel als das einer gewöhnlichen Hausziege beträgt, und im Verhältnisse zur Grösse des Körpers, steht auch die ungeheuere Grösse ihrer Hörner. Ohne Zweifel ist sie schon zur Zeit der alten Römer auf jene Eilande versetzt worden, auf denen sie noch bis zur Stunde ange- troffen wird. Auf der Insel Tavolara bildet diese halbwilde Ziege fast den alleinigen Bewohner, da dieselbe weder von Menschen bewohnt 34* 498 F i t z i n §■ e r. wird, noch irgend ein grösseres Säugethier auf diesem Eilande vor- kommt. Bisweilen werden von Sardinien aus Jagdausflüge dieser verwilderten Ziege wegen nach Tavolara unternommen; doch ist es mit vielen Mühen und selbst Gefahren verhunden , dieselbe zu erlegen, da sie sich nur auf den steilsten Felsgebirgen umhertreibt und sehr schwer zum Schusse zu bekommen ist. Sie wird nur ihres vortreff- lichen Fleisches wegen gejagt, das nicht blos von jungen Thieren, sondern auch von alten und selbst von Böcken geniessbar ist und von den Jägern sogar für überaus w^ohlschmeckend geschildert wird. Die Waleser Hausziege. (Hircus Capra villosa cambriaca.) Common Goal. Welsh breed. Jardine. Nat. Hist. of Rumin. Anini. P. II. p. 121. Goat of Wales. Low. Breeds of the Dom. Anim. Vol. II. Nr. 4. p. 7. Chevre commtine du pays de Galles. Roulin. D'Orbignj Diet. d'hist. nat. T. IV. p. 588 bis. Gemeine Ziege. Capra hircns. 7Äege von Wales. Pöppig. Illustr. Naturg. B. I. p. 263. Nr. 4. Die Waleser Hausziege , welche ihre Benennung nach dem Herzogthume Wales im nordwestlichen Theile von England erhielt, in dessen Gebirgen sie gezogen wird, scheint nach den kurzen An- gaben zu urtheilen, welche wir über dieselbe besitzen, nur wenig von der zottigen Hausziege (Hircus Capra villosa) verschieden und wahrscheinlich nur eine auf klimatischen und Bodenverhältnissen beruhende Abänderung dieses einfachen Bastardes reiner Kreuzung zu sein. Der einzige Unterschied, welcher sich zwischen diesen beiden Bacen ergibt, wenn man die ungenügende und nur in wenigen Worten zusammengefasste Beschreibung der Waleser Hausziege mit den Merkmalen der zottigen Hausziege vergleicht, besteht darin, dass die Waleser Hausziege von etwas grösserer Statur ist und das Männchen derselben auch beträchtlich längere Hörner hat, indem dieselben eine Länge von drei Fuss erreichen, wobei sie sich von der Hälfte ihrer Länge, wo sie sich seitwärts wenden , bis zu ihrer Spitze, viel weiter von einander als bei der zottigen Hausziege ent- fernen. Die Behaarung ist übrigens , so wie bei dieser, lang und zottig, und die Färbung in der Regel weiss. Intersufliungeii iiher ilic Ritcen der Ilausiicge. 499 Die irländische Hausziege. (Hirciis Capra villosa hihernica.) Chevre d' hlnnde. Dosmar. Mammal. p. 48S. Nr. 737. Note. Bouc a qualre eornes. Fr. Cuvier et Geoffroy. Hist. nat. d. Mammif. (ab, Afffoceron Capra. Var. I. Capra vulgaris. Wagner. Schrcber Säugtli. B. V. Th. I. p. 1323. Nr. 8. I. Goal of Ireland. Low. Breeds of the Üom. Anim. Vol. II. Nr. 4. p. 7. Chevre commune. Ro u lin. DOrbigny Dict. d'hist. nat. T. IV. p. S88 bis. Copra hircus. Var. pluricornis. Reiehenb. Naturg. Wiederk. t. 67. f. 377. Die irländische Hausziege ist zuar bis jetzt noch nicht so voll- ständig l)ekannt, dass man sich über ihre Abstammung mit Bestimmt- heit ein Urtheil auszusprechen erlauben könnte , doch scheint es ziemlich wahrscheinlich zu sein, dass sie das Product der Vermi- schung der zottigen Hausziege (Ilircus Capra villosa) mit der thibetanischen Ziege (Hircus iiillosiis thibetanus) und daher ein dreifacher Bastard reiner Kreuzung sei. Die Gründe, welche diese Ansicht unterstützen, beruhen auf der Ähnlichkeit, welche diese Ziegenrace mit den beiden genannten Racen in ihrer Gesammtform sowohl , als auch in den einzelnen Tiieilen ihres Körpers hat. Mit der zottigen Hausziege kommt sie mehr in der Gestalt, mit der thibe- tanischen Ziege wieder mehr in der Bildung gewisser Körpertheile überein. Sie ist ungefähr von der Grösse der zottigen Hausziege, doch etwas untersetzter als diese gebaut. Der Kopf ist ziemlich kurz, die Stirne schwach gewölbt , der Nasenrücken etwas ausge- höhlt. Der Unterkiefer ist beinahe von derselben Länge wie der Oberkiefer. Die Augen sind verhältnissmässig klein, die Ohren nach seit- und abwärts gerichtet, mittelgross, ziemlich lang und schmal, doch etwas breiter als bei der zottigen Hausziege, an ihrem Grunde geschlossen, in der Mitte etwas ausgebreitet, nach oben zu ver- schmälert und stumpf zugespitzt. Beide Geschlechter sind in der Regel gehörnt. Die Hörner des Männchens, welche eine unverkenn- bare Ähidicbkeit mit jenen der thibetanischen Ziege haben, und auch an die Hörnerform der Kaschmir-Ziege erinnern , sind gross und lang, an der Wurzel dick, nach oben zu verschmälert, und gehen in eine stumpfe Spitze aus. Von der Wurzel angefangen, wo sie dicht neben einander stehen, steigen sie nach auf- und gleichzeitig nach rückwärts, weichen allmählich aus einander und bilden in der zweiten Hälfte ihrer Länge eine nicht sehr starke Schraubenwindung von 500 Fi t z i n }? e r. Innen nach Aussen , wobei sie sieh mit der Spitze wieder nach eiii- und aufwärts wenden. Sie sind von beiden Seiten stark zusammen- gedrüciit, wodurch sie abgeflacht erscheinen, und bieten auf der Vor- der- sowohl als Hinterseite eine vorspringende Kante dar, welche der ganzen Länge derselben nach verläuft , auf der Vorderseite aber schärfer als auf der Hinterseite hervortritt. Ihre Oberfläche ist von zahlreichen Querrunzeln durchzogen, die am Grunde stärker als im weiteren Verlaufe hervortreten. Die Hörner des Weibchens sind weit kleiner, kürzer, dünner und auch mehr gerundet. Sie steigen gerade nach aufwärts , bilden einen sanften und ziemlich regel- mässigen Bogen nach rückwärts und sind nur mit einer schwachen Längskante auf der Vorderseite versehen. Auch treten die Quer- runzeln an denselben viel stärker und beinahe ringartig hervor. Wie bei der zottigen, so kommen auch bei der irländischen Hausziege sehr häufig bei den Böcken nebst den eigentlichen, auf Stirnzapfen aufsitzenden Hörnern, noch besondere J»febenhörner vor, die blos in der Kopfhaut und an der Schädelfläehe festgewachsen und oft sehr unregelmässig gebildet sind. Gewöhnlich sind zwei solche Neben- hörner vorhanden, welche zwischen den eigentlichen Hörnern und den Ohren stehen, seltener dagegen drei und noch seltener eines, daher diese Race bald vier-, fünf-, oder dreihörnig erscheint. Der Hals ist nicht besonders lang und ziemlich dick, und fast immer ohne den bei der zottigen Hausziege und insbesondere bei den Weib- chen derselben so häufig vorkommenden Hautlappen oder sogenannten Glöckchen in der Kehlgegend. Der Leib ist ziemlich kurz und dick, der Widerrist sehr schwach erhaben, der Rücken nur wenig schneidig und kaum etwas gesenkt, und die Croupe etwas höher als der Wider- rist und sehr sanft abgedacht. Die Beine sind von mittlerer Höhe, stark und musculös, die Hufe nicht sehr kurz und stumpf zugespitzt. Der sehr kurze Schwanz ist oben und an den Seiten buschig behaart, auf der Unterseite kahl, und wird meist nach aufwärts gebogen, bis- weilen aber ausgestreckt getragen. Die Behaarung , welche aus langem, zottigem, ziemlich feinem Grannenhaare und einer nur ge- ringen Menge von kurzem und sehr feinem VN'olihaare besteht, das jenem der thibetanischen und Kaschmir-Ziege völlig gleich kommt, ist reichlich und dicht, und reicht an den Vorderbeinen bis nahe an das obere Beuggelenk, an den Hinterbeinen aber beinahe bis zum Fersengelenke herab. Das Gesicht und die Beine sind kiu-z behaart, » riiliMsiK'liiiiifrcn über ilic linceii der Kniis/.iege. 501 lind :im Scheitel und der Stiriie befindet sich am Grunde der Hörner t'in hald stärkerer, bald schwächerer HaiU'schopf. Hnterhidb des Uiitorkicfcis und in einiger Enfforiuiug von dem Kinne, hängt bei beiden Geschlechtern ein ziemlich kurzer und nicht sehr starker Bart herab, der jedoch beim Weibchen noch kürzer und schwächer als beim Männchen ist. Die I^^ärbuiig ist in der Regel schmutzig weiss , wobei die Haarspitzen mehr oder weniger in's Gelbliche ziehen. Doch kommen auch andere Farbenabänderungen vor , und zwar sowohl einfarbige, wie gelbliche, rothliche, bräunliche, blau- graue nnd schwärzliche, als auch bunte und gefleckte. Die Hörner und die Hufe sind weisslicbbraun, die Iris ist gelblich. Diese Ziegenrace stammt erst aus neuerer Zeit und wahrschein- lich fällt ihre Entstehung in dieselbe Periode, in welcher eine kleine Heerdo thibetanischer Ziegen aus Thibet über Bengalen nach Schott- land gebracht wurde. Von dort mögen einige dieser Thiere, oder auch schon Bastarde derselben mit der zottigen Hausziege, nach Irland geljommen sein. So viel man weiss, wurde sie ursprünglich nur in einigen wenigen Gegenden von Irland gezogen und desshalb hat man ihr auch die Benennung, irländische Hausziege gegeben. Die rauhhaarige Hauszieg-e, (Hircus Capra hirsuta.) Capra Ilircius. Linne. Syst. nat. ed. XII. T. I. P. I. p. 94. Nr. i. Chevre. B u ff o n. Hist. nat. T. V. p. 39. Chevre domestique. Buffon. Hist. nat. T. XII. p. löi, lä4. 7Aege. Buffon, Martini. Naturg. d. vierf. Thiere. B. II. p. 3. Dotneslic yoat. Pennant. Syn. of Quadrup. p. 14. Capra Hircus. Erxleben. Syst. regn. anim. T. I. p. 2S6. Nr. I. Bouc a longs Sabots. Buffon. Hist. nat. Snpplem. T. VI. p. 141. t.6. Hircus Hircus. Boddaert. Elend). Anim. Vol. I. p. 146. Nr. 3. Zahme Ziege. Buffon, Martini. Naturj,'. d. vierf Thiere. ß. XI. p. 34,38. Copra Aegagrus Hircus. time lin. Linne Syst. nat. ed. XIII. T. I. P. 1. p. 193. Nr. 1. ß. lioitc. E n c y e I. ni e t h. p. 29. Chevre. EncycJ. meth. p. 80. Bouc domestique. Eneycl. meth. p. 81. Capra domestica. Var. 1. Capra vulgaris. Seh reber. Säugth. B. V. Th. I- p. 1268. Nr. 3. B. 1. Capra Hircus. Bechst. Naturg. Oeutschl. B. I. p. 408. Nr. 7. Ziege. Erdelyi. Zoophysiol. p. 103. B. 502 F i t 7. i n g e r Capra aegagrus kircus. Des mar. Mammal. p. 482. Nr. 737. Var. B. Capra aegagrus. Lesson. Man. de Mammal. p. 398. Nr. 1044. Capra Hircus. Fisch. Syn. Mammal. p. 48S. Nr. 5. Capra Aegagrus domesticns. Fitz. Fauna. Beitr. z.Landesk. Osterr.B. I. p.319. Common Goal. Jardine. Nat. Hist. of Rumin. Anim. P. II. p. 121. Aegoceros Capra. Var. I. Capra vulgaris. Wagner. Sclireber Siiugth. E.V. Th. I. p. 1323. Nr. 8. I. Capra hircus. Tilesius. Hausziege. Isis. 1835. p. 878. p. 884. Nr. S. Goat of Greece. Low. Breeds of the Dom. Anim. Vol. II. Nr. 4. p. 6. Goal of Italy and Calabria. Low. Breeds of the Dom. Anim. Vol. II. Nr. 4. p. 6. Goat of France. Lo w. Breeds of the Dom. Anim. Vol. II. Nr. 4. p. 6. Goat of the northern countries of Europe. Low. Breeds of the Dom. Anim. Vol. II. Nr. 4. p. 6. Goat of the Highlands of Scotland. L o w. Breeds of the Dom. Anim. Vol. II. Nr. 4. p. 7. Chevre commune. Roulin. D'Orbigny Dist. d'hist. nat. T. IV. p. 588 bis. Aegoceros (Hircus) Capra. Wagner. Schreber Säugth. Suppl. B. IV. p. 502. Nr. 10. Gemeine Ziege. Popp i g. Illustr. Naturg. B. I. p. 262. Nr. 4. f. 948. p. 257. Gemeine Ziege. Ziege von Schweden. Pöppig. Illustr. Naturg. B.I. p.263. Nr. 4. Capra domestica. Var. Suecica. Sundevall. Übers, d. wiederk. Thiere. Abth. II. p. 98. Aegoceros (Hircus) Capra. Wagner. Schreber Säugth. Suppl. B. V. p. 466. Die rauhhaarige Hausziege ist eine Blendlingsrace, welche auf der Vermischung der gemeinen Hausziege (Hircus Capra) mit der zottigen Hausziege (Hircus Capra villosa) beruht und sonach ein einfacher Bastard gemischter Kreuzung. Sie gehört zu den verbrei- tetsten unter allen in Europa gehaltenen Ziegenracen und wird überall angetrofTen , wo ihre beiden Stammältern gezogen werden. In Ansehung ihrer äusseren Merkmale steht sie zwischen denselben vollkommen in der Mitte und nähert sich bald mehr der einen, bald mehr der anderen Form. Von der gemeinen Hausziege unterscheidet sie sich durch das verhältnissmässig beträchtlich längere Haar, welches jedoch nie eine so ansehnliche Länge wie bei der zottigen Hausziege erreicht, während sie in Ansehung der Färbung sich wieder mehr der letzteren nähert und meistens weiss , oder ins Fahle, Bräunliche, Röthliche, Grauliche oder Schwärzliche ziehend, bisweilen aber auch buntscheckig und sehr oft mit mehr oder weniger deutlichen schwarzen Abzeichen im Gesichte und an den Beinen, die sie von der gemeinen Hausziege ererbt hat, und auch mit dem schwarzen Riickenstreifen angetroflfen wird. So wie bei der l'iilersiK'liiiiifjoii iil>er dif üaci-ii der lliiiis/.iefre. o03 {jemeiiion iiiul diM" zottigen, knmmon mich hoi der r;iiililiii;ii-i,iit'ii Hausziege beide Geschlechter, vorzüglich aber die Weibchen nicht selten hornlos vor, und eben so fehlen ihr bisweilen auch die sclihift'en H;(utlap|HMi oder sogenannten Glöckcheii. welche sich am oberen Theile des Vorderhalses in der Regel bei ihren beiden Starninältern finden. Sehr deutlich tritt aber immer der gesträubte Haarkamm hervor, der sich bei denselben über die Firste des Nackens und des Rückens zieht. Die seidenhaarige Haiisziege, (Hirciis Capra sericea.) Caprn Aegagvus thibetana. Vnr. Brandt. Abbild, u. Beschreib, merkwiird. Siiugeth. Lief. 1. t. 3. fig. dextra major. Die seidenhaarige Hausziege ist ein Blendling, der auf der Ver- mischung der gemeinen Hausziege (Hirctis Capra) mit der scbnial- ohrigen thibetanischen Ziege (Hirciis viUosns thibetanus steiiotis) beruht und daher ein dreifacher Bastard gemischter Kreuzung. Diese Race ist ungefähr von der Grösse unserer gewöhnlichen Hausziege, mit der sie auch in ihren Formen ziemlich grosse Übereinstimmung zeigt. Ihr Kopf ist verhältnissmässig etwas lang, doch nicht beson- ders dick, die Stirne schwach gewölbt, der Nasenrücken fast gerade und der Unterkiefer etwas kürzer als der Oberkiefer. Die Augen sind von mittlerer Grösse, die Ohren sehr lang, länger als der halbe Kopf, doch verhältnissmässig überaus schmal , an der Wurzel ge- schlossen, von der Mitte bis zur stumpfen Spitze aber mehr geöflTnet, aufrechtstehend und etwas nach rück- und seitwärts geneigt. Beide Geschlechter sind gehörnt. Die Hörner des Männchens sind fast genau so wie beim Männchen der schmalohrigen thibetanischen Ziege gebildet und nähern sich daher der Hörnerform des Bockes unserer gemeinen Hausziege. Beim Weibchen sind sie verhältniss- mässig ziemlich kurz, dünn und gerundet , und steigen in schief nach rückwärts gerichteter Lage, einen sanften sichelförmigen Bogen bildend, vom Scheitel empor. Hire Oberflüche ist undeutlich der Quere nach geringelt und auf ihrer Vorderseite verläuft eine sehr schwache Längskante. Der Hals ist ziemlich lang und dünn , doch sind am Vorder- halse unterhalb der Kehle, keine Hautlappen oder sogenannten 504 Fitzi liger. Glöckchen vorhanden, die bei so manchen und insbesondere von der gemeinen Hausziege stammenden Racen angetroffen werden. Der Leib ist sehwach gestreckt, doch nicht besonders dick, der Widerrist etwas erhaben, der Rücken nicht sehr schneidig und in der Mitte etwas gesenkt, und die ziemlich gerundete Croupe nur wenig höher als der Widerrist. Die Beine sind von mittlerer Höhe, stark und musculös, die Hufe ziemlich kurz und stumpf zugespitzt. Der sehr kurze Schwanz, welcher gerade ausgestreckt oder auch etwas nach aufwärts gebogen getragen wird, ist auf der Oberseite lang und zottig behaart, auf der Unterseite kahl. Eigenthümlich ist die Körperbehaarung bei dieser Race, welche an manchen Stellen kurz, an manchen lang ist. Der Kopf ist mit Ausnahme der Stirne, welche mit einem Büschel langer Haare besetzt ist, der sich über den Nasen- rücken und von den Augen bis gegen den Mundwinkel zieht, kurz behaart und eben so sind auch der ganze Hals, die Füsse und der unterste Theil der Unterarme und Unterschenkel mit kurzen, glatt anliegenden Haaren besetzt. Dagegen sind der Leib, die Oberarme und Oberschenkel mit langen, ziemlich feinen und fast seidenartigen zottigen Haaren bedeckt, die in der Ellenbogengegend und an den Schenkeln sich verlängern und büschelartig herabfallen. In einiger Entfernung von dem Kinne befindet sich unterhalb der Kehle ein beim Männchen ziemlich langer und starker, beim Weibchen aber weit kür- zerer und schwächerer Bart. Die Färbung der lang und zottig behaarten Körpertheile ist weiss, mit einem schwachen gelblichen Anfluge. Von derselben Farbe sind auch die Ohren, die Oberlippe und der Haar- büschel, der von der Stirne quer über den Nasenrücken zieht und gegen den Kiefer zu in schwarze Spitzen endiget. Der Kopf, der Hals und der kurz behaarte Theil der Beine sind braun. Unterhalb der Hörner ist das Haar an den Seiten des Kopfes und in einiger Entfernung über den Augen schwarz , und zu beiden Seiten des Nasenrückens verläuft, von dem weissen Haarbüschel angefangen, ein schwarzer Streifen bis gegen das Schnauzende. Einige schwarze Stellen befinden sich amNacken und am Halse, und von der, der ge- meinen Hausziege eigenthümlichen schwarzen Schulterbinde, bemerkt man eine deutliche Andeutung in der Schultergegend und am Wider- rist, indem diese Binde theil weise auch noch in die weisse zottige Haarbedeckung hineinreicht. Die Behaarung und Färbung scheinen jedoch bei dieser Race, welche nur das Product einer in Europa rnliM'siicliiiiippii iilicr Hir» Rüct-ii der llaiis/.iepfp. J)03 vorgoiiüMimenen Kreiiziiiifj isl , keineswegs beständig zu sein und mancherlei Abweichnngen zu unterliegen, da jnan mit Gnind voraus- setzen darf, dass die aus dieser Vermischung hervorgehenden IJastarde, bald mehr dem Vater, bald mehr der Mutter gleichen werden. Die hier gegebene Beschreibung ist nach Exemplaren entworfen . welche sich in der königlich preussischen Menagerie auf der Pfauen-Insel bei Berlin befanden. Die berberiscbe Ziege. (Hircus hnrharicus.) Rone soiis coriies. Fr. C ii v i e r et Geoffroy. Hist. nat. d. Mammif. tab. Vapra acgagrus avera. Des mar. Mamnial. p. 483. Nr. 737. Var. C. Capru aeyagnts. Chhrc sans cornes. Lesson. Man. de Maiiiiiial. p. 398. Nr. 1044. Vapra Hircus Ecornis. Fisch. Syn. Mammal. p. 48S. Nr. 5. /5. Capra Aegagrus domestlcus aceros. Fitz. Fauna. Beitr. z. Landesk. Osterr. B. I. p. 319. Aegoceroa Capra. Var. I. Capra vulgaris, \yagner. Schreber Siiugth. B. V. Th. 1. p. 1323. Nr. 8. I. Capra hircus ecornis. TU es ins. Hausziege. Isis. 1835. p. 878. Var.l. p. 884. Var. ß. (iuat of Barhary coast. Low. Breeds of the Dom. Anim. Vol. II. Nr. 4. p. 6. Goal of Spain and Portugal. Low. Breeds of the Dom. Anim. Vol. II. Nr.4.p.6. Chevre commune d'Espagne. Roulin. D'Orbigny Dict. d'hist. nat. T. IV. p. 588 bis. Bouc de .Juda? Roulin. D'Orbigny Dict. d'hist. nat. T. IV. p. 589. Capra hircus. Var. ecornis. Reichenb. Naturg. Wiedererk. t. 67. f. 376. Gemeine Ziege. Capra hircus. Ziege von Spanien. Popp ig. Illustr. Naturg. B. I. p. 263. Nr. 4. Die berberische Ziege, wiewohl sie bisher nur sehr unvoll- ständig bek'.iniit ist, bietet in ihren Merkmalen jedoch so bemerkens- werthe Verschiedenheiten von den übrigen bis jetzt bekannten Ziegen- racen dar, dass man allerdings berechtiget ist, sie für eine [)esondere Art in der Familie der Ziegen zu betrachten, und zwar um so mehr, als ihre äusseren Formen eine Bastardbildung nicht erkennen lassen. Sie scheint über einen ziemlich beträchtlichen Theil von Nordwest- Afrika verbreitet zu sein und von der atlantischen Küste und dem Mittelmeere bis nach Senegambien zu reichen, wie sie denn auch in vielen Gegenden jenes weit ausgedehnten Länderstriches häufig gezogen und als Hausthier gehalten wird. Ob sie jedoch irgendwo S06 FWzingev. noch im wilden Zustande angetroffen wird , ist bis jetzt durchaus nicht bekannt, obgleich man mit grosser Wahrscheinlichkeit anneh- men kann, dass auch diese Ziegenrace, so wie alle übrigen, welche der Mensch seiner Herrschaft unterworfen hat, bereits schon seit langer Zeit vollständig in den Hausstand übergegangen ist. Durch den Verkehr, welcher zwischen den maurischen Stämmen der Sahara mit den südlicher wohnenden Negervölkern betrieben wird, scheint diese Art schon sehr frühzeitig in die gegen das Innere von Afrika gelegenen Länder und auch nach Ober-Guinea gelangt zu sein, wo sie durch Kreuzung mit einer anderen Ziegenart, zur Entstehung einer neuen Race, nämlich der Whydah-Ziege , Veranlassung ge- geben hat. Aber auch nach Spanien scheint sie schon vor langer Zeit eingeführt und in diesem Lande heimisch gemacht worden zu sein, da sie daselbst und namentlich in den südlicheren Gegenden, in ziemlicher Menge gezogen wird, und selbst noch in den Pyre- näen und über denselben im südlichen Frankreich anzutreffen ist. Die ganze Kenntniss, welche wir von dieser Ziegenart besitzen, beruht auf der Beschreibung und Abbildung, welche Friedrich Cuvier von derselben gegeben und einigen wenigen, doch nur höchst nothdürftigen Notizen, welche die Berichte einiger Reisen- den über dieselbe enthalten. Sie ist etwas grösser als der gewöhnliche Mittelschlag der gemeinen europäischen Hausziege und auch etwas höher als dieser gebaut. Der Kopf ist ziemlich kurz, die Stirne gewölbt und un- mittelbar in den geraden Nasenrücken übergehend. Der Unter- kiefer ist fast von derselben Länge wie der Oberkiefer. Die Augen sind klein, die Ohren verhältnissmässig kurz, schmal, stumpf zugespitzt, und nach auf- und rückwärts gerichtet. Beide Geschlechter sind, so viel bis jetzt bekannt, ungehörnt, doch ist es nicht unwahrscheinlich , dass sie auch gehörnt vorkommen. Die Rudimente der Stirnzapfen sind selbst bei dem Männchen nur sehr schwach angedeutet und vollständig von der allgemeinen Kör- perhaut umhüllt. Der Hals ist ziemlich kurz und dick, und erscheint der reichlichen Behaarung wegen noch kürzer und dicker als er M'irklich ist. Am Vorderhalse in der Kehlgegend sind keine beson- deren Hautlappen oder sogenannte Glöckchen vorhanden. Der Leib ist gestreckt und voll, der Widerrist ziemlich stark vorspringend, der Rücken schneidig und etwas gesenkt, und die nicht sehr eckige Untersiioluiiifj'i'ii iilioi- dio Raceii der Haiisziege. S07 Croupe allgedacht und nur wenig höher als der Widerrist. Die Beine sind von nn'tllerer llölio und stark, die Hufe zicuilicii kurz und stumpf zugespitzt. Der Scliwanz ist sehr kurz, auf der Oberseite gleiehniässig mit ziemlich langen zottigen Haaren besetzt, auf der Unterseite kahl, und wird ausgestreckt, etwas hängend, oder auch nach aufwärts gebogen getragen. Die Behaarung, weiche aus kur- zem W'oil- und langem Grannenhaare besteht, ist überaus reichlich und dicht, das Haar sehr lang, zottig, ziemlich fein und weich, und beinahe seidenartig. Nur das Gesicht, die Oberarme, die Unterfüsse und ein kleiner Theil der Unterschenkel oberhalb des Fersen- gelenkes der Hinterbeine sind kurz behaart. Unterhalb der Kehle und in einiger Entfernung von dem Kinne befindet sich bei beiden Geschlechtern ein ziemlich starker, aber nicht sehr langer Bart, der jedoch beim Weibchen etwas kürzer und minder stark ist als beim Männchen. Das Wollhaar ist sehr fein und weich, doch nur in äusserst geringer Menge vorhanden. Die Färbung ist meist einför- mig silberweiss, sehr oft aber auch fahl auf weissem, oder weiss auf fahlem Grunde getleckt, wobei die Flecken aber immer von grösserer Ausdehnung sind. Die Hufe sind weisslich hornfarben, die Iris ist hell bräunlichgelb. Die Höhe am Widerrist beträgt 2 Fuss 8 Zoll. Das lange, feine weisse Haar, welches unter dem Namen weisses Bocksluiar in den Handel kommt und hauptsächlich zur Verfertigung feiner Bürsten verwendet wird, kommt von dieser Race, und ins- besondere sind es die Barbaresken-Staaten , welche den Handel mit detnselhen in ausgedehnter W^eise betreiben. Die Sudan -Ziege. (^Hirciis aethiopicus.) Hireus reversus. Fitz. Bcr. üb. d. v. Hrn. Dr. v. Heugiin f. d, Ic. Menag. z. Schönb. iiiitgebr. leb.Ttiiere. Sitzungsber. d. niath.-natiir. Cl.d. ii. Aiiad. d. AVissensch. Bd. XVII. Htt. 2. p. 248. Die Sudan -Ziege ist eine jener Formen in der Gattung der Ziegen, welche man weder als eine durch deuEintluss desKlima's und des Bodens, der Zucht und Cultur hervorgerufene Race betrachten, noch in der man eine Bastardbildung erkennen kann, daher man auch gezwungen ist, sie für eine selbstständige Art in dieser Gattung anzu- sehen. Hir Verbreitungsbezirk scheint ziemlich weit in's Innere von 308 F i t z i n g e r. Afrika zu reichen, denn sie wird nicht nur allenthalben von den verschiedenen Negerstämmen am Bahr el abiad in Ost - Sudan, sondern auch noch tief in diesem Lande gezogen und findet sich wahrscheinlich auch noch viel weiter gegen Westen hin in Central- Afrika verbreitet. So viel bis jetzt bekannt ist, wird sie überall nur als Hausthier gehalten und es fragt sich noch sehr, ob sie heut zu Tage irgendwo noch im wilden Zustande arizutrefl'en ist. Ihre Zäh- mung reicht sicher bis in das graueste Alterthum zurück und es ist nicht unwahrscheinlich, dass sie, so wie so viele andere Ziegenarten, bereits vollständig in den Hausstand übergegangen ist. Sie gehört zu jener Gruppe der Ziegen, welche durch schmale, aufrechtstehende Ohren ausgezeichnet ist und erinnert in ihren Formen entfernt an die berberische Ziege, obgleich sie in jeder Beziehung durchaus von derselben verschieden ist. In Ansehung der Grösse steht sie unserer gemeinen Hausziege beträchtlich nach und unterscheidet sich von allen ihr zunächst verwandten Arten durch das stark niedergedrückte, nach rück- wärts gerichtete Gehörn, die niederen Beine und den überaus langen und starken Bart. Der Kopf ist etwas gestreckt, Stirne und Nasenrücken sind sehr schwach gewölbt und der Unterkiefer ist beinahe von derselben Länge wie der Oberkiefer. Die Augen sind nicht sehr klein, die Ohren von mittlerer Länge, schmal, stumpf zugespitzt und nach auf-, rück- und etwas nach seitwärts ge- wendet. Das Männchen ist gehörnt und wahrscheinlich auch das Weibchen, obgleich dasselbe den Naturforschern bis jetzt noch nicht bekannt ist. Die Hörner sind von sehr ansehnlicher Grösse und Länge, an ihrem Grunde breit und stark, nach oben zu allmählich, doch nicht besonders stark verschmälert, und gehen in eine stark abgestumpfte Spitze aus. Übrigens sind sie flachgedrückt und ein und ein halb Mal von Innen nach Aussen um die eigene Achse ge- dreht. An ihrer Wurzel stehen sie so dicht beisammen , dass sie sich beinahe gegenseitig berühren, nehmen von da aber die Richtung nach auswärts, so dass ihre Spitzen weit von einander entfernt stehen und wenden sich, indem sie sich nur schwach über den Scheitel erheben, beinahe in wagrechter Richtung nach rückwärts, wo sie in einer sehr geringen Höhe über dem Nacken verlaufen und nahe bis an die Mitte des Rückens zurückreichen. Längs des inneren Randes ihrer Vorderseile zieht sich eine scharfeKanle von der Wurzel Uiitprsiichiinffon über die Rnroa tlt'r llaiisziVg-e. o09 h'is zur Spitze, welche der Wiiuliiiii; des Gehörnes folgf , wahrend die i^iinze OberHiiclie derselben der Quere nach gerunzelt ist. Der Hals ist ziemlieh kurz und dick, und gewinnt durch die reich- liche Behaarung noch ein volleres Aussehen. Die schlaffen Hautlappen, welche hei mehreren anderen Ziegenarten in der Kehlgegend am Vorderhalse angetrolTen werden, fehlen dieser Art gänzlich. Der Leib ist gestreckt und voll , der Widerrist nur sehr wenig erhaben, der Rücken schneidig und gerade, und die nur wenig eckige Croujie abgedacht und etwas höher als der Widerrist. Die Heine sind ziemlich kurz und kräftig, die Hufe beträchtlich kurz und stumpf. Der sehr kurze Schwanz ist auf der Oberseite reichlich mit langen zottigen Haaren besetzt, wodurch er ein büschelartiges Aussehen erhält, auf der Unter- seite aber kahl, und wird bald ausgestreckt, bald aber auch nach auf- wärts gebogen getragen. Die Behaarung ist reichlich und dicht, das Haar von ziemlich ansehidicher Länge, zottig und nicht besonders grob. Das Gesieht ist kurz behaart und an den Unterfüssen,so wie auch am untersten Theile der Unterschenkel oberhalb des Fersengelenkes der Hinterbeine, ist das Haar beträchtlich kürzer als an den übrigen Theilen des Körpers. Auf der Stirne bildet dasselbe eine Art von Schopf und am längsten ist es am V^»rderbalse, dem Vordertheile der Brust, an den Oberarmen und den Schenkeln. Unterhalb der Kehle und in einiger Entfernung von dem Kinne, befindet sich beim Männchen und höchst wahrscheinlich auch beim Weibchen, ein sehr langer, starker Bart, der hei ersterem bis unter die Brust herabreicht. Das kurze Wollhaar ist ziemlich fein und weich. Die Färbung ist aus hellerem oder dunklerem Weisslichgrau und Schwarz gemischt, und an manchen Stellen des Körpers herrscht die schwarze Färbung vor. Namentlich erscheinen der Nacken, der Vorderrücken und die obere Schultergegend beinahe schwarz, und nur sehr wenig mit Grau gemischt. Die Unterfüsse sind gleichfalls beinahe einfarbig schwarz. Der Nasenrücken ist gelblich rostbraun , ein Kreis um die Augen mehr in's Röthliche ziehend, der Haarschopf auf der Stirne graulichweiss. Der Bart ist grösstentheils schwarz, auf der Hinter- seite aber gelblichgrau. Eben so ist auch die Hinterseite der Ober- arme und der Schenkel, so wie die Innenseite derselben mit Gelb- lichgrau überflogen. Die Unterseite des Leibes ist mehr einfarbig hell weisslichgrau. Die Hörner sind weisslich hornfarben , die Hufe chwärzlicligrau. Die Iris ist gelblichhraun. 510 Flizlnger. Diese ausgezeichnete Art, von welcher iinzweifelbar die Whydah- Ziege stammt, ist bisher nur ein einziges Mal lebend nach Europa gebracht worden, indem im Jahre 1855 ein schon damals völlig erwachsen gewesener Bock aus Ost-Sudan in die Menagerie nach Schönbrunn gelangte, wo er die Gefangenschaft sehr gut erträgt, sich mitten unter einer zahlreichen Ziegenheerde der verschiedensten Racen umhertreibt, und sich bis zur Stunde auch erhalten hat. Der- selbe Bock hatte sich während der Reise mit einer gleichfalls schon erwachsen gewesenen Ziege des arabischen Steinbockes oder Beden (Capra arabica) gepaart und das von derselben geworfene Junge, welches jedoch schon nach wenigen Tagen zu Grunde ging, hatte in der Färbung grosse Ähnlichkeit mit dem Vater und war auch ver- hältnissmässig ziemlich lang behaart. Die W h y d a h - Z i e g e. (Hh'ciis aethiopicus guineensis.) Bouc de Juda oii Juida. Buffon. Hist. nat. Supplem. T. III. p. 96. t. 13. Ziegenbock von Juda. Buffon, Martini. Naturg. d. vierf. Thiere. B. XI. p. 121. t. 9. Capra Hircus reversa. Schreber. Sängth. t. 286. ß. Capra aegagrns reversa. Des mar. Mamnial. p. 483. Nr. 737. Var. E. Capra aegagrus. Chevre de Juda. Lesson. Man. dp Mammal. p. 398. Nr. 1044. Capra Hircus- Reversus. Fisch. Syn. Mammal. p. 483. Nr. 5. d. Aegoceron Capra. Var. //. Capra reversa. Wagner. Schreber Säugth. B. V. Th. I. p. 1326. Nr. 8. II. Capra hircus reversa. T i I e s i u s. Hausziege. Isis. 1835. p. 878. Var, 3. p. 885. Var. ö. Goal of the coasts of Guinea. Low. Breeds of the Dom. Anim. Vol. II. Nr. 4. p.6. Boiic de Juda. R ou 1 i n. D'Orbigny Dict. d'hist. nat. T. IV. p. S89. Capra hircus. Var. reversa. R e i c h e n b. Naturg. Wiederk. t. 67. f. 374. Die Whydah-Ziege, die zuerst von Buffon bekannt gemacht, von demselben aber, so wie auch von den allermeisten späteren Naturforschern irrigerweise nur für eine Varietät der Zwergziege betrachtet wurde, scheint ein Blendling zu sein, der aller Wahr- scheinlichkeit nach auf der Kreuzung der Sudan -Ziege (Hircus aethiopicus) mit der berberischen Ziege (Hircus barharicus) be- ruht, wie aus den Merkmalen, welche dieselbe darbietet, ziemlich deutlich zu ersehen ist. Dieselbe kann sonach für einen einfachen Bastard reiner Kreuzimg angesehen werden. Sie ist von etwas kleiner riitersiichuiigcn iiher ilie Raeoii -p. !) 1 O Die pliiflhöriiifje Zicfjf isf v(»ii der (Irösse eines jungen Böck- chens iniserer «verneinen Haiisziejjie und zeichnet sich diirch ihren gestreckten niederen Dan und die höchst eigentliiindiche Bildung ihrer lliuiier aus. Der Kopf ist breit, die Schnauze dick, die Stirne etw as gewölht, der Nasenrücken fast gerade. Der Unterkiefer reicht nicht über den Oherkiefer hervor. Die Augen sind grösser als bei der Zwergziege und die schmalen, zugespitzten und nur wenig nach aufwärts gerichteten Ohren sind nach rück- und seitwärts gewen- det. Beide Geschlechter sind gehörnt , docli sind die Hörner ])eini .Manuellen etwas länger und auch beträchtlich stärker als beim Weib- chen. Sie sind verhältnissmässig kurz, kaum fingerlang, doch ziem- lich dick, und verschmälern sich von der Wurzel nur wenig gegen die ziemlich scharfe Spitze. Auf ihrer Vorderseite sind sie von einer ziemlich starken Längskante durchzogen, wodurch sie fast dreiseitig erscheinen , während ihre Oberfläche der Quere nach gerunzelt ist. Von ihrem Grunde angefangen, wo sie sehr nabe neben ein- ander stehen, beugen sie sich in einer halbmondförmigen Krümmung und dicht an den Scheitel angepresst nach rückwärts gegen den Nacken und wenden sich, ohne jedoch merklich von einander abzu- weichen , mit ihren Spitzen etwas nach einwärts und gleichzeitig auch nach abwärts, so dass sie mit denselben fast in die Haut des Nackens eingreifen. Beim Weibchen sind die Hörner etwas kürzer, doch viel dünner als beim Männchen und auch mehr gerundet, ob- gleich sie in Ansehung ihrer Lage und Bichtung beinahe vollständig mit denselben übereinkommen. Der Hals ist nicht besonders lang, doch dick, und bildet gegen die Brust zu eine schwache Wamme. Glöckchen sind am Vorderhalse in der Kehlgegend nicht vorhanden. Der Leib ist gestreckt, sehr stark untersetzt und dick , der Widerrist etwas vorspringend, der Bücken nicht besonders scbneidig und gesenkt, und die ziemlich runde abgedachte Croupe ist etwas höher als der Widerrist. Die Beine sind kurz und stark, die Hufe nicht beson- ders kurz und stumpf zugespitzt. Der sehr kurze, auf der Ober- seite fast gleichmässig behaarte, auf der Unterseite aber kahle Schwanz , welcher in Folge der dichten Behaarung ziemlich dick erscheint, wird ausgestreckt und etwas nach aufwärts gebogen ge- tragen. Die Behaarung ist reichlich und dicht, am Halse, dem Leibe, an den Vorderarmen und den Schenkeln beim Männchen etwas 516 F i t i i n g e r. länger, mehr abstehend und beinahe zottig, beim Weibehen hin- gegen kürzer und mehr angeschlossen. Das Gesicht und die Unter- füsse sind kurz behaart. Unterlialb des Unterkiefers und in ziem- licher Entfernung von dem Kinne, befindet sich beim Männchen ein langer, starker, zottiger, in zwei Büschel getheilter Bart, während sich beim Weibchen keine Spur desselben findet. Die Färbung be- steht aus einem Gemische von Grau und Braun, und bisweilen kom- men auch weisse Flecken an manchen Körperstellen und insbe- sondere auf der Stirne und am Bauche vor. Die platthörnige Ziege ist bisher nur sehr selten lebend nach Europa gebracht w orden und ein Männchen derselben hat sich in der Gefangenschaft daselbst fruchtbar mit der Zwergziege vermischt. Das Junge, welches aus dieser Kreuzung hervorgegangen, blieb jedoch nur sehr kurze Zeit am Leben und wurde auch nicht näher beschrieben. Über Lebensweise und Sitten dieser Ziegenart fehlt bis jetzt noch jede Beobachtung. Die Zwergziege. (Hircus reversus.J Capra reversa. Linne. Syst nat. ed. XII. T. I. P. I. p. 95. Nr. 6. Clievre de Guinee. Buffon. Hist. nat. T. V. p. 71. Chevre de Juda. Buffon. Hist. nat. T. XII. p. 154, 186. t. 21. Ziege von Guinea. Buffon, Martini. Naturg. d. vierf. Thiere. B. 11. p. 24 Whidaw goat. Pennant. Syn. of Quadrup. p. 16. Capra reversa. Er xl eben. Syst. regn. anim. T. I. p. 267. Nr. 5. Hircvs Reversits. Boddaert. Eiench. Anim. Vol. I. p. 157. Nr. 6. 7Aege von Juda. Buffon, Martini. Naturg. d. vierf. Thiere. Bd. XI. p. 39, 118. t. 8. b. Capra Aegagrus reversa. Ginelin. Linne Syst. nat. ed. Xlll. T. I. P. I. p. 195. Nr. 1. C. Chevre de juda. Encycl. meth. p. 81, 82. Capra aegagrus reversa. Desmar. Mamma), p. 483. Nr. 737. Var. E. Capra aegagrus. Chevre de Juda. Lesson. Man. de Mammal. p. 398. Nr. 1044. Capra Hircus Reversus. Fisch. Syn. Mammal. p. 485. Nr. 5. ^. Goat, dwarf variety. J ardine. Nat. Hist. of Rum. Anim. P. 11. p. 126. Aegoceros Capra. Var. IL Capra rew«?/'««. W a g n e r. Schreher Säugth, ß. V. Th. I. p. 1324. Nr. 8. IL Capra hircus reversa. Tilesius. Hausziege. Isis. 1835. p. 878. Var. 3. p. 885. Var. d. Goat of the coasts of Guinea. Low. Breeds of the Dom. Anim. Vol. IL Nr. 4. p. 6. Chevre naine. Var. 3. Roulin. D'Ürbigiiy Biet, d'hist, nat. T. IV. p. 589. riitersiieliuii^eii iilicr ilie Haci'ii . J>4. Nr. 1. ;i. Boiicff (7i('rrr (V AiH/ora. IJulTon. Hist. naf. T. V. p. 7J,7!). t. 10, 1|. T. XII. p. l.-.l, 134. 36» 330 Fitz Inge r. Anguvische 7Aege. Buffon, Martini. Natiirg. d. vierf. Tliiere. B. II. p. 24. 1. 15, 16. B. XI. p. 34. 39. Arigora goat. Pennant. Syn. of Quadrup. p. IS. Capra Hircus Angorensis. Erxi ebe n. Syst. regn. aniin. T. I. p. 2ä9. Nr. 1. Var. Hircus Hircus augorensis. Boddaert. Elencli. Anim. Vol. I. p. 146. Nr. 3. ß. Capra Aegagrus angorensis. Gmelin. Linue Syst. nat. ed. XIII. T. I. P. I. p. 194. Nr. l.v Cht-vre d" Angara. Encycl. meth. p. 81, 82. Capra domestica. Var. 2. Capra angorensis. Seh reber. Süiigth. B. V. Tb. I. p. 1272. Nr. 3. B. 2. t. 284. Capra Hircus Angorensis. B e c h s t. Naturg. Deutschi. ß. I. p. 424. Nr. 7. a. Angorisclie 7Jege. E rdely i. Zoophysiol. p. 103. B. Capra aegagrus angorensis. Des mar. iVIammal. p. 484. Nr. 737. Var. G. Capra aegagrus. Clievre d' Angara. L e s s o n. Man. de Mamnial. p. 398. Nr. 1044. Capra Hircus Angorensis. Fisch. Syn. Mamma!, p. 48.1. Nr. 5. ^. Capra Aegagrus domesticus angorensis. Fitz. Fauna. Beitr. z. Landesk. Österr. B. I. p. 319. Aegoceros Capra. Var. VI. Capra angorensis. Wagner. Schreber Säugth. B. V. Th.I. p. 1328. Nr. 8. VI. Capra hircus angorensis. Tiiesius. Hausziege. Isis. 183S. p. 878. Var. 5. p. 885. Var. r. Goat of Angara. Low. Breeds of the Dom. Anim. Vol. II. Nr. 4. p. 5. Chevre d' Angara. B o u 1 i n. D'Orbigny Dict. d'hist. nat. T. IV. p. 590. Capra hircus. Var. angorensis. Beichenb. Naturg. Wiederk. t. 65. f. 366. Gemeine Ziege. Capra hircus. Angoraziege. Pöppig. Ilhistr. Naturg. B. I. p. 263. Nr. 4. Die angorische Ziege bietet in allen ihren Merkmalen so bedeu- tende Abweichungen von sämmtliehen bis jetzt bekannten Ziegenfor- men dar, dass man sie unmöglich nur für eine Abart der gemeinen Hausziege oder irgend einer anderen Ziegenart betrachten kann, son- dern sich genöthiget fühlt, eine eigene selbstständige Art in derselben zu erkennen. Die gänzliche Verschiedenheit in ihrem ganzen Baue, die eigenthümliche Windung ihres Gehörnes, die Form und Richtung der Ohren, und vollends die BeschalTenheit des Haares, sind Merkmale, welche weder auf den Einflüssen des Klimans und der Bodenverhält- nisse, noch auf den Einwirkungen der Zucht und Cultur beruhen können, und von denen man annehmen muss, dass sie schon ursprüng- lich diesem Thiere eigen waren, das so wie viele andere Arten unserer Hausthiere, schon seit undenklichen Zeiten nicht mehr im wilden Zustande angetroffen wird und vielleicht schon seit Jahr- tausenden vollständig in den Hausstand übergegangen ist. Liitersiicliiin^eii iilicr die Itiiceii dor llaus/.i>trp. S31 [)ie Heiniath der angorischen Zicfje ist auf Natolieii oder die Levante hesclnünkt , doch ist ihr Vcrhreituiigshezirk , welcher im Osten durch den Kisil-Irmak oder Halys , im Westen durch den Wally-Khän begrenzt wird, nur von geringer Ausdehnung. Sie ist von mittlerer Grösse, etwas kleiner als unsere gemeine Hausziege, und auch voller und fleischiger als diese gebaut. Der Kopf ist ziemlich kurz, die Stirne gewölbt und von dem selir schwach gewölbten Naseiuüicken durch eine seichte Einbuchtung geschie- den. Der Unterkiefer ist nur wenig kürzer als der Oberkiefer, Die ziemlich langen, doch nicht besonders breiten, stumpf abge- rundeten Ohren , welche etwas länger als der halbe Kopf sind, sind schwach zusammengeklappt, nur wenig abgeflacht und hängen nicht sehr schlafl" an den Seiten des Kopfes herab. Die weit aus- einander stehenden Augen sind verhältnissmässig nicht sehr klein und lebhaft. Beide Geschlechter sind gehörnt, doch sind die Hörner nicht nur nach dem Geschlechte verschieden, sondern sie bieten auch selbst nach Individuen mancherlei Abweichungen in Bezug auf ihre Windung dar. Die Hörner des Männchens sind stark zusam- mengedrückt, ziemlich flach, durchaus nicht gedreht, auf ihrer Vorderseite der ganzen Länge nach mit einer scharfen Kante versehen, und gehen allmählich sich etwas verschmälernd, in eine stumpfe Spitze aus. Sie sind fast eben so lang, als beim Bocke der gemeinen Hausziege, doch völlig verschieden gewunden. Gewöhnlich sind sie in wagrechter Richtung zu beiden Seiten des Kopfes gestellt, bilden eine nicht sehr enge doppelte schrauben- förmige Windung, und richten sich mit der Spitze nach auf- wärts, wodurch sie dreifach gebogen erscheinen. Bisweilen sind sie aber auch nach aufwärts gerichtet und nach rückwärts ge- neigt, mit zwei enge gestellten schraubenförmigen Windungen und nach aufwärts gerichteter Spitze, oder auch stark nach rück- wärts geneigt und niedergedrückt, wobei sie sich jedoch über den Kopf und den Hals erheben, und bieten nur eine einfache, aber langgezogene Schraubenwindung dar, während sie mit der Spitze gleichfalls wieder nach aufwärts gerichtet sind. Die Hörner des Weibchens sind kleiner, viel mehr gerundet und sehr schwach gekielt. Sie bilden einen einfachen Bogen, der sich gewöhnlich, ohne sich über den Kopf oder Hals zu erheben, um das Ohr herum- dreht, indem sie sich Anfangs stark nach rück- und abwärts, dann 532 Fi t/. i iiy e r. aber nach vor- und aufwärts wenden, wobei die Spitze, die bis zum Auge reicht, auch meist etwas nach auswärts gerichtet ist. Bisweilen ragen die Hörner des Weibchens aber auch ihrem ganzen V^erlaufe nach über den Kopf empor, obgleich sie in Bezug auf die Windung vun der gewöhnlichen Form nicht abweichen. Vielhörnigkeit kommt nur äusserst selten und blos bei den Böcken vor. Der Hals ist ziemlich kurz und dick, und erscheint durch die reichliche Behaarung noch kürzer und dicker als er wirklich ist. Beson- dere Hautlappen oder sogenannte Glöckchen sind am Vorderhalse in der Kehlgegend nicht vorbanden. Der Leib ist ziemlich langgestreckt, rund, voll und dick, der Widerrist nicht vorspringend, der Rücken schneidig und fast gerade, und die Croupe nur wenig eckig, abgedacht und etwas höher als der Widerrist. Die Beine sind kürzer als bei der gemeinen Hausziege und kräfiig. die Hufe eben so wie bei dieser gestaltet und auch in gleicherweise zur Enlariung geneigt. Der sehr kurze Schwanz, der bald ausgestreckt oder etwas hängend, bald aber auch nach aufwärts gebogen getragen wird, ist auf der Ober- seite mit gröberen und ziemlich langen straiVen, doch zottigen Haaren besetzt, wodurch er beinahe buschig- erscheint, auf der Unterseite aber kahl. Die Behaarung ist lang, überaus reichlich und dicht, und das sehr lange Haar, das 8 — 9 Zoll in der Länge hält, ausser- ordentlich fein, weich, glänzend, seidenartig und lockenähnlich gekräuselt. Das Gesicht, die Ohren und der unterste Theil der Unterfüsse sind mit kurzen glatt atdiegenden Haaren bedeckt, der Scheitel, die Stirne, der ganze Körper und die Beine, bis tief zu den Unterfüssen herab, mit gekräuseltem lockigen Haare. Bei beiden Geschlechtern befindet sich unterhalb des Unterkiefers und in einiger Entfernung von dem Kinne, ein ziemlich langer, aus straffen und steiferen Haaren gebildeter buschiger Bart. Die Färbung ist meist einförmig blendend weiss und nur bisweilen kommen auch schwärz- liche Flecken auf weissem Grunde vor. Die Hörner sind licht- bräunlich hornfarben. Das Männchen ist grösser und stärker als das Weibchen, und das Haar desselben etwas minder fein. Das lange Seidenhaar, welches das Fell der angorischen Ziege deckt, ist keineswegs so wie man früher behauptete, das Grannen- haar des Thieres, das sich blos durch seine ausserordentliche Weich- und Feinheit auszeichnet und unter sich einen l)esonderen Flaum verbirgt, sondern vielmehr das Wollhaar selbst, welches das I'ii(i.'r!^ui'iiiiii^('ii iiliiT die I!;i<'imi iIit lla(i.'>/.ie<>e. öod l'lier^xMvicIil üUvv das Graiiiieiihaiir erlangt uiiil dasselbe beinahe gänzlich verdrängt hat, so dass bei diesem Thiere das Wollhaar die ailgenii'ine IJedeekiing bildet. Auf dieses eigenthümliehe Ver- hältniss liat zuerst Po lo ncean, ein frauziisisi^her Laiidwirth anf- merksani gemacht, der bei der üiitersucluing einer kleinen llcerde von angorischen Ziegen, welche die Herzoginn von Berry auf ihrer Besitzung Rosny in der Normandie hielt, am Grunde des Felles und unterhalb der langen Seidenhaarc, welche die Hauptmasse des Vliesses bilden , harte steife Haare von mattweisser Farbe fand, die gänz- lich von den feinen glänzenden Seidenhaaren verschieden waren, sich vorzüglich längs des Rückgrats befanden und sicli durch ihre ReschadVnlieit als Überreste des Grannenhaares darstellten. Für die Richtigkeit dieser Ansicht spricht nicht nur der Umstand , dass bei der angorischen Ziege die langen Seidenhaare, so wie bei anderen Ziegenracen der Flaum, im Frühjahre ausfallen, sondern auch die Beobachtung, dass bei den Bastarden, welche aus der Kreuzung angorischer Böcke mit weiblichen Kaschmir -Ziegen hervorgehen, unter dem schlichten Grannenhaare, das so wie bei der Kaschmir- Ziege den Hauptbestandtheil ihres Miesses bildet, ein schöner lockiger Flaum verbürgen liegt, der viel länger als der Flaum der Kaschmii-- Ziege ist und oftenbar seine Entstehung dem angorischen Bocke verdankt. Die angorische Ziege wird in der Regel jährlich einmal, bis- weilen aber auch zweimal geschoren, doch ptlegt man sie vorher zu kämmen, wodurch das feinste Haar gewonnen wird. Der Wollertrag, den ein einzelnes Thier liefert, beträgt im Durchschnitte jährlich i 1/3 Pfund. Den Hauptnutzen, welchen die angorische Ziege dem Men- schen gewährt, besteht in ihrem feinen und seidenartigen Haare, das gesponnen und zur Verfertigung eigener Stoffe verwendet wird. Aus diesem Haare, das unter dem Namen Kamelhaar bekannt ist, wird das sogenannte Kämelgarn verfertiget, welches auch unter dem Namen Kameelgarn in den Handel kommt. Ein grosser Theil des gewonnenen Wolihaares wird schon in der Heimath des Thieres zu verschiedenen Stoffen verarbeitet, die unter dem Namen Kamelotte, Serge und Shawls von Angora bekannt und auch sehr geschätzt sind. Namentlich sind es die Shawls, welche in hohem Werthe stehen, da sie sowohl in Bezug auf Grösse, als auch auf Güte, den 534 Fitzinprer. Kaschmir-Shavvleii fast völlig gleich kommen, wiewohl sie rück- siehtlich ihrer künstlerischen Ausführung ofienbar hinter denselben zurückstehen, da die levantinischen Weber es noch nicht dahin gebracht haben, ähnliche Blunienverzierungen wie die kaschmiii- schen, in diesen Stoffen anzubringen. Dagegen übertreffen die angorischen Kamelotte, welche dicht und fest, nach Art der Lein- wand gewoben werden, noch bis zur Stunde jedes andere europäi- sche Gewebe dieser Art und finden im Orient überhaupt, insbe- sondere aber in der Türkei, einen sehr grossen Absatz. Sehr schöne Kamelotte werden auch in den niederländischen^ englischen, franzö- sischen und deutschen Fabriken verfertiget. Aber nicht alles Kämel- garn, das in den Handel kommt, rührt von der angorischen Ziege her, da auch das gesponnene Haar anderer asiatischer Ziegenracen und selbst das Wollhaar der Kameele, unter dieser Benennung in den Handel gebracht und zur Verfertigung ähnlicher Stoffe ver- wendet wird. Doch besteht ein sehr grosser Theil des sogenannten türkischen Garnes aus dem Haare der angorischen Ziege und auch die meisten der berühmten Brüsseler Kamelotte werden aus dem- selben verfertiget. Mit anderen Haaren gemengt, wird das Haar der angorischen Ziege auch zur Verfertigung von Perrücken verwendet. Der Milchertrag ist bei der angorischen Ziege grösser, als bei unseren europäischen Ziegenracen und die Milch auch wohlschmecken- der als bei denselben. In jenen Gegenden, wo diese Ziege in grösserer Menge gehalten wird und namentlich in ihrer Heimath, wird sie allenthalben benützt, dagegen pflegt man in Europa, wo man Zuchten derselben nur der Wolle wegen hält, die Thiere nicht zu melken, da man die Erfahrung gemacht hat, dass die Milchbenützung in unserem Klima die VVollerzeugnng beeinträchtige und auf die Feinheit und Güte dos Haares nachtheilig einwirke. Das Fleisch der angorischen Ziege, das im Geschmacke mit dem Fleische unserer gemeinen Hausziege vollkommen übereinkommt, wird nur von den Bewohnern ihres Vaterlandes genossen. Der grosse Nutzen, welchen die angorische Ziege dem Men- schen gewährt, war die Veranlassung, dass man es schon mehrmals versuchte, sie auch in Europa einheimisch zu machen. Nachdem jedoch die in dieser Beziehung bisher angestellten Versuche nicht von besonderem Erfolge waren, so suchten die meisten Landwirthe die Ursache dieses Misslingens dadurch zu erklären, dass sie bohaup- l"iiter.siu'liiiii;;i'ii iilier dii' Kaceii der Hiiiis^iege. ötlD toten, fl;iss nur in der Heirnath dieser Race die örtlichen Bedin- gungen vorhanden seien, die /n ihrem (ledeihen nnerlässlich sind. Doch ist es mehr als w aiirscheinlieh , dass die ungünstigen Krlolge. welche sich bei den europäischen Zuchten dieser Ziegenrace ergaben, auf denselben Gründen beruhen, welche das Misslingen der ersten Versuche mit der Verptlanzung des Merino-Schafes nach Frankreich, Preussen und Österreich zur Folge hatten. Weder das Klima, noch das Futter waren die Ursache hiervon, sondern die zweckwidrige Behandlung, die man diesen Thieren zu Theil werden Hess. Denn als sich rationeile Landwirthe die Pflege und Haltung derselben zur Aufgabe machten, gelang es bald, das Merino - Schaf allenthalhen zu acclimatisiren und es gedeiht eben so gut in Schwe- den, als am Cap der guten HotTnung , und die deutschen Zuchten haben gelehrt, dass ungeachtet des gänzlich verschiedenen Klima's die Wolle bei einer verständigen Behandlung und Pflege zu einer solchen Vollkommenheit gebracht werden könne, dass sie sogar für besser und schöner gilt, als die im ursprünglichen Vaterlande erzeugte. Diese Erfahrungen , welche man an dem Merino-Schafe gemacht, werden auch bei der angorischen Ziege eine Bestätigung finden, wenn man es ernstlich versuchen wird, ihre Verpflanzung nach Europa für die Dauer zu begründen. In Russland wird sie schon seit lange her, und zwar nicht blos in der Krimm , sondern auch in Esthland gezogen und es hat sich gezeigt, dass sie ihreRacen-Merk- male unverändert daselbst erhalten hat. Auch in Holland, England, im venetianischen Königreiche und selbst in Schweden hat man es versucht, sie in diesen Ländern heimisch zu machen und eben so in manchen Gegenden von Deutschland, wie in Baiern, Franken, Anspach, der Pfalz , in Würtemberg u. s. w. so nicht minder auch in Österreich, wo auf den Gütern des Fürsten von Liechtenstein die ersten Zuchten gehalten wurden. Wiewohl die angorische Ziege sehr zärtlich und weichlich ist, so gewohnt sie sich doch leicht an unser Klima und gedeiht auch, wenn sie mit der nöthigen Sorgfalt behandelt und gepflegt wird. Sie begnügt sich mit demselben Futter wie unsere gemeine Hausziege, muss aber des Nachts und zur Winterszeit in warmen und reinlichen Ställen gehalten werden, da sie gegen die Einflüsse der Witterung, und insbesondere gegen Kälte und Nässe sehr empfindlich ist. In;i Sommer muss sie mit Klee und anderen Futterkräutern genährt werden, und man kann sie 536 Fit^in^-er. auch, so wie unsere Ziege, auf die Weide treiijeu. Selbst auf den spärlichsten und unfruchtbarsten Weiden findet sie noch hinreichen- des Futter, da sie meistens nur die Spitzen der zarteren Kräuter frisst. Im Winter dagegen kann sie nur im Stalle gefüttert werden und sie begnügt sich zu jener Zeit auch blos allein mit Heu. Getränk und von Zeit zu Zeit auch etwas Salz sind für sie eben so sehr Bedürf- niss, wie für die gemeine Hausziege und das Schaf, Um das flaumige Haar in seiner vollen Schönheit zu erhalten, ist es nöthig, die Thiere auch häufig zu waschen und zu kämmen. Überhaupt erfordert die angorische Ziege Sorgfalt und Pflege, wenn sie gedeihen und einen grösseren Ertrag abwerfen soll , und selbst in ihrer Heimath wird ihr dieselbe von ihren Hirten und Züch- tern zu Theil. In der Umgegend von Angora und ßeybazar , wo sie am häufigsten angetroffen und in zahlreichen Heerden gehalten wird, bringt sie den ganzen Tag bei schöner Witterung unter freiem Him- mel zu und weidet auf den trockenen Hügeln, die zwischen Obst- bäumen nur eine spärliche Vegetation darbieten , blos die Spitzen der Kräuter ab. Des Nachts und über Winter wird sie auch dort in Ställen gehalten. Während der warmen Zeit treiben die Hirten ihre Heerden sehr oft zu den Bächen, wo die Thiere mit Sorgfalt ge- waschen und in ihren Ställen dann gekämmt werden. Dass eine sorg- fältige Pflege sehr viel zur Erhaltung der Schönheit des Haares bei- trage, unterliegt keinem Zweifel und man will sogar bemerkt haben, dass eine Veränderung in der Lebensart, ja selbst die Einwirkung des Windes, auf die Schönheit und Güte der Wolle einen nach- theiligen Einfluss nehme. Aus diesem Grunde wird sie auch in ihrem Vaterlande mit der grüssten Sorgfalt gepflegt und in der That bildet sie auch den grössten Reichthum der dortigen Bewohner. Fast jeder Bürger von Angora beschäftiget sich mit dem Handel der Wolle , die von den Ziegen in jener Gegend gewonnen wird, und aus Angora allein werden alljährlich 500.000 Okas Ziegenhaare ausgeführt, von denen jedoch nur 200.000 Okas oder ungefähr 500.000 Pfund zur feinsten Sorte gehören. Bei einem so grossen Vortheile, den die angorische Ziege den Bewohnern ihres Vaterlandes darbietet, und der Leichtigkeit, mit welcher sie sich auch an unser Klima gewohnt, kann es kaum einem Zweifel unterliegen, dass auch die europäischen Zuchten, wenn die nöthige Sorgfalt auf sie verwendet wird, einen bedeutenden Gewin n l'nlerMH'hiiiiyi'ii iilier ilii- Kai'cii dci- llim>zii'g('. öi)7 iiliueilVii iniisseii. IMiiiK*l)o(Mioiiuiiu'ii woIUmi zwiir l)('li;iii|)l«Mi, diiss die Zucht der auj^orischen Zie^e in Europa keine besonderen Vorllieilf verspreche, da nach den Errahruiio;eN, welche man in Würteinberg hier- über geniacht , die Menge des gewonnenen Fhiurnes keineswegs sehr beträclitlicli ist, nrid diese Thiere, welche überdies noch selir zärtlich nnd weichlich sind, ausserdem Flaume fasi gar keinen Ertrag abwerfen. Diese Behauptung beruht jedoch ofFenbar auf einer unrichtigen V^oraussetzung, da es gewiss ist, dass bei einer verständigen Pflege und Behandinnjj, auch die Menge des Flaumes vermehrt werden könne, und der Einwurf, dass sich der ganze Vortheil fast nur allein auf den Flaum beschränke, kann hierbei eben so wenig als bei dem Merino-Schafe und der Kaschmir-Ziege in Betracht gezogen werden, die man gleichfalls nur der Wolle und nicht der Milch oder auch des Fleisches wegen zieht. Da sich die angorische Ziege auch mit der gemeinen Hausziege fruchtbar vermischt und die Erfahrung gelehrt hat, dass die aus der Kreuzung von angorischen Böcken mit weib- lichen Hausziegen hervorgegangenen Bastarde bedeutend an Güte und Feinheit des Wollhaares gewonnen haben, so würde sich ihre Zucht in Europa schon aus diesem Grunde lohnen , da durch dieselbe unsere Hausziege, in Bezug auf ihre Wolle wesentlich veredelt werden könnte. Der Name, welchen die angorische Ziege in ihrem Vaterlande führt, ist Kamel. Bei den griechischen und rönn'schen Schriftstellern erscheint sie unter den Benennungen lycische, pamphilische und cilicische Ziege, und aus einer Stelle der heiligen Schrift scheint hervorzugehen, dass es das Haar der angorischen Ziege war, aus welchem die Decke der Bundeslade verfertiget werden musste. Die wichtigsten Bastardformen , welche man von der angori- schen Ziege bis jetzt kennt und die sich ihren äusseren Merkmalen nach zunächst an sie anschliessen , sind die glattfüssige ango- rische Ziege (Hircus angorcnHis laevipes) und die indisch e Ziege (Jliicus angorensis hidorum). Die glattfüssige angorische Ziege. (Hircus (DKjorensis laevipes.) (iiKit iif Aiigura. Low. Breeds ofllie Dom. Anim. Vol. II. Nr. 4. p. ä. ( 'a/ira hircus. Var. angorensis. Reichen!). Naturg. Wiederk. f. 05. f. 367, 3H8. Die glattfüssige angorische Ziege dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach ein Blendling sein, der aus der Kreuzung der eigentlichen 538 F i t 2 i n g e r. angorisehen Ziege (Hircus angorensisj mit der langiiaarigen russi- schen Hausziege {Hircus Capra rossica lonyip'dis) hervorgegangen ist. Sollte sich diese Ansicht bestätigen, so wäre sie als ein drei- facher Bastard gemischter Kreuzung zu betrachten. Diese Race, welche theils im südliehen Russland, theils aber auch in der Levante gezogen wird und von da in die verschiedensten Länder von Europa gelangte, wo sie häufig für die echte aiigorische Ziege ausgegeben wird, steht derselben zwar in mancher Hinsicht nahe, unterscheidet sich aber von ihr durch mehrere und mitunter sogar wesentliche Merkmale. In Ansehung der Gestalt hält sie das Mittel zwischen ihren beiden Stamniältern , so wie sie auch unverkennbar gewisse Merkmale derselben, die ihren körperlichen Formen eigen, vereiniget. Sie ist meistens etwas grösser als die eigentliche angorische Ziege und nähert sich ungefähr dem Mittelschlage unserer gewöhnlichen zottigen Hausziege. Die wesentlichsten Merkmale, wodurch sie sich von der reinen, noch unvermischten Race der angorischen Ziege unterscheidet, bestehen in der verschiedenen Form und Richtung der Ohren und der Hörner, in der etwas kürzeren, minder feinen und auch weniger gelockten Behaarung, imd den höheren, zugleich aber auch bis über das obere Beug- und das Fersengelenk kurz behaarten Beinen. Die Ohren sind verhältnissmässig kürzer, schmäler, spitzer, mehr zusammengeklappt, und entweder nach seitwärts ge- richtet, oder auch etwas schlaflTer nach abwärts geneigt. Das Männ- chen sowohl als auch das Weibchen sind gehörnt. Die Hörner des Männchens nähern sich einigermassen der Hörnerform des Bockes der gemeinen und zottigen Hausziege, und so wie bei diesen, und zu- weilen auch bei der reinen angorischen Race, kommt auch bei der glattfüssigen angorischen Ziege bisweilen eine Mehrzahl der Hörner vor, indem sich zu beiden Seiten der eigentlichen, auf besonderen Stirnzapfen aufsitzenden Hörner, noch ein Nebenhorn unterhalb der- selben entwickelt. Die Hörner sind sehr stark zusammengedrückt, abgeflacht, an der Wurzel ziemlich breit, allmählich gegen die stumpfe Spitze zu verschmälert, und auf der Vorderseite ihrer ganzen Länge nach von einer scharfen Kante durchzogen. Schon von ihrem Grunde an weichen sie bis zu ihrer Spitze bedeutend aus einander und Wendensich, eine doppelte, sehr langgezogene Spiralwindung bildend , nach auf- und rückwärts , wobei sie sich mit ihrer Spitze wieder nach auf- und etwas nach einwärts kehren. Die Hörner des rntei-siioliunut'ii iiher dii» Maceii dei' Haiiszieg'e. [)»>*' Weibchens, welche hetleiiteiid kür/er uiul (liinner als jene des Mämi- <'hens, zugleich -aber auch weit mehr oennidet nn 5 0 328-21 31-3 331-73 3-9 320-80 30Ö 19-78 N. 16. 18-8 27. 5-1 Bagusa . . Triest . . 14-75 Buchenstein . . 5 58 22 6 14 7 7 9 0 3 — — _ _ — — W. 17. 13-9 28. 2-0 14-57 Bukarest .... 12 70 26 6 23 0 29 6 3 — — — _ — — 1-90 _ ;• 210 3. 6-4 Szegedin . 13-87 Cairo 19 95 14 6 30 5 1 3 13 8 336-14 31-9 337-58 14-6 333-50 _ 4-39 N.NNW. 1«^ 29-2 16. 14-8 Ofen . . . 13-70 Cilli (Leisberg) . 11 12 -! l 18 8 9 3 4 0 _ — — — — 62-71 SW. 7. lS-2 28. 6-0 Venedig. . 13-40 Cilli (Stadt) . . 11 00 19 6 21 1 5 3 3 4 327-55 31-3 331-54 3-6 321-20 3-58 _ SW. 7. 19-4 ■3: 4-6 Krivabara . 13-3U Curzola .... 15 20 19 6 18 5 14 3 11 6 _ _ — _ — _ 4-92 so. iNW. 25. 17-9 2?' 12-0 Debreezin 13-22 Czaslau .... 9 96 23 6 20 0 28 3 3 6 — — _- _ — _ 25 -8U SW. ^w. 16. 18-5 i. 3-8 Vieenza . 13-10 Czeniowilz . . . 11 31 1 6 22 8 10 3 3 2 — — _ _ 35 77 N. jJ' v„:' 29. 68 Jlediascl, . 13-OÜ Debreezin . . . 13 22 26 6 20 6 9 3 6 2 331-04 '^ - 3 333-63 9-3 328-09 29-58 N. 7". 21) 4 29. 8-8 Fünlkirchcn Bukarest . Gran . . 12-78 12-70 Deutschbrod . . 8 72 16 6 17 6 28 3 1 5 320-27 3l-3 324- 13 3-3 315-44 3-10 21-33 NW. 22. 17-5 5. 2-4 Frauenberg . . . 9 19 23 6 22 0 5 3 2 9 321-63 3U ■ 9 324-74 3-9 314-77 2-97 26-02 NW. ti- 19-0 9. 3 2 Fünfkireben . . 12 78 6 6 21 0 28 6 2 'LL' _ _ 62-68 SW. it. 20-3 9. 7-1 12-60 Gastein (Bad) . 7 48 23 6 16 7 28 3 1 6 _ _ — _ 69-62 SO. 16. 15-7 8. 1-9 Kasehau . Bolzen . . Mailand . . Agrara . . Schässbu.-g Wallendorl Tiriiau . . 12-60 12-59 12-49 12-29 Gastein CHof-) . 8 25 15 6 20 0 8 8 1 5 303-27 31-4 307-31 3-6 296-80 2-92 26-67 SU. NO. 18. 19-5 28. 3-3 Gran 12 60 7 3 21 2 9 3 5 9 332-40 31-3 336-32 3-9 326-30 3-69 26-75 NW. 1. 21-0 27. 6 1 Gralz 11 00 23 6 18 3 9 3 4 1 322-46 31-3 326-31 3-6 316-52 3 26 53-09 NW, 7. 18-1 28. 7-Ö Grcsten .... 8 98 23 6 20 6 9 3 1 5 321-35 27-3 325-27 3-6 313-95 3-36 73-51 NW. 6. 18-5 27. 4-1 12-24 12-22 12-16 Gurgl 2 10 23 6 11 4 4 3 — 5 8 _ 75-96 _ 19. 9-9 9. - 3-7 Hermannsladt 11 62 8 6 20 8 10 3 5 4 320-19 23-3 323-33 9-3 316-30 3-59 60-05 NW. 1. 20-3 28. 6-5 St. Jakob I. . . . 8 10 22 6 15 7 8 9 2 4 300-71 31-3 304-93 3-6 293-11 2-83 122-20 Ü. w. 31. 14-6 28. 4-6 Neutra . . 11-90 St.Jakobll.(Gurk) 7 95 23 6 16 4 8 9 0 8 296-94 31-3 300-00 3-6 292-86 _ 58-20 NW. 16. 14-2 27. 5-1 Pressburg . 11-87 Jaslo 11 00 24 6 21 2 10 3 2 2 327-50 22 3 330 -.16 3-9 323-39 3-43 20-15 NW. 1. 20-6 ■7 '■ 0 Lemberg . 11-86 Innichen .... 7 06 23 6 17 2 5 3 0 6 291-93 31-3 293-71 3-6 285-56 2-50 66-24 W. 0. 31. 13-8 !'■ ' 8 Komorn 11-69 St. Johann . , . 8 30 22 6 16 1 9 3 2 9 310-99 27-3 314-92 3-6 305-05 2-94 74-47 O.W. 6. 13-0 ■iS. 3-9 Villa Carlotta . 11-63 Kalkstein. . . . 5 Ol 22 6 14 8 11 3 - 1 0 _ w. 11-5 28. 0-0 Hermannstadt . 11-62 Kais 5 36 23 6 14 8 27 3 — 0 4 _ _ _ _ _ N. ' e- 13 0 5. 0-0 Troppau . . . 11-47 Kaltenleutgeben 9 60 23 6 19 4 7 3 2 8 _ _ _ __ 37-80 NW. "l. 19-0 27. 4-5 Czernowitz . . 11-31 Kasehau .... 12 60 25 6 21 0 8 9 5 6 328-04 31-3 331-43 3-9 323-38 3-41 5-50 N. 1, 20-4 28. 7-3 Martinsberg . . 11-20 Kesmark . . . 9 07 24 6 18 4 8 9 2 5 23-04 N. 27! 3-0 4. 17-2 Ödenburg . . . 11-20 Kirchdorf . , . 8 53 23 6 19 5 9 3 1 0 320-23 27-3 324-21 3-6 313-01 3-08 34-98 W. _ Bzeszow . . . 11-20 Klagenfurt . . . 9 99 19 6 18 9 9 3 4 0 319-07 31-3 323-19 3-6 313-46 3-58 60-21 W. 23. 18-0 2S l • ' Wiener-Neustad 11-18 Komorn .... 11 69 7 6 21 4 9 3 5 2 _ _ 3-S6 27-50 NW. 25. 20-4 28! 5-4 CUli (Leisberg) 11-12 Krakau .... 10 41 1 6 17 9 8 3 3 6 328-38 31-3 331-58 3-9 321-83 3-41 34-74 SW. 19. 17-5 27. 4-4 Cilli (Sladt) . 11-00 Kremsier . . . 10 69 17 6 19 4 8 3 3 5 — — — ~ — ~ 2. 18-ä lä; ll Gratz . . 11-00 Vom 6. bis 12. wurde in Buliareat nicht beobaclitet. — Das Ma: Sitzb. d. malhem.-naturw. Cl. XXXVl. Bd. Nr. 13. 18S9. i'lbcpsiclit der Witterung im Mai 1858. II Miniere «lax nuim Mir imiim Hiültrer lilllt- i\1a\imiim Minimum »liul.,,r Uunst- Nieder- SecundSre Extreme der Temp. ileoliachliiiigsor Miniere Bcobachtuiigsor Tem- schlag SL'liontlor (Naeli der inilt Tem- peratur Tag Temp. Tag Temp. (Iruck Tag Lutldr. Tag Luftiir. ilruck Par. Lin. l'ar. Li«. Wind Tag Max. Tag Minimum Temp. geordnet . peratur Krenismünster . + 8°i56 19-6 + 17-1 9-3 + 1-1 32-2" 3 4 31-3 325'''98 3-6 315'''37 3"06 70"50 NW. KO. 16. + 16'3 ,. -t- \'-\ Nikolsburg . + 11-00 Krivabara . . 13 30 6-6 20-8 106 6-2 333-24 19-6 337-67 3-6 327-83 4-69 42-20 S. 1. •20-2 "9" 9-2 Jaslo .... 11-00 Kroiisladt . . iO-63 8-5 18 -.H 10-3 4-9 314-31 •22-9 317-21 9-3 310-01 — 49-63 — 2. 18-0 •29.' 6-7 Raab .... 11-00 Laibach . . . 10-6U 9 '■< (9-0 28-3 2-6 3-i5-'29 31-3 329-37 3-6 319-48 3-91 74-33 NW.SW, 23. 18-3 9. 4-0 Olmülz . . . Jlelk .... Kremsier . . Ncustadtl . . Wien . . . ßriinii . . . Lemberg . . . 11-86 26-6 21-2 10-3 4-7 3-25 -28 •22-3 328-68 3-9 321-90 3-75 37-21 N. S. 3. 21-11 28. 3-4 10-79 Lesina . . . 14-96 24-6 19-0 14-3 U-O 336-35 31-9 339-78 2-6 335 ••20 4-51 30-49 so. 19. ISO 28. 3-0 10-70 Leulsehau . . 10-12 24-6 19-1 8-9 3-6 _ _ _ _ _ 22-82 NNW. 1. 18-2 27. 4-0 10-69 Lienz .... 9-60 22-6 19-0 • ! ■ ! 4-0 310-30 31-3 314-64 3-6 304-23 2-93 72-00 so. NW. 18. 17-6 ;?■ 4-4 10-67 Linz .... 9-47 23-6 17-9 "9-3 2-8 322-30 31-3 3-2Ö-87 3-6 315-35 3-38 31-50 w. 19. 17-3 28! 5-9 10-65 Löllinff . . . 8-20 23-6 lS-2 28-3 3-8 294-65 31-6 •298-12 3-9 290-34 3-13 46-74 SW. 19. 15-0 20. 4-2 10-63 Luino^. . . . 10-00 31-6 16-0 4-3 3-0 _ _ _ _ _ „ 24. 15-0 28. 31 Kronstadt . Mauer . . . Laibach . . Prag .... 10-63 Lusehariberg . 4-SO 23 6 10-6 20-6 0-0 _ _ _ _ — 16. 8-5 !« 10 10-61 St. Magdalena . 8-30 19-6 13-8 8-9 1-8 304-64 31-3 308-36 3-6 299-20 3-05 119-16 NO. 7. 15-1 27! 2-2 10-60 Mailand . . . 12-49 l^'l 20-4 5 ; ' 7-5 330-51 31-3 335-10 3-5 3-23-55 3-98 55-80 SW. 31. 19-3 21. 8-3 10-53 Marienberg . 6-Ö8 !!:' 13-7 27-3 0-0 _ _ __ _ _ 72-48 S. N. 31. 13-4 4. 0-1 Krakau . . . 10-41 Martinsberg . 11-20 's;« 19-8 10-3 3-6 322 39 31 6 329-04 3-9 320-18 3-20 30-18 N. 16. 18-3 ;'■ 5-0 Mürzzuschlag 10-40 Mauer .... . 10-61 23-6 20-4 27-3 3-6 328-10 31-3 331-48 3-9 321-06 3-42 37-39 NW. 6. 200 's'.' 3-7 Rosenau . . 10-34 Mediasch . . 13-00 S-6 24-4 10-3 6-2 3-24-84 31-9 328-36 14-3 322-78 41-39 SW. NW. , «■ ■1-5 1. 7-2 Oderberg . . 10-30 Melk .... 10-70 23-6 20-0 9-3 1-1 327-41 31-3 331-15 3-6 320-46 3-42 63-12 w. '6.' 18-3 28 5-0 Zavalje . . . 10-23 Mürzzuschlag 10-40 22-6 17-2 9-3 2-4 310-77 31-3 314-66 3-6 305-10 2-95 49-52 w, 16, 16-7 27. 4-4 Leiitschau 10-12 Neustadt! . . 10-67 19-6 19-6 5-3 4-7 309-86 31-3 313-93 3-6 303-60 4-56 — 7. 19-0 9. 4-9 Sehemnitz. . 10-08 Neutra . . . 11-90 7-6 20-3 27-3 6-8 330-09 31-3 333-45 3-9 323-67 3-54 24-20 N«\ 16. •20-1 9. 7-0 I.inno . . . 10 00 Nikolsburg . 1100 18-6 21-S B ■ 9 4-6 328-45 31-3 331-87 3-9 319-99 2-96 51-92 NW. 1 r. - ' ; " •27. 5-0 Klagenfurl. . Salzburg . . Paierbach . . Tcsehen . . Kaltenleutgeben Lienz 9-99 9-96 9-88 9-83 9-61 9-00 9-6U 9-59 9-61 9-47 9-20 9-19 910 9-08 9-08 Oberschützen 9-S9 19- 18-6 4- 3-2 322-64 31- 326-44 3- 317-04 '11' _ Obervellaeh . 7-61 23-0 20-5 5- 4-0 — — _ 104-53 NW. 16. 19-4 28. 5-8 Obirl. . . . 6-93 6-6 17-5 . ' '■ 3 2-0 _ 18. 17-0 11. — 2-0 Obir III. . . . 2-9U 22-6 17-0 28- - 3-0 _ _ _ N. 6. 15-0 — 2-0 Oderberg . . 10-30 23-6 19-5 8-3 3-4 329-81 31-3 332-96 3-9 323-50 4-03 _ '.1 Ödenburg . . 11-20 5-6 200 9-3 3-0 328-00 31-3 331-54 3-6 321-49 _ _ 19. 19 0 27. 4-8 Ofen .... 13-70 7 ■ 6 21-8 9-3 7-5 332-53 31-3 336-01 3-9 327-46 3-98 83-70 S. •26. 21-0 27. 8-2 Oberschützen Sachsenburg Linz . . . . . St. Paul . . . Prauenberg . . Pilsen . . . . Tröpolach. . . ,\lthofen . . . Olraütz . . . 10-79 17-6 19-6 8-3 3-7 _ _ 3 9 320-49 6. 19-1 St. Paul . . . 9-20 19-6 17-9 9 ■ 3 1-0 319-26 31-3 323 06 3-6 313-30 3-15 49-92 SW. 23. 17-7 •is! i-7 Paierbach . . 9-83 23-6 19-2 26-3 5-7 _ _ _ 38-09 16-2 21. 4-9 St. Peter . . . 6-37 • ;•« 15-4 IS- J 2-0 _ 31-3 293-90 3-9 283-32 129-90 NW. 16^ 13-0 27. 3-4 Pilsen .... 9-10 22-6 19-2 8-3 3-3 325 50 31-3 328-29 3-9 317-70 18. 16-8 50 Platt . . Prag .... 7-33 10-33 31-6 23-6 15-4 21-4 28-3 1-6 3-4 328-99 27-4 333-37 3-3 320-93 3-20 137-44 30-43 WNW.W. 23. 14-6 10. 2-6 Prcgratten . . S-97 23-6 17-7 28-3 - 0-7 _ w. 16. 130 11. — 0-3 Pressburg . . H-87 7-6 20-5 8-3 4-7 330-88 31-3 334-68 3-9 324-39 3-42 33-93 WNW. 19. 19-2 27. 3-0 SchSssl . . . 8-99 Raab .... H-no 7-6 20-8 9-3 5-8 332-12 31-6 336-17 3-9 326-82 4-11 27-10 WNW. 16. 19-6 27. 6-3 t^reslen . . . 8-98 8-95 Raggaberg . . 3-63 7-6 13-0 IV- 9 - 1-0 _ — 0. W. 16. 12-0 3. — 0-5 Weisshriaeh . . Ragusa . . . 14-7.'; 18-6 19-1 29-9 11-8 334-20 31-9 337-15 3-6 331-49 _ 46-10 so. 23. 17-7 14. 12-3 Saifnitz .... 8-90 Beichenau . . 8-43 23-6 21-0 '"■' 0-0 ~ ~" ^ — — — 32-40 NW. 6. 20-0 28. 3-0 Deutschbrod . . 8-72 flriborg Lcgaunen die BcoLocIitgngeD am IG. Mitlei nus 18k, tu, gh. MiUtI aus I9t, ab, Öl», der 1. 2. 3. 4. S). 13. 14. 13. IG. Die Oarometer-BpoliacktDDgen an iler Stcrnwnrte io Olraiitz Übersicht der Witterung im Dlai 185$. Jlilll.TO Jla .h,„„n Mi im um Milllei-er Maximum Minimum Dunsl- di-ucU Nieder- Secundäre Extreme der Temp. Bcobachlungsorl. Mittlere Bcobarliliingsorl. Toiii- poralijr Lufl- ili-urk 1-rir. Li«. schlag l'iii-, Li,,, .cli-nrlfr Win.! (Nach der mittle renTemp.geord. Tem- Tag Teiiip. Tag Tt'mp. Tag Lufkli-. Tag l.uflili-. Tag Max. Tag Minimum Roscnnu .... + 10-34 3-6 + 21°6 10-3 -+ 2-0 324'''G1 31-3 32S"60 3-6 3 19'- 99 2'-37 U"60 NW. 23. + 20-2 27. + 4^3 ßodenbach . . + 8°67 Rzeszow .... 11 ;i( 5-6 23-4 10-3 2-3 328-36 31-3 331-49 3-9 323-43 — 13-06 N. W. 26.' 22-6 28. 5-1 Krcmsmünsler . Kirchdorf . . . 8-56 8-33 Sachsenbuig . . 9-41 23-6 20-1 •8 3 3-9 — — _ — — — 116-28 NW. 16. 18-4 8. 4-4 Reiehenau . . 8-43 Saifnjtz .... 8-90 23-6 17-6 '9-3 4-0 — — _ — — — 88-40 NW. 31. IÖ-4 20. 4-2 St. Jobann . . 8-30 Salzburg . . . 9-88 19-6 16-8 8-9 4-6 320-20 31-3 324-14 3-6 313-61 3-46 62-18 NNW. 6. 16 2 27. 7-2 St. Magdalena . 8-30 Seliässburg . . 12-24 ;:• 19-8 ' ' - 3 60 321-70 31-9 324-72 3-9 319-86 4-02 33-29 NW. 24. 19-2 30. 7-0 Gaslein (Hof-). 8-23 Schcmnilz . . . 10-08 7-6 16-2 27-3 2-7 313-49 13-3 316-60 3-8 308-42 — 13 12 NW. 23. 16-0 11. 4-3 Ldlling . . . . Markt Aussee . 8-20 8-17 Scbössl .... 8-99 22-6 22-0 8-3 2-5 324-34 31-3 327-81 3-9 316-91 2-91 16-78 NW. 13. 13-9 27. 3-3 Admont . . . 8-11 Semlin .... lä-97 24-6 28-3 28-3 6-0 - _ _ _ — — 36-23 SW. 10. 24-7 11. 9-6 Sl. Jakob I. . . 810 Senfteiibcrg . . 8-03 23-6 17-4 3-3 0-8 320-04 31-3 323-49 3-9 312-22 3-34 10-49 NO. 16. 16-2 28. 2-0 Scnftenberg . . 8-03 Smyrna .... 17-93 3-6 28-0 23-9 11-3 335-33 l',-l 327-26 14-6 332-17 - 11-70 SO. 8. 27-0 sl' 30 Steinbüehel . . 8-03 SteinWicbfl . . 8-03 23-6 14-8 9-3 3-6 _ _ __ _ _ 16. 14-0 12. 4-8 Willen . . . . 7-97 Stelziiig .... 3-29 16-6 11-6 28-3 0-6 — — _ _ _ — — N. W. 22. 11-5 8. 1-0 St. Jakob II. . . 7-93 Sulden .... 3-82 •22-6 14-0 4-3 — 2-6 — — _ — — — -_ W. 18. 12-0 12. _ 1-2 Trautenau . . 7-83 SzBgedin . . . 13-87 7-6 23-8 9-3 7-0 — — — — — - 29-38 N. 24. 22-6 27. 8-0 Bludenz . . . Obervellacli . . 7-80 7-61 Tescben .... 9-61 3-6 17-7 8-3 0-9 325-45 31-3 328-69 3-9 319-29 3 37 78-30 NW. 27. 16-8 15. 4-8 Gastein (Bad) . 7-48 Tirnau .... 12-lG 7-6 20-6 27-3 6-0 330-79 31-3 334-73 3-9 324-97 3-53 13-16 N. 23. 19-0 "8. 6-0 Allhofen . . . 7-43 Trautenau . . . 7-83 ' '• t 13-7 9- 1-4 — ._ — — _ 64-60 N. 0. 3. 14-0 23. 2-0 Platt 7-33 Trient 14-03 31-6 20-1 10-3 8-0 3-29-32 31-3 334-21 3-6 323-24 — — WSW. 23. 19-5 21. 9-7 Innichen . . . 7-06 Triest 14-57 16 201 27-9 10-8 335-80 31-3 339-83 3-6 330-27 — 50-50 ONO. 19. 19-2 4. 11-2 Obirl 6-93 Tröpolacb . . . 908 23 6 18-0 21-3 2-7 313-61 31-3 317-41 3-6 307-34 3-23 118-63 SO. 0. 18. 17-2 28. 3-0 Marienberg . . 638 Troppau .... U-47 16-6 21-0 8-3 3-2 3-26-96 31-3 330-32 3-9 319-21 13-63 2, 20-3 22. 6-0 St. Peter . . . 6-37 Valona .... 13-99 3-6 26-2 23-3 11-3 — 40-33 s. w. 7. 22-6 13. 11-8 S-97 S-97 5-36 VeneiJig .... 13-40 19-6 20-H 8-9 9-0 336-30 31-3 340-48 3-6 328-60 4-83 22-93 so. NO 1«. 19-7 21. 9-4 Pregratten. . . Vicenza .... 13-10 19-6 20-8 4-3 7-4 334-38 17-3 339-01 3-6 327-03 3-96 37-42 WSW 31. 20-2 10. 7-9 Buelienstein . . Kais Villa Carlotla . . 11-G3 31-6 18-5 9-9 4-5 328-11 31-3 332-52 3-6 321-21 3-38 137-75 NW. 18. 18-4 6. 6-3 Stelzing . . . 3-29 3-01 Wallenilorf. . . 12-22 3-6 21-6 10-3 3-3 321-79 31-3 324-42 9-3 317-84 3-97 41-11 NO. 25. 21-2 29. 6-6 Kalkstein . . . Weissbriach . . 8-93 21-6 17-5 21-3 3-5 — 87-50 31. 16-S 10. 3-8 Luschariberg . 4-30 Wien 10-63 24-6 19-7 l-l !■' s 329-28 31-2 333-18 1-3 324-48 3-10 34-33 NW. 2. 19-4 5-1 Sulden .... 3-82 Wiener-Neusladt 11-18 2-6 18-4 8-9 3-2 325-94 31-3 329-84 3-9 319-06 3-22 38-69 NW. 23. 18-3 27. 5 5 Raggaherg . . 3-62 Willen 7-97 • ; ■ 6 18-3 4-3 - 1-0 314-28 31-3 318-03 3-6 308-58 103 63 NW. 31. 17-9 8. 0-0 Obir III ... 2-90 Zavalje .... 10-23 23-6 18-4 8-9 3-6 320-80 31-3 324-83 3-6 314-3U — 118-11 N. 6. 18-2 28. 3-8 Gurgl .... 2-10 Magnetische Declir Magnetische Bestimmungen in Wien am 15. und 16. ülai. 36'20, horizontale Intensität 2-00948, Inclination 64°ll-62-. Störungen des Magnetismus: Wien. Monalsmiltel der Temperatur aus 24 Stunden 10°86, aus 19' 3' 9' 11°30 19'' 2' 10' H°01, aus 20' 2' 10' H°28, aus 19' 3' 9' lt°3r,' aus 19' 0' Anmerkungen. 10 -72, aus 20' ä' 8' 11-87, Minimum (6°7l) 11°20. l' 9' 11-15. .\us dem Ma: Yfrlanf der Witterung im Jlai 1858. Die Maiiina der Temperatur gruppiren sich um den I. 0. 16. 23. und 31., jenes um den 23. an den meisten .Statinnen primär, an den nördlichen und östliclien Gegenden jenes vom 1. und 6. Die Minima um den i. 8. (14. 23. nur im tieferen Süden) und 27., Iclile- res nacji Sclineefall in den Alpen mit Reif in den Nicderunscn, am 28. und 29. sogar noch primär im ferneren Osten und Silden auftretend (Seralin, Smyrna, Ragusa). Der Mai war in den östlichen Gegenden verhältnissmässig milder, in den Alpengegen- den kühl bei häufigem Niederschlage. AdilJont. Regen am I. 3. 4. 7. 8. 9. 12. 15. 19. 20. 24. 25. 26. 28. 29. 30. 31.. am 24. 7'^07. — Am 1. S*— °, am S. SO*— «. am 5. um 5' Ab. SO*—«, am 6. um 9' Ab. Blitze im NO., am 7. um II' 45' S', im Süden ein Gewitier, am 16. um 6' 30' ein schnell vorüberiiehendos Gewitter, am 19. Nachmittags NO*, um 5' NW*, um 2'' Gewitter im NC, am 23. um 3'' 30' NW— «, am 25. S', am 27. um 7' Morg. W«, am 28. um llMV*. am 31. um 5'' 30' NO*. — Vom 7. auf 8. Schnee bis 2000' über dem Thale, am 26. und 27. bis 1200'. Agraill. Regen am 2. 3. 7. 8. 9. 11. 12. 13. 16. 17. 20. 24. bis 31., am 25. 1 TSO mit Hagel. — Am 7. um 7' 30' äusserst heftige Blitze gegen NW. und SW. meist in Pausen von 1", so dass der Himmel in einem einzigen Flammenmeere zu stehen schien, die Blitze nordlichtartig, wie ein rSchcr auf- und zuschlagend, oft grünlich. Gegen 8 Uhr Gewitter über Agram südlieh und nördlich, um 8- hei Son 26° auf 22° chromelerständcn +17°4, +I4°6, um 2' hei +20°95 und +13 20, und um 9'' Ab. + I5°(10, +11°70, doch empfindlich kalt, am 20. Chamsin bis 5' .Nachmittags, am 27. Cbamsinlutl. Ganz bewölkt war kein Tag. Czaslail. Regen am 3. 4. 7. 13. 14. 18. 19. 20. 23. 24. 25. 26. 28. 29. 31., am 15. 7'''50, am 3. Sturm von 9' bis 3' 30' aus SO., am 19. Blitze im N., am 28. Reif. Clin (Leisberg). Regen am 2. 3. 7. 8. 9. 12. 13. 20. 24. 25. 26. 29. 30., am 20. 17'60, Nebel am 10. 18. 22. 23. 25., am 30. dicht, meist im Thale, Gewitter am 7. im S. und SO. Morgens ferne, dann von 5' bis 8' Ah. von allen Seiten des Horizontes nur näherte es sieb dem Beobachtungsorte (Leisberg) ziemlich heftig, am 1. 2. 3. stürmisch, vom 3. auf 4. am stärksten und den Gewächsen schadend ; am 19. und 23. Sonnen- höfe, am 8. Schnee bis 5000', am 20. bis 5000', am 26. bis 5800', auf den Hoch- alpen lag zu Ende des Monates noch viel Winterschnee, am 5. Reif in der Niederung. — An den Apfel- und Pflaumenbäumen waren die schädlichen Wirkungen des Rau- penfrasses zu bemerken, die Fliehen litten durch Maikäfer, Kirschen, Aprikosen und Pfirsiche zeigten eine Fülle von Früchten und der Weinstock weist reichlichen Ansatz. Miniere Höhe des Winterrogens zu Ende des Monates 60 Zoll. Clirzola, Regen am 8. 10. 13. 14., am 8, 9"60, am 8. um 9' Ah. mit Gewitter, am 20. Blitze. CzcmowiU, Regen am 7. 8. 9. II. 14. 15. 16. 21. 27. 28. 29., am 8. 2l"77. Debrcczlll, Regen am 7. 8. 9. 11. 25. 27. 28., am 9. I4"28. »eulschkrilll. Regen um 3. 7. 8. II. 13. 16. 19. 20. 23. 24., am 16. 9"25, Blitze am 23. um ',4', am 25. um 8' Ab., am 26. um 7' 45', sämrotlich aus NW. — Am 2. und 18. Nebel, am 28. war ein so starker Frost, dass der Fluss eine Klafter weil vom Ufer gefroren war. I'raiicnbfrg. Regen am 8. 9. 10. 16. 19. 24. 25. 26. 28. 29. 31., am 16. .'."58, am I. von 9' bis 11' Morgens Sturm aus NO., am 4. und 6. Reit, Ab. Blitze gegen NW., am 9. auf den Bergen Schnee, am 15. und 16. schwacher Reif, am 1 li um 5' Ah. Gewitter und .Sturm, am 18. Nebel an der Erde, am 19, mehrere ferne Gewitter von NW. gegen SO. mit Slurm und Regen, am 23. um 4' Sturm von NW., am 25. um 4' Gewitter von SO. gegen NW., am 28. Prost (Eis), am 31. um 1' Ab. Sturm und Gewitterregen von NW. Füllfkirchcu. Regen am 3. 6. 9. II. 13. 17. 25. 26. 27. 28. 30., am 25. 10'42. Gasteln (Bad). Regen am 1. 2. 3. 4. 8. bis 14. 16. 20. 21. 23. 24. 25. 26. 28. 30.. am 4. und 8. mit Schnee, am 8. 12'''l. — Herr Dr. Pröll hat in seinen reichhaltigen Auf- zeichnungen, vom 14. angefangen, unter anderen bemerkt: Am 21. war der Gamskahr- kogel bis 7500' stellenweise schneefrei. Am 23. um 4V2' Nachmittags, als ich, bemerkt Herr Dr. Pröll, das Dampfbad gegen Verstauchung der rechten Hand gehrauchte, kam plötzlich ein eiskalter Windstoss aus dem Dampfscbollen, der 11 Klafler weit vom Tage entfernt ist, herauf; eine halbe Stunde später folgte wieder der warme Dampf, aber mit ungewöhnlichem unterirdischen Sausen ; dies wiederholte sich vier- mal binnen einer halben Stunde. ~ Am 24. um 7' Morg. Donner, Schnee bis 4000' herab, ebenso .im 25., am 28. Morgens Reif, aber blos auf der dern Wasserfall zuge- kehrten Südwesiseite des Badherges, am 31. Schncegränze bis 7000'. Gaslclll (Hof-). Hegen am 1. 2. 3. 7. 8. 10. (13. 14.?) 16. 17, 19. 20. 24. 25. 20. 27. 28., am 24. 5*14. — Am 4. Schnee bis 3500', am 3. um 4' 30' öfters Donner, am 4. Gewitier von Süd, am 7. um 7' 30' Gewitter von Süden bei S« und starker Regen, zuletzt Schnee bis zur Thalsnblc, am 25.80'. — Herr Schlumpf bemerkt, am 13. schoss ich in der Thalsohle zwei Seeschwalhen. Terlaaf der Vltternng Im Hat IS58. Gran. Regen am 8. 9. 10. 11. 12. 13. 20. 25. 88. 27. 28., am 9. 12 79, am 3. Sturm aus .SO., der Bäume hrichl, am 7, um 9' Ab. Blilie gegen Süden, nach Milternacht Donner, am 13. elivas Hagel, um 6'' Ab. Uonner, am 14. schwacher Donner, am 20. grosser Hondbof, am 20. 22. 24. 25. auch LicbIkrSnze um den Mond, am 26. Nach- millags Donner. flrafz. Regen am 4. 8. 9. II. 12. 13. 14. 17. 20. 24. 25. 26. 29. 30. 31., am 10. lo"61, am 11. 10"01. — Am 13. um l'/a Ubr Miltags heftiges Gewitter, am 16. um 6'' 30' Ab., am 26. den ganzen Tag heftiger Wind aus NW., um 7'' Sturm bis 9', schwächer bis 27. Mittags, Bäume wurden entwurzelt, viel Obst beschädigt. Olirgl. Regen am 1. 2. 7. 19. 23. 24., am 1. 2. und 3. 35"3e, Schnee am 3. 8. 9. 12. 13, 16. 20. 23, 24. 25. 26. 27., am 25. 17"4. Nur atn 22. und 23. stieg zur Zeit der Beobachtung (S') die Temperatur über +10°. — Am 9. Schneesturm, am 20. Ab. Blitze, am 24. von l' bis 3' sehr heftiger SchneefaU, Nacht.s Sturm mit Schnee, am 28. Mittags schmilz! der letzte Schnee. Hcnnaiinsladl. Regen 28. 29. SO. 31., 7' 4 5' Abends im Wetterleuchten im Vormittags starke 12. 13. 14. 15. 16. 17. 20. 21. 22. 25. 27 l. Ab. Wetterleuchten Im Norden, am 5. un und NO. Wetterleuchten, am 7, NW., 2. 5. 6. 7. 8. 9. 11. m 27. 20'23. — Am NW. Gewitter, am 6. Ab. im N. ui N., NW. und Vf.. am 8. um 8' Ab. G Nordwestwind, am 15. von 11' 30 am 21. um 12' schwaches Gewitter aus SW., am 25. im SW. ferner Donner, am 27 um 9' Morgens Blitz und Donner, gegen 7' Ab. Wolkenbruch mit Blitz, Donner unc Hagel. — Über diesen Wolkenbruch bemerkt Herr Professor Re i ssen b erger, das selber mit seinen Fluthen hie und da in der Sladl das Pflaster aufriss (Regenmengi 26"23). Sl. Jakob I. (im Lessachtbale). Regen am 1. 2. 3. 7. 8. 9. 11. 12. 13. 15. 16. 19. 20 24. 25. 28., am 3. 46"8n, vom 1. bis 3. sogar 76'''70. — Am 3. Gewitter aus SW, aus West. — Am 7. um 5' Morg. Erdbeben. nd 9. I. 9. 11. 12. 13. 17. 19. 20. 24. 25. 26., m 1. und 2. starker SW.-Wind, am 3. um n 11. etwas Hagel, am 12. zwei Gewitter e im Durchmesser, die ganze Gegend be- 15. etwas Reif, am 19. Gewitter, vom 26. — Am 24. und 25. Schnee bis 5900' her- htheiliger im Tbale , Eis auf Pfützen; Gartenerde Vj" 5' Morg. +2°5, am 30. schwacher Reif, hier wurden Mais und Fisolen, so wie die Kirschenblüthe betroffen. Reif wie Schnee, noch keine Aebre am Winterroggen am 7, Gewitter aus SO., 81. Jakob II. (Gurk). Regen a am 8. IS'^OO, Schnee am 9' Ab. Blitze im SW., am 7. Gewitter, von l'^l' 20' mit Hagel (1 Pariser Lii deckend, doch nur wenig schadend, an Ab. auf 27. stossiveiser Sturm aus NW. ab, am 28. Morgens Reif, tief gefroren, Temperatur ein Tbeil von Kürbispflanj im Thale war alles weiss zu sehen, Jaslo, Regen am 5. 8. 11. 15. 20. 24. 28. 27. 88. 31., am 88. »"60, am 6. 13. 16. 17 Nebel (Regen), am 24. Blitze, vom 1, bis 3. S. und SO'—», am 16. Westwirbelwind llnilchcn. Regen am 1. bis 3. 7. 8. 10. 12. bis 14. 19. 20. 23. bis 25. — Schnee am 3 4. 8. 10. 20., am 3. 15"05, Reif am 5. 6. 7. II. 15. 18. 21. 27. 28. 30., am 21. 28. und 30. mit Eis. — Am 4. 12. 21. 26. 29. 30. Morgen-, am 19. Abendrotb am 3. Morgens, am 12. und 19. Abends und am 22. Höhenrauch, am 22. Mondhof. — Der Mai war verhSItnissmässig trüb, nebelig, nass , windig und kühl. Die Vegeta- tion kam wenig vorwärts, daher der öftere Reif nicht bedeutend geschadet hat. M. Jobann (in Tlrol)._ Regen am 3. 8. 9. 10. 12. 13. 16. 19. 20. 23. 25. 28. 27. 28. 29., am 26. 12 82, am 3, 8. 28. .Schnee bis zur Tbalebene herabllegend, am 11.21. 22. 30. 31. Thau. am 30. dichter Nebel. Raikslcln. Regen am 1. 2. 4. 7. 8. 9. 10. II. 16. 19. 24. 25., an am 3. Nebel, am 4. Hagel, am 8. 12. 13. 20. 24. 25. Nebel am 12. Gewitter. 4. 8. m 16. 10. 29. Thau, am 14. 15. 22. 28. 30, 30. Abendroth. — Am 4. 15 Zoll Schnee, am 10. 3 Zoll, am S 30, Eis und gefrorener Boden, Frühlingssaat, verderben, vom 26. bis 31. Nordwinde. 0. 20. Schnee, 10. 11. 12. Hagel, Reif, am 29. und 1. Eis, am 27. 28. erst 3 Zoll hoch, Blülhen von Larii Kais, Regen am 1, 2. 3. 4. 7. 8. 10. 12. 19. 20. 24. 85. 28., Schnee am 3. und 4., am I. 8. 3. 4. Höhennebel am 11. und 15. Reit am 19., Hagel am 30., Reif vom 26. und 31. Nordwinde. — Der Schnee vom 3. und 4. schmolz bald weg, am 14. etwas Schneesturm vom Tauern her, am 8. Nachmittags pIM/.licb kalter Nordivind , der die Temperatur bis fast auf 0° brachte und Schnee mit Regen zur Folge hatte, so dass sich bis 4500' herab eine neue Schneedecke bildete, am 19, starker Regen von Süden mit wenig H,igel, am 20. kalter Tauernwind. neuerdings Schnee bis 4300', am 25. und 86. wieder .Schnee, sehr kühl, tagsüber blos 2 . überhaupt zeichnete sich die zweite Maibälfte durch rauhe Nordwinde aus, geringe Vegetationsfortschritte. Kaschau. Regen am 9. 21. 25. 26. 27. 31., am 9. l'^SO. KcsMiark. Regen am 9. 12. 81. 26. 27. 88., am 27. ll"60, am 3. Mai um 9 »/j' Vormittags Sturm aus Süden, der die Atmosphäre mit Staub erfüllte und bis 12' dauerte. Riagcilflirl. Regen am 1. 2. 3. 7. 8. 12. 13. 17. 19. 20. 24. 25. 26., am 7. 9"56, am 25. 9'^34, am 3. Schnee bis 3600', am 9. bis 3100', am 16. SW.-Wind, Schnee auf den Bergen am 17., am 19, um 5' Gewitter mit NW', warm, mit etwas Hagel, am 24. heftiger NW.-Slurm mit Regen. — Am 27. fiel Schnee auf den Alpen bis 5000', am 88. starker Reif. — Ergänzungen zum vieljährigen Mittel: Luftdruck +0°33, Luftwärme — t'eO, Feuchtigkeit — 1 Proc. Niederschlag — ai''33. KolUOln. Regen am 13. 14. 20. 25. 26. 27. 28., am 8. 6"86, am 1. und 3. S. und SO', am 27. NO. Krakau. Regen am 8. 11. 12. 17. 20. 21. 24. 25. 26. 27. 88. 30., am 8. ll"56 mit Schnee, am 4. Sturm, am 8. Regen und Schnee, am 14. und 15. Donner, am 16. 22. 23. 25. Mondhof, am 26. Sturm und Donner. Rrcillslllüllf.lcr. Regen am 3. 7. 8. 12. 13. 16. 19. 23. 24. 25. 26. 28. 89.30.31., am 86. 13''35, am 23. 13"30 mit Hagel, am 9. mit Schnee. — Am 5. Reif im Thale, am 6. um 8' 30' Ab. Blitze im W. , am 9. alle Berge mit Schnee bedeckt, am 12. und 13. die Vorberge schneefrei, am 15. im Thale starker Reif, am 16. um 4' 30' Gewitter im NW. heftiger Regen, am 19. um 4' fernes kurzes Gewitter im 0., am 22, star- ker Reif im Thale, Ab. grosser Mondhof, am 23, Gewitter aus W. nahe, westwärts um 1' 15' mit Gussregen und Hagel durch 5 Minuten an einem langen Striche von West nach Ost, dem Roggen, der abgemäht werden musste, weniger dem nicht so sehr eot- wickelten Weizen und den Sommerfrüchten schadend. Am 25. Morgens dichter Nebel, am 26. Schnee lief im Gebirge herab, am 28. starker Reif, am 89. Abendröthe, am 30. und 31. war der Schnee in den Vorbergen wieder aufgelöst. Rrlvabara. Regen am 6. 8. 10. bis 15. 17, 20. 21. 26. 27. 23., am 28. 7"89, am 9. N,, am 20. NW*, am 25. um S' Abends plötzliches Gewitter mit Hagel. Rronsladl. Regen am 5. 7. 8. 9. 11. 12. 13. 15. 16. 17. 18. 20. 21. 85. 87. 28. 30. 31., am 9. 10"24, am 4. Ah. Sturm aus S., am 5. Nachts Regen, um 2' 30' Ab. heftiges Gewitter und Regen aus S., um 9' Ab. Blitze, am 7. um 10' Ab. Blitze im S.. am 8. Nachmittags und Abends Sturm aus S., um 8' Ab, Gewitter und Regen aus S., am 9. bis 12' Milt. Regen, Nachmittags und Ab. Sturm aus W., am 11. um 7' Morg., 2' und 5' Ab. Strichregen, am 18. um 8' Ab. Regen, um lo' Ab. Blitze im N., ain 13. von 5' bis in die Nacht Regen, am 15. um 5' Gewitter und Regen aus NW., am 17, um 10'. am 18. um 6' Ab. Strichregen, am 80. um 5' Ab., am 21. um 11' Morg., dann von 7' bis in die Nacht Regen, am 25. von 12' bis 1' Gewitter und Regen aus S., am 26. um 8' Ab. heftige Blitze im O., am 27. den ganzen Vorm. heftiger Sturm aus S., um 2', 4' und 6' Ab. Strichregen. — Am 28. verflossene Nacht und heute früh bis 7' Regen, Ah. feiner Regen, am 30. um 2' Nachmittags Strichregen, am 31. um 13', 8' und 4' Ab. Strichregen. Lalbacb. Regen am 1. 8. 3. 4. 7. 8. 9. 11. 12. 13. 14. 15. 17. 19. 20. 24. 25. 86. 29., am 20. 2l'46. am 7. um 5' Ab. heftiges Gewitter und SSW', am 14. Schnee in den Alpen, am 14. um 5' 35' Morg. ein ziemlich starker Erdstoss von N. nach S. in Adelsherg (s. Laihacher Zeitung), am 15. Mondhof, am 19. schwaches Gewitter um 6' Ah., am 80. Schnee bis 4000', am 21. Nebel bis 8', am 26. starker SW., dann West und NNW', Schnee in den Alpen bis 4500', vom 26, auf 27. starker NNW., emplindlich kalt, am 28, Reif, dessen Wirkung aber durch den starken Nebel gemildert VI TerlaDf der Witfcrnng im llni 185$. ivard, Fisolen gingen grösstentheils zu Grunde; an den übrigen FeUUriichten, bemerkt Herr C. Dcschmann. nimmt man lieine Beschädigung walu". — Der Reif erstreckte sich ülier den Morast, die Savegegend, Obersiska, St. Veit; um 5' Morgens waren die üiier den Ijaibachfluss führenden Brücken mit einer weissen Boifschichte bedeckt. ^ Icuilicrg. Begen am 2. 5. 8. 11. 14. lü. 20. 21. 25. 27. 88. 29. 31., am 28. 8-99. — Gewitter: am 2. um 7'' 30' Ab., kürieste Intervalle 6", Zahl der Blitze 30, am l.'i. um 12' 15' Zahl der Blitze 2, dann von 3'' bis 3'' 45', Intervalle 7", Blitie 9, am 20. von 3' 15' bis 4' lo', Intervalle 16", Blitze 7 im NW., dann von 5'' bis 5' 15', Intervalle 6", Blitze 3 aus S. , dann von 6'' bis B' 5', Intervalle 8". Blitzt! 2 aus S., am 25. Ah. 2'' 15' bis 3' Intervalle, 5 Blitze ans SO. und S. — Am 11. Ilagel (Durchmesser o"'5 bis r"4, weisslich, rundlich, durchschimmernd, unregelmüs- sige Form. — Am 15. Mittags um 12'' (2'" Durchmesser) railchweiss, undurchsichtig unregelmässige Klumpen, mit zahlreichen Luftblüschen ; am 31. um lO'' Morgens erb- sengioss. — Wegen meiner Abwesenheit, schreibt Herr Dr. Rohrer, fehlt die nähere Beobachtung hierüber. Icsllia. Regen am 6. 8. II. 12. 14. 21. 25. 26. 29. 30., aus S., Regen mit etwas Hagel von 6'' bis 8' .\b.. a Gewitter von 12' Nachts bis 3' Morgens aus NW. Iculscliail. Regen am 4. 8. 8. 11. 12. 15. 20. 24. 25. .Tl. und 4. Sturm aus S.SO''— », am 5. orkanartig, am raucbartigem?) Himmel, am 8. Ab. sehr hell im NO. am 17. und 18. Sturm aus NNW., am 20. 21. 26. i 26. 6 95. — Am I. 2. 3. . 3. bei dunstigem (höhen- 9. Schnee im Hochgebirge, US N' — », am 20. (erstes) und am 26. schwache Gewitter, am 27. Schnee im Mittelgebirge bis 38., am 27. auch Frost. — Fühlbarer Wassermangel, die meisten Gebirgsquellen sind versiegt, Vegeta- tion spärlicher als sonst, Wintersaaten nnch schön. llciiz. Regen am 1. 2. 3. 4. 7. 8. 19. 20. 24. 25.. am 8. 17''85, am 2. 28'''40. — Am 1. Schnee bis 7500', Ab. Blitze im S., am 2. Landregen, 28'''40, bis 3., am 4. .Schnee bis 5000', am 5. Thau und schwacher Reif, am 7. Blitze im SO. , am 8. Schnee bis 3400', am 10. bis 5000', am 16. Nachts Sturm aus NW., am 17. sehr reine Luft, am 19. um 3' SW. Gewitter, am 20. Schnee bis 4500' herab sehr dicht, vom 21. bis 23. warme Tage, Nachts starke Strahlung, am 25. Schnee bis 5500', am 25. ganz herbstlich, vom 26. auf 27. starker NW^-*, daher hier kein Reif, am 28. schwacher Reif. — Der neue Schnee schmolz im Hochgebirge nur sehr langsam ab, rascher der vom 24.; ain 31. war der Schnee auf der .Sonnseite bis 8000' hinauf, auf der Schattenseite bis 7000' weg, Föhn nur noch streifweise in Mulden. Linz (Preienberg). Schnee am 3. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 19. 23. 24. 25. 26. 28. 29. 30. 31,. am 17. «'"65, Nebel am 6. und 28.. am 4. und 5. Zodiakal- licht, am 11. dichter Nebel im Thale, am 16. um 5' Ab. Gewitter aus W., um 6' ein zweites mit Sturm, am 22. Mondkranz, am 23. um 2'' Ab. Gewitter aus W. Löiilllg (Berghaus). Regen am 2. 3. 7. 8. 15. 16. 19. 24. 25. 26., am 8. ll''78, Schnee am 3. 8. 9., Nehel am 3. 4. 7. 8. 9. 13. 16. 24. 25., am 3. um 9' Ab, Wetterleuch- ten imW., am 5. Reif, Schneehöhe am 9, 2«ä Zoll, am 19. Nachmittags und Nachts Gewitter, am 26. Schnee bis 4000'. luscharlbcl'g (vom 16. an). Am 20. sank die Temperatur noch Mittags auf 0°. am 26. Mittags nur 3°. St. MagdallMia. Regen am 1. 2. 3. 4. 8. 9. II. 12. 13. 14. 17. 20. 25. 26. 28., am 20, 17''6S, am 3. u'^70, am 2, Graupen, am 9. Schnee (zollhoch), am 4, Gewitter aus O., dann SW. mit etwas Hagel, am 18. Sonnenhof, am 19. Gewitter im Csten, am 28. Reif, Temperatur um 5' Morgens +2''2. Malland. Regen am 3. 4. 7. 8. 9. 10. 12. 13. 16. 23. 24. 25., am 25. 18'^40. am 12. um 5'' 25' Gewitter mit Regen und Hagel, am 13. um 4' Donner und Regen, am 23. um Mitternacht Donner. lüarlcilbcrg. Regen am 1. 2. i Schnee vom 9. auf 10. 4. 8. 9. 13. 17. 20. 24. 25. 4. 24 Marlllisbcrg. Regen um 7. 8. 9. 10. 12. 13. 17. 25. 26. 27. 30., Schnee am 9. lO'SS, am 17. und 30. o'^O, am 4. Blitze im N., am 3. Sturm aus SSW., der Aste bricht; ■zu Babolna und Garkany, I'j bis 2 Stunden östlich, deckte er Scheunen ab. — (Die kalten Winde schadeten den Obstbäumen, die Mandeln sind fast ganz abgefallen. Viele Tranben und zweite Triebe, trotzdem blieb eine grosse Menge todt.) — Am 6. Blitze im SO., am 7. um 5' Ab. Gewitter, um 7'' NW", am 12. um l' Ab. Gewitter aus OSO. Ab. Blitze im SO., am 20. Mnndhof, am 21, dunstige Luft, am 24. W«. Temperatur fällt von 2'' bis 3'' von 16°4 auf 9°, am 25. Gewitter aus S. , am 27. Regen mit Schnee, Psychrometer um 3' +6°0, -|-4°5, um 5'' Morg. im Freien gegen 0. +0^5. Maucf. Regen am 4. 5. 8. 9. 10. II. 13. 14. 17. 30. 24. 25. 26. 27. 20. 31., am 26. lo'^72, am 9. mit SchneeHocken. Mcdiascll. Regen am 8. 9. 12. 20. 22. 24. 27. 28. 30.. vom 30. auf 21. 7'"00, am 2ä. Blitze, am 26. 27. 31. Gewitter, am 31. mit Hagel. Hclk. Am 8. 9. 10. 13. 17. 18. 19. 20. 24. 26. 27. 28. 30. 31., am 9. 19'''79 mit Schnee, Temperatur um 6'' +1-1 + 1-1, um 2'' +4-0 + 3 4. Miirzzuscillag. Regen am 4. 5. 8. 9. 10. 13. 14. 17. 18. 20. 21. 3 4. 35. 36. 37., am 9. 12'^34, mit sehr viel Schnee, am 8. Gewitter. Ncusiadll. Regen am 2. 3. 7. 8. 9. 17. 20. 25. 36. 29. 31., am 7. Gewitter. Nculra. Hegen am 4. 7. bis II. 13. 14. 20. 24. bis 28. 30. 31., am 8. 5"05 , am 4. II. 13. 13. 14. 25. 26. Gewitter, am 16. mit Hagel. Nikulsliurg. Regen am 8. 9. 10. 11. 13. 13. 14. 16. 24. 25. 26. 27. 29. 30. 31., am 27. 9'^74, vom I. bis 3. stürmisch, am 12. und 13. Cewitter aus SW.. am 15. 16. und 23. starker Thau, am 34. Ab. Blitze im NO., am 36. Gewitter aus N. ObeiVfllacb. Regen am I. 2. 3. 8 9. 11. 19. 34. 26., am I. 29'''94, am 2. 29"80. Oblr III. An den Beobachlungstagcn ist Regen, am 26. Schnee, am 8. 30. 26. angemerkt, am 30. Mittags Sturm. Odcrbcrg. Regen am 7. 8. U. 12. 13. 14. 17. 19. 30. 20. 30., am 36. I2''oO, am S. mit Schnee, am 1. Sturm, am 3. Früh Gewitter, dann Sturm bis 6'' Morgens, am 4. aus W, bis Abend, am 5. von Mittag bis Abend, am 8. Regen und Schnee, am 13. um S' Ab. Nordlicht, am 35. um 2' fernes Gewitter, am 36. Morgens dichter Nebel, um 3' Ab. fernes Gewitter, um 10'' Ab. Sturm, am 30. starker Mehlthau, am 31. dichter Nebel. Ödenblllg. Regen am 3. 7. 8. 9. 19. 24. 25. 26. 29. 31., am 7. Gewitter, am 8. Schnee im Gebirge. 3 Stunden von Odenburg , am 25. um 5'' Ab. Wolkenbruch und Hagel, südlich Gewitter, am 26. und 27. stürmische Tage, am 27. Sturm, der Bäume ent- wurzelte und dem blühenden Roggen schadete. Ofen. Regen am 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 26. 27. 28. 30., am 27. 2l"80, am 7. und 27. Hagel. Ojiuülz. Regen am 3. 7. 8. 14., späler mangeln die Aufzeichnungen — Am 1 . um 10'' Vor- mittags, am 2. Sturm ans S. um 4' Ab., am 3. den ganzen Tag, am 7. von Z'' bis 3'' Gowitterhildung, vom 7. auf 8. Schnee im Gesenke und starke Böen, ebenso am 8. Nachts, am 12. Gewitter im SO., am 13. fernes Gewitter um 5' 50' (enden die Aufzeichnungen). St. Paul. Regen am I. 2. 3. 7. 8. 9. 12. 13. 17. 19. 10. 23. 24. 35., am 7, 15"9, am 8. mit Schnee, am 5. Reif, am 7. Gewitter, am 13. Schnee auf der Chor und Saualpe, am 13. Hagel, am 19. Gewitter, am 20. Schnee auf den Alpen, von Vs'l' Vormittags stürmisch aus S., am 18. 19. 21. 22. 23. und 31. Höhenrauch (Dunst;). Paicibach. Rogen am 2. 3. 7. 8. 9. 10. II. 12. 13. 16. 17. 18. 34. 25. 28. 30. 31., am 8. 8'''40 mit Schnee, am 13. mit Hagel. St. Pcicr. Regen am 1. 2. 3. 4. 7. 8. 11. 16. 19. 20.34. 35. 39., am 3. 38'"46, am 4. 7. 8. 9. 17. 24. 85. 29. mit Schnee. Schnee allein vom 12. auf 13., am 7. Gewitter. Pilsen. Regen am 1. 3. 7. 10. 13. 15, 16. 17. 19. 30. 23. 25. 26. 28. 29. 30. 31., am 20. Mai Graupen, am 31. das erste Gewitter. Platt. Regen am I. 2. 3. 4. 8. 9. 10. 12. 13. 19. 24. 25. 26. 28., am 1. 29"38, am 2. 32'"78. am 3. 24"26, am 8. mit Schnee, am 9. 10. 12. mit Hagel. — Der Hegen vom 1. 3. 3. zuletzt mit Schnee, gab die ungeheuere Menge von 95'^96 Wasser, und Verlauf der Witterung im Mai I85H. VII Prag. eit hülle, die grössten Über- feine MurbrücliG, am 3. seit aber erst seit 6'' Ab. (bis er 2 Piiss hoch, hier 2 Zoll itter im SW. , am 8. Schnee hnell; am 9. kleiner Hagel, am 10. Graupen, eiss; am 16. um 7' 38' im Osten noch NO., am 26. NW. — Im Allgemeinen, bemerkt Herr Curat Heinz, war die Witterung kalt und nass, die FeWlrüchte in der mittle- ren Höhe verkümmerten. Die Kornähren litten durch Würmer (welche?). — Reit war jedoch in diesen Höben keiner. Regen (nicht bekannt gegeben). Nebel am 3. 6. 10. U. 12. 13. 15. 16. 18. 23.23. 24. 25. 28. und 31. Früh und am 30. Ab., am 17. und 27. Graupen, am 4. Slurm hätte, wenn es nicht auf den Bergen fortwährend geschn schwemmungen verursacht, so aber entstanden nur ein 6' morgens Schnee bis Platt, etwa 3600' herab, det 3000') bis am 5. Mittags liegen bleibt, bei 5000' fällt stark. — Am l. 2. 3. 8. Nebel, am 1. um 11'' Ab. Gew bis 3700' bei Nordwind, schmilzt ah. am 12. um 4'' Graupen, bedecken alles weis am 24. aus SW. von 2' bis 3' Morgens, ar Curat Heinz, war die Witterung kalt i W., 20. und 23. aus NW. Prcgraltcii. Regen < 21. 22. 27., 2. 7. t W., am 23. auch Gs . 12. 18. 19. 24. 25. starker Reif, am 3. regen, dann Schnee ride. 10. 11. 12. 13. 1- 'itter, 26. NNW., 31. , am 3. und 8. Schnee, am C. 15. und 4. Schnee im Tbale *-/„', tbaut bis 4000' herab; am 26.~W'— ">, 17. 19. 20. 24. 25. 26. 27. 29. 31., Gewitter (in Wien gesehen), am 12. um 9' Ab. Welterleuchlen im SSO., ucblen im S. 27. 28. 31., am 20. 5"07, am 12. und 30. am 5. weg, am 24. Gewitter am 27. bis 31. starke Westwi Pressburg. Regen am 3. 4. 7. 8. 9. am 9. ll"80, am 13. lo"'oo, am 4. um 7'' Ab, um 3' 20' Donner (in Wien ebenfalls gehört), am 17. Morgens Slurm, am 25. um 9' Wetlerli Raab, liegen am 3. 7. 8. 9. 11. 12. 20. 21. 26. 26 Gewitter mit Hagel. Haggabcrg. Regen am I. 2. 3. 7. 8. 19., Schnee am 2. 3. 8. 20. 25. Hagusa. Regen am 2. 7. 8. 9. 13. 17. 20. 21. 25., am 25. 10'''8, am 24. Abends grosser Mondhof. Rcicbcliau. Regen am 8. 16. 19. 24. 26. 28. 31., am 26. 14"l, am 8. Schnee, am 1. um 10' Sturm aus NNO. bis 11 '4', am 3. Nachts Sturm aus W., am 5. und 6. Eis, am 8. Schnee, der 1 Schuh hoch im flachen Lande 1 '/j Tage liegen blieb, am 12. Reif, am 15. Reif, am 16. Gewitter von Süden bis Westen und von West bis SO., am 23. Gewitter von W. nach S. , am 27. starker Frost, am 31. um 4' Gewitter von NW. nach S. Rosenau. Regen am 8. 15. 20. 26., am 8. 3"'54 mit Schnee, am 20. 5'''76, am 15. Gewitter, am 20. Blitze. Rzcszoff. Regen am 8. 9. II. 20. 21. 24. 26. 27. 28. 20., rauch, am 10. Reif, am 14. Nebel, am 25. von l' Gewitter von S. bis N. Sacbscilbui'g. Regen am 1. 2. 3. 4 am 3. Sa'^lS, am 4. ll"'72, am 7. von 7' bis 9' Ab. Blitz Hühennebel (tiefe Wolken, sagt Herr Ka Schneegrenze 500ü', auf der Soni 5 46. — Am 1. Höhen- 25. von l"* 15' bis 2' schwaches (erstes) ?. 17. 19. 20. 24. 25., am 1. auf 2. 18'20, auf 26. 16°' 17. — Am 2. um 2' Gewitter, Schnee im Gebirge bis 3500' abwärts, am 9. ptner), am 28. etwas Reif, am 31. Hai 7000'. Saifllllz. Regen am 1. 2. 3. 9. 10. 11. 13. 17. 19. 20. 24. 25. 26. 27., am 3. 24'''6, am 2. Donner, am 4. Blitz, am 19. Hagel mit Donner. Salzburg. Regen am 2. 4. 8. 9. 12. 13. 14. 16. 19. 20. 24. 25. 26. 27. 29., am 26. 9"99, am 3. Regen von 4'' Ab. an, am 3. auf den Bergen Schnee, am 6. Ab. Blitze aus NW., am 7. seit 4' Regen, am 8. mit Schnee auf den Bergen; der Gaisberg (4000') bis zur Hälfte mit Schnee bedeckt, der Abends auf dem Gipfel noch liegen bleibt; erst am 18. schwindet der letzte, am IG. um 3' Ab. Donner, die Temperatur sinkt von 3' bis 4'" von 17°0 auf 9°6. Barometer steigt vom Minimum t8'''ö4 auf 19"28, am 19. um 2* Gewitterwolken im SW. , um 2' 45' Sturm Sturm aus NW. und Gussregen. — Am 20. um 5' 45' schAvarze G S. (Täunengehirge), über die Stadt Platzregen mit kleinem Hagel 8. Schnee NW., um 6 I/o'' itterwolken aus sendend, wäh- rend die Son bis 29. häufle Schässburg. Regen j ! vom Westen her glänzte, Wind und Wolken zogen von NW., von 25. Regen (33'''24). 7. 9. 10. 13. 10. 22. 24. 27. 28. 29. 30. 31., am 9. 10"04. am 2. Donner, am 3. höhenrauchartiger Dunstnebel, am 5. von 9*' bis lO' Abends starkes Blitzen im NW., am 6. Nachts Gewitter, am 7. Ab. Blitze, am 8. hoher Wassersland der Kockel, am 21. um 2'' und Nachts Gewitter, am 25. um 1' 30' über Schässburg aus SW., in den nahen Dörfern Schass, Trappold und Denndorf Hagel ; der dort her- kommende Bach trat zum Theile aus, am 26. um ö' Ab. Donner im NW., am 27. um 11'' Gewitter, ein zweites von 1'" bis 2'' Ab., am 28. starker NW. Schciunilz. Regen am 8. 9. 12. 13. 15. 20. 27. 28., am 10. mit Hagel, am 27. mit Schnee- tlocken, am 10. um 3'' 30' Morgens Gewitter. Schiissl. Regen am 1. 2. 3. 4. 7. 13. 16. 19. 20. 23. 25. 26. 29. 30, 31., am 16. 3"66. — Am l. und 2. kalte Regenschauer, am 3. Ab, stürmisch mit Regen, am 3. und 4, heftiger Sturm aus SW., am 4. Früh Regen, im Gebirge Schnee, an. 5. 6. 8. Reif, am 12. Höhenrauch, am 16. um 2'' Gewitier gegen SW., am 19. um lo'' 36' Früh von W. bis O., am 23. um 1'' Mittags, am 31. Nachmittags am Horizonte. Scilllin, Regen am 7. 8. 10. 11. 14. 17. 18. 20. 23. 26. 27. 28. 31., am 17. 4"62, am IS. 4'65, am 7. Gewitter, am 10. Ah. und Nachts und 11. Morgens und Mittags Gewitter, um 17. Abends und Nachts Gewitter, am 20. Nachmittags, am 22. um 2' Ab. starkes Gewitter aus S. Soiil'lchberg, Regen am 1. ä. 3. 12. 13. 14. 16. 17. 19. 23. 29, 31., am 16. is'-'oo, am 3. 6, 18. 21. 22. 24. 25. 38. 30., am 5. und 15. Reif, am 3. nach 3'' Gewitter, am 3. sehr heftiger Sturm in der Nacht , am 5. nach Mitlernacht entsetzlicher Sturm aus NO,, der die Grundfesten des Schlosses erzittern machte, vom nordöstlichen Gehirgs- kamm über d,is freie Blachfeld, ins Adlerthal ohne Hinderniss berabstürmend, im Gebirge starker Regen. — Am ö, Morgens war der Adlerlluss ausgetreten, am 8. Schnee auf dem Glatzer Schneeberg, am 15. Reif, der sich wie Schnee von den Fen- stern der Mistbeete zusammenschaben lässt; am 16. und 20. Spur des Sonnhofes, am 20. Nebel, am 22. Spar von Mondhof, am 20. etwas Heerrauch, am 25. Knistern und Leuchten des Quecksilbers im Barometer, vom 36. vom 26. auf 27. Sturm aus NO. Siujrna. Regen am 25. U'-'tO, am 27. starker SO.-Wind, SOS. — Überhaupt waren hier bis Monatsende SO. und SW.-Winde "). Stcili|licbl. Regen am 3. 7. 8. 11. 12. 13. 16. 19. 20. 24. 35. 26. 11/2 Zoll. Slclzing. Regen am 1. 2. 3. 12. 13. 16. 25. 27. 28., am 4. 8. 9. Gewiller und Hagel, am 30. starker Beif. Salden. Regen am 6. (Schnee wurde im Tagebuch nicht bemerkt). SzcgcJill. Regen am 7. bis 14. 16. 25. bis 29., am 8. und 9. starker Ostwind, am 27. 7"44, am 3. Sturm aus S. den ganzen Tag, am 7. Gewitter. Tcschcil. Regen am 4. 7. 8. 9. II. 12. 13. 17. 20. 25. 26. 27. 30, 31., am 26. 47*03, am 6. Schnee auf dem Gipfel der Karpathen, am 8. Morgens auch hier, der am 10. noch auf den Sudeten und Karpathengipfel liegt, am 2 6. Morgens schwarze Nebel im Thalc, Nachmittags um 2'' 45' Wolkenbruch mit Schlössen (3'" bis 5'" im Durch- messer), in Gärten und Feldern viel Schaden. Die Bober bildete im nordwestlichen Theile von Teschen eine Überschwemmung, die Olsa war bedeutend ausgetreten. Tiinail. Regen am 3. 9. 10. 13. 24. 25. 26. 27. 29. 31., am 9. 5"60. — Am 4. Gewitter, am 7. in der Nacht Gewitter mit Regen, am 8. Gewitter mit Regen, am S. Gewitter, Abends Blitze, am 23. kleiner Mondliof, am 25. Gewitter. — Der Stand der Vegeta- tion war überall günstig; im Gebirge haben alle Obstgaltungen, im Flachlande nur die späteren Birn- und sämmtliche Apfelblüthen in Folge der rauhen Temperatur gelitten. Traulcliau. Regen am 1. 3. 4. 11. 12, 15, 20. 24. 36. 28. 29. 30. 31., am 30. 8"50, vom 6. auf 7. Sturm aus N,, am 18. Nachmittags heftige Windstösso, am 21. und 24. Gewitter. Schnee am 27, Schnee , VIII Tricill. Tricsl. Verlaur der Witterung im isch, ain 18, ebonso, . Il"oo, am 13. von am 1. I0"'74, chiice bis ziii- 28. Roif. 13"08. am 3. um ?'■ um 9'' Abends 10 00, Regen am 1. 3. 3. 7. 8. 0. 13. 19. 20. 24. 2h., am am 24. Nachts Gewillerslurm, am 26. Sturm. Regen am 2. 3. 8. 9. 12. 13. 14. 17. 20. 25. 20. 39 3' bis 4'' Gewitter, am 20. Morgens stttrmiscb. Tröpolacll. Regen am 1. 2. 3. 4. 7. 8. 9. 12. 13. 17. 19. 20. 24. 25. 26. am 2. I6"20, am 3. 48"63. am 2. und 3. Gewitter, am 3. und 8 Cullurgrenae, am 19. Gewitter, am 21. und 25. Schnee bis 6000', i Troppaii. Regen am 2. 3. 7. 8. 12. 13. 14. 17. 19. 24. 35. 31., am 8. 7 Valona. Regen am 8. (unmessbar), 15. 18. 31. 26. 27. 28. 29. 30., am J Vencilig. Hegen am 3. 4. 8. 10. II. 13. 14. 20. 25. 26., am 3 Hlitze im NW., am 17. Gewitter aus S« mit grossem Regen Gewitter und Sturm aus N., Abends noch Blitze. Vlrcnza, Regen am 1. 2. 3. 7. 8, 9. 10. 16. 16. 21. 22., am 23. I r64, am 10. Gewitter mit Hagel, am 22. Gewitter. Villa Carlotta. Rogen am 1. 2. 3. 4. 7. 8.9. 10. (II. nur Troplen), 13. 16. 19. 23. 24. 35., am 3. 23"56, am 1. Früh stürmisch aus SW., am 2, Regen mit wenig Hagel, am 3. ferner Donner, am 4. Schnee bis 3500' SW«, am 7. Mittags mehrere Gewitter, eines im SO., eines im Zeniihe um 6' im SO. und NO., am 9. und 10. Schnee bis 3000'. am Sanprimo eine in dieser Jahreszeit ganz ausserordentliche Erscheinung, dessen letzte Reste erst am 9. und 10. schwanden. — Am 12. Mittags Donner, dann um 0" Gewitter, ebenso am 13. um O' Abends aus SVV., am 17. sehr reine Lull und N»— ', am 19. um 2' 40' und 3' 45' Gewitter von NW., am 20. stürmisch aus N«, am 21. starker Thau. am 19. Mondkranz, am 26. und 27. starker NO. -Winde, der Schnee ai» 26. auf dem Primo und Crocione wieder weg. — Am 23. um 8'' Ab. Blitze im NO.. N. und W., von 11' 30' bis 12' starkes Gewitter, dabei recht stürmisch, am 24. um 5'' 30' Donner im SW. ffallcnilorr. Regen am 6. 7. 8. 9. 10. II. 12. 15. 16. 21. 22. 85. 37. 29., am 9. 12'"93, am 1. starke Windstösse SW^. uro 5'' Ab. noch 19°4, am 2. fernes Gewitter, am 4. ITcIssl)! Wien. Wien IHai I85H. nehlichl, am 7. l'rüh und Abends vorübergehende Gewitter, vom 7. auf H. elrenfalls Gewitter, am 15. in der Ferne Gewitter, am 16. Gewitter, ebenso am 25. und 37., am 10. 39. 30. Nebel lach. Regen am 1. 3. 3. 4. 7. 8. 9. 13. 13. 16. 19. 30. 34. 35. 28., am 4. 24'^0, am 1. 2. 3. 8. 19. Gewitter, am 38. Reif, der die Fisolen und das junge Buchenlaub versengte. Regen am 4. 5. 8. 9. 10. II. 13. 14. 17. 20. 24. 25. 28. 27. 29. 31., am 26. 8''72, am 0. 7''50, am 5. 6. 13. 16. 23. 25. Thau, am 4, um 5' 40' Gewitier im SSO., am 12. Gewitter im fernen WSW., dann von 4' bis 5' im Oslen, am 13. um 2' 30' im OSO., um 5'' Gewitter im SW., um II'' Gewittersturm, am 22. Mondhof. ■Nciislailt. Regen am 3, 4. 7. 8. 9. 13. 16. 17. 19. 24. 25., am I. Wolken bei Son- nenuntergang rolh. am 3. im W. prachtvoll, am 3. von 3' bis 4'' Regen am Schncc- hcrg, am 3. um 5'' Gewitter, im NW. mit Blitz und Donner, am 5. schönes Abendroth, am 7. um 8'' Ab. Blitze im NW., um 10'' N«, am 8. Schnee bis 1300' herab, am 35, grelle ticfrothe Abendt'ärbung , am 13. von I'' 30' bis 3'' 15' Gewitter mit heftigen Regen, am 14. 26. 29. Abendroth, am 37. grosser Mondhof, am 28. tiefes Abendrolh, am 26. um 6'" 30' NW» bis 27. Morgens. Wlhcil. Regen am 1. 2. 8. 10. 13. 13. 17. 19. 24. 26. 39., am 3. I6'^46. — Am 3. 8. 9. Schnee, am 3. 25'90, am I. von 9'' Morg. bis t'Ab. Slurm ans NO'», am 2. Schnee bis 300' über dem Thale, um 1' Blitz und Donner im N., am 3. Schnee bis 7'' Ab., vom 8. um 6'' Morgens bis 9. Morgens Schnee, am 13. Strichregen, auf den Bergen Schnee, am 16. und 18. starkes Morgenrolh, am 34. um 3'' Morgens Blitz und Donner im NW,, am 25. Schnee bis 1900' über dem Thale. Zavaljc. Regen am 3. 8. 12. 13. 14. 16. 19. 25. 26. 27. 29. 30. 8. 13. 14. 19. 24. 26. 27. Blitze, am 7. Donner, ebenso am Im Gebirge, wie am 26. und 27. Mans der W&rme aad drs Loftdrurkes im M.ij |85A. Die puiictirton Linien stellen die Warme, die ausf!;e7.n);eiieB den Ijiiffdniek dar. Itie hel);cschriehenen Zahlen sind Monatniilfel, denen die stärkeren Horiiontallinien entsprechen Ein Netztheil entsprieht bei der Wanne einem (lr«d Reaumur. heim bufidrucke einer Pariser Linie. Lembfl^ WaJlfndorf InBlstritzir. S:!cenV,i.-g>!; 3^/ ;." Krakau riaiieiibeis Wien Lcsiiia ■::i/,' "i.; Alt CaJro / J s ; v // // /j // /y Ji s zi .'; --i-i ../ 1 ■ . . K i 1 i +-U ' • ' f ( 1 • ; ■■•■: 11. to T^ =r z%^ ■ - ^ t: ^/s; ■>L,^u 4^ 1 ^ ^ ji ^^\i i^x v^ t t jX\t\ -.j.'>^ ^^ l ^^ts^ -^S ■'^^^^T ^ r : ' ■.. ■■■ ... •. t /-:■ '^ /•.,•.» ^ 41 i>?^i --d" ^ .!•■ ■■ / "^ y ' /^ N /^ -/•a / .■ \ ■ / N / \ / V V ^ \F ^-f ■• --.-^^- ^^^ -..,- ^ _.■;. 1 fff 4f / ^ ^ i ■' K ' l \ ■ l\ 1 *■■'■. 1 1 i [ 1 f i •^ ' • \. \i '^ j J v^UUV^ 1 \ ^" ' ■■ / ^ V 7 / ■^ : .^>,E it^-^ 4 : .■ ■^ A- I^ :■' _••' ": 2:S ^""v^^ ■ ■ ix l .■■ ;. t \'-A^ - CV - ^^^S^^^^v -:; : ^-E- 5,^^,1 y Z •if^ ^^'^r"^;,=-^ Xt ul ■■■ -j ^5 v'^ % \- 7 7^7- --L-I ikv:--" T .■• iL '^ > l 10 A^ / •- .' ^.\r. •^' : J V \ l' : -. 3 • 5 ■ 2 ■' ^ -J / \ i 4/ '. > T ^ ^^ > V /■ s - -^ . / \— -■■ -•S' lS^!^ ^^^. \ 'V j ■■' _^' , ■-.. " / •" \-^ if ^ ■ 'V 4 ^ \ -^7 ? ^4^ - ^.zu ^J'U'O-^ ^?^^ vTn ■ T -7 - - ^ ^=^v--2-^^ ^3 ^ ^\)<.- ^Z; // ^■■%2-^^^-^^-A 1 ■ ! V-.ji/'-A. _, \-T- \L \ü' ALt ^ ^'^ V ' • 1 1 * ■ " f 1 I . e , rf-.^* . ■•' ■'■. .-Y' ■ '■ ^ ^ -v ^ -^ ^ *% . ' ^^^-■'S-S-- ^"5"^ ^Z T'^-r-- -.-^^^TZ "^ ^^^'^^=?'^ ,^'\_.j:7 i •••• i: ^4 ■-. ■■ , Lj 1 1 1 'J LI— — L — ^ / ..■ .» /• .i' # /J /.f f! /■■' // .^ ;;; // -> // —rl ■ ■ ■ j :::rf : r; ^ _.... _.: - IX :' n ^• -- 1 j 1 - --X a.. ".: ~- .,41 a)iri . ^■■- ■ ^, A'lKfr ■ 4 s.' .jX ■ ''^ -./^^y i>^-j7^— t- ' \ '^ 7 ■■ s. I V^^'^-' ^ y* \ A^ . ■• ■ — ' i • ■* \f \ i •' 1 [ : ; r ■ 1 r 1 ^ •"'' '-. ■■■ ■. -"' ■ 1 - 3^ -_^^l z ^itt it.lt^s^ , f^-=* dl L /^vt /^ i -^v • 2: iL±_2X "* ^^-^ ^iz^^a^''^ - -L ^-"i^^u: -^ ut S^ .■••■•■ ^?Er_t: ' \ ; ' \ ' 1 ' ■. .■ •, ' ■■■ -r-t- -^ - i ^t ^ -^ - - /'...•9 jr '■ -4~^-^ - vil 'i ■■' \ t >CvV ^ ^X 1 i/^ ^ 'i i / "^ :_^ ^2iÜ^ ^ / \ ■^ \ •■)■ 1 Z'^' v/ •■ _, ,-+/ . v 1 \ ! /i'-i'^K'i /H '•. 1. M -U- 4-^ \^ / -Sti- -A\^/.^ J ■ 4i^---- Ji l4 / i ■■ 4 fix ^. ^ L ■■ i l''^ y\ /'S A ^ ■■' ./-■ ^'^ .X '■■.6- ^ ' ■ ••■ 1 ; t . y- --\ 7^ 1 ■ ..■ j\f 1 , 1 1 1 t , . i ' . 4-- Ji^W X ' ' l- ■• ^t~,<^ 7, i .v:t ^ ^r+7i/pt^ ^ ..f^fm 'Wv /^4' :/-VV.Wt-r "■•'^ Yp^'i^r ;! ' ^ ■" ^'^-^Z" " . ' \J: 1 I 1 \ ..-^ jA-^ ^ 1 ■." : Z'-'^7- j '"^"' '" ^""^^ 4-^C-. 4-''.' i > , 4 alT,hiire' J^a. "20 lMiideii7, iil'i. ki Villa (arlnlla EtUw. V A U Burkhi k k ll.f = .■•...■.-■Jt'i'l-.- Sl/un-sl, cl k .\kaiLJ.\V ma(h lullilr» rl XX.VVI IIJ N*? IV. ll!.'.'! (iaag der Wärme nod des Luftdruckes im Juni \Sm. Ute [lunctirUtn Linien stellen die Warme, die ausgezogenen den liuftdruek dar. Die beigeschriebenen Zahlen sind Munatmittel, denen die stärkeren Horizontallinien entsprechen. Ein Nelztheil entspriehf bei der Wanne einem (Irad Reauniur. beim Luftdrücke einer Pariser Linie. 1,1'lllbi'frf Wallendorf (TieiSistrit2inJr'ci'»nfai'p'»ii Krakau l'V.iKenlx'fg Wien Iit'.siii'a All L'airu XU. Z/ / ,; .»■ / .'/ // /.} Ai // f.v ;'/ iS it ;V :£'^ S/ ^'2^ *■ J:^- t£ L > V •■ "7 -'" ^ " ■•' .■.-'•,..■■'■ ^v /^"^ir^' X/'-'s.- '■• '■\" ^' ■■■ ^^'I^L^-^ ^^-^ ^-^ ...L^.^\- Ji^ • ^^J 7^^' ^ •'"■" /SP '^-^•\^'-v- ".^-^ * ..j- ■•• ■•. •••' ""v ^''■■•' L- . - N^ ^ ' 0 S^ ^ZS ^ ■ ■■:, ■■' '■-. .-. JL7]'' -^:.2-^>^^:^ Zk^-^^/^c-.^uZ---^ ..■■ ■7^"'^ ^^^ ^r ^ -^^X -iK^?^ :"' \/ ■ . 1 •■ ; ,. ^AJ2 _^ ^ j-L4:::i|:---- '■• ■■--■- ^-^ ij: iV"^ """^ ■' " \| Vs ^^ : ^~^\; '^ -..n..-" ^ ^^ \y. ,\ y\^''~^ \ -^■^\ ■■■ :jC ■ i_ • -161M- ^-:C..^''.Hi ^'"^«'V, ., /i X-"52^^'^ \^-''^-'^% /Sji^v ■^■•^ vr^ ■ ■•' ■, .■ ' ~~~y- ^^:.^.' •^•• i^"'^'''^ -''^ ^''^" ^ •■■'^/t^ ^ V _ "^ ' ■ '■.■■^'\/-^ - - _Lj 2iLi3 z*" ^^-v 4- ■'"*• ■■ * ^• '^■ y"""""-^ L..'*' ■• ,■■■' ^^'^'^ "•^■^^^^'*-<-=,^-^ Z^-=-~ 7 -.^ X ^-.;?^^' ". ... ,-'■■■ Entw.vA If Bürkhaidl. r .1 .f 1 .'J // IJ i.t /; /.■' .'/ ;.,■ :'.: ■;; vi ;/ \ ■ 'ii _ji_ ^\l " V^'-J" n_---l/\',-x '■■. 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Temp. geordnet.) peratur Adnionl . . - + 13-13 12-6 t-20-6 27-3 h 8°1 SIS'OO 1-3 314-93 23-3 311"21 4"70 35"49 NO. 14. 20-4 6. 8-3 Alt-Cairo . . . •f21-23 Acrnini 17-27 18-6 23-2 1 3 11 1 331-90 1-3 334-30 23-6 328-79 5-48 44-52 NW.N. 10. 23-0 29. 11-7 /vgl .IUI .... Althofe i;i-«u 17-6 22-0 2 3 7 3 310-4» 1-3 312-14 23-3 308-39 4-00 23-30 N. 4 20-6 29. 7-6 Triest .... 19-87 Alt-Äu.ssoe . . 13-67 17-6 21-2 22 4 7 5 302-39 1-3 304-35 23-3 301-13 4-13 117-23 0. W. 13. 21-0 1. 8-6 Trient . 19-80 Aussee Markt . 13-67 22-0 23 8 7 0 312-31 I-4 314-39 9-6 310-93 413 83-18 II. 13. 22 0 22. 8-0 Botzen . 19-53 Bludenz . . . H-bl '3-6 24-2 26 3 ä 7 316-03 1-3 318-04 9-6 313-81 4-34 43-03 NW. 8. 23-4 23. 8-2 Cui-zula 19 13 Bodenlmch . . U-63 18-6 23-2 29 3 6 4 332-90 6-3 333-22 9-9 331-51 — 5-70 NW. 11 24-4 4. 8-4 Lessina 19-00 Botzen .... lirünn .... Buchenslein . . Bukarest . . . 19-33 3-6 26-7 23 9 14 4 :i26-7ü 1-3 329-50 29-6 324-13 — 3-36 NW. 16. 25-7 28. 14-5 18-70 18-55 18-53 18-44 18-40 18-00 1 :; - 69 17-6 23-0 2 3 9 4 329-44 5-9 331-33 27-6 327-78 4-0;! 12-07 N. 10. 24-5 29. 98 Venedig H-2tl lä-67 13-6 23-6 18-4 24-3 26 1 3 3 3 9 2 3 — z z — — — — NW. 13. 18 0 23 -U 11. 13. 7-0 11-0 Ragusa . Smyrna . Valona . Cairo .... Cilli (Stadt) . Cilli (LeisbergJ Curzola . . . 21-23 28-6 29-6 i 13 2 335-81 3-9 338-26 24-6 334-00 4-83 0-OU NNW. 8. 27-4 10. 10-4 IS-87 14-6 23-7 5 3 9 2 328-91 1-3 331-04 23-6 323-94 3-2(i 30-59 .NO. SW. 10. 23-6 1. 9-3 Ofen . . Semlin . lS-76 14-6 24-4 1 3 10 0 — — — — — — — SW.NO. 17. 23-8 30. lU-6 I91.'i 21-6 24-0 1 9 14 6 337-30 i;>-6 339-18 25-3 334-89 — 30-20 NW. 13. 23-0 8. 10-5 Szegedin 17-99 Czernowitz . . 13-16 17-6 21-1 19 3 7 3 — — — — — — 27-15 N. 23. 20- 1 3. 8-1 Mailand 17-78 Debreczin . . 17-13 28-6 24-8 1 3 10 6 331-98 13-3 334-34 27-9 330-29 — 4-50 N. ,!. 23-4 30. 12-2 Villa Carlotta . 17-65 Deutsehbrod 13-71 17 6 230 1 3 6 4 322-16 1-3 324-23 23-6 320-19 4-29 18-18 SW. 9. 22-3 27. 0-6 Fünfkirehen . . 17-59 Frauenberg . . Fünfkirehen . . 14-62 18-6 26-4 27 3 7 6 323-06 ' ■ 2 324-75 27-9 321-69 4-74 20-50 NW. 14. 24-0 4. 8-2 Presshurg 17-45 17-B9 19-6 23-2 1 9 12 1 331-32 i-6 334-93 26-9 329-88 — 5-62 SO. 9. 22-2 26. 12-2 Graz . . . . 17-40 Gastein (Bad) . Gastein (Hof-) . Gran 11 -»9 11-6 19 6 23 9 6 0 — — — — — — 30-44 s. 3. 18-0 6. 0 6 Agram . . . . 17-27 12 -SO 9-6 21-3 26 4 6 8 304-S3 1-4 307-04 27-6 302-60 3-79 14-35 NO. 16. 21-3 10. 7-2 Tirnau . . . 17-24 17-40 16-6 23-1 3 3 10 9 333-42 1-3 335-87 26-3 332-39 4-93 24-64 NW. 10. 24-9 30. 12-2 Debreczin . . 17-13 Gratz .... 15- »4 14-6 23-3 1 3 10 7 324-01 1-3 326-00 23-2 321-78 4-62 53-52 NW. 18. 23-0 2». 10-6 Raab . . . . Luino . . . . Komorn . . . Präg 16-76 16-67 16-57 16-52 16-45 10-44 16-19 (■resten . . . 14-S9 18-6 23-3 1 3 9 3 322 82 1-3 324-89 28-3 321-66 5-00 23-21 W. 13. 23-0 29. 9 7 Gurgl .... Hennannstudt . 7-KU 13-31 18-6 17-6 161 21-2 27 2 3 3 0 7 8 4 321-23 13-3 323-93 25-6 318-33 4 40 10-62 49-28 SO.N. 8. 14. 15-2 20-6 30. 4. 20 7-8 St. Jakob I. . . 13-60 18-6 20-4 1 3 8 8 302-39 1-3 304-68 23-3 301 16 3-93 14-85 w. 15. 20-2 26 8-9 S. Jakob II. . . 13-23 19-7 29 3 7 6 298-32 1-3 300- OU 23-6 296-40 36 -84 NW. 9. 19-3 1. 8-2 Wiener-Neustad Wien . . . . Jaslo 14-40 ' »:« 23-0 ,i » 6 0 328-73 3-9 33U-6S 25-6 3-i6-21 4-53 20-44 W. s. 23-t; 19. 7-3 Innicben . . . 12-33 i8-6 21 -U 27 3 3 9 2113-97 1 3 293-56 27-6 292-03 3-42 9-46 W. 7 20-9 1. 7-3 Paierbach . . . S.Johann . . . 14-10 18-6 20-7 26 3 8 0 312-59 13 314-24 25-3 310-67 4-90 38-14 NW. 13. 20-3 23. 9-7 Salzburg . . . Neutra . . . . lü-ü6 16-00 Kalkstein . . . ü-87 9-0 17-6 27 3 3 8 — — — — — _ W. 13. 16-2 28. 4-0 Kais 11-20 9-6 10 n 26 9 4 8 — — — — _ _ — N. 18. 18-3 29. 3-8 M-.iuer . . . . 15-99 Kaltenleutgeben 13-43 18-6 22-8 3 9 9 6 — — — — _ _ 6-23 14. 22-7 26. 10-5 Gratz . . . . 15-94 Kaschau . . . 15-80 12-6 23-0 3 3 9 8 329-22 12-3 331-32 23-6 326-42 4-38 25-30 N. 28. 21-7 2». 10-5 Melk 15-90 Kesmark . . . 13-29 9-6 21-7 2 3 6 2 314-01 12-3 315-80 25-3 311-83 _ 17-94 N. 19. 21-3 S. 8-6 Krivabara . . . 13-90 Kirchdorf . . . 14-20 17-6 22-2 28 9 9 3 318-98 1-3 321-81 9-6 317-66 4-82 49-20 NW. — — Cilli (Stadt) . 15-87 Klagenfürt . . 13-10 17-6 23-3 , l \ 10 0 320-70 1-3 322-33 25-3 318-30 311 21-62 W. 10. 22-7 30. 10-6 Kaschau . . . 15-80 Komorn . . . 16-37 10-6 23-6 '3 3 10 6 — — — — _ _ _ _ — Cilli (Leisbcrg) 15-76 Krakau .... 13-76 14-6 21-0 2 3 7 4 329-74 3 6 331-86 25-3 327-40 4-00 24-58 0. NW. 17. 20 2 30. 7-6 Brunn . . . . 15-69 Krivaliara . . . 13-90 17-G 21-8 19 6 9 6 334-20 6-3 336-40 23-6 331-60 3-02 22-48 NW. — _ 1. 10-6 Bukarest . . . 13-67 Kremsmünster . 14-60 18-6 22-5 23 9 9 4 323-64 1-4 325 -B9 9-8 321-66 4-38 36-05 NW. 13. 21-7 1. 9-7 Troppau . . . 13-63 Krerasier . . . 13-17 13-6 24-3 2 3 8 0 — — -. ,_ 17. 24 0 30. 8-6 Laibach . . . 13-60 Kronstadt . . 12 07 14-3 18-n 3 ' 3 313-il 12-11 31819 23-3 312-49 - 38 83 - 28, 17 2 Linz . . 13-00 l\i. d. um . bis ly. stiegen die Teuipei » ist die mittlere Temiieratui fl. XXXVI. Bd. Nr. 1 I den UenbieMun^sstun.len (19 Übersicht drr Witterung im Jani 1858. Miltl«re Tora- Max raun. Slii .nun. Lull- Maximum Mi.Mu.um Diiiist- Nieder- Hiirr- Secundäro Eilrcuie di-r Tenucralur Beobarhluiiissorl. Miltlere Tem- Bfiifcachluiigsorl schlag (Nach lief- mitll. peratur Tag Teuii). Tag Ten,,,. rtruck Pji. Lin. Tag l.ufid.-. Tas Lullilr. riiuck Pa.-. Liij. Wiid Tag "«Tx^T Tag Mini.i.. Temp. georilne..) peralur Laibacb . . + I.S-fill U-6 r2o-8 1-3 + 9-9 326-63 1-3 328" 79 25-3 324-34 5"30 36'''85 O.SO. 18. 24-8 22. I0°9 Pilsen .... + I3'49 Lfmherg .... 14 10 13-6 23-1 2 3 7 2 326-46 12-6 329-06 23-6 323-95 4-76 23-93 N. 17. 21-8 s. 6 0 Kaltenleutgeben 15 43 Lessina . ist Oll 10-6 23 -.T 1 0 15 9 336-93 1-3 339-94 25-6 333-86 6-11 19-10 NO. 13. 22-0 7. 16 0 Neustadll . . . 13 40 Leufschaii . I3'3 17« 22-0 2 3 5 2 — — — — — 16-94 NW. 11. 21-6 29. 8 0 Schössl . . . IS 31 Lienz . . . l.'iOS t.^-6 23 5 12 3 7 4 312-15 1-3 314-13 7-6 310-20 3-78 26-52 NW. 5. 23-0 10. 8 0 Mürzzusehlag . 13 29 Linz (Freieiit. r« IdBO 14-6 23-4 25 9 9 9 323-74 1-3 323 39 25-3 322-07 3-06 30-16 NW. 18. 22-6 1. 9 9 Obervellach . . 13 28 Lölling . . ri-90 12-6 18-7 23 0 7 5 296-73 5-9 298-86 25-6 294-79 4-64 39-50 NW. 7. 180 29. 7 7 Kremsier . . . 13 17 Luino . . . 16-67 1 >:» 25-9 27 3 10 0 _ — — — — _ — 23. 22-0 1. 11 5 Klagenflirt . . 13 10 Sl. Magdük-iia 1410 i:;-6 20-8 22 3 8 0 306-31 1-6 307-96 23-6 304-02 4-38 34-32 NO. 4. 19-8 29. 8 8 Ti-autenau . . 15 05 Mailand . . 17-78 14-6 26-8 1 3 12 5 331 72 13 334-23 23-6 329-55 3-34 29-60 NW. 5. 25-2 23. 12 7 Lienz .... 13 05 Marienberg 12-70 7-6 19-2 25 9 6 2 _ — — — — _ 13. 19-0 23. 8 0 Sachsenhurg . Oderberg . . . Schemnitz . . Rodenbaeh . . Weisshriach . . l-raiienhei-g . . Iteichenau . . Ki-em.smünsler . Mediaseh . . . Gi-esten . . . Tröpolach . . 14 14 67 64 63 63 62 61 60 60 Martinsber^' le-o,»; 17-6 23-7 1 3 9 9 326-94 1-3 328-76 23-6 324-14 4-11 3-14 S. N. 11. 21 9 26. 10 6 Mauer . . is-aa 17-6 24-8 5 9 10 1 329-58 3 9 331-58 23-3 327 -,S7 3-17 11-24 NW. 13. 23-6 26. 10 3 Mediaseh . 14-BO 17-6 24-4 2 3 7 3 326 02 1-3 328-20 23-6 322-76 — 52-55 14. 24-2 19. 7 1 14 14 14 Melk . . . lü-90 17-6 24-0 23 9 10 4 328-69 1-3 331-72 27-9 326-75 5-11 23-24 W. 14. 23-6 27. 10 6 Mürzzuschlag lo-2!l 14-6 22-0 1 3 8 8 312-49 1 3 314-27 25 3 310-50 4-39 28 41 N. 18. 21-4 26. 9 9 Neutra . . 16-00 7-6 22 1 4 3 8 S 331-34 1-3 333-48 25-6 329-14 4-42 6-32 N. 17. 22-0 30. 9 1 14 14 Neustadll . IÖ-40 16-6 24-2 1 3 10 0 311-18 1-3 313-44 23-6 309 70 14. 22-6 6. 11 ü Oberschützen 14-IS 18-6 16-4 2 .■! 11 6 324-14 1- 326-20 25- 321-91 _ _ 14 14 14 14 Obervellach I5-U8 1Ö-6 24-2 1 3 7 5 _ — — — — _ N. S. 23-2 18. 10 3 Obji III. . . 7 60 j«: j 18-0 23 3 1 0 _ — — — _ — _ N. 8. 18-0 1. 3 0 59 36 Obir I. . . 12-23 16-6 22 - 5 25 3 6 5 — N. 9. 22 - 0 1. 7 0 Oderberi: . 14-67 13-6 24-0 « ; 7 6 331 12 6-3 333-46 23-3 329-79 14-78 W. 17. 23-5 30. 8 6 Saituitz . . . Rlüdenz . . . 14 14 14 14 o3 Ofen . . . 18-40 17-6 25-2 2 3 12 6 333-67 1-3 335 52 23-6 330-63 5-10 19-16 NW. 19. 25-0 12. 13 8 31 40 St. Paul . . 13 70 18-6 22-6 6 3 6 0 320-80 1-3 322-83 23-3 318-73 4-37 21 -26 SO. 13. 22-0 10. 7 3 Jaslo .... Wallendorf . . Zavalje. . . . Kirchdorf. . . Paierbaeh . KMO 14-6 22-9 1 3 8 4 — — — _ 29-41 17. V2-2 3. 10 8 24 24 20 St. Peter . . 11-86 4 6 18-4 26 3 6 4 292-69 1-0 293-90 27-6 290-65 3-85 79-98 N. 18. 17-8 1. 8 ü 14 St. Peter in A IIU 12-33 18-6 22 3 27 3 5 0 _ — — _ _ 8. 20-0 6 8 14 Pilsen . . . lS-49 17-6 23-4 29 3 6 8 326-76 3-9 328-12 24-9 324 12 _ _ N. 14. 23- 1 27. 7 3 Lemberg . . . 14 16 Platt . . . 13-87 15 6 16-1 27 3 8 0 _ — _ 10-73 N. 19-2 27. 8 0 Oherschülzen . 14 15 Prag . . . I6-S2 18-6 25-5 27 3 8 7 330-34 3-5 332-37 27-3 328-49 4-75 13-70 ii. 25 - 2 9 5 St. Johann. . . 14 10 Pregratten 11-16 1 fi ■ B 10-8 27 3 3 6 _ — — W. 9. 19-7 'e. 5 0 S. Magdalena . 14 10 PressblirfT . 17-43 16-6 25-0 1 3 11 9 332- 18 1-3 334- 13 25-3 329-73 4-43 12-07 NO. 10. 24-4 1. 11 9 Rzeszow . . . 14 09 Ilaah . . . l6-7(i 18-6 23-9 6 3 10 2 333 37 1-6 336-00 23-6 330-83 4-79 7-36 NW. 10. 23-8 30. 10 9 Allhi.fen . , . 13 90 Raggaberg ',1-57 18-6 lS-7 25 9 2 7 — — — _ _ N. 13. 13- 13. 4 0 Platt 13 87 ReicI.enau . 14-61 ii'.' 27-0 27 3 0 315-22 5-9 313-32 25-3 313-60 9-80 0. Sehissburg . . 13 87 Ragusa . IS-'n.". 20- ti 22-5 2 3 15 2 334-80 1-6 337-20 25-6 331-26 — 58-50 OSO. 14. 21-4 23. 15 4 Teschen . . . 13 SO Rosetiau 13-44 1 1' fi 23-2 30 6 6 2 323-69 3-6 327-38 25-6 322-90 3-86 30-73 N. 23. 20-6 1. 6 6 Krakau .... 13 76 Hzeszow U-0!l 11-6 24-1 30 3 7 2 329-66 5-9 331-62 25-6 327-03 9-9 N. 25. 23-4 1. 7 4 Deutschhrod 13 71 Sachsenhurg 14-77 lS-6 24-5 23 3 7 4 — — — _ 230 2. 9 0 S. Paul .... 13 70 Saifnitz . . U-.SB i'i'S 21-0 2 9 8 4 — — — -. — _ 33-70 0. 13! 20-6 21. 9 2 Aussee (Alt-) . 13 67 Satzburg Schässburg 16-06 14-6 22-8 •0 ; 10 5 321-43 13 323-43 9-9 319-55 5-14 46-72 NNW. 17. 22-6 2. 11 3 Aussee (Ma.-kt) 13 67 1 3 ■ 87 14-6 21-2 '2 3 7 6 322-70 12-3 325-76 25-6 319-97 4-93 43-73 NW. 17. 20-2 2^ 7 6 St. Jakob I. . . 13 60 Scliemnit/, . 14-64 19-6 21-0 2 3 9 0 314-93 5-8 316-88 23-6 312-40 9-24 Nw. 9. 20-0 29 9 9 Rosenau . . . 13 44 Schössl . . Senilin . . Senitenberg lS-31 18-6 24-6 25 3 8 8 320-02 1-3 327-61 27-6 324-39 4-36 22-32 NW. 10. 23-6 29. 9 0 Willen .... 13 37 18-00 IS-6 28-6 1 3 7 3 — — — — 1 3 80 _ 9. 27-6 28. 11 Ilern.annstadt 13 31 12-22 17-6 22-5 27 3 5 3 321-67 W 9 323-90 25-3 319-62 4-69 16-99 NO. 11. 21-6 -- 8 Kcsniark . . . 13 29 Übersicht der Witterung im Juni 1S58. Beobaclitiiiigsurl Miniere Tem- periitur »luximuin nlinimum Milllel-er l-utl- (li-uck P»i-. Lio. Man iinutii 1 Itlinimuin 1 Mitller-r Dunst- di-ucU Par. Lir,. Nieder- schlag rar. Li... Wind Sütundäre EMrciui- der Tem|ieraliir Beubarlilungsorl. t.Nach der milll. Temp, geordii.) .Mitllere peratiir Tag ■leiip Tag Teinij. Tag Luttdr. Tag Luttdr. Tag ..,i,„. Tag Minim. Smyrna . . . ,18 -Sä 24 -B 4-26-0 2-SI + 13?0 3:)3"38 1-3 336-60 2ä-6 332-77 _ 23'"50 NW. 30. 25-0 7 14-0 Steinbüchel , . + 13-2S ' Steinpiohl . , 13-28 17-6 18-8 25-9 8-8 — — — — — — 13. 27-8 1. 10-0 St. Jaliobll. . 13-25 StelziDf! . . . 9-87 17-6 17-3 1-3 4-8 _ _ -_ — — — _ N. 10. 13-0 3. 5-0 Ozernowitz . . 13-18 Sulden .... 9-71 18-6 17-8 26-3 1-2 _ _ _ _ _ — — 0. W. 12. 16-6 29. 6-0 Leulsehau . . 13-13 Szegedin . 17-99 17-6 26-8 1-3 12-0 333 29 ,\'-l 336-34 26-9 330-89 - 15-36 w. 10. 23-2 30. 140 Admonl . . . 13-13 Teschcii . . . 13-80 13-6 21-ä 2-3 6-8 320-70 5-9 329-03 25-3 324-88 4-33 8-96 NO. 11. 20-6 6. 9-4 Löltinf; .... Marienberg . . Hofgasteiii . . Innicben . . . St. Peter in Abrn Obirl Senftenberg . . Kronstadt . . 12-90 12 70 12-50 12-35 12-33 12 23 12-22 12-07 Tirnau .... 17-24 18-6 25-0 1-4 12-4 332-10 5-9 334-23 1 ■; : ' 329-67 4-72 18-46 s. 12. 24 0 28. 13-0 Trautejiiiu . . 15-03 14-6 28-9 30-3 7-1 321-10 5-9 323-48 27-6 317-72 — 49-70 u. 18. 28-1 1. 7-5 Trient .... 19-80 10-6 23-6 30-3 13-7 330-66 1-3 333-63 7-6 328-46 _ — NO. 13. 23-3 10. 13 0 Triest .... 19-87 15-6 26-5 22-3 16-0 336-30 13 339-39 25-6 333-36 — 4-00 ONO. 19. •24-8 1. 13-8 Tröpolaeh . . U-ri(i 13-6 22-2 2-3 8-8 314'93 3 3 317-22 25-3 313 12 4-72 30-73 0. 10. 21-6 27. 9-6 Troppau . . iö-(j.'i 17-6 25-4 2-3 7-8 328-35 5-9 330-62 23-3 326-37 - 3-97 - 10. 30. 10-0 Ünler-Tilliacii . 11-20 14-6 20-6 24-9 4-1 - - - - - - - - 1(1. 180 27. 3-0 St. Peter . . . Bad tiastein . . 11-86 11-39 Valona .... 18-44 ij: ; 24-5 1-3 12-4 _ — _ _ _ 11. 23-8 27. 14-5 Unter-Tillioch . 11-20 Venedig . . . 18- JO 17-6 24-7 23-3 14-6 336-77 6-3 339-16 23-6 334-37 6-84 13-20 SSU. NU 14. 23-9 30. 13-0 Kais 11-20 Villa Carlotia . 17-CS 20-6 24-3 1- 12-1 320-32 1-3 331-86 23-6 327-04 5-37 24-16 sw. 14. 24-3 27. 13-8 Pregratten . . Buehenstein . . 1116 11-09 Wallendorf . . 14-24 17-6 21-8 3-3 7-6 322-83 12-3 323-77 23-3 320-16 4-87 33-40 NO. 13. 20 6 1. 8-4 9-87 9-87 9-71 9-57 Weissbriacli . . I4-Ü3 14-6 22-6 23-3 8-7 — — 16-30 S\\. 5. 22-0 3. 9-0 Kalkstein . . . Slelzing . . . Suldon .... Raggaberg . . Wien .... lB-44 17-6 24-6 26-3 11-1 330-63 5-9 332-83 23-4 328-44 4-47 7-18 NW. 10. 23-7 4. 11-4 Wieiier-Neustaill 16 -48 17-6 23-1 25-7 9-7 327-59 5-9 329-43 25-3 325-04 12-97 N. NW. 14. 21-8 3. 11-0 Wüten .... 13-37 13-6 23-8 27-3 6-9 313-SI2 1-3 317-45 9-6 313-74 _ 35-33 VVNW NO 15. 22-8 8. 7-3 Gurgl .... 7-80 Zavalje .... 14-24 18-6 22-6 1-3 8-ü 321-40 1-3 323-82 25-9 318-47 " 34-15 iN. 10. 21-8 30. 8-6 Obir III ... 7-60 12 26'28. Magnetische Störunge Maguetische Bestiniiiiungeu in Wien titn 15. und 16. Juni. 24. (sebwael,). nonatsniittel der Temperatur zu Wien. 24 Stu iden 16-62, aus 19' 3' 9' 17?I3, 19' 2' 9'- 17-13, „ 19' 0' 10' 16-49, 19" 2" 10' 16-81. „ 20' 2' 8' 17-68, 20' 2' 10' 17 05. „ 19' 1' 9' 17-01. 16-81, 22-16, 11-50. 16-83. Tpriaaf der Wlttprung im .Inni 185$. Die MaxiiiM dei- Temperalor Irflferi meist um iImh h. bis ir., in dm Al|)oii.slKliciiieii um den 8.; im Süden iv Anfang des Monates, die Minima ebenso nach dem 27. Diircb häutige Regen und trübe Witterung war auch der Juni wegen Mangel an Iso- lation knhl, besonders in den Alpen und in den nslliclien Gegenden, wärmer im mittleren und unteren Donauthale. Allmont. Begen am I. 2. 10. 19 30. 21. 22. 23. 24. 2.5. 2H., am 2. 6*58, jedesmal mit Nebel. — Gewitter am 2. nm 7' Morg. im ONO. sehr ferne, dann um 10'' 15'. .1'' 30' Ab. und «'• i5' im NO., am 3. um i'' Donner im NO., am 9. um i'' dumpfes Hollen im N. und \V., NW. und S\V., am 10. um 1' im O., um 3'' 45' im NO. und NW. Intervall »on Blitz und Donner 5", am II. um l' im \V. und S.. am 12. um 10'' 30' Donner im 0., um 2' aus NW., dann starker NW.-Wind, am 16. um 2'' 4,S' im NW. mit stiirkem Plalzregeu, am [7. um 2'' 15' vorübergehend aus NW., am IS. um 2'' 40' im S., um 3' .15' im NW. und O. .4graiU. Regen am I. 3. 3. 7. II. 12. 14. I.i. 19. 20. 21. 22. 25. 2li. 2s , am 20. r"o2, am 28. i"23, am II. mit Hagel. — Am 2. um 2'' 30' Ab. leichtes Gewiller. nm 5'' 30' aus NO., späler im SO. und SW.. am 3. Abends Gewitter mit Hagel über llisira. .Samobor, Vugrovec durch eine Strecke von 5 Meilen. — Am II. nm 12'' 15' leich- tes Gewitter. Regen und Hagel (haselnussgro.ss). dann um 4'' Ah., am 13. um S'' Ab. Blitze, dann heftiges Gewitter bis 11''. am 14. 15. und 1 0. Ab. Blitze am SO.-llimmcl, am 20, um 2'' 30' leichtes Gewitter, Platzregen, am 25. um 3'' Ooimer. .tilbofe». Begen am 2. 3. 9. lü. II. 13. 14. 16. 17. 19. bis 26. 28., am 16. 16"73, am 2. 9. 10. II 14. 16. 17. und 18. Gewitter, am 3. um 3'' und 8' 30' Morgens aus W., um 2'' 30' aus SW,. um 5'' aus W. — Gegen 3'' Nachmittags erschien eine feuerige Kugel westlich am Horizonte von circa scheinbar I Vg Fuss im Durch- messer, aus welcher schnell nach einander blaue Blitze fuhren. Die Erscheinung dau- erte beiläuHg 3 Minuten. 4u5see (Alt-). Regen am 1, 3, 3, 10. 12. 15. 17. bis 26. 20., am 3, 13"27, am 12. I3"21, am 27. t4"48, am 3, uro 2' 30' Morg. Gewitter, dann nm 3'' 5'' und 8'' Ab., am 10. von 2'' bis 3'/»'' mit Platzregen und viel Hagel, Niederschlag 13"e2, am 14. um 10'' Ab. Gewitter im 0.. am 18, Ab, im SW. Bluilei». Regen am 3. 3. 10. tl. 12. 16. bis 33. 35. 36. 27., am 25. 17"30. — Am 2. um 7'' Gewitter im O., um 11'' Ab. über Bludenz von NW., am 5. Abends Blitze im SSW., Schnee bis 7000' weg. vom 4. bis 9. täglich Thau, am 9. seit 4'' Gewitter aus NO., seit 6'' bis 7'' Ah. über Bludcnz, am 10. viel Höhenrauch, am 11. ebenfalls, um 7'' heftiges Gewitter von Süden, um IT' ein zweiles. am 13. stürmischer SSO., am 14. Gewitter, am 15, fernes um 3'', am Iti. im NW., am IS. um 4'' starkes Ge- witter, bis 27. veränderliche Wechselwitterung, am 28. Blitze im W., am 23. 24, und 30. etwas Höhenrauch Biilleilbach, Regen am 3, 12. 19. 28., am 13. 2'^16, am 2. von 12'' his 1'' Gewitter, Abends von 9'' bis 11' Blitze, am 10. von 12' bis I '' ferner Donner, am \!. um 3'' ferner Donner, am 19. von 2'' bis 3' Morg. Donner. Boden. Regen am 14. 16 18. 20., am 16, l''46, am 1. 2. 3. 5. Abends Bhtzc im S. und SO,, am 8, im No. N. und W„ am 6. Im S., am 10, im W., am 1 1 . im NO., um 14, im NW., um 3' Gewitter, am 15. Ab Blitze im 0.. am 16. auf mehreren Seiten spä- ter Gewitter, am 21. um 3' Ab. Gewitter aus N. Brüllll, Regen am I. (Tropfen). 2. 10. eine Stunde von Briinn. 11. (Tropfen), 13. 13. 14. 15. 19. 21. 25. 28., am 13. 6'2I. am 2. 4. und 31. Höhenrauch, am 3. um 3'' 30' bis 4'' 45', dann Wetterleuchten in a 10, um 9' Ab. Blitze im Osten, l'' 45' bi.» 1' 45'. dann von 4' NW. gegen S. und SSO., Abend 1' 30' Donner, letzterer im NW,. /., am 7. Wetterleuchten im .SSO., bis in'' Ab. Gewitter, am 12, vo n 13. von 5' 45' his 7'' 30' v SSO., am 16. von II' 45'. dai 19. um I'' ferne im NW. im 1. 3. 9, 10, 13, 14. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 24. 28, — Am 3. 3. 14. 21. 31. Gewitter, meist mit starken Südwest- his NW.-Wind ! his 6400'. 1. 7. 8. 9. 10. 11. 24. 26. 27. 28. 20., am 14. 25. 29. sehr stark Rlirliciislelli. Hegen 10. 11. 12. am 24. Sehne Dtikaresl, Regen Calio, 5' Morg, 13- 1. Täglich wolkenlos um 2'' und 9'' 7' Morg., dagegen ausser am 3. 4. 6, his 9. 21. m 23. Nimbus, last täglich NNW^— 4 und am 3, Regen, Temperatur am 1 Ah. nur am 29, und 30. Cirr 22. 24. his 28. Cirrl und Cim NN03, am 8. windstill, am 27. .NO'. CUM, Regen am 1. 2. 3, 7. 10. II. 15. 17. 18. 21. 22. 35. 36. 29. 30., am 29. 9*75. — Nebel am 2. 4. 5. 6. 9. 10. 12. 13. 14. 16. 17. in der Stadt, am 2. 5. 9. 12. 13. 14. 16. 30., auf dem Leisberge am 2. und 13. dicht, starker Thau am 30. — Am 2. Gewitterregen, am 10. fernes Gewitter im W., dann am II. im N.. dann von 2' bis 5» bei autfallend dunkelm Gewölke von SW. nach SO. um 3' mit starkem Sturm, am 12. um 2' über Nord, an den Bergen nach Ost his 8' Ab., am 14. von 1'' bis 6'' Abends ringsum Abends namentlich in NW,, am 15. von NW, nach SW., am 21, voo 2' bis 3' das stärkste, am 38. von 1'' bis 2' Ab, — Keines dieser Gewitter, bemerkt Herr Castclliz, näherte sich der Stadt »der dem l.eisberge auf eine Stunde. — Blitze am 3. im S., am 10. und 13. im O., am 19, im SW, dann SO,, jedesmal von 9' bis 10'', am 29, Horgenroth. am 6. 7. 12. 15. 34. Abendrolh. —Am 3. um 7' Ab. NO», am 22, Wechselwinde. Temperatur des Sannllusses Mittags am II, 17°6, am 12. 18°2, am 14. I0°4, am 10, 19°0, am 85. 16°0, am 26, 15°e, am 27. 16°8. am 20. schon sehr tiefer Wasserstand. Cui'zola, Regen am 22, 23. 24., am 2». ll'40, am 22. Nachts mit Gcwittir Ozmtowllz, Regen am 4. 5. 6. 7, 8. 14. 15. 17, 18. 20. 21. 25. 26. 30, am 14. k'dr.. Gewitter am 5. 6. 8. 10. 14. 15. 24. 25., am 10. Blitze , am 14, um 1'' 30' Sturm, am 15. Mondhof, am 16, Nebel, am 20. .Slurm, am 33. Nebel, am 33. und 24. Höhenrauch, llebrccilll. Regen am 2, 20, 25„ am 20, 3"l4, lleulscbllloll. Regen am 2. 9. 13. 19. 21. 23. 25., am 23. 4"30, am 3. ans SW. und NW. sich verbindend, Hagel vor der Stadt bis zi niesser (1 Zoll der Hagelkörner oder Fuss der dichten Hagellage';), : Morg. und 1'' 45' Ah. Gewitter aus SW. und W. nm 11' 30' at] SO., um 7' aus NW., am 16. um 1' 30' aus SSW. l'Vaucllbcrg. Regen am 1. 2. 3. 13. 19. 31. 22. 35. 28.. am 19. ir'87, Gewitter von NW. gegen SQ., am 3. um 13'. dann uro 4' aus SO Morg, und 3' Ab. Gewitter vom SO. gegen NW., von 4' Abends an Gewitter von NW, gegen SO,, am 19, von 2' 30' bis 4' Morgens, d; Gewitter von NW. gegen SO. Füilfkircbeil. Regen am 2. 6. in. 19. 22. 24. 35., am 19. l'36, am 3. Gewitter. Gaslclll (Bad). Regen am 1. 2, 10. 11, 12. bis 26. täglich meist unbedeutend, dann am 28, und 29., am 28. 4'"30, am 2. 7. 18. Gewitter (Blitie), am 9. nm 7' Ab., am 10. 11.14. in 1' 30' Gewitter 1' (.') im Durch- n 14. um 10' 30' SW., um 6' aus am 2. um 2' Ab, . am 12. um 10' Sturm und fernes IUI um 12' Mittags . III 12. und 19. Terlanf der Witterung Im .InnI IH5K. am 18. im N., am 3. auf 4. grosser Wasserfall und Felsen mitstürzend, am 3. der «rste schöne klare Morgen, die heissen Quellen dampfen, am 6. der erste , schon »ett 4' Früh vollkommen reine wolkenlose Morgen, auf den Dächern gegen NO. Hnil. — Aro 3. um e'/j' Ab. Rütteln aller Möbel, wie bei einem Erdbeben, um 5. erste wol- kenlose Nacht, Alpenglühen. — Am 3. war der Gamskahrkogel bis 300' zur Spitze schneefrei, diese 300' blieben gewöhnlich bis zu August bedeckt. — Regen am 1. 2. 10. 11. 13. l.f. 14. ir. 19. bis 25. 38., am 22. 4*70. — Am 2. um 2'' 45', dann 5' Donner, um 6' 45' Hagel dann Blitze von SW. nach SO.. Nachts starker Regen. — Am 10. um 11'' 30' Vorm. Gewitter über Hofgastein von NW. und SW., um lä" 3ll' im Kirchthurme einschlagend, am 16. um 3' 30' Donner und SO*. firail. Regen am 1. 7. 10. II. 14. 15. 16. 25. 26. 28., am 16. u"l7, am 7. Gewitier aus NO. nach S., von S' bis 5'' Ab., am 5. und 9. Abendrolh. am 10. von 12'' bis 1'' Sturm aus Ost, später wiederholt und Donner, am II. um 7'' Ab. starkes Gewitter aus Ost, am 14. um 3'' aus Ost, am 15. nach 2'' nach allen Selten, Abends liaulige Blitze meist wie divergirendo Strahlenbüschel aus einer Kugel hervorschiessend {spinnenähnlich, sagte bezeichnend Herr Raimund Kühn), am 16. seit 3'' 30' Gewit- ter mit Hagel 1'" im Durchmesser und grossem Platzregen, der Steine und Weiiletöcke herabschwemmte. — Am 20. und 21. Mondhof, am 25, um 4'' 15' heftiger Donner. Gralz. Regen am 1. 2. 3. 11. 15. 19. 20. 21. 22. 25. 29., am 29. 17''52, am 2, um II'' 30' aus NW., dann 5'' 30' mit Gussregen und die Stadt berührend, am 11. um 3'' Früh im SW., um 7'' in der Nähe 10 Explosionen, einen Baum und einen Bräuhaus- saloii schadlos trefl'end, am 15. von I'' bis 2' von NNO. gegen Süden und SSW. mit 11 Explosionen, am 21. um 1'' kurz und schnell, am 28. um 5'' 30' Ah. von mehre- ren Seilen, Gussregen, in der Stadt schadlos einen Blitzableiter treifend. Gurpl. Regen am 2. 10. 16., am 2. um 9'' 30' Ab. Gewitter, am 10. Ab. Blitze, am 25. Morgens Schneeflocken, am 16. bei 10.000 Fuss Höhe sehr warm, am 27. 20. und 30. mit Hagel und Muhrbrüchen. Bezüglich der Gletscher sehe man den .Schluss- bericht der Juli-rbersichl. Berluannsladl. Recen am 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 15. 18. 20. 21. 25. 26. 27. 28. 29., am am 27. u"03. am 2. Berge bis 5500' schneefrei, am 1. Mittags plötzlich Windstösse, am 5. schwaches Gewitier aus NW., am 10. um 4'' aus NO., am 15. um 4'' Frllh und 3'' 45' Ah. schwaches Gewitier aus W., am 26. von 2'' bis 3'' aus NNW., am 27. Nachmittags aus SW. nach 1'' Ab. Sl. Jakoll I. (im Lessachthaie). Regen am 3. 3. 9. lu. 12. 16. 17. 19. 20. 21. 27. 28.. am 28. 3'^80, Gewitter am 2. aus W.. am 14. aus O.. am 12. aus W., am 16. aus ().. am 17. und 27. aus W. Sl. Jakub II, (bei Gurk). Regen am 1. 2. 10. 11. 13. 14. 15. 17. 10. 31. 22. 25. 28., am 10. 13''53, am 2. und 4. Gewitter ohne Hagel, am 10 um 3'' 15' mit Slium und Hagel aus NW., der nach 5 Stunden noch einen halben Fuss lief lag; Durchschnitt der Körner 1—2 Linien. — Der zerstörende Platzregen gab in einer halben Stunde 12"hS, Abend noch 2 Gewitter, am 11. 4 Gewitter, am 12. 2, am 14. 4, am 15. 3, am 16. 2, am 17. 3, am 19. 1, am 21. 1. — Vom 24. auf 25. dann vom 25. auf 26. stürmisch aus N. und NW., kalt bis 7°. am 29. Morgens starker Thau und dich- ter Nebel. Temperatur bei Sonnenaufgang 5". Jaslo. Regen am 1. 3. 5. 10. 14. 15. 16. 18. 20. 21. 22. 35. 29.. am 16. 5''85. Gewitter am 9. 10. 13. 14. 15., Nebel am I. 16. 30., am 12. um 4'' Abends Sturm aus Ost. am 15. Hagel mit 5"35, Gussregen in 15 Minuten bei Sturm und auf dem Boden rei- rh^n.len Wolken, am 25. Sturm ans NW. — Ungewöhnlich kleiner Wasserstand der Flüsse und Bäche, Wnsserarmuth der Brunnen, Austrocknen vieler (Juellen , spärlicher Graswuchs, daher für . am 10. M. 15. 17, 18. Gewitier. Neillra. Regen am 7. 10. 12. 1.3. 15. 20. 25., am 13. 2"88, am T. 10. 11. 12. 25. Gewiller. Neiisladll. Regen am 1. 2. 3. 10. 11. 14. 17. 18. 211. 28.. Gewitter am 2. 10. 15. 16. 19. 25, 28., am 2. und 10. mit Ilagel, am 12. mit Nebel, Nebel aurh am U. und 21. Blit/.e. Ohervellarb. Regen am 2. 9. 11. 20. 2». 28.. am 9. 12*60. — \m 8. Abend.« Gewi Hagel, am 9. und 10. Gewitter, Obir III. Regen am 19. 22. 24. 25. Odeilburg. Regen am 2. 3. 7. 12. 19. 28., am 12. ( Verlaaf der WKteranK Im Jnnl 1858. in 5. Blil/.e. am 1 in 25. 13-70. - .viller mit Hage 29., 14. Miindhof, am 2. 13. 15. 16. Ge Oderberg. Regen am 12. 16. 19. 20. 2 ler, am 11. und 14. Blit7.e, am 12. Hagel. — Am I.Nebel, am S. diehl. am 9. Nebel, am 10. Höhenrauch, am U. niederer dichter Nebel, Abends Blitie im SW., am 12 Vormittags gegen 10'" 30', Gewitter und Hagel um ll'' 40', am 13. um 2'' 55' Donnei gegen Osten, Abends Blitie bis I'' im SW, und 0, , am 14, Nebel im Hochgebirge Abends Blilie im .Süden, am 15, Morgens Nebel, dann fernes Gewitter, am 16. stark« Gewillerschläge, am 25. Früh heftiger .Sturm. — Herr K u t i I e k bemerkt ; Am 2 Juni Nachts ist hier an mehreren Slellen das Karloffelkraut erfroren. Trotz vieler regendrobenden Stellen ergaben sich in diesem Monate nur geringe Regenmengen. Regen am I, 7. 10. II. 12. 20. 25. 29., am 10, 8'"70. 6. 19. 21. 23. 25., und 4' Ab., am 3. 12. von 2^ bis 3'', Ol'eli. Paierbarh. Regen am 1. 2. 3. 10. II. 12. 16. 19. 21. 23. 25., am 3. 8''30, am 28. und 30. nnmessbar, am 2. Gewilter um 2 10'' bis II'', dann am II. ebenso, ar am 16. Gewitier. Sl. Paul. Regen am 2. 3. 10. 11. 14. 15. 16. 19. 21. 22. 25. 27. 28. 29., am 25. 3''44, Gewitier am 2. 3. 10. II. 12. 14. 15. 17. 18. 19. 21., am 3. und 12. mit Hagel, am 6. 12. 16. 22. Mondhof, am 6. 12. 17. Abendroth, alle Regenlage mit Nebel oder Höhennebel an den Bergen .S(. Pfler. Regen am 1. 2. 3. 9. 10. 11. 12. 14. 16. 17. 18. 19. 22. 25. 29., am 7. 8"94. Am 2. 3. ». 10. 11. 12. 16. 17. 29. Gewitter, vom 2. auf 3. und vom II. bis 12. waren selbe in der Nacht, vom 13. Maximum der Wärme 19°5, am 14. um 3'' 15' kurzer Sturm aus N. Pilsen. Regen am I. 2. 3. 17. 22. 25. 28., am S. Gewitter um !'■ 30' Ab., am 2. um II'' Morgens, am 12. um 9' Ab. und am 14. um «'' Ab. im NO., am 16. um 6'' Ab. im SO., am 18. um l'' Temperatur 4-24°4. dann am 19. Nachts Gewilter, endlich am 21. um I'' Ab. PlaK. Regen am 2. 10, 14. 16. 18. 25.. am 10. 4"'60. — Am 2. um 7'' Ab. Sturm aus N., am 6. 8. 9. Höhennebel, am 9. Ab. Blitze im 0., am 10. Kampf zwischen Nord- und Südwind, auch Höhennebel. — Am 15. Mondhof und Blitze im S., am 16. von 3'' bis 5' 15' Gewitier im 0.. dann SO. und SW., von da nach NW., dann mit N.-Wind nach NO., /.ulelzt mit SO.-Wind nach W., Intervalle 12 bis 20 Secunden. auf den Bergen Hagel, von 7'' 50' bis 8'' 3n' wieder von SW. bis Nord, Inlervalle r -10 Secunden, am 18. von 8'' bis 9'' Ah. Gewiller gegen .Süden, von da gegen N. mit Donner. Inler- valle 10 — 29 Secunden, : beginnen hier die Gewitter Süden, in diesem Monate ka Bergabhängen. Oe 2«. Höhennebel. - Herr P Hein« bemerl NW. an dem grossen Ölithaler Gebirge, von n sie aber von Süden und entluden sich stel m/.e iMonal war sehr warm, nur im letzten Dri el kühle der Nähe 10. II. 14. 18. 20. 21,. am 2. erstes Gewi ler mit Hagel, am 14. Gewitter, am 15. 16. und I »1. Schnee auf den höchsten Bergspitzen. am 26. N», ans NW., am : tter. am 9 Blit Nordwinde, grosse Trockenheit, besonders auf den den Winden mehr ausgeselzten Gebirgen, die Heuernte in den höheren wasserlosen Gegenden sehr spärlich; Gelreide mager und zum Tbeile verdorrt. — Der Schnee in den Hochgebirgen bereits Ende Juni geschmolzen, wie sonst erst Ende August. — Die Auffahrl auf die Hochalpen begann am 21., wegen Trockenheit dort wenig Gras, Waldbrand. Die Luft war rein und trocken. Prag Regen am 1. 2. 12. 13. 19. 22. 25. 28., am 12. und 13. Graupen. Nebel 4 5. B. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 24. 27. Früh. - lind 2. Sturm aus W.. am 12. Gewitter aus W. und NW., am 13. ebenso. Slurm aus W. . am 19. Gewitter aus W.. am 19. und 20. Sti aus Nord. Pregrallen. Regen am 2. am 10. um 12'' Do um Millernacht, am 41,' Ab. Gewitter. Prrsslilirg Regen am 1. r. 10. 12. 13. 19. 20. 21. 26., am U. 600. — An .50' Ab. Donner, am 2. um 4'' Ab. Donner, am 7. Gewilter im O., am 10. Ab. Gewitter, um 9'' Blitze im S., am 11. um 2'' Ab. Gewilter im O., uii imNNW., am 12. von 12'' 30' bis 3 ehrere Gewilter, vor S' F.nlladung in Regen und Schlössen, am 19. mehrmals Donner, am 30. um 2'' Gewitter im SSW. Raab. Regen am 1. 2. 7. 12. 13, 15. 25. 28 , am 7. 3"26. - Am 7. Ab. Blitze im NNO., am 10. Mittags Gewitter am Saume des Bakonver Waldes wurde ein Bauer erschlagen. — Am 11. Donner im NW., uro 11' 45' und II' 56', am 13. um 8' 30' Abends Blitze. häufig und stark im NO., nach 12' heftiges Gewitter bei Göngyö mit Plalzregen — ' Hagelkörnern von 1 Zoll Durchmesser, grossen Schaden Regen, am 15. Gewitter bei Gicz, zwei Pferde vom Blitz 47' Sturm. 5"/4:a"'Re*:;: in 5''r"7. «. 15. 20. 22, 25.. »m 7. 13^00. - Am 5. um 1' 40' Ab. heftiges Gewiller von NO. nach NNW. bis 3' 30', dann Aufheiterung von NW., ^ - ■■ »" um 8' 9' und 10' Ab. Blitze aus OSO.. ehlagen . 1' 15' Blitze Raab be ich NNW. bit ONO., am 23 und 29. ;der ganz bewölkt am 30. um 3'' 15' Gewiller. Itcicliciiau. Regen am 1. 12. 20. 25., am 20. 4 60. - Am N. bis S., am 11. von 11' bis 5' Ab. von .s. bis O.. ai Regen von S. bis NO., am 14. starke Blitze im S., am um 1' Morg. Gewitter. Mondhöfe. Rosonail. Regen am 2. 7. II. 14. 15. 20. 29. 30., am l; R2esz„«'""Begen am 9. 13. 14. 17. 30. 21. 29., am 20. 3-75. - Am 9. 10. 11. 12. 13. ii Gewitter am 9. Gewitter von O. nach W. von 11' 30' bis 13' Mittags m.t zwei- maliirem Donner, dann um 8' 13' von O. bis W. . bis 8' 35' schwach, von 7 bis 8 Ab von NO. bisW., um 8' 30' im NO. Blitze, am 10. von U' 15' bis 11' 50 Morg. und von l' 45' bis 2' 45' Ab. Gewilter. — Am 11. Gewitier gegen N. von 1 bis 1' 45', am 12. gegen SO. von 1'' 30' bis 3' 45', am 13. von SO. nach N. von 1 bis 3' 30', um 2' 15' starker Donner, um 2' 30' e ler von NW. nach S., von 8' bis 8' 15' Ab. Sachscilburg. Regen am 1. 9. 10. 11. 12 sser Hagel, am 14. Gewil ;bwach, am 23. und 24. HöhenraucI . 13. 15. 16. 17. 18. 19. 21. 24. 25. 27. 2^ a„ „ ,j „„ _ Am I. Blitze, am 7. Sonnenhof (vom Breitboden auf der Pasterz aus, wo eben Zwergweide und Kellerhals in voller Blüte sind), am 9. um 2' Gowit ter'mit Hagel, am II. und 16. um 9' Ab., Sall'oMz. Regen am 3. 10. 14. II am 11. Gewilter mit Hagel, 20. 21. 22. 25. 29., am 21. 8 , 14. Donner. Vllt Salzlllirg. Regen > um 6' AI). Donner, aus SW. mit Hagel, im S., am 9. nm 10' iing ein tui-cliteriicli 5. .1. II. 17. 18. 21. 22. 2.1. 25. 38. 20., am 25. 9 09. —Ami. ler, am 3. um 7'' Morg. Gewiller aus SW. , um 2'' ein sehr »larkes ;bcnso um i'/s' .lus NW., sehr heilig, mit Hagel! um If' UliUe Ab. Olit/.e aus SW. — In dieser Nacht gegen 1'' war lvl GoI- ^s Ciewilter bei lielen Wolken; es entlud sich lilili auf Blitz. Regen und Riesel fielen in Slr6men, lerschlug Telegraiihenslangen und iiehl dann über den Pass Lueg, sich vollends in Werfen entladend; am 10. fernes Gewitter von SW. nach O. nur schwache üouner und entlud sich südlich in Bischofshofcn. Am II. nach S'' Gewitter aus SW., luletit Hagel ohne Scb,-idcn, um 6'' Donner aus NW., um 10'' Blitze aus SO., am 14. um 3'' 30' und 8'' gingen einzelne Gewitterwolken vorüber, am 15. Gewitter am Horizonte, Abend» um lo'' 30' Blilie im Süd, am 18. Höhenrauch (Heerrauch), Mars und Mondliol, am 17. Morgens NO. und »ehr rein, um 4' Ab, Donner, am 18. ßlil7.e aus SW., am 19, um I'' Morgens Donner, um 9" 30' Blitze aus SW., um 3'' 30' Donner und Regen, am 22. Strichregen, sodann regueriscb bis Ende. ScIlSssblirg. Regen .im 2. 5. 7. 9. 10. 11. 15. SO. 25. 20. 28. 29. 30., am 2. t'-'S» mit Hagel, am 1. Gewiller um I' bis 2'', am 10. Gewitter mit Hagel, am II. Gewitter, am 29. Gewiller, am II. von 12" bis 1'' Gewitter mit wenig Regen, am 29. Donner im SW. Verlauf der Witternng im Juni 1858. Traiilriiaii. Regen SchelUllIfz. Regen um 5'- 30' , ''■> 12. 13. 15. 20., am 29. 500. — Am 2. Sonnenhof, ai 6'' 30' Abends Gewitter, am 11. Mittags mit Hagel aus von 3" Gewitter, am 25. mit kleinem Hagel, am 28. Dol Sihössl. Regen am 1. 2. 11. 12. 13. 19. 22. 25. 28., am 12. 6''l3. — Am I. Morg. schwül. Mittags Gewitter im S., am 3. um 8'' 30' l-'rüh bis 1'' dann Abends ui Gewitter, vom 4. bis 9. heitere heisse Tage, am 10. von 1'' bis 9'' Ab. Gewitter Horiiont. — Am II. Nachmittags Gewitter, am 12. Nachmittags bis Nachts, am Mittags bis Abends, am 18. um 4'' Ab. gegen SW., am 19. um 2'' Früh, am 23. um 3'' Morg. Sturm aus NW. üeiullll. Regen am 1. 2. 3. 5. 8. 20. .22. 26. 87. 28., am 26. 3''74. — Gewitter am 2. am 3. von 8'' 30' bis ll' 30' Ab. stärker und näher, am 5., am 6. nahe, am 9. 10, und II. Mittags und Ab. nahe, am 15. Mittags starkes Gewitter bei Belgrad, am 16. nahes, am 27. von 4'' bis 8'' Ab. heftig, am 28. von 7" bis 8» 30', dann von 9'' 30' bis 11'' 45' Ab. Senflenberg. Regen am I. 2. lO. 12. 13. 19. 20. 25., am 1. mit Hagel, am 13. 4'"02. — Am 2, .«chwacher Donner in einer entfernten Gewittermasse im N, , am 6. um 2" Ab, merkwürdig regelmässige Cirri mit dem scheinbaren Convergenzpunkt im SW. und \V., am 8. Sonnenhof, am 10. um iT' 45' Donner im NO., im SW. Gewitterwolken meist aufgelöst, am 12. Mittags schwaches Gewiller. stärker Nachmittags um 3'' 45' mit 10 bis 12 Secunden Intervall, um 4'' 34' 2 See. Intervall, am 13. Gewitter von W. nach Süd, seil 9' Wetterleuchten im NO., um 10'' sehr stark, am 14. Mittags schwacher Doimer im W., am 16. schwacher Donner im SW., am 19. Mittags schwacher Donner im N., am 26. Ab. Wiesennebcl. 13. ütlljrna. Regen an 6. 7. 8. 10. 7. bis H. 11-50. 8. Ge auf 7. 8U'inplcbl, Regen II. 12, (H üleUIng. Regen a Suldeil. Am 2. is Szegellla. Regen Tesclien. Regen a Tlniau. Regen an 25. 14. 15. !, 19. 27 2. III. :itter am .il Hagel. 8. 29., Gewitter ar Regen angemerkt. 1 I. 2. 7, 19. 20. 25. 26. 27. 38,, a 15. 20. 26. 28. 39.. am 20. 8'''27. 7. 10. 12. 13. 10. 19., am 13. 9"s0, UberscliweiiMniiiis. — Gewitter am 10. 13, 13. 15 am 13. Hagel. Di« Gewitter am 15. und 35. wäre hof. — Stand der Gewässer überall niedrig (im M nirgends ein guter Stand der Vegetation ; im südwestlichen Theile des Comitale gar kein Regen erfolgt, durchaus schlecht, daher die Aussichten auf eine gute C alieii-, llbst- und Weinernte bereits allgemein aufgegeben i.-.!. nit Wolkenbruch und theihveiser 16. 25,. am 11. 13. 15. 16. Blitze, ohne Regen, am 18. kleiner Mond- ttelmässig hoch). 27. Gurken Liebau erfrorei Tricnl. Regen am II. Dlil7, und Denn Tricst. Regen am 3. Regen, um 5'' Trö|ll)lach, Regen am Gewitter am I Mondhof. Tl'0|l|l>u. Regen am : llltci-TIlllach. Regen Gewitter, am 1 — Der Juni war ! Heuernte. Vallllia. Regen am 34. 2 und auf dem Landi m I. 3. II. 13, 14. Kl. 18. 19. 20. ! itter, am 27. in der Nacht I-'rnst (gege Kartoffelkraut schwär», wurden, vom 2! ■„ am 13, 8 «0. — Am I. 3. 1'' Morgens), am 28. so, dass auf 30. sind die Kartoffel bis . 17. 21. 35. (28.) 30. — Am 5. Ab. stürmisch und Gewitter, am II. er. .im 14. starinisch, am 18. Ab. und am 21. Morgens Gewitter. 21. 22., am 3. 3''oO, am 3. um 10'' 30' Gewitter, um lo'' 45' starker 30' Ab. Donner, um »'' Gewitter. 1 3. 9. 10. 12, 14, 17. 19. 21. 25. 27. 38. 29., am 10, v"ie, — !. 9. 10, II. 12. 14. 16. 19. 30. 35, 37. 38. 29. Gewitter, am 16. 10 12. 13. 1.j. 10. 10. 25. 38. 30., am 19. l"63. 1 2. 9. 10. 17. 19. 35. 37. 38., am 3. Hühennebel. am \V'— 8 und Blil/.e. am 38. Morgen- und Abendroth, ergiebiger Regen sehr warm und trocken, die Morgen kühl, häulige Winde, spärlich 26. 28.. 27. 30 00, am 17. Nachts Sturm auf dem Me Brdbebe sind k. k. C'onsularagenten t'aU der Stärke 3 0' 30' Abds. 0' 40' Morg. 1'' 0' Abds. 11'' 16' Morg 5'' 35' Abds. 6'' 35' „ 6'' 45' „ 11" 30 „ Venedig. Regen am dann Gewill stürmisch au Villa Variiilla. Reg 1'' Gewitter, 28. 10 71. — An Gewitter gegen Nord, dort lebhafte Blit 10'' 30' Ab. Rege SO. 16. 17 9- 10' - Am 5. Bli ■Lt, am 6. Morg ' Donner im NO. und NNO» 3'' bis 6'' N« , am 15. von 4 Gewitter, u n 10' Blitze, am um 2'- 30' .in Zenith, endet u 10. Ab. Blit'/.e, am II. ■ See, Abends Blitze, am 14. von 7'' N«, uin 2'' 30' Donner im NO , um 6'' Ab, drei von 4'' bis 7'' N«, am 16. um 2'' Donner im SO., i mit SOS. — Am 21. Morgens Blitz und Donner, dann um 1'' 30' und 1'' 45' Gewitter mit kleinem Hagel um 3'', imi 3'' 15' Donner im NW., Brausen in der I.iift, wie bei Hagelwetter. Ende des Gewillers um 4' 15', am 22. um 8'' Morgens N. und N0='— ». am 23. um 3'' Abend» SWS—", am 25. von 11'' an N»— ', gegen Abend ganz klare Atmosphäre, am 36. Ab. N05, am 28. Abends von 6'' bis 8'' N« bei Gewitter im SO., am 29. um 2" Dunner im W. . Ab. Blitze, ~ Am 15. waren die letzten Schiieereste vom San l'rimo (Norilseile) verschwunden, die ,~ich bisher noch in den Kurchen Verlauf der Witterung im Juni I85K. eiballeu halleji. Die angeteiglen ilärkereci Luftzüge Uameii immer aus den Gegenden, woselbst es geschneit oder geregnet hatte, während nrier nach den dort stattgehabten Niederschlägen. — Das Niveau des Sees (aufTallend niedriger im Vergleich in densel- ben Monaten früherer Jalire) teigle am hiesigen Pegel den I. Juni 0-75 M., am i. «■7.'!, am 18. l'06,=i, am SO. wieder 0-73. — Temperatur -Miniraum des Scewassers am I. Morg. 11°5. Maximum am .SO. Mittags um 2' I8°7. —Quellen-Temperatur auf dem Grundslücke Bremo : A) am 1. Jänner 9°9, am 2. Februar 9°.'i, am 9. März »°4. am 14. .*pril 9°8, am 30. .4pril und 19. Mai 10°0. am 2». Juni lo'.l; B) am 17. Mär/. 10°0. am 14. April 10°0. am 19. Mai 10°3. am 5. und 2.1. Juni I0°5. nallondorf. liegen am 1. 3. fi. 7. 8. 9. 10. 11. 15. 18. 20. 21. 22. 25. 28.29. 30., am 29. 9"01. am 3. Gewitter, am 4. Windstösse. am 9. 10. II. Gewitter mit Sturm, am 10. und 25. Gewitter, am 27. Gewittersturm um 4'', am 28. und 29. um l', let/.- teres mit Ilagel. Welssbriarb. Regen am ä. 9. 10. 11. 12. 16. 17. 18. 19. 21. 25. 37. 28., am 18. 6 00. Gewitter am 2. 9. 10. 11. 12. 16. 17. 18. 21. 27. 28., am 12. mit Hagel. Hion. Begen am 1. 2. 3. (14. unmessbar) 19. 20. 22. 25. 30., am 20. 3"00. — Am 2. um 2'' 45' Gewitter im W., dann SW.. von 3'' bis 4' 30' Gewitter im N. , am 3. um 11' 30' Gewitter im N., am 7. Ab. 8'' bis 9'' Blitze im SO., um 10'' im S. , am 10. um 8' Ab. Blitic - Tliau (auf de 9. bis 14 0 10. Ab. 0 und SU., ein Gewitt des übservatoriums) 17. und 19. Morgen Wiriici-Nctisladt. Regen am 1. 2. 12. 19. 21. 25.. am 19. 3'^62. — Am 2. Morg. starker Höhenrauch, von 1' 45' bis 3'' 15' Abendroth, am 7. um 8'' Gewitter im NO., am 10. um T' Dünner gegen SW. (Schneeberg), am 12. Mittags von 11'' bis 13'. dann T Gewitter, am 19. Donner ans NW., am 19. Morgens NW«, von 2' 30' bis 4' Früh, am 31. um 3' ferner Donner. niKcn. Regen am 10. 14. 19. 20. 21. 23. 23. 25. 28., am 19. 6"54. — Am 3. Schnee bei 4500', schmilzt. Ab. Blitze im NO., nm 9' dort heftiges Gewitter, am 6. um 9' Ab. Gewitter im SW. und S.. dann ringsum Blitze; am 13. ferner Donner im NO. um 5' Ab., am 14. lerner. Ab. Blitze im O., am 18. im SO. Gewitter, am 21. um 5' im SW., am 28. um 3' nahe gegen S. mit kleinem Hagel, stürmisch aus W. 7iav,lljr, Regen am 2. 3. 10. 11. 19. 21. 25., am 23. 15''65. — Gewitier am 3. um 2', am 3. um 7' bis 10' Ab., am 10. um 4'. am 11. von 11'' Vorm. bis 4' Ab. aus NO., am 15. um 9' Morg., am 17. um 2', am 25. Ab., am 29. und 30. Morgens dichter Nebel. i • 1 ' k ' Temperatur-Beobachtungen während der Sonnenfinsterniss am 15. März 1858. Zell T c 111 p e r a t II r Benül- Zelt T e III |i e r a t 11 r Bewöl- kung Zell T e 111 p c r a 1 u r Be»ül- kung Zell Temperatur Benül- kung , kung , 1 In Schall» in •<' im SchalU-D in iler Sohne "" S«'""'" 1 '° '" ^^"•"' 1 ■ Markt Anssee fzaslao Knisd lealschaa 20' - —7-6 0 18' - 0-0 10 1" 30' O-G 10 18" -3-2 8 23 io' 2-4 Anfang 3-7 10-0 0 1 43 0-S III 1 - 2-8 0 - 3-2 2 - 21 2 - 0-1 III 1 30' 2-4 1 — 3-8 Mitte 21 6-4 1 2 1.") 0-4 In 1 45 2'l 2 - 2-2 3 Ende 3-4 10-4 2 30 0-0 tu 2 0 2-0 10 2 30 2-0 10 - OS 9 2 45 -n-3 10 •i 13 1-9 3 30 2-6 3 1.") -Ol 10 2 30 1-7 8 - -10 4 Fraoenberg 3 lä -0-2 10 2 43 1-7 18 - —2-2 1 4 13 -0-6 10 3 00 20 Bolzen Anfang 2 - 4-ü 40 8-3 1 1 S — « - -0-8 -1-6 10 10 3 13 3 30 19 1-7 19 — 20 8 Mitte 30 4-9 0 8 - — 1-4 10 10 - O'ö 10 Anfang 17 •4 4 10 - 10 10 II 2 — 6-4 4 Kirchdorf liienz II Mitte 10 •0 18 - —32 0 Ende 14 8 (iresteo All fang 140 10 — 0-2 5 9 - ü-8 6 19 — Ol u Mitte 80 12 - ''■5 4 Anfang 3-4 3 Ende 150 1 — 4-0 6 2 — 3-4 0 Brann Mitte 31 0 2 — 3-5 1 18 — -0-9 9 19 - 2-1 10 laibach 3 — 4 - 3-8 4-0 8 6 1 — 5-2 18 - -3-4 8 9 - ü-2 1 - - S-2 9 Raisd •) Anfang lO'O 0 3 - 4-0 7 18 — -Ol 10 2 - + 3-4 0 U\l\ns II 4 - ä-8 3 0 - 0'7 10 Mitte 7-5 0 18 - -20 3 10 — 0-8 1 1 13 0-4 9 10 — 2-(l 0 0 SB 4-2 •) Von Kaisd bei Seliiissburg in Siebenbürgen sandte Herr Pfarrer Georg Binder die Beobachtungen ein. iil7.b d. inalhiin.-nalurw. II. \X\\I. Bil. .Nr. 10. Temperalar-Beobiiohtangen nährrnd drr Sonflenfiasterniss am 15. Harz 1858. T e 11] p c r a ( u r BrwiJl- Temperatur Rcwiit- T e lu p r r a 1 II r Benül- T e 1« p c r atur Bewiil- Zell lung Zell kuii; Zell kiin« Zelt l-llllR ,„s,..,,,. [ :.„,.,s„.- „„S,.„.„.n i,„„So„„ ;,„sci,„.,,„| ,„,„..so„,. ,„,S,.,.„.„| ,n,>„S„.„ I.ölling Sachsenborg TrantenaD Wien 2" — 2-2 2 V- 3iy 3-8 13 0 18" - -30 10 0" — 3-4 4-0 9 9 — -2-6 0 1 4.'i 3-3 101 7 2 — 202 10 0 lü' 3-8 4-3 9 2 _ 4-2 7-0 2 L-i' 212 0 30 4-0 4-7 8 St. .Vagdalrna 2 IS 4-4 2 - 2- 12 111 0 4.1 4-4 5-2 8 18 — 0-0 1 2 30 45 3 LS 1-75 1 - 4-4 B-0 9 3-(l 2 4o 4-6 3 30 212 1 15 4'8 7-5 7 0 4' i) — Oo 3 4.S 2S0 1 30 4-6 6-5 7 2 — 2-2 ., 9 — 1-2 10 1 45 4-6 6-3 7 4-4 5-9 7 2 10 1-8 10 - 0'4 0 Saliburg Wien 2 15 4-4 60 6 18 — 2-3 10 3 - 4-4 7-2 3 20 0-2 3 19 - 2-4 9 4 — 51 7-7 1 Sachsenbnrg 1 - 4-4 20 — 2-4 9 5 - 4-8 6-3 0 19 - —7-4 2 ^ 4-5 7 21 - 2-9 9 C - 4-0 0 1 — 4-7 3 20 4-9 10 22 — 3-2 10 9 - 30 g 1 15 40 9 - 1-2 23 - 3-2 3-5 9 10 — 2-8 7 Temperatur-Beobachtungen am 15. März während der Sonnenfinsterniss in Mauer, l'/» Meile südwestlich von Wien. Diese Beobachtungen sind an der Station ausgeführt. Das Sonnenthermonieter stand frei im Garten .13 Zoll über sohneelosem Grasboden, ohne von Bäumen oder Mauern durch Refleie berührt zu werden. Die Ablesungen geschahen zur Zeit der Finslerniss von zwei zu zwei IVIinuten. Der Psychrometer befindet sieh in gleicher Höhe über dem Boden im rten und Nordschatten. Die Bewölkung bezieht sich nur auf die sichtbare Sonnenscheibe erhalb der Bcobachlungszeit von zwei Minuten. — Bei der Ablesung der Instrumente [erstülzle mich freundlichst Herr Joseph Fischer. Zell Tbcrnioiucter in der Son n p PsjchroiurttT Nordschatten BenülkuMg der Sonne WiMll lind Slärki- Zeil TlieriUttineler in der Sonne Psjclirunielpi' NnrdüChaUeri Bewiilkung der .Sonne wind und Slärke Zelt Thentioiiieler in der S n n n e Psjohroiüclcr Nordschalten Bewölkung der Sonne wind und Slärke 19' 1 7 1-3 NW" 1' 40' + 7-40 0 SW- 2' 22' + 4-96^J 0 1» 0' + Ö-OO S S 2-3 9 NW = 42 7-88 11 24 3-00 4 6 1-9 0 1 4-99 8 44 7-80 (1 26 504 0 4 S-40 5 46 7-40 II 28 3-16S) 0 6 6-20 s fi 2-3 1 48 6-95 5 .NS 30 3-10 4 7 20 0 8 7-08 2 50 6-80 5 3 1 8 1 32 3-23 0 iO 7-40 3 6 2-3 3 52 6-90 1 34 5-31 4 7 2-2 0 NW* 12 7'30 4 54 5-50 U 36 3-50») 0 14 7-43 ä 56 5-25 ü 38 3'60 4 7 2-2 0 16 6-36 6 \V' 58 613 4 8 1 9 0 40 3-90 0 18 6-50 4 \Va 2' 0 612 4 R 1 9 0 42 6-13 4 8 2-3 0 20 7-47 S 7 2-0 1 WS 2 6-30 0 \V3 44 6-20 0 22 7-46 3 NW3 4 5-90 1 46 6-33 4 8 2-5 0 24 7-80 1 6 ä-.™ 0 48 6-56 0 26 7-00 3 NW» 8 0-47 ü 50 6-62 0 28 S-90 9 10 5-36 4 6 1 9 1 52 6-65 0 WN» 30 5-50 S 4 1-7 6 12 5-13 0 54 6-50 0 32 5-40 9 14 4-99 1 56 6'68 0 34 S-80 8 16 4-88 0 38 6-86 0 36 5-90 s 4 1-7 7 18 5-06 II 3" 0 6-47 4 9 2-0 0 NW» 38 7-00 S 20 4-92 u 2 6-49 0 'I Ein Hund, eine Kiitze, eine Krähe, ein Kanarienvogel, ein Sperling -1 Eine Sehaar Krähen fliegt von der nahen Wiese auf. 3) Sperlinge flüchten sich wegen Sonnenraangel auf den wärmeren Ka *) Hühner im Freien nehmen keine Notiz. meinefn Zimmer zeigen sich ganz theiinahmslo Ti'inperatur-BeobnchtuDgeii am 15. Win während der Sonucnflnstcriiiss in Jlauer bei Wien. Zell Tfaeniionieter in der Sonne Psychroiiifler Nontschatlen Bewülkimi; der W lud und Stärke Iti'il TliermoMietir in der l'sjcliroiiielcr Doviölliung im der NorilscliaUen Sonne Hliiil und Starke /,cll TüeriiioiiieliT P>jchroll]e im Mordscliat er Benülkuilg der Snnne Wliiil und Stärke 3* 4' + 6-50 0 3' 32 ^ 9-00 0 4' 0' + 7-70 4-0 1 3 0 NW" ö 6-63 0 34 8-00 4-2 1 7 0 NWu 2 8-00 ü 8 ü-90 0 36 7-80 0 NWI * 7-93 0 10 7-20 ü 38 7-90 U 6 7-90 0 12 747 0 40 7-91 0 12 7-90 0 14 7-35 0 42 7-86 0 24 8-00 3-7 1 3 0 NW» Iti 7-46 0 44 7-86 0 38 6-90 0 18 7-.'iO 4 9 2 (1 0 46 8-10 0 49 6-60 3-3 1 1 0 20 7-70 0 48 8-09 0 ">'■ 0' 3-70 0 22 8 00 0 30 8-11 ü 20 4-30 0 24 7'79 0 S2 8-10 41 1 7 0 28 4-00 0 26 7-21 4 4 1 9 0 34 7-60 0 9'' 0' 0 28 7-42 0 36 7-90 0 30 7 90 0 S8 8 09 0 Vpr/,t'iclmiss der vorß-ple^tpii Driicksrliririi'ii. VERZKrnixiss der VORGELEGTEN DRUCKSCHRIFTEN. (Band XXXVI.) Akademie der Wissenschaften, königl. Preussische. Monatsberichte. Februar, März, 1859; So- Anna len der Chemie und Pharmacie, herausgegeben von F. Wüh- ler, J. Lieb ig und H. Kopp. BandCL, Hft. 1. — Neue Folge. Band XXXIV, Heft 2, Mai. Leipzig und Heidelberg, 1859; 8o- American Journal of Sciences and arts. Vol. XXVII, Nr. 8. New- Hawen, 1859; 8o- Annales des Mines. V.Serie, Tome XIV, livr. 4. Paris, 1858; 8"- Archiv der Mathematik und Physik, redigirt von J. A. Grüne rt Band XXXII, Heft 3, 1859; 8o- Astronomische Nachrichten, Nr. 1191, 1192, 1194, 1196, 1197, 1198. Altena, 1859; 4o- Astronomical Journal, The. Vol. V, Nr. 24. Albany, 1858; 4<" .Atlantis, The, A register of literature and science. Nr. III, January. London, 1859; S«- Austria, XL Jahrgang, Heft 17—24. Wien, 1859; 8o- Barth, Joh. Ambr., Prospectus of Messrs. Schlagintweits collection of Ethnographical heads from Iiidia and High Asia. Leipzig, 1859; 4"- Bauzeitung, Allgemeine, von Prof. L. Förster. XXIV. Jahrgang, Heft 3, 4. 8o- (sammt Atlas; Fol.). 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Heft 3 und 4; So- Jahrbuch der k.k. geologischen Reichsanstalt, 1858. IX. Jahrgang, Nr. 4; So- Jahrbuch, Neues, für Pharmacie und verwandte Fächer, red. von G. F. Walz und F. L. Winkler. Band XI, Heft 3, 4, März, April. Heidelberg, 1859; So- Jahresbericht, Neunter, über die wissenschaftlichen Leistungen des Doetoren-Collegiums der medizinischen Facultät zu Wien im Jahre 1858/59. 8»- Kornhuber, Prof. Dr. G. A. , Beitrag zur Kenntniss der klimati- schen Verhältnisse Pressburgs. Pressburg, 1858; 4o- Land- und forstwirthschaftliche Zeitung, Allgemeine. Jahrgang IX, Nr. 14—17, 24, 25. Wien, 1859; 4o- Maury, M. F., Explanations and sailing directions to accompany the wind and current Charts. Volume I, eighth edition. Washington, 1858; 4o- Mittheilungen der k. k. geographischen Gesellschaft. IH. Jahr- gang. Heft 1. Wien, 1859; So- Mittheilungen aus Jnstus Perthes* geographischer Anstalt von Dr. Peter mann. IV. 1859; 4o- der vorgelegten Druckschril'ten. lü Mitth eilungen aus dem Gebiete der Statistik, herausf:fegeben von der Direction der administrativen Statistik des k. k. Handels- Ministeriums. Jahrgang VII. Heft 2. Wien, i859; S»- Rostock, Universität, akadem. Gelegenheitssehriften 1857/58. Schell, I)r, Wilhelm, Allgemeine Theorie der Cnrven doppelter Krünunung in rein geometrischer Darstellung. Leipzig, 1859; 8"' Societe geologique de France. Bulletin de la, — H. serie, tomeXVI, feuil. 15—23. 1859; 8"- Studer, Prof. Alb.. Einleitung in das Studium der Physik. Elemente der Mechanik. Bern und Zürich, 1859: 8"- S u 1 1 i V a n, William K., On the influence with the physical Geography, the animal and vegetable productions. (Separatahdr. aus dem oben angeführten Hefte der Atlantis.) 8"- Verein, Naturhistorischer, der preussischen Rheinlande und West- phalens. Verhandlungen, red. von Prof. Dr. C. 0. Weber. Jahrgang XIV, Heft 1 — 4. Bonn, 1857; 8"- — österr. Ingenieur-. Zeitschrift, red. von Prof. Dr. J. Heer. Jahrgang XI, Heft 3, 4. Wien, 1859; Fol. Verein für Naturkunde zu Pressburg. Verhandlungen, red. von Dr. G. A. Kornhuber. III. Jahrgang, 1858, Heft 1, 2. Press- burg, 8"- — Populäre naturwissenschaftliche Vorträge gehal- ten im Vereine von Prof. Albert Fuchs, Pressburg, 1858; S"' Verein, naturhistorisch -medicinischer zu Heidelberg, Verhand- lungen. VI. 1859; 8ö- Villa, Ant,, Sulla distribuzione oro-geografica dei molluschi terre- stri nella Lombardia. Milano, 1859; 8»- Vogel, Dr. Aug., Der Torf, seine Natur und Bedeutung. Eine Darstellung der Entstehung, Gewinnung, Verkohlung, Destillation und Verwendung desselben als Brennmaterial. Braunschweig, 1859; 8'>- Wiener medizinische Wochenschrift von Dr. Witte Ishöf er. IX. Jahrgang, Nr. 19—25, 1859; 4»- p ^1 '^m %, ^i \ l/U.-