m **3 " 'V ■ -V SITZUNGSBERICHTE »ER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE. FUNFUNDVIERZIGSTER BAND. -=*oo§§ Barrande, Joachim, Defense des colonies. I. Prague & Paris, 1861; 8°- Bauzeitung, Allgemeine, XXVI. Jahrgang, X., XI. & XII. Heft nebst Atlas. Wien, 1861 ; 4°- & Fol. Bericht über den Handel, die Industrie und die Verkehrsverhält- nisse in Nieder-Österreich während der Jahre 1857 — 1860. Erstattet von der Handels- und Gewerbekammer in Wien. Wien, 1861; So- Christian ia, Universität, Akademische Gelegenheitsschriflen. Chri- stiania, 1854 — 1861; 8'- & 4<>- Comptes rendus de l'Academie des sciences, Tome LIII, Nr. 22 bis 24. Paris, 1861 ; 4<>- Cosmos, Xe Annee, 19° Volume, 24" — 26e Livraison. Paris, 1861; So- Gazette medieale d Orient, Vc Annee, Nr. 9. Constantinopole, 1861; 4°- Ge werbe- Verein, niederösterreichischer, Verhandlungen und Mittheilnngen. Jahrgang 1861, 9. & 10. Heft. Wien, 1861; 8°- Göth, Georg, Das Joanneum in Gratz, geschichtlich dargestellt zur Erinnerung an seine Gründung vor 50 Jahren. Gratz, 1861; 8o- G uggenbühl, J., Bericht über das 20jährige Bestehen der Kreti- nen-Anstalt auf dem Abendberge. 4° Land- und forstwirtschaftliche Zeitung, XI. Jahrg., 1861, Nr. 36; XII. Jahrgang, 1862, Nr. I. Wien, 1861 & 1862; 4°- Mittheilungen des k. k. Genie-Comite, Jahrgang 1861. VI. Band, 5. & 6. (Doppel-) Heft. Wien, 1861 ; 8»- — ans J. Perthes' geographischer Anstalt, Jahrgang 1861, XI. Hell. Gotha, 1861 ; 4o- Regel, E. , Übersicht der Arten der Gattung Thalictrum, welche im russischen Reiche und den angrenzenden Ländern wachsen. Mit 3 Tafeln. Moskau, 1861; 4<>- Schwarz, Eduard, Reise der österr. Fregatte Novara um die Erde in den Jahren 1857, 1858, 1859. Medicinischer Theil. I. Rand. Mit 10 Holzschnitten, 1 lithogr. und 1 Kupfertafel und 3 Rei- lagen. Wien, 1861; 4°- Übersicht der akademischen Rehörden an der k. k. Universität zu Wien für das Studien-Jahr 1861/62. Wien, 1861; 4«- Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse in Wien. Schriften. I. Rand, Jahrgang 1860/61. Mit 2 Tafeln und 6 Holzschnitten. Wien, 1862; 12°- — Vorarlberger Museums-, in Rregenz. Vierter Rechenschafts- bericht. Rregenz, 1861; 4°- — Offenbacher, für Naturkunde, Zweiter Rericht über seine Thätigkeit. OfTenbach am Main, 1861; 4°- Viertel Jahresschrift für wissenschaftliche Veterinärkunde. XVII. Rand, 1. Heft. (I. Jahrgang 1862.) Wien, 1862; So- Wiener medicinische Wochenschrift, XI. Jahrgang, Nr. 49 — 52. Wien, 1861; 4°- Wochen- Rlatt der k. k. steierm. Landwirthschafts-Gesellschaft. XI. Jahrgang, Nr. 4 & 5. Gratz, 1861 ; 4° Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- Vereines, XIII. Jahr- gang, X.Heft. Wien, 1861; 4<>- Vergleichende Anatomie und Physiologie der Östriden-Larven. Von Dr. S. H. S c h e i b e r. (Vorgelegt in der Sitzung vom 7. November 1861.) Zweiter Theil. VIERTES CAPITEL. (Mit 3 Tafeln.) Respirationssystem. Wenn schon die Bremsen-Larven in Hinsicht des Nervensystems einen von allen bis jetzt bekannten Insecten höchst abweichenden Bau zeigen, so ist dies nicht minder wiewohl im geringeren Grade von Bespirationssystem der Fall. Die hier in Betracht kommenden Eigenthümlichkeiten beziehen sich jedoch hauptsächlich auf die äus- sern, mit der Aussenwelt communicirenden Theile der Bespirations- organe, sowie auf die Art und Weise, wie der Gasaustansch in den Bespirationswegen vor sich geht, während die im Innern des Lar- venkörpers sich verästelnden Luftröhren geringere oder gar keine Abweichungen von dem gewöhnlichen Typus der Tracheenverästelun- gen darbieten. Wir haben von allen drei bis jetzt abgehandelten Organsyste- men, nämlich vom Muskelnerven- und Circulationssystem gesehen, dass die Bremsen-Larven nach einem und demselben Typus gebaut sind. Dieses ist in Betreff des Bespirations- und Digestionssystems weniger der Fall, indem diese Organsysteme bei den einzelnen Lar- vengattungen auffallende, der Verschiedenheit ihrer Lebensweise angemessene Modih'cationen erleiden. O Scheiber. Man stösst bei den Bremsen-Larven auf zwei verschiedene Typen von Respirationsorganen1), die nach ihrem Baue und ihrer physiologi- schen Würdigung von einander in auffallender Weise abweichen. Der eine Typus ist bei einer einzigen Gattung, nämlich bei den Gastrus- Larven vertreten und hat den Zweck, dem Thiere den Aufenthalt sowohl im Wasser als auch in der Luft zu ermöglichen, während der andere Typus sich bei allen übrigen drei Gattungen (Hypoderma-, Cephe- tiomyia- und Cephalomyia -Larven) vorfindet, und dem Baue nach blos für Luftathmung bestimmt ist. Es ist bekannt, dass die Gastrus- Larven im Magen und Darmcanal von Einhufern und namentlich von Pferden leben, wo sie durch viele Stunden des Tages mit Nahrungs- mitteln und flüssigen Stoffen in Berührung kommen, während sie die übrige Zeit in einem Medium von verschiedenen, im Darmtracte an- gesammelten Gasen zubringen, und demnach einer Einrichtung bedürfen , die den Mechanismus der Wasser- und Luftathmung in sich vereint. Die Cephenomyien und Cephalomyien leben in der Nasen-, Stirn-, Kiefer- und Rachenhöhle der betreffenden Wohnthiere (meist Zwei- hufer), wo sie sich mit ihren Mundhaken an die Schleimhaut fest- klammern und mit ihren Stigmenplatten stets von der in diesen Höhlen befindlichen atmosphärischen Luft umgeben sind. Die unter der Haut (von meist Zweihufern) lebenden Hypoderma-Lar\en liegen zeitlebens in abgesackten Hautfollikeln der betreffenden Wohnthiere und zwar so, dass sie mit ihrem vordem (Mund-) Ende nach innen, mit ihrem hintern (Stigmen-) Ende nach aussen gewendet sind. Das letzterwähnte Ende des Larvenkörpers liegt nicht in einem Niveau mit der äussern Öffnung des ampullenförmig erweiterten Hautfollikels, sondern, da dieser mittelst eines kurzen und engen Canales nach aussen mündet, am innern Ende dieses Canales, durch welchen die atmosphärische Luft bis zu den Stigmenplatten dringt. Die Larven sämmtlicher drei letztgenannten Östriilen-Gattungen sind demnach rein auf Luftathmung angewiesen, und besitzen daher eine diesem Bedarfe angemessene und genau einander übereinstimmende, äussere respiratorische Einrichtung. •) Wir verstehen hier mir Typen, die durch Verschiedenheiten Ui den äusseren Theilen des Respirationsapparates gebildet werden. Vergleichende Anatomie und Physiologie der Östriden-Larven. 9 A. Äussere Respirationsorgane der Gastrus-Larven. Schjröder van der Kolk J) rechnet zu den äusseren Respira- tionsorganen die Kiemenbläschen und die Stigmenöffnung; zu den inneren das von ihm sogenannte Chambre aerifere, die Lungenbläs- chen und die Tracheen. Wir werden der bessern Übersicht halber die Luftkammer noch bei den äusseren Respirationsorganen besprechen, und diese im Allgemeinen «, in die Stigmenplatte und ß, in die Luft- kammer eintheilen. u) Stigmenplatte. Die Stigmenplatte liegt am hintern Ende des Larveukörpers, und wird von zwei wulstigen Lippen (Fig. 36 ad), die zwischen sich einen queren Spalt einschliessen, überragt. Diese Lippen, deren man eine obere und untere unterscheidet, werden dadurch gebildet, dass das freie Ende des hintersten Leibesringes (7>ö) gegen die Leibeshöhle hin taschenförmig eingestülpt ist. Am Grunde dieser Tasche liegt nun die Stigmenplatte (cc) , jedoch nicht senkrecht zur horizontalen Ebene, sie bildet vielmehr mit dieser einen kleinen Win- kel, so dass der obere Rand der Stigmenplatte (c) von der obern Lippe (a) weiter (nach innen) absteht, als der untere (c) von der untern Lippe («'). Die Lippen werden durch in ihrer Substanz ge- legene Muskeln (sphincter et dilatatores) geöffnet und geschlossen. Indem sich die Lippen schliessen, schieben sie sich so gegen einan- der, dass sie genau auf der äussern Fläche der Stigmenplatte hin- gleiten, und auf diese Weise den etwa an derselben haften gebliebe- nen Schleim etc. abstreifen, wodurch die Stigmenplatte stets rein erhalten wird. Ihre Function besteht ausserdem auch noch darin, dass sie die so zart gebaute Stigmenplatte vor mechanischen Beleidigungen z. B. vor in den Magen gelangenden Pflanzenstacheln etc. schützen sollen, keineswegs aber in einem Abhalten der Stigmenplatten vor Berührung mit Flüssigkeiten, da ja die Stigmenplatte eben so für Wasser- als Luftathmung eingerichtet ist. Die Stigmenplatte selbst hat mehr weniger die Gestalt eines liegenden Ovals und besteht aus zwei seitlich gelegenen halb- •) Memoire sur ('Anatomie et. Pliysiol. du G.istrus equi 1845, pag'. 82 — 125. 10 Scheiber. mondförmigen Chitinplatten (Fig. 34 ad), welche durch eine zarter gebaute, mit einer centralen Öffnung (c), sowie mit von dieser Öffnung aus radiär verlaufenden Falten versehenen Chitinlamelle (bb) verbunden sind. Wir werden der Kürze halber die seitlichen (halbmondförmigen) Theile der Stigmenplatte (ad), weil sie die Kiemenbläschen enthalten, Kiemenplatten, und die mittlere weiche Chitinlamelle, weil sie die Stigmenöffnung enthält, Stigmenlamelle nennen. Unter der Bezeichnung Stigmenplatte endlich verstehen wir alle 3 Theile in toto. Sowohl an den zwei seitlichen, als an der mittlem Lamelle kann man drei Schichten unterscheiden. Wenn man die zwei seitlichen Theile der Stigmenplatte (cia) näher betrachtet, so bemerkt man an diesen drei halbmondförmige, concentrisch ver- laufende, zu beiden Seiten zierlich ausgezackte Linien (dd, ee), die nichts anderes als der Ausdruck von Canälen sind, welche mit einer doppelten Reihe von ziemlich regelmässig einander gegenüber gelegenen Ausbuchtungen versehen sind. Diese Canäle nannte Schrö- der van der Kolk Bögen (Arcades), während er die Ausbuchtun- gen derselben mit dem Namen Kiemenbläschen bezeichnete. Wir werden die ersteren Kiemencanäle nennen, für letztere behalten wir noch einstweilen den Namen Kiemenbläschen; obwohl sie, wie wir weiter unten sehen werden, keine eigentlichen Bläschen sind. Sowohl die bogenförmigen Canäle, als auch ihre seitlichen Ausbuch- tungen oder Bläschen liegen in der mittlem Schichte der halbmond- förmigen Kiemenplatten (aa) und würden nach aussen offene Halb- canäle darstellen, wenn sie nicht durch die äusserste Schichte der Stigmenplatte geschlossen wären. Diese äusserste Schichte wird durch eine sehr zarte Chitinmembran (Fig. 36 d) gebildet, welche als Fortsetzung des äussern Integumentes von den Lippen aus auf die äussere Fläche der Stigmenplatte übergeht, und diese als eine homogene Membran gleichmässig überzieht. Sie ist künstlich von der zweiten Schichte nicht zu isoliren, wohl aber kann sie im getrock- neten Zustande der Stigmenplatten wahrgenommen werden, wo sie sich als ein feines, mit der Unterlage noch theilweise zusammenhän- gendes Häutchen allenthalben von dieser loshebt, und kann dann mit der Nadel im Ganzen, oder in Form grösserer oder kleinerer Lappen abgezogen werden. Sie ist entsprechend der centralen Stigmen- ölfnung (Fig. 36 e) durchbohrt. Vergleichende Anatomie und Physiologie der Östriden-Larven. 1 1 Während nun die Stigmenlamelle und Kiemenplatte in ihrer äussersten Schichte gleichen Bau haben, sind sie in den zwei folgen- den Schichten von sehr verschiedener Structur. Die zweite Schichte der Stigmenlamelle besteht aus der schon weiter oben beschriebenen , ziemlich festen Chitinmembran (Fig. 34 b b und Fig. 36 f), welche mit der äussern Schichte fest verwachsen ist, die mittlere Schichte der zwei Kiemenplatten mit einander verbindet, und die Stigmenöffnung enthält (Fig. 34 c und Fig. 30 e). Die dritte Schichte der Stigmenlamelle wird von einer Chitinmembran (Fig. 30 g und Fig. 35 cc) gebildet, die mit der mittlem Schichte der Stigmenlamelle nicht zusammenhängt, vielmehr bleibt zwischen beiden ein freier Raum (Stigmenraum), der im Centrum von einer dünnen zarthäutigen Röhre (Stigmen röhre) (Fig. 35 und 30 e) durchzogen wird, welche die dritte Schichte der Stigmenlamelle mit der zu Eins verwachsenen äussern und mittlem Schichte derselben verbindet. Die die dritte Schichte bildende (freie) Membran hängt mittelst ihrer Seitenränder (Fig. 35 cc) mit der dritten oder porösen Schichte der Kiemenplatten (Fig. 35 d d) zusammen, so dass also der Stigmenraum mit den Lücken des porösen Gewebes in unmittel- barer Communication steht. Ein Theil und die Ränder c'c' der innern Stigmenmembran (dritte Schichte der Stigmenlamelle) sind verdeckt von den Fortsätzen (bb) des Ringes (Fig. 35 au), welcher der Innenfläche der Stigmen- platte aufliegt; dieser Ring hat die Grösse und Begrenzungsform der Stigmenplatte (in toto), an dessen äusserer Umrandung er augeheftet ist. Nur entsprechend der zapfenförmigen Fortsätze (bb) besteht keine Verbindung zwischen dem äussern Rande des Ringes und dem der Stigmenplatte, so dass man da zwischen beiden eine feine Sonde oder Borste durchschieben kann, und so unterhalb der innern Stigmen- membran (Fig. 35 cc') in den Stigmenraum gelangen kann. Die äussere Umrandung des Ringes (cia) ist breit, die innere (aV) zugeschärft , so dass die Durchschnittsfläche des Ringes ein Dreieck bildet mit äusserer Basis und innerer Spitze. Der Ring liegt blos mit seiner äussern Umrandung der Stigmenplatte auf, wäh- rend er mit seinem innern Rande von dieser absteht. Er besteht aus einem äusserst fein schwammigen Chitingewebe, mit sehr dünnen Balken und feinen Lücken. Nur die äussere Umrandung des Ringes besteht aus compacter fester Chitinsubstanz, welche einen starken 12 S c h e i b e r. Rahmen für das poröse Gewebe des Ringes abgibt, und zum Ur- sprünge dient für jene Membran (Fig. 36 i) , welche die Luft- kammer (Fig. 36 k) gegen die Leibeshöhle begrenzt. Im Centrum besitzt die innere Stigmenmembran ein kegelför- miges Wärzchen (Fig. 36 6'), an dessen Spitze sich die innere Ausraiindung der Stigmenröhre befindet ; an der äusseren Stigmen- membran (die zu Eins verwachsene äussere und mittlere Schichte der Stigmenlamelle) ist die äussere Ausmündung der Stigmen- röhre (Fig. 36 e und 34 c); letztere ist in Natur länger als in der schematischen Zeichnung angedeutet ist; sie liegt im gewöhn- lichen Zustande, wenn nämlich die innere Stigmenmembran an die äussere anliegt, zwischen beiden gefaltet, und ist daher deren Lumen aufgehoben. Es ist ungemein schwierig, die äussere Stigmenöffnung wegen ihrer äussersten Kleinheit zur directen Anschauung zu bringen. Man sieht an der Stelle der Stigmenöffnung blos einen dunklen Fleck, als Ausdruck der gefalteten Stigmenröhre zwischen der äussern und inneru Membran der Stigmenlamelle. Tragt man die innere Membran sammt der Röhre ab , so kann diese wegen ihrer Kleinheit durchaus nicht so knapp an der Membran abgeschnitten werden, dass nicht die zurückgebliebenen Reste der ohnehin sehr zart- und schlaffwandigen Röhre die feine Öffnung verlegen sollten. Zur directen Anschauung kann daher nur die Stigmenöffnung durch einen Handgriff gebracht werden , durch welchen das Lumen der Stigmenröhre hergestellt wird; dies geschieht dadurch, dass die innere Membran von der äussern emporgehoben, mit anderen Worten die Stigmenröhre gestreckt und gespannt wird. Man ist dann im Stande in einer auf die Stigmenlamelle senk- rechten Richtung durch die Stigmenröhre durchzuschauen. Eine andere Weise, um sich vom Vorhandensein der Stigmen- öffnung zu überzeugen, ist der indirecte Versuch. Er besteht im All- gemeinen in einem Experimente, wodurch der Druck der Luft im Innern des unter Wasser gelegten Larvenkörpers erhöht und die- selbe von dort ausgetrieben wird. Man sieht bei dieser Gelegenheit stets einen starken Luftstrom in Form einer Reihe perlartiger Gas- blasen vom Centralpunkte der Stigmenplatte hervorschiessen. Schrö- der van der Kolk bediente sich zu diesem ßehufe der Luftpumpe, unter deren Recipienten er die Gastrns-\ji\r\en in eine mit Kalkwasser Vergleichende Anatomie und Physiologie der Östriden-Larven. \ 3 gefüllte Schale legte. Bei jedesmaligem Emporheben des Stempels bemerkte er entsprechend der Stigmenöffnung einen Strom von Gas- perlen hervorschiessen , die das Kalkwasser in ihrer Bahn milchig trübten (wegen des Kohlensänregehaltes der aus dem Innern hervor- strömenden Luft). Die Untersuchung des Larvenkörpers nach dem Pumpenspiel ergab, dass die Kiemenplatte unversehrt war, ein Zeichen, dass keine Kiemenbläschen gerissen wurden und etwa die Luft von denselben ausströmte; feiner fand er die Luftkammer, Kiemenbläs- chen und Tracheen mit milchig getrübtem Kalkwasser (kohlensaurem Kalk) gefüllt. Ich überzeugte mich vom Vorhandensein der Stigmenöffnung auf indirecte Weise durch ein viel einfacheres Experiment. Ich warf nämlich Gastrus-Lar\en in beisses Wasser, worauf stets vom hintersten Körperende ein eontinuirlicher Strom von unverhältnissmässig gros- sen Gasblasen (sowie die Funken aus einer Rakete) hervorschoss. Die Strömung dauerte eine ziemlich geraume Zeit (1 — 2 Minuten), so dass man sehr leicht und genau beobachten konnte, dass Gas- blasen an keiner andern Stelle des Larvenkörpers oder der Stigmen- platte, als nur an der centralen Stigmenöffnung der letzteren aus dem Innern des Körpers hervorströmten. Wir wollen nun den Bau der Kiemen platten und deren Schichten näher betrachten. Die äusserste Schichte (Fig. 39 d) ist, wie wir schon oben gesehen haben, eine sehr feine und zarte homogene Chitinmembran, die als Fortsetzung des äussern Integu- mentes die ganze Stigmenplatte gleichmässig überzieht; die innerste Schichte (Fig. 3ö und 39 dd) ist die dickste und wird von einem fein porösen , schwammigen Chitingewebe gebildet. Die Balken dieses Gewebes nehmen ihren Ursprung von dickeren Balken (Fig. 39 bb) , die von der mittlem Schichte der Kiemenplatten (Fig. 39 e'e') zu beiden Seiten je eines Kiemencanales (Fig. 39 h,i) hervorgehen, und durch Abgeben seitlicher Fortsätze sich vielfach verzweigen. So homogen die äusserste und innerste Schichte der Kiemen- platten gebaut ist, so sehr complicii te Verhältnisse bietet die mittlere Schichte derselben dar. In dieser finden sich jene Gebilde vor, die der äusseren Fläche der Kiemenplatte ein so zierliches Aussehen ver- leihen und die eigentlichen Kiemeucauäle (Fig. 34 dd, ee) consti- tuiren. Diese Schichte wird zunächst vor einer dicken und festen J4 Scheiber. Chitinplatte gebildet, die in den Interstitiell der Kiemenbögen (Fig. 39 e'e') einfach ist, entsprechend den Kiemenbögen selbst aber in 2 Blätter zerfällt. Bei e'e Fig. 39 und c, d Fig. 38 ist die mittlere Schichte noch einfach dargestellt. Bei e e und ff Fig. 38 zerfällt sie in die 2 Blätter (Fig. 38 g g g g und i i, Fig. 39 e und /'). Das äussere Blatt ist keine continuirliche Membran, sondern besteht blos aus einem System paralleler, quergelegener Leisten (Querleisten Fig. 38 g g, Fig. 39 e) . die zwischen sich grosse regelmässige Fenster (Fig. 38 ««, b b) einschliessen, an ihrem Ursprünge bogenförmig in einander übergehen (Fig. 38 e e, ff), und in der Mitte (in der Medianlinie des Kiemencanales) mittelst dünner Chitinstäbchen (Fig. 38 h Ji) unter einander in Verbindung stehen. Diese Querleisten sind hart spröde, und dunkel gefärbt, nur in der Mitte, wo sie eine rautenförmige Gestalt annehmen, sind sie heller (gelblich) gefärbt. Das innere Blatt bildet in einem jeden Kiemencanal 2 der Länge der letzteren gleichkommende, von beiden Seiten her fast bis zur Medianlinie des Canales vorspringende, harte und heller gefärbte Chitinleisten (Längsleisten) Fig. 38 ii und Fig. 39 ff, die sich je näher der Medianlinie um so mehr vom Niveau des äusseren Blattes (Querleisten) nach innen (gegen das schwammige Gewebe) entfernen; die Längsleisten hören nahe der Medianebene mit einem äusserst feingezähuten Bande (Fig. 38 k k) auf, und lassen zwischen sich einen sehr feinen Spalt, durch den der zwischen dem eben beschriebenen äusseren und inneren Blatte der mittleren Chitin- schichte frei bleibende Baum (Fig. 39 Ii) mit dein unterhalb der Längsleisten gelegenen Baume (Fig. 39 /) in Communication steht. Die Längsleisten nehmen ihrer Breite nach vom angewachsenen bis gegen den freien Band hin an Dicke und dunkler Färbung ab, so dass sie am freien, gezähnten Bande am dünnsten und hellsten sind. Das Balkengewebe der dritten Schichte der Kiemenplatten ist zu beiden Seiten der Kiemencanäle (Fig. 39 d d) dichter als entspre- chend der Medianlinie derselben (c); letztere Partie besteht aus einem festeren Balkenwerke , von welchem sich in senkrechter Richtung gegen die Längsleisten (/'/') die hufeisenförmige Platte (£19) emporhebt, deren Hörner an die Längsleisten stossen und mit diesen verbunden sind. Diese Platte ist an der Unibiegungsstelle schmal, an den Hörnern breit, und besteht aus fester, spröder und Vergleichende Anatomie und Physiologie der Östriden-Larven. \ty dunkel gefärbter Chitiiisubstanz. Denkt man sich nun eine ganze Reihe von quergestellten, in gewissen Intervallen von einander ab- stehenden solchen hufeisenförmigen Platten längs eines Kiemen- canales (Fig. 34 d d, e e), so ruhen die zwei Längsleisten eines Canales auf den entsprechenden Hörnern aller jener Platten. Denkt man sich ferner in jeder Kiemenplatte zwischen der zweiten (Chitin-) und der dritten (schwammigen) Schichte derselben meh- rere (drei) bogenförmig und parallel verlaufende Hohlgänge (Fig. 34 dd, ee), die durch die genannten der Quere nach gelagerten Platten in viele unter einander communicirende Loculamenta getheilt sind, so haben wir eine richtige Vorstellung von dem, was eigent- lich Kiemencanal (Fig. 39 i, A) zu nennen ist. Die Kiemencanäle in unserem Sinne stellen demnach Halbcanäle vor, die nach aussen durch die äusserste Membran (Fig. 39 a) geschlossen sind und nach innen mittelst des schwammigen Gewebes (d, c, d) mit der Luftkammer (Fig. 36 k) communiciren. Unter Kiemenbläschen endlich in dem Sinne, wie ich sie mir vorstelle, ist der zwischen dem äusseren und inneren Blatte der mittleren Schichte der Kiemenplatte frei bleibende dreieckig pris- matische Raum (Fig. 39 A) zu verstehen, der die Länge des ent- sprechenden Kiemencanales hat. Dieser Raum ist aber keineswegs in Loculamenta oder Zellen (Bläschen) getheilt, wie Sehröder van der Kolk glaubte, und man überhaupt bei oberflächlicher Be- sichtigung und Untersuchung der äusseren Fläche der Stigmenplatte annehmen möchte. Man sieht vielmehr an Querschnitten der Kiemen- canäle nie sepimentartige Fortsätze von den Querleisten zu den unter ihnen gelegenen Längsleisten ziehen, was doch der Fall sein müsste, wenn zwischen beiden Leistenarten häutige Zellen oder Bläschen wären, ich glaube vielmehr, dass die Querleisten sammt ihren Bögen (Fig. 38 e e, ff) und Längsstäbchen (h li) dazu bestimmt sind, um ein festes Gerippe für jene zarte Chitinmembran (äusserste Schichte der Kiemenplatte) abzugeben, welche den Raum der Kiemencanäle nach aussen hin abschliesst , und durch welche die Diffusion zwischen den Gasen des Tracheensystems und denen der Athmungs- flüssigkeit vor sich geht. ,3) Luft kam nur. Über den eigentlichen Mechanismus der Respiration der Gastrus- Larven können wir eist dann sprechen, wenn wir die hinter der IQ S c h e i h e r. Stigmenplatte gelegene Luftkammer (Fig. 36 k), in welche von aussen her die Stigmenröhre von innen her alle Körpertracheen einmünden, näher kennen werden. Wir erwähnten weiter oben einer Membran, welche am äusseren Rande des Ringes (Fig. 35 a a) sich ansetzt, und die Luftkammer (Fig. 36 Ar) nach innen begrenzt. Luftkammer ist daher jener Raum, der zwischen jener Membran (Fig. 36 i und Fig. 37 aa) und der Stigmenplatte (Fig. 36 cc') liegt. An der benannten Mem- bran münden sämmtliche Tracheen des Körpers in die Luftkammer, von wo aus die aus den Tracheen einströmende Luft nöthigenfalls durch die Stigmenröhre nach aussen treten kann, andererseits aber durch die poröse Schichte der Kiemenplatte in die Kiemencanäle dringt. Die in Rede stehende Membran nun ist flach gewölbt, so dass die concave Seite gegen die Stigmenplatte, die convexe Seite gegen die Leibeshöhle hin gewendet ist, und bestellt aus einem groben Geflechte von dicken, braunen Chitinfasern, die in die Spiralfasern (Chitinschichte) der ausmündenden Tracheen übergehen. Entspre- chend den Zapfen (Fig. 35 b b) gehen vom Rande des Ringes Chitinfasern aus, die nicht unter einander verflochten sind, sondern neben einander in parallelen Zügen bogenförmig zu dem entspre- chenden Rande der andern Seite ziehen, und so ein Band bilden (Fig. 37 bb), welches in der Medianlinie der Membran gelegen, diese in zwei gleich grosse seitliche Hälften (Fig. 37 b, a, 6) tbeilt. Die Chitinfasern dieser Membran lassen grössere und kleinere Lücken zwischen sich, die nichts anderes als die Einmündungssteilen der Tracheen in die Luftkammer darstellen. Es sind in jeder Membran- hälfte vier grössere und zwei kleinere Löcher, von denen die vier grösseren (Fig. 37 cccc, dddd) und ein kleineres (ee) in Form eines Halbkreises um ein Centrum gelagert sind, welches durch das zweite kleinere Loch (J'f) gebildet wird. Aus der Beschreibung dieses so complicirten Respirations- Apparates der Gastrus-harven können wir den sinnreichen Mechanismus ersehen, durch welchen bei diesen Thieren sowohl im Wasser als in der Luft der Gasaustausch vor sich geht. Befindet sich das Thier in der Luft, so wird die Stigmenröhre wegsam gemacht, die schlechte Luft aus dem Innern des Körpers herausgetrieben und gegen frische Gase ausgetauscht. Befindet sich das Thier im Wasser oder in einer andern lufthaltigen Flüssigkeit, so bleibt die Stigmenröhre natürlich so Vergleichende Anatomie und Physiologie der Östriden-Larven. | 7 lange unwegsam, als sich das Thier in derselben befindet, und der Gasaustausch beschränkt sich blos auf jene Bestandteile der inner- halb des Körpers befindlichen atmosphärischen Luft, welche durch den Verbrennungsprocess im Innern des Körpers Schwankungen erleiden. Dieser Gasaustausch wird durch die Kiemencanäle ver- mittelt, welche, wie wir wissen, nach aussen entsprechend den Lücken zwischen den Querleisten durch eine sehr feine Membran abgeschlossen sind, und nach innen mittelst des schwammigen Ge- webes mit der Luftkammer und den Tracheen des Körpers in offener Communication stehen. Bei allen bis jetzt bekannten wasserathmenden Insecten-Larven sind die sogenannten Kiemen meist durch haar- und blätterförmige Fortsätze am hintern Leibesende repräsentirt, an deren irinern Oberfläche sich ein sehr feines Tracheennetz verbreitet, welches den Gasaustausch zwischen der innerhalb des Körpers befindlichen Luft und jenen Gasen vermittelt, welche die das Thier umgebende Flüssigkeit aufgelöst enthält. Während nun alle diese Larven einzig und allein für Wasserathmung eingerichtet sind, sind unsere Larven einer doppelten Respiration fällig. Bis jetzt ist noch kein Insect weder im Larven- noch im ausgebildeten Zustand bekannt, welches sowohl mit den Gasen des Wassers, a 1 s mit denen der atmosphäri- sclienLuft durch längere Zeit einen respiratorischen Gasaustausch unterhalten könnte. Unsere Gastrus-Larxen sind daher im wahren Sinne des Wortes Amphibien. Nachdem Schröder van der Kolk1) durch Experimente die Communication der Kiemencanäle mit dem schwammigen Gewebe und der Luftkammer constatirt hatte3), glaubte er den eigentlichen 1) L. c. p. 91. 2) Er injieirte zuerst Quecksilber durch eineTrachee in die Luftkammer, es kam nichts davon in die Kiemenbläschen; dann injieirte er von der äusseren Fläche der Kiemen- platte aus durch ein zerrissenes Kiemenbläschen, von wo sich das Quecksilber so- gleich in die Kiemencanäle und in die Luftkammer ergoss. Es erklärte sich die erstere Erscheinung in der Weise, dass durch die Injection von den Tracheen au> die Luft in die Räume des schwammigen Gewebes und von da in die Kiemencanäle getrieben wurde, und daher das Quecksilber in letztere nicht eindringen konnte, ausgenommen, er hätte einen so starken Druck auf das Quecksilber ausgeübt, dass die die Kiemenbläschen nach aussen verschliessende Membran geborsten wäre. Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XLV. Rd. 1. Abth. 2 | & S c h e i b • r Zweck des schwammigen Gewebes darin suchen zu müssen, dass dieses die sogenannten Kiemenbläschen, die in Folge des beim Aus- treiben der Luft durch die Stigmenöffnung hervorgebrachten Luft- druckes möglicherweise bersten könnten, vor Rupturen schützen stillte. Es steht aber dem Entweichen der Luft ans dem Innern des Larven- körpers gar kein Hinderniss entgegen, indem schon, wie wir sogleich sehen werden, hei dem leichtesten inneren Luftdruck die Stigmen- öffnung wegsam wird, und wenn das Thier im Wasser athmet, ent- steht ohnehin keine Erhöhung des inneren Luftdruckes, weil ein Hinaustreiben der Luft zu der Zeit , als sich das Thier im Wasser befindet, sogleich eine Erstickung desselben zur Folge hätte. Es fragt sich nur, durch welche Vorrichtung wird die Stigmenröhre oder die äussere und innere Stigmenöffnung wegsam gemacht, und wie geschieht es, dass eine Wegsamkeit derselben schon durch den leichtesten inneren Luftdruck eintritt? Schröder van der Kolk hat an der äusseren Stigmen- öffnung einen Sphincter und Dilatator beschrieben, Muskeln, die ich vergebens gesucht hübe. Er meinte ferner, dass der oben beschrie- bene Stigmen räum für sich abgeschlossen sei, und blos durch dieCanäle, die sich in beiden Zapfen (Fig. 36 hh^ befinden, mit den Tracheen der zwei Stigmenlippen communiciren, so dass, wenn diese sich zusammenziehen, sie die in ihren Tracheen enthaltene Luft in den Stigmenraum hineintreiben. Er will dies durch Experimente con- statirt haben. Hiedurch würde nun allerdings der Stigmenraum grösser und die Stigmenröhre wegen Entfernung der inneren von der äusseren Stigmenmembran gestreckt; aber abgesehen davon, dass es mir nicht gelingen konnte, ein derartiges blos für die Stigmen- lippen bestimmtes Tracheensystem nachzuweisen, wissen wir aus obiger Beschreibung, dass der Stigmenraum von der Luftkammer (von Schröder van der Kolk „Chambre aerifere" genannt) nicht abgeschlossen ist, sondern vielmehr mit ihr durch das poröse Gewebe der Kiemenplatten communicirt. Aus obiger Beschreibung wissen wir ferner, dass die Zapfen des Ringes der inneren Stigmenmembran aufliegen, und diese gegen die äussere Stigmenmembran andrücken. So lange dies der Fall ist, ist der Stigmenraum aufgehoben. Contrahirt sich nun das Thier, um die Luft aus dem Innern des Körpers auszutreiben, so wird diese vor Allem mit einer gewissen Kraft aus den Tracheenstämmen in die Luftkammer getrieben, von Vergleichende Anatomie und Physiologie der (istriden-Larven. j <} wo aus sie mit entsprechender Gewalt in alle mit dieser communi- cirende Räume (das poröse Gewebe des Ringes und der Kiemen- platte) also auch in den Stigmenraum dringen wird. Der Druck nun. unter welchem die Luft in den Stigmenraum dringt, wird zunächst lazu verwendet, um die innere Stigmenmembran und mit dieser auch ie beiden starken aber ziemlich elastischen Zapfen des Ringes von Jer äusseren Stigmenmembran soweit emporzuheben, dass die Stig- menröhre gespannt wird. Hiedurch wird das Lumen der Stigmenröhre, wie dies schon weiter oben auseinandergesetzt wurde, hergestellt und die Luft kann durch diese unbehindert aus der Luftkammer nach aussen entweichen. Hat die Körpercontraction, nachdem die Luft aus dem Innern des Körpers zum grossen Theil ausgetrieben wurde, nachgelassen, so hört jener innere Luftdruck auf, der den Stigmenraum mit Luft erfüllt und die innere Begrenzungsmembran desselben von der äusseren emporgehoben hat; es entsteht im Innern des Körpers ein leerer Raum, und die atmosphärische Luft dringt mit Gewalt in die Tracheen des Körpers, sich von der äusseren Stigmenöffnung aus durch die Stigmenröhre Bahn brechend, so lange ein, bis im Innern des Körpers das Gleichgewicht wieder hergestellt ist. Ist dieses gesche- hen, so wird die innere Stigmenmembran durch die Elasticität der Zapfen, und in Folge der Zerrung, die sie von Seite ihrer Anheftungs- punkte an den inneren Rand der porösen Schichte der Stigmenplatte erlitten hat, an die äussere Begrenzungsmembran des Stigmenraumes wieder angedrückt, und die Stigmenröhre wird und bleibt so lange unwegsam, bis die Luft im Innern des Körpers von Neuem einein erhöhten Druck ausgesetzt wird. Ganz derselbe Vorgang findet ohne Zweifel auch bei jenen indi- recten Versuchen Statt, durch welche die Existenz der Stigmenöffnung überhaupt auf die obgeschilderte Weise dargethan wurde. Die Ent- leerung der Luft aus dem Innern des Larvenkörpers in Form von Luft- blasen, sei es dadurch, dass in Kalkwasser gelegte Larven dem Spiele der Luftpumpe ausgesetzt, oder aber, dass die Larven in heisses Wasser geworfen werden . beruht doch immer auf demselben Princip, dass nämlich der Druck und die Spannung der Luft im Innern des Körpers erhöht, und diidurch die Stigmenöffnung wegsam gemacht wird. 20 S c li e i I) e r. Es fragt sich ferner, was ist der eigentliche Zweck des porösen Gewebes an der der Luftkammer zugewendeten Seite der Stigmen- platte ? Wir wissen aus der Physik, dass poröse und schwammige Kör- per in ihren Poren grosse Quantitäten von Gasen zu verdichten im Stande sind, und dass gerade so kleine Räume, wie i. B. die Poren der Holzkohle, des Platinschwammes, und wie es die mit freiem Auge nur kaum noch wahrnehmbaren Areolen des in Rede stehenden schwammigen Chitingewebes sind, die Hanptlaboratorien chemischer und dynamischer Wechselwirkungen der Molecüle abgeben. Die Kiemencanäle sind die wasserathmenden Organe der Gastrus Larven, indem die Luft aus dem Innern der Tracheen in die Luftkammer, Ton da in das schwammige Gewehe, und dann erst in die Kiemen- canäle gelangt. Das schwammige Gewehe bildet mit seinen zahl- reichen feinen Lücken gleichsam eine enorm grosse Vorratskammer in einem kleinen Räume, wo eine grosse Menge von Kohlensäure stets bereit gehalten wird, um gegen Austausch von Sauerstoff aus der das Thier umgebenden Flüssigkeit einen stets regen DifFusions- strom durch die die Kiemencanäle' nach aussen begrenzende, zarte Chitiumembran zu unterhalten. W i r h ab e n demnachim porösen C h i t i n g e w e b e ein den Respirationsprocess erhöhenden M e cli a n is mus. Ausser jener Stigmenöffnung, die wir an der Stigmenplatte beschrieben haben, und als hintere bezeichnen wollen, haben die Gastrus - Larven noch zwei (vordere) Stigmenöffniingen , mittelst welcher die Thiere ebenfalls Luft athmen können. Wenn man den konisch geformten ersten Leibesring der Larve an der Rückseite genau betrachtet, so sieht man schon mit freiem Auge von der abge- stumpften Spitze dieses Ringes beiderseits eine Furche gegen die Einschnürung zwischen \. und 2. Leihesringherablaufen, und daselbst in einer trichterförmigen Grube endigen. Wenn man im Innern des Körpers diese Gegend untersucht, so findet man. dass sich entsprechend dieser Gruben das äussere Integument zu einer starren ganz klar und hell gefärbten Röhre einstülpt; in dieser Röhre liegt jener eigenthüm- licbe braune Körper, in welchen das vordere Ende einer jeden der zwei seitlichen Haupttracheenstämme endigt. Diese Körper (Fig. 40) sind keulenförmig, bestehen aus einem Stiele («) einer knopfformigen Anschwellung (6) und sind im Vergleichende Anatomie und Physiologie der Ösfriden-Larveu. 2 1 Inneren hohl; ihr Lumen setzt sich in das des Tracheenstammes (e) fort. Der Knopf liegt in der trichterförmigen Röhre (c, (/) frei, welche letztere sich erst am Stiele des braunen Körpers anheftet. Der Knopf ist so wie die Röhre, in der er steckt, von beiden Seiten her platt gedrückt, und hat viele Einkerbungen, durch welche sein Lumen mit der äusseren Luft (des Trichters) unmittelbar communicirt. Schröder v. d. Kolk fasste diese 2 Körper als drüsige Organe auf, in welche die zwei seitlichen Körpertracheenstämme endigen. Er glaubte, dass sie einfach, mittelst einer Randmasse an die innere Fläche des äusseren Integumentes befestiget seien, während Joly1) nicht nur die vorderen 2 Stigmenöflnungen ganz genau beschreibt, sondern sogar die braunen Körper als aus einem fein schwammigen Chitingewebe bestehend erkannte. Die Structur der Wand dieser Körper verräth sich schon beim Präpariren derselben mit den Nadeln als eine durchaus fein poröse, indem beim mindesten Druck auf dieselben eine grosse Menge von Gasbläschen frei werden, die sich an die Nadelspitzen festsetzen , und sonst in der umgebenden Flüssigkeit sich ausbreiten. Die Lücken des Ralkengewebes sind aber hier bedeutend feiner als an den schon beschriebenen schwammigen Geweben der Stigmenplatte, wo erstere noch mit freiem Auge wahr- nehmbar sind; sie konnten bei den braunen Körpern nur durch mühsam gewonnene, äusserst feine Durchschnitte als unzweifelhaft dargestellt werden. Die äusserste Schichte der Wand wird durch eine gleich- massige dünne Chitinlamelle gebildet, von welcher eben das feine Ralkengewebe ausgeht. Diese Lamelle enthält stellenweise grosse Löcher, um den Zutritt der Luft in's schwammige Gewebe von aussen her zu ermöglichen. Der Zweck dieser Körper ist, wenn man deren Charakter im Auge hält, leicht einzusehen. Es wird in den Poren derselben eine grössere Menge von Gasen sowohl von aussen als von innen (der Tracheen) her verdichtet, um den Gasaustausch zu erhöhen. Wir haben also hier, an den vorderen Stigmenöffnungen denselben die Respiration erhöhenden Mechanismus, als hinten an der Innenfläche ') Recherche« zoologiques, anatomiques , physiologiqttes et niedicaies sur lex Oesirides, cn general, et parliculierement sur les Oesirides, qui attaquent l'homme, le cheval, le heuf et le mouton. ( \nnales des sciences phys. et nat. d'Agriculture et d'Industrie lö46, p. 1Ö7— ÜOJ.) 22 Scheiter. der Stigmenplatte bei der wasserathnienden Vorrichtung der Kiemen- canäle. Indesss dürften die Larven gewiss sehr selten in der Lage sein, durch die vorderen Stigmenöffnungen zu athmen, da die trich- terförmige Röhre starr ist, und in Ermanglung jeder verschliessenden Vorrichtung die Stigmenöffnungen klaffen, und somit stets mit Schleim verstopft sind. Aus allem bisher Gesagten geht hervor, dass die obige Be- hauptung, dass unsere Larven im wahren Sinne des Wortes Amphi- bien wären, vollkommen gerechtfertigt erscheint. Wenn wir je- doch bedenken, dass die vorderen feinen Stigmenöffnungen kaum jemals zur Athmung dienen können, und dass die mikroskopisch kleine hintere Stiginenöffnung zu unausreichend sein dürfte, um den ganzen Larvenkörper, wenn auch nur zeitweilig, mit frischer Luft zu ver- sehen; wenn man ferner bedenkt, dass der wasserathmende Apparat weit mehr entwickelt ist als der luftathmende, und fast das ganze Areal der Stigmenplatte in Anspruch nimmt: so müssen wir gestehen, dass unsere Larven, zumal wenn man den Ort und die Umstände in Betracht zieht, unter welchen sie ihr Leben zu fristen hingewiesen sind, vorwiegend wasserathmenile Thiere seien. Der Diffusionsprocess der Gase geht hier ohne Zweifel genau so vor sich, wie bei den übrigen wasserathnienden Insecten-Larven. Bei allen mit Tracheenkiemen athmenden Insecten-Larven muss der Process der Gasdiffusion von jenem unterschieden werden, wie er bei anderen wasserathnienden Thieren, z. B. bei Fischen, Krebsen u. s. w. vor sich geht. Während bei mit wirklichen Kiemen ath- menden Thieren zwei mit Gasen geschwängerte Flu ss igk ei ten (Wasser und Blut) durch eine thierische Membran getrennt sind, trennt bei mit Tracheenkiemen athmenden Insecten die thie- rische Membran ein reines Gasgemenge (der Tracheen) von einer Gase enthaltenden Flüssigkeit (umgebendes Medium). Da nun erst eres mit Kohlensäure überschwängert, letztere aber einer- seits Sauerstoff gelöst enthält, andererseits aber für Kohlensäure einen sehr hohen Absorptionscoefficienten hat, geht letztere gröss- tenteils in das Wasser über, während Sauerstoff entsprechend dem Volum der übergetretenen Kohlensäure in's Gasge- menge der Tracheen diffuudirt. Sowohl bei allen mit Kiemen athmenden Wasserthieren, als auch bei allen (mit Lungen oder Tracheen athmenden) Luftthieren Vergleichende Anatomie nmi Physiologie der Östriden-Lavven. *Zo diffundiren die Athmungsgase nur einmal durch thierische Häute, indem da wie dort das Athmungsmedium in anmittelbare Berührung mit jener thierischen Membran gelangt, welche eben die zu oxydirende Blutflüssigkeit gegen die Aussenwelt abschliesst. Nicht so bei den mit Tracheenkiemen athmenden Insecten-Larven. Hier muss der Sauerstoff, um in's Blut zu gelangen, zweimal durch thierische Häute diffundiren, u. z. 1. aus dem umgebenden Flüssigkeits- medium gegen das Gasgemenge innerhalb des Tracheensystems, und 2. von da aus geg^n die Blutflüssigkeit. Wir müssen daher im Athmungsapparate dieser Thiere in Bezug des Durchdringens der Gase zwei Di ff usi o usgr enzen unterscheiden, die eine (äussere) dort, wo die Tracheenluft gegen das äussere Flüssigkeitsmedium abgeschlossen ist, die andere (innere Diffusionsgrenze) dort, wo die Tracheenluft gegen die Blutflüssigkeit abgegrenzt ist (feinste Tracheenverästelungen, Tracheencapillaren). B. Innere Respirationsorgane der Gastrus-Larven. Auch in Bezug der inneren Respirationsorgane weicht der Bau der Gastrus- Larven bedeutend von dem der übrigen Östriden- Larven ab. Wie schon Eingangs dieses Capitels erwähnt wurde, lassen sich die Tracheen, die sämmtlich an der inneren Wand der Luftkammer ihren Ursprung nehmen (Fig. 37 a a, b b) in zwei Kategorien bringen: in sogenannte Lungentracheen und Körpertracheen. Die Lungentracheen sind acht an Zahl (Fig. 37 cccc, tUldd) und viel weiter als die Körpertracheen. Sie sind verhält- nissmässig sehr kurz und geben schon frühzeitig eine grosse Anzahl von dicht an einander gedrängten Ästen ab (Fig. 41 bb). Diese Äste geben wieder eine Anzahl einfacher, kurzer und sehr dünner Zweigchen ab, die endlich in, zellenartige Bläschen (Fig. 41 cc) endigen, welche Schröder van der Kolk „Lungenbläschen" nannte. Die Äste gehen so dicht neben einander von den Tracheen- stämmen ab, dass diese sich sehr rasch verjüngen und von innen gesehen, eigentlich blos kleine Hohlkegel darstellen, deren Wand von einer grossen Anzahl Löcher siebförmig durchbohrt ist (Fig. 41 a). Die Structur dieser Tracheen ist der der übrigen gleich. Wenn man den Körper einer frischen Gastrus-Lur\e öffnet, so fällt sogleich eine verschiedene Färbung des Fettkörpers der vordem 24 S c h e i b e r. und hintern Körperhälfte auf. Derselbe ist nämlich in der vordem Partie weiss und grobkörnig, während er in der hintern röthlich gefärbt und feinkörnig erscheint. Diese letztgeschilderte Fettkörper- partie ist eben nichts Anderes, als ein Conglomerat jener Organe, die Schröder van der Kolk Lungenbläschen nannte. Sie sind m et am orphosirte Fettkörperzellen, die nur etwas kleiner als die des übrigen Fettkörpers, übrigens auch multipolar wie diese, meist mit 3 — 4 Fortsätzen versehen sind (Fig. 41 dj. Die Lungenbläschen sind in fast parallelen und perlschnurartigen Längs- zügen neben einander gelagert, und hängen durch Fortsätze mit den zunächst hinter, vor und neben ihnen liegenden zusammen. In eine jede Lungenzelle geht ein feines Tracheenzweigchen des Lungen- tracheensystems hinein, um sich an der innern Oberfläche der Zellen- membran sehr reichlich zu verzweigen, und daselbst ein sehr dichtes und feines Tracheennetz zu bilden, welches wahrscheinlich seines Luftgehaltes halber die röthliche Färbung der Lungenzellen bedingt. Den übrigen Inhalt der Lungenzellen bilden grosse Fett- tropfen und ein grosser Kern sammt I — 2 Kernkörperchen, sowie bei den übrigen Fettkörperzellen. Ans diesem Baue der Lungenzellen, sowie aus dem Umstände, dass dort, wo der Fettkörper aufhört und die Lungenbläschen beginnen, diese mit jenen (mittelst ihrer Fortsätze) unmittelbar zusammen- hängen, folgt: Dass die Lungenzellen blos modificirte Feltkörper- zellen sind. Es fragt sich nun, welcher Zweck soll ihnen eigentlich zugeschrieben werden? Schröder van der Kolk stellte sich vor, dass jene von beiden Seiten des Rückengefässes ausgehenden, und sich in den Fett- körper auflösenden Stränge, die wir im Capitel über die Circulation l) als Hauptstämme des quergestreiften Nervensystems beschrieben hatten, Arterien seien, durch die das Blut in den Fettkörper und von da in die Lungenzellen strömen sollte, damit es hier gereinigt und zur Ernährung vorbereitet werde; von hier aus sollte die Saftmasse in das Rückengefäss und in die Körpercapillaren strömen. Schröder van der K olk zieht die Lungenbläschen mit den wirklichen Lungen der höhern Thiere in Parallele, und gibt blos den Unterschied an, dass sich bei letzteren die Luft innerhalb der 1) S. 1. Tbl. p. W-i. Vergleichende Anatomie und Physiologie der Östriden-Larven. 25 Lungenbläschen vorfindet, während das Blut an der Oberfläche der Bläschen (um die Luft herum) cireulirt, während bei Gastrus-Larven die Säfte innerhalb der Bläschen eingeschlossen sind, und die Luft um die Säftemasse herum kreist. Wollte man schon einen Vergleich mit wirklichen Lungen anstellen, so müsste man, glaube ich, die eigent- lichen Lungenbläschen (Fettzellen) blos vorläufig als Skelet auf- fassen, anderen Wandungsich ein dichtes Netz capillärer Tracheenver- zweigungen ausspannt; als das eigentlich zu oxydirende Men- struum aber wäre jene Blutflüssigkeit anzusehen, welche inwandungs- losen Interstitiell zwischen den Lungenbläschen fliessend , diese von aussen her umspült. Diese Meinung erscheint um so gerechtfertigter, da, wie wir aus dem 1. Theile(Cap. Circulation) wissen, die Diastole des Herzens stets nur am hintersten Theile des Bückengefässes statthat, und daher zunächst jene Blutflüssigkeit in dasselbe geschafft wird, welche sich in der hintersten Körperpartie (um den Lungenbläschen) befindet, demnach eben erst oxydirt wurde. Keineswegs kann man sich jedoch zu der Meinung bekennen, dass die Lungenbläschen die Bolle von Vorrathskammern spielen sollten, in denen die Luft behufs der Oxydation des Blutes auf längere Zeit auf- bewahrt werde, im Falle die Thiere nämlich an Luftmangel leiden sollten, denn 1. eignen sich zu Beservoirs für die Luft nur grössere Bäume oder Säcke, aber keineswegs ein Netzwerk von Capillarröhren, indem die Luft hier sehr rasch Veränderungen erleidet; 2. sind diese Larven mit einem vorzüglich eingerichteten Wasserathmungsapparat versehen, und Flüssigkeiten im Magen des Pferdes fast nie fehlen. Da aber weder die Luft noch die Flüssigkeiten, die sich im Magen vor- finden, besonders rein und sauerstoflreich sind, da also überhaupt unsere Larven stets unter sehr schlechten respiratorischen Verhält- nissen leben müssen, unter welchen es vielleicht andere Thiere mit gewöhnlichen Bespirationsorganen auf längere Zeit nicht aushalten könnten, so geht meine Meinung über die Bestimmung des Lungen- bläscheusystems dahin, dass es bei diesen Larven nothwendig wurde, die Berührungsoberfläche des Blutes mit dem respiratorischen Medium (Luft) über das gewöhnliche Mass hinaus zu vergrössern, und dass ausser dem in den Organen wurzelnden Tracheencapillarsystem noch ein zweites in Bezug auf Flächenausdehnung viel mächtigeres vorhanden sei, welches nirgends zweckmässiger, als gerade in der nächsten Umgebung des Ventriculartheiles des Bückengefässes localisirt sein 26 Scheiber. konnte, wo ja der Sammelort für jedes circulirende ßluttheilchen ist, bevor es das allgemeine Schicksal trifft, wieder in's Herz eintreten zu müssen. Es mnss demnach jedes ßluttheilchen, w ä h r e n d d e r V o 1 1 e n d u n g e i n e r K r e i s b a h n z w e i Tr a c h e e n- eapillar bezirke, gleichsam zwei ve r dünnte Sau erstof f- sc hieb ten passiren, um den für die Lebensenergie dieser Thiere passenden Grad des Stoffwechsels unter- halten zu können. b) Die Körpertracheen sind vier an Zahl (Fig. 37 ff e e) und viel enger als die Lungentracheen. Von diesen vieren sind die an der Bauchseite gelegenen zwei Tracheen {e e) nur verhältniss- mässig kleine Stämme und ausschliesslich für den Danncanal be- stimmt. Die zwei anderen in der Mitte der Platte entspringenden Tracheen (ff) ohschon an der Wurzel eben so eng als die vorigen, werden alsbald merklich weiter, ohne jedoch das Lumen der Lungen- tracheen nur halbwegs zu erreichen. Diese beiden letzteren Tra- cheen sind für alle übrigen Körpertheile bestimmt und demnach die eigentlichen Körpertracheen. Sie ziehen, nachdem sie bald nach ihrem Ursprünge das Maximum ihrer Weite erreicht haben, zu beiden Seiten des Körpers nach vorn, und werden in dem Masse als sie Aste abgeben, immer dünner, bis sie endlich in die oben beschriebenen braunen Körper übergehen , die an den vorderen Stigmenlöchern ausmünden. Diese zwei seitlichen Haupttracheenstämme setzen sich von beiden Seiten her durch 8 — 9 Anastomosen mit einander in Verbin- dung. Die Art der Verzweigung der Tracheenäste ist eine bauin- förmigezum Unterschiede von anderen Verzweigungsarten, wie sie bei den übrigen Larven-Gattungen vorkommen. End igungs weisen der feinsten Tracheen konnte ich blos in der nicht chitinisirten /.eiligen Schichte der Haut sehen, wo sie in den Interstitiell der einzelnen Zellen mit einander anastomosirten (Feine Anastomosen kann man auch in der Wand des Rückengefässes und Darmcanales sehen.) Von der Innervation der Tracheen war schon im Capitel „über das Nervensystem" die Rede *). Es wurden daselbst die von mir entdeckten Tra chea I ga ngl i en als jene Nervencentra ') Siehe I. Thoil, Seile 44!»— 4!i3. Vergleichende Anatomie und Physiologie dir Östriden-Larven. £7 beschrieben, welche hauptsächlich für die Tracheen aller Östriden- Larven bestimmt sind; es erhalten jedoch, wie schon daselbst bemerkt wurde, die Tracheen mitunter auch Nervenäste vom Central- nervensystem. An den beiden Darmtracheen der Gastrns-Lia\'\m konnte ich keine Trachealganglien linden. C. Äussere Respirationsorgane von Hypoderma-, Cepüeuouiyia- und Ceplialoinyia-Larven. Die äusseren Respirationsorgane der Hypoderma-, Cephenomyia- ii n d Cephalomyia-Lnvyen sind nach demselben Typus gebaut, und werden daher unter Einem Gesichtspunkte abgehandelt. Alle diese drei Larvengattungen sind rein luftathmende Thiere, und haben demnach einen höchst einfachen Athmungsapparat. Hier fehlt offen- bar jedes Stigmenloch, und die zwei Haupttracheenstämme sind nach aussen durch eben so viele fein poröse Stigmenplatten abgeschlossen *). Diese Stigmenplatten befinden sich am hintersten Leibesringe mit derModification, dass sie he\ Lfypo rose Gewebe von der innern Fläche 1 ) Bekanntlich sind j;i ag\ 437 ii. 441 . Vergleichende Anatomie und Physiologie der Östriden-Larven. 35 in Gruppen zu 4 — 8 beisammenliegende Körperchen dar (Fig. 47 c c), in deren jedes ein Tracheenzweigchen (b li) eintritt, welches sich in denselben vielfach verästelt. An den aus dieser Verzweigung hervorgehenden Ästchen sitzt eine grosse Menge zelliger Gebilde, entweder unmittelbar oder mittelst feiner Stielchen auf. Dieses feine Tracheengerüste liegt gleich denNierenglomernli der höheren Thiere knäuelformig zusammengeballt in einer stark lichtbrechenden, bei durchfallendem Lichte dunkelbraunen, ziemlich fest zusammenhän- genden, wie fettigmoleculär aussehenden Masse eingebettet. Die Zellen (Fig. 48 b b') sind 0 004 — 0-006 Millim. gross mit 1 — 2 stark glänzenden, kleinen Kernen, und einem stellenweise feingranu- lären Inhalt versehen. Über die Bestimmung dieser Körperchen, die sich im ganzen Körper aller Hypoderma-Larven zerstreut vorfinden, und äusserlich von ähnlich aussehenden Gebilden (wie Trachealganglien , ein Klümpchen von Fettzellen etc.) nur schwer zu unterscheiden sind, liegen nicht die mindesten Anhaltspunkte vor, und man könnte nur die Muthmassung aussprechen, dass sie vielleicht den Lungenbläschen der Gastriden ähnliche Einrichtungen wären. Es wäre indess ebenso möglich, dass sie dem Circulationssystem angehören, und vielleicht den Lymphdrüsen der Wirbelthiere ähnliche Vorrichtungen repräsen- tiren. Merkwürdig ist es, dass man dieselben zelligen Gebilde, wie sie in den beschriebenen Körperchen vorkommen, auch in häutigen Organen (Rückengefäss, Darmcanal) der Hypoderma-Larven überall dort vorfindet, wo Tracheenverzweigungen zu sehen sind. Die Verästelungsweise der Tracheen ist bei den ver- schiedenen Larvengattungen eine verschiedene. Bei den Gastrus- und Cephenomyia-Lürven ist sie einfach baumförmig, indem ein Tracheenstamm nach kürzerem oder längerem Verlaufe zahlreiche Seitenäste abgibt, und endlich in zwei oder mehrere sich fort und fort theilende Zweige zerfällt. Bei Hypoderma-L'aryen ist die Art der Verzweigung eine andere. Die von den Haupttracheenstämmen abgehenden primären Zweige geben keine Seitenäste ab, sondern zerfallen nach kurzem Verlaufe einfach in 6 — 12 secundäre Zweige, die für sich wieder einfach sind und nach kurzem Verlaufe plötzlich in ein Büschel von sehr zahlreichen feinen Tracheen zerfallen. Bei Cephalomyia-Larven verhält sich die Sache ähnlich, nur sind die secundären Äste unmittelbar vor ihrem Zerfallen in das Büschel 3« 36 Scheib e r. feiner Tracheen (3. Ordnung) entweder einfach verengert, oder es folgt nach der Verengerung noch eine plattgedrückte blasen- förmige Erweiterung mit verschiedenen Ausbuchtungen, aus welcher erst der feine Tracheenbüschel hervorgeht. Die Tracheen dieses Büschels sind aber weder so zahlreich noch so fein, wie bei denen der Hypoüermen-Larven. Über die Endigungs w eise und Innervation der Tracheen gilt das schon bei Gastrus-LuvYen angegebene. E. Feinerer Bau der Tracheen. Die Tracheen sind mit Ausnahme der Cephalomyien, wo sie von oben nach unten flach gedrückt sind, bei allen Östriden-Larven cylindrische Röhren, deren Wand aus mehreren Schichten besteht. Über die Zahl und den Bau dieser Schichten sind die Entotomen nicht gleicher Ansicht. Die meisten Angaben der älteren Forscher, wie S c h wammerdam1), Ly o n e t *), Strauss-Durkheim3), so wie die der meisten neueren, wie Siebold4). Frey und Leukart5), stimmen darin überein, dass die Tracheen aus 3 Häuten bestehen, aus einer äusseren, glashellen, structurlosen (Peritoneal-), einer inneren (Epithelial-) und einer mittleren, die Spiraltouren tragenden (Chitin-) Haut. Schon Sprengel6) leugnete indess die sogenannte Epithelialhaut, und sah sie als Verbindungshaut der Spiralfasern an. Leydig 7) , spricht blos von 2 Häuten der Tracheenwand, von einer äusseren, bindegewebigen und einer inneren, Chitinmembran. Der Ansicht Leidig's, dass es keine sogenannte Schleimhaut mit Pflasterepithel gälte, so wie der Vorstellung dieses Autors von der den Spiralfaden führenden Chitinmembran , muss ich vollkommen beitreten; es belehrten mich jedoch meine Untersuchungen an den Östriden-Larven, dass die Tracheenwand nicht aus zwei, sondern, aus drei deutlich von einander isolirbaren, und auch in Querschnitten darstellbaren Häuten besteht, nämlich aus einer äusseren (peri- ') Bibel riet Natur. *) De la Chenille, PI. V. 3) Des animaux »rtieulaires, Pi. 6. 4) Vergleichende Anatomie Her wirbellosen Thiere. 1847. •"■) Lehrbuch der Anatomie der wirbellosen Thiere. 1847. 6) De pari. quib. Insect. spirit. ducunl. 7) Vergleichende Histologie I8.'J7. Vergleichende Anatomie und Physiologie der Östriden-Larven. 37 tonealen), einer inneren (Chitin-) und einer mittleren, bei den verschiedenen Larvengattungen verschieden beschaffenen (der chiti- nogenen Schichte der äussern Haut analogen) Membran. Die Peri I onea I sc hiebt e besteht bei allen Larvengattungen (Fig. 49, 50 und 51 «) aus einer glashellen strukturlosen, mit ein- gestreuten Körnen (Fig. 50 c, Fig. 49 «') versehenen Membran, die bei Gastrus-Larxen nur lose, bei den andern aber eng an die mittlere Schichte anliegt. Die innerste, das Lumen der Trachee unmittelbar begrenzende Schichte, ist die Chitinschichte (Fig. 49 c), welche schon manchmal an und für sich, d. h. zwischen den ihr aufgelagerten Spiralfäden ziemlich dick ist, wie dies an Querschnitten (Fig. 51 c) ersichtlich ist. Sie hat nicht immer blos nach innen, sondern auch nach aussen Hervorragungen, u. z. entweder in Form von wirklichen Spiraltouren oder Querreifen (Fig. 49 e) , oder aber in Form von unregelmässig welligen Erhabenheiten (Linie zwischen c und b, in Fig. 51). Je ein nach innen vorspringender Spiralfaden ist bald schmal, bald breit, bald glatt, bald gerieft (Fig. 51 e). Die diese inneren Vorsprünge begrenzende scharf contourirte Linie (Fig. 51 f) erweckte anfangs die Idee von einer 4. (Schleimhaut-) Schichte; da ich aber dieselbe nie darstellen konnte und auch jeder andere positive Anhaltspunkt zu dieser Annahme fehlt, so zweifle ich an die Existenz einer solchen Schichte, und halte diesen schwarzen und scharfen Contour als eine optische Täuschung, als den Ausdruck eines eigen thümlichen Licht- reflexes an der scharfen Berandung der im Querschnitt sehr dünnen Chitinlamelle, Die Spiralfäden selbst verästeln sich manchmal, und nicht selten sieht man zwischen 2 Spiralfäden einen neuen beginnen. In manchen breiten, bandförmigen Spiralfäden sieht man längliche, ovale Lücken und Fensterchen (Cephenomyia-Lwrxen). Indem sich die zwei äusseren Meinbraue an die äusseren Erhabenheiten der Chitinschichte eng anlegen, erscheinen sie gefaltet (Fig 50 e e). Die mittlere Schichte besteht bei llypoderma- und Cephenomyia- Larven (Fig. 50 und 51 bb ) aus einer structurlosen Bindegewebs- membran, in welcher grosse, runde, ovale oder polygonale Zellen (d) mit einem Kerne und einem krümmlichen Inhalt eingestreut sind, und der inneren chitinogenen Membran der äusseren Haut vollkommen ähnlich gebaut ist. Während der Präparation sind hie und da die Zellen herausgefallen (Fig. 50 d' ). Bei Cephalomyia-Lnrven konnte 38 S c h e i b e r. ich diese Schichten nicht als eigentliche Membran präpariren, in- dem sie hier von einer continuirlichen Schichte dicht an einander gedrängter, kleiner, poligonaler, eigenthümlich fettig glänzender, kernhaltiger Zellen gebildet wird , welche die Chitinschichte mit ihren Spiraltouren nicht klar und rein durchscheinen lassen, darum die Tracheen bei Cephalomyia maculata ein trübes, wie bestaubtes Aussehen haben. Bei Gastrus- Larven zeigt sich diese Schichte, (Fig. 49 b) als eine hyaline, opake, bald ziemlich breite, bald bis zur Unwahrnehmharkeit schmale Haut, welche die Chitinschichte wie eine trübe Wolke umgibt, und sich an deren Erhabenheit anschmiegt; ich konnte weder zellige Gebilde noch Kerne in ihr wahrnehmen, und konnte sie überhaupt nur dadurch deutlich als gesonderte Schichte erkennen, dass sie durch ihren matten Glanz und grünliche Färbung von der äusseren hyalinen bläulich glänzenden Peritonealschichte ab- sticht, und von dieser stellenweise losgelöst, durch eine grössere oder geringere Menge wasserklarer Flüssigkeit gesondert erscheint. Wenn derartige Stellen mit solchen in kurzen Intervallen abwechseln, wo die äussere und mittlere Membran sich berühren, bekommt die Tra- cheenach ihren äusseren Contouren das Aussehen einesRosenkranzes, welches Aussehen übrigens auch bei Nervenfasern nicht selten ange- troffen wird. Wegen der eben geschilderten Natur der zweiten Schichte der Tracheen bei GVr^rws-Larven übersah ich anfangs dieselbe und war, da ich meine ersten Untersuchungen über diesen Gegenstand an diesen Larven anstellte, zuerst auch der Meinung, dass die Tracheenwand aus 2 Schichten, aus einer äusseren, peritonealen, und einer inneren Chitinschichte bestehe. Erst nachdem ich die Structur der Tracheen auch an den übrigen Gattungen studirte, und ich nicht blos von der den Spiralfäden tragenden Schichte solche Membranstücke abziehen konnte, wie Fig. SO zeigt, in welchem deutlich 2 Membrane zu unterscheiden sind, sondern mir sogar an den Tracheenwurzeln von Hypoderma-Lnryen gelungen ist, auch alle zwei äusseren Häute gesondert von der dritten Schichte abzuziehen, wurde ich auch auf die mittlere Schichte hei Gastvus- Larven aufmerksam, wo sie so deutlich, wie sie Fig. 49 zeigt, auch nur selten anzutreffen ist. Gelungene Querschnitte (Fig. 51) bestätigten alles dieses. In Hinsicht der Bedeutung und Abstammung der 3 Schichten der Tracheenwand, glaube ich bemerken zu müssen, dass die innerste Vergleichende Anatomie und Physiologie der Östrideu-Larven. 30 den Spiralfaden tragende Schichte als eine Fortsetzung der an den Stigmenlöchern, respective Stigmenplatten sich fortsetzenden (einge- stülpten) äusseren, chitinisirten Schichte des äusseren Integumentes, sowie auch als Analogen der innersten Cuticular schichte des Darm- canales aufzufassen ist. Die mittlere (chitinogene) Schichte ist als Fortsetzung der inneren nicht chitinisirten Haut des äusseren Integu- mentes, und als Analogon der aus der Membrana proprio, und Epi- thelium bestehenden 2 Schichten des Darmcanales (siehe weiter unten im Capitel vom Digestionssystem), die äusserste Schichte end- lich als Analogon der Peritonealschichte des Darmcanales und des Rückengefässes anzusehen. Die Tracheen behalten die eben geschilderten Structurverhält- nisse bis in ihre Verästelungen 3. und 4. Ordnung hei; mit dem Dünnerwerden derselben sind die zwei äusseren Schichten immer schwerer von einander zu unterscheiden, und bei jener Dünne, wo der Spiralfaden der Tracheen geschwunden ist, sind die zwei äusseren Schichten vollkommen mit einander verschmolzen, so dass die capilläre Trachee blos aus 2 Schichten, einer äusseren binde- gewebigen, und einer inneren (Chitin-) Membran besteht. Die Structur der bei IJypoderma- Larven vorfindigen zwei T r a cheenblasen(Fig. 51 d) unterscheidet sich wesentlich innichts anderem von der der übrigen Tracheen, als dass die Auflagerungen an der innersten (Chitin-) Membran nicht die Form von Spiralfäden beibe- halten, sondern erscheinen in Form länglicher Plaques, die nach allen Richtungen sich verästigende Strahlen aussenden, welche mit denen anderer Plaques communiciren, so dass das Ganze einem Netzwerk ähnelt, welches von Knochenkörpercheu ausgeht. F ü N P T ES C A P I T E L. Das chylo- und uropoetische System. Hier werden wir nicht minder, wie in den übrigen Systemen des Körpers bedeutende Unterschiede im Baue der einzelnen Bestand- teile der verschiedenen Larvengattungen vorfinden. Es kommen bei der einen Gattung z. B. Organe vor, die bei der anderen ganz 40 Scheiter. fehlen, und dasselbe Organ tritt oft bei der einen Gattung in einer ganz andern Anordnung auf, als bei der anderen. Wir werden die in dieses Capitel gehörigen Organe in folgen- der Ordnung abhandeln: 1. Äussere Mundtheile und Schlund; 2. Darmcanal; 3. Speicheldrüsen; 4 M alpighi'sche Gefässe ; 5. Fettkörper. 1. Die äusseren xWundtheile und der Schlund. Der eiste Körperring unserer „kopflosen" Larven trägt, wie wir schon aus dem ersten Theile (S. 453) wissen, zuvörderst die beiden Fühler, die nur bei Hyj)oderi7ia-Lnvven fehlen, wo sie blos durch zwei schwarze Punkte angedeutet sind. Gleich unterhalb der Fühler befindet sich die MundÖffnung, die zu beiden Seiten Mundhaken besitzt, die das Thier in die betreffende Schleimhaut des Wohnthieres einhakt, und sich so an dieselbe anklammert. Dw die }]y poderma-Lar\en ihr ganzes Larvenleben in einem unter der Haut des Wohnthieres liegenden Hohlsack fristen, bedurften sie keiner Haken, ihr Mund ist demnach unbewaffnet *)• Es ist bis jetzt noch nicht bekannt, ob diese Larven gleich ohne Haken zur Welt kommen, oder ob sie solche in der ersten Jungendzeit factisch besitzen, und selbe erst dann ver- lieren, nachdem sie sich in die Haut des Wohnthieres eingebohrt haben. Letzteres ist wohl das Wahrscheinlichere, da es sonst nicht begreiflich wäre, wie sich die kleinen Thierchen in die Haut eines Rindes selbst nur in einen Follikel derselben einbohren könnten; andererseits ist es noch nicht gelungen, die Haken in einer derartigen Beule einer Rindshaut nachzuweisen2). ') Die ebenfalls unter der Haut verschiedener Thiere lebenden, exotischen Larvengattun- geu Cuterebra Clk. und Dermatubia Br. haben hingegen Mundhaken. S. Fr. Brauer „über den sogenannten Oestrtis hominis", und „über die Larven der Gattung Cutere- bra Cl k. (Verhandlungen der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft zu Wien. Jahrg. 1860, S. 57—72 und 777—786). 2) Nach der Untersuchung des Herrn Professor Wedl ist über die Structurverhäitnisse der Kapsel, in welcher die Rindbremsenlarve lebt, folgendes zu bemerken: Die Rinderhaut zeigt entsprechend einer sogenannten Dasselheule an ihrer Aussenflache eine nabelformige Vertiefung, die durch einen für einen feinen Tubus durchgängigen Canal in die Kapsel führt, deren Wandung 2 — 3 Millim. dick ist, und so enge den Larvenkörper umgibt, dass an ihrer innern Oberlliiche der Abdruck des letzteren wahrzunehmen ist. An der Kapselwand sind mehrere Schichten zu unterscheiden. Die innerste besteht aus einem schmutzig gelblichen Belege, welcher runde, ovale mit Fettmolekülen besetzte Kerne enthalt, welche in Lagen von Bindegewebsbündeln ein- Vergleichende Anatomie und Physiologie der Östriden-Larven. 41 Die Haken der 3 übrigen Larvengattungen sind durchgehends gleich gebaut. Sie sind mit dem innerhalli des 1. Ringes liegenden Schlundgerüste beweglich verbunden. Fig. 52 A zeigt das ganze Schlundgerüste, dessen einzelne Bestandteile aus harten, dunkel- gefärbten Chitinplatten bestehen: a, d, a ist das von Schröder van der Kolk (bei Gustrus-hwvyen) sogenannte oshyoideum, welches der Grundpfeiler des ganzen Gerüstes ist, indem sich an seinen vor- deren Rand d die Haken (b b' b) , an seinem hinteren Rande die Schlundflügel (c c) befestigen. a) Das os hyoideum ist eine U-förmig gebogene, schwarze, harte und spröde Chitinplatte (Fig. 52 B, a), deren gebogener Theil gegen die Bauch- die beiden Ränder aa (in Fig. 52 Ä) gegen die Rücken- seite gewendet sind; die dem Leser zugewendete Fläche des os hyoid. ist nach innen gekehrt; das os hyoideum ist also gegen die Bauchseite hin geschlossen, gegen die Bückenseite offen, und wird theils durch gegenseitige Berührung zweier innerhalb desselben gelegenen Muskeln (Fig. 52 B, c) theils durch die Einschürzung des äusseren Integu- mentes über das os hyoideum (Fig. 52 B, b) zu einer vollständigen Bohre (d) geschlossen. Der vordere Rand des os hyoideum (Fig. 52 A, d) zeigt zu beiden Seiten zwei seichte Facetten, zwischen denen ein halbmondförmiger x\usschnitt liegt. b) Die H a k e n (Fig. 52 A, b' 6 ) sind von beiden Seiten her flach gedrückt, und im Zustande der Passivität mit ihrem horizontalen Theile (6') parallel und mit ihren Spitzen gegen die Bauchseite des Thieres gerichtet; ihre gewöhnliche Lage entspricht daher einer auf die Zeich- nung senkrechten Richtung. Der Stiel der Haken (66) ist breit, stark gebaut, und imThiere so gestellt, dass der glatte (äussere) Band gegen die Bücken-, der mit 2 Fortsätzen (i,k) versehene (innere) Band gegen die Bauchseite gerichtet ist; der hintere Band hat 2 Facetten , mittelst gebettet sind; ferner kann man auch in 2 — 3 Sj>it/.en ausgezogene mit einander zu- sammenhängende Kerne (Kernfasern) wahrnehmen. Die übrigen Schichten --ind Lagen von faserigen Biudegewebsliündeln, welche nach aussen schwieligen Charakter an- nehmen, und mittelst lockeren Bindegewebes mit der Riudshaut zusammenhängen. Sie sind sehr blutreich, mit BliUpunkten und häufigen Stipulationen durchsetzt. Besonders ist die mittlere Schichte der Sitz blutiger SufFusionen, das Gewebe ist hier mehr geröthet, im Gefiige lockerer, und man findet als Zeichen geschehener Blutexlravasate nicht nur viel angehäuftes Pigment, sondern auch Hämatoidiukrystalle. Zu innerst liegt, wie schon oben beschrieben wurde, in retrograde (fettige) Metamorphose bpgrffeues embryonales Bindegewebe. 42 Scheiber. denen die Haken mit dem os hyoideum durch elastische Chitinbänder beweglich verbunden sind. Da das os hyoideum U-förmig gebogen, der hintere Rand des Stieles der Haken aber geradlinig verläuft, so wird die gegen den Fortsatz (/) gelegene Hälfte dieses Randes , also auch der Fortsatz i selbst, frei über den vordem Rand des os hyoi- deum hervorragen, so dass der Haken mittelst des hintern Randes sei- nes Stieles auf dem vordem Rand des os hyoideum gleich einem zwei armigen Hebel balanciren wird; das Hypomochlion des Hebels liegt dort, wo der hintere Rand des Hakenstieles den vordem Rand des os hyoideum verlässt. Der mit dem vordem Rand des os hyoideum bänderig verbundene Theil des hintern Randes des Stieltheiles bildet den längern Hebelarm, der freie Theil desselben den Kürzern. Der Fortsatz i ragt aus der Ebene des (breiten) Stieles unter einem stumpfen Winkel nach aussen hervor. Wenn man sich nun beide Haken zu einander parallel gestellt denkt (mit den Spitzen der Schnabeltheile hinter die Zeichnung), so werden durch die Wirkung jener Muskeln, welche von der äussern Fläche der Schlund- flügel entspringen und sich an den Fortsatz i anheften (äussere Schlundmuskeln), die Haken so nach aussen gedreht, dass sich nicht nur die Spitzen (Drehung um die Längsaxe der Stieltheile), sondern auch die Stiele derselben von einander entfernen. Eine dieser entgegengesetzten (convergirenden) Bewegung der Haken wird durch die Wirkung der sogenannten inneren geraden Schi und muskeln () wirken andere Muskeln entgegen, die von den Schlnndplatteji und dein os hyoideum entspringend, nach vorne und aussen ziehen, um sieh an die Haut im Bereiche des ersten Leihes- ringes anzuheften (Musculi attrahentes pharingis). Diese Muskeln wirken auch ohne Zweifel heim Einstechen der Haken in die Schleimhaut des Wohnfliier>s mit. J^Q S e h e i h e r. relativ leer machen, und die vor der Mundöffnung gelegene Flüssig- keit in diesen Raum hineinschaffen. Geht dieses Zusammenziehen der queren Schlundmuskeln vom Mund gegen das ösophageale Ende der Schlundröhre fortschreitend und rhythmisch vor sich, so ist kein Zweifel, dass auf diese Weise die Säfte in den Ösophagus und so- fort in den Magen geschafft werden. 2. Der Darincanul. «) Allgemeine Beschreibung desselben. Sowohl die absolute Länge des Intestiualschlauches, als auch die relative Länge der einzelnen Abschnitte derselben differiren bei den verschiedenen Larvengattungen sehr. Die absoluten Längen der Darmschläuche vom Schi und bis zum After bei Cephalomyia-, Gastrug-, Cephenomyia- und Hypoderma-Laryeu verhalten sich der Reihe nach beiläufig wie 5:6:7:8, wobei die Zahlen Centimeter gelten; es haben also die Cephal omyien den kürzesten , die Hypodermen den längsten Intestinallract. Der ganze Intestinaltract besteht aus folgenden 6 Abschnitten ; a) Ösophagus, b) Vormagen, c) eigentlicher Magen (ventriculus), d) Dünndarm, e) Dickdarm, f) Mastdarm. a) Der Ösophagus (Fig. 54 b) ') ist ein cylindrischer Schlauch, der den Schlundcanal mit dem Vormagen verbindet. Er ist bei den Gastiiden am längsten, aber am dünnsten und zartesten ge- baut, daher im Präparat zusammengefallen; bei den übrigen Larven- gattungen ist er kürzer, dickwandiger, und in aufbewahrten Präpara- ten walzenförmig; bei allen aber tritt er, wie wir aus dem Capitel vom Nervensysteme wissen2), in jenes Verhältniss zumCentralnerven- system, dass er entweder das Hauptganglion direct durchbohrt {Ce- phenomyia umlGastrusJ, oder an der Rückenseitedesselben zwischen den beiden supraösopiiagealen (appendiculären) Ganglien durchzieht (Cephalomyia und Hyjioderma) . b) Der Vormagen (Fig. 54 c) 8) ist nur bei den Gastriden Cepheno- und Cephalomyien durch eine besondere Anschwellung i) S. I. Theil, Fig. 3, p. *) S. I Theil, p 419—435. 3) S. ! Theil. Fig. 3 und Fig. 10 Vergleichende Anatomie und Physiologie der Östriden-Larven. 49 ausgezeichnet, und durch eine nächstfolgende Einschnürung vom eigentlichen Chylusmagen getrennt. Bei den Hypodermen *) ist der Vormagen äusserlich durch nichts angedeutet, trotzdem er innerlich alle jene Eigenheiten zeigt, wie der Vormagen der übrigen Larven- Gattungen. Das, was äusserlich die exquisite Anschwellung des Vor- magens bedingt, ist eine Klappe (Cardialklappe), welche der Ösopha- gus in Form einer Duplicatur mit einem T heile seiner Wandungen bildet. Diese Klappe ist starr, bei den Hypodermen cylindrisch, beiden übrigen ampullenförmig; der Hals der Ampulle läuft in den Ösopha- gus fort, der ziemlich stark ausgebauchte Theil ragt frei in den Vor- magen fast bis zur Einschnürung hinein. Die eigentliche Wand des Vormagens liegt fast ganz an die Klappe an, ist durchgehends anders und zarter gebaut, als die Wand des Cbylusmagens. Bei Gastriden münden mit dem Ösophagus zugleich zwei perl- schnur form ige, zarte, drüsige Organe in den Vormagen ein, welche allen übrigen Larvengattungen abgehen, und in einer eigenthiimlichen, weiter unten zu erwähnenden Weise mit dem Fettkörper in Verbin- dung stehen. c) Der eigentliche oder Chylusmagen hat bei den verschie- denen Larvengattungen eine verschiedene Länge. Bei Hypodermen ist er der längste Abschnitt des Darmcanals3); er stellt ein cylindri- sches in viele Schlingen und Windungen gelegtes Bohr dar, welches bei Gastriden sehr zart, dünn und durchscheinend ist, bei Hypodermen am dickwandigsten, bei Gastrus und Cephalomyia äusserlich glatt, bei Cephenomyia mit in Kreisen angeordneten kleinen Ausbuchtungen ver- sehen, was dem Magen ein unebenes mit kleinen Höckerchen besetztes Aussehen verleiht. Am vorzüglichsten sind jedoch diese Ausbuchtungen bei den Hypodermen ausgesprochen, wo sie durch tiefe ringförmige Einschnürungen und diese verbindende zahlreiche Längsfurchen be- dingt werden, so dass der ganze Magen mit hohlen Wülsten besetzt erscheint. Diese Wülste werden jedoch mit dem Dünnerwerden des Rohres kleiner, und hören endlich ganz auf, noch bevor er in den nächstfolgenden Abschnitt übergeht. Bei den Gastrus-, Cephenomyia- und Cephalomyia-Lzrven ist der Chylusmagen (Fig. 54 rf, e, /') durch eine oft nur sehr schwach angedeutete Einschnürung (e) in eine *) S. I. Theil, Fig. 4 l. ~) S. I. Theil, Fig. 4 /, m m n. Sitzh. d. mathem.-naturw. Cl. XLV. Bd. I. Abth. 50 Scheibe r. obere und untere Hälfte getheilt. Diese Einschnürung ist inwendig durch keine klappeuartige Vorrichtung ausgezeichnet, und es sind auch beide Magenhälften im Baue nicht wesentlich von einander unterschieden; erstere ist nur darum beinerkenswerth, weil bei Cephenomyia-Lavyen die M a 1 p i g h i'schen Gefässe an ihr in den Magen einmünden, während bei allen übrigen Larvengattungen diese Ein- mündung (wie in Fig. 54) erst bei der Übergangsstelle des Magens in den Dünndarm (Dünndarmverengerung) geschieht. Der zweite Abschnitt des Chylusmagens geht, allmählich dünner werdend, in den Dünndarm über. Bei den Hypodermen fehlt die eigentliche Cliylus- magenverengerung (e). (Ich nenne sie so zum Unterschiede von der Yormagenverengerung , welche den Chylusinagen vom Vormagen trennt.) Die Falten und Schlingen, in die der Chylusinagen gelegt ist, sind sehr mannigfaltig. Bei Cephalomyia- und Gastrus-Lavven findet man bei behutsamer Untersuchung constant zwei vom Magenabschnitt ausgehende, quergestreifte Nervenfäden, die durch den Fettkörper ziehen, an diesen einzelneZweigchen abgebend, sich zu zweiHautmuskeln begeben, welche auf je einer Seite der Rückenhälfte der Larven zwischen 1 — 2 Leibesringen liegen (Fig. 54 m m)1)- Auf den Magen folgt d) der Dünndarm (Fig. 54«/, h), in dessen Anfangsstück, mit Ausnahme der Cephenomyien, bei allen anderen Carvengattungen die M alp ig h i'schen Gefässe münden (Fig. 54 . 39, Taf. VI, Fig. 1. 2) Vergleichende Histologie, 1857, p. 387. (J2 s c h e i h e r. Zustande sind beide Arten von Malp ig hi 'sehen Gefässen dunkelbraun gefärbt, und ihr Inhalt ist scheinbar derselbe, mau sieht nichts, als jene kleinen, stark lichtbrechenden, blassen, hellen Kügelchen,die im frischen Zustande blos in den weissen Malpighi'schen Gefässen zu sehen sind. BeiCephenomyien und Cephalomyien ist der Bau der Malpighi- schenGefässe gleich; zwei hintere und zwei vordere Malpighi'sche Gefässe(Fig. 54 pp und od) treten zu einem gemeinschaftlichen Aus- führungsgang zusammen, der beiderseits zwischen Chylusmagen und Dünndarm (bei g) in den Darmcanal mündet. Die zwei hinteren sind durchaus gelb gefärbt und endigen am freien Ende, welches einen von den Rückengefässsträngen kommenden quergestreiften Nerven- faden aufnimmt, blind (p' p'). Ihre Wand ist mit dicht aneinander- liegenden Ausbuchtungen versehen. Die zwei vorderen Malpighi- schen Gefässe sind eine Strecke weit genau so gebaut, wie die hin- tern, gehen aber plötzlich in kurze, weite, glattwandige und blind- endigende Canäle über, die stets strotzend mit einem bei auffallendem Lichte gelbbraun, bei durchfallendem Lichte dunkelbraun gefärbten Inhalte gefüllt sind, und mit dem gelbgefärbten Abschnitte in unmittelbarer Communication stehen (Fig. 54 n 11). Der Inhalt der braunen Malpighi 'sehen Gefässe, der sich auch in den gelben Theil noch fortsetzt , besteht zum grössten Theile aus einem Aggregat von stark lichtbrechenden blass gelblichen Kügel- chen von der Grösse von 0001 — 0-006 Millim.; zwischen den- selben findet man hie und da Büscheln kleiner zugespitzter Säul- chen, deren chemische Beschaffenheit jedoch ebenso wenig, als die der Kügelchen eruirt werden konnte. Diese Malpighi'schen Gefässe haben stellenweise knotige Anschwellungen und erhalten von den Rückengefässsträngen vier quergestreifte Nervenl'äden (I. Theil, Fig. 23 d d d d), die an ihrer Wand spurlos verschwinden. Den feinern Bau anlangend, bestehen die Malpighi'schen Gefässe bei Hypoderma-Larven aus einer äusseren, structurlosen Bindegewebsmembran, einer mittleren Zellschichte und einer innern feinstreifigen, ziemlich breiten Cuticularschichte. Die Zellen der mittleren Schichten sind zu beiden Seiten des Gefässes alternirend angereiht, und so gross (breit), dass sie stark gegen das Lumen des Canales vorspringen, und einen schlängeligen Verlauf seiner Lichtung verursachen. Vergleichende Anatomie und Physiologie der Üstriden-Larven. (>3 Sie sind ofl fast halb so breit, als der Canal selbst, haben einen dunkelbraunen, feinkörnigen Inhalt, und einen guossen, scharf hervorspringenden Kern, mit grobkörnigem Inhalte. Im gemeinschaft- lichen Ausführungsgange finden sich kleine glatte Zellen, von der Grösse von 0-005— 0-01 Millim. Bei Cephalomyia- und Cephenomyia-Lav\en konnte ich keine Cuticular schichte mit Sicherheit erkennen. Die gelben M a 1 p i g h i'schen Gefässe, die beiCephenomyien stärkere Ausbuchtungen haben, als bei Cephalomyien, bestehen aus einer äussern structurlosen Bindegewebs- membran, und aus in den Ausbuchtungen liegenden Zellen. Einer jeden Ausbuchtung entspricht der Sitz einer 0-04 — 0-06 Millim. grossen Drüsenzelle, die entweder rund, oval oder (2 — 3)-lappig ist, einen feinkörnigen, gelbbraun gefärbten Inhalt, und einen 0-01 — 0*02 Millim. grossen, runden oder mehrlappigen Kern mit Kernkör- perchen besitzt. Die glatten und breiten Malpighi'schen Gefässe (mit dunkel- braunem Inhalte) bestehen aus einer structurlosen Bindegewebs- membraiijinderO'OI — 0*015 Millim. grosse, runde, scharf begrenzte, mit einem grossen Kernkörperehen und grobkörnigen Inhalt ver- sehenen Kerne eingelagert sind. Die Epithelschichte besteht hier aus 0 004 — 0005 Millim. grossen, polygonalen Zellen mit einem gelb- braunen, feinkörnigen Inhalte und einem lichten, glänzenden runden Kern. 5. Fettkörper. Der Fettkörper ist am stärksten bei Hypodermen, weniger bei Gastriden, noch weniger bei Cephalomyien und am allerwenigsten bei Cephenomyien vertreten. Er besteht überall aus mit grossen Fett- tropfen erfüllten, und mehrere (3 — 6) Fortsätze treibenden, grossen Zellen, die mit ihren Fortsätzen in gegenseitiger Verbindung stehen und im Innern einen 0-01 — 0-015 Millim. grossen mit 1 — 2 Kern- körperchen und grubkörnigem Inhalte versehenen Kern besitzen. Diese Zellen sind in dichter Aneinauderlagerung bei Hypodermen in Form schmaler Bänder an einander gereiht, so dass der ganze Fettkörper aus einem Convolut von in Falten gelegten Bändern besteht. Bei Gastrus- und Cephenomyia-hixvyeu. sind die Zellen in Form einer gefalteten, und zwischen den Organen eingeschobenen Fascia, bei Cephalomyien endlich in Form eines grobmaschigen Netzwerkes (J4 Sc heil) er. Vergleichende Anatomie und Physiologie der Östriden-Larven. angeordnet. Die Zellenkerne sind bei Gastrus- und Cephenomyia- Larven kreisrund, bei Hypoderma- und Cephalomyia-hwvew eckig, und aus jeder Ecke gebt ein Fortsatz ab, der sieb gegen den entsprechenden Zellenfortsatz verliert. Der Fettkörper ist im Allge- meinen farblos und durchscheinend; bei Hypoderma-Lürven kamen jedoch oft Stellen im Fettkörper vor, die im auffallenden Lichte milchweiss, im durchfallenden Lichte dunkel erscheinen. Solche Zellen klärten sich auf Zugabe von Kalilauge, die Fetttropfen und der Zellkern traten wieder rein hervor. Die Tracheen sieht man manchmal in's Innere der Fettkörper- zellen treten, woselbst sie sich verlieren. Der Fettkörper erhält viele quergestreifte Nervenfasern, und zwar entweder unmittelbar von den Riickengefässsträngen, oder von deren Nebenästen *). Nicht selten siebt man feine, quergestreifte Primitiv-Nervenfäden in der Wand einer Fetlkörperzelle spurlos verschwinden. V I. Thl. p. 409—471 und 473. Anmerkung. Die in Hör Einleitungdes I. Theiles dieser Abhandlung erwähnte Aufbewahrungsmethode von Insecten in Weingeist und Glycerin ist dahin zu modificiren, dass eine Mischung einer Lösung von dopnelt-chromsaurein Kali dasselbe leistet, ja die Eingeweide innerhalb eines Jahres noch besser erhält, wie die ersterwähnte Mischung. Vergleichende Anatomie lind Physiologie der Östriden-Larven. ßj) Erklärung der Abbildungen. Fig. 34. Ansicht der äusseren Flache der Stigmenplatte von Gastrus equi F.; aa die zwei Kiemenplatten; b b die Stigmenlamelle, durch welche die Zapfen des Ringes durchscheinen; c Stigmenloch; dd und ee die Kiemencanäle. (80fache Vergrösserung.) „ 33. Innere Fläche der Stigmcnplatte von Gastrus equi F.; a a der äus- sere, d a! der innere Rand des Ringes; b b die Zapfen desselben; c c' c c' die innere Stigmenmembran; d d poröses Gewebe, auf welchem der Ring liegt. „ 36. Scheniatischer Durchschnitt der Stigmenlamelle (in der senkrechten Richtung von b b in Fig. 34 gedacht); a obere, a' untere Stigmen- lippe; b b letzter Leibesring; c c' durchschnittene Stigmenlamelle ; d äussere, /"mittlere und g innerste Schichte derselben; d und f bilden zusammen die äussere und g die innere Stigmenmembran; zwi- schen beiden liegt der Stigmenraum ; e Stigmenröhre, deren äusseres Ende die äussere, deren inneres Ende die innere Stigmenöffnung dar- stellt; hh die beiden Zapfen des Ringes (b b in Fig. 35); i gewölbte Platte, welche die Luftkammer k nach innen begrenzt, und an welcher alle Tracheenstämme des Körpers in die Luftkammer münden; / Mast- darm ; V Anus. „ 37. Die die Luftkammer nach innen begrenzende Chitinplatte a, b, a, b; derschematischeQuerschnittvonFig.36 hat diese Plattein derRichtung b b getroffen; c c c c und d d d d Ausmündungslöcher der acht Lungentracheenstämme; ee die der Darm- und ff der Körper- tracheenstämme. „ 38. Ein Stück eines Kiemencanales (d d und e e Fig. 34) bei starker Vergrösserung von der (äusseren) Fläche gesehen; a a und b b Fen- ster zwischen den Querleisten gg g g; c, d die mittlere Schichte der Kiemenplatte; e e, ff Grenze, wo sich diese in zwei Blätter theilt, zugleich die Bögen, welche die Fenster des äusseren Blattes nach aussen begrenzen; h Längsstäbchen, welche die Querleisten in der Median- linie des Kiemencanales mit einander verbinden; h, g, f, e bilden dem- nach das äussere, i i das innere Blatt der mittlereu Schichte, welches in Form zweier, längs eines ganzen Kiemencanales ununterbrochen fort- laufender (Längs-) Leisten erseheint, die in der Medianlinie zwischen sich den Spalt l lassen; k feingezähnter Rand der Längsleisten; m m Linien, von wo an die Längsleisten dick und hart werden, und sich von den Querleisten entfernen. Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XLV. Bd. [. Abth. 5 66 S v h e i I) e r. Fig. 39. Schematischer Querschnitt eines Kiemencanales, um das Innere des- selben zu sehen, a äusserste Schichte der Kiemenplatte; e e' , f f mittlere; b, c, d, g tiefliegende Schichte derselben, e' ist die mittlere Chilinschicht im Ganzen; e das oberflächliche Blatt (Querleisten), f f das tiefe Blatt (Längsleisten) derselben (der Querschnitt hat nämlich den Kiemencanal in der Bichtung [Fig. 38 e, f] gerade dort getroffen, wo kein Fenster sondern eine Querleiste liegt), d, c, d schwammiges Gewebe der 3. Schichte der Kiemenplatte; b b Balken, die von der mittleren Schichte (zwischen den Kiemencanälen) aus- gehen, und aus denen das poröse Gewebe hervorgeht; g g der Steg (eine hufeisenförmige Platte), welcher sich aus dem mittleren Theile des Balkengewebes (o) erhebt, und auf welchem die Längsleisten ruhen; // oberer (äusserer), i unterer (innerer) Bauin des Kiemen- canales; beide eommuniciren durch den Spalt zwischen beiden Längs- leisten l. „ 40. Vordere Endigung der Körpertracheen bei Gastrus-Lnrven; «der Stiel; b der Knopf des braunen Körpers ; c vorderes Stigmenloch (zwischen 1. und 2. Bing); d harte Chitinröhre, zu welcher sich das äussere Inte- gument nach innen verlängert, und in welcher der braune Körper steckt; e Ende des Haupttracheenstammes. (80fache Vergrösserung.) „ 41. Lungenbläschen von Gaslrus equiF.; a Tracheenstamm ; bb von die- sem abtretende Zweige, an deren Ästchen die Lungenbläschen c c hängen; d d Fortsätze der Lungenbläschen-Zellen, mittelst denen diese unter einander eommuniciren. „ 42. Ein Segment der hinteren Stigmenplatte von Cephalomyia ovis L. bei mittlerer Vergrösserung; a centrale, lichte, von einem Bing umgebene Lamelle; b b feine Löchelehen des porösen, dunklen Theiles der Stigmenplatte; c c die von der Centrallamelle in den dunklen Theil ausstrahlenden, compacten, helleren Chitinstreifen (Badien), die sich noch über den wulstigen äusseren Band der Stigmenplatte d hinaus erstrecken (jedoch in der Zeichnung nicht ausgeführt). ,, 43. Eine hintere Stigmenplatte von Hypoderma bovis bei lOOfacher Ver- grösserung; a , b und d, wie in der vorigen Fig. c der innere Band der einen, e' der der anderen in der Fig. nicht ausgeführten Stigmenplatte; e der beide Stigmenplatten von einander trennende Theil des äusseren Integumentes. „ 44. Ein Stück von b in Fig. 43 bei starker Vergrösserung; a harte und dunkle Chitinplatte; b Löcher in derselben, an deren Grunde die an der inneren Fläche der Platte gelegene, fein schwammige Substanz durchscheint; c zugeschärfter Band des Loches. „ 45. Vordere Endigung eines Haupttracheenstammes bei Hypoderma Actaeon Br. ; a Centralstrang; b äussere bindegewebige Umhüllung des End- .slranges, in welchen das vordere Ende des Haupttracheenstam- mes r übergeht; d Stelle, wo sich der Strang in die Tiefe des äusseren Integumentes c verliert. Letzteres ist mit seiner inneren Fläche dem Leser zugekehrt, an welcher die an der äusseren Fläch« Vergleichende Anatomie und Physiologie der Östiiden-Larven. 67 desselben befindlichen Felder (s. Fig. 1) durchscheinen. (Mittlere Vergrösserung.) Fig. 46. Eine Tracheenblase von //y/?0>/. W. ^1 Gew. DT C .Heitamajui . Ais i. ^kUof.u. Staats drucIceTei. SiHungsb.d.k.Akaa .d.W. mall., matunr. C1XLY. Bi-LÄbÄ. L86S Scheiber. Vergleichende Anatomie und Physiologie der Ocstriden Larven Taf.III. Fig. 58. Fig. ■>/ hfl . Sf a . Aus d.]c k.Hof.u.. St&atsdiicckeiei Sitaun£so (l.k .Akak d.W. matli. naturw Cl.XLV. Bd Alnli 1862. 69 II. SITZUNG VOM 9. JÄNNER 1862. Herr Hofrath W. Haidinger übersendet eine Mittheilung, betitelt: „Das Meteoreisen von Cranbourne im k. k. Hof-Mineralien- Cabinete, ein Gescbenk von dem königlich grossbritannischen Gou- verneur von Victoria in Australien, Sir Henry ßarkly". Herr Prof. Dr. Fr. Unger überreicht die Fortsetzung seiner Ab- handlung: „Botanische Streifzüge auf dem Gebiete der Culturge- schichte. V. Inhalt eines alten ägyptischen Ziegels an organischen Körpern". Herr Dr. Fr. Rolle, Custos-Adjunct am k. k. Hof-Mineralien- Cabinete, legt eine Abhandlung vor: „Über eine neue Cephalopoden- Gattung Cyclidia aus den Tertiärschichten von Siebenbürgen". An Druckschriften wurden vorgelegt: Akademie, Königl. Preuss., zu Berlin, Monatsbericht. Novem- ber 1861. Berlin, 1861; 8°- — Königl. Bayer., zu München, Abhandlungen der mathem.-phy- sikal. Classe. IX. Band. I. Abtheilung. München, 1861; 4°- — Harless Emil, Massbestimmung der Polarisation durch das phy- siologische Rheoskop. — Idem. Moleculäre Vorgänge in der Nervensubstanz. IV. Abhandlung. Massbestimmung der Reiz- barkeit im Allgemeinen (Fortsetzung) und bei der Quellung insbesondere. — Rathke, Heinrich, Untersuchungen über die Arterien der Verdauungswerkzeuge der Saurier. — Wagner, A„ Neue Beiträge zur Kenntniss der urweltlichen Fauna des lithographischen Schiefers. II. Abtheilung. Schildkröten und 70 Saurier. Mit 6 Tafeln. (Aus den Abhandlungen der k. b. Ak. d. W. II. Cl. IX. Bd. I. Abth.) München, 1860 & 1861; 4«- — Bi seh off, Theodor Ludw. Willi., Gedächtnissrede auf Friedrich Tiedemann. München, 1861 ;40, — Lieb ig, Justus Freih. v., Rede zur Vorfeier des 102. Stiftungstages der k. Akad. d. Wiss. am 26. März 1861. München, 1861; 4»- — Idem, Rede zur Feier des a. h. Geburtsfestes Sr. Maj. des Königs Maximilian II. München, 1861; 40- — Wagner, Andreas, Denkrede auf Gotthilf Heinrich v. Schubert. München, 1861; 4°- American Journal of Science and Arts, New Series. Vol. XXXII, Nr. 95 & 96. New Haven, 1861; 8°- Astronomische Nachrichten, Nr. 1343. Altona, 1862; 4°- Austria, XIV. Jahrgang. I. Heft. Wien, 1862; 8°- Comptes rendus de I'Academie des sciences, Tome LIII, Nr. 25. — Tables des Comptes rendus des seances. Premier Semestre, 1861. Tome LH. Paris, 1861; 4»- Cos mos, XP Annee, 20e Volume, lre Livraison. Paris, 1862; 8»- Istituto, I. R., Veneto di scienze, lettere ed arti, Atti. Tomo VI0, Serie 3% Disp. I0a. Venezia, 1860—61; 8°- Peretti, Paolo, Dell1 azione chimica delP acqua sopra i sali e sopra gli aeidi. Roma, 1861; 8°- Semmelweis, J. Ph., Zwei offene Briefe an Dr. J. Spaeth und an Hofrath Dr. F. W. Scanzoni. Pest, 1861 ; 8°- — Zwei offene Briefe an Hofrath Dr. Eduard Casp. Jac. v. Siebold und an Hofrath Dr. F. W. Scanzoni. Pest, 1861; 8°- Wiener medizinische Wochenschrift, XII. Jahrgang, Nr. 1. Wien, 1862; 4o- 71 Oligocäne Bryozoen von Laidorf in Bernburg. Von Dr. Ferdinand Stolicika. (Mit 3 Tafeln.) (Torgelegt in der Sitzung am 12. December 1861.) Das Studium der norddeutschen Tertiärablagerungen wird besonders erschwert durch den Mangel an Aufschlüssen , indem weit ausgedehnte und mächtige Schotterablagerungen den Einblick in die Lagerungsveihältnisse meist ganz versagen. Bohrungen , Eisen- bahnbauten, Schürfungen auf Kohle und andere zufällige Grabungen in die Tiefe sind fast die einzigen Mittel, welche den Geologen hier in seinem Unternehmen zu unterstützen vermögen. Daher kommt es auch, dass man sich gewöhnlich auf die Beschreibung einzelner solcher Localitäten und Petrefactenfundstätte beschränken muss. Die genaue geologische Kenntniss einer grösstmöglichen Anzahl dieser Punkte ist aber zuerst nothwendig, wenn man sich ein Ge- sammtbild über den Zusammenhang der Ablagerungen entwerfen will, wie es bereits im Jahre 1855 Prof. Beyrich1) in seiner Schrift: „Über den Zusammenhang der norddeutschen Tertiärbildungen" mit Meisterhand versucht hat. Einen werthvollen Beitrag zur Charakterisirung des unteroligo- cänen Braunkohlensystems Beyrich 's verdankt man einem Ver- suchsbaue auf Kohle bei Latdorf (Carls grübe) im Herzogthume Anhalt-ßernburg. DerPetrefactenreichthum diesesFundortes, nament- lich an Mollusken, ist schon an anderen Orten2) vom Herrn Giebel hervorgehoben worden. ') Abhandl. d. Berlin. Aksid. 185ö. *) Zeitseh. für gesammle Naturwiasenscli. [5d. 12, p. 422 und Bd. IT, p 30. 72 Stoliczka. Mit einer Sendung von Petrefacten erhielt von dort das k. k. Hof-Mineraliencabinet durch Herrn Schwarzenauer zugleich eine Menge geschlemmter Proben, deren Mittheilung ich der Güte des Herrn Director Dr. Hörn es verdanke. In einem Briefe an Dr. Hörne s schreibt Herr Schwarzenauer folgendes über das Lager der Ver- steinerungen, aus dem auch die Proben entnommen sind: „Die Muscheln liegen 20 — 30' unter Tag in einer Sandschichte von gröberem und feinerem Korn. In diesem Sande liegen von derselben Masse Linsen und Kugeln, welche die nämlichen Versteinerungen als Steinkerne einschliessen. Die Sandschichte bedeckt die Kohle diiect. In der Kohle findet sich viel Retinit, oft in Stücken von 6" Länge". Obwohl ich es mir zur Hauptaufgabe gestellt habe, in den folgenden Blättern eine möglichst vollständige Darstellung der Bryozoenfauna dieses Fundortes zu geben, will ich doch die anderen Vorkomnisse, insoferne sie nicht schon aus den werthvollen Mitthei- lungen des Herrn Giebel bekannt geworden sind, nicht ganz unbe- rücksichtigt lassen. Die Angaben betreffen namentlich die Foramini- feren und Anthozoen. Die Foraminiferen sind im Ganzen nicht besonders selten an Arten, aber an Individuen. Sie gehören grösstentheils schon be- kannten Arten an, wie sie sich in den Abhandlungen von Prof. R e u s s , Bornemann u. a. verzeichnet finden. Am häufigsten kommt Am- phistegina nummularia vor. Herr F. Karre r theilte mir folgende Bestimmungen von 27 Species mit: Dentalina intermitens Br. , D. Sandbergeri Rss., D. purgcns R s s. , Cristellaria arcuata Karst., Robnlina cultrata d '0 r b. , R. incompta Rss., R. negleda Rss.; — Rotalina Partschiana d'Orb., R. Dutemplei d'Orb., R. Schreibersii d'Orb., R. umbonata Rss., R. trochns Rss.; — Truncatulina lobatula d 0 r b. ; — Ampliistegina nummularia Rss.; — Guttulina problema d'Orb., G turgida Rss.; — Globulina gibba d'Orb., G inflata Rss., G. amigdatoides Rss., Triloculina gibba d'Orb., Tr. consobrina d'Orb., Tr. turgida Rss., Tr. orbicularis Rom.; — Quinqueloculina angusta Phil., Q. ovata Rom., Q. longirostra d'Orb., Q. impresso, Rss. Von Anthozoen führt bereits Herr Giebel Cyathina tercs, Cyath. 2 sp. ind. und eine Scyphia an. Mir sind bisher 14 Arten bekannt geworden, von denen jedoch nur vier bestimmbar waren. Es sind folgende: Oligocäue Bryozoen von Latdorf iii Bernhurg. 73 Cyathina teres et firma Phil., Balanophyllia subcyUndrica Phil., Bathangia sessilis Schoth., Trochoseris 2 sp., Flabellum sp., Axopora 2 sp., Rhypidogyra sp., Endopsammia sp., Trocho- cyathus sp., Oculina sp. und eine etwas zweifelhafte Turbinuria. An einem anderen Fundorte Söllingen bei Jerxheim in Braunschweig, über dessen Molluskenfauna Herr 0. Speyer im 12. Bande der Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft berichtet halte, fand ich Cyath. teres Phil., Cyath. cornucopiae und Balanophyllia costata Kefst. Mehrere Bryozoen von Söllingen werde ich im Laufe des Textes zu erwähnen Gelegenheit haben. Bei Latdorf kommt ausserdem nicht selten eine Siliquaria, Thecidea sp., Argiope (subradiata S a n d b.) und eine Menge kleiner Mollusken aus den Sippen Rissoa, Capulus, Chemnitzia, Nucula u. a. vor, so dass auch in dieser Richtung die Fauna noch manchen Beitrag erhalten wird. Von Ostrakoden fand ich merkwürdigerweise nicht eine einzige sicher bestimmbare Art, während diese Gruppe sonst in den nord- deutschen Tertiärbildungen selten fehlt. Es ist überhaupt auffallend, dass trotz der unmittelbaren Nähe der Kohle die Fauna eine rein marine bleibt. B r y o z o a. Um einige Anhaltspunkte über das Vorkommen der Bryozoen bei Latdorf zu gewinnen, dürfte es nicht überflüssig sein, vorerst einen Blick auf die allgemeine Vertheilung dieser Thierclasse in den marinen Tertiärschichten des Wiener Beckens zu werfen. Die Resul- tate bestätigen vollständig die zuerst vom Herrn Prof. E. Suess1) ausgesprochene Behauptung von der gleichzeitigen Ablagerung der verschiedenen Tegel-, Sand- und Leithakalkbildungen in diesem Becken. Es soll dies zugleich ein Beispiel sein, wie wichtig das von Herrn Suess angeregte Zonenstudium für unsere Tertiärablagerun- gen ist, und was für ein reiches Feld zur Untersuchung sich uns hierdurch bietet; es sind dies Untersuchungen, welche E. Forbes für die Zonenfauna des brittischen und ägäischen Meeres so glänzend ') Wohnsitze d. Brachiop. 11. Abschn. \>. lö'J, Sitzb. d k. Akad. Bd. XXXIX. 74 S t o l i c z k a. dargethan hat und die ebensowenig auf Artunterschiede ohne Ein- fluss bleiben können, als die neuesten Forschungen Darwin's. Die Hauptfundstätte für Bryozoen im Wiener Becken sind die Leithakalkbildungen. Unter diesen kann man gewöhnlich zwei Zonen unterscheiden, welche durch ein vorwiegendes Auftreten *) bestimm- ter Arten sich recht gut charakterisiren lassen. Das höher gelegene Niveau, welches in grossen Mengen ,4m- phistegina Haueri enthält und desswegen als Amphisteginen- Horizont bezeichnet wird, ist überall charakterisirt durch Idmonea pertusa, Pustolopora anomala, Cellepora globularis, Cellaria Miche- lini, Hornera frondiculata u. e. a. Die Fauna ist nicht reich an Arten dafür sind aber die einzelnen Individuen zahlreicher. Was über der Amphisteginenschichte liegt, enthält meist sehr wenig Bryozoen oder nur stark abgeriebene Bruchstücke. — Der tiefere Horizont, in welchem Terrebratula grandis sehr häufig vorkommt, enthält die grösste Zahl der aus dem Wiener Becken bekannten Bryozoen. Vorherrschend sind Clieilostomen, indessen auch die Cyclostomen ziemlich reich vertreten; von beiden Gruppen sind die incrustiren- den Arten überwiegend. Der wichtigste Fundort ist Eisenstadt. Überhaupt scheinen nicht sehr steile Inselküsten mit festem Grunde der Entwickelung der Bryozoen besonders günstig zu sein, wie dies heutzutage zum Beispiel von Rhodus bekannt ist, deren Bryozoen-Fauna mehr als die Hälfte ihrer Arten ident hat mit Eisen- stadt. Ein reiches Vorkommen von Bryozoen mit Terr. grandis theilte mir Herr Stur von Podjarkow in Galizien mit; auch Busk erwähnt dieses Zusammen-Vorkommens an mehreren Stellen seines Werkes: „Über die Polyzoa des englischen Crag*. In festen Leitha- kalken, die oft ganz aus Nulliporen bestehen, sind Bryozoen meist schwer nachzuweisen; indessen gehören diese Leithakalke zum grossen Theile dem obern Amphisteginen-Horizont an. Wo dagegen Leithakalke fehlen und blos durch Conglomerate, wie bei Kalksburg oder durch reinen Sand, wie bei Pötzleinsdorf, i) Es ist selbstverständlich, dass man auf ganz vereinzelte Vorkommen hier ebenso- wenig ein entscheidendes Gewicht legen kann, alsbei anderen Thierclassen. Die leichte Zerbrechlichkeit der zarten Stämmchen, das Aufsitzen derselben auf todten Muschel- schalen oder an Seetangen setzt die Bryozoen noch leichter der Gefahr ans, durch Wellenschläge in verschiedene Tiefen und oft auf grosse Strecken weit fort- gebracht zu werden. Oligocäne ßiyo/.oea von Laldurf in Beraburg. 75 Grund, Niederkreuzstätten u. s. w. vertreten werden, nimmt die Zahl der Bryozoen sehr bedeutend ab, obwohl die andere Mollus- kenfauna oft sehr reich ist. Es lässt sich dies wohl daraus erklären, dass die häufigen Versandungen das Aufkommen dieser Thierclasse unmöglich machen oder wenigstens sehr erschweren. — Bei etwas tieferen Horizonten als Eisenstadt, oder vielmehr wahrscheinlicher, bei gewissen Localverhältnissen der Küstenbildung an grösseren Continenten, zu denen ich zum Beispiel Porzteich, Ehrenhausen und Wildon in Steiermark und andere rechnen möchte, sind die über- rindenden Formen viel weniger zahlreich und werden ersetzt durch stammbildende Escharen, Homeren, Idmoneen, Scrupocellarien u. A. Im Ganzen ist die Fauna ärmer als bei Eisenstadt. Sehr auffallend ist nun das Abnehmen der Bryozoen mit der Tiefe der Ablagerung, während zugleich die Foraminiferen-Fauna immer reicher und mannigfaltiger wird. Es gehören hierher die ver- schiedenen Tegelbildungen des Wiener Beckens. In Forchtenau, wo bereits die Foraminiferen-Zahl sich ansehn- lich vermehrt, kommen kaum mehr über 20 Arten von Bryozoen, fast durchgehends Escharen und Homeren vor. In dasselbe Niveau wäre Lapugy (oberer Tegel) und Bujtur in Siebenbürgen zu ziehen. In Baden, Perchtolsdorf, Ruditz bei Brunn und anderen Tegel- bildungen, deren Foraminiferen-Fauna erst kürzlich Herr F. Karrer einer eingehenderen Bearbeitung unterzogen hat, und die sich durch ein Vorherrschen an Stichostegiern kennzeichnen, ist die Zahl der Bryozoen kaum auf 12 Arten herabgesunken. Am häufigsten kommt Cupularia Haidingeri, Cellepora rosula, Cellepora n. sp. (stamm- bildend mit Zellen von der Form der Lepralia monoceros), Hornera hippolyta, Eschara monilifeva und einige wenige noch vor. In Möllersdorf, das etwas weiter vom Ufer entfernt liegt, und wo Turbinolia und Flabellum sehr häufig sind , fand ich nur mehr Cellep. rosula und Cupul. Haidingeri, wie auch im Tegel von Szobb in Ungarn. Im Tegel bei Ödenburg kommen nur sehr selten Bruchstücke von Cupul. Haidingeri und einem grossen Lunuliten vor, der übri- gens schon in Baden auftritt. Aus dem Tegel bei März schliesslich, wo auch schon die Fora- miniferen-Fauna durch das Überwiegen an Globigerinen etwas ein- förmiger wird, ist mir gar kein Bryozoum bekannt. 76 Stoliczka. Aus diesen Daten lasseu sich nun leicht folgende allgemeine Schlüsse ziehen *)• Die Mannigfaltigkeit der Bryozoen-Fauna nimmt mit der Tiefe der Ablagerung ab, jene der Foraminiferen zu 9). Aus dem Vorhandensein einer reichen Bryozoen-Fauna kann man auf eine massige Tiefe der marinen Ablagerung schliessen. Tegel und Sand- gebilde sind arm an Bryozoen. Nach den Untersuchungen von E. F o r b e s bewohnen die Bryozoen hauptsächlich die Corallinen -Zone, wozu sie auch den Namen1) gegeben haben. Die untere Grenze der Laminarien-Zone könnte dann vielleicht der Amphisteginenschicht entsprechen. Doch sind diese Untersuchungen über die lebenden Formen bei weitem noch nicht abgeschlossen und namentlich auch die Art-Kenntniss zu gering, um sichere Schlüsse auf die fossilen Vorkommnisse machen zu können. Fernere Detailbeobachtungen über die Schichten des Wiener Beckens mit ihren charakteristischen Faunen hat uns Prof. Suess2) versprochen. Fassen wir nach diesen Bemerkungen die Gesammtfauna von Latdorf in's Auge, so finden wir schon vom Herrn Giebel 70 Arten verzeichnet, denen wir noch weitere 88 Arten anschliessen, so dass die Summe die sicher beträchtliche Zahl von 158 erreicht. Von dieser entfallen auf die Bryozoen 47 Arten, die im Folgenden näher betrachtet werden sollen. Sie gehören ausschliesslich den zwei Ordnungen der Cyclostomen und Cheilostomen an, so zwar, dass 19 Arten der ersteren, die übrigen 28 der zweiten Gruppe eigen sind. Mit beschränkter Benützungderd'Orbigny'schenNomen- clatur vertheilen sich die Arten in 18 Sippen. Bei jenen Arten, welche in sichtlich unhaltbare Sippen des d'Or bigny'schen Systems gehören , ist die Benennung blos in einer Klammer beigefügt und manches in systematischer Beziehung im Laufe des Textes erwähnt. Von den 47 Arten sind bereits 23 aus anderen Gegenden bekannt geworden, wovon die meisten auf die Leithakalkbildungendes Wiener Beckens entfallen. 24 Arten sind als neu erkannt und werden hier zum ersten Male beschrieben und abgebildet; darunter sah ich mich veranlasst, zwei Arten zugleich als Typen neuer Sippen Orbitulipora und Stichoporina aufzustellen, beide den Cheilostomen gehörig, aus der Nähe der Familie Sc/c/inriaäae Bsk. 1) Natural history ofthe europ. seas by E. Forbes. editby R. (iodwin-Austeo. 1859, p. 145. 2J Wohnsitze der Brachtop. II. Absclin. p. 159. Sitzb. d. k. Akad. Bd. XXXIX. Oligociine ßryo/.oen von Latdorf in ßernburg. 77 Ausser den älteren (1843) Arbeiten über die norddeutschen Tertiärablageningen von Philippi waren jene vom Herrn Prof. Reussi), und das neueste Werk über die Polyzoen des englischen Crag von Busk2) für die folgende Bearbeitung massgebend. Wollte man nun aus den Bryozoen von Latdorf eine Parallele mit dem Wiener Becken ziehen, so könnte man sie durch das Vor- herrschen stammbildender Escharen, Homeren und Idmoneen, die auch die grösste Individuenzahl darbieten, nur in den Horizont mit Porzteich, Ehrenhausen, Wildon u. s. w. gleichstellen. Damit stimmt auch die andere Fauna recht gut überein, wie die vielen aufsitzenden Anthozoen und die verhältnissmässig geringere Zahl von Foramini- feren. Auch das Vorkommen zahlreicher Arten ans den Sippen P/euro- toma. Fusus, Murex , Fasciolaria u. A. deutet schon auf ein nicht sehr seichtes Meer hin. Die Ablagerung von Latdorf würde somit in die Reihe unserer Leithakalkbildungen gehören, allerdings als eine bestimmte Facies und wohl auch nicht in dem Sinne der Gleichzeitigkeit beider auf- gefasst, sondern lediglich als Randbildung eines offenen Meeres, oder sonst als eine Küstenbildung angesehen. Postnlopora attennata Stol. Taf. I, Fig. 1. Die Stämmchen sind sehr zart, gerundet mit ' 2 '" — 1"' Durehmesser. In der ganzen Peripherie sind nur 4 Längsreihen von Zellen, von denen jede an einer der vier Seiten mit einer grossen Öffnung mündet. Sie stehen abwechselnd in bedeutenden Entfernungen von einander. Die Scheidewände der Zellen treten als feine Linien auf und die ganze Oberfläche des Stammes ist von mikroskopisch kleinen Poren durchlöchert. — Sehr selten. Postnlopora pulchella Rss. sp. (Cricopora id. Polyp. d.W. Beck, p. 40. Taf. 6, Fig. 10.) Bezüglich der generischen Bestimmung steht diese Art eigentlich in der Mitte zwischen Pustulopora, bei der die Zellen ohne bestimmte Ordnung an der Oberfläche vertheilt sind, und zwischen Spiropora, wo sie in Querringen stehen. J) Reuss: Polyparien des Wiener Beckens in H a i d i ng er's natnrw. Abhandlungen Bd. li, 1348. — Beitrag zur Paläontologie der Tertiärschichten übersehlesieus. Zeitschrift der deutschen g^olog. Gesellschaft. Bd. III, 1851, p. 147. — Zur Charak- teristik des nördl. und mittl. Deutschland. Sitzb. d. Wiener k. Akad. d Wissensch. Bd. XVIII, 1855. p. 197. — Ferner zerstreute Notizen in Bronn's Jahrb. und Jahrb. der k. k. geolog. Reiciisaustalt u. s. w. *) Fossil Polyzoa of the Crag. Palaontographkal Society. London 1859. 78 S t o 1 i c z k n. Die Zellen liegen allerdings manchmal in sehr schief aufsteigenden Reihen, sind aber auch nicht selten unregelmässig zerstreut und insofern gehört diese Art mehr zu Pustulopora. Bei Latdorf ist sie nicht selten, aber meistens stark abgerieben, in welchem Falle dann die Stücke ganz mit der rechtsstehenden Abbildung von Cricopora minuta Philippi (Tertiiirverst. Taf. I, Fig. 11) von Freden übereinstimmen. Ausserdem kommt sie bei Söllingen in Braunschweig und besonders häufig in der Amphisteginenschieht des Leithakalks im Wiener Becken vor. Pustulopora (Clausa) retifera S toi. Tuf. I, Fig. 2. Stamm rund, öfters ein wenig gedreht oder gebogen. Warzenartig vor- stehende Zellenöffnungen sind unregelmässig um die ganze Peripherie vertheilt, und stehen ziemlich nahe an einander. Zwischen den Mündungen bemerkt man an der Oberfläche ein feines Netz von Linien, wie dies d'Orbi gny bei seiner etwas unsicheren Sippe Clausa angibt. Am Querschnitt sind die Offnungen sehr dicht an einander gedrängt, zwischen einzelnen grösseren sind kleinere einge- streut. — Sehr selten. Borncra hyppolyta Defr. (Busk. Polyz. Grag. p. 101, Taf. 14, Fig. 8, 9 u. Reu ss, Polyp, d. W. Beck, p. 43, Taf. 6, Fig. 24.) Eine in den oberen und mittleren Tertiärablagerungen sehr verbreitete Art. Sie kommt in Frankreich bei Grignon und Hautville (Michelin) vor; aus dem englischen Coralline Crag beschreibt sie Busk; Prof. Reuss fand sie in den Schichten des Leithakalkes im Wiener Becken und in den schlesischen Tertiärablagerungen bei Michowitz. Ausserdem fehlt sie nirgends im ungarischen und siebenbürgischen Becken. In Galizien, bei Asti, Castell' arquato u. a. 0. Bei Latdorf ist sie ziemlich selten. Hornera reteporacea M. Edw. (Busk. Polyz. Crag. p. 98, Taf. 14, Fig. 2.) Selten; sonst nur aus dem Coralline-Crag Englands bekannt. Hornera verrucosa Rss. (Zeitsch. d. deutsch, geol. Gesell. 1851. Bd. III, p. 173, Taf. 9, Fig. 21.) Zuerst von Prof. Reuss aus den oberschlesischen Tertiärschichten bei Miechowitz beschrieben. Bei Latdorf, wo diese Art nicht selten ist, findet man häufig auch die scheibenförmige Basis, womit die Stämme am andern Körper aufgewachsen waren. Besonders häufig kommt eine Varietät dieser Art vor, bei der die Rippen an der Rückseite kleiner und zahlreicher sind, wobei die Nebenporen namentlich an der Vorderfläche oft ganz verdeckt sind. Da diese Bruchstücke auch etwas stärker sind als gewöhnlich, so dürften sie die untersten Theile der Stämme Oligoeäne Bryoznen von Latdorf in Bernburg. 79 sein, an denen auch in anderen Sippen die Erhabenheiten der Oberfläche all- mählich verschwinden und die Öffnungen verkalken. Bei Cyclostomen ist dies aller- dings eine viel seltenere Erscheinung, desto häufiger kommen sie aber bei Cheilostomen vor, wie ich sie namentlich an grossen Stämmen der Eschara mo- nilifera, cervicomis u. A. zu beachten Gelegenheit hatte. Hornera porosa Stnl. Taf. I, Fig. 3. Die abgerundet vierseitigen Stämmchen verzweigen sich dichotomisch, wobei die Äste unter spitzen Winkeln abgehen; nur selten ist durch Queräste die Andeutung zu einer netzartigen Ausbreitung gegeben. Die grossen, runden Zellöffnungen stehen in 5 — 6 alternirenden Längsreihen und erheben sich mit ihrem Rande kaum über die sie umfassenden Rippen, ähnlich wie dies bei Hornera frondiculata vorkommt. Über und unter der Mündung befindet sich je eine ovale oder dreiseitige Nebenpore, der sich beiderseits noch eine kleine, runde Pore anschliesst. Alle diese fünf Öffnungen liegen in einer Linie; ausser- dem befinden sieh aber an der ganzen Vorderseite noch eine Menge unregel- mässig vertheilter grösserer und kleinerer Öffnungen. Die Rückseite ist breit, sanft gewölbt und mit sehr zahlreichen, länglichen, nach oben zugespitzten Poren bedeckt, die sich in Längsreihen anordnen. — Selten. Hornera gracilis Philippi. (Tertüirverst. p. 35, Taf. 1, Fig. 7.) Ein reiches Material aus den norddeutschen Ablagerungen veranlasst mich die drei Philip p'schen Arten auf zwei zu beschränken. Hornera gracilis und H. sub- annulata = biseriata. Prof. Reuss vereinigt nach d'Orbigny's Vorgang alle drei in eine einzige (Sitzb. d. k. Akad. Bd. XVIII, p. 26a, Taf. 12, Fig. 110). Indessen lässt sich Hornera gracilis , wenn auch in der Porenvertheilung der Hornera subannulata sehr ähnlich, von dieser durch den quer ovalen Durch- schnitt der Stämmchen und mehr isolirte Mundöffnungen unterscheiden; während die Stämmchen der Hornera subannulata rund oder von den Seiten zusammen- gedrückt sind, die Zellen in ringförmigen Reihen stehen und überhaupt der ganze Bau ein etwas zarterer ist. Eine nähere Vergleichung anzustellen wäre jedoch wünschenswert}), zwischen Hornera gracilis und Hornera frondiculata Lamx , welche Arten ident sein dürften. — Sehr häufig bei Latdorf und Söllingen in Braunschweig. Hornera subannulata Phil. Taf. I, Fig. 4. Hornera subannulata et biseriata Philippi (Tertiärverstg. pag. 36, Taf. I, Fig. 8, 9). Stamm rund oder von den Seiten schwach zusammengedrückt. Die Zellen treten meist mit ihren verlängerten Mündungen in Schnüren auf, von denen jede aus 6 — 8 Zellen besteht und von der Seite her über die ganze Vorderfläche sich erstreckt. Die an der Vorderseite liegenden Zellen sind oft in regelmässige Längsreihen geordnet. Von einer Mündung laufen zu der nächst darunter befind- 80 Stoliczka. liehen ziemlich starke Rippen, und schliessen zwischen sich eine bis drei feine Poren, je nachdem der verticale Zwischenraum zwischen den einzelnen Zellen *j grösser oder kleiner ist. An der gewölhten Rückseite verzweigen sich die Rippen vielfach mit einander und werden durch länglichte, an beiden Enden meist spitz zulaufende Poren getrennt. Die Abbildung von Philippi lässt allerdings auch manche andere Deutun- gen zu. Originalexemplare von Luith orst und Cassel bestiitigen indessen die Ansicht, dass H. biseriata nur eine etwas oberflächlich veränderte H. subannu- lata ist, so wie zugleich die Identität mit der Latdorfer Art. Nicht häufig. — Ausserdem in dem Septarientho n von Süllingen und im Leithakalk der östlichen Gegenden ziemlich häufig. Hörnern (Idmonea 6rb.) seriatopora Reuss. (Polyp. 1848, p. 44, Taf. 6, Fig. 25.) d'Orbignv zieht diese Art zu seinem metamorphosirten Genus Idmonea (Pal. franc. cret. pag. 7S0), während die Sippe, wie sie früher bestand , nach ihm in Tubigera und Crisina zerfällt, und sogar zwei verschiedenen Familien angehört. Es ist sicher, dass eine Systematik, welche sich nur auf die Form des Zellenstockes basirt, stets mangelhaft bleiben wird. Derselbe Vorwurf trifft aber auch jedes andere Merkmal, sobald es allein benützt wird. Dies gilt nun auch von den zwei d'Orbigny'schen Sippen Tubigera unäCrisina, die sich beim Bestimmen ebensowenig festhalten lassen, als von beiden die Sippe Idmonea zu trennen ist, deren ältere Auffassung gewiss vortheilhafter begrenzt ist. Diese Art kommt bei Latdorf ziemlich selten vor; ausserdem ist sie durch Professor Reuss aus den Leithakalkbildungen des Wiener Beckens und den Tertiärschichten von Miechowitz in Oberschlesien bekannt. Filisparsa tenella Stol. Taf. I, Fig. 5. Bildet sehr zarte, kaum eine halbe Linie breite Stämmchen, die flachgedrückt sind, und sich dichotomisch vorästeln. Die röhrenförmig vorragenden Zellen sind an der Vorderseite zerstreut und bilden ungefähr vier alternirende Längs- reihen. Nebenporen fehlen, nur die Begrenzungen der Zellen sind an der Oberfläche durch vertiefte Linien angegeben; an der Rückseite befinden sich auf den Längslinien feine Höcker. — Selten. Zunächst verwandt ist Hörnern fragilis (Eiehwald Leth. ross. pag. 35, Taf. II, Fig. 24) von Zalisce in Volhynien. Im d'Orbigny'schen Sinne entspricht diese Art der Sippe Hornera nicht, sie lässt sich aber auch in eine andere Gruppe mit vollkommener Sicherheit nur schwer unterbringen. Sie steht gewissermassen zwischen Tubigera und Idmonea. Idmonea (Crisina) foraininosa Reuss. (Zeitschr. d. deutsch. -geolog. Gesellsch. 1851. Bd. III, p. 171, Taf. 9, Fig. 19.) Prof. Reuss hat bereits im Jahre 1851 dieser von ihm zuerst (Polyp, d. W. Beckens 1848, pag. 46, Taf. 5 und 6) mit der Kreidespecies Id. can- Oligocäne Bryozoen von Laidorf in Bernburg'. 8J cellata verwechselten Art obigen Namen gegeben, wo d'Orbigny's Text (Pal. frane. terr. cret.) noch nicht so weit gediehen ist. Aus diesem Grunde kann auch dem von d'Orbigny (1. c. pag. 730) vor- geschlagenen Namen Id. subcancellata nicht die Priorität zugestanden werden. Soweit die Abbildungen ein Urtheil gestatten, wäre unsere Art ident mit der im englischen Crag vorkommenden, welche neuerdings Busk (Polizoa of Crag, pag. 704), wenn auch nicht ohne einige Bedenken, mit Idmonea (Latero- cavea) punctata d'Orbigny (1. c. pag. 933, Taf. 722, Fig. 11 und 12) iden- tificirt. Es scheint indessen viel rathsamer auf diese Angaben, wo d'Orbigny offenbar ganz verschiedenartige Dinge zusammenwarf, gar kein Gewicht zu legen, zumal sich noch zwischen dem Texte und den Tafeln ein kaum zu entwir- render Widerspruch vorfindet. Selten. — Im Leithakalk des Wiener Beckens überall sehr häufig. Idmonea (Tobigera) Giebeli Stol. Taf. I, Fig. 6. Die breiten, sehr flach gedrückten Stämmchen tragen an der Vorderseite abwechselnde gebogene Beihen , von denen jede aus 3 — 5 Zellen besteht. Gewöhnlich ist die Zahl der Offnungen in den links stehenden Beihen um eins kleiner als in denen der rechten Hälfte. Die Zellenwände sind durch schwache, erhabene Linien kennbar und laufen an der Bückseite ziemlich parallel zu einander. Ausserdem ist die ganze Oberfläche des Stammes mit mikroskopisch kleinen Poren bedeckt, wie das übrigens bei der ganzen Gruppe der Cyclostomen so ziemlich als Begel gilt. Der Hauptcharakter dieser Art liegt in der Compression des Stammes von vor- nach rückwärts, und in seiner verhältnissmässig grossen Breite. — Selten. idmonea (Tnbigera) delicatula Busk. (Polyz. Crag, pag. 106, Taf. 15, Fig. 8.) Die wenigen Latdorfer Exemplare stimmen vollkommen mit denen aus dem Coralline-Crag Englands, wie ich mich an Stücken aus dem Crag überzeugte. Idmonea (Tnbigera) tenoisulca Rss. (Geol.Gesel. 1851, III, pag. 172.) Die Stämmchen sind hier immer vollkommen rund und schlanker als jene aus dem Wiener Becken. Die Zellen stehen abwechselnd zu drei in einer Beihe und treten oft so stark hervor, dass sie gleichsam kleine Seitenäste vorstellen, wie bei Truncatula. Die im Wiener Becken vorkommende Art scheint mehr zu Id. intricaria Busk. (Polyz. Crag, pag. 106, Taf. 15, Fig. 7) zu gehören, was indessen erst eine genaue Vergleichung der Arten entscheiden kann. Prof. Beuss fand sie in den oberschlesischen Tertiär-Ablagerungen zu Miechowitz, indem er zugleich die früher mit ihr verwechselte Id. disticha aus dem Wiener Becken damit vereinigt; bei Latdorf ist Id. tenuisulca ziemlich selten. SiUh. d. mathem.-naturw. Cl. XLV. Bd. I. Abth. 6 82 Stoliczka. Idmouca (Tnbigera) Börnes! Stol. Taf. I, Fig. 7. Stamm gerade mit vierseitig abgerundetem Querschnitte, vorn um weniges schmäler als rückwärts. Die Zellen stehen zu fünf in beiderseit gebogenen Reihen. Die letzte Öffnung ist etwas tiefer gerückt von den übrigen, was an d'Orbigny's Osculipora erinnert. Vorn stossen die Zellreihen zusammen und entspringen fast in gleicher Höhe. Die Scheidewände der Zellen sind an der Ober- fläche durch feine Linien angezeigt, zwischen denen an den Zellendecken sehr kleine Poren bemerkbar sind. An der stark gewölbten Rückseite sieht man ausser halbmondförmig nach aufwärts gebogenen Streifen, keine weitere Orna- mentik. Es schliesst sich diese Art durch das letztere Merkmal zunächst an Id. undata Rss. aus den Tertiärschichten Oberschlesiens bei Miechowitz an. (Deutsch Geol. Gesell. III, pag. 172, Taf. IX, Fig. 20.) Sehr selten. Domopora prolifera Reuss sp. (Polyp, p. 37, Taf. 6, Fig. 1.) Eine in den LeUhakalkbildungen sehr verbreitete Art. Die Stammbildung ist nur selten zu beobachten, weil die ganze Colonie leicht in die einzelnen Glieder zerfällt. Dasselbe ist auch bei den Exemplaren von Latdorf der Fall, wo ausser- dem die Radialrippen grösstentheils stark abgerieben sind. — Nicht häufig. Pavotubigera anhaltina Stol. Taf. I, Fig. 8. Die Colonie ist unregelmässig scheibenförmig und etwas verbogen, was wohl von der Unterlage, der sie aufgewachsen war, herrührt, zumal man noch an der Unterseite die Zellen abgebrochen findet. Das Wachsthum erfolgt von einer excentrischen Stelle und es entfalten sich die Zellreihen nach oben fächer- förmig, während sie am unteren Theil kürzer und weniger zahlreich sind. Die einzelnen Rippen sind nicht regelmässig aus einer oder zwei Zellenreihen zusammengesetzt, sondern sie stellen vielmehr kleine Ründel vor. In den Zwischenräumen der Rippen sind keine grösseren Poren wahrnehmbar. — Selten. Heteropora similis Stol. Taf. I, Fig. 9. Stamm rund, dichotomisch, mit zahlreichen an der ganzen Oberfläche ver- tbeilten, wenig vorragenden runden Zellmündungen. Zwischen ihnen und zum Theil auf der etwas erhabenen Umgebung liegen zerstreut schlitzartige Neben- poren, die gewisserniassen selbständige Umrandungen besitzen (Fig. 9 «). Ist die äusserste Schichte zerstört, so gleicht die Colonie an ihrer Ober- fläche einem vielfach verflochtenen Netzwerk mit ungleichen Maschen, unter denen jedoch die runden Zelloffnungen gut zu unterscheiden sind (Fig. 9 //). Ihrem ganzen Habitus nach erinnert diese Art auffallend an Heteropora dicko- tomu Gldf. von Maasstricht. — Selten, Oligoeäne Bryozoen von Latdorf in Bernburg. §3 (cllaria Michelini Reuss (Polyp, d. Wiss. Beck. p. 61 , Taf. 8, Fig. 1 und 2). Vineularia fragilis Mich. I c onog. pag. 175, Taf. 46, Fig. 21, non id. Defr. Michel in beschrieb diese Art von Grignon als Vineularia fragilis, von der sie Professor Reuss als eine verschiedene Art trennte, und zugleich zu Cellaria gestellt hat. Mit Unrecht zieht sie d'Orbigny (Pal.franc. cret. pag. 59) abermals zu Vineularia, denn die Gliederung ist hier eine so vollständige, als es nur möglich ist. Ich habe ganze Stämme dieser gar nicht selten im Mittelmeere noch lebend anzutreffenden Art beobachtet, an denen die Anheftung des einen keulförmigen Gliedes an das andere durch fibröse, hohle Fasern besteht. Diese Gliederung des Stammes ist somit eine wesentlich verschiedene von der bei Salicornaria, wo die einzelnen Theile sich zwar auch nach unten bedeutend verschmälern, aber mit dem frühern Ast fest verwachsen sind. Selten. — Im Wiener Becken, sowie in Ungarn, Steiermark, Siebenbürgen und Galizien ist diese Art fast in allen Horizonten der Ablagerung zu finden, was eben in der mangelhaften und leicht zerstörbaren Anheftung seinen Grund haben mag. Im subapenninen Mergel, im Salzthon von Wieliczka, bei Asti, Castell' arquato, Pisa, in den unteren Niveauschichten bei Dax u. v. a. 0. findet sich ebenfalls dieselbe Form. Cellaria Beyrichi Stol. Taf. I, Fig. 10. Der Stamm besitzt einen runden bis ovalen Querschnitt; Zellen gross, bauchig, sechsseitig verlängert, wobei die obere und untere Seite viel kleiner ist als die vier anderen. Meist sind acht alternirende Längsreihen vorhanden. Jede Zelle wird von einem platten, etwas erhabenen Rand begrenzt und durch eine Furche von der nächststehenden getrennt. Die Zellendecke ist ganz porös; die Mündung liegt am vorderen Ende der Zelle und ist ebenfalls von einem glatten Rande umsäumt; an der Unterlippe befindet sich ein kleiner Schlitz, indem beiderseits ein kleiner Zahn in die Mündung vorsteht. Beim lebenden Thier mag hier wohl eine eigene Nebenpore existirt haben, die später durch- brochen wurde. — Sehr selten. Es ist diese Art wohl nur auf ein einziges, gut erhaltenes Bruchstück gegründet, doch ist die generische Bestimmung ziemlich sicher. Das betreffende Stück nähert sich nicht nur durch die Form der Zellen zunächst an Cellaria Michelini, sondern zeigt auch nach unten eine bedeutende Verschmälerung des Stammes, welche auf Gliederung schliesen lässt. Eine besondere Schwierigkeit hat es oft mit der Unterscheidung mancher Exhara-Avten von ähnlichen Bruchstücken der Cellarien. Ich habe nicht selten die Erfahrung gemacht, dass vollkommen runde Stämmchen, an der Basis mit einer Anheftungsfläche, erst weit oben sich blattartig ausgebreitet haben; es gilt dies hier besonders von den Formen aus der d'Orbigny 'sehen Gruppe Escharellina und Porellina. Gelingt es nun nicht bei derlei Bruchstücken eine Ansatzstelle zu entdecken, so bleibt in solchen Fällen auch die generische Bestimmung oft zweifelhaft. 6* 84 S t o I i <• z k :i . Lepralia Grotriani Stol. Taf. II, Fig. 1. Zellen in Quincunx stehend, länglich vierseitig, mit dicken Wandungen. Die Zellendecke ist stark gewölbt und fein porös. Der Vordertheil jeder Zelle ist aufgerichtet und trügt die Mundöffnung. Diese ist quer oval, mit einer kleinen Oberhöhle und einer Nebenpore oder vielmehr mit einem einragenden Zähnchen an der Unterlippe versehen. Nicht selten sind jedoch beide durchbrochen und die Mündung dadurch bedeutend erweitert, was oftmals das Aussehen der ganzen Colonie, wie der einzelnen Zeilen, sehr verändert. Übrigens fehlen manchen Zeilen beide Organe schon ursprünglich, und ihre Mündung ist nur mit einem wulstigen Rand umgeben. Junge Zellen sind etwas mehr gestreckt und mit einer Porenreihe rings umgeben, was anderen älteren derselben Colonie fehlt. Bei Latdorf kommt diese Art sehr selten vor, dagegen fand sie zahlreich aufsitzend Dr. Rolle auf Austern, welche Herr Kammerrath Grotrian von Süllingen an das k. Cabinet gesendet hat. Sie sitzt überall an beiden Seiten der Austernschalen in Gesellschaft der Lepralia asperella Reuss (Sitzungsb. d. k. Akad. d. Wiss. Bd. XVIII, pag. 259, Taf. 11, Fig. 105). Lepralia pedicularis Stol. Taf. II, Fig. 2. liildot einschichtige Überzüge aus sehr gedrängt an einander liegenden Zellen, meist auf Eseharaproteus und monilifcra. Die Zellen sind länglich walzen- förmig, durch seichte Furchen von einander gesondert, ohne in bestimmte regel- mässige Reihen geordnet zu sein. Die Mündung liegt fast ganz am vordem Ende, ist rund und sehr klein, viel kleiner noch als hei Lep. microstoma Reuss. Die Zellemlecke ist manchmal ganz glatt, selten fein poröi. Nebenporen fehlen ganz. — Ziemlich selten. Lepralia macropora Stol. Taf. II, Fig. 3. Ein einschichtiger Überzug aus länglich vierseitigen, alternirenden Zellen bestehend, welche mit ihrer vorderen Hälfte stark aufgerichtet sind, wie es bei Lep. arrevta R e u s s der Fall ist. Den Mund der Zellen umgibt ein verdickter Rand, an dem man Reste einiger feiner Poren nach Art der Stegeniporen bemerkt; doch ist ausser einer grösseren Nebenpore, knapp über der Mündung, nichts deutliches zu erkennen. Dagegen tritt unterhalb der Mündung sehr constanf eine schlitzartige Nebenpore, die unten abgerundet ist, nach oben aber an der Unterlippe zugespitzt mündet (Avicularienzelle). Sie liegt in der Regel schief von links nach rechts, nur manchesmal von rechts nach links. Der obere aufgerichtete Theil der Zellen erscheint bei gewöhnlicher Vergrösserung glatt, der liegende bauchige Theil aber ist mit grossen, umran- deten Öffnungen versehen, die an der Oberfläche durch feine Furchen von einander getrennt sind, während in das Lumen selbst einzelne sehr feine Zähnchen hineinragen. Es bat ganz den Anschein, als wären diese Öffnungen beim lebenden Thiere mit einer dünnen, porösen Membran verdeckt, die jedoch im fossilen Zustande zu Grunde gegangen ist. Bei regelmässig gestalteten Zellen sind die Oligocäne ßrrozoen von LatJorf in Bernburg. Jj Jj Öffnungen so angeordnet, dass sie ein Kreissegment ausfüllen, dessen Mittelpunkt in dem unter« Ende der Zelle liegt. Doch ist diese Regelmässigkeit meist durch seitlichen Druck gestört. — Ziemlich selten. lembranipora (Flastrellaria d'Orb.) robusta Reuss. (Deutsch, geol. Gesell, ßd. III, p. I6G, Taf. 8, Fig. 10.) Professor Reuss beschrieb zuerst diese Art aus den sandigen Tertiär- schichten von Miechowitz, und gibt als fernere Fundorte den Leithakalk von Bischofswart (Mähren) und Kaienberg (Steiermark) an. Bei Latdorf kommt sie selten vor, ausserdem fand ich sie im Leithakalk von Ehrenhausen in Steier- mark und in den oberen Tegilbildungen von Ober-Lapugy in Siebenbürgen. Die Mündung ist im guterhaltenen Zustande nicht so gross, als dies aus der citirten Abbildung hervorgeht; sie liegt etwas mehr nach vorn. IHembranipora (Semiflustrella) anhaltina Stol. Taf. II, Fig. 4. Der einschichtige Überzug besteht aus polyedrischen, etwas verlängerten Zellen, die durch einen gemeinsamen scharfen Rand von einander getrennt sind. Die Mündung ist halbmondförmig, mehr nach vorn gelegen und durch die zungenförmig hineinragende Unterlippe etwas verengt. Die Zellendecke zeigt keine Poren und fällt vom Rand gegen die Mündung allmählich ab. — Sehr selten. Alveolaria Boskl Stol. Taf. II, Fig. 5. Busk stellt in seinem Werke über die Bryozoen des englischen Crag, pag. 128, die Sippe Alveolaria auf, und bringt sie mit Faseicidaria in eine eigene Familie Theonidae. Er beschreibt die einzige bisher bekannte Art/1/, semio- vata. Die Latdorfer Species beruht allerdings nur auf einem Bruchstück, das aber in der Zellbildung ganz dieser Sippe angehört. Die Form der Colonie ist nicht genau ersichtlich, jedenfalls war sie nicht gross und scheint nach einem zweiten Bauchstück stumpfe Äste gebildet zu haben. Die Zellen treten an der ganzen Oberfläche auf , und werden durch 5 — 6 eckige scharfe, gemeinsame Bänder gegen einander abgegrenzt, von denen die Zellendecke gegen die Mün- dung zu abfällt. Diese liegt excentrisch und ist mehr oder weniger gerundet und weit geöffnet. An der Bruehfläche zeigt sich die schichtenartige Lagerung der Zellen durch die vielen über einander liegenden queren Ver- bindungen an. Biflastra clathrata Phil. sp. Eschara clathrata P hilip p i. (Tertiärverst. 1843, pag. 4, Taf. I, Fig. 24.) Die wenigen Exemplare stimmen vollständig mit denen von Cassel, woher sie das k. Cabinet durch Grafen M ünster erhielt. Die Stämnichen sind stets dünn und breit, die Zellen verlängert sechsseitig, nicht fünfeckig, wie Philippi ö t) S t o 1 i c z k a. bemerkt. Die Einschiebung neuer Reihen beginnt mit einer ovalen längliehen Zelle. Näher zu vergleichen wäre mit dieser Art Biflustra delieatula Busk (Polyzoa, Taf. II, Fig. 7) aus dem Crag Englands. Biflustra glabra Phil. sp. Eschara glabra Philippi. (Tertiärverst. 1843, pag. 38, Taf. I, Fig. 21.) Zu der bei Philippi gegebenen Abbildung und Beschreibung ist hinzuzu- fügen, dass die Unterlippe etwas in die vierseitig abgerundete Mündung hinein ragt und die Zellen durch feine Furchen von einander getrennt werden. Durch die gerundeten oder schwach zusammengedrückten Äste und die kürzeren Zellen ist diese Art leicht von Bifl. clathrata zu unterscheiden. Philippi beschrieb sie von Freden und Luithorst, bei Latdorf ist sie nicht selten, ebenso auch bei Söllingen in Braunschweig. Eschara (Escharifora) mortisaga Stol. Taf. II, Fig. 6. Der Stamm ist entweder blätterig ausgebreitet oder schmäler und von mas- siger Dicke. Die Zellen länglich, in regelmässig alternirende Reihen geordnet, und (kirch seichte aber breite, punktirte Furchen begrenzt. Der obere Theil der Zellen ist viel grösser, und trägt die grosse halbmondförmige Mündung, die an der Basis mit einem kleinen Schlitz versehen ist. Jede Mündung wird oben von einem hufeisenförmigen Rand umgeben, der mit je einer Nebenpore endet. Die mittlere Zellenwand ist entweder auf eine schmale, gewölbte Leiste reducirt oder mit den Seitentheilen ganz verschwommen. Im ersteren Falle ist sie oft glatt, sonst porös. Die abnormen Zellen (Fig. 6 b) sind gross mit einer querovalen umrandeten Mündung, in die von der Oberlippe eine sehr dünne Membran versenkt ist, und die Mündung zum Theil verschliesst. Die zwei Nebenporen stehen an der Unter- lippe. — Selten. Eschara (Escharifora) ornatissima Stol. Taf. II, Fig. 7. Dünne, blätterige Ausbreitungen, welche manchesmal dichotomisch verästelt sind. Die Begrenzungen der einzelnen Zellen sind selten deutlich wahrnehmbar, sie sind im Allgemeinen schief vierseitig und in V-förmige Reihen geordnet. Die Mündung ist gerundet, vertieft und von vier warzenförmigen Bläschen umgeben, von denen die an den Seiten etwas grösser sind. Das obere Bläschen ist gewöhn- lich spitzig, das untere meist weiter von der Mündung entfernt und durchbrochen, während die anderen noch geschlossen sind. Quer über die Mündung reicht ein Stäbchen, das an den beiden Anheftungsstellen je eine Pore trägt. Eine grössere Nebenpore befindet sich manchmal auch in den Ecken, wo vier Zellen zusammen- stossen, ausserdem ist die ganze Oberfläche bei einiger Abreibung (Fig. 7 A) mit einer Menge kleinerer Poren und Bläschen geziert. Die abnormen (Ovarial?) Zellen sind viel grösser, mit schmaler, halbmond- förmiger Mündung, die noch durch eine einragende Unterlippe verengt wird. Oligocäne Bryqzoeu von Latdorf in Bernburg'. (S 7 Ich war sehr bemüht eine genaue Vergleichung dieser Art mit Esch. tessulata Reuss (Polyp, pag. 71, Taf. 8, Fig. 35) anzustellen, da im etwas abgeriebenen Zustande beide sich ziemlich gleich sehen. Doch war ich nie im Stande die Mündungsporen bei Esch. tessulata zu beobachten; es mag dies vielleicht dem Umstände zugeschrieben werden, dass sich noch kein vollkommen erhaltenes Exemplar vorfand, obwohl sie im Leithakalk vonSteinabrunn und dem Sande von Pötzleinsdorf gar nicht selten ist. — Ziemlich häufig. Echara crciiatula Stol. Taf. II, Fig. 8. Der Stamm ist dünn, blätterig ausgebreitet, auf welchem die Zellen in alter- nirenden Längsreihen stehen. Die Zellen sind vorne kreisförmig, nach rückwärts sehr verschmälert und durch breite, poröse Furchen gegen einander abgegrenzt. Die Mündung wird von einem Kranz kleiner, platter Wärzchen umgeben, welche sich auch nach abwärts an der Zellendecke fortsetzen. An der Unterlippe ragt in die Mündung jederseits ein kleiner Zahn, und links steht meist eine Neben- pore. Bei einiger Abreibung der Zellen werden die Wärzchen durchbrochen und erscheinen dann als Poren, wobei der liuienförmige Mittellheil der Zellendecke besonders deutlich hervortritt. Die beidenZellenschichten sind durch zwei knapp anliegende poröse Scheidewände von einander getrennt. — Ziemlich selten. Nach d'Orbigny würde diese Art vielleicht unter Escharifora oder Escha- rellina gehören. Eschara (Flastrina) sabo?ata Stol. Taf. II, Fig. 9. Bildetschmale,seltenästigeStämmchen,an denen die Zellen in alternirenden Längsreihen stehen. Die Zellen sind durch tiefe Furchen gegen einander be- grenzt, abgerundet sechsseitig und an der Oberfläche ganz glatt. Fast die ganze vordere Hälfte der Zelle wird von der dreiseitig abgerundeten Mündung einge- nommen, an deren Unterlippe sich eine kleine Nebenpore befindet. Der untere Theil der Zellen ist blasenartig aufgetrieben. Wird die Communication de1' Mündung mit der Nebenpore hergestellt, so erscheint erstere an ihrer Basis ge- schlitzt. Bricht die untere Zellendecke durch, so erhält diese Art das Aussehen der Esch. coscinophora, von der sie sich übrigens durch viel kleinere und im Ver- hältniss breitere Zellen leicht unterscheiden lässt. — Ziemlich häufig. Eschara (Porellia) pulchra Stol. Taf. II, Fig. 10. Sehr zarte, mehr weniger gerundete Stämmchen mit alternirenden Längs- reihen. Die Zellen sind jede für sich durch einen wulstigen, glatten Randisolirt, welche Trennung nur an ihrer Basis nicht immer vollständig ist. Die Form der Zellen ist etwas wechselnd, an der ohern Hälfte sind sie stets abgerundet, an den unteren manchesmal zugespitzt Die Mündung liegt am vordem Ende und stellt einen Kreisabschnitt dar, sie ist ganz umrandet, mit einer kleinen Nebenpore in die Mitte der geraden Unterlippe. Die übrige Zellendecke ist sehr fein porös 88 S t o 1 i c z k a. Von Esch. coscinophora, an welche diese Art zunächst erinnert, unterschei- det sie sich durch die liegenden Zellen, namentlich aber durch die Form der Mündung, welche bei ersterer entweder rund oder etwas in die Länge gezogen, während sie bei Esch. pulchra immer halbmondförmig ist; ausserdem ist auch die Zellendecke viel grösser entwickelt. — Nicht häufig. Eschara (Escharipora Orb.) monilifera M. E d w. Esch. monilifera M. Edwards 1836. (Ann. d. sc. nat. II. ser. tora. VI. pag. 7, pl. 9, fig. ij; id. Michel in, Icong. pag. 327, pl. 78, fig. 10; id. Busk, Polyz. pag. 68, Taf. 11, fig. 1 — 3; Esch. punctata Philippi, Tertiärverst. pag. 38, Taf. I, Fig. 19; id. Reuss, Polyp, d. Wiener Beck. pag. 69, Taf. 8, Fig. 23 u. a. a. 0. Unter den vielen Abbildungen dieser Art geben jene von Busk das klarste Bild über die verschiedenen Alters- und Erhaltungszustände. Ein sehr reiches Material von nicht weniger als 30 Fundorten, insbesondere des Wiener Beckens, ausserdem aber von Deutschland, Frankreich, England, Italien und Rhodus bestätigt vollkommen diese Angaben. Nicht blos der Erhaltungszustand verändert das Ansehen der Zellen, son- dern auch ihr Alter. Die am untern Theile der blattartigen Stämme befindlichen Zellen incrustiren sich und werden oft ganz unkenntlich verschwommen , wie dies schon Michel in richtig beobachtet hat. Sehr charakteristisch sind die grossen ovarial oder abnormen Zellen, die sich immer in derselben Form wie- derholen. Ausgezeichnet sind manche Latdorfer Stücke noch durch eine Neben- pore unterhalb der geschlitzten Mündung. Auf Rhodus kommt diese Art sehr häufig vor, mit etwa 90 Procent noch lebenden Conchilien; vielleicht gelingt es diese Art auch lebend zu beobachten. In Frankreich zieht sie d'Orbigny in's Falunien, in England kommt sie im Coralline-CragvonSudbournevor. Im Wiener Becken ist sie überall in dt-r Leitha- kalkzone zu finden, ebenso auch in Galizien, Ungarn, Steiermark, Siebenbürgen u. s. w. Aus Deutschland machte sie zuerst Phil i ppi als Esch. punctata von Freden und Luithorst bekannt. Bei Latdorf kommt sie nicht häufig vor, wie sie auch Prof. Reuss nur sehr selten in den oberschlesischen Tertiärablagerun- gen von Miechowitz fand. (Geol. Gesell. III. pag. 164.) Dieselbe Angabe macht Philippi. Es scheint also, dass diese Art mit der grösseren geographi- schen Verbreitung auch an Zahl zugenommen hat (eine Erscheinung, die sich auch bei vielen anderen Arten wiederholt) und damit auch erloschen ist. Eschara proteus Reuss. (Wiener Sitzgsb. d. k. Akad. Bd. XVIII, p. 264, Taf. XI, Fig. 109.) Prof. Reuss beschrieb diese Art von Crefeld. Bei Latdorf nicht häufig. Eschara Renssi Stol. Eschara coslata Ileus s (Poly. d. W. Beck. pag. 72, Taf. VIII, Fig. 37 non id. M. Edw.). Die Latdorfer Exemplare sind meist etwas schlanker als die Wiener. Zu der 1. c. gegebenen Abbildung ist nur hinzuzufügen, dass sich unter der Mün- Oligocäne Bryozoeu von Latdorf in Bernburg. $y düng, jederseits in dorn Winkel der porösen Zellendecke, eine vertiefte Neben- pore befindet, die fast nie fehlt. — Ziemlich selten. Im Wiener Becken eharak- terisirt diese Art die Zone der Leithakalkablagerung'en, ebenso in dem ungarisch- steiermärkischen Becken und in Siebenbürgen. Nach eingesendeten Stücken kommt sie auch bei Astrupp vor. d' Orbigny (Pal. franc. cret. pag. 102) hat wohl nur aus Versehen die Re ussi che Art mit der von M. Ed iva rds (Ann. sc. 1836) für ident erklärt. Nach seinem System wäre sie zu Por ellina zu stellen. Eschara coscinophora Reuss. Taf. II, Fig. 11, Taf. III, Fig. 1 — 2 (Polyp, d. W. Beck. p. 67, Taf. 8, Fig. 20). Eine sehr veränderliche Art, deren Haupttypus Prof. Reuss beschreibt. Die Äste sind gewöhnlich schmal und ziemlich dünn. Die Zellensind manchesmal sehr regelmässig, nicht selten aber verbogen und in der Anordnung gestört. Bald ist nur der obere Theil stark umrandet und aufgerichtet, oder es findet dies um die ganze Zelle Statt. Der erstere Fall tritt besonders an den mittleren Zellen der jungen Stämme auf, so dass sich beiderseits ein kleines Bläschen entwickelt, das durchbrochen der Zelle ein Aussehen der von Esch. polystomella Rss. (Polyp. Taf. 8, Fig. 20) verleiht, während die Randzellen ganz regel- mässig entwickelt sind. Nicht selten ist dann der untere Theil der Zelle von dem früheren ganz oder zum Theil verdeckt. Je nach der verschiedenen Ausbildung der Zellen ändert sich auch ihr Aussehen, sobald sie in dieser Form abgerieben wurden. Es durchbricht nämlich sehr oft der mittlere Theil, welcher die Nebenpore von der Mündung oder von der siebartigen Bauchdecke trennt, und es wird auf diese Weise die Communication bald mit dieser, bald mit jener Öffnung hergestellt. Es scheint dies Veranlassung gegeben zu haben, zur Aufstellung von Eschara di- plostoma Reuss (Polyp, pag. 71, Taf. VIII, Fig. 34 und Philippi Tertiär- verst. 1843, pag. 38, Taf. I, Fig. 38). Wol dürfte auch Phlippi's Esch. imbricata (1. c. pag 68, Taf. I, Fig. 16) von Luithorst hierher gehören. Die Nebenpore verändert selbst oft ihre Lage von der Mitte gegen den Rand und wird etwas in die Länge gezogen. Wenn diese Verschiedenheiten nicht oft au einem und demselben Stamm vorhanden wären, so würde man sich leicht zur Aufstellung einer eigenen Art veranlasst fühlen. Sehr häufig bei Latdorf in allen Varietäten und Erhaltungszuständen; viel •eltener imLeithakalk von Nussdorf bei Wien, Kostel und Steinabrunn in Mähren. Eschara (Porina) porolosa S toi. Taf. III, Fig. 3. Bildet massig breite aber ziemlich dicke Stämmchen, an denen die Zellen durch vertiefte Linien in etwas unregelmässige Querreihen geordnet sind, so dass der ganze Stamm oft wie gegliedert aussieht. Sehr selten sind auch der Länge nach die Zellen durch Furchen begrenzt. Die einzelnen Zellen sind blasenförmig, mit vorstehender runder Mündung, ihre ganze Oberfläche ist mit feinen Poren 90 S t o 1 i c zk a. durchsäet. Nebenporen an der Mündung treten sehr selten auf und nie an allen Zellen eines Stammes. Meistens finden sie sich noch an den äussersten Zellen; ein Beweis von der Haltbarkeit des d'Orbigny'schen Systems, wornach so ein einziger Stamm zugleich in zwei Familien unterzubringen wäre. Manchmal tritt auch noch eine grössere Nebenpore an der Zellendecke oder an der Grenze zweier zusammenstossender Zellen auf. Bei einem stärker abgeriebenen Stamme verschwinden die Begrenzun- gen der Zellen ganz, die Mündung wird von einem starken Bing umgeben und es tritt regelmässig zwischen je vier Zellen eine Nebenpore auf. — Nicht selten. Bidiastopora tubnlifera R e u s s. Eschara tubnlifera Reuss (Polyp, d. W. Beck. pag. 67, Taf. VIII, Fig. 19). Das einzige bei Latdorf gefundene Exemplar stimmt nicht blos in der Form des Stämmchens, sondern auch in der Bildung und Vertheilung der einzel- nen Zellen ganz mit der citirten Abbildung. Die Zellen sind aber porös, während jene aus dem Leithakalk von Eisenstadt in Ungarn nur nach Zerstörung der ober- flächlichen Schichte einige Poren zeigen. Es dürfte daher die Porosität der Zel- len bei dem Latdorfer Exemplar nur ein höherer Zersetzungszustand sein und kaum ein hinreichendes Merkmal zur Begründung einer neuen Art. Cellepora globularis Bronn (Reuss, Polyp, d. W. Beck. p. 76. Taf. 9, Fig. 11 - 14). Bei Latdorf fand ich einige 1 — 2 Linien im Durchmesser betragende runde Kugeln, die aber im Zellenbau vollkommen mit den Exemplaren aus dem Wiener Becken übereinstimmen. Nebenporen und Oberhöhlen sind keine vorhanden. Diese Art ist in den marinen Ablagerungen des Wiener und des grossen östlichen Beckens sehr häufig; ferner in jenen der Steiermark, Castelfarquato, Astrupp, Osnabrück und in Oberschlesien bei Miechowitz. Orbitnlipora Stol. Die Zellencolonie bildet einen scheibenförmigen, beider- seits flachen oder nur wenig vertieften Körper, an dem die blasigen Zellen beiderseits münden; an der Oberfläche sind sie ganz unregelmässig vert heilt und erscheinen am Quer- schnitte in zwei (oder mehr?) in einander greifende Reihen gesondert, ohne dass sich eigene Scheidewände ausbilden möchten. Unter einanderanastomosiren die Zellen durch Spros- sen canä I e. Offenbar erinnert diese Sippe durch ihre Form sowohl, als durch die Art der Zelleninündungen auffallend an Orbitulites und dessen nächste Verwandte, obwohl es keinem Zweifel unterliegen kann, dass wir es hier mit einem echten Oligocäne Bryozoen von Latdorf in Bernburg. [) [ Bryacephalen ') zu thun haben. Die Annäherung beider Sippen wird nocli durch die Erscheinung gesteigert, dass die Mündungen der Zellen bei Orlntulipora mit zunehmender Grösse der Cnlonie allmählich sich verengen oder ganz verkalken. Und zwar geht diese Verkalkung vom Centrum aus und erstreckt sich auf die mittleren Zellen in der Regel, wahrend die in der Nähe des Randes stets frei bleiben. Es entspricht diese Verkalkung der älteren Zellen ganz den nämlichen Erscheinungen, wie sie an den unteren Theilen der Stämme bei Eschariden, Homeren u. a. Sippen gewöhnlich auftreten. Orbitulipora Haidingeri Stol. Taf. III, Fig. 5. Kleine scheibenförmige Körper von höchstens zwei Linien Durchmesser mit allmählich gegen die Peripherie zunehmender Dicke. Die Zellen treten mit ihren schwachen Umrandungen etwas über die Oberfläche hervor; sie sind glatt und durch feine Furchen von einander getrennt. In der Mitte sind sie viel kleiner und vielseitig gegen einander abgeplattet. Ihre Mündung ist, wenn vollständig erhalten, quer elliptisch. Gegen die Peripherie werden die Zellen grösser und mehr in die Länge gestreckt; sie tragen gewöhnlich unter der Mündung am Bauche eine blasig aufgetriebene Nebenzelle, die an der Unterlippe durch eine Öffnung mit der Mutterzelle communicirt. Indessen sind diese abnormen Zellen nicht selten durchbrochen und zerstört. Von Zwischenporen oder sonstigen Bildungen habe ich nichts beobachtet. Ziemlich häufig bei Latdorf. Retcpora Robetschi Reuss (Polyp, p. 48, Taf. 6, Fig. 35 — 37). In den marinen Ablagerungen des Wiener Beckens ziemlich verbreitet und namentlich zu Lapugy in Siebenbürgen und Pforzteich sehr häufig. Professor Reuss fand sie auch in den oberschlesischen Tertiärablagerungen zu Miechowitz u. a. 0. (Geolog. Gesellschaft. III. Bd. pag. 166.) — Bei Latdorf nicht selten. Bezeichnend für diese Art ist die Stellung der Nebenpore knapp unter der Mündung, wie bei Retep. Beanianu Busk. (Polyz. of Crag. Taf. 17.) Retepora fasciata Stol. Taf. III, Fig. 4. Der Stamm besitzt einen eiförmig zugespitzten Querschnitt. Der vordere Theil erhebt sich nämlich zu einer Kante, wie dies sonst nur bei Idmoneen vor- kommt. An den abfallenden Seiten befinden sich je zwei Längsreihen alterniren- der Zellen, von denen jede eine grosse Mundöffnung und darunter eine Neben- pore trägt. Tritt die Nebenpore durch einen Bruch mit der Mündung in Commu- nication, so erscheint letztere an ihrer Basis geschlitzt. Ausserdem ist noch eine zweite Nebenpore an der Zellendecke vorhanden, die immer mehr dem unteren Aussenrande näher liegt, insofern man nämlich die Kante als Mittellinie betrachtet. Einige undeutliche Spuren von Nebenporen oder einer Oberhöhle sind auch über der Mündung wahrzunehmen, wie bei R. notopachys. (Busk, Polyz. i ') B r o ii ii , Classen u. Ordnungen d. Tlüer. Pul. i!l. 9'^ Stoliczka. Crag. pag. 76, Taf. XII, Fig. 4) aus dem Coralline-Crag. Englands, mit welcher unsere Art die meisten Vergleichungspunkte darhietet. Die Rückseite ist im Verhältnisse viel stärker entwickelt als die Vorderseite, gleichmässig gerundet und aus vielen concentrischen Lamellen zusammengesetzt, die oft von Radial- canälen durchbrochen werden. Von der Mündung jeder Zelle läuft auf der Mitte einer wulstartigen Erhöhung je eine feine Furche, die sich erst ganz an der Rückseite verzweigt und mit anderen verbindet. In welcher Weise die Verästelung und Verbindung der einzelnen Zweige stattfand , kann vorläufig nach dem einzigen bisher bekannten Rruchstück nicht angegeben werden. Stichoporiua Stol. Die kalkigeZellencolonie ist frei, napf- bisscheibenförmig. Die Zellen haben die gewöhnliche Form einerRlase, münden nur an der Oberseite und beginnen ihr Wachsthum von einer im Cent r um liegenden Mutterzelle gleich massig nach allen Rich- tungen,oh nejedoch ineinzelneRadial-oder concentrischeReihen geordnet zu sein. An der Unterseite sind die Begrenzungen der einzelnen Zellen durch Furchen angezeigt; untereinander com- municiren sie durch Sprossencanäle; während ausserdem ein zweites Canalsystem sich in denZwischenräumen de r Zellen ver- zweigt und an beiden Seiten mittelst feinerPoren mündet. Die Form der ganzen Colonie ist so ziemlich der von Lunulites, Cupularia u. a. gleich; der Unterschied liegt erstens in der unregelmässigen Anordnung der Zellen, die sich auch auf der Unterseite kenntlich macht, und zweitens in dem Mangel von Zwischenzellen. Viel auffüllender ist die Ähnlichkeit dieser Sippe mit Stichopora Hagenow (non d'Orbigny), und ich muss bedauern, dass mir keine typischen Exemplare der letzteren zu Gebote stehen. Es gilt das namentlich von Stichopora clypeata Hagw. (Broy z. v. Maasstricht pag. 100, Taf. XII, Fig. 14) aus der Maass- trichter Kreide. Indessen hebt Hagenow daselbst und in Geinitz Grundriss (pag. 021) das Vorkommen von Spalt- und Nebenzellen, sowie das Wachsthum nur nach einer Richtung in bestimmten Reihen als besonders charak- teristisch hervor, und dies bewog mich für die LatdorferVorkommnisse einen eigenen Namen zu wühlen. Denn von Spaltzellen habe ich bei den mir zahlreich vorlie- genden Stücken nichts beobachtet, wenn man nicht etwa die Porencanäle dafür halten wollte ; und das Wachsthum ist entschieden ein ganz abweichendes. Im Centrum des Stockes liegt nämlich die Mutterzelle, welche sich schon äusserlich durch eine viel grössere Mundöffnung von den anderen auszeichnet. Auf einem Querbruche sieht man, dass sie durch Sprossencanäle mit allen umliegenden Zellen derart zusammenhängt, dass sie gleichsam in mehrere Fächer getheilt zu sein scheint, dass also von ihr Zellen in allen Richtungen entspringen. Oh auch die weiter gegen die Peripherie befindlichen Zellen vomCentrum oder wahrscheinlicher von einer nächstliegenden Zelle entsprossen sind, konnte ich bis jetzt nicht beobachten- Im ersleren Falle hallen wir dieselbe Wachsthums-Erscheinung wie bei Cupularia, Oligociiiie ßrinzoen von Latdorf in ßernluirg. 93 und es wäre dann auch die systematische Stellung zunächst dieser Sippe ge- rechtfertigt. Welchen Zweck das Canalsysteni erfüllt hat, ist allerdings bei fossilen Formen immer schwer zu entscheiden. Als ein hydrostatischer Apparat mag es ganz gut gedient haben, um so mehr als man an dem Stock jede Anhef- tungsfläche vermisst. Ausserdem konnte das Wasser vielleicht auch durch die mikroskopischen Poren der Zellenwände in das Innere der Zelle gelangen, da ja die Zellendecke stets als eine organische nicht vom Thier zu trennende Bedeckung aufzufassen ist. Von bereils beschriebenen Arten könnte man ausser der erwähnten Slicho- pora clypeata mit einiger Sicherheit den Lunulüen petaloides d'Orbigny (Pal. traue, cret. pag. 353, pl. 705, Fig. 6 — 9)aus dem Senonies Frankreichs hieher ziehen. Die ungewöhnlich grosse Öffnung der Mutterzelle im Centruni ist an der d'Orbi gn y'schen Art recht gut zu sehen. Stichoporina Reussi Stol. Taf. III, Fig. 6. Die Zellen erheben sich blasenförmig über die Oberfläche und erscheinen bei gewöhnlicher Vergrösserung ganz glatt, nur eine ansehnliche Vergrösserung lässt sehr feine Poren an der Zellendecke wahrnehmen. Sie sind meist von un- gleicher Grösse und unregelmässig polyedrisch gegen einander abgegrenzt; die Mündungen sind in der Regel vollständig rund ohne alle Ausschnitte; auch be- merkte ich niemals Oberhöhlen oder sonstige abnorme Zellbildungen. Sehr beständig finden sich am Gipfel um die grosse Mundöffnung der Mutterzelle herum mehrere Zellen, die in ihrer Form vollkommen mit den anderen der Colonie über- einstimmen. Ihre Zahl ist bei kleinen Stöcken gering (4 — d) und wächst mit dem Alter. Sie hängen mit den unter ihnen liegenden Zellen durch Sprossencanäle zusammen, und scheinen diesen in einem bestimmten Altersstadium entsprossen sein. Eigene morphologische Functionen könnte man ihnen schwerlich zuschreiben, wohl aber dürften sie die physiologischen Verrichtungen der alten Zellen in der Folge übernehmen. An dem Rande der Colonie sind die Zellen etwas gestreckt und es tritt abwechselnd je eine etwas vor, wodurch die Peripherie ausgezackt erscheint. Die Porencanäle münden überall an der Ober- und Unterseite in den Ecken, wo drei oder mehrere Zellen zusammenstossen. Bei Latdorf ist diese Art ziemlich häufig vertreten. Lunuiites sabplana Reuss. (Wien. Sitzgsb. d. k. A. Bd. XVIII, p. 264, Tat. II, Fig. 109.) Prof. Reuss beschrieb diese Art zuerst aus dem glaukonitischen Sande von Westeregeln. Die Latdorfer Exemplare stimmen sonst ganz mit der citirten Beschreibung überein, sind aber meist breiter und verhältnissmässig weniger gewölbt. — Ziemlich selten und meist nur in Bruchstücken. Lunuiites Latdorfensis Stol. Taf. III, Fig. . Diese Art erlangt einen Durchmesser von 2—4 und eine Höhe von 1- 2 Linien. Die Wölbung der ColonÄ ist eine sanfte, der Wirbel abgestumpft 0^ Stoliczka. Oligocäne Bryozoen von Latdorf in Bernburg. und merkwürdigerweise bemerkt man an demselben stets eineAnheftungsfläche, in der Regel irgend ein kleines Schalenfragment, während sonst Spuren einer Anheftungsstelle gewöhnlich an der Unterseite vorbanden sind. Letztere ist schwach vertieft oder eben und mit zahlreichen Radialfurchen versehen, die sich gegen den Rand verästeln und unter einander verbinden (Fig. g). Zwischen den Furchen treten dann an den gewölbten Rippen eine oder zwei Porenreihen auf, die in's Innere derColonie hineinführen. Die Zellen sind bei vollständiger Erhaltung (Fig. b und c) sechsseitig, mit abwechselnd gleichen Seiten, wobei jene die grös- seren sind, mit welchen die Zelle an die ihr gleichen Zellen anstosst, jene an die Spaltzellen angrenzenden dagegen kleiner. Die Zellendecke ist glatt,in der Mitte herum vertieft, um den Mundrand aber ziemlich ansehnlich erhoben. Die Mündung selbst ist länglich vierseitig, vorn durch zwei eingreifende Zähne verengt. Das- selbe ist der Fall bei den viel kleineren Spaltzellen. Wohl darf man sich nicht beirren lassen von dem Aussehen der Oberfläche, wenn die Zellendecken abgelöst sind, was nicht selten vorkommt (Fig. rfunde).Da erscheint die Mündung rund und der Rand mit allerlei Höcker versehen, während die Spaltzellen sehr seicht geworden oder ganz ausgebrochen sind. Die Beschrei- bung solcher Exemplare passt immer nur auf das betreffende Stück und lässt die Art in den seltensten Fällen wieder erkennen. Bezüglich der Form der Zellen ist zu bemerken, dass sie vom Centrum *) mit einem feinen Canal entspringen, der in einem Bogen nach aufwärts steigt und in der Nähe der Oberfläche sich becher- artig erweitert. Diese Erweiterung ist als die eigentliche Wohnzelle des Thieres anzusehen und es kommen die Sprossencanäle nur an ihr vor. Zerbricht man eine Colonie nach ihrem Durchmesser, so sieht man in den Zwischenwänden die zuerst von Prof. Reuss beobachteten horizontalen 3) Streifen und zwar in einer solchen Stärke, dass dagegen die senkrechten ganz verschwinden (Fig. /"). Es ist schwer zu entscheiden, ob diese starke Radialstrei- fung, die oft mannigfache Windungen zeigt, nur dem successiven Anwachsen zuzuschreiben ist. Sie scheint mir vielmehr der Ausdruck eines complicirten Canalsystems zu sein, welches sich im ganzen unteren Theil des Lunuliten vielfach verzweigt. Fortgesetzte Untersuchungen, namentlich bei Lebenden werden uns hoffentlich bald einen näheren Aufschluss ertheilen. 1) Bei eingeschalteten Reihen wird natürlich die betreffende Mutterzelle als Oenlium angesehen. 2) In Bezug auf den Mittelpunkt der ganzen Colonie radiale Streifung. Stolie/.ka. Oligocsene Jh-yozioen von Latflorf. #-' # ggf. Tat I . • PktJm Strofrmayer n. (LlT&t.gea.tr.lTtJL'. i*>y. / Piwtulepora atiemuxta S'fot . „ ?. Pn.rtulo/iorri (Clausa ) retifern JYo/. „ 3 Hörnern poroJnt . Wo?. 1, 4. Hörnern .>ii/>aii//ii7tifn Pfui . „ :. Fttürparsa tenella Mol. K:lc (Lkil f.u.Sta ■- Fi ,,.(.\ rdmoruM. &ieieli Mol. „ /. tdmonea f/oi ■nr.tr .SYol, /, 8, Pa nofttttir/PM rinhit/ti/if< .S'tof. ,, .0. Jtster'opora. ■<•/'/// i/i'x Stol, „ /O. CHarin Bei/r/r//i' Stoli .Silsinnisb.d.k.Akad.d.W. math.na1unv.Cl .XLV! B(1.L.AI)Hl.I«%2. SfoTiczka. Oltrfocsene Bryo&oer von Latdorf TalMI. dm "S.4 •tv' &*S u .A mm * m*w* ',«■ # ] [Laven /'/>/./ Lepraliu (frotrüvni Stol. '-!. Lepralia prr/iiiif« /r.v ,\'tt'f. 3. Lepralüi truusrvpora Stol. '/ Membranipora anhaltüia Stol „ S. Alofelarta Bwrki Stol h'irl<> l:\i-rluirri '"«'■/ /.<' Stol „ ; l:\rlitu-ii orinitt.v.iiiiiii Stol. g. /;'.,■(■//'//" crenatula ■<*»/ ., S. 7'7xr/iririi j-uhovcUa Stol-, „ /0 l'.rrliiira puichra 'Stol. /■'«///. Eschara coscinophoraReuss: Sit7ainösb.(Lk.Akad.a..¥.matk.n*turw.Cl.XLV. Bd.IAbtK.1862. Slolic7,kn. Oligoesene Bryoz.oen v«ji Latdorf. Taf.lU. i*4 ü* % ■■■•■=Srf »ix^Ä FiaJ-2. Escharo coscinopliora P-r.<: FigJ. Orhitulipora Haitlingerv ' SMchoporina Nfii.f.n Stob. 'i. Retepora fusciata .Sfol. ■■ >■ Ztmulites Latdarfen*is Stolz. Siu,ii.«s-l..(ll- Gewer be- Verein, nieder-österreichischer, Verhandlungen und Mittheilungen. Jahrgang 1861, 11. & 12. Heft; Jahrgang 1862; 1. Heft. Wien, 1862; 8°- Istituto, B., Lombardo di scienze, lettere ed arti, Memorie. Vol. VIII. (II della Serie II.) Fase. VI. Milano, 1861; 4°- — LB., Veneto di scienze, lettere ed arti, Atti. Tomo VII0, Serie 3a- Venezia, 1861 — 1862; 8°- Kirchhoff, G., Untersuchungen über das Sonnenspectrum und die Spectren der chemischen Elemente. Mit 3 Tafeln. (Abhand- lungen d. k. preuss. Akad. der Wissensch. zu Berlin, 1861.) Berlin, 1861; 4<>- Land- und forstwirtschaftliche Zeitung, XII. Jahrg. Nr. 3. Wien, 1862; kl. 4o- Lund, Universität, akademische Gelegenheitsschriften aus dem Jahre 1860/61. Lund; 8«, 4» & Fol. Mitth eilungen aus J. Perthes' geographischer Anstalt, Jahrgang 1861. XII. Heft. Ergänzungsheft. Nr. 7. Gotha, 1861; 4«- Observatoire physique central de Bussie, Annales par A. T. Kupffer. Anneei858,No. 1—2. St. Petersbourg, 1861; 4«- — Compte rendu annnel par Kupffer. Annee 1859 & 1860. St. Pe- tersbourg, 1861; 4°- Verzeichniss der Mitglieder und Beamten der kais. Leopold. - Carol. deutschen Akademie der Naturforscher. Jena, 1862; 8°- Wiener medicinische Wochenschrift, XII. Jahrgang, Nr. 3 & 4. Wien, 1862; 4<>- Wochen-Blatt der k. k. steierm. Landwirthschafts- Gesellschaft, XI. Jahrg. Nr. 7. Gratz, 1862; 4°- 119 Über eine neue Cephalopoden - Gattung Cyclidia aus den Tertiärschichten von Siebenbürgen. Von Dr. Friedrich Rolle, Custos-Adjuucten am k. k. Hof-Mineralien-Cabinete. (Mit 1 Tafel.) (Vorgelegt in der Sitzung vom 9. Jänner 1862.) Seit Blumenbach, der 1803 zum ersten Male die Rhyn- cholithen und Conchorhynch en des deutscheu Muschelkalkes als harte Mundtheile urweltlicher Cephalopoden erkannte und als „Sepiarum rostra" beschrieb, haben mehrere Paläontologen, beson- ders aber d'Orbigny noch eine Reihe von ähnlichen fossilen For- men beschrieben und deren systematische Stellung zu bestimmen gesucht. D'Orbigny hat namentlich das Verdienst, schon seit 1825 auf das Zusammenvorkominen gewisser Rhyncholithen - Formen mit bestimmten Gehäusen von Nautilen und auf den Einklang der verhältnissmässigen Grösse der Schnäbel und der Gehäuse hinzu- weisen. Er hat darnach die Rhyncholithen im engeren Sinne, deren Typus Rhyncholithus hirundo FaureBiguet, einer der Blumen- bach'schen „Sepienschnäbel" ist, ganz zur Gattung Nautilus her- eingezogen und in der Folge dann für die übrigen derartigen Fossil- reste besondere Gattungsnamen, Rhynchoteuthis und Palaeoteuthis aufgestellt. Um jene Zeit, als d'Orbigny seine erste Abhandlung schrieb, kannte man die Mundtheüe der lebenden N autilen noch nicht, und d'Orbigny hat darum auch die Conchorhynchen noch von den Rhyncholithen und von Nautilus ausgeschlossen, dem sie in der That ebenfalls und zwar als Unterkiefer angehören. 120 Rolle- R. Owen, der 1832 die erste gründliche anatomische Beschreibung des Thieres des im indischen und australischen Meere noch lebenden Nautilus Pompilius Linne lieferte, hat sich wirklich dahin ausgesprochen, dass d'Orbigny's Deutung der fossilen Rhyncholithen als feste Mundtheile urweltlicher Nautilen seine volle Beistimmung habe. Owen sagt, dass einestheils die feste kalkige Beschaffenheit des Vordertheils der Oberkiefer des Nautilus Pom- pilius, anderntheils deren besondere, von den entsprechenden Theilen der lebenden Dibranchiaten abweichende Form, namentlich die abgeflachte Beschaffenheit der oberen Seite des Oberkiefers sehr wohl auf die fossilen Rhyncholithen passe und dass diese letz- teren alsdann nur als der kleinere kalkige Vordertheil des ursprüng- lichen Oberkiefers zu nehmen seien. Der hornige Hintertheil erscheint nicht vollständig fossil erhalten. Vale nciennes hat 1841 an einem andern Nautilus-Exemiphr von Neu-Guinea Owen's Untersuchungen wiederholt. Dass Va 1 en- den n es die beiden Kiefern nur aus Hornmasse bestehend fand, ist allerdings ein befremdender Umstand, entkräftet aber die Wahrheit von Owen's Beobachtungen nicht. Deshayes hat sich auch dahin ausgesprochen. Er bemerkt in „Animaux sans vertebres", edit. II, Bd. XI, S. 318, dass er selbst eine Kieferhälfte des lebenden Nau- tilus besitze und dass dieser theilweise verkalkt sei, mithin für d'Or- bigny's und Owen's Deutung der fossilen Rhyncholithen spreche. Auch Vrolik hat Owen's Angabe vom Auftreten einer Kalklage am Vordertheil der Kiefern bestätigt, er vermuthet, dass Valencien- nes ein Exemplar untersuchte, welches die äussere Kalklage bereits verloren hatte. Übrigens wären für das paläontologische Fach erneute und specieller durchgearbeitete Untersuchungen über die beiden Kiefern des Nautilus Pompilius, von dem die Museen von London, Paris und Amsterdam oder Haarlem zur Zeit allein Exemplare mit den Weichtheilen des Thieres besitzen, dringend zu wünschen. Die Paläontologie stellt für die festen, der fossilen Erhaltung fähigen Theile der Lebewesen oft schärfere Anforderun- gen, als zur Zeit die Anatomie, die überhaupt mehr Gewicht auf die weichen Theile legt. Owen's Darstellung des festen Gebisses des lebenden Nautilus hat ferner einen der Deutung der fossilen Rhyncholithen im Wege stehenden Umstand hinweggeräumt. Owen zeigt nämlich, dass nur Über eine neue Cephalopoden-Gattung Cyclidia. 121 der Oberkiefer eine der fossilen Erhaltung günstige feste Beschaffen- heit und auch diese nur im Vordertheile besitzt. Bei dem Unterkiefer dagegen bildet die feste Kalkmasse eine doppelte äussere Schichte über einem inneren weichen, hornigen Kerne, ein Umstand, der bei einer in geologischen Ablagerungen vor sich gehenden Verwesung der hornigen Schicht leicht zu einem Zerfallen des dünnen und zweifachen kalkigen Theiles führen kann und im Voraus erwarten lässt, dass der Unterkiefer seltener wird fossil gefunden werden, als der Oberkiefer. In der That kennt man aus den verschiedenen geologischen Formationen von fossilen Cephalopoden-Schnäbeln fast nur die Oberkiefer, und auch die Fossilien aus einer Tertiärschichte, welche Anlass zur vorliegenden Arbeit gegeben haben, lassen sich allein nur als Oberkiefer deuten. Unterkiefer sind nur die sogenannten Conchorhynchen des Muschelkalkes, die, wie vor einer Beihe von Jahren Voltz schon annahm, als Unterkiefer zu den Bhyncho- lithen gehören und in der That aus zwei durch einen Hohlraum getrennten Kalkschichten bestehen. Ihre nähere Erläuterung wird in einer späteren Abhandlung folgen. Das k. k. Hof-Mineralien-Cabinet besitzt aus dem fossilreichen Tegellager von Lapugy in Siebenbürgen eine Anzahl von kleinen, sehr massigen, ganz eigenthümlich gestalteten Bhyncholithen, die alle der oberen Mandibel entsprechen und in ihrer besonderen Form von allen bisher beschriebenen derartigen Fossilien hinreichend weit abweichen, um als Typus einer besonderen Gattung von Cepha- lopoden gelten zu können. Ich nenne diese neue Gattung Cyclidia, „Kreisform", mit Bezug auf die von den meisten anderen bisher bekannt gewordenen Bhyncholithen unterscheidende Halbkreisform des freien Vordertheils. Der Name ist aus dem griechischen xuy.log Kreis, und toiog eigenthümlich, gebildet. Cyclidia nov. gen. Bolle. Mandibula superior subsymmetrica, subdepressa, sublenticu- laris, antice rotundata, acuminata, postice convexa crassa, later- aliter brevi-alata, medio bifido-subcaudata, subtus plano-con- cava. J 22 Roll e. Cyclidia valida Rolle. Pars antica mandibulae superioris semilunaris, acuminata. superne costis radialibus, subdistantibus , applanato-rotundatis lineis que concentricis tenuibus ornata, subtus laevigata et obso- lete concentrice sulcata. Pars postica convexa, gibba, valde in- crassata , postice bifido-subcaudata , superne laevigata , subtus in laminas duas media parte approximatas producta. Lamina infe- rior laevigata, superior subtus longitudinaliter sulcata. Long. 9-5 mill, lat. 11-5 mill., alt. 4-5 mill. Es liegen mir von Lapugy als Ergebniss einer mehrjährigen Ausbeutung dieses Fundortes durch das k. k. Hof-Mineralien-Cabinet nicht mehr als acht Exemplare vor, die im grössten (Breiten-) Durchmesser von 5 bis nahe 10 Millim. abändern. Alle sind obere Mandibeln, es ist anzunehmen, dass wie beim lebenden Nautilus Pompilius die unteren Mandibeln statt eines massig-kalkigen Vor- dertheils nur eine doppelte äussere Kalkschicht über einer inneren Hornmasse besassen, daher nach deren Verwesung zerfielen und so unserer Nachforschung bisher entgingen. Die Form des Oberkiefers ist subsymmetrisch, etwas nieder- gedrückt, breiter als lang, bucklig-linsenförmig, von vorne nach hinten an Höbe zunebmend und hinten steil abfallend, vorn halb- kreisrund, dünn und zugeschärft, an den Seiten in zwei kurze nach hinten gewendete und kegelig ausgehöhlte Flügel auslaufend, hinten bucklig erhöht, beiderseits hinter den Flügeln ausgerandet, und in der Mitte in eine kurze, breite und dicke, schwach zweitheilige Ferse ausgezogen. Durch die besonders an den Flügeln deutlich ausgesprochene Theilung des Hinterendes in ein oberes und ein unteres Blatt, die vorn vereinigt erscheinen, hinten aber etwas von einander abstehen, erhält das Ganze eine gewisse Ähnlichkeit mit einer niedergedrückten Tasche. Die Masse ist fest und kalkig, sie besteht aus einem vorwie- genden inneren Theile von bräunlich-grauer Farbe und schwacher Durchscheinigkeit und einer oberen und unteren dünnen Lage von opaker Beschaffenheit und unrein milchweisser Farbe. Die weisse Lage nimmt die Mittelgegend der Oberseite und die Vordergegend der Unterseite ein, und dürfte unbedeckt von Weichtheilen gewesen Über eine neue Cephalopoden-Gattung Cyclidia. 123 sein. Wahrscheinlich lagerte sich ursprünglich am hinteren Rande der weissen Lage oben und unten eine zweiteilige in seitliche Flügel auslaufende Hornlamelle, ähnlich wie bei den Mandibeln der lebenden Cephalopoden noch an, und überdeckte beiderseits die hier befestigten Muskelpartien. Auf dem Bruche erkennt man, dass die braune, halb durch- scheinende Hauptmasse des Oberkiefers aus feinfaserigem Kalk besteht. Die Fasern stehen fast senkrecht zur Unterfläche. Ein nach der Medianebene geführter Durchschnitt zeigt, dass die zwischen dem mittleren und dem hinteren Felde der Unterseite gebildete Einfaltung als geschlossene Nath bis nahe zur Grenze des vorderen und des mittleren Feldes der Oberseite sich verfolgen lässt und also die beiden Öffnungen an der Unterseite der seitlichen Flügel nicht tief in's Innere des Kalkkörpers fortsetzen. Im Einzelnen zeigt der Cyclidia-Oherkiefev nach den drei Feldern, in welche je die Oberseite und die Unterseite zerfallen, noch folgende Charaktere. Vorderfeld der Oberseite. Es ist subsymmetrisch, halb- mondförmig und flach nach vorn abgedacht. Es zeigt gegen dreissig flachgewölbte, unregelmässige, gegen den Vorderrand zu ein wenig an Breite zunehmende Radialrippen, die von theils ebenso breiten, theils etwas breiteren ebenen Zwischenräumen getrennt werden. Rippen und Zwischenräume werden von feinen unregelmässigen Anwachslinien gekreuzt. Diese Anwachslinien wenden sich auf den Rippen in schwachem Bogen nach vorn. Die Rippen strahlen theils von einem durch die später abgelagerte weisse Schicht des Mittel- feldes verdeckten Mittelpunkte aus, theils unmittelbar von einem assymmetrischen, rechts von der Medianlinie gelegenen, zur Rechten gewendeten Vorsprung des erhöhten Mittelfeldes. Dieses strahlig gerippte, halbmondförmige Vorderfeld besteht aus derselben bräunlichgrauen Masse, die den grössten Theil des Oberkiefers zusammensetzt. Mittelfeld d er Oberseite. Es trägt eine dünne, weisse, opake Schicht, die offenbar eine spätere Auflagerung ist und mit dem Wachsthume des Thieres gegen vorn vorrückte. Es ist durch einen scharfen Absatz von dem radial gerippten Vorderfeld getrennt und springt gegen dieses rechts von der Mediane mit einem kleinen nach rechts gewendeten knopfartigen Ausläufer vor. Sein Umriss 124 Rolle. ist sehr unsymmetrisch, rechts viel schmäler als links. Die beiden seitlichen Enden bedecken die Oberseite der flügelförmigen Aus- breitung. Nach hinten setzt es bis zur Hälfte der Oberseite der Ferse fort. Es ist in einer subsymmetrischen nach rechts ziehenden Richtung schwach eingesenkt und zeigt hier Spuren erhabener, in schwachem Bogen nach vorn gewendeter Anwachslinien; sonst ist die Oberfläche ganz glatt. Hinterfeld der Oberseite. Seine Form ist der des Mittel- feldes entsprechend assymmetrisch, nämlich an der rechten Seite breiter als an der linken. Es fällt an den Seiten flach, in der Mitte steil gegen hinten ab und ist an jeder Seite und ausserdem noch in der Mitte der Ferse schwach ausgerandet. Es bildet vier nach oben gewendete flache Falten, von denen je eine auf die seitlichen Flügel und zwei auf die in der Mitte gelegene Ferse kommen. Die beiden letzteren lassen zwischen sich eine flache Einsenkung, die in abneh- mender Deutlichkeit schief nach rechts über das Mittelfeld hinaus fortsetzt und gegen den vorderen knopfförmigen, assymmetrischen Vorsprung des letzteren endet. Die Oberfläche ist glatt. Das Hinterfeld der Oberseite lässt wieder die bräunlichgraue, schwach durchscheinende Hauptmasse des Oberkiefers sichtbar wer- den und setzte sich wahrscheinlich nach hinten in eine geflügelte Hornlamelle fort, die der fossilen Erhaltung entging. Vorderfeld der Unterseite. Es ist schmal halbmondför- mig, fast symmetrisch, an der rechten Seite nur wenig breiter als an der linken , nach vorn ziemlich scharfrandig, unten flach mit drei seichten concentrischen Furchen. Die zwei vorderen Furchen liegen nahe dem Vorderrande und sind sehr schwach (bei manchem Exem- plare in eine einzige zusammenfliessend), die dritte liegt nahe am Hinterrand. Zwischen der zweiten und der dritten Furche liegt ein breiter flachgewölbter Zwischenraum. Die Oberfläche ist sonst glatt. Diese Vordergegend der Unterseite trägt eine eben solche dünne, opake, weisse Schicht, wie die Mittelgegend der Oberseite. Die weisse Masse nähert sich der der Oberseite an den beiden äus- serten Seitenrändern, scheint aber nicht mit ihr in unmittelbarem Zusammenhange gestanden zu haben. Nach hinten ist sie durch keinen besonderen Absatz von dem braunen Mittelfelde getrennt, sondern verdünnt sich hier allmählich. Über eine neue Cephalopoden-Gattnnfc Cyclidia. 1 2 «3 Mittelfeld der Unterseite. Es hat so ziemlich den Umriss des Mittelfeldes der Oberseite und ist an derselben Seite wie dieses, nämlich zur Rechten etwas schmäler. Es besteht aber aus graubrau- ner Masse und ist nach hinten zu sanft ausgehöhlt und hier in der Mitte in eine kurze breite, nach oben angedrückte Ferse ausgezogen. Die Oberfläche ist glatt. Hinterfeld der Unterseite. Es bildet mit dem Mittelfelde zusammen eine Art von Tasche, die rechts und links offen steht und ist mit diesem nur in der Mitte enger verschmolzen. An den beiden seitlichen Flügeln aber bleibt jederseits eine tiefe, schief nach vorn und innen ziehende Höhlung frei, die jedoch, wie ein medianer Durchschnitt lehrt, nicht tief in's Innere des Kalkkörpers fortsetzt. Wahrscheinlich war ein Theil der hinteren Hornlamelle in beide seitlichen Höhlungen eingesetzt. Ein solches Verhältniss ist wenig- stens an einem mir vorliegenden, wohlerhaltenen Rhynchoteuthis- Exemplar in ausgezeichneter Weise der Fall. Das Hinterfeld der Unterseite bildet, dem der Oberseite ent- sprechend, drei vorspringende Falten, von denen je eine auf die seitlichen Ausrandungen der Hinterseite und die dritte auf die Aus- randung der Mitte der Ferse fällt. Die ganze Oberfläche des Hinterfeldes der Unterseite trägt grobe, gewölbte, ungleich starke, von schmalen Zwischenfurchen getrennte Radialrippen, die von einem durch das Wachsthum des unteren Mittelfeldes verdeckten Mittelpunkte ausstrahlen. Sie wach- sen von beiden Seiten aus bis zu jedem der beiden seitlichen Wülste an Stärke, nehmen dann etwas ab und erscheinen auf der Unterseite der Ferse wieder etwas stärker und namentlich höher. Darüber verlaufen sehr feine, dem Hinterrande gleichlaufende Anwachslinien. Die hier ausgeführte Beschreibung der verschiedenen Ver- keilung der beiden Schalenschichten nach Feldern ist nach dem grössten und am besten erhaltenen Exemplare entnommen. Die übrigen stimmem damit in jeder Beziehung überein, nur darin zeigt sich eine Abänderung, dass bei einigen, wie bei dem gedachten typischen Exemplare, das Vorderfeld der Unterseite weiss, das Mittel- feld bräunlich ist, bei anderen dagegen umgekehrt, das Vorderfeld bräunlich, das Mittelfeld aber weisslich erscheint. Dieser eine Punkt bleibt noch fester zu ermitteln, doch bin ich geneigt, ersteres Ver- hältniss als das wirklich normale zu nehmen. 126 Ro,le- Es haben sich bis jetzt erst acht Exemplare gefunden, die nur im Erhaltungszustande und in der stärkeren oder schwächeren Aus- prägung untergeordneter Merkmale abweichen. Das kleinste Exem- plar von 5 Millim. Breite zeigt noch nicht 20 Radialrippen auf dem Vorderfelde der Oberseite. Der assymmetrische Vorsprung des oberen Mittelfeldes ist verhältnissmässig stark ausgesprochen, die Ferse des Hinterendes ziemlich kurz. Die Duplicatur des Mittel- und Hinterfeldes der Unterseite ist ganz so wie bei dem grössten vor- liegenden Exemplare. Vorkommen. Nicht häufig in dem fossilreichen, obermio- cänen Tegel von Lapugy in Siebenbürgen. Es verdient bemerkt zu werden, dass zu Lapugy zugleich noch ein grosser Nautilus aus der Abtheilung Aturia Bronn vorkommt, er ist aber sehr selten und das Hof-Mineralien- Cabinet besitzt nur ein einziges Exemplar. Das Vorkommen der Gattung Nautilus im Wiener Becken aber ist neuerdings durch vollständige Exemplare eines echten Nautilus aus dem Schieferthon von Laa , der eine der tieferen Miocänschichten zu sein scheint, erwiesen worden. Aus der Sandablagerung von Grussbach in Mähren kennt man ebenfalls Spuren. Endlich hat der Tegel von Ottnang in Oberösterreich Reste von Nautilen geliefert, die denen von Laa sehr gleich sehen. Vergleichen wir nun die Form der tertiären Cyclidia rafida mit den bis jetzt bekannt gewordenen festen Mundtheilen anderer lebender und fossiler Cephalopoden, so stellt sich vor Allem ein grosser Gegensatz zu denen der lebenden Dibranchiaten heraus, wie solche namentlich d'Orbigny in einem seiner letzten Werke „Mol- lusques vivants et fossiles« und J. Steenstrup») in den Abhand- lungen der dänischen Akademie, Band IV, abbilden. Die Mandibeln der Dibranchiaten sind insgesammt horniger Natur und daher zur fossilen Erhaltung sehr wenig geeignet; sie sind alle am Vorder- teile stark zugespitzt und stark eingekrümmt. Es ist daher kein Grund vorhanden, die Cyclidia- Mandibeln auf Dibranchiaten zu beziehen. Etwas näher stehen die Mandibeln des Nautilus Pompifius, wie sie Owen 1832 in seinem Memoir oh the pearly Nalidin* i) J. Steenstrnp, Om colossule Cephalopoder. Vid. Selsk. Skrffter. V. Roekke, naturr. og mathem. Afd. IV Bind. Über eine neue Cephalopoden-fiaüung Cyclidia. 127 beschreibt und abbildet, und die von d'Orbigny und Anderen auf Nautilen bezogenen Rhyncholithen des Muschelkalkes und des Jura's; vergleiche namentlich d'Orbigny, Paleout. frane. terr. jurass. Tome I, 1842, Taf. 39 und 40. Diese haben feste kalkige Vordertheile, sie sind weniger zugespitzt und weniger eingekrümmt, als die der Dibrancbiaten. Die Cyclidien lassen sich indessen nicht auf Nautilen beziehen. Die Oberkiefer der lebenden und fossilen Nautilen sind am freien Vorderrande immer noch weit mehr ver- längert und mehr dreiseitig zugespitzt, als die von Cyclidia. Die Duplicatur des hinteren Theiles der festen Kalkmasse ist ganz abweichend. Das obere Blatt oder die Kapuze, capuchon, ist weit geringer als das untere entwickelt. Bei Cyclidia ist das Gegen- theil der Fall. Es ist augenfällig, dass Cyclidia nicht auf die Gattung Nautilus bezogen werden kann. Mit der von d'Orbigny aufgestellten Gattung Rhynchoteu • this*), welche fossile Cephalopodenschnäbel aus Jura- und Kreide- schichten begreift, nähern wir uns wieder um einen Schritt der zu Lap ugy in Tertiärschichten gefundenen Form; hier tritt eine zwei- lappige Bildung des Hintertheiles oder der Ferse ein, wodurch die Ähnlichkeit schon etwas grösser wird. Am nächsten aber stehen den Cyclidien gewisse Cephalo- podenkiefer, die in Jura- und Kreideschichten ziemlich verbreitet vorkommen, von d'Orbigny indessen nicht aufgeführt worden sind. Für mich stellen sie eine besondere Gattung dar, die ich Scapha- nidia oder „Grabscheitform" nenne. Der Name ist aus dem Grie- chischen ay.afavr) , Grabscheit, und ifiiog, eigentümlich, gebildet. Als Typus dieser Gattung betrachte ich Scaphanidia Bucht Mül- ler sp. (Bhyncholithus Buchi Müller. Aachener Kreideformation. II. 1851. p. 60, Taf. 6, Fig. 13) aus der oberen Kreide der Gegend von Aachen. Sie unterscheiden sich von den Cyclidien hauptsäch- lich dadurch, dass das Mittelfeld der Oberseite an allen Exemplaren fehlt und eine querlinirte Narbe lässt, mithin vielleicht hornig war. Das Verhältniss der Ober- und Unterseite der Tasche ist fast ganz das gleiche. Es liegen mir dahinzählende Formen ausserdem noch aus dem Lias von May in Calvados, von Herrn E. Deslongchamps !) D'Orbigny, Cours elementaire. I, S. 271, Fig. 143 und S. 281, und Mollvsques vivants et fossiles. S. 593. 128 Rolle. als Cephalopodenkiefer dem k. k. Hof-Mineralien-Cabinet mitgetheilt, aus dem unteren Lias von Wiltshire in England *) und aus dem oberen Jura von Franken und Schwaben vor. Die nähere Unter- suchung wird Gegenstand einer späteren Arbeit sein. Einen Gegensatz zu allen hier verglichenen Kiefern lebender und fossiler Cephalopoden-Formen bilden die Cyclidien nach ihrer auffallenden Assymmetrie. Nur die Conchorhynchen sind noch ent- schieden subsymmetrisch, die übrigen lassen theils nur bei genauer Untersuchung bestimmte Spuren von Subsymmetrie erkennen, theils scheinen sie vollkommen symmetrisch zu sein. Nach allem diesem bin ich geneigt, die Cyclitlia-Oberkiefer als Reste eines sonst unbekannten und vielleicht einer festen Kalkschale entbehrenden Tetrabranchiaten zu betrachten. Ihr Gegensatz zu den spitzen, stark eingekrümmten, hornigen Mandibeln der lebenden Dibranchiaten ist weit beträchtlicher, als ihr Abstand von denen des Nautilus Pompilius. Sie schliessen aber auch diesen sich nicht unmittelbar an. Ich finde vielmehr, dass die Rhyncholithen des Muschelkalkes eine vermittelnde Form sind, von der sich einerseits eine geologische Reihenfolge von Formen bis zum lebenden Nau- tilus Pompilius verfolgen lässt, andererseits eine solche zu den Cyclidien führen dürfte. Wenn ich die Cyclidien, ein von allen lebenden Formen so sehr abweichendes Fossil, überhaupt als Cephalopoden-Schnäbel dar- stelle, so geschieht es nur nach langer und reiflicher Überlegung und nach einer Vergleichung aller mir zu Gebote stehenden litera- rischen Hilfsmittel. Der letzte entscheidende Moment bei der Fest- stellung meiner Ansicht aber war die Auffindung einer so ganz nahe verwandten Form in Prof. J. Müller's monographischer Abhand- lung über die Versteinerungen der Aachener Kreideformation. Auch diese ist trotz ihrer Abweichung von den übrigen Rhyncholithen und Rhynchoteuthen, als Cephalopoden-Schnäbel schon gedeutet. Damit schwand alles weitere Redenken. Weniger Gewicht lege ich auf die Hypothese derTetrabranchiaten-Natur von Rhynchoteuthis, Cyclidia *J Scaplianidia Moorei Rolle, Taf. I, Fig. 6 von Frorae in Wiltshire. Vergleiche Chiton Rhaeticus Ch. Moore in Quart, journ. geol. soe. 1861, p. 511, Taf. 16, Fig. 28, 29. Mir kommt Herrn Moore's Abhandlung gerade noch vor Druck dieses ßogens zu Gesichte. Die von ihm gegebene Abbildung weicht etwas ab und könnte vielleicht eine zweite Art aus derselben Formation darstellen. Über eine neue Cephalopoden-Gattung Cyclidia. 129 und Scaphanidia. Der wirkliche Zusammenhang der Formenreihe wird sich erst in späteren Jahren, wenn man noch mehr fossile Cephalopoden-Schnäbel wird kennen gelernt haben, mit grösserer Bestimmtheit feststellen lassen, als es zur Zeit möglich ist. Die starke massige Form der Mandibeln von Cyclidia und die vollkommen abgerundete Form des freien Vordertheiles deutet auf ein vom Zermalmen harter Crustaceen- und Molluskenschalen leben- des Thier. R. Owen macht schon darauf aufmerksam, dass Nautilus Pompilius durch seine nur wenig zugespitzten Kiefern mehr auf das Zerbeissen harter Stoffe als die Dibranchiaten angewiesen sei, die letzteren dagegen nach ihren spitzen, gekrümmten, hornigen Mund- theilen mehr zu einem Zerfleischen von weichen Seethieren geeignet erscheinen. Von Cyclidia gilt dies noch mehr als von Nautilus; es ist der noch höher gesteigerte Ausdruck des durch das Zermalmen harter Nahrung bezeichneten Typus. Erklärung der Tafel. Fig. 1 — ib. Cyclidia valida Rolle, in natürlicher Grösse, lc — le dieselbe viermal vergrössert. „ 2. Dieselbe, kleinere Form. „ 2 a— 2 d, in viermaliger Vergrösserung. „ 3. Durchschnitt nach der Medianebene. „ 4. Ideale Wiederherstellung des Oberkiefers mit dem hornigen Hinfertheil. „ 5. Scaphanidia Buchi Müller sp. Obere Kreide von Vetschau bei Aachen. (Nach J. Müller.) „ 6. Scaphanidia Moorei Rolle. Unterer Lias von Wiltshire, in natürlicher Grösse. „ 6 a, b. Dieselbe in dreimaliger Vergrösserung. Sitzb. d. mathem.-naturw. CI. XLV. Bd. I. Abth. Rolfe. I ber eine neue CephalopodeiLJ (rattim* Cyclidia.- : i Fig. /.'■>. Ctfdidia nr,/i(/,i Ho//,'. S Scaphctsudza Bucht, JEMer , G. A'rit/>///////'(//'rt J/oorr/' Jinl/c. Sit7.uno.sb «l.kAk.nl.il W.iK.tli n.-.tum Cl.ÄLV. üclJ.Ai>tk. 18(V». SITZUNGSBERICHTE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH -NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE. xiv. band. ERSTE AßTHEILÜNG. Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Botanik, Zoologie, Anatomie, Geologie und Paläontologie. 131 V. SITZUNG VOM 6. FEBRUAR 1862. Das Präsidium der k. k. obersten Rechnungs-Controls-Behörde übermittelt, mit Zuschrift vom 28. Jänner I. J. , 46/Stat., ein Exem- plar des ersten Heftes des Druckwerkes : „Das österreichische Budget für 1862 in Vergleichung mit jenen der vorzüglicheren anderen europäischen Staaten", von C. Freih. von Czoernig. Herr Director von Littrow legt eine Notiz „über einen merk- würdigen Regenbogen" vor. Herr Prof. K. Ludwig spricht über eine Arbeit: „Beiträge zur Lehre vom Gasaustausch in den Muskeln des lebenden Thieres", welche im physiologischen Laboratorium der k. k. medicinisch- chirurgischen Josephs-Akademie unter seiner Mitwirkung vom Herrn Dr. Sczelkow aus Charkow ausgeführt wurde. An Druckschriften wurden vorgelegt: Akademie der Wissenschaften, königl. schwedische, zu Stock- holm, Handlingar. N. F. III. Bd. 1. Hft. 1859; 4<>- — Öfversigt. VII. Ärgängen. 1860. Stockholm, 1861; So- — Eugenies Resa. 8.— 11. Haft. Stockholm, 1861; 4<>- Annalen der Chemie und Pharmacie, herausgegeben von Fried. Wo hl er, J. Liebig und Heim. Kopp, N. R. Band XLV, Heft 1. Leipzig & Heidelberg, 1862; So- Astronomische Nachrichten, Nr. 1346. Altona, 1862; 4°- Au Stria, XIV. Jahrgang, IV. & V. Heft. Wien, 1862; 8°- Bericht, Amtlicher, über die 35. Versammlung deutscher Naturfor- scher und Ärzte in Königsberg in Preussen im September 1860. Königsberg, 1861 ; 4°- Bibliotheque Universelle de Geneve, Archives des sciences physiques et naturelles. Nouvelle Periode. Tome XII% Nr. 48. Geneve, Lausanne & Paris, 1861; 8°- Comptes rendus de i'Academie des sciences. Tome L1V, Nr. 2. Paris, 1862; 4»- lo* 132 Czoemig, Carl Freih. v., Das österreichische Budget für 1862 in Vergleichung mit jenen der vorzüglicheren anderen europäischen Staaten. Herausgegeben von der k. k. Direction der admini- strativen Statistik. 1. Heft. Einleitung. Das britische Budget. Wien, 1862; S°- Hippokrates, Zeitschrift für die medicinischen Wissenschaften in Athen. Redigirt von Dr. Kalliburces. Topos AM 862. Tt-v^os A' Ev A^vjvatg, 1862; 4°- Istituto, I. R., Veneto di scienze, lettere ed arti, Memorie. Vol. X. Parte I. Venezia, 1861; 4°- — Atti. Tomo VII«, Serie 3% Disp. 2a- Venezia, 1861—62; 8°- Land- und forstwirtschaftliche Zeitung, XII. Jahrg. Nr. 4. Wien, 1862; kl. 4o- Lotos. Zeitschrift für Naturwissenschaften, XI. Jahrgang. Decem- ber 1861. Prag; 8<>- Omboni, Giovanni, I Ghiacciaj antichi e il terreno erratico di Lombardia. Con 3 tavole. — Bibliografia. (Castaldi. Cantoni.) (Estratti dal vol III. degli Atti della Societä italiana di scienze naturali in Milano). 80- Results of Meteorological Observations for twenty years for Hobart Town 1841—1860. Ta-smania, 1861; 4<>- Sondhauss, C. , Über die beim Ausströmen der Luft entstehenden Töne. — Über die chemische Harmonica. — Über die durch Temperaturverschiedenheit sich berührender Körper verur- sachten Töne. (Programme der Realschule zu Neisse 1853, 1859, 1861.) 4°* — Über den Brummkreisel und das Schwingungs- geselz der kubischen Pfeifen. (Jahresbericht des k. kath. Gym- nasiums zu Breslau, 1850.) 4°- Verein, geognostisch-montanistischer für Steiermark, XI. Bericht. Gratz, 1862; 8<>- Wiener medic. Wochenschrift, XII. Jahrg., Nr. 5. Wien, 1862; 4«. Zeitschrift für Fotografie und Stereoskopie, II. Jahrgang, Nr. 21. Wien. 1861; 8<>- — für Chemie und Parmacie. Unter Mitwirkung von Fachmännern; herausgegeben von Dr. Emil Erlenmeyer. V. Jahrgang, Heft 1. Heidelberg, 1862; So- Zürich, Universität, akademische Gelegenheitsschriften von Michaelis 1859 bis dabin 1861. Zürich; 4» & 8»- I3:i Zur Anatomie und Physiologie der Haut.' Von dem c. M. Prof. R. Langer. (Vorgelegt in der Sitzung am 27. November 1861.) (Mit 1 Tafel.) II. Die Spannung der Cutis. Es ist eine den Anatomen und Chirurgen wohlbekannte Er- scheinung, dass sich die getrennte Haut zurückzieht, und dass in Folge dieses sogenannten Retractions- Verm ögens die Haut- lappen verkürzt und die Wundspalten erweitert werden. Die Haut sucht nämlich, wenn durch die Trennung des Zusammenhanges ihre bis dahin bestehende Spannung beseitigt ist, vermöge ihrer Elasti- cität ihre Gleichgewichtsform (mittlere Länge, Breite und Dicke) wieder zu gewinnen. Schon wegen dieser dem operirenden Chirur- gen so wichtigen Eigenschaft der Haut ist eine genaue Kenntniss der Elasticität und der Spannungsverhältnisse derselben nothwendig. Vorläufig das Bestehen einer vollkommenen Elasticität voraus- gesetzt, stehen Spannung und Retractionsvermögen in geradem Ver- hältnisse zu einander, und wie einerseits die Spannung wesentlich die Retraction bedingt, so kann umgekehrt diese benützt werden, um über die am Leibe bestehenden Spannungsverhältnisse der Haut Aufschluss zu geben. Die Retraction ist nach Grösse und Richtung sehr verschieden. Auf die Grösse der Retraction der Wundränder nehmen im Allgemeinen verschiedene Umstände Einfluss, wie die Länge des Schnittes und seine Tiefe, ferner der Umstand, ob die Haut locker oder fester an derUnterlage fixirtist.danndieLagerungs- verhältnisse der Glieder und die Volumsverhältnisse des Inhaltes. 134 Langer. Bei gleicher Tiefe und Lange des Schnittes wird man an der- selben Körperstelle und an demselben Individuum noch einen Unter- schied in der Retractionsgrösse der Wundränder beobachten, wenn man die Richtung des Schnittes beachtet. Führt man z. B. an einer in der Rückenlage befindlichen mageren Leiche über die vordere Seite des oberen Drittheils des Oberschenkels jederseits einen gleich langen und gleich tiefen Schnitt, auf einer Seite vom Trochanter schief medial in der Richtung der Stichspalten absteigend, auf der anderen senkrecht auf die Stichspalten, vom Genitale schief lateral absteigend, so wird man finden, dass die Wund lippen des zweiten Schnittes minde- stens noch einmal so weit abstehen, als die des ersten, dabei wird man auch die Beobachtung machen , dass bei der ersten Schnittrichtung die Haut nicht unter dem Messer gefaltet wird, während sie bei der schief lateral absteigenden Richtung selbst unter dem schärfsten und beölten Messer gefaltet wird, und der Schnitt nur unter fortgesetzter Spannung langsam fortgeführt werden kann. Dies scheint auf einen Einfluss der Texturverhältnisse hinzuweisen; um so mehr, als diese Verschiedenheit im Masse der Retraction sich an mehreren Orten wiederholt, obwohl die Differenzen derselben mit Rücksicht auf die Richtung der Stichspalten nicht immer so gross sind, wie am Oberschenkel; die vordere Schenkelfläche ergibt ungefähr ein Maxi- mum dieser Unterschiede, die Haut der Calvaria und des Brustblattes ein Minimum. Geht man aber genauer in die Sache ein, so findet man , dass das verschiedene Retractionsvermögen in Folge der zwei Schnittführungeu eben so gut einer ungleichförmigen Spannung gewisser Hautpartien zugeschrieben werden könne, ja dass sogar die Texturverhältnisse nichts weiter als der Ausdruck einer ungleichförmigen Spannung sein könnten, und gerade das gegebene auf die Oberschenkel bezügliche Beispiel begünstigt diese Annahme; denn dass die Haut quer auf die Stichreihen weniger oder gar nicht gespannt ist, sieht man schon an den Falten, in welche die Haut in dieser Richtung gelegt ist, oder selbst durch das Messer leicht gelegt werden kann , während sie in der Richtung der Stichreihen viel mehr gespannt, und desshalb spaltbar ist. Von vorne herein ist es daher nicht nothwendig die Texturverhältnisse zu berücksichtigen. Von der Individualität ganz abgesehen , findet man auch au verschie d enen Körpers t el len bemerkenswerthe Unterschiede. Zur Anatomie und Physiologie der Haut. 135 So ergibt jeder beliebige Schnitt am Schädeldache entweder gar keine oder nur eine kleine Entfernung der Wundränder, dagegen wird am Brustblatte gar keine Differenz irn Masse, aber in jeder Richtung eine grössere Betraction zu beobachten sein. Während also im ersten Falle nur eine unbedeutende oder gar keine Span- nung besteht, ist im zweiten Falle die Spannung der betreffen- den Hautpartie eine gleichmässige. Alle übrigen Umstände also gleich angenommen, wird sich die Untersuchung über die Betractilität, beziehungsweise über die Spannungsverhältnisse der Haut, vor Allem mit folgenden Fragen beschäftigen müssen : rt^ Besteht an einem bestimmten Körpertheile über- haupt eine Spannung oder nicht? und b) ist die beste hendeSpannungnach allen Bichtungen der Fläche eine gleichmässige oder eine ungleich- massige. Es handelt sich dabei mehr um dasVerhältniss, als um die abso- lute Grösse der Spannung, welche je nach Umständen sehr variabel ist. Erst dann, wenn diese Fragen erörtert sind, kann auf die Beziehungen der Texturverhältnisse zu der Betractilität und auf den Einfluss der Individualität eingegangen werden. Was die Causal momente der Spannung anbelangt, so ergeben sich schon von vorne herein zwei, nämlich: der Inhalt, welcher den Grad der Füllung eines Hatitsackes bestimmt, mögen es nun physiologische oder pathologische Volumsverhältnisse sein, z. B. Muskel und Fettmassen, Wasseransammlungen, Schwangerschaft u. s. w. , und dann die Gelenksbewegungen; dass in letzterer Beziehung eine Übereinstimmung der möglichen Hautspannungen mit den Gelenkseinrichtungen vorausgesetzt werden kann, ist ein- sichtlich. Um bei der Untersuchung der Betractilität von der Länge. Tiefe und Bichtung des Schnittes möglichst unabhängig zu bleiben, habe ich reguläre Figuren von constanter Grösse und Form auf die Haut gezeichnet, zuerst ihre Formveränderungen bei verschiedenen Einstellungen der Glieder untersucht, dann mit scharfen Messernund Scheeren die Haut in denContouren getrennt und die so entstandenen Wundöffnungen und die freien Hautkerne ebenfalls bei verschiedenen Lügen der Leiche und ihrer Glieder untersucht. Die erste Beihe 136 Langer. der Versuche lässt sich natürlicher Weise auch an Lebenden vor- nehmen, und ist insbesondere dazu sehr verwendbar, die Spannungs- riclitungen kennen zu lernen, welche die Haut durch die Gelenks- bewegungen erleidet. Zur Anlage der Zeichnungen wurden Modelle von Holz ver- wendet, und zwar in der Form von Kreisen und Quadraten, deren freigelegte Ränder mit Farbe bestrichen und abgedruckt wurden. Das Kreismodell hatte einen Durchmesser von 30 Millimeter, die Quadratmodelle eine Seitenlänge von 40 Millimeter und 25 Milli- meter etc. Da die Quadratmodelle der leichteren Übersicht wegen immer nach bestimmten Richtungen orientirt werden mussten, dies aber mit den Kreismodellen nicht nothwendig ist, so wurden letz- tere viel häufiger angewendet. Die Differenzen der Durchmesser der Wundöffnung und des Hautkernes mit dem Durchmesser des Modelles ergeben ganz eclatant die Grösse und die Richtung der Retraction, beziehungsweise der Hautspannung an. Wird an der Leiche die Haut in den Umrissen der aufgedruckten Figur eingeschnitten, so gestaltet sich bei Anwendung der Kreismodelle die Retractionserscheinung auf folgende Weise: Resteht an der betreffenden Hautstelle keine Spannung, so erhält man eine Kreiswunde, deren Durchmesser annähernd dem Durchmesser des Modelles entspricht und vollständig von dem Kerne ausgefüllt wird. R es teh t aber eine Spannung, so wird derDurch- messer der Öffnung grösser und der Durchmesser des Kernes kleiner ;ils die ursprünglichen Durchmesser der Zeichnung werden; die Wunde wird klaffend, und je grösser der Abstand der Wundlippen, nämlich des Randes der Öffnung und des Randes des Kernes, desto grösser die bestandene Spannung. Die Kreisform der Öffnung und des Kernes kann natürlich nur dann vollständig erhalten werden, wenn die Spannung allseitig eine gleichförmige war. Restand aber eine ungleichförmige Spannung, so bekommen die Wundöffnung und der Kern die Gestalt einer Ellipse, deren längere Durchmesser alter so gegen einander verwendet sind, dass in dem längeren Durchmesser der Öffnung der kürzere Durchmesser des Kernes eingestellt ist. Der längere Durchmesser der Öffnung und der kürzere des Kernes zeigen die Richtung der bestandenen Spannung an. ersterer wird immer länger, letzterer immer kürzer als der Durch- messer i\cs Kreismodelles sein. Zur Anatomie und Physiologie der Haut. j 3 i Je grösser die Differenz der Durchmesser der Ellipse, sowohl der Öffnung als auch des Kernes, desto ungleichförmiger die Span- nung. Hier kann der Fall eintreten, dass bei sehr langen Ellipsen der kürzere Durchmesser der Öffnung gleich bleibt oder sogar kleiner wird, als der Durchmesser des Modelles, wenn nämlich die Span- nung nur einseitig ist, also rechtwinkelig auf diese Richtung die Spannung = 0, oder sogar negativ ist, in welchem Falle die Haut in dieser Richtung gefaltet ist. In diesem Falle kann es auch gesche- hen, dass der längere Durchmesser des Kernes, welcher senkrecht auf die Spannungsrichtung gestellt ist, wenn der Kern ganz heraus- geschnitten, und auf eine Glastafel gelegt wird, grösser ist, als der Durchmesser des Modelles. Dies ist bei starker Abmagerung bei- nahe immer an der vorderen Seite des Oberschenkels der Fall. Es ist selbstverständlich, dass während dieser Versuche an allen jenen Stellen, wo die Gelenkslage auf die Hautspannung Ein- fluss nimmt, diese berücksichtigt und während des Versuches fest- gehalten werden muss , denn sonst würden mit der veränderten Spannung ganz andere Resultate erzielt werden. Wird z. R. an der Reugeseite des Ellbogengelenkes in der Reugelage desselben ein Kreis gezeichnet, so wird, weil die Haut in der Excursionsrichtung erschlafft ist, die Retraction in querer Richtung vor sich gehen, der längere Durchmesser des Kernes wird die Richtung von oben nach unten haben, und er wird diese Form selbst dann bekommen, wenn man früher durch Streckung des Gelenkes den in der Reugestellung aufgedrückten Kreis in eine Ellipse ausgedehnt und dann erst den Kern heraus geschnitten hat; und indem die Öffnung im Sinne der Streckung von oben nach unten verlängert wurde, wird der ovale Hautkern mit seinem längeren Durchmesser in der längeren Axe der Ellipse der Öffnung eingestellt sein. Durch verschiedene Combinationen der Gelenksstellungen, und wenn man den Kreis bald in dieser bald in jener Stellung zeichnet und ausschneidet, kann man die verschiedensten Formen von Wund- öffnungen und Kernen erhalten. An Gelenken mit mehreren Excursions- richtungen kann man durch allseitige gleichförmige Spannung auch runde Öffnungen und runde Kerne erzeugen, z. R. im Schenkelbuge, wenn man dem Gelenke die Mittellage gibt. Natürlicher Weise wird die runde Öffnung allsogleich elliptisch, wenn der Schenkel darauf wieder in die Strecklage gebracht wird. 138 Langer. Das Schrumpfen des Hautkernes, wenn er von dem subcutanen Gewebe hinreichend abgelöst wird, zeigt die ganze Grösse der Retrac- tionsfähigkeit an. Die Erweiterung der Öffnung dagegen bleibt immer hinter dem Masse der wahren Retractionsfähigkeit zurück, indem sich die Haut nie um eine geschlossene Öffnung so weit zurückzuziehen im Stande ist, wie ein vollständig freier Lappen. So erhielt ich am Sternum nur einen Durchmesser der Öffnung von 33 Millim., während der Kern bis auf 19 Millim. schrumpfte. Die Retractionsgrösse der Öffnung betrug daher nur 3 Millim., die des Kernes aber 11 Millim. Aus der Gestaltung der Öffnung kann daher nur auf die Richtung, nicht auf die volle Grösse der R et r actio n ein Schluss gezogen werden. Übrigens ist es bei diesen Versuchen vor Allem wichtig, die Richtung der Retraction beziehungsweise der Spannung zu wissen. Es versteht sich von selbst, dass die Öffnungen, wenn mehrere gemacht werden, in grösserem Abstände von einander angelegt sein müssen. Wurden nahe liegende Theile untersucht, so sind alter- nirend die Öffnungen auf der andern Seite angebracht worden. Wenn der Operateur diese Verhältnisse berücksichtigt, sie gelegentlich durch willkürlich angebrachte Spannungen regulirt, so kann er sich für bestimmte Lagen der Glieder stellenweise ganz bestimmte Wundformen erzeugen, und wenn es ihm für den Verlauf des Heilungsprocesses dienlich scheint, durch Veränderung der Lage der Glieder bald die Wundränder von einander entfernen, bald einander nähern, er kann die Umrandung eines zu bildenden Haut- lappens auf die verschiedenste Weise gestalten, überhaupt die Rich- tung der Retraction eines Hautlappens auf das Genaueste von vorne herein bestimmen, wenn er sich früher über die Spannungsrichtiing genauer unterrichtet hat. Die eben besprochenen Retractionserscheinungen sind durch beide ursächliche Momente der Spannung bedingt, nämlich sowohl durch den Inhalt als auch durch die Lagerung der Glieder. Um die Veränderungen der Spannungsverhältnisse kennen zu lernen, wie sie durch die Gelenkbewegungen allein zu Slande gebracht werden, habe ich die Kreisfiguren oder geraden Linien im Umfange der Gelenke bei bestimmten Einstellungen der- selben mehrfach aufgetragen, darnach bestimmte Gelenksexcursionen Zur Anatomie und Physiologie der Haut. 139 ausgeführt, ohne jedoch die Haut einzuschneiden. Diese Versuche wurden an der Leiche und am Lebenden vorgenommen. Es handelt sich dabei vorzüglich um zwei Dinge, nämlich in welcher Richtung wird die Haut an einer bestimmten Stelle gespannt, und bis zu welcher Entfernung von dem Gelenke macht sich die Spannung bemerkbar. Gerade Linien werden durch Spannung verlängert, durch Erschlaffung verkürzt, und wenn sie in den Excursionswinkel des Gelenkes fallen, gebrochen; Kreise bekommen durch Spannung und Erschlaffung ellipsoidale Formen, welche aber bald regelmässig, bald unregelmässig ausfallen; selbst die Kreisform kann erhalten bleiben. Im Allgemeinen gestalten sich die Verhältnisse auf folgende Weise: An dem Ginglymus-Ge lenke des Ellbogens und Kniees sieht man: a) dass die Dehnung oder Erschlaffung, welche die Haut erleidet, in der unmittelbaren Nähe des Gelenkes am grössten ist, weiter nach oben und unten allmählich ab- nimmt und gegen die Mitte der Extremitätsglieder nicht mehr deutlich nachweisbar ist. Man ziehe z. B. über die Streckseite des Kniegelenkes eine gerade Linie, theile sie in mehrere gleiche Abschnitte, so wird man linden, dass durch die Beugung die einzelnen Abschnitte sehr ungleich verlängert werden. Kreise welche in der Kniekehle und zwar während der Beugelage gezeichnet werden, verwandeln sich während der Streckung in Ellipsen, allein die dem Gelenke zunächst liegenden bekommen einen der Knickungsfalte zugekehrten spitzigen Pol, weiter entfernte Kreise werden zu regelmässigen Ellipsen, und die ungefähr in der Mitte des Oberschenkels und Unterschenkels liegenden Kreise bleiben annähernd ungeändert. b) Während beugewärts ober und unter der Knickungsfalte die Haut bei der Streckung annähernd gleich weit weg gespannt wird, reicht streckwärts, vom Oberarm und der Patella an gerechnet, die Beugespannung weiter auf den Oberarm und Oberschenkel herauf, als auf den Unterarm und Unterschenkel herab. Es scheint diese Ungleichförmigkeit aber nur von dem ungleichen Abstände der Drehungsaxe von dem bezeichneten oberflächlichen Gliederungspunkte abzuhängen. 140 Langer. c) An den Seiten des Gelenkes, entsprechend den Ansätzen der Lateralbänder, ist die Spannung eine mehr gleich- förmige, indem sich der aufgedrückte Kreis, sowohl bei der Streck- als Beugebewegung nur wenig verändert. d) In der Mitte der Streck- und ßeugeseite ist die Span- nungsrichtung natürlicher Weise senkrecht auf die Drehungs- axe des Gelenkes gestellt , gegen die Seiten des Gelenkes wird die Haut schief zur Beuge- oder Streckseite gedehnt, und zwar vom Oberarm nach unten, vom Vorderarm nach oben heran- gezogen. Die längeren Axen der Dehnungsellipsen bekommen eine Schieflage. Quadratische Figuren werden, je nachdem sie orientirt sind, zu Bechtecken oder zu Bhomben. Man sieht, dass die Hauthülle der Gelenke im Wesentlichen die Beziehungen der Gelenkskapseln zu dem Gelenksmechanismus wiederholt. Es braucht nicht besonders hervorgehoben zu werden, dass die besprochenen Verhältnisse auch durch den Mechanismus der nachbarlichen Gelenke modificirt werden können, dass das An- schwellen der Muskelbäuche und das Abheben der Muskelstränge von dem Knochen noch berücksichtigt werden müsse, und dass mutatis mutandis dieselben Verhältnisse auch auf die Verkürzung der Haut Bezug haben. Complicirter gestalten sich schon die Verhältnisse, wenn zu einem Ginglymus-Gelenke noch ein Botationsvermögen hinzutritt; es werden dadurch z. B. am Ellbogengelenke die längeren Axen der Dehnungsellipsen schief in der Richtung der rotatorischen Excursion eingestellt. Auch in der Umgebung der Arthrodien kann man, je nach der Excursion, Stellen finden, welche kaum oder gar nicht gespannt wer- den, nämlich an den Stellen, welche den Endpunkten der momentanen Drehungsaxe entsprechen; so bleibt z. B. am Trochanter, wenn das Bein nach vor- und rückwärts pendelt, der Kreis meist ungeändert. erst bei einer Adductionsbewegung wird er gedehnt. Die Spannungs- richtungen an derHaut ändern sich natürlicher WTeisemit derRichtung der Excursion. Schulter und Hüfte unterscheiden sich in mehreren Funkten von einander. Zur Anatomie und Physiologie der Haut. f 4 I Nebst der Spannungsrichtung ist rücksichtlich der Gelenke der Bereich bemerkenswert , innerhalb dessen sich die Gelenks- bewegungen bemerkbar machen. Diese Untersuch ungsmethode dürfte sich vielleicht auch pro praxi verwendbar erweisen, wenn man sich für bestimmte Lagerungs- verhältnisse von vorne herein über die zu erwartenden Betractilitäts- Verhältnisse unterrichten will, natürlich nur so weit als sie eben durch die Lagerung der Theile bedingt ist. Man gebe nämlich dem Gliede zunächst eine jener Lagerung, für welche die Spannung ermittelt werden soll, entgegengesetzte Lage, zeichne zuerst in dem zu unter- suchenden Bezirke mehrere Kreise, und bringe darauf das Glied in die bestimmten Lagerungsverhältnisse. Die längeren Axen der Ellipsen werden die Dehnungsrichtung der Haut anzeigen. Controlirt man dann diese Ergebnisse noch an der Leiche, indem man zunächst die Kreisformen ausschneidet und dann beliebige, etwa einer bestimmten Operation entsprechende Schnitte anbringt, so kann man mit grosser Genauigkeit die zu erwartenden Betractionserscheinungen ersehen, so weit sie von physiologischen Verhältnissen abhängig sind. Die durch den Inhalt veranlassten Veränderungen der Spannung wurden auf dieselbe Weise untersucht. Volumsver- änderungen wurden meist mit Wasserinjectionen erzeugt. Die Spannung der Bauchhaut wurde an Schwangeren kurz vor und nach der Entbindung untersucht. Da es nicht nothwendig ist in alte Details einzugehen, so sollen in der folgenden topographisch geordneten Ausein- andersetzung der Spannungszustände nur die Grund- verhältnisse hervorgehoben werden. Am Kopfe bleiben am Scheitel, an der Stirn und oberen Hinter- hauptgegend, so weit die Calvaria frei liegt, die Öffnungen und selbst die ganz herausgeschnittenen Kerne grösstenteils in der Form und im Durchmesser ungeändert. Die Spannung ist daher an der Leiche nahezu = 0. Verschiebungen der Kopfhaut am Lebenden bringen am Scheitel nur unbedeutende Veränderungen im Umfange der Kreis- zeichnungen hervor. Verschiebungen der Stirnhaut können die Kreise an der Stirn falten aber nur unbedeutend verlängern. Im Umkreise der Schädelbasis werden die Öffnungen und Kerne bereits etwas oval; am Masseter und am Triangularis menti bei offenem Munde verziehen sich die Kreise nur unbedeutend, und -zwar 142 Langer. in der Richtung der Stichspalten; Aufblähen des Mundes erweitert etwas den auf der Backe abgedrückten Kreis, und zwar gleichförmig; fester Augenliedschluss zieht die Haut, in Falten gelegt, aus der Um- gebung der Orbita heran, spitzt die daselbst angebrachten Kreise zu. Einschnitte zwischen Orbita und Nasenflügel in der Richtung des Sulcus nasolabialis klaffen etwas weniger, als gleichlange die senk- recht auf die Stichreihen fallen. Herausgeschnittene Kerne der Masseter- und Unterkiefergegend retrahiren sich nur wenig (26 bis 25 Millim.). Die Gesichtshaut ist daher im Allgemeinen ursprünglich weniger gespannt als die Haut an den meisten anderen Körper- stellen. Am Halse geht bei symmetrischer Lagerung der Leiche, wenn der Kopf nicht zurückgebeugt ist, die Retraction in der Richtung der Stichspalten vor sich, sie wird aber durch die Bewegungen des Unter- kiefers, des Schultergürtels und der rotatorischen Excursionen des Kopfes modificirt; schon um diesen allseitig ausgreifenden, und in grösserem Umfange ausführbaren Bewegungen Raum zu geben, ist die Haut namentlich in der oberen Hälfte ziemlich schlaff um den Inhalt herumgelegt; selbst in der unteren Hälfte des Halses eines mageren Individuums betrug der kürzere Durchmesser des Kernes nicht weniger als 24 Millim. An der Brust und am Bauche hat sowohl der Inhalt als auch die Beweglichkeit einen bedeutenden Einfluss auf die Spannung der Haut. Die Respirationsbewegungen modificiren sie grösstentheils nur durch Änderung des Inhaltes; directe Spannungen aber bedingen die Bewegungen des Rumpfes und die Excursionen des Schulter- und Hüftgelenkes. Der Spannungsbezirk des Schultergelenkes reicht ungefähr bis an eine Linie, welche inner der Mamilla nach oben zum Sternal-Drittheile der Clavicula, nach unten zur Spitze der letzten Rippe geht. Streckung des Hüftgelenkes spannt noch die Haut in der unteren Bauchgegend. Die Haut wird in Radien gespannt, welche zu dem Gelenke als Centrum laufen. Erheben des Armes spannt die Haut unter der Achsel von unten nach oben, Abduction der Arme und Rückstauung der Schulter spannt sie am Pectoralis in querer Richtung nach aussen. Wichtiger als diese, auch von vorne herein bestimmbaren Span- nungsverhältnisse, sind die, welche von dem Volumen abhängig sind. Zur Anatomie und Physiologie der Haut. 143 Diesewurden zunächstander Leichebei symmetrischer Lagerung der- selben und bei gestreckten und angezogenen Extremitäten untersucht. Die Öffnungen waren längs des ganzen Sternum erweitert, blieben aber kreisrund ebenso auch die Kerne. In einiger Entfernung vom Sternum wurden Öffnungen und Kerne oval, und zwar sind erstere mit ihrer längeren Axe in der Richtung der Rippen über- einstimmend mit den Spaltenreihen gelagert. In der Axillarlinie ist die oblonge Form der Öffnung und des Kernes am deutlichsten. An einer Leiche fand ich in Millimeter: Den längeren Durchmesser „ kürzeren „ am Sternum 3 Rippenknorpel unter de r Achsel Öffnung- 1 Kern Öffnung- Kern Öffnung Kern 32 32 22 22 35 32 24 21 40 30 25 18 Unter der Clavicula waren Öffnungen und Kerne oblong, die längeren Durchmesser der ersteren gingen mit den Spaltreihen, dasselbe war auch an der inneren Hälfte des Pectoralis der Fall. An der äusseren Partie dieses Muskels näher seinem unteren Rande ist eine Stelle, welche je nach der Lagerung der Extremität eine sehr variable Retraction zeigt. In der Mittellage des Schultergelenkes gelingt es runde erweiterte Öffnungen zu erzeugen, bei stark abducirtem und über die Rrust gelegtem Arm erhält man senkrecht stehende Ellipsen, bei abducirtem Arm schief lateral und nach oben gerichtete Ovale. Kreise, welche beim Lebenden während der Exspiration etwas unter der Achselgrube vor dem herabhängenden Arm aufgedrückt werden, bekommen während einer tiefen Inspiration eine oblonge, in der Richtung der Rippen liegende Figur, in Folge der Zunahme des Umfanges des Thorax; doch wird der Einfluss der Respiration schon durch geringe Bewegungen des Armes bedeutend modificirt. Diese Versuche ergeben, dass die Haut an der Brust, namentlich soweit sie dem Skelete nahe aufliegt, straff gespannt ist, dass die Spannung in der Mitte (am Sternum) gleichförmiger ist, an den Seiten aber, wo sie in den Bereich der Gelenks- spannungen fällt, ursprünglich schon ungleichförmig, und zwar stärker in der Richtung der Spaltenreihen gespannt ist. 144 Langer. Am Bauche bekömmt man insbesondere in der oberen Hälfte, und zwar im Bereiche des Bectus bei verschiedenen Leichen ver- schiedene Besultate, auch sind die Öffnungen und Kerne in der Mittellinie besonders näher dem Sternum in der Begel kreisrund ; weiter lateral bekömmt man Ovale, deren längere Axen bald schief medial, bald schief lateral absteigen. In der seitlichen unteren Bauch- gegend und in der Leistengegend fand ich constant (bei Männern mit nicht aufgetriebenem Bauche) die Ovale mit schief medial ab- steigendem längeren Durchmesser. Unter dem Nabel werden auch in der Mittellinie die Kreise oval, und zwar quer verlängert. Tiefe Inspirationen verlängern oben die Kreise etwas in senk- rechter Bichtung, Aufblähen des Bauches zieht die Kreise in der mittleren Bauchgegend in die Quere, Streckung des Hüftgelenkes verlängert die in der Beugelage ober dem Poupart'schen Bande ge- zeichneten Kreise der unteren Bauchgegend nach unten. Diese Versuche zeigen ebenfalls, dass von grösseren Volums- veränderungen und den Bewegungen der Hüfte abgesehen, auch in der Bauchgegend median und ober dem Nabel die Haut mehr gleichförmig, an den Seiten und unten der Excursions- fähigkeit der Wirbelsäule entsprechend ungleichförmig u. z. schief zur Mitte mit den Spaltreihen absteigend stärker gespannt ist. Die Spannungsverhältnisse der Bauchhaut bei grosser Vo- lumszunahme des Unterleibes wurden bei Schwangeren unter- sucht; es wurden auf den ausgedehnten Unterleib in verschiedenen Gruppen Kreise gezeichnet, und deren Betraction einige Zeit nach der Entbindung gemessen. Ich fand dann die Kreise in der Umgebung des Nabels kaum in der Form nur im Durchmesser verändert, welcher sich bis auf 22Millim. verkürzte. Die Kreise in der Höhe des Nabels lateral vom Bectus sind dagegen auch oval geworden, ihr längerer Durchmesser stand mehr senkrecht und hat nur wenig verloren, da- gegen war der quer gelegte kürzere Durchmesser bis auf 24 Millim. verkürzt. In der Linie vom Nabel zum oberen Darmbeindorn standen die längeren Durchmesser der oval gewordenen Kreismarken schief zur Mitte absteigend, der kürzere auf den Nabel zielende Durch- messer hatte ungefähr 24 Millim. Die kürzeren Durchmesser zeigten die Bichtung der post partum erfolgten Betraction, also die Bichtung Zur Anatomie und Physiologie der Maut. J 4-.) der ante partum bestandenen Spannung an. Diese war also in der mittleren Bauchgegend mehr gleichförmig und in grösserem Abstände vom Nabel mehr ungleichförmig, und zwar in den auf den Nabel zielenden Radien grosser; die grösste Spannung bestand in der nächsten Nähe des Nabels und in der oberen Leistengegend. In der letzteren bilden sich auch bekanntlich die linearen Hautnarben, welche senkrecht auf die bestandene Spannungsrichtung gelagert sind. An der Rücken seite des Rumpfes nehmen, wenn die Leiche symmetrisch gelagert, die Arme angezogen und die Schultern gestützt sind, die Öffnungen eine oblonge Gestalt an, deren längere Durchmesser im Nacken und in der Brustgegend mit den Spaltreihen schief lateral absteigen und in der Lendengegend mehr quer gestellt sind; nur an der Seite des ersten Brusldornes behält die Öffnung ihre runde Form bei. Dasselbe gilt auch für die Mittellinie und ihre nächste Umgebung im Bereiche des Torax; in der Lendengegend nehmen sie aber wieder eine querovale Form an. Die Lage der Schultern übt einen wesentlichen Einfluss auf die Retraction aus; schon dann, wenn die Schulter nicht gestützt ist und auf der Tischplatte aufliegt, verziehen sich die Ovale der oberen Brustgegend gerne nach oben. Der Spannungsbezirk des Schulter- gürtels und des Schultergelenkes reicht bis in die obere Lenden- gegend. Im Allgemeinen kann man also sagen, dass von den Bewe- gungsspannungen abgesehen, auch im Bereiche der Brustdorne die Haut mehr gleichförmig, weiter gegen die Seiten aber ungleichförmig über den Rumpf gespannt ist. An den Extremitäten sind beinahe durchgehends u ngleich- förmige Spannungen nachzuweisen, es hängt dies von den Einstellungsweisen der Gelenke ab. In der Strecklage des Beines findet m;m öfter über der Mitte der hinteren Fläche des Oberschen- kels häufig auch au der Streckseite des Vorderarmes eine Stelle, an welcher die Kreise nicht in Ellipsen gezogen werden, also eine mehr gleichförmige Spannung. Eine geringe und mehr gleichförmige Spannung findet man auch an sehr abgemagerten Leichen in der unteren Gesässgegend während der Strecklage des Beines. Annä- hernd kreisrund bleiben die Öffnungen auch hinter den Knöcheln, wenn das Sprunggelenk in der Mitte seiner Excursionsfähigkeit ein- gestellt wird. Sitzb. «I. matliem.-naturw. Cl. XLV. Bd. I. Ahth. |46 Langer. In der Hohlhand und an der Fusssohle behalten aber die Kreise nicht nur ihre Form, sondern auch ihren Durchmesser bei; selbst der ganz frei gelegte und herauspräparirte Hautkern lässt keine bemer- kenswerthe Schrumpfung nachweisen. Hier ist also ebenfalls wieder wie an der Calvaria die Spannung der Haut gleich Null. Bei der Normalstellung der Extremitäten in Streckung und Ad- duction, ist die grössere Spannung in der Längsrichtung der Ex- tremität nachweisbar, selbst an der Seite des Deltoides und an der Streckfläche des Oberarmes. Die längeren Durchmesser der Ellipsen sind in der Regel, namentlich aber an der unteren Extremität in der Richtung der Stichspalten gelagert, Deltoides und Oberarmgegend machen in der Adductionslage des Armes eine Ausnahme. In der Adductionslage werden die Kreise mehr quer oder schief, nämlich in der Richtung der Stichspalten verlängert. Das Vorkommen von erweiterten Kreisen im Leistenbuge, während der Mittellage des Hüftgelenkes, wurde bereits erwähnt. Um die durch vermehrten Inhalt bedingten Spannungs- verhältnisse der Haut an den Extremitäten kennen zu lernen, erzeugte ich durch Injection von Wasser in das subcutane Gewebe ein Ödem und fand, dass die früher markirten Kreise am Unter- und Ober- schenkel eine querovale Form bekamen. Während sich der quere länger gewordene Durchmesser an der Wade bis auf 37 Millim. vergrösserte , blieb der kürzere Durchmesser ungeändert; stellen- weise wurde er aber sogar kleiner. Die Haut wurde also an dieser Stelle in der Längsrichtung herbeigezogen, um den in der Quer- richtung vergrösserten Umfang der Wade zu decken. Die dadurch hervorgerufene Spannung in die Länge machte sich erst in der Knie- kehle bemerkbar; wo die Kreise allseitig erweitert wurden, jedoch mit grösserem Wachsthum des queren Durchmessers, dessen Länge aber nicht 37 Millim. erreichte. Eine ebenfalls mehr gleich- förmigere Spannung war am Fussrücken und an der hinteren Ober- schenkelfläche ober der Mitte derselben bemerkbar. Um die Retractionsfähigkeit der Lappen verschiedener Hautpartien, namentlich mit Bezug auf die Anordnung des Gewehes kennen zu lernen, habe ich am Leibe Riemchen von bestimmter Länge und Breite, und zwar 25 Millim. lang und 10 Millim. breit, an einer Seite in der Richtung der Stichreihen, an der andern Seite senkrecht auf sie abgesteckt, dann herausgeschnitten, Zur Anatomie und Physiologie der Haut. 147 und auf einer befeuchteten Glastafel neuerdings gemessen. Ich fand in Übereinstimmung mit den früher gewonnenen Erfahrungen, dass sich die Riemchen vom behaarten Kopfe, von der Stirn, der Ho hl band gar nicht oder nur wenig ver- kürzten, dass die Di ff e r e n z e n d e r V e r k ü r z u n g d e r L ä n g s- und Quer riemchen stellenweise gleich Null oder nur unbedeutend waren, z. B. an der mittleren Brust- und Bücken- gegend in den Zahlen 19 — 19, 19 — 20, duss sich dagegen an den Extremitäten, an den Seiten des Bumpfes (bei adducirten Extremi- täten), also an Stellen, wo eine scharf ausführbare Spaltbarkeit beob- achtet wird, bei variabler Differenz das Längsriemchen stets mehr verkürzt, als das Qu er riemchen. Ich bekam z. B. für die vordere Fläche des Oberschenkels die Zahlen 17 — 2 4, aber auch 20 — 23; für die Lendengegend die Zahlen 20—22-5 und 20—24. Bestand irgendwo eine durch die Gelenkslagen hervorgerufene nicht in die Spaltungsrichtung fallende Spannung, so erfuhren die Querriemchen gelegentlich eine grössere Verkürzung als die Längs- riemchen. Ist z. B. der Arm bei der Bückenlage nicht adducirt und die Schulter nicht gestützt, so wird das längs des Bandes des Pec- toralis magnus herausgeschnittene Riemchen stets kürzer werden, als das senkrecht auf ihn gerichtete, obwohl das letztere nach den Stichreihen orientirt ist. Am Rücken längs des Spinalrandes der Scapula fällt die grössere Verkürzung nur dann in die Richtung der Stichreihen, wenn die Schulter während der Bauchlage der Leiche nicht auf der Tischplatte ruht, sondern gestützt wird, hängt aber die Schulter herab, so fällt die grössere Retractilität in die Richtung der unteren Fasern des Trapezius. Diese Hautpartie ist nun zunächst geeignet, die wahren Be- ziehungen der Retractilität und derSpannung zu der Textur undSpaltbarkeit desHautgewebeszu erläutern. Aus den bisher gemachten Angaben ist nämlich ersichtlich, dass für die aufrechte symmetrische Attitüde an allen Körperstellen, wo überhaupt Spannung besteht und insbesondere da, wo sie ungleich- förmig ist, die grössere R etraction stets in der Richtung der Stichspaltung stattfindet. Andererseits zeigt es sich aber, dass, wenn die Spannung, sei es durch den Inhalt, sei es durch Gelenksbewegnngen, verändert wird, die grössere Retraction ii * 148 Langer. auch ganz ohne Beziehung zur Gewebs Spaltung vor sich gehen könne. Es müssen daher jene Hautpartien vorzüglich in's Auge gefasst werden, welche eine unbestimmte Spaltbar keit und eine veränderliche Retraetion zeigen. Dies ist zunächst an jeder Leiche in der oberen Rückengegend der Fall. Bei Gelegenheit der Besprechung der Spaltbarkeit der Cutis bemerkte ich, dass die an der Leiche constante Spaltbarkeit eines Hautstückes verändert werden könne, wenn das Hautstück heraus- geschnitten und mit Zangen in andere Richtungen gespannt wird. An dünnen Hautstellen ist es mir schon an der Leiche gelungen, durch veränderte Spannung die Spaltrichtung zu ändern. Scharf spaltbare Haufpartien Hessen sich aber durch Gelenkbewegungen nicht in ihrer Spaltbarkeit alteriren, ich konnte da nur klaffende Öffnungen erzeugen, die Richtung der Spalten aber nicht verän- dern. Ich habe desshalb meine Aufmerksamkeit den Stellen mit un bestimmter Sp a Itba rkeit zugewendet, und gefunden, dass es an diesen und zwar schon an der Leiche durch Ge- lenksexcu rsionen möglich ist die Richtung der Spalten selbst dahin zu ändern, dass sie senkrecht gegen einander gestellt wurden. Eine in der Bauchlage befindliche Leiche, deren Schulter unter- stützt wurde, zeigte in der oberen Rückengegend längs des Spinal- randes und des unteren Winkels der Scapula schief lateral abstei- gende Spaltreihen und eine in dieser Richtung vor sich gehende Verlängerung der eingeschnittenen Kreisöffnungen; Hess ich aber die Schultern frei über den Tischrand herabfallen und kreuzte die Arme kräftig vorne über der Brust, so änderte sich nicht nur die grössere R e t r a c t i o n s r i c h t u n g , sondern auch die Spaltbarkeit der Art, dass die Spaltreihen schief lateral zur Schulter aufsteigen. Die verschiedenen Spannungsverhältnisse sind auch der Grund der verschiedenen Spaltlingsvarianten an den Bauchdecken ; während aber am Rücken die Spannung von der Lagerung der Schulter ab- hängt, ist es hier bei symmetrischer Rückenlage der veränderliche Inhalt, welcher auf die Spaltbarkeit Einfluss nimmt. Die ersten Leichen, Avelche ich auf die Spaltbarkeit untersuchte, waren die eines hydiopischen Mannes und einer Frau, die ohne Zweifel schon öfter geboren und sehr schlaffe Bauchdecken hatte. Bei dieser fand ich in der unteren Bauchgegend die Stichreiben schief zum Nabel Zur Anatomie und Physiologie der llnut. \ 4-9 aufsteigen, und erst die späteren Untersuchungen führten mich auf die gewöhnlicheren normalen Spaltungsverhältnisse der Bauchhaut in dieser Gegend. Nach den Erfahrungen, die ich über dieSpannungs- # Verhältnisse der Bauchhaut bei Schwangeren gemacht, kann es wohl nicht mehr zweifelhaft sein, dass durch die in der Richtung von dem Nabel gegen den Darmbeindorn bestehende Spannung die ursprüng- lich bestandene Spaltbarkeit verändert, förmlich umgekehrt wurde. Da die Spaltbarkeit von der Textur des Gewebes abhängig ist, so ist durch diese beiden eclatanten Fälle auch der Ein flu ss der S p a n n u u g auf die Textur des H a u t g e w e b e s siehe r- gestellt. Denkt man sich in der ursprünglichen Anlage das Faser- gerüst der Haut derart angeordnet, dass seine Balken ein mehr recht- winkeliges Gitterwerk darstellen, so ist es leicht denkbar, dass eine ungleichförmige Spannung die Maschen zu rhombischen Formen ver- zieht, deren längere Diagonale die vorwaltende Zugrichtung anzeigt. Ist die Lagerung des Maschenwerkes der Art, dass es durch die Veränderung der Spannung momentan bald dabin, bald dorthin gestreckt wird, so wird die veränderte Spaltbarkeit und die mit ihr veränderte Retractilität erklärlich, und der Causalnexus, der zwi- schen beiden besteht, nachgewiesen. Die Annahme, dass die Spannungsverhältnisse auch die Spalt- barkeit des Cutisgewebes bedingen, und dass mit der Veränderung der Spannung die Spaltbarkeit verändert werde, liegt so nahe, dass ich gleich bei den ersten Versuchen meine Aufmerksamkeit darauf gerichtet, und die sichtlich constanten Spaltungsrichtungen anfangs nur mit grossem Misstrauen aufnahm. Als ich aber an den meisten Körperstellen die Spaltlingsrichtung beiderseits gleich und an allen Leichen wieder gefunden, und als ich sie erst nach Anwendung grosser Gewalt, wie sie a m Leibe nicht vorausgesetzt werden kann, sich ändern sah, dann erst zweifelte ich nicht mehr an der Constanz dieser Erscheinung. Wenn nun einerseits die Abhängigkeit der Textur und der Spaltbarkeit von der leicht veränderlichen Spannung nicht bezweifelt werden kann, andererseits aber die Constanz bestimmter Spaltungs- richtungen an den meisten Körperpartien erfahrungsgemäss fest- steht, so müssen für diese Gegenden jene Momente nachge- wiesen werden, welche den Einfluss der Spannung so weit hemmen, dass die Veränderlichkeit des Gewebes 150 Langer. nicht bis zu jenem Grade gebracht werden kann, um eine veränderte Spaltbarkeit hervorzurufen. Darüber dürften folgende Erfahrungen genügend Aufschluss geben. Ich erwähnte bereits, dass die Bauchhaut in Fällen, wo sie durch grosse Volumszunahme des Inhaltes eine grosse Spannung erleidet, gegen die gewöhnliche, also massgebende Weise, in der Richtung von dem Darmbeindorn gegen den Nabel spaltbar sei. Bei zwei Frauen, welche geboren, fand ich im Gegensatze zu einem weiblichen Individuum, welches nicht geboren und die gewöhn- liche Spaltungsweise der Bauchhaut zeigt, nach der Geburt diese ausnahmsweise Spaltung. In diesen Fällen wurde also das Gewebe durch eine früher bestandene grosse Spannung verändert, und diese Gewebsanordnung hat sich auch noch dann erhalten, nachdem die bestandene Spannung post partum gewichen ist. Die nach Schwan- gerschaften zurückbleibende Erschlaffung der unteren Hälfte der Bauchhaut ist ein Zeichen, dass die übermässig ausgedehnte Bauch- haut ihre ursprüngliche Spannung nicht mehr erlangt und desshalb das Gewebe die durch die Schwangerschaft erworbene Anordnung beibehalten hat. Die sogenannten Schwangerschaftsnarben entstehen, beiläufig gesagt, durch eine Lockerung und wahrscheinlich auch theilweise Zerreissung des Hautgewebes. Die rarificirten Binde- gewebsbündel kreuzen in querer Richtung die linearen Narben. An Hydropischen, bei denen, wie während der Schwangerschaft solche lineare Lockerungen des Gewebes zu Stande kommen , kann man sich durch Abtragung feiner Hautblättchen, selbst ohne das Mikroskop zu Hilfe zu nehmen, leicht überzeugen, dass die Bindegewebsbündel gelockert sind und in parallelen Zügen die Längsrichtung der zer- klüfteten Hautstellen überkreuzen. Ich zweifle nicht, dass auch bei Schwangeren an diesen, den späteren Narben entsprechenden Haut- partien, wie bei hochgradigen Ödemen, seröse Flüssigkeit zwischen die gelockerten Bündel ergossen ist; sie zeigen dasselbe hyaline Aussehen und bekommen wegen des dunklen Untergrundes, wie bei Ödemen, die bläuliche Färbung. Von den Narben ganz abgesehen, auch die zwischen liegende Bauchhaut erreicht nicht mehr die ursprüngliche Anhige des Gewebes und die ursprüngliche Spaltbarkeit, und zwar aus dem Grunde, weil Zur Anatomie und Physiologie der Haut. 1 1) l in den erschlaffte n Hautdecke n nicht mehr die hinrei- chende Spannung aufgebracht werden kann, welche im Stande wäre, das Gewebe zurück zu ordnen. Denselben Einfluss, den hier, so zu sagen, abnormer Weise, der Inhalt ausübt, nehmen an den meisten Körper- steilen, insbesondere an den ExtremitätendieGelenke, und wahrscheinlich auch die Wachsthumsverhältnisse. Die Ergebnisse meiner Untersuchungen über die Spaltbar- keit der Haut während verschiedener Altersperioden zeigten nämlich, dass die Verhältnisse der Spaltbar keit, wie sie beim Erwachsenen, selbst schon in den Knabe n- jähren vorkommen, grösstenteils erworbene, von der ursprünglichen Anlage verschiedene sind. Nur die am Kopfe und Rumpfe nachweisbare Spaltbarkeit findet sich im Wesentlichen auch schon beim Neugebornen, nicht so an den Extremitäten. Am Oberarme nämlich legen sich an die über den Pectoralis- rand aufsteigenden Reihen anfangs schiefe, weiter unten beinahe quere Reihen an, welche über die Riceps-Erhabenheit auf die Streck- seite gehen; die untersten gehen wenig schief über den Ellbogenbug zur Ulnarseite herab. Am Olecranon und an der unteren Hälfte des Vorderarmes sind wieder reine Querreihen darstellbar, an den Epi- condylen treten unregelmässige Spaltungen auf, welche sich radial- wärts bis zum mittleren Drittheile des Vorderarmes erstrecken. Auf die Fig. i rechts dargestellten Reihen des Gesässes folgen gleichlaufende den Oberschenkel in wenig schiefen Touren um- spinnende Reihen , von denen nur die unteren etwas mehr schief durch die Kniekehle zur Tibialseite verlaufen. Die Streckseite des Kniegelenkes hat Querreihen, welche von den oberen leicht ab- weichen. An den Condylen, besonders an den äusseren, sieht man ebenfalls Unregelmässigkeiten, welche bis nahe an die Mitte des Unterschenkels reichen, wo wieder reine quere Stichspalteu in Kreistouren gereiht auftreten. Am Hand- und Fuss rücken, ja selbst an den Phalangen, sind die Spaltungen quer, an der Klein-Fingerseite der Hohlhand und in der hinteren Hälfte der Fusssohle sind quere Spaltungen, in der Mitte beider, unregelmässige wahrnehmbar. Der Daumenballen zeigt schon die später wahrnehmbaren, ihn umkreisenden Reihen. 152 Langer. Wie am Rumpfe, so sind (Ja her auch an den Extremi- täten die Spaltreihen ihrer ursprünglichen Anlage nach, in quer er Richtung, den Inhalt umkreisend ange- legt; während sich aber die am Rumpfe bis auf einzelne Partien, wie z. B. am Bauche, durch das ganze Lehen ungeändert .erhalten, strecken sich die der Extremitäten immer mehr, bis sie einen mehr longitudinal gerichteten Verlauf bekommen. Die Zeit, in welcher diese Streckung vor sich geht, kann ich nur annähernd in das erste Lebensjahr ver- legen, da ich bereits bei einem zweijährigen Kinde im Wesentlichen die späteren Formen gefunden habe. Die Ursache dieser Umlegung der Spaltreihen d ü r f t e w o h 1 z u n ä c h s t i n d e r V e r w e n d u n g d e r E x t r e m i t ä- t e ii z u such e n se i n ; die Gelenke, welche während des Intrauterin- Lebens in Winkeln gebeugt, eingestellt sind, werden post partum allmählich bis zur vollen Strecklage gebracht; die Haut wird dadurch in der Längsrichtung der Glieder gespannt, das Fasernetz in dieser Richtung verzogen, und durch das während dieser Lebens- periode rasch vor sich gehende Wachsthum der Extremitäten bleibend festgeh alten. Ich zweifle nicht, dass diese Erklärung der Umkehr der Spal- tung die richtige sei, denn, wenn man den Excursionsmodus der auf die Längenverhältnisse der Extremitäten vorzugsweise Einfluss neh- menden Gelenke berücksichtiget, so ist die Übereinstimmung des- selben mit der Bichtung der Stichreihen nicht zu verkennen. Am Oberarme ist es nämlich die Streckung des Ellbogengelenkes, welche die queren Maschen der Oberarmhaut verzieht, da die Versuche über die durch Streckung des Ellbogens hervorgerufene Dehnung der Haut gezeigt haben, dass beugewärts die Haut stärker und mehr in der Längsrichtung der Extremität gedehnt, und von der hinteren Fläche des Vorderarmes schief herbeigezogen wird. Die am Vorderarme, besonders palmarwärts höher hinaufreichenden. Fig. 9 und 10 gezeichneten Querreihen, sind Reste der ursprüng- lichen Anlage und bezeichnen die Grenze bis zu welcher die Streckung des Ellbogengelenkes das Fasernetz umgeändert hat. Während es daher am Arme hauptsächlich das Ellbogengelenk, weniger das Schultergelenk ist, welches auf die Umgestaltung Einfluss nimmt, macht sich an der unteren Extremität in gleicher W7eise das Kniegelenk, aber sehr auffallend auch das Hüftgelenk Zur Anatomie und Physiologie der Haut. 1 O O geltend. Der Streckung dieses Gelenkes ist hauptsächlich die Dehnung des Fasernetzes au der vordem Seite des Oberschenkels zuzuschrei- ben, ferner die Anordnung der Reihen an der obern Hälfte der hin- teren Seite. Hier bedingt nämlich die Spannung, welche die Streckung des Hüftgelenkes erzeugt, die beiderseits unter der Gesässfalte schief absteigenden Reihen, während unter der Gesässfalte, wo zerstreute oder gerissene Stichwunden erzeugt werden, die Haut mehr gleich- förmig gespannt bleibt. Das ursprüngliche , den Inhalt einfach in Kreistouren einschlies- sende, also durch den während des Intrauterin- Leheus zunehmen- den Inhalt quer gespannte, und daher in querer Richtung spaltbare I lautnetz, wird durch die Streckung der Gelenke longitudinal ver- zogen und in dieser Anordnung durch das Wachsthum fest- gehalten. Dass diese Anordnung durch die so umfangreichen' Gele nks- Excursionen der Extremitäten während des späteren Lebens nicht neuerdings umgestaltet wird, und desshalb die Spaltungsverhältnisse constant erhalten bleiben, ist in dem begründet, dass die erworbene Anordnung schon den extremen Gelenkslagen ent- spricht, die Haut daher an diesen Stellen durch das zweite Extrem nicht mehr bespannt, sondern nur erschlafft werden kann. Dass die infan- tile Form an der Streck- und Reugeseite des Handgelenkes, nämlich die Querreihen, erhalten bleiben, hat seinen Grund darin, dass die Mittellage des Gelenkes, dem die ursprüngliche Anlage entspricht, auch später gewöhnlich festgehalten wird , und die extremen Fle- xionslagen von der Mittellage nicht so weit abliegen, um das Netz anders zu ordnen. Nur an den Grenzen des Spannungsterrains der ein- zelnen Gelenke, wo sich bald das eine, bald das andere Gelenk geltend macht, z. B. in der Mitte der Vorderarmslänge, namentlich an der Streckseite, dann an Stellen, wo sowohl das Hin als auch das Her der Gelenksbewegung die Haut, aber jedesmal in anderen Rich- tungen spannt, z.R. unter der Gesässfalte, unter den Ellbogenhöckern, am Schienbeinhöcker, da wird das Ge füge veränderlich und mit ihm die S p a 1 1 b a r k e i t. Sei es nun die ursprüngliche oder erworbene Faserrichtung, seien es die für die extremen Strecklager bereits eingerichteten Faserlängen, man wird die Anlage der Hauttextur immer von der Art 154 Langer. finden , das den Gelenksexcursionen durch sie nur die geringsten Widerstände geboten werden. Dass auch der Inhalt noch in späteren Jahren Einfluss auf die Anordnung des Gewebes und daher auf die Spaltbarkeit der Haut der Extremitäten nimmt, scheint mir aus den z. B. Fig. 7 — 9 und Fig. 8 — 10 abgebildeten Formen sich zu ergeben. Fig. 7. und 8 beziehen sich nämlich auf abgemagerte Leichen, wo die Querspan- nung vielleicht gänzlich aufgehört und wegen der ungeänderten Längendimensionen die bestehende Längsspannung unverändert geblieben ist, während in Fig. 9 und 10 die einem kräftigen Indi- viduum angehören, die Volumverhältnisse der Musculatur auch eine Querspannung bedingten. Es ist klar, dass auch Geschwülste die gewöhnlichen Spannungs- und Spaltungsverhältnisse, sogar wesentlich umgestalten können. Da beinahe an allen Körperstellen Spannung besteht, und die Bindegewebs-Faserbündel, welche bekanntlich eine grosse Resistenz besitzen und desshalb in ihrer Länge den grössten Gelenks-Excur- sionen adaptirt sein müssen, so werden bei dem grossen Retractions- vermögen der Haut, die Bündel in lospräparirten Lappen nicht ge- radlinig, sondern nur wellenförmig hin und her gebogen verlaufen; es ist dies die an der gegerbten Haut wahrnehmbare Kräuselung der Bindegewebsbündel und Fasern. Wenn auch ein Theil des Retractionsvermögens der Haut der Elasticität des früher gespannten Bindegewebsgerüstes zugeschrie- ben werden muss, so kann es doch nicht ausschliesslich dadurch zu Stande kommen, indem die einmal gekräuselte Faser keine Spannung mehr bedingen, und den Hautlappen verkürzen kann. Es weist dieser Umstand auf das Bestehen eines zweiten mikro- skopisch nicht nachweisbaren in die Lücken des Fasergerüstes einge- lagerten hyalinen Zwischen gewebes, welchem der grösste Autheil des Retractionsvermögens zusteht. Dass die Kräuselung blos dem Gerbeprocesse zuzuschreiben, ist kaum anzunehmen, da auch in frischen Hautschnitten eine locken- förmige Biegung der Hautbündel wahrnehmbar ist. Spannung und Retraction, Anordnung des Haut- gewebes und seine Spaltbar keit bedingen sich daher gegenseitig, und es ergibt sich desshalb auch die Regel, dass bei ungl eich massiger Span nun g die stär- Zur Anatomie und Physiologie der Haut. 155 kere Retraction den Spalten reihen folgt und dass die Spaltreihen in die Richtung der Hautfalten gelegt sind. Bei den, der aufrechten Attitüde entsprechenden Rücken- oder Bauchlage der Leiche mit angezogenen Extremitäten und gestützten Schultern erleidet diese Regel kaum eine Ausnahme. Die normale Anordnung des Hautgewebes ist ent- weder schon in der ersten Anlage gegeben, und durch die, während der embryonalen Entwicklung bestehende Spannung begründet, oder erst na ch der G eburt in dem ersten Lebens- jahre durch die, die Streckung der Glieder begleitende Spannung erworben. Trotz der variablen ungleichmässigen, durch die Gelenkbewegun- gen hervorgerufenen Spannung, erhält sich diese Gewebsan- orduuug an den meisten Körperstellen durch das ganze Leben, weil bei den bestehenden Gelenkseinrichtungen, theils ihre Excursionsweite nicht hinreicht, eine Umordnung des Gewebes zu Stande zu bringen, theils weil beugewäits die erworbene Gewebs- ordnung schon dem einen Excursionsextreme, nämlich der Streckung adaptirt ist, und desshalb durch die Bewegung nur erschlafft, nicht gespannt werden kann, streck wärts aber schon in der ursprüng- lichen Anlage der Beugestellung adaptirt ist, und daher durch die Streckung ebenfalls nur erschlafft werden kann. Die Gelenksbewe- guugen können daher Spannungen erzeugen, welche, weil sie nicht hinreichen das Gewebe umzuordnen, eine nicht an die Rich- tung der Spaltreihen gebundene Retraction bedingen. Nur an einigen Körperstellen, wo eine unentschiedene oder verworrene Spaltbarkeit wahrnehmbar ist, da können die nor- malen Gelen ks-Excursionen mit der geänderten Span- nung auch das Gewebe umordnen und eine variable Spaltbar keit bedingen. Auch grosse Volumsveränderungen, z. B. Schwangerschaft, hydropische Ansammlungen , können ausnahmsweise das Gewebe gewaltsam und wie es scheint, auch bleibend umordnen. Vielleicht werden sich die besprochenen Textur- und Spannungs- verhältnisse der Haut auch in Bezug auf das, namentlich von Roser so sehr urgirte Capitel über die Narbencontractionen verwerthen lassen. So scheint es mir, als ob sich z. B. das beschriebene Klaffen der Haut- wunden bei der Tracheotomie in die Quere, die spätere Verkürzung 156 Langer. der Wunde und die Vereinigung der ehemaligen Wundwinkel mit einander nicht schwer aus der schief nach hinten und oben gerich- teten grösseren Spannung und der Spaltbarkeit der Halshaut erklären Hesse. III. Über die Elasticität der Cutis. Bei dem sehr veränderlichen Umfange des Gesammtkörpers und der einzelnen in der Hautdecke eingeschlossenen Theile, ferner bei dem beständigen Wechsel der Gelenkslagen wird die Haut theils im Ganzen, theils in ihren einzelnen Partien einem grossen Wechsel der Spannung unterworfen. Von vorne herein muss man ihr, weil sie sich allen Unebenheiten der Körperoberfläche anzuschmiegen vermag, wobei weder den Gelenksexcursionen, noch, bis auf ein gewisses Maximum, auch der Zunahme des Körperumfanges irgend ein wahrnehmbares Hinderniss entgegensetzt, einerseits eine sehr vollkommene, andererseits aber eine dem Grade nach sehr geringe Elasticität zuschreiben, d. h. es müssen schon geringe Kräfte ge- nügen, die Haut zu dehnen (ihre Form zu verändern), und nach Beseitigung der Spannung inuss sie ihre ursprüngliche Form voll- kommen wieder erlangen können. Über die Elasticitätsverhältnisse der Cutis liegen meines Wissens noch keine Erfahrungen vor. Selbst G. Wertheim, der die meisten organischen Gewebe untersucht, hat nichts über die Haut veröffentlicht, dagegen an dem Sehnengewebe eine sehr grosse Cohäsion und Elasticität nachgewiesen. Dies scheint mit dem er- fahrungsgemäss bestehenden grossen Dehnungsvermögen der Haut insoferne im Widerspruche zu stehen, als ja auch die Haut ein bindegewebiges Fasergerüste besitzt, dessen Elementen dieselben physikalischen Eigenschaften zuzuschreiben sind, welche das Seh- nengewebe besitzt. Dieser scheinbare Widerspruch beweist eben wieder, wie sehr auch in dieser Beziehung die Textur des Haut- gewebes in Bechnung zu bringen ist. Denn wenn man sich schon von vorne herein über die Momente, welche die Verlängerung eines Hautriemchens bedingen können, Rechenschaft zu geben sucht, so wird man allsogleich wahrnehmen, dass ein Gewebe, dessen Fasergänge nicht durchgehends parallel angeordnet sind, wie dies an den Sehnen der Fall ist, sondern aus gekreuzten Fasersystemen besteht, notwendiger Weise je nach Zur Anatomie und Physiologie der Haut. J JJ 1 der Richtung der Spannung ein verschiedenes Deh- nung s v e r m ö g e n besitzen wird. Denkt man sich nämlich die Haut zunächst als ein Netz steifer, starrer Fasern, die Maschen dieses Netzes, wie ich es an vielen Körperstellen nachgewiesen, von rhomboidaler Form, in deren län- gere Diagonale die Stichspalte fällt, so wird es allsogleich als not- wendige Folge dieser Anordnung erkannt werden, dass die Dehn- bar k e i t der Haut in der Richtung der Stich spalten geringer sein müsse, als in der Richtung, welche senkrecht auf die Stichspalten streicht. Im ersten Falle nämlich werden sich die gespannten Fasern der directen Dehnung früher darbieten als in letzterem, wo die Maschen erst quer verzogen werden müssen, ehe die Spannung in die Richtung der Fasern fallen kann. Das Gewebe muss sich also zunächst ordnen, ehe die Spannung die Fasern direct trifft, und diese selbst an der Ver- längerung des Riemchens Antheil nehmen können. Nebst dem Ordnen des Gewebes und der eigenthüm liehen Dehnungsfähigkeit der Faser ist endlich noch ein dritter Umstand in Betracht zuziehen, es ist dies nämlich die Kräuseln ng der Fasern in dem freigelegten Hautriemchen. Die G e s a m m t v e r 1 ä n g e r u n g , welche ein Hautriem- chen erfährt, ist daher das Resultat dreier Factoren; nämlich der Schlichtung der Faser, der Ordnung des Gewebes und endlich der eigentümlichen Dehnbarkeit der Faser. Offenbar wird die Schlichtung der Faser und wenigstens ein Theil der Umordnung des Gewebes gleich in die ersten Zeiträume der Dehnung fallen. Diese Betrachtung ergibt: 1. dass schon wegen des Ordnens des Gewebes scharf spaltbare Hautstücke in Längs- riemchen dehnbarer sein müssen, als in Querriem- chen *); ferner, dass man 2. zwei Antheil e an der Verlän- gerung des Biemchens unterscheiden müsse, nämlich den Anfangstheil und den Endtheil; im ersten schlichtet sich die Faser und ordnet sich grösstenteils das Gewebe, und erst im zweiten Theile wird hauptsächlich die Faser selbst der Dehnung unterworfen. l) Über die Methode der Messung und die ßelastiingsweise wird später das Nähere initgetheilt werden. 1 58 Langer. Folgende Tabelle beweist die grössere Dehnbarkeit des Querriemchens und ergibt den Unterschied, der zwischen dem An- fangs- und dem Endantheil der Dehnung besteht. Die Angaben sind aus einer grösseren Anzahl von Versuchen herausgehoben und nur insofern e ausgewählt, als sie sich auf scharf spaltbare Hautpartien beziehen. Die Länge der zu beobachteten Riemchensegmente wurde direct mit dem Zirkel auf 25 Millim. , und zwar auf einer befeuchteten Glasplatte abgemessen. Die Dehnung durch allmählich gesteigerte Belastung bis auf 510 Grm. ausgeführt, in die Tabelle jedoch nur die bei 10 Grm. , 30 Grm. und 510 Grm. erreichten Längen aufgenommen. Es bedeutet L das Längsriemchen, Q das Querriernchen, a die ur- sprüngliche Länge des Riemchens = 25 Millim., b seine Länge bei 10 Grm. , c bei 30 Grm. , d bei 510 Grm. Belastung. In den folgenden zwei Rubriken sind die Differenzen von c — a und d — c, dann das Dehnungsverhältniss, und in der letzten Reihe die Differen- zen der Gesammtdehnung des Längs- und Querriemchens ange- geben ') !) Längsriemchen nenne ich die in der Richtung der Stichspalten heraus- geschnitteneu, Querriernchen die senkrecht auf die Stichspalten orientirten Hauistreiten. Zur Anatomie und Physiologie der Haut. 159 s» C- © © WS © »* »> CO i •Q -7 ZU3J9JJ1CI «*» ob M i ö T« T* T« ob © WS cb "5 tes o s © © © oo CM © © i CO W CO CO © >=* w» IN © (► ~ CO "ö © © T* © — " «*" ■»■H © ta C> £.22 - ri-l ■Tri tN t- «M CM «M •n •H fe = « « >■ TS Ü CO l> « © t> cp ■Tri ■ri J3 O 1 ob -h oo © CM ■i-i © co ■s Ol *ä ■rH "^ t* "^ o e •* co t- ws MS © © © -f & Q •**< j> w: J> CO fc- CO © "* u ■pH "H ^ th 4M "rH TH ih CS © © © c WS «M op © © bo s 'S © CO «# © Ä ^H CO CO © Ol ■5T ■* M «* WS © ws «* CO £ .2 ■* M h M WS © © © cc 2 «j « O « 6 N ob CM ob WS C3 » N O E* CO «# «* «*< «# «* CO co S 60 © © t> «5 © cp CO © SP Ä >es » h- CO cb © WS ■* WS 5 .S • co co co co CO CO CO co bc -5 o SM © C © © © SV» oo CO fc- •* «q oo t~ co © © £ s 7= »"«3 S <» .. ■? 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Trotz der Schwankungen, welche in der Grösse der letzt- erreichten Dehnung der einzelnen, seihst derselben Körpergegend entnommenen Riemchen, hat sich für scharf spaltbare Hautpartien die grö ssere Dehnbarkeit des Q uer riemchens als constant erwiesen. Ich fand übrigens bei mehr als 20 Doppelversuchen (L und Q) die Gesa vmtlängen der durch 510 Grm. ausgedehnten Langsriemchen nur zwischen 45 und 36 Millim., die Querriemchen dagegen zwischen 61 und 45 Millim. sich bewegen, so dass die grösseren Schwankungen in der Ausdehnungsfähig- keit die Quer riemchen betreffen. Ferner ist aus der Tabelle ersichtlich, dass schon die mit 10 Grm. erzielte Dehnung relativ stets grösser ist, als die nachfolgenden mit bedeutend grösseren La- sten erzielten Verlängerungen; ja in den meisten, die Langsriemchen betreffenden Fällen , fand ich sogar diese Anfangs- dehnung schon absolut grösser, als die Summe der folgenden Deh- nungen , was aber bei Querriemchen nie der Fall war. Die Grenze zwischen der Anfangs- und Enddehnung ist hier natürlicher Weise nur ganz willkürlich angesetzt, würde sie aber bis auf die durch 50 selbst nur durch 30 Grm. bewirkten Längen verschoben, wie dies in der Tabelle ausgeführt ist, so würde ausnahmslos für die Längs- und Qu er riemchen die Anfangsdehnung absolut grösser sein, als die End- d e h/n u n g. Der Unterschied in der Dehnbarkeit der Längs- und Querriemc hen ist zunächst der Ausdruck für die ungleich- förmige Anordnung des Gewebes, d. h. der gedehnten Maschen ; er ist in weiterer Folge Resultat der bestandenen Spannungsverhält- nisse, welche das Gewebe geordnet haben, und ist daher auch um so grösser, je ungleichförmiger die Retraction stattgefunden. Da- mit aber die etwa nicht vollständig beendete Retraction des Riem- chens nicht störend auf die Dehnungsversuehe einwirken könne, wurde die Retraction an dem freien Riemchen zum möglichst voll- ständigen Abschlüsse gebracht, und zwar dadurch, dass die her- ausgeschnittenen Riemchen zuerst auf eine gut gereinigte und be- netzte Glasplatte gelegt, und erst nach einiger Zeit (meist eine Viertelstunde) abgemarkt wurden. So konnte die Dehnungsfähigkeit des Riemchens rein als Ausdruck der Gewebsordnung angenommen und Zur Anatomie und Physiologie der Haut. 161 für beide Kiemchen ein möglichst gleichartiger Ausgangs werth gewonnen werden. Unter diesen Bedingungen ist von vorne herein anzunehmen, dass Hautstücke, welche ei n e ni c ht sc harfe, ei neun re- gelmässige oder verworrene Snaltbarkeit zeigen, und am Leibe eine mehr gleichartige Retraction besitzen, keine so grossen Unterschiede der Dehnbarkeit in der Länge und Quere ergeben, ja gelegentlich sogar ein u m gekehrt es Verb ältni ss zeigen werden. Ein blos geringer Unterschied ist bereits an der Haut über der Mitte der Wade (Tabelle) bemerkbar, ich fand auch noch ge- ringere Differenzen an dieser Hautpartie weiter unten , nämlich nur 1-9 Millim. (Z39'6, #41-5 Millim.). Die Vorderarmshaut zeigte eine Differenz sogar von 1-5 Millim. zu Gunsten des Längsschnittes (L50-3, #48*8 Millim.). Am Rücken einer Leiche (C) fand ich oben bei nicht scharfen, aber noch regelmässigen Spaltungen, Differen- zen von 3*3 Millim. zu Gunsten des Querschnittes bei Dehnungen bis auf L 43-2, Q 465 Millim., dann von 5-3 Millim., in der unteren Rückengegend (Leiche C) neben dem Lumbodorsalis von 3*8 Millim., bei Dehnungen von L 42*2, Q 46*0 Millim. In der Leistengegend bei unregelmässiger Spaltung fand ich an einem parallel mit dem Pou- partschen Rande L geschnittenem und einem schief zum Nabel auf- steigenden Riemchen Q wieder eine Differenz von 15 Millim. zu Gun- sten des Längsriemchens, bei Dehnungen von L 405, Q 39-0 Millim. In der seitlichen Nabelgegend ergab sich an einer anderen Leiche nur eine unbedeutende Differenz (L 43-4, Q 43-6 Millim.). In der Sternalgegend an der Leiche H wurde der quer über die Mitte ge- legte Riemen L bis auf 40-8 Millim., der median herablaufende Q bis auf 45-8 Millim. gedehnt, es ergab sich also eine Differenz von 50 Millim. An der Leiche E ergab sich bei L 37-4 und Q 41 0 Millim. eine Differenz von 3*6 Millim. Diese Angaben dürften nun in den wesentlichen Punkten die ausgesprochene Annahme bestätigen, doch müssen um möglichst übereinstimmende Resultate an verschiedenen Leichen, von deren Beschaffenheit ganz abgesehen, zu gewinnen, die Nebenumstände berücksichtiget werden; es müssen daher die Leichen gleichmäs- sig behandelt, namentlich gleich symmetrisch gelagert, der Druck, den die Haut früher erleiden könnte, möglichst vermieden, und dess- SiUb. d. iuathein.-iialurw. ül. XLV. Bd. I. Ahth. 12 162 La n K e r. halb bei Untersuchungen, z. ß. der Rückenhaut, die Leiche etwa über eine Nacht früher, in der Bauchlage, und zwar um die Eintrock- nung zu hindern, bedeckt ruhen gelassen werden. Die Hautriem- chen müssen sich auch möglichst vollständig retrahiren können. Anfangs ist es mir mit der Rückenhaut zweimal begegnet, grössere Dehnungen für Längsriemchen zu erhalten; als ich aber später die Schulter stützte, bekam ich immer grössere Dehnungswerthe für die Querriemchen, und die Differenzen wurden immer grösser, je wei- ter von der Mittellinie entlegene Hautpartien untersucht wurden. An zwei Leichen C und D erhielt ich unter diesen Bedingungen für die Riemchen der unteren Rückengegend nahezu gleiche Werthe mit geringerer Differenz. C = L 42-2, Q 460 Differenz 3-8 Millim. D = L 42-3, Q 46-2 „ 3-9 „ Die grösseren und geringeren Dehnungen der L und Q stehen im besten Einklänge mit den über die Spannungsverhältnisse und über ihren EinfJuss auf das Ordnen des Gewebes gewonnenen Re- sultate. Da wo nachgewiesen werden konnte, dass Spannungen, wie sie am Leibe gewöhnlich vorkommen, das Gewebe umordnen kön- nen, da ergeben die Dehnungsversuche geringere Differenzen oder unter Umständen selbst Differenzen zu Gunsten des L; wo aber Spannungen das Gewebe nicht umordnen können , und die regel- mässige Spaltbarkeit constant ist, da sind die Differenzen der Deh- nungen grösser. Auch die Dehnungsversuche ergeben daher, dass dieDurchflechtung des Fasergerüstes der Haut, mag dies schon in der Anlage begründet oder erst erworben sein, nicht an allen Orten gleichförmig, sondern an den meisten Hautpartien der Art ausgeführt ist, dass bald mehr, bald weniger deutlich ausgesprochene Faserzüge, d. i. eine riemen form ige Anordnung des Gewebes wahrnehmbar ist. Während an allen Orten die Längs- und Querriemchen eine bestimmte, nicht unbeträchtliche Dehnungsfähigkeit zeigten, lässt sich die Kopfhaut, die keine oder nur eine unbedeutende Retrac- tilität besitzt, nur um wenige Millimetres ausdehnen. Ich fand in einem Falle: Leiche A:L bei Belastung b 26*8 — 3 | | Länge in Millimetres Differenz Differenz "ä « Dehnung Differenz auf ~ o Dehnung Differenz auf S Grammen ä Grammen 0 25-8 0-8 50 39-2 0-5 0-250 5 30-3 4-5 4-500 100 410 1-8 0-180 10 33-4 31 3-100 210 42-9 1-9 0-086 15 35-0 2-6 2-600 310 44-0 11 0 055 20 36-1 11 1-100 410 44-8 0-8 0-040 30 37-8 1-7 0-850 510 45-2 0-4 0-020 40 38-7 0-9 0-450 174 Lange a b'. in § 3 S La nge in Millimetres tu * a S 1 1 Länge in Miliin etres Differenz Differenz «O Dehnung Differenz auf ■3» Dehnung Differenz auf B 5 Grammen 5 Grammen 0 36-7 1-7 50 55-4 0-6 0-300 s 43 1 6-4 6-400 100 58-0 2-6 0-260 10 47-3 4-2 4-200 210 60-2 2-2 0 100 15 49-8 2-5 2-500 310 62-0 1-8 0-090 20 51-2 1-4 1-400 410 62-9 0-9 0-045 30 53-7 2-5 1-250 510 63-5 0-6 0 030 40 54-8 11 0-550 Bleibende Dehnung bei 10 Grm. Belastung nach einer halben Stunde 3-7Millim. Gesammte Länge von a b' berechnet auf 63-2 Millim. Länge bei 50 Grm. Belastung „ 54-8 „ „ 210 „ „ „ 600 „ b) Von der vorderen Schenkelfläche. III. Leiche D. 2 Minuten Belastung, 2 Minuten Entlastung mit der Sehale. B 60 * 2 B Länge in Millimetres 1 a La nge in Millimetres Differenz Differenz t Ö Dehnung Differenz auf ~ ö Dehnung Differenz auf M.S 5 Graminen 5 Grammen 0 5 10 40 50 100 38-5 38-9 39-9 0-5 0-4 10 0-250 0-200 0-100 35-0 10-0 15 36-4 1-4 1-400 210 40-6 0-7 0-031 20 371 0-7 0-700 310 41-4 0-8 0040 25 37-6 0-5 0-500 410 41-6 0-2 0010 30 38-0 0-4 0-400 510 420 0-4 0 020 Gleich nach dem Versuche an dem entlasteten Biemchen mit Zirkel gemessene bleibende Dehnung 3 Millim. Zur Anatomie und Physiologie der Haut. 175 IV. Leiche F. 5 Minuten Belastung, 2 Minuten vollständige Entlastung. Mittel aus aa und bb'. Enddifferenz 0-2 Millim. 6*S |I o a 5 | ■f o M.2 Länge in Millimetres So * s = = 2 05 .2 Länge in Millimetres Dehnung Differenz Differenz auf 5 Grammen Dehnung Differenz Differenz auf 5 Graminen 0 5 10 15 20 25 30 40 50 100 210 310 410 510 40-4 41-0 42-8 44-1 45-9 46-9 48-0 10 0-6 1-8 1-3 1-8 10 11 0-500 0 • 300 0180 0-059 0090 0-050 O-055 35 0 36 S 37-7 38-8 39-4 10-0 1-5 1-2 11 0-6 1-500 1-200 1100 0-600 Bleibende Dehnung: 3-0 Millim. Zur Anatomie und Physiologie der Haut. 177 VII. Leiche F, G. Rippe. Wie bei II. Mittel von a a' und b b' . Enddifferenz 2-0 Millim. s fco V § s | S Lauge in Millimetres a CD 1> Länge in Milli netres Differenz 2a Differenz % « Dehnung Differenz auf — <£ Dehnung Differenz auf CO _c 5 Grammen m.2 5 Grammen 0 27-2 2-2 50 44-6 0-9 0-450 5 32-8 5-6 5-600 100 46-8 2-2 0-220 10 36-7 39 3-900 210 49-4 2-6 0-118 15 39-4 2-7 2-700 310 51-2 1-8 0-090 20 40-9 1-5 1-500 410 52-2 10 0-050 30 431 2-2 1-100 510 530 0-8' 0-040 40 43-7 0-6 0-300 a b'. SD o> Länge in Millimetres |1 -2 S Le nge in Milli netres Differenz Differenz io Dehnung Differenz auf « O Dehnung Differenz auf 5 Grammen - a 5 Grammen 0 380 3-0 50 630 1-6 0-800 5 46-2 8-2 8-200 100 66-0 3-0 0-300 10 51-9 5-7 5-700 210 69-7 3-7 0-168 15 55-6 3-7 3-700 310 72-4 2-7 0135 20 57-7 21 2- 100 410 74-7 2-3 0115 30 60-5 2-8 1-400 510 74-9 0-2 0-010 40 61-4 0-9 0-450 Bleibende Dehnung nach 4 Stunden des aufgehängten ganz unbe- lasteten Rieniehens = 10 Millim. Gesammtlänge von a V berechnet = 74-2. h) Von der vorderen Schenkelfläehe. VIII. Leiche G. 5 Minuten Belastung, 2 Minuten vollkommene Entlastung. Mittel aus a a' und b b'. Bei einer Enddifferenz von 0-5 Millim. = Länge in Millimetres fco 2 Länge in Millimetres 5 5 Differenz | a Differenz «« Dehnung Differenz auf ~ 6 Dehnung Differenz auf 03 = 5 Grammen M.S 5 Grammen 0 28-3 3-3 50 52-7 2-0 1-000 5 350 6-7 6-700 100 55-5 2-8 0-280 10 39-0 4-0 4-000 210 58-3 2-8 0 127 15 42-8 3-8 3-800 310 59-8 1-5 0-075 20 45-2 2-4 2-400 410 60-6 0-8 0 040 30 48-5 3-3 1-665 510 61-2 0-6 0-030 40 50-7 2-2 1-100 Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XLV. Bd. I. Ahth. 13 178 L a a b' . CO? 5 = Lii ige in Millimetres Sri 5 3 La nge in Millii jetres Differenz Differenz vO Dehnung Differenz auf ■ja Dehnung Differenz auf 5 Grammen ca a ä Grammen 0 39-9 4-9 73-7 2-5 1-250 5 49-0 91 9100 100 78-0 4-3 0-430 10 54-2 5-2 5-200 210 81-6 3-6 0163 15 59-7 5-5 5-500 310 83-7 21 0-105 20 630 3-3 3-300 410 85-0 1-3 0 065 30 68-0 50 2-500 510 85-8 0-8 0 040 40 71-2 3-2 1-600 Bleibende Dehnung bei 0 Grm. Belastung = 3-1 Millim. Gesammtlänge von ab' berechnet = 85-6 Millim. Bleibende Dehnung auf««' berechnet = 2-2 Millim. IX. Leiche H. Siehe V. Mittel aus a n' und b b' . Bei einer Enddifferenz von 1 -5 Millim. CO 0. La nge in Millimetres a tu a> Länge in Millimetres z a Differenz - 3 Differenz ~ es Dehnung Differenz auf « O Dehnung Differenz auf ca a 5 Grammen — c 5 Graminen 0 25-7 0-7 50 44-5 2-5 0-625 5 31-9 6 2 6-200 100 47-6 3 1 0-310 10 35-8 3-9 3-900 210 50-8 3-2 0145 15 38-5 2-7 2-700 310 52-5 1-7 0 085 20 39-8 1-3 1-300 510 53-8 1-3 0 032 30 42-0 2-2 1100 Bleibende Dehnung hei 0 Grm. Belastung nach einer Viertelstunde 2-4 Millim. a b'. a p ■2 ä Länge in Millimetres 11 La nge in Millimetres Differenz Differenz ~ CS M 3 Dehnung Differenz auf !i Grammen % 6 =3 c Dehnung Differenz auf 5 Grammen 0 30-3 1-3 50 63-0 3-5 0-875 5 45-3 9 0 9-000 1 00 67 2 4-2 0-420 10 51))) 5-3 5 • 300 210 720 4-8 0-218 15 5 i • :; 3-9 3 • 900 310 74-0 20 0-100 20 :.(;:; 20 2-000 510 76-0 20 0-050 311 59-5 30 1-500 Gesammtlänge von ab' berechnet 70-1 Millim. Zur Anatomie und Physiologie der Haut. 179 IV. Das Quellungsvermögen der Cutis. Als ich behufs der mikroskopischen Untersuchung nach Rol- le t's Verfahren Hautstücke zu gerben versuchte, beobachtete ich, dass die anfangs in beliebigen Richtungen begrenzten rechteckig zugeschnittenen Hautstückchen im Barytwasser und Essig nach einem oder zwei Tagen eine rhomboidale Form angenommen haben. Als ich aber wegen der leichteren Orientirung der Durchschnitte nach den Stichreihen begrenzte rechteckige Lederstücke zu gewinnen suchte, und desshalb gleich anfangs in dieser Weise begrenzte klei- nere Hautquadrate in das Quellungsmedium brachte, beobachtete ich, dass sich die Quadrate zwar in einer Richtung verlängerten, aber nur selten zu Rhomben umgestalteten. Von da an wurden immer neue nach den Stichspalten orientirte Hautstücke in das Quellungsmedium eingelegt, doch traf es sich nicht selten, dass grössere Hautquadrate dennoch manchmal einseitig in spitzigen Winkeln ausgezogen wurden, jedoch quollen sie Con- sta nt in der auf die Spalten reihen senkrechten Rich- tung stärker auf, als in der Richtung der Spalt- reihen. An kleineren Hautquadraten aber ist diese Unregelmässig- keit nicht vorgekommen; es ergab sich, dass jene Unregelmässigkei- ten der Aufquellung an grösseren Hautlappen nur dann vorkamen, wenn die Stichreihen , wie z. R. an der vorderen Schenkelfläche radiatim gegen einen Punkt oder Linie, den vorderen obern Dorn des Darmbeines, und das Poupart'sche Band angeordnet waren, und in die Umrisse des Quadrates nicht lauter annähernd parallel gerichtete Reihen gefasst werden konnten. An jenen Rändern, welche genau nach den Stichspalten orientirt waren, zeigten sich nie Unregel- mässigkeiten. Ich verwendete daher bei den Versuchen , die ich nun über das Quellungsvermögen der Haut unternommen, nur mehr kleinere Quadrate von höchstens 4-0 Centim. und von 2*5 Centim. Seiten- länge, benützte aber auch die Kreisform; denn Kreise mussten unter allen Umständen genau durch ihre Umgestaltung in Ovale die Rich- tung der Aufquellung anzeigen. Wie bei den Versuchen über die Spannung und Dehnungsfähigkeit wurden auch da die Umrisse auf die am Leibe mehrfach gespaltenen, dann auf einer befeuchteten 13* 180 L ■■> » § e '• Glasplatte vollständig retrahirten Hautlappen aufgedrückt, und zur besseren Controle noch in die Quadrate mit dem Model ein Kreis hineingezeichnet. Es ist sicherer die Quadrate auf einen ungefähr quadratischen Hautlappen zu zeichnen und den ganzen Lappen in das Quellungsmedium zu bringen, als das Quadrat in den Umrissen herauszuschneiden, weil die Schnitte nach der Quellung meist schiefe Flächen bilden, welche nur unsichere Abmessungen gestatten. An grösseren Hautlappen wurden die Quadrate und Kreise mehrmal hin- eingezeichnet, und der ganze Lappen in das Quellungsmedium gebracht. Die Messungen der Quadratseiten wurden nur dann als richtig angenommen, wenn sich die Winkel des Rechteckes nicht veränder- ten; die Durchmesser des aus dem Kreise entstandenen Ovales gaben aber immer die richtigen Verhältnisse an, weil der Kreis nicht wie die Quadrate orientirt werden musste. Da es mir bei diesen Versuchen nur um die Formverhältnisse zu thun war, so benützte ich als Quellungsmedium nur die Essig- säure. Die Hautstiicke mussten, damit sie ganz gleichförmig durchdrungen würden und aufquellen konnten, immer mindestens 48 Stunden in Essig liegen bleiben. Die Hindernisse der Quellung wurden möglichst dadurch be- seitigt, dass die subcutane Fettschichte rein abpräparirt und durch die quadratische Form der grösseren Lappen eine gleichförmige Durchdringung mit dem Quellungsmedium angestrebt wurde. Trotzdem fand ich manchmal an einem und demselben Haut- stücke, wenn mehrere Figuren gezeichnet wurden, die eine mehr, die andere weniger verändert, wesshalb mehr die relativen Masse zu berücksichtigen sind. Die Messungen wurden direct mit dem Zirkel vorgenommen. Die folgenden Angaben betreffen die Haut eines jungen Mannes, und bringen die Resultate einer viertägigen Maceration. 1. Hautstück von der Seite der Brust, welches mit Qua- draten von 40 Centim. Seitenlänge und Kreisen von 30 Centim. Durchmesser bezeichnet war. Die Quadrate wurden zu Parallelo- grammen, die Kreise zu Ellipsen, die längere Dimension beider Figuren kreuzte in querer Richtung die Spaltreihen. L bezeichnet die Richtung der Spaltreihen, Q die Querrichtung. Zur Anatomie und Physiologie VI. SITZUNG VOM 13. FEBRUAR 1862. Herr Dr. Diesing überreicht den Schluss seiner Abhandlung: „Revision der Turbellarien. Abtheilung: Dendrocoelen". Herr Prof. Dr. A. Bauer übergibt die Fortsetzung seiner Ab- handlung „über das Amylen und einige damit isomere Körper". Herr Prof. Dr. K. Heller legt eine Abhandlung: „Beiträge zur näheren Kenntniss der Macrouren" vor. Herr Prof. Dr. Jos. Boehm übergibt seine „Beiträge zur Genesis von Pflanzen-Farbstoffen". Herr Dr. Adolph Weiss, Privatdocent an der Wiener Univer- sität, überreicht seine „Untersuchungen über Zahlen- und GrÖssen- verhältnisse der Spaltöffnungen der Pflanzen". Die hiesige Buchhandlung Ferdinand Klemm, als bevollmäch- tigte der Witwe des verstorbenen Dr. Victor Mekarski Edlen von Meuk, übermittelt die von diesem hinterlassend! Manuscripte sammt Holzschnitten mit der Bitte, dieselben einer Prüfung hinsichtlich ihrer Druckwürdigkeit zu unterziehen. An Druckschriften wurden vorgelegt: Argelander, Fr. W. A., Astronomische Beobachtungen auf der Sternwarte zu Bonn. III. & IV. Band. Bonn, 1859 & 1861; 4»- — De Stella ß Lyrae variabili commentatio altera. Boimae, 1859; 4°- Astronomische Nachrichten, Nr. 1347. Altona, 1862; 4»' Cosmos, XIe Annee, 20" Volume, 6" Livraison. Paris, 1862; 8"- Gazette medicale d'orient, V annee, No. 10. Constantinople, 1862:4" 190 Gesellschaft, naturforschende, in Basel, Verhandlungen. III. Theil, 1. & 2. Heft. Basel, 1861; S<>- — physikalische, zu Beilin, Die Fortschritte der Physik im Jahre 1859. XV. Jahrgang. Berlin, 1861; S°- — physikalisch-medicinische, zu Würzburg, Würzburger natur- wissenschaftliche Zeitschrift. II. Band , 2. Heft. Würzburg, 1861; 8°- — - Würzburger medicinische Zeitschrift. II. Band, 5. & 6. Heft. Würzburg, 1861; S°- Grunert, Joh. Aug., Archiv der Mathematik und Physik. XXXVII. Theil, 3. Heft. Greifswald, 1861; 8°- Halle, Universität, akademische Gelegenheitsschriften aus dem Jahre 1861. Berlin, Cöln, Halle, 1861; 8<> & 4<>- Jahrbuch, Neues, für Pharmacie und verwandte Fächer. Herausge- geben von G.F.WalzundF. L. Winckler. Band XVI, Heft 6. Heidelberg, 1861; So- Löwen, Universität, Akademische Gelegenheitsschriften' aus dem Jahre 1861. Löwen, 1860 & 1861; 12°, 8° & 4«- Societe Boyale de sciences de Liege, Memoires. Tome XVI. Liege, Brnxelles & Paris, 1861; 8°- — Imperiale des Naturalistes de Moscou, Bulletin. Annee 1861. Tome XXXIV. No. 3. Moscou, 1861 ; 8°- Vereeniging, Koninklijke Natuurkundige, — in Nederlandsch Indie, Natuurkundige Tijdschrift voor Nederlandsch Indie. Deel XXII. (V. Serie. Deel IL Aflevering III— VI.) Batavia, 1860, 8°, Deell XXIII. (V. Serie. Deel III. Aflevering I— III ) Batavia, 1861; So- Wiener medicinische Wochenschrift, XII. Jahrgang, Nr. 6. Wien, 1862; 4o- Wochen-Blatt der k. k. steierm. Landwirthschafts-Gesellschaft, XI. Jahrgang, Nr. 8. Gratz, 1862; 4»- Zeitschrift für Chemie und Parm.acie, von Emil Erlenmeyer. V. Jahrgang, Heft 2. Heidelberg, 1862; 8«- — des österreichischen Ingenieur-Vereines, XIII. Jahrg., XI. &XIL lieft. Wien, 1861: 4°- Diesing. Revision der Turbellarien 101 Revision der Turbellarien. Abtheilung: Ilhabdncoelen. Von dem w. M. Dr. R. ü. Die sing. (Vorgelegt in der Sitzung vom 28. November 1861.) Nachdem in jenem Aufsätze, welchen ich der kaiserl. Akademie in der Sitzung vom 3. Octoher d. J. überreichte, die erste Abtheilung der Strudelwürmer, nämlich jene mit verzweigtem und blindendigen- dem Darmcanale behandelt worden ist, bildet die zweite Abtheilung, welche die Strudelwürmer mit einfachem Darmcanal enthält, den Gegenstand der vorliegenden Arbeit. Diese zweite Abtheilung zer- fallt in zwei natürliche, in voller Schärfe zuerst durch Schnitze begrenzte Gruppen: die rüssellosen und die rüsselfragenden Rhabdo- eoelen. Den grösseren Theil unserer näheren Kenntniss der ersteren und insbesondere ihres inneren Baues, so wie ihrer Entwicklungs- geschichte, verdanken wir den Bemühungen von M. Schultze und 0. Schmidt. Was die Principien, die mich bei der systematischen Anordnung dieser Gruppe leiteten, betrifft, so habe ich das Vorhan- densein oder Fehlen eines Afters besonders berücksichtigt, bei den Gattungen die Stellung des Mundes, in so fern dieser endständig ist oder auf der Bauchseite liegt, als wesentlich, dagegen die Lage der Mundöffnung auf der Bauchseite, ob sie vorne, in der Mitte, oder nach hinten zu gelegen ist, übereinstimmend mit M. Schultze, 0. Schmidt u. m. a. als untergeordnet betrachtet. Ausserdem habe ich das Vorkommen oder die Abwesenheit von Seh- und Gehör- organen, so wie auch der Kopfgruben (Cephalopori), als massge- bende Gattungscharaktere angenommen. Durch die Anwendung dieser Grundsätze wurde eine scharfe Begrenzung der Gattungen erzielt: die Consequenz der Durchführung machte jedoch die Aufhebung mancher der bereits nach anderen Eintheilungsprincipien aufgestelL ten Gattungen unerlässlich. 192 D i e s i n g. Was die rüsseltragenden Rhabdoeoelen betrifft, so verdankt man die wichtigsten Beiträge zur Kenntniss der europäischen Formen im letzten Jahrzehnte M. Schultze, Dalyell und neuerlich Van Beneden in seiner Abhandlung: Recherches sur la Faune littorale de Belgique 1860, während die exotischen Rhynchocoelen durch Stirn p so n und Schmarda in ihren schon früher angeführten Werken wesentlich bereichert worden sind. Der erstere beschreibt von diesen 33, der letztere 17 neue Arten. Ferner wollte ich die ohne Text erschienenen schönen Tafeln zu den Voyages de la com- mission scientifique du Nord en Scandinavie, en Laponie, au Spitz- berg et aux Feroe, pendant les annees 1838, 1839, 1840 sur la Corvette la Recherche commandee par M. Fabvre, publies sous la direction de Paul Gaimard, nicht unbenutzt lassen, und hahe mir daher erlaubt, die auf denselben dargestellten Gattungen und Arte», so weit dies nur allein nach Abbildungen möglich war, zu charak- terisiren und ihnen bis zum Erscheinen des Textes zeitweilige Namen beizulegen. Was die Eintheilung der rüsselführenden Strudelwürmer betrifft, so machte M. Schultze (in d. Zeitschr. f. wissensch. Zool. IV. 1 853) den Vorschlag, dieselben nach dem Vorhandensein oder dem Mangel eines Rüsselstilets in zwei Abtheilungen zu bringen und von diesen die erste Enopla, die zweite Anopla zu benennen: da jedoch die Angaben über das Dasein oder die Beschaffenheit einer Rüsselbewaff- nung bei einem grossen Theile der bekannten Rhynchocoelen noch fehlen oder sehr unvollständig sind, so halte ich eine solche Ein- theilung für noch nicht durchführbar, habe jedoch wo immer Daten über Rüsselbewaffnung vorlagen , dieselben sorgfältig aufgeführt. Dagegen wurde das Dasein oder Fehlen der Kopfgruben, wie dies schon theilweise von mir im Systema Hehninthum geschah und spä- ter durch Schmarda eine weitere Anwendung f;ind, als Eintheilungs- princip gewählt. So wie in anderen Ordnungen der Helminthen, bilden auch in der der Turbellarien einige Gattungen durch die grosse Anzahl ihrer Arten gewissermassen den Kern , um welchen sich die übrigen Geschlechter anschliessen; so unter den Dendrocoelen Leptoplana mit 66 , unter den Rhabdocoelen die rüssellose Turbella mit 47, und die mit einem Rüssel versehene Meckelia mit 44 Arten. Revision der Turbellarien. 193 Ein Überblick der Ordnung der Strudelwürmer lässt eine nahe Verwandtschaft derselben theils mit den Myzhelminthen, theils mit den Cephalocotyleen nicht verkennen. Ungeachtet des raschen Fort- schrittes unserer Kenntniss der Turbellarien gibt es doch noch immer so viele unvollständige, ja sogar widersprechende Angaben über den äussern und innern Bau dieser Thiere, dass ein allen Anforderungen entsprechender systematischer Aufbau noch immer nicht zu erzielen war. Von Strudelwürmern mit einfachem Darmcanal (mit Ausschluss der ganz zweifelhaften) umfasst die Gruppe der rüssellosen 122 Arten in 27 Gattungen und 15 Familien, welche meistens süsse Wässer bewohnen, die der Rüsselträger 195 lebende und 9 erloschene Arten in 41 lebenden und 2 erloschenen Gattungen und 12 Familien, die grösstentheils im Meere leben, so dass die gesammte Ordnung aus 551 Arten, 105 Gattungen und 43 Familien besteht. Endlich fühle ich mich noch verpflichtet, meinem edlen Freunde, Herrn August von Pelzeln, welcher mich auch bei dieser umfang- reichen und schwierigen Arbeit auf das Kräftigste unterstützte, hier meinen herzlichsten Dank öffentlich auszusprechen. Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XLV. Bd. I. Abth. 14 1 94 D i e s i n g. SUBORDO IL TURBELLARIA RHABDOCOELA EHRENBERG. Tractus intestinalis simplex coecus aut ano stipatus. Proboscis aggressoria niilla (Arhynchocoela) vel unica (Rhynchocoela). Conspectns dispositioiiis familiarnm et genernm. TRIBUS I. ARHYNCHOCOELA. S u b t r i b u s I. Arhynchocoela a p r o c t a. Tractus cibarius coecus. — Androgyna. * Acrostomata: Os terminale. Familia I. Ulegastomea ' )■ 1. Megastonmni. Corpus subcylindricum. Caput corpore con- tinuum. Os terminale rimaeforme transversum, oesophago subcylindrico. Ocelli nulli. Otolithi nulli. Aquarum dnlcium incolae. Familia II. Proporidea. Corpus ellipticum y. teretius- culum. Caput corpore continuum. Os terminale, oesophago tubae- formi. Ocelli nulli. Otolithus unus supra capsulam aut otolithotheca inclusus. Aquarum subsalinarum v. maris incolae. 2. Acelis. Corpus teretiusculum. Os oesophago margine sex- lobatü. Otolithus capsulae cervicali insidens. Aquarum sub- salinarum incolae. 3. I'roporus. Corpus ellipticum. Os oesophago margine integro. Otolithus otolithotheca inclusus. Maricolae. Familia III. Aemostomea. 4. Acmostomum. Corpus teretiusculum. Caput corpore conti- nuum. Os terminale, oesophago conico margine denticulato. Ocelli duo. Otolithus nullus. Aquarum dulcium incolae. Familia IV. Otocelidea. Corpus teretiusculum vel depressiusculum. Caput corpore continuum. Os terminale, oesophago cylindrico. Ocelli duo. Otolithus I vel 2. Maricolae. 5. Otocclis. Corpus teretiusculum. Otolithus unus. 6. Sidonia. Corpus depressiusculum. Otolithi duo. l) Character generis unici simul familiae, quod de familiis omuibus subsequentibus, uni- iiifii soluin genus coiitineiitilnis, pariter valet. Revision der Turbellarieu. 195 "' Hypostomata: Os ventrale, vel antrorsum, vel in medio fere corporis, vel retrorsum situm. Familia V. Typliloplanidea. 7. Typhloplana. Corpus depressum vel teretiusculum. Caput corpore coutinuum. Os ventrale, superum suhterminale, an- trorsum vel in medio fere corporis situm. Ocelli nulli. Oto- lithus nullus. Aquarum dulcium rarius maris incolae, raris- sime endoparasita. Familia VI. Otophora. Corpus planum vel teretius- culum. Caput corpore continuum. Os ventrale, antrorsum v. in medio corporis v. retrorsum situm, oesophago cylindrico, conico v.amphorae- formi. Ocelli nulli. Otolithus unus prominentiis duabus vel nullis, otolithotheca inclusus, vel duo otolithothecis duabus. Aquarum dul- cium v. maris incolae. 8. Monotas. Corpus planum vel teretiusculum. Os ventrale, an- trorsum vel in vel retro medium corporis situm, oesophago cylindrico v. amphoraeformi. Otolithus unus prominentiis duabus v. nullis, otolithotheca inclusus. Maricolae v. aquarum dulcium incolae. 9. Diotis. Corpus planum. Os ventrale retrorsum situm, oeso- phago conico. Otolithi duo singulo otolithotheca proprio incluso. Aquarum dulcium incolae. Familia VII. Vortieinea. Corpus planum et teretius- culum. Caput corpore continuum, haud cristatum vel ciliis rigidis cristatum. Os ventrale, antrorsum, in medio corporis vel retrorsum situm, oesophago cylindrico, amphoraeformi, subgloboso, infundibu- liformi vel panduraeformi. Ocelli 2 v. 4, rarissime 3. Otolithi nulli. Aquarum dulcium v. maris incolae. 10. Tarbella. Corpus teretiusculum v. depressum.. Os ventrale superum, in medio fere corporis vel posticum subterminale, oesophago cylindrico, amphoraeformi vel infundibuliformi. Ocelli duo. Aquarum dulcium incolae, rarius maricolae. 11. Spiroclytns. Corpus gracile. Caput corpore continuum ciliis rigidis longis munitum. Os ventrale antrorsum situm, oeso- phago subgloboso. Ocelli duo. Maricolae. 12. Tricelis. Corpus planum. Os ventrale retro medium corporis situm, oesophago subgloboso. Ocelli tres. Maricolae v. aqua- rum dulcium incolae. 14* J96 Diesing. 13. Tortex. Corpus teretiusculum vel depressum. Os ventrale, superum subterminale, antrorsum, in medio fere corporis vel retrorsum situm , oesophago amphoraeformi , subgloboso vel cylindrico. Ocelli qnatuor. Aquarum dulcium vel maris incolae. 14. Trigonostommn. Corpus gracile. Caput corpore continuum ciliis rigidis longis munitum. Os ventrale trifissuin antrorsum situm, oesophago panduraeformi. Ocelli 4. Maricolae. I amilia VIII. Vorticericlea. 15. Torticeros. Corpus gracile. Caput a corpore subdiscretum, pseudotentaculis duobus frontalibus. Os ventrale antrorsum situm, oesophago subgloboso. Ocelli duo. Otolithus nullus. Maricolae. Familia IX. Celidotidea. Corpus teretiusculum vel depressiusculum. Caput corpore continuum vel strictura discretum. Os ventrale, antrorsum vel infra medium corporis situm, oesophago cylindrico. Ocellus 1 vel 2. Otolithus unus, prominentiis duabus vel nullis, otolithotheca inclusus. Maricolae. 10. Monops. Corpus teretiusculum. Caput corpore continuum vel strictura discretum. Os ventrale in v. infra medium corporis situm. Otolithus unus, prominentiis duabus vel nullis, otoli- thotheca inclusus, ocello simul anteposito. 17. Celidotis. Corpus gracile. Caput corpore continuum. Os ventrale, superum subterminale rimaeforme longitudinale vel infra medium corporis situm. Ocelli duo. Otolithus unus, pro- minentiis nullis v. duabus, otolithotheca inclusus retro oculos. Subtribus II. Arhynchocoela proctucha. Tractus cibarius ano stipatus. — Sexus discretus, interdum perio- dice agama. * Acrostomata: Os terminale. Familia X. Orthostomea. 18. Orthostoinuin. Corpus proteum. Caput corpore continuum. Os terminale, oesophago subcylindrico. Ocelli nulli. Oto- lilhus nullus. Anus posticus terminalis. Aquarum dulcium incolae. Revision der Turbellarien. I Jj 7 Fainilia XI. Anorthidea. 19. Anorthu. Corpus eompressiusculum. Os terminale. Ocelli nulli. Otolithus wiius. Anus posticus terminalis. Aquarum dul- cium incolae. Familia XII. IHsorea. 20. Disorns. Corpus proteum. Caput corpore continuum. Os ter- minale. Ocelli 6, biternati. Otolithus nullus. Anus posticus terminalis. Maricolae. °* Hypostomata: Os ventrale, antrorsum situm, imo subterminale. Familia XIII. Anotocelidea. Corpus teretiusculum v. planum. Caput corpore continuum. Cephalopori nulli v. dno mar- ginales. Os ventrale antrorsum situm, oesophago subcylindrico an- gusto. Ocelli nulli. Otolithus nullus. Anus ventralis ante caudae apicem. Aquarum dulcium incolae. Subfamilia I. Anotocelidea aporocephala- 21. Typhloniicrostumnm. Corpus planum. Cephalopori nulli. Subfamilia II Anotocelidea porocephala, 22. Anotocelis. Corpus teretiusculum. Cephalopori duo margi- nales. Familia XIV. Stenostomea. Corpus teretiusculum vel planum. Caput corpore continuum vel a corpore discretum. Cephalopori nulli vel duo marginales. Os ventrale antrorsum situm, oesophago subcylindrico angusto vel crasso, medio angustato. Ocelli nulli. Otolithus 1 v. 2. Anus ventralis ante caudae apicem. Aqua- rum dulcium incolae. Subfamilia I. Stenostomea aporocephala. 23. Catenula. Corpus subcylindricum vel depressum. Caput a corpore discretum. Cephalopori nulli. Os ventrale, oesophago subcylindrico crasso, medio angustato. Otolithus unus. Subfamilia II. Stenostomea porocephala. 24. Stenostomum. Corpus teretiusculum. Caput corpore conti- nuum. Cephalopori duo marginales. Os ventrale, oesophago subcylindrico longo angusto. Otolithi duo ante vel retro os siti. Anus ventralis ante caudae apicem. 198 Diesing. Familia XV. Microstomea. Corpus teretiusculum vel depressum. Caput corpore continuum. Cephalopori nulli vel duo marginales. Os ventrale, antrorsum situm v. superum subterminale, circulare vel transversum, rimaeforme. Ocelli duo simplices vel 6, quorum 2 compositi, 4 simplices. Otolithus nullus. Anus ventralis ante caudae apicem. Aquarum dulcium v. maris incolae. Subfamilia I. Microstomea aporocephala. 25. Stylacinm. Corpus depressiusculum. Cephalopori nulli. Os ventrale superum subterminale. Ocelli 6, quorum 2 compo- siti, 4 simplices. Aquarum dulcium incolae. 26. Dinophilns. Corpus teretiusculum. Cephalopori nulli. Os ven- trale antrorsum situm transversum, rimaeforme. Ocelli duo. Maricolae. Subfamilia IL Microstomea porocephala. 27. .Microstom um. Corpus teretiusculum. Cephalopori duo mar- ginales. Os ventrale antrorsum situm, circulare. Ocelli duo. Aquarum dulcium et maris incolae. Situ oris ignoto adhuc dubium num Acrostomatibus vel Hypostomatibus adnumerandum: 28. Aphanostoniam. Corpus oblongum. Os. . . Ocellus unus hya- linus. Maricolae. TRIBUS II. RHYNCHOCOELA. Subtribus I. Rhynchocoela aporocephala. Cephalopori nulli. — Androgyna v. sexus discreti. * Holocephala: Caput haud lobatum. Familia XVI. Rhynchoscolecidea. 29. Rhynchoscolex. Corpus teretiusculum exappendiculatum. Ca- put corpore continuum. Proboscis terminalis pugione nullo. Os ventrale, antrorsum vel in medio corporis situm. Ocelli nulli. Androgyna. Aquarum dulcium et subsalinarum incolae. Familia XVII. Gyratricinea. Corpus teretiusculum vel oblongum ciliatum, exappendiculatum. Caput corpore continuum. Proboscis terminalis pugione nullo. Os ventrale, antrorsum vel in Revision der Tnrfcallarien. 1 99 medio corporis sittim. Ocelli 2, 4 v. 6. Androgyna. Maricolae, rarius aquariiin dulcium incolae. 30. (iyrator. Corpus subcylindricum. Os in mediö fefe Corporis situni. Ocelli 2. Aquarum dulcijun v. niaris incolae. 31. Rhyni'hoprobolus. Corpus oblongo-ovale. Os antrorsum situm Ocelli 4. Aquarum dulciuru incolae. 32. Prostomum. Corpus teretiiisculum. Ocelli 6. Aquarum dulcium incolae. Familia XVIII. Borlasiea. Corpus teretiusculum vel depressiusculum. exappendiculatum, disco caudali nullo v. uno. Caput corpore continuum vel discretum. Proboscis terminalis vel infera. Os ventrale antrorsum situm vel subterminale anticum. Ocelli nulli. Maricolae. «) Proboscis terminalis. 33. Borlasia. Corpus teretiusculum vel depressum, disco caudali nullo. Caput corpore continuum v. discretum, sulcis laterali- bus nullis. Proboscis terminalis. Os subterminale anticum. 34. Taeniosoma. Corpus depressum, disco caudali nullo. Caput subdiscretum sulco longitudinali (linea impressa incolorata) in utroque margine. Proboscis terminalis. Os antrorsum situm. 35. Baseodiscas. Corpus teretiusculum extremitate caudali in discum explanata. Caput a corpore discretum. Proboscis terminalis. Os relro caput situm. ß) Proboscis infera. 36. Yaleocinia. Corpus teretiusculum v. depressum. Caput stric- tura discretum. Proboscis in medio capitis paginae ventralis. Os infra ostium meatus proboscidem protractilem excipientis situm. Familia XIX. Ommatopliora. Corpus teretiusculum vel depressiusculum exappendiculatum. Caput corpore continuum v. discretum. Proboscis terminalis pugiöne et burseolis aciculiferis in- structa. Os ventrale, antrorsum vel in medio fere corporis situm. Ocelli 2, 6 v. plurimi. Maricolae. 37. Cephalothrix. Ctrpus teretiusculum vel depressiusculum. Caput corpore continuum. Os antrorsum vel in medio fere corporis situm. Ocelli 2. 200 Die sing. 38. Ommatoplea. Corpus teretiusculum v. depressiusculum. Caput corpore continuum vel discretum. Os subterminale anticum. Ocelli 6 v. plurimi. Familia XX. jflicruraea. Corpus depressiusculum vel teretiusculum, extremitate caudali appendiculata. Caput corpore continuum vel discretum. Proboscis terminalis. Os ventrale an- trorsum situm. Ocelli numerosi. Anus sub processu caudali. Maricolae. 39. licrura. Corpus depressum, processu caudali terminali fili- formi. Caput corpore continuum. Proboscis e plica trans- versa terminali protractilis. Os infra caput. Ocelli 10. 40. Polystemma. Corpus teretiusculum v. depressiusculum, (femi- nae) in processum ellipticum ovigerum postice dilatatum. Caput discretum. Os antrorsum situm. Ocelli plurimi. Situs oris in generibus subsequentibus ignotus- — Corpus exappendicu- latum. — Maricolae. •j- Proboscis terminalis e medio capitis protractilis. Ocelli nu lli. 41. Acrostomom. Corpus elongatum depressum. Caput corpore continuum v. sulco circulari discretum. Proboscis terminalis. Os... Ocelli nulli. Ocelli 2. 42. Diplomma. Corpus depressiusculum. Caput corpore conti- nuum vel discretum, fronte emarginatum. Proboscis termi- nalis. Os... Ocelli 2. 43. Nareda. Corpus subcylindricum. Caput a corpore discretum, trianguläre. Proboscis ... Os . . . Ocelli 2. Ocelli 4. 44. Oerstedia. Corpus teretiusculum vel depressiusculum. Caput corpore continuum. Proboscis terminalis pugione et burseolis aciculiferis duabus instructa. Os . . . Ocelli 4. Ocelli pl ii r i im i. 45. Bemieyclia. Corpus teretiusculum fliforme. Caput corpore continuum, plica transversa terminali. Proboscis terminalis. Os . . . Ocelli plurimi semicirculo dispositi. Revision der Turbellarieu. 201 46. Tatsnoskia. Corpus depressum. Caput subdiscretum. Pro- boscis terminalis ex apertura cruciata protractilis. Os . . . Ocelli plurimi in acervos duos aggregati. ■j* •{■ Proboscis terminalis e margine capitis protractilis. 47. Polina. Corpus depressiusculum. Caput discretum vel sub- discretum. Proboscis terminalis e capitis margine fronlali inferiore protractilis. Ocelli numerosi in acervos 4 aggregati. 48. Cosmocephala. Corpus depressum. Caput corpore continuum v. subdiscretum, pseudorirnis inconspicuis (lineis impressis incoloratis) cervicalibus. Proboscis terminalis e capitis mar- gine frontali inferiore protractilis. Ocelli numerosi utpluri- mum in margine capitis. * * Lobocephala. Caput lobatum. Familia XXI. Hypoloba. Corpus depressum. Caput discretum, subtus rima longitudinali vel marginibus longitudinalibus inflexis bilobum, cavum vel solid um. Proboscis et os ... Ocelli nulli. Maricolae. 49. Colpocephalus. Corpus depressum lineare. Caput subovatum subtus rima longitudinali bilobum, cavum. 50. Chlamydoceplialns. Corpus elongatum planum. Caput corda- tum, subtus marginibus longitudinalibus inflexis bilobum, solidum. Familia XXII. Acroloba. Corpus proteum. Caput corpore continuum, unilobum vel bilobum, lobis terminalibus. Pro- boscis terminalis e capitis margine protractilis. Os terminale in medio capitis. Ocelli nulli. Maricolae. 51. Stimpsonia. Corpus subcylindricum compressiusculum. Caput membrana circulari retroflexa. Lobus terminalis spatbae- formis in margine superiore capitis proboscidem pro tr acta m includens. Os terminale in medio capitis. 52. Ramphogordios. Corpus teretiusculum iiliforme. Lobi capitis duo terminales, superpositi, supero majore. Ostium meatus proboscidem protractilem excipientis ad basin loborum. Os . . . 53. Lobilabrom. Corpus elongatum depressum. Lobi capitis duo terminales horizontaliter patentes, bilobi. Ostium meatus pro- boscidem protractilem excipientis inter lobos. Os . . . £[) £ D i es i, n g. Subtribus II. Rbynchocoela porocep hala. Cephaloporus unicus aut 2 vel 4 oppositi, rarius 2 juxta- positi. — Sexus discretus. Familia XXIII. Prorhynctiidea. 54. Prorhynchus. Corpus subeyliiulrieum. Caput corpore conti- nuum. Cephalopori foveaeformes marginales duo oppositi. Proboscis terminalis pugione armala. Os proprium nulluni. Apertura capitis terminalis nunc oesophago nunc proboscidis egressui inserviens. Ocelli nulli. Aquarum dulcium incolae. Familia XXIV. Emeidea. 55. Emea. Corpus lineare depressum. Caput corpore continuum. Cephalopori foveaeformes marginales utrinque duo. Probos- cis terminalis pugione armata. Os et Oesophagus . . . Ocelli nunc 4 nunc 6. Aquarum dulcium incolae. Familia XXV. Typhloaiemertinea. Corpus depres- sum v. teretiuseulum. Caput corpore continuum v. strictura discre- tum. Cephaloporus unus terminalis aut 2 marginales oppositi vel 4 cruciatim convergentes. Proboscis terminalis aut in capitis pagina ventrali collocatas, inermis, rarissime pugione etburseolis aciculiferis instructa. Os ventrale infra caput situm. Ocelli nulli. Maricolae. a) Proboscis infera. 56. Tubulanos. Corpus teretiuseulum. Caput strictura a corpore discretum. Cephaloporus terminalis transverse rimaef'ormis. Proboscis in medio capitis paginae ventralis. 57. Cerebratulns. Corpus elongatum depressum v. teretiuseulum. Caput corpore continuum v. subdiseretuin. Cepbalopori duo longitudinales, antice convergentes v. paralleli. Proboscis in pagina ventrali capitis. /?) Proboscis terminalis. 58. IHeckelia. Corpus elongatum depressum vel teretiuseulum, marginibus haud revolutis. Caput corpore continuum v. stric- tura discretum. Cephalopori duo longitudinales marginales. Proboscis terminalis. 59. Diplopleura. Corpus elongatum dilatatum marginibus pone caput revolutis in linca mediana dorsali vix coutiguis. Caput Revision der Turbellarien. 40ü discretum. Cephalopori duo longitudioales marginales. Pro- boseis tenninalis. 60. Ophiocephalas. Corpus elougatum supra convexum subtus planum. Caput discretum. Cephalopori quatuor longitudina- les antice cruciatim convergentes. Prohoseis terminalis. Familia XXVI. Ijoxorrliochmidea. Corpus tere- tiusculum filiforme vel depressiusculum, haud raro proteum. Caput corpore continuum v. discretum. Cephalopori transversales, interdum obliqui, 2 et tunc oppositi vel juxtapositi aut 4. Proboscis terminalis plerumque pugione st hurseolis aciculiferis instructa. Os ventrale antrorsum situm. Ocelli 2, 4 v. numerosi. Maricolae. 61. Cephalonema. Corpus filiforme teretiuscultim. Caput dis- cretum. Cephalopori 2 oppositi. Ocelli duo. 62. Tetrastemma. Corpus filiforme teretiiisculum. Caput corpore continuum v. discretum. Cephalopori 2 oppositi. Ocelli 4. 63. Ditactorrhochma. Corpus elougatum proteum. Caput discre- tum. Cephalopori duo juxtapositi. Ocelli numerosi. 64. Loxorrhochma. Corpus filiforme depressiusculum. Caput cor- pore continuum. Cephalopori 4 bini oppositi. Ocelli quatuor. Familia XXVII. Eunemertinea. Corpus depres- sum v. teretiiisculum, haud raro proteum. Caput corpore continuum vel subdiscretum. Cephalopori duo longitudinales marginales continui vel bipartiti. Proboscis terminalis vel in capitis pagina ventrali, iner- mis vel pugione armata, aut apice capitellata , parte basilari organis urticantibus obsessa. Os ventrale subterminale vel infra caput situm. Ocelli 2, 6 — 12 aut numerosi varie dispositi. Maricolae, rarissime aquarum dulcium incolae. a) Proboscis infera. 65. Qnatrcfagea. Corpus elongatum. Caput a corpore discretum. Cephalopori continui, subparalleli (?). Proboscis in pagina ventrali capitis. Os . . . Ocelli numerosi. Maricolae. /5) Proboscis terminalis. C)6. Polyhopla. Corpus taeniaeforme. Caput subdiscrelum. Cepha- lopori continui, subparalleli. Proboscis terminalis, apice ca- pitellata, parte basilari organis urticantibus obsessa. Os sub- terminale. Ocelli numerosi. Aquarum dulcium incolae. äU4 D i es in g. 67. Nemertes. Corpus depressum v. teretiusculum. Caput corpore continuum vel subdiscretum. Cephalopori continui, conver- gentes v. paralleli. Proboscis terminalis, inermis v. pugione armata. Os infra caput situin. Ocelli 2, 6—12 aut numerosi. Maricolae. 68. Emplectonema. Corpus longissimum filiforme proteum. Caput subdiscretum. Cephalopori bipartiti, convergentes. Probo- scis terminalis, inermis? Os. . . Ocelli nurnerosi. Maricolae. Genus inquirendum. 69.? Dichilos. Corpus depressum lineare. Caput corpore conti- nuum, plica transversa terminal] bilabiatum, labio inferiore emarginato. Proboscis ... Os . . . Oeelli duo. Maricolae. Genera exstincta. 70. Nemertites. Corpus longissimum filiforme. — In formatione cambrica. 71. Lombricaria. Corpus longissimum filiforme. — In formatione calcarea lithographica. TRIBUS I. ARHYNCHOCOELA SCHULTZE. Vermes: Intestina Linne ex parte. — Vers planulaires Lamareh ex parte. — Apodes planaires Blainville. — Apoda trematodina Oersted ex parte. — Tur- bellaria rhabdocoela Ehrenberg partim. Animalcula solitaria libera, decolora vel colorata, utplurima microscopica, alia aliquot lineas longa, paucissima vix semipollicaria. Corpus inolle, parencbymatosum, totum vel passim ciliis vibrantibus obsessum, utplurimum lineare, planum vel teretiusculum, rarius di- latatum, continuum, interdum corpusculis bacillaribus vel organis urticantibus (vesiculis elongatis appendice filiformi) subeutaneis vel apieibus prominentibus instruetum. Acetabulum nullum. Caput cor- pore continuum vel discretum, cephaloporis nullis vel rarius duobus, uno in dextro, altero in sinistro capitis latere s. marginalibus l). Pro- boscis aggressoria nulla. Tentacula genuina nulla, rarissime pseudo- tentacula 2). Ocelli nulli vel 1, 2, 3, 4 vel 6 simplices, rarissime 2 compositi et 4 simplices, nigri, rarissime rubri v. decolores. Oto- lithi nulli vel 1 vel 2, cum otolithotheca (s. tympano) 1 vel 2. Os ter- minale aut ventrale antrorsum, retrorsum vel in medio corporis situin, ') Cephalopori sunt organa rimne- v. fo veaeformia , utriculo instrueta, iueertae func- tionis, in Rhynchocoelis haud raro obvia. 2) In genere Vorticeroti. Revision der Turbellarien. Cu5 oesophago s. pharynge rarissime protractili, integro vel limbo lobato. Tractus cibarius simplex coecus aut ano stipatus. dp parat us aqui- ferus cum poro excretorio, rarissime apertura duplici, una exceptoria, altera excretoria *) instructus. dndrogyna et tuno apertura genitali unica (Monogonopora), aut sexus discreti et tunc interdum periodice agama. Penis chitiueus v. mollis. Organa genitalia interna (in andro- gynis) ; mascula : utriculi duo (vasa seminalia) ductibus suis vesicula seminali communi inserta, ductu brevi ejaculatorio a vesicula seminali in organon copulationis saepe cliitineum vel solummodo appendicibus chitineis insignitum excurrente; feminea: organon germinativum et organon vitelligerum. discieta, rarissime juncta 2), paria, rarius im- jiaria, utero, in quo ovula evolvuntur et testa dura teguntur, inserta, cum bursa seminali utero affixa; rarissime 3): sacculi solitarii clausi ad latera intestini, quorum anteriores ovula, posteriores sperma virile continent; in illis sexus discreti, mascula: testiculus cylindricus cum vesicula seminali et pene chitineo; feminea: ovarium cum ovi- ductu extrorsum patente. Multiplicatio per ovula, rarius per ovo- vivipartum 4), haud raro per divisionem spontaneam transversalem. Evolutio directa. Systema musculare parum evolutum. Ganglion cerebrale duplex, fila nervea emittens. — Aquarum dulcium, rarius rnaris incolae, rarissime endoparasita. Motus gliscens v. natatorius. Onila aestiva solitaria, libera, ovula hyberna plurima, Capsula libera subglobosa colorata (ootheca), pedicellata vel pedicello ilestituta inclusa. Subtribus I. Arhynchocoela aprocta. Tractus cibarius coecus. — Androgyna. * Acrostomata. Os terminale. Familia I. ifle^astomea Dies. Character generis unici simul familiae. I. MEGASTOMUM SCHMARDA. Telostomum Schmarda, nee Oersted. Corpus subcylindricum. Caput corpore continuum. 0.9 ter- minale rimaeforme transversum amplum, oesophago subeylindrico. !) Fn genere Stylacio. 2) In genere Macrostomo Oersted, cujus species hujns loci generibus Tu r I) e 1 1 a e . Spiroclyto et Monolo adnumeratae sunt. 3) In genere S i d o n i a. 4 J I u V o r t i c e \V a r i- e n i i Girard. 200 Diesing. Ocelli nulli. Otolithi nullit Androgyna? Apertur» genitalis... ylw/s nullus. Aquarum dulcium Americae centralis incolae. 1. Megastomum ferrugineum SCHMARDA. Corpus subcylindricum flavo-griseum. Os dimidiae fere cor- poris latitudinis. Longit. i/z'". Ovula matura magna. Organa genitalia mascula haud observata. Telostomum ferrugineum Schmarda: Neue wirbell. Th. I. 1. 8. Megastomum ferrugineum Schmarda 1. s. c. Tab. I. 17. Habitaculum. In aqua dulci, prope San Juan del Norte in America centrali (Schmarda). Familia II. Proporidea Dies. Corpus ellipticum vel teretiusculum. Caput corpore continuum. Os terminale, oesophago tubaeformi. Ocelli nulli. Otolithus unus supra capsulam, aut otoli- thotheca una inclusus. Androgyna. Apertura genitalis retrorsum sita. Anus nullus. Aquarum subsalinarum Americae borealis vel maris Europae septentrionalis incolae. II. ACELIS DIESING. Acmostomi spec. Schmarda. Corpus teretiusculum. Caput corpore continuum. Os terminale, oesophago protractili tubaeformi margine sexlobato. Ocelli nulli. Otolithus globosus capsulae cervicali insidens. Androgyna. Penis cultriformis retrorsum situs. Anus nullus. Aquarum subsalinarum Americae borealis incolae. Ovaria magna uvaeformia retrorsum sita. 1 . Acelis creoulata DIESING. Corpus flavidulum. Longit. — 2/8'", latit. Vs'". Vortex balticus Schultze : Beitr. Turbellar. I. 48, 74 et 76. Tab. IV. 1 (animal.). Tab. I. 28 b- Tab. IV. 2—4 (anatom.). — Van Beneden: Recherch. Faun. litt. Belgique 34. Tab. V. 10—12 (ovula). Habitaculum. In mare baltico prope Gryphiam frequenter animalcula organis genitalibus evolutis et. simul juvenilia ab Aprili usque ad autumnum; animalcula solum juvenilia Martio (Schnitze). In uno ovulo embryones duo. 14. Turbella notops. Corpus subfusiforme postice attenuatum, albidum. Os antrorsum situm. Ocelli nigri rotundati. Longit. ad 2'". Derostoma notops Duges: in Annal. des sc. nat. XV. 141. Tab. IV. 2. Turbella? Phaenocora? Ehrenberg: Akaleph. des rothen Meeres 66. Gyralor herniaphroditus (partim) Üie&ing: Syst. Helm. I. 227. Habitaculum. Monspessulani (Duges). 15. Turbella galiziana. üerostomum galizianum 0. Schmidt: in Sitzungsb. d. kais. Akad. XXV. I. (1857) 87 et in Denkschr. XV. (1858) 26 (et de organ. genital.). Tab. III. 1. 218 l> I i' S I II Habitaculum. Prope Cracoviam saepe cum Vortice viridi et scopario (0. Schmidt). 16. Tarbella reticulata. Vortex reticulatus 0. Schmidt: in Sitzungsb. d. kais. Akad. IX. (1852) 496. Tab. XLV. 7. Vortex reticulatus? Idera ibid. XXIII. (1857) 353. Tab. II. 4. Habitaculum. Prope Lesinam et prope Neapolin (Schmidt). 17. Tarbella leacocelis. Corpus subcylindrieum, pallide griseum. Os antrorsum situm rimaeforme, oesophago doliiformi. Ocelli circulares albescentes. Longit lVV". Derostomum leucocelis Schmarda: Neue wirbell. Th. I. 1. 6. Tab. I. 7. Habitaculum. In aqua dulci prope San Juan del Norte in America centrali (Schmarda). 18. Tarbella truocata. Corpus subcylindrieum, retrorsum depressiuseulum, antiee trun- catum, lateritium. Os antrorsum situm, rimaeforme, oesophago ara- phorae- s. doliiformi. Ocelli pyrifurmes nigri. Penis hamatus in basi semilunari, retrorsum situs. Longit. 1 %'". Derostomum truncatum Schmarda: Neue wirbell. Th. I. 1. 6. Tab. I. 8. Habitaculum. In aqua stagnante cum Stentore nigro prope Illawara, in Nova Cambria (Schmarda). 19. Tarbella siphooophora. Orthostomum siphonophorum 0. Schmidt: in Sitzungsb. d. kais. Akad. IX. 500. Tab. XL VII. 14. Macrostomum siphonophorum Schmarda: Neue wirbell. Th. I. 1. 8 (nota). Habitaculum. Prope Lesinam (0. Schmidt). 20. Tarbella aadicola (Schmarda). Corpus planum oblongum, antiee truncatum, postice latum, flavo-griseum. Os antrorsum situm circulare. Ocelli in fronte remoti nigri. Penis curvatus, aculeis retrorsum directis utrinque duobus brevibus. Longit. 3/4'". Strongylostomum andicola Schmarda: Neue wirbell. Th. I. 1.9. Tab. II. 20. Habitaculum. In aqua dulci stagnante ad pedem montis Pichincha in republica Ecuador (Schmarda). Revision der Turbellarien. C 1 v 21. Turbclla nictopoglcna. Corpus planiusculum oblongum, flavo-griseum. Os in primo cor- poris triente. Ocelli frontales nigri. Penis curratus aculeis retrorsum directis utrinque duobus longioribus. Longit. l/4'". Ovula matura oehracea, (esta dura ehitinacea. Strongylostonium metopoglenuin Schmarda: Neue wirhell. Th. I. L9 Tab. II. 21 et 21*. Habitaculum. In aqua stagnante prope Sidney in Australia (Schmarda). 22. Turbella sphaeropharynx. Corpus planum, oblongo ovale, rufo - griseum , tractu cibario brunneo transparente. Os circulare antrorsuin situm, oesophago glo- boso. öcetli elliptici nigri. Longit. 1". Vortex sphaeropharynx Schmarda: Neue wirbell. Th. I. 1. U. Tab. I. 3. Habitaculum. In aqua stagnante prope Cali in valle Cauca» Novae Granadae (Schmarda). 23. Turbclla caudata. Corpus cylindricum postice in formam caudae attenuatum, rufo- griseum. Os autrorsum situm, oesophago ovali. Ocelli sphaerici nigri. Penis subuliformis, basi incrassatus, scutello insidens. Longit. i «/*'"• Ganglion cerebrale distinetum, fila nervea 5 emittens, quorum duo versus oculos excurrunt. 0.s ciliis vihrantihus magnis nbsessum. Vortex caudatus Schmarda: Neue wirhell. Th. I. 1. 5. Tab. I. 4. H a b i t a c u I u m. In fönte prope Popayan Novae Granadae (Schmarda). 24. Tnrbella trigonoglena. Corpus subcylindricuin, inedio paruni dilatalum, retrorsum atte- nuatum. Os autrorsum situm, oesophago ovali. Ocelli trianguläres nigri. Penis longe subulatus. Longit. '/a'". Testiculi duo elongati. Vesieula seniinalis globosa. Ovaria duo longa utri- culifonnia. Vortex trigonoglena Schmarda: Neue wirbell. Th. I. 1.6. Tab. I. 5. Habitaculum. In aqua stagnante prope Bathurst in Nova Cambria (Schmarda). 25. Tarbella Conus. Corpus conicum. Os autrorsum situm, oesophago doliiformi margine denticulato. Ocelli reniformes nigri. Longit. I vV". 220 Diesing. Intestinum conicum. Vortex conus Schmarda: Neue wirbell. Th. I. 1. 6. Tab. I. 6. Habitaculum. In aquis stagnantibus sylvarum, San Juan del Norte, in America centrali (Schmarda). * Os in medio vel paulum supra vel retro corporis medium situm. Mesostomum Duges. — Strongylostoma Oersted. — Mesopharyngis spec. et Chonostomum Schmarda. 26. Turbella fasiformis. Derostoma (Mesostoma) fusiforme Duges. — Ehrenberg : Akaleph. des rothen Meeres 66. Mesostomum fusiforme Buges- — Diesing : Syst. Helm. I. 222. Strongylostoma assimile Oersted. — Schnitze: Beitr. Turbellar. 53. Habitaculum. In aquis stagnantibus Galliae (Duges); — in Dania (Oersted). 27. Turbella radiata. Mesostomum radiatum Diesing: Syst. Helm. I. 222. Strongylostoma radiatum Schnitze: Beitr. Turbellar. 53. Habitaculum. In Daniae aquis paludosis et piscinis (Müller et Oersted). 28. Turbella rostrata. Derostoma (Mesostoma) rostratum Duges. — Ehrenberg: Akaleph. des rothen Meeres 66. Mesostomum rostratum Duges. — Diesing: Syst. Helm. I. 220. — Schätze: Beitr. Turbell. I. 73-74. Tab. I. 10—12, 23 (anatom. et de corp. bacill.). — Schmarda: Neue wirbell. Th. I. 1. 10. Habitaculo adde: Prope Badulla in Ceylonia (Schmarda). 29. Turbella Ehrenbergii. Os in calycem s. reeeptaculum vasorum aquiferorum excurrens. Planaria tetragona var. Ehrenberg: Akaleph. d. roth. Meeres 66. Mesostomum Ehrenbergi Oersted. — Diesing : Syst. Helm. I. 220. — Leuckart: inTroschel's Arch. 1852. I. 234 (anatom.). Mesostomum Ehrenbergii O. Schmidt: in Sitzungsb. d. kais. Akad. XXV. 87, 88 et in Denkschr. XV. 32 et 46. Tab. III. 34 (anatom. cum notit. biograph.). Habitaculo adde : Prope Cracoviam frequenter (O. S c b m i d t). 30. Turbella Lingua. Mesostomum Lingua Schmidt. — Diesing: Syst. Helm. I. 221. Habitaculum. Prope Axien ad Albim , Aprili et Junio (0. Schmidt). Revision der Turbellarien. 221 ■'< 1 . Tarbella personata. Mesostomum personatum Schmidt. — Diesiiig : Syst. Helm. I. 221. — 0. Schmidt: in Sitzungsb. d. kais. Akad. XXV. 87 et in Denkschr. XV. 81. Tab. III. 2. Habitaculo adde: Prope Cracoviam frequenter (0. Seh midt). 32. Turbella pusilla. Mesostomum pusillum Schmidt. — Üicsing : Syst. Helm. I. 221. Habitaculum. Prope Axien ad AI bim, Majo (Schmidt). 3.3. Turbella tetragoua. Mesostomum tetragonum Schmidt. - - Dies. Syst. Helm. I. 222. - 31. Schultze: Beitr. Turbell. I. 73—74. Tab. I. 4-6. 18—20, 24 a—d, 25, 29, 31—33, 34 (anatom.). Habitaculo adde: Gryphiae (Schultze). 34. Tarbella Craci. Mesostomum Craci 0. Schmidt: in Sitzungsb. d. kais. Akad. XXV. 87 et in Denkschr. XV. 27—29 et 46. Tab. II. 1— 3. Habitaculu m. Prope Cracoviam (S c h rn i d t). 35. Tarbella lenticulata. Mesostomum lenticulatum 0. Schmidt: in Sitzungsb. d. kais. Akad. IX. (18S2) 497. Tab. XLVI. 9. Habitaculum. Färö in portu Thorshavn (Schmidt). 36. Tarbella producta. Schizostomum produetum Schmidt. — Diesing: Syst. Helm. I. 226. Mesostomum produetum Leuchart: in Troschel's Arch. 18S4. II. 349. — 0. Schmidt: in Sitzungsb. d. kais. Akad. XXV. 88 et in Denkschr. XV. 34. Habitaculum. Prope Axien ad Albim. in lacnnis pluvialibus gregarie, Majo et Junio (Schmidt). 37. Turbella fallax. Mesostomum fallax 0. Schmidt: in Denkschr. d. kais. Akad. XV. 34. Tab. III. 6-7. Habitaculum. Prope Cracoviam fine Maji et initio Junii fre- quenter (0. Schmidt). 38. Tarbella cyatbus. Mesostomum cyathus 0. Schmidt: in Sitzungsb. d. kais. Akad. XXV. 87 et in Denkschr. XV. 29. Tab. II. 6. 7 (anatom.). 222 0 i e s i n g . Habitaculum. Prope Cracoviam variis locis, frequens, nee 310» prope Gratiam (0. Schmidt). 39. Tarbella Wandae. Mesostomum Wandae 0. Schmidt: in Sitzungsb. d. kais. Akad. XXV. 87 et in Denkschr. XV. 33 et 46. Tab. II. 8—9. Tab. III. 5. Habitaculum. In paludibus prope Cracoviam Aprili raro, fine Maji frequenter (0. Schmidt). 40. Tnrbella bacillifera DIESING. Corpus planum oblongum, capite truncato, extremitate postica rotundatum, corpusculis bacillaribus retrorsum prominentibus muni- tum, flavidum. Os in medio fere corporis. Ocelli elliptici nigri. Longit. 1'". Mesostomum hystrix Schmarda: Neue wirbell. Th. I. 1. 10. Tab. II. 23. Habitaculum. In aqua dulci stagnante prope Pisino in Istria (Schmarda). 41 . Torbella diglena. Corpus subcylindricum depressiusculum, capite rotundato, ex- tremitate postica sensim attenuatum, cyaneo-griseum. Os in medio corporis, oesophago cylindrico protractili. Ocelli nigri. Penis tri- cuspidatus. Longit. 3/V". Mesopharynx diglena Schmarda: Neue wirbell. Th. I. 1. 4. Tab. I. 12. Habitaculum. In aqua dulci stagnante prope Sidney et Para- matta in Nova Camhria (Schmarda). 42. Torbella creoolata. Corpus subcylindricum retrorsum parum attenuatum. Os in medio corporis situm, oesophago infundibuliformi, margine crenu- lato, protractili. Ocelli purpureL Penis cirrifovmis. Longit. i'". Chonostomum crenulatum Schmarda: Neue wirbell. Th. I. 1. 4. Tab. I. 13 et 13« Habitaculum. In aqua dulci stagnante pope Auckland in Nova Zeelandia (Schmarda). 43. Tarbella ovoidea. Mesostomum ovoideum 0. Schmidt : in Sitzungsb. d. kais. Akad. IX. 497. Tab. XLV. 8. Habitaculum. Prope Lesinam (0. Schmidt). Revision der Turbeilarien. 223 44. Turbella Solen. Mesoslomum Solea 0. Schmidt ibid. XXIII. 334 et 365. Tab. II. 5. Hahitaculum. In mare prope Neapolim (0. Schmidt). 45. Tarbella trnneula. Mesostomum trunculum 0. Schmidt: in Sitzungsb. XXV. 87 et in Denkscbr. XV. 35 et 46. Tab. III. 8 Habitaculum. Prope Cracoviam, rarissime (0. Schmidt). 46. Tnrbella oigroveoosa DIESING. ('opus elongatum planum, capite obtuso, extremitate postica acuminata, clare brunneum, nigrovenosum. Os parum retro medium corporis sitnm. Ocelli reniformes nigri. Penis longissimus tortuo- sus. Apertura genitalis retrorsum sita. Longit. V", latit. i/!i'". Mesostomum marmoratum M. Schnitze: Beitr. Turbell. I. 54. Tab. V. 2. 1a, 2(5. — Van Beneden: Rechereh. Faun. litt. Belgique 41. Habitaculum. Ad algas marinas raro, Gryphiae; animalcula organis genitalibus evolutis sed numquam cum ovulis ab Aprili per totum aestatem (Schnitze), fine Maji, vulgaris, Ostendae (B e- ned en). * * Os subterminale posticum. Catesthia Leid]/. 47. Tarbella stellato-maculata LEIDY. Corpus subeylindricum capite et extremitate postica rotundatis. supra maculis stellato-ramosis nigris versus margines evanescenti- bus dense et regulariter, antrorsum maculis tribus cum oeellis alter- nantibus notatum, subtus albidum transparens. Os subterminale posti- cum, oesophago amphoraeformi. Ocelli globosi nigri. Longit. 3 — 8'". latit. .'.' S p e c i e s i n q u i r e n d a e : 14. Vortex marginatas DIESING-' Syst. Helm. I. 230. 15. Vortex cmargiuatus i>ii;si\g .• Syst. Helm. I. 231. 16. Vortex cruciatas DIESING: Syst. Helm. I. 231. 17. Vortex Warrenii GIRARD. Corpus elongattim subliueare, rufo-brunneum, capite et extremi- tate postica rotundatis. Os. . Ocelli. ■ . Longif. . . . Vortex Warrenii Girard: Proceed. Bost. Soc. nat. hist. III. 264 et 363. Habitaculum. Ad littus, Boston Harbour, band vulgaris (Girard). Speeies vivipara; juvencula ocellis destituta. 18. Vortex variegatns lelckart. Corpus flavum , fasciis transversalibus duabns nigris, priore retro oculos sita. Planaria variegata Dalyell: Powers of the Creator II. HS. Tab. XVI. 20. Planaria (Vortex) variegata Leuchart: in Troschel's Arcli. 1859. II. 183. Habitaculum. Ad littora Scotiae (Dalyell). 19. Vortex chlorostictus. Mesostomum? chlorostictuni 0. Schmidt: in Sitzungsb. d. kais. Akad. XXIII. 354 et 365. Tab. II. 5. Habitaculum. Prope Neapolim (0. Schmidt). 20. Vortex marmoratas. Tetraeelis marmorata Hempr. et Ehrenb. — Dies. Syst. Heiin. I. 190. 21. Vortex fontanns. Tetraeelis fontana Diesing: Syst. Helm. I. 19t. XIV. TRIGONOSTOMUM 0. SCHMIDT. Spiroclyti spec. Schmidt. Corpus gracile, ciliatum. Caput corpore continuum, ciliis rigidis lougis, cristatum. Os ventrale, trifissum, antrorsum situm, oesophago elliptico medio constricto s. panduraeformi. Ocelli 4 retro os. Andro- gyna? Penis corneus trispiralis apiculo recto, retrorsum situs. Anus nullus? Maricolae. 1. Trigonostomum setigerum 0. SCHMIDT: in Sitzungsb. d. kais. Akad. IX. 500. Tab. XLVII. 13. Spiroclytus Euryalus 0. Schmidt ibid. XXIII. 356-358. Habitaculum. Propp Lesinam (O.Schmidt). 230 niesing. Famiüa VIII« Vorticeridea. Dies. Character gene- ris unici simul familiae. XV. VORTICEROS 0. SCHMIDT. Corpus gracile. Caput a corpore subdiscretum, pseudotenta- culis duobus frontalibus. Os ventrale, antrorsum pone ocellos situm, subcirculare, oesophago subgloboso. Ocelli duo. Otolithus nullus. Androgyna? Anus nullus? Maricolae. 1. Vorticeros pakhellam 0. SCHMIDT. in Sitzungsb. d. kais. Akad. IX. 499. Tab. XLVI. 11. Habitaculum. Prope Lesinam (0. Schmidt). Familia IX* Celidotidea. Dies. Corpus teretiusculurn vel depressiusculum. Caput corpore continuum v. strictura discretum. Os ventrale, antrorsum, in vel infra medium corporis situm, oeso- phago cylindrico. Ocelli 1 vel 2. Otolithus unus prominentiis dua- bus vel nullis, otolithotheca inclusus. Androgyna. Apertura genitalis retrorsum sita. Anus nullus. Maricolae. •j- Ocellus unicus. XVI. MONOPS D1ESING. Monocelis Schnitze nee Hempr. et Ehrenb. Corpus teretiusculurn, extremitate postica interdum in discum dilataläli. Caput corpore continuum vel strictura discretum. Os infra medium vel in medio corporis situm, oesophago cylindrico. Otolithus unus globosus prominentiis nullis vel 2, otolithotheca inclusus. Androgyna. Penis retrorsum situs. Apertura genitalis feminea . . . Ocellus otolitho antepositus. Amis nullus. Maricolae. ö Os infra medium corporis situm. 1. Monops lineatns. Otolithus prominentiis duabus. Monocelis iineata Ocrsted. — Dies. Syst. Helm. I. 185. — Schnitze: Beitr. Turbell. I. 39 et 75. Tab. II. 12 (anatom.). Habitaculo adde: Gryphiae, aestatc organis genitalibus evo- lutis (Schultze). 2. Monops agilis. Corpus antrorsum atlenuatum , postice obtusum , hyalimim, brunneo-tinetum. Otolithus prominentiis duabus. Ocellus magnus Revision der Turhffllarien. '£',\ | semilunaris nigrobrunneus otolitho antepositus. Penis papillacformis, rnollis. Longit. 1 — ! */,'", latit. ',,'"• Species haec corpore postico in t'ormam acetabuli membranacei dilatato Hirudinum more sese attigit ( Van Beneden). Monocelis agilis Schnitze: Beitr. Turbellar. I. 37 et 75. Tab. II. I (ani- raal.). Tab. II. 2 — 7 (anatom.). — Van Beneden: Kechercb. Faune litt Belgique 39-40 et 56. rüib. VII. 1-4. Habitaculum. Ad superficiem algarum, vere usque ad autum- num, copiose, Gryphiae (M. Schnitze); ad littora Belgiae, ahunde ( \i e n e d e n). 3. Monops fuscas. Otolithus prominentiis duabus. Monocelis fusca Oersted. — Dies. Syst. Helm. I. 186. — M. Schnitze: in Zeitscbr. f. wissensch. Zool. IV. (1852) 184. Habitaculo adde : Prope Cuxhaven, Martio (M. Schnitze) 4. ülonops umliriiius DIESING. Corpus antrorsum attenuatum, extremitate caudali in discuin dilatabili, umbrinuin, band raro albo-variegatum. Os retro corporis medium, oesophago subcylindrico. Otolithus prominentiis nullis. Ocellus brunneus, trausverse sublinearis, otolitho antepositus. Penis subulatus. Longit. . . . Gaimard: Voyage en Scandinavie etc. Zool. Tab. D. (Aporocephala) 12—18. Habitaculum. In mari boreali (Gaimard). 5. Monops elegans DIESING. Corpus sublineare, extremitate postica in discum dilatabili, hya- liuum, tractu eibario transparente. Os retro medium corporis, oeso- phago subcylindrico. Otolithus prominentiis duabus. Ocellus brurr- neus, trausverse sublinearis, otolitho antepositus. Longit. . . Corpuscula bacillaria dorsalia passini prominentia. Gaimard: Voyage en Scandinavie etc. Zool. Tab. F. (Apococephala } 1 — 15 (cum fig. anatom.). Habitaculum. In mari boreali (Gaimard). 6. Monops obesas DIESING. Corpus crassum utrinque attenuatum, extremitate caudali in discum dilatabili, ilavo-brunneum. Os relro corporis medium, oeso- phago subcylindrico medio incrassato. Otolithus prominentiis nullis. 232 D i e s i n g. Ocellus rufo-brunneus, transverse sublinearis, otolitho antepositus. Penis subulatus. Longit. . . . Corpuscula bacillaria dorsalia versus extremitatem caudalem prominula. Gaimard: Voyage en Scandinavie etc. Zool. Tab. F. (Apococephala) i6— 39? (cum fig. anatom.). Habitaculum. In mari boreali (Gaimard). 7. Monops nigroflavus DIESING. Corpus gracile antrorsum attenuatum, extremitate postica in discum dilatabili, nigrum flavo-limbatum. Os retro corporis medium, oesophago subcylindrico. Otolithus prominentiis nullis. Ocellus trans- verse sublinearis, otolitho antepositus. Penis subulatus. Longit.... Gaimard: Voyage en Scandinavie etc. Zool. Tab. D. (Aporocephala) 19-26? Habitaculum. In mari boreali (Gaimard). * * Os in medio corporis situm. 8. Monops assimilis. Corpus lineare, retrorsum in caudam depressam dilatatum, fusco-grisescens, pone otolithum rubescens. Caput a corpore strictura discretum. Os in medio corporis situm. Ocellus otolitho antepositus. Penis globosus apice subulatus. Longit.. . . Monocelis assimilis Oersted: in Kroyer's Naturhist. Tidsskr. 1844 — 1845. 416. Habitaculum. Inter algas prope Dröbak (Oersted). Species incertae sedis: 9. Monops agilis. Corpus elongatum ellipticum, capite et extremitate postica sub- acutis, nigrum vel fuliginosum. Ocellus (?) brunneus. Longit. \'", latit. i/8'". Monocelis agilis Leidy: in Journ. Acad. Philad. 2. ser. III. (1855) 11. Habitaculum. Ad Mytilum edulem, Augusto, Point Judith, Rhode Island (Leidy). Adhuc incertum num huic generi, num Monoto haec species adnumeranda sit. 10. Monops spatolicandus G1RARD l). Monocelis spatulicauda Girard: in Keller et Tiedemann's Nord- Amer. Monatsber. II. 1851. 1. Habitaculum. Bostoniae (Girard?). 'I Operibus in quibus descriptiones speciurum n. 10 et tl continentur, mihi uon visis, diagnoses earum subjungere nequeo. Revision der Turbellarieii i.i.» 1 1 Monops Flustrac. Planaria flustrae DalyeU: Powers of the Creator II. 118. Tal,. XVI. 32. Monocelis sp. Leuckart: in Troschel's Arch. 1859. II. 183. Ha b it a c u I u m. Ad littora Scotiae (D a I y e 1 1). -}•-{- Ocel li duo. XVII. CELIDOTIS DIESING. Monocelis 0. Schmidt et Leydig. — Schizoprora 0. Schmidt. Corpus gracile. Caput corpore continuum. Os ventrale superum, subterminale, longitudinaliter rimaeforme vel infra medium corporis situm, oesophago snbcylindrico vel fusiforrni, exsertili. Ocelli duo. Otolithus unus retro ocellos, prominentiis nullis vel duabus, otolitho- theca inclusus. Androgyna. Apertura genitalis retrorsum sita. Anus nullus. Maricolae. 1. Celidotis veneuosa ÜIESING. Os superuin suhterminale longitudinaliter rimaeforme, oesophago... Oto- lithus prominentiis nullis. Organa urticationis cutanea: vesiculae elongatae, appendice filiformi. Schizoprora venenosa 0. Schmidt: in Sitzungsb. d. kais. Akad. IX. 501. Tab. XLVII. 15. Ha hitacu lum. Prope Lesinam (0. Schmidt). 2. Celidotis Anguilla DIESING. Os infra medium corporis situm , oesophago fusiforrni. Otolithus promi- nentiis nullis. Monocelis Anguilla 0. Schmidt: in Sitzungsb. d. kais. Akad. XXIII. 358 et 365. Tab. IV. 9. Habitaculum. St. Lucia, prope Neapolim (0. Schmidt). 3. Celidotis bipunctata. Corpus gracile, album. Caput attenuatum. Os infra corporis medium situm, oesophago subcyliudrico. Ocelli rubro-brunnei, lente destituti. Otolithus prominentiis duabus. Apertura genitalis retror- sum sita. Longit. vix 2'". Monocelis bipunctata Leydig: in Müll er' s Arch. 1854. 288. Tab. XI. 3. Habitaculum. Inter algas marinas, Genuae (Leydig). Subtribus II. Arby nchocoela proctucha. Tractus cibarius ano stipatus. — Sexus discretus, interdum perio- dice agama. * Acrostomata: Os terminale. Familia X. Orthostomca. Dies. Charaeter generis unici simul familiae. 234 I) i e s i n g. XVIII. ORTHOSTOMUM HEMPRICH et EHRENDERG. Corpus elongatum teretiusculurn proteum, ciliis vibrantibus munitum. Caput corpore continuum. Os terminale, oesophago sub- cylindrico. Ocelli nulli. Otolithus nullus. Sexiis discretus. Aper- tur a genitalis... Anus posticus terminalis. Aquarum dulcium incolae. 1. Orthostomnm pH lucidum HEMPRICH et EHRENBERG- — Dies. Syst. Helm. I. 237 adde: Schmarda: in Denkschr. d. kais. Akad. VII. 5. Habitaculo adde: In aqua slagnante, Januario, prope Alex- andriam (Schmarda). Familia XI. Anorthidea Dies. Character geueris unici simul familiae. XIX. ANORTHA LEWY. Anarthra Leuckart. Corpus compressiusculum. Os terminale, oesophago... Ocelli nulli. Otolithus unus, otolithotheca inclusus. Sexus . . . Anus posti- cus terminalis. Aquarum dulcium Americae borealis incolae. 1. Anortha gracilis LEWY. Corpus panduraeforme, album, opalizans. Longit. totalis animalc. sub partitione i/2 — 2'". Multiplicatio divisione spontanea transversali operata. Anortha gracilis Leidy: in Proceed. Acad. Philad. V. 1851. 124. Anarthra gracilis Leuckart: in Troschel's Arch. 1854. II. 350. Habitacul um. In paludosis prope Philadelphiam: motu glis- cens, corpore verticaliter erecto quiescens. Familia XII. Disorea Dies. Character generis unici simul familiae. XX. DISORUS HEMPRICH et EHRENBERG. Corpus teretiusculurn, obsolete anniilatum , proteum. Caput corpore continuum. Os terminale, oesophago... Ocelli sex cervica- les biternati. Otolithus nullus. Sexus . . . Anus posticus terminalis. Maricolae. 1. Disorns viridis HEMPRICH et EHREN BEUG. — Dies. Syst. Helm. I. 237. Habita culum. Inter Corallia maris rubri prope Tor (II em- prich et Ebrenberg). Revision der Turhellarien. -£',t'.\ ** Hypostomata: Os ventrale, antrorsum situm, imo subtenninale. Familia XIII. Anotocelidea Dies. Corpus teretius- culum vel planum. Caput corpore continuum. Cephalopori uulli auf duo marginales. Os ventrale, antrorsum situm, oesophago sub- cylindrico angusto. Ocelli nulli. Otolithus nullus. Sexus... Anus ventralis ante caudae apicem. Aquarum dulcium incolae. Subfamilia I. Anotocelidea aporocephala. XXI. TYPHLOMICROSTOMUM DIES. Strongylostomi spec. Sckmarda. Corpus planum oblongum. Caput corpore continuum. Cepha- lopori nulli. Os ventrale, antrorsum situm, oesophago... Ocelli et otolithi nulli. Sexus et anus . . . Aquarum dulcium incolae. 1. Typhlomicrostomum coerulescens ülESING. Corpus planum oblongum, antice truncatum, coerulescens. Os ellipticum. Longit. ad */,'". Organa genitalia nulla observata; animalcula plurima in partitionc spon- tanea transversali versantia. Strongylostomum coerulescens Sckmarda: Neue wirbell. Th. I. 1.10. Tab. II. 22. Habitaculum. In aqua dulci stagnante prope Kingston in Jamaica (Schmarda). Genus, characteribus nonnnllis gravioris momenti ignotis, adhue anceps. Subfamilia II. Anotocelidea porocepliala. XXII. ANOTOCELIS ÜlESING. Stenostomi spec. 0. Schmidt. — Microstomi spec. Leidy- Corpus teretiusculum gracile. Caput corpore continuum. Cephalopori duo marginales. Os ventrale, antrorsum situm, oeso- phago subcyliiidrico longo, angusto vel amphoraeformi. Ocelli et otolithi nulli. Organa genitalia . ■ . Anus ventralis supra caudae apicem. Aquarum dulcium Europae et Americae borealis incolae. * Tractus intestinalis in oesopbaguni subcylindricum angustum productus. 1. Anotocclis unicolor DIESING. Multiplicatio ovulorum? ac partitionis spontaneae transversalis opera. Derostoma leucops Buges? in Annal. des sc. nat. XV. 141. Tab. IV. 4. — Eempr. et Ehrcnb. : Symb. Phys.Turbell. Nr. 9, nota 2. Nr. 17, nota 1. ZoXi D i e s i n g. Stonostomum unieolor Schmidt: Die rhabdocoelen Strudelwürmer 60. Tab. VI. 19. • Microstomum (Stenostomum) achroophthalmum partim Diesing : Syst. Helm. I. 235. Microstomum (Stenostomum) unieolor Diesing: Syst. Helm. I. 235. Habitaculum. Axien ad Albim, Majo et Junio, haud raro (Schmidt). ** Traetus intestinalis supra os produetus apice clausus, oesophago amphoraeformi. 2. Anotocelis philadelphica. Corpus lineare, retrorsum parum attenuatum, postice obtuse rotundatum, transparens, decolor. Caput conicum, papilla ovali ter- minali. Cephalopori hemisphaerici ad basin capitis. Os antrorsum situm, ovale, oesophago amphoraeformi. Longit. */3'". Multiplicatio divisionis spontaneae transversalis opera; segmentis binis. Microstomum (Eustomum) Philadelphicum Leidy: in Proceed. Acad. Philad. V. 350. Habitaculum. In paludibus et piscinis prope Philadelphiam (Leidy). 3. Anotocelis variabiüs. Corpus lineare latum, capite et extremitate postica obtuse ro- tundatis, decolor. Cephalopori longitudinaliter ovales, laterales. Os antrorsum situm, oesophago amphoraeformi. Longit. ad */*". Multiplicatio divisionis spontaneae transversalis opera; segmentis binis. Microstomum (Eustomum) variabile Leidy 1. c. 350. Habitaculum. Cum praecedente (Leidy). 4. Anotocelis caudata. Corpus lineare angustum, capite obtuse rotundato, extremitate postica in caudam angustam obtusam elevatam producta. Cephalo- pori .. . Os antrorsum situm, oesophago amphoraeformi. Longit. Multiplicatio partitionis spontaneae transversalis opera; segmentis binis. Microstonuun (Eustomum) caudatum Leid;/ 1. c. 350. Habitaculum. Cum praecedentibus (Leidy). IS. -Vision der Turbellarien. ' A t S p e c i e s inquirendae: 5. Anotocelis Coluber. Corpus gracile, tortuosum, album. Cephalopori. .. Os antrorsum situm, transversale rimaeforme, oesophago utriculiformi. Longit. .3'". Stenostomum Coluber Leydig: in Müller 's Arch. i8S4. 284. Tab. XI. I. Habitaculum. In palude prope Moenum, Novembri (Leydig). 6. Anotocelis flavicans. Derostoma flavicans Hempr. et Ehrenb. ~ Diesing: Syst. Helm. I. 283. Habitaculum. Berolini (Ehrenberg). 7. Anotocelis linearis. Corpus lineare, deeies longius quam latum, albidum. Longit. ad V*'"- Derostoma lineare Duges: in Annal. des sc. nat. XV. 141 . Tab. IV. 3. — Ehrenberg: Akaleph. d. rothen Meeres 66. Microstomum lineare? Diesing: Syst. Helm. I. 234. Habitaculum. Monspessulaui (Duges). Familia XIV. Stenostomea. Corpus teretiusculum vel planum. Caput corpore continuum vel a corpore discretum. Cephalopori nulli aut duo marginales. Os ventrale, antrorsum situm, oesophago subeylindrico, angusto vel crasso, medio angustato. Ocelli nulli. Otolithi 1 vel 2. Sexus... Anus ventralis ante caudae apicem. Aquarum dulcium incolae. Subfamüia I. Stenostomea aporocephala. XXIII. CATENULA DUGES. Derostoma tis spec. Leydig. Corpus subeylindricum vel depressum. Caput a corpore dis- cretum. Cephalopori nulli. Os ventrale, sub trianguläre , antrorsum situm, oesophago subeylindrico, crasso, medio angustato. Ocelli nulli. Otolithus globosus, otolithotheca inclusus. Sexus... Anus... Aqua- rum dulcium utriusque hemisphaerae incolae. Oesophagus subeylindricus medio angustatus, ciliis vibrantibus obsessus; intestinum utriculiforme haud ciliatum, ano . . . . Systema vasorum aquifero- rum. Organa g«nitalia nulla, Multiplicatio partitione spontanea Iransversali (Leydig). 238 ü i e s i ii ». 1. Catenula Lemnae DUGES. — Dies. Syst. Helm. I. 284 adde: Derostomum Catenula Leyd'uj : in Mü 1 Ier's Arch. 1854. 285. Tab. XI. 2. Habitaculo adde: In fossula ad Moenum, copiose, Augusto (Leydig). 2. Catenula quaterna SCHMARDA. Corpus oblongo-ovale, capite latius, flavidum. Longit. 1fi,,r. Organa genitalia null». Individua (segmenta) semper quaternatim juncta. Vasa aquifera duo longitudinalia. Catenula quaterna Schmarda: Neue wirbell. Th. I. 1. 12. Tab. II. 27. 28. Habit acutum. In aqua dulci stagnante prope Stellenbosch ad Promontorium bonae spei (Schmarda). Species inquirenda: 3. Catenula bina SCHMARDA. Corpus teretiusculum gracile laete ochraceum. Caput corporis latitudine. Longit. vix l/8"'. Otolithus nullus. Nee vasa aquifera, nee Organa genitalia observata. Indi- vidua (segmenta) semper per paria juncta. Catenula bina Schmarda: Neue wirbell. Th. I. 1. 12. Tab. II. 29. Habitaculum. In aqua dulci stagnante prope Bathurst in Nova Cambria (Schmarda). Subfamilia II. Ste?iostomea porocepkala. XXIV. STENOSTOMUM 0. SCHMIDT. Corpus teretiusculum. Caput corpore continuum. Cephalopori duo marginales. Os ventrale, antrorsuin situm, oesophago subcylin- drico longo angusto. Ocelli nulli. Otoüthi duo ante vel retro os siti. Sexus discretus. Anus ventralis ante caudae apicem. Aquarum dulcium incolae. Multiplicatio ovulorum simulque partitionis spontaneae transversalis opera. 1. Stenostoniuin lencops O.SCHMIDT. Microstomum (Stenostomum) achroophthalmum Dies.: Syst. Helm. 1.235. Microstomum (Eumicrostomum) leueops Oersted? — Diesiiig: Syst. Helm. I. 234. Stenostomum leueops O.Schmidt. — Schulde: in Troschel's Arch. 1849. I. 281 et 285 (de sexu discreto). — Leuckart ibid. 1854. II. 343 (de vasis aquiferis et de cephaloporis vibrantibus) et 350 (deotolithis). — 0. Schmidt: in Sitzber. d. k. Akad. XXV. 87 et in Denkschr. XV. 3G. Revision der Tnrbellarien. 239 Habitaculo adde: Gryphiae, aestate statu agamo, autumno Individuum femineum evoliitum (Schultze). — Prope Cracoviam (0. Schmidt). 2. Stcnostomum torneense 0. SCHMIDT. in Sitzungsb. d. kais. Akad. IX. 502. Tab. XLVII. 17. H a b i t a c u I u m. Inter Torneo et Haparanda in Lapponia (0. Schmidt). Familia XV. Jllicrostomea Oersted. Corpus teretius- culum v. depressum. Caput corpore continuum. Cephalopori nulli aut duo marginales. Os ventrale antrorsum situm vel superum subtermi- nale, circulare vel transversum, rimaeforme, oesophago... Ocelli duo simplices vel 6, quorum 2 compositi, 4 simpliees. Otolithus nullius. Sexus discretus. Apertura genitalis retrorsum sita. Anus ventralis ante caudae apicem. Aquarum dulcium v. maris incolae. Sub familia I. Microstomen aporocephala. XXV. STYLACIUM CORDA. Corpus elongatum depressiusculum. Caput corpore continuum. Cephalopori nulli. Os ventrale superum subterminale circulare cilia- rum vibrantium coronula simplici cinctum, oesophago clavaeformi. Ocellorum paria tria, par primura ocelluüs sex, septimum centrale cingentibus compositum, ocelli paris secundi et tertii simpliees, glo- bosi. Otolithus nullus. Appuratus aquiferus apertura duplici, una receptoria, altera excretoria iustructus. Sexus discretus. Anus ven- tralis subterminalis. Aquarum dulcium incolae. Tractus intestinalis amplus rectus. Organon hippocrepiforme transpa- rens subcutaneum, os cingens, utraque extremitate globulo terminatum, ignotae functionis. Apparatus aquiferus (app. respiratorius Cord a) : utriculus summe contractilis extremitate anteriore organo infundibuliformi intus villis et ciliis vibrantibus instructo; posteriore tubulo cum poro excretorio circulari , dorsali extusque patenti extremitate stipatus, aquam rhytmice recipiens. Ovarium vesi- culaeforme et ovulum in posteriore corporis parte. Multiplicatio praeter Ovula per partitionem spontaneam transversalem. 1. Stylaeium isabcllinom CORDA. Corpus extremitate postica acuminata, isabellinum, agile, gelati- nosum. Caput rotundatum. Ocelli paris primi antici maxime ab invi- cem remoti, paris tertii quam maxime sibi approximati, ocelli paris secundi illis tertii multo majores; omnes juventute purpurei, demum decolores. Longit. fem. l/10'". 240 D i e s i n g. Stylacium isabellinuni A. C. Corda: in Wei tenvveber's Beitr. zur gesammt. Natur- u. Heilwissensch. Prag. IV. 1840. 71—78. Tab. VI. Habitaculum. Ad folia submersa praesertim putrescentia Alismae Plantaginis et Potamogetonum , Lieben prope Pragam (Corda). XXVI. DINOPHILUS 0. SCHMIDT. Charactere reformato. Vorticis spec. Frey et Leuekart. — Gyratoris spec. Diesing. — Prostomatis spec. Mailland. — Plagiostomum 0. Schmidt. Corpus eiongatum teretiusculum vel proteum. Caput corpore contiimum. Cephalopori nulli. Os ventrale, antrorsum situm trans- versum, rimaeforme, oesophago... Ocelli duo reniformes vel cir- culares. Otolithus nulliis. Sexus discretus. Apertura genitalis retrorsum sita. Anus ventralis subterminalis. Maricolae. Character genericus secundum descriptiones cl. virorum Frey et Leuekart et Van Beneden reformatus. 1. Dinophilns vortieoides 0. SCHMIDT. Corpus proteum, lateritium vel aurantiacum. Os oesophago clavaeformi. Ocelli reniformes. Longit. 3/± — 1'". Testiculi duo ovales retrorsum ad latera intestini siti, spermatozoideis re- pleti. Ovaria: bursae duae vel plures retrorsum ad latera intestini sitae, in qui- bus ovula formantur. Dinophilus vortieoides 0. Schmidt. — Diesing: Syst. Helm. I. 23S. — Schnitze: in Troschel's Arch. 1849. I. 290. — Van Beneden: in Bullet. Acad. Belgique XVIII. I. IS — 23 (et anatom.) cum tab. - Quatrefages ibid. 368. — Leuekart: in Troschel's Arch. 1854. II. 351. — Beneden: Recherch. Faun. litt. Belgique 29. Tab. V. 13—18 (de evolut.). Habit aculo adde: Marti o et Aprili Ostendae (Beneden). 2. Dinophilns gyrociliatus 0. SCHMIDT: in Sitzungsb. d. kais. Akad. XXIII. II. (1857) 348-351 et 364. Tab. I. 1, 1 a, 1 '■ (cum anatom.). Habitaculum. S. Luciae, prope Neapolin (O.Schmidt). 3. Dinophilus borealis DIESING. Corpus subeylindricum v. fusiforme, extremitate postica acumi- nata, albuin, vitlis tribus latis transversalibus rubris v. brunnesceutibus. Ocelli circulares in adultis nigri. Longit. ad 1"'. Ovula in capsulis pyriformibus, filamentis quibus ovula Homqri inter se junguntur, vel Homari appendieibus abdominalibus adhaerentibns] de prae- sentia ani e( /8— 3 V»"'. Borlasia dorycephala Schmarda: Neue wirbell. Th. I. 1. 40. Tab. IX. 86. Habitaculu in. In limo, ad Promontorium honae spei (Schmarda). 22. Borlasia Hartzii GIRARü. Corpus subcylindricum depressiusculum, brunneo-rnfum, subtus pallidius. Caput discretum rotundatum, retractum ellipticum, pro- tractum conicum. Longit. 3 — 4". Borlasia Kurtzii Girant : in Proceed. Aead. Philad. VI. 366. Habitaculum. Ad littus Carolinae meridionalis (Stimpson). XXXIV. TAENIOSOMA STIMPSON. Borlasiae spec. Quoy et Gaimard. Corpus longissimum, lineare depressum, disco caudali nullo. Caput vix discretum sulco indistincto (rima obsoleta v. linea impressa decolore) longitudiuali in utroque margine. Proboscis terminalis protractilis. Os ventrale antrorsum situm. Ocelli nulli. Sexus et anns . . . Marium orientalium incolae. 1. Tacniosoma qainqnelineatum STIMPSON. Borlasia quinquelineata Quoy et Gaimard. — Diesing: Syst. Helm. I. 240. Taeniosoma quinquelineatum Stimpson: Prodr. II. 18. Habitaculum. Ad portum Dorey in Nova Guinea et ad Novarn Hiberniam, nee non et aliis locisOceaui paciGci (Quoy et Gaimard). 2. Taeniosoma septemlineatmn STIMPSON. Corpus depressum retrorsum complanatum subangustatum, supra album, lineis longitudinirlibus antice septem, postice quinque ornatum; subtus bilineatum. Caput lineis supra tribus (interdum quinque) subtus duabus notatum. Longit. 2 — 3', latit. ultra 4'". Taeniosoma septemlineatum Stimpson: Prodr. II. 18. Habitaculum. Sublittorale , ad insulas freti „Gaspar" (Stimpson). 252 D i e s i n g-. 3. Taeniosoma aequale STIMPSON. Corpus lineare subobesum, coeruleo-album, lineis purpureo- nigris supra quinque (tribus vel quatuor in capite), subtus duabus ornatum; lineis omnibus versus corporis extremitates confluentibus. Caput continuuin antice rotundatum. Os parvum minus antrorsum situm. Longit. 2', latit. vix 4'". Taeniosoma aequale Stimpson: Prodr. II. 18. Habitaculum. Littorale sub lapidibus, in sinu insulae „Ou- sima" (Stimpson). XXXV. BASEOD1SCUS DIESING. Poliae spec. Delle Chiaje. — Borlasiae (?) spec. Oersted. Corpus longum teretiusculum , extremitate caudali in discum acetabuliformem explanata. Caput a corpore discretum. Proboscis terminalis, protractilis. Os ventrale retro caput situm. Ocelli nulli. Sexus .... Anus in centro disci caudalis? Maricolae bemisphaerae borealis. 1. Baseodiscus delineatus DIESING: Syst. Helm. I. 243. Habitaculum. Prope Neapolim (Delle Chiaje) — Panormi (Grube). ß. Proboscis infera. XXXVI. VALENC1NIA QUäTREFaGES. Charact. reform. Borlasiae spec. Quoy et Gaimard. Corpus longum, teretiusculum v. depressuin. Caput a corpore strictura discretum. Proboscis ex apertura in medio capitis paginae ventralis sita protractilis. Os ventrale infra ostium meatus proboscidem protractilem excipientis. Ocelli nulli. Sexus discretus. Amis . . Maricolae utriusque hemisphaerae. — Tubicolae. Proboscis pugione nullo instructa (Quatrefa ges). 1. Valencinia splendida QUÄTREFAGES. — Dies. Syst. Helm. I. 243. Habitaculum. Ad insulam Brehat raro (Qu atrefages). 2. Valencinia ornata QUÄTREFAGES. — Dies. Syst. Helm. I. 244. adde : Jok. Müller: in ejus Arch. 1854. 83. -- Grude : Ausflug nach Triest und dem Quarnero. 1861. 129. Valencinia elegans Grube: 1. c. 35. Revision der Turbellarien. CDt\ II ubitaculo adde: In linio maris adriatici Muggiae (Joh. Müller) — in mare adriatico (Grube). Confer Tubulanum elegantem hujus loci. 3. Valencinia longirostris QUATREFAGES. — Dies. Syst. Helm. I. 244. Ilabi taculum. Ad insularn Chausey et Brebat (Quatre- fages). 4. Valencinia striata DIESING: Syst. Helm. I. 244. H ab i taculum. .Ad insularn Guam, Agagua et Humata oeeani pacifici (Qnoy et Gaimard). 5. Valencinia elegans STIMPSON. Corpus gracile, feie lineare, supra convexum purpureo-fuscum, irilineatum ; lineis albis, mediana antice in fronte, lateralihus post cervicem incipienfibus; et fasciis transversis albis ad 16 annulatum. Caput breve, paulo latius quam corpus, truncaturn, fronte in medio sinuata, lateribus rotundatis, fascia postfrontali pallide fusca. Longit. 3", latit. ultra i"\ Valencinia annulata Stimpson (nee Quatrefages) : in Proceed. Acad. Philad. VII. 380. Valencinia elegans Stimpson: Prodr. II. 19. H abitacu lu m. Inter algas in fundo arenoso profunditate 12 orgyiarum prope Promontorium bonae spei (Stimpson). Tubulum membranaceum format. Species inquirenda: 6. Valencinia annulata QUATREFAGES. — Dies. Syst. Helm. I. 244. Habi taculum. Ad littora Britanniae inter conchas Cyprin ae vulgaris Sow.; tubicola. Familia XIX. Ommatophora. Dies. Corpus tere- tiusculum vel depressiusculum exappendiculatum. Caput corpore continuum vel discretum haud lobatum. Proboscis terminalis, pro- tractilis, pugione et burseolis aciculiferis instrueta. Os ventrale antrorsum vel in medio fere corporis situm. Ocelli 2, 6 vel plurimi. Sexus discretus. Anus terminalis posticus. Maricolae. Formae mediocies. 254 Diesi ng. XXXVII. CEPHALOTRIX OERSTED. Tetrastemma Oersted ex parte. — Poliae spec. Quatrefages et Van Beneden. Corpus teretiusculum vel depressiusculum, liberum vel tubulo inclusum. Caput corpore continuum. Proboscis terminalis, protrac- tilis, pugione et burseolis aciculiferis instructa. Os ventrale antror- sum vel in medio fere corporis situm. Ocelfi duo. Sexus discretus. Anus terminalis posticus. — Maricolae. — Formae longitudinis me- diocris (5'"- 3"). Proboscis armata cum burseolis solummodo in speeie 2. certissima. 1. Cephalotrix Oerstedii DIESING: Syst. Helm. I. 246. adde: Cephalothrix bioculata Oersted. De region. marinis 79. H a b i t a c u 1 u m. In regione argillacea s. Buccinoideorum aestate in fretu Oresund (Oersted). 2. Cephalotrix involnta DIESING. Corpus subcylindricum flavidum vel roseum, tubulo inclusum. Proboscis brevis, antice dilatata, per intussusceptionem retractilis, pugione subiilifonni et burseolis aciculiferis duabus instructa. Os in medio fere corporis. Ocelli eirculares. Longit. maris 5"', fem. 9—14". Ovula in vagina hyalina et glabra deposila. — Embryo ovulo exclusus flagello frontali interdum et caudali instructus; postea cutem vibrantem exuit. — Individua 2-3 sexus diversi in uno tubulo squainato firmo inclusa. Polia involuta Van Beneden: Faune litt. Belgique. 18. Tab. III (de evolu- tione et de foecundatione). Habitaculu m. In tubulis appendicibus subabdominalibus Canceris maenadis affixis, in Belgia (Beneden). Species inquirendae: 3. Cephalothrix Filum DIESING: Syst. Helm. I. 246. 4. Cephalothrix Hroyeri DIESING: Syst. Helm. I. 246. XXXVIII. OMMATOPLEA HEMPR. et EHRENB. Fasciola et Planaria Müller. — Polia Delle Chiaje. — Nemertes et Prosloma Johnston. — Ampbiporus Ilemprieh et Ehrenberg, nee Oersted. — Polystemma- tis spec. Oersted. Corpus teretiusculum vel depressiusculum. Caput corpore con- tinuum v. discretum. Proboscis terminalis, protraclilis, pugione et bur- seolis aciculiferis duabus instructa. Os ventrale subterminale anticum. Revision der Turbellarien. 2Ö5 Ocelli sex vel plurimi varie dispositi. Sexus .... Anus terminalis posticus. Maricolae. — Formae mediocres pollicares et majores pedales. Situs proboscidis, oris et praesentia pugionis et burseolarum nee non in omnibus speciebus exaete indicati; in specie 5 pugiones tres observati. w Ocelli sex. 1. Ommatoplea peronea DIESING: Syst. Helm. I. 248. Habitaculum. Ad insulam Breliat (Quatrefages). *° Ocelli plurimi longitudinaliter dispositi. 2. Ommatoplea Polii DIESING: Syst. Helm. I. 249. adde: Polia oculata Vcrany : Catalogo degli animali marini. 1846. 9. Habitaculum. Prope Neapolim (Delle Chiaje) in sinu Genuensi et Nicaeensi (Yerany). 3. Ommatoplea punctata DIESING: Syst. Helm. I. 249. Habitaculum. Prope Neapolim (Delle Chiaje). 4. Ommatoplea balmea DIESIA TG .- Syst. Helm. I. 249. Habitaculum. Ad insulam Brehat, communis (Quatre- fages). 5. Ommatoplea heterophthalma SCHMARDA. Corpus depressum taeniaeforme, supra rubrum linea mediana alba, subtus pallide rubrum. Caput indistinetum acuminatum. Pro- boscis terminalis organis urticantibus tota sua longitudine obsessa, pugionibus tribus longe lanceolatis. Os . . . . Ocelli in parte acumi- nata capitis duo, subsequentes septem in lineam longitudinalem dis- positi, et tres ultimi in triangulum dispositi. Longit. 21/,", latit. 2'". Ommatoplea heterophthalma Schmarda: Neue wirbell. Thiere. I. 1. 41. Tab. X. 90 et 90»». Habitaculum. In oceano paeifico sub saxis prope Auckland in Nova Zelandia (Schmarda). 6. Ommatoplea gracilis DIESING: Syst. Helm. I. 250. Habitaculum. Sub lapidibus in sinu ßerwickcensi (.lohn- st o n). 7. Ommatoplea albicans DIESING: Syst. Helm. I. 250. Habitaculum. Inter Corallia maris rubri prope Tor (Hern- prich et Ehrenberg). 256 1) i e s i n g. 8. Ommatoplea Stimpsoni GIRARD. Corpus compressiusculum, supra convexum subtus planum, retrorsum attenuatum, supra brunneum. Caput a corpore strictura discretum acuminatum, marginibus anticis, fascia transversali me- diana, arcuata et macula utrinque subtriangulari basilari albis. Pro- boscis terminalis. Os . . . . Ocelli biseriati submarginales antrorsum conveigentes. Longit. 6 — 10" et ultra, latit. corp. expansi l1/*'", contracti ad 6'". Ommatoplea Stimpsoni Girard : in Smithson Contrib. VI. 28. Tab. IL 18. H a b i t a c u 1 u in. Sub saxis, frequeuter, Grand Manan (S timpson). 9. Ommatoplea ophiocephala SCHMARDA. Corpus longissiinum depressiusculum, proteum, obscure flavum. Caput laneeolatnm. Proboscis terminalis. Os exiguum ovale, in fine primae capitis sextae partis. Ocelli octo in lineas duas longitudinales arcuatas dispositi. Longit. fere tripedalis, latit. ad 5'". Ommatoplea ophiocephala Schmarda: Neue wirbell. Thiere. I. 1. 41. Tab. X. 89. Habita culum. Sub saxis et in arena in sinu tabulari promon- tarii bonae spei, frequenter (Schmarda). Mucum copiose excernit. 10. Ommatoplea taeniata HEMPRICH et EHRENBERG. — Dies. Syst. Helm. I. 250. Habitaculum. Inter Corallia maris rubri prope Tor (Hem- prich etEhrenber g). 11. Ommatoplea bembix DIESING: Syst. Helm. I. 251. Habitaculum. Ad littora Siciliae inter Algas (Quatrefages). 12. Ommatoplea rosea DIESING: Syst. Helm. I. 251. adde: Polystemma roseum Ocrsted: De Region, marin. 80. Habitaculum. In sinu Drobachiensi (Müller). — In re- gione argillacea 5, ßaccinoideorum aestaie, in fretu Oresund (0 er- ste d) — ad Bristolliam (Johnston). 13. Ommatoplea Grabe! DIESING: Syst. Helm. I. 251. Habitaculum. Ad Panormum (Grube). Ituvision der Turbellarien. Z,\i 14. Ommatoplca alba DIE SING: Syst. Helm. I. 252. Habitaculum. Littora Angliae ad Carrickfergus (Hyndman). •"* Ocelli plurimi in acervum unum vel plures consociati. 15. Ommatoplca pulclira DIESING: Syst. Helm. 1. 252. Habitaculum. Littus Berwickcense , inter Corallineas et in testaceis vacuis , frequens (.1 o li n s t o n). 16. Ommatoplea berea DIESING: Syst. Helm. I. 252. Habitaculum. Ad insulam Brehat inter lapides (Quatre- fages). 17. Ommatoplca mutabilis DIESING: Syst. Helm. I. 252. H a bita c ul u m. Prope St. Vaast (Q u a t r e f a g e s). 18. Ommatoplca glauca DIESING: Syst. Helm. I. 253. Habitaculum. Prope St. Vaast, rarius (Quatr efages). 19. Ommatoplca violacea DIESING: Syst. Helm. I. 253. Habitaculum. Prope St. Vaast, raro (Quatrefages). **** Ocelli in series plurcs angulum retrorsum patentem formantes dispositi. 20. Ommatoplea glauca DIESING. Corpus depressum, supra glaucum, subtus album. Caput cor- pore continuum. Proboscis vaginata. Occlli numerosi in series plures dispositi, angulum retrorsum patentem formantes. Lougit. 1". Nemertes glancus Kölliker: in Verhandl. d. Schweiz, naturf. Gesellseh. zu Chur im Juli 1844. Chur 1845. 89. — Siebold: in Troschel's Arch. 1850. II. 382. Habitaculum. Neapoli (Kolli ker). Species inquirendae: 21. Ommatoplea pellacida DIESING: Syst. Helm. I. 253 adde: Polystemma pellucidum Oersted: De region. marin. 80. H a 1) i t a c ii I ii m. In regione argillacea s. Buccinoideorum aestate, prope Hellebaek in fretu Öicsund (Oersted). 22. Ommatoplca rubra DIESING I. c. 253. 23. Ommatoplca armata DIESING I. c. 253. adde: Prostoma? Ommatoplea? Ehrenberg: Akalepli. des rothen Meeres 66. Sitzb. d mathem.-iiatui'w. Cl. XLV. Bd. t. Abt Ii. 18 258 D i e s i n g. Familia XX. Ulieruraea. Hemprich et Ehrenberg. Corpus depressiusculüm vel teretiiisculum, obsolete annulatum, ex- tremitafe caudali appendiculata. Caput corpore continuum vel dis- cretum, haud löbatum. Proboscis fermiualis protractilis. Os ventrale anlrorsum situm, oesophago... Ocelli numerosi. Sexus discretus. Anus in extrema corporis parte postica sub processu caudali. Mari- colae. Formae mediocres, pollicares. Evolutio in uno saltem genere per metamorphosin. XXXIX. MICRURA HEMPRICH et EHRENBERG. Nemertis spec. Oersted. — Gordii spec. Dalyell. Corpus depressum lineare, proieum, obsolete annulatum, pro- cessu caudali terrainali filiformi. Caput corpore continuum. Pro- boscis terminalis e plica transversa protractilis. Os ventrale infra caput. Ocelli frontales 10 serie longitudinali duplici dispositi. Sexus discretus. Anus terminalis sub processu caudali. Evolutio per meta- morpbosin. Maricolae, hemispbaerae borealis. Animalculum juvenile sladio Alardi cephaloporis duobus instructum. — Quodsi plica transversalis, a cel. Ehrenberg in animali adulto observata, e sym- pbysi cephalopororum duorum coalescentinni oriretur, tunc genus hoc ad Rbynchocoela porocephala esset referendum. 1. Micrura fasciolata HEMPR. et EHRENBERG. Corpus supra nigro-fuscum, capite vtmtre et cauda fasciis transversis angustis 13 albis, appendiculo caudali parvo aibo. Os rimaeforme longitudinale. Ocelli frontales longitudinaliter biseriati, seriebus curviuscnlis parallelis antiee convergentibus, una quaque ocidlis 5 efformata , quorum binis anticis linea rubella junctis. Longit. 16'", latit. i/,'". Micrura fasciolata Hemprich et Ehrenberg. — Dies. Syst. Helm. I. 261. — J. Müller: in ejus Areb. 18ü8. 2Ö8. Gordius fascialus spinifer. — Dalyell: Powers of tlie Creator II. 80. Tab. XI. 6-9. Slalus larvae: Stadium primum s. progressionis ; Corpus subquadrangu- lare, planum, lobis duobus lateralibus, squamulis imbricatim teetum, margini- bus ciüis vibrantibus obsessum; crista centrali longa e filis gracilibus composita, vibrante, nodulo insidente. Os inferum subcentrale parietibus tractus in cor- poris cavum ducentis ciliatis. Stadium seeundum s. aemes: Corpus lobis laterali- bus introflexis fornicatum, bis sensim increscentibus, lobo anteriore et posteriore valde produetis, liinbo ciliato, crista persistente, squamulis evanescentibus. Os inferum subcentrale ventriculo subgloboso. Longit. larvae %'" vermiculuin Revision der Turbellarien. 259 includit; vermiculus inclusus, limbo oris cum Pilidü apertura ventrali connalus, parictem cauda sua penetrat; residua Pilidü vermiculi liberis oris limbo ad- haerent. Incertum an baec residua sponte decidua vel devorata evanescant 4). Pilidium gyrans ./. Müller in Müller's Arch. 1N47. iS9. Tab. VII. 1 — 4. — Busch: Untersuchungen 107—110. Tab. XVI. 1—8. (evolut.). — Krohn: in litt, ad eel. Müller: 19. Nov. 1851 apud cel. Müller 1. i. c. 18.14, de fibris inuscularibus. — /. Müller: Über. d. allgem. Plan in d. Kntwickl. d. Eehinoderm. Abhandl. Berl. Akad. 1852. Berl. 1853. 59. — Gegenbauer: in Zeitscbr. f. wissenscb. Zool. V. 345. — J. Müller: in ejus Arch. 1854. 75 — 83. Tab. IV. 3—8 (de Alardo caudato in Pilidio incluso). — Krohn: in Müller's Arch. 1858. 289-293. Pilidium gyrans? Gegenbauer: in Zeitscbr. f. wissensch. Zool. V. 345 (de animalculo in Pilidio incluso). Status vermiculi exclusi: Corpus ovale, ciliatum, obscure brunneum, appen- diculo caudali e segmentis tribus composito, aculeo terminali armato. Caput corpore continuum, foveolis marginalibus duabus (cephaloporis) oppositis cum ductibus lagenaeformibus coecis, intus ciliis vibrantibus instructis. Proboscis terminalis. Os ventrale subcentrale. Ocelli nunc nulli, nunc solummodo duo evo- luti. Anus . . . Longit. l/± — 2/a'"- Alardus eaudatus Busch: Beobacht. 111 et 134. Tab. XI. 8. — J. Müller: in ejus Arch. 1854. 79—83. Tab. IV. 2—4. — Krohn: in Mül ler's Arch. 1858. 289—293. *) Exactam descriptionem evolutionis embryonis incerti generis in Pili8. 569—588. Tat'. XIX.: Statu larvae : Os inferum subcentrale infundibulifonne , oesophago brevi et ventrieulo globoso ; reliqui characteres illis Pilidü gyrantis similes. Evolutio ver- miculi inter Pilidium: Vermiculus in peripheria infitndibuli oris evolvitur, mox extremitate posteriore, dein et anteriore ventriculum supercrescit, ita ut demum Organa digestoria Pilidü a vermiculo penitus includantur. Statu Alardi: Corpus ovale flavo-brunneum , appendicuto nullo. Caput foveolis utrinque duabus (cephaloporis) ciliatis binis in vas aquiferum ducentibus et suleo longitudinali ciliato utrinque ante foveolas. Proboscis inermis. Os in medio fere corporis. Ocelli duo. Anus . . . Longit. ultra • 4'". Habitaculum. Ad Helgolandiam (Leuckart et Pagenstecher). Status perfectus secundum el. Leuck. et Pagenstecher fortasse Borlasia rubra nova spee. Praesentia quatuor cephalopororum in studio penultimo evolutionis vermiculi characteri generico tarn Borlasiae quam Micrurae, repjignat, et fortasse speciem Loxo r rhochmatis supponere suaderet. Altera forma Pilidü alp iiscleni scrutatonbus descripta est: Pilidium auriculatum leuckart et pagensteches. Corpus campanulatum lobis lateralibus duobus brevibiis augustis anriculae- formibus, paruin inllexis. crista eentrali terminali e filis brevibus paucis com- posita, hyalinuin, tota superficie et margine ciliatum. Longit, ' .,'". Pilidium anricnlatum Leuckart et Pagenstecher: in Müller's Arch. 1838. .'>7I. Tab. XIX. I. Habitaculum. Helgolandiae, raro (Leuck. et P'agenst). 18* 260 D i e s i n g. H abitaculum. Statu larvae : In mare germanico prope Hel- golandiam gregarie natantia (J.Müller), Tergesti (J. et M. Müller et Busch), hieme Messinae (Gegenbauer), Aprili prope Neapolim (Krohn). Statu Alardi: Tergesti gregarie (Busch et J. et M. Müller). Statu perfecto: In concharum superficie scabra, Februario, Tergesti (Ehr enberg). Ad littora Scotiae (Dalyell). Species minus bene cognitae: 2. Micrura filaris Joh. MÜLLER. Planaria filaris 0. F. Müller: Zool. Dan. Tab. LXV1II. 18—20. Nemertes pusilla Oersfed: in Kroyer's Naturhist. Tiddskr. IV. 578. (partim) et Entwurf einer system. Einth. d. Plattw. 90 (partim). — Dies. Syst. Helm. I. 271 (partim). Gordius fragilis spinifer Dalyell: Powers of the Creator II. 79. Tab. XI. 5. Micrura filaris J. Müller in ejus Arch. 1858. 300. Habita culum. In Dania (Müller), ad oras Scotiae (Da- lyell). 3. Micrura viridis J. MÜLLER. Gordius viridis spinifer Dalyell I. e. II. 78. Tab. XI. 1. Micrura viridis J. Müller in ejus Arch. 1858. 300. Habitaculum. Ad oras Scotiae (Dalyell). 4. Micrnra purpurea /. MÜLLER. Gordius purpureus spinifer Dalyell 1. c. II. 78. Tab. XI. 2 — 4. Micrura purpurea J. Müller in ejus Arch. 1858. 300. Habitaculum. Ad oras Scotiae (Dalyell). XL. POLYSTEMMA HEMPRICH et EHRENBERG. Charact. modif. Corpus teretiusculuin vel depressiusculum obsolete annulatum, (feminae) postice in processum ellipticuin ovigerum dilatatum. Caput discretum. Proboscis terminalis. Os ventrale antrorsum situm. Ocelli plurimi serie dnpiici antrorsum reflexa longitudinali. Sexus discretus. Anus veutralis subterminalis sul» apice caudali reflexo. — Maricolae hernisphaerae borealis. Cauda saepius non dilatata Stimpson. Fortasse individua exappendicu- lafa mascuia. Revision der Turbellarien. "dbl 1. Polystemma adriaticam EEMPR. ei EBRENB. — Dies. Syst. Helm. I. 2Ö4. Habitacnlum. In mare adriatico, specimen unicum lectuin, Februario (E hr enberg). Species inquirenda. 2. Polystemma sinnosnm STJMPSON. Corpus gracile depressiusculurn, album, interdum carneo-tinc- tum. Caput subeiongatum Ocelli magnitudine variabiles: duo in capitis parte posteriore; plurimi sparsi in parte anteriore in acervos quatuor irregulariter aggregati, posteriores minores. Longit. 14'", latit. 1". Polystemma sinuosum Stimpson: Prodr. II. 20. Habitacnlum. Inter concbas vacuas e profunditate 10 orgyia- rum in portu Hongkong (Stimpson). An hujus generis? 3. Polystemma pasillnm OERSTED. Corpus oblongum postice acutiusculum carneum. Caput subreni- forme duplo latius quam longurn. Longit. 7'". Polystemma pusillum Oersted: in Kroyer's Naturh. Tidssk. I. (1844 — 1845) 418. Habitacnlum. Prope Dröbak in Norvegia (Oersted). Situs oris in generibus subsequentibus Holocephaloriim ignotus. Corpus exappendiculatum. Maricolae. ■j* Proboscis terminalis e medio capitis protractilis. Ocelli nu lli. XLI. ACKOSTOMUM GRUBE. Charact. reform. Poliae spec. Lcuckart. Corpus elongatum depressum. Caput corpore continuum vel sulco cii culari discretum. Proboscis terminalis protractilis. Os . . . . Ocelli nulli. Sexus .... Anus terminalis posticus. Maricolae. 1. Acrostomnm Stannii GRUBE. — Dies. Syst Helm. I. 246. Habitaculum. In mare mediterranen prope Neapolim (Grube). -CO'w D i e s i n g. 2. Acrostonium canescens. Corpus depressiuscnlum aequale, postice rotundatum, canescens. Caput corpore continuum rotundatum. Longit. 5'", latit. 3/V". Polia canescens Leuckart: in Troschel's Arch. 1849. I. 154. Ha bitacu I u m. Ad littus austro-occidentale Islandiae (Berg- mann). Ocelli 2. XLII. DIPLOMMA STIMPSON. Charact. modific. Dicelis et Naredae species Stimpson. Corpus depressiuscnlum. Caput corpore continuum vel discre- tum, fronte emarginatum. Proboscis terminalis, protractilis. Os . . . Ocelli duo bilobi vel circulares. Sexus et anus .... Marium orien- talium incolae. 1. Diplomma serpentina STIMPSON. Corpus elongatum graei'e, fere lineare, antrorsum vix atte- nuatum , supra pallide rubrum, linea mediana brunnea. Caput discretum subovatum sinu aperturae proboscidis magno. Ocelli magni bilobati , remoti , retrorsum convergentes. Longit. 3", latit. »/,'". Cerebella cervicalia, valde remota, rosea. Cavum intestinale angustius; cava genitalia ampla. Nareda serpentina Stimpson: Proceed. Acad. Pliilad. VII. 338. Diplomma serpentina Stimpson: Prodi*. II. 20. Ha bitacul um. Sub lapidibus in locis arenoso-limosis ad lit- tora insulae Loo Cboo (Stimpson). 2. Diplomma rnbra D1ESING. Corpus lineare, depressiusculum, utrinque obtusum rubrum v. purpureum. Caput corpore continuum v. subdiscretum. Ocelli parvi simplices circulares subterminales. Longit. iys", latit.... Dicelis rubra Stimpson: Prodr. II. 20. Habita etil um. Inter Balanos et Spongias saxatiles e pro- funditate 12 orgyiarum prope insulam „Tanega" Japoniae auslralis (Stimp son), Itevisj ler Turbellarien. «Qu XLIII. NAREDA GIRARD. Corpus subcylindricum. Ca put a corpore discretum triangu- läre. Proboscis ... Os . . . Ocelli /3 — 6'". Meckelia annulata Grube: Actin. Echinoderm. u. Würmer des Adriatisch u. Mittelmeeres 58. Fig. 7 et 7 a- — Oersted: in Kroyer's Naturh. Tidsskr. IV. 579 in nota. — Diesing : Syst. Helm. I. 264 (partim). — Grube: in Troschel's Arcli. 1855. I. 146 (cum descr. exaeta). — Idem Ausflug nach d. Quarnero 80. Nemertes annulata Oersted : Entw. einer system. Einth. d. Plattw. 91. Habitaculum. Frope Panormum et Neapolin, in cavis saxo- rum calcareorum ad littus prope Villafrancam solitarie (Grube). 25. Meckelia Rnerii DIESING: Syst. Helm. I. 265. Habitaculum. Prope Sebenico in Dalmatia (Kner). **** Corpus supra atro - coeruleum. 26. Meckelia atrocoeralea SCHMARDA. Corpus longissimum subcylindrieum nigro- coeruleum, lineis transversalibus albis. Cephalopori oblongi breves subterminales an- trorsum convergentes, rubri. Proboscis... Os ovale ad basin (?) cephalopororum. Longit. ad 19", latit. ad 4'". Meckelia atrocoerulea Schmarda: Neue wirbell. Th. I. 1. 42. Tab. X. 91. Habitaculum. In oceano paeifico sub saxis in arena cum limo mixta ad oram Cbilensem (Schmarda). 27. Meckelia Serpentaria DIESING: Syst. Helm. I. 266. Habitaculum. Ad littora Hiberniae (G o o d s i r). 282 '** Corpus supra rubrum, roseum, carneum, sanguineo-rubrum, brunneum vel nigro-fuscum. 28. Meckelia rubella ST1MPSON. Corpus postice valde dilatatum , pallide roseum. Caput discre- tum parvum, late lanceolatum. Cephalopori valde eiongati post cer- vicem producti, rimaeformes. Proboscis . . . Os amplum, longe ellip- ticum infra Caput. Longit. 2", Iatit. 4"'. Meckelia rubella Stimpson: in Proceed. Acad. Philad. VII. 382. Serpentaria rubella Stimpson: Prodr. II. 18. H abitacul um. In portu Hong-Kong in fundo limoso, profundi- tate 10 orgyiarüm (Stimpson). 29. Meckelia rosea LEIDY. Corpus expansnm subcylindrieum, eontractum convexiusculum, subtus planum, postice obtusum, roseum s. laete carneum, margini- bus pallidioribus, subtus lioea mediana obscuriore. Caput depressius- culum, mutabile, nunc subconicum, nunc hastatum albidum. Probo- scis . . . Os circulare. Longit. 2 — 6"'. Meckelia rosea Leidy: in Proceed. Acad. Philad. V. (1851) 244. H abitacul um. In limo sub lapidibus et concbis vacuis ad littora Great Egg Harbor, New Jersey (Leidy). 30. meckelia Oerstedii. Corpus antrorsum dilatatum retrorsum attenuatum, roseum vel brunnescens, fascia flava pulverulenta longitudine corporis. Caput corpore continuum. Cephalopori antrorsum convergentes, retrorsum dilatati. Proboscis inermis. Os parvum mutabile, nunc circulare, nunc quincunciforme. Longit. ad 2", latit. max. 1 yV". Cerebratula Oerstedii Beneden: Rech. Faune litt; Belgique 16. Tab. II. 1 — 4 (et anatom.). Ha bitaeul um. Inter saxa et ad plantas marinas in profundo maris ad oras Belgiae (Beneden). 31. Meckelia carnea DIESING: Syst. Helm. I. 267. H abitacul um. In littore Daniae (Rathke). 32. Meckelia aostralis STIMPSON. Corpus depressum crassum, marginibus acutis, carneum. Caput lanceolatum obtusum. Cephalopori breves. Proboscis ex apertura I!e\ ision der Turbellarien. 283 minuta protractilis. Os amplum, antice acutum, postice bifurcatum. Longit 6", latit. ad 4'". Bleckelia australis Stimpson: Prodr. II. 1tt. Habitaculuro. In portu Jacksoni Australiens!, sublittoralis, in arenis läpidosis (Stimpson). 33. Mcckclia striolcntu. Corpus elongatum, antrorsum convexiusculum, retrorsum depres- siusculum, postice attenuatum acutum, carneo-rubrum, utrinque linea marginal! angusta obscure rubra et lineis crebris angustis obscure griseis vel nigris longitudinalibus antrorsum obscurioribus, margini- bus corporis trientum duorum ultimorum flavido- griseis; subtus ob- scure rubrum, antrorsum maculis obscure griseis et linea mediana alba, retrorsum maculis obscuris nullis, sed linea mediana rubra et marginibus flavidis; extremitas caudalis pallida, maculis paucis sparsis. Caput a corpore strictura discretum, corpore parum angustius, elon- gatum acutiusculum, cinereum maculis longitudinalibus nigris. Cepha- lopori profundi. Proboscis ex apertura longa rimaeformi protractilis. Os . . . Longit. corp. expansi 6", latit. ad 3"'. Leodes striolenta Girard: in Proceed. Acad. Philad. VI. (18o4). 366. Habitaculum. Sub saxis, prope Furt Jobnston (Girard). Animaleulum haud fodiens. 34. Meckelia palodicola. Corpus depressum, utrinque obtusum, postice vix dilatatum, sanguineo-rubrum, antrorsum nigricans, retrorsum pallide olivaceum. Caput latum quadratum antice apiculatum. Cephalopori ad cervicem usque protracti, rimaeformes. Proboscis ex apertura minuta protrac- tilis. Os ad finem cephalopororum. Longit. 2X/Z ", latit. ultra 1'". Cerebratulus paludicolus Stimpson: Prodr. II. 16. Habitaculum. Prope urbem Sinensem Canton, littoralis, in aquis subsalsis fluvii (Stimpson). 35. Meckelia subacuta STIMPSON. Corpus antrorsum vix depressum, carneum, retrorsum depres- sum subdilatatum , sanguineo-fnscum, extremitate postica rotundata. Caput corpore continuum, lanceolatum. Cephalopori rimaeformes. Proboscis ex apertura minuta protractilis. Os amplum. Longit. 3i/s", latit. ultra 1"'. Meckelia subacuta Stimpson: Prodr. IL 18. 284 D i e s i n Habitaculum. In portu Napa insulae Loo-Choo, littoralis, in Iimo (Stimpson). 36. Meckelia sinensis STIMPSON. Corpus teretiusculum, retrorsum parum dilatatum, rufo-brun- neum. Caput discretum, elongatum, antrorsum angustatum troncatum, pallide fulvum, maculis rufo-brunneis, postice confertis, antice sparsis. Cephalopori ad cervicem usque protracti, rimaeformes. Proboscis ex apertura minuta protractilis. Os . . . Longit. 1 »/a", latit. ultra 1"'. Meckelia Sinensis Stimpson : in Proceed. Acad. Philad. VII. 382. Cerebratulus Sinensis Stimpson: Prodr. II. 17. Habitaculum. In portu Hong-Kong in fundo conchoso pro- funditate 10 orgyiarum (Stimpson). 37. Meckelia borealis DIESING. Corpus elongatum proteum, nunc subcylindricum, nunc passim constrictum s. moniliforme, rufo-brunneum. Caput corpore continuum attenuatum. Cephalopori antrorsum convergentes, pallide carnei. Proboscis pugione subulato basi globoso, manubrio subcylindrico medio constricto insidente et burseolis aciculiferis duabus instructa. Os retro cephaloporos situm. Longit. corp. expans. (ex icone) ad 21/a"> contract. vix 1". Gaimard: Voyage en Scandinavie etc. Zool. (Aporocephala). Tab. E. 1 — 16 (cum fig. anatom.). Habitaculum. In mare boreali (Gai ma r d). 38. Dleckelia fasciata. Corpus valde depressum, retrorsum dilatatum, antrorsum sub- angustatum, purpureo-fuscum, lineis transversis subdistantibus albis annulatum, linea cervicali latiore. Caput oblongum subdiscretum fronte subtruncata albo-marginata. Cephalopori ad cervicem usque producti, rimaeformes. Proboscis ex apertura minuta protractilis. Os parvum ellipticum, ad finem cephalopororum. Longit. . . . Cerebratulus fasciatus Stimpson: Prodr. II. 17. Habitaculum. Apud oras insulae Jesso Japoniae borealis, in fundo arenoso-limoso profunditate 4 orgyiarum (Stimpson)- 39. Meckelia cingalata STIMPSON. Corpus teretiusculum gracile, purpureo-fuscum, albo-annulatum, annulorum angustorum dislantium binorum paribus ad decem. Caput discretum corpore multo angustius, oblongum, antrorsum subattenua- Revision der Turbellarien. vOi) tum truncatum, albo-marginatum, fascia transversa bilunata alba, ante medium sita. Cephalopori ad cervicem usque producti, rimaeformes. Proboscis ex apertura minuta protractilis. Os parvuin ad basin capi- tis. Longit. 4", latit. U/S'. Meekelia cingulata Stimpson: in Proceed. Acad. I'hilad. VII. 381. Habi taculum. Prope insulain Sinensem Hong-Kong inter lapillos, profunditate 25 orgyiarum (Stimpson). 40. Meekelia Borlasii DIESING: Syst. Helm. I. 265 adde: Lineus longissimus lieaüie : in Proceed. Zool. Soe. London 1858. 307 et in Ann. of nat. hist. 3. ser. III. (1859) 160 (de partu pulli 18" longi et 23'" lati e speeimine aqua niarina servato). Habitaculo adde: Ad oras Angliae, Februario (Beattie). 41. Meekelia Beattiaei J. E. GRAY. Corpus longissimum proteum, fissile. Caput obtusum. Cepha- lopori breves subparalleli. Proboscis . . . Os amplum longitudinale. Longit. 18—20". Lineus? Beattiaei J. E. Gray: in Proceed. Zool. Soc. London 1857. 210. Tab. XLVIII. Habitaculum. Ad oram prope Montrose, Julio (Beattie). Corpus fissile prinium in partes duas, fere aequales, parte postica vero denuo in segmenta 32 per totam diem mobilia divisa; pars antica per dies duas vivens sub continua inutatione formae , quandoque segmentum ulterius dejiciens. 42. Meekelia fasca DIESING: Syst. Helm. I. 266 adde: Cephalopori prol'undi marginibus prominulis, antice arcuatim confluentibus. Proboscis ex apertura brevi rimaeformi protractilis. Os longe ovale 3/3"' retro apicem anticam situm. Nemertes fusca Leuchart: in Troschel's Arch. 1849. I. 152. Habitaculum. In littore Norvegiae (Ström) — Grönlandiae prope Pullateriak (Fabricius); ad littus austro-occidentale Islandiae (B ergm a n n). 43. Meekelia Ehrenbergii DIESING: Syst. Helm. I. 267. Habitaculum. Prope Tor Arabiae, inter Corallia serpit (Hern p rieh et Ehrenberg). — Panormi? (Grube). 44. Meekelia nigrofusca. Corpus gracillimum , sublineare, retrorsum subattenuatum, de- pressiusculum, supra e rubro-fusco nigricans. Caput corpore con- 286 D i e s i ii g. tinuum , elongatum, fronte truncata dimidiam latitudinem occipitis metiens. Cephalopori ad cervicem usque protracti , rimaeformes. Proboscis ex apertura minuta protractilis. Os lineare pone finem cephalopororum. Longit. 5*4", latit. 3/4"\ Cerebratulus nigrofuscus Stimpsofi : Prodr. II. 17. Habit acutum. Ad insulam Ousima Japoniae australis, littoralis, inter lapillos (Stimpson). 45. Meckelia nigra STIMPSON. Corpus antrorsum angustatum, e purpureo nigricans, retrorsum depressum et subdilatatum, pallescens. Caput subdiscretum, elonga- tum, antrorsum angustatum, antice truncatum, macula alba ad pro- boscidis aperturam. Cephalopori ad cervicem usque protracti, rimae- formes. Proboscis ex apertura minuta protractilis. Os... Longit. 3", latit. vix 2'". Meckelia nigra Stimpson: in Proceed. Acad. Philad. VII. 382. Cerebratulus niger Stimpson: Prodr. II. 17. H abitaculum. In portu Sinensi Hong-Kong, in fundo conchoso, profunditate 10 orgyiarum (Stimpson). Speeies inquirendae: 46. Meckelia coeca. Corpus lineari-depressum, retrorsum paulurn angustius, cauda filiform! terminatum, supra cinereo-albescens subtus album. Longit... Nemertes cocca Oersted: in Kroyer's Naturhist. Tidskr. I. 1844 — 1845. 419. Habitaculum. Ad littus Norvegiae (Oersted). 47. Meckelia depressa DIESING: Syst. Helm. I. 269. 48. Meckelia pallida DIESING: Syst. Helm. I. 268. 49. Meckelia Cerebratulus DIESING: Syst. Helm. I. 269. Speeies quidem descriptae, ast libris, in quibus fusius sunt descriptae, mihi non prostantibus, nomine solum notae. 50. Meckelia angulata DIESING: Syst. Helm. I. 268. 51. Meckelia atra GIB ARD: in Proceed. Bost. Soc. IV. (1852) 137. 52. Meckelia fragilis GIB ARD: in Keller u. Ticdemann's Nord-Amer. Monatsber. für Natur- und Heilk. 11. 1851. 1. llabi t it cm I ii in. Massachusetts. Revision dei Turbellarien. £87 LIX. DIPLOPLEURA STIMPSON. Corpus elongaturtj dilatatum, marginibus pone caput revolutis, in linea dorsali mediana vix eontiguis. Caput discretum. Cepha- lopori diio marginales longitudinales. Proboscis terminalis protrac- tilis. Os ventrale retro Citput situtn. Ocelü nulli. Sexus et anus... Maris Japonici incolae. Genus hoc a praecedente simili modo dillert quam Convoluta a spe- ciebus Mesopharyngis et Monocelidis cum ea in genere Monoto junctis. 1. Diplepleara Japonica STIMPSON. Corpus gracile helvoliim. Caput trianguläre v. subcordatum. Cephalopori rimaeformes ad cervieem usque protracti. Os parvum. Longit. li/o", latit. ii/4'". Diplopleura Japonica Stimpson : Prodr. II. 18. Habitaculum. In sinn Kagosima, insulae Kinsiu, in Japonia, in arenis, profunditate 5 orgyiarum (Stimpson). LX. OPHIOCEPHALUS DELLE CHIAJE. Corpus elongatum supra convexum, subtus planum. Caput a corpore discretum. Cephalopori quatuor longitudinales antice cru- ciatim couvergentes. Proboscis terminalis protractilis. Os ventrale retro basin capitis situm. Ocelli nulli. Sexus et anus . . . Maricolae utriusque hemisphaerae. 1 . Ophiocephalus mnrenoides DELLE CHIAJE. — Dies. Syst. Helm. I. 277. Habitaculum. Prope Neapolim? (Delle Chiaje). 2. Ophiocephalas auripunctatus GRUBE. Corpus teretiusculum antrorsum increscens, supra convexius- culum, subtus planiusculum rubro-purpureum, maculis aureis orna- tum. Caput a corpore sulco annulari discretum, rotundatum. Cepha- lopori inaequales, duobus marginalibus longitudine capitis, dorsali et ventrali multo brevioribus. Os circulare, clausum v. apertum, retro basin capitis. Longit. ultra 10", latit. antrors. 3'", retrors. iya'". Ophiocephalus auripunctatus Grube: in Troschel's Arch. 1855. 1. 149. Tab. VII. 2 (fig. part. anter.). Habitaculum. Prope Aztk in mare Ochotskico (Tiling). 288 D i e s i n g. 3. Ophiocephalus heterorrhochmus SCHMARDA. Corpus teretiusculum supra magis convexum, brunneo -rubrum. Caput subdiscretum ellipticurn. Cephalopori rubri, inaequales duo- bus marginalibus longitudine capitis, dorsali et ventrali multo brevio- ribus. Os circulare ad basin capitis. Longit. ultra 21/2", latit. li/2'". Ophiocephalus heterorrhochmus Schmarda: Neue wirbell. Th. I. 1. 45. Tab. XI. 101. Habitaculum. In oceano pacifico sub saxis in arena cum luto mixta (Schmarda). Familia XXVI. Loxorrhochmidea Dies. Corpus teretiusculum filiforme v. depressiusculum, haud raro proteum. Caput corpore continuum v. discretum. Cephalopori transversales interdum obliqui, bini et tunc oppositi v. juxtapositi, aut quatuor, binis oppo- sitis. Proboscis terminalis plerumque pugione et burseolis aciculiferis instructa. Os ventrale antrorsum situm. Ocelli 2, 4 vel numerosi. Sexus discretus. Anus terminalis posticus. Maricolae. — Formae minores et mediocres. LXI. CEPHALONEMA STIMPSON. Corpus teretiusculum filiforme. Caput strictura discretum, rhomboidale, antrorsum subconicum. Cephaloporus transversus in utroque latere. Proboscis terminalis protractilis. Os . . . Ocelli duo. Sexus et onus . . . Marium orientalium incolae. 1. Cephalonema branniceps STIMPSON. Corpus subpellucidum pallide flavo-carneum, gracile, retrorsum attenuatum. Caput antice obscure fuscum , postice fulvum , fascia transversa alba ante ocellos, fronte lineis tribus albis notata. Ocelli occipitales. Longit. 2", latit. circa */,"'. Cephalonema brunniceps Stimpson: Prodr. II. 19. Habitaculum. Sublittorale sub lapidibus in limo poitus Si- nensis Hong-Kong (Stimpson). LXII. TETRASTEMMA HEMPR. et EHRENB. Charact. reform. Planariae spec. Äbildgaard. — Nemerlis spec. Johnston et Diesing. — Prosto- matis spec. Johnston. — Poliae spec. Quatrefages. — Hecate Girard. Corpus filiforme teretiusculum vel depressiusculum, proteum. Caput corpore continuum v. discretum. Cephalopori marginales duo transversales, interdum obliqui, ciliati vel nudi. Proboscis terminalis Revision der Turhellarien. 28i) haut! raro e plica transversa protraetilis, pugione et burseolis aci- culiferis 1 — 2 instructa. Os ventrale antrorsum situm. Ocefli quatuor in quadrangulum dispositi. Sexus discretus. Anus terminalis posticus. — Maricolae. — Formae longitudinis mediocris, aliquot linearum vel pollicum. Nee situs proboseidis ae oris, nee praesentia cephalopororum, nee plica transversalis in omnibus speciebus exaeto cognitae. — In Tetrastemmate obscuro , specie ovovivipara a el. Schwitze sedulo examinata, proboscis pugione et burseolis acieuliferis est instructa. 1 . Tetrastemina flavidum BEMPRICH et EHRENBERG. - Dies. Syst. Helm. I. 257. Habitaculum. Inter Tubiporae Coiallia prope Tor (Hem- p rieh et Ehrenberg). 2. Tetrastemma varicolor OERSTED. — Dies. Syst. Helm. I. 257. adile: Ocrsted: De region. marin. 80. Habitaculum. Ad littora Daniae (Abildgaard); ad Lami- nariam in tubülo membranaceo hyalino angusto; in regione argillacea s. Buccinoideorum , aestate, in freto üresund (Oersted); Helgo- landiae (Frey et Leuckart); Angliae (Johnston); Galliae ? (Quatrefages). 3. Tetrastemma fnscom OERSTED. — Dies. Syst. Helm. I. 257. adde: Oerxted: De region. marin. 80. Habitaculum. In regione argillacea s. Buceinoideorum aestate Kullen in freto Öresund (Oersted). 4. Tetrastemma rofescens OERSTED. — Dies. Syst. Helm. I. 258. Habitaculum. In sinu Codano (Oersted). 5. Tetrastemma subpellucidum OEIiSTED. - Dies. Syst. Helm. I. 258. Habitaculum. In sinu Codano (Oersted). 6. Tetrastemma assimile OERSTED. — Dies. Syst. Helm. I. 258. H a b i t a c u 1 u m. In arenosis freti prope Snedkersteen (0 e r s t e d). 7. Tetrastemma famosam DIESING. Corpus planum proteum, fusco- viride. Caput corpore conti- nuum apice truncatum. Ceplutlopori elliptici, lati, margine elevati. Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XLV. Bd. I. Abth. 20 290 Diesing. Proboscis pugione et burseolis aciculiferis duabus instructa. Oeelli 2 in utroque margine, brunneo-nigri. Longit. 1 — i1/^'- Polia fumosa Qiiatrefages: Rech. anat. et physiol. Tab. XIV. 9 — 11. — Idein Annal. des sc. nat. 3. ser.VI. 206, 207. Nemertes fumosa Diesing: Syst. Helm. I. 269. Habit acul um. Prope St. Vaast et ad insulam Brehat, vulgaris (Q uatrefages). 8. Tctrasteninia vermicalus STIMPSON. Corpus depressiusculum filiforme flavido-roseum. Caput cor- pore eontinuum. Cephalopori parvi oblique transversi ciliati. Pro- boscis pugione et burseolis aciculiferis duabus instructa. Oeelli per paria dispositi. Longit. 1 — ly2". Poüa vermiculus Qiiatrefages : Rech. anat. et phys. Tab. IV. 12 — 15. — Idem in Annai. des sc. nat. I. s. c. 214. Nemertes vermiculus Diesing: Syst. Helm. I. 270. Tetrastemma? vermiculus Stimpson: Prodi* . II. 19. Habitaci.il um. Ad insulam Brehat, in rupium tissuris, minus frequt-ns (Q uatrefages). 9. Tetrastemma homilis STIMPSON. Corpus planum proteum, fusco-brunneum. Caput corpore eon- tinuum. Cephalopori longi oblique transversi. Proboscis pugione et burseola aeiculifera dextra instructa. Oeelli in rectangulum dispositi. Longit. 4— 5". Polia humilis Qiiatrefages: Rech. anat. et phys. Tab. XI. 5 (Spermatozoid.). XIV. 7 (Anat.). XVI. 2—4. — Idem in Annal. des sc. nat. 1. s. c. 212. Nemertes humilis Diesing: Syst. Helm. I. 270. Tetrastemma? humilis Stimpson: Prodi*. II. 19. H ab i tac ulum. La Torre dell'Isola, in Sicilia (Qiiatrefages). 10. Tetrastemma sangnirnbraui STIMPSON. Corpus teretiusculum filiforme flavido-roseum. Caput a corpore strictura discretum. Cephalopori parvi subcirculares. Proboscis pu- gione armata? Oeelli in quadrangulum dispositi. Longit. 3 — %x/z". Sanguis ruber. Polia sanguirubra Qiiatrefages: Rech. anat. et phys. Tab. XI. 3 et 7. XII. 1. (Anatom.) XV. 10—12. — Idem in Annal. I. c. 208, 209. Nemertes haematodes Diesing: Syst. Helm. I. 270. Tetrastemma? sanguirubrum Stimpson: Prodr. II. 19. Habitaculum. Prope St. Vaast, St. Malo et ad insulam Brehat, in oslreariis (Q uatrefages). Revision «ler Turbellai'ien. £v 1 1 1. Tetrasttuima nielanocephalam. Corpus teretiusculum lineare, lacteo-flavescens. Caput linea transversa media fusca. Cephalopori parvi. Proboscis ... Ocelli in quadrangulum dispositi. Longit. l'/a'', latit. l/a"'. Nemertes melanocephala Johnston: in Map. of Zool. and Botany. I. 535. Tab. XVII. 5. — Oersted: in Kroyer's Naturh. Tidsskr. IV. 577. - [dem: Entw. einer syst. Einth. d. Plattw. 88. — Thompson: in Ann. nat. bist. XVIII. 387. — Diesing: Syst. Helm. I. 270. Prostoma melanocephala Johnston: in Ann. of nat. hist. XVI. 436. Habita cul um. Ad littora Angliae (Johns ton), in sinn Co- dano (Oersted), ad littora Hiberniae (Thomson). 12. Tetrastemma obscurnm SCHULTZE. Corpus subeylindricum, antrorsum parum attenuatum, ciliatum, obscure olivaceum. Caput corpore continuum. Cephalopori trans- versales, lineares, ciliati. Proboscis per intussusceptionem retractilis, parte anteriore intus papillis obsita, pugione subulato manubrio cylindrico medio constricto insidente, et bnrseolis duabus aciculas auxiliarias 2 — 4 ineludentibus instructa. Os antrorsum situm, rimae- forme. Ocelli duo anteriores inter se parum approximati. Longit. fere 1 — 2 corpus ovatum, ciliatum, ocellis nullis, proboscide nee pugione nee burseolis aciculiferis instructa (Schultze). Ovarium per totam corporis longitudinem decurrens. Ovula solitaria cap- sulis pedieellatis inclusa, in cavitate corporis inter cutem et interstitia sacculo- rum biliarium nidulantia (Beneden). De individuis a cl. Beneden lectis , cephaloporis quatuor , sanguine rubro et vasis divisis instruetis (fig. 10 et ii) confer genus Loxorrhochma Schmarda. Tetrastemma obscurum Schultze: Beitr.Turbell. 62 — 66. Tab. VI. 2—10. — Idem: in Zeitscbr. f. wissensch. Zool. IV. 184 (de vasis aquiferis apertura duplici instruetis). — Idem: in V. Carus' Icon. Zootoni. Tab. VIII. 10—13 (cum anatom.). — Leuckarl: in Gott, gelehrt- Anzeig. 1851. 1941. Polia obscura Beneden: Bech. Faune litt. Belgique. 23—28, 46 et 47. Tab. IV. 1—9 (et 10, 11?). 20* 292 L» i e s i u g. Habitaculum. Inter Algas et ligna submersa in mare baltico prope Grypbiam, Aprili (Schultze); ad Fucos et ad Ostreas, indi- vidua adulta organis genitalibus haud evolutis fine Septembris, semel et femina gravida, tubulo membranaceo byalino inclusa, Ostendae (Beneden). 13. Tetrastemiiia capitata!» IUESING. Corpus depressiusculum proteum, flavum, vitta dorsali mediana pallidiore longitudine corporis. Caput a corpore strictura discretnm. Cephalopori transversales distincti. Prohoscis pugione subulato, niannbrio subcylindrico medio constricto insidente, burseolisque aci- culiferis duabus, singula aciculas dnas continentes, instructa. Ocelli duo anteriores invicem magis approximati. Longit. 41/2'". Secundum cl. Beneden duetus exeretorius in foveolam capitis (cephalo- porum) excurrit; apertura foveolae ciliis major ibus instructa. Polia capitata Beneden: Rech. Faune litt. Belgique 28. Tab. IV. 12 — 16 (anatom.). Habitaculum. Inter stirpes Sertularinarum ad oras ßelgiae (Bene den). 14. Tetrastemma stigmatum STMPSON. Corpus teretiusculum gracile, pallide anrantiacum. Caput dis- cretuni, paulo longins quam latum, antice subattenuatum. Cephalo- pori validi; pone ocellos anteriores fascia transversa obscure rubra. Prohoscis... Ocelli posteriores paulo majores. Longit. 1", latit. vix i/s'". Tetrastemma stigmatum Stimpson: Prodr. II. 19. Habitaculum. In fundö limoso et algoso profunditate 6 or- gyiarum in siuu Hakodadi insulae Jesso (Stimpson). 15. Tetrastemma iacisom STIMPSON. Corpus teretiusculum utrinqne subattenuatum, pallide fuscum. Caput strictura discretnm qua dran gulare, dimidio longius quam latum. Cephalopori transversales lineares, interoculares. Prohoscis.. . Ocelli aequales. Longit. ad 5'", latit. ad l/t". Tetrastemma incisum Stimpson: Proceed. Acad. Philad. VII. 380. — Idcm Prodr. II. 19. Habitaculum. In fundo arenoso et algoso profunditate 12 orgyiarum prope Promontorium bonae spei (Slimpson). I!i'\ ision der Turbellai ien Z «j«> 16. Tetrustcmma longccapitatum OERSTED. Corpus lineare postice cauda minuta terminatum, griseo-Iute- scens. Caput anlief subtruncatum, 3 — 4plo longius quam latum. Cephalopori. . '. Proboscis... Ocelli 4 subfröntales approximati, posteriores inter se magis remoti. Longit. 10 — 11". Tetrastemma longeeapitatum Oersted: in Kroyer's Naturh. Tidsskr. I. 1S44-184Ö. 418. Habitaculum. E profunditate maris 50 orgyiarum, prope Dröbak in Norvegia (Oersted). 17. Tetrastemina dabium OERSTED. Corpus öblongo- lineare, retrorsum dilatatum postice obtusüm griseo-flavescens. Caput a corpore linea transversali discretum simulac angustius, antice obtusum, duplo a longius quam latum. Cephalopori transversales lineares interoculares. Proboscis . . . Ocelli anteriores subterminales. Longil. 3'". Tetrastemma dubium Oersted: in Kroyer's Naturhist. Tidsskr. I. 418. Habitaculum. E profunditate SO orgyiarum prope Dröbak in Norvegia (Oersted). Speeres i n qu i r e n d a e : 18. Tetrastemina candidum EHRENBERG. Akal. d. rothen Meeres 66. Tetrastemma candidum Oersted- — Diesing: Syst. Helm. 1. 258. 19. Tetrastemina groenlandicum D1ESING: Syst. Helm. I. 259. 20. Tetrastemma Siphnnculos OEIiSTED. — Dies. Syst. Helm. I. 259. 21. Tctrastemma farinosum. Corpus subeylindricum, diversis coloribus farinoso-adspersum, maculis nigris marginalibus aequaliter distantibus. Caput discretum. Longit. 41/,'". Organa genitalia nondum evoluta. Polia iarinosa Beneden: Rech. Faune litt. Belgique. 29. Tab. IV. 17. Habitaculum. Ad fasciculos Sertularinarum ad oras Belgiae (Bened e n). 22. Tetrastemma. Tetrastemma spec. M. Schnitze: in Carus leon. Zool. Tab. VIII. 1!> (proboscis et Organa genital ia feminea). Habitaculum. Tergesli (Schult ze). 294 D i e s i n g. 23. Tetrast eiiima serpentina GIRARD: in Keller et Tied emann's N.Amer. Monatsber. II. 1851. 1. — Stimp- son: in Smith son's Contrib. VI. 28. Habitaculum. Massuchusetts (...); Grand Manon (Stimps.). 24. Tetrastemma elegans SCHMARDA. Hecate elegans Girard: in Proceed. Bost. Soc. nat. hist. IV. (1852) 185. Tetrastemma elegans Sclimarda: Neue wirbell. Th. I. 1. 38. 25. Tetrastemma Krohnii. Corpus filiforme depressiusculum, griseo-virescens. Proboscis armata, haud vaginata. Ocelii 4, in quadrangulum dispositi. Longit. 2'". Nemertes Krohnii Köliiker: in Verhandl. d. Schweiz, naturf. Versamml. Chur, im Juli 1844. Chur 1845. 89. — Siebold: in Troschel's Arch. 1850. II. 382. Habitaculum. Inter plantas marinas in fretu Messinae (Köl- iiker). 26. Tetrastemma Ehrenbergii. Corpus filiforme depressiusculum, obscure viride. Proboscis armata haud vaginata. Ocelii 4. Longit. 4 — 5. Nemertes Ehrenbergii Köliiker: in Verhandl. d. Schweiz, naturf. Gesell- schaft zu Chur im Juli 1844. Chur 1845.89. — Siebold: in Troschel's Arch. 1850. II. 382. Habitaculum. Inter plantas marinas in fretu Messinae (Köl- iiker). 27. Tetrastemma roseum. Corpus depressiusculum roseum. Proboscis armata. haud vagi- nata. Ocelii 4 in quadrangulum dispositi. Longit. 3 — 3 t/V". Nemertes roseus Köliiker: in Verh. d. Schweiz, naturf. Gesellsch. Chur, Juli 1844. Chur 1845. 89. — Siebold: in Troschel's Arch. 1850. II. 382. Habitaculum. Inter plantas marinas in fretu Messinae (Köl- iiker). Situs cephalopororum in speciebus 25., 26. et 27. et dispositio ocellorum in specie 26. in excerpto saltem non indicantur; acta soc. nat. scrut. helvet. in bibliothecis publicis frustra quaesivi. LXIII. DITACTORRHOCHMA DIESING. Corpus elongatuin proteum. Caput a corpore discretum sub- triangulare. Cephalopori duo ventrales, transversales, juxtapositi, Hi'wsmpii der Tnrbellarien. ^Jl.) arcuati, ciliati. Proboscis terminalis protractilis pugione ision der Turhellarien. <*.F J Ha bi taculum. In regione argillacea s. Buccinoideorvm aestate in freto Öresund (Oersted). 6. Nemertes Benedeneana DJESING. Corpus taeniaeforme proteum, antrorsum nif'escens, retrorsum sensim sensimque sordide flavum, tota lon^itiidine lineis transversis albis aequaliter distantibus oniatuin. Ocelli <> per paria 3 dispositi. Cephalopori longi antrqrsum convergentes. Os longitudinale cepha- lopuris postpositum. Longit. circa 4". Nemertes flaccida Van Beneden (nee Oersted^: Rech. Faun. litt. Bel- gique 14. Tab. I. 14 — 17. Ilabitaculum. In superficie Ostrene hypopodis et rarius sub saxis at Iittus Belgiae (Beneden). 7. Nemertes Gesserensis DIESING. Notospermus Gesserensis Diesing : Syst. Helm. I. 260. Ilabitaculum. In Fnco furcellato littoris Gesserensis Falstriae (Müller). 8. Nemertes biocnlata OERSTED. — Dies. Syst. Helm. I. 272. H;i bitaeul um. in sinu Codano (Oersted). 9. Nemertes badia OERSTED. — Dies. Syst. Helm. I. 272 adde : Oersted: in Kroye r's Naturhist Tidsskr. 1844— 184ä. 419. Habitaculum. Prope Hofmannsgave, et inter Oculinam pro- liferam prope Dröbak in Norvegia (Oersted). 10. Nemertes pnrporea JOHNSTON. — Dies. Syst. Helm. I. 275 adde: Grube: in Troschel's Arch. 1855. I. 150. Habitaculum. Sub lapidibus in sinu Berwickiensi (John- ston) — ad ins"ulam Brehat? in rupiam fissuris (Quatrefages)- — in fissuris saxorum cretaeeorum cum Lithocrypto prasino Dieppe (Grube). 11. Nemertes opaca DIESING: Syst. Helm. I 272. Habitaculum. Insula Tatihou prope St. Vaast (Quatre- fages). 12. Nemertes speetabilis DIESING: Syst. Helm. I. 272 adde. Cerebratulus speetabilis Quatrefages. — Max Schulde : in Zeitscbr. f. wissenseb. Zool. IV. 183. — Grube: Ausflug nach Triest u. d. Quar- nero 129. 300 D i e s i n g. Habitaculum. In Vermetorvm interstitiis, Siciliae (Quatre- fages). Quarnero (Grube). *** Ocelli 10. 13. NeDiertes ©bscora DESOR. Corpus nbscure viride. Ocelli 10 (?). Longit. l*/2 — -2". Saccula ovigera (lagenulae Desor) in filo longo gelatinoso flavidulo de- posita vitellos 3 — 6, rarissime solummodo unicum, vel 10—11, liquido proprio (biogenico Desor) cireumdatos continentia. Stratum vitelli externum embryonis involucrum, ciliis autoniatice vibrantibus obsitum, postmodum dejectum sistit. Embryo, iuvoiucro dejecto, elongatus, proteus, ciliis spontanee vibrantibus tectus, tractu intestinali sensim apparente. Tractus cibarii exordia jara per involucrum translucentia maculae semilunaris forma conspicua. Embryo exclusus haud raro adhuc per aliquot dies in lagenula perstitit Desor. Evolutio ad 34. diem usque observata. Nemertes obscura Desor: in Journ. Boston. Soc. Nat. hist. VI. Nr. 1 (1848) 1 — 12. Tab. I. et II. 22—31. - Versio germanica: Peters: in Müller's Arch. 1848.511-526. Tab. XVIII. et XIX. (de evo- lutione). Nemertes olivacea? 31. Schnitze: in Zeitschr. f. wissenscb. Zool. IV. 180 (opiniones variae). Polia gracilis Girard: in Keller et Ti e d ein, Nord -Am. Monatsber. II. 1851. 4. Polia obscura Stimpson : im Smithson. Contrib. VI. (1854) 28. Habitaculum. Sub saxis et plantis marinis ad littus inter fluxum et refluxum maris prope Bostoniam, fine Januarii (Desor), Grand Manan (Stimpson). 14. Nemertes olivacea JOHNSTON. Corpus teretiusculum , utrinque aequaliter obtusum, fusco- virescens, antice apice rufescens. Cephalopori parvi. Ocelli 10 *) snbinarginales paralleli distantes. Longit. 2" — 1', latit. 1'". Animalculum sub parlu per totam corporis superficiem (capite et cauda exceptis) mucum gelatinosum transparentem excernit, et ovula jam foeeundata per debiscentias cutis in mucum ita expellit, ut ovula prius in uno ovario coa- lita (1—20 et ultra) nunc, liquore pellucido suspensa, membrana communi ho- mogenea transparente, sacculum pyriforme (ovarii simulacrum) formante inclusa sint. Animalculum ovulis depositis tubulum gelatinosum deserit, cujus cavum sensim sensimque obliteratur. Status larvae : Larva globosa, tarde rotans, contractionibus nullis, rima semilunari (ore). Animalculum die 45. e larva exclusum agile, corpore anlror- *) In adultis; 2 v. 4 in speeiminibus juvenilibus ex observ. cl. O erst ed. Revision der Turbellarien. oO 1 sum attenuato, retrorsum rotuDdato, ciliato; tractu intestinali distincto; pro- boscidis et cephalopororum solum exordia conspicua. Ante exclusionem ani- malculiim juvenile larvae ori, anibobus coinmuni, adhaeret (AI. Schultze) *). Planaria bioculata Johnston; in Zool. Joiirn. IV. 56. Nemertes olivaeea Johnston: in Magaz. of Zool. und Botany I. 536. Tab. XVIII. 1 (ocellis solummodo 4). — Oersted: in Kroyer's Naturh. Tidsskr. IV. 578 ei Entw. einer system. Einth. d. Plattw. 80. - Dir- sing: Syst. Helm. I. 273. — .)/. Schultze: in Zeitschr. f. vvissenscb. Zool. IV. (10 C U i e s i n g. Habitaeulum. Prope Panormum et Neapolin (Delle Chi aje) ad oras Siciliae (Quatrefages), Quamero (Grube). 18. Neinertes pachyrhyncha SCHMARDA. Corpus depressiuscnlum parum mutabile, sordide viride lineis transversis laetioribus. Caput corpore continuum. Cephalopori paral- leli. Proboscis crassa. Os rimaeforme longitudiuale post cephalo- poros situm, rosaceum. Ocelli 12 per paria utrinque tria postpositi, a capitis apice remoti. Longit. ad 2", latit. 2'". Nemertes pachyrhyncha Schmarda : Neue wirbell. Th. I. 1. 44. Tab. XI. 99. Habitaculu m. In sinu tabulari promontorii bonae spei (Schmarda). 19. Nemertes communis BENEDEN. Corpus longissimum proteum, nigrum, saepe in uno eodemque individuo viride -brunneum. pallide flavum vel roseum , interdum (plerumque in maribus) totum roseum vel flavidum. Caput sub- discretum depressiusculum, antice truncatum. Cephalopori subpa- ralleli retrorsum dilatati. Proboscis longissima tortuosa, tenuis, sub- aequalis, inermis. Os retro capuf, Iabiis mobilibus instructum, nunc rimaefornie longitudinale, nunc subcirculare, Iabiis longe ciliatis, corpore p;illidioribus. Ocelli 12 — 14 in series duas longitudinales submarginales dispositi. Longit. corporis expansi feminae 11 — 12", latit. l/2 — 1'"; rnas minor. Animalcula nonnuniquam corpus eum in modum invertere possunt ut pagina interna extrorsum spectet. Nemertes communis Beneden: Faun. litt. Belgique 7—14. Tab. 1.1 — 13 (cum anatorn.). Habit aculum. Sub saxis per totum annum, tubulo inclusus Ostendae (Beneden). 20. Nemertes flaccida OERSTED. — Dies. Syst. Helm. I. 273. adde: Oersted: De region. marin. 80. II abitacu lum. Inter rndera testarum in sinubus Norvegiae (Müller), — in regione argillacea s. Buccinoideorum aestate in freto Oresund (Oersted). 21. Nemertes drepaneusis OERSTED. Nolospernuis drepanensis Huschke. — Diesing: Syst. Helm. I. 2(30. H abitacu I um. Drepani in Sicilia inter Corallinas (H uschke). Revision der Turbellarien. «)0i> 22. Nemertes microplitlialiiia OERSTED. Corpus oblongo-lineare, depressum, retrorsum paululum atigu- statum, supra ferrugineum albo-marginatum, subtus albescens. Cepna- lopori, proboscis et os . . . Ocelli 16 per paria dispositi. Longit. 3'/V'- Nemertes microphthalma Oersted: in Kroyer's Naturhist. Tidsskr. I 1844- 184Ö. 418. Habitaculum. Prope Dröbak in Norvegia (Oersted). Nemerti lateritiae sp. 16. haud absimilis. 23. Nemertes striata OERSTED. — Dies. Syst. Helm. I. 274. Habitaculum. Prope Molde et Christianssund in Norvegia in ostreariis (Ha thk e). 24. Nemertes lactea GRUBE. Corpus filiforme, retrorsum attenuatum, album, antrorsum san- guineo-rubrum. Caput strictura discretum, antice rotundatum. Cepha- lopori conspieui. Os subcirculare distantia lineae a margine frontali collücatuiu. Ocelli 16 — 18, utrinque 8 — -9 submarginales serie sim- plici collocäti. Longit. circa 3". Nemertes lactea Grube: in Tro sehe l's Arch. 1855. 1. 151. Tab. VII. 3. 4. Habitaculum. In limo littoris in sinu Villafrancae (Grube). 25. Nemertes Mandilla DIESING: Syst. Helm. I. 274. Habitaculum. Prope St. Vaast, vulgaris (Quatrefages). 26. Nemertes Antonina QUATREFAGES. — Dies. Syst. Helm. I. 274 adde. Grube: Ausflug nach Triest u. d. Quarnero 1861. 80. Habitaculum. La Torre dell'Isola in Sicilia (Quatrefages), prope Cherso et Martinsica (Grube). 27. Nemertes multiocnlata KÖLLIKER. Corpus depressiusculum cinereo - flavidum. Proboscis armata haud vaginata. Ocelli numerosi in circulum dispositi. Longit. 3 — 5'". Nemertes multioculatus Kölliker: in Verhandl. d. Schweiz, naturf. Ge- sellsch. in Chur 1844. Chur 1845. 89. — Siebold: in Troschel's Arch. 1850. II. 382. Habitaculum. Inter plantas marinas in freto Messinae (Kölliker). 28. Nemertes collaris SCHMARDA, Corpus teretiusculum vix depressum partim mulabile viride- fuscum. Caput oblongum a corpore linea transversa]! alba interrupta 304 Die.ti.ng. s. collari distinctum. Cephalopori subparalleli 1 yV" longi, rubri. Proboscis inermis. Os rimaeforme longitudinale post cephaloporos situm. Ocelli numerosi in acervos duos versus margines capitis sitos dispositi. Longit. fere 4"; latit. i1/,'". Nemertes collaris Schmarda: Neue wirbell. Th. I. 1, 44. Tab. XI, 98. Habita culum. In oceano indico ad oram Orientalen) Ceyloniae (Schinard a). 29. Neuiertes polyophthalma SCHMARDA. Corpus planiusculum rubescens. Caput corpore continuum. Cephalopori anlrorsuin latiores, breves, paralleli, a capitis apice valde reinoti. Os ovale subterminale (?). Ocelli plurimi , irregulariter dis- persi. Longit. fere 6", latit. ad 2,/a'". Nemertes polyophthalma Schmarda: Neue wirbell. Th. I. 1. 44. Tab. XI. 97 (solum pars anterior). Habitaculum. In oceano pacifico in sinn Paita ad oras Peru- viae (Seil mar da). 30. Nemertes ftnatrefagei BENEDEN. Corpus elongatum depressiusculum, varie contortum, fissile, pallide bruuneum, supra faseiis 8 multo obscurioribus, corpori aequi- longis, subtus unicolor fascia mediana longitudinali pallida. Caput a corpore vix discretnm. Cephalopori longi retrorsum dilatati, an- tice convergentes. Proboscis inermis (?). Os nunc rimaeforme, nunc infundibuliforme, retro cephaloporos situm. Ocelli 60 — 80, utrinque 30 — 40 versus capitis marginem irregulariter dispositi. Longit. 4i/a". Nemertes Quatrefagii Van Beneden; Rech. Faun litt. Belgique IS (cum anaton..). Tab. II. 5-9. Habitaculum. Ad Ulvas prope Ostendam, specirnina duo (ßeneden). 31. Nemertes crassa DIESING: Syst. Helm. I. 275 adde. Cerebratulus crassus Quatrefages. — Grube: Ausflug nach Triest u. d. Quarnero 1861. 76, 81 et 129 (de natura tubuli). Habitaculum. In Vermetorum interstitiis Iittorum Siciliae, baud raro (Quatrefages), Cherso in Quarnero in tubulis (Grube). 32. Nemertes maculata OERSTED. — Dies. Syst. Helm. I. 275 adde: Oerated: De region. marin. 80, Habitaculum. In regippe argillacea s. Buccinoideorum, aestate, Hellebaek in (Veto Ö res und (Oersted). [{«viaioii der Turhellarien 305 S pe ei 6 s in q u i reu d a e. 33. Nemertcs octoculata JOHNSTON. — Dies. Syst. Holm. I. 276. 34. Nemertes sanguinea DIESING: ibid. 276. 35. Nemertcs ligurica. Corpus crassum fere planum, ntrinque retrorsum tarnen magis attenuatum, supra cinerascens, snbtus pallidius. Caput corpore con- tinuuin antice rotundatum. Proboscis inermis. Ocellorum numerus incertus. Longit. 4i/8— 6«/8", latit. 3— 3v/- c/Z/s 300, grisea 265, humilis 290, involuta 254, obscura 291, 295 et 300, oculata 255, rhomboidalis 265, sanguiru- bra 290, vermiculus 290. Polina Stimpson: cervicalis 265, grisea 265, rhomboidalis 265. Polyhopla Diesing: Nemertes 297. 31b D i e s i n g. Polystemma Hempr. et Ehrenb. : adriaticum 261, pellucidnm 257, pusillum 261, roseum 256, sinuosum 261. Poseidon Girard: affinis 310, Colei 310. Proporus 0. Schmidt: Cyclops 206, rubropunctatus 208, viridis 207. Prorhynchus Schultze: tluviatilis 269, stagnalis 269. Prostomum Duges: armatum 257, Botterii 246, clepsinoideum 247, croceum 246, furiosum 246, immundum 246, lineare 246, melanocephalum 291, Steenstrupii 246, vittatum 241. Pseudostomum 0. Schmidt: Feroense 227, quadrioculatum 227. Quatrefagea Diesing: insignis 296. Ramphogordius Rathke: lacteus 268. Renieria Girard: rubra 274. Rhynehoprobolus Schmarda: erythro phthalmus 246, papillosus 245, tetrophthalmus 247. Rhynehoscolex Leidy: papillosus 245, simplex 245. Schizoprora 0. Schmidt: venenosa 233. Schizostomum 0. Schmidt: prodnctiim 221. Scotia Leuckart: rugosa 310. Serpentaria G o o d s i r : rubella 282. Sidonia Schultze: elegans 208. Sifonenteron Renier: bilineatum 273, elegans 272. Spiroclytus 0. Schmidt: capitatus 225, Euryalus 229, Nisns 225, setosus 225. Stenostomum O.Schmidt: achroophthalmum 236 et 238, Cofa- 6er 237, leucops 238, torneense 239, nnicolor 236. Stimpsonia Girard: aurantiaca 268. Strongylostomum Oersted: andicola 218, assimile 220, coeru- lescens 235, metoploglenum 219, radiatum 220. Stylacium Cor da: isabellinum 239. Taeniosoma Stimpson: aequale 252, quinqueliueatum 251 , sep- temlineatum 251. Tatsnoskia Stimpson: depressa 264. Telostomum Oersted: ferrug&neum 206, Mytili 228. Tetracelis Hempr ich et Ehrenberg: fontana 229. marmorata 229, Mytili 228. Revision der Turbellarieu. 317 Tefrastemma Hemprich et Ehrenberg: assimile 289, candidum 293, capitatmn 292, dubium 293, Ehrenbergii 294, elegans 294, farinosum 293, flavidum 289, fumosum 289, fuscum 289, groenlandieum 293, luirnile 290. inrismn 292, Krohnii 294, longecapitatum 293, lumbricoides 270, melanooephalum 291, ohsciirum 291, roseum 294, rufescens 289, san- gui rubrum 290, serpeutinum 294, Siphunculus 293, stig- matum 292, subpellucidura 289, varicolor 289, vermiculus 290. Tricelis Quatrefages: faseiata 225, obtusa 226, quadripunctata 226. Trigonostomum 0. Schmidt: setigerum 229. Tubulanus Renier: defractus 272, elegans 271, polymorphns 271, pusillus 272. Turbella Hemprich et Ehrenberg: andicola 218. appendiculata 215, ■assimilis 223, bacillifera 222, baltiea 217, bistrigata 224, caudata 219 et 223, Conus 219, Craci 221 , crenulata 222, cyathus 221, diglena 222, Ehrenbergii 220, fallax 221, fusiformis 220, galiziana 217, gibha 216, Helluo 224, Hystrix 215, lenticulata 221, leucocelis 218, lingua 220, lunulata 216, metopoglena 219, nigrovenosa 223 , notops 217, ovoi- dea 222, personata 221, pisciculus 216, Planaria 224, pla- tyura 215, producta 221, Proteus 224, pusilla 221, radiata 220, reticulata 218, rostrata 220, Scbmidtiana 216, scoparia 217, selenops 216, siphonophora 218, Solea 223, sphaero- pharynx 219, Squalus 216, stagni 224, stellato-maculata 223, strigata 224, tenax 224. tetragona 221, trisronoglena 219, truncula 223, unipunctata 216, viridis 216 et 224, Wandae 222. Typhlomicrostomum D i e s i n g : coerulescens 235. Typhloplana Hemprich et Elirenberg: anotica 211, ceylonica 210, coeca 210, elongata 210, gracilis 211, Hirudo 211, lapponica 21t, pallida 209, parasita 210, pellucida 209, Schultzeana 209, variabilis 210, viridata 210. Valencinia Quatrefages: annulata 253. annulata 253, dubia 296. elegans 252, elegans 253, longin.stris 253, ornata 252. splendida 252, striata 253. O 1 ö D i e s i n g. Revision der Turbellarien. Vortex Hernprich et Ehrenberg: halticus 217, Benedeni 227, capitatus 225, caudatus 219 et 224, eaudatus 227, chloro- stictus 229, coecus 209, conus 220, coronarius 227, crucia- tus 229, dubius 228, emarginatus 229, ferrugineus 227, fontanus 229, Girardi 227, marginatus 229, marmoratus 229, mutabilis 228, Mytili 228, pallidus 228, pellacidas 209, peniciliatus 227, pictus 226, quadrioculatus 227, reticulatus 218, scoparius 217, sphaeropharyncc 219, trigonoglena 219, truncatus 226, variegatus 229, viridis 216 et 224, vittatus 241, Warreim 229. Vorticeros 0. Schmidt: pulchellum 230. 319 VII. SITZUNG VOM 27. FEBRUAR 1862. Herr Prof. Dr. Aug. Em. Reuss übersendet eine Abhandlung: „Die Foraminierfen des norddeutschen Hils und Gault". Herr Regierungsrath A. Ritter v. Burg legt eine Abhandlung „über die Wirksamkeit der Sicherheitsventile bei Dampfkesseln" vor. Herr Prof. Dr. Fr. Unger überreicht die II. Abtheilung seiner für die Denkschriften bestimmten Abhandlung: „Syttoge plantarum fossilium*. Herr Dr. S. Subic übergibt den I. Abschnitt einer Abhandlung, betitelt: „Grundzüge einer Moleeularphysik und einer mechanischen Theorie der Elektricität und des Magnetismus". Herr Dr. V. v. Lang zeigt und erläutert einen nach seiner An- gabe eonstruirten Apparat zum Messen des Winkels der optischen Axen. An Druckschriften wurden vorgelegt: Akademie der Wissenschaften, Königl. Preuss., zu Berlin, Monats- bericht. December 1861. Berlin, 1862; 8»- — der Wissenschaften, Königl. Bayer., zu München, Sitzungs- berichte. 1861. II. Heft I. München, 1861; 8" Annales des mines, 5e Serie. Tome XX. 5" Livraison de 1861. Paris, 1861; So- Astronomische Nachrichten, Nr. 1348 — 1349. Altona, 1862; 4»- Austria, XIV. Jahrgang, VII. & VIII. Heft. Wien, 1862; 8°' Bauzeitung, allgemeine, XXVII. Jahrgang, I. Heft sammt Atlas. Wien, 1862; 4"- und Folio. Canestrini, Giov., I Gobii del Golfo di Genova. Con 4 tavole. (Estr. dalPArch. per la Zool. t. 1. f. 2 Febbr. 1862.) 8°- 320 Cos mos, XIe Annee, 20e Volume, V Livraison. Paris, 1862; So- Gesellschaft, k. k. m. schl., zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde, Mittheilungen. Jahrgang 1861. Brunn; 4°* — Jahresheft der naturwissenschaftlichen Section für das Jahr 1859. Brunn, 1860; 8»-— Stmhal, Jakob, Anlei- tung zur rationellen Bienenzucht. Brunn, 1861; 8°- — Idem Nävod k rozumnemu vcelafstvi. V Brne, 1861; 8°- Gcw erbe- Verein , nieder-österreichischer, Verhandlungen und Mittheilungen. Jahrgang 1862, 2. Heft. Mit 5 Holzschnitten. Wien, 1862; 8<>- Jena, Universität, Akademische Gelegenheitsschriften für das zweite Halbjahr 1861. Camburg und Jena; 8<>- und 4°- Land- und forstwirtschaftliche Zeitung, XII. Jahrgang. Nr. 6. Wien, 1862; kl. 4°- Lot os. Zeitschrift für Naturwissenschaften, XII. Jahrgang, Januar 1862. Prag; So- M i tth ei 1 u ng e n aus J. Perthes* geographischer Anstalt. Jahrgang 1862,1. Heft. Gotha; 4«- Sociedad deNaturalistas Neo-Granadinos, Boletin, Junio de 1860 — Enero de 1861 (pag. 23—138). Bogota & Loudres; So- Verein, physikalischer, zu Frankfurt a. M., Jahresbericht für das Rechnungsjahr 1860—1861; So- Wiener medicinische Wochenschrift, XII. Jahrgang, Nr. 7 und 8. Wien, 1862; 4o- Wochen-Blatt der k. k. steierm. Landwirthschafts-Gesellschaft, XI. Jahrgang. Nr. 9. Gratz, 1S62; 4o- SITZUNGSBERICHTE DEK KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH -NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE. xl\. band. ERSTE ABTHEILUNG. Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Botanik, Zoologie, Anatomie, Geologie und Paläontologie. 22 321 VIII. SITZUNG VOM 13. MÄRZ 1862. Herr Hofrath W. Haidinger übersendet eine Mittheilung „über das Regenbogen-Phänomen am 28. Juli 1861". Herr Director K. v. Littrow überreicht die Fortsetzung seiner Arbeiten über physische Zusammenkünfte der Asteroiden im Jahre 1862, nebst einer von Herrn Dr. J. Frischauf durchgeführten Bahnbestimmung der Asia. Herr Director K. Kr eil legt eine Abhandlung „über Barometer- schwankungen in längeren Perioden" vor. Das c. M., Herr Dr. K. Hörn stein, übergibt eine Abhandlung: „Helligkeits-Ephemeriden und Darstellung des Laufes der Asteroiden im Jahre 1862", von Herrn R. So nnd orfer, Assistenten an der hiesigen k. k. Oberrealschule auf dem Schottenfelde. Herr Dr. Ferd. Zirkel aus Bonn legt eine Abhandlung vor, betitelt: „Versuch einer Monographie des Bournonit". Herr Dr. S. Subic überreicht den II. Abschnitt seiner Abhand- lung: „Grundzüge einer Molecularphysik und einer mechanischen Theorie der Elektricität und des Magnetismus". Herr Dr. Edm. Reitlinger, Assistent am hiesigen k. k. physi- kalischen Institute, übergibt eine Abhandlung: „Über Töne und einige Bewegungserscheinungen im Schliessungsbogen des galvani- schen Stromes". An Druckschriften wurden vorgelegt: Akademie der Wissenschaften, Königl., zu Amsterdam, Verhande- lingen. IX. Deel. Met Platen. Amsterdam, 1861; 4»- — Vers- lagen en Mededeelingen. Afdeeling Natuurkunde. XI. & XII. Deel. Amsterdam, 1861; 8°- — Jaarboekvoor 1860. Amsterdam; 8°- — 322 Verhandelingen der 1. Klasse van het voormalig koninkl. Neder- landsch Instituut, Deel III, IV,V, VII. Amsterdam, 1817, 1818, 1820 & 1825; 4°- — Nieuwe Verhandelingen der 1. Klasse, Deel 1, II, VI & XII. Amsterdam, 1827-1829, 1837 & 1846; 4<>- — Verhandelingen der 2. Klasse, Deel I — VIII. In den Haag & Am- sterdam, 1818—1843; 4°- — Nieuwe Verhandelingen der 2. Klasse, Deel I & II. Amsterdam, 1850 & 1851 ; 8<>- — Gedenk- schrifteninde Hedendaagsche Talen van de 3. Klasse, Deel I — VI. Amsterdam, 1817—1848; 4«- American Journal of Science and Arts, New Series. Vol. XXXIII. No. 97. New Haven, 1862; 8<>- Astronomische Nachrichten, Nr. 1350 — 1351. Altona, 1862; 4«- Austria, XIV. Jahrgang, VIII. — X. Heft. Wien, 1862; 8<>- Comptes rendus des seances de l'Academie des sciences. Tome LIV, No. 5 & 6. Paris, 1862; 4<>- Cosmos, XI" Armee, 20e Volume, 8e — 10" Livraison. Paris, 1862; 8o- Favre, P.A., Notices sur ses travaux scientifiques. Paris, 1862; 4°- Fichtner, J., Über künstliche Fischzucht. (Aus dem 2. und 3. Hefte der Verhandlungen und Mittheilungen des nieder- österreichi- schen Gewerbe-Vereins.) 8°* Gazette medieale d 'Orient, VeAnnee, No. 1 1 .Constantinople.l 862 ; 4°- Gesellschaft, k. k. zoologisch -botanische, in Wien, Verhand- lungen. Jahrgang 1861. XI. Band. Wien, 1861; S°- — naturforschende zu Bamberg, V. Bericht. Für das Jahr 1860 — 61. Bamberg, 1861; 8°- Instituut, Koninklijk Nederlandsch Meteorologisch, — Meteorologi- sche Waarnemingen, 1860. Utrecht, 1861; 4°- Jahrbuch, Neues, für Pharmacie und verwandte Fächer. Heraus- gegeben von G. F. Walz und F. L. W ine kl er. Band XVII. Heft 1. Heidelberg, 1862; So- Land- und forstwirtschaftliche Zeitung, XII. Jahrg., Nr. 7 und 8. Wien, 1862; kl. 4°- Mittheilungen aus J. Perthes* geographischer Anstalt, Jahrg. 1862, II. Heft. Gotha; 4<>- Neureich, August, Nachträge zu Maly's Enumeratio plantarum phanerogamicarwn imperii Austriaci universi. Herausgegeben von der k. k. zoolog.-bot. Gesellschaft in Wien. Wien, 1861 : 8°- 323 Society, Tlie Natural History, of Montreal, The Canadian Naturalist & Geologist. Vol. VI., No. 6. Montreal & London, 1861; 8«- Staring, W. C. H., Geologische Karte der Niederlande. Blatt Nr. 19 & 20. Harlem; Folio. Wiener medicinische Wochenschrift, XI. Jahrgang, Nr. 9 & 10. Wien, 1862; 4»- Wochen- Blatt der k. k. steierm. Landwirthschafts-Gesellschaft, XI. Jahrgang, Nr. 10. Gratz, 1862; 4°- Zeitschrift für Chemie und Pharmacie, von Emil Erlenmeyer. V. Jahrgang, Heft 4. Heidelberg, 1862; 8°- — für Fotografie und Stereoskopie, II. Jahrgang, 1861. Nr. 22. Wien, 1862; 8°- Zerrenner, Karl, Über die Erweiterungsfähigkeit des Schwefel- bergbaues zu Swoszowice in südlicher Nachbarschaft von Krakau. (Berg-, und Hüttenmännische Zeitung. Jahrgang XXI, Nr. 1 & 2.) Freiberg, 1862; 4»- Giimhel. Die Dachsteinbivalvc und ihre alpinen Verwandten. 325 Die Dachsteinbivalue (Megalodon triqueter) und ihre alpinen Verwandten. (Ein Beitrag zur Kenntniss der Fauna der Alpen.) Von C. W. Giimbel, königlich baierischera Bergmeister. (Mit 7 Tafeln.) (Vorgelegt von dem w. M. Berg rat h Franz v. Haner.) Die Dachsteinbivalve and die alpinen IQegalodonten. EINLEITUNG. In der nördlichen, wie in der südlichen Nebenzone der Ost- alpen kommen sehr ausgedehnte und mächtige Kalk- und Dolomit- bildungen vor, welche der Hauptmasse nach sich auf eine für den Geognosten höchst unerfreuliche Weise durch eine grosse Armuth an organischen Überresten auszeichnen und daher bei der geognosti- schen Einreihung grosse Schwierigkeiten machen. Über den schwarzen Kalken (Guttensteiner Schichten), welche ihren organi- schen Einschlüssen zu Folge nach fast allseitiger Annahme dem mitteldeutschen Muschelkalke im Alter gleichzustellen sind, beginnt in den Alpen, nur durch eine verhältnissmässig nicht sehr machtige Mergelschiefer- (Partnachschichten-) Bildung von dem alpinen Muschelkalke getrennt, eine Kalk- und Dolomitmasse von ungeheurer Mächtigkeit sich aufzuthürmen. Sie wird nach Oben von denjenigen Schichten bedeckt und begrenzt, welche unzweideutig dem ausser- alpinischen Lias entsprechen. Ammonites angulatus und zahlreiche Arieten bezeugen, dass diese hangenden , meist als rothe, platten- förmige Kalke entwickelten Liasschichten wenigstens in ihren ersten und tiefsten Lagen als ein Analogon der untersten Stufen des ausser- 326 Gümbel. alpinischen unteren Lias anzusehen sind. Die Kalk- und Dolomit- massen zwischen jenem Alpenmuschelkalke und dem unzweideutigen alpinischen Stellvertreter der unteren Liasbildung werden zwar durch mehrere eingefügte, bald mehr kalkige, bald mehr thonige, versteinerungsreiche, meist schieferige Zwischenlagen in mehrere Abteilungen geschieden und getrennt, doch ist die petro- graphische Beschaffenheit dieser darnach unterscheidbaren Kalke und Dolomite so nahe übereinstimmend, dass es schwer hält, wo jene Zwischenschichten undeutlich, verwischt oder nicht entwickelt sind, oder wo die Lagerungsverhältnisse durch Schichtenver- rückungen gestört und undeutlich sind, die einzelnen Gruppen nach den Lagerungsverhältnissen und der Gesteinsbeschaffenheit mit Sicherheit zu unterscheiden und zu bestimmen. Jene erwähnten, versteinerungführenden Zwischenschichten sind in der Regel nur von sehr geringer Mächtigkeit, so dass sie den ausgedehnten Kalk- und Dolomitmassen gegenüber sehr untergeordnet erscheinen und oft nur mit grosser Aufmerksamkeit im Gebirge aufgefunden werden können. Ausserdem bewirkt ihre meist thonige Beschaffenheit eine rasche Zerstörung an der Oberfläche, wodurch sie in vollstän- dig zersetzten Lehm übergehen, bei meist stark geneigter Schich- tenlage thalartige Vertiefungen, Sättel und Wasserrinnen veranlassen und im Ausgehenden auf den bei Weitem grössten Strecken von dem aus ihrer Zersetzung hervorgegangenen, dem ursprünglichen Gestein sehr unähnlich gewordenen Zersetzungsproducte (Lehm) oder von Schutt und Geröll überdeckt und dadurch der directen Beobachtung entzogen sind. Im gleichen Masse verlieren sie als Hilfsmittel zu der geognostischen Orientirung an Bedeutsamkeit. In den nördlichen Kalkalpen legen sich bald mehr thonig- kalkige, bald mehr sandige oder mergelkalkige Schichten zwischen den dunkelfarbigen Alpenmuschelkalk und den zunächst höher fol- genden hellgrauen, meist weisslichen Kalk und Dolomit. Es sind dies jene Bildungen, die ich unter dem Namen der Partnachschichten oder des alpinischen Lettenkohlen-Schiefers und Sandsteines in den nördlichen Kalkalpen beschrieben habe. In den südlichen Kalkalpen entsprechen mit grosser Wahr- scheinlichkeit die unter dem Collectivnamen St. Cassianer Schichten zusammengefassten Bildungen mindestens theilweise diesen Lettenkohlenschichten der Nordalpen. Zwischen der auf Die Dachsteinbivalve und ihre alpinen Verwandten. 327 diese thonig-sandige Schichtenreihe folgenden Kalk- und Dolomit- inassen (llallstätter Kalk und Dolomit) selbst, lagern zwei thonig- kalkige Zwischenbildungen, die sogenannten Raibler und Kö sse- ner Schichten *), welche ich den ausseralpinischen Ablagerungen entsprechend als alpinische untere und o b e r e M u s c h e 1 k e u p e r- schichten bezeichne2). Diese zwei Zwischenbildungen trennen die hellfarbige Kalk- und Dolomitmasse in drei Abtheilungen. Die tiefsten und ersten Kalk- und Dolomitbildungen — die so- genannten llallstätter Schichten und die Kalk- und Dolomit- schichten von Esino, oder nach meiner Bezeichnungsweise der untere alpinische Keuperkalk — liegen demnach zwischen den Lettenkohlen- oder Partnachschichten und den Raibler- oder unteren Muschelkeuperschichten und sind, wo diese wirklich ent- wickelt sind, nach der Lagerung leicht zu erkennen und zu scheiden. Ott aber schliessen sie sich unmittelbar älteren Gesteinsunterlagen an oder setzen ohne Zwischenlagen und desshalb ohne sehr bemerk- bare Grenze in höhere dolomitische Massen fort, so dass sie mit letzteren einen Schichtencomplex ausmachen. Die tiefste Kalk- und Dolomitabtheilung in ihrer bestimmten Abgrenzung nach unten und oben ist durch gewisse Eigenthümlich- keiten vor den übrigen zunächst verwandten Kalk- und Dolomitge- bilden ausgezeichnet. Wir können hier zwar weder die auf grossen Verbreitungs- strecken anhaltende grössere Reinheit und zugleich reine weissliche Färbung dieser Kalk- und Dolomitmasse, noch die von Stelle zu Stelle bemerkbaren eigenthünilichen grossoolithischen und mäandri- nisch-streifigen Zeichnungen als sichere Unterscheidungskennzeichen anführen. Denn diese lithologischen Charaktere sind viel zu unbe- ständig und trügerisch, um sich auf dieselben zu verlassen, so ferne es sich um Wiedererkennung gleichartiger Gebilde an etwas von einander entfernt gelegenen Fundorten handelt. Dagegen stellen sich hier häufiger als in den nächst höheren Dolomitregionen orga- nische Oberreste ein, welche, wo sie vorkommen, dem Gesteine einen bestimmten paläontologischen Charakter verleihen. Besonders *) v. Hauer, SiUungsber. d. math.-natuw. Cl. d. k. Akad. d. Wiss. Bd. XXIV, S. 537 und Jahrb. d. k. geol. Reichsanst. 1853, S. 736. 2) Güinbel in: Geognostische Beschreibung des baierischen Alpengebirges , S. 259 und 356. 328 Gümbel. sind es die speciell als Hallstätter Kalke zu bezeichnenden rothen oder rothgefleckten und weisslichen Kalke in den Nordalpen, welche stellenweise durch die Fülle ihrer Versteinerungen so grosse Berühmtheit unter den Alpengesteinen erlangt haben. Stellenweise sind die organischen Stoffe so gehäuft, dass eine wahre Lumachelle entsteht. Globose Ammoniten ganz insbesondere, dann gewisse Chemnitzien, die überaus häufig vorkommende Monotis salinaria, Brachiopoden, Gasteropoden und Pelecypoden von eigen- tümlichem Habitus und Korallen machen den nicht unbeträchtlichen Kreis dieser organischen Einschlüsse aus und reichen vollständig zu, das Eigentümliche dieser Bildung festzustellen, sie von tieferen und höheren Lagen abzutrennen und diese Gesteinsstufe an entfernten Orten wieder zu erkennen. In den Südalpen umschliessen zuckerkörnige, weissliche Dolo- mite (Schichten von Esino) zahlreiche Versteinerungen, welche nach allgemeinem Urtheile die sie einschliessenden Sedimente im Alter den Hallstätter Schichten gleichstellen *). In den nördlichen und südlichen Kalkalpen erscheinen diese Versteinerungen in gewisser Häufigkeit, aber immerhin nur an wenigen Punkten; hier aber gleichsam angehäuft, so dass sie gegen- über der ausgedehnten Verbreitung der hierher gehörigen Gebirgs- massen demnach im Allgemeinen nur als spärlich verbreitet bezeich- net werden müssen. Die grosse Masse des Kalkes und Dolomites ist versteinerungs- arm, oder es finden sich darin nur wenige, oft dürftig erhaltene, undeutliche Fragmente organischer Überreste, so dass man in den allermeisten Fällen genöthigt ist, die Stufe, welche die hierher zu zählenden Gesteine einnehmen, nach den oft verwickelten Lage- rungsverhältnissen und nach dem nicht immer zuverlässigen litho- logischen Charakter zu bestimmen. Am meisten Vorschub leistet in dieser Hinsicht ihre Lagerung zwischen den zwei thonig-merge- ligen Schichtenreihen, nämlich zwischen den Part nach- und Raibler Schichten, doch stossen wir auch hier wieder auf neue Unsicherheiten. Denn selbst in den Nordalpen ist die Unterscheidung der beiden mergeligen Schichtenreihen, an welche als dritte nächst- *) s i ii |i |i ;i n i . Paleo.ntologie lombarde, Monographie des Gasteropodes des environs d'Esiuo, p. 9. Die Dachsteinbivalve und ihre alpinen Verwandten. 3*9 verwandte Gruppe die des oberen Muschelkeupers (Kössener Schichten) sich anschliesst, nicht ohne Schwierigkeit. Wollen wir von dem Vorkommen der oft mehreren Stufen gemeinsamen, seltenen Pflanzenreste, sowie von dem Einschlüsse der polymorphen llalubia Lommeli absehen, so ist nicht zu verkennen, dass die unteren Muschelkeuperschichten (Raibler) ziemlich zahlreiche, oft iden- tische, oft zunächst mit Arten von St. Cassian verwandte Formen einschliessen, wodurch die genaue paläontologische Unterscheidung beider Stufen erschwert wird. Doch finden sich eigenthümliche Species in den Raibler Schichten, welche die Selbstständigkeit dieser Stufe in den Nordalpen ausser Zweifel setzen und auf wenig- stens einigermassen ausgedehnte Strecken diese Bildung bestimmt zu erkennen gestatten. Aber in wie viel hundert Fällen ist auf meilenweiten Strecken deren Spur verwischt oder sind die Schichten selbst zweideutig ausgebildet, oder durch überstürzte Lagerung sogar in scheinbar umgekehrte Lagerungsbeziehung zu den Kalk- massen gesetzt? Weniger sicher scheinen die Verhältnisse in den Südalpen festgestellt zu sein. Zwar ist durch F. v. Hauer in den lombardi- schen Alpen eine gleiche Schichtenordnung, wie in den Nordalpen nachgewiesen worden. Aber diese Auffassung wurde von Seite einiger italienischer Geognosten nicht ohne Einrede aufgenommen1), indem behauptet wurde, dass hier die Repräsentanten der Raibler Schichten — die Schichten von Dossena — unter dem Esino-Dolomit gelagert angenommen werden müssten. Diese Unsicherheit vermehrt sich durch die fast gleichförmige lithologische Beschaffenheit der mit den Mergel- und Sandstein-Zwischenlagen zusammen vorkom- menden Dolomite , wodurch Verwechslungen der verschiedenen Stufen so leicht möglich sind. Schon Escher v. d. Linth glaubte (Geol. Bern. ü. Vorarlb. p. 112u. 113) vier Dolomitetagen wenigstens örtlich in den lombardischen Alpen unterscheiden zu können , worin zwei obere Etagen den Dachsteinkalk (mit Megalodon scutatus Schafh.) und die Kössener Schichten repräsentiren, während die Hauptmassen des Dolomites, zu welchen auch jene versteinerungs- reichen Schichten von Esino gehören, über den Schichten (Dossena, Oncta) mit Myophoria Whatleyae ihre Stelle fänden. Stoppani stellt i) Stoppani I. c. p. 8. 330 Gümbel. 1. c. 7 — 9) den versteinerungsreichen Dolomit und Kalk von Esino mit dem Hallstätter Kalke in gleiches Niveau und glaubt annehmen zu müssen, dass diese Esinoschichten über den mehr mergeligen Gebilden von Dossena liegen, folglich, dass letztere kein Äquivalent für die Raibler Schichten, vielmehr mit den eigentlichen Gebilden von St. Cassian von gleichem Alter seien. Ragazzoni *) erklärt diese von der Auffassung v. Hauer's abweichende Ansicht Stop- pani's daraus, dass Stoppani den Kalk von Esino mit dem oberen Triasdolomit (Hauptdolomit) identificirte, unter welchem letzteren allerdings die Raibler Schichten lagern.. Stoppani 's neue Gliederung3) gibt folgende Reihenfolge: A. Lias. 1. Rildungen von Saltrio, Kalk mit Ammonites bisulcatus, Gryphaea arcuata. 2. Oberer Dolomit (Dachsteinkalk) mit einer Bivalve Mega- lodon scM^M^s-ähnlich oder mit ihr identisch. !a) Schichten v. Azzarola, b) Lumachelle u. schwar- ze Mergelschichten. B. Oberer Trias. 4. Mittlerer Dolomit (mittlerer Dolomit im besonderen mit Cardium, Esinokalk) mit der Fauna von Esino (Äquivalent der Hallstätter und Cassianer Bildungen). 5. Schichten von Gorno und Dossena (Äquivalent der Raibler Schichten). Diese neueste Gliederung der südalpinischen Kalkmassen im Vergleiche zu jenen in den Nordalpen Hesse sich, falls sie richtig ist, nur erklären, wenn in den Südalpen entweder das wahre Äquivalent der Raibler Schichten fehlt und so der unter den Kössener Schichten (3) gelagerte Hauptdolomit (unterer Dachsteinkalk und Dolomit von Richthofen) mit dem Hallstätter Kalke in ein Kalkschichtensystem verschmilzt, oder indem beide, Hauptdolomit und Raibler Schichten zugleich, nicht entwickelt sind, oder endlich indem das wahre Äqui- valent der Hallstätter Kalke und Dolomite ausfiele und so die Schichten von Esino in das Niveau desHauptdolomits zu setzen und die Schichten !) Jahrb. der geol. Reichsansi. 1859. X. Verh. p. 192. 2) Paleont. lombarde, 2. Se'rie, p. 147. Die Dachsteinunralve und ihre alpinen Verwandten. o»)l von Dossena mit jenen von St. Cassian oder bestimmter mit den Partnach-Schichten der Nordalpen zu vereinigen wären. Vergleicht man hiermit die Beobachtungen, welche von verschiedenen Forschern in den Südalpen angestellt wurden, so scheint es am wahrschein- lichsten, dassStoppani den Kalk und Dolomit unmittelbar unter den Schichten mit Avicula contorta, die nach verschiedenen Angaben noch die berühmte grosse Bivalve enthalten, mit denjenigen kalkigen Schichten vereinigt hat, die das echte Äquivalent der Hallstätter Schichten sind, indem wohl das trennende Glied — Raibler Schich- ten — wie es in den Nordalpen öfters der Fall ist, stellenweise ver- wischt, unentwickelt oder unansehnlich ist. Leider fehlt es gerade in diesen Gliedern an häufiger verbreiteten und leitenden Versteinerungen, die hier sichere Anhaltspunkte ge- währten. Nur die eine Thatsache scheint sich hieraus festzustellen, dass nämlich der ganze Schichtencomplex von den St. Cassianer Bildungen bis hinauf zum oberen Dolomite, oder dem Repräsentanten des Dachsteinkalkes, ein ebenso eng verbundenes Ganzes bildet, wie ich dasselbe in den Nordalpen nachgewiesen habe. Hier nimmt über dem in fiist ununterbrochenem Zuge zu verfolgenden Schichtenstreifen des unteren Muschelkeupers (Raibler Schich- ten) zunächst eine sehr mächtige Dolomitmasse ihre Stelle ein. Es ist dies der sogenannte Hauptdolomit oder der untere Dach- steinkalk und Dolomit. Durch den ganzen Zug der bayerischen und Tiroler Alpen , in welchem der Dolomit häufig eine Mächtigkeit von mehreren tausend Fuss gewinnt und in mehrere parallele Züge von meilengrosser Breite sich ausdehnt, ist diese Lagerungsweise conslatiit und dadurch die Altersbeziehung sicher gestellt, wenn auch trotz dieser enormen Verbreitung fast jede Spur von organi- schen Einschlüssen fehlt. Ausser den Fisch- und Pflanzenresten in den eingelagerten bituminösen oder Asphaltschiefern sind solche nur äusserst spärlich bekannt geworden. So hat bei LeibelGng im Iunthale Herr v. Hauer den Einschluss eines Megalodon ähnlichen Steinkernes beobachtet und hie und da sieht man Spuren von Stein- kernen, meist aber in Blöcken, deren ursprüngliche Lagerstätte schwierig zu ermitteln ist. Zum Glück lässt in einem grossen Theile der Nordalpen weder die so bestimmt ausgeprägte Gesteinsbeschaf- fenheit, noch die meist klar aufgeschlossene Lagerung einen Zweifel, ob diese oder jene Dolomitmasse dem Hauptdolomite angehöre oder 332 Gfimbei. nicht. Wo aber, wie es bereits in den östlichen Gegenden der baye- rischen, häufiger noch in den Salzburger Alpen , und wie es wahr- scheinlich ähnlich auf grösseren Strecken in den Südalpen vorkommt, die Zwischenschicht des unteren Muschelkeupers (Raibler Schich- ten) fehlt, oder undeutlich und verwischt ist, da schmilzt sehr häufig das dolomitische Gestein der Hallstätter Schichten mit dem Haupt- dolomite zu einem scheinbar ungetheilten Ganzen zusammen. Ein ganz ähnliches Verhältniss findet auch nach Oben Statt. Wenn zwischen dem Hauptdolomite und dem Dachsteinkalke oder dem diesen letzteren vertretenden Dolomite selbst die meist versteine- rungsreichen, mergeligen Bänke des oberen Muschelkeupers oder der Kössener Schichten vorkommen, dann ist eine Sonderung leicht. Stellenweise ist dies jedoch nicht der Fall; es fehlen auf weite Strecken zuweilen diese trennenden Zwischenschichten, so dass dann Hauptdolomit und Dachsteinkalk unmittelbar an einander stossen und in einander übergehen. Hier sind wir nun am Punkte angelangt, wo uns die Hilfe der Paläontologie doppelt nothwendig wäre. Der Dach- steinkalk ist meist mit organischen Einschlüssen, wenn auch gerade nicht reichlich, versehen ; die D a c h s t e i n b i v a 1 v e ist hier häufig ; häufiger noch stellen sich Koralleneinschlüsse ein. Im Übrigen sind es vorherrschend die Arten des oberen Muschelkeupers, die sich auch im Dachsteinkalke wieder finden. Die dem Dachsteinkalke so häufig eingebettete sogenannte Da chsteinbivalve und ihr ähn- liche Formen werden in den Alpen sehr häufig erwähnt. Bei der grossen Seltenheit leitender Versteinerungen in einem sehr grossen Theile der alpinischen Kalk- und Dolomitmassen ist gerade der Fund dieser äusserlich leicht sich bemerkbar machenden und selbst in Fragmenten vorleuchtenden Muschel von grösster Wichtigkeit. Man pflegt den Fund dieser charakteristischen Muschel als ein sicheres Zeichen anzusehen, dass das sie umschliessende Gestein dem Dach- steinkalke gleichzustellen sei. Ehe diese Schlussfolge in ihrer All- gemeinheit als richtig anzuerkennen ist, scheint es nothwendig einige Thatsachen vorher erst sicher festzustellen. Es entsteht zunächst die Frage, gehören alle als sogenannte Dachsteinbivalven ange- sprochenen, oft nur dürftig erhaltenen Muscheltheile einer einzigen Species und einem einzigen Schichtencomplexe an , oder sind unter einer anscheinend gleichen Form verwandte Arten versteckt, welche durch eine Heihe von Schichten hindurchreichen. Es wird um so Die Dachsteinbivalve und ihre alpinen Verwandten. 333 mehr nothwendig sein, dies einer sorgfältigeren Untersuchung zu unterziehen, als häufig nur Steinkerne, welche ohnehin bezüglich ihrer Bestimmung die Sicherheit, wie bei einer mit Schale erhaltenen Muschel nicht mehr gewähren, beobachtet werden. Ferner ist fest- zustellen, ob diese Dachsteinbivalve lediglich auf den Dachsteinkalk, d. h. auf die Kalkbänke oberhalb des oberen Muschelkeupers be- schränkt sei, oder auch in Schichten von tieferem Niveau vorkomme. Erst nachdem diese Verhältnisse festgestellt sind, kann man ge- sicherte Schlüsse bezüglich der Stellung der die Dachsteinbivalve führenden Kalkbildungen ziehen. Es ist daher wohl einleuchtend, von welch' grossem Interesse für die Alpengeognosie es ist, diese Frage über die Dachsteinbivalve näher zu erörtern und soweit thun- lich zu beantworten. Ehe wir jedoch dieses zu thun versuchen, wollen wir noch einen Blick auf den umfangreichen Schichtencomplex zurückwerfen, der hier als alpinischer Keuper zum Theil abweichend gegen gewichtige Ansichten vieler Alpenforscher aufgefasst wurde, und uns über diese Parallelisirung rechtfertigen. Geognostische Stellang. Wir wissen wohl, dass es bei Entscheidung der Frage, ob der grosse Schichtencomplex vom Hallstätter bis zum Dachsteinkalke ungetheilt der oberen Trias (Keuper) zuzuzählen sei, oder halb der Trias, halb dem Lias zufalle, nicht vom grossen Gewichte ist, auf die lithologische Entwicklung sich zustutzen. Indessen scheint die merk- würdige Übereinstimmung der Entwickelung, welche wir durch alle diese Schichten wahrnehmen in dieser Hinsicht dennoch nicht unbe- achtet bleiben zu dürfen. Wer wollte nicht in der gleichartigen mecha- nischen Bildung der sogenannten Cassianer, Raibler, Kössener Schich- ten, welche oft mit staunenswerther, bis in's Kleine gehender Ähnlich- keit sich wiederholt, eine Andeutung finden, dass alle diese Bildungen unter ziemlich gleichen Verhältnissen entstanden sind, und einem ge- meinsamen grossen Zeitabschnitte in der Bildung der Erdrinde zuge- hören? Und vollends, wenn wir die meist nach petrographischen Kennzeichen nicht zu unterscheidenden Kalke von Hallstatt und jene des Dachsteinkalkes, oder die Dolomite der Hallstätter Schichten, des Hauptdolomites und des Dachsteinkalkes mit einander vergleichen, und wenn wir, wo Zwischenschichten fehlen, sämmtliche Schichten in einem Kalkmassiv vereinigt sehen, wer wollte es nicht natür- 334 Gümbel. lieber erachten, dass diese Massen allein ganz zusammengefasst werden, als dass man sie auseininderreisse und verschiedenen Forma- tionen zutheile. Auch die ununterbrochen gleichförmig fortschrei- tende Lagerung durch alle diese Schichten spricht für eine solche Zusammenfassung. Doch wir gestehen, dies ist nur Nebensache- Das Hauptgewicht liegt unstreitig in den paläontologischen Verhält- nissen. Hier sprechen Zahlen. Wir haben nachgewiesen *), dass in den obersten Schichten des Alpenkeupers unter 166 Arten, IS mit solchen der Cassianer Schichten und 7 mit solchen der Raibler Schichten identisch sind, während nur höchstens 2 Species mit solchen des ausseralpinischen Lias übereinstimmen, mit dem Alpen- lias sich jedoch keine einzige Art identisch erwies. Auf Grund dieses paläontologischen Verhaltens haben wir die Schichten mit Einschluss jener des Dachsteinkalkes dem Alpenkeuper zugewiesen. Man stützt sich häufig bei einer dieser Ansicht ent- gegenstehenden Auffassung auf die Ähnlichkeit und Analogie mehre- rer Species der Kössener Schichten mit Arten des ausseralpinischen Lias, und hebt die geringere Verwandtschaft mit triasischen Formen betonend hervor. Bei dieser Vergleichung vergisst man gänzlicb, dass es auch, abgesehen von den absolut identischen Muschelschich- ten des Bonebed, ausserhalb der Alpen fast total an einer triasi- schen Fauna fehlt, welche jener der Kössener Schichten im Alter zunächst stände. Wie können die nur dürftig vorkommenden und nur erst höchst unvollkommen bekannten Conchylienreste der Letten- kohle und des mittleren Keuperdolomites in dieser Beziehung in Vergleichung gestellt werden mit dem an zahllosen Orten gesammel- ten und sorgsamst beschriebenen Versteinerungen des unteren Lias? Meist ist es daher nur die viel ältere Muschelkalkfauna, mit welcher die der Kössener Schichten verglichen wird, da die am meisten ver- wandte, nächst ältere ausseralpinische Fauna des mittleren und oberen Keupers artenarm und wenig bekannt ist. Und doch kann man nicht annehmen, dass in der ungeheuren Zeitperiode zwischen der Muschelkalk- oder der Lettenkohlenbildung und der Entstehung des Bonebeds die organischen Wesen auf der Erde gefehlt haben, oder so spärlich gewesen sind, wie es die Aimuth der Keupersand- *) Gümbel, Geogn. Beschreibung des baier. Alpengebirges und seines Vorlandes. S. 413. Die Dachsteinbivalve und ihre alpinen Verwandten. )>))!> steine und der Lettenschiefer anzuzeigen scheint. Es wurden diese eben unter eigentümlichen Bedingungen in Wasserhecken abgesetzt, in welchen fast ausschliesslich die durchgreifende Bildung von Sand und Schief erthon gleichen Schritt hielt mit den eine reiche und gedeih- liehe Eiitwickelung der Organismen hindernden, störenden oder aus- .schüessenden Verhältnissen. Die Fauna der Partnach, der B;iihler und Kössener Schichten repräsentirt eben gerade die Thierwclt der Lettenkohlen, der mittleren und oberen Keuperzeit, welche ausser- halb den Alpen nicht zur gleich weiten Entwickelang kam, und muss daher vermöge dieser ihrer Zeitstellung in den tiefsten Schichten mehr mit der Muschelkalkfauna, in den Hangenden mehr mit jener des Liäs Analogien vorkommen lassen, wie es sich in der That zeigt- Ausserhalb der Alpen sind es die nächst höhern Liasschiehten, mit deren organischen Einschlüssen man die Muschelversteiuerungen des Bonebed vergleicht und auf Grund dieser Vergleichung haben mehrere Geognosten dieses als supratriasisch der Juraformation zutheilen zu müssen geglaubt. Aber ist dieses Verfahren nicht ein- seitig, so lange man nicht in der Lage ist, die Bonebedmuscheln auch bezüglich ihrer Ähnlichkeit mit Formen solcher Schichten zusammenzuhalten, die in entsprechender Weise, wie die Lias- schiehten nach oben, so nach unten den Schichten der Avicula contorta benachbart lagern? In den Alpen sind diese Verhältnisse etwas anders. Die Kalkbank oberhalb der Kössener Schichten (Dachsteinkalk) ist völlig getrennt von den tiefsten und ersten Liasbildungen — keine Species geht von der einen in die andere über, wohl aber in die unter den Kössener Schichten gelagerten Bildungen, die man demnach auch als unteren Dachsteinkalk bezeich- net hat; ja Kössener Species reichen selbst bis in die Baibier Schichten und noch tiefer hinab. In nicht seltenen Fällen verschmilzt der graue, untere Dach- steinkalk untrennbar mit den Hallstätter Schichten, die doch sammt den Baibier Schichten allseitig als triasisch angenommen werden. Ist es nun nach alle dem naturgemäss, in den Alpen sogar noch den unteren Dachsteinkalk — eine Bildung von oft mehr als 1000' Mächtigkeit — gleichsam als Anhängsel dem Lias zuzutheilen, mit welchem dieser ganze Schichtencomplex keine einzige Art von organischen Einschlüssen gemeinsam besitzt und von welchem er durch Lagerung und Gesteinsbeschaffenheit ziemlich scharf getrennt Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XLV. Cd. I. Abth. •>■> 336 G iim bei. ist? Scheint es diesem gegenüber nicht naturgemässer, die Ge- sainmtbildung des Dachsteinkalks und der Kössener Schichten, welche gemäss vieler durch sie hindurchreichender Versteinerungen, durch gleichförmige lithologische Entwicklung und Lagerung mit den tiefer gelagerten Schichten so innig verwandt sind, mit diesen enger vereinigt zu lassen und dem Keuper anzuschliessen und dem- gemäss diese oberen Glieder schon allein wegen ihrer kolossalen Mächtigkeit, als eine besondere triasische Abtheilung — Rhätische Stufe 9 — zu behandeln. Wir konnten uns bis jetzt von der Natürlichkeit der letzten Auffassung durch keine Gegengründe abbringen lassen und glauben um so mehr auf unserem früheren Vorschlag bestehen zu dürfen, als auch Prof. Suess3) neuerlich demselben beigestimmt hat. Wir wenden uns nunmehr den näheren Untersuchungen der Dachsteinbivalve zu. Hier erscheint es in erster Linie not- wendig, zu bestimmen, welche organischen Überreste und mit weichen verschiedenen Namen dieselben überhaupt unter dieser Bezeichnung zusammengefasst worden sind. Es kommen hier begreiflicherweise nur organische Überreste aus den Alpen in Frage, da ausserhalb dem Alpensystem und seinen Verzweigungen ähnliche Formen in analogen Bildungen nirgends gefunden wurden. Die ureigentliche Dachsteinbivalve ist jene auf dem Dach- steingebirge der Salzburger Alpen in einem weissiichen, bis- weilen röthlichen Kalke eingeschlossene Muschel , welche wegen der Häutigkeit ihres Vorkommens und der auffallenden Form ihrer verschiedenen Durchschnitte schon frühzeitig die Aufmerksamkeit des Gebirgsbewohners und des Gebirgsforschers auf sich gezogen hatte. Bald sind es herzförmig gestaltete Buckeln, welche sich aus der Oberfläche des verwitternden Kalkfelsens erheben, bald jene durch den Querdurchschnitt zum Vorschein kommenden Zeichnungen, welche die Form eines Kartenspielherzens zeigen, bald jene neben einander gestellten Vertiefungen, welche der Fährte des Hirsches am ähnlichsten sehen. Daher bezeichnete der Mund des Volkes diese Gestalten bald als „versteinerte Herzen", bald als „Hirschentritte"; dem Kundigen galt sie als eine versteinerte Muschel, welche sich i) G um bei, im amtl. Ber über d. XXXIV. Versamml. d. Nat. in Karlsruhe, |>. S4. 2) Suess, im Jalub. d. k. k. geol. Reichsanst in Wien. Die Dachsteinbivalre und ihre alpinen Verwandten., 33 T zunächst dem Genus hocardia oder Cardium anschliesse. Auch an vielen anderen Stellen hatte man in den Kalkalpen ähnliche grosse herz- förmige Versteinerungen hemerkt. Zuerst war es wohl Wu 1 f e n, welcher mit wissenschaftlichem Kruste einer solchen Herzmuschel seine Auf- merksamkeit zuwendete. Die von ihm untersuchten Exemplare waren Steinkerne aus dem Kalk- und Dolomitgebirge bei Bleiberg in Kärnten. Er hatte sie früher für Bucarditen gehalten. In seiner neueren Schrift <) gab er in der zweiten Figur u. p. 47 u. f. eine eben so gute Abbildung als treffliche Beschreibung von diesem Blei- berger Steinkern, dem er den Namen Cardium triquetrum beilegte. Eine besondere Form hat schon 1781 Hacquet in dem zwei- ten Theile seiner Oryctographia carniolica, S. 3 und 4 beschrieben und auf dem Titelblatte abgebildet. Sie stammt von dem Dorfe Podpetsch bei Laibach aus einem mergeligen Kalke und besteht selbst aus schwarzem Kalkspath, der von eisenschüssigem Thone überzogen ist. Dies stimmt so vollständig mit den Exemplaren überein, die ich von gleicher Fundstätte vor mir habe, dass die Identität mit dieser Ha cqu et' sehen Art unzweifelhaft ist. Dieselbe Art erwähnt später 1788 Joh. Sam. Schröter in seinem lith. Beal- und Verballexikon, Bd. VIII, p. 188 unter seinen Venusmuscheln von gleichem Fundorte unter Bezugnahme auf Hacquet' s Beschreibung und Abbildung, ohne ihr einen besonderen Namen zu geben. Erst v. Schlot heim bezeichnet 1820 in seiner Petrefacten- kunde, p. 208 die Hacquet' sehe Muschel als Bucardites chamae- formis, ohne sie weiter zu beschreiben. Es erweist sich damit, dass Schlotheim nicht die eigentliche Dachsteinbivalve, sondern eine Art vor sich hatte, die später näher beschrieben werden soll. Auch in den italienischen Alpen wurden ähnliche Thierreste gefunden. Brocch i2) identificirte diese 1822 mit dem Wulfe n'schen Cardium triquetrum und Ca tu Ho3) folgte dieser Annahme. Seine Figuren t. I, D, E, F entsprechen genau und in allen Theilen der W u I fe n' sehen Figur, nämlich dem Cardium triquetrum des Dolo- 1) Xaver i us Wulfen' 9 Abhandlungen vom Känifen'scheu pfauenschweifigen Hel- iiiiiitliulüli oder dem sogenannten opalisirenden Muschelmarmor.Erlangen bei Jobann Jakob Palm. 1793 2) Brocchi Mem. sopro le speloncbe di Adelsberg in: ßihliot. Italiania 1822. 279. t. XXV. s) Catullo Saggio di zool. fossile p. 140, t. I. fig. D, E, E und t. II. fig. A a. 23 * 338 G um bei. mites, während Fig. t. II, f. A bis iu's Einzelne dem Steinkern der Dachsteinbivalve gleichkommt, welche statt aus Dolomit aus Kalk- masse besteht Wir finden bei diesen Kalken namentlich die Längs- leisten, wie sie die Zeichnung andeutet, meist gut erhalten. Ein specieller Unterschied zwischen beiden Tafel I und II scheint dem- nach nicht zu bestehen , ausser dass die dolomitischen Stein- kerne weit abgewitterler und unvollständiger sind. Auf ähnlich gestaltete Muscheln hatte unter dem Namen Isocardia carinthiaca frühzeitig schon Boue1) wiederholt aufmerksam gemacht. Auch Boue's Exemplare stammen aus der Nähe Bleibergs, wie das Wulfen' sehe Cardium triquetrum, fanden sich aber in Gesellschaft von Versteinerungen der Baibier Schiebten : Myophoria Kef'ersteini (Cryptina Raibeliana Boue^), Corbula Rosthorni, Corbis Mellingi (? Cypricardia antiqua Bou ej. Boue selbst hält seine Isocardia identisch mit Wulfe n's Car- dium, dessen Abbildung er für nicht gelungen erklärt. Indess ist zwischen beiden Abbildungen schwer eine Vergleichung zu ziehen, da beide Steinkerne, und zwar in sehr ungleichem Grade der Abwrit- terung darstellen. Boue's Zeichnung passt mit Ausnahme der mehr auseinander stehenden Wirbelenden viel besser mit gewissen der Dachsteinbivalve ähnlichen Muscheln, wofür Herr v. Hauer die Be- zeichnung Megalodon carinthiacus gewählt hat; sie liegen in den Baibier Schichten, gehören aber nicht zum Genus der Dachstein- bivalve, daher auch nach y. Hauer 's Vorgang Boue's und Wul- fen 's Art nicht für identisch zu halten sind. Unter der Bezeichnung Isocardia exaltala beschreibt 1837 P lisch einen Steinkern, der so viel Ähnliches mit der Dachstein- bivalve besitzt, dass derselbe mit grosser Wahrscheinlichkeit hieher zu ziehen ist. (Pusch, Polens Paläontologie 1837, p. 67, t. VII, 9.) Auch in den Nordalpen zog der Einschluss dieser Herzmuschel im sonst versteinerungsarmen Kalke die Aufmerksamkeit der alten Alpenforscher nicht wenig auf sich. Man findet sie in den älteren geognostischen Nachrichten meist als Gryphitcs, später als Gry- pliuca erwähnt. Murchison und Sedgwick2) scheinen noch 1831 sie unter der Bezeichnung Gryphaea ineurva (Gr. cymbium) 1) Boue, Memoires d. 1. soc. geol. ile France, tom. 11, 1, p. 47, pl. IV, fig. ;>. 2) Transactiona of Ihe geol. soc. 2 Scr. Vol. III. Die Dachsteinbiralre und ihre alpinen Verwandten. 339 zu verstehen; und Li II1) in seinen classiseh gewordenen Profileu bezeichnet mit seiner Gryphaea cymbium (1831) unzweifelhaft die echte Dachsteinhivalve. Bronn erklärte jedoch schon 1832, dass diese von Li 11 ihm überschickte undeutliche Versteinerung-) nicht Gryphaea cymbium sein könne, sondern zu Diceras oder zu den Cyrtoceratiten gehöre, undBoue3) sagt ausdrücklich, dass diese von Murchison und Lill als Gryphaea angegebene Salzburger Muschel nichts anderes, als die Bleiberger Isocardia sei. Diese Isocardia ähnliche Muschel wurde nun in der Folge in den nördlichen, namentlich Salzburger Alpen häufig beobachtet und von den Geologen der neuen Wiener Schule, wegen ihrem haupt- sächlichsten Vorkommen auf dem Dachsteingebirge als Dachstein- hivalve bekannt gemacht. Auch in den östlichen Alpen, wo die geognostische Durchforschung des Tiroler Gebirges mit erstaun- lichem Eifer und Beharrlichkeit betrieben wurde, konnte die auch hier häutige Muschelversteinerung der Aufmerksamkeit nicht entgehen. Ein auf Naturerscheinungen besonders aufmerksamer Beobachter in Elbigenalp, Herr Falger, hatte in der Nähe seiner Heimat in zahl- reichen, besonders wohl erhaltenen Exemplaren diese Muschel gesam- melt und in freigebiger Weise an ihn besuchende Gebirgsforscher vertheilt. So gelangte sie zuerst in die Hände der Tiroler Geognosten» welche sie nun an zahlreichen Punkten des Tiroler Gebirges wieder fanden und in ihrem Berichte4) mit dem Namen Isocardia striata belegten (1844). In ein neues glänzendes Stadium trat das geognostische Studium der Alpen mit der Gründung der k. k. geologischen Beichs- anstalt in Wien. In deren erstem Berichte5) vergleicht F. v. Hauer die Dachsteinhivalve noch einer Isocardia und nennt als gemeinschaftlichen Ort ihres Vorkommens Echernthal am Dachstein, Golling, Bernhardsthal bei Elbigenalp, Bleiberg, die venetianischen und vicentinischen Alpen. Damit wurde zuerst auf die Identität aller der oben genannten Formen hingedeutet. Schon in demselben l) Jahrbuch von JLeonh. und Bronn. 1S31, p. 74. ~) * * 1823, p. iö:>. 3) » 1833, p. 03. ') Bericht des geogn. montan. Vereines für Tirol und Vorarlberg (1841 — lyi \) 5) Jahrb. d. geol. Reichsanstalt in Wien. 18ÖÜ. 340 G um bei. Bunde des Jahrbuches der geologischen Reichsansialt (I, p. 154, 644, 660) wird die Dachsteinbivalve von Echeruthal und Hallstatt mit Cardium triquetrum Catullo's durch v. Hauer1)» identiflcirt und auch eine zweite Homocardium ähnliche Form genannt, die hin und wieder jenem Cardium beigesellt sei. In allen späteren Berichten dieses wissenschaftlichen Instituts wird nun an der Annahme festgehalten, dass die Dachstein- bivalve des Dach stein gebirg es mitCardium triquetrum Wulfen's identisch sei. Dieselbe Bivalve, welche die Tiroler Geognosten Isocardia striata genannt hatten , gelangte von demselben Fundorte durch H. Falger auch in die Hand des Herrn Professor Schafhäutl. Demselben gebührt das Verdienst zuerst (1851) 2) die wahre Stel- lung dieser Muschel dadurch erkannt zu haben, dass er sie dem Genus Megalodon zutheilte; er belegte sie mit dem Speciesnamen scutatus und veranstaltete zuerst eine Abbildung der Muschel mit der Schale. Zugleich machte er uns mit dem Durchschnitte derselben Muschel nach der Längenrichtung bekannt (1. c. p. 143, t. XVIII und XIX), hielt diesen Körper aber für etwas ganz besonderes, dem er den Namen Pholas ungulata beilegte. Später beschrieb er den Steinkern3) und hielt auch diesen für den Überrest einer besonderen Muschel, welche er als Isocardia grandicornis bezeichnete. Später4) beschreibt derselbe Gelehrte dieselbe Art eines Steinkernes unter der Bezeichnung Tauroceras tiara. Die Identität dieser beiden als besondere Arten bezeichneten Theile der Dachsteinbivalve wurde sowohl durch Aufsammlungen von denselben Localitäten, als auch durch Autopsie der Originale sicher gestellt. Im Jahre 1853 gab F. v. Hauer5) in seiner classischen Dar- stellung über die Gliederung der Trias-, Lias- und Juragebilde in den Nordost-Alpen p. 731 die erste umfassende Nachricht über die Dachsteinbivalve und der ihr zugehörigen Gestalten, wobei er bezüglich der Genus-Zutheilung der Ansicht Schaf häutl's zu- stimmend und Wulfen's Cardium triquetrum identificirend, die i) Sitzungsber. d. mathem.-naturw. Ci. d. k. Akad. d. Wiss. 1850, p. 285. 2) Geogn. Unters, d. südbair. Alpen 1831, p. 145, Taf. XXIII, XXIV, 31, 3'J 3) N. Jahrbuch von Leonhard und Bronn, 1851, p. 146. 4) „ „ „ „ „ „ 1854, p. 550, Taf VIII, Fig. I». *) Jahrb d. geol. Reichsanst. 1833. p. 715. Die Dachsteinbivalre and ihre alpinen Verwandten. 34-1 Dachsteinbivalve als Megalodon triqueter sp. Wulf, bezeichnet und auch Boue's hocardia carintkiaca damals noch damit ver- einigt. Von nun an gilt einstimmig bei den Wiener Geognosten Cardium triquetrum Wulfen für dieselbe Muschel wie Megalodon scutatus Schafhäutl. Nicht so bei den Schweizer und italieni- schen Geognosten. Escher und Merian*) glauben, dass diese [dentifieirung mit Unrecht vorgenommen worden sei, doch erwähnt F. v. Hauer2), dass auch P. Merian neuerlich von seiner früheren Ansicht abgegangen sei, und die Bleiberger Bivalve für identisch mit Megalodon scutatus ansehe. Die Italiener, namentlich Curioni3) beharrten bis in . der neuesten Zeit bei der Annahme, dass Cardium triquetrum Wulf, ver- schieden sei von Megalodon scutatus Schafh. , dass jenes im Mitteldolomit unter den Schichten von Azzarola (Kössener Schich- ten oder oberer Muschelkeuper) , letzterer im Kalke über den Schichten von Azzarola seine Lagerstätte habe, ohne jedoch auch nur entfernt einen Unterschied zwischen beiden anzugeben und dadurch diese Ansicht zu begründen. Stoppani*) in seinem Send- schreiben nennt die Dachsteinbivalve ausdrücklich Cardium trique- trum und setzt ihre Lage in den oberen Dolomit, der dem Dach- steinkalke entspricht. Ausführlich wird dieser Gelehrte, wie er ankündigt , am Schlüsse der 3. Abtheilung seiner Paleontologie lombarde von dieser grossen Muschel handeln. Vorläufig gibt der- selbe (1861) als das Resultat seiner bisher gesammelten Beobach- tungen an, dass5) die zwei Kalk- oder Dolomitgruppen, welche in der Lombardie eine grosse Cardium ähnliche Muschel einschliessen, die eine über den Schichten der Avicula contorta — oberer Dolomit — die andere unter denselben — unterer Dolomit — gelagert sei, dass aber die in diesen Gruppen vorkommenden ähn- lichen Muscheln nicht identisch seien, sondern zwei verschiedenen Arten angehören. i) Geol. Bemerk, über d. N. Vorarlberg etc. 1S53, p. IS. -) Jahrb. d. geol. Reichsanstalt 1855, p. 894. Anmerkung. 3) Jahrb. d. geol. Reiehsanst. 1858, p. 474 und Mein, tl e II ' I. I!. insliluto lomhardn di science ecc. 1859, p, 137. 4) Jahrb. d. g-eol. Reichsanst. 1858, p. 139. 5) Essai sur les conditions generales des eonches a avicula cnnlorta Milan. 1861, p. 45. 342 Gürabel. Die mit Megalodon triqueter von F. v. Hauer als identisch angesehene Isocardia carinthiaca Bone hat der genannte Gelehrte neuerlich *) davon wieder getrennt und mit dem Namen Megalodon carinthiacus sp. Bone bezeichnet. Weiter stellte eine mit dieser Gruppe von Muscheln, um die es sich handelt, verwandte Art Herr Director Hörn es2) als Pachyrisma columbella auf. Was die erstere, Megalodon carinthiacus anbelangt, so haben mich die Originale, deren Vergleichung mir durch die seltene Libe- ralität des Herrn Bergrathes v. Hauer ermöglicht wurde, vollständig überzeugt, dass diese Art der Gruppe der alpinen Megalodonten nicht angehöre, so sehr die Äusserlichkeit der Form dies vermuthen lässt. Vor allem spricht die Dünnschaligkeit namentlich in der Wirbel- gegend mit Bestimmtheit dagegen; ferner fehlt der charakteristische Längskiel an der hinteren Seite, sowie die eigentümliche Depres- sion, die hinter diesem Kiele constant vorkommt. Die Wirbel sind zwar stark nach vorn gebogen, aber nur gedreht und nicht einge- rollt. Die geringe Dicke der Schale lässt auf ein Schloss schliessen, das keine Ähnlichkeit mit dem der Megalodonten besitzen kann. Der ganze Habitus der Muschel erinnert an hoarca. Auch Pachyrisma columbella konnte ich in Originalexemplaren durch die Gewogenheit des Herrn Directors Hörn es untersuchen. Ich fand eine solche Übereinstimmung dieser schönen Muschel mit einer Art, deren Steinkerne bei Nassereit im Hallstätter Kalke vorkommen und welche durch ihren Schlossbau unzweifelhaft dem Genus der Dachstein- bivalven angehören, dass ich mir nicht versagen konnte, diese Nasse- reiter Art als Megalodon columbella zu bezeichnen, um die innigste Verwandtschaft, vielleicht Identität mit Pachyrisma columbella an- zuzeigen. Endlich habe ich3) eine von den Dachsteinhivalven abwei- chende, doch sehr nahestehende Art als Megalodon gry\)hoides neu benannt und beschrieben. Damit möchte der Kreis der bis jetzt bekannt gewordenen organischen Überreste aus den Alpenkaiken, die hier in Betracht *) Sitzungsber. d. iiiathem.-natiirw. Cl. d. k. Akad. d. Wiss. Bd. XXIV, S. 545. 2) Denksehr. d. k. Akad. d. Wiss. mathera.-naturw. Cl. 1855, IX. Bd., s. 49, Taf. II, Fig. 13 a— d. 3) Güinbel, in Geoga. Besehr. d. I>air. Alpengeb. und seiner Vorländer. 1858 — 18(51, p. 421. Die Dachsteinbivalve und ihre alpinen Verwandten. 343 kommen, erschöpft sein. Ohne auf die Frage bezüglich der Identität aller dieser Formen vorerst näher einzugehen , stellen sich demnach folgende Formen als Gegenstand für unsere Unter- suchung dar: Cardium triquetrum Wulfen. Isocardia striata Geogn. montan. Verein v. Tirol. Megalodon scutatus S c h a f h. Tauroceras tiara S c h a f h. Megalodon gryphoides Gümb. Daran reiht sich ? Pachyrisma columbella Hörn es, und Megalodon columbella Gümb. Cardium des oberen Dolomits Stopp. Cardium des mittleren Dolomits Stopp. Es treten nun zunächst zwei Hauptfragen in den Vordergrund, nämlich : 1. Ist die Dachsteinbivalve identisch mit Isocardia striata oder Megalodon scutatus Schafh. von Elbigenalp? 2. Ist die Dachsteinbivalve (der Salzburger Alpen) als identisch mit Wulfen' s Cardium triquetrum anzunehmen? Daran reihen sich dann die übrigen Fragen, wohin die sonst als Dachsteinbivalven bezeichneten Muscheln der verschiedenen Fund- orte gehören, ob sie identisch oder nicht, oder ob sie anderen Arten zuzutheilen seien ; welchem Niveau die als bestimmt erkannten Arten angehören und schliesslich , welchem Genus die Dachstein- bivalve und ihre nächsten Alpenverwandten angehören. Indem ich mich vorerst zur Untersuchung wende, ob die Dach- steinbivalve Megalodon triqueter Wulfe n's und v. Hauer' s für iden- tisch zu gelten habe mit Isocardia striata oder Megalodon scutatus von Elbigenalp fühle ich mich ganz besonders gedrungen, den Herren k. k. Bergrath F. v. Hauer und Director Dr. Hörnes in Wien, welche mit seltener Liberalität sowohl mit Exemplaren zur Untersuchung und zur Vergleichung, als auch mit Literatur freund- lich Beihilfe leisteten, dann den Herren Prof. Escher von der Linth in Zürich, Prof. Pichler und Dr. Lindner in Inns- bruck, Herrn Hofrath Fischer in München, Prof. Oppel in München und Herrn Fa lg er in Elbigenalp, welche mir gleichfalls Exemplare ihrer Sammlungen anvertrauten, den besten Dank für ihr Wohlwollen und die Förderung meiner Arbeit auszusprechen. 344 Gfimbel. Aus dem Dachsteingebirge, namentlich vom Echernthal lagen eine namhafte Anzahl von Exemplaren, viele mit noch erhaltener Schale zur Vergleichung mit gleichfalls zahlreichen Exemplaren aus dem Bernhardsthale bei Elbigenalp, woher die Originale zu Iso- cardia striata und Megalodon scutatus stammen, vor. Obwohl die umhüllende Steinmasse beider Localitäten eine wesentlich andere Beschaffenheit besitzt, an letztem Orte nämlich aus einem thonigen schwärzlichgrauen Kalke mit weisslichpn Tupfen, am erstgenannten Gebirge dagegen aus einem meist sehr dichten, oft blendend weissen oder etwas röthlich gefärbten, ziemlich reinen Kalke besteht, demzu- folge auch der Schalenkörper aus verschieden gefärbtem Material gebil- det ist, so zeigte sich doch in allen und jeden Einzelheiten eine solche Übereinstimmung, dass an der Identität der Dach steinbiva lve mit der grossen Bivalve von Elbigenalp nicht im Ent- ferntesten gezweifelt werden kann. Alle Äusserlichkeiten sowohl, als auch Beschaffenheit des Schlosses und Lage des Muskel- eindruckes beweisen diese Identität. Es ist sonach Megalodon triqueter v. Hauer — vorläufig noch abgesehen von Cardium triquetrum Wulfen — gleichbedeutend mit Isocardia striata oder Megalodon scutatus. Diese Übereinstim- mung erstreckt sich sogar bis auf die eigenthümliche, stellenweise bemerkbare, unregelmässig gebogene feine Schalenstreifung und lässt sich auch in gleichem Masse am innern Bau und namentlich am Schlosse, das von einzelnen Stücken beider Fundstätten näher kennen zu lernen mir sehr gut gelungen ist, erkennen. Blossgelegte Theile des Schlosses, Lage und Beschaffenheit der Muskeleindriicke des Mantelsaumes, wie überhaupt die gesammte Eigentümlichkeit, wie sie auf dem Steinkerne sich ausgeprägt findet, stimmen voll- kommen überein. Es bedarf daher eines weiteren Beweises der etwa aus der Gleichaltrigkeit des umschliessenden Gesteins beigebracht werden konnte, nicht. Ich bemerke jedoch, dass ich diese die Dach- steinbivalve umschliessende Gesteinslage so zu sagen Schritt für Schritt vorn Dachsteingebirge und den Salzburger Alpen aus durch Baiern und Tirol bis zum Lechthale und Elbigenalp verfolgt und dadurch die Identität des umschliessenden Gesteins mit grosser Sicherheit ermittelt habe. Schwieriger ist die zweite Frage zu beantworten. IstWulfen's Cardium triquetrum aus Kärnten identisch mit der Dachsteinbivalve, nie Dachsteinbivalve and ihre alpinen Verwandten. 154- i) mithin die Dachsteinbivalve, falls sie dem Genus Megalodon zuzu- theilen ist, als Megalodon triqueter spec. Wulf, zu bezeichnen? Die Entscheidung wird desshalb schwierig, weil Wulfen' s Abbildung und Beschreibung sich auf Steinkerne beziehen, die ungleich weniger sichere Anhaltspunkte geben, als Schalenkürper. Die Sache wurde indess wesentlich dadurch erleichtert, dass mir aus dem Kärntner Erzgebirge zahlreiche Exemplare zu Gebote standen, deren Überein- stimmung mit der von Wulfen beschriebenen Art, nach Form und Ort des Vorkommens, als sicher anzunehmen ist. Die Exemplare aus dem Dachsteingebirge haben das Eigen- tümliche, dass sie, weil aus Kalk und nicht, wie jene von Bleiberg, aus Dolomit bestehend, in ihrer Natur zwischen Steinkern und Exem- plaren mit erhaltener Schale schwanken, bald mehr Steinkern sind, bald Theile des Schalenkörpers besitzen. Um daher die anzustellende Vergleichung genauer vornehmen zu können, sprengte ich an einem im Umrisse vollständigen und nicht verdrückten Exemplare aus dem Dachsteinkalke die vorhandenen Sclialenlheile mit grosser Behutsam- keit ab, und erhielt hierdurch einen völlig brauchbaren Steinkern, der mit grösster Schärfe die Abdrücke der inneren Schalentheile erkennen Hess. Bei der in's Einzelne gehenden, vergleichenden Nebeneinanderstellung der Steinkerne von Kärnten und vom Dach- stein, war es mir nicht möglich, irgend einen nenne nswerthen und constanten Unterschied zu constatiren. Die Dimensionen sind freilich selten völlig gleich, aber gerade diese sind, wie ich mich an sämmtlichen Exemplaren vom gleichen Ort des Vorkommens, wie etwa vom Dachstein und jenem von Elbigenalp hinlänglich über- zeugte, in Folge von Druck, Verschiebung und Alter selbst an Schalenexemplaren so difterent, dass an eine Trennung und Schei- dung, die sich darauf gründet, wohl im Ernste nicht gedacht werden kann. Wie sehr verstärkt sich dies bei Steinkernen , oder gar bei solchen aus verschiedenem Materiale — Kalk und Dolomit — ! Ich halte mich nach sorgfältiger Prüfung für vollständig überzeugt, dass Wulfen's Cardium triquetrum den Stein kern zu der Species der Dachsteinbivalve darstelle — mithin auch von der Bivalve des Bernhardsthaies bei Elbigenalp. Um diese Annahme gleichsam zu coutroliren , opferte ich ein Schalenexemplar von letzterem Fundorte, und erhielt so durch Entfernung der Schale einen Steinkern. Dieser zeigte ganz insbesonders die grösste Über- 34(5 ü um bei. einstimmung mit den vorherrschenden Formen der Kärntner Stein- kerne. Es ist derselbe fast gleichseitige dreieckige Umriss, das- selbe Biegen des rasch verschmälerten Wirbeltheiles nach vorn, die- selbe tiefe Einbuchtung an der vorderen Seite, vor und unter dem Wirbel, derselbe durch eine abgerundete Kante von dem grösseren Körpertheil getrennte, fast rechtwinkelige Abfall zu einem verhält- nissmässig breiten, mit der grössten Ausdehnung der Muschel gleich langem, hinterem Felde , dieselbe Art und Beschaffenheit einer Längsimpression nahe vor und längs der abgerundeten Kante am hinteren Rande, welche diese Steinkerne von Elbigenalp und Blei- berg auszeichnen und beide derselben Art zuweisen. Bei näherer Betrachtung stimmt auch die Lage, Grösse und Beschaffenheit des sehr markirten, hoch aufragenden Abdruckes des vorderen Muskels und des deutlich erkennbaren Mantelsaums vollkommen überein. Die erwähnte Längsimpression vor der hinteren Kante rührt, wie sich bei Entfernung der Schale der Elbigenalper Exemplare zeigte, von einer flachen Leiste her, welche von der Gegend des Wirbels gegen die hintere Ecke verläuft. Zwischen dieser Längsimpression und der Längskante nahe an dem unteren Rande erkennt man die wenig tiefen, scharf ausgeprägten Spuren des hinteren Muskelein- druckes, welcher demnach, wie bei Megalodon , durch eine Längsleiste gestützt ist. Dies deutet darauf hin, dass das Gardium triquetrum Wulf, weder zu Cardium noch zu Isoeardia gerechnet werden darf, vielmehr in die Nähe von Megalodon gehört. Noch ist eine Längslciste zu erwähnen , welche an dem Steinkerne bald stärker, bald schwächer entwickelt ist und dann, wie angedeutet, von dem Wirbelende an der anderen Seite bis gegen die kleine Muskel- erhöhung an der Kante herabläuft, und welche den gerundeten Theil des Muschelkernes von der starken Vertiefung unter dem Wirbel scheidet. Es ist an vielen Steinkernen hinter der Erhöhung des vor- deren Muskels und unter dem Wirbel, in der Gegend des Schlosses der Muschel, eine bis in die Mitte des hinteren Randes reichende, wandartig aufragende Gesteinslamelle wahrnehmbar, welche zahn- und gnibenartige Erhöhungen und Vertiefungen besitzt, und auf den ersten Blick als Rest des Schlosses erscheinen könnte. Da aber alle Schalensubstanz völlig weggeführt ist, kann diese lamellenartige Er- höhung nicht als Überrest des Schlosses selbst angesehen werden, vielmehr scheint sie theilweise die Stelle des hornartigen Ligaments Die Dachsteinbiralre und ihre alpinen Verwandten. 347 einzunehmen, insbesondere aber durch die Ausfüllung eines erst nach- träglich durch die Lockerung der Schlösser gebildeten Zwischen- raumes entstanden zu sein. Es hat sich beim Ausarbeiten des Schlosses gezeigt, dass nicht sämmtliche Theile des Schlosses beider Klappen vollständig dicht aufeinander liegen, sondern dass in Folge des einge- tretenen Todes die Zähne gelockert wurden und klafften, so dass bei Ausfüllung des Innern mit Gesteinssubstanz, diese auch zugleich in die Zwischenräume eingedrungen ist. Obgleich diese lamellenartigen Erhöhungen nicht als vollkommener Abdruck des Schlosses sich ansehen lassen, so gewinnen sie doch dadurch eine Bedeutsamkeit, dass sie eine übereinstimmende Form besitzen, mithin benützt werden können, um an dem Steinkerne die specielle Natur kenntlich zu machen. Sehr häufig beobachtet man an den Steinkernen, dass beide Schalen unten auseinander gerückt waren, als seien sie klaffend, wodurch zwischen beiden eine mehr oder weniger dicke Masse von Gesteinssubstanz eindringen konnte; dadurch sind zugleich die Wirbelenden näher aneinander geschoben, als es in normaler Lage der Fall ist. Auch kommen stark verdrückte, und dadurch an den äusseren Umrissen abweichend gestaltete Formen vor. Mit den beschälten Exemplaren von Elbigenalp stimmen nun sämmtliche mir zu Gesichte gekommenen Exemplare aus den Nord- alpen, die ich in zahlreichen Eremplaren selbst zu sammeln Gelegen- heit hatte, so dass also die Identität der Dachsteinbivalve im Dach- steinkalke durch die ganzen Nordalpen festgestellt ist. Nur eine Form habe ich davon ausgeschieden und unter dem Namen Megalodon grypkoides*) wegen ihrer charakteristischen Bucht am vorderen Rande als besondere Species aufgestellt. Aus den Südalpen sind mir bis jetzt verhältnissmässig wenige beschalte Exemplare von einiger Grösse zu Gesichte gekommen. Die Steinkerne zeigen sich dagegen in den Nordalpen ziemlich selten; aus Dolomit oder dolomitischem Kalke sind innerhalb des Bereiches meiner Untersuchung solche nur an drei Stellen bekannt geworden, und zwar in einem dolomitischen Kalke im Alpgartenthale bei Reichenhall, dann im Hauptdolomite bei Leibelfing oberhalb Innsbruck, wo Herr v. Hauer sie entdeckte und endlich ebenfalls durch Herrn v. Hauer zuerst aufgefunden bei Nassereit unfern Innsbruck. *) Geogn. Beschr. der baier. Alpen, p. 4'it. 348 G um bei. Die Exemplare aus dem Alpgarten entstammen einem dolo- mitischen Gesteine, von dem es nicht zweifelhaft sein kann, dass es dem Hauptdolomite unter dem Dachsteinkalke angehört, obwohl es nur Blöcke sind, in welchen diese Steinkerne gefunden wurden. Doch kommt in der ganzen Gebirgsstocks-Umgegend, die ich genau untersuchte, keine andere Gesteinsstufe in Form von Dolomit vor, als die des Hauptdolomites. Auch stimmt Dolomit mit dem Gesteins- charakter der Blöcke sehr wohl überein. Die Steinkerne gehören zur Dachsteinbivalve; Prof. Schafhäutl hielt dafür, dass sie einer besonderen Art angehören, und nannte sie erst Isocardia grandicornis *)■ Drei Jahre später3) beschrieb er ähnliche Stein- kerne unter dem Namen Tauroceras tiara. Von den Exemplaren bei Leibelfing sind nur Querschnitte bekannt, die allerdings einer Dachsteinbivalve entsprechen, ohne dass sich jedoch deren genauere Bestimmung vornehmen Hesse. Das Gestein ist ebenfalls Hauptdolomit. Die Steinkerne aus der Gegend von Nassereit stammen entschieden aus dem Hallstätter Kalke, wie mit grosser Zuverlässigkeit aus dessen klar aufgeschlossenen Über- lagerung durch unteren Muschelkeuper und Hauptdolomit zu ersehen ist. Ich hielt die Steinkerne früher sämmtlich für identisch mit der Dachsteinbivalve. Neuere Eifunde haben mich eines Anderen belehrt. Viele Steinkerne von Nassereit unterscheiden sich von jenen der Dachsteinbivalve bei unverkennbar grosser Ähnlichkeit dadurch, dass die hintere steil abfallende Fläche viel breiter als bei der Dachstein- bivalve, fast so breit als die Dicke der Muschel ist, und etwa in der Mitte durch einen abgerundeten Längskiel in zwei etwas concave Theile getrennt wird. Dadurch gewinnt der Steinkern grosse Ähnlichkeit mit Pachyrisma columbella Hörn., von dem in- dess nur der Schalenkörper bekannt ist. Übrigens finden wir dieselbe grosse Erhöhung am vorderen Muskeleindrucke, dieselbe Längsver- tiefung vor dem hinteren Längskiele, mit Spuren eines Muskelein- druckes nahe am unteren Rande, dieselbe, oder doch sehr ähnlich gestaltete Lamellenerhöhung unter dem Wirheiende wie bei dem Steinkerne der Dachsteinbivalve; so dass wir kein Bedenken tragen, sie zu demselben Genus zu rechnen. Dies dürfte um so mehr gerecht- 1) N. Jahrb. 1851, S. 14G. 2) N. Jahrb. 1854, S. 530. Taf. VIII, Fig. 19. Die Dachsteinbiralve und ihre alpinen Verwandten. 340 fertigt sein, als der Hohlraum um den Steinkern die äussere Be- schaffenheit und Form der Schale in grösster Schärfe und mit allen ihren feinen Streif un gen erkennen lässt, und ein davon genommener Ahdruck, wie ihn die Zeichnung Taf. VI, Fig. 1 — 3 darstellt, alles wesentliche einer mit der Schale erhaltenen Muschel besitzt. — So nahe diese Art übrigens dem Pacltyrisma columbella steht , so konnten wir bei letzterem, wovon ich Originale der Freundlichkeit des Herrn Director Hörn es zu verdanken habe, an dem zufällig von der Schale enthlössten Theile, da wo die Längsimpression sich finden sollte, keine Spur derselben entdecken. Auch besitzt, nach dem Abdruck zu urtheilen, die Schale wie bei der eigentlichen Dachstein- bivalve, eine deutlich abgegrenzte Lunula , die dem Pachyrisma columbella zu fehlen scheint. Nach alledem wäre es mehr als gewagt, diese hinten doppelgekielte Art von Nassereit mit der letzteren Species zu identificiren. Um aber die sehr grosse Ähnlichkeit anzudeuten, schlug ich *) für sie die Bezeichnung Megalodon columbella vor. Andere mit dieser Form vorkommende Steinkerne weichen zwar von den allgemeinen Umrissen der Dachsteinbivalve wenig ab, doch lässt die grosse Abnagung in Folge der Verwitterung keine sichere Bestim- mung zu. Was nun die Steinkerne aus den Südalpen anbelangt, so fand ich die Steinkerne aus dem Dolomite bei Trient und jene aus dem lombardischen Gebiete, die ich der Güte des Herrn Professor Es eher verdanke, vollkommen in Übereinstimmung mit jenen von Bleiberg und aus den Nordalpen. Leider konnte ich eine grössere Anzahl von Exemplaren und namentlich Originale von jenen zwei Formen des sogenannten oberen und mittleren Dolomits, welche die italienischen Geologen in zwei Arten getrennt halten zu müssen glauben, nicht zur Vergleichung erlangen, da Herr Abbe Stopp ani, wie er mir mittheilte, gerade selbst eine Arbeit über diesen Gegen- stand zu publiciren vorhabe. Diese beiden Arten unterscheidet Stoppani2), abgesehen von dem an und für sich schwankenden Verhältnisse der Breite und Länge, durch die mehr constante grössere Dicke der ersten Art (des oberen Dolomites), und deren *) Geog-n. ßeschr. d. bair. Alpengebirgs und seines Vorlandes. S. S.'>9. Anmerkung. 2) Essai sur les conditions gene'rales des couches r Arne. eont. 18ßl. p. 4fi. 350 Gümbel. stärkere Krümmung der Wirbel nach Innen, wodurch die Spitzen derselben sehr genähert, sich gegenseitig zugekehrt stehen, während bei der zweiten Art (des mittleren Dolomifs) die Wirbelenden wegen mangelnder Krümmung nach Innen mehr auswärts gerichtet und von einander abgekehrt, weit auseinander gerückt sind. Es liegen mir aus dem Val di Sarezzo aus einem Dolomite, den auch Stoppani seihst ohne Vorbehalt (I. c. p. 45) als zu seinem mittleren Dolomite gehörend, angibt, acht vom Prof. Escher v. der Linth selbst gesammelte und gütigst mitgetheilte Exemplare von ein und dem- selben Fundorte vor. Das Gestein ist ein körniger Dolomit und in allen Exemplaren das gleiche. Sechs dieser Exemplare gleichen bei dem ersten Anblicke dem Steinkerne der Dachsteinbivalve; zwei sind mit der oben beschriebenen, auf der hinten eingedrückten Fläche gekielten Art von Nassereit absolut identisch. Jene dem gewöhn- lichen Steinkerne der Dachsteinbivalve gleichenden Exemplare wur- den nun Angesichts der von Stoppani angegebenen Unter- scheidungsmerkmale sorgfältig geprüft und in der That an zwei Exemplaren eine geringere Krümmung der kurzen, weit auseinander stehenden Wirbel beobachtet, aber gerade zeigte sich bei einem Exemplare eine normale Dicke, eine sogar verhältnissmässig kurze stark concave Lunulaseite, neben sehr stark vorragendem spitzem Höcker der Muskeleindrücke; während bei einem Exemplare eine verhältnissmässig geringe Dicke, verbunden mit sehr genäherter, stark nach innen gebogener Wirbelendung sich vorfand. Ich glaube mich auch an diesen Exemplaren des mittleren Dolomites, die zwar durchschnittlich klein sind, wovon jedoch eines die beträchtliche Länge von 145 Millim. besitzt, überzeugt zu haben, dass alle die erwähnten abweichenden Verhältnisse an den Steinkernen nur Folge von verschiedener Art der Abwitterung der ursprünglichen Ausfüllung und eingetretenen Verdrückung und Verschiebung sei. Dies zeigt sich unzweideutig an einem Exemplare, dessen eine Hälfte aus einem etwas gröber gekörnten Dolomit, als die andere Hälfte besteht. Die erstere ist stark abgewittert; dabei die Dicke geringer, die Wirbel stark verkürzt und in Folge davon an den Enden wenig gekrümmt, nach aussen gerichtet und weit von der Mitte abstehend, während die andere Hälfte sehr deutlich höhere, nach Innen gedrehte, nahe an der Mitte erst endende Wirbel besitzt und ganz normalen Dach- steinbivalven gleich steht. Ein besonderes Gewicht lege ich noch auf Die Dachsteinbivalve und ilire al|>inen Verwandten. 3!) 1 den Umstand, dass die lamellenartig aufragende Wand zwischen den vorderen Seiten, welche die Eindrücke der Zähne erkennen lässf, in diesen Erhöhungen und Vertiefungen genau mit den gleichen Höckern und Gruben bei den Steinkernen der normalen Dachsteinbivalve übereinstimmt. Audi der Zahnbau scheint demnach derselbe zu sein wie bei der Dachsteinbivalve. Ich kann die mir vorliegenden Exem- plare des mittleren Dolomits der lombardischen Alpen, soweit die Unterscheidung einer Species aus Steinkernen überhaupt möglich ist, für nichts anderes, als für Steinkerne der echten Dachsteinbivalve erklären. Von besonderer Wichtigkeit ist das Mitvoi kommen der zweiten Art von Nassereit. Ich schlug ein kleines Exemplar aus demselben Steine, der einen der oben erwähnten normalen Steinkerne umgab, heraus. Sohin kommen beide Arten mit einander vergesellschaftet vor, und zwar im mittleren Dolomit, der, wenn nicht dem Hallstätter Kalke, so doch zuverlässig dem Hauptdolomite gleich gestellt werden darf. Ausserdem konnte ich zwei Exemplare aus einem weisslichen Dolomite, östlich unter dem Gipfel des Resegone di Lecco (Es eher von der Linth) untersuchen. Hier ist es unsicher, ob das Gestein zu dem oberen oder mittleren Dolomit der Italiener gehört; Herr v. Hauer's Karte gibt in dieser Gegend Dachsteinkalk an. Beide Exemplare sind klein, verhältnissmässig sehr wenig dick, die Wirbel sind nach Innen gekehrt und bei ihrem Ende sehr genähert. Auch diese scheinen zur Dachsteinbivalve zu gehören. Wichtiger sind fünf Exemplare ausEscher's Sendung von dem Grathe südlich von St. Vito, am Wege nach Limonta, auf der Westseite des Lago di Lecco. Das fast reimveisse, dichte und halb dolomitische Kalkgestein deutet auf Dachsteinkalk (oberer Dolomit), mit welcher Annahme auch die bedeutende Grösse der eingeschlos- senen Steinkerne (140 — 180 Millim. Länge) nach Annahme der italienischen Geologen stimmt. Diese Exemplare zeichnen sich durch ihre kurzen, wenig vorstehenden, wenig gebogenen Wirbel aus, deren Enden weit auseinander stehen; oft sind die Wirbelenden offenbar durch unvollständige Ausfüllung des Steinmaterials wie zweiköpfig ausgebildet; die vordere Seite ist kurz und stark concav, die Analfläche sehr breit, stark vertieft und durch einen scharfen Kiel begrenzt; die vorstehende Wand zwischen den Wirbeln trä"t die Vertiefungen und Erhöhungen, wie bei der Dachsteinbivalve. Sitzb. d. mathem.-naturw. CI. XLV. Bd. I. Abth. 24 352 Gttmbel. Auf einem Exemplare beobachtete ich nocli Reste der Schalen- bedeckung; sie ist wie bei der Dachsteinbivalve fein gestreift. Diese Exemplare sind um so bemerkenswerther, weil sie bei ihrer bedeuten- den Grösse, durch sonstige Übereinstimmung mit der Art des oberen Dolomites gerade solche Beschaffenheit der Wirbel wahrnehmen lassen, wie sie für die Species des mittleren Dolomites angegeben wird, obwohl das umschliessende Gestein zum oberen Dolomit gehört. Ein weiteres zur Untersuchung vorliegendes Exemplar stammt aus einem dichten Dolomite bei Vello am Lago dlseo, wel- ches Gestein gleichfalls der Region des Dachsteinkalkes angehört. Das über 110 Millim. lange Exemplar ist sehr wenig dick (40Millim.), die Wirbel sind schmal, schlank, spitz, und wenig nach Innen ge- bogen, die Enden stehen daher weit aus einander (20 Millim.); die vordere Seite ist sehr kurz und stark concav, die Höcker und Gruben in der Lamelle der Lunulavertiefung gleichen denen der Dachstein- bivalvenkerne vollständig, sowie alles übrige damit übereinstimmt. Exemplare von Matarello bei Trient, aus einem deutlich körni- gen Dolomit, dann solche aus der Umgegend von St. Cassian und endlich von Agordo, theils im dichten dolomitischen Kalke, theils im grob krystallinischen Dolomite, bieten nicht das geringste Abwei- chende, wodurch man sie durch irgend ein wesentliches Verhalten von den Bleiberger und nordalpinischen Exemplaren unterscheiden könnte. Die Stufe, welche das Gestein dieser drei letzten Fundorte einnimmt, ist nicht genau ermittelt. Eine ausgezeichnete, der Dachsteinbivalve ähnliche Muschel mit Schale erhielt ich durch die Güte des Herrn v. Hauer aus einem mürben, grob krystallinischen, schwärzlichen, heller gestreiften Dolo- mit von Clusone in den lombardischen Alpen. Es ist ganz dasselbe dunkelfarbige Gestein, wie ich es voll undeutlicher Versteinerungen durch Herrn Escher von Postiola (Porticola) zwischen Taleggio und St. Giovan-Bianco erhalten habe (Es eher 1. c. p. 101). Herr v. Ha uer erwähnt dieser schwarzen Dolomite von Porticola (Jahrb. d. geol. R. IX, p. 478) als unter den Kössener Schich- ten und ober den Raibler Schichten gelagert. Stoppani (Pal. lomb. 1. Ser. p. 143) zählt diese Bildung den Esinoschichten zu. Auch das Gestein von Clusone scheint in nächster Nähe über den Raibler Schichten (Seh. v. Dossena) zu liegen (Stoppani I. c. p. 145). Es ist wohl dasselbe Vorkommen des Megalodon triqueter, Die Dachsteinbivalre and ihre :i! [> ■ tieii Verwandten. ){i)^i das Herr v. Hauer (I. c. p. 478) selbst von Clusone erwähnt. Wir werden nicht viel fehlgreifen, wenn wir diese schwärzlichen Dolomite in das Niveau unseres Hauptdoloinites stellen. Die darin einge- schlossene der Dachsteinhivalve ähnliche Muschel mit wohl erhaltener Schale gestattete eine vollständige Ausarbeitung des Schlosses und gab damit Anhaltspunkte, sie einestheils unmittelbar als echte Ver- wandte der Dachsteinhivalve anzugreifen, anderseits sie, sonst ab- weichender Merkmale wegen, als selbstständige Art davon zu tren- nen. Es wird dieselbe später als Megalodon complanatus ausführlich beschrieben werden. Eine andere verwandte Muschel von Podpec bei Laibach verdanke ich gleichfalls den gütigen Mittheilungen aus den Wiener Sammlungen. Es waren mir ein vollständiges Exemplar mit beiden Schalen und mehrere einzelne Schalen mit sehr gut erhal- tenem Schlosse zu Händen. Diese Form wurde mir von Herrn Direc- tor Hör nes als vermuthlich identisch mit Pachyrisma columbella gesendet. Es ist jedoch der ganze Habitus ein anderer , als jener der Pachyrisma columbella, wovon ich ebenfalls Originale durch die Güte des Herrn Director Hörn es vergleichen konnte. Die Schale ist derb, rauh und unverhältnissmässig dick, die concentrischen Streifen gleichfalls viel gröber und mit ziemlich feinen wechselnd, von Zone zu Zone fast blätterig rauh. Die Anal- fläche zeigt sich sehr breit. Das Schloss ist sehr kräftig und erinnert zunächst an das der Dachsteinhivalve; auch stimmt damit die Lage und Tiefe der vorderen Muskeleindrücke, die Längsleiste im Innern, die vom Wirbel zum hinteren Muskeleindruck zieht und der Mantel- saum, so dass ihre Nachbarstellung neben Megalodon nicht in Frage steht. Wir haben nun eine Reihe von Formen alpiner Muscheln, welche der Dachsteinhivalve entsprechen, oder mit ihr zunächst ver- wandt sind, kennen gelernt, und sind nunmehr direct auf die Erör- terung der Frage hingeführt, die wir bisher geflissentlich unerörtert Hessen: zu welchem Genus gehören diese Muscheln? Professor Schafhäutl war der erste, welcher die Muschel von Elbigenalp zu Megalodon stellte. Auch Herr v. Hauer entschied sich nach einer Vergleichung mit Megalodon cucullatus für das Genus Megalodon. Indess war diese Zuzählung mehr auf äussere Formähnlichkeit begründet, da man bisher die Beschaffenheit des Schlosses nicht kannte. An einem Exemplare aus dem Berchtes- 24* 354 Gümbel. gadener Gebirge glückte es mir, bei der ungleichen Festigkeit des den Kern ausmachenden dichten Kalkes und des die Schale bildenden späthigen Kalkes, das Schloss blosszulegen und die Beschaffenheit der inneren Schalenfläche, mit Zuhilfenahme zahlreicher Fragmente anderer Exemplare, vollständig zu ermitteln, wie es die Fig. 4 und 5 der Taf. I darstellen. Nachträglich gelang dieses selbst mit einem Exemplare von Elbigenalp. Vorerst abgesehen von der allgemeinen Ähnlichkeit, Beschaffenheit und dem Baue der inneren Theile der Schale, wodurch die Verwandtschaft der Dachsteinbivalve mit dem Genus Megalodon ausser Frage gestellt ist, handelt es sich zunächst, die bestimmten Charaktere , welche die echte Dachsteinbivalve und die im Schlossbau genau damit übereinstimmende Muschel von Elbigenalp mit jenen von Megalodon gemeinschaftlich hat, festzu- setzen, indem wir Megalodon cucullatus als Typus dieses Geschlech- tes ansehen. Wir betrachten vorerst das Schloss, wie dasselbe sich an einem Exemplare aus dem Dachsteinkalke zeigte. Auf sehr breiter, massiver, dicker Schlossplatte, welche gegen den vorderen Rand mit der Schale verschmilzt, gegen hinten die zum Wirbel reichende Höhlung bedeckt, stehen unter dem Wirbel in der rechten Klappe drei (Taf. I, Fig. 4) zahnartige Erhöhungen (a, b, c) von ohrähnlicher Gestalt. Sie sind durch zwei tiefe Längsgruben (d, e) in der Weise getrennt, dass der nach hinten stehende Zahn (a) völlig isolirt wird, während die zwei nach vorn liegenden Zähne {b, c} durch die nach unten sich aushebende Grube unten verbunden bleiben und ein Ganzes ausmachen. Vor diesem Zahnpaar und ober- halb des tiefen, jedoch ziemlich breiten, durch eine hohe scharfe Leiste begrenzten Muskeleindruckes (. .'»04. Die Dachsteinbivalre und ihre alpinen Verwandten. 361 liegt im dichten, weissen, dem Uallstätter ganz gleichen Kalke und zeigt zugleich jene grosse Breite der Analfläche, welche diese Art charakterisirt. Das zweite Exemplar aus einem gelblich weissen Kalke ist unregelmässiger. Dieses Vorkommen scheint darauf hinzu- deuten, dass nicht alle Kalke mit Dachsteinbivalven ähnlichen Ein- schlüssen bei Bleiberg unbedingt dem Dachsteinkalke zuzurechnen seien. Pachyrisma columbella Hörn, kommt in den rothenHallstätter Kalken mit den globosen Ammoniten vor. Der Megalodon complanatus hat, wie schon näher erörtert wurde, seine Lage wahrscheinlich im Hauptdolomite und der Meg. chama efurmis endlich gehört einer Schichtenstufe an, welche mit den Raibler Schichten zu correspondiren scheint. In der Specialbeschreibung wird versucht werden, die einzelnen Fundorte, so weit sie bekannt geworden sind, nach den verschiedenen Stufen getrennt anzuführen. Wenn in den Angaben der Fundorte der ein- zelnen Species nicht immer das Richtige getroffen wurde , so möge dies aus dem Umstände entschuldigt werden, dass sich Species und Schicht nicht in allen Fällen mit voller Sicherheit ermitteln Hess. Der Beschreibung der einzelnen Species setzen wir hier eine Definition des Genus Megalodon voraus , wie dies am natürlichsten abgegrenzt erscheint, und lassen dann die Beschreibung der Sub- genera, welche in der Alpeiitrias neu aufzustellen sich als naturgemäss erwies, folgen. Specielle Beschreibung. MEGALODON. Sow. Gen. Megalodus G o 1 d f. (partim). Typische Form: 31. cucullatus Gold f. (Zum Subgenus Eumegalodon gehörig.) Schale länglich ei- oder herzförmig, stark gewölbt, gleichklappig, ungleichseitig, rings vollkommen schliessend , gegen den Wirbel sehr stark verdickt, hinten der Länge nach stumpf oder scharf gekielt und abgestumpft oder eingedrückt; Wirbel vorragend, stark nach vorn gewendet, mehr oder weniger stark eingerollt; Ligament halb äusserlich; Schloss stark entwickelt, bestehend aus einer dicken 362 G um bei. Hauptplatte unter dem Wirbel, welche den Hauptzahnbau trägt, und einem von dieser Platte aus längs der hinteren Seite fast bis zum unteren Rande herablaufenden Randplatte. In der rechten Klappe steht unter dem Wirbel ein einfacher durch eine seichte Furche schwach getrennter oder ein durch eine Grube geschiedener Doppel- zahn; dahinter liegt eine tiefe Grube und am Rande gegen die sich abzweigende hintere Randplatte eine Leiste in der linken, oder ein Längszahn in der rechten Klappe, in der linken Klappe ein einfacher oder tiefgetheilter Zahn und ganz nach vorn ein Nebenzahn. Auf der Längsplatte zeigt sich mehr oder weniger deutlich eine Längs- erhöhung und Vertiefung; der vordere Muskeleindruck liegt hoch oben am Schlosse fast noch auf der Schlossplatte, ist verhält- nissmässig schmal , tief und seitlich von einer schmalen Leiste begrenzt; der hintere Muskeleindruck ist schwach, liegt nahe am hin- teren und unteren Rande auf einem verdickten Schalentheil , der durch eine vom Wirbel herabziehende schmale seichte Längsfurche gegen innen abgegrenzt ist. ALPEN -SPECIES, I. Subgenus: Neomegalodon. Schale fein concentrisch gestreift; Schloss mit einem durch eine tiefe Grube getrennten doppelten Hauptzahn in jeder Klappe, einem hinteren nach vorn gekrümmten Leistenzahn in der rechten und Andeutung einer vorderen rundlichen Zahnes in der linken Klappe; vorderer Muskeleindruck tief und etwas breit , von einer hohen schmalen seitlich gestellten Leiste begrenzt. Sonst wie das typische Subgenus Eumegalodon (M. cucullatus). a) Vnitruneatim Hinterer eingedrückter Schalentheil einflächig. I. Mcgnlodon tripeter Wulfen spec. Taf. I, Fig. 1-8; Taf. II, Fig. 1—7; Taf. III, Fig. 1—9; Taf. IV, Fig. 4 und 5; Taf. V. Fig. 7. Cardium triquetrum Wulfen (Abh. v. Kärnten. Pfauenschweif. Helmintho- lith.; Erlangen, 1793) i). !) Wir beschränken uns liier auf die Anführung des Wichtigsten aus der Literatur zur Dachsteinbivalve. Die Dachsteinbivalve und ihre alpinen Verwandten. 361$ Cardium triquelrum Brocchi (ßibl. Ital. 1822, p. 279, Taf. XXVj. Cardium triquetrum Catullo (Saggio d. Zool. fo ss. p. 140, t. I, fig. D, E, F, t. II, flg. Ä, a). Gryphaea incurva Murchison a. Sedgwick (Transact. of tlie geol. soc. 1831, Vol. III). Gryphaea cymbium Li II v. Lilienbach (N. Jahrb. von Lconhard und Bronn, 1831, p. 74). Isocardia von Bleiberg Boue (N. Jahrb. 1833, p. 63). ? Isocardia exaltata Pusch (Polens Paliiont. 1857, p. 67, Taf. VII, Fig. 9). Isocardia striata, Geogn. niont. Verein für Tirol (Berichte d. geogn. mont. Vereines für Tirol und Vorarlberg, 1841 — 1844). Dachsteinbivalve , Isocardia sp., Wiener Geognosten (v. Hauer, Jahrb. d. geol. Reichsanst. 1850, p. 154, 656). Dachsteinbivalve, Cardium triquetrum Wulfen's, v. Hauer (Sitzungsb. der naturw.-math. Cl. d. k. Akad. d. Wissensch. in Wien, 1850, p. 285). Megalodon scutatus Schafhiiutl (Geogn. Untersuchungen in den südbair. Alpen, 1851, p. 145, Taf. XXIII und XXIV). Pholas ungulata Scbafhäutl (1. c. p. 106, 143, Taf. XVIII und XIX). Isocardia grandicomis Schaf hau tl (N. Jahrb. p. 146). Megalodon triqueter Wulf. spec. v. Hauer (Jahrb. d. geol. Reichsanst. 1853, IV, p. 715). Cardium triquetrum — Megalodon scutatus Escher v. d. Linth und Merian (Googn. Bemerkungen über das Nordtirol und Vorarlberg. 1853, p. 18). Tauroceras tiara Schafhäutl (N. Jahrb. von Leo nh. und Bronn, 1854, p. 550, Taf. VIII, Fig. 19). Megalodon triqueter Wulf., G um bei (Jahrb. d. geol Reichsanst. 1856, p. 8). Megalodon triqueter Wulf., E mm rieh (1. c. 1857, p.304). Cardium triquetrum — 31ega/odon scutatus Curioni (Mem. d. I. R. in lomb. d. seien. 1859, p. 137). Cardium des oberen Dolomits i Stoppani (Essai sur les cond. 1861, Cardium des mittleren Dolomits \ p. 45). Megalodon triqueter Wulf, spec., Gümbel (Geogn. Beschr. d. bair. Alpen, 1862, p. 419). M. testa subrotundo-elongata, cordiformi, aequivalvi, inae- quilaterali, strils concentricis numerosis tenuibus et paucis zonatim crassioribus instituta, crassissima ; umbonibusmagnis, prominentibus, antice recurvis, involutis; latere antico brevi, excavato; lunula profunda, m arg in ata; latere postico acute-carinato, pro f'u n d e dep resso: dentibus cardinalibm, auriformibus, lateraliter subobliteratis : impressione musculari antica latiuscula. 364 Gümbel. M. nucleo subrotundo-elongato , inflato, cordiformi, subtrigonali, postice obtuse carinato; parte anali depressa, angusta; parte umbonali acuminata, valde prominente, antice recurva, con- vergenti; impressionis muscularis anticae tuber cido valde prominenti, dentiformi. Die Schale ist im Umrisse rundlich, herzförmig, etwas dreiseitig gleichklappig, rings schliessend, ungleichseitig, stark gewölbt, fast so dick wie breit; der untere und hintere Rand convex ausgebogen, die vordere Seite kurz, stark concav ausgeschweift mit einer tiefen grossen, herzförmigen, deutlich abgegrenzten, stark gestreiften Lunula, gegen welche die stark nach vorn verlängerten Wirbel halb- spiralig eingebogen sind; hinterer Schalentheil durch eine ziemlich scharfe, schief gebogene Längskante gekielt und zum hinteren Rande mit einer schmalen Fläche steil abfallend. Vor dieser Kante verläuft in ihrer nächsten Nähe vom Wirbel zur unteren Seite eine oft schwache Längs-Impression, so dass die Schale von dieser windisch gebogenen Vertiefung gegen die Kante etwas ansteigt. Eine ähnliche jedoch schwache Depression zieht parallel hinter der kurzen vor- deren Seite herab. Die ganze Schalenoberfläche (sammt Analfläche und Lunula) ist von verschieden starken concentrischen feinen Streifen dicht bedeckt, einzelne dieser Streifen treten in ziemlich schmalen regel- mässigen Zwischenräumen stärker hervor und verleihen der Schale ein streifig gebändertes Aussehen; in der Richtung der eben bezeich- neten schwachen Längsdepressionen sieht man häufig eine Streifung, welche die regelmässigen concentrischen Linien schief durchschneiden und meist selbst knieförmig gebrochen sind; dieses an sich unbe- deutende Merkzeichen ist so constant, dass es oft allein schon hin- reicht, kleine Schalenfragmente als dieser Species angehörig mit Zuverlässigkeit zu erkennen (Taf. I, Fig. 6). Durch Druck, Pressung, Auseinanderdrängen der Schalen und Verschiebung einer Klappe gegen die andere nimmt der Umriss der Muschel oft eine Gestalt an, die von der normalen so sehr abweicht, dass mau solche verdrückte Formen schwierig als zu gleicher Species gehörend erkennen kann. Namentlich sind es die in die Länge gezogenen schmalen For- men, die besonders häufig vorkommen (Echernthal), dann platt gedrückte breite Gestalten, bei denen die untere Seite eine bogen- Die Dachsteinbivalve und ihre alpinen Verwandten. 3G5 förmige Krümmung annimmt, die neben normalen Muscheln gefunden werden. Unzählige Übergänge aus solchen Extremen zur Normal- form verbinden die ganze Reihe heterogener Formen zu einem Ganzen. Die Dimensionen an einem mittelgrossen Exemplare betragen, und zwar an einem und demselben Exemplare mit und ohne Schale in Millimeter: Schalenexemplar Steinkern Grösste Dicke 62 Millim. 45 Millim. Länge 95 „ 82 „ Breite 74 „ 63 „ senkrechte Tiefe der Anal- einsenkung unter dem Niveau des Kiels 5 „ 2% „ Grösste Breite einer Analfläche . . 14 „ 11 „ Abstand der Wirbelenden .... 8 „ 18 „ Grösste Tiefe der Lunulabucht . . 7 „ 6 „ Die gemessene Schalendicke beträgt an diesem Exemplare: am Wirbelende, d. h. von der Spitze des Wirbels des äusseren Schalenkörpers bis zur Spitze der inneren Höhlung 20 Millim. von diesem Ende der inneren Höhlung senkrecht zur Schalenoberfläche am Rücken 10 „ in der Mitte der vorderen Seite 22 „ „ „ „des Kiels 10 „ „ Schalenmitte am Rücken 9 „ unterhalb des vorderen Muskeleindrucks 7 „ am Mantelsaum, Schalenmitte 5y2 » von da an verschwächt sich die Schale rasch bis an den äussersten unleren Rand */2 „ Um nur an einem Beispiele die Grösse der Schwankungen in diesen Dimensionen an manchen Exemplaren anzudeuten, folgen hier die Maasse eines Schalenexemplares vom Echernthale am Dachstein- gebirge, das unzweifelhaft der Dachsteinbivalve angehört: Grösste Länge 140 Millim. „ Breite 100 Dicke 94 366 G um bei. Noch mehr Schwankungen zeigen die Steinkerne, bei denen häufig Abnagung noch formändernd eingewirkt hat. Das kleinste mir zu Gesicht gekommene Exemplar dieser Art besitzt nur eine Länge von 18 Millim., eine Breite von 14 Millim. und eine Dicke von \2i/i Millim. Von diesen Dimensionen an finden sich Exemplare bis zu kolossalen Massen. Ich habe im Königsee-Gebirge Durchschnitte gemessen, die auf eine Länge der Muschel von über 600 Millim. schliessen lassen; aus dem Loferer Gebirge liegt mir ein gut erhal- tenes Schalenexemplar vor, das eine Länge von 475 Millim. bei einer Breite von 370 Millim. und einer Dicke von 300 Millim. besitzt. Die Area ist sehr deutlich, schmal, lang gestreckt, vom Wirbel bis zur halben Länge des hinteren Randes reichend, in der Richtung der concaven Streifen fein gestreift und mit sehr feinen radialen Strichen bedeckt. Schloss dick, massiv, auf eine breite, längs des hinteren Randes verlängerte Platte aufgesetzt, Hauptzahngruppe der rechten Klappe ohrähnlich gestaltet. In der Mitte, gerade unter dem Wirbel, steht ein durch eine nach unten sich aushebende Grube gespaltener, wulstiger, vielfach gerunzelter Zahn. Der kleine Zahn- theil liegt nach innen und unten, biegt sich hier um und verbindet sich mit dem nach vorn und oben gerichteten grösseren Zahntheil; beide sind, wie die Gruben, uneben furchig; hinter diesem Doppel- zahn liegt eine tiefe Grube, dann ein hoher, stark nach vorne gekrümmter, leistenförmiger Zahn, der die hintere, fast ebene Schlossplatte abgrenzt; vor dem Doppelzahn ist eine kleine flache Grube, über demselben strahlig gefaltete kleine Erhöhungen1)- Auf der hinteren Verlängerung der Zahnplatte ist eine seichte Vertiefung zu bemerken. In der linken Klappe steht in der Mitte ein durch eine Grube gelheilter Hauptzahn, der nach oben sich verflächt, nach unten anschwillt; dahinter ist eine stark nach vorn gekrümmte Grube, davor eine breite Grube und noch weiter nach vorne das Rudiment eines vorderen Seitenzahnes, von dem schief nach unten und hinten eine runzelige leistenartige Erhöhung den Muskeleindruck begrenzend ausläuft; der Fusspunkt liegt zwischen diesem Ausläufer ') Die Zeichnung Tal'. II, Fig. 4 5 ist in der Darstellung- der Partie zwischen dem Haupt- zalm und dem vorderen Muskeleindrucke nielit sehr deutlieh, weil gerade hier an dem dünnen Theile des Schlosses dasselbe beim Ausarbeiten am leichtesten zerbricht und die Zeichnung nur nach solchen Bruchstücken entworfen werden musste. Die Dachstein bivalve und ihre alpinen Verwandten. 3ß7 und dem vorderen Theile des Hauptzahnes. — Der vordere Muskel- eindruck hat dicht unter dem Rudiment des vorderen Zahnes oder der entsprechenden Grube seinen Platz; er ist verhältnissmässig breiter als bei M. cucullatus, kreuzweise gestreift, von einer nach vorn und unten schief stehenden hohen, schmalen Leiste gestützt. Der hintere, sehr schwache Muskeleindruck ist weit nach unten gerückt und stützt sich auf eine Längs verdickung der Schale, welche am Wirbel beginnt und durch eine seichte Längsvertiefung gegen das Innere der Schale abschliesst. Eine leistenartige Erhö- hung verläuft auch vom Wirbel neben der vorderen Seite zum vor- deren Muskeleindruck; der Mantelsaum ist einfach, schmal. Kalk- stäbchenschicht (Taf. II, Fig. 7) verhältnissmässig dick. Neulichst vom Herrn Prof. Oppel aus Südtirol mitgebrachte und mir freundlich mitgetheilte Exemplare zeichnen sich durch ihre constante und ziemlich übereinstimmend geringe Grösse aus; sie liegen in zahlloser Menge zusammengehäuft, eine in die andere geschoben, und meist in einzelne Klappen zerfallen in einer Luma- chelle von schwärzlichem Mergelkalke; ihre Schale selbst besteht aus Kalkspath. Sie sind im Allgemeinen nicht so hoch gewölbt, als die Normalform, auch ist die vordere Seite äusserst kurz und eine deutlich abgegrenzte Lunula ist nicht vorhanden; vielmehr steigt die Schale aus der nur seichten Einbuchtung unter dem Wirbel allmählich ohne Rand zum Rücken an. Die Schale ist fein gestreift und mit 6 — 10 groben concentrischen Anwachsstreifen bedeckt. Vor dem hinteren scharfen Kiel zieht noch ein schwacher Rückenkiel, zwischen beiden ist die Schale schwach abgeplattet; die hintere steil und tief eingedrückte Fläche ist so breit, wie bei der Normalform. Theile des Schlosses, die blosszulegen mir gelang, zeigen eine mit dem Schlossbau des M. triqueter übereinstimmende Beschaffenheit (Taf. IV, Fig. 4, 5). Dies besonders veranlasst mich, diese Form nicht als eigene Species anzusehen und darin nur eine Jugend form des M. triqueter zu vermuthen (var. pumilus). Der Stein kern der Normalform ist etwas länglich rund, dick im Umrisse, untere Seite weniger stark gebogen, dreieckig, hinterer Rand stark convex ausgebogen, an der vorderen Seite tief concav ausgeschnitten , der untere Seitenrand weniger stark ausgebogen. Die Wirbelenden laufen stark zu, sind nach vorn gebogen, schwach gedreht und einander mit meist abgestumpften Enden zugekehrt. Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XLV. Bd. I. Abth. 25 368 G ü m b e I. Nach hinten ist der Steinkern durch eine abgerundete Kante gekielt und fällt von einer schmalen Analflüche steil ab; vor der Kante zunächst zeigt sich eine Längsimpression; zwischen dieser und dem Kiel, nahe am unteren Rande sind Spuren des hinteren Muskelein- druckes. Von hier an zieht sich längs der unteren Seite die Spur des Mantelsaumes bis zum vorderen Muskeleindruck; ein zahnähn- licher stark hervorragender Wulst bezeichnet hier dessen Stelle, dieser Muskelhöcker wird von einer schmalen tiefen Grube schief nach vorn, durch eine breitere nach oben begrenzt. In der lamellen- artig aufragenden Wand, welche an vielen Exemplaren in Folge des Auseinanderweichens der Klappen zwischen dem Schlosse durch eingedrungene Steinsubstanz gebildet wurde, macht sich auf der zur rechten Klappe gewendeten Seite unter dem Wirbel eine zahnartige schief nach oben und hinten gerichtete Erhöhung bemerkbar, nach vorn liegt eine tiefe Grube, nach hinten zwei schmälere leisten- artige Erhöhungen und Vertiefungen, entsprechend den Zahner- höhungen und Gruben der linken Klappe; auf der der linken Klappe zugekehrten Seite finden sich entsprechende Unebenheiten, welche den Eindrücken des Schlosses der rechten Klappe entsprechen. Von der vorderen Muskelerhöhung zieht bei sehr gut erhaltenen Exemplaren eine mehr oder minder hohe leistenartige Längsrippe aufwärts gegen den Wirbel erst in der Tiefe der Lunulahöhlung, dann nach oben über deren Rand hinübertretend biegt sie sich nahe unter dem Wirbelende, ohne dieses ganz zu erreichen, um und geht nun nahe gleichlaufend mit dem Kiele zum hinteren Muskeleindruck herab; auf der inneren Seite der Schale entspricht dieser Rippe eine markirte Rinne. Wie bei manchen Steinkernen von Terebrateln sind auch zu- weilen von dieser Rinne entspringende von Blutgefässen herrüh- rende Adern angedeutet, die selbst zuweilen am Mantelsaume noch bemerkbar sind. Gegen die hintere Seite treten zuweilen einzelne concentrische Linien hervor, im Übrigen ist der Steinkern glatt. Die Form der zahnähnlichen Erhöhungen und Gruben auf der Wand zwischen dem Schlosse beider Klappen, welche an den meisten Steinkernen vorhanden ist, bleibt bei allen untersuchten Exemplaren stets die gleiche; sie entspricht einem Abdruck der Schlosszähne und Gruben mehr oder weniger genau, je nachdem die Klappen stärker oder schwächer in ihrer gegenseitigen Lage gelockert und Die Dachsteinbivalve und ihre alpinen Verwandten. 309 gegen einander verschoben wurden. Die Gestalt dieser aus der Tiefe der LunulahÖhlung aufragenden Gesteinslamelle ist daher sehr charakteristisch und kann wesentlich dazu benützt werden, die Steinkerne des 31. triqueter von anderen ähnlichen Bildungen zu unterscheiden (vergl. Taf. I, Fig. 6 und 8, Taf. III, Fig. 1, 2, 4, 5, 7 und 8). Zur Trennung von ihren nächsten alpinen Genus-Ver- wandten reicht sie allein jedoch nicht aus. Sehr häufig- werden namentlich an dem hinteren Rande die beiden Schalen durch eine breite Kalkmasse von einander getrennt, gleichsam als ob die Schale liier klaffend gewesen sei , indess ist dies blos eine Folge einer theilweisen Lockerung der Schale nach dem Absterben des Thieres, wobei zuweilen die beiden Klappen etwas auseinander wichen. Die Form des Steinkernes erleidet da- durch eine wesentliche Änderung. Sowohl der Durchschnitt nach der Länge, wenn er mehr nach hinten liegt, als nach der Breite und Quere ist meist von herzförmigem Umrisse. Der Querschnitt nach der Länge, wenn er mehr nach vorn liegt, nimmt eine klauenförmige Gestalt an. Diese Durchschnitte sind es, welche die Gebirgs- bewohner als Hirsch- oder Kuhtritte bezeichnen. Prof. Schafhäutl (Geogn. Untersuch, d.südbair. Alpen, p. 106—143, Taf. XVIII u. XIX) hat solche als Pholas ungulata abgebildet und beschrieben. Ein besonders interessanter Durchschnitt dieser Art wurde in Taf. V, Fig. 7 dargestellt. Derselbe zeigt in der Mitte unter den nur durch Steinmasse ausgefüllten Wirbelhöhlen einen krummen zum Theil durch krystallisirten Kalkspath ersetzten Theil , neben welchem nach unten 3 — 4 ziemlich concentrische, radial lamellirte, ungleich breite Streifen liegen; in der Mitte unten bilden sie einen rundlichen und von homogener Steinsubstanz angefüllten Ausschnitt. Diese merkwürdigen, bis in"s Innere reichenden, lamellirten Theile können nicht von einem gefalteten Mantelsaume herrühren, einmal, weil an den Steinkernen keine Spuren dieser Faltung ausgedrückt sind und dann, weil mehrere lamellirte Streifen neben einander liegen, vielmehr dürften sie als Reste von Kiemenblättern zu deuten sein. Diese versteinerten Theile des eigentlichen Thieres sind um so bemerkenswerther, als sie in der Gegend der Gugelalpe am Fusse des Watzmanns bei Berchtesgaden häufig gefunden werden und dadurch anzudeuten scheinen, dass an dieser Stelle wenigstens die im Dachsteinkalke so häufig eingeschlossenen Muscheln nicht blos 2ö* 370 G um bei. von längst abgestorbenen Thieren stammen, sondern auch von solchen, welche bald nach dem Absterben vielleicht noch lebend in den sich niederschlagenden Kalkschlamm versenkt und von demselben eingeschlossen wurden. — Dass diese klauenförmigen Reste zu Megalodon triqueter gehören, davon habe ich mich durch Heraus- schlagen und ßlosslegen des übrigen Schalenkürpeis überzeugt. Fundorte: 1. Unterer Renperkalk der Alpen (Hallstätter Esinoschichten): zweifelhaftes Vorkommen im Kalke zuTernowa im Isonzothale (sicherer mit M. columbella in Dolonitz), von Val di Sarezzo in den lom- bardischen Alpen. 2. Hauptdolomit. (Mitteldolomit unter den Schichten des oberen Muschelketipers): In dem westlichen Theile der nordöstlichen Alpen spärlich, (?) Leibelfing bei Innsbruck, Alpgarten bei Reichenhall, in den österreichischen Alpen wahrscheinlich häufiger, doch ist meist bei der Fundangabe diese Schicht nicht besonders ausgeschieden, so dass eine sichere Zutheilung zu diesen Schichten nicht durchzu- führen ist, in den Südalpen häufig nach den italienischen Geognosten z. B. bei Bleiberg, Trient (Matarello), am Monte Maran, bei Amano, östlich von Tolmezzo, am Lago d'Iseo. Andere Fundorte sind zwei- felhaft und werden unter dem Daehsteinkalke und Dolomit ange- führt. 3. Oberer Mnschelkenper. (Kössener Schichten): Im Bern- hardsthale bei Elbigenalp in Tirol; an dem Kammerkahr (Sattel- übergang nach Waidring) in den Südalpen bei Bene westlich von Menaggio. 4. Dachsteinkalk und Dolomit des Dachsteinkalks in den Nord- alpen, oberer Dolomit in den Südalpen: Lorüns und Montafonthal in Vorarlberg, Spullersee daselbst; (?) Alberschon in Tirol. Pass zwischen Schrecken und Lechthal, am Kühjochpasse daselbst; im ßernhardsthale bei Elbigenalp und bei Elmen in Tirol; in den Algauer Alpen1) (im Rettenschwang-Sattel und Thal, an der Beckeralp im Birgsauerthal, am Ausgange des Trettachthales unterhalb Spielmannsau, im Oythale, am Seealpsee, an der Palmwand bei Hindelang); im Naidernachthale bei Garmisch, l) Bei den zahlreichen Orten, an welchen ich sie in den bairischen Alpen fand, genügt es, dieselbe summarisch aufzuführen. Die Dachsteiubivah e and ili e alpinen Verwandten. 371 am Schafreiter, an der Jocheralpe bei Jachenau, am Rosssteio hei Kreuth, au der Rothalpe und Sonnwendjoch amAchensee, am Hirsch- berge bei Tegernsee, Maroulschneid bei Valepp, Hoclifellen bei Traunstein, überaus häufig über das Reutalp-Lattengebirge, auf dem Untersberg-Plateau, in dem Hochkalter, Watzmann (Gugelalpe), Göhl-, Haagen-, Königssee- (Lafeld-), Ewiges Schnee-, Steinernes Meer-Gebirge, am Eckmarkkogel, Scheibelberg, Sondersberg, Kam- merkahr, Loferer Alpe, Pass Lueg; in dem Loferer Steingebirge, an der Ofen-Klamm bei Golling, im Täunengebirge (Duscherbrücke, Wieselstein, Wieselwand, Bleikogel , am mittleren Hochplateau), im Dachsteingebirge (Echernthal, Wiesalpe, Fuss des Niederen Kreuz, Hoher Dachstein); am Teufelhaus bei Starhemberg, Tonionalpe Grimniing bei Pyhrn, im Gesäuse südlich vom Hammer bei Mittern- dorf, Bärenreith im Weissenbach bei Hinterstoder, Grössenberg zwischen Hieflau und Admont, südwestlich von Hieflau ; Tamisch- buchthurm, Lugauer Hochkahr, südlich von Lassing; Dirnstein; Hocheck im Hintergrunde des Erlafthales bei Mariazeil, bei Ischl über der Traunwandalpe; im Helenenthale bei Baden; Oetscher, an der Enns, am Erzberg bei Eisenerz, bei Bleiberg, am Gehänge des Weissenbachgrabens im heiligen Geist-Reviere; Nordabhang des nördlichen Bleibergs; in Ost-Kärnten (Ursulaberg, südlich von Guttenstein, Eisenhammer am Rech berge); am Obirberge; am Siegersberg; am Petzen; nächst dem Sagotaig, bei der Schmelz- hütte von Windiscb-Bleiberg; im Koschutta- und Stou-Gebirge (am li. Kocnakamme und südlichen Abhang des Na Stole); in den Vainarschhergen; im obersten Theile desBruscakammes; im Sucha- graben südlich der Save; zu Zardeis und am Kumberg in Unter- Krain; in Kram (bei Andrea, Oberfeld und Ober-Javorschitz, Berg- haus in Sepeina, bei Kosses und Mannsburg); in der Wochein (nördlicher Abhang des Matajun , am Wratny Wrh , Hochplateau des Flitschergebirges, am Krn , Kostjack, in den Althammer Alpen, im Sattel der Titscherza, am Schwarzenberg und in den Kahren nörd- lich vom letzteren, bei Deutsch-Gereuth) ; im Coritzathale am Isonzo' an der Flitscherklause; im Idrizzathale bei Idria, bei Ternowa; im Pirhaugebirge, bei Caporetto Amaro, bei Talmozzo; bei Lienz ; bei Cognola unfern Trient; bei Roveredo an der Strasse nach Foxi (eine halbe Stunde hinter Roveredo), bei Mori unfern Roveredo; am Maison monte zwischen Calliano und Volgaria; am südlichen Abhang 3 i J£ (j ü m 1) e I. des Monte Mariana in den venetianischen Alpen; beiCarnia; am Monte Verzegniss; bei St. Cassian; bei Anteiao unfern Cadorino; bei Can- tevia im Comerseegebirge; bei Lenno; Tremezzo; im Val Assina (Bellagio und Barni); zwischen Abbadia und Mandello; bei St. Pellegrino im Val Brembana; zwischen Toline und Vello am öst- lichen Ufer des Lago d'Iseo; bei Clusone; am Monte Pio none; bei Longavazzo und Arma im Val Trompia; bei Storo; bei Bene west- lich von Menaggio; bei Homonna im Saroser Comitate; bei Schloss Barko in Ungarn, im Kalke von Pilis und auf dem OregkÖ bei Bajot; im Teufelsgraben bei Oszlopp im Bakonyer Walde (Veszprimer Comitat) in Ungarn, am südlichen Fusse des Balboshügels südlich vonDoroph am Schlangenberg; ? zu Pieklo bei Inowlodz in Polen (Pasch). 2. MegalodoD gryphoides Gümb. (Taf. IV, Fig. 1—3.) Megalodon gryphoides Gümb el (Geogn. Beschr. der bair. Alpen, p. 421). M. testa oblonga, cordiformi, aequivalvi, vafde inaequilatera, crassa ; striis numerosis concentricis , tenuibus, zonatim pli- cis concentrice interpositis instituta impr essione; longitudinali margini par allein, in parte antica incisaj umbonibus prominentibus magnis, antice recurvis, involutis ; latere antico brcvi, cxcavato; lunula magna, pro- funda, cor data, marginatu ; latere postico acute carinato et profunde angusteque depresso. Diese Art unterscheidet sich augenfällig von der vorhergehen- den durch die mehr längliche Gestalt, die rauhere Streifung der Schalenoberfläche und ganz besonders durch die Längseinbuchtung, welche hinter dem vorderen Rande mit demselben parallel nach unten zieht. Schloss und Steinkerne sind bis jetzt unbekannt. Da diese Art in der allgemeinen Tracht und vielen Specialitäten dem M. triqueter sehr nahe steht, so ist ihre Zugehörigkeit zu demselben Subgenus keinem Zweifel zu unterstellen. Die Dimensionen an einem grossen Exemplare sind: Grösste Länge 170 Millim. „ Breite 112 „ „ Dicke 120 „ Die Dachsteinbivalve und ihre alpinen Verwandten. ',] ( 3 Breite der Analfläche — Milliin. Länge der vorderen Seile SO „ Fundorte: Dachstein kalk im Kammerkahr -Gebirge hei Reit im Winkel und Lofer. 3. Megalodon coaiplanatus n. spec. Güinb. Taf. V, Fig. 1—6. .1/. lesta subrotundu, compresso-cordiformi, aequivalvi, inaequi- laterali , suberussa; striis tenuibus instituta , antice brevissima, postice acute carinuta, depressa, ante curinum longitudinaliter vix conspicue impressa, parte postica de- pressa angusta; umbonibus parvis, antice recurvis, involu- tis; lunula parva, haud profunda, marginata; dentlbus cardinalibus vulvae sinistrae geminatis; deute laterali postico elongato, lamellosa ; deute laterali antico subobliteruto ; impressione musculari antica explanuta , lata, semilunulari, lamina laterali angusta munita. Diese Art, die zwar nur in einem Schalenexemplare vorliegt, bietet von allen verwandten Formen so bestimmte und leicht erkenn- bare Merkmale dar, dass sie für eine sehr gute Art gehalten werden muss. Der runde Umriss, die wenig dicke, daher flache Form und die grosse Kürze der vorderen Seite finden sich bei keiner anderen Art, selbst nicht in den extremsten Verzerrungen wieder. Ausserdem ist der Schlossbau, der schon früher ausführlich beschrieben wurde, sehr eigenthümlich; ebenso zeichnet die Breite und seichte vordere Muskelimpression die Art sehr aus. Der Fusspunkt liegt dicht neben diesem Muskeleindruck, der fein radial und quergestreift ist; auf der schmalen seitlichen Verlängerung der Schlossplatte, welche letzlere hinter dem Hauptzahnpaar sehr weit gegen den Wirbel aus- geschweift ist, steht ein schmaler, leistenfürmiger Zahn. Derselbe tritt deutlicher als bei anderen verwandten Arten hervor. Die Anal- fläche ist schmal, deutlich gestreift und stösst fast rechtwinkelig an die untere Seite; längs der hinteren Seite ist die Schale verdickt, doch konnten die Spuren des hinteren Muskeleindruckes nicht deut- lich erkannt werden. Als Steinkerne sind wahrscheinlich gewisse 374 Gümbei: flache Formen der Siidalpen hierher zu ziehen, wie ein solcher aus dem Val di Sarezzo , Taf. V, Fig. 5 und 6, abgebildet ist. Die grössere Breite und geringere Höhe der dem vorderen Muskelein- druck entsprechenden Erhöhung, sowie die sehr geringe Länge der vorderen Seite charakterisirten die zu dieser Art gehörenden Stein- kerne. Fundort: Graulicher und schwärzlicher krystallinischer Dolomit (Haupt- dolomit) bei Clusone in den lombardischen Alpen (Samml. d. geol. Reichsanst); ? Dolomit aus Val di Sarezzo (Es eher von der Linth). b) Bitvuncati, (Der hintere eingedrückte Schalentheil gekielt, zweiflächig.) 4. Megalodon colombelk. Taf. VI, Fig'. 1—11. M. testa aequivalvi , inaequilaterali , subrotunda , cor dif omni, crassa, striis concentricis immer osis, tenuibus, paucis cras- sioribus interpositis instituta; umbonibus magnis, antice recurvis , involutis , latere antico brevi excavato lunula minore ; latere postico carinato, profunde depresso; parte depressa lata, carina obtusa seeunda divisa. Nucleo ob longo cordiformi triquetro, antice brevi, excavato, postice carinato, profunde depresso; parte depressa lata, in medio Herum obtuse carinata, inter carinas excavata; parte um- bonali acuminata, valde prominente , antice recurva et con- ver geilte ; tuber culo musculari valde prominente, denti- formi. Diese Art in Schalenexemplaren unterscheidet sich leicht von M. triqueter , der sie im Allgemeinen gleicht, durch die hintere ein- gedrückte Fläche, welche durch einen zweiten Kiel in zwei etwas vertiefte Felder getheilt wird und durch die rauhere Streifung der Schale. Steinkerne dieser Art sind durch die grosse Breite der hin- teren eingedrückten Seite, welche wie an Schalenexemplaren durch einen Seitenkiel getheilt und in zwei Felder gebrochen ist, sehr gut charackterisirt. Die Grösse der Muschel ist sehr verschieden. Die kleinsten Exemplare (Steinkerne) stammen aus Val di Sarezzo, die grössten von Nassereit in Tirol. Die Dachs teinbivalve und ihre alpinen Verwandten. 37!) Mass der Länge der ersteren 19 Millim., der letzteren 118 Millim. „ „ Breite „ 1 1 k Elbigenalp im IcclUhah 6. ein ftiidb der Schalenoöcrfläcne } da Sduilendurcuschnitl dieser Art. NiUiin<:'sb// 'IHrnt . / 9. Steinkern derselben Sftecus von Wettern in liiirnlh'» Nil'/.imqsl).il.k..\l;n(l il W in.iili natunr.CJ XI.V. B.l I .Uilli l«62. rrriml>H Die Daclurtetnbhratvt Taf. IV <^0r / 3. SCegaJeäoH gryphoides Gümb. * i Tbeilt des StMe&es von Mcyoforien triqueta eines Exemplar* von Roueredo. Sil'AimaSbd.k Akart d.W iiialh naturw.Cl. XLV BiLÄbth. 18G2. Giimbel Dir Dachsteiribivalve Tatf.V. * . ",r„ \ Gt i ^ ■ iA.Megakdon nuii/jhiiHihi.t Gümb ■> 0 Stänkern wahrscheinlich derselben Spedee angehörig am Valdi Sarezxo. '/. ein Durchschnitt von Mcgalodon trieputer mit Spuren der ffomtndfflter vSilv.mi«\sl> d.k ..\kail.d W malli. nalurw CI XI.Ylul I .U.lli L862 Gum.be] Die D&disteinbivalvi / 3 . Mtgalodon eolumbelfa < Giimh 'i IX. SITZUNG VOM 20. MÄRZ 1862. Herr Prof. Dr. J. U. Lerch aus Prag übersendet eine Abhand- lung: „Über Kohlenoxydkalium und die aus demselben darstellbaren Säuren". Die kais. Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg über- mittelt die Concursausschreibung für den „Preis Rklitzki" für Ar- beiten auf dem Gebiete anatomisch-mikroskopischer Untersuchungen über die Centraltheile des Nervensystems mit Anwendung auf Physio- logie und Pathologie. Die königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen sendet den Prospectus für die Herausgabe der Werke von Karl Friedrich Gauss. Zur Ansicht ist aufgestellt ein in der Werkstätte des hiesigen k. k. polytechnischen Institutes construirtes Reflexionsgoniometer mit horizontalem Kreise, das auch für Spectralmessungen eingerichtet ist. Herr Dr. A. Boue legt einige Zusätze zu seinem Katalog der Nordlichter von Herrn S. Groth vor, und bespricht das neue Werk des Herrn J. Fournet, betitelt: „Geologie Lyonnaise". Der Secretär macht weitere Mittheilungen über die Darstellung im Grossen von Rubidiumchlorid und Cäsiumchlorid aus dem Lithion- glimmer von Zinnwald (siehe Sitzung vom 17. und 18. October 1861) und zeigt von ihm dargestelltes Rubidium-Platin-Cyanid. An Druckschriften wurden vorgelegt: Akademie der Wissenschaften, Königl. Preuss., zu Berlin, Monats- bericht. Januar 1862. Berlin, 1862; So- Astronomische Nachrichten, Nr. 1352. Altona, 1862; 4°- Au stria, XIV. Jahrgang, XI. Heft. Wien, 1862; 8°- Comptes rendus de TAcademii- des sciences, Tome UV, Nr. 7. Paris, 1862; 4"- 380 Cosmos, XI. Annee, 20e Volume, lle Livraison. Paris, 1862; 8°- Gewerbe-Verein, nieder-österreichischer, Verhandlungen und Mittheilungen. Jahrgang 1862, 3. Heft. Wien, 1862; 8°- Istituto, I. R., Veneto tli scienze, lettere ed arti, Atti. Tomo VI1°, Serie 3% Disp. 3\ Venezia, 1861 — 62; So- Sternwarte, k., zu Mailand, Effemeridi astronomiche di Milano per l'anno 1861 & 1862. Milano, 1860 & 1861 ; 8°— Osservazioni meteorologiche eseguite nella R. sperola astronomica di Milano negli anni 1848 al 1859 inclusivi dall' abate Giovanni Capelli. Milano, 1861; 4°- Übersichten der Witterung in Österreich und einigen auswärtigen Stationen im Jahre 1860. Zusammengestellt an der k. k. Central- Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus. Wien, 1861; 4°- Wiener medicinische Wochenschrift, XII. Jahrgang, Nr. 11. Wien, 1862; 4°- Zantedeschi, Franc, Nota al rapporto del chimico Dumas intorno alle scoperte spettroscopiche dei sigg. Bunsen e Kirchhoff con documenti. (Estr. dal Vol. VII. Serie III, degli Atti del I. R. Istituto Veneto.) Venezia, 1862; 8°- 381 Berichtigung und Ergänzung meiner Abhandlung über die Kry stallformen des Epidot, in dem 34. Bande, Jahrgang 1859, dieser Sitzungsberichte. Von V. Ritter v. Zepharovich. (Vorgelegt in der Sitzung vom 20. Jänner 1862.) (Mit 1 Tafel.) N. v. Kokscharow's Materialien zur Mineralogie Russlands, ein Werk gleich hervorragend durch grossartige Anlage und umfas- sende, sorgfältige krystallographische Arbeit, brachten in ihrem dritten Bande eine umfangreiche Abhandlung über den Epidot, welche sich auch mit der Frage über die Unterschiede der Winkel an Epidot -Krystallen verschiedener Fundorte beschäftigt. Für eine grössere Anzahl von Localitäten dürften nach v. Kokscharow die Epidot -Winkel als fast identisch anzunehmen sein, während bezüglich der Krystalle von Zermatt in der Schweiz die Ent- scheidung noch offen bliebe, da sich die Messungen, welche ich im Jahre 1858 an einem, wahrscheinlich von dem genannten Fund- orte stammenden Krystalle vorgenommen, nur auf ein Individuum bezögen *). Die bedeutenden, meist um 10 Minuten schwankenden Diffe- renzen, welche meine damaligen Messungen mit einem Mitscher- li einsehen Reflexions-Goniometer im Wiener k. k. polytechnischen Institute, verglichen mit jenen anderer Forscher, zeigten, waren allerdings auffallend; ich glaubte aber meine Beobachtungen unver- ändert iuitlheilen zu sollen und die Winkel-Differenzen in der ver- i) A. a. 0. Seite 338. 382 v. Z e p h a r o v i c Ii. änderlichen chemischen Beschaffenheit des Epidot erklärt zu finden. Einstweilen hatte ich eine andere krystallographische Arbeit mit dem genannten Instrumente in Wien begonnen und dieselbe in Krakau mit einem in meinem Besitze befindlichen, ganz vorzüglichen Goniometer fortgesetzt. Den Grad der Genauigkeit, welcher sich mit meinem Instrumente erreichen lässt, habe ich durch sorgfältige Prüfung ermittelt und bei einer früheren Gelegenheit1) darüber einige Worte eingeschaltet. — Es war nun durch das Resultat der Vergleichung meiner Messungen gleichnamiger Winkel eines und desselben Krystalles mit den beiden Instrumenten, zugleich mit obiger Epidot- frage, unabweislich die Forderung gegeben, den damals untersuchten Krystall nochmals und zwar mit meinem eigenen Instrumente vorzunehmen2). Es folgen hier diese Wiederhol ungs-Messungen (Z) der wich- tigsten Krystallwinkel mit Angabe der Anzahl von Einzelbestim- mungen (ra), aus welchen das arithmetische Mittel genommen wurde und ihrer Gewichte ( 384 v- Zepharovich. und die Neigung von Hauptaxe und Klinodiagonale C = 89° 26* 39". Ich war aber diesmal nicht nur in der Lage die früher gemes- senen Winkel richtig zu stellen, es gelang mir auch jene äusserst kleinen Flächen zu bestimmen, für welche in meiner vorigen Arbeit nur im weitesten Sinne der Ort bezeichnet werden konnte. Nebstdem hatte die vollständigere Entwicklung der Combination des bespro- chenen Krystalles die abermalige Auffindung von zwei neuen Flächen- paaren zum Erfolge, so dass die Untersuchung desselben im Ganzen vier neue Formen lieferte, nämlich die bereits mitgetheilten nega- tiven Hemipyramiden {151} und {432} — 5P5 - 2Py3 und nun die beiden positiven Hemipyramiden {337} und {521}. •/iP SP*/, {337} wurde an der obern Seite des Krystalles an der Combina- tionsecke von (101), (201), (111) und (111) als wenig gekrümmte, sehr schmale Fläche in der Zone {(001). (111)} beobachtet. Geinet s e n Berechnet Winkel der Normalen z H 9 z (337) : (001) 35° 21' — 6 a 35° 22' 27* (337) : (010) 56 27 50° 6 a 50 23 34 (337) : (100) — — — 80 41 32 (337) : (101) 35 53 20 6 a 36 6 30 (337) : (111) 23 36 10 6 a 23 34 36 (337) : (TU) 33 50 20 3 a — (337) : (212) 11 7 — 3 a — (337) : (410) 61 25 40 3 a — Die Berechnung der Indices dieser Fläche auf Grundlage Koks charo w'scher Daten und mit Benützung der obigen beiden ersten approximativen Messungen gab (hkl) = (1; 0-985; 2-30), wofür mit Rücksicht auf die, bei der Kleinheit der Fläche, ganz unsi- cheren Messungen, wohl (337) gesetzt werden darf. kryatallformen des E-pidoi 381) {521} an der oberen und unteren Seite des Krystalles, ohne Lupe kaum wahrnehmbar, auftretend, war durch die Lage in den beiden Zonen {(100) . (121)} und {(101) . (210)} hinreichend bestimmt. Winkel der Normalen Gerne s s e n Berechnet z // 9 z (521) : (001) — — 76° 13' 25' (521) : (010) — — 39 33 48 (521) : (100) 53 55 20" 12 a 53 57 23 (521) : (121) 44 33 30 6 a 44 31 17 (521) : (101) 61 48 45 12 a 61 47 33 (521) : (210) 15 12 15 12 a 15 15 9 Die übrigen äusserst kleinen Flächen, welche durch approximative Messungen noch bestimmt wurden, sind die bereits bekannten {212} , {812} und {410}. Gemessen Winkel der Normalen Z n 9 K (212) : (100) 69° 30' — 3 a 69° 34' 6" (212) : (TU) 39 38 50° 4 a 40 2 27 (212) : (301) 44 56 — 1 a 45 7 29 (812) : (100) 33 27 50 6 a 33 27 58 (812) : (212) 36 3 — 3 a 36 6 8 (812) : (111) 44 43 — 3 a — (812) : (210) 43 19 — 3 a — (410) : (100) 39 18 — 1 a 39 12 1 (410) : (711) 20 34 ■ — 3 a 20 30 18 Demnach ist die vollständige Bezeichnung der Combination des Zermatter Krystalles nach Miller und Naumann: {100}. {301} . {201} . {101} . {001} . {101}.' {301} . {501} ooPoc. SPoo . 2Poo . Poo . 0P . -Poo. -3POO. — 5Poo {410} . {210} {010} . {337} . {212} . {1H}. {812} . {521| ooP4 . ooP2 .(ooPoo). 3AP • P2 . P . 4P8 . 5/>s , {711}. {111} . {432} . {121} . {151} . 1P1 . — P -2PVS -(2P2) -(5/>5). •ili- 386 v. Z e p h ü x o v i e h. Durch v. Kokscharow's neueste Arbeit sind die in meiner früheren Abhandlung mitgetheilten 44 Epidotforinen um weitere 9 bereichert worden;, so dass gegenwärtig bereits, mit den beiden zuletzt von mir aufgefundenen, 55 verschiedene Gestalten beobachtet sind. Ist der Überblick bei einer solchen Anzahl schon an und für sich schwer, so wird er ganz unmöglich, wenn wie es beim Epidot der Fall ist, von den neueren Beobachtein nicht weniger als 4 ver- schiedene Grundformen (I — IV in der Tabelle am Schlüsse dieser Zeilen) angenommen werden. Kokschar ow bezieht sich in seiner Bezeichnung und seinen trefflichen Krystallbildem auf die von Marignac gewählte Grundform; doch gibt er mit dankenswerter Vollständigkeit die Reductionen für die bisher wohl am meisten übliche Betrachtungsweise nach dem Vorgänge von Mohs1). Tabellarische Zusammenstellungen in der Art wie ich sie meiner früheren Schrift zur Übersicht des Beobachteten beigelegt, erleichtern wohl den Überblick über manche Verhältnisse und die Vergleichung der verschiedenen Symbolik. Doch reichen auch solche Übersichten bei flächenreichen Species nicht au« und kommen erst durch graphi- sche Darstellungen, welche den Zonenverband unmittelbar hervor- treten lassen sollen, zum völligen, jede fernere Arbeit wesentlich fördernden Abschluss. Die folgende Tabelle und die stereographische Projection (Taf. I) entsprechen dem heutigen Standpunkte unserer Kenntniss der Epidotformen. In der Colonne Kokscharow sind durch die den Symbolen beigegebenen Buchstaben die an den russischen Epbloten erscheinenden Gestalten ersichtlich gemacht, ferner in der zweiten Colonne durch H und Z 2) die von Hesse nberg und mir auf- gefundenen Flächen und in der ersten durch Steinchen jene Flächen bezeichnet, welche dies- und jenseits der Zone |(010).(001)} auftreten. l) In «leii mineralogischen Mittheilungen von Dr. G. vom Rath (Poggend. Ann. CXV, 3, 1862), welche ich während der Correctur dieses Aufsatzes vom Verfasser freund- lichst zugesandt erhielt, werden noch zwei neue Epidotforinen, an Krystallen aus dem Zillerthale beobachtet, bekannt gemacht: die Hemipyramiden }325j = 3 bPs, 2 und ;14I( = — (4/'4). (i. vom Rath schliesst sich mit Kokscharow der von Marignac angenommenen Aufstellung an, wornach seine neuen Formen die Zeichen ">/'~ 5 und (4/*4) erhallen, und giht (auf Taf. IV) eine Linear-l'rojeelion der wichtigsten Flachen *) li — (,. vom Rath. Krystallfor n des Epidol ^{87 fbersicht der um Kpidot bekannten Krvsliilll'ornu'n. (57.) Bezeichnung nach Miller Naumann Mohs Levy 1824 1838 Brooke und Miller 1853 Du- I rejioy 1856 Mari- en at 1847 Kuk tcharow 1859 (0 (0 (1) 1 Ol) (II) (III) 1 (IV) (IV) 1. Pinakoide. (3) {U01{ oP (0 p-~ a2 | (0 1102} *9 Z~ 0 2Poa {100} oaPoo (Jf)Pr+c* Ä* (;«){100} M P (J0 oP {010} ( OB Pos) (P)Fr+ co 01 (6) {010} P L (/>) («/'«,) 2. Prismen. (3) {210} OB P% (0)(p+«>)a m (o) {110} e1 l 00 (P~) {410} oo P'\ (A)(P+«>)4 A* O) 1210} c% 1% CA) C2/'~) {610} oaP6 — — — - 00 CVsP«) 3. Orthodomen. (16) a) Positive Heinidomen. (7 > {103} * v3/j~ — . — (?) {1»3} %9 z3 (f) 3Poa {101}« p~ Pr VO-- P (0 |ooi} .'/' T (D ooPoo {503} 5/3Poc — — - — — 00 - 3 /'~ {201}» {301}* 2P«> 3 Pos ■/v+2(>) 2 0* 00 {101} 9% 92 t* t 00 00 — 2Poo ~Poo {501} * 5 Pos — - — - - (m> -1/2P~ {11,0,1} 11 Poe — — — 9° t% l/5Poc h) Negative Hemidomen. (9) {104} — y4foo(«i %P«o {T03} • -%Poo - - — 39 "°/2 %p~ {102} -%P — — - — 0») V3P {507} — *;vPoo - - 79 *% 7 6 *>~ {T01}* Poo (r) + ~ «' 00 |ioi} T Z (r) Pos {501} • - 2Poo 0) 2 — 0) 1502} % — 2/sP«3 {301}* - 3P«= CO — — flVs CO W Ä» -1 • 2 (0 l/a P«B {501}* — SP«. - «Vs — /,« ~ l/,Pao {701} — 7POO(H) — — — — '4/J~ 4. Klinodomen. (3) {013} (%p«)w — - - — ! 2 P3 {012} C1/»*») 00 P>-\ — (2/) {112} — - w 2 /'2 {011} (P«0 00 P> — ( — — — — — {111}* P v 2 el (Oioii} e1 ilf 0) ~P {432} • 2P*/3 w — — — - - (3P3/8) {325} %P% m — {323} P% - - — — — (0 ~^% {321} * {212} * 3P% w P2 fP-2)> 0) , e3 00 1<)12| eVz iV -(2P2) (u) ~ P2 {941} * 9P% — — - i r - (W {521} * SP% — — - - % P2 {TU} * — P 00 t- 7 i» 0){Tlij 6* r4 oo p {432} * — 2P*/s V O) ^2 {521} * — 5P% an (■/.«) {311} * — 3P3 (x) + \. J 2 «3 0*01211} a1 — »/»P {511}» — SPS (P) 's** {711}* — 7P7 («) VtP {121} * -(2P2) — — - b* ö2 (2P2) {141} — (4P4) («) - — — - — — {151} * — (SPS) m (5P5) {161} — (6P6) - — ¥ ö (6P6) v. Ix epharorvich. Bpidat, Tall i Sitmin»sb.d k .Akail & W. niatfi.nalurw .('1. XLV. Bd.Uftflli862 ' Heller. Beitrag« t.üt näheren Kenntniss der \iacrouren i>S!> Beiträge zur näheren Kenntniss t/er Macrouren. Von Prof. Dr. Camil Heller. (Mit 2 Tafeln.) In der nachfolgenden Mittheilung erlaube ich mir, eine Reihe interessanter neuer im hiesigen k. k. zoologischen Museum befindli- cher Macrouren näher zu beschreiben, die zum grössten Theile von den österreichischen Reisenden Baron Hügel, Natter er, Ko- tschy, Ida P feiffer, Doleschal und Daninger in den ver- schiedenen Erdstrichen gesammeil wurden. Besonders zahlreich ist unter ihnen die Familie der Cariden vertreten, aus welcher zwanzig neue Arten aufgeführt werden. Auch ward ich durch die Untersu- chung mehrerer Originalexemplare in den Stand gesetzt, über einige bisher ganz zweifelhafte oder unrichtig beschriebene Alten wichtige Aufschlüsse zu ihrer besseren Bestimmung mittheilen zu können. Polycheles nov. gen. Taf. I, Fig. 1—6. Diese neue Macrourenform ist ausgezeichnet durch den Besitz von vier Scheerenfusspaaren, wovon das erste die übrigen an Länge weit übertrifft. Der von oben etwas abgeflachte länglich viereckige Cephalothorax hat einige Ähnlichkeit mit jenem mancher Crangon- arten, auch sind die Antennen wie bei diesen fast in horizontaler Linie neben einander eingefügt; doch ist die Form der Füsse und Mundwerkzeuge eine ganz verschiedene und berechtigt namentlich die büschelförmige Gestalt der Kiemen, diese Galtung den Astaciden einzureihen, von welchen sie ein Übergangsglied zu den Cariden bilden würde. Der ziemlich dünnwandige Cephalothorax verschmälert sich nach vor- und rückwärts nur wenig, der Stirnrand ist fast gerade, 390 Heiler. von den stärker vorspringenden Seitenecken durch einen dreiecki- gen Ausschnitt getrennt. Die Seitenränder sind ziemlich scharf und fein gezähnelt. Die flachgewölbte Oberseite wird durch eine deut- liche Cervicalfurche in eine fast gleich grosse Vorder- und Hin- terhälfte getheilt. Seitlich schliesst sie zwischen ihrem nach vorne sich fortsetzenden Hauptaste und einer zweiten von ihr ausgehenden und den Seitenrand fast in der Mitte berührenden Querfurche ein dreieckiges, mit der Spitze nach innen gekehrtes Lateralfeld ein. Auf der Mitte der Riickenfläche verläuft vom vordem zum hintern Rande ein niederer, scharfer, mit feinen Zähnchen besetzter Kiel» ebenso bemerkt man beiderseits dem Rande mehr genähert, einen zweiten in der Mitte etwas unterbrochenen ebenfalls gezähnelten Kiel. Dazwischen ist die Oberfläche etwas rauh. Der Hinterrand ist stark ausgeschweift und oben mit sechs spitzen Zähnchen besetzt. Die Seitenflächen erscheinen ebenfalls ziemlich rauh und sind mit ihrem unteren Rande stark einwärts gegen die Basis der Füsse gekehrt. Die Augen fehlen fast ganz, nur an der Basis der oberen An- tennen gewahrt man an der Stelle, wo sich der Stirnrand nach unten umbiegt, zwei schwarze rundliche Flecken als Rudimente der- selben. Die Antennen entspringen unter dem Vorderrande und stehen fast in horizontaler Linie neben einander, nur nach innen decken sie sich in geringem Grade. Der Stiel der oberen oder inneren An- tennen ist etwas kürzer als jener der äusseren und ziemlich flachge- drückt. Von seinen drei Gliedern ist das erste am breitesten und stärksten, es verlängert sich an der Innenseite in einen spitzen sta- chelartigen, über das Stielende noch hinausragenden Fortsatz ; auch an der äusseren mehr abgerundeten Seite ist ein kleiner Stachel sichtbar. Die beiden folgenden Glieder sind kurz und zwar das dritte Glied noch etwas kürzer als das zweite, beide an ihrem Vord.er.ende nach aussen mit einem kleinen Stachel versehen. Die einzelnen Glieder sowie der innere Fortsatz zeigen starke Behaarung am Rande. Von den zwei in ihrer ganzen Länge deutlich getrennten Endborsten ist die innere lang, die äussere kurz, jedoch immerhin noch einmal so lang als der Stiel, auch ist sie nach innen etwas be- haart. Die äusseren Antennen, welche neben und etwas unter den vorigen entspringen, haben einen längeren Stiel mit kurzem aber breitem fast dreieckigen Basalgliede. Das innere Vorderende des Beiträge zur näheren Kenntniss der Man-oureu. *,\[) | letztern ist mit einem spitzen Stachel versehen. Die zwei folgenden Glieder sind länglich und schmal, das zweite etwas länger als das dritte. Der nach aussen von dem Basalgliede entspringenden Blatt- anhang erreicht nicht ganz die Lange des Stieles (die Randwimpern abgerechnet), er ist schmal lanzettförmig. Stiel and Anhang erschei- nen am Rande dicht behaart. Die Endborste ist von mittelmässiger Länge. Die äusseren Maxillarfüsse (Taf. I, Fig. 2) sind schlank und reichen nicht ganz his zum Vorderende des unteren Antennenstieles. Sie bestellen aus sechs Gliedern. Das erste Glied ist kurz und breit, fast viereckig. Das zweite Glied, das längste von allen, ist schmal und etwas nach aussen gekrümmt, ihm folgt das etwas kürzere, aber gerade dritte Glied. Die drei letzten Glieder sind kurz, zusammen- genommen etwas länger als das dritte; das letzte Glied ist konisch zugespitzt und mit einer nach innen gekrümmten Erdklaue versehen, überdies am Innenrande mit einer Reihe von Stacheln besetzt. Auch sind alle Glieder nach innen mit langen Fiederhaaren bedeckt. Ein Palpus fehlt. — Der zweite Maxiilarfuss (Taf. I, Fig. 3) ist gleich- falls schmal, mit kurzem konischen Endgliede und ohne l'alpe. — Der erste Maxiilarfuss (Taf. I, Fig. 4) zeichnet sich durch seine Längenentwickelung aus und ragt ;iuch über die anderen Mundtheile ziemlich hinaus. Im besondern Grade erscheint der Innenlappen (Endognath) ausgebildet, ihm schliesst sich nach aussen und vorne ein kleines Mittelläppchen und ganz nach rückwärts ein länglich dreieckiger Aussenlappen mit dem Palpalanhange an. — An der äussern Maxille (Fig. 5) ist dagegen der Innenlappen sehr wenig entwickelt, dagegen der Aussenlappen lang und breit und dicht bewimpert. — Die Mandihei (Fig. 6) sind an ihrem Kauende ziemlich breit und am Innen- und Vorderrande mit 15 — 16 stumpf- spitzigen Zähnen besetzt, nach aussen tragen sie einen drei- gliederigen Palpus. Unter den fünf Fusspaaren sind die vier vorderen scheeren- tragend und nur das letzte mit einer einfachen Klaue am Ende ver- sehen. Das erste Fusspaar ist sehr lang, es überragt nach vorne die Endhorsten, so wie rückwärts gelegt auch die Schwanzflosse; zu- gleich ist es ziemlich schmächtig. Bracbiurn und Carpus sind sehr flachgedrückt, letzterer um das Doppelte kürzer im Verhältnisse zu jenen, gegen das Ende hin etwas verdickt und hier mit einem oder 392 Heller. zwei spitzen Stacheln versehen. Das längliche Handglied ist ziemlich comprimirt, am obern und untern Rande mit einigen kleinen spitzen Höckern besetzt. Die Scheerenfinger erscheinen länger als das Hand- glied, sind dünn und schlank, am innern Rande fein gezähnelt, gegen das Ende hin etwas klaffend und kreuzen sich an der gekrümmten Spitze. Die einzelnen Glieder sind fast nackt. Die folgenden Fuss- paare sind bedeutend kürzer, ihre Glieder mehr cylindrisch, etwas behaart. Das fünfte Fusspaar endigt mit einem spitzkonischen Klauen- glied, das viel kürzer ist als das vorhergehende Tarsalglied. Am Coxalgliede dieser Füsse gewahrt man zwei hervorragende rundliche Schüppchen und unmittelbar hinter ihnen die männlichen Ge- schlechtsöffnungen. Der Hinterleib ist länger als der Cephalothorax, nach hinten all- mählich verschmälert, oben flacligewölbt, seitlich stark abwärts ge- krümmt. Längs der Mitte des zweiten, dritten, vierten und fünften Segmentes erhebt sich ein Kiel, welcher am hintern Ende eines jeden Gliedes in eine nach vorne gerichtete, hakenförmige Spitze aus- läuft. Am vierten Gliede ist diese Hervorragung am stärksten ent- wickelt. Das erste Segment ist fast ganz glatt, nur in der Mitte des Hinterrandes gewahrt man einen kleinen Höckervorsprung. Am sech- sten Segmente ragt der Mittelkiel nur noch wenig vor. Die Seiten- platten des ersten Ringes sind kurz, jene des zweiten dagegen breit, vorne etwas mehr als hinten vorspringend, nach unten abgerundet; die folgenden werden allmählich schmäler und kürzer, vorne schief abgestutzt, nach hinten abgerundet. An der äussern Oberfläche des dritten, vierten und fünften Seitenplättchens verlauft von oben nach abwärts in schiefer Richtung eine rauhe Linie. Die mittlere Platte der Schwanzflosse ist dreieckig, am Hinterende in eine Spitze aus- laufend, an der Oberseite nach vorne körnig rauh, von der Mitte an mit zwei erhabenen, gegen die Spitze convergirenden Längslinien versehen. Die seitlichen haben eine fast gleiche Länge mit den vorigen so wie auch unter einander, sie sind oval und an den Rän- dern stark bewimpert. f*. typhlops n. Das einzige mir vorliegende Exemplar ist männlichen Geschlech- tes. Es stammt aus Sicilien, wo es von G rohmann gesammelt wurde. Der Cephalothorax misst in der Länge 10'", die grösste Breite bei 6'". Am ersten verlängerten Scheerenfusspaare ist das Beitrüge xur nähereo Kenntniss il>-i Mncroureu, »$rne gerichtet. Die Bänder der tiefen zwischen Stirn und Supraorbitalstachel liegenden Ausbuchtung erscheinen ganz glatt, eben so wie diese letztere in ihrer ganzen Ausdehnung. Diese Supraorbitalstachel bilden mit ihrer breiten Basis die obere Begrenzung der Augenhöhlen, «eiche tiefe quere Gruben darstellen, in denen die Augen fast ganz verborgen sind. Der nach aussen am Vorderrande der Hepaticalgegend gelegene Antennalstachel ist ebenfalls sehr spitz, jedoch etwas kleiner als der Supraorbitalstachel, er begrenzt nach aussen die Augenhöhle. — Der grösste Theil der Oberfläche ist mit grossen, konischen, stark vortretenden, nach vorne in eine kurze Spitze auslaufenden Stachel- höckern besetzt, denen sich einige kleine beigesellen. Zwischen diesen Fortsätzen ist die Oberfläche sonst glatt und unbeharrt. Was die Vertheilung der grösseren Stachelhöcker auf den einzelnen Ge- genden betrifft, so bemerkt man auf der Magenge^end unmittelbar hinter den Supraorbitalstacheln jederseits einen Epigastricalstachel. 394 Heller. diesen folgen nach hinten zwei Proto- und zwei Metagastricalstachel so wie zwischen diesen in der Mitte zwei hinter einander liegende Mesogastricalstachel. Auf der Urogastricalgegend sind die Stachel- höcker kleiner und zahlreicher, in zwei unregelmässigen Querreihen angeordnet. Auf der Hepaticalgegend stehen hinter dem Antennal- stachel noch zwei grössere Stachel hinter einander. Die Stachel- höcker der Cardiacal- und Branchialgegend sind ziemlieh zahlreich und von wechselnder Grösse. Von den erwähnten Gegenden durch eine tiefe Querfurche getrennt, verläuft längs des Hinterrandes wieder eine Reihe grösserer spitzer solcher Staehelhöcker. — Das kleine Augensegment wird von dem mittlem Stirnstachel fast ganz bedeckt. Die oberen Antennenstiele sind stark und dick, kürzer als die unteren, beiläufig die Mitte des dritten unteren Stielgliedes erreichend. Ihr erstes Glied ist kurz, die beiden folgenden fast doppelt länger, nach oben und aussen mit spitzen Stacheln bewaff- net, dagegen an der Unterseite ziemlich glatt, höchstens am Rande der Glieder mit einigen kleinen Stacheln besetzt. Die Endborste erscheint etwas abgeflacht, die Glieder sind kurz, mit einzelnen, äusserst kurzen, aber steifen Döruchen versehen. — Die unteren Antennenstiele sind glatt, ihr erstes Glied so lang wie die zwei fol- genden zusammen, das zweite isl das kürzeste von allen. Am Vor- derrande der Epistomalplatte bemerkt man drei Zähne, von denen der mittlere kürzer ist als die seitlichen. — Der Palpus der äusseren Maxillarfüsse überragt das zweite Glied derselben etwas, sein End- theil ist deutlich geringelt. Das erste Fusspaar ist kräftig, das Femoralglied am Ende des obern Randes sowie am Ende des untern Randes mit einem Stachel bewehrt. Der Tarsus ist in der ersten Hälfte etwas verdickt, nach innen und unten mit einem kleinen Höcker versehen, das Klauen- glied stark, spitzkonisch, leicht gekrümmt, an der Unterseite be- haart. Die folgenden Fusspaare sind dünner, die einzelnen Glieder, bis auf einen spitzen Stachel am Ende des obern Randes vom Femo- ralglied, glatt und unbewehrt. Die Abdominalsegmente haben im Allgemeinen eine ziemlich ebene und glatte Oberfläche, höchstens zeigt sie eine grobe Punkti- rung so wie an der Vorderhälfte eines jeden Segmentes, namentlich gegen den Seitenrand hin einige sparsam zerstreute, molinsamen- grosse Höckerchen. Die Seitenhörner sind spitz und ihr hinterer Beiträge zur näheren Kenntniss der Macr tu. »{!)!) Riind am zweiten bis sechsten Segment mit mehreren kleinen Zähnen besetzt. Oberseite der Schwanzflosse spitzstachelig. — Körperfarbe bräunlichgrün, Füsse am obern Rande des dritten, vierten, fünften und sechsten Gliedes mit schmaler, »eiber Längslinie, seitlich und unten »elbgefleekt. Körperlänge =15 Zoll. Eine andere hieber gehörige, dem P. frontalis M. Edw. verwandte Art wurde von den Novara- Reisenden auf St. Paul gesammelt. Pterocaris nov. gen. Taf. I, Fig. 7—18. Während die meisten Cariden in ihrer allgemeinen Körper- gestalt eine grosse Übereinstimmung zeigen und nur bei den einen mehr seitlich comprimirt, hei den anderen mehr abgeplattet er- scheint, so macht diese neue Form eine merkwürdige Ausnahme. Hier ist die äussere Körpergestalt so auffallend von der gewöhnlichen der übrigen Cariden verschieden, dass man beim ersten Anblicke ein Thier aus einer andern Ordnung vor sich zu haben meint Der Körper erscheint von oben angesehen ganz flach, fast scheiben- förmig, nach vorne mit einer breiten, nach hinten mit einer schmä- lern aber tiefem Ausbuchtung in der Mitte versehen. In jener sind die Augen und Fühler sichtbar, welche letztere weit über den Vor- derrand des Körpers hinausragen. In dieser liegt der nach unten und vorne eingeschlagene Hinterleib verborgen. Retrachtet man sich den Körper von der Unterseite, so bemerkt man, dass hier der Rumpf seiner ganzen Länge nach in der Mitte frei hervorragt. Die von diesem in gewöhnlicher Anzahl und Reihenfolge entspringenden Gliedmassen, dessgleichen die blätterigen Kiemen werden seitlich nicht bedeckt von Cephalothorax, sondern dieser breitet sich in horizontaler Richtung beiderseits zu dem erwähnten rundlichen Haupt- schilde aus, ohne sich nach abwärts zu erstrecken. An der Ober- fläche ist es (ilzig und rauh und wird durch seitliche tiefe Ein- schnitte in mehrere hinter einander liegende und sich gegenseitig deckende Lappen getheilt. — Der erste oder vorderste Lappen ist schmäler und kürzer "als die beiden folgenden. Er reicht nach hinten bis gegen das dritte Fusspaar und wird nach oben zum grössten Theile von der Vorderhälfte des zweiten Lappens bedeckt. Seine beiden Vorderenden laufen in eine stumpfe Spitze ans und begren- 396 Heller. zen beiderseits der Stirnrand, welcher in der Mitte ein kurzes drei- eckiges Rostrurn bildet; die hinteren Endtheile sind mehr abgerun- det. Der zweite Seitenlappen ist viel länger und breiter, er bedeckt nach vorne zum grössten Theile den vorigen und verlängert sich mit seinem abgerundeten Hinterrande bis über die zwei ersten Abdomi- nalfüsse und endigt nach innen beiläufig über dem fünften Fusspaare des Thorax, er wird wieder von dem dritten Seitenlappen bedeckt, so dass nur das vordere Drittel frei sichtbar bleibt. Der Einschnitt zwischen ihm und dem vordem Lappen ist äusserst tief und steht sogar mit dem der andern Seite durch eine schmale Querfurche in der Mitte in unmittelbarer Verbindung. Der dritte Seitenlappen ist ebenfalls gross, vorne fast so breit wie der vorige, nach hinten etwas verschmälert. Er bedeckt nach vorne einen grossen Theil des zweiten Lappens, liegt zu beiden Seiten des Abdomen und ist in der Mitte tief ausgebuchtet und in dieser Ausbuchtung liegt gewöhnlich der schmälere Hintertheil des Abdomen nach unten eingeschlagen. Er besteht aus dem vierten, fünften und sechsten Segmente, sowie ans der Schwanzflosse. Auch hier bemerkt man zu beiden Seiten der erwähnten Segmente drei rundliche, von vorne nach hinten an Grösse abnehmende Läppchen , die von oben meistens vom Hinter- ende des dritten Lappens bedeckt sind. Vergleicht man diese einzelnen Abschnitte mit den analogen Theilen am Cephalothorax und Abdomen der übrigen Crnstaceen, so müssen die vorderen kleinen Lappen dem Kopftheile (arceau cepha- lique M. Edw. oder portion anterior Dana), die darauffolgenden grösseren Lappen dem Schultertheile (arceau scapulaire oder par- tum posterior}, der sie scheidende tiefe Einschnitt der Cervicalfurche des Cephalothorax gleich gesetzt werden. Die hinteren Seitenlappen aber entsprechen den vereinten Seitenplatten der drei ersten Abdo- minalsegmente, während sie an den drei folgenden deutlich geson- dert sind. Die Augen ragen nur wenig über den vordem Stirnrand her- vor, sie liegen durch den dreieckigen Stirnfortsatz getrennt, in der Einbuchtung zwischen diesem und dem Vorderende des ersten Seiten- läppchens. Die inneren Antennen sind gerade unter den Augen ein- gefügt. Ihr kurzer Stiel besteht aus drei nach vorne behaarten Glie- dern. Von den beiden vielgliederigen Endborsten ist die innere kürzer, aber etwas dicker als die äussere. Die einzelnen Glieder Beiträge aur näheren Kenntnisa der Macrouren. »$97 namentlich die inneren sind am Vorderende mit ziemlich langen Här- chen wirtelförmig besetzt. Die unteren und äusseren Antennen entspringen etwas nach aussen von den vorigen und tragen an ihrer Basis einen Blattanhang von länglich ovaler, vorne abgerundeter Gestalt. Er ist an den Rändern bewimpert und viel länger als der cylindrische Stiel. Die aus vielen kurzen Gliedern bestehende End- borste ist etwas länger als die äussere der oberen Antennen. Ihre Glieder sind an ihrem Vorderende mit feinen Härchen wirtelig be- setzt, die kaum die Mitte der Glieder erreichen, während sie an den Endfäden der obern Antennen länger als die Glieder sind. Die Mundwerkzeuge verhalten sich ähnlich wie bei den übrigen Cariden. Die Oberlippe springt stark vor und endet mit einem halb- mondförmigen Rande. Die äussern Maxillarfüsse (Fig. 9) sind schmal, länglich. Sie sind aus vier Gliedern zusammengesetzt, hievon ist das erste sehr kurz und nach aussen in einen spitzen, etwas nach vorne gewendeten Fortsatz verlängert; das zweite und längste von allen ist etwas nach aussen gekrümmt, das dritte beträgt beiläufig den dritten Theil vom vorigen , dagegen ist das letzte stumpf konische Glied doppelt so lang wie das vorhergehende. Es ist nach innen mit mehreren in Querreihen stehenden Börstchen besetzt, ebenso sind die übrigen Glieder ziemlich behaart. Nach aussen findet sich ein ungegliederter, das Ende des Gliedes etwas überragender und an der Spitze behaarter Palpalanhang. Der zweite Maxillarfuss (Fig. 10) zeigt keine besondere Bildung. Am ersten Maxillarfuss (Fig. 11) erscheint der Innenlappen länglich oval mit verlängertem, ungeglie- derten Palpalanhang, dagegen wird ein Mittelläppchen vermisst. Die äussere Maxille (Fig. 12) hat einen breiten ovalen, vorne und hinten abgerundeten Aussenlappen, einen schmalen fast nackten Mittei- und einen rundlichen, nach innen gebuchteten Innenlappen. — Die Man- dibel (Fig. 13) sind zweiästig, der vordere etwas gekrümmte Emi- ast ist ziemlich stark und am Innenrande mit 4 — 5 feinen Zähnchen besetzt, der hintere Ast bedeutend schmäler; nach aussen tragen sie einen zweigliederigen, am Ende bewimperten Palpus. Die Füsse entspringen zu beiden Seiten des unten stark vor- springenden Leibes. Man zählt fünf Paare Thorax- und sechs Paare Bauchfüsse. Erstere stehen ziemlich genähert an ihrer Basis, die letzteren dagegen mehr nach aufwärts gerückt. — Die Vorderfüsse (Fig. 14) sind die stärksten von allen, sie überragen nach vorne 398 " e ' i ■ '• gelegt zwar den Stiel der inneren Antennen , jedoch erreichen sie nicht das Vorderende der Blattanhänge. Sie endigen mit einer läng- lichen Scheere , deren Handglied cylimlrisch, nackt und glatt ist und die stark einwärts gewendeten, am Innenrande fein behaarten Finger um mehr als das Doppelte an Länge übertrifft. Das zweite Fusspaar ist äusserst dünn, fadenförmig und länger als das erste Fusspaar, indem es bis an's Ende der ßlattanhänge hinreicht. Der Carpus erscheint sehr verlängert, aus vier Gliedern zusammen- gesetzt, wovon das erste am längsten, das zweite und dritte Glied aber sehr kurz, das vierte wieder länger ist und beiläufig ein Dritt- theil des ersten beträgt. Am Ende findet sich eine kleine Scheere, deren Finger fast so lang wie das Handglied und mit langen Börst- ehen besetzt siiH. Femoral- und Carpalglied sind nackt. — Die folgenden Füsspaaie sind wieder etwas stärker, jedoch kürzer als das zweite Fusspaar. Sie überragen nicht den äussern Rand der Seitenlappen. Ihr verlängerter Tarsus i-t am untern Rande gegen das Ende hin mit 2 —3 feinen Börstehen, am Ende des ohern Randes aber mit einem Büschel kurzer Haare besetzt, die Klaue kurz, spitzkonisch. Das Abdomen ragt mit der Schwanzflosse etwas über den Hinter- land der Körperseheibe hinaus. Die mittlere Platte der Schwanz- flosse ist viel kürzer als die Seitenplättchen, nach hinten leicht ver- schmälert und abgerundet, oben mit zwei Dörnchenpaaren besetzt. 1*1. typten n. Der Körper ist 10 Linien lang und 9 Linien breit, an der Ober- seite filzig behaart. Das untersuchte Exemplar war ein Weibchen und wurde von Dr. Dole schal aus Amboina eingesendet. Virbius, Stimpson. Unter dieser Gattung werden von Stimpson alle früher mit Hippolyte vereinigten Arten zusammengefasst, bei denen das Rostrum nach hinten am Cephalothorax nicht kielartig sich fortsetzt, die einen dreiglietlerigen Carpus am zweiten Fusspaare besitzen und an den Mandibeln keinen Palpus nachweisen lassen. Zu dieser Gattung gehören aus den europäischen Meeren: Verbius varians , V- viridis, smaragdinus und Prideauaßianus. Ihnen füge ich hier eine neue Art aus dem adriatischen Meere bei. Beiträge mv näheren Kenntuisa der Vfacrouren. Ii()il V. gracilis n. Taf. I, Fig. 19, SO. Das Rostrum dieser Art ist ziemlich gerade nach vorne gerichtet und erreicht mit der Spitze nicht das Ende der Blattanhänge von den äussern Fühlern. Es ist am obern Rande mit 4 Zähnen besetzt, hier- von stehen zwei hinter , zwei ober den Augen, zwischen dem letzten obern Zahne und der einfachen Spitze bleibt ein längerer Zwischen- raum. Der untere Rand ist hinten leicht ausgeschweift und zeigt nach vorne hin gewöhnlich zwei, seltener drei kleine Zähnchen, sie liegen stets vor dem ersten obern Zahne. Die Augen sind von mas- siger Länge. Das erste Glied des obern Antennenstieles ist länger als die zwei folgenden Glieder zusammengenommen, der Basalstachel dieses Gliedes reicht nicht bis zu dessen Vorderende. Von den bei- den Endfäden ist der dickere neungliederig, er ragt nach vorne zwar über den Blattanhang der äusseren Antennen hinaus, doch ist er kürzer als der Stiel. — An den unteren Antennen ist der Stiel etwas länger als das erste Stielglied der oberen Antennen, der Blatt- anhang oval, vorne abgerundet. Der Cephalothorax seitlich ziemlich comprimirt. An der Vor- derseite gewahrt man zu beiden Seiten des Rüssels einen spitzen Supraorbitalstachel, ihm folgt nach aussen am Vorderrande, unmittel- bar unter der zahnartig vorspringenden äussern Augenhöhlenecke ein kleiner spitzer Antennalstachel. Vom Rande etwas entfernt, nach unten und hinten von dem vorigen, findet sich auf der Fläche ein kleiner Hepaticalstachel. Die Seitenecke ist abgerundet. Die äusseren Maxillarfüsse sind schlank und ragen etwas über den untern Antennenstiel hinaus, ihr letztes Glied ist nach innen und an der Spitze mit Stachelborsten besetzt, der Palpus kurz. Die Mandibel sind zweiästig, der vordere Ast ist dünn, gerade und am Endrande vierzähnig, der hintere Ast dagegen stark verdeckt und nach innen gebogen, der Palpus fehlt. Das erste Fusspaar ist sehr kurz und dick. Das zweite Fusspaar dünn, um die Länge der Scheere über den untern Antennenstiel hinausragend, der Carpus dreigliederig; das erste Glied ist das längste, das zweite das kürzeste. Die Scheere hat fast die Länge der beiden vorhergehenden Glieder zusammengenommen : das dritte Fusspaar erreicht unter allen die bedeutendste Länge, da es fast Sitzb. A matheui -uaturw. Cl. XLV. Rd. I. Abth. 27 400 Heller. bis an'sEnde der Blattanhänge der äusseren Antennen hinreicht. Die folgenden nehmen an Länge allmählich ab. Das Tarsalglied ist bei allen am untern Rande mit einer Reihe feiner Stacheln und das spitzkonische Klauenglied mit spitzen Dörnchen besetzt, die von innen nach aussen an Grösse zunehmen. Das Abdomen stark bucklig gekrümmt, nach hinten verschmäch- tigt. Die einzelnen Segmente sind glatt, der Hinterrand des dritten Segments in der Mitte convex vorspringend. Die mittlere Platte der Schwanzflosse wenig kürzer als die Seitenplättchen, nach hinten verschmälert und mit sechs kleinen Stacheln besetzt. Die Körperlänge beträgt 7 Linien. Alpheus Fab. A. platyrhynchus n. Taf. I, Fig. 21—24. Milne Ed w ards beschreibt in seiner Naturgeschichte der Krustaceen (2. Bd., S. 352) einen Alpheus aus dem mittelländischen Meere und hält ihn identisch mit der in Savigny's Werke (Descrip- tion de TEgypte, Crust. pl. 10, fig. 1) dargestellten Art, für welche A u d o u i n in der „ Explication des planches de Savigny" p. 274 den Namen Alpheus Edivardsii aufgestellt hat. Nun wurde bereits von Dana (Unit. Stat. Explor. Expedit. Crust. p. 542) nachgewiesen, dass die von Milne Edwards beschriebene mittelländische Art von jener Savigny's ganz verschieden sei. Auch ich konnte mich an zahlreichen Exemplaren, welche mir zur Vergleichung zu Gebote standen, von der vollkommenen Verschiedenheit beider Arten über- zeugen. Als vorzüglichste, am meisten in die Augen fallende Merk- male führe ich hier an, dass bei Alpheus Edwardsii aus dem rothen Meere das Rostrum auch nach hinten zwischen den Augen sich fort- setzt und hier einen dreieckigen, oben abgerundeten Vorsprung bildet, während das kleine spitze, unmittelbar vom Stirnrande ent- springende Rostrum der mittelländischen Art zwischen den Augen sich nicht fortsetzt, so dass die Stirnfläche hier ganz flach erscheint. Ferner sind die Supraorbitaldecken bei Alpheus Edwardsii nach vorne abgerundet und unbewaffnet, bei der andern Art dagegen jederseits mit einem kleinen Stachel bewehrt. Auch die Vorderfüsse zeigen bedeutende Abweichungen in ihrer Form. Während man bei Beiträge zur näheren Kemituiss der Macrouren. 401 der mittelländischen Art an der äussern Fläche unter dem obern Randeinschnitte zwei stark vorspringende, durch eine Furche von einander getrennte Längswulste bemerkt, von denen der obere breitere nach vorne abgestutzt, der untere schmälere aber mit einem spitzen Zahne endet, so vermisst man diese Vorsprünge bei Alpheus Edwards» ganz, dagegen zieht sich vom obern Randeinschnitt eine breite, tiefe Furche unmittelbar unter dem Rande nach hinten und endet ziemlich plötzlich an der längern Grenzlinie des dreieckigen Feldchens. — Es erscheint daher eine Trennung dieser zwei ver- schiedenen Arten nothwendig und indem der von Savigny abgebil- deten Art aus dem i'othen Meere der ursprüngliche Name Audouin s „Alpheus Edwardsii" verbleiben muss, erlaube ich mir die mittel- ländische Art A. platyrhynchus zu benennen. — Diese Art kömmt auch im adriatischen Meere vor. Sie wurde von Herrn Steindach- ner in Lissa und Lesina gesammelt. A, laevimanus n. Taf. I, Fig. 25-27. Diese ebenfalls im adriatischen und mittelländischen Meere vorkommende Art charakterisirt sich durch die länglich eiförmigen, abgerundeten, an ihrer Oberfläche glatten Handglieder der Vorder- füsse. Der Cephalothorax ist nach vorne hin ziemlich verschmächtigt, die Stirn mit einem kleinen spitzen Rostrum versehen, das sich nach hinten zwischen den Augen kaum kielartig fortsetzt. Die Supraorbi- taldecken verlängern sich nach vorne ebenfalls in einen spitzen Stachel, fast von der Länge des Stirnstachels jedoch etwas stärker und breiter an der Rasis. Sie reichen mit ihrer Spitze bis zur Mitte des ersten Stielgliedes der oberen Antennen. Die Seitenecke springt in Form eines stumpfen Zahnes etwas vor. Der obere Antennenstiel ist zwar kürzer als jener der untern, jedoch bedeutend länger als der Blattanhang. Das erste Stielglied an den obern Antennen über- trifft die beiden übrigen an Länge, das dritte ist das kürzeste von allen, der Basalstachel am ersten Gliede ist ziemlich stark und reicht bis zu dessen Vorderrande oder selbst noch etwas darüber hinaus. Die Endborsten sind kurz. Der untere Antennenstiel ist nur wenig länger als der obere, an der Basis nach vorne und aussen mit zwei langen spitzen Stacheln besetzt. Der innere von ihnen, fast so lang wie der ganze Stiel, entspricht dem Basalstachel, der andere etwas IT 402 Heller. kürzere dem eigentlichen Blattanhang, an dem der innere häutige Theil ganz verkümmert ist. Die äusseren Maxillarfüsse reichen bis zum Vordereride des untern Antennenstiels. Dys erste Fusspaar ist ziemlich lang und stark, beiderseits ungleich. Am grossem Scheerfusse ist das Brachialglied dreikantig, das Carpalglied sehr kurz von vorne nach hinten zusammengedrückt, nach unten in einen spitzen flachen Zahn verlängert. Die Scheere ist bei 4'" lang, wovon drei Linien auf das Palmarglied kommen. Letzteres ist länglich eiförmig, abgerundet, etwas von innen nach aussen um seine Längsaxe gedreht, an der Oberfläche glatt und glänzend und am Vorderrande über der Basis des beweglichen Fin- gers mit einem vorspringenden spitzen Zahne bewehrt. Der unbe- wegliche Finger ist kurz dreieckig, oben ausgehöhlt, am Ende stumpf; der bewegliche etwas längere Finger seitlich compress, oben bogig gekrümmt mit kurzer spitzer Endklaue. Überdies erschei- nen die Finger leicht behaart. Am kleinem Scheerfuss sind die ein- zelnen Glieder bedeutend dünner, das Carpalglied verhältnissmässig länger, obkonisch, die Scheere bei 2'" lang; die Hand walzigrund und glatt. Die kurzen, an einander schliessenden schmächtigen Finger sind an der Innenseite mit längeren Haaren in Büschelform besetzt. — Das zweite Fusspaar ist dünn, aber etwas länger als das dritte. Der fünfgiiederige Carpus zeigt in Zahlen ausgedrückt folgen- des Längenverhältniss der einzelnen Glieder: 4-j- 1 -f- i -\- 1 -f- 2. Die Scheere ist von der Länge der drei letzten Carpalglieder zusam- mengenommen, die Finger sind ziemlich behaart. Die folgenden Fusspaare sind ziemlich kurz und dünn, die Femoralglieder am Ende ihres untern Bandes unbewaffnet, die Tarsalglieder etwas länger als die Tihialglieder, mit einigen feinen Stacheln am untern Ende, die Klauenglieder sehr kurz. — Die mittlere Schwanzplatte erreicht nicht ganz die Länge der seitlichen Flossenblätter, ist oben ziemlich flach, in der Mitte leicht der Länge nach vertieft und gegen den Band hin mit zwei Dörnchenpaaren besetzt, sonstwie bei A. ruber beschaffen. Die Länge beträgt 8 — 9'". — Die im kais. Naturalien- Cabinete befindlichen Exemplare stammen aus Sicilien, sowie von Piraoo aus dem adriatischen Meere. Die von Costa in seiner Fauna del Regriß dl NapoÜ beschrie- benen und abgebildeten zwei Arten von Crgjiiopht/tahnus, nämlich veitfricoßus und Costae gehören hieher und bilden wahrscheinlich Beiträge zw näheren Kenntuisa de ilacrouren 4-U») zusammen blos eine einzige Art. Sie stimmen in den wesentlichen Merkmalen ganz iiberein und die geringen Abweichungen von ein- ander dürften nur auf Alters oder Geschlechtsverseliiedenheit beru- hen. Unter den Exemplaren, welche ich untersuchen konnte, gleichen einige mit Eiern reichlich versehene Weibehen ganz dem C. ventri- cosns Costa 's, während andere Exemplare von mehr schmächtigem Habitus mehr mit C. Costme übereinstimmten. Ich glaube daher mit gutem Grunde jene zwei Arten Oostae in eine einzige Art vereinen zu können, welche ich nach der charakteristischen Beschaffenheit der Handglieder Aipheus laevimanus benenne. Ausser den erwähnten zwei Arten kommen im mittel- und adriatischen Meere noch zwei andere vor, nämlich A. ruber und A. dentipes. Man kann diese Arten auf folgende Weise leicht unter- scheiden und bestimmen. A. Das Handglied der vorderen Scheerenfüsse erscheint abge- rundet und glatt, das erste Stielglied der oberen Antennen ist länger als die zwei folgenden A. lacvhnuniis. B. Das Handglied der vorderen Scheerenfüsse erscheint kantig, das zweite Stielglied der oberen Antennen ist das längste. a) Die Ränder des Handgliedes sind durch keinen Querausschnitt unterbrochen, die Supraorbitaldecken vorne abgerundet . . . A. ruber. b) Die Ränder des Handgliedes sind durch einen Querausschnitt unterbrochen, die Supraorbitaldecken mit einem kleinen Stachel vorne besetzt. a) Das Femoralglied des dritten und vierten Fusspaares am Ende des untern Randes ohne Zahn, das Stirnrostrum llach, nach hinten zwischen den Augen nicht kielartig vorspringend . . . A. p/utyrhj/Hchus. ß) Das Femoralglied des dritten und vierten Fusspaares mit einem Zahne am Ende des untern Randes, das Stirnrostrum compress und nach hinten zwischen den Augen in Form eines kleinen Kiels sich fortsetzend I dentipes. Arete Stimpson. Dieses neue von Stimpson (Proceed. of the Acad. nat. Sciene. of Philadelphia 1860, p. 32) aufgestellte Geschlecht hat den allge- meinen Habitus eines Alpheus, jedoch sind die Augen nicht voll- 404 H eile >'. kommen verborgen, sondern schauen mit der Cornea über den Vorder- rand des Cephalothorax hervor: das Stirnrostrum erscheint länglich dreieckig; die Vorderfüsse sind etwas verdickt, beiderseits gleich entwickelt. Die Art, aufweiche Stimpson die Gattung gründete, kommt in den chinesischen Gewässern vor und wurde als A. rostralis beschrieben. Zu dieser Gattung dürfte auch der von mir in den Sitzungsberichten der Wiener kais. Akademie der Wissenschaften (44. Band, Jahrgang 1861, S. 274) beschriebene Alpheus monoceros aus dem rothen Meere zu rechnen sein. Eine dritte neue Art kommt im adriatischen Meere vor und lasse ich die Beschreibung derselben hier folgen. A, Diolectiana n. Taf. I, Fig. 28—33. Der Cephalothorax ist ziemlich compress, nach vorne hin leicht verschmälert, glatt, die Rückenseite von vorn nach hinten gerade. Das Stirnrostrum spitz, fast gerade nach vorn gerichtet, von oben angesehen leicht dreikantig. Es erreicht fast das Ende des obern Antennenstiels, nach hinten setzt es sich in Form eines stumpfen Kiels eine kurze Strecke auf der Stirnfläche zwischen den Augen fort. Diese letzteren sind zum grössten Theile unter dem Cephalo- thorax versteckt und nur die vordere Hälfte der Cornea ragt über den Rand frei hervor. Dieser Orbitalrand endet nach aussen mit einem kleinen dreieckigen Zähnchen, unmittelbar vor diesem ent- springt aber noch ein spitzer, die Cornea etwas überragender Stachel. Im weitern Verlaufe erscheint der Vorderrand des Cephalothorax ganz unbewaffnet und geht unter stumpfem Winkel in den Seitenrand über. Die oberen Antennenstiele sind wenig länger als das Rostrum und beiläufig so lang wie die Blattanhänge der unteren Antennen. Unter den einzelnen Gliedern ist das erste das längste, die folgenden nehmen verhältnissmässig an Länge ab und haben eine cylindrische Gestalt. Der Basalstachel des ersten Gliedes ist sehr entwickelt, in- dem er selbst das zweite Stielglied nach vorn hin etwas überragt. Die beiden Endfäden sind ungleich lang, der äussere kürzere zugleich verdickt. Der Stiel der unteren Antennen ist etwas kürzer als jener der oberen, der Blattanhang länglich oval, vorn regelmässig abgerun- det, der Seitenstachel stark entwickelt und der Vorderrand über- ragend. — Die äusseren Maxillarfüsse sind ziemlich schlank, etwa Beiträge zur näheren Kenntnis; dei Maerouren, 405 so lang wie der untere Stiel der Antennen oder ihn nur wenig an Länge übertreffend. Die zwei letzten Glieder derselben erreichen zusammen nicht die Länge des zweiten Gliedes, das spitz konische Endglied ist nach innen mit zahlreichen, in Querreihen stehenden Horstchen besetzt, überdies sind die einzelnen Glieder an beiden Plaudern mit Haaren bedeckt. Der Palpus reicht bis zur Mitte des dritten Gliedes. Die Mandibel sind zweiästig , der obere Ast dicker und stärker als der untere, nach aussen mit einem zweigliederigen Palpus versehen. Die Vorderfüsse sind bedeutend länger als die folgenden, bei- derseits gleich entwickelt, die einzelnen Glieder nur massig verdickt und glatt. Die Carpalglieder sind länglich, obkonisch. Die Scheeren erscheinen sehr verlängert, das Palmarglied fast von gleicher Dicke wie das Ende des Carpus, walzig und die kleinen, leicht einwärts gekrümmten Finger um mehr als das Doppelte an Länge übertreffend. Der unbewegliche Finger ist mit 3 — 4 kleinen Zähnchen am Innenrande besetzt, während die bewegliche ungezahnt, oben leicht bewimpert erscheint. Die übrigen Glieder sind ganz nackt. — Das dünne, faden- förmige zweite Fusspaar überragt nach vorn etwas den Blattanhang der Antennen. Der Carpus ist fünfgliederig, von den einzelnen Gliedern das erste das längste, fast eben so lang, wie die vier folgenden zu- sammen, von denen das zweite und dritte sehr kurz sind, die zwei folgenden aber an Länge etwas zunehmen. Die Scheere hat fast die Länge der zwei vorhergehenden Carpalglieder, die dünnen, leicht comprimirten Finger sind mit einigen Härchen besetzt. Die folgenden Fussp;iare nehmen vom dritten an allmählich an Länge ab. Die einzelnen Glieder sind fast ganz nackt, nur am Vorderende des Tibialgliedes finden sich einige kurze Härchen, der Unterrand des Tarsalgliedes ist mit 9—10 Stachelbörstchen besetzt, wovon die letzten etwas länger sind. Der Hinterleib verschmälert sich nach hinten allmählich, ist oben abgerundet, der Hinterrand des dritten Segmentes gerade. Die Seitenplättchen der drei ersten Segmente erscheinen abgerundet, blos das fünfte ist nach hinten in eine kurze Spitze ausgezogen. Die Mittelplatte der Schwanzflosse ist viel länger als das sechste Abdominalsegment, jedoch kürzer als die Seitenplättchen. Sie ist ziemlich breit und wird gegen das Hinterende etwas schmäler, nach oben ist sie flach abgerundet, mit zwei Dörneheupaaren besetzt und 406 Heller. läuft am Hinterende in eine stumpfe Spitze aus, umgeben von zwei Seitenstacheln, dazwischen bewimpert. Die ganze Körperlänge des Tbieres beträgt 6 Linien. Diese interessante Art wurde von Herrn P. Pius Titius in Pirano gesammelt. Pelias Roux. Unter diesen Gattungsnamen werden von Roux (Memoire sur la Classification des Crustacees de la Tribu des Salicoques pag. 25) mehrere Alpheusarten Risso's vereint und auf folgende Weise charak- terisirt: „Deuxieme pairede pattes gueres plus grosse que la premiere, plusrenflee. Rostrefinimentdente; corps transparent. Tete lisse. Pieds- mächoires exterieurs alonges. Carpe simplement conforme". Ich hatte Gelegenheit, im hiesigen zoologischen Museum zwei Arten, die von Roux selbst bestimmt wurden, näher untersuchen zu können und ich habe gefunden, dass sie dieselben Merkmale darbieten, welche Dana (1. c. I, pag. 577) für sein Geschlecht Anchistia als charakteristisch hervorhebt. Der Körper hat im Allgemeinen den Habitus eines Pa- lämon, jedoch sind an den obern Antennen blos zwei Endfäden entwickelt und dieMandibel haben keine Pulpen, die äusseren Maxillar- füsse erscheinen schlank, die einzelnen Glieder derselben schmal. — Auch die Gattung Periclimenes, von Costa im Jahre 1836 in seiner Fauna del Regno di Napoli aufgestellt, dürfte gleichfalls als identisch bieher zu ziehen sein. Nachdem nun aber die oben citirte Arbeit von Roux über die Cariden bereits im Jahre 1831 publicirt wurde, so gebührt ihm jendenfalls die Priorität und wäre demnach künftig hin diese Gattung mit dem Namen Pelias zu bezeichnen. Die beiden von Roux bestimmten Arten sind: Pelias seriptus und P. amethysteus. Sie stammen aus dem mittelländischen Meere und werden von Kisso, als zu dem Geschlecht Alpheus gehörig, aufgeführt. [Nachdem aber eine vollkommene Bestimmung nach der von Risso gegebenen kurzen Beschreibung nicht möglich ist, so will ich diese beiden Arten im Nachfolgenden näher beschreiben. f*. seriptus. Taf. II, Fig. 34. Diese Art unterscheidet sich von der folgenden hauptsächlich durch die stärkere Entwicklung und bedeutendere Länge des Beitrag« i»r näheren Keuntniss rtei Macrouren 407 zweiten Fusspaares. — Das gerade nach vorne gerichtete Rostruin beginnt mit einem Kiel schon auf der Mitte des Cephalothorax und reicht fast bis an'sEnde der Blattanhänge der unteren Antennen. Es ist am ohern Rande mit 8 — 9 Zähnen besetzt, wovon der hinterste auf der Mitte oder selbst etwas hinter der Mitte des Cephalothorax steht, der dritte bis vierte Zahn ober den Augen ; die einzelnen Zähnchen sind ziemlich gleichweit von einander entfernt, der erste obere und kleinere Zahn ist der Spitze genähert. Der untere Rand ist nach hinten kaum ausgeschweift, in der vordem Hälfte mit drei spitzen Zähnen bewaffnet, der erste untere ist von der Spitze eben so weit entfernt wie von dem zweiten Zahne. — Der Cephalothorax ist seitlich eom- primirt, vorne und hinten fast gleichbreit, der Vorderrand beider- seits neben dem Rostrum tief ausgebuchtet für die Augen, an deren äusseren Seite ein zahnartiges Läppchen vorspringt; ihm folgt unmittelbar nach hinten ein kleiner spitzer Antennalstachel , von da an ist aber der Vorderrand bis zur stumpfen Seitenecke ganz unbewaffnet. Auf der Seitenfläche gewahrt man jedoch, vom Vorderrande ziemlich entfernt, einen spitzen, ziemlich starken Hepaticalstachel. — Die Augen haben eine mittelmässige Länge. Der Stiel der obe- ren Antennen ist fast so lang wie der ßlattanhang der untern; das erste Glied länger als die beiden folgenden, verbreitet sich blattförmig nach aussen und ist hier mit einem kurzen, die Mitte des Gliedes kaum überragenden ßasalstachel versehen. Jedes der beiden folgen- den Glieder ist von cylindrischer Form, kurz, alle Glieder nach aus- sen stark behaart. Von den beiden kurzen Endfäden ist der äussere etwas dicker. Der Stiel der unteren Antennen ist kürzer als der obere, erreicht kaum die Hälfte seines ßlattanhanges, welcher nach vorne deutlich gerundet, nach vorne und innen bewimpert ist. Der vordere Seitenstachel reicht mit der Spitze bis nahe an's Ende. Die äusseren Kaufüsse sind schlank, die einzelnen Glieder fast gleichbreit. Ihr zweites Glied ist das längste von allen , leicht nach aussen gekrümmt. Das dritte Glied erscheint cylindrisch, gerade und etwas kürzer als das vorige; das vierte ist konisch zugespitzt, nicht so lang wie das vorhergehende, im Vereine mit diesem übertrifft es das zweite Glied bedeutend an Länge. Die einzelnen Glieder sind behaart. Der Palpus ist beiläufig so lang wie das zweite Glied. Die Mandibel sind deutlich zweiästig, der vordere Ast stärker, am 408 Heller. Ende mit 3 spitzen Zähnen besetzt, wovon der mittlere der kleinste ist. Ein Palpus fehlt. Das erste Fusspaar ist dünn und reicht nach vorne gelegt mit der kleinen Scheere bis an's Vorderende der Blattanhänge. Die Finger erscheinen um ein Drittheil länger als das Handglied. Das bedeu- tend stärkere, beiderseits gleich entwickelte zweite Fusspaar ragt fast um die ganze Länge der Scheere über den Blattanhang hinaus. Das Handglied ist länglichrund, etwas dicker als das vorhergehende kurze Carpaiglied, bei 1 Linie lang; die Finger etwas länger (l*4Lin.), spitz, leicht einwärts gekrümmt, mit stumpfem äussern und zugescharrtem innern Rande. Die folgenden Fusspaare sind schlank, kaum kürzer als das erste Fusspaar, mit cylindrischen, fast ganz glat- ten und nackten Gliedern versehen, nur am untern Rande des Tar- salgliedes finden sich gegen das Ende hin einige feine Börstehen. Das spitz konische letzte Glied zeigt unter der spitzen Endklaue eine zweite kleinere. Der Hinterleib ist stark buckelig gekrümmt, der Hinterrand des dritten Abdominalsegmentes springt in der Mitte stark nach einwärts vor, die Hinterhälfte des Abdomens vom dritten Segmente an ist ziem- lich stark comprimirt. Die Mittelplatte der Schwanzflosse ist sehr schmal, nach hinten dreieckig zugespitzt und hier mit zwei längeren beweglichen Stacheln besetzt. Die Seitenplatten sind etwas länger, oval, am Rande bewimpert. Länge des ganzen Körpers 17 bis 18 Linien. Wurde auch im adriatischen Meere gefunden. J*. amethysteus. Bei dieser Art ist das Rostrum ebenfalls ziemlich gerade nach vorne gerichtet, nur an der äussersten Spitze etwas nach oben ge- kehrt, oben mit acht, unten mit drei Zähnchen besetzt. Die zwei hinter- sten Zähnchen stehen noch am Cephalothorax hinter den Augen, sie werden von hinten nach vorne alimählich kleiner und sind mit ihrer scharfen Spitze stark vorwärts geneigt, der letzte obere ist der Spitze sehr genähert. Das Rostrum erreicht fast das Ende der Blatt- anhänge an den unteren Antennen. — Der äussere Augenhöhlenwinkel erscheint zahnartig, stumpf. Der Antennalstachel ist dünn und spitz, die Seitenecke stumpfwinkelig, der Hepaticalstachel ziemlich stark und spitz. Beiträge mr näheren Keuntoisa dci Macrouren. 409 Der obere Antennenstiel erreicht nicht ganz die Länge des Rostrums und der Blattanhänge. Das erste Stielglied ist länger als die beiden folgenden zusammen, nach aussen lamellös erweitert, die zwei folgenden Glieder kurz, cylindrisch. Der untere Antennenstiel ist etwas kürzer als das erste obere Stielglied, sein Blattanhang erscheint länglich oval, nach vorne abgerundet, der vordere Seitenstachel etwas vom Vorderrande abgerückt. Die äusseren Maxillarfüsse sind dünn und schlank, beiläuGg von der Länge des untern Stiels. Das erste und zweite Fusspaar sind fast gleich lang, sie reichen bis an das Vorderende der Blattanhänge, das erste ist dünn, das zweite etwas verdickt. Am ersten ist die Scheere fast so lang wie der Carpus, am zweiten ist dagegen der Carpus sehr verkürzt, er ist 3mal kürzer als das Brachialglied und doppelt kürzer als das Handglied. Letzteres ist leicht verdickt, länglich, doch nicht ganz so lang als die schlanken, in der Mitte etwas klaffenden, spitzen Finger. Alle Glieder sind nackt. — Die drei folgenden Fusspaare sind fast sämmtlich länger als die zwei vorhergehenden. Sie tragen an dem Unterrande des Tarsalglied s einige Stachelbörstchen, ihr spitzkonisches Khiuenglied ist mit einer doppelten Endklaue versehen. — Abdomen und Schwanzflossen ver- halten sich ganz wie bei voriger Art. Die Körperlänge beträgt 16 Linien. Vorkommen: Mittelmeer. f*. migratoriu* n. Taf. II, Fig. 35. Diese Art unterscheidet sich von den beiden eben erwähnten durch die verschiedene Gestalt des Rostrums, durch die Anwesen- heit eines Branchiostegalstachels am Vorderrande des Cephalothorax und den gleichzeitigen Mangel eines Hepaticalstachels an der Seitenfläche. Der Cephalothorax ist länglich, coinpress, vorne und hinten leicht verschmächtigt, oben von vorne nach hinten etwas abgerundet, glatt, am vorderen Seitenrande mit kleinem spitzen Antennal- und Branchiostegalstachel versehen. Hinter letzterem bemerkt man an der Seitenfläche eine kurze Nathlinie. Das Rostrum entspringt mit dreieckiger Basis zwischen den Augen. Es setzt sich am Cephalo- thorax fast bis zur Mitte desselben mit einem kleinen stumpfen Kiele fort, an dem sich jedoch erst ganz nach vorne hinter den Augen ein 410 Heller. Zahn befindet. Die übrigen vier bis fünf Zähnchen sitzen am oberen Rande des Rostrums selbst und zwar zwei ober den Augen, zwei oder drei vor denselben. Die Spitze ist einfach, nach vorne und etwas nach oben gerichtet. Am unteren Rande liegen hinter der Spitze gewöhn- lich zwei, sehr selten drei kleine Zähnchen. Die Rasis ist nach unten etwas ausgebuchtet, nach vorne hin in der Mitte ziemlich breit, die Form des Rostrums im Ganzen lanzettähnlich mit kurzer Spitze. Es ist stets kürzer als die Rlattanhänge und gleichlang mit den oberen Antennenstielen. Die Augen erscheinen ziemlich dick und reichen bis zum letzten Drittheil des oberen Antennenstiels. Das erste Glied des letzteren ist bedeutend länger als die zwei folgenden zusammen, mit spitzem bis zur Mitte des Gliedes reichendem Rasalstachel. Von den beiden Endfäden ist der äussere an der Spitze zweitheilig. Der untere Antennenstiel besitzt fast die Länge des ersten obern Stiel- gliedes, sein Basalstachel ist sehr klein, der Blattanhang länglichoval, vorn schmal abgerundet, der Seitenstachel vom Vorderende bedeu- tend entfernt. Die äusseren Kaufüsse haben die Länge des unteren Antennenstiels oder ragen höchstens mit ihrer Endspitze etwas dar- über hinaus, ihr letztes Glied ist halb so lang wie das vorher- gehende. Das erste Fusspaar ist dünn und glatt, reicht nach vorne bis an's Vorderende der Blattanhänge, das Carpalglied ist etwas länger als das Rrachialglied und fast dreimal länger wie die kleine Scheere. Das zweite Fusspaar ist auch schlank, aber etwas stärker und länger als das vorige, indem es mit der ganzen Scheere über die Blatt- anhänge hinausragt. Ihr Brachialglied ist etwas kürzer als das Carpalglied, die Scheere beiläufig so lang wie das Brachialglied, die Hand etwas dicker als der vorhergehende Carpus, länglich walzen- förmig, glatt, die Finger bedeutend kürzer, zugespitzt. — Die drei hinteren Fusspaare sind dünn, grösstentheils nackt, blos das Tarsal- glied am Unterrande mit' einigen feinen Stacheln besetzt: Dactylus spitzkonisch, mit einfacher Klaue. Der Hinterleib ist ziemlich gekrümmt, nach hinten allmählich verschmälert, der Hinterrand des dritten Segmentes nur massig vorspringend. Die Mittelplatte der Schwanzflosse ist schmal, länglich dreieckig, mit seichter Längsfurche in der Mitte und zwei schwach angedeuteten Seitenleistchen, auf denen zwei Dörnchenpaare stehen. Auf dem Hinterende ist sie mit drei langen, beweglichen Endstachelu Beiträge zur näheren Kenntniss der Macrouren. 4 11 besetzt. Die seitlichen Flossenblätter sind etwas länger, oval. — Die Körperlänge beträft 16 Linien. Diese Art schliesst sich durch die angedeutete Trennung der äusseren Endborste in zwei Fäden an den oberen Antennen mehr den Palämonen an, jedoch unterscheidet sie sich durch den Mangel eines Palpus an den Maudibeln von diesen. Sie hat viele Ähnlichkeit in der äusseren Gestalt mit dem von Leach beschriebenen Palaemon na 'ums und es wäre demnach zu untersuchen , wie die Mandibeln jener Art sich verhalten. Auch ist es sehr wahrscheinlich, dass Palaemon antennarius Edw., sowie P. lacustris Mart. mit unserer Art identisch sind. Die im hiesigen zoologischen Museum befind- lichen Exemplare , nach welchen diese Art beschrieben wurde, stammen aus dem adriatischen Meere, aus dem Gardasee und aus Ägypten. Caridina M. E d vv. i . fossarum n. Hier ist das Rostrum ähnlich wie in der vorigen Art beschaffen, zeigt dieselben Längenverhältnisse, jedoch ist der obere Rand bis zur Spitze hin bezahnt, und zwar kommen oben 20 — 25 Zähne, unten 7 — 9 Zähne vor. Am Vorderrande gewahrt man einen deut- lichen Antennalstachel. Das zweite Fusspaar ist etwas kürzer als der obere Antennenstiel, jedoch länger als der untere; ihr Carpalglied übertrifft das Handglied etwas an Länge, die Finger sind leicht zu- sammengedrückt, mit Haaren büschelförmig besetzt. Die hinteren Fusspaare reichen beiläufig bis zur Mitte der Rlattanhäuge hin, ihr letztes Glied ist kurz, unten mit feinen Stacheln besetzt. — Die äusseren Kaufüsse sind etwas länger als das zweite Fusspaar, jedoch ohne das Vorderende der Rlattanhäuge zu erreichen. — Die mittlere Schwanz-platte ist am Rücken convex abgerundet, kürzer als die seitlichen Flossenblätter, und mit fünf Dörnchenpaaren besetzt. — Körperlänge = 1 Zoll. Wurde in Schiraz von Herrn Dr. Kotschy gesammelt. C. laevi* n. Der Cephalothorax dieser Art ist bedeutend compress , das Rostrum viel kürzer als die Blattanhänge und die oberen Antennen- 412 Heller. stiele, doch beträchtlich länger als die Augen. Am oberen leicht convexen Rande ist es bis zur Spitze hin mit 18 — 20 kleinen, schmalen Zähnchen besetzt, am untern Rande in der grösseren hinteren Hälfte nackt und nur nach vorne gegen die Spitze mit drei Zähnchen versehen. Das Vorder ende des Rostrums reicht bis zur Mitte des zweiten Stielgliedes der oberen Antennen. — Dieser obere Antennenstiel ist nahe so lang wie der Rlattanhang, von seinen Gliedern ist das erste ziemlich lang, das zweite wenig kürzer, jedoch viel länger als das dritte, beide schlank und cylindrisch. Der untere Antennenstiel erscheint etwas länger als das erste obere Stielglied, die Blattanhänge sind länglich, vorne schief abgerundet, die seitlichen Stachel vom Vorderrande abgerückt. Die äusseren Kaufüsse schmal und schlank überragen den unteren Stiel fast um die Länge der zwei letzten Glieder, jedoch erreichen sie nicht das Vorderende der Blattanhänge. Das erste Fusspaar besitzt die Länge des unteren Stieles, die Finger sind länger als das Handglied, der Carpus erscheint etwas kürzer als die Scheere. Das zweite Fusspaar reicht bis aifs Ende des Blattanhanges, seine Finger sind schmächtig, doppelt länger als das Handglied , der Carpus dagegen ist um ein Drittheil länger als die ganze Scheere. Die folgenden Fusspaare sind dünn, ihre beiden Endglieder mit kleinen Stacheln unten besetzt. Die mittlere Schwanzplatte ist flach abgerundet, nach hinten wenig verschmälert, kürzer als die seitlichen Flossenblätter und mit zwei Dörnchenpaaren besetzt. Die Körperlänge = 1 Zoll. Wurde von Ida Pfeiffer auf Java gesammelt. C. longirostris. Mit dieser von M. Edwards (Hist. nat. d. Crust. t. II, p. 363) beschriebenen Art stimmt vollkommen überein der von Roux im Nil vorgefundene Pelius niloticus. In einem an Herrn Baron Ferussac gerichteten Briefe aus Ägypten, welcher in den Annal. d. seien, nat. tom. 28, p. 72 abgedruckt ist , wird diese Art einfach erwähnt und auf Taf. 7, Fig. 8 abgebildet. Beiträge zur niiheren Kenntnisa >ler Mnerouren. 413 Falaemou Fab. Subgenus LEANDER De sin. Mj. indicus n. Diese Art hat einige Ähnlichkeit mit dem L. deb'dis Dana, so- wie L. longicarpus Stimps. Sie unterscheidet sich von beiden durch die grössere Anzahl von Zähnen am oberen Rande des Rostrums, von ersterem überdies noch durch die bedeutendere Länge des zweiten Fusspaares. Der Cephalothorax ist compress, vorne und hinten fast gleichbreit, mit spitzem Antennalstachel und einem etwas vom Vorderrande nach hinten abgerückten kleinen Hepaticalstachel versehen. Die Seitenecken sind stumpf abgerundet. Das Rostruin entspringt mit einer kurzen Ciista unmittelbar zwischen den Augen, es ist anfangs ziemlich gerade nach vorn gerichtet, gegen dastünde hin nach aufwärts gekrümmt und überragt bedeutend die Blatt- anhänge der unteren Antennen. Der obere Rand ist über den Augen leicht convex gekrümmt und hier mit eilf kleinen gleichweit entfern- ten Zähnchen besetzt, hierauf folgt ein langer freier Zwischenraum und erst unmittelbar vor der Endspitze bemerkt man noch zwei kleinere Zähnchen. Der untere Rand erscheint im hinteren Umfange fast gerade, wenig ausgebuchtet, in den zwei vorderen Dritteln dagegen mit 1 — 8 von hinten nach vorn kleiner werdenden Zähnen besetzt. Die Augen sind kurz und dick. Die oberen Antennenstiele sind bedeutend kürzer als die Blattanhänge der unteren Antennen, das erste Stielglied länger als die zwei folgenden zusammen. Der kurze Endfaden ist nur auf kurze Strecke mit dem äusseren ver- wachsen und erreicht rückwärts gelegt den Vorderrand des Cephalo- thorax. Die Blattanhänge der unteren Antennen sind länglich, vorn abgerundet, der Seitenstachel von dem Vorderende ziemlich abgerückt. Die dünnen und schlanken Kaufüsse ragen fast mit dem ganzen letzten Gliede über den untern Stiel hinaus und sind blos gegen die Spitze hin mit, einigen Börstchen besetzt, sonst ziemlich nackt. Das erste fadenförmige Fusspaar besitzt beiläufig die Länge der Blatt- anhänge, ihr Carpalglied ist bedeutend länger als die Scheere. Das zweite ebenfalls dünne Fusspaar ragt dagegen mit der ganzen Scheere und dem Endtheil des Carpus über das Vorderende der Blattanhänge hinaus; ihr Carpus ist doppelt länger als die Scheere 414 Heller. das zylindrische Handglied dagegen nur wenig länger als die Finger. — Die folgenden Fusspaare sind dünn, fast nackt, selbst am unteren Rande des Tarsalgliedes nur mit wenigen Börstchen besetzt. Die mittlere Schwanzplalte ist länglich dreieckig, schmal, nach hinten zugespitzt und wird von den seitlichen Plättchen etwas überragt. Körperlänge =-- 20 Linien. Wurde von Ida Pfeiffer auf Java und Borneo gesammelt. bubgenus PALAEMON s. Str. Desin. M*. caementarius. Diese von Popp ig in Wiegmann's Archiv für Naturgeschichte, Jahrg. 1836, I, S. 143 beschriebene, aus Brasilien stammende Art findet sich auch im Wiener Museum in mehreren Exemplaren vor. Sie stimmt in Körperform und Grösse mit dem P. Gaudichaudi M. Edw. ganz überein, nur fehlt die Bezahnung am unteren Rande des Rostrums vollständig. P. IMattereri u. Taf. II, Fig. 36, 37. Der Cephalothorax dieser Art ist nach vorn etwas verschmäch- tigt, mit breit abgerundeter Rückenfläche. Das Rostrurn entspringt mit einem Kiel am vorderen Deckel des Cephalothorax und ist mit der einfachen Spitze gerade nach vorne gerichtet und beiläufig so lang wie die Blattanhänge der unteren Antennen. Am obern convexen Rande ist er mit 11 — 12 spitzen Zähnen besetzt, die in gedrängter ununterbrochener Reihe hinter einander stehen. Der untere Rand ist nach hinten ausgebucbtet, in der Vorderhälfte dagegen ziemlich verbreitert und mit 2 — 3 Zähnen bewaffnet. Der obere Antennenstiel ist kürzer als Blattanhang und Rostrum, der kurze Endfaden wenig mit dem äussern verschmolzen. Die Blattanhänge sind vorne abgerun- det, der Seilenstachel dem Vorderende sehr genähert. Die äusseren Kaufüsse ragen um die Länge ihres letzten Gliedes über den untern Antennenstiel hinaus. Die dünnen Vorderfüsse sind etwas länger als der Blattanhang. Das zweite Fusspaar ist ebenfalls sehr verlängert, jedoch auf beiden Seiten ungleich entwickelt. Das Vorderende ihres Brachialgliedes erreichtnieht ganz denVorderrand der Blattanhänge. Ihr Carpalglied ist gegen das Ende hin konisch verdickt, länger als das Bra- BeilriijM' zur näheren Kenntoiss der Macrouren. 415 chiulglied, aber kürzer als das cylindrische, walzenförmige Handglied. Die Finger sind dünn, viel kürzer als die Palma und am Innenrande an der Basis mit kleinen Höckerzähnchen besetzt. Die einzelnen Glieder sind an ihrer Oberfläche durch kleine spitze Erhabenheiten rauh. Die Längenverhältnisse der einzelnen Glieder an dem grösseren Fussesind: Brachialglied 4", Carpus i\'", Palma 6*8"', Dactylus 3"8; am kleinen Fusse: Brachium 3'", Carpus 4'", Palma 4'74, Dactylus 3'". Von den drei hinteren Fusspaaren ist das dritte das längste, das letzte reicht vorne bis zur Mitte des Blattanhanges. Die mittlere Schwanzplatte ist ziemlich breit, hinten mehr abgerundet, mit kleinem, fast rudimentären Mitteldorn, oben längs der Mitte mit Andeutung einer Furche. Körper länge 21/s Zoll. Wurde von Natterer in Brasilien im Rio Negro gefangen. JP. sundaicus n* Taf. II, Fig. 38, 39. Eine kleine Art, demP. equidens Dan. in der Form des Rostrums verwandt, doch durch die Gestalt des zweiten Fusspaares verschieden, indem dieses hier viel kürzer und schmächtiger erscheint und die Länge des Fingers der Länge des Handgliedes fast gleichkömmt. — Der Cephalothorax ist nach vorne bedeutend verschmächtigt, oben ab- gerundet. Das Rostrum ist ziemlich gerade nach vorne gerichtet oder au der Spitze etwas aufwärts gekrümmt, schwertförmig, so lang wie die Blattanhänge. Am obern fast geraden Rande bemerkt man 10 — 12 Zähne, die schmal, spitz, stark vorwärts geneigt und in ununter- brochener Reihe bis zur Spitze hinstehen, am untern erweiterten Rande findet man 4 — 5 Zähne. — Der obere Antennenstiel ist kürzer als Rostrum und Blattanhang, der kurze Endfaden an der Basis wenig verwachsen, nach aussen hin gezähnt, beiläufig von der Länge des Stieles. Der Seitenstachel der vorne abgerundeten Blattanhänge ist etwas abgerückt. Das erste Fusspaar ragt beiläufig um die Länge der Scheere über den Blattanhang hinaus. Das zweite Fusspaar ist nur wenig dicker und länger als das erste. Das gegen sein Ende hin etwas anschwellende Carpalglied erscheint länger als das cylindrische Brachialglied, jedoch etwas kürzer als die Scheere, fast doppelt länger als das Handglied, welches leicht verdeckt, cylindrich ist und mit den schlanken, dünnen, gut schliessenden Fingern eine gleiche Länge besetzt. Die folgenden Fusspaare sind dünn und erreichen SiUb. d. mathein.-uaturw. Cl. XLV. Bd. I. Abth. 28 41 (j Heller. das Vorderende der Blattanhänge nicht ganz. Der Mitteldorn der hintern Sehwanzplatte ist ziemlich spitz. Länge 3 Zoll. Wurde von Ida P f e iffer auf Java gesammelt. f*. idae 11. Taf. II, Fig. 40, 41. Unterscheidet sich von P. asper Stirn p. durch die viel geringere Anzahl von Zähnen am Rostrum, so wie durch die auffallende Form und Länge des Carpalgliedes am zweiten Fusspaare. Durch letzteres Merkmal ist diese Art auch von den verwandten Arten P. ornatus und P. lanceifrons verschieden. — Der Cephalothorax ist ohen abgerun- det, nach vorne hin ziemlich verschmälert. Das Rostrum entspringt mit einem vorspringenden Kiele etwas vor der Mitte des Cephalothorax und ist ziemlich gerade nach vorn gerichtet. Der obere Rand erscheint eonvex, durch die Seilenleisten wird das Rostrum in eine obere grössere und untere kleinere Hälfte getheilt. Am obern Rande stehen in ununterbrochenerReihe hinter einander 10 — 11 Zähnchen, diezwei letzten am Cephalothorax hinter den Augen, das erste der Spitze sehr genähert, so dass diese fast zweitheilig erseheint. Der Unterrand ist ebenfalls convex, springt jedoch weniger vor als der vordere und ist in der Vorderhälfte mit 4 — 5 Zähnchen besetzt. — Das im Ganzen lanzettähnliche Rostrum ist etwas kürzer als der Blattanhang, aber be- deutend länger als der obere Antennenstiel. Die äussereAugenhöhlen- ecke ist breit abgerundet, hinter ihr folgt unmittelbar am Vorderrande des Cephalothorax ein starker spitzer Antennal- und hinter diesem auf der Seitenfläche ein kleiner Hepaticalstachel. Die seitliche Nathlinie ist ziemlich deutlich. — Die Oberfläche des Cephalothorax ist etwas körnig rauh. Die Augen sind kurz und dick. Am obern Antennenstiele erseheint das erste Glied länger als die beiden folgenden zusammen. Der kurze Endfaden ist mit dem äussern wenig verwachsen und ragt nach vorne etwas über das Vorderende des Brachialgliedes am aus- gestreckten zweiten Fusspaare, nach hinten gelegt aber bis an die Basis des Rostrums. Der untere Stiel ist kurz, kaum so lang wie das erste obere Stielglied. Der Blattanhang ist fast dreimal länger als breit, das Vorderende schief von aussen abgerundet, der Seiten- stachel etwas abgerückt. Die äusseren Kaufüsse überragen um die Länge des vierten Gliedes den untern Stiel. Das erste Fusspaar ist dünn und Beiträge zur näheren Kenntnis« iler Macrouren. 417 etwas länger als der Blattanhang. Das zweite Fusspaar ist sehr ver- längert, auf beiden Seiten ungleich entwickelt. Die einzelnen Glieder sind rundlich walzig, an der Oberfläche durch spitze Körnchen rauh. Das Carpalglied zeichnet sich vor allen anderen Gliedern durch seine bedeutende Länge (26 Lin.) aus und ist gegen sein Ende hin etwas verdickt. Die Scheere ist bedeutend kürzer als der Caipus jedoch um das Doppelte länger wie das Brachialglied. Das länglich walzen- förmige Handglied erscheint dünner als das Carpalglied au seinem Vorderende und beträgt zwei Drittheile der ganzen Scheerenlänge. Die Finger sind dünn, gerade, an der Spitze leicht gekrümmt, nach innen mit vorspringendem dünnen Hornrand, ungezähnt und behaart. Die drei folgenden Fusspaare sind bedeutend kürzer, jedoch überragen sie immerhin den Blattanhang etwas. Ihr Tarsalglied ist etwas länger als der Femur, unten mit einigen Stacheln besetzt, Dactylus spitzkonisch mit lichter Endklaue und längs des obern Ban- des behaart. Die längliche dreieckige Mittelplatte der Schwanzflosse ist oben abgerundet, mit zwei seitlichen Dörnchenpaaren bewaffnet und am Hinterende mit einem Mittel- und zweiSeitendörnchen besetzt, dazwischen mit zwei beweglichen Stacheln. Die Länge des Körpers beträgt 4 Zoll. Wurde von Ida Pfeiffer auf Borneo gesammelt. M*. vayus n. Taf. II, Fig. 42, 43. Diese Art ist in der allgemeinen Körperform dem P. ornatus ziemlich ähnlich, jedoch unterscheidet sie sich hievon auffallend durch die Gestalt des zweiten Fusspaares. Bei P. ornatus erscheint nämlich das Handglied sehr verlängert, fast noch einmal so lang wie die dünnen, grösstentheils klaffenden Finger. In unserer Art dagegen haben Handglied und Finger eine fast gleiche Länge, ersteres ist walzenförmig, die Finger sind schlank, dünn und schliessen fast vollständig ihrer ganzen Länge nach. Übrigens sind sie beiderseits ziemlich gleichmässig entwickelt und reichen mit dem grössten Theile ihres Carpalgliedes über den Blattanhang hinaus. Die Ober- fläche der einzelnen Glieder ist mit spitzen, kleinen Bauhigkeiten besetzt. Was die übrigen Fusspaare anbelangt, so ist das erste Fusspaar nur wenig länger als der Blattanhang, die hinteren verkürzt, ziemlich dick und rauh. •28* 418 Heller. Der Cephalothorax ist glatt, das Rostrum fast so lang wie die Blattanhänge, es entspringt mit einem Kiel am vordem Drittheil des Cephalothorax, der obere leicht convexe Rand ist mit 8- -9 gleich- weit entfernten Zähnen besetzt, der erste Zahn von der Spitze ziemlich abstehend, am untern Rande findet man drei Zähne. Der obere Antennenstiel ist stets kürzer als das Rostrum, der kurze End- faden ist nur wenig an der Basis mit dem äussern verwachsen. Die Körperlänge beträgt 41/s Zoll. Wurde von Dr. D oleschal aus Amboina eingesendet. P, equidens, Taf. II, Fig. 44. Die vorliegenden aus Mauritius stammenden Exemplare stimmen ziemlich vollkommen nach der Gestalt und Bezahnung des Rostrums mit dem von Dana (1. c. I. p. 591 , Taf. 39, Fig. 2) beschriebenen und abgebildeten P. equidens überein. Ich will hier nur einiges über die Form der Scheerenfusspaare beifügen, da den Exemplaren, welche Dana zur Untersuchung benützte, das zweite Fusspaar mangelte. Es ist lang, ziemlich gleichmässig beiderseits entwickelt und reicht mit dem Vorderende des Brachialgliedes bis zur Spitze der Blattanhänge. Die einzelnen Glieder sind an ihrer Oberfläche mit kleinen kurzen Stacheln besetzt. Das bei 11 Linien lange Brachialglied erscheint von cylindrischer Form , das fast gleichlange Carpalglied nur wenig verdickt am Ende. Das Handglied ist etwas länger (14 Lin.), walzenförmig, die Finger erscheinen bedeutend kürzer (9 Lin.) als die Hand, sie sind schlank, schliessen ihrer ganzen Länge nach an ein- ander, besitzen an der Innenseite an der Basis einige kleine Zähnchen, in der zweiten Hälfte aber einen kleinen vorspringenden Hornrand. Der obere Rand des beweglichen Fingers ist mit Stachelbörstcheu dicht besetzt. Länge des Thieres == 5 Zoll. **. amazonicus n. Taf. II, Fig. 45. Ist die vicarirende Form von P. Lamarrei. Der Cephalothorax dieser Art ist nach vorne verschmächtigt, das Rostrum sehr lang, es überragt bedeutend die Blattanhänge der unteren Antennen, und ist gegen sein verschmälertes Ende hin stark aufwärts gekrümmt. An Beiträge /.uv näheren Keoiitniss iler Macrouren. 410 dem obern etwas convexen Rande unmittelbar über den Augen findet man 7—8 ziemlich starke, gleichweit von einander stehende Zähne, sodann nach einem längeren Zwischenräume an dem aufwärts ge- krümmten Theile noch zwei oder drei Zähne, wovon der letzte oder die beiden letzten der Spitze sehr genähert sind. Der untere Rand ist nur wenig abwärts erweitert und mit 8 — 9 Zähnen besetzt. Der obere Antennenstiel ist kürzer als die Rlattanhänge, der kurze Endfaden nur wenig verwachsen. — Das erste Fusspaar erreicht die Länge der Rlattanhänge, es ist sehr dünn, das Carpalglied fast drei- mal länger als die kurze, wenig behaarte Scheere. Das zweite Fuss- paar ist ebenfalls nur wenig verdickt, beiderseits ziemlich gleich entwickelt und mit dem letzten Drittheil des Carpalgliedes über den RIattanhang hinausragend. Das Carpalglied erscheint sehr verlängert, bedeutend länger als Rrachialglied und Scheere, letztere beide unter einander fast gleichlang. Das Handglied ist cylindrisch und nur wenig länger als die dünnen geraden Finger. — Die mittlere Schwanz- platte ist schmal und läuft nach hinten in einen spitzen Stachel aus. Die Körperlänge beträgt 4:% Zoll. Wurde von Natter er im Amazonenstrome gefunden. f*. brasiliensis n. Taf. II, Fig. 46. Diese Art kömmt ebenfalls im Süsswasser vor, sie wurde von Natterer in einem Rache zu Camaroes in Rrasilien gefunden. Sie hat einige Ähnlichkeit mit dem von de Saussure beschriebenen P. consibrinus, doch unterscheidet sie sich von dieser Art durch die geringere Anzahl von Zähnen am obern Rande des Rostruins, dann durch die verschiedene Beschaffenheit des zweiten Fusspaaies, indem hier die Glieder bedeutend dicker erscheinen, ferner das Handglied viel länger als das Carpalglied ist. Übrigens ist der Cephalothor.ix nach vorne nur wenig seitlich verschmälert, an der Oberfläche beson- ders der Rranchialgegenden mit kleinen, körnigen Rauhigkeiten be- setzt. Das Rostrum ist länger als der obere Antennenstiel, jedoch kaum so lang wie die Blattanhänge der unteren Antennen. Der obere Rand des Rostrums ist leicht convex, mit 8 — 10 fast gleich grossen, genäherten Zähnen besetzt, die Spitze nach vorne und oben gerichtet, unten dreizähnig. Die Blatfanhänge besitzen einen ziemlich spitzen vordem Seitenstachel, der dem Endrande genähert ist. Das zweite 420 Heller. Fusspaar ist ziemlich lang, mit dem Brachialgliede nicht das Vorder- ende der Blattanhänge erreichend, beiderseits ungleich. Die einzelnen Glieder sind nicht sehr dick, fast cylindrisch , blos das Carpalglied gegen sein Ende hin etwas anschwellend. Was die Längenverhält- nisse der einzelnen Glieder zu einander betrifft, so ist das Carpal- glied etwas länger als das vorhergehende Brachialglied , die Palma dagegen wieder bedeutend länger als der Carpus, während die schlanken, dünnen Finger nur die halbe Länge der Hand erreichen. Die Oberfläche aller Glieder ist mit kurzen, kleinen Stachelspitzen dicht besetzt. Das fünfte Fusspaar reicht bis zur Mitte des Blatt- anhanges. Die Mittelplatte der Schwanzflosse endigt nach hinten in eine dreieckige Spitze. Körperläuge = 2 Zoll. JP. Desausuri n. Taf. II, Fig. 47. Von P. aztecus unterscheidet sich diese Art durch das fast nackte zweite Fusspaar, dessen Carpalglied nicht die Blattanhänge über- ragt und nicht dreimal sondern höchstens doppelt kürzer ist als die Scheere. Der Cephalothorax ist ziemlich compress, nach vorne etwas verschmächtigt, das Rostrum stets kürzer als die Blattanhänge, so lang oder selbst etwas kürzer als der obere Antennenstiel, am obern convexen Rande mit 13 — 14 kleinen, spitzen, in dichter Reihe auf einander folgenden Zähnen besetzt, die Spitze fast gerade nach vorne gewendet. Der untere Rand des Rostrums ist nach hinten ausge- buchtet, in der vordem Hälfte abwärts erweitert und mit 3 — 4 spitzen Zähnchen bewaffnet. Die Blattanhänge sind nach vorne regel- mässig abgerundet, der Seitenstachel der Spitze sehr genähert. — Das dünne erste Fusspaar ragt mit der Scheere über das Vorderende des Blattanhanges hinaus. Das zweite Fusspaar ist zwar etwas dicker, jedoch kaum länger als das erste und ist beiderseits ziemlich gleich entwickelt. Carpus und Brachium sind fast gleich lang (2 Lin.). Die ganze Scheere misst dagegen 4"'2, wovon l^S auf das cylindiische Haudglied kommen, so dass es von den schlanken, geraden Fingern noch etwas an Länge übertroffen wird. Das letzte Fusspaar ragt bis zur Mitte des Blattanhanges. Die Mittelplatte der Schwanzflosse ist nach hinten spitz dreieckig. Die Körperlänge beträgt 2 Zoll. Wurde in Neu-Granada von Natter er gesammelt. Beitrüge zur näheren Kenntniss der Macrouren. 421 f. javanicus n. Taf. II, Fis. 48. Diese Art hat die meiste Verwandtschaft mit P. grandimanus Dana. Doch ist bei der letztern Art das Wandglied der grössern Seheere viel mehr verdickt und schon von der Basis an mit Haaren dicht besetzt, während hier dieses Glied an der Basis fast ganz nackt bleibt und erst gegen das Ende hin und an den Fingern stärker behaart erscheint. Das Roslrum entspringt etwas vor der Mitte des Cepbalothoraxmit einem ziemlich vorspringenden Kiele. An demobern convexen Rande zählt man zehn, ziemlich gleich weit von einander entfernte Zahne, wovon die drei hintersten noch am Cephalothoiax stehen, der erste aber der Spitze sehr genähert ist. Am untern, nach hinten ausgeschweiften, nach vorne abwärts erweiterten Rande findet man vier Zäline. Die Form des Rostrums ist im Allgemeinen lanzett- ähnlich; es ragt nach vorneüber den ohern Antennenstiel etwas hinaus, ohne jedoch das Ende der Blattanhänge ganz zu erreichen. — Das erste Fusspaar ist etwas länger als die Blattanhänge. Das zweite Fuss- paar ist sehr verlängert und stark, ungleich beiderseiis.Das cylindrisebe Brachialglied ist etwas kürzer als das Carpalglied, letzteres länglich konisch, beide an ihrer Oberfläche mit kleinen spitzen Stacheln ringsum besetzt. Der Carpus erscheint fast um die Hälfte kürzer wie die Seheere und ist fast gleich lang mit dem Handgliede, welches nach vorne hin ziemlich verdickt und zugleich von oben etwas abge- plattet ist. Die Finger sind um ein Viertheil kürzer als die Hand. Letztere ist in der ersten Hälfte blos durch kleine Stachelspitzen etwas rauh, gegen das Ende hin so wie an den Fingern mit Haaren dicht besetzt. Die Finger klaffen blos an ihrer Basis etwas und sind hier am Innenrande mit 4 — 5 stumpfen Zähnen besetzt. Der kürzere Fuss reicht beiläufig bis zur Mitte des Handgliedes vom vorigen und zeigt fast dieselben Längenverhältnisse der einzelnen Glieder, nur ist der Carpus etwas kürzer als das Handglied, welches mit den Fingern fast gleiche Länge besitzt. Finger dünn, ziemlich klaffend, die einzelnen Glieder rauh, sparsam behaart. Die folgenden Fuss- paare von der Länge des Blattanhangs. Die mittlere Schwanzplatte, viel kürzer als die seitlichen Flossenblätter, ist oben abgerundet und mit vier Dörnchenpaaren besetzt. Die Körperlänge beträgt 3 Zoll. Fundort: Java. 422 Helle P. niloticus. Unter diesem Namen bezeichnet Roux in dem schon oben bezeichneten Briefe an Baron Fernssac (Annal. des sciences natur. Tom. 28, p. 72) einen neuen Palämon aus dem Nil und bildet diese Art auf Taf. 7, Fig. 2 ab, ohne jedoch eine Beschreibung beizufügen. Nachdem nun zahlreiche Exemplare dieser Art, von Daningerim weissen Nil gesammelt, im hiesigen zoologischen Museum sich vorfinden, so hin ich in denStand gesetzt, eineBeschrei- bung derselben hier geben zu können. Der Cephalothorax ist platt, nach vorne ziemlich verschmächtigts am Vorderrande mit einem spitzen Antennal- und auf der Seitenfläche mit deutlichem Hepaticalstachel besetzt. Das Rostrum entspringt un- mittelbar hinter den Augen mit hoher Crista am Cephalothorax, ist so lang oder wenig länger als der Blattanhang, jedoch viel länger als der ohere Antennenstiel. Am obern stark convex gebogenen Rande bemerkt man 9 — 13 kleine, schmale, nach vorne gebogene, spitze Zähne, unter denen der letzte hinter den Augen, der erste aber von der Spitze noch ziemlich entfernt steht. Am untern leicht vorge- wölbten Rande findet man blos zwei, zwischen Haaren versteckte Zähne. Die Form des Rostrums ist lanzettlich, die Spitze einfach, vorwärts gerichtet. Die Augen sind kurz und dick. — Der kurze Endfaden an den oberen Antennen ist zu einem Drittheil mit dem äussern verwachsen, kurz und erreicht kaum den Vorderrand des Cephalothorax. — Der untere Antennenstiel besitzt die Länge des ersten obern Stielgliedes, der Blattanhang ist vorne schief abgerundet, mit kleinem etwas abgerückten Seitenstachel. Die äusseren Maxillarfüsse sind dünn. Das erste Fusspaar ist wenig länger als der Blattanhang. Das zweite Fusspaar erscheint ebenfalls sehr schlank, jedoch etwas stär- ker als das vorige und auch länger, indem es mit dem Endtheil des Carpalgliedes und mit der ganzen Scheere über den Vorderrand der Blattanhänge hinausragt Die einzelnen Glieder sind glatt, fast cylin- drisch, das Carpalglied am Ende leicht verdeckt. Letzteres ist nur wenig (Ve) länger als die Scheere. Das Handglied ist länglich und besitzt mit den geraden, dünnen Fingern fast dieselbe Länge oder ist unmerklich länger. Die folgenden Fusspaare sind ebenfalls nackt, das Tarsalglied bedeutend verlängert, unten mit einzelnen Stacheln versehen; Klauenglied spitzkonisch. Die Mittelplatte der Schwanz- beitrage zur näheren Renntniss der Macrouren. 4-2 «J flösse ist kürzer als die seitlichen Flossenblätter, nach hinten stark verschmälert. Die Körperlänge beträgt bei 2 Zoll. Penaeus Fab. f*. membranaceus. Taf. II, Fig. 49. Die Beschreibung dieser Art in M ilne Edwards' bist. nat. des Crust. t. II. p. 4 1 7 weicht von jener R i s s o 's auffallend ab. Letzterer gibt als Kennzeichen ein verlängertes Rostrum an, während M. Edwards im Gegentheil hervorhebt , dass das Rostrum dieser Art nicht ein- mal die Länge der Augen erreicht. Es passt überhaupt die Beschrei- bung M. Edwards' vielmehr auf eine andere, auch im mittelländischen Meere vorkommende Art, die sich durch ein kurzes Rostrum und durch eine ganz eigenthümliche Beschaffenheit der oberen Antennen- borsten auszeichnet und mit Sole no ccr a Philip pii Lucas identisch ist. — Ich halte es aus diesem Grunde nicht für überflüssig, sowohl von dem P. membranaceus als auch von P. foliaceus hier eine genauere Beschreibung beizufügen, um diese beiden Arten R i s s o's besser von einander unterscheiden zu können. Bei P. membranaceus ist das Rostrum ziemlich schmächtig, bedeutend länger als die Augen, indem es mit der leicht aufwärts gekrümmten Spitze bis an's Vordeiende der Blattanhänge hinreicht. Von seinem Hinterende verläuft längs der Mitte des Cephalothorax bis zum Hinterrande ein ziemlich scharfer Kiel. Am oberen Rande des Rostrums findet man 7 — 10 kleine spitze Zähne, hiervon steht der hinterste von den übrigen ziemlich weit abgerückt am Cephalo- thorax, der eiste ist von der Endspitze ebenfalls ziemlich entfernt. Der untere Rand ist ganz unbewaffnet, nach hinten behaart, nach vorne hin nackt. Der Cephalothorax ist compress, nach vorne am Rande mit einem spitzen gekielten Antennalstachel, hinter ihm auf der Seitenfläche mit einem Hepaticalstachel, sowie vor diesem in der Nähe der abgerundeten Seitenecke mit einem Branchiostegalstachel bewaffnet. Ein kleines Präorbitalzäbnchen ist nur angedeutet. — Die Augen sind kurz und dick. Der obere Antennenstiel erreicht fast die Länge des Rostrums. Sein erstes Glied ist so lang, wie die beiden folgenden Glieder zusammen. Der innere lamellöse Anhang überragt nicht die Augen. Von den beiden Endfäden ist der innere Sitzb. d. mathein. -naturw. Cl. XLV. Bd. I. Abth. 29 424 Heller. länger als der äussere, jener borstenförmig fast von der Länge des Cephalothorax, dieser anfangs dick und gegen das Ende hin plötz- lich verdünnt. Der untere Antennenstachel ist nur halb so lang, wie das erste obere Stielglied. Der Blattanhang erscheint länglich, mit geradem äusseren und convexem innern Rande, der Vorderrand fast abgestutzt, der Seitenstachel genähert. Das erste Fusspaar ist kürzer, als der untere Antennenstiel, das zweite reicht darüber etwas hinaus, das dritte geht bis zum Vorderende des zweiten oberen Stielgliedes. Das 4., 5. und 6. Abdominalsegment ist in der Mitte scharf gekielt. Das sechste Segment ist so lang, wie die Mittelplatte der Schwanzflosse. Jene läuft nach hinten in eine dreieckige Spitze aus und ist längs der Mitte gefurcht. Länge 4*/a Zoll. — Fundort: Mittelmeer. J*. foliaceus» Taf. II. Fig. 50. Diese Art unterscheidet sich von der vorigen hauptsächlich durch das längere, an der Basis über den Augen ziemlich hohe, nach vorne hin stark verschmälerte Rostium, das über die Blatt- anhänge weit hinausragt und auch den Cephalothorax an Länge übertrifft. Am obern Rande findet man 9 — 10 Zähne, der untere Rand ist unbewaffnet. Von den oberen Zähnen stehen die 5 — 6 hin- tersten auf dem convex vorspringenden Rande, der letzte noch am Cephalothorax, jedoch nicht so weit entfernt von den übrigen, wie bei der vorigen Art. Die übrigen 3 — 4 Zähne folgen in grösseren Zwischenräumen nach vorne aufeinander und werden zugleich kleiner. Der Cephalothorax ist nicht seiner ganzen Länge nach, sondern blos von der Mitte an stumpf gekielt. Antennal-, Branchiostegal- und Hepa- ticalstachel verhalten sich wie in voriger Art. — Die oberen Anten- nenstiele sind bedeutend kürzer als die Blattanhänge der unteren Antennen, die innere Lamelle länger als die Augen. — Das dritte Fuss- paar reicht hier bis an's Ende der Blattanhänge. Das 4., 5., 6. Abdo- minalsegment erscheint längs der Mitte gekielt; die mittlere Schwanzplatte ist etwas kürzer als die seitlichen Flossenblätter und geht nach hinten in eine lange scharfe Spitze aus, oben ist sie längs- gefurcht, seitlich mit zwei Dörnchenpaaren besetzt, ein drittes folgt nach hinten an der Basis der mittleren Endspitze. Körperlän^e — 41/- Zoll. Vorkommen im Mittelmeer. Beitrügt- nur näheren Kenntnis» der Macrouren. 4-25 f*. üroyeri n. Taf. II, Fig. 81. Das an der Basis über den Augen etwas vorspringende , nach vorne hin stark verdünnte, fast pfriemfürmige und aufwärts gekrümmte Rostrum ist besonders charakteristisch für diese Art. Es entspringt mit einem aufsteigenden Kiele im vorderen Drittel des Cephalothorax und ragt mit der einfachen, dünnen Spitze weit über die Blattanhänge hinaus. Am untern Rande ist es nach hinten stark ausgeschweift und seiner ganzen Länge nach unbewaffnet. Am obern Rande ist es nur in der hintern Hälfte an dem convex vorspringen- den Theile mit 6 Zähnchen besetzt, der letzte etwas abgerundet am Cephalothorax, in der vordem Hälfte ganz zahnlos. — Der obere Antennenstiel besitzt die Länge des Blattanhanges der unteren Antennen, die Lamelle des 1. Stielgliedes ist kürzer als die Augen, die beiden Endfäden sind etwas länger als der Stiel, der äussere Faden ist an der Basis verdickt. — Die mittlere Platte der Schwanz- flosse ist nur wenig länger, als das 6. Abdominalsegment, nach rückwärts in eine einfache Spitze geendigt, oben mit schwacher Furche in der Mitte. — Die Körperlänge beträgt 3*/2 Zoll. — Stammt aus Rio Janeiro und wurde von Kroyer dem hiesigen Museum übergeben. Erklärung der Abbildungen. Tafel I. Fig. i. Polycheles typhlops. Ein Männchen von der Rückenseite. „ 2. Äusserer Maxillarfuss desselben. „ 3. Zweiter .. „ „ 4. Erster „ 5. Äussere Maxille. „ 6. Mandibel. „ 7. Pterocaris typica. Ein Weibchen von der Rückenseite. „ 8. Dasselbe von der Bauchseite. „ 9. Äusserer Maxillarfuss. „ 10. Zweiter „ „ 11. Erster „ „ 12. Äussere Maxille. 426 Heller. Beiträge zur näheren Keniitniss der Macroui en. Fig. 13. Mandibel. „ 14. Erstes Fusspaar. „ 15. Zweites „ „ 16. Drittes „ „ 17. Zweiter Abdominalfuss. „ 18. Schwanzflosse. „ 19. Virbius gracilis. Vergrössert. „ 20. Mandibel dieser Art. „ 21. Alpheus platyrhynchus. Ansicht von oben. „ 22. Grössere Scheere am ersten Fusspaar. „ 23. Zweites Fusspaar. „ 24. Drittes „ „ 23. Alpheus laevimanus. Ansicht von oben. „ 26. „ „ Grössere Scheere am ersten Fusspaar. „ 27. „ „ Zweites Fusspaar. „ 28. Arete Diocletiana. Ansicht von oben. „ 29. „ „ Seitenansicht. „ 30. „ „ Erstes Fusspaar. » Ol. -■ „ » » „ 32. „ „ Zweites „ 33. „ „ Mandibel. Tafel II. Fig. 34. Pelias scriptus. Seitenansicht. „ 35. „ migratorius- „ 36. Palaemon Nattereri. Rostrum. 37. „ „ Zweites Fusspaar. 38. j> sundaicus. Rostrum. 39. » „ Zweites Fusspaar, 40. „ Idae. Rostrum. 41. » „ Zweites Fusspaar. 42. „ vagus. Rostrum. 43. „ „ Zweites Fusspaar. 44. 99 equidens. „ „ 45. » amazonicus. 46. )» brasiliensis. 47. „ Desansuri. 48. „ javanicus. 49. Penaeus membranaceus. 50. „ foliaceus. 51. „ Kroyeri. Taf I mann. Ans der kTcEof-Ti. Staat Sitzmi£sb.a.k.JÜfaia:\VTmatli.naturw. Cl.XL M.I.AMh. 1862. neuer Beilage zur nahem Kemfani 3a Mao Tal' II -Aus aerttH.if-u Stjat«arucbTei. Sitzimjjsli.d k Akad.d Vrniathiiaüirw (|. XL Bd.IAlrth.1862. SITZUNGSBERICHTE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH -NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE. xlv. band. ERSTE ABTHEILUNG. Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Botanik, Zoologie, Anatomie, Geologie und Paläontologie. 30 427 X. SITZUNG VOM 3. APRIL 1862. Das k. k. Staats-Ministerium übermittelt mit Note vom 22. März I. J., Z. y^-. eine von der oberösterreichischen Landes-Baudirec- tion zusammengestellte Tabelle, enthaltend die höchsten Wasser- stände an den vorzüglichsten schiffbaren Flüssen in Oberösterreich von den Jahren 1572 bis inclusive 1862. Diese schätzbare Mittheilung wird in die Sitzungsberichte auf- genommen. Herr Hofrath W. Haidinger richtet ein Schreiben an den Generalsecretär in Angelegenheit der Beobachtungen des Herrn Abbe Richard hinsichtlich des unterirdischen Laufes der Recca. Das c. M., Herr Prof. Dr. Th. Wert heim in Gratz, übersen- det eine Abhandlung: „Beiträge zur Kenntniss des Coniins". Herr Eng. Matzenauer, k. k. Telegraphen -Inspector in Wien, übermittelt ein versiegeltes Schreiben mit dem Ersuchen um Aufbewahrung zur Sicherung seiner Priorität. Herr Prof. C. Ludwig legt eine Mittheilung von Herrn Eckhard in Giessen vor: „Über Erection des Penis". Herr Prof. E. Brücke übergibt eine Notiz „über die laryngo- skopischen Photographien und über das Mikrostereoskop" von dem c. M., Herrn Prof. Dr. J. Czermak in Prag. Herr Dr. E. Mach macht eine Mittheilung über die Theorie der Pulswellenzeichner. Herr Dr. G. Tschermak legt eine Abhandlung vor „über die Dichte im Verhältnisse zur Krystallform und chemischen Beschaf- fenheit". 30» 428 Herr Friedrich Kammer er spricht über Licht-Intensitäts- Curven auf krummen Flächen. Herr Prof. Dr. F. C.Schneider überreicht die Analysen einiger Mineralquellen Österreichs. An Druckschriften wurden vorgelegt : Akademie der Wissenschaften, königl. bayer., zu München, Sitzungsberichte. 1861. II. Heft 2. München, 1861; 8»- Annalen der Chemie und Pharmacie, herausgegeben von Friedr. Wo hier, J. Li eh ig und Herrn. Kopp. N. R. Band XLV, Heft 2. Leipzig und Heidelberg, 1862; So- Astronomische Nachrichten, Nr. 1353 — 1354. Altona, 1862; 4°- Anst ria, XIV. Jahrgang, XII. & XIII. Heft. Wien, 1862; 8<>- Barrande, Joachim, Defense des colonies II. Jncompatibilite entre le systeme des plis et la realite des faits materiels. Prague & Paris, 1862; 8«- Bern, Universität, Akademische Gelegenheitsschriften aus dem Jahre 1861. Bern, Bellinzona, Chur, Thun; 4<>- & 8°- Bibliotheque Universelle de Geneve. Archives des sciences physiques et naturelles. Nouvelle Periode. Tome XIII, No. 49. Geneve, Lausanne & Neuchatel, 1862; 80- Bonn, Universität, Akademische Gelegenheitsschriften für das Jahr 1861. Bonn; 4«- & 8<>- Clausius, R., Über die Anwendung des Satzes von der Äquiva- lenz der Verwandlungen auf die innere Arbeit. (Vorgetragen in der Züricher Naturf.-Gesellschaft am 27. Jänner 1862.) 8°- Comptes rendus des seances de TAcadeinie des sciences. Tome LIV, No. 8 & 9. Paris, 1862; 4"- Cosmos, XIe Armee, 20e Volume, 12e & 13e Livraison. Paris, 1862; 8«- Cotta, Bernhard von, und Edm. v. Fellenberg, die Erzlager- stätten Ungarns und Siebenbürgens. Mit 22 in den Text ein- gedruckten Holzschnitten. (Separat-Abdruck aus „Gangstudien". IV. Band.) Freiberg, 1862; So- Gesellschaft, Deutsche geologische, Zeitschrift. XIII. Band. 2. & 3. Heft. Berlin, 1861; 8<>- 4 20 Gesellschaft, der Wissenschaften, Königl. zu Göttingen, Göttin- gische gelehrte Anzeigen. I. -- III. Band auf das Jahr 1861. Göttingen; 8° — Nachrichten von der Georg - Augusts- Universität. Vom Jahre 1861. No. 1 — 22. Nebst Register. Göttingen; 8°- — natu r historische, zu Nürnberg, Abhandlungen. II. Band. Nürn- berg, 1861 ; 8°- Grunert, Johann August, Archiv der Mathematik und Physik. XXXVII. Theil, 4. Heft. Greifswald, 1861; S« Hippokrates, Zeitschrift für die medicinischen Wissenschaften in Athen. Redigirt von Dr. Kalliburces. I. Band, 2. Heft. Athen, 1862; 4«- Kummer, E. E., Zwei neue Beweise der allgemeinen Reciprocitäts- Gesetze unter den Besten und Nichtigsten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. (Aus den Abhandlungen der k. Akad. d. Wiss. zu Berlin, 1861.) Berlin, 1862;4<>- Land- und forstwirtschaftliche Zeitung, XII. Jahrg. Nr. 9 & 10. Wien, 1862: kl. 4«- Lotos. Zeitschrift für Naturwissenschaften, XII. Jahrgang, Februar & März 1862. Prag; So- Museum Francisco-Carolinum in Linz, 21. Bericht. Linz, 1861 ; 8°- Review, The Natural History — : A Quarterly Journal of Biologicae Science. Nr. 5. January, 1862. London; 8°- Societe de sciences naturelles de Neuchatel, Memoires. Tome I — IV. Neuchatel, 1835, 1839, 1845 & 1859; 4«- — Bulletin. Tome II — V. 1847 ä 1861. Neuchatel; So- Society, The Chemical — , Quarterly Journal. Vol. XV. 3; Nr. LV. October, 1861; Vol. XVI, 4, No. LVI. January, 1862. London; 8°- — The Royal Geographical — , of London, Proceedings. Vol. VI, Nr. 1. London, 1862; 8o Verein, nafurhistorischer, der preuss. Rheinlande und West- phalens, Verhandlungen. XVIII. Jahrgang, 1. & 2. Hälfte. Bonn, 1861; 8o- — Siebenbürgischer, Museum — , zu Klausenburg, Jahrbücher, I. Band. Kolozsvärtt, 1861; 4»- Wiener medicinische Wochenschrift, XII. Jahrgang. Nr. 12 &13. Wien. 1862: 4"- 430 Wochen-Blatt der k. k. steierm. Landwirthschafts- Gesellschaft, XI. Jahrg. Nr. 11. Gratz, 1862; 4<>- Zeitschrift des österr. Ingenieur-Vereines, XIV. Jahrgang, I. & II. Heft. Wien, 1862; 4<>- — für Chemie und Pharmacie, IV. Jahrgang, Heft 22 — 24. Von E. Erlenmayer u. G. Lewinstein. Erlangen, 1861; 8°; V. Jahrgang, 3. & 5. Heft. Von E. Erlenmayer. Heidelberg, 1862; 8o- Zirkel. Versuch einer Monographie des Bournonit. 4-»> Versuch einer Monographie des Bournonil. Von Dr. Ferdinand Zirkel ;his Bonn. (Mit 7 Tafeln.) (Vorgelegt in der Sitzung am 13. März 1862.) Eines derjenigen Mineralien, welche wegen des Reichthums ihrer Gestalten das Interesse des Forschers im hohen Grade in Anspruch zu nehmen vermögen, über deren krystallographische Verhältnisse aber weder eine vergleichende Übersicht der bisher gewonnenen Resultate, noch neue Untersuchungen angestellt worden sind, ist der Rournonit. Wenn es daher einerseits nahe lag, die bisher über die Rournonitkrystalle gemachten und in mehrere Werke zerstreuten Reobachtungen zu sammeln, und durch eigene Untersu- chungen unsere Kenntniss dieses Minerals zu erweitern, so schien es andererseits nicht unangemessen, mit der Darstellung jener Ergeb- nisse zugleich eine Reschreibung alles dessen zu verbinden, was die Charakteristik eines Minerals vervollständigt, seiner chemischen Zu- sammensetzung, seiner physikalischen Verhältnisse, seines Vorkom- mens u. s. w. Durch die dankenswerthe Güte des Directors des k. k. Hof- Mineraliencabinets, Herrn Dr. Moriz Hörnes ward mir die Erlaubniss zu Theil, das überreiche Material dieser Sammlung benützen zu dürfen. Insbesondere gedenke ich auch hier des Herrn Dr. Albrecht Seh rauf, Assistenten am k. k. Hof-Mineralieu- Cabinet, welcher auf die zuvorkommendste Weise mich unterstützte und zu grossem Danke verpflichtete. Der Rournonit wurde zuerst auf der Grube Huel Roys, zu dem Kirchspiel Endellion in Cornwall gehörend, aufgefunden und Graf Rournon erstattete darüber am 22. December 1803 der königlichen Gesellschaft zu London einen Rericht, welcher in den Philosophical Transactions vom Jahre 1804 (pag. 30) abgedruckt ist; für das Mineral wird dort von ihm der Name Endellionit in Vorschlag gebracht. 432 Zirkel. Bournon ist indess nicht, wie man allgemein annimmt, der- jenige, welcher das Mineral zuerst erwähnt. Philip Rashleigh von Menabilly in Cornwall gibt in einem Buche „Specimens of bri- tish minerals, selected from the cabinet of Philip Rashleigh Esq. F. R. S. etc. Part. I, pag. 34, Plate XIX" die erste Beschreibung und Abbildung1). In demselben Jahre 1804 lehrte Charles Hatchett seine Zusammensetzung kennen und gab ihm zu Ehren Bournon's den Namen Bournonit. Jameson3) führt das Mineral schon unter der Bezeichnung „Axifrangible antimony glance or Bournonite" auf. Thomson beschreibt in seinem System de chimie (1809. tom. VII, pag. 455) das neuentdeckte Mineral ebenfalls unter dem Namen Bournonite. Haüy8) betrachtete merkwürdiger Weise ohne Rücksicht auf die schon von Bournon mitgetheilten Krystallfiguren den Bourno- nit als eine blei- und kupferhaltige Varietät des Antimonglanzes (Antimoine sulfure plombo-cuprifere) ; die Grundformen beider Mineralien sind zwar einander ziemlich ähnlich, Habitus und Spalt- barkeit dagegen vollständig von einander abweichend, auch erlauben die grossen Unterschiede in chemischer Zusammensetzung und spe- cifischem Gewicht keine Vereinigung. Werner4) nannte das Mineral Schwarzspiessglanz, Klap- roth5) und Hausmann6) Spiessglanzbleierz und Bleifahlerz. Mobs7) gab dem Bournonit den Namen diprismatischer Dystomglanz, Haidinger denselben und Diprismatic copper glance8). Breithaupt nannte ihn in seiner Charakteristik des Mineralsystems (1832, pag. 270) polymorpher Tripelglanz. Der alte Name Bournonit wurde indessen von v. L. Leonhard, Naumann9) 1) Charles Hatchett in Philos. Transact. 1804. pag. 64. 2) Jameson, System antl Manual, vol. III, pag. 399. 3) Traite de erystallographie, tom. II, 408 and Traite de inineralogie. IV. 295. 4) Ho ff mann H. B. IV, 1. S. iil. 5) Beitrüge zur chemischen Kenutniss der Mineralkörper. 1795 — 1815. 6) Handbuch der Mineralogie. 1813. I. pag. 170, 173. 1) Physiologie (Vol. II). 1839. pag. 531. *) Handbuch der best. Mineral. 1845. pag. 564 und Treatise on Mineralogy (Edinburgh, 1825). III. 5. 9) Lehrbuch der Mineralogie. 1828. pag. 593. Versuch i r Monographie des Bournonit. 411)5 Beudant1), Levy2) und anderen Mineralogen, aufrecht erhalten und ist in der neuern Zeit der allein gebräuchliche geworden»). Zippe*) benennt ihn neuerdings diprismatischer Endellionit. Glocker5) bildete dafür den Namen Bournonites dystomus. Die Kapniker Bergleute kennen ihn unter dem Trivialnamen Rädelerz wegen seiner, den Speichen eines Bades ähnlichen Zwü- lingsbildung. Der erste, welcher das neuentdeckte Mineral einer chemischen Untersuchung unterwarf, war Charles Hatchett6); er nannte es in dem am 26. Januar 1804 der königlichen Gesellschaft zu London vorgelesenen Bericht „Triple sulphuret of lead, antimony and copper", und fand darin Schwefel 17 Antimon 24-23 Blei 42-62 Eisen 1-20 Kupfer 12-80 WFsü Die Differenz rührt, wie aus der weiter unten angeführten berechneten Zusammensetzung ersichtlich ist, vom Schwefel her; die übrigen Bestandteile stimmen ungemein gut überein. Nach Hatchett waren es Klaproth7) und Meissner8), welche sich mit der Zusammensetzung des Bournonits beschäftigten. Nach den in neuerer Zeit angestellten Untersuchungen von H. Böse9), Bromeis10), Zincken11) und Bammelsberg13) besteht der Bournonit aus Schwefel, Antimon, Kupfer und Blei und ') Tratte elem. de mineral. 1832. II. pag-. 433. 2) Descript. d'une collect.de miuer. f'orine'e |>. M. Heuland. 1838. II. 406. 3) Hausmann llan.lhuch der Mineralogie. 1847. II 170; Phillips Mineralogy hy Brooke and Miller 1852. 201; Dana, a System of mineralogy 1854. II, 80; Blum, Lehrbuch der Oryktognosie 1854, pag* 578: Diifrenoy, Traite de .Mine- ralogie 1856. III. 239. Quenstedt, Handb. der Mineralogie. 1855. pag. 622. 4i l»ie Charakteristik des natui historischen Mineralsystems. Wien. 1859. pag. 213. 5l Renerum et speciernm mineraliuna Synopsis. Haiae, 1847. pag. 32, 6) Philosophical Transactions 1804 pag. 63. 7) Beiträge zur chemischen Kenntniss der Mineralkörper IV. s3, 8) S c h w e i g ge r - S ei de r« Journal. XXVI. 7i». 9) Poggendorffs Annalen. XV. 573. ">) und ii) Poggendorffs Annalen. LXXVH. 251. '-) Handbuch der Mineralchemie. 80. 434 Zirkel. zwar verhallen sieh die Schwefelmengen für Kupfer, Blei und Anti- mon wie 1:2:3; er enthält demzufolge 1 Atom Antimon, 2 Atome Kupfer, 2 Atome Blei, 6 Atome Schwefel und ist eine isomorphe Mischung von zwei Sulphosalzen, von 1 Atom Drittel Schwefelanti- monkupfer und 2 Atomen Drittel-Schwefela ntimonblei. Seine Formel ist nach R a m in e 1 s b e rg €u3Sb -f 2 Pbs Sb oder | /"[ Sb Naumann schreibt die Formel pVsb -f 6u* Sb oder (Pb^u) Sb Letztere, auch von Quenstedt angenommene Schreibweise gewährt den deutlichsten Überblick. Dana führt an (£u -f Pb) + | Sb» oder (3€u + Sb«) + 2 (3Pb -f- Sb») Dufrenoy vermuthet in dem Bournonit 3 Atome Blei, 3 Atome Kupfer, 3 Atome Antimon und 9 Atome Schwefel und schreibt die Formel Cu + Pb -f Sb. Der oben angeführten Formel entspricht die Zusammensetzung Schwefel 19-72 Antimon 24-71 Blei 42-54 Kupfer 13-03 In den zuverlässig erscheinenden neueren Analysen schwankt der Gehalt an Schwefel von 17-8 bis 20-31 „ Antimon „ 24 -34 „ 29-4 „ Blei ., 38-9 „ 42-88 „ Kupfer „ 12-3 „ 1516 Einen kleinen Eisengehalt wiesen Klaproth, Kerl und Kuhlmann in den derben Bounioniten von der Grube Alter Segen bei Clausthal nach. Ein constanter Unterschied in der Zusammen- setzung an den einzelnen Fundorten lässt sich aus den Analysen nicht ersehen. Die Zersetzungsproducte des Bournonits sind Anti- monocher, Malachit und Kupfergrün. Versuch einer Monographie des Bournonits. 435 Mit der schwankenden chemischen Zusammensetzung ist auch das specifische Gewicht des Bournonits Variationen unterworfen; im Allgemeinen beträgt es zwischen 5-70 und 5-86. Nachstehend sind einige Bestimmungen des specifischen Gewichtes von verschiedenen Vorkommnissen zusammengestellt. Meiseberg bei Harzgerode1): (5-7262 Brom eis, tafelartig, hellbleigrau < 5-703 Zinken, (5-779 Üammelsberg. (5-847 Bromeis, mit vorherrschender Pyramide, schwärzlich l 5*844 Zinken, (5-863 Ramme lsberg. i 5-8013 Brom eis, 5-796 Zinken, 5-726 Rammeisberg, 5-857 Breithaupt*). Vom Halsbrückener Späth bei Frei- berg 5-600 Breithaupt*), Grube Kurprinz bei Freiberg 5-733— 5-752 Breithaupt*), Wölch bei St. Gertraud in Kärnten 5-828 Kenn gott 3), Rädelerz von Kapnik 5-820 Breithaupt2). Cornvall 5-79 ) Alais 5-829 ( , Mexico 5-845 ^ufrenoy*)- Servoz 5-710 Baranco Jaroso in Spanien aus dem frischen Eisenspath 5 • 839) „ „ zu Brauneisenstein umgewandel- /Breithaupt5), ten Eisenspath 5-83l) 4) Poggendorff's Annalen. LXXVII. 252. 2) Vollständige Charakteristik des Mineralsystems. 1832, pag. 270. 3) Mineralogische Notizen. XIV. Folge. ■») Tratte de mineralogie. 1856. III. 232. 5) Breithaupt in H a r t in a n n's Zeitschrift. VI. 67. 436 Zirkel. An einfachen Krystallen von Kapnik beobachtete ich 5-766 „ Cornwall „ „ 5-714 am Rädelerz von Kapnik beobachtete ich . 5-809 Die Farbe des Bournonit ist stahlgrau, dunkelbleigrau bis eisen- schwarz, manchmal erscheint er bunt angelaufen, wo dann auf der frischen Bruchfläche die Farbe besser hervortritt. Die Härte beträgt 2-5 — 3 und scheint übprall dieselbe zu sein. Der Bournonit besitzt eine undeutliche Spaltbarkeit parallel der horizontalen Endfläche a (100) , noch undeutlicher ist sie parallel den verticalen Endflächen b (010) und c (001). Miller führt Spuren von Spaltbarkeit an parallel der Prismenflächen o (011) und n (101). Vor der Behandlung der krystallographischen Verhältnisse des Bournonits mögen in Folgendem sämmtliche bis jetzt bekannte Fund- orte desselben zusammengestellt werden; zugleich sind über das Vorkommen alle Angaben, welche mir zu Gebote standen, oder welche ich an den reichlich vertretenen Stücken zu machen Gelegen- heit hatte, hinzugefügt. Der Bournonit bricht auf Gängen im krystallinischen Schiefer- und Übergiingsgebirge hauptsächlich mit Bleiglanz und Zinkblende aber auch mit Kupferkies, Antimonglanz und Fahlerz, begleitet von Quarz , Kalkspath , Braunspath und Eisenspath. England. Cornvall: Grube Huel Boys im Kirchspiel Endellion, wo der Bournonit mit Antimonglanz, Kupferkies, Quarz und Schwerspat!) in solcher Menge bricht, dass er als Kupfererz gewonnen wird. Nanslow. — St. Merryn bei Padstow. — Grube Budock Vean und andere in der Umgegend von Falmouth. — Grube Herodsfoot bei Liskeard. wo er derb und in einfachen Zwillingsgestalten mit Bleiglanz, Fahlerz, Zinkblende, Jamesonit, Schwerspath, Flussspath und gehacktem Quarz bricht; bisweilen hoble Bleiglanzkrystalle iheilweise ausfüllend. Der Bournonit ist in Cornvall an die verbält- nissmässig spärlichen, nordsüdlichen Bleigänge (cross courses) gebunden; auf den ostwestlichen Kupfer- und Zinngängen findet sich fast keine Spur. Versuch einer Monographie des Bournonit. ^IJT Devonshire: Beeralstone1). — Cumberland ■). Irland. Auf der Bleigrube Cahirglissawn zwischen Gort und Kennare, Kerry (Greg und Lettsom). Deutschland« Meiseberg und Pfaffenberg bei Neudorf auf dem Unterharz in oft faustgrossen Krystallen mit Antimonglanz, Quarz und Kalkspath. Wollsberg bei Stollberg auf dem Harz mit Grauspiessglanz, Feder- erz, Zinkenit und Plagionit. — Buchsegen bei Zellerfeld mit Blei- glanz und Eisenspath. — Rosenhöfer Zug bei Clausthal; Gruben alter Segen und braune Lilie mit Rothgültigerz, Blciglanz und Kalkspath. — Gross- Voigtsberg und Bräunsdorf bei Freiberg in Sachsen, krystallinische Partien, bisweilen in Schwerspath eingeschlossen. — Holzappel in Nassau. — Linz am Rhein. — Silberwiese bei Ober- lahr im Sayn-Altenkirchenschen. Osterreich 3). Kärnten. Wölch bei St. Gertraud unweit Wolfsberg im Lavant- tlial4). — Mähren. Domaschow, derb mit Bleiglanz, Kupferkies und Quarz. — Korozna (bei Pernstein, Brünner Kreis) derb mit Quarz und Kalkspath (Kolenati, Mineral. Mährens, 1854). — Böhmen. Prfbram. Die Krystalle sitzen gewöhnlich auf Eisenspath oder Quarz in kleinen meist mit Quarz ausgekleideten Ürusenräumen und wurden früher theilweise für Stephanit gehalten. Reuss5) beobachtete fol- gende Paragenesen : 1. a derbe Blende; b körniger Bleiglanz; •) Dieses Vorkommen, welches in mehreren Handbüchern erwähnt wird, ist in dem für Angabe englischer Fundorte ausgezeichneten „.Manual of the mineralogy of Grea't ßritain and Ireland by (ireg and Lettsom" nicht mehr aufgeführt. 2) In der I. Handsammlung des k. k. Hof-Mineralien-Cabinets lindet sich (bezeichnet mit 1819, XVI. 17) von Partsch auf seiner Reise nach England daselbst gekauft, eine Gruppe von Bournonitkrystallen auf Zinkblende aufsitzend, als deren Fundort Cumberland angegeben wird. Näheres ist darüber nicht bekannt. Leine andere Quelle erwähnt dieses Vorkommens. *) V.R. v. Zepharuvich. .Mineralogisches Lexikon für das Kaiserthum Öster- reich. 18ö'.t. *) Ken n g ■ o t t zeigte | Wien. Akail. XIII. 472) , dass die Wolehit genannten Krystalle meist deutlich erkennbare Bournonit seien. 5) Wien. Akad. Berichte. XXII. 15t. 438 Zirkel. c krystallisirter Eisenspath; d körniger Bournonit; 2. a derbe Blende; b körniger Eisenspath; c körniger Bournonit; d körniger Kalkspath; e Federerz. 3. a derber Bleiglanz; b derber und krystallisirter Quarz; c krystallisirter Bournonit; d krystallisirter Quarz. — Ungarn. Neusohl. Felsöbanya1). Kapnik auf Erzgängen im Tracbyt mit Fahl- erz, Arsenikkies, Kupferkies, Zinkblende und Braunspath; häufig auf Quarz, der durch Mangan rosenroth gefärbt ist (roth man- gan 2). — Siebenbürgen. Nagyag und OfFenbänya. Frankreich* Grube Cendras bei Alais im Departement du Gard. — Ceilhes in den Cevennen auf einem Gang in Porphyr. — Cransac im Departement de l'Aveyron. — Barbecotin der Auvergne. — Pontgibaud (Puy de Dome). — Servoz bei Chamouni in Savoyen. Italien. Brozzo in Piemont. Spanien. Baranco Jaroso in der Sierra Almagrera, theils in eingewach- senen undeutlichen Krystallen, theils in kleinen, derben und einge- sprengten Partien (Breithaupt). Mexico. Guanaxuato mit Fahlerz, Kupferglanz, Malachit und Kalkspath. Peru. Potosi 3). Sibirien. (Nach Miller.) Geht man nun zur Betrachtung der speciell kry stallogra- phischen Verhältnisse über, so ist vor Allem zu erwähnen, dass schon die ersten Beobachter das Krystallsystem des Bournonit als ') Von diesem sonst nirgendwo erwähnten Fundort rührt das Stück 4881. 1849. XXI. II. der I. Handsammlung ; die Bournonite sitzen auf Quarz mit krystall. Kupferkies, davon theilweise bedeckt. 2) Das Porphyr genannte (iestein, in welchem die Gänge in Kapnik, sowie in Felsö- ha'uya aufsetzen, ist nach v. Richthofen Trachyt und zwar dasjenige Glied, welches er Grünsteintiachyt nennt. Jahrbuch der geologischen lieichsanstalt, 1860. 2, p. 233 und 243. 3) Von diesem Fundort stammt Nr. 3!>35 der II. Handsammlung, bezeichnet mit 1837, III, 32. Versuch einer Monographie i\e* Bournonit. 439 rhombisch erkannten. Als Grundprisma werden fast allgemein die Flüchen angenommen, welche in den Figuren mit dem Buchstaben m bezeichnet sind und -eine Säule von 86°20' mit einander bilden. Nur Gustav Rose betrachtet ein anderes Prisma als Grund- gestalt. Um die Form des Bournonits mit Arragonit und Weissbleierz in Beziehung zu bringen, gibt er den Krystallen eine andere Auf- stellung und wählt ein Prisma aus einer andern Zone (Miller's k = 023) von 64°44' (nach Miller 65°2') zur Grundform, welche dadurch nahezu mit der des Arragonits (63°44) und des Weissblei- erzes (62°47) übereinstimmt. Er geht1) davon aus, dass CuS, PbS und AgS zu ersetzen im Stande sei; demgemäss vereinfache sich die Formel des Bournonits in eine solche, welche in Rücksicht der Atom- zahl mit der des dunkeln Rothgültigerzes vollständig übereinstimme. Rose zeigt nun, dass Bournonit und Rothgültigerz, welche zwar in der Zusammensetzung mit einander übereinstimmen, aber eine ganz abweichende Form besitzen, bei Zugrundelegung seines neugewählten Grundprismas ihre vollständige Parallele in den heteromorphen Körpern Kalkspath und Arragonit finden, so zwar, dass sich Bourno- nit zu Bothgültigerz verhält, wie Arragonit zu Kalkspath. Da indess, wenn man das nur in den seltensten Fällen auftre- tende Prisma Rose's als Grundprisma betrachtet, die abgeleiteten Indices der Flächen als sehr ungefügige Zahlenwerthe sich darstellen, so habe ich mich zwar seiner Aufstellungsweise angeschlossen, in- dem diese fast stets mit der Art und Weise übereinstimmt, in welcher die Krystalle aufgewachsen sind, und das Verhältniss der Axenlängen berücksichtigt, dagegen in dieser übereinstimmenden vertiefen Säulenzone ein anderes Prisma und zwar das offenbar am häufigsten vorkommende als Grundprisma gewählt (o.Oll), dessen Flächen einen Winkel von 87°26' bilden; dadurch bewegen sich die Indices in den niedrigsten Zahlen. In der Wahl der Grundpyramide weichen die einzelnen Mine- ralogen von einander ab; wir begegnen zwei verschiedenen Grund- pyramiden: i. Miller, Naumann, Dana, Hausmann nehmen die Fläche ?/ als Grundpyramide an, welche mit den 3 Endflächen ab c Winkel von 57°3', 54°33\ 52°40' bildet. In der folgenden Darstellung habe ich diese Fläche als Grundpyramide gewählt. l) Poggendo r ff\s *nn»len. 76, 291. 440 Zirkel. 2. Mohs, Haiditiger und Quenstedt nehmen eine andere Grundpyramide an, welche nur die halbe Axenlänge von c hat (u, 112); sie bildet mit a, b c Winkel von 67°58', 66°26' 33° 15'. Für die Axenlängen {a : b : c) finden sich folgende Angaben : Naumann (Lehrbuch der Mineralogie 1828, p. 593) gibt an 1 :0-938:0-892, Dana 0-95618: 1 : 10662, was identisch ist mit 1 : 0-9379 : 0-8968. Miller und Brooke führen die Winkel (110) (010) = 43°10' (101) (001) = 41 54 an, woraus sich das Axenverhältniss ergibt 1 : 0-937969 : 0897149. Quenstedt gibt an a:b = V4421 :|/5025 daraus folgt 2-24053 : 2-10245 : 1. Quenstedt ertheilt der einen Axe nur die halbe Länge; auf unsere Grundgestalt bezogen verwandelt sich obiges Verhältniss in 1 : 0-9362 : 0-8926. Sämmtliche Angaben zeigen eine ziemlich nahe Übereinstimmung. Das annähernde Axenverhältniss, welches Mohs bei Zugrunde- legung seiner Grundpyramide angibt, ist 1 : 1/1-137 : |/0 226 Dufrenoy drückt das Verhältniss der Prismenseite zur Pris- menhöhe durch die Zahlen 105 : 47 aus, oder reducirt 1 : 0-8952 und bemerkt, dass das Verhältniss 20 : 13, welches Levy dafür anführt, zweifelsohne ein irrthümlicher sei. Genaue Messungen ergaben für Krystalle von Liskeard in Cornwall (HO) (010) = 43°15'30° (101) (001) = 41 57 Daraus ergibt sich für diese Krystalle das Axenverhältniss 1 : 0-94098 : 0-898825 b Versuch einer Monographie des Bouroonit. 441 Der Bournonit ist durch sein Axenverhältniss ein merkwürdiger rhombischer Krystall, indem sich das Verhältniss der Parameter der Gleichung b = \ ac nähert. Die Aufstellung der Krystalle geschah so, dass die verticale Richtung die der grössten Krystallaxe (a), die Richtung von vorne i« nach hinten die der mittlem (ft), die Richtung von rechts nach links die der kleinsten Krystallaxe (c) ist. Bei der b Bezeichnung der Flächen erhält die End- fläche der Axe den Buchstaben derselben ; ~c im Allgemeinen sind die Buchstaben Miller's beibehalten. In den Flächen- symbolen beziehen sich die Indices der Reihe nach auf die grösste, mittlere und kleinste Krystallaxe, so dass also 100 = a, 010 = b, 001 = c. Bei dieser Bezeichnungsweise der Axen stimmt die Axe a über- ein mit der Axe c bei Rose, Dana, Miller und Queustedt, die Axe b mit a bei Quenstedt und b bei Rose, Dana und Miller, die Axe c endlich mit b bei Quenstedt und a bei Rose Dana und Miller. Die Schrift Philip Rasleigh's von Menabilly in Cornwall, welche zuerst den Bournonit erwähnt, und seine Krystallgestalt ah- bildet, war mir, ihrer Seltenheit in Deutschland halber, nicht zu- gänglich. Graf Bournon theilt in den Philosophical Transactions von 1804 mehrere Abbildungen des von ihm beschriebenen Minerals mit, aus denen erbellt, dass ihm ungefähr sechs Flächen mit Sicher- heit bekannt waren, nämlich a (100), b (010), c (001) n (101), sodann eine Prismenfläche aus der Zone von c nach b, wahrschein- lich o (011) oder x (012); endlich eine Pyramidenfläche, w(112) oder y (111). Alle früher bekannten Flächen sind nach den einzelnen Autoren, bei denen sie oft mit sehr abweichenden Bezeichnungen aufgeführt werden, in folgende Tabelle zusammengestellt, welche einesthcils zur Übersicht, anderntheils zur raschern Orientirung in den ver- schiedenen mineralogischen Werken dienen soll. Sitzb. d. mathem.-naturw. Ol. XLV. Bd. I. Abth. 31 442 Zirkel. Miller Dana Naumann Quenstedt G. Rose 001 (c) 0 OP (r) c : oo a : oo 6 (P) 010 (Ä) il OB P CO {Je) a : c (vT/) • ioo o) ii co P oo (» 6 oo a : oo c ( T) . 014 (0 H • 012 O) 1 « a : c : co b ( a (e) 230 (0 i| • • HO (m) / oo p (rf) a : J : oo e (rf) -§- b : c : oo a (rf) 430 O) ( 4 • • 210 (f) i2 2a : b : oo c (f) 4 { c : * o (f) ioi oo ii /» oo («) b : 2c : co a (m) i«:c: oo b («) 1« 0) 1 a : ft : 2c 0) 112 (u) i 2 a : b : c (o) 121 0) 22 • 122 (*•) 12 • 314 (r) }3 • Versuch einer Monographie des Bournonit. 443 Hausmann Molis Hartuiann Dufrenoy .4 ir II AB'2 Ali'\ Ali' $ D B'A^ B'A f B'Ai IVB 2 B'B\ E BB' | BB'2 ü AB± AB { .45 8 P AE2 AEi AE± Pr -j- oo (/•) P — oo (lc) Pr -j- oo (s) Pr(p) Pr — 1 (o) Pr - •1 (e) Pr (d) 3 4 Pr A- + 1 (ß (P+ «,)»(„) (P-i)» (y) (P-l)a a : eo 6 : ob e (r) e : oo a : eo 0 (&) « : c : oo b Q») 2a : c : <*> 4 (o) 26 : c : oo a (e) 6 : c : oo a (cQ b : 2c : «» a (f) 2a : b : e (n) a : {■ b : ± c fr) a : 6 : c (P) /^ *'(*) :;i 444 Zirkel. Die meisten Flächen, 23 an der Zahl, gibt Hausmann an; darnach folgen Miller und Dana mit je 19 Flächen. Ausserdem führt Hausmann noch 2 Flächen an, nämlich AB' 13 aus der Zone cb (0 1 13) und BA\\ (\\ 0 12) aus der Zone ac. Diese Flächen, deren Index eine ziemlich ungewöhnliche Form hat, dürften zweifels- ohne an dem beim Bournonit so häufigen Zvvillingsverwachsungen zweier oder mehrerer Individuen beobachtet worden sein, und sind als hypothetische in Folgendem nicht weiter berücksichtigt worden. Die von Miller und Dana angeführten Flächen hatte ich mit alleiniger Ausnahme von £(014) sämmtlich zu beobachten Gelegen- heit. — Bezüglich der Flächenangaben Dufrenoy's ist Folgendes zu bemerken. Er gibt keine vollständige Aufzählung der Flächen, welche ihm bekannt sind, sondern er theilt nur die Winkel, welche einige derselben mit einander machen, mit. Diese Winkeltabelle ist durch zahlreiche Druckfehler und Ungenauigkeiten entstellt; so sind, um nur einige Beispiele anzuführen, die Neigungen von g' zu h! (nach den Figuren 100, 010) und von g zu a' (010, 023), welche beide 90° betragen, als 142°40' und 160°50' angegeben. Die Fläche «4 Dufrenoy's, mit c 49°50' bildend, ist ohne Zweifel dieselbe, welche Hausmann mit B'Ai (054) bezeichnet (49°20' mit c); ich habe diese Fläche niemals beobachtet. Es ist ungewiss, ob Dufrenoy's a2 (mit c 15°) mit dem Mi Herrschen t und dem I) ana'schen I i (014) (mite l3°27')oder dein Hausmann'schen AB' 1 (027) (mit c 14°45') übereinstimmt; wahrscheinlich ist das letztere der Fall. Das ez Dufrenoy's (an Krystallen von Alais 33°35', von Pontgibaud 33°28' mit c bildend) kommt wohl zweifelsohne mit der Fläche AB\ Hausmann's (403) (33°13' mit c) überein. Es ist unklar, welche Fläche Dufrenoy unter e' versteht; er gibt den Winkel, den sie mit h' (b 010) bildet, als 136°9' =4305l' an, obschon, da die Fläche jedenfalls der Zone ac angehört, der Winkel 90° betragen muss. Ebenso ungewiss ist die Bedeutung von b'; b'b' wird einmal als 153°26', ein anderesmal in derselben Tabelle als 87°30' aufge- führt; vielleicht ist es y (1 11). Während der Wetth, den Dufrenoy für Pa angibt (32°30') es unzweifelhaft macht, dass a die Miller'sche Fläche h (023) ist, welche mit o32031' bildet, ist der Winkel, den Dufrenoy für h'a Versuch einer Monographie des Bouruouit. 44. > (010) (023) angibt (!)6°38), fehlerhaft, da er das Supplement zu 90° (57°30') sein müsste. Die Anzahl sammtlicher schon bekannter Flächen des Bourno- uits belauft sich demgemäss auf neunundzwanzig; mir gelang es ausserdem eilf neue Flächen aufzufinden, nämlich: Horizontale Prismen: 450 (k)) 310 (i) > an einem Krystall von Cornwall. 610 (d)) Vertieales Prisma: . . 031 (o) an einem Krystall von der Silber- wiese bei Oberlahr. Pyramiden: 212 (/r) j 211 (p) ( an einem Krystall von Neudorf am 436 (oj) ( Harz. 414 (A) ) 221 (a) ) , , ,' ( an einem Krystall von der Silber- 311 ( (i\ / . ._ I wiese bei Oberlahr. 113 (y)J Bei der Beschreibung der Krystalle sind die Messungen, welche zum Zwecke der Ermittelung der Symbole angestellt wurden, mitge- theilt. Dadurch wird die Anzahl der bekannten Flächen auf vierzig erhöht und der Bournonit tritt in die Beihe der flächenreichsten Krystalle. In folgender Tabelle sind sämmtliche, nunmehr bekannte Flächen des Bournonits zusammengestellt mit denjenigen Symbolen, welche sie, auf die von mir gewählte Stellung der Axen bezogen, nach der Bezeichnungsweise von Miller, Naumann, Weiss und Dana erhalten; in der ersten Columne sind die Buchstaben angegeben, welche zur Abkürzung bei den Zeichnungen angewandt wurden. Diejenigen Flächen (Hausmann's), welche ich nicht selbst beob- achtet habe, sind mit einem Sternchen bezeichnet. 446 Zirkel. Miller a 100 * 010 c 001 t 014 ty 027 x 012 h 023 k 034 o 011 a 054 t 075 z 021 5 031 e 120 / 230 k 450 m HO «?430 a 320 f 210 i 310 d 610 ß 801 7 302 v 403 n 101 2/ Hl u 112 7 113 v 121 « 122 s 212 p 211 0 221 p 223 ^ 311 r 314 X334 1 414 «436 Naumann OP CO P CO CO P CO P4 ~fl P2 c*P| e*P| ~ P eo Pf ee P2 ee P3 2 P CO f P~ P CO jPco fpee iP«o A p CO ipee fpe* fpeo P ee P 2P2 3P3 2P2 2P P2 P2 4P4 P| P4 £P2 Weiss a : co b : co c co a : b : c co a : eo 6 : c co a •■ 46 : c co a : 7b :2c co a : 2b : c co a : 36 : 2c co a : 46 : 3c oo a : b : c co a 46 : 5c co a : 5b : 7c co a : b :2c co a : b : 3c 2a : b : co c 3a : 25 : oo c 5a : 46 : oo c a : b eo c 3a : 45 : eo c 2a :3b : co c a : 2b : oo c : oo c : oo c oo 6 : 8c b : 3c ; oo b : 4c co 6 : c a : b : c 2a:2b: c 3a : 36 : c 2a : 6 : 2c 2a : 6 : c a : 26 : c a : 26 : 2c a : 6 : 2c 3a : 36 : 2c a : 36 : 3c 4a : 126 : 3c 4« : 46 : 3c a : 46 : c 3a : 46 : 2c Dana a : a : a : 2a 3a a 36 66 «4 i2 i2 ?3 2* 2 * » ' II 4 ' 1* 4-* 1 22 33 22 2 12 i 12 1| x 1? 14 3 9 Versuch einer Mouograpliie des Bournouil. 447 In Taf. VII ist eine Übersicht über alle bis jetzt bekannten Flächen nach ihren Polpunklcn mit ihrem Zonenverbande in der Neuman n'schen Kugclprojectionsmethode gegeben; die Flächen sind mit den ihnen entsprechenden Indices versehen. Es ergibt sich von selbst, dass unter diesen Flächen mit Rück- sicht auf die Häufigkeit ihres Auftretens ein grosser Unterschied obwaltet; während einige höchst selten beobachtet werden, fehlen andere wieder an fast keinem Krystall; als diejenigen Flächen, welche durchweg am häufigsten die Krystallformen begrenzen, sind zu bezeichnen: — a (100), b (010), c (001), m (HO), n (101), o (011), x (012), y (112), u (112). Es sind also diejenigen Flächen, welche die einfachsten Indices besitzen. Die Endflächen der Axen fehlen fast nie; aus der Zone von a nach b ist m (110) entschieden am häufigsten; wenn noch eine Fläche neben m auftritt, so ist es meist f (210); diese Zone zeigt aber unter allen den grössten Flächenreichthum; die später zu erwähnenden Krystalle von der Silberwiese bei Oberlahr und von der Grube Herodsfoot bei Liskeard in Cornwall besitzen häufig 5 , bis- weilen sogar 7 • — 8 Flächen in dieser Zone auf das schönste ausge- bildet. In der Zone von b nach c sind es meist o (011) und x (012), welche auftreten, vorwiegend ersteres; mehr als zwei Säiiienflächeu wurden niemals beobachtet. In der Zone von c nach a erscheint fast stets nur n (101) allein. Unter den Pyramiden zeigen sich haupt- sächlich y (111) und u (112) vorzüglich ersteres entwickelt. Im allgemeinen scheint mit wenigen Ausnahmen festzustehen, dass sich der grössere Flächenreichthum an den kleineren, oft nur stecknadel- kopfgrossen Krystallen findet. Krystalle mit mehr als zehn Flächen gehören schon zu den Seltenheiten; die grösste Anzahl von Flächen, welche an einem Krystall beobachtet wurden, beläuft sich auf fünf- zehn; er stammt von Neudorf am Harz. Die Beobachtungen über die Beschaffenheit der Flächen, oh sie glänzend, matt, glatt oder gestreift seien, führten auf keine Ergeb- nisse, denen eine allgemeine Giltigkeit oder Constanz zukommt. Auffallende Erscheinungen dieser Art sind bei der später folgenden genauen Beschreibung der einzelnen Stücke angegeben. Über die Winkelwerthe des Bournonits finden sich bei den ein- zelnen Autoren zum Theil zahlreiche abweichende Angaben. Diese 448 Zirkel. Differenzen mögen sowohl in der rauhen oder matten Beschaffenheit mancher Flächen, welche eine genaue Messung nicht gestatten, als auch in einer wirklichen Verschiedenheit der Winkel an den ein- zelnen Fundorten ihren Grund haben. Dass wirklich unter Krystallen von verschiedenen Fundorten Abweichungen in den Winkeln existiren, ist eine bei anderen Mineralien mit solcher Sicherheit festgestellte Thatsache , dass es keineswegs auffallend sein kann, wenn auch bei dem Bournonit genaue Messungen solche Differenzen ergeben, um so weniger als die chemische Zusammensetzung ebenfalls an den ein- zelnen Fundorten nicht unbeträchtlichen Schwankungen unterliegt. Dufrenoy hat zahlreiche Messungen der Winkel von sechs Fund- orten ausgeführt und es hat sich herausgestellt, dass sehr wenige davon überall einen constanten Wertb besitzen. Analoge Abweichun- gen lassen meine Winkelmessungen erkennen. Interessant würde in dieser Hinsicht ein Vergleich zwischen der chemischen Zusammen- setzung und den Besultaten der Winkelmessungen gewesen sein, allein die von mir gemessenen Kry stalle waren einestheils zu klein, um zu einer Analyse hinreichendes Material darzubieten, anderntheils zu schön, um sie derselben zum Opfer zu bringen. Folgende Messungen sind mit einem, im Besitze des k. k. phy- sikalischen Instituts befindlichen, ausgezeichneten Oertling'schen Goniometer ausgeführt, welches mit zwei Fernröhren versehen war. Die Angaben sind die Mittel aus zahlreichen Repetitionen und Wie- derholungen. Zu den zu messenden Krystallen wurden nur solche verwandt, welche vollkommen glatte und spiegelnde Flächen besassen. Krystall von Kapnik in Siebenbürgen : (001) (101) = 41°52' (001) (112) = 39 11 berechnet daraus für (001) (111) = 52°36\ Krystall von Liskeard in Cornwall: (001) (101) == 41°57' (100) (HO) = 46 44-30 Ein anderer Krystall ebendaher: (001) (101) = 42°!' Versuch einer Monographie des Bournonit. 440 Krystall vori der Silberwiese bei Oberlahr : (001) (111) = 52°37' (010) (011) = 46 22 (100) (HO) = 46 48 Ein anderer Krystall ebendaher: (001) (111) = 52°40\ Die gemessenen Kryslalle stammen aus der Krystall Sammlung des k. k. Hof-Mineraliencabinefs. Nachstehend sind diejenigen Ab- weichungen mitgetheilt, welche sich bei den einzelnen Autoren in der Angabe der Werthe der Hauptwinkel aus jeder Zone (inden. Die Winkelangaben Miller's, Naumanns und Dana's stimmen voll- kommen iiberein; ebenso sind die von Mohs, Haidinger, Hart- mann, Quenstedt und Gust. Rose identisch. ww,(110)(100) bei Miller 46°50', bei Brei thaup t 46°26\ fand Dufrenoy an Krystall en von Cornwall zu 47°, an solchen von Kapnik zu 47°10'. mb, (HO) (010) hei Miller 43°10' fand Dufrenoy an Kry- stallen von Cornwall zu 43°12'; diese Messung ergänzt sich nicht mit derjenigen von ma der vorhergehenden cornischen Kiystalle zu 90°. oc, (011) (001) bei Miller 43°43' gibt Quenstedt (mit Mohs, Haidinger, Rose) zu 43°34' an. Hausmann führt dafür 42°57' an. Dufrenoy beobachtele für diesen Winkel an cornischen Krystallen 43°30'. hc, (023) (001) bei Miller 32°31' fand Dufrenoy an Kry- stallen von Alais zu 33°30', von der Silberwiese bei Oberlahr zu 33°28', von Pontgebaud zu 33°19'; bei diesen Krystallen muss also auch oc einen von dem der vorhergehenden Krystalle abweichenden Werth besitzen. nc, (101) (001) bei Miller 41°54' hat bei Hausmann den Werth 41 °7', bei Quenstedt (ebenso bei Rose, Mohs und Hartmann) 41°4i>'. na, (101) (100) bei Miller 48°6', bei Breithaupt 48°15', fand Dufrenoy an Krystallen von Cornwall zu 46°10' eine bedeu- tende Abweichung; es ist vielleicht ein Druckfehler. ya, (111) (100) bei Miller 57°3' gibt Mohs zu 57°37" an. i/6, (111) (010) bei Miller 54°33' hat bei Mohs den Werth 54°38'. 450 k e I. yc, (111) (001) bei Miller 52°40' führen Rose und Q u eil- st edt zu 52°3l'an; ersterer macht darauf aufmerksam, dass dieser Winkel bei Mohs den irrthümlichen Werth von o7°3l' besitzt, welcher mit den übrigen Winkel.nigaben von Mohs nicht überein- stimmt. ua, (112) (100) bei Miller 67°58', ist nach Hausmann 68°24'. üb, (112) (010) bei Miller 66°26' gibt Hausmann zu 6Ü°54\ Mohs zu 66°31' an. Dufrenoy fand diesen Winkel an cornischen Krystallen zu 66°. iic, (112) (001) bei Miller 33°15' hat nach Hausmann den Werth von 32°33', nach Mohs den von 33°6'. Dufrenoy beobachtete diesen Winkel an Krystallen von Cornwall zu 33° 12, an Krystallen von Servoz in Piemont zu 32 58 . In Folgendem theile ich eine Zusammenstellung von Winkeln (der Flächennormalen) mit, welche aus den Zonenverhältnissen berechnet wird. An der Hand dieser Tabelle kann man sich mit einigen gemessenen Winkeln an den Krystallen leicht zurecht finden. Als Grundlage der Berechnung sind, um die Differenzen in den ver- schiedenen Winkelbestimmungen einigermassen auszugleichen, die Angaben Miller's gewählt, weil diese nahezu das Mittel der ein- zelnen abweichenden Messungen darstellen. Es folgen zuerst in einer schematisclien Übersicht die Winkel, welche sämtntliche von mir beobachtete Flächen mit den Endflächen der Axen, den drei Haupt- Prismen und der Hauptpyramide bilden; daran schliesst sich die Angabe anderer Winkel, welche zur weitern Orientirung an den Krystallen dient. / (014) a (100) 6(010) ,•(001) «(011) /«(HO) //(101) .'/(Hl) 90° 76°33 13°27 30° 16 79° 14 43°37 43°33 x (012) 90 64 27 25 33 18 10 71 40 47 49 37 7 h (023) 90 57 29 32 31 11 12 63 38 50 7 34 35 0 (011) 90 46 17 43 43 87 26 59 44 43 6 32 57 t (021) 90 27 36 62 24 18 31 49 44 69 50 37 17 ö (031) 90 19 13 70 47 27 4 46 28 75 49 41 39 e (120) 64 52 25 8 90 51 16 18 2 73 31 40 53 l (230) 57 59 32 1 90 53 41 11 9 69 16 38 44 /. (450) 53 7 36 53 90 56 27 (i 17 66 22 37 49 Versuch einer Monographie dea Bournonit. 451 III (HO) a (100) b (010) e(001) 0 (011) m (HO) //(101) y(Hi) 46°50 43°10 90° 59°44 86°20 62°49 37°20 w (430) 38 39 51 21 90 64 26 8 11 58 34 38 6 f (210) 28 4 61 56 90 71 2 18 46 53 54 41 11 i (310) 19 34 70 26 90 76 37 27 16 51 0 45 2 d (610) 10 5 79 55 90 83 4 36 45 48 53 49 25 ii (101) 48 6 90 41 54 57 28 62 49 83 47 35 27 y (111) 57 3 54 33 52 40 32 57 37 20 35 27 — ii (112) 67 58 66 26 33 15 28 16 56 45 29 12 19 25 ? (113) 74 6 73 1 23 36 29 45 66 24 30 7 29 4 ?* (121) 67 26 35 5 64 40 28 53 30 45 54 55 19 28 8 (122) 72 3 48 54 46 34 17 57 45 20 44 16 25 1t (212) 51 1 70 24 45 29 42 23 47 41 19 36 15 51 P (211) 37 39 63 3 63 42 52 11 31 55 30 58 19 24 .'/ (221) 50 16 46 3 69 8 43 11 20 52 47 5 16 28 P (223) 63 11 60 19 41 10 28 54 48 50 30 39 11 30 1 (311) 27 13 71 34 70 42 62 47 32 58 32 53 29 50 r (314) 56 49 78 47 35 31 43 43 58 6 13 45 24 6 /. (414) 48 55 79 43 42 53 49 23 54 44 10 17 25 18 O) (436) 61 39 67 41 37 26 33 15 51 49 62 49 19 1 (001) (027) = 15 17 (012) (210) = = 78 42 (001) (034) = 35 39 (012) (101) = = 47 49 (001) (054) = 49 5 (012) (112) = 22 2 (001) (075) = 53 14 (012) (121) = : 41 13 (010) (027) = 74 43 (012) (122) = 26 20 (010) (034) = 54 21 (012) (314) = 35 5 (010) (054) = 40 55 (012) (312) = 38 59 (010) (075) = 36 46 (012) (436) = 28 21 (001) (801) = 82 4 (120) (014) = 77 51 (001) (302) = 53 23 (120) (023) = 56 32 (001) (403) = 50 5 (120) (021) = 36 39 (010) (801) = 7 56 (120) (230) = 6 53 (010) (302) == 36 37 (120) (430) = 25 13 (010) (403) = 39 55 (120) (210) = 36 48 (100) (320) = 35 24 (120) (112) = 58 35 (010) (320) = 54 36 (120) (021) = 25 20 (012) (014) = 12°6 (120) (022) = 43 26 (012) (023) = 6 58 (430) (012) = 74 22 (012) (021) = 36 41 (430) (023) = 67 39 (012) (120) = 67 1 (430) (021) = 55 24 (012) (230) = 76 47 (430) (230) = 19 20 (012) (430) = 74 22 (430) (121) = 35 9 452 Zirkel. (210) (014) == 83 43 (112) (436) = 6 19 (210) (023) = 73 21 (121) (014) == 52 40 (210) (230) = 29 SS (121) (023) = 36 41 (210) (121) = 43 38 (121) (021) = 22 34 (210) (122) = S4 23 (121) (230) = 26 11 (112) (014) = 24 S9 (121) (122) = 18 6 (112) (023) = 83°33 (121) (221) = 17 10 (112) (021) = 41 59 (122) (014) = 34 35 (112) (230) = S7 27 (122) (023) = 21 4 (112) (314) = 15 27 (122) (230) = 43 53 (112) (221) = 35 32 (314) (014) = 33 11 (112) (223) = 7 55 (314) (023) = 37 43 Mit Berücksichtigung der Ausbildung und Form der Krystalle lassen sich die vorkommenden Gestalten leicht in drei, ziemlich in ihrem Aussehen von einander abweichende Gruppen bringen, zwi- schen denen Milteltypen verhältnissmässig selten sind. Die Verschie- denheit der Form mit der Verschiedenheit des Fundortes dabei in irgend eine Beziehung zu bringen, gelingt nicht, indem jeder der- selben eine grosse Mannigfaltigkeit von Formen der abwechselnden Gestaltung zeigt. Kaum dass man für einen Fundort denjenigen Habitus anzugeben vermag, der vorwaltend dort vertreten ist. Die drei Ausbildungsformen sind : I. Habitus. Krystalle, deren Umriss einem rectangulären Prisma gleicht; die Flächen 100, 010, 001 sind ziemlich im Gleichgewicht und treten scharf hervor. Unter den Bournoniten aus Cornwall und von der Silberwiese bei Oberlahr ist diese Form eine der gewöhn- lichsten. II. Habitus. Der allgemeine Umriss der Krystalle ist der einer breiten quadratischen Säule mit oktaedrischer Zuspitzung; die End- fläche a erscheint als kleines Quadrat oder Rechteck, nur selten ver- schwindet sie ganz; die Flächen m (110) und n (101) sind schein- bar im Gleichgewicht und sehr ausgedehnt; dessgleichen b (010) und c (001). III. Habitus. Krystalle, welche durch Verkürzung der Axe c und Ausdehnung der Fläche c (001) die Gestalt einer platten aufrecht- stehenden Tafel besitzen, an der aber stets die Endfläche «(100) auftritt; die übrigen Flächen, von denen b (010) fast nie fehlt, sind sehr schmal. Diesen verschiedenen Ausbildungsweisen der einzelnen Kry- stalle reihen sich die Zwillingsgestalten, welche besonderes Interesse Versuch einer Monographie des Bournonit. 4«)»> erregen und diejenigen Formen an, welche durch regelmässige oder unregehnässige Verwachsung zahlreicher Individuen hervorgebracht sind. Bei vielen der meistens sehr kleinen sehr häufig nur steck- nadelkopfgross ausgebildeten Krystallen ist es nicht so leicht, sich augenblicklich über die Aufstellung und Flächenbezeichnuug klar zu werden; die verschiedenen verticalen und horizontalen Pris- men sind meistens, die Endflächen häufig sehr im Gleichgewicht, dazu liefert die Beschaffenheit der Flächen weder durch charakteri- stische Gestreiftheit, Rauheit noch durch Glätte irgend welche An- haltspunkte, so dass in den meisten Fällen erst die Messung zahl- reicher Winkel den gewünschten Aufschluss gibt. Auch diese selbst muss mit ziemlicher Genauigkeit vor sich gehen, da, wie ein Blick auf die vorhergehende Tabelle lehrt, manche Winkel der gerade am häufigsten auftretenden Flächen naheliegende Werthe besitzen, z. B. (100) (101), (010) (110), (001) (101). Die vorzüglichsten der von Andern und mir beobachteten Kry- stall gestalten sind in den angehängten Tafeln dargestellt. Die Zeich- nungen wurden im k. k. Hof-Mineraliencabinet durch den Litho- graphen der k. k. Hof- und Staatsdruckerei Herrn Andreas Obsieger mit ungemeiner Kunstfertigkeit und Sorgfalt nach meinen Skizzen construirt und lithographirt. In der nachfolgenden Aufzählung der einzelnen interessanteren Formen, in welchen der Bournonit erscheint, ist, um eine spätere Vergleichung oder Controle ausführen zu können, bei den dem Hof- Mineraliencabinet angehörenden Krystallen Sammlung und Nummer angegeben, in und unter welcher sie sich dort vorfinden. Hauptsäch- lich sind die Krystalle von Siebenbürgen, Cornwall, dem Harz und Oberlahr in sehr zahlreichen und schön ausgebildeten Exemplaren dort vertreten. Habitus I. Fig. I. a (100), b (010), c (001),// (101). „ 2. a (100), b (010). c (001), n( 101), m (110). .. 3. «(100), 6 (010), c (001), o (011), m (HO).» (101). ... 4. a (100). b (010). c (001), /'(2J0), m | 110). n (101). „ '6. a(100), 6(010), c(001),m(110), o (011) 454 Zirkel. Fig. 6. «(100), 6(010), c (001), /»(HO), l (230), o (011), a; (012), y (111). Fig. 1 bildet schon Graf Bournon von cornischen Krystallen ab. Levy führt sie in seinem Atlas unter Fig. 3 auf. Fig. 2 findet sich in zahlreichen, 1" grossen zierlichen Kry- stallen mit gelbrothen Zinkblendekrystallen und stellenweise auf- sitzenden Schwerspathtafeln auf dem Handstück f| der Hauptsamm- lung von Kapnik. Fig. 3 ebenfalls eine Combination von Kapnik istDufrenoy (Fig. 275) entnommen. Fig. 4 dessgleichen von Kapnik auf Quarz mit Zinkblende, in der I. Handsammlung (mit 1828 XL 154 bezeichnet), a (100) sehr stark glänzend, parallel der Combinationskante mit m (110) fein gestreift, c (001) etwas drusig. Ganz ähnliche Krystalle finden sich auf Nr. 3535 a der II. Handsammlung (1851, I. 47). Fig. 5 und Fig. 6 bildet Dufrenoy (Fig. 281 und 283 ab); der Fundort ist nicht angegeben. Fig. 7. «(100), 6(010), £ (001). ?w (110)/' (210), o (011). „ 8. a (100), 6(010), c (001), m (HO), o (011), n (101). „ 9. «(100), 6(010), c (001), mi (HO), n (101), #(111). „ 10. «(100), 6(010), c (001), w (HO), w(101), 2/(Hl), u (112). Fig. 7 ein grosser Krystall von Neudorf am Harz, auf dem Hand- stück || der Hauptsammlung mit Eisenspath auf Quarz sitzend, theil- weise mit Kupferkies überzogen; durch die Ausdehnung von c (001) nach der Axe « und die Verkürzung von 6 (010) nach der Axe c nähert sich diese Form einigermassen dem Habitus III. Fig. 8 ebenfalls vom Harz herstammend, eine ähnliche Form theilt Quenstedt von Bräunsdorf bei Freiberg mit. Fig. 9 ein !" grosser Krystall von Cornwall aus der Krystall- sammlung; « (100) wie immer glänzend, 6 (010) wenig horizontal gestreift, c (001) etwas rauh, m (110) ziemlich spiegelnd. Eine ganz ähnliche Gestalt haben kleine stark glänzende Krystalle von Nagyag in Siebenbürgen, auf Rothmangan aufsitzend (aus der I. Handsammlung, bezeichnet mit 1860, XV. 17); dieses interessante Versuch einer Monographie des Bournonit. 4!).) Handstück ist mit einer Unzahl von kleinen zierlichen Krystallen übersäet, welche theils zwei, in ihrem Habitus gänzlich verschiedenen Ausbildungsformen angehören, theils nach zwei verschiedenen Gesetzen verwachsene Zwillinge darstellen. Fig. 10 Krystall von Nagyag aus der Krystallsammlung. Fläche b (010) horizontal gestreift, a (100) und m (110) glänzend. Fig. 11. a (100) 6(010), c(001). o (011), n (101), u (112). „ 12. « (100). 6(010), c(00i),w(110),« (101), o (011), y (111), u (112). „ 13. «(100). 6(010), c(00i),m (HO), l (230), o (011), n (101). i/(lll), u (112). „ 14. a (100). 6(010), c (001), m (HO), /(230), e (120), n (101), o (011), y (111), u (112). „ 15. «(100), 6(010), c (001), w (110), / (230), e (120), w(101),.t(012), o (011), y(lll), m(112). Fig. 11, ein Krystall von Kapnik ist Levy (Fig. 7) entnommen, Fig. 12 findet sich ebenfalls bei Levy (Fig. 9); der Krystall stammt von Servoz in Piemont. Fig. 13, 14 und 15 sind Krystalle von En- dellion in Cornvall; sie sind Levy's Atlas (Fig. 10, 11, 12) entlehnt. Eine der Fig. 15 ganz ähnliche Form gibt Dana. Fig. 16. «(100), 6(010), c (001), «-(610), i (310),/" (210), w(430), m(110), A-(450), l (230), e(120), n (101), o(011). Ein ausgezeichneter Krystall wahrscheinlich von der Grube Herodsfoot bei Liskeard, aus der Krystallsammlung, unten und auf der Rückseite verbrochen; die Zone «6 ist mit grossem Flächen- reichthum entwickelt; acht horizontale Prismenflächen alle deutlich ausgebildet und auf das Vollkommenste spiegelnd, treten darin auf, darunter wurden drei, nämlich k (450), «(310), «'(ölO) an diesem Exemplar zuerst aufgefunden. Ihre Indices ergeben sich einfach aus den nachstehenden Winkelmessungen. Von den Prismen sind m (HO), /"(210) und l (230) vorwiegend entwickelt. Die Messungsdaten der ganzen Zone 6« sind : 456 Zirke Gemessen Berechnet (010) (120), e ^25°^ liiSP (010) (230), / 31 32 1 (010) (450), k 37 36 53 (010) (HO), m 43 43 10 (010) (430), w 51 51 21 (010) (210), f 61 61 56 (010) (310), i 70 70 26 (010) (610), d 80 79 55 (010) (100), a 89 y* 90 Fig. 17. a (100), 6(010), c(001), /w(l 10), f(2l0),x (012), n (101), 2/(11 1 ), u (1 12), «(122), p (223), «? (436), ^ (212), X (414), p (211). Einer der schönsten Krystalle in der Hauptsammlung unter ff aufbewahrt; er stammt von Neudorf am Harz, ist bleigrau, unten und an einer Seitp wenig verbrochen; er ist nach der Axe a 1t" hoch, nach b 1 f " lang, nach c \\" dick; auf der einen Seite ist er hier und da mit Eisenspathrhomboedern besetzt. Sämmtliche Flächen sind gross und deutlich entwickelt; Fläche a (100) ist glänzend. Sehr gross ist der Reichthum dieses Krystalls an Pyramiden; ausser den gewöhnlichen y (111) und u (112) treten die seltenen p und s und sodann die vier Flächen n, A, p und w auf, welche an diesem Kry- stall zuerst und einzig beobachtet wurden. Die Indices der neuen Flächen folgen sowohl aus dem Zonenverband als aus den Messungen. Wegen der Grösse des Krystalls konnten die Flächen nur mit dem Anlegegoniometer gemessen werden, was bei ihrer grossen Ausdeh- nung leicht von Statten ging. pa gemessen 38° berechnet 37 39 py „ 18 „ 19-24 p bestimmt durch die Zone ays. Index 21 1 : ht gemessen 48 l/s° berechnet 48 '55 Xc ..42 „ 42-53 l bestimmt durch die Zone bynn. Index 414: na gemessen 52° berechnet 51 1 ny „ 16 V. r, lä-51 nc „ 46*/» * 45-29 Versuch einer Monographie des Bournonit 457 7r bestimmt durch die Zonen byXn und aomx. Index 212. wrt gemessen 61° berechnet 61°39 mi „ 7'/2 > 6 19 o) bestimmt durch die Zone una. Index 43(3. Messungsdaten für die seltene Fläche p sind py gemessen 11 y,0 berechnet 11°30 pc „ 41 i/2 „ 41 10 Habitus II. Fig. 18. 6(010),r(001),.r(012),w(110), // (101). „ 19. «(100), 6(010), c (001), m (110), n (101), « (112). „ 20. a(I00), Ä(010), c(00l).»w(H0),w(10l).o(0ll), y(lll),«(112). Fig. 18 durch das Fehlen der Endfläche «(100) merkwürdig, theilt Presl (Fig. 1649) mit; von Kapnik. Fig. 19 Krystall von Nagyag in Siebenbürgen (in der I. Hand- sammlung. 1860. XVI. 17), "§-'" gross, auf Rothmangan aufsitzend; « als stark spiegelndes Quadrat. * Fig. 20 von demselben Fundort (aus der Krystallsammlung). Dieser quadratoktaeder ähnliche Habitus ist namentlich bei den kleineren Krystallen von Nagyag, Kapnik und Neudorf am Harz sehr verbreitet; letztere sitzen meistens auf Quarz und werden stellen- weise von Kalkspath oder dem stets noch Jüngern Braunspath bedeckt. In der II. Handsammlung befindet sich, bezeichnet mit 1840. VII. 14 ein durch seine Grösse bemerkenswertes Bruchstück eines Krystalls von diesem Habitus; oben erscheint die vollkommen quadratische Fläche «, deren Kante eine Länge von 7'" hat; die Flächen m und n, deren Combinationskante 13" lang ist, sind vollständig im Gleich- gewicht. Habitus III. Fig. 21. «(100),6(010), c(001),«(101),i/(lll). „ 22. «(100), 6(010), c (001), w(110), #(012), M (112). „ 23. «(100), 6(010), c(001), o(01l),.r(0l2), w(110). «(112). Sitzh. d. matheiii.-natiirw. Cl. XLV. Bd. I. Abth. 30 458 Zirkel. Fig. 24. « (100), 6(010), e(001), w (110), »(1 Ol), h (023), 2/(111), «(112). „ 25. a(100), 6(010), e(001), w(101), ™(110), e(120), „ 26. « (101), Ä (010), c(001), o(011), a-(012),n(101), w(U0),e(120), »(112). „ 27. «(100), c (001),™ (HO)./* (023),* (014), w (101), v (403). Fig. 21 eine einfache Form aus der Krystallsammlung von unbekanntem Fundort, wahrscheinlich vom Harz; Flüche b (010) schwach horizontal gestreift; eigenthümlich ist das gänzliche Fehlen einer Fläche aus der Zone ab. Fig. 22 Krystall von Nagyag (I. Handsammlung, 1862. VIII. 60). Fig. 23 Krystall von Andreasberg (I. Handsammlung. 1857. III. 22) auf Quarz aufsitzend, stellenweise mit kleinen Kupferkies- punkten bedeckt. Die Flächen c, u, x, o sind glänzend, die übrigen matt. Fig. 24 ist Dufrenoy (Fig. 276) entnommen. Fig. 25 Krystall von Andreasberg (Hauptsammlung ff), in der Axe a f " bmg, in der Axe b I" lang, in der Axe c 2'" dick, mit Eisen- spath auf Quarz sitzend, hier und da mit Kupferkies bedeckt, mit ziemlich matten Flächen. Fig. 26 eine cornische Form , der vorigen sehr ähnlich, den Krystallabbildungen von Greg und Lettsom entnommen (pag. 345). * • Fig. 27 findet sich bei Dufrenoy (Fig. 282). Dufrenoy bezeichnet öfters die verticalen Prismen mit Buchstaben, welche den Winkelverhältnissen, die er dafür angibt, zufolge den seltenen Flä- chen h (023) und t (014) entsprechen. Es liegt wahrscheinlich eine Verwechslung in der Bezeichnung vor, indem, soweit meine Beob- achtungen reichen, diese Flächen niemals allein auftreten. In dieser Figur sind sie beibehalten, in anderen wurden sie durch die gewöhn- licheren Flächen o(011) oder x (012) ersetzt, wie auch Greg und Lettsom in ihren von Dufrenoy entlehnten Krystallfiguren stets diese unwahrscheinlichen Flächen h oder t mit den häufiger auftre- tenden x oder o vertauschten. Versuch einer Monographie Mit dem Bournonit ist wohl zweifelsohne dasjenige Mineral zu verbinden, welches Mohs prismatoidischer Dystomglanz, Hai ding er Wölchit, Breithaupt Antimonkupferglanz genannt hat1)- Dasselbe findet sieh in derben Massen und äusserst spärlichen und unvollkom- menen Krystallen an der Wölch bei St. Gertraud im Lavantthal in Kärnten, zusammen mit Eisenkies, Antimonglanz, Bleiglanz und Malachit. In seinen physikalischen Eigenschaften stimmt dasselbe mit seiner schwärzlich bleigrauen Farbe, die an Fahlerz erinnert, mit seiner Härte 3 und seinem specifischen Gewicht, welche im Mittel zwischen 5-735 und 5*782 schwankt, vollkommen mit dem Bournonit überein. Der Grund, beide Mineralien zu trennen, lag in der chemischen Untersuchung Sehr Ott er's, welcher in zwei Analysen des Wölchits fand 2) : i. ii. Schwefel 28-602 28-602 Antimon 16-412 16-647 *» Arsenik 8-166 6-036 Kupfer 16-326 17-352 Blei 26 424 29-902 Eisen 1-307 1404 Wasser 2-30? 2-307 99-44 102-250 ohne dass sich aus diesen Besultaten für den Wölchit irgend eine bestimmte Formel ergibt. Rammeisberg3) hat in neuerer Zeit dieses Mineral einer wiederholten Untersuchung unterzogen, bei welcher er niemals im Kolben Schwefelarsensublimat erhielt. Die quantitative Analyse führte auf eine mit dem Bournonite sehr nahe übereinstimmende Zusammensetzung; die Abweichung von dessen Formel ist kaum grösser, als sie auch sonst bei den Bournoniten 1) Mohs, Physiog-rnphie. p. 530. II a i d i n g e r , Handbuch der best. Mineralog. 1835, 5G3. I! r c i I h :i ii p I . Charakteristik d. Min. 270. Prismatic antiuiony glance, James, System. — Prismatoidal copper glance II a i d i n g e r Treatise , und Phillip ps Min. 334. Dana II. 82. Dufrenoy III. 357; Hausmann II 173; Naumann, Eiern, der Min. 433. Zippe (Charakteristik des naturhist. Mineralsystems 1858. 213) nennt es prismatoidischer Endellionit G lock er (Generum et spec. mineralium Synopsis 1847) nannte es Wölchites niger. 2) Bau m g a r t n e r, Zeitschrift VIII. 284. 3) Hainiii elsberg, Mineralchemie 80. Dorl sind vermuthlich Zeile 4 v. u die Zahlen für Blei und Kupier verwechselt. 466 Zirkel. Versuch einer Monographie des ßournonit. vorzukommen pflegt. Die Verwitterung, welche die derben Massen in hohem Grade angegriffen hat, ist ohne Zweifel die Ursache dieser Differenzen. Während so von chemischer Seite nichts einer Vereinigung des Wölchits mit dem Bournonit im Wege steht, ist auch die Kry- stallgestalt desselben vollständig mit der des letztern überein- stimmend. Mobs und Haidinger führen eine Combination an, die jedoch nie einer Messung unterzogen wurde und ein Bournonit mit den Flächen a, b, c, m, o zu sein scheint. Ke nngott zeigte (Mine- ralogische Notizen. XIV. Folge), dass ein f Zoll langer Krystall, welcher ihm als Wölchit übergeben wurde, Bournonit sei. Rammeisberg und Kenngott fanden an den von ihnen untersuchten Exemplaren ein etwas höheres specifisches Gewicht, vielleicht herbeigeführt durch Verwachsung mit fremden Zersetzungs- producten; ersteier fand 5-88 — 5-94, letzterer 5-828. Das Hof- Mineralien -Cabinet besitzt zahlreiche derbe Stücke, welche als Wölchit bezeichnet sind; die sogar in dieser Sammlung nur spärlich vertretenen, meist undeutlich entwickelten Krystallgestalten lassen sich sammt und sonders mit dem Bournonit in Verbindung bringen. Zirkel. Versuch einer Monographie des Bournonil Fiff I Ftff.J Fig. '/. Fia ö. Fig. 5 SitKungsb.d-k. Ikad.d.W. math.nalunr.CI. XIA. li.l. I .\btli IS(iL\ Zirkel. Versuch nun- Monographie des Bournonll rr.» r ii />// / Fig. 8. Fig. 9. Fig. 10. Fig il Fig. /'> Sitz, im 2'stul k Akad «1 VV. mafli.naturvr. Cl. XLV.ßd.I.Abth. 186?. Zirkel. Versuch einer Monographie des Bournonit. Taf. /■;,/ /./. /■;,/ i'i Fig. /.'/ Feg 10. Fig. IS Fig . I) . Sitaungsb.d.k Akad.d W. in.iiti .naturw. C1XLV. Itd l.Aluli 1862. Zirkel. Versuch einer Monogropliic de.s Bouriuwii Fig. IU Taf, IV Fia 20 Fig. 23 Fig. 29. Fig. 2'/ SiUungsb.a.k.Akad.d.W math.naturw Cl.VI.l'. Ii,l [jftth.. 1862 Zirkel. Versuch einer Monographie de.s Bournoiiil. Taf.V. Fig. ■;:> Fig. ■>/; /■;,, u Fig. 30. /■'/// . Z9 .Sitauiirfsl) (I k Akad.d.W. ni.iih. naturw Cl.XLV.Bd.l.Ablh.1862 Zirkel. Versuch einer Monographie des Bournoiiil Tal. Vi Fi- Beobachtungen, Magnetische und meteorologische, zu Prag, XXII. Jahrgang. Vom 1. Januar bis 31. December 1861. Prag, 1862; 4°- Comptes rendus desseances del'Academiedessciences. TomeLIV. No. 10 & 11. Paris, 1862; 4<>- Cosmos, XIe Annee, 20e Volume, 14e Livraison. Paris, 1862; 8°- Gazette med. d'orient, Ve Annee, No. 12. Constantinople, 1862; 40# Gesellschaft, naturforschende, in Bern, Mittheilungen aus dem Jahre 1861. Nr. 469—496. Bern, 1861; 8«- — naturforschende, in Danzig, Neueste Schriften. VI. Band, 4. Heft. Danzig, 1862; 4<>- — Klinsmann, Ernst Ferd., Clavis Dilleniana ad hortum Elthamensem. Danzig, 1856; 4°* 468 Gesellschaft, naturforschende, in Emden, 36 — 44. Jahresbericht. 1850 — 58. Emden; 8°- — Kleine Schriften. IV. Die Gewitter des Jahres 1855. Von M. A. F. Prestel. Emden, 1856; 8°- Haughton, Samuel, On the Reflexion of polarized Light from the Surface of transparent Bodies. (From the Philosophical Magazine for August 1853.) S°- — On some new Laws of Reflexion of polarized Light. (From the Supplement to the Philosophical Magazine for December 1854.) S°- — On the solar and lunar diurnal Tides of the Coasts of Ireland. (Results of a paper read before the R. Irish Academy, April 24, 1854.) 8°- — On the Natural Constants of the healthy Urine of Man, and a Theory of Work founded Thereon. (Read before the Association of the King and Queen's College of Physicians.) Dublin, 1860; 8°. — Short Account of Experiments made at Dublin, to deter- mine the Azimuthai Motion of the Plane of Vibration of a freely suspended Pendulum. (Extr. from the Proceed. of the R. Irish Academy, April 1851.) Dublin, 1851; 8°- — Wem and James Henthorn Todd, The Tides of Dublin Bay and the Rattle of Clontarf 23rd April, 1014. (Being the Substance of some Communications made to the R. Irish Academy in May, 1861.) Dublin, 1861; So- ll oh en egg er, L., Geognostische Karte der Nord-Karpathen in Schlesien und den angrenzenden Theilen von Mähren und Galizien. Ein Blatt in Farbendruck mit erläuterndem Texte. Gotha, 1861; Folio & 4<>- Istituto, I. R., Veneto di scienze, lettere ed arti, Atti. Tomo VIIo, Serie 3% Disp. 4a- Veuezia, 1861—62; So- Königsberg, Universität, Akademische Gelegenheitsschriften aus dem Jahre 1861. Königsberg; 4» & So- Lüttich, Universität, Akademische Gelegenheitsschriften aus den Jahren 1860 & 1861. Brüssel & Lüttich; 8o & 4o- Mittheilungen aus J. Perthes' geographischer Anstalt, Jahrgang 1862, Heft III. Gotha; 4o- Societe Linneenne de Normandie, Memoires. Xle Volume. Paris & Caen, ls60; 4»- — Bulletin. Ile & III" Vol. Caen & Paris. 1857 & 1858; So- So c i e t e* geologique de France, Bulletin. 2'' Serie, Tome XIXe, Feuilles 1—12. Paris, 1861 ä 1862; 8"- 469' Society, The geological — , of Dublin, Journal. Vol IX. Part 1. Dublin, 1861; 8«- — The Royal — , of Edinburgh, Transactions. Vol. XXII. Part III. For the session 1860—1861. Edinburgh, 1861; 4<>- — Pro- ceedings. Vol. IV. Nr. 53. Session 1860—1861; 8<>- — The Natural History, — of Montreal, The Canadian Natura- list & Geologist. Vol. VII, No. 1. Montreal, 1862; 8°- Tomaschek, Karl, Schiller in seinem Verhältnisse zur Wissen- schaft. (Von der k. Akademie der Wissenschaften zu Wien gekrönte Preisschrift.) Wien, 1862; 8°- Villa, Antonio, e Giov. Battista, Sülle conchiglie terrestri e fluviali raccolte dal professor Bella rdi nell Oriente e su quelle rac- colte dal professor Roth in Palestina illustrate dal professore Mousson. Milano, 1862; So- Wiener medicinische Wochenschrift, XII. Jahrgang, Nr. 14, Wien, 1862; 4°- Wochen-Blatt der k. k. steierm. Landwirthschafts-Gesellschaft. XI. Jahrgang. Nr. 12. Gratz, 1862; 4°- 70 Zur Anatomie der männlichen Schwellorgane. Vorläufige Mittheilung. Von dem c. M. Prof. K. Langer. Die sinnreiche Hypothese Kölliker's, dass die Erection durch eine Relaxation des musculösen Balkengewebes der Corpora caver- nosa und der Tunica media der Arterien zu Stande komme , hat erneuerte Untersuchungen der Schwellorgane veranlasst. In der letzten Classensitzung hat das wirkliche Mitglied Prof. Ludwig eine Mit- theilung gemacht , der zu Folge es Eckhard gelungen ist, den Nerven zu entdecken, dessen Reizung die Erection einleitet. Ich bin seit einiger Zeit mit der Anatomie der männlichen Schwell- organe beschäftigt und erlaube mir, in gedrängter Fassung die bisher sichergestellten Resultate dieser Untersuchung vorläufig mit- zutheilen, bis ich die mit Abbildungen versehene, ausführlichere Abhandlung vorzulegen im Stande bin, in welcher ich auch die Methode der Darstellung näher beschreiben werde. Bekanntlich ist es noch immer nicht entschieden, wie sich der Kreislauf in den Schwellorganen abschliesst, ob nämlich das Schwell- netz als Ersatz des capillaren Gefässnetzes zwischen die Arterien und Venen eingeschaltet ist, also ein unmittelbarer Übergang aus den Arterien in das venöse Netz besteht, oder ob neben dem Schwell- netze, welches dann die volle Bedeutung eines rein venösen Netzes hätte, ein capillares Gefässnetz vorkommt. In dieser Beziehung glaube ich Folgendes als ganz zuverlässig angeben zu können. Das Schwellgewebe der Eichel, in welcher die Verhält- nisse am leichtesten zugänglich sind, besteht zunächst aus einer d e n d r i t i s c h e n R a m i f i c a t i o n d e r A r t e r i e n, aus einem groben venösen Netze, dem eigentlichen Schwellnetze und aus einem capillaren G e f ä s s n e t z e. Langer. 471 Die Astfolge der Arterien ist vielfach hin und her gewunden, die Gefässzweige derselben liegen in den Maschen des venösen Schwellnetzes, bilden aber selbst kein Netz, sondern übergehen in ein capillares Netz, welches gleichsam das in den Lücken des venösen Schwellnetzes befindliche Parenchym vertritt und mit den Arterienzweigen die Lücken des Schwellnetzes vollkommen ausfüllt. Aus diesem capillaren Netze entstehen im ganzen Gewebe der Eichel kurze venöse Wurzelstämmchen, und diese bilden allsogleich das Schwellnetz. Das Schwellnetz ist ein zwar räumlich ausgebil- detes, aber insofern geschichtetes Netz, als seine Gefässchen gegen die Oberfläche der Eichel immer kleiner werden , gegen die Höhle der Eichel aber immer mehr anwachsen, bis sie schliesslich auf der Rückenseite der vorderen, in die Eichel eingeschobenen Enden der Corpora cavernosa penis zu dem Wurzelnetze der Vena dorsalis penis zusammentreten. In umgekehrtem Verhältnisse zu der Grösse der Gefässe stehen die Maschen des Schwellnetzes, so dass die kleinsten Maschen nach Innen, die grössten nach Aussen zu finden sind. Nach der Grösse der Maschen richtet sich die Ausbildung des Parenchyms und des capillaren Netzes. Während an der Ober- fläche das capillare Netz ein continuirliches, dichtes Stratum bildet, welches sich unmittelbar an das nächst gröbere Stratum des Schwellnetzes anreiht, sieht man tiefer, je in einer Lücke des Schwellnetzes eine grössere Gruppe des capillaren Netzes, und ganz in der Tiefe, entsprechend den schmalen Balken kleine Stränge von feinen, netzförmig verbundenen Capillarien die groben Gefässe umspinnen und mit kurzen Stämmchen in sie einmünden. Durch Injectionen mit verschieden gefärbten Injectionsmassen ist es mir gelungen, den unmittelbaren Übergang der Arte- rien und Venen in das Capillarnetz nachzuweisen, indem sich beide Farbstoffe nicht nur an der Oberfläche, sondern auch in der Tiefe der Eichel in den feinen Capillarien unmittelbar begeg- neten. Ein unmittelbarer Übergang aus den Arterien in das venöse Schwellnetz scheint nicht zu bestehen. Wie in der Tiefe der Eichel, so wird im Schafte des Corpus cav. urethrae, im Bulbus und in den Corpora cav. penis der bei weitem grösste Theil ihrer Masse von dem Schwellnetze gebildet und das Gewebe ist auf die Trabekeln reducirt. In diesen sind daher die Arterienramificationen und die Capillarien zu suchen. 472 Zur Anatomie der männlichen Sehwellorgane. Auch das Schwell netz des Corpus cav. urethrale ist geschichtet, und zwar der Art, dass die feinsten Netze innen, d. h. an der Urethralschleimhaut liegen, die groben am äussern Umfange, so dass die Eichel das nach vorne verdickte, ventralwärts gespal- tene und dorsalwärts umgeschlagene Ende des Schaftes des Corpus cav. urethrae darstellt, wodurch die Innenfläche des Rohres nach Aussen zu liegen kommt. Jedes Corpus cav. penis bildet dagegen einen Cylinder mit umgekehrter Schichtung des Schwellnetzes, so dass die gröbsten Stämme des Schwellnetzes in das Innere, die feinsten Partien des- selben an die Oberfläche zu liegen kommen. Wie an der Urethralschleimhaut, so findet man auch an der Oberfläche des Corpus cav. penis ein fei- neres Capillarnetz, welches sich unmittelbar an die nächst- folgende gröbere Schichte des Schwellnetzes anreiht und mit ihm in Verbindung setzt. In beiden Organen ist es mir gelungen, einer- seits die Arterien, andererseits die Schwellnetze in das feine ober- flächliche capillare Netz zu verfolgen und durch Begegnung der Injectionsmassen den Zusammenhang mit demselben nachzuweisen. Die grösste Anzahl der Verzweigungen der Arteria profunda penis geht zur Peripherie, und die im Innern der Corpora cavernosa penis und an der Oberfläche des Corpus cav. urethrae zwischen den grossen Stämmen des Schwellnetzes in den Balken capillar verzweig- ten arteriellen Gefässe verhalten sich ungefähr wie Vasa vasorum, bilden wie an der inneren Oberfläche der Eichel kleine Venen- stämmchen, welche als Seitenäste in die grossen Venen einmünden. Das Schwellnetz der Corpora cavernosa penis ist daher einwahresVenennetz, und der Kreislaufschliesst sich hier wie in anderen Organen, zum grössten Tb eile mit einem wahren Capillarnetz ab; der Unter- schied dieser Formation liegt eben nur in dem, dass sich auch die Venenwurzeln vor ihrem Austritte aus den Schwellorganen zu einem räumlich ausgedehnten Netze zusammenballen. Nebst diesem durch Capillarien vermittelten besteht noch ein unmittel- barer Übergang gröberer Arterien -Zweigchen in das Seh well netz. Was die Arteriae helicinae anbelangt, so kann ich mit aller Sicherheit behaupten, dass sie nichts anderes sind als theils voll- Zur Anatomie der männlichen Schwellorgane. 473 ständig oder unvollständig gefüllte Schlingen, deren Schenkel sich decken, theils unvollständig injicirte oder angeschnittene und in das Balkengevvebe zurückgezogene Arterienäste, weil ich durch Druck mit dem Deckgläschen oder mit Nadeln die Schlingen ent- falten, oder die Injectionsmasse weiter fortschieben oder ganz zum Austritte bringen konnte. Die ausführenden Venen stamme entstehen in der Regel aus den groben Partien des Schwellnetzes, sie entwickeln sich also an der inneren Oberfläche der Eiche!, und an der oberen Fläche des Cor- pus cav. urethrae. Wegen der centralen Lage der grossen Venen des Corpus cav. penis entstehen die Venae profundae penis im Innern und treten an der Wurzel, überhaupt an der hinteren Partie der unteren Fläche der Schwellkörper durch die oberfläch- lichen Lagen des Schwellnetzes heraus. Neben diesem besteht noch ein zweites System von Venae efferentes, und zwar an der Dorsalseite des Penis, welches sich in die Vena dorsalis penis entleert und nicht im Innern des Penis, sondern in den oberfläch- lichen aus feineren Ge fassen bestehenden Lagen des Schwellnetzes wurzelt. An dem Schwell netze der Urethra kann man füglich zwei Antheäle unterscheiden; der innere, in den submucösen Lagen befindliche ist durch längs angeordnete Gefässe und Maschen charakterisirt, und obwohl mit dem peripherischen in unmittelbarem Zusammenhange, doch leicht von ihm zu sondern. Der bis nahe zur Mitte der Urethralänge gespaltene Bulbus ist nur ein Erzeugniss des peripherischen Theiles und von diesem dadurch abweichend, dass sich wieder die grössten Venen im Innern desselben befinden. Im Bulbus schliesst der peripherische Theil ab und nur der innere, der Submucosa angehörige Antheil ist es, welcher die Pars membra- nacea und prostat ica urethrae begleitet und mit den Blasenvenen in Verbindung tritt. Es bestehen nicht nur venöse Anastomosen der Corpora cav. penis mit dem der Urethra, sondern auch arterielle, indem die Arteria profunda penis paarige Rami perforantes von Strecke zu Strecke absendet, welche von oben in das Corpus cav. urethrae eintreten. Kölliker hat zu Gunsten seiner Hypothese über die Erection behauptet, dass gar keine Apparate bestehen, welche den Rück- Sitzb. der mathem.-naturw. Cl. XLV. Bd. I. Abth. 33 4T4 Langer. Zur Anatomie der männlichen Schwellorgane. fluss des Blutes aus dem Penis h e mm en könnten. Da aber die Erection gewiss weder ausschliesslich durch vermehrten Zufluss oder gehemmten Abfluss, sondern nur durch ein Missverhältniss zwischen Zufluss und Abfluss des Blutes zu Stande kommt, so können unbeschadet der neuen Versuche solche Apparate bestehen. Von der Betheiligung der ausser den Venenwandungen vorkommenden Muskeln abgesehen, glaube ich auf zwei in dieser Hinsicht wirk- same Umstände aufmerksam machen zu können. Es ist dies erstens der Durchtritt der dem Systeme der Vena profunda angehörigen Ve n a e effe rentes d e s P e n i s durch die oberflächlichen Lagen des Schwellnetzes, welche, wenn das Blut in dem Netze angestaut ist, gewiss den Bückfluss des Blutes durch Zusammen- drücken der ausführenden Venen hemmen können. In dieser Anord- nung ist es theilweise begründet, warum durch Injectiondes Schwell- netzes nur selten und immer nur stückweise die Vena profunda penis gefüllt werden kann. Die oberflächlich entstehenden, in die Vena dorsalis penis über- gehenden Venen übernehmen dann den Abfluss des Blutes, bis das Schwellnetz wieder so weit entleert ist, um die Venae profundae wegsam zu machen. Ein zweites ist die eigenthümliche, schon von Santorini beobachtete Trabecul arbil düng i n den Venen des Plexus S antorini. Die innere Oberfläche der Venen des ganzen Plexus, so weit dieser Venen von den äusseren Geschlechtstheilen aufnimmt, sieht bei beiden Geschlechtern ungefähr wie ein aufgeschnittenes Corpus eavernosum, oder wie die innere Fläche einer Amphibien- lunge aus, und wie aus der mikroskopischen Untersuchung hervor- geht, bestehen diese Trabekeln durchaus aus musculösen Faser- zellen. Üass zwischen dieser und der Musculatur der Schwellorgane, wenn die Hypothese der Relaxation richtig ist, ein antagonistisches Verhältniss bestehen müsse, ist mehr als wahrscheinlich. 475 XII. SITZUNG VOM 24. APRIL 1862. Der Secretär theilt mit, dass die Familie des verstorbenen Banquier, Herrn Ig. L. Lieb en gewillt ist, von der in seinem Testa- mente dem allgemeinen Besten gewidmeten ansehnlichen Summe den Betrag von sechstausend Gulden zur Gründung eines Preises zu bestimmen, und dass dieselbe bereits um die Erlaubniss hiezu bei der k. k. Stalthaiterei eingeschritten ist. Dieser Preis soll im Betrage von 900 fl. alle 3 Jahre alternirend einmal dem Autor der vorzüglichsten Arbeit im Gebiete der Physik mit Inbegriff der physiologischen Physik und das nächste Mal dem Autor der vorzüglichsten Arbeit im Gebiete der Chemie mit Inbegriff der physiologischen Chemie von der k. Akademie der Wissenschaften zuerkannt werden. Der Präsident der Academie des sciences zu Paris, HerrElie de Beanmont, dankt mit Schreiben vom 25. November v. J. für die diesem Institute übermittelten akademischen Druckschriften. Herr. Prof. Dr. Friedr. Rochleder in Prag übersendet eine Abhandlung: „Untersuchung der reifen Samen der Rosskastanie (Aesculus Hippocastanum}" . Herr Prof. Dr. C. Ludwig spricht über die Lymphgefässe des Hodens und ihr Verhältniss zur Samenbereitung. Die betreffenden Untersuchungen wurden von ihm gemein- schaftlich mit dem k. k. Oberarzte, Herrn Dr. W. Tomsa, ausgeführt. Prof. Schrotte r zeigt einen Kirchhoffschen Spectralapparat mit 7 Prismen, welcher in der Werkstätte des k. k. polyt. Institutes verfertigt wurde. Die Prismen und die Objective hat HerrPlössl geliefert, sie lassen nichts zu wünschen übrig. Der mechanische Theil des Apparates wurde von Herrn Starke jun. mit allen nöthigen Correctionen meisterhaft ausgeführt. 33* 476 An Druckschriften wurden vorgelegt: Astronomische Nachrichten, Nr. 1356. Altona, 1862; 4°- Austria, XIV. Jahrgang, XV. & XVI. Heft. Wien, 1862; 8°- Bau zeitung, Allgemeine, XXVII. Jahrgang, 2. & 3. Heft nebst Atlas. Wien, 1862; 4«- & Fol. Comptes rendus des seances del'Academiedes sciences, TomeLIV, No. 12 & 13. Paris, 1862; 4<>- Cos mos, XIe Anuee, 20e Volume, 15° & 16e Livraison. Paris, 1862; 8°- Cybulz, Ignaz, Handbuch der Terrain-Forrnenlehre mit einem An- hange über Elementar-TJnterricht im Terrain-Zeichnen. Mit 146 in den Text eingedruckten Holzschnitten. Wien, 1862; 8°- Denkschrift über die Verhältnisse der österreichischen Mittel- schulen. Der vom Abgeordnetenhause des h. Reichsrathes ernannten ständigen Commission für Unterricht und Wissen- schaft überreicht vom Vereine „Die Mittelschule". Wien, 1862; 8o- Gesellschaft der Wissenschaften, königl. böhmische, Abhand- lungen. V. Folge, XI. Band. Von den Jahren 1860—1861. Mit 4 lith. Tafeln. Prag, 1861; 4<> — Sitzungsberichte, Jahr- gang 1861, Juli— December. Prag, 1861; 8<>- Jahrbuch, Neues, für Pharmacie und verwandte Fächer, heraus- gegeben vonG. F. Walz und F. L. Win ekler. Band XVII. Heft 2. Heidelberg, 1862; So- Keller, Antonio, L'Ailanto ed il Bombyx Cynthia. Padova, 1862; 80- Land- und forstwirtschaftliche Zeitung, XII. Jahrgang, Nr. 11 & 12. Wien, 1862; Kl. 4<>- Regel, E., Tentamen Florae Ussuriensis oder Versuch einer Flora des Ussuri- Gebietes. Nach den von Herrn B. Maack ge- sammelten Pflanzen bearbeitet. Mit 12 Tafeln. (Mein, de TAcad. Imp. des sc. de St. Petersbourg, VIIe serie. T. IV, No. 4.) St. Petersburg, 1861; 40- — Reisen in den Süden von Ost- Sibirien ausgeführt in den J. 1855 — 1859 durch G. Radde. Botanisehe Abtheilung. Nachträge zur Flora der Gebiete des russischen Beiches östlich vom Altai bis Kamtschatka und Sitka,. nach den von G. B a d d e. S t u b e n d o r f f, S e n s i n o ff, Bieder und anderen gesammelten Pflanzen bearbeitet von E. Regel. Band I. Moskau, 1861; 8°- 477 Schlagintweit, Robert von, Über die Höhen Verhältnisse In- diens und Hochasiens. (Sitzungsber. d. k. bayer. Akad. d. Wiss. zu München, math.-physik. Ciasse, ddo. 12. December 1861.) München, 1862; 8<>- Tilscher, Franz, Die Lehre der geometrischen Beleuchtungs- Constructionen und deren Anwendung auf das technische Zeichnen. Mit einem Atlas von 13 lith. Tafeln und einem Farben- drucke. Wien, 1862; 8° & Fol. Viquesnel, A., Notice sur la vie et sur les travaux de M. le Docteur Verrollot. (Lue ä la Societe meteorologique de France, seance du 24 Dec. 1861.) So- Wiener medizinische Wochenschrift, XII. Jahrgang, Nr. 15 & 16- Wien, 1862; 4o- Wochen-Blatt der k. k. steierm. Landwirthschafts-Gesellsehaft, XI. Jahrg. Nr. 13. Gratz, 1862; 4*- SITZUNGSBERICHTE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH -NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE. xlv. um. ERSTE ABTHEILUNG. Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Botanik, Zoologie, Anatomie, Geologie und Paläontologie. 479 XIII. SITZUNG VOM 8. MAI 1862. Das hohe k. k. Staats-Ministerium übermittelt, mit Note vom 25. April 1. J., Z. ^'97, A. U., d;is Druckwerk: „Die Lehre der geo- metrischen Beleuchtungs-Constructionen und deren Anwendung auf das technische Zeichnen" von Franz Tilscher, Hauptmann im k. k. Genie-Stabe, mit dem Ersuchen, dasselbe in Betreff des wissenschaft- lichen Werthes und der didaktischen Eignung einer Prüfung zu unterziehen. Herr ß. Günsberg, Assistent der Chemie und suppl. Prof. der chemischen Technologie an der k. k. technischen Akademie zu Lem- berg, übersendet eine vorläufige Notiz „über das Verhalten von Gummi gegen Eiweisskörper". Von Herrn Prof. V. Bitter v. Zepharovich ist eine Abhand- lung eingelangt über „die Krystallformen des unterschwefligsauren Kalkes". Herr Dr. K. M. Diesing übergibt die „Beschreibung von zwei neuen Arten der Gattung Aulastomum aus warmen Quellen Ungarns". Herr Prof. E. Brücke überreiebt eine Abhandlung: „Über die sogenannte Molecularbewegung in thierischen Zellen, insonderheit in den Speichelkörperchen". Herr Prof. R. Kner legt eine Abhandlung vor, betitelt: „Klei- nere Beiträge zur Kenntniss der fossilen Fische Österreichs". Herr Dr. A. ßoue spricht über eine geographische Karte der Herzegowina von Herrn de Beaumont, Präsidenten der geographi- schen Gesellschaft zu Genf. Herr Dr. M. Rosen thal, Secundararzt im hiesigen allgemeinen Krankenhause, überreicht eine Abhandlung: „Untersuchungen über Resorption und Absorption der Jodmittel". Herr Dr. Alex. Rollett, Assistent am physiologischen Institute der Wiener Universität, übergibt eine Abhandlung: „Versuche und Beobachtungen am Blut". 480 An Druckschriften wurden vorgelegt: Accademia delle scienze dell' Istituto di Bologna, Memorie. Tokio X. Fase. 2—4; TomoXI. Fase. 1—2. Bologna, 1860& 1861 ; 4°- — Rendiconto delle sessioni. Anno 1859— 1860&1860— 1861 ;8°- — I. R., di scienze, lettere ed arti in Padova, Rivista periodica dei lavori. Vol. VII, No. 15 & 16; Vol. VIII, No. 17 & 18; Vol. IX, No. 19 & 20. Padova, 1858—1861; 8°- Akademie der Wissenschaften, Königl. Preuss., zu Berlin, Monatsbericht. Februar und März, 1862. Berlin; 8°- — Kaiserl. Leopold. -Carol. Deutsche, der Naturforscher, Verhand- lungen. XXIX. Band. Mit 28 Tafeln. Jena, 1862; 4°- Annales des mines, 5e Serie, Tome XX. 6e Livraison de 1861. Paris; 8°- Astronomische Nachrichten, No. 1357 & 1358. Altona, 1862; 4°- Au Stria, XIV. Jahrgang, XVII. & XVIII. Heft. Wien, 1862; 8°- Comptes rendus des seances de TAcademie des sciences, Tome LIV, No. 3, 4 & 14. Paris, 1862; 4<>- Cos mos, XIe Annee, 20e Volume, 17e & 18e Livraison. Paris, 1862; 8°- Gewerbe- Verein, nieder-österreichischer, Verhandlungen und Mittheilungen. Jahrgang 1862, 4. Heft. Wien; 8°- Societe Batave de philosophie experimentale de Rotterdam, Pro- gramme 1861. Questions 105 — 130. 8°- Viertel Jahresschrift für wissenschaftliche Veterinärkunde. XVII. Band, 2. Heft. Wien, 1862; 8°- Wiener medizinische Wochenschrift, XII. Jahrgang, No. 17 & 18. Wien, 1862; 4<>- Wochen -Blatt der k. k. steierm. Landwirthschafts- Gesellschaft, XI. Jahrgang, No. 14. Gratz, 1862; 4<>- 481 Beschreibung von zwei neuen Arten der Gattung Aulastomum aus warmen Quellen Ungarns. Von dem w. M. Dr. fi. M. D i e s i n g. Durch die besondere Gefälligkeit des Hrn. Prof. Dr. A. S c h m i d I in Ofen erhielt ich im November v. J. zwei Gläschen mit Egeln aus warmen Quellen in Ungarn, in Begleitung eines Schreibens, welchem die im speciellen Theil dieser Mittheilung angeführten näheren Um- stände des Vorkommens entnommen sind. Dass Egel in Thermen sich finden, ist meines Wissens bis jetzt noch nicht bekannt gewor- den und jedenfalls von besonderem Interesse. Dieser Fund erweckte sogleich in mir den Wunsch, zu erfahren, ob nicht auch in den war- men Quellen von Baden bei Wien und Vöslau Egelwürmer sich vor- finden; nach einer gefälligen mündlichen Mittheilung des Stadt- und Badearztes zu Baden, Hrn. Dr. Habel, wurden solche aber niemals in den dortigen Schwefel wässern angetroffen; hinsichtlich der Quel- len zu Vöslau konnte ich bisher keinen näheren Aufschluss erhalten und es wäre gewiss recht verdienstlich, hierüber Nachforschungen anzustellen. Die von Professor Seh midi eingesendeten Thiere erwiesen sich bei vorgenommener Untersuchung als zwei noch unbeschriebene Arten der Gattung Aulastomum, von welcher bisher nur eine in Mitteleuropa und Nordasien t) in Wassergräben, Teichen, mitunter auch auf feuchter Erde lebende, und eine zweite von Grube als Aulacostomum costaricense in den Annulatis Oerstedianis-) S. 10 publicirte amerikanische Art bekannt war3). i) Gerstfeldt: in Mein. Sav. Etrang-. Acad. St. Petersb. VIII. (1859). 266. 2) Naturhist. Foren. Vidensk. Meddelelser 1858. 3) Durch das Bekanntwerden der hier besprochenen neuen Arten wird eine Modifikation des Charakters der Gattung- Aulastomum in manchen Punkten noth wendig; insbeson- 4öä D i e s i n g. Mein geehrter Freund, Herr Prof. Wedl, hatte die besondere Gefälligkeit, die beiden erwähnten neuen Species einer sorgfältigen Nachuntersuchung zu unterziehen und manche genauere Beobach- tungen beizufügen, welche hier benützt wurden, wofür ich ihm mei- nen wärmsten Dank abstatte. Das eine Fiäschchen enthält Egel aus den warmen Quellen von Toplitza-Karand bei Boros Sebes im Arader Comitat. Das Wasser hat 21 "2 B., ist vollkommen klar, mit etwas alkalinischem Nach- geschmäcke. Die Leute holen es als Trinkwasser, daran es im Dorfe fehlt, kühlen es in den Kellern ab, und befinden sich ganz wohl dabei; es wirkt nicht im geringsten auflösend. Es sind zwei Quellen gleicher Temperatur, etwa zwei Klafter auseinander, in einer etwas sumpfigen Wiese entspringend, f;tst im ebenen Lande, am südwest- lichen Fusse des Kodru- Gebirges (Pless). In diesem Wasser finden sich ziemlich häufig Egel. Der Körper derselben ist beinahe cylin- drisch, mit 90 — 96 glatten Bingen, nach vorne schwach halsförmig verschmäclitigl, graubraun, unterhalb etwas blasser. Die Zähne der drei Maxillen .sind stumpf, ähnlich wie bei der folgenden Art. Zwi- schen je zwei Maxillen liegen vier Ösophogeaifalten. Die an der Bückenseite der Oberlippe befindlichen, durch Compression darstell- baren zehn Augen sind folgendermassen gestellt: das erste Paar mit den näher an einander gerückten Augen ist das vorderste; die fünf Beihen der Augenpaare durch Linien verbunden geben den Umriss eines Hufeisens. Der Saugnapf zeigt eine kreisrunde Öffnung. Der Penis befindet sich zwischen dem 20. und 21. Leibesringe; die Ent- fernung zwischen den beiden GeschlechtsölTnungen beträgt zehn Binge. Im Übrigen stimmt diese Art mit der folgenden überein. Dr. Schmidl fügt folgende Bemerkung bei. Er hatte kein Glas bei sich, nahm daher das Thermometer aus dem Futteral, ver- wahrte es in seiner Bocktasche und zwei Thiere in dem messinge- nen Futteral. Zu Hause fand er statt 2 Exemplaren deren 6, — es hatte seiner Ansicht nach in dem Thermometerbehälter eine Ent- bindung stattgefunden ')• ^'e «Jungen, selbst von 4'" Länge und (ieis liegen die Geschlechtsöffnungen hei A. tjulo und .1. costaricense zwischen dein 24. ii. '>:>. und 29. ii. 30., hei A. Wedli zwischen dem 23. u. 24 und 2S. u. 211.. bei A. Schmidli zwischen dem 20. u. 21. und 30. u. 31. Leihesringe. • ) Diese Beobachtung bedarf um so mehr weiterer Bestätigung, als die am besten gekannte Art A. gulo eierlegend ist und einen Cocon bildet; vielleicht Hesse sich die Beschreibung' von zwei neuen Arten der Gattung Aulastomum etc. 4oo 1 '/a'" Breite, zeigten übrigens schon den Saugnapf: die übrigen drei massen 6'", 8'" und 1" 10"' in der Länge. Ich habe diese Art mit dem Namen des Entdeckers belegt. Anlastouinm Schuüdli. Corpus subcylindricum, annulis 90 — 96, antrorsum partim in colli speciem attenuatum, cinereo-brunneum, subtus pallidius. Maxillae dentibus obtusis instrtictae. Ocelli in formam fern' equini dispositi. Acetabulum apertura circulari. Penis inter annulum 20. et 21.; apertura genitalis feminea inter annulum 30. et 31. Longit. specim. spiritu vini servati 2" 6 — 9'", latit. i/a", diamet. acetab. ultra 2'". Aulastomum Schmidli Diesing: Icon. zoogr. Ferdinandi I. Imperatoris. Habitaculum. In fontibus calidis 21 2 R. prope Toplitza Karand in Comitatu Aradensi (Seh midi). Das andere Fläschchen enthält 9 Stücke Egel aus dem Thermal- wasser von Ofen. Eine der Hauptquellen dieser 5 Thermalgruppen ist jene, welche mit einer Temperatur von 20° R. und bedeutender Mächtigkeit aus der Berglehne hervorbricht, und einen Teich füllt, welcher im vorigen Jahre zu einem Schwimmbassin hergerichtet wurde. Es ist derselbe Teich, der durch das Vorkommen der schönen Nymphaea {N. thermalis W. K.) bekannt wurde, welche seiner Zeit durch Kitaibel aus den Grosswardeiner Thermen hier- her verpflanzt wurde und sonst nur noch im Nil vorkommen soll. In diesem Schwimmbassin finden sich zeitweilig Egel, die im Teiche ziemlich häufig sind; man hat aber kein Beispiel, dass sie sich an einem Badenden angesaugt hätten. Der Körper dieser Art ist fast lanzettförmig, halbrund, mit un- gefähr 90 glatten Ringen, vorne halsartig verschmächtigt, oberhalb schwärzlich olivengrün, unterhalb graugelb. Der Kopf ist mit dem Körper gleichlaufend, der Mund ist schief endständig mit halbellipti- scher Ober- und fast fehlender Unterlippe und drei halbkreisförmi- gen inneren Kinnladen. Jede der drei Maxillen ist mit zwei Reihen von in einem Kreisbogen stehenden Zähnen (12 — 14 in einer Reihe) versehen. Die Zähne sind stumpf, ähnlich den Mahlzähnen, und wer- Thatsnclie so erklären, dass die .hingen an der Unterseite ihres Mntterthieres Schulz suchend, sich mittelst des Saugnapfes anhefteten und sich der Beobachtung ent- zogen, ähnlich wie dies hei C/epsinr der Fall ist. 484 Diesing. Besehreibung' von zwei neuen Arten d. Gattung Aulastomum etc. den gegen beide Enden zu kleiner. Zwischen je zwei Maxillen liegen der Länge nach vier Ösophogealfalten. An der Rückenseite der Oberlippe sind bei auffallendem Lichte 10 Augen als graue, etwas vorragende Körnchen in folgender Anreihurig zu erkennen: 4 in der ersten, 4 in der zweiten und 2 in der dritten Reihe, welche letztere dem hintersten Augenpaare entspricht. Bei durchgehendem Lichte lassen sich die Augen wegen starken Pigmenfgehaltes der Haut mit- telst Compression der Oberlippe nicht wahrnehmen, jedoch mittelst Präparation als schwarze , scharf contourirte Flecken constatiren. Der Saugnapf zeigt meist eine dreieckige Öffnung. Der glatte Penis tritt zwischen dem 23. und 24. Ringe, 3/4"' weit, aus der quer- geschlitzten männlichen Geschlechtsöffnung hervor. Die quergestellte zweilippige weihliche Geschlechtsöffnung befindet sich zwischen dem 28. und 29. Ringe *). Dieser Art habe ich den Namen meines Freun- des Dr. Karl Wedl beigelegt, mit dem ich in Gesellschaft unseres gemeinschaftlichen Freundes Dr. Benedict Kopezky so manchen lehrreichen und heiteren Abend verlebte und noch zu verleben hoffe. Anlastomuni Wedli. Corpus sublanceolatum, annulis circa 90, antrorsum in coli speciem attenuatum, supra convexiusculum nigro-olivaceum, subtus planum cinereo-flavum. Mawillae dentium obtusorum seriebus semi- eircularibus duabus instructae, dentibus in unaquaque serie 12 — 14. Ocelli cinerei in series tres dispositi, quarum prima et secunda ocellis 4, tertia simulque posterior ocellis 2 formata. Acetabulum saepissime apertura subtriangulari. Penis inter annulum 23. et 24.; apertura genitalis feminea inter annulum 28. et 29. Longit. 9"' — ly,", latit. 2—4'", diamet. acetabuli 1*/,— 2'" et ultra. Aulastomum Wedli Diesing ; Icon. zoogr. Ferdinandi I. Imperatoris. Habitaculum. In balneario publico fontis thermalis 20° R. Budae (Seh midi). t) Die genauen Angaben über die Zähnelung der Kinnladen sowie über die Lage, Zahl und Beschaffenheit der Augen beider Arien verdanke ich der Güte des Herrn Prof. Wedl. Kner. Kleinere Beiträge zur Kenntniss der fossilen Fische Österreichs. 485 Kleinere Beiträge zur Kenntniss der fossilen Fische Österreichs. Von dem w. M. Dr. Rudolf Kner. (Mit % Tafeln.) Der Grobkalk des Leithagebirges, wenngleich der Erhaltung fossiler Überreste von Fischen im Ganzen nicht eben günstig, erweist sich doch von besonderem Interesse durch den auffallenden Reich- thum an zweifellosen Stachelflossern. Schon in Graf Münster's Beiträgen zur Petrefactenkunde (7. Heft) sind deren, freilich bis- weilen falsch gedeutet, enthalten. In J. H e ckeTs zweiter Abhandlung seiner wichtigen „Beiträge zur Kenntniss der fossilen Fische Öster- reichs" (XI. Bd. der Denkschriften der kais. Akademie der Wissen- schaften 1856) gehören aber sämmtliche aus den genannten Schich- tengebilden angeführten Arten zu Cuvier's Stachelflossern, indem daselbst 1 Percoid (Lates Partschii), 1 Cataphract (Ctenopoma JemelkaJ und 2 Labroiden (Labriis Agassizü und porvulus) be- schrieben und abgebildet werden. Hiezu noch gezählt die in den „Neuen Beiträgen von He ekel (von mir beendet) im 19. Bande der Denkschriften 1861 vorgeführten drei Arten (Serranus pentacan- thus, Trigla infausta und Scorpaena prior), so ergibt sich, dass mit Ausnahme der in der citirten Abhandlung des Grafen Münster enthaltenen oft unverlässlich bestimmten einzelnen Theile (Zähne u. dgl.) die Mehrzahl aller aus jenen Schichten bekannten Gattungen Acanthopteiygier sind. Und auch mein kleinerer Beitrag, den ich hiemit zu übergeben die Ehre habe, umfasst abermals drei ver- schiedene Gattungen von Stachelflossern, deren jede einer andern Familie Cuvier's angehört, die sämmtlich für den Leithakalk neue 486 * » e '• Vorkommnisse sind, und von denen meines Wissens eine vielleicht bisher noch nirgends aufgefunden wurde. Das Auftreten der letztern dürfte aber namentlich desshalb von grösserer Bedeutung sein, weil es einen neuen Beleg für die schon mehrfach ausgesprochene Ansicht zu liefern scheint, dass das Alter des Leithakalkes etwas höher anzuschlagen sei, als jenes der übrigen das miocäne Wiener Becken ausfüllenden Schichten und dass namentlich seine Fischfauna noch mehr dem Charakter der indischen als europäischen Meere der Gegenwart entspricht, wie dies auch schon das Auftreten von Lates andeutet. Dieser Anhaltspunkt erleichtert dann auch nicht nur die Bestimmbarkeit der Gattung, welcher die erste der hier abzuhan- delnden Arten zuzuweisen ist, sondern berechtigt überdies zu dem Schlüsse, dass die beiden von Heckel in der erwähnten Abhandlung beschriebenen und auf Taf. 15 in Fig. 2 — 5 abgebildeten Labroiden nicht füglich der Gattung Labrus angehört haben können. — Was zunächst den Labrus Agassizü Heck, oder den Notaeus Agassizii Münst. anbelangt, so mahnt schon der erste Blick auf das in Fig. 3 dargestellte Exemplar, welches dem Grafen Münster vorlag, an einen der Gatlung Julis zugehörigen Labroiden, und wenn auch das in Fig. 2 dargestellte grössere Exemplar mehr zerquetscht und die Rumpfhöhle dadurch beträchtlicher erscheint, so bin ich doch gleich- falls geneigt, beide für gleichartig zu halten, wenigstens lässt sich das Gegentheil nicht beweisen. Für einen echten Labrus kann ich jedoch die in Rede stehende Art aus folgenden Gründen nicht halten. Erstlich weisen die fossilen Einschlüsse des Leithakalkes, wie schon erwähnt, auf- eine jedenfalls subtropische Fauna, namentlich die indische mit Einschluss des rothen Meeres, hin und in dieser ist derzeit nach den Ausweisen von Bleeker's des umfassendsten Kenners der indischen Fischfauna (s. dessen Enumeratio specierum piscium Archipelagi indici, Batavia 1859) die Gattung Labrus durch keine Art vertreten, während dagegen Julis -Arten unter den Labroiden in überwiegender Anzahl vorkommen. Der Bezahnung der Kieferstücke zufolge, so weit sie erkennbar ist, entsprechen die M ü n st er-Heckel'schen Exemplare allerdings einem Labrus, doch eben so gut auch einem Julis, unter denen nicht wenige gleichfalls in Mitte des Zwischen- und Unterkiefers verlängerte schwach ge- krümmte Fangzähne tragen. Kleinere Beitrüge zur Kenntnis« der fossilen Fische Österreichs. 487 Auch die Form und Bezahnung des untern Sehlundknochens, dessen Umriss in Fig. 4 auf Taf. 15 nur theilweise gegeben ist, nöthigt nicht in diesem Fische eine Labrus- Art anzuerkennen, denn sowohl bei Labrus wie bei Julis finden sich nebst rundlichen auch spitze Zähne am untern Schlundknochen vor, an den obern hingegen letztere nur bei Julis; und an dem von He ekel beschriebenen Exemplare gewahrt man nebst den am untern Schlundknochen fest- sitzenden noch einige lose spitze Zähne, die wahrscheinlich den oberen angehörten und eine ähnliche Form zeigen wie z. B. bei Julis Sebae. — Was endlich den Verlauf der Seitenlinie betrifft, so gibt Heckel sie entschieden als nicht unterbrochen an, und dies Merkmal würde allerdings zu Gunsten der Gattung Labrus sprechen (denn an einen Cossyphus lässt sich schon nach der Form der Schlund- knochenzähne nicht denken), doch konnte ich bei genauer Ansicht jenes Exemplares mich keineswegs mit Sicherheit von diesem Um- stände überzeugen, da gerade an jener Stelle, wo die Seitenlinie abbrechen soll, der Erhaltungszustand des Exemplares minder gut ist und ein scharfes Erkennen nicht gestattet. — Fasst man nun alle erwähnten Verhältnisse zusammen und erwägt man, dass nur die Wahl zwischen den beiden Gattungen Labrus und Julis bleiben kann, so glaube ich, namentlich auf den zuerst erwähnten Grund gestützt, mich für die letztgenannte Gattung um so mehr aussprechen zu dürfen, als anderseits kein zwingender Grund vorliegt, sich für die erstere zu entscheiden. Es wäre demnach, wenn meine Anschauung die richtige ist, Heckel's Benennung der Art in Julis Agassizii oder vielleicht besser in Julis Münsteri umzuändern. Was hingegen den Labrus parmäus Heck, anbelangt, so genügt ein flüchtiger Blick auf Fig^ö der Taf. 15, um zu erkennen, dass man es überhaupt hier mit keinem Labroiden zu thun habe, und Heckel selbst spricht sich mit Becht hierüber nur zweifelhaft aus. Meines Erachtens dürfte es aber gerathener sein, vorerst diese Art wenigstens aus dem Verzeichnisse fossiler Labroiden gänzlich zu streichen. Diese Bemerkungen hielt ich für nöthig, der nun folgenden Beschreibung eines von der Münster-Heckel'schen Art verschie- denen Labroiden vorauszuschicken, den ich als eine Julis -Art eben- falls richtig zu deuten glaube. Ich erhielt ihn durch die Güte des Herrn Abbe Sigismund Bubic, dem das Museum der Universität Sitzb. der inathem.-naturw. Ol. XLV. Bd. I. Abth. 34 488 K n e r. bereits mehrere schöne Funde aus den Steinbrüchen von Margarethen verdankt und dem zu Ehren ich die nachstehende Artbenennung vorzuschlagen mir erlaube. 1. Julis Sigismondi, m. Fig\ 1 , in nat Gr. Obschon der Erhaltungszustand dieses bisher einzigen Exem- plares namentlich in Betreff des Kopfes sehr viel zu wünschen lässt, so berechtigen die vorhandenen Überreste doch mit voller Sicherheit zu folgenden Schlüssen. Der bei a sichtbare untere Schlundknochen konnte nur einem Labroiden angehört haben und zwar seiner Form und Bezahnung nach entweder jener Gruppe, die theils rundliche, theils spitze Pharyngeal -Zahne besitzt, oder jener mit blos spitzen Zähnen. Letzteres ist jedoch nur bei den Gattungen Ctenolubrus, Acantholabrus, Coricus und Lubroides der Fall und von diesen schliessen alle übrigen Merkmale unsern Fisch um so mehr aus, als mit Ausnahme von Lubroides Bleek. keine derselben dem indischen Ocean eigen ist. Von der erstgenannten Gruppe, welcher demnach unser Fisch angehört haben muss, bleiben aber nur die Gattungen Xirichthys, Labrus und Julis über, da er von den übrigen durch Totalgestalt, Flossenhildung, Beschuppung u. s. w. sich abscheidet. Gegen Xirichthys (oder Novucula)' sprechen die Schuppenabdrücke, die ersichtlich zu geringe Kopfhöhe und jedes fehlende Anzeichen einer steil abfallenden Stirn. Es bleibt somit nur die Wahl zwischen den beiden anderen Gattungen, die aber nicht schwierig sein dürfte, wenn man folgende Punkte in's Auge fasst. — Gegen die Deutung als Labrus spricht der schon früher hervorgehobene Mangel des Vor- kommens dieser Gattung im rothen und indischen Meere, ferners die trotz des schlecht erhaltenen Kopfes doch zweifellos kurzen Kiefer, die schwachen Stachelstrahlen der Rückenflosse und die entschieden unterbrochene Seitenlinie. Alle diese Verhältnisse sprechen aber gerade zu Gunsten der Gattung Julis im weiteren Sinne. Nicht mög- lich erscheint es dagegen näher angeben zu wollen, mit welcher von den zahlreichen Arten dieser in mehrere Subgenera zu trennen- den grossen Gattung die fragliche Art zunächst mag verwandt gewesen sein, da insbesondere Kopf und Schwanzflosse zu kümmer- lich erhalten sind und die Gegenplatte, welche hierüber wohl Auf- klärung geben könnte, leider fehlt. Kleinere Beiträge zur Kenntniss der fossilen Fische Österreichs. 489 Die Totalgestalt ist ziemlich gestreckt und die Länge beträgt ohne Caudidflosse bei G W. Zoll. Sie verhält sich unter der Annahme, dass der stark zerdrückte Kopf nicht bedeutend vorgeschoben wurde, von der Gegend der Kieferränder bis zu Ende der Caudalplatten des letzten Wirbels gerechnet, zur grössten Höhe über den Brust- und Bauchflossen nahezu wie 4:1. Die Kopflänge dürfte gleichfalls bei- läufig J/4 der Körperlänge (ohne Caudale) betragen haben; die kleinste Höhe an der Basis der Schwanzflosse ist l2/3mal in der grössten enthalten. — Von jenen Knochen , die dem Kopfe und respiratorischen Apparate angehörten, sind nur folgende erkennbar. Zunächst bei a das untere Os phaiyngeum, welches mit seiner obern zahntragenden Fläche im Gesteine festsitzt, so dass nur an dem dünnen und langen Stiele ein Paar spitzer Zähne seitlich sichtbar ist; einige lose liegen hinter der Zahnplatte. Bei b gewahrt man das Vorderende des rechten Unterkieferastes mit zwei verlängerten Fans- Zähnen und zwar liegt selbes dem rechten ersten Bogen des Zungen- beines auf, an dem in noch ziemlich natürlicher Lage 5 Kiemenstrahlen festsitzen. Den Baum zwischen den unteren Schlundknochen und der Brustflosse nehmen zerdrückte und verworrene Stücke der Kiemen- deckeln und des Schultergürtels ein. Die übrigen Knochen der Schädelkapsel und des Gesichtes fehlen beinahe gänzlich und sind wenigstens in den einzelnen Fragmenten nicht sicher bestimmbar. An der längs halber Körperhöhe verlaufenden Wirbelsäule sind 24 — 25 längliche ziemlich schlanke Wirbel und eben so viele obere Dornfortsätze deutlich erhalten; nur die Körper der 2 — 3 vorderen, an das Hinterhaupt grenzenden fehlen an dieser Platte fast gänzlich. Von den vorhandenen sind 7— 8 Bauch-, die übrigen 16— 17 Schwanz- wirbel. Die an den letzten sich anlehnenden Caudalplatten, welche zur Stütze der Flossenstrahlen dienen, stellen fast rechtwinkelige Dreiecke dar. Die Zahl der Rippen lässt sich nicht genau angeben, doch waren deren wohl 9—10 vorhanden. Die Rückenflosse beginnt weit vorne, fast senkrecht über der Kiemenspalte und reichte bis gegen den Dornfortsatz des fünft letzten Caudalwirbels zurück; nur die ersten 7 Strahlen sind als ungegliederte stachelähnliche zu erkennen, alle aber dünn und die vorderen niederer als die hinteren. Schon der achte ist deutlich gegliedert und getheilt und zwar sind die letzteren mehrfach gabiig gespalten und kommen an Länge der hal- ben grössten Körperhöhe nahezu gleich. Die Anale beginnt unter 34* 490 K » • '■ dem Anfange des gegliederten Theiles der Rückenflosse und wird von 11 — 12 erkennbaren Strahlenträgern gestützt, von denen der erste am längsten und stärksten ist. Bereits ihr 3. und 4. Strahl war ein getheilter Gliederstrahl, der die vorhergehenden stacheligen an Länge bedeutend übertraf. Die kleinen etwas hinter dem Beginne der Dorsale sitzenden Brustflossen und die etwas weiter rückwärts liegenden, ebenfalls kleinen Ventralen sind zwar nur theihveise erhalten, aber in ziemlich unverrückter Lage und entsprechen in ihren Verhältnissen ganz gut jenen der Gattung Julis überhaupt. Am wenigsten conservirt ist die Caudale und nur soviel zu entnehmen, dass sie abgerundet und keineswegs halbmondförmig eingeschnitten war. Die Schuppen haben sich wie bei Heckel's Lahr. Agassizii zwar nicht im Umrisse aber um so schärfer im Abdrucke der Radien an ihrer festsitzenden Hälfte erhalten. Sie waren bedeutend grösser als an jenem und reihen sich den grosssehuppigen Arten an, wie deren Indien viele aufzuweisen hat, denen sich unsere fossile Art auch durch die Stellung und Zahl der Hauptradien ihres Fächers, die 6 — 7 beträgt, anreiht. Die grössten und mit den stärksten Radien versehe- nen Schuppen nahmen die Seiten des Rumpfes über den Brustflossen ein. — Der Seitencanal verlauft nahe dem Rücken, mit ihm parallel bis zu Ende der Dorsale und scheint dann unterbrochen (nicht blos rasch abwärts biegend) gewesen zu sein und keine Nebenröhrchen ausgesendet zu haben. Paliniphemus ») anceps, n. g. Fi». 2, in nat. Gr. Das hier abgebildete Unicum stammt von derselben Localität wie das vorige und ich gelangte ebenfalls durch die Güte des Herrn Abbe Bubic in dessen Besitz. Sein Erhaltungszustand ist zwar leider auch nicht sehr befriedigend, doch scheint die Bestimmung als neue Gattung mit ziemlicher Sicherheit möglich. Um aber hierüber völlig im Klaren zu sein, müssten mehrere wesentliche Theile besser erhalten sein und mindestens fest stehen, ob der Kopf durch mecha- nischen Druck in die platte Dreieckform gepresst wurde, oder ob diese die natürliche war. Unter der letztern, allerdings wahrschein- i) Von tto(> luVfjU'j; widersprechend. Kleine Beitrüge zur Kenntniss der fossilen Fische Österreichs. 49 1 lieberen Annahme bleiben aber dann nicht viele Gattungen lebender Fische übrig, denen diese fossile Art angehört oder zunächst gestan- den haben kann. Unter den sogenannten Knochenfischen, von denen allein die Rede sein kann, finden sieh in der Ordnung der Weich- oder Glieder- flosser nur in der grossen Gruppe der Siluroiden ähnliche Formen vor, doch schliessen sowohl die noch weit zurück am Schwänze sichtbaren gegliederten Strahlen einer daselbst vorhanden gewese- nen Rücken- und Afterflosse, wie auch die deutlichen Schuppenab- drücke sogleich jeden Gedanken an einen Fisch jener Gruppe aus. Eben so wenig kann von der Familie der Pediculateu die Rede sein. Unter den Stachelflossern im Sinne Cuviers sind hingegen mehrere Gattungen etwas genauer zu prüfen und zwar insbesondere folgende. Aus der Familie der Gobioiden : Callionymus und Platyptera. Von erst genannter Gattung schliesst sich aber unser Fisch aus : durch die Grösse der Mundspalte, die langen Kieferäste, den vor- ragenden Unterkiefer, die scharfen Leisten an den Deckknochen des Oberkopfes und die deutlich sichtbaren Schuppen; auch würde sich von einem Callionymus bei dieser Lage des Kopfes die Rewaffnung der Deckelstücke ohne Zweifel kenntlich erhalten haben. Platyptera hingegen unterscheidet sich von ihm durch kleinen Mund, zwei wenig strahlige Rückenflossen, die nahe hinter einander stehen und den ganzen Schwanz flossenfrei lassen, indem auch die kurze Anale unter der zweiten Dorsale angebracht ist. Ausser diesen bleiben aber höchstens noch 3 Gattungen aus der Familie Ca taphracti über, die einer Vergleichung unterzogen werden können, nämlich Agonus (Aspidophorus), Bembras und Platycephalus. Der Gedanke an die beiden ersteren muss jedoch sogleich fallen gelassen werden, da sich sowohl von einem Agonus die eckigen Hautschilder ohne Zweifel im Abdruck erhalten hätten, wie auch von Bembras der Umriss der vielen Dornen und Spitzen des Kopfpanzers; bei Agonus kommt noch überdies zu erwägen, dass diese Gattung derzeit der kälteren Zone angehört und in den wärmeren Meeren der östlichen Erdhälfte gänzlich fehlt, während doch die übrigen Vorkommnisse im Leitha- kalke durchwegs auf solche hinweisen. — Was dagegen die Gattung Platycephalus betrifft, so regt sich beim Anblick des breiten flachen und dreieckigen Kopfes mit den scheitelständigen Augen und vor- stehendem Unterkiefer, ferner der langgestreckten spindelförmigen 492 K n e r. Gestalt, der stark entwickelten paarigen Flossen und der abgestutzten Caudale unwillkürlich die Vermuthung, man habe es hier zum ersten Male mit einem fossilen Vertreter dieser vom rothen Meere bis in die Südsee zahlreich vertretenen Gattung zu thun. Doch erweist auch sie sich alsbald als unrichtig, wenn man folgende Punkte in Erwä- gung zieht. Vor Allem widerspricht dieser Annahme die Kleinheit und Anzahl der Wirbel. Bei Platycephalus sind die Wirbelkörper zwar auch länger als hoch aber ungleich grösser und stärker, daher ihre Zahl seihst bei den langgestreckten Arten bedeutend geringer ist als bei unserm fossilen Fische; sie beträgt bei jenen (die skeletlieh bekannt sind) 27 — 28 , während sie bei diesem auf 40 steigt. Namentlich nehmen auch bei Platycephalus die letzten Caudalwirbel ungleich weniger an Grösse ab, und die Dornfortsätze und Flossen- träger sind durchaus viel stärker, als dies hier der Fall ist. Ferner scheint der Bau der zweiten Dorsale und der Anale abweichend gewesen zu sein. Bei Platycephalus ist bekanntlich deren Basis lang, die einzelnen Strahlen stehen von einander ziemlich weit ab und sind kräftig, da sie sich mehrmals gabiig theilen, und an die Flösschen der Scomberoiden hiedurch mahnen. Hier jedoch scheint eine zweite Dorsale von kurzer Basis nahe dem Caudalende der ebenfalls kurzen Anale gegenüber gestanden zu sein und die Strahlen beider Flossen dünn, einander genähert und von ähnlicher Form gewesen zu sein, wie bei jenen Scombriden, die der falschen Flossen ermangeln. — In allen diesen Punkten, in welchen unser Fisch von Platycephalus so wesentlich abweicht, dass der Gedanke an einen solchen füglich nicht festgehalten werden kann, zeigt sich dagegen eine merkwürdige Übereinstimmung mit den Arten der fos- silen Gattung PalimphyesAg., insbesondere jenen, welche Agassiz als Pal, longus auf Taf. 19 und Pal. latus auf Taf. 28 abbildet und die er den Scomberoiden beizählt. In der gestreckten Gestalt, der Form, Grösse und Zahl der Wirbel, der Bildung der Flossen, nament- lich den stark entwickelten paarigen und der weit rückwärts über der Anale stehenden zweiten Dorsale herrscht beinahe völlige Überein- stimmung, und bezüglich der abgestutzten Schwanzflosse gilt dies von Pal. longus insbesondere. Dagegen weichen sämmtliehe Abbil- dungen dieser Gattung in Betreff der Kopfform völlig von unserm Fische ab, wobei freilich hervorzuheben ist, dass bei allen jenen Exemplaren der Kopf nur in der Seitenansicht vorliegt und überdies Kleine Beiträge zur Kenntniss der fossilen Fische Österreichs. 403 durchwegs schlecht conservirt ist. Über die natürliche Kopfform von Palimphyes lässt sich dem gemäss eben so wenig etwas sicheres sagen, wie über die Form des Kopfes unseres Fisches, wenn dieser seitlich zusammengedrückt im Gesteine läge. Im Übrigen ist aber die Beschreibung von Agassiz zu kurz und zu wenig genau und der Gattungscharakter so schwankend, dass auch hieraus kein überzeu- gendes Urfheil zu schöpfen ist. Über Bezahnung, etwaige Beschup- pung u. s. w. fehlen alle Angaben und da unser Fisch deutliche Schuppenabdrücke zeigt, so wird es um so unwahrscheinlicher, dass er der Gattung Palimphyes beizuzählen, und dass er überhaupt ein Scomberoid gewesen sei, obwohl letzteres auch von der Agassi z'schen Gattung keineswegs feststeht. Hervorzuheben ist hingegen noch das Vorkommen von Palimphyes in den Schichten von Glaris, die Bronn an die Grenze der tertiären stellt und sie als „vielleicht eocäne* bezeichnet; während vom Leithakalke gleichfalls schon im Eingange bemerkt wurde, dass er etwas älter als die übrigen miocänen Schich- ten des Wiener Beckens zu sein scheine, eine Ansicht; zu der sich auch mein geehrter Freund Dr. Hörnes hinneigt1). Fasst man nun alles bisher Gesagte zusammen, so stellt sich heraus, dass unser fragliche Fisch nach dem Erhaltungszustande, in dem das bisher einzige Exemplar vorliegt, füglich weder mit einer lebenden, noch einer der blos nach fossilen Besten benannten Gattungen völlig übereinstimme, und dass die Familie, der er einzureihen sei, vorerst gar nicht mit Sicherheit sich angeben lasse. Um durch eine etwa falsche Einreibung Verwirrung zu vermeiden, scheint es daher räth- licher, einstweilen einen neuen Gattungsnamen vorzuschlagen, bis vielleicht neuere glückliche Funde eine genauere Kenntniss und eine schärfere Bestimmung der verwandtschaftlichen Verhältnisse ermög- lichen werden. Beschreibung. Die Totallänge beträgt bei 8"; Kopf und Vorderrumpf scheinen in natürlicher Lage im Gesteine eingeschlossen zu sein, so dass ersterer mit seiner Oberseite dem Beschauer zugekehrt ist. Nimmt l) Nach Herrn v. Boue's mündlicher Mittheilung findet sich der sogenannte Leithakalk auch in Thracien vor, und der bekannte französische Geognost Viquesnel erklärt denselben geradezu als eocän. 494 K u e r. man an, dass der Umriss des Kopfes durch erlittenen Druck nur wenig breiter wurde (und diese Voraussetzung dürfte richtig sein), so war dann die Länge des Kopfes seiner Breite zwischen den Deckel- stücken nahezu gleich und betrug beiläufig i/a der Gesammtlänge. — Die nach aufwärts gerichteten Augen standen in halber Kopfeslänge und von einander mehr als 1 Diameter entfernt. Die Mundspalte war offenbar weit und der Unterkiefer scheint etwas vor dem Zwischen- kiefer vorgeragt zu haben. Von Bezahnung ist nichts sichtbar, mit Ausnahme eines kleinen krummen Spitzzahnes, der frei zwischen den Kieferstücken der linken Seite liegt. Die Deckelstücke dürften dünn und ziemlich glatt gewesen sein, wenigstens gewahrt man nirgends stärkere Dornen oder Spitzen; sowohl ihr Erhaltungszustand wie jener der übrigen Kopfknochen gestattet übrigens keine sichere Erkenntniss der einzelnen Stücke und ihrer Umrisse. — Von der Wirbelsäule sind im Abdrucke 40 Wirbel deutlich erkennbar, die wie schon bemerkt durch ihre Schwäche und Zahl zunächst an Palim- phyes mahnen (bei welchem ihre Zahl auch 38 — 39 beträgt). Die vorderen Wirbelkörper sind bedeutend länger als hoch und nehmen gegen das Schwanzende allmählich an Grösse ab, so dass der letzte auch der kleinste ist. Vom zehnten (Bücken-) Wirbel angefangen ist die Wirbelsäule winklig gebrochen und der Fisch derart verscho- ben, dass vom fünfzehnten Wirbel an derselbe seitlich zu liegen kam, wie sich aus dem Abdrucke des Schwanzendes zweifellos ergibt; indem nicht blos die verticale Schwanflosse ihrer ganzen Höhe nach sicht- bar ist, sondern auch die oberen und unteren Dornfortsätze der Wirbel. In Folge dessen kamen auch die Strahlen der Bückenflossen, so weit sie sich erhalten haben, auf die rechte Seite des Kopfendes zu liegen und die Anale auf die linke. — Die Zahl der Caudalwirbel dürfte mindestens 20 betragen haben, doch ist der Anfang der Anale nicht sicher zu erkennen. Die vorderen Brustwirbel waren rippentragend, doch sind von diesen rechts nur zwei links eine fragmentarischerhalten. Die nur am Schwänze vorhandenen Dornfortsätze sind so zart und derart gestellt wie bei Platymphyes; am letzten Wirbel zeigt sich keine Spur plattenförmiger Ausbreitungen, wie sie so häutig (wie z. B. auch bei Platycephalus) zu Stützen von Caudaistrahlen die- nen. — Von den paarigen Flossen ist die linke Brustflosse am besten conservirt; ihr I. ungegliederter Strahl ist. der kürzeste und betrug wohl nur >/4der Länge des folgenden ersten gegliederten, der sich bis Kleine Beitrüge zur Keiintniss der fossilen Fische Österreichs. 495 zum 12. — 13. Wirbel zurück erstreckt zu haben scheint; ausserdem kann man noch 15 — 16 dünne und allmählich kürzer werdende und am Ende gabiig getheilte Gliederstrahlen zählen. Die rechterseits der Wirbelsäule liegenden Strahlenfragmente scheinen der rechten Bauchflosse angehört zu haben. Die erste Dorsale dürfte über dem fünften oder sechsten Wirbel begonnen haben und trug ziemlich niedere und dünne stachelähnliche Strahlen, von denen nur 4 — 5 theilweise sich erhielten; über dem Iß. — 17. Wirbel gewahrt man bereits gegliederte Slrahlen; es lässt sich aber weder die Zahl aller Dorsalstrahlen noch die Ausdehnung der Flossen daselbst und der Umstand ermitteln, ob zwei getrennte oder nur eine contiuuirliche Dorsale vorhanden waren. Die unter dem Ende der Rückenflosse sitzende Anale dürfte etwas weiter am Schwanzstiele zurückgereicht haben als jene. Die Caudale war fast senkrecht abgestutzt und bestand aus wahrscheinlich 17 Slrahlen (ohne die kurzen Stützstrahlen). Die Länge ihrer End- oder Hauptstrahlen mass beiläufig */, der Totallänge. Der ganze Fisch war mit sehr kleinen, in schiefen Reihen gelagerten Schuppen, auch am Oberkopfe bedeckt, die jedoch nur einen so undeutlichen Abdruck hinterliessen, dass ihre Structur nicht erkennbar und selbst nicht sicher anzugeben ist, ob sie ctenoid waren. 3. Pagrus priscns, m. Fig. 3, in nat. Gr. Bei oberflächlicher Ansicht des hier abgebildeten, allerdings ansehnlich grossen Fragmentes dürfte der Versuch gewagt erschei- nen die Gattung angeben zu wollen, welcher dieser Fisch angehört habe, denn es fehlt nicht nur der Kopf sammt Voiderrumpf, sondern auch die ganze unterhalb der Wirbelsäule gelegene Hälfte des Fisches. Gleichwohl erscheint bei nur etwas näherer Betrachtung die Bestim- mung der Familie völlig sicher und selbst bezüglich der Gattungen bleibt eine Auswahl nur zwischen wenigen über, wie sich aus fol- genden Betrachtungen ergeben wird. Der deutliche Abdruck der Dorsalstacheln lässt sogleich einen Stachelflosser und zwar mit hetera- canther Flossenbildung erkennen. Die Beschuppung aber einen cte- noiden Fisch. Schon durch diese Merkmale allein bleiben zahlreiche Gattungen und ganze Familien ausser dem Bereich näherer Ver- gleichung. Fasst man aber die Flossenbildung, die Beschuppung, den Verlauf und die Beschaffenheit der Seitenlinie und die Bildung 496 K » e r. der Wirbelsäule, die Form und Länge der Dornfortsätze und der Flossenträger (Stützen) näher in's Auge, so dürfte kaum zweifelhaft erscheinen, dass man es im vorliegenden Falle mit einem Fische aus der Cuvier'schen Familie der Sparoiden zu thun habe. Die continuirliche Rückenflosse verhält sich völlig wie bei den heteracanthen Gattungen dieser Familie, und die Ausdehnung des stacheligen Theiles der Flosse überwiegt weit jene des gliederstrah- ligen und sowohl die Zahlenverhältnisse der beiderlei Flossenstrah- len, wie insbesondere die Länge und Form der stark compressen Stacheln mahnt geradezu an gewisse lebende Arten der Gattungen Pagrus, Chrysophrys und Bentex und nicht minder auch die Gestalt und Gliederung der Caudale. Das Gleiche gilt auch von den Wirbel- körpern, den fast geraden und langen Dornfortsätzen, den zwischen ihnen sich einschiebenden Flossenträgern und namentlich den Platten des letzten Schwanzwirbels , die als Stützen der sich anlegenden Caudalstrahlen dienen und nach hinten eben so geradlinig abgestutzt sind, wie dies bei den genannten Gattungen auch der Fall ist. Dess- gleichen verlauft die stark ausgeprägte eben nicht verzweigte und continuirliche Seitenlinie ganz wie bei den erwähnten Sparoiden. — Wenn es sich aber nun um die Auswahl zwischen den erwähnten Gattungen handelt, so dürften folgende Erwägungen die Entscheidung zu Gunsten der Gattung Pagrus bedingen. Ähnlich verlängerte und compresse Dorsalstrahlen kommen zwar sowohl bei Arten der Gat- tung Chrysophrys wie Pagrus vor und auch ähnliche Schuppenform, doch steigt das Rückenprofil bei unserm Exemplare nach vorne viel zu wenig an, um dem eines Chrysophrys nahe zu kommen und verhält sich vielmehr so wie bei Dentex und Pagrus. Es bleibt demnach nur die Wahl zwischen den beiden letzteren Gattungen und hier dürfte zunächst die Schuppenstructur den Ausschlag geben. Bei den untersuchten Arten von Dentex besteht der Fächer des fest- sitzenden Schuppenendes aus einer bedeutend grösseren Zahl von überdies schwächeren Radien als bei Pagrus (und Chrysophrys), woselbst sie nur durchwegs 7 — 9 beträgt; endlich sind die Schup- pen am freien Rande trotz ihrer Grösse so schwach ctenoid, wie dies auch bei den eben so grossen Schuppen mancher Pagrus - Arten der Fall ist, namentlich von Pagrus spinifer oder longifilis dem überhaupt unser Fisch am nächsten verwandt gewesen sein mag. Ich glaube demnach trotz des so fragmenlären Zustandes unseres Kleiner« Beiträge zur Kenntniss der fossilen Fische Österreichs. 4-9 T Fisches doch mit ziemlicher Sicherheit denselben der Gattung Pagrus zuweisen zu dürfen. Beschreibung. Die Totallänge des vorliegenden Fragmentes beträgt bis zum Saume der Caudale 13", die grösste Höhe vom oberen Runde der Wirbelsäule bis zum Rücken profile 21/2", die kleinste am vorletzten Caudalwirbel aber nur i/z"> die Länge der mittleren Caudalstrahlen vom Ende der Schwanzplatte gerechnet ist ö^uial in der Gesammt- länge enthalten, der längste oder Hauptstrahl des oberen Caudal- lappeus misst */4 der vorhandenen Körperlänge, d. h. nur bis zur Basis der Schwanzflosse gerechnet und kommt der Länge der vier vordem der erhaltenen Wirbeln zusammen gleich, deren jeder T" lang ist, daher auch die 1" T" hohen Dornfortsätze dieser Wirbel eben so weit von einander abstehen. Die Zahl der theilweise erhal- tenen Wirbeln mit Einschluss des letzten caudalen beträgt 16; nur am Schwanzstiele werden die Wirbel allmählich kleiner, ihre Dorn- fortsätze um die Hälfte kürzer und die drei letzten neigen sich stark nach rückwärts, die Wirbelkörper zeigen genau die zwei seitlichen Längsleisten und die zwischen den Dornfortsätzen sich erhebende kurze Spitze, wie das Skelet lebender Sparoiden und ingleichen stim- men die Flossenträger mit diesen überein und hei jenen, die unter den längeren Stacheln stehen, zeigt sich die knöcherne Platte, in welche jeder derselben sich nach hinten fortsetzt, ganz deutlich im Abdrucke und verhält sich in Grösse und Umriss ebenfalls wie bei den nahestehenden lebenden Sparoiden. Von der Rückenflosse haben sich 10 Stacheln erhalten, von denen der zweite und dritte sichtbare 21/2" lang sind. Nicht blos durch die Form ihres Abdruckes geben sie sich als deutlich heteracanth kund, sondern auch durch ihre alternirende Lagerung. Hält man die Ansicht von der nahen Ver- wandtschaft dieser fossilen Art mit Pagrus spinifer fest, so dürfte dann vor den vorhandenen nur noch ein Paar zugegen gewesen sein ; ob die längsten der Stacheln nicht in dünne biegsame Fäden wie bei longifilis ausliefen, lässt sich um so weniger entscheiden, als die derben Stachelspitzen ohnehin bis an den Rand des Gesteines rei- chen; der vorletzte Stachel ist um 8/3 kürzer als der längste, und der letzte und kürzeste mit den folgenden Gliederstrahlen nahezu gleich lang. Die Zahl der letzteren ist nicht genau anzugeben, betrug 498 Kner. Kleine Beiträge zur Kenntoiss der fossilen Fische Österreichs. jedoch kaum mehr als zehn (so wie bei Pagrus longifilis) ; Strah- lenträger sind jedoch nur neun erkennbar. Die Länge des flossenfreien Schwanzstückes beträgt etwas weniger als */4 der erhaltenen Körperlänge. Vor dem Hauptstrahle des oberen Caudallappens stehen 6 — 1 an Länge zunehmende Pseudo- oder Stützstrahlen. Die eigentlichen Caudalstrahlen lassen sich nicht wohl zählen, da ihre erste Gabeltheilung gleich nahe der Basis beginnt und sich bis gegen den Saum mehrfach wiederholt. Die Gliederung der Strahlen ist wie bei den lebenden Sparoiden von halber Strahlenlänge an äusserst dicht (zahlreich) und abgestuft oder wellenförmig. — Die Seitenlinie verläuft nahezu in halber Höhe zwischen dem Rückenprofile und der Wirbelsäule; über ihr liegen unterhalb des stacheligen Theiles der Dorsale vier, ober ihr 3 — 4 Schuppenreihen. Die Radien des Fächers am festsitzenden Ende sind äusserst scharf abgedruckt, das freie dünnere Ende ist bei vielen ebenfalls so wohlerhalten, dass man noch mittelst der Loupe daran die Structur ctenoider Schuppen deutlich wahrnimmt, wie auch die äusserst feinen Zähnchen am Rande. Zwischen den grösseren Schuppen, deren längerer Durchmesser */a" beträgt, liegen hie und da viel kleinere zerstreut; ein Fall, der auch bei lebenden Fischen, sowohl Stachel- als Weichflossern (bei Sebastes, Scicena, einigen Characinen u. s. w.) vorkommt und mit den Wachs- thumsgesetzen der Schuppen in Zusammenhang steht. Das bisher einzige Exemplar stammt ebenfalls aus den Steinbrü- chen hei Margarethen jedoch aus den sandreicheren Schichten, daher Ansehen und Färbung des Gesteines wie auch des Fisches selbst von den vorigen abweichen. Es befindet sich in der Sammlung des kais. Hof-Mineralien-C;ibinetes und war sonderbarer Weise bisher mit der Etiquette Nasens bezeichnet. Kn'r. /iiir Ivenninif» der fossilen Fische Oeslcrrriflü F,9/l S.i/,iiml.;.i, ,1 i A1ca4 d W matli iwturw l'l M.l' Bi I AtiH, isi,.' Knrr. Kur Krnnln.l« der fossilen Fische Oeslcrreiehs M'afll SteunäVi* Ak,„l LI „,„.1, ,»i.r, Cl M,V 11-1 l »flu 1862 Zepharovich. Die Krystallformen des unterschwefligsauren Kalkes. 49») Die Krystallformen des unterschwefligsauren Kalkes CaO, S80a + 6 aq. Von V. Ritter v. Zepharovich. (Mit 3 Tafeln.) Meine früheren Studien über die Krysfalle des essig-salpeter- sauren Strontian und des ameisensauren Kupferoxyd-Strontian — welche das Ergebniss hatten, dass dieselben dem anorthischen oder klinorhomboidischen Systeme angehören, dies aber, wie auch in den bezüglichen Mittheilungen *) erwähnt, bei der nicht bedeutenden Abweichung des Winkels zweier Pinakoide von 90 Grad, zum Unter- schiede vom diklinorhomhischen Systeme, erst aus einer grösseren Reihe sorgfältiger Messungen folge — veranlassten in mir den Wunsch die goniometrische Untersuchung des Salzes, an welchem Mit scherlich das diklinorhombische System zuerst beobachtet, zu wiederholen. Die Autforderung hierzu lag um so näher, als jene Mes- sungen, vergleicht man die Jahreszahlen der betreffenden Publica- tionen3), der für genaue Arbeit so wesentlichen Vervollständigung des Wollaston'schen Goniometers, ebenfalls durch Mitscher lieh, vorausgegangen. Dazu kam noch das Resultat der stauroskopischen Prü- fung sehr schöner Krystalle des unterschwefligsauren Kalkes, welches Kobell zu dem Ausspruch führte: „Es ist nach diesem Verhalten — dass diese Krystalle in allen Stellungen die Drehwinkel-Verhältnisse des kiinorhombischen Systemes zeigen — kaum mehr zu bezweifeln, dass die Krystallisation des unterschwefligsauren Kalkes weder ein eigenes System bilde, noch mit partieller Ausbildung klinorhombisch sei, sundern dass sie dem klinorhomboidischen Systeme angehöre und der Winkel a : b nur annähernd ein rechter sein könne" 3). i) Diese Sitzungsberichte, Bd. XLI, S. 516, 1860 und Bd. XLIII. 1861, 21. März. 2) E. Mitscherlich über eine neue Classe von Krystallformen, P o g g. Ann. d. Ph. u. Ch. ; 8. Bd. 1826. — Derselbe über ein Goniometer, Abhandl. der k. Akad. d. Wissenseh. zu Berlin 1843, S. 189: „Das Goniometer, wovon icb hier eine Beschrei- bung gebe, ist von mir seit 16 Jahren zur Messung von Krystallen angewandt worden. 3) Gelehrte Anzeigen der kön. baieriselten Akad. d. Wiss. 18ö6, Bd. 43, S. 22. 1)00 v. Z e |> li a r o v i e li. Das reichhaltige und ausgezeichnete Materiale, welches ich den Messungen mit meinem eigenen vorzüglichen Reflexions-Goniometer unterziehen konnte, verdanke ich der Güte des Herrn Professors Dr. J. Gottlieb in Graz, eben so die nachfolgenden Zeilen über Darstellung und Zusammensetzung des Salzes: „Zur Darstellung des unterschwefligsauren Kalkes wurde die Einwirkung der schwefligen Säure auf die durch Kochen von Kalk- hydrat mit Schwefel gewonnene Lösung von fünffach Schwefelcalcitim und unterscbwefligsaurem Kalk benutzt. Die vom Schwefel abfiltrirte Flüssigkeit setzte beim langsamen Verdunsten in massig beheiztem Räume merkliche Mengen Gyps ab. Sie winde desshalb wiederholt filtrirt. Um die Zersetzung beim Abdunsten hintanzuhalten, veran- lasste ich endlich die Bildung von Krystallen des Salzes durch Zusatz von, etwa */s des Volums, 80°/0 Weingeist, wobei sich die Flüssig- keit trübte, bald aber wieder klar wurde und gleichzeitig theils grosse Nadeln, theils kleinere wohl ausgebildete Krystalle abschied. Eine Partie dieser Krystalle wurde zur Herstellung einer ganz gesättigten wässerigen Lösung verwendet, die bei 5 — 6 Grad allmählich grosse, wasserhelle Krystalle lieferte. — Um bezüglich des mittelst Weingeist hergestellten Salzes jeden Zweifel über die Iden- tität mit dem von Hers che 1 untersuchten zu beseitigen, wurde eine Bestimmung des Kalk- und Wassergehaltes vorgenommen. 1-1935 Grm. des lufttrockenen Salzes hinterliessen 0*6238 Grm. schwe- felsauren Kalk. Da die gewöhnliche Methode der Bestimmung des Wassers durch Erwärmen, wegen der möglichen Bildung flüchtiger Producte aus der unterschwefligen Säure nicht passend schien, so Hess ich selbe durch einen meiner Schüler, Herrn F. Koch, in der Weise ausführen, dass das Salz mit chromsaurem Bleioxyd in einer Verbrennungsröhre, mit vorgelegtem Chlorcalciumrohr, erhitzt wurde. 1-030 Grm. Salz gaben dabei 0-429 Grm. Wasser. Die unter- schweflige Säure ergab sich aus dem Verlust. Die mitgetheilten Daten stimmen sehr genau mit der Formel des unterschwefligsauren Kalkes: CaO, S202 -f- 6 aq., Herschel1), wie aus folgender Vergleichung Sich ergibt: Berechnet Gefunden CaO = 28 . '. 21 • 54 . .Hm^T S202= 48 . . 36D3 . . 36-93 6HO = 54 . . 41-53 . . 41-31 130 100-00 100-00" *) Annales de chimie et de uliysic|ue, vol. XIV, p. 335. Die Krystallformeu des unterschwefligsauren Kalkes. «)01 Die aus mit Weingeist versetzter und rein wässeriger Lösung erhaltenen Krystalle erwiesen sich bezüglich ihres Habitus und der Winkelwerthe als identisch. Im Ganzen wurden 34 Krystalle unter- sucht, von denen viele auf ihren Flächen sehr scharf das Fadenkreuz des Beleuchtungs-Fernrohres reflectirten, und an denselben 72 ver- schiedene Winkel mittelst 591 theils einfachen, theils Repetitions- Messungen bestimmt. Als Resultate meiner Arbeit ergeben sich: 1. Der unterschwefligsaure Kalk von obigeu Zusammensetzung und nach der beschriebenen Weise dargestellt, krystallisirt im klino- rhomboidischen (anorthischen) Systeme. 2. Im Vergleiche zu den Messungen Mitscherlich's zeigen sich bedeutendere Differenzen in den Winkelgrössen als sich durch die neuere Vervollkommnung des Reflexions-Goniometers erklären lassen , und ist auch der Habitus der beiderlei Krystalle ein ganz verschiedener. 3. Die Abweichungen der Winkel an den von Mitscher lieh untersuchten Krystallen lassen — nachdem dieselben bezüglich ihrer Lage und Grösse eine Gesetzmässigkeit aufweisen — vermuthen, dass dieselben sich unter von den obigen verschiedenen Umständen gebildet hatten oder nicht genau nach der Herschefschen Formel zusammengesetzt waren. Sämmtliche Flächen, welche Mitscher lieh an seinen Kry- stallen aufgefunden *), habe ich mit Ausnahme einer, d oder—, eben- falls beobachtet. Es sind die folgenden, in der Bezeichnung nach Miller: {001} . {100} . {010} . {110} . {110} . {101} Naumann: oP .ooPoo.ooPöö. ooP/ . oo',P. foo Mitscherlich: P . a! . b . 1F~ 7~"jr* . f Rammeisberg2): c . b . a . p . p" . q {102} .{TOI}. {011}. {011}. {012} .{111} .{111} . {111} .{112} V8/P'ob.'P/c>b.'i>'öö.er die Kryslallformen des ameiseiisnuren Knpferoxydes u. s. w. , diese Sitzungs- berichte, Bd. XLHI. 1801, S. 4 des Separat-Abdruckes. Die Krystallformen des unterschwefligsauren Kalkes. 505 Winkel der Normalen G e in essen — iß Der Fläe 1 1 i' I'IT ll II 1 1 Gewichtsmittel z Grenzwerthe si 010 : 100 ab 89°47'40" 89°50'40° 3 89°44'— 89°57' 7 010 : 100 ab' 90 12 20 - 1 90°7' 6 001 : 010 ca 81 53 9 81 53 30 4 81°43'— 82° 3' 5 001 : 010 ca 98 6 51 98 7 18 5 97 59 — 98 19 6 001 : 100 cb 107 17 17 107 6 20 2 107 6 —107 7 2 001 : 100 cV 72 42 43 72 44 29 72 37 — 72 49 34 110 :010 pa 38°59' 6" 38°49'30° 6 38°35'— 38°58' 16 110 : 010 pa 141 0 54 — — — — 110 : 100 pb 50 48 34 50 49 24 50 45 — 50 57 30 HO : 100 pb' 129 11 26 — — — . — HO : 001 pc 94 26 38 94 27 42 2 94 24 — 94 32 4 HO : 001 pc 85 33 22 85 28 20 3 85 22 — 85 32 3 110 : 010 p" ' a 39 9 0 39 12 8 8 39 0 — 39 26 16 110 : 010 p"'a' 140 51 0 — — — — T10 : TOO p"b! — 51 3 20 22 51 0 — 51 7 29 HO : 100 p"'b 128 56 40 — — — — 110 : 001 p'"c — 72 41 50 13 72 36 — 72 49 13 110 : 001 p'"c 107 18 10 107 9 20 2 107 6 —107 11 2 HO : HO PP'" 78 8 6 78 5 58 13 78 2 — 78 10 19 HO : HO PP' 101 51 54 — — - — 101 : 010 qa 84°31'40° — 1 84°37'15" i 101 : 010 qa' 95 28 20 — 1 95 22 45 1 101 : 100 qb — 38°23'58" 31 38°21'— 38°29' 46 101 : TOO ab' 141 36 2 141 36 9 4 141 35 —141 37 5 101 : 001 qc — 68 53 19 24 68 50 — 68 57 37 101 : OOT q£ 111 6 41 111 3 0 2 HO 56 -111 10 2 101 : HO qp 55 27 40 55 26 15 4 55 22 — 55 45 4 101 : HO gp" 124 32 20 — — — - 101 : HO qp" 114 52 30 — — — — 101 : HO qp' 65 7 30 65 9 3 7 65 5 — 65 18 7 102 : 010 q/*a 82°11' 5° 102 : OTO q/,a' 97 48 55 — — — — 102 : 100 q/zb 64 36 8 — — — — 102 : TOO q/s!>' 115 23 52 — — — — 102 : 001 q/z<- 42 41 10 42°44' 0" 9 42°35'— 42°52' 16 102 : OOT q/zQ 137 18 50 — — — — 102 : 101 ikq 26 12 10 26 16 25 8 26 4 — 26 31 8 35" 506 v. /. e |i li ;i r i) v i e h. Der Flächen Gerechnet Gen essen — 9 Gewichtsmittel z Grenzwerthe 101 : 010 q'a 86°10'33° _ _ _ TOI : OTO q'a' 93 49 27 — — — — 101 : TOO q'b' 27 57 41 27°52'23° 8 27°43'— 27°59' 12 TOI : 100 q'b 152 2 19 — — — — TOI : 001 q'c 44 45 2 44 46 56 11 44 40 — 44 55 16 101 : OOT <]'£ 135 14 58 — — — — 101 : 110 i'p'" 52 26 40 — — — — 101 : 1T0 q'p' 127 33 20 — — — — TOI : HO q'p 120 15 51 — — — — TOI : TTO q'p" 59 44 9 — — — — TOI : 101 q'q 113 38 22 — 1 U3°40' 1 TOI : TOT q'q 66 21 38 — — — — TOi : 102 q'qJz 87 26 12 — 1 87°23'30" 1 TOI : TOS q'qk 92 33 48 — — — — 011 : 010 r a 26°26' 9° 26°22'40" 4 26°21'— 26°25' 9 011 : OlO ra' 153 33 51 — — — — 011 : 100 rb 97 30 20 — — — — 011 : 100 rb' 82 29 40 82 25 48 3 82 17 - 82 48 5 011 : 001 r c — 55 27 0 15 55 21 — 55 33 20 011 : OOT rc 124 33 0 — — — — 011 : HO rp 52 16 39 — — — — 011 :T10 rp'" 38 50 20 38 39 18 6 38 31 — 38 46 6 011 : 101 rq 76 2 10 76 8 54 21 76 4 — 76 17 21 011 :T0T rq 103 57 50 — — — — 011 : TOI rq 67 59 12 — — — — 011 : 10T rq' 112 0 48 — — — - 01T : 010 r'a' 30° 4'16° 29°54' 0' 7 29°30'— 30°20' 7 01T : OTO r'a' 149 55 44 — — — — 01T : 100 r'b 81 7 7 — — — — 01T : 100 r'b' 98 52 53 — — — — OlT : OOT L''c 68 2 35 68 5 45 4 68 3 — 68 9 5 OlT : 001 r'c 111 57 25 — — — — OlT: 110 r'p 39 50 16 39 50 20 6 39 39 — 39 59 7 OlT : T10 r'p'" 54 50 4 — — — — OlT : TOT rq 84 42 4 — 1 84°48' 1 OlT: 101 r'q 95 17 56 — — — — OlT : luT r'q' 72 43 16 — — — — OlT : TOI r'q' 107 16 44 — — — — OlT : 011 r'r 56 30 25 — 1 56°25' 1 1 Die Krystallformen des unterschwefligsauren Kalkes. 507 Gern essen •1 |> Der Klär hen Gerechnet _ 3 Gewiclitsmittel z Grenzwerthe — SS 012 : 010 r'/a a 51°33'2r — 1 51°31' 1 012 : 100 Wzi 76 11 58 — 1 76 21 1 012 : 100 rVz_b' 103 48 2 — — — — 012 : 001 r'/»c 46 30 30 46°33'30° 8 46°22' — 46°39' 11 012 : 001 r'/zc 133 29 30 — — — — 012 : TOT r'/zq 77 34 7 — 1 77°31 1 012: 101 r'/2q 102 25 53 — — — — 012 : 101 r'/z q' 59 1 49 — — — _ 012 : TOI r'/z q' 120 58 11 — — — — 012" : 01T r'/2 r' 21 32 5 21 33 30 5 21°32'— 21°37' 8 012: 011 r'/zr 77 59 30 — 1 77°58 1 111 : 010 oa 37°27'48° 37031'16° 2 37°23'- 37°35' 5 111 : 100 ob 61 12 58 61 17 48 3 61 5 — 61 26 5 111 : T00 ob' 118 47 2 — — — — 111 : 001 oc 71 5 54 71 6 17 4 71 2 — 71 11 5 111 : 00T oc 108 54 6 — — — — 111 : HO op 23 20 44 23 22 0 4 23 16 — 23 29 5 111 :TTO op" 156 39 16 — — — — 111 : 101 oq 47 3 52 47 7 0 16 47 4 — 47 12 22 111 :TOT oq 132 56 8 — — — 111 :T01 oq' 101 18 2 — — — 111 : 10T oq' 78 41 58 — — — — 111 :011 or 36 17 22 36 18 0 2 36 16 — 36 20 5 11T: 010 o"a 49°50'50° — 111 : 100 o"b 47 13 7 47°15'20" 4 46°55'— 47°19' 5 11T : 100 o"b' 132 46 53 — — — HT : OOT o"c 03 32 56 63 31 0 5 63 20 — 63 38 5 HT : 001 o"c 116 27 4 — — — — HT: HO o"p 22 0 26 21 59 0 3 21 58 - 22 0{ 6 HT : TOT o"q 111 56 54 — — — HT: 101 °"q 68 3 6 — — — HT: 101 o"q' 43 58 37 — — — . HT :T01 °"q' 136 1 23 — — — 111 : 011 o"r' 33 54 0 33 54 45 2 33 39 — 33 58 5 111 : 012 2"r% 34 22 47 — — — HT: 111 o"o 45 21 10 45 21 20 3 44 58 — 45 42 3 TlT : 010 g'a 41°55'53" 41°52'10" 3 41°50'— 4l°56' 4 TlT : 100 q'V 58 27 27 58 24 30 5 58 15 - 58 39 5 TlT : 100 o'b 121 32 33 — — — — 508 v. Z e p li a r o v i c h. Der Flächen Gerechnet G e in essen 6- £ «3J Gewichtsmittel z Grenzwerthe IlT : 00T o'c 82°4i'B8" 1 82°46' 1 TlT : 001 o'c 97 18 2 — — — — HI : 110 o'p'" 24 36 12 24°35'45" 4 24°28'— 24°44' 6 11 T : TOT o'q 53 32 27 53 32 27 8 53 26 — 53 49 10 111: 101 o'i 126 27 33 — — — — TIT : lOT 2'q' 109 27 13 — — — — TIT : TOI o'q 70 32 47 — — — — TlT : OlT (/)■' 40 25 26 40 21 0 5 40 9 — 40 23 5 TIT: 012 o'r'/z 49 46 3 — — — — TlT: IlT q'o" 74 19 26 — - — — TlT: 111 00 79 23 41 79 17 50 3 79 16 — 79 20 4 Tlä : 010 o 2 a o3°15'll' — — — Tl2 : TOO °'/z °' 69 50 42 — 1 69°49i' 1 Tl2 : 100 ~ö%b HO 9 18 — — _ — 112 : OOT °'/z c 60 24 1 60° 25' 53' 6 60°23'— 60°30' 7 Tl2 : 001 o'/z c' 119 35 59 — — — — 112 : T10 o% p'" 46 54 9 46 52 26 4 46 46 — 46 54 5 T12 : HO o'/z P 75 41 35 — 1 75°42' 1 T12 : TOT o'k q 48 50 45 48 48 33 4 48 44 — 48 50 5 T12 : 101 oj_q 131 9 15 — — — — T12 : 102 o'/z g'a 44 33 44 — — — — T12 : 102 o'/z q/z 135 26 16 — — — — 112" : 111 o'/z ? 35 51 19 35 49 40 3 35 48 — 35 52^ 5 112 : 012 o'/z r'/a 33 57 20 — 1 33°54i' 1 T12 : TlT o'/z - 22 17 57 22 19 40 2 22 18 — 22 23 4 Die Krystalle sind vollkommen Pinakoide {001} (c). spaltbar nach dem basischen Um das oben bei den Resultaten meiner Arbeit unter 2. und 3. Erwähnte zu begründen, gebe ich hier zunächst eine Vergleichung der Winkelgrössen nach den Messungen Mit sc her lieh's (zum Theil mit Benützung der Angaben in Ra mmel sberg's krystallo- graphischer Chemie) und meinen eigenen Restimmungen. Kry stallsystem Axenverhältniss M diklinorhombisch . . . a : b : c => 1-0000 : 0*7849 : 1 -5331)1) Z klinorhomboidisch . . . a : b : c = 1-0000 : 0-7828 : 1-5170. ') Ramnielsberg 1. c. In den Winkel-Angaben daselbst finden sich einige Fehler. Es soll heisseil: p : p'" an a = 101°5O'; p : ]>' an b = 78°10'; b' : e = 10?°2'; c : p'1 = 94°'/; c : p'" = 10?°1?'; q' : c = i:}4°ö3'. Auch in M i t sc h e r li e h's Abhandlung isl zu verbessern: /' : « = 38°0'; P ; c= 134°:>a1 4'; <■ : «' = 2?0;)!1. 4'. Die Krystallformen des unlerschwefligsauren Kalke: 509 Winkel der Flachen Mitsei erlieh Ze, harov eh Differenz a b 90° 0' 90° 12' 20" 12f a c 98 21 98 6 51 14 b'c 107 2 107 17 17 15| pp' 78 10 78 8 6 2 pa 1 p'"a ) 140 55 141 140 0 51 54 0 6 4 pb p'b ( 129 5 129 128 11 56 26 40 p" c 94 9 94 26 38 17f p'"c 107 17 107 18 10 H qc 110 58 111 6 41 H qb' 38 0 38 23 58 24 q/zc 137 i 137 18 50 181 q/zb 64 H 64 36 8 33f q'c 134 53i 135 14 58 21| g'b 27 Sil 27 57 41 H rc 124 321 124 33 0 z 3 ra' 26 U| 26 26 9 141 r'c 11 J 32f 111 57 25 24! r'a 29 53f 30 4 16 10! r'A c 133 7 133 29 30 221 r'/a a 51 28 51 33 21 H o c 109 20-l 108 54 6 26f op" 23 29| 23 20 44 8| o"c llä 31 116 27 4 56 o" p 21 22 22 0 26 38| o'c 97 5| 97 18 2 13i op'" 24 22| 24 36 12 13! 0, 2 C 119 H 119 35 59 301 o'/zp" 46 3U 46 54 9 22! Nach den Zeichnungen, welche Mitscher lieh von den Kry- stallen des unterschwefligsauren Kalkes entworfen ') , hatten diesel- ben eine wesentlich durch die ausgedehnten Flächen der verticalen Zone, insbesondere von M (//') und M(p >'") und der Basisfläche P(c) bedingte prismatische Gestalt, an denen zum weiteren Unterschiede von den hier behandelten noch eine Fläche d oder q'/s erscheint. i) L. c. Taf. III, Fig. 3 — ä. 510 v. Zepharovich. Über die Bestimmung der für das diklinorhombische System bezeichnenden Winkel sagt Mitscher lieh *) nur Folgendes: „Durch Messung fand ich b zu a = 90 . Bei den verschiedenen Krystallen fand nur eine Differenz von 2 — 3' Statt, eine bedeutendere Ver- schiedenheit zeigte sich gleichfalls nicht zwischen der Neigung von M zu a (p" : b) und M' zu a (//" : &'); nach dem Mittel mehrerer Messungen betrug die Neigung von M zu M' 78°10' u. s. f." — Daraus ergibt sich wohl, dass Mitscher lieh gute Krystalle zur Untersuchung hatte und mehrere Messungen desselben Winkels anstellte; auch übersteigen die Differenzen in den schliesslichen Winkelwerthen der von ihm und mir geprüften Krystalle in den meisten Fällen, wie sich aus der vorgehenden Übersicht zeigt, den Grad, den man einem nicht ganz vollkommenen Instrumente zur Last legen könnte. Betrachtet man aber diese Differenzen in den Neigungen der Hauptkrystallflächen , bezüglich ihrer Vertheilung und Grösse, wozu die nebenstehende Skizze dienen soll, so zeigt sich von c aus gegen p" und p ' Gleichheit (wenigstens annähernd, derUnter- schied in den Winkeln beträgt nur + 1') und beiderseits von dieser Bichtung die Verschiedenheit in gleichem Sinne — diametral gegen dieselbe, von c gegen p" und p die grösste Abweichung von + 17'38", von c gegen b' und a aber dazwischen liegende und fast gleiche Differenzen, im Mittel von 14'43". In der verticalen Zone sind die Winkel von p zu p'" und demnach auch an p zu p' beinahe über- einstimmend, dagegen jene von a zu b und a zu b' um 12'20" abweichend. Diese Verhältnisse sind jedenfalls bemerkenswert!) und dürften meine früher ausgesprochene Vermuthung rechtfertigen, falls man nicht überhaupt das Vorkommen von Krystallen in dem — als Specia- lität des klinorhomboidischen wohl denkbaren — diklinorhombischen Systeme bezweifeln oder die Möglichkeit von Fehlern in der bezeich- • ts'if 11 '20* +15 Vi" ») L. c. Seile 428. Zepharovick. Die KrystaJlformen des unlerscbwefligsaureii Kalkes. Tot'. !• jj°4l- iO> SP' 9 Siteun^l».a.leAkftä.a-.^;m«eh.Tutttor.Cl.XLV.Bl.LAbtli.l862. Zepharovich. Die KrystaJlFormen des unterschwefügsauren Kalkes. Lif.ll. Fnj / Fig. 1. Pars .1 k.k.tCof.u. Sta^tsinickerei. Sit£iinösk(l.k.Alaid.l.AV.niatli.7ia1urw.('l.XIiA;B(l.T.ATitli.l8(i-2. Zepharovich. Die Krvstallformen des unterschwefligsaureii Kalkes. T«f. III. r. U Eth . j-r -. -M- r. «, Aicsd.i.JcKof.-u:. SfcaÄtslruckerei Sitamgsb. ä.k.Akad.i.¥:niafli. natura. Cl.XLV.BeL LÄbtfc. 1862. Die Krystallformen des unterschwefligsauren Kalke«. 51 neten Grösse bei Mitscherl ich's Messungen zugeben wollte. Der Nachweis der Umstände aber, unter welchen sich das von Mit- scherl ich behandelte Salz gebildet hatte, muss — nachdem über diese so wie darüber, ob dasselbe genau der Hers che l'schen Formel entsprach, in der Abhandlung vom Jahre 1826 keine Angaben ent- halten sind und diese wünschenswerthen Daten wohl auch heute kaum mehr zu erheben sein dürften — ferneren Untersuchungen vorbehalten bleiben. 512 XIV. SITZUNG VOM 15. MAI 1862. Der Herr Präsident der Akademie Freiherr v. Baumgar tner theilt folgende an ihn gelangte Zuschrift des k. k. Statthalters in Nieder-Ös (erreich mit: Wien, am 10. Mai 1862. Euere Excellenz ! „Der am 12. März d. J. verstorbene k. k. priv. Grosshändler Ignaz L. Lieben hat in seinem Testamente ddo. 6. März 1862 für das all- gemeine Beste eine Summe von 10.000 fl. bestimmt und die nähere Ver- fügung darüber seiner Frau Elise Lieben und seinen Kindern anheim gestellt." „Laut einer Anzeige der genannten Witwe und ihrer Kinder beab- sichtigen nun dieselben von dieser Summe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften 6000 fl. verlosbare 5proc. Bankpfandbriefe zu dem Ende zu übergeben, dass die Zinsen hievon jedes dritte Jahr als Preise verwendet werden, und zwar nach Verlauf der ersten drei Jahre für die ausgezeichnetste Arbeit im Gebiete der Physik mit Inbegriff insbesondere der physiologischen Physik, und nach weiteren drei Jahren dem Autor der ausgezeichnetsten, während der letzten sechs Jahre ver- öffentlichten Arbeit im Gebiete der Chemie mit Inbegriff insbesondere der physiologischen Chemie und so in dieser Weise alternirend dem jeweilig ausgezeichnetsten Forscher im Gebiete einer dieser beiden Wissenschaften." „Es gereicht mir zum besonderen Vergnügen, Euer Excellenz von dieser für die Wissenschaft erfreulichen Widmung in die Kenntniss zu setzen." „Indem unter Einem die genannte Witwe angewiesen wird, die bezüglichen Bankpfandhriefe sammt den nach dem Courswerthe des Ankaufstages vom Todestage des Erblassers laufenden 4perc. Zinsen unter Bekanntgabe der nähern Details über die beabsichtigte Widmung unmittelbar der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu über- senden, habe ich die Ehre Euere Excellenz zu ersuchen, die Einleitung treffen zu wollen , dass die Bankpfandhriefe nach Überkommung der- 513 selben der Vinculirung „für die kaiserliche Akademie der Wissen- schaften iwe. der J. L. Lieben'schen Stiftung" zugeführt und sofort auf Grund der Widmung im Einvernehmen mit der mehrerwähnten Witwe und ihren Kindern der Stiftbrief-Entwurf verfasst und zur Geneh- migung an die k. k. n. ö. Statthalterei als Stiftungsbehörde geleitet werde." „Genehmigen Euer Excellenz den Ausdruck der tiefsten Ver- ehrung, mit welcher ich zu verharren die Ehre habe" Euerer Excellenz gehorsamster Diener Halbhoher m. p." Der Herr Präsident liest ferner nachstehende an das Präsidium der k. Akademie der Wissenschaften gerichtete Zuschrift der Ignaz L. Lieben'schen Erben : ,, Hohes Präsidium! Mein am 12. März 1862 verstorbener Gatte Herr Ignaz L. Lie- ben hat in seinem Testamente ddo. 6. März 1862 folgende Bestim- mungen getroffen: „Für das allgemeine Beste bestimme ich die Summe von 10.000 fl. ö. W. und stelle die nähere Verfügung darüber meiner Frau und meinen Kindern anheim". Mit den Intentionen meines verewigten Gatten, der den Werth des wissenschaftlichen Fortschrittes für das allgemeine Beste klar erkannte, wohl vertraut, glauben ich und meine Kinder nur in seinem Geiste zu handeln, indem wir hiemit eine Summe von 6000 fl. ö. W. in Sperc. verlosbaren Pfandbriefen der k. k. priv. österr. Nationalbank der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der kaiserl. Akademie der Wissenschaften mit folgenden Bestimmungen widmen : 1. Es sollen alle drei Jahre die innerhalb dieses Zeitraumes auf- gelaufenen Zinsen der Pfandbriefe zu einem Preise verwendet werden, der am Tage der feierlichen Sitzung ertheilt werden soll. 2. Dieser Preis soll nach den ersten drei Jahren (vom 13. März 1862 als dem Todestage meines Gatten gerechnet) dem Autor der innerhalb dieser Zeit veröffentlichten ausgezeichnetsten Arbeiten im Gebiete der Physik mit Inbegriff der physiologischen Physik, nach wei- teren drei Jahren dem Autor der ausgezeichnetsten, während der letzten sechs Jahre veröffentlichten Arbeiten im Gebiete der Chemie mit Inbegriff 514 der physiologischen Chemie ertheilt werden, und in dieser Weise alter- nirend dem jeweilig1 ausgezeichnetsten Forscher im Gebiete einer dieser beiden Wissenschaften zu Theil werden. Hierbei sollen aber insbesondere solche Arbeiten berücksichtigt werden, welche durch neue Entdeckungen die Wissenschaft bereichern oder in einer Reihe bereits bekannter Thatsachen die gesetzmässigen Beziehungen aufhellen, während Compilationen und solche Arbeiten, die blos dem Fleisse ihren Ursprung verdanken , nur ausnahmsweise einen Anspruch auf den Preis begründen sollen. 3. Die Zuerkennung des Preises soll durch eine zu diesem Zwecke jedesmal von der kaiserl. Akademie zu ernennende Commission, deren Wahl zwei Monate vor der feierlichen Sitzung mittelst nicht unter- schriebener Stimmzettel zu geschehen hat, erfolgen. 4. Es sollen bei der Preisertheilung nur solche Werke in Betracht gezogen werden, deren Verfasser ein geborener oder naturalisirter Österreicher ist, mögen diese Werke wo immer veröffentlicht oder als Manuscript der kaiserlichen Akademie übergeben worden sein. Wirklichen Mitgliedern der kaiserlichen Akademie darf der Preis nicht ertheilt werden. 5. Der Preiscommission bleibt es vorbehalten , nach Umständen, wenn keine der Bestimmung sub 2 vollkommen entsprechende Arbeit vorliegt, den Preis entweder gar nicht zu ertheilen, oder denselben an mehrere Verfasser einzelner werthvoller Arbeiten zu vertheilen. 6. Wenn die Pfandbriefe verlost werden sollten, bleibt der kais. Akademie die Fructificirung des eingehenden Betrages anheimgestellt, jedoch haben selbstverstanden für die Zinsen des neu angelegten Capitals die vorstehenden Bestimmungen zu gelten. Nachdem die k. k. n. ö. Statthalterei als Stiftungsbehörde bereits diese unsere Widmung durch Erlass ddo. 10. Mai 1862, Zahl 19787 genehmigt hat , ersuchen wir die erwähnte Summe pr. 6000 fl. in Sperc. verlosbaren Pfandbriefen der Nationalbank gegen gehörige Quittung zu erheben oder uns anzuweisen, an wen dieselben aus- zufolgen seien. Elise Lieben m/p. , Leopold Lieben %., Dr. Adolph Lieben '"/,,., Richard Lieben m/lK, Helene Lieben "'/,,., Ida Lieben'"/,,. Herr Hofrath W. Haidinger übergibt folgende zwei Abhand- lungen : 515 1. „Der Meteorsteinfall im Gorukpur-District in Ober -Bengalen am 12. Mai 1861." 2. „Das Eisen von Kurrukpur nicht meteorischen Ursprungs." Herr Dr. E. Mach überreicht eine Abhandlung „über die Molecularwirkung der Flüssigkeiten". An Druckschriften wurden vorgelegt: Astronomische Nachrichten, Nr. 1339. Altona, 1862; 4<>- Austria, XIV. Jahrgang, XIX. Heft, Wien, 1862; 8°- Canestrini, Giov., Sopra una nuova specie di Tetrapturus, con I tavola (Estr. call' Arch. per la Zool. t. 1, f. 2°-, 31 Dicemb. 1861); 8°- Comptesrendusdes seancesde l'Academie des sciences,Tom.LIV, No. 15. Paris, 1862; 4<>- Cos mos, XIe Annee, 20e Volume, 19e Livraison. Paris, 1861; 8°- Haidinger, W. , The Imperial and Royal Geological Institute of the Austrian Empire. London International Exhibition 1862. Vienna, 1862; 8<>- Hippokrates, Zeitschrift für die medicinischen Wissenschaften in Athen. I. Band, 3. Heft. Athen, 1862; 4«- Land- und forstwirtschaftliche Zeitung, XII. Jahrgang. Nr. 14. Wien, 1862; kl. 4<>- Mittheilungen aus J. Perthes' geographischer Anstalt, Jahr- gang 1862. IV. Heft. Gotha; 4<>- Ramorino, Giovanni, Sopra tre piccoli Chironectes trovati nel golfo di Genova (Estr. dall' Arch. per la Zool. t. 1, f. 2<>-, 31 Dicemb. 1861); 8o- Reise der österreichischen Fregatte Novara um die Erde in den Jahren 1857, 1858, 1859. Beschreibender Theil. III. Band. Mit II Karten, IX. Beilagen und 81 Holzschnitten. Wien, 1862; 8<" Schwarz, Eduard, Novara-Expedilion. Anthropology. A System of Anthropometrical Investigations as a Means for the differen- tial Diagnosis of human Races. Some general Results of the Measurements the Instruments required. Vienna, 1862; 4°- Wien, Universität, Öffentliche Vorlesungen im Sommer-Semester 1862. Wien, 1862; 4°- Wiener medicinische Wochenschrift, XII. Jahrgang Nr. 19. Wien, 1862; 4°- 516 XV. SITZUNG VOM 22. MAI 1862. Herr Hofrath W. Haidinger macht folgende Mittheilungen: 1. Stannern. Ein zweiter Meteorstein, durch seine Rinde genau in seiner kosmischen Bahn orientirt. 2. Aus einem Schreiben des k. k. Bergmeisters Herrn Reissach er in Böckstein. 3. Das Rieseuhirsch-Skelet aus der k. k. geologischen Reichs- anstalt in den zoologischen Garten übertragen. 4. Bericht über die Ausstellung der k. k. geologischen Reichsanstalt in London und über den Beginn der diesjährigen geologischen Aufnahmen in der Monarchie. Herr Prof. C. Ludwig übergibt eine Abhandlung: „Über den Blutstrom in der Leber, insbesondere den in der Leberarterie" von Herrn Dr. Wladimir Betz aus Kiew. Das c. M., Herr Dr. J. Stefan, überreicht eine Abhandlung: „Über die Bewegung flüssiger Körper". An Druckschriften wurden vorgelegt: Astronomische Nachrichten, Nr. 1360. Altona, 1862; 4°- Austria, XIV. Jahrgang, XX. Heft. Wien, 1862; 8°- Comptes rendus des seancesde l'Academiedes sciences,TomeL!V. Nr. 16. Paris, 1862; 4<>- Cosmos, XP Annee, 20e Volume, 20e Livraison. Paris, 1862; 8«- Gazette medicale d'Orient, VP Annee, Nr. 1. Constantinople, 1862; 4o- Gewerbe- Ver ein , nieder-österreichischer, Verhandlungen und Mittheilungen. Jahrgang 1862, V. Heft. Wien; 8°- 517 Istituto, I. R., Veneto di scienze, lettere ed arti, Atti. Tomo VIP, Serie 3% Disp. 4\ Venezia, 1861—62; So- Land- und forstwirthschaftliche Zeitung, XII. Jahrgang, Nr. 13 & 15. Wien, 1862; kl. 4<>- Verein für siebenbürgische Landeskunde, Archiv. N. F. V. Band, I. Heft. — Jahresbericht 1860—61. Hermannstadt, 1861; So- Wiener medicinische Wochenschrift, XII. Jahrgang, Nr. 20. Wien, 1862; 4o- Wochen -Blatt der k. k. steierm. Landwirthschafts-Gesellschaft, XL Jahrgang, Nr. 15. Gratz, 1862; 4<" Zeitschrift für Chemie und Pharmacie, herausgegeben von Emil Erlenmayer. V. Jahrgang, 9. Heft, Heidelberg, 1862; 8°- Date Due 0£C 2 3 \981 Kl