. ^ 7 <^^ 'W M ^'-^ *^' -#*^ > <.•■ » 1 ^«a/,:.i'*'--/ . , :^' / / ^ibrarn of Ibc IJluscum OF COMPAßATIVE ZOÜLOGY, AT ÜARVARD COLLEGE, CAÜßKIBGE, MASS. jfoiinTicti 1)1) pifbatc subscvfptfoti, fix 18G1. From the Library of LOUIS AGASSIZ. SITZUNGSBERICHTE DER KAISERLICHEN AWEillE DER WISSEICHUFTE^. MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE. EINÜNÜVIERZIGSTER BAND. WIEN. AUS DER K. K. HOF- UNü STAATSDRUCKEREI. IN COMMISSIÜN BEI KARL GEROLÜ'S SOHN. BUCHHÄNDLER DER KAIS. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 1860. SITZUNGSBERICHTE DER MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHEN CLASSE DER KAISERF,ICHE> AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. I EINUNDVIERZIGSTER BAND. Jahrgang 1860. — Nr. 13 bis 20 (3Itit 24 Cofrln.) WIEN. . AUS DER K. K. HOF- UND STAATSDRUCKEREI. IN COMMISSION- BEI KARL GEROLD'S SOHX . BUCHHÄNDLER DER KAIS. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 1860. ^^^ INHALT. Soite Silzilllg; vom 10. Mai 1860. Übersicht \i /»'olle. Die Lifijnit- Al)Ia;j;eiun*^ des Beckens von Scliönstein in Unter-Steiermark und ihre Fossilien. (.Mit 3 Tafeln.) Nebst einem Anhange „die Pflanzenreste der Lignit-Ablagerung von Schönstein," von dem w. M. der kaiseri. Akademie, Dr. Fr. Unger. (Mit 2 Tafehi.) 7 Löffler, Beitrag zum Probleme der Brachystociirone. (Mit 1 Tafel.) 53 Txchennak, Analyse des Datolithes von Toggiana 60 Kitzilll^ vom 18. Mai 1860. Übersicht 63 Tschennak, Einige Sätze der theoretischen Chemie 67 Hauer, Franz Ritter von, Nachträge zur Kenntniss der Cepha- lopoden-Fauna der Hallstätter Schichten. (Mit 5 Tafeln.) 113 Fitzinger, Über die Racen des zahmen Schafes. (IV. Abtheilung.) löl Sitzung vom 8. Jimi 1860. Übersicht 247 Ilaidinqer , Der Meteorit von Shalka in Bancoorah und der Piddingtonit 2öi lloriistein , Über Helligkeitsmessungen bei kleinen Fixsternen. (Mit 4 Tafeln.) 261 Sonndorfer, Ephemeriden für die Helligkeiten der Asteroiden im Jahre 1860 271 Odstrcil und Sludnicka , Über elektrische Entladung und Induc- tion 302 Pelzein, A. v.. Zur Ornithologie der Insel Norfolk. (Mit 1 Tafel.) 319 .Sitzung; vom 14, Juni 1860. Übersicht 333 Bizio, Analisi chimica dell'acqua minerale, detta salsa o di S. Gottardo, in Ceneda, Provincia di Treviso, con Saggi di confronto sopra l'acqua salso-iodica di Sales nel Piemonte 335 Iti'itlinger, Zur Erklärung der Lichtenbergischen Figuren . . 358 Krell, Beitrag zur Klimatologie von Central-Afrika 377 Scheiher, Vergleichende Anatomie und Physiologie derOstriden- Larven. (Erster Theil mit 2 Tafeln.) 409 Sitzung; vom 21. Juni 1860. Übersicht 497 Freund, Über die Natur der Ketonc 499 VI ^^ Seile '/.cpharnvicli , Ritter v.. Über - ABHANDLUNGEN UNI) MITTIIEILUNGEN. Die Lignit- Ahhigening des Beckens von Schönstein in Unter- Steiermark und ihre Fossilien. Von Dr. Friedrich Rolle, fustos-Adjuncteii am k. k. Huf-lMiiieralien-Cabinete lu Wien. (Mit 3 Tafeln.) Nebst einem i\nhange „die Pflanzenreste der Lignit-Ablagerung von Schönstein", von dem w. M. der kais. Akademie Dr. Franz Unger. (Mit 2 Tafeln.) (Vorgelegt in der Sitzung vom 7. Februar 1860.) Fossilführende Ablagerungen aus den jüngeren und jüngsten geologischen Epochen kennen wir auf österreichischem Gebiete erst sehr wenige, und ihre Flora und Fauna ist bis jetzt nur wenig ermit- telt. Rechnen wir den Löss im Donau-Thale, in Galizien u. s. w. mit seiner Landschnecken-Fauna ab, so bleibt uns von der Zeit der Ablagerung der oberen Schichten des Wiener Beckens bis zur Jetzt- welt eine grosse, durch Analogien mit Ablagerungen in anderen Theilen der Erde nur erst wenig aufgehellte Lücke. Bei dem jetzigen Stande der Paläontologie, wo nicht mehr die einer geologischen Epoche ausschliesslich eigenen Pflanzen- und Thierreste fast allein Gegenstand einer besonderen Aufmerksamkeit sind, sondern auch die für eine solche Epoche minder charakteristi- schen, von einer zur andern übergehenden Arten einer eingehenden Würdigung sich zu erfreuen haben , ja selbst gegen die ersteren mehr und mehr in Vordergrund treten, hat die Erforschung der den jüngsten geologischen Epochen angehörenden, der geschichtlichen Zeit mehr oder minder unmittelbar vorausgegangenen Abi agerungen S n 0 1 1 c. Die Lignit-Ablagerung des Beekcus von Schünstein insoweit sie organische Reste beherbergen, eine besondere Bedeu- tung für die Erweiterung der Wissenschaft. Gerade dieser Theil des Gebietes derStratigraphie,der eine Zeitlang zu den unklarsten und am wenigsten bearbeiteten gehörte, beginnt, zumal seitForbes classi- schen Untersuchungen , von verschiedenen Seiten aus in ein helleres Licht zu treten, dessen Einfluss auf die Erkenntniss des Wesens der geologischen Formationen überhaupt sich bereits schon geltend macht. Die lignitführenden Schichten von Schön stein in Untersteier fallen in dieses Gebiet. Ich war in den Jahren 1855 und 1856, als ich sie zuerst kennen lernte, so unvorbereitet auf Schichten dieses Alters, dass ich 1856 irriger Weise sogar geneigt war, sie auf Grund ihrer sowohl von der Loss- als der Wiener Neogen- Fauna sehr abweichenden Fossileinschlüsse für ein Glied der Eocän-For- mation zu nehmen. Erst im Sommer 1859 bei erneuter Begehung der Gegend und sorgfältiger Untersuchung ihrer Fossilreste gelangte ich zu einer ganz andern und seither genügend begründeten Ansicht. Dermalen halte ich sie für jünger als die Wiener Tertiärgebilde, für älter als der Löss. Die Schönsteiner Lignitbildung findet in der älteren Literatur Steiermarks nur sparsame Erwähnung. In den vor drei Jahrzehnten erschienenen Abhandlungen über die Geologie von Untersteier, welche die Herren Prof. Keferstein, Prof. Studer und Dr. Boue verolTentlichten, wird derselben nur in kurzen Worten gedacht. Keferstein (Teutschland, Band VI, Heft 2, 1829, S. 216) erwähnt, bei der Therme Topolschitz unweit Schönstein einen „hellen grobkörnigen Sandstein , der mit grünen Glauconit-Körnern erfüllt ist, und offenbar der Flyschformation angehören wird." Dieses Gestein ist in Wirklichkeit ein obertertiärer Mergel mit reichlich eingemengten Trümmern von Hornblendegneiss, der mit den älteren Schichten, die Keferstein sonst als „Flysch" bezeichnet, ausser aller Beziehung steht. Prof. Studer, der 1827 Untersteier bereiste (Leonhard's Zeitschrift für Mineralogie. Jahrgang 1829, Band 2, S. 750) gedenkt einer „ganz niedrigen, aus grauem, wahrscheinlich diluvialem Letten bestehenden Hügelreihe", die er beim Herabsteigen vom Gebirge von St. Veit in's nahe Schönsteiner Thal antraf. Gegen die Bezeich- nung „diluvial" lässt vsich, wie weiter unten gezeigt werden soll, kaum einwenden. I in Uiiter-Steiermnrk und ihre Fossilion. Q Dr. Boue endlich (^Apergu sur la Constitution geologique des Provinccs lUyriennes. 1833, S. 87) gedenkt zuerst mit Bestimmtheit, •aber ebenfitlis nur in kurzen Worten, des h'gnitfiihreiiden Mergels von Schönstein und des zahlreichen Vorkommens von Planorbeii, Paliidinen und Limneen. Hierauf beschränkt sich meines Wissens aber auch die ganze ältere Literatur unseres fossilführenden Schönsteiner Lignit-Gebildes. Ich veröffentlichte über dasselbe in meinen vom steiermärki- schen geognostisch- montanistischen Vereine 1835 und 185G in Druck gegebenen vorläufigen Aufnahmsberichten , sowie darnach im Jahrbuche der k. k. geologischen Beichsanstalt, Jahrgang 1857, S. 403, gedrängt durch gehäufte Arbeiten und abgehalten durch die unerledigt gebliebenen geologischen Bedenken, nur einige kurze vorläufige Nachrichten, eine spätere genauere Untersuchung der Gegend und ihrer Fossilien mir für eine günstigere Zeit versparend. Auf eine solche erneute Bereisung verwandte ich einen Theil meiner Ferienzeit im Sommer 1859. Ich liess namentlich an den ge- eigneten Stellen durch einen Häuer Aufschürfungen machen und sammelte dabei für das k. k. Hof-Mineralien-Cabinet eine Anzahl von Fossilien, deren seitherige genauere Untersuchung das nöthige Licht auf die Altersverhältnisse der betreffenden Bildung und den Stoff zu der vorliegenden Abhandlung lieferte. Der löbliche geognostisch -montanistische Verein für Steier- mark hatte, zufriedengestellt mit meinen 1856 und 1857 als Auf- nahmsergebnisse eingereichten Karten, Profilen und Reiseberichten, mein Anerbieten, ihm nachträglich noch mit Hilfe der reichen wis- senschaftlichen Mittel, welche das k. k. Hof-Mineralien-Cabinet zu bieten hat, durchgeführte gründlichere Arbeiten über die vordem in seinem Dienste bereisten Theile Steiermarks einzuliefern, — unbe- antwortet gelassen. Es war daher wohl gerechtfertigt, wenn ich anstatt mein Interesse an den geologisch denkwürdigen Punkten Steiermarks nach dem Gesichtsfelde der Direction des steiermärki- schen Vereins zu begrenzen, selbst noch Hand an"s Werk legte und die nähere Durchforschung der für die steiermärkische Geologie sehr wichtigen Schönsteiner Gegend nochmals und unabhängig von dem betreffenden Vereine aus eigenem Antriebe unternahm. U o 1 I o. Die Li^'iiit-Alilajirei'uiig lies Beckens von Schöiisfein Geologischer Tlieil. Der Paak-Fluss, durch den Und aluk na -Grabe n aus den liolien klüftigen Kalkstein- und Dolomit-Gebirgen von Weitenstein und M i s 1 i n g hervorbrechend, durchströmt bei W ö I a n und Schön- stein eine breite, von theils sanften, theils steileren Anhöhen ein- gefasste Wiesen-Ebene, um dann unterlialb von Schönstein durch eine ähnliche, ebenfalls enge und felsige Schlucht, den Penning- Graben, hindurch in's ebene Sann-Thal von Fraslau und Cill i abzufliessen. Der obere und der untere Lauf der Paak sind enge felsige Quertliäler, die breite Thalebene von Wölan und Schönstein aber ein Längenthal, dessen südlicher Rand fast gradlinig und auf- fallend gleichlaufend mit dem zwei Stunden südlich von ihm gelege- nen nördlichen Rande des Sann-Bodens von Fraslau bis Cilli nach Stunde S^/a streicht und, wenn man die in Westen und Osten in gleicher Richtung Stunde 8 y« ziehenden, theils in Westen theils in Osten geneigten und von verschiedenen Bächen durchströmten Gräben zuzieht, eine Längenthalbildung von etwa sechs Stunden Länge von St. Florian (Skorno) an über Schönstein und Wölan bis Ho ch enegg darstellt. Beckenartig breit und eben ist von diesen zu einem Ganzen aneinandergereihten, dem Hauptstreichen der Gebirgszüge und der Schichten dieses Theils von Steiermark entsprechenden Längsthälern nur das Thal von Wölan und Schönstein in beinahe 2 Stunden Länge und durchschnittlich 1/4 Stunde Breite. Es ist dies das sogenannte Schall thal. Die Bezeichnung hängt mit der der nahen Orte Skalis und Schallegg zusammen und scheint sich auf die Lage am Fusse der hohen Kalkstein-Gebirge von Weitenstein und Misling zu bezie- hen. {Skala, Felsen.) Die breite und plötzliche Ausweitung des Paakthals von Wölan bis Schönstein erinnert schon in der äussern Form sehr an ein altes Seebecken. Eine alte Sage, an der die Bevölkerung noch jetzt sehr festhält, berichtet, dass noch vor verhältnissmässig kurzer Zeit das in Unter-Steiermark und ihre Fossilien. j[ \ Schallthal ein See war. So heisst denn auch jetzt noch die Kirche zu Skalis „St. Georgen am See". Hierzu liegen nun freilich keine geschichtlichen Zeugnisse vor, wohl aber finden wir eine Süsswasser-Formation abgelagert, welche erweist, dass in einer der jüngeren geologischen Epochen das Schall- thal lange Zeit hindurch das Becken eines abgeschlossenen Binnen- see's war. Den Boden der Thalebene und bis auf ein paar hundert Fuss Höhe hin auch einen Theil der umgebenden Gehänge bilden Schichten von Tegel, Sand, Schotter und Braunkohle, deren Fossil- einschlüsse theils heute noch lebenden, theils erloschenen Arten entsprechen , in ihrer Gesammtheit aber von denen aller übrigen Theile Steiermarks abweichen und die Ablagerung in eine geolo- gische Epoche verweisen, die zwar noch eine der jüngsten ist, aber doch noch weit von der Epoche des Menschen abliegt. Derartige Volkssagen von alten , angeblich erst in geschichtlicher Zeit trocken gelegten Seen knüpfen sich in Steiermark überhaupt oft an tertiäre Seebecken. Die petrographische Natur der Gesteine und der Kohlenlager des Schönsteiner Beckens deutet an sich schon auf eines der oberen Glieder des Tertiärsystems hin ; es sind lockere Gebilde, die Schichten lagern vorwiegend söhlig und bedecken zum Theil gehobene Schichten älterer Tertiärablagerungen. Doch wird es erst aus den organischen Einschlüssen möglich, das Altersverhältniss genauer zu ermitteln. Vorherrschend sind Massen von lockerem blaugrauem, in der Nähe der Kohle auch wohl bräunlichgrauem , an der Luft gelb und lehmartig werdendem Tegel , der beim Austrocknen ziemlich fest erhärtet und im Wasser meist nur theilweise zerfällt. Nächstdem erscheint grauer thoniger Sand, der stellenweise grössere Kalkstein - gerölle führt, seltener ein loser gelbgrauer Sand, endlich ein erdiger, ziemlich unreiner und wenig geschätzter Lignit, der durch- schnittlich eine Klafter Mächtigkeit erreicht und namentlich an drei Punkten, zu Hundsdorf, Ober -Skalis undThurn durch Schür- fen und Abbaue blossgelegt ist. Wo keine tieferen Bodenentblössungen vorhanden sind, bemerkt man gewöhnlich nur eine Bodendecke von gelbem Lehm mit mehr oder minder starker Sand- und Gerölle-Beimengung. Die ganze Ablagerung nimmt eine Oberfläche von etwa einer halben Quadratmeile ein, die theils dem ebenen Schallthale, theils j 2 Holle. Die Lignit-Ablaferiing des Beckens von Sehönsteiii den nördlich, nordwestlich und nordöstlich davon gelegenen niedern Hügeln und Hiicken angehört und die Gestalt einer unregehnässig verzogenen Ellipse von einer der allgemeinen Berg- und Thal- richtung der Gegend (NNW. in SSO.) entsprechenden Längen- ausdehnung darstellt. Das Grundgebirge, auf dem diese alte Binnenseebildung sich abgelagert hat, sind theils meerische Tertiärschichten in aufge- richteter Stellung, von denen weiter unten noch genauer die Bede sein wird, tlieils ältere Kalksfeine, Dolomite und Porphyre. Die Vertheilung der Gesteine in dem Becken ist nicht ganz gleichförmig. Der graue Tegel herrscht zwar im Ganzen vor, indes- sen nordwestlich von Schönstein mengen sich sandige Theile diesem Tegel bei, und streckenweise herrscht hier auch ein halberhärteter thoniger Sand. Nordöstlich treten sandige Massen als Hangendes des Tegels auf. Lignitlager und conchylienreiche Bänke von Tegel kommen hauptsächlich nur östlich von Schönstein in der Sohle des Schallthales und auf den Anhöhen nordöstlich von da vor. Hier sind auch allein die bergmäimischen Abbaue auf Lignit vorgerichtet. Im Ganzen genommen gehören die Absätze leichter bewegbarer Materialien also mehr dem östlichen und südlichen, die gröberen mehr dem westlichen und nördlichen Theile der Gegend an, ein Umstand, der wohl darauf hindeutet, dass das alte Süsswasser- becken, entgegen dem jetzigen Laufe der Paak, in Osten oder Süd- osten seinen Abfluss mag gehabt haben. Die Lagerung dieser Schichten überhaupt ist durchschnittlich flach, meist so gut wie ganz söhlig. Stärker geneigte Schichten sah ich nur am nordwestlichen Bande des Beckens. Die Meereshöhe hält sich innerhalb der Grenzen von etwa 1050 und 1400 bis höchstens 1500 Fuss und die Mächtigkeit der ganzen Ablagerung überschreitet stellenweise jedenfalls 200 Fuss. Östlicher Theil des Beckens. — Die steilen Kalkhöhen des Lammbergs und des Skornobergs und die niederen Hügel der Eocän-Gebilde von St. Florian, Gemeinde Skorno, bilden hier das Batidgebirge. Ablagerungen von thonigem oder mergeligem Sand herrschen vor. in Unter-Steiermark und ihre Fossilien. 13 Ein sehr deutliches Bild der Lagerungsfolge lässt sich in der Richtung von St. Florian zu der am Fusse des Lamnibergs entsprin- genden Warmquelle von Topolschitz gewinnen. Südwest. Skorao-Berg'. St. Florian. Nordost. Topol- Laium- scliitz. Berg. a Weisser Alpenkalk. b Eocäner Kalk. h Eocäner Mergel. c Oiurittuff. d Obertertiärer Sandthon, Sand und Schotter. Der Skorno-Graben durchbricht hier als eine schmale, steil eingefasste Schlucht die weissen Kalksteinmassen der Nord- und Nordwestseite des Skornoberges, einzelne kleine steile Kuppen von der Hauptmasse abtrennend. — Eine dieser Kalksteinkuppen trägt die Kirche St. Florian. Der schroffe, fast senkrechte, etwa ISO Fuss hohe Südabfall derselben gegen den Graben zu besteht noch aus dem weissen dichten und massigen Kalksteine des Skorno (Gailthaler oder Hallstätter Kalk? *), den obersten Gipfel und den ganzen Nord- abhang aber bilden eocäne Gesteine, erst grauer conglomeratischer Kalkstein, dann schwarzgrauer Mergelschiefer, endlich zu oberst dioritischer Tuff. Der Kalkstein ist fest, rauchgrau, in dicke Bänke geschichtet, und durch Einmengung grösserer und kleinerer Stücke von lichtem Kalkstein und Dolomit der ganzen Masse nach conglomeratisch. Er führt Reste von Pecten, Ostrea und grossen Foraminiferen. — Dieser Kalkstein fällt steil unter eine sehr mächtige Masse von festem, an der Luft zerbröckelndem, schwarzgrauem Mergelschiefer ein. Letz- terer führt einige Spuren von Pflanzenresten und Zweischalern. Er *) Ich habe die weissen fossilfreien Kalksteine dieser Gegend, die namentlich in Nor- den von Schönstein allenthalhen am Gneiss anliegen, ISöö und 1856 als „Gailthaler Kalk" beschrieben. Bergrath Lipoid und neuerdings Herr Th. Zollikofer haben sie seither als Hallstätter oder Dachstein-Schichten in Anspruch genommen. Indessen fehlt es noch immer an Fossileinschliissen, welche die Frage entscheidend lösen könnten \J^ Holle. Die fJgnit-Ahlag^eriino: des Beckens von Schönstein lagert ungefähr Stunde 4 50" in Nordwest und wird weiterliin von einem dioritisehen TufT überhigert. Dieser ist sandsteinartig-körnig, iiiu'ein bräunlicbgrau und weiss, feldspathreich. — Die Mäelitigkeit des grauen Kalksteins mit Pecten beträgt etwa 30 bis 36 Fuss, die des Schiefers viel mehr, etwa 200 bis 300 Fuss, die des DiorittutTs vielleicht wieder eben so viel. Diese Schichtenfolge überhaupt, Kalkstein mit Pecten, grauer Schiefer mit Pflanzenresten und zu oberst Diorittuff ist die von Prasberg, wo der Schiefer sich durch seine Pflanzenreste als gleichalt mit der obereocänen Ablagerung von Sotzka erweist. Sie lässt sich von der Kirche St. Florian in Südwest, beiderseits von älteren Kalkstein -Zügen eingefasst, bis Prasberg ununterbrochen verfolgen. Der Diorittuff bildet nordöstlich von der Kirche St. Florian einen flachen Rücken. Auf dessen Höhe verschwindet er unter einer Decke von einer jüngeren Schichte. Es zeigt sich nun ein halb erhärteter thoniger Sand, vorwiegend aus der Zersetzung des die Höhen von St. Peter, Gemeinde Savodne, bildenden Hornblende- Gneisses hervorgegangen, aber zugleich auch viele 2 bis 3 Zoll grosse Gerolle von hellem Kalkstein einschliessend. Dieser halberhärtete thonige Sand bleibt von da in Nordost herrschend bis zur Therme oder Topliza von Topolschitz am Fusse der weissen Kalkmassen des steilen, um etwa tausend Fuss die Thalsohle überragenden Lanuiibergs. Gegen Osten und Nord- osten aber vermehrt sich allmählich der mergelig-thonige gegen den sandigen ßestandtheil. Die Gegend besteht hier meist aus langen einförmigen Höhen- zügen von ein paar hundert Fuss Thalhöhe, die von mehr oder min- der breiten Gräben getrennt werden. Auf der Anhöhe in NO. vom Toplisch nig (Badewirth) erhebt sich das Sand- und Tegelgebirge am Abhänge des Lainmbergs nach meiner Messung auf etwa 3S0 Wiener Fuss über die Thalsohle, Es ist hier am äussersten Rande des Beckens wieder ein grauer halb- harter Tegel voll grober Sandkörner, auch zum Theil grosse Kalk- stein- und Gneissgerölle einschliessend. Ein paar Dutzend Schritte westlich von der Quelle steht dasselbe Gebilde in der Thalsohle als ein grüidichgrauer Sandthon an , ein olTenbarer Gneissgrus. Dieses ist die Stelle, wo Keferstein „FIvsch" zu erkennen i'laiibte. I I in Unfer-Steieimaik und ilii'e Fussilien. j ^ Indessen an den meisten Stellen dieses Gebietes die Ablagerung nur wenig frisebe Entblössiingen bietet, konnte icii zwiscben Schloss Guttenbüchel und Scbünstein in einer friscli blossgelegten Aufschürfung mit mebrVortheil die Beschaffenbeit der Schiebten beobachten. Blau- grauer, zum Tbeil etwas schiefriger Tegel wechselt bier in 2 — 3Fuss mächtigen söhligen Schichten mit grauem lockeren Sande von gleicher Mächtigkeit. An der Grundfläche der Sandscbichten treten jedesmal sehr schwache, etwa einen Zoll mächtige Lagen von unreiner schief- riger Braunkohle auf. Es kommen darin auch undeutliche Beste von Blättern, Stengeln u. s. w. vor. Conchylien traf ich hier zwar nicht, doch ist das Auftreten von lignitiscben Einlagerungen unweit Gutten- büchel schon hinreichend um darzuthun, dass überhaupt die ganze thonigsandige Ablagerung am Bande des Kalkgebirges von St. Florian an über Topolschitz bis Boune nicht etwa, wie noch vermuthet wer- den könnte, der älteren Glanzkohlenbildung vonOber-Skalis, sondern der jüngeren Lignitbildung des Schallthales angehört und ein allmäh- licher Übergang in letztere besteht. Mittlerer Tbeil des Beckens. Zwiscben Preloge und Hundsdorf, eine halbe Stunde oberhalb Schönstein, sind in der ebenen Thalfläche an der Paak und an dem aus Nord von Pleschi- wetz ihr zufliessenden Sopotte-oderLopeina-Bach auf 1 bis 2 Klafter Höhe Tegel und Lignit unter einer geringen Decke von Flussschotter entblösst. Die Beschaffenheit des Gebildes ist an beiden Stellen durch den von Herrn A t z e 1 1 betriebenen Bergbau genauer bekannt geworden. An der Paak geht am nördlichen Ufer gleich unterhalb Hunds- dorf das Lignitlager über eine Klafter mächtig zu Tage aus. Es steht auch im Blussbette eine kleine Strecke weit unmittelbar an. Dieser Lignit ist dunkelbraun, erdig, im Grossen schiefrig, ziemlich fest und gilt als ein besserer Brennstoff als der von anderen Stellen des Beckens. Die Mächtigkeit soll bis 8 Fuss betragen. Das Liegende ist mir nicht bekannt. — Über dem bauwürdigen Lignit liegt ein Dach von einem ziemlich festen dunkelbraunen, von lignitischen Theilen durchdrungenen Scbieferthon , der schon einige Conchylien einschliesst, namentlich Valvaten. Dieses sogenannte Kohlendach ist l bis 2 Fuss mächtig. Darauf liegt ein magerer grauer geschichteter Tegel, im frischen Zustand blaugrau, getrocknet bräunlichgrau. Der Tegel ist hier etwa eine Klafter mächtig. Die unteren Lagen bis zu 2 bis 3 Fuss Höhe über dem Kohlendach sind reichlich erfüllt Iß F{ (I 1 1 e. Die Lignit-Ablngerung des Beckens von Sehönstcin von Süsswasserconchyllen, namentlich Paludinen und Valvaten, dann auch Planorhen und Limneen. Häufig sind auch Karpolithen von VVcizeukoriigrösse. Auf Schichtenabsonderungen erscheinen zum Theil zahlreiche, aber nicht näher bestimmbare Blätter von Charen. Die stecknadel- kopfgrossen Spiralen Früchte derselben Pflanze sind sehr häufig und lassen sich aus dem Tegel mit Leichtigkeit abschlemmen. Sparsamer sind Wirbelthicrreste, die theils von Fischen, theils von Säugethieren herzurühren scheinen. Die oberen Schichten des Tegels scheinen keine dieser Fossilreste mehr zu umschliessen. Nur sparsam kommen Quarzgerölle in dem Tegel vor und auch diese nur von Erbsengrösse. Sie können sehr wohl mit eingeflössten Holzmassen in die Absätze feinerer Theilc hereingelangt sein. Die Schichten liegen ziemlich flach, im Ganzen genommen söhlig, doch sah ich dicht an der Paak das Lignitlager 10 bis 12<* in Südost verflachen. — Über dem Tegel liegt eine etwa zwei Fuss mächtige Lage Flussschotter. Weiter in die Thalebene einwärts ist das Flötz noch wenig verfolgt, auch sind noch keine Bohrungen gesche- hen, um zu ermitteln, ob darunter nicht noch weitere Flötze liegen, was wahrscheinlich ist. Im Jahre 1859 lag überhaupt der ganze Betrieb in Fristen. Am linken Ufer des Sopotte-(oderLopeina-) Baches gleich oberhalb von Preloge steht die Lignitbildung wiederum in söhligen Schichten an. Das Lignitlager ist mit Einrechnung des darüber ge- lagerten festen braunen schiefrigen Kühlenlehms, des sogenannten Kohlendach's, wieder mindestens eine Klafter mächtig. Der blaugraue Haiigcndtegel fehlt, er ist olTenbar hier nachträglich vom fliessen- den Wasser wieder weggespült worden. Auf dem Kohlendach liegt etwa 2 Fuss mächtig eine Lage von grobem Bachschotter und dar- über etM'as Alluviallehm. Der Lignit ist hier weniger gut als an der Paak. Von Conchylien fand ich hier nichts. Das Lignitflötz dürfte unter Tag wohl einen grossen Theil des Schallthales, namentlich nördlich von der Paak gegen Skalis und St. Martin zu, einnehmen, hier aber ein viel beträchtlicheres Hang- ende haben. Die Schichten überhaupt liegen flach, bald ganz söhlig, bald sanft wellig auf- und niedersteigend. Am südlichen Gehänge des Schallthales steigt die Tegelbildung mehr oder minder hoch an den aus Dioritporphyr, DiorittulT u. s. w. in Unter-Steiermark und ihre Fossilien. \ '^ bestehenden, 300 bis 400 oder höchstens 800 Fuss über der Thalsohle erreichenden Gehängen an. Zwischen Schonstein und Ilundsdorf sieht man an einer Steile, wo die Paak unmittelbar an das südliche Thalgehänge antliesst, eine mehrere Klafter hohe Wand von locke- rem hellgrauen Tegel entblösst. Östlich von da beim Bauernhause Mauser zeigt sich vor dem südlichen Thalgehänge nur eine geringe sanft abdachende Terrasse aus hellgrauem Lehm mit viel eingemeng- ten Gerollen. Sowohl weiter thalauf- als thalabwärts bei Wölan und Schönstein grenzt die ebene Thalfläche in Süden unmittelbar an das höhere steile Gehänge an, ohne dass von dem Tegel-Gebilde etwas dabei sichtbar wird. Nördlich von Schönstein und Hundsdorf reicht die Ablagerung weit herein in eine von dem höheren Kalkstein- und Gneiss-Gebirge gebildete Einbucht, an deren äusserstem Winkel, etwas über den Süsswasser-Schichten erhöht, die Kirche Roune liegt. Es herrscht hier blaugrauer Tegel oder als dessen Tagdecke gelber Lehm. Nur beim Bauernhause Seh warz enbach an der zur Kirche St. Veit gehenden Fahrstrasse in geringer Höhe über der Thalsohle des Sternina-Baches besteht der äusserste Saum der Ab- lagerung noch aus demselben halberhärteten, von Sandkörnern und gröberen Gerollen erfüllten Lehm oder Gneissgrus, wie bei St. Flo- rian und beim Toplischnig. An den meisten übrigen Entblössun- gen sieht man in diesem Theile des Beckens nur blaugrauen Tegel anstehend. Beim Bauernhause Jesernig, in SO. von der Kirche Roune, liegt unmittelbar auf dem weissen Kalksteine und dem Gneisse dun- kelblaugrauer bildsamer Tegel. Herr Atzelt hat 1856, in der Er- wartung hier das (obereocäne) Glanzkohlcngebilde von Ober-Skalis vor sich zu haben, beim Jesernig schürfen lassen. Nach Conchylien habe ich hier vergeblich gesucht. Doch glaube ich, dass hier noch die jüngeren Schichten des Schallthals vorliegen. Die Formation erreicht beim Jesernig nach meiner barometrischen Messung unge- fähr 330 Fuss Höhe über dem Schallthal. Eine gute Entblössung hat man noch im Velluna-Graben unter- halb von Gaberg, wo der Bach eine Strecke weit dicht am linken Gehänge anfliesst und eine etwa SO bis 60 Fuss hohe nackte Ab- rutschung erzeugt. Es steht hier blaugrauer bildsamer Tegel mit Geröllelagen an. Sit/.l). il. ni;itlieiii -Miidirw. n, XLI. Bd. Nr. i:}. 2 \f^ Holle. Die Lignit-Ablng^erung' des Beckens von Schönstein Die ganze nördliche Gegend des Beckens ist ein einförmiges Hügelland, welches die Sternina, Veilnna und Sopotte mit ihrem iiiileni Laufe durchtliessen. Lange gleichförmige, nur etwa 100 his 200 Fiiss die Thitler üherragende Höhengrate wechseln mit mehr oder minder breiten, gut abgegrenzten ebenen Thalsohlen. Die Gegend erhält durch diese regelmässige scharf gezeichnete ßerg- und Thalhildung einen sehr charakteristischen Ausdruck, wie er nicht leicht in anderen Gegenden wieder getroflen wird. Östlicher Theil des Beckens, — Östlich von Hunds- dorf und dem Sopotte-Grahen werden die Verhältnisse verwickelter. Es treten ältere, theils aus meerischen Iheils aus süssen Gewässern abgelagerte Schichten hinzu und ich kann nicht verhehlen, dass trotz mannigfachen Durchsuchens dieser kleinen Strecke mir die Alters- beziehungen und Grenzen der Lignilbildung zu den zunächst älte- ren Schichten festzustellen vielleicht noch nicht vollkommen ge- glückt ist. Vorerst wird die Form des Beckens schon dadurch zusammen- gesetzter, dass hier von Osten her eine Anhöhe von Gutiensteiner Kalk und Dolomit bis zum Sopotte-Grahen sich vorschiebt. Hierdurch entsteht gegen Norden eine schmale westöstliche Bucht, in deren östlichsten, sehr engen Theil indessen die Lignitbildung nicht her- einreicht, indem in diesem letzteren nur die ältere, Glanzkohlen füh- rende Süsswasser- Formation auftritt. Auf der Kalk- und Dolomit- höhe liegt das Schloss Thurn, südlich von derselben die Kirche Skalis (St. Georgen am See); nördlich erstreckt sich das Gebiet der Gemeinde Ober-Skalis. In der eben angedeuteten kleinen nördlichen Einbucht des Beckens beiniLukesch-Bauer, Gemeinde Oherskalis, hat Herr Atzelt die Lignitbildung mit einem bauwürdigen Flötze durch einen Stollen aufgeschlossen. Sie ruht hier in söhligen oder schwach wellen- förmigen Schichten unmittelbar auf den steil aufgerichteten feste- ren Mergeln und Sandsteinen der (ohereocänon) Glanzkohlen- bildung. Das Lignittlötz hat in dem Bau wenige Schritte in NW. vom Lukesch-Bauer eine bauwürdige Mächtigkeit von 4 bis etwa 6 Fuss, ist aber durch Lehmzwischenlagen abgetheilt. Am Ausbiss sah ich die Kohle 4 Fuss mächtig und durch eine 3 Zoll mächtige Lage von bildsamem Lehm in zwei Theile, jedes von 2 Fuss Stärke, getrennt. in Unter-Steierraark und ihre Fossilien. 'JQ Das Hangende ist hier bildsamer Lehm , das Liegende grauer, lockerer thoniger Sand. Der Lignit von Oherskaiis ist eine schwarzbraune matte erdige, schiefrige Masse, die beim Austrocknen zerklüftet und zerblättert und am Nagel gerieben waehsglänzend wird. In dieser Erdkohle kommt nur spärlich auch etwas bituminöses Holz vor. In dem beglei- tenden Tegel fand ich nichts von Conchyiien. Die Ablagerung hat hier nach meiner Messung etwa 220 Fuss Hohe über der Sohle des Schallthals. Gleich in Südost unter dem Haus des Lukesch- Bauer zum Lubellina-Graben hinabsteigend sieht man die festen, unter 40" ge- neigten Mergelschiefer der eocänen Glanzkohlenhildung (Puluduia stiriaca Rolle u. s. w.) anstehen. Die ganze Mächtigkeit der Lignitbildung beim Lukesch-Bauer beträgt jedenfalls nur wenige Klafter. Südlich von dem in West sich vorschiebenden Kalk- und Dolo- mifziige liegt auf einer sanften, hauptsächlich nur ^eg^n Süd etwas steiler abfallenden Anhöhe die Kirche St. Georgen zu Skalis. Diese Anhöhe besteht aus lockerem thonigen Sand. Eine Entblössung an der Südseite lässt einen Wechsel von hellgrauen und ochergelben Sandschichten erkennen. Die Bodendecke ist theils Sand und Schotter, theils gelber Lehm mit zahlreichen GcröUen. Der Abstand des Gipfels der Anhöhe von der Schallthalsohle beträgt nach meiner Berechnung ungefähr 200 Fuss. Geht man von der Skaliser Kirche in Nord hinab, so kommt man in eine sanfte Wiesenmulde, welche sich in West gegen den Sopotte-Graben zu neigt und in Nord von dem bewaldeten Kalk- und Dolomitzuge begrenzt wird. Am Abhänge von der Kirche zu dieser Mulde steht bläulichgrauer etwas schiefriger Tegel an, der ziemlich viel Conchyiien enthält. Durch eine Aufschürfung erhielt ich hier namentlich eine Anzahl schön gerippter Melanopsiden, nächstdem auch Valvaten, Spuren von Fischresten und Dikotyledonen- Blätter. Dieser fossil führende blaugraue Mergel ist jedenfalls das Lie- gende der mächtigen die Skaliser Anhöhe bildenden Sandabla- gernng. Das beifolgende Profil gibt ein Bild der eben besprochenen Lagerungs Verhältnisse. 2* 20 Rolle. Die Lis"'t-'^l''!'se'"uiig: des Beckens von Schonstein Südwest. Nordost Sclialllhal. Skalis. S. Georgen. Ober-Skalis. Paakflass. Lukesch- HuniUilor f. Bauer. n Guttenstciiier Kulk iiiul Uoloinil. b Eocäner Mergel und Diorittuff. c Eocäne Glanzkohlenbililting. d Tegel mit Lignit-Flötzen. e Sand und Schotter. Westlich von Skalis liegen lignitfiihrende Schichten wieder auf den älteren Gebilden in ziemlich grosser Höhe über der Schall- thalsohle und zwar abermals in höherem Niveau als beim Lukesch- Bauer. Die Mächtigkeit des ganzen Gebildes ist auch hier gering, Gelber Lehm, der gewöhnlich viele Quarzgerülle fübrt, erscheint als Tagdecke und bedeckt flache Stellen der Kalk- und Dolomithöhe. Zwischen dem Schloss Thurn und dem Dörfchen Druzovva ist unter dieser Decke an zwei Stellen der Lignit erschürft und mittelst Stol- len untersucht. Nahe unterhalb Diuzowa ist der Lignit geringmächtig und von schlechter Beschaffenheit, daher auch nicht in Abbau genommen. Von da bis Thiirii herrscht über die ganze theils ebene, theils flach- wellige Fläche gelber, bald fetter, bald feiiisandiger Lehm. Etwas oberhalb Thurn, in etwa 100 Fuss höherem Niveau als das, in dem beim Lukesch der Lignit auftritt, ist seit etwa sechs Jah- ren ein Stollen getrieben und das Flötz zum Abbau vorgerichtet. Der Lignit liegt hier theils söblig, theils verflächt er schwach nach Süd. Es liegen auch hier im Flötze dünne Zwischenlagen von Lehm. In dem bis jetzt aufgesc^hlossenen bauwürdigen Felde hat man diircli- schnittlich ö bis G Fuss Mächtigkeit an brauchbarer Koble, die Lehm- zwischeiilager abgerechnet. In der Solile zeigt sich halbbarter mage- rer grauer Mergel, der zertrümmerte Schalthierreste enthält. Es ist indessen noch niclit bis auf das eigentliche Grundgebirge nieder- gegangen worden und könnte vielleicht noch ein tieferes Flötz unter dem conchylienführenden Mergel vorliegen. hl riitfi -SIeieiiiiaik uml ihre K(».>.silii>ii. 21 Die Kohle von Thurn ist der Hauplmasse nach ein erdiger mat- ter sehiefi'iger mehr oder weniger unreiner, wie es scheint auch etwas scliwefelkieslialtiger Lignit. In dieser erdigen Grundmasse kommen hier auch viele Baumstämme als ein hellbraunes bituminöses Holz vor, die in mehrere Fuss lange Scheiter sich spalten lassen. Im südöstlichen Theile des Beckens /wischen Druzowa und VVölan treten die Süsswassergebilde in nahe Berührung mit jenein grossen, Stunde 8 streichenden Zuge von Nulliporenkalk von St. Mar- tin, Schallegg, Weutsch, Neuhaus und Schloss Lemberg. Während dieser in seinem östlichsten Theile als Hangendes der obereocänen Sandsteine und Schiefermergel von Gutenegg und Sotzka sich dar- stellt, erscheinen die Schönsteiner Süsswasserschichten entschieden dem stets in aufgerichteten Schichten auftretenden Nulliporenkalke als spätere Bildung in einigen Klaftern Mächtigkeit aufgelagert. Der Nulliporenkalk zeigt sich nordöstlich von ^^'ölan an der Ausmündung des Hudalukna - Grabens in das obere Schallthal als ein sehr dichter und fester, graulichgelber, dick geschichteter Kalk- stein in zwei von der Paak getrennten Partien. Auf der Westseite besteht daraus eine kleine, höchstens 50 bis 60 Fuss über die Fläche ansteigende Anhöhe, auf der die Kirche St. Martin steht. Östlich von der Paak bildet der Nulliporenkalk eine bis zu 200, auch 300 Fuss über die Thalsohle ansteigende Vorterrasse des nördlich gelegenen höheren Kalksteingebirges und zieht hier von Schallegg über Weutsch weiter in Osten. — Dieser tertiäre Kalk- stein enthält sparsame Spuren von Austern, Pecten, Bryozoen u. s. w. Näher Bestimmbares habe ich darin nicht gefunden, doch ist das Altersverhältniss desselben Zuges weiter in Osten durch die Sotzka - Schichten, deren nächstes Hangendes er bildet, schon einigermassen festgestellt. Bei St. Martin streicht der Nidliporenkalk westöstlich und fällt unter einem Winkel von etwa 50 Grad unter einen festen gelbgrauen grobkörnigen Kalksandstein ein, der an das in Norden ansteigende höhere Kalksteingebirge — zunächst Guttensteiner Kalk und Dolomit — sich anlehnt und mit aufgerichteten , wie es scheint ziemlich ver- worren gelagerten Schichten diesem entlang westöstlich sich aus- dehnt. In welchem Altersverhältniss Kalkstein und Sandstein hier zusammen stehen, habe ich nicht zu ermitteln vermocht. Der Analogie nach dürfte der Kalk wohl das jüngere Glied sein. Jedenfalls sind 22 I! o 1 1 e. Die Ligiiit-Alilagerinifr des Beckens von Schönstein beide tertiär und beide meerisch , jünger n\s dieScIiichleii voiiSotzka und älter als der Tegel und Lignit des Schallthals. Die drei beredeten älteren Ablagerungen , Guttensteiner Kalk, tertiärer Sandstein und gelhor Nulliporenkalk, werden sowohl im Westen als auch im Osten des Schalithals von den Süsswasser- schichten bedeckt. An dicNuUiporenkalk-Anhöhc lehnt sich von St. Martin in Westen alsbald eine andere niedere sanfte Anhöhe an. Hier steht lockerer fein- körniger theils hellgrauer, theils ocherig gelber thoniger Sand an. Diese Ablagerung entspricht jedenfalls der in geringer Entfernung nordwestlich von da gelegeneti Sandanhöhe von Skalis, welche nur durch die Thalsohle des Lubelina-Baclies davon getrennt ist, und welche sicher das Hangende des lignitführenden Tegels bildet. Geht man von der Kirche St. Martin in Nord, also quer zum Strei- chen der tertiären Meeresschichten, so findet man, während diese an den Abhängen zu Tage ausgehen, oben auf der Höhe nur noch eine Tagdecke von theils gelbem Lehm, theils lehmigem Schotter, theils gelbem Sand. Dies hält an bis zur Grenze der Guttensteiner Kalke und Dolomite von Thurn und Druzowa, wo in dem Lehm- gebilde die schon gedachten Lignite aufgeschlossen sind. Diese sandig lehmigen Massen sind halbwegs von St. Martin und Druzowa in etwa 100 bis 120 Fuss Höhe über dem Hudalukna- Graben am besten aufgeschlossen und stehen hier in 20 bis 25 Fuss hohen Wänden an. Es ist an dieser Stelle ein blaugrauer gröblicher lehmiger Sand, der an der Oberfläche gelbgrau Avird. Er ruht unmit- telbar auf dem tertiären Meeressandstein und den Guttensteiner Schichten, ohne hier Lignitflötze zu beherbergen. Ihnen entsprechen auf der Ostseite des Thals zwischen Schallegg und Eckenstein noch einige unbedeutende Lagen von gelbem, Gerolle führendem Lehm, und damit scheint gegen Osten die Schönsteiner Süsswasserablagerung zu schliessen. Lagerungsfolge überhaupt. Aus den an den einzelnen Punkten des Beckens erörterten Lagerungsverhiiltnissen ergibt sich folgendes allgemeine Schema : in Unler-Steiermark und iln-e Fussilien. 23 BeiSI. Flui i an Bei S kalis (Gem. Skor no) (S l. GeoiK) Beim I. ukeseh- Baaer (Gem. 0 1. e 1- - S k a 1 i s ) Zwischen 1> r u z o- w a u. St. Martin ^ 1 Lehmiger Sand (Gneiss-Grus) mit Kalkslciii- geröllen Gelber Sand, grauer Tegel mit Melanopsis Gelber Lehm und grauerTege! mit Lignit Lehm u. Tegel mit Lignil — — Nulliporen-Kalk. meerischer Kalksandstein o 1 ^ 1 5 1 t: j ^ / 3 [ Diorittufi; scb warzgrauer Mergelschiefer (bei Prasberg Sotzka-Pflanzen führend), grauer Meereskalkstein (bei Prasberg Cerit/iiian den- tatum De fr. füh- rend) Schiefermergel und Sandsfein mit Paliidinn stiriara Rolle u. s. w. — 1 ( Weisser Alpen- kalk zweifelhaf- ten Alters (Jutteiisteiner Kalk u. Dolomit Gultensteiner Kalk u. Dolomit Gultensteiner Kalk u. Dolomit Hypsometrischer Theil. über das Schönsteiner Becken sind bis jetzt noch gar keine Höhenbestimmungen veröfTentlicht worden, aus den benachbarten Gebirgsgegenden auch nur wenige. Die von mir im Schönsteiner Becken und seiner nächsten Um- gebung ausgeführten barometrischen Bestimmungen gewähren zwar keine ganz befriedigende Genauigkeit, reichen alier für den Grad, den die geologische Forschung erheischt, schon aus. Als Grundlage dienten dabei die Barometer -Beobachtungen, welche Herr Bürgermeister Castelliz zu Cilli Sommers in seinem Weingartenhause auf dem Leisberge südwestlich von der Stadt ausführte. Die Höhe dieser correspondirenden Station bestimmte ich auf Grund der bekannten Meereshöhe von Cilli (Schienen der Eisen- bahn 720) zu 1195 Wiener Fuss. Mittheilungen, die ich der Güte des 24 Itollp. I)ie Ligiiit-Alihij;f 1 iiiiy des IJet-keiis von Scliiiiislein Herrn Adjuncteii F ritsch verdanke, ermöglichten eine Controle. Auf Grundlage der monatlichen Mittel des Barometerstandes auf dem Leisherg einerseils, z\i St. Paul in Kärnten und zu Wien anderer- seits berechnete ich die Höhe der Station Leisherg ferner noch zu li55 und zu 1208 W. F., ersteres in Bezug auf St. Paul, letzteres in Bezug auf Wien. V^on diesen drei Ergehnissen nahm ich das von 1193 als der Mitte der heiden anderen nahe kommend als richtig an A. Höhenmessiinofen im Schönsteiner Hecken. 1. Schönstein. Wirthsliiuis von Posehnak, Flur. . . . 1099-!JF. W. llOäO 1117 1 1068-6 1080-4 1038-7 1024-8 1027- 1 1029-:; Sehallthai, Thalsohle der l'aak. 2. Beim Topl i sc h n i «j (Ba- dewirth) Therme Topol- schitz; W. von Sehönstein Mittel i06S-6W. F. 1153-6 Tejrel u. Sand am Fusse des Lambergs. 3. Beim J esern i g - Ba ue r, Gemeinde Boune; NO. von Schönstein 1418-1 Ausgehendes des Tegels am Gneiss-Gebirge. 4. Beim Liikesch - Bauer, Gemeinde Oher-Skalis . . 130(5 -9 Lignit-Lager. S. Beim Seh Warze nba eil - Bauer, 30 Fuss ül)er der Thalsohle des Sleriiina-Gra- hens 1221-0 1407-5 Thoniger Sand aufweis- sein Kalkslein. Lignit-Lager. 6. Stollen 'IMiurii zwischen Druzo wa n. SchlossThu rn in rntef-Sleieimaik und ihre Fossilien. 25 B. Höhcnmessiinp^en im Umkreise des Beckens. 7. Kirclic zu Weisswasser (He- ia vodej Flur 2519-5 W. F. Weisser Alpenkaik (Giiil- f haier oder Halls tiiller Kalk?J auf Gneiss y^c- lagert. 8. KirehewS. Vei t ander steie- risch-kärntischen Grenze 3367-4 Thonschiefer. Dieselbe nach Lipoid . . 3670 9. Kirche St. Peter, Geniein- .'iUcluui(t olj/oni/ii\ivoun. Ital. Tert. 1831. S. 77, .Nr. 413 von Ki^liiic ist nach E.xi'in|)l:iieii des k. k. Ilof-Miiieiiilieii-Cahiiit'le.s einn scliliiiike glatte lind gliiiizeinle Form mit .•> hi.s 6 wenig- gewidliton Uingiiiigen, nnr sehr wenige angedrückten Niilhen und ohne alle SpiraUeichnnng. Sie variirl; aher wie es scheint, stimmt keine ihrer Ahünderungen genau mit solchen der Schünsteiner Uydrobia üherein. I'ntcr-Steierinnrk und ilire Fossilien. /^\ Ausgewachsen dürfte, iiacli anderen minder gut erhaltenen zu schlies- sen, die Art etwa 3 Zoll Länge erreichen. Von lebenden Aiiodonten scheint Anondata complanata Ziegl. am nächsten zu stehen, weicht aber ab durch die stärkere Abruridung der Vorderseite und des hinteren unleren Eckes und bei gleicher Grösse durch die mehr nach unten als nach hinten gehende, gerundetere Verlängerung der Hinterseite ab. Übrigens ist die Artbestimtnung schon bei lebenden Anodonten, wie bekannt, eine missliche Arbeit und um so unsicherer daher die fossiler Formen, Ausser den beschriebenen Arten kommen in den Mergeln der Schönsteiner Lignitbildung noch eine Planorb is-Avt, ein Llmnetis und eineUtiio, ferner Knochen und Zähne von Wirbelthieren, nament- lich Fischzähne vor, deren Bearbeitung indessen in Folge der Ver- einzelung, in welcher die Theile des Skelets vorkommen, zur Zeit noch nicht möglich ist und besser für später aufbewahrt bleibt. Die Untersuchung der Pflanzenreste der Schönsteiner Süss- wasser-Formation hatte Herr Prof. Un ger die Güte zu übernehmen. Seine Arbeit folgt weiter unten unter besonderem Titel. Es kommen darnach im Mergel über dem Lignitflötze von Hunds - dorf drei Arten vor : Chara Escheri M e r., Ch. stiriacaV n g. und Vibur- nurn paradisiucum Ung. Von diesen ist die erstere, deren Früchte in jener Schichte sehr zahlreich auftreten und der wohl auch das eben da vorkommende Charen-Laub angehören dürfte, eine bereits aus der Molasse der Schweiz bekannte Art, die beiden anderen neu. Ein Blatt, das ich unterhalb der Kirche Skalis in dem Mergel, der die Melanopsis spinicostata führt, fand, ist RIius Meriani Heer, ebenfalls eine aus der Molasse der Schweiz bereits bekannte Art. Prof. Ung er hat ferner auch dieHolzmassen des Schönsteiner Flötzes noch mikroskopisch untersucht und darin wiederholt die in der Ter- tiärformation, namentlich aber in den Lignitlagerstätten Steiermarks reichlich verbreitete Peuce acerosa Ung. erkannt. Hiernach bilden Fauna und Flora der Schönsteiner Ablagerung in Bezug auf das geologische Alter der Arten einen Gegensatz , wie er in ähnlicher Weise wohl öfter im tertiären Gebiete noch auftritt. Während Prof. Unger in der Flora theils erloschene und örtlich 4.2 Ft II I I I'. Hie I,ij;iiit-Alil;igt'ruii{; di's IJeiUfiii von Scliönsteiii eigcntliümliclie, theils erloschene und in Terliärschichten weiter ver- breitete Arten erkennt, fand ielninter den Mollusken theils erloschene und örtlich eigenthümliche Arten, theils solche, die in Tertiärschich- ten noch fehlen oder doch in sehr jungen Tertiärschichten erst auf- treten, dagegen in den Diluvialschichten und der heutigen Schöpfung zahlreich und weit verbreitet vorkommen. Dieses Verhältniss ist, wenn auch zur Zeit vielleicht zur Er- klärung noch nicht reif, doch jedenfalls sclir der Beachtung wertli. Allgemeiner Theil. Ich schliesse meine Arbeit mit einer Zusammenstellung der allgemeinen Ergebnisse, so weit ich sie aus den ermittelten Einzel- heiten und ohne Beobachtungen der Zukunft vorzugreifen, als hinrei- chend begründet geben zu können glaube. 1. Die Lignitbildung von Schönstein nimmt ein kleines, in seiner Längenausdehnung dem allgemeinen Streichen der älteren Schichten und der Gebirgszüge folgendes Becken ein. Das Auftreten gröberer Stoffe im nordwestlichen, das allmähliche Erscheinen feiner aufgeschlemmter im östlichen Theile, ferner die Beschränkung der Lignitflötze auf den letzteren, deuten an, dass zur Zeit der Ablagerung die Bodenabdachung wahrscheinlich der heutigen des Schallthales entgegen, nämlich von NW. in SO. verlief. Alsdann musste das Becken in SO. einen Abfluss haben. Vielleicht gibt die Gegend von St. Ilgen, Gemeinde Arnatsche, SO. von Wölan, in der Folge noch eine Bestätigung hierfür. 2. Die Reihenfolge der Schichten ist nur in der mittleren Gegend des Beckens ausgesprochen. Hier liegen zu unterst graue Mergel und Lignite mit Süsswasser-Conchylien, darüber eine mächtige Lage von Sand, Schotter und gelbem Lehm ohne Fossileinschlüsse. Im Westen des Beckens konnte ich keine besonderen Glieder der Ablagerung unterscheiden, im Südosten fehlen Entblössungen der tieferen Schichten und nur die obersten gehen noch bei Schallegg und Wölan an den Gehängen zu Tage aus. 3. Nach der Ablagerung der Schichten dürfte die Gegend noch eine stufenweise Hebung erlitten haben. Hierauf deutet die stufen- in riiler-Sfeierinni k iiihI iliie Fo>silifn. 4 O weise grössere Mocreshöhe, welche die Schichten auf der Nordseile erreichen, namentlich aber der Umstand, dass hier die Lignitflötze in höherem Niveau als in der Schallthal-Sohle auftreten. Nimmt man auch an, dass an der Südseite die spätere Wegfiih- rung der Schichten beträchtlicher war, so bleiben die Meereshöhen der Ablagerung an der Nordseite doch immer noch höher als ein Theil der südlichen Gehänge selbst. 4. Die bei Skalis im Mergel vorkommenden Melanopsiden deu- ten mehr auf fliessendes, die im Schallthal vorkommenden Bythinien, Valvaten, Planorben u. s. w. mehr auf stehendes Wasser. Für Letzte- res spricht auch die Häufigkeit von Charen-Resten im Mergel des Schallthales. Die Vibiamum-Sümen, die ebenda nicht selten vorkom- men, sind jedenfalls durch fliessendes Wasser aus dem Randgebirge hereingeführt. Für die Annahme einer Entstehung der Schönsteiner Lignitflötze aus einer blossen Torf- Vegetation ohne Zutritt eingeflösster Treibholz- massen sehe ich keine Gründe. Einer bestimmten Entscheidung ist freilich der Mangel anAufschluss im Liegenden derFIötze ungünstig. Die in der erdigen Kohlenmasse eingestreuten Holzstämme tre- ten mehr im Nordosten des Beckens dicht am Rande des älteren höheren Gebirges auf, von dem sie wahrscheinlich durch kleine Ströme herabgeführt wurden. Fast ganz fehlen grössere Holzstämme in dem Flötze des Schallthales. Die Ablagerung dieses letzteren Flötzes geschah, wie aus den in seinem Hangenden reichlich vor- kommenden Sumpfschnecken und den Stengeln und Früchten von Charen sich erschliessen lässt, unter einer seichten, ruhig stehenden Wasserbedeckung. Inselartige Ansammlungen schwimmender Holz- massen, auf welchen im Laufe der Zeit eine eigene Land-Vege- tation sich ansiedelte, wie Lyell dies aus Binnenseen von Nordamerika beschreibt, sind für das Schönsteiner Flötz wohl zulässig, aber für eine Entstehung desselben auf festem Lande durch reichliche Moos- Vegetation spricht kein mir ersichtlich gewordener Umstand. 5. Die Süsswasser- Conchylien, welche im Mergel der Lignit- bildung auftreten, sind theils erloschene und bis jetzt nur hier beobachtete, theils heute noch lebende Arten. Die letzteren sind solche, die vorzugsweise in pliocänen und diluvialen, aber gar nicht — oder nur sehr selten — in obermiocä- nen Ablagerungen gefunden werden. Sie entsprechen zwar heute in ^^ Rolle. Die IilRnit-.\lilafCPriiii<; lies Reckens von Scliönsteiii Mitteleuropa tiocli lebenden unil allgemein verlireileten Arten, reichen aber im Ganzen mehr in's südliehe als in's nördliche Europa, sie dürften das südliche Schweden wohl kaum überschreiten. Planorbis MWj6<7/crt^«s Müll., der von ihnen am frühesten fossil erscheint (Red- erag von England), reicht lebend auch am weitesten südlich (Neapel, Sicilien); das Klima des Schönsteiner Beckens zur Zeit der Abla- gerung der Lignitbildiing war darnach dem heutigen sehr ähnlich oder um ein Geringes milder. Unter den erloschenen Mollusken- Arten deutet Melanopsis spinicostatu nach ihrer Verwandtschaft mit der jetzt in Flüssen und Seen von Syrien lebenden M. costata entschieden auf milderes Klima. 6. Eine aulTallende Erscheinung ist ein gewisser gemeinsamer Localtypus bei Bythiuia Ungeri, Hydrohia limnicola und Valvata stiriaca. Er besteht in einer eigentbümlicheii Flachheit der Win- dungen im Vergleich zur Form des Gehäuses ihrer nächsten Ver- wandten (Bythitiia tentaculata, Ilydrobia stagnalis und Valvata piscinulis). Ein solcher über mehrere, verschiedenen Gattungen angehörende Arten sich erstreckender Localtypus in der Gestalt der Windungen ist mir aus keiner andern Süsswasserablagerung bekannt. 7. Eine weitere autTallende Erscheinung in der Mollusken-Fauna des Schönsteiner Mergels ist das Verhältniss der Individuenzahl der Arten. Bei weitem vorherrschend sind erloschene Arten, nainentlicli Bythinia Ungeri, Hydrobia limnicola und Valvata stiriaca. Die Ablagerung macht daher auf den ersten Anblick den Eindruck eines höheren geologischen Alters, als sie in Wirklichkeit besitzen kann. Erst durch lange fortgesetzte Untersuchung der Schönsteiner Fossilien, namentlich durch Ausschlämmuiig grösserer Partien des schneckenführenden Mergels gelang es mir, neben den vorherrschen- den Individuen erloschener Arten auch einige wenige Exemplare heute noch lebender nachzuweisen. Diese letzteren drei Arten, Pla- norbis nmbilicatus Müll., P. crista Lin. und P. nitidus MüW. sind nur sehr sparsam vorhanden und nur in sehr kleinen, jugendlichen Exemplaren vorgekommen, was namentlich die erstere Art betritft, die jetzt in unseren Sümpfen eine ansehnliche Grösse und ein sehr festes Gehäuse zeigt. Die Nachweisung dieser drei heute noch lebenden, in allen tieferen Schichten der obermiocänen Bildung entschieden fehlenden. in Unter-Steiermark und ihre Fossilien. ^■S erst später in Pliocäii- und Diluvial -Sehicliten auftretemlen Arten miisste der Ablagerung ein weit geringeres geologisches Alter zu- weisen als aus den vorlierrschendi'u erloschetieii Arten, wenn ich zufällig auf einige wenige Exemplare der letzteren eingesehränkt gehlieben wäre, hätte hervorgehen können. Dieser Gesichtspunkt kann sehr wohl auch auf die fossilen Ptlanzeureste des Schiuisteiner Reckens angewendet werden, von denen nur wenige Arten und zum Tlieil auch nur wenige Exemplar« vorliegeu, die alle erloschenen Arten angehören. 8. Bei der Bestimmung des Altersverhältnisses der Schönsteiner Ablagerung müssen zunächst die durch Dr, Hörnes'Arbeiten wohl- bekannten Mollusken führenden Süsswasserablagerungen der Wiener Tertiärformation in'sAuge gefasst werden. Diese enthalten nun ohne Ausnahme andere Mollusken-Arten, und es ist das auch noch hei den jüngsten derselben, den fossilienreichen Melanopsen-Schichten von Wien, Feldsberg, Gaya u. s. w. und den Paludinen-Schichten von Moosbrunn, der Fall. Von diesem Horizonte an bis zu dem des Lösses besteht aber in unserem stratigraphischen System der jüngeren Gebilde der österreichischen Monarchie eine bis jetzt erst sehr fragmentarisch ausgefüllte Lücke. In anderen Theilen Europa's, na- mentlich im Arno-Thal (Toscana) und in England (mammalian cragj erscheinen hier Schichten mit Elephas meridionaUs Risso, lihino- ceros leptorhinus Cuv., Hippotamus major Cuv. u. s. w. Im ganzen Donaugebiete kennt man aus dieser geologischen Epoche noch keine einzige, hinreichend charakterisirte Biimen- Ablagerung. Erst in neuester Zeit gelangte Prof. E. Suess zur Vermuthung, dass der obere Theil des Belvedere- Schotters von Wien jener bei uns bisher erst so dürftig vertretenen geologischen Stufe angehören möge. Mollusken-Reste sind aber auch von da noch nicht bekannt. Aller Wahrscheinlichkeit nach fallen die Schönsteiner Lignit führenden Schichten in diese Lücke unseres Systems. Mit voll- kommener Sicherheit aber darüber zu entscheiden, ist zur Zeit noch unmöglich, da die fraglichen Ablagerungen aus der jüngsten, unmit- telbar der Glacial -Epoche vorausgegangenen Tertiärzeit bis jetzt fast nur durch ihre Wirbelthiereinschlüsse bezeichnet werden konn- ten. Wirbelthierreste sind in der Schönsteiner Ablagerung selten, und was ich vorfand , gestattet noch keine genauere Bestimmung. Vergleichen wir die Mollusken -Fauna von Schönstein mit der von 4ß lU) 1 1 e. Die Lignit-Ablagerung; des Beckens von Schönsteiii Moosbrunn bei Wien und der von Figliiie im Val d' Arno, so stossen wir wohl auf sehr analoge Formen, die vielleicht in Zukunft, wenn niau mehr solche Ablagerungen kennen gelernt, noch näher gerückt erscheinen werden, die aber zur Zeit noch nicht sicher identificirt werden können. Als feststehend kann ich nur folgendes allgemeine Ergebniss bctrefts des geologischen Alters aufstellen. Die Schönsleiner Schich- ten sind jenseits der Glacial-Epoche die jüngsten bis jetzt bekannt gewordenen Ablagerungen Steiermarks. Sie sind jünger als alle Tertiärschichten des Wiener Beckens, einschliesslich der Melanopsen- Scluchten, aber möglicherweise gleich alt mit den Schichten von Moosbrunn, wahrscheinlich aber auch noch jünger als diese. Sie fallen entschieden noch vor den Eintritt der Glacial-Epoche, stehen mithin auf der schwankenden Grenze von dem, was man oberste Tertiär- und dem, was man ältere Diluvialschichten zu nennen pflegt. Prof. K. Mayer bezeichnet in seinem in den Verhandlungen der allgemeinen schweizerischen Gesellschaft für die gesammten Natur- wissenschaften in Trogen 1857, S. 16S mitgetheilten Schema diese Schichten theilweise als „Astien", „Astische Stufe", stellt hier aber noch sehr ungleich alte Ablagerungen zusammen. in Ünlor-Steiermnik iiiid ihre Fossilien. Die l'flanzenreste der Lignit -Ablagerung von Schönstein in Ünter-Steierniark. Von Dr. F. I n g e r. Die mir von Herrn Dr. Rolle zur Bestimmung zugegangenen Pflanzenreste aus Schönstein in Steiermark belaufen sieh nur auf wenige Arten, die aber grösstentheiis so gut erhalten sind, dass ihre Zurückfiihrung auf bereits bekannte Fossilien nicht unschwer zu bewerkstelligen war. Dazu fanden sich aber auch zwei neue Arten, eine Chara und ein Viburmmi, beide aus ihren hinterlassenen Früchten mit Sicherheit nach ihrer Gattung zu erkennen. Ausser einem Blattreste im BasalttufF von Gleichenberg war die letztere Gattung bisher in der Tertiärflora noch nicht gefunden worden. Ob jenes Blatt, das ich Viburnum Palaeolantana (Foss. Flora von Glei- chenberg, Denkschr. d. k. Akad. d. Wiss. Bd. VII, Taf. 5, Fig. 2) nannte, zu den hier beschriebenen Früchten gehört, ist die Frage. Zwei jener Fossilien, nämlich Cham Escheri und Rhus Mei-iani, sind auch in der Molasse der Schweiz gefunden worden und geben daher Gesichtspunkte der Vergleichung der Schönsteiner Tertiär- schichten ab. Was die daselbst in den Sand- und Mergelschichten einge- schlossenen Braunkohlenlager betrifft, so sind dieselben zwar nicht von Pflanzenresten begleitet, aber es lässt sich aus den Ligniten derselben nicht undeutlich erkennen, aus welchen Bestandtheilen sie vorzugsweise oder vielleicht ausschliesslich zusammengesetzt sind. Mikroskopische Untersuchungen mehrerer Stücke aus verschie- denen Theilen des Lignitlagers haben mir nur Eine Holzart gezeigt, und zwar ein Nadelholz, das in der ganzen Steiermark zu jener Zeit weit verbreitet gewesen sein muss, und wie die Lignite von Rein, Voitsberg u. s. w. beweisen, wahrscheinlich den Hauptbestandtheil der Braunkohle dieses Landes ausmachen dürfte. Dieses Holz, von mir als Peiice acei'osa beschrieben (Chlor, prot. p. 14, Taf. 3, Fig. 1 bis 4), ist indess auch anderweits bemerkt worden, aber noch ist es nicht 4-8 R o 1 1 p. Die Lig'nit-Ablng'eninp:- des Beckens von Schönstein gelungen, die zu dieser Holzint gehörigen Zapfen uuler den vielen bereits bek.innten fossilen Tannenzapfen herauszufinden. Im Liegenden dieses Braunkolilenflötzes, welches Herr Atzelt bebaut, aus dessen Hand ich au(;l) die zur Untersuchung nöthigen Stücke erhielt, kommt noch ein zweites Lager fossilen Holzes vor, das aber grösstentheils in Eisenoxydhydrat verwandelt ist. Mit vieler Mühe habe icb mir aus diesem äusserst mürben Gesteine mikrosko- pische Präparate verfertiget, aus denen zwar hervorgeht, dass auch dieses Holz den Coniferen, und zwar den Abietineen angehört, dass es aber sehr zweifelhaft ist, ob es gleichfalls Peuce acerosa oder eine andere Art von Peuce ist. Die Elementartheile dieses Holzes sind dermassen zerstört und verändert , dass man wohl Jaiiresringe und Coniferenstructur auf dem Querschnitte zu sehen bekommt, hin- gegen auf den Längenschnitten beinahe jede organische Structur verwischt erscheint. Charaeeae. Chara Escheri Alex. Brau n. Taf. lY, Fij,^. 1 — 5. Ch. fructii ovali v. oblongo-subovato, apice obtuso, 074 m. m. longo, OS 8 m. m. lato, spiris a Int er e visis 9 — 12 plajiiusculis. hl marga stagnigena ad Ilundsdorf prope Schoenstein Stiriae inferioris. Diese wohlerhaltenen Früchte gehören zu den nicht seltenen Vorkommnissen des Süsswassermergels von Schönstein, wo sie Herr Dr. Rollo zuerst auffand. Sie gleichen sowohl der Beschreibung als der Abbildung nach voÜkoinmen den Früchten von Chara Escheri Alex. Braun, wie sie an vielen Punkten der Schweiz bereits zum Vorschein gekom- men sind. Man vorgleiche hierüber 0. Heer, Tertiär-Flora der Schweiz I, p. 5, Taf. IV, Fig. S. Da die Abbildungen am angeführ- ten Orte in einem zu kleinen Massstabe ausgeführt sind, so glaube ich nicht unrecht zu thun, wenn ich mehrere Exemplare dieser Art, die sich jedoch nur unbedeutend in ihrer Grösse von einander unterscheiden, in einer 43maligen Vergrösserung auf der beglei- tenden Tafel IV, Fig. I bis tJ wiedorffebe. in L'iiter-Stt'ieriiiiirk iiini ihn' Fossilien. 4tl Sehr undeutliche Abdrücke von übereinander gepresstenCharen- stengeln, die sich zuweilen in demselben Mergel finden, dürften wojil zu dieser Art gehören. Erklärung; der Abhildiing^en. Figf. 1 Eine CliarentVucht , deren Spitze aligebroclien ist. 2 Eine Charenfrueht, aulVeelit stehend. 2' Dieselbe Frucht von oben gesehen. 2" Dieselbe von unten gesehen. 2'" Zwei Spiren einer zerbrochenen Charenfrueht. 3 Eine andere Charenfrueht von 0-8 Millim. Liinge und O'öMilliin.Breife, liegend, mit der Spitze nach links dargestellt. 3' Dieselbe Frucht von oben gesehen. 4 Eine vierte Frucht derselben Art, mit dem oberen Ende nach abwärts gekehrt. 4' Dieselbe Frucht von unten gesehen. 5 Eine fünfte Charenfrueht, aufrechtstehend gezeichnet. 5' Dieselbe Frucht von oben gesehen. 5" Diese Frucht von unten gesehen. Alle Figuren sind in einer 43maligen Vergrösserung gezeichnet. Chara stiriaca Ungar. Taf. IV, Fig. 6. Ch. fructn suhf/lohoso , apice obtusato, I'IO m. m. lotigo, 0 91 m. m. lato, vnhis spiralibus a ledere visis ö angnlo acuto coujunctis, versus apiccui cristutis. In marga stagnigena ad Hiuidsdorf prope Schoenstein Stiriae inferioris. Diese von allen bisher bekannten fossilen CAarrt-Arten durch die Grösse und durch die geringe Anzahl von Windungen der Spiren ausgezeichnete C/i«r«-Frucht wurdebisher von Herrn Dr. I{ olle nur in einem einzigen Exemplare gefunden. Sie ist fast kugelrund und misst über 1 IMillim. in der Längenaxe. Die Spiren haben von der Seite gesehen nur 5 Windungen und sind gegen die Spitze, wo sie zusamn)entreffen, mit scbarfen Fortsätzen versehen. Fig. 6 stellt eine Frucht in aufrechter Stellung, Fig. 6' dieselbe Frucht von oben, Fig. 6" von unten gesehen dar. Alle sind 43mal vergrössert. Sit/,b. d. mattiem.-naturw. Cl. XU. Bd. Nr. 13. 4 50 '*"' '•"• t»'** l^ignit-AMagei-ung des Beckens von Sohönstein Lonicereae. Yiburuuiii pnradisiacuin ünger. T. f. V, Fig. 1-3. .^Ö^^J V. seminibus ovatis v. ovato-oblongis, utrinqne obtitsis v. apice JP in inamillam proihtctis, 7 — cS* m m longis, 3 — 5 m. m. latis^ »ub- ('07npressis, sfriatis, antice et postice sitlco lonfjitudinali vel sulcis duabns notatis. Testa (vel pericarpivtn) dunim e celluUs paren- ehymatosis pnchytichis porosis conflatis, celluHs epiäermalibus cylindricis. In marija sfagnif/ena ad HunihdortlpropeSchoenstein Stiriae inferioris. Diese in Mehrzahl von Herrn Dr. Rolle mit den Charenfrüchten in dein Süsswassennergel bei Schönstein aufgefundenen Samen sind so gut erhalten, dass selbst ihre anatomische Structur noch erkannt werden konnte. Dies sowie ihre Form und Beschaffenheit geben keinem Zweifel Raum , dass sie Samen einer beerartigen Frucht und mit ziemlicher Gewissheit zur Gattung Viburnum zu stellen seien. Fig. 1. 2, 3 stellen drei dieser Früchte in natürlicher Grösse dar. Sie alle sind änsserlich durch Längenstreifen und durch eine oder zwei in derselben Richtung verlaufende Furchen ausgezeichnet. Alle drei sind ungeachtet ihrer bald mehr länglichen, bald breiteren Form von vorn nach hinten zusammengedrückt. Nur an Fig. 1 hat sich am oberen Ende ein knötchenförmiger Fortsalz (Rest des Kelches und des Discus) erhalten. Um diese Ver- hältnisse deutlich zu machen, füge ich von Fig. 1 in Fig. 1' und 1" eine Sysmalige Vergrosserung sowohl von der Vorder- als von der Rückseite bei, ebenso von Fig. 2 in Fig. 2' und 2" dieselben An- sichten in gleicher Vergrosserung. Die anatomische Untersuchung lehrte Folgendes: Macht man durch die Mitte des Samens einen horizontalen Querschnitt, so erkennt man deutlich zweierlei Substanzen, eine härtere äussere oder Rindensubstanz und eine innere weichere, fast kaum bemerkbare Raumerfüllung. Eine gleichfalls 2y5malige Ver- grosserung eines solchen Querschnittes gibt Fig. 3. Ohne Zweifel hat man in der Rindensubstanz eine feste steinharte Testa, oder ein steinhartes Fericarjiium vor sich, in der weicheren inneren Substanz in Unter-Steiermark und ihre Fossilien. ^\ ist der Rest des Eiweisskörpers des Samens mit seinen dünnwandigen Zellen erhalten. Eine hundertmalige Vergrösserung eines kleinen Theiles dieser Testa zeigt Fig. 3' ihre Zusammensetzung aus sehr dickwandigen porösen, mit zahlreichen feinen Tüpfelgängen ver- sehenen Zellen sehr deutlich. Man erkennt hieraus ferner noch, dass die oberflächlichen epidermatischen Zellen dieser Testa eine cylin- drische Gestalt besitzen und dass sie mit ihrem Längendurchmesser senkrecht auf der Oberfläche stehen. Alle diese Verhältnisse finden sich beinahe genau so an den Samen derViburnum-Arten wieder. Die meist flachgedrückten Samen dieser Gattung besitzen sowohl von der einen als von der andern Seite Längsfurchen und mit diesen abwechselnd Erhabenheiten oder Riffe. An dem oberen Ende sind die Reste des Kelches und der Grifl'elbasis stets vorhanden. Die beinharte Testa ist durch eben solche dickwandige poröse Zeilen mit dünnen Tüpfelgängen aus- gezeichnet. Unter den mir bekannten verschiedenen jetzt lebenden Vibur- num-Arten sind von keiner anderen Art die Samen mit unserem Fossile besser zu vergleichen als von Vibiirnum polycarpum Wal- lich, einer ostindischen Species. Ich habe geglaubt eine Abbildung der Samen dieser letzteren Pflanze zum Vergleiche in den Figuren 4 und 4' in natürlicher Grösse von beiden Seiten geben zu müssen und dazu noch Fig. 4" eine vergrösserte Ansicht, so wie Fig. 4'" einen Querschnitt hinzufügen zu sollen, Anacardiaeeae. Rhas 9Ieriani Heer, Taf. V, Fig. 5. Rh. foUoUü membranaceis, sessilibus, ovato-hmceolatis, acumi' natis, denticulatis, nervis secundariis 7 — 10 siib nngulo acuto fSO^J egredientibus, apice furcatis, craspedodi'omis. R/iusMerianiHeer, Tert. Flora d, Schweiz, II, p. 82, Taf. 126, Fig. 5— H hl marga stagnigena ad Skalis prope Schoensteiu Stiriac inferior is. Das vorliegende Blatt ist zwar an seinem Grunde nicht erhal- ten, es lässt sich aber vermuthen, dass dasselbe ungestielt war und 4» 32 l'i 0 I I e. Die Ligiiit-Ahlageiuiig' ile--. ßeckeris von 8chönsteiii etc. daher als b^ieüerhlättfluMi cirios /.(isainirieiig*'S(tzl«^!i Blattes betrach- tet werden könne. Unter den bislier bekannten fossilen Resten stinunen die I. e. von 0. Heer abgebildeten und beschriebenen Blattreste, die er als Rhiis Meriani bezeiclmet, am meisten mit dem fraglichen Blättchen überein. Sowohl die einförmig zugespitzte Gestalt als die Zahnung des Randes, nicht weniger aber auch die Nervation, sind dieselben wie bei Bhus Meriani Heer. Die genannte Art ist am hohen Rhonen in der Schweiz häufig, sehr selten in St. Martin und in Eriz. IJbersielit der Fossilien der Lignit-Ablagerang von SchöosteiD. .4. W i rbel thiere. B. 0 s t r a k 0 d e n. C. G a s t e 1" 0 p 0 d e n. 1. Ptanurbiti Hoernesi RoWe Taf. II, Fig. i. 2. P. nmbilicatus Müll „ II, „ 2. 3. F. crista L i n ,. 11, „ 3. ^. P. nitidus WüW „ II, „ 4. o. P.kinm Rolle . „ II, „ 5. G. Melanopuin spinicoatata Rolle „ 11, „ 6 — 8. 7. Valvata stiriacaRoWc „ H, „ 9 — 10. 8. Bythinia Vngeri KoWf' „ III, „ 1 — 3. !•. Hydrobia timnicula YioWc. „ III, „ 4 — iO. Ü. A c e p h a 1 e n. Anodonta liinnicola KoWe Taf. III, Fig. H. E. Pflanzen. \. Rhus Meriani Heer Taf. V, Fig. 5. 2. Viburitum paradiaiacuiii Vng „ V, „ 1 — 3. 3. Peiice acerosa U n g. i. Ckara Esc/ieri A\.Bv:iun „ IV. ... 1 — S. ä. Ohara stiriaca üng „ IV, „ 6. Holle. I.iu'iiil ■Vhl.-i'jVniii^'' vdii S( liocii.sli'in I Geüloyisilic K.'irtc des l.iq'nil IScckcii.s von Scliocii.sli'in in l'iilcr- S Icicrm.irk. @.Stin'(l|p u.nodicr. 6 l^iiilii'. i Sclilti.ss. 6^ liuiiir eTIieniic. ^Kolilfiij'rubo. Sily.mivsli.d k Alv.dldW' iii.illi iialiinv.Cl .VI.UliI X"l3.1)Uil). Rolle. Lio'nil Ahlag«>rmi;i n>n Schönslein . ThTII. Zi. fr.. ^P 9 .? a . .ib. 3 c. a J^.X.Ütof.Ti:. Staats jruc X „ rr-i'.rfft I,inne. / , T,iftf/ti.f Afä/ier. .7, ^ /nein,!- Hel/r. C./.if. , lfefnrrof>s-i.t- ö-fiittirOTttifn Jiol/r. //. Kfi/ofttfi yt/ri'ara /foUn. /(/, u „ " />ii/f. (fiKif/zt (tue/ J .Sllif-uiirfsb.d.k.Akad.d.W.Ti.ath.iiaturw.CI. XI. I Hd. X° '^^ ISGO. Rolle. l,i.a- i. ]^.l;.Ho£-u. Staats ivTickerei- ■-^. ., \ „ ////// 'i. ,, „ „ (///r/-i: 4,S. Ifyfirohio (r'r/i///ro/'i />'o//e nur. //rf>ri/f.i\ fi^TH. „ „ ., 1/1/ /■ rij/'/rt. ///O. „ , „ /,„//. //. A//0(/o//ffl / 1 /// /// rn/// /?ii//r Sil/,.iii.d.k,.\ka.l (1 W.rMMli.n.hirw.Cl. .\l I iWI. X" Ki 1!'."0. UulW. Li;imt Alila;iennMi vom Siliön-stein Tiif.lV. i ^^^is^^"' / J. f/irirri Ä'rr/ie//' ABrni/ft. 6'J"//av' .fh'riarn />//■ ,Sii7,uii"sh. il.k.Ak;id.(l.\\.matli n«turw.Cl.XLIBdN"'.ä l«ßfl, Ktilii". Iiifinil Alilsijieniiiji von Sclu»n\toin Taf.V. **'■ u/4' ^/«'S' iifö \?' I / ///'/>///■/////// /j///y/r//.i/a/f//// /'//c/. .i. ff/ir/.\- .Uf/üt/n //ii/: Sil7,iiMo.-fl).cl k.Akad .1 W iii.-illi n:ilin »-(1, \l,l Inl X" li'' l"(!ll liöffler. I}ei(rn,tut'lii'uiie. Jjjj rdW ,d\ \dv ' a ydti'Jb dij' aufgestellt werden, falls die Grenzordinaten nicht gegeben sind. Ks dV kann nun — ; in Beziehung a\i( xyy' so zusammengesetzt sein, dass d V '^-i — inv :v = a sich nicht in eine bestimmte Function von a «, a., verwandelt, sondern den VVerth unendlich ;inniniint; sonu't untaug- lich wird zur Bestimmung einer Constanten und zur Verification der Gleichung ij^ = 0. Ein Beispiel liefert der Ausdruck ü= d.vy^-\- Jd.v [y^ Wird in diesem Falle der Grenzwerth des y für x = a unbe- stimmt gelassen, so verwandelt sich, dem ersten Integrale der Bedingungsgleichung zufolge der ausserhalb des Integrales belind- liche Ausdruck in dV 1 dy' a — X und wird für x = a unendlich gross. dV Auch kann — in Beziehung auf x «i «, so zusammengesetzt dy sein, dass der Natur einer vorgelegten Aufgabe zufolge, dieser Ausdruck für x^=a nicht der Nulle gleich gesetzt werden darf, sondern unendlich gross angenommen werden muss. Dieser Fall tritt uns bei der Brachystochrone entgegen. Für diese Linie ist das Integrale ^ ,'dxV\T7^ /dx 1 Va — y ZU einem Minimum zu machen. Die Bedingungsgleichung des Mini- mums liefert /■ V%ai = \ A — y Vi -f 2/'2 der zufolge sich — in — = . — ?/ verwandelt. "" dy' dy' V^2o, «^ 56 Löffle r. Vorausgesetzt, dass die Gleichung der Cyeloide allgemein y' =^ n (.r«i «a) liefert, so müssen die Constanten nach Lagrange's Methode mittelst der zwei Gleichungen TZ (rt rt, (lo) = 0 n {b iii «3) = 0 hestimmt werden. Die zweite von ihnen ist zulässig, die erste aber nicht. Mau muss vielmehr, weil das erste Element der Cyeloide mit der Verti- calen zusammenfallen muss und nicht horizontal sein kann, die Bestimmung der Constante «3 mittelst der Gleichung ;: («aj «3) = 00 vornehmen. Unter diesen Umständen verschwindet aber ^t^nicht. — Es ist vielmehr oU = 00 für iü = a und die Grundbedingung des Problemes wird nicht in ihrem vollen Umfange erfüllt. — Es bleibt uns jetzt noch übrig in Kürze den Grund anzugeben, warum die bis jetzt erhaltenen Resultate in Beziehung auf die Rrachystochrone zwischen zwei gegebenen Curven y ^ f (o?) y = '^ G^") ungenau ausfallen mussten. Bei diesem Problem ist bekanntlich in dem Integrale U r dxVi^y"' j VJ^ die Anfangsordinate A einer Variation zu unterwerfen. Auf diese Art gelangt man der Autlösungsmethode aller Analysten folg:nd zu den zwei Gleichungen oa?i -f- y'oyi = 0 ox% -\- y'^yz = 0 in welchen y' als Function von x niittelsl der Gleichung der Brachy- stochrone auszudrücken , und der Grösse :v dann der Werth a'o beizulegen ist. Man kann annehmen, dass die Gleichung der Cyeloide zur Relation y' ^= n (.rr/, fi.) führt. Die Grenzcurven geben, da man die DilTerentialien mit den Variationen identificirt, und man erhält auf diese Art ziw Bestimmung der Conslanten und der Grenzwerthe des liilegriiles folgende vier Gleichungen : 1 -f 'j>' (.j-,) /T (a-o rt, «,) .^ 0 14- -y (.t%) n (,v.. ((, ((2) = 0 f (.r,) = F f.r, (u '/.) -^ (.^•2) = F (.r, a, a,) unter y = F (a-', «j (i.) die Gleichung der Cyeloide verstanden. Kciliiif,'- /.IHM l'rolilciiif (lei- Bnn'ii) stiiclinirif. J) 7 Diese vier Gleichiiiiii^en können nur bestellen für '^'(.r,) = ••p' (x.,). Aus der Natur der Cycloide ergibt sieh dann, dass die Grenzeurven so gelegen sein müssten gegen die Coordinatenaxen , dass auch (p (o-'i) = ^ (cTa) sei. Versucht man aber in diesem Falle die Balin des Projectiles zu verzeichnen, welche obigen Bedingungen genügt, so sieht man alsogleich ein, dass diese Resultate der kürzesten Bewegungsbahn nicht entsprechen. In der Thal repräsentiren unsere Grenzgleichnngen folgende Theoreme: 1. Theorem. I);is letzte Element hat eine senkrechte Richtung /u der Tangente, welche im .Anfangspunkte der Bewegung an die erste Grenzlinie constrnirt wird. 2. Tbeorem. Das letzte Element der Cycloide steht senkiecht auf der im Anlangepunkte der Bewegung an die zweite Grenzlinie construirten Tangente. Um die Bahn des Beweglichen verzeicbnen zu können , ist es vor allem anderen nothwendig zwei Punkte der Cj'cloide mit hori- zontaler Basis 'V + «2 = «1 Are Cos \/^ 2ai (A — y) — (Ä — y)"^ anzugeben, deren Tangentenlinien zu einander parallel laufen, dann zwei Punkte, deren jeder auf einer anderen Grenzlinie situirt ist, die von der Abscissenaxe gleich weit entfernt sind, und deren Tangenten- linien zu einander parallel laufen , gleichzeitig aber auf den zwei Tangentenlinien der Cycloide senkrecht stehen. Aus der Natur der Cycloide ergibt sich, dass die auf ihr gele- genen zwei Punkte gleicb hoch sein müssen und jeder in einem anderen Aste situirt ist. Fig. 1 repräsentirt die von der Analysis gegebene Cycloide MIN. M, N sind die zwei Punkte der Cycloide, deren Tangenten T, ti Di dl parallel sind. Tt D d hingegen sind die Tangentenlinien der Grenzeurven in den Durchschnittspunkten dieser Linien mit der Brachystochrone, welche auch parallel sein müssen. Bei dieser Dar- stellung wurde angenommen, dass das erste Element der Bewegung nicht mit dem Scheitel S der Cycloide, deren Taiijjenfenlinie vertical ist, zusammenfällt. Dies eben entspricht der Anschauungsweise Hör das, Lagrange's und Poisson's. Borda's Abhandlung befindet sicii in den Pariser Memoiren für das Jahr 1707 und hatte in Beziehung auf die Brachystochrone den Zweck zu zeigen, dass die von Fjagrange im zweiten Bande der MiHcelhuiCd Tdurinoisia gegebene Autlösung dieses Problemes in Beziehung auf die Grenzgleichung des Anfangspunktes der Bewe- gung nicht zulässig sei, weil selbe das Senkrechtstehen auf der ersten Grenzcurve bedingt. Poisson aber bemerkt in den Pariser Memoiren für 1833, dass es ßorda gelungen sei, die hier sich entgegenstellende Schwierigkeit zu überwinden. Borda übersah aber, dass seine Auflösung, welche durch die Fig. 1 repräsentirt wird , im Allgemeinen bei beliebiger Lage der Grenzlinien gegen die Coordinatenaxen auch nicht zulässig ist, weil in diesem Falle der materielle Punkt (//) sich auf eine grössere Höhe (a) erheben müsste, als die ist (if), von welcher er gefallen, was gegen die Grundsätze der Mechanik verstösst. Übrigens ist auf den Umstand wohl zu achten, dass zur Bestim- mung der fünf Unbekannten a, «2 Xx x% A die gegebenen vier Grenz- gleichungen nicht hinreichen, denn wenn es uns auch gelingen würde, die Grössen «, a^x^ .r.j mittelst der bestimmten Parameter, welche in den Gleichungen der Grenzlinien vorkommen, auszudrücken, so würde in einer, oder in einigen, Grenzgleichungen noch die unbe- kannte Grösse A vorkommen. Die Gleichung an der unteren Grenze 1 -j- ^J^' (a"i ) ;r (.t'a «, «3) = 0 ist hauptsächlich darum als unbrauchbar anzusehen, weil sie nicht anzeigt, dass das erste Element der Bewegung der Cycloide mit liorizontaler Basis vertical ist. Wollte man aber dies als selbstver- ständlich voraussetzen, und diese Thatsache in Verbindung bringen mit den vier früher erörterten Grenzgleichungen, so käme man zu dem Schlüsse , dass das letzte Element der Brachystochrone auch vertical ist. Bei beliebiger Lage der Grenzlinien ist es nicht möglich diese fünf Bedingungen mit den Principien der Mechanik in Übereinstim- mung zu bringen, nur wenn die Grenzlinien zwei tiefste Punkte besitzen, die in einer llorizdutaleii gelegen sind, kann öfters die Lösung in allen l'unkten als befriedigend angesehen werden. l.offliT. linlr;.!!' /.um PniMi-iiip .Irr lirnclivsiip.hi Nil-/,iili6'sli.ci.k,.\kn(l.[l V in.ilii uatinii' l'l Xl.lli(i.S" 13 IK60. rSeiti'iij; /.Ulli Priplilciiic ilcr BimcIi.v^Icx'Iuimip. 51) Hieraus lässt si(;li mit Bestitiiintheit der Schliiss ziehen , dass iler Ausgangspunkt der Bewegung im Allgemeinen nicht unbestimmt gelassen werden darf. Ist aber Xt gegeben, dann ist es auch A wegen der ersten Grenzgleichung y = f (x). Die Vai-iation von A so wie die von ,r, ist der Nulle gleich; zur Bestimmung des Halbmessers ai, des Erzeu- gungskreises der Cycloide und der Abscisse x-, dienen die zwei Gleichungen 1 + -f (.f.) n (.r, rt, a.,} = 0 während «3 aus der Gleichung A =^ F (.V\ Uf (i^) ermitteil wird. Dieses Resultat kann als strenge richtig augeseiieii werden, da es sieli auch mit Hilfe der Synchrone Bernniiilli's beweisen lässt. 60 T " i- '' ^ Analyse des Datolithes von Toggiana. Von Dr. fiustav Tsrhormak. Die krystallographischen Verhältnisse des Datolithes von Andreas- berg und von Toggiana in Modena sind bekanntlich durch Dan bei- mit Sicherheit festgestellt worden *). Derselbe fand aus sorgfältigen Messungen, die an einer grossen Anzahl von Krystallen von beiden Fundorten ausgeführt wurden, die kryslaliographischen Constanteii für die Mineralien beider Fundorte gleich, indem die Unterschiede nocli inuerhalbdermöglichen F'eliler fallen. Da tum das Mineral von Andreas- berg bereits mehrfach untersucht worden ist, über das von Toggiaua aber noch keine Analyse vorliegt, so war es nicht ganz ohne Inter- esse sich von der gleichen Zusammensetzung des letztern mit der des erstem zu überzeugen. Zu diesem Zwecke übergab mir der Director des k. k. Mof-Mineralien-Cabinets Herr Dr. M. Hörnes eine ausgewählte Partie von Krystallen, die icli in dem Laboratorium des Herrn Professors Dr. Red ten b acher untersuchte. Das zur Analyse verwendete Material bestand aus hellen Kry- stallstücken. Die qualitative Untersuchung zeigt ausser den bekannten Zerlegungsproducten des Datolithes keine Spur anderer Substanzen an. Zum Zwecke der quantitativen IJeslinmiungen ward eine Menge des gepulverten Minerales mit Salzsäure aufgeschlossen, darauf das Ganze ein wenig eingedampft, zur vollständigen Abscheidung der Kieselsäure mit Ammoniak versetzt. Das gänzliclie Eindampfen niuss vermieden werden, da sich sonst in diesem Falle die Kieselsäure als eine comjiacte Masse absetzt und dann niclit vollständig ausgewa- schen werde kann. Die Kalkerde wurde wie gewöhnlich als kohlensaures Salz gewo- gen. Eine Bestimmung der Horsäuremenge wurde nicht ausgeführt. Die Wassermenge ward aus der nach heftigem Glühen einer Partie des grobgepulverten Minerals gefundeneu Gewichtsdifferenz berechnet. •) rujjyeiiiluiirs Ann. Hd. CIU. S. ll(i II. Analyse des Datolitlies von Togfjiaiia. (} | Die Beobachtung lieferte folgende Zahlen: 1. Menge der angewendeten Sub- stanz 802 Milligr. Das Gewicht der erhaltenen Kie- selerde gefunden zu .... 306 Milligr. oder 38-16 pCt. Der erhaltene kohlensaure Kalk wog 500 „ dem entsprechen 280 Milligr. Kalkerde oder 34-91 „ 2. Zur Ermittelung des Glühver- lustes wurden genommen . . . 25 03 „ Die Gewichtsdifferenz betrug . 143 „ ^ 5-71 „ Es wurde ferner das specifische Gewicht an zwei verschiedenen Partien bestimmt. Im Folgenden bezeichnet P die Capacilät des Pyknometers in Grammen, p das Gewicht der Substanz, p' die Menge des verdrängten Wassers in Grammen , t die ßeobachtungs- temperatur. I. Wasserhelle Stücke : P = 20-895, /> = 3-535, /=1173, ^ = 18oC hieraus: 4 = 3014 P für das specifische Gewicht bezogen auf Wasser von 0» C. hin- gegen hat man _|-_^ = 3-009 = s. II. TrübeStücke von ungefähr derselben Grösse wie die früheren: P= 20-897, /> =2-440, // = 0-817, ^ = 19«C., somit: 4 = 2-987 P und das specifische Gewicht bezogen auf das des Wassers bei 0" C. 1-0016/ = 2982= s. Das specifische Gewicht dieses Datolithes kann somit = 300 gesetzt werden. Die .Analysen des Datolithes führen bekanntlich auf die Formel ') ßCaHSiOä. 1) Wo H = l, B=ll, Ca=40, Si=28-5, 0=16. 02 Tschermak. Analyse des Dalolitlies von Toggiana. Die Untersuchungen am Datolitli von den zwei genannton Fund orten hiihen nun folgende Zithlen geliefert: Ds tolith von Andreashe ■s D von Toggiana Stronii'yiT Du Menil KamineUkerg Tschermak Kieselsäure . . . 37-3 Froc. 38-Ö Pioc. 38-5 Fioe. 38 2 Proc. Kalkerde . . . 33 -7 „ 35-6 „ 30 6 „ 34-9 „ AVasscr . . . . 5-7 „ 4-6 „ H-ß „ 5-7 „ Die Rechnung hitigegen fordert: Kieselsäure 37 "7 Procent, Kalkerde 34-9 Wasser 5*6 „ Über die Interpretation der obigen Formel ist bekanntlich seinei- /eit manclies verbandelt worden, worauf beut zai Tage einzugeben nicht njebr nöthig erscheint. Doch darauf mag hingewiesen werden, dass der Datolith in seiner Zusammensetzung ganz den Typus der Zeolithe zeigt, sobald man berücksichliget, dass, wie die Erfahrung gezeigt bat, die Gruppe AI O3 ») mit der Gruppe Ba O3 in manchen Silicaten vicariire. Demnacb ist die Zusammensetzung des Datolitbes äiudich der Zusannnensetzung der Glieder der Reihe des Thomsonites. Fs ist nändieb: BaCaoHaOeCSiOs)^ Datolith, AI Ca H406(Si03), Thomsonit, etc. wofern die Formeln zur besseren Vergleichung so gescbrieben werden. Ebenso ist die Zusammensetzung des Danburites ähnlich der des Anortbites, wie sich aus Folgendem ergibt: BoCaOiCSiO,), Danburit, AlCa04(SiO,), Anortbit. Ramm eisberg's Untersuchungen am Turmalin und Axinit haben übrigens für das Gesagte liinlänglich viele Belege geliefert. *) Wo Al=55, znfolge der Itampfdichten-Bestimainngen von D e v i I I e und T r oo s t. SITZUNGSBEKICHTE l>K(( KArSK.KI.lCHKN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. «ATllEl\TISfH-\ATl]RWLSSEi^SCHAFTLICHE CLASSE XLI. BAND. Sf« 14. Sitzung vom 18. Mai 1860. (Hit 5 Coffin.) WIEN. AUS DER KAIS. KÖN. HOF- UND STAATSDRUCKEREI. IN COMMISSION BEI KABL GEKOLDS SOHN, BUCHHÄNDLER DER KAISERl,. AKADEMIk DER WISSENSCHAFTEN. 1860. I N II A L T. Seite Sitzung vom 18. Mai 1860: Übersicht 63 Tschermak, Einige Sätze der theoretischen Chemie 67 Hauer, Franz Ritter von, Nachträge zur Kenntniss der Cepha- lopoden-Fauna der Hallstätter Schichten. (Mit 5 Tafeln.) 113 Fitzinger, Über die Racen des zahmen Schafes. (IV. Abtheilung.) 151 SITZUNGSBERICHTE KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH -NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE. XU. ßA!VD. SITZUNG YOM 18. MAI 1860. m 14. 63 XIV. SITZUNG VOM 18. MAI 1860. Der Secretär legt den von dem correspondirenden Mitgiiede, Director der Sternwarte in Kremsmünster, Herrn Capitular R e s I h u b e r übersendeten und für die k. k. Central-Anstait für Meteorologie und Erdmagnetismus bestimmten Bericht vor über die im Jahre 1859 auf der Sternwarte zu Kremsmünster angestellten meteorologischen und magnetischen Beobachtungen. Herr Dr. A. Winckler, Professor am Joanneum in Graz, übersendet eine Abhandlung: „Einige allgemeine Sätze zur Theorie der Reihen". Herr Dr. Gustav Tschermak, übergibt eine Abhandlung: „Einige Sätze der theoretischen Chemie". Herr Director von Littrow theilt ein zweites an ihn gerichtetes Schreiben des Directors der Sternwarte in Madrid, Herrn Aguilar, vom 9. Mai 1. J. mit, bezüglich weiterer Begünstigungen, welche die spanische Regierung den Astronomen einräumt, die zur Beobachtung der totalen Sonnenfinsterniss am 18, Juli d. J. die Halbinsel besuchen. (5. Heft. 8.) An Druckschriften wurden vorgelegt: Academie imperiale des sciences de St. Petersbourg. Memoires, VIP Serie, Tome I. Nr. 1 — 15. St. Petersbourg. 1859; 4"- — Bulletin, Tome I. Feuilles 1—9. St. Petersbourg, 1859; 4»- Accademia, Reale, delle scienze di Torino. Meraorie. Serie seconda. Tom. XVIII. Torino, 1859; 4o- Amsterdam. Verhandelingen der Koninklijke Akademie van \\\'ten- schappen. Zevende Deel. Met Platen. Amsterdam, 1859; 4"- — Afdeeling Letterkunde, Eerste Deel. Met Platen, Amsterdam, 1858; 4»- 64 Amsterdam. Verslageii eii Mededeelingen der Koninklijke Aka- demie van Wetenschappeii. Afdeeling Natuurkunde. Aehtste Deel. 1858. Negende Deel. Eerste, tweede, derde Stuk, 1859. — Afdeeling Letterkuiide. Vierde Deel. Eerste Stuk, 18S8. Vierde Deel. Dweede & derde Stuk, 1859. Amsterdam, 1858 & 1859; 8«- — Jaarboek vaii de Koninklijke Akademie van Wetenschappen. Gevestigd te Amsterdam. Voor, 1858; 8"- Archiv für die holländischen Beiträge zur Natur- und Heilkunde. Herausgegeben von F. G. Donders (Utrecht) und W. Berlin (Amsterdam). Band II. Heft I. Utrecht, 1858; So- Astronomische Nachrichten. Nr. 1256. Altona, 1860; 4o- Austria, Wochenschrift für Volkswirthschaft und Statistik, redig. von Dr. Gustav Höfken. XII. Jahrgang. XX. Heft. Wien. 1860; So- li er n, Universität. Akademische Gelegenheitsschriften. Bern, Lau- sanne und Neuchatel, 1858, 1859 und 1860; 4o- und 8«- B i er ens de Haan, D. Geschiedkundige Aanteekening over zooge- naamd onbestaanbare Worteis. (Overgedrukt uit Verslagen en Mededeelingen der Koninklijke Akademie van Wetenschappen, Afdeeling Natuurkunde. Deel VIII, bladzijde 248.) 8o- Bonn, Universität. Akademische Gelegenheitsschriften für 1859. Bonn, 1858 und 1859; 4o- und 8o- Ermerins, Franciscus Zacharias. IHHOKFATOYS xai «AXwv {'aTiowv nulciioiv Ascipava. — Hippocratis et aliorum medicorum veterum reliqm'ae. Vulumen primum. Trajecti ad Rhenum, 1859; 40- Gazette medicale d' Orient. IV'"'' annee. — Mai. — Nr. 2. Constan- tinople, 1860; 4o- Gesellschaft, Physikalisch -medizinische in Würzburg. Ver- handlungen. Band X. Heft II und III. Mit 3 Tafeln. Würzburg, 1860; 80- Jahrbuch, Neues, für Pharmacie und verwandte Fächer. Heraus- gegeben von G. F. Walz und F. L. Win ekler. Band XIII. Heft IV. Heidelberg, 1860; So- Land- und forstwirthschaftliche Zeitung, Allgemeine. Redig. von Prof. Dr. J. Arenstein. X. Jahrgang. Nr. 14. Wien, 1860; So- Löwen, Universität. Akademische Gelegenheitsschriften aus den Jahren 1857, 1858 und 1859; 8»- 65 Louvaiti, Annuaire de T Universite catholique de — XXI'"* annee, 18S7, XXII™^annee, 1858, XXIIh« annee, 18{>9, Louvain; 12"- Meteorologische Waarnemiiigen in Nederland en zijne Bezit- tingen en Afwijkingen van Temperatuur en Barometerst.md ap vele plaatsen in Europa. Uitgegeven door liet Koniiiklijk Neder- landsch Meteorologisch Instituut. 1858. Utrecht, 1859; 4"- Reich sanstiil t, k. k. geologische. Aus dem Jahrhuche. Sitzung am 24. ApriM860. Wien, 1860; So- fies ihn her, P. Augustin, Resultate aus der im Jahre 18ö9 auf der Sternwarte zu Kremsmünster angestellten meteorologischen Beobachtungen. Linz, 1860; S»- Societe litteraire de 1' Universite catholique de Louvain. Choix de Memoires. VII. Bruxelles et Louvain, 18o7; 8o- — Philomathique de Paris. Extraits des proces-verbaux des seances pendant l'annee 1859. Paris, 1859; So- Verein, naturhistorischer, der preussischen Rheinlande und West- phalens. Verhandlungen. Herausgegeben von Prof. Dr. C. 0. Weber. XVL Jahrgang. I. und II. Heft. Bonn, 1859; So- Wiener medizinische Wochenschrift, redig. von Dr. L. Witteis- höfer. X. Jahrgang. Nr. 19. Wien, 1860; 4o- Würzburger medizinische Zeitschrift. Herausgegeben von der physikalisch -medizinischen Gesellschaft; redig. von H. Bam- berger, J. Fo erster, v. Scanzoni. Band 1. Heft I. Mit 1 Tafel. Würzburg, 1860; So- — Naturwissenschaftliche Zeitschrift. Herausgegeben von der physikalisch -medizinischen Gesellschaft, redig. von H. Mül 1 er, A. Schenk, R. Wagner. Band I. Heft l Mit 4 lithogr. Tafeln. Würzburg, 1860; So- 67 ABHANDLUNGEN UNI) MITTIlEILlINCiRN. Einige Sätze der th e oreiiHchen Chemie. Von Dr. Cr. Tschermak. Die folgenden Zeilen entlialten einen Versuch, von der Theorie der gleichen Constitution der Gase ausgehend, die wichtigsten jener Sätze zu entwickein, zu denen die theoretische Chemie bisher gelangt ist. Da über den Ausdruck und die Bedeutung der letzteren bisher noch kein allgemeines Einverständniss herrscht, so erscheint es nothwen- dig eine gleichförmige Behandlung des Bekannten und des Neuen zu befolgen. Jene Richtung der heutigen Chemie, welche auf den Charakter einer erklärenden Naturwissenschaft Anspruch macht, betrachtet als ihr Kndziel nicht die blosse Kenntniss der Zusammensetzung der Kör- per, sondern sie erkennt ihre Aufgabe darin, nach den Ursachen und der Entwickelungsweise der chemisciien Erscheinungen zu forschen. Sie fasst die letzteren als Bewegungsphänomene auf und sieht sonach die Lösung eines mechanischen Problems als Ziel ihrer Bestrebun- gen vor sich. Eine andere Richtung der Chemie will vorerst blos die Erkenntniss der Analogien und Beziehungen zwischen der Zusam- mensetzung der verschiedenen Körper als Resultat der Forschung gewinnen: sie bewegt sich auf dem Boden der Naturbeschreibung. Sobald sie nun von hier aus an eine Erklärung der Thatsachen zu gehen versucht, verlässt sie sogleich das Gebiet des Positiven, da sie ei'stens einer Gruiidvorstellung, eines Principes entbehrt, und da sie zweitens ohne die Kenntniss der einfachsten Vorgange complicirle (38 T s c h e r m i» k. Erscheinungen zu erklären sucht. Bestrebungen in der letztangeführ- ten Richtung h.iben besonders dazu beigetragen, viele Missverständ- nisse und jene Verwirrung hervorzurufen, deren baldiges Ende jeder wünschen muss. Wer die chemischen Erscheinungen als Bewegungserscheinun- gen auffasst, wird den ersten Schritt der Forschung darin erkennen, dass man sich über die räumliche Constitution der Materie, des Trä- gers der Bewegung eine allgemeine , den Thatsachen vollkommen entsprechende Vorstellung bilde, ferner darin, dass man die ein- fachsten Fälle des Gleichgewichtes und der Bewegung im chemischen Sinne möglichst genau und vollständig studire. Den physikalischen und chemischen Erscheinungen entspricht nun in vorzüglicher Weise folgende Grundvorstellung: Wir denken uns die Körper zunächst aus kleinen Theilchen, Massentheilchen, Molecülen bestehend, so dass die Molecüle eines chemisch homogenen Körpers alle einander gleich, die Molecüle zweier verschiedener Kör- per von einander verschieden sind. Ob den verschiedenen Aggregat- zuständen desselben Körpers i) eine verschiedene Grösse des Molecüls entspreche, kann vorderhand dahingestellt bleiben: so viel ist indess klar, dass den Molecularmassen in den verschiedenen Zuständen die- selbe Einheit zu Grunde liegen müsse. Da die Massen der Molecüle desselben Körpers einander gleich sind , so bedarf es blos einer Annahme bezüglich deren Distanz, um die relativen Massen der verschiedenen Molecüle bestimmen zu können. Relative Hassen der Molecüle. Das Studium der Erscheinungen an gasförmigen Körpern hat zuerst einen Anhaltspunkt geliefert, die ebenerwähnte Frage zu erle- digen. Die schon von A mpere aufgestellte Annahme der gleichen Molecularconstitution gasförmiger Körper, welche die Grundlage der Ge rhar dt'schen Betrachtungsweise der chemischen Verbindungen bildet, hat sich bisher vollkommen bewährt; sie wird durch alle For- schungen der Chemiker fort und fort bestätigt 2). In einfacher Form lautet dieselbe: *) Unter „Körper" siiiii hier nur clieiniscli homogene Körper, also chemische Uidivi- duen zu verstehen. 2^ C u n n i z £ u ro im .Nuovo (.'iiiu'uto, Bd. SU. lt>58. Alaihelt. Einige Sätze der theoretischen Themie. ß9 „Gleiche Volumina gasförmiger K örper eiithiilten eine gleiche Anzahl Molecüle." Natürlicherweise werden in diesem Falle gleiche Umstände: gleiche Temperatur und derselbe Druck vorausgesetzt. Der angeführte Satz ist zur Zeit der erste Hauptsatz der theo- retischen Chemie. Man kann nur allein von diesem ausgehen, da bis jetzt kein anderes Gesetz bekannt ist, das irgend \^ie zur Kenntniss der Molecularmasse leitet. In dem Folgenden ist nunmehr unter Molecül immer das Mo- lecül im gasförmigen Zustande gemeint. Es ist demnach ein Mittel gewonnen, die relativen Molecular- massen jener Körper, die sich im gasförmigen Zustande befinden oder in Gase verwandeln lassen, zu bestimmen. Da indess die Dämpfe auch annähernd denselben Gesetzen gehorchen, so können die Beob- achtungen an dampfförmigen Körpern, wofern sie nur nicht bei rela- tiv zu niederer Temperatur angestellt werden, ganz brauchbare Wer- the liefern, denn zur genaueren Feststellung der Zahlen besitzt man noch andere Mittel. Es ist nun dem Gesagten zufolge klar, dass die Gewichte glei- cher Volumina der Gase in demselben Verhältnisse stehen, wie deren Moleculargewichte, so dass also die Dichte der Gase und deren rela- tives Moleculargewicht identisch sind, wofern dieselbe Einheit zu Grunde gelegt wird. Es wiegt z. B, Verliältniss 1 Kubikmeter Wasserstoffgas 89.578 Gramme . . 1-00 i „ Sauerstoffgas 1429.802 „ ... 13-96 1 „ Kohlensäuregas 1977.414 „ ... 22-07 1 „ Salzsäuregas 1613.120 „ ... 18-01 Diese Zahlen sagen daher, dass ein Molecül Sauerstoff unge- fähr 16 mal, ein Mol. Kohlensäure 22 mal, ein Mol. Salzsäure iSmal schwerer sei als ein Molecül Wasserstolf. Da das Wasserstoffgas die geringste Dichte und somit das kleinste Moleculargewicht unter allen bekannten Körpern besitzt, so ist es zweckmässig, alle übrigen Körper damit zu vergleichen. Nachdem nun durch den obigen Satz die Möglichkeit gegeben wurde, die relativen Gewichte, also die relativen Massen der Molecüle 7 0 T s c li p r m » k. ZU ermitteln, so kann man an die Lösung der Frage über die Consti- tution des Molecüls sehreiten. Ciiemisclios Atom. Aus dem l)isher Angefiilirten ist klar, dass wenn ein Körper eine blos vorübergehende Veränderung erfahrt, nach welcher er wieder in den früheren Zustand zurückkehrt, auch dessen Molecül unver- ändert geblieben ist. Wenn hingegen ein Körper eine substantielle Veränderung erfahren hat, so dass er trotz der Wiederherstellung der früheren äusseren Umstände eine von der ursprünglichen ver- schiedene Substanz darstellt, so müssen wir schliessen; dass auch das Molecül eine V^eränderung erfahren habe. Für die Art der Ver- änderung kann man nun a priori viele mögliche Fälle aufstellen, um jedoch schnell zur Beantwortung der Frage über die Constitution der Molecüle zu gelangen, ist es zweckmässig sogleich einige Thatsachen zu betrachten. Wenn eine Verbindung eine substantielle Änderung erfährt, ohne dass von aussen etwas hinzutritt, so findet man in den meisten Fällen nach jener Veränderung, dass sich aus derselben meh- rere Körper gebildet haben , deren jeder ein grösseres oder kleineres Moleculargewicht besitzen kann, als die ursprüngliche Substanz. Dar- aus ist ersichtlich, dass das ursprüngliche Molecül in mehrere Tlieile zerfallen sei, deren jedes für sich oder mit mehreren gleichartigen ein neues Molecül gebildet hat. Das ursprüngliche Molecül hat sich demnach als ein aus kleineren Massentheilchen zusammengesetz- ter Körper erwiesen. Hieraus ergibt sich nun sogleich wieder die nächste Aufgabe, nämlich: Die letzten Einheiten bezüglich der zu- sammensetzenden Massentheilchen zu bestimmen. Man muss die durch Theilung des ursprünglichen Molecüls entstandenen Körper sämmt- lich wieder in der vorigen Weise verändern, eine fernere Theilung der Molecüle derselben herbeiführen und so fort bis man an eine Grenze gehuigt und zuletzt Körper erhält, deren Moleculargewicht nicht mehr verringert werden kann. DieAnalyse istnunzu jener Grenze gelangt und hat eine Reihe solcher Körper erhalten, welche von ein- ander verschieden sind. Wenn man demnach in der Betrachtung bis zu eben dieser Grenze geht, so muss das genannte Molecül als ein System von Körpern, die unter einander verschieden sind, angesehen werden. Bezeichnet man also die Masse eines sol- chen Körpers mit A, die eines andern mit B u. s. w. und bedenkt, Einige Sü(/.p der theoretischen Cliemie. 7 f dass obiges Molecül aus A-Körpern der ersten Art, aus Ä'-Körpern der zweiten Art II. s. \v. bestehen könne, so ist ofTenbar, wenn 1/ die Masse des zusammengesetzten Molecüls bedeutet, M=hA -\- kB-j-lC-\- . . . . , wo h,k, l, ganze Zahlen darstellen. Wenn nun durch fortgesetzte Zer- legung hieraus sämmtlich ehemisch einfache Körper entstanden sind, so kann das Molecül des einen einfachen Körpers wieder ein System von r gleichen Theilen sein, so dass wenn jh, die Masse eines solchen Molecüls bezeichnet, w?i = r A und in derselben Weise m. =^ s B. wjj = tC U.S.W, ist, wo wiederum 7; s,t, . . . ganze Zahlen sind. Es ist von selbst klar, dass man genau zu demselben Resultat bezüglich der Natur des Molecüls gelangt, wenn man (\en Weg der Synthese in's Auge fasst. Aus dem Gesagten folgt nun, dass die bei chemischen Reactio- nen aus dem Molecüle austretende, einem chemisch einfachen Kör- per entsprechende Menge, so wie die Masse des Molecüls desselben einfachen Körpers , ganzzahlige Multipla derselben Einheit sein müssen, was die Erfahrung durchwegs bestätigt. Diese Einheit nennt man Masse des chemischen Atoms, die ent- sprechenden Körper selbst chemische Atome. Das Angeführte wird nun kurz durch den Satz ausgedrückt: „Das Älolecül ist ein System von Körpern, die bei den c h e m i s c h e n V^ e r ä n d e r u n g e n der Masse n a c h u n v e r ä n d e r t bleiben. DieseKörper selbst heissen chemischeAtome." Natürlicher Weise kann auch der Fall eintreten, dass das Mole- cül blos aus einem chemischen Atom gebildet wird, so dass das Molecül und das chemische Atom gleiche Masse besitzen. Der angeführte Satz ist als der zweite Hauptsatz der theoreti- schen Chemie zu betrachten: er umfasst das Gesetz der einfachen Verhältnisse, das der multiplen Proportionen, und schliesst den Begriff des Äquivalentes aus. Relative Massen der chemischen Atome. Es ist nun möglich, von den bekannten Moleculargcwichten aus- gehend, die relativen Massen der chemischen Atome aus den Daten der chemischen Analyse zu berechnen, und sie auf dieselbe Einheit wie die Molecularmassen zu beziehen. Die Beobachtung lehrt näm- lich, in welche Mengen chemisch einfacher Körper eine bestimmte I 72 T ^ r li p r ni a k. Menge ein«M' Verbindung zerlegt werden koiiiie. Aus dem Verhält- nisse der ersteren zu einander und aus deren Summe, welche uns das Moleculargewicht angiht, erhält man die Masse der im ursprüng- lichen Molecül enthaltenen gleichartigen Mengen. Vergleicht man hierauf die auf diese Art bei mehreren Verbindungen erhaltenen Zahlen, so gelangt man zurKennfniss jener Grundzahl, deren Multipla die verschiedenen in den Molecülen enthaltenen gleichartigen Massen sind. Man erhält den Werth der Masse des chemischen Atoms, ausge- drückt in denselben Einheiten wie die Molecularmasse, z. B. aus Wasser dessen m= 9, erhält man 8 Gewichfstheile Saiierstoffgas gegen 1 Gewichtstheil Wasserstoftgas „ Salzsäure deren ?«=18'2!),erliältnian 17-75 Gewiclitstlieile Chlorgas gegen 03 „ Wassersfoffgas „ Stickoxydnl dessen //i=22, erliält man t4 „ Slicksfoffgas gegen 8 „ SauersfoflFgas „ Stickoxyd dessen ?h=1ö, erliält man 7 „ Slickstoffgas gegen 8 „ Sauerstoflfgas Hieraus folgt, dass, wofern die Masse des Wasserstoff-Molecüls = 1 gesetzt wird, die Masse des WasserstolTatoms 0-S, die desSauer- stoffatoms = 8, die des Chloratoms = 17-75, die des Stickstoff- atoms = 7 sei. Man merkt übrigens, dass man in den meisten Fällen das AtomgeM'icht in der Art wird bestimmen können, dass man die geringste Menge der einfachen Körper aufsucht, welche aus irgend einer Verbindung erhalten werden kann. Dieselbe Einheit wie früher vorausgesetzt, würde man dann z. B. finden, dass die geringste Menge Brom, die irgend in eine Verbindung eintritt, oder aus derselben aus- tritt, = 40, die geringste Menge Phosphor in demselben Sinne =1S*K sei, u. s.w. und würde so die Massen der chemischen Atome ermitteln. Um nun nicht bei jeder solchen Grundzahl angeben zu müssen, welchem chemisch einfachen Körper sie entspreche, bedient man sich einf[\cher Zeichen, welche nicht nur die Masse der Atome aus- drücken, sondern auch den einfachen Körper andeuten, dessen Mole- cül blos aus den betrelTenden chemischen Atomen zusammengesetzt ist. So versteht man z. B. unter dem Zeichen Cl die Masse des- jenigen chemischen Atomes, welches das Molecül des Chlorgases ausschliessend zusammensetzt etc. Hier erscheint es nun wichtig, nochmals zu bemerken, dass wir uns die Körper nicht als blosse Aggregate von Molecülen, die Eiiiig-e Siitze der theorethchen Chemie. 73 Molecüle nicht als Aggregate von chemischen Atomen vorstellen, sondern dass wir beide als mechanische Systeme von Körpern betrachten, welche durch ihnen eigenthiimiiche von der gegenseitigen Distanz abhängige Kräfte in jenem Gleichgewichte erhalten werden, welches die substantielle Natur des betreffenden Körpers bedingt. Es können daher zwei oder mehrere verschiedene Körper gleiche Molecularmasse und gleiche chemische Zusammensetzung besitzen, wie dies bei den im strengsten Sinne isomeren Körpern der Fall ist; dann ist es blos die verschiedene Gleichgewichtsluge im Innern des Molecüls, welche als die Ursache der verschiedenen Natur dieser Körper erscheint. Wenn man demnach von der Zusammensetzung einer Verbin- dung aus einfachen Körpern spricht, ist dies durchaus nicht so zu verstehen , als ob die chemischen Atome im Molecül dieselben „Eigenschaften" besässen , wie der ihnen entsprechende einfache Körper, denn die Eigenschaften der Körper sind nicht blos von der Masse der Molecüle und der Masse der chemischen Atome, sondern auch von der Art des Gleichgewichtszustandes, den relativen Distan- zen der letztern abhängig , und es ist leicht einzusehen , dass dieselben Massen, einmal als Glieder eines grössern Systems, ein anderes Mal für sich allein, eine verschiedene gegenseitige Lage einnehmen müssen. Wenn man daher z. ß. sagt, dass der Schwefel- kohlenstoff aus Kohlenstoff und Schwefel bestehe , so ist dies eigentlich unrichtig; man kann blos soviel behaupten, dass man durch Zerlegung der genannten Verbindung die Körper Schwefel und Kohle erhalte, und umgekehrt verhält es sich mit der Synthese der Verbindung. Wenn man ferner sagt, aus einer Verbindung trete Chlor aus, so will man damit blos andeuten , es werde eine Menge ausgeschieden, die nach dem genannten Processe Chlormolecüle, also Chlorgas bildet. Im Allgemeinen ist ferner klar , dass von einer Eigenschaft der chemischen Atome in dem Sinne wie von Eigen- schaften der Körper gar nie die Rede sein kann , da die von uns wahrgenommenen Eigenschaften der Körper stets nur die Resul- tirende der Eigenschaften einer Unzahl von Molecülen sind , das Molecül aber ebenso wie das chemische Atoi . unserer Wahrnehmung stets entzogen bleiben. Dagegen werden wir in indirecter Weise über die relativen Massen und die Gleichgewichtszustände dieser Körper Bestimmungen machen können. 74 T s o h e r m a k. Bevor jedoch hierüber etwas Genaueres besprochen werden kann, wird es nothig sein, eine passende Gewichtseinheit festzu- stellen, mit der die übrigen zu betrachtenden Gewichte zu ver- gleichen sind. Wahl der Einheit für das Molecular- und Atomgewicht. Es wurde früher erwähnt , dass das Moleeül des WasserstofF- gases als das an Masse kleinste als Einheit für das Moleculargewicht angenommen werden könne. Dagegen zeigte sich später, dass dann das chemische Atom des Wasserstoft's das Gewicht '/g besitze. Da nun wieder das Atomgewicht des Wasserstoffs das geringste unter allen erscheint, so ist es am vortlieilhaftesten, dieses letztere als Ge- wichtseinheit für alle Atome und Moleculargewichte anzunehmen. Wenn demnach H=i gesetzt wird, so ist das Moleeül Wasser- stoff H. = 2 und man sagt das WasserstoflTmolecül bestehe aus zwei Wasserstoffatomen u. s. w. Bisher sind nur die folgenden Mole- culargewichte chemischer einfacher Körper, für die auch das Atom- gewicht bekannt ist, experimentell bestimmt worden : Mülecül des Wasserstoffgases . . . .Hg „ „ Sauerstoftgiises . . . . Og „ „ Scliwefelgases ^) , . . . S3 „ „ Clilorgases CI3 „ „ Broingases ßiv „ „ Jodgases J.> „ „ Stickstoffgases No „ „ Pliüsphorgases . . . . P4 „ „ Arscngasos AS4 „ „ Quecksilltergases ... Hg Um nun aus den experimentellen Daten über das specifische Gewicht der Gase auf dem kürzesten Wege die relativen Molecular- gewichte, bezogen auf die eben gewählte Einheit , berechnen zu können, bedarf es eines CoeiYicienten, mitdemdas specifische Gewicht multiplicirt, sogleich die relative Molecularnuisse ergibt. Aus dem Früheren und aus den Daten der chemischen Analyse ist bekannt, dass das Moleculargewicht des Wasserstoffes == 2, des Sauerstoffes = 32, des Stickstoffes = 28 anzunehmen sei. Nun wiegt 1 Litre Wasserstoffgas 0089578 Gramme ; heisst nun jener Coefficient A; 1) Als Gas bei 1040« C. Einige Sätze der theoretischen Cliemie. 75 SO muss 0-089Ö78 Ä = 2 sein, daraus erhält man h = 22-33. Man liat ferner das Gewicht von 1 Litre Sauerstoffgas = 1-4298 Grammen, folglich 1-4298Ä = 32 daraus h = 22-38 1 „ Stickstoffgas ^ 1-2062 Grammen 1 -21)62 A = 28 daraus h = 22-29. Unter diesen für h gefundenen Werthen verdient der für Sauer- stoff herechnete das meiste Zutrauen, da man die Bestimmung des specitist'hen Gewichtes des Sauerstolfgases für die genaueste halten muss. Daher soll in der Folge stets h = 22-38 angenommen werden. Dieser Coelficient in das specifische Gewicht multiplicirt liefert sonach das Moleculargewicht in denselben Ge- wichtseinheiten, hier z. B. in Grammen. Da es sich indess blos um relative Zahlen handelt, so ist hier vom absoluten Gewichte ab- zusehen. Bezeichnet also g das specifische Gewicht bei 0*' C. und 1 Atmosphäre Druck in der obigen Weise und m wie früher das relative Moleculargewicht, so hat man allgemein: Es wiegt nun z. B. : 1 Litre Stickoxydgas 1-3436 Gramm , daher m = 1-3436X22-38 = 30 1 „ Äthylengas l-2oU8 „ „ m = 1-2308 X 22-38 = 28 u. s. w. Wenn nun die Dichte des Wasserstoffgases = 2 gesetzt und die Dichte der übrigen Gase hierauf bezogen würde, so hätte man für die Dichte im Gaszustände und für die Moleculargewichte dieselben Zahlen. Doch pflegt man gewöhnlich für die Dichte der Gase die der atmosphärischen Luft als Einheit anzunehmen. Die so erhaltenen Zahlen werden daher ebenfalls mit einem Coelficienten nml- tiplicirt werden müssen, wenn daraus die relativen Moleculargewichte erhalten werden sollen. Nun ist bekanntlich die Dichte des Wasser- stotTgases d = 0-06927, wenn die Dichte der atmosphärischen Luft = 1 gesetzt wird. Das Moleculargewicht des Wasserstoffgases ist = 2. Heisst nun k jener Coefficient, so ist offenbar 2 = 0-0692A-, hieraus k = 28*87 Für Sauerstoffgas hat man rf= 1-1036, daher 32 = 1-1036Ä-, hieraus k = 28-94, 76 Tscherinak. für Stickstoffgas il = 0-97137, somit 28 = 0-97137 A-, hieraus k = 28-82 Von diesen Wertheii von k ist wiederum der für SauerstoflFgas aus dem schon angeführten Grunde vorzuziehen, daher k = 28-94 anzunehmen ist. Bezeichnet nun wieder d die Dichte eines Gases hei 0" C. und 1 Atm. Druck, so ist allgemein m = kd und d ^ — k d. i. um aus der gegebenen Dichte eines Gases dessen Molecular- gewicht zu erhalten, bedarf es hlos der Multiplication der ersteren Zahl mit 28*94, und um anderseits aus dem gegebenen Molecular- gewichte die Dichte im Gaszustande zu erhalten, ist die Division der ersteren Zahl durch 28-94 nöthig, z. ß. die Dichte des Sumpfgases ist 0-5527 folglich «< =0-5527 X 28-94 = 1ü „ Ammoniakgases ist 0-5894 „ w :-= 0-5894 X 28-94 = 17 Um aus demMoleculargewicht die Dichte zu berechnen, hat man z. B. für Kohlenoxyd m == 28, daher ist die theoretische Dichte 28 d = ^TT^-TTT- = 0 • 9675, beobachtet : 0 • 9678 Cruikslianks 28-94 0-9681 Marchand 0-9674 Regnault für Äther . . . m = 74, folglich die theoretische Dichte: u. s. w. Aus dem früher Gesagten ist es klar, dass zur Ermittlung des Moleculargewichtes keine sehr genauen Beobachtungen nöthig sind, da man durch die Analyse genaue Verhältnisszahlen gewinnt, folg- lich zur Feststellung des Moleculargewichtes — der Summe der Atomgewichte — eine beiläufige Beobachtung über die letztere Summe genügt. Ebenso ist es leicht einzusehen, dass jene Beobachtungen über Dampfdichten, die es im Zweifel lassen , ob sich die Verbindung Einige Sätze der theoretischen Chemie. yj" vvälireiiel der ßesliiiiiiiuiig zersetzt habe, keinen Einwnrf gegen die bisherige Deduction begründen i)- Die bisher bekannten relativen blassen der chemischen Atunie. In) Fi'üheren wurde gezeigt, wie «ich ;iuf Grund der zwei ent- wickelten Hauptsätze die Masse der Moleciile und die der ehemi- schen Atome , bezogen auf dieselbe Einheit, ennittehi hisse. Es stützt sich sonach die Kenntniss des chemischen Atomgewichtes auf die Kenntniss des Moieculargewichtes der Verbindungen des betref- fenden Atoms, daher konnte auch das chemische Atomgewicht vieler einfachen Körper bisher noch nicht festgestellt werden , da keine Verbindungen derselben dargestellt oder untersucht wurden, welche in Gase verwandelt werden könnten. Auf die vorerwähnte Weise wurden bis jetzt folgende Atomgrössen bestimmt: H = 1 0 = IG P = 31 Sn=H8 B = tl Fl = 19 S = 32 As= 75 Ti = SO V = 68-5 Cl = 35-5 Se= 80 Sb=120 Zr = 89 AI = SS Br = 80 Te=128 C = 12 Hg=200 Fe=112 J =127 N = 14 Si = 28S Zn= 6S Ci= 53-S Von den übrigen noch zu bestimmenden Atomgewichten weiss man nur so viel, dass sie ganzzahlige Multip.la jener Verhältniss- zahlen seien, welche man durch die Analyse aufgefunden hat. Bei einigen kann man bereits mit Wahrscheinlichkeit auf den Werth schliessen ; mit Gewissheit kann die Frage erst durch dieErmittlung der Moleculargewichte einiger Verbindungen derselben beantwortet werden, wozu wir zur Zeit blos das eine Mittel, die Bestimmung der Dichte im gasförmigen Zustande, in den Händen haben. Unter den eben angeführten Atomgewichten sind mehrere, die auch von Chemikern, welche die Richtigkeit der bisherigen Deduction anerkennen, noch nicht adoptirt oder für unsicher gehalten werden. Es erscheint daher nöthig, die Beweise für die Richtigkeit jener Zahlen im Folgenden in der Weise aufzuführen, dass die aus den obigen Zahlen folgenden Dampfdichten mit den Beobachtungen ver- glichen werden und deren Übereinstimmung nachgewiesen wird: <) S. Gerh ardt's Traite etc. T. I, p. ö81, Cann izzaro im Nnovo Cimento tom. VI, p. 428, Kopp in «1. Ann. d. Cheni. ii. l'harm. IJd. CV, S. 390 etc. Sil/.h. d. mathein.-nalurw. Cl. Xr.I. Bd. Nr. 14. Ö 78 T s e li e r 111 a k. ^»ilieiiiiii Si = 28-i) Fluoi'siliciuin : Moleciiliii rünnci SiFI^ daher das Molecular- gewicht .^ ' -,« "> = 104 -3=^ ?H. Die theoretische Dichte ist rf = —, FI4 76 ) k 104" *i d=^ \^ J^ 3-611, Beobachtung rf^ 3-574 J. Davy rf==3-600Duma9 In dem Folgenden ist nun das Verfahren und die Bezeich- nungsweise dieselbe. SiCU /»=:170-ö, ~r=.(l= :;-8l)l heobachtetiiii^e Süt/.e iltT tlieoii'thrliiMi Clii-iiiie, ,Vj "^ Die bisher iiiigefiilii'ten einfachen Verhindungen betieflen iille den Fall, in welchem ein Atom einor Reihe mit einem oder mehreren Atomen ans anderen oder aus derselben Reihe ein System bilden. Ks ist nun schon von vorn herein leicht einzusehen, dass die Retrachtiing der Systeme, welche Minima darbieten, am meisten lehren muss. In der That sind diese Fälle die Grundlage jedes w eitern Studiums der Atomsysteme. Sic mögen daher zusammengefasst und mit Reispielen belegt werden. (n, o) FIH (f>, ft) Hg Cl (/i, h) \\]r{) (/>, 2«)0Ha (/>,/>)(>() (/, 2rt) Zn Clo (/^Ä) ZnO (f, 3a)NH3 (c,h)^i) ((■,<■) NN (r, 3«) B CI3 .... (rf, 4rt) CH4 (rf, AJ CO .... (/, 4a) Fe CI4 if,U) FeO, (<7. 4ft) Ti Cli (fi:U^ TiO, Später bei der Behandlung des Begriffes der Substitution wird gezeigt werden, dass die Existenz einer grossen Menge von com- plicirteren Verbindungen, also das Gleichgewicht in Systemen, die von einer grösseren Anzahl von Atomen gebildet werden, öfter seine Deutung in dem Vorhandensein der eben angeführten einfachen Gleichgewichtslagen findet. Dalier ist bereits von mehreren Chemikern und in erster Reihe von Gerhardt der Versuch gemacht worden, einige der eben angeführten Fälle zum Ausgangspunkte zu neh- men und höher zusammengesetzte Verbindungen hierauf zu beziehen; jedenfalls nur zu dem Zwecke, um eine grössere Einfachheit und Übersichtlichkeit in die allgemeine Betrachtung zu bringen, nicht aber um etwas zu erklären, indem ja ehedem wie jetzt keine Theorie auch nur der einfachsten Fälle des Gleichge\vichtes der chemischen Verbindungen gegeben war. Dass dieser Versuch nicht allgemein aufgefasst worden, dass er — leider — eine Unzahl von Missver- ständnissen hervorgerufen hat, ist zu bekannt, als dass nöthig wäre, darüber mehr zu spreclien. Auf einen Irrthum indess, der seine Wurzel eigentlich in der Äquivalentenlehre hat, mag hier aufmerksam gemacht werden: Man hat bekanntlich ehedem den Begriff Äquivalent ganz allge- mein gefasst und daher auch eine chemische Äquivalenz zwischen Körpern angenommen, die chemisch ganz hetei'ogen erscheinen. Unter anderen folgte hieraus auch, dass die Mengen 0 und H3 äquivalent seien, also einander ganz allgemein ersetzen können. Diese Hypothese (SS T s r li e r in a k. scheitert«! nun — was nicht zu erwarten war — gerade an den ein- faclisten Verhindungen. Als ßcispielo der Art wären an/ufüliren: NH3 und NO, NOa, ferner Cll^ und CO und die .säninitlichen Qiieck- silherverhindungen. Ist nämlich NII3 eine einfachste Verhiiidung, so ist es dann nach jener Anschauung ganz unerklärlich, wie die Ver- hindiing NO existiren könne. Ehenso verhält es sich mit dem Kohlen- oxyd CO, dessen Existenz ganz uiihegreithch ist, wofern CH4 die ein- fachste Verbindung von C und H ist; folgert man umgekehrt, so gelangt man zu dem Resultate dass die Verhindungen NH3 und CHg existiren müssten, was die Erfahrung nicht bestätigt. Der Begriff „Äquivalent" , welcher der atomistischen Theorie gar nicht angehört, namentlich aber die Annahme einer Äquivalenz chemisch heterogener Körper, müssen bei der Betrachtung der chemischen Verhindungen, wie sie in dem Vorigen angebahnt worden, ganz wegbleiben, dagegen ist derselbe für die systematische Chemie von Wichtigkeit, wofern er blos als Ausdruck der Thatsache gilt. Man bat sich bisher gewöhnt, bei den obigen Reihen blos die Wasserstoffverbindungen zu berücksichtigen und nimmt daher die Glieder der Reihe a einatomig, die der Reihe b zweiatomig etc. Um nun den Übergang von der frühern Bezeichnung der einfachen Ver- bindungsverhältnisse zu der oben angeführten zu erleichtern, kann das vorhin Gesagte so ausgedrückt werden, dass jedes Glied einer natürlichen Reihe bezüglich der verschiedenen Reihen verschieden- atomig sei, so dass man z. B. sagen kann, der Stickstoff sei bezüglich des Wasserstoffs oder allgemein bezüglich der Reihe a dreiatomig, bezüglich des Sauerstoffs oder allgemein der Reihe 6 einatomig. Dieses drücken die Symbole Ng,, N^ gut aus. Ebenso hat man Oa», 0^, 0'', 0'' d. h. der Sauerstoff ist einatomig bezüglich derReihen b, c, d, zweiatomig bezüglich a. Bei der eben durchgeführten Betrachtung wurde eine Reihe von Constanton erhalten, die für die Ergründung der Natur der Atome ebenso wichtig als für eine aligemeine Anordnung der höher zusam- mengesetzten Verbindungen massgebend sind. Wenn indess schon hier manche Lücken durch die Beobachtung noch auszufüllen sind, so gilt dies noch mehr von der BestimmiiMg der ohern Temperatiu'- grenzen, bis zu denen hin jede der Verbindungen bestehen kann. Jedenfalls muss zur Zeit namentlich den Reihen von d bis d die grösste Aufmerksamkeit gescbenkt werden, da für diese bisher das Einige Säf/.R der Iheoretischen Chemie. J^ () grösste Beobachluiigsmaterial vorliegt. Die fiii- diese Reihen gewon- iieiien Coiistaiileii mögen daher zusammengestellt werden: (ö, «) (b,2a) (c,3a) 0/. 4«) (fj, b) {e, 6) {d, h) (r, c) {0, U) An diese Werihe soll noch eine kurze Betrachtung einiger Atom- systeme geknüpft werden, die einen niielist höheron Grad der Znsam- mensetzimg zeigen. Geht man von den Werthen (a, ii). (/>, b), (t-, c), (^d, d) also beispielweise von Cla , So , No , Ca aus , und hetrach tet einige Verbindungen dieser Systeme mit der Reihe b, so erhält man die Übersicht: ci.o S30 N30 * CoO C1203 S.Oo NaOs* C203 C1305* S005 Na05* C305 wo die mit * bezeichneten Verbindungen beiläufig bekannt sind. Von Verbindungen der Reihe c mit den obigen Systemen kennen wir bios Na Co (Cyan). Die Systeme («, «) {b, 2n) (c, 3«) ("s uml tlie iiieiiiiguii iilier diis Voluiiiengesel/. fliissig^fr VeihiiiduiiE'eii Riiirge Sätze der theoretischen Chemie. 9 t phor Pi sagt man dann, jedem einzelnen Atom, also der Menge 1* entspreche ein Viertel des Moleciilarraumes etc. Dieser auf ein Atom entfallende Bruchtheil des Molecularraumes, wie er sich durch Betrachtung der einfachen Körper ergiht, kann der mittlere Atomraum im flüssigen Zustande genannt werden. Ist nun z. B. der Molecularraum des Brom (Bro) nach irgend einer Ein- heit gemessen = 10, so ist der Atomiaum = 5. Ist der Molecular- raum des flüssigen Phosphors (P4) = 16, so ist der Atomraum = 4 u. s. w. Der Atomraum kann allgemein mit a bezeichnet werden, dem die Atomzeichen beigefügt werden, so dass zum Beispiel «„^ = 5 und «p = 4 wäre, wenn die obigen Werthe gelten. Der Mole- cularraum im flüssigen Zustande kann mit n bezeichnet werden, so dass also für Brom /i = 10 für Phosphor w = 16 wäre etc. Um die relativen Werthe der Molecularräume zu erhalten , darf man otfenbar nur von den flüssigen Körpern Mengen betrachten, die eine gleiche Anzahl Molecüle enthalten, also Gewichte hernehmen, die in demselben Verhältnisse stehen wie die Moleculargewichte. Das Verhältniss der Volumina dieser Mengen stellt ofl"enbar das Ver- hältniss der Molecularräume dar. Nimmt man daher 18 Grm. Wasser (HoO), dann 160 Grm. flüssiges Brom (Br,) und 88 Grm. Butter- säure (CiHgOo) und berücksichtigt, dass das specitische Gewicht des Wassers = 1, das des flüssigen Brom = 3-2, das der Butter- säure = 098 sei, so folgt daraus dass 18 18 Gramme Wasser einen Raum von . . . Kub.-Cm. oder 18 Kub.-Cm. \CLC\ 160 „ Brom „ „ „ . . . -—^ „ „ „ 50 „ „ 88 88 „ Buttersäure einen Raum von . „ „ „ 90 „ „ einnehmen. Es verhalten sich daher die Molecularräume dieser drei flüssigen Verbindungen wie 18 : 50 ; 90. Es werden demnach im Allgemeinen Verhältnisszahlen für die Molecularräume erhalten, wenn man das Moleculargewicht durch das specifische Gewicht dividirt. Irgend eine der so berechneten Zahlen kann sodann als Einheit angenommen werden. Durch Vergleichung dieser Werthe gelangt man bald zu einem einfachen Gesetze bezüglich des V'erhältnisses des Moleculiirraumes (//) zum Atomraume (a). Geht man z. B. von dem Molecularraum \iZ Tsclierniak. des flüssigen Schwefel 83 aus und setzt diesen := 8 , so hat man für den Ätomraum r/^ ^ 4. Vergleicht man nun die Verbindun- gen Schwefel So und Chlorschwefel SgClo, wo für S3 der Molecularraum n= 8 für SgCIg „ „ W=:i7 und der Unterschied beider Zahlen = 9 ist, ferner die Verbindungen : Zweifach gechlortes Äthylenehlorür, wo fin* C0H3CI4 . . « = 24 und zweifach gechlortes Äthylen, wo für C0H2CI2 . . M = i5 somit der Unterschied ebenfalls = 9 ist, und so mehrere Beispiele, so wird man schliessen, dass bei der Vergrösserung des Molecüls um CU eine Vergrösserung des Molecularraumes um 9 erfolge. Vergleicht man ferner Methyldisulfoearbonat CsHgOSo wofür man m = 22 und Aceton . . . . CoHgO „ „ « = 14 und den Unterschied beider Zahlen = 8 findet, so merkt man so- gleich, dass dieser Unterschied, welcher einem Mehrbetrag von 83 im Molecül entspricht, eben so gross sei als der Molecularraum von So. Aus diesen wenigen Beispielen sieht man bereits, dass sich die Atomriiume in allen Verbindungen gleich bleiben, und speciell hier dass immer a^ = 4-5 und a^ = 4 sei, woraus man für So, u == S und für SoCIg, n = 17 erhält, gerade so wie es die Beobachtung ergibt. Zu gleichen Schlüssen gelangt man durch Betrachtung ande- rer Fälle, wofür das folgende als Beispiel dienen kann: für Aceton CsHßO ist « = 14 „ Propionsiiiirc . . . CgHgOo „ « = 16 „ Propylglycolsäure . CsHgOs „ « = 18 „ Glycerinsäure . . . C3H6O4 „ n = 20 etc. Es entspricht sonach jedem Zuwachs von 0 im Molecül ein Zuwachs von zwei Einheiten im Molecularraum, woraus man schliessen kann, dass a„ = 2 sei. Es ist ferner: für Acrylsiiure C3H4O0 . . « =: 14 „ Propionsiiure CsHgOo . . « = 16 „ Propylglycol CsHgOa . . « = 18 etc. Einige Siit/.e lier tliooretischen Chemie. Q3 Daraus geht hervor, dass eine Zunahme von Hj im Molecül eine Zunahme von 2 Einheiten im Moleeularraum hervorruft, woraus man sehliesst, das aH= 1 sei. Endlicli mag noch angeführt werden, dass für Propylglycol CsHgOo . .« = 18 „ ßuttersiiure C4H8O2 . . « = 20 „ Angelicasüure . . . . C^U^O-i . . m = 22 „ Sorbinsäiire CßHgOo . .« = 24 sich hereehnet; wornach also hei einer Vermehrung der Molecular- masse um C in dem Moleeularraum eine Zunahme von 2 Einheiten entsteht, so dass man den Atomraum von C, also «c = 2 setzen kann. Man sieht aus dem Ganzen, dass der Ätomraum eines bestimmten Atoms eine unveränderliche Grösse sei, dass man also aus den durch obige Vergleiche erhaltenen Werthen der Atomräume durch einfache Addition die Molecularräume finden könne, sodass: da den Mole- eularraum des Schwefels S3 zu 8 angenommen, sich «s = 4, dann «0 =2, «11 = 1, «c = 2 bestimmte; man sogleich hieraus die Molecularräume der entsprechenden Verbindungen berechnen könne, wie denn z. B. für Buttersäure C^HgOa, n = 4ac + San -|- 2ao = 8 + 8 -f 4 = 20 und für Aceton CsHgO, n = da^ + 6a„ + «o = 6 -f 6 -|- 2 = 14 ist, so wie es auch die Beobachtung ergibt etc. Bei all' dem zuvor Gesagten ist indessen sehr wohl zu beachten, dass die genannten Verhältnisse bei derselben Temperatur nicht genau eintreten, sondern dass eine genaue Übereinstimmung der an- geführten Werthe mit den beobachteten stets bei Temperaturen statt- finde, die für verschiedene Substanzen verschieden sind, so z. B. hat die Buttersäure den Moleeularraum 20 bei 8<* C. , der Schwefel den Moleeularraum 8 bei 120" C, also bei seinem Schmelzpunkte etc. Doch diese Temperaturen sind eben so natürliche wie die Schmelz- und Siedetemperatur 1), und die Wärmetheorie wird uns, sobald sie in dieser Bichtung vorgedrungen sein wird, Mittel an die Hand geben, dieselben voraus zu bestimmen. Das zuvor Angeführte lässt sich kurz durch den Satz ausdrücken: „Der Moleeularraum eines flüssigen Körpers wird durch die Summe d e r A 1 0 m r ä u m e — w e 1 c h e I e t z t e i- e c 0 n- >) Vgl. Sitzungsb. d. k. Akademie in Wien. Bd. XXXVU, S. S26, ferner Ann. d. lliem. und Piiarm. Bd. CXII, S. 139 fl". Sit7.b. d. mathem.-naturw. Cl. XLI. Bd. Nr. 14. 7 ()4 T s f h e r m a k. staute Grossen sind — dargestellt. Dieses tritt genau hei Temperaturen ein, die für verschiedene Körper vers eil ied en sind." Es ist leicht einzusehen, dass sich nach diesem Satze die Atom- räume nicht genau berechnen lassen, da wir jene Temperaturen noch nicht theoretisch voraus bestimmen können. Indessen ist es möglich, durch aufmerksame Vergleichung annähernde Werthe zu erhalten, die nicht viel ungenauer sind als die Mehrzahl der bisherigen Bestimmun- gen des specifischen Gewichtes. Um wiederum eine bequeme Einheit für die Atom- und Mole- cularräume zu haben, ist es am besten, den Atomraum des Wasser- stoffes, also «H = 1 zu setzen . In diesem Falle ist , wie aus dem vori- gen erhellet, der Atomraum des Sauerstoffes also «o = 2. Demnach ist der Molecularraum des Wassers (H3O) = 4 zu setzen. Hingegen ergibt sich, wie erwähnt, durch Division des specifischen Gewichtes in das Moleculargewicht für den Molecularraum die Zahl 18. Es ist daher dieser Werth so wie alle auf diese Weise berechneten durch 4-S 18 zu dividiren. Es ist nämlich = 4. Wenn also der Atomraum des 4i) Wasserstoffes zu 1 angenommen wird, so hat man allgemein : ni d. h. der Werth für den Molecularraum wird erhalten, wenn man das Moleculargewicht durch das Product aus der Zahl 4*5 in das specifische Gewicht dividirt. Aus den so berechneten Zahlen können, wie früher gezeigt worden, die Grössen der Atomräume gewonnen werden. Bisher sind nun die folgenden mit einiger Sicherheit ermit- telt worden : «H = 1 «n = 2 «0 =2 «N = 2 «0=2 «c. = 4 5 «s = 4 «p -=4 «Si = 4 «Br = ö 5 «Se - 5* «A. = 5 «, =1 Ä,,. = 6* «Sb = 6 «s,, ^ 6 Die mit " bezeichneten Werthe sind angenommene und erwarten ihre Bestätigung durch die Beobachtung. Ein Blick auf die vorgeführten Zahlen lehrt, dass die Werthe jeder Horizontalreihe nahezu gleich seien, daher die Differenzen, Eiiiln-e Säfz.e der Iheoretischen Chemie. falls solche existiren , nicht bedeutend sein mögen. Die ÜillVrenz zwischen der ersten und zweiten Verticah-eihe beträgt 2, w ährend die folgenden DilYereiizen 1 betragen. Der umgekehrte Fall tritt bekanntlich bei den Atomgewichten ein. Es ist nämlich z. B. N = 14 . 17 P = 31 . 34 As ^= To . 3Ö Sb == 120 ^y =2 cp ^4 iicl» der org. Clieiiiie S. 142. \ Eiaiy:e Sätze der theoretischen Clieniie. QJ) SO hat man ein naturgemässes System und eine entsprechende ßezeichnnngsweise der Verhindiingen gewonnen. Das alles ist nun freilich blos Naturgeschichte. Es ist daher nicht zu wundern, wenn gar mancher, eine höhere Aufgabe der Chemie ahnend, sich dadurch nicht befriedigt fühlt , vielmehr vom Wissensdrange getrieben ungestüm vorwärts dringt gegen das Unerreichte: er will die Molecularconstitution ei-gründon. Umsonst ist jeder Mahnruf, vergeblich das bescheidene Hinweisen auf unsere mangelhafte Kenntnis«. — Schon ist die Formel in Stücklein getheilt und wieder künstlich durch Klammern zusammengefügt: die Consti- tution ist gefunden und bildlich dargestellt; wer es wagt daran zu zweifeln, wird mit Muth zurückgewiesen; wer gar eine zweite For- mel aufzustellen wagt, wird einfach bemitleidet. Diese kurze Hindeutung auf ein stellenweise auftretendes übereiltes Streben wird hoffentlich nicht missverstanden werden, namentlich wenn das im Eingange Gesagte berücksichtiget wird. Es dürfte nun zweckmässig sein, auf die wichtigste Art der Reactionen einzugehen. Die doppelte Zersetzung. Die doppelte Zersetzung ist die gewöhnlichste chemische Reaction. Sie umfasst ferner im Principe den zweiten und dritten der angeführten Fälle. Da nun der erste Fall eine Änderung der Masse des Molecüls ausschliesst, so ist es klar, dass dasjenige, was sich bezüglich der Massenänderung des Molecüls bei der doppelten Zer- setzung ergibt, ein ganz allgemeines Resultat sein müsse. In dem Folgenden wird, so wie vorhin, nur von Verbindungen jener Atome die der Masse nach bekannt sind gesprochen ^verden. Es ist leicht einzusehen, dass alle irgend vorkonuuenden Ver- bindungen sich in die einfachsten Verbindungen, von denen oben die bislier bekannten angeführt wurden, zerlegen lassen , dass also aus jedem mehr zusammengesetzten Molecül sich einige jener einfach- sten Atomsysterne bilden lassen: man kann sich daher auch umge- kehrt jedes zusammengesetzte Molecül aus jenen einfachsten Syste- men entstanden denken, nach den) Gesetze dass die während der Zwischenprocesse ein- und austretenden Mengen immer wieder sol- chen einfachen Systemen entsprechen müssen. Nimmt man daher die obigen Symbole her, nämlich: I ()Q T s c h e r III it k. (a, «) , (Ä, 2«) , ic, 3«) , (rf, 4a) , (t-, 3«) , (/; 4«) (A, «) («, 3rt) (i Rhyiichonella longicolUs häufig. Hierauf folgt rötblicher, stellenweise grauer Kalkstein, etwa 3" mächtig, petre- factenleer; dann dunkelrother Kalkstein, in welchem besonders Amm. Jarbas und amoenus häufig sind, dann viele Globosen, Amm. Morloti ("oder Neojurensis) und Holopella. Darüber eine kleinere Lage lichtrothen poircfactenleeren Kalksteines und auf dieser wieder dunkelrother Kalkstein, dem vorletzten gleich, mit Amm. amoenus, Jarbas, Globosen und Holopella', von hier stammen alle die Stücke von Nautilus brevis, sämmtliche Cochloceras, das grösste Stück von Rhabdoceras und sehr viele Gastropoden. An einer Stelle (gegen Norden) ist nun eine gelbe Schichte viin sehr geringer Mächtigkeit sichtbar, welche fast ganz aus Ammoniten und einigen selteneren Orthoceratiten zusammengesetzt ist; sie führt bei den Sammlern wegen des sehr häufigen Auftretens des Amm. siibbuUatus den Namen „Fasselschicht" und trotz ihrer geringen Mächtigkeit unterscheidet sie sich in paläontologischer Beziehung auf sonderbare Weise von den nahen dunkelrotheii Kalksteinen. Hier ist dieHeimatli von^wm. iS«/^r/- lingensis, subbullatas, reticulatus , Orthoceras (dem reticulatum ähnlich) und sehr vielen anderen Arten, die in den anderen Lagen nicht sind. Amm. delphinocephalus ist hier durch Amm. semiglo- bosus vertreten. — In diesem Niveau liegen weisse Kalksteine herum, in denen sehr häufig Neriten zu finden sind und auch Rhabdoceras vorgekommen ist, die sich aber insbesondere durch die grosse Menge von Amm. bicoriiis auszeichnen , die sie enthalten ; ich konnte sie wegen der starken Überwachsung der Stelle eben so wenig anstehend finden, als weisse Kalksteine voll von Moiiolis salmaria, die auch hier zerstreut vorkommen. Der ganze übrige Kogel scheint aus einem mächtigen, lichtgiünlichen Kalkstein, ähnlich jenem vom Steinberg- kogel bei Hallstatt zu bestehen ; hier findet (nan nur grosse Crinoidenstiele und die Durchschnitte grosser Globosen und He- terophyllen. Die Kalkschichten streichen OSO. und fallen ganz steil nach SSW.« der reiihülopoden-Fauna der llallstiitler Schichten. j | J) Nebst Ergänzungen zu einigen wenigen schon früher bekannten Arten sind im Folgenden 22 ganz neue Arten beschrieben und ist das Vorkommen einer Art, die bisher nur aus den Südalpen bekannt war, des Naut. rectuiigularis in den Hallstälter Schicliten nach- gewiesen. Die Gesammtsumnie der Arten von tetra-branchiaten Cephalopoden aus den genannten Schichten steigt hierdurch auf 92, von denen 25 auf die Familie der Nautilen und 67 auf die der Am- moneen entfallen. Diese überaus grosse Zahl macht die Cephalopoden- Fauna unserer Hallstätter Schichten zu einer der artenreichsten die man kennt, um so mehr wenn man bedenkt, dass alle diese Arten in der nächsten Umgebung von Hallstatt und Aussee in einem Um- kreise von nur wenigen Stunden zu finden sind. In den weiter ent- legenen Gegenden, in denen Hallstätter Schichlen vorkommen, z. B. zu Hörnstein bei Wien, Hallein u. s. w. wurden bisher keine Arten aufgefunden, die nicht schon aus der erstgenannten Gegend bekannt waren. Aulacoceras n. G. Taf. f, Fig. 1—6. Schon bei einer früheren Gelegenheit (Denkschriften der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Bd. IX, Seite 161) habe ich die Eigenthümlichkeiten im Baue des unteren Theiles der Schale an dem von mir benannten Orthoceras reticulatiim geschildert und darauf hingewiesen, dass sie als .Anhaltspunkte zur Abtrennung der Formen, an welchen sie wahrzunehmen sind, von dem Geschlechte Ortkoceras benutzt werden könnten. Die Entdeckung einer neuen Art in den Hallstälter Schichten, an deren Schale diese Eigenthümlichkeiten in noch viel deutlicherer Weise hervortreten, veranlasst mich die oben angedeutete Treimung wirklich vorzuschlagen und für die in Rede stehenden Formen ein neues Geschlecht zu bilden, dessen wesentliche Charaktere im Fol- genden bezeichnet sind. Gehäuse gerade kegelförmig, symmetrisch, gekammert mit ein- fachen concaven Scheidewänden. Der hart randliche dorsale Sipho ist meist in dem ganzen Baume zwischen je zwei Kammern sichtbar, war also mit einer relativ dauerhafteren Hülle umgeben. Die Schale, die in ihren oberen Theilen der eines Orthoceras gleicht, verdickt sich gegen die Spitze zu n>ehr und mehr. Sie ist durch zwei Gruppen ■J ( () V. H a II p r. Niichträ^'e zur Kennliiiss von Längsstreifen, Rippen oder Furchen, die rechts und links gleich weit vom Sipho abstehen, in zwei Partien getheilt. Diese Furchen sind nur auf der Sclialenoberfläclie , nicht aber auf ihrer Innen- seite zu beobachten und der Querschnitt des Steinkernes bleibt kreis- rund, während jener der Schale weiter gegen die Spitze zu durch das stärkere Hervortreten dieser Oberflächenzeichnungen mehr und mehr von der Kreislinie abweicht. Diese Merkmale, nameutlicli die coiistant randliche Lage des Siplio, und die gegen denselben in bestimmter Stellung befindliche Obertlächenzeichnnng deuten, wie mir scheint, auf Abweichungen in der BeschalFenheit des Thieres, welche die generische Trennung von Orthoceras wohl rechtfertigen dürften. Schon vor langer Zeit hat Fischer v. Wald heim Orthoceren mit randlichem Sipho unter dem generisehcn Namen iF/^?/ia abgetrennt und später diesen Namen , da er schon für ein Ptlanzengenus vcrgrifTen war, in Thoracoceras um- gewandelt (Bull, de la Societe Imp. d. Naturalistes de Moscou 1844, S. 7öo). Der wichtigste Charakter wird in einer kalkigen Hülle ge- sucht, welche die eigentliche Schale umgeben soll. Dieses Geschlecht fand bei den späteren Schriftstellern wenig Aufnahme. Erst d 'Or- big ny führt in seiner Paleontologie stratigrnphique den Namen Melia wieder ein und bezeichnet damit Orthoceren mit randlichem Sipho, darunter auch die Arten der Hallstätter Schichten, ohne aber eine nähere Charakteristik des Geschlechtes zu geben; da der be- zeichnete Name auch für andere Ortlioceren mit randlichem Sipho angewendet wird, welche die für meine Formen charakteristische Obernächenzeichnung nicht besitzen, so war ich genöthigt einen neuen Namen zu bilden. Zur Gattung Aidacoceras gehört sicher OrfJi . i-eficulatiim Ha u., dessen Oberfläolienzeichnnng ich in der oben erwähnten Abhandlung beschrieben habe. Orfh. alveolare Quenst. und Orth. convergens Hau. ver- ratlien schon durch ihren randlichen Sipho und dessen BeschafTen- heit ihre Verwandtschaft mit unserer neuen Sippe. In den Samm- lungen Ix'litiden sicli alter meist nur die oberen mehr der Mund- öffnimg genälieiten Theile der Rithre , und nui- einmal habe ich an einem sehr kleinen Individuum die charakteristische Oberflächen- BeschafTenheit beobachtet (Denksclir. der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Dd. IX, S. 1(53, Taf. III, Fig. 17 u. 18). Am aus- der Cephalopoden-Fnuna der llallstälter Scliiclilen-. 117 gezeichnetsten zeigt aber die Geschlechts -Charaktere eine neue Speeies. Aulaeoceras snlcatam Hau. Taf. I, Fig. 1—6. Die gerade gestreckte Röhre wächst nur sehr langsam zu, doch konnte der Winkel bei keinem meiner Exemplare mit hinreichender Genauigkeit bestimmt werden. Die Oberfläche der Schale ist bedeckt mit dicht gedrängten, starken, oben gerundeten Längsrippen, die sehr hoch sind aber nur durch ungemein enge Furchen von einander getrennt erscheinen, wie man am deutlichsten an einem Querschnitt der Schale (Fig. 2, 4) beobachtet. Bei gut erhaltener Schalenoberfläche gewahrt man auf diesen Längsrippen selbst noch sehr feine Längsstreifen, Querstreifung dagegen ist an keinem meiner Exemplare wahrzunehmen. Zwei sehr breite, flach vertiefte Rinnen, die selbst noch bis an ihren Grund mit den gleichen Rippen wie die übrigen Theile der Schale versehen sind und die ungefähr um den dritten Theil der Peripherie aus einander stehen, laufen an den Seiten des Kegels herab. Sie scheinen schon auf der VVohnkammer vorhanden zu sein, mindestens zeigt sie ein Stück, in dessen Innerem keine Spur von Kammerscheidewänden sichtbar ist, sehr deutlich. Gegen die Spitze zu wird die Schale immer dicker, wie man gut aus den Längen- und Querschnitten erkennt. Die flach concaven Kammerwände stehen ziemlich nahe an ein- ander. Der Abstand je zweier derselben gleicht ungefähr dem halben Durchmesser der Röhre. Der Sipho steht randlich in der Mitte des kleineren, von den beiden oben erwähnten Furchen gebildeten Seg- mentes. Man erkennt ihn durch den ganzen Raum der Kammer hin- durch; unmittelbar unter jeder Scheidewand ist er etwas verdickt. Die Art des Durchbruches durch die Kammerwand konnte ich nicht mit Sicherheit ermitteln. Fast gewinnt es den Anschein, als bilde die Scheidewand gar keine Düte und als träte eine abgesonderte, den Sipho einschliessende Kalkiöhre durch ein einfaclies Loch der Scheidewände hindurch. In jedem Querschnitt oder Querhruch des gekammerten Theiles der Schale sieht man einen feinen Kalkring an der Stelle, die der Sipho einnimmt. I J (S V. n ii u o r. Naclitiüge zur Keniitiiiss Der Durchmesser des grössten mir vorliegenden Exemplares beträgt ungefähr einen Zoll; dasselbe ist ungekaiinnert. Andere Stücke mit einem Diirchmosser von 8 bis 10 Linien sind schon gekannnert. Fundort: Teilscben bei Aussee, von wo mir die Stücke durch Herrn liotVath v. K isolier mitgetheilt wurden. Naatllos trapesoidalis n. sp. Tiif. I, Fig:. 7—8. Das einzige mir vorliegende Exemplar dieser Art vom Som- merau-Kogel bei Halistatt befindet sieh schon seit längerer Zeit in den Sammlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Da meine HofTtiung, das was für die vollständige Charakteristik der Art daran fehlt, durch weitere Funde ergänzt zu sehen bisher nicht in Erfül- lung ging, so zögere ich nicht länger dasselbe zu beschreiben. Die Umgänge des Gehäuses berühren sich nur, ohne sich zu umhüllen und lassen einen weiten Nabel offen. Der Rücken ist flach abgerundet, durch eine stumpfe Kante, die aber \\eiter nach rück- wärts an der Schale deutlicher hervorzutreten scheint, mit den Seiten- flächen verbunden. Die Letzteren sind ganz flach und nehmen bis zu der ebenfalls gerundeten Nabelkante an Breite zu; mit einer sehr hohen ganz gleichförmigen senkrechten Fläche fällt dann die Schale gegen den Nabel ab. Der Querschnitt der Umgänge bildet demnach ein unvollkommenes Trapez. Am Anfange der letzten Windung zeigt sich am Steinkern (die Schale selbst ist hier nicht erlialten) auf der Mitte der Seitenflächen eine leichte Einsenkung oder Läng.'*- furche. Die Oberfläche der Schale ist, abgesehen von sehr feinen Zuwachsstreifen, vollkommen glatt. Die enge stehenden Kammerscheidewände bilden an den Seiten- wänden eine ziemlich tiefe Bucht nach rückwärts, am Rücken eine solche nach vorne; auf dem letzten Umgänge waren ihrer etwa 32 vorhanden. Die Stellung des Sipho konnte nicht ermittelt werden, da die Kannnersclieidewände, obschon ihr Durchschnitt au der Oberfläche des Steinkernes, wie die Zeichnung zeigt, selir deutlich zu erkennen ist, doch im liineiii des Kernes nicht vorhanden sind und demnach der Cephalopodeii-Faiiiiii der Hallstiihcr Sclilcliten. 110 vor oder während der Ausfüllung des Gehiiuses mit Kalksehlamm zer- stört worden sein müssen. Der Durelmiesser des mir vorliegenden Gehäuses, welches bis nahe zu seinem Ende gekammert ist, beträgt 41/3 Zoll. Für einen Durchmesser ^100 beträgt die Höhe des letzten Umganges unge- fähr 39, seine Breite eben so viel und der Durchmesser des Na- bels 38. Nautilus trapezoiilalis schliesst sich offenbar der Gruppe der Nautili imperfectl an; mit keiner der bisher bekannten Arten aus den Hallstätter Schichten oder der oberen alpinen Trias überhaupt zeifft er eine nähere Verwandtschaft. IVaatilas plauilateratas Hau. Taf. IF, Fig:. 1—4. Das Gehäuse des einzigen mir vorliegenden Exemplares zeigt nicht ganz zwei Umgänge, die bis ungefähr zur Hälfte umhüllend sind, so dass ein weiter Nabel offen bleibt. Derselbe ist, wie dies öfter bei evoluteren Nautilen und namentlich auch bei N. Barrandet aus den Hallstätter Schichten der Fall ist, in der Mitte ganz durch- brochen. Ein Drittheil des letzten Umganges gehört bereits der Wohnkammer an. — Die Umgänge sind beträchtlich breiter als hoch, am Rücken sehr sanft gewölbt, an den Seiten, die durch eine stumpfe Kante mit dem Rücken verbunden sind, ganz abgeflacht. Eine zweite schärfere Kante verbindet die senkrecht abfallende NabelHäche mit den Seitenflächen. — Die Seitenflächen divergiren etwas gegen den Nabel zu, so dass die Schale erst an der Nabelkante ihre grösste Breite erreicht, und die Nabelfläche selbst eine sehr beträchtliche Höhe erlangt. Die Seitenflächen zieren breitej flache, abgerundete Radialfalten, die an der Nabelkante entspringen, ungefähr auf der Mitte der Seiten- flächen einen stumpfen Knoten ansetzen und an der Rückenkante mit einem zweiten stum{ifen Knoten und einer Biegung nach rückwärts endigen. Sie haben ganz den gleichen Verlauf wie die sehr mar- kirten Zuwachsstreifen, und treten nur auf der ersten Hälfte des letzten Umganges, wo man ihrer 12 zählt, deutlich hervor, weiter rückwärts und auf der Wohnkammer verflachen sie allmählich. 120 V. H :i u e r. Nnclitrüge zur Kenntniss Die Zuwachsstreifen, weiche wie gewöhnlich bei den Nautilen auf dem Rücken eine tiefe Bucht nach rüciiwärts bilden, weiden am Rücken und noch deutlicher auf den Seitenflächen von sehr zahl- reichen feinen aber etwas wellig hin und her gebogenen Längs- streifen gekreuzt, die jedoch auf der Nabelfläche beinahe völlig ver- schwinden. Die Kammerscheidewände stehen ziemlich enge an einander; auf dem der Wohnkammer unmittelbar vorhergehenden Umgange sind ihrer 21 vorhanden; sie bilden auf der Seitenwand eine sanfte Bucht nach rückwärts und verlaufen in beinahe gerader Richtung über den Rücken. Der Sipho ist etwas breiter als hoch; er steht ziemlich tief, ungefähr in 2/7 der Höhe der Kammerwand vom Rücken des einen Umganges zu dem des andern gemessen; sein Durchmesser beträgt etwa 1/7 der gedachten Höhe. — Ein kleiner aber doch gut markirter Bauchlobus zeigt sich am unteren Theile der Kammerwand. Der Durehmesser des Exemplares beträgt wenig über 2 Zoll. Für einen Durchmesser gleich 100 beträgt die Höhe des Um- ganges 4o, seine Breite S8, der Durchmesser des Nabels 28. Unter den bisher beschriebenen Nautilen der Hallstätter Schich- ten gehören nur zwei in die Gruppe der Imperfeeti: Nautilus Barrandei und Nautilus Ramsaueri. Nur mit dem Letzteren , den ich in den Denkschriften der kaiserlichen Akademie der Wissen- schaften, Band IX, Seite 144 beschrieb, hat die neue Art nähere Verwandtschaft; sie unterscheidet sich aber leicht durch die abwei- chende Form des Querschnittes, die Knoten auf den Seitenfalten und das gänzliche Verschwinden der Falten auf der Wohnkammer. Fundort: Teltschen bei Aussee, von wo mir das Exemplar durch Uni. H(^rrath v. Fischer niitgelheilt wurde. Naotilas rectangolaris. Naut. rectangiilaris Hauer, Denkschr. d. kais. Akademie Her Wissenschaften, I5fl. IX, S. 14;;. Zur Aufstellung dieser Art hatte mir ein Exemplar aus schwar- zem Kalkstein der Umgegend von Raibl gedient, dessen Alter nicht mit Sicherheit bekannt war. Sehr willkommen war es mir daher von Hrn. Hofrath v. Fischer ein zur sicheren Bestimmung aus- reichendes Exemplar aus dem rothen Hallstätter Kalk der Ausseer der Ceplialo|io(leii-Kiiipnii der llidlstiitler Scliioliteii. i 2 1 Gegend zu erhalten und auf diese Weise feststellen zu können, was ich flüher nur vermuthet hatte, dass die Art der oberen Trias unseren Alpen angehört. Nautilus brefis. Taf. 11, Fig. 3—8. Die Schale der grössten ausgewachsenen Exemplare besteht aus noch nicht ganz zwei Umgängen, deren äusserer den inneren bis auf ungefähr 1/3 seiner Höhe umhüllt, so dass ein weiter Nabel offen bleibt, dessen Centrun» durciibohrt ist; die Umgänge sind eben so hoch oder selbst etwas höher als breit, der Rücken sanft gerundet, durch eine stumpfe gerundete Kante mit den beinahe ebenen Seitenflächen verbunden. Die letzteren erlangen schon an der Rücken- kante ihre grüsste Breite und sind ebenfalls durch eine gerundete Kante mit der senkrecht abfallenden hohen, und ebenen Bauch- oder Nabelfläche verbunden. Die Schalenoberfläche , für das unbewaffnete Auge glatt , zeigt unter der Loupe eine feine Gitterzeichnung, hervorgebracht durch sehr feine haarförmige Radialstreifen, die von eben so feinen etwas wellig hin und hergebogenen Läfigsstreifen gekreuzt werden. Die letzteren sind bei einigen Exemplaren nur undeutlich oder fehlen ganz, so dass dann nur die radialen Zuwachsstreifen übrig bleiben, welche wie gewöhnlich am Rücken eine tiefe Bucht nach rück- wärts bilden. Die Kammerscheidewände stehen weit von einander ab ; sie verlaufen in ziemlich gerader Richtung über Seiten und Rücken, bilden aber unten einen deutlichen Bauchlobus; der Sipho steht ganz dorsal. Das grösste der mir vorliegenden Exemplare hat noch nicht volle 2 Zoll Durchmesser. Etwas mehr als der dritte Theil des letzten Umganges gehört der Wohnkammer an. Für den Durch- messer = 100 befragt die Höhe und Breite des letzten Umganges ungefähr 45, der Durchmesser des Nabels bei 27, Höhe und Breite des vorletzten Umganges ungefähr lö. Nahe verwandt mit dem ebenfalls den Hallstätter Schichten ängehövigen A. BaiTundei Hau., unterscheidet sich doch unsere neue Art bestimmt genug durch die wesentlich abweichende Form des J22 V. H a u e r. Nachtriig-e zur Kenntniss Querschnittes und grössere Involubilität, dann überdies durch die geringere Grösse der Schale. Fundort: Teltschen hei Aussee. Clydonites, Rhnbdoceras and Cochloceras. Niclit ohne Bedenken habe ich mich entschlossen durch die vorstehenden drei Namen die Bildung von drei neuen Geschlechtern in der Familie der ammoneenartigen Cephalopoden vorzuschlagen, da sie, wie ich besorge, von einigen der ausgezeichnetsten Kenner der fossilen Cephalopoden vielleicht nicht beifällig aufgenommen werden wird. Und doch scheint mir die Aufstellung dieser Gesciilechter voll- ständig gerechtfertigt , ja unvermeidlich, wenn man in der systemati- schen Anordnung der Abtheilungen der genannten grossen Classe dieselben Principien in Anwendung bringen will, welche man bei den anderen Classen der Mollusken längst befolgt. Schon den ersten Bearbeitern der Fauna einer Schichtengruppe aus der oberen Trias unserer Alpen, Graf Münster und Klip st ein, waren unter den Cephalopoden der Cassianer Schichten ammoni- tenähnliche Arten mit ungezähnten Loben und Sätteln aufgefallen, und sie hatten dieselben, den damaligen Ansicliten entsprechend, als Goniatiten beschrieben. Eben so verfuhr auch ich mit den ersten hierher gehörigen Formen, welche mir aus den Hallslätter Schichten bekannt wurden. Gegen diese Einreihung zu den Goniatiten hat sich mit vollem Rechte Quenstedt ausgesprochen, indem er als Hauptunterschei- dungsmerkmal der Goniatiten von den Ammoniten die Richtung der Siphonal-Düte hervorhob. In der That ist bei allen Arten aus den Hallstätter Schichten die hier in Frage kommen können, die Siphonal- Düte nach vorne geweiidet, wie bei den wahren Ammoniten, bei keiner einzigen nach rückwärts wie bei den paläozoischen Goniatiten. Von der Richtigkeit dieser Thatsache überzeugt, versuchte ich bei meinen späteren Publicationen keine weitere Trennung der Arten mit ganz- randigen Loben, deren Zahl sich nach und nach beträchtlich ver- mehrte, von den Ammoniten, wenn auch das häufige Auftreten dersel- ben in unserer alpinen Trias, und ihr beinahe ausschliessliches Vor- kommen in dieser Formation, in der überhaupt die ersten Cephalopoden aus der Familie der Ammonecn lebten, mir von immer höherer Bedeu- tung für die Entwickelungsgeschichte der ganzen Familie erschien. der Ceplialopodeii-Fiiuiia iler llullstiitter Schichten. 123 Eine Veranlassung mehr aber zu einer generisehen Trennung bietet nun die Entdeckung sogenannter Nebenformen, einer baculiten- artigen gerade gestreckten und mehrerer turrilitenartig aufgewun- denen, mit genau demselben Lobenbau, nämlich mit unj^ezälinteu Loben und Sätteln und einer nach vorne gerichteten Siphonal-Düte, welche ich in der letzten Zeit ebenfalls aus den Haljstätter Schichten erhielt. Sie beweisen, dass der bezeichnete Lobenty|uis einer ganzen Reihe von Formen eigenthümlich ist, einer Reihe, welche jener der Nautileen, Goniatiten und der Ammoneen mit gezähnten Loben und zwar mit verästelten Loben parallel ist, und welche demnach auch eine besondere generische Stellung der verschiedenen ihr angehöri- gen Typen erheischt. Die reiche Entwickelung der ganzen Reihe in einem geologisch und geographisch abgeschlossenen Ganzen, wie es die Trias unserer Alpen ist, und ihr beinahe gänzliches Fehlen in anderen Gebieten und Schichtengruppen scheint um so mehr ihre selbstständige Stellung zu rechtfertigen. Die trefflichen Andeutungen welche Barr a n de in seiner Ab- handlung: Caractercs disimctifs des NautiUdes, Goniatites et Am- monites. Etablissement du Genre Nothoceras (Bull, de la Societe geologique de France 2'"" Serie t. XIII. p. 372^ über die syste- matische Einlheilung der tetrabranchiaten Cepbalopoden gibt, über- heben mich hier wohl jedes weiteren Eingehens in den Gegenstand, und ich kann, um die Stellung meiner neuen Genera zu bezeichnen, nichts Besseres thun als sie in die von ihm gegebene Übersicht der Geschlechter an der ihr gebührenden Stelle einzureihen. Es ergibt sich hierdurch die folgende Tabelle: N a 11 1 i 1 i d e n (i 0 11 i a tid en A m in 0 n i d e n Siphonal-Düte gerichtet gegen Sipho an der Loben rückwärts vorwärts conv. Seite conc. Seite ungezähnt gezähnt verästelt Ascoceras Orthocerus _ Bactrites Ithabilocerns Bticidina ßnciililes Cyrtoceras — — — — — Toxoceras Gompliocerus — — — — — — Phragmocerns — — " _ — — — — — Ilnmulinu — _ _ riychnceni.t _ Hnmitea Ancyloceraa Lituites __ _ _ — Gyrocerus _ _ — Criuceras Scaplütes i\aiitilits i\ijlhucerus Gonintites Clymenin Clydonites Ceratites ( Amiiitmite.i Ueteruceraa Trocliocerns Covhloceras - 1 lleliciiceras Turrilitea j 24 V. H a u e r. Nuchträ^e zur Kenntniss Nach dieser übersichtlichen Darstellung bedarf es nur mehr weniger Worte zur Charakterisirung der einzelnen Genera. Rhabdoceras zeichnet sich aus durch ein gerade gestrecktes, stabförmiges Gehäuse. Von den Orthoceren und Bactriten unter- scheidet es sich durch die nach vorne gekehrte Siphonal-Düte und vom ersteren überdies durch die Wellenbiegungen der Lobenlinie, von BacuUna und BacuUtes durch die ungezähnten Loben. Nur eine Species wurde bisher entdeckt, f lydonites. Das Gehäuse ist spiral in einer Ebene aufgerollt, im übrigen aber sehr mannigfallig gestaltet. Ist auch die Zahl der Arten noch viel geringer als bei den derselben Fornienreihe angehörigen Goniatiten oderAmmoniten, so finden sich doch schon unter denselben Vertreter sehr verschiedener Typen, und man könnte eben sowohl verschiedene Familien von Clydoniten unterscheiden, wie man solche, von Goniatiten oder Ammoniten aufstellt. Von den bisher beschriebenen Arten der Hallstätter Schichten gehören hieher: Clydonites decoratns Hauer (^Goniatites decoratus Hauer, die Cephalopoden des Salzkammergutes Taf. XI, Fig. 5). Clydonites delphinocephalus Hauer (^Ammonites delphinocephaliis Hauer, Denkschr. d. k. Akad. d. Wissenschaften Bd. IX, Taf. V, Fig. 1-5), dessen Lobenzeiehnung weiter unten beschrieben ist. Clydonites geniculatus Hauer (^^immonites genicidatus Hauer a. a. 0. Taf. V, Fig. 21—33). Clydonites] spinescens Hauer (^Anitnonites spinescetis Hauer a. a. 0. Taf. V, Fig. 28—30). Dazu kommen die drei neuen, in den folgenden Blättern be- schriebenen Arten : Clydonites costatus Hauer, Taf. V, Fig. 15—19. Clydonites ellipticus Hauer, Taf. V, Fig. 8 — 14. Clydonites quadratiyulus Hauei'j Taf. V, Fig. 3 — 6. Aus den Cassianer Schichten dürften hieher gehören: Clydonites pisum sp. Münst. (^Goniat. pisum M uns L, ßeitr. zur Petrefacten- Kunde IV, Taf. XIV, Fig. 6). Clydonites spuriiis sp. Münst. (Goniat. spuriiis Münst a. a. 0. Taf. XIV, Fig. 7). Clydonites annatiis Münst. sp. (Goniat. armalus Münst. a.a.O. Taf. XIV, Fig. 8). der Cephalopodea-Fauiia der Hallstiilter Schichten. 125 Clydonites Eryx Münst. sp. (^Goniai. Eryx Münst. a. a. 0. Taf. XIV, Fig. 9, ^»(. Eryx. Qst., Cophalopoden Taf. 18). Clydonites glaucus Münst. sp. (^Goniat. glauciis Münst. a. a. 0. Taf. XIV, Fig. 10). Clydonites Wissmanni Münst. sp. (^Goniat. Wissmanni Münst. a. a. 0. Taf. XIV, Fig. 12). Clydonites Frisei Münst. (Goniat. Frisei Münst. a. a. 0. Taf. XIV, Fig. 13. Clydonites Buchii Klip st. (^Goniat. Buchii Kl i pst. ÖslI. Alp. Taf. VIII, Fig. 11). Clydonties ornatus Klip st. sp. (^Goniat. ornatus Kl i pst. a. a. 0. Taf. VIII, Fig. 12). Clydonites radiatus Klipst. sp. {^Goniat. radiatus KVi^si. a. a. 0. Taf. VIII, Fig. 15). Clydonites bidorsatus Klipst. sp. (^Goniat. bidorsatus Klipst. a. a. 0. Taf. VIII, Fig. 16). Clydonites Rosthorni Klipst. sp. (^Goniat. Rosthonii Klipst. a. a. 0. Taf. VIII, Fig. 19). Aus jüngeren Schichten kennt man sehr wenig Arten, welche etwa zu dem Geschlechte Clydonites bezogen werden könnten. Nur in der Kreide finden sich wieder einige Formen, deren Lobenbau mit dem unseres Geschlechtes übereinstimmt; so namentlich A. Vlbra- yeanus d'Orbigny (Pal. franf. Terr. cret. pl. 96; Buch, Cera- titen, Fig. 5), und obschon bereits etwas abweichender A. Ewaldi Buch (a. a. 0. Fig. IV). Cochloceras. Das schraubenförmig aufgewundene Gehäuse be- steht aus an einander liegenden, bei allen bisher gefundenen Exem- plaren links gewundenen Umgängen. Der Sipho befindet sich nicht auf der freien Aussenseite der Umgänge, sondern wie ich an einem mühsam präparirten Exemplare, freilich nicht ganz sicher, wahrzu- nehmen glaube, am oberen, vom nächst folgenden Umgange bedeck- ten Theile und zwar schon ganz nahe an der Spindel. Drei Arten, die im Folgenden beschrieben sind, wurden bisher aufgefunden. Rhabdoceras Saessi. Taf. II, Fig. 9—16. Unter den von Hofrath v. Fischer in der Gegend von Aussee gesammelten Fossilien entdeckte Herr Prof. Suess die ersten Exem- plare dieser Art. Später fanden sich wenn auch stets sehr selten noch Sitzl). d. mathem.-naturw. Cl. XLI. Bd. Nr. 14. 9 j 26 V. H a u e r. Nacliträge zur Kennfniss einige weitere Stücke, an welchen es möglich wurde die wichtigsten Merkmale der Art festzustellen. Die vollkommen gerade RiJhre hat einen eiförmigen Querschnitt, der sehr langsam an Durchmesser zunimmt, so dass die Schale eine beträchtliche Länge erreicht haben muss. Die Oberfläche ist mit breiten, niederen, sanft gerundeten Falten geziert, welche auf den Seitenflächen eine Bucht nach rückwärts, am Rücken, wo sie gewöhnlich stärker ausgedrückt sind, eine stärkere, an der Bauchseite aber eine schwächere Bucht nach vorne bilden; bei einem längeren Durchmesser der Röhre von 3 bis 4 Linien fallen ungefähr 10 bis 12 derartiger Falten auf ein Röhrenstück von 1 Zoll Länge. An den grösseren Röhrenstücken sieht man selten Kammer- scheidewände, so dass die Wohnkammer wohl einen beträchtlichen Theil des ganzen Gehäuses ausmacht, doch sind bei einem Durch- messer der Röhre von Sy^ Linien die letzten Kammerscheidewände vorhanden. Am vollständigsten gelang es die Lohenzeichnung an einem Exemplare von kaum 1 Linie Durchmesser blosszulegen; sie besteht aus der Normalzahl von je 6 Loben und Sätteln. Der Dorsallobus ist breit und seicht, durch einen kleinen Sipho- nalsattel in zwei Arme gespalten; die beiden Laterallohen sind schmal, etwas lanzettförmig und besonders der obere beträchtlich tiefer als der Dorsallobus; seichter als der Letztere ist dagegen wieder der Bauchlobus. Die drei Sättel sind alle breit, regelmässig gerundet und von nahe gleicher Höhe. Der Höhendurchmesser des grössten der mir vorliegenden Exemplare beträgt 4 Linien , sein Breitendiu-chmesser 3 Linien , so dass sich die Höhe der Schale zur Breite ungefähr wie 4 : 3 verhält. Die Messung des Wachsthumswinkels der Röhren , die freilich bei der geringen Länge der vorliegenden Stücke auf grosse Genau- igkeit keinen Anspruch machen kann, ergab denselben zu kaum 3 Grad. Rhabdoceras Suessl findet sich in dem dunkelrothen und auch in dem weissen Kalkstein dos Satidling bei Aussee, dann in dem hellgrauen Kalkstein des Steinbergkogels bei Hallstatt. der Cephalopoden-Fauna der Hallstätter Schichten. 1^7 Clydonites delphinocephalns. -1. delphinocephalns Hauer, Denkschriften der kais. Akademie der Wissen- schaften Bd. IX, S. 157, Taf. V, Fig. 1-S. Zahlreiche Exemplare dieser schönen Art sammelte Herr Pro- fessor Suess am Sandiing bei Aussee und an einem derselben gelang es durch Wegbrechen des äusseren Umganges die Lobenzeichnung blosszulegen , deren Abbildung in Tafel V, Fig. 7 dargestellt ist. Gestalt und Anordnung der Loben und Sättel erinnern entschie- den an jene der Goniatiten aus der Sandberge r'sehen Gruppe der LanceohUi (Die Versteinerungen des rheinischen Schichtensystemes in Nassau, pag. 61), die durch gerundete meist keulenförmige Sättel und lanzettlich zugespitzte Loben charaklerisirt werden. Der Rückenlobus wird durch einen ziemlich hohen Siphosattel, der aber doch noch kaum bis zur halben Höhe der zunächst anschlies- senden Sättel emporreicht, in zwei gleiche Arme getheilt. Die Spitze dieses Sattels erscheint, an der Oberfläche des Kernes, unmittelbar unter der Schale zugerundet; erst wenn man den Kern etwas tiefer anschleift, wird die Öffnung für den Sipho sichtbar, welche demnach in einer nach vorne gekehrten Düte der Scheidewand und nicht in einem Ausschnitt der Scheidewand liegt, ganz übereinstimmend mit den Angaben von Sandberger (a. a. 0. pag. 53). Neben dem Rückenlobus zählt man jederseits bis zur Nath 5 Loben , von denen nur der obere Laterallobus etwas seichter ist, während die übrigen alle mit ihrer Spitze die Radiallinie berühren, welche vom Ende desDorsallobus nach dem Mittelpunkte der Umgänge gezogen werden kann; alle sind schmal und tief. Die Sättel jederseits 6 an der Zahl sind ebenfalls schmal und hoch ; die ersten drei nehmen vom Rücken gegen den Nabel sehr unbedeu- tend an Höhe zu, während die unteren drei rasch an Höhe abnehmen. Eine Bildung ähnlich wie die Wohnkammer des Cl. delphinoce- phalns wurde ebenfalls früher schon von Sandberger heiGoniail- tes bifer Phill. beobachtet; die von ihm als var. delphinus beschrie- bene Spielart (a. a. 0. pag. 73, Taf. IX, Fig. 5) muss offenbar als sehr nahe verwandt mit unserer Species betrachtet werden, wie man denn überhaupt in der ganzen Reihe der paläozoischen Goniatiten, wie z. B. in jenen mit globosen Gehäusen mit Einschnürungen oder Mundwülsten, mit deutlich ausgesprochener Runzelschicht zahlreiche 9* 128 ^'- Haue r. Niichtriige zur Keniituiss Analogien mit Ammoniten der Hallstätter und Kassianer Schichten nachweisen kann. Um so auffallender bleibt es, dass jenes Merkmal, auf welches die sichere Trennung der Ammoneen und Goniatiten begründet ist, die Richtung der Siphonal-Diite, wirklich auch unserem Cl. delphi- nocephalus von den zunächst stehenden paläozoischen Goniatiten unterscheidet. Clydonites ellipticos. Taf. V, Fig. 8—14. Ungeachtet es sehr leicht ist, die Formen welche ich hier ver- einige durch einige bestimmte Merkmale von denen der vorherge- henden Art zu unterscheiden, so zeigen sie doch in ihrem Gesammt- habitus so viele Analogie, dass man sich sehr versucht fühlt, sie nicht sowohl als Varietäten, denn Übergänge sind nicht zu beobach- ten, sondern etwa als die verschiedenen Geschlechter einer und der- selben Art zu betrachten. Ihr Zusammenvorkommen in einer Schichte, in welcher die einen und die anderen gleich liäulig vorkommen, würde diese Ansicht noch unterstützen, doch scheint es mir gerathener vorläufig wenigstens einer derartigen hypothetischen Anschauung, für die sich doch keine Beweise beibringen lassen, bei Abgrenzung der Arten nicht weiter zu folgen. Die inneren Umgänge sind kugelig aufgeblasen mit vollkommen geschlossenem Nabel, regelmässig spiral aufgerollt, mitglatterSchale. Vom Anfang bis zur Mitte des letzten Umganges werden die Um- gänge allmählich höher und schmäler, nehmen aber dann bis zur Mundüli'iiung wieder an Höhe ab und an Breite zu. Der mittlere Theil des letzten Umganges ist demnach sackförmig ausgezogen wie bei CL delphinocephalus. Die Nath, welche den letzten Umgang nach unten begrenzt, entfernt sich rasch vom Mittelpunkt der Schale, so dass bei der Mundüffnung nur mehr die Hälfte des vorletzten Umganges von dem letzten verhüllt wird. An der Mundüffnung selbst ist die Schale zu einer Lippe verdickt und in der Rückenlinie zu einer ziemlich langen Zunge vorgezogen. An den Seitenflächen bil- det der Mundsaum eine seichte Bucht nach rückwärts. Die Sch;ilenoberfläche am letzten Umgang ist mit zahlreichen bald schwächeren bald stärkeren Radialfalten bedeckt, welche meist iler Oepliiiliipodi'ii-l'iiuiiii der Ihillstätttr St-Iiiclileii. ] ^J) erst auf der Mitte der Höhe sieli bemerklich machen und von hier all- mählich an Stärke zunehmend in gerader Richtung über dem Rücken zusammenlaufen. Gegen die MundölTnung zu sind sie wieder schwä- cher ausgedrückt oder verschwinden gänzlich. Die Exemplare sind bidd mehr, bald weniger aufgebläht; nament- lich einige der grösseren werden so schmal, dass der sonst gerundete Rücken beinahe scharf erscheint. Was die Gestalt und Oberflächenverzierung betrilTt, so stimmt, wie aus dem Gesagten erhellt, CL ellipticus ganz mit Cl. delphino- cephalus überein, nur dass die ebene Fläche am Anfang des letzteo Umganges und die Kapuze vor der Mundülfnung, welche der letzteren Art ein so eigenthümliches Ansehen verleihen, der ersteren fehlen. Nicht minder bietet die in Fig. 14 abgebildete Lobenzeichnung auffallende Analogien. Auch sie wird erst an einem der inneren Um- gänge sichtbar, da noch mehr als ein ganzer Umgang der Wohn- kammer angehört. Auch hier haben wir keulenförmige glattrandige Sättel und lanzettlich gespitzte Loben in gleicher Zahl wie bei Cl. delphinocephalns. Als unterscheidend muss aber hervorgehoben werden, dass der Siphosattel etwas höher ist und unmittelbar unter der Schale beobachtet an seiner Spitze eine nach rückwärts gekehrte Bucht bildet. Schleift man wieder den stärkeren etwas weiter an, so erscheint sehr bald die Siphonal-Düte; auch sie ist demungeachtet deutlich nach vorne gewendet, wie in Fig. 14 dargestellt ist. Auffal- lender noch ist ein zweiter Unterschied. Der obere Lateralsattel ist auffallend klein und reicht nicht viel höher als zur Hälfte des Dorsal- und des unteren Lateralsattels hinauf. Der längere Durchmesser der grössten bisher entdeckten Exem- plare beträgt 1 1/4 Zoll, der kleinere Durchmesser etwas über 1 Zoll, die Dicke des Gehäuses kaum über 5 Linien. Nicht viel kleinere Exemplare des Cl. delphinocephalns, die Herr Suess aulland, sind bei weitem dicker. Clydonites costatns. Taf. V, Fig. 13—19. Das Gehäuse besteht aus ungefähr vier nur wenig umhüllenden Umgängen mit weit offenem Nabel. 130 V. H a u e r. Nachträge zur Kenntiuss Der sanft gerundete Rücken verläuft ohne Kante in die meist ziemlich ahgeflachten Seiten. Ersterer trägt auf seiner Mittellinie einen schmalen fadenförmigen, aber bei allen Exemplaren sehr deut- lich vortretenden Kiel, neben weichem man bisweilen, besonders bei den breiteren Exemplaren, schmale und stets nur wenig markirte Längsfurchen gewahrt. Die Seitenwände sind mit einfachen starken Radialrippen geziert, bezüglich deren Zahl und Anordnung sich aber mannigfaltige Variationen zu erkennen geben. Bei den Exemplaren mit niederen und breiten Umgängen ist ihre Zahl gering (15 bis 20 bei 5 bis 8 Linien Durchmesser); sie sind alle einfach, laufen in ziemlich gerader radialer Richtung über die Seitentläclie und endigen an der abgerun- deten Rückenkante mit einer scharfen Biegung nach vorne und einem mehr weniger deutlich entwickelten Knötchen, der breite Rücken selbst ist dann ganz glatt. Bei den schmäleren Exeiuplaren dagegen steigt die Zahl der Rippen, die dann auch viel schmäler und unbe- stimmter werden, bis auf 40. Sie biegen sich an der Rückenkante ohne Knoten anzusetzen nach vorne und streben, allmählich verfla- chend, bis in die Nähe des Kieles. An einigen Exemplaren sind die innersten Windungen im Nabel deutlich blossgelegt. Nur die erste derselben ist auf etwa ^/^ ihrer Länge glatt, dann beginnt gleich die Faltenbildung. Auch bei dieser Art scheint die Wohiikammer einen bedeuten- den Theil der Länge des ganzen Gehäuses einzunehmen; erst an den inneren Windungen konnte ichLobenlinien wahrnehmen, die sehr ein- fach verlaufen. Loben und Sättel zeigten sich ganzrandig, sanft gerun- det; dem schmalen Rückenlobus schliessen sich jederseits drei flache, allmählich an Höhe abnehmende Sättel an, zwischen welchen zwei ganz ähnlich geformte Loben ungefähr zur selben Tiefe wie der Rückenlobus sich hinabsenken. Der Durchmesser der grössten mir vorliegenden Exemplare steigt nicht über y^ Zoll; bei einem Exemplare von mittleren Ver- hältnissen beträgt für den Durchmesser = 100 die Höhe des letzten Umganges 30, seine Breite 35, der Durchmesser des Nabels 45, bei anderen Exemplaren übertrifft die Höhe um etwas die Breite, noch andere dagegen sind nahe doppelt so breit wie hoch. Cl. costatus schliesst sich durch seine ganze Gestalt wohl zu- nächst an die Ammoniten aus der Familie der Arieten an und kann der Cephalopodeii-Fauiia der Hallstättei- Scliiclitoii. 131 mit keiner der bisher beschriebenen Arten ans der oberen Trias ver- wechselt werden. Von den Arieten des Lias unterscheidet er sich schon durch die einfache Ldbenzeichnung. Fundort: Teltschen bei Aussee. Clydonites qoadrangalas. Taf. V, Fig. 3—6. Das sehr kleine, zierliche Gehäuse besteht aus beinahe völlig umhüllenden Umgängen mit engem, tiefem Nabel. Rücken und Seiten sind tlach durch eine gerundete Kante mit einander verbunden. Letztere erreichen ihre grösste Breite schon unmittelbar an der Riickenkante und behalten dieselbe gleichmässig bis zur gerundeten Nabelkante bei, von welcher sie senkrecht gegen den Nabel selbst abfallen. Der Querschnitt ist daher ein Viereck mit gerundeten Ecken und das Gehäuse gleicht in seiner Form jenem von A. tornatus Bronn oder A. cylindricus Sow. An der Nabelkante entspringen starke Falten, welche aber noch, bevor sie die Mitte der Seitenflächen erreichen, verflachen und sich in starke Zuwachsstreifen auflösen. An der Riickenkante heben sich kleine, in der Richtung der Zuwachsstreifcn nach vorne gezogene Knötchen, der uiigekielte Riicken ist aber wieder, abgesehen von den starken Zuwachsstreifen, völlig glatt. Die Zuwachsstreifen bilden an der Nabelkante eine Bucht nach rückwärts, laufen an den Seiten- flächen schief nach vorne und bilden am Rücken eine starke eben- falls nach vorne gerichtete Bucht. Die MundölTnung ist scharfrandig und verläuft in derselben Richtung wie die Zuwachsstreifen; keine Änderung in der Gestalt der Schale ist in ihier Nähe zu bemerken. Die Lobenzeichnung ist ungemein einfach. Neben dem llücken- lobus, der etwas aus der Mittellinie fällt, stehen bis zur Nabelkante zwei niedere flach gerundete glatte Sättel, und zwischen diesen befin- det sich ein eben so geformter ungezähnter Lobus, der etwas seich- ter ist als der Rüekenlobus. Der Durchmesser des einzigen mir vorliegenden Exemplares beträgt 4 Linien. Für einen Durchmesser = 100 beträgt die Höhe des letzten Umganges öl und seine Breite eben so viel. Fundorf: Saudling bei Aussee, mitgetheilt von Herrn Hofrath v. Fischer. •JQ2 V, H a 11 e r. Nacliträge zur Kenntniss Mit keiner der bisher beschriebenen Arten scheint mir die vor- liegende eine nähere Verwandtschaft zu besitzen. Cochloceras Fischeri. Taf. II, Fig. 17—21. Das Gehäuse besteht, nach den vorhandenen Bruchstücken zu schliessen, denen allen die Spitze fehlt, aus etwa 8 — 9 links gewun- denen Umgängen, die stark gewölbt und durch eine tief eingesenkte Nath von einander getrennt sind. Der letzte Theil des letzten Um- ganges hebt sich von der übrigen Schale ab und bildet einen engen tiefen Nabel. Die Oberfläche der Schale ist mit starken Querrippen ver- sehen, welche über den ganzen Umgang, so weit er sichtbar ist, von einer Nath zur anderen in ziemlich gleicher Stärke verlaufen. Auf einen Umgang entfallen bei einem der mir vorliegenden E.xemplare 11 solcher Rippen, die alle sehr regelmässig gebildet und schmäler sind als die sie trennenden Zwischenräume; an einem zweiten Exem- plare, welches ich aber doch nur als eine Varietät des ersteren be- trachten zu dürfen glaube, ist ihre Zahl weniger bestimmt, da sie sich theilweise in sehr starke, eben so wie sie selbst verlaufende Zuwachsstreifen auflösen. Auf der letzten Windung dieses Exemplares gewahrt man am oberen Theil eine seichte Längsfurche, über welche aber die Streifen ungestört bis zum Nabel fortlaufen. Nebst den Querrippen und Streifen sieht man stellenweise undeutliche Spuren von Längsstreifen. Die Lobenlinie , so weit sie blossgelegt werden konnte, ist in Fig. 21 dargestellt; die Linie a bezeichnet die obere, die Linie b die untere Nath. So ziemlich auf der Mitte des freien Theiles der Um- gänge befindet sich ein ziemlich schmaler tiefer Lobus, dem sich jederseits ein breiter Sattel anschliesst; jener der unteren Seite ist beträchtlich höher als jener der oberen Seite. Dem ersteren schliesst sich hinter der unteren Nath ein schmaler Lobus an, der ungefähr so tief ist wie der Lobus auf der Mitte des Umganges. Hinter der oberen Nath dagegen folgt ein tieferer Lobus und dann ein kleiner Sattel, hinter dem dann wahrscheinlich erst der Sipho durchbricht ; doch war derselbe hier nicht deutlich zu sehen. Der Durchmesser des grössten der mir vorliegenden Exemplare beträgt bei 5 Linien; seine Länge mochte sich auf etwa 1 '/^ Zoll lier Cephalopodeii-Faiiiia der Ilallstiittfi- Scliichteii. 133 belaufen. Der Wachsthuinswinkel des Gehäuses beträgt beilä\ifig 14 Grade. Fundort: Sandling und Teltschen bei Aussee. Cochloceras eaDalicalatam. Taf. II, Fig. 22—28. Diese .\rt, vielleicht nur eine Varietät der vorhergehenden, unterscheidet sich von ihr durch eine tiefe Längsrinne, welche nahe an der oberen Nath der Umgänge hinläuft. Ober dieser Rinne ist die Schale, wie man an dem letzten Umgange gewahrt, nur mit Zuwachsstreifen versehen; die starken Rippen, welche die Umgänge bedecken, brechen an ihr ab. Die Zahl der Rippen ist etwas grösser als bei C. Fischeri; auf einen Umgang entfallen ihrer IS — 17. Die Lobenzeichnung scheint nicht wesentlich verschieden zu sein, nur dass der grosse Lobus, der auf die Aussenfläche der Umgänge zu liegen kömmt, breiter und flacher erscheint. Die Siphonal-Düte wie sie in der Zeichnung gegeben ist, ist an dem Stück, wie schon erwähnt, nicht mit voller Sicherheit wahrzunehmen, sie wurde so abgebildet, wie ich sie zu sehen geglaubt. Der Durchmesser des grössten Rruchstückes misst auch hier nahe 5 Linien ; der Wachsthumswinkel ist beträchtlich grösser und beträgt nahe an 20 Grad ; die Zahl der Umgänge und Länge der Schale dürfte demnach auch beträchtlich geringer gewesen sein, als bei C. Fischeri. Fundort: SandHng bei Aussee. Cochloceras breve. Taf. II, Fig. 26—27. Wesentlich verschieden von den beiden vorhergehenden Arten ist die dritte. Das Gehäuse besteht aus nur drei oder höchstens vier Umgängen, von welchen die späteren die vorhergehenden auf etwa drei Vier- theile ihrer Höhe einhüllen , so dass der letzte Umgang mehr als zwei Drittel von der Höhe des ganzen Gehäuses einnimmt. Der untere Theil der Umgänge ist von zahlreichen ziemlich feinen gedrängt stehenden Querrippen bedeckt, deren auf einen Umgang etwa 22 entfallen; sie schneiden am obern Theil des Um- •| Q 4 V. H a u e r. NnclitrSg-p zur Keiiiitiiiss gaiigi's wie bei der vorhergeheiideii Art an einer liefen Längsfurche ab; die ober dieser Furche befindliclie llorizoutalHiiche ist aber hier ebenfalls mit starken Rippen geziert, die von dem engen Nabel weg radial ausstrahlen und mit den Rippen unter der Rinne nicht correspondiren, sondern etwas weniger zahlreich sind als sie. Die Lobenzeiclinung dieser Art blosszuiegen war leider nicht möglich. Der Durchmesser des einzigen vollständigeren mir vorliegenden Exemplares beträgt 41/;., seine Länge nahe 6 Linien. Fundort: Sandling bei Aussee. Ammonites ininimus. Taf. III, Fig-. 1—4. Autlallend ist es, unter den Hallstätter Aminoiiiten die Familie der Arieten durch einen winzigen Repräsentanten vertreten zu sehen, der aber ungeachtet seiner Kleinheit die wesentlichen Merkmale der Familie in der zierlichsten Weise erkennen lässt. Bei einem Durchmesser von nicht mehr als 5 Linien besteht das Gelläuse aus 5 — 6 Umgängen, die sich beinahe gar nicht um- hüllen und daher in dem weiten, ueiiig tiefen Nabel vollständig sichtbar sind. Sehr langsame Grössenzunahme, sowohl in Breite als Höhe, zeichnet die Art, so wie so viele andere aus der Abtheilung der Arieten aus. — Die Umgänge sind etwas breiter als hoch, haben einen sanft gerundeten Rücken, und etwas stärker gewölbte Seiten- wäiide. Auf der Mittellinie des ersteren steht ein gerundeter Kiel, der jederseits von einer seichten aber deutlichen Furche begrenzt wird. Die Seitenwände tragen starke gerundete, etwas nach vorne gerichtete Radialfalten , die an der Rückenkante mit einer Biegung nach vorne enden. Am letzten Umgang sind 32 derartige Rippen vorhanden, am vorletzten zähle ich ihrer 28; nur die innersten zwei oder drei Umgänge scheinen glatt zu sein. Die Lobenzeichnung gelang es nicht blosszuiegen. Zwei Exem[)Iare von nahe gleicher Grösse (S Linien Durch- messer) liegen mir vor. Für einen Durchmesser gleich 100 beträgt die Höhe des lelzten Umganges 21, seine Breite 26, der Durch- messer des Nabels 60. der Ceiihalopoden-Faiina der Hallslätter Sohicliten. 1 3 IJ Unter den bisher bekannten Hallstätter Ammoniten zeigt iieine eine uidhereYerwandtsehnÜmit Ammonites minimiis, von allen Arieten des Lias unterscheidet lim die viel geringere Grösse; die kleinsten bekannten Arten wie Amm. nphioides d'Orbigny, Amm. doricus Menegh. und Amm. Hierlatzicus Hau. sind bei einer geringen Anzahl von Unngängen schon dreimal so gross. Fundort: Sandling. Amiiionites acatinodis. Taf. HI, Fig. 3—6. Obgleich nur ein nicht sehr vollständiges Exemplar, welches Prof. Suess auf der Teltschen auffand, zur nachfolgenden Beschrei- bung benützt werden konnte, so glaube ich doch dasselbe um so weniger übergehen zu dürfen, als dasselbe einer Formenreihe ange- hört, weichein den Hallstätter Schichten bisher nicht vertreten war. Die ziemlich hohen schmalen Umgänge, von denen nicht ganz zwei erhalten sind, erscheinen bis über die Hälfte umhüllend, doch bleibt noch ein weiter Nabel offen. Der Rücken ist scharf; eine Trennung zwischen Rücken und Seitenflächen nicht vorhanden; die letzteren erheben sich von der Mittellinie weg in gleichförmiger Wölbung bis zur Mitte und sind am unteren Theil des Umganges beinahe flach. Gegen den seichten Nabel zu senken sie sich mit einer kleinen schiefen Fläche. An dem inneren Umgange gewahrt man zahlreiche feine, etwas nach vorne gerichtete Radialrippen ; auf dem äusseren Umgange werden dieselben breiter und nehmen weiter gegen die Mundöftnung mehr und mehr an Zahl ab. Auf der vorderen Hälfte des letzten Umganges zähle ich ihrer 12, auf der hinteren Hälfte etwa 22; sie sind breit, nieder, sanft gerundet, erheben sich an der Nabelkante ohne Knoten und werden in ihrem V'^erlaufe gegen den Rücken zu allmählich breiter und breiter; auf der Mittellinie des Rückens treffen die der einen Seite mit jenen der anderen Seite zusammen und bilden dadurch eine Reihe scharfer in die Länge gezogener Knoten, etwa wie bei A. crenatus Brug. und den mit dieser Art verwandten Formen, nur dass man hier die Entstehung der Knoten durch die Vereinigung der Rippen unzweifelhaft erkennt. Die Lobenzeiehnung konnte ich nicht biossiegen. j 36 V. (I n «1 e r. Naclilriigi' /.iir Keniiliiiss Der Durchmesser des jedenfalls schon mit der Wohnkammer versehenen Exemplares heträgt nahe 1 Zoll. Am vordersten Theil gegen die MundöfTnung zu zieht sich die Schale etwas zusammen, so dass hier der Nabel weiter und die Höhe des letzten Umganges geringer sich darstellt als weiter rückwärts. Dort, wo sich diese Störung des Baues noch nicht zu erkennen gibt, beträgt für den Durchmesser = 100 die Höhe des letzten Umganges ungefähr 35, seine Breite 28, der Durchmesser des Nabels 35. A. acutinodis entfernt sich weit vom Typus aller bisher be- schriebenen Arten aus der oberen Trias der Alpen und ähnelt, wie schon oben erwähnt, mehr einigen jurassischen Formen, doch ist auch hier eine nähere Verwandtschaft kaum anzunehmen. Animonites rectangnlaris. Taf. III, Fig. 7—8. Die fünf oder sechs Umgänge des zierlichen kleinen Gehäuses berühren sich nur, ohne sich zu umhüllen und lassen demnach einen weiten, der langsamen Breitenzunahme der Schale wegen nur wenig vertieften Nabel offen. Der Rücken ist flach eingesenkt, sehr breit, durch eine etwas vorragende Kante mit den Seitenflächen verbunden. Die letzteren sind abgeflacht, erheben sich sanft bis in die Nähe des Nabels und sind durch eine ebenfalls sanfte Rundung mit der niederen N.ibel- fläche verbunden. Die grösste Breite der Umgänge befindet sich demnach ungefähr im unteren Viertel ihrer Höhe. Die inneren Umgänge sind mit starken geraden Rippen geziert, die nicht vollkommen radial stehen, sondern in ihrem Verlaufe vom Nabel gegen den Rücken zu mehr nach vorne gerichtet sind. An der Rückenkante endigen sie in einen stumpfen undeutlichen Höcker und die Rückenfläche ist glatt oder zeigt doch nur durch die Grup- pirung der Zuwachsstreifen noch die Spuren der ganz verflachten Rippen. Auf der vorderen Hälfte des letzten Umganges des einzigen mir bekannten Exemplares werden auch an den Seitenflächen die Rippen undeutlicher; sie verflachen allmählich, einige sind gabelförmig getheilt, und in der Nähe der Mundöffnung lösen sie sich beinahe ganz in starke Zuwachsstreifen auf. Auf den inneren Umgängen dagegen sind sie alle einfach und regelmässig. der Cephalopodeii-Fauna der Hallstätter Schichten. 137 Bei einem Durchmesser der Schale von 9% Linien zählt man 40 Rippen, am nächsten Umgange bei ö Linien Durchmesser noch ungefähr 33. Die Lobenzeichnung war auch bei dieser Art nicht darzustellen. Der Durchmesser des offenbar schon ausgewachsenen Exem- plares beträgt 1 Zoll. Für den Durchmesser =100 beträgt die Höhe des letzten Umganges 26, seine Breite 28, der Durchmesser des Nabels 5S. A. rectangularis scheint mir mit keiner der bisher beschrie- benen Arten aus der oberen Trias der Alpen eine nähere Verwandt- schaft zu besitzen. Fundort: Teltschen bei Aussee. Ammonites laevidorsatas. Taf. H, Fig. 9—10. Nur ein Bruchstück der Scheibe eines Exemplares dieser Art liegt mir vor, doch bietet dasselbe so eigenthümliche Charaktere, dass ich nicht anstehe, auf dasselbe eine neue Art zu gründen. Das tlach-scheibenförmige Gehäuse besteht aus einer grossen Zahl sehr langsam an Höhe und Breite zunehmender Umgänge, die sich nur berühren, ohne sich zu umhüllen. Der breite Rücken ist sehr sanft gewölbt, durch eine ziemlich markirte Kante mit den ebenfalls nur sehr sanft gewölbten Seitenflächen verbunden, welche im unteren Drittel der Höhe ihre grösste Breite erreichen und von hier rasch gegen die eingesenkte Nath, welche die zwei aufeinanderfolgenden Um- gänge trennt, abfallen. Die Seitenflächen sind mit zahlreichen, starken, schief nach vorne gerichteten Rippen geziert, welche von der Nabeikante bis zur Rückenkante in gleicher Stärke fortlaufen , hier aber sich plötzlich ganz abflachen, so dass der Rücken, der weder einen Kiel noch eine Furche trägt, beinahe glatt erscheint; nur bei einseitig auffallendem Lichte erkennt man die Fortsetzung der Rippen auf der Rückenfläche. Auf dem letzten Umgange mochten 40 Rippen gestanden haben, am vorletzten war ihre Zahl nur um 2 bis 3 geringer, und auch auf dem diesem vorhergehenden Umgange betrug ihre Zahl noch über dreissig. J38 V. H a u e r. Nachtrüge zur Kciiiüniss D(M- letzte Umjrang und auch ein Theil des vorletzten noch gehört schon der Wohiikammer an. Die Lohenzeichnung ist daher nicht sichthiii-. Der Durchmesser der Schale betrug ungefähr 1% Zoll; die Höhe des letzten Umganges kann auf den fünften, seine Breite auf den vierten Theil des Durchmessers geschätzt werden. Von der Seite gesehen glaubt man in A. laevidorsatus eine Art aus der Familie der Arieten zu erblicken, an die er besonders durch die langsame Wachslhumszunahnie, geringe Höhe der Umgänge und die Radialrippen erinnert; die abweichende Beschaffenheit des Hiickens entfernt ihn aber weit aus dieser Gruppe und deutet eher auf eine Verwandtschaft mit den Capricorniern. Aiumonites Tcltschcncnsis. Taf. IH, Fig-. 11—12. Das Gehäuse besteht aus ungefähr drei zur Hälfte umliüllenden Umgängen, die beträchtlich höher als breit sind und einen weiten Nabel offen lassen. Der Rücken ist flach eingesenkt aber ziemlich schmal; von der Kante, die ihn mit den Seitenflächen verbindet, nimmt die Breite der Schale rasch zu bis etwa zur Mitte der Höhe der Umgänge , von wo sie bis an die Nabelkante ziemlich gleich bleibt. Die Nabelfläcbe ist senkrecht abgeschnitten aber nicht hoch, die Nath etwas eingesenkt. An der Nabelkante stehen kleine Knötchen , von deren jedem ziemlich regelmässig zwei Radialrippen ausgehen, die etwas sichel- förmig gekrümmt über die Seiten^ächen verlaufen, an der Rücken- kante einen kleinen spitzen Knoten ansetzen , und ohne Unterbre- chung ja seihst ohne sich deutlich zu verflachen, quer über den Rücken laufen, um sich mit jenen der entgegengesetzten Seite zu verbinden. Diese Rippen sind etwas breiter als die sie trennenden Zwischenräume uiul flach gerundet. Am letzten Umgange jedes der zwei mir vorliegenden Exemplare sind ihrer 46 vorhanden. Die Lobenzeichnung blosszulegen wollte mir nicht gelingen. Der Durchmesser der Schale des grösseren Exemplares beträgt nahe lYaZoll, der des kleineren 10 Linien, für den Durchmesser = 100 beträgt die Höhe des letzten Umganges 38, seine Breite 29, der Durchmesser des Nabels 33. der Cejilialopoilen-Faiina der Hallstälfer Scliichfeii. 139 Der allgemeine Habitus dieser Art erinnert noch vielfältig an die Ammonjten aus der Gruppe des Aoti; die mangelnde Rücken- furche aber und das ungestörte Fortsetzen der Rippen über den Rücken verbietet eine Vereinigung mit denselben. Mehr Älinlicli- keit bat sie mit einigen jurassiscbcn Arten aus der Familie der Dentaten, z. B. mit einigen Varietäten des vielgestaltigen A.Duncani Sou'., der sich beinahe tiur durch den Mangel der Xabelknoten unterscheidet. Auch der von mir beschriebene A. geniculatus aus den Hallstätter Schichten (Denkschriften der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften IX, p. 153, Taf. V, Fig. 21—23) kömmt bei einer Vergleichung der verwandten Formen in Betracht. Er unter- scheidet sich durch den flach gewölbten nicht eingesenkten Rücken, dickere weniger hohe Umgänge, einfache nicht paarige Rippen, und einen Habitus der ihn mehr der Familie der Capricornier annähert. Fundort: Teltschen bei Aussee. Ämmonites crassecarinatas. Taf. III, Fig. 13—14. Vier Umgänge des flach scheibenförmigen Gehäuses sind sicht- bar, etwa zwei mögen noch durch das den mittleren Theil des Nabels verhüllende Gestein bedeckt sein. Diese Umgänge sind bis nahe zur Hälfte umhüllend, aber so nieder, dass demungeachtet ein sehr weiter Nabel ofl'en bleibt. Gestalt und Oberflächenzeichnung der inneren Umgänge sind wesentlich verschieden von denen der Wohnkammer, die noch ein gutes Stück mehr als den letzten Umgang einzunehmen scheint, da auch auf der vorderen Hälfte des vorletzten Umganges keine Lobeu- linien blossgelegt werden konnten. Die inneren Umgänge, so weit sie im Nabel sichtbar sind, haben gerundete Seitenflächen, die beinahe senkrecht aber mit gerundeter Kante gegen den Nabel abfallen; sie sind bedeckt mit einfachen starken, etwas nach vorne geneigten Radialrippen, die bisweilen an der Nabelkante etwas anschwellen, und deren man auf dem letzten Umgange, auf welchem sie deutlich sichtbar sind, gegen 30 zählt. W^o die Schale gut erhalten ist, werden sie von feinen schwach aus- gedrückten Längsstreifen gekreuzt. Schon am Ende des vorletzten Umganges verflachen diese Rippen und am letzten Umgang sind sie gänzlich versehwu.ulen. Am I^Q V. H a u e r. Niicliträy:e zur Keiintiiiss Anfang des letzteren ist der Rücken regelmässig gerundet, in der Mittellinie durch drei sehr feine fadenförmige Längsliiiien bezeichnet. Weiter nach vorne erhebt sich ein ungemein dicker, immer deut- licher hervortretender Kiel, der oben gerundet erscheint und sehr scharf gegen die Rückenfläche absetzt. Gleichzeitig flachen die Seitenwände ab; sie erreichen schon an der abgerundeten Rücken- kante ihre grösste Breite und behalten dieselbe bis zum Nabel bei. Bei der MundöiTnung beträgt die Breite des letzten Umganges nicht mehr als die des vorletzten Umganges; dieNath ist nur wenig vertieft. Die Lobenzeichnung konnte nicht blossgelegt werden. Das einzige Exemplar, von Herrn Hofrath von Fischer mit- getheilt, wurde am Sandling gefunden; sein Durchmesser beträgt etwas über IV2 Zoll. Für den Durchmesser = 100 misst die Höhe des letzten Umganges 28, seine Breite 20, der Durchmesser des Nabels 50, die Höhe des vorletzten Umganges aber 18 und dessen Breite 20. Durch ihren breiten wulstigen Kiel erinnert diese Art einiger- massen an A. scaphüi'formis Hauer (Denkschriften der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Bd. IX, pag. 149), von dem sie aber wieder durch den weiten Nabel und die gerippten inneren Umgänge weit abweicht. Aminonites galeoias. Taf. III, Fig. 13—17. Die Gestalt des Gehäuses dieser sehr kleinen Art erinnert auf- fallend an jene des ansehnlich grossen A. galeiformis Hauer. Die inneren Umgänge sind vollkommen kugelig, mit vollkommen gerundetem Rücken und Seiten und ganz geschlossenem Nabel; die Schalenoberfläche ist glatt, nur die Mittellinie des Rückens durch einen sehr feinen fadenförmigen Kiel bezeichnet. Am letzten Umgang verengt sich allmählich der Rücken, so dass er beinahe scharf wird; gleichzeitig nimmt die Höhe durch rasches Emportreten der Nath wie bei den bullaten Ammoniten und gleichzeitig auch die Breite ab, so dass die Mundoffnung sehr verengt erscheint. Der Kiel auf der Mittellinie des Rückens bleibt fortwährend sichtbar bis an das Ende des zungenförmigen Vorsprunges, den der letztere über der MundöiTnung bildet; der Mnndsainn ist scharf, unmittelbar vor der Cephalopoden-Fauiia der Hallstiitter Schichten. 141 demselben machen sich eine kleine Einschnürung und, namentlich in der Riickengegend, stärkere Zuwachsstreifen bemerklich. Die Wohnkammer nimmt kaum weniger als zwei volle Umgänge des Gehäuses ein; erst durch Wegsprengen derselben, bei einem Durchmesser des Gehäuses von kaum mehr als zwei Linien wurden die ersten Lobenlinien sichtbar, die in Fig. 17 so genau als es an- ging dargestellt sind. Sie zeigen grössere Complication als man bei der geringen Grösse erwarten sollte. Ausser dem Rückenlobus erkennt man jederseits vier ziemlich regelmässig an Grösse abnehmende Sättel und drei Loben. Der Rückenlobus ist der tiefste, er so wie die übrigen Loben sind am Grunde mit tiefen Zähnen versehen. Die Sättel nehmen vom Rücken bis zum Nabel ziemlich regelmässig an Grösse ab; sie sind mit starken Kerben und selbst höheren astförmigen Partien geziert. Der Durchmesser des grösseren der zwei vorliegenden Exem- plare beträgt 6 Linien, seine Breite ungefähr 4 Linien. Gesammelt wurden dieselben von Herrn Prof. S u e s s am Sandling. Die Analogien unserer neuen Art mit dem ebenfalls den Hall- stätter Schichten angehörigen A. subbullatus Hauer (W. Haidinger's naturw. Abhandl. Bd. IH, S. 19, Taf. IV, F. 1—7) erhellt hinrei- chend aus der vorstehenden Beschreibung ; von einer Verwechslung beider kann aber schon der geringen Grösse der neuen Art wegen nicht die Rede sein. Ammonites Mojssissovicsi. Taf. IV, Fig. 1—3. Die beinahe völlig umhüllenden Umgänge lassen einen nur ganz engen Nabel offen; sie haben einen vollkommen regelmässig gerun- deten Rücken, der ohne den geringsten Absatz allmählich in die Seitentlächen übergeht. Die letzteren sind eben so regelmässig ge- wölbt und erreichen ihre grösste Breite erst ganz nahe am Nabel, gegen den sie dann steil abfallen. Der Querschnitt bildet demnach eine regelmässige halbe Ellipse. Die Schalenoberfläche ist bis zum Begiime der Wohnkammer, abgesehen von den starken Zuwachsstreifen, vollkommen glatt. Auf der Wohnkammer, welche drei Viertheile des letzten Umganges ein- nimmt, zeigen sich 15 sehr starke Radialfalten, welche sich erst Sitzb. d. inathem. -naturw. €1. XLI. Bd. Nr. 14. 10 I 4- bis 16 Seiten- und Vorder- ansicht, in natürlicher Grösse. Fig. 17 die vergrösserte Lobenzeichnung. Tafel IV. Fig. 1 und 2. Ammonites Mojssissovicsi Hau. Ansiaht von der Seite und von vorne, in natürlicher Grösse, Fig. 3 stark vergrösserte Lobenzeich- nung derselben Art. „ 3 bis 7. Ammonites bicornis Hau. Fig. 4 bis 5 ein ausgewachsenes Exemplar, von der Seite und von vorne, in natürlicher Grösse, Fig. 6 Längsdurchschnitt eines solchen. Fig. 7 vergrösserte Lobenzeichnung. „ 8 bis 10 Seitenansicht, Vorderansicht und vergrösserte Lobenzeichnung des A. semiglobosus Hau. „ 11 bis 13. Ammonites diffissiis Hau. Fig. 11 Ansicht von vorne bei ver- ticaler Stellung der Seiteni'urchen, Fig. 12 Seitenansicht. Fig. 13 Ansicht von vorne bei horizontaler Stellung der Seitenfurchen. 1 oO ^- "iiiiei- Nachträge zur Cephiilopoden-Fauna der Ilallstütter Scliicliten. Tafel V. Fig. 1 und 2. Awnionites coangustalus Hau. Ansicht eines ausgewachsenen Exemplares, von der Seite und von vorne, in natürlicher Grösse. „ 3 bis G. C/i/do/ii/c's quadrangii/iis Hmi. Fig. 3 Seitenansicht, in natürlicher Grösse, Fig. 4 und o a Ansieht von der Seite und von vorne, 2Vamal vergrösserf, b stark vergrösserte Lobenzeichnung. „ 7. Fjobenzeichnung von Clydonitcs delphinocephalus Hau., stark ver- grössert. In der Figur selbst ist der Siphonalsaltel ganzrandig, wie er unmitlelbar nach Entfernung der Schale erscheint, dargestelH. Die kleine Zeiclinung darüber zeigt ihn mit offener Siphonaldüte, wie er nach etwas weiterem Anschleifen des Kernes erscheint. „ 8 bis 14. Clydonites elUpticus Hau. Fig. 8 bis 13 drei Exemplare von verschiedener Grösse, die verschiedenen Varietäten, in welchen die Art auftritt, darstellend , alle in natürlicher Grösse gezeichnet; Fig. 14 die stark vergrösserte Lobenzeichnung und zwar der Siphonalsattel in der Hauptfigur ganzrandig, und darüber mit offener Siphonaldüte, wie er nach weiterem Abschleifen des Kernes erscheint. „ 13 bis 19. Clydonites coslatus, Fig. I.'j bis 16 ein schmales, enge geripptes, Fig. 17 bis 18 ein breites Exemplar mit entfernt stehenden Rippen, in. natürlicjier Grösse, Fig. 19 die stark vergrösserte Lobenzeichnung. Fr.v. HaiuT. '.'!';ilr(il<>|)(Hi('it drv llallslilth-r • Schichlcu str Tafl ' V ^^^^jLl»»^ ^. ..Ui \ ^ '~H^/i>>>-' /->-/. / ß.Jularoceru.f .vulcf/ü/jn //au. fi'i//. 7 li Xdti/ilus trapezoidalis Jfuw. .SHKiLaS-sb.d.k.Ak.i.l.il.W. mafli. ii;iliir«-. Cl.Xfil Bil.X" 14-. \%m. 1 Ki-.v ILhmt. ('('[iIi.iIoikkIcip dci- II.i Ilsi.iUer Ncliiclileii. T;.ril. /■'/liillNt;Vttor Ncli ich teil . 'I'ar.lll. < ; 4 -i '^^ Pig:i-4. Antmoin'tix Hii/iiiriKs ///,//. Fifi') lO. Ainmonites laevidorsaiiu- Hfiii . Fi'f/.S^f/. „ ririitinodis J/iiii ßYy. // /2. „ TeU.rche/n'nfi.v Hrtu . /''iff. y.X. „ rfcl>in//iifori.vH'ai. Fi'r/. /.^ /i. ,, t ruM-ern n rmJiis Ifnu. /'Vi/. /,/ f7. .1 fnrnoni/fs r/ti/fi>/nj- N/m. Sit7,iimi«b. .1 k.Akaa (IWriiiitli ii^ttiirw CI XLIltu. N'"' 14-. loGO. Fr. V ll:ii..T (■.•|,l,i>ln|uMl.-i. (I.'i ILillvl.-ilIri- Srliirlil.-n Tal" IV •m^mf^tr^' •^.w.issr' /'V//,/ :>: .hnnio„,H:r Mo/.f.vi.s.u,uir ti l/m, Firi.Ü 10 Annminüi:-- sriiinjlnhos,,.,- Hau /''/■ffty. ; Urnrnis lim, l'ii////:; « ilil'/'i's.rii.f Hau. Ml/.iMr4Nli a k Ak.id k\ W'iiKilli iiiihiru rlAlJlliI .\'"l'l lö(il). .K..rr..f--L!-. ,:-a.r. i-.-i;>-erei. /iy. /.^. Amnion itrx man'/n.rnifii.v Hnii . Fitf.l. ni/ifonifes DtlphinorephrtfiisHav^ F(f/. 'iß. ni/f/t/nifcr (fiuuIrnnifN/ii.\Hi>ii . Fi'ff.X li.n_i/ilf>nifr.v etfip-ficii-r Hnii, Piff/ö /.9. f'Jtfifonrfe.r n).rffi/n,Y Ifnn. Sitz.uiiy.sli .1 k Akad.d Wm;iih.ii.iliir«- Cl XLLRd.X" I4-. Uif.d. über die Racen des 7.:ilimeM Schnfes. 151 Über die B a c e n des % ah m e n Schafes. Von dem w. M. Dr. L. J. Fitziuger. IV. ABTHEILUNG. (Im Auszuge vorg^etiagen in der Sitzung vom 6. Oetober 1839, vorgelegt in der Sitzung vom 26. April 1860.) Das Fettschwanzschaf. (Ovis platyura.) Brebiis ä grosse queue. Buffon. Hist. nat. T. XI. p. 362. Schaf mit dickem Schwänze. B u f f o n, M a r t i n i, Naturg. d. vierf. Thiere. B. IX. p. 264. Brehis a grosse queue. Ency cl. meth. p. Sli. Ovis Aries laticaudata. Bechst. Naturg. Deutschi. B. I. p. 363. Nr. 5. Ovis Aries laticaudata. Isid. Geoffroy. Dict. class. d'hist. nat. T. XI. p. 268. (Zum Theile.) Aegoceros Ovis platyura. Wagner. Schreber Säugth. B. V. Th, I. p. 1429. Nr. 12. VI. (Zum Theile.) Moutou domestique Yar. b. Ovis aries laticaudata. Desmar, D'Orbigny Dict. d"hist. nat. T. VIII. p. 414. Nr. 4. b. (Zum Theile.) Das Fettschwanzschaf ist eine so auffallende Form in der Gat- tung der Schafe, dass man nicht leicht einen Anstand nehmen kann, es für eine selbstständige Art zu betrachten. So wenig man im Stande ist, diese höcbst eigenthündicbe Bildung durch die Einwirkungen des Klima's oder die ßeschaffenbeit des Bodens zu erklären, eben so wenig gestatten es die äusseren Formen in demselben eine Bastardbildung zu erkennen. Zu den Hauptkennzeicben dieser Art gehören der niittel- lange, dicke und sehr breite, auf beiden Seiten flachgedrückte und in eine dünne Spitze endigende Fettschwanz, der durch eine Anhäu- fung von nicht sehr festem, zwischen dem Zellgewebe eingelagertem Fette gebildet wird, auf der Oberseite behaart, auf der Unterseite aber, mit Ausnahme der Spitze kahl ist, und schlaff und schlotternd 1 52 F i t z i n g e r. am Hintertheile des Körpers herabhängt; ferners lange, breite und nur wenig zusammengeklappte ziemlich schlatTe Ohren , und ein dichtes, mehr oder weniger langwolliges, gewelltes oder zottiges Vliess. Die Hörner, welche fast nur den Männchen eigen sind, den Weibchen aber in der Regel fehlen , sind verhältnissmässig kurz und bilden eine halbmondförmige Krümmung nach seit-, rück-, ab- und vorwärts. Die ursprüngliche Heimath des Fettschwanzschafes scheint auf Nord -Afrika und den westlichen Theil von Mittel-Asien beschränkt zu sein. Es sind bis jetzt acht verschiedene Racen bekannt, welche nach ihren körperlichen Formen dem Fettschwanzschafe beizuzählen sind, wovon vier auf den Einflüssen des Klima's und des Bodens in Folge ihrer geographischen Verbreitung zu bernlien scheinen, die vier anderen aber offenbar Bastarde sind; nämlich das berberische Fettschwanzschaf (Ovis platyura barbarica), das tunesi- sche Fettschwanzschaf^Oy/s platyura timetana) das ägyp- tische Fettschwanzschaf (Ovis platyura aegyptiaca), das buchari sehe Fettschwanzschaf (Ovis platyura bucharica), das persische Fettschwanzschaf (Ovis jjlatynra persica), das c a p i s c h e Fettschwanzschaf (Ovis platyura capensis), das natolische Fettschwanzschaf (Ovis platyura auatolicaj und das mace donische Fettschwanzschaf (Ovis platyura macedonica) . Zwei andere, zwar gleichfalls mit Fettschwänzen ver- sehene Schafracen, welche seither von allen Naturforschern irriger- weise dem Fettschwanzschafe beigezählt wurden, sind aber nicht von diesem, sondern von zwei völlig verschiedenen Arten, nämlich vom langschwänzigen und hochbeinigen Schafe abzuleiten, indem sie aus der Vermischung derselben, theils mit einer Race desFettsteiss-, theils des Stummelschwanzschafes hervorgegangen sind, und zwar das syrische 1 a n g s c h w ä n z i g e Sc h a f (Ovis dolichura syri- acaj und das persische hoch bei n ig e Schaf (Ovis longipes persica). Das b e r b e r i s c h e Fettschwanzschaf. (Ovis platyura barbarica.) Moiäon de Barharie. Buffon. Hist. nat. T. XI. p. 35."). t. 33. Brehis de Barharie. Buffon. Hist. nat T. XI. p. 358. über die Racen des zahmen Schafes. 153 Fettschwämiges Schanf. Schaaf aus Aethiopien. Pallas. Beschreib, d. sibir. Schaaf. p. 62. Note ***. Oi'is Aries luticaudata. Er x leben. Syst. regn. anim. T. I. p. 248. Nr. 1. ^. Schaf aus der Barbarey. Biiffon, Martini. Naturg. d. vierf. Thiere. B. IX. p. 204, 2Ö7. t. IS. Oi'is Afies Laticauda. Boddaert. Eleneh. Anim. Vol. I. p. 148. Nr. 2. z. Ovis Afics luticaudata. Gnielin. Linne Syst. nat. ed. XIII. T. I. P. i. p. 198. Nr. l.vj. Mouton de Barbarie. Encycl. meth. p. 32. t. 46. f. 3. Ovis rustica. AUjierischcs Schaaf. Walt her. Racen u. Art. d. Sehaafe. Annal. d. wetterau. Geseilsch. B. II. p. 72. a. Ovis rustica. Marokkanisches Schaaf. Walther. Racen ii. Art. d. Sehaafe. Annal. d. wetterau. Geseilsch. ß. II. p. 72. c. Ovis aries laticaudata. Desmar. Maninial. p. 489. Nr. 741. Var. B. Ovis aries. Mouton a grosse queuc. Lesson. Man. de Manimal. p. 400. Nr. 1048. 2. Capra Aries Laticaudatus. Fisch. Syn. Mammal. p. 490. Nr. 10. £. Ovis aries laticaudata. Gene. Deseriz. di var. di Pecora a coda adiposa. Meni. della reale Accad. delle scienze di Torino. T. XXXVII. p. 283. Nr. 1. Ovis Aries Var. 2. Dickschwämiger oder fettschicämiger Hammel. Tilesius. Hausziege. Isis. 1833. p. 932. Nr. 2. Aegoceros Ovis platyura. Fettschwänziges Schaf von Algier und Marokko. Wag- ner. Schreber Säugth. B. V. Th. I. p. 1430. Nr. 12. VI. Ovis aries stirps harbarica- Reichenb, Naturg. Wiederk. i. 37. f. 318. Das berberische Fettschwanzschaf, welches als die typische Form der Art betrachtet werden kann, bildet die erste unter den auf den Einwirkungen des Klimans und den Verhältnissen des Bodens begründeten Abänderungen des Fettschwanzschafes (^Ovis platyura). Dasselbe ist zwar nur von mittlerer Grösse, doch übertrifft es hierin selbst die grössten unter den reinen, noch unvermischten Racen des deutschen Schafes. Der zienih'ch grosse Kopf ist durch eine flache Stirne und einen massig stark gewölbten Nasenrücken ausgezeich- net, die Schnauze stumpf zugespitzt und nicht besonders breit. Die Augen sind klein, die Ohren lang, ziemlich breit, schwach zusammen- geklappt, stumpf abgerundet und nicht vollkommen schlaff an den Seiten des Kopfes herabhängend. Hörner sind den Widdern meistens, den Mutterschafen aber nur äusserst selten eigen. Sie sind verhält- nissmässig ziemlich kurz, nicht besonders dick, und verschmäiern sich nur wenig und allmälilich gegen die stumpfe Spitze. Von der Wurzel angef;ingen, wo sie ziemlich diclit neben einander stehen, wenden sie sich, indem sie sich nur sehr wenig über den Scheitel I 54 F i t z i 11 g e r. erhebeil, nach seit- und rückwärts, und krümmen sich nach ab-, vor- und aufwärts, und mit der Spitze etwas nach rück- und einwärts, so dass sie ein schneckenartiges Gewinde von einem und einem lialben Umgange darstellen. Der ziemlich lange und nicht sehr dicke Hals bietet in der Kehlgegend keine schlalTen Hautlappen dar, doch befindet sich an seiner Vorderseite eine schwache Wamme, welche bis unter die Brust herabreicht. Der Leib ist nur wenig gestreckt, rund und voll, der Widerrist schwach erhaben, der Rücken breit und gerade, und die Croupe breit, abgedacht und höher als der Widerrist. Die Brust ist verhälfnissmässig ziemlich breit, der Bauch voll und rund. Die Beine sind kaum von mittlerer Höhe, stark und kräftig, die Hufe nur von sehr geringer Länge und stumpf zugespitzt. Der mittellange und völlig schlaff herabhängende Schwanz, welcher bis zum Sprung- gelenke reicht und mit der Behaarung noch über dasselbe herab- langt, ist seiner grössten Länge nach von einer Fettmasse um- geben, die nur die Spitze frei lässt, und erscheint hierdurch in der Gestalt eines breiten, langgezogenen, von oben und unten flach- gedrückten Kissens, das auf beiden Seiten in seiner Mitte von einer schwachen Längsfurche durchzogen wird, die jedoch auf der Ober- seite weit stärker als auf der Unterseite hervortritt. Die ganze Oberseite des Fettschwanzes und beide Seiten der dünnen Spitze, sind von einer sehr dichten und nicht besonders langen, gewellten und beinahe gekräuselten Wolle umgeben, welche so vertheilt ist, dass sie gleichsam wie ein Strick von rechts nach links um den Schwanz herumgewunden erscheint. Die untere Seite des Fett- schwanzes ist kahl. Das Gesicht, die Ohren und die Unterfüsse, bis über das Hand- und Fusswurzelgelenk hinauf, sind kurz und glatt anliegend behaart, während der Scheitel und der ganze übrige Körper von einem sehr dichten Vliesse überdeckt werden, das aus nicht sehr langer, grober, gewellter und beinahe gekräuselter Wolle gebildet wird, die am Halse, an den Oberarmen und den Schenkeln am längsten ist und nur wenig tief unter den Bauch herabreicht. Die Färbung ist bald ein- förmig schmutzig gelblich- oder röthlichweiss, oder auch gelbbraun, rothbraun oder schwarz, bald aber auch aus einer oder der anderen dieser Farben, dunkel auf hellem Grunde gefleckt. Sehr oft kommen auch hell gefärbte Thiere mit dunkel geflecktem Kopfe bei dieser über flip Hacen des zaliineii Schafe.«. 133 Race vor. Die Hörner sind licht bräunlich hornfarben, die Hufe grau- lichschwarz, die Iris ist bräunlichgelb. Die Heimath des berberischen Schafes sind Algier und Marokko, doch wird es auch hie und da in den Nachbarländern gezogen. Über- all werdLMi sehr zahlreiche Heerdeii von demselben angetroffen, die theils in den Ebenen, theils in den Gebirgen, Jahr aus Jahr ein unter freiem Himmel weiden. Die Mauren verwenden viele Sorgfalt auf die Pflege ihrer Heerden und ziehen mit ihnen häufig von einer Gegend in die andere. Immer führen sie aber ihre Schafhunde mit sich, welche die Heerden vor den Angriffen der Raubthiere und ins- besondere zur Nachtzeit beschützen. Eine Umzäunung aus Gestrüppe oder dornigen Gesträuchen, in welche die Schafe gegen Abend zusammengetrieben werden, vertritt die Stelle eines Stalles, und nur äusserst selten und blos in den stabilen Ansiedelungen, dient ihnen ein offener Schoppen als Obdach bei Nässe, kühleren Nächten oder wäh- rend der rauheren Zeit. Die Schur wird jährlich in der Regel nur einmal vorgenommen und die Wolle zu gröberen Geweben verwen- det. Das wichtigste Erträgniss ist das Fleisch und nebstbei auch das Fell, das entweder als Kleidungsstück verwendet, oder gegerbt als Leder benützt wird. Das tunesische Fettschwanzschaf. {Ovis platyura timetana.) Vervex alius. Jonst. Hist. nat. Quadrup. t. 23. Belier de Tunis. Buffon. Hist. nat. Supplem. T. III. p. 66. t. 9. Fettschcänziyes Schaaf i'oti der Barbarey und von Tunis. Pallas. Beschreib. d. sib. Sehaaf. p. 83. Note **. Ovis Aries laticaiidata. Erxleben. Syst. regn. aniin T. I. p. 248. Nr. 1. ?. Tunischer Widder. Buffon, Martini. Naturg. der vierf. Thiere. B. IX. p. 322. t. 23. Belier de Tunis. Encycl. meth. t. 47. f. 2. Ovis riistica. Marokkanisches Sehaaf. Walther. Racen u, Art. d. Schaafe. Annal. d. wetterau. Gesellsch. B. II. p. 72. c. Fettschwänziges Schaf. Erdelyi. Zoophysiol. p. 101. A. a. Mout&n a grosse queuc. Fr. Cu vier et Geoffroy. Hist. nat. d. Manimif. tab. fig. sinistra. Ovis aries laticaiidata. Race 2. Desmar. Mammal. p. 490. Nr. 741.Var. B. 2. Ovis aries. Mouton a grosse qiieue. L e s s o n. Man. de Mammal. p. 400. Nr. 1048. 2. Ovis Aries laticaiidata. Var. 2. Mouton ä grosse queue. Isid. Geoffroy Dict. olass. d'hist. nat. T. XI. p. 268. 136 Fitz Capra Aries Ladcaudatus Maeroccrcus. Fisch. S yn. Mammal. p. 491. Nr. 10. e. c. Ovis Aries platyura. Yar. Schaf von Mauritanicn. Brandt u. Ratzeburg. Medic. Zool. B. I. p. 60. Nr. IV. Ovis aries laticaudata. Gene. Descriz. di var. di Pecora a coda adiposa. Mem. della reale Accad. delle scienze di Torino. T. XXXVII. p. 28ö. Nr. I. Ovis Aries Var. 2. Dickschwümiycr oder fettsclticänziger Hammel. Tilesius. Hausziege. Isis. 183Ö. p. 9d2. Nr. 2. Broad or Fat-tailed breed. liarhavy breed. Jardine. Nat. Hist. of Ruinin. Anim. P. II. p. 169. t. 17. (ig. sinistra. Aegoceros Ovis platyura. Fettschtfümiges Schaf von Tunis. Wagner. Sehreber Siiugth. Bd. V. Th. I. p. 1430. Nr. 12. VI. Mouion domestiqne. Var. b. Ovis aries laticaudata. Racc 2. Mouton ä grosse qneue. Desinar. D'Orhigny Dict. d'Jiist. nat. T. VIII. p. 414. Nr. 4. b. 2. Ovis aries laticavdatus. Reiehonb. Naturg. Wicdcrk. t. 53. f. 314. Das tunesische Fettschwanzschaf bildet die zweite jener Ab- änderungen des Fettschwanzschafes (Ovis platyura) , welche durch die Einflüsse des Klimans und des Bodens in Folge der geographi- schen Verbreitung bedingt sind. Es ist grösser als das schlicht- wollige deutsche Schaf, verhältnissmässig aber niederer als dasselbe gebaut. Sein ziemlich grosser Kopf ist durch eine abgeflachte Stirne und einen sehr stark gewölbten Nasenrücken ausgezeichnet, und geht in eine nicht besonders breite], stumpf zugespitzte Schnauze aus. Die zugespitzte Unterlippe wird vom Oberkiefer vollständig umschlossen. Die Augen sind ziemlich klein, die leicht beweglichen Ohren lang, breit, stumpf gerundet , nur sehr schwach zusammen- geklappt und ziemlich schlaff an den Seiten des Kopfes herabhän- gend. Nur die Widder sind in der Regel gehörnt, die Mutterschafe aber immer hornlos. Die Hörner, welche ungefähr 10 Zoll in der Länge und etwas über 2 Zoll au der Wurzel in der Dicke haben, stehen an ihrem Grunde ziemlich nahe beisammen und wenden sich, indem sie sich nur sehr wenig über den Scheitel erheben, in einem ziemlich regelmässigen Bogen nach seit-, rück-, ab- und vorwärts, und mit der Spitze nach auf- und meistens auch nach seitwärts. Sie sind dick und stark, verschmälern sich nur wenig in der ersten Hälfte ihrer Länge und gehen allmählich in eine stumpfe Spitze aus. Nicht selten werden auch vierhörnigeThiere unter den Widdern angetrofl'en. Der Hals ist ziemlich lang, doch dick, und an der Vorderseite desselben zieht sich eine schwache Wamme bis unterhalb der Brust herab. Von schlalTen Hautlappen oder sogenannten Glöckchen ist in über die Raeen des zahmen Schafes. 157 der Kehlgegend keine Spur vorhanden. Der Leib ist nicht sehr stark gestreckt und erscheint durch die reichliche Behaarung sehr dick und voll. Der \^'iderrist ist erhaben, der Rücken breit und ge- senkt, und die gerundete, sehr breite Croupe abgedacht und höher als der Widerrist. Die Brust ist ziemlich breit, der Bauch rund und voll, jedoch durchaus nicht hängend. Die Beine sind verhältniss- mässig minder stark und kräftig, die Hufe massig lang und stumpf zugespitzt. Der mittellange Schwanz , welcher ohne der Behaarung bis an das Fersengelenk, mit derselben aber nahe bis an den Boden reicht, ist tief angesetzt und von einer Fettmasse um- schlossen, wodurch er überaus breit und auch sehr dick erscheint. Diese Fettmasse, welche ihn von allen Seiten umgibt, ist von länglichrunder Gestalt, auf der Ober- und Unterseite abgeplattet, an der Wurzel etwas weniger breit als in der Mitte, sehr stark aufgetrieben an den Seiten, und verschmälert sich ziemlich rasch gegen die Spitze zu. Sie ist 11 Zoll breit und hat beinahe eine Dicke von 4 Zoll. Die Oberseite des Fettschwanzes ist mit einer sehr langen zottigen Wolle besetzt, die Unterseite, mit Ausnahme der Spitze, welche gleichfalls wollig ist, kahl und beide Seiten werden der Länge nach von einer seichten Furche durchzogen, welche jedoch auf der Unterseite viel stärker hervortritt. Dieser eigenthümlich gebildete Fettschwanz hängt schlaff am Hintertheile herab und schlägt sich zwischen den Beinen etwas nach einwärts gegen den Bauch. Das sehr weiche Fett , aus welchem derselbe besteht, bewirkt beim Gehen des Thieres eine schlotternde Bewe- gung des Schwanzes. Der vorderste Theil der Schnauze, die Wangen, die Ohren und die Vorderfüsse, bis über das Handgelenk hinauf, sind mit kurzen, glatt anliegenden Haaren besetzt , der Nasenrücken und die Hinter- füsse aber mit etwas längeren und mehr wolligen Haaren. Die Stirne, der Scheitel und der ganze übrige Körper wird von einem überaus dichten Vliesse bedeckt, das aus einer sehr langen, groben und beinahe zottigen Wolle besteht, die über 6 Zoll in der Länge hält und in dicken Zotten herabfällt. Am längsten und reichlichsten ist die Wolle am Halse, an den Schultern, den Schenkeln, am Bauche und am Schwänze. Die Färbung ist in der Regel am ganzen Körper, mit Ausnahme des Kopfes, der Ohren und der Beine, entweder schmutzig gelblichweiss oder hell gelblichbraun. Die Stirne und der Sitah. d. mathem.-natiirw. Cl. XLI. Hd. Nr. 14. 11 158 Kitzinger. Nasenrücken, bis gegen das Sehnauzenende hin, sind meistens weiss, die Sclinauzenspitze, die Seiten des Kopfes, das Hinterhaupt und die Unterfüsse gewöhnlich dunkel gelbbraun. Doch kommen aber auch nicht selten einfarbige roth- oder dunkelbraune, und selbst schwarze Thiere unter dieser Race vor. Die kahle Unterseite des Schwanzes ist fleischfarben. Die Hörner sind weisslich hornfarben, die Hufe schwürzlichgrau. Die Iris ist braunlicligelb. Die Körperlänge eines erwachsenen Widders beträgt 3 Fuss 9 Zoll, die Länge des Schwanzes ohne dem Haare 1 Fuss I Y^ Zoll, die Höhe am Widerrist 2 Fuss, an der Croupe 2 Fuss 2 Zoll. Das tunesische Fettschwanzschaf scheint ursprünglich nur über Tunis und Tripolis verbreitet zu sein, da es in Ägypten sowohl , als auch in Algier und Marokko, durch zwei andere, sehr nahe mit ihm verwandte Racen ersetzt wird. Doch wird es auch in diesen Ländern hie und da, und selbst noch in Ober-Ägypten getroffen, obgleich es allenthalben daselbst nur als eine eingeführte Race zu betrachten ist. Die Bewohner von Tunis und Tripolis, welche sich viel mit der Schafzucht beschäftigen, sind meist im Besitze sehr zahlreicher Heerden, die in der Regel das ganze Jahr hindurch unter freiem Himmel zubringen und blos hie und da während der kühleren Zeit nothdürftigen Schutz unter einem Schoppen finden. Sie pflegen die- selben mit ziemlich grosser Sorgfalt und hüten sie mit Hilfe ihrer Hunde, welche die Raubthiere von ihnen abzuhalten suchen. Meist werden aber die Heerden zur Nachtzeit im Freien gelassen und blos in eine Umzäunung zusammen getrieben. Das Futter suchen sie sich zu allen Jahreszeiten selbst auf ihren ausgedehnten Weiden, auf denen sie sich den ganzen Tag über umhertreiben. Das wesent- lichste Erträgniss ist das Fleisch, zum Theile aber auch die Wolle, die zu gröberen Geweben verwendet wird. Das ägyptische Fettschwanzschaf. (^Ovis platyura aegyptiaca.) Ovis Arabica. Jon st. Hist. nat. Quadnip. t. 23. (ig. sinistra. MoHton d'Arabie. Buffon. Hist. nat. T. XI. p. 35d. Broad-tailed shecp. Pennant. Syn, of Quadrup. p. 4. t. 1. Fettschwäinitjc's Sehnnf. Schnnf von Pnliialina. Pallas. Beschreib, d. sibir. Schaaf. p. 83. Ovis Aries lativauda. Erx leben. Syst. regn. anim. T. I. p. 248. Nr. 1. ^. über die Racen des zahmen Schafes. 1 59 Schaf aus Arabien. Buffon, Martini. Naturg. d. vierf. Thiore. B. IX. p. 254. Ovis Aries laticaudata. Guielin. Linne Syst. nat. ed. XIII. T. I. P. I. p. 198. Nr. 1. vj. Mouton d'Arabie. Encycl. ineth. p. 32. Fettschwämiges Schaf. Erdelyi. Zoophysiol. p. 101. A. a. Ovis aries laticaudata. Desmar. Mammal. p. 489. Nr. 741. Var. B. Ovis aries. Uoiitou a grosse queue. Lesson. Man. de Mammal. p. 400. Nr. 1048. 2. Capra Aries Laticaiidatus. Fisch. Syn, Mammal. p. 490. Nr. 10. £. Ovis Aries platgura. Var. Schaf von Palästina. Brandt u. Ratzeburg. Medie. Zool. B. I. p. 60. Nr. IV. Ovis aries appendiculatu. Gene. Descriz. di var. di Peeora a coda adiposa. Mem. delle reale Acead. delle seienze di Torino. T. XXXVII. p. 28S. Nr. II. Ovis Aries. Var. 2. Dickschivänziger oder fcttschivänziger Hammel. Tilesius. Hausziege. Isis. 183.'). p. 9ä2. Nr. 2. Aegoceros Ovis platyura. Fettschcänziges Schaf von Egypten. Wagner. Sehreber Säugth. B. V. Th. I. p. 1430. Nr. 12. VI. Hausschaaf. Ovis Aries. Var. macrocercns. Syrisches und ägyptisches Schaaf. Pöppig. Illustr. Naturg. B. I. p. 26S. Nr. S. f. 963. p. 261. Das ägyptische Fettschwanzschaf ist die dritte unter den bis jetzt bekannten Abänderungen des Fettschwanzschafes (Ovis pla- tyura), welche auf den Eintliissen des Klima's und des Bodens beruhen. Es ist zunächst mit dem tunesischen und berberischen Fettschwanzschafe verwandt und ist auch von derselben Grösse. Der Kopf ist ziemlich gross, die Stirne flach, der Nasenrücken massig gewölbt, und die Schnauze nicht sehr breit und stumpf zugespitzt. Die Augen sind verhältnissmässig klein, die Ohren lang, breit, ziem- lich stumpf gerundet, etwas zusammengeklappt und nicht völlig schlaff an den Seiten des Kopfes herabhängend. Die Widder sind fast immer gehörnt, die Schafmfitter aber in der Regel hornlos. Die Hörner sind verhältnissmässig nur von geringer Länge und Dicke, verschmälern sich allmählich und gehen in eine stumpfe Spitze aus. Von ihrem Grunde an, wo sie ziemlich nahe neben einander stehen, wenden sie sich nach seit- und rückwärts, und bilden, ohne sich merklich über den Scheitel zu erheben, entweder eine halbzirkel- förmige Krümmung nach ab-, vor- und aufwärts, oder eine schwache Beugung nach ab- und wieder nach aufwärts. Häufig werden unter den Widdern auch vierhörnige angetrolTen. 11' 160 Fitzinger. Der ziemlich lange, doch nicht besonders dicke Hals, bietet in der Kehlgegend keine Spur von schlaff herabhängenden Hautlappen oder sogenannten Glöckchen dar, doch befindet sich an der Vorder- seite desselben eine schwache Wamme, welche bis unterhalb der Brust verläuft. Der Leib ist nicht sehr stark gestreckt, ziemlich voll und rund, der Widerrist wenig erhaben, der Rücken breit und fast gerade, und die breite abgedachte Croupe etwas höher als der Widerrist. Die Brust ist ziemlich breit, der Bauch voll und gerun- det. Die Beine sind nur von geringer Höhe, doch ziemlich stark, die Hufe nicht sehr lang und stumpfspitzig. Der mittellange Schwanz, welcher schlaff am Hintertheile herabhängt, bis an das Fersengelenk und mit der Behaarung ziemlich tief noch unter dasselbe herab- reicht, ist tief angesetzt und mit Ausnahme der dünnen Spitze, rings- um in eine Fettmasse eingehüllt, so dass er sehr dick und breit er- scheint, vorzüglich aber in der Mitte, während er nach oben zu all- mählich und ziemlich rasch nach abwärts sich verschmälert. Er ist von beiden Seiton plattgedrückt und auf der Ober- sowohl als Unter- seite in der Mitte von einer seichten Längsfurche durchzogen, welche auf der Unterseite aber merklich tiefer ist. Die ganze Ober- seite des Schwanzes , so wie auch die Unterseite der Spitze des- selben, ist von einer ziemlich langen und zottigen Wolle umgeben, welche an der Spitze noch beträchtlich länger ist und dieselbe weit dicker erscheinen lässt, als sie wirklich ist, so dass der Schwanz das Ansehen erhält, als ob auch seine Spitze ziemlich breit und nur durch eine schwache Einschnürung von der noch breiteren Fettmasse getrennt würde. Die Unterseite des Fettschwanzes ist kahl. Gesicht, Ohren und Unterfüsse , bis über das Hand- und Fuss- wurzelgelenk hinauf, sind mit kurzen, glatt anliegenden Haaren be- setzt, die übrigen Körpertheile aber, vom Scheitel angefangen, mit einer ziemlich langen, groben und beinahe zottigen, sehr dicht ge- stellten Wolle, welche jedoch nicht besonders tief unterhalb des Bauches herabreicht. Die Färbung ist entweder schmutzigweiss lind häufig in"s Gelbliche oder Röthlicho ziehend , oder auch roth- Itraun , dunkelbraun oder schwarz. Nicht selten kommen unter den weissgefärbten Thieren auch welche mit braun- oder schwarz- geflecktem Kopfe vor. Die ilürner sind licht weisslich hornfarben, die Hufe schwärzlichgrau. Die Iris ist bräunlichgelb. über die Racen des zahmen Schafes. 161 Der ursprüngliche Verbreitungsbezirk des ägyptischen Fett- schwanzschafes scheint nicht über Ägypten und das nordwestUche Arabien hinaus gereicht zu haben , obgleich es heut zu Tage in Arabien nicht mehr angetrofTen , dagegen aber in mehreren anderen Nachbarländern gezogen wird. In Ägypten werden sehr zahlreiche Heerden von dieser Race unterhalten und sie bildet nebst den ver- schiedenen Ziegenracen, den Hauptreichthum der dortigen, mit der Viehzucht sich beschäftigenden Bewohner. Die Haltung und Pflege der Heerden ist genau dieselbe wie beim berberischen und tune- sischen Schafe und eben so ist auch die Benützung derselben durch- aus nicht verschieden. Es scheint kaum irgend einem Zweifel zu unterliegen, dass diese Schafrace es war, welche schon in der allerältesten Zeit der Israeliten von diesem Hirtenvolke gezogen und zu seinen Brandopfern verwendet wurde. Dies geht aus mehreren Stellen in den mosaischen Büchern der heiligen Schrift klar und deutlich hervor; denn ausdrücklich heisst es hierin, dass zu den Brandopfern die fettesten Theile der Widder und auch der Schwanz derselben zu nehmen seien. Eben so war sie auch schon Aristo- teles bekannt , der ihrer zwar nur mit wenigen Worten, doch unverkennbar in seiner Naturgeschichte der Thiere gedenkt. Das buch arische Fettschwanzschaf. (Ovis platyiira bucharica.) Brebis du Chorasan. Buffon. Hist. nat. T. XI. p. 361. Bucharisches Schaaf. Pallas. Beschreib, d. sibir. Schaaf. p. 60, 81. Ovis Aries laticaudata. Erxleben. Syst. regn. Anim. T. I. p. 248. Nr. 1. ?. Schaf aus Chorasan. Bu ffon, Martini. Naturg. d. vierf. Thiere. B. IX. p. 263. Ovis Aries bucharica. Ginelin. Linne Syst. nat. ed. XIII. T. I. P. I. p. 199. Nr. 1. ^. Brebis du Levant. Encycl. meth. p. 34. Brebis de Perse. Encycl. meth. p. 3d. Ovis rustica. Bucharisches Schaaf. Walther. Racen u. Art. d. Schaafe. Annal. d. wetterau. Gesellsch. B. II. p. 74. d. Ovis rustica. Taurisches Schaaf. Race der Ebenen. Waltlier. Racen u. Art. d. Schaafe. Annal. d. wetterau. Gesellsch. B. II. p. 77. h. a a. Ovis rustica. Taurisches Schaaf. Graues Schaaf. Walther. Racen u. Art. d. Schaafe. Annal. d. wetterau. Gesellsch. B. II. p. 77. h. cc. Mouton d'Astracan. Fr. Cuvier et Geoffroy. Hist. nat. d. Mamnial. tab. Ovis aries laticaudata. Race 3. Des mar. Mammal. p. 490. Nr. 741. Var. B. 3. Ovis aries. Mouton a grosse queue.L e s s o n. Man. de Mammal. p. 400. Nr. 1048. 2. 162 F i t 7. i n n; e r. Ojv'a' Aries lalicandnta. Vuf. 4. Mouton d'A.stracnn. Isid. Geoffroy. Dict. class. d'hist. nat. T. XI. p. 269. Capra Aries Laticaudattts Biicliaricus. Fiscli. Syn. Mainnial. p. 491. Nr. 10. z. d. Ovis platyura. Var. Schaf vom Taurischen Chersones. Brandt u. Ratzeburg. Medic. Zool. B. I. p. 60. Nr. IV. Ovis aries aslraehanicn. Gene. Dcscriz. di var. di Pecora a coda adiposa. Mein. della reale Aecad. delle scienze di Torino. T. XXXVII. p. 28ä. Nr. III. Ovis aries appendiculala. Gene. Deseriz. di var. di Pecora a eoda adiposa. Mein, della reale Aecad. delle scienze di Torino. T. XXXVII. p. 286. Nr. III. Ovis aries plaltjura. Tilesius. Haiiszicge. Isis. 1835. p. 949. Var. 4. p. 963. Nr. 2. Ovis Aries. Var. 8. Fettschiväiiziges oder lang- und breitscinoänziges Schaf. Bncharisches Schaf. Tilesius. Hausziege. Isis. 18315. p. 958. Nr. 8. Broad or Fat-lailed breed. Aslracan or Biicharian hreed. Jardine. Nat. Hist. of Rmnin. Aniin. P. II. p. 170. Aegoccros Ovis j)la(ynra. Feltschwnmiges Schaf von der Bncharei. Wagner. Schreber Säugth. B. V. Th. I. p. 1429. Nr. 12. VI. Aegoceros Ovis platyura. Bvcharisches oder astrachanisches Schaf. Wagner. Sehreber Säugth. B. V. Th. I. p. 1432. Nr. 12. VI. Mouton domestiqtie. Var. b. Ovis aries laticaudata. Ilace 3. Mouton d' Astracan. Desmar. D'Orbigny Dict. d'hist. nat. T. VIII. p. 414. Nr. 4. b. 3. Ovis aries astracanicus. Reichenb. Naturg. Wiederk. t. 53. f. 311, 312. Das bucharische Feltschwanzscliaf muss als die vierte, auf kli- matischen uud Bodenverhältnissen beruhende Abänderunt^ des Fett- schwanzschafes (Ovis platyura) betrachtet werden. Es ist von ziem- lich kleiner Statur und steht daher dem tunesischen Fettschwanz- schafe bedeutend an Grösse nach. Der Kopf ist verhältnissmässig nicht besonders gross, die Stirne flach, der Nasenrücken nicht sehr stark gewölbt und die Schnauze nur wenig breit, ziemlich spitz und stumpf gerundet. Die Unterlippe ist zugespitzt und wird von dem vorderen Rande des Oberkiefers vollständig umschlossen. Die Augen sind ziemlich klein, die leicht beweglichen Ohren lang und breit, niu* wenig zusammengeklappt, stumpf abgerundet und beinahe völlig schlaff an den Seiten des Kopfes herabhängend. Die Widder sind meistens gehörnt, während die Weibchen immer nur hornlos angetroffen werden. Die Hörner sind kurz, nicht besonders dick und verschmä- lern sich allmählich gegen die stumpfe Spitze. Sie stehen an der Wurzel ziemlich nahe neben einander und wenden sich, ohne sich über den Scheitel zu erheben, in einem halbzirkelförmigen Bogen nach seit-, rück- und abwärts, und mit der Spitze bisweilen nach vorwärts. über die Raeen des zahmen Scliafes. 163 Der Hals ist ziemlich lang, nicht besonders dick und ohne sehlalle Hautlappen in der Kehlgegend. An der Vorderseite desselben verläuft eine schwache Wamme bis unter die Brust. Der Leib ist nicht besonders stark gestreckt und ziemlich dick, der Widerrist nur sehr wenig erhaben, der Rücken ziemlich breit und schwach gesenkt, und die Croupe breit, gerundet, sanft abgedacht und deutlich höher als der W'iderrist. Die Brust ist massig breit, der Bauch rund und voll, keineswegs aber hängend. Die ziemlich niederen Beine sind nicht besonders dick, doch kräftig, die Hufe massig lang und stumpf zugespitzt. Der mittellange, schlaff herabhängende Schwanz, welcher bis an das Fersengeleiik herahreicht, ist tief angesetzt und von der Wurzel an bis nahe gegen die Spitze, ringsum von einer Fettmasse umgeben, die jedoch keinen besonders grossen Umfang und auch keine bedeutendere Dicke hat. Durch diese Fettanhäufung , welche von länglich eiförmiger Gestalt ist und an der Basis nur die Grösse einer Faust erreicht, erscheint der Schwanz ähnlich wie der Schwanz des Bibers, ziemlich flachgedrückt und geht in eine schmale Spitze aus. Auf der Oberseite ist derselbe von einer ziemlich langen, gewellten und etwas gekräuselten Wolle bedeckt, auf der Unterseite aber, mit Ausnahme der Spitze, welche gleichfalls wollig ist, voll- kommen nackt. Übrigens wird derselbe auf beiden Seiten, so weit die Fettanhäufung reicht, von einer seichten Längsfurche durchzogen, welche jedoch auf der kahlen Unterseite viel deutlicher bemerk- bar ist. Der Kopf, mit Ausnahme des Scheitels, die Ohren und die Unterfüsse, bis über das Hand- und Fusswurzelgelenk hinauf, sind kurz und glatt anliegend behaart, den übrigen Körper dagegen deckt ein überaus dichtes Vliess, das theils aus massig langer, nicht sehr feiner, doch ziemlich weicher und elastischer, gewellter und beinahe gekräuselter Wolle gebildet wird, theils aus kürzerem und feinerem, zierlich gekräuseltem, seidenartigem Haare. Die Färbung ist entweder rein weiss, gelblich- oder graulich- weiss, oder auch grau oder schwarz. Die helle Färbung ist jedoch nach dem Alter verschieden, denn bei älteren Thieren sind der Kopf, die Ohren und der kurz behaarte Theil der Füsse meist von rein weisser Farbe, während der übrige Körper schmutzig gelblich- weiss, in's Grauliche ziehend erscheint. Das kurze lockige Wollhaar wird aus weissen und schwarzen Haaren gebildet, und erscheint 164 F i t z i n !? e r. daher aschgrau. Die Hörner sind licht bräunlich hornfarben, die Hufe sind schwärzlichgrau, die Iris ist gelblich. Bei den Lämmern, die nur mit dem kurzen, feinen und seidenartigen Wollhaare zur Welt kommen, das kleine, dicht gegen einander stehende und fest an die Haut angepresste Locken bildet, ist die Farbe des Vliesses einförmig dunkel aschgrau, indem die einzelnen Haare theils weiss, theils schwarz sind. Kopf, Ohren und Unterfüsse sind bei denselben weiss, doch sind bisweilen auch die Wangen und ein Streifen, der der Quere nach über den Nasenrücken zieht, gleichfalls von asch- grauer Farbe. Die Schönheit der Behaarung bei den Lämmern hält jedoch nur sehr kurze Zeit an , denn schon wenige Tage nach dem Wurfe entkräuseln sich die Locken und verlängert sich die Wolle. Die Körperlänge beträgt ungefähr 3 Fuss 2 Zoll, die Länge des Schwan- zes 7 Zoll, die Höhe am Widerrist 1 Fuss 5 Zoll, an der Croupe 1 Fuss 7 Zoll. Das bucharische Fettschwanzschaf hat eine ziemlich weite Ver- breitung, denn es wird nicht nur von den Hirtenvölkern in derßucharei, und von den Kirgisen in derTartarei und in der Kirgisen-Steppe, son- dern auch in Persien, Syrien und Palästina gezogen. Von den Kirgisen wurde es auch nach Astrachan im südlichen Sibirien eingeführt und von dort selbst in dieKrimm verpflanzt, wo es sehr gut aushält und in zahlreichen Heerden gehalten wird. Die Bucharen verwendefi grosse Sorgfalt auf die Haltung und Pflege ihrer Heerden, wiewohl dieselben das ganze Jahr hindurch auf den Weiden unter freiem Himmel zubrin- gen. Zur warmen Zeit ziehen sie mit denselben in höher gelegene kühlere Gegenden und suchen ihre Schafe sorgfältig gegen die Ein- wirkungen der Sonnenstrahlen während der drückenden Mittagshitze zu schützen, indem sie dieselben entweder unter Schilfdächer trei- ben oder mit aus Schilf geflochtenen Matten überdecken. Noch vor dem Eintritte des Winters ziehen sie aber mit denselben in die Thäler und tiefer liegenden Ebenen , um der strengeren Kälte zu entgehen. Überhaupt sind die Buchareii bemüht, ilire Heerden mög- lichst zu vermehren. Weit weniger Sorgfalt geniessen dieselben dagegen bei den Kirgisen, welche ihre Heerden sich ganz allein zu überlassen pflegen. Demungeachtet arten die Schafe aber bei dieser Haltung nicht alsogleich und überhaupt nur wenig aus, und es ist daher auch nicht zu zweifeln, dass sie selbst in manchen Gegenden des südlichen Europa leicht und dauernd zu erhalten wären. Dies über i'-e Uacen des zohmen Schafes. 165 geht auch aus ihrer Verpflanzung in die Krinim hervor, die erst in neuerer Zeit erfolgte und wo man die Heerden dieser Race nur in den Ebenen zu halten pflegt. Der Hauptertrag des bucharischen Fettschwanzschafes besteht in seiner zwar nicht sehr feinen , aber doch vortreff'lichen und beinahe seidenartigen Wolle und insbesondere in den Fellen der ganz jungen Lämmer, die unter dem Namen Astrachan im Handel bekannt sind und zu hohen Preisen verkauft werden. Diese Felle sind sowohl bei den europäischen, als den asiatischen Völkern sehr geschätzt und werden hauptsächlich zu Mützen und Verbrämungen verwendet. Die meisten kommen aus Persien und der Bucharei, weniger aus der Krimni, wo der Haupthandel mit denselben hauptsächlich nach Polen hin gerich- tet ist und dem Lande einen ziemlich beträchtlichen Gewinn ein- bringt. Schon vor nahe einem Jahrhundert wurde ein solches Lamm- fell von den russischen Kaufleuten aus erster Hand mit einem Silber- thaler bezahlt. Am meisten geschätzt sind die Felle eben geworfener oder noch ungeborener Lämmer, welche letztere unter dem Namen Baranjen bekannt sind. Diese haben ganz glatt anliegendes, kurzes, gekräuseltes glänzendes Haar, dessen Wellen zuweilen höchst regel- mässig und beinahe federartig vertheilt sind, so dass sie fast das Ansehen von Damast haben. Solche Felle sind jedoch viel sel- tener als die von bereits geworfenen Lämmern und die geschätz- testen und daher auch theuersten unter denselben sind die schwar- zen. Man hat lange Zeit geglaubt, dass die Bucharen die trächtigen Schafmütter schlachten , um zu solchen Fellen zu gelangen. Dies ist jedoch ein Irrthum, da schon Pallas nachgewiesen hat, dass es bei den Bucharen sowohl , als allen tatarischen Völkern für eine Sünde gelten würde, Mutterschafe zu schlachten. Die Felle ungeborener Lämmer stammen sämmtlich von solchen Schafen, welche in Folge von Krankheiten oder durch Zufall dem Tode erlegen sind. Die Läm- mer werden immer solchen verendeten Thieren aus dem Leibe geschnitten und das Fell wird ihnen sodann so rasch als möglich abgezogen. Dagegen wird ein sehr grosser Theil neugeborener oder noch junger Widderlämmer von jenen asiatischen Hirtenvölkern geschlachtet und sie kaufen desshalb alle zusammen, die man nicht zur Nachzucht unumgänglich nöthig hat, um sie zu schlachten, wenn das Fell am schönsten ist. Da schwarze, graue und silberweisse am schönsten sind, so ziehen sie auch meistens nur Schafe von dieser 166 Fi t /. i I) j c r. Farbe, weit weniq-er dagegen inilchweisse , die durchaus nicht geachtet sind. Pallas hielt das hucharische Fettschwanzschaf nicht für eine reine, unverniischte Race, sondern glaubte, dass es durch Kreuzung des laiigscbwänzigcn Schales mit dem Fettsteissschafe und unter dem Einflüsse des Klima's, des Bodens und der Cultur entstanden sei, eine Ansicht, welche jedoch jeder Begründung entbehrt und auch den äusseren Merkmalen zufolge durchaus nicht die entfernteste Wahr- scheinlichkeit hat. Das persische Fettschwanzschaf. {Ovis jüatyiira persica.) Brebis des Tiuh's.r, II 11 (in. Hist. nal. T. XI. p. 3S6. Brebis de Moumnhiquc. Biiflon. Ilist. nat. T. XI. p. 358. Fettschwänziges Sclinuf. Schaaf von Guinea. Pallas. Beschreib, d. sihir. Schaaf. p. 62. Note *"*. p. 83. Note *». Schaf ans Indien. Buffon, Martini. Naturg. d. vierf. Tliiere. B. IX. p. 255. Schaf aus Mosambik. Buffon, Martini. Naturg. d. vierf. Tliiere. B. XI. p. 257. Brebis de Mosambique. Ency cl. m cth. p. 33. Ovis rnstica. Cachemirisches Sc/iaaf. Walther. Bacen u. Art. d. Sehaafe. Anna!, d. welterau. Geseliscii. B. 11. p. 74. g. Ovis rnstica. Tibetisches Schaaf. Walt her. Bacen u. Art. d. Sehaafe. Annal. d. wetteiau. Gesellsch. B. II. p. 70. g. Tibetaner Schaf. Erdelyi. Zoophysiol. p. 101. A. a. Ostindisches (Kaschemir) Schaf. Erdelyi. Zoophysiol. p. 101. A. a. Ovis aries laticaudata. Race de l'Inde. Desmar. Mammal. p. 489. Nr. 741. Var. B. Ovis aries laticaudata. Race de l'erse. Desmar. Mammal. p. 490. Nr. 741. Var. B. Ovis aries. Moulon a grosse queue. L e s s o n. Mande Manunal. p. 400. Nr. 1048. 2. Capra Aries Laticavdatns Thibetanus. Fisch. Syn. Mammal. p. 491. Nr. 10. £. e. Ovis Aries plafi/ura. Var. Schaf von l'ersIcii.U ruudl u. Batzehurg. Medic. Zoo). B. I. p. 60. Nr. IV. Ovis Aries platyura. Var. Schaf von Transoxana. Brandt u. Batzehurg. Medic. Zool. B. I. p. 60. Nr. IV. Broad or Fat-tailed breed. Breed of Iitdia and Cliina. .lardine. Nat. Uisl. of Bnmin. Anim. P. 11. p. 170. Aegoceros Ovis pla/giira. Feltschvämiges Schaf von den Ländern jenseits des Oxiis. Wagner. Schreber Siiugth. B. V. Th. I. p. 1429. Nr. 12. VI. Aegoceros Ovis jjlalijura. Fettschwänziges Schaf von 1'er.sien, Afghanistan und Tibet. WAgncr. Schreber Siiugth. B. V. Tli. I. p. 1429. Nr. 12. VI. Ühoi- ilii' naceii des /.iilimeii Sclialcs. "1 67 Aegoccros Ovis platijitra. Fettschwänziges Schaf von Madras und Bengalen. Wagner. Sclireber Siiugtli. B. V. Th. I. p. 1430. Nr. 12. VI. Aegoceros Ovis plnnjnra. Fcltschwänzigcs Schaf von Madagascar und der Küste von Mosamhiqitc. Wagner. Schreher Siiugth. B. V. Th. I. p. 1431. Nr. 12. VI. Aegoceros Ovis Aries. Purikschaf. Wagner. Schrcljcr Siiugth. B. V. Th.I. p.l441. Hausschaaf. Ovis Aries. Schaaf von Deccan. Popp ig. lilustr. Naturg. Bd. I. p. 265. Nr. ö. Das persische Fettschwanzschaf scheint nach Allem, was bis jetzt über dasselbe bekannt ist, eine Blentllingsform zu sein, welche auf der Kreuzung des bucharischen Fettschwanzschafes (Ovis platyura bucharica) mit dem tatarischen Fettsteissschafe (Ovis steatopyya fatarica) beruht und dürfte sonach als ein einfacher Bastard reiner Kreuzung angesehen werden. Es ist von ziemlich ansehnlicher Grösse, doch nicht besonders hoch gebaut. Sein Kopf ist ziemlich gross und gestreckt, die Stirne abgethicht, der Nasenrücken nur massig gewölbt, und die Schnauze stumpf zugespitzt und abgerundet. Die Augen sind verhältnissmässig klein, die schlaff herabhängenden Ohren nicht sehr gross, zwar lang, doch nicht besonders breit, stumpf zugespitzt, schwach zusammengeklappt und etwas abgeflacht. Hörner sind in der Regel nur bei den Widdern vorhanden, während die Mutterschafe meistens hornlos sind, doch werden auch unter den Widdern biswei- len ungehörnte Tliierc angetroffen. Die Hörner der Widder sind verhältnissmässig ziemlich kurz und dünn, und verschmälern sich nur wenig und allmählich gegen die stumpfe Spitze. Von ihrer Wur- zel angefangen, wo sie nicht sehr nahe neben einander stehen, wenden sie sich, ohne sich über den Scheitel zu erheben, nach seitwärts und bilden einen halbmondförmigen Bogen nach rück-, ab- und vorwärts. Die Hörner der Mutterschafe sind beträchtlich kürzer, dünner und auch minder stark gebogen. Der ziemlich lange, doch nicht besonders dicke Hals ist an der Vorderseite mit einer sehr schwachen Wamme versehen, welche sich bis unterhalb der Brust hin zieht, doch fehlt in der Kehlgegend jede Spur von Glöckchen oder schlaff herabhängenden Hautlappen. Der Leib ist nicht sehr stark gestreckt, docii ziemlich voll, der Wider- rist nur sehr wenig erhaben, der Rücken breit, rund und fast völlig gerade, und die gerundete, schwach abgedachte volle Croupe nicht viel höher als der Widerrist. Die Brust ist nur von geringer Breite, der B'vjch voll, doch keineswegs hängend. Die mittelhohcn Beine j 58 F i f 7. i n p p r. sind stark und kräftig, die Hufe nicht sehr gross, ziemlich kurz und stumpf zugespitzt. Der Schwanz ist von mittlerer Länge, schlaff am Hintertheile des Körpers herabhängend und reicht beinahe bis an das Sprunggelenk. Von seiner Wurzel angefangen, bis auf eine geringe Entfernung von seiner Spitze, ist er ringsum von einer Fettmasse umgeben, wodurch er breit, etwas abgeflacht, länglich viereckig und fast kissenartig erscheint, seine Spitze aber ist dünn, völlig fettlos und liängt schiaffin vollkommen gerader Richtung herab. Auf der ganzen Oberseite ist derselbe mit einer massig langen, imr wenig gewellten und beinahe zottigen Wolle bedeckt, auf der Unterseite aber, so weit die Fettmasse reicht, kahl und blos an der dünneren Spitze wollig behaart. Auf beiden Seiten zieht sich aber längs seiner Mitte eine Furche herab, die auf der Unterseite jedoch weit stärker als auf der Oberseite hervortritt. Kopf, Ohren und Unterfüsse sind mit kurzen, glatt anliegenden Haaren besetzt. Den übrigen Körper deckt ein ziemlich dichtes Yliess, das theils ;tus massig langer, grober, jedoch ziendieh weicher gewellter Wolle besteht, die unterhalb des Bauches nicht über die Hand- und Fusswurzelgelenke hinabreicht, theils aus vielen zwischen derselben eingemengten, strafl'en steiferen Haaren. Die Färbung bietet mancherlei Verschiedenheiten dar. Gewöhnlich ist sie einför- mig schmutzigweiss, dunkel- oder rostbraun und häufig auch schwarz, seltener dagegen silbergrau. Sehr oft erscheint sie aber auch bunt- scheckig und zwar bald schwarz, bald dunkel- oder rostbraun auf weissem Grunde gefleckt. Die Hörner sind licht weisslich hornfarben, die Hufe schwärzlichbraun, die Iris ist gelblich. Das Gewicht des Fett- schwanzes beträgt meistens 2o — 30, bisweilen sogar bis 40 Pfund. Das persische Fettschwanzschaf wird nicht nur in Persien, son- dern auch in Thibet, Kaschmir und selbst in manchen Gegenden im nördlichen Theile von Ost-Indien gezogen, so wie nicht minder auch auf Madagascar und Bourbon, auf der Küste Muzambique, am Cap der guten Hoffnung und selbst in Guinea, wohin es überall im Wege der SchiflTalii't gelangte. In Persien wird es eben so wie das bucharische Fettschwanzschaf, in den afrikanischen Ländern so wie das capische Fettschwanzschaf gehalten und überall wird es in derselben Weise so wie diese beiden Schafracen benützt. Manche Naturforscher glaubten, dass es die in Thihct und Kaschmir gehaltenen Zuchten dieser Raee seien, welche den Stoff zu jenen kostbaren Geweben über die Riicen des zahmen Schafes. 1 G9 liefern, die unter dem Namen türkischer, persischer, indischer und Kaschmir-Shawls bekannt sind. Seitdem man jedoch die Gewissheit erlangt hat, dass diese aus dem Flaume der Kaschmir-Ziege gewoben werden, schwand jeder Zweifel über diese frühere völlig ii-rige Ver- muthung, deren Grundlosigkeit schon aus der groben Beschaffenheit der Wolle des persischen Fettschwanzschafes klar und deutlich her- vorging. Auf der Insel Bourbon wird eine Race gezogen, welche durch die Kreuzung des persischen Fettschwanzschafes mit dem fettsteissi- gen Stummelschwanzschafe erzielt wurde und in ihren Formen die Kennzeichen ihrer beiden Stammältern sehr deutlich in sich ver- einiget. Das capische Fettschwanzschaf. {Ovis lilatyura cayensis.) Mouton du cap de Bonne-espe'rance. Buffon. Hist. nat. T. XI. p. 3S8. Cap Sheep. Pennant. Syn. of Quadrup. t. 4. f. 2. Fettschwänziyes Schaaf. Schacif aus Persien und vom Kap. Pallas. Beschreib. d. sibir. Schaaf. p. 65. Note **. Fettschioänziges Schaaf. Schaaf aus Persien und vom Vorgebrüge der guten Hofnung. Pallas. Beschreib, d. sibir. Schaaf. p. 82. Note*. Fettschwünziges Schaaf. Kaapisches Schaaf. Pallas. Beschreib, d. sibir. Schaaf. p. 83. Note. ** Ovis aries capensis. Er xl eben. Syst. regn. anim. T. I. p. 230. Nr. 1. 5. Brebis du cap de Bonne-esperance. Brebis des Hollandois. Buffon. Hist. nat. Supplem. T. VI. p. 144. Schaf vom Vorgebirge der guten Hofnung. Buffon, Martini. Naturg. d. vierf. Thiere. B. IX. p. 237. Schaf vom Vorgebirge der guten Hofnung. Schaf der Holländer. Buffon, Martini. Naturg. d. vierf. Thiere. B. IX. p. 329. Ovis Aries Capensis. Boddaert. Elench. Anim. Vol. I. p. 148. Nr. 2. 5. Ovis Aries capensis. Gmelin. Linne Syst. nat. ed. XIII. T. I. P. I. p. 199. Nr. 1. X. Brebis du Cap de Bonne-Espcrance. Brebis des Hollandois. Eneycl. m 6 th. p. 33. t. 48. f. 1. Ovis rustica. Kapisches Schaaf. Walt her. Racen u. Art. d. Schaafe. Annal. d. wetterau. Gesellsch. B. II. p. 72. e. Otns aries laticaudata. Bace 4. Des mar. Mammal. p. 490. Nr. 74t. Var. B. 4. Ovis aries. Mouton a grosse queue. Lesson. Man. de Mamma!, p. 400. Nr. 1048. 2. Canra Aries Laticaudatus Capensis. Fisch. Syn. Mammal. p. 491. Nr. 10. e. f. Bclier du Cap. Gene. Descriz. d. var. di Pecora a coda adiposa. Mein, delhi reale Äccad. delle scienze di Torino. T. XXXVII. p. 287. 170 F i t z i II g^ e I . Ovis Aries. Var. 7. Otv'ss/t'ö^o/;^*/«. Cay^scÄr^/'. Tilesius. Hausziege. Isis. 183S. p. 953. Var. 7. Broad or Fal-lnilcd hreed. IloUentot brecd. J a r d i n e. Nat. Hist. of Runiin. Anim. P. II. p. IG8. Aegoceros Ovis plalyiira. Fcttschwilnziges Schaf vom Kap. W a g n e r. Schreber Süugth. B. V. Th. I. p. 1431. Nr. 12. VI. Mouton domestiquc. Var. b. Ovis aries laticaudata. Itace i. Bt'lier du Cap. Desinar. D'Orbigny Dict. d'hisf. nat. T. VIII. p. 411). Nr. 4. b. 4. I);is capische Fettschwanzschaf ist ein IJlendling, der aus der Vermischung des persischen Fettschwanzscliafes (Ovis platyiira persica) mit dem capischen Fettsteissschafe (Ovis steatopyga capensisj hervorgegangen ist und daher ein einfacher Bastard gemischter Kreuzung. Diese Race, deren Entstehung erst in die Zeit nach der Ansiedekiiig der Holländer am Cap der guten HofTuung füllt und das capische Fettsteissschaf daselbst schon seit mehr als sechzig Jahren vollständig verdrängt hat, bietet in iliren äusseren Merkmalen so grosse Älinliclikeit mit ihren beiden Slammältern dar, dass man sie für ein vollständiges Mittelglied zwischen denselben betrachten kann. Das capische Fettschwanzschaf ist von ziemlich ansehnlicher Grösse, doch nicht sehr hoch gebaut. Sein Kopf ist ziemlich gross und gestreckt, die Stirne flach, der Nasenrücken nur wenig gewölbt, und die Schnauze stumpf zugespitzt und abgerundet. Die Augen sind verhältnissmässig klein, dieOhren lang, doch kürzer als der Kopf, nicht besonders breit, gegen die Spitze zu nur sehr wenig verschmälert, stumpf abgerundet, schwach zusammengeklappt, etwas abgeflacht und schlafl' an den Seiten des Kopfes herabhängend. Die Widder sind beinahe immer geliörnt, die Mutterschafe aber meistens hornlos. Die HöriKM' der Widder sind nur von geringer Länge und Dicke, ver- schmälern sich allmählich gegen die stumpfe Spitze, und wenden sich schon son ihrer Wurzel angefangen und ohne sich über den Scheitel zu erheben, in einer halbmondförmigen Krümmung nach seit-, rück-, ab- und vorwärts. Bei den Mutterschafen sind die Hörner noch viel kürzer und dünner, und bieten auch eine weit schwächere Krüm- mung dar. Der Hals ist ziendich lang, nicht besonders dick und an derVor- derseite mit einer nur wenig bemerkbaren Wamme versehen, welche unterhalb der Brust verläuft. Dagegen mangelt in der Kehlgegend jede Spur von schlafl' herabhängenden Hautlap])en oder sogenannten Glöckchen. Der Leib ist etwas gestreckt und voll , der Widerrist über die Racen des zahmen Schafes. 1 T 1 schwach erhaben, der Rücken gerundet und beinahe gerade, und die runde, volle, sanft abgedachte Croupe etwas höher als der Widerrist. Die Brust ist nicht sehr breit, der Bauch gerundet und voll. Die Beine sind nur von massiger Hiihe, doch ziemlich stark und kräftig, die Hufe nicht sehr gross, ziemlich kurz und stumpf zugespitzt. Der mittellange schlaffe Schwanz, welcher nicht ganz bis zum Fersen- gelenke herabreicht, ist von der Wurzel angefangen bis auf einige Zolle vor dem Ende, ringsum von einer Fettniasse umschlossen, welche ihm ein breites, längliches und beinahe viereckiges, abge- flachtes kissenförmiges Aussehen verleiht, und geht zuletzt in eine beträchtlich schmälere und vollkommen fettlose, gerade herabhän- gende Spitze aus. Die ganze Oberseite des Schwanzes ist mit ziemlich langer, schwaehgewellter undbeinahezottigerWoJIebesetzt, und eben so auch die Unterseite der dünnen Sehwanzspitze, während der in Fett gehüllte Theil des Schwanzes auf der Unterseite vollkommen kahl ist und von einer ziemlich tiefen Furche der Länge nach durch- zogen wird. Eine ähnliche, aber nur sehr schwach angedeutete Längsfurche ist auch auf der Oberseite desselben bemerkbar. Der Kopf, die Ohren und die Unterfüsse sind mit kurzen, glatt anliegen- den Haaren besetzt, während der übrige Körper von einem ziemlich dichten Vliesse bedeckt wird, das aus massig langer, grober, doch ziemlich weicher gewellter Wolle gebildet wird, die hie und da mit einzelnen Haaren gemischt ist, und unterhalb des Bauches nicht tiefer als bis an die Hand- und Fusswurzel herabreicht. Die Färbung bietet dieselben Abänderungen wie bei den beiden Stammracen dar, indem sie bald einförmig schmutzigweiss, schwarz, dunkel- oder rost- braun , oder silbergrau , bald aber auch schwarz oder braun auf weissem Grunde gefleckt erscheint. Die Hörner sind weisslicli liorn- farben, die Hufe schwärzlichbraun. Die Iris ist gelblich. Der Fett- schwanz erreicht ein Gewicht von 20 — 25 Pfund. Das capische Fettschwanzschaf wird in überaus zahlreichen Heerden am Cap der guten Hoffnung gezogen, und gehört zu den allerwichtigsten Hausthieren der dortigen Bewohner. Es ist ganz für das Klima dieses Landes geschaffen, gedeiht in demselben vortreff- lich und erfordert auch nur eine sehr geringe Sorgfalt iti der Pflege. Zur Sonunerszeit werden die Heerden auf die Gebirge getrieben, wo sie sich hauptsächlich von den saftigen und salzreichen Pflanzen nähren, welche in so grosser Menge in den dortigen Gegenden ^"72 Fitzinge r. getroffen werden, und bringen daselbst Tag und Nacbt unter freiem Himmel zu. Erst mit Eintritt des Herbstes ziehen die Hirten mit ihren Heerden in die Ebenen herab, deren Weiden einengrossen Rcichthum an trockenen und würzigen Pflanzen bieten, und verblei- ben durch den Winter und auch während des Frühjahres in den- selben. Die reiche Vegetation der Ebenen, auch während des Win- ters, verschafi't den Heerden fortwährend nicht nur hinreichendes, sondern auch sehr nahrhaftes Futter, wodurch selbst während der kälteren Zeit das Abmagern der Schafe verhindert wird. Die Hirten, welche die Aufsicht über die Heerden führen, sind grösstentheils Hottentotten oderSclaven von Madagascar, und insbesondere sind es die Gebirgsgegenden und hauptsächlich der Bezirk von Bockenland, wo diese allein den Hirtendienst verseben. Einige grosse Hunde, welche sie mit sich führen, bewachen und beschützen die Heerden gegen die Angriffe der Löwen, Leoparden und Hyänen. Von grösster Wichtigkeit für die Bewohner des Caplandes ist das Fleisch ihrer Schafe, da sie sich nicht nur selbst mit demselben ernähren, sondern auch grossen Handel damit treiben. Alle Schiffe, welche vom Cap nach Ost -Indien oder nach Europa segeln, versehen sich damit sowohl für die Zeit ihres Aufenthaltes im Hafen, als auch für die Dauer der langen Fahrt. Das Fett wird gleichfalls als Nahrungsmittel benützt, und die ärmeren Bewohner des Caplandes geniessen selbst das Fett des Schwanzes, und zwar entweder auf Brot statt der Butter, oder verwenden es zum Schmalzen ihrer Speisen. Da dasselbe jedoch, wenn es geschmolzen, nie eine festere Consistenz annimmt, sondern stets dickflüssig bleibt wie Öl, so vermischen sie vier Theile des- selben mit einem Theile Nierenfett, wodurch es die Festigkeit und auch den Geschmack des Schweinfettes annimmt. Auch die Wolle und das Fell finden bei den Bewohnern eine nützliche Verwendung, in- dem aus ersterer grobe Stoffe gewoben werden, letzteres aber als Kleidungsstück benützt oder auch als Leder verarbeitet wird. Man bat schon mehrmals das capische Fettschwanzschaf in entfernter golon^ene Länder einzuführen gesucht, und es ist auch gelungen, das- selbe bis Neu-Seeiand und selbst bis nach Taiti zu bringen; doch ist es äusserst schwierig, die Schafe dieser Race auf einer so langen Seefahrt am Leben zu erhalten. Die meisten werden vom Scorbut befallen und sind dann nicht im Stande, das Futter das man ihnen reicht, zu kauen. Überhaupt bietet aber auf einer so langen Fahrt über die Hacen des zahmen Schafes. 173 die Fütterung die grösste Sclnvierigkeit dar, da diese Schafe in ihrer Heimath weder an Gerste oder Weizen, noch an Heu gewohnt sind und diese Nahrung auch wälirend der Seefahrt durch lange Zeit verschmähen. Das natollsche Fettschwanzschaf. (Ovis lüatyiira anatoUca) Brehis du Lcvant. Buffon. Hist. nat. T. XI. p. 336. Schaf aus der Levante. Buffon, Martini. Naturg. d. vierf Thiere. B. IX. p. 290. Brehis du Lcvant. Encycl. meth. p. 33. Brehis de Si/rie et d'Anffola. Encycl. nieth. p. 34. Schaaf aus Angora. Walt her. Racen u. Art. d. Schaafe. Annal. d. wcttcrau. Gesellsch. B. IL p. 77. Note * Ovis Aries laficaudata. Uace du Levaiii. Des mar. Mamma!, p. 489. Nr. 741. Var B. Ovis aries. Mouton a grosse queue. L essen. Man. de Mammal. p. 400. Nr. 1048. 2. Das natolische Fettschwanzschaf oder das sogenannte Levan- tiner Schaf scheint eine Blendlingsrace zu sein, welche auf der Vermischung des bucharischen Fettschwanzschafes (Ovis platynra bucharica) mit dem arabischen langschwänzigen Schafe (Ovis iloli- chura arahica) beruht und kann sonach für einen einfachen Bastard reiner Kreuzung angesehen werden. Es ist höchstens von der Grösse des gemeinen deutschen oder Zaupelschafes und bietet in seinen Formen unverkennbar die Merkmale von seinen beiden Stammältern dar. Im Allgemeinen kommt es zunächst mit dem biicharischen Fett- schwanzschafe überein und unterscheidet sich von demselben, ausser dem längeren und auch minder dicken Fettschwanze, hauptsächlich durch die etwas kürzere, zugleich aber auch weit feinere Wolle. So wie bei diesem, sind auch bei dem natolischen Fettschwanzschafe die Widder meistens gehörnt, die Mutterschafe aber immer hornlos. Die Form der Hörner ist dieselbe, doch weicht die Gestalt und Richtung der Ohren etwas ab, indem dieselben nicht nur minder breit, etwas mehr zusammengeklappt und weniger abgerundet sind, sondern auch etwas vom Kopfe abstehen und nicht vollkommen schlaff an den Seilen desselben herabhängen. Die Färbung ist entweder einförmig weiss, oder schwarz. Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XLI. Bd. Nr. 14. 12 174 Kitzinger. Die Zucht des natolischen Fettschwanzschafes seheint nicht nur auf Natolien oder die Levante beschränkt zu sein, sondern sich auch über einen Theil von Syrien, Mesopotamien und Turkomanien auszu- dehnen, wo allenthalben zahlreiche Heerden von dieser Race unter- halten werden. Während der wärmeren Zeit weiden dieselben in den kühleren Gegenden und zwar auf den Gebirgen sowohl, als in den Ebenen, und ziehen gegen Eintritt des Winters mit ihren Hirten den wärmeren Gegenden zu. Die Heerden werden von den Hirten mit grosser Sorgfalt gepflegt und mit Hilfe von Hunden gegen die Anfälle von Raubthieren bewacht. Dieselben bilden aber auch den Hauptreichthum ihrer Resitzer und sind für sie eine unschätzbare Quelle ihres Erwerbes. Das Fleisch, das jedoch nur von den Widdern genommen wird, deckt vollständig den Redarf der Revölkerung, und die gewonnene Wolle dient nicht nur zur Verfertigung ziemlich feiner Gewebe, sondern wird auch häufig ausser Land gefiihrt und bildet einen weit verbrei- teten Artikel des Handels, der den Heerdenbesitzern reichlichen Gewinn einbringt. Das niacedonische Fettschwanzschaf. (Ovis platyura macedonica.) Ovis rusiica Germanica. Hessisches Schaaf. Grosses langgestrecktes Schaaf. Walt her. Racen u. Art. d. Schaafc. Annal. d. wetterau. Gcsellseh. B. II. p. 67. Nr. 4. i. b. Ovis rustica Turcica. Klementiner Schaaf. Walt her. Racen u. Art. d. Schaafe. Annal. d. wetterau. Gesellsch. B. II. p. 69. Nr. 13. c. Macedonisches fettschwihniges Schaf. Erdelyi. Zoophysiol. p. 102. A. a, Capra Aries Rier die Riicpii des zahtncn Schafes. 193 würdigen Form seheint, so viel bis jetzt bekannt ist, auf den öst- lichen Theil von Mittel-Afrika beschränkt zu sein; doch ist es nicht unwahrscheinlich, dass sich derselbe bis in das Innere dieses Welt- theiles erstreckt. In Ansehung der Grösse steht diese Art nebst dein Fettsteissschafe unter allen bereits bekannt gewordenen zahmen Schafen obenan und wird hierin selbst nicht einmal von dem hoch- beinigen Schafe, das seither für die grösste Form galt, übertroffen, mit dem es jedoch in Bezug auf die Gestalt im Allgemeinen eine entfernte Ähnlichkeit darbietet. Die wesentlichsten Merkmale, wo- durch es sich von demselben unterscheidet, sind der höhere und minder lange Kopf, die verhältnissmassig kürzeren Beine , der weit mehr gestreckte Leib, der beträchtlich längere Schwanz , und die überaus lange und reichliche Behaarung des Körpers. Der Kopf, welcher stets hoch emporgehoben getragen wird, ist gross und hoch, doch nicht besonders stark gestreckt und die ge\\ölbte Stirne geht unmittelbar in den überaus stark gewölbten Nasenrücken über. Die Schnauze ist hoch, nach vorne zu stark verschmälert und der Unterkiefer etwas länger als der Oberkiefer. Die Augen, welche nicht sehr ferne von den Ohren liegen , sind von mitt- lerer Grösse und hoch am Kopfe gestellt. Die sehr langen, brei- ten, abgeflachten und stumpf abgerundeten Ohren, deren Länge etwas mehr als die Hälfte des Kopfes beträgt, hängen völlig schlaff an den Seiten desselben herab. Beide Geschlechter werden nur ungehörnt getroffen. Der Hals ist ziemlich lang, doch nicht besonders dick und in der Kehlgegend ist keine Spur von schlaff herabhängenden Hautlappen oder sogenannten Glöckchen zu bemerken. An der Vorderseite des- selben zieht sich eine nur sehr schwache und kaum bemerkbare straffe Wamme bis in die Gegend unterhalb der Brust. Der Leib ist sehr stark gestreckt und erscheint durch die überaus reichliche Behaarung beträchtlich dicker als er wirklich ist. Der Widerrist ist nicht besonders stark erhaben , der Rücken gerundet und etwas gesenkt, und die breite, schwach abgedachte Croupe deutlich höher als der Widerrist. Die Beine sind verhältnissmässig nicht besonders hoch, ziemlich schlank , doch kräftig , die Hufe massig lang und stumpf zugespitzt. Der lange dünne, etwas tief angesetzte Schwanz, welcher schlaff am Hintertheile herabhängt und mit dem Haare bei- nahe bis auf den Boden reicht, ist ringsum von einer ziemlich langen J ()4 F i t 7, i n g e r. zottigen Wolle umgeben, welche jedoch gegen die Spitze zu an Länge zunimmt und eine Art von Quaste bildet. Das Gesicht, die Ohren und die Unterfüsse sind mit kurzen, glatt anliegenden Haaren besetzt , während der Scheitel und der ganze übrige Körper von einem überaus dichten Vliesse bedeckt wird, das aus sehr langen, groben, wolligen, und beinahe verfilzten Haaren besteht, die zu einzelnen Zotten vereint, von der Mittellinie des Rückens zu beiden Seiten des Körpers herabfallen und bis tief unter den Bauch hiiiabreichen. Unterhalb dieses langen groben Grannen- haares, befindet sich ein sehr dicbtes, filziges, doch beträchtlich feineres Wollhaar. Die Färbung ist einförmig dunkel röthlichbraun, das Wttllhaar ist heller. Die Hufe sind grauliehschwarz, die Iris ist gelbüelibraun. Die Kürperlänge eines erwacbsenen Widders beträgt ungefähr J> Fuss, die Länge des Schwanzes 2 Fuss , die Höhe am Widerrist 3 Fuss, an der Croupe 3 Fuss 2 Zoll. Das Hängohrschaf wird in Nubien sowohl, als aucb in Ober- Ägypten und in der libyschen W^üste im Osten der Sahara gezogen und insbesondere ist es die Umgegend von Assuan oder dem Syene der Alten in Ober-Ägypten , wo überaus zahlreiche Heerden von dieser Race unterhalten werden. Im Allgemeinen wird es weit häufiger in den ebenen, als in den gebirgigen Gegenden getroffen und überall bringen die Heerden Tag und Nacht zu allen Jahres- zeiten weidend unter freiem Himmel zu. Die Pflege, welche sie von ihren Hirten geniessen, ist sehr gering und beschränkt sich fast ledig- lich auf die Bewachung derselben mit Hilfe ihrer Hunde. Diese Schafrace ist für die Bewohner ihrer Heimath aber von sehr grosser W^ichtigkeit, indem sie dieselben nicht nur reichlich mit Fleisch versieht und ihnen eine grosse Menge von Wolle liefert , die zu groben Geweben verwendet wird, sondern auch Milch und Leder. Leo Africanus scheint der erste gewesen zusein, welcher uns mit dieser Schafform bekannt machte, denn das Schaf aus Libyen, welches er unter dem Namen Adimain mit wenigen Worten be- schreibt, dürfte weit eher dem Hängohr- , als dem hochbeinigen Schafe zuzurechnen sein, zu welch' letzterem es bisher von allen Naturforschern, da sie das Hängohrschaf nicht kannten, wohl nur irrigerweise gezählt wurde. Die langen hängenden Ohren und die ganze Gestalt, welche diesem Schriftsteller zu Folge der der römi- schen Schafe gleicht, scheinen daraufhin zu deuten, dass er eine über die Racen des zahmen Schafes. "j 95 langwollige Schafrace mit Hängohren vor sich hatte. Durch ihn erfuhren wir auch, dass sich die Libyer desselben als Zugthier be- dienten, und dass er selbst in seiner Jugend es versuchte, dasselbe zu reiten und mit ilim auf seiner Reise eine Strecke von einer Viertelmeile zurücklegte. Zur selben Race scheinen auch jene Schafe gehört zu haben, deren Pallas unter dem Namen marokkanischer Schafe erwähnt, wie aus der kurzen Beschreibung, die er von den- selben gibt, ziemlich klar und deutlich hervorgeht. Wahrscheinlich wurden sie aus Libyen über Marokko nach Holland gebracht, wn sie Pallas zu Anfang der zweiten Hälfte des verflossenen Jahr- hunderts zum ersten Male zu sehen Gelegenheit hatte und mit dem Münsterschafe verglich. Die gegenwärtige, von mir gelieferte Be- schreibung ist wohl die erste genauere , welche von dieser Schaf- race gegeben wird. Ich habe dieselbe nach einem erwachsenen Widder entworfen, welcher im Jahre 1835, nebst vielen anderen lebenden Thieren , von dem eifrigen Naturforscher Heuglin aus Afrika mitgebracht und sammt diesen für die kaiserliche Menagerie nach Schönbrunn bestimmt wurde. Leider hat er aber daselbst nur wenige Monate ausgehalten, so dass durchaus keine Beobachtungen in Bezug auf Bastardirungen mit anderen Racen gemacht werden konnten. Es scheint mir indess kaum einem Zweifel zu unterliegen , dass von unseren europäischen Schafracen drei vom Hängohrschafe abzu- leiten sind, und zwar das Bergamasken-Schaf (^Ovis catotis ber- gamena), das paduanische Schaf (Ovis catotis pnduana) und das Münsterschaf (Ovis catotis monasteriensis), welche ihren äusseren Merkmalen zu Folge mit grosser Wahrscheinlichkeit nur als Blendlingsracen von demselben zu betrachten sind. Das Bergamasken-Schaf. (Ovis catotis bergamena.) Brebis de V Italic. Bu ffon. Bist. nat. T. V. p. 22. Schaf von Italien. Buffoii, Martini. Naturg. d. vierf. Thiere. B. I. p.3i3. Brebis de l' Italic. Encycl. meth. p. 32. Ovis rustica italica. Bergnmasker Schaaf. Walt her. Racen u. Art. d. Schaafe. Anna), d. wetterau. Gesellsch. B. I. p. 283. Nr. 2. c. Ovis rustica Germanica. Schwäbisches Schaaf. Bergamosier. Walther. Racen u. Art. d. Schaafe. Annai. d. wetterau. Gesellsch. B. II. p. 67. Nr. 4. h. cc. 196 Fitzinge r. Capra Aries Ruslicus Iialicus. Fisch. Syn. Mammal. p. 490. Nr. 10. y. a. Oris Aries doUchura. Var. F. Italienisches Schaf. Bergamasker Race. Brandt u. Ratzeburg. Medic. Zool. B. I. pr. 59. Nr. I. F. e. Ovis Aries domesticvs riisticus iialicus. Fitz. Fauna. Beilr. z. Landesk. Osterr. B. I. p. 320. Äegoceros Ovis lepiura. Var. e. Italienisches Schaf. Bergamasker Schaf. Wagner. Schreber Siiuglh. B. V. Th. I. p. 1419. Nr. 12. II. e. y. Ovis aries paduanus. R e i c h e n b. Naturg. Wiederk. t. 52. f. 294—296. Bergamasker Wanderschaf. Schmidt. Schafzucht, p. 12. Nr. 1. b. t. 1. Das Bergamasken-Sohaf scheint ein Bienclling zu sein, der auf der Kreuzung des Hängohrschafes (Ovis catotis) mit dem italieni- schen Schafe (Ovis Aries italicus) beruht und dürfte daher als ein einfacher Bastard reiner Kreuzung angesehen werden. Wahr- scheinlich hat die Entstehung dieser Bace in einer sehr frühen Pe- riode und schon zur Zeit der alten Bömer stattgefunden , indem man mit Grund voraussetzen kann , dass ihnen bei ihren Verbindungen mit Afrika, das Hängohrschaf oder das Schaf von Syene oder Assuan nicht unbekannt geblieben sei. Die auffallende Grösse und Stärke dieser Schafart, so wie auch die Beichlichkeit ihres mit einer sehr langen und zottigen Wolle besetzten Vliesses , mochte sie zu dem Versuche verleitet haben, dieselbe mit ihrer einheimischen Bace zu paaren, woraus dann auch das Bergamasken-Schaf, wenn auch viel- leicht ursprünglich, wie dies sehr wahrscheinlich ist, in einer etwas anderen als seiner dermaligen Form hervorgegangen sein dürfte. In Ansehung seiner Gestalt kommt das Bergamasken-Schaf im Allge- meinen mehr mit dem Hängohrschafe als mit dem italienischen Schafe überein, obgleich es sich in vielen Beziehungen wieder mehr an dieses anschliesst, so dass es gleichsam ein Mittelglied zwischen diesen beiden Bacen bildet. Es ist zwar von sehr ansehnlicher Grösse, doch steht es in dieser Beziehung immer noch weit hinter dem Hängohrschafe zurück. Sein Kopf, den es meist hoch emporgehoben trägt, ist gross, die Stirne flach, der Nasenrücken sehr stark ge- wölbt. Die Augen sind verhältnissmässig klein, die Ohren sehr lang, länger als der halbe Kopf, ziemlich breit, vorzüglich aber in der Mitte, nur wenig zusammengeklappt, etwas abgeflacht, an der Spitze stiUTipf gerundet und ziemlich schlaff an den Seiten des Kopfes herab- hängend. Das Männchen sowohl als auch das Weibchen sind in der Begel ungohiirnt und nur selten trifft man unter den Miinnchen auch gehörnte Thiere an. Meist sind blos die kurzen Stirnzapfen bei den- über die Racen des zahmen Schafes. 197 selben bemerkbar, welebe von der allgemeinen Körperbaut über- zogen sind und kolbenartig bervorfreten. Die Höi-ner kommen in der Grösse und Stärke, so wie aueb in der Art und Weise ibrer Win- dung, ungefäbr mit jenen des gemeinen italieniscben und spaniscben Scbafes überein. Der Hals ist ziemlicb kurz und dick, und am Vorderbalse be- beOndet sieb keine Spur von berabbängenden Huutiappen oder soge- nannten Glöckcben in der Kebigegend. Dagegen ziebt sieb eine starke Hängw amme an seiner Vorderseite von der Keble bis unter- halb der Brust herab. Der Leib ist etwas gestreckt, sehr dick und voll, der Widerrist deutliob vorspringend, der Rücken breit und gerade, die Croupe gerundet und etwas höher als der Widerrist. Die Brust ist breit, der Bauch hängend. Die Beine sind verhältnissmässig hoch, stark und kräftig, die Hufe kurz und stumpf. Der Schwanz ist ziemlich lang, dick und wollig behaart, und reicht bis etwas unter das Fersengelenk herab. Das Vliess ist reichlich und dicht, und besteht aus ziemlich langer, etwas zottiger rauher Wolle. Das Gesicht, die Ohren und die Beine, bis über die Hand- und Fusswurzel hinauf, sind mit kurzen glatt anliegenden Haaren besetzt. Auf dem Scheitel und der Stirne befindet sich ein wolliger Haarschopf. Die Färbung ist in der Regel schmutzig weiss, nicht selten aber auch braun, bald heller und bald dunkler, und bisweilen mehr in's Gelbliche oder auch in's Röth- liche ziehend, und manchmal sogar auch dunkel kastanienbraun. Die Hörner sind hell bräunlich hornfarben , die Hufe graulichscbwarz. Die Körperlänge eines grösseren erwachsenen Widders beträgt 4 Fuss 6 Zoll, die Schulterböhe 2 Fuss 11 Zoll, während die ge- wöhnliche Länge zwischen 3 Fuss 4 Zoll und 3 Fuss 9 Zoll schwankt, und die Schulterhöhe dabei nur 2 Fuss 4 Zoll erreicht. Die Mutter- schafe sind etwas kleiner als die NMdder. Die eigentliche Heimath dieser Race sind die fruchtbaren Tbäler von Ober-Italien und insbesondere in den Provinzen Bergamo und Como, und den benachbarten Gegenden der Lombardie, wo sie in zahlreichen Heerden gezogen wird. Minder häutig dagegen wird sie im venetianischen Gebiete gehalten. In der Lombardie tritTt man Schafbesitzer, welche Heerden bis zu 1000 Stücken halten. Die italieniscben Hirten unternehmen mit ihren Schafen, die im Sommer meist auf die grasreichen Triften der Gebirge getrieben werden, um daselbst zu weiden, oft weite Reisen in die höheren Gebirgs- 198 Fitzinge r. gegenden und selbst bis auf die Alpen der Schweiz , wo sie beim Durchzuge durch das fremde Gebiet, auf dem Hintriebe sowohl als Rücktriebe, stets einen gewissen Zoll für ihre Heerden entrichten müssen. Den ganzen Sommer über bringen sie mit ihren Schafen auf den Alpen zu, wo dieselben nur zur Nachtzeit und beim Eintritte schlechter Witterung in den dort angebrachten Ställen ein Obdach finden , den grössten Theil des Tages aber unter freiem Himmel weiden. Gegen den Herbst zu und bevor noch die Witterung rauher wird, verlassen sie jene Höhen und treiben ihre Heerden den Thälern zu, wobei sie gewöhnlich mit denselben in Piemont zu überwintern pflegen. Auf diesen Wanderungen werden die Mutterschafe auch gemolken und die Milch derselben wird zur Bereitung von Käse ver- wendet. Da jedoch selbst ein gutes Schaf dieser Race nicht mehr als 5 — 6 EsslöfTel Milch des Tages gibt, so führen die Hirten auch Kühe in die Alpen mit, um die Milch derselben mit der Schafmilch zu vermischen und mehr Käse aus diesem Gemenge zu gewinnen. Die Pflege, welche die Schafe während dieser Zeit geniessen, ist sehr gering und sie erhalten nie ein anderes Futter als das Gras und die Kräuter ihrer Weiden. Die Schur wird in der Regel immer auf der Rückkehr von den Alpen und meistens in der Gegend von Borgo- festo vorgenommen , die Wolle aber stets erst nach der Schur ge- waschen. Der Wollertrag ist nicht besonders gross, da ein einzel- nes Thier im Durchschnitte nicht mehr als 7 Pfund des Jahres liefert, wovon der Centner ungefähr mit 50 Silbergulden bezahlt wird. Die Wolle ist zwar lang, doch grob, rauh und schlicht, und ihre Länge beträgt durchschnittlich 5 — 6 Zoll. Wegen ihrer Rauhheit ist sie jedoch nur wenig geschätzt, und auch blos zu Teppichen und ganz groben Zeugen verwendbar. Das Bergamasken-Schaf erfordert eine reichliche Fütterung, wenn es gedeihen soll, zeigt dabei aber grosse Anlage zum Ansätze von Fett. Aus diesem Grunde wird es auch häufig gemästet und ins- besondere sind es die Widder, die man schon in der Jugend zu verschneiden pflegt, welche zur Mästung und zum Schlachten bestimmt sind. Ein dreijähriger Hammel wiegt jedoch, ungeachtet er gemästet wurde, nach Abnahme der Wolle, in der Regel nicht mehr als 80 bis 90 Pfund und nur bei reichlicher Nahrung kann er auch auf 100 Pfund gebracht werden. Es ist dies ein Gewicht, wel- ches im Verhältnisse zur Grösse des Thieres aber nur unbedeutend über die Racen des zahmen Schafes. \ 99 erscheint und offenbar beruht dasselbe auf der eigenthümlichen Be- schaffenheit des Fleisches, das zwar fett, aber grobfaserig, schwam- mig und überhaupt auch nicht sehr wohlschmeckend ist. Derselbe Fall tritt auch bei anderen Schafracen ein, deren Fleisch grob, trocken oder schwammig ist, während Racen mit feinfaserigem und festem Fleische immer auch ein verhältnissmässig höheres Gewicht zeigen. Sehr gross ist aber beim Bergamasken-Schafe die Frucht- barkeit, da die Mutterschafe meistens zwei Lämmer auf einen Wurf zur Welt bringen und nicht selten sogar auch zweimal des Jahres lammen. Aus diesem Grunde ist die Zucht desselben in manchen Gegenden auch sehr beliebt geworden und man hat es versucht, dasselbe auch in etwas nördlicher gelegene Länder zu verpflanzen. In allen jenen Niederungen und Gebirgsländern, wo die Nebel herr- schend sind und desshalb auch fette Weiden angetroffen werden, kann die Zucht dieser Race allerdings mit einigem Vortheile betrieben werden, und zwar hauptsächlich wegen ihrer grossen Anlage zur Mästung. Dagegen stellt sich ihre Zucht in trockenen und grasarmen Gegenden nur als sehr wenig nutzbringend dar. So hat sich die- selbe in den meisten Gegenden von Deutschland, wo man sie ein- zuführen versuchte, nur wenig erfolgreich bewiesen, wesshalb man sich bestimmt sah, sie auch grösstentheils wieder aufzugeben. In Steiermark hingegen, wo sie schon seit längerer Zeit her eingeführt wurde, gedeiht sie aber sehr gut. Das paduanische Schaf. {Ovis catotis padiiana.) Brebis de l'ItaUe. Buffon. Hist. nat. T. V. p. 22. Schaf von Italien. Buffo n, Martini. Naturg. d. vierf. Thiere. B. 1. p. 313. Brebis de V Italic. Encycl. meth. p. 32. Ovis rustica italica. Paduanisches Schaaf. W alliier. Racen u. Art. d. Schaafe- Annal. d. wetterau. Gesellsch. B. I. p. 284. Nr. 2. b. Paduaner Schaf. Erdelyi. Zoophysiol. p. 102. A. a. Capra Aries Rusticiis Italicus. Fisch. Syn. Manimal. p. 490. Nr. 10. y. a. Ovis Aries dolichura. Var. F. Italienisches Schaf. Paduaner Race. Brandt u. Ratzeburg. Medic. Zool. B. I. p.S9. Nr. I. F. b. Ovis Aries domesticus rusticns italicns. Fitz. Fauna. Beitr. z. Landesk. Österr. B. I. p. 320. Aegoceros Ovis leptura. Var. e. Italienisches Schaf. Paduaner Schaf. Wagner. Schrcber Säugth. B. V. Th. I. p. 1418. Nr. 12. II. e. ß. Bergamasker Wanderschaf. Schmidt. Schafzucht, p. 12. Nr. 1. 6. 200 Fitzinger. Das paduanische Schaf scheint ein Blendling zu sein, der auf Vermischung des Bergamasken-Schafes (Ovis catotis hergamena) mit dem spanischen Scliafe ^Oü/s Aries hispanicus) beruht, wie dies aus seinen körperlichen Merkmalen ziemlich deutlich zu er- sehen ist. Dasselbe dürfte daher fiir einen einfachen Bastard ge- mischter Kreuzung gelten. Es ist zunächst mit dem Bergamasken- Schafe verwandt und gehört so wie dieses , zu den grösseren Formen unter den europäischen Schafracen. Sein Kopf ist ziemlich gross, hinten hoch und breit, nach vorne zu verschmälert, und die Schnauze stumpf zugespitzt und abgeflacht. Die Stirne ist schwach, der Nasenrücken ziemlich stark gewölbt, insbesondere aber bei den Widdern. Die Augen sind verhältnissmässig klein, dieThränengruben ziemlich weit geöffnet. Die grossen , breiten, nur sehr schwach zu- sammengeklappten Ohren sind stumpf gerundet und hängen ziem- lich schlaff an den Seiten des Kopfes herab. Nur äusserst selten sind die Widder gehörnt und meistens werden beide Geschlechter vollkommen hornlos angetroffen. Die Hörner sind in der Begel nicht besonders lang, doch ziemlich dick und wenden sich, ohne sich höher über den Scheitel zu erheben, schon von ihrem Grunde angefangen nach seit-, rück- und abwärts, und mit der Spitze nach vor-, auf- und auswärts. Der Hals ist verhältnissmässig etwas lang und erscheint durch die reichliche Behaaruug auch dicker als er wirklich ist. Am V^order- halse zieht sich eine ziemlich starke schlaffe Wamme hei*ab, welche schon in der Kehlgegend beginnt und bis unterhalb der Brust hin reicht. Der Leib ist gestreckt, sehr voll und rund, der Widerrist etwas erhaben, der Rücken breit, sehr schwach gesenkt und gerundet, und die volle abgerundete Croupe etwas höher als der Widerrist. Die Brust ist breit , der Bauch etwas hängend. Die verhältnissmässig ziemlich hohen Beine sind grobknochig, dick und stark , die Hufe massig lang und stumpf zugespitzt. Der mittellange , schlaff herabhängende Schwanz , welcher bis zum Fersengelenke reicht, ist ringsum mit ziemlich langer, gewell- ter Wolle besetzt. Gesicht, Ohren und Unterfüsse, bis über die Hand- und Fusswurzel hinauf, sind kurz und glatt anliegend be- haart, den ganzen übrigen Körper, vom Scheitel angefangen, deckt ein dichtes, aus ziemlich langer und massig feiner, gewell- ter Wolle gebildetes Vliess. Die Färbung ist in der Regel über die Raceii des zahmen Schafes. 201 sclimutzig gelblicliweiss , bisweilen aber aucb rotbbraiiii oder sebwarz. Die Körperlänge befragt 3 Fuss 4 — 9 ZoJl, die Schuiter- böbe 2 Fuss 4 Zoll. Das paduanisciie Scbaf wird nicbt blos in der Provinz Padua im venelianiscben Königreiche, von welcher es seine Benennung erhalten hat und wo auch seine Hauptzucht betrieben wird, getroffen, sondern aucb in manchen anderen Gegenden von Ober -Italien ge- gezogen und insbesondere sind es die fruchti)aren Tliäler dieses Landes, wo man zahlreiche Heerden von dieser Race unterhält. Allenthalben besteht aber in Ober - Italien die Sitte, die Heerden während des Sommers auf die grasreicheren Gebirgsweiden zu treiben, und erst beim Eintritte der kühleren Jahreszeit mit den- selben wieder in die Thalgegenden zurückzukehren. Zum Gedeihen dieser Race ist es unumgänglich nöthig, dieselbe mit reichlichem Futter zu versehen, da sie sonst bald an ihrem körperlichen Um- fange abnimmt. Gegen die Einwirkungen der Witterung ist sie nicht besonders empfindlich, doch muss sie während der kälteren Zeit oder auch bei schlechtem Wetter in den Ställen zurückgehalten werden. Die Fruchtbarkeit derselben ist ziemlich gross, indem die Schafmütter häufig zweimal des Jahres lammen und nicht selten zwei Lämmer auf einen Wurf zur Welt bringen. Der wesentlichste Nutzen , welchen die Zucht dieser Schafrace gewährt , besteht in ihrer Wolle, die nicht nur ihrer nicht unansehnlichen Länge und ziemlichen Feinheit wegen geschätzt ist, sondern auch wegen ihrer Reichlichkeit einen ziemlich beträchtlichen Ertrag abwirft. Die Schur wird nur einmal des Jahres vorgenommen und die hierbei ge- wonnene Wolle beträgt bei jedem einzelnen Stücke im Durchschnitte 5 — 6 Pfund, wovon der Centner mit 60 — 70 Silbergulden bezahlt wird. Sie wird theils zu feinerem Strickgarne, tlieils aber auch zu mittelfeinen Tüchern verwendet. Auch in Ansehung der Mästungs- fähigkeit ist diese Race zu empfehlen, da sie bei reichlichem Futter leicht zu einem Fleischergewichte von 100 Pfund gebracht werden kann. Das Fleisch ist fett und etwas grobfaserig , doch minder schwammig als beim Bergamasken-Schafe und gilt auch für wolil- schmeckender als dieses. Fast allenthalben pflegt man die Mutter- schafe zu melken und die Milch derselben zur Käsebereitung zu verwenden. Die Käse, welche hieraus gewonnen wird, gilt für über- aus wohlschmeckend und bildet auch einen wichtigen Artikel des 202 Fitzin^er. Handels für die Schafzüchter jener Gegenden, da sie weit hin ver- führt und selbst bis in's ferne Ausland gebracht wird. In früherer Zeit und bevor noch die spanischen Schafracen in Deutschland eingeführt waren, wurde das paduanische Schaf häufig zur Veredlung der deutschen Schafracen und insbesondere in Österreich, im Fränkischen und in Würtemberg verwendet. Nicht alle Thiere dieser Race waren aber von gleicher Güte, und man musste jene, welche sich durch grössere Feinheit der Wolle auszeichneten, auswählen, wenn man sie zur Veredlung der einheimischen Kacen des Land- sehafes verwenden wollte. Nach der Einfuhr der Merino -Racen in Deutschland hat das paduanische Schaf aber bedeutend von seinem früheren Rufe verloren. Die Schafzüchter betrachten nunmehr seinen Knochenbau für grob und fehlerhaft, und gaben grösstentheils die Fortzucht dieser Race auf, da sie die Überzeugung gewinnen muss- ten, dass dieselbe im Vergleiche zu den spanischen Racen, in der Ertragsfähigkeit weit zurücksteht , indem sie sowohl im Verhältnisse zu ihrer Grösse, so wie nicht minder auch zum Verbrauche an Futter, eine viel zu geringe Menge und kaum mehr als eine mittelmässig gute Secunda- Wolle liefert. Eben so wenig konnte ein Zweifel darüber be- stehen, dass die spanischen Racen weit mehr zur Veredlung der deut- schen Racen des Landschafes geeignet seien, als das in früherer Zeit so sehr geschätzte paduanische Schaf, indem die Blendlinge, welche aus der Kreuzung dieses letzteren mit den gemeinen deutschen Racen hervorgingen, aller jener Vorzüge entbehrten, welche die Nachzucht der durch Merino-Schafe veredelten deutschen Landschafe in so hohem Grade besitzt. Das Münster-Schaf. (^Ovis catotis monasferiensis.) Schaaf von den Münsterischen Heyden. Pallas. Beschreib, d, sibir. Schaaf. p. 62. Das Münster-Schaf, das seine Benennung nach dem Gebiete von Münster in der preussischen Provinz Westphalen erhielt , welches fast die einzige Gegend in ganz Deutschland ist , wo diese Race gezogen wird, ist den Naturforschern bis jetzt beinahe völlig unbe- kannt geblieben, da nur ein einziger von ihnen desselben, doch nur mit wenigen Worten erwähnt und diese Notiz in keiner späteren über die Racen des zahmen Schafes. 203 Schrift, weder der Naturforseher noch der Ökonomen, irgend eine Beachtung mehr fand. Aus der kurzen Andeutung, welche Pallas, der sich um die Kenntniss der Schafracen unendliche Verdienste erworben, hierüber gegeben, geht hervor, dass es zu den grösseren Formen unter den Schafen gehöre und hauptsächlich durch folgende Merkmale ausgezeichnet sei; nämlich lange, ziemlich schlaff herab- hängende Ohren, hohe Beine, einen langen dünnen Schwanz, und eine überaus dicke und reichliche wollige Behaarung des Körpers, die auf dem Scheitel in der Gestalt eines zottigen Busches erscheint. Diese Merkmale machen es wahrscheinlich , dass das Münster-Schaf ein Blendling des Hängohrschafes (Ovis catotis) mit dem flandri- schen Schafe (Ovis Aries miglicus flandricus) sei , wie es denn auch schon Pallas mit diesen beiden Racen vergleicht. Ist diese Annahme richtig, so muss dasselbe als ein doppelter Bastard reiner Kreuzung angesehen werden. Die Beschaffenheit der Wolle dürfte sonach ungefähr das Mittel zwischen jener der genannten beiden Racen halten und zu den langen, aber gröberen Wollsorten gehören. Da diese Race , welche auf den Heideebenen von Münster in zahlreichen Heerden gezogen wird, sich mit schlechterem Futter begnügt, nicht sehr empfindlich gegen die Einflüsse der Witterung ist, daher auch nur einer geringen Pflege bedarf und nicht nur eine reichliche Menge von zwar keineswegs feiner, doch immerhin sehr brauchbarer Wolle abwirft, sondern bei ihrer ansehnlichen Grösse auch in Ansehung der Fleischbenützung sich als sehr ertragsfähig und nützlich darstellt , so wäre die Zucht derselben den Bewohnern der ausgedehnten Heideebenen in Nord - Deutschland jedenfalls zu empfehlen, indem sie offenbar einen weit grösseren Gewinn abwerfen würde, als das kleine, in den dortigen Gegenden gezogene deutsche Heideschaf. Überhaupt eignet sich diese Race ganz vorzüglich für jede trockene und magere Gegend. Das hochbeinige Schaf. (Ovis longipes.) Ovis Aries guineensis. Gmelin. Linne Syst. nat. ed. XHI. T. 1. P. I. p. 198. Nr. 1. ?. (Zum Theile.) Ovis gtiineensis. Erxieben. Syst. regn. anim. T. I. p. 2ö3. Nr. 3. (Zum Theile.) Ovis aries longipes. Des mar. Mamma), p. 489. Nr. 741. Var. A. (Zum Theile.) 204 F i t z i n g e r. Ori.s arii'S. Mouton a longties jamhes ou le Morvan. Lesson. Man. de Mamnial. p. 400. Nr. i048. \. (Zum Theile.) Ovis Aries guineensis. Isid. Geoffroy. Dict. class. d'hist. nat. T. XI. p. 268. (Zum Theile.) Citpra Aries Guineensis. Fisch. Syn. Mamma!, p. 492. Nr. 10. i. (Zum Theile.) Ovis Aries. Var. /. Moruan oder hochbeiniger Ilaiinnel. Tilesius. Hausziege. Isis. 1833. p. 931. Nr. i. (Zum Theile.) Ovis Africana. Jardine. Nat. Hist. of Rumin. Anim. P. II. p. 163. (Zum Theile.) Aegoceros Ovis longipes s. guineensis. Waf^ner. Sehr eher Säugth. B. V. Th. I. p. 1433. Nr. 12. VII. (Zum Theile.) Mouton domestique. Var.u. Ovis aries longipes. Desn)ar. d'Orbigny Dict. d'hist. nat. T. VIII. p. 414. Nr. 4. a. (Zum Theile) Das hochbeinige Schaf ist eine höchst ausgezeichnete und ohne Zweifel für sich selbstständige Art in der Gattung des Schafes, die so wie die allernieisfen Arten derseli)en, gegenwärtig nirgends mehr im wilden Zustande angetrolfen wird und vielleicht schon vor Jahr- tausenden vollständig unter die Herrschaft des Menschen gebracht worden ist. Es gehört zu den grössten Formen unter den sämmt- lichen bis jetzt bekannten Schafarten und steht nebst dem lläng- obr- und dem Fettsteissschafe unter allen zahmen Racen in dieser Beziehung obenan. In seiner Gestalt , so wie auch in gewissen einzelnen körper- lichen Merkmalen , erinnert es lebhaft an manche Ziegenracen und insbesondere an die mit Hängohren versehenen Formen. Die wesent- lichsten Kennzeichen, wodurch sich das hochbeinige Schaf von den übrigen Schafarten unterscheidet, sind die langen, breiten , schlaff an den Seiten des Kopfes herabhängenden Ohren, die beträchtlich hohen Beine, der verhältnissmässig lange Schwanz , welcher weit über das Fersengelenk herabreicht, und die mehr oder weniger kurze, steife und nur mit sehr wenig Wolle gcnu'schte Behaarung des Kör- pers. Cuvier hat die Ansicht ausgesprochen, dass es vielleiclit ein Abkönunling des afrikanischen Halbschafes oder des Tedal (Ammo- tnujas Tedal) sei , doch widerspricht schon die Anwesenheit von Thränengruben, welche dem Tedal fehlen , in hohem Grade dieser Annahme, abgesehen von manchen anderen Merkmalen, welche beide Formen wesentlich von einander unterscheiden. Der ursprüngliche Verbreitungshezirk des hochbeinigen Schafes ist auf den westlichen Tlieil von Afrika beschränkt, wo es von Fezzan durch Senegamhien, Ober- und Nieder-Guinea , bis in das Damara- über die Racen des zahmen Schafes. 20 J> Land nordwärts der Namaqua's gegen Süden hinabreicht. Im Laufe der Zeiten hat es jedoch eine viel weitere Verbreitung gefunden, da es durch den Verkehr zwischen den verschiedenen Vülkern nicht nur in mehrere andere Gegenden von Afrika eingeführt wurde, son- dern im Wege der ScliiflTahrt auch nach manchen Ländern von Europa, nach Persien, Ost-Indien, China und selbst nach Amerika und einigen Inseln der Südsee gelangte. Durch Bastardirung mit einigen anderen Schafracen und selbst mit einer Ziegenrace, hat das hoch- beinige Schaf zur Entstehung mehrerer neuen Racen beigetragen, die sich in ihren Formen bald mehr zu der einen, bald mehr zu der anderen Form ihrer Stammältern hinneigen. Man unterscheidet unter dem hochbeinigen Schafe neun ver- schiedene Racen; das guineische ho chbeinige Schaf (Ovis lojigipes guineensis), das westindische hochbeinige Schaf (Ovis lo7igipes Antillariim), das capische hochbeinige Schaf (Ovis lo?igipes capensis) , das C o n g o - S c h a f (Ovis longipes con- gensis) , das angolesische Kr opfschaf (Ovis longipes steati- nion), das guineische Gl oc keusch af ('Ov/s longipes appen- diculata) , das persische hochbeinige Schaf (Ovis longipes persica) , das Fezzan- Schaf (Ovis longipes libyca) und das gemahnte Fezzan-Schaf (Ovis lo?igipes jubata) , von denen vier als solche Abänderungen zu betrachten sind, welche auf den Einflüssen des Klima's und der Bodenverhältnisse beruhen , fünf aber offenbar nur Blendlingsraeen sind. Das guineische hochbeinige Schaf. (Ovis longipes guineensis.) Arics Guineensis seu Angolensis. Marcgr. Hist. rer. nat. Bras. p. 234. fig. Aries Guineensis. Jonst. Hist. nat. Quadrup. t. 46. Belier de Guinee. Buffon. Hist. nat. T. XI. p. 359. Ovis guineensis. Linne. Syst. nat. ed. XH. T. I. P. I. p. 98. Nr. 2. African sheep. Pennant. Syn. of Quadrup. p. 12. Indianisches Schaaf. Schaaf von Guinea. Pallas. Beschreib, d. sibir. Seliaaf. p. 62. Ovis guineensis. Erxleben. Syst. regn. anim. T. I. p. 253. Nr. 3. Guineischer Widder. Buffon, Marti ni. Naturg. d. vierf. Thiere. B. IX. p. 261. Ovis Aries Adimain. Boddaert. Kleach. Anim. Vol. I. p. 148. Nr. 2. r;. Ovis Aries guineensis. Gnielin. Linne Syst. nat. ed. XUI. T. I. P. I. p. 198. Nr. 1. ?. Sitzh. d. mathem.-nalui-w. CI. XM. Bd. Nr. 14. 14 206 Fitz in per. ßc'lier de Guine'e. Encycl. nieth. p. 34. Capra Aries Guineensis. Fisch. Syn. Maminal. p. 492. Nr. 10. t. Ovis Aries long Ipes. Brandt u. Ratzeburg. Medic. Zool. B. I. p. 60. Nr. III. Ovis Aries. Var. i. 3Ioruan oder hochbeiniger Hammel. Tilesius. Hausziege. Isis. 1835. p. 9S1. Nr. 1. Ovis Africana. Guinea breed. Jardine. Nat. Hist. of Rumin. Anim. P. II. p. 166. Aegoceros Ovis longipes s. guineensis. Hochbeiniges oder guineisches Schaf von Ober- und Unter - Guinea. Wagner. Schreber Säugth. B. V. Th. 1. p. 1436. Nr. 12. VII. Aegoceros Ovis longipes s. guineensis. Emmema oder Guinea- Schaf . Wagner. Schreber Süugth. B. V. Th. I. p. 1437. Nr. 12. VH. b. Das guineische hochbeinige Schaf, welches als die Grundform des hochbeinigen Schafes (Ovis longipes) angesehen werden kann, bildet eine von jenen Abänderungen dieser Schafart , die in Folge ihrer geographischen Verbreitung durch klimatische und Bodenver- hältnisse bedingt sind. Diese Form , weiche über ganz Ober- und Nieder-Guinea verbreitet ist und bis in das Damara-Land im Norden der Namaqua's gegen das Cap der guten Hoffnung zu hinabreicht, zeichnet sich durch folgende Kennzeichen aus. Es ist von ansehn- licher Körpergrösse und sehr hoch gebaut. Der Kopf ist beträchtlich gestreckt, die Stirne schwach, der Nasenrücken aber stark gewölbt und durch eine sehr seichte Einbuchtung von derselben geschieden. Die Schnauze ist hoch , nach vorne zu sehr stark verschmälert und der Unterkiefer etwas kürzer als der Oberkiefer. Die Augen, welche den Ohren weit näher als der Schnauzenspitze stehen, sind von mittlerer Grösse und sehr hoch gestellt. Die Ohren sind lang, ungefähr von halber Kopflänge, ziemlich breit, stumpf zugespitzt, nur sehr wenig zusammengeklappt , beinahe flach und hängen meist völlig schlaff an den Seiten des Kopfes herab. In der Regel sind die Widder gehörnt und nur bisweilen werden sie auch hornlos angetroffen , während die Mutterschafe stets ungehörnt erscheinen. Die Hörner sind verhältnissmässig ziemlich kurz, doch dick, und ver- schmälern sich von ihrer zweiten Hälfte angefangen, alimählich gegen die stumpfe Spitze. Sie sind auf der Innenseite abgeplattet, auf der Aussenseite gerundet , gegen die Spitze etwas zusammengedrückt und von einer Längskante durchzogen, und auf der Oberfläche ringsum bis gegen das glatte Ende von zahlreichen Querrunzeln umgeben. Von ihrem Grunde an , wo sie sehr weit aus einander stehen, wenden sie sich in einem ziemlich starken Bogen nach seit-. über die Racen des zahmen Schafes. 207 ab- und vorwärts, und mit der Spitze nach einwärts, so dass die Ohren unter und hinter diesem Gewinde herabhängen. Der Hals ist ziemlich kurz und dick , und vom unteren Theile des Vorderhalses zieht sich eine schlaffe Wamme bis unterhalb der Brust herab. Besondere Hautlappen in der Kehlgegend oder soge- nannte Glöckehen fehlen. Der Leib ist nur wenig gestreckt , nicht besonders voll und in den Weichen eingezogen, der Bauch etwas hängend , der Widerrist sehr stark erhaben, der Bücken gerundet und gesenkt, und die abgerundete, schief abgedachte Croupe niederer als der Widerrist. Die Beine sind beträchtlich hoch und schlank, die Hufe nicht besonders kurz und stumpf zugespitzt. Der Schwanz ist verhältnissmässig von ansehnlicher Länge , reicht bis unter das Fersengelenk herab und ist in seiner oberen Hälfte kürzer behaart, in der unteren aber mit langen zottigen Haaren besetzt, wodurch er gleichsam quastenartig erscheint. Die Behaarung ist nicht besonders dicht , ziemlich kurz und lose am Körper anliegend, das Haar grob, straff, nur sehr wenig mit Wolle gemischt und beinahe durchaus gleichförmig. Nur am Widerrist, wo es einen Wirbel bildet, an den Schultern und am Vorderhalse, ist dasselbe länger und tritt etwas zottig, ähnlich einer schwachen Mähne , an diesen Stellen hervor. Die Färbung ist durchaus nicht beständig und bietet mancherlei Verschiedenheiten dar, doch erscheint sie meist bunt, schwarz oder braun auf weissem Grunde gefleckt, weit seltener dagegen einfarbig , gelblichweiss , rothbraun , grau- braun oder schwarz. In der Begel ist der Kopf weiss mit einem grossen schwarzen Flecken an den Seiten, der grösste Theil des Halses und des Vordertheiles des Leibes schwarz, der Hintertheil aber weiss mit einzelnen grossen schwarzen Flecken. Oft ist aber auch der Kopf schwarz, rothbraun oder graubraun, und die eben so gefärbten Flecken sind von verschiedener Grösse und Form unregel- mässig über den ganzen Körper vertheilt. Das Schwarz und Braun der Flecken wechselt in den verschiedensten Tönen und erscheint bald dunkler und bald lichter, in's Graue, Böthliche und selbst in's Gelbe ziehend , während das W^eiss , welches die Grund- farbe bildet, fast immer gelblich überflogen ist. Die Hörner sind bräunlich hornfarben , bisweilen in's Schwärzliche ziehend , die Hufe graulichschwarz. Die Iris ist gelblich. Die Körperlänge eines erwachsenen Widders beträgt 4 Fuss 1 Zoll , die Länge des 14* 208 F i t 7. i n g e r. Schwanzes 1 Fiiss ö Zoll, die Höhe om Widerrist 3 Fuss, an der Croupe 2 Fuss 1 1 Zoll. Das guineische hochhcinige Schiif wird in seiner Heimath in ber- gigen Gegenden sowohl, als auch in Ebenen, und in den Küstenländern auch selbst am Strande, in zahlreichen Heerden gehalten. Es erfordert beinahe durchaus keine Pflege, indem es sich das Futter selbst auf den Weiden sucht und das ganze Jahr hindurch unter freiem Himmel zubringt. Seine Fruchtbarkeit ist sehr bedeutend, indem die Mutter- schafe fast regelmässig auf jeden Wurf zwei Junge bringen. Der Hauptnutzen dieser Schafart besteht in ihrem Fleische, in ihrer Milch und in der Haut. Das Fleisch von jenen Schafen, die auf Ber- gen oder am Strande weiden, wird von Allen, die es genossen, als sehr wohlschmeckend geschildert, dagegen soll es einen unange- nehmen Geschmack annehmen, wenn die Heerden auf feuchten oder moorigen Triften weiden. Die Milch wird von den Einwohnern als Nahrungsmittel benützt und das Fell zu Leder verarbeitet. Schon vor Anfang des 17. Jahrhunderts wurde diese Race von den Portugiesen in den nördlichen Theil von Brasilien eingeführt und vielleicht noch früher von den Spaniern nach West-Indien. Später gelangte sie auch im Wege der Schifffahrt nach Persien, Ost-Indien und China, wo sich ihre Zucht bis zur Stunde noch erhalten hat, so wie nicht minder auch nach einigen Inseln der Südsee. Aber auch nach Europa wurde sie schon zu Anfang des 18. Jahrhunderts gebracht und insbesondere nach Holland , wo sie mit einigen aus England dahin eingeführten Racen gekreuzt wurde und zur Ent- stehung zweier neuen Racen, nämlich des holländischen und flandri- schen Schafes Veranlassung gegeben hat. In der ersteren Zeit ihrer Einfuhr nach Europa wurde sie in mehreren der grösseren Menagerien in Holland, Frankreich und Österreich gehalten und erregte allent- halben grosses Aufsehen. Sie hielt fast allenihalben nicht nur sehr leicht und dauernd die Gefangenschaft in unserem europäischen Klima aus, sondern pflanzte sich in derselben auch so regelmässig fort , dass die Zuchten durch eine lange Reihe von Jahren sich erhielten. In einigen dieser Menagerien wurden Versuche angestellt, dieselbe mit verschiedenen anderen Schafracen und selbst mit dem gemeinen Muflon zu paaren , die durchaus von einem günstigen p]rfolge begleitet waren. Der Name, welchen das guineische hochbeinige Schaf bei den Eingeborenen in Ober - Guinea führt. über die Raceii des /aliiiien Schales. 209 ist Emmema , während es in Nieder-Guinea Memmerian Bacola genannt wird. Das westindische hochbeinige Schaf. (Ovis longipcs Antillariim.) Indianisches Schaaf. Schaaf von Weslindien. Pallas. Besclireib. d. sibir. Schaaf. p. 62. Das westindische hochbeinige Schaf scheint nach den höchst nothdürftigen Notizen, welche wir über dasselbe besitzen, vollkom- men mit dem guineischen hochbeinigen Schafe (Ovis longipcs f/KineensisJ überein zu kommen und durchaus keinen wesentlichen Unterschied von demselben darzubieten. Es hat dieselbe Grösse, dieselben Formen und kommt auch in der Behaarung , so wie auch in der Färbung, vollständig mit dieser Race überein. Wenn irgend ein Merkmal hervorgehoben werden kann , wodurch sich das west- indische von dem guineischen hochbeinigen Schafe unterscheidet, so ist es wohl einzig und allein nur die fast regelmässige Abwesenheit der Hörner bei den Widdern, die für ein Racenmerkmal gelten kann, obgleich man auch beim guineischen hochbeinigen Schafe bisweilen ungehörnte Widder trifft. Dieser höchst geringe Unterschied beruht aber lediglieh nur auf den Einflüssen des Klimans und des Bodens, indem es bekannt ist, dass das guineische hochbeinige Schaf, eben so wie die platthörnige und die Zwergziege, im Wege der Schifffahrt durch die Portugiesen zu Anfang des 17. Jahrhunderts in das nörd- liche Brasilien und durch die Spanier vielleicht schon früher nach West-Indien gelangte, wo es zumTheile hie und da auf dem Festlande in Surinam, hauptsächlich aber auf einigen der zu den Antillen gehörigen Inseln gezogen wird. Die örtliche Verschiedenheit und veränderten Lebensverhältnisse mögen wohl im Laufe der Zeiten einige, wenn auch nur sehr unbedeutende Veränderungen bei der Stammrace hervorgerufen haben. Es ist zu bedauern , dass Reisende den verschiedenen Racen unserer Hausthiere in fremden Gegenden so wenig Aufmerksamkeit schenken und es unterlassen, die Kennzeichen derselben durch eine kurze Beschreibung fest/Aistellen. Aus diesem Grunde kann man sich auch in sehr vielen Fällen nur auf Vernuithungen beschränken , da ein bestimmtes Urtheil nach dem so sehr beschränkten Materiale, 210 Fitiinger. das uns dermalen zu Gebote steht , bis zur Stunde noch ganz und gar unmöglich ist. Das capische hochbeinige Schaf. (Ovis longipes capensis.) Capra Äries Guineensis. Fisch. Syn. Mamnial. p. 492. Nr. 10. i. Aegoceros (Ovis). Ovis guineensis. Wagner. Schreber Säugth. Suppl. B. IV. p. 512. Nr. 21. Das capische hochbeinige Schaf dürfte, so unvollständig es auch bis jetzt bekannt ist , von dem guineischen hochbeinigen Schafe (Ovis longipes guineensis ) nur sehr Avenig verschieden sein und scheint in allen seinen wesentlichen Merkmalen mit demselben überein zu kommen. Da dasselbe keineswegs ursprünglich dem Caplande angehört, sondern offenbar nur in Folge der Einfuhr dahin gelangte, so kann mit vollkommener Gewissheit angenommen werden, dass die geringen Unterschiede, welche sich vielleicht zwischen ihm und dem guineischen hochbeinigen Schafe ergeben , nur Folge von den Einflüssen sind, welche das Klima und die Verhältnisse des Bodens auf die eingeführte Stammrace genommen haben. Ob übrigens das guineische hochbeinige Schaf unmittelbar von Guinea aus in das Capland gelangte, oder ob es, wie dies fast wahrscheinlicher ist, durch den Verkehr mit den Eingeborenen aus dem Damara- Lande dahin gebracht wurde, das an der Westküste von Afrika im Norden des Namaqua-L'.mdes liegt, ist nicht mit voller Sicherheit bekannt. Eben so wenig kennt man auch den Zeitpunkt dieser Einfuhr, obgleich es jedenfalls gewiss ist, dass derselbe keineswegs sehr weit zurück- reicht. Übrigens scheint die Zucht dieser Race im Caplande nicht sehr ausgedehnt zu sein und lediglich nur von einigen wenigen Bauers- leuten betrieben zu werden, da es die meisten derselben für weit vortheilliafter halten, solche Schafracen zu ziehen, welche reichlich mit Wolle bekleidet sind und daher auch einen weit grösseren Ertrag abwerfen, als das guineische hochbeinige Schaf, dessen kurzhaariges Fell blos zur Lederbereitung verwendet werden kann und bei dem sich der Hauptertrag nur auf das Fleisch allein beschränkt. Aller- dings ist derselbe aber bei der Grösse dieser Race von Bedeutung, wiewohl das Fleisch bei der höchst geringen Anlage derselben zum über die Raceii des zahmen Schafes. >v 1 1 Fettansätze, weit minder wohlschnieckend als das Fleisch anderer Schafraeen ist, die im Caplande in zahlreichen Heerden gezogen werden. Das Cougü-Schaf. (Ovis longipes congensis.) Brehisdes Indes. Buffon. Hisf. nat. T. XI. p. 3ö9. t. 36. Adimain ou grande brehis des Indes. Buffon. Hist. nat. T. XI. p. 362. Belier des Indes. Buffon. Hist. nat. T. XI. p. 392. t. 34. Ovis guineensis. Linne. Syst. nat. ed. XII. T. 1. P. I. p. 98. Nr. 2. Indianisches Schaaf. Pallas. Beschreib, d. sibir. Schaaf. p. 62. Ovis guineensis. Erxleben. Syst. regn. anim. T. I. p. 253. Nr. 3. Schaf aus Indien. Buffon. Marti ni. Naturg. d. vierf. Thiere. B. IX. p. 260, 261. t. 16, 18. Adimain oder grosses Schaf aus Indien. Bufi'on, Martini. Naturg. d. vierf. Thiere. B. IX. p. 265. Ovis Aries Adimain. Boddaert. Eiench. .Anim. Vol. I. p. 148. Nr. 2. vj. Ovis Aries guineensis. Gnielin. Linne Syst. nat. ed. XIII. T. I. P. 1. p. 198. Nr. I. ?. Adimain ou grande brebis des Indes. E n c y c 1. ni e t h. p. 35. Belier des Indes. Encyel. meth. t. 48. f. 3. Ovis Aries guineensis. Var. a. Sehr eher. Säugth. t. 294. A. Ovis rustica. Guinea Schaaf. Walther. Racen u. Art. d. Schaafe. Annal. d. wetterau. Gesellsch. B. II. p. 72. b. Ovis rustica. Schaaf aus Sabu. Walther. Racen u. Art. d. Schaafe. Annal. d. wetterau. Gesellsch. B. II. p. 78. m. Domestic Sheep. Congo breed. Ham. Smith. Griff. Anim. Kingd. Vol. IV. p. 326. Capra Aries Guineensis. Fisch. Syn. Mammal. p. 492. Nr. 10. i. Capra Aries Guineensis Cotigejisis. Fisch. Syn. Mammal. p. 6öl. Nr. 10, i. e. Ovis Aries longipes. Brandt u. Ratze bürg. Medic. Zool. B. I. p. 60. Nr. III. Ovis Aries. Var. i. Moruan oder hochbeiniger Hammel. Tilesius. Hausziege. Isis. 1835. p. 951. Nr. 1. Ovis Africana. Congo breed. Jardine. Nat. Hist. of Rumin. Anim. P. II. p. 166. Aegoceros Ovis longipes s. guineensis. Congo - Schlag. Wagner. Schreber Säugth. B. V. Th. I. p. 1438. Nr. 12. VII. c. Ovis aries congensis. Reich enb. Naturg. Wiederk. t. 58. f. 329. Ovis aries indicus. Reich enb. Naturg, Wiederk. t. 58. f. 330. Hausschaaf. Ovis Aries. Var. guineensis. Schaaf von Guinea. Popp ig. Illustr. Naturg. B. I. p. 265. Nr. 5. f. 965. sinistra p. 261. Das Congo-Schaf kann als ein Blendling betrachtet werden, wel- cher aus der Vermischung des guineischen hochbeinigen Schafes 2 J 2 F i t z i n g e r. (OiHS lotigipes (juiueensisj mit der tliebnischen Ziege (Hircits ihehaicus) hervorgegangen ist, wie dies aus seinen Merkmaien ziemlieh deutlich zu erkennen ist, und dürfte sonach ein einfacher Bastard reiner Kreuzung sein. Es ist von grosser Statur und überaus hoch gebaut. Der Kopf ist langgestreckt und die gewölbte Stirne geht unmittelbar in den ausserordentlich stark gebogenen Nasenrücken über. Die Schnauze ist hoch, nach vorne zu beträchtlich schmal und der Unterkiefer von derselben Länge wie der Oberkiefer. Unmittel- bar vor dem vorderen Augenwinkel befindet sich eine ziemlich starke Aushöhlung. Die Augen sind von mittlerer Grösse, stehen hoch am Kopfe und nur in geringer Entfernung von den Ohren. Die langen, ziemlich breiten, stumpf abgerundeten Ohren, welche abgeflacht und länger als der halbe Kopf sind, hängen nicht sehr schlaff und bis- weilen etwas nach vorwärts gerichtet, an den Seiten desselben herab. Nur das Männchen ist gehörnt, das Weibchen aber immer hornlos. Die Hörner sind klein, kurz und ziemlich dünn, wobei sie sich nur wenig und allmählich gegen die stumpfe Spitze zu verschmälern. Auf der Innenseite sind dieselben abgeplattet, auf der Aussenseite aber von der Basis an gerundet, gegen die Spitze zu jedoch etwas zusammengedrückt und von einer Längskante durch- zogen, wodurch zwei schief abfallende Flächen gebildet werden. Sie stehen an ihrem Grunde sehr weit von einander entfernt und beugen sich, ohne sich über den Scheitel zu erheben, in einem sanften Bogen nach aus- und rückwärts, und mit der Spitze wieder nach einwärts, so dass die Ohren zwischen denselben herabhängen, Ihre Oberfläche ist am Grunde der Quere nach gerunzelt, im weiteren Verlaufe aber beinahe glatt. Der Hals ist lang und dünn, und am Vorderhalse unterhalb der Kehle, hängen ähnlich wie bei manchen Ziegenracen, zwei schlaffe behaarte Hautlappen oder sogenannte Glöckchen herab. Eine ziem- lich schlaffe Wamme zieht sich am unteren Theile des Vorderhalses bis unter die Brust. Der Leib ist kurz, gedrungen und mager, mit eingefallenen Seiten und in den Weichen eingezogen, der Widerrist ziemlich stark vorspringend , der Rücken schneidig und schwach gesenkt, und die durch die vorstehenden Hüften eckige Croupe abge- schliffen und etwas niederer als der Widerrist. Die Beine sind sehr hoch und schlank, die Hufe nicht besonders kurz und stumpf zuge- spitzt. Der verhältnissmässig lange dünne Schwanz, welcher tief über die h;ici'ii de» /.almiea Schafes. 213 bis unter das Fersengelenk herabreicht, ist seiner grössten Länge nocb mit kurzen, glatt anliegenden Haaren besetzt, gegen die Spitze zu aber meistens länger und beinahe quastenartig behaart, bisweilen aber auch fast völlig kahl. Die Behaarung besteht aus nicht sehr dicht gestellten, kurzen groben, stratTen, glatt anliegenden Haaren, die nur an der Kehle, dem Vorderhalse und längs der Wamme bis unterhalb der Brust zuweilen etwas länger sind. Die Färbung bietet mancherlei Verschiedenheiten dar. Gewöhn- lich sind die Stirne, die Schnauzenspitze, die Augenbrauengegend, die Innenseite der Ohren, das Hinterhaupt und die Gegend um die Halslappen grau , und eben so die vorderen Beuggelenke und ein Längsstreifen an der Aussenseite der Beine. Der Scheitel, ein Kreis um die Augen, die Aussenseite der Ohren und der grösste Theil des Unterkiefers, so wie auch die Kehle, die Halslappen, die Seiten und der hintere Theil der Oberseite des Halses, sind dunkler oder heller gelbbraun und eben so der Rücken, die Seiten und die Kreuzgegend, die Schultern, die Aussenseite der Oberarme und der Schenkel, und die Beine, jedoch mit einigen dunkelbraunen Stellen, insbesondere aber an der Aussenseite der vorderen Beuggelenke und an den Seiten des Leibes, wo sich gewöhnlich ein grosser brauner Flecken befindet. Die Innenseite der Vorderarme und der Schenkel ist fast durchgehends braun und eben so die Vorderseite der Beine. Die Seiten des Kopfes, die Gegend oberhalb der Augen und um die Hörner, so wie der vordere Theil der Oberseite des Halses und das Kinn sind schwärzlich, die Unterseite des Halses und der Vordertheil der Brust kastanienbraun, der Hintertheil der Brust und der Bauch gelbbraun, und an manchen Stellen blasser und selbst sogar in's Weissliche ziehend. Der Schwanz ist in seinem oberen Drittel aus Gelbbraun und Grau gemischt , die beiden letzten Drittel desselben sind schmutzig weiss mit einem schwachen gelblichen Anfluge. Sehr oft kommen auch einzelne Thiere vor, bei denen die Grundfarbe weiss ist und die mit grossen unregelmässigen Flecken von rothbrauner Farbe besetzt sind. Die Hörner und Hufe sind schwärzlich, die Iris ist gelblich. Die Körperlänge eines erwachsenen Widders beträgt 4 Fuss 1 Zoll, die Länge des Schwanzes 1 Fuss 5 Zoll, die Höhe am Widerrist 2 Fuss 11 1/3 Zoll, an der Croupe 2 Fuss 11 Zoll. Das Congo-Schaf wird in Nieder-Guinea oder Congo in grosser Anzahl gehalten und versieht die dortigen Bewohner nicht nur mit 214 Fitzinger. Fleisch und mit Milch, sondern liefert ihnen auch durch sein Fell ein sehr geschätztes Leder. Von dort nus wurde es schon seit langer Zeit her auch nach Ostindien verpflanzt, und gelangte nicht selten aus dieser seiner neuen Heimath im Wege der Schifffahrt nach Europa, daher es daselbst auch unter dem Namen indisches Schaf bekannt ist. Das auf der in der Nähe von Neu-Guinea gelegenen Insel Sabu gezogene Schaf gehört wahrscheinlich zur selben Race und ist wohl schon in früher Zeit und bevor noch Cook diese Insel entdeckte, entweder unmittelbar von Congo aus, oder vielleicht von Ost-Indien durch Schifl'e dahin gelangt. So viel ist jedenfalls gewiss, dass es Cook bereits bei den dortigen Eingeborenen vorfand. In früherer Zeit wurde das Congo-Schaf ziemlich häufig in die Thiergärten der Regenten nach Europa gebracht und insbesondere waren es die Menagerien zu Versailles und im Haag, welche dasselbe mehrmals besassen. In neuerer Zeit ist es auf dem europäischen Con- tinente ziemlich selten geworden, doch erhielt noch im Jahre 1846 die kaiserliche Menagerie zu Schönbrunn ein schönes männliches Thier dieser Race, das leider nur ein einziges Jahr am Leben erhalten werden konnte. Es ist überhaupt sehr wahrscheinlich, dass das Congo-Schaf, welches an ein so heisses Klima gewohnt ist, in den Ländern unseres Erdstriches nicht sehr lange auszuhalten im Stande sei, wenn es nicht mit grosser Sorgfalt gegen die Einflüsse der Witterung geschützt wird. Bei sorgfältge Piflege hingegen könnte es wohl eben so gut aushalten, als das guineische hochbeinige Schaf, das schon mehrmals durch eine ziemliche Reihe von Jahren in der Gefangenschaft bei uns gehalten wurde und sich in derselben sogar auch häufig fortgepflanzt hat. Das angolesische Kropfschaf. (Ovis longipes steatinion.) Ovis steatinion. Zvnu or Goitered Shcep of Angola. Ham. Smith. Griff. Anim. Kingd. Vol. IV. p. 327. fig. Capra Aries Gnineensis Stcntinion.Fisch. Syn. Mammal. p. 65i. Nr. 10. t. e. Ovis Africana. Ztaiu or Goitered breed. Jardine Nat. Hlst. of Ruinin. Anim. P. II. p. 167 fig. Aegoceros Ovis gntturosa. Wagner. Schreber Säugth. B. V. Tli. I. p. 1440. 1441. Nr. 12. VIII. Ovis aries stirps steatinion. Re ichenb. Naturg. Wiederk. t. 57. f. 319. Das angolesische Kropfschaf, welches in seinen körperlichen Formen manche Ähnlichkeit mit dem Congo-Schafe darbietet, aber über die RHCen Jes zahmen Schafes. 215 entfernt auch an das persische Stummelschwanzschaf erinnert, scheint eineBlendlingsrace zu sein, welche aus der Vermischung des Congo-Schafes ('Oi'/s longipes congensisj mit dem madagaskarischen Stummelschwanzschafe (Ovis pachycerca madagascariensis) her- vorgegangen sein dürfte. Ist diese Annahme richtig, so muss das- selbe für einen sechsfachen Bastard gemischter Kreuzung angesehen werden. Es ist von nicht sehr hoher Statur und zeichnet sich haupt- sächlich durch die eigenthümliche Bildung seines Kopfes aus. Der- selbe ist massig lang und endiget in eine nicht sehr hohe, nach vorne zu sehr stark verschmälerte Schnauze. Der Unterkiefer ist nur wenig kürzer als der Oberkiefer. Die Stirne ist überaus stark gewölbt und durch eine tiefe Einbuchtung von dem nur massig gewölbten Nasenrücken geschieden. Am Hinterhaupte ist eine sehr bedeutende Fettmasse abgelagert, welche einen beträchtlich hohen und bis zu den Ohren reichenden Wulst bildet. Auch die Wangen sind mit Fett ausgefüllt und eine ziemlich grosse, beinahe kropfartige Fettablagerung befindet sich unterhalb der Kehle. Die Augen sind von mittlerer Grösse, die Ohren ziemlich lang und breit, kürzer als der halbe Kopf, von eiförmiger Gestalt, nur sehr schwach zusam- mengeklappt, beinahe flach und fast völlig schlaff an den Seiten des Kopfes herabhängend. Nur die W^idder sind gehörnt, die Schafmütter aber immer hornlos. Die Hörner, welche an ihrer Wurzel weit von einander entfernt stehen, sind klein, kurz und schmächtig, und ver- schmälern sich allmählich gegen die stumpfe Spitze. Sie wenden sich schon von ihrem Grunde angefangen und ohne sich über den Scheitel zu erheben, in einem sanften Bogen nach aus- und rückwärts, und mit der Spitze nach vor-, ein- und etwas nach aufwärts. Ihre Ober- fläche ist nur an der Wurzel von Querrunzeln umgeben, im weiteren V^erlaufe aber glatt. Der Hals ist massig lang und ziemlich dünn, doch ohne schlaffen Hautlapperi oder sogenannten Glöckchen in der Kehlgegend. An der Vorderseite desselben zieht sich eine ziemlich schlaffe Wamme bis unterhalb der Brust herab. Der Leib ist eher etwas gedrungen als gestreckt, nicht besonders voll und in der Weichengegend ein- gezogen, der Widerrist ziemlich stark erhaben, der Rücken nur wenig gerundet und gesenkt, und die etwas eckige, abgeschliffene Croupe niederer als der Widerrist. Die Beine sind verhältnissmässig nicht besonders hoch, massig schlank und kräftig, die Hufe nicht 216 F i t z i n g e r. sehr kurz und stumpf zugespitzt. Der verhältnissmassig hinge und ziemh'ch dünne Schwanz, welcher tief bis unter das Fersengelenk herahhängt und heinahe bis an die Fessel reicht, ist seiner grössten Länge nach mit kurzen glatt anliegenden Haaren besetzt, gegen die Spitze zu aber länger behaart. Der Kopf, die Ohren und die Beine sind kurz und glatt anliegend behaart, der übrige Körper aber ist mit etwas längeren und lockereren, dicht gestellten, straffen, groben und glänzenden Haaren besetzt, die am Halse am längsten und auch mehr gelockert sind. Der Hals, der Rücken und die Leibesseiten sind hell röthlichbraun, und eben so die Ohren und die Oberseite des Schwanzes. Der Kopf, die Kehle, die Brust, der Bauch, die Unter- seite des Schwanzes und die Beine sind weiss. Das angolesische Kropfschaf wird, so viel bis jetzt bekannt ist, nur in Angola an der Westküste von Afrika gezogen. Es wird daselbst in ziemlich zahlreichen Heerden gehalten, die das ganze Jahr hin- durch unter freiem Himmel zubringen und denen nur eine sehr geringe Pflege von Seite ihrer Hirten zu Theil wird. Die Bewohner geniessen die Milch und das Fleisch, und benützen auch das Feil, das sie ger- ben und als Leder verarbeiten. Es scheint, dass die Entstehung dieser Race, welche in ihrer Heimath den Namen Zunu führt, nicht sehr weit und kaum über den Anfang des verflossenen .fahrhunderts zurückreicht. Doch wurde sie schon vor geraumer Zeit im Wege der Schifffahrt nach Persien gebracht, wo sie durch Vermischung mit dem Stummelschwanzschafe zur Entstehung einer neuen Race Veran- lassung gegeben hat. Das guineische Gloekenschaf. {Ovis longipes appetidiculata.) nrelns des Indes. Buffon. Hist. nat. T. XI. p. 3S9, 360. Adimnin oit f/rande brcbis des Indes. Buffon. Hist. nat. T. XI. p. 362. Bäier des Indes. Buffon. Hist. nat. T. XI. p. 396. t. 35. Ovis guineensis. L i n n e. Syst. naf. ed. XII. T I. P. 1. p. 98. Nr. 2. Indianisches Schaaf. Pallas. Beschreib, d. sibir. Schaaf. p. 62. Oins guineensis. Erxieben. Syst. regn. aniin. T. T. p. 253. Nr. 3. Schaf ans Indien. Buffon, Martini. Naturg. der vierf. 'riiiorc. B IX. p. 260, 26t. t. 17. Adimain oder grosses Schaf ans Indien. Buffon, Martini. Naturg. d. vierf. Thicre. B. IX. p. 265. Oeis Aries Adimain. Boddacrl. Eleiicii. Aniui. Vol. I. p. 148. Nr. 2. »j. über die Racen des zahmen Schafes. 217 Ovis Aries guineensis. Gnielin. Linne Syst. iiitt. ed. XIII. T. I. I*. I. p. 198. i,. Adimain ou gründe brebis des Indes. E n c y c I. in e t h. p. 35. Ovis Aries guineensis. Var. b. Seh re ber. Säugth. t. 294. B. Ovis ritstica. Guinea Schaaf. Walther. Racen u. Art. d. Schaafe. Aiinal. d. wetterau. Geselisch. B. II. p. 72. b. Cnpra Aries Guineensis. Fisch. Syn. Hammal. p. 492. Nr. 10. i. Ovis Aries longipes. Brandt u. Ratzeburg. Äledic. Zool. B. 1. p. 60. Nr. IM. Ovis Aries. Var. 1. Moruan ode r hochbeiniger Hammel. Tilesius. Haiisziege. Isis. 1835. p. 951. Nr. 1. Ovis Africuna. Jardine. Nut. Hist. of Rumin. Anim. P. II. p. 1(53. Aegoeeros Ovis longipes s. guineensis. Congo - Schlug. Wagner. Sclirelfci' Siiiigth. B. V. Th. I. p. 1439. Nr. 12. VII. e. Ovis aries guineensis s. longipes. Reichen b. Naturg. Wiederk. t. 58. f. 328. Hausschaaf. Ovis Aries. Var. guineensis. Schaaf von Guinea. Popp ig. Iliuslr. Naturg. B. I. p. 265. Nr. 5. f. 965. dextra p. 261. Das guineische Gloekeuschaf ist aller Waiirscheinlichkeit nach rill Blendling, der auf der Kreuzung des guineischen hochbeinigen Schafes (Ovis longipes guineensis) mit dem Congo-Schafe (Ovis longipes congensis) beruht und daher ein eitifacher Bastard ge- mischter Kreuzung. Es ist ungefähr von derselben Grösse, wie das letztere und fast eben so hoch gebaut. Der Kopf ist gestreckt, doch etwas kürzer als beim guineischen Schafe und die gewölbte Stirne geht fast unmittelbar in den gleichfalls ziemlich stark gewölbten Nasenrücken über. Der Unterkiefer ist beinahe von gleicher Länge mit dem Oberkiefer. Die mittelgrossen Augen sind hoch am Kopfe und nicht ferne von den Ohren gestellt. Die Ohren sind lang, unge- fähr von der halben Länge des Kopfes, ziemlich breit, stumpf zuge- spitzt, beinahe vollkommen abgeflacht und hängen fast schlaff an den Seiten des Kopfes herab. Das Männchen ist in der Regel gehörnt, das Weibchen aber immer hornlos. Die Hörner sind verhältniss- mässig klein, ziemlich kurz und dünn, und verschmälern sich nur wenig und allmählich gegen die stumpfe Spitze hin. Von ihrem Grunde an, wo sie sehr weit aus einander stehen, wenden sie sich, ohne sich über den Scheitel zu erheben, in einem ziemlich stark gekrümmten Bogen und immittelbar vor den Ohren nach seit-, rück- ab- und vorwärts, und kehren die Spitze wieder nach auf- und nach einwärts. Ihre Oberfläche ist in der unteren Hälfte von zahlreichen Querrunzeln umgeben, in der oberen aber glatt. Der Hals ist ziemlich kurz und dick, und am unteren Theile des Vorderhalses zieht sich eine ziemliche schlafi'e Wamme bis unter 218 Fitzinger. die Brust. Unterhalb der Kehle hängen zwei schlaffe Hautlappen oder sogenannte Glocken herab, welche ungefähr eine Länge von 2 Zoll 8 Linien haben. Der Leib ist nur wenig gestreckt und ziem- lich mager, die Seiten sind etwas eingefallen, die Weichen einge- zogen. Der Widerrist ist stark vorspringend, der Rücken schwach gerundet und gesenkt, und die Croupe ziemlich abgerundet, schief abgedacht und etwas niederer als der Widerrist. Die Beine sind sehr hoch und schlank, die Hufe ziemlich lang und stumpf zuge- spitzt. Der Schwanz ist verhältnissmässig lang und dünn, und reicht bis über das Fersengelenk herab. In den beiden oberen Drittheilen seiner Länge ist er mit kurzen glatt anliegenden Haaren besetzt, im letzten Drittel aber länger und heinahe quastenartig behaart. Die Behaarung ist ziemlich dicht und besteht grösstentheils aus steifen groben Haaren, die nur mit sehr wenig Wolle gemischt sind. Der Kopf, die Ohren und die Unterfüsse sind kurz und glatt anliegend, der Rücken, die Leibesseiten, die Oberarme und die Schenkel etwas länger und lockerer behaart. Am Halse, dem Widerriste, an den Schultern, auf der Brust und unterhalb des Vorderbauches ist das Haar beträchtlich länger, zottig und schwach gekräuselt. Die Fär- bung ist immer buntscheckig, und erscheint gelb- oder rothbraun oder auch schwarz auf schmutzig weissem Grunde gefleckt. Die dunkleren Flecken sind meistens gross, doch unregelmässig gestaltet und vertheilt. Der Kopf ist in der Regel weiss und von derselben Farbe sind auch die Unterfüsse und der grossere Theil der unteren Hälfte des Schwanzes; das Wollhaar ist grau. Hörner und Hufe sind schwarzgrau, die Iris ist gelblich. Das guineische Glockenschaf wird sowohl in Ober- als Nieder- Guinea gezogen, und wurde schon vor geraumer Zeit auch in Ost- Indien heimisch gemacht. Von dort her stammte auch jener Widder, (.\en Daubenton in Paris zu sehen Gelegenheit hatte und von welchem er eine kurze Beschreibung, so wie auch eine Abbildung im Buffon'schen Werke veröffentlichte. Seit jener Zeit ist diese Race wohl nur sehr selten mehr lebend nach Europa gelangt, denn meistens war es das reine, noch unvermischte guineische Schaf, welches in den verschiedenen Thiergärten von Holland, England, Frankreich und Österreich gehalten wurde. Wagner, der das guineische Glockenschaf nicht für eine Blendlingsrace betrachtet, ist der Ansicht, dass es nur eine durch äussere Einflüsse hervorgerufene f Übfr die Racen des zfihmen Schafes. 219 Abänderung des guineischen hochbeinigen Schafes sei, indem er es für wahrscheinlich hält, dass mit der Ausbreitung der schwarzen Farbe, die Hörner an Grösse abnehmen, die Ohren schlaffer werden und sich besondere Hautlappen in der Kehlgegend entwickeln. Das persische hochbeinig-e Schaf. (Ovis longipes persica.) Ovis Peregrina. Jon st. Hist. nat. Quadrup. t. 22. Mouton de Perse. Tavernier. Voyage. T. II. p. 379. Brebis de Perse. Buffon. Hist. nat. T. XI. p. 357. Brebis ä grosse queite de Perse. ß uff on. Hist. nat. T. XI. p. 362. Schaf aus Persien. Buffon, Martini. Naturg. d. vierf. Thiere. B. IX. p. 256. Schaf mit dickem Schwänze aus Persien. Buffon. Martini. Naturg. d. vierf. Thiere. B. IX. p. 264. Brebis ä grosse queue. E n c y ei. me th. p. 35. Ovis Africana. Persian Sheep. Jardine. Nat. Hist. of Rumin. Anim. P. II. p. 164. t. 16. Ovis aries persicus. R e i chenb. Naturg. Wiederk. t. 58, f. 325. Das persische hochbeinige Schaf ist eine wohl erst in neuerer Zeit entstandene ßlendiingsrace , welche auf der Vermischung des guineischen hochbeinigen Schafes (Ovis longipes guineensisj mit dem persischen Stummelschwan^schafe (Ovis pachycevca persica) beruht und daher ein sechsfacher Bastard gemischter Kreuzung zu sein scheint. Diese höchst ausgezeichnete und ihren äusseren Merkmalen zu Folge der Gruppe des hochbeinigen Schafes beizu- zählende Race weicht von allen übrigen zur selben Gruppe gehö- rigen Formen am meisten ab und erinnert durch die eigenthüm- liche Bildung seines Schwanzes an manche Formen des Fettschwanz- schafes, obgleich seine Abstammung durchaus eine verschiedene ist und die Fettablagerung an diesem Körpertheile vom Stummelschwanz- schafe auf dieselbe überging. In seiner Gesammtform hat es im AI gemeinen grosse Ähnlichkeit mit dem guineischen hochbeinigen Schafe und kommt mit demselben beinahe auch in der Grösse über- ein. Sein nicht sehr grosser Kopf ist etwas gestreckt , die Stirne ziemlich stark gewölbt und eben so der Nasenrücken, der durch eine seichte Einbuchtung von der Stirne geschieden wird. Die Schnauze ist verhältnissmässig hoch und ziemlich schmal , der Unterkiefer etwas kürzer als der Oberkiefer. Eine deutlich bemerkbare Fett- 220 FKzin^er. Kiihaufung ist auf dem Hiiiterhaupte und insbesondere in der Wan- gengegend abgelagert. Die Augen sind von mittlerer Grösse und ziemlich hoch gestellt, die Ohren lang, fast von der halben Länge des Kopfes, massig breit, stumpf abgerundet, beinahe flach und fast völlig schlalT an den Seiten "des Kopfes herabhängend. Widder sowohl als Mutterschafe sind vollkommen hornlos. Der ziemlich kurze, dicke Hals bietet am unteren Theile seiner Vorderseite eine massig starke scblalTe Wamme dar, welche bis unterhalb der Brust verläuft, doch befinden sich keine schlaffen Hautlappen oder sogenannte Glöckchen in der Kehlgegend. Der Leib ist deutlich gestreckt und ziemlich voll, der Widerrist stark erhaben, der Rücken gerundet, gesenkt und gegen das Kreuz zu auf- steigend, die Croupe rund, voll und etwas höher als der Widerrist. Die Brust ist massig breit, die Weichengegend schwach einge- zogen, der Bauch etwas hängend. Die Beine sind verhältnissmässig hoch und schlank, doch stark und kräftig, die Hufe ziemlich lang und zugespitzt. Der mittellange, schlaff herabhängende Schwanz, welcher nahe bis an das Fersengelenk reicht, ist ringsum mit kur- zen, glatt anliegenden Haaren besetzt und wird seiner ganzen Länge nach von einer Fettmasse umgeben, die an der Wurzel weniger als im weiteren Verlaufe hervortrilt, daher er auch oben beträchtlich schmäler, als gegen das breite, stumpf abgerundete Ende zu er- scheint. Gesicht, Ohren und Beine sind mit sehr kurzen, die übrigen Körpertheile aber mit etwas längeren, groben, straffen und glatt anliegenden glänzenden Haaren bedeckt, die ziemlich dicht gestellt und nur mit sehr wenig Wolle gemischt sind. Die Färbung des Kopfes und des grössten Theiles des Halses ist tief Sammtschwarz, während der übrige Körper scharf abgeschieden weiss erscheint. Die Hufe sind schwarz. Der Fettschwanz erreicht ein Gewicht von 10 — 12 Pfund, wovon S — 6 Pfund auf die Fettmasse entfallen. Das persische hochbeinige Schaf wird, so viel bis jetzt bekannt ist, nur in Persien, wo diese Race auch entstanden isl, gezogen. Es wird theils in ebenen, theils aber auch in gebirgigen Gegenden gehalten, und hie und da trifft man auch gi-össere Hcerden von dem- selben an. Den Sommer bringen dieselben in den höher gelegenen Gegenden, den Winter in den Thälern zu, wo sie gegen Kälte mehr geschützt sind; doch weiden sie das ganze Jahr hindurch stets unter freiem Himmel. Die Hirten verwenden viele Sorgfalt auf die Pflege über Hie Racen des zahmen Schafes. 221 ihrer Heerden und suchen dieselben mit Hilfe ihrer Hunde gegen die Anfälle von Raiibthieren zu schützen. Der Hauptertrag dieser Race bestellt in dem Fleische, das saftig, keineswegs besonders fett und auch überaus wohlschmeckend ist. Auch die Milch und das Fell werden benützt, und die Haut als Leder verarbeitet. Zu den Vor- zügen derselben gehört auch die Fruchtbarkeit der Schafmütter, die ein Erbtheil des guineischen hochbeinigen Schafes ist, denn häufig bringen dieselben so wie dieses, zwei Junge auf einen Wurf zur Welt, Nach Europa scheint das persische hochbeinige Schaf bisher nur ein einziges Mal lebend, und zwar nach Edinburgh in Schottland gebracht worden zu sein. Das Fezzan-Schaf. (Ovis longipes libyca.) Indianisches Schaaf. Schaaf von der Saharischen Wüste. Pallas. Beschreib. d. sibir. Schaaf. p. 62. Moiäoii a longues jambes. Fr. Cuvier et Geoffroy. Hist. nat. d. Mammif. tab. Capra Aries Guineensis. Fisch. Syn. Mammal. p. 492. Nr. 10. t. Ovis Aries longipes. Brandt u. Ratzeburg. Medic. Zool. B. I. p. 60. Nr. III. Ovis Africana. Jardine. Nat. Hist. of Rumin. Anim. P. II. p. 163. Aegoceros Ovis longipes s. guineensis. Hochbeiniges oder guineisches Schaf vonFezzan. Wagner. Schreber Säugth. ß. V. Th. I. p. 1433. Nr. 12. VII. Ovis aries guineensis s. longipes. Reichenb. Naturg. Wiederk. t. 38. f. 326. Das Fezzan-Schaf ist so wie das guineische, nur eine auf klima- tischen und Bodenverhältnissen beruhende Abänderung des über einen grossen Theil von West - Afrika verbreiteten hochbeinigen Schafes (Ovis longipes). In seinen körperlichen Formen kommt es vollständig mit demselben überein und die Hauptunterschiede, welche sich zwischen diesen beiden Racen ergeben, bestehen in der ver- schiedenartigen Behaarung und der etwas geringeren Grösse. Beim Fezzan-Schafe sind der Kopf sammt den Ohren und die Unterfüsse bis über das Hand- und Fersengelenk hinauf, mit kurzen glatt anlie- genden Haaren besetzt, während die übrigen Theile des Körpers merklich länger und etwas zottig behaart sind. Am längsten ist das Haar auf dem Widerriste, wo es einen mächtigen Wirbel bildet und sich strahlenförmig auseinander breitet, etwas kürzer dagegen an der Vorderseite des Halses längs der Wamme bis zur Brust, so wie auch an den Seiten des Halses und den Schultern. Die Färbung ist Sitzh. d. mathem.-iiaturw. Cl. XLI. Bd. Nr. 14. 1j 222 F i t z i n g: e r. meistens gelblichweiss, mit einigen grossen, unregelmässigen schwar- zen Flecken, das Gesicht rein weiss, mit einem grossen langgezo- genen schwarzen Flecken, der die Kopfseiten einnimmt, sieh über die Augen und Ohren verbreitet, und hinter dem Hinterhaupte zusammenfliesst. Der Schwanz ist meistens schwarz und gewöhnlich befindet sich auch ein kleinerer schwarzer Flecken oberhalb der Handgelenke, auf den Fersengelenken und an der Halswamme ober- halb der Brust. Die Hörner sind bräunlich hornfarben , die Hufe graulichschwarz. Die Iris ist gelblich. Die Schulterhohe eines erwachsenen Männchens beträgt 2 Fuss 8 Zoll. Das Fezzan-Schaf wird in den gebirgigen Gegenden der Land- schaft Fezzan im östlichen Theile der Wüste Sahara gezogen und wahrscheinlich auch im Gebiete der Tibbu's, das im Südosten von Fezzan liegt, so wie nicht minder auch in Senegambien. Nach Europa ist diese Race, so viel man weiss, bisher nur ein einziges Mal gebracht worden, indem der französische Consul in Tunis um das Jahr 1815 einen erwachsenen Widder, den er aus Fezzan erhalten hatte, in die königliche Menagerie im Jardin des plantes nach Paris sandte. Alles, was uns über diese Race bekannt ist, verdanken wir der Beschreibung und Abbildung, welche Friedrich Cuvier und Geoffroy Saint-Hilaire nach diesem Exemplare entwarfen und in ihrem grossen Werke über Säugethiere veröffentlicht haben. Irriger- weise verwechselten sie dieselbe aber mit dem Mähnenschafe, das eine durchaus verschiedene und ohne irgend einem Zweifel auch selbstständige Art in der Gattung der Scbafe bildet. Denselben Irrthum begingen auch jene Naturforscher, welche das guineische Schaf mit dem Mähnenschafe vereinigen zu sollen glaubten. Dieser Irrthum ist jedoch um so verzeihlicher, als das Mähnenschaf bisher nur ziemlich unvollständig bekannt war und erst in neuester Zeit wieder lebend nach Europa gebracht wurde. Das g-emähnte Fezzan-Schaf. (Ovis longipes jubata.) Ovin aries guineensia s. longipes. Reiohenb. Naturg. Wiederk. t. 58. f. 327. Das gemahnte Fezzan-Schaf muss nach den Merkmalen, welche seine äusseren Formen darbieten, für eine Blendlingsrace angesehen werden, welche ihre Entstehung der Vermischung des Fezzan- über die Racen des zahmen Schafes. 223 Schafes (Ovis longipes libyca) mit dem Mähnenschafe (Ovisjubata) verdankt und dürfte sonach ein einfacher Bastard reiner Kreuzunj^ sein. Diese Race, welche sowohl in den bergigen Gegenden von Fezzan im Osten der Sahara, als auch in dem angrenzenden Theile von Nubien und Scnnaar gezogen wird, ist etwas kleiner als das Fezzan-Schaf, doch beträchtlich grösser als das Mähnenschaf und hält in Ansehung seiner körperlichen Formen ungefähr die Mitte zwischen beiden. Der Kopf ist etwas weniger als beim Fezzan-Schafe gestreckt, der Nasenrücken minder stark gewölbt. Die Augen sind etwas grösser, und die schmäleren, etwas zusammengeklappten zugespitzten Ohren hängen nicht völlig schlaff an den Kopfseiten herab. Die Hörner, welche so wie beim Fezzan- und Mähnenschafe nur dem Männchen eigen sind, sind ziemlich lang und dick, gegen die stumpfe Spitze zu verschmälert und an der Oberfläche bis über ihre Mitte von zahlreichen Querrunzeln durchzogen. Von der Wurzel angefangen, wo sie ziemlich weit von einander entfernt stehen, wenden sie sich, ohne sich über den Scheitel zu erheben, nach seit- wärts und bilden eine starke Schneckenwindung nach ab-, vor-, auf- und rückwärts, wobei sich die Spitzen wieder nach abwärts kehren. Der Leib ist weniger gestreckt und voller, der Bauch mehr hängend und die Beine sind minder hoch. Der Schwanz ist wenig von dem des Fezzan-Schafes verschie. 261. Brebia d' Angola. E n c y c I. ni e tli. p. 34. über die Raceii des zahmen Schafes. 227 Domestic Sheep. Angola breed. Harn. Smith. Griff. Anini. Kingd. Vol. IV. p. 236. Capra Aries Guineeims Angolemis. Fischer. Syn. Mammal. p. 651. Nr. 10. i. d. Ovis Africana. Angola race. Jardine. Nat. Hist. of Rujnin. Anim. P. II. p. 166. Aegoceros Ovis longipes s. guineensis. Coqtio. W^agner. Schreber Säugth. B. V. Th. I. p. 1438. Nr. 12. VH. d. p. 1440. Das angolesische Mälinenschaf dürfte, so viel aus der kurzen Beschreibung zu entnehmen ist, welche wir über diese Race besitzen, eine Bastardbildung sein , die ihre Entstehung der Kreuzung des eigentlichen noch unvermischten Mähnenschafes (Ovis jubataj mit dem guineischen hochbeinigen Schafe (Ovis longipes giiineensisj zu verdanken hat und sonach ein einfacher Bastard reiner Kreuzung sein. Es ist zwar grösser als das erstere , ohne jedoch die Grösse des letzteren zu erreichen, so wie es auch in Bezug auf seine körper- lichen Formen zwischen diesen beiden Racen ungefähr das Mittel hält. Der Kopf ist nicht sehr stark gestreckt, die Stirne leicht ge- wölbt und von dem massig stark gewölbten Nasenrücken durch eine seichte Einbuchtung geschieden. Der Unterkiefer ist nur wenig kürzer als der Oberkiefer. Die Augen sind mittelgross, die Ohren ziemlich lang, doch kürzer als der halbe Kopf, nicht besonders breit, stumpf zugespitzt, etwas zusammengeklappt, und nach seit- und ziemlich stark nach abwärts gerichtet. Nur das Männchen ist ge- hörnt, das Weibchen aber immer hornlos. Die Hörner sind verhält- nissmässig ziemlich kurz, an der Wurzel nicht besonders dick und verschmälern sich nur wenig und allmählich gegen die stumpfe Spitze, während ihre Oberfläche bis gegen das glatte Ende hin von zahlreichen Querrunzeln umgeben ist. Von ihrem Grunde ange- fangen, wo sie sehr weit von einander entfernt stehen , bilden sie, ohne sich jedoch über den Scheitel zu erheben, eine schwach schneckenförmige Windung nach ab-, vor- und aufwärts, und kehren die Spitze etwas nach auswärts. Der Hals ist ziemlich kurz und dick , doch ohne Spur von Glöckchen, und vom unteren Theile des Vorderhalses zieht sich eine schlaffe Wamme bis zur Brust. Der Leib ist nur wenig gestreckt und voll, der Widerrist ziemlich stark erhaben , der Rücken gerundet und schwach gesenkt und die abgerundete, sant't abgedachte Croupe kaum niederer als der Widerrist. Der Bauch ist voll und hängend, die Weichengegend eingezogen. Die Beine sind nicht besonders 228 Fitzinger. hoch, doch stark und kräftig, die Hufe ziemlich kurz und stumpf zugespitzt. Der verhältuissn)ässig huige, nicht sehr dünne Schwanz, welcher bis an das Fersengelenk heiabreicht, ist dicht mit ziem- lich kurzen, gegen die Spitze zu aber etwas längeren Haaren be- setzt. Die Behaarung besteht grösstentheils aus kurzen, doch nicht besonders groben straffen Haaren , die hie und da mit weicherem wolligen Haare gemischt sind und lose am Körper anliegen. Nur das Gesicht, die Ohren und die Beine, bis gegen die Oberarme und die Schenkel hin, sind mit ganz kurzen, glatt anliegenden Haaren bedeckt. Am Halse und am Widerrist, insbesondere aber am Vor- derhalse, ist das Haar beträchtlich länger als an den übrigen Theilen des Körpers und bildet daselbst eine ziemlich starke Mähne, welche sich längs der Wamme bis nahe an die Brust hin zieht. Die Färbung ist bunt, aus Weiss und Bothbraun gefleckt, wobei die Grundfarbe weiss, die Flecken aber rothbraun, und stets von ziemlich grosser Ausdehnung sind. Nur um dieAugengegend befindet sich in derBegel ein grosser schwarzer rundlicher Flecken. Die Hörner sind schwärz- lichbraun, die Hufe graulichschwarz. Diese Race, welche hauptsächlich in Angola gezogen wird und daselbst unter dem Namen Coquo bekannt ist, wird ihrer weit bes- seren körperlichen Proportionen wegen viel mehr als das guineische und die übrigen Racen des hochbeinigen Schafes geschätzt. Sie wird in ihrer Heimath in zahlreichen Hecrden gehalten und ist für die dortigen Bewohner von sehr grosser Wichtigkeit, da sie ihnen nicht nur Fleisch und Milch liefert, sondern ihnen auch durch ihre Haut sehr nützlich wird, die ein vortreffliches Leder gibt. Das senegalische Mälinenschaf. (Ovis juhata scnegalensis.) Be'lier du Senegal. Adanson. Voyage au Senegal, p. 36. Bäier du Sene'ffalBudoa. Hist. nat. T. XI. p. 359. Adimain ou grande brehis du Senegal. Biiffon. Hist. nat. T. XI. p. 362. Murvanf. Buffon. Hist. nat. Supplem. T. HI. p. 68. J. 10. Scnegaliseher Widder. Buffon, Marlini. Naturg. d. vierf. Thicre. B. IX. p. 26i. Adimain oder grosses Sehaf am Senegal. Buffon, Marlini. Naturg. d. vierf. Tliiere. B. IX. p. 265. Chinesischer Morvanl. Buffon, Marlini. Naturg. d. vierf. Thiere. B. IX. p. 323, t. 24. über die Racen des zahmen Schafes. 2-^0 Ovis Aries guincoms. Gnielin. Linne Syst. nat. ed. XIII. T. I. P. I. p. 198. Nr. l". K. Be'lier du Senegal. Encycl. incth. p. 34. Adimain ou gründe brchis du Senegal. Encye I. meth. p. 35. Avis Aries guineensis. Var. c. Sehr eher. Siiugtli. t. 294. C. Ovis aries longipes. Dcsmar. Mainmal. p. 489. Nr. 741. Var. A. (Zum Theile.) Ovis aries. Mouton a longues jamhes ou le Morvau. Lesson. i\Ian. de Mammal. p. 400. Nr. 1048. 1. (Zum Theile.) Ovis Aries guineensis. Isid. Geofl'r. Dicf. class. d'hist. nat. T. XI. p. 268. (Zum Theile.) Capra Aries Guineensis. Fisch. Syn. Mammal. p. 492. Nr. 10. i. Ovis Aries longipes. Brandt u. Ratzehurg. Medic. Zool. B. 1. p. 60. Nr. 111. Ovis Aries. Var. i. Moruan oder hochbeiniger Hammel. Tilesius. Hauszie<,'e. Isis. 1833. p. 9S1. Nr. 1. Aegoceros Ovis longipes s. guineensis. Hochbeiniges oder guineisches Schaf von Senegambien. Wagner. Schreber Siiugth. B. V. Th. I. p. 1436. Nr. 12. VII. Aegoceros Ovis longipes s. guineensis. Muana Conquo. Wagner. Sehr eher Süugth. B. V. Th. I. p. 1438. Nr. 12. VII. d. p. 1440. Aegoceros Ovis longipes s. guineensis. Congo- Schlag. Wagner. Schreber Siiugth. B. V. Th. I. p. 1439. Nr. 12. VII. c. Mouton domestiquc. Var. a. Ovis aries longipes. Desmar. D'Orbigny Uii-t. d'hist. nat. T. Vlll. p. 414. Nr. 4. a. (Zum Theile.) Das senegalische Mähnenschaf ist his jetzt zwar noch ziem- lich unvollständig bekannt, doeli scheint es keinem Zweifel zu unter- liegen, dass es eine Bastardrace sei, die wahrscheinlich auf der Vermischung des eigentlichen oder reinen Mähnenschafes (Ovis jnbata) mit dem guineischen Glockenschafe (Ovis longipes appen- diculata) beruht, wornach es für einen doppelten Bastard gemischter Kreuzung betrachtet werden könnte. In Ansehung seiner Körperform im Allgemeinen nähert es sich mehr der letzteren als der ersteren dieser beiden Racen, während es bezüglich der Behaarung wieder mehr mit dem Mähnenschafe übereinkommt. Es ist etwas kleiner als das guineische Glockenschaf und auch niederer als dieses gebaut. Sein Kopf ist nicht besonders stark gestreckt, die Stirne schwach gewölbt und durch eine seichte Einbuchtung von dem nur massig stark ge- wölbten Nasenrücken geschieden. Der Unterkiefer wird vom Ober- kiefer nur wenig überragt. Die Augen sind von mittlerer Grösse, die Ohren ziemlich lang, etwas kürzer als der halbe Kopf, nicht besonders breit, stumpf zugespitzt, schwach zusammengeklappt und nach seit- und stark nach abwärts geneigt. Nur die Widder sind 230 Fitiinger. gehörnt, die Schafmütter aber immer hornlos. Die Hörner sind ver- hältnissmässig ziemlich kurz, an ihrem Grunde nicht sehr dick, und nur wenig und allmählich gegen die stumpfe Spitze zu verschmälert. Auf ihrer Oberfläche sind dieselben von zahlreichen Querrunzeln umgeben, welche sich erst gegen das glatte Ende zu verlieren. Sie stehen an ihrer Wurzel weit von einander entfernt und wenden sich, ohne sich über den Scheitel zu erheben, nach seit- und abwärts, und im letzten Drittel ihrer Länge auch nach vor- und etwas nach einwärts. Der ziemlich kurze dicke Hals bietet an seiner Vorderseite eine schlaffe Wamme dar, welche sich bis unter die Brust hin zieht, doch sind in der Regel schlaffe Hautlappen oder sogenannte Glöckchen in der Kehlgegend nicht vorhanden. Der Leib ist schwach gestreckt, sehr dick und voll, der Widerrist ziemlich stark erhaben, der Rücken gerundet und etwas gesenkt, und die abgerundete, schwach abge- dachte Croupe etwas niederer als der Widerrist. Der Bauch ist voll und hängend, die Weichengegend eingezogen. Die Beine sind ver- hältnissmässig nicht besonders hoch, aber ziemlich stark und kräftig, die Hufe nieder, lang und stumpf zugespitzt. Der verhältnissmässig lange, doch nicht sehr dünne Schwanz, welcher bis zum Fersen- gelenke reicht, ist ringsum dicht von ziemlich kurzen Haaren umge- ben, die jedoch gegen die Spitze zu bedeutend an Länge zunehmen. Das Gesicht, die Ohren und die Beine, bis gegen die Oberarme und Schenkel, sind mit kurzen, glatt anliegenden Haaren besetzt. Der Rücken, die Leihesseiten, die Oberarme, die Schenkel und der Bauch, werden von längeren, nicht besonders groben und beinahe völlig straffen Haaren bedeckt, die ungefähr 3 Zoll in der Länge haben, lose am Körper anliegen, und mit weicheren wolligen und schwach gekräuselten Haaren gemischt sind, wodurch die Behaarung an diesen Körpertheilen beinahe ein gewelltes Aussehen erhält, und an ihrer Oberfläche auch weicher und feiner als an ihrem Grunde erseheint. Am Halse und dem Widerrist ist das Haar beträchtlich länger und gröber, vorzüglich aber an der Vorderseite des Halses, wo es eine Länge von 10 Zoll erreicht und eine lockere starke Mähne bildet, die sich bis unterhalb der Brust hin zieht. Eine ähnliche, aber aus etwas kürzeren Ilaaren gebildete Mähne verläuft längs der Ober- seite des Halses bis über den Widerrist, während die Seiten des- selben von noch kürzeren Haaren bedeckt werden. über die Raceii des nahmen Schafes. 231 Die Färbung scheint mancherlei Verschiedenheiten darzu- bieten, doch ist sie meistens um Leibe, den Oberarmen und den Schenkehi hell fahlgelblich und eben so am Kopfe, wo sie jedoch häufig' dunkel gefärbte Stellen zeigt. Die Mähne an der Vorder- seite des Halses ist aus rothgelben und grauen Haaren gemischt, während jene auf der Oberseite desselben fast einförmig grau er- scheint. Die kurz behaarten Theile der Beine sind dunkel gelb- braun, in'sRöthliche ziehend, und niclit selten finden sich auch helle fahle Abzeichen an den Füssen. Der Schwanz ist grösstentheils hell fahlgelblich und weiss. Bisweilen sind der Kopf, die Halsmähne und die Beine aber auch schwarz oder rothbraun, die übrigen Körper- theile hingegen fahlgelblich oder gelblichweiss gefärbt. Die Hörner sind schwärzlichbraun, die Hufe graulichschwarz. Die Körperlänge eines erwachsenen Widders beträgt 3 Fuss 7 Zoll , die Länge des Schwanzes 1 Fuss ä'/o Zoll, die Höhe am Widerrist 2 Fuss 9^/^ Zoll, und an der Croupe 2 Fuss 8 Zoll. Das senegalische Mähnenschaf wird sowohl in Senegambien als auch in Angola gezogen, und wurde von da aus bis nach Ost- Indien und selbst bis nach China verpflanzt. In beiden Ländern wird es, so wie in seiner ursprünglichen Heimath, in grossen Heerden gehalten , die zu allen Jahreszeiten Tag und Nacht unter freiem Himmel zubringen. Die Einwohner benutzen von demselben das Fleisch, die Milch und das Fell, und schätzen diese Race auch höher als die verschiedenen Racen des hochbeinigen Schafes. In Senegambien werden die Widder niemals verschnitten und wahrscheinlich auch in Angola, wiewohl hierüber keine bestimmte Angabe vorliegt. Der Name, welchen das senegalische Mähnenschaf in Angola führt, ist Muana Conquo. Nach Europa ist dasselbe lebend bisher nur äusserst selten gebracht worden, und die erste Beschreibung und Abbildung, welche wir durch Bü ff on von demselben erhielten, stammt von einem Widder, der im Jahre 1774 unter dem Namen Morvnnt de la Chine auf der Messe zu St. Germain öffentlich zur Schau gestellt war. Das marokkanische M ä h n e n s c h a f . {Ovis jubata Numida.) Ovis riintica Tafileter Scliaaf, Walttier. Racen u. Art. d. Sctiaat'e. Annal. H. wetterau. Gesellscli. B. II. p. 72. d. 232 Fitzinger. Domestic Skeep. Marocco hreed. Ham. Smith. Grift'. Anitn. Kingd. Vol. IV. p. 326. Capra Arien gnineensis Nwnida. Fisch. Syn. IVfanimal. p. 651. Nr. 10. t. b. Ovis Africana. Marocco hreed. Jardinc. Naf. Hist. of Rumin. Anim. P. II. p. 166. Aegoceros Ovis loiu/ipes s. guineensis Hochbeiniges oder guineisches Schaf von Tnfitet. Wagner. Schrcber Säugth. B. V. Th. I. p. 1436. Nr. 12. VII. Aegoceros Ovis longipes s. guineensis, Zoniha. Wagner. Schreber Säugth. B. V. Th. I. p. 1438. Nr. 12. VII. d. y. 1440. Das marokkanische Mähnenschaf kann , nach Allem was wir über dasselbe bisher wissen, für einen Blendling betrachtet werden, der aus der Kreuzung des eigentlichen, noch unvermischten Mähnen- schafes (Ovis jubata) mit dem senegalischen Mähnenschafe (Ovis jubata senegalensis) hervorgegangen ist und wäre sonach als ein doppelter Bastard gemischter Kreuzung anzusehen. Diese Race, welche in mehreren Gegenden von Marokko, insbesondere aber in der Provinz Tafilelt gezogen wird, steht sowohl in Ansehung ihrer Grösse, als auch ihrer körperlichen Merkmale, zwischen ihren beiden Stammältern in der Mitte. Der Kopf ist etwas gestreckt, die Stirne sehr schwach gewölbt und von dem ziemlich stark gewölbten Nasen- rücken durch eine seichte und kaum merkliche Einbuchtung ge- schieden. Die beiden Kiefer sind fast von gleicher Länge, die Augen mittelgross und ziemlich hoch am Kopfe stehend. Die nicht beson- ders langen Ohren, welche ziemlich schmal und kürzer als der halbe Kopf sind, sind stumpf zugespitzt, etwas zusammengeklappt und nach seit- und abwärts geneigt. Das Männchen allein nur ist gehörnt, das Weibchen aber immer hornlos. Die Hörner sind ziemlich kurz, an der Wurzel nicht besonders dick, schwach gegen die stumpfe Spitze zu verschmälert und auf der Oberfläche ihrer grössten Länge nach der Quere nach gerunzelt, gegen die Spitze zu aber völlig glatt. Sie stehen sehr weit von einander entfernt, wenden sich schon von ihrem Grunde angefangen und ohne sich über den Scheitel zu erheben, nach seitwärts und bilden einen massigen Bogen von rück- nach ab- utid vorwärts, wobei sie sich mit der Spitze wieder etwas nach ein- utid aufwärts kehren. Der ziemlich kurze dicke Hals bietet am unteren Theile seiner Vorderseite eine schlatTe Wamme dar, welche sich bis unterhalb der Brust hin zieht, doch mangelt jede Spur von schlafl" herabhängenden Hautla]>pen oder sogenannten Glöckchcn in der Kehlgegend. Der über die Raeen des zahmen Schafes. 233 Leib ist nur sehr schwach gestreckt, doch voll, der Widerrist ziem- lich stark erhaben, der Rücken gerundet und etwas gesenkt, die Croupe abgerundet, sanft abgedacht und etwas höher als der Wider- rist. Der Bauch ist voll und hangend und die Weichengegend einge- zogen. Die Beine sind keineswegs besonders hoch , doch ziemlich stark und kräftig, die Hufe verhältnissmässig etwas lang und zuge- spitzt. Der im Verhältnisse zum Körper beträchtlich lange, doch keineswegs sehr dünne Schwanz, welcher bis an das Fersengelenk herabreicht, ist in seiner oberen Hälfte mit kürzeren, in seiner unteren mit längeren straffen Haaren besetzt. Das Gesicht, die Ohren und die Beine, bis gegen die Oberarme und die Schenkel, sind von kurzen, glatt anliegenden Haaren bedeckt, während das Haar an den übrigen Theilen des Körpers weit länger und auch mehr abstehend ist. Am Widerrist und dem Halse, insbesondere aber an der Vorder- seite desselben, ist das Haar am längsten und bildet eine ziemlich starke und schwach gewellte Mähne, welche sich bis gegen die Brust hin zieht. Die Färbung des Körpers ist weiss, mit einigen wenigen zer- streut stehenden, grossen, schwach röthlichbraunen Flecken, während die Halsmähne durchaus von rothbrauner Farbe ist. Die Hörner sind schwärzlich, die Hufe schwarzgrau. Die Zucht dieser Race scheint jedoch nicht auf Marokko allein beschränkt, sondern auch auf Angola ausgedehnt zu sein, wie aus den Berichten von Reisenden deutlich zu ersehen ist. In Marokko wird sie in sehr ausgedehnter Weise betrieben , indem die Mauren und Beduinen, welche dieses weit ausgedehnte Land bewohnen, höchst zahlreiche Heerden von derselben unterhalten. Aber auch in Angola werden grosse Heerden von dieser Race angetroffen. Sie erfordert in ihrer Heimath nur eine sehr geringe Pflege und bringt das ganze Jahr hindurch unter freiem Himmel zu. Die Benützung ist dieselbe wie beim senegalischen und angolesischen Mähnenschafe. Der Name, welchen diese Race bei den Angolesen führt, ist Zomba. In diesem Versuche über die Abstammung der verschiedenen Racen des zahmen Schafes sind fast alle von den Naturforschern in den zoologischen Schriften bis jetzt beschriebenen Formen aufgeführt und so weit es das vorhandene Material gestattete, auch möglichst genau beschrieben. Es versteht sich wohl von selbst, dass hierdurch dieser Gegenstand noch keineswegs vollständig erschöpft sei und dass es noch viele Formen gibt, die in dieser Aufzählung fehlen. Ein 234 F i t 7. i n g: e r. iiichl unbeträchtlicher Theil derselben mag wohl in den zahlreichen landwirthschaftlichen Schriften enthalten sein, welche insbesondere in neuerer Zeit, den Racen der Haus-Säuf^i'ethiere grössere Aufmerk- samkeit widmen. Dieselben konnten hier aber keine Berücksichtigung linden, theils weil mir die meisten dieser Schriften völlig unzu- gänglich blieben, theils aber auch weil viele Beschreibungen in den- selben so gehalten sind , dass man kaum mit irgend einer Sicher- heit die Race erkennen oder näher deuten kann. Es sei mir gestattet, hier noch einen kurzen Überblick über das Resultat meiner Untersuchungen zu geben. Die Gesammtzahl der in der vorliegenden Abhandlung be- schriebenen SchafTormen beträgt 106, von denen 10 meiner Ansicht zu Folge als Stammarten betrachtet werden müssen. Von diesen kommt aber heut zu Tage nur mehr eine rinzige, nämlich das kurz- schwänzige Schaf (Ovis brachyura) in einigen wenigen Gegenden noch im völlig wilden Zustande vor, während die übrigen vielleicht schon seit Jahrtausenden vollständig in den Hausstand übergegangen sind. Von diesen 106 verschiedenen Formen müssen ihren äusseren Merkmalen zu Folge 7 dem Fettsteissschafe (Ovis steatopyga),^ dem Stummelschwanzschafe (Ovis pachycerca) , 1 0 dem kurzschwänzigen Schafe (Ovis brachyura), 4 dem Zackelschafe (Ovis Strepsiceros) , 50 dem Landschafe (Ovis AriesJ, 8 dem Fettschwanzschafe (Ovis platyura), 5 dem langschwänzigen Schafe (Ovis doUchura), 4 dem Hängohrschafe (Ovis catotis) , 9 dem hochbeinigen Schafe (Ovis longipes) und 4 dem Mähnenschafe (Ovis jub ata} zugetheilt werden. Darunter befinden sich 40 Racen, welche auf klimatischen und Boden- verhältnissen zu beruhen scheinen, von denen 4 dem Fettsteisss<*hafe (Ovis steatopyga), 7 dem kurzschwänzigen Schafe (Ovis brachyura), 2 dem Zackelschafe (Ovis Strepsiceros), 16 dem Landschafe (Ovis Aries), 4 dem Fettschwanzschafe (Ovis platyura), 3 dem langschwänzigen Schafe (Ovis dolichura) und 4 dem hochbeinigen Schafe (Ovis longipes) angehören. Das Stummelschwanzschaf (Ovis pachycerca), das Hängohrschaf (Ovis catotis) und das 'SVÄhwewf'Ch'Ai (Ovis jubata) bieten, so viel bis jetzt bekannt ist, keine klimatischen Abänderungen dar. Von den sonach noch erübrigenden 63 Formen scheint nur eine einzige eine Zuchtvarietät zu sein, während alle anderen 62 Racen unzweifelhaft Bastarde sind. über die Racen des zahmen Schafes. 23o Die hier angeschlossene Tabelle giht einen Uberbliek der von mir ausgesprochenen Ansicht bezüglich der Abstammung der in der vorliegenden Arbeit ausgeführten Racen, I. Abkömmlinge des Fettsteissschafes (Ovis steatopyga), A. Auf klimatischen und Bodenverhältnissen beruhende Abän- derungen. 1. Das tatarische Fettsteissschaf ^0««« steatopyga tatarica), 2. das capische Fettsteissschaf (^Oois steatopyga capensis), 3. das mongolische Fettsteissschaf (Ovis steatopyga mongolica) und 4. das daurische Fettsteissschaf ("Oü/s steatopyga dauricaj. B. Dreifacher Bastard reiner Kreuzung. 1 . Das kirgisische Fettsteissschaf (Ovis steatopyga kirgisica). C. Dreifacher Bastard gemischter Kreuzung. 1. Das kalmückische Fettsteissschaf (Ovis steatopyga Calmucco- rumj. D. Vierfacher Bastard reiner Kreuzung. I. Das burätische Fettsteissschaf ^Oy/s steatopyga buraeticaj. II. Abkömmlinge des Stummelschwanzsehafes (Ovis pacliy- cerca). A. Fünffacher Bastard reiner Kreuzung. 1 . Das Fettsteissige Stummelschwanzschaf (Ovis pachycerca recur- vicauda). B. Sechsfacher Bastard reiner Kreuzung. 1. Das gemahnte Stuinmelscbwanzschaf ^Oris pachycerca jnbataj. 236 Fitzin-er. C. Sechsfache Bastarde gemischter Kreuzung. 1. Das inailagascai'istlK.' Stiiirunelscliuanz.scliaf (Ovis lyachycerca madaguscariensis) und 2. das persische Stummelschwanzschaf (Ovis pachycerca per- sica). 111. Abkömmlinge des kurzschwänzigen Schafes (Ovis hrachyura) . A. Auf klimatischen und Bodenverhältnissen beruhende Abänderungen. 1. Das nordische kurzscliwänzige Schaf fOfis brachyiira horealisj , 2. das Hebriden-Schaf (Ovis bracliyura hebridica), 3. das Shetlands-Schaf (Ovis bracliyura zetlandica) , 4. das deutsehe Heidescliaf (Ovis bracliyura campestris), 5. das französische Heideschaf (Ovis bracliyura gaUica), 6. das spanische Heideschaf (Ovis bracliyura hispauica) und 7. das schottische Heideschaf (Ovis bracliyura scotica). B. Halbbastarde reiner Kreuzung. 1. Das dänische Schaf (Ovis bracliyura danica) und 2. das Orcaden-Schaf (Ovis bracliyura orcadica). C. Halbbastard gemischter Kreuzung. 1. Das \\Qh{e.\M&c\\Q ]Ae.\'\QS(i\\A^ (Ovis bracliyura liolsaticaj. IV. Abkömmlinge des Zackelschafes (Ovis Strepsiceros) . A. Auf klimatischen und Bodenverhältnissen beruhende Abänderungen. 1. Das cretisclie Zackelschaf (^(^y/« Strepsiceros cretensisj und 2. das waliachische Zackelschaf (Oy«s Strepsiceros dacicusj. B. Halbbastard reiner Kreuzung. 1. Das türkische Zackelschaf (OiJis Strepsiceros turcicus). C. Einfacher Bastard reiner Kreuzung. 1. Das ungarische Rasko-Schaf (^Oy/.s- Strepsiceros arietinusj. über die Raeen des zahmen Schafes. 237 V. Abkömmlinge des Landschafes (Ovis Aries). Ä. Auf klimatischen und Bodenverhältnissen beruhende Abänderungen. 1. Das niacedonische Schaf (Ovis Aries yarnassicus), 2. das italienische Schaf (Ovis Aries italicus), 3. das spanische oder Merino-Schaf (Ovis Aries hispanicusj, 4. das französische Schaf {Ovis Aries gallicusj, 5. das deutsche Schaf (Ovis Aries germanicus), a) das gemeine deutsche odei* Zaupelschaf (Ovis Aries germa- nicus rusticus) und b) das schlichtwollige deutsche Schaf (Ovis Aries germanicus lunosus), 6. das englische Schaf (Ovis Aries anglicus), a) das Waleser Schaf (Ovis Aries anglicus cambriaciis) , b) das englische Heideschaf (Ovis Aries anglicus campestris), c) das Norfolk-Schaf (Ovis Aries anglicus norfolcieiisis) , d) das Cheviot-Schaf (Ovis Aries anglicus zevioticus), e) das Lincoln-Schaf (Ovis Aries anglicus lincoloniensis) , f) das Devon-Schaf ^Ot'i's Aries anglicus devoniensis) , g) das Durhani-Schaf (Ovis Aries anglicus dunelmensis) und h ) das friesische Schaf (Ovis Aries anglicus frisius), 7. das irlandische Schaf (Ovis Aries hibernicus), a) das irländische Marschschaf (Ovis Aries hibernicus longi- pilis) und b) das Wicklo w-Schaf ('Oy/s Aries hibernicus lageniensis) . B. Auf Zucht und Cultur begründete Abänderung. 1. Das spanische Seidenschaf ("Oiv's Aries hispanicus sericeus). C. Halbbastarde reiner Kreuzung. 1. Das Berry-Schaf (Ovis Aries gaUicus bitiiriensis) , 2. das normannische Schaf (Ovis Aries gallicus normannus), 3. das fränkische Schaf (Ovis Aries germanicus franconicusj, 4. das edle deutsche Schaf (Ovis Aries germanicus nobilis), zum Theile, Sitzb. d. malbem.-natmw. Cl. XU. Bd. Nr. 14. 16 238 Fit/, iu-or. 5. das Cumberland-Sehaf (^Ovis Aries nnglicus cumbriacus), 6. das Hereford-Schaf (^Ovis Aries nnglicus herfordiensis) und 7. das Leicester-Schaf (Ovis Aries (iiifjfieus licestriensisj. D. Halbbastarde gemischter Kreuzung. 1. Das Sologiie-Schaf (Ovis Aries gdllicas solonieiisis), 2. das Ai'demien-Schaf (Ovis Aries gallicus arduennicus) , zum Theile, 3. das lialbedle deutsche S(.'\vLT .Meteorit vnii Slialkii in Baiifoorali und iler I'iddiiigluiiit. 2bo erriclitotcii Oeologieal Siirvoy ühorfrat^en «ordoii waren, so schrieb ich gleichzeitig in der Aiigelegeiilieit eines einzuleitenden Tausches sowohl an Herrn Oldham, als an den Secrclär der Gesellscliaft, Herrn W. S. Atkinson. Ich bringe den beiden iiochveiehrlen Her- ren hier meinen innigsten Dank dar, für die freundlich-wohlwollende Aufnahme, welciie sie sowohl meinen V^orschlägen angedeihen Hessen, als auch der erfolgreichen Empfehlung, in einem durch dieselben und Herrn Dr. Tliomson gebildeten Comite, welches bei der Gesellschaft die Aufnahme bestens befürwortete, der Gesellscliaft selbst aber für dieses so bereitwillige und herzliche Entgegenkommen unserer Anerbietungen. Während die Ausgleichung durch Gegensendungen in den Ver- handlungen der betrelTenden Museen selbst vorbereitet und durch- geführt werden, entspringen aber aus den Untersuchungen selbst mancherlei Ergebnisse, welche allmählich durch Arbeit gewonnen, es Wühl verdienen, zur wissenschaftlichen Kenntiiiss genommen zu werden, und darunter habe ich eben heute die Ehre Einiges vorzulegen, was sich auf den so höchst eigenthündichen Shalka- Meteoriten bezieht. Der verewigte hociiverdiente Forscher Pid ding ton, gab einen höchst werthvolien Bericht über den Fall und den Meteoriten selbst 9» welcher indessen, so viel ich ausfindig maciien konnte, in keinem europäischen Werke die so wohlverdiente Würdigung gefunden hat. Im Gegentheile finden sich hin und wieder manche Angaben , welche selbst an und für sich eine weitere Forschung zu veranlassen geeignet gewesen wären. Aus Herrn Dr. Geo. Buist's Bombay Times entnimmt Herr Rev. Baden Powell-) folgendes Seite 47 : „Wir erhielten Nachricht von dem F'alle eines merkwürdigen Aerolithen, welcher sich bei dem Dorfe Sulker, unweit Bissempore am 30. November 1850 um 3 Uhr Nachmittags zugetragen. Der Fall war von einer Explosion begleitet, die einem Kanonenschuss ') Exinidnaüon und Analij.sin uf tfie Skalka Meteorite (Zillah West Burdwan). Bij Henry Piddiiiijton, Curator of the Museum of Economic Geoloijy. Journal oft lie Aniatic Society of Benyal for 1832, Bd. XX, S. 299. -) Oll Observalions of Meteors; continued from the Report ISöO. By the Rev. Baden Powell, M. A., F. B. S., Savilian Professor of Ueometry , in the University of Oxford. Report of the Twenty-first Meeting of the British Association for the Advanceinent of Science held at Ipswich in July 18St. Reports. P. I. Es ist dies der vierte von Herrn Baden P o w e 1 l's wichtig-en Berichten. 254 Hnidin-er. ähnlich gewesen sein soll. Der Stein drang gegen vier Fuss in den Grund ein. Herausgegraben fand man ihn 3 »/j Fuss im Umfange, gegen 1 i/o. Wir hören, Capitain Hannington hat dessen Besitz erworben, und wird ihn an die Asiatic Society schicken". Ferner (Seite 29) in dem Verzeichnisse seihst „Meteorstein gefallen, drei Fuss im Umfang; sogleich ausgegraben". EinAuszug davon „Sulker bei Bissempore" findet sich in Georg V. Bogusla wski's Schrift: „Zehnter Nachtrag zu Chladni's Verzeichniss der Feuermeteore und herabgefallenen Massen in Poggendorft"s Ergänzungsband \\. 18ö4, Seite 383". Ohne Angabe der Quelle hat Herr Dr. Otto Buchner „Sulker bei Bissempore" den Umfang 21/3 bis Sy.. Fuss, die Bemerkung, dass keine wissenschaftliche Notizen bekannt sind, und dass sich der Meteorit in der Sammlung der asiatischen Gesellschaft in London befindet 9. In dem so wichtigen Essay on Meteorites, von Herrn B. P. Greg ist in dem freilich sehr kurz znsammengefassten Ver- zeichnisse) angegeben: „Bissempore, Stein," und wohl durch Zufall „3 Fuss Durchmesser" . Ich kann nur bedauern, dass es mir unter unserer gegenwärtigen Gepflogenheit nicht zukommt, einen nach meinem Wunsche nahe an eine Übersetzung des wichtigen Pi d()() H o r n s t c i n. Seite matt geschliffen, auf der anderen geschwärzt ist. In die Schwärze ist eine Theilung eingeschnitten, weiche sich durch ein kleines Lämp- chen von rückwärts erleucliten lässt, und sich als hell? Scale auf dunklem Grunde darstellt. Ein Index oder Nonius auf der festen gleich- falls geschwärzten Glasplatte i dient zur Ablesung der Scala. Bei meinem Mikrometer sind die Intervalle der Scala so berechnet, dass ein Intervall genau einer ßogenminute entspricht. Der Nonius gibt unmittelbar y« der Minute oder iO Secunden, Durch Schätzung lässt sich fast noch die einzelne Secunde gewinnen, eine Genauigkeit, die weit grösser, als es hier überhaupt nöthig ist. IV. Methode der Beobachtong oud Yorthcile derselben. Man stellt beim Beginne der Beobachtung das Fernrohr im Sinne der Declination auf die Mitte der zu beobachtenden Zone. In dieser Lage bleibt dasselbe unverändert stehen, so lange man in der- selben Zone beobitchtet. Mittelst des kleinen Hilfsfernrohres und Spiegels wird nun ein Hilfsstern in's Hauptfernrohr reflectirt , der je nach der Helligkeit der noch zumessenden Sterne auszuwählen ist, und dessen Bild mittelst der beiden Schlüssel , welche eine Drehung des Spiegels möglich machen , fort und fort nahe im Centrum des Gesichtsfeldes erhalten. Der benützte Hilfsstern wird im Beob- achtungsbuche notirt, um die Wirkung der Absorption der Atmosphäre während der Dauer der Beobachtung in Bechnung ziehen zu können. Von dieser Wirkut)g wird man sich beinahe unabhängig machen, wenn man als Hilfssterne vornehmlich Sterne in der Nähe der Poles oder des Zenithes auswählt, woran nie Mangel sein wird. Sobald ein Stern, dessen Helligkeit innerhalb jener Grenzen liegt, die man sich zur Messung gesteckt hat, im Gesichtsfelde erscheint, wird man während er den vollkommen freien, von der Glasplatte nicht be- deckten Theil des Gesichtsfeldes durchzieht, die Schieber in die geeignete Stellung bringen, so dass das Bild des Sternes dem des Hilfssternes an Helligkeit gleichkommt. Hierauf wird die Zeit des Antrittes an die Lamelle notirt und die Einstellung für die Declination gemacht, und nun die Declinationsscala, sowie die beiden Schieber- scalen abgelesen, und die geschätzte Grösse des Sternes notirt. l'her Helligkeitsmessiiiigeii liüi kleinen Fixsternen. 267 Ich weiMje hei einer späteren Gelegenheit die Beschreibung eines Photometers niittheilen, mittelst dessen sich Sterne von ganz beliebiger Helligkeit messen lassen, indem für die helleren Sterne das Princip des Deckens des Objectives beibehalten, für die schwäche- ren dagegen die Lichtabschwäcliting miltelst keilförmiger Neutral- gläser adoptirt wird. Hat man durch Anwendung eines solchen Apparates auch nur wenige Sterne aus einer auf die eben beschriebene Weise beobachteten Zone photometrisch bestimmt, so ist hierdurch der Anschluss an alle Zonensterne ermöglicht, für welche jene gewissermassen als Fundamentalsterne dienen. Die Vortheile, welche so angeordnete Zonenbeobachtungen bieten, sind vornehmlich: Geringe Abhängigkeit von der Absorption der Atmosphäre ; die Helligkeit des Hintergrundes ist eliminirt; die Beobachtungsmethode ist auf beliebig kleine Sterne anwendbar, ja für kleinere vielleicht noch vortheiliiafter als für grössere; Einfach- heit des Apparates und die Möglichkeit, denselben an jedem Fernrohre leicht und bequem anzubringen; Helligkeitsmessung und Ortsbestim- mung des Sternes geschieht zugleich. Vergleichang der Asteroiden mit Fixsternen; fielligkeitsephenieriden für die Asteroiden. Schon bei Gelegenheit der Entdeckung der ersten vier Aste- roiden am Anfange dieses Jahrhunderts haben Gauss und Olbers darauf hingewiesen, wie nützlich es wäre, diese kleinen Planeten mit benachbarten Fixsternen von nahezu gleicher Helligkeit, so oft als es thunlich, zu vergleichen. Auch Herr Prof. Ar'gelander hat vor mehreren Jahren in einem sehr interessanten Aufsatze, der sich im XLII. Bande der astronomischen Nachrichten, Seite 177 u. f. vor- findet, diesen Gegenstand aufs Nachdrücklichste hervorgehoben und verschiedene Andentungen gegeben, welche bei derartigen Be- obachtungen von Nutzen sein können. Er sagt darin unter anderem : „Wenn wir die kleinen Planeten in möglichst verschiedenen Abständen von Sonne und Erde mit einer Reihe gut gewählter Fixsterne verglei- chen, nun aus jenen die Lichtmengen nach photometrischen Gesetzen berechnen, die wir von den Planeten in den einzelnen Stellungen erhalten, so werden uns dadurch die Verhältnisse der einzelnen 268 " o r 11 s t e i II. Grösscnclassen, wenigstens bis zur 6. hinauf (durch Vesta) bekannt werden, und es könnte dadurch eine Scala gebildet werden, nach der sich die Beobachter bei ihren Grössenschätzungen sicher richten könnten." — Man kann aber noch weiter gehen und so oft als mög- lich einen oder mehrere Asteroiden, etwa mit Hilfe des oben be- schriebenen Zonen-Photometers, mit allen benachbarten Fixsternen von beiläufig derselben Helligkeit vergleichen, und so eine förmliche Aufnahme einzelner Zonen des Himmels be\\erkstelligen. Diese Messungen, welche freilich nur sehr beschränkten Werth haben, so lange man eine einzelne Zone für sich betrachtet, können aber durch entsprechende Verknüpfung höchst werthvoll werden. Und zu einer solchen Verknüpfung bietet die Natur uns gewissermassen selbst die Hand, wie aus dem Folgenden ersichtlich wird. Wenn man es unternimmt, zur Bestimmung der Helligkeit von klei- nen Fixsternen die Asteroiden zu benützen, so ist es für einen bestimmte n Beobachter nicht nöthig, eine allzugrosse Anzahl dieser Körper hierzu zu verwenden. Es wird vielmehr besser sein , einen oder einige wenige aus ihnen zu wählen, und sie fort und fort durch die ver- schiedensten Helligkeitsstufen hindurch zu verfolgen. Falls sich, wie es sehr wünschenswerth wäre , eine grössere Anzahl von Beobachtern zu solchen Messungen bereit finden würde, so wäre ohnedies hier- durch die Gelegenheit geboten, durch angemessene Vertheilung eine bedeutendere Zahl von Asteroiden zu diesem Zwecke mitwirken zu lassen. So könnte z. B. Vesta sehr bequem vom Beginne des Sep- tember 1860 bis Mai 1861 ununterbrochen verfolgt werden, während welcher Zeit sie von der 8-9 bis zur 6-7 Grösse wächst, nach der Opposition (im Jänner 1861) bis zum Mai 1861 wieder bis ungefähr zur 9. Grösse herabsinkt. Entsprechend gewählte Hilfssterne (bei Anwendung der obigen photometrischen Vorrichtung), deren reflec- tirte Bilder es gestatten vornehmlich alle Sterne zwischen der 6. und 9. Grösse mit Vesta zu vergleichen, setzen otfenbar, abgesehen von einer etwaigen Veränderlichkeit der Vesta , den Beobachter in Stand, eine vollständige Aufnahme des Himmels rücksichtlich der relativen Helligkeit der Sterne von den zuletzt genannten Grössen in der gan- zen Gegend durchzuführen, durch welche der scheinbare geocentri- sche Lauf der Vesta hindurchgeht. Ja es wird dem Beobachter nicht die geringste Schwierigkeit machen, solche Hilfssterne auszuwählen, dass Vesta bald zu den hellsten, bald zu den schwächsten der mit ihr Ülier Heilig keitsmessiingeii Uv'i kleinrii Fixsleriien. 2 Öl) verglichenen Sterne gehört; wodurch die Grenzen für die Messungen noch beträchtlich erweitert werden. Vielleicht könnte es hierdurch gelingen, im Verlaufe der nächsten Sichtbarkeit der Vesta , alle Sterne etwa von der 4. bis zur 9. oder 10. Grösse, welche in dem Räume von 7'' bis O*" oder 10'' der Rectascension, und von 18" bis 26" nördlicher Declination vertheilt sind, wiederholt in Bezug auf ihre Helligkeit mit diesem Asteroiden zu vergleichen. Ähnliches gilt bezüglich jedes anderen Asteroiden. Die Messungen könnten so be- rechnet werden, dass als Endresultat die Verhältniss zahl der Helligkeit des Sternes zur mittleren Oppositions- helligkeit des betreffenden Asteroiden erscheint. Um die Berechnung dieser Beobachtungen zu erleichtern, habe ich Herrn R. Sonn dorfer, der sich hier sehr fleissig mit Astro- nomie beschäftigt, veranlasst, Ephemeriden für die Hellig- keit der sämmtlichen Asteroiden während des Jalires 1860 mit Rücksicht auf ihre jeweilige Phase zu be- rechnen. Herr Sonndorfer hat diese Arbeit bereitwillig über- nommen und mit grosser Sorgfalt ausgeführt; sie folgt am Schlüsse dieses Aufsatzes. Nennt man H die Helligkeit eines Asteroiden für irgend welches Datum, mit Rücksicht auf die Phase, und h die mittlere Oppositionshelligkeit, so geben die Ephemeriden den n Quotienten — von 10 zu 10 Tagen. Ausserdem ist noch die Angabe der Grösse nach der von Herrn Prof. Stampfer gegebenen Formel <), ebenfalls mit Berücksichtigung der Phase, beigegeben , da auch diese Grössenzahlen in vielen Fällen nützlich sein können. Bei diesen Grös- senangaben liegen jene Werthe für die mittleren Oppositionshellig- keiten zu Grunde, welche Herr Prof. Bruhns aus den bisherigen Schätzungen erhalten hat, und die er so gefällig war, mir zu dieser Rechnung zur Disposition zu stellen. Von besonderer Wichtigkeit wäre es, die Asteroiden dann unter einander zu vergleichen, wenn sie mit einer nicht zu sehr verschie- denen Helligkeit nahe an einander vorübergehen, gleichviel ob dies eine blos optische Zusammenkunft oder ein wirkliches nahes Zusam- menkommen in einer der Bahnnähen ist. Auf diese Conjunctionen hat auch schon Argelander a. a. 0. aufmerksam gemacht. Sie geben 1) Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wi.ssenseliafteii. 1831. *i70 II o 1- II s t ei II. Über Hi'lli^^keilsinessuiig'en bei kleinen F'ixsteinen. nicht Ulli' das Verhältniss der mittleren Heilig; keit der betreffenden Asteroiden, sondern können auch als Verbin- dungsglieder gebraucht werden, um die relativen Helligkeiten a 1 1 e r S t e rn e, die mit e i n e rn d i e se r Asteroiden verglichen sind, mit den Resultaten zusammenzuhalten, welche mittelst des zweiten dieser Himmelskörper gewonnen sind. Um die Aste ro id en -Coli j u netio neu schnell und leicht mit einem Blicke zu überschauen, habe ich es für das Zweckmässigste gehalten den Lauf der Asteroiden griiphisch darzustellen, und zwar, um ein allzugrosses Zusammendrängen von Linien zu vermeiden, für jeden Monat ein besonderes Kärtchen zu entwerfen. Die Ausführung dieser Kärtchen, den Lauf der Asteroiden vom April bis December 18G0 darstellend', verdanke ich Herrn Soiindorfer. Sie sind riebst einigen sie botreffendeii Bemerkungen diesem Aufsatze beigefügt. Aus diesen Karten wird man insbesondere auch jene Asteroiilen her- aussuchen können, welche nahe gleiche Declination haben, ohne in Rectascension besonders nahe zu stehen; diese können bei der oben vorgeschlagenen Beobachtungsweise nach Zonen sehr bequem direct mit einander verglichen werden. Sollten sich diese Kärtchen, so wie die oben erwähnten Helligkeits-Ephemeriden des Beifalles der Astronomen erfreuen, so werde ich dieselben auch für die folgenden Jahie rechtzeitig mittheilen. Bemerknngen zo den Karten für den Lauf der Asteroiden. Die Karten dehnen sich über alle Stunden der Rectascension aus. In Declination erstrecken sie sich vom Äquator bis 30 Grade nördlicher und südlicher Declination. Der Weg, den jeder Asteroid während des betreffenden Monates zurücklegt , ist durch eine ganz ausgezogene Linie angedeutet, an deren Anfang, d.h. an jenes Ende, wo der Asteroid am ersten Tage dieses Monates steht, die Nummer des Planeten gesetzt ist. Zuweilen, wenn viele Linien nahe zusam- menfallen, stehen diese Nummern in einiger Entfernung von den zugehörigen Bahnstücken; sie sind jedoch mit denselben durch punk- tirte Linien verbunden. Nur Atalante welche eine zu hohe Declina- tion erreicht, fehlt in den drei letzten Kärtchen. Jlorii.sleiii l't'ber llflli^'kpitsiri«'.s.siin!»Vn bei kleiiieiTii Ki.vNleriicn. Taf I. ^vru?,^ />>. j. A^i; d r,.i:Kj:''i Staats diuckerei. Sit'/.ung-sl).(lk.Akadd W. jualh.iiatunv. ('l.XLlBd.M?15.|860. Homstein . ('ber Helligkeilsnipssunöpn bei kleinen Fixslernen . / IntMI. I I I 1 I , r-. — \ — /^A- ■ I 1^ i i I B J I I I- ■^ e 1 1 -1 X 3. "1 -ft- ä: -ü— -ä- ^^ 5 _s« -)- — t =^ . s s 8 i % 5 J h- -F ^ ^ — Sf- -^4iiii >r ^ s l^\ ^ — V5 e-H ^• sf — — »- \ <5 u i / 7^ 5i= 5 N «^ — — i*" k s -^ -1 *■ —h tA ^a ~ =^ f^ 5)- -(S ^ M . -ih^ z 1 V - n —ff qt »^ r ^ - ? ^= i — -1- z A= -8 f^ ■< - H^- ^— -% z^: riiJ: ^— o ~ «s— -^ i» — ! ^^ — — — f- ■^s — -^ z — ^ ~ — ^ =^ -V z — i z ö ' — -V- ^A- — V — V ~ ~ ^v z* ~ _5. — - — % fc f — * -^^ 1*^ z ^S^ — — 5 — — - \ — * N, =1= -^t ^tlpb — ' — »fe /.ji ' !V> — "^ --a — ^ — =:> — ^ M^ — «? 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Honisleiu. über Helligkeitsniessungen bei kleinen Fixslemen ^^_ . Taf.DT. Silziiiio-.sb.dk Akad.JU'. iiiadi.iiatiinv.fl.XLl.Bd.N" 15, 1860 Gpiieiourideii für ilie Helli(;keiteii dtT Asteroiden im .laiiie 1860. ^71 Epliemeriden für die Helligkeiten der Asteroiden im Jahre 1860. Von Rudolf I^OQodorfer. (Voro^elegt in der Sitzung am 19. April 1860.) Die grosse Veränderlichkeit der Helligkeit der Asteroiden, welche diese wegen ihrer verschiedenen Entfernungen von der Erde erleiden, bietet ein vorzügliches Mittel dar, zwischen ihnen und den Fixsternen Grössenschätzungen durchzuführen. Diese Idee wurde bereits von mehreren Astronomen angeregt, besonders aber von Herrn Professor Argelan d er (Astron. Nachr. XXXXlIj, welcher Vorschlägt, durch sorgfältiges Vergleichen mit passend gewählten Sternen sich unter diesen eine Art Grössenscala zu bilden. Herr Dr. Hornstein lenkt nun in einem diesem vorangehenden Aufsatze die Aufmerksamkeit neuerdings auf diesen Gegenstand hin. und deutet einige Hilfsmittel an, mittelst deren diese Vergleichungen noch einer bedeutenden Erweiterung fähig wären. Da nun hiezu die genauen relativen Helligkeiten sämmtlicher Asteroiden nicht nur in der Nähe derOpposition, sondern für jedeZeit unbedingt nothwendig sind, so versuchte ich im folgenden über Aufforderung des Herrn Dr. Hornstein, dessen freundlicher Belehrung ich mich immer- während erfreue, für die Helligkeit eine Formel abzuleiten, in welcher auch die Phase berücksichtiget ist, da diese oft einen bedeutenden Einfluss ausübt; und nach dieser nun die Ephemeriden der Helligkeiten sämmtlicher Asteroiden zu berechnen. Betrachten wir einen dieser kleinen Planeten in Beziehung zur Sonne und Erde, so ist bekanntlich die Helligkeit umgekehrt pro- portional dem Quadrate der Entfernung, ist demnach r die Entfernung 2 / *J S o II II il o r f e r. des Planeten von der Sonne, J die von der Eido, so ist, woiiii man mit // die Helligkeit bezeichnet k 11 = ..2J2 Dieses 11 hängt aber oOenbai- auch ab von der Grösse jener bcli'uchteten Fläche, die unserem Auge sichtbar ist, nämlich von der Phase, und zwar wird diese dem H direct proportional sein. Bezeichnen wir sie mit f, so haben wir als genauere Formel für die Helligkeit Nun wäre der Werth von /'zu ermitteln. In Folge der Ar)alogie der Asteroiden mit den übrigen Planeten unseres Sonnensystemes wird es uns wohl gestattet sein, bei denselben die Kugelgestalt vorauszusetzen. Mit dieser Voraussetzung wollen wir aber noch annehmen, dass die Sonne den Planeten genau zur Hälfte beleuchtet, und dass ein Beobachter von der Erde aus auch genau die halbe Oberfläche des Planeten sieht. Diese Annahmen rechtfertigen sich auch; denn sucht man die Difi'erenz zwischen der wirklich beleuchteten Fläche des Planeten und der halben Oberfläche der vorausgesetzten Kugelgestalt, so ergibt sich für dieselbe ein Werth, den man innerhalb der Grenzen dieser Bechnung füglich der Null gleich setzen kann. Bezüglich der zweiten Annahme ist nur zu bemerken, dass sich dieselbe durch die kleinen Dimensionen und grossen Entfernungen dieser Himmels- körper rechtfertiget. Unter dieser Voraussetzung ist nun , wenn p den Halbmesser des Planeten bezeichnet wo

0. 277 18GÜ Aslraea Helliskeil Grösse Atalante Helligkeit | Grösse Jiiniipr i 11 21 31 Februar 10 20 März 1 11 21 31 April 10 20 30 Mai 10 20 30 .liini 9 19 29 Juli 9 19 29 August 8 18 September 7 17 27 October 7 17 27 November 6 16 26 Decemiior G 16 26 36 + ' 6 + 29 + 52 + T6 + 99 -r 123 + 160 + 192 + 234 2449 2433 2484 2336 2612 2711 2834 2994 3186 3420 , 3697 +''' 4009 4401 4830 3296 3778 6237 6603 6784 6868 6698 6373 3863 3323 4773 4238 3792 3383 3041 2748 2303 2300 2137 1992 1879 1787 + 312 + 392 + 429 + 466 + 482 + 479 -f 346 + 181 + 84 — 170 — 323 -510 — 540 — 350 — 517 — 466 — 407 — 344 — 293 — 245 — 203 — 163 -145 — 113 — 92 — 73 0-1714 0'1660 11-32 11-32 11-31 11-28 0- 0- 0- 0- 11-23 11-21 11-16 11-10 0- 0- 0- 0- 1103 10-96 10-88 10-79 0 0- 0- 0- 10-69 10-59 10-49 10-39 0- 0- 0- 0- 10-30 10-23 10-22 10-21 0- 0- 1- 1- 10-23 10-29 10-37 10-48 1- 1- 1- 1- 10-60 10-72 10-83 10-97 1- 1- 2- 2- 11-08 1119 11-29 11-38 2- 2 2- 3- 11-46 11-34 11-61 11-66 3- 3- 3 3- 11-71 11-74 3- 3- -3833 • 3884 •3960 -4063 •4191 •4346 •4332 •4747 5000 •3283 >608 •5975 •6383 •6843 7336 7927 •8361 •9266 ■0051 ■ 0920 ■1886 •2962 •4133 ■3475 ■6970 •8654 •0501 ■2603 •4830 ■7308 •9899 •2419 A, + 49 + 70 + 103 + 128 + 135 + 186 + 215 + 253 + 285 + 323 + 367 i- 410 + 460 + 511 -!- 57 1 + 634 + 703 + 785 + 869 + 9G6 + 1076 + 1191 + 1322 + 1495 + 1684 + 1847 + 2102 + 2247 + 2438 + 2591 + 2320 + 2248 + 660 — 514 — 1960 ■6321 +'''' 6981 ■6467 ■4507 1536 — 2 9 7 1 13-53 13-32 13-30 13-47 13-44 13-40 13-36 13-31 13-25 13- 19 13-13 1306 12-99 12-92 12-84 12-75 12-67 12-38 12-30 12-41 12-31 12-22 12 12 12-02 11-92 11-82 H-71 11-61 11-51 11-41 11-31 11 22 11-15 11-10 11-08 11-10 11-15 11-25 Sit/.l). d. iiiiitlieni.-iialiii'W. Cl. XL!, i!d. Nr. lö. 19 278 S o 11 n (1 o r f (• r. K e 1 1 0 M a C a II i 0 p e I8G0 Helligkeit Grösse Helligkeit (irösse Jänner 1 11 0-1581 ,^' 0-1391 i 12-30 12-29 0-1985 ,'^' 0-2134 +''' 11-25 11-18 21 31 0-1611 t 0-1646 + 11 12-28 12-25 0-2261 +1;' 0-2377+;- 11-12 11-05 Februar 10 0-1695 ^ ^^ 12-22 0-2540 , 10-97 20 0-1761 + '^'^ 1218 0-2760 +"" 10-89 Rliirz 1 11 0-1841 + ^'l 0-1942 +;•;; 12-13 12-08 0-3015 +!^^ 0-3320 im 10-80 10-69 April 21 31 10 20 0-2064 , 0-2213 +'*'^ 0-2387 +*'* 0-2598 +^** + 24t 12- 00 11-92 11-84 11-76 0-3669 ^^ 0-4066 Y,^,l 0-4515 t 0-4976 +*•" + 478 10-58 10-47 10-36 10-26 Mai 30 10 20 30 0-2839 0-3119 J^''*' 0-3433 im 0-3764 t + 3ß2 11-66 11-56 11-46 11-36 0-5454 , 0-5873 +**' 0-6191 +^"* 0-6361 "^ — 8 10-16 1007 10 02 9-99 Juni 9 0-4126 ^ 11-26 0-6353 9-99 19 0-4466 j"^"^" 11-17 0-6173 -\l' 10-02 Juli 29 9 0-4753 +-^'' 0-4940 +"'■' + 37 11-10 11-06 0-5852 "*^' 0-5445 _*J^ 10 08 10-16 19 0-4997 11-05 0-^001 ^^^ 10-25 29 0-4915 ~ ■'*- 11-08 0-4556 **! 10-35 August 8 0-4745 ~*'" 1110 0-4141 10-45 18 0-4462 ~^^-^ — 342 11-17 0-3765 _lll 10-55 28 0-4120 11-25 0-3437 ,^, 10-65 September 7 0-3752 ~^'''^ 1 1 - 36 0-3154 ,J, 0-2912 , : 10-75 17 0-3400 ~^-*- 11-47 10-83 27 0-3073 -'-^ — 290 11-58 0-2707 _]l; 10-91 ücfober 7 17 27 0-2783 0-2529 -•"* 0-2314 -;;; 1 1 • 68 1 1 • 79 11-88 0-2538 , 0-2397 *; 0-2281 '**' 10-98 11-04 11-09 November 6 0-2133 Jjg 11-96 0-2188 _ l^ 1114 16 0-1980 12- 04 0-2117 11-18 26 0-1856 -''* 12-12 0-2063 ^* 11-21 Deccmbcr 6 0-1751 -'«' 12-18 0-2023 *! 11-23 16 01664 ~ ^■^ — 63 12 24 0-1986 — 22 11-25 26 0 1601 12-28 0 1964 11-20 36 O-lool 12-32 0-1969 + ^ 11-25 EldiPtiu'ridoii für di<> IIellif»keit dor Asteroiden iiti Jahre 1800. 279 C al y ps 0 Ceres 1860 Helligkeit firösse Helligkeit Grösse Jänner 1 0-1160 /"' 13-84 0-2698 '^' 8-81 11 0-1160 + " 13-84 0-2519 ~ ''■•' 8-92 21 0-1168 + ^l 13-83 0-2372 ~ **^ 8-95 31 0-1188 + 11 13-81 0-2250 ^;- — 9y 9-01 Februar 10 0'i213 ^ ,„ 13-79 0-2151 9-06 20 0-1254 + "*" 13-75 0-2073 ~ '^ 9-10 März 1 0-1303 + *^ 13-71 0-2012 " '■' 9-13 11 0-1366 + ^J 13-66 0-1970 " ''- — 2S 9-16 2t 0-1443 , ^^ 0-1S37 + ;! 13-60 0-1942 9-19 31 13-53 0-1930 ~ '- 919 April 10 0-1652 +**' 13-45 0-1927 ~ ^ 9-19 20 0-1791 +*^^ + 108 13-36 0-1939 "^ *- + 23 918 30 0-1959 13-26 0-1962 9-16 Mai 10 0-2162 ^lll 13-16 0-2001 + ^^ 914 20 0-2404 +;;- 1304 0-2055 + ^* 9-11 30 0-2702 +''' + 352 12-91 0-2123 + "^ + 83 9-08 Juni 9 0-3054 12-78 0-2208 9-03 19 0-3492 +*^^ 12-64 0-2312 + *"* 8-98 29 0-4002 ■^^"' 12-50 0-2436 + ^'^ 8-92 Juli 9 0-4630 ^''^^ + Ü94 12-34 0-2597 + ^•'^' + 18G 8-85 19 0-5324 12-18 0-2783 8-78 29 0-6104 +''^^ 1204 0-2995 + -*- 8-70 August 8 0-6966 +*'^- 11-89 0-3260 + -''^ 8-61 o 18 0-7761 +''' + TOO 11-77 0-3589 + ^'^ + 3G4 8-51 28 0-8461 11-68 0-3953 8-41 September 7 0-8924 +*''^ 11-62 0-4411 + *^^ 8-29 17 0-9059 +*^'' 11-60 0-4959 + ^*** 8-16 27 0-8899 "'*'*' — 412 11-62 0-5609 T *^"'*' + 767 8-03 October 7 0-8487 „^„ U-68 0-6376 , 7-89 17 0-7902 "'**' 11-76 0-7266 t '■'" 7-75 27 0-7301 "*'■*'* 11-85 0-8238 "^ ^'- 7-62 November 6 0-6687 ~JJJ 11-95 0-9258 +'"'" + 961 7-50 16 0-6110 1204 1-0219 7-39 26 0-5621 ~^^ 1213 1-0986 + ^''^ 7-30 December 6 0-5178 -*!^ 12-22 1-1428 + '*' 7-26 16 0-4817 ~lll 12-29 1-1437 + ^ — 379 7-25 26 0-4495 12-37 1-1048 7-29 36 0-4205 "~-^'* 12-44 1-0345 ~ '"^ 7-37 19* 280 S o n n il o r f e r. t r (■ e 1) • r i s 1860 Helligkeit <;riis.se Helligkeit Grösse JSnnci- 1 0-2652 J^' 13 03 0-7306 ,^' 11 65 11 0-2738 l 86 12 99 0- 8042 ]; 736 11-54 21 0-2848 \_ 110 12-95 0 8802 ' 760 11-45 31 0-2986 ^ 13S 168 12-91 0 9492 t 690 397 11-36 Februar 10 0-3154 . 12-85 1- 0089 ^ 11-29 20 0-3362 1 208 12-78 1 0451 + 362 11-25 März 1 0-3609 t 247 12-70 1 0492 "*" 41 11-25 11 0-3920 ^ 311 338 12-62 1 0232 _ 260 530 11-28 21 0-4258 , 12-53 0 9682 11-33 31 0-4682 424 12-42 0 8953 729 11-42 April 10 20 0-5145 T 0-5682 ^ 463 337 580 12-32 12-22 0 0 8148 7330 _ 805 818 766 11-52 11-64 30 0-6262 ^ 1211 0 6564 11-76 Mai 10 0-6847 ' 5S5 12 02 0 5862 702 11-88 20 0 7426 , 579 11-92 0 5261 601 12-00 30 0-7871 V 44j 264 11-85 0 4745 316 443 12-11 Juni 9 0-8135 , 11-82 0 4300 12-21 19 0-8157 22 11-82 0 3917 383 12-31 29 0-7901 256 11-85 0 3598 319 12-41 Juli 9 0-7438 463 621 11-92 0 3330 268 224 12-49 19 0-6817 12-02 0 3106 12-57 29 0-6152 663 12-13 0 2919 187 12-66 August 8 0-5457 695 12-25 0 2763 136 12-69 18 0-4824 _ 633 55S 12-40 0 2633 _ 130 105 12-74 28 0-4266 12-53 0 2528 12-79 September 7 0-3777 489 12-65 0 2446 82 12-82 17 0-3363 414 12-77 0 2381 63 12-85 27 0-3016 347 292 12-89 0 2335 _ 46 30 12-88 Oi'tober 7 0-2724 13-00 0 2305 12-89 17 0-2479 245 13-11 0 2291 , 14 12-90 27 0-2276 203 13-20 0 -2295 ]; 4 12-90 NovemluT (! 0-2107 169 1S9 13-28 0 2313 ^ 18 37 12-89 16 0-1968 13-35 0 2350 ^ 12-87 26 0-1853 511 13-42 0 -2406 ", 36 12-84 Decembcr 6 0-1758 95 13-48 0 2480 T; 74 12-81 16 0-1681 77 (;o 13-53 0 2577 ; T 97 120 12-76 26 0-1621 13-57 0 2697 12-71 36 0-1575 46 13-00 0-2852 ^^ 13 5 12-65 Ephertierideii für die Ilellig-kcit der Asteroiden iin Jalii'e 1860. 281 E g e !• 1 a E II g t> II 1 a I>iOü llellifrkeit (inisse Heiligkeit (irösse .liiiiner 1 1-2460 ^' 916 0-7036 ^' 11-48 11 1-3453 "-'^ 9 08 0-6639 '■^^' 11-54 21 1-4131 ^ "^'^ 9-02 0-6221 *'^ 11-62 31 1-4349 "' '■^'^ — 300 9-01 0-5639 ^*'- - 518 11-72 Februar 1(1 1-3989 9-03 0-5141 11-83 20 1-3210 "" 9-10 0-4635 ~ ;"^ 11-94 März 1 1-2126 *"** 9-19 0-4181 " Jj; 12 05 11 1-0906 ^ '--" — 1211 9-31 0-3800 ,; — 341 12 15 21 0-9695 9-43 0-3439 12-25 31 0-8559 "^^ 9-57 0-3181 ^'* 12 34 April 10 20 0-7555 -•""* 0-6680 _^ «- 9-70 9-84 0-2947 -^* 0-2753 - ''' — i«i 12-42 12-49 30 0-5934 9-97 0-2392 12-56 Mai 10 0-5304 " "-"^ 10-09 0-2461 " *^' 12-61 20 0-4765 -"^'-^ 10-21 0-2354 - '"^ 12-66 30 0-4313 ~ *•■- - 380 10-31 0-2268 ^^ — 66 12-70 Juni 9 0-3933 10-41 0-2202 12-73 19 0-3612 "^-' 10-50 0-2153 ''^ 12-76 29 0-3338 -'* 10-39 0-2119 ~ ^* 12-78 Juli 9 0-3105 "^ — 199 10-67 0-2099 ;;^ -" 12-79 19 0-2906 10-74 0-2094 12-80 29 0-2737 ~ ""^ 10-80 0-2106 X *^ 12-79 August 8 0-2594 '*^ 10-85 0-2122 + "^ 12-78 18 0-2474 '-" — 101 10-91 0-2159 + 11 12-76 28 0-2373 10-96 0-2207 , , 12-74 September 7 0-2289 ^ ^* 11-00 0-2268 X l[ 12-71 17 0-2220 ^ ^^ 11-03 0-2352 "^ *** 12-67 27 0-2166 ~ ^* — 39 11-06 0-2460 T **"* + 124 12-62 October 7 0-2127 11-08 0-2584 , ,^„ 12-36 17 0-2101 ~ -^ 11-09 0-2729 t 0-2908 '[" ''^ 12-30 27 0-2090 ~ " 11-10 12-43 November 6 0-2092 ^ - + 15 11-10 0-3125 T -^' + 259 12-36 16 0-2107 11-09 0-3384 , 12 27 26 0-2137 "^ ^" 11-07 0-3710 ;;; *"^ 12-18 December 6 0-2182 + *^ 0-2246 + " 1105 0-4078 "^ ^*'* 12-07 16 11-01 0-4325 -" ''' 11-96 + S3 4- 563 26 0-2329 10-97 0-5088 11-84 36 0-2436 ^ *"' 10-92 0-5747 + •^'^ 11-71 282 Sonn d o r f e r. E II II 0 m a E II p h r 0 s y II (' 18Ü0 Hellig^keit Grösse Ih-Iligkeit Grösse Jaiiiier 1 0-1747 ^^' 10-39 0-3528 ^'^ 12-43 11 0-1808 + '"' 10-35 0-3415 "^ 12-46 21 0-1881 7 " 10-31 0-3320 ^^ 12-49 31 0-1975 + '' + 113 10-26 0-3243 _ J 12-52 Feljiirar 10 0-2088 , 10-19 0-3192 12 53 20 0-2225 t ''' 10-12 0-3166 , . 12 54 März 1 0-2390 "*" '*^^ 10-04 0-3166 l ^ 0-3192 T ' 12-55 11 0-2598 t ^"^ 9-96 12-54 + 227 + 49 21 0-2825 , ^^, 9-87 0-3241 12-52 31 0-3109 t ^ * 0-3452 + l'l 0-3869 Z 9-76 0-3312 X 11 12-50 April 10 20 9-65 9-53 0-3406 T; /■' 0-3527 T 12-47 12-43 + 498 + 152 30 0-4367 ^ ^., 9-40 0-3679 , 12-38 Mai 10 0-4981 t '^'"^ 9-26 0-3864 ]; **'•' 12-33 20 0-5720 X "'^ 0-6655 t ^^^ + 1089 911 0-4090 "^ ^^'' 12-26 30 8-94 0-4361 ^ "1 12-19 Juni 9 19 0-7744 0-9134 +1390 8-78 8-60 0-4682 0-5058 _r ' 12-12 12-04 29 1-0683 t 8-43 0-5511 T; 11-95 Juli 9 1-2487 +•**«* + 2062 8-26 0-6056 T ^*^ + 650 11-85 in 1-4549 , 8-09 0-6706 , 11-73 August 29 8 1-6537 Y^^^ 1-8403 \^^'^'^ 7-95 7-84 0-7500 + ''* 0-8432 ^ ^^- 11-61 11-48 i8 1-9705 i'2«~ + 499 7-77 0-9571 J"?! 11-35 28 2-0204 7-74 1-0946 , 11-20 September 7 1-9922 -^- 7-75 1-2593 +'«*^ 1105 17 1-8916 -''"' 7-81 1-4559 i*^"« 10-89 27 1-7446 ~**'' — 1593 7-90 1-6787 7^--^ + 2526 10-74 October 7 1-5854 ._ 8-00 1-9313 10-59 17 1-4231 "^'^ 8-12 2-1901 ];^^*® 10-45 27 1-2747 ~'*^* 8-24 2-4466 T ^^^' 10-33 November 6 1-1420 *^" — 1145 8-36 2-6470 l'»*** + 1080 10-24 16 1-0275 8-47 2-7550 10-20 26 0-9298 ^'^ 8-58 2-7766 + ^""^ 1019 Decembcr 6 0-8463 ^'^^ 8-68 2-6691 '''" 10-23 16 0-7758 ^"^ — 598 8-77 2-4935 "•"'' — 1993 10-31 26 0-7160 8-86 2-2942 10-40 36 0-6647 " ^'^ 8-94 2-0756 ~-**'^' 10-51 Eplienieriden für die Helligkeit der Asteroiden im Jahre 18G0. 283 E 11 r 0 |i a E u t e r i» ! 18G0 llelligiccit Grilsse Helligkeit (iriisse Jänner 1 0-1904 J"'^ 11-80 0-1107 ^' 12-59 11 0-1923 t '' 11-79 0-1106 ^ * 0-1113 + ' 0-1128 "; '^ + 23 12-59 21 0-1955 t ,0 11-77 12-58 31 0-2004 + + 05 11-74 12-57 Februar 10 0-2069 , ,, 0-2154 T 11-70 0-1153 , 0-1187 + ^* 12-54 20 11-66 12-51 März 1 U 0-2259 + - 0-2386 + [l[ 11-61 11-55 0-1231 + ** 0-1285 + ^* + 69 12-47 12-42 21 0-2540 , 11-48 0-1354 , 12-36 31 0-2727 T ,' 11-40 0-1437 + ^^ 12-30 April 10 20 0-2946 X :! 0-3208 + -;; 11-31 11-22 0-1536 + '' 0-1655 1 ''' + 142 12-22 12-14 30 0-3505 , „, 11-13 0-1797 , 0-1968 + *^' 0-2174 + 206 12-05 Mai 10 20 0-3849 + 0-4240 Z 7. 11-03 10-93 lt-95 11-84 30 0-*^^^ + «3 10-83 0-2425 + 251 + 302 11-72 Juni 9 0-5121 10-73 0-2727 11-59 19 0-5568 [ *" 10-64 0-3101 + 2^* 11-46 29 0-5967 t ''' 10-56 0-3552 + *^* 11-31 Juli 9 0-626O ^ ^^^ 10-50 0-4109 + ^" -r 700 11-16 19 0-6438 , , 10-48 0-4809 , 10-99 29 0-6475 "^ " 10-47 0-5718 + «09 10-81 August 8 18 0-6329 **" 0-6049 _ ^ 10-49 10-54 0-6731 +10'^ 0-8000 +'269 + 1533 10-63 10-44 28 0-5668 10-62 0-9523 10-25 September 7 17 0-5237 _ fl 0-4802 "^ 10-70 10-79 1-1122 +'''' 1-2929 +'''' 10-08 9-92 27 0-4385 f^ — 3S1 10-89 1-4412 +***=* + 1040 9-80 Oetober 7 0-4004 10-99 1-5452 ^ 1-5774 + ^22 9-73 17 0-3665 ^^: 11-09 9 71 27 0-3370 ^^l 11-18 1-5349 ~ *2^ 9-74 November 6 0-3118 _ "5; 11-26 1-4301 Z\Tn 9-81 16 0-2904 11-34 1-3086 9-91 26 0-2727 " 11-40 1-1669 -'''' 10-03 December 6 0-2578 - ''' 11-46 1-0438 ^^^* 10 16 16 0-2458 _ *^J 11-51 09335 ""-^ — 1039 10-28 26 0-2361 11-56 0-8296 10-40 36 0-2285 ^^ 11-60 0-7461 ^"^^ 10-52 284 S o II II d o r f e r. Fides Flora 1860 Helligkeit Grösse Helligkeit Grösse Jänner 1 0-4310 A, 11-70 0-1431 A, 11-01 11 0-4111 — 199 11-76 0-1454 4 23 10-99 21 0-3951 — 160 11-80 0-1488 4 34 10-96 31 0-3824 — 127 — 97 11-84 0-1543 4 33 4 60 10-93 F\'bruür 10 0-3727 11-87 0-1603 10-88 20 0-3(353 — 74 11-89 0-1675 4 72 10-84 März 1 0-3602 — 51 11-90 0-1758 4 83 10-78 11 0-3568 — 34 — 13 11-91 0-1856 + 98 4 111 10-72 21 0-3555 11-92 0-1967 10-66 31 0-3558 + ö 11-92 0-2095 4 128 10-59 April 10 20 0-3577 0-3610 + 19 4 33 + 47 11-91 11-90 0-2243 0-2415 4 148 4 172 4 194 10-51 10-43 30 0-3657 11-89 0-2609 10-35 Mai 10 0-3720 + 63 11-87 0-2835 4 226 10-26 20 0-3797 + 77 11-85 0-3092 4 237 10-17 30 0-3890 + 93 + 107 11-82 0-3389 4 297 -h 377 1007 Juni 9 0-3997 11-79 0-3736 9-97 19 0-4120 4- 123 11-76 0-4140 4 404 9-86 2!» 0-4263 + 143 11-72 0-4612 4 472 9-74 Juli 9 0-4428 r 163 + 188 11-68 0-5169 4 537 4 660 9-62 19 0 4616 11-64 0-5829 9-49 29 0-4833 -(- 217 11-58 0-6620 4 791 9-35 August 8 0-5086 + 253 11-53 0-7562 4 942 9-20 18 0-5377 + 291 ^- 333 11-47 0-8704 41142 41376 9-05 28 0-5712 11-41 1-0080 8-89 September 7 0-6103 + 391 11-33 1-1744 41664 8-73 17 0-6560 + 457 11-26 1-3744 4 2000 8-55 27 0-7107 + 547 -^ 63G 11-17 1 • 6026 42282 4-2632 8-39 Oclober 7 0-7743 11-08 1-8658 8-22 17 0-8519 4 776 10-98 2-1250 4 2392 8-08 27 0-9404 -f- 885 10-87 2-3543 4 2293 7-97 November 6 1-0464 41060 4-1251 10-75 2-4997 414S4 — 73 7-91 16 1-1715 10-63 2-4924 7-91 26 1-3130 41415 10-51 2-3585 — 1339 7-97 Decembor 6 1-4705 4-1575 10-38 2-1056 — 2329 8-09 16 1 - 6285 41380 41463 10-27 1-8095 — 2961 — 2887 8-26 26 1-7750 10-18 1-5208 8-45 36 i-8780 -t- 1030 10- tl 1 -2621 — 2387 8-65 Epheinerideii für die Helligkeit der Asteroiden im Jahre ISliO. 285 F u r 1 u II a H a r m u II i a 1800 Hellig-keit Grosse Helligkeit (irössi- Jäuiier 1 0-2049 ,"^' 0-2066 Z. r 11-22 0-1617 ■^' 1117 11 11-21 0-1712 "" ^' UIO 21 0-2098 ^ :; 11-19 0-1827 + *'^ 11-03 31 0-2146 X *J 11-17 0-1967 -^ ^^"^ -^ 167 10-96 Februar 10 0-2200 1114 0-2134 10-87 20 0-2263 X ^^ 0-2348 X ,!,■; 1111 0-2332 + 15« 10-77 März 1 11-07 0-2580 + 2*** 10-66 H 0-2458 T "" 4- 1-^3 11-02 0-2878 T ^^^ + 336 10-53 21 0-2583 ^ 10-96 0-3234 10-41 31 0-2725 ' **^ 10-90 0-3650 + **^ 10-28 April 10 0-2886 T !'' 0-3072 ^ **^ 10-84 0-4186 "^ ^^'^ 10-14 20 10-78 0-4848 + ''''- 9-98 + 216 + 779 30 0-3288 10-70 0-5627 9-83 Mai 10 0-3538 + "** 10-62 0-6526 + ''' 9-66 20 0-3826 ; "®^ 10-54 0-7550 +'"2* 9-51 30 0-4158 + ''' -t 398 10-45 0-8586 +"*^*' + 1034 9-37 Juni 9 0-4456 , 10-36 0-9620 9-25 19 0-5004 ^ ''' 10-25 1-0395 "^ ''^ 9-16 29 0-5535 X ^^* 10-14 1-0753 + 35« 912 Juli 9 0-6166 + ^'-^^ + 747 10 02 1-0668 - «^ — 534 9-13 19 ^•6913 , ^^„ 9-90 1-0114 9-20 29 0-7803 ' ^^" 9-77 0-9276 ~ «^« 9-29 August 8 18 0-8893 t'"'" 1-0220 ^*"*" + 1534 9-63 9-48 0-8308 ~~ ^^^ 0-7320 ~ 5«« — 893 9-41 9-55 28 1-3597 ^^^*^ 1-5775 -^'"' 1-8155 t''" 9-33 0-6425 9-68 September 7 17 9-17 9-01 0-5638 ~ "■^ 0-4968 ~ ^'^ 9-72 9-96 27 8-85 0-4412 ~ ^"^^ 10-09 + 2533 — 476 Oetober 7 2-0690 , 8-71 0-3936 10-21 17 2-3106 ^'''' 8-59 0-3547 " 3^5 iO-32 27 2-4562 X*"^"*^ 2-5040 "^ *'* 8-52 0-3224 3^^ 10-43 November 6 8-50 0-2957 •^' 10-52 — 792 — 225 16 2-4248 8-54 0-2732 10-60 26 2-2134 --*•* 8-64 0-2545 ~ *«^ 10-67 Deeeniber 6 1-9773 ^'^'" 8-76 0-2388 ~ '^^ 10-74 • 16 1-6979 -"'' — 2524 8-92 0-2256 ~ *^- — 109 10-80 26 1-4455 9-10 0-2147 10-86 36 i-2088 ~-^*^^ : 9-29 0-2055 ~ 5- 10-91 286 S () n n <1 o r f c i-. nebe II e s t 1 a 18«ü ., Helligkeit Grösse Helligkeit Grösse Jänner 1 1-1329 ^' 8-27 0-2013 ,^' 11-84 11 0-9694 ~"''^^ 8-43 0-2243 + -^" 11 72 21 0-8351 ~'^*^ 8-59 0-2508 "^ ^"^ 11-60 31 0-7242 -'"'' — 920 8-75 0-2818 "^ '^'^ + 35G 11-47 Fehniar 10 0-6322 8-90 0-3174 , 11-34 20 0-5563 ^^^ 9-04 ^..,f,„o + 37Ü 11-22 März 1 0-4927 ~ '^'^'^ 9-17 0-3971 + *'** 1110 11 0-4392 ~ ^^^ — 44S 9-29 0-4357 "^ ^^'"' + 309 10-99 21 0-3944 9-41 0-4666 , 10-92 31 0-3568 ^""^ 9-52 0-4865 + '«'■' 10-88 April 10 0-3246 ^" 9-62 0-4890 + ^^ 10-87 20 0-2969 "^ — 233 9-72 0-4771 '^^ — 24G 10-90 30 0-2736 9-81 0-4525 ,,. 10-95 Mai 10 0-2538 ~ *^''* 9-89 0-4198 ~ -' 11-04 20 0-2366 ~ '" 9-97 0-3842 '^"'^ 11-14 30 0-2218 ~' ^^^ — 12G 10-03 0-3486 ^^"^ — 32G 11-25 Juni 9 0-2092 10-09 0-3160 11-35 19 0-1986 ~ '•^'^ 10-15 0-2866 " -"* 11-45 29 0-1899 ~ ^'' 10-20 0-2617 ~ -*^ 11-55 Juli 9 0-1826 ~ ■^^ — G2 10-24 0-2404 -'^ — 1S7 11-65 19 01764 10-28 0-2217 11-73 29 0-1718 "" '"^ 10-31 0-2053 ~ '"^^ 11-81 August 8 0-1683 '^' 10-33 0-1928 *"•' 11-88 18 0-1660 _ f^ 10-35 0-1838 ^° — 74 11-93 28 01649 , 10-35 0-1764 11-98 Sepleniber 7 0-1650 ^ * 10-35 0-1700 ''* 12-02 17 0-1662 + '- 10-34 0-1649 ^* 12-05 27 0-1690 + '** + 42 10-32 0-1613 _ f 12-07 üc tober 7 01732 , 10-29 0-1589 12-09 17 0-1790 "*" ^^ 10-26 0-1578 , ** 12 10 27 0-1867 r " 10-22 0-1579 Z ' 12-10 November 6 0-1967 + ''' + 124 10-16 0-1591 ; '^ + 22 12-09 16 0-2091 ^ 10-09 ^■^6*3 , ,^ 12-08 26 0-2244 "^ '^* 10-02 0-1649 '\ •'^ 12 05 December 6 0-2429 ;! '^^ 9-93 0-1697 + ^^ 12-02 16 0-2650 "; ^-* + 264 9-84 0-1759 T ^! 4- 76 11-98 26 0-2914 ^ 9-74 0-1^35 ^ „., 11-94 36 0-3213 + -^'' 9-64 0-1928 + ''"^ 11-88 Bpheinerideii l'iir dii* lk'lli),'keit der Asleroiileii im .hilire ISüO. •^87 11 y g 1 c a Irene INGO Helligkeit Grösse Hellij^keit (irösse Jänner 1 0-6998 ,^' 1 9-99 0-2219 ^' 11 23 11 0-7872 ; *^* 9-87 0-2193 -'' 11-24 21 0-8880 +'**"' 9-74 0-2184 ^ 11-25 31 0-9915 "^"'^•' + 10S8 9-62 0-2190 l ^J 11-24 Februar 10 1-1003 , 9-51 0-2211 ^ 11-23 20 11956 "^ ^^^ 9-42 0-2249 ~\_ ^^ 11-21 März 1 1-2677 't "* 9-35 0-2304 + '^ 1118 11 1-3055 "^ ^'^ — 2G 9-31 0-2378 ; '* + 97 11-15 21 1-3029 9-31 0-2475 , 11-11 31 1-2611 ~ *'^ 9-35 0 2598 "^ '-^ 11-06 April 10 1-1910 ~ '"* 9-41 0-2746 + '** 10-99 20 1-1046 ~ *" — 914 9-49 0-2926 + 1^" -f 213 10-93 30 10132 ^,, 9-59 0-3141 , 10-86 Mai 10 0-9221 ~ "^^ 9-69 0-3401 + -«« 10-77 20 0-8385 ^^^ 9-79 0-3698 + -^^ 10-68 30 0-7629 '^'^ — 634 9-89 0-4038 "^ ^^^ + 390 10-58 Juni 9 0-6975 9-99 0-4428 10-49 19 0-6411 ^" 10-08 0-4841 + *^^ 10-39 29 0-5924 *^' 10-17 0-5260 t *'' 10-30 Juli 9 0-5514 - *'« — 349 10-25 0-5631 t "' + 288 10-23 19 0-5165 10-32 0-5919 ^ 10-16 29 0-4874 ~ -^* 10-38 0-6046 + '-' 10-14 August 8 0-4628 -" 10-44 0-5998 ~ ** 10-15 18 0-4426 ~ '"^ — 167 10-48 0-5768 - ''' — 389 1019 28 0-4259 10-52 0-5379 10-27 September 7 0-4125 '^* 10-56 0-4898 *^* 10 37 17 0-4020 *•'" 10-58 0-4390 ~ '"^ 10-49 27 0-3941 _ 2 10-61 0-3892 ~ *^^ — 435 10-62 October 7 0-3888 10-62 0-3437 10-75 17 0-3859 -^ 10-63 0-3040 ^^^ 10-89 27 0-3853 '^ 1063 0-2692 ^** 11-02 November 6 0-3869 ; 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147 10-44 16 0-2498 — 26 — 7 10-20 0-2373 ■ ISO 214 10-36 26 0-2491 10-20 0-2587 ^ 10-26 36 0-2502 4- n 10-20 0-2849 + 262 10-16 290 So n II il () r f i' r. L e il a L e u (• ü t h e a ISÜÜ ll.'lli-keit Ciiijsse Helligkeit Grösse Jänner 1 1-2330 ^' 11-27 l'^'^O u'^^o 12-12 11 1-1021 ~'''^ 11-40 1-6520 -^f' 11-96 21 0-9875 ~^'" 11-51 1-9448 ^-"^^ 11-78 31 0-8868 ~'""^ — 834 U-63 2.2639 ll\'^^ 11-61 Februar 10 0-8014 11-74 2-S761 ^ ,^ 11-47 20 0-7300 ''•* 11-84 2-8502 +"** 11-36 Hlärz 1 0-6687 '"•^ 11-94 3-0705 ™^ 11-28 11 0-6172 ^1':' 12-02 3-2442 ' *^"*^ — 1243 11-22 21 0-5749 ,,^ 12-10 31199 11-27 31 0-5391 If^ 12-17 2-9641 *'^* 11-32 April 10 0-5080 ■*" 12-23 2-7346 ^-^^ 11-41 20 0-4807 -" — 225 12-29 2-4690 " -'^^'^ — 2600 11-52 30 ^•^^^2 ^^„ 12-34 2-2090 11-64 Mai 10 0-4402 J" 12-39 1-9643 ~^^*^ 11-77 20 0-42Ö1 ' 12-43 1-7480 2'*'^ 11-90 30 0-4116 _ ;;; 12-46 . .-"nn —1890 l-ao90 — 1614 12-02 Juni 9 0-4005 12-49 1-3976 12-14 19 0-3914 '■'^ 12-52 1-2601 ;■;'' 12-25 29 0-3840 '* 12-54 1-1432 ^^^-^ 12-36 Juli 9 0-3781 _ J^ 12-55 1-0437 _^^J 12-46 19 0-3739 12-56 0-9583 12-55 29 0-3714 ~ ^^ 12-57 0-8849 ~ ■^** 12-63 August 8 0-3706 ^ 0-3714 ; ^ 12-58 0-8212 ~ *'^' 12-71 18 12-57 0-7655 ~ ^" 12-79 + 25 — 476 28 0-3739 , ^^ 12-56 0-7179 12-87 September 7 0-3782 X *^ 0-3842 J "- 12-55 0-6760 - *f 12-93 17 12-53 0-6398 ~ ^''' 12-98 27 0-3924 + ,«^ 12-51 0-6081 _ JJ^ 13-04 Oclober 7 0-4032 , ,.,^ 12-49 0-5808 13-09 17 0-4170 ;y *f 12-45 0-5571 -^' 13-14 27 0-4338 + *^^ 12-40 0-5366 -''^ 13-17 November 6 0-4546 i ^ 12-35 0-5188 ~ *'* — 130 13-21 16 0-4796 , .^,,.^ 12-29 0-5038 13-24 26 0-5099 t Zi 0-5465 ]; Z 0-5903 + "' 12-23 0-4917 - 1-* 13-27 December 6 12-15 0-4826 " 9* 13-29 16 12 07 0-4760 ~" *'*^ 13 30 -f- 323 — 43 26 0-6426 11-98 0-4717 13-31 36 0-7036 ^ "'" 11-88 0-4695 ' -* 13-32 F'vpliemciiik'ii für 10-32 0-1174 , -^' 11-22 11 0-4182 ~ '"*' 10-33 0-1197 X '^^ 0-1228 X ^* 11-20 21 0-4068 ~ "* 10-38 11-17 31 0-3974 ~ '■'* — 83 10-40 0-1270 ;^ *; 11-14 Februar 10 0-3889 10-42 0-1322 , ^, 0-1389 X 11-09 20 0-3810 ~ ''^ 10-44 H 03 März 1 0-3734 ~ ''^ 10-46 0-1472 T **^ 10-97 11 0-3662 ~" "^ — 71 10-49 0-1572 1;;;; 10-89 21 0-3391 10-31 0 1694 0-1839 X 0-2014 X '"^ 0-2230 X ^"^ 10.82 31 0-3523 ^^ 10-33 10-73 April 10 0-3436 ~ " 10-33 10-63 20 0-3391 " •'^ 10-37 10-32 — 64 + 255 30 0-3327 10-39 ^"^*^^ + 316 0-2801 t; ^'^ 10-41 Mai 10 0-3263 ^- 10-61 10-27 20 0-3207 ^* 10-63 0-3173 X \'l 0-3639 X 10-14 30 0-3133 ~ ^* 10-63 9-99 — 50 + 343 Juni 9 0-3103 10-67 0"il82 , ,, 0-4822 X 0-3373 X I! 0-6377 1 ''' 9-83 19 0-3039 '~ ** 10-68 9-69 29 0-3023 " ^* 10-69 9-34 Juli 9 0-2998 ~' ^^ 10-70 9-39 ~ 17 + 841 19 0-2981 10-71 «•■^^is ^ ,^^ 9-26 29 0-2975 ^ ^ 10-71 0-7983 ; 0-8530 X 9- 14 August 8 0-2982 ~ ^ 10-71 9-07 18 0-3005 '^ ^^ ~r 42 10-70 0-8813+^^^ 9-03 28 0-3047 10-69 0-8707 903 September 7 0-3103 " ^^' 10-07 0-8323 ^* 9-09 17 0-3193 ^2 10-63 0-7733 -'"' 9-18 27 0-3311 + '1'^ -r J4S 10-39 0-7039 _^^* 9-27 October 7 0-3439 10-34 0-6347 9-39 17 0-3633 '' '^* 10-49 0-5691 ^^^ 9-31 27 0-3884 "^ -^* 10-42 0-3113 ^'^ 9-62 November 6 0-4168 + 2«4 r 362 10-33 0-4G13 - ^''•' — 423 9-73 16 0-4530 10-26 0-4192 9-84 26 0-4961 "^ ^^^^ 10-16 0-3843 " ^*' 9-93 December 6 0-3437 X *^^ 1007 0-3340 ^"•' 10-02 16 0-3969 ^'^ - 336 9-97 0-3298 "- — 201 10-10 26 0-6303 9-87 0-3097 1017 36 0-6980 " *" 9-79 0-2931 ~ *"" 10-23 Kpliemeiiileii liir tue llt'llif;kfiteii dt'r Asteroiden im .laliro I8G(). 29a N e III aus a Njsa isoo Hellig keit «Jrösse [lelligkeit fi rosse .l;inm>r 1 0-18(19 A, 11.83 2-3171 , ■^' 2-4146 + ^'^ 9-49 11 0-1696 — 113 11-92 9 44 21 0-1602 — 94 11-98 2-3660 *^^ 9-47 31 0-1326 — 76 — fiO 12-03 2-2134 *^"^ — 2282 9-34 Februar 10 0-1466 12-08 1-9872 9-66 20 0-1419 — 47 12-11 1-7321 --''• 9-81 I\I-;irz 1 0-1384 35 12-14 1-4887 -*^* 9 97 11 0-13dO — Ki 12-16 1-2691 -'''' — 1836 10-14 21 0-1344 12-18 1-0833 10-31 31 0-1339 5 1218 0-9273 ~'^^- 10-48 April 10 20 0-1343 0-1333 -r 4 + 12 -r 22 12-18 12-17 0-8018 ~^"^ 0-6982 ~^"^^ — 836 10-64 10-79 30 0-1377 1213 0-6126 10-93 Mai 10 0-1408 -L 31 12-12 0-3421 ''^•' 11-06 20 0-1449 -L 41 12-09 0-4837 ~ ^** 1119 30 0-1300 f öl + 67 12-03 0-4349 *^* ■ — 411 11-31 .hini 9 0-1367 1200 0-3938 11-41 19 0-1630 J- 83 11-93 0-3389 ~ ^" 11-31 29 0-1744 -L 94 11-89 0-3294 "^^^ 11-60 Juli 9 0-1836 -\- 112 + 137 11-82 0-3043 -** — 217 11-69 19 0-1993 11-73 0-2826 11-78 29 0-2163 — 170 11-66 0-2641 *^^ 11-83 August 8 0-2367 - 204 11-36 0-2481 '*^" 11-91 18 0-2608 + 241 -r 294 11-46 0-2344 ^^^ — 118 11-97 28 0-2902 11-34 0-2226 12-03 September 7 0-3233 + 353 11-21 0-2123 *"' 12-08 17 0-3681 — 426 11-08 0-2041 ^* 12-12 27 0-4193 -r 512 ± 619 10-94 0-1972 ~ •'^ — 56 12-16 October 7 0-4812 10-80 0-1916 12-19 17 0-3323 + 711 10-63 0-1872 *; 12-22 27 0-6337 -f 814 10-31 0-1839 •*'^ 12-24 November 6 0-7190 -h 833 -r 829 10-37 0-1819 ~ -^ 12-23 16 0-8019 10-24 0-1811 12-23 26 0-8700 + 681 10-16 0-1814 '^ ^ 12-23 Deceniber 6 0-9091 -f 391 10-10 0-1832 "^ *^ 12-24 16 0-9127 + 36 — 326 10-10 0-1863 ^ ^* -r 43 12-22 26 0-8801 10-14 0-1908 1219 36 0-8207 — 394 10-22 0-1969 ^ '^' 1216 Sit/.l.. il. Fiiutlii'iii.-iiMurw. 11. XI. I. K.l. .Nr. lö. 20 294 S o n II il o r f e r. Pales Palla». 1860 Helli-jkeit (J rosse Hellig keit (j rosse JiilllUM 1 0-2698 y 12-72 0-1423 y 1011 li 0-2908 ''" 210 12-64 0-1378 45 10-15 21 0-3137 ^ 229 12-56 0-1345 — 33 1017 31 0-3382 + 245 2ä5 12-47 0-1326 — 19 10 10- 19 Februar 10 0-3637 , 12-40 0-1316 10-20 20 0-3872 + 0-4072 + 235 12-34 0-1318 + 2 10-20 März 1 20U 12-29 0-1330 + 12 10-19 11 0-4197 + 125 37 12-25 0-1354 r 24 f 38 10-17 21 0-4234 12-23 0-1392 10-14 31 0-4173 61 12-25 0-1441 f 49 10-10 April 10 0-4013 160 12-29 01507 -f 66 10-05 20 0-3783 230 273 12-35 0-1582 + 75 i- 100 10-00 30 0-3510 12-43 0-1682 9-94 Mai 10 0-3220 — 290 12-52 0-1798 + il6 9-86 20 0-2936 ~ 284 12-62 0 1946 + 148 9-78 30 0-2666 "^ 270 240 12-73 0-2119 + 173 f 218 9-68 Juni 9 0-2426 12-84 0-2337 9-58 19 0-2212 ~ 214 12-94 0-2596 f 259 9-46 29 0-2028 ^ 184 1303 0-2910 -r 314 9-34 Juli 9 0-1870 " 158 135 1311 0-3291 r 381 + 463 9 21 19 0-1735 13-19 0-3754 9-06 29 0-1619 ~ 116 13-27 0-4311 -f 557 8-91 Antriist 8 0-1525 ~ 94 13-33 0-4972 + 661 8-76 18 01447 ~ 78 65 13-39 0-5748 + 776 -t- 876 8-60 28 0-1382 13-44 0-6624 8-45 SepteiiilxT 7 0-1328 ~ 54 13-49 0-7618 -i- 994 8-29 17 0-1289 ~ 39 13-52 0-8484 -f 866 8-18 27 0-1260 ~ 29 19 13-55 0-9326 T- 842 + 533 8-07 October 7 0 1241 13-56 0-9859 8-01 17 0-1230 7 11 13-57 1-0113 + 254 7-99 27 0 1230 + 0 13-57 1-0045 — 68 8-00 Novpinlier 6 0-1239 "> 9 18 13 56 0-9657 — 388 — 474 8-04 16 0-1257 , 0-1288 ; 0 1327 y 0-1379 + 13-55 0-9183 8-09 26 31 13-52 0-8552 — 601 8-17 Deccinlier 6 39 13-49 0-7976 — 576 8-24 16 52 13-44 0-7410 — 566 8-32 + 65 — 493 26 0-1444 13-39 0-6917 8-40 :{(; 01526 + 82 13-33 0-6493 — 424 8-47 Kphcnit'riileii für die llelliffkeileii der A.steioideii im .lalire IKIUI. 29ä V a II d II r a l»a r 1 h e M u pr IS6Ü Helligkeit Grösse Hellig keit Grösse Jänner 1 0-7207 ^' 1113 0-6384 A, 9-93 11 0-7377 ^ ^'^ UIO 0-3757 — 827 10-10 21 0-7721 ^ *** 11-08 0-S036 — 721 10-24 31 0-7648 _ 3^ 11-09 0-4373 — 663 -- S62 10-39 Februar 10 0-7303 11-14 0-3811 10-54 20 0-6780 "~ "^ 11-22 0-3339 — 472 10-68 Mürz 1 0-6133 ^''^ 11-33 0-2949 — 390 10-81 11 0-3491 ""*'* — 621 11-43 0-2627 — 322 — 264 10-94 21 0-4870 11-38 0-2363 11-06 31 0-4302 "'^^ 11-71 0-2147 — 216 1116 April 10 0-3801 ^'" 11-84 0-1968 — 179 11-26 20 0-3363 ^^^ 11-97 0-1820 — 148 11-33 — 361 — 121 30 0-3004 12-10 0-1699 11-42 Mai 10 0-2709 -**" 12-21 0-1599 — 100 11-49 20 0-2469 -*" 12-31 0-1518 — 81 11-34 30 0-2260 -"^ — 173 12-41 0-1449 — 69 — 54 11-39 Juni 9 0-2083 12-49 0-1395 11-63 19 0-1941 ~ lll 12-37 0-1334 — 41 11-67 29 0-1821 ' „ 12-64 0-1323 — 31 11-69 Juli 9 0-1721 - '"° — 81 12-70 0-1302 — 21 - 13 11-71 19 0-1640 12-76 0-1289 11-72 29 0-1574 ~ f 12-80 0-1284 — 5 11-73 August 8 18 0-1322 ~ ;- 0-1482 _ ;" 12-84 12-87 0-1290 0-1303 ~ 6 4- 13 + 22 11-72 11-71 28 0-1433 12-89 0-1327 11-69 September 7 0-1438 *' 12-90 0-1361 r 34 11-66 17 0-1431 12-91 0-1406 T- 43 11-62 27 0-1433 -^^ -t T la 12-91 0-1463 + 57 — 73 11-38 Oetober 7 0-1450 12-89 0-1536 11-32 17 0-1478 ^ ^^ 12-87 0-1627 ■+- 91 11-46 27 0-1313 ^ " 12-83 0.1736 -r 109 11-39 November 6 0 1365 ^ ^" -r 68 12-81 0-1868 + 132 -r 163 11-31 16 0-1633 12-76 0-2031 + 198 11-22 26 0-1722 ^ «^ 12-70 0-2229 11-12 December 6 0-1834 ~^ "^ 12-63 0-2472 -f- 243 11-01 16 0-1960 -^ *2*' + 142 12-36 0-2763 -r 293 -t 352 10-89 26 0-2102 12-48 0-3117 10-76 36 0-2386 ^ **** 12-39 0-3533 + 416 1 10-62 20' 20G P h 1) <■ e : i 1* 0 1 V ii Y III 1 1 ia isiiO llelliifkeit Grösse llflligkeit Grösse .liillllCI' 1 o-2iä;i -^' 1 2 • 46 1-3879 ^' 11-05 n 0-2328 ^ '" 12-37 1-1549 -'''' 11-24 21 0-2G97 i- '''' 1 2 - 22 0-9613 '''"^'^ 11-44 31 0-3174 '[ *" H 474 12-04 (•-8024 ^^^^ - 1279 11-64 h'ild if.ir 10 0-3G48 , 11-90 0-6745 11-83 20 0-4072 + *'* 11-78 0-5722 '"-^ 12-01 mvY. 1 0-4456 + ^^* 11-67 0-4901 **-' 12-17 11 0-4750 + 2^* + 128 11-60 0-4247 fl 12-33 21 0-4878 11-57 0-3713 12-48 31 0-4867 " " 11-58 0-3286 ~ ^^^ 12-61 April 10 0-4713 ~ '^* 11-61 0-2933 " ^^^ 12-73 20 0-4469 ~ -** — 291 11-67 0-2644 -''' — 238 12-84 30 0-4178 11-75 0-2406 12-94 Mai 10 0-3874 ~ ^"* 11-83 0-2211 ~ '^^ 13-03 20 0-3587 "~ -**' 11-91 0-2049 ~" **'- 13-12 30 0-3329 ~~ ;J^ 11-99 0-1912 "~ *^^ — 110 13-19 Juni 9 0-3104 12-06 0-1802 13-26 19 0-2912 " '"- 12-13 0-1713 ^^ 13-31 29 0-2757 ~ '^^ 12-19 0-1639 ~ '* 13-36 .liili 0 0-2631 ~ '-" • — 95 12-24 0-1580 "■ •'*■' — 45 13-40 19 0-2536 12-28 0-1535 13-43 29 0-2464 '" " 12-31 0-1504 ^' 13-46 Aui^iisl 8 0-2409 ~ ^■■' 12-34 0-1484 ~ -" 13-47 18 0-2371 ~ ^^ — 8 12-36 0-1477 ^ 13-47 28 0-2363 , 12-36 0-1481 ^ 13-47 Se|iltMnlier 7 0-2375 + '- 12-35 0-1496 + *^ 13-46 17 0-2392 + *^ 12-34 0-1524 "T -^ 13-43 27 0-2432 + *« + 34 12-33 + 37 13-40 (k'lober 7 0-2486 12-31 0-1624 13-36 17 0-2559 + '^ 12-28 0-1699 + '^ 13-31 27 0-2650 + 9* 12-24 0-1787 "^ ^^^ 13-26 November 0 0-2761 + '** + 127 12-20 0-1895 + *»« -1- 127 13-19 Ifi 0-2888 , 12- 15 0-2022 13-12 2r. 0-3036 + *** 12-09 0-2167 + '*^ 13-05 l>e( l)cr (i 0-3209 + ^^^ 12-03 0-2331 + '" 12-97 IG 0-3405 + *'-"5 -i- 220 11-97 0-2497 t "'^' + 17(1 12-90 2(5 0-3625 11-90 0-2673 ^ 12-82 •M\ 0-3869 + 2** 11-82 0-2822 + '^•' 12-77 K|)liemeiiilen für ilie llylli;i:ki'iteri iltM- Asteriiiileii im .!.ilii-e ISliO. 297 P 0 III 0 II a 1* r 1) s e r |i i II e ISÜO ll.-llinkeit fiiösse Ilelli8:keit <; rosse .l:inni-i' 1 0-9960 ^^ iO-30 0-4163 ^^ 11-43 11 1-1064 ;;;""* 10-39 0-3711 *"' 11-37 21 1-1668 l''' 10-33 0 - 3322 ^^ 11-69 31 11940 -'- — 199 10-31 0-2989 ^^^ -- 2S0 11-80 Fi'l)iii;ir 10 1-1741 10-32 0-2709 11-91 20 1-1142 -''' 10-38 0-2473 -^* 12-01 Miliz 1 1-0276 ^""^ 10-47 0-2282 '^"* 12-10 11 0-9280 ^^'^ — 9Gü 10-38 0-2124 *'** 129 12-17 21 0-8320 10-70 0-1993 12-24 31 0-7419 ^ ^"' 10-82 0-1888 "" 12-30 April 10 0-6629 '^^ 10-93 0-1801 "' 12-33 1 20 0-S949 "^^ — 578 11-07 0-1733 ' *'** — 34 12-40 30 0-3371 11-18 0-1679 12-43 .Mai 10 0-4886 *^^ 11-28 0-1639 *" 12-46 20 0-4476 ^ *'" 11-37 0-1611 f 12-48 30 0-4136 ~ ^^^ — 287 11-46 0-1596 — 4 12-49 ,liini 9 0-3849 11-34 0-1392 12-49 19 0-3606 -" 11-61 01397 ' ^ 12-49 29 0-3407 - ''' 11-67 0-1616 T ''-• 12-48 Juli 9 0-3238 ~ '*'^ — 143 11-72 0-1643 ^ -' r 41 12-46 19 0-3093 11-77 0-1084 12-43 29 0-2976 *'** 11-82 0-1739 + ^■• 12-40 August 8 0-2877 ''^ 11-83 0-1805 + "" 12-33 18 0-2798 ~ " — 64 11-88 0-1887 + ^2 -r 104 12-30 28 0-2734 11-90 0-1991 12-24 September 7 0-2683 ^'^ 11-92 0-2114 '^ ^"^ 12 18 17 0-2632 ^^ 11-94 0-2268 T ''* 12-11 27 0-2632 -" — 6 11-93 0-2452 + '»* -r 219 12-02 ()ctol)cr 7 0-2626 ^ 11-93 0-2671 11-93 17 0-2632 ! ^ 11-95 0-2934 -^ -^'^ 11-82 27 0-2633 ^ -' 11-94 0-3239 + ^^' 11-71 Noveiiiher 6 0-2687 ^ ^* + 49 11-92 0-3651 -t-=*92 4- 472 11-39 10 0-2736 ^ ^ 11-90 0-4123 11-46 26 0-2803 '^ ^^ 11-88 0-4679 ^ ^"*^ 11-33 Deceiiiber 6 0-2889 "^ ^^ 11-83 0-5327 + ''' Uli 16 0-2993 ^' '"* -r «29 11-81 0-6087 ^ ^"^ T- 811 11-03 26 0-3122 11-76 0-0898 10-91 36 0-3279 + *" 11-71 0-7738 ^ ***" 10-78 298 S o II n d o r f (' Psyche Th a 1 i a IsOO Helligkeit (irüsse Helli^kei Grösse Jünner 1 0-4333 ^' 10-46 0 1063 ^' 13-13 11 0-4361 ]''; 10-49 0-1043 ~ •^u 1317 21 0-4222 ~ '■'^ 10-53 0-1030 ~^ 13 1319 31 0-4110 ~ "^ — 90 10-56 0-1026 ~ 4 3 13-20 Februar 10 0-4020 10-38 0-1029 13-19 20 0-3967 "" ^^ 10-60 0-1041 ' 13 13-16 März 1 0-3937 ~ ^^ 10-61 0-1061 ' 20 1313 11 0-3928 ~ ^ -t- 4 10-61 0-1091 ' 30 39 13-10 21 0-3932 10-61 0-1130 13-06 31 0-3937 "T 25 10-60 0-1181 ^ 51 13-01 April 10 0-4003 T- 48 10-59 0-1243 '" 62 12-96 20 0-4076 '^ ^* -r 90 10-37 01319 + 76 91 12-89 30 0-4166 10-33 0-1410 12-82 Mai 10 0-4276 ~ **" 10-32 0-1520 1 Uü 12-73 20 0-4415 + ''^ 10-48 0-1653 + 133 12-64 30 0-4387 -^ ^'^ "i- 201 10-44 0-1815 J^ 162 193 12-54 Juni 9 0-4788 , 10-40 0-2008 12-43 19 0-3026 "^ -^'* 10-34 0-2247 + 239 12-31 29 0-3309 "^ ^^^ 10-28 0-2515 T" 268 12-19 Juli 9 0-5643 1" ^^^ r 395 10-22 0-2837 ^ 322 378 12-06 19 0-6040 10-15 0-3215 11-92 29 0-6311 •" *"' 10-07 0-3667 1" 452 11-80 August 8 0-7039 ^ "^ 9-98 0-4164 ^ 497 11-66 18 0-7711 + *^^- ^ 706 9-88 0-4689 + T 525 522 11-33 28 0-8477 9-78 0-5211 11-41 September 7 0-9374 ^ ^^^ 9-67 0-5702 ^ 491 11-30 17 1-0420 ^'"'**' 9-56 0-6019 ^ 317 11-25 27 1-1603 ^"^^ -t 132S 9-44 0-6189 ^ 170 21 11-22 October 7 1-2930 , 9-32 0-6168 11-22 17 1-4239 +'="''•• 9-22 0-5980 ~ 188 11-26 27 1-5368 +'''' 9 13 0-5667 313 11 31 November 6 1-6244 ^ '*'*'' r 4S3 9-07 0-5280 387 391 11-39 IG 1-6697 9-04 0-4889 11-48 26 1-6477 "~ "" 906 0-4503 386 11-57 Deeember 6 1-5755 "' '" 9-11 0-4139 ' 344 11-65 16 1-4478 - *"^ — 1339 9-20 0-3834 305 258 11-73 26 1-3085 9 31 0-3396 11-80 36 1-1317 -'•^•"^ 9-43 0-3382 214 11-87 Kpliemeiiden für die llellitrkciteii der Asteroiden im Jahre 1860. 299 Th e III i s T h e t i s ISOO Helligkei Grösse Helligkeit firöbse Jänner 1 0-2470 \, 13-32 0-3833 A^ 10-94 11 0-2308 "^ 38 13-30 0-4343 T 512 10-81 21 0-2366 ^ 38 13-47 0-4934 + 609 + 785 10-66 31 0-2646 J. 80 13-44 0-3739 10-30 103 -f 896 Fchruar 10 0-2749 13-39 0-6633 10-34 20 0-2877 "!" 128 13-34 0-7730 r 1095 10-18 März 1 0-3037 J^ 160 13-28 0-9113 -pl383 10-00 11 0-3231 ; 194 226 13-22 1-0731 + 1638 -f-1726 9-82 21 31 0-3437 0-3727 '[ 270 13-13 13 07 1-2477 1-4138 + 1681 9-66 9-32 April 10 0-4034 "^ 307 12-98 1-3816 — 1638 9-40 20 0-4383 349 396 12-89 1-7191 p 1373 -i- 493 9-31 30 0-4779 12-80 1-7686 9-28 Mai 10 0-3197 ^ 418 12-71 1-7476 - 210 9-29 20 0-3638 "! 441 12-62 1-6346 ~ 930 9-33 30 0-6046 " 408 3ö6 12-34 1-3189 — 1337 — 1514 9-45 Juni 9 0-6402 , 12-48 1-3673 9-36 19 0-6634 X 232 12-44 1-2134 — 1341 9-69 29 0-6741 ^ 87 12-43 1-0736 — 1398 9-82 Juli 9 0-6673 68 244 12-44 0-9491 — 1243 — 1070 9-96 19 0-6429 12-48 0-8421 10-09 29 0-6064 363 12-34 0-7309 — 912 10-21 Aufifust 8 0-3620 444 12-62 0-6733 — 774 10-33 18 0-3139 481 471 12-72 0-6083 — 630 — 334 10-44 28 0-4668 12-83 0-3331 10-34 September 7 0 - 4222 446 12-93 0-3063 — 468 — 400 10-64 17 0-3821 401 1304 0-4663 10-73 27 0-3466 _ 335 307 1313 0-4320 — 343 — 294 10-81 October 7 0-3139 13-23 0-4026 10-89 17 0-2896 263 13-34 0-3774 — 232 10-96 27 0-2673 223 13-42 0-3333 — 219 11-02 November 6 0-2486 _ 187 157 13-30 0-3367 — 188 — - 164 11-08 16 0-2329 13-37 0-3203 11-13 26 0-2199 130 13-64 0-3064 — 139 11-18 Deeember 6 0-2093 106 13-69 0-2943 — 121 11-23 16 0-2006 87 67 13-74 0-2840 — 103 — 87 11-27 26 0-1939 13-78 0-2733 11-30 36 0-1889 "~ 50 13-81 0-2681 n-33 300 S () n 11 se HelhVkeil Grösse Jäiiiier 1 0-3725 ^' 10-77 0-2873 ^' 7-85 11 0-4147 ^ *2^ 10-66 0-2550 ^-^ 7-98 21 0-4643 >" ^^'^ 10-54 0-2285 " -*'^ 8-10 31 0-5136 '^ *^^ + 50S 10-43 0-2070 -'^ — 179 8-21 Februar 10 0-ä044 10-32 0-1891 8-31 20 0-6059 ^ *'^ 10-24 0-1744 **^ 8-40 März 1 0-6272 ^ -*^ 10-20 0-1622 - '22 8-47 11 0-6289 ^ 1^ — 256 10-20 0 1523 ^^ — Sl 8-54 21 0-6033 10-23 0-1442 8-59 31 0-5599 —^^^ 10-32 0-1377 " '^^ 8-65 April 10 0-5059 ~ ^^^ 10-44 0-1324 "'^ 8-69 20 0-4480 "^ — 542 10-57 0-1283 ~ *; 8-73 30 0-3938 10-71 0-1251 8-75 Mai 10 0-3447 - *^' 10-86 0-1230 21 8-77 20 0-3027 ^ *^" 11 00 0-1217 ~ '^ 8-79 30 0-2670 ^^' — 297 1113 0-1212 ~ ^ r 4 8-79 .liiiii 9 0-2373 11-26 0-1216 8-79 19 0-2126 -" 11-37 0.1230 + '* 8-77 29 0-1921 -^'^ 11-48 0-1251 ^- 21 8-75 Juli 9 0-1752 ~ '"^ — 139 11-58 0-1280 ^ 29 + 37 8-73 19 01613 11-66 ^•l-*^'^ L ,o 8-69 29 0-1499 ~ "* 11-74 0-1366 ^ -^^ 8-65 Aujjust 8 0-1404 ~ ^^ 11-82 0-1429 '' ''^ 8-60 18 0-1326 '^ — «3 11-88 0-1507 r " r üj 8-54 28 0-1263 11-94 0-1602 , 8-49 Si-pleiMber 7 01213 ~ ^^ 11-98 0-1720 ^ "** 8-41 17 0-1172 " *' 12-02 0-1859 ^ '^'•' 8-33 27 0-1140 "- 21 12-05 0-2027 ^ *^^ + 203 8-23 Oetüber 7 01119 12-07 0-2232 8-12 17 0-1107 " '- 12-09 0-2498 + 266 8-00 27 0-1103 * 12-09 0-2798 + ^"" 7-88 November 6 0-1106 ^ ^ 1- 11 12 09 0-3152 ^ ^^* + 467 7-75 16 0-1117 , 0-1137 + ■-" 12-08 0-361!» 7-61 26 1206 0-4146 i' "-^ 7-44 Deeeriibei' 6 0-1166 + '•' 12 03 0-4787 ^ •**' 7-29 16 0-1208 ^ *■' < 51 11-99 0-5489 ^ '"2 r 717 716 26 0-1259 11-94 0-6206 , 7-03 36 0 1321 * '■■' 11-89 0-6863 ^^ "" 6-91 ICpliemfriilcii liir .iit- llcllii^kfili'ii der VsUtim.Ii'u Im Jnhri' I.SC.O. :u) V h- 1 (1 r i ; i V i r K i iii a 1800 Helligkeit (iriisse llelli-. keil Grijsse Jänner 1 0-2252 ^' 11-62 0-1232 A^ 14-26 11 0-2630 ' •''^ 11-45 0-1341 r lo'J 14-17 21 0-3076 ^ **'' 11-28 0-1470 r 121' 1407 31 0-3618 ^ ^" -r 66ä 11-11 0-1628 — 158 1- 173 13 -96 Ffl)ruai' 10 0-4283 10-92 0-1801 13-85 20 0-5090 "^ **"' 10-73 0-2004 p 203 13-73 iMiirz 1 0-6032 1 ^*- 10-52 0-2233 r 229 13-62 11 0-7184 +"^^ rH12 10-36 0-2471 r 238 + 244 13-51 21 0-8296 10-20 0-2715 13-41 31 0-9216 '^ '-' 10-09 0-2932 T 217 13-33 April 10 0-9796 ^ ^**** 10-02 0-3096 + 164 13-27 20 1-0123 + =^" — 104 9-99 0-3194 r 3 13-24 30 10019 10-00 0-3197 13-23 Mai 10 0-9583 *^''' 10-04 0-3125 — 72 13-26 20 ()-S9oo 10-12 0-2985 — 140 13-31 30 0-8231 " '^* — 674 10-21 0-2804 — ISl — 197 13-38 Juni 9 0-7557 10-30 0-2607 13-46 19 0-6915 '^*- 10-40 0-2407 — 200 13-58 29 0-6360 ^" 10-49 0-2222 — 185 13-63 Juli 9 0-5888 ~ "- — 400 10-57 0-2057 — 165 — 149 13-71 19 0-5488 10-65 0-1908 13-79 29 0-5156 ^^' 10-72 0-1777 — 131 13-87 Aiif^usl 8 0-4881 -'" 10-78 0-1668 — 109 13-95 18 0-4657 _-: 10-83 0-1583 — 85 ~ 66 13-99 28 0-4473 10-87 0-1517 14-03 September 7 0-4325 **^ 10-91 0-1465 — 52 14-07 17 0-4202 *-^ 10-94 0-1426 — 39 14-11 27 0-4103 _ ^^ 10-97 0-1397 — 29 — 17 14-13 Octo!)ei- 7 0-4024 11-00 0-1380 14-14 17 0-3962 '^- 11-02 0-1374 (i 14-15 27 0-3914 *^ 11-03 0-1379 T ä 14-15 November 6 0-3877 ^'' — 31 1104 0-1398 r 19 1- 25 1413 16 0-3846 11-05 0-1423 + 40 14-11 26 0-3823 -"^ 11-05 0-1463 14-08 December 6 0-3801 -- 11-05 0-1515 -i- 52 1405 16 0-3785 "^ — 15 11-05 0-1584 + 69 r 86 14-00 26 0-3770 11-06 0 1670 13-94 36 0-3757 ~ '^ 11-06 0-1773 -r 103 13-87 302 •'■ OHslii'il lim) F. Stiirtnir ka. (U)er rlektvi ficlie En tl ndtiti (/ und hidncl i on. Von J. Odstrcil und F. Studuioka. Fleven am k. k. physikalischen Institute. Alis den früheren Untersuchungen, die im k. k. pliysikaiischen Institute über die elektrische Entladung und die dabei stattfindende Induction durchgeführt wurden ^), ergab sich folgender sehr einfache und wichtige Satz: Wird einem Leiter, durch den eine elektrische Entladung 0 durch- geht, ein zweiter Leiter genähert, dessen Enden zu den Bele- gungen einer isolirten Batterie führen, so tritt eine eigenthüm- liche Theilung ein ; der Entladungsstrom selbst wird geschwächt und im benachbarten Leiter ein Strom inducirt , so zwar, dass stets die Relation ^ -f a ^' = 0 besteht, wobei a eine dem ganzen Beobachtungssysteme ange- hörende Constante bedeutet. Soll nun diese schon bewiesene Relation sammt den anderen Ergebnissen die Basis einer künftigen analytischen Behandlung der Erscheinungen des inducirten Stromes der Nebenbatterie werden, so ist es zunächst von grosser Wichtigkeit, die Constante dieser Induc- tion, a nämlich, nach allen Seiten hin näher kennen zu lernen und festzustellen , wovon sie abhängig ist. Diese Frage experimentell zu beantworten, war der Zweck unserer Untersuchung. Die Anordnung des angewendeten Apparates war ähnlich einer in d(>r früher erwähnten Abhandlung 2) und ist aus beigefügtem •) Blaserna, „Üher den iiiHiicirten Strom der NebeiibiiUerie." Sitzuiigsbericlile der kaiserl. Akademie, Band XXXII, dann Band XXXVI und „Über die elektrische Ent- ladunn^ und Induction Band XXXVII. -') Sitz-unffsberiihte der miithem.-naliirw. ("lasse der kais. Akademie doi- Wissenschaft. Hand XXXVII. über elektrisi'he Entladung und Indiictioii. 303 Schema zu ersehen , wo C den Conductor einer dreischeibigen Winter'schen Elektrisirmitschine, Bu die Batterie des Hauptdrathes, Bn jene des Nebendrathes, F das Funkenmikrometer, L^ das Riess- sche Luftlhermometer im Haupt- drathe, L» ein ähnliches im Ne- bendrathe bedeutet. Was das Verhältniss dieser beiden bei unseren Untersuchun- gen angewandten Thermometer betrifft, so sei im Allgemeinen gesagt, dass Z„ viel empfindlicher war als Lu , was sich auch bei der oft schwachen Induction als sehr nützlich erwies; doch war es nicht nothwendig, jedesmal das Verhältniss beider Luftthermometer, das durch eine Änderung der Neigung des einen oder des anderen sich änderte, genau zu bestimmen, da aus der Relation 3- -f a 3-' = 0 0 — 5 sich a = — - — ergibt, so dass man sowohl 0 als auch 3 ntit einem constanten Factor, der Verhältnisszahl der Werthe der beiden Anschläge, zu multipliciren hätte und erhielte, was wohl auf die absolute Grösse des a einen Einfluss hat, bei der Untersuchung der Änderung desselben jedoch unberücksich- tigt bleiben darf und dies um so mehr, als man dadurch einer Mul- tiplication der bei jedem Experiment unvermeidlich vorkommenden Fehler leicht und mit Vortheil ausweichen kann. Alle weiter anzu- führenden Werthe des a sind also aus diesem Grunde nicht auf ihre wahre Grösse reducirt worden. Im Beobachtungssystem, wie es von uns angewendet wurde, sind nun folgende variable Elemente: 1. Die Distanz des Funkenmikrometers. 2. Die Distanz der parallelen Dräthe. ?>. Die Länge derselben. 4. Das Oberflächenverhältniss der eingeschalteten Flaschen. 304 .1. OcUl r.'i I 1111(1 !•". St li.l II i ('k: Um das Verhalten der Constanten a bei Änderung irgend eines von diesen vier Elementen festzustellen, machten wir daher vier Heilien von Beobachtungen und zwar so, dass jedesmal ein Element als variabel, die übrigen als constant angenommen wurden. 1 . Versuchsreihe. Die FankennükroDieterdistanz vcründerllch , die übrigen Elemente constant. Da aus einer schon früher gemachten Beobachtungsreibe ') sich a von der Distanz des Funkenmikrometers unabhängig zeigte, so hatten wir nur notb wendig, grössere Intervalle zu nehmen und so einfacher die Unabhängigkeit zu constatiren; doch war es nicht möglich, weit entfernte Grenzen zu wählen, da bei zu kleinen Distanzen die Ausschläge zu unbedeutend, bei sehr grossen hingegen unsicher waren, wobei wir noch überdies eine Beschädigung des Luftthermometers fürchten mussten. Im folgenden sind die gemachten Versuche angeführt; a bedeu- tet die variable Funkenmikrometerdistanz. Versuch I. Länge des Hauptdrathes 27'. — Länge des Nebendrathes 27'. — Länge der parallelen Dräthe 12'. — Distanz der parallelen Dräthe 5. — Hauptbatterie Flasche 3. — Nebenbatterie Flasche 2. d ö Mittel j Mittel 1 Mittel a be- rechnet 3 3-7 2-8 3-7 3-9 3-8 2-7 2-8 3-9 3-8 0-2G • 3-8 . 2-9 3-8 4 6.9 Sä S-6 6-9 (r9 S-5 o-a 5-7 3-7 o-2:j 6-8 :)-6 3-7 .T iO-2 8-6 8-0 iü-4 10-4 8-6 8-6 8-0 80 {)■'>■> 10-4 8-7 8-0 *) Sit/.unfTsbeiichtp, |{;iiiil XXXVII. Ulier ulektri.si'lii- lüit^idiliiü nml liiiliicdorj 305 Versuch 11. Die Anordnung wie früher. (/ (-) Millel j Mittel 3' Mittel a Ije- reehnet ö lü-9 9-1 8-7 10-9 1(1-9 9-() 90 8-8 8-8 0-21 11 0 9-0 8-8 7 18-7 10- 1 12-8 19() 18-8 101 161 13-2 130 0-21 18-6 l()-2 130 18-9 161 13-0 Versuch III. Die Anordnung wie früher. d t) Mittel 3 Mittel ä' Mittel a be- rechnet 4 6-4 ä-3 6-1 6ä ()-4 :v4 5-3 61 61 0-18 6-4 Ö-3 6-2 6 13-3 10-8 HO 131 13-2 10-9 10-8 111 111 0-21 13-2 10-8 11-2 7 16-8 14-2 14-1 17-3 170 14-3 14-3 14-1 141 0-19 170 14-4 141 Versuch IV. Die Anordnung wie frülier. d 0 Mittel ä Mittel ä' Mittel « be- rechnet 3 3-4 2-9 3-6 3-8 3-6 2-9 2-9 3-6 3-6 0-20 3-6 2-9 3-7 5 8-8 7-2 7-0 8-9 8-9 7-2 7-2 6-9 70 0-24 91 71 7-0 7 15Ö 13-4 10-9 13-8 13 7 13-2 13-3 10-8 10-9 0 22 l;J-7 13-3 HO ■ 306 J. Oilstrcil 1111(1 F. S t II (i II i e k : Miiii sielit also schon aus diesen wenigen Versuchen ganz deutlich, dass die Constante a vom Funkenniikrometer unabhängig ist , was auch schon die zu diesem Behufe gemachte Reihe '}, die wir hier als Versuch V^ uns zu wiederholen erlauben, zu bestä- liffen hilft. Versuch V. Hauptdrath 36'. — Hauptbatterie Flasche 2. Flasche 3. — Distanz der parallelen Dräthe 4. Nebenbatterie d (-) Mittel 5 Mittel 5' Mittel a be- rechnet 3 30 4-0 3-8 o 0 5-0 40 4-0 3-8 3-8 0-26 5 0 4-0 3-8 4 7 8 6-6 3-5 • 8 0 8-0 6-7 G(> 3-6 5G 0-23 8 0 6-6 3-6 I> H 4 9-6 7-6 H 3 11-4 9-7 9-7 7-6 7G 0-22 il 4 9-7 7-6 6 t5 7 13-3 10-2 i3 7 13-7 13-3 13-2 101 10-2 0-24 13 8 131 10-3 7 20 0 170 12-8 20 0 20 0 170 170 13-2 13 0 0-23 20 0 170 130 6 15 4 130 10-6 13 4 13-4 12-8 12-9 lOG 10- G 0-23 13-5 12-9 10-7 Ist aber die Unabhängigkeit des a von der Distanz des Funken- mikrometers durch diese V^ersuohe nachgewiesen, so wird es für die weiteren Untersuchungen gleichgiltig sein, welche Distanz man bei einem oder dem anderen Versuch ninmit; man kann also dem jedesmaligen Bedürfnisse durch eine zweckmässige Wahl der Distanz entsprechen, was wir auch stets gethau. '» Silziiii?:sbpiiclil.'. B:iii.l XXXVU. über olelitrisclic Kiillniluiig uinl liDliu'ticui. ;JU7 2. V e r s ii c h s r e i h e. Distanz der parallelen Drätlie veränderlich, die übrigen Elemente constant. Auch in Betreft' des Verhaltens der Inductionseonstanten a bei verschiedenen Entfernungen der parallelen Dräthe wurde schon früher i) eine kurze Versuchsreihe gemacht, die jedoch für einen allgemeinen Schluss zu wenig Zuverlässiges enthält, da blos die Distanzen 4 und 6 genommen wurden. Es mussten also vor Allem mehrere Versuche bei sehr differirenden Distanzen gemacht werden, deren Resultate nun folgen: Versuch I. Länge des Hauptdrathes 27'. — Länge des Nebendrathes 27'. — Länge der parallelen Dräthe 12'. — Hauptbatterie Flasche 3. — Nebenbatterie Flasche 2. — Funkenmikrometerdistanz 6. D (-» Mittel j Mittel j Mittel a 4 7ä ä-5 10-8 7-6 7-6 5-4 Ö-5 10-8 10-8 7-6 5-5 • 10-8 019 6 5-8 9-ä ' 3-7 0-8 9-7 9-6 • S-8 9-3 019 8 6-0 7-5 . 61 61 7-6 7-6 6-2 7-6 0 19 10 6-4 6-7 6-3 6-3 6-3 6-6 6-3 6-5 019 12 6-7 5-5 6-8 6-7 5-4 5-3 0-7 3*a 0"l7 ») Sitziin^slKM-ichle. Band XXXVII. 308 .1. () ils t r ö i t iiiiil F. S t u (I liirk ; Die Aiioi'diiuiig' wie im Vorsiich 1. 1) W iMittcl 3 Millcl b' Mittel X V) U-cS 7-4 11-8 9-9 9-9 7-4 7-4 12-0 12-0 10-0 . 7-5 121 0-20 10 8-2 8-7 8-1 8-1 8-6 8-7 8-1 8-9 0 • 20 IS 8-6 6-4 8-6 8-6 6-3 6-4 8-6 6S 0-20 20 8-8 4-3 8-8 8-8 4-8 4 7 8-8 4-9 0-22 30 9-2 3-5 9-2 9-2 4-1 3-8 9-2 3-5 9-0 4-0 0-19 Versuch III. Funkenmikrometerdistanz 7; alles übrige wie im Versuch I. D (-) mittel 5 Mittel 3' Mitlei a 5 n-7 8-7 13-0 il-7 11-7 8-8 8-7 13 0 130 Wli 8-7 i2r> 0-22 10 9-6 7-8 9-8 9-7 7-8 7-8 9-7 7-9 0-24 20 10-8 4-3 10-8 10-8 4-4 4-4 10-8 4-3 0-20 Versuch IV. Kunkenmikrometordistanz 8: die sonstige Anordrning wie im Versucli I. über elektrische Entladung- und Induction. 309 D e Mittel 5 Mittel 5' Mittel a 5 i3-3 12-3 13-2 lä-4 15-4 12-2 12-3 13-2 13-2 15S 12-3 13-2 0-23 10 13-4 9-8 13-4 13-4 10-2 100 . 13-3 100 0-20 13 14-0 7-3 i4'0 14-0 7-3 7-3 14-0 7-4 0-20 20 14-4 31 14-4 14-4 5-5 5-3 14-5 S-8 0-20 Versuch V. Länge der parallelen Dräthe 10'. — FuiikenmikrometerdistanzT; alles übrige wie im Versuch I belassen. D (-) Mittel ä Mittel 5' Mittel a 1 10-9 6-9 18-5 HO 10-9 6-9 6-9 200 19-4 11-9 6-8 19-8 0-20 4 8-1 12-3 8-2 8-2 12-3 12-3 8-2 12-5 0-21 10 9-3 9-7 9-4 9-4 8 9 9-2 9-3 9-2 016 12 9-5 7-8 9-6 9-3 7-8 7-8 9-3 7-6 0-18 20 10-2 4-3 10-3 10-2 4-4 4-4 10-2 4-4 • 0 1t) 23 10-3 4-2 10-3 10-3 41 41 10-4 41 0-13 Silzl>. «t. matliem.-uiiturw. C|. XLI. Bd. Nr. Ij. 21 310 .1. Odstifil und F. Studiiieka. Versuch VI. Die Anordnuns: wie im Versuch V. D 0 Mittel 5 Mittel y Mittel a 1 11 'i 71 17-4 H-4 11-4 7-3 7-2 17-3 17-4 11 4 7-2 17-4 0-24 4 8-!) lt-5 8-7 8-8 HS 11-5 8-8 11-4 0-23 10 10-1 7-3 10-0 100 7-3 7-3 100 7-4 0-20 20 10-6 4-3 10-6 lo'-G 4-0 41 10-8 4-1 0-'20 Man sieht aus allen diesen Versuchen deutlich, dass sich a nicht ändere, mag man die Distanz der parallelen Dräthe noch so klein, wo die Induction sehr bedeutend wird , oder noch so gross , wo sie dann kaum zu bemerken ist, nehmen, dass es also von der Distanz unabhängig sei; die bei den äussersten Grenzen der angewendeten Distanzen vorkommenden kleinen Differenzen fallen auch hier, wie bei der ersten Versuchsreihe, sämmtlich in das Bei-eich des Beob- achtungsfehlers. Man wird also bei Untersuchungen über diese Induction am besten thun, wenn man eine solche Distanz wählt, wo sowohl ^^ als ^' sich am genauesten beobachten lassen; denn Grenzfälle einer zu grossen oder zu kleinen Distanz ziehen entweder ein zu grosses ^ und ein zu kleines ^' oder umgekehrt nach, wodurch der Beob- achtungsfehler sich bemerkbar machen kann. Natürlich richtet sich die Wahl der entsprechendsten Distanz der parallelen Dräthe nach der Empfindlichkeit der beiden zur Beobachtung von -3- und ^' dienenden Luftthermometer, so d;iss man in jedem gegebenen Falle leicht die passendste Distanz nach wenigen Versuchen angeben kann. Für die Luftthermometer, deren wir uns bei allen unseren über elektrische Entladung und Induction. 311 Beobachtungen bedienten, fanden wir die Distanzen 4 — 8 am ent- sprechendsten und haben sie auch bei späteren Untersuchungen angewendet. 3. Versuchsreihe. länge der parallelen Dräthe variabel , die übrigen Elemente constant. Bei dieser Untersuchung konnten wir zwar nicht so differente Wertiie der Variablen anwenden, wie wir es bei der vorigen gethan, da einerseits bei zu geringer Länge der parallelen Dräthe die Induc- tion sehr unbedeutend und die Beobachtungen daher sehr unsicher gewesen wären, andererseits bedeutende Längen nicht angewendet werden konnten , wegen der Unzulänglichkeit der die parallelen Dräthe tragenden und spannenden Vorrichtung; doch die Induction änderte sich schon innerhalb der von uns angewandten Grenzen so bedeutend, dass man auch aus diesen Ergebnissen sicher auf die Constanz von a schliessen kann. Die jetzt folgenden Versuche mögen es bestätigen. Versuch I. Länge des Hauptdrathes 48'. — Länge des Nebendrathes 40'. — Distanz der parallelen Dräthe 4. — Hauptbatterie Flasche 3. — Nebenbatterie Flasche 2. — Funkenmikrometerdistanz 7. L 0 Mittel ). Gegen die Annahme eines Albinismus streitet 1) Teminiiick erwähnt a. a. 0. nur ein Exemplar des echten Porp/ii/rio albus Latham in einem Glaskasten gesehen zu hahen. Ob dies dasselbe Individiiuni des Leverianischen Museums war, ist nicht zu entnehmen. 330 A. V. Pel zfl 11. hingegen die Angabe Lathaiiis a. a. U., dass die weissen Wasser- hühner ziemlieh häufig in ihrer Heimath voikommen sollen. Worauf sich Temminck's Angabe dass die Jungen von Porpliyrio albus bläulich aschgrau seien, gründet, ist mir nicht bekannt. Nach White's Journal S. 13S fand sich auf Lord Howe's Insel eine Art von Geflügel, welche sehr den Perlhühnern (Guinea fowl) in Form und Grösse glich, aber in der Farbe sehr verschieden war, da sie im Allgemeinen alle weiss waren, mit einer rothen fleischi- gen Substanz, welche wie ein Hahnenkamm am Kopfe sich erhob und nicht unähnlich einem Stücke Siegelwachs erschien. Da sie nicht fliegen konnten noch im mindesten scheu waren , so erschlu- gen sie die Matrosen, ihre Sanftheit und Unfähigkeit vor ihren Verfolgungen aufzufliegen benützend, mit Stöcken. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass hier von derselben Art die Rede ist, und hierauf dürfte sich auch Latham's Angabe von dem Vorkommen auf der Norfolk -Insel und in der Nähe, so wie über ihre Zahm- heit gründen. Ich lasse hier die Beschreibung unseres Vogels folgen. Notornis? alba (White). N. rosiro valido et clypeo frontali nitro octilos producto rubris, ptilosi alba dorso alisque coeruleo violaceo, pectore et abdo- mhie rubescente violaceo Invatis, alis infra flexaram spina 3'" longa, conica, intus parum curvata, remigum primaria- rum prima brevi (IS" breciore quam secunda), secunda ad quintam nsque fere aequilongis, longissimis, seoeta paucas lineasi breviore, septima paucas lineas breviore quam sexta, pedibus robustis, flavidis. Longit. tot. 20", alae rix 9", rostri 1" 10", caiidae 2" 9"', tars. 3" 1"\ digitorum absque unguibus: medii 2" 10 ", exter. 2" 4-^/o"', inter. 1" 11'", postici 1", un- guium omnium digitorum circiter 7"'. Fulica alba White, Journal of a Voyage to New South-Wales (1790) 238 c. Iah. Gallimda alba Lath. lad. Ornith. II, 768. White GalUnule Lalh. Syn. Suppl. II, 327 i). 1) Da mir Lathain's Syiiops. Suppi. II. nicht zur Hand ist, so lionnte ich nur den Auszug aus deinseUteu bei Stephens a. a. 0. benutzen. Zur Ornithologie der Insel Norfolk. «»ol Porphyrio albus Lath. — Temminck Man. d'Ornitli. 11,701. — Idein PI. col. Genre Porphyrio sp. 4. — Stepli. Gen. Zool. XII. P. I, 261. Porphyrio melanolus Temm. (albino variety) Gray Zool. Erebus and Terror 14. — Idem Gen. of ßirds 398. Porphyrio melanolus Temm. var. Bonap. in Compt. rend. XLIII. (1836) 599 (Tabl. Grallae). Hab. Ins. Norfolk. — Ins. Lord Howe. Anas saperciliosa Gmel. Puffinos chlororhyüchas Less. — Boiiap. Consp. II, 201. Procellaria ntlantica Gould. — Bonap. ibid. 199. Phaeton phoenlcarus Gmel. Von diesen 21 Arten können Puffinus chlororhynclms, Procel- laria atlantica und Phaeton phoetiicurus, als Bewohner des Oceans und an keine engen Grenzen gebunden, für den ornithologisehen Charakter der Insel nicht in Betracht kommen; von den übrigen seheinen derselben eigenthümlich zu sein : Gerygone modesta, Zosferops tetiuirostris *)? ^- albogularis, Turdiis poliocephnlus, Rhipidura assimilis,Pachycephalalongirostris?, Campephaga lon- gicaudata, Nestor norfolcensis und vielleicht Hemiphaga spadicea, da ihr von Vigors und Temminck erwähntes Vorkommen in Neu- holland und auf den Freundschaftsinseln zweifelhaft sein dürfte; gemeinsam mit Neuholland sind Astur approximans , CUmacteris scajidens, Leucosarcia picata, Ckaradr'ms xanthocheilus^), To- taniis glottis und Anas superciliosa ; mit Neuseeland: Aplonis obscurus, Charadrius xanthocheilus , Limosa Baiieri und Anas superciliosa ; mit Lord Howe's Insel: Notornis? alba. Wie diese Zusammenstellung zeigt, finden sich also nebst einer bedeutenden Zahl eigenthümlicher Arten sowohl neuholländische als neuseeländische Species, und das Auftreten der so charakteristischen 1) Die kaiserliche Sainmiung- besitzt zwei ganz übereinstimmende Exemplare von Zosterops tenuirostris und eines von Tiirdiis poliocephalus von der Reise des Frei- herrn von Hügel, welche aus Neuholland stammen sollen; bei der Allgemeinheit der Bezeichnung mochte ich es aber nicht für unwahrscheinlich halten, dass diese Vögel in der That von der Insel Norfolk gebracht wurden, und zwar um so mehi', als Gould in den „Birds of Auslralia" gegen die frühere Angabe in seiner Sy- nopsis weder Zoxterops tenuirostris, noch Z. alboyularis, noch Turdus poliocephalus als neuholländisch aulführt. ") Zwei ganz übereinstimmende Stücke aus Ostindien erhielt unsere Sammlung durch B o j e r , und zwei zur selben Art gehörige aus Ceylon durch Baron Hügel. 332 A. V. Pelzeln. Zur Ornithologie der Insel Norfolk. Formen Nestor und Notoi'nis deutet eine besondere Verwandtschaft mit der Fauna Neuseelands an. Erklärung der Tafel. Figur 1. Kopf von Nestor norfolcensis nacb Bauer's Zeichnung. „ 2. Kopf des älteren und „ 3. des jüngeren der in der kaiserlichen Sammlung befindlichen Exemplare von Nestor productus. „ 4 u. .'). Zungenapparat von Nestor productus nach Bauer. <'|y.<'lil /.iii' llriMllti>l«>() liiz io. Aii;(li>i cliiuilc:! ilcir:i('i|ua tiiiiicr:ili', cornponimento fece egii poi .soj»uire uiia descrizioiie storico-inedica della fönte stessa. la qiiale ha [ter tilolo: De Tliermis Cenetensihus ad (tedem divi Gotluirdi , e iiolla (juale si riscoiitra che le eure dedicate ad una bei» ordiiiata cotiservazioiie della fönte erano moltit lungi dalTessere quali il richiedeva Tiinportanza della stessa. Un tal difetto il rinveniamo poscia notato anche da altri in tempi di gran liinga posteriori; per cui ci sembra noii inverosimile doversi piü ehe ad altro attribuire a sifatta trascuraiiza Tobblio quasi totale in cui e a poco a poco caduta, e nel quäle giace anche al presente sepolta. Non sapremmo infatli a quäl altra cagione meglio riferire un tal danno, se pensiamo che lo Stofani, e molti altri medici prima di lui trovarono cosi importante T uso di quelTacqua, e talmente ana- loge ed anzi superiore ne" suoi elFelti a quello della rinomata aequa del Tettuccio di Montecatini in Toscana, che si terminö col darvi la preferenza in confronto che a quest' ultima. E siccome la specula- zione trova spesso di aprirsi la via anche laddove dovrebbe esserle chiuso il valico, esisteva a que' tempi in Padova un farmacista il quäle spacciava la nostra acqua di Ceneda per acqua del Tettuccio. Senoiiche piü che da vile interesse di guadagno sarä stato spinto (juel farmacista a tale frode da generoso sentimento verso la umanitä, aiiimato com' egli era dai prodigiosi elTetti che se ne conseguivano, e dagli elogi che i medici prodigavano alla nuova Tettucciana. Questo spaccio non deve pero avere avuto lunga durata, giacche, quantunque corra un secolo incirca prima che dopo lo Stefani tro- viamo falta pubblica menzione di quost* acqua, pure arrivati al 1760 ci si presentano quattro lettere del Dr. Monari di Ceneda inserite in una raccolta di opuscoli pubblicati dal farmacista Vincenti di Yenezia, nelle quali lamenta ormai l'obblio in cui quell'acqua era caduta, nota i miglioramenfi da lui slesso fatti eseguire alla fönte, e vi aggiunge alcune indagini tentate collo scopo di determinarne i componenti. In onta ai pregi si generalmente acconsentiti per piii secoli all'acqua predelta, ed in onta agli sforzi di quelli che si adoperarono colPopera e cogli scritti a vantaggio di quella fönte, non si venne perö mai a capo di averne un lavoro bene ordinato, cosi che quando il Prof Salvatore Mandruzzato di Padova si fece ad instituire un' anaiisi chimica di quoll' acqua, la fönte era in una condizione tale eh' egli stesso non esita a dichiarare un impuro stagnetto. detla Salsa o di 6'. Goltardu, in Ceiieda, l'roviiiuia di Treviso, elc. lilj i Nel 1827 poi la Deputazione Comiinale di Ceneda delibero di trarre quelia fönte dal negletto abbandono in cui si trovava, e vi esegui i lavori necessarii a dare uiia cistenia in luogo della fangosa pozza che dianzi esisteva. II Marid ruz z ato, esegiiiti che furono questi notevoli miglioiamenti , ne rinnovo Taiialisi, falta poi di pub- blica i'agione nel 183IJ, dalla quäle risulta che una libhra medicinale di quell' acqiia sarebbe composta di Cloruro di sodio grani 32 „ „ eaicio „ 6 SoHato di calce . „ 2% Carbonato di ealce „ 41/4 Oltre a ciö sarebbe, come dice il Mandruzzato, imbraltata di una sostanza regetabile nmcoso-estrattiva ; e per quanto piu che i reattivi, accertmio i seusi, investita da una sfuggevole e piccola dose di gas idrogeno solforato. Questo no'i pote egli dimo- strare per via di alcuna reazione qualitativa, e quindi nemmeno determinare quantltativamente, ma forte perij nel valore de' suoi sensi che ne accerfavano la esistenza, institui alcune sperienze indi- rette dalie quali conchiude per via di deduzione che ogiii libbra niedicinale di quell' acqua contenga prossimamente 0*006 di deci- metro cubico di gas idrogeno solforato. Finalmente nel 18S1 il dott. Pazienti di Veiiezia pubblicö nel Giornale fisico-chimico italiano una sua notizia colla quäle era qualitativamente dimostrata in quelf acqua 1' esistenza delPiodio e del hromo, sfuggiti nel 1833 alle ricerche del Mandruzza t o. Tau incoinplete nozioni, mal rispondenti alla riputazione in cui quell' acqua fu un giorno tenuta, mi determinarono ad intraprenderne l'analisi chimica nel laboratorio del prof. Redtenbacher, coli' intendimento che fermata una volta, cosi in via qualitativa che quan- titativa, la vera sua composizione, sia dato a conoscere in che risieda la precipua sua virtü medicinale, e con ciö sieno collocati i cultori delFarte medica nel caso di poterne trarre utile profitto. E fuor di dubbio che, a condurla nella dimenticanza cui oggid'i e dannata, dee avere intluito, oltre la tiascuranza alla quäle si abbandono in addietro quelia tonte, anche il cieco empirismo, a sola guida del quäle se ne faceva uso, senza che il medico putesse qnindi dietro un ferino prin- cipio prevederne l'azione, ed applicarla ai singoli casi che una giusta diagnosi gli avesse additati. Tolto, coll'attuale mio lavoro, ()()0 lii/.iu. AnulisJ i-liiiiiiiM di'H' :i('i|U;i iiiiiR-i'iile. un s\ grave ostacolo , e veduti i risultuti cunseguiti (lalle mie ricerche, noii inetto diibbio in allennare che la l'oiite delPaequa snlsa di Ceiieda dehha quindi iiinanzi salire in uii lii-slro beii niaggiore di «juellü che per il passato abbia giamrnai raggiunlo. La fönte predetta trovasi all' aprirsi della via che dalla cittä di Ceneda conduce a quella di Serravalle, ed esce precisamente da un cülie che forma parte del nionte chiamato Pendolo. E anche cono- sciuta sotto il nonie di fönte o acqua äiS. Gottardo, per una chiesetta dedicato a questo santo, la quäle s'innaka sul iianco sinistro di quelle stesso colle. Dalla gentllezza poi del Consigliere presso l'Istituto geologico deir Inipero Cav. F. de Hauer potei avere le piü recenti notizie relative alla costituzione geologica dei dintorni di Ceneda e del terreno stesso dal (jualc escono le sorgenti *) , essendo stati que' luoghi visitati dal Consigliere Foetterle nella circostanza di una escursione geologica generale da lui fatta nel Veneto. Egli trovij adunque che le fonti predette scaturiscono dal dlluvium, il quäle riempie cola il fondo del fiunie Meschio, e nella direzione di sud-est trovasi in iminediata connessione colle uguali formazioni della grande pianura veneta. Le prinie colline che s'innalzano dintorno a Ceneda furono originate dal sollevamento delle Alpi, e rappresentano il menibro piü recente della formazione sedimentaria, appartenendo al terreno plioceno; esse sono costituite da strati di marne sabbionose, le quali fanno quindi passaggio alla pura arenaria, e sotto un grado di 40 — 45 gradi sud-ovest discendouo dalle Alpi. Nella direzione poi di nord-est arrivano fino a Serravalle, dove il prossimo menibro sottostante e r arenaria e la calcaria eocena, alle quali seguono poscia le piü antiche formazioni di sedimento delle Alpi stesse. Nei lavori intrapresi nel 1827 per migliorare la condizione della fönte, posta che Ai allo scoperto la roccia dalla quäle esce 1' acqua Salsa, si trovo tluire questa in piccole vene da un niasso di arenaria cinericcia, nel quäle per la profondila di 40 centimetri incirca ed altrettanti di diametro fu scavata una vaschetta, dal cui fondo sorge *) Oltre alla funte deiioraiuata salsa, ed alla quäle, aiccuiiie quella che fu ed e teiiuta in maggior considerazione, sono dedicate queste mie ricerche, esistono in quel colle due altre sorg-enti, l'nna detta dolce solforata o delle uova, e l'altra dotce iolforata o deW Episcopio. Hellü vrt/.v« o (li tV. Cultdidii. in CeriL'dii, l'roNiiicia di Tieviso. clc. rltiil per temii fessure l'acqua minerale i). Siccome poi si temeva che rattingeila direttamente da questo serbatojo, avrebbe potuto anclie per lievi urti disgregare T arenaria, cosi da questa prima vaschetta, rnediante apposito tubo, stiila l'acqua in una seconda vasca profunda 60 centimetri incirca e larga SO, dalla quäle fluisce poi in iina terza di maggiore capacita. Le due uitime sono quelle che costituiscono i due veri serbatoi della fönte. La temperatura dal M andruz zato notata in quest'acqua nel dicembre 1826 si fu di + 8°, o R. , mentre Tatmosfera segnava -j- 6° ; e neir agosto 1829 rinvenne nell'acqua la teinperatura di -\- 13°, mentre saliva nell'aria a + 15°. II getto poi della fönte e, secondo lui, stabilito ad una libbra medicinale di acqua in quattro minuti primi. II. Indagini analitiche. La presente analisi chimica fu da me escguita sopra T acqua inviatami per cura della Congregazione municipale della eitta di Ceiieda, e cbiusa diligentemente in apposite bottiglie sotto la esperta direzione di uno degli Assessori della Congregazione stessa, il Sig. Dottore in medicina De Mori. Le bottiglie furono empiute alla fönte nei giorni 26 e 27 gennajo del corrente anno 1860; c, ricevute nel laboratorio di questa Universita in Vienna il giorno 10 del susse- guente febbrajo, passai senza dilazione alcuna ad instituire le ricerche che mi faccio ora a descrivere. L'acqua era limpida, e tale si manteneva anche abbandonata in vasi aperti, scolorita, di sapore lieveniente salato, nun disaggra- devole; alTatto di aprire le bottiglie sentiva alcun poco di acido sol- fidrico, ma versata in allro recipiente Todore non era piü sonsibile. Nel versarla da uno in aitro vase non ispumeggia, e solo dibattendola sviluppa poche bollicine gasose. Aperte alcune bottiglie anche tre mesi (lopo che si trovavano nel laboratorio non mi fu dato di poter notare qiiella tenue mucihiggiiie filosa che il M a n d r u z z a to afTernia trasporture con se V acqua predetta cosi che una mimita dose di questa sostanza resta stemperata nella minerale senza turharne la ckiarezza, e va poi a palesarsi lentamente sii di essa e d' intorno 1) Uiteiigo clie con uno scavo Ikmip ordiiuito si potreiibe faeiiniente rinveiiire uii inaggior nuniero

  • olle, ed alimentäre cosi il piodotto della sorgeiite. 340 B i 7. i o. Aiialisi cliiiiiio;! ilcM' ;ici|iiii miiipiiili' alla parte superiure dei vasl che la cotäejif/oiio, dando talvolta or'igine alla produzione di iina muffa specUdmente se per avven- tura ne resti di attaccata cd sovero. I s;iggi qualitativi in stituiti sopra qiiest'acqua rni dimnsti-arono, per mezzo delle consuele reazioiii, Tesistenza delle segueriti sostanze. Ba s 1. Potassa. Soda. Ammoniaca. Magnesia. Caice. Slionziana. Alluniina. Ossido ferroso. „ manganoso. „ ranieico. Materia organica A ci d i ed elementi che ne faiiiio 1" ufl'ieio. Cloro. Jodio. Biomo. * Acido fosforico. * „ borico. „ solforico. „ eaibonico. „ soifidrico. „ silicico. Le sostanze segnate con * si rinvennero in qna'ntitä cosi minima da potersi soltanto determinare in via qiialitaliva. Risultati negativ! diedero le ricerebe fatte per indagare la litina, la barite, il fluoro, e r acido nili'ico. Risultamenti de II' analisi qii ant itati va. Peso spccifico. Riempiuto un picnometro di acqiia distillafa allo zero di tempe- ratura, ne conteneva grammi 330048; mentre riempinto di acqna minerale, pure allo zero, ne conleiieva grammi 33-1566. Questi dati avuti da tre saggi perfettamente concordanti, danno adunque il peso specifico := 1 00456. Materie fisse. Aggiunto prima ad uiia determinata qnantita di acqua minerale un peso conosciuto di carbonato di soda roventato, la si evaporö a bagno di ai-qiia in crogiiiolo di |»laliiin; ed il residuo si porto poi alla temperatura di -f 120° C. aj .*)0 CC. di acqua diedero ü-287i) di materie fisse. 6J 100 „ „ „ „ 0-5760 „ „ Media in 10.000 grammi di acqua: Materie fisse a f 120° C = 57-2893. Hetla saUu o di S. GoUavdn, in Cerieda, l'roviiieia di Treviso, elc. t) -t Determi naz i one delle singole so stanze. Cloro. II cloro fu volumetricamente determinato, mediarite soluzione iiüi-niale decima di nitrato d'argeiito: a) CC. 25 di acqua richiesero CC. 22-70 — soluzione d'argento. * h) „ 25 „ „ „ „ 22-70 „ cj „ 50 „ „ „ „ 45-40 „ Per avere da qtieste cifre la quantita del cloruro d^ argento coi-rispondente al volumedella soluzione normale adoperata, dobbiamo detrarre la parte di metailo eonibinata al bromo ed alTiodio esistenti iieiriicqua stessa, e cbe piü innanzi vedremo quantitativamente deter- miiiati. Eseguita tale sottrazione, rimane per i tre saggi sopra notati : aj Cloniro d'argento ^ grammi 0-3216 bj „ „ = „ 0-3216 cj „ „ — „ 0-6432 Ad avere inoltre uii riscontro dell'esattezza di queste cifre otte- niite per via volumetiiea, si raceolse il precipitato avuto dalla solu- zione d'argento nel saggio cJ, lo si lavö eon acqua acidulata con acido nitrico, ed, asciugato che fu lo si portö alla fusione. II suo peso si rinvenne essere granwni 0"6317, dai quali detratto il bromuro e l'ioduro d'argento che vi erano uniti, rimangono grammi 0*64o9 di cloruro d'argento i quali corrispondono esattamente alla quantita del cloruro stesso stabillto dietro il semplice assaggio vokunetrico. Dalle tre sperienze sopracitate abbiamo adunque: In 10.000 grammi di acqua : Cl = 31-6552. lodio. L* acqua stabilita a questa ricerca fu evaporata a bagno maria in Capsula di platino, coll'aggiunta di carbonato di soda, sino a perfetta secchezza. II residuo ottenuto si trattö con alcoole; ed, evaporata la soluzione alcoolica, si versö nuovo alcoole sopra il residuo da essa lasciato. Condotta a secchezza anclie questa secotida soluzione alcoo- lica, si disciolse la materia riniasta in piccola quantita di acqua, si acidulö leggermente la soluzione acquosa ottenutane, e vi si aggiunse nitrato di palladio in tenue eccesso. II precipitato prodotto da questo o4ä l>i/. id. Aicilisi cliiniic;! licir lu'qiiii iiiiru-rale. sale fii, (lopo veiitiqiKittro ore, raccolto sopra uii feltro, et lavato dapprima con acqua calda e poscia con alcoole ed etere. Asciiigato che fu, si porto a nioderalo loveiitamento. e si pesö il palladio rimasto. (i) CC. 3000 di acqua dicdeio grammi 0-03171 Pd. h) „ 3000 „ ,, „ „ 0-03035 „ Media in 10.000 grainmi di at-qua : / = 0-4032. Bronio. L'acffua ininerale, acidulata dapprima leggermente con acido iiitrico, si tralto secoiido gli additamenti del F'ehling con iina (juan- lita tale di solnzione di nilrato d'argeiilo, die separasse solo in parte il cloro, precipitaiido nello stesso tempo la totalitä del bromo e deli'iodio. II precipitato si lascio per bon due giorni a contatto del liquido, e si ebbe cura di tenerlo freqiientemente agitato. Scorso qnesto tempo, lo si raccolse sopra im feltro, e lo si lavo con acqua acidnlafa con acido nitrico, e poscia con acqua pura. Asciugato che fu, si roventü sino alla fusione, e si pesö. Preso allora un tubo di vetro rigonfiato a bolla nel suo mezzo, vi s'introdusse una parte del precipitato; e, mantenendolo in istato di fusione, lo si sottopose ad una corrcnte di gas cloro secco, sino a tanlo che non manifestasse piii diminuzione di peso alla bilancia. Dalla perdita di peso avuta nella parte del precipitato sottoposto all'assaggio si calcolö la perdita appartenente all'insieme di tutto il precipitato; e detratta da questa la parte dovuta all'iodio, si ebbe il qiianto della perdita dipendente dalT allontanamento del bromo, e con ciö la qiiantita di esso. Siccome poi ogniqualvoKa si possa avere un riscontro fra due metodi dilTerenti, i qiiali conducano allo stesso risultato, e avvalorata l'esattezza dei dati conseguiti, cosi, nel processo sopradescritto, per precipitare il bromo dalT acqua minerale io adoperai una quantitä nota di argento, cioe un determinalo voiume di soluzione normale decima di nitrato di qnesto metallo, per cui mi era dato modo di calcolare la quantitä del brom» ancbe secondo il metodo proposto dal Mo li r. In tal maniera io conosceva infatfi la quantitä di cloruro d' argento che avrei dovuto otfenere, qualora la sopradelta soluzione normale fosse stata aggiunta ad un liquido, nel quäle vi fosse stato solo cloro. Ma defta .90/.?« o di S. Gottardn. in Ceiieda, Provincia di Trevi.so. etc. d4d nell'acqua minerale, da me analizzata, oltre al cloro esistevano anche il broino e Tiodio, i qiiali posseggono im equivalente maggiore. Pesato aduiKjLie, come dovea gia fare iiel primo processo descritto, il precipitato avuto dalla soluzione d'argento, io dovea rinvenire una somma maggiore di quella che mi era data dal caleolo iiel quäle era considerato il caso che Targento si fosse tramutato in solo cloruro. Ora tutto il piü del peso da me rinvenuto, in confronto di ciö che mi dava la prefata supposizione, dipendeva adunque dalla sola differenza che esiste fra 1" equivalente dell' ioduro e del bromuro d'argento, e fra quello del cloruro; per cui essendomi gia nota la quantitä deiriodio , e pereiö la quantitä dell' ioduro d'argento che dovea essersi prodotta, avea tutti i dati sutficienti per calcolare la differenza di peso dipendente dal solo bromuro d'argento, e con cio la quantitä del bromo contenuto in quel precipitato. La concordanza delle cifre da me conseguite e una pruova nori solo della loro esattezza, ma di quella altres'i dei due metodi seguiti in tale ricerca. I risultamenti infatti ottenuti sono i seguenti. Peso del precipitato avuto, mediante la soluzione d' argento. a) CC. 1000 di acqua, con CC. 133 — soluzione d'argento, diedero gr. 200330 h) „ 2000 „ „ „ „ 135 ^ „ „ „ „ 2 06967 Perdita di peso Perdita calcolata mediante il gas cloro. secondo il metodo del Mohr. frrGrammr^0Ä4 aJ~Gvmmn^^^OQ^ h) „ 01333 h) „ 01333 Detratta da questa perdita la parte dovuta alTiodio, rimane per il bromo: a) Perdita di peso = granimi 0-03719 = gramnii 00676 Br. h) „ „ „ = „ 0-07489= ,. 0 1361 „ Media in 10.000 gramnii di acqua : Br = 0-67Ö1. Acido solforico. Concentrata 1' acqua, mediante evaporazione, ad un quarto incirca del suo volume, venne acidulata con acido cloridrico, e trattata poi 344 ßizio. Analisi chimica delT acqiia miiierale, eon clorui'o di bario. II soltato di barite fu, dopo ventiquattro ore, colle note cautele raccolto sopra un feltro, asciugato, e roventato. a) CC. 1000 di acqua diedero . . . grammi 00216 BaO, SO3 h) „ 1000 „ „ „ . . . „ 00216 In 10.000 grammi di acqua: SOs =- 00737. Acldo carbonico» Per determinare Tinsieme di tutto l'acido carbonico, si espo- sero per alcnne ore alla temperatiira di -f- 1° C. le bottiglie con- tenenti 1' acqua. Aperte poi a questa stessa ternperatura, s'introdusse un determiuato volume delT acqua minerale in recipienti nei qiiali trovavasi una soluzione di eloruro di bario mescolata eon ammoniaca. I recipienti eran 0 tosto ermeticamente cl)iusi, ed il precipitato for- matosi si lavo poi eon acqua distillata bollita, sino a tanto che questa non intorbidasse piü col nitrato d' argento. Sciolto allora il oarbonato di barite nelPaeido cloridrico, si evaporö la soluzione in Capsula di platino sino a secchezza, e dopo avere debolmente roventato il resi- dua, lo si titrö eon soluzione normale decima di nitrato d' argento. aj CC. 1000 di acqua richiesero CC. 1516 - soluz. d'arg. = gr. 0-3333 CO^. b) „ 1000 „ „ „ „ 1Ö4-3 „ „ „ = „ 0-3394 „ Media in 10.000 grammi di acqua : CO. = 3-3491. Acido solfidrico. Per aeeertare la presenza delP acldo soifulrico si misurarono, in via di semplice saggio qualitative, CC. 700 delf acqua minerale, nel giorno stesso in cui arrivo al laboratorio. II piedetto voinme di acqua si versö in un niatraccio fornito di un tubo caricatore, e di un secondo tubo ripiegato ad angolo, il quäle andava ad immergersi in una solu- zione ammoniacale di solfato di rame. Cbiuso che fu il matraccio , si aggiunse alT acqua, mediaute il tubo caricatore, una certa quantita di acido solforico , e la si riscaldo cosl che arrivasse alTebullizione, mantenendola a questo grado di temperatui-a sino a tanto che non isvolgevasi che solo vapore acqueo. Terminata la pruova, si trovo che la soluzione ammoniacale erasi mantenuta limpidissima ed inal- terata nella sua liiita; nia al trarne da essa il tubo, per il quäle detfa Salsa o di S. GoUardo, in Ceneda, Proviiicia di Treviso, etc. o45 passarono i prodotti gasosi sviluppatisi dall'acqua, durante la sua ebullizione, si trovö che esso nella superficie interna, laddove era bagnato dalla soluzione ammoniacale di solfato di rame, erasi lieve- mente tinto in hruno nerastro. Si lavo allora il tubo stesso eon acqua distillata bollita, e si disciolse quella macchia bruna in aleune goccie di acido nitrico. Neutralizzata poi con ammoniaea la soluzione acida, vi si aggiunse poco soifidrato potassico, il quäle al momento non ori- gino nel liquide che un tenue coloramento brunastro, ma scorso qnalche tempo , lascio sedimentäre al fondo della provetta una tenuissima quantita di polvere nero-bruniccia. Questo saggio manifestava adunque V esistenza nell' acqua di tracce di acido solfidrico, in quantita cosi tenue da poter abbandonare il pensiero di venire ad una determinazione quantitativa. Tuttavia, proGttando di questo sperimento diretto ad una pura ricerca quali- tativa, volli tentare se il solfuro di rame ottenuto fosse tanto da poterne ancora avere un risultato quantitativo. Raccolsi adunque il predetto solfuro supra un piccolo feltro, il lavai con acqua calda e bollita, ed incenerato il feltro, sciolsi il piccolo residuo nell' acido nitrico, dal quäle precipitai l'ossido di rame per mezzo della potassa, L'ossido lavato e roventato peso grammi 0-0024, i quali rappresen- tano grammi 0-0010 di acido solfidrico, contenuto nei prefati CC.700 di acqua minerale. Non intendo con cio di avere seguito il metodo migliore per la determinazione quantitativa di questa sostanza; ma nel caso nostro, in cui nei risultati deU'analisi avrei potuto indicarne solo tracce, ed in cui la sua presenza potrebbe fors'anco venire dalla sola reazione della materia organica sopra i solfati esistenti nelT acqua, ritengo piii che sufficienti i dati avuti per la via tenuta. In 10.000 grammi adunque di acqua: HS= 00142. Questa cifra non ha poi bisogno di commento alcuno per dimo- strare quanto sia erronea la denominazione di solforata-salina , con cui dal Mandruzzato e da altri si appellö quest' acqua minerale. Acido silicico. Evaporata T acqua, ed aggiuntovi acido cloridrico in eccesso, si condusse a perfetta secchezza. Umettato allora il residuo con u4b B izi o. Analisi chimica dell" acqua minerale. miovo acido cloridrico, e trattato poi con acqua, si raccolse l'acido silicico sopra un feltro; lo si lavo, asciugo ed arrovento. Pesato che fu, lo si sottopose ad iin saggio al cannello. col quäle fii rafTermata la sua purezza. CC. 3000 (li aqua diedero grammi 0-0290 SiOs. In 10.000 grammi di acqua: SiO, = 0-0962. Oi^sido ferroso -}- Alluiuina. II liquido dal quäle erasi separata la silice fu neutralizzato con ammoniaca, e precipitato poi con solfidrato ammonico, il quäle diede origiiic a pochi leggerissimi üocchi neri, che raccolti sopra un feltro, e lavati con acqua bollita contenente alcun poco di solfidrato ammo- nico, si asciugarono, incenerarono e pesarono. CC. 3000 di acqua diedero .... grammi 000212 Fe^Os + AI2O3. L'ossido di ferro e Tallumina furono sciolti appresso nell' acido cloridrico, nel quäle V ossido ferrico fu ridotto ad ossido ferroso per mezzo dello zinco metallico. Si determino allora la quantita del ferro mediante una soluzione di camaleonte minerale (Titolo: ICC.di acido ossalico normale = 31-8 CC. di camaleonte). Di questa ne ahbi- sognarono CC. 0 • 4, per cui abbiamo : Fe^O^ = 0-00100 Al.Os = 0-00112 E percio in 10.000 grammi di acqua: FeO = 00137 Al.O^ = 0-0371 Caice. Neil" acqua, dalla quäle era separata Tallumina e T ossido di ferro, fu decomposto poi con acido cloridrico l'eccesso del sollidrato ammonico; ed allontanato mediante riscaldamento l'acido solfidrico, e separato colla feltrazione il solfo, si saturo il liquido con eccesso di ammoniaca, e dopo averlo riscaldato se ne precipito la caIce coli' ossalato ammonico. Mantenuto poscia ad «n conveniente grado di temperatura per dodici ore incirca, si raccolse il precipitato sopra un feltro, lo si lavo con acqua calda, si asciugo, e debolmente rovento. CC. 3000 di acqua diedero grammi 0-7680 CaO, CO^. detta Salsa o di S. Gottardo, in Ceneda, Provincia di Treviso, etc. 347 Per yveie appresso im riscoiitro della cifra sopranotata, si diseiolse il carbonato di caice gia pesato in CC. 30 di acido nitrico normale. A saturare l'eccesso delP acido nitrico adoperato si richie- sero poi CC. 14. 6 di soliizione normale di potassa; per cui risulta che soli CC. 15. 4 dell' acido nitrico normale erano entrati in combi- nazione colla caIce. Questi ci rappresentano grammi 0*770 di car- bonato di calce, per cui era pienamente raflfermata l'esattezza della prima cifra. Per la determinazione della calce furono poi instituiti due altri saggi sopra nuova quantitä di acqua minerale. Precipitata, come al solito, la calce per mezzo dell'ossalato ammonico, si diseiolse Tossa- lato di calce ancor umido nelT acido cloridrico, e si titrö la soluzione per mezzo del camaleonte. Adoperati in ambedue gli sperimenti CC. 1000 di acqua minerale, si richiesero CC. 39 di camaleonte (Titolo: 5 CC. di acido ossalico normale = 38 CC. di camaleonte), i quali rappresentano CC. 5. 13 di acido ossalico equivalenti a grammi 0-2565 di carbonato di calce. Per cui riepilogando i dati dei tre saggi instituiti per la determinazione della calce, si ha che: a) CC. 3000 di acqua diedero . . . grammi 0-7680 CaO, CO^. bj „ 1000 „ „ „ . . . „ 0-256S c) „ 1000 „ „ „ . . . „ 0-2S65 e percio in 10.000 grammi di acqua : CaO = 1-4289. Magnesia* Nel liquido, dal quäle erasi precipitata la calce, si determino la magnesia col metodo consueto, pesandola allo stato di pirofosfato magnesico. aj CC. 3000 di acqua diedero .... grammi 1-269S 2%0, PO5. b) „ 1000 „ „ „ . . . . „ 0-41S7 cj „ 1000 „ „ „ .... „ 0-4137 Media in lO.OüO grammi di acqua: MgO = 1-4977. Pofassa e Soda. Si evaporö una determinata quantitä di acqua minerale, tramu- tando i cloruri in solfati mediante P acido solforico. Decomposti poi questi Ultimi coli' acqua di barite, e separate colla feltrazione il sedi- Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XLI. Bd. Nr. Iß. 24 34o Bii io. Analisi chimloa 3 A p p (' n (1 i 4' (' ill'miiilisi ehiinica deiraecjua .sMÜno-iodurata di Cerieda. Sa||;|^i aiialitici quautifatlvi sopra l'acqua salso-iodica di Sales ncl Pienionte. Coiiipiuta cli'ebbi Tanalisi chimica delTacqua saliuo-iodiirata di Ceneda, io vedeva importaiite di stabilirne il confronto, piü che coli altre, coll'acqua di Sales, siecome quella che, come dissi nella prefata analisi, vieiie presso noi adoperata ne'casi in ciii torrii indi- cato Puso di un'acqua minerale iodifera. Fattomi adiinqiie a vedere i risullati delie rieerche analitiche eseguite sopra quest'acqiia , rinveiiiii che iin' ultima analisi era tiitto di recente stata puhblicata dal Padre Ottavio Ferra rio di Milanoi), quäle e qiii da me riferita. Peso speeifico = l-OTö. Materie fisse = grani 70o in 10.000 grani di acqua. Prineipii inineralizxatori. In 10.000 grani di acqua. Acido carbonico libero e coinbinatü . . grani Acido solfidrico libero e combinatü . . . grani Acido solforico combinato grani „ silicico . . „ Bromo lodio Cloro In 10.000 grani di acqua. combinati eoi metalli 2-3Ö60 0-2592 0-3155 löOOO 7-0000 2()0000 394-8433 Ferro in istato di bicar- bonato grani Aininoniaca \ Calcio Magnesio ^ aloi- Sodio l dei Potassio Materia organica vegeto-animale f cogli \ \ aloi- l 1-5000 0-7037 9-1785 13-4838 232-5023 0-3007 3-7500 La enorme quantita di iodio enunciata dal Ferrario sorpassa si fattamente i limiti, nei quali questo corpo ci e presentato dalla natura nelle acque minerali, che io non metteva dubbio a rigettaie senza piü la realtä del fatto, quand'ancbe non avessi dovuto farlo per il modo da lui tenuto neu" eseguire quell* analisi. NelT accingersi a tal lavoro, egli dice di farlo perche finora si avea la sola notizia dei 1) .Memorie del R. Istituto lombardo. Milano 18ö9. Vol. VII. [.. 421. O04: Bi/. io. Äiiiilisi ctiiinicü dell" .icqua iniiit'r;il<', risultati ottenuti dalle analisi, poco concordi fra loro, senza la indi- cazione dei metodi seguiti Avesse il P. Ferrari o seguito 1' esempio de'suoi predecessori , di tenere occulti cioe i metodi teiiuti, che iioii avrebbe egli macchiato le pagine degli Annali di uno de'piü cospicui corpi seientifici delTItalia con errori, ai quali giä da qualehe decennio avrebbe mancato Tindulgenza dei rneno esperti nelle chi- miche discipline! ') La nessuna fiducia ehe io poteva prestare alle cifre pubblicate dal Padre summentovalo, mi porto dunque a vedere quali fossero i risultati avuti dal Kr am er e dall' Abbene, i quali aveano prece- dentemente esaminato l'acqua stessa. Raccogliendo i risultati di questi analizzatori, unitamente a quelli dei Ferrario, si avrebbero i dati seguenti : I o d i o in 10.000 parti di acqua. Kramer 0145 Abbene 18-279 Ferrario 26-000 La enorme disparitä delle cifre e tale che in luogo di averne lume, io ne avea per conseguenza piena confusione. In quanto al valore dei dati dei P. Ferrario ne sappiamo gia abbastanza; in quanto agli altri dei Prof. Abbene, non conosco il metodo da lui 1) A giustificare questo inio severe giudizio verso chi non avesse l'opportunitä di vedere il lavoro originale dei P. Ferrario, non faro qui che compendiare il metodo da lui tenuto nella deterrainazione delTiodio, il quale basta da se solo a diraostrare, senza commento aicuno, se nella presente meta dei nostro secolo sia permesso pubblicare analisi chimiche di tal eonio. Depo avere adunqiie precipi- tato i tre aldioi per mezzo deirargento, egli separa il cloruro dal bromuro e dair iodiiro argentico per mezzo dell' amtnoniaca , che scioglie il prirao , e lascia indisciolli i due Ultimi, i quali, fiisi poi colla potassa , soiio da esso tramutati in bromuro e iodiiro alcalini. Scioglie allora ia massa fusa, la neutralizza con acido cloridrico, e fa attraversare la soluzione da una correnfe di cloro che precipita riodio, il quale viene raccolto sopra un f'eltro di cui e noto il peso. Asciugato riodio, ne riscontra colla bilancia la quantitä, che trova essere grani 21-75 in 10.000 grani di acqua. Ma il chimico »naiizzatore soggiunge che per la natura dell' operazione di cui si tratla, ni dovevano incontrarc delle perdite, e gli sembra adunque che alla quantitä avuta non sieno male a proposito aggiunti di proprio cervello grani 3-20, per cui afferma che T iodio si potrebhe valutare circa ijrani 23. Finalmente quaiido veniamo al riassunto finale dell'analisi troviamo che nelle cifre registrale Tiodio e montato a grani 26, e quindi che ne e aggiunto un altro granicello, nel timore forse di non essersi il Ferrario dimostrato a sufficienza generoso in quesla sua creazione d' iodio. detta Salsa o di S. Gotturdo, in Ceneda, Proviiicia di Trevisio, etc. o55 tenuto, ma la cifra si elevata e ragione sufTiciente per non accordarvi troppo facile liducia; per cio che riguarda il Prof. Kramer ci sarebbe guarentigia la ben nota sua abilita sperimentale, ma quand'io mi fossi appigliato a quest' ultimo, il quäle ci da una cifra smisuratamente inferiore a quella degli altri, non mi avrebbe mancato il rimprovero di preferire questo a quelli colia sola mira di assegnare ua maggior valore all'acqua di Ceneda in confronto che a quella di Sales. Null'altro restavami adunque che instituire io stesso alcuni saggi analitici anche sopra l'acqua di Sales, che a tale scopo fu da me falta direttamente acquistare al suo Deposito generale presso la farmacia Brera in Milano, da dove mi fu spedita al laboratorio chimico di questa Universita in Vienna. Le bottiglie presentavano tutti i contrassegni che dal Deposito stesso sono indicati quali mezzi assicuranti Tautenticita della loro origine. Io sono ben lungi dal mettere in dubbio che Tacqua di Sales possa presentare delle variazioni nella sua composizione. Che cio possa avvenire ne abbiamo, fra gli altri, il piü notevole esempio nell'acqua minerale di Saxon nel Cantone Wallis in Isvizzera*); fna quello che sono lungi dalTammettere si e ch'essa possa arrivare a contenere una quantitä si esorbitante d'iodio, quäle risulterebbe dalle cifre del P. Ferrario e del Prof. Abbene. Variazioni di tal fatta costituirebbero un fatto unico nella storia delle acque minerali; il quäle, in luogo che a vantaggio, riuscirebbe poi a grave danno delP acqiia stessa, giacche il medico mancherebbe di ogni guida nella quantitä delTacqua da prescrivere. In quanto poi alle ricerche da me fatte, non essendo mio inten- dimento d' instituire un'analisi completa, ma soltanto di avere que'dati che mi si rendevano necessarii a stabilire un confronto con quella di Ceneda, cosi si limitarono a cio solo che avea relazione collo scopo per il quäle erano instituite. 1) Sappiamo come, riguardo a quest" acqua, fossero divise le opinioni dei chiinici fra chi uegava a diriltura in essa Tesistenza deil'iodio, ed altri ehe Io rinveniva in quantitä ponderabile. Le ricerche instituite alia fönte stessa dal Rivier e dal Felleuberg dimostrarono la singolaritä del fatto, che quest' acqua cioe esanii- uata a brevi intervalli di tenipo arriva dal 0 alla rilevante quantitii di 0-1 d'iodio in un litro. II Heidepriera ed il Poseige r, che analizzarono appresso l'acqua stessa contenula in differenti bottiglie, rinvennero in mllle parti di essa da 0-046 a 0-148 d'iodio, senza riscontrare dilFerenza di sorta nella quantitä delle altre sostanze contenute nell' acqua. OOÖ lÜziu. Aiiiili.si cliiiJiica (lull' itcijiiii niiiiiMiile, I metodi tenuli uella determinazione delle singole sostanze sono que'medesimi che ho tenuto riella sopradescritta analisi delPacqua di Ceneda, per cui io mi stringo qui a registrare solo i risultati ottenuti. D a t i a n a I i t i c i. Peso specifieo = 1-0432. ITIaterie fi»)se. CC. oü di acqua diedero .... granirni ^'ÜSGO di niaterie fisse. In 10.000 grammi di acqua: Materie fisse a -f 120° C. ^ H82-1668. Cloro. • '^' a) CC. 2 di acciua richieseio CC. 21"15 — sol\izione d'artjento. ^1 10 ^ bj „ 2 „ „ „ „ tlVö „ /•) 4 X'2W Detratti 1' iodio ed il broino esistenti nelT acqua stessa, rimane per il cloro; In 10.000 grammi di acqua: 67 = 358-7678. Iodio. a) CC. 1000 di acqua diedero .... grammi 0-0125 Pd. h) „ 1000 „ „ „ . . . . „ 00128 „ Media in 10.000 grammi di acqua : / = 0-2884. Bronio. Peso del precipitato avuto, mediante la soluzione d'argento. N a) CC. 1000 di acqua, con CC. 100 — soluz. d' arg. , diedero grammi 1-S326 b) „ 1000 „ „ „ „ 120 „ „ „ „ „ 1-8245 l'eiilita
  • ) entwickelt wurde und bestätigt gleichzeitig auf s Neue diese Theorie. Bei positiver Elektricität erhält man einen gelben Stern mit aus dem Centrum nach allen Seiten geradlinig sich entfernenden Strahlen, deren gelber Staub nicht im Centrum selbst, sondern in einem das Centrum umschliessenden Kreise die grösste Dichtigkeit besitzt. Bei negativer Elektricität bekommt man eine rothe Scheibe, deren Staub auch nicht im Centrum, sondern in einem das Centrum umschliessenden Kreise am dichtesten gelagert ist. Lässt man die elektrische Einwirkung der Drathspitze eine gleiche Anzahl Secunden *) Beitrag zur Kenntniss der Iiidiictionsappnrate und deren Wiikmigen von J. C. Poggendor f f. — P o gg e iid o r ff s Aunalen Bd. 94, p. 289 u. ff. 362 R e i t I i n g e r. dauern, so sind die einzelnen Dimensionen der mit dem Ruhmkorfl"- Apparate erhaltenen Figuren bei wiederholter Schliessung derselben Smee'sclien Kette nahezu gleich. Dies veranlasste mich die durch den Ruhmkorft" erzeugten Figuren bei den späteren messenden Ver- suchen zu benützen. §. 3. Schon Lichtenberg theiltin seiner zweiten Abhandlung mit, dass er unter dem Recipienten der Luftpumpe Staubfiguren erzeugt habe. Er fand sowohl die positive als die negative Figur grösser geworden, die erstere jedoch mehr als die letztere und gleichzeitig schienen die Figuren nach seiner Meinung ähnlicher *). Riess citirt diese Stelle, ohne die Vergrösserung hervorzuheben 2), wohl weil er annahm, Lichtenberg habe bei den damaligen Hilfs- mitteln nicht beurtheilen können, ob Menge der Elektricität, Dauer der Einwirkung und andere ausser der Luftverdünnung mitwirkende Umstände gleich waren. Die Anwendung des Ruhmkorff-Apparates gestattet aber eine Reseitigung aller ähnlichen Redenken, Riess stellte auch selbst einen Versuch mit Figuren unter der Glocke der Luftpumpe an. Indem er aber gleich eine starke Luftverdünnung anwandte, und den Funken einer Leidner Flasche überspringen Hess , so vermochte er keine Figuren wahrzunehmen s). Ich Hess mir einen Recipienten verfertigen, der, mit einer Stopfbüchse versehen, einen Messingstift von aussen vertical auf und ab bewegen liess. Eine Messingkugel, die das in der äusseren Luft befindliche Ende des Stiftes bildete , gestattete denselben zu elektrisiren. Der Reci- pient hatte noch eine mit einem Hahne luftdicht verschlossene Seiten- Öffnung, welche andere Gase als gewöhnliche Luft unter die Glocke zu bringen ermöglichte. Auf den Teller der Luftpumpe stellte ich einen Harzkuchen von 4 Zoll Durchmesser. Die abwärts gerichtete Spitze des Messingstiftes stand der Harzplatte gegenüber, indem sie dieselbe entweder berührte oder ihr nahe war. Die Messingkugel wurde mit dem äusseren Pole der Inductionsrolle eines RuhmkorlT- Apparates in Verbindung gesetzt. Nachdem die Luft im Recipienten auf den jedesmal gewünschten Grad der Verdünnung gebracht war, wurde der Ruhmkorff eine nach Secunden genau gemessene Zeit 1) Comineiilatio posterior p. 12. «) Riess I. c. §. 30. 3) Riess I. c. p. 30. Zur Erkliiniii"' der Liclilenbergisclien Figuren. 363 hindurch in Thätigkeit gesetzt. Hierauf wurde eine Staubfigur auf der aus domRocipioiiten lieraus^enoninieiion Harz|ilalte durch Bestiiiihuiig mit Yillarsy'schem Gemenge erzeugt. Die auf der Ijiirometerprübe nicht ahlesbaren höheren Barometerstände wurden aus der Anzahl der Kolbenstösse mittelst einer kleinen Rechnung abgeleitet ^). Bei den in solcher Weise angestellten Versuchen ergab sich nun das merkwürdige Gesetz: Sowohl die positive als negative Staub figur vergrüssert sich im lu ft verdünnte n Räume in ihrem U m f a n g e und allen einzelnen T h e i 1 e n im u m g e- ke hrtenVerhältnissedesBarometer Standes, oderander s ausgesprochen, im geraden Verhältnisse der Luftver- dünnung. Rezeichnet man mit b den jedesmaligen Barometerstand, so drückt ~ das Gesetz der Vergrösserung der Figur aus. Gleichzeilig ist keine Spur davon zu hemoken, dass die Figuren ähnlicher wür- den. Sie behalten völlig ihre charakteristischen Eigenthümlichkeiten. In der folgenden Tabelle werde ich nicht willkürlich ausgesuchte, sondern die 3 ersten meiner Beobachtnngsreihen zusammenstellen, um den Leser in die Lage zu versetzen, ein Urtheil zu fällen, ob ich zum Ausspruche des obigen Gesetzes nach den von mir gesehenen Thatsachen berechtigt war. Auf die 3 Theile der Figur, die icli gemessen, habe ich schon in §. 2 aufmerksam gemacht. 1. Positive Figur: Rother Kreis Unbestäubter Kreis . . , Kreis gelber Strahlen . , 2. Positive Figur: Rother Kreis Unbesliiubter Kreis . . Kreis gelber Strahlen . , 3. Negative Figur: Gelber Kern Rother Kreis Kreis von äusseren abge- stumpften Strahlen . . 28 lO'i'S 2'"3 3-2 tö-0 1-0 ;j-2 20 2"'l^ 3-3 20-0 2-G 4-2 17-0 1-2 7-0 10-0 lö 3-3^ 5-2 230 4-0 4-8 230 1 :> 9-0 löO 10 4-3 70 30-0 SO 6-5 36-0 2-2 lö-O 22-0 8-9 9-3 12-0 3-8 30-0 16"'0 21 0 7-3 20'"(» *) leh hatte nach 25 Kolbenstössen "t" Caromelcrslaiicl , also (/2^. B=:V', wo ß der Barometerstand der äusseren Luft in Zollen Ledeutel. Daraus wurde q bestimmt, Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XLI. Bd. Nr. 16. 23 364 R e i t I i II g e r. Die ei-ste Horizontalzeile enthält die Barometerstände. Bedenkt man, dass diese grösstenlheils nicht direct gemessen, sondern durch Kolbenstösse geschätzt wurden, so wird man mit Befriedigung sehen, dass das oben aufgestellte Gesetz sich in den beobachteten Zahlen so deutlich ausspricht. Ich habe die Linien nicht auf Zolle reducirt, damit die Übersicht erleichtert ist. Bei den positiven oder gelben Theilen der Figuren war eine geringere Genauigkeit möglich als bei den geschlossenen negativen oder unbestäubten Kreisen. Es musste aus verschieden langen Badien ein mittlerer Badius durch Schätzung gewählt werden. Eine besondere Eigenthümlichkeit zeigt der gelbe Kern der negativen Figur. Bei den Barometerständen über 5 Zoll bestand er aus einem kleinen Kreise mit hornförmig gebogenen Aus- wüchsen; man könnte die Gestalt am besten mit der eines Seekrabben vergleichen. Bei tieferen Barometerständen war er ein regelmässiger gelber Kreis. Eine unbefangene Überlegung des in diesem Paragraphen aufge- fundenen Gesetzes, welches eine so einfache Abhängigkeit der Grösse der Figur von der Luftverdünnung zeigt, rechtfertigt die Vermuthung, dass in der Luft sich bewegende elektrisirte Tbeilchen die Gestalt der Figuren erzeugen. Indem der bestäubte Harzkuchen die ihm mit- getheilten und vermöge seines isolirenden Vermögens an den Mit- theilungsstellen haftenden Elektricitäten sichtbar macht, zeigt er die von ihm fixirten Bahnen der in der Luft bewegten elektrisirten dem Auge nicht wahrnehmbaren Tbeilchen. Die Gestalt der Figuren ist der verschiedenen Art zuzuschreiben, wie sich die elektrisirten Tbeilchen in der Luft vom Metallstifte aus auf dem Harzkuchen ausbreiten. Durch elektrische Lichterscheinungen hat man schon längst sichtbar gemacht, dass sich elektrische Tbeilchen verschieden bewegen, je nachdem sie von einem positiven oder negativen elektrisirten Leiter die Elektricität fortführen. Die Versuche dieses und der folgenden Paragraphen erweisen nun, dass die Lichten- bergischen Figuren nichts anderes sind, als eine andere Art, eine auch durch das elektrische Licht identisch wahrnehmbare Thatsache dem Auge darzustellen. ^. 4. Das Gesetz, welches die Vergrösserung der Lichten- bergischen Figuren in luftverdünnten Bäumen ausdrückt, ist genau und dann die Cleiclmng' 7 x B - b, wo b der IJarometcrstiind , .r die Änzalil der Kollienstösse bedeutet, mittelst Logaritliinen gelöst. Zur Rrkläi'Uiifir tler Lichtenhergisclien Figuren. 365 dasselbe, welches Snow Harris für die Vergrösserung der Schlag- weite bei Luftverdiinimng fand. Die Schlagweite des elektrischen Funkens und die Lichtenhergisclien Figuren befolgen also genau das- selbe Zahlengeset/ der Vergrösserung bei Verminderung des Baro- meterstandes. Es entspricht dies völlig dem am Schlüsse des vorigen Paragraphen angedeuteten neuen Gesichtspunkte für die Lichten- bergischen Figuren. Da die Schlagweiten in verschiedenen Gasen verschieden sind, so kam ich nach einigem Nachdenken auf die Ver- muthung, dass auch die Figuren in verschiedenen Gasen verschiedene Grösse und Form besitzen würden, und zwar erwartete ich, dass sie eben so, wie bei der Luftverdünnung im Verhältnisse der Schlag- weiten grösser würden. Nach Versuchen Faraday's zeigt das WasserstofTgas im Verhältnisse zur gewöhnlichen Luft die autTallendste Vergrösserung der Schlagweite. Ich wählte es sowohl aus diesem Grunde, als seiner bequemen Bereitung wegen, um die Bichtigkeit der eben mitgetheilten Vermuthung zu prüfen. Meine HotTnung wurde durch getrocknetes WasserstofTgas erfüllt. Es zeigte sich eine schon durch Augenmass deutlich wahrnehmbare Vergrösserung der Figur in allen Theilen. Liess man die Spitze des elektrisirten Stiftes circa 0"'2 oder mehr vom Harzkuchen abstehen, so verhielt sich in den meisten Fällen die Grösse der Figur in Wasser- stofTgas zur Grösse der Figur in atmosphärischer Luft ziemlich genau wie 3:2. Doch wurde in einigen Fällen die Grenze des im vorigen Paragraphen ermittelten Gesetzes überschritten und in einem Falle fand ich das Verhältniss wie 2:1. Die angestellten Messungen wird folgendes tabellarische Beispiel genügen, anschaulich zu machen. Positive Fig'ur in atmosphärischer Luft in WasserstofTgas innerer rother Kreis .... Unbestäubter Kreis .... Kreis gelber Strahlen . . . 3"'0 4-7 121) 4"3 6-6 21o So wie in diesem Beispiel fand ich die Dimensionsverhältnisse bei 2 Figuren, die bei 1"' Entfernung des Stiftes vom Harzkuchen und unverdünntem Zustande der Luft und des Gases erzeugt wurden. 21) 306 R e i t I i n ? e r. Vergleicht man das erhaltene Grössenverhältniss mit dem Verhältniss der Schlagwciten, so fand Faraday das letztere in einer Versuchs- reihe, wie 2:li), in einer späteren wie 3:2 2). Faraday erklärt jedoch selbst seine Beobachtungen nur in Feststellung des Grössen- verhältnisses überhaupt, nicht aber auch im numerischen Werthe für genau verlässlich s). Man wird daher die Übereinstimmung der BeobachtungenFa raday's über die relative Schlagweite in Wasser- stofFgas und atmosphärischer Luft mit meinen oben mitgetheilten Messungen über die Gritsse der Lichtenbergischen Figuren in den zwei Luftarten befriedigend finden. Die Lichtenbergische Figur in Wasserstoff ist aber nicht nur grösser als in atmosphärischer Luft, sondern regelmässiger, reicher und in ihren positiven Theilen ohne Vergleich verästelter. Die auffal- lend schön geformten gelben Verästelungen bieten einen prachtvollen Anblick dar. Faraday erwähnt die sehr schönen Verästelungen des elektrischen Büschels im Wasserstoffgas*). Es bilden also diese Ver- ästelungen als charakteristische Eigenthümlichkeit des Wasserstoff- gases ein Anzeichen mehr für die Verwandtschaft der elektrischen Lichterseheinungen mit den elektrischen Figuren, die sich für gewisse elektrische Lichterscheinungen im folgenden Paragraphen als Identität beweisen lassen wird. Es bedarf keiner weiteren AuseinandersetzAing, in welch' hohem Masse die hier beschriebenen Versuche die am Schlüsse des vorigen Paragraphen aufgestellten Gesichtspimkte bestätigen. §. !). Es lag nahe, eine scheinbare Erläuterung der Figuren durch Vergleichung mit dem Spitzenlichte zu versuchen. Die positive Figur sollte eine Projection des Lichtbüschels, die negative eine des Lichtsternes sein. Aber obwohl Riess diese Analogie mit Recht als nicht stichhältig bezeichnen konnte^), so kam sie doch der Wahr- heit näher als irgend eine andere bis jetzt versuchte Erklärung. Es wird sich nämlich zeigen , dass die Formen der Lichtenbergischen Figuren wirklich mit Formen elektrischer Lichterscheinungen, wenn auch nicht mit den eben erwähnten völlig identisch sind. 1) Exp. Res. al. 1388. 2) Exp. Res. al. löOT. 3) Exp. Res. al. 1389. •») Exp. Res. al. 14.')9. S) l'.iess I. e. §. 10. Zur Erklärung' der Liclitenherg-isehen Figuren. 367 Die Lichtenbei'gischen Figuren entstehen, indem Elektricität von einer Metallspitzc oder einem Metaüringe auf Flächen überströmt. Sollen also elektrische Lichterscheinungen mit iimen in der Form identisch sein, so müssen sie unter ähnlichen Bedinsrunijen erzeugt werden. In der schon citirten meisterhaften Abhandlung über die Inductionsapparate machte bereits Poggendor ff eine erste hierher gehörige Beobachtung bekannt. Eine Glasplatte lag auf einer Metall- scheibe, die mit dem einen Pole des Inductionsapparates in Verbin- dung stand. Eine mit dem anderen Pole verbimdene Drathspitze wurde der Ulibelegten Fläche des Glases genäliert. War die Spitze bis auf einige Linien nahe gekommen, so ging ein ununterbrochener Strom schwach leuchtender Funken auf das Glas herab. „Nähert man die Spitze noch mehr, etwa bis zur Viertellinie", fährt Poggendor ff in Beschreibung der Beobachtung fort, „so werden die Funken nicht nur heller, sondern zerstieben auch auf dem Glase nach allen Bich- tungen, dabei eine fein geäderte Figur bildend, ähnlich der Lich- tenbergischen von positiver Elektricität. Es Hess sich in der Gestalt dieser Figur kein Unterschied beobachten, die Spitze mochte positiv oder negativ sein. Nur schien bei Positivität der Spitze die Figur eine grössere Ausdehnung zu besitzen" i)« ^^i dieser Nähe der Spitzen hätte Poggendorff auch auf dem Harzkuchen die zwei gemischten Figuren, die beide mit positiven Zacken begrenzt sind, wie ich sie in §. 2 beschrieb, erlialten. Diese zackige Begrenzung beider Figuren in diesem Falle war aber wohl die Ursache, dass Poggendorff die bemerkte Ähnlichkeit nicht verfolgte. In seiner „Notice sur Vappareil de Ruhmkorff-' theilt du M o n c e 1 einen Versuch mit, der sich sowohl zur Begründung meines theore- tischen Gesichtspunktes als zur Controle der Hypothese von Biess besonders verwendbar zeigte. Wenn du Moncel zwei mit den Polen seines Ruhmkorff-Apparates verbundene Drathspitzen einer Wasser- fläche so weit näherte, dass ein continuirlicher Funkenstrom über- ging, so sah er an den Polen zwei der Grösse und Gestalt nach ver- schiedene Lichterscheinungen , die nach seiner beigefügten Abbildung gemischten Staubfiguren entsprechen. Du Moncel selbst bemerkt jedoch nichts über die Ähnlichkeit dieser Lichterscheinungen mit den ») Poggen dort'fs Annalen Bd. 94, p. .324. 368 R e i t 1 i n g- e r. Lichtenbergischen Figuren, wie er überhaupt nichts Näheres über dieselben beifügt i)- Durch wiederholte Versuche war ich mit allen einzelnen Theilen der vorn Kuhinkorff-Apparate erzeugten gemischten Staubfiguren, mit ihren je nach den Polen völlig charakterisirten Eigenthümlichkeiten und ihren relativen Grössen so vertraut geworden , dass ich nach dem ersten Blicke auf die von du Moncel seinem Buche beigegebenen Abbildungen die Identität der Gestalt dieser Lichterscheinungen mit den Lichtenbergischen Figuren erkannte. Indem ich jedoch du Moncel's Versuch wiederholte, sah ich, dass man bei glücklich gewählter Entfernung der Spitzen von der Wasserfläche den reinen Charakter positiver oder negativer Figuren auch in diesen Licht- erscheinungen erhalten kann. Am negativen Pole sieht man einen kleinen Lichtkegel, der mit runder Basis auf der Wasserfläche aufsteht, am positiven Pole lebhaft niederfahreiule, an verschiedenen Punkten eines kleinen Kreises das Wasser trefl'ende Funken, die in fein geäderte Figuren zerstieben, welche astförmig sich radial vom Mittelpunkte des der Spitze gegenüberliegenden kleinen Kreises entfernen. Die Zacken der positiven Staublineamente waren unverkennbar. Ich habe diesen Versuch mit günstigem Erfolge auch bei einer Winter'schen Elektrisirmaschine wiederholt, wobei natürlich die zsvei Conductoren die zwei Pole des RuhmkortT-Apparates ersetzten. Wollte man aber nicht für augenfällig verwandte Erscheinungen willkürlich verschiedene Ursachen statuiren, so blieb nun nichts Anderes übrig, als vorauszusetzen, dass sowohl bei diesen Lichter- scheinungen als den Figuren die elektrisirten in der Luft bewegten Theilchen die Verschiedenheit der positiven und negativen Form bewirken, indem sie sich theils an der Harz- oder Wasseroberfläche lagern, theils diese bestreichen, und dass das Licht im einen, der Staub im anderen Falle nur verschiedene Mittel der Sichtbarkeit seien. Man wird sich um so mehr zu dieser Annahme gedrängt fühlen, als schon die vorigen zwei Paragraphen nachgewiesen haben, dass das Harz nur die Rolle spielt, die Elektrieität zu lixiren , welche ihm in der Luft bewegte und an seiner Oberfläche hinstreichende Theilchen mittheilen. ij Notice sur Tapparüil Je lUihmkorff par le Vicomte Theodore du Moncel. 4. ed. Paris 1839. Zur Erklvirnng' der Lichtenbergischen Figuren. »>b9 §. 6. Riess hat in den früher citirten Stellen alle älteren für die Formverschiedenheit der Staiihfigureii aufgestellleii Hypothesen widerlegt und die wichtige Wahrheit begründet: „Elektrische Staubfiguren entstehen nur dann, wenn Elektricität durch eine discontinuirliche Entladung an eine isolirende Platte gekommen ist". Im §.31 der oft citirten Abhandlung stellt nun Riess eine Hypothese über die Art und Weise auf, wie die discontinuirliche Entladung die Formverschiedenheit der Staubfiguren bewirke. Riess beruft sich auf die bekannten Wirkungen einer discontinuirlichen Entladung auf ein flüssiges oder luftformiges Medium. „Das Medium wird auf dem Wege der Entladung zusammengedrückt , zerissen und Tlieile des- selben werden mit Heftigkeit nach allen Seiten geschleudert. Rei der Entladung zwischen einer Metallspitze und einer isolirenden Fläche lehren die Hauchfiguren, dass die fremde Schicht, welche die Fläche deckt, an vielen Stellen aufgerissen und entfernt wird; es werden daher Tlieile dieser Schicht mit Luft gemischt, bei der Ent- ladung gegen die Fläche geworfen. Nehmen wir nun an", fährt Riess fort, „dass diese Schicht zum Theil aus condensirtem Wassergase bestehe, so folgt, dass bei der Rildung der Staubfiguren feuchte Luft gegen die isolirende Platte getrieben wird. Die Wirkung eines solchen Luftstromes auf die Platte ist aus Farad ay's Versuchen zu ent- nehmen; als derselbe comprimirte, nicht getrocknete Luft gegen Holz- oder Messingstücke strömen Hess, wurden diese negativ elektrisch. Die feuchte Luft verhielt sich ganz so wie feuchter Wasserdampf, mit welchem Farad ay eine ausgedehntere Versuchsreihe anstellte, bei der 30 verschiedene Stoffe gebraucht wurden , unter welchen sich Metalle, Seide, Harze, Schwefel, Glas, Rergkrystall befinden. Alle diese Körper wurden durch den feuchten Dampfstrom, der sie bestrich, negativ elektrisch , so dass Wasser als der positivste aller Körper angesehen wird. Unter der obigen Annahme wird demnach jede Platte aus beliebigem Stoffe dadurch, dass eine discontinuirliche elektrische Entladung sie trifft, negativ elektrisch und die von der Entladung übrig bleibende Elektricität hat sich auf einer isolirenden Fläche zu verbreiten, die zugleich negativ elektrisch gemacht wird. Nothwendig wird die Verbreitung und davon abhängige Anordnung der überschüssigen Elektricität eine andere sein, wenn diese Elek- tricität positiv, als weim sie negativer Art ist; sie wird sich im ersten Falle leichter und weiter verbreiten, als im letzten. Wir haben 370 R e i t I i II g e r. gesehen, dass der von der positiven Figur auf der Fläche eingenom- mene Raum nahe siebenmal grösser ist, als der von der negativen eingenonnncne. Abhängig von dieser verschiedenen Ausbreitung der Elektricitäten ist die Formverschiedenheit beider Figuren; die zusam- mengedrückte abgerundete Form der negativen Staubfigur ist für sich klar, während die strahlige Form der positiven die Beachtung erfordert, dass bei ihr die secundär auf der Platte erregte Elektricität mit der sich darauf verbreitenden ungleichnamig ist, und von der- selben neutral isirt wird." Theils durch Vergleichung mit schon früher angeführten Ver- suchen, theils durch insbesondere zu diesem Zwecke angestellte Experimente überzeugte ich mich, dass der grosse Elektriker die neue Bahn, die discontinuirliche Entladung bei den Stauhfiguren in Betracht zu ziehen, mit mehr Glück betreten als verfolgt hatte, und dass es völlig unmöglich ist, die eben mitgetheilte P^rklärungsweise der Lichtenbergischen Figuren anzunehmen , wie ich es im Folgenden auseinandersetzen werde. Die sämmtlichen, in den früheren Paragraphen mitgetheilten Versuche begründeten, dass die beim Versuche du Moncel's auf der Oberfläche von Wasser durch ihr Licht wahrnehmbaren Figuren mit den Lichtenbergischen identisch sind und sich von denselben nur durch eine verschiedene Art der Sichtbarkeit unterscheiden. Es bedarf aber keiner weiteren Auseinandersetzung, dass die oben mit- getheilte Erklärung der verschiedenen Ausbreitung der positiven und negativen Elektricität, wie sie Riess gab, bei Wasseroberflächen statt Harzplatten nnmöglich ist. Dadurch erscheint mir eben du Moncel's Versuch von besonderer Wichtigkeit, dass er in so un- mittelbarer Weise die Hypothese von Riess als unzulänglich erschei- nen lässt. Wenn ferner die Formverschiedenheit bei positiver und nega- tiver Elektricität auf einer Schichte von condensirtem Wassergase beruhen würde, so hätten doch wohl bei folgendem Versuche die Figuren ähnlicher werden müssen. Ich verband den Zuleitungshahn meines Recipienten mit einer U-förmig gebogenen, mit Chlorcalcium gefüllten Röhre und stellte gleichzeitig ein Schälchen mit Chlor- calcium unter die Glocke. Ich exantlirte mit Sorgfalt und Hess getrocknete Luft nachströmen, und erst nachdem ich dies mehrere Male wiederholt hatte, setzte ich den Ruhmkorft' in Thätigkeit. Die Zur Erkliiriin;;' der Licliteiibcrj^isclieii Fig^ureii. »» < 1 bestäubten Figuren waren so deutlich charakterisirl, als bei den besten Experimenten in gewijhnlicher Luft. Ferner findet nach Versuchen Faraday's die oben vonRiess bei seiner Hypotiiese in Anspruch genommene Entstehung von nega- tiver Elektricität nicht Statt, wenn das Wasser nicht rein ist. Bei gewöhniicllem^^'asser sowolil als namentlich bei Wasser, dem noch so wenig von einer Substanz beigemischt ist, welche das Wasser gut leitend macht, findet nach Farad ay gar keine Erregung von Hydro- elektricität Statt i). Wird aber dem Wasser Terpentinöl beigemischt, so findet sogar die entgegengesetzte Elektricitätserregung Statt, der geriebene feste Körper wird positiv. Umso zur Conlrole der Riess- sclien Hypothese zu gelangen, bestrich ich Stellen eines grösseren Harzkuchens mit Brunnenwasser, verdünnter Schwefelsäure oder auch Terpentinöl. Natürlich musste ich die Stellen wieder trocknen, um überhaupt Figuren zu erhalten. War das Harz trocken genug, deut- liche Figuren zu geben, so hatten sie trotzdem, dass die künstlich behandelte Stelle noch durch ihre Spiegelung erkennbar war, doch die charakteristische Formverschiedenheit für positive und negative Elektricität. Ist es aber schon gewöhnlich unwahrscheinlich, dass die Wassergasschichte auf Harz in dem von Faraday für Entstehung vonHydroelektricität geforderten Zustande der Reinheit sich befindet, so wird dies unter den angegebenen Umständen noch unwahrschein- licher und eine mit nur wenig Terpentinöl untermischte Wassergas- schichte hätte ja nach Faraday eine Verwechslung der beiden Elektricitäten bewirken sollen. Berührt man mit dem Knopfeeiner stark geladenen Leidner Flasche einen Harzkuchen und bestäubt ihn nach Abhebung des Knopfes, so hat man eine gelbe Sonne mit einer vom gelben positiven Staube voll- ständig bedeckten Kernscheibe. Wird der Knopf der Flasche aber vor dem Abheben kurze Zeit ableitend berührt, so ist ein rother ne- gativer Kreis in dieser gelben Scheibe bemerklicli. Hier hat sich also negative Elektricität auf eine völlig positive Fläche ausgebreitet und ward darum doch nicht strahlenförmig. Endlich haben wir einen indirecten Grund gegen die aufgestellte Erklärung der Formverschiedenlieit der Staubfiguren am Versuche von Riess, die Erklärung aucli auf jene Erscheinung zu übertragen. 1) E.xp. Res. al. 2090—2094. 372 R e i t I i n g e r. welche unter dem Namen des Lullin'sehen Versuches bekannt ist. Bringt man eine Spielknrte in den Schliessungsbogen einer Franklin'schen Batterie oder auch eines RuhmkorlT-Apparates zwischen zwei Spitzen so an, dass die Spitzen beide Flächen der Karte berühren und in einer gewissen Distanz von einander stehen , so geht der Enthidungsfunke stets über die Fläche, welche von der positiven elektrischen Spitze berührt wird und durchbohrt die Karte an einer, der negativen Spitze gegenüberliegenden Stelle. Man nehme an, meint Riess, dass in dem beschriebenen Versuche die ersten Partialentladungen an beiden Seiten stattfinden und durch ihre mechanische Wirkung die Flächen der Karte in der Nähe der Spitzen negativ elektrisch machen (natürlich durch Hydroelektricität), so werden die nächsten Entladungen von der Spitze aus, welche positive Elektricität abgibt, sich immer wei- ter auf der Kartenfläche gegen die negative Spitze hin verbreiten können, während an dieser die Entladungen auf einem kleinen Baum beschränkt bleiben i). Dass diese Erklärungsweise des Lullin^schen Versuches aber unzulässig ist, lässt sich leicht beweisen. Es ist näm- lich leicht, den Versuch mit einem von einer Schichte flüssigen Ter- pentinöles bedeckten Kartenblatte zu machen. Wie schon erwähnt, würde nachFar ada^ die Elektricität der Fläche positiv sein müssen 2). Es müsste also die Karte in diesem Falle der positiven Spitze gegen- über durchbohrt werden, wenn die obige Erklärungsweise von Riess für den Lullin'sehen Versuch richtig wäre. Die Durchbohrung fand aber bei meinen mit dem Ruhmkortf -Apparate angestellten Versuchen ebenso wie beim gewöhnlichen Kartenblatte an der negativen Spitze Statt. Man kann also die von Riess auf die hydroelektrische Wirkung der 1. Partialentladung gebauten Erklärungen der Formverschieden- heit der Figuren und des Lullin'sehen Versuches nicht annehmen. ^. 7. Man kann Staubfiguren auch erzeugen, wenn man die Platte mit einem isolirenden nicht elektrisirten Pulver bedeckt, die Spitze einer Metallnadel normal auf die Platte setzt und die Nadel elektri- sirt. Es geht dann ein Tlieil der mitgelheilten Elektricität auf das Pulver, ein anderer auf die Platte üher, so dass beide gleichartig elektrisch werden und sich die Figur durch Abstossung bildest. Lich- ') 1! ies s I. c. Sj. :};>. 2) Exp. Kes. ;tl. 2108—2112. Zur Erklärung der Lichtenbergischen Figuren. o7o tenberg nennt auf diese Art erzeugte Figuren vertiefte. Nach dem am Ende von §. 3 entwickelten Gesichtspunkt bietet das Verständniss dieserFiguren keinegrossereSchwierigkeit als das der gewöhnlichen. Nach einigetTi Gebrauche fand ich den Metallstift meiner Spitze mit Staub bedeckt, was mir anzuzeigen scheint, dass auch die be- wegten elektrisirten Theilchen, welche die Figuren erzeugen, nicht blos von dem äussersten Endpunkte der Spitze, sondern theilweise auch von ihrem Stifte ausgehen. Nähert man der mit Staub bedeckten Platte schon elek- trisirte Spitzen, so sieiit man bei glücklich gewählter Distanz, wenn die Spitze negativ ist, ein kreisförmiges Zurückdrängen des Staubes und wenn die Spitze positiv ist, ein heftiges Fortschleudern dessel- ben in radialen geraden Linien. Im letzteren Falle beginnt das Fort- schleudern an verschiedenen Punkten, die dem der Spitze gegen- über beh'ndlichen Centralpunkte nahe liegen, und setzt sich wie ein Ziehen von Radien nach aussen fort. In beiden Fällen spricht der Augenschein für von der Spitze ausgehende , in der Luft sich ver- schiedenartig bewegende und daher auch den Staub in verschiedener Weise forttreibende elektrisirte Theilchen. Die positive Figur gelingt in der Regel besser als die negative, wie es auch schon Riess bemerkte i). Sowohl dieser letzte Umstand als auch der erwähnte Augenschein bei Annäherung von schon elek- trisirten Spitzen harmoniren sehr gut mit dem im nächsten Paragra- phen zu entwickelnden allgemeinen Gesiciitspunkte, daher ich diesen kurzen Paragraphen einer Erwähnung der vertieften Staubfiguren widmete. •§. 8. Woher kömmt es aber, dass die bewegten, elektrisirten Theilchen, welche von einem positiven Pole nach einer Fläche die Elektricität übertragen , eine strahlenförmige als Figur von Zacken begrenzte Ausbreitung annehmen, während die bewegten, elektrisirten Theilchen, welche von einem negativen Pole Elektricität an die Fläche überführen, eine Ausbreitung im Kreise auf derselben zeigen? Plücker hat in einer seiner Abhandlungen über die Entladung in gasverdünnten Räumen, die die Aufmerksamkeit der modernen Physiker im höchsten Grade auf sich gezogen haben, einen grösseren Abschnitt den Spiralen des positiven Lichtes in solchen Räumen unter 1) Riess, die Lehre von der Reibungselektricität Bd. 2, p. 209. 374 R c i t I i n - e r. der Einwirkung des Magnetes gewidmet i)- Indem er den Unterschied in der Einwirkung des Magnetes auf das von dem positiven Pole aus- strömende Licht mit dieser Einwirkung auf das Licht am negativen Pole, wie sich derselbe aus seinen Beobachtungen ergab, in nähere, Erwägung zog, so kam er zur Annahme, dass das in der Nähe der positiven Elektrode befindliche Theilchen in einer geraden Linie nach der negativen Elektrode gerichtet sei, oder anders gesagt, eine eigene Bewegung in der Richtung des Stromes besitze 2). Dagegen den an der negativen Elektrode befindlichen , elektrisch leuchtenden Theilchen glaubt er eine solche eigene von der Richtung des Stromes abhängige Bewegung absprechen zu müssen s). Eine solche Annahme wird auch durch eine ganze Reihe be- kannter Thatsachen plausibel gemacht. So sah Silliman beim Voltaischen Lichtbogen zwischen 2 Spitzen deutlich, wie die Materie vom positiven zum negativen Pole übergeführt wurde. Diese Über- führung wurde seitdem von vielen Physikern studirt, und obwohl sich zeigte, dass auch von der negativen Spitze Materie abgerissen wird, so wird doch von der positiven Spitze viel mehr, nach van Breda circa 6mal so viel, repellirt und eine Überführung von Materie nach dem negativen Pole ist unverkennbar. Eine andere von Porret zuerst beobachtete, von W i e d e m a n n , van B r e d a und Logemann näher studirte Erscheinung gehört wahrscheinlich auch hierher. Ich meine den mechanischen Transport einer einen Strom leitenden Flüssigkeit durch ein poröses Diaphragma in der Richtung des positiven Stromes. Eine vollständige Aufzählung aller ähnlichen Erscheinungen kann hier nicht meine Aufgabe sein, und so möge nur noch eine Be- obachtung von de la Rive erwähnt werden, die mir in ganz beson- derer Weise die erwähnte Annahme PI ücker's und ihren Zusam- menhang mit der Erklärung der Lichtenhergischen Figuren aufzu- hellen scheint. Wenn bei einer Art Voltaischen Lichtbogens, die eine Elektrode eine metallische Spitze ist und ihr eine Quecksilber- tläche als Elektrode gegenübersteht, während ein sehr starker Strom durchfliesst, so ist die Lichtwirkung glänzend und gleichzeitig ist das Quecksilber in einem Zustande äusserster Bewegung, sich in i)Pog{j. Ann. Bd. 107, p. 88—113. 2) Pogg. Ann. Bd. 107, p. 104—106, 5;!;:. I(i2— IfiiJ. 3) Po gg. Ann. Bd. 107, p. 89 unter §. 134, p. 1H», §. 170. Zur Erklärunfj der Lichtenhet-gischen Figuren. 37 3 Gestalt eines Kegels erheheml, wenn es positiv ist, und eine Vertiefung unter der positiven Spitze zeigend, wenn es negativ ist. Legt man nun die Annahme zu Grunde, dass allgemein die von einer Spitze ausgehenden, die Elektricität übertragenden Theilchen eine eigene Bewegung in der Richtung dieser Übertragung besitzen, dass jedoch dergleichen bei den von einer negativen Spitze aus die Elektricität verbreitenden Theilchen nicht der Fall ist, so ergibt sich eine einfache Erklärung der Formverschiedenheit der Lichten- bergischen Figuren , nachdem im Früheren nachgewiesen wurde, dass dieselben von diesen übertragenden Theilchen herrühren. Indem nämlich das positive Theilchen mit seiner eigenen Bewegung von einer Spitze schief nach der Fläche fährt, streift es vermöge einer Zerlegung seiner BcAvegung noch ein Stückchen an der Harzfläche radial von der Spitze als Centrum sich entfernend fort, während die negativ elektrisirten Theilchen, die keine eigene Bewegung besitzen, sich in einem Kreise von der Spitze aus expandiren. Diese Erklärungsweise harmonirt auch vortrefflicli mit der schon von Riess constatirten grösseren Ausdehnung der positiven Figur als der negativen. Sie wird auch insbesondere durch den unmittel- baren Anblick der reinen positiven und negativen Figur bestärkt, na- mentlich, wenn man den Umstand beachtet, dass bei der reinen positiven Figur der Spitze gegenüber sich die Richtungen der positiven Streifen oft kreuzen, und nicht regelmässig radial von einem der Spitze gegenüberliegenden Centrum entfernen, dieses jedoch bei allen Streifen, die von dem Centrum etwas entfernter liegen, \\o also die Theilchen schiefer auf die Fläche auiTabren, in völliger Regelmässigkeit stattfindet. Nach dieser Annahme lässt sich aber auch die in ■^. 2 erwähnte eigenthümliche Form der positiven Centia bei negativen, gemischten Figuren begreifen. Da die concentrischen Kreise negativer Elektri- cität an Intensität abnehmen, so musste das radial sich entfernende Theilchen durch Wirkung lateral befindlicher intensiver negativer Elektricität vermöge der Zusammensetzung der Kräfte eben so von seiner geraden Bahn abgelenkt und in eine bogenförmige überführt werden, wie es der Anblick der Erscheinung darbot. So hätten wir also gerade in den Lichtenbergischen Figuren die einfachste Weise, die eigenthümlichen Bewegungen der von einer positiven oder negativen Spitze Elektricität fortführenden 376 I{ e i 1 1 i iig' e r. Zur Erkliiriiii}^ ilor Liclitenheigisclien Figuren. Theilchen zu erkennen, die auch durch elektrische Lichterscheinungen sichtbar werden. Ob die Lichtenbergischen Figuren nach dieser Ein- sicht selbst wieder das Studium der Elektricität überhaupt und ins- besondere der elektrischen Lichterscheiuuiigen befördern werden, müssen wir der Zukunft überlassen zu constatiren. Zum Schlüsse sei es mir erlaubt, mit dem innigsten Danke der Liberalität zu gedenken, mit welcher Herr Regierungsrath Ritter von Etti ngshausen, Director des physikalischen Institutes, meine Arbeit unterstützte. Auch Herrn Dr. Rias er na danke ich herzlich, dass er als Assistent des Institutes mir den Gebrauch der Apparate desselben erleichterte. Kreil. Reitraf; zur Kliiiiatologie von Central-Afrik;i. 377 Beitrag zur Klimatologie von Central- Afrika. Von dem \v. W. Director Kreil. (Vorgelegt in der Sitzung vom 8. Juni 1860.) Als ich vor drei Jahren die Resultate der Beobachtungen ver- öffentlichte 9» welche der damals schon verstorbene Missionär D o vy a k in Chartum, Ulibary und Gondokorö über meteorologische Erschei- nungen angestellt hatte , wurde trotz der dankbaren Anerkennung, welche einem so mühsamen Unternehmen von jedem Freunde klima- tologischer Forschungen gezollt werden musste, doch das Mangel- hafte derselben nur zu sehr gefühlt. Ich selber fand mich veranlasst, da jeder erläuternde Text zu diesen Beobachtungen fehlte, sie in ihrer ganzen Ausdehnung in die Jahrbücher der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus aufzunehmen , damit jeder Fachmann aus den Zahlen selbst über ihren VVerth urtheilen könne, was mir um so nöthiger schien, als aus ihnen Ergebnisse abgeleitet wurden , welche mit den von anderen Beobachtern gefundenen im Widerspruche standen, wie die Umkehrung der Wendestunden des Luftdruckes, und die aus dem gemessenen Barometerstande abge- leitete Seehöhe von Chartum, welclje von der bisher angenommenen, die wir der Bestimmung des Herrn Ministerialrathes von Russegge r verdanken, so bedeutend verschieden ist. Von gewichtiger Seite her, nämlich durch Herrn Peter mann, wurde ich ersucht meine Ansicht auszusprechen, welchen von beiden Bestimmungen der Vorzug zu geben sei, indem davon unsere Kenntniss der Höhenlage des ganzen oberen Nilthaies abhänge , und dadurch 1) Denksch. der kiiiserliclien Akademie der Wisseuscli. XV. lad., S. 37, Sitzuiigslier XXV. Bd., S. 476. 378 K r e i I. aiifgeforilert die Boobacliliinucii von Hiissegger geiümor zu diirch- seheii. Um so aiigeiiehiiier war es mir daher, als ich bald darauf von diesem selbst ein freundliches Schreiben erhielt , worin er den leb- haften Wunsch äusserte, die in seinem Reisewerke zerstreut ent- haltenen meteorologischen und kümatologischen Beobachtungen prü- fend zu dui'chgehen, und einer kritischen Beleuchtung zu unterziehen. Ich entsprach diesem Ansinnen ntn so bereitwilliger, weil ich schon bei der ersten Durchsicht an ihnen viele Vorzüge erkannt hatte. Nicht nur sind sie mit grosser Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit, son- dern anch mit sehr guten Instrumenten gemacht, und erstrecken sich an vielen Orten über die Nachtstunden, so dass dadurch eine voll- ständige Übersicht der almosphärischen Änderungen im Verlaufe des Tages und der bedeutende Vortlieil erlangt werden kann, dass auch andere Reisende in jenen Gegenden aus einzelnen Ablesungen des Thermometers und Barometers die mittlere Temperatur und den Luft- druck näherungsweise zu erkennen im Stande sind. Sie enthalten ferner eine viermonatliche Reihe von Bestimmungen des Dunstdruckes und der Luftfeuchtigkeit in Chartum, die einzigen bisher dort ange- stellten Beobachtungen dieserArt, und die auch vielleicht noch durch viele Jahre die einzigen bleiben werden. Die Russegg er 'sehen Beobacbtimgen beschränken sich überdies nicht blos auf Chartum, sondern wurden auch auf der Reise von Kairo bis dahin an vielen Orten angestellt, so dass ein förmliches barometrisches Nivellement vorliegt; eben so In-ingen sie zahlreiche Ablesungen von Chartum aufwärts am blauen Nil bis Fassoki und von El Obeehd in Kordofan, und gewähren dadurch eine viel ausgedehntere Ansicht über die klimatischen Verhältnisse der oberen Nilländer nach Ost und nach West, als es die Dovyak 'scheu Beobachtungen gestatten würden, denen übrigens das grosse Verdienst unbestritten bleibt, diese Ansicht gegen Süden bis in die damals fast noch fabelhaften Ge- biete des weissen Nils am 4. Grade nördlicher Breite erweitert zu haben. Beide Samndungen von Beobachtungen ergänzen sich daher gegenseitig und geben, zweckmässig zusammengestellt, ein Bild von den klimatischen Verhältnissen der oberen Nilländer, das man von einem so wenig bekannten Landstriche kaum erwarten durfte. Um diese Absicht zu erreichen, mussten aber Russegger's Beobachtungen, von denen nur die rohen Zahlen, gleichsam die Beitrag zur Klimatologie von Central-Äfrika. 3^9 Tagebücher, vorliegen, erst berechnet werden. Denn da der Haupt- zweck seiner Reise ein von klimatologischen Untersuchungen wesent- lich verschiedener war, so ist begreiflich, dass die vollsländige Aus- beutung der meteorologischen Aufzeichnungen anderen Händen über- lassen wurde. Es wäre Schade, den unter diesen Ziffern begrabenen Schatz nicht zu heben. Von den Instrumenten, mit denen Herr von Russegge r ver- sehen war, gibt er in seinem Reisewerke (I. Bd., I. Th., S. 22) eine vollständige Liste. Er hatte zwei Kappell er'sche Gefässbarometer mit Thermometern , deren Kugeln im Quecksilber versenkt waren. Bei den Reisen auf dem Flusse wurden sie in der Barke aufgehängt, während der Landreisen waren zwei Träger, die sich ablösten, und ein Aufseher für den Transport derselben bestimmt (H. Bd., l. Th., S. 436). „Das reine Anschlagen des Quecksilbers am oberen Ende der Biirometerröhre zeigte mir jedesmal, ob Luft eingedrungen war oder nicht. War ersteres der Fall, so war es immer, des guten Instrumentes wegen, nur sehr wenig, und dann brachte ich sie auf gewöhnliche Art heraus. Einige Male, da ich darin einige Übung hatte, kochte ich das Quecksilber in der Röhre aus." (Briefliche Mit- theilung.) In einer Note des Reisewerkes (II. Bd., I. Th., S. 541) heisst es: „Einen Theil der Schuld der erschwerten Wahrnehmung des eigent- lichen Momentes des Extremes trug die Eintheilung der Scale, mit deren Nonius nur Zehntheile eines Pariser Zolles mit Bestimmtheit abgelesen werden konnten. Ich wählte daher von meinem zweiten Aufenthalte in Chartum an eine in Millimeter getheilteScala, mit deren Nonius ich Zehntheile eines Millimeters ablesen und Hunderttheile ver- lässlich schätzen konnte." >- Auf meine Anfrage, ob bei dieser Gelegenheit etwa das Instrument oder die Scala gewechselt worden sei, hatte Herr von Russegger die Gefälligkeit Folgendes zu erwiedern: „Ich beobachtete mit einem vortrefflichen Instrumente von Kap pell er. Die Scale dieses Baro- meters war zum Ablesen des Quecksilber-Standes so eingerichtet, dass man gleichzeitig in Pariser Duodez-Linien und in Millimetern ablesen konnte. Anfänglich wählte ich der Formel wegen die Linien , dann aber fand ich , dass die Theilung in Millimeter und Zehntel derselben mittelst des Nonius ein schärferes Ablesen mög- lich macht, und wählte daher die Millimeter. Bei den Berech- Sitzb. <\. matlicm.-natmw. (1. XLI Bd Nr Ifi 26 380 K r e i I. nungen verwandelte ich die Millimeter der Formel wegen in Pariser Duodez-Linien durch einfache Umrechnung nach den be- kannten V'^crhältnisszahlen dieser heiden Masse. — Ich beobachtete daher fort und fort mit ein und demselben Barometer, und weder mit der Scala noch mit der Röhre wurde eine Änderung vor- genommen." Ich glaubte diese Punkte weitläufiger berühren zu müssen, weil daraus über die Verlässlichkeit der Beobachtungen ein Ürtheil gefallt werden kanu. In Betretr des ersten Ergebnisses dieser Beobachtungen, näm- lich der Seehöhe der verschiedenen Stationen benützte Herr von Russegge r (II. Bd., I. Th., S. 544) zur Berechnung die „Tabellen zum Höhenmessen mit dem Barometer von Prof. Stampfer. Salz- burg 1818", welche nach den Gauss 'sehen Tafeln im Berliner Jahrbuche für 1818 gerechnet sind. Über das Verfahren hierbei schrieb er mir Folgendes: „Gleichzeitige Beobachtungen (zu gleicher Zeit an der unteren und oberen Station) konnten und können über- haupt bei Reisen in solchen Ländern, wo die Beobachter und Instru- mente mangeln, nicht vorgenommen werden. Die Mittel des Luft- druckes an den einzelnen Stationen in die Rechnung zu nehmen, schien mir nicht rathsam, weil die Beobachtungen, wenige Stationen ausgenommen, zu kurze Zeit umfassten, und durch zu grosse Zeit- räume von einander getrennt waren. Stationen hiezu zu wählen, welche gar zu weit von einander entfernt liegen, z. B. Alexandrien und Chartum, wagte ich auch nicht. Ich wählte daher, gestützt auf den ausserordentlich regelmässigen Gang des Luftdruckes in der heissen Zone ausser der Zeit der tropischen Regenstürme, besser gesagt: gestützt auf die Regelmässigkeit in den gesetzlichen stündlichen Schwankungen der Quecksilbersäule, einen eigenen Weg der Rechnung. — Hatte ich z. B. einige Zeit im Orte A von Stunde zu Stunde Luftdruck. Quecksilbertemperatur und Lufttemperatur im Schatten eines vollkommen opaken Körpers beobachtet — • und eben so im Orte B — so nahm ich für jeden dieser Orte aus allen dort z. B. um 10 Uhr Vormittags gemachten Beobachtungen einen Durch- schnitt und berechnete dann aus diesen zwei Durchschnitten den Höhenunterschied zwischen A und B; dann that ich der Controle wegen dasselbe mit Beobachtungen z. B. um 4 Uhr Nachmittags, um 6 Uhr Abends, 6 Uhr Morgens etc. . . und berechnete stets aus je Beitrag zur Klirnfttologie von Central- Afrika. 381 zwei solchen gleichs tun d igen Durchschnitten den Höhenunter- schied zwischen A und B. Aus diesen gefundenen verschiedenen Höhenunterschieden, die oft wenig von einander differirten , nahm ich endlich einen Hauptdurchschnitt als Höhenunterschied zwischen A und B. In dieser Weise rechnete ich stufenartig von Station zu Station : Alexandrien — Kairo — Assuan — Korosko — el Mucheireff — Chartum etc " Dieses Verfahren ist so scharf, als es unter den gegehenen Umständen, wo correspondirende Beobachtungen an einer festen Station nicht vorliegen, nur sein kann, und es muss also die Nicht- übereinstimmung der Ergebnisse mit denen Dovyak's einen anderen Grund haben, wie man auch schon aus denGesammtmitteln des Luft- druckes beider Beobachter in derselben Station Chartum sieht. Aus den Dovyak 'sehen Aufscbreibungen während der Monate Juni bis November 1852, deren Anzahl 292 war, ergab sich der mittlere Luftdruck bei 0»:= 327"70 Par. Mass, während die Russegger- schen Beobachtungen 320"68 gaben, eine Verschiedenheit, die wohl nur in einem Fehler in einem der beiden Instrumente begründet sein kann. Ich habe die Höhe' der Orte, an denen eine grössere Anzahl von Beobachtungen des Luftdruckes ausgeführt worden ist , einer neuen Berechnung unterworfen; bei welcher ich von dem vor und nach der Reise in Alexandrien angestellten Ablesungen ausgegangen bin. Von diesen wurden (II. Bd., I. Tb., S. 230) vor der Reise 96 in einer Höhe von 35 Fuss, nach der Reise (II. Bd.,in. Th., S.135) 64 in einer Höhe von 80 Fuss über dem Meere gemacht; ich habe daher die Höhe des Beobachtungsortes über dem Meere für alle 160 Beobachtungen zu 53 Fuss angenommen. Der mittlere Luft- druck bei 0" war 336"80 Par. Mass, die mittlere Temperatur =: 18°6 Reaum. Für Kairo habe ich nicht die im Reisewerke von Russegger enthaltenen Beobachtungen, sondern die von den Herren Reyer und Franz ausgeführten benützt, welche in den „Über- sichten der Witterung" für 1857 und 1858 eingereiht sind, und zwei Jahre umfassen. Demnach wurden gefunden 26' 382 K r e i I. Luftdruck Lufttempe- Sechöhe in Par. Fuss. hei 0» ratur K. 1. Berechnung 2. Berechnung' Kairo .... 33ü°44 ^Pl^i" 81 Assuan .... 333-89 +16-2 28ä Korosko . . . 333 03 +18-3 356 353 aus Assuan bestimmt. Solibi) . . . . 328- iO +32(?) 778 739 „ Dongola Neu-Dongola 1) 32Ö-60 4-30-4 988 9Ö7 „ Metiimäh Al)u Hamined . 323-67 +22-9 1134 1129 „ Korosko El MucheirefT . 322-35 +24-0 1248 1241 „ Abu Haramed „ Metiimäh 1) . . 321-31 +275 1346 1331 „ Chartum Chartum . . . 32068 +24-4 1393 1383 „ EI MucheirefT« Der Unterschied zwischen der Seehöhe von Chartum nach dieser Berechnung und der Zahl, welche Herr von Russegger dafür annimmt, nämlich 1431 Par. Fuss (II. Bd., II. Th., S. 436), ist nicht sehr bedeutend; für andere Stationen finden sich viel grössere Differenzen. Da aber diese bei der ersten Berechnung von mir gefundenen Zahlen sich auf unmittelbare Vergleichung einer jeden Station mit Alexandrien gründeten, weil ich auch bei der Berech- nung der Dovyak 'sehen Beobachtungen in Chartum diesen Ort mit Alexandrien verglich, so wurde die Rechnung wiederholt, und jeder Ort aus dem nächst vorhergehenden bestimmt, um zu sehen, ob nicht eine grössere Übereinstimmung hervorgebracht werden könne. Die dadurch in den Höhenzahlen entstandene Änderung ist, wie man sieht, bei den auf der Hinreise bestimmten Stationen ganz unbedeu- tend, etwas grösser ist sie bei jenen, wo die Beobachtungen auf der Rückreise angestellt wurden. In keinem Falle ist aber hierdurch in Betreff der Übereinstimmung der Seehöhe Chartums nach den Ergeb- nissen der beiden Beobachter viel gewonnen , die nach Dovyak 's Angaben zu 828 Par. Fuss, also, je nach der ersten oder zweiten Berechnung, um 565 oder 557 Fuss kleiner gefunden wurde als aus Russegger 's Beobachtungen. Man könnte vielleicht glauben, dass die Annahme des Luft- druckes in Alexandrien zu 337"7?, aufweiche die Dovyak'sche Seehöhe gegründet ist, von einigem Einflüsse sein könne, allein wenn man das von Russegger gefundene Mittel des Barometerstandes auf das Niveau des Meeres zurückführt, so erhält man sehr nahe (bis auf 0'"2) die obige Zahl. *) Die bezeichneten Orte wurden bei der Rückreise bestimmt. Beitrag: zur Klimatologie von Central-Afrika. 383 Auch der jährliche Gang des Luftdruckes in Chartum ist nicht im Stande in der Verschiedenheit der beiderseitigen Ergehnisse eine merkliche Änderung hervorzubringen, da beide Beobachter in ihren Beobachtungsreihen mehrere gleiche Monate aufführen, und die jährliche Änderung des Luftdruckes dort überhaupt gering zu sein scheint. Es beobachtete nämlich Dovyak ''en Luftdruck vom 14.— 28. Juni 1832. 327"61 im Juli 327-72 „ August ... 327-76 „ September . . 327-77 „ Oetober ... 327-69 „ 12. April bist. Maii838 319-80 „ 2.— 14. November . 327-47 Dieser geringe jährliche Gang des Luftdruckes ist in Überein- stimmung mit den Ergebnissen der Dovyak 'sehen Beobachtungen in Gondokoro und mit den zweijährigen von Beyer und Franz angestellten in Kairo. Diese beiden Beihen geben nämlich den mittleren Luftdruck in Kairo in Gondokoro Riissegger den LufUruek vom IS.— 25. März 1837 321-09 „ 25.— 30. Juni . . 320-64 im Juli .... 320-95 „ August . . . 320-65 „ September . 320-79 im Jänner 337-79 . „ Februar 338-19 . „ März 336-65 . „ April 335-77 . . „ Mai 336-00 . „ Juni 335-81 . , „ Juli 334-74 . . „ August 335-02 . „ September 336-92 (?) ,, Oetober 336-94 . „ November 337-58 . „ December 337-89 . 319-30 318-66 318-85 319-23 320-08 320-62 320-56 320-23 320-17 319-93 319-70 319-72 Man sieht aus diesen Zahlen ganz klar, dass Kairo in Beziehung auf den jährlichen Gang des Luftdruckes noch ganz das Gepräge der nördlichen Breiten hat, nämlich einen hohen Luftdruck im Winter, einen tiefen im Sommer, Gondokoro hingegen gehört in dieser Hinsicht schon zur südlichen Halbkugel, indem der Luftdruck dort während unseres Sommers seinen höchsten, während unseres Winters seinen tiefsten Stand erreicht, was ohne Zweifel mit der schon früher bemerkten Verrückung des thermischen Äquators zusammenhängt *). 1) Denkschr. XV. Bd., S. 57. 384 Kr eil. Wenn aber an den genannten zwei Orten ein entgegengesetzter jährlicher Gang des Luftdruckes staltfindet, so ist es wohl natürlich, dass in einer fast in der Mitte zwischen beiden gelegenen Station diese Änderungen sich gegenseitig aufheben müssen, also ein sehr kleiner Gang übrig bleibt. Es kann sonach die Ursache der ver- schiedenen Ergebnisse der beiden Beobachtungsreihen auch nicht in dem jährlichen Gange liegen. Es muss hiebei noch bemerkt werden, dass Hr. von Russeg- ger an 18 verschiedenen Tagen zwischen dem 15. Juli und 6. Sep- tember 1857 Bestimmungen des Siedepunktes des kochenden Was- sers mittelst eines Thermohypsoineters vornahm (II. Bd. , II. Th., S. 435) und daraus die Temperatur des Siedepunktes 98°787 C. fand, welche ihm die Höhe von Chartum über den See = 1076 Par. Fuss gab *)' <^ie freilich sich der Dovyak 'sehen bedeutend nähert, aber vom Autor sowohl am angezeigten Orte als auch II. Bd., I. Th., S. 544 in Zweifel gezogen wird, da „ihn nachträgliche und lange andauernde Versuche belehrten, dass das Hypsothermometer, wenig- stens für Tropenklimate, seiner grossen Mängel wegen unanwend- bar sei". Unter diesen Umständen kann ein entschiedenes Urtheil, welcher der beiden Höhenwerthe von Chartum der richtigere sei, wohl nicht geschöpft werden , sondern es muss künftigen Beobachtern über- lassen bleiben. Vorläufig ist nichts zu thun, als jene Anhaltspunkte zu sammeln, die ein Urtheil begründen können. Einen solchen bilden die Angaben über das Gefälle des Nils und die Vergleichung des- selben mit dem anderer Flüsse. Bekanntlich ist der Nil voll von Katarakten oder Stromschnellen, welche mehr in Folge der Veren- gung seines Bettes durch die zu beiden Seiten an seine Ufer heran- tretenden Gebirge als durch eine gäbe Abdachung desselben hervor- gebracht sind. Hr. V. Russegger sagt selbst darüber: „Wie be- kannt existirten die Katarakten des Nils im Begriffe von gewöhnlichen Wasserfällen nur in den Köpfen jener Schriftsteller, die darüber schrieben ohne sie gesehen zu haben. Der Nil hat keinen einzigen senkrechten oder wenigstens sehr stark geneigten Wasserfall, vom Meere an hinauf so weit er Nil heisst, aber hat er viele Stromschnel- len, von den Arabern Schelial genannt, und dasselbe was wir Euro- ') Ich finde daraus die Seehöhe — 120'i Par. Kuss. Beifrng zur Klimatologie von Central-Afrika. 38S päer mit dem Namen „die Katarakten des Nils" bezeichnen; Stellen, an denen der Strom ein starkes Gefälle und höchstens nur schiefe Abstürze von 2 — 3 Fiiss Höhe hat, wo sein Bett voller Felsen ist, an denen sich die Wellen schäumend brechen, und über die daher die SchiffTahrt mit beladenen Barken theils ganz unmöglich, theils bei hohem Wasserstande Fluss abwärts zwar möglich, aber immer höchst gefährlich ist" (II. Bd., I. Tb., S. 193). Für leichte Barken, die von Menschen gezogen werden, ist aber das Befahren dieser Katarakten stromaufwärts immer möglich, wovon Hr. v. Russegger selbst den Beweis lieferte , indem er gleich anderen Reisenden den Strom von Assuan aufwärts über die ganze Katarakte ] befuhr und sich über die schwierigsten Stellen ziehen Hess (S. 207). Die ganze Strecke, welche man unter dem Namen der Katarakte von Assuan begreift, dauert zwei Stunden, und das Gefälle während denselben beträgt nach seinen Messungen nur 80 Par. Fuss (S. 213). Auch die Wüste von Korosko bis Abu Hainmed steigt sehr sanft an, und das blosse Auge kaim keinen Niveau-Unterschied der Wüsten- ebene erkennen (S. ö38). Im ganzen Gebiete des Nils, so weit er Nil heisst, und südlicher bis zum 10. Grade der Breite, westlich von Abyssinien, existirt keine einzige terrassenförmige Erhebung des Bodens, und die Angaben von einer Sennaarterrasse, Fassokiterrasse etc. sind lauter Illusionen (S. 539). Die Stellen zwischen den Katarakten und oberhalb denselben werden auch noch von Chartum aufwärts, ja bis über Fassoki hinaus mit Segelbarken befahren und zwar mit eben so grossen wie man sie in Chartum findet (II. Bd., II. Th., S.530). Wirklich sind die von Russ- egge r gemachten Höhenbestimmungen ein Beweis von dem sanften An- steigen des Nilthaies selbst in der Nähe der abyssinischen Gebirge. Ich fand nämlich nach seinen Beobachtungen (Bd. II, Th. II, S. 645 u. f.) Luftdruck Temperatur bei 00 Reaum. Seehähe in Sennaar 319"17 Roserres und Mek-el-Leli 3i8-ä6 Fassoki 316-97 Beni Schongollo 1) . . 298-89 Lager am Berge Kassan 311 - 47 El Obeehd 314- Ö2 (Hauptstadt von Kordofan) 22-75 1320 aus Chartum 20-11 1S36 „ Sennaar 21 -SS 1673 „ Roserres 2Ö11 3288 „ Fassoki 22-92 2241 „ Fassoki 22-41 192Ö „ Chartum 1) Westlich von Tumat am Berge Gewesch. 38() K r e i I Die Hühenäiiderung von Chartuin bis Fassoki , eine Strecke von 4 Breitegraden, die bis an den Fnss der abyssinischen Gebirge reicht, beträgt daher nicht einnial 300 Fuss, und es bedarf nach dem Ausspruche dieser Zahlen wohl keiner weiteren Belege, deren man übrigens aus den Werken anderer Reisender unzählige anführen könnte, um darzuthun, dass das Gefälle des Flusses nicht nur bis Chartum, sondern bis Fassoki ein sehr geringes sein müsse. Da man nun nach dem Gesagten drei verschiedene Hühen- angaben für Chartum hat, nämlich 1393 Fuss aus Russegge r 's ßarometerbeobachtungen, 1202 Fuss aus dessen Hypsometer-Anga- benund 828 Fuss nach Üovyak, und da in Bd. II, Tb. I, S. 545 die Stromdistanz von Chartum bis zur Mündung des Flusses auf ungefähr 408 geographische Meilen angegeben wird, so folgt daraus, dass das mittlere Gefälle des Nils in dieser Strecke ach der ersten ,, zweitei A ig'abe 1393 =; 3-4 Kiiss für die Meile 408 1202 — >j . «( 408 " " " " }) „ dritte» « 828 = 20 , ,. „ ,. 408 sein müsse. Von den europäischen Flüssen ist wohl die Donau noch am ersten mit dem Nil vergleichbar, sowohl wegen ihrer Wassermenge und der Ausdehnung ihres Flussgebietes, als auch wegen dem Ver- hältnisse der Krümmungen zur geradlinigen Entfernung der Quellen von der Mündung, welche nach Berghaus (Grundriss d. Geogra- phie, Tafel XX) bei beiden Flüssen 0*7 beträgt. Auch von Strom- schnellen hat sie einige aufzuweisen, wenn sie gleich an Zahl und Ausdehnung weit hinter denen des Nils zurückstehen. Wenn man nun die Donau zwischen Regensburg und ihrer Mündung mit der Nil- strecke zwischen Chartum und dem Meere vergleicht, so scheint es, dass in Beziehung auf das Gefälle die Donau den Nil weit übertreffen müsse, wenigstens würde man bei jener vergebens versuchen auch nur auf der unteren Hälfte dieser Strecke und bei günstigem Was- serstande die Strömung des Wassers durch jene des Windes zu überwinden, wie dies beim Nil alltäglich ist. Nun ist aber die geradlinige Entfernung zwischen Regensburg und der Mündung bei Sulina 185 geographische Meilen , also die Länge der Stromstrecke Beitrag /.iir Klimali)l()g:ie von Central - Afrika. 387 315 Meilen, mul (]ie Höhe der Doimu bei Regensburg (nach Geh- ler's physikaliscliem Lexieon , 8. Bd.) 950 Par. Fiiss, demnach das mittlere Gefälle =3-0, also zwischen den Wertlien, welche aus den barometrischen Bestimmungen von Hnssegger und Dovyak abgeleitet wurden. Es scheint demnach, dass die vielen und lang daiieinden Strom- schnellen doch auch Kurn Theil von einer rascheren Senkung des Bettes herrühren, dass aber die zwischen ihnen liegenden Strecken eine desto geringere Strömung darbieten, welche durch Segel leicht zu überwinden ist. Ich gehe nun über zu dem zweiten Punkte, über welchen ich in den R u ss egger 'sehen Beobachtungen Aufklärung suchte, nämlich auf den täglichen Gang des Luftdruckes und namentlich die Zeit der V^'endeslunden welche nach Dovyak's Angaben in Charlum verkehrt erscheint, so dass das Minimum in den Vormittagsstunden eintritt, also zur Zeit wo in unseren Breiten und auch in Gondokoro das Maximum Statt hat, das Maximum aber Nachmittags zur Zeit unseres Minimums bemerkt wird. Hr. V. Russegger machte einen dreimaligen Aufenthalt in Chartum, und stellte während eines jeden derselben meteorologische Beobachtungen an, welche demnach folgende Tage begreifen: vom 15. — 25. März 1837. vom 25. Juni bis 28. September 1837, und vom 12. April bis 3. Mai 1838. Die Gesammtzahl der ausgeführten Ablesungen ist 680, deren erste Ergebnisse und Vertheilung nach den Tagesstunden aus folgender Zusammenstellung ersichtlich ist. Es wurden hiebei, da die Änderung von Stunde zu Stunde nur klein ist, und von den Nachtbeobachtungen doch eine zu geringe Anzahl auf die einzelnen Stunden gekommen wäre, zwölf Gruppen gebildet, deren erste alle Beobachtungen zwischen 12'' 0' (Mitternacht) und 14''0', die zweite alle Beobachtungen zwischen 14'' 0' und 16'' 0' u. s. f. begreift. Luftdruck Anzahl der bei Ol* Beobachtungen . '32Cr94^. . . . ^"^iT . 320-77 .... 10 . 321-21 .... 13 . 320-84 .... 69 . 321-25 .... 62 . 321-08 .... 106 Von 12'' 0' bis 14'' 0' . . 14 0 „ 16 0 . „ 16 0 „ 18 0 . „ 18 0 „ 20 0 . „ 20 0 „ 22 0 . „ 22 0 „ 0 0 . 388 K r e i I. Luftdruck bei 00 Anzahl der Beobachtungen 0'' 0' bis 2'' 0' . . . 320-73 . . . , 76 2 0 ,. 4 0 . . . 320-32 . . . . 73 4 0 „ 6 0 . . . 32003 . . . . 119 6 0 „ 8 0 . . . 320-10 . . . . 70 8 0 „ 10 0 . . . 320-41 . . . . S2 10 0 „ 12 0 . . . 320-48 . . . . 19 Diese Zahlen zeigen noch manche Unregelmässigkeit vorzüg- lich in den Nachtstunden, da die Anzahl der Ablesungen während derselben natürlich viel geringer ist, als bei Tage. Ich habe daher mittelst der aus ihnen entwickelten Gleichung die wahrscheinlich- sten Werthe gesucht, um zu sehen, ob auch hier so wie bei uns in den Abendstunden ein Maximum, in den ersten Morgenstunden ein Minimum eintrete. Diese Wendungen haben sich aber nicht gezeigt, denn die entwickelte Gleichung ,/ = 320"'680 + [9-70223] Sin ( x. 30« + ^o 28 '0) + [9-21232] Sin (2a-. 30 + 141 43-3) + [8-75176] Sin (3a:. 30 + 337 4-1), in welchen die eingeklammerten Zahlen Logarithmen sind, gibt fol- gende Werthe: von 12'' bis 14" Luftdruck = 320"80 14 » 16 » = 320-96 16 » 18 „ = 321 00 18 jj 20 » = 321-03 20 jj 22 » = 321-13 22 „ 0 n = 321 11 0 » 2 » = 320-76 2 » 4 ?) = 320-28 4 ^ 6 „ = 320-04 6 n 8 „ = 320-13 8 „ 10 „ = 320-35 10 , 12 = 320-57 aus welchen man sieht, dass die Wendungen während der Nacht- stunden verschwinden , und nur zwei im Verlaufe des Tages ein- treten, und zwar nahe zu denselben Zeiten, in denen wir sie in unseren Breiten wahrnehmen, nändich Vormittags um 22'' und Nach- mittags um S*". Die Gleichung gibt die Werthe Beitrag zur Klimatologie von Ceiitral-Afrika. 389 Maximum = 32riS5 um 21" W Minimum =320-036 „ 5 19 Die tägliche Änderung ist demnach = l"'i2, während sie in Wien in den Sommermonaten nur 0-47 beträgt, also nur der 0'42. Theil von jener in Chartum ist. Dovyak fand diese Änderung = 0- TS (Denkschr. XV. Bd., S. 40). Wie man sieht, ist hier von einem Verkehren der Wende- stunden nicht die Rede, sondern die Änderungen gehen den Tag über so vor sich wie bei uns in den Sommermonaten, wo auch die Nacht- wendiingen kaum merklich werden, ja oft ganz verschwinden. Ehe ich jedoch diese Thatsache zum Nachtheile der Dovyak'- schen Beobachtungen für entscliieden ansah, hielt ich es für meine Pflicht in den Werken mehrerer Reisender nachzusehen, ob nicht noch andere Beobachtungen aufzuGnden wären, welche dafür oder dagegen sprechen. Leider haben die wenigsten sich mit solchen Aufzeichnungen befasst. oder ihre Instrumente sind auf den langen und beschwerlichen Reisen beschädigt worden, soCaillaud, der dur<3h Nachlässigkeit seiner Leute sein Barometer verlor. Nur Rüppel gibt in seiner Reise in Abyssinien (II. Bd., S. 434) die Resultate seiner vom 18. Februar bis 9. April 1831 in Kairo angestellten Baro- meterbeobaclitungen an, aus denen sich dieselbe Änderung ergibt, wie sie Dovyak gefunden hatte. Die Mittel derselben sind nämlich: um 9" 6' 3Iorgens Luftdruck = 338"569 „12 32 Mittags „ =338-143 „ 3 31 Abends „ =338-785. Auch aus sechstägigen Beobachtungen in Alexandrien im Jänner 1831 fand er einen ähnlichen Gang, wenngleich in viel geringerem Grade, nämlich. um 7" 30' Morgens Luftdruck = 338'''62 „ 12 5 Mittags „ =338-32 „ 3 31 Abends „ =338-69 während an den übrigen von ihm besuchten Beobaehtungsorten in Suez, Tor, Djetta, Massaua, Gondar, Axum, Adowa etc. überall der Luftdruck Nachmittags kleiner war als Morgens. 300 K . e i I. Hiebei inuss aber wieder bemerkt werden , dass die neueren zweijährigen Beobachtungen in Kairo diese Erscheinung nicht be- stätigen, sondern einen dem gewöhnlichen Gange des Luftdruckes ähnlichen darthun. Wenn aber eine Erscheinung von zwei, durch einander völlig unabhängige Beobachtungsreihen, gegen deren Ver- lässliehkeit kein triftiger Grund vorliegt, angezeigt wird , so kann man sie doch wohl nicht ganz wegleugnen, sondern man niuss auch hierüber die Entscheidung künftigen Zeiten vorbehalten und für jetzt annehmen, dass die erwähnte Verkehrung der VVendestunden zeitweilig eintritt, zu anderen Zeitpunkten aber wieder verschwindet. Es ist sehr möglich, dass in Chartum etwas Ähnliches auch beim jährlichen Gange des Luftdruckes stattfindet. Denn da, wie man aus dem Vorhergehenden sich überzeugt haben wird, dieser Ort in einer Breite liegt, wo der jährliche Gang sehr gering ist, wegen des Aneinanderstossens der Gebiete, in deren einem er die nördliche, in dem anderen die südliche Form annimmt, so kann allerdings, je nach verschiedenen atmosphärischen Zuständen , die eine oder die andere Form dort einige Zeit hindurch vorherrschen. Es braucht übrigens nicht erst erwähnt zu werden, dass die beiden genannten Erscheinungen, nämlich der tägliche und der jährliche Gang des Luftdruckes, als völlig von einander unabhängig und aus verschiedenen Ursachen entspringend , eine gegenseitige Schlussfolgerung von der einen auf die andere nicht gestatten. Auch unsere Kenntnisse über die Temperatur und ihre Ände- rung in jenen Gegenden erfahren durchRussegger's Beobachtungen eine wesentliche Bereicherung sowohl dadurch, dass er sie auch über die Nachtstunden ausdehnte, als auch durch die grosse Anzahl der Beobachtungsorte, an denen er sie anstellte. Aus der Gesammt- zahl seiner Ablesungen finde ich die Temperatur Chartums = 25°34 Reaum., nach den D o v y a k'sclien Beobachtungen war sie = 25'96 „ Diese Zahlen stellen nicht die mittlere Temperatur Chartums dar, da die Nachtstunden im Vergleiche zu den Tagesstunden bei Dovyak gar nicht, bei Russegger nur schwach vertreten sind. Sie sind aber auch nicht unter sich vergleichbar, weil die Beobach- tungsreihen verschiedene Monate und verschiedene Tagesstunden umfassen. Wählt man daher von beiden Reihen nur die Monate Juni, Beitrag zur Klimsitolojjie voa Central-Afrika. o91 Juli, August und September, und die Tagesstunden von 6'' Morgens bis 6"" Abends, so findet man die Temperatur nach Russegger = 27-39 Reaum., „ Üovyak =26-07 „ also nach Ersterem noch bedeutend höher als der Letztere sie angibt. Als die heisseste Periode stellt sich nach Russegger die wah- rend seines dritten Aufenthaltes vom 12. April bis 3. Mai 1838 her- aus, in welcher während der Tagesstunden von 6'' Morgens bis V Uhr Abends das Gesammtmittel = 29 ^o R. gefunden wurde. Die kühlste Periode war die des ersten Aufenthaltes vom 15. bis 25, März 1837, woraus das Mittel der Tagesstunden 25°40 folgte. Die höchste Temperatur im Schatten wurde mit 37 3 R. bemerkt am 23. April 1838 um 3" und am 24. um 1" 30' Nachmittags. Die tiefste war am 23. März 1837 um 6' Morgens mit 15 "6 R. Stellt man die Beobachtungen, wo sie nicht zu festen Stunden gemacht wurden, gruppenweise zusammen, nämlich alle von 18'' 0' (6"Morg.) bis 20" 0' gemachten unter 19", alle nun 20" 0' bis 22'' 0' unter 21" u. s. f., so findet man für die Tagesstunden folgende Mittel : 19'' 21'' 23'' 1'' 3'' ä'' 7'- 1837, März IS.— 25 18-22 22 -09 2d-38 28-56 28 -86 28-78 23-70 „ Juni 25.— 30 21-98 24-42 29-82 32-08 31-37 30-80 28-98 „ Juli 21-30 23-58 27-70 30-80 31-04 29-18 27-36 „ August 22-30 23-17 27-99 31-48 31-28 30-01 27-99 „ September 21-36 23-23 23-74 2782 2833 2813 23-41 1838, 12. April bis 3. Mai .20-33 23-83 29-34 34-39 33-22 32-87 27-33 Von den Nachtstunden wurden 8" und 9" mit 41 Beobachtun- gen, 10" und ir mit 18, 12" und 13" mit 8, 14" und 15" mit 9, 16" und 17" mit 11 ausgefüllt. Man fand daraus die Mittel gh ip 13h igi. i^i, 1837, Miirz 13.— 23. . . . 22-30 19-93 19-20 17-60 16-73 „ Juni 23.— 30. ... 26 73 — — — — „ Juli 23-40 24-10 22-35 19-25 19-00 „ August 23-97 24-47 24-35 22-90 21-78 „ September 24-48 — 23-43 21-85 23-00 1838, 12. April bis 3. Mai . 24-60 24-94 — — — Aus diesen Mittelzahlen könnte wohl der tägliche Gang der Temperatur gefunden werden, allein bei der grossen Verschieden- :i92 K r e i 1. heit der Anzahl der Beobachtungen während der Tages- und Nacht- stunden, und dem Umstünde, dass nächtliche Beobachtungen auch nocli in anderen Orten ausgeführt wurden, deren Temperatur-Ände- rung von der in Chartum nicht sehr verschieden ist, so wie wegen der grossen Regelmässigkeit dieser Änderung in jenen Breiten, habe ich esvorgezogen zur Bestimmung des täglichen Ganges nur jene Tage zu verwenden, an denen auch Nachtbeohachtungen vorliegen. Diese Tage sind: der 22. und 23. März, 12. und 13. Juli, 6., 7., 23., 24., 2S. August und 23., 24. September in Chartum, den 26., 27. Mai in El Obeehd, den 9., 10., II., 12., 13., 14., 16., 17., 18., 21., 22., 23. November in Sennaar, den 23., 24., 29., 30. Decem- ber in Mek-el-Leli. Die aus diesen Tagen abgeleiteten Mittel der ein- zelnen Stunden, sammt der Anzahl der in jeder Stunde gemachten Aufzeichnungen ersieht man aus folgender Zusammenstellung: Mittel Mitternacht .... 19°18 13'' 18-88 14 20-07 15 16-8S 16 17Ö6 17 16-31) 18 16-59 19 21-00 20 20- 15 21 23-77 22 »d-Jd 23 27-17 Zahl der Beohacli. Mittel Zahl der Beohach. 9 Mittag . . . . 27-87 7 5 1" . . . . . 30 «? 15 9 2 . . . . . 30-11 8 8 3 . . . . . 29-86 14 10 4 . . . . . Ä8-3§ 17 6 5 . . . . . 28-54 11 21 6 . . . . . 25-56 11 12 7 . . . . . 24-29 10 4 8 . , . . . ÄÄ-ÄN 15 8 9 . . . . . 22-08 12 20 10 . . . . . 20-32 11 10 11 . . . . . 21-84 8 Da in diesen Mitteln ein regelmässiger Gang noch nicht ersichtlich ist, so wurden die Stunden 18'', 22", T, 4' und 8'" als Normalstnndcn angesohen, und die Mittel für die libi'igen durch Diffe- renzen abgeleitet, indem man z. B. für die Stunden zwischen 4'' und 8'', wie etwa für 5'' an Tagen, wo sowohl 4'' als um 5'' beob- achtet worden war, die Unterschiede der Beobachtungen an beiden Stunden nahm , und ihr Mittel zu dem Gesammtmittel der Stunde 4'" (zu 28 38) mit dem gehörigen Zeichen hinzufügte. Auf diese Weise erhielt man ein neues Mittel für S*" und durch dasselbe Verfahren ein anderes aus den zweiten der beiden einschliessenden Normal- .stunden, nämlich aus 8\ Aus beiden neugebildeten Mitteln nahm Beitrag zur Klimatologie von Tentral-Afrika. 393 man den Durclisehnitt, wenn die Anzahl der beiderseitigen Unter- schiede nicht sehr verschieden \v;ir : war aber dies der Fall, so wnrde auch dieser Verschiedenlieit Rechnung getragen, indem man jedes der neugebiideten Mittel mit der Anzahl der Differenzen, aus denen es entstand, multiph'cirte, und die Summe der Producte durch die Gesammtzahl der Differenzen dividirte. Dadurch ergeben sich ziemlich regelmässig fortlaufende Zahlen, aus denen man folgende Gleichung für den täglichen Gang der Temperatur ableitete: 7/ = 22-789 + (0-79590) Sin ( a:. IS« + 2330 53'0) + (0- 20839) Sin (207.13 + 38 49-0) + (9-63767) Sin (3a;. 13 + 9 40-8) wo die eingeklammerten Zahlen Logarithmen sind. Die daraus her- geleiteten Werthe der Temperatur sind in der folgenden Zusam- menstellung unter der Überschrift 3Io enthalten, während Mi die durch das vorhin angedeutete Verfahren der Differenzen erlangten Mittelwerthe bedeuten. M^ M, 12" . 18-23 . . 19-20 0" . 28-93 . 29-13 13 . 19-16 . . 18-93 1 . 30-Ä? . 29-88 14 . 18-94 . . 18-42 2 . 29-96 . 29-99 13 . 17-90 . . 17-70 3 . 29-60 . 29-33 16 . 17-02 . . 17-04 4 . S$-38 . 28-61 17 . 16-30 . . 16-79 3 . 27-43 . 27-23 18 . 16 5? . . 17-30 6 . 23-43 . 23-52 19 . 19-92 . . 18-67 7 . 23 32 . 23-68 20 . 20-63 . , 20-78 8 . Ä«-Ä8 . 21-97 21 . 23-04 . . 23-27 9 . 20-67 . 20-63 22 . Ä5-?5 . . 23-72 10 . 20-03 . 19-80 23 . 27-61 . . 27-74 11 . 19-61 . 19-39 Da die Tage, aus denen diese Zahlen gefunden wurden, allen Jahreszeiten angehören, so stellt dieser Gang nahezu den mittleren des Jahres dar, welcher wegen der geringen Änderung der Tem- peratur nach den Jahreszeiten ohnehin sich nur wenig ändert. Man sieht, dass die Änderung im Verlaufe des Tages 13°2 beträgt, wäh- rend sie in Wien im Jahresmittel auf 4°3, und auch in den Monat- mitteln des Sommers nur selten auf das Doppelte steigt, daher durch- schnittlich kaum ein Drittel des Werthes erreicht, welchen ihr in 394 K r e [ I. Chartiim zukömmt. Dafür ist natürlich bei uns die Änderung im Ver- lauf des Jahres desto grösser. Das Mittel der Tagestemperatur 22 8 tritt in Chartum vor 9'' Morgens und vor 8'' Abends ein, in Wien nach 9'' Morgens und nach 8'' Abends. Dies hat wahrscheinlich in der kräftigeren Wirkung der Sonne in südlichen Breiten seinen Grund, der sich auch in der rascheren Änderung in der Temperatur bei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang ausspricht. Nach den unter M2 angeführten Tem- peraturen ist nämlich die Temperaturänderurig ia in in in Chartum Wien Chartum Wien von6His7'' Morgens .l^yT .^i6^ von 6'' bis 7'' Abends . T^sT ."7)^ „ 7 „ 8 „ . l-ll . 0-38 „ 7 „ 8 „ . 1-71 . 0-68 „ 6 „ 8 „ . 2-48 • 104 „ 6 „ 8 „ . 355 . 1-29 also dort um mehr als das Doppelte grösser als hier. An beiden Orten wird übrigens die Zunahme der Temperatur des Morgens von der Ab- nahme amAbende übertroffen, vielleicht desswegen, weil die Tempe- ratur des Bodens derZunahme mehr entgegen wirkt als der Abnahme. Die obige Zusammenstellung liefert auch eine Berichtigung der Dovyak'schen Temperaturmittel, welche in Taf. IV, S. 43 der erwähnten Abhandlung enthalten sind, und in den ersten Nachmittags- stunden einen Rückgang der Temperatur angeben, welcher nicht erklärt werden kann. Die hier gegebenen Beobachtungen von Russ- egge r zeigen keine Spur eines solchen Rückganges, daher auch das Maximum der Temperatur nach den Mitteln der Beobachtungen schon um 1', nach den berechneten Zahlen um 2'', nicht aber wie bei Dovyak um 5'' eintritt, und einen viel höheren Grad erreicht als dort. Auch an anderen Orten wurde die Temperatur durch mehrere Beobachtungsreihen bestimmt, nämlich in E\ Obeohd durch Beobachtungen vom 14. bis 28. April und vom 20. Mai bis 4. Juni 1837, „ Sennaar „ „ „ 20. Oetober bis 25. November 1837 und 6. bis 8. März 1838, „ Roserres und Mek-el-Leli durch Beobachtungen vom 9. bis30. Deceraber 1837 und 15. bis 20. Februar 1838, „ Fassoki durch Beobachtungen vom 5. bis 9. Jänner und 6. bis 9. Februar 1838, „ Schongollo „ „ am 17. Jänner 1838, am Berge Kassan durch Beohachtungon vom 24. bis 27. Jänner 1838. Beitrapr zur Klimatnlog'ie von Tentral-Afrika. 395 Die gemachten Ablesungen wurden wie die früheren in Gruppen von zwei zu zwei Stunden vertheilt, und gaben folgende Mittel bei denen ii die Anzahl der Ablesungen bezeichnet, aus welchen das Mittel entstanden ist. 13'' 15 17 19 21 23 1 3 S 7 9 11 Mittel 13' 15 17 19 21 23 1 3 El Obc chd Temper. n 17°50 2 17-35 2 17-10 2 20-17 9 24-23 12 27-02 10 2711 10 28-79 10 27-83 18 24-89 10 19-08 4 17-90 1 22-51 — Fassoki Temper. n 11-30 1 13-89 7 23-30 2 27-28 4 28-71 8 29-90 9 27-64 11 22 12 10 18-32 5 13-05 2 Sennaar Temper. n 18-10 5 17-34 7 15-20 5 16-73 35 22-58 10 27-43 37 29-92 31 30-35 24 28-73 41 24-90 21 21-58 20 20-19 9 22-75 — Schon gollo Temper. n 25-3 1 27-8 2 28-05 2 26-0 1 21 5 2 20-0 1 Roscrresund Mek-el-leli Teinper. n 16-93 11-10 11-80 12-21 19-78 24-27 28-52 29-26 27-84 22-71 19-62 17-32 20-11 3 1 2 26 10 24 17 26 22 14 13 6 am Berge Hassan Temper. n 9-40 27-83 3 30-60 3 30-38 5 27-88 5 19-44 5 14-90 4 7 9 11 In Schongollo waren die Beobachtungzeiten 221/3'' (Temp. = 25-3), 01/3" (Temp. = 28°0), 1%" (Temp. = 27-6), 31/0" (Temp. = 28-5), 41/3" (Temp. 27-6), 51/3" (Temp. = 26-0), 8" (Temp. = 22-0), 10" (Temp. 21 -0) und 11" (Temp. 20°0). Am Berge Kassan wurde Morgens immer um 18", nie um 19" beob- achtet. Sitzb. d. mathera.-naturw. Cl. XLI. Bd. Nr. 16. 27 396 K r e i I. Aus den angeführten Zahlen lässt sieh noch nicht auf die mitt- lere Temperatur des Jahres in den erwähnten Orten schliessen, da man keine Beobachtungsreihen aus jenen Gegenden besitzt, die ein ganzes Jahr umfassen, man daher auch noch keine genaue Kenntniss hat über den jährh'chen Gang der Temperatur, welcher aus mehreren Ursachen ein ziemlich verwickelter sein mag. Denn nicht nur muss die Regenzeit, die dort in den Sommermonaten eintritt, durch die häufigere Trübung des Himmels, die stärkere Verdunstung und die Änderung der Windrichtung in dem Gange der Temperatur eine grosse Rolle spielen, sondern er muss auch beeintlusst werden durch das zweimalige Durchgehen der Sonne durch das Zenith und durch das Aneinanderstossen des südlichen Wärme-Äquators und des nörd- lichen, da der erste nach den Beobachtungen in Gondokorö bis da- hin, wahrscheinlich noch weiter gegen Norden reicht, der letzte aber wohl sich bis über Chartum hinab erstrecken wird. Es muss daher die Ausmittelung der mittleren Temperatur jener Gegenden noch späteren Zeiten vorbehalten bleibcMi. Die Temperatur an der Sonne wurde an mehreren Orten zu wiederholten Malen abgelesen, und zwar sowohl an einem Thermo- meter mit schwarzer Kugel, ids au einem gewöhnlichen. Da hiemit fast immer auch die Aufzoichnung der Lufttemperatur im Schatten verbunden ist, so suchte man den Unterschied beider, und stellte ihn nach den verschiedenen 'l'ageszeiten zusammen. Ks fand sich, wenn man den mit dem gewöhnliehen Thermometer beobachteten Unter- schied zwischen der Sonnen- und Schatten -Temperatur mit A (in Reaumur-Graden), den vom geschwärzten Thermometer angegebenen mit A/ bezeichnet, und n die Anzahl der Ablesungen anzeigt. Beitrag zur Klimatologie von Ct'iitial-Afiika. 39T o- 5>» W «oeo in CO OS t- er oc X CO eo o o- . O 05 «fv* 4>1 iN i- -^^ «>» <:o '-0 CO CO 00 O- '•O ■in '^. '-0 5; p — — "^ o CO rr; '^ "2 5- ■^ ;:: CO S § Q c"' ^ ^ ^ ^'«^^ -i .'^ ;^ © w öS " "'S O = 5 «r 00 — = WS — «^ 5 o- • X CO ^ ^ '■= f^ ^ ■> W II II 2 . « r? = « I 5 v> — . «i^ o o o 5 . . c > « w C^J «Q 's _i '^ O 5ft = — > M5 O ^ - C5 «00 1 'l -1 -1 -1 1 27* 398 Kreii. Um die Ergebnisse beider Apparate vergleichen zu können, wurden in den vorhergehenden Zusammenstellungen nur jene Auf- zeichnungen gewählt, bei denen beide Thermometer, das gewöhn- liche und das geschwärzte, gleichzeitig abgelesen wurden. Ausser diesen wurden aber in Chartum zwischen dem 25. Juni und 5. August 1837 noch viele Beobachtungen am gewöhnlichen Thermometer gemacht, bei welchen das geschwärzte nicht beobach- tet wurde. Sie gaben vereinigt mit denen der eben angeführten Periode von 19'— 21- 21'— 23'' 23"— 1'' , Mittel von A = 2 • 37 , « = 7; 5-27, w = 26 ; 3-18, w = 22 ; von l"-— 3'', S""- 5% 5''— 7\ „ „ A = 4-32 , n — 16 ; 7-42 , w = 32 ; 5-26 , n = 12 ; Gesammtmittel A = S°16 , 7j=:115. Die Gesammtmittel wurden, um auch die Anzahl der Ablesun- gen gehörig in Rechnung zu bringen, nicht aus den Mitteln zu den verschiedenen Tageszeiten, sondern aus den Summen, aus welchen diese Mittel sich ergaben, berechnet. Stellt man sie zusammen und berücksichtigt auch hiebei die Anzahl der Ablesungen, aus denen jedes einzelne entstanden ist, so findet man als Gesammtergebniss der 75 Ablesungen A=6-S0, A, =6-70, demnach einen nicht erheblichen Unterschied, so dass es fast gleich- giltig erscheint, ob man für diese Beobachtungen ein gewöhnliches Thermometer oder eines von schwarzem Glase anwende. Auffallend scheint der unregelmässige Gang des Unterschiedes zwischen Schatten- und Sonnen -Temperatur zu sein, der sich an manchen Stationen im Verlaufe des Tages kund gibt, indem man in Chartum und El Obeehdin den Mittagsstunden eine Abnahme bemerkt, welche erst nach 3'' wieder in rasche Zunahme übergeht. Dies ist jedoch weder an allen Orten noch zu allen Zeiten der Fall , denn selbst in Chartum ist während des ersten Aufenthaltes im März 1837 dieser Rückschritt kaum merklich, in El Mucheireff und Kairo aber, wo die Beobachtungen im Anfange des März und in der Mitte Decem- bers angestellt wurden, verschwindet er gänzlich, und die Sonne Beitrag zur Klimatolog-ie von Central-Afrika. 399 zeigt dort zur Zeit der grössten Schattenwärme auch an dem ihr un- mittelbar ausgesetzten Instrumente ihre stärkste Kraft. Es hat dem- nach den Anschein , dass diese Unregelmässigkeit von dem Sonnen- stande abhänge, und vorzugsweise in den Monaten eintrete, wo sie sich um Mittag dem Zenithe nähert. Ist dies richtig, so liegt die Erklärung der Erscheinung nahe. Bei der gewöhnlichen Weise die Thermometer aufzuhängen, nämlich in senkrechter Stellung, trefl'en die vom Zenithe kommenden Sonnenstrahlen nicht die ganze Hälfte der Therinometerkugel, wie dies hei tiefer stehender Sonne in den Früh- und Abendstunden der Fall ist, da den im Mittage auffallenden Strahlen die Röhre entgegensteht, welche viele abhalten muss, andere aber durch die dickere Wandung der Kugel, dort, wo sie sich an die Röhre anschliesst, unwirksam werden. Aus diesem Grunde ist das zuletzt gefundene Gesammtergebniss für die Sonnenwärme (6 "50 und 6°70) wahrscheinlich viel zu gering und dürfte wohl auf 9** zu erhöhen sein, wie es aus den Beobachtun- gen von Kairo und El MacheirelT folgt , die zu einer Jahreszeit ange- stellt worden sind, in welcher die Sonne auch im Mittage das Zenith nicht erreichte. Dass diesem Cbelstande durch eine mehr geneigte Lage, in welcher das Instrument der Sonne ausgesetzt wird, abgeholfen werden könne, braucht kaum erwähnt zu werden. In Wien wird die Sonnenwärme täglich um 2^ an einem gegen Südwesten aufgehängten gewöhnlichen Thermometer abgelesen, und ich setze beispielweise die Ergebnisse der 3 Sommermonate Juni, Juli und August 1856 hieher, weil zu dieser Jahreszeit unser Klima sich dem tropischen am meisten nähert. Es ergibt sich daraus für Schatten und Sonnenwärme der Unterschied: im Juni 2-79, n = 19, „ Juli 3-23, w = 19, „ August . . . . 3 -33, « = 20. Die Verschiedenheit der Zahlen scheint vorzüglich von dem Grade der Bewölkung abzuhängen, wenn gleich, wie natürlich, die Beobachtung nur dann geschieht, wenn das Thermometer von Sonnenstrahlen getroffen wird, die durch Wolken nicht geschwächt erscheinen. Die Bewölkung war nämlich in jenen Monaten im Durch- 400 K r e i I. schnitte der Beobachtungstage, wenn man den ganz reinen Himmel mit O'O, den ganz bedeckten mit 10-0 bezeichnet im .liiiii 2" (5 „ Juli 2-2 „ Aufjust i '6 Theilt man ferner die Gesammtzahl der Beobachtungen in zwei Classen ab, deren eine an Tagen mit der Bewölkung zwischen 0 und 2, die andere an Tagen mit der Bewölkung zwischen 3 und 5 ausgeführt wurde, so findet man für die Tage mit ilerHewölkuiij,' zwisch.O u. 2 tlcii Untersch. zwisch. Sonne u. Schatten=3°34, „ „ ,r ,• 3 „ 5 ,. ,. „ n n » =2*80, gleichfalls der obigen Ansicht entsprechend. Die Psychrometer -Beobachtungen wurden in Chartum in den Monaten März, Juni, Juli, August, September 1837 und April 1838 angestellt, und an manchen Tagen gleichfalls über die Nachtstunden ausgedehnt. Man erhält dadurch eine sehr wünschenswerthe Einsicht in die dortigen Verhältnisse der Dunstspannung und Luftfeuchtigkeit, und zwar in beiden Perioden, der trockenen sowohl (März und April) wie der Regenzeit (Juni bis September). Dass beide Elemente durch den Eintritt der Regen grosse Änderung erleiden müssen, ist für sich klar, und wird durch die nachfolgenden Zahlen bestätigt, welche die Mittel des Dunsfdruckes in Pariser Linien geben, und nach Monaten und Tageszeiten zusammengestellt sind. Stumk- Mal/. Juni .lull Aujjust Septeinl. Ai.,il -^^ _-- ■ — — - ,-— ^^_--, ,^— ^s_^. ^-.^^_^. r'*.-'^^-— ^ «— ~— '"— ^ ^— ^^^»- 12" und t3' 5"79 — 9"66 10"55 10-23 — 14 „ 15 .'S (59 — 8-65 I0-.^1 10-20 — 16 „ i7 5 •.•>(» 8-84 1(»-13 (10-24) — 1H „ 1» ■M« 8'"«'i 9-11 9-42 10-28 7'"41 20 « 21 6-22 9-0() 8-97 9-04 9-55 6-88 22 r 23 D-42 9-83 9-00 9-18 9-52 (J-75 0 ,- 1 7-02 10-79 S-Öa 8 -HS !t-31 6-79 2 ,: 3 7-90 10-72 8liS 8-71 9 ■ 90 6-50 4 ,, 7} 5-72 10-24 8-61 9-14 «-93 6-27 6 . ^ «•21 «-97 9-04 9-38 9-24 7-53 « „ '•> (i-40 9-Oti 9 -öl 10-50 10-37 7-86 io ,. '^ 6 07 9-48 10-28 (10-30) 7-07 Miftcl. . . . 5-96 — 9-00 9-63 9-84 Beitrag' zur Klinvifolo^'-ie von Central-Afrika. 4t01 Die Beobachtungen des März reichen vom 16, — 25. , jene vom Juni vom 2S. — 30., die der folgenden Monate vom 1. Juli bis 18. September, und jene vom April 1838 vom 12. — 26. Die ein- geklammerten Zahlen im September sind interpolirt. Aus den Zahlen der Sommermonate sieht man den Einfluss der Regenzeit auf die Dunstspannung und ihre Zunahme während des Verlaufes derselben. Zieht man die drei Monate Juli, August und September in ein Mittel zusammen, so geben sie für die Spannkraft der Dünste fol- gende Zahlen: um Iti'' li. 13'', 14'' u. i:;'', i6'' u. 17'', 18'' u. 19\ 20'' u. 21", 22'' u. 23. Spannkraft: lü-io, 9"70, 9'"74, 9"60, 9"19, 9"23, um O*- u. 1", 2" u. 3'', 4" u. 5\ 6° u. 7\ 8'' u. 9'', 10'' u. 11". Spannkraft: 8"'85, 9"06, 8"89, 9"22, 10-'l3, 10"02. Diese Zahlen geben die Tagesgleiehung: y==9-ö72 + [9-76844] Sin (a-. 30» ^ 85 -30 4) + [9 10267] Sin (2.t. 30 + 93 -53 -4) + [9-04044] Sin (3a;. 30 + 228-19-4) wo die eingeklammerten Zahlen Logarithmen sind. Daraus ßndet man um 12" u. 13", 14" u. 13", 16" u. 17", 18" u. 19'', 20" u. 21", 22" u. 23" Spannkraft: 10-20, 10'- 20, 9 -'91. 9 •'36, 9*18, 9"09, um 0'' u. 1, 2" u. 3", 4" u. 5", 6'' u. 7" 8" u. 9", 10" u. 11" Spannkraft: 9"19, 9"17, 9'- 08, 9"33, 9"83, 10"2Ü. Die Gleichung gibt zwei Maxima und zwei Minima. Das grössere Maximum tritt genau um Mitternacht ein, nämlich: um 11" 38' Abends .... Maximum = 10'''233, die übrigen Extreme sind „ 22 32 (10"32' Morgens) Minimum = 9-082 „ 1 43 Abends .... Maximum = 9-209 „ 4 38 „ .... Minimum = 9-084 Hechnet man aus den Mitteln des Dunstdruckes imd jenen der Temperatur, welche am trockenen Thermometer des Psyclirometeis abgelesen wurden, die Feuchtigkeit, so lindet man folgende Zahlen ; 402 K r e i l. stand Mari Juni Juli August Septemb. April 1838 12" und 13" 49-8 — 75-6 'eeT 80-7 — 14 » 15 52-7 — 86-4 70-5 79-9 — 16 » 17 52-5 — 91-6 710 (80-9) — 18 » 19 SO-S 74- 1 73-8 68-3 81-9 52-6 20 jj 21 S31 64-8 67-6 63-7 76-1 44-5 22 » 23 421 49-5 53-9 58-1 66-8 38-5 0 » 1 SO-0 46-4 47-2 50-0 61-4 35-5 2 » 3 530 48-0 46-7 47-9 640 34-6 4 » 5 39 0 47-2 47-5 50-4 55-8 32-8 6 » 7 44-7 46-5 53-6 54-1 60-4 41-7 8 » 9 48-7 55-6 60-3 63-6 72-6 47-0 10 » 11 49-8 — 67-8 64-3 (76-6) 43-2 Mittel. . . . 48-8 — G4-3 60-7 71-4 — Man sieht aus diesen Zahlen den grossen Einfluss der Regen- periode auf die Luftfeuchtigkeit, ihre Zunahme im Verlauf derselben, und den sehr trockenen Zustand der Luft während der vorhergehen- den Periode. Die drei Regenmonate Juli, August und September geben folgende Mittel: um 12" u 13", 14" u. 15". 16" u. 17", 18" u. 19", 20" u. 21", 22" u. 23", Feuchtigkeit: 74-3, 78-9, 81-2, 74-7, 69-1, 59-6, um 0" u. 1", 2" u. 3", 4" u. 5", 6" u. 7", 8" u. 9", 10" u. 11", Feuchtigkeit: 52-9, 52-9, 51-2, 56-0, 65-5, 69-6, aus welchen sich die Tagesgleichung ergibt: 2^ = 65-49 + (1-13199) Sin ( a:. 30o -j- 53« 59 '8) + (0-03525) Sin (2a;. 30 + 273 4-0) + (9-97625) Sin (3a;. 30 + 241 37- 3), wo die eingeklammerten Coefficienten Logarithmen sind. Man findet daraus : das Maximum = 79-43 um 16" 35' (4" 35' Morgens) „ Minimum = 51-81 „ 3 36 Abends. In der trockenen Jahreszeit erreicht das Minimum einen viel geringeren Werth, wie schon die Mittel der Monate März und April darthun, in welchen die Trockenheit der Luft an manchen Tagen zu einem sehr hohen Grad gelangt. So wurden am 19. und 20. März 1837 während eines heftigen NO. ui)d ONO. Windes, der sich am Beitrug- zur Klirnatologie von Ceiitral-Afiika. 403 19. Nachmittags erhob und am 20. in einen Sturm ausartete, folgende Thermometerstände am Psychrometer abgelesen : 19. Miirz. 20. Miirz. 201. 4h |9h 20" 21" 22'' 4" Trockenes Thermometer 22 -6 R. 25-9 19-3 20-0 20-9 21-6 24-2 Feuchtes „ 20-3 „ 12-7 10a 10-3 11-7 12Ö 11-7 daraus folgt: 19. März. 20. März. 20" 4" 19" 20" 21" 22" 4" der Dunstdruck . . . 9"93 r-90 2"'87 1"92 2"6Ö S^Oä 1"64 und die Feuchtigkeit . 78-8 11-9 23-0 18-o 23-8 26-2 11-6 Der Himmel war während dieser Tage fortwährend heiter, die höchste Temperatur an dem in freier Luft im Schatten aufgehängten Thermometer um 1'' Nachmittags = 31 5 R. , die Sonnentemperatur am Thermometer mit schwarzer Kugel = 36 4 R. Diese Störung ist auch Ursache von dem unregelmässigen Gange der Zahlen, welche die tägliche Änderung der Feuchtigkeit in diesem Monate darstellen. Wenn also in Chartum, wo durch den Zusammenfluss zweier grosser Ströme eine dauernde Quelle von Verdunstung vorhanden ist, die Feuchtigkeit der Luft durch den Wüstenwind bis zu einem Be- trage aufgesaugt wird, dass sie nicht mehr als i^/ioo von dem enthält, den sie bei gleicher Temperatur und vollkommener Sättigung fassen könnte, so wird es nicht unwahrscheinlich, dass sie in der Wüste selbst einer gänzlichen Trockenheit oft sehr nahe kömmt. Übrigens scheinen solche Verdunstungsquellen aus Strömen, welche doch nur einen kleinen Theil der ganzen Umgebung eines Ortes aus- machen, in Fällen von so überwiegender Trockenheit nur geringen Einfluss auszuüben , wie man aus der Vergleicbung mit Wien sehen wird. So wie im April und Mai die Süd- und Südostwinde hereinbre- chen und mit ihnen die Gewitterregen beginnen, erhebt sich die Feuchtigkeit rasch, wie sich dies in den Beobachtungen zeigt, welche Herr v. Russegger in El Obeehd, der Hauptstadt von Kordofan, anstellte. Sie umfassen zwar nur 13 Tage, die aber nicht unmittelbar auf einander folgen , sondern sich in drei Perioden abtheilen lassen, von denen die erste die 4 Tage vom 13. — 18. April, die zweite 404 K r e i I. den 27. und 28. Apiil, die dritte den 21. bis 29. Mai (mit Ausschluss des 22. und 25.) begreift. Meistens wurde nur während der Tages- stunden von 18'' — 7'' beobachtet. Vergleicht man die Mittel dieser Stunden in allen drei Perioden, so sieht man wie schnell die Luft- feuchtigkeit zunimmt, sie wird nämlich für die orsfe Periode . . . . ri'i-^ „ „ zweite „ . . . . 69-1 „ „ dritte „ . . . . 741 Diese Feuchtigkeit ist so bedeutend, dass sie jene von Chartum während der vier Regenmonate , die Russegger dort zubrachte, w^eit übertrifTt; denn diese geben für dieselben Tagesstunden das Mittel der Feuchtigkeit im Juni , . . 53-8 „ „ „ „ Juli . . . JJ5-8 „ „ „ » « August . . 36 •! „ „ ,, „ „ September. 66 "6 und der April 1838 war in Chartum, wo die Regenzeit wahrschein- lich sjiäter eintritt als in El Obeehd, noch ein sehr trockener Monat, indem er für dieselben Tagesstunden vom 12. — 26 das Mittel .... 40-0 gab. Dass in nördlichen Breiten, wo die Jahreszeiten in ganz anderer Weise auf einander folgen, auch der jährliche Gang der Feuchtig- keit ein verschiedener sein müsse, bedarf keines Beweises. Die tiefe Temperatur unserer Wintermonate führt das Minimum der Dunst- spannung und das Maximum der Feuchtigkeit mit sich. Die entgegen- gesetzten Extreme treten in der heissen Jahreszeit ein. In Beziehung auf Feuchtigkeit leidet jedoch diese Regel dort eine Ausnahme, wo, wie in Wien, in den Frühlingsmonaten die Nord- und Ostwinde stark auftreten und der Luft einen solchen Grad von Trockenheit gewäh- ren, dass sie jene des Sommers übertrifft. Sowohl die früheren Be- obachtungen an der Sternwarte als die siebenjährigen an der Central- Anstalt verlegen das Minimum der Feuchtigkeit auf den April, während im Juli wohl auch ein scln\ ächeres Minimum eintritt, das sich aber von dem Feuchtigkeitsgrade der früheren Monate Mai und Juni so wenig unterscheidet, dass eine mehrjährige Reihe sorgfältiger Beobachtungen dazu gehören wird . um zu entsclieiden, ob der jähr- lieh^' Gang der Feuchtigkeit wirklich z\> fifachen Extremen unter- Beitrag zur Kliiiiiit()l0!':ie von Ceiilral-Afrika. ^05 werfen ist. Ähnliches zeigen auch andere Stationen, wie Brünt), Kla- genfurt, Hermannstadt, Alt-Ausseo u. a. In Kremsmünster zeigen die früheren Beobachtungen von 1833 bis 1851 ein Minimum im iVlai und iieines im Juli an, während die Beobachtungen von 1852 — 1859 das Minimum sehr erkenntlich auf den Juli verlegen, und jenes im April verschwinden lassen. In Prag, wo das Auftreten der Nord- und Ostwinde im Frühling nicht so merkbar ist, zeigt sich nur das einzige Minimum im Juli. Eben diese Winde sind es auch, weichein unseren Gegenden die Luft oft in einer Weise austrocknen, dass sie in dieser Beziehung der Wiistenluft nahe kömmt. Eine Feuchtigkeit von 18 Procent ist in Wien schon öfter beobachtet worden, so am 22. April 1840, am 7. April 1854 um A\ am 4. April 1856 um 3", am 5. Mai 1854 sank sie auf 17, und am 13. April 1854 um 4'' Nachmittags gar auf 6 Procent. Der Gang der Feuchtigkeit an diesem Tage vom Mittage an war Mittag Fpiichtigkeit = 2(i 1" » 22 2 „ 17 3 » 10 4 „ (5 5 „ 12 6 » 18 7 » 25 8 }) 32 9 „ 37 !(► ,, 45 11 48 Das Tagesmittel gab 36, das Monatmittel 434 Procenf. Die Winde waren in diesen Tagen, vom 10. an, in den Nachmitlags- stunden dnrchgehends im Nordostquadranten der \^'indrose, erst vom 15. an gingen sie in Südost, später in Süd über. Nieder- chlag erfolgte bis zum 23. keiner, und betrug im ganzen Monate nur 2"36. Eine so ungewöhnliche und andauernde Trockenheit der Luft erstreckt sich immer über ein weiteres Gebiet, wie aus folgender Zusammenstellung des Jahresminimums für 1854 an unseren Stationen ersichtlich wird. 406 K r e i I. Es erfolgte nämlicli dasselbe inRzeszow . . am 20. Apri mitlQProc. in Strakonitz . am 16. Apri: mitie „ Krakau . . 22 » „ 23 „ „ Ozernowitz . „ 22. „ „ 23 „ Senftenberg „ 20. „ „ 43 „ „ Stanislau . . « 2i. „ „ 21 „ Leipa . . . ,20. „ „ 26 „ „ Kremsmünster,, 16. „ „ 21 „ Prag . . . „19. „ „ 23 „ „ Wallendorf. „ 18. „ „ 24 „ Bodenbacli . .13. „ „ 28 „ „ Pest . . . „ 4. „ „ 26 „ Pürglitz . . „19. „ „ 55 „ „ Alt-Aussee. „ 15. „ „ 30 „ Schiissl . . „20. „ „ 32 „ „ Szegedin . „ 13. n „ 30 „ Kesmark. . „20. „ „ 33 „ „ Laibaeh . . » 20. „ „ 14 „ Saybusch . „ 19. « „ 2G „ „ Althofen. . „ 21. „ „ 15 ,, Brunn. . . „ 5. Mai „ 19 „ „ Hermannstadt „ 9. „ „ 19 (am 20. April nur um 0 1 grösser) „ Adelsberg . 5> 15. » „ 26 „ DeutscJibrod. am 20. April mit22Proe „ Zavalje . . „ 13. „ „ 13 „ Czaslau . . „ 20 „ „ Will man Wien mit diesen Stationen vergleichen , so muss man die Stunde 2'' wählen, weil zu dieser Stunde die Stationsbeobaehtun- gen gewöhnlich ausgeführt werden. Die dieser Stunde zukommende Procentenzahl 17 schliesst sich gut an die Reihe an. Da auch in Ragusa ein sehr kleines Minimum (16Procent)am 13. April beobachtet wurde, so kann man aus unseren Beobachtungen mit Sicherheit schliessen , dass sich die Trockenheit in diesem Monate über 11 Län- gen- und 8 Breitengrade erstreckte, wahrscheinlich aber in noch viel grösserer Ausdehnung auftrat. Es wäre gewiss nicht unwichtig zu untersuchen, ob so mächtige und dauernde Störungen in dem Feuchtigkeitsgehalte der Luft nicht auf manche Krankheitsformen Einfluss ausüben. Einige Alpenstationen sind nicht in obiger Reihe enthalten; weil in ihnen das Jahresminimum früher eintrat, so fand es sich in Admont am 6. März (und T.September), mit 43 Procent, „ St.Peter(3770FussSeehöhe)am 9. März „ 44 „ „ Salzburg „ 15. „ „24 „ „ Cilli „23. Febr. „ 13 „ Klagenfurt „4. April „ 23 „ „ St. Magdalena „ I.März „19 „ „ St. Jakob „6. „ „13 „ „ Lienz „24. „ „ 13 „ „ Plan (5000 Fuss Seehöhe) . . „30. Oct. „ 16 „ (April fehlt). Beitrag zur Rlimatologle von Central-Afrika. 407 Bemerkenswerth ist es, dass selbst die Verdunstung des nahen Meeres niclit hinreicht eine solche Trockenheit auszugleichen , wie die Beobachtungen in Ragusa zeigen, wo am 13. April 13, am 30. October 12 Procent Feuchtigkeit gefunden wurde. In Triest und Venedig war sie etwas grösser, nämlich in Triest am 1. März und 13. April 30, in Venedig am 13. April 49, am 12. October 43 Pro- cent; um so weniger darf man sich wundern, wenn kleinere Wasscr- sammlungen und Ströme unter solchen Umständen das Gleichgewicht nicht herzustellen vermögen. Der tägliche Gang des Dunstdruckes und der Feuchtigkeit hat in unseren Breiten einige Ähnlichkeit mit dem der Äquatorial- Gegenden, wie er in den obigen Gleichungen dargestellt ist. Aus den siebenjährigen Beobachtungen an der Central-Anstalt hat man für die drei Monate Juni, Juli und August folgende Mittel : Dunstdruck Feuchtigkeit Dunstdruck Feuchtigkeit Mitternacht . . . 4"69 . . . 751 Mittag. . .4-65 . . '5F3 13" . . . 4-65 . . .76-3 1' . . . . 4-62 . . 52-9 14 . . 4-61 . . .77-3 2 . . !ft-60 . . 51-5 15 . . 4-57 . . . 77-7 3 . . . . 4-61 . . 51-5 16 . . 4SI . . «§ O 4 . . . . 4-62 . . 52-2 17 . . HH'S . . 980 5 . . . . 4-68 . . 53-8 18 . . 4-48 . . . 77-5 6 . . . 4-76 . . 57-2 19 . . 4-56 . . .74-4 7 . . . 4-82 . . 61-6 20 . . 4-6S . . . 70-5 8 . . . 4-83 . . 65-9 21 . . 4-70 . . . 66-3 9 . . . 4-81 . . 69-5 22 . . tg'SS . . .621 10 . . . 4-76 . . 72-3 23 . . 4-70 . . .58-5 11 . . . 4-73 . . 74-0 Mittel . . . . 4-65 . . 66-2 Man sieht aus diesen Zahlen, dass die Wendestunden des Dunst- druckes zwar bei uns wie in Chartum in gleicher Anzahl vorhanden sind, aber nicht zur selben Zeit eintreten; denn das grösste Maximum findet hier um 8"* Abends, dort um Mitternacht Statt, ist also um 4 Stunden verspätet, eben so verspätet sich das kleinere Minimum in Chartum um ungefähr 5 Stunden, das zweite Maximum tritt dort um 3'/3 Stunden, das zweite Minimum um 21/3 Stunden später ein als bei uns. In der Feuchtigkeit zeigen sich an beiden Orten nur zwei Extreme, nämlich das Maximum zwischen 16'' und IT*" in Wien und 40{S K I- e i I. Beitrag zur Klimatologie von Central-Afrika. zur selben Zeit in Chartum, das Minimum zwischen 2** und 3'' in Wien, zwischen 3*' und 4'' in Chartum. Die Verspätung der Wendestunden des Dunstdruckes hat ihren Grund wahrscheinlich in der grösseren Erwärmung des Bodens während der Tagesstunden und in der daraus hervorgehenden län- geren Dauer der Ausstrahlung während der Nacht. Das Reisewerk Russegger's enthält noch viele werthvolle Notizen über die klimatischen Verhältnisse der durchreisten Gegen- den, welchen hier kein Platz eingeräumt werden konnte, da es sich nur daruu) handelte diejenigen Ergebnisse zusammenzustellen, welche ohne der dort fehlenden Berechnung nicht an's Licht gebracht werden konnten. Sclieilier. Vergl. Aiialoinie und Phys. der Öslriden-Liirveii. 409 Vergleichende Anatomie und Physiologie der Östriden-Larven. Von Dr. S. H. Scheiber. (Yüif>elegt von dem c. M. Prof. Dr. Wedl in der SiUiinf,' voin l."). Miirz 1860.) Krster Tlieil iiiil 3 Talelii. EINLEITUNG. Im Sommer des Jahres 1858, also im letzten Semester meiner medizinischen Jahrgänge, untersuelite ich im histologischen Laborato- rium des Herrn Prof. W'fdl nnter Anderem aneh Muskeln von Oestrus- Larven, von deren sänimllichen Gattungen daselbst mehrere Species vorräthig waren. Es geschah nun, dass ich jene multipolaren Zellen mit den von ihnen ausstrahlenden faserigen Gebilden auffand, die im Capitel über die Muscniafur dieser Thiere näher beschrieben werden, und welche im ersten Augenblicke die Idee von nudh'polareti Gan- glienzellen auftauclien Hessen, die ^twa in di'r iVlfisculalur /erstreut vorkämen. Es galt demnach der Verbindung die.ser Zellen mit dem peri- pherischen Nervensysteme auf die Spur zu kommen. Herr Prof. Wedl lud mich hierauf ein , mich ndt dem Nervensysteme dieser Thiere vertraut zu machen. Ich kam dieser Einladung um so freu- diger entgegen , da ich stets eine besondere Vorliebe zu den Natur- wissenschaften in mir fühlte, und ich diese nebst der praktischen Medizin nie ausser Acht gelassen habe. Da ich bei dieser Arbeit nach und nach die Anatomie der Larven von Gastrus equi kennen lernte, und auch alle anderen Östriden-Gattungen in dieser Entwickelungs- stufe vergleichend studiren konnte, so geschah es, dass meine Ab- handlung, welche hier vorliegt, so umfangreich wurde, indem ich ein Bild des ganzen inneren Baues dieser Thiere aufrollen und hiemit den Weg zur vollständigen Kenntniss ihrer Anatomie anbahnen will. 410 Scheiber. Da in der Nomenclatur der Üstriden-Arten bei den verschie- denen Autoren Differenzen sich vorfinden , so erlaube ich mir zu bemerken, dass ich in meiner Abhandlung der von Brauer *) ein- gehaltenen Bezeichnung folgen werde, weil in dieser die meisten Larven speciell und vergleichend charakterisirt sind. Ich würde auch Jedem , der eine anatomische Untersuchung dieser Thiere vornehmen will, die Benützung der unten genannten Abhandlung von Brauer anempfehlen, weil man sonst über die ein- zelnen obwaltenden Verhältnisse in der Anatomie nicht leicht in's Klare kommt. Nach Brauer werden sämmtliche Species der Familie der Bremsen- oder Dasselfliegen 2) in vier Gattungen eingetheilt, nämlich: 1. Gastrus Meig. , 2. Ilypoderrnnh^Xw, 3. Cephenomyia Latr. und 4. Ccphalomyia Latr. Von der Gattung Gastrus Meig. untersuchte ich Gastrus equi Meig. und Gastrus haemorrhoidalis Lin. Ich fand aber in Hinsicht des inneren Baues gar keinen Unterschied zwischen beiden und es gilt daher alles das, was von Gastrus-L-M'yQn überhaupt gesagt wird, für beide Arten. Von der Gattung Hypo derma Latr. untersuchte ich H. bovis F a br., H. Actaeon B r., //. Diana Br. , //. Taratidi Lin. und eine neue von Brauer") beschriebene unter der Haut der Bezoarziege {Capra Aegagrus Gmel.) lebende Larve*). Von der Gattung Cephenomyia untersuchte ich Cn. rufibarbis W d. , Cn.picta ') „nie üstriden des Hochwildes." (Verliandliing'pii der k. k. zoolog. bot. Gesellschaft in Wien. 1838, p. 38.".— 414.) 2) Schon Fischer (P. Ch. Fr. Wei'neri vermium intest, brevis, expositionis contiuuatio III. 1788, p. 8) fiel es auf, dass die Benennungen „Bremse und Brehnie" nicht nur in der Volkssprache , sondern auch von Autoren oft mit einander verwechselt werden, was bei der Ähnlichkeit der Wörter sehr einleuchtend ist. Das was die Griechen Ocstrus und die Römer Asilus nannten , nennen die Engländer Gadjlics oder Whmn , die Franzosen l' Oestro , und die Deutschen Bremsen, Brämsen , Brömsen, Bisselfliegen , Biessfliegen, Bisselmücken, Dasse, Dasselfliegen. Das hingegen, was die Griechen Myops und die Römer Tubanus nannten, heisst im Englischen ßurrßy , im Französischen Taon und im Deutschen Brehme, Pferdemiicke. 3) „Beilläge zur Kenntniss der Östriden." (Verhandlungen der /.ool. bot. Gesellschaft in Wien. 18Ö8, p. 449—470.) *) Mehrere dieser Larven wurden den Bezoarziegen in der kais. Menagerie zu Schön- brunn bald nach ihrer Ankunft von der Insel Creta im Februar und Juni 1858 aus der Haut gedrückt und von Brauer untersucht und beschrieben. Vergleichende Anatomie nnd Physiologie der Üstriden-Larven. 4 1 1 Mg. Vom G. Cephalomyia waren es endlich die Species Cl. ovis Lin. und Cl. maculata Wd. 9» deren Anatomie ich studirte. Den Ausgangspunkt meiner Untersuchungen bildeten Gastrus- Larven, weil über ihre Anatomie, wie von keiner anderen Larven- gattung, eine anerkannt gute und ausführliche Arbeit von Schröder van der Kolk (Memoire sur TAnatomie et Physiologie de Gastrus equi. Amsterdam, 1845) vorliegt. Diese Specialarbeit diente mir als Leitfaden, um mich leichter mit der Anatomie der Bremsen-Larven bekannt zu machen. Da überhaupt das wiederholte Untersuchen eines und desselben Gegenstandes manches Neue finden lässt und Anderes bei dem Fortschritte der Wissenschaft nicht mehr stichhäl- tig ist, so wurde auch eine ganz neue Bearbeitung der Anatomie von Gastrus equi nothwendig. Dieses sehr schätzbare Buch, so wie das an Reichhaltigkeit nur selten anzutrefFende Materiale an Bremsen- Larven, das mir im Laboratorium zu Gebote stand und durch die Gefälligkeit des Herrn Professors L. Red tenbacher , Vorstand im hiesigen kais. zoologischen Cabinet, so wie auch meiner Freunde Brauer und Low stets nach Bedürfniss vermehrt wurde, waren Behelfe , die in Verbindung mit einer kräftigen Unterstützung von Seite des Herrn Prof. Wedl vollkommen genügten, um alle Schwie- rigkeiten, die dem Anfänger in der Entomotomie entgegenstehen , zu überwinden. Sei es mir daher gegönnt, hier vorzüglich dem Herrn Prof. Wedl für die sorgfältigste Mühe, die er sich zur Förderung meiner Untersuchungen genommen hat, so wie auch einigen anderen Freunden, die mich theils durch Materiale, theils durch andere hie- her bezügliche Gefälligkeiten unterstützt haben, meinen innigsten Dank auszusprechen. Die von mir untersuchten Larven waren theils frisch, theils Weingeist- , weniger Weingeist-Glycerin-Präparate. Im frischen Zustande standen mir blos Larven von Gastrus equi zu Gebote. Am erfolgreichsten bewährte sich für die Untersuchung der Larven, namentlich aber des Nervensystems derselben, die Methode frische 'j Ais Brauer diese Larven in seinen „Östriden des Hochwildes" beschrieb, hatte er solche aus der Stirnhöhle des Kaineeles vor sich. Nachdem Herr Prof. Wedl im Jahre 18Ö9 von Ägypten Larven ans der Stirnhöhle des ägyptischen Büffels mitgebracht nnd dieselben Brauer gezeigt hatte, fand dieser dass diese Larven ganz iden- tisch mit denen des Karaeeles seien, und scliloss daher, dass auch die betreffenden Imagines dieselben wiiren. Ich untersuchte blos die vom ägyptischen Büffel. Sit/.b. d. lualliein.-natiMW. Cl. XM, Bd. Nr. 10. 28 412 S c h e i 1) e r. Insecten in einer Mischung von Weingeist und Glycerin aufzubewah- ren i). Ich ward darauf durch Herrn Prof. Wedl aufmerksam gemacht. In Larven, die drei Monate in einer solchen Mischung gelegen sind, hatten noch alle Organe (Oarmcanal, Fettkörper u. s. w.) ihre natürliche Färbung und Transparenz beibehalten , und nur das Ner- vensystem war in einer gerade für seine Untersuchung geeignet- sten Weise verändert. Es war nämlich die Nervensubstanz milchig- weiss, und stach sogleich von allen übrigen Geweben hervor; sie war auch viel fester und resistenter als im natürlichen Zustande, und so war ich durch diese Veränderungen im Stande mir über Dinge Aufschluss zu verschaifen, die mich bis dahin ganz im Dunkel Hessen. Was die Ordnung der einzelnen Organtheile, in welcher ich dieselben abhandle, anlangt, so habe ich im ersten Capitel den Bau der Hautdecken und der Musculatur, im zweiten das Nerven- system, dem ich die meiste Aufmerksamkeit zugewendet habe, und im dritten das Circulationssystem beschrieben. In der nächstens vor- zutragenden Fortsetzung wird dann im vierten Capitel das Respira- tions- und im letzten Capitel das Digestionssystem mit den übrigen Eingeweiden folgen. Bevor ich jedoch zur Anatomie der Bremsen-Larven selbst über- gehe, will ich noch in Kürze die Literatur derselben besprechen. Ich werde mich in dieser blos auf die Literatur der Anatomie und Physiologie der Östriden beschränken, indem die der Systematik, welche den bei weitem grösseren Theil der Literatur der Östriden ausmacht, bis zum Jahre 1840 von Schwabg) ganz vollständig und in specie die Literatur der Östriden des Hochwildes von Brauer 3) bis auf die neueste Zeit herab aufgeführt wurde. Da über die Anatomie der Östriden noch wenig Ausführliches gearbeitet wurde, so kann die Literatur derselben nicht reichhaltig sein. Das älteste Werk ist in dieser Beziehung von : .1. L, Fischer (^Werneri vermium intest, brevis expositionis cont'mnatio secunda p. 7ö — 93, 1786 und continuatio tertia 1788) geschrieben worden. In der ersteren Arbeit beschreibt Fischer ') D;is Verhältniss, in welchem Iji'ide Fliissig'keiteii mit bestem Erfolge für die Erhaltung der Thiere, zu mischen sind, ist jedoch, indem dasselbe nicht gleichgiitig zusein scheint, noch nicht zur völligen Befriedigung ermittelt. *'j „Die Oslraciden — Bremsen — der IMViile, Rinder und Schüfe. Münclien 1840. ^J L. c. Vergleichende Anatomie und Physiologie der Üstriden-Larven. 4 1 1> blos in Form von „Äidmadversiones" zu den von seinem Lehrer hinterbliebenen und durch ihn herausgegebenen Schriften die Ana- tomie der Larven von Gasfrus equi Fabr. (bei ihm als Oestrus nasalis L. bezeichnet) in einer mangelhaften und häufig missgedeu- teten Weise; im zweiten Werke, welches von ihm allein geschrieben wurde, behandelt er die Anatomie von Cephalomyia ovis L. und Hypoderma bovis Fabr. (bei ihm Oestrus ovis und bovis Li n.J. Schröder van der Kolk (Memoire sur l'Anatomie et Phy- siologie de Gastrus equi, Amsterdam 184S) hat eine sehr ausführ- licheArbeit geliefert, welche im Verlaufe der gegenwärtigen Abhand- lung am meisten berücksichtiget wird. Joly („Recherches zoologiques, anatoiniques, physiol. et medic. sur les Oestrides en generale et particulierement sur les Oestres, qui attaquent Thomme, le cheval, le boeuf et le mouton."^ Ann. d. sc. phys. et nat. d'agricui. etc. de Lyon T. IX, 1846, p. lo7 — 305) hat Gastrus equiF. blos im Larven-, Gastrus haem. L., Cephalomyia ovis L. und Hypod. bovis F. in allen Entwickelungszuständen untersucht. Ich kann aber Weniges über diese Abhandlung sagen, weil ich die- selbe blos aus einem kurzen Auszuge (Compt. rend. XXIII, p. 510) kenne. C.F.Hen nig hatendliehin neuerer Zeit eine Arbeit \\hev Oestrus equi, ovis und cervi capreoli (Allg. deutsche naturh. Zeitung I, p. 297 — 307, Taf. 1 und 2) veröffentlicht, deren Werthlosigkeit schon Gerstäcker in seinen entomologischen Jahresberichten (Wieg- man-Troschel's Archiv für Naturgeschichte) vom Jahre 18S6 dargelegt hat. 28' 414 S c h e i b e r. Anatomie und Physiologie der Bremsen -Larven. I. Die Haut und das Muskel System. 1. DieHaut zeigt bei den Bremsenlarven zehn Einschnürungen, wodurch der ganze Körper in eilf homologe Segmente getheilt wird , deren vorderstes der Träger der Mundtheile und der Fühler ist, das hinterste den Anus und die Stigrnenplatten enthält. Die ringförmigen Einschnürungen werden durch seitliche Längsfurchen sowohl an der Rücken- als Bauchseite gekreuzt, wodurch die seitlichen Hautpartien in lauter regelmässig viereckige Wülste zerfallen. Die Haut erhebt sich sowohl an der Rücken- als an der Bauchseite in mehr weniger regelmässige Querreihen von grösseren oder kleineren inwendig hohlen Erhabenheiten, die Dornen genannt werden, und die haupt- sächlichsten Stützpunkte bei der Vorwärtsbewegung des Körpers abgeben. Sie dienen zugleich wegen der Mannigfaltigkeit ihrer An- ordnung als verlässliche Anhaltspunkte zur Charakteristik der ein- zelnen Species. Was den feineren Bau der Haut anlangt, so besteht sie so wie bei allen Arthropoden aus zwei Lagen, aus einer äusseren, chitini- sirten und einer inneren, weichen, nicht chitinisirten Lage. Die erstere ist aus übereinandergeschichteten Lamellen construirt, die aus einer homogenen, festen und sehr dehnbaren Grundsubstanz mit eingelagerten sogenannten Chitinfasern zusammengesetzt sind, die letzere ist eine dünne, zarte, bindegewebige Membran, die grosse, kernhaltige Zellen eingestreut hat, und deren homogene Intercellular- snbstanz mit einer feinen Punktmasse wie besäet ist (Fig. 12^^, d). Bei jenen Larven, bei denen es in der Beschreibung heisst, dass ihre Haut mit rauher Oberfläche versehen ist, zeigt sich diees bei etwas stärkerer Vergrösserung, so wie eine Schlangenhaut, ge- feldert (wie in Fig. 1 und Fig. 24 «, «, «). Bei jenen Larven, bei denen die Hauloberfläche glatt ist , zeigt diese bei starker Vergrösserung ein feinwarziges Aussehen. Hautdrüsen konnte ich Vergleiclieiide Anatomie iiiwi Physiologie der Üstriden-Larven. 415 eben so wenig entdecken , als ich mich üben- die Existenz der Poren- canäle mit Bestimmtheit nicht aussprechen kann. loh sah wohl an senkrechten Durchschnitten der äusseren Chitinhaut constant von der äusseren gegen die innere Fläche derselben spiralig verlaufende hellere Streifen und in einer auf dieser senkrechten Richtung sehr feine, dunkle, nahe zu einander und parallel verlaufende Linien ziehen, jedoch scheinen erstere an möglichst feinen Durchschnitten solide, breite Chitinfasern, lelztere der Ausdruck der Cbereinanderschichtung der chitinisirten Bindegewebs-Lamellen (Fasern) zu sein. 2. Die Muskeln zerfallen in die der Haut , des Schlundes und der Eingeweide. Die ersteren sind entweder mit beiden End- sehnen an die Haut befestigt, so dass sie sich zwischen je einem oder dem zweiten Ringe immer wiederholen , oder sie sitzen blos mit einer Endseline an der Haut fest und inseriren sich mit ihrem andern Ende an Anfangs- oder Endtheilen der Eingeweide und zwar des Darm- canals und des Rückengefässes. Erstere dienen zur Bewegung der Haut und mit ihm des ganzen Körpers, letztere zur Vor- oder Rück- wärtsbewegung des Anfangs- und Endstückes des Darmcanales (Retrüctores wnA Attollentes Pharyngis et ani), oder zur Befestigung des hinteren Theiles des Rückengefässes (M. alares). Die Muskeln, die den Schlund in toto vorzustrecken oder zurückzuziehen im Stande sind , gehen vom ersten und zweiten Ring nach hinten und innen oder vom dritten und vierten Ring nach vorne und innen zum Schlünde. Diese letzteren sind in der Regel die längsten und stärksten Muskeln des ganzen Körpers und haben oft die Länge von fünf bis sechs Millini. Die Ursache hievon scheint darin zu liegen, dass sie wahrscheinlich das Meiste zum Sauggeschäfte beitragen, indem sie bei starkem An- pressen des Mundes, durch kräftiges Einziehen der Schlundplatten jenen napfförmig einziehen. Unter eigentlichen Schlundmuskeln sind solche zu verstehen, welche an den Schlundplatten entspringen und sich an anderen Schlundtheilen oder an den Haken inseriren; sie sind demzufolge bei Hypoderma-Lawen, wo die Haken fehlen, nur rudimentär ent- wickelt. Die eigentlichen Eingeweidemuskeln reduciren sich auf Kreis- und Längsfasern und dienen zur peristaltischen Fortbewegung des Inhaltes. Die Haut- und Schlundmuskeln sind längliche bandartige oder cylindrische Körper, die innerhalb einer ebenso geformten Scheide, 4 1 ß S (■ li e i 1. (' r. dein üusserenFerimisium, liegen. Die Primitivniuskeirasern ■•^ind (wie in Fig. 2 A, a, a zu sehen ist) vorherrschend doppelt quergestreift, d. li. es wechselt eine breitere Schichte dunkler, doppelbrechender Substanz mit einer schmäleren ab, während beide durch gleich breite Schichten einfachbrechender, lichter Substanz von einander getrennt sind. Die schmäleren Querstreifen erscheinen stets etwas dunkler als die breiteren. Ausnahmsweise findet man jedoch Muskelfasern mit bald gleich breiten, bald gleich schmalen Querstreifen. Letztere haben genau den Habitus der quergestreiften Muskelfasern , wie er bei Wir- belthieren vorkommt. Es ist nämlich zu bemerken , dass bei der ge- wöhnlichen Form von schmäler und breiter quergestreiften Muskel- fasern diese nicht in sogenannten Primitivbiindeln angeordnet sind, sondern in Form von grösseren Fascikeln innerhalb des äusseren Perimisiums, neben einander angehäuft liegen. Es fehlt demnach ein eigentliches Sarcolemma. Man sieht oft schon mit freiem Auge, wie diese Fascikeln gesondert in die gemeinschaftliche Sehne, die im Ganzen schmäler ist als der Muskelkörper übergehen. Das Peri- misium schickt seine Fortsätze zwischen die einzelnen Fascikeln hinein. Ich hatte Gelegenheit gehabt, einen Schlundmuskel bei einer Cephenomyia-Li\\'\e , der sich an einen Haken festsetzte, zu unter- suchen, der die Merkwürdigkeit darbot, dass die eine Hälfte desselben aus Muskelfasern bestand, die die Beschaffenheit der doppelt quer- gestreiften, sarcolemmafreien Muskelfasern, wie sie überall im Körper der Oestrus-haryen vorkommen, zeigten, während die andere Hälfte aus solchen bestand, wie sie beim Menschen und bei Wirbelthieren vorkommen, nämlich mit gleich breiten Querstreifen und einem Sarcolemma. Endlich hat Herr Professor Wedl bei Cephenomyia -harven Muskeln gefunden, deren Primifivfasern ihrer ganzen Länge nach nur stellenweise quergestreift, im Übrigen aber glatt und homogen waren (Fig. 2 B). Sie theilen in jeder anderen Hinsicht die Eigen- schaften der gewöhnlichen Muskelfasern der OestruS'hwrven. Die Sehnen sind sehr kurz, und bestehen aus starren Fasern die unter einander unzertrennlich verwachsen sind. Zwischen den Primitivmuskelfasern findet man bei allen Östriden- Larven grosse bi- oder nuiltipolare Zellen eingebettet (Fig. 2^, 6, Ä), die 1 — 3 Kerne und eine krümmliche gelbbraune Masse enthalten. Sie sind Mos bei Gastrus-hdivven muUi-, bei allen anderen Larven- Vergleichende Auiilumie und Physiologie der Ösliiden-F>aiven. 417 Gattungen bipolar, sind dort 0022 — 0-017 Millirn. gross und haben mehr das Ansehen von Ganglienzellen, während sie hier viel grösser und plumper sind, so dass man sie oft schon mit freiem Auge sehen kann und verlieren dadurch den Habitus der genannten Zellen. Die Verästelungen der Fortsätze kann man besonders gut bei Gastrus- Larven verfolgen, wo die Längsfasern seitliche Äste absenden, die mit anderen Seitenästen anastomosiren, und so ein Netzwerk um die Zelle herum bilden (Fig. 2 A, b , b^, welches je weiter von der Zelle weg, desto grossmaschiger wird, bis es endlich an das Fasernetz einer anderen Zelle stösst und mit diesem anastomosirt. Merkwürdig ist der regelmässige Verlauf der Längs- und Querfasern dieser Netzwerke, in wie ferne jene meist mit der Längsaxe der Muskelfasern parallel ziehen, während die Querfasern constant, entsprechend den schmä- leren doppelbrechenden Schichten verlaufen (Fig. 2 A, c, c, c) , so dass sie nicht selten in langen und regelmässig von einander abste- henden Querreihen über den Rand einer Muskelfasergruppe hervor- ragen. Dieses Hervorragen der Fasern c, c beobachtet man stets entsprechend den schmäleren Querstreifen der Muskelfasern, über die sie zugleich hinüberziehen. Man hätte anfangs zweifeln können, ob man es hier mit peri- pherischen Ganglienzellen oder mit Bind ege w ebs körper- chen von kolossaler Grösse zu thun habe, aber nachdem es mir nie gelang, Anastomosen mit dem peripherischen Nervensystem nachzu- weisen, und seitdem ich sowohl die Lücken jener obgenannten, die Zellen unmittelbar umgebenden Netze (Fig. 2 A, b, b) als auch die Zwischenräume jener Faserreihen, die manchmal in querer Richtung an den Rändern einer Muskelfasergruppo hervorstehend gesehen, mit einer sehr zarten, hyalinen und mit einer feinen Punktmasse besäeten Bindegewebsmembran ausgefüllt gesehen habe, so ist wohl kaum mehr zu zweifeln , dassr man es mit Bindegewebskörperchen von der grössten Dimension zu thun habe, deren Ausläufer Netze bilden, die eine zarte structurlose Bindegewebsmembran durchsetzen. Diese feine Membran breitet sich wahrscheinlich im Muskelkörper nach allen Seiten aus, schickt Fortsätze zwischen die einzelnen Fas- cikel desselben , und vertritt somit gleichsam als ein Perimismm intermim das fehlende Sarcolemma. Diese Membran ist ganz unabhängig vom PenrntsiVw externiim, welches eine feste, hyaline Membran mit eingestreuten Kernen und 4 j 3 S c li e i I) p r. einer Punktmasse darstellt. Nur jcwisclien dieser und dem Muskel- körper sieht man Verästelungen von Tracheen und Nerven, wenig- stens trifft man sie nie zwischen den Muskelfasern an. Über die Endigungsweise der Tracheen und Nerven wird in den betreffenden Capiteln gehandelt. Schliesslich sei noch bemerkt, dass ich die eben beschriebenen Zellen nur in Weingeist- und in Weingeist-GIycerinpräparaten, aber nie in frischen Muskeln, oder in solchen, die in blossem Glycerin oder chromsaurem Kali oder einer Mischung von beiden aufbewahrt wurden, sehen konnte. Sie kamen aber in Glycerinpräparaten als- bald zum Vorschein, nachdem ich sie durch einige Tage in Wein- geist liegen Hess. II. Das Nervensystem. A. NerTcnsystem Ton (rastrus equl. Der allgemeine Typus, nach welchem das Nervensystem der Gliederthiere gebaut ist, ist bekanntlich der, dass an der Bauchseite des Thieres zwei sehr nahe an einander gestellte, parallele Stränge sich vorfinden die stellenweise gangliöse Anschwellungen zeigen; letztere sind paarig mit einander verwachsen. Die zwei vordersten Ganglienpaare stehen zum Ösophagus in dem Verhältnisse, dass das eine oberhalb (^G. supraoesophageale) , das andere unterhalb (G. infraoesophageule) desselben zu liegen kommt, während beide mittelst einer zu beiden Seiten des Ösophagus herablaufenden Com- missur mit einander verbunden sind (Schlundring). Der Schlundring liegt in der Regel im ersten Leibesringe (Kopf); vom Gangl. infraoesophageale gehen die zwei Commissuren des Bauchstranges aus. Regel ist, dass so viele Ganglien als Leibesringe vorhanden sind; doch erleidet dieselbe vielfache Ausnahmen, und die Reduction der Zahl der Ganglien ist, wie wir gleich sehen werden, oft eine sehr bedeutende. Leon Dufour i) hat in der ganzen Ordnung der Dipteren jene Ausnahmsregel nachgewiesen, dass die doppelte Commissur des 1) Anatomie generale des Dipteres (Ann. d. sc. nat. 3. Serie I, p. 244). Recherches ana- tomiques et phys. stir les Dipteres. (Memoires presentes par divers savants a' 1' Aca- demie d sciences.) Seien, mathem. et phys. t. XI. VerglelchPiule Anahmiie uiid Physiologie der Ösliiden-Larven. 419 Bauchstranges in eine einfache verwachsen ist, und dass die Zalil der Bauchganglien innerhalb einer gewissen Reihenfolge bei den einzelnen Familien eine allmähliche Reduction erleidet, so dass die Endglieder dieser Reihenfolge, die Museiden und Östriden, blos ein Ganglion besitzen i). Bei den Larven der letztgenannten Familie, mit denen wir uns eben beschäftigen, hat nicht nur eine Concentration des Bauchstran- ges zu einer einzigen Bauch markmasse stattgefunden, sondern es wird theils durch Mangel eines eigentlichen Schlundringes, theils durch das Auftreten eigentliümlicher Ganglien, die bald aus der Mark- masse unmittelbar hervorgehen, bald im peripherischen Nervensystem eingeschaltet sind, der Urtypus des Nervensystems der Gliederthiere so sehr entstellt, dass es schwer ist, in den hier vorfindigen ein- zelnen Bestandtheilen des Nervensystems die analogen Gebilde anderer Gliederthiere aufzufinden. Wir werden im Allgemeinen, um uns im Ver- laufe der Beschreibung des Nervensystems leichter zu orientiren, die Bauchmarkmasse als Hauptgan glion und alle übrigen zum Central- nervensystem gehörigen Ganglien als Nebenganglien bezeichnen. Die letzteren werden wieder im Verlaufe der Beschreibung beson- dere von den verschiedenen Umständen entlehnte Xamen erhalten. Schröder van der Kolk ^) beschreibt bei Gastrus eqiii ein birnförmiges Hauptganglion (Fig. 3 «), das mit seinem breiteren Ende nach vorne, mit seinem stumpf zugespitzten Ende nach hinten in der Gegend des dritten Körpersegmentes gelegen ist, und in seiner oberen Hälfte ein Loch hat zum Durchgange des Ösophagus (p). Vom Hauptganglion strahlen die Nerven nach allen Seiten des Kör- pers in die Musculatur, zur Haut, zum Schlünde, u. s. w. aus. Nebst mehreren feineren Nervenfäden die zum Schlünde (c) laufen, zeichnen sich vier derselben durch besondere Mächtigkeit aus, von denen zwei (ö?, d) (die im Präparate zur Seite gelegt und so gezeichnet wurden) zu an der Bauchseite des Schlundes gelegenen, flachen, herzförmigen, im frischen Zustande höchst durchscheinenden Ganglien (f, f) an- schwellen, welche an ihrer inneren Seite miteinander verwachsen sind, und nach Schröder van der Kolk Schlundganglien ') Die Cullcinen, Tipularien, Asylier und Bombyiier halten 9Gang^lien; die Tabanitlen, Stratiomyden, Thereviden und Leptiden 7, die Syrphiden 3, Conopier 2 und die Museiden und Östriden 1. ') Memoire sur 1' Anatomie et Physiol. de Gastrus equi. Amsterdam 1843, p. 12a. 420 S c h e i b e r. heissen. Vor der Bildung dieser Ganglien geben die zwei betreffen- den Nerven eonstant einen Ast ( 0 r. Länge haben. Das Hauptganglioii hat eine längliche Gestalt, mit hinterem etwas zugespitztem Ende, und ist dort wo das mittlere Drittheil in das vordere übergeht . bei (6) knieförmig gebogen, so dass das breitere Ende nicht direct nach vorn, sondern gegen die Rückenseite des Thieres gewendet ist. Es besteht also das Haupt- ganglion aus einem längeren, horizontalen und einem kürzeren, senk- rechten Theil; dieser letztere enthält das Loch für den Ösophagus, und setzt sich mit dem Herz- und denajjpendiculären Ganglien in Ver- bindung, während der erstere Theil alle Nervenstämme des Körpers abgibt. Von der convexen Seite des Kniees gehen die durch ihre Dicke sich von allen anderen Nerven auszeichnenden vier Stämme ab, die die Schlund- und Seitenganglien bilden. Diese geben auch, so wie bei den anderen Larvengattungen, vor der gangliösen Anschwellung einen Nebenast ab, der bei C. picta in seinem Verlaufe noch zu einem länglichen, kleinen Ganglion (jt) anschwillt, welches sich mit dem Ramus muscularis je eines Seiten- oder Schlundganglions ( während die anderen zwei (c, c) retorten- förmig und mittelst zweier Nerven mit den kugeligen appendiculären Ganglien zusammenhängen; der Unterschied \on Hypoderma-Lür\en ist nur der, dass die ersteren nicht als innere, sondern als hintere und die letzteren nicht als äussere, sondern als vordere bezeichnet werden müssen. Der Ösophagus (d) durchbohrt auch hier nicht das Hauptgang- lion, sondern geht entweder zwischen den beiden hinteren appendi- culären Ganglien (6) zum Magen (e) oder aber auch, wie bei den Hypodenna-Liivven , durch jenen Canal, der durch die Berührung der kugeligen Ganglien mit dem Hauptganglion entsteht. Die vorderen appendiculären Ganglien sind fast konisch mit dicken Nervenfortsätzen, die sich zum Schlünde begeben, versehen. Die Basis dieser Ganglien, mittelst welcher sie nämlich auf den kugeligen, appendiculären Gang- lien aufruhen, ist dem entsprechend mit einer kugeligen Aushöhlung versehen und vom Rande derselben gehen seitlich zwei Nervenstämme ab, die sich mit den kugeligen Ganglien verbinden. Die vorderen appendiculären Ganglien fassen das Rückengefäss (f) zwischen sich, welches mit deren Fortsätzen verwächst und sich in der Musculatur des Schlundes verliert. Das Herzganglion (Fig 10^) ist analog dem der Hypo- derma- und Cephenofnyia-Lnv\en gebaut, und liegt wie bei ersteren schief und in tangentialer Richtung an die hintere Peripherie der ') Dieses ist bei Cephalomyia nvis stets der Fall, während sie bei Cephalomyia maciilata um vordert>n Kmie des Hauptg'ang-Iion reiten, so dass letzteres blos einen zapfen- tormigeu Anhang der appeudiculareu Guuglieu darzustellen scheint. 434 S c li e i I) e kugeligen appendiculären Ganglien an. Diese letzteren nehmen hier in Bezug der Verbindung mit dem Herzganglion ganz die Rolle des Hauptganglions über sich ; jenes ist nämlich mit diesem gar nicht, sondern blos mit den kugeligen Ganglien und zwar sowohl mittelbar (mittelst Tracheen) als auch unmittelbar verbunden, indem nämlich jeder Seitenschenkel des Herzganglions mit je einem kugeligen Gang- lion an der oberwähnten Berührungsstelle verwachsen ist. Von dem Verhältniss der Tracheen zum Herzganglion gilt hier ganz dasselbe, was bei Cephenomyia-Luvyen gesagt wurde. Was die Nervenver- theilung anlangt, so geht vom Querschenkel des Herzganglions ein feiner Nerv an der oberen Kante des eben hervortretenden Rücken- gefässes nach vorn, wo er sich verliert'). Von der Spitze gehen drei Nervi cardaci, zwei paarige und ein unpaariger ab. Erstere inseriren sich an den Seitenwänden des Rückengefässes (in der Figur ist nur Einer zu sehen), der letztere an der unteren Kante desselben. An der Verwachsungsstelle des Herzganglions mit den kugeligen Ganglien gehen zw^i Nervi gastrici ab, welche sich zu einem kleinen Ganglion h vereinigen, von welchen drei Nerven zum Magen gehen und sich an der Einschnürungsstelle desselben (e) anheften. Um keine Ausnahme zu machen, kommt auch ein dünner Nebenast eines sehr schwachen Nerven des Hauptganglions zum Magen. Die Insertion der Magennerven an der Einschnürungsstelle macht hier in so ferne eine Ausnahme, dass sie sich bei den übrigen Larvengattungen an der Carrfea-Mündung anheften, nämlich an jener Stelle, wo sich auch der Ösophagus einpflanzt. Die Seiten- und Schlundganglien (/, k, k) zeichnen sich durch ihre Plumpheit, die Dicke ihrer eintretenden Nerven und durch den mehrfach concentrisch geschichteten Bau, den sie bei Compression zeigen , vor den entsprechenden Ganglien der übrigen Larven- gattungen aus. Sie sind mehr weniger eiförmig, und mit einem centralen Kerne versehen, der jedoch nicht wie bei Hypoderma- Larven für sich selbstständig besteht und in einer Kapsel einge- schlossen liegt, die Untersuchung zeigt vielmehr, dass die Ganglien- masse den ganzen Ganglienkörper ohne Unterbrechung der Continuität ') Es braucht kauiri erwähnt zu werden, dass das Riickengefüss, inii durch die schlitz- förmige ÖtTiiung des Herzgangiions durchzutreten, eine obere und untere Kante haben niuss, während es früher eine rechte und linke hatte. VHigleichend»' Anatomie und l'liysiologie iler Oshiden-F.arven. 43b ausfüllt, und dass demnach der geschichtete Bau nichts Anderes ist als der Ausdruck einer schichtenweise geringeren und stärkeren An- häufung der gangliösen Masse. Was die Nervenvertheilung anlangt, so gilt hier ganz dasselbe, was von den übrigen Larvengattungen gesagt wurde. Nur fällt bei der Betrachtung der Schlundganglien (i) auf, dass hier das Be- streben derselben, sich von einander loszutrennen und selbstständig zu werden, vor allen Larvengattungen am meisten ausgesprochen ist, indem hier die Ganglienkörper gar nicht mehr, sondern blos die Nervi cutimei noch in Eins verschmolzen sind. Während die Ver- schmelzung bei den Cepheno7nyia-hnvvei\ die innigste ist, indem die Ganglienkörper mit der grössten Circumferenz der inneren Ränder mit einander verschmolzen sind (Fig. 8,9), hält dieses Verhältniss hei Gastrns- und Hypoderma-Luvven (Fig. 3, 4) so ziemlich die Mitte. E. Trachealgangllen-System. Ich fand bei den Larven sämmtlicher Östriden-Gattungen eigen- thütnliche, vom Centralnervensystem ganz unabhängige Ganglien, welche auf Tracheen erster und zweiter Ordnung aufsitzen, und die ich darumTrachealgangli en nenne. Ich sah sie zuerst helHypo- derma-hsir\exi in jenen Formen und verschiedenen Grössen (wie sie in Fig. A e, e — und Fig. 5 h, h, h, h, l, l, l, l zu sehen sind), aber erst, nachdem ich sie auch bei (r«s^n(s-Larven , wo sie mehr mikroskopische Objecte darstellen, entdeckt hatte, ist mir deren Bedeutung klar geworden, und konnte ich sie auch mit Leichtigkeit bei den Larven der Cephenomyien und Cephalomyien auffinden. Sie senden meist Nerven aus, die mit solchen des Centralnervensystems anastomosiren und sich in directer oder indirecter Weise (per ana- stomosim) in der Haut , Musculatur und im Fettkörper auflösen. Man findet aber auch solche, die keine Nerven abgeben, wie solche in grösserer Anzahl bei Hypoderma-hüvyen (Fig. 5 l, l, l, /) aber auch bei anderen Larvengattungen , namentlich in der hinteren Körperpartie zu sehen sind ; man muss in solchen Fällen annehmen, dass sie einzig und allein zur Innervation der Tracheen bestimmt sind'), während jene Trachealganglien, welche Nerven absenden. 1) Ich muss hier auf das hei den Hypodenna-L'M-\en von den äusseren appendiculiiren Gans-Iieu Gesagte verweisen. t/36 426 S c h e i 1. e r. mittelst dieser ausser den Tracheen auch noch andere Organe inner- viren. \ou den im vordersten Körpertheile vorkommenden sind es constant zwei auf jeder Seite, welche, wie schon weiter oben erwähnt wurde, mit den Rami musculares der Schlund- und Seitenganglien Anasto- mosen eingehen. Die auf den Hauf)ttracheenstämmen (Tracheen 1 . Ordnung) vorkommenden Trachealganglien sitzen seitwärts auf diesen gewöhnlich an einer Stelle, wo eine Trachee (2. Ordnung) abgeht, sie umfassen dann die Wurzel derselben ringförmig; kommen sie aber auf Tracheen zweiter Ordnung vor, so liegen sie auf der oberen oder unteren Fläche des Verästelungsendes derselben (Fig. 11). Bei Gastrus- und Cephenomyia-Lurven sind die Tracheal- ganglien ampullenförmig, flachgedrückt (Fig. 11), und die Nerven gehen von dem mehr weniger in die Länge gezogenen Halse der Am- pulle ab. Bei letzteren sieht man auch viereckig gestreckte Ganglieti, von deren vier Winkeln die Nervenstämme abgehen. Bei Uypoder- ma- und Cep/i alomyia-hnvven sind sie rund, birnförmig oder halbkugelig, und bei ersteren am zahlreichsten und in ihrer kolos- salsten Entwickelung vertreten. Hat man sich die zwei seitlichen Haupttracheenstämme mit ihren vielfachen primären , secundäreii etc. Verästelungen rein herauspräparirt, so sieht man sie der ganzen Länge nach mit kleinen, weissen oder gelblichen Körperchen wie besäet ; nach vorn zu werden diese immer grösser, und in der vorder- sten Partie sind sogar (Fig. 5 h, h, h, h) 2 — 3 Paar an Grösse, Form und innerem Baue den Seitenganglien ganz gleich beschaffene Trachealganglien zusehen, die eben so wie jene einen breiten Ramus cutaneus und 2 — 3 schmälere Ä«w« musculares abgeben. Diese Ganglien sind birnförmig mit der breiten Basis nach aussen gerichtet, und mit der schnabelförmigen Spitze, welche die Nerven abgibt, nach innen gewendet; in der Figur hängen sie an Tracheen- stielen gegen die Bauchseite herunter, da sie in ihrer natürlichen Lage von der Bauchseite her betrachtet werden müssen. Der Rmnus cutaneus wird demnach der hintere und die Rami musculares werden die vorderen Äste sein. Einer von den letzteren tritt mit einem Ramus muscularis eines Seiten- oder Schlundganglions, der andere mit einem entsprechenden des nächstliegenden Tracheenganglions in Verbindung , ja es tritt sogar ein Ramus muscularis des vordersten dieser Trachealganglien mit einem solchen der anderen Seite zu- Verg'leiflieiiHe Aimtuinie und ['hysiologie der Östriden-Laiveii. 43 7 siiminen, so dass eine grosse Anastomose zwischen den Seiten- und Schlund- und den in Rede stehenden 6 — 8 Trachealganglien her- gestellt ist. Im mittleren Körpersegmente findet sich bei Hypodermu-Ldvyen ein kugelrundes Körperchen auf jeder Seite vor, welches auf einer Tiachee zweiter Ordnung aufsitzt, mehrere Nerven aussendet, die theils zu Tracheen, theils zum P'ettkörper ziehen, und einen sonder- haren Bau zeigt, der weiter unten näher auseinandergesetzt wird. Bei Cephalomyia'hm'ven haben die Trachealganglien einen ver- schiedenen Sitz, sie kommen nämlicli bei C. maculata auf den Haupt- tracheenstämmen, bei C. ovis meist an secundären Tracheenstämmen vor. Bei ersterer Art , wo sie viel stärker vertreten sind, und wo ich die ausgiebigsten Untersuchungen in dieser Beziehung angestellt habe, treten von den Trachealganglien eigenthümliche in Fig. 12 abgebildete, von verschiedenen Autoren als sogenannte „kolossale Nerven" beschriebene, faserig röhrige Gebilde (e, /*) ') ab, die folgende Sonderheiten darbieten. Das vorderste von diesen gibt drei Nerven ab; einer von diesen ist genau so dick, und so plump ge- baut, wie die 4 vom Hauptganglion (Fig. 10 a) ausgehenden Ner- ven, welche zu den Schlund- und Seitenganglien (t, k, k) anschwel- len. Auch dieser Nerv bildet ein den Seitenganglien (k , k) ganz gleich gebautes Ganglion, welches ebenso einen hielten Ramus cuta- neus und einen schmäleren, sich vielfach verästigenden und mit den Ästen der Seitenganglien anastomosirenden Ramus muscularis aus- sendet 2), der zweite ist ein sogenannter kolossaler Nerv mit der trichterförmigen Endigung in der Haut, und der dritte ist entweder ein gewöhnlich gebauter Nerv mit einer Trachee am Rande versehen oder aber ein sogenannter breitrandiger Nerv (Fig. 20). Vom zweiten grossen Trachealganglien geht wieder ein kolossaler und ein gewöhnlicher Nerv ab. Alle übrigen Trachealganglien, die man bei Cephalomyia maculata vorfindet, sitzen halbkugelig auf den Haupttracheenstämmen (Fig. 12 6) auf und senden stets blos einen •) Fr. Leydig, Lehrbueli der Histologie des Mensclieii und der Thiere (S. 39, 60. Fig. 33 a). -j Der Unterschied zwischen de^i analogen Verhältnissen bei Hypodemia -Larven ist der, dass bei diesen die grossen Trachealganglien seihst den Seitenganglien gleich gebaut sind, während bei C. inacnlutii ein sehr dicker Nervenstamni eines Tra- cheaiganglious erst e.\i einem den Seiteuganglien gleichen Ciangliun anschwillt. 438 S •■ '■ L' i I. e r. verästigtea kolossalen Nerven ab, der sogar, wie ich zweimal gese- hen habe, mit einem Nerven des Centralnervensystems anastomosiren kann, indem dieser sich einfach an jenen festsetzt. Bei Cephalomyia-L'tn'yen sind endlieh ebenso wie bei Hypo- derma-hävvm im mittleren Körpertheile zwei kugelige Ganglien in der Nähe der Haupttracheenstämme zu finden , welche ihre Nerven thells zu Tracheen, theils zum Fettkörper, theils endlich solche ab- senden, die mit dem Centralnervensystem anastomosiren. Hier sind noch eigenthümliche, am Rectum vorkommende Gang- lien zu erwähnen, welche ich ausser bei Gastrus equi bei allen übri- gen Larvengattungen gefunden habe, und Rectalganglien nen- nen möchte. Es ist in einer Larve immer nur ein derartiges Ganglion und zwar an der Bauchseite des Reclums nahe am Anus zu finden. Ich habe es bei Gastrus equi nicht finden können, weil es hier besonders zart gebaut sein mag (was übrigens bei diesen Larven von allen Organen gilt) und weil hier das Rectum mit jenen schon von Schröder van der Kolk als Lungenbläschen beschriebenen Orga- nen, welche den hinteren Körpertheil fast ganz allein ausfüllen, um- geben ist. Bei Hypoderma-Laryen sind sie kugelig und haben etwa 1 Millim. im Durchmesser. Bei Cephenomyia- und Cephalomyia- Larven sind sie flachgedrückt und dreieckig. Fig. 13 gibt ein Bild von den Verhältnissen des Rectums und seiner Umgebung, so wie von denen des Rectalganglions (e) zu den übrigen Organtheilen, wie es bei Cephalomyia maculata gefunden wird, a ist der Dickdarm, b das Rectum, c die Analmündung des- selben, d der sogenannte Leoatur ani der einen Seite, in welchen der mittlere, dickere Ast des Rectalganglions e eintritt; /", /" sind zwei vom Hauptganglion kommende Nerven, welche einen Nebenast absenden, der am Anfang des Rectums mit dem der andern Seite zu einem Nerven zusammentritt, welcher in's Rectalganglion eindringt. Die Stämme f, /'selbst lösen sich in der Haut und Musculatur der Umgebung auf. g, g sind zwei andere vom Hauptganglion kommende Nerven, von denen sich jeder, am Rectum angelangt, in zwei Aste (A, i) spaltet, von denen der eine (ä) eine kleine gangliöse An- schwellung (k) bildet, von welcher Nerven nach verschiedenen Richtungen sternförmig ausstrahlen; der andere (/) spaltet sich aber- mals in zwei Äste, von denen der vordere direct in das Anfangsstück Vproleicliendo Anatomie und Physiologie der Östriden-Larven. 439 des Rectnms eintritt, der hintere mit Zweigen der Anschwellung (k) und mit den Randzweigen des aus dem Rectalganglion auf jeder Seite hervorgehenden Nerven einen Plexus um das Rectum bildet. F. Feinerer Bau der franglieu und Nerven. ftj Die Ganglion sind im Allgemeinen, wie wir oben gesehen haben, runde, ovale, birnförmige oder flachgedrückte, herzförmige Körper, von denen eigentliche Nervenstämme abgehen, oder die, wenn dies nicht geschieht, die Organe in directer Weise innerviren (appendiculäre Ganglien bei Hypoderma- und Cephnlomyia-L?ir\en, Trachealganglien etc.). Alle Ganglien sind aus folgenden Bestandtheilen zusammen- gesetzt : 1. Aus einer ziemlich derben, structurlosen Bindegewebs- membran mit spärlich eingestreuten Kernen, die scheidenartige Fortsätze für die Nerven, das eigentliche Neurilem, abgibt. 2. Aus einem stets spärlichen Stroma von zartfaserigem oder gallertigem Bindegewebe und einer feinmoleculären Masse. 3. Findet man in ihnen zarte Fäserchen von der Dicke von 0-002 Millim., an denen man hie und da feine Verästelungen sieht (Primitivnervenfasern), und Tracheen. 4. Kerne und kernhaltige Zellen. Erstere sind stets klein und rund , letztere haben verschiedene Formen und Grössen. In allen Ganglien findet man nebst kleinen Zellen von der Grösse von 0-004 bis 0-006 Millim. auch grosse von O'Ol — 0-07 Millim. Nur muss bemerkt werden, dass in einzelnen Ganglien letztere in relativ grösserer Anzahl angetroffen werden als in anderen, obwohl im Allge- meinen die kleinen Zellen stets überwiegen. So z. B. bemerkt man sehr bald, dass die grossen Zellen in den Nebenganglien in verhält- nissmässig grösserer Anzahl vorkommen, als in den Hauptganglien, und dass es wieder von den ersteren die Herzganglien sind , die die relativ grösste Menge von grossen Zellen aufzuweisen haben. Diese Erscheinung scheint nicht ganz gleichgiltig zu sein, und spricht vielleicht für die Verschiedenheit in der Function und Energie der einzelnen Ganglien. Was die Form der Zellen anlangt, so sind die grossen rund, apolar (wenige), unipolar, keulenförmig, bipolar, spindelförmig und 440 S c h e i b e r. bundfurmig; die kleinen halten die verschiedensten Formen, sie sind rund, oval, birn-, nierenförinig (mit 2 Kernen), unipolar, spindel- förmig, oder lanzettförmig, bipolar mit starker Ausbauchung, drei- eckig, viereckig etc. (Fig. 14 «, b, c, d, e, /'). Bei c, hängen drei Ganglienzellen mit ihren Fortsätzen beisammen. Die gegenseitige Anordnung der Ganglienzellen und ihren Zu- sammenhang mit der tibrillären Nervensubstanz konnte ich blos bei einer gewissen Art von Ganglien, nämlich bei den Schlund- und Seiten-Ganglien der Hypoderma-\jwr\Qn mit ziemlicher Genauigkeit eruiren. Bei allen anderen Ganglien konnte ich, wenn man derartige Verbindungen von Zellen (wie sie in Fig. 14 bei c gezeichnet sind) abrechnet, nichts in dieser Beziehung mit Sicherheit beobachten. Was die genannten Ganglien anlangt, so war von der äusseren Form und ihrem gröberen Baue, durch welchen sie von allen anderen Ganglien abstechen, schon weiter oben die Rede. Nii^ht minder interessant ist auch ihr feinerer Bau. Wir wissen, dass sie aus einer äusseren Hülle und einem inneren Kerne (Fig. 7) bestehen, die aber blos an der Eintrittsstelle des Nerven in das Ganglion mit ein- ander zusammenhängen ; die Hülle ist aus derselben gangliösen Sub- stanz zusammengesetzt, wie der Kern, nur dass jene von aussen her mit einer grosszelligen Bindegewebsmembran, die genau den Bau der weichen, nicht chitinisirten Haut des äusseren Integnmentes (Fig. 12 d, d) hat, überkleidet ist, und die dem Kerne fehlt. Hat man sich ein Stück vom Kerne oder von der Hülle unter das Mikroskop gelegt, so fallt zunächst die Homogenität der Ganglienzellen auf, indem man keine anderen als kleine bipolare Zellen mit sehr langen (oft 0"04 Millim. langen) Fortsätzen sieht. Ferner bemerkt man überall regelmässig auf einander folgende Beihen von helleren und dunkleren Streifen in der Weise, dass letztere schmäler sind und durch An- häufung einer grobkörnigen Masse bedingt zu sein scheinen, während die ersteren breiter und in ihrer Medianlinie am lichtesten sind, und zu beiden Seiten dieser lichteren Medianlinie ein quergestreiftes An- sehen darbieten, als ob sie durch Anhäufung von quer verlaufenden, sich der lichteren Medianlinie anschmiegenden Fäden bedingt wären. H;it man ein Stückchen der Gangliensubstanz besser aus ein- ander gezupft, so sieht man an der Stelle der dunkleren Streifen die Körper kleiner (etwa 0-004 bis 0-008 Millim. breiter) kernhalti- ger, bipolarer Zellen (Fig. 15 u, a, a', u) und entsprechend den Verg-Ieichendp Anatomie und Physinlog'ie der Östriden-f>arven. 44 t lichteren Streifen, Hie von zwei Zellenreihen («, a, «', ft) ausgehen- den und in querer Richtung gegen einander verlaufenden Fortsätze (c, c, c, c, c', c'}. die sich jener lichteren Linie anschmiegen (6, 6), welche zwischen den zwei Reihen von Zellenfortsätzen (c, c, c, c') liegt und bei b' ebenfalls zu liegen käme, wenn noch eine dritte Zellenreihe gezeichnet worden wäre. An der Stelle dieser lichteren Linie (6, b) sieht man wohl kein deutliches Gebilde, aber ich sah hie und da in einer hyalinen Grundlage frei herumliegende Fasern, die gegen das eine Ende zu breiter, gegen das andere schmäler wurden; letz- teres erschien verästigt, und an den einzelnen Astchen hingen ein- zelne bipolare Ganglienzellen mit ihren langen Fortsätzen, oft 6 bis 10 an Zahl, ganz in derselben Anordnung, wie sie Fig. 15 in stär- kerer Anhäufung zeigt. Ausser den Schlund- und Seitenganglien haben auch noch alle Trachealganglien der Hypoderma-Lavyen , sowohl die grösseren als die kleineren den eben geschilderten mikroskopischen Rau, während die übrigen Ganglien des Centralnervensystems nach dem gewöhn- lichen Typus der Ganglien überhaupt gebaut sind. Hier ist noch der merkwürdige Bau jener kugeligen Tracheal- ganglien zu erwähnen, welche im mittleren Körpertheile der Larven von H. bovis und zwar auf jeder Seite eines vorkommen. Ein solches Ganglion (Fig. 16 «) zeigt schon bei sechsfacher Loupenvergrös- serung eine grosse Menge von Körnern im Innern, welche in einem reichlichen, lockeren Stroma, das sich bei stärkerer Vergrösserung als ein dem netzförmigen sehr ähnliches Bindegewebe (Fig. M A,e,e, und Fig. 18 a, «) zeigt, eingeliettet liegen. Dieses Stroma ist nach aussen durch eine grosszellige, der weichen, nicht chitinisirten Haut des äusseren Integumentes ähnlich gebaute Bindegewebsmem- bran (Fig. 12 d, d) abgeschlossen, und erscheint gegen die Basis des Ganglions (Fig. 17 a' und Fig. 18 d) in Form einer dichteren Lage angehäuft. Hat man das Ganglion geöftnet und einzelne der Körner isolirt, so findet man, dass ein jedes der von aussen als ein- zeln gesehenen Körnchen eigentlich aus drei perlschnurartig mit einander zusammenhängenden Körperchen (Fig. 17 A, a, b, c) be- stehen, von denen blos das erste (a) von aussen her (von der Peri- pherie des Ganglions) zu seilen, das mittlere (6) das grösste ist; das zumeist gegen die Basis des Ganglions gelegene Körperchen (c) erweist sich als das kleinste und nicht rund, wie die ersteren zwei. 442 S p h p i h p r. sondern oval und ununterbrochen in einen Stiel (d) übergehend, der si<'h mit seinem etwas verbreiterten, wie abgeschnittenen Ende in jene obgenannte feste Lage von Bindegewebe (Fig. 16 n') ein- pflanzt. Wenn man ein derartig gestieltes, rosenkranzähnliehes Körper- chen bei 80 — OOfacher Vergrösserung betrachtet (wie Fig. i 7 A zeigt), so findet man, dass ein jedes der drei Körperchen («, b, c) aus einer äusseren Kugelscbale, die sich im Durchschnitte und von oben gesehen als Zone (a) ausnimmt, und aus einem Inhalte (a') bestebt. welcber fünf dunklere Flecke zeigt, die um einen helleren centralen Fleck gelagert sind. Bei 3 — 400facher Vergrösserung (Fig. IT J?) zeigt es sich, dass den Inhalt der Kugelschale grosse, kernhaltige, dreieckige Zellen (g, i(iliis^ie der Osliideii-Liirieii. 447 als von diese» die Kede war, bemerkt wurde; sie haben im Übrigen die Structur derjenigen der Cephulomyia maculata. Keiner der kolossalen Nerven gil)t einen Nebenast ab. Bei Covis konnte ich diese Nerven nicht finden. 2. Eine andere weniger abweichende Form sab icli zweimal nebst anderen gewöhnlichen Nerven von Trachea Igangiien von Ce- phalomyia maculata abgehen, die in Fig. 20 abgebildet ist. Es er- scheint nämlich itinerbalb eines breiten Neuiilems die Inhaltsmasse hyalin, gelblich, starrund in eine unregelmässig-viereckig bröcklige Masse zerfallen. Hie und da ist die Masse auch in regebnässige Stücke zersplit- tert (im Aste b)', eine Fibrillirung des Inhalts war nie zu bemerken. Ihre Endigung war nie zu ermitteln. Endlich muss hier einer Form wir klicb er q uergestreif- ter Nervenfasern in Kürze erwähnt werden, die von einem be- stimmten undganzfür sieb abgeschlossenen Bezirk vonNervencentren, nämlich von Ganglienzellen, die in Form eines Stranges zu beiden Seiten des Riickengefässes (Fig. 23 c, c, c, c) angehäuft sind, ihren Ausgang haben. Hier verlaufen, wie bei den Nerven der VVirbelthiere, die Primitivnervenfasern für sich gesondert in Bündeln angehäuft (Fig. 24 c, c) und jede Primitivfaser an und für sich ist deutlich quergestreift (Fig. 24 (l). Ihre näheren Verhältnisse kommen später zur Sprache. Was die End i gungsweis e der Nerven anlangt, so habe ich im Verlaufe meiner Untersuchungen mehrere Arten derselben zu beobachten Gelegenheit gehabt. 1. Die gewöhnlichste Endigungsweise, die wir an der inneren nicht chitinisirten Haut von Cephalomyia- und Cephenomyia-hwvxQw sahen, war die in Form jener drei eckigen E n d a u s b r e i t u n g e n der Nerven, wie sie von Meissner bei Mermi und von Prof. W e d 1 bei Nematoden gefunden wurde. 2. Eine der dreieckigen verwandte und blos bei Gastrus-hv^v- ven gefundene Endigungsweise war die mit einem sehr schief abge- stutzten Ende, wo man nämlich den einen Rand des Nerven noch sehr lange in der inneren Haut des Integumentes verfolgen konnte, während der andere schon längst verschwunden war; es hat dann den Anschein, als ob der Nerv in eine feine Spitze endigte, was aber in der Wirklichkeit nicht der Fall ist. 448 Scheibe r. 3. Hieher ist auch dio einfaclie Anheftiingsweise der meist brei- ten, uiiverästiglen und kurzen nervi cutcmei der Schlund- und Sei- tenganglien, so wie auch aller mit diesen übereinstiuiinend gebauten Trachealganglion zu rechnen (Fig. 2, 3, 9). Sie heften sich nicht mit verbreitertem Ende an die innere Haut des Integumentes an, aber man kann den Eintritt der Fibrillen in diese, und ihre fächerförmige Aus- breitung derselben zwischen den einzelnen grossen Zellen dieser Haut weithin verfolgen. 4. Bei Gasti'us-Jj^rven ist manchmal die Endigung verhältniss- mässig kürzer und asfloser Nervenzweige in eine äusserst feine Spitze zu beobachten. Der Nerv ist bei seinem Ursprung ziemlich breit und verschmälert sich sehr rasch, um schon nach kurzem Ver- laufe in eine unmessbare feine Spitze zu endigen. 5. Ich besitze ein Präparat von Gastriis equi, an welchem zu sehen ist, dass ein von einem Nervenstamm abgehender, dünner, ein- zelne seitliche Zweige abgebender Ast endlich in die herzförmige Anschwellung (wie sie Fig. 21 b zeigt) endigt. Im Innern dieser An- schwellung spaltetsich die in derAxe des Nerven verlaufende Linie in zwei mit ihrer Concavität gegen einander sehende, krumme Zweige (c). 6. Von der trichterförmigen Endigung der kolossalen Nerven war schon früher die Rede. Endlich 7. findet man bei Ceplialomyia maculata ganz allgemein gang- liöse Endanschwellungen der Hautnerven, wie sie in Fig. 22 darge- stellt ist. Der Nerv, noch von ziemlich<'r Dicke, tritt in ein solches Ganglion (6) ein, welches mit grösseren oder kleineren Zellen und Kernen ausgefüllt ist. Fortsätze sah ich nie von diesen Zellen ausge- hen. Das sonderbarste bei diesen Ganglien sind die vielen, manchmal sich verästigenden Ausläufer (c, c), die von ihnen in grosser Anzahl und zwar mit ziemlich breiter Basis abgehen und in eine sehr feine Spitze auslaufen, welche sich an die innere Haut des Integumentes anheftet und in dieser weiter nicht zu verfolgen ist. Sie finden sieh selten isolirt vor (so wie z. B. Fig. 22 zeigt), sondern sind meist zu Zweien und Dreien gruppirt und seitlich mit einander verwachsen. Die Ganglien selbst sind, wie aus der Figur zu sehen ist, unregel- mässig geformt, bald wiegt der Längs-, bald der Querdurchmesser derselben vor. Oft tritt mit den Nerven verbunden auch eine Trachee in das Ganglion, dann sieht man aber auch feine Tracheen mit den Ausläufern abtreten. Vergleicliciiile Viiadimie iiml l'liysi(iliif,'-i(' doi ()s(iiiU'ii-L;u-vi'ii 4-4«) Leydig hat auch Ganghen an Hautnerven von Kiehsen <) und mehreren Iiisecten -) besehriehen. Der Unterschied istnur der, dass sich bei diesen der Nerv zuerst in sehr viele feine Äste zerfällt , in denen eben so viele kleine Ganglien eingeschoben sind, während in dem eben beschriebenen Falle der Hautnerv in toto in ein verhältnissmässig grosses Ganglion tritt, von welchem die feinen Endäste ausstrahlen. G. Eingeweldenervensystem. Was das Eingeweide- oder sympathische Nervensystem der Bremsenlarven anlangt, so hat schon Sehr öd er van der Kolk'') über Gastrus equi ganz richtig Folgendes bemerkt: „Je n'ai pu decouvrir dans notre larve un Systeme nerveux particulier a Pestoniac et aux in- testins ; tel qu'il s'en presente chez d'autres insectes , comme dejä Lyonet *) Pa indique ainsi que Treviraims^), mais Müller <*) Pa de- crit avec detail. Aussi je doute beaucoup de son existence ici, ayant vu distinctement les nerfs se rendre du grand ganglion ä Pestomac, et s'y disperser plus loin" etc. Weiter unten sagt er dann : Treviranus dit, quMI n'a pu decou- vrir dans les insectes de communication nerveuse entre le cordon ven- tral et le coeur, Pestomac, les intestins ou les trachees, seulement il dit avoir vu quelques branches se rendre du nerf nomme recur- rent au coeur et ä Pestomac'). Ce dernier nerf cependant semble manquer dans notre larve, et tous les nerfs sortir du ganglion". DieseBeobachtung von Schröder van der Kolk fand ich nicht mu" bei GastrusA jWvxgw sondern auch bei allen anderen Larven-Gat- tungen aufs vollkommenste bestätigt, und es ist bei keiner von unse- ren Bremsen-Larven nur eine Spur von dem Systeme des nerviis recurrens^) oder von dem der 7iervi transversi^} zu finden. ') Zeitschr. für wisseiiscli. Zonl. lU. ti. VI. Bd. und veif;l. Histolog^ie 1837. '^) Oll boi s-R ei eher t'.s Archiv liir Aiiat. Phys. etc. .liilirg^ans: 1839, Seite 133, Ta f. 33, 36 und 37. 3) L. c. p. 126. ■») Traite de la cheniUe. y. 203, 232, 464, Tab. XIU, Fi-. 1. 5) Vermischte Schriften. 3 Buch, p. 86. ö) Act. Phys. Acad. Leop. Bd. XIV, p. 73. ') Erschein, und Gesetze des org. Lebens I. Bd. 1. Abth., p. 20. ^) Von S w am m erda in und S t raus -Uu r kh e i m zuerst bescliriebeii. ^) Von Lyonet entdeckt und von Newport (Phil. Transact. 1832,34, 36j näher beschrieben. 450 S f I. e i h e r. Ich bin vielmehr durch meine anatomischen Untersuchungen dahin gefülirt worden , den Ursprung der Nerven sämmtlicher Ein- geweide auf drei anatomisch ganz verschiedene Quellen zurückführen zu müssen. Zwei von diesen Quellen, nämlich das Centralnerven- und das Trachealgangliensystem haben schon im Verlaufe dieses Capitels ihre weitläufigere Erörterung gefunden, während die als dritte anzu- nehmende Quelle, nämlich die Gangliensträngc zu beiden Seiten des Rückengefässes bis jetzt nur oberflächlicii berührt worden sind. Wir wollen nun alle diese drei Nervencentra gesondert durchgehen, und jene Bezirke des Eingeweidesystems, welche von ihnen beeinflusst werden, namhaft machen. 1. VomCerebrospinal- oder schlechtweg Centralnervensystem ist vor Allem zu bemerken, dass schon Schröder van d erKolk die Be- stimmung des Ring- oder Herzganglions bei Gastrus equi richtig auf- gefasst hat. Er sagt nämlich i) bezüglich dieses Ganglions Folgendes: „II me parait donc tres-probable, que cet organe est un troisieme ganglion destine specialement au coeur; d'oü il doit partir vraisemblablement des filaments nerveux, de la plus grande finesse, pour se rendre au coeur avec les plus fines trachees. De cette maniere la singuliere dis- position de cet organe sous forme d'un anneau autour du coeur serait expliquee, et il faudrait considerer les parties arrangees de cette Sorte, comme un ganglion cardiaque." Es ist aus dem, was im Verlaufe dieses Capitels gesagt wurde, bekannt, dass bei Gastrus equi das Herzganglion wirklich keine an- deren Nerven als blos 2 zum Rückengefäss absendet, dass aber die- ses Ganglion bei allen übrigen Larvengattungen ausser zum Rücken- gefäss noch constant einen starken Nerven zum Magen abgibt; über- dies erhält dieser Nervus gastricus noch meist einen Verstärkungs- ast vom Hauptganglion. Die Larven von Hypoderma tarandi machen hier eine Ausnahme, indem dieser Verstärkungsast ganz fehlt, und bilden dieselben daher einen directen Gegensatz zu den Larven von Gastrus equi, bei denen der Nervus gastricus ausschliesslich vom Hauptganglion kommt. Die Cephalomyia- Larven bilden hier in so ferne einen schönen Übergang, dass bei ihnen der Magen mehrere starke Äste vom Herzganglion erhält, während er vom Hauptganglion 1) L. c. p. 127. Vei gleichende Aiintomie iiinl FliysiolDgie der Üstriden-Larveii. 43 1 einen höchst unansehnlichen secundären Ast eines nach hinten ziehen- den Nervus musculo-cutmieus bekommt. Ausser vom Herzganglion erhält das Rückengetass, und zwar dessen vorderster, in unmittelbarer Nähe des Schlundes gelegene Theil noch Nervenfibrillen von don mit ihm stets verwachsenen Fort- sätzen der appendiculären Ganglien. Der hinter dem Ringganglion gelegene bei weitem grösste Theil des Rückengefässes erhält jedoch seine Nerven von den ihm zu beiden Seiten anhängenden Ganglien- strängen (Fig. 23 c, c, c, c), von denen quergestreifte Äste, (Fig. 24 d) in dasselbe eintreten. Was den Tractus iniesti7ialis anlangt, so wissen wir, dass so- wohl das vorderste (Schlund, Ösophagus und Magenanfang oder Cardia) als das hinterste Ende (hinterster Abschnitt des Dickdarms und das Rectum) desselben von den Ganglien des Centralnervensystems in- nervirt wird, und zwar das erstere vom Haupt-, Herz- und den appendiculären Ganglien, letzteres von den zwei von der Spitze des Hauptganglions abgehenden Nerven und vom Rectalganglion. Der mittlere Theil des Darmcanals erhält wieder blos quergestreifte Nervenfäden vom Rückengefäss. Endlich darf nicht unerwähnt bleiben, dass auch Tracheen, freilich nur in geringem Masse, vom Centralnervensystem innervirt werden. Man braucht nur die Tracheen, die in's Herzganglion jedes- mal eintreten, selbst bei geringer Vergrösserung anzuschauen, so findet man sie stets mit einer ziemlich dicken Ganglienmasse bedeckt, die sich von der Eintrittsstelle in das Herz- und Hauptganglion bis zu ihrem Ursprünge an den Haupttracheenstämmen erstreckt i)- Ohne Zweifel gehen Nervenfibrillen von ihnen auch noch auf diese über. Aber ausserdem findet man hie und da grössere oder kleinere Tr;icheen, zu denen Nervenzweige, die man an ihren Ästen und Stämmen bis zum Centralnervensystem verfolgen kann, treten. Zu den Malpighischen Gefässen und zum Fettkörper sah ich nie Nerven vom Centralnerven- system treten. 2. Vom Tr ach ealganglien System wurde schon im Verlaufe dieses Capitels hervorgehoben, dass es, wenn auch nicht ausschliess- lich, wie wir sogleich sehen werden, so doch hauptsächlich für's *^) Eine Ausnahme macht hiervon die Larvengattung- Cephenomijia , bei der diese Tra- cheen frei von Ganglienmassen sind. 452 S p h e i I. *- 1 Tracheensystem bestimmt ist. Wir wissen aber von den kngeligen Traehealganglien der Hypoderma- und Cephalomyia- Larven, dass ihre Asle ausser zu Tracheen noch zum Fettkörper treten, was ich von keinem anderen Trachealganglion beobachtete. Wir wissen ferner, dass es Trachealganglien ohne und mit abgehenden Nerven gibt, (erstere blos bei Hypoderma -Lnrven beobachtet), dass erstere aus- schliesslich für Tracheen bestimmt sind, und dass von letzterer Art entweder normal gebaute Nerven abgehen, die mit solchen des Cen- tralnervensystems Plexus bilden, um sich in Haut- und Muskelner- ven aufzulösen , oder sogenannte kolossale Nerven (blos bei Hypo- derma- und Cephalomyia-hüv\en beobachtet); letztere ziehen gera- dezu, ohne einen Ast abzugeben, zur Haut. Die Trachealganglien letzterer Art versorgen daher ausser den Tracheen (in directer Weise) auch noch die eben genannten Organe (in indirecter Weise, d. h. mittelst Nerven) '). Dass diese Trachealganglien einen Theil ihrer Filamente auch in die Tracheen, auf denen sie sitzen, eintreten lassen, und nicht alle Filamente als Nerven in andere Organe absen- den, kann man am besten bei Cephalomyia masculata sehen. Wenn man bei diesen Larven nämlich längs eines Haiipttracheenstammes die Reihe jener Ganglien durchschaut, von welchen nur ein einziger, ein sogenannter kolossaler Nerv abgeht, bekommt man einzelne Tra- chealganglien zu Gesichte, welche 2 — 4mal so gross sind als andere, die einen Nerven von eben solcher Länge und Dicke (des feinfibrillären Axenstranges, Fig. 12 f, f\ auf den es hier haupt- sächlich ankommt) aussenden. Würden die Trachealganglien blos die Tracheen und respective den Fettkörper innerviren , und noch allenfalls ihre Nerven in die Plexus der Muskel- und Hautnerven des Centrainervensystems ein- treten lassen, so würden wir noch immer berechtigt sein, dieselben als Nervencentra rein sympathischen Charakters, wie ich es auch anfangs geglaubt habe, gelten zu lassen: indem wir ja aus der Physio- logie des Menschen und der höheren Thiere wissen, dass sich Nervenfasern des sympathischen Systems nicht nur in den Eingewei- den, sondern auch in den Haut- und Muskelnerven vorfinden. Wir 1) ."Man .sieht iiitiiilii'li iiii' einen Nerven eines Trachealganglions in eine Tiachee ein- treten; eine Ausnaliine niaelien liievdn die kngeligen Tracliealganglien, wie Fig. 16 zeigt. Vergleic'ht'iiilf Aiiitlomie und I'hysio[o};ie diT Öslrideii- Larven. 4oo haben aber zwei Charaktere der (jedoch nicht aller) Trachealgan- glien kennen gelernt, welche es unzulässig machen, wenigstens die betreffenden als rein sympathische Ganglien aufzufassen. Diese sind n) die Existenz von Trachealgangiien bei allen (von mir untersuchten) Hypoderma -Liivvnn, und bei Cephalomyia masculnta die eben so geformt und gebaut sind, wie die Schlund- und Seitenganglien der betreffenden Larven, und nach Art dieser einen breiten astlosen, sich einfach an die innere Haut desintegumentes ansetzenden Ramus sensitivus und einen schmalen sich vielfach verästigenden Ramus muscnhii'is abgeben, hj Das Abgehen von kolossalen Nerven von Trachealgangiien bei Hypoderma und Cephalomyia- Larven, von denen es ebenfalls klar ist, dass sie rein sensitiver Natur sind, obwohl die Ganglien selbst in beiden Fällen einen Theil ihrer Fibrillen in die Tracheen treten lassen. Wir können daher sagen dass im All- gemeinen die Trachealgangiien rein sympathischer Natur, dass jedoch einzelne derselben wahrscheinlich gemischten Charakters sind. 3. Vom quergestreiften Nervensystem sei vorläulig die reine sympathische Natur als unzweifelhaft dahingestellt. H. Sinnesorgane. Bei dem Dunkel, welches im Allgemeinen über den Gehör-, Ge- ruch- und Geschmacksinn bei den Inseeten herrscht, kann hier natür- lich nur gefragt werden, ob bei unseren Larven die anderen zwei speciöschen Sinneswerkzeuge, nämlich Augen und Fühler, vorhandeti seien, oder nicht? Wenn wir die Lebensweise dieser Thiere iu's Auge fassen, so ist bekannt, dass sie Schmarotzerthiere sind, dass sie ihr Dasein zeitlebens im Inneren von Säugethieren fristen, und ihren einmal eingenommenen Platz auf irgend einer Schleimhaut, oder unter der äusseren Haut des Wohnthieres bis zu ihrer Verpuppung fast nie verlassen. Da nun in das Innere eines Thieres keine Lichtstrahlen eindringen können, so versteht es sich von selbst, dass unsere Larven der Augen entbehren, und blos im Besitze von Fühlern sein werden, um ihre Nahrung aufsuchen und etwa die Oberfläche einer Schleim- haut von einem anderen Körpertheile unterscheiden zu können. Schröder van der K o I k *) sagt von den Fühlern von Gnsfrus equi: „Ce sont lä les seuls organes des sens, dont l'animal est doue, 1) L. c, p. 22, ;454 S i' li e i I) e f. mais ils piiraisseiit sut'tir a ses besoins". Newpurt ') stellt sieh vor, dass in den Sinus frontalis des Schafes noch Lichtstrahlen gelangen und beschreibt daher die Punkte, welche an der Spitze der Fühler, von Cephalomyia ovis gesehen werden, für Puiiktaugen. Ich will seine eigenen Worte auf Seite 961 anführen: „We have recently detected, what we believe to he organs of vision in a Dipterous lar- va {Oestrus ovis Fig. 360), wliich resides in the frontal sinuses of the sheep, into which, probably, a small amount of light may enter through the nostrils. These consist of two brown spots on each side of the head, (h 2) placed at a little distance from each other, imme- diatly beneath a convex and very transparent part of the tegument, which resembles a true cornea" etc. Ein viel älterer Autor, Fischer, hat schon gewusst, dass diese Thiere keiner Augen bedürfen, denn er sagt 2) von den Fühlern von Cephalomyia ovis (bei ihm Oestrus ovis) Folgendes: „In suprema capitis parte et quidem in eins margine superiore Tab. I. et II. Fig. 3 e. e. duo cernuntur parva, rotunda, sibi e contrario opposita et aequa- lia corpuscula, quorum auxilio larva sentit. Qui acini sensorii, liceat enim mihi hoc uti denominatione, hisce larvis cum iis, qui ventricu- lum equinum inhabitant communes sunt". Abgesehen davon, dass, wenn auch Lichtstrahlen in den simis frontalis der Schafe dringen könnten (was überhaupt sehr bezweifelt werden dürfte) , diese gewiss von so geringer Anzahl sein würden, dass die Thiere mit ihren kleinen Punktaugen doch nichts wahrneh- men könnten , so haben jene Flecke an der Spitze der Fühler der Cejyhalomyia-havyen durchaus in'cht die Structur von Punktaugen, wie dies weiter unten nachgewiesen werden wird. Schröder van der Kolk beschreibt s) die Fühler von Gas- trus equi auf folgende Weise: Sie bilden zwei hornige braune Ringe, die nach oben von einer sehr dünnen, weissen, structurlosen Mem- bran geschlossen sind. Auf dieser Membran sitzen zwei andere kleinere Palpen, deren einer einen kleinen braunen abgehackten Cylinder dar- stellt, an dessen Spitze zwei duukler gefärbte Punkte zu sehen sind, deren ausserordentliche Feinheit es ihm nicht erlaubte, die Natur •) Todd"s Cyclopat'dia. II. Bd. Art. „Insecta". 2) Werner! vcrmium iiifestiiinliiim contiiniafio IM. p. 20. 3) h. c. p. 22. Verfi^leicheiuli! Aiiatoiiii«' iiii; li !■')■ Vergleichende Anatomie und Physiologie der Östriden-Larven. 477 sie eintretender Muskelfasern, wenn sie selbst schon deren (und wahrscheinlich in genügender Menge) haben, um ihren Functionen nachzukommen? 5. Habe ich namentlich bei Larven von Cephalomyia maculafa die directen Anastomosen des quergestreiften Fasersystems mit dem Centralnervensystem nachgewiesen und durch Präparate, die sich im histologischen Laboratorium des Herrn Prof. Wedl vorfinden, in eclatanter Weise dargethan. 6. Wenn man bei höheren Thieren von doppelrandigen, von perlschnurartigen u. s. w. Nervenfasern; bei niederen Thieren von körnigfibrillären, oder von kolossalen Nervenfasern spricht, so ist nicht einzusehen, warum man nicht auch, wenn der anatomische Befund, und der mit diesem übereinstimmende physiologische End- zweck darauf hinweist, von quergestreiften Nervenfasern sprechen sollte? Freilich wird man sagen, dass vielleicht die Querstreifung nur Kunstproduct, etwa durch Einwirkung des Wassers, Weingeistes, Glycerins etc. bedingt sei! Was versteht man denn aber unter dop- pelrandigen, unter perlschnurartigen Nervenfasern? Man hat hier offenbar Gebilde vor sich, die in Folge äusserer Einwirkungen, näm- lich des Wassers, der Kälte u. s. w, .so geworden sind, wie man sie eben benennt. Jedenfalls müssen, wenn man sich auch die Quer- streifung der in Rede stehenden Nervenfasern durch äussere Einwir- kungen entstanden denkt, bei diesen schon im Vornhinein moleculare Verschiedenheiten supponirt werden, die es eben mit sich bringen, dass sie sich in Folge einer und derselben äusseren Einwirkung con- stant auf die, und nicht auf eine andere (schon bekannte) Weise verändern. Wir werden hier durch das Thema unwillkürlich auf die Frage geleitet: Woher kommt die Querstreifung? Zunächst sind hier vier Fälle denkbar: aj Es ist die Querstreifung eine primitive, d. h. die Faser entwickelt sich durch DifTerentiirung des Inhaltes der embryonalen Zelle zu einer (juergestreiften Nervenfaser; und ist dies der Fall, so ist zweierlei möglich: a) es hat die DifTerentiirung durch die ganze Dicke des Inhaltes Platz gegriffen, oder aber ß) es ist blos eine dünne oberflächliche Schichte des Nerven- inhaltes, in welcher die DifTerentiirung vor sich gegangen ist. Es 32» 478 S c h p i li p r. wäre demnach zwischen Axencylinder und Neurilem eine fremd- artige Substanz eingeschoben , die eben diese Differenzirung ein- geht, die sieh aber auch im Verlaufe der Faser verlieren kann. b) Die Querstreifung ist eine secundäre, d. h. durch äussere Einwirkungen (Reagentien, Temperaturwechsel) entstanden; und dann sind wieder zwei Fälle möglich : ■y) die durch Alkohol u. s. w. entstandene Querstreifung besteht durch die ganze Dicke des Nerveninhaltes , oder aber ^) die künstlich entstandene Querstreifung besteht blos in der oberflächlichen Schichte des Nerveninhaltes, indem nämHch zwischen Neurilem und Axencylinder eine Substanz eingeschoben ist, die vermöge ihrer molecularen Construction und Anordnung die Eigen- schaft besitzt, durch äussere Momente sich derartig zu contrahiren, dass in mehr weniger regelmässigen Abständen mehr weniger regel- mässige ringförmige Lücken oder Spalten entstehen, durch die diese Zwischensubstanz oder Markscheide unterbrochen erscheint. Ich schliesse mich der letzteren Meinung an, und zwar aus folgenden Gründen : 1. macht die Querstreifung unserer Nerven bei genauerer Besichtigung deutlich den Eindruck von Querspalten, die alle jene Charaktere darbieten, wie sie, als den Querstreifen angehörig, am Anfange dieses Capitels geschildert wurden; 2. sieht man die dunkle Linie in der Axe des Nerven (Axen- cylinder) auch in der Querspalte verlaufen, was eben sagen will, dass die Querspaltung des Nerveninhaltes nur in der oberflächlichen Schichte desselben besteht; 3. wenn man ganz frische Larven <) untersucht, so findet man weder die Seitenstränge des Rückengefässes noch die von ihnen aus- gehenden Stämme und Äste quergestreift; ein Beweis, dass die Querstreifung erst in Folge von Reagentien u. s. w. entsteht. Die Markscheide verändert sich in Folge von Reagentien auch noch in der Weise, dass während sie im frischen Zustande hlass ist, dann sehr oft schön gelb oder gelblichbraun wird ; endlich 4. ist eine gewisse Analogie zwischen diesen imd den doppel- randigen Nervenfasern der höheren Thiere nicht zu übersehen. Der Unterschied besteht nur darin, dass bei diesen die Markscheide •) Ich konnle Mos Guulrus-L-.wwn im IViscIicii /iist:iiiile iiiitiM'.siiolnMi. Vergleichende Anatomie und Physiologie der Östriden-Larven. 470 in der Welse coagulirt, dass sie überall um den Axencylinder an- liegt, und sich andererseits vom Neulirem überall loslöst, während bei den quergestreiften Fasern die Contraction derartig stattfin- det, dass coagulirte Substanz mehr an dem Neulirem haften bleibt. Ferner ist bekannt, dass die doppelrandige Nervenfaser in ihrem Verlaufe die Markscheide verlieren und in eine sogenannte marklose (Remark'sche) Nervenfaser übergehen kann. Auch wir haben Beispiele in den mit demCentralnervensystem anastomosirenden Ästen, so wie in den von den Malpighischen Gefässen, Darmcanal u. s. w. ausgehenden Rami muscuL, dass sie in Folge des Verlustes ihrer querstreifigen Markscheide in die gewöhnlichen, den Insecten überhaupt zukommenden, körnig-fibrillären Nervenfasern übergehen. Leydig hat (vergleichende Histologie, i857) zum ersten Male auf zarte Stränge aufmerksam gemacht, die er bei Raupen von Gasteropacha lanestris und Saturnia carpini sich von Stelle zu Stelle an die Malpighischen Gefässe ansetzen sah und die er für Nerven halten zu müssen glaubte, weil, wie er sagt, sie sich mit einem dreieckig verbreiterten Ende anheften und spindelförmig aus- gezogene (Ganglien-) Zellen enthalten, die schon eine Strecke zuvor beginnen. Er hatte ohne Zweifel analoge Gebilde vor sich, wie die eben beschriebenen quergestreiften Nervenfasern, nur wahrscheinlich im ganz frischen Zustande, da er von keiner Querstreifung der Stränge spricht. Dagegen schien sie Kölliker >) im quergestreiften Zustande gesehen zu haben, da er jene Netze, die diese Stränge um die Malpighischen Gefässe bilden sollten , ihrer Querstreifung halber gegen Leydig für quergestreifte Muskelfasern hält. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die den quergestreiften Nervenfasern analogen Gebilde von den Entotomen gar oft gesehen und nur anders gedeutet worden sind. So sind z. B. jene Stränge 2), die das Rückengefäss bei vielen Insecten mit den Eierstöcken in Verbindung setzen, vielleicht nichts Anderes als vom Rückengefäss ausgehende sympathische Nervenstränge. Vielleicht ist sogar das von Treviranus 3) bei Lepidopteren entdeckte sogenannte Vas ') über die Leuolilorgane von Lairi|(yns. (SiUungsbeiichte der physik. med. Gesellschaft zu Wiirzhurg 18ö7.) 2) J. Müller, Nova Act. Phys. Med. Tom. XII, p. ö82 und Meckels Archiv 1828. p. 3 in der Note. 3) Tiedemanns Zcitsciuili für Phys. IV. Bd., p. 181, Taf. XIV, Fig. 1."}. 480 S c h e i b e r. supraspinale, von welchem aus ebenfalls in den Fettkörper in querer Richtung Äste abgehen sollten, auch nichts anderes als ein den Gangliensträngen des Rückengefässes analoges Organ. Was nun das Rückengefäss selbst anbelangt, so heften sich an dessen hintersten breitesten Theil 3 — 4 Flügelmuskeln an (Fig. 23 b, b, b, b), welche Zahl oft bei einer und derselben Species schwankt. Sie stellen dünne, zarte, gegen das Herzende fächerförmig ausge- breitete Muskeln dar, die aus denselben quergestreiften Formele- menten bestehen, wie die übrigen Muskeln des Körpers. Auch hier fehlen die grossen bi- oder niultipolaren Zellen nicht, deren Aus- läufer die Faserbündel netzförmig umschlingen. Der Verlauf der Flügelmuskeln ist nicht direct nach aussen, sondern nach aussen und unten gerichtet, so dass sie einen mit der Convexität gegen die Rückenseite gekehrten Bogen beschreiben , und sich entsprechend den vier letzten Leibesringen und den seitlichen Längslinien des Bauches an das äussere Integument heften. In der Wand des Rückengefässes sind mit Ausnahme von Gastrus bei allen übrigen Larvengattungen auf beiden Seiten alternirend gelegene, grosse Zellen zu sehen (Fig. 24 b, b), die gegen die Medianlinie zu bogenförmig abgerundet, gegen den Rand hin ver- breitert (wie in Fig. 24) oder ganz rund sind. Leydig i) hat bei der Larve von Corethra plumicornis einzellige Klappen beschrieben, die mittelst Stielen in das Lumen des Rückengefässes hineinragen. Die Zellen unserer Östriden-Larven können nicht als Klappen ange- sehen werden, denn sie sind nicht gestielt, auch habe ich mich durch Ausbreitung der Rückengefässwand in eine Fläche überzeugt, dass sie platte Zellen darstellen, die in der Gefässwand eingebettet sind, und zwar alternirend in der oberen und unteren Wand desselben. Ich habe bei Hypoderma-har\en 25 — 28 auf jeder Seite gezählt; sie verlieren sich allmählich gegen die Durchgangsstelle des Rücken- gefässes durch das Herzganglion hin, so zwar, dass sie dort nicht mehr gesehen werden , wo die sympathischen Ganglienstränge auf- hören. Die Zellen selbst sind gelbbräunlich gefärbt, mit einer fein- krümmlichen Masse gefüllt, und der grosse Kern lässt mehrere Kern- körperchen bemerken. Der Zweck dieser Zellen ist mir ganz unbe- ') Histologie des Menselieii und der Ihieri', 18ä7, S. 434, fig. 'llö A. — Zeitschiilt für wissenschaftliche Zoologie, I. Bd. Vergleichende Anatomie und Physiologie der Östriden-Larven. 4-81 kannt; sie könnten vielleicht als ebenso viele für sich unabhängige Nervencentra betrachtet werden, die in der Rüekengefässwand liegen. Sollten sie denselben Zweck haben, wie in den übrigen Muskeln des Körpers? Hiezu mangelt das Netzwerk, das die Ausläufer dieser Zellen um die Muskeln bilden. Bei der näheren Untersuchung dieser Zellen fand ich an der Innenwand des Rückengefässes die eigentlichen Klappen desselben in Form von halbmondförmigen Lamellen gegen das Lumen hervor- springen (Fig. 30 b). Ich habe nämlich schon lange an den Rändern des breiteren Theiles des Rückengefässes Einschnitte gesehen, die ich anfangs nicht weiters beachtete, und als Ergebnisse von Ver- letzungen während der Präparation ansah, bis ich in Folge der obge- dachlen Untersuchung der Innenwand des Rückengefässes auf die Klappen und durch sie auf eine behutsamere Präparation des hin- teren Theiles desselben überhaupt aufmerksam wurde. Fig. 31 a, a, b zeigt den hinteren breiteren Theil des Rückenge- fässes bei der LM\e \on Ni/poderma Diana; b ist die stumpfe Spitze, in welche dasselbe bei allen Ostriden- Larven nach hinten endigt. Die Ostien , durch welche das Blut in's Innere des Rückengefässes gelangt, sind stets auf den breiteren Theil des Rückengefässes be- schränkt, und nie mehr als 3 — 4Paare an Zahl, von denen das hinterste, nahe dem hinteren Ende (b) gelegene Paar (c, c) am grössten ist, und so tief gegen die Medianlinie hin einschneidet, dass bei frischen Präpa- raten, wo die Wand (Musculatiii-) schlaff und weniger resistent ist, und bei dem Umstände, dass bei manchen Larven die Spitze des Rücken- gefässendes durch Muskeln nach hinten angeheftet ist, dieses während der Präparation (bei c, c) abreisst und das Stück c, b, c im Körper zurückbleibt, wie dies z. B. in Fig. 23 zu sehen ist, wobei auch eine Verletzung des hintersten Flügelmuskelpaares vor sich ge- gangen ist. Das vorderste Ostienpaar (Fig. 31 a, a) liegt an der Über- gangsstelle des hinteren breiten, in den vorderen, schmäleren Theil des Rückengefässes. Zwischen dem vordersten und hintersten liegen noch entweder zwei, oder nur ein Ostienpaar ( welches auch in Bezug der Grösse die Mittelstufe einnimmt, während das vorderste stets das kleinste ist. Schröder van der Kolk hat jene Beobachtung, nach wel- cher lebende Gastrus-hüvven, wenn sie einige Tage in Wasser gelegen 482 S c h e i b e r. sind, weiss und durchscheinend werden, benützt, um mit Hilfe eines Mikroskopes die Contractionen des Rüekengefasses zu beobachten. Er bemerkte nun bei dieser Gelegenheit gerade an der Stelle c, c in Fig. 31 , welche nämlich dem grössten Ostien- und Klappenpaare entspricht, ein lebhaftes Klappenspiel; die zwei anderen Ostien konnte er, wahrscheinlich wegen Kleinheit derselben , nicht bemer- ken. Wenn man seine Abbildung des Rückengefässes i) mit Fig. 31 vergleicht, so wird man in Bezug des hinteren Endes desselben eine auffallende Analogie zwischen beiden wahrnehmen. Er nennt den Theil c, c, h, der bei ihm fast halbkugelig erscheint, das Atrium. Die Klappen (Fig. 30 li) ~) scheinen keine einfache muskel- hältige Duplicaturen der Intima zu sein , sondern man kann sich dieselben so entstanden denken, als wenn die Rückengefässwand in sehr schräger Richtung von aussen und hinten nach innen und vorne durchschnitten worden wäre, wodurch eben eine Lamelle losgehoben wird, welche die segelartig gegen das Lumen vorspringende Klappe bildet. Es ist nämlich die äussere Lamelle (c), die also mit ihrem freien Rande nach aussen vorspringt und die vordere oder äussere Lippe des Ostiums bildet, viel dünner und zarter, und zeigt eine viel gerin- gere Anzahl von Muskelfasern, als die innere oder hintere, die eigent- liche Klappe b, weil eben an dieser beim Schnitte eine dickere Schichte der Muscularis hängen geblieben ist; ausserdem ist die Grenze an der Rückengefässwand {(T) genau markirt, wo diese sich in zwei Lamellen gesondert hat; die Linie d, als die Grenze zwischen der äusseren Lamelle c und der eigentlichen Rückengefässwand {n, (i), schmiegt sich dem Rande der Klappe (6), wenn man diese gegen c niederdrückt, genau an. Die correspondirenden Flächen der beiden Lippen werden einerseits von der structurlosen inneren und anderer- seits von der structurlosen äusseren Membran des Rückengefässes überzogen. Wir wollen uns nun die Frage stellen , wie wir das Zustande- kommen der Diastole erklären können, und ob wir einen Mechanismus bei unseren Larven gefunden haben, vermöge welchen das Moment der Diastole, d. b. das Zustandekommen eines leeren Raumes inner- halb des Herzschlauches, ermöglicht wäre? Es ist dies eine Frage «) L. c. Tüf. vn ir. ~) Dem Leser ist die innere Kliiehe der lüickengelasswiind zugewendet. Verfjleichende Anntomie und Physiolof^ie der Osfriden-Larven. 483 in der Physiologie der Insecten, die bis jetzt noch nicht berück- sichtigt worden zu sein scheint. Es wird uns aber dies nicht wun- dern, wenn wir bedenken, dass dieses wichtige physiologische Thema in Beziehung auf das Herz der höheren Thiere und in specie des Menschen , auch erst in neuester Zeit und zwar von der Wiener Schule aus näher gewürdigt wurde. Es heisst vom Rückengefass der Insecten überall, dass es sich nach der Systole ausdehne, sich mit Blut fülle u. s. w. , nirgends ist es aber motivirt, wie so es sich ausdehne. Es rauss zunächst bemerkt werden, dass bei unseren Larven, weder bei frischen noch bei aufbewahrten, ein Pericardium in dem Sinne, wie es New- porti) und Andere beschrieben haben, zu finden ist; denn ich konnte nach Entfernung der Fiügelmuskeln nie zwei gesonderte Lamellen an denselben oder am Rückengefass unterscheiden. Wir wissen, dass die der Muskelsubstanz zukommende Elasti- eität, vermöge welcher diese im Stande ist sich nach übermässiger Com- pression (Contraction der Muskelfaser) auszudehnen, und nach über- mässiger Zerrung zusammenzuziehen, in Bezug der Kraftentwicklung viel zu unausgiebig ist, als dass durch sie selbst eine Diastole zu Stande kommen könnte. Es wäre also vielleicht möglich, dass die nicht unbeträchtliche Anzahl von Tracheen, die sich von allen Seiten her an das Rückengefass ansetzen, in Folge der Zerrung, die sie während der Systole erlitten haben, vermöge ihrer Elasticität einen solchen Zug auf die Wandungen des Rückengefasses ausüben , dass sich dadurch eine Diastole herstellt. Es ist allerdings sehr wahrschein- lich, dass hiedurch die Diastole in etwas begünstigt wird, aber auch dieses Moment reicht keineswegs hin eine solche eigentlich hervor- zubringen. Um dieses einsehen zu können, wollen wir den Hergang der Systole und Diastole näher in's Auge fassen. Es ist klar, dass nach beendigter Systole die Wandungen des Rückengefasses erschlafft sind, und in diesem Zustande in gegensei- tiger Berührung verharren müssen , da sie ja selbst keine Kraft ent- wickeln können , um jenen Widerstand, der jetzt den Herzschlauch von aussen her comprimirt hält , zu überwinden. Dieser Widerstand besteht darin , dass in Folge der Systole in der nächsten Umgebung des Herzschlauches ein leerer Raum geschaffen wurde, welchen *) Todd's Cyclopedie of Anat. and Phys. ait. Insecia, Vol. I!, |). 978. 4^04 S c h e i b e r. türlich eine der durch die Systole hinausgetriebeneii Blutmasse ent- sprechende Menge von Bluttliissigkeit, die in bestimmten Strombah- nen oder überhaupt aus den interstitiellen Gewebsräumen herbei- fliesst, ausfüllen muss»). Diese umspülende Blutflüssigkeit ist es nun, welche die nach beendigter Systole erschlafften Herzwan- dungen an einander hält und eine Erweiterung der letzteren nicht zulässt. Es ist nun klar, dass wenn diese Flüssigkeitsmenge in das Innere des Schlauches hineingepumpt werden soll, die Herzwandun- gen aus einander gezogen werden müssen, was eben durch eine jenem Widerstände äquivalente Kraft hergestellt werden muss. Dass weder Elasticität der Muskelsubstanz noch die der Tracheen hiezu genügen, versteht sich von selbst; es müssen vielmehr Muskelkräfte hier in Anwendung kommen, und es fragt sich nun, welche diese seien. Man hat gesagt, dass die M. alares, die sich an den Rändern des Rückengefässes inseriren, dazu da sind, um durch ihre Contraction einen Zug nach zwei entgegengesetzten Seiten auf den Herzschlauch auszuüben, diesen auszudehnen, und so die Diastole herzustellen. Meines Erachtens nach werden nun allerdings durch einen solchen Zug die erschlafften Herzwandungen in die Breite gezerrt, aber keineswegs ein leerer Raum innerhalb dieser zu Stande gebracht, auf was es eben hier ankommt. Wenn ich nämlich die Wandungen einer leeren zusammengefallenen Blase , diese mag durchlöchert sein oder nicht, von einer Flüssigkeit umspült sein oder nicht, von zwei in wel- cher Richtung immer angebrachten, aber stets entgegengesetzten Punkten auseinander ziehe, so werden die schlaffen Wandungen der- selben wohl in die Breite gezogen werden, aber in stetiger Berührung mit einander bleiben , und es wird nie zur Herstellung eines Lumens im Inneren derselben kommen. Es wird daher zur Herstellung eines Lumens im Inneren des Herzschlauches, ausserdem, dass die Wandungen desselben straff an- gezogen werden müssen, noch nothwendig sein, dass ein Zug in einem ') Man muss sich hier iiäinlieh vorslellcii , düss diesen leeren Kaum viel eher die ohne- dies gegen den hinteren Theil des (iiickengefüsses zu strömende Flüssigkeit, als die durch Bindegewebe und Tracheen in ihrer gegenseitigen Lagerung festgehaltenen Nachiwrorgane, wie Fettkörper u. s. w. ausfüllen wird. Andererseits muss man beden- ken, dass durch die Diastole eine eben so grosse Flüssigkeitsnienge im Rückengefäss iiufgenommen werden, also überhaupt aus den interstitiellen Gewebsräumen herbei- tlies.sen muss, als durch die Systole in diese iiinausgetrieben wird, wenn nämlich keine Stauuni; in der Circulation eintreten soll. Vergleichende Anatomie und Physiologie der Öslriden-Larven. 48 O und demselben Momente nicht blos von zwei, sondern von mehreren correspondirenden Punkten aus angebracht sei. Nur durch einen derartigen Zug wird die nun gespannte Schlauchwand einen von allen Seiten gleichmässigen Druck auf die umgebende Blutmasse aus- üben können, und diese wird theils durch einen solchen Druck, theils durch die Saugkraft des hergestellten leeren Raumes innerhalb des Herzschlauches in diesen durch die an ihm angebrachten Ostien nach dem Gesetze des einfachen Hebers hineingepumpt. Nachdem wir uns nun über die Momente verständigt haben, die zur Herstellung einer Diastole des Insecten-Herzens überhaupt noth- wendig sind, gehen wir zur Beschreibung jenes Mechanismus über, der diesen Zweck bei den Oestrus-L^rven vollständig zu erfüllen im Stande ist. Hierauf bezüglich muss vor allem jene wichtige Beobach- tung hervorgehoben werden, die ich in Hinsicht der Insertion der M. alares bei allen Oes^rws-Larven gemacht habe, dass sich nämlich diese nicht an den Seitenrändern des Rückengefässes inseriren, durch welche dieses in eine gleichgrosse Rücken- und Bauchhälfte zerfal- len soll, sondern die zwei seitlichen Insertionslinien befinden sich an der Bauchfläche des Rückengefässes, nämlich bei c, c in Fig. 32. Wenn ich z.B. bei Gastrus-L^vs&n die Haut und die Musculatur der Rückenseite wegnahm, so lag die hintere Partie des Rücken- gefässes in einer gewissen (aber nicht in ihrer ganzen) Breiten- diraension vor mir, ich konnte aber bei dieser Ansicht weder einen Flügelmuskel noch eine Insertionsstelle derselben am Rückengefäss entdecken. Wenn ich nun den einen oder andern Rand desselben mit der Pinzette aufhob, so sah ich noch immer keinen M. alares, son- dern blos Fettkörper in einer gewissen Tiefe um und an das Rücken- gefäss gelagert. Erst als ich auch diesen aus dem Wege räumte und sonach neben dem Rückengefäss bis auf eine gewisse Tiefe gegen die Bauchseite vordrang, konnte ich die M. alares und deren Inserti- onsstelle zu Tage legen. Will man das Rückengefäss von der Bauchseite aus präpariren so sieht man schon nach Abnahme der Bauchhaut und deren Muscu- atur die Hautenden der Flügelmuskeln zwischen den Gedärmen und den Haupttracheenstämmen, an deren innerer Seite sie liegen, nach oben emporragen, während das Rückengefäss noch tief hinter dem grossen Convolut der Gedärme und des Fettkörpers liegt, ein Beweis, dass die Flügelmuskeln nach ihrer Fläche gekrümmt verlaufen (wie 480) S 0 1. e i 1) e r. in Figur 32 b, h angedeutet ist). Ist man endlich durch Wegschaf- fung der vorliegenden Organe bis zum Rückengefäss gelangt, so über- sieht man die Flügelmuskeln in ihrem ganzen (bogenförmigen) Ver- laufe, während vom hinteren Theile des Rückengefässes fast gar nichts zu bemerken ist, indem dieser durch die membranartige Ausbreitung des Herzendes der Flügelmuskeln beinahe ganz bedeckt erscheint. Die Insertionsstellen sind nämlich so nahe an einander, dass man eine einzige Membran vor sich zu haben glaubt, die mit der unteren Fläche des Rückengefässes verwachsen ist. Wenn man in Figur 23 die Zeichnung des hinteren Endes des Rückengefässes (wo die Spitze desselben an den hinteren Ostien zufällig abgerissen ist), genauer betrachtet, so sieht man, dass das durch die Abreissung der Spitze ver- letzte hintere Flügelmuskelpaar unter dem Rückengefässe weit gegen die Medianlinie vordringt. Die Form des breiteren Theiles des Rückengefässes, die man blos an solchen Präparaten beobachten kann, wo die Wände rigid sind, spricht auch dafür, dass sich die Flügelmuskeln an der Rauch- fläche des Rückengefässes inseriren, und dass die Erweiterung des- selben hauptsächlich durch einen gegen die Rauchseite gerichteten Zug bewerkstelligt wird. Wenn man auch Rückengefässe sieht, die wie z. R. in Fig. 31 eine plane obere Fläche haben, so dass also der hintere Theil fast unmerklich breiter als der vordere enge Theil erscheint, so hat man die grossere Räumlichkeit des hinteren Theiles des Rückengefässes an der unteren Seite desselben zu suchen und der Querschnitt eines derartigen hinteren Theiles hat die Form von («) in Fig. 32, während im engeren Theile die untere Wand (c) die obere {d) berührt. Bei Gastrus equi habe ich gefunden, dass sich an der Rücken- fläche des breiteren Theiles des Rückengefässes zwei ziemlich starke Muskeln (auf jeder Seite einer) inseriren, welche in einander diame- tral entgegengesetzter und auf die Längenaxe des Rückengefässes senkrechter Richtung nach aussen verlaufen, um sich mit ihrer äus- seren Sehne an die seitliche Partie der Rückenhaut festzusetzen (wie dies schematisch gezeichnet in Fig. 32 d, e und d, f zu sehen ist). Ferner setzt sich bei Gastrus equi noch ein unpaarer Muskel an die hintere Spitze des Rückengefässes an, der direct nach rückwärts verläuft, und fächerförmig ausgebreitet sich an die Haut festsetzt (in der schematischen Zeichnung nicht angedeutet). Vergleicheiwie Aniitomif und l'liysiolof^ic der (»strideii-Larven. 4-8T Das ist nun der einfache Muskelapparat, i!er nach meiner Ansicht vollkommen genügt, um allen jenen Bedingungen zu entsprechen, die wir oben als zur Hervorbringung der Diastole eines Insectenher- zens nothwendig aufgestellt haben. Wenn wir uns nämlich den schematischen Querschnitt in Fig. 32 noch einmal vergegenwärtigen, so werden die bogenförmig verlaufenden Flügelmuskeln c, b, g und c, b, h sich während ihrer Contraction in eine gerade Linie, die durch die Chorda jenes ßogens, unter welchem sie verlaufen (punktirte Linien c, g und c, li), darge- stellt wird, verkürzen, und durch ihren gemeinschaftlichen Zug zu- nächst die untere Wand des Rückengefässes in eine jenen zwei Win- kelkräften entsprechende resultirende Richtung direct gegen die Bauchseite herabziehen. Es ist klar, dass durch diesen Zug allein nichts weiter geschieht, als dass das ganze Rückengefäss in toto gegen die Bauchseite gezogen, aber nichts destoweniger eine allsei- tige Spannung sämmtlicher Wandungen des Rückengefässes hervor- gebracht wird. Ersteres wird verhindert und letzteres bewerkstelligt durch die oben beschriebenen paarigen Rückengefässmuskeln d, e und d, f, gleichsam Musculi alares superiores, die durch ihren an der oberen Gefässwand (in der Richtung der Pfeile) angebrachten Gegen- zug das Rückengefäss in die Höhe halten. Durch diesen Zug und Gegenzug, der noch durch den sich an die hintere Spitze des Rücken- gefässes ansetzenden unpaarigen Muskel verstärkt und vervollständigt wird, werden die Wandungen des Rückengefässes zugleich derartig gespannt und auseinander gehalten, dass innerhalb derselben noth- wendigerweise ein leerer Raum hergestellt werden muss, den natür- lich die herbeiströmende Blutmasse ausfüllen muss. Die Art und Weise, wie dieser Mechanismus ausgeführt wird, ist übrigens nicht an den eben beschriebenen Modus, wie er bei Gastrits equi yovkommt, gebunden, es können vielmehr in der An- bringung des Gegenzuges die verschiedensten Modificationen vorkom- men. So sind z. B. bei Ilypoderma tarandi gar keine Muskeln an der oberen Rückengefässwand angebracht. Bei dieser Larve ist die untere Wand des Rückengefässes, wo sich die M. a?«res festsetzen, einfach muldenförmig ausgebaucht, während die obere Wand die Form von Fig. 33 zeigt (hier ist natürlich blos vom breiteren Theil die Rede). Sie ist nämlich in der Medianlinie in eine Leiste aufgehoben, die durch zwei quer verlaufende Leisten gekreuzt wird. Die zwei Querleisten 4öö Sc li eiber. führen zu kiirzeii, seiflichen, spitz luishiufeiideii und mit ihren Spitzen etwas gegen die Rüekenseite gekehrten Fortsätzen (c, c und d, d)', die Längsleiste spaltet sich hinten gabelig in zwei niedere, nach hinten und aussen verlaufende Leisten, deren jede zu einem ebenfalls spitz- zulaufenden kleineren Fortsatz {e, e) führt. Diese Fortsätze inseri- ren sich an der Rückenhaut, und stellen ein ganzes Bündel von liga- mentösen Fortsätzen vor, die, aus der äusseren bindegewebigen Mem- bran der Rückengefässwand hervortretend , sich zu jener Spitze zusammenschieben. Die Festigkeit dieser Fortsätze wird noch durch viele Tracheenzweige, die sich an diesen Stellen an das Rückengefäss anheften, kräftig unterstützt. Die zwei paarigen Muskel bei Gastrus equi werden hier durch die vier seitlichen und der unpaarige Muskel, der eine Spannung der oberen Rückengefässwand der Länge nach bewerkstelligen soll, durch die zwei hinteren kleineren Fortsätze (e , e) vertreten; auf Letzteres weist sowohl die gabelige Theilung der Längskante, als auch der Umstand hin, dass die hintere Spitze des Rückengefässes (ö), hier mehr in die Breite gezogen ist. Zur vollständigeren Vertre- tung des unpaaren Muskels ist noch entsprechend den hinteren Fort- sätzen (e, e) das hinterste Flügelmuskelpaar, nicht wie die anderen drei Paare, so gegen das Rückengefäss gestellt, dass ihre gemein- schaftliche Ebene mit derjenigen parallel ist, welche die Längsaxe des Rückengefässes unter einem rechten Winkel schneidet; ihr Hautende verläuft also nicht direct nach aussen, sondern in der Richtung nach hinten und aussen gegen die Bauchseite. Es bedarf nun hier keiner weiteren Auseinandersetzung der Art und Weise mehr, wie durch die Contraction der Flügelmuskeiii auch bei diesem Mechanismus ein leerer Raum innerhalb des breiteren Theiles des Rückengefässes her- gestellt wird , da sich aus der Beschreibung der oberen Wand alles von selbst versteht. Bei Cephenomyin-Lavven fehlt es mir an genaueren Untersu- chungen, nur lässt sich aus einer medianen Längskante an der oberen Wand, die in das hintere, zugespitzte und emporgehobene Ende des Rückengefässes endigt, so wie aus der starken Ausbauchung der unte- ren Wand schliessen, dass hier ein Mechanismus obwaltet, der sich mehr dem bei GnMrus equi angebrachten annähern mag. Wenn man die Pulsationen des Rückengefäses bei einer leben- den Larve durch die Haut genau beobachtet, so bemerkt man, dass Vergleichende Anatomie und Physiologie der Östriden-Larven. 489 sich die diastolischen Contractionen der ganzen Länge nacli peristal- tisch fortpflanzen, eine Bewegungsart, wie sie in Bezug des Bücken - gefässes von den meisten Autoren angenommen wird. Diesem entspricht auch der anatomische Befund, welcher näm- lich sowohl Ostien und Klappen, als auch einen zur Hervorbringung der Diastole nothwendigen Mechanismus blos im hinteren, breitesten Theil des Rückengefässes nachweist. Es ist demnach nur dieser Theil als der eigentliche Ventriculartheil des Rückengefässes anzu- sprechen, indem kein anderer Theil desselben einen Mechanismus zur Herstellung der Diastole aufzuweisen hat. Alle anderen Abschnitte des Rückengefässes werden erst (secundär) vom Ventrikel aus mit Blut gefüllt und deren erschlaft'te Wandungen durch die herbei- strömende Blutmenge ausgedehnt. Es ist aber auch sehr wahrschein- lich, und für die leichtere und vortheilhaftere Verschliessung der Klappen sogar nothwendig, dass selbst im Ventrikel die systolische Contraction nicht an allen Punkten in einem Moment begimit, sondern dass diese zu allererst am hinteren Ende des Rückengefässes ihren Anfang nimmt, und in sehr kleinen, nicht wahrnehmbaren Zeiträumen bis an's vordere Ende des Ventrikels fortschreitet, so jedoch, dass sie in jenem Theile noch nicht aufgehört hat, während sie an diesem schon begonnen hat, und es demnach einen Zeitmoment geben muss, in welchem die Systole sich auf alle Punkte des Ventrikels erstreckt. Den auf den Ventrikel folgenden musculösen, engeren und zugleich längsten Abschnitt des Rückengefässes möchte ich als einen dem bulbiis arteriosus der Fische und Amphibien analogen Herztheil betrachten, der ja auch bei diesen sehr oft musculös ist. Er hat dort seine Grenze, wo Muskelfasern im Rückengefäss nicht mehr unterschieden werden können. Er ist bei den einzelnen Larven- Gattungen nicht gleich lang, so z. B. hört er bei Gastrus-Lüvyen schon vor dem Herzganglion auf, während er sich bei Hypoderma- Larven noch über diesen erstreckt. Auf diesen folgt endlich der kürzeste und muskellose Theil des Rückengefässes, die eigentliche Aorta, von der ich aber keine einzige Verästelung bei unseren Larven entdecken konnte, da sie sich stets spurlos in die Musculatur des Schlundes verliert. Ich habe hier schliesslich nur noch etwas über die Pulsfrequenz des Herzens hei Gdstrus eqid hinzuzufügen. Der Puls ist hier am deutlichsten in der Gegend der hintersten vier Ringe zu sehen, weil 490 Sehe i I, e ,-. das Rückengcfäss bekanntlich da am breitesten ist, und meist an die Haut anliegt. Schröder van der Kolk gibt an, für gewöhnlich 30 Pulsschläge in der Minute beobachtet zu haben, wobei er jedoch bemerkt, dass wenn er die Larven in eine Temperatur, die der des menschlichen Körpers gleich kommt, gebracht hat, er auch 60 Schläge in der Minute zählen konnte. Dies ist ein deutlicher Beweis dafür, dass die Circulation dieser Larven im thierischen Körper bei weitem energischer sein mag, als wenn sie ausserhalb des Magens durch längere Zeit ohne Nahrung und in einem kühleren, fremdartigen Medium, der atmosphärischen Luft, leben müssen. Herr Prof. Wedl zählte bei Gastrus -Laiyeii, die den Tag vorher aus dem Pferde- magen genommen wurden, 40 — 44 Schläge, und wahrscheinlich hat Schröder van der Kolk seine Zählungen an Larven, die noch länger aus dem Magen entfernt und daher schon lebensschwächer waren, vorgenommen. Vergleichende Analoiiiie und Physiologie der Üstriden-Laiven. 491 Erklärung der Abbildungen. Fig. 1. Ein Hautstück von einer Hypoderma-LATve (bei SO — lOOfaeher Ver- grösserung). „ 2. .4 Muskelfasern von Gasfrus equi ; a, a eine Gruppe von Muskelfasern ; b, h multipolare Zellen mit ihren Ausläufern; die Äste dieser Ausläufer bilden ein Netzwerk um die Zelle ; c, c, c feine Fäserchen, die am Rande einer Gruppe von Primitivfasern hervorragen (mittlere Vergrösserung). „ 2. B Muskelfasern von Hypoderma Actaeon, die nur in der Mitte querge- streift sind (starke Vergrösserung). „ 3. Nervensystem von .Gastrii« equi, von der Bauchseite gesehen: a das Hauptganglion; b das Loch desselben, durch welches der Ösophagus zieht; c der Schlund (die Schlundplatten sind weggenommen); d, d vom Hauptganglion abgehende Nervenstämme, die die Schlundganglien bilden; e, e Nervenstämme der appendiculären Ganglien, die zum Schlünde r ziehen ;/",/" Sehlundganglien; ^, ^ Äste der Nerven; d, d bevor sie zu den Schlundganglien anschwellen; h, h Rami musculares ; i Raniufi cutaueus der Schlundganglien; k, k Rüekengefäss, welches durch das Herzganglion und zwischen den Nerven der appendiculären Ganglien e, e zum Schlünde zieht; /, / appendiculäre Ganglien; /« Herz- ganglion; m' ein Querbalken desselben; ii, n Tracheen; o, o Seiten- ganglien ; p Osophagu.s; r Anfangsstiick des Magens, der mit einer An- schwellung und darauf folgenden Kinschnürung boginnt. Der Ösophagus ist im Innern des Magens bis zur Fiinschnnrung zu verfolgen. (20fache Vergrösserung). „ 4. Das Nervensystem sammf dem ganzen Tractus rn(e.ifinalis von Hi/pn- derma Aclneon , von der Bauohseito aus gezeichnet: a Hauptganglion: b, /»appendiculäreGanglien, die von d<^r Bauchseite nur theil weise gesehen werden können: r Schlundganglien, die an zwei Nerven des Hauptgan- glion hängen; dasselbe gilt von den Seitenganglien d, d ; r, e die vor- dersten Trachealganglien; f die rudimentären Fühler; g, g Speichel- drüsen, deren Ausführungsgänge in den gemeinschaftlichen Gang g' übergehen, und an deren Spitze ein Nervenfaden hängt (s. Fig. J> k)~, h, h, vordere; i, i hintere Malpighische Gefässe; h', h' , i' , i' blindes Ende der Malpighischen Gefässe, an denen quergestreifte Nervenfäden hängen; k Schlund, sammt Platten und Schlund-Musculatur; l Ösopha- Sitzh. d, matlipm.-natuiw. Cl. Xf.l. Bd. Nr. 16. '^'^ 492 ■'^ '• i' « i I' '-■ '•• gus; m, m Magen; n Ende desselben, Übergang in den Dickdarm, und Einmündungssteile der Malpighischen Gefässe in den Darmcanal; o, o Diciidarm; p Mastdarm; tj, q vordere Endigung der Haupttracheen- stiimme r, r; s ein Hautstück vom ersten Leibesring, an welches sich der Schlund und die Tracheenstämme r, r anheften; t, t hinteres Ende der Haupttracheenstämme , die sich an die Stigmenplatte u ansetzen (5 fache Vergrösserung). Fig. S. Das Nervensystem mit den vorderen Partien der Eingeweide von Hypoderma Aclueun, von der Rückenseite gesehen: u, a innere oder kugelige appeadieuläre Ganglien (das Hauptganglion wird von hieraus nicht gesehen); b, h äussere appendiculäre Ganglien; c Schlund mit anhängenden Muskeln; d, d Rückengefäss ; e Herzganglion; /, /^ seit- liche Haupttracheenstämme ; g, g Tracheen, die in's Herzganglion eintre- ten ; h, h, h, h grosse Trachealganglien, die den Seitenganglien (Fig. 4 d, d} gleich construirt sind ; /', i Speicheldrüsen, an die sich vom Rücken- gefäss d, d kommende quergestreifte Nervenfäden k, k anheften ; l, l, l, l, l, l, /Trachealganglien; m vordere grosse Queranastomose der zwei seitlichen Haupttracheenstämme; aus den Winkeln, die der Querast mit die- sen bildet, gehen Tracheenäste zum Herzganglion und mehrere kleinere zum Schlünde c; «Hautstück (vgl. Fig. 4 a) (öfache Vergrösserung). „ 6. Ein senkrecht geführter, sehematischer Querschnitt durch das Haupt- und die appendiculären Ganglien: u, «kugelige oder innere appendicu- läre Ganglien, welche mittelst einer halsförmigen Einschnürung (Ner- ven) mit den äusseren appendiculären Ganglien b, b zusammenhängen ; c Hauptganglion; d Ösophagus, der zwischen a, a, c hindurchzieht. „ 7. Horizontaler Durchschnitt eines Seitenganglions vergrössert und sche- matisch gezeichnet: a, a Hülle des Ganglions; b, b' , d der Kern des- selben; c der eintretende Nerv; c' der in der Axe des Kernes durch- ziehende Theil des Nerven; d' die Stelle, wo der Schnitt den Nerven c' traf; e, e, e vom Ganglion austretende Nerven; f Hals des Ganglion, wo dieses nicht mehr hohl ist. „ 8. Nervensystem von Cephcnoinyia piclu, von der Seite gesehen: a Haupt- ganglion mit den von ihm nach allen Seiten hin ausstrahlenden Nerven; b das Knie desselben; c Schlundganglion; d, t? Seitenganglien; a Ramus cutaneiis ; ß Ramus muscularis derselben; d' kleines Ganglion, welches weder bei den Schlundganglien noch bei den Seitenganglien der anderen Seite angedeutet ist, und mit dem R. musciilus aller dieser Ganglien anasto- mosirt; e, c appendiculäre Ganglien; /' Herzganglion; (/Rückengefäss; A abgerissene Sclilundmusculatur , mit welcher der miltlere, breiteste Fortsatz der zusammengewachsenen appendiculären Ganglien unzer- trennlich verbunden ist; y Nervenfortsatz der appendiculären Ganglien , der diese mit dem Hauptganglion in Verbindung setzt, hier aber losge- rissen ist, weil der linke Lappen y, S herübcrgeschlagen ist; d, (i zum Schlünde abgehende Nerven der appendiculären Ganglien (20fache Vergrösserung). Verg-Ieiclieiidp Anatomie iinil Pliysioloj;ie der Ösfriden-Larven. 493 Fig. 0. Seliliindganglion von Ceplwnowyia rufihfirhis : a, n L-inlrolcnde. f), h, c aiistretoiule Norvon ; «"als rnttnis oitaneun sc(z( sich an die innere, nicht chilinislrtc i\Iemi)ran des äusseren Inlegumentes d an. „ 10. Nervensystsm von Ccplialowyin inuculntn von der Seile geseiien; « Hauplrranpiion mit den ausstrahlenden Nerven; h^h kugelige oder liintere appendiculitre Ganglien; c, c vordere appendieuläre Ganglien; rf Ösophagus; e Anfang des Magens; e Cardia-Einsehnürung: /"Kücken- gefäss; g Herzganglion; h kleines Ganglion, welches die Magennerven des Herzganglion bilden; i Schlundganglion; A-^ t Seitenganglien. „ 11. Trachealganglion von Cephenomyia picta : a secundärer Tracheen- slanim; b Ganglion; c, c, c die von diesem ausgelienden Nerven (Fig. 9, 10 und 11 in 20facher Vergrösserung). „ 12. Trachealganglion saniint dem von ihm abgehenden kolossalen Nerven von Cephalomyia ??(«c? erst dann heoliaclitet wurde, als sie schon im Texte auf^'enonunen wurde. VeiKleic-heiiile Aiiiilmiiii' iiiid Pliy.sioloi;ic der ü.stri.li-ii-l.aivi-ii. 40!) Fi». 24. Ein Stück des Rückonjrefiisses von Hypodenna bovis: a, a Rüekon- ^efiisswand mit loni,'itudinalcn und kreisförniifren FastM-n ; h, h, prosse Zellen; c, c querf^cstreifter Seitenstrang am Rüekenj^efass ; es sind hier die Ganglien-Zellen und auf der anderen Seite der ganze Strang entfernt, um einen von diesem in's Rückengefäss eintretenden Nerven d zu zeigen; e' ein Seitenast des Nervenstranges c, c. „ Sä. Ein Fallier von Gastrus equi: a der Kornartige braune Ring; b ein Stück Haut von der Umgebung des Fühlers; c die den Kegel oben ver- schliessende Membran; d, d' zwei grössere und e. e mehrere kleinere Kegel, die auf der Membran sitzen (Fig. 24 und 25 80 — 100 fach ver- grössert). „ 26. Hautstüek von der Umgebung der Mundtheile einer Hypoderwa-Lurya: a, a iiussere, gefelderte Oberfläche der üusscren, chitinisirtcn Lage der Haut; /;, b, b, b rundliche, hohle Erhabenheiten der Haut, die um die Mundöffnung gelagert sind; b' eine längliche Erhabenheit, die gleich den vorigen mit Stacheln an der Basis besetzt ist; c, c rudi- mentäre Fühler, auf einer warzenartigen Erhabenheit sitzend; d Mund- spalte (50 fache Vergrösserung). „ 27. Bipolare Ganglienzellen aus dem Ganglienstrange des Rückengefässes von Cepludomyia maculata: a Zelle; b, b' deren Fortsätze; c ein Nerv, der sich mit dem einen Fortsatz verbindet. „ 28. Eine Ganglienzelle aus dem Ganglienstrange des Rückengefässes bei Gastrus cqui (die ßuchsfaben bedeuten dasselbe, wie in Fig. 27). „ 29. Ein quergestreifter Nervenplexus vom hintersten breiten Theile des Rückengefiisses von Cephenomyia picta: a, n die Fortsätze grosser mul- tipolarer Ganglienzellen: b,b deren plexusartige Anastomose (Fig. 27, 28, 29 stark vergrössert). „ 30. Ein Stück eines Rückengefässes der Fläche nach ausgebreitet, so dass die innere Fläche desselben dem Beobachter zugekehrt ist, um die gegen das Lumen des Rückengefässes vorspringende Klappe zu zeigen. Der Lappen ist vom hinteren, breiten Theile eines Rückengefässes von Cephenomyia picta genommen: a^ a Rückengefässhaut (innere Fläche); b die vorspringende Klappe; c der dieser Klappe entsprechende Wandtbeil des Rückengefässes, an welchen sich dieselbe stemmt, wenn sie durch die Blutwelle von b nach d hingestossen wird; rf halbmond- förmige Begrenzungslinie zwischen diesem verdünnten Wandtbeil (gleich- sam eine Gegenklappe) und der normalen Wand des Rückengefässes (80 — 100 fache Vergrösserung). ,, 3i. Hinterer Theil des Rückengefässes von Hypodenna Diana: /y hintere stumpf-kegelige Spitze desselben: a, a, c, c, d, rf Ventricular-Ostien mit Klappen. ,. 1>2. Senkrechter Querschnitt des Rückengefässes von Gastrus cqui, vergrös- sert und scheniatisch dargestellt: a das Rückengefäss quer durch- 496 S c h c i b c r. VeigleicIuMiile Anatomie und Pliysiolog^ie cfc. schnitten; h, b Flügelmuskeln in Form eines Bogens; die punktirten Linien c g, c h stellen die Chorda dieser Bögen dar; d e, d f Musculi alares super ior es ; Axc^hWc zeigen die Richtungen an, in welchen der Muskelzug auf das Rückengefiiss ausgeüht wird. Fig. 33. Ohere Flüche des hinteren breiten Theiles des Rückengefässes von Hypodcrina tarandi: a, a Grenze des breiten Theiles; b abgerun- dete Spitze desselben; c c, d d, e e ligamentöse Fortsätze der oberen Wand, die sich an die Haut heften; f, f, f Ventricular-Ostien; g Längs- leiste der Rückengefässwand, die sich nach hinten gabelig theilt und von zwei Querleisten gekreuzt wird (Fig. 31 und 33 20fach ver- grössert). I Scllcih.T. Vcrylcichcnilc -Aniiloiiiii' iiiiil l'liv.siolueic der Oeslridpil I„irv •i.l..l,k.Ak,..l ,1 \\.i„i,ll, „„i.invl'l XI, I H,l, .VMG IRGU. S.'hoiUer. Wj-'-Inrh.-iulp Aiintiimn' und PliyNiol«j,^irii.'i- Ocstrnlffi Iwu-vi-ii Aju 1 k."k Hof ,«. StüÄulnKlce«. 1I...I k Akii.l - Austria, Wochenschrift für Volkswirthschaft und Statistik. XII. Jahrgang. XXV. Heft. Wien. 1860; 8o- Bandorf, Georg. Die kommende Umgestaltung der Erde, als nothwendige Folge der früheren Erdrevolution. Regensburg, 1860; 8<>- Cosmos, IX* annee. 16'' volume. 23Miyraison. Paris, 1860; 8»- Pietruski, Stan. Const. Ritter v. , Historya naturalna i hodowla ptakow ziibawnych i uzytecznych. Krakow, 1860; 8"- Prospectus. Results of a scientific mission to India and High Asia, by Hermann, Adolphe and Robert de Schlagintweit. Pu- blished by F. A. Brockhaus. Leipzig. — London, Trübner et Comp. 1860; 4o- Societe Imperiale des naturalistes deMoscou. Bulletin. Annee 1860. Nr. I. Avec 8 planches. Moscou, 1860; 8o- Vierteljahrschrift für wissenschaftliche Veterinärkunde. Heraus- gegeben von den Mitgliedern des Wiener k. k. Thierarznei- Institutes, redigirt von Prof. Dr. Müller und Prof. Dr. Roll. XIV. Bd., 1. Hft. Wien, 1860; 8o- Wiener medizinische Wochenschrift. Jahrgang X. Nr. 24. Wien, 1860; 40- 499 ABHANDLÜiXGEN UND MITTHEILÜNGEN. Über die Natur der K e t o n e. Von AngDst Fr e and, aus Ken>y in Galizien. (Eingesendet von Herrn Professor v. Pebal.) Acetyläthyl. Ca Hg 0)1) CgHsf In einer vorläufigen Notiz habe ich einige Versuche zur Bildung der Ketone durch doppelten Austausch mitgetheilt, indem ich diesen Versuchen die Ansicht zu Grunde legte , dass die Ketone Äther der Aldehyde, also Körper seien, welche zu den Aldehyden in derselben Beziehung stehen, wie die zusammengesetzten Äther zu den Säure- hydraten. Ich hatte zum Ausgangspunkt der Untersuchung die Einwir- kung von Chioracetyl auf Zinkäthyl gewählt und in der That einen Körper von der Zusammensetzung C^HgO erhalten; einer Zusammen- setzung, welche den Ketonen und Aldehyden eigen ist. Da jedoch die Menge dieses Körpers so gering war, dass weder der richtige Siede- punkt, noch andere die Verbindung charakterisirende Eigenschaften festgestellt werden konnten , so musste diese Verbindung nochmals, und zwar in etwas grösserem Massstabe dargestellt werden. Ich ver- fuhr hierbei in derselben Weise, wie ich bereits in der vorläufigen Mittheilung auseinandergesetzt habe. Nur habe ich diesmal zur Darstellung des Zinkäthyls grössere, etwa 40 Centimeter lange Röhren, von 20 Millimeter Durchmesser im Lichten und 2 Millimeter 1) C = 12, H = 1, 0 = 16, S = 32, Cl = 3ä5, Zu = 32 5. 300 Freund. Wanddicke verwendet, und jede derselben mit der doppelten Menge, d. i. mit etwa 40 Gramm Jodäthyl nebst der hierzu erforderliehen Menge von Äther und Zink beschickt. Ferner, was die EinMirkung von Chloracetyl anf Zinkäthyl anbelangt, so wurde auch diesmal in derselben Weise verfahren, wie bereits erwähnt; nur um den Zu- fluss des Chioracetyls besser in der Gewalt zu haben, wurde letzte- res diesmal aus einer mit einem Gla.shahn verschliessbaren Pipette tropfenweise zum Zinkäthyl gebracht, und, damit kein Verlust durch Verdampfen in Folge einer heftigen Reaction entstehen könnte, der Hals der Retorte mit einem trockenen leeren Kölbchen, welches durch Schnee gekühlt wurde, in Verbindung gebracht. Das Product der Einwirkung stellte eine dunkelrothe, dickliche Flüssigkeit dar , aus welcher beim Vermischen mit Wasser der grösste Theil der Verbindung in noch unreinem Zustande abgeschie- den wurde; ein weiterer Theil wurde durch Destillation der wässeri- gen, grösstentheils Chlorzink enthaltenden Lösung, als im Destillate obenaufschwimmende Flüssigkeit erhalten. Da diese Verbindung in Wasser zum Theile löslich ist, so fand ich es zweckmässig, das wäs- serige Destillat mit Chlorcalcium zu versetzen, worauf das in Lösung befindliche abgeschieden wurde. Die Flüssigkeiten wurden gesammelt, durch Schütteln mit einer schwachen Kalilösung von anhängender Säure befreit, hierauf mit geschmolzenem Chlorcalcium längere Zeit zusammengestellt und endlich darüber abdestillirt. Die fractionirte Destillation wurde in einem Appa- rate vorgenommen, wie ihnWurtz^) zu diesem Zwecke verwendet. Bei etwa 45« C. begann die Flüssigkeit zu sieden; als der Sie- depunkt auf 740 C. gestiegen war, wurde die Vorlage gewechselt und das zwischen 74" C. und 90" C. übergegangene besonders auf- gefangen 2). Ais die erste Portion nochmals fractionirt destillirt wurde, konnte noch ein Theil einer zwischen 74" und 80" siedenden Flüs- sigkeit davon getrennt werden; diese wurde mit der zwischen 74" und 90" übergegangenen gemengt, und abermals fractionirt destillirt. Durch mehrere Male wiederholtes fractionirtes Destilliren, wobei *) Lehrb. d. org. Chemie von Kolbe, Bd. I, S. 284. ~) Als Rückstand blieb noch eine geringe Menge einer dunklen ölarlig-en Substanz, im Kölbchen zurück; da es jedoch bei nachheriger Destillation unmöglich war, daraus eine zur Analyse geeignete Flüssigkeit von constanlein Siedepunkt zu erhalten, so konnte auch die Natur dieser Verbindung nicht ermittelt werden. Übel' di« Natur der Kftone. oO 1 iiiimei' die zwischen 74" und 85" siedenden Portionen besonders aufgefiingen wurden, erhielt ich endlich eine zwischen 77*5» und 80-5<» C. bei 742-1 Millim. Quecksilberdruck siedende Flüssigkeit, \Novon ein Theil zu den Analysen I und II verwendet wurde. I. 0-3257 Grm. gaben mit Kupferoxyd im Sauerstoffstrom ver- brannt 0-7767 Grm. Kohlensäure und 0-3205 Grm. Wasser. II. 0-2722 Grm. gaben ebenso O'BoOö Grm. Kohlensäure und 0-2692 Grm. Wasser. Hieraus ergibt sich : Gefunden Berechnet für CiHoO c 1. 6S-03 11. 65-17 H iO-94 10-99 0 24-03 23-84 66 66 11 11 22 23 10000 100-00 10000 Aus dem zu gering gefundenen Kohlenstoffgehalle schloss ich auf eine Verunreinigung der Substanz mit Wasser; sie wurde noch- mals über scharf getrocknetem kohlensauren Kali abdestillirt, wo- durch jedoch, wie aus der Analyse III ersichtlich, die Zusammen- setzung nicht geändert wurde. III. Es gaben nämlich 0-3457 Grm. von der nochmals über kohlen- saurem Kali abdestillirten Substanz 0-8248 Grm. Kohlensäure und 0-3403 Grm. Wasser, welche Daten einer procentischen Zusammen- setzung entsprachen von c 65-06 H 10-94 0 24-00 100-00 Ich glaubte daher, dass eine andere Verunreinigung den gerin- gen Kohlenstoffgehalt bedingte. Da mich ein Vorversuch gelehrt hatte, dass diese Substanz mit saurem schwefligsauren Natron eine krystallisirbare Verbindung eingeht, so wurde die Gesammtmenge der Substanz mit einer concentrirten Lösung vom sauren schweflig- sauren Natron zusammengebracht. Sie löste sich darin unter Wärmeentwickelung und beim Erkalten gestand sie zu einer Masse« äusserst kleiner Krystallblättchen. Diese wurden zwischen dicken Lagen von Fliesspapier durch Pressen von anhängender Mutterlauge so gut als möglich befreit, und mehrere Tage unter dem Recipienten einer Luftpumpe über Schwefelsäure stehen gelassen. Ein kleiner 502 Freund. Theil davon winde zu den später anzuführenden Analysen verwendet, das übrige alter mit einer Lösung von kohlensaurem Kali destillirt. Im Destillate befanden sich zwei Schichten; die obere bestand aus dem etwas Wasser haltigen Acetyläthyl , die untere aus einer Lösung desselben in Wasser, aus welcher auf Zusatz von Chlorcalcium der grösste Theil abgeschieden wurde. Die aufschwimmende Flüssigkeit wurde abgehoben , mit geschmolzenem Chlorcalcium zusammen- gebracht, etwa 24 Stunden damit stehen gelassen, und hierauf dar- über abdestillirt. Bei der Destillation ging die ganze Menge der Substanz bei einem Quecksilberdruck von 7378 Millim. zwischen 77-Ö0 und 78» C. über. Sie stellte eine leicht bewegliche Flüssigkeit dar, von ange- nehm ätherischem an Aceton erinnerndem doch stärkerem Gerüche. Davon wurde nun zu der Analyse IV verwendet. IV. 0-2510 Grm. gaben bei der Verbrennung 06047 Grm. Kohlensäure und 02497 Grm. Wasser, entsprechend einer Zusam- mensetzung von c 65-70 H 11-05 0 23-25 10000 Der immer noch zu gering gefundene KohlenstofTgehalt (wäh- rend der WasserstoiOfgehalt mit der vorausgesetzten Zusammensetzung übereinstimmt) Hess mich vermuthen, dass doch nur eine geringe Beimengung von Wasser, in Folge unvollständigen Trocknens, den geringen KohlenstofTgehalt bedinge, da Wasser und eine Substanz von der Zusammensetzung CiH^O genau denselben procentischen Wasserstoffgehalt haben. Es wurde dcsshalb die Substanz nochmals mit frisch geschmolzenem und in kleine Kügelchen ausgegossenem Chlorcalcium durch mehrere Tage stehen gelassen. Hierauf wurde die Substanz untersucht , ob nicht etwa Chlorcalcium in Lösung ge- gangen war, und da dies nicht der Fall war, so wurden von dieser Substanz (ohne dass man dieselbe nochmals destillirt hätte) gerade- zu drei Kügelchen angefüllt, von denen zwei zur Analyse und eines zur Dampfdichte-Bestimmung verwendet wurden. V. 0-259Ö Grm. gaben bei der Verbrennung 0631 3 Grm. Koh- lensäure und 0-2608 Grm. Wasser. VI. 0-2833 Grm. gaben 06899 Grm. Kohlensäure und 0-2850 Grm. Wasser. Üher die Nalur der Keloiie. 503 Hieraus ergibt sich: Gefunden V. VI. c 66-36 66-43 H ill6 H-18 0 22-48 22-39 100-00 100-00 Wie aus diesen zwei Analysen ersichtlich ist, war die Ver- muthung hinsichtlich einer Beimengung von Wasser gerechtfertigt, und kann somit kein Zweifel über die Zusammensetzung der Verbin- dung bestehen. Die Verbindung dieses Körpers mit saurem schwefligsauren Natron, nachdem sie unter dem Recipienten der Luftpumpe, über Schwefelsäure, so lange stehen gelassen wurde, bis keine Gewichts- abnahme mehr stattfand, ergab bei der Analyse folgende Resultate: I. 0-7590 Grm, gaben mit chromsaurem Blei verbrannt 0-683J> Grm. Kohlensäure und 0-3263 Grm. Wasser. II. 0-6402 Grm. gaben ebenso 0-5817 Grm. Kohlensäure und 0-2735 Grm. W^asser. III. 10965 Grm. gaben nach dem Glühen mit Schwefelsäure 0-4912 Gi-m. von schwefelsaurem Natron. Hieraus ergibt sich : Berechnet für III. C^HgO.NaHO.SOa — 27-27 — 311 14-48 13-07 Berücksichtigt man, dass diese Verbindung nur durch Abpressen zwischen Fliesspapier gereinigt werden konnte, und dass selbst bei dem sorgfältigsten Abpressen immer noch etwas Mutterlauge hängen bleibt, so darf es nicht befremden, dass der Kohlenstoff- und Wasser- stoff-Gehalt zu gering, hingegen der Natrium-Gehalt zu hoch gefun- den wurde; doch geht aus den Resultaten der Analyse deutlich genug hervor, dass man es mit einer Verbindung von Acetyläthyl mit sau- rem scliwefligsaurem Natron und zwar in dem vorausgesetzten Ver- hältniss zu thun hatte. Wie lose übrigens das Acetyläthyl gebunden ist, geht daraus hervor, dass beim Erhitzen auf 100" C. die Verbin- dung schon Acetyläthyl und schweflige Säure abgibt, und schliess- Gefunden I. IL c 24 -Ö6 24-78 H 4-77 4-74 Na ^- — .104 F r e u II lieh nur schw efligsaures Natron mit einer kaum merklichen Spur von organischer Substanz zurückbleibt. Zur Feststellung des Moleculargewichts vom Acetyläthyl wurde die Dampfdichte, und zwar nach der Methode von Gay-Lussae be- stimmt. Die folgenden Daten sind einem Versuche entnommen, nur für verschiedene Temperaturen beobachtet. Das zur Kalibrirung des Rohrs verwendete Massgefäss fasst 223-7 Grm. Quecksilber von 16" C. und entspricht 31-45 Volumen der Kalihrirungstabelle, Berechnetes Beobachtetes Hohe der Gefundenes spec. Gewicht Gewiolil der Volumen, Quecksilber- Barometer- sp. Gewicht des Dampfes angewandten corrigirt be- saule im stand Beobachtete des Dampfes für die Fornu-l Substanz züglich Rohr bei der bei -io-eo C. Temperatur beiUöC.und C^HgO in Grammen des Miniscus beobachteten in Millim. Grad C. 700 Millim. und eine Cou- und der Temperatur Druck deiisalion Kalibrirung in Millim. auf 4 Volume 0-2731 326-2 204-2 737-7 121-0 2-D202 2-4932 — 323-7 20fi-7 116-0 2-3289 "" — 321 -ü 208-8 — 112-0 2-5295 — 320-0 210-3 — 108-6 2-5275 — — 317-7 212-7 — 104-ä 2-5304 — -^ — 314-7 21.T-8 — 100-0 2-5394 — " 311-8 218-7 ' Oö • 0 2-54;!4 Aus den Analysen der Flüssigkeit, so wie der Verbindung mit saurem schwefligsauren Natron, endlich aus dem gefundenen spe- cifischen Gewicht des Acetyläthyl-Dampfes geht hervor, dass die Formel: C^HgO nicht blos das Atomverhältniss von Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff, sondern auch das Moleculargewicht aus- drückt, und dass die Substanz in der That nach folgender Gleichung gebildet wird : C2H4 Znf Zinkäthyl CgHsOi elf Chloracetjl CoH30( Acetjläthjl Zn| Clf Proprion y läthy). In ähnlicher Weise wie das Acetyläthyl, wurde auch das Pro- pionyläthyl dargestellt. Das zur Einwirkung verwendete Chlor- über die Natur der Keloiie. 5 03 propionyl wai- durch Einwirkung von Phosphorchlorid auf reine Pro- pionsäure dargestellt worden. Die ersten Tropfen von Chlorpropionyl bewirkten keine sichtliche Reaction, erst als das die ätherische I-iösung von Zinkäthyl enthaltende Gefäss erwärmt wurde (dabei destillirte einTheil des Äthers ab), trat eine energische Reaction ein, die jedoch im Verlaufe der Operation weniger stürmisch wurde, und, nachdem ein Theil von Chlorpropionyl schon in Wechselwirkung getreten war, bis gegen das Ende der Operation regelmässig von Statten ging. Jeder zum Zinkäthyl hineinfallende Tropfen von Chlor- propionyl bewirkte ein Zischen , ähnlich dem, welches beim Zusam- menbringen von rauchender Schwefelsäure mit Wasser bemerkbar ist. Nach beendigter Operation wurde das rohe Proplonyläthyl mit Wasser abgeschieden, durch Schütteln mit sehwacher Kalilauge von anhängender Säure befreit, über geschmolzenem Chlorcaleium ent- wässert und hierauf destillirt. Durch wiederholte fractionirte Destil- lationen erhielt ich eine bei 737-2 Millim. Quecksilberdruck zwischen 100« — 101" C. 1) siedende farblose Flüssigkeit, leicht beweglich, von angenehmem, eigenthünilichen, an Aceton erinnerndem Gerüche leicht entzündlich und mit leuchtender Flamme verbrennend. I. 0-4277 Grm. dieser Verbindung gaben mit Kupferoxyd und im Sauerstoffstrom verbrannt 1-09 10 Grm. Kohlensäure und 0-4468 Grm. Wasser. II. 0-3320 Grm. gaben ebenso 0-8482 Grm. Kohlensäure und 0-3485 Grm. Wasser. Daraus ergibt sich : Gefunden 1. 11. c 69-56 69-67 H 11-60 11-66 0 18-84 18-67 ßeieclin et für C5H loO 69 •77 11 -63 18-60 10000 100-00 100-00 Durch Ätzkali wird diese Verbindung nicht wesentlich ange- griffen, 0-3714 Grm. von dieser Substanz , nachdem sie über festem Ätzkali abdestillirt worden war, gaben bei der Verbrennung 1) Auch hier blieb bei der fractionirten Destillation ein Theil als eine bei viel höherer Temperatur siedende Flüssigkeit zurück , deren Natur jedoch nicht ermittelt werden konnte, und zwar aus eben den Gründen wie bei der neben Acetyläthyl gebildeten Substanz. 506 Frennd. 0*9408 Grm. Kohlensäure und 0-3883 Grm. Wasser, was einer proeen- tischen Zusammensetzung von C 69-09 H 11-62 0 19-29 entspricht. Durch Zusammenbringen dieser Verbindung mit einer Lösung von saurem schwefligsauren Nalron habe ich keine krystalHsirte Ver- bindung bekommen. Das auf gewöhnliche Weise, durch trockene Destillation von propionsaurem Kalk dargestellte Propion gab unter denselben Umständen, wie ich mich durch wiederholte Ver- suche überzeugt habe, ebenfalls keine krystallisirbare Verbindung. Man mag die Lösung von saurem scliwefligsauren Natron mit Propion noch so lange schütteln, so scheidet sich doch bei ruhigem Stehen das Propion an der Oberfläche wieder ab. Aus der Zusammensetzung geht hervor, dass auch diese Ver- bindung ähnlich wie das Acetyläthyl gebildet worden ist mich fol- gender Gleichung: C^Hs) , CsHsOf _ C3H5O/ Zn» Zn( + Clf — CoHsf + Cl( Zinkäthyl Clilorpiopioiiyl Piopionylälliyl Chloizink Acetylmethyl. CsHgO) fliese Verbindung wurde durch Einwirkung von Chloracetyl auf Zinkinethyl dargestellt. Das zur Darstellung von Zinkmethyi verwendete Jodmethyl wurde auf gewöhnliche Weise aus käuflichem, vor der Verwendung über Ätzkalk abdestillirtem Holzgeist dargestellt; das rohe Jod- methyl wurde wiederholt mit Wasser gewaschen, darauf über Chlorcalcium entwässert und destillirt. Es hatte einen constanten Siedepunkt von 43«» C. 1). 1) Beküiiiitlich ist der kü»niclie llol/.geist oft mit Aceton verunreinigt; da jedoch dasselbe in Wasser löslich ist, so hatte es, im Falle dass ein Theil davon durch Jodwasserstoff nicht verändert worden wäre, durch das wiederholte Waschen des Jodtnethj'ls, wenig;stens bis auf unbedeutende Spuren in Lösung- gehen müssen ; in dieser Meinung bestärkte mich auch der constante Siede|)unkl des Jodmethyls. Nach Kane wird das Aceton durch Jodwasserstoff in IMesithyljodiir C^H^J, nach Friedet in Jodmethyl umgewandelt; beide Angaben der genannten Chemiker bedürfen übrigens der Bestätigung , da Ersterer sein Mesityljodür nicht analysirt, Letzterer aber die Resultate seiner Arbeit (Ann. d. Chem. und Pharm. Bd. 108, S. 388) später als zweifelhaft betrachtete, indem sich sein verwendetes Aceton als unrein erwies. I'ber die Natur der Ketone. 50T Etwa 316 Gramm dieses Jodmethyls wurden mit dem gleichen Volumen alkoholfreien Äthers gemischt, mit wasserfreier Phosphor- säure einige Zeit geschüttelt, hierauf in 9 Röhren, deren jede etwa 80 Gramm von granulirtem Zink enthielt, vertheilt; dieselben wur- den zugeschmolzen und darauf durch etwa 12 Stunden im Ölbade auf 130" C. erhitzt. Nach dieser Zeit war die Einwirkung beendigt, das Jodmethyl in Zinkmethyl umgewandelt und der flüssige Inhalt der Röhren durch aufgelöstes Jodzink dickflüssig geworden. Die Röhren wurden nun geöffnet (liiebei entwich eine bedeutendere Menge von Gas , als bei Darstellung des Zinkäthyls) , und deren Inhalt in ein Kölbchen abdestillirt , in welchem dann das unreine Zinkmethyl (Gemenge von Zinkmethyl, Äther und dem allenfalls der Einwirkung des Zinks entgangenen Jodmethyl) fractionirt destillirt wurde. Es wurden zwei Portionen aufgefangen, die erste bestand ver- hältnissmässig aus weniger Zinkmethyl und mehr Äther, die zweite war das reinere Zinkmethyl mit nur wenig Äther. Mit dieser letzte- ren , reineren Portion wurde z\ierst Chloracetyl zusammengebracht und dasselbe aus einer Glashahn - Pipette tropfenweise zum Zink- methyl zufliessen gelassen i). Die ersten Tropfen schienen ganz ruhig einzuwirken; mit einem Male wurde jedoch die Reaction stür- misch und der Inhalt des Kölbchens erwärmte sich bis zum Sieden; es wurde alsdann derZufluss von Chloracetyl unterbrochen, und erst dann wurden wieder neue Mengen zufliessen gelassen, als die erste stürmische Reaction vorüber war. Nachdem auf diese Art eine gewisse Menge von Chloracetyl mit dem Zinkmethyl in Wechselwirkung ge- treten war, verlief die Reaction ruhiger, bis endlich keine Einwir- kung mehr stattfand und mit dem Zufluss von Chloracetyl inne- gehalten wurde. Das während der Reaction in reichlicher Menge sich entwickelnde Gas wurde aufgefangen, die Kohlensäure durch Ätzkali, der Ätherdampf durch rauchende Schwefelsäure absorbirt, und hier- auf das rückständige Gas eudiometrisch analysirt. Das Resultat der Analyse wird später angeführt werden. 1) Mit dem Zufliesseniassen von Cloracetyl , eben sowohl bei dieser, wie auch den vorigen Reactionen, muss grosse Vorsiclit empfohlen werden, indem es oft geschieht, dass die ersten Tropfen entweder gar nicht oder doch ganz ruhig einzu- wirken scheinen, plötzlich aber eine so stürmische Reaction eintritt, dass man eine Explosion des Apparates fürchten muss. 508 Freund. Die erhaltene schwer bewegliehe dunkelroth gefärbte Flüssig- keit wurde mit Wasser vermischt und der Destillation unterworfen. Im Destillate fanden sich zwei Schichten vor, die untere, eine Lösung von Acetylmethyl in Wasser, wurde mit einer hinreichenden Menge von Chlorcalcium versetzt und hierauf aus dem Wasserbade abde- stillirt. Die obenaufschwimmende, gelblich gefärbte , mit Wasser nicht mischbare Flüssigkeit war nur in sehr geringer Menge vor- handen , so dass damit die zur Ermittelung ihrer Natur erforder- lichen Versuche nicht angestellt werden konnten. Mit der zuerst aufgefangenen , mehr Äther und weniger Zink- methyl enthaltenden Portion wurde in derselben Weise verfahren, wie im Vorhergehenden erwähnt worden war *), nur musste hierbei die Reaction erst durch gelindes Erwärmen eingeleitet werden ; nach- dem aber die Reaction einmal begonnen hatte, war äussere Erwär- mung nicht mehr nöthig. Da es schien, als würde die rothe Färbung, indem solche immer erst gegen das Ende der Operation wahrgenommen wurde , durch einen Überschuss von Chloracetyl bedingt, so wurde aus dem Kölb- chen von Zeit zu Zeit eine kleine Probe mit Wasser zusammen- gebracht, um zu sehen ob noch unzersetztes Zinkmethyl (durch Bildung von Zinkoxyd bemerkbar) zugegen war. Allein selbst bei einem Überschuss von Zinkmethyl trat schon rothe Färbung ein. Nach beendigter Einwirkung, während welcher dieselbe Gas- entwickelung stattfand, wurde das Product der Einwirkung vor dem Vermischen mit Wasser , im VVasserbade destillirt. Die erhaltene ätherische Flüssigkeit enthielt eine nicht unbedeutende Menge von Acetylmethyl, welche davon durch Schütteln mit einer Lösung von saurem scliwetligsauren Natron in Form einer krystallisirten Ver- bindung getrennt werden konnte. Der bei der vorerwähnten Destil- lation gebliebene Rückstand wurde hierauf mit Wasser vermischt und im Ölbade destillirt. Das Destillat bestand aus zwei Schichten, die wässerige wurde in derselben Weise behandelt wie die vor- ') Es iiiuss bemerkt werden, dass Itei Beliaiidliing' der , verhältnissmässiginelir Äther nnd wenig-er Zinkmethyl enthaltenden Portion eine grössere Ausheute an Acetyl- methyl erhalten wurde, als hei jener von Äther grösstentheils befreiten; es mag- dies daher rühren, dass bei Anwesenheit von mehr Äther die Einwirkung weniger stürmisch ist, und somit auch nicht so leicht weitei-greil'ende Zersetzungen eintreten können. über die Natiir der Ketone. 509 erwähnte bei der ersten Einwirkung erhaltene, die obenaufschwim- mende aber aus denselben Gründen wie oben erwähnt, unberück- sichtigt gelassen. Beide, immer noch etwas Wasser haltende Portionen von Ace- tylmethylwurden mitgeschmolzenem Chlorcaicium entwässert und der fractionirten Destillation unterworfen. Das Acetylmethyl begann bei So« C. zu sieden und bei 63" C. war alles herübergegangen. Es wurde in zwei getrennten Portionen aufgefangen: die erste zwischen öö« und Sß« C. und 729-7 Millim. Quecksilberdruck siedende Portion machte den grösseren, die zweite zwischen 56" und 63" C. aufgefangene den kleineren Theii aus. Bei der Analyse zeigten beide die gleiche Zusammensetzung und der höhere Siedepunkt der zweiten Portion dürfte durch Überhitzung des Dampfes bedingt worden sein. Die mit I. bezeichnete Analyse wurde mit einem zwischen 55** und 56 C, die mit II. bezeichnete mit einem zwischen 56" und 63" C. aufgefangenen Theil vorgenommen. I. 0-2872 Grm. gaben mit Kupferoxyd und Sauerstoff verbrannt 0-6435 Grm. Kohlensäure und 0-2702 Grm. Wasser. II. 0-3060 Grm. gaben ebenso 0-6881 Grm. Kohlensäure und 0*2846 Grm. Wasser, Daraus ergibt sich: Berechnet für CsHgO 62-07 10-34 27-39 100-00 100-00 100-00^ Da jedoch beide Analysen mit der theoretischen Formel nicht gut übereinstimmen , so niusste ich glauben , dass die analysirten Substanzen entweder noch nicht vollends entwässert oder aber mit einerFlüssigkeit von niedrigerem Kohlenstoffgehalt verunreinigt waren, Um mich von der Richtigkeit der ersteren Vermuthung zu über- zeugen, wurde die zwischen 55 und 56" C. siedende Portion von Acetylmethyl mit kleinen Kügelehen von geschmolzenem Chlorcai- cium mehrere Tage stehen gelassen, und da Chlorcaicium in Lösung nicht gegangen war, in Kügelehen gefüllt, und diese für die Ana- lysen III und IV, so wie für die später anzuführende Dampfdichte- Bestimmung verwendet. Gefundeu I, II. c 61-11 61-34 H 10-45 10-34 0 28-44 28-32 510 F r e 11 n d. III. 0-2481 Gnu. gaben bei der Verbremiung 0-5617 Grm. Kohlen- säure und 0-2347 Grm. Wasser. IV. 0-2582 Grm. gaben 0-3842 Grm. Kohlensäure und 0-2440 Grm. Wasser, entsprechend einer procentischen Zusammensetzung von: III. IV. c 61-75 61-70 H 10-31 10-30 0 27-74 27-80 100-00 100-00 Die Resultate dieser letzten zwei Analysen stimmen mit der vorausgesetzten Zusammensetzung gut überein und rechtfertigen so- mit die Voraussetzung, dass den vorhin analysirten Substanzen noch Wasser beigemengt war. Die zwischen 56" und 63" C. übergegangene Portion von Ace- tylmethyl wurde mit einer concentrirten Lösung von saurem schwef- ligsauren Natron zusammengebracht; sie löste sich darin unter beträchtlicher Wärmeentwickelung, und nach dem Erkalten schieden sich weisse, perlmutterglänzende Blättchen aus, welche zwischen dicken Lagen von Fliesspapier von anhängender Mutterlauge wieder- holt abgepresst, hierauf über Schwefelsäure unter dem Recipienten einer Luftpumpe so lange, bis keine Gewichtsabnahme wahrnehmbar war, gestellt, und darauf analysirt wurden. I. 0-9262 Grm. gaben mit chromsaurem Blei verbrannt 0-7046 Grm. Kohlensäure und 0*3400 Grm. Wasser. II. 0-9485 Grm. gaben nach dem Glühen mit Schwefelsäure 0-4530 Grm. von schwefelsaurem Natron. Hieraus folgt: Gefundeo Berechnet für I. II. CsHfiO NaHO SO. C 20-75 - 22-22 H 408 — 4-32 NagO — 20-85 19- 13 Berücksichtigt man die allein anwendbare Methode (Abpressen zwischen Fliesspapier) zur Reinigung so leicht zerleglicher Verbin- dungen, wie die der Ketone mit sauren schwefligsauren Alkalien, so darf es nicht befremden, dass die Resultate der Analyse mit der Theorie nicht besser übereinstimmen, doch charakterisiren sie die analysirte Substanz hinlänglich als eine V^erbindung von Acetyl- über die Natur der Ketoiie. Sil methyl mit saurem schwefligsaurem Natron und zwar in dem voraus- gesetzten Verhältnisse. Zur Feststellung des Moleculargewichtes des Aeetylmethyls wurde die Dampfdichte nach Gay-Lussac bestimmt. Auch hier sind die angeführten Daten einem Versuche entnomen. Berechnetes Beobaclitftes Höhe der Gefundenes spec. Gewicht Gewicht der Volumen, Quecksilber- Barometer- sp. Gewicht des Dampfes angewandteo eorrigirt be- säule im stand Beobachtete des Dampfes für die Formel Substani züglich Rohr bei der bei 19-60 C. Temperatur bei O^C. und CjHeO und eine Con- in Grammen des Miniscus beobachteten in Millim. "C. 7G0 Millim. und der Temperatur Druck densation Kalibrirung in Millim. auf 4 Volume 0-2803 360-5 170-4 739-1 95-0 2 063 2-008 — 358-2 172-9 ~ 91-0 2-064 — — 354-9 176-2 87-5 2-075 — — 353-8 177-2 — 85-5 2-073 — — 3.51-6 179-2 " 81-5 2 071 " Aus den angeführten Analysen der Flüssigkeit und ihrer Ver- bindung mit saurem schwefligsaurem Natron, so wie aus der Dampf- dichte derselben ist ersichtlich, dass die untersuchte Substanz Acetyl- methyl war. Es könnte jedoch der Einwurf gemacht werden, dass das zur Darstellung verwendete Jodmethyl, ungeachtet der auf die Reinigung desselben verwendeten Sorgfalt und des constanten Siedepunktes, wenn nicht mit Aceton, welches in seinen Eigenschaften mit dem im Vorhergehenden untersuchten und beschriebenen Acetylmethyl voll- kommen übereinstimmt, so doch möglicher Weise mit einem Deri- vate des Acetons, welches unter diesen Umständen zu Aceton regene- rirt worden sein konnte, verunreinigt war. Um diesem Einwurfe zu begegnen, wurde derselbe Versuch der Darstellung mit chemisch reinem , aus oxalsaurem Methyläther dar- gestelltem Methylalkohol angestellt. Das dargestellte Jodmethyl 1), dessen Siedepunkt bei einem Quecksilberdruck von 73S-9 Millim. zu 41-7** C. constant gefunden ') Bei Anwendung von chemisch reinem Holzgeist thut man besser, mehr Jod anzu- wenden als in den Lehrbüchern angegeben wird. Ich habe nahezu die theoretische Menge von Jod genommen. Sitzb. d. mathem.-naturw. Ci. XU. Bd. Nr. 17. 35 512 K I worden war, wurde analysirt und erwies sich, wie aus der im Nach- folgenden angeführten Analyse ersichtlich ist, als vollkommen rein. 08231 Grm. gaben mit Kupferoxyd, hei vorgelegtem metalli- schen Kupfer verbrannt, 02513 Grm. Kohlensäure und 0'1591Grm. Wasser. fiefiiiiHen Berechnet für CH3J C 8-3.*? 8-45 H 21i> 211 Dieses Jodmethyl wurde auf bereits erwähnte Weise in Zink- methyl umgewandelt und das Zinkmethyl wurde darauf mit Chloracetyl in Wechselwirkung gebracht. Es wurde auch unter diesen Umstän- den eine, mit der im Vorhergehenden beschriebenen vollkommen identische, durch den dem Aceton eigenen Geruch, Löslichkeit in Wasser nach allen Verhältnissen, so wie durch die Verbindung mit saurem schwefligsaurem Natron charakterisirte Substanz erhalten, so dass kein Zweifel mehr obwalten kann , dass das Acetylmethyl, ähnlich dem Acetyl- und Propionyläthyl, gebildet wird wie folgt: CH3) , C^HgO) _ CaHsO* , Cl) Znf + Clf ~~ CHgf + Znf Zinkmethyl Chloracetyl Acetylinetliyl Chlorzink Das bei der Einwirkung von Chloracetyl auf Zinkmethyl gebil- dete Gas wurde nach Absorption der Kohlensäure , der Spuren von Sauerstoff, welche allenfalls beigemengt sein konnten und des Äther- dampfes, in's Eudiometer gebracht und analysirt. Volum, cor- rigirt bezüg- Reducirtes lich der Diuck Temperatur Volum aufO«C. Kalibrirung und des in Metern Crad C. und 1 Meter Druck Miniscus Anorcwandtes Gas\ 92-7 0-1732 18-7 13-64 Nach Zusatz vonj Luft ( ^"o 401 -4 0 • 4827 18-8 175-23 Nach Zusatz von[ Sauerstott" . . . .] ^ 435-5 0-S181 18-1 205-32 Nach (1. Explosiony 408-7 0-4917 18-.') 18216 Nach Absorption der Kohlensäure .393 •« 0-4628 18-8 170-42 Nach Zusatz vonW serstoff as- 390-1 0-(5555 18-<) 362-09 Nach der Rx])losioM 478-7 0-.*>438 19-ß 242-89 ÜImm- die Niitiir der Ketoiie. öl 3 Contraetion = 23 1fi Vol. (iebildeteKohlens. = 11-74 „ Verbrauclit. Sauprst. = 24-23 „ Unter der Voraussetzung, dass der brennbare Theil des Gas- gemisches reiner Methylwasserstoff gewesen wäre, hätten auf 23-16 Volume Contraetion 11-58 Volume Kohlensäure gebildet werden müssen und wären 23-16 Volume Sauerstoff zur Verbrennung erfor- derlich gewesen. Die erhaltenen Zahlen stimmen so nahe mit der gemachten Annahme, dass derSchluss, das bei der Reaction gebildete brennbare Gas sei Methylwasserstoff gewesen, gerechtfertigt erscheint. Es scheint, dass das Auftreten von Methylwasserstoff einer Nebenzersetzung seinen Ursprung verdankt, und mit der Bildung jener mit Wasser nicht mischbaren Substanz zusammenhängt. Wahrscheinlich bildet sich auch bei der Einwirkung vonChlor- acetyl und Chlorpropionyl auf Zinkäthyl ein Gas, welches mit dem Auftreten jener schwerer tliichtigen Substanzen im Zusammenhange stehen dürfte. Ich vermuthe, dass dieses Gas Äthylwasserstoff sein würde, doch bin ich erst später (bei Darstellung des Acetylmethyls) darauf aufmerksam geworden, und es hat mir an Material gefehlt, um die Versuche zu wiederholen. Bcazoyläthyl. C,H5 0( CaHsf Bringt man Chlorbenzoyl zu reinem Zinkäthyl (auf eine ätherische Lösung des Letzteren scheint es nicht einzuwirken), so erhält man nach dem Vermischen des Einwirkungsproductes mit Wasser, als obenaufschwimmende Schichte, eine mit Wasser nicht mischbare, gelblich gefärbte Flüssigkeit von angenehmem, an Benzoeäther und dieBlüthen der wilden Kastanie erinnerndem Gerüche, starkem Licht- brechungsvermögen, entzündlich und mit leuchtender stark russender Flamme verbrennend. Der Siedepunkt wurde um 117" C. gefunden. Da jedoch die Substanz nicht vollkommen rein war, wie die im Nachfolgenden angeführten Analysen ersichtlich machen , und einen um etwa 70oC. niedrigeren Siedepunkt hatte, als das von Friedel») ^) Compt. leiid. XLV, 1013. 3»» Ji t 4 F if II II d. dargestellte, um 2 Äquiv. Kohlenstoff und Wasserstoff weniger ent- haltende ßenzoylmethyl , so wäre der Versuch in grösserem Mass- stabe zu wiederholen. Ich hatte nur über eine äusserst geringe Menge von Substanz zu verfügen und konnte somit an eine Reindarstellung nicht denken, doch geht aus den angeführten Analysen zur Genüge hervor, dass unter diesen Umständen Benzoyläthyl gebildet wird. I. 0*3311 Grm. gaben mit Kupferoxyd und Sauerstoff verbrannt 0-9660 Grm. Kohlensäure und 0-2422 Grm. Wasser. II. 0-3122 Grm. gaben ebenso 0-9138 Grm. Kohlensäure und 0-2280 (irm. Wasser. Gcfii I. den 11. c 79-56 79-82 H 8-13 8-11 0 12-31 12-07 Berechnet für CgHjoO 80-60 7-46 11-94 100 00 100 00 100-00 Aus dieser Untersuchung geht unzweifelhaft hervor, dass durch Wechselwirkung von Chloracethyl und Zinkmethyl, das gewöhnliche Aceton, durch Einwirkung von Chlorpropionyl auf Zinkäthyl Propion gebildet wird. Die analoge Bildungsweise und die Eigenschaften des Acetyl- äthyls charakterisiren auch diesen Körper als Keton, ein Gleiches gilt auch vom Benzoyläthyl , und es geht daraus hervor, dass der Begriff der Ketone nicht blos auf jene Körper, welche aus der Ameisensäure-Reihe hervorgehen, anwendbar ist. Die Existenz dieses letzteren Körpers ist ein Beweis mehr für die Richtigkeit der Anschauungsweise, vermöge welcher das Benzo- phenon in die Reihe der wahren Ketone gehört. Die Siedepunkte der drei ersten Verbindungen, so wie die Siedepunkte der ihnen dem Kohlenstoffgehalte nach zunächst ste- henden Ketone deuten auf eine constante Zunahme derselben, um circa 22» C. für einen Zuwachs von CHo, wie sich aus folgender Zusammenstellung ergibt. über die Nalur der Ketoue. 515 Siedepunkt : Aceton (Acetylmethyl) CgHeO 56-3oC. bei 760 Millim. Kopp; 5S— 560C. bei 729-7 Millitn. Freund. Aeetyläthyl CiHgO 77-50— 78» C. bei 737-8 Millim. Freund. Propion (Propionylätliyl) C5H10O lOQoC bei ? Millim. Morley: 100 — iOloC. bei 737-2 Millim. Freund. Valerylmetl.yl ? CgHiaO 1200C, bei ? Millim. Williamson. ßutyron(Butyrylpropyl?) C7H14O 1440C. bei ? Millim. Chance 1. Die Siedepunkte des grössten Theiis der sonst noch als Ketone beschriebenen Verbindungen zeigen so grosse Abweichungen von dieser Regel, dass nur von einer wiederholten Untersuchung dieser Körper und ihrer Darstellung nach der in dieser Abhandlung aus- einandergesetzten Weise eine Aufklärung über diese Regellosigkeit zu erwarten ist. 5 I O V. Zepliarov ich. Ülier die Krvstalll'onnen des X Über die KryslaUfonnen des eaauj-mlpelersauren Strontian und des weinsteinsanreu Kali-Litlnuu. Von V. Ritter v. Zephar o vidi. (Mit 2 Tafeln.) Die Krystalle der beiden Salze, welclie den nachfolgenden krystallo^iji'aphi.schen Untersuchungen zu Grunde liegen , stammen aus der durch Reichhaltigkeit und besondere Schönheit der Formen ausgezeichneten Sammlung nicht-mineralischer Krystalle, mit deren Darstellung mein verehrter Freund Herr Karl Ritter v. Hauer sich seit längerer Zeit mit vielem Erfolge beschäftigt. Die Messungen wurden mit einem der kais. Akademie gehö- renden Mitscheriichschen Reflexions-Goniometer angestellt. Ich habe diesmal in die Tabellen, welche die Resultate der Messungen und Berechnungen enthalten, die ai» verschiedenen Krystallen beobachteten Grenzwerthe der Winkel und die Zahl der einzelnen Messungen aufgenommen. Die in der Rubrik „Berechnete arithmetische Mittel" stehenden Zahlen wurden erhalten, indem ich vorerst von den sämmtlichen für eine Kante vorliegenden Messungen, die wegen undeutlicher Reflexion des Fadenkreuzes als approximativ bezeichneten ausschied, und die übrigen, welche sich noch bezüg- lich ihrer Verlässlichkeit — je nach der Vollkunmienheit der Flächen- spiegelung — leicht in drei Ahtheilungen bringen Hessen, diesen entsprechend, entweder nur einfach, oder mit doppeltem oder drei- fachem Werthe in Reclinung briichte. Dieser Vorgang, den Herr H. Da üb er bei seinen vorzüglichen krystallographischen Arbeiten befolgte'), gibt Mittelwerthe, welche gewiss den w^ahren viel näher ') Krmitlelui)}! kry.stallographisolier Constantfii und des (irades ihrer Zuverlässigkeit in Poggendorn's .\nnalen der Physik und Chemie. 1839, Bd. CVII, S. 272. essif^-Siilpeleisinireii Sdoiitiaii iiiid des \veiii»ffiii!>aiiri'ii Kali-Litliioii. 517 stehen, als jene, welche aus den einzelnen Messungen, mit dem gleichen Werthe angesetzt, gewonnen werden, ohne das Resultat auf Kosten einzelner Beobachtungen zu sehr zu beeinflussen , sobald man nur bei der Wahl der Gewichts-Factoren sich innerhalb weniger, sicher abzuschätzender Stufen hält. Noch ist zu erwähnen , dass der Werth jedes einzelnen Kantenwinkels sich auf eine sechsmalige Repetitioii der Messung stützt. Essig-salpetersaurer Strontiaa. SrO . Ä+SrO . NO5 + 3 HO. Sehr grosse, wasserhelle, luftbeständige Krystalle dieses Dop- pelsalzes erhielt Herr K. R. V. Hauer, indem er eine Flüssigkeit, welche die beiden Verbindungen in gleichen Äquivalenten enthielt, der freien Verdunstung überliess. Die Krystallisation erfolgt am leichtesten, wenn in der Lösung etwas überschüssige Essigsäure vor- handen ist, eine Eigenschaft, welche dieses Salz mit den übrigen der Essigsäure gemein hat 1). In krystallographischer Hinsicht sind die Formen dieses Salzes von besonderem Interesse, da sie nach den ersten Messungen, welche ich vornahm, in das von Mitscher lieh, zuerst am unterschweflig- sauren Kalke, seither aber nur in wenigen, darunter noch manchen fraglichen Fällen beobachtete, diklinorhombische System zu gehören schienen. Da es hierbei auf die Feststellung des massgebenden Winkels der beiden Nebenaxen ankommt, so habe ich diesen Winkel an so vielen Krystallen, als mir zu Gebote standen, bestimmt. Aus 28 einzelnen Messungen ergab sich schliesslich mit Sicherheit eine, wenn auch nur geringe, Abweichung dieses W^inkels von 90 Grad, und somit ist auch das Krystallsystem als das anorthische bestimmt. Der Umstand, dass die bezüglich der Flächen-Spiegelung meist befriedigenden Krystalle ziemlich ansehnliche Abweichungen in den Kantenwinkeln zeigten, veranlasste mich, um für dieselben verläss- ') Erdmariii und Werl, her. Juui'iial für praktische Chemie. 1858, Band 74. Seite 432. d 1 O * V. Z e |) li a r 0 V i c h. über die KryittaUforinen des liehe Mittelwerthe zu erhiilten, die Zahl der Beobachtungen möglichst zu vervielfältigen; im Ganzen wurden au 34 Krystallen 182 Mes- sungen von 25 verschiedenen Kantenwinkeln vorgenommen. Für die Aufstellung der Krystalle habe ich als Basis -Ebene jene gewählt , welche die beiden nahezu unter 90 Grad sich schnei- denden Axen enthält. Es verhalten sich die Längen dieser beiden Nebenaxen (der Makro- und der ßrachy - Diagonale) und der Hauptaxe a:b:c= lOOOÜ : 05200 : 11697. Für die Neigung der Axen gegen einander, in dem Octanten der linken oberen Viertels -Pyramide betrachtet, ergeben sich folgende Werthe: Winkel der Brachydiagonale und der Hauptaxe ::z= yz =^ 76° 42' 50" Makrodiagonale und der Hauptaxe =^ .vz =^83 21 Makrodiagonale und der Brachydiagonale = xy = SS 18 42 berechnet aus den Winkeln des von den Polen der drei Pinakoide (TOO), (010) und (001) gebildeten sphärischen Dreieckes A = 103° 17' 10" B = 96 39 C = 91 41 18 Die an den Krystallen in Combination auftretenden Flächen sind in der stereographischen Projection Taf. I, Fig. 1 dargestellt und erhalten folgende Bezeichnung nach Miller: {001} . |100} . {010} . {101} . {101} . {110} . {114} nach Naumann : Poo f«. eoP y.p 2 2 2 4 Der Index der Pyramidenfläche (114), welche nur in der Zone [(001) . (110)] erscheint, wurde nach Annahme der Indices der übrigen Flächen, aus den Winkeln der Normalen (001) : (hkl) berechnet. essig-üulpelersaureii Stioiithiii iiiiil des weiiisleiiisuiireii Kuli-Lithiun. t) I Vi Die meisten Krystalle sind durch Vorherrschen des basischen Pinakoides (OOi) tafelig gestaltet; seltener bilden sie liegende Süulen, durch Streckung nach der Brachydiagoiiale. Die Figuren 2 — 5 geben perspectivische Ansichten von Krystallen verschiedener Combinationen; Fig. 2 zeigt einen Krystall mit den sämmtlichen beobachteten Flächen, und es sind in dieser Weise vorzüglich die grössten der mir vorliegenden Exemplare ausgebildet. Zuweilen fehlen an denselben die beim Zurücktreten des Prisma's (HO) als Dreiecke erscheinenden Pyramidenflächen , oder es ist nur eine der- selben vorhanden. Ebenso fehlt auch häufig, zumal an den kleinen Krystallen, die eine Fläche des Brachypinakoides (100) und des rechten Hemidoma's (101), während das linke Hemidoma (101) immer mit seinen beiden Flächen, häufig auch noch mit grösserer Breite, auftritt. Krystalle dieser Art, in Fig. 3 — S dargestellt, sind säulenförmig gestaltet. Den Berechnungen der Winkel der Flächen -Normalen wurden folgende Messungen zu Grunde gelegt: (001) ; : (010) = 103° 10' 48' (001) : (TOI) = 52 22 30 (100) ; ; (101) = 44 3 30 (010) ; ; (101) = 99 18 46 (010) : : (TIO) = 26 57 50 ich habe bei der Auswahl dieser Winkel absichtlich den eben- falls mit grösserer Sorgfalt bestimmten, für die Systemsfrage ent- scheidenden, Winkel der Normalen (010): (100) oder (010) :(T00) übergangen, um das für denselben berechnete arithmetische Mittel — bei dem Umstände, dass die für diese Kanten vorliegenden Einzel- bestimmungen zwischen weiteren Grenzen liegen — durch die Rech- nung aus anderen verlässlichen Messungen zu controiiren. Es hat sich hierbei eine sehr befriedigende Übereinstimmung zwischen den berechneten und den Mittelwerthen aus den Messungen ergeben, wie dies aus der Tabelle näher ersichtlich ist. "4w V. Zepliarovieli. ÜIht die KryslitlHoniieii iles Winkel der Nonnalen. Der l'l aclien li i' III .■s.t .. /. a h 1 (i e 1 i; c ll II e t der Mes- Lterecliiiete arith- inetisclu- Mittel Beubachtete Greiisw ■rthe sungen UUl 100 96" 26' _ 001 010 — 103° 10' 48" 102° 45 103° 50 15 010 TOO 81) 51 > 13" 89 51 30 89 42- 89 58 15 001 TOI — 52 22 30 52 10— 52 39 18 OOT TOI 127 37 30 127 39 127 37—127 40 4 101 TOO — 44 3 30 43 52— 44 7 7 TOI 010 — 99 18 46 99 12- 99 23 4 10t 101 96 28 51 — — — 110 TOO 62 52 23 62 50 62 43 - 62 52 4 TIO 010 — 26 57 50 26 47- 27 12 10 TIO 001 104 44 104 39 104 26—104 40 3 HO TOI 100 41 20 - 100° 12? 1 TIO 101 118 57 50 — — — 114 001 35 55 55 35 41 35 15- 35 50 8 TU : 010 71 22 22 71 16 71 9— 71 40 11 T14 TOO 80 17 15 — — — T14 : TOI 4a 29 20 45 21 40 45 21- 46 3 T14 : 101 67 15 34 — — — 114 : TlO 68 48 5 — 68° 54 1 001 : 100 83 34 — 83 36 1 010 : 100 90 9 47 90 8 90 4— 90 16 13 001 : 101 45 6 21 44 59 54 44 45- 45 18 13 101 : 100 38 27 39 38 37 38 32— 38 47 6 101 : 010 98 5 98 14 16 97 58— 98 45 6 101 : lOT 82 31 9 82 35 18 82 30— 82 51 10 001 : OTO 76 49 12 76 50 20 67 10- 77 15 18 101 . OTO 81 55 81 51 48 81 15— 82 2 4 HO 001 75 16 75 21 75 24— 75 34 3 HO . 101 61 2 10 — 61° 57? 1 110 : Toi 79 18 40 — — — Toi : OTO 80 41 14 80 41 45 80 40— 80 48 4 Die Krystalle sind vollkommen spaltbar parallel dem basischen INiiakoide, wcnij^cr vollkommen parallel dem Biachypinakoide. ^Veinsteinsaarcs Kuli-Lithion. (KO, LiO) T-l- 2 HO. Dieses Doppelsalz wurde darc^ostellt durch Sättignn«; einer LiJsung des zweifach weinsteinsaiiren Kali mit kohlensaurem Lithion. essig-siilpek'rsiniroii Slioiitiiiii und des wiMiistriiisiiiiieii K:ili-Lilliioii. .3^1 Obige Formel ist iiiisC. Gnieliii *s organischer Chemie ') entnommen : daselbst findet sich noch die Angabe, dass das Salz grosse, gerade, schwach geschobene vierseitige Säulen bilde. Zur krystallographischen Bestimmung lagen mir zum Tlieil sehr schöne, an beiden Enden ausgebildete Krystalle vor, welclie aber zur Messung mit dem Reflexions-Goniometer nicht geeignet waren. Ein paar Winkel wurden an diesen mit dem Aidege -Goniometer gemessen und in der Tabelle durch A. G. bezeichnet. Die kleinen Krystalle geben trotz ihrer glänzenden und anscheinend ebenen Flächen häufig undeutliche oder mehrere benachbarte Bilder des Faden- kreuzes; viele von ihnen gestatteten aber sehr verlässliche Messungen. Das Krystallsystem des Salzes ist das o rt ho rhombische in seiner t e t r a e d r i s c h - h e m i e d r i s c h e n Abtheilung und zwar er- scheinen die Pyramiden entweder ausschliesslich oder vorherrschend als linke Tetraeder ausgebildet. Diese Flächen und mit ihnen, mehr oder Afeniger ausgedehnt, das basische Pinakoid (001), zuweilen auch, sehr untergeordnet, das Makrodoma (011), bilden die Enden sechsseitiger Säulen, aus dem Prisma (110) und demBrachypinakoide (100), in ziemlich gleichmässiger Ausdehnung, comblnirt. Oft unvoll- zählig, erscheinen noch als Abstumpfung der Combinationskanten von (100) und (110) sehr schmale Flächen des Prisma (210). Ausser den genannten, am Reflexions-Goniometer eine sichere Bestimmung zulassenden Flächen, der verticalen Zone, beobachtete ich zuweilen noch mehrere von äusserst geringer Breite, welche meist eine Kan- ten-Abrundung der vorherrschenden Prismen bewirken, deren Indices daher nicht ermittelt werden konnten. An einem sehr kleinen Kry- stalle fand ich den Neigungswinkel einer zwischen (210) und (110) auftretenden Fläche zu (100) nach approximativer Messung = 129 Grad , welcher beiläufig dem Prisma (320) entspricht. Die Berech- nung ergibt den Winkel (320) : (100) = 129° 24'. Die Prismen- flächen sind meist fein gestreift in verticaler Richtung; die übrigen Flächen zeigen keine erheblichen Differenzen in der Beschaffenheit ihrer Oberfläche. Die beobachteten Gestalten sind daher folgende, bezeichnet nach Mi 11 er: jOOl} . \Ul\ . \IH\ . jüll} . jllO} . |320} . |210| . |100| «) 4. Auflage, Bd. 2, S. 393. ö Winkel der Normalen. G e m esse n 1 1 Zahl Der Flächen rt 0 1- e c li e t Berechnete arith- metische Mittel Beobachtete Grenzwerthe der Mes- sungeo 111 : 001 42° 41' 13° 42° 26-42° 1 :;3 14 111 : 100 70° 59' 22" 70 58 20 70 52—71 3 111 : 010 53 31 6 — — — 111 : 110 47 19 47 14 26 46 58—47 29 18 111 : TIO 68 35 49 — 69° Ia.g. 111 : 210 50 5 56 — — — 111 : 011 19 0 48 19 1 18° 43-19° 3 4 111 : ni 72 57 48 — — — 111 : TU 38 1 36 — 38 1 30 1 111 : ni 85 22 — 85 Ia.g. 111 : Hl 94 38 — — — 011 : 001 38 58 1 39 4 16 38 43—39 8 4 011 : 100 90 — — — 011 : 010 51 1 59 — — — 011 : 011 77 56 2 — — — 011 : OlT 102 3 58 — — — 011 : HO 56 31 41 — — — 011 : 210 64 54 46 — — — HO : 001 90 90 1 89 59—90 6 5 HO : 100 61 17 61 17 61 15-61 29 16 HO : 010 28 43 — — — HO : 210 18 53 24 18 49 20 18 25-19 11 10 HO : 110 — 57 26 57 15-57 30 H HO : HO 122 34 — — — 210 : 001 90 90 89 20—90 40 2 210 : 100 42 23 36 42 24 8 42 1 1—42 25 7 210 : 010 47 36 •24 _ — — 210 : 210 95 12 48 — — — 210 : 210 84 47 12 — — — 100 : 001 90 89 57 89 10—90 35 * Parallel dem basischen Pinakoide bemerkt man an den grösseren Krystallen Spaltungsrichtungen. Bei Vergleichung der Winkel des weinsteinsauren Kali-Lithion mit jener anderer Salze findet man ziemlich ähnliche am zweifacii weinsteinsauren Lithion von J. Schabus gemessen i), wie dies aus dem Nachstehenden ersichtlich ist. *) Bestimmung d. Krystallgesfaltea in ehem. Laboratorien erzeug-ter Producte. Wien 185Ö, p. 6ü. — C. Rammeisberg, krystaUograpb. Chemie. Leipzig 1837, p. 154. Öä4 \ . Zep liiii •! \ ifli. Üher (). KrystnllforiiiiMi il. ('ssijr-siilpetersiiiirL'ii Slrontian etc. (KO . LiO)T + 2aq. LiOT2 + 3aq. n : b : <■ 1 : 0S477 : 0-4430 1 : 0-5407 : 0-4320 X 107° 2' 107° 30' Y 141 38 30' 142 42 Z 85 22 84 30 jl22 34 ( 123 12 '^^^'^ > 57 26 i 56 48 j 84 47 j 85 32 \ 95 12 30 ( 94 28 )210i Es ist dies gewiss ein bemerkenswerther Fall der Analogie in den Krystalldimensionen eines neutralen Doppelsalzes und eines sauren einfachen Salzes der Weinsteinsäure. Der Habitus der Kry- stalle beider Salze ist jedoch ein ganz verschiedener, vorzüglich be- dingt durch das Auftreten der Tetraeder am weinsteinsauren Kali- Lithion, welche am zweifach weinsteinsauren Lithion — dessen Haupt- fonnen rechtwinkelige vierseitige Tafeln |101|, |110|, {100} sind — nicht beobachtet wurden. Das einfach weinsteinsaure Lithion ist bisher in Krystallen nicht bekannt; das einfach weinsteinsaure Kali krystallisirt im klinorhom- bischen Systeme, das zweifach weinsteinsaure Kali im orthorhombi- schen, aber mit Winkeln, welche von den obigen sehr abweichen. v.Zenharovirli. KrTstalltoritien des Sr(L\+Sr0.H0st-5aq^. TafL (Jb Sieger conrtr .Silz.uiig-sb.(Lk.AkadH'. maüi uaturw C'L.\L.IBd.N'11.t860. Taf.lL J>)^.Z. A.US aiLlcUof u. S taatsdnclterei. Sitaniigsb.d.k.Akad.d.W. math.iiaturw OLXIilßdJI» 111860. V. Lang. Über das Gesetz iler ratioiiiileii Vfihiiltiiissp etc. oI2i> Über das Gesetz der rationalen Verhältnisse der Tanffoiten tautozonaler KrystaUkanten. Von Dr. Victor v. Lau Das GruntJgesetz der Krystallographie, das Gesetz, dass die Indices jeder Krystallfläche sich wie rationale Zahlen verhalten, erfordert bekanntlich, dass man als Axenrichtungen die drei Kanten wähle, in denen sich drei beliebige Krystallflächen schneiden, zu Axenlängen aber die Abschnitte einer vierten Fläche auf diesen Axenrichtungen nehme. Es wird ferner als Thatsache der Erfahrung angenommen, dass alle Flächen, w^elche dem eben erwähnten Gesetze genügen, noch einem zweiten unterworfen sind, welches besagt, dass die Tangenten tautozonaler Kanten sich ebenfalls wie rationale Zahlen verhalten. Damit jedoch auch dieses Gesetz bestehe, müssen die nach dem ersten bestimmten Elemente (Axenrichtungen und Axen- längen) eines Krystalles noch gewisse Bedingungen erfüllen, welche zuerst ganz allgemein von Naumann abgeleitet wurden. Wie im Nachfolgenden gezeigt werden soll, lassen sich aus diesem Gesetze auch noch andere Folgerungen ziehen, welche vielleicht nicht ganz uninteressant sind , und die dazu beitragen, die Bedeutung des Gesetzes, aus dem sie sich ergeben, besser beurtheilen zu können. Der Vollständigkeit halber sollen jedoch zuerst einige schon grössten- theils bekannte Sätze entwickelt werden. Die beiden Gesetze werde ich zur Abkürzung in der Ordnung, wie ich sie angeführt, blos als erstes und zweites Gesetz bezeichnen. 1. Das zweite Gesetz lässt sich auch so aussprechen: Die Tan- genten aller Kanten einer und derselben Zone sind rationale Viel- fache derselben Grösse; diese Grundgrösse ist natürlich für ver- ÜI'eg, da wir die Geltung der Formeln auf den Fall geringer Geschwindigkeiten 'j Aiulers ist es iiHlürlicti bei einer sehr suhneUen Bewegung. ■') Ein Problem, welches in seiner allgemeinsten Form mit sehr bedeutenden analytischen Schwierigkeiten verbunden ist. 3) Sitzb. d. k. Akad. d. Wiss. IX, p. 699. J>48 '^' * f" ^ einschränken. Man könnte ja sonst auch das Brechungsgesetz an- greifen , weil es für den speciellen Fall der totalen Reflexion ver- langt, dass der Sinus grösser als 1 sein solle, was wenigstens eine eben so grosse Unmöglichkeit ist wie ein unendlich hoher oder ein negativer Ton. Alles zusannmengefasst, bleibt es also das Verdienst des Herrn Prof. Petz val nachgewiesen zuhaben, dass Dop pl er 's Theorem 1. mangelhaft deducirt sei und 2. nicht allgemein gelten könne. Nun zu den von anderen Seiten her gemachten Einwürfen ! Es lohnt sich nicht der Mühe auf diejenigen einzugehen, welche sich auf die blosse Behauptung reduciren, man habe sich bei den für die Theorie angestellten Versuchen getäuscht; es er- übrigt nur noch der experimentelle Beweis, den Angström, gegen die Doppler 'sehe Theorie, wenigstens bezüglich der Farbe, ver- sucht hat. Angström i) untersucht das Spectrum des zwischen zwei ver- tical über einander aufgestellten Metallkugeln überspringenden elek- trischen Funkens. Das Spectrum, welches sich hier zeigt, ist eigent- lich eine Überdeckung zweier Speclra; der eine Theil rührt von der Luft, der andere von den fortgeschleuderten glühenden Metalltheilchen her. Nun meint Angström, wenn man den Funken statt in ver- ticaler in einer sehr geneigten Richtung überspringen liesse, so müssten die Linien im Spectrum wandern, da die Metalltheilchen des einen Poles sich nach seiner Angabe mit einer Geschwindigkeit von 80 — 90 Meilen dem Beobachter nähern, die des andern sich ebenso schnell entfernen. Eigentlich müsste sich jede vom Metall herrührende Linie in zwei spalten, die nach entgegengesetzter Richtung aus einander treten. Stellt man nun das Experiment wirklich an, so bemerkt man gar keine Veränderung im Spectrum. Angström hat hier das Fortschreiten des Glühens mit dem Fortschreiten der glühenden Theilchen verwechselt, was eben so unstatthaft ist, als wenn man das Fortschreiten einer Wasserwelle mit dem Fortschreiten der Wassertheilchen vermengen wollte. Überdies widerlegt er sich selbst, indem er einige Seiten weiter sagt, dass wenn man auch den Funken schief überspringen lässt, die Metalltheilchen doch (wahr- ') Optische Uatersuchuiigeu iu Poggeiidorfl"s Auiinlen, 94. Bd., p. 141. über die Äiideiuiig des Tines und der Fiirbe durch Bewegung. 849 scheinlich durch den Strom der erwärmten Luft) aufwärts getrieben werden. Wäre in der That die Geschwindigkeit der Theilchen eine so grosse, wie sie ihnen Angström zuschreibt, so könnte die kleine Krafteoinponente, welche vom Luftsironie herrührt, keine solche Ablenkung bewirken. Es ist also klar, wie wenig das angeführte Experiment entscheiden kann. Übergehen wir nun zu den Versuchen , welche zur Unter- stützung der Dop pl er'schen Theorie angestellt wurden; diese allein würden sclion , da sie fast durchgängig gelungen sind, die Einwürfe der Gegner entkräften, wenigstens würden siebeweisen, dass die Deductionen derselben auf unstatthaften Voi'aussetzungen beruhen. Zu diesen Versuchen gehören : i. Die auf Eisenbahnen *) von Dr. Buys Bullot in Belgien und von M. Svott Rüssel in England angestellten, welche beide lehrten, dass der kommende Ton höher, der fortgehende tiefer erscheine. 2. Fizeaus) soll einen Versuch durch eine Art Umkehrung des Savart'schen gezähnten Rades gemacht haben, der zur Befrie- digung ausfiel. Es war mir nicht möglich etwas Genaueres darüber zu erfahren. 3. Als ich anfing mich mit dieser Theorie zu beschäftigen, stellte ich zunächst einige vorläufige Versuche mit durchbohrten Spitzkugeln an , welche ich nahe an mir vorüberschiessen Hess und deren pfeifenden Ton ich beobachtete. Die Entfernung, in der ich mich aufgestellt hatte, war so gewählt, dass man annehmen konnte, die Geschwindigkeit der Kugel sei noch ziemlich constant. Beim Vorüberfliegen hörte ich den Ton plötzlich aus der Höhe in die Tiefe fallen. Da übrigens diese Art des Experimentirens viel Un- sicherheit hat, suchte ich nach einer besseren Methode. 4. Eisenbahnen stehen als Experimentirmittel nicht Jedermann zu Gebote; auch glaube ich, dass man bei anderen einfachen Vor- richtungen mit weniger Aufwand die Umstände mehr in der Hand hat. Diese Art von Versuchen hat überdies noch den Vortheil , dass jeder, der sich von der Richtigkeit der Thatsachen überzeugen will, sie mit Leichtigkeit wiederholen kann. Durch Herrn Regierungs- 1) Sitzb. d. k. Akad. d. Wiss. V, (.. 134. 2) SiUb. d. k. Akad. d. Wiss. V, p. 154. 81)0 M a u Fiff. I I I I I I I I I i,!J I I I I I iTT -C— .1-1 I I I I I I ] M I I I I l'i M I I I M I I I I n I i'i : M I I I I I M I riith V. Ettingshauseii unterstützt, constiuirte ich im k. k. physi- kalischen Institute einen Apparat, dessen Schema die beiliegende Zeichnung gibt: aa sind zwei Rollen, über welche eine Gurte wm gespannt ist, die 4 Stifte bb trägt. Wird der ^ ^ Apparat dadurch in Rotation versetzt, dass man die eine der Rollen mittelst einer Schnur mit der Drehbank verbindet; so schlagen die Stifte bb an die zMei gleichgezähiiten Stangen cc, indem sie an denselben in entgegen- gesetzter Richtung hin laufen. Nach Doppler 's Ansicht müsste man nun, wenn man sich in A aufstellt, bei hinreichender Geschwin- digkeit zwei verschiedene constante Töne hören. Es war jedoch bei diesem Apparate nicht möglich eine bedeutende Geschwindig- keit zu erzielen, da die Reibungswiderstände zu gross waren. Man sieht, dass dieser Apparat der Fi zean 'sehen Vorrichtung wahr- scheinlich sehr ähnlich ist, wenn er nicht ganz mit derselben zusam- menfällt. Übrigens ist gegenwärtig kein Grund das Misslingen die- ses Experimentes zu bedauern, da es doch nicht vollständig über- zeugend gewesen wäre, indem sich hier die Tonquelle nicht wirk- lich, sondern nur Fig. 4. ra « L " J) %"■ B IT imaginär bewegt. 5. Ich schritt nun zu einem neuenVer- suche , der endlich vollständig gelang. Der zu diesem Zwe- cke construirte Ap- parat ist von folgen- der Reschaffenheit: AA ist eine 6' lange Stange, welche mit einem horizontalen Zapfen BB' in dem Lager CC läuft. Die Rolle D wird mit über die Aiidpriiiif; des Tiiiie.-> iiinl der F;irliP diircli Rcwcniiiig. Dol dem Schwiingrade der Drehbank verbunden, um das Ganze in schnelle Rotation zu versetzen. Der dickere Theil des Zapfens B steckt luftdiclit in einer Stopfbüchse C C und ist mit einer Axen- bohrung versehen. Zur Stopfbüchse führt ein Rohv E E von einem Blasebiilg H und es gelangt nun die Luft durch dieses Rohr in die Axenbohrung des Zapfens und eine Längshohrung der Stange FFF bis an das eine Ende der Stange, wo ein kleines Schnarrpfeifeben einsresetzt ist, ein gewöbnliclies Stimm-A, wie es bei Orchestern gebraucht wird. J ist ein elastisches Plättchen, welches durch den mit der Stange AA verbundenen Stift k angeschlagen wird, wodurch mau die Zahl der Umlaufe in einer gewissen Zeit bestim- men kann. Versetzt man Blasebalg und Drehbank zugleich in Thätigkeit und stellt sich in der Ebene der Rotation auf, so hört man den sonst vollkommen constanten Ton sogleich auf und abschweben , wie es nach Doppler's Ansicht sein muss, da sich die Geschwindigkeit des tönenden Körpers gegen den Beobachter oder genauer der DitTeren- tialquotient der Entfernung des tönenden Körpers vom Beobachter, nach der Zeit genommen in jedem Augenblicke ändert. Wird die Rotation beschleunigt, so vergrössert sich zugleich die Tondifferenz. Man kann nun nachweisen: a) Dass die Schwebung des Tones von keinem anderen Um- stände abhänge, als von der Richtung und Geschwindigkeit gegen den Beobachter; ß) dass die wahrgenommene Schwebung rein subjectiv sei. a. Die Schwebung kann nicht von Stössen des Blasebalges oder der Drehbank herrühren, da diese vollkommen gleichförmig wirken und höchstens einen Unterschied in der Intensität geben könnten. Die Rotation an sich könnte den Ton wenigstens nicht perio- disch ändern , da ein Element der Kreisbahn dem anderen voll- kommen congruent ist, blos der ebengenannte Ditferentialquotient hat eine Periode. So lange die Rotation währt, fällt immer, wie man sich durch das Zählwerk überzeugt, die Dauer eines Auf- und Abschwebens mit der Dauer eines Umlaufes zusammen; es ist klar, welche Unwahr- scheinlichkeit diese Thatsache hätte, wenn die Schwankung des Tones durch zufällige Störungen entstünde. 5Ö*^ M ach. ß. Man kann sich aber auch überzeugen , dass die Ton- verähderung subjectiv sei. Wo man auch immer stehen mag, hört man den höheren Ton heim Ankommen', den tieferen beim Fortgehen der Stange. Stellt man sich in die Rotationsaxe, so vernimmt man nebst den von den Wänden des Zimmers herrührenden Reflexen noch ein voll- kommen constantes Singen des Tones. Versetzt man den Apparat in sehr schnelle Rotation, so tönt er auch ohne Blasebalg durch die blos vermöge der Centrifugalkraft durchgetriebene Luft; stellt man sich dann in der Rotationsebeiie auf und führt ein Rohr von der Stopfbüchse zum Ohr, so hört man durch dasselbe einen intensiven schönen constanten Ton, während man von aussen eine bedeutende Schwankung vernimmt. Selbst die TondifTerenz, so weit man sie durch das blosse Ohr bestimmen kann, scheint den Formeln Doppler's zu entsprechen. Unsere Stange hat 6' Länge; es legt also jeder Endpunkt bei einem Umlaufe nahe 18' zurück. Man sollte nun nach der Theorie bei etwas mehr als einem Umlaufe in der Secunde, einen halben Ton, zwischen 3 und 4Umläufen nahezu eine Secund-Tondifferenz bekom- men , was durch das Gehör bestätigt wird. Es gelang mir nicht die äussersten Grenzen des schwebenden Tones durch das Monochord zu fixiren. Man muss zum Zwecke der Messung einen anderen Apparat construiren, bei welchem man zwei verschiedene constante Töne erhält. Ich glaube nun durch Theorie und Experiment gleichmässig Folgendes constatirt zu haben: 1. Die Tonhöhe wird durch Bewegung in der That geändert, und zwar im Sinne der Do p pler'schen Theorie. 2. Die von Doppler aufgestellten Formeln sind Näherungs- gesetze, welche für geringere Geschwindigkeiten gelten. Auf den letzten Punkt unserer Aufgabe, nämlich die für die Astronomie wichtigen Consequenzen, wollen wir noch einen Blick werfen. Man hat schon häufig beobachtet, dass gewisse Sterne ihre Farbe periodisch ändern; diese Erscheinung ist auf Grundlage der obigen Theorie nach D opp 1er erklärt, wenn man annimmt, die Geschwindigkeit der Sterne sei mit der Lichtgeschwindigkeit ver- gleichbar und ändere sich periodisch, welche Annahme durch die über die Andeniiig des Tuiies und der ['^hiIip diircli Bewegung. 553 Gesetze der Centralbewegung wohl gerechtfertigt ist. In der That hat die Richtigkeit dieser Erklärung eine grosse Wahrscheinlichkeit wenn man Folgendes bedenkt: a. Eine andere Erklärung der Erscheinung ist wohl nicht mög- lich. Wollte man annehmen, eine periodische physikalische Änderung des Leuchtprocesses finde auf dem Sterne Statt, oder bei der Bewe- gung des Sternes durch verschiedene Gegenden des Weltraumes werden verschiedene Farben absorbirt; so wären diese Hypothesen so wenig plausibel, dass sich zu ihrer Annahme schwerlich jemand entschliessen würde. ß. Wir wissen von den Sternen, dass sie sich in Kegelschnit- ten bewegen. Das einzige , was sich mit der Farbe des Sternes zugleich ändert, ist also seine Richtung und Geschwindigkeit; es ist nun ein ganz natürlicher und der in der Naturwissen- schaft herrschenden Methode angemessener Gedanke, Farbe und Geschwindigkeit in Zusammenhang zu bringen. Auch ist es jedem Mathematiker klar, wie wahrscheinlich dieser Zusammenhang auch dann schon wäre , wenn man ihn noch gar nicht einsehen könnte. 7. Endlich gewinnt diese Erklärung noch dadurch, dass aus ihr abgeleitete Erscheinungen durch Beobachtungen vollständig bestätigt werden. Unser Planetensystem bewegt sich mit grosser Geschwin- digkeit gegen das Sternbild des Hercules hin; es sollten also nach der Theorie dort die meisten violetten Sterne zu finden sein; Sestini's Beobachtungen bestätigen das >). Durch das Licht allein gelangen wir zu unserer Kenntniss über den Weltraum, durch das Licht wissen wir alles, was über die physi- kalische BeschafTenheit und Bewegung der Himmelskörper bekannt ist; durch das polarisirte Licht unterscheiden wir beleuchtete Gestirne von selbstleuchtenden. Es bedarf nur einer kurzen Über- legung um einzusehen, dass die besprochene Theorie uns befähigt noch viel weiter zu gehen ; dieselbegibt nämlich nicht nur eine bei- läufige Erklärung der Erscheinungen am Himmel, sondern sie gibt sogar einen mathematisch genauen Aufschluss über die Art der Bewegung der beobachteten Gestirne. Ich will hier nur zwei Punkte hervorheben. Ij Sitzb. d. k. Akad. d. Wiss. V, [>. Iö4. 554 >i « c h. 1. F)ie Bestimmung der Geschwindigkeit unseres Planeten- systems gegen den Hercules und 2. die Berechnung der Bahneleniente periodisch farhiger Sterne. 1. Wollte mau die Geschwindigkeit des Planetensystems gegen den Hercules hestimmen, so würde man von folgenden Betrachtungen ausgehen. Die Gestirne des Himmels hewegen sich in den verschiedensten Bichtungen und Geschwindigkeiten gegen uns und haben daher auch die verschiedensten Farben. Theilen wir die Sterne nach Farben oder deren Wellenlängen in mehrere Classen, so können wir von einer mittleren Wellenlänge auf einer gewissen Fläche des Himmels reden und diese wird wenn kk'l" . . . die verschiedenen Wellenlängen und nn' n" . . . die zugehörige Zahl der Sterne bedeuten, durch den Ausdruck gegeben: lU -^ n' X' 4- «"/" -f- .... l'nk n -\- n' + n" -j- .... Sn Nehmen wir an, diese mittlere Wellenlänge wäre über den gan- zen Himmel gleich, wenn sich unser System nicht gegen den Hercu- les bewegen würde, so wird dieses Verhältniss sogleich geändert, wenn sich unser System wirklich bewegt. Wir nehmen nun die Bichtung gegen den Hercules als Axe und theilen senkrecht auf diese den Himmel in eine grössere Anzahl Parallelgürtel ab. Auf die Wellen- länge desjenigen Gürtels nun, der bei dieser Anordnung den Äquator bildet, wird die Geschwindigkeit c des Planetensystems gar keinen Eintluss üben, da ihre Projection in dieser Bichtung = 0 ist, und seine mittlere Wellenlänge würde sich am ganzen Himmel zeigen, wenn c = 0 wäre; wir bezeichnen sie mit Am- — Die mittlere Wellenlänge in einem andern Gürtel, dessen Radius vector mit der Bichtung gegen den Hercules den Winkel

    n die Rechnung wirklich ausführen, so müsste man noch den violetten Sternen ein grösseres Gewicht beilegen , als den rothen, indem jene nach der Theorie die intensiver leuchtenden sind und daher weniger leicht übersehen werden. Überhaupt dürfte mit Zuhilfenahme schon gemachter astronomischer Erfahrungen noch manches zu modificiren sein. Man könnte das hier angedeutete Prt)blem auch allgemeiner fassen; eine Geschwindigkeit nach drei beliebigen Richtungen zer- legt annehmen und nun die wahrscheinlichsten Werthe dieser Com- ponenten ermitteln. Nach dem Auseinandertreten der Sterne in der Gegend des Hercules hat man erkannt, dass sich unser Planeten- system in dieser Richtung bewegt; hat man die Geschwindigkeit dieser Bewegung nach unserer Methode bestimmt, so wird es erlaubt sein nach der Art des Auseinander- und Zusannnentretens der Sterne in verschiedenen Partien des Himmels auf die mittlere Entfernung dieser Partien zu schliessen. 2. Der Bestimmung der Bahnelemente periodisch farbiger Sterne liegt folgender Gedanke zu Grunde: Durch die Projection der Geschwindigkeit des Sternes auf die Richtung, in welcher wir ihn sehen, ist seineFarbe bestimmt, und da diese Geschwindigkeitsprojection nach den Gesetzen der Central- bewegung als Function der Zeit und der Bahnelemente bekannt ist, so sind durch eine gehörige Anzahl Beobachtungen von Farbe und Zeit und die daranf gegründeten Gleichungen diese Bahnelemente gegeben. — Die Neigung der Bahnebene des Sternes gegen die Richtung, in welcher wir ihn sehen, bleibt nach dieser Methode un- bestimmt, wenn man keine messbare Ortsveränderung nachweisen kann, da die Neigung sowohl Zeit als Geschwindigkeit in ganz gleicher Weise alTicirt und daher aus den aufgestellten Gleichungen nicht bestimmt werden kann. In diesem Falle kann man dann auch nur eine untere Grenze für die absolute Grösse der Bahnelemente 55 ß Mach. und die Eiitt'ei'iiung iuigeben. Aus leicht begreiflichen Gründen ist aber die Neigung der Bahnebene, hiemit die absolute Grösse der Elemente und die Entfernung bestinwnt, sobald man eine messbare Ortsveränderung an dem Sterne bemerkt. Sollte die Photometrie noch Fortschritte machen, wie es wohl zu erwarten ist, so werden wir wenigstens in den speciellen Fällen, in welchen wir es mit sehr gestreckten Ellipsen zu thun iiaben, die Messung der Ortsverände- rung durch Messung der Lichtintensität ersetzen können. Zugleich mit der Farbe ändert sich nämlich die Lichtintensität und diese hängt nicht nur von der Geschwindigkeit, sondern auch von der Entfernung des Sternes ab. Man kann also durch Beachtung der Lichtintensität einerseits die aus der Farbe gerechneten Elemente controliren und andererseits, wenn ein Theil dieser Elemente bekannt ist, die fehlenden (z. ß. Neigung der Bahnebene und Entfernung) bestimmen. Bei den Bestimmungen der Farbe, welche man zum Zwecke der fiechnung machen wird, kann man sich nicht auf das blosse Auge verlassen, sondern man müsste beiläufig so verfahren: Das Bild des Sternes wird durch das Prisma in ein Spectrum zerlegt , in welchem sich nun zweierlei dunkle Linien zeigen , die einen rühren von unserer Atmosphäre, die anderen vom Sterne her; die letzteren müssen nun beim Farbenwechsel des Sternes ihren Ort ändern und aus dieser Änderung wird die Geschwindigkeit des Sternes bestimmt. Wir müssen uns hier vorläufig auf die einfachsten Beispiele der Bahnbestimmung beschränken. L Es bewege sich der zu beobachtende Stern in einem Kreise. Ob dies stattfinde oder nicht, werden wir unter allen Umständen sehr leicht entscheiden können, selbst wenn wir gar keine Ortsver- änderung am Sterne nachweisen können. In unserem Falle wird näm- lich der Stern eine gleichlange Zeit brauchen utn von seiner gröss- ten Wellenlänge zur kleinsten und von dieser zurück zur grössten zu gelangen. Bei der Ellipse findet das nicht mehr Statt, woil hier die Geschwindigkeit verkehrt proportionirt ist der Normale; man wird aber hier gerade aus dem erwähnten Zeitverhältnisse am leichtesten die Excentricilät bestimmen. 1. Der Stern bewege sich also in einem Kreise vom Radius r mit der Geschwindigkeit k; der Kreis liege so weit, dass er uns nur über die Anderuno- des Tones und der Farbe durch Bewesung-. 557 einen vei»elnviiidenden Gesichtswinkel gebe, und die Richtung, in welcher wir den Stern sehen, falle in die Ebene des Kreises. Befin- det sich der Boobachter in der Richtung O'O und bewegt sich der Stern in der Richtung des Pfeiles, so zeigt er in A die grösste, in A die kleinste Wellenlänge, in BB' seine natürliche, welche das arithmetische Mittel aus der grössten und kleinsten ist. Beobachtet man nun die ganze Farbenperiode, so kann man mit Zu- hilfenahme der bekannten Savary- schen Methode die Bahnelemente mit Leichtigkeit bestimmen. Die halbe Periode des Sternes von B' bis J? wird nämlich scheinbar länger ausfallen, als die andere Hälfte von B bis B', weil das Licht von B einen längeren Weg zum Beobachter zurückzulegen hat. Ist T die wahre halbe Umlaufs- zeit und T die Zeit, die das Licht braucht um BB' zu durchlaufen, so hat man für die scheinbare Dauer der ersten Periodenhälfte: Ti = y 4- -; für die zweite T. = T—z; hieraus: ; ist y die Lichtgeschwindigkeit, so ergibt sich yT = 2r und ^)-.-r = r — - — ; ferner r;r = Ar; 2) . . .Ä- =— — — r-; * /, -r io * womit aber die Elemente bestimmt sind. Wäre nun noch eine Parall- axe gegeben, so hätte man auch die Entfernung, da der Radius der Bahn bekannt ist. 2. Unabhängig von der Savary 'sehen Methode findet man die Bahnelemente auch auf eine andere Art: Bedeutet /' die kleinste, /" die grösste, / die mittlere Wellen- länge, T die halbe Umlaufszeit, so ist r = ,(zt;r = ^'-±!^:>. = ^ 558 M a <• h. also: h = r -; und da cT= r/T; r = yT 1) 2) 3. Halten wir die früheren Voraussetzungen fest und nehmen wir an, wir wollten hios einen Theil der Farbenperiode beobachten. Durcii dieProjcctioa der Geschwindigkeit auf O'O ist die Farbe bestimmt und umgekehrt kennt man die Farbe, so hat man auch die Geschwindigkeits- Projeetion; diese ist c ds d~f cos r, worin ds das Zeit t zählen. Bogenelement bedeutet. Da nun für den Kreis ^^« , , • . lit . — = ä: und cos r = sin tp = sm — ist, so hat dt ^ r k t man c = Ä" sin — . r In B' hat c als Curve betrachtet einen Wende- punkt; von dem Augenblicke des durch Beobach- tung gefundenen Wendepunktes wollen wir die Wir erhalten unsere Formeln in sehr einfacher geschlossener Form, wenn wir bei der Zeit t und 2 t beobachten. . kt „ , . 'i'kt c =k . sin — ; c = A: . sin — r r zk . sin — cos — und c" kt k -— = cos — ; - Ze r r ~ Are cos I — I; t y 2( ' ) »Iso: k = 2e'2 V4c'ä — c"2 ' 2c' 3^ r = Vl^c'^ — c"^ Are {^) 1) 2) Hat man nun bei Wellenlängen beobachtet, welche von der mittleren nicht weit abstehe, so hat man k und r "näherungsweise bestimmt und man kann die Correction wegen der Liehtverzögerung bei der Bewegung des Sternes anbringen. über die Äiideriifiif des Tones und der Fiirbe durch C.ewegiing. 559 Der Wefi , dcii (l;i.s Lidit bei der Fortbewej?iing des Sternes mehr zu diirchliiuCeii liut, ist: s = r (1 — cos ^) = ^ r; und die V^erzögerung-: r = — < 1 — cos — > ; Y [ r) die walire Zeil t ^= t' — r, wobei t' die beobachtete Zeit bedeutet. Man iiat nun r (. kr t ^ t 1 — cos — wobei man, um das wahre t zu finden, annäherungsweise ;-, )5-, ^ einsetzt, mit der i-ichtigeren Zeit ^, , t^, h', wiederholt man nun die Rechnung und bestimmt, wie gewöhnlich, aus linearen GIcirhungen die Fehler x, p von k, r, indem man die höheren Potenzen ver- nachlässigt. II. Auf ähnliche Weise verfährt man, wenn man eine elliptische Bahn zu bestimmen hat, die sich dem Kreise nähert. Man rechnet die Elemente für den Kreis und fügt die Correction hinzu. III. Schwieriger ist die Rechnung bei einem Kegelscluiitte im Allgemeinen, denn man hat hier mehrere transcendenteGIeicIumgen mit mehreren Unbekannten. Es bleibt in« diesem Falle nichts übrig als ein systematisches schnell zum Ziele fiihrendes Tatonnement zu suchen. Im Allgemeinen ist es wahrscheinlich, dass wir es bei farbigen Sternen nicht mit Kegelschnitten zu thun haben, sondern mit anderen ähnlichen Bahnen, w^eil man der schnellen Bewegung wegen auf den Widerstand im Äther Rücksicht nehmen muss. Auch kann sich ein Stern um einen anderen, mit diesem um einen dritten u. s. f. bewe- gen, wo wir alsdann eine Farbenperiode erhalten werden, welche wieder mehrere kleinere Perioden enthält. Nach einer kurzen Überlegung sieht man ein, wie wichtig die eben eingeführte Anwendung der Dopp I er'schen Theorie ist; derm dieses Mittel wird zur Erweiterung der Astronomie eben erst da anwendbar, wo die übrigen aufhören es zu sein. Es werden uns Gegenden des Himmels aufgeschlossen und unserem Wissen näher gebracht, von deren Verhalten wir früher keine Ahnung haben Silil). d. niathem.-niiturw. Cl. XI-I. Bd. Nr. 17. 38 560 Mach IIkt ilic Ärnlcniiio .les Tones iiinl .Icr K;irl)i' ilurcli Bcwo^-iiiicr. konnten. Werfen wir einen Blick auf den Himmel, so sehen wir Dinge, die längst nicht mehr so sind, wie sie sich uns darstellen; wir nehmen nur Ungleichzeiliges wahr. Wird die Anwendung unserer Theorie durchgeführt sein, so ist uns erst damit die wahre Anord- nung der im Welträume vertheiiten Körper gegeben. Zum Schlüsse fühle ich mich noch verpflichtet dem Director des k. k. physikalischen Institutes, Herrn Regierungsrath Ritter v. E 1 1 i n g s- hausen, hier meinen Dank für die Unterstützung bei dieser Arbeit auszusprechen. SITZUNGSBERICHTE KAISRKLICHEN AKADEMIE DEK WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH -NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE. XU. BA^D. ^" SITZUNG VOM 5. JULI 1860. N£ 18. 39 561 XVIH. SITZUNG VOM 5. JULI 1860. Herr Hofrath Haidinger übersendet eine Mittiieilung über die Resultate der neueren Untersucbungen der Bestandtheile des Meteor- steines vom Capland durcbdasc. M. HerrnObermedizinalrath Wohl er, und über einige Meteoriten, namentlich die von Bokkeveld , New- Concord, Trenzano, die Meteoreisen von Nebraska, vom Brazos, von Oregon. Herr Professor Schäfer in Gratz übersendet eine Abhandlung, betreffend Beobachtungen über die Arsenikesser in Steiermark. Herr Director v. Littrow theilt einige Ergebnisse der Rechnung mit, welche Herr M. Löwy an der hiesigen Sternwarte über die Bahn des Juni-Kometen 1860 durchgeführt hat, und behält sich vor, die weiter beabsichtigten Arbeiten des Herrn Löwy über diesen Gegen- stand seiner Zeit für die Sitzungsberichte vorzulegen. Herr Professor Brücke übergibt eine vorläufige Mittheilung des Herrn Prof. Czermak in Pesth: „Über die entoptische Wahrnehmung der Stäbchen und Zapfenschicht (Membrana Jacobi Retinae)-'. Herr Professor Petz val theilt ein Schreiben des jüngst ver- storbenen Professors Anton Müller in Zürich mit, enthaltend die Principien einer neuen Theorie der algebraischen Flächen von beliebiger ?^**'■ Ordnung, und liest eine Abhandlung: „Angström's experimentelle Untersuchungen über das Spectrum des elektrischen Funkens in Beziehung auf die Farben der Doppelsterne". Herr Dr. A. Lieben spricht üher eine von ihm im chemischen Laboratorium des k. k. polytechnischen Institutes durchgeführte Untersuchung, betreffend die Einwirkung schwacher Affinitäten auf Aldehyd. Herr Ferd. Stoliczka überreicht eine Abhandlung; „Über die Gastropoden und Acephalen der Hierlatz-Schichten". 39** 562 Professor Schrott er macht seine Ansprüche auf die Priorität hinsichth'ch des von ihm zuerst angegebenen Verfahrens , die Sub- stanzen organischen Ursprunges der Fiuss- und Brunnenwässer mittelst übermangansaurem Kali (eigentlich saurem mangansaurem Kali) zu bestimmen, gegen Herrn E. Monnier geltend. Dieser hat nämlich der Akademie zu Paris hierüber in der Sitzung am 11. Juni I. J. eine Mittheilung gemacht, während Prof. Schrötter sein Verfahren, welches mit dem Monnier's genau übereinstimmt, bereits in der Sitzung der kais. Akademie am 9. Februar 1859 angab. An Druckschriften wurden vorgelegt: Astronomische Nachrichten, Nr. 1265— 1266. Aitona, 1860; 4'>- Austria. Jahrgang XII. Heft XXVI und XXVIl. Wien, 1860; 8»- Bau Zeitung, Allgemeine. Jahrgang XXV. Heft 4 sammt Atlas. Wien, 1860; Fol. und 4o- Boletin de la Sociedad de Naturalistas Neo-Granadinos. Seite 1 — 10. Prospecto & correspondencia. — Seite 1 — 22. Memoria. Bogota & Londres, 1860; 8''- Chemical Society, The quarterly Journal of the. — Vol. XII. 4. January. Nr. XLVIII.— Vol. XIII. 1. April. Nr. XLIX. London, 1860; 8"- Commission hydrometrique de Lyon. Besume des observations recueillies en 1859 dans le bassin de la Saone. 16* annee. 8"- Cosmos, IX* annee. 16* volume, 24* — 25* livr. Paris, 1860; 8»- Fournet, M., Influences de la structure et du regime pluvial de la concavite Bourguignonne sur les inondations de Lyon. (Lu ä l'Academie imperiale de Lyon, dans la seance du 25 janvier 1859.) 8»- Gö.ttingen, Königl. Gesellscbal't der Wissenschaften. Gelehrte Anzeigen, 1. II. III. Band auf das Jahr 1859. Nebst Begister; 8»- — Nachrichten von der Georg-Augusts- Universität und der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften. Vom Jahre 1859. Nr. 1—20. Nebst Begister; 8o- Istituto Lombarde di scienze, lettere ed arti. Atti della fondazione scientilica Cognola nel 1858 & 1859. Vol. II. Parte U. et IH. S»- — Veneto I. B. di scienze, lettere ed arti. Atti, Tomo V. Serie terza. Disp. 7. Venezia, 1859 — 60; 8»- 563 J ah rhu eil, Neues, für Pharinacie uiiil verwandte Fächer. Band XlII. Heft V. Heidelherg, 1860; 8"- Kolenati, Friedr. A., Genera et species Trichoiiteroruni. Pars altera. Aequipaljudae cum dispositione systeinalica ornniuin Phryf^arn'dum. Tahulae chroniolilhographicae V. Mosquae, 1859; 4"'- — Höhenflora des Altvaters. Mit 5 Xylographien. Brunn, 186t»; 8"- (Separat-Ahdruck aus dem 41. Hefte der Verhand- hnigen der mährisch-.schlesischen Forst-Section.) — Monographie der europäischen Chiroptern. (Separat-Ahdruck aus dem .lahreshefte der naturwissenschaftlichen Section der Iv. k. mährisch-schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde für das Jahr 18S9.) Kopp, Hermann Dr., Cher die Verschiedenheit der Materie vom Standpunkte des Empirismus. Akademische Festrede. Giessen, 1860; 4-'- Land- und forstwirthschaftliche Zeitung, Allgemeine. X. Jahrgang, Nr. 18 — 19. Wien, 1860; 8"- Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur, 36. Jahres- bericht für 18Ö8. Breslau; 4o- Sichel, J. , De la classe des Hymenopteres. (Extrait du nouveau guide de famateur d'insectes.) Paris, I8J>9; S»- — IHHO- KPATOrS HEPI Ü^^IOS. — Hippocrate de la vision. (Extrait du tome IX des oeuvres d' Hippocrate de M. E. Littre.) Paris, 1860; 8"- Wiener medizinische Wochenschrift. X. Jahrgang. Nr. 25 — 26. Wien, 1860; 4«- Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften. Herausgegeben von dem naturwissenschaftlichen Vereine für Sachsen und Thüringen in Halle. Jahrgang 1859. 13. Band, mit 1 Tafel; 14. Band, mit 4 Tafeln. Berlin, 1859; 8«- S65 ABHANDLUNGEN UND MITTHEIUINGEN. /. Neuere Untersuchungen über die Bestandtheile des Meteor Steines vom Capland. Schreiben des correspondirenden Mitgliedes Fr. Wo hl er an W. Haidinger, wirkliches Milglieil der kaiserlichen Akademie der Wisseasehaften. Mein theuerer Haiding-er ! Ich bin Dir noch einen Bericht schuldig über die neueren Unter- suchungen, die ich über die Bestandtheile der schwarzen Meteoriten von Bokkeveld, Caplands, vorgenommen, und zu denen ich die Frag- mente angewandt habe, die durch Deine gütige Vermiltekuig Herr Maskelyne aus dem britischen Museum mitzutheilen, die grosse Gefälligkeit hatte. Diese Untersuchungen haben meine früheren Beobachtungen!) vollkommen bestätigt, allein obgleich die ange- wandte Menge Materials viel grösser war, als die, welche mir früher zu Gebote stand, so war sie doch nicht hinreichend, um die Natur der in den Stein enthaltenen organischen Verbindung, die nur in sehr kleiner Menge vorhanden ist, genau ausmitteln zu können. Ich will meine Beobachtungen in der Kürze zusammenfassen. 1. Der Bokkeveld-Meteorit ist, ähnlich dem von Kaba in Ungarn (gefallen am 15. April 1857) schwarz gefärbt durch amorphe Kohle, von der er zwei Procent seines Gewichtes enthält. *) Sitziinprsherichte d. mathem.-natiirw, Classe der kaiserl. Akadeniio d. Wisseiisch. in Wien. Bd. XXXV, p. 5, 18Ö9. ti66 H a i H i n g' e !•. Fr. Wühler. Neuere Untersuchung en iil)er 2. Er enthalt gleich dem Kaba-Steiii, in sehr kleiner, aber sicher nachweisbaren Menge eine organische Substanz, die sich wie mineralisches Bitumen (Erdpech) verhält und aus einem flüssigen und einem festen Körper zu bestehen scheint. Sie lässt sich aus dem Stein mit absolutem Alkohol ausziehen '). Beim Erhitzen zersetzt sie sich unter Abscheidung schwarzer Kohle und unter Bildung eines Öles von stark bituminösem Geruch. Derselbe Geruch kommt zum Vorschein, wenn der Stein für sich in einem Rolir erhitzt wird. Nach unseren gegenwärtigen Kenntnissen kann diese organische Substanz nur aus organisirten Körpern entstanden sein. 3. Der Stein enthält eine kleine Menge feinen Schwefel, der mit dem Bitumen durch den Alkohol ausgezogen wird. 4. Der Stein enthält ausserdem 3 Procente, wahrscheinlich an Eisen und Nickel gebundenen Schwefel. Diese Verbindung kann nicht wie in anderen Meteoriten Einfach-Schwefeleisen oder Magnet- kies sein, denn dieser Meteorit entwickelt mit Salzsäure keine Spur Schwefelwasserstoff"gas , und sie kann nicht Zweifach-Schwefeleisen (Schwefelkies) sein, denn der Stein gibt beim Erhitzen in einer Röhre bis zum Glühen keine Spur Schwefel. Wird er aber an der Luft erhitzt, so bildet sich eine grosse Menge durch den Geruch wahrnehmbarer schwefliger Säure. Er brennt sich dabei hellbraun von entstandenem Eisenoxyd und enthält dann in ansehnlicher Menge mit Wasser ausziehbare schwefelsaure Magnesia, 5. Der Stein enthält 2-5 Procent metallisches Eisen und 1 Pro- cent Nickel, dabei Spuren von Kupfer und von Phosphor. 6. Er enthält etwas über 1 Procent Chrom-Eisenstein. 7. Sein Hauptbestandtheil ist das in den Meteoriten so gewöhn- lich vorkommende durch Säuren zersetzbare Magnesia-Eisenoxydul- Silicat, zusammengesetzt nach der Formel des Olivins = 3 (MgO, FeO), SiO». 8. Er enthält nur zwischen 4 und ü Procent durch Säuren nicht zersetzbare Silicate, wahrscheinlich bestehend aus einem Feld- spath und einem Augit, deren Bestandtheile in diesem unlöslichen Silicat nachgewiesen worden sind. 9. Der Stein enthält gegenwärtig, seihst nachdem er bei 120"C. getrocknet worden ist, lOS Procent Wasser, welches sonderbarer ') Der liiezu anjjewendete war inil grösster Sorgfalt vollkoinnien rein dargestellt. (iic BesImiiUlu-ilc des Meteocstcines vorn r;i|)liiii(1. 567 Weise erst bei 160" wegzugehen anfängt und erst bei Glühhitze ganz weggeht. Schon Faraday hatte 1839, also kurz nach dem Fall, gefunden, dass dieser Meteorit 65 Procent Wasser enthält. Ich war anfangs geneigt, anzunehmen, dass dieses Wasser mit dem Magnesia- Silicat zu einem serpentinartigen Minerale chemiscli verbunden sei, da es erst in so hoher Temperatur entweicht, allein in Betracht der lockeren, porösen Beschallenheit des Steines und seines Gehaltes an Kohle, halte ich es für wahrscheinlich, dass er es später, nachdem er auf die Firde niedergefallen war, aufgenommen habe, dass es also blos hygroskopisches Wasser ist. Unterwirft man ihn der trockenen Destillation, so geht dieses Wasser, stark bituminös riechend und milchig von einem Öle über und enthält so viel kohlensaures Ammo- niak, dass es alkalisch reagirt und mit Salzsäure braust und dass ich Salmiak daraus darstellen konnte. Auch von dem Ammoniak ist anzunehmen, dass es der Stein, ähnlich demThon, erst später aus der Atmosphäre aufgenommen habe. Jedenfalls aber wird es von dem grössten Interesse sein, wenn wieder ein ähnlicher, durch Kohle schwarz gefärbter Meteorit fällt, ihn gleich nach dem Fall nicht allein auf das Dasein eines organischen Körpers , sondern auch auf einen Gehalt an Wasser und Ammoniak zu untersuchen. Dass Meteo- riten eine durch Wärme zersetzbare Verbindung und chemisch gebundenes Wasser enthalten könnten, damit steht das Feuerphäno- men bei dem Fall und ihre geschmolzene Rinde in keinem Wider- spruch, wenn man als sehr wahrscheinlich annimmt, dass diese Kör- per nur ganz momentan einer ausserordentlich hohen Temperatur ausgesetzt gewesen sind, die nur die Oberfläche zu schmelzen, nicht aber die ganze Masse zu durchdringen vermochte. Göttingen, 26. Juni 1860. «ßQ H a i d i n g e r. //. Einifje neuere Ndc/nir/iten über 3feteoriten, namentlich die von ßokkeveld, New-Concord, Trenzano , die Meteor eisen von Nebraska, vom Brazos, von Oregon. Von dem w. M. W. Haidioger. Ich darf das vorhergehende Schreiben meines hochverehrten Freundes nicht vorlegen, ohne zugleich in Gemeinschaft mit ihm den Ausdruck verbindlichsten Dankes der zuvorkommenden Güte des Curators der mineralogischen Abtiieilung des britischen Museums Herrn Nevil Story Maskelyne darzubringen, so wie denTrustee's desselben, welche freundhchst ihre Zustimmung gaben. Auf meine Bitte hatte ich nämlich aus dieser Quelle gegen zwei Loth der Stein- bruchstücke aus dem am 13. October 1838 stattgefundenen Falle erhalten, die ich sämmtlich an Freund Wohl er schickte, später auch noch ein l'/s Loth schweres Bruchstück, das Herr Dr. F. v. Hochstetter von der „Novara-Expedition" mit zurückgebracht, welches ihm von Herrn Med. Dr. Versfeld in Stellenbosch mit- getheilt worden war. Unser hochverehrtes correspondirendes Mitglied gibt mir noch fernere Nachricht über die so eben neu zusammengestellte Meteo- riten-Sammlung der k. Universität zu Göttingen, welche in ihrer gegenwärtigen Ausdehnung mit unter die Sammlungen ersten Ran- ges in dieser Abtheilung von Naturproducten tritt. Der verewigte Hausmann hatte durch lange Jahre sorgsam gesammelt. Wo hl er seinerseits hatte in erfolgreichster Weise allmählich eine nahe eben so umfassende Privatsammlung zusammengebracht. Er bat diese letztere nun gleichfalls an die Universität geschenkt und es ist die Einrichtung getroffen worden, dass diese vereinigte Sammlung fort- während unter Wöhler's specieller Aufsicht und Verwahrung steht. Hausmann's Nachfolger, unser hochverehrter Freund, Freiherr Sartorius v. Waltershausen ist mit dem Ordnen der übrigen Mineraliensammlungen beschäftigt. Die Meteoritensammlung wird von Wohl er in dem schönen neuen chemischen Laboratorium auf- Einige iiPiieri' N'iichriclileii iilier Mck'üriteii. 569 gestellt. Einstweilen hatte Wöhler alle einzelnen Meteoriten unter- sucht, jedes Stück genau bezeichnet untl mit Zetteln versehen, ein Verzeichniss gemacht und eine Abschritt in den Universitäts-Acten in Hannover niedergelegt. Bei seinen vielen eigenen Forschungen konnte er auch mit Erfolg die Wichtigkeit dieser, wenn auch an und für sieh wenig voluminösen Sammlung hervorheben. Sie enthält in diesem Augenblicke 218 Exemplare von 93 Localitäten — Fällen und Fundstätten — manche freilich nur durch kleine Stückchen repräsentirt, aber doch auch sehr ansehnliche, wie bei TAigie eines von 230 Grm. i), Bremervörde 2755 Grm., Chateau Renard 324 Grm., Chantonmiy 201 Grm., Ensisheim 106 Grm., Erxleben 295 Grm., Hainholz 134 Grm., Juvenas 151 Grm., San Jose, Costa Rica 475 Gim., Limerick 105 Grm., Mauerkirchen 1927 Grm., Geschenk Seiner Majestät des Königs Ludwig von Bayern, Stannern 249 Grm., Wold Cottaget 130 Grm.; ferner an Meteor- eisen Arva 425 Grm., Atacama 140 Grm., Bemdegö 257 Grm., Braunau 108 Grm., Toliica 2025, 1745 und andere, Krasnojarsk 223 Grm., Pittsburg 104 Grm., nebst anderen, und Wöhler ver- mehrt sie noch auf das Eifrigste. Die Anzahl der von ihm geschenk- ten Steine betrug gerade die Hälfte der nun gebildeten Sammlung. Mit einem Worte darf ich wohl auch hier des gewaltigen Meteoritenfalies vom 1. Mai d. J. um 12 Uhr 46 Minuten von New- Concord in Ohio gedenken — über welchen ich aus einer Mitthei- luiig von Herrn Professor Silliman d. J. in New-Haven in dem Abendblatt.e der Wiener Zeitung vom 16. Juni Nachricht gab — mehr als dreissig Steine, mehrere 40 — 60 Pfund, einer derselben sogar 103 Pfund, im Ganzen wohl 700 Pfund. Von diesem Falle ist wohl gewiss auch für unsere Sammlungen gesorgt, da nebst den unmit- telbaren Nachfragen auch Herr Professor Shepard, der grosse Meteoritenforscher und -Sammler in Amerika, der bereits drei grosse Steine erwarb, uns in dem gegenwärtigen Sommer einen Besuch in Europa zugedacht hat. Von einem andern Meteoritenfall bei Trenzano unweit Bres- cia, am 12. November 1856 von drei ansehnlichen Steinen, von welchem zwei, der grössere im Gewichte von 17 Pfund aufgefunden worden, erwarte ich demnächst die Ankunft eines Bruchstückes, ij Kill Wiener l'luiid = öüüOl'i üiiii., 1 l.olli = 17 ö üiin. 570 Ilai-linser. durcli die freundliche Gewogenheit des Herrn Antonio Ventiiri in Brescia, an welchen ich mich gewendet hatte, veranlasst durch den Bericht unseres hochverehrten Freundes und Gönners Herrn Dr. Giulio Curioni, Vice -Präsidenten des königlichen loinhardischen Institutes, in der Sitzung am 24. Juni 18S9<). Es ist gewiss ein wohlthuendes Gefühl die freundliche Gestaltung wissenschaftlicher Interessen inmitten so mancher nachtheiiiger Einflüsse [)olitischer Umstürze zu sehen, und ich fiihle mich Herrn Venturi vielfach für sein freundliches Wohlwollen zu Danke verpflichtet. Der Stein war am 26. Juni von Brescia abgegangen ~). 1) Atti del R. Istituto Loml.imio, Vol. I, p. S.!?, 1860. '~) Die Ankunft des Steines hat seitdem stattgefunden und derselbe ist auch bereits an den üireetor des k. k. Uof-Mineralien-Cabinets Herrn Dr. M. Hö r n e s übergeluMi worden. Herr Venturi fügte dein grösseren Steine von i^/g Loth noch ein kleine- res Stückchen von ^/.^ I^oth bei, nebst der Zeichnung der (jriindtläche des Steines, unregelinässig rundlich im Durchmesser von ßi/g g'egen 6^/^ Zoll (18 gegen 19 Centimetres). In seinem freundlichen Begleitschreiben hebt Herr Ve n t u ri beson- ders den Unterschied der Dicke der Uinde hervor, an dem grösseren Stücke und an dem kleineren, welche letztere nnr etwa die Hälfte der Dicke besitzt, welche die Hinde des ersteren zeigt. Aber das freundlichst übersandte grössere Stück zeigt noch eine besonders charakteristische Stelle von der Art derjenigen, deren ich in meiner Mittheilung über „eine Leitforin der Meteoriten" am 19. April d. ,1. gedachte, ein fehlender Tlieil in der Hinde des Meteoriten selbst, ühnlich den abgebildeten von tiross - Divina und den besi-hriebenen von PAigle (Sitzungsberichte 1860, Band XI , Seite U36) wird durch eine Vertiefung angedeutet. Diese Erscheinung ist deutlich durch das Abspringen eines Tbeiles der Rinde herbeigeführt. Aber die Vertiefung zeigt doch auch nicht das Innere des Steines, sondern dieses ist wieder wenn auch nur ganz fein und oberllächlich übenindel. Nur wiiiirend des k osm i- schen Theiles der Bahn des Meteoriten kann, sei es die Haupt-Überrindung, sei es diese spatere theilweise Bildung einer zweiten Rinde , stattfinden. Ereignisse dieser Art, der Lostrennung von Theilchen können uns wohl als „Kuiikensprühen" erscheinen. Bei dem Eintritte in die tellurische Abtheilung der Bahn des Meteo- riten, dem eigentlichen Falle, erlischt die Lichterscheinung, also auch gewiss das fernere Abschmelzen der überlläche. Die Bildung einer zweiten Rinde ist wohl mit hinliinglicher Sicherheit auf den letzten Theil des kosmischen Theiles der Bahn des .Meteoriten in der Zeit orientirt. Eine Veranlassung zu dem Abspringen von Rindentheilchen liegt wohl nicht zu sehr entfernt, wenn man die plötzliche Hitze mit dem Zustünde tiefer Kiiltegiade vergleicht, mit welchen die Meteoriten in die Atmosphäre eintretend angenommen werden müssen. Herr Venturi erwähnt noch, dass jener grössere Meteorit bei seinem Herab- fallen wohl 18 — 20 Pfund schwer gewesen sein dürfte , da er sogleich von den Findern beschädigt worden war. In Bezug auf den Charakter des Steines selbst, möchte ich nur noch im Vorübergehen erwähnen, dass er zu der dunklen, grauen Art mit Eisen gehört, und ganz aus runden Körnern zusammengesetzt erscheint, und namentlich mit dem in der nächsten Sitzung am 19. ,luli näher vorgenommenen Meteo- riten des Herrn Thomas Oldham von Pegu eine täuächende Ähnlichkeit besitzt. Einige neuere Naciirich(en liher Meteoriten. 571 Über mehrere in Nord- Ainerika aufgefundene Meteoreisen- niassen schreibt Herr Nathaniel Holmes, Seeretär der Academy of sience zu St, Louis, Missouri. Herr Chouteau hatte 20 englische Meilen von Fort Pierre in Nebraska eine Eiseiiniasse von 30 '/j Pfund (ursprünglich 35 Pfund) aufgefunden und an die Akademie geschenkt. Die Akademie sandte nun auf meine Bitte einen Abschnitt von der- selben für das k.k.Hof-Mineralien-Cabinet ein, im Gewicht von 1 Pfund 1 8 '/a Loth. Herrn Professor L i 1 1 o n 's Analyse und Beschreibung wird im 4. Hefte des ersten Bandes der „Transactions u.s.w." erscheinen. Bereits ist auch dieses Stück am o. Juni von Washington aus, durch Sendung der Smithsonian Institution an uns abgegangen. Fort Pierre liegt unter 44» 41' n. Br. und 100" 13' vv. L. von Greenwich. Das Stück war im Frühjahre 1858 auf einem Dampfer der amerika- nischen Pelzhandels - Gesellschaft auf dem Missouri hergebracht worden. Es ist so wenig auf der Oberfläche angegriften , dass es wohl nur wenige, vielleicht nicht fünf Jahre, nach Prof. Shepard's Schätzung unserer Erde angehört haben kann. Bei dem Durchsägen entwickelte sich nach der Angabe des Maschinisten ein ganz eigen- thümlicher, fast kampferartiger Geruch. Herr Holmes gibt auch nähere Nachrichten über die grosse Meteoreisenmasse von Texas, nach einer ebenfalls im 4. Hefte der „Transactions of the Academy of Science of St. Louis" demnächst erschienenen Abhandlung von Herrn Dr. ß. F. Shumard, gegen- wärtig Geologen des Staates Texas , wo das Meteoreisen in der Hauptstadt Austin, seinem Sitze aufbcAvahrt wird. Es wiegt 320 Pfund (einige 3 — 4 Pfund waren davon abgesägt worden) und wurde von dem verewigten Major R. S. Neighbors, Agenten der Vereinigten Staaten für die Indianer, im Mai 1836 erworben, von der Ostseite des Brazos-Flusses in Texas, Breite 34", Länge 100^ und nach San Antonio gebracht. Von dort kam es im Sommer 1859 in das geologische Museum des Staates Texas nach Austin. Die Indianer, Comanchen, be- trachteten es in abergläubischer Weise als ein grosses Heilmittel und berichteten, dass es schon von den Spaniern aufgefunden war aber nicht weggebracht werden konnte. S h u in a r d beschreibt es als länglich eiför- mig und zusammengedrückt, mit unregelmässigen, glatten, seichten Ver- tiefungen, der grössteTheil der Oberfläche sieht wie ölig aus, hin und wieder ist eine dünne Rinde von Eisenoxyd. Eisen zäh und hämmerbar. Analyse von Prof. W. P. R i d d e II , Chemiker des „ Geological Survey ^2 Haiding-er. Einige neuere Naclirii'iiten iil»er Meteoriten. Nickel i0007 Eisen 89-993 Kobalt Spur lOüOOO Eine zweite Meteoreisenmasse in dem Staatsmuseum in Austin, wohin sie durch Dr. Geo. G. Shumard von der geologischen Auf- nahme von Texas gebracht wurde, wiegt gegenwärtig noch 12 Pfund 11 F^oth. Sie kam 40 Pfund schwer, zuerst in die Hand eines Schmiedes in der Stadt Mackinney in Collier County, der sie theil- weise zu Stockknöpfen und anderen Artikeln verarbeitete ; gefunden war sie in Denton County im Staate Texas, Specifisches Gewicht nach Prof. Riddell = 7-6098, die Bestandtheile: Eisen 94-02 Nickel t»-43 Kobalt Spur ünlöslicbes 33 Auch über den New-Concord -Meteoritenfall theilt N. Holmes Mehreres mit. Der Steinschauer verbreitete sich über die Graf- schaften Muskingum und Guernsey in Ost-Ohio, etwa in 40» tO' u. Br. und 81» 30' w. L. Man hielt es Anfangs für ein Erdbeben, besonders in Cambridge, Barnesvilie, Claysville und Concord. Der Schauer fiel in einer schiefen Richtung gegen Südwest herab. Vier grosse Stücke fielen nahe der Ohio -Centraleisenbahn , nahe bei Concord und drangen zwei Fuss tief in die Erde ein. Grössere Mengen Steine fielen bei Claysville, südöstlich von Cambridge. Die Steine sind eckig, inwendig lichtgrau, äusserlich dunkel metall- ähnlich, sehr dicht und schwer. Mehrere derselben sind auch nach Washington gesandt worden. Ferner gibt er noch Nachriclit über die grosse von Dr. John Evans auf einer der letzten Expeditionen im südwestlichen Theile von Oregon aufgefundenen Meteoreisenmasse, die zum Theile in der Erde steckt und grösser ist als die sibirische Pallas-Eisenmasse. Sie liegt auf den Rogue-l{iver-Bergen, nicht sehr weit von Port Orford am grossen Ocean, etwa in 42« 35' n. B. und 123<* bis 124' w. L. Ein von Dr. Evans mitgebrachter Abschnitt enthielt nach Dr. C. T. .lackson in Boston, tO Procent Nickel. Es ist im Werke, dass diese Masse geborgen und in das Museum der „Smithsonian" Institution in Washington gebracht werden soll. Schäfer. Die Arsenikesser in Steiermark. «573 Die A r ae n i k e s s e r in St e i e r m u v k. Beobachtungen zusaniiiiengestfllt vuii Dr. Eduard Schäfer, k. k. Professor an der niediz. -Chirurg. Li-liraiislalt zu Grafz. Dass es in Steiermark Leute gibt, die Arsenik essen , war vielen Ärzten hier zu Lande schon lange bekannt, wurde von Männern der Wissenschaft, welche die Obersteiermark besuchten, ebenfalls erwähnt, von Anderen aber wieder geleugnet und dabei besonders hervorgehoben , dass dergleichen Individuen eine weisse Substanz geniessen, die jedoch nichts Anderes als Kreide wäre, um ihrer Umgebung den Schein zu bewahren, dass der Genuss des Arseniks sie vor allen Krankheiten schütze, und um durch diese Täuschung ihren anderweitigen Arzneihandel, den sie als Kurpfuscher treiben, zu begünstigen. Gerüchte, Thatsachen in dieser Beziehung mussten ohne Bedeu- tung bleiben, so lange nicht der Beweis durch die chemische Unter- suchung eines Secretes von einem vermeintlichen Giftesser her- gestellt werden konnte. Einen solchen Beweis lieferten wir unter Anderem im Julihefte 1857 der Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften , Band XXV, Seite 489; der dort erwähnte und untersuchte Harn eines Gebirgs- trägers enthielt deutlich Arsen. Diese veröffentlichte Thatsache musste vieles Interesse erregen, und, obwohl dieselbe als chemische Beobachtung vereinzelt dastand, die damals noch sparsam bekannten ärztlichen Beobachtungen bestätigen. Geleitet durch die Wichtigkeit, welche dieser Gegenstand in gerichtlicher Beziehung hat, veranlasste der k. k. Landes-Medizinal- rath Herr Dr. Julius Edler von Vest ein Rundschreiben an die 574 Schäfer. meisten Ärzte, ilire Erfahriiiigeii diesfalls mitzutheilen. Es liefen 17 Berichte aus allen Gegenden von Steiermark ein, von welchen die aus dem nördlichen und nordwestlichen Theile von grossem Inter- esse sind '). Der Raum dieser Blätter erlaubt es nicht , die detaillirten ärzt- lichen Erfahrungen mitzutheilen und wir wollen daher nur, aus dem Ganzen Folgendes wiedergeben. Verbreitung der Ärsenikesser. Der nördliche und nordwestliche Theil des Landes ist der Sitz der Arsenikesser; so zählt z. B. der Bezirk Hartberg 40, der Bezirk Lamprecht, Leoben, Oberzeiriiig viele Arsenikesser; vereinzelte Beobachtungen liegen von anderen Bezirken vor. Der Süden von Steiermark ist frei davon, nur in der Gegend von Pettau werden wieder Arsenikesser namhaft gemacht. Form und Dosis des Arsenikgenusses. Vor allem wird der weisse Arsenik genossen, auch der gelbe käufliche, und der in der Natur als Auripigment vorkommende gelbe Arsenik. Arsenikesser beginnen mit der Dosis von der Grösse eines Hirsekorns und steigen nach und nacb bis zu Dosen von der Grösse einer Erbse ; von Ärzten gewogene Mengen, welche vor ihren Augen verzehrt wurden, sind 2, 4 i/o, oi/a Grane arseniger Säure! Diese allgemein sowie genau bezeichneten Mengen nehmen sie entweder täglich oder jeden zweiten Tag, oder ein bis zweimal in der Woche; im Bezirke Hartberg herrscht folgende Sitte: „Zur Zeit des Neumondes wird mit dem Genüsse des Arseniks ausgesetzt, im zunehmenden Monde mit der relativ kleinsten Gabe angefangen und bis zur Zeit des Vollmondes gestiegen, vom Tage des Vollmondes an wird die Gabe vermindert, und dabei in .steigender Dosis von Tag zu Tag Aloe genommen, bis starke Diarrhoe erfolgt." Gleich nach dem Genüsse enthält man sich des Trinkens; so wie einige Arsenikesser Mehlspeisen dem Fleischgenusse vorziehen. ') NN'erthvolle Aufzeiclimiiigen liegen unter Aiuleren vor von ileii Herren Doctorea Schidler in Lampreclit . H oll er in Hartherg , Kropseh in Leoben und Knappe in Oberzeiring. Die Arseiiikesser in Sleieinirtrk. 573 hüten sich Andere vor dem Fetlgenusse; der grössere Tlieil aher verträgt alle Speisen und ist dem Genüsse geistiger Getränke sehr ergeben. Die älteren, d. h. länger dem Genüsse des Arseniks erge- benen Individuen emplinden bald nach der Einnahme eine angenelime Wärme im Magen , erbrechen sich auch hei grösseren Dosen nicht und empfinden höchstens bei übermässigem Genüsse eine Ein- genommenheit des Kopfes. Stand, Geschlecht und Alter. Arsenikesser sind in der Regel starke, gesunde Leute, zumeist der niederen Yolksciasse angehörig — Holzknechte, Pferdeknechte, Schwärzer, Waldhüter. — Obwohl das weibliche Geschlecht dem Arsenikgenusse nicht abhold ist, so gehört doch die grösste Zahl der Arsenikesser dem männlichen Geschlechte an, sie verfallen schon oft im frühen Alter (18. Jahr) in diese Gewohnheitssünde um! werden dabei alte Leute (TG Jahre); dabei sind sie muthig und rautlustig — und von regem Geschlechtstriebe ; letzteres ist in mehreren Berichten als ein Merk- mal des Arsenikgenusses angeführt. Veranlassung zum Arsenikessen ist der Wunsch „gesund und stark zu bleiben" und sich dadurch vor Krankheiten jeder Art zu scliützen; selten wird der Arsenikgenuss bei schon Kränkelnden begonnen , obwohl (von einer Seite bestritten) er auch gegen Schwerathmigkeit gebraucht wird. Gewöhnlich bleibt der Arsenikesser auch bei längerem Genüsse (20 — 30 Jahre) gesund , fühlt bei geringeren Dosen und zeitwei- ligem Aussetzen des Giftes eine Schwäche des ganzen Körpers, die denselben zu erneutem Genüsse anspoint. Obwohl die unverwüstliche, durch die härtesten Lebenseinflüsse gestählte Gesundheit unserer Älpler einen Panzer gegen den Arsenik bildet, und der langsame und mit kleinen Dosen beginnende, nach und nach steigende Genuss den Organismus zur Aufnahme grösserer Mengen vorbereitet findet, so enden doch gewiss viele Arsenikesser mit einem Siechthume ihres sonst unverwüstlichen Körpers. — Der Grund, warum der Genuss des Arseniks eine so grosse Verbreitung hat, dürfte darin zu suchen sein, weil dessen Anwendung und anscheinende günstige Wirkung bei Pferden, die schon langeher bekannt ist, auch den Mensciien dazu verlockte. Silzb. d. mathem.-naturw, Cl. XLI. Bd. >'r. 18. 4ü 376 Schäfer. Nach Scliilderung (lieser iiitoressiiiileii und genau dncuniontirten Erhebungen gehen wir zur Analyse des Harns eines Arsenikessers über, welcher uns durch die gütige Verwendung des Herrn Dr. Knappe aus Oberzeiring zukam. Derselbe sammelte den Harn sorg- fältig und überschickte denselben in Fläschchen , versiegelt und wohl verpackt ein. Die Angabe über diesen Arsenikesser sind folgende: „Johann W r, 30 Jahre alt, klein, kräftig gebaut, die Musculatur stark entwickelt, seines Erwerbes ein Holzknecht, war stets gesund. Derselbe isst Arsenik seit 12 Jahren; anfangs nahm er ganz kleine Körnchen, später wöchentlich zweimal grössere Stückchen; in den ersten Wochen fühlte er eine grosse Schwäche, welche sich aber immer nach einer neuen Einnahme wieder verlor; dabei habe er nitjmals ein Brennen im Halse oder dem Magen verspürt? Nur ein- mal als er nachGenuss eines grösseren Quantums geistiger Getränke, um sich angeblich das Unwohlsein zu vertreiben, ein ungefähr Feld- bohnen grosses Stück weissen Arsenik (!) genommen habe, fühlte er grosse Eingenommenheit des Kopfes. Die Beobachtung begann am 21. Februar d. J. An diesem Tage will er bereits ein Stückchen weissen Arsenik eingenommen haben; am 22. Februar nahm er ein Stückchen weissen Arsenik , es wog 4'/3 Grane, zerknirschte es mit den Zähnen und verzehrte es in Gegenwart des Herrn Dr. Knappe; ebenso am 23. Februar ein Stückchen, es wog ö'/o Grane. Er ass während dieser Zeit mit Appe- tit die ihm vorgesetzten Speisen, trank viel geistige Getränke, und entfernte sich ganz wohl am 24. Februar; er gestand, dass er drei- bis viermal in der Woche die oben bezeichneten Mengen zu sich nehme. Analyse des Harns. Vom 21. Februar. Die überschiekte Menge betrug 460 C. Cm., es war blos ein Theil der täglichen Harnmenge. Nachdem derselbe im Wasserbade ein wenig eingedampft war, wurden die organischen Substanzen desselben mit Salzsäure und chlorsaurem Kali zerstört; nach dem Erkalten und Filtriren wurde durch 18 Stunden in die auf TOoCels. erwärmte Flüssigkeit gewaschenes SchwefelwasserstutTgas eingeleitet, und nach längerem Stehen die früher kalt mit Schwe- felwasserstoffgas gesättigte Flüssigkeit durch Filtriren von dem Die Ar.senikesser in Steiermark. 577 entslaiideiieii Niederschlage getrennt , dcrsellte dmiii mit Schwefel- wasserstoffwasser ausgewaschen und am Filter mit Ammoniak digerirt; das gelöste \\iirde ifii VVasserbade abgeraucht, der Rück- stand mit Salpetersäure durch zwei Stunden oxydirt, und nach dem Abrauchen derselben, mit Schwefelsäue bis auf 150" Cels. erwärmt; nach dem Erkalten wurde mit Wasser verdünnt und die ausge- schiedenen organischen Substanzen durch Filtriren getrennt. Diese Lösung wurde, nachdem sie mit Ammoniak früher alkalisirt wurde, mit einer ammoniakhaltigen Bittersalzlösung, der nur soviel Salmiak zugesetzt war, als zur Lösung der gefällten Magnesia noth- wendig war, versetzt, und die wenigen nach 72 Stunden an den Wandungen des Glases sich absetzenden Krystalle nach dem Abfil- triren der Flüssigkeit am Filter in verdünnter Schwefelsäure gelöst, und die Lösung in einen, durch eine halbe Stunde arsenfreies Wasser- stotfgas entwickelnden Marshischen Apparat geschüttet; nach län- gerem Glühen des entweichenden Gases koimte blos ein kleiner brauner Anflug hinter der geglühten Stelle erhalten werden, welcher jedoch in einem langsamen Strome von Schwefelwasserstoffgas ge- linde erwärmt, citronengelb wurde; dieser citronengelbe Anflug ver- flüchtigte sich in einem Strome von salzsaurem Gase nicht. Wir führen diese bekannte Methode, weil es sich um einen so wichtigen Gegenstand handelt, ausführlich an, um uns auch bei den folgenden Untersuchungen darauf zu beziehen. Die überschickte Harnmenge des 22. Februar betrug 62oC. Cm. ; sie lieferte bei der quantitativen Bestimmung (wie oben) nur Spuren von arsensaurer Bittererde Ammoniumoxyd; daraus bildete sieh im Marshischen Apparate ein exquisiter Arsenspiegel. Unter sucliung desselben. Er wurde in drei Theile getheilt: ein Theil verflüchtigte sich leicht mit weissen Dämpfen, die nach Knoblauch rochen; der zweite Theil wurde im Schwefelwasserstoflstrome bei Erwärmung desselben citronengelb und verflüchtigte sich in einem Strome von salzsaurem Gase nicht; der dritte Theil wurde in einem Tropfen Salpetersäure von 1-3 specifischem Gewichte gelöst, zur Lösung ein Tropfen Sal- petersäure Silbernxydlösnng hinzugelassen, und mit eiuL-m Glasstabe Ammoniakflüssigkeit hinzugefupff , es enfslami dabei eine gelbe Trübung. 40» 578 Schafe r. Der Urin des 23. Februar wiril In einem Fläschchen versiegelt aufbewahrt, um allenfällige Zweifel über diesen Gegenstand durch ein vorhandenes Object auszugleichen. Urine von anderen Arsenikessern konnten ungeachtet der Mühe, die man dem Gegenstande schenkte, nicht übermittelt werden, weil der wirkliche Arsenikesser den Genuss verheimlicht und sich dess- halb nicht kennzeichnen will. Obwold beiläufig nur ein Drittheil einer Tiigesharnmenge der Untersuchung zu Gebote stand, so sieben doch die gefundenen Spuren des Arseniks im Harne mit dessen Einnahme nicht im Einklänge. Wenn man jedoch die schwere Löslichkeit der arsenigen Säure so wie die langsame Ausscheidung derselben nach erfolgter Resorption berücksichtigt und bedenkt, dass der grössere Theil durch den Stuhl- gang entleert werden dürfte, so sind die gefundenen Spuren des Arseniks im Harne leicht begreitlich. Auch bestätigen die nachfolgenden Analysen des Blutes sowie der Se- und Excrete eines Pferdes die Richtigkeit des vorste- henden. Zu den unfreiwilligen Arsenikessern in Steiermark gehören noch die nutzbaren Hausthiere. Über das Arsenikfüttern bei Pferden beklagen sich viele Landwirthe, köinien jedoch ihren Bediensteten desshalb nicht auf die Spur kommen, weil dieselben heimlich Arsenik dem Futter einstreuen. Da in den Berichten grosse Gaben benannt werden , welche dem Pferdefutter einverleibt werden, so war es wichtig, darüber ge- naue, mit den Analysen der Se- und Excrete in Verbindung stehende Beobachtungen anzustellen; dazu diente ein vierjähriges Pferd von der st. st. Thierheilanstalt, welches wegen ausgebraiteten Speichel- fisteln unheilbar, und desshalb zur Vertilgung bestin)mt war. Der provisorische Director dieser Anstalt, Herr Landesthierarzt Dr. Ritter von Koch war so gefällig, die Versuche anzustellen und seine Beobachtungen darüber mir mitzutheilen. Das Pferd erhielt in dem Zeitraunie von 23 Tagen in steigender Gabe, die mit ö Gran am ersten Tage begoiuien und mit 100 Gran am letzten Tage endete — ö5ö Grane arseniger Säure. In den ersten zwei Dritlheilen der Beobachtimgszeit liess sich ausser einer aulTallenden Munterkeit, die sich bis zur Aufgeregtheit steigerte, an dernThiere nichts weiteres beobachten; an dem Drüsen- Die Ars«'iiiki'sser in Stf iunniuk. h70 leiden war keine Iteinei'klnti'e Verätideniiii;; iini Scliliisse des zweiten Drittheils der Fk'ubachtiinjyszeit entstand Diarrhöe (das Thier litt übrigens schon vor dem Gebrauche des Arsetiiks an Darinkatarrh) ; es wurde desshalb durch drei Tage der Arsenik ausgesetzt. — An den kranken Drüsen entstanden neue Geschwürbildungen. In den letzten drei Tagen der Beobachtungszeit wurden dem Thiere 50, ()(►, 100, Grane arseniger Säure vollsfäudig einverleibt; es zeigte sich bei diesen grossen Dosen keine aulVallende Erscheinung — zwölf bis t'üntzebn Athemzüge fünfzig bis sechzig Pulsschläge in der Minute — es harnte öfters und sparsam. An dem letzten Beobachtungstage Avurden die Excremente, der Harn, der Speichel, der während einer Fütterung aus den Fisteln sich entleerte, sowie das durcli einen Aderlass gewonnene Blut gesam- melt und diese Objecte, wie folgt, einer chemischen Analyse unter- zogen. Die Untersuchungsmethode war die oben angeführte. Die Ana- lysen lieferten folgende Besultate: 1. In 53 C. Cm. Speichel war nur eine Spur von Arsen nach- weisbar. II. Der während 24 Stunden mit der grössten Genauigkeit ge- sammelte Harn betrug nur 29-96 C.Cm. — eine sehr geringe Quantität; ein Litre davon enthielt 0"012 Grm. arsensaure Bittererde Ammon mehr ein Äquivalent Wasser, welche 0-006 Grm. oder 0-082 Granen arseniger Säure entsprechen ; somit war in der ganzen Harnmenge 0-018 Grm. oder 0-246 Grane arseniger Säure enthalten. III. Achtzehn Loth Blut enthielten 003 Grnj. arsensaure Bitter- erde Ammon mehr einÄquivalent Wasser, welche 0-0156 Grm. oder 02 14 Grane arseniger Säure entsprechen. IV. Von 5 Pfund Excrementen wurde 20 Lth. untersucht; sie ent- hielten 0-15 Grm. arsensaurer Bittererde Ammon mehr ein Äfjui- valent Wasser, diese entsprechen 0-079 Grm. oder 1-08 Granen arseniger Säure; indensämmtlichen Excrementen, vorausgesetzt wenn die Vertheilung eine gleichmässige wäre, war 8-64 Grane arsenige Säure zu finden. Es muss hier noch bemerkt werden, dass bei diesem Plerde die ausgebreiteten Speichelfisteln bis auf zwei kleine FistelöiTnungen heilten und dieses ohne weiteres Zuthun; es wurde entlassen. Jj3() Schäfer. Die Ar.seiiikesser in Steiermark. Es wird als eine bekannte Thatsache erzählt, dass Pferde bei Jahre langem Gebrauche des Arseniks fett und muthig werden, dass aber auch beim plötzlichen Aussetzen des Arseniks dieselben ebenso schnell zu Grunde gehen. Über den Zusatz des Arseniks zum Futter des Rindes und ande- rer Hausthiere enthalten die Berichte ebenfalls Andeutungen; der chemische Nachweis konnte jedoch bis jetzt noch nicht geführt werden. Diese Beobachtungen sind desshalb von Interesse weil sie zei- gen, wie schnell sich der Organismus einem so heftig einverleibten Gifte accommodirt, sie zeigen ferner, dass die Ausscheidung des Giftes durch die Nieren eine geringe und desshalb lange andauernde, die Anhäufung desselben im Blute eine ziemlich bedeutende ist, dass jedoch ein namhafter Theil des Giftes durch den Darmcanal ent- leert werde. Es wird wohl lange dauern bis eine so eingewurzelte, die kräftigste Körperconstitution untergrabende Gewohnheitssünde ausge- rottet sein wird. Hängen docli die so häufigen Vergiftungen hier im Lande (denn während unserem z\\ eijährigen Wirken als Gerichts- chemiker waren unter zwanzig Vergiftungsfällen — dreizehn Arsenik- vergiftungen) mit diesem so genau gekannten und überall vorkom- menden Gifte zusammen. Petzv«l. Aiiyström's fjsiH'iiiiiealflle riitersucliuiij^eii elc S81 Anf/sfröni'fi experimentelle Utitersiicliunyen über das Spectrum des elektrischen Funkens in Beziehung auf die Farben der Doppelsterne. Mitgetheilt von dem w. ;\I. Prof. Joseph Petzval. Beiläufig um dasJahrlSSl wurden der mathem.-naturw. Classe von einem ihrer Mitglieder, dem seither verstorbenen CIi. D o pp I e r eine Reihe von MitUieilungen gemacht , über den Einfluss zweier Bewegungen verschiedener Art auf einander, einer Progressiven nämlich, einer Ton- oder Lichtquelle und einer Schwingenden. Doppler gründete hierauf eine Erklärung der Farben der Doppel- sterne, und folgerte eine Erhöhung oder Vertiefung der Tonhöhe bei einer in Bewegung gesetzten Tonquelle, je nachdem sie sich dem Beobachter nähert, oder entfernt; wies auch zu wiederholtenmalen auf den Anklang hin, den seine Theorie in allen Welttbeilen bei dem wissenschaftlichen Publicum gefunden hatte. Es gab mittlerweile damals schon eine nicht geringe Anzahl von Männern der Wissenschaft, denen die Do ppl er'schen Rech- nungen nicht recht einleuchten wollten. Sie gewahrten, dass in die- selben mehr als ein Ii-rthum, mehr als eine nicht zu rechtfertigende Voraussetzung niedergelegt war. Dies war um so leichter und all- gemeiner möglich, als sich die Rechnungen Do ppl e r 's über den Umfang desjenigen , was man gemeinhin mit dem Namen Elementar- mathematik bezeichnet, nicht erhoben, und ich bin desshalb mehr- mals von meinen Bekannten angegangen worden, als Repräsentant der formellen Wissenschaft gegen eine solche Weise Mathematik zu treiben, Protest einzulegen, und die Irrthümer in dieser Theorie aufdeckend, die durch sie verführten Geister wieder auf den rechten Weg der besonnenen mathematisch-physikalischen Forschung zurück zubringen. Meine Antipathie gegen allen Unfrieden Hess mich diesem Ansinnen lange genug widerstreben, bis es mir von einem sehr o82 P f t z V a 1. Augström's experiineiilelle riiteisiuhuiig^eii aohtungswei'then CoUegen als Pflicht dargestellt wurde, meine Stimme zu erheben. Das Gefährliche dieses Beginnens von meiner Seite lag im Wesentlichen darin, dass ich nicht als Physiker, sondern als Mathe- matiker functionirte und desshalb mich auch nur berechtigt hielt, Einwendungen gegen die miithematische Seite der Theorie zu erheben, während die experimentelle nicht meines Amtes war. Ich konnte mit einem Worte nichts anderes sagen, als: dies ist unrich- tige Mathematik. Und es lag offenbar nahe, dass man mir darauf ent- gegnen würde: Nun, du bist ja Repräsentant der Mathematik, liefere also eine Bessere. Negiren ist leicht, und wer sich darauf verlegt, kann allenfalls den Bestand der gesammten physikalischen Wissen- schaften in Frage stellen; Bessermachen aber ist schwer. Um nun Dem auszuweichen , habe ich den Gegenstand der Doppler'schen Theorie, den Einfluss nämlich progressiver und schwingender Bewegungen auf einander, einer sorgfältigen mathe- matischen Discussion unterzogen und habe sehr bald gesehen, dass sich mit den Methoden der bisherigen Undulalionstheorie, die bekanntlich ein materielles System im stabilen Gleichgewichte vor- aussetzen, gar nichts zur Erhellung dieses Einflusses leisten lasse, dass es vielmehr nothwendig sei, von einem ganz anderen Zustande, dem nämlich einer permanent gewordenen Strömung auszugehen und über diese strömende Bewegung erst den undulatorischen Zustand zu lagern. Hiemit war nun die andere an die Stelle der Doppler 'schenBetrachtungen zu setzende Theorie gefunden, wenn sie auch nur so populär gcw esen wäie, wie diese. Leider aber tritft es sich hier, so wie in vielen anderen Theilen der Wissenschaft, dass der Irrthum in bestechender Weise populär, die richtige Theorie hingegen auf mathematische Rechnungsentwicklungen der tiefsinnigsten Sorte, denen nur wenige Verehrer der Wissenschaft gewachsen sind, gegründet war. Es frommte daher nur wenig, den populären Physikern zuzurufen: So müsst ihr rechnen, wenn ihr schon rechnen wollt. Wenn man nicht kann, muss man sich mit dem- jenigen begnügen, was man eben kann. Einem Lehrer der Mathematik fällt vorzugsweise die Aufgabe zu, den Lindwurm des Irrthumes in den verschiedensten Gestalten von Quadratur des Cirkcls, Perpetuum mobile u. s. w. zu bekämpfen. Er bedarf zu diesem Zwecke wirklieh einer ganz eigenen Taktik, iilier das Spectiiim des elek(ri.>L'lieii Kiiiikens etc. 883 die am allerzweckmässigsten diiriii besteht , den in seinem Irr- thiime Befangenen zu dem höheren Standpunkte eines grossen Principes zu veihelfen. Z. ß.: Es will Jeniand ein Perpetuum mobile erfunden haben, su frommt es wenig, wenn mau dein Erfinder beweist, dass seine Maschine diesem Ansinnen des ewigen Gehens nicht ent- sprechen werde, er wird dann immer noch eine Complicirt(M'e eifinden ; sondern man muss ihm das Princip der Erhaltung der lebendigen Kräfte zu Gemiithe führen. Oder ein anderes Beispiel ans meiner Erfahrung: es will Jemand eine Vorrichtung erfunden haben, ver- mittelst der man bergauf oder auch durch die Lüfte fahren kann durch Centrifugalkraft, und zwar durch eine eingeleitete drehende Bewegung um zwei verschiedene Rotationsaxen, wodurch ein Über- schuss der Centrifugalkraft nach einer Seite entstehen soll. Es nützt nun wieder nichts, dem Ertinder zu beweisen: dass weder die drehende Bewegung um eine einzige, noch um zwei Rotationsaxen einen solchen Überschuss zu erzeugen vermöge, denn er wird es dann mit drei Axen versuchen; sondern man muss den Erfinder auf das Princip der Erhaltung des Schwerpunktes aufmerksam machen, nach welchem die inneren Kräfte eines materiellen Systemes über die Stellung des Schwerpunktes keine Macht haben, ihn weder bewegen können, wenn er ruht, noch irgend einen Umstand seiner Bewegung ändern können, Menn er sich bewegt. Zu meiner nicht geringen Befriedigung gelang es mir auch in der Dop pl er 'sehen Angelegenheit, ein die Theorie völlig beherrschendes Naturgesetz aufzufinden, das zwar seit den ältesten Zeiten stillschweigend zuge- lassen und erst durch die Doppler "sehe Erklärung- der Farben der Doj)pelsterne in Frage gestellt, annoch nicht mathematisch erwiesen war, das Princip der Erhaltung der S c h w i n g u n g s d a u e r nämlich, nach welchem eine progressive, strömende Bewegung von einer andern mit ihr zugleich in demselben Systeme hervorgerufenen undulatorischen, zwar alle Einzelnheiten als: Wellenlänge, Fort- pflanzungsgeschwindigkeit, Amplitude u. s. w. verändern kann, nur eine einzige Eigenschaft, die Schwingnngsdauer nämlich, nicht; pro- gressive Bewegung mithin auf Ton und Farbe ohne Einfluss bleibt. Ich habe den Beweis des Principes der Erhaltung der Schwingungs- dauer im Jänner 1852 der kaiserlichen Akademie überreicht und er findet sich in den Sitzungsberichten der matlicm. - naturw. Classe im Februarliefte des Jahri^anges 1852, Bd. VIII, S. 134. 584 P e t z V a 1. Aiiijströiii's exinM-iiiieiilelle Uiilersucliiiiigeii Wiewohl iiiii» zwei Mitglieder der kaiserlichen Akademie, Doppler nämlich und Herr Regierungsrath von E tti ngsha useri meinen Ansichten über diesen Gegenstand entgegen traten, so kann ich doch eben nicht sagen, dass sie entweder mein Princip der Erhaltung der Schwingungsdauer, oder den Beweis desselben ange- griffen hätten. Sie beriefen sich auf gewisse Beobachtungen, die mit ihren Rechnungen im Einklänge stehen sollten, gaben im All- gemeinen die Richtigkeit meiner analytischen Betrachtungen zu und äusserten nur, dass auch dasPrincip der Erhaltung der Schwingungs- dauer zu Irrthümern Veranlassung geben könne, ohne jedocli näher zu erklären, zu welchen. Ich sah mich mithin genöthigt, meinerseits zu einer in's Detail gehenden mathematischen Analysis der Doppl er- sehen Theorie zu schreiten, und nachzuweisen, dass die Theorie D opp 1 er's auf ganz irrigen Annahmen beruhe, nachzuweisen ferner, welche speciell diese irrigen Annahmen seien, endlich nachzuweisen, dass eben diese irrigen Annahmen keineswegs von nur geringem Einflüsse auf die resultirende Erscheinung seien, sondern dass eine jede Einzelne derselben vielmehr zu den allerabentheuerlichstcn und widersinnigsten Folgerungen führe. Dies geschah in einer Reihe von kleinen Abhandlungen, welche unter dem Titel: „Über die Unzu- lässigkeit gewisser populärer Anschauungsweisen in der Unduiations- theorie" der kaiserlichen Akademie überreicht wurden und sich in den Sitzungsberichten der mathem. -naturw. Classe Bd. VIII, S. 567 und Bd. IX, S. 699, befinden. Hiemit war nun meine akademische Pflicht erfüllt und meine Mission vollendet. Auf das Experiment und seine Ergehnisse einzugehen, hatte ich als Nichtphysiker keinen Beruf, erklärte vielmehr, dass Versuche von der Art, wie diejenigen, auf die man sich stützte, was das Ergebniss auch sein sollte, eine mathe- matisch unrichtige Theorie nicht zu einer richtigen machen könnten. Ich habe ja die Theorie als solche und nicht den Mangel ihrer Über- einstimmung mit dem Experimente angegriffen. Und angenommen, aber nicht zugegeben, Dopple r"s theoretische Angaben stünden mit den angestellten Beobachtungen in der vollsten Übereinstimmung, sokonnte man höchstens sagen: Doppler habe völlig richtige That- sachen unrichtig erklärt. Wenn dies vielleicht Jenen etwas befremdend vorkommen sollte, die sich einbilden, dass alles, was mathematisch richtig mittelst Gleichungen abgeleitet wird, unbezweifelt und in aller Strenge riciitig über Hhs S(icclriim des elektiisfhcii Funkens ele. höh sein müsse, so mögen sie sich versichert halten, dass es an Beispielen von falscher Mathematik in den verwandten Wissenschaften nicht fehle. Die sogenannten Lehrbücher besitzen deren in erklecklicher Fülle, und sie fehlen selbst in den Lehrbüchern der höheren Wissen- schaft nicht ganz. Der Lehrer bedient sich ihrer mit Vortheil, um seinen Schülern recht eindringlich klar zu machen , was eitfentlich mathematische Strenge sei. Er findet z. B. in einem populären Fjelir- buche der Mechanik einen Beweis der Formel c = V 2 9^, die die Geschwindigkeit des Wassers aus Öffnungen gibt, und sieht sich genöthigt, die Ableitung dieser Formel als falsche Mathematik zu erklären. Er weist nach, dass das, was dort als bewegende Kraft angegeben wird, keineswegs die wirkliche bewegende Kraft sei und auch von der bewegenden Kraft nicht wenig verschieden. Er weist ferner nach, dass ein zweiter ebenso unzulässiger Trugschluss in der Ableitung der Formel vorhanden sei, der kurz so formulirt wer- den kann: Gleich und proportional sind einerlei Begriffe. \\'enn nun Jemand die Bichtigkeit der Theorie dadurch in Schutz nehmen wollte, dass er experimentell nachwiese, die Formel stehe mit den Ergebnissen der Beobachtimg im Einklänge, so würde man ihm sagen : Die Formel ist es nicht, die man angreift, sondern nur der Beweis derselben , man kann ja auch um die Wahrheit zu beweisen sich des Truges bedienen, nur ist dann der Beweis nicht für einen Beweis zu achten. Und gerade auf dieselbe Weise istDoppler's Theorie gar keine Theorie, ganz ohne alle Bücksicht darauf, was sich etwa aus dem Experimente ergeben könnte. Nun findet sich aber wirklich ein junger Verehrer der Wissenschaft, der die D o p p 1 e r- sche Theorie aus der Übereinstimmung mit einem gewissen Experi- mente darthun will. Hier wird offenbar das Experiment zu etwas verwendet, wozu es gar nicht taugt. Klar nachgewiesene logische oder mathematische Widersprüche, entstellte Thatsachen vermag kein Experiment wegzuschaffen. Es geschieht nur gar zu oft bei ähnlichen Streitigkeiten, dass sich keine der beiden Parteien auf die Widerlegung der Gründe der anderen einlässt, sondern auf ihrem Standpunkte beharrt. Das war wenigstens von Einer Seite auch hier der Fall. Die Anhänger Dop- pler's gaben sich gar keine Mühe, seine angegriffene Theorie zu vertheidigen, oder die meinige anzugreifen, sondern beriefen sich auf die Experimente Buye Ballot's. Ich hingegen hatte mindestens ö86 I'el, zval. Aiigstriiiirs ex|ieririiei)ti'lli' L'nterstii'liiiiigeii i(i erster Instanz mit dem Experimente nichts zu schaffen, und musste die Theorie zum Gegenstande einer sorgfältigen Discussion machen. Mittlerweile starh Doppler und der ganze Streit ward hiemit ab- gebrochen. Ihn wieder aufzunehmen, hielt ich für völlig unnütz, da mittlerweile das Experiment selbst über Doppler 's Theorie definitiv den Stab gebrochen hatte. Es ist gewiss ein grosser Triumph der Wissenschaft, wenn sie wie Leverrier den Planeten Nejitun, eine Reihe von Erscheinungen auf theoretischem Wege entdeckt, die sich dann als in Wahrheit vorhanden bekunden, und es muss nothwendigerweise Jedermann leid thun, wenn er von seinem Standpunkte aus genöthigt ist, so schöne Erwartungen als Täuschung darzustellen. Ich bin leider gegenwärtig gegenüber der Dopp ler'schen Sache in dieser Lage und kann den Anliängern seiner Tiieorie zum Tröste nur folgende zwei Dinge sagen, nämlich erstens: wäre der Triumph über eine solche Entdeckung, selbst weims wirklieh eine Entdeckung wäre, nur dann ein wahrer, echter Triumph, wenn er auf dem Wege einer strenge richtigen Theorie errungen worden wäre, was hier erwiesenermassen nicht der Fall ist, und zweitens: ist die experimentelle Widerlegung Dopp 1er 's an und für sich ein so schöner Triumph der Physik, dass man darüber schon einige Täuschung verschmerzen kann. Das herrliche Experiment, von welchem hier die Rede ist, beweist näm- lich mit den allerfeinsten und verlässlichsten Mitteln der Reobach- tnng, dass eine Geschwindigkeit von 180 Meilen in der Secunde einer Lichtquelle ertheilt, nicht die geringste Änderung in der Farbe derselben bewirke. Da diese Versuche nicht so bekannt zu sein scheinen, als sie es verdienen, so wird es frommen, ihrer hier mit wenigen Worten Erwähnung zu thun. Angström hat eine Reihe sehr sorgfältiger Untersuchungen über das Spectrum des elektrischen Funkens in Vetensk. Akademie Handlingar (eingereicht am 16. Februar 1853 bei der Stockholmer Akademie) veröfTentlicht. Er hat dieses Spectrum durchzogen gefun- den von vielen lichten, scharf aus dem übrigen Grunde des Spectrums gleichsam sich hervorhebenden Linien, die ein sehr ausgezeichnetes Object bildend, mit grosser Schärfe einer messenden Reobachtung unterzogen werden können. Die Ergebnisse dieser Experimente setzen ihn in den Stand, in der Do ppl er "sehen Streitsache auf Grundlage nicht der Theorie, sondern der Erfahrung ein Endurtheil zu fällen. iil)er das Spectriim des elektrisclir-ii Funkens etc. 58 / Angsti'öm's Abhandlung ist in Poggendor ff "s Annalen der Physik und Chemie 1855, Ni*. I, Seite 141, in's Deutsche iihersetzt vorhanden und die Stelle, wo von D o p p I e r "s Theorie die Rede ist, lautet folgender- massen: „Das Studium der Speetra des elektrischen Funkens, scheint nn'r, „kann auch beitragen zur Lösung der Frage, welche die Optik eben „so sehr interessirt, wie die Astronomie: Doppler hat nämlich die „Farbe der Doppelsterne durch die Annahme zu erklären gesucht, dass „die Geschwindigkeit eines Körpers Einfluss auf dessen Farbe habe- „Andererseits hat Petzval in einem in der Wiener Akademie gehal- „tenen Vortrag auf analytischem Wege bewiesen, dass die Bewegung „des Mediums keinen Einfluss haben kann auf die Oscillationszeit, von ,,welcher dieFarbe ausschliesslich abhängt. Obwohl dieserSatz an sich „wahrscheinlich ist, dürfte doch, wie mir scheint, ein praktischer „Beweis von seiner Richtigkeit nicht ohne Interesse sein. „Aus Wheatstone's Untersuchung über die Geschwindigkeit „der Eiektricität kennt man zwar nicht die wirkliche Geschwindig- „keit des Funkens, aber doch wenigstens einen Grenzwerth, unter „den sie nicht herabsinken kann. Er fand nämlich, dass ein 4 Zoll „langer Funke in kürzerer Zeit als eine Milliontel-Secunde übersprang, „unter Voraussetzung, dass man aus 10 Fuss Abstand in der Form „eines gespiegelten Funkens von geringerer Erstreckung als einen „Zoll keine Veränderung würde erkennen können. Obwohl diese Vor- „aussetzung übertrieben ist, wird doch die Geschwindigkeit beinahe „10 schwedische Meilen in der Secunde. Allein ein 6 Fuss langer „[jichtstrom in einer luftleeren Glasröhre zeigte sich auch im rotirenden „Spiegel unverändert und da nach Massen der Funke sich im luft- „leeren Räume nicht anders als durch die von beiden Polen aus- „strömenden Theilchen fortpflanzen kann, so würde daraus folgen, „dass wenigstens 3 Fuss in kürzerer Zeit als ein Milliontel-Secunde „zurückgelegt werden; das gibt 80 — 90 Meilen in der Secunde, — „eine Geschwindigkeit, welche die der Doppelsterne wahrscheinlich „viele Male übertrilTt. „Lässtman nun einen Funken in schiefer Richtung überspringen, „so müssten, wenn Doppler 's Theorie richtig wäre, die von dem „einen Pol ausströmenden Theilchen an Farbe verschieden sein von „denen, welche von dem anderen Pol ausströmen, um so mehr, als „sie sich in entgegengesetzter Richtung bewegen und folglich die 088 P e t z V a I. Ang-ströin's expprimeiitclli* rntersiirhungen etc. „doppelte Gesclnvindigkeit derselben mitwirkt zu der vorausgesetzten „Farbenveränderung. Indess zeigt sich eine solche nicht. Die hellen ..Linien entsprechen einander wie zuvor voilkonunen. Sowohl auf „theoretischen, wie aus praktischen Gründen scheint man also zu dem „Schlüsse berechtigt zu sein, dass Oscillationszeit und Farbe unab- „ hängig sind von der Geschwindigkeit des Mediums, von welchem „das Licht ausgeht." Also von einem Theile des von der Dopp ler'sehen Theorie in Besitz genommenen Gebietes, dem Himmel nämlich ist sie vertrieben und die Doppolsterne erscheinen nicht darum farbig, weil sie sich bewegen, sondern weil sie eben solches farbiges Licht aussenden. Sie klammert sich jetzt nur noch an die Experimente von Buye Bailot und die neueren des physikalischen Institutes, die mir zufälligerweise gar nicht unbekannt sind, weil ich sie vor sieben Jahren selber erdacht habe. Die Lage der Anhänger Do ppl er's scheint mir eine stets schwierigere zu werden, denn sie werden jetzt nicht nur ihre Experimente und die von Buye ßallot gegen eine gründliche mathematische Kritik, die von irgend einer Seite gewiss erfolgen wird, zu vertheidigen haben, sondern sie werden nebstdem noch, wenn ihnen diese Vertheidigung allenfalls gelingen sollte, was ich aber sehr bezweifle, die anomale Thatsache zu erklären haben, dass progressive Bewegung auf das Licht gar keinen nachweisbaren, dagegen auf den Schall eine Wirkung erster Ordnung, Hauptwirkung äussere, die mit dem Namen erste Approximation bezeichnet wird, mithin dasselbe sein soll, was die elliptische Bewegung bei den Planeten ist. Ich sehe meinerseits mit Vergnügen diese Streitsache von dem Felde der Theorie auf das der Praxis überspringen. Es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis sie völlig ausgetragen sein wird; dies wird aber gewiss schneller und auch leichter zu erwarten stehen durch die Hilfsmittel der Physik, die ein grosses Publicum hat, als die der Mathematik, die ein Kleines besitzt. Jedenfalls ist diese Streit- sache in eine Phase getreten, in der sie nicht lange bleiben kann. Fasst man nämlich die Versuche von Angström, dann die von Buye Bailot und endlich die des physikalischen Institutes in Eines zusammen unter der Benennung Das Experiment, so scheint das Experimont zu sagen, dass Dopp I er\s Theorie auf Erden richtig, am Himmel hingegen unrichtig sei, wo hingegen nach demselben Schöffer. Üher ilie KohlensHiii'e iles Rliites etc. S89 meine Tlicorie am Himmel riclitig-, und -.iiif Erden unrichtig wäre. Das wird dem Experiment kitum .lemand glauhen, denn die Wissen- scliaft soll wahr, wenn auch nicht belieht sein im Himmel und auf Erden. Uher die KoUensäure den Blutes und ihre Ausscheidung mittelst der Lunge. Von Dr. A. Schöffer aus Moskau. (Vorg'elegt in der Sitzung- am 14. .Iiini dmuh il. \v. ,M. K. I> ml wig.) (Mit einer Tafel.) Die schönen Arbeiten der letzten Jahre über Gase des Blutes, ihre Absorption durch das Blut und den Gasaustimsch in den Lungen haben die Athmungstheorie gefördert, aber natürlich nicht ziimAb- schluss gebracht. Vor allem dunkel ist die Abscheidimg der Kohlensäure, Wie bekannt hatte Lothar Meyer nur einen geringen Theil der im Blute enthaltenen Kohlensäure durch Erwärmen in dem luftleeren Räume übertreiben können, während der übrige Theil von ihm als nur durch Säuren ausscheidbar betrachtet wurde. Setschenow hatte darauf bewiesen, dass dieses nur vom V^erbältniss des luftleeren Raumes zur angewandten Blutquantität abhängt, und dass, wenn man ein genügend grosses Vacuum verwendet und dasselbe mehrere Male erneut, man zu ganz entgegengesetzten Resultaten kommt: es bleibt nämlich im Blute nur ein geringer Antbeil Kohlensäure zurück, der nur durch Säuren aus demselben zu entfernen ist. Wollte man nun aber der ganzen Quantität von Kohlensäure, welche Setschenow durch physikalische Mittel erhielt, eine identische Rolle beim Gas- austausch in den Lungen zuschreiben, so würde diese Annahme nach den dermal bekannten Thatsachen nicht ganz gerechtfertigt sein. Nach den Absorptionsversuchen von Lothar Meyer und Fern et zerfällt nämlich die ganze Quantität von Kohlensäure in zwei Antheile, in einen, welcher einfach diflfundirt, und in einen andern, welcher vom Drucke unabhängig von einer, wenn auch schwachen chemischen Attraclion im Blute zurückgehalten wird. Diese Attraction konnte man nur den kohlensauren und phosphorsauren Alkalien zuschreiben. Beide Salze können Kohlensäure binden, doch zeichnen sich diese Verbindungen dadurch aus, dass sie nur schwer durch {ibysikalische 590 Scliöffer. Über ilie Kiilileiisaiiie des niules Mittel zerset/1 werden, und dass scliüii eiu sehr geringei- Gehalt an Kohlensäure der umgebenden Atmosphäre genügt, um die Abdunstung derselben aus der Salzlösung zu verhindern. Bei dem relativ grossen Kohlensäuregehalte der normalen Lungenluft würden diese N'erbiiidun- gcn also gar keine Rolle in dem Gasaustausch spielen können. Zu einem Antheil an denselben würde sie erst dann zuzulassen sein, nachdem nachgewiesen worden, dass dem Organismus respective den Lungen Mittel zu Gebote stünden , um einen Theil der gebundenen Kohlen- säure in Freiheit zu setzen und dadurch die Spannung derselben in der Lunge zu vergrössern. Diese Annahme schien viel fiir sich zu haben. Sie erklärt viele Thatsachen , welche ohne dieselbe nur eine gezwungene Deutung zulassen. Wenn man die Arbeit von Lothar Meyer liest, so kann man sich des Gedankens nicht entschlageii, dass er durch seine Methode wahrscheinlich doch alle dilTundirte Kohlensäure erhalten: es waren nämlich alle Momente da, um eine vollständige Gewinnung zu erzielen. Dies wird noch Malirscheinli- cher, wenn man bedenkt, dass er selbst bei einer neuen Vorlage keine Gase mehr gewinnen konnte '). Der Gehalt des Blutes an freier Kohlensäure würde also zwi- schen 4*0 — 4-5 Procente schwanken. Zu einer ähnlichen Annahme führt auch eine Untersuchung von Planer über die Gase des Harnes, er fand im sauren Harn zwischen 3 — 4 Procent Kohlensäure, also noch etwas weniger als Lothar Meyer im Blute. — Die Absorp- tions-Coelficienten des Harnes und des Blutes sind nun allerdings noch mangelhaft bestimmt, doch scheinen sie nicht viel von denen des Wassers abzuweichen und da der Harn, aus der Blutflüssigkeit abgesondert, lange Zeit in der Blase verweilt, so kann man wühl annehmen, dass sich die Gase in den beiden Flüssigkeiten ausge- glichen hätten. Wenn man aber den Gehalt des Blutes an freier Kohlensäure zwischen 3'0 und 4-5 Procent annimmt, so fällt der giosse Kohlen- ^) Es könnte auffallen, wie er gar kein Gas mehr g^cwann, und da er keine Dimensionen seines Apparates erg'ibl, so ist es schwer eine Oeutung zu finden; doch scheint mir noch am einfachsten Folgendes anzunehmen. Wenn man seineZeichnung zum Grunde der Ilechnung annimmt, so musste er heim zweiten Kochen von einem '/g '•'* '•" 1 C. Cm. Kohlensaure gefunden liahen. Doch war zugleich in die Vorlage etwas Wasser (mit Salzen) gerathen und heim Ahkiililen konnte dasselbe wohl so viel absor- biren , dass er das Übriggebliebene als uriuie.sebar beti'achten konnte. und ilire Ausiclieiiliuiy Jiiittelst der Lunge. D91 Säuregehalt der Lungenluft auf: bekanntlich hatte Becher denselhon beim Menschen bis auf 8*5 Procent und W. Müller utid Setsche- now bei erstickten Tliieren bis auf 14 und 15" steigen sehen. Bei einem viel geringeren Gehalt des Hlutes lässt sich dieses entweder durch einen unverhältnissniässig kleinen Absorptions -Coefficienten des Blutes (bei der Temperatur von 40«) erklären oder man muss ein Moment in der Lunge annehmen, welches plötzlich die Span- nung der Kohlensäure zu erhöhen im Stande ist. Auf jeden Fall schien mir die Sache von grossem Interesse und wolil \\erth einer näheren Untersuchung. Bei der Schwierigkeit des Gegenstandes und der kurzen Zeit, die mir zu Gebote stand, konnte ich nicht hoffen die Frage gänzlich zu erschöpfen und bitte auch die folgende Ab- handlung nur als einen Beitrag zur Lösung derselben zu betrachten. Die Arbeit besteht aus mehreren Versuchsreihen und jede derselben könnte als eine völlig unabhängige betrachtet werden. Sie sind auf den Rath des Herrn Prof. K. Ludwig in dessen Lahoratoi ium aus- gefül'.rt worden. L Vor allem sollten die Angaben von Planer geprüft und gesehen werden, ob sie auch bei Hundeharn sich als geltend zeigen würden. Zugleich wurde Blut von demselben Thiere genommen, die Gase desselben gesammelt und das Verhältniss der Kohlensäure zu dem in demselben enthaltenen 2NaO, HO, PO5 näher geprüft. Es wurde nur auf das phosphorsaure Natron Rücksieht genommen, da die Untersuchung von Setschenow zur Genüge dargethan hat, dass kohlensaure Alkalien nur in Spuren im Blute enthalten seien. Die Methode bei dieser Untersuchung war folgende: Grossen weiblichen Thieren wurde Tags zuvor der Harn aus der Blase entleert und die Thiere 24 Stunden ohne Futter gelassen (um den Einfluss der Nahrung, welcher nach Becher auf die Kohlensäurespannung so bedeutend ist, zu eliminiren), darauf wurde der Harn durch einen Katheter über Quecksilber aufgefangen und zugleich auch Blut ge- wonnen, entweder aus dem Harn oder der Arterie; freilich war es nicht dasselbe Blut, aus welchem der Harn abgeschieden, oder mit welchem derselbe sich ausgeglichen hatte, doch konnte unmöglich ein grosser Unterschied zwischen diesem und dem harngebenden Blute bestehen. Silzb. d. fiiathem.-natiirw. Cl. XLI. Hd. Nr. 1». 41 f)t)JJ Scliüffer. Über die Kulileiisiiure des Uliilüs Zur Gewinnung der Gase wurde derselbe Apparat, welchen Setschenow beschrieben, verwendet, doch unterlag er im Laufe der Untersuchung einigen Verbesserungen, die manche niclit unwe- sentliche V ortheile gewährten (siehe Fig. 1). Die Röhren, welche früher das Vacuum bildeten , worin das Blut ausgekocht wurde, ersetzte man durch Ellipsoide {A, B), dadurch konnte der Apparat, ohne das Vacuum zu verringern, viel niedriger gemacht werden. Auf einen andern Vortheil dieser Kugeln werde ich später zurückkom- men. Die zweite Veränderung war folgende: früher wurde die untere Röhre, woran das Blutgefäss gebunden wurde, in eine metallene Fassung eingekittet und diese erst in das krumme Verbindungsrohr eingeschraubt und ebenfalls verkittet. Indem man der Fassung eine andere Form gab, richtete man den Apparat so ein, dass die Kugel mit ihrem Halse nur auf dem Mttallstücke aufsass; die V^erbindung wurde durch einen dicken Kautschukschlaucli hergestellt; die Metall- röhre konnte lange Zeit unverändert bleiben und es wurden nur die Kugeln bei jedem Versuche gewechselt, dadurch wurde es möglich mehrere Auspumpungen an einem Tage vorzunehmen. Zu den Gas -Analysen wurde der von W. Müller beschrie- bene Apparat benützt, woraus sich die Columne Wasserdruck in den späteren Analysen erklärt. Zur Phosphorsäurebestimmung wurde immer das Blut, aus welchem man die Gase gewonnen, verwendet. Nachdem das Auspumpen beendigt, Hess man so viel als möglich das Blut in das Gefäss zurücklaufen, schüttelte es noch einmal um und brachte es in eine bereitgehaltene graduirte Bürette, aus welcher man dann ein ganz bestimmtes Volum in eine Platinschale abfliessen Hess. Dieses Blut hatte freilich nicht ganz die frühere Zusammen- setzung, erstens blieb das Fibrin mit dem Quecksilber zu einem Magma vereinigt zurück und zweitens hatte das Blut auch einen Theil seines Wassers eingebüsst, doch betrug diese verdunstete Quantität einen sehr geringen Anlheil der verwendeten Blutmenge, kaum 1 bis 2 Procent, und diese ist man wohl berechtigt zu vernachlässigen. Auf die Aschenbereitung wurde eine ganz besondere Sorgfalt ver- wendet: das Blut wurde unter öfterem Umrühren in der Platinschale auf dem Wasserbade zum Trocknen eingedampft und dann über einer kleinen Flamme so lange verkohlt, als sich noch empyreumatische Dämpfe entwickelten. Dabei stieg die Hitze niemals bis zu einer Höhe, wobei man einen Verlust an fixen Bestandtheiien befürchten und ihre Aiisscheidiing- mittelst der Lung'e. 593 konnte. Von der porösen Kohle wurde so viel als möglich in ein langes PlatinschifTchen gebracht (was zu sehr an den Wänden der Schale hing, wurde für sich verascht und nachher der übrigen Quantität zugefügt). Die Verbrennung des Schiffcheniiihaltes geschnh innerhalb eines Rohres, wie es bei der Elementaranalyse verwendet wird, im Sauerstoffstrome. Der ausgezogene Theil des Rohres war abgebrochen, nach unten gebogen und die Spitzen desselben unter Wasser getaucht. Nach der Verbrennung wurde das ganze Rohr mit verdünnter Salzsäure ausgespült. Auf diese Art konnte unmöglich etwas verloren gehen. Der Gang l)ei der Analyse war folgender: die Asche in Salz- säure gelöst, der Überschuss der Säure durch Abdampfen entfernt, mit kohlensaurem Natron fast gesättigt, essigsaures Ammon in gerin- gen Überschuss zugesetzt, durch Erwärmen das FcoOs, PO5, gefällt abfiitrirt, der Kalk durch oxalsaures Ammoniak gefällt und im Rück- stande die übrige Phosphorsäure durch Magnesiasalz bestimmt. Dadurch erhält man die ganze Phosphorsäure. Ein Theil derselben wurde als an Kalk gebunden (nach der Formel SCaOPOj) abgezogen und die übrige Phosphorsäure musste, wenn die Hypothese von Fern et richtig war, zwei Atomen Kohlensäure entsprechen. 1. Versuch. Blut aus der Ve?ia jugularis 45-93 CC; Harn 90-07 CC. Der Harn sauer vor und nach dem Auspumpen. Vdlum % Druck W. Druck Temp. V. bei OU u. IM.Ü. Die Gesammtmenge der Gase des Blutes 22-96 8-37 709-4 667-8 430 4S0 17 i7-5 13-50 Nach Absorption der COg durch Kali 5-31 Auf 100 V. Blut kommt also 32-70 CC. Gase, davon 21-32 Kohlensäure. Die Gase des Harns 5-33 Hy Druck 676-3 430 Temp. 18-3 V. bei 0" u.lM. D. 3-33 Ein Theil der Gase wurde in eine feine Messglocke übergefüllt. 41' 594 Schi» ffor. Ülier die Kolilciisätiro des Blutes. Volum llg Druck W. Druck Temp. V. Lei 0" u. IM. D. Änfnncpsvnlnrn 2-74 0-75 013-5 339-7 45Ü 430 17-3 103 Nach Kali 0-40 Der Hani enthielt also auf 100 V. 3-69 CC. Gase, davon 2-77 Kohlensäure. Auf 100 Theile Blut wurde im Ganzen 0-09(j PO5 gefunden, von CaO gebunden 0*019 und die übrigen ()-077 PO^ würden 23'90CC. Kohlensäure entsprechen. 2. Versu eh. Blut aus der Vena jugularis 1)7 '45 CC. Gesammtmenge der Gase des Blutes 35-42 llg Druck 694-4 430 Temp. 17-7 V. bei 0" u. IM. D. 23-09 Ein 'J'heil des Gases wurde übergeführt. Volum Ilg Druck W. Druck Temp. V. bei 0" u.lM. D. Anfanjfsvoliiiii 29-34 8-83 704-7 380 430 430 J7-7 17-3 20 - 03 Nach Kali 3-10 Also auf 100 V. Blut 41 "23 Gase, davon 30 73 Kohlensäure. Der Harn war vor und nach dein Auspumpen sauer = 98"70CC. Gosammlinencfp der Gase .... 10-30 ///; Druck 031-9 430 Temp, 17-7 V. I.i.id" u. IM. I). 0-GS Ein Theil wurde in eine feine Glocke überijpfiihrt. Volum llg Druck W. Druck Temp. V. I.ci (If' u. IM. 1). Anfanprsvnliiin 9-04 1-37 037-2 034 430 430 17-7 17-3 0 - 20 Nach Kali ... 0-837 Auf 100 V. Harn G- 77 Gase, davon 5-82 Kuhlensäure. iiiiil ihre Aussehejduiijj- mittelst der Liing-e. 51>5 Vorn Blute niirdoii 43-90 CC. zur FJestiiMiminn- doi- PO- getioui- nieii. Auf tOO V. Blut wurde im Ganzen 0-104 PO5 gefunden; von CaO gebunden 0-009; die übrigen 0-09Ö würden 30-01 CC. Kob- lensäuie entsprecben. 3. V ersuch. Blut i)us der Vena jufßularis 63-04 CC. Volum % Druck \V. Druck 1 Tcinp. V. bei 0» u. 1 M. D. Gesammte Gasmenge Nach Kali 36-02 7-47 719-8 627 380 380 I6-0 14-7 24-93 4-64 Auf 100 V. Blut 39-54 Gase, davon 32-14 Kohlensäure. Harn vor dem Auspumpen sehwacb sauer, nach dem.\uspumpen alkaliscii, 102-14. Auspumpbare Gase Nach Kali .... Volum Uy Drnck W. Druck Temp. 50-24 720-8 380 16-5 2-83 440-5 380 14-7 V. bei 0» u. IM. D. 34-81 1-22 Nachher mit verdünnter Säure versetzt gab der Harn noch Gase, die sich als reine Kohlensäure erwiesen. l)undeiie Kohlensiiure Volum /A/ Druck W. Druck Temp. V. beiO" u. IM. D zu einer hxs])irutiui „ 100 „ „ =5-47f ■ '■ .. 100 „ ,. =3-7(»v ,. 100 „ ,. =0-88> ,. „ ., 100 „ , =9-01) Der folgende zweite Versuch gehört eigentlich zu einer anderen Versuchsreihe und er wird auch an seinem Orte näher beschrieben werden; hier führe ich nur die Phosphorsäuiebestimmung, so wie den Gehalt des Blutes an Kohlensäure an. 7. Versuch. Das Venenblut wurde aus dem rechten Heizen, das Arterien- blut aus der Arieria carotis genommen. 100 V. venöses Blut entbleiten 43-06 auspumpbare Gase, davon 33 (lö Kohlensäure; ausserdem 3- 05 gebundene Kohlen- säure; Phosphorsäure =0'0987, davon an Kalk gebunden O'Oll; die übrigen 0-0877 würden 27-62 Kohlensäure entsprechen. 100 V. arterielles Blut enthielten auspumpbare Gase SO '65, davon 31-65 Kohlensäure. Gebundene Kohlensäure in Spuren. Phosphorsäure = 0 003, davon 0-010 an Kalk gebunden; die übrigen 0-088 würden 27 • 72 CC. Kohlensäure entsprechen. iiiiH ihre Ausscheidung' mittelst Her Liingre. 399 8. Versuch. Es wurden Harn, venöses Blut aus dein Herzen und arterielles aus der Carotis genommen. Der Harn war sauer vor und nach dem Auspumpen. 100 \. venöses Blut enthielten: auspumpbare Gase 41 "62, davon 27-83 Kohlensäure. Phospliorsäiire = 0-107, davon an Kalk 0-010 gebunden; die übrigen 0-097 würden 30-57 Kohlensaure entsprechen. 100 V. arterielles Blut enthielten: 42-92 auspumpbare Gase, davon 2G-44 CC. Kohlensäure. Phosphorsäure = 0-119, davon an Kalk gebunden 0-010; die übrigen 0-109 würden 34*07 Kohlen- säure entsprechen. Volum % Druck W. Druck Tiinp. V. Lei O'J u.lM.D. Die Gase des Harns Nach Kali 11-96 3-64 581 346-3 500 480 19-3 18-8 6-70 201 Auf 100 V. Harn 6-61 Gase, davon 4-63 Kohlensäure. Aus diesen Beobachtungen ergibt sich: 1. Die Angaben von Planer sind auch für den Hund begründet, so dass der Harn wirklich nur sehr wenig Kohlensäure enthält, vor- ausgesetzt, dass er auch nach dem Auspunipensauer reagirt. Der Harn, welchen PI a ner beobachtete, reagirte wahrscheinlicli nachdem Aus- kochen neutral oder basisch, denn sonst lässt sich nicht begreifen, wie er Kohlensäure aus saurem Harn durch Säuren bekommen konnte. Zur Übersicht meiner Wm-sucIic ffebe ich die nachstehende Tabelle: 100 Vüliime Harn. der Gase " Freie Kohlen- säure (Jeiiuii.leiie CU.. 1. Versuch Harn sauer 3()9 i-Ti — 2- « „ „ ()-77 H-S't — 3. „ „ alkalisch 34-08 32 -88 5 -33 4. ., „ sauer 401 3-4(» — 5 „ . . 4-41 3:;7 — 6 ()()l 4 03 — 7. „ „ „ 3 '31 2-48 — 600 S chöffer. Über die Kohlensäure des Blutes. Wenn der Harn sauer reagirt, so schwankt also die Kohlen- säureineiicje zwischen 2-77 und 5-82 Proc, im Mittel 3-79Proc. 2. Es ist gar kein Verhältniss zwischen der auspumpbaren Kohlensäure des Blutes und der Kohlensäure im Harn. Man ersieht es aus folgender Tabelle : Blut Harn Nr. 1 21-32 2-77 30-73 5-82 « 3 32-14 38-11 ,, 4 30 -S4 3-46 Blut Harn Nr S 26-70 3-57 „ 6 23-45 2-48 -! 27-83 26-44 1 4-63 3. Die Beziehung zwischen dem Gehalt des Blutes an Phosphor- säure und der auspumpbaren Kohlensäure scheint dagegen eine innigere. Im Allgemeinen wächst die Kohlensäuremenge mit der Zu- nahme an Phosphorsäure; doch sieht man sogleich, dass die Annahme von Fernet, als würde von jedem Atom 2NaO, HO, PO5 , also für jedes Atom Phosphorsäure zwei Atome Kohlensäure gebunden , für das Blut des Hundes sich nicht rechtfertigt; denn meistentheils würde das Salz dazu soviel Kohlensäure verlangen, dass die wirklich vorhan- dene Menge derletzteren garnichtgenügen würde; ausserdem muss ja noch eine Quantität an NaOCOa gebunden und eine andere auch noch als difTundirt angenommen werden. Um mit dem von Fernet hinge- stellten chemischen Princip in Einklang zu bleiben, muss man die Annahme machen, dass der Piiosphor auch in anderer Form denn als Phosphorsäure enthalten sei (wohl kaum eine nennenswerthe Quan- tität), oder dass auch andere Körper, vielleicht Eiweiss-Substanzen oder Harnsäure die Stelle der Kohlensäure vertreten, das heisst mit phosphorsaurem Natron in Verbindung treten können. p]s ist wohl höchst wahrscheinlich, dass der grösste Theil der Kohlensäure durch das phosphorsaure Natron gebunden wird; nur ein geringer wird als difTundirt im Blute enthalten sein. Leider ist der Partiardruck, unter dem die Kohlensäure im Harne steht, für die Temperatur des Körpers gar nicht anzugeben, weil der Absorptions-Coefficient des Harnes, der die normale Blutwärme besitzt, nicht bekannt ist. Denn wenn man selbst dem Harne und dem Wasser gleiche Fassungskraft für Gase ertheilen wollte, so würde lind ihre AnssoheiHung: mittelst Her Liingre. 601 dieses noch immer nichts helfen, da auch dei-Absorptions-Coefficient des Wassers zwischen 35-5 bis zu 40« C. unbekannt ist und sich aus der Formel von Bunsen auch nicht ableiten lässt. Wegen Mangel an einem Bunsen'schen Absorptionsmeter konnte ich die Bestimmung des Absorptions- Coefficienten nicht machen und es fragt sich überhaupt, ob man bei einer so bohen Temperatur leicht zu richtigen Resultaten kommen würde. Hier folgt die Tabelle: Gefundene Die Kohlen- säareraenge. i PO^menge Kohlensäure- menge welche nach Fernet nöthig wäre Venöses Blut Nr 0-08 21-32 23-90 J5 » " 2 0 095 30-73 30-01 » » » 3 0-099 3214 31-18 » » » 4 0-103 30-54 32-43 » « » 7 0-088 33 03 27-72 »* w 7> 9 0-097 27-83 30-37 Art'.'i-ielles „ ,. 5 0-082 26-70 23-83 » >• » 6 0-088 31 -63 27-72 . . 8 0-109 26-44 34 07 II. Um dem Processe in den Lungen näher zu kommen, wurde eine andere Versuchsreihe angestellt. Ich hatte nämlich bei meinen Versuchen immer mehr gebundene Kohlensäure im venösen Blute als im arteriellen gefunden, doch da das Blut nicht aus einem Tbiere genommen und da das Verhältniss des Cruors zum Serum ein ver- schiedenes sein konnte, so war dieses Resultat nicht als ein gesi- chertes anzunehmen. Es war von höchstem Interesse diese Thatsache mit Berücksichtigung aller möglichen Cautelen zu prüfen; stellte sich auch dennoch das oben erwähnte Verhältniss als constant heraus, so war das ein zwar indirecter aber um nichts weniger schlagender Beweis, dass die Annahme einer besonderen Einwirkung der Lunge auf die Kohlensäureverbindungen im Blute eine richtige sei. Der Versuch wurde auf folgende Art gemacht. Es wurde bei einem und demselben Tbiere so viel als inöglicb gleichzeitig Blut aus dem (^Q2 Schöner. Ül-er .In- Kdlileiisiiure des Blutes recliten Wevieu und dcv Artei'ia c«ro^is über Qucn-ksilber aufgefangen. Das venöse Blut wurde aus mehreren Gründen aus dem Herzen genommen: erstens bekam man auf solche Weise im gewissen Sinne ein mittleres venöses mit Lymphe gemischtes Blut und dann liegt auf der Bahn zwischen dem rechten Herzen und der Carotis als Ver- änderungsmittel des Blutes nur die Lunge. Doch um das Verhältniss des Cruors zum Plasma genauer zu kennen, wurden inmier von bei- den Blutarten eine abgemessene Quantität genommen und davon die Färbekraft nach der Methode von Welker bestimmt. Wurde eine Aschenanalyse gemacht, so berücksichtigte man auch den Gehalt an Eisen. Das Auffangen des Blutes aus dem rechten Herzen ist nicht auf gewöhnlichem Wege zu erzielen, da wie bekannt das Blut in demselben unter negativem Drucke steht und darum durch eine eingeführte Canüle nicht nach aussen abfliesst. Es wurde desshalb durch die F; gebundene 2-92. 2. Venöses Blut 59-27 CC. Gosammimonfjo <1. aiispiimpl). Gase Volum //(/ Druck 37-151) 072- 3i)2 Tcinp. i7-:> V. bei 0» u.lM. D, [)as Gas wurde in eine andere Glocke übergeführt. Anfangsvoluni Nach Kali . Gel)i!ndeiie Kohlensäure : Volum IIa Druck \V. Druck Tcmp. 33-67 714-0 390 17-iJ 0-30 ;!95 370 10-S 24-18 V. hei (lci0(' 11. 1 M.D. 11 -IT) 8-89 100 V. venöses Blut enthielten: auspumpbare Kohlensäure 29-41): irebinidene 2-92. lind ihre Ausscheidung- mittelst der Lunge. 607 3. Versuch. Das erste Blut aus dem Herzen ging verloren und darum konnte das Blut aus der Carotis und dem Herzen nicht gleichzeitig aufge- fangen werden. Die Färbekraft des venösen Blutes war eine kaum merklich stärkere. 1. Arterielles Blut 51-80 CC. Gesammtmenge d. auspumpb. Gase Nach Kali Volun 36-47 14 12 Hg Druck 719-4 630-3 St7 320 Temp. 13-7 16-ä V. bei 0" u. 1 M. D. 26-24 9-84 Gebundene Kohlensäure war nur in Spuren vorhanden. Nach der Absorption der Kohlensäure wurde das Gas in's Eudiometer übergeführt. Vol uo, Hg Druck W. Druck Temp. V. bei 0» u. IM. D. Anfangsvoiuni . . 8 44 31 -62 80 27 343-3 716-2 664-3 310 303 303 16-8 18 18 4-60 Nach Wasserstoffzi Nach Verpuft'ung . Satz 30-03 17- 19 Auf 100 V. arterielles Blut: SO -65 auspumpbare Gase, davon 31-65 Kohlensäure, 17-70 Sauerstoff, 1-25 Stickstoff, gebundene Kohlensäure in Spuren. Von dem mit Säure versetzten arteriellen Blute wurden 56 CC. (welche 34-20 CC. Blut enthielten)- zur Aschenanalyse verwendet. Es ergab sich auf 100 V. Blut 0-080 Fe.Os und 0-098 PO5. 2. Venöses Blut 60-36 CC. (lesamn)tmenge d. auspumpli. Gast" Nach Kali Sil7.l.. d. mnthem.-natiiiw. Cl. XLI. Hd. Nr. 18. Vülum Hl Druck 1 \V. Druck Temp. V. bei 0" u. 1 M. D .37-38 706-2 317 13-7 26-21 9-93 611-3 320 16-3 6 09 42 608 Schöffer. Über die Kohlensäure des Blutes In's Eudiomoter libei-tieführt. Vulum Ilij Druck W. Druck Teinp. V. beiO» u.lM.D. Anfangsvoluin 11 02 !» 1-1)3 30-96 Ö45 - 3 713-5 706-3 310 3U3 493 16-8 18 18-7 6-11 Nach Wasserstoffzusatz Nach Vcrpiiffiinj)- 35-84 19-32 Gebundene Kohlensäure; Volum % Druck \V. Druck Tcmp. V. beiO" u. IM. D. Anfangsvoluin nacli l.uRzusatz . . Nach Kali 13-85 13-09 633-3 641-8 517 320 13-7 16-3 10-25 8 ■ 39 Auf 100 Y. venöses Blut auspuinphare G:ise 43-06, davon 33-05 Kohlensäure, 9-20 Sanerstoft", 1 -00 StickstolV. Gebundene Kohlen- säure 3-05. Von dem mit Säure versetzten Blute v\ urden zur Aschenanalyse 61 CC. (die 43*74 CC. des ursprünglichen entsprechen) verwendet. 100 V. Blut enthielten Fe3 03 = 0-078 Grm. und PO5 = 0-0987. 4. Versuch. 1. Arterielles Blut 56-54 CC. (zum venösen verhielt sich seine Färbekraft wie 104: 100). Volum Hg Druck W. Druck Temp. V. bei 00 u. IM. D. Gesammtmenge d. auspuniph. Gase Nach Kali 36-82 15-79 689 601-5 490 487 20 18-8 24-27 9-32 Ein Theil des rückständigen Gasvol ums in'.'^Eudiometer übergeführt. Viilum Ug Druck \V. Druck Temp. V. bcid« u. IM. D. Anfangsvolum 11-88 580 - 7 478 17-8 6-66 Nach Wasserstoffzusatz 43-96 687-4 473 IS 29-15 Nach Verpuffung 19-18 573 472 18-3 10-82 Gebundene Kohlensäure nur in Spuren. und ihre Aussclieiduii"- mittelst der Lung^e. 609 100 V. arterielles Blut enthalten also auspumpbare Gase = 42-92, davon 26-44 Kohlensäure, 1o-24 SauorsfolT und 1-23 Stickstüir. Zur Aseiienanalyse wurden G2 CC. mit Säure versetztes Blut (42*85 CC. entsprechend) verwendet und es ergab sich auf 100 V. BlutFcoOa = 0-100; PO5 = 0-119. 2. Venöses Blut 56-87 CC. aiispiiini»' iuron Volum % Druck W. Druck Temp. V. beiO» u.lM. D. Oesiimintnicnge der Gase 34-98 12-81 703-2 619-3 300 480 19-3 18-8 23-67 7-84 Nacli Kali - - lii's Eudiomeler iibcrj'cfiihrt. Volum Hg Druck \V. Druck Temp. V. beiO" u. IM. D. Anfangsvoluni 11-90 47-78 18-30 578-2 630 392 478 473 472 17-8 18 18-3 6-68 Nach Wasserstoffzusatz Nach Verpuffung 29-12 10-63 Gebundene Kohlensäure; Anfangsvolum nach Luftzusatz Nach Kali 20-42 18-3 llg Druck 047-9 039-7 490 437 Temp. 20 18-8 V. hei U» u. IM. D. 12-67 11-72 100 V. venöses Blut enthallen : auspumpbare Gase 41-62, davon 27-83 Kohlensäure, 12-61 Sauerstoft' und 1-17 Stickstoff. Gebundene Kohlensäure = 1*67. Zur Aschenanalyse wurden 68 CC. mit Säure versetztes Blut (47-23 CC. entsprechend) genommen. Auf 100 V. Blut Fe^Og = 0-094; PO5 = 0-107. 42* 610 S c li ö f f e r. Über die Kohlensäure des Blutes 5. Versuch. Das arterielle Blut wurde zuerst aufgefangen, die Färbekraft des venösen merklich stärker. 1. Arterielles Blut 52-40 CC. Volum Hg Druck W. Druck Tenip. V.beiO» u. IM.D. Gesammtmenge der auspumpbaren Gase 31-lC 11-18 717-8 632 46S 454 15 16 21-83 Nach Kali 7-03 In's Eudiometer übergeführt: Volum lly Druck W. Druck Temp. V.beiüO u.lM. D. Anfangsvolum 11-31 381 447 13-3 6-43 Nach Wasserstoffzusatz 41-1Ö 700 443 13-6 28-01 Nach Verpuffung 19-07 576-8 443 15-7 10-97 Gebundene Kohlensäure: Volum llg Druck W. Druck Temp. V. bei 00 u. IM. D. Anfangsvolum nach Luftzusatz . . Nach Kali 22-26 21-29 672-5 661-3 463 434 15 16 14-64 13-97 100 V. arterielles Blut enthalten: auspumpbare Gase 41*34, davon 28-02 Kohlensäure, 1I-7G Sauerstoff und 1-66 Stickstoff, ausserdem 1-26 gebundene Kohlensäure. 2. Venöses Blut 58-96 CC. auspuiii| Itaren Volum Hg Druck W. Druck Temp. V.belü" u. 1 M. D. Gesammtmonge (Ut Gase 3:i-39 9-60 724-5 622-8 464 438 15-1 15-3 25-15 Nach Kali 5-96 und ihre Ausscheidung' mittelst der Luiio^e. In's Exdiometer übergeführt: 611 Anfangsvolum Nach Wasserstoffzusatz Nach Verpuffung Gebundene Kohlensäure: Volum 9-94 44-14 20-77 Hij Druck 561-3 618-2 576-8 VV. Druck 447 443 443 Temp. 15-3 15-6 15-7 V. beiO" u. 1 M. D. 5-48 26-62 11-69 Anfangsvolum nach Luftzusatz Nach Kali Vulum % Druck W. Druck Temp. ^'j^I^q 23-87 20-44 650-6 707-3 464 458 15-1 15-3 15-19 13-39 100 V. venöses Blut enthielten: 42-64 auspumpbare Gase; davon 32-53 Kohlensäure, 8 "SS Sauerstoff, 1'25 Stickstoff. Ausser- dem 3*06 gebundene Kohlensäure. 6. Versuch. Der Hund wurde 31/2 Stunde vor dem Versuche gefüttert und wie die Section nachher zeigte, war die Verdauung schon weit fort- geschritten und die Chylusgefässe stark angefüllt. Das Arterienblut wurde um einige Minuten später aufgefangen. Inder Färbekraft beider Blutarten kein erheblicher Unterschied. 1. Arterielles Blut 57-98 CC. Volum Htj Druck W. Druck Temp. V. bei 0« u. IM. D. Gesammtmenge der auspumpbaren Gase 34-92 14-08 727-9 701 431 400 15-4 15-2 23-68 Nach Kali 9-74 In's Eudiometer übergeführ t: Volum Hg Druck W. Druck Temp. V. bei 00 u. IM.D. Anfangsvolum 10-03 43-66 24-28 551 707-8 677-5 401 394 392 15-2 15-4 14-8 5-48 Nach Wasserstoffzusatz Nach Verpuffung 29-91 15 03 gJ2 Schöff er. Über die Kohlensäure des Blutes Gebundene Kohlensäure: Anfangsvoluin nach Luftzusatz Nach Kali Volum 17-6S 16 CO Il(j Druck 664-1 640-8 431 400 Temp. lS-4 la 2 V. bei 00 H. IM.D. 10-39 10-ä4 100 V. arterielles Blut enthielten: auspumpbare Gase 45'o5, davon 26-80 Kohlensäure, 16 -9^ Sauerstoff und 1-80 StickstolV. Gebundene Kohlensäure 0*67. 2. Venöses Blut 59-80 CC. Volum //J 41-62 27-83 12-61 1-17 1-67 — 0-094 S. „ i Arteriel. W 41-34 28-02 11-76 1-66 1-26 — — 1 Venöses V 42-64 32-33 8-83 1-23 306 stärker — ö. „ i Arteriel. „ 43 -5ä 26-80 16-93 1-80 0-67 kein Un- — ( Venöses )' 41-87 30-26 10-46 1-15 1-.37 terschied — Diese Tabelle hat in so ferne ein hohes Interesse , als sie eine VergleichuDg zulässt zwischen den Gasen der beiden Blutarten bei einem und demselben Thiere; es sind in dieser Beziehung die ersten Zahlenwerthe, welche nach einer zuverlässigen Methode gewonnen sind. Sie werden zu mancher interessanten Schlussfolgerung führen können: hier kann ich mich aber nur auf das einlassen, was mich nicht zu weit von dem Untersuchungsgegenstand ablenkt. Das arterielle Blut enthält also im Mittel auf 100 Volum. 5-5 CC. Sauer- stolT mehr und 4-6 CC. Kohlensäure weniger als das venöse, ein Verhältniss, welches fast demjenigen gleich ist, welches man zwi- schen eirigeathmetem Sauerstoff und ausgeathmeter Kohlensäure bei Fleischfressern findet. Was für uns aber von grösserem Interesse ist, sind die Zahlenwerthe der gebundenen Kohlensäure: Es erweist sich als coustant , dass die Menge der gebundenen Kohlensäure im venösen Blute beträchtlicher ist als im arteriellen, so dass im Mittel die Hälfte des Unterschiedes der Kohlensäure im ß|4 Schöffer. Über ) Liebig's Amialeii, SS. Bd., S. 59. -) I. iehig's Aniialen. 49. Bd., S. 1. ^) l.ieliig's Aiiiiitleii, 8ö. Bd., S. 39. Chemische Notizen. 623 Zuckers das Assainar verhältnissmässig leicht in ziemlich grosser Menge darstellen und reinigen. Schliesslich mag noch ein merkwürdiges Verhalten des Assa- mars erwähnt sein. Assainar im Jahre 1852 aus Zucker, wenn auch unrein dargestellt, jedoch durch Abdampfen im Wasserbade und längeres Erhitzen möglichst vom hartnäckig anhaftenden Alkohol befieit, schmeckte rein bitter. Es wurde beiläuGg mit dem vier- fachen Volum Wasser gemischt in einer wohlverschlossenen Flasche aufbewahrt. Nach etwa 1*5 Jahren fand ich zu meiner Über- raschung dass die Flüssigkeit zwar noch intensiv bitter, daneben aber entschieden süsslich schmeckte. Nach abermals ungefähr zwei- jährigem Stehen war aber der süsse Geschmack so intensiv geworden, dass der bittere nun mehr als Beigeschmack erschien. Assamar von derselben Bereitung herrührend, jedoch nicht mit Wasser verdünnt, schmeckte jedoch nach mehr denn 3 Jahren ebenso rein bitter wie anfangs. Um diese Thatsache zu bestätigen, wurde im März 1858 in gleicher Weise wie früher bereitetes unreines, mit Wasser ver- dünntes Assamar, das keine Spur eines süssen Geschmackes zeigte, in einer wohlverschlossenen Flasche abermals sich selbst überlassen. Beim Beginn des laufenden Jahres war auch in dieser Flüssigkeit der süssliche Geschmack neben dem bitteren unverkennbar. Diese Versuche zeigen, dass Assamar, mit Wasser verdünnt, sich wieder langsam in Zucker umwandelt, wenn auch der so gebildete Zucker wahrscheinlich nur Traubenzucker ist. Damit wäre aber nicht nur ein weiterer Grund für die Einreihung des Assamars in die Gruppe der Kohlenhydrate gegeben, sondern auch zugleich es wahrschein- lich gemacht, dass die für dasselbe von Völkel gegebene Formel Cao H,! Ol, eine Berichtigung bedürfe, da sich selbe mit jenen der gewöhnlichen Zuckerarten in keinen Einklang hinsichtlich des Koh- lenstoffgehaltes bringen lässt. 11. Chemische Analyse eines dem Anlaufen unterworfenen Flintglases. Vorzugsweise während der Jahre 1840 — 18o2 kam im Handel in grossen Mengen Flintglas zu oplischen Zwecken vor, das die so gefürchtete Eigenschaft des Anlaufens zeigte. Da dies selbst gegenwärtig noch bei einigen Flintglassorten der Fall ist und die Bestandtheile des Glases das Anlaufen bedingen, so dürfte die Mit- 43» 626 Pohl. theilung der folgenden Analyse, w eiche von mir bereits im Jahre 1846 ausgeführt wnrde, einen Fingerzeig abgeben, welche Änderungen für die Erzeugung fehlerfreienFlintglases im Glassatze vorzunehmen wären. Das analysirte Flintglas war sehr schön weiss und glänzend ; es stammte aus der zu Ottakring bei Wien damals bestandenen Fabrik optischer Gläser des Herrn J. Wald st ein. Bezüglich der optischen Eigenschaften musste es zu den Flintgläsern gerechnet werden, welche sich weder durch hohes Brechungsvermögen, noch durch besonderes Zerstreuungsvermögen auszeichnen. Es wurden im Glase gefunden : Kieselsäure 7ä-24 Gewichtstheile, Bleioxyd 10-48 Eisenoxyd Spuren „ Tlionerde „ » Kalk 1-48 Kaliumoxyd . . . ■ . . 12S1 „ Zusammen . . 99 "71 Gewichtstheile. Vergleicht man nun die Zusammensetzung dieses Flintglases mit jener des Glases von Guinand, das Dumas analysirte <) , so erhält man Bestaniltheile Kieselsäure . Bleioxyd . . Eisenoxyd . Thonerde . Calciumoxyd Kaliumoxyd Arsensäure . Flintglas vun Waldstein von Guinand Summe Sauerstoffgehalt der Saurer dem der Basen . . 7S-24 10-48 Spur 1-48 12-Kl 42-50 Gewichtstheile, 43-1)0 1-80 0-50 11-70 Spur 99-71 15 :1 100-00 Gewichtstheile, 4:1 Es stellt sich also im Flintglase Wald stein 's ein beträcht- licher Überfluss an Kieselsäure heraus und ebenso an Kali gegenüber den übrigen Basen. Guinand\s Glas entspricht mit Vernachlässigung den zu kleinen Kalkmenge fast genau der Formel : 6K0, 12PbO, AI0O3, 36SiO. 1) Dumas, Hamlhiuh der ang^ewaiulten Cliemie, 'l. Btl., S. i>91. Ctieiuisclie Notizen. 627 Für Waldsteiirs Glas würde hingegen zunächst die Formel: 3K0, 2PbO, CaO, 46810, entsprechen und auf 36 Äquivalente Kieselsäure reducirt 4K0, l-4PbO, 0-8CaO, 36SiOo. Aus diesen Vergleichungen ergibt sich, dass das anlaufende Flintglas Waldstein's, welches man selbst jetzt noch in Österreich an mehreren kleinen optischen Instrumenten vorfindet, in der Zusam- mensetzung weder mit dem Guin and "scheu Flintglase noch mit irgend einer anderen bisher untersuchten Glassorte Ähnlichkeit habe und dass der dazu benutzte Glassatz vom theoretischen Stand- punkte aus im Vorhinein als unzweckmässig bezeichnet werden muss. III. Beiträge zur Kenntoiss der liöslichkeltsverhältQJssc ckemischer YerbindoDgen. Löslichkeit des ßiomsilbers in Ammoniak von 0*986 Dichte bei iö" C. I. 0-Ö646 Grm. reines Bromsilber, bei 100" C. getrocknet, wurden mit 15 C. Centimeter Ammoniak durch fünf Stunden in einer wohl verschlossenen Flasche bei einer Temperatur von 79 bis SO" C. digerirt, dann vom Rückstande heiss abfiltrirt, derselbe bei 100" getrocknet und gewogen. Sein Gewicht betrug 0'5ö72 Grm. IL Eine unbestimmte Menge Bromsilber, jedoch früher getrocknet, digerirtc mit Ammoniak von erwähnter Dichte durch 4-S Stunden bei 80 — 81" C. Von der klaren Flüssigkeit goss man einen Theil rasch in ein kleines gut schliessbares Fläschchen von bekanntem Gewicht, verschloss letzteres rasch und wägte es wieder. Die Menge der ammoniakalischen Lösung ergab sich zu 17-o735 Grm. Nach der Verdampfung dieser Lösung und Trocknen des Rückstandes bei 100", blieben 0-0090 Grm. Bromsilber. 100 Gewichtstheile Ammoniak von 0-986 Dichte bei lo" C. lösen also bei 80" C. getrocknetes Bromsilber nach: I. ü -00004 Gewichtstheile, II. 0-05121 Im Mittel . . 0- 05063 Gewichtstheile. H28 I' 0 i. ,, oder 1 Gewichtstheil bei 100" getrocknetes Bromsilber braucht 1975-11 Gewichtstheile Ammoniak von 0-986 Dichte bei 80« C. zur Lösung. Zu dieser Bestimmung mag bemerkt sein, dass sich frisch gefälltes Bromsilber sicherlich mehr denn doppelt so leicht in Am- moniak löst sie das vorher bei 100» getrocknete Bromid. Das Brom- silber färbt sich übrigens im nassen Zustande am Tageslichte rasch grau, trocken hingegen weit langsamer. Beim Erhitzen wird das trockene Bromid goldgelb und schmilzt bei einer höheren Temperatur als Chlorsilber. Die gelbe Farbe erscheint nach dem Erkalten zwar lichter, verschwindet aber nicht gänzlich. Fällt man Bromsilber aus der ammoniakalisclien Lösung n)it Salpetersäure, so sieht es ebenfalls gelblich aus, wird jedoch beim kurzen Aufbewahren im Dunkeln, rein weiss. Löslichkeit des Chloisilbers in Aminnniak von 0'986 Dichte bei 15» C. I. Reines Chlorsilber wurde bei 100» getrocknet und dann wie sub I. beim ßromsilber angegeben mit Ammoniak von 0-986 Dichte behandelt. 2-1565 Grm. Cblorsilber mit H) C. Centimeter Ammoniak digerirt, hinterliessen 20112 Grm. ungelöste Substanz. II. Eine unbestimmte Menge getrocknetes Chlorsilber l)ehiitidelte man, wie beim Bromsilber sub II. angeführt ist. 21 063 Grm. der ammoniakalischen Lösung hinterliessen 0-3180 Grm. trocke- nes Chlorsilber. 100 Gewichtstheile Ammoniak von 0-986 Dichte bei 15» C. lösen daher hei 80» C. nach : I. 1-4736 Gewichtstheile Chlorsilher, II. 1-5097 ^ „ Im Mittel . . 1-4916 Gewichtstheile Chlorsilber, oder 1 Gewichtstheil bei 100» getrocknetes Chlorsilber braucht bei SO» C. 67042 Gewichtstheile Ammoniak von 0-986 Dichte zur Lösung. Weisses Chlorsilber nimmt übrigens beim starken Erhitzen in einem Porzellantiegel von der Gefässwand ausgehend eine purpurrothe und zuletzt schumtzig citrongelbe Farbe an, die es bis zum Schmelzen beibehält. Clieiiiisolie Notizen. 629 Temperatur-KrniL'diijiiingcn beim F,ösen viTSchicdcner Zuckeraiten im Wasser. Ich habe gezeigt, dass sich Stärkezucker urifer Teinperatui'- Eiiiiedrigiing im Wasser löse i) und will nun weiters den Beweis liefern, dass hei Lösung der Mehrzalil von Zackerarten im Wasser, eine gleiche Erscheinung eintrete. Rohrzucker. 0-560 Kilogr. gepulverter feinster Raflinade- Zucker wurde nehst 1 -12 Kilogr. destillirtem Wasser durch 17 Stunden an einem Orte aufbewahrt, wo möglichst geringer Temperaturwechsel stattf.ind. Das Wasser war in einem dünnen Becherglase, das auf einem Strohkranz stand und dessen Temperatur ergab sich vor dem Einbringen des Zuckers zu 16°62 C. Nach dem Einschütten des Rohrzuckers und Beförderung von dessen Lösung durcii Umrühren mit dem Thermometei-, sank die Temperatur bis auf 15 0 herab. Es fand somit beim Lösen des Rohrzuckers zu einer 50 procentigen Flüssigkeit eine Temperatur-Erniedrigung von 1°12 Statt. Milchzucker. 1752 Grm. vollkommen reiner Milchzucker wurden unter denselben Vorsichten wie der Rohrzucker mit 1051 Kilogrm. destillirten Wassers zusammengebracht. Die Tem})eratur des Zuckers und Wassers vor der Lösung war 165 C. Beim Lösen fiel hingegen die Temperatur bis auf i562 herab. Eine kleine Menge Zucker blieb aber selbst nach Überschreitung des Temperatur- Minimums ungelöst. Beim Bilden einer gesättigten Milehzuckerlösung aus 16 '5 warmen Materialien zeigt sich also eine Temperatur- Erniedrigung von 0 88 C. Mann it. Zur Lösung von 87-60 Grm. vollkonniien reinen Mannits dienten unter gleichen Umständen wie früher 348 Grm. destillirtes Wasser. Die Temperatur sank von -^ i6 o C. auf 13 "50 herab, somit trat eine Temperatur-Erniedrigung von 3 Gra- den ein. L e i m z u c k e r. Des geringen zur Verfügung stehenden Materiales wegen konnte keine genügend sichere Messung vorgenommen m erden, unzweifelhaft löst sich aber der Leimzucker im Wasser ebenfalls unter Erkältung. Diese Beobachtungen berechtigen zu dem Schlüsse , dass sich höchst wahrscheinlich alle Zuckerarten im Wasser unter Erkältung ') Sitzungsberichte der inatlicni.-n.iturw. CKisse der kaiserl. Aitadeinie der Wissen- schaften, 6. Bd., S. 590. 630 P " '' '• lösen. Unter den untersuchten Zuekerarten zeig:t sich aber entschieden die grösste Temperatur-Erniedrigung beim Lösen des Mannits. Temperatur-Erniedrigungen beim Lösen einiger chemischen Verbindungen im Wasser. Die folgenden Bestimmungen sind in gleicher Weise wie jene der Zuckerarten ausgeführt. ßromnatrium. Werden 20 Grni. ßromnatrium in dergleichen Gewichtsmenge Wasser gelöst, so sinkt die Temperatur von -f-2 1 ' 25 C. auf 4-8°38 herab. Die Temperatur- Krniedrigung ist also gleich 12-87 C. B er IIS tei ns aur es Natron. 2 Grm. bernsteinsaures Natron lösen sich in 2-209 Grm. Wasser von 16°5 unter sehr starker Temperatur-Erniedrigung. Essigsaures Natron. 140-16 Grm. essigsaures Natron in 140-16 Grm. Wasser gelöst, das die Temperatur von 15" besitzt, erniedriget die Temperatur bis auf 0, also um volle lo" C. Chlorbarium. 140 Grm. reines Chlorbarium wurden in 360 Grm. destiliirtem Wasser von 13°6 gelöst. Die Temperatur sank bis zu 5°85 herab, woraus sich die Erniedrigung der Temperatur zu 7-75 C. ergibt. lY. Bemerkungen über das kohlensaure Kali. Berard hat zuerst eine Verbindung des kohlensauren Kali mit Wasser genauer untersucht ') , zu Folge dessen man allgemein derselben die Formel KO, CO^. , 2 HO gibt, während Berard die procentischeii Zusammensetzungen aus drei Analysen zu: kuhlensaures Kali Wasser I. !»t-020 8-980 11. 90-980 9-020 III. 90-860 9- 140 ableitet, welche keineswegs einem Salze K0,C()a,2H0, sondern viel- mehr KO,COo,HO entsprechen würden. Berard folgert aber obige Zahlen aus den Versuchen: I. 20 Grm. kohlensaures Kali liefern 14-70o Grm. Chlorkalium. II. 20 Grm. kohlensaures Kali geben 3*982 Grm. Kohlen- säure und ') Annnies de Chitiiie, tome 71, [tag. 41. Cheiiiisclie Notizen, 631 III. 20 Gi'in. kohlensaures Kali bilden 17-OSO Grm. schwefel- saures Kali. Versucht mau nun aus diesen Angaben die procentische Zusam- mensetzung des untersuchten Salzes neu zu rechnen, so resultirt: . 1. I . Mittel Kol ilensaures Kali . . 69 älä 68 111 67 653 68 426 AVitsscr . . . . 30 48.'i 3t 889 32 347 31 Ö74 woraus sich weder die Formel K0,C03,2 HO noch KO.CO, , HO, sondern ziemlich genau 2 (KOjCOo), 7H0 oder näherungsweise KO, CO, , 4H0 ergibt. Hiemit ist wohl der beste Beweis hergestellt, dass ßerard weder das Salz KO, CO3, 2H0 noch KO, COo, HO untersuchte. Wenn nun später Wackenroder ') und Phillips 2) das Salz Berard's wieder erhalten haben wollen, so bleibt dies insoferne zweifelhaft, als keine Analyse der nach Phillips tafelförmigen Krystalle vor- liegt. Entschieden gibt aber Giese an^) ein Salz von der Zusam- mensetzung : Kühlensaures Kali 80 Gewichtstheile, Wasser ■ . . 20 „ Summe . . 100 Gewichtstheile gefunden zu haben, welcher in der That nahezu die Formel KO, CO2, 2 HO entspricht, da nach selber das Salz in 100 Gewichtstheilen 79-358 Gewichtstheile kohlensaures Kali und 20-642 Gewichtstheile Wasser enthalten müsste. Bis zur neuesten Zeit wurden jedoch meines Wissens keine Beobachtungen über andere Verbindungen des kohlensauren Kali mit dem Wasser als jene Giese's und ver- meintlich auch Berard's gemacht. Anfangs Mai des Jahres 1848 fand ich aus einer gesättigten wässerigen Püttaschenlösung, welche in einer verstopften Flasche über ein Jahr aufbewahrt wurde, grosse, aus zugespitzten sechs- seitigen Säulen bestehende Krystalle abgesetzt, die an der Luft rasch Wasser anzogen und zerflossen. Die Lösung der Krystalle in Wasser geschah unter Erwärmung und bis 100" C. erhitzt zeigten sie nur Spuren von Verwitterung. Die qualitative Analyse lieferte als Bestand- 1) Kaslner's Archiv für die gesammte Naliiriehre, il. Bd., S. 221. 2) Philosophical Magazine and Annais of Philosophy, 1827, Nr. 6. .hini, pag. 470. 3) Scherer: Allgemeine nordisclie Annalen der Chemie ete. 4. Bd., S. 290. 632 1' " 1' '• theile Kaliumoxyd, Kohlensäure und Wasser nebst Spuren von Chlor lind Schwefelsäure. Bei der quantitativen Analyse verloren nach längerem Erhitzen bis 100" C. 1-044 Gnn. des Salzes 0-080 Grm. Wasser, entsprechend 5-180 Gewichtsprocenten. Weitere Versuelie zeigten jedoch, dass das so getrocknete Salz noch beträchtlich viel Wasser enthalte, welches erst bei höherer Temperatur wegtreibbar ist und somit nicht als hygroskopisches, sondern als Krystallw asser vorkömmt. Es wurden nun zur Bestimmung des Gesammt-Wassergehaltes : I. 1-6555 Grm. des über Schwefelsäure getrockneten Salzes bis zum Glühen erhitzt und ein Gewichtsverlust von 0-262 Grm. erhalten, welcher 15-083 Procenten Wasser entspricht. 11. Auf ähnliche Weise wie bei der organischen Analyse das vom Versuch I fortgehende Wasser mittelst Chlorcaicium aufge- nommen und dessen Gewichtszunahme zu 0-2470 Grm. gleich 14-920 Procenten Wasser gefunden. 111. Auf gleiche Weise wie bei II lieferten 2*3165 Grm. des Salzes 0-3705 Grm. Wasser, daher 15-994 Proeente. Für die Bestimmung des kohlensauren Kali hat man hingegen nach I aus 1-6555 Grm. Salz 1-3935 Grm. kohlensaures Kali oder 84-174 Proeente. II. 1-464 Grm. bei 100» getrocknetes Salz Avurden unter den nöthigen Vorsichten mittelst Salpetersäure in salpetersaures Kali umgesetzt, abgedampft, bis zum beginnenden Schmelzen erhitzt und gewogen. Man erhielt 1-871 Grm. salpetersaures Kali, entsprechend 82-861 Procenten kohlensauren Kali im ursprünglichen Salze. Somit wäre die Zusammensetzung des blos über Schwefel- säure getrockneten Salzes im Mittel : Kohlensaures Kali 83-517 Gewichfstheile, Wasser 15-994 Chlor, Schwefelsäure, Verlust . 0-489 ,. Summe . . lüü-OÜU Gewiehtstheile. Dieser Zusammensetzung entspricht zunächst die Formel : 2 (KO, COa), 3H0 welche in 100 Gewichtstheilen fordert: Kohlensaures Kali = 83-676 Gewiehtstheile, Wasser = 16-324 Cliemisdie NotIxen. 633 Berücksichtigt man hingegen blos das über 100" C. wegtreib- bare Wasser, so würden 100 Gewichtstheile des Salzes nur 10-814 Gewichtstheile Wasser enthalten, was fast genau der Formel KO, CO3, HO entspricht. Im Jänner laufenden Jahres verkaufte mir ein Wiener Droguist angeblicli reines kohlensaures Kali in grösserer Menge, das durch seinen Wassergehalt aufliel und eine weitere Untersuchung veran- lasste. Das Salz erscheint dem freien Auge als körniges Pulver, dessen einzelne Körnchen im Durchschnitte die Grösse des Mohnsamens und ein milchig weisses Aussehen haben, während es unter dem Mikro- skope betrachtet, aus durchscheinenden bis durchsichtigen stark abgerundeten kurzen sechsseitigen und zugespitzten Säulen besteht. Die einzelnen Krystallfragmente erhellen das dunkle Gesichtsfeld des Polarisations-Mikroskopes zum Theile farbig. Das Salz zerfliesst übrigens an der Luft äusserst rasch. Zwei sorgfältige Wasser- und Kohlensäure-Bestimmungennach Will und Fresenius ergaben die Zusammensetzung dieses kohlensauren Kali zu: I. n. Mittel Kohlensaures Kali . . 82-56 83 17 82-865 Wasser 16-00 1S13 15-56Ö Fremde Salze etc. . 1-44 1-70 1-570 Es kann somit kein Zweifel obwalten, das käufliche Salz sei genau mit dem bereits im Jahre 1848 untersuchten identisch. Weitere Erkundigungen über die Darstellungsweise erwiesen auch, dass es beim sehr langsamen Abdampfen einer aus Weinsteinkohle bereiteten wässerigen Pottaschenlösung im Grossen und Ziehen der sich abschei- denden festen Theile aus der Mutterlauge etc. erhalten wurde. Auch dieses Salz zeigte bei fortgesetzten Versuchen eine bestimmte, jedoch nur theilweise Wasserabgabe bei 100" C, welche in drei Versuchen sich, wie folgt, herausstellte. I. 2-335 Grm. kohlensaures Kali bei 1 00« so lange erhitzt als noch eine Gewichlsabgabezu bemerken war, gaben 0-1314 Grm. Wasser ab. II. 2000 Grm. des Salzes lieferten einen Gewichtsverlust von 0-126 Grm. Wasser. III. 1-500 Grm. verloren 0-0725 Grm. Wasser. Daher folgt die Wasserabgabe in Gewichtsprocenten nach I. II. HI. Mittel 5-634 6-300 4-833 5-586 634 1' " I' !• Zieht man aber dieses bei 100" fortgehende Wasser von dem mittleren Gesammt- Wassergehalte ab, so bleiben auf 82-865 Gewiehtstheile kohlensaures Kali übrig 9-979 „ Wasser, also kommen auf 1-197 Äquivalente kohlensaures Kali 1-108 Äqui- valente Wasser, was fast genau der Formel : KO, COo, HO entspricht. Setzt man jedoch das Erhitzen mehrere Stunden zwi- schen 130 — 135f* C. fort, so gelingt es unter Verlust der Krystall- Structur sämmtliches Wasser vom kohlensauren Kali wegzutreiben. Das Vorhergehende dürfte somit den Beweis vom Vorhandensein eines kohlensauren Kali entsprechend der Formel: KO, CO,, HO liefern, in welchem Salze das Wasser Krystallwasser ist und erst zwischen 130 — 135" C. langsam fortgetrieben werden kann. Dieses Salz besitzt aber die Eigenschaft an der Luft rasch ungefähr 4-5 Procente Wasser anzuziehen, wornach es fast 16 Procente Was- ser enthält und zunächst der Formel 2 (KO, CO3), 3 HO entspräche, welche Verbindung jedoch bei einer sehr geringen weiteren Wasser- aufnahme zu einer ölartigen Flüssigkeit zerfliesst. V. Zur Kenntniss der Dosirang des sogeDiinnten weissen Schiesspalvers. Bei Bereitung des von Augendre erfundenen sogenannten weissen Schiesspulvers behufs Vorlesungs-Versuchen befolgte ich die Vorschrift, welche in Dingler 's polytechnischem Journale und meines Wissens auch in den meisten deutschen Zeitschriften abge- druckt ist '). Nach dieser Vorschrift wäre die Dosirung des neuen Schiesspulvers : Kaliumeisencyanür . . 1 Gewichistheil oder 20 Gewiehtstheile, Rohrzucker 2 „ „ 40 „ Chlorsaures Kali ... 2 „ „ 40 „ Summe . . S Gewielitstheile; 100 Gewiehtstheile. Alle Versuche nach dieser Dosirung ein gut abbrennendes Schiesspulver zu erhalten schlugen aber fehl , das Pulver explodirte langsam unter Hinterlassung einer Masse kohligen Rückstandes. Ebenso wenig gelang es, ein nur einigermassen wahrscheinliches 1) Bd. IVö, a. 379, aus dein Moniteur ladusliiel, Nr. l-i'i6 de iSöO. Chemische Notizen. 635 Schema aufzustellen, nach welchem bei der angeführten Dosirung die Zerlegung beim Abbrennen des Pulvers erfolgen könnte. Da ich übereinstimmend in den mir gerade zu Gebote stehenden Zeitschriften dieselben Angaben fand, so glaubte ich obige Dosirung sei richtig abgedruckt und versuchte nun selbst ein besseres Schiesspulver mit den genannten Substanzen darzustellen. Nach mehreren Versuchen blieb ich bei der Dosirung : Kaliunieisencyaniir 28 Gewichtstheile, Rohrzucker 23 „ Clilorsaures Kali 49 Summe . . lOO Gewichtstheile stehen, welche ein sehr gut abbrennendes Schiesspulver lieferte und nahezu dem Verhältnisse: KoFeCys, SHO+C.oHnOn +3(K0. CIO5) entspricht, das in 100 Gewichtstheilen: Kaliumeiseneyanür . . . 28-17 Gewichtstheile, Rohrzucker 22-78 Chlorsaures Kali .... 49* OS „ fordert. Über die beim Abbrennen dieses Schiesspulvers gebildeten Zerlegungsproducte lässt sich ohne vorausgegangenen weitläufigen Analysen wohl schwer etwas Bestimmtes sagen, um so weniger als das Abbrennen im Freien oder im geschlossenen Räume, sowie rasch oder absichtlich verlangsamt, gewiss von Belang und selbst Eintluss auf die Art der Zerlegungsproducte sein kann. Nimmt man jedoch als hiebei mögliche Zerlegungsproducte des Kaliumeisencyanürs : Stickstoff, Cyankalium und ein Kohleneisen von der Zusammensetzung Fe Ca an, welches sich in der That beim Glühen dieser Verbindung bei LuftausschUiss bilden soll, so könnte die Zerlegung nach dem Schema: K,FeCy3. 3H0 + C,,H,,On ) = (+N (I.) -f 3(KO,C105) 636 ^ o h\. vor sich gehen, wornach je lUU üewiehtstheile Schiesspulver 52-56 Gewichtstheile nicht flüchtige Körper und 47-44 „ gasförmige Körper Zusammen 100-00 Gewichtstheile lieferten. Eine zweite Zerlegungsweise wäre: /' 3KC1 KaFeCya.SHOj + 3(KO,CI05) i+2(K0.C0,) y + i2co j [-\- 14H0 100 Gewichtstheile des Pulvers geben dann bei der Zerle- gung : 55*50 Gewichtstheile fester Körper und 44*50 „ gasförmiger Körper. Endlich Hessen drittens : KsFeCys.SHO H-3(KO,CI05) ableiten, wobei aus je 100 Gewichtstheilen Schiesspulver beim Ab- brennen 54*33 Gewichtstheile fester Körper und 45*68 „ gasförmiger Körper entstünden. Beim längeren Glühen des gelben Blutlaugensalzes an der Luft bildet sich freilich auch cyansaures Kali und Eisenoxyd, sowie nach Beimischung von Braunstein, Salpeter oder anderer Oxydationsmitte! im Überschusse diese Oxydation rasch und vollständig geschehen soll. Wollte man aber die Entstehung dieser Zerlegungsproducte beim Abbrennen des weissen Schiesspulvers nach Äquivalenten ab- leiten, so müsste das chlorsaure Kali im Überschusse vorhanden sein, welcher Bedingung mindestens das Dosirungsverhältniss : 2(K2FeCy3, 3H0) -)- 2(\JIhOh) -f 8(K0. CIO,) entspricht, das die Zerlegungsproducte Chemische Notizen. 637 4(K0. CyOj +8KCI + Fe,03 -I-19C0 H- 9C0, -f28HO liefern könnte. Wie zu ersehen, würde die Zerlegung nach dem Schema l gedacht, die Vortheilhafteste sein, da hiebei am meisten gasförmige und am wenigsten feste Körper entstehen, weiche die benutzten Feuerwaffen verunreinigen. Auch iiommt mir nach einer freilich vorläufig nur obertlächlichen Untersuchung der Verbrennungs-Rück- stände, diese Zerlegungsart als am wahrscheinlichsten vor. 100 Gewichtstheile des Pulvers geben aber nach dem Schema 1 Stickstoff . . Kohlenoxyd . Kotilensäure . Wasser . . . Summe . . 1 86Ö Gewichtstheile, . . 11 192 „ . . 17 587 » . . 16 788 » . . 47 442 Gewichtstheile. Ferner Cyankalium Chlorkalium . Kohleneisen . Summe 17-385 Gewichtstheile, 29-840 5-333 52-558 Gewichtstheile. Auf Volumina bezogen lieferten hingegen 100 Gewichtstheile bei 0°C. und 760Millim. Barometerstand, mit Benützung von Regnault's Ausdehnungscoefficienten, und nach Reduction des beim Abbrennen entstehenden Wasserdampfes auf 0° C. unter der Voraussetzung, dass nach der Angabe R egna ult's: 1 Volum Wasser bei 0° C. 1700 Volu- mina Dampf bei 100° C. bildet: Stickstoff 1927-0 Cub.-Centimeter. Kohlenoxyd .... 8942-9 „ Kohlensäure .... 8942-9 „ Wasserdampf . . . 20867-6 „ Zusammen . . 40680-4 Cub.-Centimeter. Unter diesen Zerlegungsproducten muss das W asser als bereits fertig vorhanden in den Bestandtiieilen des Schiesspulvers ange- nommen werden, was auch von dem im Cyankalium gebundenen Cyan gilt. 638 Pohl. Indem man berücksichtiget, dass 100 Gewichtstheile der Masse enthalten : 1865 Gewichtstheile frei werdenden Stickstoff, 4797 „ zu Koiilenoxyd verbrennenden Kohlenstoff und 4797 „ sich zu Kohlensäure umsetzenden Kohlenstoff, lassen sich näherungsweise die beim Abbrennen dieses Schiess- pulvers gelieferten Wärmeeinheiten bestimmen, denn legt man Favre und Silber mann's Verbrennungswärme des Kohlenstoffes zu Grunde ^), so wird die beim Abbrennen gelieferte Wärmemenge Wi in Wärmeeinheiten ausgedrückt: „, 4-797 X 2474 + 4-797 X 8080 yy = 100 also gleich S06-3 Wärmeeinheiten. Um weiters die Verbrennungstemperatur beim freien Abbrennen des weissen Schiesspulvers kennen zu lernen, ist es unumgänglich nothwcndig die specifische Wärme der Summe der Verbrennungs- producte unter constantem Druck zu kennen, wozu die allgemeine Gleichung: ^ c ^ g'g + g's' + y"s" + G führt, in welcher IS die gesuchte specifische Wärme, G die Summe der vorhandenen Gemengtheile, p, p, p" . . . und s, .s', s" . . • deren specifische Wärme bedeuten. Benutzt man zu diesem Behufe nach Regnault für: ferner für Chlorkalium Stickstoff die specifische W-är Kohlenoxyd „ „ Kohlensäure „ „ Wasserdampf „ „ ine = 0-2440 , = 0-2479 , = 0-2164 , = 0-4750 , = 0 1730 und leitet man endlich aus Regnault 's Vergleich der specifischen Wärme des Kaliums und des Bleies 2) die specifische Wärme des Kaliums (unter Annahme des Äquivalentes Ä" = 39-11) zu 0-332G ab, so folgen aus der von Woestyn aufgestellten Relation ^) a n s + a' n' s' -j- a" n" ä" -\- aS = ') Comptes rendiis, tome 20, png. liJCä et tome 21, pag. 944. 2) Comptes rendiis, tome 28, pag. 32.'>. 3) Annales de Chimie et de Physique, Serie III, tome 23, pag. 295. Chemische Notizen. DO«7 in welcher Ä das Äquivalent der gegebenen chemischen Verbindung, a, a , a" ... die Äquivalente der ßestandtheile, w, n , li' . . . deren vorhandene Vielfachen ausdrücken und endlich s, s , s" die selben entsprechenden specifischen Wärmen (für C = 0'241o als speciGsche Wärme und Eisen = 0-1098, genommen), für Cyankalium die specifische Wärme = 0-3107 und Kohleneisen die specifische Wärme . = 0-1493. Es wird hiernach die specifische Wärme der Summe der Ver- brennungsproducte = 0-2636 und die Verbrennungs-Temperatur: ES 0-2636 Das am häufigsten benutzte Dosirungs-Verhältniss des gewöhn- lichen schwarzen Schiesspulvers ist aber: KO, NO5 + S + C3 und unlängst haben erst Bunsen und Schischkoff gezeigt*), dass die bisher angenommene Zersetzung dieses Pulvers gänzlich unrichtig sei. Nach selben beträgt aber der feste Rückstand vom Abbrennen des gewöhnlichen Schiesspulvers 68-06 Procente, die gasförmigen ßestandtheile nur 31-38 Procente und dem Volu- men nach bei 0» und 760 Millimeter Barometerstand 19310 Cub. Centim. Nimmt man nun die Zusammensetzung des gebräuchlichsten schwarzen Schiesspulvers im Durchschnitte gleich der von Bunsen und Schischkoff in ihrem untersuchten Pulver gefundenen an, so resultirt in 100 Gewichtstheilen schwarzen Schiesspulvers: Kohlenstoff . . . 7 69 Procente, Wasserstoff . . . 0-41 Sauerstoff. . . . 36-99 Lässt man ferner mit Bunsen und Schischkoff die beim freien Abbrennen gelieferte Heizkraft zu 619-5 Wärmeeinheiten gelten, so ergibt sich, dass das weisse Schiesspulver im Verhältnisse 0*8081 : 1 weniger Wärme als das gewöhnliche Sclüesspulver ent- wickle. Das schwarze Pulver gab aber beim freien Abbrennen eine Verbrennungs-Temperatur von 2993°C., es verhalten sich daher auf die Temperatur 0" und den Barometerstand von 760 Millim. bezogen, 1) Poggendorffs Annaleii. Bd. 102, S. 321. Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XLI. Bd. Nr. 18. 44 640 i> o h I. l'iir (las schwarze Pulver: für das weisse Pulver: die gelieferten Gasmengen wie: 1 : 2i07 die Flammen-Temperatur wie: 1 : 0641 die Rückstände hingegfen wie: 1 : 0-77 Bei den genannten Verbrennungs-Temperaturen gebe aber für 760 Millim. Barometerstand das von Bunsen und Schischkoff untersuchte schwarze Pulver nahezu 231411 Cub. Centim. Gase, das weisse Pulver aber 300798 Cub. Centim., und somit stünden die gelieferten Gasmengen im Verhältnisse wie : 1 : 1-300 Beim Abbrennen im geschlossenen Räume, also bei constantem Volumen und variabeln Druck wird jedoch die Verbrennungs-Tempe- ratur und somit auch die Anzahl der gebildeten Cub. Centim. Gase auf den Normal-Barometerstand reducirt, geändert, da sich hiebei die specifischen Wärmen der Gase beträchtlich ändern. Nimmt man nämlich mit Bunsen i) für diese Umstände die specifische Wärme des Stickstoffes zu 0-1717, der Kohlensäure zu 0-1702 „ Kohlenoxydes zu 0-1753, des Wasserdampfes zu 0-1668 an, so folgt wie oben abgeleitet, die specifische Wärme der Summe der Verbrennungsproducte fiir's weisse Schiesspulvor zu 0-1944, und die Verbrennungs-Temperatur -- — = — — = 26045 C; sowie die Menge der gelieferten Gase gleich 431162 Cub. Centim. Das von Bunsen und S c h i s c h k o f f untersuchte schwarze Pulver gab aber für die Abbrennung im geschlossenen Räume die Flammen-Tempe- ratur zu 3340° C. , somit hiebei nahezu 258240 Cub. Centim. Gase. Es resultiren also fürs Abbrennen im geschlossenen Räume die Verbältnisse : schwarzes Pulver zu weissem Pulver für die Flammen-Temperaturen wie: 1 : 0-779 für die Gasmengen wie: 1 : 1669 1) Bunsen, Gasoraetrisclie .Methoden. Braunscliweig 1837, S. 255. Chemische Ni)tizeii. 04:1 Da nun die Wirksamkeit eines Schiesspulvers grossentheils von der Menge der beim Abbrennen gebildeten Gase abhängt, so dürfte in dieser Beziehung, gleiche Gewichtsniengen und Abbrennen im geschlossenen Räume vorausgesetzt, das neu dosirte weisse Schiess- pulver die l-67fache Wirkung des schwarzen Pulvers haben. Berück- sichtiget man hingegen die Volumina der abbrennenden Schiess- pulver, so stellt sich die Leistungsfähigkeit anders heraus. Bei der vorgenommenen für Schicsspulver üblichen, sogenannten trockenen Dichtenbestimmung zeigte sich nämlich, dass ein Gefäss , welches 102542 Grm. weisses Schiesspulver fasste, 132-355 Grm. von gewöhnlichem Scheibenpulver aufnahm. Somit wäre die relative Dichte des neuen Pulvers dem schwarzen gegenüber gleich 0'774 und die Leistungsfähigkeit auf gleiche Voluinina bezogen nur mi'hr 1-292. Um den gleichen Effect für Projectile, Sprengungen etc. zu erzielen, sind also dem Gewichte nach statt 100 Theilen schwarzem Pulver nur 60 Theile weisses Pulver der Dosirung I zu nehmen, welche nicht mehr als 31-53 Gewichtstheile Rückstand lassen, wäh- rend letzterer beim schwarzen Pulver nach Bunsen und Schisch- koff 68 Gewichtstheile ausmacht. 100 Volumina des alten Schiess- pulvers brauchen aber zum Ersatz 77*4 Volumina des weissen Pulvers. Wie zu ersehen, liegt ein Hauptvortheil des weissen Schiesspulvers nicht nur in der erhöhten Wirksamkeit, sondern auch insbesonders für den Gebrauch in Schiesswaffen aller Art und zu Sprengungen in ge- schlossenen Räumen wie Bergwerken etc. , in der weit niederem Flammen-Temperatur, so dass eine grössere Anzahl von Schüssen als bisher, unmittelbar auf einander folgen kann, ohne dass sich die Geschützwände oder die stagnirende Luft in den Stollen , Tunnels etc. zu sehr erhitzen. Mögen diese, wie mehrmals bemerkt nur näherungsweise rich- tigen Daten dazu beitragen , die allgemeine Aufmerksamkeit dem neuen weissen Schiesspulver zuzulenken , welches wenigstens als Sprengpulver das alte Pulver an Kraft übertrifft und in dieser Bezie- hung der Wirksamkeit der Schiessbaumwolle nahe steht, vor selber aber was Leichtigkeit und Billigkeit der Darstellung sowie Unver- änderlichkeit beim Aufbewahren anbelangt , den Vorzug verdient. Für den weiteren Vergleich des schwarzen und neuen weissen Schiesspulvers mag noch folgendes benterkt sein. Da das neue Pulver 44» 642 Pohl. chlorsaures Kali enthält, welches bekanntlieh beim Gebrauche aller bisherigen Schiesspulver-Surrogate, deren Bestandtheil es bildet, die Feuerwaffen zu Folge seiner Zerlegungsproducte in hoher Temperatur angreift und selbst das Rosten eiserner Läufe durch thellweise Zer- setzung beim Anziehen hygroskopischen Wassers bewirken kann, so liegt die Befürchtung nahe, dass dies auch von unserem Pulver gelte. Träte dieser Übelstand thatsächlich ein, so würde das weisse Pulver nur als Sprengpulver dienen können, als solches aber aus- gezeichnete Erfolge bedingen. Wenn aber beim Abbrennen des neuen weissen Pulvers sieh thatsächlich nur die Zerlegungsproducte des Schema I bildeten, so ist nicht einzusehen, warum dasselbe schädlicher auf die Feuerwaffen als das alte schwarze Pulver wirken sollte. Im Gegentheile, der bei gleicher Wirksamkeit viel geringere feste Rückstand im Rohr, müsste eher eine Schonung der Feuerwaffe zur Folge haben. Ob dem wirklich so sei, Hesse sich am einfachsten durch mit einer bestimmten Feuerwaffe vorgenommene und längere Zeit fortgesetzte Schiessversuche entscheiden, zu welchen Versuchen mir aber leider jede Gelegenheit mangelt. Da ferner das neue Pulver weniger hygroskopisch ist als das alte, so kann ein eigentliches Feuchtwerden desselben nicht leicht eintreten und somit wäre die Zerstörung von längerer Zeit im geladenen Zustande verbleibender Feuerwaffen auch nicht zu besorgen. Weitere grosse Vortheile bietet aber das weisse Pulver gegenüber dem schwarzen durch die so schwere Explosionsfähigkeit bei Druck und Schlag. Nur der heftigste Schlag von Eisen auf Eisen bewirkt Explosion , dagegen kann es durch Reibung von Holz auf Metall, zwischen Steinen, Thonmassen etc. nicht dazu gebracht werden. Wohl aber hat man sich vor Reiben des Pulvers mit Kohle oder Schwefel und selbst vor dem zufälligen Vermengen damit zu hüten , welches sehr leicht die Explosion bedingt. Ebenso gehört die leichte Entzündbarkeit durch Funken, namentlich der elektrischen Funken, durch glimmende und mit Flamme brennende Körper und das natürlich unmögliche Abschwär- zen, endlich die Verwendbarkeit im ungekörnten Zustande als Schiess- oder Sprengpulver, zu den Vortheilen. Die Bereitungsweise des neuen Pulvers ist gegenüber jener des schwarzen Pulvers eben in Folge der leichten Beischaffung der Rohmaterialien, der leichten Vermischung halber und des Fortfallens des Verdichtens, Körnens, Glänzcns etc. ausserordentlich erleichtert und verkürzt. Es lassen Clieniische Notizen. 643 sich sogar hei gegebenen Rohmaterialien in wenig Stnnden grosse Mengen des neuen Pulvers ohne Benützung weiterer Geräthe als etwa einer Stampfe und eines Mischfasses bereiten. Dass endlich das neue Pulver trotz des höheren Anschaffpreises der benützten Roh- materialien bei gleichem Gewichte dennoch billiger als das alte Schiesspulver zu stehen komme, bedarf keines weiteren Beweises und noch augenfälliger günstig stellt sieh der Kostenpunkt bei Berück- sichtigung der erhöhten Leistungsfähigkeit heraus. Nachdem das genannte Dosirungsverhältniss I schon im Jahre 1856 ermittelt war, kam mir der Bericht Augendre's über sein weisses Schiesspulver an die Pariser Akademie der Wissen- schaften zur Hand i), nach welchem er selbst ein anderes Dosirungs- Verhältniss als das in den meisten deutschen Zeitschriften angegebene verwendet. Augendre nimmt nämlich hiernach: Kaliumeisencyanür . . 1 Gewichtstheil, •» Rohrzucker 1 „ Chlorsaures Kali ... 2 „ was für 100 Gewichtstheile die Dosirung: Kaliumeisencyanür . . 25 Gewichtstheile oder 1*000 Äquivalent, Rohrzucker 2S „ „ 1-23S „ Chlorsaures Kali ... SO „ „ 3-446 gibt. Wie zu ersehen nähert sich dieses Verhältniss sehr dem von mir gewählten. Nach dem gegebenen Zerlegungsschema I glaube ich aber die von mir gefundene Dosirung als die richtigere und vortheil- haftere ansehen zu dürfen. 1) Coiuptes rendus, tome 30, pag. 179. Q44 C z e r m a k. über die entoptische Wahrnehmung der Stäbchen- und Zupfeuschicht (Membrana Jacobi Retinae). Vorläufige Mittheilung. Von Prof. Joh. fzermak in Pest. „So lange eine Beobachtnnu: im Reiche der Naturkunde isolirt steht , so lange sie nicht in mehrfache Beziehungen zu anderen mehr oder weniger wichtigen Erfahrungen und Anwendungen gekommen ist und durch Einwirken in das übrige System eine Art Charakter und Hang erworben hat, ist sie immer in Gefahr entweder längere Zeit ganz unbeachtet zu bleiben , oder wenn sie sich anfangs durch eine neue Erscheinungsweise aufgedrungen hat, wieder in Verges- senheit zu gerathen , bis im ununterbrochenen Entwiekelungsgange des Wissens die ihr nächst verwandten Gegenstände mehrfach auf sie deuten und sie endlich in die ihr gebührende Stelle aufnehmen, wo sie dann erst in dem ihr zukommenden Lichte der Wissenschaft steht, um nie wieder in die Finsterniss der Verborgenheit zurück- zukehren." Mit diesen Worten hat Purkyne') treffend das Schicksal der meisten seiner zahlreichen und überraschenden Funde im Reiche des subjectiven Sehens vorausgesagt. Der durch ihn gehobene reiche Schatz von Beobachtungen gerieth in der That — (trotz des grossen Aufsehens, welches Purkyne's Leistungen seiner Zeit machten, wie die ehrenvolle Anerkennung und schmeichelhafte Beachtung beweist, welche Goethe der genialen Persönlichkeit des Autors zuwendete) — nach und nach zmn grossen Theil last ganz in Ver- gessenheit, weil man nichts weiter damit anzufangen wusste. 1) lieuli.iclituiigeii und \ ersuche iiiir l'liysiologle der Sinne. IJd. I. Citive, l'r«g lö'-tS, pat'. 37. über die eiitoptische \V;iliriielmiiiiiy der StShcliiMi- und Ziipfeiischiclit etc. 645 Während der vierzig Jahre, die seit dem ersten Erscheinen der citirten Dissertation verflossen, haben wenige Forscher eine Ver- anlassung gehabt und die Mühe aufwenden wollen, die meist anstren- genden und zum Thoil die Gesundheit des Sehorgan«? gefährdenden subjectiven Sehversuche Purkyne's zu wiederholen und zu erwei- tern , und jenes phantastische Reich des subjectiven Sehens aus eigener Anschauung genauer kennen zu lernen; — ja selbst die Bescbreibung einzelner dieser Erscheinungen ist in die wenigsten Lehrbücher der Physiologie aufgenommen worden. Erst in der neuesten Zeit hat man wieder versucht, manche die- ser Erscheinungen zu studiren und physiologisch zu verwerthen. Ich erinnere an die sinnreiche Anwendung, welche H. Müller von der sogenannten „Aderfigur" gemacht hat, um die Netzhaut- elemente zu finden, welche die Lichtperception eigentlich vermit- teln; an die kostbaren Daten über die Geschwindigkeit des Capil- larkreislaufes im Menschen, welche Vierordt durch Beobachtung des entoptisch „sichtburen Blutumlaufes im Auge" zu erhalten wusste und endlich an meine eigenen Bemühungen aus der Erscheinung des „Accommodationsphosphens" gewisse Momente des Accommodations- mechanismus zu erläutern. Es sei mir erlaubt, hier eine vorläufige Mittheilung über einen neuen Versuch dieser Art zu machen , und jene zierliche Erschei- nung, welche Purkyne, l. c. pag. 10, unter dem Namen der _„Licht- schattenfigur" des Auges beschreibt und abzubilden versucht, der Beachtung der Physiologen zu empfehlen. Wird das Auge in raschem Wechsel erhellt und verdunkelt, so füllt sich alsbald das ganze Gesichtsfeld mit einer überaus zierlichen schachbrettartigen Zeichnung von lichten und schattigen viereckigen Felderchen, welche von der Peripherie gegen das Centrum an Grösse ab und an Schärfe zunehmen. Auf dieser „primären" Zeichnung erscheinen dann in wechselnder Folge „secundäre" Gestalten (der „Achtstrahl", das „Schneckenrechteck" u, s. w.), deren Beschrei- bung 1. c. nachzusehen ist, da ich hier nur die „primären" näher betrachten w ill. Um die äussere Bedingung der Erscheinung bequem zu beherr- schen, gebrauche ich eine grosse Pappscheibe, welche nahe am Rande in gleichen Abständen von etwa 3 Zoll, eine einfache Reihe von 12 länglich viereckigen ÖlTnungen (8 Linien Höhe, 4 Linien 546 C z e I- m a k. Breite) trägt und um eine liorinzontale Axe leiclit gedreht wer- den kann. Den Versuch stellte ich so an, dass ich mit den Augen durch die Öffnungen der in rasche Rotation versetzten Pappscheibe in den Himmel oder in eine nahe vor's Gesicht gesetzte Milchglasglocke einer hellbrennenden Lampe starre. Purkyne erzeugte den Wech- sel von Licht und Schatten, indem er mit den auseinander gespreizten Fingern der Hand vor den Augen auf- und abfuhr, oder indem er auf eine mit schwarzen und weissen Segmenten bemalte rotirende Scheibe oder zwischen den Speichen eines gedrehten Rades hindurch auf einen hellen Hintergrund blickte. Unter diesen Umständen entsteht alsbald die „Lichtschatten- figur." Je nach der Dauer des Versuches und der Schnelligkeit des Wechsels von Licht und Dunkelheit, treten subjeclive Färbungen der Schachbrettfelder, Blendungserscheinungen im Auge und Wettstreit der Sehfelder auf. Es kommt zu einem unregelmässigen Wechsel der „primären" und „secundären" Gestalten und es gehört einige Übung im Selbst- beobachten dazu , sich in dieser phantastischen Bilderjagd zu orien- tiren und das Constante in der Mannigfaltigkeit und Wandelbarkeit der Erscheinung zu fixiren. Schon Purkyne bemühte sich in der feineren Structur des Auges irgend welche Anhaltspunkte zur Erklärung der Grundformen seiner Lichtschattenfigur zu finden (1. c. pag, 43); „bald zerfaserte er die getrocknete Krystalllinse, bald betrachtete er die Körnchen des gefrorenen Glaskörpers, bald untersuchte er mikroskopisch die Netzhaut und ihre Markkügelchen", aber nirgends fand er genügende Erklärungsgründe. Hätte Purkyne damals schon die durch Huschke und Tre- viranus mehr als ein Decennium später entdeckten Elemente der Stäbchen- und Zapfenschicht in ihrer wunderbar regelmässigen Anordnung kennen können, er würde unzweifelhaft seinen frap- panten und geistreich durchgeführten Vergleich mit Chladni's Klangfiguren nicht bis zur völligen Analogie beider Vorgänge gesteigert, sondern die Structur der Zapfen- und Stäbchen- schicht in eine nähere Beziehung mit der Lichtschaflenfigur gebracht haben. über die enfoptisohe Wahrnehmiin«^ der StSlicheii- und Zapfenschicht elc. 647 Ich bin fest überzeugt, dass Nieinand die „prirnareii" (lestalteii dieser Figur sehen kann ohne an jene erinnert zu werden und einen Zusammenliang zwischen beiden zu ahnen . um so mehr als man seit Bruecke weiss, dass jene histologischen Elemente auch ein Spiegelungsapparat sind. Indem ich in dieser Richtung weiter forschte, gelang es mir eine Form der „primären" Gestalten hervorzubringen, welche jeden Zweifel zum Schweigen bringen musste. Ich sehe nändich constant und mit vollster Deutlichkeit — wenn icli den Versuch einige Zeit fortsetze und die rotirende Pappscheibe eine mittlere Drehungsgeschwindigkeit erlangt hat — im Bereiche des directen Sehens (macula lutea) die hier sehr feinen Viereckchen der Purk y ne'schen Schachbrettfigiir allmählich einer scharfgezeich- neten regelmässigen Mosaik von kleinen runden Scheibchen Platz machen. Die Scheibchen stehen dicht gedrängt und lassen nur ganz schmale Zwischenräume oder Trennungslinien zwischen sich; erstere sind von geringerer, letztere von grösserer Helligkeit. Das Auftreten dieser Mosaik wird durch Anstrengung der Augen zum Nahesehen begünstigt. Das mit dieser Mosaik erfüllte Feld ist zuweilen unregelmässig begrenzt, zuweilen hat es die Form einer liegenden Raute; es wechselt Umriss und Ausdehnung wie beim Wettstreit der Sehfelder. Die Scheibchen, welche die Mosaik zusam- mensetzen, erscheinen stets unter einem grösseren Gesichtswinkel als dem Durchmesser der Zapfen am gelben Fleck entspricht, auch ist unter verschiedenen Umständen die scheinbare Grösse der Scheibchen bald grösser bald kleiner; nichts desto weniger wird aber Jeder, der diese Beobachtung selbst einmal gemacht hat und das mikroskopische Flächenbild der Zapfen und Stäbchen kennt, die dichtgedrängten runden Scheibchen im Bereiche des directen Sehens (macula lutea) , wo bekanntlich nur Zapfen vorkommen, sogleich für ein mehr oder weniger vergröss ertes Bild der Za p fen mo - saik des gelben Fleckens erklären (vgl. Die Abbildungen in Eckerts Icones). Durch welche besondere Lichtreflexion oder Brechung dieses bald stärker bald schwächer vergrösserte deutliche Bild der Zapfen- mosaik entsteht und auf die am schärfsten empfindende Elementar- schicht der Netzhaut geworfen wird, oder welche besondere 648 Czerinak. Ul)er ilie eiito|i. Wiiliriiclirii. d. Sliiliohoii- u. Za|)liMiscliiclit etc. Zustände der Empfindlichkeit die Retina zur Wahrnehmung der Zapfenmosaik befähigen u. s. w. ist vorläufig nicht anzugeben. Jedenfalls aber gehört die Stäbchen- und Zapfen- schicht der Retina zu jenen Best andt heilen des Auges, welcheeinerseitseigenthümlicheentoptischeErschei- nungen (Purkyne's Lichtschattenfigur) veranlassen können und welche a ii d e i- s e i t s u n t e i* Umständen zum T h e i 1 selbst als „leuchtende Bi nnenob jec te " (die beschrie- bene Scheibenmosaik der Zapfen) deutlich wahrgenommen w erd en. Schliesslich bemerke ich noch, dass Purkyne auch beim nachhaltigen Druck auf das Auge und bei raschen Entladungen einer Volta\schen Säule durch das Auge, die Gestalten seiner Licht- schattenfigiir hervorrufen konnte. Pest im Juni 1860. über die Eiiiwirkuiifj schwacher Alfinitiiteii iiuf Aldehyd. 649 Ühev die Einwirkung schwacher Afßniliiten auf Aldehyd. Von Dr. Adolf lieben. In neuerer Zeit ist eine ziemlich grosse Anzahl von Derivaten des Aldehyds entdeckt worden und man hat versticlit daraus Rück- schlüsse auf die Constitution desselhen zu machen. Diese Derivate sind aber von chemisch so verschiedener Natur, dass es fast den Anschein gewinnt, als ob man schlechterdings dem Aldehyd mehrere rationelle Formeln beilegen nuisste, je nachdem man seine Beziehung zu den einen oder den andern der aus ihm abgeleiteten Körper dar- stellen will. Es ist das wenig stabile Gleichgewicht, in dem die Atome des Aldehyds zu einander stehen, das eine so grosse Mannigfaltig- keit der chemischen Umsetzung unter dem Einflüsse verschiedener Agentien bedingt, und das auch die Bildung isomerer Modificationen leichter zulässt als dies bei den meisten anderen Körpern der Fall ist. Dadurch wird die Erforschung der chemischen Natur des Aldehyds sehr erschwert. Das Studium der Einwirkung von Körpern, die nur mit schwacher Affinität begabt sind, schien mir in dieser Hinsicht ein besonderes Interesse darzubieten. filnwirkung von Jodäthyl auf Aldehyd. Äquivalente Mengen von Aldehyd und von Jodäthyl wurden gemischt und in zwei Glasröhren vertheilt , die dann zugeschmolzen und im Wasserbade erhitzt wurden. Das anfangs lebhafte Sieden innerhalb der Röhren nahm inmier mehr und mehr ab. Nach sechs Stunden wurde die erste, nach 38stündigem Erhitzen die zweite Röhre geöffnet. Der gelblich gefärbte Inhalt wurde destillirt. Durch eine Reihe von fractionirten Destillationen gelang es die Flüssigkeit in drei Partieen zu spalten. Die erste flüchtigste Partie, die imr in sehr geringer Menge vorhanden war, bestand aus unverändertem (550 I. i e b e II. Aldehyd; die zweite bestand im Wesentlichen aus Jodäthyl, welches sowohl duix'h die Übereinstiminung der physikalischen Eigenschaften als auch durch Analyse nachgewiesen wurde; die dritte Partie end- lich, nachdem sie durch Destillation über Chlorcalcium, ßleioxyd und Quecksilber gereinigt worden war, bestand aus einem bei 123 bis 124° siedenden flüssigen Kör[»er, der neutrale Reaction und einen sehr angenehmen ätherartigen Geruch besass. Er brennt mit Alko- holflamme, ist etwas leichter als Wasser und nicht in allen Verhält- nissen damit mischbar, in einem Überschuss von Wasser löst er sich jedoch auf; von Kalilauge wird er nicht angegriffen; mit einer ammo- uiakalischen Lösung von salpetersaurem Silberoxyd erhitzt, scheidet er Silber aus. Diese Eigenschaften stimmen sehr nahe mit denen überein, welche W e i d e n b u s c h ') für die von ihm entdeckte isomere Modification des Aldehyds, die von Gerhardt Paraldehyd genannt worden ist, angegeben hat. Die Analyse gab folgende Werthe: 1.0-2046 Grm. gaben 0-4000 Grm. Kohlensäure und 0-1685 Grm. Wasser. II. 0-22 „ „ 0-4332 „ „ „ 01732 „ Die Substanz, die zur Analyse I gedient hatte, wurde nochmals destillirt und der zuerst übergehende Theil beseitigt; das darauf folgende Destillat wurde zur Analyse II verwendet. Berechnet I. Gefunden II. c««) S4-S4 53-32 53-7 Hia 909 9-15 8-85 Os 36-37 37-53 37-45 100-00 100-00 100-00 In den analysirten Producten konnten noch Spuren von Jod nachgewiesen werden; es ist schwer, wenn man nicht mit grossen Mengen arbeitet, durch fractionirte Destillation das Jodäthyl voll- kommen zu entfernen. Daraus erklärt sich der etwas zu gering ge- fundene Kohlenstoffgehalt. Übrigens lassen die angeführten Zahlen keinen Zweifel übrig, dass der untersuchte Körper wirklich mit Aldehyd isomer ist. Eine damit ausgeführte Dampfdichtenbestimmung ergab folgende Werthe: ») Annalen d. Chem. und Pharm. Bd. 66, S. 15.S. ^) In der vorliegenden Abhandlung wurden die Äquivalente C=12, H = l, 0=i6 benützt. über die Einwirkung schwacher Affinitäten anf Aldehyd. 651 Gewichtsüberschuss des mit Dampf gefüllten Ballons . . = 0*2487 Gramme. Temperatur beim Zuschmelzen = ITö" Temperatur der Luft = 19°7 Barometerstand = 739 "9 Millim. Volum des Ballons = 100-7 C.-C. Zurückgebliebene Luft = 0 Aus diesen Daten folgt: Dampfdichte = 4-71 Nach der Formel CgHioOs berechnete Dampfdichte . . = 4'56 Wird diese mit dem Aldehyd isomere Substanz mit einem Tropfen Schwefelsäure versetzt , so verwandelt sie sich wieder in Aldehyd, das an dem Geruch, dem Siedpunkte, der Eigenschaft mit Kali zu verharzen und mit ammoniakalischer Silberlösung einen Sil- berspiegel zu geben, erkannt wurde. Auch diese Reaction wird von Weidenbusch für das Paraldehyd angegeben. Das Verhalten des Paraldehyds in der Kälte hingegen scheint von Weidenbusch nicht untersucht worden zu sein. Ich fand, dass die unter dem Ein- flüsse von Jodäthyl auf Aldehyd entstandene und offenbar mit dem Paraldehyd identische Modification bei + ''" krystaliinisch erstarrt. Die Krystalle schmelzen bei -j- 12» und so lange in der schmelzen- den Masse noch Krystalle zugegen sind, wird sie auch wieder fest, sobald sie etwas unter IE" abgekühlt wird. Geuther und Cartmell 9 haben vor kurzem durch Ein- wirkung von schwefliger Säure auf Aldehyd dieselbe isomere Modification, die hier beschrieben wurde, erhalten und daran die Bemerkung geknüpft, dass sie mit dem Elaldehyd von Fehlin g und dem Paraldehyd von Weidenbusch identisch ist. In der That findet nur in der Angabe des Siedpunktes für Elaldehyd (Fehling^) gibt ihn bei 94» an) eine beträchtliche Abweichung Statt. Vielleicht können darüber spätere Versuche Aufklärung geben. Was die Schmelzpunkte betrifft, so gibt Fehling den Schmelzpunkt des Elaldehyds bei -|- 2» an, Geuther und Cartmell fanden ihn bei -j- 10», ich fand ihn bei dem durch Einwirkung von Jodäthyl erhal- tenen Körper bei -\- 12». Diesen Abweichungen ist jedoch nur sehr geringe Bedeutung beizumessen und in keinem Falle können sie als Zeugnisse gegen die Identität dieser Körper geltend gemacht werden. 1) Annalen d. Chem. u. Pharm. Bd. 112, S. 16. ■i) Annalen d. Chem. u. Pharm. Bd. 27, S. 320. 6K2 Liehen. Ich üherzeugto mich schon gelegentlich obiger Untersuchung , dass selbst sehr geringfügige Verunreinigungen von Einfluss auf den Schmelzpunkt sind; noch viel deutlicher wird sich diese leichte Ver- rückbarkeit des Schmelzpunktes an demselben Körper bei der Unter- suchung der Einwirkung von Cyangas auf Aldehyd herausstellen. Die obigen Versuche haben dargethan , dass Aldehyd unter dem Einflüsse von Jodäthyl bei i 00» in. eine isomere Modification von dreifacher Dampfdichte verwandelt wird, die mit dem durch Ein- wirkung von schwefliger Säure entstehenden Körper, ferner mit Paraldehyd und ohne Zweifel auch mit Elaldehyd identisch ist. Das Jodäthyl ist dabei ganz unverändert gebliehen. Diese Reaction ist noch insofern bemerkenswerth , als man hätte denken können , dass Aldehyd und Jodäthyl sich direct zu einem Körper von der Zusam- P H ) mensetzuiig p^j|*[ 0 vereinigen würden, ähnlich wie dies Simpson*) ^ C H ) beim Erhitzen von Cliloracetyl mit Aldehyd, wobei p u^q*[0 entsteht, ci beobachtet hat. Einwirkung von Cyangas auf Aldehyd. Bekanntlich liefert Chlor mit Aldehyd Substitutionsproducte, als deren erstes nach Wurtz dasChloracetyl anziisfhen ist. Cyan konnte sieh entweder dem Chlor analog verhalten oder, wie man für wahr- scheinlicher halten durfte, zurUmlagerung der Atome und zur Bildung isomerer Körper Veranlassung gehen. In durch eine Kältemischung gekühltes Aldehyd wurde Cyangas geleitet, das aus trockenem Cyanquecksilber durch Erhitzen entwickelt wurde. Das Cyan wurde in beträchtlicher Menge unter starker Volum- vermehrung absorbirt. Die Aldehyd enthaltende Röhre wurde hier- auf zugeschmolzen und bei gewöhnlicher Temperatur durch 18 Tage sich selbst überlassen. Während dieser Zeit färbte sieh die ursprüng- lich farblose Flüssigkeit gelb, und die Röhrenwandung überzog sich mit einem sehr geringen bräunlichen Anflug eines festen Körpers (wahrscheinlich Paracyan). Die Röhre ward hierauf geölTnet und ihr Inhalt destillirt, wobei sich ein Strom von Cyangas entwickelte. >) rotni.t. rpiicl. Xr,VII. 874. über die Rinwirkiing' schwaclier Affinitäfen auf Aldehyd. 633 Zuerst destillirte unverändertes Aldehyd, dann ging bis 10" nur sehr wenig über, endlich von 100 — 124» destillirte der ganze Rest. Dieser letzte schwerst flüchtige Theil erstarrte krystallinisch, als er in eine Kältemischung getaucht wurde. Die kleine Menge von Flüs- sigkeit, die noch über den Krystallen stand, wurde abgegossen, um diese selbst noch reiner zu gewinnen. Bei abermaliger Destillation, der die Krystalle unterworfen wurden, wobei etwas Bleioxyd zugesetzt worden war, ging die ganze Menge bei 122 — 123" über. Die Ana- lyse, die von diesem Destillat ausgeführt wurde, gab folgende Wertbe: 0-3271 Grm. «aben 0-6478 Grm. Kohlensäure und 0-2709 Grm. Wasser. Berechnet Gefunden Ce 54 -S4 S4 01 Hl 3 9-09 9-20 O3 36-37 36-79 100-00 100-00 Das Aldehyd ist hier unter dem Einflüsse von Cyan in dieselbe isomere Modification verwandelt worden, die sich, wie ich früher gezeigt habe, auch durch Einwirkung von Jodäthyl bildet. Die analysirte Flüssigkeit besitzt neutrale Reaetion , einen an- genehmen ätherartigen Geruch, ist etwas leichter als Wasser, in einem Cberschuss desselben löslich, wird von Kali nicht angegrilTen, durch Schwefelsäure in Aldehyd verwandelt u. s. w., nur ihr Erstar- rungspunkt ist niedriger als der des mit Jodäthyl erhaltenen Körpers. Er liegt unter 0«, utid der Schmelzpunkt der dabei erhaltenen Kry- stalle wurde bei -|- 4" gefunden. Da die übrigens ganz gleichen Eigenschaften des mit Cyan und des mit Jodäthyl dargestellten Kör- pers keinen Zweifel über ihre Identität zulassen, so muss die Ver- schiedenheit der Schmelzpunkte auf Rechnung minimer Verunreini- gungen gestellt werden, die gerade auf diese Eigenschaft besonders grossen Einfluss zu üben scheinen. Auch begreift man danach, dass Fehling denselben Körper in Händen haben und doch den Schmelz- punkt bei 2" finden konnte. Bei 100» scheint die Einwirkung des Cyans auf Aldehyd anders zu verlaufen als bei gewöhnlicher Temperatur. Ich habe mich über- zeugt, dass dabei kein Elaldehyd gebildet wird. Der grösste Theil des Aldehyds bleibt unverändert , es entsteht etwas CyanwasserstolT- säure und unter Umständen wie es scheint auch Metaldehyd. 654 Lieben. Es ist interessant die Einwirkung von Cyan auf Aldehyd bei Ausschluss und bei Gegenwart von Wasser zu vergleichen. Im letz- teren Falle bleibt, wie Lieb ig*) gefunden hat, das Aldehyd gröss- tentheils unverändert, das Cyan aber verwandelt sich, indem es die Elemente des Wassers aufnimmt, inOxamid und oxalsaures Ammoniak. Im ersteren Falle hingegen bleibt, wie man aus der obigen Unter- suchung ersieht, das Cyan unverändert und das Aldehyd geht in Elaldehyd über. Es sei mir erlaubt hier vorläufig nur als Vermuthung auszu- sprechen , dass dem Elaldehyd (ich gebrauche Elaldehyd hier als allgetneiiie Bezeichnung, worunter ich die oben beschriebene Modi- ficatioM und auch das Paraldehyd begreife) die rationelle Formel C2H4 ^ C2H5 >02 zukommen dürfte. Dieselbe drückt nicht nur die Isomerie CaHjO ) mit dem Aldehyd aus und erklärt die dreifache Dampfdichte, die das Elaldehyd im Vergleich mit dem Aldehyd besitzt, sondern sie ent- spricht auch den freilich nur unvollkommen bekannten chemischen und physikalischen Eigenschaften des Elaldehyds. Nach der angege- benen Formel müsste das Elaldehyd gerade zwischen das Acetal und die von Geuther entdeckte zweifach essigsaure Verbindung ge- stellt werden. Acetal Elaldehyd Athylidenbiacetat C2H4) C2H5 O2 C2H5! C2H4 ) C2H5 O2 C2H3O) C2H4 ) CoHgOVOs In der That liegt das specifische Gewicht des Elaldehyds zwi- schen dem desAcetals und dem der zweifach essigsauren Verbindung, sein Siedpunkt liegt bei 124o, der des Acetals bei lOö», der der zweifach essigsauren Verbindung bei IGS'S«. Das Elaldehyd wäre darnach als das Äthylo-Acetat des zweiatomigen Radicals Äthyliden C2H4 zu betrachten, das, wie ich glaube, einer Reihe von Aldehyd- derivaten zu Grunde gelegt werden muss. Directe Versuche, die ich mir vorgesetzt habe, werden entscheiden, ob die für das Elaldehyd vorgeschlagene Formel definitiv beibehalten werden kann. 1) Aimalen d. Cham. u. Pharm. Bd. 11:5, S. 246, Üher ilie Eiii«'irkiiii,, doch geht das Meiste von 100 bis 130» über. Wird das erhaltene wasserhelle Destillat abermals der Destillation unterworfen, so hinterbleibt wieder ein brauner Rück- stand u. s. w. Man ist nicht im Stande, einen rückstandslos flüchtigen Körper daraus zu gewinnen, vielmehr muss man annehmen, dass die Wärme verändernd einwirkt. Ich überzeugte mich ferner, dass diese Substanz beim Stehen an der Luft sich verändert, indem sie sich etwas färbt und eine dickliche Consistenz annimmt; da sie auch nicht durch Abkühlung in krystallinischem Zustand erhalten werden kann, so wurde durch diese Eigenschaften die Schwierigkeit der Unter- suchung sehr erhöht. Um dennoch ihre chemische Natur festzu- stellen, war es nothwendig eine sehr grosse Anzahl von verschieden- artigen Versuchen zu machen, wozu ich natürlich einer viel grösse- ren Menge Substanz bedurfte, als bei dem angeführten Versuch aus 10 Grammen Aldehyd erhalten worden war. Die Darstellung geschah ebenso und ging ganz in derselben Weise vor sich, wie oben be- schrieben wurde. Es musste sich nun zunächst darum handeln den neuen Körper von allen denjenigen Verunreinigungen , die nach der Art seiner Entstehung in ihm enthalten sein konnten, zu befreien, dann ohne ihn der Destillation unterworfen zu haben zu analysiren. Weitere Aufgabe war es dann sich zu überzeugen, ob der analysirte Körper ein chemisches Individuum oder ein Gemenge von mehreren Körpern sei, die unter dem Einflüsse von ameisensaurem Kali aus dem Aldehyd durch Spaltung zugleich entstanden wären. Nach den Bedingungen, unter denen der neue Körper entsteht, kann er möglicherweise mit ameisensaurem Kali mit Wasser und mit Aldehyd, das der Reaction entgangen ist, verunreinigt sein. Um ihn von ameisensaurem Kali zu befreien, wurde er wiederholt mit Was- ser geschüttelt. Er bildet damit eine Emulsion , aus der er sich nur über ilip Rinwirkun^ schwacher Afliniliiten ;mf Aldpliyil. 057 sehr langsam als auf dem Wasser schwimmende Schichte abscheidet. Durch Erwärmung kann die Trennung der beiden Schichten be- schleunigt werden. Nachdem sie mit Wasser gewaschen ist , wird die nun trüb erscheinende Flüssigkeit durch längere Digestion mit Chlorcaicium von Wasser befreit. Ich überzeugte mich , dass sie dabei nur Spuren von Chlorcaicium auflöst, die auf die Analyse nicht von erheblichem Einflüsse sind. Obgleich das Aldehyd, wenn sie welches enthielt , schon durch Waschen mit Wasser grösstentheils beseitigt sein musste , wurde dennoch, um jede Spur davon zu ent- fernen, die vom Chlorcaicium abgegossene Flüssigkeit in einem Strom von Kohlensäure, Wasserstoff oder Stickstoff einer Temperatur von 70" durch einige Zeit ausgesetzt. Dabei destillirte nichts, doch wurde dem darüber streichenden Gas der charakteristische durch- dringende Geruch mitgetheilt. Die klare gelbe Flüssigkeit wurde dann der Elementaranalyse unterworfen. Dabei wurde in die Glas- kügelchen , welche zur Aufnahme der Substanz bestimmt waren, etwas chlorsaures Kali gebracht, um eine vollständige Verbrennung zu erzielen; es bleibt sonst, da die Substanz nicht ohne Rückstand flüchtig ist, etwas Kohlenstoff beim Glühen darin zurück. Dieselbe Vorsicht wurde auch bei allen später folgenden Analysen dieser Sub- stanz angewendet. Zu den folgenden drei Analysen dienten drei Substanzen von verschiedenen Bereitungen. Die Substanz der Ana- lyse I war durch 24stündiges Erhitzen im Wasserbade von ameisen- saurem Kali mit Aldehyd, II durch 30 — 40stündiges Erhitzen, III durch lOOstündiges Erhitzen dargestellt worden. Bevor zur Analyse geschritten wurde, waren die drei Substanzen auf die angegebene Weise von ameisensaurem Kali, Wasser und Aldehyd befreit worden, I. 0-1899 Grm. gaben 0-4698 Gm. Kohlensäure und OVO Grni. Wasser. 11.0-39^3 „ ,, 1-0147 „ ,. „ <):}0S „ HI. 0-3329 „ ,. 0- 87(53 „ „ .. 0-2(i:>.^ „ Daraus berechnet man in 100 Theilen: (lefunden "^. ~ II. ni. Kohlenstoff 67-47 70-00 71-79 Wasserstoff 8-77 8-63 8-86 Sauerstoff 23-76 21-35 19-35 10000 100-00 100 00 45 ' 658 Meben. Man sieht aus diesen Zahlen, dass die analysirte Substanz keine isomere Modificatioii des Ahlehyds ist. Sie entsprechen annähernd C H ) der Formel CiH^O oder (^>'jj^[0 welche verlangt: C4 68-57 Hfi 8I>7 0 22-86 100-00 Die Formel C4HeO erlangt besonders dadurch grosse Wahr- scheinlichkeit, wenn man sich erinnert, dass das ameisensaure Kali bei der Reaction, die zur Entstehung dieses Körpers Veranlassung gibt, ganz unverändert bleibt. Es brauchen nämlich zu seiner Ent- stehung blos die Elemente des Wassers aus dem Aldehyd auszu- treten, wie folgende Gleichung zeigt: 2CaH40 = g[|3J0 + []|0 Es blieb nun übrig experimentell zu prüfen, ob die annähernde Übereinstimmung der durch Analyse gefundenen Zahlen mit der Formel C^HgO durch die Bildung eines so zusammengesetzten Kör- pers begründet oder eine blos zufällige ist, ob der analysirte Körper demnach ein chemisches Individuum oder ein Gemenge darstellt. Zu diesem Zwecke wurden die folgenden Versuche angestellt. Da der zu untersuchende Körper bei 100*' entsteht, so setzte ich voraus, dass er auch einer solchen Temperatur ohne eine Ver- änderung zu erleiden ausgesetzt werden dürfe. Ich versuchte daher mit Hilfe eines sehr raschen Gasstroms ihn bei dieser Temperatur zu destiliiren. Dabei wurde, da der Körper, wie schon oben erwähnt, an der Luft sich verändert, ein indifferentes und wohl getrocknetes Gas, entweder Wasserstoff, Stickstoff oder Kohlensäure angewendet. Die Substanz befand sich in einem Rohr, das in ein kochendes Was- serbad gestellt wurde und das oben mit einem doppelt durchbohrten Kork verschlossen war. Durch eine Bohrung war das Gaszuleitungs- rohr bis nahe an den Boden der Röhre eingeführt, durch die andere ging das Ableitungsrohr, welches in eine wohl gekühlte Vorlage führte, die gleichfalls mit einem doppelt durchbohrten Kork versehen war. Aus der Vorlage führte eine Glasröhre entweder in eine ZAveite Vorlage oder, da sich diese nicht als nötliig erwies, in's Freie. Das Gas entwich mit dem charakteristischen durchdringenden Geruch, den es beim Durchstreichen durch die Flüssisrkeit angenommen hatte. Obwohl über ilie Einwirkung .scliwiicliei- Alliiiitateii ;iul Altlcli^il. Gtii) ein rascher Gasstroin angewendet wurde, ging die Destillation doch nur sehr langsam, und nachdem ungefähr die Iliilfte der Flüssigkeit abdestillirt war, hörte sie ganz auf. In der Vorlage befand sich eine wasserhelle Flüssigkeit, die im Geruch und allen anderen Eigen- schaften mit der ursprünglichen Flüssigkeit, bevor sie der Destillation unterworfen worden war, übereinstimmte, nur war sie dünnflüssiger als diese und war farblos, während die ursprüngliche Flüssigkeit stets mehr oder minder gelb gefärbt ist. Der Destillationsrückstand war eine dunkelrothe syrupdicke Flüssigkeit, die beim Erkalten beinahe fest wurde und den charakteristischen Geruch nur in viel schwächerem Grade besass. Die Analyse des wasserhellen Destillates und des rothen Rückstandes gab folgende Resultate: Destillat 0-2689 Grm. gaben 0-6993 Grm. Kohlensäure u. 0-2088 Grm. Wasser. Rucks tandO-341 „ „ 0-8878 „ „ „ 0-2633 „ Destillat Kohlenstoff 70-92 Wasserstoff 8-62 Sauerstoff 20-46 Rückstand 7i •OD 8-58 20 42 100-00 100-00 Man sieht daraus, dass Destillat und Rückstand gleiche Zusam- mensetzung mit einander und mit der ursprünglichen Flüssigkeit besitzen. Dies wäre nicht wohl möglich, wenn das Aldehyd bei der Reaction, die hier studirt wird, sich in mehrere Körper von ver- schiedener Zusammensetzung gespalten hätte. Diese Zahlen bewei- sen daher, dass entweder im Wesentlichen nur ein Körper von der obigen Zusammensetzung, oder dass zwei Körper von gleicher Zusam- mensetzung entstanden sind. Man könnte die ursprüngliche Flüs- sigkeit geradezu als eine Auflösung des Rückstandes im Destillat betrachten, wenn sie nicht in ihren Eigenschaften dem Destillat näher stünde als einer solchen Mischung zukäme. Dies erklärt sich aus dem Umstände, dass bei der Destillation durch den Einfluss der Temperatur von 100'* die Menge des rückständigen auf Kosten von der des destillirenden Körpers wächst. Dieser Einfluss der Tempe- ratur von 100" wurde auf zweierlei Art nachgewiesen. Erstens indem man etwas von dem Destillate in ein Röhrchen einschmolz und dann durch mehrere Stunden im Wasserbade erhitzte. Dabei färbte sich die Flüssigkeit dunkler und ward etwas dickflüssiger. 660 1^ i e I) e II. Zweitens indem man das wasserhelle Destillat, dessen Analyse oben angegeben ist, abermals bei 100*' im raschen Gasstrom destil- lirte. Es bleibt dabei eine dunkelrotbe syriipdicke Flüssigkeit ähnlich der früher erhaltenen im Destillationsgefässe zurück, und eine was- serhelle Flüssigkeit wird als Destillat gewonnen. Der dunkelgefärbte Rückstand kann nur durch den Einfluss der Temperatur von 100» entstanden sein. Die zum zweiten Mal mittelst eines Gasstromes bei lOO» destillirte Flüssigkeit gab bei der Analyse: 0-2144 Gnu. gaben 0-5473 Gnn. Kohlensäure und 0-1629 Grm. Wasser. Kohlenstoff 69-62 Wasserstoff 8-44 Sauerstoff 21-94 100-00 Man kann nun fragen, geht die Einwirkung der Temperatur von 100" dahin, das wasserhelle Destillat in einen isomeren Körper von dunkler Farbe und dickflüssiger BeschaflTenbeit zu verwandeln, oder bildet sich unter ihrem Einflüsse ein andererKörper, der, indem er sich in sehr geringer Menge der zu destillirenden Substanz beimischt, ihre physikalischen Eigenschaften wesentlich modificirt, ohne ihre Zusammensetzung erheblich zu ändern? Die letztere Ansicht ist die viel wahrscheinlichere, wie man aus den folgenden Versuchen ersieht. Nachdem durch die vorstehenden Versuche nachgewiesen war, dass der untersuchte Körper bei lOO" eine Veränderung wenigstens in seinen physikalischen Eigenschaften erleidet, so musste man denken, dass auch bei seiner Entstehung dieselbe Veränderung in der Dauer des Erhitzens proportionaler Weise vor sich geht. Dies ist in der That der Fall; doch findet die Veränderung nur innerhalb gewisser Grenzen Statt und geht auch bei sehr langem Erhitzen nicht darüber hinaus. Um sich davon zu überzeugen, wurde in einem zugeschmolzenen Glasrohr Aldehyd mit ameisensaurem Kali bei einem Versuch durch 24 Stunden, in einem zweiten Versuch durch 30 — 40 Stunden, in einem drittenVersuchdurch 100 Stunden erhitzt. Das Aldehyd ist schon nach 24stündigem Erhitzen verschwunden und in die neue Substanz umgewandelt, auch nimmt das Volum der oberen Schicht beim längeren Erhitzen nur mehr sehr wenig zu. Die Analysen der auf diese Art dargestellten Substanzen , nachdem sie von den anhängenden Verunreinigungen befreit worden waren. über die Eiiiwirkuii^'^ scliwncher Affinitäten auf Aldehyd. 661 sind bereits oben unter I, II, III angeführt worden. Man sieht daraus, dass beim längeren Erhitzen der KohlenstolTgehalt langsam und nicht sehr bedeutend zunimmt. Zugleich ändern sich die physikali- schen Eigenschaften. Die Substanz, die zur Analyse III gedient hatte, war eine dunkelrothe und sehr dickliche Flüssigkeit. Es bilden sich demnach durch die Einwirkung von ameisensau- rem Kali auf Aldehyd bei 100« als Hauptproduct der Körper CiHgO und zAigleich durch weitergehende Einwirkung sehr geringe Mengen eines kohlenstoffreicheren Körpers. Beim längeren Erhitzen nimmt die Menge des letzteren etwas zu. Je mehr von ihm vorhanden ist, desto gefärbter, desto dickflüssiger und desto schwerer flüchtig wird das Product. Um den Körper C^HeO möglichst rein zu erhalten, konnte die Methode mit Hilfe eines raschen Gasstromes bei 100" zu destilliren nicht geeignet sein, da auch der kohlenstoffreichere Körper mit übergerissen werden kann. Durch mehrmals auf eben diese Weise wiederholte Destillation konnte man vielleicht zum Ziele kommen, doch da sich jedesmal ein Theil der Substanz der Destil- lation entzieht, so war diese Methode jedenfalls unvortheilhaft. Ich versuchte daher ob es möglich sei durch gewöhnliche Destillation, wobei wenigstens die obige Fehlerquelle wegfällt, den Körper in reinem Zustande zu gewinnen, oder ob die dazu erforderliche höhere Temperatur eine tiefer greifende Zersetzung bewirkt. Ich bediente mich dabei des schon oben beschriebenen Destillationsapparates, nur tauchte diesmal das Gaszuleitungsrohr nicht unter den Flüssigkeits- spiegel und es wurde nur ein sehr langsamer Gasstrom angewendet, indem es sich hier nur darum handelte eine sauerstofffreie Atmo- sphäre herzustellen. Statt des Wasserbades diente ein Ölbad. Bei 130» ültemperatur kam die Flüssigkeit in's Sieden; bis 200" destil- lirte eine wasserhelle Flüssigkeit, die den charakteristischen Geruch und alle Eigenschaften des Körpers C^H^O, wie er bisher erhalten worden war, besass. Die Temperatur des Ölbades wurde bis auf 300" gesteigert, doch destillirte zwischen 200" und 300" nur sehr wenig einer bereits gelb gefärbten und trüben Flüssigkeit, die sich in 2 Schichten sonderte. Die untere Schichte bestand aus Wasser, das sich offenbar nur durch den Einfluss der Wärme auf die Substanz gebildet haben kann, die obere besass den charakteristischen Geruch. Auch in dem ersten Destillat, das zwischen 130 und 200" aufgefan- gen worden war, konnten Wassertröpfchen bemerkt werden. Der f)62 Lieben. Destillationsrückstand erstarrte beim Erkalten zu einer festen schwarzbraunen harzartigen Masse. Die beiden Destillate, nachdem sie durch Abgiessen und Be- handlung mit Chlorcalcium von Wasser befreit worden waren, wurden der Analyse unterworfen. I. Destillat. 0-214 Grm. gaben 0 ■ S2.'}9 Grm. Kohlensäure und 0-1664 Grni.Wass. II. Destillat. 0-1868 „ „ 0-4934 „ ,, „ 0-149 „ „ I. Destillat n. Destillat Kohlenstoff 67-02 72-02 Wasserstoff' 8-64 8-86 Sauerstoff- 24-34 19-12 100-00 Toö^öö Die beiden Destillate sind, wie man aus der Vergleichung aller Eigenschaften entnahm, im Wesentlichen derselheKörper, doch kann jedenfalls das erste Destillat, dessen Menge viel reichlicher war und das eine farblose Flüssigkeit darstellte, als das reinere Product ange- sehen werden. Von allen bisher angeführten Analysen verdienen die eben erwähnte des ersten Destillates und diejenige, welche oben von der zum zweiten Male mittelst raschen Gasstromes bei 100" destillirten Flüssigkeit ausgeführt wurde, insofern am meisten Beachtung, als die dazu verwendeten Substanzen als am besten von allen Ver- unreinigungen befreit gelten können. Ich stelle im Folgenden die Resultate dieser beiden Analysen neben die nach der Formel C^HgO berechnete procentische Zusammensetzung: Berechnet Gefunden C4 68-57 69-62 67-02 Hg 8-57 8-44 8-64 0 22-86 21-94 24-34 100-00 100-00 100-00 Obgleich die Übereinstimmung keine so vollkommene ist, wie sie bei krystallisirten Substanzen oder solelien, die einen constanten Siedpunkt besitzen, leicht erreicht werden kann, so glaube ich den- noch, dass nach dem Vorstehenden kaum ein Zweifel bleiben kann, dass dem untersuchten Körper die Formel C4H6O zukommt. Dies gilt um so mehr als man leicht erklären kann , warum die nach der einen Methode mit Anwendung des raschen Gasstromes dargestellte Substanz zu viel, die durch directe Destillation erhaltene zu wenig Ül)ei' die Kiiiwirkiliij; si'littinlici- Alliiiil:i!i'ri auf Alcleliyd. ()I)I{ Kühlenstoir enthält. Im ersteren Falle nämlich konnte sie leicht mit Spuren des Kohlenstoff reicheren Körpers verunreinigt sein; im zweiten Falle ist dies nicht an/Ainehmen, dagegen kann die ziemlich lange Reihe von Operationen, denen sie zur Reinigung unterworfen worden war, leicht an einem zu geringen Kohlenstoffgehalt schuld sein, zumal die Substanz Sauerstoff aus der Luft anzuziehen vermag. Der Körper C4H8O ist eine wasserhelle neutrale Flüssigkeit, die mit stark leuchtender russender Flamme brennt, etwas leichter ist als Wasser und einen charakteristischen durchdringenden Geruch besitzt; an der Luft stehend verwandelt sie sich in eine dicke faden- ziehende Masse; in Wasser ist sie nicht ganz unlöslich und ertheilt ihm, selbst in sehr kleiner Menge zugesetzt, denselben Geruch, der in der w^ässerigen Lösung sogar noch schärfer hervortritt; mit Kali erhitzt sie sich und verharzt; mit ammoniakalischer Silberlösung gibt sie einen Silberspiegel; durch Schwefelsäure wird sie geschwärzt; mit Salpetersäure färbt sie sich dunkel, es findet eine sehr energische Reaction und Gasentwickelung Statt und es bleibt schliesslich eine rothe dickliche Masse zurück. Wird die farblose Substanz mit Was- ser in einem Rohre geschüttelt, das man mit der Hand verschlossen hält, so bleibt auf der Haut ein kaum merklicher Fleck zurück, der sich aber allmählich intensiv gelb, zuletzt dunkelbraun färbt. Dabei wird die Haut durchaus nicht angegriffen. Die Ursache der Färbung scheint nur die zu sein , dass die an der Haut adhärirend zurück- bleibende Substanzschicht sich allmählich oxydirt, und dass die da- durch entstehende harzartige Masse, die sich auch sonst beim Stehen an der Luft und besonders bei der Einwirkung von Salpetersäure bildet, sich sehr innig an die Haut anlegt. Es ist schon oben erwähnt worden, dass die farblose Substanz in ein Röhrchen eingeschmolzen und im Wasserbade erhitzt, durch die blosse Einwirkung der Wärme etwas dickflüssiger wird und sich gelb färbt. Wird die Temperatur bei obigem Versuche durch Über- tragen in ein Ölbad über 200" gesteigert, so verwandelt sich die Flüssigkeit ihm Röhrchen in eine beinahe feste schwarze Masse, über der etwas klares Wasser steht. Hieraus erklären sich nun alle Erscheinungen , die bei der Destillation der ursprünglichen Substanz auftreten. Ein Theil der Substanz destillirt unverändert über, ein anderer Theil verw andelt sich in eine harzartige schwarze Masse, wobei zugleich etwas Wasser ausgeschieden wird; das Wasser geht (364 Liehe ii. in die Destillate über und findet sich, zum Beweise, dass es insbe- sondere bei Einwirkung höherer Temperatur entsteht, bei der oben beschriebenen Destillation vornehmlich im zweiten Destillat. Es ist wohl keine sehr gewagte Voraussetzung, dass derselbe bei höherer Temperatur entstehende schwarze harzartige Körper sich auch schon bei lOO", wenn auch nur in geringem Masse bildet, dass es eben jener kohlenstoffreichere Körper ist, auf dessen Existenz schon oben aus der Betrachtung der Analysen I, II, HI geschlossen wurde. Er bildet sich als secundüresProduct bei der Reaction, durch welche der Körper C^HßO entsteht, und zwar innerhalb gewisser enger Grenzen um so reichlicher, je länger man die Einwirkung bei 100*' dauern lässt; durch seine Gegenwart wird dem erhaltenen Product die gelbe Farbe und ein im Vergleich mit dem reinen CiHgO etwas erhöhter KohlenstofTgehalt so wie grössere Dickflüssigkeit mitgetheilt. Es wurde nun, um die Natur dieses Körpers zu erforschen, der schwarzbraune harzartige Destillationsrückstand untersucht. Directe Analysen, die mit Substanzen verschiedener Bereitung angestellt wurden, ergaben: 1. II. III. Kohlenstofl' . . 77-Ö7 80- 39 79-23 Wasserstoft' . . 8-49 9-04 8-42 Sauerstofl" . . i3-04 10-37 12-35 100-00 100-00 100-00 Die Harzmasse, die zur Analyse II gedient hatte, war durch 5stündiges Erhitzen bei 250" bereitet worden. Sie wurde pulverisirt und mit Äther behandelt, worin sie nur zum kleinen Theil löslich war. Die mit Äther ausgewaschene, auch in Alkohol unlösliche Masse gab, nachdem sie bei 100" im Kohlensäurestrom getrocknet worden war, die in Analyse III verzeichneten Resultate. Ich führe diese Analysen nur an um zu zeigen, dass die durch Einwirkung höherer Temperatur auf den Körper C^HgO entstehende harzartige Substanz in der That bedeutend kohlenstoffreicher ist als er. Da jedoch gar keine Bürgschaft, ja nicht einmal die W^ahr- scheinlichkeit vorhanden ist, dass die analysirten Körper reine Substanzen sind, so wäre es müssig daraus Formeln zu berechnen. Sie enthalten vielleicht den Kohlenwasserstoff C3H3, der durch Austritt der Elemente des Wassers aus CiHgO entstehen könnte. Üher die Ein« iiktiii^' si'Iiw:iv-1ki' At'liiiiliiliii auf AlilehytI. DÖD In dem Vorstehenden ist die Einwirkung von in Wasser gelöstem ameisensaiirem Kali auf Aldehyd hei 100«' untersucht und hewiesen worden, dass dabei, indem die Elemente des Wassers aus dem Alde- hyd austreten, ein Körper von der Zusammensetzung C^HrO ent- steht. Das ameisensaure Kali bleibt dabei unverändert und ich habe mich überzeugt, dass eine Lösung von ameisensaurem Kali, die schon einmal gedient hat, im Stande ist, in neuen Mengen Aldehyd dieselbe Umwandlung einzuleiten. Es bleibt nun übrig zu ermitteln, ob diese Reaction eine specifische des ameisensauren Kali ist, oder durch welchen dabei obwaltenden Umstand sie wesentlich bedingt « ird. Zu diesem Zwecke wurden die folgenden Versuche angestellt. Einwirkung der Temperatur von 100" auf Aid ehyd. Reines Aldehyd wurde in eine Glasröhre eingeschmolzen und durch 90 Stunden im siedenden Wasserbade erhitzt. Das Aldehyd erlitt dabei keine Veränderung, nur nahm es wahrscheinlich durch Wirkung der in der Röhre mit eingeschlossenen Luft eine sehr schwache saure Reaction an. Einwirkung von Wasser auf Aldehyd. Reines Aldehyd wurde mit dem 2 — Stachen Volum Wasser in eine Glasröhre ein- geschmolzen und im Wasserbade durch 90 Stunden erhitzt. Die Flüssigkeit hatte eine schwach saure Reaction angenommen, bestand übrigens aus Wasser und unverändertem Aldehyd. Geuther und Cartmell •) haben in Übereinstimmung mit diesen Versuchen gefunden, dass Aldehyd für sich allein oder mit Wasser erhitzt kein Elaldehyd gibt. Einwirkung von essigsaurem Natron. Aldehyd wurde mit einer concentrirten Lösung von essigsaurem Natron in eine Glasröhre eingeschmolzen. Reim Erhitzen im Wasserbade bildeten sich ganz wie bei der Einwirkung von ameisensaurem Kali zwei Schichten und das anfangs lebhafte Sieden im Rohre hörte nach einiger Zeit auf. Nach lOstündigem Erhitzen, da die obere Schicht nicht mehr an Volum zuzunehmen schien, wurde die Röhre geöffnet. Ihr Inhalt zeigte denselben durchdringenden Geruch, den das mit ameisensau- rem Kali erhaltene Product besessen hatte. Die beiden Schichten wurden von einander getrennt und untersucht. ij Annaleii d. Chein. u. Phariu. Bd. 112. S. 20. ()(>(> l> i e I) e II. Die uiitei-e Schichte bestand aus einer wässerigen Lösung von ganz unverändertem essigsaurem Natron. 1*1952 Grni. des durch Abdampfen erlialtenen bei 200" getrockneten Salzes gaben 0-7704 Grm. kohlensaures Natron, entsprechend 27-97 Proc. Natrium. Der aus der Formel berechnete Natriumgchalt von essigsaurem Natron beträgt 28 • 05 Proc. Die obere Schichte besass dieselben Eigenschaften wie das durch ameisensaures Kali erhaltene Product. Um der Identität vollkommen sicher zu sein, wurde die Substanz der oberen Schichte wie oben mit Wasser gewaschen, mit Chlorealcium getrocknet und hierauf bei lOO« mittelst eines rasch durch die Flüssigkeit streichenden Kohlen- säurestromes destillirt. Man erhielt ein klares etwas gelbliches Destillat und eine rothbraune syrupdicke Flüssigkeit, die beim Er- kalten harzartig erstarrte, als Rückstand. Das Destillat gab mit ammoniakalischer Silberlösung einen Silberspiegel und verharzte mit Kali; seine Analyse gab die folgenden Werthe: 0-1933 Grm. gaben 0-499 Gnn. Kohlensäure und 0-1343 Grm. Wasser. In 100 Theilen: Kohlenstoff 69-68 Wasserstoff 8*77 Sauerstoff 21-35 100-00 Das essigsaure Natron verhält sich daher gegen Aldehyd ganz eben so wie ameisensaures Kali. Einwirkung von Seignettesalz. Aldehyd mit einer con- centrirten Lösung von Seignettesalz in einer zugeschmolzenen Glas- röhre bei 100« erhitzt, erleidet ganz dieselbe Umwandlung und in derselben Weise, wie sie auch durch ameisonsaures Kali oder essigsaures Natron hervorgebracht wird. Hier wie dort treten die Elemente des Wassers aus dem Aldehyd aus und es entsteht der Körper CiHgO, während das gelöste Salz völlig unverändert bleibt. Da weder die Wärme für sich allein noch die Einwirkung von Wasser bei 100** im Stande ist die bescliriebene Reaction auf Aldehyd hervorzubringen, so muss dieselbe an eine den angeführten Salzen gemeinsame Eigenschaft geknüpft sein. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass diese gemeinsame Eigenschaft die schwach alkalische Reaction ist, die diesen Salzen, obgleich sie sogenannte über die Kiiiwirkung sclnvHclier Affinilüteii niif Alileliyd. ß6T Neutralsalze sind, zukommt. Versuche, die ich iiher die Einwirkung neutraler und saurer Salze auf Aldehyd anzustellen beabsichtige, werden darüber entscheiden. Ich habe den Versuch gemacht, Wasser, dem durch einen sehr geringen Zusatz von verdünnter Kalilösung eine schwache alkalische Reaction ertheilt worden war, mit Aldehyd in einer zusreschmolzenen Röhre im Wasserbade zu erhitzen. Dabei bildete sich kein gewöhnliches Aldehydharz, sondern es schied sich am Grunde der Röhre eine rothbraune dicke Flüssigkeit aus, deren Volum mit der Dauer des Erhitzens sehr langsam zunahm. Als nach 95stündigem Erhitzen die Röhre geöffnet wurde, zeigte ihr Inhalt statt des bekannten Sfifengeruches, der die Bildung von Aldehyd- harz begleitet, einen dem des Körpers CiHf.O ähnlichen aber schwä- cheren Geruch. Die rothbraune Flüssigkeit verharzte mit Kali. Das durch Einwirkung von alkalischem Wasser gewonnene Product ist offenbar mit dem mittelst der obigen Salzlösungen erhaltenen Körper nicht ganz identisch, wie schon aus ihren verschiedenen specifischen Gewichten hervorgeht, doch scheint es zwischen ihm und dem Alde- hydharz zu stellen. Dadurch wird nun auch die bis jetzt unerforschte Constitution des Aldehydharzes einigermassen aufgehellt: es wird mindestens wahrscheinlich, dass die Bildung des Körpers CiHßO entweder der des Aldehydharzes vorhergeht, oder dass dieser Körper als Gemengtheil im Aldehydharz enthalten ist. Man könnte das letz- tere vielleicht als ein Gemenge aus dem Körper C^HßO, aus dem durch Oxydation daraus entstehenden Harz und aus jenem kohlen- stoffreicheren Körper betrachten, der sich auch, besonders bei der lang dauernden Einwirkung von Salzlösungen auf Aldehyd bildet. Übrigens bleibt die Möglichkeit nicht ausgeschlossen , dass unter dem Einflüsse von kaustischem Kali auf Aldehyd auch noch vielleicht neben CiHgO ein Körper entsteht, der durch Einwirkung von Salz- lösungen sich nicht bildet und der eben den charakteristischen widrigen Geruch des Aldehydharzes bedingen mag. Ich lasse hier noch einige Analysen von Aldehydharz folgen. Die beiden ersten rühren von Liebig, dem Entdecker des Aldehydharzes, her, die dritte Analyse ist von Weidenbuseh, die vierte von mir angestellt worden. Meine Analyse bezieht sich auf Aldehydharz, das durch Ein- wirkung von Kalilauge auf wässeriges Aldehyd bereitet, hierauf sorg- fältig mit Wasser ausgewaschen und bei 108" im Kohlensäurestrom ffpfrocknet worden war. 668 i Lieben. Liehig 1) W 0 i (1 e 11 b u s c h -) L i e b e ii KolilenstolT . . . 63-68 73-34 70-40 66-86 Wassorstofl' . . 7-08 7-70 7-97 8-61 Sauerstoff . . . 27-24 18-90 21-63 24-33 100-00 100-00 100-00 100-00 Ich führe diese Analysenrcsultate an, weil man trotz ihrer man- gelhaften Ühereinstimmung, die bei einem Gemenge nicht über- raschen kann, doch daraus ersieht, dass sie den bei der Analyse des Körpers C^HgO erhaltenen Zahlen ziemlich nahe stehen. Es gibt noch ein Derivat des Aldehyds, das unter dem Einflüsse alkalischer Reaction entsteht, und das hier in Betracht gezogen werden muss. Ich meine den von Heintz und Wislicenus s) durch Einwirkung der Wärme auf Aldehydammoniak erhaltenen Körper, dem die Formel ^ " =-'*j^|o zukommt. Er stellt eine harz- artige Masse dar und liefert mit Säuren unkrystallisirbare Verbin- dungen. Diese Eigenschaften und die Art der Entstehung machen eine Beziehiing zwischen ihm und dem durch Einwirkung alkalischer Salzlösungen entstehenden Körper wahrscheinlich. Eine solche Be- ziehung tritt auch in den Formeln sogleich hervor, sobald man für den auf letztere Art entstehenden Körper C4H6O die wahrscheinliche rationelle Formel n'^o^fo schreibt. Die beiden Körper erscheinen dann der eine als das Ammoniumoxydhydrat, der andere als das Oxyd desselben Radicals C3H3. Wenn sich diese Beziehung experimentell bestätigt, so möchte der von Heintz und Wislicenus für das Radical CgHs vorgeschlagene Name Elaliyl, der an die Homologie mit dem Allyl erinnern soll, kaum beizubehalten sein, da ein dem Allyl- oxyd homologer Körper wohl andere Eigenschaften als sie die oben beschriebene Substanz C^HoO zeigt, besitzen würde. Schlussbetrachtungen. Als ich vor 2 '/o Jahren die Ein- wirkung von Chlorwasserstoffsäure auf Aldehyd studirte, habe ich den dadurch erhaltenen Körper als das Oxychlorür eines zweiatomigen, mit dem Äthylen isomeren Radicals betrachtet *). Um an die nahe Beziehung zum Äthylen zu erinnern, und in der Voraussetzung, dass sich eine Reihe von Derivaten aus dem Aldehyd würde ableiten lassen. 1) Handwörterbuch der Chemie. Bd. 1, S. 187. -) Annalen A. Chem. u. Pharm. Bd. 6ü, S. 152. 3) Po gg. Annalen d. Phys. u. Chem. Bd. lOj, S. 577. ■*) «:'ompt. rend. XLVI, März 1858. Ülier die Einwirkung' schwacher Affinitiilcn nuf Aldeliyd. 6ß9 die mit den aus dem Äthylen abgeleiteten Körpern isomer, aber nicht identisch sein würden, habe ich jenes Radical Äthyliden genannt. Seitdem ist durch Versuche diese Ansicht bestätigt worden. Man kennt gegenwärtig eine Anzahl von Verbindungen, die sich am natürlichsten als Äthylidenverbindungen ansehen lassen und die mit den entsprechenden Äthylenverbindungen isomer sind. Ich führe die folgenden an : Äthylidenchlorür C0H4CI2 (Wurtz) Äthylidenoxychloriir CoH^Cl)^ (Liehen) C2H4CI) ^' Äthylidenehloroaeetat C0H4 (.^ (Simpson) ci Äthylidenbiacetat C2H4 ) (Geuther) C0H3O }0o C0H3O ) Ätliylidenchloroülhylat €3114)-^ (Wurtz u. Frapol li) ci Äthylidenbiäthylat C3H4 ) (Stass) (Acetal) C2H5 JO3 CgHs Geuther und Cartmell ') hahen den Namen Äthylidenoxy- chlorür für den durch Einwirkung von ChlorwasserstolTsäure auf Aldehyd erhaltenen Körper verworfen, weil er, wie sie sagen, sich auf die nachgewiesenermassen irrige Ansicht stützt, dass in dem Aldehyd eine Atomgruppe C0H4 = Äthyliden enthalten sei. Darauf habe ich Folgendes zu entgegnen : 1. Stützt sich mein Vorschlag, den durch Einwirkung von Ciilor- wasserstofTsäure auf Aldehyd dargestellten Körper als Äthylidenoxy- chlorür zu betrachten, nicht unbedingt auf die Annahme, dass in dem Aldehyd selbst die Atomgruppe C3H4 = Äthyliden enthalten sei. Man kann, nach meiner Meinung, den erwähnten Körper ebenso wie alle die früher angeführten Verbindungen sehr wohl als Verbindun- gen eines zweiatomigen, mit dem Äthylen isomeren Radicals (Äthy- liden) ansehen, auch wenn es nachgewiesen wäre, dass dem Aldehyd selbst eine ganz verschiedene Constitution zukäme. Es genügt, dass unter dem Einflüsse gewisser Agentien auf Aldehyd eine der Ent- stehung von Äthylidenverbindungen entsprechende Umlagerung der Atome eintritt. V) Annal.Mi d. Them. 11. Pharm. Bd. 112, S. 16. ß70 Liehen. 2. Haben G e u t h e r und C a r t m e 1 1 n i c h t den Nachweis gelie- fert, dass die Annahme der Atomgruppe CoH^ = Äthyliden in dem Aliloliyd irrig ist. L'i)rigens, scheint mir, könnte ein solcher Nachweis nur darin licstehen, zu zeigen, dass das Aldehyd einzelne Reactionen darbietet, die sich nicht leicht aus der Formel C2H4O ableiten lassen. Ich meinerseits aber habe die Formel C2H4O niemals als allen Relationen des Aldehyds entsprechend hingestellt, sondern sie nur als Reactionsformel im Gerhard tschen Sinn betrachtet, d. h. als den einfachsten Ausdruck für eine gewisse Summe von chemischen Reziehungen. Ich will nun dartliun, dass die gebräuchlichsten der für Aldehyd vorgeschlagenen rationellen Formeln gleichfalls nur gewissen Reac- tionen entsprechen, während sie mit anderen nicht leicht vereinbar sind. Retrachten wir zunächst die einst von Liebig vorgeschlagene C H I Formel " j|>0, die dem damaligen Zustande der Kenntnisse wohl am besten entsprechen mochte ^ wonach das Aldehyd als ein Oxyd- hydrat oder Alkohol anzusehen wäre. Mit einer derartigen Consti- tution des Aldehyds im \\'iderspruche stehen: 1. Die Einwirkung von Phosphorperchlorid, wodurch eine Ver- bindung C2H4CI2 entsteht, während man im Sinne der obigen Formel CaHsCl erhalten sollte. 2. Die Einwirkung von Chlor, welches mit Aldehyd Substitutions- producte liefert, während mit Alkoholen Derivate anderer Art gebil- det werden. 3. Die Einwirkung von Cyansäure, die mit Aldehyd unter Ent- wickelung von Kohlensäure Trigensäure gibt, indem sich 3HCyO an der eintretenden Reaction betheiligen , während ihre Einwirkung auf Alkohole darin besteht, dass 2HCyO mit einem Äquivalent des .41kohols zusammentreten. 4. Die Einwirkung aller der Agentien, welche zur Rildung der oben angeführten Athylidenverbindungen Veranlassung geben, also der ChlorwasserstolTsäure, wasserfreien Essigsäure, des Chlor- acetyls u. s. w. Man sieht aus dem Angeführten zur Genüge, dass das Aldehyd in sehr vielen Fällen ein anderes Verhalten zeigt als einer nach Art eines Alkohols constituirten Verbindung zukäme. Die Gerhardt'sche Formel -^[||, wonach das Aldehyd als das Hydrür des sauerstotf- hältigcn Hadicals Acetyl = C2HoO erscheint, ist aber eben so wenig Ül>er die Eiiiwirkiing schuai-lier Affinitäten :iuf Aldehyd. 67t im Stande den sämmtllchenReactionen des Aldehyds zu entsprechen. In der That lassen sich jene Derivate des Aldehyds, die ich als Äthylidenverbindnngen bezeichnet habe, aus der Formel ^^^'s^^ SO wenig ableiten als aus "n^(0. Die Betrachtung der Einwirkung von Chlorkohlenoxydgas auf Aldehyd, wobei C0H3CI entsteht, ferner der Einwirkung alkalischer Salzlösungen, wenn dem dadurch erhal- tenen Körper in der That die rationelle Formel ^"f^vO zukömmt, ist der Gerhardt'schen Formel ebenfalls nicht günstig. Es sind ledig- lieh auch die beiden letzterwähnten Reactionen, welche sich der ratio- nellen Formel C2H4O für Aldehyd entgegensetzen, wenn man diese als eine allen chemischen Beziehungen entsprechende hinstellen wollte. Ich erlaube mir nun eine rationelle Formel für das Aldehyd vor- zuschlagen, die aus der Betrachtung sämmtlicher Reactionen dessel- ben abgeleitet ist und zu der sich die besprochenen drei Formeln gewissermassen wie specielle Fälle verhalten. Es ist dies die Formel: C2H3'") H H } oder C3H3'" 0" ) 0" Darnach erscheint das Aldehyd als die Verbindung des drei- atomigen Radicals C3H3'" 1) mit H und 0". Im Sinne der Typen- theorie müsste es dem multiplen WasserstolTtypus y^> zugezählt werden. Die V^ortheile dieser Formel vor den früher besprochenen ergeben sich schon bei einer kurzen Betrachtung. Man sieht leicht, dass, H ) wenn bei dem durch die Formel CoHg'") ausgedrückten Körper durch 0" j eine Reaction (z. B. von Phosphorperchlorid) 0 entzogen und durch andere Atomgruppen ersetzt wird, der Rest ^ „ ,„> sich in jeder Be- ziehung wie ein zweiatomiges Radical verhalten muss. Wo es sich nur um Betrachtung derartiger abgeleiteter Körper handelt, kann man diesen Rest p „ /,,> = C2H4" geradezu als abgeleitetes zwei- atomiges Radical ansehen. 1) Es steht nichts im Weg-e anzunehmen, dass Methyl als niiherer Bestandtheil in dem Radical CgHj = CMe enthalten sei. Das letztere erscheint dann ganz ebenso eon- stituirt wie das dreiatomige Radical CH, als dessen Trichlorhydrin man das Chloro- form CH"'Cl3 betrachten kann und dessen Triäthylat ^„J? . iOj von Kay darge- steUt worden ist. Nur um der Erfahrung noch näher zu bleiben, habe ich mich oben der Formel CgH, .statt CMe bedient. Sitzb. d. mathem.-natnrw. Cl. XLI. Bd. Nr. 18. 46 672 L i 0 h (' n. l'lit'r ilio Einwirkung; schwacher Affinitäten auf Aldehyd. Ebenso wird bei gewissen anderen Roactionen , wenn z. B. H durcb Cl ersetzt wird, der Rest ^*q^] = CsHgO sich in jeder Beziebung wie ein einatomiges Radical verbalten müssen und kann als abgeleitetes Radical einer Reibe von Aldebydderivaten zu Grunde gelegt werden. Endlicb lassen sich einige Verbindungen aus dem Aldehyd darstellen, in denen CoHg als einatomiges Radical enthalten ist (ebenso wie das Radical C3H5 manchmal als dreiatomiges, manchmal als einatomiges Radical auftreten kann). Hierber gehören C2H3CI von Harnitz-Harnitzky, ^ ^ ^ h(^ ^^" Heintz und Wisli- C H ) cenus und n~^^\^- Was die Ätbylverbindungen und zunächst den Alkohol betrifft, zu dem Aldehyd in so naber Beziehung steht, so ist es eine Ansicht, die hier nicbt zum ersten Male ausgesprochen und die, wie ich glaube, ziemlich allgemein zugegeben wird, dass 2H im Äthyl = CgHs eine etwas andere Stellung einnebmon als der Rest. Es stützt sich diese Ansicht tbeils auf die Betrachtung der Oxydation des Alkobols, wobei Aldeliyd und Essigsäure entstehen, tbeils auf die Eigenschaf- ten der Cblorsubstitutionsproducte des Äthers und Chloräthyls. Es liegt nun nach den früheren Erörterungen nabe, das Äthyl als ein aus dem dreiatomigen Radical C3H3 abgeleitetes Radical zu betrachten, indem durch die Verhindung mit 2H ganz analog wie oben durch die Verbindung mit 0" das dreiatomige in ein einatomiges Radical verwandelt wird. Die dem entsprechende Formel des Alkobols ist 'hs )|o oder ^3H3"'H2|o. Ich ergreife zum Schlüsse mit Vergnügen die Gelegenheit Herrn Prof. Schrötter für die Güte und Bereitwilligkeit, mit der er mir für die Ausführung vorliegender Untersuchungen alle Mittel seines Laboratoriums zur Verfügung stellte, meinen besten Dank auszusprechen. SITZUNGSBERICHTE DEK KAISERLICHEN AKADEMIE DEH WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH -NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE. XLi. um. ^"SITZUNG VOM 12. JULI 1860. m 19. 47 673 XIX. SITZUNG VOM 12. JULI 1800. Herr R. Güiisberg, Assistent am chemischen Laboratorium der k. k. technischen Akademie zu Lemherg, übersendet eine Abhand- lung: „Über Veränderungen des Weizenklebers durch Kochen des- selben mit Wasser". Herr Prof. Redten ba eher übergibt eine Abhandlung von Prof. Wolf in Lemberg, betitelt: „Analyse der Sophienquelle in dem Badeorte Truskawiee auf der Cameralherrschaft Drohobycz in Galizien". Herr Dr. E. Mach richtet eine Note an die Akademie, in wel- cher er erklärt, in seinen Ansichten über die Bedeutung der Ver- suche Angst röm^s, betreffend das Spectrum des elektrischen Funkens in Beziehung auf die Farbe der Doppelsterne, die er in der Sitzung am 21. Juni in einer Abhandlung der Akademie vorgelegt hat, ungeachtet der von Herrn Prof. Petzval in der Sitzung am H. Juli gemachten ßemerkcngen nichts ändern zu können. Prof. Schrot ter legt eine schon in der Sitzung am 16. Fe- bruar I. J. angekündigte Mittheilung „Über das Vorkommen des Ozons im Mineralreiche" und zwar im Flussspathe von Wölsendorf vor. Herr Dr. J. Wiesner übergibt „Beobachtungen über Stel- lungsverhältnisse der Nebenblätter". Herr Dr. P. Blaserna legt eine Abhandlung dos Herrn P. Calder oni vor, betitelt: „Sulla legge delle tangenti". Die betref- fenden Untersuchungen wurden im k. k. physikalischen Institute durchgeführt. Herr Docent Dr. Reitlinger überreicht eine Note „Über elektrische Zeichnungen an vom Blitze getroffenen Personen". 47 ' 674 Herr Franz Steindachrier übergibt seine „Beiträge zur Kenntniss der Gohioiden". Herr Dr. Friedr. Holle, Cii.stos-Adjunet am k. k. Huf-Mineralien- Cabiuete, legt eine Abhandlung vor „\Jhev einige neue oder wenig gekannte Mollusken-Arten aus Secundärablagerungen". Herr Regierungsrath Zippe übergibt den zweiten Theil der ^iieoloffischeii und mineraloiiiseben Studien aus dem südöstlichen Ungarn insbesondere aus der Umgegend von Kexbanya" von Herrn Professor Peters aus Pest. An Druckschriften wurden vorgelegt: Astronomische Nachrichten, Nr. 1267. Altona, 1860; 4ö- Au Stria, XH. Jahrgang. XXVHl. Heft. Wien, 1860; S«- Cosmos, IX' Annee. 17'^ Volume. — l^Livraison. Paris. 1860; 8<'- Jahresberich t, Zeiutter, — über die wissenschaftlichen Leistungen des Docloren-Collegiums der medizinischen Facultät in Wien unter dem Decanate des Dr. Mich. v. Viszanik, im Jahre 1859 — 1860. Wien, 1860; 8o- Land- und forstwirthschaftliche Zeitung. X. Jahrgang, Nr. 20. Wien, 1860; So- Roy ai geographical Society of London, Proceedings of the — . Vol. IV. Nr. n. London, 1860; 8<'- Verein, Naturforschender zu Riga. Correspondenzblalt, redig. von E. L. Seezen. XI. Jahrgang. Riga, 1859; 8o- Wiener medizinische Wochenschrift. Jahrgang X. Nr. 27. Wien, 1860; 40- — Sternwartek.k.,Annalen. Dritter Folge IX. Band. Jahrgang 18o9. Wien, 1860; 8"- — Meteorologische Beobachtungen von 1775 bis 1855. L Band. 1775—1796. Wien, 1860; 8»- 675 ABHANDLUNGEN UNI) MITTHEILÜNGEN. Einige allgemeine Sätze zur Theorie der Reihen. Von Dr. Anton Winckler, Professor in Gratz. (Vorgelegt in der Sitzung' vom Ib. Mai 1860 ) Unter den bekannten Methoden, gegebene Functionen in unend- liche Reihen zu entwickeln, oder aus gegebenen Entwickelungen neue abzuleiten, sind gerade die wichtigsten sehr erheblicher Verallge- meinerungen fähig, vermöge welcher das jenen Methoden zu Grunde liegende Princip erst seine volle Bedeutung zu erhalten scheint. Dies ist unter anderem der Fall bei der, in neuerer Zeit mit Recht wieder mehr beachteten, allgenieinsten Form der Potenzreihen, wie solche die zuerst von Bürmann gestellte und auch gelöste Aufgabe: eine gegebene Function nach Potenzen einer andern gegebenen Function zu entwickeln, liefert. Ebenso ist der bekannte Satz von Parseval einer beträcht- lichen Erweiterung fähig und lassen sich, demselben analog, neue Reihen aus solchen bilden, welche nach der Fouri er'schen Form entwickelt sind. Mit den soeben genannten Gegenständen wird sich das Folgende in dem angedeuteten Sinne beschäftigen und, bezüglich der Bii r- mann'schen Reihe, welche den grössten Tbeil der vorliegenden Arbeit in Anspruch nehmen wird , zugleich eine in vielen Fällen einfachere Methode der Coefficientenbestimmung. eine Darstellung des Restausdruckes u. s. w. enthalten. Da es in diesem so vielfach bearbeiteten Felde nicht zu ver- meiden ist, dass bereits bekannte Resultate den Betrachtungen zu 676 ^^' i 11 e k I c "■■ Grunde gelegt werden, oder derselben sonst Erwähnung geschehe, so werde ich in jedem solchen Falle die Quelle, so weit sie mir bekannt ist, angeben. 1. Bezeichnet /"(a?) die nach Potenzen von ip (x) zu entwickelnde Function, so dass /•(.f) = A, + A.ifix) + A,■(»■) "[»'7^) + ^"+'^"] und man erkennt auf der Stelle, dass, wenn noch ii — 1 Differen- tiationen in der durch die Gleichung (2) angedeuteten Weise vor- genommen werden, jedes Glied des Resultates den Factor

    '(a-) y' (a-) Ja;»— 1 Dieses vorausgesetzt, lässt sicli nun für den Ausdruck auf der linken Seite ein anderer bezeichnen, welcher zur Bestimmung von V< führt. Vor Allem ist klar, dass man für f7 die Form: 7 = (f {^x. t) dt setzen kann, welche offenbar die weiter oben vorausgesetzte Eigen- schaft besitzt, für .r = a in Null überzugehen. Setzt man zugleich voraus, es werden sowohl F(a),t) als auch alle auf o? bezogenen Differentialquotienten 1,2... ?i^'"' Ordnung von F (a.% t) gleich Null, wenn t = oe gesetzt wird, so hat man noch: und wenn man nun die Function: U = f F {.V, t) dt nach den bekannten Regeln differentiirt, so erfolgt: dx (580 W i n c k l .. r. Dividirt man diese Gleichung durch tp' {x) und diflferentiirt darauf abermals nach x, so findet man: U' /•*• 1 dF {x,t) '(a-) (y) dieser Veränderlichen zu entwickeln. — Ich setze dabei voraus, es seien o-* = a und jy = 6 zwei endliehe und reelle VV^erthe , wofür die Functionen (f (iv), (/> {y) verschieden, für welche also (p{a) = 0 , iPib) = 0. Üie verlangte Entvvickelung wird im Allgenneinen die Potenzen der beiden Functionen, sowie auch deren Producte enthalten; wenn man daher die entsprechende Doppelreihe mit den Gliedern abbricht, welche die Potenzen w {^x)'" und o , C^i . • • • Qm f'ir sich klar ist, und woraus man nach der gewöhnlichen Form der Bür- niann'schen Reihe findet: x — a\'" df {x,y) W„. = p,u,. + P,nA 4' in) + i\-^ '/^(yy + • ■ ■ + ^"'." '/'(y)" so hat man nach derselben Formel : 1.2.3..H dif'-^ ^ folglich, wenn man für Q,„ den oben gefundenen Ausdruck setzt: W(y) + />,„,. -Piyy + . . . + Pm.u'/'iy)"] dU 1 i i \ dx d ■ d — : — . . . . d y (a,-) n-i Wendet man dasselbe Verfahren auch auf diese Gleichung an, indem man jetzt partiell nach y dilTerentiirt und jenes Verfahren // — 1 mal wiederholt, so gelangt man zu der Gleichung: Kinig-p allgemeine Siitze zur Tlieorie der Reihen. 685 i.2.'S. . .))iA.2.'S. . .t, . P,,.,. = d d ...d .d d ...d . ' '(x) 4''(y) 'iy) dx dy dx>"—* dy"—^ für .r = (t. y = h, indem sämmtliche Coefficienten so bestimmt werden , dass der Ausdruck: 1 11 111 1 dnr d d . . . d . d d ... d '(x) 4>'(ji) (p'jy') 4''(y)dxdy _ 1 11 111 1 d^f(x,y')~i^=^\y=y d .-.d d d ...d- y'(^)^'(y) y(^) y'G^) y'(^) ^'(.y) ^''(y) 4''(y) dxdy i dx"'—^dlj"—* Jx=a,y=b Man kann aber, um U zu finden, auch einen mehr directen Weg einschlagen, der, als der kürzere, vorzuziehen ist; die soeben angeführte Gleichung lässt sich dann zur Prüfung des Resultates benutzen. Zu dem Ende denke man sich, die Reihe sei in die Form gebracht : f(x,y} = M, + R^ifix) + R2' d-f(.r,y) rfm+n— 2 ( I [1 I ! rfa-'»— 1 f///»— * sowie auch in anderer Form: ml ?l\ Pm,n = \ 1 1 d- — rd 1 1 1 d — —d- -d- .d '{y') "" 4>'iy) dx dy dx-m — i diß—^ {w X = a , y ^= b. Für den Rest der Entwickelung hat nnan: U = l 1 d d + -; / [9(^) — ^ (OJ 1 dfity} \y) (l>'{y) dx dy dann erscheint jene Bedingungsgleichung in der Form: 1 11 111 \ d^U d d . . . d d — : — d . . . d '{y) 4''(y) 4)'{y^ dxdy dx'"—^ dy"~i = F(.v,y) - F(a,b). Substituirt man nun für U die soeben gefundenen drei Aus- drücke und führt die Rechnung, soweit diese die vorgeschriebenen Differentiationen betrifft, wirklich aus, so ergibt sich die Gleichung: '""^ dt - f,U f^ ,ls + P-^^ äs dt J J dtds J sd ab h = F{x,y) - F{a,h). Durch die Ausführung der Integrationen erhält man auf der linken Seite die Ausdrücke: oder auch: 'lF{.v,y)-F{ci,y)-~F^x,b)-F{_x,y)\F{(i,y^-\F{x,b)-F{ii,b') 48' was sich, wie man sieht, auf F{.v,y) - F{a,b) rediicirt, wie es der obigen Bediiigungsgleiehung gemäss sein soll. 9. Um einige Anwendungen des vorhin bewiesenen Satzes zu zeigen , will ich zunächst annehmen , es sei : so wird sich die Maclaurin'sche Entwickelung für Functionen zweier Veränderlichen mit dem Restausdrucke ergeben. Da nämlich für jene Annahme : a = 0, 6 = 0, '(y)^i, so erhält man unmittelbar: m\ n\ i dx"^(hj"' J.r=o, t/=o ly ''fJ 0 0 dx^'diß mini V = l^fla:-.r'!Ta'f) äs ml ^ ■ rfs'''+i -0 0 "0 0 0 ^ nl J ^ ^ dt"+^ d'"+n-^^f(s,t) Soviel mir bekannt, ist auch diese Restformel neu. Zwar theilt Cour not im ersten Bande, p. 273, seines Werkes: Tratte e'lthn. de la theorie des fonctions, einen Restausdrnck der Maclaurin- schen Reihe für zwei Veränderliehe nn't, derselbe ist aber von dem obigen wesentlich verschieden, und bezieht sich aufweine andere Begrenzung der Doppelreihe als die oben vorausgesetzte. Einige ;illp:('im'iiit' Siitze zur Tlieorie ilcr l!eili<*ii. q9 ] 10. Als zweiten besonderen F;ill will ich annehmen , die Function f'{x,y) sei eine nach x und y s yniinetrisehe und daher Zugleich nehme ich die beiden Functionen ^-^ für x = a, y = a. In Folge der bezeichneten Annahmen wird zugleich die Doppel- reihe beträchtlich einfacher als im allgemeinsten Fall; sie lässt sich explicite wie folgt darstellen: r(.v,y)= [/'co + (^ (.^0 + ^ (//) Po.^ -f + (^(.r)-'-f ifiyy) P,,s +...] + (f'Ovy ifiy)- IP,,, + {ip{x) + ip(y) P,.s + + (.n+2 + . ■ .] + 692 W i n o k I e r. Hierdurch erhält zugleich die folgende, nicht unwichtige Auf- gabe ihre Lösung. Die Function f {cc -\- y) soll nicht nach Potenzen von cc wnA y, sondern nach Potenzen von/" (.r) und/* (?/) selbst entwickelt werden. Da nämlich hierbei die geforderte Symmetrie der Function /"(a?, y) nach cc und y schon vermöge des Arguments x -\- y stattfindet und auch ^ (x) =f{x) und '\>(y) ^^ f(y) ist, so finden alle Bedingun- gen Statt, um die soeben angeführten Gleichungen zur Lösung dieser Aufgabe anwenden zu können, und man findet: fi^+y) = [Po,o + (fi^) + f(y)) P.i + + ifi^r- +r(yy) p^r. + .-.] + (fUr)^ -i- ny)') Puz +•••] + + in^y -i- fiy}') Pn,n+2+ ...] 4- wobei "m.n 1 ,11 ,1^1 ^1 rf'/'C^+y) ö . . .d d . . . d n^-)ny} n^-) n^) n^) nv) f'(y) ^xdy inv X = a, y = a und wobei a ein Werth ist, für welchen man hat In anderer Darstellung ist auch P.„= LV(a-)^ l/0;)J d.dy \ ^ ^ ^ ^ ^^ '^' m!«! dx'»-idtj»-i "^ Einige allgemeine Sätre zur Theorie der Reihen. 693 Ebenso ist durch die Ergebnisse des vorigen Artikels auch der Rest der Reihe bestimmt. Da hierdurch die Aufgabe im Allgemeinen vollständig gelöst ist, so füge ich nur noch die Ausdrücke bei, durch welche einige der ersten Coefficienten jener Entwickelung unmittelbar berechnet wer- den können. Dieselben sind mittelst der ersten Form von /*,„, „ gefunden worden, und heissen: Po.i f'(a)f"i2a)-f'{2a)f"ia) /•'(«)Y"'C2«)-¥'(«)r(W'(2«)+3r(2«)r(«)--/"'(«)r(2«)r"(«) ßfiar p _r(2«) J 1,1 — 77 P^.^ = Pi.s = Po. 2 = r(a)r'(2«)-r'(«)r(2«) r (ay r (2.0 - 2f' ja) f" («) f" (2«) -r f" (2«) f" jaV 4/"(«)6 wobei /" (2«) , f" (2a) , f" (2fi) , . . . die Werthe resp. von f (x) , f" {x) , f" (x) , . . . bezeichnen , welche sich ergeben, wenn man nach ausgeführter Dilferentiation x = 2« setzt. 11. Die Ausführung einiger besonderen Fälle wird die Anwendung der so eben erhaltenen Resultate näher bezeichnen. Ich will zunächst annehmen, es handle sich darum, /G^ + 2/) = log O^' + y) 694 W i n c k I e r. nach Potenzen von log a: und log y zu entwickeln. Man erhält dann aus den früheren Formeln, da: r(^) = ^ . r(^) = - ;i. ^■■(.^•) = + ^3 . rv) = - ^ und a = \ ist, für die Coeflicieiiten die folgenden Werthe: Die verlangte Reihe, bis zu den Gliedern vierter Ordnung incl. ausgedehnt, heisst also : log {x + ?/) = i^. . . . 1. 1 lg2+^[lg^+lg2/]-f-[(lga.)^+(Ig2/)^]-:^[(lg^)*+(lg2/)*] + --- 1 1 — — \ogx\ogy-\r- [(log .r)^ + (log yy] log x \og y -^ ... — 4 (loga;)K'"gy)^+-- oder in etwas kürzerer Darstellung : log {iv + 2/) = 11 1 •og2 + -[loga;+logi/] + — [log^ — log2/]2[l+ -log anlogt/] Für 2/ = 1 folgt hieraus: log(l+^) = Iog2 + — + -(-^)- -(—]+. . . . wie man auch mittelst der Bürmann'schen Reihe finden würde. ^0,0 = iog 2 , ''..=-;. P.z = 1 ~ 32 n,.=l . A,. = 0 p _ 1 n,2 - - ' 1 n,3 = 0 -«0,4 ^ — 1 192 Einige allgemeine Sätze zur Theorie der Reihen. 09ö Nimmt man weiter an, es solle: f{x + 1/) = sin {x + y) nach Potenzen von sin x und sin y entwickelt werden, so ist liierfür a = 0 zu setzen und erhält man allgemein : /•(*")(0) = 0, /•(*"+'^(0) = + 1 . /•("'+'\o) = 0 , /•f*"+'\o) ^ — 1 , so dass in diesem Falle i>0,0 = 0, Po,l = l .Pü2=0,Po,3=0 , Po,*=0 Für alle übrigen Coefticienten erhält man den Werth Null, so dass sich die folgende Reihe ergibt: sm in {x + 2/) = sin x + sin i/ — sin x s\uy\-^ (sin x -f sin y) -j- \ 13 I + Vi ^^'"' '^ "^ '^'"' y^ + an ^*^"' ^^ ^ ^*"' -^^ "^ ■ ■ I Diese Gleichung, welche auch auf andern» Wege leicht erhalten werden könnte, findet, wie bekannt, u. a. bei Entwickelung dioptri- scher Reihen ihre Anwendung. 12. Sowohl von der Burma nn'schen als der nach Potenzen zweier Functionen fortschreitenden Entwickelung lassen sich Anwendungen auf die Transformation gegebener Reihen machen. Um einige hier- her gehörige Fälle zu betrachten, nehme man zunächst an, es handle sich darum, eine gegebene Reihe: F{x) = «0 + «1 a? -f OzX- . . . . + finX" -f • • • in eine andere zu verwandeln, welche die Form hat: F{x) = fix) [A, + A,f{x) + A,

    f(x,y} ■ d d . .d d d . .d — ^'(a;)f(y) ^' (ar) ^' (a-) ^'(.t) ^'(.v) ^'(.y) 'P'Oj) dx dy J dx"*—* dy'*—* , / d"'+" F(s,t,v,v) , ds I ^ dt, J du"* dl)" woraus man sofort findet: V irr'' (.r) zwei, inner- halb des Intervalles von — tt bis -|-7r stetige Functionen bezeichnen, welche in die Reihen : 1 f (ar) =^ — «0 + «1 cos X + «2 cos 2x -{-... ~\- a,,, cos mx + . . . -\- bi sin X -j- bz sin 2x -f • • • + b„ siu ?/x -\~ . ■ . 0 0 aus welcher man auf der Stelle ersieht, dass jenes Glied immer ver- schwindet, wenn m und n gleichzeitig entweder gerade oder unge- rade Ziihlen sind, dass also nur diejenigen Fälle in Retracht kommen, in welchen m und n ungleichartig sind. Setzt man also 2m für m, und 2w-|-l für ti und führt man die beiden Integrationen aus, so erfolgt : (1.1) 2(2« + l)«2„ «2« t 7~^ TT + (2m 4- 2« + 1 2« — 2m + 1) (2« -f- 1)2 — 4m2 und man wird hierdurch zu der folgenden Gleichung geführt: (2n + l)2 ' (2m4-1)2-4.12 ' (2n + l)2-4.22 ■ ' (2rt^l)a_4,„3 ' = -, :; / /i„5( t ' ■ 1« — 4rt2 ' 32_4„2 33 _ 4„3 ' ' (2m+l)2— 4«3 = — I = 1 gesetzt werden. So wie man in den ohigen Gleichungen die Charakteristiken • •> ohne die Richtigkeit derselhen aufzuheben, mit ein- ander vertauschen könnte, so würde sich, wetin man in der Formel: rtü^) + «iVi + «a^ajO- + . . . -f ('mbnifj'" + . . . — ^ dem Argument von ^ noch den Factor p beifügte, nichts ändern, als dass in der Reihe linker Hand durchgehends p^ für p gesetzt werden müsste, so dass man hätte: fiobo + fiibip- + a.b.p'* + . . . -j- a,nb,np^"' -f . . . — TT Ähnliches würde in der allgemeinen Gleichung des vorigen Artikels eintreten. 23. Um den Nutzen und die Bedeutung dieser Formeln näher zu zeigen, werde ich dieselben auf einige besondere Fälle anwenden. Bezeichnet man, wie üblich, mit X,j die allgemeine Form der Kugelfunctionen von einer Veränderlichen, so ist: = X„ + Xfii + AV'- -f • • • -|- X,m" -f . . . Vi -2.rw r "^ Sitzl). .1. mntliem.-iiiitiirw. (1. XLI. Bd. Nr. 10. äO 720 W i II !• k I e r. Nimmt m:in ferner in der ;un Sehltisse des vorigen Artikels ange- führten Gleichung an , es sei : dann ist : a„ = b„ = Xn und jnan erhält die Gleichung: Xo' -f x'p-^ + x^V* -f . . . + X„V" + . . 1 r+^ dt ^'^ I \ / <\/— 1 2 2tv/_l 1 — 2a-pe + p e y: —t^— 1 3 — 2< \/— 1 2a!;oe + i» ß Durch Entwickelung des Productes unter den Wurzelzeichen erhält man den Ausdruck: (1 — fj-}' -f 4//".^" — 4^.p (1 4- /> ) cos ^ + 4/) cos t woraus folgt, dass die Integration sich auf eine gerade Function bezieht, so dass man dem Integral die Form: df -f- ip^x^ — ipx (1 4- p~) cos t + 4/)2 eos~ t gehen kann. Setzt man hierin cos t = ii , so nimmt der Ausdruck unter der Wurzel eine rationale Form an, und man erhält die Gleichung: x„' + xvp-^ + x.v* -f . . . + x;v^» + . . . ft /i (1) -I Diese Gleichung verliert für p = 1 ihre Giltigkeit, weil die R( ilie : ,, 2 Xo- + xr + X + . . . + X/+ . . . divergent ist. Für alle von der Einheit verschiedenen Werthe von /> wird, wie man sieht, die Summe der Reihe durch elliptische Integrale dargestellt. Einige allgemeine Sätze zur Theorie der Reihen. 72 1 ^ . ^. . ,.^ 1.3.5J.. (w — 1) Für .r = 0 ist A„ = ( — 1)~ ^ — wenn n gerade und X,j = 0 , wenn n ungerade ist. Bemerkt man ausserdem, dass für ar = 0 die Function unter dem Integralzeichen eine gerade ist, und setzt man /> für />3, so geht die Gleichung (I) über in die folgende: 2 C^ du ' + (t) f" + (o) '^ + i^ '"+■•• Wird hierin ?< = cos.r, also 2u^ — 1 = cos 2x gesetzt und das Integral durch die Reihe ausgedrückt, findet man die Gleichung : welche sich wohl auch auf anderem Wege verificiren Hesse. 24. In der Gleichung, welche am Schlüsse des Artikels 22 erhalten worden ist, sei : (p (u) = (i — uy , (p (u) = (1 + riy , /> = 1 also : f^ i , «(öt — 1) , a(«-i)(a — 2) ^ (p (m) = 1 _ «„ -j __ M^ ^-^-^ u- + . . . ... 1 . /P , /5(/5-l) ,, ^05-1)05-2) Es ergibt sich dann: « (« - 1) ß G5f - 1) a (« -1) (a -2) /gQg-l) (,3-2) 1 — o.ii A — — r • • • ^^ 1.2 1.2 1.2.3 1.2.3 ' ÖÜ' 722 ^^ i II (• k I e r. Um diesem Integral eine andere Darstellung zu geben, will ich es vor allem so umgestalten, dass Null die untere Grenze wird. Man erhält dann : Ferner lässt sich bewirken, dass alle Potenzen das positive Zeichen erhalten; man braucht zu dem Ende nur zu bemerken, dass e—~ ~*= — 1 ist und dass man also schreiben kann: j ( 1 -f .-(-0^^)«(1 -f e-^^^'y-\- ( 1 +e(-0 ^^)«(1 +^'^^)''j dt Da aber, wie sich zeigen lässt, die binomische Entwickelung den einfachsten Werth der entsprechenden Potenz darstellt, so muss: (t + . ) =(2cos— j.. gesetzt werden , so dass man die weitere Transformation : oder endlich; 'ysi, 2"" "' ■ / sin" f cos" 4 cos ^ [«^ + O' — «) '] '" 0 erhält. Wenn man hierin t = 2.p setzt und dann in die Gleichung substituirt, so geht diese über in die folgende: in« .r COS'* X cos f— + (/? — a) x\ dv = n t «(a-l),3G5f-l) a(a-l)(«-2)/?0S-lJ(p-2j ) ia+^+ij^ '^'^'^ 1.2 1.2 1.2.3 1.2. 3 ~^"\ Sil 0 Einigte allgemeine Sätze zur Theorie der Reihen. 723 wobei, wie sieh leicht zeigen lässt, auch das Integral bezüglich a und y9 eine symmetrische Function ist. P'ür y9 = a lässt sich das Integral durch Gammafunctionen aus- drücken. Setzt man nämlich sin x = Vt, so geht es über in: 1 / 2 ' 2 a- , \ 2 J \ 2 ) an - / / . (1—0 . COS ^ dt = — cos — 0 Man hat also in diesem Falle die Gleichung: l_a- r«(«-t)l- j-a( «-!)(«- 2) 13 ra(a - l)(öt— 2)(a-3),2 " L 1.2 J L 1.2.3 J ^L 1.2.3.4 J = — cos — . 2 /'(« + !) Man sieht hieraus, dass die Summe der Reihe immer verschwin- det, wenn a eine positive ungerade Zahl ist, dass aber, wenn a = 2w eine gerade Zahl bedeutet, die Reihe, welche in diesem Falle ebenfalls abbricht, die folgende Summe hat: ' L 1.2.3.4 J L J T^ ., ^, 1.3.5. .. (2m — 1) = ( IV. 2-" ^^ ^ ^ 2.4.6...2n Diese Gleichung, welche meines Wissens neu ist, bilde gewissermassen den zweiten Fall der im Artikel 18 nachgewiesenen Gleichung von Lagrange, welche dieselben Glieder, wie die obige , aber keine Zeiehenwechsel hat. 25. Um den Satz des Artikels 22 auf einen besondern Fall anzu- wenden, will ich annehmen, es sei: if {li) = (1 -f nf , ^ {n) = (1 -f .0" ' / (") = (1 + ^'Y '■■■ und p =z \. Der Ausdruck unter dem Integralzeichen erhält dann die Form : 724 Win ekler. Eiiiif^e allgemeine Sätze zur Theorie der I{eihen. oder, wenn man jede Potenz auf Modul und Argument reducirt : ^ COS cos — cos — ...e 2 2 2 Trennt man das Reelle vom Imaginären und bemerkt, dass das auf Letzteres sich beziehende Integral nothwendig Null sein muss, setzt man ferner 2a% 2y, 2z, . . . resp. für ,v, y, z, . . . so führt der bezeichnete allgemeine Satz zu der folgenden bemerkenswerthen Gleichung: / / •• • / cos" (^x-\-y-\-z-\- . . ) cos'* ,v cos'^ ?/•••• 2 X cos [(« — ß) x-\- (a — r) 2/+ • •] doedydz . |i+«/?r..+ 2a+ß+r+.. i ' ' ' 1.2 1.2 1.2 «(a-l)(a-2) ,3 03-1)03-2) y (^-1) (^-2) ) "^ 1.2.3 1.2.3 1.2.3 • • "T • j wobei die Grössen a, ß, y, ■ ■ • der Zahl nach ii -\- i sind und n die Ordnung des Integrals ist. Für a =^ ß = y ^= . . . geht diese Gleichung in die folgende über: ff:f [cos(£C-\-y-\-z-\- . .) cos .y cos 2/ cos 2. .Y^dxdydz, -a(a— 1)Y'+' ra(a— l)(a-2)-i''+* TT ( ^, pafa— l)T'+i rara— l)(a— 2)T'+l ,, . J 2(n+l)a( ' ^1 i.2 J 'I 1.2.3 J ^ ' ^ ) aus welcher man für w = 1 ein früheres Resultat wieder findet. Ohne auf die Erörterung weiterer Einzelheiten einzugehen, schliesse ich hiermit die vorliegende Arbeit, deren Zweck es vor Allem war, die beträchtliche Allgemeinheit der zur Sprache gebrach- ten Sätze hervorzuheben. A. Schriitter. Üher das Vcjrkomineii ties Ozons im Mineralreiclie. /^Ö Über das Vorkommen des Ozons im Mineralreiche. Voll Prof. A. Schröttcr. (Vorgelegt in der Sitzung- vom 12. Juli 1860'). Schon in den älteren Werken über Mineralogie , wie unter andern in dem Handbuche von Hoffmann 2) w'wA eine schwärzlich- violbiaue, zusammengesetzte derbe Varietät von Flussspath aufgeführt, der bei „Welsendorf" in der Ober-Pfalz unweit Amberg im geschich- teten Granit bricht und dadurch ausgezeichnet ist, dass derselbe beim Ritzen mit einem harten Körper oder noch mehr beim Zer- reiben in einem Mörser einen starken, eigenthümlichen Geruch ver- breitet. Dieser Geruch ist nach einigen Angaben ein bituminöser, nach anderen, wie bei Hoffmann, dem der Salzsäure ähnlich. In dem zweiten Theile der „Naturgeschichte des Mineralreiches von Mobs", bearbeitet von Zippe (1839), wird S. 83 dieser Geruch als dem des Chlors ähnlich angegeben, nach Anderen ist er mit dem des Jodes übereinstimmend. Schaffhäutl, der bisher allein die Ursache dieses Geruches näher zu ermitteln suchte, findet ihn entschieden dem ähnlich, der sich aus angehauchtem oder der Luft ausgesetztem Chlorkalk ent- wickelt, und schreibt ihn einem Gehalte an „chloriger Säure" zu, deren Vorhandensein er darin nach seinen Versuchen annehmen zu können glaubt s). Aus dem Folgenden wird sich aber ergeben, dass ') Eine vorläufige Mittheilung über diesen Gegenstand habe ich bereits in der Sitzung vom 16. Februar gemacht. ~) Dritter Band, 1. Abth. S. 102, 1816. *) Annalen der Chem. und Pharm. Bd. 46, S. 344. 1843. Der Fundort des Fluss- spathes heisst dort „Welserdorf", was sicher ein Druckfehler ist. In allen vor der citirten Arbeit erschienenen Werken findet sich nur der Name Welsendorf, erst in den spüteren, wo die Angaben Scha ff ha utl's benützt wurden, kömmt „Welserdorf" voi-. Auf der Generalstabskarte des Königreichs Bayera steht „Wöisendorf"' und dieser Name ist daher der richtige. Ferner ist im obigen Aufsatze wohl die un te r c h 1 o ri g e, nicht die chl or ige Säure gemeint, da im vorliegenden Falle nur von dieser die Rede sein kann. 726 S c h r ö t t (' r. dieselben hiezu nicht genügten, wie auch schon v. Lieb ig in einer Anmerkung zu dem citirten Aufsatze angedeutet hat. Es ist übrigens nicht zu leugnen, dass der Geruch des Minerales beim Zerreiben dem der unterchlorigen Säure, besonders bei einigen Stücken, ziemlich ähnlich ist. Zippe gibt zuerst in seinem neuesten Lehrbuche der Minera- logie (Wien, 18S9) an, dass einige, besonders die derben schwärz- lich-violetten Abänderungen des Flussspathes beim Reiben nach Ozon riechen i). Dieser Umstand war es, der mich veranlasste die Sache nähisc-iissioi)snit'tlioile elc. 73«) Über l'iof. A. Müll er. s Di.wvs.sfon.smef/iode der dlfjebrai- sclien FJiichcti linliercr Onl/niftf/cii. Von dem w. M. Prof. J. Petzval. (Vorgelegt in der Sitzung: vom ;>. .lull 1860.) Prof. Aiit(tii IMiiller von Zürich hat im Jahre 1857 der kaiser- lich(Mi Akademie eine Ahhandhing über die al<)ehraischen Cnrven der unbestinnnten «'"" Ordnung vorgelegt und ich habe im Auftrage dieser Körperschaft einen Bericht, der sich in den Sitzungsberichten Band XXIX. Seite 40 vorfindet, erstattet und diese verdienstvolle Arbeit zur .\ufnahme in die Denkschriften empfohlen, allwo sie im Bande XIX erscheinen wird. Im Jahre 1838 hat Müller seine Untersuchungen auch auf die algebraischen Flächen unbestimmter ?<"■" Ordnung ausgedehnt und die Grundzüge seiner Methode in einem Schreiben mir niitgetlieilt. Nachdem nun mittlerweile Müller von seinen wissenschaftlichen Bestrebungen durch den Tod abberufen worden ist, wird die letzterwähnte Mittheilung zu einem Vermächt- niss an das gesammte wissenschaftliche Publicum und ich glaube nur meine Pflicht zu erfüllen, wf^nn ich sie der mathem.-naturw. Cliisse zur Aufnahme in ihre Sitzungsberichte vorlege. Möge dieser schöne Gegenstand sehr bald einen jungen rüstigen Bearbeitei- finden, der, mit gleicher Beharrlichkeit in die Fussstapfen seines Vorgängers tretend, denselben zu dem gewünschten Abschlüsse bringt. DieMitlheihing lautet: Die Begriffe Fläche und Flächen-Aggregat betrachte ich als untergeordnet dem höheren Begriff Flächengebilde, und trenne daiier die Eigenschaften der Flächengebilile von jenen, welche den Flächen als solchen zukommen. Die Untersuchung beginnt mit der Bildung der Segmentengleichung. Es wird vorausgesetzt, das Flächengebilde ^ der ;<'"' Ordnung werde von einer Transversalen TTdurchschnitten, TTbilde mit den .Axen der .vyz die Winkel itvw, in TT sei ein Punkt 0 durch seine Coordinaten cyj(^ angenommen, und r sei das zwischen ^r,C und dem gemeinsamen Punkte .r7/t Sitzl). .1. iii.illi.-m.-natiir«-. Cl. XU. H.l. Nr. I'.t. ."il 7|}(i I» e t z V a I. Ül.er Prof A. Müllers von TT und ^ liegende Segment. Werden nun mit TFIFdie Cosinus der Winkel uvic bezeichnet, so bestehen die Gleichungen x = ^ i- rU , y = rj -^ rV , z = ^ -}- r W und durcli die Substitution dieser Werthe in der Gleichung F=0 von ^ erhält man den Satz F,. . r" + /^„_i . r"-' + -\- h\ . r -^ F== {} (I) Die Wurzeln dieser Gleichung bezeichne man mit r, Vz ■ • ■ ■ ?"«, so ist 0-, r, . . . . r,0(v) = (- l)^.^''. Diesem Satze zufolge wird, wenn man 0 in TT so annimmt, dass (r, r, . . . 7;,)^"^ = 0 ist, der Punkt 0 der Durchschnitt von TT und dem durch die Glei- chung ;ingegel)enen Flächengehilde der «^""Ordnung. Dieses Flächen- gehilde ^,y nenne ich den zu u v tv gehörigen Diameter q^^" Ordnung des F 1 ä c h e n g e h i I d e s g^. Für den zu ui:ir gehörigen Diameler 2)„_^, hat man die Glei- chung; ^^^,=0, oder P p->3 ijP-'^-ß^ ya ^y,i ^vp "^ß ^(i 7, ; 77 ' -, 1 ^ ^* (-^»-i') In dem Systeme der Diameter 3)„_;y schneiden je zwei einander in einem ebenen oder unebenen Liniengebilde; drei derselben aber gehen mit einander durch einen oder mehrere Punkte. Ob mehr als drei Diameter 2)„_;, mit einander durch einen Punkt gehen, hängt von der BescliafTenheit des Systems dieser Diameter ab. Um fiir die Kichtungen solcher Transversalen, deren zugehörige Dianieter 2),,_;9mil einander durch einen Punkt gehen, einen einfachen Gesetzes -Ausdruck zu gewinnen, setze man einen Punkt t/j^als gemeinsamen Punkt so vieler Diameter ^n-p, ids durch denselben gehen können, voraus; ferner nehme man eine Ebene % parallel zur Ebene der Coordinaton c/j, und in einer beliebigen Distanz t von Disciissionsiiielliode der alyehraisclicn Fliiclieii liöherer Oidniiiij^en. 73 i dieserCooi'dinatenebene zu Hilfe, endlich nehme man an, eine Trans- versale TT, deren ziio^ehöriger Diaineter 3>„-yy diircli £r,t ^'eht, sei durch den Anfangspunkt der Coordinaten gelegt, schneide die Ehene 51 im Punkte jcy, und bilde mit den Axen der Coordinaten ^-n ^ die Winkel iivw. Unter diesen Voraussetzungen \s\.U=~ W. V=~W, und wenn man diese Werthe in der obigen Gleichung einführt, so entspringt die Gleichung ^i -a • T-^ 1 = 0 (<^^) o' 0 li'-«-/'!.. i«'i. l'^li d^J'-"-^ .dfj'' .d:^ ^ Hierin sind die 2>'*° Differentiale von F wegen der gegebenen Werthe von Er,t constant; auch t ist eine constante Grösse. Demnacli gibt die vorstehende Gleichung ein Liniengebiide aa. der y;''" Ordnung an, das in der Ebene 9( lieg'. Daraus geht hervor, dass eine Transversale, deren zugehöriger D i a m e t e r S)„_p durch den vorausgesetzten Punkt geht, in einer Kegel fläche liegt, von welcher das Ij i n i e n g e b i 1 d e ([ü. die Basis, der Anfangspunkt der Coordinaten aber die Spitze ist. lu Bezug auf die Diameter ^„_i wird das Gebilde ao. eine gerade Linie, die Kegeltläche also eine Ebene. Daher folgt: die Transversalen, deren zugehörige Diameter 3)h-i durch eineti gegebenen Punkt gehen, -sind alle mit einander zu einer und derselben Ebene parallel. Es seien nun TT, T", Ti, T^T. drei zu einerlei Ebene parallele Transversalen, die aber unter einander nicht parallel sind; ferner seien uvio, ?/,i?i?r,, UzVzWz die Winkel, welche diese Transversalen mit den Coordinatenaxen bilden, wwALJVW, U^VyWi, UiV-iW-i die Cosinus der genannten Winkel, so besteht der Satz ü{y, w^ — nw,) - V. (u, w^ - u^ w,) + w.ii\ Fa — c'o r, ) = o. Nun ist die Gleichung des zu TT gehörigen Diameters 3^»_i d^ ' dr, ' d: und wenn man den Wertii von TFaus der vorangehenden Gleichung hier einführt, so ergibt sich der Satz öl" dF dv, dF 0 d c dr. dF ' dZ 0 738 P c t z V a I. Üher Prof. A. MiillPr'.s Hiernach kommen dem zu TT gehörigen Oiameter ^„_i .»lle Punkti /u, deren Coordinaten den Gleichungen l\ genügen. Diese Gleichungen gehen aber die zu Ti Ty und To T^ gehörigen Diameter 5!)„_i an, und diese Diameter schneiden einander in einer ebenen oder unebenen Linie (= Liniengebilde). Demnach gehen die drei zu TT, TxT^, T.Ta gehörigen Diameter $r^»_ |i mit einander durch eine und dieselbe Linie. Hieraus folgt: Alle Dia- meter 2),j-i, welche zu solchen Transversalen gehören, die zu einer und derselben Ebene parallel sind, schnei- den einander in einer und derselben Linie. Es heisse E die Ebene, zu welcher jene Transversalen parallel sind, deren zugehöiige Diameter '^n—t einander in einer Linie schneiden, und diese Linie werde mit x x hezeiclinet; endlich sei 0 ein Pinikt in /./.. Man lege eine zur Ebene ^parallele Transversale TT durch 0, so geht der zu TT gehörige Diaineler 3)«_i auch durch 0. Wenn also r^ Vo . . . r„ die Segmente sind, welche in T7Miegen, und von 0 an bis zu den gemeinsamen Punkten von TT und dem Fläcliengebilde ^ gerechnet werden, so ist 0\ r, . . . r„y"-'K = 0. Dieser Satz ist anwendbar auf die Segmente in jeder zur Ebene E parallelen Transversalen, welche durch 0 geht, weil zu jeder solchen Transversalen ein Diameter '^„—i gehört, der ebenfalls durch 0 geht. AllezurEbenei5^parallelen Transversalen, welche durch 0 gehen, liegen aber in einer zu E parallelen Ebene c, und diese schneidet das Flachengehilde ^ in einem Liniengebilde L. Dieses Gebilde L wird von einer zu E parallelen Transversalen TT, welche durch 0 gelegt ist, in den gemeinsamen Punkten von TT und ^ geschnitten. Weil nun zwischen den in T'T liegenden Segmenten Vi r« ■ ■ ■ r» die vorangehende Gleichung besteht, so folgt, dass 0 ein Puidd des zu TT gehörigen Diameters der (w — I)''" Ordnung von dem Gebilde L ist. Die erwähnte Relation zwischen r, r., . . . gilt aber für die r>is('Ussionsinetho(ie dei- algebraischen Flüchen höherer Ordnniiu'eri. T30 Segmente in jeder Transversalen, welche durch 0 geht, und /nr Ebene E parallel ist, und zu jeder solchen Transversalen gehört ein Dianieter {ji — l)'*"" Ordnung des Gehildos L. Daher ist 0 ein g e m e i II s a m e r P u n k t aller D i a m e t e r (?< — 1 )'''' Ort! n ii n g dos Schnittes L, folg lieh ein Mittelpiinkt von L. Die Voraussetzung in Betreff der Ebenen E und e, der Linie /./. und des Punktes 0 soll fortbestehen, dabei soll aber angenommen werden, dass das Gebilde ^ eine Fläche sei, so dass der Schnitt L eine Curve in der Ebene e wird. Die Linie /./. schneidet die Flache ^- möglicher Weise in einem oder in mehreren Punkten. Es sei 0 einer von diesen Punkten, so wird jede Transversale TT, welche parallel zu E ist und durch 0 geht, eine Tangente der Flache g, mithin die Ebene e, in welcher diese Transversalen liegen, eine tangirende Ebene von §. Die Curve L, in welcher die Fläche § von der tangirenden Ebene e geschnitten wird, geht auch durch den Punkt 0, weil 0 in der Fläche § und in der Ebene e liegt. Da nun 0, als Punkt der Linie ■/./., ein Mittelpunkt von L ist, so wird der Berührungspunkt 0 ein Doppelpunkt der Curve L. Man hat also den allgemeinen Satz: Der Punkt, in welchem eine Fläche von ein er Ebene tangirt wird, ist ein Doppel- punkt der Curve, in welcher die Fläche von der tangi- renden Ebene geschnitten wird. Ein Doppelpunkt einer ebenen Curve ist entweder Durchschnitts- punkt zweier Zweige der Curve, oder aber ein isolirter Punkt derselben. Wenn also die Fläche ^ von der Ebene e in 0 tangirt und in der Curve L geschnitten wird, so ist 0 entweder Durch- schnittspunkt zweier Zweige der Curve L, oder ein isolirter Punkt derselben. Man nehme zuerst an, es sei 0 der Dnrchschnittspunkt zweier Zweige der Curve L. Unter dieser V(»raussetzung sind in 0 zwei Wendepunkte der Curve Z vereinigt, und es kommen der Curve JL in 0 zwei Wendetangenten zu. Sind tt und t, t, diese W^endetangenten, so hat sowohl tt als tj t, in 0 mit der Curve L drei Punkte gemein. Diese Punkte sind aber Punkte der Fläche g-. daher verschwinden drei 740 P e t z V a I. Über Prof. A. Miillers von don in tt liegenden Segmenten, und ebenso drei von jenen, welche in ti ti liegen. Sind also ?•, r^ . . . ?•„ die Segmente in tt, so ist (r, r, . . . r„)f"--^ = 0, weil jedes Product dieser Summe verschwindet; eben dieser Satz gilt, wenn i\ r^ . . . r„ die Segmente in tit, sind. Daraus folgt, dass die zu tt und tj ti gehörigen Diameter ^„-z der Fläche F mit einander durch den Punkt 0 gehen. Durch eben diesen Punkt gehen aber auch die zu tt und tj tt gehörigen Diameter 2)n—i- Ist also der Punkte durch seine Coordinaten ^jjiC gegeben, und nennt man uviv, niVxWi die von tt und t, t, mit den Coordinatcnaxen gebildeten Winkel, so hat man für die Angabe von uvw die zwei Gleichungen rfSF d^F d^F d~F d^F d^F d^^ ' rf| drj drjä dz, d: ' drj dX ' rC^ und für Mj t\ il\ zwei ähnliche Gleichungen. Aus den vorstehenden Gleichungen folgt aber, wenn Feliminirt wird, ~ VlTv ■ \\d^J ■ ^ " ' dl ' d^ ' d'Cdrj "*" Vrf^J * d^4 ^^UrdFdFd^F dF dF d'^F dF dF d^F ^dFy d^F ] ~* " Wldl ^ d^^ ~ 71 ^ dr} d: ~ Vt/ 7i: de, dr, "■ \(lr) dz, dd rdF^^z d^F dF dF d^F ^dF^i d^F "^ \d7j) ■ rfFs ~ ' ~d^ ' m ' drjd: "• \d:) ' d^j'^ und wenn man hierin ^ und rj mit einander vertauscht, so tritt — an ü die Stelle von — . Man erhält also, wenn zur Abkürzung dF dF d^F dF dF d^F dF dF d^F ^dFv^ d^F A = d^ dX drj 2 rf| drj dr/ dX drj dX dz, dfj ^ \drj) d^d'. f. _dF dF d^F dF dF d^F dF dF d^F ^dFy d^F ~ ~d^~d^W^~ ^^ d^d: ~ ~dl ~d: d^dr, '^ Irff J drjd: __ (dF^ d^F dF dF d^F ^dFy- d^^F ÜiscussioiiMiu-lliode «Icr itlgeln'niscIiiMi Fliichfii höherer Onliiiiiig-oi). ^4-1 (IF^zrr d^F \^ d'Ffl-Fi ^dFdFrd^F d^F d'-F d-F ^\dll \\drid:) ~~ ^ ^J lll^Xdidri rfT 2 ~~ "dXd^i dr, dX I (dF^iv^ d-F ^"- d^Fd-Fi dFdFr d^F d^F d^F d-F -i '■ Vrf^i LVrff7rJ ""rfp^J 'd^~d:idc,d: d^~~ dz, dr^ dr, dU (dF^Tf d'F \^ d^Fd-Fi ^dFdFrd^F d^F d'^F d^F ~i "* \d:) LI di_ dfj ) ~ W- d^'^ d^/T: I dr^ d: df^ ~ d% dr, d-., d:\ gesetzt wird, die Werthbestimmunojen V dF y dF Jln=^ -A+-VR: -N = -B ±-VR. W dri W dt, Auf ganz gleichem Wege kann man auch ^* und „! bestim- men, aber man gelangt dabei ebenfalls zu den vorstehenden Werthen. Demnach bezieht sich von den zwei Werthen der Grösse — r der eine auf die gerade Linie tt, der andere auf ti tj , und dasselbe gilt von den zwei Werthen der Grösse ttv. Verbindet man endlich die Werthe U V '^ der Grössen -^ und ^ in jedem Falle mit dem Satze l;^-\- P-j- W~=\ , so ergeben sich die Werthe der einzelnen Grössen UVW, Ux Vi W\. Hiernach kann man also für jeden Punkt 0 der Fläche % die Richtungen von zwei geraden Linien 1 1 und ti ti bestimmen, welche in der zu 0 gehörigen t a n- g i r e n d e n E b e n e liegend, d u i- c h 0 gehen, und von denen jede in 0 einen relativ dreifachen Punkt mit der Fläche % gemein hat. Es ist aber nicht zu übersehen, dass die Doppelwerthe von — r und 7T> nur für jeden solchen Punkt 0 der Fläche '^ reell sind, in Bezug auf welchen die Grösse R positiv wird, und dass bei einem negativen R die genannten Doppelwerthe imaginär werden. In so fern also die Grösse R in Bezug auf die verschiedenen Punkte der Fläche % bald positive, bald negative Werthe hat, befinden sich in % solche Punkte 0 , deren jedem zwei gerade Linien 1 1 und ti ti der bezeich- neten Art zukommen, aber auch solche Punkte 0 , von denen keiner solche zwei gerade Linien hat. Wenn aber die Grösse 7? bald positiv, bald negativ ist, so kommen auch solche Punkte 0 in der Fläche % vor, in Bezug auf welche iJ = 0 ist. Durch diese Gleichung wird eine Fläche der (4« — Ü)'*'° ürJniing angegeben, und diese durchschneidet möglicher Weise die T42 l'ptzval. i'bcr Prof. A. Miilk'r"s Disfussioiisinetlioile il. algel)r. Fliiclieii etp. Fläche § in einer ebenen oder unebenen Curve ^/l. Hierdurch wird die Fläche ^ je nach der Beschaffenheit von ?.X, in zwei oder meh- lere Theile von verschiedenartiger Beschaffenheit getheilt. In den Theilen der einen Art ist die Fläche "^ so beschaffen, dass zu jedem Punkte Oderseiben zwei gerade Linien tt und tj ti bestimmbar sind, welche in der zu 0 gehörigen tangireiiden Ebene liegend, mit § in 0 relativ dreifache Punkte gemein haben; in den Theilen der anderen Art ist die Fläche ^ aber so beschaffen, dass ohne Ausnahme jede gerade Linie, welche in einer tangirenden Ebene eines solchen Theiles liegend, durch den Berührungspunkt 0 geht, nnt der Fläche in 0 lediglich einen relativ zweifachen Punkt gemein hat. Ein Flächen- stück der ersten Art soll mit ff, ein Flächenstiick der zweiten Art mit gg bezeichnet werden. Weil für jeden Punkt 0 der Curve AA die zwei zugehörigen geraden Linien tt und t, t, zusanunen fallen, so kann man die ver- schiedenen Theile der Fläche 5" "'^J i''^ Grenze ?. ?. dieser Theile folgender Massen charakterisiren. In einem Flächenlheile ff geht die Curve L, in welcher die Fläche § von einer tangirenden Ebene des Theiles ff geschnitten wird, mit zweien ihrer Zweige durch den Berührungspunkt 0; fällt 0 in die Grenzcurve /J^, so bilden die zwei Zweige von L bei ihrem Zusammentreffen in 0 eine Spitze; in einem Flächentheile gg dagegen löst sich der Berührungspunkt 0 als isolirter Punkt von dem übrigen Theile der Curve L ab. Ein Flächentheil ff besteht daher aus Wellen; diese verflachen sich bei ihrer Annäherung an die Grenze ?J., und jenseits dieser Grenze in einem Flächentheile gg tritt eine Glattiieit der Fläche § ein, wie bei den Flächen der zweiten Ordnung. Da die Grenzlinie A^ nicht zwei gleichartige Flächentheile trennen kann, so bilden entweder die Theile ff ein Continuum, in welchem die Theile gg inselartig liegen, oder die Theile gg sind zu einem continuirlichen Ganzen vereinigt, in dem die Theile ff spora- disch umherlieffen. SITZUNGSBERICHTE KAISEIILICIIEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH -NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE, XU. BA^D. ^'^ SITZUNG VOM 19. JULI 1860. N£ 20. 53 743 XX. SITZUNG AM 19. JULI 1800. Herr Professor Julius Plücker in Bonn dankt, mit Schreiben vom 14. Juli 1. J. , der Akademie für seine Wahl zum correspon- direnden Mitgliede. Herr Hofrath Haidinger übersendet einen Bericht über „die Caicutta-Meteoriten , von Shalka, Futtehpore, Pegu, Assam und Segowlee im k. k. Hof-Mineralien-Ciibinete," nebst einem Auszuge aus einem Schreiben des Astronomen, Herrn Julius Schmidt in Athen. Herr Professor Brücke legt eine im physiologischen Institute der Wiener Universität von Herrn Alfred v. ßiesiadecki durch- geführte Untersuchung: „Über das Chiasma nervorum opticorum des Menschen und der Thiere" vor. Herr Professor Ludwig überreicht eine von Herrn Professor Planer in Lemberg eingesendete Abhandlung: „Die Giise des Verdauungsschlauclies und ibre Beziehungen zum Blute'". Professor Schrötter legt Analysen von Soolen, Mutterlaugen etc. aus Hallstadt vor, die im Laboratoiium des k. k. polytechnischen Institutes ausgeführt wurden. Derselbe legt ferner eineAbhandlungüber Beziehungen zwischen den Äquivalenten und Dichten der Körper in Gasform vor. Herr Professor Kner übergibt eine Abiiandlung: „Über den Flossenbau der Fische". Herr Dr. A. VN'eiss legt eine von ihm in Gemeinschaft mit Herrn Dr. J. Wiesner verfasste Abhandlung: „Heiträge zur chemi- schen und physikalischen Keiuitniss des Milchsaftes der Pflanzen" vor. Herr A. Schrauf, Eleve des k. k. physikalischen Institutes, übergibt die zweite Reihe seiner: „Bestimmung der optischen Constanten krystallisirter Körper". 32* 744 Herr II. Daiiber, Assistent am k. k. Hof-Mineralien-Cabinete überreicht die Fortsetzung seiner in der Sitzung vom 15. December 1859 vorgelegten Abhandlung: „Ermittelung krystallographiseher Constanten (22. Rolhbleierz) und des Grades ihrer Zuverlässigkeit". Herr Doeent Dr. Reitlinger liest eine Abhandlung: „Zur Erklärung des Lnliin'schen Versuches und einiger anderer Arl- unterschiede der positiven und negativen Elektricität". An Druckschriften wurden vorgelegt: Archiv des Vereines der Freunde der Naturgeschichte in Mecklen- burg. 14. Jahrgang. Neubrandenburg, 1860; So- Astronomische Nachrichten, Nr. 1268. Altona, 1860; 4»- Austria, XII. Jahrgang. XXIX. Heft. Wien, 1860; 8»- Cosmos, IX* annee. 17* voIume. 2* livraison. Paris, 1860; 8"- Gazette medicale d'Orient. IV anuee. Nr. 4. Constantinople, 1860; 40- Grigolato, Gaet., Considerazioni in rapporto alle condizioni econo- mico-agrarie ed alle conseguenze chimico-fisiologiche, che ne derivano per la malattia delle uve nella provincia di Rovigo. Memoria. Rovigo, 1860; 4o- Istituto Lombardo di science, lettere ed arti. Atti. Vol. 11. Fase. I, II e III. Milano, 1860; 4«- — Memorie. Vol. VIII. Fase. II. Milano, 1860; 4o- Jourdain, S., Recherches sur la veine renale chez les oiseaux, les reptiles, les batraciens et les poissons. Paris, 1860; 40- Wiener medizinische Wochenschrift. Jahrgang X. Nr. 28. Wien, 1860; 4o- Zeitsc hrift für Chemie undPharmacievonDr.E. E rienmey er und Dr. G.Lew i n stein in Heidelberg. III. Jahrgang, Heft XI — XIII. Erlangen, 1860; 8«- — des österreichischen Ingenieur-Vereins. XII. Jahrgang, 6. Heft. Wien, 1860; 4o- 745 ABIIWDLÜNGEX üiXD MITTHElLlliXGEN. Die CulcKttu-Meteorüen, von S/iafka, Futlelipore, Peyu, Asnam und Segowlee im k. k. Hof-MinernUen-Cabinete. Von dem w. M. W. Haidinger. Nur mit manchen Schwierigkeiten gelingt es mir doch heute in der Schluss-Sitzung unserer diesjährigen Reihe den Bericht über die vier Meteoriten vorzulegen, welche in dem Berichte über den fünften von Shalka in Bancoorah schon in unserer Sitzung am 8. Juni erwähnt M'urden, aber jetzt erst so weit bearbeitet sind, dass ich selbe dem k. k. Hof-Mineralien-Cabinete, der V'erabredung mit Herrn Director Dr. M. Hörnes gemäss, übergeben kann, als Exemplare nämlich, welche fortan mehr Sammlungs- als Untersuchungsgegenstände sind, und in die mit grösster Genauigkeit nach Gewicht und Bezeichnung geführten Kataloge dieses Museums eingetragen werden. Auf dem Übergänge bis dahin hatte ich selbe nach der Ankunft von Calcutta in meine Verwahrung genommen, selbe mit Sclmitt- flächen versehen lassen, um das Innere blosszulegen, Stücke nach Bedürfniss abgetrennt, deren Analyse Herr Karl Ritter von Hauer auf meine Bitte unternahm, und sonst noch die erforderlichen Ver- suche angestellt. Über den ersten dieser Meteoriten, den von Shalka in Bancoorah, habe ich, wie bereits erwähnt, am 8. Juni Bericht erstattet. Von den vier neuen Meteoriten wüsste ich nicht zu sagen, dass sich nur einer bisher in einer der grösseren europäischen Sammlun- gen befände, eben so wenig als dies bisher mit dem von Shalka der Fall war, ja selbst Nachrichten über dieselben sind nur wenige in unseren europäischen Werken enthalten. 746 !I a i (1 i n g: c r. Die Calciitta-Meleoriten, von Shalka, Sie erweitern aber in merkwürdiger VV^eise unsere Übersicht, indem sie obwohl nur in wenigen Exemplaren fast sämmtlich der wichtigsten Erscheinungen der Steinmeteoriten darstellen. Die Kei- hung, in welcher ich sie hier betraclite, ist die, welche der „Anord- nung und Eintheilung der Meteoriten" des Freiherrn von Reichen- bach in Poggendorffs Annalen für 1859 (S. Band CVII, Seite 15S) zum Grunde liegt. Sie berücksichtigt namentlich die Verwandtschaften, welche auch Partsch festzuhalten suchte, und für welche v. Schreibers in seinem Foliowerke „Beiträge zur Geschichte und Kenntniss meteorischer Stein- und Metallmassen und der Erscheinungen, welche deren Niederfallen zu begleiten pflegen, Wien 1820" Seite 4, des Ausdruckes „Sippschaften" sich bedient, eines Ausdruckes, den er bereits in Gilbert's Annalen für 1808 aus Veranlassung seines Berichtes über den Meteoritenfall von Stannern vorgesehlagen hatte. Freiherr von Reichen bach bei der seither bedeutend ange- wachsenen Anzahl der einzelnen Fälle und Funde wählt die Bezeich- nung von „Sippen" und „Gruppen," und führt sie durch die ganze Reihe von 99 Meteorsteinen und 60 Meteor-Eisenmassen nach seinen eigenen genauesten Untersuchungen und Vergleichungen hindurch. Er gibt den einzelnen Sippen und Gruppen keine Namen. Herr Pro- fessor S h e p a r d (S i 1 1 i m a n's American Journal of Science and Arts 1846, II. Ser., Vol. 2, pag. 390) gibt zwar Namen für seine Classen, Ordnungen, Sectionen, üntersectionen und Fälle oder Fund- stätten, aber namentlich die Meteorsteine beziehen sich nur auf ganz wenige der letzteren, nicht mehr als neun wirklich classificirte ame- rikanische und vier nicht amerikanische als Beispiele, so dass doch die ganze Übersicht für den gegenwärtigen Zustand der so weit vor- geschrittenen Kenntniss nicht mehr genügt. Die von mir am 8. Juni vorgelegte Nachricht über den Shalka- Meteoriten setzt diesen übrigens unzweifelhaft in des Freiherrn von Reichenbach erste Sippe, erste Gruppe (Langres [Chassigny], Bishopsville, Jonzac), Shepard's Chladnitisch-trachytische Meteor- steine. Folgende sind nun die übrigen vier neuen zur Überfragung an das k. k. Hof-Mineralien-Cabinet vorliegenden Meteoriten. Futtehpoie, Pegii, Assain iinl'-Mfnt'ralieii-C;iliiiiele. 747 1. Fattehpore. 30. November 1822. Den ersten Bericlit über diesen Fall gab Dr. Tytier an die medizinische Gesellschaft in Calciitta (Edinhiirgh Journal of^cience, Nr. IS.pag. 171, 1828.— Kämtz, Se h weigger-SeidePs Jahr- buch der Chemie und Physik, Band 23 (o3), S. 471. — Poggen- dorffs Annalen 1830, Band 18, S. 179). Für (\Qn eigentlicben Ort des Falles wird Rourpore in der Gerichtsbarkeit von Futlehpore, nordöstlich 70 englische Meilen von Allaliabad entfernt, genannt. In dem Sitzungsbeiichte der Asintic Society of Bcngal v<»rh Juni 1859 kommt, ohne Falltag, der auch in Tytier's Bericht fehlt, es heisst nur Ende November, nur der Ort Allahabad und Dr. Tytler's Name vor. Shepard bat fürFuttebpore in seiner Sammlung den 30. Novem- ber 1822. Die Sammlung in Caicutta enthielt drei Exemplare von 4 Pfund 6 Lolh, 3 Pfund l7Loth und 1 Pfund 9 Loth. Das letztere ist es, welches die Gesellschaft freundlichst übersandte. Es wog bei der Aidiunft 1 Pfund I1/4 Loth Wiener Gewicht. Mit dem Fallfage, 30. November 1822, ist indessen in der dortigen Sammlung noch ein Stück von 25 LoHi mit der Uitsbezeiclinung Bithour undShapur, 75 englische Meilen nordwestlich von Alhihabad. Gewiss ist es nicht von demselben Falle, ob aber, wie die angegebenen Richtungen, ein- mal NO., das andere Mal NW. von Allahabad, andeuten würden, an die 100 englische Meilen von einander entfernt gefallen, ob aber nur durch eine Verwechslung im Drucke abweichend angegeben, warmir nicht gelungen sicher zu stellen. Gewiss ist, dass dort ein wahrer Meteoriten-Schauer fiel. Tytier gibt dem einen Steine, den man fallen sah und der noch heiss aufgenommen wurde, 1 Pfund 12 Lotb. Der Fall war übrigens vollständig beobachtet worden, am Abend kurz nach Sonnenuntergang eine Lichtmasse von einer rotben Kugel von der Gestalt des Mondes umgeben bei Futlehpore aus der Luft herab zu steigen scheinend, mit Donnergetöse und anscheinend Funken sprühend. Bei Hazareebang , 250 engliscbe Meilen östlich von Allahabad, sah man die Erleuchtung durch die Kugel unterhalb der Wolkendecke des Himmels. Über diesen Fall und die Beschaflcnheit des Steines gab Herr Professor C. U, Shepard Nachriebt in der Sitzung der „American 748 n n i d i n g e r. Die Ciilciillii-Mefeoritcn, von Shalkn, Association for the Advancement of Science'^ in New Haven im August 18S0. Der Fall geschah unter 20» 57' n. B. und 80« 50' ö. L. Einer der Steine wog 22 Pfund. Einen Stein von zwei Pfund sah Shepard im Jahre 1849 im Besitze von Herrn Thomas Mac- Pherson Grant in Edinhnrgh, von welchem er auch ein Bruch- stück niitgetheilt erhielt. Er heschreibt den Stein, als feinkörnig, trachytisch, ähnlich dem Steine von Poltawa 12. März 1811; und Castine in Maine, 20. Mai 1848 (Silliman's American Journal, 2. Ser. , Vol. XI, p. 367. — Edinburgh Neiv Philo so pliical Journal, Vol. VIII [Oct. 18Ö2], p.245. — Poggendorffs Annalen, Bogus- lawski, zehnter Naciitrag o. s. w. Ergänzungsband IV, 1854, Seite 22;. Die Grundmasse des Fiitteliporer Meteoriten ist hell aschgrau, feinkörnig, auf den Bruchtlächen bemerkt man hin und wieder die gelblichbraunen, sogenannten Rostflecken, gangartig angeordnete Eisenkiesplalten durchsetzen die Masse, und mehrere sind durch den Bruch blossgelegt. Die Farbe derselben ist die röthlieh- speisgelbe des Magnetkieses. Auf geschlifTenen und polirten Flächen treten zahlreiche Pünktchen von metallischem Eisen hervor, von verschie- dener Grösse, das grösste Korn im Durchschnitte etwa anderthalb Linien lang bei einer Breite von einer Linie. Die Masse ist nach verschiedenen, sich unter scharf ausgesprochenen Winkeln kreuzen- den Richtungen von durch feste Theile nun ausgefüllten früheren Sprüngen oder Klüften durchzogen, einige derselben von dunkel- farbiger, der sogenannten Rindeiisubstanz haarrissartig erfüllt, in anderen eben so feinen liegt auch wohl Magnetkies oder metalli- sches Eisen. Diese Sprünge halten auf der durch den Schnitt bloss- gelegten Fläche über die ganze Ausdehnung derselben, über zwei Zoll lang, und durch den Körper des Steines an, sie durchsetzen, schaaren, verwerfen sich, wie dies überhaupt an Gängen gewöhn- liche Erscheinungen sind. Von den metallischen Theilen erscheinen Durchschnilte bis zu drei Linien Länge. Die gelblichbraunen oben erwähnten Flecken zeigen sich auf den Schnitten einzeln, vorwaltend entlang den Durchschnitten der Haarrisse und mehrere der grösseren Eiseneinschlüsse begleitend. Obwohl man die Masse selbst, weich und milde, leicht schaben kann, so enthält sie doch auch hin und wieder grössere und kleinere Kügelchen, die im Durchschnitte deut- lich hervortreten. Eines derselben, etwa anderthalb Linien im Durch- Futtehpore, Pegu, Assam tind Segowlcc im k.k. flof-Mineralien Cahinete. 749 schnitte, gi-aiilichweiss , dicht, enthält selbst wieder an einer Seite eine kleine Menge von Eisen, umgehen von einem gelblichbraunen Rostfleck, der wieder nicht in die umgebende weichere Masse fort- setzt, welche aber selbst wieder zahlreiche solche Flecke enthält. Andere Kügelchen erscheinen durch den Mangel an Glanz auf der Schnittfläche, selbst weicher als die umgebende Masse, und unter- scheiden sich durch die Art der Zertheilung des Eisens in denselben. Einzelne Kügelchen haben auch etwas dunklere graue Farben, ein einzelnes, eine halbe Linie im Durchmesser, ist dunkelgrau. Mehrere dieser kleinen Einschlüsse sind aber auch eckig, nicht rund in ihren Durchschnitten, einzelne haben plattenförmige linear glänzend erscheinende Structur-Anzeichen. Die Rinde ist bräunlichschwarz, ohne Glanz, hin und wieder mit einzelnen oder gruppenweise stehenden rundlichen seichten Ver- tiefungen, welche man indessen nicht nach der Gestalt des Steines Orientiren kann, da nur ein Rruchstück vorliegt. Die Rinden-Ober- fläche wie durch kurzkliiftige Zerspaltung in einzelne eckig begrenzte Täfelchen von unregelmässiger Form von einem Durch- messer von etwa zwei bis drei Linien getrennt. An der Schmelz- oberfläche verfolgt das Auge mit der Loupe leicht eine und die andere Kluft oder eingeschlossene Kugel der Steinmasse. Dicke der Rinde geringer als eine halbe Linie. Auch die Rinde umschliesst Theilchen von metallischem Eisen. Das specilische Gewicht fand ich ^=3"ö26 bei 17" R. Äusseres sowohl als Inneres ist von Tytler genau beschrieben; für verschie- dene Stücke, bei der ungleichen Austheilung der Metalltheile fand er speciflsche Gewichte von 3-3o2 und 4*281. Der Stein gehört unzweifelhuft in Freiherrn von R eiche n- bach's zweite Sippe, erste Gruppe, der „weisslichen Meteoriten, ohne Einschluss von deutlichen dunkeln Kügelchen, höchstens hier und da ein einzelnes zerstreut" , und in die von ihm bezeichnete Reihe der zwei und zwanzig Meteoriten von Nashville bis Asco, welche die vielgenannten Fälle von Mauerkirchen, Milena, Woldcottage u. s.w. begreift, namentlich ist ein Stück von Zaborzika in dem k. k. Hof- Mineralien-Cahinet im allgemeinen Ansehen dem von Futtehpore zum Verwechseln ähnlich. Das von der Asiatischen Gesellschaft in Calcutta freundlichst übersandte Exemplar, 1 Pfund 1 '/^ Loth schwer, wurde in zwei 750 H a i tl i n g- e r. Die Calcutta-Meteoriteri, von Slinlka, Stücke zerschnitten um Kenntniss des Innern zu gewinnen. Die Rinde umfasste etwa die Hälfte des Steines , die andere Hälfte ist von Bruch- fläclien begrenzt. Das Gewicht der beiden zur Übergabe vorberei- teten Stücke ist nun das grössere 261/4 Loth und das kleinere 5 Loth schwer. 2. Pegu. Aufgefunden 1854. Von diesem Meteoriten ist, so viel mir bekannt, noch nichts in wissenschaftlichen oder anderen Werken niitgetheilt worden. Er kommt auch nicht in dem Sitzungsberichte vom.Iuni 1859 der Asiatic Society vor, da er ein Geschenk des Herrn Thomas Oidham, Directors der geologischen Landesaufnalime von Indien in CalcuUa ist, welcher ihn selbst aus Pegu initbraehte, als er der britisciien Gesandtschaft nach Ava im Jahre 1854 zugetheilt war. Weder eine Angabe eines Falltages noch ein Bericht über beglei- tende Erscheinungen liegt bis jetzt vor. Doch dürfte der Meteorit wohl bei seinem frischen Ansehen, ungeachtet grosser Zartheit, nur kurze Zeit vor der Erwerbung gefallen sein. Die Masse des Steines ist hellgrau, etwas bläulich, Sie besteht ganz aus einzelnen runden, wie in weissen Sand eingebetteten Körnern oder Kügelchen, die sich leicht trennen und muss im Ganzen fast zerreiblich genannt werden. Man zerbricht sie so leicht, dass gar nicht hätte daran gedacht werden können, eine Schnittfläche darzu- stellen, wenn es nicht gelungen wäre, nachdem bei uns seit 1846 bei zarten Petrefacten angewendeten Verfahren mit einer Auflösung von Wasserglas die Theilchen in einen vollkommen festen Zustand zu vereinigen. So konnte man vollkommen polirte Schnittflächen ge- winnen. Da zeigte sich dann die ganze Masse ziemlich gleichförmig aus den mannigfaltigsten einzelnen rundlichen Körpern gebildet, einige im Durchschnitte kreisrund , andere eckig, von den verschie- densten grauen Farben , von dunkelrauchgrau bis nahezu graulich- weiss, die grössten im Durchmesser eine Linie nicht übersteigend, dazu ziemlich gleichförmig, und nin* in ganz feinen Theilchen, durch die Älasse vertheilt, metallisches Eisen und ein gelber Eisenkies, des- sen nähere Bestimmung aber, ob Pyrit oder Magnetkies, der Feinheit der Punkte und Unsicherheit der Farbenbestimmung wegen doch noch Futtehpore,Pegu, Assatn und Segowlee im k.k. Hof-Mineralien-Cabinete. 7o I der letzten Genauigkeit entbehrt. Merkwürdig ist eine Lage von der Farbe nach deutlich ausgesprochenem Magnetkies, der die luse, rundkörnig zusammengesetzte Masse in der Art eines Ganges plat- tenförmig durchsetzt, gegen zwei Zoll lang, dreiviertel Zoll breit und an der stärksten Stelle etwa eine halbe Linie dick, gegen die Enden schwächer. Die Erscheinung einer solchen plattenförmigen Masse ist ein wahrer Beweis einer späteren Bildung in einer grossen Masse, in einem wahren Gebirge, während das ganze in einen grossen Körper vereinigt durch mancherlei Perioden verschiedener Zustände hindurch ging, und namentlich während der Bildung dieser nunmehr ausge- füllten Kluft einem in der Richtung der Spalte wirkenden Drucke aus- gesetzt war, während sich die Masse senkrecht auf die Ebene der Platte zusammenzog, und so die Trennung der Theilchen bewirkte. Der entstehende leere Raum wurde sodann durch jenes krystallini- sche Schwefeleisen im Minimo erfüllt. Die Rinde ist graulichschwarz in das Braune ohne Glanz, an dem Exemplare mehr Inneres zu sehen als Rinde, so dass sie wohl von einem grösseren, vielleicht mehr als zwanzigpfündigen Steine herrühren. Die Dicke der Rinde übersteigt nicht ein Viertel einer Linie. Specifisches Gewicht = 3'737. Der Stein dürfte wohl ganz gut der zweiten Reichenbach'schen Gruppe, mit dunkeln Kügelchen, wenn auch mit helleren dazwischen eingereiht werden in die Nähe von Luce, Nanjemoy, Aussun, Benares, Tipperary, Ceresetto, Weston u. s. w. Das von Herrn Oldham freundlichst eingesandte Stück wog ursprünglich 1 Pfund 3/4 Loth. Zerbrechlich wie es war und von einem Sprunge durchsetzt, war es imerlässlich es in zwei Stücke zu trennen, wobei die kleineren Bruchstücke für die Analyse abfn-len. Es sind nun drei Stücke zur Übergiibe vorbereitet, eines von IS^/o Loth. ein zweites von S'/g Loth, beide mit reinen Bruchflächen und Rinde, und ein kleineres von 1 i/g Loth, mit der angeschliffenen Fläche von etwa einem Quadratzoll. 'J'^S " •* ' '1 • " gf P •■• '*'•' Calrvittii-Metcnriteii, von Slialkii, 3. Assam. Gefunden 1846. Über diesen Meteoriten Iniben wir keine anderen als die Nach- ricbten im Journal of the Asiaiic Society of Beiirjal, Vol. XV. Pro- cecdings JunclS4t). 8. XLM und LXX VI, und Vol. XXVIII, Proceedings June 18S9. Eigentlich ist der Fallort dieses Meteoriten unbekannt, aber da ilui Herr Piddin» ton im September 1846 unter den Samm- lungen des Coal and hon committee gefunden hatte, unter Umstän- den, dass die Stücke kaum anders als aus Assam kommen konnten, so nahm er diesen Landstrich zur Bezeichnung des Meteoriten an. Es waren im Ganzen drei Bruchstücke im Gewichte von 1 Pfund 17 1/2 Loth, 171/2 Loth und 15 Loth. Zwei davon waren deutlich Bruchstücke eines einzigen Steines; der dritte stimmte in der Beschaffenheit über- ein, musste aber von einem andern Stücke abstammen. Nach Pid- dington würden sie wohl nicht ganz mit einander übereinstimmen, da das eine Stück mehr Kobalt und wenig Nickel, das andere mehr Nickel enthält. Piddington bezeichnet bereits höchst treffend die schöne Zeichnung dieses Steines als beautif'ully marbled. Der Assam-Mete- orit ist sehr fest und dicht und nimmt eine gute Politur an. Er zeigt sich ganz ähnlich den Meteoriten vonSeres, Barbotan, Mezö-Madaras, TAigle, Chantonnay und anderen dichten festen Steinen der dritten Bei chenbach'schen Sippe. Wohl hat Freiherr von Reichen- bach Chantonnay mit dem Meteoriten von Mainz in einer sechsten Sippe, wegen grösserer brauner Flecke, aber die Beschreibung von Partsch (die Meteoriten u. s. w. 1843, S. 38) und der Stein selbst, auf welchen sie sich bezieht im k. k. Hof-^Iineralien-Cubinete stimmt doch gar sehr mit dem Assam-Meteoriten üherein. ,,Marmorirt" nennt das Ansehen auch Partsch wie Pid dington. Man kann die Grundniasse eigentlich dunkelgrau nennen. In derselben liegen bis nahe halbzöllige unregelmässig abgerundete Bruchstücke von hellerem Grau, dann zahlreiche nach den Durch- schnitten zu urtheilen mehr und weniger kuj^elförmige Theile, kleine ganz schwarze, aber auch kleine und grössere bis zu hell aschgrau. Auch in den eingeschlossenen heller grauen Theilen liegen wieder kleinere braune auch metallische, weiss und gelb, ebenfalls wieder Futtehpore, Pe^ii, Assam und Se^owlee im k. k. Ilnf-.Mineralien-Caliinete. 71)3 mit dem Ansehen wahrer Bruchstücke. Durch die helleren und dunk- leren Theile hindurch ist metallisches Eisen, grösstentheils nur in feinen Theilchen, doch auch hin- und wieder in etwas grösseren Körnchen, bis 1/4 Linie in jeder Richtung, vertheilt, dazu Magnetkies in nahezu gleicher Menge. Hier wie an so manchen anderen Meteori- ten dieser Classe erscheint die merkwürdige Austheilung einiger der Eisentlieilchen, dass sie sich als Einfassung um die kugelförmigen Ein- schlüsse darstellen, ganz in der Art, wie wir die Grünerde inMaiidel- steinen hin und wieder antreffen. Es ist dies gewiss ein Beweis, dass während des allmähligen Festwerdens des Meteoriten, nachdem die Kügelchen in der Grundmasse schon eingeschlossen waren, die Eisentheilchen noch einer Ortsveränderung unterliegen konnten. In unseren irdischen Gebirgsarten können wir in theoretischer Weise gut mit „Gebirgsfeuchtigkeit" als Träger der Bewegung auskommen, die übrigens, auch je nach der Tiefe gegen die eine höhere Tem- peratur besitzenden Regionen durch Wasser, oder Chlor- und Fluor- oder Schwefel-Verbindungen dargestellt sein kann. Hier möchte es genügt haben, diese Thatsache als eine fernerer Studien vorzüglich werthe besonders bezeichnet zu haben. Die Rinde ist dunkel graulichschwarz und hat doch hin und wieder eine Spur von beginnendem Glänze. Sie ist sehr dünn. Man kann keine vollständige Bahn- oder Fall-Orientirung nachweisen, da der Stein zu sehr Bruchstück ist, obwohl er den grössten Theil eines ganzen Steines bilden dürfte; doch kommen an dem mit grösserer Wahrscheinlichkeit als End- oder Rückseite zu betrachtenden Theile allerdings die rundlichen, seichten Vertiefungen vor. Das specifische Gewicht fand ich = 3-792 bei 17« R. Das von der Asiafic Society of Bengal freundlichst übersandte Stück wurde in zwei Theile zerschnitten, so dass jeder mit einer etwa zwei Quadratzoll grossen geschliffenen und vollkommen polirten Fläche versehen ist, das übrige der Obertläche ist meistens Rinde, wenig Bruch. Die beiden zur Übergahe vorbereiteten Stücke wiegen 8 Loth und 23/* Loth. 'J'54 H a i d i II g p r. I>it> Calcutta-Meleoriten. von Sli;ilka, 4. Segowlee. 6. März 1853. V^on diesem Falle waren bis nun weder Exemplare nach Europa pekornmen, noch auch Nachrichten in europäische wissenschaftliche Sammelschriften, so weder in Herrn Gr eg's so reichem Verzeichnisse, von welchem ich von dem hochverehrten Verfasser ein bis 15. Juni 1859 ergänztes Exemplar besitze, noch in Herrn ProfessorSh epa rd's Sammlung, im Manuscript fortgeführt bis 25. November 1859, noch in Herrn Dr. Otto Buchner 's Werk „die Feuermeteore" u. s. w. von 1859, Über den Steinfall enthält das so vielfältig anziehende und wichtige „Jojirw«/ of the Asiatic Society of Bengal" bereits früher an drei verschiedenen Steilen Nachrichten, Vol. XXIII, p 746, 1854, Vol. XXIV, p. 247, 1855 und Vol. XXV, p. 169, 1856, so wie nun in dem Berichte über die Verhandlungen wegen freundlicher Mittheilung dieser Meteoriten im XXVIII. Bande, Sitzung im Juni 1859, aus welchen ich hier eine rasche Übersicht der Beschreibung voranscbicke. Capitän W. S. Sherwill, von der Steuer-Aufnahme (^Revenue Survey) hatte von Patna aus unter dem 24. November 1854 das erste kleine Exemplar 15 Lotli schwer aus diesem Meteoriten-Schauer an die Gesellschaft gesandt. Er erhielt ihn von Herrn F. A. Glover, vom Civildienst, und Joint- Magistrate von Cbumparun, nebst den ersten Nachrichten über den Fall. Dieser fand Statt am 4. März (nach späteren Nachrichten am 6.), um die Mittagszeit. Ein Mann und ein Knabe hatten unfern von sich etwas Schweres fallen gehört, ohne anderes Geräusch als gerade das Auffallen. Sie hoben die Steine auf, es Avaren mehrere, und brachten sie in ihr kleines Dorf, wenige Meilen südlich von Segowlee, einer kleinen Miiitärstation von irregulären Cavailerie-Sowars, wohin sie dann durch die Mann- schaft derselben kamen. Der Corpsadjutant Lieutenant M a c d o u g al 1 gab Herrn Glover einen grossen Stein, zwei von den kleinen Steinen erhielt dieser später, und sah noch mehrere von den gewiss an die dreissig, welche nach und nach in dem Umfange einer eng- lischen Qiiadratnieile aufgelesen wurden. Auch das zweite Stück, 1 Pfund 5Lulh schwer gab Glover der Gesellschaft. Segowlee, auch Soojoulee geschrieben, liegt auf der Katmandoo-Strasse siebenzehn Fnttehpnie, Pegii, Assam und Spjrowlet' im k. k. Hof-Mi; eralien-Caliinete. 755 englische Meilen östlich von Bettiah. Im Felinuir 1856 wurde in dei- Sitzung- der Gesellscliaft noch der von Herrn A. Grote erhaltene 14 Pfund scliwere Stein vorgelegt, von welchem uns dieselbe ein Bruciistück, gewogen 2 Pfund 6 Lotli, und dazu noch einen Abguss in Gyps der besonders merkwürdigen Gestalt des ganzen Steines freundlichst übersandte. Dif^ser Stein war von Dr. Evan Mac D o n e 11 gleich nach dem Falle erworben worden. Er hatte von dem Falle am 7. gehört, als „am gestrigen Tage" (am 6.) stattgefunden, und sogleich an den Ort des Falles gesandt. Drei Cavallerie- OfTiciere hatten nach seinen ferneren Mittheilungen in ihrer Station Segowlee ein eigenthümliches, rollendes (rumhling) aber dem Donner gänz- lich unähnliches Getöse gehört. Dasselbe wurde in Bettiah von einem italienischen Priester und vielen Einwohnern daselbst bemerkt, welche darüber sehr ängstlich und betrofl'en waren. Ein anderer italienischer Missionär, sechs Meilen nordwestlich von Bettiah, gab dieselbe Nachricht. Man verglich den Schall mit Wagengerassel über ein Pflaster. Er währte etwa 40 Secunden. Der Himmel war wolken- los, die Sonne schien in vollem Glänze. Wind westlich, kühl, Ther- mometer bei Tage 44» F. (4« R.). Alle Steine sind in ihrer Gestalt ziemlich pyramidal, das Gewicht meistens 1/3 bis 4 Pfund, einer 141/2 Pfund. Dieser gegenwärtig vorliegende Meteorit ist in seiner Masse ganz unähnlich der bei weitem grössten Anzahl der in unseren Sammlun- gen aufbewahrten. Er reiht sich nur an den von Mainz unmittelbar durch seine Farbe an, welche der Hauptsache nach durch und durch röthlichbraun ist. Das Exemplar des von Herrn Dr. Gergens in Mainz entdeckten und später von Herrn F. Seelheim*) analysiiten Meteoriten verdanke ich dem ersteren hochverehrten Gönner als freundliches Geschenk, welches ich meinerseits wieder am besten mit der grossen Sammlung des k. k. Hof-Mineralien-Cabinetes ver- einigen zu sollen glaubte. Gewiss mit Grund bemerkte Freiherr von Reichenbach (Pogg. 18S9. o. S. 173), dass diese braune Farbe, welche auch Gergens und Seelh ei m beschrieben« nicht von späte- rer terrestrischer Verwitterung herrühren kann." Und doch warder ^) Jahrbücher des Vereins für Nattirliiinile iiri Herzogt limn Nassau. 18ö7. 12 Heft. S. 40.1. 7*56 H a i (1 i n g e r. Die Calcutla -Meteoriten, von Shalkn, Stein in der Erde gefunden worden, ohne dass niun von einem neueren Falle gehört hatte und war von der Aussenseite her in der That durch Verwitterung angejiriffen. Der Stein von Segowlee war aber unmittelbar nach dem Falle aufgenommen worden. Die braune Masse ist übrigens, obwohl sehr fest, doch keinesweges homogen, sondern es sind wie in anderen Meteoriten zahlreiche, im Durchschnitte theils kreisrund, theils eckig erscluMuende hellere und dunklere ein- gesciilossene Theile von grösserer und von geringerer Härte ent- halten, dazu durch das Ganze hindurch feine Theilchen von metal- lischem Eisen sowohl als von Magnetkies, mehr von letzteren und hin und wieder ein grösseres Korn von einem und dem andern, das grösste Magnetkies -Korn gegen zwei Linien lang und eine Linie breit, das grösste Eisen körn etwa den vierten Theil so gross. Dazu ist die Masse noch von zahlreichen Trennungen durchzogen, welche indessen nicht einen mehr geradlinigen Verlauf haben wie etwa wirkliche Klüfte, ähnlich jenen oben erwähnten an den Meteoriten von Futtehpore, sondern welche mehr den Charakter von Ablösungen haben, welche fester zusammenhängende Theile wie Knoten um- schiiessen. In der That erschien bei dem Wegschlagen einer Ecke jenes grossen Meteoriten von 14 Pfund kein reiner Bruch in einer groben dickknotigen Bruchfläche, von mattem Aussehen, wie mit Bost überzogenes Eisen, oder das Ganze wie sich Freiherr von Beichenbach bezeichnend ausdrückt, „einem armen Brauneisenstein ähnlich'^. Und doch ist wirklicher Bruch, wenn auch unvollkommen, doch von deutlichem schwachen Fetiglanz. Auf den wirklichen Brucbflächen traten dann die härtesten Kügelchen deutlich hervor. Die Binde ist sehr dünn, nirgends über ein Viertel einer Linie dick, dunkelröthlichbraun , grösstentheils rnatt, nur stellenweise auf ebenen Theilen und an den abgerundeten Kanten dunkler, in das Schwarze und etwas glänzender. Der ganze Zustand wohl ein Beweis geringer Schmelzbarkeit der Masse. Das specilische Gewicht fand ich = 3-425 bei IT» B. Die Härte ist etwa = 6, der des Feldspathes, von dem die härtesten Ein- schlüsse nicht oder nur sehr schwach geritzt werden, wenn auch leicht von Quarz. Höchst merkwürdig ist die Form dieses grossen Meteoriten selbst, dessen Abguss wir der Theilnahme unserer hochverehr- ten Freunde verdanken. Hier ist allerdings Orientirungr der Bahn Fultelipori', Pcgu, Ass;im iiiid Seg-owlpc im k. k. IIiil'-Mii)eriilii;ii-C:il)iiiele. 757 u des Meteoriten in der Richtung AB , wo der Schwerpunkt deutlich in dem dickeren Theile liegt. An dem hinteren spitzen, leichtern Ende bei^, finden sich vor- zugsweise Andeutun- gen jener flach-schüs- selförmigen Vertiefun- gen. Von merkwürdi- ger Ebenheit ist auch die untere Fläche, ge- wissermassen die Basis des Meteoriten. Mit einer vollkommen ge- raden Linie verglichen, weicht der Durch- schnitt derselben von dieser geraden Linie bei einer Länge von 4 Zoll an dem vorliegen- den Stücke um nicht mehr als zwei Linien , um eine halbe Linie in der senkrecht darauf stehenden Richtung ab. Das entlang der Linien CD abgetrennte Stück ist es, welches wir der Gewogenheit unserer hochverehrten Freunde in Calcutta verdanken. Parallel der Fläche E wurde ein Schnitt geführt und ein kleiner Theil abgetrennt, so dass an dem grösseren Stücke eine polirte Fläche von etwa sechs Quadratzoll, an dem kleineren von etwa vier Quadratzoll gewonnen wurde. Diese beiden für die Übergabe vorbereiteten Stücke wiegen das grössere 1 Pfund 27 Loth und das kleinere 6^/4 Loth. Gedrängt durch die Zeit, den Schluss unserer diesjährigen Sitzungen, den Ernst des Augenblickes, muss ich mich bescheiden, so Manches in den vorstehenden Zeilen nur kurz angedeutet zu haben, was ich gar gerne fester und eindringlicher vorgenommen hätte. Namentlich hätte ich sollen viele Arten von Meteoriten genauer vergleichen. Ich muss daher dieser anregenden Abtheilung naturwissenschaftlicher Studien gewogene hochverehrte Herren Collegen dabei um freundliche Nachsicht bitten , die sie mir wohl nicht entziehen werden. Ich freue mich übrigens, indem ich über Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XLI. Bd. Nr. 20. »3 "ygg Haidinger. Die Calcutla-.Meteoriteii, von Shalka etc. diese namhafte Bereicherung unseres grossen k. k. Hof-Mineralien- Cabinetes in seiner Meteoritensammlung berichte, meinen innigsten Dank den hochverehrten Freunden in Calcutta, namentlich Herrn Th. Oldham, Director der LandesauCiiahmc in Indien, und S. W. Atkinson, Secretär devAsiatic Society of Bengal und den sämmt- lichen wohlwollenden Mitgliedern derselben, welche den nun durch mich eingeleiteten Austausch dieser anziehenden Gegenstände gut geheissen hatten. Mein hochverehrter Freund Herr Director Dr. Hörnes kann nun nach der Übergabe sogleich die entsprechende Gegensendung vorbereiten. Eines bleibt mir noch zurück, die auf der Höhe der Kurrukpore- Hügel gefundene Eisenmasse, über welche die Arbeiten noch nicht abgeschlossen werden konnten. Den Bericht über die Ergebnisse der chemischen Untersuchung bereitet Herr v. Hauer für unsere nächste Sitzungsperiode im October vor. r. ei 1 1 i II irc r. Zur Ivrkliiniiig- rlcs [^iilliirschen Versiiclies elf 7i)9 Zur Ei'klärung des Lullin scheji Versuchen und einiger anderen Artunterschiede der positiven und negativen Elektricitüt. Von Dr. Eiliiinnd ßeitlinger, Universitäts-Doeenten der Physik. (Nach Versuchen ausgeführt im k. k. physikalischen Institute.) ■§>. 1. Tremery suclite alle Zeichen, die man zu seiner Zeit als Beweis anführte, dass die Glaselektricität Überfluss, die Harz- elektricität Mangel sei, also auch die Formverschiedenheit der posi- tiven und negativen Staiihfigur auf dieselbe Ursache, die er durch ein näheres Studium des Lullin'schen Versuches ermittelt zuhaben glaubte, zurückzuführen. Der letztere Versuch besteht darin, dass man eine Spielkarte in den Schliessungskreis einer Franklin'schen Batterie oder auch eines Inductions-Apparates so bringt, dass die Spitzen beide Flächen der Karte berühren und in einer gewissen Distanz von ein- ander stehen. Der Entladungsfunke geht dann stets über die Fläche, welche von der positiv elektrischen Spitze berührt wird, und durch- bohrt dieselbe an einer der negativen Spitze gegenüberliegenden Stelle i). Die von Tremery zur Erklärung des Lullin'schen Ver- suches , der Staubfiguren und anderer Artunterschiede benützte Annahme eines verschiedenen Leitungsvermögens der Luft für posi- tive und negative Elektricität ward von Biot widerlegt. Auch Riess suchte die Staubfiguren und den Lullin'schen Versuch aus derselben Ursache abzuleiten. Eine Widerlegung seiner Erklärungs- weise findet man im §. 6 meiner Abhandlung „zur Erklärung der Lichtenberg 'sehen Figuren". Dort angeführte E.vperimente mit Karten, deren Flächen Terpentinöl bedeckte, widerlegen insbeson- dere die Erkläruns^sweise von Riess für den Lullin'schen Ver- ■•) Lullin, Dissertatio physica de eleclricitate. Genev. 1766. 33^ ■^ßO Reitling'er. Zur Erklüriinir 3 Verlängerungen der Verbindungslinie sowohl jenseits der negativen als der positiven Spitze erhielt. In diesen Fällen waren auch manch- mal mehrere Löcher sichtbar. Eine Annäherung an die positive Spitze als Regel war nicht zu bemerken, im Gegentheile schien noch immer die negative Spitze einen gewissen Eintluss zu behalten. Die Unregelmässigkeit des Papiers war offenbar bei der guten Lei- tung der verdünnten Luft viel massgebender, als die wenigen be- wegten elektrisirten Theilchen oder auch die directe Influenz der Spitzen. Ich machte in dieser Hinsicht sehr viele Versuclie und da ich öfters 3 — 4 Male nach einander Durchbohrungen näher der positiven als der negativen Spitze erhielt, wie auch umgekehrt, so sah ich, dass Tremery, bei dessen Theorie diese Thatsache nicht schwieriger als die Annäherung an die Mitte zu begreifen war, sich in dieser Rücksicht mit einer unvollständigen Induction begnügt hatte. Die genaue Wiederholung der Versuche Tremery 's widerlegten also die im I.Paragraphen mitgetbeilte Erklärungsweise des Lu Hin- sehen Versuches nicht, sie zeigte im Gegentheil eine vollständige Harmonie der näher studirten Versuche Tremery's mit derselben* Die Wiederholung dieser Versuche mit Benützung des Ruhm- korlT-Apparates war aber noch in anderer Hinsicht lehrreich. Es zeigte sich nämlich bei Verdünnung der Luft im Recipienten an den Durch- bohrungsstellen der Karten eine beträchtliche Schwärzung des Papiers. Sie wird mit der Verdünnung stärker, bis sie ein Maximum erreicht, von welchem an sie bei noch weiterer Verdünnung wieder etwas abnimmt. Diese Schwärzung ist offenbar eine Wärmewirkung des Funkens. Da durch Luftverdünnung der Widerstand des Schlies- sungsbogens vermindert, also der ausgleichende Strom vermehrt wird, so begreift man eine Vermehrung der Wärmewirkung des Funkens durch Luftverdünnung, Da die Schwärzung als Verbren- nungsprocess von der Reichlichkeit des zu Gebote stehenden Sauer- stoffes abhängt und da ferner auch die Verminderung des Wider- standes durch Verdünnung nach Versuchen Gaugain 's ein Maximum besitzt, so hat der Umstand, dass die Schwärzung bei der Verdün- nung der Luft ein Maximum zeigt, nichts Unbegreifliches. Schon in sehr früher Zeit halte man den elektrischen Funken in seiner Wiiksairikcit einem brennenden Stoffe verglichen. Gegen diese Ansicht, dass der elektrische Funke stets Wärme erzeuge, wurde vorzüglich eingewendet, dass man, wenn man einen Ent- "7(54 Reitlinger. Zur Erklärung' des Lullin'schen Versuches ladungsfunken durch ein Kartenblatt schlagen lässt, nicht die mindeste Spur einer V^erbrennung in dem durch den Funken gebildeten Loche wahrnimmt. Masson hat in seiner gekrönten Preisschrift über den elektrischen Funken diese Einwendung zu entkräften gesucht. Er macht darauf aufmerksam, dass jede an einem Punkte erregte Wärme oder Verbrennung eine gewisse Zeit bedarf, um sich den benach- barten Punkten mitzutheilen. Es begreift sich daher, dass Funken, die nur sehr kurz dauern und sich in Pausen folgen, während wel- cher die erregte Wärme sich wieder zerstreuen kann , keine sicht- bare Spur von Wärme zeigen, wenn sie auch eine reichliche Menge derselben besitzen i). Da der InductionsfunkendesRuhmkorff-Appara- tes nichts Anderes ist als eine rasche Folge gewöhnlicher Entla- dungsfuiiken, so bestätigt die oben mitgetheilte Schwärzung völlig die Betrachtungen Masson 's. Auch in unverdünnter atmosphärischer Luft schwärzt sich das Kartenpapier bei längerer Fortdauer des Funkens. Es wird also der erwähnte Einwand gegen die Wärme des Funkens nicht nur durch Betrachtungen, sondern auch durch That- sachen widerlegt. Die kräftige Wärmewirkung des Inductionsfunkens und daher des Entladungsfunkens (wie schon Masson bemerkt) ist aber ohne- hin durch andere Thatsachen so unzweifelhaft festgestellt, dass man sich bezüglich des obigen Einwandes mit Betrachtungen hätte begnü- gen können. Nicht so ist es mit der anderen Frage, ob die ausser- ordentliche Wärmewirkung, die bei rasch sich folgenden Funken wahrgenommen wird, von den Polen oder den Funken selbst her- rührt. Der Übergang der Elektricität zwischen einem guten und einem schlechten Leiter, zwischen dem Metalle und der Luft könnte ebenso gut als der Funke selbst die Ursache dieser bedeutenden W^ärme- entwickelung an der Unterbrechungsstelle sein. Beobachtungen an Thermometern konnten diese Frage nicht entscheiden 2). Masson erklärt sich in der von ihm als sehr wichtig bezeichneten Frage für die Eigenwärme des Funkens. Der Versuch , den er aber für seine Ansicht anführt, dass bei grösserer Annäherung der Pole die Wärme an denselben in hohem Masse zunimmt, spricht wohl für diese Mei- nung, ohne jedoch schlagend zu sein. Bei grösserer Nähe der Pole ') .Miisson, Mi'iiKiii e sur relincelk' electiiiiuf. iliiilciii ISiU, p. 18. ■i) Mass.. II I. c. |.. 19. und einiger anderen Arhinterschiede d. positiven u. negativen Elektrieität. 765 ist tler Strom selbst und daher seine erwärmende Wirkimg durch Verminderung des Widerstandes verstärkt und ferner kitnnen sich die Wärmewirkungen beider Pole M'echselseitig unterstützen. Doch ist Massen 's Ansicht richtig und eine genauere Beobachtung der oben mitgetheilten Schwärzung beim Lullin'schen Versuche im luft- verdünnten Räume lieferte einen entscheidenden Beweis für dieselbe. Beide Metallspitzen, die als Pole dienten, berührten das Papier, und doch waren die Stellen, wo dies geschah, nicht geschwärzt. Wohl aber waren die durchgebohrten Löcher auf beiden Seiten mit schwarzen Rändern umgeben, von welchen an Breite und Schwärze abnehmende Verbrennungsspuren gegen die Pole zuliefen, ohne die- selben völlig zu erreichen. In den Fällen, wo eine gewisse Ver- dünnung schon eingetreten war, aber doch die Durchbohrungsstelle noch in der Nähe des negativen Poles stattfand , war, wie schon früher bemerkt, die Schwärzung am grössten. Eben unter diesen Umständen war es auch nicht zu verkennen, dass die Schwärzung auf der die positive Spitze berührenden Kartenfläche viel beträcht- licher, als auf der Seite der negativen Spitze war. Die nähere Beobachtung der so vertheilten Schwärzung beweist also gewissermassen schon durch unmittelbare Anschauung die Rich- tigkeit der Ansicht Masson's, dass der elektrische Funke selbst eine sehr hohe Temperatur besitzt, und den Polen, indem sie den glühen- den gasförmigen Leiter berühren, von seiner Wärme mittheilt *)• So weit diese Beobachtung zum Beweise des eben erwähnten Satzes von Masson verwendet wird, kann man sich dieselbe auch unmittelbar ohne die Anordnung des Lullin'schen Versuches als solchen verschalTen, in welcher Weise sie mir sehr geeignet scheint als Schulversuch für die Eigenwärme des Funkens zu dienen. Man braucht nämlich nur mit zwei nicht weit entfernten Polspitzen eines Ruhmkorff- Apparates die Fläche des Papieres zu berühren und dann den Funken einige Zeit zwischen ihnen überschlagen zu lassen, so entsteht eine Schwärzung des Papieres, die im mittleren Räume zwischen beiden Spitzen am stärksten ist und gegen beide Pole in augenfälligster Weise abnimmt. §. 3. Es hat übrigens Tremery, wie schon Anfangs erwähnt wurde, nicht nur die Verschiedenheit der positiven und negativen ') Mass on I. c. |). 20 T66 Reitlinger. Zur Erklärung' des Lullin'schen Versuches Staiibfigiir und den Lullin'schen Versuch, sondern auch alle Zeichen, die man zu seiner Zeit als Beweis anführte, dass die Glaselektricität positive (Üherschiiss), die Harzelektricität dagegen negative (Man- gel an) Elektricitüt sei, auf das von ihm angenonunene verschiedene Leitungsvermögen der Luft für positive und negative Elektricität beim gewöhnlichen Drucke der Atmosphäre zurückzuführen gesucht. Eben so fügt Riess in seiner „Lehre von der Reibungselektrieität" (Bd. II, p. 214) seiner Erklärung der Formverschiedenheit der positiven und negativen Staubfigur und des Lullin'schen Versuches noch die Worte bei: „Vielleicht gibt das angewandte Erklärungs- princip auch Aufschluss über den sehr räthselhaften Unterschied der Lichterscheinungen der positiven und negativen Elektricität. Es ist angeführt worden, dass, wenn von einer Spitze negative Elektricität ausströmt, viel leichter das auf eine kleine Stelle beschränkte glim- mende Licht erscheint, als der weit in die Luft ragende Büschel. Mit positiver Elektricität war hingegen derBüschel leicht zu erhalten. Nimmt man an, dass der Luftstrom, von dem das Glimmen stets begleitet wird, mit Wassertheilchen vermischt ist, die von der, die ausströmende Spitze bedeckenden, Schicht condensirten Wassers losgerissen Avurde und Hesse sich nachweisen, dass feuchte Luft gegen trockene gerieben, diese in gleicher Art negativ elektrisch macht, wie starre Körper, so würde der bezeichnete Unterschied der positiven und negativen Lichterscheinung unserem Verständnisse bedeutend näher gerückt sein." Da das Erklärungsprincip von Riess für die Formverschiedenheit der positiven und negativen Staubfigur und den Lull i n 'sclieM ^^M^sil('h in der Abhandlung „zur Erklärung der Lichte n her g'scheu Figuren" §. 6 widerlegt wurde, so lag in diesen Worten die Aufforderung, das in der citirten Abhandlung aufgestellte Erklärungsprincip für die Lichtenberg- schen Figuren in gleicher Weise auszudehnen. Für den Lu Hin- sehen Versuch geschah es in §. t dieser Abhandlung. Es bietet aber auch keine grosse Schwierigkeit, durch Plüeker's Annahme einer eigenen Bewegung der von der positiven Spitze elektrisirten Theil- chen, und keiner solchen eigenen Bewegung der von der negativen Spitze elektrisirten Theilchen zu begreifen, dass das weit in die Luft ragende Büschel leichter bei der Ausströmung von positiver als von negativer Elektricität erscheint. Eben so leicht erklärt sich aus dieser Annahme die viel grössere Ausdehnung des positiven als der iHiil einiger anderen Artunlerschieüe d. positiven u. negativen Elektricität. 76T negativen Lichtes in den G eis. sie r 'sehen Röhren. Das verschiedene Verhalten des positiven und negativen Lichtes unter der Einwirkung des Magnetes hatte P 1 ück er eben zur Aufstellung der erwähnten Annahme bewogen, ist also auch durch dieselbe erklärt, als deren einfachste Bestätigung wohl die Lichtenbergischen Figuren er- scheinen dürften. Schon in §. 8 meiner Abhandlung „zur Erklärung etc.'" habe ich mehrere ßewcgungsersclieiniingen in der Richtung des positiven Stromes als durch Plücker's Aniuihme begreiflicii angeführt. Hierher scheint mir auch ein älterer Versuch zu gehören, den man mit einer Korkkugel anstellte, welche man in ein zu einer Rinne umgebogenes recht trockenes Kartenblatt, oder in eine Rinne von wohl ausgedörrtem überfirnissten Holze auf das Tischchen des allgeuieinen Ausladers zwischen die beiden Knöpfe brachte, wovon jeder etwa ^ji^' von der Korkkugel abstand und dann eine Entladung hindurch führte. Die Korkkugel wurde in diesem Falle gegen den Knopf, der mit dem negativen Belege verbunden ist, getrieben i). Da liier ein Zwischenraum von Luft ist , so erklärt sich der \ er- such leicht auf dieselbe Weise , wie die Staubfiguren und der L ull in 'sehe Versuch. Man sieht also, dass sich ein grosser Theil der Artunterschiede der positiven und negativen Elektricität ver- möge der von Plücker aufgestellten Annahme und der in dieser und meiner früheren citirten Abhandlung mitgetheilten Versuche und Entwickelungen unter einen Gesichtspunkt bringen lässt. Die Artunterschiede der positiven und negativen Elektricität dürften aber bessere Prüfungsmittel von Theorien derElektricität sein, als Erschei- nungen , wo die Elektricitätsarten sich nur als matbematisch ent- gegengesetzte, sich aufhebende Grössen verhalten. Kann man viele derselben unter einem Gesichtspunkte vereinigen, so kann ein solcher ein besonderer Anhaltspunkt elektrischer Theorie werden. Diese Ansicht veranlasste mich eben zum Studium der Artunterschiede der positiven und negativen Elektricität. Schon von jeher wurden die Artunterschiede der positiven und negativen Elektricität als die Hauptargumente der Unitarier und Dua- listen benützt und beim Streite derselben spielten die Unterschiede der Lichtenbergischen Figuren und der Lichterscheinungen, der Lullin'sche Versuch und das erwähnte Korkkugelexperiment die ') r. e h I .■ i'.s pliysilialiselies \V;M(|.rl)iifli. Bd. IV. Ahlli. 1. \^. 42'.». T68 Reitliiig:er. Zur Erklärung- des Ltillin'sclien Versuches etc. Hauptrolle. Es liegt darin eine Aufforderung, über das Yerhältniss der so viele Artuntersehiede umfassenden Plücker'sehen Annahme, zur Streitfrage der uriitarischen und dualistischen Hypothese zum minde- sten eine Vermuthung aufzustellen. Wenn ich dies M'agen darf, so scheint mir die Plücker'sche Annahme die Frage zwar nicht zu ent- scheiden, doch aber für die unitarische Hypothese zu sprechen. Nimmt man nur ein elektrisches Fluidum an und setzt voraus es sei dasselbe die positive Elektricität, so dass also an der positiven Spitze Aus- strömung, an der negativen Aufsaugung stattfindet, so begreift man in plausibler Weise, dass den positiv elektrisirten Theilchen ein Impuls in der Richtung des Stromes ertheiit wird, den negativ elektrisirten aber nicht, was ja eben der Plücker'sehen Annahme entspricht. Die dualistische Hypothese bietet für die Plücker'sche Annahme keine ähnliche plausible Erklärungsweise, während den statischen und dynamischen Erscheinungen beide Hypothesen bekanntlich in gleicher Weise genügen. Schliesslich erlaube ich mir noch meinen Dank für die Güte und Liberalität auszusprechen , mit welcher Herr Regierungsrath Ritter von Ettingshausen, Director des physikalischen Institutes, mich bei Anstellung der in den zwei ersten Paragraphen erwähnten Versuche unterstützte. Schmu f. Bestimmung der optisclien Conslniileii krystallisiifer Kürper. 769 Bestimmung der optüchen Constanien kvyslallmrter Körper. I. Reihe. Von Albrecht Schraaf. (Mit 2 Tafeln.) (Vorgelegt in der Sitzung am 10. Mai 1860.) Die Untersuchungen, welche ich in den nachfolgenden Zeilen veröfFentliche, betreffen die Bestimmung des Brechimgs- und Disper- sionsvermögens krystallinischer Medien. Wohl ist durch die genialen und umfassenden Arbeiten von Haidinger, Descloizeaux, Grai- lich und Lang die Kenntniss der optischen Verhältnisse der Krystalle ungemein erweitert worden; während aber die Natur der Doppel- brechung, die Neigung der optischen Axen, deren Lage gegen die Krystallgestalt schon bei den meisten Substanzen bekannt ist, fehlt bei vielen das wichtigste, die Bestimmung der Brechungsexponenten. Diese nun bei möglichst vielen Stoffen zu ermitteln, machte ich mir zum Gegenstande der vorliegenden Arbeit. Dass diese begonnen und fortgesetzt werden konnte, wurde durch die mir zu Theil gewordene Unterstützung ermöglicht, ich fühle mich daher zu Dank verpflichtet, sowohl dem Herrn Regierungsrathe Ritter v. Ettingshausen, wel- cher mit seiner gewohnten Güte und Liberalität mir alle Hilfsmittel des k. k. physikalischen Institutes zu Gebote stellte, als auch dem Herrn Prof. Schrott er, dem Herrn Karl Ritter v. Hauer, dem Herrn Director Dr. M. Hörn es für ihre Bereitwilligkeit, mit welcher sie mir erlaubten das reiche Material, welches die unter ihrer Leitung stehenden Sammlungen enthalten, benützen zu dürfen. Über die Wichtigkeit der Kenntniss der Brechungsexponenten will ich hier nicht sprechen, da es mehr als hinlänglich bekannt ist» dass nur das Nichtkennen derselben es unmöglich machte , eine Be- ziehung zwischen den morphologischen und optischen Verhältnissen aufzufinden, sondern in wenigen Worten die mich leitenden Grund- 770 S c h r a u f. Sätze anzudeuten; meine theoretischen Folgerungen werde ich spä- ter, wenn es mir gelungen ist, mehr Material gesammelt zu haben, veröffentlichen. I. Die Ätherschwingungen sind senkrecht zur Polarisationsebene. II. Die krystallographischen Untersuchungen wurden nach den Systemen Miller's (obgleich in letzteren manche Änderungen mög- lich wären) und nur in so weit durchgeführt, als die optischen Ver- liältnisse dieselben erfordern. III. Die Messungen geschehen an einem Örtling'schenRepetitions- goniometer mit verticalem Limbus, welcher 10 Secunden abzulesen gestattet. Die Fehler des Instrumentes sind verschwindend klein und liegen an der Grenze des Beobachtungsfehlers. Beim Beginne und am Schlüsse der Arbeit bestimmte ich den Winkel einer vollkommen plan- planen-parallelen Glasplatte und fand ihn als Mittel aus vielen, an ver- schiedenen Stellen des Limbus gemachten Ablesungen =179" 59' 50", wobei der Fehler der einzelnen Beobachtung vom Mittel =+7" war. Ich konnte daher, ohne einen bedeutenden Fehler zu begehen, die Indicationen des Instrumentes ohne Correction gebrauchen. IV. Zu den Messungen von Brechungsexponenten musste ich das Lampenlicht benützen. Eine Vorlage mit salpetriger Säure um die Brewst er 'sehen Linien hervorzubringen, sclnvächte, ohne den Zweck zu erreichen, das Licht zu sehr. Obgleich nun das Spectrum einer gewöhnlichen Öllampe nicht vollkommen identisch mit dem Sonnenspectrum ist, so ward es mir doch möglich einige Ver- gleichspunkte in Beziehung auf die Wellenlänge herzustellen, welche gestatteten, immer eine genau bestimmte Stelle des Spectrums zu beobachten. Diese Anhaltspunkte waren: 1. die Coincidenz des gel- ben Natronstreifen mit der Fraunhofer'schen Linie D, 2. die des Anfangs des Spectrums mit der Linie B', mittelst dieser Daten konnte mit Zuhilfenahme der Cauchy'schen Dispersionsformel jenes helle Grün bestimmt werden, welches der Linie E entspricht. Diese so erhaltenen Stellen des Spectrums wurden durch oftmalige Wieder- holung der Probebestimmungen sorgfältig dem Gedächtnisse einge- prägt, so dass ich bei den Untersuchungen immer auf diese bestirn- ten Farbennuancen einstellte. Es ist daher: af) = B yp = E (j =• nahe an C ßl ^= nahe an F. r'A = D Bestimmung der optischen Constanten krystallisirter Körper. 771 Diese nahe Übereinstimmung einiger Steilen mit den Fraun- liofer'sclien Linien gestattete mir aucli die Anwendung der Cauchy- schen Dispersionsformei zur Prüfung und Vervollständigung meiner Beobaciitungen. Es ist nach den bekannten Daten i) 1 11 11 1 ~ : — —•■ — ^ = 210 : 54 : 56; entsprechen nun bei einei* Beobachtungsreihe die DilTerenzen der Brechungsexponenten diesem Gesetze nicht, so nmss dieselbe als mit allen übrigen in Widerspruch stehend verworfen werden; anderer- seits ist es aber auch möglich , wenn die Differenzen zwischen BDE bekannt sind, den Brechungsexponenten für die Linie ^ zu erhalten, nach der Formel 210 : o4 : 56 =x : \).e — fio '• (J-d — p-B • Ist auf diese Weise die Linie H bestimmt, so kann man nach der bekannten Formel Nb — i\// Nd—\ das Dispersionsvermögen des Körpers bestimmen. V. Gewöhnlich werden zur Ermittlung der Brechungsexponenten die Prismen so geschliffen, dass die brechende Kante parallel einer Elasticitätsaxe ist, indem in diesem Falle ein Hauptbrechungs- exponent direct bestimmt ist. Solche Schnittflächen sind jedoch selten so glatt und schön, um die reilectirten Bilder des Goniometers scharf darzustellen; in diesem Falle ist es nöthig mittelst Canada auf die Flächen Deckgläschen zu kleben. Hiedurch wird der ursprüng- liche Winkel des Prisma nicht immer unveränderlich erhalten, allein wenn die zu untersuchende Substanz /i = 1-5 besitzt, so ist der Einfluss des eingeschobenen Canadaprisma zu vernachlässigen; viel grösser werden jedoch die möglichen Fehler, wenn f. = 2-0, und in diesem Falle glaube ich das Gewicht einer solchen Bestimmung auf die Hälfte dessen ansetzen zu dürfen, welches eine an einem Prisma mit natürlichen Flächen gemachte Beobachtung besitzt. Um nun diesem Fehler auszuweichen, so wird man so viel als möglich die natürlichen Flächen zu benützen suchen; wohl sind diese •) Fraunhofer, Schumacher Astron. Nachrichten 1S23. 772 S c h r a u f. nicht immer so zu Prismen combinirt, dass ihre Kante vollkommen parallel einer Elasticitätsaxe wäre, aber, da die Gleichung der Wellenfläche bekannt ist , ferner aus den krystallographischen Elementen sich die Lage der Flächen gegen die Elasticitätsaxen, daher auch die Richtung der Weliennormale vollkommen ergibt, so lassen sich aus den zwischen diesen bekannten Grössen herr- schenden Relationen die llauptbrcchungsexponenten rechnen. Diese Methode, welche ungemein die Beobachtung erleichtert, wurde von Stockes und Senarmont aufgestellt und von Lang in vielen Punkten vervollkommt; sie ist auf jedes Krystallsystem anwendbar, was ich im Folgenden mit kurzen Worten andeuten will. A. E i n a X i g e K r y s t a 1 1 e. 1 cos?^ sin^ (p a) Pyramidales System. 1. Ist die Halbirungslinie des von Pyramiden gebildeten Prisma parallel der Hauptaxe, so ist die Wellennormale des Strahles senk- recht zu derselben, daher der senkrecht gegen die Kante schwin- gende Strahl parallel der Hauptaxe vibrirend, daher = s, der parallel der Kante schwingende ist senkrecht zur Axe, daher = w. 2. Ist die Halbirungslinie hingegen senkrecht zur Hauptaxe, so ist der senkrecht der Kante schwingende Strahl auch senkrecht zur Axe, daher w. Der zur Reduction von r auf e nöthige Winkel ergibt sich aus derBetrachtung, dass die Wellennormale senkrecht auf beide Pyramidenflächen steht, daher die Zone (100) (001) im Punkte (101) trifl't. Die Distanz von 100 (Hauplaxe) zu (101) ist daher der Winkel y. Ein Beispiel dieser Art habe ich bei Mellit durchgeführt. bj Rhomboedrisches (nach Miller) System. 1. Benützt man als Prisma zwei Rhomboederflächen, so ist der senkrecht zur Kante vibrirende Strahl auch senkrecht zur Axe = w. Der Winkel f ist, nach Analogie von Aa 2) = (111) (011). Diese Methode habe ich bei Chilesalpeter benützt. 2. Ähnlich ist der Fall, wenn man eine Combination von einem Rhomboeder mit einer Fläche des sechsseitigen Prisma benützt. Hier ist es auch eine zweite Methode, welche bei a 1. und 2. und b 1. nicht möglich war, anzuwenden, nämlich die Einführung des Winkels I!es(imiminj3>7. Um den Innern secundären Axenwinkel s A B zw rechnen, hat bei der ersten Formel blos der Coefticient — wegzubleiben. Endlich berechnet sich die Öffnung a des Kegels der inneren konischen Refraction nach der bekannten Formel tang ip = — i ' ■' ^"^ LJL ' ay. Schliesslich erwähne ich noch , dass ich bei den einzelnen Beobachtungen die Temperatur, den Unterschied von jui// — fj./) — \y.i; zum V^ergleich mit der Dispersionsformel, und den Fehler vom Mittel angebe (nicht den gerechneten mittleren Fehler), welche auf jede einzelne der Beobachtungen entfällt , von denen die angeführte das Mittel ist. I. Diamant (C). Krystalisystem : tessular. Durch Zufall in den Besitz e 11 f. Brechender Winkel = 30° 4'. I. Stellung d s Limbus; das Speetrnm nach anfwärts gebrochen. Austrittfläche A. l)^ = 40° 15' ü = 49 26 D^ = 49 38 Z>r = 49 59 p.,, = 2-46051 ß = 2-46526 (). 00991 P-n 2-47042 lij, = 2-47945 0-00903 Fehl. jed. einz. vom Mittel 0-00037 Austrittfläche B. Db = 49° 14' ßi^ =, 2-46008 ^P = 49 25 11^ = 2-46482 Do = 49 36 ß^ = 2-46956 De = 49 58 Hj. = 2-47902 I)ßX = 50 24 !J.^,= 2-49022 0-00948 0-00946 Mittl. Fehl. 4. B. 0-00018 II. Stellung des Limbus; das Spectrum nach abwärts gebrochen: Austrittfläche A. Dß = 49° 16' D^ = 49 26 ü^ = 49 35 D^ = 49 56 [,^ = 2-46093 '"■p = 2-46536 0.0,^(^20 H^ = 2-46913 o i7Sir B = 49' '16' lip = 49 27 Do = 49 37 De = 49 58 '^^A = 50 25 /j,^ =: 2-46093 a = 2-46568 [j.j^ = 2-46999 ,j.^ = 2-47902 H^.^= 2-49060 0-00906 0-(l09(»3 Mitt. Fehl. 5. B. 0-00012 Diese erhaltenen Resultate zeigen unter sieh eine ziemlich gute Übereinstimmung besonders wenn man bedenkt, dass die Fläche A nicht vollkommen schön war, daher ein etwas verwischtes Spectrum lieferte, und ferners bei so geringen Deviationen ein kleiner Fehler das Resultat ungemein aflicirt. Das Mittel aus diesen Beobach- tungen ist. fJ-B 'p 2-46062 fx^ = 2-46534 Hj^ = 2-46986 ,x^, = 2-47902 /^,= 2-49017 0-00924 000916 (56) (54) Bestiminuii-r der oplisolien Constanten krystallisirter Körper. 777 Aus diesen Daten folgt mittelst Rer. = 1 -5433^ Mitt. Fehl. 3. Beob. 0-00032 w^^= 1-54914 Prisma II. ^ = 62° t Schwingungen parallel der Kante = Z>ß ^ 41°32' fß = 1-52513 /> = 41 44 12° R. r. '> — 1 -32720 o.Q()428 Dj^ = 41 56 Vj) = 1-52941 Z>£ = 42 19 r^ = 1-53330 O" 00389 Schwingungen senkrecht zur Kante = co. 1. Beob. Ds = 42°24' ,^^ = 1-53450 Dp = 42 37 top = 1-03642 0-00484 Mitt. Fehl. 3. Beob Dj) = 42 54 D^ = 43 19 ^^= 1-53934 w^ = l-.")4364 0-00025 0-00430 ü^,= 43 49 j(,j^= 1-54882 Prisma III. A = 62» 2' ^ = 1 3-5 R Schwingungen parallel der Kante = r. Dg = 41°29' /•„ = 1-52421 D„ 41 40 ' ß ,- rz= 1 -.52631 0-00402 i)^ = 41 52 /),, = 42 16 /•/^ = 1-52823 r^. = 1-53237 Mitt. Fehl. 2. Beob 0- 00047 0-00414 Bestimniuiipf der oplisclieii (^otistanlen krystiillisirler Körper. 771) Schwingungen senkrecht zur Kante = w. Dß = 42°28' wg = 1-;)344G 2>„ = 42 41 w„ = l-:;:i(!72 Mill. F.'lil. 2. IUm.I.. I)j^ = 42 36 w^ = 1-33929 " ""'^''"^ OOUdllJ. Z>£ = 43 21 «>£ = t -34337 0-00428 /)j^= 43 37 wj;^= 1-34961 Das Mittel aus diesen drei ßeobachtungsreihen giht folgende Werthe für co und r. io„= 1- 33430 n.nn-i?« ''« = 1-32483 J^ = i -33928 ^ '^'" rl = 1-32899 «-O«^'« (^6) oj^ = 1-34331 «•0«*23 ^.^ _ 1-33299 0-00400 (34) Rechnet man nun aus diesen beiden Exponenten mit Hilfe der Gleichung A, wobei ^ = 36 43' gesetzt wird, s, so folgt: g ^ 1-30783 ^ :^ 1-3U01 0-00416 (36) £ = 1-31461 0-00360 (34) Da nun die Differenzen der Exponenten eine grosse Überein- stimmung mit der Ca uchy 'sehen Dispersionsformel haben, so ist auch hier möglieli den ßrechungsquotienten für H zu rechnen; es ist daher (Og = 1-33430 Eg = 1-30783 ü)j^ = 1-33928 £j5 =: 1-31101 wj^ = 1-34331 ££ = 1-31461 Wj, = 1-36113 Sf, = 1-32769 Das Dispersionsvermögen berechnet sich hieraus zu A = 0-049381 CO A. = 0-038639. III. Essigsanres Iranoxyd-Ammoniak. [AmO, A + 2 (UoOs Ä) + 6 HO]. Krystallsystem: pyramidal. «: 6* = 1:2-0809. Charakter der Doppelbrechung: positiv. Die Krystalle, welche ich zur optischen Untersuchung benützte, sind der ßöttger'schen Sendung entnommen und zugleich dieselben, an welchen Grai lieh die in seiner Preisschrift publicirtcn Daten beobachtet hat. 780 S V 1. r a II f. Mir wurde es möglieh bei sorgfaltiger Revision des Materials ein Exemplar zu finden, welches schön spiegelnde Pyratnidenflächen besass; indem bei der ungemein brüchigen Consistenz des Mate- rials ein Prisma parallel der Hauptaxe zu schleifen unmöglich ist. Diese Pyramidenflächen bilden einen spitzen Winkel an der Haupt- axe, die Halbirungslinie desselben fällt daher mit der Hauptaxe zusannnen; daher gibt dieses Prisma nach dem in der Einleitung besprochenen Fall A, a 2 direct durch Beobachtung beide Haupt- brechungsexponenten. Brechender Winkel = 52° 12'. I. Schwingungen parallel der Kante, daher = co. 1. Minimumstellung, t = 10°R. Austrittfläche A. Ü^ =: 28°42' Wß = 1-47472 Z> = 28 56 io = 1-47823 0-00627 ^^''"- ^^^^- ^ ^^''^• ^ ^ 0-00038 i>^ = 29 7 Wß = 1-48099 <«,, = 1-48675 0-00576 2. Minimumstellung, t = 15° R. Auslrittfläche B. Dß = 28°46' wjf = 1-47572 Z>^ -= 28 54 w^ = 1-47773 0-00502 1. ßeob. Dj^ = 29 6 w^ = 1-48074 Dl, = 29 29 w£ = 1-48625 ^ "00331 3. Mit Incidenzwinkel. i = 37°20'. ^ = 12° Dg :^ 28°52' ojg = 1-47569 />^ = 29 1 = 29°32' £„ = 1-48740 d' = 29 43 el = 1-49000 ^-^^'^^^ ^""- ^'^'''- ^^ ^''^■ /)„ = 29 55 £,, = 1-49300 0-00022 0-00*197 /Jg = 30 19 £/,. = 1-49897 " """"*'' 2. Minimumstellung. ^ = 15°R. Austrittfläche B. Dß = 29°35' c„ = 1-48801 ö = 29 45 £ = 1-49050 0-00549 ^''^^- ^''''''- -■ ^''"''- />^ = 29 57 c/^ = 1-49350 " ^^"^'^ />,. = 30 18 £,, = i -49852 0*00502 'E — •"^' '" '^; Bestiinmiing der optisclieii Constaiileii krystüllisiiler Küi|ier. 781 3. Mit Incidenz. i = 35°40'. t = 12°'. 1. Beob. Dg = 29°46' sg = 1-48G31 D^ = 29 37 I)]^ = 30 6 D,.. = 30 27 e^= 1-48893 ,.^^^33 e^ = 1-49119 4== 1-49Ö92 0-00483 Aus dieser letzten Beobachtung erhellt ferner, dass £ nur beim Minimum richtig ist, da schon eine Abweichung von 6° im Incidenz- winkel das Resultat afficirt; es ist daher nur aus II 1. 2. das Mittel zu nehmen. Rechnet man ferner mittelst der Dispersionsformel der Brechurigsexponenten von //, so erhält man folgende Schema : = 1-47338 c„ = 1-48770 _ 1-48076 0-00^38 f _ ^.^^^,. 0-00353 (36) = 1-48623 0-00547 f _ ^.^^g,^ 0-00349 (34) i- 50687 0-02064 ^ ^ 1-31974 0-02i00 (210) Das Dispersionsvermögen für beide Strahlen ist: A,^ = 0-063301 aJ = 0-064937 IV. RaliaDi-Cadmiam-Chlorld (2 K Cl + Cd Cl). Dargestellt von H. Karl R. v. Hauer. Krystallsystem; rhomboedrisch. « : c = 1 : 1 -6483. Charakter der Doppelbrechung: positiv. Die erste Beschreibung dieser Verbindung in krystallograplii- scher Beziehung wurde von Rainmeisberg verölTentlicht, welcher, wahrscheinlich irregeführt durch die nahe an 60° liegenden Winkel- wertlie und die nicht wahrnehmbare Doppelbrechung, dieselben als Granatoeder aufstellte. Doch schon Haidinger ^ gab eine Berich- tigung (lieser Darstellung und erklärte sie ^Is Rhomboeder, für welche 1^1 11 5 und /j. = 1-5^2 zu gelten habe. Die Messungen, welche ich anstellte, gaben mir als Mittel mehrerer Bestimmungen (100)(010) = o9°3I)'. Hieraus folgt das Verhältniss der Hauptaxe zur Nebenaxe a:c = 1:1-6483. a <) Sitzungsber. XVII. 189. 782 S c h ■' a u f. Auch in den übrigen optischen Eigenschaften stimmen meine Beobachtungen mit denen Haidinger 's vollkommen überein. Eine 2 Millimeter dicke Platte, welche senkrecht zur optischen Axe geschnitten ist, zeigt den positiven Charakter des Mittels, und bei einem Gesichtsfeld von 120° nur 3 — 5 breite farbige Ringe, daher die Doppelbrechung so schwach sein muss, dass sie die Einheit in der 4 Decimalstelle der Brechungsexponenten nicht übersteigen kann. Als Prismen zur Bestimmung des ßrechungsvermögens wurde der spitze Winkel der Rhomboederflächen an 2 Exemplaren benützt. Dg = 44°13' Dj) = 44 50 i)„ = 43 24 Prismal. yl = 59°35'. t lj.j^ = l-;)8384 13° R. !>E i-:;i»034 = 1 396(53 0-00650 0- 00629 Mitt. Fehl. 3. Reol). 0- 00024 Ü, 44° 12' Dr. = 44 48 D, 43 19 Prisma II. .1 = 59° 32. ,j.j^ = 1- 38433 = 1-39083 = 1-39634 0-00648 0- 00331 Mitt. Fehl. 2. Beol). 0-00042. Aus diesen Beobachtungen folgt, wenn man zugleich nach bekannter Formel // rechnet, als Mittel : [,^ = 1-38409 (j.y^^jj^,, Hj^ — 1-^9038 Q.QQggo ,jLj^ = 1-.'J9648 und M/A =: 1-62083 0-02433 (36) (34) (210) Benützt man die Angabe, dass die beiden Hauptbrechungs- exponenten höchstens in der 4 Decimalstelle dilTeriren , so kann man als Schema aufstellen: w^ = 1-38409 e^, = 1-38420 üjj) = 1-39038 £^ = 1-39070 u)g = 1-59648 e^. = 1 • 39660 wjf== 1-62083 £,/ = 1-62100 Das Dispersionsvermögen des Stoffes ist A^ = 0-062067. Bestimmung dei- optischi-n Constanteii krysliillisirler Körper. 783 V. Ammonium-Cadmium-Chlorld (2 HiXCI + Cd Cl). Die Kryslalle dargestellt von Herrn Karl li. v. Hauer. Krystiillsystem : rhoniboedrisch. «:c = i : 1-5704. Cluirakfer der Doppelltrechiing: positiv. Eben so wie Kalium-Cadmium-Chlorid wurde auch dieser Stoff von Ramm eis b er g als tessular beschrieben, eine Correction dieser Angabe habe ich bisher nicht gefunden, obgleich eine passend geschliffene Platte ein schönes Kreuz zeigt. Durch oftmalige Wiederholung erhielt ich als Mittel (100)(010) = 61°10'. woraus das Verhältniss der Hauptaxe zur Nebenaxe a.c = 1:1S704. Die Doppelbrechung ist so schwach , dass mittelst des Nicols beide Strahlen nicht getrennt werden können. Eine senkrecht zur Axe geschliffene Platte von 2 Millimeter Dicke zeigt im Nörren- berg'schen Polarisationsmikroskop von 120° Gesichtsfeld den posi- tiven Charakter und 5 — 7 Farbenringe, so dass der Unterschied beider Hauptbrechungsexponenten etwa 0-0003 beträgt. Als Prisma wurde der spitze Winkel zweier Rhomboederflächen benützt, welcher daher o) direct gibt und £ durcli die Rechnung zu ermitteln ist. Brechender Winkel =- Gl°10'. f = 14° R. Dß = 48°i9' w^ = l-o9ä81 , ^ Mitt. Fehl. 3. Beob. Un = iQ 9 tt,„ = 1-60383 ^'^^'^^'^ 0-00037 ^ 0 • 00822 D^ == 49 04 w£ = 1-61105 ^ ""^"" Rechnet man hieraus den Exponenten für H, so ergibt sich folgendes Schema: w^ = 1-59081 er. = 1-59610 4= 1-60383 0-008«M^6) 4=1-60420 .^^1-61105 0-00822 (54) / = i-ßlUO .;, = 1-64142 003037 (210) ^ =. 1-64180 Das Dispersions vermögen ist A = 0-092094. 784 S c h r a II f. VI. Chilesalpeter (NaO, NO5). Die Kryslalle ans ilem Lalior:itorium des II. Prof. Schrötter. Krystallsystern : rhomboedrisch. n: c= \ : 11903. Charakter der Doppelbrechung negativ. Die Exemplare waren etwas gelb, gross, sehr fest und durch- sichtig. Der Habitus des Stoffes ist ein Rhomboeder, ohne Abstumpfung der Kauten und Ecken und nur an einem einzigen Exemplare im k. k. Hüf-Miiieralicu-Cabinet findet sich die Endfläche (111) ange- deutet. Genaue Winkelmessungen sind wegen der grossen Hydro- skopie des Stoffes sehr schwer anzustellen. Als Mittel vieler Beob- achtungen mit einem mittleren Fehler von 10' für jede einzelne Messung ergibt sich (lOOj (001) = 105°50', woraus sich berechnet (111) (100) = 44°7-5 (111) (011) = 25°ö2-5 und « : c = 1 : 1-1903. Im Vergleich gegen diese Daten geben an: Brooke n : c = i : 1-2083 Rammeisberg a : c = i : 1-2115. Als Prismen wurden die spitzen Winkel der Rhomboeder an drei Exemplaren benützt. Die Seiten mussten aber mit Deckglüschen, um die Prismen zu conserviren, eingeklebt werden, da jedoch der Brechungsexponent des Chilesalpeter bei der von mir benützten Stellung der brechenden Kante gegen die Hauptaxe mit dem von Canadabalsam nahezu übereinstimmt, so ist für die directe Bestim- n)uiig kein Fehler zu fürchten. Um jedoch aus r richtig s rechnen zu können, was den wahren Winkelwerth erfordert, bestimmte ich denselben immer vor dem Einkleben. Um zu erkennen welcher Winkel zur Reduction von r aufs nöthig ist, darf man nur beden- ken, dass bei Benützung der Prismen (100) (010) in Fig. 2 der Strahl r parallel der Kante W. daher aber auch parallel mit der Bestiininuny tier optiselieii Coiistüiiten krystallisirtei- Körper. 78.') Fläche (HO) schwingt; und der Winkel , den mm diese Schwin- gungsrichtiing mit der Hauptaxe [das ist die Normale auf (Hl)] einschiiesst, wird gleich sein 90° — (Hl) (HO); daher ist der Winkel der Wellennormale y = (Hl) (HO). Unmittelhar ergibt sich dies aus der Betrachtung der sphärischen Projeetion in Fig. 3. I. Prisma. A = 74° 38'. Vor dem Einkleben (100) (OlO) = = 105°30'. t= 14° R. 1. Schwingungen senkrecht gegen die Kante, daher = w. Dß = 71°53' u)g = 1-57972 Dp = 72 48 ojp = 1-58340 o.yQ763 Mitl. Fehl. 3. Beob Dj^ = 73 48 £ = 1-59605 0-00810 2. Schwingungen parallel der Kante, daher = r. Austrittfläche A. I. Beob. Dß = 55°55' fß = 1-52345 Dp ^ 56 19 r^ = 1-52605 0- 00620 Djj = 56 54 />,. = 57 51 '-0= 1-^2965 ^j.Qog^y ,•,, = 1-53574 780 S o li r n u f. Austritt fläche B. Ih: = 5a 49' '■« = 1 •:i->283 I>o = 56 18 ;• == 1 •D2587 D'n = J)6 1)2 '■/; = 1 •r>29ö0 'h. = ä8 >i-: = 1 • 03661 - 0-0()667 .Mitt. Fehl. 2. Beob. (/• 00036 0- 007 II 111. Prisniii. ^ = 72°44'. Vor dem Kinklebeii (100) (010) = = 100° 50'. t=^ 14° R. 1. Schwingungen senkrecht der Kante = (o. D„ = 66° 7' w„ = J -37892 rT ß- ,n .„„,.-.. 0-00784 Mift. Fehl. 3. Beob. Z>^ =3= 69 23 ojj, = 1 -Ö9Ö1Ö 0-00839 0-00038 2. Schwingnn6°10' rjj = 1 -52100 I\litf. Fehl. 5. Beob. J5^ = 57 tä r^, = t -52835 ^* '00680 0-00027 1)^ = 58 13 r,,= 1-53433 0-00648 Als Mittel aus diesen Beobachtungen ergibt sich M„ = 1-57033 Vß = 1-52235 (D„ = 1-58353 ,, n,\oni> >\ = 1 '52558 ) ■•s'-io "'^^^^^ • ,.".,^r^ 0-00627 Cäfi) (ijr, = l-o8<39 ,, t\(\Qf\r, 'Vi = 1 i>2hb2 . ..o"„.> 0-00804 ö 0-00618 (54) o)j. = 1-5:I;j4.{ ff.. = 1 -!).{480 ^ ' und daraus berechnet oj,^ = 1-62598 0-03055 r„ = 1-55855 0-02375 (210) Uni nun r als Mittel auf s zu reduciren, ist es auch nöthig das Mittel der angewendeten Prismenwinkel in die Rechnung einzu- führen, denn da y = (111) (110) abnimmt, w^enn (100) (010) zunimmt, so wird, da bei ^ = 90, r = s: ist, mit der' Zunahme von (100) (OrO) auch der Brechungsexponent steigen müssen. Dies ist auch bei meinen Beobachtungen der Fall. Für Gelb ist: bei Prisma I. I05°30' r= 1-327 „ HI. 105 50 ;• = 1-528 „ II. 106 10 r = 1-529. Es ist daher 105°50' anzunehmen, wodurch sich für f = 25° t)2'6 ergibt, welchen Werth ich auch zur Reduction benutzt habe. Doch ist hiebei die grösste V^orsicht anzuwenden, indem unter den gegebenen Verhältnissen eine Änderung von -\- 0*0001 in r, um 0-001 eafficiit. Durch die Cjlcichun«^ i erhiell ich fol'^ende Werthe: Bcsliiiiiiiiiiif; iliM' iipliselicii ('iiiislantcii ki ys(;illisiift'r Kf)r|fiM-. TST -/; =^ •334:>(5 c = •33Ö2I '/> = •33608 -E = • 3373S •fl = •34395 Übrigens ist £ in Folge der nicht absolut genauen Messungen von ?• gewiss auf + 0-001 unsicher. Wollte man die extremen Beob- achtungen in die Rechnung ziehen, so würde man für sp Werthe er- halten zwischen 1-338 — l^o33. Erhalte ich bei Gelegenheit noch schöneres Material, so werde ich ein der Hauptaxe paralleles Prisma herzustellen versuchen; ich muss jedoch bemerken, dass meine Beobachtungen mit den vonUescloizeaux publicirten (w = i-586, £ =z 1-336) ziemlich gut stimmen. Stellt man die erhaltenen Resultate zusammen, so erhält man für Chilesalpeter folgendes Schema: uj„ = 1^57933 £„ = 1-33406 J, = 1-58739 «-00806 f _ 1.336O8 ^'^^'^^ W 4 = 1-39343 0-00804 f _ ^.33,3^ O-OOnO (54) 4 = 1 -62598 0-03035 f^ _ ^ .3,3^,, 0^00657 (210) Das Dispersionsvermögen berechnet für sich beide Strahlen zu A ^ 0^079419 A^ =: 0-027940 YII. Kalisalpeter (KO, NO5). Krystallsystem: prismatisch, a : b : c = 1 : 0-7028 : 0-o843. Charakter der Doppelbrechung: negativ. Die Exemplare, welche ich von Herrn Karl R. v. Hauer, Vor- stand des chemischen Laboratoriums an der k.k. geologischen Reichs- anstalt erhielt, hatten die Form von Fig. 4, waren s/^ZoIl lang, 1/3 Zoll im Durchmesser, von wasserheller Durchsichtigkeit und vollkommen rein, und bildeten hiedurch Prismen, welche ich ohne Deckgläs- chen gebrauchen konnte. Dieser Umstand hatte mich auch bewogen die schon von Miller gemachten Reobachtungen zu wiederholen und das Dispersionsvermögen zu bestimmen. In krystallographischer Beziehung muss ich ferner noch auf eine Form aufmerksam machen, welche ich an einem Krystalle, welcher in einem ffrössern fast ganz eingewachsen war, beobachtet habe. Es ist 788 Schlau f. dies Fig. o. Die Winkelwerthe, weiche ich als Mittel mehrerer Beobachtungen erhielt, stimmen mit den früher gemachten Beob- adidingen ziemlich gut iiberein; es wurden folgende Werthe ge- funden: (Fig. 6) Rammeisberg Miller (100) (101) = 59°25' S9°42' S9°25' (101) (101) = 61 11 60 36 61 10 (210) (210) = 109 r, 109 8 109 (100) (210) = 35 28 35 26 — Ich behielt daher das von Bammelsberg gegebene Axen- verliältniss bei, nach welchem ist u : fj : c = i : 0-7028 : 0-3843. I. Krystall. Als Prisma wurde die Comhiuation (101) (101) benützt, liier fällt die Halbirungslinie mit der lu'ystallaxe a zusammen ; in Folge der Beobachtung ergibt sich, dass sie zugleich die kleinste, so wie b die grösste Elasticitätsaxe ist. A = 61° IG' (niittl. Fehl, von 6 Beob. = 2'5). t = 1S° R. 1. Schwingungen parallel der Kante = y. Dß = 24°16' Yb = 1-33260 Mitt. Fehl. 3. Beob. Z>^ = 24 24 ^^ = 1-33427 ^*'^0167 0-00025 Df. = 24 31 Y^. = 1 -33574 000147 2. Schwingungen senkrecht zur Kante = a. Jj = 38°3r «„ = 1-50101 i>^ = 39 1 4=1-306.^2 0-00551 Mitt. Fehl. 4. Beob. D^ = 39 33 4 =1-51233 0-00^83 0-00033 II. Rrystall. Von diesem wurden die Prismen (101) (lOT) und (210) (210) benützt. Bei letzterem Winkel fällt die Halbirungs- linie mit der Krystallaxe b zusammen; da nun der parallel der Kante schwingende Strahl mehr abgelenkt wird, so ist die Axe c die mitt- lere Elasticitätsaxe. I. Prisma. ^ = 61° 1'. (mittl. Fehl, von 5 Beob. = l').f=12° R. 1. Schwingungen parallel der Kante = 7. D = 24° 2' y.. = 1-33142 yr = 24 10 . = i -33312 0-00170 Miti. F.hl. 5. Beob. /J, ^ 24 19 r' = 1 -33500 O'OOJSS 0-ÜÜ035 Bestimmung der optischen Constanten krystaliisirter Körper. 789 2. Schwingungen senkrecht zur Kante = a.. D„ = 38° 4' cxf, = 1-49876 D^ = 38 45 a„ = 1 -30638 0-'>0762 Mitt. Fehl. 3. lieoh. Z>^=39 22 «^=i -01319 ^-0068' 0-000i9 II. Prisma. A = 70°50'. t = 13° R. 1. Schwingungen senkrecht zur Kante = 7. Dj, = 30°19' Yß = 1 -33295 Mitt. Fehl. 2. Beob. Dj, = 30 32 Yd = 1-33500 "'""^OS 0-00025 Dj; = 30 49 r^ = 1 -33725 ^'^0225 2. Schwingungen parallel der Kante = ß. D„ = 49°44' /3„ = 1-49881 D, = 50 41 ßi=l -50562 Ö'Ö0687 Mitt. Fehl. 6. Beob. 0^^5138 4=1.512410-00679 0-00022 Die Mittelwerthe dieser Beobachtungsreihen, wenn man zugleich nach bekannter Formel H rechnet, sind : yS =1-49881 r„ = 1-33277 704 ' , „n-r.« -681 '^ «5 = 1 49939 «/)=! 50643 «£=1 •51347 und a„=l -54045 704 ^?_=1.50562 ^^^ -/'/)=l-33463**^^ ^^^'^ ■''' r! = l-33649-186 (34) ,5^=1-51241 "•'' r^: 2698 ^5^^_ 1 ..,3848 ' ^607 ^^^_ , .34339 • 710 (210) Aus diesen Daten folgt als Verhältniss der Elasticitätsaxen zu einander für verschiedene Farben für B a : b : c = 1 : 0-889221 : 0-888760 „ D = 1 : 0-886432 : 0-885956 „ E = 1 : 0-883683 : 0-883064 „ H = 1 : 0-873324 : 0-872206 Das Dispersionsvermögen für die drei Strahlen ist ferner: A^ = 0-081077 A^ = 0-078458 A^ = 0-032334 Rechnet man nun aus diesen bekannten Daten den inncrn wahren [w A 5], den secundären [s A B], den scheinbaren Axen- winkel [(vi B)^ beim Austritt in die Luft, dann die Öffnung des Kegels der innern konischen Refraction o, so erhält man für Kali- salpeter folgendes Schema. Die hier erhaltenen Resultate stimmen Sit/.l). .1. luatliom.-natnrw. Cl. XLI. Bil. Nr. 20. 55 790 S e h r a .1 f. mit den schon bekannten vollkommen, denn es ist auch nach meinen Beobachtungen die Orientirung der Elasticitätsaxen identisch mit der von Grailieh und Lang (c a h) gegebenen und der Sinn der Dis- persion p < ß X ist ebenfalls durch die Rechnung erhalten worden. Eben so stimmen auch die gemessenen Axenwinkel nahezu mit den berechneten überein. B D E H a = 1-49939 1-r)0643 1-S1347 l-r>4045 ß = 1-49881 1-;;0Ö62 1-51241 1-53848 y = 1-33277 1-334G3 1-33049 1-34339 (oAB = G°ll'2()' 7°12'10" 8° .H'IO" 10°2J'40 .<,(.(' AD = 6 K7 40 8 7 30 9 9 10 11 52 10 sr/> (Ali) = 9 16 SO 10 IM 10 12 14 30 15 58 20 ^ = 0 49 lö 0 US ÖO 1 7 20 1 37 10 VIII. Citronensänre (3 (C, U., 0„ HO) + HO). Erluilten von Herrn Karl It. v. Hauer. Krystallsystem: prismatisch, a : b : c = 1 : 0'6016 : 0-4055- Charakter der Doppelbrechung: positiv. Die Exemplare , welche ich zur optischen Untersuchung ver- wendete, sind erhalten durch öfteres Umkrystallisiren der käuflichen Citroiiensäure, und in diesem Zustande weiss durchsichtig, ja sogar wasserhell. Die Kryslalle hatten eine Grösse: % Zoll Länge, Va Zoll Breite , und bildeten die in Fig. T und 8 dargestellte Combination der Flächen (110), (101), (011), (210), (201), (111), (100). Die von mir gemessenen Winkehverlhe stimmen mit den von Heusser angegebenen ziemlich gut überein; vollkommene Übereinstimmung kann man bei der nicht reine Bilder reflcctirenden Beschaffenheit der Flächen nicht erwarten. Es ist: (HO) (TlO) = 61°50' (011) (OTl) = 67 45 (101) (101) = 44 40 (101) (201) = 16 45 (110) (210) = 18 50 Ich habe daher das von Heusser ;iugegebene Axenverhältniss beibehalten . wonach u : h : c = \ : 0-6016 : 0-4055. Bostimmiin? der nplisrlipii Conslnnlnn krystnilisirlor Ki'irper. TOI Zur Bestimmung der Brechungsexpoiienten wurden jene Prismen verwendet, welche die spitzen Winkel der Domen und Prismen- flächen darbieten. Um sie vor der Einwirkung der Feuchtigkeit zu schützen, war es nöthig mittelst Canadabalsam Deckgläschen aufzukleben; ein hiedurch hervorgebrachter Fehler war wenig zu fürchten, da die Brechungsexponenten heider Substanzen keine grosse Differenz zeif^en, ferners gewährt auch die Benützung der Domenflächen, da die Beob- achtung direct zwei Hauptexponenten liefert, eine gegenseitige Con- trole. Die Orientirung der angewendeten Prismen gegen die Elas- tieitätsaxen ergibt sich aus dem charakteristischen Winkel, welcher gegen den ursprünglichen wegen des Reinigen und Aufkleben höch- stens um einige Grade differiren darf. Es folgt daher : Prisma I. 180 — ^ = 137°20' daher (101) : (lOT) II. 180 — ^ = 115 39 „ (HO) : (ITO) „ IIT. 180 — il = 109 24 „ (HO) : (110) „ IV. 180 - .1 = 109 14 „ (HO) : (110) V. 180 — A = 130 8 „ (101) : (101) Durch die Untersuchung haben sich folgende Beobachtungsreihen ergeben. Prisma I. ^ = 42°40'. ^=12°R. 1. Schwingungen senkrecht zur Kante = 7. Dß = 23° rß = 1-49040 „ Mitt. Fehl. 2. Beob. Dp = 23 5' Yp = 1-49209 0-00365 0-00025 Z)„ = 23 9 rr>= 1-49343 n -00^99 Dp = 23 18 Yjr= 1-49644 " """^^ 2. Schwingungen parallel der Kante = a. Dj^ = 23°45' a^ = 1-50348 Dp = 23 51 Djy = 23 55 a^ = 1-50750 «;= 1-50883 0-00335 Mitt. P^ehl. 4. Beob. 0-00018 Dp = 2i 5 />;,= 24 18 a„ = 1-51219 4 K^fli« 0-00336 a^^= 1 -51618 Prisma. II. id = 64°21'. ^=14" R. 1. Schwingungen senkrecht der Kante ^/^ = 40 '42' ^^ = 40 30 l>,> = 41 l>K = 41 28 Y^ = 1 -49033 y^ = 1-491 04 o.f„j998 l.Beob. y,, = 1 -49333 ,1=1-49631 0-00298 792 S p 1. r a u f. 2. Schwingungen parallel der Kante = j3. Z),, = 41° 7' /?„ = 1-49430 I) = 41 16 / = I -49094 000330 Mitt. Fehl. 4. Beob. Ün = 41 27 ßn = 1-49780 0-00023 ' 0-00319 Z>^ = 41 47 ß,. = 1-50109 " ""^"^ Prisma III. J = 70°36'. ^ = 12° R. 1. Schwingungen senkrecht zur Kante = 7. /)„ = 48°12' y„ = 1 -48963 ß^ _ 48 40 rl = 1-49313 Ö'^^'^*« ^■'"- ^^'^''■- ^^ «-'»• ,,^^49 8 ,^=1-49666 0-00333 0-00015 2. Schwingungen parallel der Kante = ß. Z)„ = 48°48' /3„ = 1-49413 D, = 49 17 ?' = 1 -49781 ""-^'^^^ ^'^t. Fehl. 2. Beob. />;;=49 45 15^=1-30132 «-«0331 0-00028 Prisma IV. J = 70°4G'. ^=10°R. Spectra minder schön. 1. Schwingungen senkrecht zur Kante = 7. D,, = 48°19' Yß = 1-48876 ,, ,„^0 4 ,00«" 0-00409 Mitt. Fehl. 4. Beob. i>; = 49 26 ,'=1-49710 •^•«0425 000032 2. Schwingungen parallel der Kante = ß. D„ = 49° 0' ßß = 1-49400 Dn = 49 30 ßr, = 1-49768 0-00368 ^ ^^^^ I)^ = 49 57 /?£ = 1-50091 " " "^ ** Prisma V. ^ = 49° 52'. ^ = 13° R. Spectra sehr schön. 1. Schwingungen senkrecht der Kante = 7. D„ = 27°57' Yn = 1-48989 Mitt. Fehl. 3. Beob. B in 0-00373 Dn = 28 11 y„ = 1-49362 " "'^'''•* 0-00012 " 0-00''97 74. = 28 22 Yj., = 1-49638 " """''^ 2. Schwingungen parallel der Kante = a. /K, = 28°S6' a„= 1-30366 „ , / = 29 9 a' = 1-30912 ^'^^'"'^ ^itt. Fehl. 4. Beob. Z>^ = 29 21 4=1-31231 «O^^'^-^ «-«^OlS i>^^= 29 38 aj;i= 1-31680 Aus diesen Beobachtiingsreihen ergeben sich, wenn man zugleich den Werth von // rechnet, folgende mittlere Werthe der llaupt- brechungsexponenten. Bestiiiiiniiiii; der optischen Coiistaiiteii kiy.stiillisirter Kürzer. 793 ßj, = 1-49432 Yj^ = 1-48964 3^1 /3. = 1-49774 ^*^ Y„ = i -49320 ^''^^ (''^^ 332 3!= 1-5011.. 331 ^V=^.,«n««346 (54) a^, = 1 • 30342 aj) = 1-50893 aj, = 1-51225 """ /?£ = 1-50115 *"" y^. = i -49666 Ullll a„ = 1-52541 1316 ^5^^ _ ,.51398 l^»'-^ ,^^ _ ,.50978 ^312 (210) Aus diesen Daten beredinet sich das Dispersionsveriiiügcn und das Verhältniss der Elasticitätsaxen, wie folgt : S^^ = 0-039298 A, = 0-039499 A^ = 0-040835 ferner für ß a : b : c = 1 : 0-996872 : 0-9X9511 „ D i : 0-997645 : 0-990224 „ E 1 : 0-997051 : 0-989921 „ H 1 : 0-997224 : 0-989745 Die genaue Bestimmung der Brechungsexponenten war bei diesem Stoffe ungemein schwierig, da die Strahlen nahezu gleiche Dispersion besitzen; und ein Fehler von 5 Einheiten in der fünften Decimale die Dispersion des gerechneten Axenwinkels beträchtlich modificirt, ein doppelt so grosser Fehler schon den Sinn der Disper- sion ob p>u oder py und ferner seh {AB) = 105"— HO» erkennen lässt. Übrigens sind meine Resultate in voller Übereinstimmung mit den schon publicirten Angaben. Descl oizeau x gibt p>y. Lang p>u; nur Grailich und Lang (was jedoch ohnehin durch Lang in seiner zweiten Abhandlung als gefehlt corrigirt wurde) p<"J. Allein selbst letztere Angabe steht mit der Natur der Substanz nicht im Wider- spruch, denn betrachtet man die optische Orientirung der Elasticitäts- 794 S c li I- i\ II 1'. iixen, wie sie z. B. von L;tng gegeben wurde und vergleicht man liieiiiil die von Grailieh und Lang untersuchte AxenphUte, so erkennt man leicht, dass diese den stumpfen Winkel der optischen Axen enthalte, und wenn noch farhigc Säume (was bei etwas schiefem Schleifen leicht möglich ist) sichtbar sind, p<.u zeigen musste. Ebenso stimmt auch das aus meinen Beobachtungen sich ergebende Axenschema; denn da bei dem Prisma (101) (lOl), a 1| b und 7 1| «, so folgt a C b. Eben so ist auch der von Lang beobachtete seh {AB} = 113" 24' nahe gleich dem gerechneten, und nur die Brewster- schen Angaben (AB) = 123", /j. =1-527 weichen als zu hoch ge- grilFen ab; dieser Unterschied lässt sich vielleicht durch die Annahme erklären, dass letzterer nicht mit reiner, öfters umkrystallisirter, sondern mit der gewöhnlichen käuflichen Citronensäure seine Beob- achtungen anstellte. Es ergibt sich daher schliesslich folgendes Schema: B D E H a=i -50542 1-50893 1-51225 1-52541 /3=1 -49432 t -49774 1-50115 1-51398 j'=l -48964 1-49320 1-49666 1-50978 (uAD= 66°24' 65°42' 65°30' 62°48' nee. AB= 65 50 65 6 64 58 62 17 6ch (^ß)=109 48 108 40 108 36 104 8 ^j,= 55 8 «,SA= 2-27797 3. i = 45° 38' Dß = 52°14' «^ = 2-22115 Dp = 52 48 Du = 53 11 Z>^ = 54 8 a„ = 2-23260 «; = 2-24033 0-«^«*8 a^ = 2-25890 0-01856 Mitl Fehl. 3. ßcoli. 0 00015 Ö^A= S3 5 a^^= 2-27775 Prisma II. ^ = 36° 47'. <=14°R. 1. 2 = 45° 48'. Dß = 52°13' aß = 2-22M5 Dp = 52 44 a^ = 2-23071 0-02014 Mitt. Fehl. 6. Beob. Dß = 53 14 Z>£ = 54 9 a„ = 2-24129 a, = 2-25890 «'«^^ßl 0-00012 2. 2 = 43° 30'. Dß = 52°15' «^ = 2-22160 Dp = 52 39 Djj = 53 10 I>£ = 54 7 a^ = 2-22956 0-01801 Mitt. Fehl. 5. Beob. a„ = 2-23961 4 = 2-25791 0-«i830 0-00018 Das Mittel dieser Beobachtungsreihen gibt folgende Werthe für W 'B = 2-22125 «p = 2-23099 0-01895 a„ = 2-24020 _ 0-01852 E = 2-25872 woraus sich berechnet aj, = 2-32985 007113 (56) (54) (210) ß. Brechender Winkel = (111) (Hl). Schwingungen parallel der Kante = r. Prisma III. J = 36°46'. ^ = 13° R. Von diesem Prisma wurde der senkrecht der Kante schwingende Sti'ahl nicht beobachtet. 1. Incidenzwinkel« = 38°45'. Dg = 40° Z> = 41 10' d1 = 41 30 rjy = 1-98645 Vp = 1-99169 0-01489 r^ = 2 00134 1. Beob. Bestimmung der optischen Constanfen krystallisirler Körper. 2. {=A2"W. 797 D^ = 4i 19 D^ = 41 40 D^,= 43 16 r,i = 1 -98007 'V = 1-99S75 001624 r^ = 2-00131 rj. = 2-01816 ,-.^= 2-03666 0- 0168.1 Prisma IL ^ = 3ü°47'. ^=14° R. 1. i = 40°. D, 40°50' Dp = 41 13 Z)^ = 41 34 Z>„ = 42 18 2. e = 39°35'. Z)^ = 40°30' Dp = 41 12 Z>ß = 41 36 D^ = 42 17 3. 2 = 38° 46'. D„ = 40H9' ,-^ = 1-98611 r^ = 1-99439 r^ = 2-00201 r;, = 2-01791 0-01S90 0- Ol 090 r^ = 1-98643 r^ = 1-99416 r^ = 2-00234 r^ = 2-01774 0-01609 0-01320 Dp = 41 10 D^ = 41 31 D^ = 42 14 Vß = 1-98377 r = 1-99383 0-01360 = 200137 0-01338 = 2-01673 Min. Im'IiI. 4. Ueob. 0- 00(1 13 Mitt. Fehl. 3. Beob. 0-00017 Mitl. Fehl. 2. Beoh. 0-00023 Mitt. Fehl. 4. Beob. 0-00020 Als Mittel für r folgt aus diesen Beobachtungen r^ = 1-98388 (r) r = 1-99308 0 01579 r^ = 2-00167 r^ = 2-01733 und daraus gerechnet Tjj = 2-07660 0-01568 0-06923 (56) (54) (210) Um nun aus den unter (X) und (F) angeführten Daten mittelst des Winkels y = ö0°53' zur Kenntniss der drei Hauptbrechungs- exponenten zu gelangen, ist noch einer von diesen durch dirccte Beobachtung zu ermitteln. Die eigenthümliche krystallographische Ausbildung des Materials erleichtert den Schliff eines passenden Prisma ungemein. Halbirt man nämlich den Domcn-Winkel (1 1 0) (i TO) so erhält man eine der Endfläche (010) parallele Schnittfläche, 798 S c h r :i u f. die zweite Fläche dei- Prisma bildet dann das Doma (HO). Die anfjeschliffene nnd polirte Fläche muss aber mit Deekc^läschen ein- geklebt werden; der mögliehe Fehler wird jedoch dadurch vermin- dert, dass die zweite Seite frei bleibt, denn würden beide Flächen mit Canadabalsam eingekittet werden, so würde der grosse Unter- schied der Brechungsexponenten auch im besten Falle gewiss eine Unsicherheit von O'OOö hervorgerufen haben. Im Allgemeinen glaube ich den auf diese Weise erhaltenen Resultaten, obgleich sie voll- kommen richtig sein werden, dennoch nur, im Verhältniss zu anderen Beobachtungen, das halbe Gewicht beilegen zu können. Prisma I. ^ = 36° 44'. ^=12°R. = 7. Z)^ = 38°29' ^5 = 1-93674 Dp = 38 48 Yp = 1-94367 Q.Q^^i '^^'^^" ^^^^- ^- ^^°^' Dj,= 39 8 -^0=1 -95093 ^ 0-00031 Dj, ■= 39 47 Yj. = 1-96318 0-01423 Prisma II. ^ = 31° 20'. ^ = 15° R. Dj, = 31°38' Yji = 1-93307 fl = 31 54 Yn = 1-94242 ^ ^,„^„ Mitt. Fehl. 4. Beob. P 'P 0-01550 D^ = 32 12 Yn = 1-93063 0-00033 D^ = 32 46 y^ = 1-96627 0-01364 Prisma III. ^ = 31° ^ = 11° R. Dß = 31°22' yr = 1-93731 dI = 31 32 ^' = 1 -93147 0'01396 Mitt. Fehl. 2. Beob. ,,^^32 18 i;^= 1-96331 0-01204 0-00028. Diese Beobachtungen weisen sowohl durch die Grösse des mittleren Fehlers, welcher auf jede einzelne entfällt, als auch durch den Unterschied, welcher zwischen den Deviationen der verschie- denen Prismen hervortritt, auf die Schwierigkeit hin, welche in den früher erwähnten Umständen für die absolut genaue Bestim- mung des wirklich dem krystallinischen Medium zukommenden Brechungsexponenten liegen. Das Mittel ist Yj^ r= 1-93G44 (Z) Yn = 1-93J0I 001457 ^ orum 0-01398 Y^ = \ -90499 und hieraus berechnet Y,i = 2-01936 0- 05437. ße$timii)iin<^ der opfisclien Constanteii kryst;illisirter KörptT. ^99 Rechnet man nur nach der Formel B, in welclier für diesen Fall das erste Glied wegen a- = 90° wegfiillt und y = (010) (011) = 50°ö3' den mittleren Brechungsexponenten, so erhält man ß„ = 2-02074 S^= 2-03746 0-^'l«^MS6.) 5^ = 2-0o436Ö-'^'6«"C^*) ' ^ 0- 06262 (210). ;S„ = 2-11698 ^ ^ Aus dem nun bisher Angeführten lässt sich folgendes Schema für den künstlichen Schwefel aufstellen. Um aber die noch möglichen Fehler zu eliminiren , werde ich diese Resultate mit den bei natür- lichen Schwefelkrystallen erhaltenen verbinden und aus dem Mittel beider eine allgemein giltige Tabelle aufstellen. Es ist : B D E H a = 2-22123 2-24020 2-23872 2-32983 ß = 2-02074 2-03746 2-03436 2-11698 r = 1-93644 1-93101 1-96499 2-01936 w.4ß = 71°34' 71°43' 72°32' 74° Ä ^^ = 04 7 64 22 63 6 66 18' ^ = 7 3 30° 7 7 33" 7 13 30" 7 29 10° B. Natürlicher Schwefel. Die Krystalle erhalten aus dem k. k. Hof-Mineralien-Cabinete. Die optisch und krystallographisch untersuchten Krystalle stam- men von Swossowicze in Galizien, sie haben ungemein schön s()iegelnde Flächen , welche absolut genaue Messungen ermög- lichen. Der gewöhnliche Combinationshabitus des natürlichen Schwe- fels ist analog dem in Fig. 9 dargestellten, nur tritt das Doma (HO) nicht immer, sondern mehr untergeordnet auf. Eine für Schwefel seltene Wiederliolungsform fand ich an einem Krystalle von Sizilien, Fig. 10, welcher eine Länge von 3 Zoll hat, glänzend und fast durchsichtig ist. Die Winkel, welche ich an drei der schönsten Exemplare beobachtete, sind : Kr y stall 1. (TU) (111) = 36°37'3 (111) (311) = 26 26 (310) (100) = 43 14-5 (100) (3T0) = 45 10 (3T0) (111) = 26 26-5 (Hl) (TU) = 36 39 800 S c h r a II f. Krystall II. (IM) (ITI) = 73°33'r. (311) (311) = 53 6 (111) (111) = 94 52 (111) (TU) = 36°40' (111) (ITI) = 73 33 (100) (111) = 71 39 (110) (311) = 45 8 Krystall III. (111) (111) = 36 40 (311) (111) = 26 27 (311) (3T1) = 90 12 (3T1) (111) = 26 31 (111) (ITI) = 73 37 Vereinigt man nun diese Messungen mit den bei A angeführten, und nimmt das Mittel, die Anzahl der Messungen an verschiedenen Exemplaren berücksichtigend, so erhält man, sie vergleichend mit den gerechneten Werthen, folgende Tabelle: Gemess. Gcrechii. iMitscIierlicli. Kupfl-cr. Sacchi. (100) (111) ^ 71°39' 71°37'7 71°43' 71°40'5 7i°4r (010) (111) = 53 13-3 53 19 53 8 53 12-5 (001) (111) = 42 31-6 42 29 42 29 42 33 (100) (311) = 45 10 45 6-5 (010) (311) = 63 28 (001) (31 r = 56 38-5 (111) (MT) = 143 15-5 — (111) (111) = 94 56-3 94 57 (111) (ITI) = 73 33-5 — (111) (111] = 36 43 36 44-5 (111) (HO) = 47 23 47 28 (110) (110) = 55 32 55 36 (111) (311) = 26 29 26 31 (311) (311) = 53 6 53 4 (311) (3TTJ = 90 12 90 13 Ferner folgt aus meinen Beobachtungen nachstehendes Axen- verhältniss a : h : c = i : 0-5264 : 0-4279 während angegeben wird von: Mitscherlich u : b : c = 1 KupIVer = 1 Saccli = 1 0-5251 : 0-4254 0-5240 : 0-4263 0-5247 : 0 4266 Bestimmung' der optischen Constanten krystallisirter Körper. 801 Zur Bestimmung der optischen Consfnnten wurde ein Krystall verwendet, welcher gestattete, ohne ein Prisma zu schleifen, die drei Haupthrechungsexponenten zu bestimmen. Es waren nämlich, wie Fig. 12 zeigt, 2 Prismen vorhanden, die Combination (111) (111) und wie die punktirte Linie andeutet (311) (TTT) gaben 4 Bre- chungsexponenten, welche in Verbindung mit den krystallographi- schen Constanten genügten, um a, ß, y abzuleiten. Die brechenden Winkel waren : (111) (lU) = 143°18' (311) (TTT) =133 28 Der zur Reduction von r auf ß nöthige Winkel (010) (011) ^ 2/ = S0° 53', ferner die Winkel mit den Elasticitätsaxen, wie sie sich aus den krystollographischen Messungen an dem Exemplare ergaben, sind: für (111) ^ = 71°38' für (311) C = 4S° 8' 37 = 53 1 57' = 63 25 f = 42 34 C = 56 38 Beobachtet wurden folgende Deviationen. Prisma I = (111) (111). ^ = 36°42'. t= 13° R. A. Schwingungen parallel der Kante = r. 1. Minimumstellung. Dß = 40°44' T-ß = 1-98675 Z>„ = 41 3 r = 1 -99300 Mitt. Fehl. 3. Beob. Dn = 41 27 vn = 2-00220 " "^^ 0-00025 _ _ 0-01468 'D — " *• ' D Z>. = 42 8 I>j^= 43 r^^= 2-03539 2. Incidenzwinkel /=37°42'. Dß = 40°42' rg = 1-98578 Z>^ = 41 6 r^ = 1-99441 0-01527 Mitt. Fehl. 2. Beob. Djj = 4t 25 r^ = 2 00105 0.014(59 0-00030 />^ = 42 7 ,-£ = 2-01567 D-^= 43 6 r^^=. 2-03594 3. Incidenzwinkel i = 40° 2'. Dg = 40°46' vji = 1-98710 D^^ = 41 6 r^ = 1-99431 Ö"^*''^*''' 1. Beob. Df, = U 29 ;•,, = 2-00257 Dp = 42 10 i-p = 2-01760 ^' "^•'"** 802 Sc h 1- !) u f. Das Mittel dieser Beobachtiingsreihen ist: ,•„ = 1 -98034 iE) .' = 1 -99410 «•<^l-'*0 r. = 2-00194 r, = 2-01668 «-«l^^*" B) Schwingungen senkrecht zur Kante = a. D,, = 52° 4' a„ =r 2-22176 {A) n^ = 52 35 a^ = 2-23197 " "^^^^ Mitt. Fehl. 4. Beob. /)J^ = 53 2 a'ß = 2-24082 0-00025 7)^ = 53 57 a^ = 2-25879 ^'01797 Prisma II. = (311) (iTT). A = 26° 32'. ^ = 13° R. Es war hiebei nur möglich mit Incidenz zu beobachten, da bei der Minimumstellung der Strahl wegen der Kleinheit und der grossen Distanz der Flächen beide zugleich nicht zu durchdringen vermag. 1. ^ = 38° 48'. Spectra minder schön. aj Schwingungen parallel der Kante =//. D„ = 28°28' «„ = 1-98155 dI = 28 53 ;4 = 1-99605 ^-Ol^^O Mitt. Fehl. 2. Booh. Z>' = 29 18 M^= 2-01080 0-01*7» 0-00035 b} Schwingungen senkrecht zur Kante ^ y. Dß ^ 32°35' v^ = 2-12649 I>^ = 33 18 vi> = 2-13171 0-02522 1. Beob. 7)^ = 33 55 VE = 2 17319 0 02148 2. i = 42° 43'. Spectra gut. a^ Schwingungen parallel der Kante =//• />,, = 29° 9' iJ.„ := 1-98072 dI = 29 34 Z - 1-99^06 0-01494 Mitt. Fehl. 2. Beob. n 90 vo 9.nin"n 001550 0-00027 Dß = 29 59 jXj, = i'OlOoO 6^ Schwingungen senkrecht zur Kante = v. D„ = 33°10' v„ = 2-12377 Dr, = 33 44 V,, = 2-14383 0*02007 ^_ ^^^^ D^ = 34 20 w^ = 2-16499 " ""^^^ ^ »»U iV i»» ^ = 33 44 V,, ^ = 34 20 Vß 3. i = 4i>° 47'. Beide Spectra sehr schön. a) Schwingungen parallel der Kante = jjl. D„ = 29°49' ß„ = 1-98022 dI = 30 14 ^l = 1-99514 0-0^92 Mitt. Fehl. 3. Booh. y>, = 30 39 /4^ 201009 0-0i495 0-00018 Bestimmung der optischen «konstanten krystallisirter Körper. 80«» by Schwingungen senkrecht zur Kante = v. D„ ^ 33°41' v„ = 2-11830 ZP l, ^^ ^ , .O01P 0 02086 Mitt. Fehl. 3. Beob. n"^'' ' "" ^ r.0«0 0-02064 0-00017 Dj, = 34 Sl vj. = 2- 13980 4. i = 48° 21'. aj Schwingungen parallel der Kante = fx. Z>^=30°28' ^^=1-97961 Z>^ = 30 54 ^^^1-99316 0"^^^ 1. Beob. Dj. = 31 20 ßE = 2 01060 bj Schwingungen senkrecht der Kante = v. D, = 34°13' ., = 2-11365 D^ = 34 50 v^ = 2-13569 0 0^^04 j^^^^ D^ = 35 27 vj. = 2-15772 " O^^OJ Aus diesen Beobachtungen sieht man deutlich, wie sehr ix und v mit dem Incidenzwinkel variiren, indem man für Gelb hat i = 38°48' fJL = 1-99605 v = 2-13171 = 42 43 = 1-99566 = 2 14383 =45 47 =1-99514 =2-13916 = 48 21 = 1-99516 = 2-13569. Um nun aus p. und v in Verbindung mit {A), und {K), ß und 7 zu rechnen, hat man nur nöthig in die Eingangs erwähnte Formel C die schon bekannten Werthe von y, £, yj, C» 9' 'n', C zu substituiren 1). Zu diesen Rechnungen benützte ich vorzüglich den Strahl /j. (da die Spectra des Strahles v immer etwas verschwommen waren); und zwar bei dem Incidenzwinkel = 45°47'. Es berechnen sich aus jx und ^ = 45°47' folgende Haupt- brechungsexponoiiten. 1) Um eine Einsicht in die Genauigkeit meiner Rechnungen zu gewähren , gebe ich irn Kurzen die Rechnungsresultate für den speeiellen Fall Nr. 4 Linie D. Annahme : « = 2-24082; r = 2-00194; v = 2-i3916; i = 45047'; i'^lSM' i,; = 500 53'; £ = (180 — 710 38'); r^ = (180 — 53« 13'); C= (180 — 420 34'); ^' = 4508'; r/ = 63025'; r=56038' — 1 1 1 Daraus tolgt, wenn a = -:;, r=^^, v=-^ gesetzt wird : fcos f sin / — cos q' sin J 1 • 3 log I = log J = 1 L V — a J 2303370 804 S o h r a .1 f. (1) // ,/ = 2-22176 /3' = 2-02134 ^ = 1-93665 24-103 — 24- 115 = — 0-012 (2) I) a = 2-24082 /? = 2-03962 f = 1 -94872 23-588 — 23-592 = - 0-004 (3) E a = 2-25879 ß = 205455 y = 1 -96316 24-419 — 24-391 = + 0-018 Zur Controle wurden gerechnet aus V und i = 45° 47'. (4) D a = 2-24082 ß = 2-03471 y = 1-95520 17-796 — 17-794 = + 0002 aus /x und t = 42°43'. (5)7? a = 2-22176 /3 = 2-02121 ^ = 1-93673 24-726 — 24-743 = 0017 Leitet man hieraus nach bekannter Formel // ab, so folgt (0) II a = 2-32942 ß = 211756 y = 201357 Rechnet man aus diesen Daten den wahren und sccundären Axenwinkel und die Öffnung des Kegels der konischen Refraction, so erhält man : B D E H und die Axen treten wegen Totalreflexion nicht in der Luft aus. tu AB sAB 7r32' 64°14'5 72 4 64 43 73 11 65 41 77 43 69 43 7^

    /. ■^. Fi^. .3. Fi4f. 0. Anär.Obäieger gez. u..lulu. ^us ä.kk Kof .u.Sraitsintckerei. .Siti.itnisl.a.k.Aka(l.r|ioi. Taf. II. Fi.a. 7 h'uf.w. Ftff.8 \ 10/ / / ) K \ y Ifo STa ) 20l\ Zf o "O ^ \ /?^^^--_j f£l— > K. / Ofhj[ \ /. \^rf Fiff.//. ^ \ V"' \ 1 o^^S y^ ''\ \ ,7o\ ^ / „^ 1 \ \y^'' 3^ / / \ /\'' fh y Fiff./'J. .1X1- <; .,:-;-.cr :;si.x.litlL. Aus i.tk.Kj j .^ - '- Sitz.uii2st.i.kAlcaie Stacheln kommen durchschnittlich nur im Verbände mit Gliederstrablen vor und gehen dann ohne Ausnahme diesen voran; am häufigsten treten sie auf im Rückeutheile der peripherischen Flosse und nächst diesem im Bauchtheile derselben (in der Afterflosse), niemals in der Caudale und den Brustflossen. Wie es sich mit den Ventralstacheln der Acanthopterygier verhält, davon soll erst bei der speciellen Betrachtung der einzelnen Familien die Rede sein, wobei auch noch andere scheinbare Ausnahmen und Collisionsfälle zur Sprache kommen werden. Den bisher besprochenen allgemeinen Verhältnissen des Flossen- baues erlaube ich mir schliesslich nur noch folgende Bemerkung bei- zufügen. Die verschiedenen Strahlenformen entsprechen ohne Zweifel ungleichen Rangstufen der Entwicklung, und es scheint, dass sie an sich als Ausdruck der tieferen oder höheren Stellung eines Fisches überhau[»t gelten können. — Dass strahlenlose und faserstrahlige Flossen den tiefsten Rang einnehmen, ist kaum zu bestreiten, da man nur zu erwägen braucht, dass diese Formen zunächst an embryoimle Entwicklungsstufen mahnen. Der Umstand aber, dass sie am öftesten 814 K n e r. mit Glieilersfrahlen sich combiniren, und diiss die Gliederung der Strahlen überhaupt sehr früh, d. h. zu einer Zeit schon eintritt, wo der Embryo sich nur erst theilweise von seiner Dotterkiigel abge- lioben hati), scheint dafür zu sprechen, dass arthroptere Fische den tilopteren zunächst stehen, und es steht hieniit auch dann im Ein- klänge, dass die Gliederstrahlen ihrer Substanz und Structur nach anfangs als knorpelige und später erst als knöcherne auftreten. Den gegliederten und auch den einfachen Strahlen kommt eine vermittelnde Stellung zu zwischen der niedersten Form, dem Faserstrahle und der höchsten, dem Stachel in seinen verschiedenen Modificationen. Diese Ansicht erscheint auch gerechtfertigt durch die ErAihruiigen der Paläontologie, denn wahre Stacheln treten erst in verhältnissmässig jüngeren Schichten auf (die ältesten bekannten Acanthopteri stam- men aus der Kreide), während Selachier und die vorherrschenden arthropteren Ganoiden bis in die tiefsten Schichten der Paläozoen- zeit hinabreichen. Nach diesen allgemeinen Betrachtungen über den Flossenbau wende ich mich nun den speciellen Nachweisen zu und halte mich zu diesem ßehufe grossentheils an Cu vi er 's System, jedoch der Vereinfachung wegen in umgekehrter Ordnung, indem ich mit den sogenanuten Knorpelhschen beginne. II. Specleller Thell. Was den Flossenbau der Knorpelfische im Sinne Cu vi er 's anbeliingt, so ergibt sich als allgemeines Resultat, dass derselbe im Vergleich zu jenem der KnochenGsche durchaus einfachere Verhält- nisse zeigt, und dass bei ihnen die höchsten, am meisten complicirten Strahlenformen noch durchwegs vermisst werden. Es erklärt sich dies von selbst, wenn man erwägt, dass die KnorpelGsche in skelet- licher Beziehung überhaupt hinter den Knochenfischen zurückbleiben und dass die Ausbildung wahrhaft knöcherner oder knochenähnlicher Elemente dos Skeletes nirgends auf jenen Höhenpunkt sich erhebt, ') Bei einer Suite von Embryonen eines vivi|);iren Piinelodus aus Brasilien, die das zoo- Icipische jMuseiim der rniversilSl von Herrn Dr. Fischer aus Ilainhurjf zum Geschenk erhielt, (inde ich nicht blos die znerst sich loslösende Caudale, sondern auch die I'orsaie schon dann gegliedert, wenn sie noch von dünner flaut iiberhiilU und umge- knickt gegen eine Seile des Rnmi>les herab anliegt. über den Flossciibuu der Fische. 815 welchen hierin Knochenfische erreiclien. Da aber die Strahlen als Stützen den skeletlichen Elenienten der Flossen angehören , so können auch sie hievon keine Ausnahme machen. Cycloaiomi, Die Cyclostomen nehmen in jeder Beziehung den niedersten Rang in der Classe der Fische ein , und es liesse sich demzufolge allein schon erwarten, dass ihre Flossenbilduhg am einfachsten er- scheint und so zu sagen auf embryonaler Stufe stehen bleibt. Der Umstand, dass es bei ihnen blos zur Bildung einer peripherischen Flosse kommt, und dass paarige F'Iossen allen fehlen, deutet ebenfalls auf diese Stufe hin. Die Leptocardier stehen den Marsipobranehiern oder eigentlichen Cyclostomen in Betreff des Flossenbaues so nahe, dass füglich beide Gru()pen nicht von einander zu trennen sind. Bei Amphio.vus stellt die peripherische Flosse einen aufstehenden Haut- saum vor, in welcliem nur mittelst der Loupe sichtbare verticale dunklere Streifen durchschimmern , als erste Andeutung einer Strahlenbilduug, und diese konnte ich bei den untersuchten Exem- plaren nur im dorsalen und caudalen Theile der Flossenhaut erken- nen 9. Eben so rudimentär erscheinen die Strahlen bei Ammococtes, deutlicher und zahlreicher treten aber bereits bei My.vhi(' die Streifen auf, zeigen jedoch noch keine Spur einer Gliederung, und kaum auf eine höhere Stufe erheben sich die Strahlen auch bei Petromyzon; sie schimmern durch den Flossensaum, den die Körperhaut bildet, durch und theilen sich öfters schon am Ende gabelförmig. Plag;iostoini. Bei Haien und Rochen schreitet hingegen die Flossenausbildung in bemerkenswerther Weise und in dem gleichen Masse vorwärts, als auch das allerdings noch knorpelig bleibende Skelet den höhe- ren Entwicklungsstuten sich nähert. Am einfachsten erscheint noch die Flossenbildung bei Chimaera. Die Strahlen sämmtlicher Flossen stellen zwar schon ziemlich solide Hautstützen vor, sind aber als wahre Faserstrahlen zu bezeichnen; sie bleiben stets ungegliedert. *) Nach J. Müller sollen sie bereits aus symmetrischen seitlichen Hälften bestehen und es gibt vielleiclit überhaupt keinen Strahl, der ursprünglich nicht derart sich bildete. 816 K a e r. zerfasern sich aber öfters oder theilen sieh mit anderem Ausdrucke bereits dicliotoniisch. Selbst der starke, scheinbare Stachel vor Beginn tier Rückenflosse verdient insoferne den Namen eines solchen nicht, als auch er nicht mittelst Gelenk auf einer festen Basis aufsitzt, sondern frei in der Maut steckt und innen von keinem Canale durch- setzt wird. DasCenti'um seiner Basis wird vielmehr von einer knorpel- aliniiclieu Bindegewebsuhstanz ausgefüllt, die nach aussen die i/steuide oder deutinc iVLisse abzusetzen scheint und mit der letzteren innig zusammenhängt. Die gleiche Bildung zeigen im Wesentlichen auch die sogenannten Stacheln der Dornhaie (Spinaces). mit denen allerdings auch die Rückenflossen beginnen. Bei Centrina sind hin- gegen ähnliche starke Strahlen schon desshalb nicht als Stacheln zu bezeichnen, weil sie nicht zu Anfang der Dorsalen stehen, sondern erst nahezu in halber Länge ihrer Basis sich erheben, während wahre Stacheln au einer Flosse stets die Reihe der Strahlen eröfl'nen. Was die übrigen Flossenstrahlen der eigentlichen Haie betrifft, so treten Faserstrahlen schon im Vereine mit gegliederten auf, jedoch nicht hinter- sondern übereinander. Bei Scyllium z. B. enthalten alle Flossen Faserstrahlen; die beiden Dorsalen sitzen auf einer Doppel- reihe knorpeliger Stücke auf, die als Träj^er dienen, aber nicht bis zu den oberen Bogenschenkeln herabreichen, sondern in der Haut, welche die Rückenflossen mit der Wirbelsäule in Verbindung setzt, sich verlieren. Das Gleiche findet auch bei der Anale Statt, während dagegen bei der Schwanzflosse die Faserstrahlen sich uniiiitlelbar an die oberen und unteren Dornfortsätze anreihen, welche hier mit der Wirbelsäule zusanuneuhängen und als Strahlenträger zu fnngiren scheinen. Die Brust- und Bauchflossen sind ähnlich gebaut, d. h. die laserstralilen stützen sich gleichfalls auf eine Iteihe knorpeliger, zuuj Theile sich gabiig theilender Stücke i). Bei Squat'ma besitzen die ij Die dem Schiiltcrfjürtel /.uiiiiolisl sieh anreilieiideii Stücke wenleii gevvölinlieli iler llaiidwurzel-, die folg-eiiden den b'iiigeiknochen verglichen. Auch Stiiniiius drückt sich in seiner Anatotiiie der Fische H. Aufl. S. 90 bezüglich der Brustflossen der Rajiden in folgender Weise aus: „Die in viell'aclien Reiiien stehenden Plialaiiijrs digi- tontm zerfallen gewöhnlich in zwei Ahtheiluugen ; die der ersten sind einfach, in der zweiten finden sicli mehrere Keihen gespaltener oder do|>|>eUer Plialanges". Auf S. 93 sagt er hingegen: „An die ossa metacarpi (der (ianuiden und Teleostier) sind die Fiossenstrahlen angefügt als den Fischen durchaus eigenthüinliche Kiemente, welche die Stelle der Phalangen functionel vertreten , ohne ihnen morphologisch ii'gend zu tinlspreclien". L'm nicht missverstanden zu wc.deu, bemerke ich , ilass ich über den Flossenl);iu der Fisrhe. Ol 7 BiMistflossen cfogeii den Rand Faserstralilon, auf welche dann drei- gliederiii^e, als Stützen dienende knorpelio;e Strahlen folgen, die aber mit ihren Enden weder an einander stossen, noch daselbst knotig angeschwollen sind. Ebenso ist der Bau der Veniralflossen, nur sitzen die Fasern blos auf 2 oder 21/0 gliedorigen Knorpclsfützen auf. Die beiden Dorsalen und die Caudale sind ihrer ganzen Höhe nach blos faserstrahlig und die erstere am Vorderrande, die letztere am Rande jedes Lappens mit nach hinten gekrümmten Hakenspitzen besetzt, die eine Fortsetzung der Hartgebilde der die Flossen über- ziehenden Körperhaut sind, aber eine den Flossenschindeln der Ganoiden ähnliche Lagerung annehmen. — Die Brustflossen bei Torpedo enthalten vielgliederige , am Ende gabelig getheilte Strah- len, deren einzelne Glieder aber noch wie bei Squatina sich nicht berühren und nicht knotig sind; Faserstrahlen am Rande fehlen aber hier. Die beiden Dorsalen und die Caudale ver- halten sich wie bei Squatina', die Bauchflossenstrahlen sind ge- gliedert und einfach gabelig getheilt. — Auf die höchste Stufe erhebt sich unter allen untersuchten Plagiostomen der Flossen- bau bei der Gattung Raja. Die zahlreichen Strahlen der Brust- flossen sind ihrer Länge nach ähnlich den Halmen der Gramineen in viele knotig angeschwollene Gelenke ahgetheilt. Gegen den Rand der Flosse spaltet sich jeder Strahl dann einfach gabelig und jeder Ast ist wie der Hauptstrahl auch wieder durch Gelenk- knoten ahgetheilt. Nur regellos hie und da schieben sich am Saume der Flossen zw'ischen die Gliederstrahlen Fasern ein. Die Banchflossen zeigen bei ihrer relativen Kürze nur gegen das Ende der Strahlen 2 — 4 Knoten, aber (wenigstens bei R. mira- letiis) keine dichotome Theilung. In den beiden Rückenflossen finden sich Faserstrahlen vor, die auf knotig gegliederten und öfters gabelig getheilten Strahlen aufsitzen, welche jenen gleichsam als Stützen dienen. Die Gattung MyUobalis steht im Flossenbaue der vorigen zunächst. ineiiierseils in den Pliiilaiigen der Rajiden und Anderer nur die .soliden Stützen der Flossenliaiit sehe, welclie snwohl l)ei den vertiealen wie paarigen Flossen den gleichen Zweck haben und die ich sämintlich als Fiossensti aliien bezeichne. In diesem Sinne spieche ich auch hier und im Folgenden von einer Comhination gegliederter mit faserigen Strahlen 818 ^"'^•■ Oanoidei. Bei den Kiiorpel-Giinoideii und ziinäclist der Gatfunc^ Aclpen- ser sind die Strahlen säinnitlicher Flossen zahlreicli und kurz «gegliedert und ein- oder mehrfach dichotomisch getheilt. Dass auch der dicke Knocheastrahl der Brustflossen ein durch Verschmelzung entstandener gegliederter ist , zeigt sich öfters am Innern Rande nahe der Spitze ganz deutlich. Die Gliederung der Strahlen beginnt gleich von der Hasis an. Bis zur halben Höhe der Strahlen sind die Glieder kantig, und die scharfen Kanten verlängern sich beiderseits in feine Spitzen, wodurch die Flossen sich rauh anfühlen. Wie alle Glieder- strahlen bestehen auch sie aus zwei seitlichen Hälften, die meist in der Mittellinie nicht innig verwachsen sind; namentlich erscheinen die vorderen, kurzen Strahlen der Rücken-, After- und Bauchflossen am Skelcte häufig geradezu als getrennte Hälften neben einander. Sie zeigen übrigens meist schon Gliederung, alier noch keine Theilung. Die den Caudaltheil der Wirbelsäule (sit venia vcrbo) überlagern- den und schindelartig sieh deckenden spitzen Knochen (Dornen) sind ebenfalls aus 2 seitlichen Hälften zusammengesetzt, aber weder geglie- dert noch getheilt, und vielleicht als umgebildete Hautknochen zu deu- ten. Die vor ihnen liegenden dorsalen Schilder erscheinen nämlich nicht blos schon in die Länge gezogen, sondern auch durch eine mediane Trennungslinie abgetheilt. Alle unterhalb der Wirbelsäule angebrach- ten Strahlen der Caudale sind hingegen gegliedert und getheilt i). — *) Die durchgängige Leiclitig-keil des Fischskeletes und das I'iirchdrung-ciisciri der einzel- nen SkeletUieile von mehr oder minder zahlreichen und grossen Hohlräumen ist zwar eine hekannte, aber, wie ich glaube, nicht genug gewüi-digte Sache. Da gerade bei Stören bereits diese Eigenthümliclikeit in hohem Grade sich vorfindet, so glaube ich darauf hinweisen zu dürfen, dass nicht blos wie gewöhnlich die Stützen der Flossen- strahlen, sondern auch die Dornfortsätze und selbst die Hippen derart hohl sind, dass man durch das offene freie Ende in die Röhre, welche sie bilden, eindringen kann. Dieses Huhlsein findet sich übrigens sowohl bei echt knöchernen Skeleltlieilon vor, wie auch bei solchen, die aus osteoider oder dentiner Substanz bestehen, und dürfte überhaupt für Fische nicht minder wichtig sein, als die Pneumaticität der V'ogelknochen für Vögel. Die Verminderung des specifischen Gewichtes scheint auch hier ein Haupt- zweck, der aber auf mancherlei Weise erreicht wird. So haben z. B. durchschnittlich Fische mit stark ausgebildetem Hautskelete ein leichtes und zartes inneres Skelet, wie dies gerade bei Stören , ferner bei Lop/in/iraiic/iicni, Ostravion, Piganus, Amphisile u. s.w. der Fall ist, und wenn auch letzleres solid entwickelt ist, so trillt man dann auf anderweitige Vorkehrungen zur Verminderung des specifischen Gewichtes. Von diesem Gesichtspunkte aus dürfte auch die Biconcavität der Fiseliwirbel schon an sich nicht über den Flossenbnu der Fische. 819 Die Gattung Spatuliiria zeigt einen einfacheren Flossenbau, alle Straiilen sind näuilich gegliedert und gegen das Ende galielig getheilt. Bei Lepid Ostens sind zwar auch säinmtliche Strahlen geglie- dert und getheilt, jedoch legen sich an den ersten Strahl der Rücken-, After-, Bauch- und Brustflossen und an die beiden Endslrahlen der Caudale der Länge nach paarige spitze Dornen an, die ich nur als Umbildungen der rhombischen Hautschilder anzusehen geneigt bin. Die ganze Medianreihe der Rhondjenschuppen vor der Dorsale weicht nämlich von den übrigen ab und zeigt schon Neigung zum Zerfallen in seitliche Hälften, indem der hintere freie Rand mehr oder minder tief eingebuchtet und oft mit einer mittleren Längsfuiche bezeichnet ist. Diese zu Belegdoruen der Flossenstralilen umgewandelten Haut- schilder dürften auch zur Deutung der scheinbar so A'ereiiizelt daste- henden Bildung der Dorsale bei Polypterus behilllich sein. Ich glaube nämlich auch die flachen und langen Knochenstücke, an welche die gliederstrahligen Flösschen rückwärts wie Fähnchen befestigt sind, nur für umgebildete Schilder der Medianlinie des Rückens ansehen zu dürfen. Für die Ansicht, dass diese knöchernen Träger der Fähnchen oder Flösschen umgebildete Schilder« sind und den eigentlichen Hautgebilden angehören, spricht zunächst der Umstand, dass sie aus derselben mit Email überzogenen Substanz bestehen und dieselben rauhen Linien an der Oberfläche zeigen wie die Rhombenschilder des Rumpfes und die Deckknochen des Kopfes. Ferner gibt sich bei ihnen die gleiche Neigung wie bei den medianen Rückenschildern von Lepidosteus zur Theilung in seitliche Hälften kund, und nicht blos sie selbst enden alle in zwei gabelig auslaufende Spitzen, sondern auch bei den zwischen den einzelnen Flösschen liegenden, nicht umgebildeten Dorsalschildern erkennt man dieselbe Tendenz durch die Einbuchtung ihres hinteren freien Randes. Dass Schuppen und andere knöcherne Hautgebilde sich zur Strahlenform ohne Bedeutung sein, wie nicht minder die Porosität der Wlrbelkorper, jene der Kopf- knochen namentlich zufolge der oft so weifen Hohlräume für das System der Kopf- canäle und der mit diesen zusammenhängende Seltencanal selbst. Auch wäre hier am Platze, auf die Schwimmblase und ihre oft merkwürdigen Fortsätze, auf verschiedene andere Luftsäcke, auf die Mehrzahl der sogenannten Labyrinthe und noch andere auf diesen Zweck zielende Einrichtungen hinzuweisen, doch begnüge ich mich vorläufig mit diesen Andeutungen. Im weiteren Verlaufe meiner Mittheilungen wird sich noch öfter Gelegenheit finden, solche Vorrichtungen, die zur Verminderung des speeifischen Gewichtes der Fische beitragen, zur Sprache zu bringen. 820 K n e r. strecken mul umändern können, davon werden die sot^enannten Pseudostrahlen namentlich an der Basis der beiden Caudallappen liiiiilige Beispiele gehen, und dessgleichen der Knochenslrahl an der Fetlllosse mancher Siluroiden (Hypostomen). — Fasst man nun die knöchernen Strahlen des Polypterus als umgebildete Hautschilder auf, so erklärt sich auch sonder Zwang die Vielflossigkeit desselben. Die lange Dorsale, die unmittelbar rückwärts it) die Schwanzflosse übergeht, muss so viele Unterbrechungen erleiden, als sich umgeliil- dete Hautschilder inzwischen einschieben. Indem diese nun sich in die Länge ziehen und emporrichten, werden sie selbst zu Stützen der Gliederstrahlen, welche in der anhängenden Flossenhaut sich bilden. Ihre Basis erhält zu diesem Behufe ein Gelenk und dadurch werden sie nur noch mehr stachelähnlich. Mittelst dieses Gelenkes stehen sie dann mit den eigentlichen Flossenträgern in Verbindung, welche fast quer liegen und mit den sehr langen, schief nach hinten gerichteten (mit den Wirbeln nicht verwachsenen) Dornfortsätzen nur durch Bindehaut mittelbar zusammenhängen. Die Gliederstrablen der Fähnchen können daher blos an der Rückseite des stachelähn- lichen Schildes einen Stützpunkt finden; aber nicht alle erreichen diesen und man trifft öfters frei in der Flossenhaut steckende Glie- derstrahlen, zum deutlichen Beweise, dass in ihr die eigentlich«' Bildungsstätte der Strahlen liegt. — Der Übergang der Flüsschen zu den gewöhnlichen Gliederstrahlen, welche das Ende der Bücken- und den Anfang der Schwanzflosse bilden , erfolgt dadurch , dass die Gliederstrahlen der Fähnchen sich immer steiler emporrichten, d. h. mehr parallel dem stachelähnlichen Schilde stellen und immer höher über die Spitzen desselben hinausragen. Plötzlich fehlt nun an einem Strahle letzteres gänzlich und es treten nun blos gewölin- iiche Gliederstrahlen auf mit allerdings verdicktem aber alsbald gegliedertem Basaltheile. Diese stehen nun auch selbsl mit wahren Flossenträgern in Gelenkverhindung, welche sich zwischen die Dorn- fortsätze der Schwanzwirbel einschieben *). ') üegt'ii die ol)eii vci^uchte lleiilimg- dürlle der j;e« ii'litij;s(o Miiwiirf si-iii , dass diu sliK'lielähiiliolii'ii Fiiliiielicnträyer iiuf den Flossentriij,ferii aiifsiUeii und zwar millelst Gelenk. Daji;e);en kann aber bemerkt werden , dass anderseits liäufig- bliiuie Klosseii- Iräger rorkoinnien , die mit keint-ni Stialile sich vei-ltindeii, indem gar keine Klo.sse über ilim-n slehi uml sie nur an harte Uautgebilde (Scbildi-r oder Schii|ii)en) anstossen. i'berdifs werden die Flüssen ganz gewöhnlidi von Kurperbaul überkleidel. Die i'ber den Flosseiihaii der Fische. 841 Der Flossenbau von Amia bietet nichts AufTallendes dar; alle Strahlen bestehen aus seitlichen Hälften und sind gegliedert und der Mehrzahl nach gabelig getheilt; die Gliederung beginnt jedoch erst ziemlich hoch über der Basis der Strahlen. Lophobranoliii. Die Seepferde und Meernadeln besitzen meist nur einfache ungetheilte und ungegliederte Strahlen, die gegen das freie obere Ende seitlich compress oder breiter werden, statt in eine Spitze aus- zulaufen, eine Eigenthümlichkeit, die andern einfachen Strahlen durch- schnittlich nicht zukommt; besonders deutlich ist dies bei der Gattung Gaste rotokeus der Fall. Auch die Strahlen der Brusttlossen sind ungegliedert, aber am Ende kurz gabelig getheilt. Bios die echten Syngnathi, welche eine Schwanzflosse besitzen, zeigen in dieser spärlich und langgegliederte Strahlen, welche nur selten sich einfach gabiig theilen. Völlig abweichend von allen Lophobranchiern verhält sich hin- gegen in Betreff der Flossen die Gattung Pegasus. Zunächst schon fallen die Brustflossen durch ihre mächtige Entwickelung und horizon- tale Stellung auf, ausserdem aber durch ihre 9 — 10 steifen schein- baren Stacheln. Die weit zurückstehende Dorsale, die Anal- und Schwanzflosse besitzen fein und zahlreich gegliederte, aber unge- theilte Strahlen; die Bauchflossen bestehen blos aus eineni ziemlich langen, gegliederten und gleichfalls ungetheilten Strahle, der beider- seits mit einem Hautsaume besetzt ist. Fasst man nebst diesen Unter- schieden noch überdies die von allen Lophobranchiern abweichende Bildung und Stellung des Mundes und die über diesen vorragende hornähnliche Verlängerung der Schnauze in's Auge, so fühlt man sich unwillkürlich versucht, diese Gattung von den Lophobranchiern, trotz ihrer büschelförmigen Kiemen auszuscheiden. Professor Steenstrup sprach sich auch bei Gelegenheit seines vorjährigen Besuches in strahlen bilden sich zwischen den Platten derselben, und häufig lagern sich zugleich Schuppen. Stacheln und derlei feste Hautgebilde vor und an ihnen ab. — Sollte meine Ansicht über die Flossenbildung von Polypterus richtig sein, so läge hier der Fall einer eigenthüuilichen Umbildung von Hartgebilden der Haut vor, die in den Bereich der Flossen einbezogen werden. Welche Umgestaltung aber anderseits auch Flossen erleiden können, davon gibt die Kopfplatte von Echeneis ein Beispiel, die doch derzeit allgemein als eine umgebildete Dorsale angesehen wird. Sit/.b. d. mathem.-naturw. Cl. XLI. Bd. Nr. 20. 57 822 K II e r. Wien gegen mich in diesem Sinne aus und meinte, sie sei am besten den Cottoiden einzureihen, bei denen sie dann zunächst der Gattung Aspidophorus ihren Phitz fände. Ich enthalte mich vorläufig meine Ansicht hierüber auszusprechen, da sich in der Folge dazu noch Gelegenheit ergeben wird, und wende mich hier nur noch zur nähern Betrachtung des Baues der Brustflossen. — Das Auftreten von Stacheln im Bereiche der Brustflossen wäre an sich so befremdend, dass sich im Voraus vermuthen Hess, es seien hier nur scheinbar solche vorhanden. Und in der That machen sie auch keine Ausnahme von der allgemeinen Regel, denn sie erweisen sich bei genauer Unter- suchung als gegliederte Strahlen; die Gliederung tritt aber erst gegen die Spitzen auf, und nur bei den zwei mittleren und stärksten vermag ich gar keine wahrzunehmen. Steenstrup glaubte sie zwar auch an diesen zu sehen, doch konnte ich mich nicht davon überzeugen. Allerdings hat es den Anschein, als sei das Innere dieser Strahlen bereits in Glieder abgesetzt, die Gliederung aber noch keine durchgreifende und werde somit nur vorbereitet; es kann jedoch auch blos auf optischer Täuschung beruhen. Sei dem wie immer, so viel steht fest, dass diese Strahlen den gegliederten beizuzählen sind und dass sie sich nur durch vorherrschende Länge des Basal- theiles (der fast bei allen Gliederstrahlen ein mehr oder minder langes ungegliedertes Stück darstellt) von den nachbarlichen und unzweifelhaften Gliederstrahlen unterscheiden. Es ist diese Modi- fication offenbar für den speciellen Gebrauch berechnet, den diese Fische von ihren Brustflossen machen, und sie wiederholt sich in sehr ähnlicher Weise nochmals bei einem Pediculafen, nämlich der Gattung Malthea. Plectognatliie Unter allen Haftkiefern dürfte die Gattung Orthagoriscus den tiefsten Rang einnehmen, und es kann daher nicht befremden, dass dies auch bezüglich der Flossenbildung der Fall ist. Die Strah- len zeigen keine Spur von Gliederung, nur die letzten der Rücken- nnd Afterflosse mehrfach gabelige Theilung, aber auch in ungeglie- derte Zweige. — Bei Balistes nnä Pyrodon besteht die erste Dorsale aus ungegliederten, einfachen (knöchernen) Strahlen, die ihre Zusammensetzung aus seitlichen Hälften deutlich erkennen lassen, namentlich an dem ersten und dicksten Strahle, der an seiner Hinter- über den Flossenbau der Fische. 823 Seite der ganzen Länge nach von einer tiefen Furche oder Rinne durchzogen ist, so dass die beiden Hälften nur vorne in fester Ver- bindung stehen. Die zweite Rücken-, die After- und Schwanzdosse, wie auch die Rrustflossen enthalten nur gegliederte und meist mehr- fach dichotomisch getheilte Strahlen , die aber in ähnlicher Weise compress enden, wie bei Lophobranchicrn. Rauchflossen sind vor- handen, doch scheint nur eine da zu sein, da sie einander derart genähert sind, dass die vorderen dicken Knochenstrahlen wirklich nur einen einfachen Strahl vorstellen, dessen gabiig getheilte Spitze und Hinterseite aber deutlich die Verwachsung aus zwei Strahlen erkennen lässt. Die folgenden Strahlen sind einfach ungegliedert, steif und stachelähnlich, aber völlig gesondert und stehen paarweise hinter einander. Das Auftreten blos ungegliederter, stachelähnlicher Strahlen in den Rauchflossen könnte allerdings befremden und als Ausnahmsfall erscheinen, doch dürfte es gerade geeignet sein, das Verständniss der nicht minder auffallenden Rildung der Rauchflossen hei Aer Gvittnng Amphaca}ithus zu erleichtern, die doch, wie die Folge zeigen wird, ein echter Stachelflosser (und zwar heteracanth) ist. — Die Gattung Aluteres besitzt ungetheilte, gegliederte Strahlen in der zweiten Rücken-, der After- und den Rrustflossen, doch ist die Gliederung äusserst fein und sparsam , so dass sie auch leicht übersehen werden kann, und in den ersten Strahlen der genannten Flossen bereitet sie sich in der That erst allmählich vor; blos die Caudale zeigt deutlich, vielfach gegliederte und gabiig getheilte Strahlen. — Rei Triacanthus verhält sich die erste Dorsale wie bei Balistes, alle übrigen Flossen besitzen gegliederte Strahlen; die Rauchflossen sind gesondert , jede aber besteht nur aus einem ein- zigen stachelähnlichen Strahl , der jenem der Dorsale gleicht. Die seitlichen Hälften dieser Strahlen geben sich aufs deutlichste kund, indem vom Gelenke bis zur Spitze eine mehr minder tiefe Trennungs- furche oder Rinne vorhanden ist, und das sperrbare Gelenk selbst wie eine Rolle in der Mitte tief concav erscheint. 3Ionacantkus hat statt einer mehrstrahligen ersten Rückenflosse nur einen ähnlich gebil- deten Pseudostachel und einen ventralen, der aber aus der Ver- schmelzung der beiden verkümmerten Rauchflossen hervorzugehen scheint; die übrigen Flossen haben gegliederte Strahlen und zwar die zweite Rücken- und die Afterflosse ungetheilte, die Caudale gabiig getheilte. Ostracion besitzt an allen Flossen blos gegliederte und 094 K II e r. Über den Flosseiibaii der Fische. getheilte Strahlen; Bauchtlossen fehlen. Die Dorsale wird durch lange hohle Flossenträger gestützt, die sich zwischen die drei sehr schief nach hinten geneigten langen Dornfortsätze einschieben (also bei Ost. quadricornis) ; die Anale steht mit einem Bündel strahlig auslaufender Flossenträger in Verbindung, die aber frei enden, da untere Dornfdrtsätze an den entsprechenden Bauchwirbeln fehlen. — Die Gymnodonten {Diodon, Tetrodon u. s. w.), die der Bauch- flossen ebenfalls gänzlich ermangeln, zeigen gleich der vorigen Gattung in allen Flossen nur gegliederte und getheilte Strahlen. Sc lirö t ter. Über die clieiii. Beschaffenheit eiiiifjer Producte aus a so im Mittel 116 -ob. 116-26 Pct. ) Da nun aus don frülioren ßestiinmimgen in diesen schwefel- sauren Salzen enthalten ist Schwefelsaure Magnesia I"fl25 Schwefelsaures Kali 0-370 Scliwefelsaurer Kiilk 8-777 also zusammen 11 -072, so heträgt die Menge des schwefelsanren Natrons 105-588, welchen 34-205 Natrium entsprechen. Die entfernteren Bestandtheile des Pfanuensteins sind also : Chlor 49-190 Schwefelsaure 10-490 j 0-17 Siliwefelsüure Schwefelsaures Kali . , 0-3/0 \ { OiO Kall _^r, j 5-163 Schwefelsäure Scliwefelsaurer Kalk . . 8-/// i o r.^ r i- n ( 3-614 Kalk Magnium 0-385 bedürfen 1139 Chlor Natrium 34-205 Für das Natrium bleiben 48-051 Chlor, nachdem von der ganzen Menge desselben die an das Magnium gebundene abgezogen wurde. Diese Menge Chlor gibt mit 31-150 Natrium 79-182 Chlor- natrium. Es bleiben also noch 3 055 Natrium, welche 9-430G schwefelsaures Natron entsprechen. Diese enthalten 5 -310 Schwefelsäure, was mit der direct gefundenen Menge der Schwefel- säure in Übereinstimmung ist. Die Zusammensetzung des Pfannensteines ist somit: oder wasserfrei Cliloinalrium 79-182 79-754 Pct. Chlorinagnium 1-524 1-535 „ Schwefelsaures Kali 0-370 0-371 „ Schwefelsaures Natron .... 9-431 9-499 „ Schwefelsaurer Kalk 8-777 8-841 „ Wasser 0-430 99 714 IV. Das Sodsalz der Soole (Ä) ontersacht von Herrn E. Teirich. Dieses Salz enthält, wie es im Mandel vorkömmt, im Mittel 1-74 Pct. Wasser und hinterlässt heim Auflösen 0-226 Pct. eines weissen Rückstandes, der aus Magnesia, Gyps, kohlensaurem Kalk, Eisenoxyd und etwas Sand besteht. 834 S c h r ö t t e r. Die Bestimmung der obigen Substanzen gab folgende Resultate: 1177 ) Scliwefelsiiure , „„„ / Millil l-'iOS I'iocent 1 • ÖOi) ) .>.i 58-486 ) Soliwcfi'lsaiii-er Kalk \'t^.\ \ „ 0-614 ü'aOÜ ; 0 168 ^ 0-217 I 0-192 Zur Bestimmung des Natrons wurde das Salz mit Schwefel- säure behandelt und 11908 Pet. schwefelsaure Salze erhalten- Hiervon die Summe der schwefelsauren Salze, des Kalkes Und der Magnesia mit 1-574 abgezogen gibt 1 17-506 für das schwefelsaure Natron, dem 38-065 Natrium entsprechen. Auf das Kali wird weiter keine Rücksicht genommen, da es nur als Spur in der V^er- binduug enthalten ist; ebenso wenig auf das Brom, dessen Gegenwart im Sudsalze überhaupt nicht nachgewiesen werden konnte. Da das '^^..gniiim 0-5697 Chlor braucht um damit 0-762 Chlormagnium zu geben, so bleiben für das Natrium noch 57-8003 Chlor, welche von crsterem 37 -448 bedürfen um damit 95-248 Chlornatrium zu geben. Die 0907 Schwefelsäure, welche noch für das Natrium übrig bleiber), bedürfen aber 0-521 5 Natrium um damit 1-6098 schwefel- saures Natron zugeben, es berechnet sich hieraus somit die Gesammtmenge des Natriums auf 37-9695, was mit der gefundenen Menge genau zusammenstimmt. Das llalstätter Sudsalz enthält demnach: Cliloriiatnum 9ä-248 96-74 Pct. Chlormagnium 0-762 0-77 Scliwofclsaures Natron 1-610 163 Schwefelsaurer Kalk 0614 0-63 Wasser 1-740 Unlöslicher Hücksland ii. Spuren von Kaii und Eisen 0-226 0-23 lUO-200 V. Die Soolc aus der Joliann Itlichaol Teiton-Mohre mit conlinulrllchep Wässerung von Ucrrn K. Tel rieh. Die Soole hat eine Dichte von 1-208 bei 17° C. Sic hinterlässt 27-226 Pct. fixe Bestandtheile und gibt mit Schwefelsäure behan- delt 32-2 Pct. wasserfreie schwefelsaure Salze. über die clieiii. Besehaireiilieit eiiii;,'er Proiiiicte a. .1. Saline m Hulstalt. 835 Die Beslinimmig der Bestaiidtheile gab folgende Resultate: Schwefelsaure . . . ü"78 ^' /l I Mittel 0-85 Pct. Brom 0014^ Chlor iD-786( 15-8Ii4f " *^"^~*^ Schwefelsaures Kali . 0-233 ^ 0-272 [ „ 0235 (»•199 5 MiiLniium 0-184 0-184) 0-169) 0-i76 „ Das Kali , mittelst Kaliumplatinchlorid bestimmt , betrug (»•178 Pct. entsprechend 0-329 schwefelsaurem Kali. Zieht man zur Berechnung des Natrongehaltes von den 32-2 Pct. der sämmtlichen schwefelsauren Salze, welche die Soole gibt, die folgenden Mengen der entsprechenden Salze ab, nämlich an; Scliwefelsaureiii Kali 0-329 Kalk 0-235 Schwefelsaurer Magnesia 0*880 Zusaiiiinen . . 1 -444 SO bleiben 30-7S6 schwefelsaures Natron übrig, welchen 9-063 Natrium entsprechen. Die 0-018 Brom geben 0 021 Brommagnium; es bleiben daher für das Chlor noch 0-173 Pct. Magnium, welche mit 0-512 Chlor 0-G85 Chlormagnium geben. Die noch bleibenden 15-308 Chlor geben mit 9-918 Natrium 25 -220 Pct. Chlor na tr in m. Das Kali und der Kalk verbrauchen ZAisammen 0- 151 -f ^' I«^8 = 0-289 Schwefelsäure; es bleiben daher 0-561 Schwefelsäure, die mit 0-045 Natrium 0*139 schwefelsaures Natron geben. Die noch übrigbleibende Schwefelsäure, nämlich 0-483 Pct., bedarf aber 0*374 Natron, so dass also um 0-278 Natrium, entsprechend 0-857 schwefelsaures Natron, zu wenig gefunden würden, welches bei der folgenden Zusammenstellung hinzugefügt ist. 100 Theile Soole aus der Veiten -Wehre enthalten somit; §36 Sehr Otter. Chlornatrium 25-226 Pct. Clilormagniuni 0-685 „ Brominaj^nimn 0-021 „ Schwefelsaures Kali 0-329 „ Schwefelsaures Nation 0-996 „ Schwefelsajiren Kalk 0-23S ,. 27-492 Pct. Wasser 72-508 „ Die in der Soole t^elöste Sal/inasse enthält demnach als wasser- frei berechnet: Chlornatrium 91 -76 Pct. Chlorma^iiium 2-49 „ Bromniafirniuni 0-08 „ Schwefelsaures Kali 1-20 „ Schwefelsaures Natron 3-62 „ Schwefelsauren Kalk 0-85 „ VI. Die Soole aas der Schlahammer Wehre von Herrn J. Forstner, Lehranitseandidaten. Diese Soole enthält 27-02 Pct. fixe Bestandtheile und gibt, mit Schwefelsäure behandelt, 32-103 Pct. schwefelsaure Salze. Die Dichte dieser Soole sowie ihr Gehalt an Brom und Kali konnten nicht bestimmt werden, da der hierzu nöthige Vorrath derselben durch Zerbrechen des Gefässes verloren ging. Da jedoch die Haupt- bestandtheile bereits ermittelt waren , woraus sich ergab, dass der Gehalt an Kali und Brom jedenfalls nur gering ist, so mögen die wenn auch unvollständigen Resultate der Untersuchung dennoch hier einen Platz finden. — Es wurde erhalten: Schwefelsäure . . . 0-462 Pct. Chlor 16-430 „ Schwefelsaurer Kalk. 0-289 „ enthaltend 0-17 Schwefelsäure. Magnium 0-170 „ Nimmt man an, dass diese Soole ebenso viel Broni und Kalium enthält als die vorige, nämlich 0-018 von ersterem und 0-178 von letzterem, so bleiben für das Chlor 0-167 Magnium, um 0-661 Chlormagnium zu bilden. Für das Kali bleiben 0*292 Schwefel- säure, die den 0-637 schwefelsauren Kali entsprechen würden. Die über die ehem. Beschaffenheit einiger Producte a. d. Saline zu Haistatt. 837 i6'43 Pct. Clilop bilden 27-075 Chlornatrium; diesem entsprechen aber 32-860 schwefelsaures Natron, was mit der gefundenen Total- menge der Sulfate nämlich 32-013, wenn man davon 0-92G Pct. als auf das berechnete schwelelsaure Kali und den gefundenen schwefelsauren Kalk abzieht, genügend übereinstimmt. Die Zusammensetzung der Soole aus der Schlahammer Wehre ist demnach folgende: Chloi-natrium 27-075 Clilormagnium 0-661 Brommagniiim 0-021 Schwefelsaures Kali 0-637 Schwefelsaurer Kalk 0-289 28-683 Daher in 100 Theilen : Chlornatriuin 94-39 Chlormagnium 2-30 Brommagnium 0-07 Scliwefelsaures Kali 2-'22 Schwefelsaurer Kalk 1-02 Die noch fehlenden Bestimmungen werden bei einer andern Gelegenheit nachgetragen werden. Die Resultate der hier mitgetheilten Untersuchungen stimmen mit den aus dem Betrieb sich ergebenden sehr gut überein. Be- rechnet man nämlich aas der Zusammensetzung der Soole (J) und aus der des Sudsalzes die Menge von letzterem welche aus 100 Theilen der Soole [Ä) erhalten werden können, so findet man 26-39 Theile. Die im Grossen gefundenen Zahlen schwanken zwischen 23-73 und 26-7S. Sehr auffallend ist die bedeutende Menge von Brom in den Soolen des Halstätter Salzberges bei fast gänzlicher Abwesenheit von Jod. Es wurden sowohl von mir selbst als auch von Heirn Weselsky eine Reihe von Versuchen mit Beobachtung aller Vorsichten zur Aufliiidung dieses Körpers in der Bergsoole an- gestellt, immer aber mit einem negativen Resultate. Um über diesen Punkt ganz sicher zu sein, wurde der Soole 0 '001)001 Pct. Jod- 838 S c h r ö t t e r. Über ven door het Koninklijk Neder- landsch Meteorologisch Instituut. 1858. Utrecht, 1859; 4o- Mi ttheil ungen der k. k. gcogra[)his('hen (Gesellschaft. III. Jahrgang, 1859, 3'. Heft. Wien,' 1859: 8"- iler tMiig-1'gaiif.'eiieii Diiioksclirirteii. cS4»i Mitt hei 1 ungeii aus Jiistus Perthes' geograpliischei- Anstalt. 1860. Nr. V, VI. Gotha; 4»- Moesta, Dr. Carlos Guill'*' Observaciones astronömieas hechas en el ohservatorio nacioiial de Santiago de Chile, en los aiios de 18Ö3, 1854 i 1855. Tomo I. Sanl^iago de Chile, 1859; 4o- Mühry, A., Allgemeine geographisclie Meteorologie oder Versuch einer übersichtlichen Darlegung des Systems der Erd - Meteora- tion in ihrer klimatischen Bedeutung. Mit 4 Karten und 4 Holz- schnitten. Leipzig und Heidelberg, 18G0; 8"- Napoli, RalFaele, Sommario storico critico dei progressi delia chimica uel periodo diquesto secolo. Memoria. Napoli, 18G0; 8"- Pietruski, Stau. Const. Ritter v. , Historya naturalna i hodowla ptakow Z'.ibawnych i uzytecznych. Krakow, 1800; 8"" Pollichia. Ein naturwissenschaftlicher Verein der Rheinpfalz, XVI. und XVH. Jahresbericht. Herausgegeben von dem Aus- schusse des Vereins. Neustadt a. H. 1859; 8"- Prospectus, Results of a scientific mission to India and High Asia, by Hermann, Adolphe and Robert de Seh la gintweit. Pu- blished hv F. A. Brockhaus, Leipzig. — London, Trübner et Comp. 1860; 4«- Reichsanstalt, k. k. geologische, Jahrbuch, 1859. X.Jahrgang. Wien, 1859; 8o- — Sitzung am 17. und 24. April 1860; S"- Reslhuber, P. Auguslin, Resultate aus den im Jahre 1859 auf der Sternwarte zu Kremsmüiister angestellten meteorologischen Beobachtungen. Linz, 1860; 8o- Royal geographical Society of London , Proceedings ofthe — . Vol. IV. Nr. II. London, 1860; 8o- Schlesische Gesellschafi für vaterländische Cultur. 36. Jahres- bericht für 1858. Breslau; 4o' Schultz, Conunentationes botanicae. (Seorsum exscriptum e XVI. et XVII. libro annalium Pollichiae.) Neapoli Nemetum, 1859; S"- Sichel, J. , De la classe des Hymenopteres. (Extrait du nouveau guide de Pamateur d' insectes.) Paris, 1859; 8ö- — IHHO- KPATOrS HEPI 0^^102. — Hippocrate de la vision. (Extrait du tome IX des oeuvres d' Hippocrate de M. E. Littre.) Paris 1860; 80- Societe Imperiale des naturalistes de Moscou. Nouveaux Memoires Tome XIII. Livraison I. Avec 3 planches. Moscou, 1860; 4»- — Bulletin. Annee 1860. Nr. I. Avec 8 planches. Moscou, 1860 ; 8o- — de biologie, Comptes rendus des seanees et Memoires. Tome V. de la 2'"« serie. Annee 1858. Paris, 1859; 8"- — litteraire de 1' Universite catholique de Louvain. Choix de Memoires. VII. Bruxelies et Louvain , 1857; 8"- — Philoinatliiqwe do Paris. Extraits des proces-verbaux des seanc pendant Pannee 1859. Paris, 1859; 8"- 39* §;^j^ Vorzeicliniss der eiiigegang-enen Dnicksehrifteii. Verein, naturhistorisch- medizinischer zu Heidelberg, Verhand- lungen. Band H, Heft I. Heidelberg; S"- — nalurforscliender zu Riga. Corresjtondenzbhitt, redig. von E. L. Seezen. XI. Jahrgang. Riga, 18ö9; S"' — naturbistorischer, der preussischen Rheinlande und Weslphalens. Verhandlungen. Herausgegeben von Prof. Dr. C. 0. Weber. XVI. Jahrgang. I. und H. Heft. Bonn, 1859; 8«- Vierteljahrschrift für wissenschaftliche Veteriiiärkunde. Heraus- gegeben von den Mitgliedern des Wiener k. k. Thierarznei- Institutes, redigirt von Prof. Dr. Müller und Prof. Dr. Roll. XIV. Rd., 1. Hft. Wien, 1860; 8»- Wiener medizinische Wochenschrift, red. von Dr. Wittelshöfer. Jahrgang X, Nr. 17 — 28. Wien, 1860; 4o- — Sternwarte k. k., Annalen. Dritter Folge IX. Rand. Jahrgang 18o9. Wien, 1860; 8»- — Meteorologische Reobachtungen von 1775—1855. I. Rand. 1775—1796. Wien, 1860; 8o- Würzburger medizinische Zeitschrift. Herausgegeben von der physikalisch -medizinischen Gesellschaft, redig. von H. Ram- berger, J. Fo erster, v. Scanzoni. Rand I. Heft I. Mit 1 Tafel. Würzburg, 1860; 80- — Naturwissenschaftliche Zeitschrift. Herausgegeben von der physikalisch -medizinischen Gesellschaft, redig. von H. Müller. A. Schenk, R. Wagner. Rand I. Heft I. Mit 4 lithogr. Tafeln. Würzburg, 1860; So- Zeitschrift für Chemie und Pharmacio. Correspondenzblatt, Archiv und kritisches Journal für Chemie, Pharmacie und die verwandten Disciplinen, herausgegeben von Dr. E. Erlenmeyer und G. Lewinstein in Heidelberg. III. Jahrgang, Heft V, IX, XI — XIH. Erlangen, 1860; 8o- — für die gesammten Naturwissenschaften. Herausgegeben von dem naturwissenschaftlichen Vereine für Sachsen und Thüringen in Halle. Jahrgang 1859. 13. Rand, mit 1 Tafel; 14. Rand, mit 4 Tafeln. Rerlin, 1859; 8"- — des österreichischen Ingenieur-Vereins, red. von Dr. Jos. Herr. Jahrgang XU. Heft 3 — 6. Wien. 1860; 4o- Zillner, Dr. F. V., Über Idiotie mit besonderer Rücksicht auf das Stadtgebiet Salzburg. Mit 10 Steindiucklafeln. (Abgedrucktim XXVII. Bande der Verhandlungen der Kais. Leop. Karol. Akademie.) 1860; 4"- ßcrichtisunscn. Seife 414, Zeile 26 statt „Beschreihung heisst" lese : „Beschreihunjj Brauei's heisst«. „ 414, „ 29 „ Fig. 24 lese: Fig. 26. „ 421, „ 11, 14 und 26 statt (m) lese: (m'). „ 429, „ 11 statt „der" lese: „welchem." „ 431, „ l „ d „ d'. „431, „ 10 „ (d) „ (a). „ 431, „ 18 „ « „ /?. „ 432, „ 24 „ (ß) „ (r). „ 432, „ 30 „ (d,d) „ (d, S). „ 437, „ 16 und 17 soll es statt: „die folgende Sonderheiten darbieten. Das vorderste von diesen" heissen : „die weiter unten näher beschrieben werden. Das vorderste Trachealganglion". „ 438, Zeile 1 statt „verästigten" lese: „unverästigten". 7 und 8 statt „in einer hyalinen Grundlage" lese : „im Sehfelde". 30 statt (Fig. 17 a' und Fig. 18 d) blos: (Fig 16 a). (i, b) lese: (6, r). (Fig. 2, 3, 9) lese: (Fig. 3, 4, 9, 10). „Sie" lese: „Ganglien." „dass sich" lese: „dass." d' lese : d. „Der Nutzen dieser mag" lese: „Diese mögen" „diastolischen" lese: „systolischen." „feinen" lese: „freien." „Gewiss ist es nicht" lese: „Gewiss ist es wohl." Fig. 18 ist der Buchstabe d überflüssig. 441, , , 7 u 441, , , 30 443, ., , 23 448, , 4 448, , , 31 449, 2 433, , , 16 437, , , 36 489, , 1 566. , , 11 747. , , 19 illiri'sirht der VVittcriinä; im Jahre 1858. Boobacliliiri^surl. lliUlcrer »uiisl- ilnick Nieiicr- Dculiarblriiigsorlc. {NafhilerniilllereiiTen peratur geoi-diiet.J .Mittlere Tempera tu Adniont . Afjram . . Allhofcn . Aussce f Alt- Aussee (Markt) Bodenb»cli Bolzen . . Brunn . . Cilli . . . Curzohi . Czaslaii . Czernowitz Debrcczin utsehbrod Frouenberi» . Gaslein (liad) Gastein (Hof-) Gran .... Gratz ... Greslcu . . Hermanns tadt St. Jakob Giirk) St. Jakob (■■" >■' sie ... Innichen . . St. Johann . Kaschau . . Kesmark . . Kirchdorf Klagenfurt . Koniorn . . Krakau . . . Kreinsier . . Kremsmünsler Kronstadt . . libach . ■ Lemberg . . Leiitsehan Linz .... Lüllinf; . . . Luino . . . Sl. MaRdalena Mailand . . Marienberg . t- 4-64 8-20 S-29 4'98 SOG 5-92 9-41 6-27 6-44 12-91 5-78 512 7-27 4-61 S-84 4-04 4-38 7-48 6-60 .SlO S-24 4-64 4-55 5-71 3-4."> ä-lö 6-63 3-76 S-04 6-91 4-86 ii-27 4-)ll 6-24 5S7 4-90 K-85 4-87 8-07 S-O.'i 9-07 4-47 6') 20°fi 23-2 22-3 21-2 22-0 23-2 2C-7 25-2 23-1 242 24-6 24-6 27-4 23-0 2fi-4 19-6 21-8 27-3 25-3 235 23-8 19-7 20-4 2(!-2 210 22-0 24 '2 21-8 2.3-8 2S-6 21 0 21-9 2ä-8 23-8 22-3 23-4 18-8 23 -0 2i-0 2fi-8 19-2 30-1 19-2 8-1 29-1 19 -2 91 25-2 24-2 30-1 3(1-1 23-2 24-2 19-2 4-3 30-1 11-1 19-2 13-2 31-1 2(i-l 8-1 23-11 30-1 30-1 24-2 29- 1 26-1 27 1 19-2 19-2 23-2 10-11 1-2 9-1 31-1 5-1 10-1 28-1 30-1 24-2 11-1 23- 1 312"'9d 332-04 310-14 301-33 311-46 332- (56 32fi-94 329 33 328-89 337-30 327-68 327-54 332-72 322-19 322-71 303-83 334-04 323-02 322-28 321-63 300-78 328-87 292-59 311-59 329-13 313-53 319-71 320-36 329-14 323-04 313-77 326-36 3'26-7l 323-17 295-28 329 88 1-1 7-1 7-1 16-8 1-1 26-1 11 6-1 7-1 6-1 23-1 4-1 7-1 29-1 25-1 22-3 7-1 17 12 25-1 6-1 1-1 4-1 11 231 12-2 7-1 1-1 7-1 29-1 1-1 30 1 317'''77 339-24 315-13 306-90 317-98 339-97 333-15 336-42 336-25 342-93 334-30 336-47 340-85 327-04 328-43 308-03 341-97 328-64 328-24 328-97 307-22 337-04 299-55 316-89 334-93 320-13 3'i6-60 327-15 336-92 329-46 321-81 333-30 335-58 329-35 300-21 335-78 310-56 338-57 -3 301"'. -3 319-' -3 •298- •3 290-1 -2 299-1 -3 319- -3 315 : •3 318- -3 310- -3 323 ■< -3 3I5-' •3 314-- •3 320 -' -3 310-' -3 311-^ -3 294- -3 322- 3 311- -3 311- -3 308- -3 290- -3 317- -3 280- -3 300- -3 317- •3 301- -3 310- -3 308- -3 318- 3 312- -3 304- -3 314- -3 314- .-3 312- -3 283- r-3 318 ■-3 293 -3 320- 2-87 3-60 2 -60 2-77 2-81 2-76 2-85 2-50 3-22 3-04 3-02 2-87 2-61 301 2-40 2-99 3-14 2-94 3-12 3-06 2-97 3-33 3-09 2-83 3-63 30 ''22 31-67 24-23 73-33 40-37 21-36 •22 -79 12 12 37-21 13-41 13-97 16-82 17 -'22 17-61 31-27 15-72 13-10 31-34 39-28 22-44 34-13 42-30 17-68 26-54 43-53 16 17 19-18 39-60 28-47 11-46 16-14 37-66 •22-98 43-58 •24-07 13-86 24-34 •29-49 36-43 36-45 •27-70 NW. NO. NO. W. 0. \V. NW. NO. SO. NW. NO. SW. 0. so. NW. SW. N. N. SW. NW. S. NO. NW. . NW. NO. NW. SO. W. W. 0. N.' NO. 0. NO. NW. NW. NW. NW. W. 0. NO. SW. w. NW. W. W. W. NO. NO. SSO. Valona . . Curzola . Kagusa . . Triest . . Trient . . Venedig . Villa Carlotti Botzcn . . Mailand . Szegedin . Agrani . . Ofen . . . Luino . . Gran . . Pressburg Debreczin Tirnau . Neutra . \yiencr-Ne Odenburg Martinsber Wien Komorn Salzburg Prag . . Kaschau Gratz . Neustadt! Zavalje . Melk . . Cilli . . Laibach Troppau Bodenbach Mediasch Pilsen . Linz . . Frauenber Czaslau Jaslo . Schiissburg Lenibcrg Sehössl Oberschützcti 12-91 12-89 11-20 10-57 9-97 9-53 9-41 9-07 8-82 8-20 8-11 8-07 7-48 7-28 7-27 7-14 7-12 7-03 7-01 6-94 6-93 6-91 6-89 6-66 6-63 6-BO 6-51 6-31 6-45 6-44 6 -'27 6 -'24 6-08 5-92 5-92 3-88 3-85 5-84 5-78 3-71 5-61 5-57 5-52 3-32 1) Bei den Tajen der Exlrciiie licileiitoii die De. Sitzb. d. malhero.-naturw. Cl. XLI. üil. Nr. 20, ISCO. i bersicht der Witterung im Jahre IS58. Jlilllere Mn ximum Mi iiiium Ma i,na,„ Mii iinuiii Mittlerer Niedcr- Beobachlungsorl. Mittlere Bi'oliachliiiigsorl. Tempe- ratur Mittlerer Luftdruek Duiist- 8t-hlag Herrscheii- Jer Wind (NaoliilerniilllermTcm- Temperatur Rvaumur Tag Teni|i. T.1S Tfmp. T»K Lnf'lJnTck Tag Ltiflrlnick «Irut'k in Z»llci. [lerulur Kfordliel.) """"■"' Miirlinslx'is . . . . r 6-94 17 -fi 23-7 2S-2 — 10-4 32(>"'ti4 25-1 333"'3Ü 7-3 31K-'49 2"93 14-31 W. li/,cszow r5°31 Mediasch . ä-92 28-7 27-0 24-2 -22-3 326 -61 6-1 334-40 7-3 313-83 — 23-42 0. Sehemnilz 5-51 Weik .... 6-45 17-6 24-0 311 —12-9 328-44 7-1 334-82 7-3 317-36 3-11 •23-32 w. Obcrvellacli . 3-42 Neustadll 6 51 16-6 24-2 14-2 — 18-G 330-99 7-1 337-62 3-5 323-60 _ — — S-Hchsenburg . 3-40 Neutra . . . 7-12 28 7 23-0 12 2 - 7-3 331-72 7-1 339-12 7-3 320-41 3-24 13-61 WNW. Willen . . . 5-38 Oberseliützen S S2 18-7 23-3 24 2 - 16-8 323-88 j ; ; 329-88 7-3 312-32 — — _ Wallendort . 3-32 übervellaeli . 5-42 IS'6 24-2 81 — 21'0 — _ _ — — — 33-44 N Allbofen . . 3-29 Obirl. . . . 3-92 _ — — — — — — — — — — N. Kirelidorf . . 5-•^9 Obirlll. . . 1-04 — — — — — — — — — — — N. St. Paul . . . 5-28 Oderberg . . 5-22 13-6 24 0 19-2 -20 7 330-93 231 337-84 7-3 319-72 — 19-96 SW. Kremsmiinster 5- -27 Odenburg . . 7-01 17-6 24 0 26-2 — 18 0 329-76 7-1 336-23 7-3 319-43 _ — NW. SO. Hermannstadt 5 -24 Ofen .... 811 28-7 27 3 14-2 -14 2 334-02 6-1 341-73 — — 3-48 18-55 SSO. W. Oderberg . . 3-22 St. Paul . . 5-2S 18-6 22 6 0 ■ ' 21 0 320-47 7-1 327 -.38 7 3 308-25 2-91 23-80 S. Platt ... 5-19 St. Peter . . 3-52 1 i '■ B 18 4 19-2 —13 2 291-12 11 296-02 7-3 279-60 — 67-96 W. Rosenau . . 519 Pilsen . . . ä-88 17-6 23 4 30-1 —13 2 323-89 23-1 332-50 6-3 313-77 — w. St. Jobann . 5-13 Platt .... 5-19 ! S ■' ' 14 8 SSM - 9 1 294-35 11 299-00 7-3 283-65 42-38 WNW.S. Weissbriacb . 513 Prag .... 6ÜÜ 18-« 23 5 19'2 -13 7 330-15 23-1 337-34 7-3 318-24 3-00 14-60 w. Czernowitz . 5-12 Prcssburg . . 7-28 16-6 2ö 0 27-2 —13 6 332-35 26-1 339-08 7-3 321-04 3-05 13-50 NO. W. Gre.i.ten . . . 5 10 Raggaberg . 1-88 18-6 13 7 19-2 —16 0 — _ — — — — — W. Relchenau . . 3-07 Ragusa . . . 12-89 27-7 23 6 30- 1 — 3 5 333-04 30-1 341-00 6-3 323-64 — 98-82 SO. Aussee ( Harkt) 5-06 Rwchenau 5-07 — — 29 1 —23 0 314-34 23-1 320-46 6-3 303-83 — 11-00 0. St. Magdalena 3-Oä Rosenau . . 519 22 '7 24 1 24 2 -13 0 323 - 82 25-1 332-45 7-3 313-47 2-60 21-13 NNO. Klagcnfurt . 504 Rzeszow . . S-Öl 22-7 26 0 3-3 —21 0 329-74 25-1 336-38 7 3 318-27 _ 13-92 WSW. Leulschau 4-90 Sachsenburg. 5-40 15-6 24 5 8-1 -20 6 316-47 8-1 322-83 7-3 303-34 _ 42 37 w. Lölling . . . 4-87 Saifnitz . . 4-59 1 Vt 21 0 8-1 -18 6 — _ — 39-97 W. 0. Krakau . . . 4-86 Salzburg . . 6-89 14-6 22 6 28-1 -12 2 320-84 11 326-70 6-3 309-91 3-27 42-97 NW. Traulenau . 4-84 Scbässburg . 5'61 1 0 '. - 24 4 24-2 —22 0 322-89 7-1 330-53 7-3 310-91 3-02 20-47 N. 0. Steinpichel . 4-77 Scheniriltz 5-51 28-7 21 7 4-1 -10 6 314-87 26-1 319-89 7-3 303-59 17-57 NW. Admont . . 4-64 Sebössl . . 5-52 18-6 24 6 23-2 -20 2 323 - 53 25-1 332-16 6-3 313-40 2-74 14-64 WNW St. Jakob (fiur 0 4-64 Senftenberg . 3-64 17 6 22 5 19-2 — 19 6 321-25 23-1 327-58 6-3 309-60 2-82 20-64 W. Deutschbrod . 4-61 Steinpichel . 4-77 17-6 18 8 192 -11 6 _ _ — — _ — — Saifnitz . . . 4-59 Szegedin . . 8-82 28-7 29 4 14-2 -15 2 334-48 23-1 341-42 — — — 13-68 NNO.SW. St. Jakob d» ■-... j . 4-35 Tiriiau . . . 7-14 7-7 23 8 23-2 —16 0 332-95 26 1 339-39 7-3 320-89 3-12 11-95 N. Marienberg . 4-47 Traulenau . 4-84 — - 19-2 —20 5 319 43 7-1 326-10 6-3 307-81 22-13 NO. Gastein (Hol-) 4-38 Trient . . . 10S7 19-7 27 1 27 1 — 8 0 330-54 30-1 337-26 7-3 318-94 — — S. Tröpolach . . 4-37 Triest . . . 11 20 1S-6 26 5 25-2 — 4 8 336-47 81 342-20 7-3 323-95 — 14-83 ONO. Aussec (Alt-) 4-29 Tröpolach . 4-37 13-6 22 2 10-1 -22 4 314 57 8-1 321-05 7-3 302-86 — 50-82 0. Kronstadt . . 4-10 Troppau . . 608 17-6 25 4 -3 1 — 17 0 327-91 4-1 333-70 6-3 316-53 — 15-65 _ Gaslcin (Bad) 4-04 Valona . . . 13-23 10-7 28 5 31- 1' - 4 8 _ _ _ 46-61 WSW. Innichen . . 3-99 Venedig . . 9-97 17-6 24 7 281 - 7 2 337-61 2-1 343-16 7-3 324-71 4-28 28-13 ^N(). SSW. Obirl. . . . 3-92 Villa Carlotta 953 20-6 24 5 23- 1 - 3 1 329-93 29-1 335-46 7-3 317-30 3-33 54-69 NW. Kesmark . . 3-76 Wallendorf . ä-32 9-7 25 0 24-2 —21 2 323-16 7-1 330-56 7-3 311 (15 3-05 18-00 NNO. Senftenberg . 3-64 Weissbriacb . 513 14-6 22 6 8-1 — 13 5 _ — — — _ _ 34-37 WNW. St. Peter . . 3-52 Wien. . . . 6-93 17-6 24 6 19-2 —13 3 330-56 25- 1 337 -.37 7-3 319-16 2-92 11-74 WNW. Raggaberg . 1-88 Wiener-Neustad t 7 (13 17-6 23 1 1° : : -13 3 327-17 25-1 333-36 7-3 315-77 _ 13-34 NW. Obir 111. . . i-04 Willen . . . 5-38 13-6 23 8 3ü-i —16 1 314-97 1-1 320-81 6-3 304-61 — 36-31 WSW. Krcmsier . . — Zavalje . . . 6S1 2S-7 22 8 25-2 —12 - 321-78 7-1 328 12 7-3 308-97 — 47-74 N. Nachträge zn den Übersichten von 185$. 1 ^ Mittlere Miix „um Min „,um Max mmn .Mini iium Mittlerer Nieiler- 1 Slalidiieii. Teinpe- Mittlerer Lllftclruck Diiiist- sctibg in Zolim Herr.Hctieii- der Wind BJaumur Tag Temp. Tilg Temp. Tag Luftilriick Tilg l^uftdruck ilruck Asfrain .... August i6'as 14-6 23-2 29 2 10-7 330"85 16-2 333°'71 25-6 327"79 6"'41 36-61 Althofen . . Mau . . _ _ _ _ 309-67 18-2 312-6« 3-9 303-89 2-90 _ Aiissec(Markt)Mai . . — — — — — 310-84 27-2 314-46 2-6 306-08 3-03 — Buclienstein Octobor. + 503 1-6 12 0 30-!» - 4-6 — — — — — — Curzola . . . Februar. _ _ — _ 338- Ifi 9-9 340-00 2-9 332-16 _ — Mai. . . — _ — — _ 336- 55 31-2 339-54 26-6 332-99 — _ Czaslau ... Mai . . — _ _ _ _ 326-59 27-2 329-86 3-9 317-86 — _ Czernowitz Februar _ _ — _ _ 329-89 9-6 334-68 3 6 3-22-65 — _ Mai . . — . _ _ 326-07 22-6 3-i9-20 9-6 322-89 _ _ Kalkstein . . Oclober 4-6S 4-6 110 30-3 — Si — — — — — — Kesmark . . Miirz . . — _ _ _ 311-09 21-6 316-47 7 6 301-86 — _ Mai . . _ _ 312-55 31-2 315-70 3-9 307-68 — Lüiling . . . März. . — _ _ _ 293-49 21-6 299 09 7-2 283 13 — Luinn .... Jänner . — _ _ 333-97 29-9 335-78 21-2 324-97 — Februar — — _ — 330-83 11-9 332-67 2-2 3-26-54 — März . . _- _ _ 328-36 21-6 334-33 7-2 318-22 _ April . . — _ _ _ 329-37 16 2 333-90 1-9 324-39 — _ Mai . . _ _ _ 328-81 31-6 332 42 3-2 323-3« _ Juni . . — — _ 3-29-84 3-9 331-39 25-6 3-26-91 _ Neustadtl . . Jänner . — — — — — 333-98 7-9 337-62 21-6 325-39 _ — Neutra ... Jänner . — — — — — — 1-29 — OberschützenJänner . -421 20 + S-1 7 - 9-5 327-14 w 329-88 21 318-80 — Februar. — 6iS 1 -10 24 —12-3 325-32 12 329-17 1 3-20-14 _ März . . + 0-16 24 +6-i 4 - 5-6 3'22-21 21 327-92 17 312-32 _ — April . . 5-70 30 il-4 13 + 1-4 323-21 16 328-27 3 318-27 _ Obervellach . März. . — — — _ _ — — — — _ 0-92 Juni . . — _ _ _ — _ — — _ 23-30 Ödenburg. . Jänner . — _ _ 333-47 7-6 336-25 21-6 324-47 _ Februar — — _ _ — 331-31 25-2 333-71 1-6 326-28 _ April — — _ — 329-H 16-2 333-71 1-9 324-33 _ _ Platt .... Mai . . — — _ _ 294-14 31-9 297-60 3-6 287-41 _ Juni . . — _ _ _ 293-11 3-6 297 36 25-2 294-57 _ _ St. Peter . . . Mai . . — _ — 290-47 31-9 293-90 2-6 287-17 _ _ Oclober . 6-56 4-6 16-2 30-6 - 4-4 — — _ — — Reichenau . Mai . . — — _ _ 313-70 27-2 317-41 3-9 306-93 _ Sacbsenburg Mai . . — — _ — 315-38 31-2 319-13 3-6 309-38 — — Juni . . — — _ _ 316-93 5-6 318-66 23-6 315-14 _ _ Szegedin . . Februar — — — - — 337-35 12-2 341-39 2-6 331-47 — — März . . — — — — — 333-46 — — Mai . . — _ _ _ _ 332-96 31-6 336-70 3-6 327-98 Trautenau . Jänner . -5-42 1-6 7-4 30-2 -17-7 322-15 7-2 326-10 21-2 312-79 33-2 w. Februar — — — 321-18 14-2 324-68 2-2 315-56 _ _ März. . — — _ _ 317-48 22-2 324-53 6-2 307 82 — April . . — _ — 318-84 15-6 323-89 29-9 313-63 _ Mai . . — — — _ _ 318-26 31-9 323 59 3-9 312-71 _ — Troppau . . April . . 5-98 27-6 lS-7 10-2 - 0-8 327-31 •23-2 332-97 1-6 322- 16 6-54 Untertilliaeh Oclober 6-42 3-6 13-8 31-9 - 1-4 ~ ~ ~ — — ~" Verl) esse rnogc II zur Jahresübersicht von 1857. Senftenberu: Suninie ,ii;s Nic'(leisolil;iK«s 2fl(>"3l. htTi-schendor Wind NO. ZU den Übersichten von 1858. Im V.' cliiiiss ilnr lloohndilunifsslalionnn ist zu setzen die Scclililic von l.eulsehau 280 Toisen (f-onahert). „ Oliir III. 1048 „ Die Ilaronieterslände von Ncustndtl im Februar, Mai und Juni sind um 20" zu vergiüs! Im Februar ist in Senftenber^ das Maximum der Temperatur -\- O-l. „ April ist in Tricnt der milllerc Luftdruck 330"43. „ Mai sind die Namen Ausscc fMarkl) und Aussee (All-) 7,u vcrwccliseln. „ Juni ist der Niederscblag in Hzcszow 0"97. „ „ „in Iteiclicnau der mittlere Luftdruek 3Io"04, das Maximum 31S"28. , August ist in Leutsebau die mitll. Temperatur tS'OÖ, der Niederscblap 3I"9I. n „ „ „ Neusladll das Maximum des Luftdruckes 332"S8, das Minimum 327 „ „ „ „ .Scnflenber); der Niederseblaj; 70"4I. Im September Oetober lies t'illi November in Leu Lentsi'hau die mittlere Temperatur I1°47. Senftenberg das Maximum des Lufidruekes a „ „ Minimum „ ,, (SladtJ statt Cilli (Leisbers). hau NiederscbiaK 17 "40. „ „ Senflenberg mittlere Temperatur — 2°90, Miuim. des Luftdruckes am 28-2 = 314"Cü. Decembcr lies St. Peter in Abrn statt St. Peter in der Au. „ in Senftenbcr); Minim. d. Temp. am 10'2 = — 11°7. Platt ist im Au^'ust, September und Oetober die Temperatur Heaumur gegeben. = 32,';"2r.. : 319-91. t^.raden Celsius stalt > iiiniiiiir 3 2044 093 283 729 f. i ■&. » ^ 4 „., ^ ^