SITZUNGSBERICHTE iE Di M l FÜNFUNDSIEBZIGSTER BAND. WIEN. AUS DER K. K. HOF- UND S T A AT S D R UC KEREI. IN GOMMiSSION BEI CARL GEROLD'S SOHN, BUCHHANDLUR PER KAISERLICHEN AKADEMIE D E K W I S S E N 6 C H A FT E N. 1877. SITZUNGSBERICHTE 11 Ei: 'W nm Tnrir ÜL DER KAISEllLTCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. LXXV. Mm. L ABTHEILUN&. Jahrgang 187 7. — Heft I bis V. (^ßlit 37 Tafeln und 1 geologischen Kartenskizze.) WIEN. AUS DER K. K. HOF- UND STAATSDRUCKEREI. IN COMMISSION BEI CARL GERQLD'S SOHN, l( II C H H A N I) L K R 1) E R KAISERLICH E N A K A P K M I V. 1) I', K WISSENS C H A V T V. >'. 1877. INHALT. I. Sitzung vom 4. Jänner 1877: Übersicht '5 Stecker, Zur Kenntniss des Carpus und Tiirsns bei Cliamaeleon. (Mit 2 Tafeln.) [Preis: 50 kr. =. 1 RMk.] ....... 7 11. Sit/iiug' vom 11. Jänner 1877: Übersicht 18 Kurz, Eunkicola Clausa, ein neuer Annelidenparasit. (Mit 2 Ta- feln.) [Preis : 50 kr. = 1 RMk.] 21 III. Sitzimg' vom 18. Jänner 1877: Übersicht 20 Baherlandt, Über die Entwicklungsg-eschichte und den Bau der Samenschale bei der Gattung Phaseolus. (Mit 2 l'afeln.) [Preis: 30kr. = 60Pfg.] 33 IV. Sitzung vom 1. Februar 1877: Übersicht 51 V. Sitzung vom 8. Februar 1877: Übersicht 54 Toiila, Geologische Untersuchungen im westlichen Theile des Balkan und in den angrenzenden Gebieten. 2. Barome- trische Beobachtungen. [Preis: 15 kr. = 30 l^fg.] . . . 57 VI. Sitzung vom 1. März 1877: Übersicht 75 Waldner, Die Entwicklung des Antheridiums von Anf/wccrun- (Mit 1 Tafel.) [Preis 30 kr. = 60 Pfg.] 81 Teller, Über neue Rudisten aus der böhmischen Kreideforma- tion. (Mit 3 Tafeln und 1 Holzschnitt.) [Preis: 45 kr. == ilQPfg.] i>7 Toiila, Geologische Untersuchungen im westlichen Theile des Balkan und in den angrenzenden Gebieten. 3. Die sar- matischeu Ablagerungen zwischen Donau und Timok. (Mit 1 Tafel u. 4 Holzschnitten.) [Preis: 35 kr. = 70 Pfg.] 113 Vll. Sitzung vom 8. März 1877 : Übersicht 146 Taclieniiak, Über den Vulcanismus als kosmische Erscheinung. [Preis: 20 kr. = 40 Pfg.] 151 VIU. Sitzung vom 15. März 1877: Übersicht 177 Toniaschek, Zur Entwicklungsgeschichte (Palingenesicj von ^//se-tow. (Mit 1 Tafel.) [Preis: 50 kr. = 1 RMk.] . . . 181 IX. Sitzung vom 12. April 1877: Übersicht 303 Fuchs, Die Pliocänbildungen von Zante und Corfu. (Mit 1 Tafel und 4 Holzschnitten.) [Preis: 40 kr. = 80 Pfg.] .... 300 — Über die Natur der sarmatischen Stufe und deren Analoga in der Jetztzeit und in früheren geologischen Epochen. [Preis: 18 kr. = 36 Pfg.] 321 — Über die Natur des Flysches. [Preis : 20 kr. ^ 40 Pfg.] . 340 37401 VI Seite X. Sitzung: vom 19. April 1877: Übersicht 363 Ileider, Aus dem zootomischen Institute der Universität Graz. Suffarlia iruglodytes Gosse, ein Beitrag zur Anatomie der Actinien. (Mit 6 Tafeln.) [Preis: 2 fl. = 4 KMk.J . . 367 Freud, Arbeiten aus dem zoologisch -vergleichend -anatomi- schen Institute der Universität Wien. VII. Beobachtun- gen über Gestaltung und feineren Bau der als Hoden beschriebenen Lapi)enorgane des Aals. (Mit 1 Tafel.) [Preis: 25 kr. = 50Pfg.] 411» XI. Sitzung vom 26. April 1877: Übersiclit 432 Biltner, Über l'lijimatocarcinun ^peciosus Reuss. (Mit 1 Tafel.) [Preis: 25kr. = 50 Pfg.] 435 XII. Sitzung vom 11. Mai 1877: Übersicht 451 Boue , Über die türkischen Eisenbahnen und ihre grosse volks- Avirthschaftliche Wichtigkeit, besonders Einiges für Österreich und Ungarn. [Preis: 12 kr. = 24 Pfg.] . . . 455 Touln, Geologische Untersuchungen im westlichen Theile des Balkan und in den angrenzenden Gebieten. IV. Ein geolog. Profil von Osmanieh am Acer, über den Sveti- Nikola-Balkan, nach Ak-Palanka an der Nisava. (Mit 1 geologischen Kartenskizze, 8 Tafeln und 9 Holzschnit- ten.) [Preis : 2 fl. 50 kr. = 5 RMk.] 465 Xlll. Sitzung vom 17. Mai 1877: Übersicht 550 Rvichardt , Beitrag zur Kryptogamenflora der hawaiischen Inseln. [Preis: 25 kr. = 50 Pfg.] 553 Brauer, Beiträge zurKenutniss derPhyllopoden. (Mit 8 Tafeln.) [Preis : 1 fl. 20 kr. = 2 RMk. 40 Pfg.] .5H3 Boeliui u. Breitcnlohner , Die Baumteniperatur in ihrer Abhän- gigkeit von äusseren Einflüssen. [Preis: 25 kr. = 50 Pfg. J 615 SnZUNGSBEßlCHTE LIBRARY) J ■^l^^Q-'i^ DER h. » immmi iumii m mmm 'El MATHEMATISCH -NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE. LXXV. Band. ERSTE ABTHEILUNG. 1. Enthält die Abhandlungen aus dena Gebiete der Mineralogie, Botanik, Zoologie, Geologie und Paläontologie. I. SITZUNG VOM 4. JANNER 1877. Das w. M. Herr Prof. Ritter v. Brücke überreicht eine im physiologischen Institute der Wiener Universität durchgeführte Untersuchung des Herrn stud. med. Sigm. Freud über den Ursprung der hinteren Nervenwurzeln im Rüciienmark von Ammo- coetes (Petromyzon Planer i). Das w. M. Herr Prof. Petzval überreicht eine Abhandlung des Herrn Adolf Kunerth, Professor an der Staats-Oberreal- schule in Brunn : „Neue Methoden zur Auflösung unbestimmter quadratischer Gleichungen in ganzen Zahlen". Herr Prof. Heschl überreicht eine Abhandlung: „Über Amyloidsubstanz im Herzfleisch-'. Herr Prof. Sigm. Exner legt eine Abhandlung vor, betitelt: ^Über lumenerweiternde Muskeln". An Druckschriften wurden vorgelegt: Annalen der k. k. Sternwarte in Wien. HI. Folge. XXV. Band. Jahrgang 1875; 8". Apotheker-Verein, allgem. österr. : Zeitschrift (nebst An- zeigen-Blatt). 14. Jahrgang, Nr. 36. Wien, 1876: 8". Beobachtungen, Schweizer. Meteorologische. XI. Jahrgang 1874: VI. Lieferung, VII. (Schluss-)Lieferung. Titel und Beilagen zum XL Jahrgang. XIII. Jahrgang 1876; L, IL & IV. Lieferung. Zürich ; 4". Blanchard, M. Emile: Un Naturaliste du dix-neuvieme siecle. Paris, 1875; 8". Burmeister, Hermann Dr.: Die fossilen Pferde der Pampas - formation. Buenos- Aires, 1875; Folio. 1 * 4 Ceiitval-Commissioii, k. k. : Ausweise über den auswärti- gen Handel der österreichisch -ungarischen Monarchie im Sonnenjalire 1875. XXXVI. Jahrgang-, Wien, 1876: 4«. Central- C o ni m i s s i o n , k. k. statistische : Statistisches Jahr- buch für das Jahr 1874. IL und VIII. Heft. Wien, 1876; 8". — Für das Jahr 1875, XI. Heft. Wien, 1876; 8". Comptes rendus des seances de rAcademie des Sciences. Tome LXXXIII, Nrs. 24 & 25. Paris, 1876; 4'\ Delgado, J. T. : Sobre a Existencia do Terreno Siluriano no Baixo Alemtejo. Lisboa, 1876; 4"^. Gesellschaft, k. k. geographische, in Wien: Mittheilungen. Band XIX (neuer Folge IX). Nr. 10 u. 11. Wien, 1876; 8'^. — Berieht über die internationale Conferenz zur Berathung der Mittel für die Erforsclning und Erschliessung von Cen- tral-Africa. Wien, 1876; 8". - österr. , für Meteorologie: Zeitschritt. XI. Band, Nr. 24. Wien, 1876; 4'\ Gewerbe- Verein, n.-ö. : Wochenschrift. XXXVII. Jahrgang. Nr. 51 & 52. Wien, 1876; 4". Ingenieur- und Architekten -Verein, österr.: Wochenschrift. I. Jahrgang, Nr. 50—53. Wien, 1876; 4". Zeitschrift. XXVIII. Jahrgang, 12. Heft. Wien, 1876; 4^ Jahrbuch, militär- statistisches für das Jahr 1873. II. Theil. Wien, 1876; 4". Kirchhoff, G. : Über die Reflexion und Brechung des Lichtes an der Grenze krystallinischer Mittel. Berlin, 1876; 4'\ Körosi Joseph: Statistique internationale des grandes Villes^ I. Section: Mouvement de la Population. Tome I. Budapest, Paris, Berlin, 1876; 4». Militär-Comite, k. k. techn. & administrat. : Bericht über die Thätigkeit und die Leistungen desselben im Jahre 1875. Wien, 1876; 8". — Mittheilungen. Jahrgang 1876. 11. Heft. Wien, 1876; 8". Naccari, A. e Bellati, M.: Delle Proprietä termoelettriehe de Potassio a vavie temperature. — Delle Proprietä termoelettrique del Sodio a varie temperature. Venezia, J876; 12'\ Nature. Nrs. 373—374, Vol. XV. London, 1876; 4^ Omboni, Giovanni: L'Esposizione di Oggetti preistorici. Ve" nezia, 1876; 12". Oudemans, J. A. C. Dr.: Die Triangulation von Java. I. Ab- theihmg. Batavia, 1875; Folio. Quetelet, M. Ern. : La Tenipete du 12 Mars 1876. Bruxelles 1876; 12«. Reden, gehalten bei der feierlichen Inauguration des für das Studienjahr 1876 7 gewählten Rectors der k. k. Hochschule für Bodencnltur und der k. k. technischen Hochschule. Wien, 1876; 8". Reichs an st alt, k. k. geologische: Jahrbuch. Jahrgang 1876. XXVL Band. Wien, 1876; 4". — Verhandlungen. Nr. 14 u. 15. Wien, 1876; 4^. Reichsfor st verein, österr. : Österr. Monatsschrift für Forst- wesen. XXVL Band, Jahrg. 1876, October-, November- und December-Heft. Wien, 1876; 8". „Revue politique et litteraire" et „Revue scientilique de la France et de l'Etranger." VP Annee, 2' Serie, Nr. 26. Paris, 1876; 4o. Statistisches Departement des k. k. Handelsministeriums: Nachrichten über Industrie, Handel und Verkehr. X. Band, 1. u. 2. Heft. Wien, 1876; 4^ Verein der cechischen Chemiker: Listy Chemicke. I.Jahrgang, 1876. Nr. 1—3. Prag, 1876; 8". — der Osterreichisch-Schlesier in Wien : Vereinskalender für 1877. Wien, 1876; 8^ 6 Verein, niilitär- wissenschaftlicher: Organ. XIII. Band, 1., 2.^ a. Heft. 1876. Wien, 1876; 8^'. — Die Streitkräfte der europäischen Staaten. Wien, 1876; 12". — zur Verbreitung- naturwissenschaftlicher Kenntnisse in Wien : Schriften. XVI. Band, Jahrgang 1875; 76. Wien, 1876; 12". Wiener Medizin. Wochenschrift. XXVI. Jahrgang. Nr. 52 — 53. Wien, 1876; #. Zur Kenntniss des Carpiis und Tarsus bei Chamaeleon. Von Dr. Anton Stecker in Prag. (Mit 2 Tafeln.) Den Austoss zur vorliegenden Arbeit gab mir die in Gegenbaur's Morphologischem Jahrbuche (Bd. II, 1876, S. 1 — 27, T. I.) veröffentlichte Abhandlung von Dr. Gust. Born „Zum Carpus und Tarsus der Saurier^', indem sie mich ver- anlasste, die Ergebnisse meiner auf die Carpalien und Tarsalien der Chumaeleonten bezüglichen Untersuchungen zu veröffent- lichen, die in mancher Beziehung von den interessanten Beob- achtungen Born's über Chanuteleoii abweichen. Im Wesentlichen fand ich nämlich nicht nur wie Born, dass die Chumaeleonten in Bezug aut den Bau ihres Carpus von den übrigen Sauriern nicht so sehr abweichen, wie man bisher glaubte, sondern es gelang mir, die nach seiner Darstellung noch vorhandenen Ver- schiedenheiten zu beseitigen. Dagegen habe ich mich überzeugt, dass sich der Tarsus von Clinmoeleon nicht so leicht auf den bei den Sauriern, besonders bei den Ascalaboten vorherrschenden von Born dargestellten Typus zurückführen lässt. Bei meinen diesbezüglichen, mikroskopischen Unter- suchungen bediente ich mich der Methode, durch deren An- wendung u. A. Born auch in der Osteologie die besten Erfolge erzielte, nämlich der Zerlegung des Objectes in eine Reihe auf- einander folgender, mikroskopischer Schnitte. Bei der Her- stellung derselben verfahre ich ungefähr in derselben Weise, wie Born 1. Die Entkalknng geschieht am besten in einer Mischung von Chrom- und Salzsäure; nur fand ich es gerathen, der Mischung ein grösseres Quantum von Chromsäure, als von Salz- säure beizugeben. Nach der Entkalkmig folgt die Erhärtung; zu 1 Dr. G. Born, Die sechste Zehe der Anuren-, Morph. Jahrb., Bd. I. 1875, Ste. 436 ff. 8 S t e c k L' V. dieser wird absoluter Alkohol angewendet, worin man die be- treft'endc Extremität ii'ewöliulieli 36 bis 48 Stunden liegen lässt. Das so erhärtete Object bettete ich dann in Flemming's Transpareutseife, wodurch ich vortrefflich g-elungene Schnitte herstellen konnte; das Verfahren Born 's, von der auf einem zweckmässig zugeschnittenen Kork festgeklebten Extremität mittelst des Le y ser'sclien Mikrotoms Schnitt für Schnitt abzu- heben, konnte ich nicht anwenden, da ich mir den genannten Apparat nicht \erschaifen konnte, und sich die Anw^endung einer scharfen Klinge in diesem Falle als sehr unpraktisch erwies. Die hergestellten feinen Schnitte werden entweder noch in Beale'schem Carmin gefärbt, oder sogleich in venetianischem Canadabalsam aufbewahrt. Carpus. Born 's Untersuchungen über Chdnmelconcarpus haben zu dem Resultate geführt, dass 1. bei den Chamaeleonten das für dieUrodelen und Chelonier charakteristische Intermedium (^(^ fehlt, während es bei den Lacerten vorhanden ist (Gegenbaur hält diesen Knochen auch hier tür rückgebildetj ; 2. dass der Chamaeleoncarjmfi ein Ulnare (n), ein Radiale (r), ein keil- förmiges Centrale (C) von derselben Beschaffenheit wie bei allen anderen Sauriern, in zweiter Reihe einCarpalCg, CarpalCg^^ und Carpale. besitzt, Carpale^ aber verloren gegangen ist. Diese Darstellung weicht beträchtlich von der Beschreibung (Tegenl)aur' s ab; nach diesem sind w und r dicht aneinander gerückt und bilden eine Vertiefung, welche die gelenkkopfartige Wölbung des C aufnimmt. An das C stossen dann fünf, sehr gleichartige, nach Form und Structur Metarcarpalien ähnliche Carpalia, die vielleicht Curpalia plus 3Ietatu(rp• und wcu, und endlich mit einer kleinen Fläche an das C. Das ('2 ist bei Chamaeleon ndf/aris meist knorplig, bei älteren Individuen thcilweise verknöchert; bei jungen Exemplaren von Cli(ü)i(teleon Scnegttlensis fand ich es in der Mitte mit Knochen- balkcn und Markräumen versehen, so dass es auch bei dieser Art, wie bei Ch(tmaeleo)i hißdus im Alter zu einem Knochen zu Averden scheint. Überhaupt sind bei Chamaeleon bipdus alle Theile des Carpus verknöchert, was auf eine sehr feste Construction der Greitfüsse hinweist. Das nächste Carpalienstück ist das grosse ^34.4:, das in Anbetracht seiner Lagerung und Form entschieden durch Verschmelzung eines kleineren c^ und eines grösseren t'^, nicht aber durch Wegfall des einen oder anderen Theils zu erklären ist. Auf eine ursprüngliche Trennung der beiden Theile in der Ontogenese deutet die ziemlich tiefe Furche, welche man bei alten Individuen rings um das grosse Carpale wahrninnnt. Bei Chamaeleon hifidn.-i ist sie zwar nur mehr undeutlich erhalten ; junge Indi\idueii von Chamaeleon ruhjari!^ und Senegalensis Zur Kenntuiss des Carpus und Tarsus bei Cluimaclciyn. 1 1 zeigen liing'egen eine tiefe Furche mit meist is.norpeligen Rändern. Das <• 3+^ ist auf seiner }>roximalen Fläche ein wenig ausgehöhlt; zugleich bildet es daselbst einen starken Gelenk- kopf, der die von dem 11 gebildete Pfanne grösstentheils^ ausfüllt; radialwärts grenzt es an das C und das c^, ulnarwärts an das kleine c.; seine distale, massig gewölbte Fläche trägt die Basen des wcm, nici^ und theilweise auch des mcu und nic^;. Das /"(g+^j W'ar bei allen von mir untersuchten Individuen verknöchert. Das f. stellt einen kleinen, dreieckigen Knorpel dar, der mit einer Fläche dem //, radialwärts dem c^,^^^) und mit seiner distalen Fläche dem mcy anliegt. Dasselbe ist bei Cham, bifidua theilweise verknöchert, sonst stark verkalkt. Das f, ist,. W'ie schon bemerkt, ziemlich klein, zur Seite geschoben und stösst an das c^ und r; seine distale, massig ausgehöhlte Fläche trägt die Basis des mci- Die fünf Carpalien der früheren Autoren, nach Born richtig die eigentlichen Metacarpalien, sind starke Knochen, welche je zw^ei und je drei mit den »Seitenflächen der Basen untereinander in Gelenkverbindung sind. Nach dem Angeführten w\äre also, da das Vorhandensein des f, nachgewiesen wurde, die Verwachsung des <'3 und c,^ die einzige Abweichung im Bau des Carpus der Chamaeleonteii von dem der übrigen Saurier. Der Carpus von Chamaeleon ist aber noch in anderer Rück- sicht von Interesse ; er hat nändich im embryonalen Stadium ein Intermedium (i), das noch bei sehr jungen Exemplaren zu linden ist, und das nach Gegenbaur allen Sauriern fehlt, nach Born aber nur bei den Lacerten nachweisbar ist. Es liegt bei den Cliiimnc'U'onteu in dem si)itzen Winkel, welcher von der radialen Fläche des u und von der ulnaren Fläche des r ge- bildet wird, ist sehr klein und immer knorpelig, bei jungen Individuen von Chamadeon Senegahnsis dreieckig, bei Chamaeleon nt/garis viereckig. Bei älteren Individuen verschwindet es, ein in der Ontogenese der Thiere nicht ungewöhnlicher Fall; ich erinnere nur an die von Born erwähnten Carpalien der zweiten Reihe bei den Vögeln, welche nach Rosenberg während der Ontogenese als individuelle Theile untergeben. Bei Chamaeleon steht das i seiner gänzlichen Schwinduni;- nnhe. wie aueiL-das /<ä", -^^'^ '^^ 9^ ^^\<^ kij[ LIBRARY - ^f 12 Stecke i\ ^ou Hur 11 Iti'i Lacc-rta iiaclii;evvieseiie, l»^illli^i^ c Iiitennecliiiiii in einem Stadium vollkouniu-ner Kückhilduii^- begriffen ist. Auf welche Weise die Riiekbildiing- geseliaii, lial schon Hörn ang-e- g-ebcn. Durch VergTössernng- des // und des r rücken die distalen Enden der Vorderarmkiiocheii auseinander; dadurch wird das / überflüssig", da das C seine Function übernommen bat. Es liegt die Yermuthung' nahe, dass mit der völligen Schwindung- des i das C bei den Chmmieleonteu väx der Aus- bildung' gelangt, in welcher wir es bei den übrigen Sauriern an- treffen; fand ich es doch schon bei Chamneleon Sonecjnlens^is theil- weise, bei Chamaeleon bifulun gänzlich wählend der ganzen Lebensdauer verknöchert. Bei jungen Cliamaeleonindividuen ist auch das für alle Saurier charakteristische, zwischen dem u und dem i befindliche Gefäss vorhanden, das sich bei älteren Individuen nur schwer constatiren lässt. Tarsus. Horn's Untersuchungen über den Chamaeleonten- tarsus haben zu dem Ergebnisse g-eführt, dass derselbe mit dem aller übrigen Saurier im Wesentlichen übereinstimmt, dass also das Chumneh-oii eine Tibia und Fibula besitzt; zwischen diesen Knochenstücken lieg-t das Astragalotibulnre (AsFj; das Fibulare (F) bildet eine tiefe Pfanne, in welcher das mächtige, fast kugel- förmig-e Cuboid (Ch) articulirt. Dasselbe trägt an seinem dis- talen Gelenkkopfe das Metatarsaley, Metatarsaleiy und die Hälfte der Basis von Metatarsalein; an seiner tibialen Fläche wird es durch Anlagerung eines linsenförmigen, verkalkten, hyalinknorpeligen Stückes, eines TarsalCg, zur Kugel ergänzt. An das TarsalCg legen sich dann der übrige Theil der Basis von Metatarsalcni, Metatarsaleu und die dorsale Hälfte von Meta- tarsalci, während die volare Hälfte von Metatarsalei auf einem Knorpel (nach Born dem Centrale, nach Gegenbaurdem TarsalCj) aufruht, der das volare Ende des Meniscus ausmacht. Die Tarsalieiij und ^ sind höchst wahrsclieinlich mit den gleich- bezeichneten Metatarsalien verschmolzen. Die Händer von den Metatarsalien, und ,, zum Astragalus (As) sind bei Chamaeleon nicht vorhanden. Nach G egenbaur zeigt der Tarsus der Saurier vier ver- schiedene Formen, von denen drei (Lacerten, Leguanen und Ascalaboten) ziemlieh übereinstimmen, während die vierte Zur Keniitniss des Carpus iind Tarsus bei Cliumacleon. 13 (Chamacleonten) bedeutend von diesen differirt. Gegenbaiir nhumt zwei Knochen der ersten Reihe nn, ein Tibiale und ein Fibulare, diese schliessen ein drittes Stück ein, das Intermediuni; theils von den vorigen, tlieils von den jMetatarsalien wird ein vierter Knochen begrenzt, das Centrale. In den Metatarsalien sind die Tarsalien der zweiten Reihe enthalten. Trotzdem nun Born dadurch, dass er der bisherigen, irr- thümlichen Autfassung des Tarsalskeletes bei Chamneleon ent- gegentrat, einen entschiedenen Fortschritt gemacht hat, so hat er doch gefehlt, indem er dasselbe in den von ilim für die Saurier aufgestellten Typus einreihte. Meiner Anschauung zu- folge wäre eine Übereinstimmung zwischen Cliamaeleon und den übrigen Sauriern eher dadurch zu erzielen, dass man vom Chamaeleontentarsus, als dem typischen ausginge. Ich gelange hierin in mancher Beziehung, wenn auch auf anderen Grund- lagen, zu demselben Resultate, wie Gegenbaur, der Chamuelcon den übrigen Sauriern gegenüberstellte. Die Ergebnisse meiner eigenen Beobachtungen sind folgende : Man unterscheidet bei Chamaeleon (Taf. II, Fig. 3) eine Tibia und eine Fibula. Zwischen die unter einem stumpfen Winkel zu einander geneigten Endflächen dieser beiden Knochen springt ein Tarsalknochen der ersten Reihe ein, der nach Born mit AsF bezeichnet wird. Das Asf ist aus zwei in der Ontogenese deutlich von einander getrennten Knochen zusammengesetzt, aus einem tibialen (As) und einem grösseren, fibularen (f) Theile, auf deren ursprüngliche Trennung eine der Längsaxe der Extrenntät parallele Furche hindeutet. Das Asf weicht von der sonst bei den Sauriern vorkommenden Form etwas ab. Es ist ein abgeplatteter Knochen, gewöhnlich doppelt so breit, wie hoch,- bei Chamaeleon bifidas gleicht die Breite fast der Höhe, dagegen ist der Knochen sehr stark und dick. Der tibiale Theil des Asf ist wegen des schon von Born betonten Fortsatzes der Tibia gewöhnlich ein wenig höher als der fibulare. Der .4s ist mit einem mächtigen, gelenkkopfartigen Vorsprunge versehen, und an der volaren Seite stark überknorpelt; wie bei den übrigen Sauriern hat er an seinem fibularen Anhange eine rauhe Stelle, welche zum Ansatz der später zu erwähnenden, nach B orn bei den Chamaeleunten nicht vorkommenden Bänder 14 Stecker. tlient. Die rauhe Stelle ist am l)esten bei ClKiiiun'h'<>)i hi/it/ns siclitlctr, 1111(1 ciitsprielit der von Born ei-wälinteii Fossa für das Liiianieiituni teres am Kopte des nienselilielien Feninr. Der Kopf ifidus\n\(\et dieser Knorpel die Unterlage des tnti] bei Chdmd'flcoii Senegdlensis ist zwischen diesem Knorpel und dem Born'sehen Tarsale. 5 noch ein kleiner hyaliner Knorpel vorhanden, dessen tiefe, morpholo- gische Bedeutung unten näher dargelegt wird. Die histologische Beschatfenheit des Meniscus bei Cluimdcleon weicht sehr wenig von derjenigen der übrigen .Saurier ab. Dem mächtigen Gelenk- kopfe am lis entspricht ein ziemlich grosser, gritfelformiger Fortsatz an dem tibularen Theile des Asf, den Born in seiner Abhandlung nicht erwähnt, trotzdem ich ihn bei den älteren Chamaeleonindividuen überall vorfand. Dadurch bekommt anch das Asf auf unserer Abbildung eine von Born 's Zeichnung {1. c. Fig. H, AsF) ziemlich vei'schiedene, sattelartige Form. Das Asf von Chaniaelcon unterscheidet sich von dem der Lacerta afjilis durch eine tiefe Pfanne auf der distalen Fläche, die bei Lacerta nicht vorkommt. In dieser Pfanne articulirt das seiner Form nach beinahe kugelförmige Ch , das mit dem ^,2+3^ nnd einem /, die Tarsalien der zweiten Beihe darstellt. Das Cuboid ist ein stark entwickelter Knochen, der an seinem distalen Gelenkkopfe die Metatarsalia mty , mt y und einen Theil der Basis von mtni trägt; an die tibiale Fläche des CO grenzt ein ungetälir dreieckiger Knorpel, der dem CO so dicht anliegt, dass er von den meisten Forschern als dazu gehörig angesehen wurde. Erst Born hat auf ihn aufmerksam gemacht, und ihn dem Tarsale^ anderer Saurier gleichgestellt. Zur Kenntuiss des Carpus mifl Tarsus bei Chuinaelcon. 15 f^r hesolireibt ihn als ein linseutormiges, verkalktes, hyaliu- knorpeliges Tarsalienstiick, das gevvissermassen das Cb zur Kugel ergänzt. Während er aber dasselbe so zeichnet, dass es mit seiner tibialen Fläche an den knorpeligen Theil des m und an den .4s stösst, habe ich mich auf Durchschnitten überzeugt, dass es tibialwärts nur an den As grenzt, an seiner distalen Fläche aber den übrigen Theil der Basis des w^m, dann mtu, und fast die Hälfte des mh trägt. Dieses Tarsalienstück ist bei den verschiedenen Species in ungleichen Entwicklungsstadien begriffen; bei Clunnaeleo/i hifidus ist es ungemein gross, und beinahe viereckig, zum Theil verknöchert, und mit Markräumen versehen, bei Chamaeleon vulgaris knorpelig, bei Chanuteleon (lilepis (Leach) tritt nach Born an seine Stelle nunmehr eine Bandmasse. An dieser Stelle muss ich noch des hyalinknorpeligen Theils erwähnen, den ich bei den jungen Individuen von Chamaeleon Senegalensis (T. II, Fig. 4, T^ zwischen dem Born 'sehen TarsalCg und dem von Meniscus absteigenden Knorpel vorfand. Er stellt ein rundliches, stark verkalktes Tarsalienstück dar, das dem Born "sehen TarsalCg dicht an- liegt, und wie mir scheint mit demselben später vollkommen verwächst. Ich fand dasselbe Gebilde auch bei jungen Indi- viduen von Chamaeleon vulgaris und möchte in Folge dessen das Born'sche TarsalCg als ein Tarsale,2+3, bezeichnen. Den vom m absteigenden, bei Chamaeleon hifidas von demselben deutlich getrennten Knorpel, der auf seiner distalen Fläche die Basis des mti trägt, betrachte ich als das, nach Born mit dem gleichbezeichneten Metatarsale verschmolzene Tarsalej. So wäre also Born's TarsalCg und Centrale als Tarsale ^+3^ und TarsalCj zu bezeichnen, der Meniscus aber als ein rückge- bildetes Centrale. Ob auch bei den übrigen Sauriern das TarsalCg nicht mit dem entsprechenden Metatarsale, sondern mit dem Tarsaleg verschmilzt, werden uns erst genauere, embryologische Untersuchungen lehren können. Den knorpeligen Theil des Meniscus der übrigen Saurier halte ich für ein dem Tarsalcj homologes Gebilde. Die von Born vermissten Bänder, welche sich bei anderen Sauriern von der Basis des mti^ mtn und t.^ zum As hinziehen, 1(5 stocke r. habe icli, allerdings sehr schwach entwickelt, auch bei den ChauKtclconfcn, am deutlichsten bei Chfunite/eon hifidns gefunden ; sie entspringen hier aus den Basen des t^ und t(2+3). Ihre Ver- künimerung hängt wohl von der Ausbildung der Metatarsalien und Tarsalien ab, die bei Cliamaeleon eine andere ist, als bei den übrigen Sauriern. 7', und ^2+.t bilden mit dem Cb einen Gelenkkopf, dem die Hasen der fünf Metatarsalien mit einer Pfanne gegenüberstehen. In wie fern die Stellung der Meta- tarsalien zur Bildung des Greiflfusses beiträgt, hat schon Born weitläulig beschrieben. Da also am Chamaeleontarsus nun alle für den Tarsus im Allgemeinen charakteristischen Theile, ein Asf, ein ^j, ^g+ab ein Ch, ein rückgebildetes C, und fünf Metatarsalien vorhanden sind, so ist die (davon abweichende) Form des Tarsus bei d e n A s c a 1 a b o t e n, L e g u a n e n u n d Lac e r t e n nicht als die normale, sondern als eine von dem regelmässigen Typus mehr o d e r w e n i g e r abweichende a n z u s e h c n. Jungbimzlau, im November 1876. Slocker: CarpuK und Tai'sus Ixm ("hanvaeleon. , Fijj.l. O // Taf.l. Gez.vVerfhthv.Dr J.KeitzmMn K.k Hof- u. Staatsdruckerei. Sitzungsb.d.k.Akad-d.Winath.nat.CI.LXXAr Bd.l A1)11l 1877. Steckei*: ('tu'pus und Tni-sus boi ("hninaeleon. Fig. 3. Tili: 11. Fil». Goz vVerf, liÜvvDf .IHeüzmMii. K.k.Hof- u.Sualsdruckerei . Sitzungsb.(l.k.Akad.(l.VV:m.Mlli.nal.('l.LXXA' IJd.I Abtli. 1877. Zur Kenntniss des Carpns niid Tarsus bei Cltdinii.li'on. 17 E r k 1 ä r u ii o- der A b b i 1 d u n ö- e 1 1 Tafel I. C a r 2J u s. Fig. 1. Flächenschnitt dureii den C!ari)us eines alten Individuums von Clianiaeteoti vulgaris. Fig. 2. Flächenschnitt durch den Carpus eines ganz Jungen Individuums von Chanuu'leoii ^enegalensi-s. Der Knorpel ist blau gelialten, die Bänder grau, der Knochen hell- braun; die Markräume sind punktirt; das Gefäss in Fig. '2 ist roth; t,'=Ulna; Ä=Radius; ?/^uhiare; /-^radiale; i=intermedium, C=Centrale; 1— 5— Carpalia der zweiten Reihe; I — V=Meta- earpalia. Die Figuren sind vergrössert. Tafel II. Tar s u s. Fig. 3. Tarsus von Chamni'leon bifidxs (die normale Kapsel ist geöffnet und weggenommen). Fig. 4. Flächenschnitt durch den Tarsus eines jungen Individuums von Chnniaeleon Senegalensis. Der Knorpel ist blau, der Knochen hellbraun, der hyalinknorpelige Theil grünlich; die Bänder sind gmu, die Markräume punktirt. r?=Tibia; /'76=Fibula; ^4«= Astragalus ; /^fibulare ; C/>=Cuboid: h h hl '(3-1-3) =Tarsalia ; I — V=Metatarsalia; /«••=Meniscus; Sj ß2'=B^iiifl'^i'- I^iö Figuren sind vergrössert. Sitzb. fl- mafhem.-naturw. CI. LXXV. Bd. I. Abth. 18 11. SITZUNG VOM 11. JÄNNER 1877, Das w, M. Herr Reg'ieniugsratli Stein in Prag übersendet eine Abhandlung des Herrn Gymnasialprofessors Dr. Willielni Kurz in Kuttenberg, betitelt: ,,Eunic{cola ClriKsii , ein neuer Anneliden])arasit--. Das w. M. Herr Prof. A. Rollett in Graz übersendet eine Abhandlung des Herrn Dr. Julius Gl ax, Privatdocenten an der Grazer Universität: ,,Uber den Einfiuss methodischen Trinkens heissen Wassers auf den Verlauf des Diabetes mellitus.'-' Das c. M. Herr Regierungsrath Mach übersendet eine von ihm in Gemeinseliaft mit dem Studios. Herrn J.Sommer aus- geführte Untersuchung: ,.Uber die Fortpflanzungsgeschwindig- keit von Explosionsschallwellen''. Das c. M. Herr Prof. Ludwig Boltzmann in Graz über- sendet eine Abhandlung, welche den Titel hat: „Bemerkungen über einige Probleme der mechanischen Wärmetheorie-'. Endlich übersendet Herr Prof. Boltzmann noch die nach- folgende Notiz, in welcher darauf aufmerksam gemacht wird, dass die interessante Eigenschatt der Fourier'schen Reihe, welche Prof. Toepler in dem am 17. December der .\kademie übermittelten Aufsatze entwickelt, in innigem Zusammenhange mit einer bereits längst bekannten Eigenschaft derselben steht. Herr Dr. G. Heizmann in New-York übersendet eine in seinem Institute ausgeführte Arbeit von Herrn Alfred Meyer: „Untersuchungen über acute Nierenentzündung". (Mit 2 Tafeln Abbildungen.) Herr Prof. Carl Pelz an der Landes-Oberrealschule zu Graz übersendet eine Abhandlung: ,.Uber eine allgemeine Be- stimmungsart der Brennpunkte von Gontouren der Flächen zweiten Grades". Das w. M. Herr Prof. C. Langer legt eine für die üenk- rschriften bestimmte Abhandlung- vor: „Über die Gefässe der Knochen des Schädeldaches und der harten Hirnhaut^'. Ausser den Blutgefässen der Knochen und ihrer Hüllen sind auch die Buchten des oberen Längsblutbeliälters und die Texturverhält- nisse der infantilen Knochen berücksichtigt worden. Herr Prof. Dr. Franz Toula überreicht die Berechnungen der von ihm während seiner Reise im westlichen Theile des Bal- kans und in den benachbarten Gebieten angestellten barometri- schen Beobachtungen. Au Druckschriften wurden vorgelegt: Accademia, Reale delle Scienze fisiche e matematiche: Atti. Vol. VI. Napoli; 1875; 4". — Rendiconto. Anno XH. Fasci- colo 1"— 12". Napoli, ISTo; 4". — Anno XHI. Fascicolo 1" —12". Napoli, 1874; 4«. — Anno XIV. Fascicolo 1»— 12«. — Napoli 1875; 4". J4.mericau Chemist. Vol. VII. Nr. 3. New York, 1876; 4". Comptes rendus des seances de TAcademie des .Sciences Tome LXXXIII, Nr. 26. Paris, 1876; 4^'. Gesell Schaft, österr., für Meteorologie: Zeitschrift. XII. Band, Nr. 1. Wien, 1877; 4". G e w e r b e - V e r e i n , n. - ö. : Wochenschrift. XXXVIII. Jahrgang, Nr. 1. Wien, 1877; 4". Institute, The Anthropological, of Great Britain and Ireland: Journal. Vol. VI, Nr. 2. October, 1876. London, 1876; 8^ Landbote, Der steirische. •.».Jahrgang Nr. 26. Graz, 1876; 4''. M 0 n i t e u r scieutifique du D'«"'" Q u e s n e v i 1 1 e : Journal mensuel. 3" Serie. Tome VII. 42P Livraison. Janvier 1877. Paris, 1877; 4". Natur e. Nr. 375, Vol. XV. London, 1877; 4^ ...Revue politique et litteraire" et „Revue scientifique de la France et de l'Etranger". VP Annee, 2" Serie, Nr. 27. Paris, 1876; 4^ ^Society, Asiatic of Bengal. Journal. Vol. XLV, Part II, Nr. 1 & 2, 1876. Calcutta, 1876; 8^ Vol. XLV, Part L Nr. 1, 1876; Calcutta, 1876,- 8". 2* Society, Asiatic of ßcng:al, Proceedings: Nrs. 3 — 7. March — Jiily 1S76. Calcutta, 1«76; 8«. — Royal of New South Wales: Transaetions and Proeeedings for the year 1875. Vol. IX. Sydney, 1876; 8». — Mineral Map and General Statistics. Sydney, 1876; 12''. — Mines and Mineral Statistics. Sydney, 1875; 8^. Taylor, William B.: A Notice of recent Researches in Sound. New-Haven, 1876; 8". Wiener Medizin. Wochenschrift. XXVII. Jahrgang, Nr. 1. Wien,. 1877: 4-. 21 Euiiicicola Claiisii, ein neuer Annelidenparasit. Beschrieben von Dr. Willieliii Kurz. Prufess'ir an der k. k. Lehrerfjildungsanstah in Kuttenherg. (Mit 2 Tafeln.) Die Aunelidenanwobner unter den Copepoden sind bisher aioch sehr unvollständig- bekannt geworden. Es bleiben sogar die Parasiten der allergewöhnlichsten Würmer noch zu entdecken übrig. Ich fand den zu beschreibenden Copepoden während meines Aufenthaltes an der k. k. zoologischen Station in Triest an Eunice Claparedii, einem der gewöhnlichsten Anneliden, die an der Station vorkamen. EnnieicoJa tiudet sich zwar nicht auf jedem Exemplar des Wurmes, aber etwa jede zehnte Eunice beherbergt einige Parasiten, die zum Theil zwischen den Kiemen angeheftet sitzen, zum Theil am Rücken der Eunice herumrutschen. Da die Thiere farblos sind, heben sie sich als weisse Punkte von dem braunen oder violetten Rücken der Eunicen ab. Den Körper ihres Wirthes verlassen sie nie , und müssen von demselben mit einem Messer abgehoben werden. Im Wasser bewegen sie sich sehr ungeschickt; denn obzwar sie mit Schwanzborsten ausge- stattet sind, springen sie nie, sondern schwimmen mittelst ihrer «chwacheu Füsse und einer wellenförmigen Bewegung des gan- zen Körpers sehr schwerfällig undier. Das Weibchen erreicht ohne Schwanzborsten eine Länge von 0-8 Mm., bei der höchsten Breite von 0-48 Mm. Die Antennen des ersten Paares sind 0-214 Mm. und die Schwanzborsten 0 24 Mm. laug. Der Cephalothorax des Thieres ist schildförmig erweitert und mit Ausnahme einer seichten Einbuchtung an den Seiten zwischen Kopf und Thorax ungetheilt. Nur an den Bauehplatten lässt sich erkennen, dass der Thorax aus bloss vier Segmenter. 22 Kurz. bestellt, von (Icneii jedoch nur die drei vordersten Scliwinnnfiisse tragen. Das vierte Segment ist fusslos, und das fünfte ist ganz, geselnvunden. Der Körperrand ist nach unten ooncav umgebogen und der ganze Körper fungirt wie eine Saugsciieibe. Das Abdomen ist beim Weibchen ebenfalls nur viergliedrii:, doch zeigt der Vergleich mit dem Männchen, dass die beiden vordersten Glieder zu einem Genitaldoppelsegniente (Fig]., Paris, 1877; 4". 32 Societe cntomologique de Belg-iquc: Coiiipte reiidii. Serie 2. Nrs. 32 & 33. Briixelles, 1^70; 8«. Societe Imperiale des Naturalistes deMoscou: Bulletin. Annee 1876. Nr. 2. Moseoii, 1870; 8«. Verein der cechischen Chemiker: Listy Chemicke. I. Jahrgang' Nr. 4. Prag-, 1877; 8». Wiener Medizin. Wochenschrift. XXVII. Jahrgang-, Nr. 2. Wien, 1«77;4". 33 Über die Entwickeliiugs^escliiclite und den Bau der Samen- schale bei der Gattung Phaseolus. (Mit 2 Tafelu.;i Von Dr. 0. Haberlandt. Keine Pflanzenonlnung- ist liiusiehtlich des Baues ihrer Samen- schalen so vielfach nntersueht worden, als die der Legumi- nosen, Schon Malpighi kannte die charakteristische, pallisa- denförmig- ausgebildete Eitidermis der Testa. Später haben S c h 1 e i- den und Vogel an den Samenschalen mehrerer Repräsentanten dieser Familie die Anatomie und Entwickelungsgeschichte des erwähnten Samentheiles zum ersten Male in ausführlicherer Weise zur Darstellung gebracht; dann gab Frings heim in seiner 1il(len. Es lieg-t nJiinlicli über die Sanien- scbale der Gattung- Pliaseolus von keinem der genannten For- scher eine genauere Angabe vor, was seitens 8 empolowski'» unisoniehr überraschen niuss, als derselbe im Resume ganz all- gemein von den Samenschalen der cultivirten Papilionaceen- Gattungen spricht. Dabei will nun ein sonderbarer Zufall, dass gerade der Bau der Samenschale bei PluiseoluH von dem der übrigen untersuchten Leguminosen in einigen Punkten um ein Beträchtliches abweicht, und dass demnach die theilweise schon von S c h 1 e i d e n und später von S e m p o 1 o w s k i ausgesproche- nen und sogleich mitzutheilenden Sätze in ihrer Allgemeinheit nicht aufrecht erhalten werden können. Seh leiden hat bereits ]8o8 in den gemeinsam mit Th. Vogel veröifentlichten „Beiträgen zur Entwickelnngsgeschichte der Biüthentheile der Leguminosen " ' die morphologischen Verhält- nisse der Samenschale von Z////j«w//.sr/i?///rt;-/.s mit grosser Exactheit beschrieben. Er schilderte die P^ntwickelungderPallisadenschicht aus der Epidermis des lutegumentes und wies mit Zuhilfenahme des Macerationsverfahrens nach, dass dieselbe immer bloss aus einer einzigen Zellschichte bestehe. Er lenkte ferner seine Auf- merksamkeit auf die unter der Pallisadenschicht befindliche Lage von „Säulenzellen", mit ihren eigenthünilich kopfförmigen Er- weiterungen und den grossen Intercellularräumen, die sie zwi- schen sich freilassen; auf Grund späterer Beobachtungen hielt er dieselbe für eine Eigenthünjlichkeit fast aller Leguminosen. — In einer zweiten Abhandlung^ wird dargelegt, dass nach der aus mehreren Zelllagen bestehenden Parenchymschicht, welche ent- wickelungsgeschichtlich dem Integumente angehört, bei zahl- reichen Gattungen nochEndospermgewebe folge, über dessen ver- schiedenartige Ausbildung sich die Verfasser eingehend verbreiten. Der Gattung Phaseolus spricht Sc hl ei den das Endosperm ab. Sempolo wski''^ hat den Auseinandersetzungen Schlei- den's und Vogel's, abgesehen natürlich von zahlreichen Einzel- 1 Nova acta der Leop.-Car. Akademie, Vol. XIX, pars I, p. 59. 2 Über das Albumen, insbesondere der Leguminosen (nebst einem Aniiangei, ibid. Vol. XIX, pars II, p. 51. 3 Beiträge zur Kenntnis« des Baues der .Samenschale, Inaugural- Dissertation von A. Sempolowski. Leipzig 1874^, p. 'J — 42. üb. (1. Eutwickelungsg-eschichte etc. bei d. Güttiing P/iascolus. 35 heiten, nichts wesentlicb Neues binzugefüg-t. £v iintersnclite, ohne sich auf die Entwickelungsgescliichte einzulassen, den Bau der Samenschalen von Lupinns, Vicia, Enuwi, Ptsuni. Trifo- lium, Medicdfjo, Melilotus, Ovnithopus, Aiitliyllis, Trif/unrl/a und Onobrychis sativa, und unterscheidet nun ganz allgemein an den Samenschalen der cultivirten Papilionaceen folgende fünf Schich- ten: 1. Die Epidermisschicht, welche aus ungleichmässig stark verdickten, von einer bald dickeren, bald dünneren Outicula überzogenen Zellen besteht. 2. Die Schicht der mit Intercellular- räumeu versehenen Säulenzellen, 3. Das von mehreren Zelllagen gebildete Parenchymgewebe (nach den Abbildungen überall aus einfach parenchymatischen, zusammengepressten Zellen bestehend). 4. Eine farbstotfführende Schicht, die aber nur einigen Gattungen zukommt, und 5. endlich das mit der innersten Schichte der Samenschale * verwachsene Endosperm. — Wir werden bald sehen, wie wenig der Bau der Samenschale bei der Gattung Phaseolus mit dem hier mitgetheilten Schema übereinstimmt. Ich gehe nunmehr an die Besprechung meiner eigenen Untersuchungen, welche im Laboratorium der Lehrkanzel des Pflanzenbaues an der k. k. Hochschale für Bodencultur in Wien durchgeführt wurden. 1. Ph. vulgaris. Das äussere Integument der hemitropen Samenknospe setzt sich schon kurz nach erfolgter Befruchtung aus 5 — 6 Zelllagen zusammen (Fig. 1 u. 2). Die Epidermis be- steht aus prismatischen Zellen, deren Länge den Querdurch- messer nur um Weniges übertrifft. Das übrige Gewebe ist noch nicht weiter differenzirt und besteht durchwegs aus gleichartig gebau- ten, am Querschnitte quadratisch oder sechseckig erscheinenden Zellen; nur die unmittelbar unter der Epidermis gelegenen sind etwas grösser. Das innere Integument ist bloss zweischichtig. Die erste Lage schliesst sich in der Form der Zellen so ziemlich an das Gewebe des äusseren lutegumentes an, doch zeigen dieselben eine geringe tangentiale Dehnung. Die zweite Lage erscheint an Querschnitten pallisadenförmig entwickelt; ihreZellen sind näm- lich fast dreimal so lang als breit. Doch verlieren sie an der Krümmungsstelle des Kuospenkernes dieses Aussehen und werden allmälig wie die Zellen der ersten Schichte. > Letztere im engeren Sinne genommen. 3* o6 II .-iIktI aud t. Wenn die bi'lriicliteteftunicnkno.spc einen Läng'sdiirclnnesser von 2 — ^-f) ]Mni. erreicht hat, so ist in dem Zellgewebe des äiisse- len Integunientes schon eine verhältnissniässig weitgehende üitit'erenzirnng der Schichten bemerkbar (Fig. B). Die Zellen der Epidermis haben sich zwar noch nicht gestreckt, doch zeigt fast jede derselben eine Ivadialtheilnng. Die darunter betindliehe Zelllage besteht nun aus unregelmässig prismatischen Zellen, deren Querwände nicht selten schief gestellt sind. Ganz anders ist die darunter liegende Zellschicht entwickelt. Grosse, in tan- gentialer Kichtung- stärker ausgebildete Parenchymzellen folgen in 3 — 4 Lagen und lassen kleine Intercelliilarräume zwischen sich frei, die den nachfolgenden Schichten fehlen. Kadiale und tangentiale Tlieilungen sind nicht selten. Häutiger aber treten erstere in der nunmehr folgenden Schicht auf, deren Zellen noch mehr gedehnt sind und ebenfalls o — 4 Lagen bilden. Am lebhaf- testen theilen sich die Zellen der untersten Gewebsschichte des Integumentes ; die Tochterzellen sind ganz klein und suchen sich alsbald abzurnuden. Das innere Integument dagegen zeigt ein sehr träges Waclisthum und liisst leicht erkennen, dass es sieh an der Bildung der Samenschale nicht betheiligt. Eine Ver- mehrung der Zelllagen unterbleibt hier, und die in verhältniss- mässig geringer Anzahl auftretenden Radialtheilungen genügen nicht, um die durch das rasche Wachsthum des äusseren Litegu- mentes verursachten Zerrungen hintanzuhalten. Allerdings wer- den dieselben erst in späteren Eutwickelungsstadien deutlich erkennbar. Doch haben die Zellen der zweiten Schichte ihre Pallisadenform jetzt schon vollkommen eingebüsst und auch die häutige Schiefstellung ihrer Querwände fällt auf. An der Raphe ist die Entwickelnng der Samenschale schon um ^'ieles weiter vorgeschritten. Die Oberhautzellen haben sich radial gestreckt, das später zu beschreibende Trennungsgewebe des Funiculus ist liereits vollständig angelegt, und das reichlich entwickelte Parenchym ist mit grösseren Intercellularräumen ver- sehen und führt zahlreiche Krystalle aus oxalsaurem Kalk. Ganz auf- fällig sind hier die ausserordentlieh lebhaften Zelltheilungen in den untersten Lagen des Parenchyms. In einer Zelle treten oft gleich- zeitig und dicht neben einander4—G Querwände auf, was zu einer eigenthümlichen Fächerung derselben führt (^Fig. 4). üb. ü. Entwickelungsgeschichte etc. bei d. Gattung- PIkiscoIhs. ol In einem dritten Entwickelungsstadium (Fig-. 5) — der Längsdnrchmesser der Samenknospe beträgt 5 — 6 Mm. — haben die übrigens noch unverdickten Zellen der Oberhaut des Integii- mentes bereits die Pallisadentbrm angenommen. Die darunter befindliche Zelllage theiit sich durcii tangentiale Scheidewände. Die nach innen gelegenen Tochterzellen scliliessen sich in jeder Hinsicht an das übrige Parenchym an; die an die Epidermis grenzenden dagegen werden schön prismatisch, schliessen voll- kommen dicht an einander und behalten nur d i e s e F o r m bis zur vollständigen Reife des Samens. Die Ausbildung der übrigen Schichten bietet in diesem Stadium nicht viel Bemer- kenswerthes; es mag daher bloss auf die Abbildung verwiesen werden. Am Hilum zeigt die Pallisadenschicht mit den daran gren- zenden Zellen des Treunungsgewebes schon eine bedeutende Verdickung der Wände, das Parenchym in seinen oberen Lagen sternförmige Ausbildung, und das zu innerst gelegene, an Quer- schnitten sehr kleinzellig erscheinende Gewebe gleichfalls gallert- artig verdickte Wandungen. Um nicht gar zu viele Details anzuhäafen, überspringe ich nun den Zeitraum bis zur vollständigen Reife des Samens. Die Veränderungen, welche während desselben mit dem Gewebe der jungen Testa vor sich gehen, dürften sich zu Genüge aus der Besprechung des Baues der reif gewordenen Samenschale er- geben. Dieselbe ist, wie wir gesehen haben, ein ausschliessliches Product des äusseren Tntegumentes der Samenknospe. Denn das zweite Integument wird, nachdem es vorerst stai-k verzerrt worden, allmälig ganz resorbirt. An der Samenschale von Pli. vn/f/aris lassen sich im Ganzen fünf wohl abgegrenzte Schichten unterscheiden. Die Pallisaden- schicht (I) zeigt den allen Papilionaceen gemeinsamen Typus. (Fig. 6, I, 7. u. 8.) Die prismatischen, 5 — Gseitigen Zellen be- sitzen in ihrer oberen Hälfte ein sehr enges, spaltenförmiges Lumen, welches sich gegen unten zu schlauchförmig erweitert. Dasselbe ist hier bei verschiedenen Varietäten verschieden gross, bei Bohnen mit farbiger Samenschale gewöhnlich weiter, als bei weissen Sorten. In der oberen Hälfte der Zellen treten starke, 38 H ii her I a 11(1 1. leistentörnii^e Verdickung'en und Porenoanäle auf. Die ziciulicli schmale Lichtlinie verläuft kuMj)]) unter der Cutieula und wird nach Behandlung- des Präi)arates mit Chlorzinkjodlö.sung' schön blau gefärbt. Dasselbe kann übrigens auch an den Fallisa den- zellen der Testen anderer Leguminosen beobachtet werden, wesshalb ich Sempolowski nicht beipflichte, wenn er in der Lichtliiiie auch eine chemische Veränderung der Zellwandungen vor sich gegangen sein lässt. ' Es genügt wohl die Kussow'sche Erklärungsweise, welche annimmt, dass an der Stelle der Licht- linie die Substanz der Zellmembran dichter und wasserärmer sei.^ Unter der Pallisadenschicht folgt nun eine Zelllage (II), die, wenn sie sich von dem übrigen Gewebe der Testa differenzirt, bei allen bisher untersuchten Gattungen mit mehr oder weniger stark entwickelten Intercellularräumen versehen ist. Bei Ph. vulgaris fehlen aber letztere vollständig und wir werden auch gleich sehen wesshalb. — Bloss mit Wasser behandelt, zeigt sich am Querschnitte ein massig breiter, stark lichtbrechender Streifen, in welchem nach regelmässigen Abständen sehr schön ausge- bildete Krystalle eingelagert sind. Zellcontouren sind nicht be- merkbar. Erwärmt man aber den Schnitt vorerst in verdünnter Kalilauge, so grenzen sich die einzelnen Zellen ganz deutlich von einander ab (Fig. 6, II); sie stellen kurze, 5— 6seitige Pris- men vor, und besitzen so stark verdickte, gallertartig angequollene Zellwände, dass der Krystall, welcher ausnahmslos in jeder Zelle vorkommt, das ganze Lumen derselben erfüllt. In der Oberflächen - ansieht zeigt sich eine deutliche Schichtung der Zellwände (Fig. 9). Bei nur ganz schwachem Anquellen bemerkt man nicht selten, dass das sehr enge Lumen der Zelle ober- und unterhalb des Krystalls sich fortsetzt und sich an seiner Endigung sogar ein bischen erweitert. Die gewöhnlich radiale Stellung der Quer- wände wird manchmal zu einer schrägen, so dass dann die be- treffende Zelle zwischen die übrigen sich einkeilt und die Form einer abgestutzten Pyramide annimmt. Die Krj^stalle, welche diese überhaupt sehr charakteristische Zellschicht auszeichnen, bestehen, wie zu erwarten stand, aus 1 L. c. 1). 11. 2 E. Russüw, Verg-leicliende Untersuchungen, betreffend die Histo- log-ie etc. der Leitbündelkryptogamen. St. Petersburg, 1872, p. 35, 1. Anm. üb. d. Entwickelung-.-igeschichte etc. bei d. Gattung- Pliancobis. 39 oxalsaurem Kalk und erscheinen in den gewöhnlichen Com- binationen. Schön ausgebildete Zwillinge sind häufig. Nach Behandlung mit Chlorzinkjodlösung nimmt die soeben besprochene Zellschicht anfänglich eine rothviolette Farbe an, während die Pallisadenzellen und das gleich zu beschreibende Parenchymgewebe graublau gefärbt werden. Später erscheinen sie jedoch ebenfalls schön blau. Die nun folgenden Gewebslagen der Samenschale sind im trockenen Zustande stark zusammengepresst und dabei von un- gefähr derselben Dicke wie die beiden vorhin besprochenen Schichten. In warmer Kalilauge quellen sie jedoch stark auf, bis zu dem 3 — 4fachen ihrer früheren Breite und lassen nun drei von einander wohl abgegrenzte Zellschichten erkennen. Die erste (III), aus 3 — 4 Zelllagen bestehend, setzt sicii aus sternförmig ausgebildeten Zellen zusammen (Fig. 6 III, 10, 14); sie weist in Folge dessen zahlreiche Intercellularräume auf und erinnert sehr an das sogenannte Schwammparenchyra der Laub- blätter. Das Anquellen der Zellmembranen in Kalilauge ist ein ziemlich beträchtliches. Der Zellinhalt besteht aus kleinen Proto- plasmaresten und färbt sich nach Zusatz von Chlorzinkjodlösung gelb. Auch die Ausbildung dieser Zellschichte difterirt daher sehr wesentlich von der einfach parenchymatischen Entwicke- lung derselben bei den übrigen Leguminosen. Nur die Samen- schale von >l/ü«^i/ns /be^\:inathaiatunvrajIXX_V'Bd, I .\bth.l877. Haberlandt.EnlmcIa!lith. DiuckirJosTWagner Tier. Sit2nmösl).d.k.Vkad.(i.W.maÜi.na.turwCiirSXTBa.LAl)tlv.l877. üb. (1. Entwickehingsgeschichte etc. bei d. Gattung l'haseohis. 47 E r k 1 W r u n g" der A b b i 1 d ii n o- e ii. Tafel I. Fig. 1. Samenknospe von Phuseoliis vulgovis^ einige Zeit nacli der Bet'nich- tung; a äusseres, b inneres Integunient. n Knospenkern, e Embryo- sack, /■ Kaphe. Vergr. 20. Fig. 2. Querschnittsansicht der Integumente kurz nach erfolgter Befruch- tung. Vergr. 440. Fig. 3. Späteres Entwickelungsstadium der jungen Testa; (Länge der Samenknospe 2*5 Mm.) I, II, III, IV, V. Die sich bereits differen- zirenden Schichten des äusseren Integuraentes; b inneres Integu- ment. Vergr. 280. Fig. 4. Parenchymzellen an der Raphe in Tlieilung. Vergr. 450. Fig. 5. Noch späteres Entwickelungsstadium; (Länge der Samenknospe 5 Mm.) Bezeichnung wie bei Fig. 3. Vergr. 280. Fig. »3. Querschnitt der reifen Testa in Kalilauge erwärmt; I Epidermis, II Prismenschicht, III Sternparenchyraschicht , IV tangential ge- streckte Parenchymzellen, V Filzgewebe fvergl. Tafel IL Fig. 11). Vergr. 280. Fig. 7. Durch Kochen in Kalilauge isolirte Pallisadeuzellen. Vergr. 560. Fig. 8. Pallisadeuzellen von oben. Vergr. 500. Tafel II. Fig. 9. Prismensehicht von oben. Vergr. 500. Fig. 10. Sternparenchymzellen von oben. Vergr. ,500. Fig. 11. Verzweigte Zelle aus Schichte V. Vergr. 120t). Fig. 12. Samenschale von Ph. lunatus L.\ Behandlung wie oben. IL Lage, trichterförmiger Zellen. Vergr. 280. Fig. 13. Samenschale von Ph. MHngo\ II Säulenschicht, p Parenchym- schichte, e Endosperm. Vergr. 280. Fig. 14. Samenschale von Dolichos monachalis. Vergr. 280. SITZUNGSBERICHTE DER Kii^ERüCEi ämm m wissiscmf™. \IATHEMATISCH - NATORWISSOSCHAFTLICHE CLASSE. LXXV. Band. ERSTE ABTHEILUNG. 2. Enthält die Abhandlungeu aus dem Gebiete der Mineralogie, Botanik, Zoologie, Geologie und Paläontologie. 51 IV. SITZUNG VOM 1. FEBRUAR 1S77 Der Präsident g-ibt Naelii'ielit von dem am 24. .Jänner 1. J. ■erfolgten Ableben des correspondirenden Mitg'liedes Heirn Prof. Dr. Johann Christian Poggendorff in Berlin. Sämmtliche Anwesende geben ihr Beileid durch Erheben von den Sitzen kund. Die Direction des steiei'm. landschaftliehen Realgymnasiums in Pettan und der Ausschuss des akademischen Lesevereins „Cienöfsky in Prag übersenden Danksehreiben für die Bethei- lung' mit akademischen Publieationen. Das c. M. Herr Prof. Dr. A. v. Walten hofen in Prag über- sendet eine Abhandlung: „Über den Peltier'schen Versuch". Das c. M. Herr Prof. Emil We3^r übersendet eine Abhand- lung: „Über Paumcurven vierter Ordnung mit einem Doppel- punkte-'. Herr Prof. F. Lippich in Prag übersendet eine Abhandlung betitelt: „Zur Theorie der Elektrodynamik." Der Secretär legt noch folgende eingesendete Abhandlungen vor: 1. „Zur Theorie der algebraischen Gleichungen", von Herrn Dr. B. Igel in Wien. 2. „Neue Methode zur Ableitung der Taylor'schen Reihe-, von Herrn Jacob Zimels in Brody. Herr Gundaker Graf Wurmbrand erstattet einen Bericht über die von der kaiserl. Akademie subventionirte Ausgrabung eines Knoehenlagers im Löss bei Zeiselberg. An Druckschriften wurden vorgelegt : Accademia Gioenia di Scienze naturali di Catania : Atti. Serie terzn. — Tomo VL Catania, 1.^70 ; 4*^. Serie terza. — Tomo IX. Catania. 1874; 4". 4 * 52 Accademia delle Scieiize dell' Istituto di Bologna: Memorie. Herie 3. Tomo III. Fa.scicolo 3—4. Bologna, 1872; 4". — Serie 3. Tomo IV. Fascicolo 1-4. Bologna, 1873. 4". — Kendiconto delle Sessioni. Anno accadeniico 1873—74. Bologna, 1874; 8'\ Akademie der Wissenschaften, Königl. Preuss., zu Berlin: Monatsbericht. September u. October 187G. Berlin, 1876; 8". — Kaiserlich Leopoldinisch- Carolinisch-Deutsche, der .Natur- forscher: Leopoldina. — Heft XII, Nr. 23 — 24. December 1876. Dresden, 1876; 4«. Apotheker- Verein, allgem. österr. : Zeitschrift (nebst An- zeigen-Blatt), lö. Jahrgang, Nr. 2 & 4. Wien, 1877; 8». Archiv der Mathematik und Physik. Gegründet von J. A. Grunert, fortgesetzt von K. Hoppe. LX. Theil, J. Heft. Leipzig, 1876; 8". Brüssel, Universität: Schriften aus den Jahren 1865 — 74. Brüssel ; gr. >!". Comptes rendus des seances de l'Academie des Sciences. Tome LXXXIV, Nr. 3. Paris, 1877; 4". Genootschap, Bataviaasch van Künsten en Wetenschappen : Kavi Oorkonden in Facsimile. Flo. Inleiding en Trans- scriptie van Dr. A. B. Cohen Stuart. Leiden, 1875; 8**. — Notulen van de Algemeene en Bestuurs-Vergaderingen. Deel XIH. — 1875, Nr. 3 en 4. Batavia, 1876; 8». Deel XIV. 1876; Nr. 1. Batavia, 1876; 8". — Tijdschrift voor Indische Taal-, Land- en Volkenkunde. Deel XXIII. Afle- vering 2 & 3. Batavia 's Hage, 1875; 8*^. Aflevering 4. Batavia 's Hage, 1876; 8". Gesellschaft, Deutsche <'hemisclie, zu Berlin: Berichte. IX. Jahrgang, Nr. 19. Berlin, 1877; 8». Gewerbe-Verein^ n.-ö. : Wochenschrift. XXVIH. Jahrgang, Nr. 2—4. Wien, 1877; 4». Ingenieur- und Architekten- Verein, österr.: Wochenschrift. II. Jahrgang, Nr. 3 & 4. Wien, 1877; 4^ M i 1 1 h e i 1 u n g e n aus J. Perthes" geographischer Anstalt. XXII. Band, 1876. 1'2. Heft. Gotha; 4". — Ergänzungsheft Nr. 49, Gotha; 4". 53 Museum of Comparative Zoölogy at Harvard College, Cam- bridge: Memoirs. Vol. IV. Nr. 10. The American Bisons, living and extinet. By J. A. Allen. Cambridge,! 876; 4", Nature. Nrs. 377 & 378, Vol. XV. London, 1877; 4«. „Revue politique et litteraire" et „Revue scientifique de la France et de l'Etranger-'. VP Annee, 2' Serie. Nr. 30 & 31. Paris, 1877; 4^ Societas Scientiarum Feunica: Acta. Tomus X. Helsingfors, 1875; 4». Societe des Sciences de Finlande: Observations meteorologi- ques. Annee 1873. Helsingfors, 1875; 8^ — Bidrag tili Känuedom af Finlands Natur och Folk. 24 Hättet. Helsing- fors, 1875; 8^. — Öfversigt af Finska V^etenskaps — Socie- tetens Förhandlingar. XVH. 1874 — 1875. Helsingfors, 1875; S'\ V e r e i n , naturwissenschaftlicher von Neu - Vorpommern und Rügen: Mittheilungen. MII. Jahrgang; mit 1 Lichtdruck- Tafel. Berlin, 187(3; 8". Wiener Medizin. Wochenschrift. XXVII. Jahrgang. Nr. 3 & 4. Wien, 1877: 4o. 54 V. SITZUNG VOM 8. FEBRUAR 1877. Das c. M. HeiT Prof. Stricker iiberseiitlet eine Abhand- lung: „Über die collaterale Innervation". Der Secretär legt folgende eingesendete Abhandlungen vor : 1. J.Beiträge zur Kenntniss des Chloralhydrats", von Herrn Dr. C. 0. Cech, Privatdocent an der Universität zu Berlin. 2. „Versuche über Verdampfung", von Herrn Dr. Georg B a u m g a r tn er in Wien. Das \v. M. Herr Prof. J. Loschniidt legt die dritte Ab- theilung seiner Abhandlung vor: „Über den Zustand des Wärme- gleichgewichtes eines Systems von Körpern mit Rücksicht auf die Seh werk) aft". Herr Privatdocent Dr. Franz Exner legt eine Abhandlung vor: „Über die Diffusion der Dämpfe durch Flüssigkeits- lamellen''. An Druckschriften wurden vorgelegt: A c a d e ni i e Royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique: Bulletin, 45* Annee, 2^ Serie, tome 42. Nr. 11. Bruxelles, 1876; 8". — Programme de C'oncours pour 1878. Bruxelles, 1876; 4«. American Chemist. ^'o]. VH, Nr. 4. Whole Nr. 76. New York 1876; 4". Astronomische Nachrichten. Nr. 2110—2116. Band 89, 1 — 4. Kiel, 1877; 40. Bibliotheque Universelle et Revue Suisse: Archives des Sciences physiques et naturelles. N. P. Tome LVII. Nr. 228. Geneve, Lausanne, Paris, J876; 8". Comptes rendus des seances de l'Academie des Sciences. Tome LXXXIV, Nr. 4. Paris, 1877; 4». Gesellschaft, k. k. geographische, in Wien: ^littheilungen. Band XIX (neuer Folge IX), Nr. 12. Wien, 1876; 8". G e s e 1 1 s e li a f t , geographische in Bremeu : St;it',7 Oeologisclie üiitcrsuchiuigeii im westlichen Tlieile des Balkan und in den angrenzenden Gebieten. 2. Barometrische Beobachtungen. Von Prof. Dr. Franz Toiila. (Vorgelegt in der Sitzung am 11. Jänner 1877.) Da ich auf meiner Reise voraussielitlich Geleg-enheit hatte, Gegenden zu besuchen, wo vorher keine Höhenhestinimungenvor- genommeu worden waren, so versah ich micli mit zwei Naud et- schen Aueroiden der grösseren Sorte Nr, 38582 und Nr. 50567. Auf den Kath des verstorbenen Herrn Directors Jelinek acqui- rirte ich auch ein Kapeller'sches Heber-Barometer Nr, 3257, welch' letzteres sich auf das beste bewährte und vollkommen wohlbehalten wieder nach Wien zurückgebracht wurde, nachdem es manche Gefahren glücklich überstanden hatte. Die Correcturen der beiden Aneroide besorgte Herr Prof, K u h n : für Nr. 38582 betrug der Temp. Coetf. C = — U- 150 für 1° Geis, „ Nr. 505()7 „ „ „ „ ^= -0-129 „ ,. ,. Ein Sealentheil des erstereu Instrumentes ergab sich mit 0-979'"" „ „ ,, zweiten ,, ,. „ ,, 1*016 Das Barometer Nr. 1257 wurde in der meteorologischen Central- Anstalt verglichen unddie Gorrection zu — 0-41 gefunden. Bei Gebirgstoureu wurde das Heber-Barometer nicht innner mitgenommen, sondern als Staud-Instrumeut verwendet, mit dem die Aneroid-Ablesungeu verglichen wurden ; dadurch wurde es möglich, Correctionen bei den Berechnungen anzubringen, die aus der Tabelle I zur Vergleichuug des Ganges der drei Instru- mente entnonnnen wurden. Die Unterschiede der beiden Aneroide sind während der ganzen Reisedauer unbedeutende, und schwan- ken zwischen 0- 1 und 1- T". 58 T o u 1 a. Meine Al)lesiin^eiil»;irh- tungen in\'idin und ('(»nstantinopel in Vergleicli bringen. InVidin wurden dieselben von dem k. k. Postassi^tenten Herrn Rudolph Schnell, auf meine Bitte hin, während der g-anzen Reisedauer regelmässig um 7ii Früh, 2i' Mittag uml Sh Abends vorgenommen. In Vidin befindet sieh ein Quecksilber- Barometer (Ky. 1113). Die Ablesungen des meteorologischen Observatoriums in Coustantiuopel wurden mir durch die gütige Vermittlung des Herrn 1 >ir. Dr. ('. Jelinek zugänglich und spreche ich Herrn Dir. Coumbary in Constantinopel meinen verbindlichsten Dank hiefür aus. Für die nahe bei Vidin gelegenen Orte zog ich nur die Vidiner Ablesungen in Betracht, auch vernachlässigte ich die Constantinopler Ablesungen in Fällen autfallender Depression daselbst gegenüber Vidin, da alle von mir besuchten Orte immer viel näher der letzteren Stadt gelegen sind. (Dieses gilt für Xr. 19-23, 42, i56, 73—77). Der auffallende Unterschied der Barometerstände zwischen Vidin und Constantinopel ist am 31. August und 1. September 1875 zu verzeichnen. Zu Vidin stieg in dieser Zeit der Barometer- stand um fast 2""", während in Constantinojjcl gleichzeitig ein Fallen um 3-8""" verzeichnet ist. Am 1. September Abends 9 Uhr betrug hier der Barometerstand 757 -5""" und erfuhr eine seiner bedeutend- sten Depressionen, die nur am 30. SeptemberAbends und aml .Octo- ber Morgens noch grösser war (757"""). doch sank an diesen Tagen gleichzeitig auch in Vidin die Quecksilbersäule auf 752-6""°. Das Fehlen einer meteorologischen Station im Innern des Landes zur Zeit meiner Reise, ist ein grosser Übelstand. Hätte eine solche — in Sofia beispielsweise , damals bestanden, so würde meinen Höhent)erechnungen ein hfdier Grad von Genauig- keit zuzuschreiben sein. Die Berechnungen meiner Ablesungen übernahm mein ge- ehrter Freund und College Herr Professor Walser, dem ich an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank ausspreche. Die Be- rechnungen wurden nach den, von H.Kiefer neu berechneten und erweiterten J. B. Biot'schen Tafeln ausgeführt. Wo Ablesungen des Quecksilber-Barometers vorlagen, be- nützte ich selbstverständlich nur diese zur Höhenbestimnning, während die gleichzeitigen Aneroid-Ablesungen zur Feststellung Geolog. Untersnclauig-en im westlichen Theile des Balkan etc. 59 des Corrections-Coefficienten i'iir die daianffolgeiiden alleinigen Aneroid- Ablesungen benfitzt wurden. Die Höhe von Vi diu iil)er dem Meere l>ei Constantinopel ergab sich als Mittel aus 72 Berechnungen mit 34 Meter. Würde man nur die um Mittag vorgenommenen Beobach- tungen in Betrachtziehen, so ergäbe sich dieseHöhe mit 40 Meter. Herr Felix Kanitz gibt die Höhe von Vidin am Landungsplatze der Dampfschitlfe mit ,,o2(?)" Meter an, während mir im k. k. railitär-geographischen Institute die Höhe von Vidiii mit 45 Meter- angegeben wurde. Bei den ausgeführten Höhenberechnungen brachte ich die Höhe von Vidin mit 34 Meter in Rechnung. Tergleichiiiig des Gauges der Instrumente. ('oiT. .Stünde des CQ s >^ rG .S •;r « QJ g ö^ ^ S M e t 6 1- o fj 8 15 16 19 20 21 22 23 24 25 26 29 31 33 43 46 48 49 64 65 67 85 86 87 91 97 13/8 n 14/8 15/8 16/8 18/8 19/8 20/8 n 21/8 25/8 26/8 28/8 29/8 30/8 n 49 7/9 10/9 22/9 24/9 25/9 27/9 29/9 Vo7 759 757 752 738 739-3 746-0 722-1 723 731 687 653 731 726 739-6 742-2 742 - 7 742-6 743-1 744 0 745-2 738-2 737-5 725-6 732-4 716-2 715-7 700 1 706 9 708-1 701-1 757-7 -0-8 -0-4 +0-6 —0-8 739-3 —0-3 722-1 -0-3 —0-1 —0-6 —2-0 -1-6 —0-8 —1-4 — 1-3 -0-8 —1-1 —0-8 —10 +0-1 -0-9 -1-0 -1-7 — 1-7 -1-5 — 1-5 757-5 —0-8 -0-3 +1-1 —0-6 -rO-2 +0-5 +0-4 +01 +0-6 — 1-0 —2-3 — 2-7 -0-7 —0-7 — U-6 -0-6 -0-4 —Ol +0-2 —0-2 —0-1 -0-3 —0 - 5 —0-5 — 1-0 — 0-9 -0-9 -1-0 — 1-1 —1-2 0 0 0-1 0-5 0-2 0-2 0-8 0-4 0-4 0-7 0-4 0-3 1-1 0-1 0.7 0-7 1-0 0-9 0-7 0-7 0-6 0-4 0 0-8 0-8 0-5 0-4 91 5 20 70 234 231 174 493 500 402 917 1350 385 415 269 249 2-23 225 213 212 145 217 213 371 357 526 500 655 644 625 608- 91 +9-0 +4-0 —7-0 + 9 231 + 3 493 + 4 + 3 + 7 + 25 + 32 + 8 + 16 + 14 + 9 + 12 + 9 + 12 + 16 + 11 + 10 + 21 -r 20 + 17 + 16 91 + 9 + 3 -13 + 6 2 — 6 — (j — 1 — 7 + 11 +29 +35 4- 8 + 7 + 6 + 8 0-2 + 1 ^ 3-5 +10 + 11 +10-6 +13 + 11 +13 60 T 0 u 1 a. ^ :_ - s: o; 4> ^ -^- 1 ^ 03 'S ■" s ! 3 03 S , CO in <—■ -= «^ c N ^J " ^ ^ N -/J ," ■^ i- ^J •»— 0^ Z 03 r^ ^^ •^ S ^ J3 S :0 _^ «2 ^S S _ »^ '^ < -* o o S 0^ CO 5t ~ ^•^ J9iai\T 111 in ^ j. •^ ■±" X X ,- 1-- aqPH »jnjosqv CM :m CQ in ^^ in i5 fM oi in ^9 ^ CO -M ^1 c^j ^ C •_g ■^ r^ cp ^ 'i- '^ 4. «^Ä ^1 -;- ^X X & 11 ih tc |>- "~^ ö o [V. -^ X .n t — lT^ X i'n in CN t- -N l- CO i- C^l l^ -M t~- -M t^ ^1 c- ■?! 1-^ L— ^ oa o 1! 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Uutersr.fhungeii im westlichen Tlieilc des Balk.ui etc. öo '- E —■ '- ^ ^ ^ i-^ S ;:§ !^ = t = t I = S '^ ~ ti ?- 3C ^ äc .§D -s "^ > 5 _ _ ^-' ^ r o ^ ^ T ' z =£ Oj - "m" :;: <^ 13 '^ "ä ^ * fe» •::^ • - =« - ^ — -* i~ T- CO X' TV] -^ -M -^D X X ^1 t— '^ CO 1-^ 7^3 CC 'M :J5 -^ -^ ~a -^ '^ i- ^ i- '^^ ^] "* CO ^1 CO CO' X 1—1 t- - r— 'Tf tM ^ .= P ^ 5 'M 64 T 0 II 1 a. C O' H •2 fcr,a3 X S ^ O 1^ ;a - -i- -'c o — = •= -S 3£ § •-: k> O ö W .t;525 •— O ^ — 1^ ;2 c d i d S 7^ ZJ CO o lO fN CO cc IC CO CS ^ IC ■M CC rJ •7-1 IT > ! .n!e:--iaqaH saqos - janstlriAi pio.iaiiv i9S0S ••'M pio.iauy >0 •M X t- -fi xo -x> X _1M -C -~ -« ■.«,"« :n > ~ ä O — T" :0 X ? » ;r^ 02 _■ ^ H; 'F sc t; — ^ 3j O) =« ^ o, ^ ^ ■— -M Guolti-^-. Uiiti'rsiU'liiiiigTn im weltlichen Theili' des K;ilk;in etc. *>■> ^ T-i (t - o t- > ^ ^6 . '^J 4> — >-^, ^ -^ a: ■-■:; ^ -i^ S -C . 5r> > ^ td ^ -= 5 j= p ^ CS 7Z 1^ S ci -— \^Z iz;^: !z; 2f^ 5^ J! 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UntersiichuDg'tMi im we?>tlicluMi 'rheilc iles Balkan etc. ''--^ 5 i^ ^o S T ^ 2^ ~ ^ ^ '= -*^ ^ §■ -2 "!* =" ^ •2 5ä^^l^S"i^ __ 5J - ^ ^ a = ^ .= ^ ?^ .t: ;z; -r .t: ?5 -* TO CO c- — o c- o !>• •^ 'N ^ ^ -H to. o CO 'N -N --T^ X 7C CC' lO 'M -M lO 1-- -^ O -M in .r: iC t~ -^ -M "-r l— iC X ^ -S5 »o ~SS _ ■>! iC iD ■tH '^ Q t>- ip -0 ^1 >P C^ 'M f- ffi r- ^ S ^-CQ •= K^ T5 ^ .= ^ 5 J- e; o -- cß ■n o 70 T () u 1 ;i. 2 .I3J3JV1 Ul ä 00 'S ^ 3= oi r- :- :r -^ ;Jr — ^ r ^ r: 0/ •^ _; -< rr..:^ "S; -3 ^ ^ . • * - -^ i- 2 "Ö bC 2 — t^n; '^ '^ • — •^ 5£ V — ^ ^ X = -'-t ^ ,^ -< .^"^ - i. ^- '^' -• S i^ i: bc £^ i-'^'i xM m CM -2 .^ ffi •pH CO -^ ■* CO »CO o 9 öl Jug-jaqsH Ö8S8J; -JN t9fiOS -"N pjo.iauv o •,-1 CM O C-l o o — ■r-i T-H bD - C f2 >-> 3 p ^ (^ C^l Geoloi;-. Untersnchuiii;t'n im westlichen Tlieile des Balkan etc. ' ^ rt :^ .ti <; bt ^ — Oi :_ ^ "zii; -^ ai :_ CL >^- — ^^ i — O — ^ -t^ ■^ oi bj; ~ ""T" ^> ^ — c i. ?-> -- «3 > ir: t^ o ,_, 'M ^ '^ c cc CO y—i ' li; tC" \o »"Tl c- 1— i L^ ^ tj tc ^ 1—1 1— 1 •^ •r-l CC' o o 't' ^ ^^ ^_ ~ 0 0 CO ^ t- CO -f ■^- -f T-l 1—1 ■^^ "T" — '— '"' .- »3 ►^ « -/. ~ ^ 3 CS : ■q ci 03 i^ CS ■ X :t :_; c -r > — -y: •.- i -1h _■ "f '■" ^ •— * - — ^^ c: 'T- ^< _i. or, - >-/- C , ~ ■- O) — _; O O/ o 1 ^ > s> 72 T o 11 1 M. (iOol(tgiscli(> riitcrsiichnni^eii etc. . _ . ^ > o - =P2 s: 'S O Zi s is s = ^ = ^ ^ cc "^i; £; — S - 5 r- iC ~ .5 — = _£ c ^ .^ o O r^ ^ "^ ^ : — ■ 1! II II II ^o O ^ ""■~ ^ icr.i MX :m ■.iBa--i-'q-äH i o sali OS •« X -^.lOIl'^flBM — pio.isiiV 1 "* • t— i9S0!.'-'\' -J5 P|0.lr»UV •« duiox-ynq X r: ,/ _ _ iUD "^ 2 .z m r « — . y^ ^ o ■_ _^ t. = z i ü "C =- •- - - ^ — o - s ,t^ 73 > X rt — 2x T~ ^ O =^ ^ Ä X s lO ^ i£ ^ ■^ _ j; o ■M Ä ^ c 'TT O -}' lO t< ^ » ^ '^ — — -" _ o; u x CS t> £ S o . — iC CAJ i; c y= bj: -^ -r i_ ^ -^ o i— — :, pq ii: *" "■^ --£) w _ ^ r- ^ r; c X w s '^ SITZUNGSBERICHTE DEK ümLiciiiüPEiiEiewissisciim \1ATHEMATISCH- NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE. LXXV. Band. ERSTE ABT HEILUNG. 3. I^nthält die Abhandlungen uns dem Gebiete der Mineralogie, Botanik, Zoologie, Geologie und Paläontologie. VI. SITZUNG VOM 1. MÄRZ 1877. Die Directioii des k. k. niilitär geo^Tapliiselieii Institutes übermittelt 20 Blätter Fortsetzuiig-eu der Speeialkarte der österr.- ungar. Monarchie. Der Verein für die Deutsche Nordpolarfahrt in Bremen theilt mit, dass sich derselbe mit 1. Jänner 1. J. als ,. Geographische Gesellschaft" daselbst constituirt habe. Das w. M. Herr Prof. Hering- in Prag übersendet eine für die Sitzungsberichte bestimmte Abhandlung, betitelt: ,,Grnnd- züge einer Theorie des Temperatursinns". Das c. M. Herr Prof. Camill Heller in Innsbruck über- sendet eine Abhandlung, welche den Titel führt: „Untersuchun- gen über die Tunicaten des adriatischen- und Mittehneeres". Das c. M. Herr Prof. Ad. Lieben übersendet eine von ihm in Gemeinschaft mit Herrn G. Jauecek ausgeführte Arbeit: „Über normalen Hexylalkohol und normale Onanthylsäure. Die- selbe schliesst sich an die früheren Arbeiten von Lieben und Kossi an, die zur Entdeckung des normalen Butyl- und Amyl- alkohols, der normalen Valerian- und Capronsäure geführt haben. Das c. M. Herr Prof. Stricker übersendet eine Abhand- lung: „Untersuchungen über die Ausbreitung der tonischen Ge- fässnerven-Centren im Rückenmarke des Hundes". Das c. M. Herr Prof. Hubert Leitgeb in Graz übersendet eine Abhandlung des Herrn stud. phil. Martin A\'aldner, beti- telt: „Die Entwicklung des Antheridiums von Anthoceros'-' . Herr Prof. Dr. V. v. Ebner in Graz übersendet eine Ab- handlung: ,,Lber Ran vier 's Darstellung- der Knochenstructur nebst Bemerkiuigeii iil)er die Anwendung- Eines Nicols bei mikro- skoj)isehen lJnter.snehiini;en'*. Herr Dr. Leo Lieberniunn , Privatdoeent für medieinische Clieniic in Innsbruck, übersendet folgende Abhandlungen: 1. „Über Metanitro- und Metamidobenzacetylsäure.-' 2. „Über die fj'nwirkung der Tliierk(»hle auf Salze." Derselbe übersendet ferner noeh folgende zwei Notizen: 1. ..Lösung von Seliwefe! in Essigsäure' 2. „Nachweis von Fuchsin im Weine." Herr H. Freiherr Jü])tner v. Jonstorff übersendet zwei „Notizen über Molecu larunilagerung'en,-' Der Secretär legt folgende eingesendete Abhandlungen vor: 1. „Beschreibung- einer schwimmenden Rechenschleuse zur Abwendung von Überfüllung von Schiftfahrtscanälen bei Gelegenheit desEisstosses und derHoehwässer^', von Herrn Obersten Murgic in Weissenegg, welcher eine gedruckte Abhandlung- desselben Verfassers, betitelt: „der Eisstoss vor Wien, eine hydrophysische Studie zurDonauregulirung-', beigegeben ist. 2. ,Über die Lösung der Formel a;"'-H//'" = z'"-^, drei Beiträge von Herrn Moriz Stransky in Wien. 3. „Ansicht über die Entstehung des Zodiakallichtes", von Herrn Franz Noe, Hilfsämter- Directionsadjunct im k. k. Landes- Vertheidigungs-Ministeriu in. 4. „Bemerkungen über das Verhalten des Calciumphosphates gegen die Lösungen des Zuckers"^ von Herrn Franz Kra- San, k. k. Gymnasiulprofessor in Oilli. Hen- Stefan T s c h o 1 a G e o r g i e v i c s, Rechnungs - Ofticial bei der k. k. Smtthalterei in Wien, übersendet eine vorläufige Mittheilnng zur Wahrung seiner Priorität in Betreff der „Ermitt- lung der W^erthe eines Kreises auf unmittelbarem Wege". Das w. M. Herr Prof. Ed. Suess legt eine Abhandlung des F. Teller, Assistenten an der geologischen Lehrkanzel der Fniversität, vor, betitelt: „Über neue Budisten aus der böhmi- schen Kreideformation-' . Das w. M. Herr Director v. Littrow tlieilt mit. cbiss letzt- lich fol^^ende telegraphisehe Anzeigen einer Kometenentdeckinig- eingegangen sind : Von Paris. ..Comete par Horelly S Fevrier dix sept treize sud un trente sept. Mouvements i)lus une quarante qnatre et i)lus trois degres sept brillante ronde noyau". V o n M a r s e i 1 1 e. ,. Comete B o r e 1 1 y 8 Fevrier ä 15 heitres 41 niinutes 25819 09137 rapide mouvement ronde belle. 8te plian*'. Von Kopenhagen. ,,Komet Pe c hülc 9. Februar 1645 Kopenhagen. 25909 O88o7 l^)e\vegung wegen Wolken nicht con- statirt hell. Pechiile-. Herr Prof. Dr. Franz Toula überreiciit als weitere Mit- theilnng über seine geologischen Untersncluingen im westlichen Theile des Balkan eine Abhandlung über die sarmatischen Ab- lagerungen zwischen Donau und Timok. Herr Dr. J. Pey ritsch überreicht eine Abhandlung betitelt: „Untersuchungen über die Aetiologie pelorischer Blüthenbil- dungen." Herr Dr. Ernst v. Fle ischl legt eine Abhandlung vor. in welcher eine neue Methode zum Bestimmen der inneren Wider- stände galvanischer Ketten beschrieben ist. Herr Th. Fuchs, Custos am k. k. Hof-Mineralienca])inet, überreicht folgende vier Abhandlungen: 1. „Die geologische Beschaffenheit der Landenge von Suez.- 2. „Die Pliocänbildungen von Zante und Corfu." o. „Über die Natur der sarmatischen Stufe und deren Analoga in der Jetztzeit und in früheren geologischen Epochen.'- 4. „Über die Natur des Flysches.'- An Druckschritten wurden vorgelegt: Academia, Real de Ciencias niedicas, fisicas y naturales de la Habaua. Anales. Entrega 149. Tomo XHI. Diciend)re 15. Habana, 1S76; 8". Academie Imperiale des Sciences: Memoires. Tome XXVI. 2"^ partie. Tome XXVII. 1^ & 2" partie. Tome XXVIII. 78 1' partie. St. Petersbourg-, 1876; S^. — Berichterstattung über die siebzehnte Ziierkenniing; der Uvarov'sehen Preise. St. Petersbourg', 1875; 8". American Chemist. Vol. VII, Nr. ö. VVhole Nr. 77. New-York, 1876; 4". Cotta, Bernhard von: (ileologisches Repertoriiim. Leipzig, 1877; 8". Comptes rendus des Seauees de l'Academie des Sciences. Tome LXXXIV. Nr. b, 6 & 7. Paris, 1877; 4o. Gesellschaft, Deutsche Chemische: Berichte. X. Jahrgang. Nr. 1 & 2. Berlin, 1877; 8'\ Haeckel, Ernst Dr. Professor: Biologische Studien. Zweites Heft: Studien zur Gastraea-Theorie. Mit 14 Tafeln. Jena, ]S77; 8". Ingenieur- u. Architekten -Verein, österr.: Wochenschrift. Nr. 5—8. Wien, 1877; 4". Institut, k. k. militär- geographisches in AVien: Übermittlung von 20 Blättern als Fortsetzung der neuen Specialkarte Österreich-Ungarns. 1 : 75000. Istituto Keale Lombardo di Scienze e Lettere: Memorie. Classe di Lettere e Scienze matematiche et naturali. Vol. XII. — III della Serie III. Fascicolo VI e ultimo. Milano, 1875; 4*^. Vol. XIII. — IV della serie III. Fascicolo I. Milano, 1874; 4^'. — Classe di Lettere e Scienze moiali e politiclie. Vol. XII. — III de la Serie III. Fascicolo IV e ultimo. Milauo, ]875; 4-'. — Vol. XIII. — IV. della serie III. Fascicolo L Milano, 1874; 4^. — Rendiconti. Serie II. Vol. V. Fascicolo XVII— XX. (ultimo). Milano, 1872; 8». Serie 2. Vol. VI. - Fascicolo I. — XX (ultimo). Milano, 1873; 8". — Serie 2. Vol. Vn. Fascicolo I— XVI. Milano, 1874; 8". — Atti della Fondazione scientitica Cagnola. Volume VI. Parte I. Anno, 1872. Milano, 1872; 8". — Dal Prof. Santo Garovaglio: Archivio triennale del Laboratorio di Botanica crittogamica presse la R. Universitä di Pavia. Milano, 1874; 8**. — Del Briisone o Carole del Biso. Milano, 1874; 8". Sui Micro- titi della Ruggine del Grano. Milano, 1874; 8'\ — Notizie sulla vita e sugii Scritti del Dotl. Carlo Vittadini. Milano, 70 1867; S^. — De Pertusariis Eiiropae niediae Coninientatio. Mediolani, 1871; 4", — Teiitamen Dispositionis methoclicae Licheniim in Longobardia nasceutium additis iconibus par- tium internarum ciijusque speciei. Prolegomena. Mediolani, 1865; 4^ — Sectio IL Ven-ucariae biloculares. Mediolani, 1865; 4". L Genns. Verrucaria. Mediolani, 1865; 4". — — Sectio III. Verrucariae quadriloculares. Mediolani, 1866; 4'\ — Sectio IV. Verrucariae qninquiplurilocnlares. Medio- lani, 1868; 4". Thelopsis, Belonia, Weitenwebera et Lim- boria. IMediolani, 1867 ; 4". Manzonia cantiana. Mediolani, 1866; 4°. Descriziou^ di una nnova specie di Sensitiva arborea. Milano, 1870; 4". Octona Licliennm g-enera. Medio- lani, 1868; 4*^. De Lichenibus endocarpeis mediac Europae H. E. Galliae, Germaniae, Helvetiae nee non totius Italiae. Commentarius. Mediolani, 1872; 4''. Jahrbuch, Berliner astronomisches für 1879 mit Ephemeriden der Planeten Q— lei; für 1877. Berlin, 1877; 8». — über die Fortschritte der Mathematik. VII. Band. Jahrgang 1875. Heft 1. Berlin, 1877; 8". Natnre. Nr. 380—382. Vol. XV. London, 1877; 4". Osservatorio del E. Collegio Carlo Alberto in Moncalieri : Bullettino meteorologico. Vol. X, Nr. i» & 10. Torino, 1876 & 1877; 4^ ßepertorinm für Experimental-Physik. XIIL Band, 2. Heft. München, 1877; S^ „Revue politiqne et litteraire" et „Kevue scientifique de la France et de l'Etranger". VL Annee, 2' Serie. Nr. 33 — 35. Paris, 1877; 4". Societe Linneenne de Bordeaux: Actes. Tome XXXI. 4^ Serie. Tome I; L livraison. Bordeaux, 1876; 8*^. — Imperiale des Naturalistes de Moscou. Tome XIIL Livrai- son V. Moscou, 1876; 4". Society the Royal Asiatic oft Great-Britain & Ireland: The Journal. N. S. Vol. IX. Part 1. October 1876. London 1876; 8^. — the Royal Astronomical: Monthly Notices. Vol. XXXVII. Nr. 3. January, 1877. London, 8". 80 üni^ ersität , Kaiserlich Kasaii'selie: Sitzuii.usberielite und Denkschriften. Hand XLII. 1875. Kr. 1—6. Kasan, 1875; S''. Verein, Militär- wissenschaftlicher: Organ. XIII. Band, 4. Heft 1876. Wien, 8". XIV. Band, 1. Heft. 1877. Wien; 8". — Naturforsclienderin Brunn: Verhandlungen. XIV. Bd. 1875. Briinn, 1876; 8". Wiener Medizin. W(.chenschrift. XXVH. Jahrgang, Nr. 6 — 8. Wien, 1877; 4^ 81 Die Entwicklung des Antlieridiums von Anthoceros. Von M. Waldner. (Mit 1 Tafel.) Wohl keine unter ^ IHJ W ii ] (1 n V Y. Auch in (lern li;iiilii;eren Falle, als, wie oben erwähnt, der ersten Quertheilimn' sehr rasch eine zweite folgt und somit eine niedere mittlere Qiicrscheibe gebildet wird, werden in den vier am Scheitel gelegenen Zellen durch denselben Theilungs- vorgang Innen- und Aussenzellen gebildet (Fig. V a, i i). Von oben gesehen (Fig. V b) erscheinen die ersten Längswände über's Kreuz gestellt, der innere, kleinere Kreis entspricht dem optischen Durchschnitte der die Inncnzelleu abschneidenden Wände [i /). ]\[it dem Auftreten der ersten Theilungcn beginnt sich das junge Antheridium von der Verbindung mit den Nachbarzellen loszutrennen (Fig. Ell und IV); es entsteht ein anfangs kaum erkennbarer, sich aber immer mehr vergrössernder Hohlraum im Thallusgewebe, in welchen das Antheridium nurmehr durch die vier Zellen des untersten Stielstockwerkes mit dem Gewebe in Verbindung frei hineinragt. An dieser Stelle möchte ich auch einer abnormen Bildung Erwähnung thun, die ich ein paar jMnle fand. Im Gewebe des Thallus zeigte sich ein Gomplex von lauter kleinen kubischen Zellchen ganz derselben Form wie im reifen Antheridiumkörper, der, ohne von einer wahrnehmbaren Wandschicht umschlossen zu sein, direct dem nmgebenden Gewebe angrenzte. Offenbar haben wir es mit einem abnorm entwickelten Antheridium zu thun. Einmal fand ich die diesen Zellcomplex nach aussen abschliessenden, hier dreischichtigen, Deckschichten bereits unregelmässig zerrissen; es war eine Aiistrittsöfifnung gebildet ganz so wie über normal entwickelten Antheridien. Ob in diesen Fällen, die lebhaft an die fertigen, durch nachträglich starkes Wachsthum der umgebenden Zellen ins Gewebe versenkten Antheridien von Riccin erinnern, eine Trennung der jungen Antheridie vom nndiegenden Gewebe überhaupt niemals statt- gefunden, oder ob der vielleicht anfänglich vorhanden gewesene Hohlraum durch starke Entwicklung des Antheridienkörpers später so vollständig ausgefüllt wurde, dass eine eigene Anthe- ridicnwandung nicht mehr zu erkennen war, oder ob, wie es immerhin möglich wäre, eine solche übei'haupt gar nicht ange- legt wurde, wage ich nicht zu entscheiden, da Jugendzustände dieser abnormen Bildung nicht aufzufinden waren. Die EntwicklmiK des Antheridiunis von Anthoceros. 91 Verfolg:eii wir mm wieder das Antheridinni in seiner Weiter- entwicklung- nach der in seinem Scheitel erfolgten Ditferenziriing^ von Aussen- und Innenzellen: Durcli QuerAvände die in basi- petaler Folge auftreten, wird der untere Theil des Antheridiunis (Fig. IV und V, w) in mehrere übereinander liegende Stockwerke von je vier quadrantisch g:eordneten Zellen getheilt (Fig. II)- Nun folgt in dem unmittelbar den Scheitelzellen grnndwärts anliegenden Stockwerke (der niederen tafelförmigen Zelle (Fig. III, t). zumeist auch im nächst tieferen, die Sonderung in Innen- undAussenzellen durch zur Oberfläche des Antheridiums parallele Wände (Fig. II, li). Die vier Innenzellen dieser beiden Stockwerke (eventuell nur des einen) mit den vier Innenzellen der scheitelständii;en Zellen bilden den Körper des Antheridiums — (respective die Urmutterzellen der Spermatozoiden) — , Er ist unshüllt von zwölf Aussenzellen (Hüllzellen) und grenzt nach unten unmittelbar an das oberste Stockwerk des Stieles (o in Fig. VI a), das .sieh hier etwas erweitert und dessen Zellenzahl sich durch radiale Längswände (r r in Fig. VI «) später ver- doppelt. Alle übrigen Stockwerke des Stieles bestehen immer nur aus je vier übereinander gelegenen Zellen, die schon durch die ersten Längstheilungen im Antheridium entstanden sind. Die weiteren Theilnngen in den Hüllzellen sowohl, wie in den Inncnzellen erfolgen mit grosser I{egelniässigkeit. Die Hüll- zellen theilen sich fortan immer durch auf die Oberfläche des Antheridiums senkrechte, unter sich rechtwinkelig schneidende Wände, und folgen so der raschen L^mfangszuuahme des Antlieridiumkör})ers, dessen Zellen sich stets durch aufeinander senkrechte Wände theilen (Fig. VII). Im fertigen Zustande endlich besteht der kugelige Antheridienkörper aus lauter kleinen, kubischen, dicht mit Protoplasma erfüllten Zellchen — (den Mutterzellen der Spermatozoiden) — umgeben von einer ein- schichtigen Hülle. In Zusannnenfassung des im Vorstehenden über die Anlage und Entwicklung des Antheridiums von A)ithocer o s Mit- getheilten ergibt sich vorerst, dass sich dieses Lebermoos in Bezug auf beide Vorgänge wesentlich von allen übrigen Leber- moosen unterscheidet, liei diesen ist die Antheridinmmutterzelle ausnahmslos eine Obertlächenzelle, ihre so häutiü' vorkommende 92 M. W;il(luer. Verseiikuiii;- in das Tliallnsgewcbe ist ein secuiidärcr \'org-aiig-; bei Antlioceros aber wird aus dem dorsalen Segmente durch eine der freien Aussenfläehe parallele Wand eine zur Deeke sieh umbildende Au.ssenzelle von einer inneren abgeseimitten, aus der erst (auf eine nicht weiter bekannte Weise) die Anthe- ridien-Mutterzelle hervorgeht. Das Antheridium von Antho- ceros ist somit in der That eine endogene Bildung. Aber auch die Theilung-svorgänge in der die Antheridien- anlage darstellenden Zelle sind wesentlich verschieden von denen aller übrigen Lebermoose. Während nämlich die ersten Theilungen im Antheridi um von Ant h o c eros stets durch L ä n g s w ä n d e erfolgen, sehen wir bei allen übrigen Lebermoosen vorerst Querwände auftreten. Bei den Riccien wird (wenigstens nach den Angaben Kny's) die ganze papillös ausgewachsene Anthe- ridium-Mutterzelle vorerst durch Querwände in Stockwerke zer- legt, die sämmtlich zur Bildung des Antheridienkörpers ver- Avendet werden*; bei Marcha/dia wird von der, durch eine Querwand von der Tragzelle abgeschnittenen, papillösen Endzelle vorerst eine Stielzelle abgeschnitten, und die zum Antheridien- körper sich umbildende Zelle theilt sich, wie bei Riccia, eben- falls vor Auftreten von Längswänden ni mehrere (drei) über- einander liegende Stockwerke ; bei den lungermannieen endlich difterenzirt sich in gleicher Weise vorerst die Stielzelle von der den Antheridienkörper bildenden, in dieser aber treten sogleich Längswände auf, die zur Sonderung von Innen- und Wandzellen führen, so dass also der Antheridienkörper nur aus einem (dem obersten) Stockwerke hervorgeht. Anthoceros hält also gewissermassen zwischen den Riccien und Marchantien einer- seits, und den lungermannieen anderseits die Mitte. Es werden nicht nur die vier Innenzellen des obersten (Scheitel-) Stock- werkes, sondern auch die Innenzellen eines, meist jedoch zweier tieferer Stockwerke in die Bildung des Antheridienkörpers mit einbezogen. Es unterscheidet sicii aber Anthoceros, wie schon erwähnt, von allen Lebermoosen durch das vorerstige Auftreten von Längswänden und die spätere Difterenzirung des Antheriiim- stieles. < Nach Kny fehlt also die Stielhildimg- fVj. Die Entwicklung des Antheridiums von Anthoceroti. 93 Wenn wir aber auch von allen diesen Theilungsverscliieden- heiten absehen, bleibt die Ausbildung einer so ausgeprägten Wandschichte des Antheridiums völlig unerklärlich. Ringsum vom Thallusgewebe eingeschlossen bedürfte das Antheridium keines solchen Schutzes, wie die an der Oberfläche stehenden Antheridieu der übrigen Moose. Sehen wir doch auch bei den Eiccien die Waudschichte, nach dem Versenken des Antheridiums ins Gewebe, successive soweit verkümmern, dass es oft sehr schwer wird, das Vorhandensein derselben auch nur nach- zuweisen. Ganz etwas Ähnliches sehen wir bei den Marchantiaceeii. Auch die Archegonienbildung kann zur Betrachtung herbei- gezogen werden: Bei Anthoccros ist auch das Archegonium vollständig mit dem Thallusgewebe verschmolzen; aber so wie beim Antheridium sehen wir in der dem Bauchtheile des Arche- goniums entsprechenden Zelle ' vorerst die Sonderung in eine Innenzelle und drei periplierische auftreten^, also ebenfalls eine Wandschicht sich ausbilden, wie sie in ganz gleicher Weise auch bei den übrigen Lebermoosen auftritt, wo die Archegonien, weil über die Thallusoberfläche hervorstehend, einer solchen schützenden Hülle der später die Embryonalzelle bildenden Innenzelle bedürfen. Es fehlt aber die Ausbildung dieser Hülle (Bauchwandschichte) den ins Gewebe versenkten Archegonien der Gefässkryptogamen und die Embryonalzelle grenzt unmittel- bar an das Gewebe des Prothalliums ^. Die Diflferenzirung einer so vollkommen individualisirten Wandschichte bei den Antheridieu von Anthoceros und in gewissem Sinne auch bei den Archegonien, und der Umstand, dass die Bildung dieser Hüllschichten vollkommen der der übrigen Lebermoose gleicht, lässt wohl die Annnahme als wahr- • Deren Anlage aus dem dorsalen .Segmente ganz der Anlage der Antheridien-Mutterzelle entspricht. 2 Vergleiche Jancze ws ky: „Vergl. Unters, über die Entwicklungs- geschichte des Archegoniums." in Bot. Zeit. 187^?, pag. 414. 3 Bei den Marsileaceen deutet Janczewsky (1. c. pag. 417) freilich die die Embryonalzelle umgebenden Zellen als zum Archegonium ge- hörend. 94 Waldll er. scheinlich erscheinen, dass die Versenkung der Archegonien und die endogene Entstehung der Antheridien abgeleitete Vor- gänge sind, dass also die hypothetischen Vorfahren unserer Anthoceroten ihre Geschlechtsorgane aus oberflächlich gelegenen Zellen angelegt und dieselben ursprünglich über der Thallus- ol>erfläche ausgebildet haben und dass somit die Ausbildung der Wandschichte an den Geschlechtsorganen unserer Anthoceroten rm wirr durch- einander lagen. * Die Zwischenräume waren durch eisenschüs- 1 Die beigegebene getreue Skizze veidauke ich der Güte des Herrn Dr. G. H a b e r 1 a n d t. über neue Riidisteii aus der bölimischen Kreidefoniiation. 99 sigen Sand iiiul Grus, den Zersetzmigsrüekständen des Porphyrs ausgefüllt, der Concretionen von Hornstein und verschiedene secundäre Mineralbildungen, so die bekannten Drusen von honiggelbem Baryt umschloss. In diesem AusfüUungsmateriale lagen tlieils lose , theils mit den Gerollen durch Horn- stein verkittet, zahlreiche Versteinerungen, vor allen eine über- raschende Menge von Eudisten aus den Gattungen Caprlna und Si)li(U'ridites, mit einem solchen Individuenreichthun), dass neben ihnen die spärlichen Reste aus anderen Formengruppen fast ver- sciiwinden. Von letzteren führe ich namentlich an: Astrocoenia sp. Isdstraen spec. Galer it es sp. Spondylus lineatus Gold f. Spondylus hyslvLv Gold f. Permi lanceolala Cardita spec, Fissurella sp. (ajf. deprcssa Gein.^ Volata Renau.viana d' 0 r b. In diesen palaeontologischen Einschlüssen ist der Charakter der ganzen Bildung als der einer Strandbildung auf das deut- lichsteausgesprochen. Soist es gewiss bezeichnend, dass von aus- gewachsenen Exemplaren der festsitzenden Formen aus der Gruppe der Rudisten fast nur isoliite Deckelklappen, diese aber in i;rosser Zahl und zum Theil stark abgerolltem Zustande vor- handen sind. Nur ausnahmsweise tinden sich einzelne Unterschalen und wir trafen nur ein einziges geschlossenes Exemplar von Caprina. Die zahlreichen geschlossenen Schalen von Sphaeru- lites aber gehören zu ganz jugendlichen, nur lose angehefteten Individuen. Auch die übrigen Fossilreste bestehen aus zwerg- haften, verkrüppelten Formen, oder jungen Individuen, wie sie jede leichte Woge an die Küste zu tragen im Stande ist. Die Kalkschalen sind durchwegs in Hornstein umgewandelt und gewöhnlich in den Porphyrgrns eingebacken. Die mit kräf- tigem Schlossapparat versehenen Rudisten zeigen zum Theil einen günstigeren Erhaltungszustand und es liess sich eine Reihe von Präparaten herstellen, welche für das Studium dieser ab- erranten Formen werthvolle Anhaltspunkte geben. Herr Professor JOO Teller. Siiess, (Ich ich für so vicliaelic Helehruiij;- und Anreg-uni;' stets zum iiiiiigsteu Danke ver[)fii('liiet sein werde, iiatte die Güte, mir dieses Material zur Bearbeitung- zu überlassen. Es unifasst nur zwei den (^attung-en (jiprlmi und Splaierulites zugehörige Arten, die jedoch mit keiner der aus anderen Kreideablag-erung:en l)esehriebenen Formen übereinstimmen. Obwohl nun nach den Mittheilungen von Professor F r i c i die Ausbeutung der Korvcaiier Schiciiten, welche an manchen Localitäten in einer wahren Ku- distenfacies entwickelt erscheinen, ein überaus reiches Material g-eliefert hat, das eine monogTaphisclie Darstellung- der für die böhmische Kreide charakteristischen Rudisten g-estatten wird, habe ich mich doch entschlossen, die beiden vorlieg;enden neuen Arten zum Gegenstand einer kleinen Mittheilung zu machen, da die verkieselten Schalen manche Merkmale mit grosser Deutlich- keit erkennen lassen, welche an den im Kalkstein liegenden Exemplaren nur unter besonders günstigen Umständen dar- gestellt werden können. SphaeruUtes boheuiicus nov. spec. Tat". I, Fig-. 1—8. Die Mehrzahl der mir vorliegenden Stücke gehört zu jugendlichen Individuen. Von ausgewachsenen Exemplaren fanden sich nur isolirte Deckel, welche mit jenen der kleinen Individuen eine so vollständige Reihe bilden, dass dadurch die Zusammengehörigkeit der scheinbar so verschiedenen Formen, wie sie in Fig. 1 und ;> abgebildet sind, ausser Zweifel gestellt wird. Die mit der Spitze angeheftete Unterschale ist schlank, ver- längert kegelförmig, selten gerade , gewöhnlich nach irgend einer nur durch die Art der Anlieft mig bestimmten Richtung gekrümmt, sehr häutig zugleich um ihre Längsaxe gedreht. Die gestreckten, fast cylindrischen Formen sind wenigstens an der Spitze hakenförniig umgebogen. An der dem hinteren Muskel- eindruck entsprechenden Wand verlaufen an der Aussentläche 1 PaUu^outülog-ische Untersuchmigeii der einzelnen Schichten in der böhmiselieii Kreidefonnation iui Archiv der naturwissenschaftlichen Landes- durobforschung- von Böhmen. T, Band, II. Abtheilung, pag. 189. über neue Rudisten ;nis der böhmischen Kreideformation. 101 drei abgestumpfte Kanten, die Gegenseite ist gerundet; nur ein- zelne Individuen besitzen einen deutlicher polygonalen, und zwar abgerundet sechsseitigen Umriss. Die oberste Schalenschichte ist dünn, udt eine»* leinen gleich- massigen Längsstreifung bedeckt, die in grösseren Absätzen von concentrischen Streifen unteibrochen werden. Eine äussere ge- faltete Lamellenschicht scheint nicht bestanden zu haben, obwohl es immerhin möglich ist, dnss diese durch ihre prismatische Structur ausgezeichnete und leicht lösliche Lage bei der Um- wandlung in Hornstein verloren gegangen ist. Der dünnwandige obere Tlieil der Schale, welcher die geräumige Wohnkannner bildet, ragt ein Weniges über die Deckelklappe hervor; der untere Schalentheil ist mit Gesteinsmasse ausgefüllt, in welcher nur einzelne Hohlräume, die sogenannten Wasserkammern frei bleiben. Die für das Genus charakteristische Schlossfalte gibt sich äusserlich durch eine schmale Rinne, welche vom Sehloss- rand bis zur Anheftstelle zieht, zu erkennen. Zu beiden Seiten dieser Falte liegen auf der Innenwand die zur Aufnahme der Schlosszähne bestimmten Gruben. (Fig. 4.) Sie sind in die dünne Schalenwand seihst taschenförmig eingetieft und tragen an der liückseite scliarfe parallele Furchen, welche den Leisten auf der Aussenfläche der Schlosszähne entsprechen. Die Deckelklappc ist mehr oder weniger convex, nie aber kegelförmig aufsteigend, mit einem excentrischen Wirbel, um welchen sich feine, dicht gedrängte, gegen den Rand hin stärker markirte Anwachsstreifen gruppiren. Bei älteren Individuen Hegen 2—3 Zonen solcher Anwachsstreifen (^Fig. S"^) inniedrigen Terrassen übereinander. Die auf Tafel L in Fig. 5, 6, 7 und S-" dargestellten Deckel zeigen sehr schön die einzelnen Stadien in der Entwicklung dieser wohlunterschiedenen Anwachszonen. Durch abnorme Verdickung der Schale und durch äussere zufällige Hindernisse wird die Form der Deckelkla])i)e übrigens vielfach modificirt. Die Schlossfalte ist an der Oberfläche des Deckels als ein schmaler, vom Schlossrand zur Wirbelspitze laufender Schlitz sichtbar. Der Schlossapparat besitzt den für die Gattung bezeichnen- den asymmetrischen Bau ; Zahn- und Muskelfortsatz der vorderen Schlosshälfte sind stärker entwickelt als jene der hinteren. Die 102 T eile r. beiden cannelirten Sclilosszäliiu' sind durch ein:' breite Uneht iietrennt, ;incb bei jnni;'en liidi\ idiien nicht so g'enähert, wie das beiveiwnndten Arten der Fall ist. Die Muskeltbrtsätzesindanfder Aussenüäehc mit sehvvaehen Streiten und Rauhi^l^eiten versehen, am Unterrande deutlich gekerbt. Der hintere Fortsatz reicht tiefer in die Unterschale hinein als der breitere vordere und überrag't die Wand , welche den kegeltörmig vertieften Wohnraum der Oberschale umschllesst, um ein Bedeutendes. Ich habe die vorliegende Art unter einem neuen Namen an- g'eführtj da sie mit keiner der wenigen aus der Kreideformation Böhmens und Sachsens bekannt gewordenen Sphärnliten über- einstimmt, und auch zu den aus anderen Cenomanbildungen beschriebenen Arten keine Beziehungen zeigt, welche eineldenti- ficirung gestatten würden. Caprhia Ilaiiei'l no^ . spec. 'J'af. I. Fig. 9, II. Fig. 1 -5, III. Fig. 1, 2 uud 5. Über die Geschichte und Organisation des Genus im Allge- meinen hatZittel in seiner Monographie der Gosaubivalven^, welche zur Kenntniss der Familie der Eudisten überhaupt die werthvollsten Beiträge bietet, so eingehende Darstellungen ge- geben, dass ich mich auf die Beschreibung der vorliegenden Art bescln-änken kann. Der Abtrennung des Genus P/itf/iopfyc/ms Math, für die nach dem Typus der Cnpr. AguUloni und Coqumidi gebauten Formen von der Formengruppe der Capr. adversa, Avelche Chaper- in Vorschlag gebracht hat, bin ich hier nur aus dem Grunde nicht gefolgt, weil die Kenntniss dieser letzteren Arten noch als eine völlig unzureichende ))ezeichnet werden niuss. Die Unterschale unserer Art ist schon in den wenigen Exemplaren, die ich untersuchen konnte, in ihrer Form äusserst Avechselnd, gewöhnlich gerade oder nur wenig gekrümmt, spitz- kegelförmig mit terminaler Anheftungsfläche. Nicht selten ver- breitert sich die Basis, die Schale wird abgestutzt, kurz cylin- 1 Deukscln-ifteu deikais. Akudeioio der Wisseuschafteu XXV. Band. Wien 18ahnes (in den Fig. a^). Der seichten Vertiefung zwischen Vorder- und Hinterzahu in der Oberschale von Dicer(is entspricht bei Caprina eine geräumige Kammer, die, von dem Wohnraum durch ein Septum abgetrennt, mehr als ein Drittel des gesammten Innenrauraes des Deckels eiuninmit, und neben dem massigen Schlosszahn noch den vorderen Muskel beherbergt. Nichtsdesto- weniger lässt sich eine zwischen den beiden Alveolen bestehende Analogie nicht verkennen. Eine allmälige Vergrüsserung des unteren Schlosszahnes (I) musste nicht nur eine Vertiefung der Alveole, sondern auch ein Vorrücken des Zahnes 1 gegen den vorderen Rand zur Folge haben; durch diese Verändeiung und die fortschreitende Vertiefung der Alveole musste sich der zwischen Zahn 1 und dem hinteren Muskel liegende Alveolarrand allmälig zu einem Septum umbilden, das Zahngrube und Wohn- kammer scheidet und der hintere Muskel (m^) wurde in den Alveolarraum einbezogen. Der Schlossraud wurde durch die Ver- einigung mit dem vorderen Zahne (1) verstärkt und zu den^> massigsten Scldosstheile, dem Träger des vorderen Muskels {m^) umgestaltet. In den unteren Klappen sind die Analogien viel klarer und überzeugender. Der grosse konische Schlosszahn (I), das auffal- lendste Merkmal dieser Klappe, ist beiden Gattungen gemein- sam, Qweicht ii\)GY hei ('((primi eine noch viel mächtigere Entwick- lung. Die mehr oder minder starke Aushöhlung, welche dieser Zahn in der Gattung Diceras zur Aufnahme des Zahnes 1 der Oberschale trägt, («i) findet sich auch bei Capri/m wieder, wird aber hier, der grösseren Selbstständigkeit des Zahnes 1 ent- sprechend, in seiner Function durch einen tiefen, scharf begränzten über die Diceraten des Coralrag''s veröffentlicht hat, betraclitet diesen Wulst „bourrelet" nicht als selbstständig-en Z;ihu, da er nicht in eine ge- trennte Alveole, sondern nur in eine Fossete des unteren öchlosszahne.s eingreift, und spricht daher nur von einem .Schlosszahn in jeder Klappe von Diceras. 108 Teller. Alveoliis {((^) unterstiit/t. Hinter dem Zahn/ liegt bei JJircra.s eine geräumige, von der Wohnkammer durch eine schmale Leiste ab- getrennte, lialbin(indförmige Vcrtieiung (a-), welche vom Zahn 2 und dem hinterem Muskel {ni^) ausgefüllt wird. Hei Cajjrind finden wir an derselben Stelle eine kleine Alveole für den hinteren Zahn der Oberschale {/f'f;Y<.s' sinistrum, wo die linke als die fest- sitzende Klappe erscheint. Die Richtung der Schaleneinrollung ist jedoch bei beiden Gruppen dieselbe. Die rechte Schale des /)/rcr«.9 fthiisfntm unterscheidet sich nur durch den Mangel der Anheft- fläche andem Wirbel von der rechten Schale desDice7-as arietinum. Bei der durch ihr grosses Anpassungsvermögen ausgezeich- neten Gattung Ch((7)ia ist die Art der Anheftung gar kein fest- stehendes Merkmal mehr und ausserdem die Richtung der Ein- rollung so willkürlich, dass rechts- und linksgewundene Exem- plare bei derselben Species vorkommen (ich führe als Beispiel die \ehen(\e CJni)iHtpi(/chei/a Re ex G an). Be\C//(nn(i sind also mit Rücksieht auf Anheftung und Einrollung schon vier Typen mög- lich, welche aber in Wirklichkeit nicht auch specifisch getrennt sind und nicht gleich häutig vorkommen. — Zwei mit der ein- zähnigen Schale aufgewachsene Arten oder Exemplare von Cliamn, deren analoge Schalen in entgegengesetzter Richtung gewunden sind, stellen uns das Verhältniss dar, in welchem Diceras und Caprhia zu einander stehen. Wälilen wir die linke Bivalvenschale, weil diese im Allge- meinen den normal gewundenen Gasteropoden entspricht, als Ausgangspunkt, so können wir die Diceraten als rechtsgewun- dene, bald rechts, bald links angeheftete, die Caprinen aber als linksgewundene, constant rechts angeheftete Bivalven bezeich- nen. Den ersteren entsprechen die normalgewundencn, den letz- teren die linksgewnndenen Gasteropoden (ChiKsilia etc. ^. Der Typus, dem Caprina und Caprot Ina folgen, ist in der so variablen Gattung Chnmn selten, ist aber doch in einem Falle, nämlich bei Chama '(rc'nwlhi L. constant geworden. über neue Kudisten aus der böhmischen Kreidefoniiation. Hl E r k 1 ä ru n o> der A b b i 1 d n ii p- e n. Tafel 1. Fig. 1 — S. Spkfwni/ites hoheinicus nov. spec. 1 und 2. Schlanke, jugendliche Exemjilare mit der die Sehlossfalte bezeichnenden Rinne. 3. Bruchstück eines grösseren Exemplares h' Muskeltbrtsatz, s Schloss- falte. 3« Deckel von oben gesehen, mit stark markirten concentrischeii Anwachsstreifen. 4. Aufgebrochene Unterschale eines jugendlichen Sphaendites mit den in die Wand eingesenkten Alveolen an. 5. 6 und 7. Deckelschalen verschiedenen Alters von oben gesehen, die allmälige Entwickung der abgesetzten Anwachszonen darstellend. 5a und 5* Deckel eines ganz kleinen Individuums in der Seiten- sicht. 8, 8a 8& Eine grössere Deckelschale zur Demonstration des Schloss- apparates: s die Schlossfalte, n«' die cannelirten Schlosszähne. bh' die Muskelfortsätze, w der Wohnraum der Deckelschale. 9. Eine Unterschale von Caprina Haueri nov. sp. in aufrechter Stellung: /. Ligamentrinne. rt. Alveole für den hinteren Schlosszahn der freien Klappe. h. „ „ „ vorderen ,, „ „ „ C. Schlosszahn der Unterschale. d. Die leichte Aushöhlung an dessen Vorderseite zum Zwecke der innigeren Verbindung mit dem Vorderzahn der Ober- schale, m'. Hinterer Muskeleindruck. Tafel II. Fig. 1 — 6. Caprina Haueri nov. sp. 1 Linke freie Klappe eines ausgewachsenen Exemplares l. Schloss- band .4. Hinterer Schlosszahn B. Vorderer Schlosszahn c. Alveole für den grossen Zahn der Unterschale m. Insertion des vorderen Muskels, m' . Insertion des hinteren Muskels /-*. Apparat zur Verstär- kung der Alveole des Schlosszahnes der Unterschale, s Sclieide- wand zwischen Alveolar — und Wohnraum. 2. und 5, Oberschalen von jugendlichen Individuen mit niedrigem, etwas überbogenem Wirbel. 112 'V eile r. ('l)er neue Riidisteu etc. .'5 und 4. Kleine Haeli f^ewölhtc ()l)Cl•^st■ll;llen mit stark abgerolltem Wirbel, aber gut erhaltenem Schlosse; der Alveolarraum erscheint grösser als der Wohnrattni. (). Ein geschlossenes Exemplar mit stark corrnd'irter Sciiale. Taf. III. Fig. 1. Caprina ffancri nov. sp. Linke freie Klappe. 2. „ „ Rechte, augeheftete Klai)pe. 3. Dicrraa sp. aus Srramberg. Rechte freie Klappe. 4. „ Linke angeheftete Kla])pe. /. Schlossband und Bandrinue. 1. Vorderzahn / , ... ,,, ,T u- . 1 der freien Klappen 2. Hmterzalin ( ' ' ßi und «2, deren entsprechende Alveolen. /. Grosser conischer Zahn der angehefteten Klappe. rti dessen Alveole in der freien Klappe. m^ Vordere Muskelinsertion, m'^. Hintere Muskelinsertion. b. Wohnkamnier. Fig. 5. Caprina Haueri. Rechte, angeheftete deutlich eingerollte Schale eines jugendüchen Individuums, von vorne gesehen. f. Anheftstelle. /. Bandrinne, dem Verlaufe der Windung folgend. a. Schlosszahn h. Wohnkammer. Die Originale befinden sich sämmtlich im geologischen Museum der Wiener Universität. Teller: Feberiieiie Riidisteii etc. 5. f.. '4 Taf.l 5^ Hud.Schomi aa^h d Ni* hpz u Hth K.k.Hof-u.Staatsdruckerei. Sitzung sb.d.k.Akad. d.w. math.nat.Cl. LXXV. B d.i. Ab th. 1877. Teller: Feberiieiic Riidisten etc. TafMI ichbr.n aach d Nat.jez u. .nii. K,k.Hof-u.3ta:.Usdnic«erei. Sitzun9sb.d.k..Vkad.d.W.math.nat.ri.I\XV. Bd.l.Abth.lSrr. Teller: lieber neue Rudisten etc Taf.m L Ä f tn' iJi. '-'Vm \ : s B ^ f^^tWi ~-vii^-«-.=?^ y 4% -«4t;|l'|tea« t ^ !fc. -^.'-"i Sud.Srhnnn nach rt Hat qezu- lith. K.k.Hof-u.Staatsäruckrei. Sitzungsb.(l.k.Akad.d.W.matli.nat.Cl. LXX\\ Bd.I.Abtli. 1877. ii; Oeologisclie üiitersucliuiigen im westlichen Tlieile des Balkan und in den angrenzenden Gebieten. 3, Die sarmatisclien Ablagerungen zwischen Donau und Timok. Von Frauz Toula. (Mit 1 Tafel und 4 Illustrationeu.) Von Vidin aus unternaliiii ich einen Ausflug nach Westen bis an den Timok und weiter hin nach Süden, um mich über die ZusammensetzAing- der, dem Balkan nach Norden vorgelagerten niederen Terrainstufe zu informiren. und die Verbreitung der Miocän-Ablagerungen zu verfolgen. Dabei ergab sich eine weite Ausbreitung der sarraatischen Bildungen, und was einigerraassen til)erraschend war, der Mangel an mediterranen Ablagerungen ; um so mehr überraschend, als Herr Bergrath Foetterle im mittleren Bulgarien dieselben iu schöner Entwicklung angetroffen hatte. ' Im Nachfolgenden gebe ich eine Schilderung der beobach- teten Verhältnisse, von mehreren Punkten, wo sich bessere Auf- schlüsse der Schichtenfolgen befinden,^ sowie einige Bemer- kunffeu über die daselbst aufo-efundenen Fossilreste. 1 F. Foetterle: Die geolog-ischeu Verhältnisse der G-egend zwischen Nikopoli, Plewna und Jablanica in Bulgarien. Verhandl. der k. k. geolog. Reichsanstalt 1869, Nr. 9, pag. 189—192. - Über die topographischen Verhältnisse des Landes vergleiche man: 1. Kurze Übersicht über die Reiserouten und die wichtigsten Resultate der Reise, LXXII. Bd. d. Sitzungsb. I. Abth., Oct.-Heft 187.i. •2. Die barometrischeQ Höheabestimmungen. Vorgelegt iu der Sitzung d, math.-naturw. Classe vom 11. Jänner 1877. Ausserdem: „Eine geologische Reise in den westlichen Balkan etc. Topographische Schilderungen von Dr. Fr. Toula." Mit einer Karte. Wien 1876, bei AU'r. Holder. Sit7.li. d. mathem.-naturw. Cl. T.XXV. Bd. I. Abth. Ö 114 T 0 u 1 a. 1. Koilova Dieses von Walaehen bewohnte Dorf liegt am Ausgange eines nach Südost reichenden, kurzen und engen Thaies, das sich kaum 20 Minuten vom Dorfe tlieilt. Nach Norden hin erstreckt sich ganz flaches Alluvial- Gebiet, das von Bregova her leicht ansteigt, so dass Koilova etwa 25 Meter liöher liegt als der Tiniok bei Bregova; so viel dürfte auch die Höhe der Abstürze des Thaies betragen, die das Dorf amphitheatralisch umgeben. Nach Westen hin ist die kleine Bucht von Koilova durch einen Bergrücken vom Timok getrennt, der, aus einem breiten Ero- sionsthal kommend, nach Nordosten fliesst. Die Abhänge der Thalschlucht von Koilova sind sehr steil, und ans sarmatischen, wohl gescliicliteten Kalkbänken gebildet,, in die der kleine Bach sein tiefes Bett eingerissen hat. Fiff. 1. r.L'.'o I l.r.iroj Th.'ilriss des Baches von Koilova. Die Schichten liegen am linken Ufer vollkommen horizontal, während sie rechts, am östlichen Gehänge, etwas gegen Osten hin einfallen. Es lässt sich folgende Schichtenfolge aufstellen : 1. Eine wenig mächtige Lage von gelblich-braunem, sehr mürben Sandstein, der in Sand zerfällt. 2. Ein lichtgrauer, löcheriger, etwas krystalliniscli körniger Kalk, der in einer oberen Partie (3) viele Abdrücke und Stein- kerne von Modiola Volhijinca nel)en Cardiiuii plicdtum enthält und auf beiden Thalseiten auftritt. Hierauf folgt eine dünne Lage von Tegel (4), die von einer beinahe ganz aus Schalentrünnuern bestehenden Kalkbank über- lagert wird (5). Die oberste Schichtenfolge (6) besteht aus gelb gefärbten oolithischen oder pisolithischen Kalken, welche schieb- Geoloiif. Untersuclmni-eu im westl. Theile des Balkan etc. 115 teilweise bald feiner, bald gröber körnig sind und in vieler Be- ziehung an die Karlsbader Erbsensteine erinnern. Man kann nämlich bei genauerer Untersuchung, sowohl bei den ausgewitter- ten Kügelchen, sowie in ganz festen Kalkbänken, die concen- trisch schalige Structur derselben auf das Deutlicliste wahr- nehmen. üoliOiischer Kalk. Meter. 30 f'einknrn.oohUnlk . oe dunnpUittigpr Hallt. o os feste Bank von OoHih . os -f (lüruiphittiifcr reinkdrii:OolHh . 10 kreulicje Schichte, sandifjer Tcqei ■ uvic/ipr kreidiger h'alk teste h'alkbank (Innnplattiger Halk sandiijer Thon mit kreidtavn B andern livirJier Tegel Schutt . o 03 ü 6 oz OS <7 4 'eidiger Kalk Profil des bteilabstuize.-i au der südlichen Tlialwand bei Koilova. In festeren, dicht erscheinenden Bänken wird man dabei ver- sucht, an Nulliporenkalk zu denken. In vielen Fällen tindet man, 8* 11(3 Toula. (lass diese kiiiieligcn Körper im Inneren kleine Fossilien, zum Bei- spiele Polystoniellen oder an einer anderen Stelle die kleinen Scha- len von Paludinn acuta enthalten. Die Entstehung der unzähligen Kiigelchen, welche, wie wir gleich sehen werden, eine mehrere Meter mächtige Schichtenfolge fast ausschliesslich zusanmien- setzen, ist nicht leicht zu erklären. Vielleicht würde man nicht fehl- gehen, wenn man annehmen würde, dass man es in diesen oolithi- sclien Kalken mit Producten des Wellenschlages zu thun habe, derart entstanden, dass kleine Gehäuse von Foraminiferen, Schueckenschaleu u. dgl., aber auch Sandkörner hin und wieder bewegt, — (vielleicht kann sogar eine wirbelartiue Bewegung mit angenommen werden) — und dabei mit Kalk allmälig überkrustet wurden. Das Vorkommen von Polystomella spricht für Seicht- wasser, welches eine derartige Annahme noch begreiflicher machen würde. Über ein Haufwerk von Blöcken und Schutt ansteigend (1) kommt man hoch oben am Gehänge an die ersten anstehenden Bänke (2). Sie bestehen aus weichem, fast kreidig aussehendem Kalk, der nach oben, von Schutt und Blockwerk verdeckt wird (3). Hierauf folgen: (4) eine 4 Dm. mächtige Thonschichte (ein unreiner, etwas sandiger Tegel), darüber (5) eine 5 Dm. mäch- tige Lage von saudigem Thon, mit vielfach gefältelten Bändern, aus verwittertem Kalk entstandener kreidiger Substanz, in der unteren Partie, während er nach obenzu in eine dünne Lage von grünlich gefärbtem, stark eisenschüssigen, thonigen Saudstein übergeht, der sehr mürbe ist und in Sand zerfallt. Mit einer 8 Dm. mächtigen Kalkbank beginnt nun der letzte Steilabsturz, der nach obenzu sogar weit überhängt, vielfach unterwaschen wird (in den Schichten 8 und 9 ganz besonders), und dann zeit- weise in ungeheuren Blöcken abbricht, mit denen die Tiial- gehänge allenthalben übersäet sind. Die erste Kalklage (G) ist sehr dünnplattig, darüber liegt (7) eine dünne, nur 2 Dm. mäch- tige feste, fast nur aus Muscheltrümmern bestehende Kalkl)ank, die überlagert wird von (8) einer Breccienbildung, aus ganz mürbem, kreidigem Kalk bestehend, beiläufig 1 Meter mächtig und (^9) von einer V^ Meter mächtigen Lage von grünlich gefärbtem Tegel, der sich fettig anfühlt und von kreidigen Stücken durchschwärmt ist. Geolog. Uiitersnchmigen im westl. Theile des Balkan «^tc. 117 Mein verelirter Frennd Herr Felix Karrer h;)tte die Güte, eine Probe davon zn scbleinmen und fand darin Foraminiferen in grosser Menge, in sehr gut erhaltenem Zustande. Nach sorgfäl- tiger Untersuchung bestimmte er daraus folgende Arten : PolystoitieUa i'rhp(( d'Orb. in kleinen Individuen, sehr häufig. Polystomella crispa var. fkwuosa d'Orb. sp. in kleinen Individuen, häufig. Potystomella subumbUicata Czjz., sehr häufig, ., ticuteata d'Orb., sehr selten. „ Midhati Karr. nov. sp., selten. NonioHtna f/niHosuiVOrh., sehr häutig. .. punctata d'Orb., häufig. Es ist dies eine typisch sarmatische Foraminiferen-Gesell- schaft, wie sie Herr F. Karr er in seiner schönen Arbeit über die Foraminiferen der brackischen Schichten (Sitzungsber. d. Akad. der Wissenschaften, XLVIII. Bd., 1863) geschildert hat. ,,Es sind durchaus dieselben Arten wie sie auch in den sarmatischen Schichten im Wiener Becken, in Ungarn, in Kischenev vorkommen,-' Eine ganz dünne Lage (10) von fast reiner Kreide (3 Cm. mächtig) liegt zwischen dem Tegel und den nun folgenden ooli- thischen Kalken. Zu Unterst liegt hier eine etwa einen Meter mächtige Schichte von sehr dünnplattigern Kalk (11), einem ungemein fein körnigen gelblich-weissen Oolith, mit Cerithium Duboisii M. Hörn es, dar- über (12) eine feste Bank aus oolithischem Kalk (5 Dm. mächtig), mit vielen, gut erhaltenen Muschelabdrücken, darauf liegt eine nur 8 Cm. mächtige Lage sehr dünngeschiciiteten fein oolithischen Kalkes (13) mit vielen kleinen Muschelabdrücken. (Hieraus dürften die Foraminiferen-Oolithe stammen, die ich in der ersten Mittlieilung von Girasova erwähnt habe.) Hierauf (14) wieder dünnplattige Oolithe bis 6 Dm., ganz wie in Nr. 11, und zum Beschlüsse (15) mächtige Bänke von festem, oolithischem Kalk, Jenseits des Rückens, der Koilova vom Timok trennt, am Abhang gegen diesen Fluss, treten auf der halben Höhe desselben 118 Ton ;.. zersetzte Tli(»niiierg:el zu Taiic, die eine Unmasse von Schalender Mnctra po(/o//ra Eieliw. entlialten. Den Timok aufwärts sieht man links (auf serbischer), und rechts (auf bulgarischer Seite, die Hellten sarmatiseheu Kalksteine, in grosser Mächtigkeit und in fast horitzontaler Lagerung, Aveithin enthalten. Der Timok selbst durchfliesst hier ein weites Alluvial-Gebiet. Ein graubräun- licher, glimmeriger Sandstein l)edeckt die Thalsohle und erfüllt die Thalweitungen. Fossilreste von Koilova. Cerithium rttblf/inosHiii Eicliwald var. Die vorliegende Form ist unter den, von Moriz Hörnes (Foss, Moll, des Wiener Beckens) angeführten Typen dem auf Taf. 4],Fig-. 16, abgebildeten Exemplare am ähnlichsten; unter- scheidet sich jedoch davon durch die, bei allen unseren Exem- plaren ausgesprochene Knotung mit scharfen Spitzen, die besonders auf dem letzten Umgange, in zwei Reihen nahe der Naht auftreten. Ausserdem sind nur Längsstreifen in grösserer Anzahl sichtbar. Von Koilova sind nur Abdrücke im Gestein erhalten. Die bauchigen und kurz gedrung-enen Formen und eine starke scharf- spitzige Knotenreihe in der Mitte der oberen Umgänge lassen keinen Zweifel aufkonnnen, dass wir es mit der so überaus bezeichnenden Art zu thun haben. Moriz Hörnes gab seinerzeit au, dass diese Art auf die österreichischen und i)olnisclien Tertiär- Ablagerungen beschränkt zu sein scheine. Durch Heranziehen von Cerith. Comperel iVOvh. tritt auch Kischenev in Bessarabien in den Verbreitungsbezirk, In Koilova ist Cerithium ruhiginosum sehr häutig und zwar in denselben oolithischen Bänken, die durch das Vorkommen von Cerithium DuhoisiiM. Hörnes ausgezeichnet sind. Herr Dr. R. Hörnes führt in seinen Tertiärstudien (1874, XXIV. Bd. des Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. pag. 35) an, dass auch das echte Cerithium rubiginomm Eichwald in Kischenev sehr häufig vorkomme. Am besten unter allen mir bekannt gewordenen Formen stimmt auf jeden Fall jene Varietät, welche Herr Dr. R. Hörnes Ueolog". Untersiicluiug'en im westl. Theilc des Balkan eto 1 !•* von Knnvarsko in Croatien beschrieben hat (Teriiärstudien 1875, Jahri). d. k. k. geol. Eeichsanst.pag-. 67, Taf. IL Fig-. 15, IG), die sich auch zu Hafnerthal bei Lichtenwald in Steiermark und bei Hautzendorf vorgefunden hat (1. c. Fig. 17, 18). CeritJu'mn Diiboisi'i Hörne s var. Mor. Hörn es, Fos^^. Moll. d. \y. B. I. Theil, pag. ^99, Taf. 42, Fig. 4, ö.j In dem ausgezeichnet feinkörnigen, oolithischen Gesteine fand sich auch ein gut erhaltener Abdruck dieser Art. Es ist aber keine Spur von Mundrandwülsten auf den Umgängen wahrzunehmen. Diese in anderen Tertiärbecken für viel ältere Ablagerun- gen bezeichnende Art findet sich in den Ablagerungen im bulgari- schen Becken zusammen mit Cerithium rubiginosiim und pictum und neben T((pes gregariti. Auf demselben Stücke finden sich einige Abdrücke von kleinen Cardieii. Ich werde auf diese Art bei einer späteren Gelegenheit noch einmal zurückzukommen haben. Neben Cerithium rubiginosum finden sich sehr häufig, wenn- gleich in weniger zahlreichen Exemplaren, Abdrücke von Cerithium disjunctuni S o w. (Mor. Hü in es, Foss. Moll. d. W. B. I. Bd. Taf. 42, Fig. lo und 11 1, eine Form, die gleichfalls aus Südost- Europa Ijekannt geworden ist, so ausVolhynien und Bessarabien (von d'Orbigii y: Paleont. du Voyage de M. Ho mm. de Hell, pag. 468, Taf. IV, Fig. 7 — 9 als Cerithium Taithoutii beschrieben). Die drei stumpf geknoteten Längsrippen sind sehr deutlich. Dr. R. H(>rnes (1. c pag. 35) gibt diese Art auch von Kischenev an. Turbo Bm'hoH n o v. s [) e c. Fig. 1. Eine grössere Art, die sich an Turbo Hoernesi Bar bot de Marny (Geologie des Gouvernements Cherson pag. 151 Taf. IV. Fig. 18, 19) anschliesst, mit spitz-konischem Gewinde und kreiseiförmiger Gestalt, mit fünf Umgängen. Diese sind flach ^•ewölbt oder in der Mitte sogar etwas abgeflacht und mit fünt oder sechs schwachen Längsstreifen < vei:|^ien, die abwechselnd 1 Der öchalenröhie entlang verlaufende Linien. 120 T..nla. etwas stärker oder sehwäelier sind, theilweise selbst f;aiiz ver- wischt sein können, und von stärkeren, aber nur weni^' aus- geprägten schiefen Querlinien („Anwachsstreifung") durchzogen werden, wodurch hie und da eine ganz schwache Andeutung^ einer Kuotung entsteht. Diese tritt bei den Exemplaren mit etwas abgeflachten Windungen in der Nähe der Nahtlinie etwas deutliclier hervor. Die i\lund(iti['nung ist schief oval. Der äussere Mundrand scheint schaif gewesen zu sein, der innere ist mit einer niclit sehr bedeutenden Callusbildung versehen, die den Nabel nicht ganz verdeckt haben dürfte. Da überdies an der Innenlippe eine Schwiele vorhanden ist, wird man an Moitoilonta Lam. erinnert. Die Basis ist glatt und nur mit leichten An- wachsstreifen bedeckt. Tvrlio Hoernesi. Burh. ist bis jetzt nur von Troickaho bei Neu-Odessa am Bug, durch Barbot de Marny bekannt ge- worden, dem nur ein einziges Exemplar davon (neben Mactra podoUcd und CardiiiDi j)rotracttn)i) vorlag, während in den Kalk- blücken bei Koilova eine Unmasse von Abdrücken vorkommen. Bezeichnend ist auch hier das Vorkommen mit JLictra podoNcti, Tnpes (jre(j) als Cardkim protr((cti())i E i cii w" a 1 d bezeichnet wurden. Modiola VoUiyn ica E i c li w a 1 d var. i iicrassata d '0 r b. 1844. Mytütts incransaivs (VOib. Voyage Ho nun. d. Hell. Tat". V, Fig. 9—11. 1853. Modiola Vollniiiiva Eiclnvald: Lcil,. rosx. HI. pag-. (57, Tat". IV, Fig-. 16. 1870. Modiola Vol/ii/iiira Hörnes. Foss. Moll. 11. pag. 3.'i2, Tat". IV, Fig. 8. 1874. Modiola Volkjinira Eicliw. var. incrnasatii d'Orb. K. Hörnes, Tert. Studien Jahrb. der k. k. geol Reiclisanstalt, pag. 43, Tat". II, Fig. 14—17. In einer bestimmten Schichte, die auf beiden Thalseiten aut tritt, kommt diese Art in grosser Menge neben Cardium plictt- tum var. grucile vor, u. zw. sowohl in Abdrücken, als auch in Steinkernen. Die von Kischenev abgebildeten Exemplare stim- men wohl am besten mit den Stücken von Koilova überein. PolystomeUa Jfldhati K a r r e r. Fig. -2. ,,Das eine so grosse Verbreitnug besitzende Geschlecht der Polystomellen, welches für die sarmatischen Ablagerungen eine in gewissem Sinne geradezu bezeichnende Rolle spielt, ist sehr variai)el in seineu Erscheinungs-Verhältnissen. Ein hervorragen- des Beispiel bietet uns die Art jPo/^s^ow^'//« crispa d'Orb., welche sowohl recent im Mittelmeer, als auch in den pliocänen Ablage- rungen von Süd-Italien, Rliodus u. s. v»\, und in den mediterranen Uferbildungen des Wiener Beckeus in ansehnlicher Grösse und ziendich flach ausgebildet, in den sarmatischen Schichten dage- gen meistens nur sehr klein und bauchig vorkömmt. Unter den flachen, zusammengedrückten Formen steht Po- lysitomellaFichteUiana d"Orb.,was Compression anlangt, obenan, sie besitzt in grossen Exemplaren 18 Kammern, mit 11 vertief- ten Grübchen und eine seichte Nabelbucht. 124 T.Mila. l\)/ijsf(>ttir//(f Lcftso/iiatm dOrb. von der Küste vuii Pjitago- nieii 1111(1 den Malouiiien gleicht der Fichtelliaun in der Seiten- ansiclit so sehr, das» man sie hiernacli unbedingt mit lezterer identiticiren müsste. Auch sie bat eine seichte Nabelbueht, aber die Stirnansicht zeigt, dass die rundliche Zuschärfnng eine viel geringere ist, wodurch der Hal)it(is der Schale wesentlich verändert ersclieint. Polystomella ohtusa d'Orb. aus dem Wiener Becken ist ebenfalls sehr flach, hat eine kleine, mehr ausge- prägte Nabelbucht, aber einen abgerundeten Rücken. Von Fichtel und Moll wird Naiitilns .^tri(fiU(itu.0 T o II 1 a. gefärbten, fast dichten und festen Kalkbank niusclielreiche Kalkschichten. Auf dem Wege nach Adlieh (bulgarisch: Kala) treten, am rechten (südlichen) Glehänge des erwähnten zweiten Quellbaches der Topolovica, echte Cerithien-.Schichten auf, und zwar in der Form von ungemein festen Kalksandsteinen, voll von kleinen Gastropodenschalen: Cerithiuni ruhiginomm , Buccinmn (hipli- Ciitum, Palndind acuta] auch kleine Cardien- und Foraminiferen- schalen kommen vor. Diese, sowie die beigemengten Quarz- körner sind manchmal überkrustet, wodurch das Gestein ein etAvas oolithisches Aussehen erhält. Auch hinter Adlieh halten die sarmatischen Schichten noch an, wenigstens möchte ich die gelblich-braunen Sande in dem ersten tiefen Bachbette südlich von Adlieh, in welchem sich auch dünne Lagen eines sandigen Lehmes eingebettet finden, für sarmatische Bildungen halten. (Wird zur Herstellung von Lehmziegeln benützt.) Noch zwei mit dem erwähnten fast pnrallel verlaufende Thal- risse liegen zwischen Adlieh und dem nächsten Bulgarendorfe Starapatica. Im dritten Thalrisse und auf der Höhe vor Stara- patica liegen Sandsteinblöeke herum, welche ganz das Ansehen des Sandsteins haben, welcher zwischen Koilova und Crna- masnica in einem Aufschlüsse auftritt und der, wie gesagt, au Wiener Sandstein erinnert. Dieser Saudstein ist glimmerreich und dünnplattig, er bildet die Unterlage der sarmatischen Bil- dungen. Er dürjte auch westwärts an der serbischen Grenze an- stehen, wenigstens holen sich die Bauern von dort her ihre wenigen Bausteine. Da sich keinerlei organische Reste vor- fanden, kann keine nähere Bestimmung des Alters dieser Bildungen gegeben werden, um so weniger, als diese Sand- steine unmittelbar auf dem granitischen Grundgebirge aufruhen, welches etwa vier Wegstunden von Adlieh, — an dem Bache von Vlachoviti blossgelegt, zu Tage tritt. Vor diesem Granitvor- kommen treten in dem Bachrisse bei Hamitieh (einTscherkessen- dorf) grünlich-grauer, sandiger Thon und horitzontal liegende, verwitterte Sandsteine auf. Letztere finden sich auch im Thalrisse von Rakovica, an dem gleichnamigen Bache und zwar hier steil aufgerichtet- Geolog-. Untersuchungen im westl. Thcile des Balkan etc. 131 Unter den Gerollen des Rakovica-Baches finden sich grosse Stücke von grünsteinartig-em Aussehen; eines derselben gleicht einem Diabas-Mandelstein. Es ist dieses Vorkommen darum interessant, weil es uns beweist, dass die krystalliuischen Massengesteine, deren gegenseitiges Verhalten ich bei einer späteren Gelegenheit näher betrachten werde, in den serbisch- bulgarischen Gren /bergen weit nach Norden hin anhalten. (Die Höhenverhältnisse der besprochenen Punkte mögen aus meinen barometrischen Beobachtungen entnommen werden.) Von dem letzten Aufstieg vor Adlieh liegen folgende Fossi- lien vor: Biiccinuin dtipUcatuni Sow. \ar. Fig. 5. Ein Exemplar, das in Bezug auf seine Gestalt lebhaft an die von Dr. Riul. Hörnes (Tertiärstud., Jahrb. d. k. k. g. R. A. 1874, pag. 34, Taf, II, Fig. 1) von Kischenev angegebene schlanke Form erinnert, sich jedoch noch dadurch auszeichnet, dass die zweite Knotenreihe durch eine seichte Längs- (Spiral-) Furche in je zwei, sehr nahe auseinander liegende Knoten ge- schieden wird, wodurch eine Annäherung an die von Dr. R. Hörnes 1. c. Fig. 3, 4 und 5 abgebildeten Exemplare von derselben Localität eintritt, die er als Buccinnm duplicfttuni S o w. var. Verneuili d'Orb. bezeichnet hat. Cerithliini riibiginosuni E i c h w a 1 d. In derselben Varietät, welche Herr Prof. Dr. R H ö r n e s von Kravarsko beschrieben hat. Diese spitz-dornigen und an unseren Exemplaren spiral- gestreiften (längsgestreiften) Fossilien er- innern in mancher Beziehung an 6Vr C: CO CR5 "-S ct> CD Ö CD f^ £^ ?ö: p- ki^ 2 Ci tNl- H-' Cfq CD P CD o ir — -. a:i ~, S" J^ ^ 3 CD i-j -r ^ < CD p CD 2 ^ --^ ?*= • ^ ^' c"' S- 5". * f c? crq 5 Cfc.' • CT" 5 '^ ^ • 2 ^ SS = > — cd" p. S- c ■ ^ S"- SB ~- ET ■ 2 >2 -"^ ? 2 ■ ^ " r CD CD CD H- 5- IS iji. CR. CD -: — - 2. 5" r r. '"' CD S j; CK §" "^ cfc; 'r. r: 5= S; O: ^ 2- — P O! ^ ^ S- o 2 ? "4 oe -^ < 3 B S S 5 p cfc' 2 JS "^^ _ S H i o :, S ^ Cfq !» Cfq — a < 2. ^ " -^ crs *^ CO 02 ^ ^ 2 2 ^ 5: r^- ^ S' 2 '-S 2. c» s ;^ -■ S^ SB ■'< CD 3 ~- S O: p » ~ '^ P_ TT ^ ^ 'S; 3= z. r. =: S' ^ CD cr=, S 3 ^:/: S. CD 53 crq' Die Kalkgesteine kann mau an beiden Seiten des Baches, an den fast verticalen Abstürzen der Gehänge so weit verfolgen als das Thal den Ausblick gestattet, sie heben sich durch ihre lichtgelblich weisse Färbung scharf ai). Weiter dem Flusse (Arcer) zu tritt über dem Sande eine mergelig thonige Schichte auf, die sehr viele zum Tlieil noch Geolog. Unterstiohuiigen im westl. Theile des Balkan etc. 135 mit den Farben enthaltene Exemplar von Cerithium rubiyinosum, Mactra, Tapes und Cardinm enthält. Sie ist auf jeden Fall zwischen die beiden zuletzt angeführten Ablagerungen eingelagert und wurde mit 7 bezeirhnet. Vergleichen wir die beiden Profile, das von Koilova und das von Osmanieh, so ergibt sich eine recht gute Parallele. In beiden bildet eine Sandlage die Basis, bis zu welcher der Auf- schluss erfolgt, auch die löcherigen Kalke sind au beiden Localitäten vorhanden (auf Fig. 1 , Profil von Koilova mit 2 und 3 bezeichnet) , desgleichen die Tegel und lehmigen Lagen zwischen diesen und den hangenden oolithischen Bänken. Auch längs der ,.alten Strasse" ist bei Osmanieh eine ganz ähnliche Schichtenreihe aufgeschlossen und zwar liegen zu Oberst : 1. Kalke mit Cerithien- Abdrücken, darunter 2. oolithische Kalke. 3. feste Kalkbänke mit Cerithien und Bivalven und zu Unterst 4. die mergeligen Bänke mit losen Cerithien. JBucclnuni clupUcatuni S o w. Nur zwei Exemplare liegen von Osmanieh vor, die sich am besten an die kurzen bauchigen Varietäten anschliessen. Recht gut stimmt die von d'Orbigny (Voyage de Hommaire de Hell, Taf. III, Fig. 20 — 22 als Buccinum Doutschmae bezeichnete Varietät. CeritJiiuni pictmn Bast. Nur ein kleines Exemplar der typischen Form, das mit dem von M. Hörnes 1. c. Taf. 41, Fig 17 abgebildeten Exemplar gut übei-einstimmt. Auf demselben Handstück mit einer Modiola, die am besten mit Modiola marf/inata Eichw. übereinstimmt (Eichwald, Lcth. ross III, Taf. IV, Fig 15), einer Art, die von R. Hörnes auch von Kischenev angeführt wurde (R. Hörnes, 1874, pag. 4o). Die von R. Hörnes (^Tertiärstudien 1. c. 1875, pag. 65, Taf. II, Fig. 8 u. 0) von Kravarsko in Croatien als Cerithium y^ü'^ww Bast. var. hervorgehobene Abänderung scheint sich an 136 Toula. (las>, in doli iiördliclieii necken so ungemein seltene CevUlt'nim iHoraviciim M. Hörn es (1. c. Tai'. 42, Fig. 7) jinziischliessen, um so mehr, als sieii das für Ceritliiuni /licfiint IJast. bezeichnende stärkere Hervortreten der oberen Knotenreihe nicht zeigt. Cerithhini iiodoso-plicafum H ö r n e s. (Foss. Moll. (1. W. Beck. I. 397, Tat". 41, Fig. 19, 20.) Zu dieser ausdauernden Art rechne ich ein nur als Bruch- stück erhaltenes Exemphir; es zeigt nämlich zwei gleich starke Knoteureihen und eine zwischen beide eingeschobene feine Linie» Von Cerithiu))! pictuni Bast, dürfte sich eine Formenreihe zu Cerithkmi notichia iio\ . %\). Lrpralia dicliotitinia iiov. sj). -H + 18 + ; + + + -•H -1- 4- 14 + 4- I 4- 4- 4- + 4- : 4- ■ I 4- -h » Riid. Hörnes. Über TertiJirconchylien ans dem Banat. Vcrhandl. ^*er k. V. geolog-. R. A. 1874. pag. 387. Toula : (iooloij.l nloi'siu'lmiujeii im wesü: Ballicin. 2" ie«* "•-■•■■■■■«Sra RTii.'^chonnnaGhdNat.nsznM*. i(.k. Bof-u.Staatsdruckerei Sitziiucjsb.d.k.Akad. (I.W. mnth. nat .Cl. LXXA^ Bd.LAbth. 1877. Geolox'. üntersuchiiii"-en im westl. Tlieile des Balkan etc. 14{.> T a f e 1 e r k 1 ä r u n ö". Fig. 1. Turbo Bavhoii nov. spec. von Koilova. Fig. 2. Poli/stomeäa Midhati Kavvev (nov. spec.) aus tlionigem Sande von Koilova. Fig. 3. Pntiidina fCyclostoma) «r-M^aDrap. var. von Crnainasuica. Fig. 4. Caidiiini Timoki nov. spec. von Crnamasnica. Fig. 5. Buccinutn dupliratum Sow. var. von Adlieh. Fig. G. Trochiis podiilicus Dnb. var. enodis von Osmanieli Fig. 7. LepraVa nrtitostichia nov. spec. von Osmanieh. Fig. S. „ dichotomin nov. spec. von Osmanieh. Fig. 9. Cardiuin protvactum Eich w. Vidin. Sitzb. d. matheia.-naturw. Cl. LXX.V. Bd. I. Abth. 10 146 VII. SITZUNG VOM 8. MÄRZ 1877. Herr Gundaker Graf Wurmbran d dankt für die ihm zum Zwecke der Fortsetzung seiner im vorigen Jalire mit Unter- stützung der kaiserl. Akademie der AVissenseliaften unternom- m.enen Ausgrabung fossiler Knochenlager bei Zeiselberg in Niederösterreich neuerdings gewährte Subvention. Das w. M. Herr Prof. Linnemann übersendet drei Mit- theilungen aus dem Laboratorium für medic. Chemie der Prager Universität, von Herrn Dr. Franz Hofmeister, Assistent der Lehrkanzel für angewandte medicinische Chemie. 1. „Über einige Reactionen der Amidosäuren". 2. „Über die Kupfersalze des Leucins, des Tyrosins, der Asparaginsäure und der Glutaminsäure". 3. „Über das Lösungsvermögen der Amidosäuren für Kupfer- oxyd in alkalischer Flüssigkeit". Das c. M. Herr Prof. Ludwig v. Barth übersendet eine in seinem Laboratorium von den Herren Dr. G. Goldschmiedt und G. Ciamician ausgeführte Arbeit: „Über eine Modifi- cation der Danipfdichtenbestimmung". Herr Dr. Franz Exner, Privatdocent an der Wiener Uni versität, übersendet eine Abhandlung, betitelt: „Weitere Ver- suche über die galvanische Ausdehnung". Der Secretär legt folgende eingesendete Abhandlungen vor : 1. „Chemische Untersuchung der Mineralquellen in Neudorf nächst Petschau in Böhmen'^, von Herrn Dr. Wilhelm Gintl, Professor an der deutschen technischen Hochschule in Prair. 147 2. ;,Ein Beitrag- zur Kenntniss des Zahnapparates bei Frö- schen und deren Larven'^, von Herrn Leopold Wajgel, Professor am k. k. Real-Obergymnasium zu Koloraea in Galizien. 3. ,Das Skeloid und dessen Bedeutung für die Planimetrie", von Herrn stud. Victor J. Wagner in Salzburg. 4. .,Eine Berichtigung nebst Nachtrag zu den über die Lösung der Gleichung x"'^y''" = z™" in der letzten Sitzung vor- gelegten Abhandlungen des Herrn Moriz Stransky.in Wien. 5. „Über die Gleichung j'" = .v'«-i-i/"'-', von Herrn Josef Seh äff er, behördl. autor. Civil-Ingenieur in Karlsbad. 6. „Beschreibung eines Apparates einer lenkbaren Fiug- maschine in Gestalt eines Adlers'^, von Herrn Gregor Grois in Wien. Der Secretär legt ferner ein versiegeltes Schreiben zur Wahrung der Priorit<ät des Herrn Professors E. Lippmann in Wien vor, welches die Aufschrift führt: „Über das Paraffin". Das w. M. Herr Prof E. S u e s s legt im Namen des Herrn Dr. A. Manzoni in Bologna die zweite und letzte Abtheilung einer Abhandlung, betitelt: „Die fossilen Bryozoen des österr.-ungar. Miocäns" vor. Das w. M. Herr Director Tschermak spricht über den kosmischen Vulcanismiis. Das c. M. Herr Prof. Emil Weyi- überreicht eine Abhand- lung: „Über Punktsysteme auf rationalen Raumcurven vierter Ordnung'^ Ferner legt Herr Prof. Weyr folgende Abhandlungen vor: 1. „Über eine geometrische Verwandtschaft in Bezug auf Cur- ven dritter Ordnung und dritter Classe^', von Herrn Dr. Karl Zahradnik, Professorder k. Universität in Agram. 2. „Die reciproken linearen Flächensysteme", von Herrn Dr. Gustav V. E s c h e r i c h in Graz. Das c. M. Herr Prof. Dr. C. Claus übergibt den ersten Theil seiner Studien über Polypen und Quallen der Adria, welcher über Scyphistointi und StrobUa der Aurelia anrlta handelt. Herr Prof. Clans überreicht ferner eine im zootoinischen Institute der Universität Graz mit dem Materiale der Triester 10 * 148 Station ausi;et'Ulirte AbliJiiullung;- (IcsHeiTu Dr. nicd.A. v. Heider über Sagarlia troglodytes Gosse. Herr Dr. J. Piilnj, Assistent am |)liysikalischeu Cabinet leg't die erste Ahliandiinig „l'bcr Diffusion der Dämpfe durch Thonzellen" vor. An Druckschriften wurden vorgelegt: Acadeniie Imperiale des Sciences de St. Petersbourg: Bulletin. Tome XXII. Nr. 3 & 4. (Feuilles 21—36.) Tome XXIII. Nr. I. ^Feuilles 1—11.) St. Petersbourg, 1876 & 1877; 4". — Koyale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique. 4;y Annee, 2^ serie, tome 42. Nr. 12. Bruxelles, 1876; 8«'. Accademia R. delle Scienze di Torino: Atti. Vol. XI, disp. V—6\ 1875 & 1876. Torino, 1875 & 1876; 8". — Memorie. Serie seconda. Tomo XXVIIL Torino, 1876; 4". Akademie der Wisseiischal'ten, Kaiserliche zu St. Petersl)urg: Repertorium für Meteorologie. Band V, Heft 1. St. Peters- burg, 1876; 4". — Kaiserlich Leopoldinisch Carolinisch-Deutsche der Natur- fors'her: Leopoldina. Heft 13, Nr. 1—2. Dresden, 1877; 4", Annales des Miues. VIP Serie. Tome X. 4' Livraison de 1876. Paris ; 8". Apotheker-Verein, Allgem. üsterr. : Zeitschrift (nebst An- zeigen-Blatt). 15. Jahrgang, Nr. 5—7. Wien, 1877; 8'-. A s t r o n 0 m i s c h e Nachrichten. Bd. LXXXIX. 5. — 7. Heft- Nr. 2117—2119. Kiel, 1877; 4". Bureau des i^ougitudes: Connaissance des Temps pour Fan 1878. Paris, 1876; 8". — Additions ä la Connaissance de Temps, 1878. Paris, 1876; 8". Annuaire pour Tan 1877; Paris, 1877; kl. 12". Comptes rendus des seances de 1' Acadeniie des Sciences. Tome LXXXIV, Nr. 8. Paris, 1877; 4". (i ew erbe-\' erei n, n.-ö.: Wochenschrift. XXXVIII. Jahrgang, Nr 5—8. Wien, 1877; 4<'. Gruber, AVen/.el, Dr.: M(tiiogra})hie über das Corpusculum tri- triceum und über die accidentelle Musculatur der Ligamenta Hyo-thvreoidea lateralia. St. Petersburg 1876; 4". 149 Ingenieur- und Architekten -Verein, österr. : Wochenschrift. II. Jahrgang, Nr. 0. Wien, 1877; 4". L ab ü r a 1 0 r i o di Botanica Crittogamica : Regohimento e Norme relative. Pavia, 1871; 8". — Relazione delhi Visita esegnita uel giorno 20 Giugno 187)) al Laboratorio di Botanica critto- gamica presso la R. l'niversitä di Pavia. Pavia, 1875; 8". — Sui piii recenti Sisteini Liehenob)gici c sulla JmporUmzd comparatka de caratteri adoperati in essi per la limitazione dei generi e delle specie. Memoria dal Dr. Santo Garo- vaglio. Pavia, 1865 ; 8**. — La Normandina Jungennanniae, Lichene delia tribn degli Endocarpi, nnovamente descritta e figurata. GaraviKjIio e GiheUL Estratto dal Nuovo Gior- nale botanico Italiano, Vol. II, 1870. Firenze; 8". — Sulla Placidiopsis Grappae, nuovo genere di Licheni fondato dal Dott. Beltramini. Nota del prof. Santo Garavaglio. Milano, 1870; 8". Mittheilungen aus J. Perthes' geographischer Anstalt, von Dr. A. Petermann, 23. Band, 1877. 1. u. 2. Heft. Gotha; 4". Nachrichten über Industrie, Handel und Verkehr aus dem statistischen Departement im k. k. Handels-Ministerium. X. Bd., ?>. Heft. XI. Bd., 1. Hälfte. Wien, 1876 u. 1877; 4». Nature. Nr. 383, Vol. XV. London, 1877; 4". Osservatorio della Piegia Universitä di Torino: Bollettino Anno X. (1875), Torino, 1876; 4o. — Bolletino meteorolo- gico ed astronomico. Anno IX. (1874.) Torino, 1875; 4^. Reichsanstalt, k. k. geologische: Verhandlungen. Nr. 16 u. 17, 1876. Wien; 8«. - Jahrbuch. Jahrg. 1876, XXVI. Bd. Nr. 4. October, November, December. Wien ; 8". — Ver- handlungen. Nr. 1 & 2. 1877. Wien; 8". Revue Mensuelle de Medecine et de Chirurgie. Nr. 1. Janvier, 1877. Paris, 1877; 8". „Revue politique et litteraire" et „Revue scientifique de la France et de l'Etranger". VP Annee, 2" Serie, Nr. 36. Paris, 1877; 4"\ Societä degli Spettroscopisti Italiaiii: Memorie. Dispensa 12. Dicembre, 1876. Palermo; 4". 150 Societä Toscana di Scien/.e naturali residente in Pisa. Vol. II. Fase. 2" ed nltimo. Pisa, 1876; 8". Soeiete entomolog-ique de Belgique: Compte rendu. Serie 2. Nr. 34. Bruxelles, 1877; 8 . Society American Philosopliical: Proceediiigs. Vol. XVI. Nr. 97. Philadelphia, 1870; 8». — Zoolo^ical of Philadelphia: The iourth Annual Report of the board ol Directors. Philadelphia, 1876; 8*^. l'nited States Coast Snrvey: Report of the Superintendent, during the years 1869—1873. Washington, 1872—1875; 4«. — Geological Survey of the Territories: Report. Vol. IX u. X. Washington, 1876; 4**. Catalogue of the Piiblications. Wa- shington, 1874; 8^. Wiener Medizin. Wochenschrift. XXVII. Jahrgang, Nr. 9. Wien, 1877; 4". Zeitschrift des österr. Ingenieur- und Architekten - Vereins. XXIX. Jahrgang, 2. Heft. Wien, 1877; 4'^ 151 Über den Vulcauismus als kosmische Erscheinung. Von dem w. M. Gr. Tscheruiak. Bei Geleg-enheit einer Besprechung der wahrscheinlichen Bildungsweise der Meteoriten erwähnte ich bereits, dass, nach den bisher gewonnenen Erfahrungen zu urtheilen, der Vulca- nismus nicht auf unsere Erde beschränkt, vielmehr eine kosmische Erscheinung sei in dem Sinne, dass alle Gestirne in ihrer Entwicklung eine vulcanische Phase durchmachen. Die Betrachtung der Formen, welclie die Mondberge dar- bieten, regte schon Aor zweihundert Jahren den scharfsinnigen Robert Hooke zu dem Gedanken an, dass jene Trichterformen durch Eruptionen von Dämpfen hervorgebracht sein dürften. Seitdem sind ähnliche Ideen mehrfach ausgesprochen worden, und in der letzten Zeit haben Nasmyth und Carpenter nach .sorgfähiger Beschreibung und Darstellung jener Bergformeu deren eruptive Entstehung auf Grundlage einer neuen Hypo- these zu erklären versucht. Die Sonne bietet uns noch gegenwärtig das Schauspiel heftiger Ausbrüche auf ihrer Oberfläche. Die spectroskopischen Beobachtungen, welche, allenthalben von ausgezeichneten For- schern angestellt, die Natur dieses Centralkörpers mehr und mehr enthüllen, ergeben als nothwendigen Schluss, dass fort- während und an vielen Punkten glühende Gasmassen mit un- glaublicher Geschwindigkeit aus dem Innern hervorbrechen. Diese und andere damit zusammenhängende Veränderungen der Sonnenoberfläche brachten schon vor einigen Jahren Zöllner zu der Überzeugung, dass dieselben in ihrem Wesen mit den vulcanischen Erscheinungen der Erde übereinstimmen und nur ihrer Intensität nach davon unterschieden seien. Das plötzliche Aufleuchten mancher Sterne, unter welchen der 152 Tscheimak. zuletzt von J. F. J. Scliniidt im Sternbilde des Seliwanes vvaliv- genumniene am eitrigsten beobaehtet wurde, erfährt gegenwärtig eine Deutung im Sinne grossartiger Ausbrüche des feuerflüssi- gen Innern jener Himmelskörper. Das Studium der Meteoriten bietet fernere Gelegenheit, die Vorstellung von einem allgemeinen Vulcanismus weiter zu ent- wickeln. Die Meteoriten haben Formen, welche beweisen, dass sie lange vor ihrer Annäherung: an die Erdedurch Zertrümmerung^ aus grösseren Massen hervorgegangen sind. Sehr viele von ihnen zeigen ein Getüge, welches mit demjenigen bestimmter vulcanischer Tutte ültereinkonnnt. Darauf gestützt habe ich vor Kurzem die Ansicht entwickelt, dass die Meteoriten Auswürflinge kleiner Phmeten seien, welche ein Stadium heftiger vulcanischer Tliätigkeit durchliefen und während dieser Zeit ganz oder zum Theil in Trümmer aufgelöst wurden. * Es ist nun möglich, dass die liier genannten Erscheinungen untereinander und mit den vulcanischen Erscheinungen der Erde in keinem Zusammenhange stehen, es ist möglich, dass die Ähnlichkeit in den besprochenen Thätigkeiten eine bloss äusser- liche ist. Wir sind aber geneigt, einen solchen Zusammenhang anzunehmen, denn jede eigentliche Forschung beginnt mit der Voraussetzung einer Znsammengehörigkeit der Erscheinungen. Seitdem die spectroskopischen Beobachtungen die Gleichartig- keil der Materie in unserem Sonnensysteme und weiter hinaus lehrten, ist es uns aber sehr nahe gelegt, alle jene eruptiven Bewegungen von derselben Eigenscliaft der in den Himmels- körpern sich wiederholenden Stotfe abzuleiten. Wir hotten demnach dahin zu gelangen, jene merkwürdigen Erscheinungen auf dieselbe Weise zu erklären wie den Vulcanis- mus der Erde. Die Aufgabe, welche zu lösen ist, besteht darin, eine An- nahme zu tinden, aus der sich alle hierher gehörigen Wahr- nehmungen iolgerichtig ergeben, f^ine ganz neue Hypothese zu suchen wird kaum nöthig sein, denn seitdem ein Plato, ein 1 Diese Berichte 187;j, Bd. 71, Abth. IL pag. «itil. über den Vulcauisimis als kosmisclie Erscheinung'. lob Strabo sowie ein Seiieea, Liicrez u. A. ihre Ideen über die Ursache jener Erscheinungen aussprachen, bis zur heutigen Zeit waren viele Forscher bemüht, eine Grundlage zu gewinnen, welche (lieErklärinig des tellurischen Vulcanismus ermöglicht. Es dürfte demnach genügen, die wichtigsten der bisherigen Versuche zu prüfen, um zu erkennen, ob eine der vorgebrachten Ideen der Übertragung auf die ausserirdi sehen Erscheinungen und der Ausdehnung auf die kosmischen Verhältnisse fähig sei. Eine grosse Anzahl der Geologen ist heute der Ansicht, dass die vulcanischen Phänomene der Erde durch das Zusammen- treffen des in die Tiefe sickernden Wassers mit dem heissen Erd- innern vollständig erklärt werden können. In der That ergeben sich viele an den Vulcanen gemachte Wahrnehmungen unge- zwungen aus der Hypothese eines feurig flüssigen Erdinnern, aus der Annahme von Spalten in der Erdrinde und aus der unzweifelhaften Verbreitung des Wassers in dieser Rinde. Diese Annahme, welche durch L. v. Buch und A. v. Hum- boldt begünstigt, die aber später durch Const. Prevost, Hcrope, Dana, Daubree u. A. modificirt wurde, hat sich allmälig den Erfahrungen der Physik über das Verhalten der Flüssigkeiten und Dämpfe bei hohem Drucke angepasst. Das Wasser, welches in Folge der Schwere sich auf Spalten abwärts bewegt, erleidet den Druck der ganzen darüberstehen- den Wassersäule. Durch denselben wird es weiter abwärts durch die feinsten Klüfte und capillaren Offnungen gepresst, bis es in jene Tiefen gelaugt, in w^elehen nach jener Hypothese eine sehr hohe Temperatur herrscht. Das Wasser kann sich hier unter dem hohen Drucke nicht in Dampf verwandeln, sondern es vereinigt sich mit der heissflüssigen Schmelze zu einem Magma, welches fähig ist zu explodiren, sobald der Druck abnimmt. Dort wo die Erdrinde von solchen Spalten durchsetzt ist, die bis auf den flüssigen Inhalt der Erde hinabreichen, steigt jenes Magma empor, und zwar zufolge des Druckes der Erdrinde auf das flüssige Innere. In die Nähe der Erdoberfläche gelangt, wo der Druck gering ist, explodirt dieses Magma, liefert Wasser- dampf und Lavastaub, die tiefer liegenden Massen werden dadurch auch vom Drucke befreit, kochen auf, und drängen empor als Lava. V 154 Tb c he r ui a k. So iing-efälir (lenken sich i^cgenwärtii;' die meisten Anliiing-er jener Hypothese den Vor^-ang l)ei Mileanisclien Eruptionen. Die heissen Quellen sind nach ihrer Ansicht autsteigende Quellen, deren Wasser aus der Atmosphäre stammt, auf .Si)alten bis in die warme Tiefe dringt, und von dort nach dem Grundsatze der connnunicirenden Röhren auf anderen Spalten emporgedrängt wird. Die Erdbeben sind, soferne sie nicht durch Verschiebung:en, Trennungen und Einstürze innerhalb der Rinde entstehen, ent- weder durch Schwankungen des flüssigen Erdinnern oder durch unterirdische Explosionen jenes Magma verursacht. Obgleich die Annahme eines heissflüssigen Erdinnern durch die Fortschritte der Astrophysik eine bedeutende Stütze erhalten liat, obwohl demnach eine künftige Theorie des Vulcanismus diesen Boden kaum verlassen dürfte, so ist doch die zuvor an- gedeutete Erklärung, welche das Wasser als einziges Agens an- nimmt, keine vollständig genügende, weil sie nicht für alle vul- oanischen Erscheinungen ausreicht und die Ausdehnung auf andere Himmelskörper nicht gestattet. Wenn die Ursache der vulcanischen Eruptionen einzig in kalten begriffen sei, und dass bei ihrer Abkühlung im Inneren durch Zusammenziehung Hohlräume entstehen. Dadurch wird der Raum geschaffen, in welchen überlagernde Stücke der Erd- kruste, die von Spalten begrenzt sind, hinabsinken. Die so ent- standene Bewegung verwandelt sich in Wärme und diese bringt das Gestein an den Spalten zum Schmelzen, Zu der Schmelze ge- langt herabsickerndes Wasser, daher die Eruption. Mall et geht übrigens sehr ausführlich darauf ein, dass alle Theile der Erd- kruste nicht nur nach abwärts einen Druck ausüben, sondern ' Philos. Transactions Bd. KJo, pag. 147. Übersetzung- von A. V. La sau Ix in den Verh. d. natiiiliist. Vereins d. preuss. Klieinlaude Jahrg. 32, Bd. 2. Die Ansichten Volg- er"s und Mohr's besprochen in Pfaff: Allgeni. Geologie pag. 12—24. über den Vulcanisimis als kosmische Erscheinung. 157 auch nach der Seite drücken, so dass auch dann eine ruck- weise Bewegung- eintreten kann , wenn sich innerhalb der Erdkruste eine Höhlung gebildet hat. Durch den allenthalben in der Erde herrschenden Druck kann die Höhlung ansgetüllt, zuge- Cjuetscht werden, die so erfolgte Bewegung gibt Wärme. Mall et gibt sich Mühe, durch Versuche zu zeigen, dass durch Zerquetschen von Granit und anderen Gesteinen mittels grosser darauf gelegter Lasten wirklich Wärme entsteht, doch sind alle diese Experimente deren Resultat vorauszusehen war, nicht im Stande, seine Anschauung zu stützen. Auch wenn die Voraussetzungen, nämlich die Zusnmmenziehung, die Bildung von H()hlungen in der Erde und das Niedersinken und Quetschen zugegeben werden, so folgt doch nur, dass die herabsinkende oder in die Höhlung hineingepresste Erdmasse sehr wenig erwärmt wird, denn die entstandene Wärme vertheilt sich auf die ganze bewegte Masse, ferner aber auch, wie dies schon von J.Roth bemerkt wurde, ' auf lange Zeiträume. Die Höhe des Herabsinkens aber, und auf diese Höhe kommt es hier haupt- sächlich an, ist immer nur eine geringe. Von einer Erhitzung des Gesteines bis zum Schmelzen kann demnach gar keine Rede sein. Auch wenn man durchwegs jene Verhältnisse annimmt, welche der Ma lle t'schen Ansicht günstig sind, berechnet sich eine Temperaturerhöhung von 15 bis 55° 0. auf den vulcani- schen Spalten, diese ist aber unfähig, irgend einen merkbaren Effect hervorzubringen (sielie Anmerkung 1). Die Schwächen der Mallet'schen Ansicht haben J. Roth, 0. Fish er u. A. beleuchtet,^ so dass von derselben wohl ab- gesehen werden kann und es fast überflüssig ist, darauf hinzu- weisen, dass dieselbe nicht nur durch die Beschaffenheit der Lava widerlegt wird, welche ein Krystallniagma ist, und weder als eine blosse Schmelze, noch als Zerreibungsproduct der benach- barten Gesteine erscheint, sondern dass die Hypothese auch die chemischen Erscheinungen nicht zu erklären vermag. Es ist ausserdem einleuchtend, dass sie auf andere Himmelskörper ebensowenig anzuwenden ist, wie auf die Erde. t Zeitsclir. d. d. geolog-. Ges. 1875, pag. 550. 2 Phil. Mag. 1S75, pag. 302. 158 T s c h e !• in a k. Eine eigeiithiimlichc Erklärung- vnlcHiiischer Krscheiimiigen, welche sicli auf die IMldung der Mondberge bezieht, rührt von N a s m y t h und C a r p e n t e r her. * Dieselben denken sich den Mond aus einer Masse bestehend, welche im starren Zustande ein grösseres Vohimen besitzt als im flüssigen. Wenn eine vor- dem flüssige Kugel, die aus solchem Material besteht, mit einer Erstarrungsrinde überzogen ist, wird sie Risse erhalten, wofern die Erstarrung weiter fortschreitet. Durch diese Risse wird etwas von dem flüssigen Inhalt an die Oberfläche treten. Dies ist ganz richtig. Die Verfasser glauben aber, dass bei diesem Hervortreten sich eruptive Erscheinungen entwickeln, dass Material empor- geschleudert und Krater aufgebaut werden können. Obgleich es nun sicher ist, dass Körper, welche sich beim Erstarren ausdehnen, im Stande sind, mit grosser Gewalt ihre Hülle zu zersprengen, wie das Wasser, wenn es in einem ge- schlossenen Gefässe friert, so gibt es anderseits gar kein Beispiel, dass das Wasser, welches doch jahraus jahrein unter den ver- schiedensten Umständen und sowohl in kleinen, wie in grossen Mengen unter unseren Augen zum Erstarren kommt, jemals eruptive Erscheinungen und einen Aufbau von Kratern darböte. Es ist allerdings durch die Versuche von William in Quebek bekannt, dass der Stöpsel, mit welchem eine mit Wasser gefüllte Bombe verschlossen war, beim plötzlichen Erstarren des im Zu- stande der Überschmelzung beflndlichen Wassers weit wegflog, aber dieser Versuch Hesse sich höchstens unter Zuhilfenahme neuer Hilfshypothesen zur Erklärung von Erscheinungen ver- wenden, bei welchen eine Kraterbildung erfolgte. Wir wissen aber mit voller Sicherheit, dass in jedem Falle, da beim Erstarren von Flüssigkeiten ein Herausschleudern der Masse, ein Aufbau von Trichtern etc. erfolgt, wie beim Erstarren von Silber, Schwarzkupfer, von wasserhaltigem Schwefel, diese Eruptionen von der plötzlichen Ausdehnung von (Tasen oder Dämpfen herrühren, und es erscheint deshalb das Auftreten dau- ernder Eruptionen, durch welche Aufschüttungskegel erzeugt werden, ohne die Thätigkeit von Gasen oder Dämpfen nicht wohl denkijar. 1 Tlie Moon. London 1874. über den Vulcanisniiis als kosmische Erscheinung. lo!^ Der Versuch von Na sin ytli lind Carpenter, welche der Schwierigkeit entgehen wollten, die in der Abwesenheit merklicher Mengen von Wasser sowie von Gasen und Dämpfen auf dem Monde liegt, dürfte daher wohl keinen allgenieinen Anklang tinden. Um die vulcanische Hitze zu erklären, sind auch chemische Vorgänge angenommen worden, so von Davy die Verbrennung von Kalium beim Zusammentreffen mit Wasser, doch Hess Davy selbst diese Annahme wieder fallen, weil bei dem Zusammentreff'en von Kalium und Wasser grosse Mengen von Wasserstoffgas ent- wickelt werden, während die Vulcane, nach den damaligen Er- fahrungen, kein Wasserstoffgas aushauchen. Später wurde von Bunsen in isländischen Fumarolen Wasserstoffgas entdeckt, doch betrachtet Bunsen diese Beobach- tung nicht als eine Stütze der Davy'schen Hypothese, weil jene Fumarolen neben dem Wasserstoffgas Kohlensäure, aber kein Kohlenoxydgas enthalten. Letzteres würde aber aus der Kohlen-- säure entstehen, wenn ein solcher Vorgang wie die Zerlegung von Wasser durch Kalium srattfände, welcher eine hohe Tempe- ratur hervorruft. Ausser den zuvor genannten Hypothesen ist noch eine sehr alte, bis jetzt aber wenig entwickelte Anschauung anzuführen, welche die vulcanischen Erscheinungen von der Tliätigkeit solcher Gase und Dämpfe ableitet, welche ganz direct aus dem Innern der Planeten hervorströmen. Der Gedanke ist in sehr einfacher Form im Alterthume gehegt, später zuweilen wieder in den Vordergrund gestellt, aber erst 1842 von Angelot etwas ausführlicher entwickelt worden. ' Nach der letzteren Anschauung sind im Erdinnern, welches heissflüssig gedacht wird, Stoffe absorbirt enthalten, welche sich beim Erstarren gas- oder dampfförmig entwickeln und, in den Spalten der Erdrinde aufsteigend, Eruptionen veranlassen. Die aus den Vulcanen, den Fumarolen, den heissen Quellen aufstei- 1 Bulletin de la soc. geol. de F. t. 13, p. 178. Früher schon (1834) hatte F Oll rn et die Idee kurz besprochen ibid. t. i, p. 200, später auch Delanoüe ibid. 2. ser., t. 27, p. 635, der letztere freilich ohne Erwähnung der Vorgänger. 1 60 T s c h c r m a k. ^ciideii (jusii iiiiil l);üu[)tc staiuiueii siHuieli aus dem rtiissii^eu Krd- innern, in dem sie in irg'eiid einer Form absorbirt enthalten waren. Obgleich sich die vnlcanischen Phänomene auf diesem Wege ungezwungen erklären lassen, so fand doch An gelo t bald nach- her, dass er diese Erklärungsweise einschränken müsse, weil er meinte, die geringe Menge des flüssigen Erdinnern, welche jähr- lich zur Erstarrung kommt, sei nicht hinreichend, die während dieser Zeit von der Erde gelieferten vnlcanischen Gase zu ent- wickeln. ' Wenn man aber die Rechnung, welche Angelot zu dieser Beschränkung führti'. genauer prüft, so zeigt sich, vonllechnungs- fehlern abgesehen, dass unterZugruiidelegung von Zahlen, welche der heutigen Erfahrung entsprechen, ein günstigeres Resultat hervorgeht. Wenn man annimmt, dass von jener Wärmemenge, welche die Erde jährlich durch Abkühlung verhert, die Hälfte direct von dem heissen Erdinnern abgegeben, die andere Hälfte aber beim allmäligeu Festwerden des Erdinnern als Erstarrungs- wärme entwickelt wird, so ergibt sich auf Grundlage der Pois- son'schen Zahlen, dass von dem Erdinnern, wofern selbes aus flüssigem Eisen bestehend gedacht wird, jährlich ungefähr 190 Kubikkiiometer erstarren. Diese können aber, wie die bisheri- gen Erfahrungen zeigen (s. Anmerkung 2), ganz wohl beim Er- starren das cOfaclie ihres Volumens an Gasen und Dämpfen ausgeben. Diese Quantität Avürde aber genügen, um 20.000 Vulcanschlote zu speisen, die sich das ganze Jahr hindurch in heftiger Thätigkeit betinden. (Genaueres in Anmerkung 3.) Daraus ist zu ersehen, dass die genannte Idee immerhin «ine Berechtigung hat, bei der Erklärung des Vulcanisnnis be- rücksichtigt zu werden. Die Quantität dessen, was nach dieser Schätzung die Erstarrung des Erdinnern an Gasen und Dämpfen liefern kann, erscheint vollständig hinreichend, um die Eruptionen -auf der Erde zu veranlassen. Die Unregelmässigkeit in der Auf- einanderfolge der letzteren würde von Ungleichförmigkelten in der Beschaffenheit des Erdinnern abzuleiten sein. Die chemische Zusanmiensetzung der Emanationen würde darauf hinweisen, dass im Erdinnern in jenen Tiefen, wo die 1 1. c. pag-. 399. über den Viilcaiiismus als kosmische Erscheinung. lt>l Temperatur sehr hoch, die Elementargase Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff, Chlor absorbirt vorhanden seien, dass ferner Scliwefel und Kohlenstoff in erheblicher Menge in der heissflüssigen Masse enthalten sein müsste. Wenn wir nun hier einen Augenblick, der von Daubree ausgesprochenen Idee folgend, eine Verwandtschaft zwischen dem Erdinnern, und den Eisenmeteoriten annehmen, so werden uns die Gase, welche in den letzteren absorbirt enthalten sind, Stoff zum Vergleiche bieten. Die Untersuchungen von G-raham, J. W. Mallet, A. Wright haben nun gezeigt', dass eine Anzahl von Meteoreisen beim Erhitzen 1 bis 47 Volume Gas liefern, welche aus Wasserstoff, Stickstoff, Kohlensäure und Kohlenoxyd beste- hen. Das Eisen von Ovifak, welches von vielen Forschern für ein tellurisches gehalten wird, entwickelt nach Wo hl er und Daubree ungefähr 100 Volume Gas, welches aus Kohlenoxyd und Kohlensäure besteht. In den Meteoreisen ist ferner Kohlen- stoff in der Gestalt von Graphit und Schwefel in der Form von Schwefeleisen (Troilit), Chlor in der Form von Eisenchlorür verbreitet. Der Vergleich ist sonach der hier besprochenen Idee günstig. Dass kein freier Sauerstoff in den Meteoreisen gefunden wurde, stimmt mit der Vorausetzung, dass diese Körper aus dem heiss- flüssigen Zustande hervorgegangen seien; denn wenngleich der Sauerstoff bei sehr hoher Temperatur im freien Zustande exi- stirt, so wird er sich bei der Abkühlung doch mit den hiezu fähigen Stoffen verbinden. Unter den entwickelten Gasen sind aber Kohlensäure und Kohlenoxyd, also Saueistoffverbinduugen, und das Eisen von Ovifak enthält eine grosse Menge von oxy- dirtem Eisen beigemischt. Der Vergleich wird deshalb kein unpassender, weil das Verhältniss der Gase in den Meteoriten ein anderes als in den vulcanischen Emanationen der Erde, denn die Meteoriten ver- rathen uns nicht, wie viel von den einzelnen Stoffen darin absor- birt enthalten war, so lange sie flüssig gewesen, sondern nur, wie viel nach dem Erkalten als Überrest darin zurückgeblieben I A. Wrig-ht American Journal of Sc. 1876. April- und Septem- ber-Heft. Jiitzb.d. matheni.-iiaturw. Cl. LXXV. Bd. I. Abth. H 162 Tscliei-mak. Der Vorgang' der Gasentwicklung uii.s dem Erdinnern würde so zu denken sein, dass bei dem allmäligen Erstarren des- selben Stoffe aiisg'escbieden werden, welche bei Abnahme des Druckes gasförmig werden können. Durch die ungleiciie Verthei- liing der absorbirten Stoffe, durch Strömungen etc. wird eine Un- regelmässig:keit der Ausscheidung bedingt und es wird öfters eine plötzliche Entwicklung jener Stoffe eintreten. Die letzteren liaben aber nur in Sj)alten der Erdrinde einen Ausweg, der ihnen Je- dochauch hier durch die Lava verlegt wird. Es ist schwer zu sagen, wie man sich die Wanderung jeuer Stoffe bei hoher Temperatur und bei so ungemein grossem Drucke zu denken habe, aber es ist klar, dass eine beissflüssige Masse, wie die Lava, welche mit Dämpfen gesättigt ist und welcher von Neuem Gase zugeführt werden, schliesslich zum Aufschäumen und zum Zerstäuben kommt. ' Demgeniäss wären die emporkommenden Gase als die Er- reger des Aulcnnischen Ausbruches zu betrachten, wozu die in den Spalten vorhandene Lava, welche durch Einwirkung des überhitzten Wassers auf die umgebenden Gesteine gebildet wird, das Materiale liefert. Die Lava, welche oft grosse und schöne Krystalle fertig gebildet emporbringt, hat gewiss eine langwierige und ruhige Bildung. Zur Erklärung derselben ist das Eindringen und Ein- sickern von Wasser in die Tiefe ganz wohl heranzuziehen, gleich- wie die Wassermassen der heissen Quellen auch auf dieses Hinab- 1 Die L;iva dürfte beiiu Enipordriiig-(;n noch eine nicht ganz uner- hebliche Menge der einfachen Gase: .Sauerstoff, Wasserstoff', Chh)r mitbrin- gen, welche sich infolge der zähflüssigen Beschaffenheit der Lava nicht ver- einigen konnten. Bei Verminderung des Druckes werden sich diese Gase verbinden, wesshalb die Lava beim Empordringen eine viel höhere Tem- peratur annehmen muss, als sie früher besass. Ohne diese Verbrennungs- wärme müsste sich die Temperatur der Lava bei der Ankunft an der Erd- oberfläche infolge der Entwicklung der Wasserdämpfe erniedrigen. Dass nun wirklich die Lava im Augenblicke des Hervorbrechens eine höhere Temperatur annimmt, liat Stoppani mit allem Nachdruck her- vorgehoben (Bull. soc. geol. -ide s., t. -27, p. 204, Cörso di Geologia, III, 173) indem er auf die von den Forschern bisher zu wenig beachtete, aber von C. W. C. Fuchs ausführlich beschriebene Erscheinung hinweist, welcher zu- folge die Krystalle in den Laven theils deutlich angegiiffen, theils abge- schniolzen erschienen, die Laven sicli oberflächlich verglasen etc. über den ^'ulcanismlls als kosiuit-che Erscheinung'. i^Vd dringen der Wässer zurltekzutuhren sein wird. Es ist demnach niclit aller Wasserdampf der Vulcane von der \'erbrennung absorbirt gewesenen Wasserstoffes abzuleiten, sondern die Vor- stellung von dem Hinabsinken' der Wässer bis zur heissen Tiefe bleibt aufrecht, und macht uns jene Vorgänge deutlich, bei welchen nicht mehr Gase und Dämpfe die Hauptrolle spielen. Die Erklärung der vulcanischen Erdbeben dürfte auf Grund- lage dieser Emanationshypothese auch in gewissem Grade ver- ändert werden, es ist jedoch nicht meine Absicht, in dieses Ge- biet hier einzugehen. Das Wichtigste, was nun bezüglicli der zuletzt erwähnten Hypothese zu erörtern bleibt, ist ihre Anwendbarkeit auf die dem Vulcanisnius verwandten Erscheinungen anderer Hinunels- körper. In dieser Beziehung darf wohl vor Allem bemerkt werden, dass diese Hypothese den grossen Vortheil hat, weder mehrere besondere Annahmen noch irgend eine neue Annahme voraus- zusetzen, denn sie ist bereits in jener weittragenden Hypothese von Kant und La place enthalten, welche bisher allein fähig war, die Biklung der Himmelskörper dem Verstände anschaulich zu machen. ^ Denkt man sich die Himmelskörper durch Condensation entstanden, so gelangt man zu der Überzeugung, dass jeder der- selben ein Stadium passiren musste, in welchem er flüssig zu werden begann, und jedes der zusammenfliessenden Theilchen von Dämpfen und Gasen um'geben war. Da die Flüssigkeiten, auch jene, welche nur bei hohen Temperaturen als solche existiren, Absorptionsfähigkeit besitzen, so wird eine solche allmälig entstehende Flüssigkeitskiigel jene Menge von Gasen und Dämpfen in sich aufnehmen, welche der Temperatur, dem unter solchen Umständen hohen Atmosphärendrucke und der gebotenen Quantität entspricht. Bei den hohen Temperaturen, welche durch die Conden- sation entstanden sind, werden die chemisch einfachen Stoffe keine Verbindungen eingehen können, daher die zuerst entstan- 1 In der That haben beide Autoren schon auf die Möglichkeit einer Entwicklung- von gasförmigen Körpern aus dem Erdinnern hingewiesen. 11* 164 T s c h e !• III a k. dene Flüssigkeit vorzugsweise aus den schwerer flüchtigen Metalleu bestehen wird, wm-in alle anderen Stoffe, die unter solchen umständen absorbirt werden oder bleiben können, in Lösung vorhanden sein werden. .Sobald in der glühend flüssigen Kugel durch ihre Abküh- lung Strömungen, überhaupt Bewegungen erfolgen, ferner sobald eine Erstarrung eintritt, werden sich Gase und Dämjife aus dem Innern entwickeln. Ist der äussere Atmosphärendnick verhält- nissmässig gering, so kann diese Entwicklung sich zur Eruption steigern. Gelangen bei dieser Entwicklung die glühenden Gase in weniger heisse Schichten, oder erniedrigt sicii ihre Temperatur durch die Ausdehnung, so wird endlich die Temperatur erreicht, bei der sich die einfachen Gase zu Verbindungen vereinigen können. Da dieser Act bei vielen solchen Gasgemischen von einer plötzlichen Wärmeentwicklung begleitet ist, welche eine Explosion hervorruft, so werden je nach Umständen entweder nahe der Oberfläche oder auch auf derselben Explosionen statt- finden müssen. Diese Betrachtung ist genügend, um zu zeigen, dass die eruptiven Erscheinungen auf der Sonne sich als eine noth- wendige Folge ihrer Bildung durch eine Condensation solcher Stoife, wie sie auf der Erde vorkommen, darstellen lassen. Hierin weiter zu gehen, ist nicht meine Sache und erscheint über- flüssig, da die Schriften eines in dieser Richtung so ertaln-enen Forschers wie Zöllner die Besprechung und Erklärung der auf der Sonne wahrnehmbaren Veränderungen in grosser Voll- ständigkeit enthalten. • Ich darf aber einen Augenblick bei einer besonderen Er- scheinung verweilen, welche eintreten kann, sobald durch den Vorgang der Ballung und Condensation sehr kleine Himmels- körper entstanden sind. Auch diese werden zuerst ein bestän- diges Aufkochen zeigen, und sich darauf mit einer Schlacken- kruste bedecken. Die letztere wird Risse und Spalten zeigen, und auf diesen wird sich eine eruptive Thätigkeit von grosser Heftigkeit entwickeln, weil die Abkühlung und Erstarrung bei 1 Berichte der k. sächs. Ges. d. Wiss. zu Leipzig- 1870, pag. 103 und 338, ferner 1871, pag. -lO, 174 u. s. w. über den Vulcanismus als kosmische Erscheinung. l^^J «iner sehr kleinen Kugel rasch vorschreitet und sich demnach iu kurzer Zeit eine relativ grosse Menge gasförmiger Körper aus dem Innern entwickelt. Abgesehen von dem heftigen Aus- strömen der Gase wird diese Thätigkeit auch von beständigen Explosionen begleitet sein, weil die aus dem Innern sich ent- wickelnden Elementargase, wie Wasserstoff, Sauerstoff, nahe der Oberfläche unter einem geringen Drucke zusammentreffen, den sie bei ihrer Verbindung durch die dabei entstehende Explosion überwinden können. Diese heftigen Eruptionen und Explosionen werden Stücke der zertrünnnerten Kruste euiporsclileudern, welche bei dem geringen Masse von Schwerkraft, welche ein so kleiner Welt- körper ausübt, iu den Hinmielsraum getrieben, in der Form von eckigen Trümmern ihre Bahnen schwarmweise verfolgen werden. Durch solche Thätigkeit würde die Masse eines solchen kleinen Sternes beständig verringert, unter Umständen könnte auch eine vollständige Auflösung desselben in kleine Theile erfolgen. Es wird dem Leser nicht zweifelhaft sein, dass ich hier auf deductivem Wege die Bildung der Meteoriten anschaulich zu machen versuche, nachdem ich in einer anderen Schrift gezeigt, dass die Beschaffenheit derselben auf eine solche Entstehungs- weise, wie sie vorhin geschildert wurde, hinweist. ^ 1 Die Bildung der Meteoriten durcli Zertheilung eines Gestirns ist schon von C'hladni als ein möglicher Fall betrachtet worden,, doch entschied sich dic'^er Forseher für die Annahme einer Bildung aus Kometen- masse, welche später von Reiche nbach, öchiaparelli u. A. weiter entwickelt wurde. Brewster, L. Smith, Haidinger, Daubree kamen auf die Entstehung der Meteoriten durch Auflösung eines Himmels- körpers zurück, und Ha id in;.; er, welcher die Aehnlichkeit mit ßreccieu undTntten hervorhob; dachte sich dieselben aus einem Weltkörper hervor- gegangen, der sich aus einer staixbförmigen Materie ballte und sicli nach- her, ähnlich wie eine Thonkugel oder Septarie, von innen heraus zer- theilte. (Sitzungsber. d. Wiener Akad. XLIH, p. 370). Einen ähnlichen Oedankcn sprach Meuuier aus (Geologie comparee ISTi), der sich die Meteoriten aus einem Planeten entstanden denkt, welcher wie eine trocknende Thonplatte Risse bekam und zersprang. Meine Entwicklung geht von vielen kleinen Himmelskörpern aus. und fasst den Vorgang der Zertheilung als einen vulcanischen auf. Es ist daher wohl sehr sonderbar, dassMeu n i e r mir gegenüber eine Priorität reclamiren will (Comptes rend. t. 81 p. 1278), anstatt die älteren ]<)H Ts c li (M- in a k. Auf den kleinen Plinnnelskürpern, von welchen ich die Meteoriten lierznleiten versuelie, konnten sich Itegreiflicherweise keine Ansammlungen von Wasser bilden, auch wenn sich ans dem Innern derselben Wasserdanipf entwickelte, denn erstens musste die Menge des letzteren zu der kleinen Masse jener Kugeln im Verhältnisse stehen, also nicht sehr gross sein, zwei- tens konnten aus demselben Grunde diese Kugeln keine Atmo- sphäre auf ihrer Oberfläche verdichten, welche jenen Druck hervorgebracht hätte, der erforderlich ist, um das Wasser im flüssigen Zustande zu erhalten. Damit stimmt die Thatsache überein, dass die Meteoriten fast durchwegs aus wasserfreien Mineralen bestellen, und nur sehr \venige kohlige Meteorsteine einen geringen Wassergehalt er- kennen lassen, endlich dass keine solchen vorkommen, welche eine Ähnlichkeit mit den sedimentären Bildungen der Erde darbieten. Es erübrigt noch anzuführen, dass auch die Beschaffenheit der Mondoberfläche mit der Hyi)othese von der selbstständigen Entwicklung von Gasen aus dem Innern harmonirt. R. Hooke vergleicht treft'end die Mondkrater mit den ringförmigen Vertie- fungen, welche auf der Oberfläche von gepulvertem Gyps ent- stehen, wofern dieser erhitzt Avird, und der ausgetriebene Wasser- (lanipf Eruptionen veranlasst. ]Man hat in der That einige Be- rechtigung, auf der Oberfläche des Mondes, die nie einen Wind- stoss erfährt und niemals durch Wasser geebnet wird, alles ans einer leichten, vielleicht pulverförmigen Masse aufgebaut zu denken. Wenn man annimmt, der Mond sei aus einer Stofifmasse ge- bildet, welche früher das P^rdcentrun) ringförmig umgab, und wenu man zugibt, dass die Stoife sich ungefähr nach ihrem speci- flschen Gewichte anordneten, so wird man vermnthen dürfen, dass der Mond sich aus leichteren Massen formte als die Erde. Damit stinnnt seine mittlere Dichte, welche ungefähr mit jener Schriften zu würdigen nnd Hnidinger die gebührende Priorität zuzuer- kennen. Wenn man nicht die Kometen als Erzeuger der Jleteoriten ant^'asst, .sondern, wie Zöllner, die Kometen und die Meteoriten als gleichzeitig entstandene Prodncte aufgelöster Himmelskörper ansieht, so kann man diese und die oben entwickelte Idee vielleicht in Einklang bringen. über den Vulcaiiisiuus als kosmische Erscheinung'. KJ • des Basaltes übereinkömmt. Der Mond enthielte demnach im Innern nur wenig- von schwerem Metall, dagegen mehr von ähnlichen Massen wie unsere eruptiven Gesteine, weiter nach aussen bestünde er aber aus leichten Stotfen. Auf der Erde sind leichte Minerale im Meerwasser gelöst, nändich Steinsalz, schwefelsaures Natron, schwefelsaure Magnesia, Chlormagnesium etc. Dieselben Stoffe kommen in den Salzlagern vor. Mehrere darunter haben die Eigenschaft, grosse Mengen vonWasserdarapf begierig aufzunehmen. Man könnte also in der Rinde unseres Nachbarplaneten solche Stoffe vermuthen, welche Wasserdämpfe und auch andere Dämpfe begierig aufnehmen. Dass der Mond, welcher bei seiner geringeren Masse eine raschere Abkühlung erfuhr als die Erde, desshalb eine heftigere vulcanische Thätigkeit entwickelte, ist aus dem Früheren ver- ständlich. Wird angenommen, das bei den Eruptionen vor/Aigs- weise Wasserdampf ausströmte, so ist bei der Annahme absor- birender Stoffe an der Oberfläche des Mondes das Verschwinden des Wassers begreiflich. Andere Dämpfe besitzen eine noch ge- ringere Tension und würden schon desshalb wenig zur Bildung einer Atmosphäre auf dem Monde beitragen. Dass der Mond schon von Anbeginn keine aus permamenteii Gasen bestehende Atmo- sphäre besass, würde mit dem Vorigen insoferne im Zusammen- hange stehen, als man sich denken darf, dass die Hauptmasse dieser Stoffe schon bei der Bildung der Erde absorbirt wurde. Bei der Annahme leichter ))nlveriger absorbirender Massen auf dem Monde würde sich der vulcanische Process theils als Eruption und Aufschüttung von Kratern, theils als eine Auftrei- bung grösserer Flächen ohne Eruption und als nachherigen centralen Einsturz, ungefähr im Sinne der Buch'schen Erhe- bungenslehre darstellen, und es Hesse sich demgemäss auch die Bildung der grossen Ringgebirge anschaulich machen. Dauern die Veränderungen der Mondoberfläche noch fort, wie dies Beobachtungen von Lohrmann, Mädler, J. F. J Schmidt, Webb ergeben, so wird die Astrophysik auch in diesem Gebiete über blosse Vermuthun^en hinauskommen. 1 68 T s c li e 1- 111 a k. A n in e v k n n i;- 1 (zu Seite 7). Man kann sieh leicht Überzeugen, dass durch das Hinab- sinken von Theih'U der Erdrinde keine solche Teni])eratur- erhöhung stattfindet, welche die vulkanischen Erscheinungen zu erklären vermöchte. Nennt man das Gewicht des hinabsinkenden Theiles der Erdrinde P und die Strecke, durch welche das Sinken stattfindet u, ferner das Wärmeäquivalent der Arbeitseinheit A, so ist die entstehende Wärmemenge W=APu. Denktman sich nun der Einfachheit wegen das hinabsinkende Stück der Erdkruste von prismatischer Gestalt, oben begrenzt durch eine quadratische Fläche deren Seite = / und von einer Höhe h, welche der Dicke der Erdkruste gleichkommt, und ist das mittlere Voiumgewicht der Erdkruste = s, so beträgt, weil hier von der Krümmung der Erdoberfläche abgesehen wird, jenes Gewicht P=hFs. wonach die beim Hinabsinken entwickelte Wärmemenge W= Ah/hu. Ist nun das Gewicht jener Gesteinsmasse, welche erhitzt wird p, deren mittlere si)ecifische Wärme = c, so ist die erfolgte Temperaturerhöhung t =^ pc worin r/ der Coefficient, welcher angibt, welcher Theil der ent- wickelten Wärme unverloren bleibt, respective zi\ dieser Tem- peraturerhöhung auf den Spalten verwendet wird. Die entstehende Wärme wird in der That zum Theil dort entwickelt, wo die Reibung bei dem Hinabsinken stattfindet, also auf den seitlichen Begrenzungsfläehen jenes Prisma's, und es wird sich im ersten Augenblicke die Wärme von den Spalten aus zu beiden Seiten nur auf eine bestimmte Strecke o verbreiten. über den Vulcanismus als kosmische Erscheinung. 160 Somit ist das Gewicht der Erdrinde, welches durch die g-cbildete ^^'ärme erhitzt wird, p = S dhls und die Temperaturerhöhung Es ist wohl nicht wahrscheinlich, dasseiue ganze vulkanische Gegend von 100 Quadratmeilen in kurzer Zeit 1 Meter tief sinkt, umsomehr als dieses Sinken öfters stattfinden müsste, um eine länger dauernde vulcanische Thätigkeit zu erklären, doch mag dies immerhin angenommen werden, weil es der zu bekäm- pfenden Ansicht günstig ist, also / = 10 Meilen = 74.'iOO Meter und w = 1 IMeter. Die erzeugte Wärme wird sich theils auf den Spalten ent- wickeln und wird dort die zerriebene und zerquetschte Stein- masse erhitzen, theils aber und zwar in nicht geringem Masse wird sie sich auf der unteren Fläche durch Stoss auf die Unter- lage, und wenn diese als flüssiges Erdinnere nachgiebig ist, auf deren fester Umhüllung entwickeln, endlich wird in dem ganzen Prisma allenthalben infolge des Stosses Wärme entstehen. Es ist viel zugegeben, wenn man annimmt, der zuerst erwähnte Wärmeantheil sei so gross wie die übrigen beiden zusammenge- nommen, doch möge auch dies zugestanden, sonach q = y^ gesetzt werden. Wenn überdies angenommen wird, dass sich die auf den Spalten angehäufte W^ärme anfänglich beiderseits nur einen Meter weit verbreite, was eben wegen der eintretenden Zerquetscbungen ein Minimum ist, so berechnet sich, wofern die specifische Wärme des Gesteins, wie es wahrscheinlich ist, 0-2 gesetzt wird, die Temperaturerhöhung, welche bei jenem Niedersinken im Bereiche der Spalten entsteht : ein Betrag, welcher gegenüber den an Vulcanen beobachteten Temperaturen ganz und gar unbedeutend zu nennen ist. Wenn nun noch Wasser hinzutritt, so erniedrigt sich obige Temperatur 170 'rscliciMiiiik. selir bedeutend, wenn z. B. die Hälfte des Gewichtes an Wasser liin/.iikommt, auf 10-6° C. Die Temperaturerhöhung- würde aber in der That eine viel geringere sein, denn die hier geniaeliten Annahmen sind alle in hohem Masse günstig für die Mall et 'sehe Ansieht gemacht worden. An dem Resultate der Rechnung würde sich auch nichts ändern, wenn der Vorgang complicirter gedacht, wenn also anstatt des Niedersinkens die Ausfüllung einer beim Erstarren der Erdkruste gebildeten Höhlung durch nebenlagernde Massen, und wenn ein Zersplittern und Zerquetschen der hinein gepress- ten Gesteinsmassen angenommen würde. Im Gegentheile würde hiebei die entstandene Wärmemenge noch weiter vertheilt, folglich die Temperaturerhöhung der bewegten Massen eine sehr unbedeutende sein. Anmerkung 2 (zu Seite 10). Dass die im Erdinnern enthaltenen flüssigen Massen grosse Mengen von Gasen und Dämpfen absorbirt enthalten, zeigt wohl schon die Lava, welche, sobald sie an die Erdober- fläche gelangt ist, gewaltige Mengen von Dämpfen aushaucht. Sie entwickelt die Dämpfe in geringerem Masse, solange sie dünn- flüssig ist, auch die Bewegung über steile Abhänge vermag ihr nicht grössere Dampfmengen zu entlocken, wie man dies am Vesuv bei den Eruptionen im Jahre 1871 so schön beobachten konnte. Beim Erstarren aber entwickeln sich grössere Dampf- mengen. Das flüssige Glas, welches der Grundmasse der Laven ähn- lich ist, hat nach der Beobachtung von H. S. C. DeviUe und Troost' auch die Eigenschaft, schon bei gewöhnlichem Drucke Gase zu absorbiren und dieselben beim Erstarren zu entlassen, aber die Menge der letzteren ist sehr gering. Daraus ergibt sich der Einfluss des hohen Druckes, welcher die Laven befähigt, so grosse Quantitäten aufgelöst zu erhalten, dass beim Erstarren eruptive Erscheinungen auftreten. 1 Comptes. rend. Bd. 57, pag. 965. über den Vnlcauisimis als kosmische Erscheinung. 1 ' 1 Der Schwefel ist ein Körper, der nach v. Hochs tet t er' s Beobachtungen • sich zur Nachahmung der Lava vorzüglich eignet, weil er im flüssigen Zustande und bei höherem Drucke viel AVasser zu absorbiren vermag, welches er beim Erstarren dampf- förmig und unter Eruptionserscheinungen ausgibt. Aus der Zunahme der Dichtigkeit der Erde gegen ihr Cen- trum, sowie aus dem Vergleiche zwischen den Meteoriten und den Gesteinen der Erde schlössen Dana, Daubree u. A., dass das Erdinnere aus flüssigen Metallmassen, vorzugsweise aus flüssigem Eisen bestehen dürfte. Aber auch solche Flüssigkeiten besitzen nach den gegenwärtigen Erfahrungen die Fähigkeit, Gase und Dämpfe zu absorbiren und dieselben l)eim Erstarren zu entlassen. Als Beispiele hiefür mögen einige Beobachtungen angeführt werden, welche sich vorzugsweise auf Eisen, Kupfer und Silber beziehen. Nach Dürre (Constitution des Roheisens, Leipzig 1868) zeigt das Roheisen beim Erstarren ein eigenthümliches ..Spiel", indem es sich mit einer Haut überzieht, welche Spalten bekömmt und ein abwechselndes Zerreissen und Zusammenschieben zeigt. Die Erscheinung ist die Folge von inneren Strömungen. Auf der Oberfläche zeigen sich oft Blasen von runder Form, welche als dunkle Flecken hin und her schiessen und endlieh erstarren. Manche Roheisenarten werfen Funken aus, welche mit blaulichem Lichte verbrennen. Dabei zeigt sich eine Gasentwicklung, die ein Geräusch wie beim langsamen Kochen hervorbringt. Nach Schott (Die Kunstgiesserei in Eisen, Braunschweig 1873) zeigt garflüssiges Eisen nach dem Ausfliessen reticulare Spaltenbildung. Sobald sich die Spalten schliessen, entwickeln sich Gasbläschen, so dass das Ganze eine schüttelnde Bewegung annimmt. Halbirtes Eisen zeigt Spalten und das Hin- und Herschieben und entwickelt reichliche Gasbläschen, die zum Theil auf der Oberfläche erstarren. Grelles Eisen entwickelt viele Gasbläschen, die platzen und glühende Sterne auswerfen. Ledebur bemerkt (Berg- und Hüttenmänn. Zeitung 1873 Bd. 32. pag. 365), dass das Gas, welches sich aus dem flüssigen 1 Diese Berichte Bd. 62, Abth. II, pag. 771. 172 'I'sclH'i-iuak. Kolieiisen entwickelt, /iiiu grossen Tlieil schon fertig darin ge- bildet und in denselben! absorbirt enthalten sei. Es entwickelt sich daraus infolge der Verminderung des Druckes, infolge von Bewegungen und Strömungen sowie beim Erstarren. Ein anderer Theil der Gase rührt her von der Einwirkung der Luft, welche Sauerstoff zur Verbrennung des enthalteuen Kohlenstoffes liefert, ein Theil der Dämpfe stammt aus der Feuchtigkeit der Guss- formen. Das Spiegeleisen entwickelt beim Erstarren viel Gas, wirft Eisenkügelchen aus. Die Oberfläche ist in Flammen ge- bullt, die einen weissen, aus Kieselsäure bestehenden Rauch bilden. In den entwickelten Gasen wird daher Silicinmwassei- stoft" angenommen. Die übrigen aus Spiegeleisen entwickelten Gase sind nach Troost und Hautefeuille (Comptes rendus 1875, T. 80, pag. 909) Wasserstoffgas, welches eine schwach leuchtende Atmospiiäre bildet, später aber Kohlenoxydgas. Dip aus dem Gusseisen und Eoheisen überhaupt sich entwickelnden Gase sind nach Cailletet (Comptes rendus T. 61, pag. 850) Wasserstoffgas, Kohlenoxydgas und Stickgas. ^ Troost und Hautefeuille bestimmten ausserdem auch Kolilensäuregas. Dieselben fanden, dass die Gasentwicklung aus dem flüssigen Eisen unter gleichbleibenden Umständen lange andauern könne, da nicht bloss das Erstarren sondern auch die im Innern der Flüssigkeit erfolgenden chemischen Processe neue Gase liefern. Troost und Hautefeuille fanden, d:iss Gusseisen im Kohlentiegel in einer Wasserstoff-Atmosjjhäre geschmolzen ruhig fliesst. Ninmit der Druck des Wasserstoffgases plötzlich ab, so entsteht Gasentwicklung und Auswerfen von Eisentropfen, ebenso beim Erstarren. Eine Kohlenoxyd-Atmosphäre wirkt schwächer. Das in einer Wasserstoft'-Atmosphäre geschmolzene und hier erstarrte Eisen gab beim Wiedererhitzen ein Gasgemisch ans, welches in Volumpercenten 74-07 Wasserstoff, 16-70 Kohlenoxyd, 0-57 Kohlensäure und 5-58 Stickstoff enthielt. Bei anderen Ver- suchen mit Robeisen, Stahl und weichem Eisen wurden hievon 1 Regnard beobachtete einen starken AmmoiiiakgtMuch an dem Wasserstoffgas, welches sich aus einem Gussstahl beim Ei'kalten ent- wickelte; Comptes rend. 1877, Bd. 84, pag. 2G0. über den Vulcanismus als kosmische Erscheinung. 17o abweichende Zahlen gefunden. Bei einem Versuche, der die ge- nannten Zahlen ergab, lieferten 509 Gramm Eisen beim Erhitzen 16-7 C. C. Gas, also 1 Volum Eisen ungefähr 0-23 Volnme Gas. Unvergleichlich mehr Gas fand J. Parry (American Chemist 1875, Nr. 63, pag. 107). Er schmelzte Roheisen in einer Wasser- stoff-Atmosphäre und beobachtete die nach längerem Schmelzen erfolgte Wasserstoff-Absorption. Er fand, dass das Eisen mehr als das 20fache seines Volumens an Wusserstoff aufnimmt, welche Quantität nach dem Erstarren und längerem Erhitzen ohne Schniel/Aing im Vacuum wieder entwickelt wird. Diese Bestimmungen beziehen sich immer auf das starre Eisen, und geben keinen Aufschluss darüber, wie viel Gas von dem damit gesättigten flüssigen Metall beim Erstarren abgege- ben wird. Die Beobachtungen am Roheisen führen aber zu dem .Schlüsse, dass diese Quantität eine bedeutende sein müsse. Kobalt und Nickel verhalten sich ähnlich wie Eisen. Troost und Haute feuille fanden (Comptes rendus 1875, T. 80, pag. 788) in den im Wasserstoflfgas geschmolzenen Metallen ebenfalls Wasserstoff absorbirt. Kupfer zeigt als sogenanntes Schwarzkupfer in einer bestimmten Periode des Reinigungsprocesses ein Sprühen, wobei aus dem flüssigen Metallbade eine Menge feiner metallischer Kügelchen, oft in Gestalt eines feinen Regens zertheilt mit Gewalt emporgeschleudert werden. Wenn nicht der richtige Grad der Gase getroffen wurde, erfolgt beim Erstarren ein Spratzen und Steigen in den Gasformen. Als die Ursache der genannten Erscheinungen gilt die Einwirkung des atmosphäri- schen Sauerstoffs auf den im Schwarzkupfer enthaltenen Schw-efel. Beim Erstarren solchen Kupfers wird die schon gebil- dete Haut durch die Gasentwicklung und das Herausschleudern der Kügelchen durchbrochen , und es bilden sich auf der Kruste kraterartige Erhebungen, aus welchen Kupfer ausfliesst. (Stölzel Metallurgie pag. 685.) Wird über reines flüssiges Kupfer entweder Wasserstoffgas oder Kohlenoxyd-, Kohlenwasserstoff- oder Ammoniakgas gelei- tet, so zeigt sich beim langsamen Erkalten in jedem Falle das Sprühen, Spratzen und Steigen. (Caron in Dingler polyt. Jonrn. Bd. 183, pag. 384.) 174 Tscli enun k. Silber zeigt beknnutlicli das Spnitzen sehr ausg-ezeielinet. Silbci, welches in einer Sauerstoff- Atmosphäre in Fluss erhalten wird, absorbirt ungefähr das 22tache seines Volumens an Sauer- •stotf, welchen es beim Abkühlen wieder entlässt, sobald die Oberfläche starr wird. Die Erscheinungen, welche hiebei aut- treten, tindet Fournet (Bull. soc. geol. Bd. IV, pag. 200) voll- ständig gleicli mit jenen, welche die vulkanischen Eruptionen darbieten. Nichts mangelt. Erhebung, Ergiessung, Erschütterung des Bodens, Spalten, Gänge, Vulkane mit Kratern, Eruptionen , Ströme, Grasentwicklung, alles mit einer schlagenden Ähnlich- keit, besonders wenn man mit einer Quantität von ungefähr 50 Pfund arbeitet. Der Silberkuchen, welcher von Osterreich exponirt in der IVeltausstellung von 1878 zu sehen war, zeigte die Kraterformen und Eruptionserscheinungen ganz ausgezeichnet. Anmerkung o (zu Seite 10). Wenn man zu einer beiläufigen Schätzung des Volumens, Avelches jährlich im Erdinnern aus dem flüssigen Zustande in den starren übergeht, gelangen will, so kann man, wie dies schon Ängelot versuchte, von der Wärmemenge ausgehen, welche die Erde nach Poisson's Theorie während dieses Zeit- raumes von ihrem inneren Wärmeschatze verliert. ' Demnach gäbe die Erdoberfläche per Jahr eine Wärme- menge ab, welche geeignet wäre, eine Eisschichte von 0*00693 Meter Höhe zu schmelzen. Daraus würde folgen, dass jeder Quadratmeter der Erdoberfliiche jährlich 507 Wärmeeinheiten nach Aussen abgibt. Bezeichnet nun iv die letztere Zahl und 0 die Erdoberfläche in Quadratmetern ausgedrückt, so ist die jährlich durch Leitung aus dem Erdinnern nach Aussen gelau- gende Wärmemenge icO. Ausserdem aber gibt die Erde auch Wärme durch die heissen Quellen, die vulcanischen Dämpfe, die Laven ab. Die letztere Wärmemenge wird viel geringer sein als die erstere. Um sie überhaupt in Rechnung zu bringen, möge angenommen werden, dass sie von der ersteren um das 1 Tlieorie inatheinatique de la chaleiir. Paris 1855. über den Vulcanismus als kosmische Erscheinung. 175 zehnfache übertroffeii wird; so dass die gesammte Wänneiiienge 1 • 1 wO beträg-t. Ein Theil derselben miiss nun daher rühren, dass beständig- Theile des Erdinnern erstarren, der übrige Theil würde durch die Temperaturerniedrigung des Erdinnern gelie- fert. Welches das Verhältniss dieser beiden Antheile ist, lässt sich wohl kaum vermuthungsweise aussprechen. Werden, wie es nicht sehr unwahrscheinlich, beide ais gleich angenommen und ist e die Erstarrungswärme der Volumeinheit des Erdinnern und J das jährlich zur Erstarrung gelangende Volum, so hat man 1-1 r — — wO= eJ. Entwickelt dabei die Volumeinheit das r-fache Gasvolum, letzteres unter dem gewöhnliehen Atmosphärendruck gemessen, und strömt dieses Gas mit der Geschwindigkeit v aus 71 Erup- tionsöflfnungen hervor, deren jede den Querschnitt q hat, und ist, z die Zahl der Secunden per Jahr, so ist , ^ _ rw 0 n = ()-55 . eqvz Wird angenommen, dass das Erdinnere, welches gegen- wärtig zur Erstarrung kommt, aus Eisen bestehe, so wäre für e die Erstarruugswärme des Eisens zu setzen. Diese ist wohl nicht näher bekannt, doch lässt sich nach den Versuchen von y c h 0 1 1 und von M a 1 1 e t darauf ei n Schluss ziehen. Nach »Schott gibt die Gewichtseinheit flüssigen Eisens bei der Abkühlung bis auf 24° 0. an Wasser 283-7 WE. ab, nach Mall et bei der Abkühlung auf 77° C. hingegen 273-3 WE. Wird nun die Schmelztemperatur des Eisens wie gewöhnlich zu 1500° C. angenommen, und wird die specifische Wärme ohne Fiücksicht auf das Steigen derselben mit der Temperatur mit dem von R e g n a u 1 1 ermittelten Werthe zu 0- 1 14 angenommen, so beträgt die Abkühlungswärme 171 WE. Demnach ergäben sich für die Schmelzwärme, respective Erstarrungswärme des Eisens 278—171 = 107 WE., welche Zahl aber in Betracht der Um- stände zu erniedrigen ist, so dass man vielleicht die Zahl 100 1 <6 Tschcnn;ik. Über d. Viilcanisnuis als ko^in. Erscheinung. auiiehmen darf, welche von der für Eis geltenden (80) nicht sehr verschieden ist. Ein Kubik-Meter flüssiges Eisen, dessen Voliinigewicht zu 7-5 angenommen, würde sonach beim Erstarren e^= 750.000 WE. entwickeln. Das flüssige Eisen ist nun, wie aus der vorigen Anmerkung zu ersehen, schon bei gewöhnlichem Druck im Stande, bedeutende Mengen von Gasen und Dämpfen absorbirt zu er- halten. Mit Berücksichtigung des Druckes ist die Annahme, dass ein Kubik-Meter des in der Tiefe erstarrenden Eisens so viel Gas ausgibt, dass letzteres unter dem einfachen Atmosphären- druck 50 Kubik-Meter einnimmt, eine solche, die gewiss nicht zu hoch gegriffen erscheint. Um eine Zahl zu erhalten, welche die Geschwindigkeit der erumpirenden Dämpfe angibt, ist die Beobachtung J. F. J. Sehmidt's anzuführen,' welcher als das Maximum der Ge- schwindigkeit, mit welcher die Dampferuptionen auf 8antorin erfolgten, zu 40 par. Fuss per Secunde angibt. Nimmt man die Zahl noch etwas höher, so kann « =r= 15 Meter gesetzt werden. Wird schliesslich für jede Eruptionsöffnung ein Querschnitt von 1 Quadrat-Meter angenommen, was schon ein bedeutender Dampfschlot zu nennen ist, so erhält man nach Einsatz der Werthe von 0 = 9261.000 Meilen jede zu 7420 Meter und 2;= 31536.000, für die Anzahl der Eruptionsöffnungen, welche gespeist werden können n = 20040. Unter den gemachten Voraussetzungen würde also die Menge von Gasen und Dämpfen, welche sich beim allmäligen Erstarren des Erdinneru entbinden, ausreichen, um 20.000 Ernp- tionsöffnungen in beständiger, heftiger Thätigkeit zu erhalten. Diese Zahl ist wohl ohne Zweifel grösser als jene, die man durch Summiruug der vulcanischen Dampfentwicklungen auf der ganzen Erdoberfläche erhalten würde. 1 Vulcanstudien 1874, pag. 175. 177 VIII. SITZUNG VOM 15. MÄRZ 187 7 Der Secretär legt die lur die Bibliothek der kais. Akademie bestimmten Schlussbände des Novara-Reisewerkes vor, und zwar den II. Band des zoologischen Theiles, welcher die Abtheilung der ..Lepidoptera'-^ von den Herren Dr. Cajetan und Rudolf Felder enthält, nebst dem dazu gehörigen Atlas von den ge- nannten Verfassern und Herrn Custos A. Rogenhof er, mit 140 Tafeln, enthahend die colorirten Abbildungen von 2500 Schmetterlingen aus allen Himmelsstrichen, welche von der Novara-Expedition und Herrn Dr. Felder gesammelt wurden. Das w. M. Herr Prof. Rollett in Graz übersendet eine Abhandlung: „Über die Bedeutung von Newton's Construction der Farbenordnungen dünner Blättchen für die Spectralunter- suchung der Interfereuzfarben für die Sitzungsberichte". Herr Dr. B. Igel in Wien übersendet eine Abhandlung: ,.Uber die Singularitäten eines Kegelschnitt-Netzes und Gewebes". Herr Prof. A. Tomasch ek in Brunn übersender eine Ab- handlung: ..Zur Entwicklungsgeschichte (Palingenesie) von Equisetwn'^. Herr Oberstabsarzt a. D. August Dyer in Hildesheim (Hannover) übersendet eine von ihm erschienene gedruckte Schrift, unter dem Titel: „Arztliche Beobachtungen, Forschungen und Heilmethoden'^. Dr. G. Escherich in Graz übersendet eine Notiz zu seiner in der Sitzung am 8. März durcli das c. M. Herrn Prof. E. Weyr vorgelegten Abhandlung, betitelt: „Die reciproken linearen Fiächens^steme". Das c. M. Herr Prof. Dr. C. Claus legt vor die Fortsetzung seiner „Studien über Polypen und Quallen von Triest" I. Aca- lephen : 2. Über Bau und Entwicklung der Acalephengattungen Aurelid, Chrysaora, Discomedusa, Rhizo Stoma. Sitzb. d. mathem.-uaturw. Cl. LXXV. Bd. I. Abth. \'2 178 Herr Prof. Claus legt ferner folgende Arbeiten aus dem zooloiiiseh-vergleiohend anatomischen Institute der Wiener Uni- versität vor : VII. , Beobachtungen über Gestaltung und feineren Bau des als Hoden beschriebenen Lappenorgans des Aals", von Herrn stud. med. Sigmund Freud. VIII. „Das Centralorgan des Nervensystems der Selnchier^y von Herrn Josef Victor Rohon. An Druckschriften wurden vorgelegt: Acadcmie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique: Bulletin. 4(3' Annee, 2'' Serie, tome 48. Nr. 1. Bruxelles, 1877; 8". Akademie der Wissenschaften, Königl. Preuss., zu Berlin: Monatsbericht, mit4Tafeln. November 1876. Berlin, 1877 ; 8^ — Kaiserlich Leopoldinisch-Carolinisch-Deutsche der Natur- forscher: Leopoldina. Heft XIII. Nr. 3— 4. Dresden, 1877 ; 4^. Association, the American for the Advancement of Science: Proceedings. Vol. XXIV. 187.^). Salem, 1876; 8^ Boettger, Oscar Dr.: Die Reptilien und Amphibien von Ma- dagascar; mit 1 Tafel. Frankfurt a. M. 1877; 4". Über eine neue Eidechse aus Brasilien ; mit 1 Tafel. Frankfurt a. M. 8''. Central-Commission, k. k. statistische: Statistisches Jahr- buch für das Jahr 1874. 6. Heft; für das Jahr 1875. 9. Heft. Wien, 1877; 8". Comptes rendus des seances de l'Academie des Sciences. Tome LXXXIV, Nr. 9. Paris, 1877; 4". Dyes, August Dr.: Ärztliche Beobachtungen, Forschungen und Heilmethoden. Hannover, 1877 ; 8^ Gesellschaft, Deutsche Chemische, zu Berlin: Berichte. X. Jahrgang, Nr. )^ & 4. Berlin, 1877; 8". — Deutsche, für Natur- und Völkerkunde Ostasiens. 10. Heft, Juli, 1876. Yokohama; 4*\ — Das schöne Mädchen von Pa<>. Yokohama; 4'\ — k. k. der Ärzte: Medizinische Jahrbücher. Jahrgang 1877, 1. Heft, mit 9 Holzschnitten. Wien, 1877 ; !^'\ — k. k. geographische, in Wien : Mittheilungen. Bd. XX (neue Folge X), Nr. 1. Wien. 1877; 8«. 179 Gesellschaft, österr., für Meteorologie : Zeitschrift. XII. Rand, Nr. 5. Wien, 1877; 4«. — Oberlaiisitzisehe, der Wissenschaften : Neues Laiisitzisches Magazin. LIL Band, 2. Heft, Görlitz, 1876; 8". Gewerbe - Verein , n.-ö. : Wochenschrift. XXXVIII. Jahr- gang. Nr. 9 u. 10. Wien, 1877; 4^ Jahresbericht des k. k. Ministeriums für Cultus und Unter- richt für 1876. Wien, 1877; S^. J 0 u r n a 1 für praktische Chemie, von H. K o 1 b e. N. F. Band XV . 2., 3. & 4. Heft. Leipzig, 1877 ; 8^ La ndwirthschafts - Gesellschaft, k. k., in Wien: Ver- handlungen und Mittheilungen. Jahrg. 1876. November- und December-Heft. Wien; 8*^. Jahrg. 1877. Jänner- u. Februar- Heft. Wien; 8«. Militär -Co mite, k. k., technisches und administratives: Mit- tlieilungen über Gegenstände des Artillerie- und Genie- Wesens. Jahrgang 1876. 12. Heft. Wien, 1876; 8". Jahr- gang, 1877, 1. Heft. Wien, 1877; 8^ Mittheilungen, Mineralogische, von G. T seh er mak. Jahr- gang 1876, Heft 4, mit 1 Tafel. Wien, 1876 ; 8". Nature. Nr. ;J84. Vol. 15, London, 1877; 4"^. Observatoire de l'Universite d'Upsal: Bulletin meteorologique mensuel. Vol. VII. Annee 1875. Upsal; 4". K e i c h s f 0 r s t v e r e i n , österr. : Osterr. Monatschrift für Forst- wesen. XXVII. Band. Jahrg. 1877. Jänner-, Februar- und März-Heft. Wien, 1877 ; S^. „Eevue politique et litteraire'' et „Revue scientifique de la France et de l'Etranger". VF Annee, 2'"^ Serie, Nr. 37; Paris, 1877; 4<\ Societas regia Scieutiarum Upsalensis: Nova Acta. Ser. 3^ Vol. X. Fase. 1. 1876. Upsaliae, 1876; 4^ Societe entomologique de Belgique: Compte rendu, Serie 2, Nr. 35. Bruxelles, 1877; S*\ Annales. Tome XIX. Bruxelles, Paris, Dresde, 1876; 8^. — Linneenne de Bordeaux: Actes. Tome XXXI. 4* Serie. 2" Livraison. Septembre 1876. Bordeaux, 1876; 8". 12* 180 Societe Linneeniie du Nord de la France: Bulletin mensuel. Nr. 55—57. 6^ Annee. Tome III. Amiens, 1877; 8". Statistisches Jahrl)uch des k. k. Ackerbau-Ministeriums für 1875. 4. Heft. Der Berg-werksbetrieb Österreichs im Jahre 1875. II. Abtheihing:. Berichtlicher Theil. Wien, 1876; 8". Verein für die deutsche Nordpolarfahrt in Bremen. 40. und letzte Versammlung am 29. Deceinber 1876. Bremen ; 8**. V i e r t e 1 j a h r e s s c h r i f t , österr., für wissenschaftliche Veteri- närkunde. XLVI. Band, 2. Heft. (Jahrgang 1876. IV.) Wien, 1876; 8». Wiener Medizin. Wochenschrift. XXVII. Jahrgang, Nr. 10. Wien, 1877; 4". 181 Zur Entwickeliingsgeschichte (Paliiigenesie) von Equisetum. Von A. Toiuaschek, Prrijessor in Brunn. (Mit 1 Tafel.) Der Generationswechsel der Equisetaceen zeigt auffallende Eigenthlimliehkeiten. Der höher entwickelten Generation, dem eigentlichen Equisetum fehlen die Geschlechtsorgane ; die Ver- mehrung erfolgt durch ungeschlechtlich erzeugte Sporen. Die aus der Spore hervorgehende, nur die Organisationsstnfe der Leber- moose erreichende Pflanze, producirt die Eizelle, deren Thei- Inng, hauptsächlich durch den Act der Befruchtung angeregt, nicht zur Bildung von Sporen mutterzellen, wie bei den Leber- moosen, führt. Die fortschreitende Zellentheilung , anfänglich einen übereinstimmenden Verlauf nehmend, wie bei den LiCber- moosen ^ (Riccia Marchantia), führt zur Bildung des Embryo der primären Axe, aus welcher die Equisetumptlanze hervorgeht. Die Befruchtung der Eizelle erfolgt durch kräftige mit unduliren- der Flosse versehenen Spermatozoiden und zwar durch Ver- mittlung des Wassers. Beide Generationen besitzen übrigens eigenthümliche Vermehrungsweisen: zunächst die sporenbil- dende durch unterirdisch kriechende ausdauernde Rhizome, aus denen sich senkrecht aufstrebende Sprosse erheben; ferner durch eigenthümliche Knollen, welche mit Reservenahrungs- stotfen erfüllt, lange ruhen, um bei günstiger Gelegenheit neue Stöcke zu bilden. Die Geschlechtsgeneration erzeugt oft Adventiv Sprosse, welche durch Absterben des älteren Theiles des stammähnlichen Thallus selbstständig werden. 1 Botanische Zeitung- von A. de Bary: Über (ten genetischen Zusammenhang etc. Dr. F. Kieni tz-Ger lof f 187.5, Nr. 45, pag. 710. 1 82 T I) ni ;i s c li e k. Die Gesclileolit.sgeneiation ist an die bölicr organisirte sporent ragende dadurch noch näher geknüpft , dass die erstere Animcndicnst bei der ant'äng-liehen Entwiekelung der Equisetum- l)flanze leistet; da das erste Internodiinn der letzteren von den anstossenden Gewebezellen des Stammtheiles der ersteren so dicht umringt wird, dass eine i)arasitische Ernährung ans den stärkereichen Gewebezellen nahe liegt. Das vorschreitende Entwickeln der Equisetmnpflanzc hat demnach die Zerstörung der ernährenden Pflanze zur Eolge. i Die Selbstständigkeit und Lebensfähigkeit der Pflänzchen der Geschlechtsgeneration angehörend, steigert sich zuweilen durch das so häutig stattflndende Eehlschlagen der Embryo- bildung; ferner durch Nichtvorhandensein männlicher anthe- ridientragenderStämnichen. Beides wirkt fördernd auf die Dauer und Stärke des Pflänzcheus ; deshalb findet man Pflänzchen der Art mit noch jugendlichen Equisetumsprossen , oder ganz ohne dieselben an sandigen Flussufern (Schwarzawa, Brunn) bis Ende October lebhaft vegetirend. Solche alte Stämnichen wurden sammt Erde ausgehoben und in Töpfe gepflanzt, sodann in ein feuchtes Warmhaus gebracht, woselbst sie noch in den Monaten November und December lebhaft vege- tirten und immer von Neuem sowohl Antheridien als Arche- gonien entwickelten. Die jungen Equisetumsprosse wurden, um die Pflänzchen nicht zu schwächen, sorgfältig exstirpirt. Im Monate Februar verminderte sich der Fenchtigkeitsgrad des Treibhauses der Art, dass die Pflänzchen vertrockneten und zu Grunde gingen.^ Es scheint jedoch nichts dagegen zu sprechen, dass die Pflänzchen unter fortdauernden günstigen Umständen überwintert werden kcinnten. Mit Kücksicht auf den bestimmt ausgesprochenen Generationswechsel, der sich in den erwähnten 1 Hierüber war schon Dr. Bise ho ff liclitig- orieutirt; er sagt: „Wiewohl derVorkeim seiner Entstehung nach nicht mit den Sanienlappen der höheren Pflanzen vergHcheu werden kann, so ist doch seine analoge Function, nämlieli die erstt' Ernährung des I\.eimpflänzchens, nicht zu ver- kennen." Die Kryptogamengewäciise etc. Nürnberg 182S, pag. 43. 2 Die Equisetumsprosse überd inerten die Eintrocknung und vegetiren fort! (Miirz.) Zur EntwicUelung-sgeschichte (Palingeuesie) von Equisetmu. 183 Vorgängen ausspricht, halte ich die Bezeichnung- „ Prothallium -' nicht mehr für entsprechend und werde im Nachfolgenden die geschlechtliche Generation mit dem Ausdrucke „Protoriccia" bezeichnen, wodurch angezeigt werden soll, dass, wenn die Pflanze mit der Bildung von Sporocarpien abschliessen würde, sie ihre Stellung im Systeme auch ihrer übrigen Eigenthümlich- keiten wegen in dei' Nähe der Riccien an der tiefsten Stufe der Lebermoose finden müsste. Diese Bezeichnung könnte übrigens auch für die Prothallien der Farne gebraucht werden, da die Prothällien derselben nicht nur durch Brutknospen ' vermehrt werden können, sondern auch durch die Dichotomie des thallus- ähnlichen Stammes noch mehr an die Riccien erinnern. Unter der Voraussetzung der Descendenztheorie in ihrer Anwendung auf die Phylogonie^ des Equiselum, liegt es übrigens nahe, die Proforiccia, als eine in der Entwickeluugs- geschichte des Equisetums auftauchende Ahuenform (Stamm- pflanze) der letzteren aufzufassen, einer Form, mit welcher die Pflanze seiner Zeit ihren Entwickelungsgang gänzlich abge- schlossen haben mag. Es wären hiebei Anhaltspunkte zur Erklärung zu suchen, warum die Gefässkryptogamen (in unserem Falle Equisetum) in ihrer Entwickelung zur Ahnenform der Protoricvia zurückgreifen müssen. Dieses Zurückgreifen höher differenzirter Landpflanzen zur Ahnenform zum Behufe der Befruchtung, verschwindet successiv erst dann, bis es der Pflanze gelungen, sexuelle Differenz zu erwerben und zu einer Befruchtungsweise zu gelangen, welche ohne Vermittlung des Wassers (^Pollen, Vermittlung des Windes oder der lusecten) vor sich gehen kann. (Vergleiche einen ähnlichen Gedanken - 1 Über die Propagation der Farn-Prothallien. Näheres bei Hof- meister's: „Vergleiche üntersucliuugen etc. pag öS — 84. Auch Prings- heiui, Bd. X, pag. 9-^ — loO; dann Sachs' Lehrbuch, 4. Aufl., pag. 23ii. 2 Im Pflanzen- und Thierreiche gibt es bekanntUch eine Menge Thatsachen innerhalb der Entwiokehmgsgeschichte der Individuen (Onto- gonie), welche auf die 8tamnigeschichte (Phylogonie) hinweisen, oder wenigstens Zustände beurkunden, welche bei anderen Pflanzen- und Thier- formen bleibend erhalten sind. Vergleiche beispielsweise Entwickelungs- geschichte des Menschen vonKölliker, 187(j, pag. 392. Biogenetisches Grundgesetz, E. Ha e c k e 1. 184 T () 111 a s c li c k. gang bei Dr. Saclis' Leliibiich 1S74, png. o2. Das Wesen der -Sexualität bes. 873, am Schlüsse; ferner: „Über den gene- tisclien Znsammenliang' der Moose mit den Gefässkryptogamen und Phanerogamen von Dr. F. Ki e nitz-Gerl off. Botanische Zeitung-, Nr. 45 und 46.) Die Equisetumpflanze steht gegenüber de»- Pvotnrlccia nicht ganz unvermittelt da; zunächst ist die primäre Achse, an der die erste Wurzel und Knospe angelegt werden, noch gefässlos. Die ersten Gefässe (Ringgefässe) entwickeln sich innerhalb des neu gebildeten Wurzelchens. Endlich geht aus dem primären Internodiurn bei Equisetimt arvensc, E. paliistre, E. variegatiim und vielleicht bei allen bekannten Arten eine Pflanze hervor, die sich durch Dreizähnigkeit der Blattscheiden (lü — 20 Internodien bildend) und durch die geringe Anzahl (3 — 4) der Zweigquirle von der ausgebildeten Form wohl unterscheidet. Die secundären Aste dieser vorläufigen Equisetumpflanze ent- springen am primären Internodium, viel tiefer unterlialb der ))rimären Blattscheide, während die S])äter herAortretenden tertiären Zweige ausschliesslich innerhalb der Basis der Blatt- scheiden entspringen. Erst später beginnt die Bildung bleiben- der Ehizome und Brutknospen. Die geschilderte vorläufige Pflanze geht mit Eintritt der ersten Fröste zu Grunde ; könnte jedoch unter günstigen Temperaturverhältnissen überwintert und weiter entwickelt werden. Seit einer Zeit mit der Revision der übrigens in ihren Hau])tzügen grösstentheils bekannten Entwickelungsgeschichte von Eqniselum beschäftigt, erlaube ich mir im Nachfolgenden einige Resultate dieser Untersuchung mitzutheilen. Entwickelung der Protoriccia aus der Spore. Die Keimung'. Durch endosmotisclie Wasseraufnahme dehnt sich der proto- j)lasniatische Inhalt der Spore aus, findet in diesem Dehnungs- streben anfänglich ein Hinderniss an dem nur wenig dehnungs- fähigen Exosporium. Mit einer anfangs massigen Aussackung der Spore an der Schattenseite, an welcher auch das dehnungs- fähige Endosporium Theil nimmt, zerklüftet der protoplas- Zur Entwickehingsg-eschichre (Palingenesie) von Eqidsctiim. 185 matische Inhalt, indem er in ungleiche Fortionen sich trennt, zwischen welchen eine lamellenartige Scheidewand auftritt, während gleichzeitig- die getrennten Protoplasmamassen von Zellenwänden umgeben werden; die kleinere neu gebildete Zelle folgt der sackförmigen Ausdehnung des Endosporiums. Das Exosporium wird gewöhnlich in 2 oder 3 um V20° von einander abweichende Rissen getheilt, und bei fortschreitender Dehnung meist abgeworfen. Das Exosporium. Die äusserste Umhüllung der Spore ist mit kurz c} lindrischen Erhabenheiten besetzt, welche jedoch am besten in trockenem Zustande bei starker Vergrösserung (Zeis. Oc. II. Obj. F.) erkennbar sind. Die bei der Keimung abgeworfenen Segmente derselben erscheinen an der Ober- fläche runzelig, von schwach rauchgrauer Farbe und wurden mit den Trümmern der Schleidern nach Wochen in der Nähe der Keime unversehrt angetrotfen. Zuweilen bleiben derartige Fragmente des Exosporiums durch längere Zeit an den sich weiterentwickelnden Keimen selbst hängen. Die innere Undiüllung der Sporenzelle, das Endosporium, besteht aus zwei Schichten, welche nur in seltenen Fällen durch Einwirkung von Säure von einander getrennt, zur Anschauung" gebracht werden konnten. Die erwähnte Zerklüftung des proto- plasmatischen Inhaltes der Spore findet der Art statt, dass etwa der sechste Theil der ganzen Masse sich lostrennt und durch eine gleichzeitig gebildete Zwischenlamelle (Protoplasmaplatte) getrennt wird. Durch Einwirkung von Säure kann ersichtlich gemacht werden, dass es sich bei diesem Vorgange nicht um eine Fäche- rung des Zellenraumes , wie es den Anschein hat , handelt^ sondern um die Neubildung zweier Zellen, da nämlich die getrennten Protoplasmamassen frühzeitig von einer zarten Zellen- haut umgeben erscheinen. Die Aussackung in der Nähe der neu gebildeten kleineren Zelle (Haarwurzelzelle), bezieht sich an- fänglich sowohl auf die ursprüngliche Hülle (Endosporium) der Spore, als auf jene der neugebildeten Tochterzelle. Sie erweitert sich bald zur prinntiven Haarwurzel. Mit der allmäligen Aus- bildung dieses primitiven Haarwürzelchens schwindet der nur wenig chlorophyllenthaltende protoplasmatische Inhalt des- 180 T (> 111 ;i s c li e k. selben und es Ideihcii endlicli nur einzelne hyaline Körperchen zurück, welche sich im Haarwürzelchen zerstreuen. Durch Behandlunii' mit Säure kann man sich auch überzeug'cn, dass die Haarwui'zelzcUe, so wie Jiuch jede nachfolgende Zelle seit- lich angelegt wird. Eine höchst beachtcnswerthe Erscheinung ist die, dass es beim Keimen der Spore im Dunkeln wohl zur P)ildung der Haar- wurzelzelle kommt, dass sich diese jedoch sehr lange nicht (oder wie es den Anschein hat bei tiefer Dunkelheit gar nicht) zur Haarwurzel ausdehnt. Schon Milde hat diesen Versuch inaugurirt (Zur Entwickelungsgeschichte der Equiseten. p. 627); er berichtet: „Bevor ich den Fortgang des Wachsthuuis beschreibe, will ich von einem Versuche berichten, den ich mit Sporen anstellte, indem ich sie an einem finsteren Orte keimen Hess. Hier dehnten sich die Sporen ungemein aus ; von Chloro- phyll war nur in ihnen im Verhältnisse zu dem grossen Räume eine kleine Menge zerstreut. Die Papille an der Spore behielt sehr lange Zeit ihre ursprüngliche Grösse und zug sich also nicht in eine Wurzel aus; und in diesem Zustande theilte sich die Spore durch Querwände in 2 — 3 Zellen. Nach Verlauf von 14 Tagen verwandelte sich die Papille in eine Wurzel . .- Ich sah, so lange ich die Keime in geschlossenen Metallbüchseu erhalten konnte (8 — 10 Tage,) niemals die Bildung einer Haar- wurzel zu Stande kommen, somit hat es den Anschein, dass die Haarwurzel zu den negativ heliotropischen Organen zu zählen sei.* Jedenfalls findet bei den zuerst gebildeten Zellen rücksicht- licli ihres Verhaltens gegen das Licht ein derartiger CTegensatz statt, dass die eine die Wurzelzelle (neg. heliotr.) durch das Licht im Längenwachsthume befördert, die andere, in der es bald zur Neubildung von Zellen kommt (pos. heliotr.), im Dun- keln sich ungemein ausdehnt. Auch bei dichten Aussaaten, die im Lichte vorgenommen wurden, fanden sich immer einzelne Keime, welche wohl eine Haarwurzelzelle besassen, die jedoch in ihrer Anshildung zur Haarwurzel mehr oder weniger zurück- blieb — eine Erscheinung, die sich aus der mehr oder weniger 1 Auch die Wiirzeüiaare der Manhanüa sind nach Pft'ffer mit Sicherheit als negativ heliotropisch erkannt. Zur Entwickelung'Sg-eschichte (Paliugenesie) von Eqniselum. 18 < schattigen Lage einzelner Sporen bei dichter Aussaat erklären lässt. Sowohl in der ursprünglichen Keimzelle (Spore) vor dem Eintritte der Keimung, als nachher in den neugehildeteuTochter- zelleu, bemerkt man zuweilen deutlich den Zelleukern ; in der Reg-el ist derselbe jedoch vom Protoplasma oder von den sieh später ditfereuzirenden Chlorophyllkörnchen so umhüllt, dass er sich der Beobachtung entzieht. Sonstige Wahrnehmungen gestatten die Annahme, dass bei der Neubildung der ersten Zellen eine Theilung des primitiven Zellenkerns stattfinde. Direct konnte icli den Vorgang des Verschwindens und der Neubildung- des Zellenkerns nicht heobachten. Auch die Beob- achtung Hofmeister's (Vergi. Unters. Taf. XX, Fig-. j!0 und 41) liefern eigentlich nur eine Andeutung dieses Vor- ganges. Keime , im Monate Juli der directen Insolation ausgesetzt, wurden hiedurch, ungeachtet hinreichender Befeuchtung, getödtet und hierbei auch die ChlorophylUvörnchen gänzlich ausgebleicht. An den g-etödteten Keimen traten aber die bräunlich gewordenen Zellenkerne deutlich hervor; und es war hiebei deutlich ersichtlich, dass jede Zelle, selbst die Haarwurzelzelle, mit Zellenkern versehen sei. Wenn es beim Beginne des Keiniens der Spore zur Dehnung derselben und zur Neubildung von Zellen kommt, so differenziren aus dem anfänglich massigen, grüngefärbten Protoplasma mehr oder weniger kugelige, hellgrüne Körperchen, welche sich bei wachsender Ausdehnung der Zellen, sowohl an die primitiven Wände, als an die neugebildete Zwischenwand anlegen oder den Zellenkern dicht umlagern. Besonders die zur Neubildung bestimmten Zellen sind anfangs dicht mit Chlorophyllkörperchen angefüllt. Überhaupt zeigt die vielartige, verschiedene, bald gruppenbildende, bald regelmässig strahlige Anordnung dieser Gebilde, ungleich oft bei Zellen gleicher Ent- wickelungsstufe von einer, wenn auch langsamen Bewegung derselben, welche in vielen Fällen erkennbar, durch äussere Umstände (Wärme und Licht) veranlasst wird. Die Wachs- thumserscheinungen der Chlorophyllkörperchen bestehen theils in Dehnung derselben durch lutussusception, in Folge deren sie eine ansehnliche Grösse erreichen, theils in Vermehrung 188 T 0 in a s c h e k. derselben duieli Theilniii:. Diese Theilung- ist eine dojtpelte und geschieht hei den stärkefreien ('hlorophyllköri)erchen durch Einschnürung, wobei der Theilung jene bekannte charakteri- stische biscuitiorniige (oder stundenghisförmige) Gestalt des sich zu derselben anschickenden Chlorctphyllkörperchens vor- ausgeht; bei jenen 7 welche Stärkekörnchen erzeugen, durch Zerfallen des Chlorophyllkörperchens in mehrere Theilstücke, deren Zahl sich nach den vorhandenen Stärkekörnchen richtet, indem ein Theil der vorhandenen griintingirten Protoplasma- masse den einzelnen Stärkekörnchen anhaftet und dieselben überzieht. In vielen Zellen verliert sich endlich der grüne Über- zug und die Stärkekörnchen liegen sodann frei in der Zeile. Solche Stärkekörnchen sind von verschiedener Gestalt und Grösse: rundlich, oval oder länglich; immer aber von der Seite etwas zusammengedrückt. Besonders frühzeitig und häufig traten solche mit Stärkekörnchen gefüllte Chlorophyllkörperchen in den Zellen jener Keime auf, welche in Karlsbader Wasser entstanden waren. Bedingungen der Weiterentwickelung der Sporenkeime im Freien und bei künstlichen Aussaaten. Die Spore, deren Grösse etwa 0-03 Mm. beträgt, ist nach ihrer Trennung von der Mutterpflanze alsogleich zur Weiterent- wickelung beiähigt und verliert im Trockenen schon nach wenig Tagen ihre Keimfähigkeit, Besonders in den ersten Entwicke- lungsstadien zeigt die sich entwickelnde Protoriccia einen hohen Grad der Anpassungsfähigkeit an das Wasserleben und kaim füglich als Wasserpflanze betrachtet werden. Ob die Ausbildung der Fructificationsorgane unter Wasser möglich sei, ist mir noch zweifelhaft; doch erhielten sich Keime von E. elo?if/atum über sechs Wochen im Karlsbader Wasser lebens- und entwickelungs- fähig; aber selbst im gewöhnlichen Wasser war die Erhaltung derselben durch Wochen hindurch möglich. Milde (Flora, 1852, pag. 497) berichtet: „Am 12. April dieses Jahres säete ich die, aus einer Ähre von lebender E. Telnutteja genommenen Sporen zum Theil auf Wasser . . . die, auf dem Wasser schwim- menden Vorkeime hatten sich vielfach mit ihren Wurzeln in ein- Zur Entwickeluugsgeschichte (Paling-enesie) von Equisetum. 189 ander verschlungen und bildeten auf der Oberfläche des Wassers eine zusammenhängende grüne Decke. Über acht Wochen wuchsen die Vorkeime fort, ohne zu faulen. Nach Verlauf von nicht einmal sechs Wochen, seit ich die Sporen ausgestreut hatte, beobachtete ich an diesen Vorkeimen die Antheridien! Um die Antheridien der Equiseten zu beobachten, hat man also nur nöthig, eine Menge Sporen auf Wasser auszusäen, das Glas zu bedecken und dem Lichte auszusetzen. In der sechsten Woche wird man die Spermazoen gewiss auftinden.-' Auch nach J. Du val-Jouve's (Histoire naturelle d' equisetum de France pag. 119) gelangten die Sporenkeime an der Oberfläche des Wassers schwimmend bis zur Production der Antheridien, während die im Wasser untergetauchten, sich sehr lange lebend erhielten; sie blieben vom 15. April bis 3. October (1860) lebens- fähig und nur durch Zufall wurde ihre Weiterentwickelung unter- brochen. Bei der Keimung und Entwickelung der Protoriccia haben die die S|)ore begleitenden Schleidern keinen Einfluss. Indessen sind sie für das gesellige Zusammenleben der zur Diöcie hinneigenden Pflanze jedenfalls von Bedeutung, indem sie beim Ausstreuen der Sporen aus der Fruchtiihre der Equise- tumpflanze durch Verschlingung das Zusammenhalten mehrerer Sporen bei der Aussaat bewirken und so das nahe Zusammen- wachsen mehrerer Individuen veranlassen, ein Umstand, der für das Hervorgehen der Equisetumpflanze aus der beinahe diöcischen Protoriccia von Bedeutung ist. Das dichte, gesellige Zusammenwachsen von Moosen, Algen undNostoc ist der Entwickelung der Protoriccia nicht hinderlich, da ich häutig mitten in der entwickelten Pflanze ohne Benach- theiligung derselben, blattknospeutreibende Rhizoiden von Moosen (Bitrbula) stecken sah. Den schädlichsten Einfluss auf die Entwickelung der Protoriccia übt die Austrocknung des Bodens oder der Luft, w-eun sie auch nur kurze Zeit anhält; Fäul- niss, Insectenfrass, Überw^uchern von Vaucherien, Oscillatorien und Vorkeime von Moosen mögen künstliche Ansaaten ver- drängen, im Freien ist dies gewiss nicht der Fall, wenn die übrigen Bedingungen des normalen Gedeihens vorhanden sind. Im Innern einzelner Zellen und an der Oberfläche siedelt sich auch eine Leptotrix (parasitica?) an , ohne die Vegetation 100 Toniasclick. der Protoricciü sichtlich zu bciiachtheiligen. An deg-enevirten Antheridien fand ich auch die Hyi)lien eines Pilzes, dessen Conidien bereits ausgestreut waren. Bei Aussaaten im Wasser ist die Zahl der sich in die Nähe der keimenden Spore drängenden Parasiten allerdings eine grosse und herrscht insbesondere eine in eine gallertartige Hülle eingeschlossene Alge vor, welche oft massenweise, besonders an den Haarwurzeln der Keime hängt. Künstliche Aussaaten der Protoriccia und viel- leicht auch solche an ungünstigen Orten im Freien, werden von einem Pilze Pythititn Equheti nach Beobachtungen von Dr. R. Sadebek (Unters, über P. E/(>riVv?'ö befreit. Das verdickte mit grubigen Eindrücken der Zellen der l'rofnrirria versehene erste Internodium hat sich verzweigt. TomasAek . Zur Entwidiriungs^eschidilo PaJinAcnreie ) v F, quisriuni IitiLTTSiluma Srtnin§sbd.lcais.Akad.iLWraath.Tiaturw ClLXXyBd 1 Abth1877 iTdiriJr.i'iiiir,?:- i'-'i SITZUNGSBERICHTE DER imiimE MillilE MK WlSSiSCHÄFfi. MATHEMATISCH-NATl'IIWISSENSCHAI'TLKHli il.ASSL LXXV. Band. ERSTE ABTHEILUNG. 4. Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineialogie , Botanik, Zoologie, Geologie und Paläontologie. 303 IX. SITZUNG VOM 12. APRIL 187 Das w. M. Herr Prof. Brücke übersendet eine Abhand- lung-, betitelt: ,,Beiträge zur chemischen Statik". Das w. M. Herr HotVath Langer übersendet eine Abhand- lung des k. k. Regimentsarztes Prosectors Dr. A. Weichsel- baum in Wien, betitelt: „Die senilen Veränderungen der Ge- lenke und deren Zusannnenhang mit der Arthritis deformans-^ . Das c. M. Herr Prof. Dr. L. Boltzmann in Graz übersen- det eine Abhandlung: .,Ül)er eine neue Bestimmung einer auf die Messung der Moleküle Bezug habenden Grösse aus der Theorie der Capillaritäf^ Das c. M. Herr Director Dr. Karl Hornstein in Prag über- sendet eine Abhandlung des Adjuncten der Prager Sternwarte Herrn Dr. August Seydler: „Über die Bahn der Dione i^ioe ". Herr Prof. Maly in Graz übersendet eine in seinem Labo- ratorium von Herrn Dr. Jul. Donath ausgeführte Arbeit: „Über die Zersetzung des Hydroxylamins durch alkalische Kupl'er- lösung^. Der Secretär legt folgende eingesendete Abhandlungen vor: 1. „Über eine Methode, die Widerstände schlechter Elektrici- tätsleiter zu bestimmen", von Herrn Dr. Karl Domali p in Prag. 2. „Eine neue Methode zur Berechnung der reellen Wurzeln quadratischer und cubischer Gleichungen", von Herrn Dr. J. Od st r eil, Gymnasialprofessor in Teschen. o. „Weitere Bemerkungen zur Theorie der Wirkung von Cylinderspiralen mit variabler Windungszahl", von Herrn Dr. Ignaz Walleutin, Docent für mathem. Physik an der technischen Hochschule in Brüun. Sitzb. d. luathein.-uaturw. Ol. LXXV. Bd. I. Abili. 1-1 304 4. ;^ri)er (Ion Eiiifliiss der Temperatur auf die V'erdaiupfungs- geschwiudigkeit-, von Herrn Dr. Georg- Bau mg- artner in Wien. 5. „Über die Functionen C^(ai)'', von Herrn Prof. Leopold Gegenbauer in Gzernowitz. Ferner legt der Secretär ein versiegeltes Schreiben zur Wahrung der Priorität von Herrn Stefan v. Heinrich, Ingenieur in Budapest, vor, mit der Aufschrift: „Kräfte im Räume', und bringt der (lasse zur Kenntniss, dass die von Herrn Gregor Grois in der Sitzung am 8. März d. J. zur Wahrung der Prio- rität vorgelegte Beschreibung seines Apparates einer lenkbaren Flugmaschine in Gestalt eines Adlers von demselben zurück- gezogen wurde. Die Accademia delle Scienze dell' Istituto di Bologna theilt die Ausschreibung dreier von Aldini gestifteter Preise mit, woruach zwei derselben, bestehend in goldenen Medaillen im Werthe von 1000 und 500 Lire, für zu lösende Aufgaben auf dem Gebiete des Galvanisnms bestimmt sind und eine dritte goldene Preismedaille im Werthe von 500 Lire der Lösung einer die Elektro-Ph3^sioIogie betreffenden Aufgabe zufällt. Der Ein- sendungstermin der Bewerbungsschriften für diese drei Preise ist bis zum 30. Mai 1878 festgesetzt. Das w. M. Herr Director v. Littrow meldet, dass am 6. April folgende Nachrieht einer Kometenentdeckung eingegan- gen ist: „Strassburg. Komet Kern Schweifspur. 1445 33157 constant 07508 abnehmend 60. Win necke". Auf die telegrapliische Verbreitung dieser Anzeige erfolgten Zusendungen von Positionen aus Kremsmünster, Mailand, Pola etc. Herr Dr. J. Holetschek gründete auf Beobachtungen von Strassburg, Kremsmünster und Wien die im hier beigefügten Circular XXIV d. d. 9. April gegebene Elementen- und Ephe- meridenrechnung. Am 1 1 . April erhielt die Akademie nachstehendes Telegramm : „Odessa Komet 10. April 1548 33300 6854 plus 4 recht hell 3 Kern. Obgleich wegen Dämmerung Bewegung nicht üanz constatirt, sende Telegramm, da in obiger Position 305 kein so heller Nebelfleck verzeichnet, wenn Irrthiim meinerseits, telegraphire sobald ihn erkannt". Block. Das w. M. Herr Prof. Win ekler überreicht eine für die :Sitzung-sberichte bestimmte Abhandlung-: „Über die Integration der linearen Differential- Gleichungen zweiter Ordnung". Herr Dr. J. Puluj, Assistent am physikalischen Cabinete, legt die zweite Abhandlung: ,,Über Diffusion der Dämpfe durch Thonzellen" vor. Der k. k. Artillerie-Hauptmann A. v. Obermayer legt eine Abhandlung vor, betitelt: ,,Ein Beitrag- zur Kenntnis« der zähflüssigen Körper^. Herr F. C. Puschl, Capitular des Benedictiuer- Stiftes Seitenstetteu, hat in der »Sitzung am 15. März 1. J. eine Abhand- lung: „Über den inneren Zustand und die latente Wärme der Dämpfe" übersendet. An Druckschriften wurden vorgeleg:t: Academia Real de Ciencias medicas, fisicas y naturales de la Habana: Anales: Entreg-a 150. Tomo XHI. Enero 15. Ha- bana, 1877; 8». Bibliotheque Universelle et Revue Suisse: Archives des sciences physiques et naturelles. N. P. Tome 58. Nrs. 229 & 230. Geneve, 1877; 8". Boettger, Oscar Dr. phil. : Über das kleine Anthraeotheriuoi aus der Braunkohle von Rott bei Bonn. 4'^. C i n c i n n a t i Observatory : Publicatious. Catalogue of new double Stars. Cincinnati, 187G ; 8". Commisäo central permanente de Geographia: Annaes. Nr. 1 Dezembro, 1876. Lisboa, 1876; 8". Forbes Watson, J. : Vienna universal Exhibition, 1873. A clas- sified and descriptive Catnlogue of the Indian Department. London, 1873; gr. 8". Comptes rendus des seances de FAcademie des Sciences. Tome LXXXIV. Nrs. 10—13. Paris, 1877; 4". •Gesellschaft, Deutsche Chemische, zu Berlin: Berichte. X. Jahrgang, Nr. 5 & 6. Berlin, 1877 ; 8». — Deutsche geologische: Zeitschrift. XXVHI. Band, 3. Heft. Berlin, 1876; 8". 14* 306 Gesellschaft, k. bayer. botaii., in Kegensbiirg-: Flora. N. R^ M. Jahrgang-, Js7G. Regensburg; 8». — k. k. geographische, in Wien: Mittheilungen. Band XX (neuer Folge X.), Nr. 2. Wien, 1877; 8«. — naturwissenschaftliche, Isis in Dresden: Sitzungsberichte. Jahrgang J87G. Juli bis Deceniber. Dresden, 1877; 8*^. — österr., für Meteorologie: Zeitschrift. XII. Band, Nr. 6 & 7. AVien, 1877; 4". — k. k. zoolog. - botan. in Wien: Verhandlungen. Jahrgang 1876. XXVI. Band; mit 14 Tafeln. Wien, 1877 ; 8". G e w e r b e - V e r e i n, n. - ö. : Wochenschrift. XXXVIII. Jahrgang. Nr. 11—14. Wien, 1877; 4". Governo I. R., niarittimo in Trieste eR. inFiume: Annuario marittimo per l'anno 1877. XXVII. Annata. Trieste, 1877 ; 8". Handels- und Gewerbekammer in Pilsen. Statistischer Bericht für die Jahre 1870—75. Pilsen, 1877; 8». Ingenieur- und Architekten -Verein, österr.: Wochenschrift. IL Jahrgang, Nr. 10—14. Wien, 1877; 4». — Zeitschrift. XXIX. Jahrgang, 3. u. 4. Heft. Wien, 1877; 4". Löwenberg, M. Dr., De l'eehange des gaz dans la Caisse du Tympan. Paris, 1877; 12o. M 0 n i t e u r scientifique du D''"' Q u e s n e v i 1 1 e : Journal mensuel. 3""^ Serie. Tome VII. 423^ & 424^ Livraison. Mars et Avril, 1877; Paris, gr. 8^ Napp, Richard: Die Argentinische Republik auf der Phila- delphia-Ausstellung. Buenos-Aires, 1876; 4''. Nardo, Giandomenico Dott. : Sopra una pietra di origine e di provenienza incerte. Venezia, 1877; 12*^. Nature. Nr. 385—388. Vol. XV. London, 1877; 4". Peschka, Gustav, Ad. V. Dr.: Der Indicator und dessen An- wendung. Brunn, 1871; 8». — Graphische Lösung der axonometrischen Probleme. Berlin, 1875; 8''. — Perspec- tivische Bilder des Kreises und directe Bestimmung ihrer Durchmesser. Leipzig, 1875; 8*^. — Construction der Durch- schnittspunkte von Geraden mit Kegelschnittslinien. Greifs - wald, 1876; 8". Kotirte P^benen und deren Anwendung. Bninn, 1877; 8^ 307 ^,Revue politique et Htteraire" et „Revue scientifique de la France et de l'Etranger". VI' Aiinee, 2' Serie, Nr. 38—41. Paris, 1877; 4^ Sn eilen S. C. van, Vellenhoven, pliil. nat. Doct.: Pinaoographia. Part. 4. Afl. 4. 'SGravenliage, 1876; gv. 4". Societä italiana di Antropologia e di Etnolog-ia: Archivio. VI. Volume, fascicoli terzo e quarto. Firenze, 1877; 8**. Societe botanique de France: Bulletin. Tome XXIIP. 1876; Revue bibliographique C — D. Paris; 8". — Comptes rendus des seances. 4. Paris; 8". — Session uiycologique ä Paris, Octobre, 1876. Paris; 8". — d'Ag-riculture, Histoire naturelle et Arts utiles de Lyon: Annales. Quatrieme serie. Tome sixieme 1873. Lyon, Paris, 1874; 8». — de Medecine et de Chirurgie de Bordeaux. 1. & 2. fasci- cules, 1876. Paris, Bordeaux, 1876; 8». — de Physique et d'Histoire Naturelle de Geneve: Memoires. Tome XXIV, 2^ Partie. Geneve, Paris, Bäle 1875—76; 4«. — des Ingenieurs civils: Memoires et compte rendu des tra- vaux. Novembre et Decembre 1876. Paris, 1876; 8". — des Sciences de Nancy: Bulletin. Serie 2. Tome II. — Fascicule V. 9' annee 1876. Paris, 1876; 8". — Geologique de France: Bulletin. 3' Serie. Tome IV. Nr. 8. Paris, 1875 ä 1876; 8'\ — Mathematique de France: Bulletin. Tome V. Nr. 1. Paris, 1877; 8^ — nationale des Sciences naturelles de Cherbourg. Compte rendu. ('herbourg, 1877; 8<'. Society, Tbe Royal Astrouomical, of London: Monthly Notices. Annual Report of the Council. Vol. XXXVII, Nr. 4. London. 1877; 8^ — The Royal Geographica! of London: Proceedings. Vol. XXI. Nr. 2 & 3. London. 1877; 8«. — The Zoological, of London : Transactions. Vol. IX, Part 10. London, 1877; 4'\ 308 Verein, uaturhistorischer, „Lotos*^: Jahresbericht für 1876. XXVI. Jahrgang der Zeitschrift Lotos. Prag, 1876; 8<». Wiener Medizin. Wochenschrift. XXVII. Jahrgang, Nr. 11 — 14. Wien, 1877; 4«. Zepharovich V. v. : I. Galenit von Habach in Salzburg. — II. Die Krystallfornien des Kampferderivates CgHjgOg. Leipzig, 1877; 8«. 309 Die Pliocänbildiingen von Zante und Corfu. Von Th. Fuchs. (Mit I Tafel und 4 Holzschnitten.) (Vorgelegt in der Sitzung am I. März 1877.) Im Frühliiige 1875 auf der Rückkehr ans Griechenland be- griffen, wo ich mich im Anftrage der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Begleitung meines verehrten Freundes des Herrn Dr. A. Bittner mit dem Studium der jungtertiären Süsswasser- bildungen beschäftigt hatte, hielt ich mich noch je eine Woche auf den Inseln Zante und Corfn auf, in der Absicht, die daselbst auftretenden Tertiärbildungen aus eigener Anschauung kennen zu lernen. Ich erlaube mir im Nachfolgenden ein Resume der Beob- achtungen zu geben, welche wir während dieser Zeit anzustellen Gelegenheit hatten. I. Zante. Die ältesten und wie ich glaube bisher auch einzigen Nach- richten über die geologische Beschaffenheit von Zante stammen von Strickland ' her, aus dessen Arbeit auch das beistehende Kärtchen entlehnt ist, welches den allgemeinen geologischen Bau dieser Insel sehr richtig wiedergibt. (Fig. 1.) Die westliche Hälfte der Insel besteht aus Hippuritenkalk, '^ die östliche aus drei von einander isolirten Partien von Pliocän- bildungen, welche zwischen sich eine vollkommen flache, niedrige Ebene einschliessen, welche wie durch einen Einsturz gebildet erscheint und der Sitz jener reichen, gaitenähnlichen Cultur ist, der die Insel den Namen ,,la fiore del Levante" verdankt. 1 On the Geology uf the Island of Zante (Transactions of the Geol. Soc. London. II senes, V. pag. 4U3). 2 Ein Theil davon mag wohl auch Nummulitenkalk sein. 110 F u c h s. Der allg'emeiiie Cluirakt(M- der Pliocäiibildniigen ist ein ausserordentlich einfacher und erinnert in jeder Beziehung voll- ständiii- an die Pliocäiihildungfen, wie sie am Nord- rande der Apen- ninen, z. B. bei Ancona, Bologna und Modena vor- kommen. Die herr- schendenG esteine sind bhxuer, pla- stischer Mergel, gelbe Saude, Con- glomerate , und mächtige spä- thig-e Gypsflötze, a Zante. b Monte Scopo c Port Clieri. d Catastari. y. Hippiiritcnkalk. ,3 Pliocän. 'i Alteies Pliocän (Miocän?) d Alluvium. v(;^elche ganz de- nen vom Monte Donato bei Bo- logna gleichen. Versteinerungen sind im Allgemeinen ausserordentlich selten, doch sind es lauter wohlbekannte Formen, wie man sie überall in den Mittel- und Ober-Pliocänbildnngen antrifft. Bemerkenswerth scheint mir die Thatsache, dass auch hier, wie regelmässig durch ganz Italien die mächtigen, späthigen Gypsflötze nicht dem Miocän, sondern dem Pliocän angehören, ja es kann auf Zante sogar kein Zweifel sein, dass sie hier nicht einmal an der Basis des Pliocäns vorkommen, sondern in Verbindung mit den Conglomeraten die höchste und jüngste Ab- theilung dieser Formation bilden. Eine sehr auffallende und merkwürdige Erscheinung bieten die Wände von blauem Pliocän-Mergel dar, welche im südwest- lichen Theile von Zante von Port Cheri angefangen beiläufig auf die Erstreckung einer Wegstunde hin die Küste des Meeres bilden. Diese Mergelwände zeigen nämlich eine derartige Menge von Verwerfungen, Verstürzungen und verschiedenartigen Fal- Die Pliocänbildungen von Zante und Corfu. 311 tunken, wie sie mir in ähnlicher Weise noch niemals \'orgekonnnen sind lind wie mau sie von vorneherein vielleicht sogar für unmöglich halten würde. Da mir die Sache äusserst bemerkenswerth erschien, war ich bemüht, eine möglichst genaue Skizze diesei- Störungen anfzuneh- nien, und die Darstellung derselben, wie ich sie auf beifolgender Tafel gebe, hat umsomehr Anspruch auf eine richtige Repro- ducirung des Sachverhaltes, als die Mergelwand in ihrer ganzen Erstreckung wie mit einem Messer senkrecht abgeschnitten erscheint und jede kleine Störung mit vollkommener Sicherheit zu erkennen und zu verfolgen gestattet. Sehr wenig Bemerkenswerthes bietet die nordöstliche Partie von Pliocänbildungen dar, an deren östlichem Fusse die Stadt Zante liegt. Es ist ein massig hohes Plateau, das zu unterst aus blauem Pliocänmergel und darüber aus gelbem Sand und Sandstein besteht, dem indessen in seinem oberen Theile no^h eine zweite, weniger mächtige Tegelmasse eingeschaltet ist. In dem unteren Tegel fanden wir einige Exemplare von Limopsis, Leda und Deutalium, in den darüber liegenden Sauden bei der Citadelle einige Stücke von Cardium edule. Die Schichten sind leicht gegen Nord geneigt. Eine sehr auöallende, äussere C'onliguration zeigt die dritte oder östliciiste Partie von Pliocänland, welches den Berg Scopo zusammensetzt. Fii<. •>. \ Bl. Tegel Monte Scopo von Norden gesehen. — ff Fundort der Petrefacte. Wenn man sich vom Norden her der Insel Zante nähert, fällt vor allen Dingen an ihrem östlichen Ende ein mächtiger, kuppeiförmiger Berg auf, welcher, die übrigen Theile der Insel gewaltig überragend, den Eindruck eines isolirt dastehenden 312 F u c h s. Vulcaiis macht. Wir würden auch in der That heim Anblicke desselben eher an alles Andere als an Tertiär g-edaclit haben und waren daher nicht wenig üherraseht, als wir hinterher fanden, dass diese ganze, allein dastehende, imposante liergmasse von der Sohle bis zum Gipfel aus ganz denselben Pliocänbildungen bestehe, wie das Plateau von Zante, welches sich daneben aller- dings sehr kümmerlich und bescheiden ausnimmt. Was den Schiehtenbau des Berges betrifft, so lässt sich so viel erkennen, dass die Schichten ziemlich steil gegen West ein- fallen und dass der Berg zu unterst aus blauem Tegel, darüber aus gelbem Sand und zu oberst aus einem äusserst harten, festen Conglomerate besteht, mit welchem zusammen grobspäthige Gypsflötze, so wie ein erdiges, löcheriges, rauchwackenartiges Gypsgestein von dunkelbrauner Farbe vorkommt. Eine genauere detaillirte Schichtenfolge Hesse sich nur sehr schwer geben, da namentlich die gegen Nord und West gekelirten Abhänge des Berges von einer Unzahl von kleinen und grösseren Absenkungen und Verschiebungen betroffen sind. In dem blauen Tegel an der Basis des Berges unterhalb des Gypses fanden wir eine Anzahl von Fossilien, aus denen sich nachfolgende bestimmen Hessen: Bucciniim miitiifn/e L i n n e. „ semistriafum B r o c c. Caliimbella mtssoides Bell. P/f'iirotonia pustuUdd Broec. ., cf. infcrniptii Brocc. Tiirrife/fn tricri((ii(it<(. Brocc. Trochus patulus B r o c c. Naticd helicina Brocc. Vcrnietuti intortiis Lam. Venus mnJtilnmella Lam. Cardhini cdule L i n n e. echlnatnm L i n n e. ., h'ians: Brocc. Aren (lihirii L am. Pecfiiftculiis pilosiis Linne. Osfrttea sp. Die Pliocäiibildungen von Zanto und Cortn. olo Über dem Gypse landen wir: Cardiion edule L i n n e. Cerithium ludgntwn Brug". An dem westlichen Absturz des Berges soll sich an seiner Basis ein schwaches Lig-nitflötz befinden, welches wir jedoch nicht mehr Gelegenheit hatten zu besichtig-en. Eine besondere Erwähnung verdient schliesslich noch eine, von den beiden geschilderten Pliocäuablagerungen verschiedene und oflfenbar einer etwas älteren Zeit angehörige Tertiärbildnng, welche bei Port Cheri in beschränkter Ausdehnung- vorkommt. Diese Ablagerung besteht zum grössten Theile aus einem zarten, homogenen, etwas spröden Mergel, welcher petrographisch ausserordentlich den bekannten Zankleenmergeln von Messina gleicht, sowie dieser beim Schlemmen eine ungeheuere Menge von Orbulinen und Globigerinen liefert und an einigen Punkten eine grosse Menge von Pteropodenschalen, Pecteji duodecini- lumellntus, sowie bei Port Cheri an der Küste auch zahlreiche Fischreste enthält. Nach oben zu geht der Mergel allmälig in einen feineu gelben Sand mit harten Platten über und wird zu oberst von einem gelben Grobkalk vom Charaktei mancher Leithakalke bedeckt. (Taf. I, a h.) in diesem Grobkalke, u. z. in den herabgestürzten Blöcken dieses Gesteins, welche sich in grosser Menge an der Küste an- gehäuft finden, gelang es uns, eine Anzahl mehr oder minder schlecht erhaltener Fossilien aufzufinden. Es waren: Clypeaster, Echiniden, Cellepora, grosse, dickschalige Austern, sowie eine Anzahl von verschiedenen Pecten arten, die sich auf P. uitissimus, Holgei'i, c/ega/ts, Malvinae, substriatus, (trcuatus u, s. w. zurück- führen Hessen. Während nun die vorerwähnten weissen Mergel für ein älteres Pliocän (Zanclen) zu sprechen scheinen, lässt sirh nicht verkennen, dass die Gesammtheit der hier erwähnten Fauna nut grossem Nachdrucke auf ein miocänes Alter dieser Ablagerung hinweist, ja, um die Sache noch mehr zu verwirren, entdeckten wir plötzlich zu unserem grössten Erstaunen, dass in diesem Grobkalke auch Nummuliten vorkommen u. z. mehrere Arten, welche mit 314 F 11 f h «. TV. /((eüigata Lam. und JV. Luc<(s,,,- a) Blauer, homogener Tegel von Ringlades, Anaplades und St. Theodoro. (Analog Baden.) Ri?igicu/fi hucciuea Desli. 20 Mit Vit pyramidelhi B r o c c. 3 Coliinilx'lhi /tai^soides Bell. 12 uov. sp. cf. compta Bell. 2 Biicciiiinn semisfriafum Brocc. 6 „ costuldtum Brocc. 1 r, prismaf icum Br OGQ. 2 Chenopiüi pes pclecani Phil. 2 Mnrex tnuiculns Linne. 1 Tip h }/ .« p'sf II lo .v ?/ s Brocc. 3 Tritoniiini Apenninicum Sassi. 56 Cancelhiriii ßoNeffi heW. 1 ,. fi/)-iit(i Brocc. 2 Pleinotonid cutiiphractd Brocc. 6 ., dimidiatd BroQO. 46 „ rotata Brocc. 36 Die Pliocänbildungen von Zante und Cortu. 319 Pleurotoma oOcliscus Duj. 12 „ furriciilu Brocc. 11 Turritella subanfjulata Brocc. 26 Naficti miUepiinctatd Lam. 20 lieliciiin Brocc. 80 Crepidiihi cochlearis Bast. 1 Deiittditim i'Iephinitbiuni Liniie. 23 Liiciua horcnJifi Linne. 2 Cardiutn edule Linne. 1 Area dilavii Lam. 2 b) Blauer Tegel von Meliehia. (Analog- Grinzing.) Ritifiictihi hiwrittea D e s h. Biicch/ion semist liat um Brocc. S(d(iri/n)t simple.v Bronn. Na tieft Josephbiia Risso. ,, milh'))HNct((ta Lam. hh. DentaVmm clcphantinuni Linne. Venus multihonelld Lam. ,, islandieoides Lam. Isocard ia cor Linne. Card tum ethtle Linne. Area di//irt't hau\. Pecten crisftifits Bronn. Osfraea lamellosa Brocc. c) Grauer Tegel unter der Sandklippe am Meere. (Analog rritoniitm doliare B a s t. Grinzing.) Murex trunculns Linne. Natictt millepiutctata Lam. Vettns tiiiiltilamelht Lam. Card'tum hitttts Bast. Area diltiini La^ui. Pecten cristatiis ß r o n n. d) Gelber feiner Sand mit Concretionen. (Analog Neudorf.) Osfraea lamellosa B r o c c. Pecten Jacohaetts Li nne. scahrellifs Lam. h h. „ flahellifonnis Lam. Sitzb. d. mnthem.-nattirw. Cl- I.WV. l!.l. I. Ablli. l'"^ 320 Fl! eil s. Dio Pliofiinbildim^on von Zante und Corfu. Prcten polyniorplnis Bronn. Mo li iaht tu o dt n Ins Linne. Ditrupa sp. Ba/((fnis sp. e) Grauer Tegel ol)er dem Sande. (Analog- Raden u. Grinzing.) Mitr(( fitsif'ormis Bro cc*. PJcKvotonid ntfiiphractu B r o c c. „ dimidiata B r o c c . „ tiirricu/d Brocc. Xenophora crispd König. Nntica millepunctata Lam. „ Joseph inia R i s s o. Vermetiis (fif/ns B i v o s s a. „ iiitortus L a ni. Detitalium elcphantinnm L i n n e. Venus isJandicoides L a m. Aren diluvü Lam. Pecten cristntus Brocc 321 Über die Natur der sarmatischen Stufe und deren Analoga in der Jetztzeit und in früheren geologischen Epochen. Von Th. Fuchs. (Vorgelegt in der Sitzung vom 1. März 1877.) Nach den zahlreichen Arbeiten, welche im Verlaufe der letzten Jahre über die sogenannte „sarmatische Stufe'- des süd- östlichen Europas erschienen sind, unter denen ich nur auf die- jenigen vonSuess, Barbot, H örn es, Höchst etter, Siuzow, Karrer u. a. hinweisen will, darf wohl vorausgesetzt werden, -dass die Eigenthümlichkeit dieser in jeder Beziehung so abweichenden und abnormen Formation auch in weiteren Kreisen bekannt ist. ' Umsomehr hat es mich daher Wunder genommen, dass bis- her so vollkommen übersehen werden konnte, dass bereits in früheren geologischen Epochen eine Reihe von Formationen vor- kommt, welche sowohl in Bezug auf ihre Verbreitung, als den Charakter ihrer Fauna , die Beschatfenheit ihres Sedimentes lind ihr Verhalten zu anderen normalen Ablagerungen auf das vollständigste mit der sarmatischen Stufe übereinstimmt, und 1 Ich führe zur Oi'ientiriiug folgende QiieUen speciell au: Hoiuinaire de Hell. Les steppes de la mer caspienne. Paris 1844. (Paleontolog-ie par D'Orbigny.) Murchison. Geologie des europäischen Russlands. Stuttgart 1848. S t e i n d a c h n e r. Beiträge zur fossilen Fisch fauna Österreichs (Sitzbr. Wiener Akad. 1859. p. 673.) [Fische des Hernalser Tegels.] Barbot de Marny. Beschreibung der Astrachanskischen oder Kalmücken-Steppe. Petersburg 1863. Karrer. IJber das Auftreten der Forarainiferen in den brackischen .Schichten des Wiener Beckens. (Sitzbr. d. kais. Akad. d. Wiss. Wien 1863.) If) * o22 F u c h s. (lenigemäss gewisserniassen, sit venia verbo, ältere „sarniatisclie Stufen'' darstellen. Die Fürniationen, welche ich hiebei im Auge habe, sind folgende : 1. Die Formation des Zechsteines in Riissland, Norddeiitsch- land und England. 2. Die Formation des deutschen Muschelkalkes. 3. Die sogenannten Raiblerschichten der Alpen. 4. Die Contortaschichten ausserhalb der Alpen mit Einschluss jenesTheiles der Rhaetischen Formation der Alpen, welcher von GümbeP als „oberer Muschelkeuper*', von .Suess und Mojsi so vics^als „schwäbische Facies der rhätischen Stufe", von Stoppani*'' als „cjroiipe de hütiachcHes''^ angeführt wird. In derThat kann man die Faunen dieser Formationen nicht näher ins Auge fassen, ohne von der ausserordentlichen Ähnlich- keit überrascht zu sein, welche sie in ihrem Grundcharakter sowohl untereinander als mit der sogenannten sarmatischen Stufe zeigen. Es lässt sich dieser gemeinsame Grundcharakter in Kürze folgendermassen charakterisiren : Abich. Geologie der Halbinsel Kertsch und Tanian. (Mem. Akad. imp. St. Petersboiirg' 1865. IX. Nr. 4.) Suess. Über die Bedeutung der sogenannten „brackischen Stnfe"^ oder der „Cerithienschichten". (Sitzbr. d. Wiener Akad. ISBG.j Bar bot de Marny. Geologie des Gouvcrneuients Cherson. Petersburg 1869 (in russischer Sprache). Hochstetter. Die geologischen Verhältnisse des östlichen Theiles der europäischen Türkei. (.Jahrb. d. geolog. Reichsanst. 1870. p. 365.) Sinczow. Geologische Skizze des bessarabischen Kreises. Odessa 1873 (in russischer Sprache). Hörn es jun. Die Fauna der sarmatischen Ablagerungen von Kischeneff in Bessarabien. (Jahrb. d. geol. Reichsanst. 1874. p. 33.) > Geologische Beschreibung des baierischen Alpengebirges. 3 Die Gebirgsgruppe des Osterhorns. (Jahrb. d. geol. Reichs- anstalt. 1868.J 3 Essai surles conditions generales des couches a avicuia contorta. Milan 1861. über die N;itui- der saruiatischeu Stufe etc. d2d Die Korallen, Spoiig'ien, Bryozoen. Ecliinodernien, Cephalo- poden iiud Brachiopoden, sowie unter den Lamellibrandiien und Gastropoden alle grossen, dickschaligen und reicher ver- zierten Formen treten vollständig zurück oder verschwinden tlieilweise auch ganz, so dass die gesammte Fauna schliesslich fast nur aus einer beschränkten Anzahl mittelgrosser, unschein- barer Bivalven besteht, welche gesellig vorkommend, im Vereine mit einigen kleinen, unscheinbaren Gastropoden an allen Punkten des Vorkommens mit ermüdender Gleichförmigkeit wiederkehren. Eine nicht minder grosse Übereinstimmung als in der Fauna zeigen diese Formationen auch in der petrog-raphischeii Zusam- mensetzung ihrer Sedimente, wodurch sie sich auch in dieser Richtung ;ils Ablagerungen darstellen, welche unter analogen äusseren Bedingungen entstanden. Es bestehen diese Ablagerungen nämlich fast ausschliesslich aus dünngeschichteten Sandsteinen und Mergeln in Verbindung mit dünnpl.ittigen Kalken, Muschelbänken, eigenthümliclien, bläschenförmigen Oolithen und leichten, porösen Schaumkalken, während alle dichten und massigen Kalk- und Dolomitbildungen vollständig fehlen. Eine ganz besonders charakteristische Eigenthümlichkeit sind die ebenerwähnten bläschenförmigen Oolithe. Dieselben treten beinahe überall auf, wo sarmatische Schichten vorkommen und sind bisher noch niemals in den normalen marinen Ablage- rungen (Mediterranstufe) gefunden worden. ' Es existirt über sie eine eigene Literatur und sie werden als ganz charakteristisch für diese Formation angesehen. Da ist es nun in der That äusserst auffallend und unmöglich auf einen Zufall zurückführbar, dass dieselben Oolithe in genau derselben Weise auch allenthalben im russischen, norddeutschen und englischen Zechstein, sowie im mitteldeutschen Muschelkalk auf- treten, wo sie einen Theil des sogenannten „Schaumkalkes- im weiteren Sinne bilden, während sie umgekehrt noch niemals in anderen Ablagerungen aufgefunden worden sind. 1 Bei Syrakus zeigen die obersten Bänke des Leithakalkes eine auf- .lallende Verariuung- der Fauna, welclie ganz an diejenige der sarmatischen 324 F u c li s. Aus dem englisclieuZechsteiii werden grosse, nnregelmässig: knollige Kalkconcretionen von eoncentriscli-schaliger Zusammen- setzung besehrieben, welelie in auffallendster Weise an die sogenannten „ßiesenoolitlie'-' der Ilaiblerschichten erinnern und mit ihnen wohl auch identisch sein dürften. Endlich kommen in allen hieher gehörigen Bildungen sehr häufig Gyps- und .Steinsal/ablagerungen vor. Eine weitere Eigentliiimlichkeit aller hieher gehörigen For- mationen besteht darin, dass sie innerhalb ihres gesammteu Ver- breitungsgebietes sowohl in Bezug auf ihre petrographische Aus- bildung, als auch in Hinsicht ihrer Fossilien eine ausserordent- liche Gleichförmigkeit beibehalten, so dass Stücke aus den entferntesten Punkten genommen sich oft zum Verwechseln ähneln. Es geht aus dieser Eigenschaft die eigenthümliche Doppelstellung aller dieser Ablagerungen hervor, dernach sie ebensowenig inter- essant für den Paläontologen als wichtig für den Stratigraphen sind, indem sie ersterem immer nur dieselben wenigen und un- scheinbaren Fossilien liefern, während sie dem letzteren einen scharfen, leicht kenntlichen und niemals irreführenden Horizont abgeben. Wenn wir uns nun aber weitergehend die Frage vorlegen, wodurch denn der eigenthümliche Charakter der angeführten Formationen bedingt sei, respective unter welchen äusseren Ver- hältnissen die Bildung aller dieser Ablagerungen erfolgte, so ergeben sich sofort grosse Schwierigkeiten. Die Ablagerungen der sarmatischen Stufe (im engeren Sinne) wurden anfangs für brackische Bildungen gehalten, und die gleiche Anschauung wurde auch von Ranisay für die Bildungen der Contortazone geltend gemacht. ' Stufe erinnert, und zu gleicher Zeit treten daselbst juicli in ausg'e- zeichneter Weise bläschenförmige Oolithe auf, weiche sonst im normalen Leithakalke dieser Gegend nirgends getunden werden. (Siehe meine kleine Is(»tiz: Über Miocänbildnngen vom Charakter der sarmatischen Stufe bei Syrakus, in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie). i On the physical relation of the new red marl, rliaetic beds, and lower Lias. (Quart. Journ. Geol. Soc. 1871. p. 189.) Siehe auch von dem- selben Autor: On the red rocks of England ot (dder dats than the Trias. Idem i)ag. 2-41). über die Natur der isannatischen Stute etc. 'j^^ Es lässt sich nun allerdings nicht leugnen, dass in dem Zurücktreten, respective Fehlen der Korallen, Bryozoen, Echino- dermen, Brachiopoden und Cephalopoden, sowie überhaupt aller grösseren, autfallenderen f'onchylieu eine entschiedene Andeu- tung brackischer Verhältnisse vorhanden ist, sowie auch das gesellige massenhafte Vorkommen der wenigen übrig bleibenden Formen der gesammten Fauna einen entschieden brackischen Habitus verleiht. Immerhin würde es jedoch gegen die bisherige Auffassung dieser Verhältnisse Verstössen, wollte man eine Fauna schlechtweg „brackisch^' nennen, welche doch ausschliesslich aus echt marinenConchylien besteht, und vor Allem würde man sich wohl kaum cntschliessen können, Ablagerungen wie den Zechstein und Muschelkalk als „brackische" Ablageruiigen zu bezeichnen. Eine andere Ansicht geht dahin, in den angeführten Ab- lagerungen einfach „Strandbildungen" zu sehen. Auch diese Ansicht hat gewiss Vieles für sich, indem in der That die vorkommenden Organismen grösstentheils solche sind, wie wir sie in Strandbildungen zu linden gewohnt sind, und die so allgemein verbreiteten Oolithe auch mit grosser Entschieden- heit für eine Bildung in geringer Tiefe sprechen. Immerhin scheint mir auch diese Anschauung die vorliegende Frage nicht vollkommen zu erschöpfen, da ja Strandbildungen auch in anderen Formationen sehr häufig auftreten, ohne dass dieselben jedoch jemals jene Einförmigkeit und Abgeschlossen- heit zeigen würden, welche ja gerade den wesentlichen Charakter- zug der in Bede stehenden Formationen bildet. In der letzten Zeit ist nun eine dritte Anschauungsweise aufgetaucht, welche zuerst mit Rücksicht auf die sarmatische Stufe aufgestellt, später auch auf die Fauna des Muschelkalkes und des Zechsteines übertragen wurde, und dieselbe ging einfach dahin, dass alle diese Faunen nordischen Ursprunges seien und ihr Auftreten durch ein Vordringen polarer Gewässer gegen Süden bedingt würde. So verlockend diese Ansicht nun auch für den ersten Augen- blick sein mag, indem sie eine sehr einfache Lösung des Problems zu bieten scheint, so kann ich doch nicht umhin, nach einer reif- 326 F u 0 h 8. liclieii rrülitng- aller liieher gehö'igen Thatsaehen, mich mit aller Kntseliicdeiilieit gegen dieselbe auszusprechen. Vergleicht man die Fauna der sarmatischen Stufe mit derjenigen unserer jetzigen nordischen Meere, so findet man, dass dieselben nicht die mindeste Ähnlichkeit miteinan(h'r besitzen. Vor allen Dingen sind die nordischen Meere durchaus nicht so arm an Formen, wie man gewöiinlicli anninnnt. Wenn in der sarmatischen Formation Korallen, Echinodermen, Brachiopoden^ Pteropoden, Cephalo])oden, Balanen, Dekapoden und Haitische vollständig fehlen, so findet sich dieser Mangel durchaus nicht auch in den nordischen Meeren, avo vielmehr alle dieseTypen, und zwar mitunter sehr reichlich und durch grosse und autfallende Formen repräsentirt sind. Die nordischen Meere besitzen ferner eine sehr reiche und charakteristische Tiefseefauna mit zahlreichen Korallen, Echino- dermen, Spongien, Brachiopoden, Krabben, Aiakruren u. s. w., welche der sarmatischen Stufe vollständig abgeht. Die Conchylienarten der nordischen und Polarmeere zeichnen sich durch eine durchschnittlich sehr bedeutende Grösse aus, während die Conchylien der sarmatischen Stufe und der ver- wandten Ablagerungen durchgehends klein sind. Fasst man die einzelnen Genera ins Auge, aus denen die ("ouchylienfauna der nordischen Meere und die der sarmatischen Stufe zusammengesetzt sind, so findet man auch hier einen tief- gehenden Gegensatz. So gelten als besonders charakteristisch für die nordischen Meere folgende Genera: Biiccinnm (im engeren Sinne). Tropkon, Trichotropis, Lilornia, Lucnna. Marfjarita. Piincturc/ia, Crenella. Yoldia, Astarte, Cijjrn'tui, Mya, Slick über die z erri ssen e und ge- borstene 0 b erfläche , die zahlreichen Fo mit o - ähnli chen Auftreibungen, di e mannigfachen Aus bl Übungen, die grau en, grünen, rothen und gelben Farbentöne gleiten lässt und allenthalben bis in" gross e Tiefe n hinab die Spuren statt- gefundener Bewegung zu bemerken meint, so glaubt man vielmehr auf einem alten Lavastrome als auf einer nor. malen sedimentären Ab Lagerung zu stehen. 2 Über eine im kaspischen Meere erschienene Insel nebst Beiträgen zur Kenntniss der Schlammvidkane der caspischen Region. — {M6m. de l'Acad. imp. des sciences de St. Petersbourg. VII. Serie, vol. VI. 1873.) über die Natur des Flysches. 343 noch iuinier nicht die verdiente Berücksielitiguiig" g'efunden hat, scheint mir, in Betreff vieler Flysoh- und verrncanoartigen Bil- dungen, welche in inäciitiger Entwicklung" in den kaukasischen Gebirg'ssystemen auftreten , zu ganz ähnlichen Anschauung-en gelangt zu sein. ' Indem ich mich daher in Bezug auf das Wesentliche der Frage auf diese meine Vorgänger stützen kann , will ich nun im Kachfolgenden versuchen, der Reihe nach diejenigen Momente zur Sprache zu bringen, welciie mir zu Gunsten dieser Auffassung zu sprechen scheinen und hiebei namentlich diejenigen hervor- heben, welche bisher entweder übersehen, oder doch nicht in ihrer vollen Bedeutung gewüi-digt wurden. Es sind dies der Beihe nach folgende Punkte: 1. Petro- graphische Beschaffenheil des Flysches. 2. Seine Verbindung mit Eruptivgesteinen. 3. Fremde Blöcke und Klippen. 4. Sein Verhalten zu Fossilien. 5. Ver- breit u n g und Lager u n g. 1. Petrographische Beschaffenheit. Die erste auf- fallende Eigenthümlichkeit des Flysches äussert sich bereits in seiner petrographischen Beschaffenheit. Es besteht derselbe nämlich in einer typischen Ausbildungsweise ausschliesslich aus halbliarten Mergeln und mannigfachen Sandsteinen, während ' Über denselben Gegenstand hat Abi eh vor Kurzem eine in- teressante Mittheibmg- in den Verhandlungen der k. k. geol. Keichsaustalt (1877, \). 29) veröft'entlicht. Anmerkung-. Seit diese Zeilen niedergeschrieben wurden, erhielt ich durch die gütige Vermittelung desselben Verfassers Kenntniss von einer von ihm im Jahre 1867 in Tiflis verötfentlichten Publication (Ab ich, Geologische Beobachtungen auf Reisen in den Gebirgs- ländcrn zwischen Kur und Araxes. Tiflis 1867), iu welcher derselbe ausführlich die in den dortigen Gebirgssystemeu iu untrennbarer Verbindung mit mannigfachen Eruptivgesteinen iu mächtiger Ent- wicklung auftretenden Flyschbilduugen beschreibt, dieselben aus- drücklich mit den ganz analoge Verhältnisse zeigenden Flysch- bilduugen Italiens vergleicht, und schliesslich alle diese Flysch- bildungen für Produkte eruptiver Vorgänge erklärt. — Ich muss gestehen, dass, wenn mir die Publication früher bekanntgeworden wäre, ich wohl Anstand genommen hätte meine Arbeit in der vorliegenden Form zu publiciren. 344 i u e h s. reine Kalkbil(liing:ei) sowie alle Geschiebe und Gcröllablage- rnngen voUkomiueii ausgeschlossen sind. Man kennt wohl auch andere weit verbreitete Sedimentbildiingen, welche hiinptsächlich aus .^lerg-el und Sandsteinen bestehen, wie z. B. Subapenninbil- diing, die nordalpine Mollasse, die Gosaubildiingen u. s. w. In allen diesen Ablagerungen trifft man jedoch neben Mergel und Sand auch Gerolle, Geschiebe und mannigfache Kalkbildungen. Von alledem ist im Flysche keine Spur, allenthalben, weit und breit bestellt das Gebirge vielmehr in seiner ganzen Mächtigkeit ausschliesslich aus Mergel und Sandstein, deren Herkunft meist vollständig problematisch erscheint, so dass sie schon von diesem Standpunkte aus den Eindruck riesiger Schlammeruption machen. Die Mergel bilden theils dickere Bänke , theils zeigen sie eine mehr plattige oder schieferige Structur. Die Mergelbänke (Albe- rese, hydraulische Mergel) sind fast immer von einer Unzahl feiner Klüfte durchsetzt, welche senkrecht auf die Schichtflächen stehen, das scheinbar so solide Gestein ausserordentlich brüchig machen und zuderEntstehung der sogenannten „Ruineiimarmore'' Veranlassung geben, welche fast in allen grösseren Flyschgebie- ten vorkommen, noch niemals aber in anderen Gebirgsbildungen angetroffen worden sind. Die schieferigen Abänderungen sind ebenfalls ausserordentlich brüchig und zerfallen sofort in eine Unzahl kleiner, halbliarter Mcrgelsplitter, welche dort, wo sie als vorherrschende Gesteinsart auftreten , die berüchtigte „Argille scagliose" der Italiener bilden. Diese allgemeine Brüchigkeit des Flyschmergels, welche in gleicher Weise in keiner andern For- mation vorkommt, lässt sich sehr ungezwungen als eine Cou- tractionserscheiuung auffassen , welche bei der Erhärtung des ursprünglich halbflüssigen Mergelbreies eintrat. Weichere oder plastische Mergel, wie sie sonst doch allenthalben in den Sub- apenninbildungen, in der Molasse, in den Eocän- und Gosaubil- dungen auftreten, kommen im Flysch niemals vor. Dieselben sind vielmehr immer spröde und brüchig. Was die Sandsteine anbelangt, so ist an denselben auffallend, dass sie niemals das Phänomen der falschen Schichtung zeigen. Sie sind meist in Bänke gesondert, bisweilen aber auch mehr massig. Sehr häufig finden sich glaukonitische Abänderungen. über die Natur des Flj'sches. 345 In der Schweiz kommt in Verbindung,' mit dem Flysoh ein sehr eigenthümlicher Sandstein vor, der denl^amen ,,Taviglianaz- sandstein^' führt and den Stnder^ foli^endermassen beschreibt: „An mehreren Punkten erscheint der Taviglianazsandstein so eng'e mit dem Flyschsandsteine verbunden, dass er als eine eigenthümliche Ab- änderung desselben betrachtet werden kann. Die Steinart zeigt sich ge- wöhnlich als ein kleinkörniger, wie halb verwittert aussehender Sandstein, dunkelgrün, mit hellgrünen oder grünlich-grauen, rundlichen Flecken, die oft auch vorwalten und zusammenfliessen. Meist sindkreideweisse Theilchen eingemengt, zuweilen mit Perlmntterglanz, zertrümmertem Feldspath oder Zeolith ähnlich, nicht selten Nadeln oder Tlieile von schwarzer Hornblende Die Kluftflächen sind Öfters, wie die des Flyschsandsteines, mit wulstartigen Erhöhungen und einem firnissglänzenden , braunen Überzug, wie vom Glimmerschlamni bedeckt, auch wohl mit kleinen Kalkspathkrystallen be- kleidet, oder mit flach anliegenden, in der Regel mehlicht verwitternden, dünnen Prismen und kurzstrahliger Aggreg;itur einer Zeolith.-irt, wahr- scheinlich Laumonit. Die ganze Beschaffenheit des Stein es erinnertan einen dio ritischen Tuff.— In Savoien zeigt zieh die Sreinart auch im frischereu Zustande, als ein dunkelgrüner, bis grünlich schwarzer, sehr fester Sand- stein, den man mit alpinischem Gault, oder mit Diorit verwechseln könnte. Ebenso zweideutig, als die petrographischen Charaktere, sind die Lagerungsverhältnisse. Auf den Alpen von Sous la Sex im Ansteigen von Bex nach Auziendaz, erscheint die polyedrisch zerklüftete Steinart, wie eine plutonisclie Masse, welche in den Kalk von unten her eingedrungen wäre. Rückwärts von diesem Felsen liegt die Alp Tavayanaz oder Taviglianaz, 2060 M., von welcher das Gestein den Namen hat. Auch auf Oldenalp, 2225 M., in der östlichen Fortsetzung dieser Ge- birge, tritt diese Felsart wie eine abnorme Bildung, buckeiförmig aus dem Schiefer der Felswände hervor. Ebenso im Kaudergrunde am Fusse des Mittagshorus. In anderen Gegenden ist dieselbe Steinart deutlich geschich- tet und wechselt in massig dicken Bänken mit Schiefer. So bereits in der Nähe des Kaudergrundes, am Ostabf ille des Gevihorns, wo jedoch die ziemlich mächtigen Taviglianazbänl<,e Anlage zu dickprismatischer Zer- klüftung zeigen, und als liegende Trappbänke gedeutet werden könnten. In Uri und Olarus aber ist die Wechsellagerung mit Schiefer so allgemein, dass man jeden Gedanken an plutonische Verhältnisse aufgeben muss. An mehreren Punkten endlich beobachtet man allmälige Uebergänge des gewöhnlichen grauen Flysch- oder Nummulitcnsandsteines in geflecktes Taviglianazgestein. Die graue Farbe geht in braune, lauchgrüne und b<'rg- grüne über, die Festigkeit nimmt zu, die Ablösungen bedecken sich mit braunen (4limmersclilamm, es stellen sich krummschalige, oder rhom- 1 L. c. pag. 113. ♦346 F u c li s. bo(_'(lriselie Zerklüft;nig'en ciiuiintl iiiiwillkiiilirh (U'iikt iiiaii aiiUuiWiindlimgs- l»iocpssso mitei- Einfluss höherer 'reiiiijeratiir. So zeig-t sich uns der Tavi- glianjizsnndstein an der DalleHäche oberhalb Halligen, so auch nicht selten in der inneren Schweiz. Die Stellung der Steinart in der eocänen Lagerfolge ist keineswegs constant die nämliche. In Savoien sieht man sie wohl immer über dem Nummulitenkalk als eine Abänderung des Flyschsandsteines. In Uri und Glarus scheint sie mit den höheren Massen des Nuniniulitensandsteines in enger Verbindung zu stehen. Bei Kaliingen tritt allerdings der Taviglianaz aus der Grundlage des Spatangenkalkes hervor, aber mit ihm auch der Flyschsandstein, der durch Übergänge mitihm verbunden ist. DieLagerung ist offenbar eine, durch Überschiebung, oder wie die der Voirons, durch {Quetschung eines Gewölbes gestörte. In den westlichen Berueralpi'u lässt sich kaum bezweifeln, dass unsere Steinart dem tieferen Theile der Nummu- litenbildung angehöre. So bereits am Gebirgsstock der Diablerets, auf Sous la Sex und Tavayannaz, so auf Olden und im Kandergmnde. Die Sandsteine aller Stufen der EocänbiMungen können daher mit den eigen- tiiümlicheu Charakteren des Taviglianazsandstcines auftreten." Eruptionen fester Massen sind gegenwärtig- fast ausnahms- los von der Exhalation gasiger Substanzen begleitet, u. zw. sind es bei den jetzigen Schlammvulkanen vorzugsweise Kohlenwasser- stoffe und Scbwefehvasserstotfe, welche in grosser Masse ent- bunden werden. Ganz analoge Erscheinungen scheinen nun auch bei der Entstehung der Flyschbildungen mitgewirkt zu haben. Das galizische Petroleum hat seinen Sitz ausschliesslich in der Formation desKarpathensandsteines und in den nördlichen Apen- ninen sind die so häutig vorkommenden Exhalationen von Kohlenwasserstoffen fast ausschliesslich auf das Gebiet der Flyschformation beschränkt. ^ Die ArgiJle scag/iose sind häufig derartig mit Gyps durchtränkt, dass sie eigentlich nur Gyps- mergel darstellen, ja es kommen mitunter auch selbstständige Gypslager in ihnen vor. Auch sonst erweisen sich die Flyschbildungen sehr häufig als die Stätten grosser chemischer Veränderungen, und sind z. B. 1 Doderlein. Geolog. Karte der Umg. von Modena und Keggio. (Mem. Reg. Acad. Modena XII.) Fouque et Gorseix. Recherches sur les sources de gaz infiamma- biles des Apennins et des lagoni de laToscane. (Annales des sciences geo- log. II. 1870.) Bianconi. Storia naturale dei terreni ardenti, dei vulcani fangosi, delle sorgenti inflamuiabili etc. Bologna IS-IO. über die Natur des Flysches. 347 die mannigfachsten Verquarzung-en ganz allsemein in ihnen ver- breitet. ^ ZiT den petrographischen Eig-enthüralichkeiten des Flysches könnte man auch das häutige Vorkommen von Thong-allen und mergelig-en Schlieren, sowie auch jene auf den Schichtflächen der Flyschbänke so liäufig vorkommenden kuchen- oder thauförmigen gewundeneu Wulstigkeiten rechnen, welche ganz den Eindruck machen, als ob hier ein dickerBrei geflossen wäre, oder auch, als ob blasenförmige Auftreibungen stattgefunden hätten. Ebenso wäre es wohl auch noch zu erwägen, ob nicht ein Theil der für die Flyschbildungen so überaus charakteristischen „ Hieroglyphen*' sich in irgend einer Weise aus der eruptiven Natur des Flysches ableiten lassen könnte, und möchte ich hier namentlich auf die- jenigen hinweisen, welche den Charakter von Spritzern haben. 2. V erbind ung mit Eruptivgesteinen. Ein weiterer Umstand, welcher mir für die eruptive Natur des Flysches zu sprechen scheint, ist die bekannte Thatsache, dass der Flysch so häufig in innigster Verbindung und Wechsellagerung mit echten Eruptivgesteinen getrotfen wird , die mannigfachsten und ganz allmäligen Übergänge in dieselben zeigt, und sich zu ihnen ganz wie eine dazu gehörige Tutfbildung verhält. In den Karpathen und nördlichen Alpen ist üiese Erscheinung meines Wissens bis- her allerdings noch nicht bekannt geworden, um so häufiger tritft man sie hingegen in Nord- und Mittelitalien, auf Elba und Cor- sica, in Griechenland, sowie überhaupt fast im ganzen Gebiete des östlichen Mittelmeerbeckens, u.zw. sind es hier hauptsächlich Serpentine und Gabbros, welche in Gesellschafr und innigster Verbindung mit den verschiedenen Gliedern der Flyschformation angetroffen werden. Die geologische Literatur Italiens wimmelt von kleineren und grösseren Arbeiten über diesen Gegenstand, und die italienischen Geologen sind überhaupt ganz einstimmig der Ansicht, dass zwischen den Flyschbildungen oder wenigstens den Argille scngliose und den Serpentinen irgend ein genetischer 1 ."Siehe aiicli: D'Acchiavdi .Sulla cunversione di una roccia argil- losa in serpentino. (Bullet. Com. Geol. Italia, 1S74, pag. 366. j Sowie: Bi an colli, Escursioni geologiche e mineralogiche nel territorio Porrettano, Bologna 1867, wo pag. 53 eine lange Reihe von Mineralien aus den Argille scngliose aufgezählt weiden. 348 Fuchs. Zusammenhang- bestehen müsse. Die wichtigsten Erscheinun- gen, aufweiche sie sich hiebei stützen, und welche in verschie- denen Moditicationen immer wiederkehren, sind folgende: a) Die Seri)entine treten fast ausnahmslos im Gebiete des Flysches, namentlich in Gesellschaft der Argillc scnfjUn^e auf. ^ h) Der Serpentin w^ecbsellagert mit normalen Flysch- bildungen. - c) Die Flyschmergel gehen durch verschiedene grüne und talkige Schiefer ganz allmälig in echten Serpentin über. ^ d) Im Serpentin kommen häutig Brocken, Schollen und Nester von Flyschgestein eingeschlossen vor. * e) Der Flysch enthält Schollen, Brocken und Nester von Serpentin, welche mitunter den Charakter eruptiver Breccien annehmen. ^ Man kann die betreffenden Arbeiten der italienischen Geo- logen nicht durchgehen, ohne auf Schritt und Tritt an die meister- haften Schilderungen erinnert zu werden, welche Richthofen'- in einer Ijekannten Arbeit über die Geologie Südtirols von dem 1 Siehe Doderl e i u, Geolog'. Karte der Umgebung von Modena. (Mem. Reg. Acad. Medena XII, 1871.) 2 Pareto. Cenni geognosHohi sullaCorsiea (Atti scienze. Ital. 1844, pag. (iOl). DeStefani. Le rocce serpentinose della Garfagnana. (Boll. Coiu. Geol. Italia, 1876, Nr. 1 und 2.) Hier ist wohl auch der Ort, auf die intere.ssauie Arbeit de? Professor A. Ko c h : „Neue Beiträge zur Geologie der Frtisca Gora in Ostslavonieu" (.Jahrb. Geol. Reichsanst. 187G, p. 1) hinzuweisen, aus welcher hervorgeht, dass in diesem Gebirgszuge ein mehrfacher Wechsel von Serpeutinlagern mit Mergeln und Sandsteinen stattfindet , welche sich durch ihre Petrefac- tenführung als der Kreideformation angehörig erweisen. Es wird nach dieser Dar8tellung wohl Niemand mehr zweifeln können, dass es in der That Ser- pentine von crefacischem Alter gibt. 3 Fuchs. Über die in Verbindung mit Flyschgesteinen und grünen Schiefern vorkommenden Seri)entine bei Kumi auf Euboea. (Sitzbr. der Wiener Akad. 1876. j 4Bianconi. Storia naturale dei terreni ardenti, dei vuleani fau- gosi, delle sorgenti inflammabili etc. Bologna 1840. 5 Gastaldi. Sugli elementi checompougono i conglomerati mioceni dei Piemonte. (Mem. Real. Accad. Scienze. Tormine. II. Serie, XX, 1861.) eRichthofen. Geognostische Beschreibung der Umgebung von l\edazzo, St. Cassian und den Seisser Alpen in Süd-'l'yrol. Gotha 1860. über die Natur des Flysches. 349 dortigen Porpbyrg-ebiet gibt. Ganz so wie bier Porpbyre und Porpb^rtuffe in ganz allmäligen Übergängen und in innigster Verbindung mit verscbiede'ien rotben Mergeln, Sandsteinen und verrucanoartigen Bildungen auftreten und mit denselben zu einem untrennbaren Complexe verbunden sind, so ist dies in den nörd- lichen Apenninen mit den Gabbros , Serpentinen und den ver- schiedenen Gliedern der Flyschformatiou der Fall, ja wie um diesen Gedanken recht nahe zu legen, erscheinen in den Alpes maritimes und auf Elba den Flysclibildungen untergeordnet in der That auch Porphyre in Begleitung aller jener rotben Mergel, Sandsteine und verrucanoartigen Bildungen, wie sie Eicht- h 0 f e n aus dem südlichen Tyrol beschreibt. ' Ganz analoge Bildungen sind nach Virlet in Morea und nach Abi ch Inder kaukasischen Provinz sehr verbreitet, und nach Hochstetter kommen ganz ähnliche Flyschbilduugen in Verbindung mit Eruptivgesteinen und Eruptivtufien in weiter Verbreitung im Balkan, namentlich bei Aidos und Sophia vor. ^ Ich selbst habe vor Kurzem in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie ein ganz äbnliches Vorkommen von Kiimi auf Euboea beschrieben, wo auf einem kleinen Eaume zusammengedrängt, fast alle jene Fälle vorkommen, welche icb vorhin von der Ver- bindung von Flysch und Serpentin angefülirt habe. -^ Besonders möchte ich hier noch auf jenen sonderbaren Fall aufmerksam machen, wo mitten in einem schlissigen und etwas schieferigeu Serpentin rundliche, kuchenförmige Massen von Molasse auf- treten, welche keineswegs die Natur von Bruchstücken haben, sondern vielmehr mit jenen abgerundeten Einschlüssen fremden 1 Stil der. Sur la Constitution geologique de 1' ile d'Elbe. (Bul. Soc. geol. France. XII. pag. 279, 1841.) Gastaldi. Studii geologici sulle Alpi occidentali. (Mem. del Com. geol. d'Italia 1. 1871.) C'occhi. Descrizione geologica delF Isola d'Elba. (Mem. del Com. geol. dltalia. I. 1871.) 3 Hochstetter. Die geologischen Verhältnisse des östlichen Theiles der europäischen Türkei. (Jahrb. geol. Reichsanst. XX. 1870. pag. 365 und XXU. 1872. pag. 331. 3 Fuchs. Über die in Verbindung mit Flyschgesteinen und grünen Schiefern vorkommenden Serpentine bei Kumi auf Euboea. (Sitzbr. Wiener Akad. 1876.) 350 Fuclis. Materials verglichen werden müssen , welche sich so liänfig in eruptiven Gesteinen finden, und für welche Reyer in seiner jüngst erschienenen schönen Arbeit über die Eng-aneen die Be- zeiclnmng ..Schlieren'' in Anwendung gebracht hat. 3. F r e m d e B 1 ö c k e u n d K 1 i p p e n. Eine der auffallend- sten Eigenthüralichkeiten, welche die Flyschbildiuigeii darbieten, ist das Vorkommen von fremden (»der exotischen Blöcken, welche meist aus granitischen Gesteinen, seltener aus Serpentin, oder aus Kalk- und Sandsteinen bestehen, den Flyschbildungen ent- weder einzeln oder in grösserer Menge beisammen eingebettet sind, und deren Herkunft meistentheils vollständig räthselhaft erscheint. Auffallend ist es, dass diese Blöcke, welche oft wahr- iiaft riesige Dimensionen erreichen und meist noch vollständig eckig sind, fast niemals in den Sandsteinen, sondern fast aus- nahmslos in den zartesten Mergeln des Flysches gefanden wer- den, der dann in der Umgebung desselben meistens in der wun- derbarsten Weise geknickt, gefaltet und durcheinander gewunden erscheint. Es wurden diese Blöcke in letzter Zeit nach dem Vor- gehen von Lyell, gewöhnlich für eine erratische Erscheinung gehalten und darauf hin vielfach Hypothesen über mehrfache, vordiluviale Eiszeiten gegründet. Ich kann mich jedoch dieser Anschauungsweise aus vielen Gründen nicht anschliessen, sondern nehme vielmehr an, dass diese Blöcke bei dem Empordringen der Flyschmasse aus der Tiefe mit heraufgebracht wurden, wie ja bekanntlich alle Ernptivmassen, so auch die Schlammvulkane bei Eruptionen fremde Gesteinschollen aus der Tiefe mitbringen, welche dann in ihnen eingebettet bleiben. Gegen die erratische Natur dieser Blöcke scheint mir vor allen Dingen der Umstand zu sprechen, dass es darnach vollständig unverständlich Aväre, warum diese Blöcke stets nur im Flysclie und niemals in den normalen Ablagerungen derselben Epoche vorkommen, wie sich denn auch die Spuren dieser supponirten älteren Eiszeiten über- haupt in viel allgemeinerer Verbreitung bemerkbar machen müss- ten, und unmöglich auf den Flysch beschränkt sein könnten. Die Literatur über die!^e fremden Blöcke ist ausserordentlich gross, und namentlich kommen die Schweizer Geologen immer und immer auf dieses Thema zurück. Aber auch in den bayri- schen Alpen wurden dieselben namentlich durch G um bei, in über die Natur des Flysches. 351 den österreichischen durch Hauer, in den schlesischen Karpa- then durch Ho hene*^i;er, in Siebenbürgen neuerer Zeit durch Loczi 1 nachgewiesen, und man begegnet ihnen überhaupt fast überall, wo von den Flyschbilduiigen der Nordalpen oder des karpathischen Gebirgszuges die Rede ist. Merkwürdig ist es, dass in den Flyschoildungen Italiens, Griechenlands, sowie über- haupt des Mittelnieergebietes , die fremden Blöcke seltener zu sein, oder auch in manchen Gebieten vollständig zu fehlen schei- nen, sowie es überhaupt den Anschein hat, dass das Auftreten von krystallinischen Ei-uptivgesteinen und von fremden Blöcken im Flysch in Beziehung auf die Häufigkeit des Vorkommens in nmgekehrtem Verhältnisse zu einander stehen. - Um einen näheren Einblick in den Charakter dieses merk- würdigen Pliänomens zu geben, erlaube ich mir im Nachfolgen- den aus der reichen Literatur über diesen Gegenstand einige Beschreibungen besonders prägnanter Vorkommnisse zu repro- duciren. (Stil der. L. c. \)ag. 123.) Bei Sepey, wo die Flyschzone mit dem wet^tliclieu Ende der fünften Zone zusammentriffr, ist auf beiden Seiten der Grande Eau. und in dem tiefen Graben bei Aigremont, eine der wun- derbarsten Gesteinsbildungeii entblösst. Ein Conglomerat eckiger Blöcke, oft über 2 Meter gross, bestehend aus Protogin, Gneiss, Talkgesteinen, Quarz, von aipinischem Charakter wechselt in mächtigen Bänken mit glim- nierigen, dickschieferigen Sandsteinen nnd Mergelschiefern, die als Stein- art sich vom Flyschgestein nicht unterscheiden lassen. Ein Cement des Con= glomerates ist selten zu erkennen; die Bl«>cke sind wie cyklopische Mauern dicht in einander gepresst, wo sie mehr anseinanderstehen ist Flyschsand- stein eingedrungen. Das Vorkommen und die begleitenden Steinarten sprechen dafür, dieses Conglomerat dem Flysch beizuordnen; auch enthal- ten die Mergelschiefer deutliche Fucoiden, die vom Cfio)idritesinlriratn.s üch kaum unterscheiden lassen; zugleich aber scliliessen sie in Schwefelkiess übergegangen, doch gut erhaltene, die Schieferimg senkrecht durchsetzende > Mittheilungen über die geologischen Ausflüge in das Hegyes Droesaer Gebirg. (Földtaui K(3zlöny. 1876.) 2 In neuester Zeit hat Bianconi eine Anhäufung von Blöcken von Serpentin, Euphodit und Gabbro beschrieben, welche bei Bisano südöstlich von Bologna den dortigen ArgiUf scagliose eingebettet vorkommen und Anlass zu einem, freilich sehr rasch versiegenden, Kupferbergl)au boten. (Considerazioni siil deposito di rame di Bisano. Scienza applicata. vol. I. Bologna 187G,) Sitzb. d. iiiathemnaturw. C'l. I.X^XV. Hd. I. Abth. 17 352 Fach s. Belemnitcn ein, die bis jetzt in \v;ihreni, über Nnninmlitenkiilk liej^enden Flysch nie gefunden worden sind." Png. l;}0. „Das Habkerntlial ist die beiiihnite Laj^erstätte lother, fremdartiger Granitblöcke, gleicher Art wie diejenige, die wir, von den Voirons her, stets als Begleiter des Flysches und mit Flyschbreccien, die rothen Feldsparth enthalten , verwachsen gefunden haben. Die Blöcke liegen meist eutblösst im Thalgriinde, oder auf Terrassen der Thalwäude, oft so dicht gedrängt, dass man mit jedem Schritt anstehendes Granit- gebirge zu erreichen meint. Von gewöhnlichen erratischen Blöcken unter- scheidet sie nicht nur die den Alpen ganz fremde Steinart, sondern auch die starke Abrundung, wie sie an Findlingen in dem Grade selten oder niemals vorkommt; viele Klafter im Durchmesser haltende Blöcke des härtesten Granites sind beinahe zu Kugeln abgeschliffen. Der grosse Block, auf einer Schutt-Terrasse gegenilber dem Dorfe, übertriflft auch an Grösse alle noch vorhandenen Findlinge. M u r c h i s o n schätzt seinen Inhalt, wohl zu niedrig, auf 400 0. F.; er mag nahe an 500, d:is Achtfache des erratischen Blockes von Steinhof enthalten. So wie ich früher den Stammort dieser Bhicke im Traubachgraben, in einem offenbar zur Flyschformation gehö- renden Conglomerate hausgrosser Elemente gefunden habe, so hat später R ü t i m e y r am Ursprung des Lammbachgrabens, auf d(.'r Nordseite des Boh- leck, einen zweiten Stammort entdeckt, wo die Einlagerungen der Blöcke in den Flysch, wie es scheint, noch überzeugender au den Tag tritt. Es drängen die Blöcke von allen Seiten her sich um die Bohleck herum zusammen, als ob in diesem ganz bewachsenen Gipfel der Granitfels zu suchen wäre, des- sen Trümmer wir nun im Flysch eingebacken finden. Mit einer so einfachen Erklärung verträgt sich aber weder die grosse Abrundung der Blöcke, noch die Beschaffenheit der die Granite begleitenden Steinarten. An meh- reren Stellen, besonders an der Südseite des Bohleck, werden die Blöcke von einem dunkelgrünen, schuppigkörnigem Mineral begleitet, das beinahe an Serpentin erinnert. Die Analogie dieses Vorkommens fremdartiger Blöcke mit demjenigen der mineralogisch identischen Granite, die am N.-Fusse des Ai)ennin ausdemMacigno hervorgestossen worden sind, wird hiedurch noch vermehrt." (Kaufmann. Über die Granite von Habkern. Verhandl. der Gool. Reichsanstalt, 1871, pag. 265.) „Man muss vom Bachbette an etwa 30Fuss hoch über eine steile Schutthalde ansteigen, erreicht nun anstehenden, schwärzlichen Flyschschiefer von südöstlichem Einfallen und sieht darin eine Menge eckiger Stücke dicht gedrängt, wie eingepfercht, theilweise in schichtenartiger Anordnung. Die Stücke sind meist eckig, nussgross, faust- gross, kopfgross, bilden zum Theile auch la genhafte Bänke von i/g bis 1 ' g Fuss Mächtigkeit. Es sind theils fertige Granite, i theils granitische Breccien 'Kaufmann hält nämlich an der zuerst von Murchison aufge- stellten Ansicht fest, dass die Granite des Flysch durch eine Metamorphose desselben gebildet wurden. über die Natur des Flysches. 353 theils Coriglomerate, theils grüne, coinpacte Gesteine, die zwischen Tavi- glianazsandstein nnd Spilit zu schwanken scheinen. Fast allenthalben, wo man anschlagen mag-, treten dem Beobachter die Zeichen der granitisclien Metamorphose entgegen. An einem und demselben Stücke gewahrt man alle Übergänge vom Granit znr Breccie oder vom Granit zum grünen Gestein." „Dieser vorläutigen Mittheihing kann ich noch beifügen, dass Granite und Granitbreccien noch au mehreren anderen Stellen dieser Gegend im Flysch vorkommen, aber merkwürdigerweise bis jetzt stets nur angetroffen wurden im schwärzlichen, wildgelagerten, oft wellig gewundenen, vielfach zerklüfteten und gequetschten weichen Schiefer, was die Vermuthung er- weckt, dass dieses Muttergestein das Material zur granitogeuen Infiltration hergebe, dieser molecularen Massenbewegung aber auch seine starken Lagerungsstörungen zu verdanken habe." „Dass die Granitblöcke des Habkeruthales durch starke Abrundung sich auszeichnen, wie gesagt wird, kann hauptsächlich nur von solchen gel- ten, die in den Bachbetten als Geschiebe liegen. Weitaus die meisten Blöcke sind scharfkantig. So trifft man im Hinaufgehen von Habkern (Schwändi) nach Lombachalp eine zahllose Menge eckiger Blöcke, gross und klein, meist an der Oberfläche liegend, theils aber auch im Diiuvialschutt steckend, der hier eine bedeutende Mächtigkeit und Ausbreitung erlangt und nur solches Material enthält, wie es in der nächsten Umgebung anstehend vor- kommt, namentlich sehr viel Flysch. Auch der berühmteste aller erratischen Blöcke, der rothe Habkerngranit auf dem Lugiboden, ist eckig." Eine mit den fremden Blöcken sehr nahe verwandte Ersehei- niing scheinen mir die in der karpathisclienFlyschzone auftreten- den sogenannten Klippenzüge zu bilden, ein deniFlysche durchaus eigenthümliches Vorkommen, welches bereits vor langer Zeit die Aufmerksamkeit der österreichischen Geologen anreg-te und den Gegenstand zahlreicher Untersuchungen undDiscussionen bildete, ohne bisher zu einem eigentlichen allgemein befriedigenden Ab- schluss gebracht worden zu sein. Das Wesen dieser Erscheinung besteht darin, dass in den Nordkarpathen mitten aus den Flysch- bildnngen lange Züge von kleinen und grösseren Kalkfelsen auf- ragen, welche ganz das Ansehen eines älteren, gleichsam ver- sunkenen Gebirgszuges darbieten, dessen zerrissene Gipfel klip- penartig aus der allgemeinen Flyschmasse auftauchen. Indem man nun auch anfangs von dieser Voraussetzung ausging, war man daher nicht wenig überrascht und erstaunt, als sich bei näherer Untersuchung herausstellte, dass die meisten der ver- meintlichen Klippen keineswegs Theile eines zusannnenhängenden Gebirgszuges, sondern nur isolirte Blöcke sind, welche vollkom- 17 * 354 F u (■ h s. men frei in den zarten Flysclinierf>eln eing-ehettet liegen, die in ilirer Umgel)uni»' stets in der wiinderl)arsten Weise geknickt, gefaltet und durch einander g-ewnnden erscheinen. Die Anpassung dieser Krseheinnng- ging nnn l)ei den verschiedenen Autoren ziemlich weit auseinander. Stäche hält für die grösseren Klippen die ursi)riingliche Anschauung fest, und sieht in den isolirten Partien, den so- genannten ,.BIockklippen-' nichts anderes als Fragmente, welche durch die Brandung von den eigentlichen Klippen losgelöst und in die damaligen Meeressedimente (den Elj-^schmergel) abgesetzt wurden, i Neumayr hingegen^ stellt sich die Sache so vor, dass liier ursprünglich im Liegenden des Flysches ein normales Schich- tungssystem harter Kalksteine vorhanden gewesen sei. Als nun später das ganze Gebirg durch einen gewaltigen Seitendruck in Falten zusammengeschoben wurde, wären die spröderen Kalk- steinschichten anstatt sich regelmässig zu falten, in einzelne Fragmente zerbrochen, und die einzelnen Bruchstücke in die nachgiebigeren Flyschmassen hineingepresst worden. Er spricht sich über diesen Punkt, 1. c. pag. 529, folgender- niassen aus: „Die Definition der karparthischen Klippen lässtsich nach dieser Erklärung ihrer Bildung etwa folgendermassen for- muliren: die karpathischen Klippen sind Trümmer und Reste eines geborstenen Gewölbes, welche als Blöcke oder Schichten- köpfe von Schollen und anstehenden Schichtmassen in jüngere Gesteine, von welchen sie überwölbt werden, in discordanterLage- rung hinein- oder durch dieselben liindurchgepresst worden sind. ^ Ich niuss gestehen, dass mir keine dieser Anschauungen den thatsächlichen Verhältnissen zu entsprechen scheint, dass ich vielmehr in den Klippen, in soweit sie Blockklippen sind, nichts anderes als die bekannte Erscheinung der fremden Blöcke zu sehen im Stande bin, welche ja so häufig in den Flyschbil- dungen vorkommt und hier nur in aussergewöhnlichem Masstabe entwickelt ist. 1 Die .geologischen Verhältnisse der Umg-ebungen von Unghvär in Ungarn. (.lahresb. Geolog. Reiehsanst. 1871, pag. 379.) 2 Jurastudieu, 3. Folge. Der penninische Klippeuzug. (Jahrb. Geol. Reichsanstalt 1S71, pag. 451.) über die Natur des Flysches. 355 Würden die Blockklippen in der That, wie Stäche an- nimmt, Producte der Brandung- sein, so müssten ja dort, wo die grossen Blöcke liegen, auch um so leichter kleinere Fragmente hin- gekommen sein oder mit anderenWorten, es müsste sich eine Breccie oder ein Conglomerat gebildet haben, welches einzelne grössere Schollen und Blöcke einschlösse; vollkommen unverständlich würde es aber sein, wie auf eine Entfernung von vielen Meilen lauter einzelne, riesige, eckige Blöcke mitten in zarten Mergelschiefer hineingerathen sein sollten, ohne dass sich daneben eine Spur einer Breccien- oder Conglomeratbildung zeigt. Was die von Neumayr vertretene Anscliauungsweise an- belangt, so scheint mir auch diese an mehreren schweren Un- wahrscheinlichkeiten zu leiden. Vor allen Dingen müsste man doch glauben, dass, wenn die Klippenbildung wirklich nur auf dem Gegensatze von hartem und weichem Gestein, so wie auf einer intensiven Faltenbildung beruhen würde, man dieses Phänomen doch auch sonst sehr häufig antreflfen müsste, da diese Bedingungen sich doch sehr häutig vereinigen. Neumayr scheint das Gewicht dieses Umstandes sehr wohl empfunden zu haben, da er dieses Bedenken selbst aus- spricht, und für die karpathischen Verhältnisse nocli einige secuudäre, begünstigende Umstände geltend zu machen sucht, die mir indessen ebenfalls keineswegs ausreichend zu sein scheinen. Ferner muss man bedenken, dass ja auch sonst Faltungen in harten, spröden Kalksteinen sehr häufig vorkommen, u. zw. Faltungen jeden Grades, von flachen, wellenförmigen Unduli- rungen angefangen, bis zu kurzen, scharfen Knickungen, ohne dass man dabei eine allgemeine Zertrümmerung des Gesteines beobachten würde. Würde man sich indessen eine solche unter besonderen Umständen auch als möglich denken, so könnte auf diesem Wege im äussersten Falle doch nur ein breecienartiger Trümmerwall nach Analogie eines aufgethürmten Eisstosses ent- stehen; vollkommen unverständlich scheint es mir jedoch, wie auf diese Art der Fall eintreten könnte, dass längs gewisser Linien die verschiedenartigsten Blöcke im regellosesten Durcheinander jeder für sich vollständig isolirt, in weiche Mergelschiefermassen eingebettet werden könne, wie dies der allgemeine und herr- schende Charakter der sogenannten Klippen ist. 356 Fticiis. 4. Fossilien. Nicht minder abweichend als wie die bis- her geschilderten Eigenthünilichkeiten des Flysches und einzig- in seiner Art ist sein Verhalten /ii den Fossilien. Allenthalben, wo iil)erhaupt Fl3'sch vorkommt , enthält er in unglaublicher Menge und wunderbar schöner Erhaltung Fucoiden, * so wie jene eigen- thümlichen, hierog'lyphischen Zeichnungen, welche wohl mit Eecht zum grössten Theile als Annelidenfährten aufgefasst werden. Wenn nun diese Vorkommnisse beweisen, dass sich im Flysche auch sehr zarte Organismen unddebikle sehr gut erhalten konnten, so wird es doppelt räthselhaft, warum andere Thiere so vollständig mangein. Es gibt allerdings Punkte, wo auch im Flysche Reste von anderen Thieren gefunden werden, doch sind dies entweder schwimmende Thiere wie Fische und Cephalopoden oder die Reste treten nur ganz isolirt wie fremde oder erratische Köri)er in ihm auf, wie die beiden Inoceramen aus dem Flysche djs Kahlenberges, der von Capellini im Flysche der Apenninen gefundene Hippurit u. dgl. mehr, Bänke und Lager von Bivalven, Brachiopoden, Bryozoeu, Korallen u. dgl., welche beweisen würden, dass hier an Ort und Stelle durch längere Zeit eine Ansiedlung von Thieren bestanden habe, fehlen vollständig und sind noch niemals im Flysche nach- gewiesen worden. Es wird diese Erscheinung nur um so räthselhafter, wenn man bedenkt, dass oft in ganz geringer Entfernung von Fljsch- bilduugen vollkommen gleichaltrige Ablag-erungen gefunden wer- den, welche eine reiche fossile Fauna enthalten. Betrachtet man die Sache jedoch von dem in vorliegender Arbeit vertretenen Standpunkte, so bietet sieh eine sehr einfache 1 Ich möchtt! hier auch noch auf die eigenthüinliche Erhaltuiigsweise hinweisen, welche dieFucoideu überall im Flysche zeigen, und welche voll- ständig' von denjenigen abweicht, welche man sonst in g-ewohnlichen sedi- mentären Bildungen antrift't. Die Fucoiden erscheinen nämlich nicht auf den .Schieterungsrtächen in gewissermassen g-epresstem Zustande, sondern sie haben ihre ursprüngliche Stellung und Ausbreitung nach allen Dimensionen erhalten, und durchwachsen gleichsam die Flyschmergel senkrecht auf die iSchichtungstiäche wie körperliche Dendriten. Es macht dies ganz den Eindruck, als ob Algenrasen mit einem Male von einem flüssigen Breie um- flossen und in ihm eingebettet worden wären. über die Natur des Flysches. o^r> i Losung- des Problems dar. Es ist nämlich \on den Sclilanmivul- kanen her bekannt, dass eruptive Massen fast stets von übel- riechenden, flüssigen und gasigen StoHteu begleitet werden, Avelche den meisten Thieren widerwärtig sind, während es sich leicht denken lässt, dass Algen und Würmer gegen diese Ein- flüsse weniger empfindlich sind und dort noch freudig prosperiren, wo sich alles andere Leben sehen zurückgezogen. ^ 5. Verbreitung und Lagerung. Von ganz besonders einschneidender, ja geradezu massgebender Bedeutung zur Ent- scheidung der in Rede stehenden Frage muss wohl Alles sein, was sich auf Verbreitung und Lagerungsverhältnisse der Flysch- formation bezieht. Glücklicherweise sind es aber auch gerade diese Momente, welche mir am entscliiedensteu und unzweideu- tigsten für die hier vertretenen Anschauungen der eruptiven Natur des Flysches zu sprechen schienen. Vor allen Dingen muss hervorgehoben werden , dass der Flysch vollständig selbstständig auftritt, ohne irgendwelche be- stimmte Beziehungen zu benachbarten älteren Gesteinen erken- nen zu lassen. Wenn mau die ungeheure Entwickelung des Flysches in den Karpathen und Apenninen ins Auge fasst, so wäre man in der Tiuit in der grössten Verlegenheit, wenn mau sich die Frage vorlegen wollte, woher denn diese ungeheuere Masse von Detri- tus gekommen sei, wenn der Flysch wirklich nur nach Art der Molasse oder der Subapenninenformation als ein mechanisches Meeressediment aufgefasst werden sollte. In den Nordalpen, in Istrien und Dalmatien liegt der Flysch meist auf Kalkstein. (Nummuliten- oder Hippuritenkalk.) In Ca- labrien, Sizilien und Corsica hingegen auf Granit und anderem krystallinischen Urgestein. In beiden Fällen zeigt jedoch der Flysch genau dieselbe Beschaft'enheit und übt der anstehende Kalk oder Granit nicht den mindesten Einfluss auf seine petro- graphische Zusannnensetzung aus. 1 Eine ähnliche Ansicht wurde bereits von G Um bei in seiner „Geo- h>gie des Bayrischen Alpengebirges" ansgespiochen , indem auch er die Fossilieuannuth des Flysches auf Exhalationen schädlicher Substanzen zurückführt. 358 Fuchs. Des Weiteren miiss liier iiocli einmal liervorgehoben werden, (lass sehr häutig- nnmittelbar an Flyschgebiete angrenzend, ganz gleichzeitige Ablagerungen vorkommen, welche sich in jeder Beziehung vollständig wie ein normales Sediment verhalten und keine Spur von Flyschmaterial erkennen lassen. Die mächtigen Flyschbildungen, welche den grössten Theil der nördlichen Apenninen zusammensetzen, sind bekanntlich theils cretaischen, tlieils eocänen Alters. Das unmittelbar in Süden angrenzende Kalkplatcau derTerra d'Otranto i^ehört eben- falls zum Theile der Kreide und zum Tlieile dem Eocän an; während wir aber dort eben den Flysch mit allen seinen charak- teristischen Eigenthümlichkeiten haben, sehen wir hier ein ganz gewöhnliches Kalkplateau mit zahlreichen Fossilien ohne irgend eine Spur abnormer Erscheinungen. In Istrien wird das Nummulitengebirge von mächtigen Flyschmassen bedeckt, welche angenommener Massen das obere Eocän repräsentiren. In den benachbarten vicentinischen Gebir- gen sind jedoch alle Tertiärhorizonte, vom tiefsten Eocän bis zum Badner-Tegel in ununterbrochener Reihentolge mit grossem Fossilienreichthum entwickelt, ohne dass irgendwo eine Spur von wirklicher Flyschbildung bemerkbar werden würde. Der Flysch am Nordrande der Aljieii gehört el)enfalls theils der Kreide, theils dem Eocän an und doch trifft man allenthal- ben etwas weiter im Gebirge hinein, aber doch in unmittelbarer Nähe, Kreide- und Eocänbildungen jeglichen Alters in vollkom- men normaler Ausbiblung und mit grossem Fossilienreichthum, ohne dass man irgendwo Übergänge oder Zwischenformen zwi- schen diesen beiden Arten des Auftretens bemerken könnte. Am allerauÖallendsten verhält sich jedoch die Sache in den Karpatheii. Hier treten sämmtliche Kreide- und Eocänbildungen in zweierlei Ausbildungsweisen auf. Einmal in normaler Sedi- mentform, mit zahlreichen Fossilien, mantelförmig die älteren Gebirgskerne umsehliessend, und das zweitemal in der Flysch- form, ohne jegliche erkennbare Beziehungen zu den älteren Bestandtheilen des Gebirges in vollkommen selbstständiger Weise den grössten Theil der Karpathen zusammensetzend. Nicht minder abnorm als die Verbreitungsweise gestalten sich auch die Lagernngsverhältnisse des Flysches. Wer die geologischen über die Natur des Flysches. '^^^^ Vei'hältiiisge der nördlichen Kalkalpen kennt, der weiss doch was Faltunaen, Verwerfungen nnd Verschiebungen in einem Gebirge zu bedeuten haben. Alle Fachleute stimmen jedoch darin überein, dass alle diese Störungserscheinungen geradezu unbe- deutend sind im Verhältnisse zu denjenigen, welche der Flysch darbietet. In der That, so wie man das Gebiet des Flysches be- tritt, geht der Massstab, n)it dem man in normalen .^ecundären Formationen die Störungen desGebirgsbaues zu erfassen gewohnt war, vollständig verloren und das ganze Gebirge erscheint wie durch eine innere in seiner eigenen Masse liegende Kraft oft bis in seine kleinsten Theile hinein in einer Weise gefaltet^ gebogen, geknickt und durch einander gewunden, wie man dies wohl sehr häufig bei Gneissen und Glimmerschiefern, so wie überhaupt bei krystallinischen Phylliten, niemals aber bei normalen Sedimentgesteinen antrifft. Indem ich nun im Vorhergehenden bemüht war, jenen Com- plex von Eigenthümlichkeiten hervorzuheben, durch die sich die Flyschbildungen von normalen Sedimentgesteinen unterscheiden und gewissermassen als eine abnorme Gesteinsbildung documen- tiren, muss ich wohl zur Vermeidung von Missverständnissen schliesslich noch ausdrücklich bemerken, dass ich hiebei aus- schliesslich den Flysch in seiner typischen Entwicklung vor Augen hatte und dass ich sehr wohl weiss, dass sich dieselbe nicht unter allen Umständen in jener absoluten Weise ausdrückt, als es nacli meiner Darstellung vielleicht den Anschein haben sollte. Vor allen Dingen möchte ich hier auf die östlichen Kar- pathen als auf ein Gebiet hinweisen, in welchem die Eigenthüm- lichkeiten des Flysches vielleicht am meisten verwischt sind, indem hier nicht nur stellenweise in ziemlicher EntWickelung normale Geröllbildungen in ihm auftreten, sondern die jüngsten Glieder der Formation, die sogenannten Magurasandsteine, auch überhaupt bereits vollständig den Charakter einer normalen, sedimentären Sandsteinbildung an sich tragen. — Ich glaube jedoch nicht, dass diese, so wie ähnliche Erscheinungen, welche sich in kleinerem Masstabe hie und da auch in anderen Flysch- gebieten zeigen, die im Vorhergehenden vertretene Ansicht von der eruptiven iSatiir des Flysches alteriren können. 360 Fuchs. Es ist bereits von vorne herein an/nnebnien, dass die Erup- tionen von Schlanun und Sand vielfach an Stellen ertolgen werden, wo gleichzeitig- auch normale Sedimentbildungen im Gange sind und es ist alsdann nur eine nothwendig-e Folge davon, dass diese beiden Bildungen sich in der mannigfachsten Weise durchdringen werden. Andererseits ist es ja auch möglich, dass das durch Eruption heraufbeförderte Material hinterher durch die Wirkung des bewegten Meeres eine theilweise Umlagerung und Mengung mit gewöhnlichem mechanischem Landdetritus erleidet. Ahnliche Vorkommnisse sind ja auch bei den Tuffbildungen anderer unzweifelhafter Eruptivgesteine, wie der l'orphyre. Melaphyre, Trachyte und Basalte, eine sehr gewöhnliche und all- bekannte Erscheinung, indem ja auch hier sehr häutig unmöglich ist zu unterscheiden, ob man es noch mit einem Tufte oder bereits mit einem gewöhnlichen mechanischen Sedimente zu thun habe. In unserem Falle muss aber diese Schwierigkeit noch um so grösser sein, als ja hier das eruptive Material von vorne herein eine viel grössere Ähnlichkeit mit gewöhnlichem Verwitterungs -Detritus besitzt. Zum Schlüsse gebe ich noch eine übersichtliche Zusammen- fassung derjenigen Thatsachen, welche mir bei der Beurtheilung der vorliegenden Frage die ausschlaggebenden zu sein scheinen: 1. Die Materialien, welche den Flysch in seiner typischen Ausbildung zusammensetzen, sind ausschliesslich solche, wie sie noch heute aus Schlammvulkanen ergossen werden, d. i. ein zarter, homogener Mergel, welcher seinem ganzen Aussehen nach auf einen ehemals breiartigen Zustand hinweist, so wie in untergeordneter Weise verschiedenartige Sande, während alle reineren Kalkbildungen, so wie normale Conglomerate, voll- ständig fehlen. 2. Die Mergeln des Flysdies zeigen ein von den gewöhn- lichen, sedimentären Mergeln ganz verschiedenes Aussehen. Sie bilden entweder dickere Bänke, welche senkrecht auf ihre Schichtungsfläche von unzähligen feinen Eissen und Spalten durchsetzt sind (Alberese, Ruinenmarmorl oder aber sie sind mehr schieferig und zerfallen dann in lauter kleine, eckige Bruch- über die Natur des Flysches. 361 Stückchen. (ÄrgUle scdgliose.) Beide Erscheinuug-eii la.sseu sieb am einfachsten als Contractionserscheinung-en bei dem Übergang aus dem breiartigen in den festen Zustand erklären. 3. Die Mergeln des Flysches sind sehr hantig von Petroleum und Gyps durchtränkt, von denen ersteres ganz allgemein dem eruptiven Materiale der Schlammvulkane beigemengt ist, wäh- rend letzterer sich durch die Zersetzung des gleichzeitig exhalir- ten Schwefelwasserstoffes secundär bildet. Ebenso kommen im Flysche sehr gewöhnlich Verquarzungen (Jaspis) so wie Um- wandlungen in Späth- und Brauneisenstein vor, welche Erschei- nungen ebenfalls auf die Wirkung von Mineralquellen hin- weisen. 4. Die Flyschbänke zeigen an ihrer Oberfläche häutig kuchen- oder thauförmige, gewundene Unebenheiten, welche den Eindruck eines dicken, geflossenen Breies machen. 5. Der Flysch kommt sehr häufig in Verbindung mit Eruptivgesteinen, namentlich mit Gabbro und Serpentinen vor und verhält sich zu denselben wie eine dazu gehörige Tuff- bildung. 6. Die Fiyschmergelu enthalten sehr häufig mannigfache fremde Blöcke, welche meist noch vollständig eckig sind, mit- unter bedeutende Dimensionen erreichen. Die auf die Flysch- bildungen der Karpathen beschränkte Erscheinung der so- genannten „Klippen" scheint nichts als ein besonderes Vorkommen von „fremden Blöcken" in riesigen Dimensionen zu sein. 7. Die Flyschbildungeu sind ausserordentlich arm an Ver- steinerungen. Mit Ausnahme der allgemein verbreiteten Fucoideu und Annelidenspuren, kommen in grösserer Menge nur an ein- zelnen Punkten die Eeste von schwimmenden Thieren (Fischen und Cephalopoden) vor. Alle anderen Vorkommnisse haben einen ganz sporadischen Charakter. 8. Im Flysche sind noch niemals Kohlenflötze gefunden worden. 9. Die Flyschbildungeu sind an keinen bestimmten geologi- schen Zeitabschnitt gebunden, sondern finden sich in ganz gleich- bleibender Ausbildung von der älteren Kreideformafion ange- fangen bis ins Oligocän. 362 Fuchs. Über die Natur des Flysclies. 10. Das Auftreten der Flysclibildungen ist ein räiunlicli be- schränktes und finden sich oft in unmittelbarer Nähe desselben Ablagerungen desselben Alters, welche reichlich Fossilien führen und auch sonst ein vollständig normales Ansehen besitzen. 11. Die Flyschbildungen zeigen überall ausserordentlich gestörte Lagerungsverhältnisse und namentlich erscheinen sie oft bis ins Kleinste hinein gefaltet, gekniciit und durch einander gewunden. ImicIiS: Di*' PIio< änbiidiiiHjf'ii von Zaiite und Cortu. a. geWI. . Vri^fl in tiarfm Plailtn . 1 . Miiwaen otlrr h. IIa rif.pln tilge iialktltine.) afIttpesPliorani. Blnutp gpetitigrr Ttßfl. Blauer ajutJngfr TegeL St/itt (jrnu.r, frinKUniliijer Tefffl mit gelben^ feinunmliiji'n lläiiUcn werhifflnd , BUiiiei . fniihundtßpr T^gel. Statur Ttgfl. ^^rtv\TTV^vr^, matter TegrJ Oifps u ilünnhi,ill,-',,f,r Oijfismergrl. Sil/.un(jsl.,(i.l<.Ak-ad(l.\\:in;illiniit,Cl.LX\\;B(U.Al)th.IH77. 363 X. SITZUNG VOM 19. APRIL 1877 Das k. k. Ministerium für Ciiltus und Unterriclit theilt das von der königl. italienischen Regierung eingesendete Programm des für den Monat September I. J. nach Rom einberufenen zwei- ten internationalen meteorologischen Congresses mit. Der Präsident der Organisations-Commission des für die Zeit der Pariser Weltausstellung anberaumten internationalen Oongresses für Botanik und Horticultur ladet die kaiserl. Aka- demie zur Theilnahme an diesem Congresse, welcher vom 16. bis 22. August 1878 stattfinden wird, ein. Herr Prof. G. v. Niessl in Brunn übersendet eine Ab- handlung: „Beiträge zur kosmischen Theorie der Meteoriten. I. Nachweis identischer Meteoriten-Bahnen". Der Secretär legt folgende eingesendete Abhandlungen vor : 1. „Über die Einwirkung alkoholischer Atzkalilösung auf die ätherartigen Nitrokörper", von den Herren Hauptmnnn des Geniestabes Filipp Hess und Artillerie - Oberlientenant Johann Schwab in Wien. 2. „Über die Anwendung des Mikroskopes zu quantitativen Bestimmungen", von Herrn Hanns Freiherrn Jü ptner V. J 0 11 s 1 0 r ff. 3. „Über die Schöpfungsgeschichte unseres Planetensystems etc.", von Herrn Leopold Jedlitschka in Znaim. Herr Prof. Dr. Edmund Reitlinger übersendet folgende IV. Mittheilung über die von ihm und Herrn Alfred v.Urbanitzky gemeinschaftlich angestellten Untersuchungen: „Über einige merkwürdige P^rscheinungen in Geissler'schen Röhren^. Herr Prof. Dr. Friedrich Simouy übermittelt von den unter seiner Leitung im Jahre 1876 ausgeführten photographischen 364 Gletscheraufnahmen aus dem Dachsteingebiete, eine zweite Col- lection dieser Landschaftsbilder in 57 Blättern. Das w. M. Herr Director v. Littrow bringt zur Kenntniss der Classe, dass letztlich mehrere eine Konietenentdeckung betreffende Telegramme bei der k. Akademie der Wissenschaften eingegangen sind. An Druckschriften wurden vorgelegt Academie Imperiale des Sciences de 8t. Petersbourg: Bulletin. Tome XXIII. Nr. 2. St. Petersbourg, 1877; 4«. Accademia Reale deiLincei: Atti. Anno CCLXXIV 1876 — 77. Serie terza. Transunti. Vol. I. Fascicolo 3. — Febbrajo 1877. Roma, 1877; 4«. Accademia Pontificia de' Nuovi Lincei: Atti. Anno XXIX. Sessione 5"^ del 23. Aprile 1876, Sessione 6'^ del 21. Maggio 1876 e Sessione 7'^ del 18. Giugno 1876. Roma, 1876; 4^. Akademie, kaiserlich Leopoldinisch - Carolinisch Deutsche der Naturforscher: Leopoldina. Heft 13. Nr. 5— 6. Dresden, 1877; 4«. — Königl. Schwedische der Wissenschaften: Üfversigt af kongi. o Vetenskaps Akademiens Förhandlingar. XXXIII Argängen. Nr. 6, 7 & 8. 1876. Stockholm, 1876; S«^. American Chemist. Vol. VII, Nr. 6 & 7. New-York, 1876, 1877; 40. Archiv der Mathematik und Physik, gegründet von J. A. Grunert, fortgesetzt von R. Hoppe. LX. Theil, 2. Heft. Leipzig, 1877; 8". Astronomische Nachrichten. (Band LXXXIX. 8 — 11.) Nr. 2120—2123. Kiel, 1877; 4'. Belt, Thomas, F. G. S.: The Steppes of Siberia. 1874; 8*^. — The Drift of Devon and Cornwall. 1876; 8^ — Geological age of the Deposits containing Flint — Iniplenients at Hoxne and the relation that palaeolithic mau bore to the glacial period. London, 1876; 8°. — On the Loess of the Rhine and the Danube. London, 1877; 8^ Bureau, statistisches, der kgl. dalm. kroat. slav, Landes- regierung: Statistisches Jahrbuch für das Jahr 1874. Zagreb, 1876; 4». 365 Central- Com niissio 11, k. k. statistische: Statistisches Jahr- buch für (las Jahr 1875. 1. Heft. Wien, 1877; 8^ Comptes rendus des seances de rAcademie des Sciences. Tome LXXXIV, Nr. 14. Paris, 1877; 4". Gesellschaft, Natiirforschende zu Leipzig. Sitzungsberichte. I. Jahrgang 1874. Leipzig, 1875; 8". — IL Jahrgang 1875. Leipzig, 1875; 8°. — IIL Jahrgang 187(i. Leipzig, 1876; S\ — Nr. 1. Januar 1877. Leipzig; 8". Helsingfors, Universität: Akademische Gelegenheitsschrifteu pro 1875/6. 15 Stücke 8" u. 4«. Institute Essex: Bulletin. Volume VIL 1875. Salem, Mass. 1876; 8^ Jo urnal für praktische Chemie, von H. Kolbe. N. F. Band XV^ 5. Heft. Leipzig, 1877; 8". Lecoq de Boisbaudran, M. : Sur un nouveau metal, le Gal- lium. Paris, 1877; 8^ Matton Louis -Pierre: Le Bissegment, principe nouveau de Geometrie curviligne. Lyon, 1876; 4^. — Premiere suite et Premiers developpements de la brochure ,,Le Bissegment". Lyon, 1876; 4". — Eeponse ä une seule et derniere objec- tion contre la tendance des trois brochures sur le Bisseg- ment. Lyon, 1876; 4". — Resume des deux premieres bro- chures sur le Bissegment. Lyon, 1876; 4**. Sommaire des cinq brochures sur la Quadrature de tous les Polygones reguliers et sur le Bissegment. Lyon, 1877; 4». — Quadra- ture de tous les Polygones reguliers, depuis de Triangle equilateral, jusqu'au Polygone d'un nombre infiui de cotes. Lyon, 1877; 4P. Militär- Comite , k. k.. technisches und administratives: Mit- theilungeii. Jahrgang 1877. 2. Hefr. Wien, 1877; S'\ Mittheilungen aus J. Perthes' geographischer Anstalt: Ergänzungsheft. Nr. 50. (Erste Hälfte.) Gotha, 1877; 4«. _ Inhaltsverzeichniss von Petermann 's „Geographischen Mittheilungen- 1865—1874. Gotha, 1877; 4". XXIII. Band, 1877. HI. Gotha, 1877; 4». Nature Nr. 389. Vol 15. London, 1877; 4». Nuovo Cimento. Serie '2\ Tomo XVI. Novembre e Dicembre 1876. Pisa, 1877; 8o. 360 Obser vatoire de Moscoii: Aimalcjs. Vol. III. T' lixrai.sou. Moseoii, 1877; 4". Osservatori 0 de! R. Collegio Carlo Alberto in Monealieri : Bullettiiio iiieteorologieo. Vol. X. Nr. 11 — 1'J. 30 Novembre e 3] Dicembre l^tes G08SE, ein Beitrag zur Anatomie der Actinien. Von Med. Dr. A. v. Heitier. (Mit 6 Tafeln.) Vorgelegt in der Sitzung am 8. März 1877.1 Auf Anregung Prof. F. E. Sehulze's unternahra ieli es, im zootomischen Institute zu Graz einen Repräsentanten der Familie der Actinien einer histologischen Untersuchung zu unterziehen. Ich wurde hiezu noch ermuthigt durch den Umstand, dass in neuerer Zeit gerade in Bezug auf diese Thierfamilie wenig ein- gehende Untersuchungen verötfentlicht worden sind. Das ]Material zu meiner Arbeit erhielt ich durch die zoologische Station in Triest in grosser Menge, wie ich es mir nicht besser wünschen konnte und fühle ich mich verpflichtet, hiefür, sowie für die zahlreichen, einem Anfänger so noth- wendigen Rathschläge Herrn Prof. F. E. Schulze meinen A'erbindlichsten Dank abzustatten. Geschichtliches. Nachdem Reaumur in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts in den Abhandlungen der französischen Akademie der Wissenschaften über Polypen und zu gleicher Zeit Peys- sonnell in einem nicht zum Drucke gelangten Manuscripte die erste Anregung zum Studium der sogenannten Ptlanzenthiere gegeben, beschäftigten sich bis zum Anfange unseres Jahr- hunderts Forscher, wie Forskai, G-aernter, Ellis, 0. F. Müller u. A. mit der Aufstellung und Beschreibung verschie- dener neuer Arten von Actinien, ohne jedoch über deren feineren Sitzli. d. mathem.-naturw. Cl. LXXV. Bd. I. Abth. IH 368 H e i d c r. anatomischen Bau mehr anzugeben, als es bereits Reaumur gethan. Auch die Untersuchungen des Abbe Dicqucmare bezeichnen keinen weiteren Fortschritt in Bezug auf Anatomie dieser Thiere, wenngleich durch ihn die Kenntniss von deren Lebensäusserungen und Gewohnheiten wesentlich gefördert wurde. Cavolini gab durch seine ,,Memorie per servire alla storia dei polipi marini 1785-' zuerst den Anstoss zum Studium der feinern Anatomie oder Histologie. 1809 lieferte Spix in Mem. du Museum eine Beschreibung der iunern Organisation der Actinien, in welcher, wie Hollard berichtet, ausser schon Be- kanntem, dieser Thiergruppe auch ein bisher noch nicht weiter bestätigtes Nervensystem zugesprochen wurde. Während sich nun Lamark, Cuvier, Lamouroux, Ehrenberg etc. wieder grösstentheils mit der Classification unserer Thiere beschäftigten, erschienen 1825 und 1829 Arbeiten, welche die Anatomie der Actinien mit Sorgfalt behandelten und zwar von Delle Chiaje (Memoria suUa storia e notomia degli animali senza vertebre 1825) und Kapp (Über Polypen im Allgemeinen und Actinien im Besondern, 1829), in welchen wir zwar noch auf mehrere durch die damaligen Anschauungen beeintlusste talsche Angaben stossen, die aber im Allgemeinen schon eine ziemlich richtige Vorstellung über die Organisation der Polypen lieferten. In den zahlreichen nun folgenden Bearbeitungen einzelner Gattungen, Arten oder auch nur specieller Organe des Körpers der Polypen, sehen wir nur einen mit der Ausbildung des Mikroskops Schritt haltenden Fortgang in der Erkennung der feineren Structurverhältnisse. Diese durch partielle Arbeiten gewonnenen Resultate tinden wir in Contarini's Trattato delle Attinie 1844 und später in HoUard's Monographie anatomique du genre Actinia (Ann. des sc. nat, s6r. 3, tome XV, 1851) gesammelt und theilweise durch Nachuntersuchungen bestätigt. Im Jahre 1857 — 1860 erschien Milne Edwards' Histoire naturelle des Coralliaires, in welcher nebst einem Abschnitt über die Organisation, hauptsächlich die Classitication der Polypen eingehend behandelt wird. In neuerer Zeit haben wir, meines Wissens, ausser G osse's British Sea-Anemones und Laca ze-Duthiers' Histoire Sagartia Iruglodjiteh. ohJ naturelle du Corail kein die histologischen Verhältnisse der Familie der Actinien behandelndes Werk zu verzeichnen, indem ich Kölliker'slcones histiologicae als eine die Gewebe dieser Thier- gruppe nur allgemein berührende Arbeit nicht hinzurechne. Ich möchte noch bemerken, dass mir keine grosse Auswahl besonders der englischen und amerikanischen Literatur zu Gebote stand und glaube ich damit eine eventuelle Nicht- berücksichtigung einschlägiger Arbeiten wohl entschuldigen zu dürfen. Naclifolgend gebe ich ein chronologisch - geordnetes Ver- zeichniss der in meiner Arbeit citirten Werke und werde ich statt dieser nur die jedem beistehende Nummer anzugeben haben. 1. Delle Chi aje, Memoria sulla storia e notoinia degli aniinali ^enza vertebre, 1825. 2. N. Contariui, Trattato delle Attinie, 1844. 3. Frey und Leuckart, Beiträge zur Keuutniss wirbelloser Thiere, 1847. 4. Hollard, Note in Compt. rend. T. XXX, 1850. 5. Derselbe, Monographie du genre Actinia, Ann. d. sc. nat.. T. XXV, 1851. 6. L. K. Schmarda, Zur Naturgeschichte der Adria, Denkschr. d. Wiener Akad. math. nat. Cl., Bd. IV, 1852. 7. J.Hai nie, Obseivations sur quelques points de l'organis. des Actinies, Compt. rend., T. XXXIX, 1854. 8. M. Edwards, Hist. nat. des Coralliaires, 1857. 9. Ph. Go sse, The British Sea-Anemones and Corals, 1860. 10. C. Claus, Über Pliysuphora hydrostatica, 18G0. 11. Derselbe, Neue Beobachtungen über Struct. und Entw. der Äiphonophoren, Zeitsehr. f. wiss. Zool., Bd. XU. 12. H. Lacaze-Duthiers, Hist. nat. du Corail, 1864. 13. A. KöUiker, Icones histiologicae, 2, Abth., 1865. 14. C. Möbius, Bau, Mechanismus u. Entw. d. Nesselkapseln, lö66. 15. F. E. Schulze, Cordylophnra lacustris, 1871. 16. N. K 1 e i n 6 n b e r g , Hydra, 1872. 17. A. Korotneff, Lucernaria, 1876. 18. H. N. Mosely, On the structure and relations of the Alcyon. Heliopora coernlea, philos. trans., 1876. 19. Tasc li enberg, Anatomie. Histologie und Systematik der Cyli- ^ozoa, Inaugural-Diss., 1877. 20. A. Korotneff, Organes des sens des Actinies, Arch. de zool. €xp. et gen., T. V, p. 203. 18* •X 0 , Heide r. Allgemeine Beschreibung. Sagartia troglodytes zeichnet sich aus durch (iiiien 0 bis 8 Cm. hohen, schUmken Körper mit breiter Basis und einer mit zahlreichen, j^ewöhnlicii in tJ Reihen angeordneten Tentakeln besetzten Mundscheibe, welclie entfaltet, circa G bis 7 Cm. im Durchmesser hält. Der Rand der letzteren ist im ausgestreckten Zustande meist stark wellig oder zu breiten Falten verzogen und mit der letzten Tentakelreihe besetzt; er geht direct in das Mauerblatt über, ohne durch eine Rinne davon getrennt zu sein, wie es bei einigen verwandten (Jattungen der Fall ist. — Nach Gosse, dem ich bei der Bestimmung der Gattung und Art gefolgt bin, ist für Sagartid troglodytes die Zeichnung der Tentakelbasis charakteristisch. Die Bestimmung der Varietät gelang mir nach Gosse beinahe nie vollständig. Die unter- suchten Exemplare näherten sich am meisten den von ihm (Nr. 9, p. 90) aufgestellten «, j3, 7, ^ und c. Die charakteristische Zeichnung besteht in einem mehr minder deutlichen, quer liegen- den lateinischen B oder verkehrten 2 von weisslich- gelber Farbe auf dunklem bis schwarzem Grunde; oft aber wird die Bestimmung dadurch sehr erschwert, dass das B in der übrigen Zeichnung der Mundscheibe ganz verwischt wird und muss man sich in diesem Falle durch die Ibereinstimmung der weiteren Merkmale leiten lassen. Hiezu gehören nebst dem schlanken Körper, der breiten Basis und dem mit Tentakeln besetzten, im ausgestreckten Zustande welligen Rande der Mundscheibe eine deutliche radiäre Streifung der Letzteren und die Anordnung der schwach konischen, mit abgerundeter .Spitze endigenden Tentakel, von denen die längsten, 15 bis 20 Mm. langen, die innerste oder erste Reihe bilden und die der folgenden Reihen an Länge successive abnehmen, so dass die letzte, äusserste Reihe auch von den kürzesten, '2 bis 5 Mm. langen Tentakeln gebildet wird. Die Tentakel der innersten Reihe sind entweder mit mannig- fachen Quer- oder Längslinien oder nur mit unregelmässig zerstreuten Pünktchen gezeichnet und erscheinen in der Anzah^ von 12 bis 18. Zwischen je zwei Tentakel des ersten, sitzt ein Tentakel des zweiten Cyklus, dieser besteht demnach, wenn wir von einem ersten Cyklus mit 12 ausgehen, ebenfalls aus 12 Sagnrda /roglod>/fei. O i 1 Tentakelo. Dieselben haben eine gleiclie Zeichnung, wie die des ersten Cykius, nur ist sie gewöhnlich nicht so deutlich aus- gesprochen. Die Fangarme der dritten Reihe sind so angeordnet, dass sie den Zwischenräumen der Tentakel der ersten und zweiten Reihe entsprechen, demnach in der Zahl von 24 vor- handen sind. Nach derselben Anordnung verdoppelt sich ihre Anzahl in den nächsten Reihen, so dass die vierte von 48, die fünfte von 96, die sechste Reihe von 192 Tentakeln gebildet wird. Am ausgewachsenen Thiere fand ich meist sechs Reihen, sehr selten fünf oder sieben und ist das Gesetz in der Anordnung der Fangarme immer regelmässig ausgesprochen. Die Mundscheibe, sowie die Tentakel der Individuen, die ich aus dem Meerbusen von Triest erhielt, besassen immer eine zwischen hell- und dunkelbraun variirende Grundfarbe, die aber durch die aufgetragene Zeichnung der Radien und der oft letztere verbindenden Querstreifen oder Punkte und Flecke von licht- gelber bis weisser Farbe beinahe ganz unerkennbar wurde. MundöflFnung wird die im Centrum der Mundscheibe gelegene, das Tliier durch ihre Verläno-eruno- in zwei svmmetrische Hälften ^heilende Spalte genannt, welche von einer Reihe dicht anein- anderliegender Höcker, der Lippe, umrandet wird. Die Zeichnung der Mundscheibe setzt sich bis auf die Lippe fort und hört unter derselben mit einer scharfen Grenze auf, indem das hier beginnende Magenrohr immer ungefärbt, in durchsichtigem Weiss erscheint. Gewöhnlich ist der Mund bei entfaheter Tentakel- scheibe geschlossen und bildet eine in der Ebene der letzteren gelegene Spalte. Manchmal öffnet sie sich gleichförmig zu einem kreisrunden Loche, durch welches man in das cylin- drisch erweiterte Magenrohr sehen kann; zu anderen Zeiten wieder erhebt sich die Lippe 10 bis 15 Mm. hoch über die Mund- scheibe rüsselartig empor, öffnet sich zu einer elliptischen Spalte und lässt das Magenrohr wie zwei Blasen sich hervorstülpen, oder es werden bei sonst geschlossener Lippe nur die beiden Enden der Mundspalte geöffnet und dadurch zwei in das Magen- rolir führende Canäle gebildet; kurz, die mannigfachen Formen, welche die Mundöffnung annehmen kann, sind leichter zu beob- achten als zu beschreiben. 3 < 2 Heide 1-. Das Mauerblatt ist schön orangegelb gefärbt, gegen die Basis hell, nach oben zu immer dunkler werdend. Auf dem so beschaffenen Grunde befinden sich in der oberen Hälfte weisse, je nach dem Znstande der Ausdehnung, in der sich das Thier befindet, längliche oder kreisrunde Flecke in Längsreihen an- geordnet oder unregelmässig zerstreut. In der unteren Hälfte verschwinden diese Flecke und treten statt derselben parallele Längsstreifen auf, die bis zum Basalrande reichen. — Die Körperoberfläche ist immer mit einer dünnen Schichte durch- sichtigen, sehr flüssigen Schleimes bedeckt, welcher die Flimmer- bewegung nicht verhindert und bei anderen (iattungeii durch Auf nähme fremder Körper eine Art Schutzdecke bildet. Wird das Thier gereitzt, so sondert sich der Schleim stärker ab und ist dann oft mit der Pincette in Fäden abhebbar; er verleiht dem Thiere eine Schlüpfrigkeit, die festes Anfassen meist unmöglich macht. Im ungereizten Zustande lauert das Thier mit mehr weniger vollständig entfalteter Tentakelsclieibe und ausgestrecktem Mauerblatte scheinbar bewegungslos auf Nahrung. ' Von Zeit zu Zeit sieht man einzelne Partien des Tentakelkranzes sich plötzlich gegen den Mund bewegen und bald wieder langsam entfalten oder, wenn der Reiz zu stark war, auch die übrigen Tentakel sich einziehen; im weiteren Verlaufe contrahirt sich dann die Mundscheibe, und ihr Rand zieht sich über den zu kleinen Knöpfchen eingezogenen Tentakeln und dem Munde zu- sannnen. Das Thier erscheint nun als ein bloss vom Mauer- blatt gebildeter, bis auf ein Viertel der früheren Länge ver- kürzter stumpfer Kegel. — Zu erwähnen wäre auch die von mir oft beobachtete, bereits von Anderen (Reaumur, Delle Chiaje, Contarini etc.) angegebene Fähigkeit der Sagartien, im entfalteten Zustande einzelne Tentakel bis zu einer Länge von <) bis lU Cm. auszustrecken, während die übrigen kurz bleiben (Tat III, Fig. 8); diese verlängerten Tentakel erscheinen dann beinahe durchsichtig und machen lebhafte schlangenartige 1 Dass der ganze Körper dabei deunitch für das freie Auge nicht waruehmbare. aber constante Bewegungen maclie, erfuhr ich bei Gelegenheit einer versuchten photdgraphischen Aufnahme des Thieres, welche auch bei. möglichst kurzer Exposition immer nur verschwommene Bilder lieferte. Saf/drlia tioglothites. o75 Beweg-img-eii. Meist wurden einzelne Fangarnie in dieser Art ansg'estreckt, nachdem das Thier gefüttert worden war und glaube ich diese Gewohnheit so erklären zu sollen, dass ihr mehr die Circulation des Chylus im Körper, als das Suchen nach Nahrung zu Grunde liegt. — Ich sah übrigens meist nur 1 bis 2, selten bis 8 Tentakel zu gleicher Zeit in dieser Weise verlängert. Sngartia trofjloflyles bleibt, wenn sie einen passenden Ort im Aquarium gefunden, auf demselben lange, vielleicht die ganze Lebenszeit sitzen. Wird ein Individuum, ohne auf einer Muschel- schale zu haften, ins Aquarium gesetzt, so wandert es einige Tage langsam umher, bis es einen detinitiven Platz am Boden oder an den Seitenwänden in der Nähe desselben erreicht, von dem es sich nicht mehr entfernt; meist wurden die Thiere schon in der Höhle von Muschelschalen (gewöhnlich von Area oder Austern) sitzend übersendet und blieben auf denselben auch im Aquarium. Ich kann nicht behaui)ten, dass sie gerade dunkle Winkel lieben, wie Gosse beschreibt (welcher der Art danach den Namen gab), ich sah im Gegentlieile sehr oft alle im Aquarium befindlichen Thiere unserer Gattung sich mit ihrer Tentakel- scheibe dem Tageslichte zuwenden und auch die einen stabilen Ort erst suchenden Sagartien keineswegs dunkle Stellen wählen. Die Nahrung der Sagartien besteht, wenigstens in der Gefangenschaft meist nur aus mikroskopischen Organismen, wie die Untersuchung des Inhalts der Körperhöhle ergibt. Wenn sie Pflanzentheile erreichen, werden diese letztern mittelst der Nesselkapseln, welche Tentakel und Mundscheibe in so grosser Menge ausrüsten, dass Gosse danach den Gattungsnamen ent- schied , erfasst und durch das Magenrohr in die Körperhöhle befördert. Pflanzen, wie Ulven, Algen etc. werden sehr bald, wie zu vernnithen ist, nachdem die daran haftenden thierischen Orga- nismen verdaut worden, wieder ausgeworfen. Die ihnen von Zeit zu Zeit im Aquarium verabreichte Nahrung, bestehend aus rohen Fleischstücken, kleinen Fischen, Mollusken etc., scheint ihnen übrigens sehr wohl zu bekommen, indem sie alle Weichtheile voll- ständig verdauen. Ob die Nahrung der festsitzenden Actiiiien im freien Zustande gewöhnlich aus grösseren Thieren besteht, muss erst eine längere und ausgedehnte Beobachtung ergeben; ich konnte '574 H e i d (■ r. mich oft ül)ei'zeug'en, dass ein Paar Palämon, die zu gleicher Zeit sich im Aquarium befanden, ohne g-rosse .Schwierigkeit sich vou der Umarmung der Sagartien mit einer kräftigen Bewegung los- machten, auch wenn der ganze Schwanztheil derselben von Tentakeln umklammert war. — Die Sagartien ziehen sich, an ihren empfindlichen Stellen berührt, sehr rasch zusammen u. z. schlägt sich immer erst der Rand der Muudscheibe nach Innen und dann folgt eine allgemeine Contraction des ganzen Thieres. Nimmt man dieses aus dem Wasser und reizt es durch Drücken oder Stossen noch mehr, so contiahirt es sich bis auf ein Zehntel seines früheren Volumens, wobei das in der Körperhöhle enthaltene Wasser aus zerstreut über der 01)erfläche des Mauerblattes er- scheinenden Ötfnungen im Bogen entsendet wird ; in einzelnen Fällen werden auf demselben Wege eine Anzahl von Mesenterial- iilamenten frei, welche, wird nun das Thier in Ruhe gelassen, durch dieselben Öffnungen zurückgezogen, oder bei weiterer Reizung zuletzt abgekniffen werden und sich noch ganze Tage lang auf dem Boden des Gelasses herumschlängeln. Anatomie. Nachdem ich die äussere Erscheinung von Sagartia Iroglo- dytes, die durch die zahlreichen Beschreibungen schon so bekannt ist, dass sie wenig Neues bietet, kurz geschildert, will ich deren innere Organisation, soweit ich sie mir klar machen konnte, zu beschreiben versuchen. Es war mir nicht gelungen, ein Individuum unserer Art so schnell zu tödten, dass es keine Zeit hatte, sich mehr minder stark zu contrahiren. Selbst auf Injection von Osmiumsäure verkürzten sicii die Septen auf ein Minimum, während das Magenrohr vollständig ausgestülpt, die Lippe zu einer dasselbe umgebenden Blase ausgedehnt und die Mundscheibe um die so veränderte Lippe zu einem schmalen Bande contrahirt wurde. Die Lagerungsverhältnisse vverden dadurch bei der grossen Weichheit aller Organe oft sehr verändert. — In absolutem Alkohol zieht sich das Thier ganz zusammen, wobei die Tentakel zu kleinen Knöpfchen eingezogen, die Mundscheibe über dem Munde geschlossen wird. — Durch Einträufeln von Sagartia troqtodi/tes. ^ ' & Opiiiiii in das Hingebende Seewasser (nach Gosse) wird zwar eine g-rosse Unempfindliclikeit gegen äussere Reize er- zeugt, aber die Sagartie nicht getödtet. — Eben solche negative Resultate erreichte ich durch laugsames Znfliessenlassen von Mü lle r'scher Lösung oder Chromsäure ; die Thiere blieben lange entfaltet, endlich aber zogen sie sich doch zusammen, wie mir schien, schon desshalb, um die ihnen schädliche Flüssigkeit aus ihrem Innern zu treiben. Nur einmal, als im Winter eine Sendung von Seethieren auf der Fahrt eingefroren war, war unter diesen auch eine todte Sagartie nur halb contrahirt mit weit geöffneter Scheibe, ziemlich langen Tentakeln und normal oifenem Munde. Ich beutete dieses Exemplar, nachdem es längere Zeit in Alkohol gelegen, in jeder Richtung aus und controlirte an diesem die durch Schnitte anderer minder günstiger Exemplare erhaltenen Bilder. Durch Eröffnung einer in Alkohol gehärteten wenigstens nicht vollständig eingezogenen Sagartia trogtodytes kann man die allgemein den Actinien eigenthümliche Organisation leicht erkennen. An einem Längsschnitte (Taf. II, Fig. 1) sieht man, dass sich die Mundscheibe direct in das Magenrohr fort- setzt; das durch diese beiden und durch das Mauorblatt und die Fussplatte abgeschlossene Innere wird durch die von der Körperwand abgehenden Septen in zahlreiche Kammern, Inter- septalräume getheilt, welche mit den zwischen Fussplatte und Magenrohr freien Rändern der Septen in die gemeinsame Körper- höhle im Centrum des Thieres münden, nach oben aber mit den, ihnen entsprechenden Tentakelhöhlen communiciren. Die die Kammern oder Fächer bildenden Septen bestehen aus dünnen, im lebenden Thiere fast durchsichtigen Lamellen, deren grösste Anzahl mit, wie wir sehen werden, regelmässig angeordneten Längsmuskelbündeln versehen ist. An Querschnitten (Taf. II, Fig. 3, 4), sowie durch vorsichtiges Präpariren vom Mauerblatt aus nach innen überzeugt man sich, dass nicht alle Septen bis zum Magenrohr reichen, um hier zu inseriren, sondern dass dies nur zum Theile der Fall ist, während sich die übrigen, an ihrem inneren Rande von der Mundplatte bis zur Basis frei bleibenden Scheidewände in verschiedene Gruppen theilen lassen, welche zu den an der Mundplatte befindlichen Tentakelreihen in einem 376 11 (\ i (1 0 r. ganz bestimmten Verhältnisse stehen. Vom freien Rande des Magenrohrs nach abwärts sind natürlich alle Septcn an ihren» inneren Rande frei, von jenem aufwärts fand ich jedoch in dieser Beziehung eine Anordnung, wie sie im Allgemeinen schon Hollard,' sowie Schneider und Röttek en (Hitzber. d. ober- hess. Ges. f. Nat. u. Heilk. Oi essen, 1871) gaben. Je zwei durch die Anordnung der Muskel zusammengehörige .Septen entsprechen einem Tentakel und wechseln diese «Septen- paare in der Weise miteinander ab, dass zwischen solchen, welche, durch die ganze Breite der oberen Körperhöhle reichend, ain Magenrohre inseriren, andere liegen, welche mit ihrem ganzen inneren Rande frei in die Körperhöhle hängen. Ich nenne der Kürze halber die erstere Art v o 1 1 s tä n d i g e , die letztere unvoll- ständige Septenpaare, wobei ich von ihrer Entwicklung ganz absehe. — Bei ausgewachsenen Sagartien entsprechen allen Tentakeln des 1., 2. und 3. Cyklus vollständige (Taf. II, Fig. 4, iS'i, So, Ss), denen der nächsten drei Cyklen unvollständige Septenpaare (Taf. II, Fig. 4, S^, S-,). Letztere reichen nicht alle gleich weit nach innen, sondern wälirend die dem 4. Cyklus entsprechenden Septen (Taf. II, Fig. 4, 5^) am breitesten sind, erscheinen die des 5. (iSj) bedeutend schmäler, die des 6. kaum oder nur an einzelnen Stelleu als kleine Falten schwach an- gedeutet. Die unvollständigen Septa versehwinden übrigens ganz, je mehr man in der Untersuchung nach oben gegen die Mundplatte fortschreitet, so dass zuletzt (Fig. 2) nur vollständige, den Tentakeln des 1. bis 4. Cyklus entsprechende Septenpaare vorhanden sind, von denen die des 4. Cyklus bei ihrem Abwärts- steigen unvollständig Averden. Die Musculatur der Septen ist insoferne nach einem gewissen Principe angeordnet, als jedes Septum nur auf einer Seite mit einer mehr weniger starken Gruppe von Längsfaserbündeln versehen ist, während die andere Seite ganz frei davon bleibt (Fig. 2, 3, 4, 5 und 0). Dadurch werden die zusammengehörigen Septen])aare auf Querschnitten streng von einander geschieden, indem je zwei einem Tentakel entsprechende Septen an ihren, ' Nr. 4, \)i\^. 2. Sayarlia (loglodi/li's. o / < einander zugewendeten Flächen die Musculatur zeigen, während die abgewendeten Flächen glatt erscheinen. Erst durch Festhalten an diesen Grundregeln in der An- ordnung der Septenpaare werden die durch Querschnitte in verschiedener Höhe erhaltenen Bilder vollkommen klar. Be- trachten wir eine Sagartia mit 6 Tentakelreihen, deren erster innerster Cyklus von 12 Fangarmen gebildet wird, und nennen wir die dem ersten, zweiten etc. Tentakelcyklus entsprechenden Septen solche erster, zweiter etc. Ordnung, so finden wir auf Querschnitten folgendes Verhalten: In der Nähe des Überganges der Mundscheibe in das Mauerblatt (Fig. 2) sind nur vollständige Septen vorhanden und schliessen je zwei solche einen mit einem Tentakel communici- renden Interseptalraum ein. Wir finden deren in dieser Gegend 96, d. i. die den Tentakeln des ersten bis vierten Cyklus ent- sprechenden Räume. An den sie bildenden Septen erscheinen schon die Muskelfasern als kleine, in den betreffenden Raum vorspringende Ballen, u. z. besitzen solche die Septen der ersten, zweiten und vierten Ordnung, die der dritten Ordnung erscheinen noch frei davon. Die Musculatur der Septen erster und zweiter Ordnung ist am stärksten ausgebildet und reicht am weitesten gegen die Axe des Thieres, während die der Septen vierter Ordnung schwächer und mehr gegen die Peripherie hinaus - gerückt erscheint. Ein Schnitt parallel dem obigen und etwas tiefer angelegt (Fig. 3) zeigt dieselben Verhältnisse. Alle vollständigen 96 Septen- paare besitzen hier die eigenthümliche Musculatur, die der Septen vierter Ordnung ist am schwächsten, jene der Septen erster und zweiter Ordnung am stärksten entwickelt. Zwischen je zwei vollständigen Paaren zeigen sich, vom Mauerblatt ausgehend, zwei kleine Falten, die dem fünften Tentakelcyklus entspre- chenden, erst hier beginnenden unvollständigen Septa fünfter Ordnung. Allfeinem Querschnitt zwischen Mauerblatt und Magenrohr (Fig. 4) sind nur mehr die Septa der ersten, zweiten und dritten Ordnung vollständig, die der vierten Ordnung sind zurückgeblieben und bilden mit denen der fünften das System der unvollständigen 378 H e i d e r. Schoi(le\viiii(i(\ Letztere sind hier schon bedeutend läni;er, als weiter (»l)en. Aiioh durch die Querschnitte der Muskeln werden die den Tentakeln entsprechenden Sei)tensysteme deutlich hervor- gehoben^ indem die der ersten Ordnung, wie oben schon ange- deutet, durch ihre Stärke autfallen und letztere abnimmt, je nachdem man in der Betrachtunii- auf die Septen der zweiten bis vierten Oidnung- übergeht. Die Anordnung in der Breite der Septen und der Stärke der Muskel setzt sich bis auf die Basis fort; an einem Quer- schnitte unter dem Magenrohre erhält man demnach dasselbe Bild (Fig. 5), w\e oben, nur sind alle Septenräuder nach innen frei und mit Mesenterialtilamenteu und Genitalorganen besetzt. Die letzten beiden, die freien Septenränder bedeckenden Organe füllen die ganze untere Körperliöhle aus und reichen auch noch bis in den Raum zwischen Mauerblatt und Magenrohr, wo sie an den unvollständigen Septen der vierten und einzelnen solchen der fünften Ordnung erscheinen (Fig. 4, GMe). Sehr selten bilden sich auch noch Septen der sechsten Ordnung zwischen denen der fünften aus ; ich wenigstens fand meist schon die letzteren sehr klein und nur gegen die Basis stärker entwickelt. Danach entsprächen die Septen fünfter Ordnung dem fünften und sechsten Tentakelcyklus und dürften sich erst Septen sechster Ordnung bilden, wenn eine siebente Tentakelreihe hervorsprosst, was bei unserer Sagartia von mir nur sehr selten gefunden wurde. Das, wie schon bemerkt, eine Fortsetzung der Mundplatte bildende Magenrohr, ist ein in der Längsachse des Thieres gelegenes, oben mit dem sogenannten Munde beginnendes, cylindrisches Rohr, das in die Körperhöhle mit freiem unterem Rande hinein hängt und beiläufig in deren halberHöhe endigt. An der der Leibeshöhle zugewandten Fläche des Magenrohrs inseriren die vollständigen Septa und erscheinen deren Insertionen auf der gegen die Achse des Thieres zugewendeten Fläche des Magen- rohrs durch Bindegewebsvorsprünge des Mesoderms angedeutet, welchen sich das Ektoderm dicht anlegt (Fig. 4, Mg)\ dadurch bekommt das Magenrohr ein längsgefaltetes Ansehen (Fig. l,i%), welches nur an den sogenannten Mundwinkelfurchen verschwindet und einem glatten Streifen Platz macht. Süfjarlia trog/udi/tes. 'J i <-' Der Mund ist eine läng-liehe, elliptische Spalte, die von den durch die Fortsetzur.gen derMag-enrohrfalten quergefurehten, den Übergang der Mundplatte in das IMagenrohr bildenden beiden Lippen erzeugt wird, und an zwei, die grosse Achse der elliptischen Spalte verbindenden Punkten, den Mundwinkeln^ durch je zwei stärker ausgebildete Querfurchen ausgezeichnet wird. Diese Falten oder kleinen Höcker (Gosse's yonidial tubercles) schliessen eine glatte Grube ein, die sich am Magen- rohr selbst in die, oben als glatte, nicht gefurchte Streifen erwähnte Furche, die M n n d w i n k e 1 f u r c h e , fortsetzt. Hollard, sowie Frey undLeuckarti geben an, dass sich diese einander gegenüberstehenden Mundwinkelfurchen am unteren Ende des Magenrohrs zu hervorrag-enden zungenförmigen Lappen fortsetzen, was ich au Sagartin troglodytes nicht be- stätigen konnte. — Die vollständigen Septa inseriren am Magen- rohr nicht dessen ganzer Länge nach, sondern lassen in der Gegend der Lippe eine Stelle frei, wodurch unter der Lippe ein von der Lippenwand und den Septalrändern gebildeter Ring- canal entsteht, der an ausgewachsenen Thieren, welche in Alkohol aufbewahrt worden sind, so eng ist, dass er nur schwer zu finden ist. Gosse^ verlegt an einem schematischen Längsschnitt von Sagartia diese Septendurclibohrung zu weit nach aussen und zeichnet sie (abgesehen davon, dass sie zu gross ist) so, als wäre die Öffnung nur vom Septum allein gebildet. Ich überzeugte mich jedoch an jungen durchsichtigen Actinien (Fig. 7, Lk), dass nur der untere und äussere Rand der Öffnung von den Septen, der obere und innere aber von der Lippenwandung gebildet wird. Indem im Verlaufe des Wachsthums dieser halb- mondförmige Ausschnitt der inneren, oberen Ecke jedes voll- ständigen Septums sich mehr and mehr verkleinert, bleibt endlich nur eine ganz kleine Lücke übrig-, welche die Communication zwischen den vollständigen Interseptalräumen in der Gegend der Mundplatte allein vermittelt und den Lippencanal erzeugt (Fig. 1, Lk). Denselben hat Rötteken (/. c.) ebenfalls erwähnt,. 1 Nr. 3, pag. 3. 2 Nr. 9, Taf. XI, Fig. 1. :iHO H 0 i d (' r. ich hin jedöcli der Ansicht, dass der Caual /n dem Ringg-efäss der Quallen keine morphologische Verwandtschaft besitzt. Von einem leberähnlichen Organe, wie es Grosse« gerade in der Gegend dieses Lippencanals beschreibt, konnte ich nichts finden. Die Tentakeln bilden hohle, konische Ansstülpungen der Mundplatte und haben, wie ich mit der Loupe deutlich sehen konnte, an ihrer Spitze eine feine Öffnung, welche schon Hollard, 2 Schmarda,3 Rapp, Delle Chiaje* u, A. bei verschiedenen Actinien gefunden. Nach Schmardas beschreiben solche Öffnungen an der Tentakelspitze auch L e s s o n , R. J o n e s G r u b e und A g a s s i z. Ein Canalsystem , wie es Delle Chiaje, Contarini u. A. in der Leibeswand der Actinien annehmen, konnte ich nicht constatiren, Avohl aber sah ich im Bindegewebe des Mesoderms der Mundplatte und des Mauerblattes zahlreiche Lücken und kleine Öffnungen, die demselben das Aussehen einer spongiösen Substanz verleihen und möglicherweise zur Aufnahme und Fort- führung von Ghylusflüssigkeit dienen können. Histologie. Was die Methoden der histologischen Untersuchung betrifft, 80 benutzte ich, ausser der directen Untersuchung lebenden Gewe- bes, zur Härtung für Schnitte hauptsächlich Uberosmiumsäure in 0-5 bis l'07o Lösung, indem ich kleine, etwa linsengrosse Stücke des zu untersuchenden Organs dem lebenden Thiere ausschnitt und sofort in einige Tropfen derselben warf. Nach ungefähr sechs Stunden können daraus schon sehr feine Schnitte gemacht werden. Länger als 48 Stunden in der Lösung gelegene Stücke geben zu dunkle Schnitte, deren Details nicht mehr vollkommen deutlich erscheinen. Man muss übrigens die Dauer der Einwirkung des Osmiums nach dem zu untersuchenden Objecte bestimmen; so 1 Nr. 9, pag". XVII. 2 Nr. 5, pag. 269. 3 Nr. G, pag. 17. 4 Nr. 1. pag. 232. 5 1. c. Sagartia troglodijtes. ool zeigt ein nur wenige Stunden gehärteter .Schnitt die leinen Flimraerhaare des Ekto- und Entoderms sehr schön , während die Bindegewebs- und Muskelschichte noch ganz hell und undeutlich von einander getrennt erscheinen ; letztere Glewebe hingegen werden sehr schön dargestellt durch 36 — 48stündige Einwirkung der Säure, indem dadurch wohl die Flinuiiern und der äussere Rand der Zellen unkenntlich, dafür aber die Muskel- fasern dunkelgrau, die Bindegewebstibrillen hellgrau gefärbt werden. Die schönsten Präparate erhielt ich nach 12 bis 16 Stun- den; man kann die Schnitte allenfalls noch mit sehr verdünnter Eosanilinlösung färben; ich kam jedoch ohne diese Tiuction immer auch gut aus. Die Schnitte verfertigte ich entweder in freier Hand, oder ich fixirte allzu kleine gehärtete Stücke mit Hollunderniark; alle Einbettungsmittel erwiesen sich inso- ferne als unzweckmässig, als die zarten Zellen dadurch ver- nichtet wurden. Aufbewahrt wurden die Schnitte in verdünntem Glycerin. Auf diese Art verfertigte ich die meisten Präparate. Mit Picrocarmin gefärbte Schnitte von in Alkohol gehärteten Thiereu benützte ich nur zum Studium der Lageiung der einzelnen Gewebe; das Entoderm wird durch Alkohol ganz unkenntlich (z. B. Tat". VI, Fig. 42, En), das Ektoderm insoferne verändert, als die Zellgrenzen in demselben durch Schrumpfung schwer oder gar nicht mehr zu erkennen sind. Durch Beobachtung lebender junger, noch durchsichtiger Actinien von 2 bis 4 Mm. Länge gelang es mir, einzelne Fragen zu beantworten, deren Lösung beim ausgewachsenen Thiere in Folge dessen Undurchsichtigkeit unmöglich schien. Schnitte aus lebenden Thieren lieferten keine Resultate, indem durch die fortwährenden Contractionen jedes kleinsten Stückes die feineren Details schon während des Schneidens zerstört wurden. — In Nachfolgendem werde ich auf einzelne Methoden der histolo- gischen l ntersuchung noch zurückkommen. 382 H e i d e r. Gewebe im Allgemeinen. Binde- und Muskelsubstanz. Im lebenden Zustande haben beide Gewebe ein so gleiches Ansehen, dass eine strenge Trennung schwer möglich ist. Das Bindegewebe zeigt in den meisten Fällen schon im frischen Zu- stande eine deutliche fibrilläre Structur; nur manchmal ist die- selbe so schwach angedeutet, dass man eine homogene Masse vor sich zu sehen glaubt, in welcher sich jedoch durch Tinction mit Carmin immer mehr weniger deutlich Fibrillen darstellen lassen. Das Bindegewebe bildet entweder durch fest miteinander verkittete parallele Lagen von Fasern ein dem Messer ziemlichen Widerstand leistendes Gerüste für den Ansatz von Muskel- fasern und der Zellen des Ekto- und Entoderms, oder es sind feine Fibrillen zu einem Gewirre von nach allen Richtungen ziehenden Fäden aufgelockert, wodurch Maschen und Räume entstehen, in denen oft die verschiedenartigsten Zellen liegen. An letzteren ist besonders das lockere Bindegewebe des Magen- rohrs reich; die hier (Taf. IV, Fig. 24, 25 und 28) sehr leicht zu findenden und von mir als spindelförmige Bindegewebszellen gedeuteten Elemente haben ein grobkörniges Protoplasma, in welchem gewöhnlich excentrisch ein homogener Kern liegt und einen oder zwei, manchmal verzweigte Fortsätze. Zwischen diesen Zellen liegen zahlreiche dunkle Körnchen oft in Linien aneinandergereiht, sowie hin und wieder grössere Massen einer dunkelgekörnten protoplasma-ähnlichen Substanz, in der ich keinen Kern entdecken konnte Im straffen paralielfaserigen Bindegewebe, wie esKölli- ker^ von den Actinien angibt, fand ich keine deutlichen Zellen, wohl aber fielen mir oft die zahlreichen zwischen und in die Fasern selbst eingestreuten Lücken auf, welche dem Mesoderm die Structur eines cavernösen Gewebes verliehen (Fig. 22 und 35). 1 Nr. la, pag-. 116. Sdffarfin troylodytcs. obo Kalilauge und Essigsäure machen anfangs die Bindegewebs- fasern etwas deutlicher, lassen sie aber nach einiger Zeit zu einer Gallerte /erfliessen. Die Muskelfasern heben sich tiberall, wo sie vorkommen, durch ihren schärferen Contour von dem sie umgebenden Binde- gewebe ab; sie bestehen aus sehr langen, nach beiden Enden sich allmälig verdünnenden Spindeln, die so innig miteinander verbunden sind, dass eine Isolirung einzelner Fasern beinahe unmöglich wiid. Mir gelang eine solche mit verschiedenen Maceratiousmitteln immer nur theilweise, indem ich entweder ganze Bündel oder nur kleine Stücke einzelner Fibrillen erhielt. Letzteres war der Fall, als ich einen feinen Längsschnitt eines mit Osmium gehärteten Tentakels 14 Tage lang in 10 7o Koch- salzlösung liegen liess und dann vorsichtig zerzupfte. Die so erhaltenen Präparate zeigten neben ganzen Stücken noch zu- sammenhängender Musculatur einzelne abgerissene Muskel- fasern, die, schwach grau gefärbt, auf einer Seite oft einen An- hang einer feinkörnigen farblosen Substanz tragen, in der sich ein paar Gruppen dunkler Körnchen befanden und welche, an einem Punkte am mächtigsten, nach beiden Seiten der Faser sich allmälig verlor (Tafel III, Fig. 15 n). Dieselbe Substanz sah ich auch in noch nicht isolirten Stückoi der Musculatur in Form von spindelförmigen , undeutlich contourirten Massen zwischen den einzelnen Fibrillen liegen (Fig. 15 h). Ich lasse es dahin- gestellt, welche Bedeutung diese allem Anscheine nach proto- plasmatischen Haufen an den Muskelfasern haben und erwähne nur, dass Untersuchungen von Muskelfasern anderer zu den Coelenteraten gehöriger Thiere dieselben oder ähnliche Bilder geliefert haben. ' Gegen Kalilauge und Essigsäure zeigen sich die Muskel- fasern sehr resistent, indem sie mit diesen Reagentien höchstens noch schärfer hervortreten, aber nicht verändert werden. — Zur Auseinanderhaltung von Muskel und Bindegewebe benützte ich entweder die Tinction mit Picrocarmin oder die Osmium- behandlung. Durch ersteres wird das Bindegewebe schön roth. 1 Brücke. Über die mikioskop. Eiern, d. Schirmmusk. v. Medusa aur. Sitzber. d. Wiener Akad. d. Wiss. math. nat. Classe; Nr. 15, pag-. 26; Nr. 17, Taf. V, Fig. 1, 2, 3 u. 4; Nr. 19, pag. 44. Sitzb. d. niathem s aturw. Cl. LXXV. Bd. I Abth. 19 ;)S4 H (■ i (i (• r. die Muskelsubstauz orange oder rotld)rauii gefärbt; Osiniiun gibt den Miiskelu eine dunkle, beinahe schwarze, dem Bindegewebe eine hellgraue Farbe. Ectoderm. Vom Ektoderm, jener Zellenlage, die die ganze äussere Oberfläche des Tiiieres bedeckt und sich über das Magenrohr bis zu dessen unterem freien Rande erstreckt, möchte ich an dieser Stelle nur erwähnen, dass die dasselbe zusammensetzenden Elemente an der Mundplatte und am Magenrohr mehrere Schichten, am Mauerblatt und der Basis nur eine Schichte bilden. Diese letztere, sowie von jenen die obere Schichte wird von Zellen gebildet, die im Allgemeinen Flimmer-, Drüsen- und Nesselkapselzellen darstellen, aber an den einzelnen Abtheilun- gen der Körperdecke so wesentlich verschieden sind, dass ich erst bei der si)eciellen Beschreibung der Organe näher darauf eingehen werde. Entoderm. Das Entoderm überzieht als einschichtige Zellenlage die ganze innere Oberfläche der Körperhöhle und deren Fortsetzungen in die Tentakel. Da dasselbe überall von so ungemeiner Zartheit ist, dass es durch Schnitte von lebendem Gewebe immer total zerstört wird, war es mir nicht möglich, Entodermzellen im lebenden Zustande, also ganz unverändert zu beobachten. Auch die für Epithelien gebräuchlichen Tsolirungs- und Macerations- mittel (Chromsäure in verschiedenen Lösungen, Müller'sche Flüssigkeit allein und in Gemischen mit Chromsäure oder Speichel, Chlornatriumlösungen in verschiedener Concentration, etc.) leisteten mir in diesem Falle keine Dienste, indem die Zellen sehr bald zu einem Brei zerfielen. Feine Schnitte von in Alkohol gehärteten Theilen des Thieres ergaben wohl gute Bilder des Binde- und Muskelgewebes, aber das Ekto- und Ento- derm zeigte sich immer so geschrumpft, dass, besonders in letzterem auch durch Tinction keine Zellgrenzen mehr sichtbar gemacht werden konnten. — Meinen Erfahrungen nach bleibt für so leicht zerstörbare Elemente die Behandlung mit Über- osmiumsäure allein übrig und genügten mir die damit erhaltenen Siif/aftia troff/odi/fcn. OoD Präparate, um mindestens eine allgemeine Vorstellnng- von der Strnctur der einzelnen Zellen zu gewinnen. — DiÖ Entodernizelle besitzt eine dünne, meist kaum sichtbare Zellmembran und einen feinkörnigen Inhalt, der gewöhnlich in der Mitte der Zelle am dunkelsten gefärbt also am dichtesten ist, und sowohl gegen die Basis, als gegen das freie Ende hell und durchsichtig wird. Besonders in letzterem sah ich oft wasserhelle, blasige Räume, •die die Zellenmembran nach aussen bauchten und dadurch der ganzen Zelle ein Ansehen verliehen, welches den von Kleinen- berg an Hydra beschriebenen^ Entodermzellen in gewissem Grade sehr ähnlich war. — Ausser dem von mir übrigens selten genau geseiienen Zellkern enthält jede Entodermzelle in grösserer oder geringerer Menge die bekannten Pigmentkörner (Taf. ITI, Fig. 20 u. tf.), jene runden, meist mit doppeltem scharfem Contour und grobkörnigem, bei Sagartia dunkelbraunem Inhalt ver- sehenen Körper, die nach Kleinenberg mit der Nahrungs- aufnahme in Beziehung stehen sollen. Die Entodermzellen sind in den Tentakeln niedrig und breit (Fig. 18 u. ff.), in der Körperhöhle, besonders am Magenrohr und an der Mundplatte (Fig. 22, 24 u. IT.) ungemein lang und schlank. Das Basalende sitzt dem Gewebe so fcf^t auf, dass eine Ablösung nie gelingt und die Zelle bei solchen Versuchen immer in der Mitte zerrissen wird. Das freie, mit Flimmern versehene Ende fand ich entweder kugelig hervorgewölbt (Fig. 20, 21, Taf. VI, Fig. 45) oder mehr minder eben (Fig. 18, Taf. VI, Fig. 47), so dass der Rand der ganzen Zellgruppe entweder unregelmässig ausgebuchtet oder melir geradlinig erschien. Die Flimmerhaare selbst sind nur durch sehr vorsichtige Präparation zu erhalten. Es gelang mir dies in den seltensten Fällen. Sie sind in den Tentakeln viel länger (Fig. 21, En) als in der Körperhöhle (Fig. 47) und scheinen durch Osmium theilweise verkürzt zu werden, wenigstens sah ich die Mimmern in gehärteten Schnittpräparaten nie so lang, als an einzelnen zufällig mit den Flimmern abgerissenen Stücken von Entodermzellen in Zupfpräparaten lebenden Gewebes. — Bei der Undurchsichtigkeit von Sagartia konnte ich die Richtung 1 Nr. IG, pag. 4. 19* o8() Heide r. (los Flinimerstronies der Entodernizelleii nicht eniiren, doch glaube ich an jungen Actinien den Körperinhalt sich gegen die Mundscheibe und in die Tentakel bewegen gesehen zu haben. Ich unterlasse nicht, hier zu erwähnen, dass ich manchmal im Enloderm Nesselkapseln eingeschlossen fand; dieselben lagen ganz unregelmässig quer oder auch verkehrt mit der Ausstii]])ungsstelle nach Innen. Ob man ans dieser Lagerung schliessen kann, dass diese der jetzigen Annahme gemäss, aus- schliesslich dem Ektoderm und den Mesenterialtilamenten eigen- thitmlichen Körper nur durch Zufall in die Chyhismasse der Körperhöhle und mit ihr in oder zwischen die Entodermzellen gelangt seien, sowie dass man vielleicht aus dieser Thatsache noch einen weiteren Schluss auf die Art der Resorption der Nahrung durch das Entoderm ziehjn könnte, möchte ich vor- läufig noch dahin gestellt sein lassen. Nerven,, oder auch nur als solche allenfalls zu deutende Elemente konnte ich in keinem Theile von Sagnrtia entdecken, — Während von den Untersuchern der Actinien nur Spix (Mem. de Museum 1809) in der Basis ein System von Fasern und Ganglien angibt, welche er bestimmt als Nervenelemente erklärt, und Gran dt (Outl. of comp, anat.) im Allgemeinen dies bestätigt, leugnen alle anderen Forscher, wie Blain vi lle, Delle Chiaje, Teale, Johns ton, Contarini, Hollard, Gosse etc. mehr oder weniger entschieden, das V^orhanden- sein von dem Nervensystem höherer Tliiere analogen Elementen ab. Ich war ebenfalls nicht im Stande, solche zu finden und halte dies für einen weiteren Beweis für die Richtigkeit der jetzigen An- schauungen, wonach bei den Coelenteraten eine Differenzirung in Muskel und Nerv noch nicht stattgefunden hat, sondern beide Elemente vereint, als sogenannte Neuro-Muskelzellen vor- kommen. Diese werden natürlicher Weise in den verschiedensten Modificationen bei einzelnen Gruppen unseres Typus erscheinen^ wie schon die in ihren Einzelheiten von einander verschiedenen, im Allgemeinen aber immer auf dasselbe Princip hindeutenden Angaben Kleinenberg's, Eimer's und Koro tneft^s zeigen. In letzter Zeit hat Korotneffi eine Bearbeitung der Rand- i Nr. -20. Sagarllu troglodytcs. Oöi Papillen von Act. mesembryanthemiini , auf welche vorher schon Hollardi sowie Schneider und Röttekeu hingewiesen, geliefert und dieselben als Sinnesorgane gedeutet. Ich konnte diesen Papillen analoge Organe am Körper von Sagartia nicht nachweisen. Die Empfindlichkeit der Sagartien, wie der Actinien über- haupt ist nicht an jeder Körperstelle gleich gross. So genügt schon eine schwache Berührung eines Tentakels oder der Mund- scheibe, um eine kräftige Contraction hervorzurufen, während das Thier gar nicht reagirt, wenn man bei klaffendem Munde vorsichtig, ohne die Lippen zu berühren, mit einem Stabe in das Magenrohr, ja bis in die Körperhölile fährt. Ebenso zeigt das Mauerblatt eine im Verhältniss zur Mundplatte geringe Sensi- bilität. Histologie der einzelnen Körpertheile. Mundplatte und Tentakel. Um Wiederholungen zu vermeiden und der grösseren Über- sichtlichkeit wegen, bespreche ich Mundplatte und Tentakel unter Einem, da letztere nur Ausstülpungen der ersteren sind und, wie die histologische Untersuchung ergibt, bis auf Unter- schiede in der Mächtigkeit der einzelnen Schichten, dieselbe Anordnung der verschiedenen Elemente angetroffen wird. Das Ektoderm (an der Mundplatte 0-2 Mm., am Tentakel 0-06 Mm. breit 3) kann hier in zwei Schichten, eine äussere Zellenlage und eine darunter liegende Lage einer feinkörnigen Substanz gesondert werden. Die Zellenschichte (an der Mund- platte 0-13 Mm., am Tentakel 0-05 Mm. breit) besteht aus dreierlei Elementen welche wir, da sie wesentlich von einander verschieden sind, gesondert besprechen wollen. An Schnitten fallen vor allem die Nesselkapseln auf, welche in der ganzen Ausdehnung der Mundplatte und Tentakeln gleichmässig vertheilt, gerade bei Sagartia in zahlloser Menge 1 Nr. 5, pag. 272. 2 Bei diesen und den folgenden Angaben der Breite einzelner Schichten ist zu bedenken, dass sie immer an mehr weniger contrahirten Organen gemacht wurden, demnach nur auf relative Richtigkeit Anspruch machen dürfen. 388 Heide r. vorkommen und einen Haiiptbestandtheil des Kktodernis bilden. Mei.st kann mau in der Lagerung derselben zwei Schichten unterscheiden (Taf. III, Fig;. 20, 21), indem die zu äusserst liegenden ganz ausgebildet und zurAussendung des Fadens bereit,, die darunter liegenden erst in der Bildung begriifen erscheinen. Die Nesselkapseln sind theils gerade, theils schwach gekrümmte, walzenförmige Körper mit abgerundeten Enden, deren oberes etwas spitz zulaufend erscheint. Sie sind beiläufig 0-02 Mm. bis O'Oo Mm. lang, ihre Breite erreicht höchstens ein Zehntel der Länge. Das Innere der ausgebildeten, von einem sehr feinen, oft gar nicht sichtbaren, starren Haut eben gebildeten Kapsel ist entweder entleert und erscheint dann wasserhell und homogen (Fig. 11, d), oder es wird von dem in regelmässigen, rechts- gewundeuen Spiralen aufgerollten Nesselfaden vollständig aus- gefüllt (Fig. 11, c). Das Object ist bei Sagart ia frngJodytes zu klein, um mit Sicherheit auch das in der Achse liegende Gebilde erkennen zu können ; ich sah hier nur einen hellen Streifen (Fig-. 11, c) oder manchmal zwei in der Längsachse verlaufende feine Linien, — Es ist leicht, durch Druck auf das Deckglas den lebend unter das Mikroskop gebrachten Tentakel zur Aus- sendung zahlreicher Nesselfäden und ganzer nicht entleerter Kapseln zu vermögen. An solciien Präparaten konnte ich nun mit ziemdicher Leichtigkeit die schon von Mob ins und Claus gemachten Angaben bestätigen. Während ich an der unentleerten Kapsel nichts von der Einstülpungsstelle des Fadens bemerken konnte, sah ich, wenn jener ausgesendet war (Fig. 13), deutlich dessen Abgangsstelle durch eine scharfe Querliuie markirt. Am ausgestülpten Faden konnte ich immer dessen auf der Nesselkapsel aufsitzenden, cylindriscben, circa 004 bis 0-05 ]\Im. langen Basaltheil und den darauffolgenden dünneren Nesselfaden unterscheiden. Jener zeigte entweder die bekannten , etwas schief nach unten ab- stehenden, soviel ich unterscheiden konnte, nur in einer rechts- gewundenen Spirale angeordneten Härchen (Fig. 13, a) oder er entbehrte der letzteren und erschien nur durch abwechselnd dunkle und helle Längslinien eigenthümlicb gezeichnet (Fig. 13, h). — Nach vorne verjüngt sich der Basaltheil plötzlich in den 6- bis Sdijarlia trixjlodyteti. »j"^' 8mal so langen Faden , der meist doppelt contourirt und als meinen Erfahrungen nach, glatte Röhre erschien. An Zerzupfungspräparaten Irischer, sowie in Osmium gehärteter Tentakel sah ich beinahe an jeder Nesselkapsel ein mehr minder grosses Stück einer schwach granulirten Substanz haften, welche sich durch weitere Präparationen als der Über- rest einer die ganze Kapsel im normalen Zustande einhüllenden Masse erwies. Diese von L e y d i g , i Clausa und Kefersteins schon gezeichnete, von Gosse,* der sie Peribola nennt, und von Lacaze-Duthiers5 erwähnte und von F. E. Schulze genau beschriebene Protoplasmahülle (Fig. 11, c, 20,) zeigte manchmal einem oder mehrere kernartige Gebilde und umgab die Kapsel in der Weise, dass diese meist excentrisch, d. h. an eine Wand der Hülle zu liegen kam. Sie setzt sich, wenn sie vollständig erhalten ist, nach oben in eine, über und seitlich der Nesselkapsel liegende, fein auslaufende Spitze fort: dem von Leydig, Claus und Schulze bei Coi-dylopkora und Hydra schon angegel)enen und von letzterem Cnldocil genannten kegel- förmigen Härchen, welches über der Nesselkapsel an der Ober- fläche des Ektoderms hervorragt und immer so gelagert ist, dass es nie direct über der Nesselka|)sel, sondern stets etwas seitlich davon steht (Fig. 11, c). Ob die (nach Gos se^) von Wright sogenannten und als Tastorgane angesprochenen Palpocils mit diesen Fortsätzen identisch seien, will ich nicht entscheiden. Am unteren Ende verjüngt sich der Körper der Protoplasma- hülle entweder langsam oder plötzlich zu einem feinen, durch Osmium dunkler gefärbten Faden, der, an Tsollrungspräparaten mehr weniger lang erhalten, eine oder mehrere Erweiterungen trägt (Fig. 11, «); auch an Schnitten von Tentakeln oder Mund- scheibe (Fig. 20, 21, Taf. IV, Fig. 22, 23) sah ich diese mit Knötchen versehenen Fortsätze der Nesselzellen sehr deutlich. — Dasselbe fand Grob ben an den Nesselzellen der grossen 1 Müller's Archiv, 185i, Taf. X, Fig. 4. ■i Nr. 10, Taf. XXVII, Fig. 43. 3 Zeitschr. f. wiss. Zool. XII, 4'af. 1, Fig-. 15«. 4 Nr. 9, pag. XXXVI. 5 Nr. 12, pag. 59. •3 Nr. 9, pag. XV. 390 H p i (l e r. Spiralzooide von Podocoryne S. \ sowie Claus eine ähnliche Eij^cnsohait an den Nesselzellen der Nesselknöpfe der Siphono- ])hoien. — Taschenberg' beschreibt die Nesselzellen von LucenuiviK auf gleiche Weise. Seine Vorstellung jedoch, » dass die anfangs in den unteren Ektodernischichten gelegenen und mit ihrer Ausbildung- allmälig gegen die Oberfläche rückenden Nesselzellen auf dieser Wanderung die feinen Fortsätze des unteren Endes der Protoplasniahülle gleichsam selbst ausziehen und in keiner Weise irgend eine Bedeutung als nervöse Elemente beanspruchen können, bedarf wohl noch weiterer Bestätigungen. Nebst den vollständig ausgebildeten, mit Protoplasmahülle versehenen Nesselkapseln findet man, besonders in zerzupftem Ektoderm, zellige Gebilde, welche verschiedenen Entwicklungs- stadien von Nesselkapselzellen entsprechen. Zu den ersten Stufen derselben gehören ineiner Ansicht nach auch ovale, 0-01 Mm. lange, an einem Pole zu einer feinen Spitze ausgezogene, am entgegengesetzten Ende sich in einen feinen Faden fortsetzende, schwach granulirte Zellen (Fig. 11, e, /'; Fig. 21, w), deren grosser, immer am unteren breiteren Ende liegender, heller Kern meist ein Kernkörperchen zeigt. Nebst dem Kerne haben diese Zellen oft noch ein oder mehrere dunkle Körnchen in ihrem Proto- plasma. In anderen ähnlich gebauten, etwas grösseren Zellen (Fig. 11, g, h, i), in denen kein Kern mehr sichtbar ist, kann man schon die durch schwache, spiralig angeordnete Punkte oder Linien erkennbare Nesselkapsel sehen, während es mir nicht gelang, die vonMöbius* beschriebenen Zwischenstadien zu beobachten, nach denen die junge Nesselkapsel aus einer durch Verdichtung des Inhaltes der Bildungszelle entstandenen halbmondförmigen Krümmung hervorgeht, Drüsen. An Schnitten sieht man die Räume zwischen den Nesselkapseln ausgefüllt von langen, gewöhnlich durch die ganze Breite der Zellenschichte des Ektoderms reichenden Zellen (Fig. 20, 21, (l), die sich durch ihren scharfen Contour von der 1 Podocoryne Sarsii, Wiener akad. Ber., Bd. LXXII. 3 Nr. 19, pag. 35. 3 1. c. pag-. 38. 4 Nr. 14, pag. 10. Sagartia troglodyles. 6vl Umgebimg- leicht abheben, einen giobkörnigen Inhalt besitzen und nach unten breit abgerundet, nach oben (d. i. gegen die Oberfläche des Ektodernis) mit einer halsartigen Verengerung enden. Einen Kern konnte ich bei ihnen nie wahrnehmen. Ihrem Inhalte, wie ihrer Form nach, sehe ich diese Elemente für ein- zellige Drüsen an. Schon an Schnitten, noch mehr aber an Isolationspräparateu bemerkte ich, dass das untere, meist auf- getriebene Ende ebenso, wie die Nesselkapselzellen einen mit Anschwellungen versehenen Faden besitze (Fig. 12, fs). Fl i m ni erz eilen. Die dritte Art der das Ektoderm der Mundplatte zusammensetzenden zelligen Elemente sind jene Zellen, welche zwischen Nesselkapseln und Drüsen liegend, die Oberfläche der Mundplatte und Tentakeln mit einer Flimmerhülle versehen. Dieselben sind ungemein zart und leicht zerstörbar; die Flimmern gehen auch bei der vorsichtigsten Behandlung des Objectes fast immer zu Grunde und der freie Hand der Zelle verwandelt sich auch bei Behandlung mit Osmium meist in eine, jedes Detail verwischende dunkle Masse. Da die Zelle selbst sehr durchsichtig ist, so wird sie an Schnitten durch die über und unter ihr liegenden Drüsen undNesselkapseln ganz unsichtbargemacht ; nur an selir feinen Schnitten des mit aller Behutsamkeit in Osmium nur einige Stunden gehärteten Organs gelang es mir endlich, die Flimmerzellen in der Mundplatte von Saf/artia troglodytes und im Tentakel einer jungen Actinie darzustellen (Fig. 14 und 30). — Die im Allgemeinen cylindrische, von äusserst zarten Contouren begrenzte und durch den Druck der benachbarten Elemente in ihrer Form beeinflusste Zelle besitzt einen feinkörnigen, hellen Inhalt, in dem ich keinen Kern entdecken konnte. Der obere freie Rand liegt in der Ebene der Oberfläche des Ektoderms, ist auch bei ganz geringer Einwirkung des Osmiums immer mehr weniger dunkel gefärbt und macht den Eindruck, als bestünde er aus einer vom übrigen Zellplasma verschiedenen, resistenteren, homogenen Masse. Dieser Rand trägt die, im lebenden Zustande 0-02 bis 0-03 Mm. langen, sehr feinen, nicht mit einer Spitze, sondern wie abgeschnitten endigenden Flimmern; mit Osmium behandelt, erscheinen sie bedeutend kürzer, bis auf ein Zehntel der natürlichen Länge contrahirt und oft zu einer starren Masse verklebt, in der kaum bemerkbare Längslinien die Zusammen- 392 H c i (l (• r. Setzung aus Härchen errathen lassen. — Im Verlauie nach abwärts verjüngt sich die Zelle allniälig und verschwinden ihre Grenzen in den gleichlörniig granulirt erscheinenden tieferen Partien der Zellenlage des Ektoderins. Da mir eine vollständige Isolirung einzelner dieser Zellen nicht gelingen wollte, bin ich auch nicht im Stande, ihren weiteren Verlauf nach unten, sowie die Art und Weise des Ansatzes ihrer Basis anzugeben; ich bemerke nur, dass mir diese an einem Querschnitte der Mundplatte sich ebenfalls in einen dünnen Faden sich fortzusetzen schien. — Die Flimmerzellen des Ektoderms werden auch von Gosse 1 erwähnt, aber er nimmt an, dass dieselben fortwährend abgestossen, den an der Hautobertläche befindlichen »Schleim erzeugen, was mir zum mindesten sehr unwahrscdieinlich dünkt, wenn auch nicht geleugnet werden kann, dass in dem von den Drüsen gelieferten Schleime hin und wieder eine ganz oder theilweise abgerissene Flimmerzelle aufgeschwemmt sein dürfte, besonders wenn behufs Gewinnung des Schleims an der Ekto- dermoberfläche etwas unzart geschabt würde. Betrachtet man den Rand eines dem lebenden Thiere ab- geschnittenen Tentakels in Seewasser unter dem Mikroskop (Fig. 0, 10), so kann man an demselben mit Leichtigkeit zweierlei verschiedengestaltige Fortsätze unterscheiden; die einen sind niedrig, starr, kegelförmig, 0-005 bis 0-006 Mm. hoch, fast wasserhell und erweisen sich als Cnidocils der darunterliegenden Nesselkapseln; bei sorgfältiger Untersuchung und wenn der Rand durchsichtig genug ist, kann man auch die oberen ab- gerundeten Enden der letzteren sehen, und beobachten, dass jedem derselben ein seitlich gestelltes Cnidocil entspricht. Die anderen, drei- bis viermal so langen, dünnen, zarten und cylindrischen Fortsätze bewegen sich pendelartig hin und her, und sind, wenn auch die Dunkelheit des Tentakelrandes es nicht erlaubt, die Zellen selbst zu erkennen, nach den Ergeb- nissen, die Schnitte gehärteter Tentakel lieferten, die Flimmern der oben besprochenen Flimmerzellen des Ektoderms. Wie ich mich durch Verfolgung der Bewegung von nur in Alkohol löslichen, im Seewasser suspendirten Anilinkörnchen i Nr. 9, \r.\g. 12. Sayartia Irogludi/tes. OJo an der ausgebreiteten Mundscheibe überzeugte, geht der durch die Flimmern erzeugte Strom (wie auch Gosse' angibt) vom Munde hinweg längs der Radien zu den Tentakeln und an diesen aufwärts bis zu deren Spitze. Die zweite unter den Zellen liegende und den Raum zwischen diesen und der Muscularis des Mesoderms erfüllende Lage des Ektoderras zeigt sowohl bei Osmiumbehandlung, als an mit Pierocarmin tingirten Schnitten in Alkohol gehärteter Thiere immer nur ein feinkörniges Ansehen, in welcher Richtung auch der Schnitt geführt sein mag. Ich konnte in derselben keine be- sonderen Elemente, weder Zellen noch auf faserige Structur hinweisende Streifen auffinden, nur manchmal erschien die obere Partie, welche an die Zellen grenzt, etwas dunkler granulirt. Um diese (in der Mundplatte 0-07 Mm., in den Tentakeln O'Ol Mm. breite) feinkörnige Scliichte genauzustudiren, istesnoth- wendig, die Tentakel oder Mundplattenstückchen längere Zeit, etwa36Stundenin Osmium zu härten; es wird dann zwar die obere Zellenlage des Ektoderms sehr dunkel und dessen freier Rand ganz unkenntlich, aber die körnige Structur der unten liegenden Schichte tritt um so deutlicher hervor und sieht man dieselbe dann quer durchzogen von den zahlreichen, mit ganglienartigen Erweiterungen versehenen Fortsätzen der Nessel- und Drüseu- zellen der oberen Schichte (Fig. 20, 21, 22, 23, i). — Ich möchte diese, die Basalfortsätze der Ektodermzellen umhüllende, fein- körnige Substanz, bis ihre Zusannnensetzung durch weitere Untersuchungen genauer bekannt geworden, Interbasal- sub stanz nennen und damit nur ihre Lage in Bezug zu den anderen Schichten bezeichnen. P>esondere Pigmentzellen konnte ich nirgends finden, nochweniger eine besondere Schichte solcher Zellen im Ektoderm constatiren, wie von Milne Edwards 2 und Gosse^ geschehen ist. Meines Erachtens wird die mannigfache Färbung und Zeichnung der Mundplatte durch die verschieden gefärbten oder 1 Nr. 9, pHg. XX. 2 Nr. 8 , pag-. (j. 3 Nr. 9,pag-. XII. Bi>4 H e i (1 (' r. farblos l)leil)eiulcn Drüsenzellen des Ektodenns liervorg-chracht. Die Stellen von durelisichtig' brauner Farbe in verschiedenen Tönen, wie sie meist an den Tentakeln vorherrscht, werden demnach von dem, durch das farblose, durclisiclitig-e Ektoderm scheinende, mit braunen Pigmentkcirnern ertiillte Entoderm er- Tieugt, während die von gel])lichweiss bis dunkelbraun g-efärbten Streifen und Punkte der Mundscheibe von in dieser \Yeise gefärbten Drüsenzellen hervorgebracht werden. Das Durch- scheinen des braunen Entodernis wird auch an diesen Stellen zu mannigfachen Nuancirungen beitrag-en. Das Mesoderm derjMundplatte (0*09 Mm.) und der Tentakel (0-005 Mm. breit) wird zusammengesetzt von einer Längs- und Quermuskelschichte und einer diese beiden trennenden Binde- gewebslage. Letztere, das Analogon der bei den Hydroidpolypen sogenannten Stützlamelle , ist in der Mundplatte (Taf. IV, Fig. 22, 23, h) viel mächtiger entwickelt, als in den Tentakeln {Fig. 20, 21, b) und während sie in diesen meist homogen er- scheint und man nur selten einzelne auf Fibrillenstructur deutende Linien bemerkt, ist die Zusammensetzung aus Fasern in der Mundplatte, wenn auch nicht sehr scharf, doch immer deutlich zu erkennen. An parallel den Radien geführten Schnitten der Mundplatte sieht mau in deren Bindegewebslamelle dunkle schwach contourirte spindelförmige Querschnitte der einzelnen dicht miteinander verbundenen Fibrillen, während an darauf senkrechten Schnitten, diese grösstentheils der Länge nach getrotfen erscheinen. Demnach bestellt das Mesoderm aus €oncentrisch zur Achse des Thieres, respective zur Achse des Tentakels geordneten, fest miteinander verkitteten, platten- förmigen Bindegewebsfasern, die im Allgemeinen paiallel mit der Oberfläche verlaufen und nur dort, wo sie sich mit dem Bindegewebe der Septen verbinden, einen unregelmässigeren und mehr verworrenen Verlauf haben. — In seiner ganzen Breite ist das Bindegewebe der Mundplatte von zahlreichen, runden oder länglichen Lücken durchbrochen, welche eine Art Canalsysteni im Gewebe zu bilden scheinen. Im Bindegewebe der Tentakel konnte ich von diesen Lücken nie etwas bemerken. Als eine Folgeerscheinung des immer mehr weniger Contrahirten Zustandes der Organe betrachte ich die auf Quer- Sagart ia troglodytes. o,)i> schnitten am oberen, auf Längsschnitten am unteren Rande sich zeigenden faltenartigen Erhebungen des Bindegewebes, welche beweisen, dass dieses im Stadium der Contraction auf der äusseren Fläche zu starken parallelen Längs-, auf der inneren Fläche zu schwächeren concentrischen Querwülsten erhoben wird. — Beide Flächen sind von einer einschichtigen Muskel- lage bedeckt, u. z. sind deren Fibrillen auf der äusseren Fläche der Länge nach, auf der inneren der Quere nach angeordnet, so dass Mundplatte und Tentakel folgende Anordnung in den Schichten zeigen: Auf die Interbasalsubstanz des Ektoderms folgt die Längsmusculatur (an der Mundplatte richtiger Radiär- musculatur genannt), auf diese die Bindegewebsschichte und unter letzterer die Ringmusculatur, auf welcher direct das Ento- derm sitzt. Die Längsinuskeltibrillen sind bedeutend stärker, etwa 0-002 Mm. im Durchmesser haltend, die Querfasern zarter und kaum 0-001 Mm. erreichend. Die feinen Basalfortsätze der Ektodermzellen kann man leicht durch die Interbasalsubstanz bis zur Längsmusculatur verfolgen ; ob und wie sie sich aber mit dieser in Verbindung setzen, zu entscheiden, muss weiteren Untersuchungen über- lassen werden, nachdem ich kein positives Resultat in dieser Beziehung erreichte. In Zerzupfungspräparaten sah ich wohl Gruppen von Basalfortsätzen von den Längsfibrillen abgehen (Fig. 16) und in anderen Fällen sah ich einzelne Basalfortsätzcr die nach unten mit einer quer abgesetzten Verbreiterung endeten (Fig. 11, a\ 29, b f), welche den Eindruck erzeugte, als sei die Zelle hiemit auf der Muskelfaser aufgesessen; da es mir jedoch nicht gelingen wollte, Muskelfasern zu isoliren, die noch in Ver- bindung mit Basalfortsätzen waren, so halte ich einen bestimmten Schliiss in dieser Frage nicht lUr berechtigt. Erwähnenswerth ist auch noch, dass ich von den Spitzen der äusseren Wülste des Mesoderms, also vom Bindegewebe selbst sich Fortsätze in die Interbasalsubstanz erstrecken sah (Fig. 17. //>), ohne dieselben weiter hinauf verfolgen zu können. Das Entoderm zeigt hier die schon beschriebenen Eigen- schaften. Es ist an der Mundplatte am Mächtigsten (Ol Mm. bis 0-15 Mm. breit), und besteht aus meist doppelt so langen Zellen als im Tentakel (wo sie 0-05 bis 0-06 Mm. erreichen). Im 896 H (' i (1 e r. Übrig-en aber zeigen beide Or;^:ine in dieser Beziehung- keine wesentlichen Unterschiede. Indem ich hier anf die von Claus > gegebene Histologie des Stammes von Apoleniia aufmei-ksam mache, da mir dadurch die enge Verwandtschaft beider Gruppen der Coelenteraten noch wahrscheinlicher geinacht erscheint, bemerke ich weiters, dass unter den vorhandenen und mir zu Gesichte gekommenen histologischen Beschreibungen der Haut von Polypen die von Moseley bei Heliopora und von Koro tn elf bei Lucernaria g:cgebene noch am meisten mit der von mir gelieferten der Mnndplatte übereinstimmt. Die Zeichnung, welche Moseley^ davon gibt, zeigt, wenn auch grob ausgeführt, und wie es scheint, etwas schematisch gebalten, deutlich die 3 Schichten des Ekto-, Ento- und Mesodernis. Während sich in letzterem, ganz abgesehen von dem bei Saf/arfia nicht in solcher Mächtigkeit vorkommenden Canalsystem Muskeltibrillen und Bindegewebszellen ohne be- stimmte Anordnung kreuz und quer schneiden und das Entoderm als aus neben einander gereihten Kugeln bestehend abgebildet wird, zeigen die Ektodermzellen in ihrer Gestalt eine gewisse Ähnlichkeit mit den von mir gefundenen Drüsenzellen und scheint mir in der zwischen den Ausläufern derselben an- gebrachten Schattirung eine meiner Interbasalsubstanz analoge Schichte angedeutet, wenn auch der Verfasser davon im Texte nichts erwähnt. Ebenso merkwürdig ist die Übereinstimmung in der Zu- sammensetzung des Ektoderms von Lurernarui, wie sie Korot- neffs gibt, mit der von mir bei Sagftrtia gefundenen. Da ich dessen russisch geschriebene Abhandhing nicht zu lesen ver- mochte, musste ich mit der deutschen Tafelerklärung und dem französischen Auszuge der Arbeit, welche dem Werke bei- gegeben wurden, auskommen und verweise nur auf einige Figuren in demselben. Taf. V, Fig. 1, 2, 3 werden Muskelfasern abgebildet, die mit dem ihnen anhaftenden Protoplasmaklumpen bis auf die Deutlichkeit des in demselben abgebildeten Kernes 1 Nr. 11 , pag-. (j. 2 Nr. 18, Platte 9, Fig. 10. 3 Nr. 17; — Sdfiartia ti'nglodi/tes. o,' i vollstäiKlig- mit meinem Befunde übereiustiiumen. Freilich konnte ich den Zusammenhang dieses Klumpens mit darüber befindlichen Zellen nie bestimmt constatiren. Auch in Bezug auf die Nessel- und Drüsenzellen des Ektodernis und ihre Fortsetzung- in feine, von ganglienartigen Knötchen unterbrochenen Fäden gibt Korotneff (Taf. VI, Fig. 2, 3, 4, 1(3, 18) den meinen merk- würdig ähnliche Bilder, die sich nur durch ihre Grösse und Deutlichkeit von ersteren unterscheiden. Die Beschreibung-, die M. Edwards* von der allgemeinen Decke der Polypen gibt, machte mir den Eindruck, als sei sie nach am lebenden Thiere verfertigten Schnitten gehalten; da solche jedoch meiner Erfahrung nach in Folge der geringen Consistenz der Substanz nur gequetschte und in allen feineren Details undeutliche Bilder geben, glaube ich die Verschiedenheit zwischen meiner und der Darstellung M. Edwards nur betonen zu müssen, da ich der 1 berzeugung bin, dass bei den Actinien die vorherige Härtung den Vorrang verdient vor der Methode, Schnitte aus frischem Gewebe zu untersuchen, welche sonst bei kleinen Hydroidpolypen so grosse Dienste leistet. Das En- toderm beschreibt M. Edwards (p. 8) als aus zwei Schichten bestehend, während ich in Übereinstimmung mit den neuen Unter- suchungen über die Coelenteraten, nur eine Schichte von Flimmer- zellen und in diese eingeschlossen die Farbkörperchen fand. Magenrohr. Wie vorauszusetzen war, zeigte das Magenrohr (Taf. IV) als Fortsetzung der Mundplatte eine dieser ähnliche Zusammen- setzung. Das Bindegewebe bildet auch im nicht contrahirten Zustande Längsfalten, die im Allgemeinen den auf der inneren Seite befindlichen Septeninsertionen entsprechen. Längsschnitte zeigen demnach eine verschiedene Breite, je nachdem ein solcher gerade eine Falte oder den Raum zwischen zwei solchen getroffen und zwar wird dieser Unterschied in der Magenwandstärke nur durch das gefaltete Bindegewebe gegeben, da das Ektoderm, welches jenem anliegt, überall dieselbe Stärke besitzt. Das 1 Nr. S , pag-. (). 398 11 0 i d e r. Magenrolir wird durch dieses Verhalten deiitlicli längsgevifft, was man schon am lebenden Thiere beobachten kann. In der histologischen Betrachtung desselben mit dem Ekto- derm beginnend^ können wir an diesem (0-2 Mm. stark) wieder die äussere Zellenlage und die unter ihr liegende Interbasal- substanz unterscheiden. In der (circa 0-13 Mm. breiten) Zel- lenlage sind die Nesselkapseln (Fig. 24, 25, fi), wenn wir die Lippe nicht in Betracht ziehen, am spärlichsten vertreten ; ich sah zwar solche an allen Schnitten, aber immer im Vergleich mit der Mundplatte in bedeutend geringerer Anzahl. Die meisten der- selben erschienen homogen dunkel gefärbt, nur wenige zeigten den Spiralfaden im Innern, hatten übrigens dieselbe Form und Grösse wie in der Mundplatte. Das Ektoderm des Magenrohrs besteht hauptsächlich aus Flimmerzellen und Drüsen. Die ersteren (Fig. 24, 25, /') sah ich an Osmiumpräparaten sehr schön als schwach granulirte, gegen das Mesoderni sich gleichmässig verjüngende, meist in eine Spitze auslaufende Zellen; oft konnte ich den Übergang dieser spitzen unteren Endes in einem feinen Faden beobachten. Der äussere, quer abgestutzte Rand, die breiteste Partie der Zelle ist dunkler gefärbt und trägt die Flimmerhaare, welche die Ober- fläche des Magens gleiclimässig auskleiden. Die zwischen den Flimmerzellen frei bleibenden Räume werden erfüllt von den einzelligen Drüsen. Der grösste Theil derselben wird durch Osmium gleichmässig grünlich-grau bis schwarz gefärbt (Fig. 24, 25, d), nur hin und wieder stösst man auf solche Drüsen, welche das grob granulirte, von deutlichem, scharfen Contour umgebene Innere zeigen, wie wir es an der Mundplatte kennen gelernt haben. Darnach hätten wir im Magen- rohr zweierlei, durch ihre Reaction gegen Osmium unterschiedene Drüsen zu verzeichnen; beide Arten haben übrigens dieselbe keulenförmige Gestalt, besitzen nach unten ein breites ab- gerundetes Ende, nach oben einen mehr minder engen lang- gezogenen Hals, der an der Oberfläche des Magenrohrs zwischen den Flimmerzellen mündet. Das Gewebe nimmt unter den besprochenen Ektodermzellen ein schwach granulirtes, von zahlreichen, den P)asalfortsätzen der Zellen entsprechenden Streifen durchzogenes Aussehen an Sagartid froglodijfi's. d.K' und geht eiullicli in die Interbasalsubstanz über. Wie j^-esag-t, konnte ich den Znsammenhang der Streifen mit den Flinimer- zellen oft deutlich beobachten, während mir dasselbe mit den Drüsen oder Nesselkapseln hier nicht gelang. — In dieser Kegion sah ich meist das Gewebe durch blasige, wasserhelle Räume (Fig. 24, hl) unterbrochen , welche, ohne deutlichen Contoiir in der Interbasalsubstanz beginnend, nach oben breiter werden und zwischen den Ektodermzellen mit abgerundeter, scharfumrandeter Kuppel enden. Da ich in diesen keulen- förmigen Räumen nie einen Inhalt entdecken konnte, der irgend einen Schhiss auf ihre Function erlaubt hätte, will ich dieselben nur hier erwähnt haben. Die Inter basalsubstanz ist am Magenrohr überall deutlich und in verschiedener Mächtigkeit, zwischen 0-04 bis 0-07 Mm. schwankend, vorhanden. Durch die eng aneinander liegenden parallelen Streifen, die sie durchziehen, wird ihre feinkörnige Structur oft in ein scheinbar faseriges Gewebe verwandelt (Fig. 25, i). Im Mesoderm kann man zweierlei Bindegewebsarteu unterscheiden. Man sieht auf Querschnitten (Fig. 24, J/) die Fasern von dicht verfilztem Bindegewebe über jeder Septeninsertion sich in zwei Schichten theilen, von denen die innere glatt weiter verläuft, während die äussere, sich zu einer Falte erhebend, einen Raum frei lässt, der von sehr lockerem Bindegewebe ausgefüllt wird. Zwischen den, von den beiden dichtfaserigen Binde- gewebsschiehten abgehenden und senkrecht auf diese verlaufen- den feinen Fasern innerhalb der Falten lagern die schon oben als Bindegewebszellen besprochenen Elemente und granulirten Körper in mehr minder grosser Menge (Fig. 24, 25, 28, z). — An der Kuppe jeder Falte des Mesoderms hebt sich auch das Ektoderm von der straffen Bindegewebsschichte in unregel- mässigen Linien ab und werden die dadurch entstehenden kleineren Räume, welche den Eindruck machen, als wären sie durch Abhebung des Ektoderms in Folge der Contraction der Gewebe erst während der Härtung entstanden (Fig. 24, 25, r) ebenfalls durch lockeres Bindegewebe ausgefüllt. — An Längs- scimitten wird das Ektoderm vom Bindegewebe durch scharf contourirte feine Linien abgegrenzt, die ich für Längsmuskel - Sitzt, d. mathem.naturw. Cl. LXXV. Bd. I. Abth. 20 4U() II (• i (i (' r fasern als Fortsetzung der Musculatur der Mnnili)latte halten möchte; da ich jedoch in darauf senkrechten Schnitten nie mit Gewissheit deren Querschnitt darstellen konnte , lasse ich die Deutung dieser Linien noch dahingestellt. — An der Innenseite des Mesodernis ist die einschichtige l^ingiuusculatur sehr deutlich auf Quer- und Längsschnitten zu sehen und liefert die- selhen Bilder, wie an der Mundplatte und den Tentakeln [Fig. 24, 25, m). DasEntoderni ist sehr stark entwickelt und besteht aus 0-2 bis 0-3 Mm. laugen, schlanken Zellen (Fig. 24, En). Schnitte der Mun d win kelfurch e zeigen keine von der allgemeinen am Magenrohr geltenden abweichende Structur und wird ihr glattes, nicht gefurchtes Aussehen dadurch bedingt, dass das Mesoderm an dieser Stelle eine breite Falte bildet oder dass hier der Zwischenraum zwischen zwei Falten und demnach auch zwischen zwei Septeninsertionen ein sehr grosser ist und das Ektoderm glatt darüber wegstreicht. Der der Furche ent- sprechende Intersei)talraum ist sehr breit, ohne indess eine weitere EigenthUmlichkeit zu zeigen. Ich kann also nicht Hol- lard's Angabe bestätigen, der* von dreierlei Muskelzügen im Gewebe der Mundwinkelfurchen spricht, sowie andeutet, dass die Furchen eine Verschiedenheit in den Geweben zeigen, ohne dieselbe genau anzugeben. — Ebenso unwahrscheinlich klingt Delle C h i aj e's ^ Behauptung von einer knorpeligen Beschaffen- heit der Furchen. Das Magenrohr hängt nach unten einfach mit freiem Rande in die Körperhöhle, indem das Bindegewebe desselben plötzlich endet und das demselben anliegende Ektoderm an der Umschlag- stelle ohne Übergangsstadien an die Entodermzellen grenzt; ich konnte an dieser Stelle keine Muskelfasern mehr unterscheiden (M. Edwards^) und stimme mit Gosse* darin überein, dass wenigstens Sagartin hier keinen Sphinkter besitzt. Die Lippe, die Übergangsstelle der Miindplatte ins Magen- rohr, hat, wie Längs- und Querschnitte (Fig. 26, 27) beweisen. 1 Nr. 5-, pag. 275. 2 Nr. 1; pag. 231. 3 Nr. 8; pag. 11. * Nr. 9;p;ig. XVI. Sagartla troglodiites. 401 keine Museulatur, entgegen M. Edwards, der* eine Art Lippen- sphinkter der Actinien besclireibt. Indem an der Lippe sich das Mesoderm zu einem Walle erhebt (Fig-. 2(5, b), verlieren sich so- wohl die über demselben liegenden Radial-, als die darunter anhaftenden Ringfasern der Museulatur. Die Falten, welche der Lippe das gezakte Aussehen verleihen, sind sehr ausgebildet und rühren von den starken Erhebungen des Mesoderms her, zwischen welchen die Längsmuskelfasern der Mundplatte noch auf eine kurze Strecke sich fortsetzen (Fig. 27, m), um endlich ganz zu verschwinden. Die Quermuskulatur beginnt unter der Lippe wieder und bildet nun die Ringfaserschichte des Magen- rohrs. — Das Ektoderra der Lippe ist vom oben besprochenen des Magenrohrs nur insoferne verschieden, als es eine grosse Menge Nesselkapseln enthält. Das Mauerblatt. Das Mauerblatt ist, wenn auch durch das Bindegewebe in •directer Verbindung mit der Mundplatte , von dieser hinsichtlich des Ektoderras und der Anordnung der Museulatur so verschieden, dass man die zwei Körpertheile streng von einander trennen kann. Das Mauerblatt besitzt, wenn man von den Septen als für sichbestehendenAbschnitten absieht, nur eine Ringmusculatur, die, an seinem oberen Rande beginnend, bis zur Fussplatte ver- folgt werden kann. Wir betrachten demnach das Mauerblatt als dort beginnend, wo sich die ersten Ringmuskelbündel zeigen. Es wird diese Grenze dadurch noch schärfer hervorgehoben, dass an derselben Stelle das Ektoderm der letzten Tentakelreihe seine Nesselkapseln verliert und durch das Verschwinden der Inter- basalsubstauz schon bei oberflächlicher Betrachtung ein ganz anderes Aussehen erhält (Taf. V, Fig. 31). Wie Längsschnitte zeigen (Fig. 39), verschwindet gegen die Basis zu die Muscularis allmälig wieder, so da^s tliggelbe in der Mitte des Thieres am stärksten entwickelt erscheint und von hier aus nach beiden Seiten (u. z. nach unten rascher) an Mächtigkeit abnimmt. Diese Mächtigkeit wird aber nicht durch mehr minder zahlreiche Lagen von Muskelfasern erreicht, sondern durch grössere oder geringere ' Nr. 8- pag. 9. 20* 402 H V i (l (■ r. Ausbildung' in der Länge und Verzweigung der einzelnen cigen- tliümlichen Fiilten, zu weichen die innere Fläeiie des Mesoderius eriioben ist, und die mit einer einzigen Schichte dicht aneinander liegender musculöser Fasern bedeckt ist (^Fig. 31, 34, 3't, m). Zum grossen Theil dürfte diese Verzweigung auf Rechnung der Contraction des Thieres zu setzen sein 5 nachdem ich aber Unter- schiede in derselben auch bei anscheinend gleiclimässig zu- sammengezogenen Sagartien constatiren konnte, halte ich die Ansicht für nicht unberechtigt, dass im lebenden, ausgestreckten Thiere die Ringmusculatur in der Mitte des Körpers dadurch am stärksten entwickelt erscheint, dass sie hier immer zu Quer- falten erhohen bleibt, welche sich gegen den obern und untern Rand allmälig abflachen. Das Ektoderm des Mauerblattes besteht aus Flinunerzellen und Drüsen. Die Fliniui erzellen (Fig. oG, ol,f) sind schlank, sehr hoch und reichen durch die ganze Schichte bis auf das Mesoderm. Sie zeigen einen stark granulirten Inhalt, dessen oberste Partie von Osmium dunkel gefärbt wird. Der freie, durch eine scharf markirte Linie ausgezeichnete Rand trägt die kurzen, in den gehärteten Präparaten starr und borstenförmig erscheinenden Flimmern. Einen Kern konnte ich in der Zelle nicht w'ahrnehmen, wenn ich die Fälle, wo einzelne schwach gefärbte und feiner granulirte rundliche Stellen im Zellplasma einen solchen andeuteten, unberücksichtigt lasse. Von Drüsen kann man im Mauerblatt-Ektoderm zweierlei Formen unterscheiden. Die einen sind zwischen den Flinuner- zellen gleichmässig vertheilt, in allen Partien der Körperober- fläche vorhanden (Fig. 35, 36, 37, Saug'- wirkniig nach dem Tode nicht aufhört, was nach dieser Er- klärung- jedenfalls geschehen mlisste, erscheint die Ansicht der beiden Forscher unhaltbar. Mit ihrer Basis sitzen die Elemente des Ektodcrms direct auf dem Mesoderm. Zwischen diesem und dem Ektoderm bemerkte ich oft eine feine, homogen gefärbte oder doppelt contourirte helle Linie, die schon von Kölliker* an- gegebene ß{(S(')7ient niembrant% wobei mir manchmal an sehr dünnen .Schnitten, besonders an den Saugwarzen, eine feine senk- rechte Strichelung der Basis der Ektodermzellen auffiel (Fig. 35, 38, st). Gegen die Fussseheibe zu, nehmen die Flimmerzellen mehr ab und verwandeln sich die Schleimdrüsen mehr und mehr in die spindelförmigen Drüsen der Saugwarzen. Ob die Flimmerzellen am Mauerblatt auch eine Strömung des umgebenden Wassers erzeugen, kann ich nicht angeben. Anilinkörnchen blieben meinen Beobachtungen nach ohne Be- wegung, wenn sie darauffielen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die im Verhältniss zur Mundplatte immer stärkere Schleim- schichte die Bewegungen der Flimmern aufhält oder sehr ver- langsamt. Das Bindegewebe des Me so d e rms zeigt in den am meisten nach innen gelegenen Partien eine dichte, fast homogene Structur, in der von Faserung meist nichts zu sehen ist und verwandelt sich gegen das Ektoderm zu, in ein lockeres und aus deutlichen parallelen Faserzügen bestehendes Gewebe (Fig. 35^ J/). Die innere Schichte ist von zahlreichen kleinen Lücken durchbrochen, welche sich desto mehr nach aussen verlieren, je deutlicher die Faserung erscheint. Diese Structur zeigt sieb durch das ganze Mauerblatt und beginnt die bedeutende Auf- lockerung der äusseren Schichten schon gleich am oberen Rande. Die innere Fläche des Mesoderms ist zu den schon bekannten Falten erhoben und von der Schichte der Quermuskelfasern bedeckt (Fig. 34, 35, m). 1 Nr. 13; pag. 116. Sayurtiu liof/lodi/k'ti. 4UÖ Ot)\volil ich durch das Mauerblatt oft Wasserstrahlen oder Mesenterialtilainente hervorijuellen sah, war es mir doch nicht möglich, die hiefür bestinnnten Öft'nung'en am getödteten Thiere aufzufinden. Selbst als ich das Stück des iMauerblattes, aus dem ein Mesenterialtilameut hing, ausschnitt und, nachdem es in Osmium gelegen, zu Flächenschnitten verwendete, in der Hoffnung im Mesenterialtilamente eine Art Wegweiser zur Auftindung der Öffnung, durch die es gedrungen, zu besitzen, fand ich, dass ersteres nur noch an der Oberfläche haftete, also durch die starke Contraction abgekniffen war, in der Substanz des Mauer- blattes selbst aber nicht die Spur einer Öffnung, überhaupt in der ganzen Fläche, auf der früher die Durchbohrung statt- gefunden hatte, kein Zeichen einer solchen. Ich halte sie desshalb im Gegensatze zu Gosse, der diese Offnungen i als präformirte zurComninnication zwischen Körperhöhle und äusserer Umgebung dienend beschreibt und Cinclides nennt, in Übereinstimmung mit M. Edwards, wenigstens bei Sagartla, für zufällige, durch die Druckdifferenz zwischen innen und aussen rein mechanisch herbeigeführte Berstungen der weichen Körperwand, indem das nur aus Zellen bestehende Ektoderm und das lockere Binde- gewebe des Mesoderms schon einem geringen Drucke ebenso leicht nachgeben und die innen gelagerten Muskelfasern in Form von Qiierspalten auseinander weichen können, als sie nach Behebung des Druckes wieder voUkonunen sich aneinander zu lagern vermögen. Für ein sidches Auseinanderweichen spricht auch die von Gosse- beschriebene, liderförmige äussere Mündung dieser Canäle, welche von ihm nur am lebenden Thiere beobachtet, also nicht weiter histologisch untersucht wurden. Dort, wo die Septen inseriren, ist der Widerstand der Wandung jedenfalls grösser und der Druck geiinger, es werden die Offnungen demnach nur in, den Interseptalräumen entsprechenden Linien entstehen und kann ich diese Angabe Gosse's nur bestätigen; wenn die Cinclides meinen Beobachtungen nach auch nicht so regelmässig in jedem dritten bis vierten Interseptalraum entstanden, so wäre, wenn dies der Fall sein sollte, auch dieses iNr. 9;pag. XXVI. 2 Nr. 9 ; pag. XXVII. 406 Heide r. Factum (liircli die verschiedene Stärke der Septen allenfall.s zu erklären. Niemals sah ich eine Öffnung im Bereiche einer durch die helle Färbung gekennzeichneten Saugvvarze entstehen, welche Contarini ) mit den Cinciidcs zu identiticiren schien. Die Fussplatte. Die Fussplatte oder Basis zeigt auf Schnitten eine Binde- gewebslage als Fortsetzung des Mesoderms des Mauerblattes, sowie innen eine Ento-, aussen eine Ektodermlage (Fig. 39). Muskelfasern konnte ich an der Fussplatte nicht finden. Das Ektoderm besteht ausnahmslos aus jenen l)ei den Saugwarzen des Mauerblattes beschriebenen, stäbchenförmigen Drüsenzellen, welche der äussern Zellenlage der Basis an Schnitten ein quer- gestreiftes Ansehen verleihen. Fast ganz ebenso beschreibt Taschenberg- das Ektoderm der Fussplatte von Lucernaria. Das Secret dieser Drüsen dient zur Anheftung an fremde Körper. Ich halte diese Erklärung des Kestklebens der Basis, wie bei den Saugwarzen für angemessener, als wenn man mit Contarinis und Anderen die Anheftung so auffasst, wie sich zwei Glasplatten aneinanderhalten oder wenn man dieselbe als Saugwirkung ansieht, welche durch Muskelzug hervor- gebracht wird, aber nach dem Tode sofort aufhören müsste, während das Thier, auch wenn es lange Zeit in Alkohol gelegen, nur mit grosser Kraftanstrengung von der anhaftenden Muschel- schale loszulösen ist. Die Septen- Die Septen sind dünne, mit Entoderm bedeckte Lamellen, deren Quer- und Längsschnitte deutlich ihre Zusammensetzung aus im Allgemeinen in querer Richtung verlaufenden Binde- gewebsfasern zeigen. Diese gehen aus dem Mesoderm der an- liegenden Köri)ei\vände hervor, indem sie die Fasern der Ring- niusculatur durchbrechen (Fig. 22, S); die Septen sind demnach 1 Nr. 2 ; pag. 8. 2 Nr. 19; pag. 33. 3 Nr. 2; png. 11. Sagartla troylodyti'S. 40 < in iniiig-er Verbindung mit der Körperwand und können auch als Fortsetzungen desMesodenns und Eiitoderms derselben betrachtet werden. Man kann in der Substanz des Septums (Taf. VI, Fig. 43, S) eine die Milte einnehmende Lage lockern Binde- gewebes unterscheiden, welches zu beiden Seiten von straffem, faserigem Gewebe eingeschlossen wird, dessen Fibrillen grössten- theils horizontal verlaufen. Die ganze Oberfläche des Septums ist von Entoderm bekleidet, dessen dichtgedrängte, lange und schmale Zellen (Fig. 45, 46, 47) mit ihren Flimmern den Körper- inhalt in Bewegung erhalten und in Folge ihrer Zartlieit nur äusserst schwer vollständig darzustellen sind. An der Stelle jedes Septums, wo sich dessen Musculatur befindet, erheben sich als Träger derselben Bindegewebsfalten, die, gleich von ihrem Ursprünge an verzweigt, endlich zahlreiche dünne Lamellen bilden, zwischen denen sich die Muskelfasern befinden. Querschnitte des Septenmuskels liefern demnach bei schwacher Vergrösserung (Fig. 41, m S) das Bild eines dem Septum aufsitzenden Strauches, dessen einzelne Zweige, vom Entoderm der Leibeshöhle bedeckt, in den Interseptalraum ragen. An Schnitten von in Osmium gehärteten Septen erscheinen die ovalen Querschnitte der Muskelfasern dunkel, die Bindegewebs- lamellen hell gefärbt und gibt die eigenthümliche Anordnung beider Gewebe einer einzelnen Falte bei starker Vergrösserung (Fig. 43), besonders an deren freiem Ende das Bild einer Ähre, an der die Querschnitte der Muskelfasern die einzelnen Früchte, die diese einhüllenden und schief abstehenden feinen Binde- gewebslamellen die Spelzen darstellen können. Längsschnitte der Septenmuskel zeigen die parallelen, mächtigen, bis 0-005 Mm. breiten Fasern, welche manchmal durch Faltung ihrer ganzen Länge nach quergestreift erscheinen, indem dünne, helle, mit breitern dunklen Streifen oft sehr regel- mässig abwechseln. Indessen erkennt man bei genauer Be- trachtung leicht die Faltung als Ursache der scheinbaren Quer- streifung (Fig. 48). Die auf diese Art gebauten Muskel sind schon mit freiem Auge als vorstehende, längsgestreifte Wülste an jedem Septum zu erkennen und nehmen sie, wie ich schon aufjings bemerkte, nur die mittlere Partie der Scheidewand ein; die übrigen Theile 408 11 e i (1 e r derselben, sowolil gegen den freien Rand, als gegen das Maucr- blatt zu sind gewöhnlich frei davon. — Der Theil des Septums /wischen Mauerblatt und eigentlichem ^luskelballen ist übrigens manchmal auf einer oder beiden Flächen von einer glatten Schichte von Längsfasern bedeckt, die ich auch -au den Muskeln rechne, da sie sich an Querschnitten deutlich vom Bindegewebe abheben (Fig. 3o, m). Ich fand am Septum selbst nur Längsmusculatur und kann die Angaben früherer Untersucher nicht bestätigen, welche mehrere Muskelzüge beschreiben. So nimmt Hollard' vier Arten streng von einander gesonderter Muskelzüge an jedem Septum an, M. Edwards- hat an demselben zwei Systeme sich schief schneidender Längsmuskelfibrillen, Gosse 3 Quer- und Längsmusculatur angegeben. Das Entode rm, welches die Oberfläche des Septums über- zieht, setzt sich auch in die durch die Muskelfalten gebildeten Vertiefungen fort, so dass die Muskelballen von dessen Zellen vollständig eingehüllt werden. Durch die starke Contraction des Thieres bei dessen Zerschneiden, sowie durch die Härtung wird diese Entoderndage zu einem mehr minder unkenntlichen Brei verwandelt, der oft, besonders an etwas dickeren Schnitten, die Deutlichkeit des Bildes bedeutend verringert. Der freie, in die Körperhöhle und die Interseptalräume hängende Rand des Septums wird von den sogenannten Mesen- terialfi la nienten eingenommen. Es sind dies weisse, gerade bei Saf/artia in grosser Menge vorkommende Schnüre, die, aus einer Verdickung des Septenrandes hervorgehend, theilweise mit diesem noch in Verbindung stehen, theils auch durch fort- gesetztes Wachsthum sich davon ablösend. Schlingen und Knäuel bilden, die die Körperhöle des contrahirten Thieres ott ganz ausfüllen. Der grössere Theil des Convoluts der Mesenterial- filamente eines Septums liegt an dessen unteren Partien, wenn jenes nach dem Tode des Thieres durch die Schwere nach ab- 1 Nr. 4; pag. 2. 2Nr. 8;pag-. i». 3Nr. 9n)Hg. XIV. Saguflia troglinhites. 40& wäits gesunken war, so dass nach oben, gegen den freien Mag-enrand, meist nnr ein gerade verlaufendes Mesenterial- filament den Septeurand begrenzt und am Magen mit jenem selbst endet; dadurch kommt ein Bild zu Stande, wie es Frey und Leuckarti zuerst geliefert haben, und welches von hier in andere Arbeiten über Actinien gewandert ist. Dasselbe verleiht dem an der Basis liegenden Ballen der Mesenterialfilamente das Ausseben einer Drüse, deren Ausführungsgang längs des Septen- randes nach aufwärts steigt, um am Magenrohr zu münden. Eine dem lebenden Thiere entnommene und mit Seewasser unter dem Mikroskop betrachtete Mesenterialschuur zeigt noch lange Zeit eine langsame schlängelnde Bewegung; ihre ganze Oberfläche (Fig. 50) ist mit Flimmerhärchen dicht bedeckt und kann man während der durch ihre Bewegung erzeugten Drehung um die Längsachse schon deutlich erkennen, dass nur ein Theil der Oberfläche in Form eines Längsstreifens mit Nesselkapseln besetzt ist. Wrgen der geringen Durchsichtigkeit ist es nicht möglich, am lebenden Mesenterialfilamente dessen innere Sfructur zu Studiren und hjiben mir erst Schnitte von in Osmium gehärteten MesenterialschnUren folgende Organisation gezeigt. Der bindegewebige Theil des Septenrandes theilt sich vorne in zwei, nach rechts und links ragende verdickte Falten (Fig. 51^ Fb), wodurch am Querschnitt eine T-fcrmige Figur entsteht. Die auf das Septum selbst senkrecht stehende, dem Querbalken des T entsprechende Lamelle, bildet die bindegewebige Achse (Fig. 51, Ah) des Mesenterialfilaments und kann man an dessen Querschnitt eine rechte und linke, sowie vordere und hintere Partie unterscheiden, indem letztere die Stelle der Insertion an das Septum bezeichnet. Das Bindegewebe dieser Achse ist meist so locker und durchsichtig, dass es erklärlich wird, w^enn einzelne Untersucher (Hollard, J. Haime, M. Edwards, Gegen- baur) es nicht gesehen und die Mesenterialschnur für eine hohle Röhre betrachtet haben. Dass letzteres nicht der Fall sei, hat übrigens schon Leuckart behauptet, der die Mesenterialfilamente der Actinien für solide Cylinder erklärte. ^ 1 Nr. 3; Taf. 1, Fig-. 1. ■i^v.-d; pag. 11. 410 11 (' i (1 e r. Die scliarf heii'renzte Achse wird von einem Kpitliel mnliüllt, welclies, vorne am breitesten und dit; Nesselkapseln enthaltend, sich, allmälig" etwas niederer werdend, beiderseits inn die ver- dickten Ränder derselben schläft und an der liintern Seite eine Furche bildet, aus der, mehr weniger lang', die abgerissene Bindegewebsfortsetzung hervorragt. Das Mesenterialfilanient hat demnach im Querschnitt (Fig. 51) die Form einer Niere, an deren Hilus im lebenden unverletzten Thiere das Septum inserirt (JS). Das Epithel besteht zum grössten Theil aus einzelligen grob- granuli 1 ten D r ü s e n z e 1 1 e n , zwischen denen die F 1 i m ni e r- zellen liegen; ich konnte letztere sehr schwer vollständig dar- stellen, da sie, wie Isolirungen zeigten (Fig. 52, F), nur an ihrem freien Rande, der die Flimmern trägt, verbreitert, nach unten sich sehr bald zu einem feinen Faden verjüngen, der im zu- sammenhängenden Schnitte entweder durch die granulirten Drüsen verdeckt wird, oder, wenn sie einen tiefer nach abwärts reichenden, breiten Zellkörper besitzen, so durchsichtig sind? dass sie ebenfalls schwer verfolgt werden können. Die Drüsen, (Fig. 51, 52, d) sitzen unten auf einer, der Interbasalsubstanz der Mundscheibe sehr ähnlichen granulirten Masse, welche, in den vorderen Partien am stärksten, zugleich mit dem Niedriger- werden des Epithels nach beiden Seiten immer schwächer wird und sich gegen die Furche an der hintern Fläche verliert. In diese granulirte Substanz geht das untere Ende der Flimmer- zellen über. Die beiläufig 4 Fünftel der vordem Fläche des Epithels einnehmenden Nesselkapseln (Fig. 51, n) bestehen aus zweierlei Arten. Die eine grössere, 0-04 Mm. lange, zeigt im noch nicht entladenen Zustande in der Achse den beiläufig 0'025 Mm. langen Achsenkörper (Fig. 53, (i, h, c), unter welchem dunklere Linien den nur in einigen Windungen geschlängelten kurzen Faden andeuteten. Meist sieht man diese Nesselkapseln im Zustande einer theilweisen Ausstülpung, indem aus dem obern, quer abgestutzten Ende der, im Ganzen ziemlich undurch- sichtigen Kapsel ein bei 0-01 Mm. langes, cylindrisches Stück des Achsenkörpers hervorragt, welches nacli oben ebenfalls quer abgestutzt, eine feine Spitze trägt. Das untere Ende des Achsenkörpers in der Kapsel sell)st war meist ganz undeutlich Sayarlid troglodiiies. 411 und sah ich es nur einige Male so konisch erweitert (Fig. 53, n), wie Mübius es angibt. Den in dieses sieh fortsetzenden Faden konnte ich mit meinem Instrumente nicht sehen. — Vollständig- ausgestülpte Nesselkapseln (Fig. 53, d) zeigten den diese um ein Drittel in der Länge überragenden, durchwegs mit in einer Spirale angeordneten Härchen besetzten und mit einer feinen Spitze endigenden Nesselfaden, während die Kapsel nun ganz hell und durchsichtig erschien. — Die zweite Art von Nessel- kapseln ist nur 0-03 Mm. lang, sehr schmal und oft etwas gebogen (Fig. 54), ihr oberes P^nde knopfförmig eingeschnürt. Über das Innere der unentleerten Kapsel konnte ich nichts Bestimmtes eruiren, die entleerte Nesselkapsel hat einen zwei- bis dreimal so langen Schlauch (Fig. 54, c), dessen unteres Drittel entweder die in Spiraltouren angelegten Härchen, oder nur die schon bei den Nesselkapseln der Mundplatte erw^ähnte Zeichnung von abwechselnd hellen und dunklen Feldern zeigt. Beide, anscheinend in ziemlich gleicher Anzahl vorhandenen Arten von Nesselkapseln, erscheinen ausschliesslich an der vordem Fläche des Mesenterialülaments, indem sie, dicht ge- drängt und beinahe nur Flimmerzellen zwischen sich fassend, sich scharf von den anliegenden Drüsen abheben ; letztere scheinen übrigens auch zwischen den Nesselkapseln einzeln vor- zukommen. Die Nesselkapsel schichte reicht nicht bis an die granulirte Schichte hinab, sondern befindet sich zwischen dieser und jener ein Eaum, der längliche, durch Osmium nicht genau definirte, dunkle Körper enthält, die ich für junge, in der Ent- wicklung begritfeue Nessel/.ellen halten möchte. Es war mir ein paar Male gelungen, aus einem, nur von wenigen Schlingen von Mesenterialfilamenten besetzten Septen- rande Querschnitte zu erhalten, an denen deutlich die directe Fortsetzung des Bindegewebes des Septums in die Achse des Mesenterialfilaments zu verfolgen war. An einem derselben (^Fig. 49) war der Septenrand in mehrere Lamellen getheilt, deren jede am freien, aufgewulsteten Rande das für die Mesenterialfilamente charakteristische Epithel trug, welches sich gegen das Entoderm des Septums scharf abhob. Ich wage es nicht, aus diesen wenigen, durch Schnitte von in Alkohol ge- härteten Septen gewonnenen Bildern schon einen bestimmten 412 H 0 i d e r. Sclilnss beziig-licli der Entwickliinj;- des Ej)itlicls, besonders nber der Nesselkapseln der Mesenterialtihunente /u ziehen und möchte nur erwähnen, dass Bilder, wie Fig. 49, eine Umwandlung dieser Elemente aus Eutodermzellen vermuthen lassen, so unglaublich dieser Vorgang vorläufig auch zu sein scheint. — Dass sieh aus dem Septenrande mehrere Mesenterialfilamente zu gleicher Zeit neben einander bilden, macht die grosse Anzahl dieser Organe bei Sagartia erklärbarer. Den Mesenterialtilamenten wurden alle nur mögliehen Functionen zugesprochen. Su erklären sie Contarini', Delle Chiaje, Johns ton, Wagner, Owen für Samencanäle, Rapp, Cuvier, ]{. Jones und Quatrefages für Eierstöcke, T e a 1 e , E r d 1 , M. E d w a r d s tu r Gallengefässe, währen d ich mit Anderen, wie Frey, Leuckard und Schmarda mich der Ansicht anschliessen zu müssen glaube, dass sie, da Drüsen und Nesselkapseln sie zusammensetzen, nel)en ihrer Haupttiinction als Secretionsorgane, auch noch zur Lähmung oder Tödtung der Beute und allenfalls zur Vertheidigung durch Entsendung nach aussen dienen. Mit der Anordnung der Drüsen zu runden, langen Schnüren, wird sowohl die Anzahl derselben und das zu liefernde Secref bedeutend vermehrt, wie auch die verdauende Ober- fläche vergrössert, so dass ein in die Körperhöhle gelangtes Thier von den Filamenten mitteist der Nesselkapseln allseitig umstrickt? auch von einer grossen Menge Secvets bespült werden wird. Hollard2 ist ebenfalls geneigt, die Mesenterialfilamente für Secretionsorgane zu erklären, nur hält er sie für hold. — Warum Gosse dieselben in zwei Gruppen theilt, ist mir nicht ganz klar. Er nennt die Mesenterialschnüre, so lange sie nicht ausgestossen werden, Craspeda, s die ausgesendeten, Äcontia, * in deren Beschreibung aber ist er gleich undeutlich, d. h. er nimmt nur unter dem Deckglas zerquetschte Schnüre vor und findet in beiden Arten bloss ein Gonvolut von Kügelchen, Schleim und Nesselkapseln. So viel ich ihm entnehme, besteht der Unterschied < Nr. 2 ; pag. 42, 104. 2 Nr. 5; pag-. 280. 3 Nr. 9; pag. XXIII. 4 Nr. Ibid.; pag. XXIV Saf/artia frog/odi/tes. 4 1 o zwischen Crmpedu und Äcontia nur darin, dass erstere an dem Septenrand noch haftende, letztere auf eine grosse Strecke davon abgelöste Meseuterialfilaniente sind; es kann demnach jedes Crdfipediim zu einem Acontium werden. — J. Haime hat bei einigen Actinien ' dreierlei Mesenterialtilaraente unterschieden, von denen nur eine Art zur Entsendung nach aussen bestimmt sein sollte. Die die Reproduc tion sorgan e erzeugenden Zellen liegen in der Bindegewebssubstanz der Septen, und zwar in deren Partie zwischen Muskel und Mesenterialfilamenten. Da ich die Bearbeitung von Sagartia zu einer Zeit unternahm, wo keine Spermatozoide erzeugt wurden, bin ich auch nur in der Lage, die Ovarien genau zu beschreiben. Trotz der Untersuchung zahl- reicher Sagartien, gelang es mir nändich nie, Samenfäden oder solche enth altende Zellen zu sehen, woraus ich schliesse, dass dieselben nur vorübergehend zur Zeit der Geschlechtsreife ge- bildet werden; dass Snf/artiu troglodytes übrigens Zwitter ist, dürfte nach den zahlreichen Angaben kaum mehr zweifelhaft sein (Go sse).~ Wenn man ein einzelnes Septum ausschneidet und unter der Loupe betrachtet (Fig. 40), so sieht man gegen dessen Rand hin, an den Längsmuskelballen desselben (niS) mit einer dünnen, durchsichtigen, nur von Entoderm bedeckten Septenfortsetzung (iS'), dem sogenannten Mesenterium, geheftet die ovalen, bei- läufig stecknadelkopfgrossen Geschlechtsorgane (- der Tafeln. Zur mikroskopischen Untersuchung- benutzte ich gTösstentheils ein Instrument von Winkel; theihveise wurde auch ein Guudlach gebraucht. Die beigeg'ebeuen, eingekhimnierten Zahlen bezeichnen die lineare Ver. grösserung. Tafel I. Sagartia troglodi/tes in ausgestrecktem Zustande auf Area Noae. Ein junges Individuum in nat. Grösse. Tafel II. ß = Bindegewebe. — El, = Ektoderm. — F = Fussplatte. — G = Genital- organ. — / = Interseptalraum. u. z. /j ^ der ersten, /, = der zweiten Ordnung etc. — A' = Körperhöhle. — L = Lippe. — Lk = Lippencanal. — if = Muskel. — iMn = Mauerblatt. — ßle = Mesenterialfilamente. — Mg = Magenrohr. — ßlu = Mundplatte. — 5 = Septum, u. z. -S, = der ersten, S^ = der zweiten Ordnung etc. Figur 1. Längsschnitt durch eine Sagartia mit einem ersten Cj^klus von 12 Tentakeln, An der linken Seite sind die Mesenterialfilamente und Genitalorgane weggelassen. Rechts ein Septum ersrerOrdnung, links solche zweiter bis fünfter Ordnung. Halbschematisch, r igur '1. Querschnitt in der Höhe von V der Figur 1. \ Figur 3. Querschnitt in der Höhe von A' der Figur 1. f TT.. , r\ 1 -i-i. • 1 TT-i T 1 171- 1 > Schematisch. Figur 4. Querschnitt in der Hohe von 1 der Figur 1. / Figur 5. Querschnitt in der Höhe von Z der Figur 1. j Figur 6. Querschnitt zwischen Mauerblatt und Magenrohr. Entoderni weg- gelassen. (1:33). Figur 7. Mundplatte einer jungen Actinie (1:40;. Tafel III. b ^= Bindegewebe des Mesoderms. — c = Cnidocil. — rf^ Drüsenzelle. — Ek = Ektoderm. — En = Entoderm. — F ^^ Flimmern. — Fs — Zelleu- fortsatz. — Fz = Flimmerzelle. — i = Interb;isaisubstanz. — / = Längs- musculatur. — J/ = Mesoderm. - m = Nesselkapsel. — p = Pigment- körner. — pr := Protoplasmasubstanz. — q t= Quermusculatur. Figur 8. Ein Theil des Tentakelkranzes von Sagartia troglodytes mit zwei übermässig verlängerten Tentakeln. Figur 9. Tentakelrand des lebenden Thieres (l:590j. Jiiub. d. mathtm.-naturw. Gl. LXXV. Bd. I. Abth. -21 416 II 0 i d e r. Fig-nr 10. Tentakelspitze einer lebenden jungen Actinio (1:590). Figur 11. Aus zerzupftem Ektodenn des Tentakels von Sagartiu iroqlo- djfies. — (t. Nesselzelle einer mit Osmium getödteten jungen Actinie (1:630). _ />. ebenso (1 : 790). — c. Nesselzelle aus dem 'i'entakel einer Sagartiu tnu/ltidiites (1:590). — d. Leere Nessel- zelle aus dem Tentakel einer Sagartia troglodytes (1 : 590). — e bis /. Entwicklungsstadien von Nesselzellen aus dem Tentakel von Sagartia troglodgtes (1:590). Figur 12. Drüse aus dem Ektoderm eines mit Osmium behandelten Tentakels von Sagartia troglodyles. — a = Aust'ühruugsgang, b = Hals. — (1:590). Figur 13. Entladene Nesselkapseln aus dem Tentakel. « = Basaltheil des Fadens mit Härchen- b = derselbe ohne solche (1:790;. Figur 14. Tentakellängsschnitt einer mit Osmium getödteten jungen Actinie (1 : 790). Fi gur 15. Längsmuskelfasern eines mit Osmium gehärteten Tentakels (1 : 590j. Figur 16. Stück aus einem mit Osmium gehärteten Tentakel (1:590). Figur 17. Mesoderm des Tentakelquerschnittes einer mit Osmium ge- tödteten jungen Actinie. fh = Fortsätze vom Mesoderm aus (l:79()j. Figuren 18 und 19. Entoderm vom Tentakel (1:790). Figur 20. Querschnitt und Figur 21. Längsschnitt eines mit Osmium gehärteten Tentakels von Sagartia troglodytes. Wj ^ Entwicklungsstadien von Nesselzellen (1:590). In beiden Figuren ist der äussere freie Kand durch Osmium unkenntlich geworden. Tafel IV. // = Bindegewebe. — hf = Basalfortsätze der Ektodermzellen. — rf = Drüse. — £'A- = Ektoderm. — £;« ^ Entoderm. — i^ = Flimmerzelle. — i := Interbasalsubstanz. — iW = Mesoderm. — m =^ Muskel. — n = Nessel- kapsel. — p ^ Pigmentkörner. — .S = Septum. ~ z ^ Bindegewebszelle. Figur 22. Mundplatte. Radialschnitt und Figur 23. Mundplatte, Querschnitt (1:520). Li beiden Figuren ist der obere freie Rand durch Osmium so verändert worden, dass die Flimmern nicht mehr zu erkennen sind. Fignr 24. Magenrohr, Querschnitt^ hl = blasige Räume zwischen den Ektodermzellen (1:520). Figur 25. Magenrohr, Längsschnitt (1:520). — In beiden Präparaten wurden die Details des äussern freien Randes durch Osmium theil weise vernichtet. Figur 26. Lippe, Radialschnitt und Figur 27. Lippe, Querschnitt (1:150). Figur 28. Bindegewebe des Magenrohrs, Osmiumpräparat (1:660). Safffirtiu troff/odi/les. 417 Figur 29. Isolirte Zellen des Ektoderms der Muiidplatte (1:660). Figur 30. Ektoderm der Mundplatte (1:660). Tafel y. h = Bindegewebe. — % Gei.TVerf.litiuvDÜ Uoitmann X.k.Eof-u.Staatsäruckerei. Sitzungsb.d.k.AIv-ad.d.W.math.nat.Cl. LXXV. Bd.I.Abth. 1877. Heider : Sagartia U-ojjlodj'les . Fii[. 22. Ek < Till-. I\'. Fig. 25 ■1 ..Ä%|f-^^X_ H^ li (" Fi..j.20 » c ;- %:\ . . > Ä^ V'^^'" ^// „V/t ■: Fiy.28 » \" V^ Ek S Ku ,. .l^vi^'V' #^0 WlltlMlllt '^ niMMi /-xaA-'-v V^ Ell Fig. 27. J««* '^" ■SÄ/: i^e^ uei.7,V«tf-Ulh.v.Cr JJeiBnOTr. '^I»»^ /£■ M»P K.k . Hof - u.SualstoclieKi- Sil'/im(|sh.(l.k.Ak:ul.y| j^^ZS S H C»ST.l»tf.Mi.v.Ii;j.aiHmsar K.k.Bof-u.I)iaat5drucker''i Sil/.unqsli.(l.k.Akail.(l.W.iunl1i.nn1.('l.I.XXV. B e r m a t o z o e n und war überhaupt keine Rücksicht auf den histo- logisch e n Bau der L a p p e n o r g a n e genommen, so dass die vom Entdecker gegebene Deutung als Hoden durchaus nicht unanfechtbar zu sein schien. Besonders nahe lag für den Leser der Syr ski'schen Mittheilung die Vermuthung, dass das Lappen organ doch nichts anderes als ein moditicirter Eierstock sei. Es knüpfte sich auch ein so grosses Interesse an die Frage nach den Geschlechtsorganen des Aals und waren so viele Bemühungen den Hoden mit Sicherheit nachzuweisen missglüekt. Wenn ich daher auch nicht erwarten konnte, durch ein- gehendere Untersuchung Jenes Organs, die seit Jahrhunderten schwebende Frage in Erledigung zu bringen, so schien es doch angezeigt, die anatomischen Angaben von Syrski einer Nach- untersuchung zu unterwerfen und Einiges über den feineren Bau des Lappenorgans in Erfahrung zu l)ring^palte zwischen Mastdarm und Hals der Harnblase muss ich Syrski beistimmen. Ich habe mich überzeugt, dass beim Conger diese Verhältnisse die näm- lichen sind. Den erwähnten Längscanal konnte ich aber nur bei Thieren darstellen, wo das Lappenorgan gut entwickelt, die einzelnen Läppchen breit, weisslich und vollkommen von einander geson- dert waren. Diesen am meisten vorgeschrittenen Zustand des Lappenorgans habe ich nur bei den grösseren Aalen etwa von 400'"'" bis 430 ' und zwar häufiger im September und den folgenden Monaten als im März angetroifen. Währenddes ganzen Zeitraumes meiner Untersuchungen fand ich aber bei kleineren Aalen Formen des Lappenorgans, die ich als minder entwickelte ansehen muss, und bei denen ich mich vergebens bemühte, den Längscanal aufzufinden. Beobachtiing-en übor die Lappenorgane der Aals*. 423 Das unentwickelte Lappenorgan ist ein schmales Bändchen, (las nur sehr selnver in situ 7A\ sehen ist. Die einzelnen Läppchen sind nicht weisslich^ sondern hyalin- oder röthlichgran von den reichen Blutgefässnetzen, die sie führen, sie sind ferner dünner und schmäler als die entwickelten Lappen und lassen zwischen sich grössere oder kleinere Strecken des ungelappten freien Eandes des Organs. Je kleiner das ganze Lappenorgan ist, desto undeutlicher heben sich die einzelnen glashellen Läppchen von dem freien Rande des Organs ab, desto seichter werden die Einkerbungen zwischen ihnen ; bei kleinen Aalen von 200" " sind die Läppchen ganz unkenntlich geworden: der freie Rand des schmalen Bändehens, als welches das Lappenorgan nun erscheint, zeigt eine schwach wellige oder gar vollkommen geradlinige Begrenzung. (Fig. 1.) Im letzteren Falle verdient das Lappenorgan seinen Namen nicht mehr, es hat sein charak- teristisches Aussehen eingebüsst und unterscheidet sich wenig von einem schmalen, undeutlich gekrausten, hyalinen Ovarium, wie man es bei 200""" grossen Aalen tinden kann. Das „krausen-' oder manchettenförmige Aussehen des Eierstocks beruht nämlich auf der Bildung von Querfalten auf der äusseren von der Leibeshöhle abgekehrten Fläche des Organs und ist nur der Anfang einer complicirten Falten- und Nebenfaltenbildung daselbst, die gleichen Schritt mit der Reife des Organs hält. Wie die Lap])ung des Lappenorgans , so scheint die Quertaltung des Eierstocks bloss ein Wachsthiims- vorgang zu sein und einem frühen Zustand des Organs abzu- gehen. Obwohl also die kleinsten Ovarien, die man bei Thieren von 200 findet, immer noch zwei bis drei Mal breiter sind als die kleinsten ungelappten Formen des Syrski'schen Organs bei gleich grossen Thieren, so muss man doch zugestehen, dass das Aussehen des unentwickelten Lappenorgans sich dem eines ganz unreifen Ovariums so sehr nähert, dass bei der Identität aller topographischen Verhältnisse beider Organe nur mehr die histologische Untersuchung entscheiden kann, ob das Lappen- organ ein Organ sui generis oder eine Modification des Eier- stocks ist, die sich aus einem sehr frühen Zustand des letzteren entwickelt. 424 Freud. Die mikroskopische Untersucliiuig' des Laiijx'iiorgans macht eine solche Beziehung- zum Ovarium sehr unwahrscheinlich. In Bezug auf den feineren Bau unterscheidet sich die nngelappte Form des Syrski'schen Organs nicht wesentlich von den Formen mit deutlichen^ aber noch schmalen und hyalinen Lappen. Ich will darum eine der letzteren Formen zum Ausgangsi)unkt der Beschreibung nehmen. Das Lappenorgan kehrt eine Fläche derLeibesli»)hle zu, eine andere liegt der Seitenwand derselben an. Von der ersteren, der inneren Fläche treten die reichlichen Blutgefässe in das Organ ein, die sich zu einem capillaren Kranz an dem freien Bande des Organs auflösen. Auch das wellige Bindegewebe des Peritonäums rückt auf der inneren Seite weiter gegen den Rand des Organs vor als auf der äusseren, wo die zelligen F^lemente freiliegen. Man kann daher beim Lappenorgan, wie beim Ovarium, das auch seine Gefässe an der Innenseite empfängt und aus- schliesslich auf seiner äusseren Fläche Falten bildet (daher sich diese beim reifen Ovarium sammtartig anfühlt), die äussere Fläche „Keimseite-' und die innere Fläche „Bl utg efäss- seite" nennen. Beide Seiten des Lai)iienorgans w^erden bedeckt von einem Plattenepitelium, das sich in das Peritouealepitel fortsetzt, aber kleinzelliger und leichter zur Anschauung zu bringen ist als dieses. Die einzelnen Plattenepitelien sind polygonal, mit grossen ovalen oder polygonalen Kernen, strecken sich aber an manchen Stellen und zwar besonders an den Rändern der Läi)pchen und am angehefteten Rand des Organs in die Länge und ziehen sich zu Spindelzellen aus. (Fig. 2.) Auf der äusseren Fläche des Organs sind sie zu eigenthünb? liehen sternförmigen Figuren angeordnet. Das Epitel des Eier- stockes ist dem eben beschriebenen sehr ähnlich. Unterhalb des Epitels tindet sich ein bindegewebiges Maschenwerk, das je nach der Reife des Organs eine mehr oder minder complicirte Ausbildung erreicht hat. und in den Lücken dieses Gerüstes Zellen, die ich als die wesentlichen und charakteristischen Elemente des Lappenorgans betrachten muss. Diese Zellen sind, frisch untersucht, ganz durchsichtig, wie die frischen Eizellen; nach Behandlung- mit Reagentien werden Beobachtungen über die Lappenorg-ane des Aals. 425 sie granulirt, sie haben einen g-rossen, rundlichen, g-ewöliulieh sich stärlver imhibirenden Kern , welcher constant ein sehr dunkles Kernkörperchen zeigt. Die Zellen selbst sind kleiner als die Eizellen und auch sonst leicht von diesen zu unterscheiden, sie sind rundlich, wenn sie einzeln in den Maschen des C4erüstes liegen, dagegen kubisch wenn sie zu mehreren in einer Gewebslücke beisammen liegen und sich gegenseitig abge})lattet haben. Für gewöhnlich sind die Grenzen der Zelle durch scharfe Contouren gegeben, es kommen aber Zellen vor, denen diese abgehen. (Fig. 3 d.) Diese Inhaltszellen des Lappenorgans charakterisircn sich durch mancherlei Eigenschaften als jugendliche und wenig resi- stente Elemente. Sie sind sehr empfindlich gegen Reagentien, schwer in unveränderter Form zu conservireu, sie geben auch bei denselben Methoden nichtdurchwegs dieselben Bilder. Ich konnte Zellen mit hellen Kernen isoliren, während gewöhnlich die Zell- kerne ein dichteres Gefüge als der Zellenleib zu haben scheinen. Mitunter ergaben sich aus kleinen Läppchen Zellen, die wenig Ähnlichkeit mit der Mehrzahl der Inhaltszellen zu haben schie- nen. Sie zeigten eme sehr stark glänzende Kerncontour und anstatt des so charakteristischen dunkeln Kerukörperchens den Kern erfüllt von einer dunkeln fein granulirten Masse, die noch durch einen hellen Hof von der Kerncontour geschieden war. (Fig. 4 a, b.) Ich glaube nicht, dass diese Zellen eine besondere Art aus- machen, die man von den anderen Elementen des Lappenorgans abtrennen sollte; ich vermuthe vielmehr, dass unbemerkt ge- bliebene Veränderungen in der Stärke der Reagentien und gewisse Zustände der Zellen, welche die Eigenthümlichkeit haben die Kerne in Mitleidenschaft zu ziehen und ihr Aussehen zu verändern, diese abweichenden Bilder hervorgebracht haben. In ganz kleinen Lappen habe ich einige Male Zellen in sehr geringer Menge gefunden, welche durch ihre Grösse und ihr Aussehen, besonders durch einen Kranz von hellen Kügelchen in der Peripherie des Kernes ganz dieselben Bilder wie mittel- grosse und kleine Eizellen gaben, (Fig. 4 c.) Ich enthalte mich einer Deutung- dieser sehr seltenen Elemente. 426 F r e u d. Die Inlialtszellen liegen, wie erwähnt, in den Lücken eines bindegewebigen (ilerüstes. Dureli Zerzii])fungen ganz kleiner Läppchen oder durch die Betrachtung der Partien eines Lappen- organs, die sich zwischen den Läppchen befinden, kann man sich überzeugen, dass dieses Gerüste aus Zellen und deren ver- schieden gestalteten Ausläufern besteht, neben denen dickere Bindegewebsfasern vorkommen. Die Zellen tragen die Charaktere von Bindegewebsköri»ern an sich : sie sind unregelmässig, halbmondförmig, dreikantig, mitunter sternförmig, gewöhnlich aber spindelförmig, zeigen einen nicht granulirten, sich stark färbenden Kern, der meist die Gestalt der Zelle bestimmt und von einem schmalen Saum umgeben ist, welcher in die faserförmigen, gewöhnlich leisten- und plattenförmigen Fortsätze ausläuft. Durch diese Leistchen, die oft absonderlich geformt, geknickt und mit Einlagerungen von glänzenden kleinen Körpern versehen sind, verbinden sich die Zellen mit einander und stellen Rahmen — mitunter scheint es, sogar geschlossene Räume her, — in denen die Inhaltszellen liegen. (Fig. 4 ./, y, f.) Von letzteren erhält num oft Bilder, die auf Proliferations- zustände schliessen lassen. Es ist vielleicht kein Gewicht darauf zu legen, dass man in den unreifsten Läppchen und gegen den freien Rand auch etwas grösserer Lai)pen die Inhaltszellen gewöhnlich einzeln in den Lücken des bindegewebigen Zelhjn- netzes trifft, dagegen im Innern der kleineren Läjipchen und in älteren Läppchen überhaupt in einem Maschenraum zwei, drei oder mehr Inhaltszellen antrifft, die ganz das Ansehen von Spaltungsproducten tragen. (Fig. 3 a, b.) Man sieht aber auch oft in einer Lücke anstatt einer einzigen Zelle ein kleines Häufchen von Kernen im Protoplasma eingebettet, welches keine Zellgrenzen erkennen lässt, (Fig. 3 c.) und dann andere Stellen, wo sich um einige dieser Kerne schon Zellgrenzen gebildet haben, während andere noch frei im Protoplasma liegen. Endlich ist anzuführen, dass die Inhaltszellen an Grösse ab- und an Zahl zunehmen, je grösser und reifer das Lappenorgan ist. Eine solche Proliferation der Inhaltszellen verbunden mit Wucherung des Gerüstes scheint den Vorgang der Läppchen- bildung auszumachen. In den kleineren aber gut gesonderten Beobachtungen über die Lappenorgane des Auls. 427 Lappen sind die Maschenräunie weiter geworden, das Gerüste zeigt sich derber, aus Platten, dicken Fasern, Spindelzellen be- stehend, die Inhaltszellen, die keine neuen Charaktere zeigen, liegen in Haufen beisammen. (Fig. 5 hz). Von der Fläche besehen, zeigen die Läppchen das facettirte Aussehen, das Svrski beschrieben hat; die Facetten entsprechen Anhäufungen von Zellen, die unmittelbar unter dem Epitel liegen, die Scheide- wände der Facetten entsprechen dem bindegewebigen Gerüste. Ein frisches Läppchen zeigt sich ausserdem mit Fettkörnehen erfüllt, die die Zellen oft verdecken können. Ebenso kann das reiche Blutgefässnetz, dessen Capillaren überall mit den Balken des Gerüstes verlaufen, die Ansicht der Zellen im frischen Zustand stören. Li den grossen, dicken und weisslichen Lappen ist das Gerüste noch mächtiger geworden und gibt dem Gewebe trotz seines Zellenreichthums grosse Derbheit und Festigkeit. Vom freien Rand des Lappens haben sich Dissepimente hinein gebil- det, die Inhaltszellen sind bedeutend kleiner geworden, sie liegen nicht mehr unregelmässig durch das Gerüste zerstreut, sondern haben eigenthümliche Zellstränge entstehen lassen, welche am Rande des Lappens durch die erwähnten Dis- sepimente getrennt sind, einen sehr unregelmässigen Verlauf durch den Lappen nehmen und in dessen Innerem mit einander vielfach anastomosiren. Ein Lumen schliessen die Zellstränge nicht ein, sie sind durchaus solide; ob ihnen Schläuche von einer membruna pnypria ausgekleidet entsprechen : dies zu ent- scheiden, ist mir nicht geglückt. Ich zweifle nicht, dass mit der zuletzt beschriebenen Form die Entwicklung des Lappenorgans nicht abgeschlossen ist, aber ich kann keine Mittheilung über die weiteren Schicksale desselben machen, denn es ist mir nicht gelungen, einen reiferen Zustand des Lappenorgans zu erhalten. Ich bedaure dies umso- mehr, als unsere jetzigen Kenntnisse vom Lappeuorgan einen sicheren Ausspruch über dessen Natur nicht zu rechtfertigen s-cheinen. Wenn man sich zu orientiren sucht, was sich mit einiger Wahrscheinlichkeit über das Lappenorgan sagen lässt, so ergibt sich Folgendes: Die Meinung, dass das Lappenorgan eine Modi- 428 Freud. fication des Ovarinms ist, welche von einem frühen Entwicklungs- ziistand des letzteren ausgeht, ist zwar nicht völlig auszii- schliessen, denn es ist ja nicht g-elnngen nachzuweisen, dass die erste Anlage beider Organe schon eine verschiedene sei ; sie ist aber gar nicht wahrscheinlich, denn soweit das Lappenorgan in seiner Entwicklung zurückverfolgt worden, hat es sich als diflferent vom unreifen Ovarium erwiesen. Es fehlen auch alle Übergänge zwischen entwickelten Formen des Lappenorgans und des Ovariums, vielmehr entwickelt sich das Lappenorgan zu einem ganz anderen Typus als der Eierstock. Hier werden die Zellen grösser, ohne wie es scheint, sich zu vermehren, bleiben in Reihen angeordnet ; dort hingegen proliferiren die Zellen, werden kleiner und ordnen sich endlich zu anastomo- sirenden Strängen. Für die Hodennatur des Lappenorgans spricht der histologische Bau nicht direct, denn ein binde- gewebiges Gerüste und rundliche Zellen in dessen Maschen, die proliferiren, sind Restandtheile, welche vielen jugend- lichen Organen zukommen mögen. Die mikroskopische L^nter- suchung des Lappenorgans spricht aber auch nicht gegen die Auffassung, dass das Lappenorgan der Hoden der Aale sei, denn das Lappenorgau, wie es Syrski bei bis 430'"'" grossen Aalen gefunden hat, stellt sich als ein unreifes Organ heraus, und jene Veränderungen der Zellen, welche zur Spermatozoen- bildung führen, könnten noch bei weiterer Reife auftreten. Die beständige Proliferation, die Verkleinerung der Zellen und ihre Anordnung zu Strängen: diese Vorgänge in dem Lappenorgau des Aals scheinen der Meinung, dass das Lappenorgan der Hoden sei, die ja von Syrski durch anatomische Gründe gestützt ist, wenigstens nicht zu widersprechen. Es würde sich dann thatsächlich so verhalten, wie v. Sie- bold es in seinem Buch über dieSüsswasserfische Mitteleuropa's ausgedrückt hat „dass die Aale nicht im Geringsten für das Fortpflanzungsgeschäf t v orb ereit e t in das Meer hinaustreten.'' Es wäre dann auch der Ausspruch von Syrski, dass bei den Aalen Dimorphismus herrsche, indem die Weibchen grösser seien als die Männchen, einzuschränken; es lässt sich dies höchstens von den nicht geschlechtsreifen Thieren sagen, denn Beobachtungen über die Lappenorgane des Aals. 429^ selbst wenn man zugibt, dass das Lappenorgan der Hoden ist^ 80 bat docb niemand ein reifes Lappenorgan und ein reifes Aalmänneben gesehen. Syrski bat aucb angegeben, dass die Aale, welche das Lappenorgan besitzen, grosse Augen haben. M. C. Dareste hat (in einer Mittheihing, die ich aus den Annais nat. History^ Vol. 16, Nr. 96 kenne) hinzugefügt, dass diese kleinen Aale mit grossen Augen in Frankreich als Varietät pimperneau unterschieden werden . und dass es von dieser Varietät auch solche gebe, die Ovarien und kein Lappenoi'gan besitzen, er hat darauf die Meinung gegründet, dass die Aalvarietät pimperneau beiderlei Geschlechter besitze und fruchtbar sei, und dass die anderen Aalvarietäten, die bloss Ovarien haben, die Eier nicht zur Entwicklung bringen und steril bleiben. Ich muss gestehen, dass mir die Schlüsse, die Dareste gezogen hat, wenig zwingend erscheinen. Weder er noch Sy rsk i liaben, so viel icli weiss, Messungen mitgetheilt, aus denen hervorgehen würde, dass die Aale mit Lappenorganen grosse Augen haben. Ich habe in Triest gegen 50 Aale, theils Weibchen, theis solche mit Lappenorgan, gemessen und niemals gefunden, dass zwischen dem Vorhandensein oder Fehlen des Lappen - Organs und der — relativen oder absoluten — Grösse des Auges ein Zusammenhang bestünde; ich darf also behaupten, dass auch bei Aalen mit kleinen Augen, die also nicht zur Varietät pimper- neuu gezählt werden können, das Lappenorgan vorkommt und damit fällt (iie Unterscheidung der Aale in sterile und frucht- bare Varietäten. Um anschaulich zu machen, dass die Grösse der Augen wohl von anderen Dingen als von der Anwesenheit des Lappenorgans beeinflusst wird, theile ich die Messungen der Kövperlänge des Kopfes und des horizontalen Durchmessers des Auges von drei Aalen mit, die alle drei das Lappenorgan besassen und alle gewisse sehr auffallende ^lerkmale, ^ mit einander gemein hatten. 1 Diese Merkmale sind: 8ehr dunkle, ius Grünliche oder Bläuliche spielende Färbung des Rückens, tief schwarze Brustflossen, wenig steiler, geradliniger Abfall des Kopfes zur «chnauze, grosse Deutlichkeit der Seitenporen amKopfe. Ich habe auch Aale von solchem Aussehen gefunden., die Ovarien hatten. 480 B^reiicl. A H (' Körperliin-e 350 390 430'"" Von der Sclinauzenspitze bis zum Kienienloch 42 47 42 Horizontaler Diirclnnesser des Auges ... 8 9 6 Das Thier C hatte also trotz seiner bedeutenden Körj)er- läng-e relativ r- ', 'iSolut kleine Augen und zwar relativ kleinere Augen als die meisten Aahveibohen. Dareste bat allerdings auch seine Untersclicidung der Aale in grossäugige fruchtbare und kleinäugige sterile darauf basirt, dass die ersteren, die pimperneau, sich nur an den Flussmündungen aufhalten, während die letzteren in die Flüsse selbst aufsteigen. Ich habe über die Thatsache selbst keine Erfahrung, möchte es aber für gewagt halten, Unterscheidungen von Varietäten auf Verhältnisse wie Körperlänge, Aufenthalt und Dimensionen des Auges zu gründen, welche theiis mit dem Alter, theiis individuell und physiologisch variiren können. V'i'oml : rbei' das Syrsldsche Organ et(\ Kit}. 1. ^"2. p.E, Fijj.ö. sp. E. '&B' ^. '>'' ^c r-^---^ /^' ^^C Fig/i. a \^1 1\K Fig.ö. sp ..:® i'''v, DJ J.Heitsmann. ^."k.Hof-Ti StaatsirucKei' Sil/.inujsb.d.k.Akad.fl.W.inntli.nnt.Cl. hXXV. Bd.r.Ablli. 187 Beobachtuug-en über die Lappenoigane des Aals. 431 Erklärung der Abbildungen. Fig. 1. Die hauptsächlichsten Formen des Lappen org-ans. Schematische Zeichnung. A Lappenluses Organ. B Organ mit schmalen hyalinen Läppchen. C Entwickeltes Lappenorgan. Fig. 2. Epitelien des Lappenorgans isolirt aus Müller'scher Flüssigkeit. jj. E. polygonales Epitel. sp. E. Spindelzellen-Epitel. Fig. 3. Inhaltszellen und Bindegeweoskörper des Lappenorgans isolirt aus Müller'scher Flüssigkeit. Vergrössert gezeichnet nach Ha r t n. Yg, a drei Inhaltszelleu h zwei Zellen von Bindegewebskörpern umringt. c Kerne in feinkörnigem Protoplasma von Bindegewebskörpern eingeschlossen. d zwei Bindegewi^bskörper miteinander verbunden, deren leisten- förmige Fortsätze eine Zelle einrahmen. e ßindegewebszelle mit grossem Protoplasmasaum, /■ Bindegewebszelle mit ringförmiger Leiste. g Bindegewebskörper mit leistenförmigem Fortsatz. k Ungewöhnliche Form der Verbindung zweier Bindegewebs- körper durch ein geknicktes Leistchen. Fig. 4. Ungewöhnliche Zellen aus einem kleinen Lappen, a und b isolirt aus Müller'scher Flüssigkeit, c isolirt aus Überosmiumsäure. Die Zellen von spindelförmigen Körpern umgeben. Fig. 5. Ansicht eines Stückchen vom freien Rande des Lappenorgans zwischen zwei kleinen Läppchen. sp. Spindelzellen. b. Bindegewebskörper. z. Zellen des Lappenorgans. hz. Zellen des Lappenorgans in Hänfehen angeordnet. ^jfZb. d. inathem.-naturw. C). LXXV. Bd. I. Abth. 22 432 XI SITZUNG VOM 26. APRIL 1877. Das c. M. Herr Prof. Ad. Lieben übersendet eine In seinem Laboratorium ausg-efiiln-te Arbeit des Herrn Dr. Z. H. Skraup: „Zur Kenntniss der Eisencyanverbindungen", welche das 8uperferrideyankaliiim zum Gegenstande hat. Herr Prof. Rieh. Maly in Graz übersendet eine Abhand- lung, betitelt: „Über ein neues Derivat des Sulfoharnstoflfes : Die Sulfh y da ntoYn säure oder Sulfoearbamide ssig- säure*^. Das w. M. Herr Prof. Vikt. v. Lang legt eine Abhandlung vor, betitelt: ..Theorie der Circularpolarisation", in welcher die vom Verfasser vor Kurzem gegebene Theorie der Doppelbrechung auch auf circularpolarisirende Medien ausgedehnt wird. Das w. M, Herr Director v. Littrow theilt mit, dass der kais. Akademie von Herrn E. Block in Odessa am 20. April nachträglich (siehe Anzeiger vom 19. April) folgendes Tele- gramm : „Komet 10. April ungefähr 00900 03807, der Ort ist nur durch Alignement eingetragen", als von hier aus am 20. telegraphisch verlangte Ergänzung einer brieflichen Notiz des Herrn Block vom 17. April zuging, wonach er am 10. April nahe an 7 Cassiopeae einen bei Herschel nicht vorkommenden Nebel in den Dien'schen Atlas einzeichnete und erst am 16. bestimmt als Kometen erkannte. Das w. M. Herr Prof. E. Suess legt eine Abhandlung des Dr. A. Bittner vor, betitelt: „Über Phymutocarcinus speciosus Keuss". Herr Prof. Toula überreicht als weitere Mittheilung über seine, im Auftrage der hohen kaiserl. Akademie unternommenen geologischen Untersuchungen im westlichen Theile des Balkan, 433 eine Abhandlung- unter dem Titel: „Ein geologisches Profil von Osmanieh am Arcer, über den Sveti Nikola -B alkan, nach Ak-Palanka an der Nisava." An Druckschriften wurden vorgelegt; Academie Royale de Relgique: Bulletin. 46" annee, 2' serie, tome 43. Nr. 2. Bruxelles, 1877; 8". Akademie, k. k. der bildenden Künste : Geschichte. Festschrift zur Eröffnung des neuen Akademie - Gebäudes von Carl V. Lützow. Wien, 1877; 4'^. Akademija Jugoslavenska znanosti i umjetnosti: Rad. Knjiga XXXVIII. U Zagrebu 1877 ; 8^ Annales des mines. VIP Serie. Tome X. 5' Livraison. Paris, 1876; 8". Anstalt, königl. ungar. geologische: Mittheilungen aus dem Jahrbuche. VI. Band, 3. Heft. Budapest, 1876; 8'^. A potheker- Verein, allgem. österr. : Zeitschrift (nebst An- zeigen-Blatt). 15. Jahrgang Nr. 8—12. Wien, 1877; 4». Eartoli Adolfo : Sulla seusibilitä dell' Occhio. Pisa, 1876; 8**. — Spiegazione di aleuni fatti relativ! alla teoria del Magne- tismo di rotazione. Pisa, 1875; 8**. Bibliotheque Universelle et Revue Suisse: Archives des Sciences physiques et naturelles. N. P. Tome LVIII. Nr. 231. Geneve, Lausanne, Paris, 1877; S^. Bolroni, Pompeo Dr.: Sul Cholera con riguardo speciale dell' Igiene publica e Polizia sanitaria, Padova, 1877; 8'\ Burmeister, H. Dr.: Description physique de la Republique Argentine. Tome I et IL Paris, 1876; 8'\ Comptes rendus des seances de 1' Academie des Sciences. Tome LXXXIV. Nr. 15. Paris, 1877; 4^ D'Arbois de Jubainville: Les premiers Habitants de l'Europe. Paris, 1877; 8^ Gesellschaft, gelehrte estnische zuDorpat: Sitzungsberichte. 1876. Dorpat, 1876; 12^ — königl. der Wissenschaften und der G. A. Universität zu Göttingen: Nachrichten. Nr. 1—9. Göttingen, 1877; 12". — k. k. geographische, in Wien: Mittheilungen. Band XX (neuer Folge X), Nr. 3. Wien, 1877; 8*>. 22 * 434 Halle, Universität: Akademische Gelegenlieitsschritteii pro J876> Halle, 1876; 40 & 8". Marburg, Universität: Akademische Gelegenheitsschriften pro- 1875/6. 4« & 8». Ministere de Tlnstniction publique et des Beaux Arts: Rap- ports sur le Service des Archives, de la Bibliotheque Natio- nale et des Missions pendant l'annee 1876. Paris, 1876; 4". Inventaire general et methodique desManuscrits fran^ais de la Bibliotheque Nationale par Leopold Delisle. Tome I. Theologie. Paris, 1876; 4». National- Museum, ungarisches /u Budapest: Termeszetrajzi füzetek. I. Band, 1. Heft. Budapest, 1877; S^. Nature. Nr. 390. Vol. XV. London, 1877; 4^ „Revue politique et litteraire'* et „Revue scientifique de la France et deTEtranger". VP Annee, 2^ .Serie, Nr. 43. Paris,^ 1877; 4^ Societe geologique de France: Bulletin, o^ Serie. Tome V% Nr. 2. Paris, 1877; 8". — mathematique de France: Bulletin. Tome V, Nr. 2. Paris, 1877 ; 8^ Verein für Landeskunde von Nieder-Osterreich: Blätter. Neue Folge. X. Jahrgang. Nr. 1—12. Wien, 1876; 8«. — Topo- graphie von Nieder-Osterreich. H. Band, 1. u. 2. Heft. Wien, 1876; 4«^. — der cechischen Chemiker : Listy Chemicke. L Jahrgang, 1877. Nr. 5—7. Prag, 1877; 8". — militär - wissenschaftlicher in Wien: Organ. XIV. Band.. Separat-Beilage zum 1. Hefte. Wien, 1877; 8". — XIV. Bd., 2. u. 3. Heft. Wien, 1877; 8*^. Wiener Medizin. Wochenschrift. XXVII. Jahrgang, Nr. 16. Wien, 1877; 4«. 435 Über Phymatocarcinus speciosus Reuss. Von Alexander Bittner. (Mit 1 Tafel.) Unter voranstehendem Namen wurde von Professor Reuss im LXIII. Bande der Sitzungsberichte der k. Akademie der Wissenschaften, I. Abtheiiung-, Jahrgang 1871 ein sehr schön erhaltener Cephalotborax eines knrzschwänzigen Krebses Ijeschrieben, welcheraus demLeithakalkconglomerate des Rauck- stallbrunngrabens bei Baden stammte. Dieses Stück, Privateig:en- ■thum des Herrn Gonvers in Wien, war bisher ein Unicum geblieben, nicht nur in seiner Art, sondern was die g-esammte Brachyurenfauna der sonst an Organismen aller Ordnungen so reichen österreichischen Miocänablagerungen anbelangt. Vor kurzem jedoch hatte Herr Professor Dr. Rudolf Hörn es in Graz die Freundlichkeit, mir mehrere Brachyurenreste aus dem Leithakalke von Gamlitz in Steiermark zur Bestimmung zu über- geben und es stellte sich heraus, dass dieselben mit der Krabbe von Baden identisch seien. Es ist dieser Umstand wohl von einigem Interesse, denn er zeigt, dass Phymatocnrcinus speciosus Reuss, der erste und einzige aus dem Wiener Becken bekannte Brachyure, auch wohl noch an anderen Localitäten in den alters- gleichen Schichten zu erwarten und ein recht häufiger Bewohner •des miocänen Meeres gewesen sein möge. Da diese Art nun in Gamlitz gar nicht selten vorzukommen scheint und die heute vorliegenden Stücke eine ziemlich wesentliche Ergänzung zu der Reuss'schen Darstellung zu liefern im Stande sind, so möge es gestattet sein, etwas näher auf ihre Beschreibung einzu- gehen. Was zunächst das Gestein anbelangt, in welchem die Garalitzer Krabben eingebettet sind, so ist dasselbe von mehr mergeliger als kalkiger Beschaftenheit und wird von zahlreichen 436 Bittner. Nulliporentriininiern erfüllt. Es gehenabevleidcrso viele Kluft- und Rutsclifläclien durch dasselbe, dass grössere organische Reste gewiss sehr schwer in vollständiger Erhaltung daraus zu gewinnen sind. Daher kommt es auch, dass die Krabben, die an dieser Localität durchaus nicht selten zu sein scheinen, mehr oder weniger fragmentarisch oder doch verschoben und verdrückt erscheinen. Einzelne Sclieerenglieder sind häutiger und zwar solche von mehreren Arten. Schon Professor Reuss erwähnt 1. c. pag. 1 Bruchstücke von Scheerentingern, die dem Gen. Scylla Deh. angehören mögen, aus dem Leithakalke von Gam- litz und pag. 2 von ebendaher einen sehr schadhaften Cephalo- thorax, der sich in der Sammlung des Hof-Mineralien-Kabinets befindet und (nach seiner völlig glatten Oberfläche, seinem un- gezähnten Vorderseitenrande, an dem nur eine Abbruchsteile eines Zahns oder Höckers, da wo er mit dem Hinterseitenrande zusammenstösst, bemerkbar ist, und der ganzen Gestalt zu urtheilen) wohl einem Carpilius angehört haben möchte. Auch; kleinere Portunidenscheeren i liegen in derselben Sammlung, sowohl von Gamlitz als von Pols bei Wildon. Ferner befindet sich ebenda ein Stück sandigen Tegels von St. Florian, auf welchem ein von der Schale entblösster Cephalothorax eines Catometopen liegt, der unzweifelhaft dem Gen. yiacrophfhnbnus zuzuzählen sein dürfte. Endlich fand sich beim Herauspräpariren der hier zu beschreibenden Phymatocarcinusreste ein sehr kleiner nur 3 Mm. laiiger Cephalothorax, der, nach Gestalt und Lobu- lirung, einer Art aus dem Gen. Titunocdrcinus A. Edw. zuzu- schreiben ist. So wenig auch diese Reste zu einer genaueren Determi- niruiig und Beschreibung zu verwenden sind, so zeigen sie doch, dass auch für die Kunde der brachyuren Krebse in unseren Miocäuablagerungen mit der Zeit etwas zu erwarten sein wird. Um nun zur Beschreibung der Phymatocarcinusreste übeV- zugehen, so sei gleich hier erwähnt, dass das von Professor Reuss beschriebene Exemplar nur ein Steinkern ist, eine Tliatsache, 1 Im JahrbiK'lie dei geol. Reiclis*;iii8t;ilt 1860, Verh\ pag. 139 er- wähnt .Stäche einer Liipoa-artigen Krabbe von Tscbatesoh in Kraiu. über Phyiiiai.ocarviniis speciosus Henss. 4b7 deren Erwähnung man in der Reuss'schen Beschreibung ver- misst. Würde man nur ein Schalenexeniplar mit der R e u s s'schen Abbildung zu vergleichen haben, so wäre es wohl sehr gewagt, die Identität beider behaupten zu wollen, da aber unter dem mir vorliegenden Materiale ausser einem mit völlig unversehrter Schale erhaltenen Individuum noch zwei andere sich befanden, welche nur theilweise noch die Schale besassen, und ich ander- seits durch die Zuvorkommeniieit des Herrn Gonvers Gelegen- heit hatte, das Reuss'sche Original vergleichen zu können, so musste jeder Zweifel an der Identität des Gamlitzer und Badener Vorkommens schwinden. Der Kopfbrustschild ist sehr breit, in transversaler Rich- tung ziemlich flach, in longitudinaler Richtung dagegen um sehr viel stärker gewölbt, insbesondere aber im vorderen Drittel ausserordentlich stark herabgebogen, die Stirn- und Leber- gegend daher steil abschüssig. Die Vorderseitenränder mit- sammt der Stirn bilden einen Bogen, der mehr als die Hälfte einer Ellipse beträgt, die Stirn selbst ist ziemlich breit, sie nimmt fast den fünften Theil jenes Bogens ein ; ihre Mitte ver- längert sich in zwei stumpfe Lappen, die durch eine ziemlich breite und flache Rinne getrennt werden. Gegen die Augen- höhlen hin tritt der Stirnraud zurück und die Innern Orbital- winkel springen kaum vor. Der Supraorbitalrand bildet einen vollkommenen Halbkreis und ist wulstig aufgetrieben. Deutliche Einschnitte besitzt er nicht. Die Augenhöhle selbst (im Lichten gemessen) erreicht kaum mehr als ein Drittel der Stirnbreite. Die Vorderseitenränder erreichen eine Länge, auf welche sich (vom Extraorbitalvvinkel an gerechnet) die Stirnbreite genau zweimal auftragen lässt. Die Hinterseitenränder sind nur halb so lang als die Vorderseitenränder und stark concav. Der Hinterrand ist fast völlig geradlinig und gleicht an Länge dem Hiuterseitenrande. Es folgen hier die genaueren Maasse des mit der Schale erhaltenen (zugleich des grössten) Exemplares:i » Da ein Vergleich der Reuss'schen Maasse zeigt, dass diese und die hier gegebenen differiren, so erlaube ich mir die von Reu ss gegebenen nach dem Originale zu corrigiren. Bei diesem beträgt: (rrösste Breite 35 Mm. 488 B i t t II Orösste Breite (am drittletzten Seiteiiraiidzahne gemessen) 41 Mm. Stirnhreite (zwischen den Infraorbitalwinkeln) . 1 1 r Durchmesser der Augenhöhle -* r Breite des Cephalothorax zwischen den beiden letzten Vorderseitenrandzähnen .... 32 ,, Hinterrand 12 Länge des Cephalothorax 27 „ Verhältniss der Länge zur Breite 1 : 1-52 ,, Die ganze Oberfläche des Cephalothorax ist mit gerun- deten bis halbkugeligen Erhöhungen bedeckt und zwar so, dass jede der deutlich und scharf begrenzten Regionen deren mehrere grössere besitzt, an und zwischen welche sich fast allseitig kleinere anlegen, so dass die ganze Oberfläche von Furchen und vertieften Linien durchzogen ist, wie von ebensovielen Schnittlinien sich gegenseitig durchdringender grösserer und kleinerer Kugelsegmente. Die Anordnung der hauptsächlichsten dieser Höcker ist folgende: Das Stirnfeld besitzt deren vier von flacher, wenig her- vortretender (xcstalt, von denen die äusseren am Stirnrande selbst neben den Orbitalwinkeln, die inneren aber ein wenig weiter nach rückwärts, zu beiden Seiten der breiten Stirnfurche liegen, welche Furche selbst zwischen jenen Höckern zwei hintereinander stehende kaum merkbare unpaare Hervorragungen (im Steinkerne sind sie deutlicher) zeigt. Hinter diesem Frontal- felde liegt eine sehr deutlich hervortretende Furche oder Rinne, die sich beiderseits in derselben Breite fortsetzt und dergestalt einen gleich breiten Zwischenraum zwischen dem Fronto-Orbital- und Anterolateralrande einer- und der Scheibe des Schildes andererseits herstellt. Aber auch diese Rinne ist nicht glatt und Läag-e 23 Mm. Stirnbreite 9-5 „ Durchmesser der Orbita . . 3-r>7 „ Läiiffedes Hinterraiuies . . 1(» Die abweichende Angabe der Augenhöhlenbreite bei Reiiss (6 Mm.) beruht auf der Undeutlichkeit der Erhaltung des Originals in dieser Ge- gend; die falsche Angabe der Länge (IS-j Mm.) kann nur einem Irrthum zugeschrieben werden. über I'/iipnatocorciniis speciofUts Reuss. 439 eben, sondern wird von einer Anzahl kleinerer Wölbnng'en er- füllt, die gegen die Stirn- und Augenreg'ion in einf:ieher Reihe stehen und als Dependenzen der Seheibenhöcker anzusehen sind, während sie in der Seitenrandgegend zweireihig angeordnet er- seheinen und zum Theil als Satelliten der Seitenrandzähne, zum Theil als solche der Scheibenhöcker gelten müssen. Daraus geht von selbst hervor, wo der tiefste Theil dieser Rinne verläuft. Die Gastralregion zeigt zunächst hinter den Stirnhöckern zu beiden Seiten der Mittelfurche eine sehr starke Hervorragung, die wohl als dem Epigastralfelde entsprechend zu deuten sein wird (Reuss sieht darin den Postfrontalhöcker); daran schliesst sich rückwärts und seitlich das grosse scharf umgrenzte Proto- gastralfeld, durch eine Längsfurche in zwei rückwärts etwas cou- vergirende Kücken getheilt, deren jeder vier grosse Höcker trägt, um welche sich einige kleinere in den Furchen selbst liegende finden. Zwischen den beiderseitigen Protogastralfeldern, bis zum hinteren VAide der Epigastralia reichend, schiebt sich die lange spitze Zunge des Mesogastralfeldes ein, die sich hinter der Protogastralregion zu einer unregelmässig fünfeckigen Figur erweitert. Die Mesogastralzunge besitzt vier Höcker in einer Längslinie, die beiden vorderen sehr klein, der dritte grösser, der vierte am grössten und zwischen diesem und dem dritten noch zwei sehr kleine flache Wölbungen nebeneinander. Dann folgt an der Stelle, wo die Zunge sich in das eigentliche Meso- gastralfeldverbreitert,eine flacheRinne und in dieser vier schwache Hervorragungen in Querreihe und hinter dieser wohl auch noch eine fünfte unpaare. Hierauf folgen die nebeneinander stehenden zwei breiten und flachen Mesogastralhöcker, selbst wieder unter- abgetheilt, und hinter ihnen abermals eine Furche, in welcher man in querer Richtung sechs schwache Höckerchen bemerkt, von denen die beiden mittleren etwas grösser sind. Diese Furche mnss als die Abgrenzung gegen die Urogastral- region angesehen werden, welche vorn zwei grössere seitliche und zwis hen diesen zwei kleinere unpaare, nach rückwärts aber in der Gastrocardiacalfurche eine aus 5 — 6 sehr schwachen Erhebungen gebildete Querreihe besitzt. Die von Reuss ange- gebenen beiden nach vorn gerichteten Poren seitlich vor dem vordersten unpaaren Höcker des Urogastralfeldes zeigen die 44U Bittner. nanilitzer Steinkerne ebenfalls. Dass dieselben nic.lit dureli das Aiisl'allen vorhanden gewesener Borsteniiaare entstanden sein können, ist klar; aber diese Vermutliung Reuss' lässt wohl dar- auf schliesson, dass er den ihm vorliegenden Rest keineswegs für einen blossen .Steinkern erkannt habe. Diese beiden poren- artigen Eindrüeke, welche man auf der Oberfläche fast eines jeden Brachyurencephalothorax deutlich wahrnehmen kann, sind oifenbar nichts anderes als die äusseren Andeutungen von Vor- sprüngen der festen Schale, die im Inneren den Mandibular- muskeln zum Ansätze dienen. Die Hepaticalregion theilt sich wieder in drei verschiedene Felder, ein inneres mit zwei Höckern, ein von diesem durch eine breite Furche getrenntes äusseres mit einem grossen Höcker, hinter dem noch ein weit kleinerer steht, und ein vorderes Feld, welches von dem inneren nicht scharf getrennt ist, mit nur einem Höcker. (Reuss scheint diesen vorderen Hepaticalhöcker gänz- lich übersehen zu haben.) Die Branchialgegend ist sowohl von der Leber- und Proto- gastral-, als von der Meso- und Cardiacalgegend durch eine sehr stark ausgeprägte Furche geschieden, die insbesonders da wo sie aus der transversalen in die longitudinale Richtung um- biegt, also an der Spitze der Protogastralloben, sehr breit und tief wird. An dieser dreieckig erweiterten Stelle steht in ihrer Tiefe selbst ein ganz schwaches Höckerchen. Nicht so deutlich ist die Scheidelinie zwischen der vorderen und der hinteren Branchialgegend ausgedrückt. Als die Grenze dieser beiden Re- gionen muss man eine Furche betrachten, welche als directe Fortsetzung der Gastrocardiacalfurche in mehrfacher Bogen- krümmung nach Aussen verläuft. Die vordere Branchialgegend zerfällt ihrerseits wieder in drei Felder, von denen das äusserste zwei sehr grosse, den benachbarten Seitenrand/.ähnen entspre- chende, das mittlere drei ebenfalls sehr grosse im Dreieck ge- stellte und das innerste drei etwas kleinere Höcker besitzt; von diesen drei letztgenannten ist insbesondere der vorderste stark abgetheilt, so dass er wie aus zwei Erhebungen zusammenge- setzt erscheint. Das mittlere und innere Anterobranchialfeld sind durch eine Rinne getrennt, welche ganz geradlinig von der hin- teren Spitze der Protogastralregion zum letzten Seiteurandzahne über P/ii/iiuitoctircinKs speciosus Rens s. 441 verläuft und besonders in ihrer vorderen Hälfte scharf hervor- tritt, während sie innerhalb der hinteren Branchialregion an Deutlichkeit verliert. Nach aussen von dieser Furche besitzt die Posterobranchialgegend nur mehr einen Höcker, nach innen da- geg:en (abgesehen von den Randhöckern) noch acht, und zwar sämmtlich von geringerer Grösse und derart in zwei g'leichge- staltete, gleichgrosse und fast gleichschenkelige Dreiecke ge- ordnet, dass zwei solche Höcker die Basis, einer die Mitte und einer die Spitze je eines dieser Dreiecke bilden, und dass die Spitze* des äusseren von beiden gerade nach aussen, die des inneren aber gerade nach vorn gekehrt ist. Die Cardiacalregion bildet ein ziemlich gleichseitiges Drei- eck mit nach rückwärts gewendeter Spitze, welches von neun bis eilf Höckern geringerer Grösse dergestalt bedeckt ist, dass vier davon die vordere Seite, zwei dicht nebeneinander stehende die Spitze, einer die Mitte und vier, von denen die beiden hinteren sehr schwach entwickelt sein können, den noch übrigen Raum der Seiten einnehmen. Eine tiefe Grube schliesst diese vordere Herzgegend ab, jenseits welcher die Bianchiocardiacalfurchen abermals weit auseinander treten, so dass aus einer Reihe von sieben Höckern, die fast geradlinig ein kurzes Stück von dem Hinterrande auftreten, die drei mittelsten zwischen beide Fur- chen zu liegen kommen, und also der Metacardiacalregion ange- hören, die sich weiter nach rückwärts über die gesammte Breite des Hinterrandes erstreckt. Es folgt aber vordem eine Furche, und dann erst der mit einer aus circa zwölf kleinen Höckerchen gebildeten Leiste verzierte Hinterrand. Zwischen dem äusseren Höcker der vorletzten Reihe und dem letzten Vorderseitenrandzahne zählt man noch fünf rand- ständige Höcker, welche die Metabranchialregion nach aussen begränzen und einen stark gekrümmten Bogen bilden. Als letzter Vorderseitenrandzahn dürfte derjenige zu bezeichnen sein, welcher in die Verlängerung der vom Hinterende des Protogastrallobus zwischen dem mittleren und inneren Anterobranchialfelde ver- laufenden Furche, oder ein wenig nach auswärts von dieser zu liegen kommt. Derselbe liegt dem Unterrande des umgebogenen Theiles der Branchialregion am nächsten und überragt noch den Rand des Cephalothorax, während der hinter ihm folgende bereits 442 B i 1 1 n e r. Stark unch einwärts gerückt erseheint; aiieli liegt in ilun die Grenze zwiselien der convexen Kriunmiuif? der Vorder- und der ■conenven Krlimmung der Hinterseitenränder. Mit Einschluss dieses erwälinten Zahnes sind sechs Vorderseitenrandzähne, den f'xtraorbitalwinkel nicht mitg-erechnet, vorhanden. (Würde man mit Dana von der Fünfzahl ausgehen und am äusseren Augen- Avinkel selbst zu zählen beginnen, so käme der letzte 8eitenrand- 7ahn um zwei weiter nach vorn zu liegen , an die Stelle der g-rössten Körperbreite.) Die Vorderseitenrandzähne sind insgesammt stumpf und von etwa zitzenförmiger Gestalt. Der hinterste ist ziemlich klein und einfach, der nächst folgende schon bedeutend kräftiger und am Hinterrande von einem kleinen Nebenhöcker begleitet, der tiritte, dem äussersten hinteren Höcker der Anterobranchialregion entsprechende, ebenso gebildet, aber noch etwas stärker, der vierte von dreilappiger Gestalt und daher von der grössten Breite, der fünfte, welcher dem äusseren hinteren Hepatical- höcker entspricht, ist ebenfalls noch dreilappig, aber schon ge- ringer an Grösse, der sechste (vorderste) ist nur mehr schwach entwickelt und erscheint einspitzig, im Steinkerne aber zwei- spitzig; von ihm ans wendet sich der Rand nach abwärts und verläuft parallel unter dem Infraorbitalrande und von diesem nur durch eine schwache Furche getrennt, zur Mundgegend. Knapp unter dem äusseren Augenwinkel tritt er noch als schwaches Zähnchen liervor, im Übrigen bildet er nur mehr eine granulirte Leiste. Die Unterseite ist im Bereiche der Vorderseitenränder glatt, unterhalb der Hinterseitenrandzähne dagegen noch schwach granulirt. Es sei noch einmal hervorgehoben, dass diese grossen Höcker von noch zahlreicheren, in den Furchen vertheilten schwächeren Erhebungen umgeben werden, ja dass sie selbst wieder, wenigstens die stärkeren von ihnen (und diese liegen in der Mesogastral-, Hepatical- und vorderen Branchialgegend) durch feinere Furchen unterabgetheilt sind. Die Anordnung und Zahl aller dieser Hervorragungen ist bei sämmtlichen mir vorliegenden vier Exemplaren bis in das kleinste Detail genau dieselbe, daher als äusserst constant und für die Art charak- teristisch zu betrachten. über Phyinatocnrcittus «ptciusiis- Reu SS. 443 Die gesammte Oberfläche der .Schale ist äusserst fein netz- artig granulirt und zeigt insbesondere in den Furchen eine An- zahl grösserer dunkler Punkte, welche wohl Ansatzstellen haar- artiger Gebilde gewesen sein mögen. Aus der vorangehenden Beschreibung und einer Vergleichung derselben mit der von Professor Reuss gegebenen dürfte sich wohl die vollkommene Identität der Gamlitzer Keste mit dem Badener Exemplare ergeben und eine Beschreibung der Gam- litzer Steinkerne wäre hier umsoweniger am Platze, als sie nur eine Wiederholung des bisher gesagten, und der Reuss'schen Beschreibung sein könnte. Die geringen Differenzen und einige unbedeutende Unrichtigkeiten in der Reuss'schen Beschreibung die zum Theil auf Rechnung des Erhaltungszustandes zu setzen sind, wurden bereits oben bemerkt. Es wäre nur noch hinzuzufügen,, dass bei den Gamlitzer Steinkernen die Oberfläche der säulen- artigen Höcker nicht so flach ist, wie bei dem Badener Originale,, was wohl von einer geringen Abreibung des letzteren herrührt. Auch zeigt sich erst am Steinkerne deutlicher, dass der Supra- orbitalrand zwei Fissuren besitzt, beide in der gegen aussen liegenden Hälfte. An der Oberfläche der Schale tritt nur die innere etwas merkbarer hervor. Die merkwürdige und auffallende Verschiedenheit in der Sculptur der Oberfläche der Schai. < iner- und des Steinkernes andererseits steht wohl im Zusam'ne'ihange mit der eigenthüm- lichen Bildung der Schale selbst. Ihr Aussehen ist an der Ober- fläche weiss und kreidig. An etwas angegriftenen Stellen be- merkt man, wie zunächst die Oberfläche der stärksten Höcker gelitten hat. Sprengt man ein Stück der Schale ab, so zeigt sich, dass dieselbe aus drei erkennbaren Lagen besteht, einer kreidigen weissen äusseren, einer eben solchen inneren, die meist noch in den Furchen des Steinkernes haften bleibt, und einer mittleren,, welche am stärksten ist. Diese mittlere Schichte bildet aber kein zusammenhängendes Ganzes, sondern ist von zahlreichen grösseren und kleineren Otfnungen mit zugerundeten Rändern, welche Oifnungen den Höckern entsprechen, netzförmig durch- brochen und insbesondere an den Rändern der grössten Säulen aufgebogen, als habe sie auch über diese hinüber sich wölben wollen. Dadurch entsteht nun ein unregelmässiges Maschenwerk 444 Hittucr. welches aus im Qncrsclinitte ,i;enindeteu, vielfach verzweigten soliden Stäben gebildet ist, und dieses Maschenwerk füllt die Vertiefungen zwisciien den Säulen des Steinkerns aus. Die Unter- fläche dieser Netzscliiclit ist völlig glatt, die Oberfläche dageg-en von zahllosen kleinen H()ckerchen rauh. Einzelne Fetzen dieser Schale flndct man hie und da isolirt im (icstein, und könnte sie dann leicht bei oberflächlicher Betrachtung für Bryozoen, etwa der Gattung Rctepora halten. Dieses Gitterw'Crk liegt übrigens nirgends an die Säulen des Steinkernes an, sondern diese sind von der weissen kreidigen Schicht umgeben, deren untere Lage also hier mit der oberen communicirt. Ein Verticaldurchschnitt dieser Schale würde also beiläuflg das in Fig. )\ dargestellte Bild geben. Ob diese auttallende Structur etwas Ursprüngliches oder ob sie ganz oder theilvveise der Verwitterung und dem Fossili- sationsprocesse zuzuschreiben sei, wage ich nicht zu entscheiden. Der Umstand aber, dass die gegen die Säulen gekehrten Ränder der Maschen völlig glatt und gerundet sind und die ganze sonder- bare Verschiedenheit in der Oberfläciienform des Steinkernes gegenüber der Aussenseite der Schale, scheint wohl eher zu Gunsten der ersteren Ansicht zu sprechen. Von Extremitäten sind zunächst die ScheerenfUsse zu er- wähnen. Von der rechten Körperseite ist ein Oberarm da ; derselbe hat eine sehr breite und kurze Form. Die Breite (respective Höhe) desselben an der Einlenkungsstelle des Vorderarmes gemessen beträgt 12 Mm., die Länge des unteren Randes kaum 11 Mm. Die Gestalt ist wie gewöhnlich eine dreikantige und es sind an dem Exemplare nur die Aussen- und die Unterseite sichtbar. Die obere Kante ist äusserst scharf. Die Aussenseite ist auf der Mitte ziemlich glatt , gegen die Kanten zu aber, insbesondere gegen die obere höckerig; besonders starke Höcker stehen an den distalen Enden der beiden Kanten selbst. Das distale Ende ist auf dieser Fläche übrigens durch eine Furche abge- grenzt und von einer granulirten Randleiste eingefasst. Den Höckern der Schale entsprechen im Steinkerne genau so wie am Cephalothorax stärkere und spitzere Hervorragungen. Die untere Fläche des Oberarmes ist glatt und eben, mit sehr starkem, die Hälfte der Länge erreichendem Gelenksausschnitt für den Vorderarm. über Pliyinatocarcinus speciosus Reu SS. 445 Der Vorderarm ist kurz, von gerundetem Querschnitt, innen fast glatt, aussen mit mehreren unregelmässigen Längsreihen grösserer und dazwischen mit kleineren Tuberkeln besetzt. Der stärkste Höcker steht am Oberrande nahe dem Carpus. Der Carpus ist etwas länger und bedeutend l)reiter als der Vorderarm, massig comprimirt und an seiner Aussenfläche eben- falls mit Längsreiheu von grösseren Tuberkeln, insbesondere in der oberen Hälfte, besetzt. Die grössten davon stehen am Ober- rande selbst und zwar diesmal am proximalen Ende desselben. Die Innenfläche ist an der unteren Hälfte glatt. Die Finger sind nur t'ragmentär erhalten; der bewegliche besitzt mindestens zwei Keiheu grosser spitzer Höcker, die eine an der oberen Kante. Es ist kaum zu bezweifeln, dass die rechte Seheere bedeutend stärker war als die linke, denn von den eilf Oarpalieu, die mir vorliegen, gehören acht zurrechten Seheere und von diesen sind sechs grösser und unverhältnissmässig robuster gebaut als jedes der drei übrigen der linken Seite angehörigen Carpalia. Die Länge des grössten Carpale der rechten Seite (an der unteren Kante gemessen) beträgt 15 Mm., die Länge des grössten der linken Hand dagegen nur 11 Mm. Von den Gangfüssen sind nur zwei Fragmente vorhanden. Das eine ist ein Schenkel der rechten Seite, der zum Durch- schnitte ein gleichseitiges Dreieck mit sehr spitzem ungleichem Winkel (der oberen scharfen Kante entsprechend) hat. Diese Kante ist mit gegen das distale Ende an Stärke zunehmenden spitzen, dünnen Stacheln besetzt. Die Aussenseite ist gegen die Unterkante hin stark gekörnelt, die Innenseite glatt. Das zweite Fragment ist eine Schiene der linken Seite. Ihr Querschnitt ist elliptisch, ihre Aussenseite mit spitzen Höckern, ihre obere Kante mit zwei Reihen langer Dornen besetzt. Von den Mundwerkzeugen und vom Abdomen ist leider gar nichts erhalten, was umsomehr zu bedauern, als eine Kennt- niss von der Beschaifenheit der Kieferfüsse zur endgiltigen Ent- scheidung der systematischen Stellung dieses Fossils sehr erwünscht wäre. Dass eine solche Verwandtschaft sehr intimer Art zum Genus Daira De Hudn {Lagostoma M. Edw.) besteht, hat schon Reuss hervorgehoben. Die hier mitgetheilten neuen Daten bestätigen diese abermals, und zwar in dem Maasse, dass 446 Bittnor. Phymatocarcinus speeiosus lieuss wohl unbedenklich in das Genus Dairu eingereiht werden könnte, auch ohne dass das charakteristische Merkmal dieser Gattung, der scharfe Ausschnitt im Vorderrande des dritten Gliedes der äusseren Kieferfüsse nachgewiesen worden wäre. Denn in der That, vergleicht man z. B. die Abbildung von Daira L'ario/osu Fabr. spec. bei Dana tab. X. Fig. 4, so zeigt sich, dass bis auf ein etwas anderes Veriiältniss der Länge zur Breite (1:1-4 bei Daira varioloxa gegenüber 1 : 1-52 bei Phymatoc. speciosus) und bis auf geringe Abweichungen in der Ornamentirung der hintersten Regionen und in der Bezahnung der Seitenränder eine \ erschiedenheit zwischen den vergleichbaren Theilen der genannten Arten nicht besteht. Es ist also wohl /u hoffen, dass sich in Zukunft auch das für Daira ausschlaggebende Merkmal an Phymatocarcinus wird nachweisen lassen. Noch auf eine andere, möglicherweise bestehende nahe Verwandtschaft aber sei es erlaubt, zum Schlüsse hinzuweisen. Diese scheint sich herauszustellen gegenüber dem Phlyctetwdes depressus A. E dw. vom Monte Grumi im Vicentinischen. (Hist. nat. d. Ornst. podophth. foss., pag. 367, tab. XXXIII. 2.) Es lässt sich nicht verkennen, dass diese allerdings ungenüi^end bekannte Art, die in wesentlichen Merkmalen von den beiden anderen Ph/yctenodes - Arten abweicht, gerade in diesen Merk- malen eine ganz auffallende Annäherung an Phymatocarcinus und Daira zeigt. über Phyniatocarcinits speciosus Reuss. 447 E r k 1 ä r u n g der T a f e 1. Fig. \a. Phiimotocarcinus speciosus Reuss. Mit wohlerhaltener Schale. In natürlicher Grösse. Der rückwärtige Theil nach Steinkernen ergänzt. „ Ib. Stirnansicht desselben Exemplares. „ Ic. Seitenansicht „ ,. „ 2. Loses Schalenfragment von unten gesehen, um die Gitterstriictur der Mittelschicht zu zeigen. „ 3. Idealer Durchschnitt durch die Schale. „ 4. Oberarm der rechten Seite, Aiisseufläche. Steinkeru. „ 5. Schalenoberfläche des Vorderarmes und Carpus. „ 6. Carpus der linken Seite mit z. Th. erhaltenem beweglichem Finger. Schalenoberfiäche. „ 7. Hand der linken Seite. Steinkern. „ 8. Carpus der linken Hand. Innenseite. Steinkern. „ 9. Schenkel eines Gangfusses der rechten Seite. Steinkern. „ 10. Schiene eines Gangfusses der linken Seite. Steinkeru. Das sämmtlicheMateriale istEigenthum der k. k. geologischen Reichs- anstalt. Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. I.XXV. Bd. T. Abth. 23 Biüiier : Phvmatocarcinus PhymMtocarciniis speciosus R-eiiis,. lld.ßcl|öim ■n..d.ITat.^ez.u.lit\ K.k.Hof-u.otaatsdnickerei Sitzuiigsb.d.k.Akad.d.W.matli.nal.Cl. LXXV. Bd.I.Abtli.l87r. SITZUNGSBERICHTE DER ummm iiiüiiE üer wissisceÄFTi MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE. LXXV. Band. ERSTE ABTHEILUNG. 5. Enthält die Abhandlimg-en aus dem Gebiete der Mineralogie , Botanik, Zoologie, Geologie iind Paläontologie. l 451 XIL SITZUNG VOM 11. MAI 1877 Die Direction der k. k. Staats-Unterrealschule im V. Bezirk in Wien und die Direction der mährisch-schlesischen Forstschule in Eulenberg- danken für die Betheilung- mit dem akademischen Anzeiger. Das c. M. Herr Prof. L. v. Barth übersendet zwei in seinem Laboratorium vollendete Arbeiten. Die eine : „Über die Einwirkung- von Brom auf das Tria- midophenol bei Gegenwart von Wasser", ist von Dr. H. Weidel und Dr. M. Grub er ausgeführt. Die zweite Abhandlung von Dr. H. Weidel und M. v. Schmidt betrifft: „Eine Modificatiou der Schwefelbestim- mung- von Sauer". Der Secretär legt folgende eingesendete Abhandlungen vor : 1. „Über Brechung und Reflexion unendlich dünner Strahlen- systeme an Kugelflächen", von Herrn Prof. F. Lippich in Prag. 2. „Über die Discriminante der Jacobi 'sehen Covariante", als Nachtrag- einer früheren Abhandlung, von Herrn Dr. B. Ig-el in Wien. 3. „Über die stationäre Strömung der Elektricität in einer Platte bei Verwendung- geradliniger Elektroden" , von Herrn Dr. Max Margule s in Wien. Ferner legt der Secretär ein versiegeltes Schreiben zur Wahrung- der Priorität von Herrn Prof. Dr. A. Frisch in Wien vor. Das w. M. Herr Dr. Boue hält einen Vortrag- über die tür- kischen Eisenbahnen und ihre grosse volkswirth- sc haftliche Wichtigkeit, besonders für Osterreich und U n g a r n , namentlich ü 1) e r die d i r e c t e n a c h 24* 452 Constuuti iiopel und die nach Salonik von Wien über Pest. Das w. M. Herr Hofratli Bill rotli legt eine Ahliandlung des Herrn Prof. Dr. A. Frisch in Wien: ;,Uber den Einfluss niederer Temperaturen auf die Lebensfcähigkeit der Bacterien", vor. Herr Prof. Dr. H. W. Reichardt legt eine Abhandlung vor, betitelt: „Beitrag zur Kryptogamenflora der Hawaiischen Inseln". Herr stud. techn. Ludwig G rossmann in Wien legt eine Abhandlung vor, betitelt: „Theorie und Lösung der irreductiblen transcendenten Gleichungen". An Druckschriften wurden vorgelegt: Aeadeniia, Real de Ciencias medicas, tisicas y naturales de la Habana: Anales. Entrega CLI & CLH. Tomo XHL Febrero 15 & Marzö 15. Habana, 1877; S". Academie des Sciences et Lettres de Montpellier: Me'moires de la section des Sciences. Tome VL — 1" Fase. Annee 1875. Montpellier, 1876; 4". Tome VIU — HP & IV^ Fase. Annee 1875. Montpellier, 1876; 4". Accademia, Reale, dei Lincei: Atti. Anno OCLXXIV 1876 — 1877. Serie terza. Transunti. Vol. L Fase. IV. ^larzo 1877. Roma, 1877; 4'^. Akademie, Kaiserlich Leoi)oldinisch-(Jaro1iuisch-Deutsche, der Naturforscher: Leopoldina. Heft XIIL Nr. 7—8. April 1877. Dresden; 4". — Königl. der Wissenschaften zu Berlin. Aus den Abhandlun- gen: Über die Krystallisation des Diamanten von Alexander Sadebeck. Berlin, 1876; 4^ American Chemist. Vol. VII, Nr. 8. Whole Nr. 80. New York, February, 1877; 4". Astronomische Nachrichten. Bd. 89 — 12—16. Nr. 2124 — 2128. Kiel, 1877; 4". Ateneo Veneto: Atti. Serie II. Vol. XIL Anno accademico 1874 —75. Punt. H. e IH. Venezia, 1875; 8«^. Comitato, R. (Jeologico, d'Italia: Bollettino. Nr. 11 e 12. Novembre e Dicembre 1874. Roma, 1874; 4*^. Comptes rendus des seances de TAcademie des Sciences. Tome LXXXIV, Nrs. 16 & 17. Paris, 1877; 4». — Tables des 453 Comptes rendus des seances de l'Academie des Sciences. Deuxieme seinestre 1876. Tome LXXXIII. Paris; 4*^'. Gesellschaft, Deutsche Chemische: Berichte. X. Jahrgang. Nr. 7. Berlin, 1877; 8». — Geographische in Bremen: Deutsche geographische Blätter. Jahrgang I. Heft 1. Bremen, 1877; 8*'. — k. k. der Ärzte in Wien: Medizinische Jahrbücher. Jahr- gang 1877. 2. Heft. Wien, 1877; 8^ — der Wissenschaften, königl. böhmische: Jahresbericht, aus- gegeben am 12. Mai 1876. Prag, 1876; 8". — Sitzungs- berichte. Jahrgang 1876. Prag, 1877; 8*^. — Abhandlungen vom Jahre 1875 & 1876. VI. Folge. VHI. Band. Prag, 1877; 8». — österr., für Meteorologie: Zeitschrift. XII. Band. Nr. 8 & 9. Wien, 1877; 4^ — k. k. mährisch-schlesische, zur Beförderung des Acker- baues, der Natur- und Landeskunde in Brunn. LVI. Jahr- gang 1876. Brunn; 4^*. G e w e r b e - V e r e i n , n.-ö. : Wochenschrift. XXXVIII. Jahrgang. Nr. 15-18. Wien, 1877; 4". Giessen, Universität: Akademische Gelegenheitsschriften im Jahre 1876. Giessen; 8''. Ingenieur- und Architekten- Verein, österr. : Wochenschrift. H. Jahrgang. Nr. 15—18. Wien, 1877; 4". Jahresbericht über die Fortschritte der Chemie für 1875. 2. Heft. Giessen, 1877; 8«. Landbote, Der steierische. 10. Jahrgang, Nr. 2 — 9. Graz, 1877; 4^ Mitth eilungen aus J. Perthes' geographischer Anstalt. Ergänzungsheft Nr. 51 (2. Hafte). Gotha, 1877; 4'\ — XXIII. Band, 1877. IV. & V. Gotha, 1877; 4^'. Moniteur scientitique du D'°"' Quesneville. 2V Annee, 3" Serie. Tome VIL 425'Livraison. Mai 1877. Paris, 1877 ; 4^ Nature. Nr. 391—392. VoL XV & XVL London, 1877; 4». Osservatorio del R. CoUegio Carlo Alberto in Moncalieri: Bollettino meteorologico. Vol. XI, Nr. 1. Torino, 1877; 4». Pulkowa, Nicolai-Hauptsternwarte: Jahresbericht von 1875 & 1876. St. Petersburg, 1875—76; 8^. — Hilfstafelu zur 454 ^ Berechnung' der Polaris- Azimute von Eugen Block. St. Pe- tersburg. 1875; 4". — Declinaisons moyennes corrigees des Jfitoils print'ipales pour l'epoque 1845, par Magnus Nyren. 8t. Petersbourg, 1875; 4". Radcliffe Observatory, Oxford: Eesults of Astron omieal and geological Observations in the Year 1874. Vol. XXXIV. Oxford, 1876; 8». Reichsanstalt, k. k. geologische: Jahrbuch. Jahrgang 1877. XXVII. Band, Nr. 1; Jänner, Februar, März. Wien, 1877; 80. — Verhandlungen. Nr. 6. 1877. Wien ; 8». — Abhand- lungen : Geologie der Kaiser Franz Josef- Hochquellen- Wasserleitung, von Felix Karr er. Wien, 1877; 4". „Revue politique et litteraire" et „Revue scientifique de la France et de l'Etranger". VP Annee, 2' Serie, Nr. 44 & 45. Paris, 1877; 4". Schneider Ernest: Der Distanzmesser. Wien, 1877; 8°. Societe des Ingenieurs civils: Memoires et Conipte rendu des travaux. oSSerie. 30' Annee, 1". Cahier. Paris, 1877 ; 8'^. — Entomologique deBelgique: Compte rendu. Serie 2. Nr. 37. Bruxelles, 1877; 8^ — Geologique de France: Bulletin. 3*^ Serie, Tome IV. 1876. Nr. 9. Paris, 1875—76; 8". Society, The Royal Astronomical : Monthly Notices.Vol. XXXVII. Nr. 5. March, 1877; S^. Strassburg, Universität: Akademisclie Gelegenheitsschriften pro 1873, 1875 & 1876. 40 Stücke; 8". Verein der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg:: Archiv, 30. Jahr (1876) Neubrandenburg, 1876; 8". — Naturhistorisch -medicinischer, zu Heidelberg: Verhand- lungen. Neue Folge. I. Band. 5. Heft. Heidelberg, 1877; 8". Wiener Medizin. Wochenschrift. XXVII. Jahrgang, Nr. 17— 18. Wien, 1877; 4^ 455 Über die türkischen Eisenbahnen und ihre grosse volkswirth- schaftliche Wichtigkeit, besonders Einiges für Österreich und Ungarn. Von dem w. M. Dr. A. Boue. In meinem letzten Vortrag- im Juli des vorigen Jahres habe ich die Gelegenheit gehabt, auf die AViclitigkeit der correcten Darstellung der Terrainplastik für EisenbahntraceUj besonders für jene in noch wenig bekannten Ländern , hinzudeuten. Daraufkam in meine Erinnerung eine Scheda'sche Karte mit einem vorläufigen Entwurf einiger möglichen Eisenbahnen in der Centraltürkei. Ich bildete mir irrthümlich ein, dass diese Trace von Herrn Ingenieur Pres sei herrühre. Doch dieser Letztere war ganz in seinem Rechte, als er nämlich mir bemerkte, dass er nur für das gut stehe was von ihm selbst herstamme, und ich mich einer Übereilung schuldig gemacht liatte, als ich diesem Ent- wurf seinen so weltbekannten Namen hinzufügte. * Diese wohlverdiente Rüge verschaffte mir aber das Glück, eine Einsicht in der so ausgedehnten Kenntniss des Herrn Pr es s el 1 Dieser Fall erinnert mich an etwas Ähnliches, durch welches ich, ohne im Mindesten es zu woUen, den seligen tüchtigen Paläontologen Oppel, sowie vielleicht auch gar den berühmten Hiraalaya- Reisenden, Herrn Hermann v. S c h 1 a g i n t w e i t ärgerte. Durch mir ganz unbekannte Gründe hatte mein unvergesslicher College, der selige Dr. H örnes, sich irrthümlich eingebildet, dass in der Beschreibung und m den Zeichnungen gewisser Flötzpetretacte des Himalaya eine solche Art von Irrthum sich eingeschlichen hätte, dass Oppel fälschlich Alpenpetrefacten mit einigen indischen vor sich gehabt hätte. Nun, in diesem Punkte hat Hörne s sich nur durch die accurate Identität gewisser Gattungen sowie sie einschliessender Felsarten täuschen lassen. In meinem Eifer für den Fortschritt und die Irrthumsberichtigungen griff ich diese Neuigkeit leider auf und erfuhr wieder, dass ich meine Voreiligkeit vernünftiger hätte zügeln sollen. 45G Rone. nicht mir für den gTössten Tlieil der europäischen Türkei, sondern auch in die viel nn1)ckannteren und besonders abseits gelegenen asiatischen Provinzen. Es wird wohl kaum Jemand geben, welcher, wie Herr Pressel, so viele und ausführliche, mit aller wissenschaftlichen Genauigkeit bearbeitete Eisenbahn- tracepläne über jene ausgedehnten Länder gemacht hat. Man möge nur unter seinen Berichten lesen: „Rapport ä Edhem Pascha, ministre des travaux publics sur les chemins de fer de la Roumelie-Constantinople 1874, 4», 75 S. mit 2 Karten. Wer aber Derartiges hat verfertigen können, hat mittelst der besten technischen Mittel nicht nur für die Belebung des Han- dels, des Volkswohlstandes und der allgemeinen Civilisation tüchtig gewirkt, sondern auch für physikalische Geographie und Geologie einen Schatz von Erfahrungen eingestreut. Was fördert eigentlich das Eisenbahn -Ingenieurwesen? Erstlich eine gute geographisch -topographische Karte, dann besonders ein ganz ausführliches Bild der Terrainplastik mit ihrer physikalischen Geographie und Geologie. Dazu kommen weiters alle Arten von statistischen Details und endlich die strategischen und internationalen Nothwendigkeiten. Wenn uns aber, als Geologen, letztere Kenntnisse grössten- theils fremd bleiben , so muss der Ingenieur auf unsere Hand, sowie auf das Besprochene sich stützen , um seinen Zweck ganz zu erreichen. Kennen wir ein Land und seine Plastik genau, so muss unsere Wissenschaft zu den für Eisenbahntraceu vernünf- tigsten Plänen führen. So z. B., als wir mit unserem unvergess- lichen Professor Riepl im Jahre 1821, wo nur die Linzer-Pferde- balin nach Böhmen existirte , die günstige Lage von Osterreich für Eisenbahnanlagen besprachen, da frug mich mein Freund, wohin würden Sie die nordböhmische und galizische Bahn führen? Damals mit Mähren's und Schlesien's Plastik eben bekannt, k(»nnte ich nur den durch die Natur gegebenen leichtesten und zur Ausführung am wenigsten kostspieligen, nämlich das Marchtlial, ihm zur Antwort geben. Auf den directen Weg von Wien nach Brunn kannte ich ja die vielen Hiigelu und Einschnitte. Weiters war es uns leicht , bei Lundenburg die einstige Abzweigung der ijöhniischen und schlesisch-galizischen Bahn zu erkennen u. s. w. üb. d. türk. Eisenbahnen u. ihre volkswirthschaftl. Wichtigkeit. 457 WeDu v\ir Geologen alle beide soweit vorauseilen konnten, blieb es meinem Freunde überlassen, die weitere Detailtrace auszuklügeln, namentlich durch seine selbständige Kenntniss der Lage einiger besonderer Mineralschätze, vorzüglich der Kohle, des Eisens und anderer Erze, sowie der metallurgischen Hütten, dann durch das ethnographische und statistische Detail jener zu durchschreitenden Länder. Vergessen wir nicht, dass Riepl 15 Jahre warten musste, bis er die endliche Ausführung seiner für Österreich'« Wohlstand so wichtigen Pläne mit seinem ihm eigenen Enthusiasmus erleben konnte und doch steht sein Stand- bild noch nicht neben dem von Res sei, vor jener durch Kaiser Franz gegründeten Schule , welcher Osterreich die meisten seiner hervorragenden Gelehrten dankt. ^ Als ich für die europäische Türkei mich nur als Geognost wagte , die beste Eisenbahntrace anzugeben, so musste ich mich natürlicherweise ganz vorzüglich nach der Terrainplastik richten. Aber, wie schon gesagt, mittelst dieser Kenntniss allein kann nicht immer wie im eben erwähnten Falle, die Geologie einen sichern Pfad für die Ausführung einer Eisenbahn geben. So zum Beispiel fallen daselbst zwei Hauptfactoren in Berück- sichtigung, nämlich die verchiedene Länge der verschiedenen Trace, die gegenseitigen Kosten ihrer Ausführung. dieConcurrenz anderer Communicationsmittel, sowie endlich politische oder strategische Rücksichten. Durch solche Ursachen erklären sich die Differenzen zwischen der angenommenen, und unserer vorgeschlagenen Trace in den Jahren 1840 und 1852. Wir müssen nur die praktische Vor- trefflichkeit unserer Wissenschaft hoch preisen, wenn wir in den Hauptrichtungen der türkischen Bahnen vollständig mit den Resultaten eines so eminenten Eisenbalmerbaiiers als Herrn P r e s s e 1 zusammentreffen. Wenn auch manche unserer als geniein- 1 Ohne einen Tadel gegen meinen verehr testen Freund, Dr. Stur aus- zusprechen, aber nur um die leider öftere zufällige Vergesslichkeit der Menschen für verstorbene , verdienstliche Männer zu beweisen, mag das Fehlen des Namens Riepl in einer Aufzählung der Geologen Steiermarks durch Stur dienen .Mein Freund übersah ihn zufälligerweise imd ärgerte sich selbst darüber. 458 B () II 6. niitzig- und wiclitii;' crkaiiiiteii Traeen noch iiiclit jetzt ausgeführt wurden, so nahm Herr Pres sei sie doch in seinen allg-emeinen Linien aul, wie seine Generalkarte es hinlänglich beweist. Aasser- deni war Herr Pre ssel in der Ansführnng seiner Pläne ganz und gar nicht alleiniger Herr, sondern im Gegentheil nicht nur oft durch knauserige Geldgründe, sowie durch wissenschaftlich unvollständige Grillen geplagt. Sprechen wir erstlich von den Hauptadern des Eisenbahn- verkehrs von Wien oder Pest nach Constantinopel sowie nach Salonik. Der erste Weg war und konnte nur derjenige sein, welcher von uralten Zeiten der gewöhnlichste war. Da finden sich für den Geographen und Geologen alle natürlichen Zeigefinger für eine Trace der kürzesten zu überfliegenden Entfernung. Wenn ich aber in Thracien anstatt der jetzigen, im Thale bleibenden Trace einen etwas längeren und kostspieligeren auf der Anhöhe vorschlug, so war ich dazu durch einige statistische Daten bewogen und berücksichtigte nicht den Hauptpunkt scheinbar in der jetzigen Lage der Türkei namentlich dieNothwendigkeit der grössten Wohlfeilheit. Nur zu wünschen blieb es übrig, dass die- sem Princip nicht zu streng hätte gefolgt sein sollen, und den Geldgeber-Profit zu Liebe die Eisenbahn nur auf diese Art gebaut wurden, dass ihre Dauer die gewöhnlich in Europa nament- lich angenommene möglichst nicht erreiche. Ich erlaube mir diese Bemerkung, weil ich glaube, meine Türken zu kennen, welche oft technisch sehr wenig dauernde Werke errichten, um nur scheinbar alles Mögliche geleistet zu haben. So zum Beispielwaren die für die Durchreise des Sultan Mahmnt erbauten Brücken und tlieilweise selbst die Strassen nur sehr kurze Zeit überdauernde Werke. Wenn ich weiter die Möglichkeit von E i s e n b ah u e n durch die Terrainplastik am Meere eben sowohl südlich des Eh 0 dop, sowie längs der albanesischen Küste von Anlona über Duratzo bis nach Scutari erwähnte, so berück- sichtigte ich nicht als Geognost, dass das Meer schon daselbst Verbindungen genug gebe, obgleich in den civilisirtesten Ländern sich manchmal neben einer Wasser-Communication eine Eisenbahn rentirte. So zum Beispiel längs der Garonne, wo Eisenbahn-, Fluss- iind sogar Canal- Verbindung stattfinden u. s. w. Mir schienen üb. d. türk. Eisenbahnen ii. ihre volkswirthscliaftl. Wiclitigkeit. 459 aber in Albanien die Anlagen von Eisenbahnen tief im Lande viel länger und kostspieliger als jene an der Küste zu sein. So zum Beispiel von Arta über Janina, Premeti, Berat, Elbassau, durch das Ischimi - Thal nach Scutari mit vier oder selbst fünf Wasserscheiden. Ausserdem liegen längs der Küste die wich- tigsten Handelsstädte. Kein Eisenbahn- Ingenieur scheint auch bis jetzt weder die möglichen a 1 b a n e s i s c h e n Eisenbahnen noch die mace do nisch- albanische längs des Bistritza und Devol studirt zu haben. (Siehe meine Trace in Viquesner.s Atlas.) Ähnliche Betrachtungen berühren auch den Nutzen einer Eisenbahn durch ganz Dalmatien, weil daselbst die Meeresverbindungen vorhanden sind und Dalmatien eine Eisenbahn besonders brauchen wird, wenn das Hinterland aus seiner Wildheit herausgetreten sein wird, dann wird jenes Land blühen und sich rentiren. (Siehe Herrn H. v. Stern ek's geogra- phische Verhältnisse und Communicationen in Bosnien und dei* Herzegowina, 1877.) Auf der anderen Seite wurde mir die Freude zu Theil, meinen vorgeschlagenen Plan einer Bahn von der Central-Türkei über Alt-Serbien nach Scutari in Albanien unter den erkannten Möglichkeiten oder Nützlichkeiten in der türkischen Eisenbahntrace des Herrn Press el zu bemerken. Doch wann wird einmal die Zeit und das viele dazu nothwendige Geld kommen, denn es wird doch in allen Fällen ein schweres Stück Arbeit sein, ob man nun von dem Verbitzathale nur längs dem Drim oder theilweise durch die Miredita oder das Djoska- und Fanti-Matithal oder durch das felsige Saphuscharethal von Spuss aus sich durcharbeitet, stets harte Felssprengungen, sogar Tunnels wird es da geben. Solche Rücksichten liegen aber ausser dem Bereiche des Geologen, weicher nur die Terrain- und Fluss- plastik sein Studium nennen darf. Dieses führt mich wieder zu zwei Bahnprojecten, welche alle beide kostspielig wären und einige strategische Zwecke verfolgen. Namentlich die Eisenbahn von Dubnitza und Kosten dil oder von Rad pmir nach Uskub oder besser präcisirt nach Kapetanhan auf den Vardar. Die Türken halten erstaunlich darauf und doch, wenn sie auf diese Art die Salonik - Mitrovitzabahn mit der Sofia nicht 460 B 0 u c. verciiiig-t wünschten , dachten sie nur an Bosnien und Nord- Albanien und verg-assen g-änzlich auf Mittel- und Süd- Albanien, indem sie das prächtige B ecken des T s c h e r n a ■ V o d a oder des Karasu oder die Ebene von Perlepe , Bitoglia und Florina, der Sitz des Kumeli-Valesi und seiner immer bedeutenden Trujjpenanzahl mit dem Vardar-Thal oder dem grossen fruchtbaren Becken des obern und mittlem Vardar, der Ptschinja, der Bregalnitza (oder von Uskub, Köprili, Istib) nie in Verbin- dung zu setzen suchten. Dieses bleibt doch sehr ])rakticabel, obgleich mehr als eine einfache Thal-Sohlbahn dazu nothwendig wäre. Die andere kostspielige Bahn wäre die D i a g o n a 1 c d u r c h Bosnien von Mitrovitza an mit verschiedenen Varianten in Trace und Mündungen , in Slavonien und Croatieu. Über diese verbietet die jetzige politische Ungewissheit etwas aphoristisch zu melden. Scheinbar kann man, nach dem Ausspruch der Techniker, hinzufügen, dass, solange Serbien von Bosnien getrennt bleibt, der Eisenbali nstraug nicht in den Thälern auf der bosnisch- serbischen Grenze, sondern dann fast nur von Mitrovitza längs der Ibar über Rojai herunter zum Sim-Thale bei Bielopolie gefühlt werden kann. Wenn Herr Fr es sei für meinen Vorschlag einer Bahn von Trn nach Bresnik und Grlo und von da nach Pirot oder Scharkoe wohl die mögliche Ausführung zugab, so erwähnte er dagegen, dass die vielen Schluchten daselbst die Kosten erhöhen würden, indem ausserdem Sotia mit Köstendil durch eine Abzweigung der Eisenbahn von Fhilippopoli nach Pirot verbunden sein würde. Doch würde diese Frage vorzüg- lich iii Berücksichtigung kommen, wenn sein Plan, eine Eisen- bahn längs dem Strymou von Kosten dil-Dubnitza nach Sc res einmal an die Zeit kommen würde. Solche coinmerciell nützliche Unternehmungen würden viel Geld kosten, aber wie im Centralbalkan würden grosse Wälder dadurch ihren Wertli bekommen. Darum ist es auch sehr zu bedauern, dass der Plan des Herrn Pres sei von Adrianopel nach Janboli und Sli ven (Islimnie) zu bauen nicht in Ausführung kam. Der hohe Balkan hinter Islimnie wn-d von dichten Wäldern bedeckt. üb. d. türk. Eiseubnhnen u. ihre volkswii-tliscbaftl. Wichtigkeit. 461 Da wir von der nord(")stlichen Türkei jetzt sprechen, so können wir nns nur wundern, dass die E i s e n b a h n R u t s c li u k- V a r n a , n i c h t Sc h u m 1 a die g-rösste türkische Festn ng^ Bulgariens berührte. Nur brav Dummheiten befehlen, scheint in Stambul noch nicht ausser Mode. Von der anderen Seite suchen die Türken noch immer, um von Adrianopel nach Schumla direct oder durch Aidos zu g-elang-en, sowie auch die Verbindung von Sofia mit Widdin durch die Schluchten des Isker oder mit Übersteigung ziemlich grosser Höhen und durch Tunnels zu bewerkstelligen. Endlich wären in der Türkei schon jetzt wahrscheinlich sich rentirende Zweigbahnen angezeigt, wie die zur Verbindung der blühenden Städte von Kalofer, Kezanlik , Eski-Sagra und Kirklisse mit Adrianopel u. s. w. Würde es uns erlaubt sein, auf strategische Bahnen zu deuten , so würden wir fragen, ob neben der Donau eine Ver- bindungsbahn zwischen den Hauptfestungen längs dieses Flusses nicht im jetzigen Augenblick von grösstem Nutzen gewesen wäre. Zum Schluss meiner Bemerkungen komme ich wieder zu der so natürlichen Eisenbahnverbindung zwischen Wien oder Pest mit Salonik und dieser nicht mit dem Umweg von Nisch nach Mitrovitza, sondern auf dem geraden Weg herauf längs der grossen serbischen Morava, dann längs der bulgarischen Morava bis über Vranja und von da über die niedrige Wasser- scheide der Moravitza und Gomela, Ivieka nach Kumanovo bis zum Kapetanhan im Vardarthale bei der Vereinigung der Ptschanya mit letzterem Fluss. Wissen denn diejenigen, welchen die Bestimmung der Rich- tungen der künftigen Eisenbahnen zufällt, nicht, dass es von Wien n a c h S a 1 0 n i k n u r z w e i lange, w e n i g g e n e i g t e S t e i g u n g e n g i b t , dass man nur e i n e W a s s e r s c h e i d e zu übersteigen hat, und dass diese durch Herrn Pres- se 1 a 1 s z u d e r H ö h e oder selbst unter d e r H ö h e der Scheidewand bei u n s e r m R e k a w i n k e 1 angenommen ist ? Ist es möglich, dass eine solche Gelegenheit nicht sobald aus- gebeutet wurde, und alle politischen Verhältnisse bei Seite gelassen , ein solcher für Ungarn und Osterreich mit Gold 462 p,..ur. l»('l»tlasterlerWeg- durch alle iiiögliclie Mittel iiiclit zurAiisfülirnng- kainV Kein, mir sclieiiit es eine unmög-lich bleibende Anomalie yai sein, (lass diese schöne, von mir seit 40 Jahren gemachte Traee, dann im Jahre 1852 durch mich, und im Jahre 18G7 durch Herrn Consul V. Hahn wieder aufgewärmten, endlich gänzlich durch uusern wackern Pres sei befürworteten Plan in dem Ministerial- Archiv noch lange verschlossen bleibt. Durch diesen neuen Aus- fuhrweg bekämen wir, und besonders Ungarn, ein zweites Triest, welches vielleicht das erstere bald selbst verdunkeln würde, l'ngarn's Agriciütural- und Erzschätze würden in kurzer Zeit in jenem herrlichen Lande Industrien der verschiedensten Art hervorrufen und beleben, dann österreichische und besonders ungarische Producte würden endlich in Ooncurrenz mit England und Frankreich, wenigstens anfangs, für manche unserer industriellen tüchtigen Arbeiten treten, wenn namentlich die Frachtkosten dazu billig gestellt würden. Mit der Belebung unserer Industrie und unseres orientalischen Handels könnten wir hoifen, s])äter in der europäischen Türkei in Mode zu kommen, und dadurch bald unsern Markt im Orient und in Afrika erweitert und erhöht zu sehen. Österreich hätte nie den Bau der türkischen Eisenbahn vom Meere aus nach dem Innern erlauben sollen , oder konnten denn andere Nationen mehr Gewicht und mehr Einfluss, als wir, die unmittelbaren Nachbarn der Türkei, in jenem Lande geniessen, wo niedrige Käutlichkeit jetzt leider zu herrschen ])flegt? Auf der andern Seite wird Niemandem zugemuthet werden können , den albernen Popanz des russischen Eintiusses mit den vermeinten thönernen Stützen in jene Schlachtlinie der Volkswirthschaft hineinbringen zu wollen ; denn es ist weltbekannt, dass dieser Österreich zugefügte Schabernack nur von den lieben englischen und französischen Kaufleuten herstammt. Und doch ist glück- licherweise die Zeit vorbei, wo ich vor 40 Jahren die kläglichen Lamentationen der österreichischen Beamten in der Türkei in meinem Werke einschalten konnte, welche die meisten die unzu- längliche Unterstützung ihrer Regierung offenherzig anerkannten, um gegen die heillosen Intriguen einiger fremden Völker sieg- reich zu bleiben. Wir waren damals noch nicht von dem chine- sischen Abs])errungssystem und der heiligen Allianz heraus- gekommen. Schlug sich Don Quixotte gegen Mühlenflügel, so üb. d. tüik. Eisenbahnen u. ihre volkswirthschaftl. Wichtigkeit. 4G3 wehrte man sich damals gegen das, was theilweise wenigstens Phantome waren, welche doch jetzt fast allerorts Realitäten Platz gemacht haben. Endlich die Eisenbahnlinie Wien -Salonich würde uns die slavisch-griechische Türkei zu Freunde machen und wir würden nicht die Schande erleben, durch eine hinterlistige egoistische Handelspolitik von weit von uns wohnenden Völkern zu unserem grössten Schaden unsere Länder verarmen anstatt bereichern zu sehen, so dass wir selbst von immerwährendem Deticit hören müssen. Es würde sich vielleicht auch zeigen, dass Ungarn's Budget auch wieder bald geregelt sein könnte, und das alte magyarische Adage: ^^Extra Unguriam si est vita non est ita^'- würde eine ganze Wahrheit werden und kein Trugbild nur wie jetzt sein, denn in Fett nur ersticken war nie gesund. Doch um zu diesem Eldorado zu gelangen, muss Osterreich nicht erlauben, dass in einem Krieg in der Türkei das Land in eine Wüstenei durch Racen- Würger, Religionskriege und Raubvölker verwandelt werde. Jetzt bitten wir jeden Unpartheiischen, zu urtheileU; welcher ungeheure Unterschied zwischen jener Wien directe Salonik leicht ausführbaren Bahn und die schwierige , kostspielige, selbst für Österreich theilweise sehr unproductive, diagonal bosnische Bahn vorhanden sei ! Letztere ist vielmehr eine türkische strategische, zu gleicher Z'^it vielleicht eine englische gerade Linie nach Indien. Doch auch, wenn man will, würde sie eine möglichst civiüsatorische für das arme, vernachlässigte und arg ])edrückte, christliche, bosnische Volk sein. Einiger Nutzen für Österreich wird wohl daraus entstehen, aber die Wien-Saloniker- Bahn wird als Weltbahn fast eben so wichtig als die von Wien nach Constantinopel, besonders für die Donau -Einwohner werden. Sie wird zu allen Jahreszeiten eine leicht befahrene bleiben, indem die Bosnische im Winter manchen Unterbrechungen ausgesetzt wurde. Salonik wird gewiss einmal eine grosse Stadt, weil sie gegenüber Egypten und Syrien sowie der künftigen Alexandretto- Aleppo-Bagdad-Babn liegt. Wie St. Francisco's Lage zum Stillen Meer und dem inneren Amerika, wie ihre Terrainplastik die grosse Ebene hinterMeer und Hügel sie zu einer Millionstadt prädestinirt, so hat die Natur ungefähr in einer bescheideneren Weise Salonik 4G4 Bouö. Über die tiirkisclien EisiMibaliiifii etc. mit seinein fiacheu fruchtbaren Terrain und seinen prächtigen benaclibarten gesegneten Gegenden ausgestattet. Zu erwähnen brauchen wir nur folgendes Paradiesisches, namentlicli das scliöne Vodena sammtMaglenitza-Thal, die blühenden griechisch- zinzaren Städte Veria u. s. w., der prächtige Olymp und das idyllische Thal derTempe; zudem prangen von der andern Seite der in der Chalcis bewaldete Athos und das majestätische Becken von Seres, ein östliches Prachtgegenstück zu Bitoglia's westlicher Ebene mit seiner hohen Pyramide des Peristeri oder Sua-Gora, eine jetzt schon bestehende Goldgrube der durch Natur- und künstliche Bewässerung erhöhten Landwirthschaft. Die Pest-Saloniker Bahn würde gar keinen Tunnel und nur 4 bis 5 Hauptbrücken benöthigen. 465 Geologische Untersuchungen im westhchen Theile des Balkan und in den angrenzenden Gebieten. IV. Eiu geologisches Profil von Osmanieh am Arcer, über deu Sveti-Nikola-Balkau^ nach Ak-Palauka au der Msava. Von Franz Toula. (Mit einer geologischen Kartenskizze und acht Tafeln.) (Vorgelegt in der Sitzung am 26. April 1877.) 1. Von der Grenze der sarmatischen Bildungen bis Belograd^ik. In meiner letzten Mittheilung- i habe ich die Verbreitung der sarmatischen Ablagerungen, in dem von mir bereisten Gebiete darzustellen gesucht, und bin dabei bis zu den, im westlichen Donau-Bulgarien als Unterlage derselben auftretenden Gesteinen gekommen. Hinter Vlachoviti kamen wir auf Sandsteine von granitischem Aussehen, die man förmlich als regenerirte Granite bezeichnen könnte, da sie aus Quarz, wenig Feldspath und Glimmerschüpp- chen bestehen. Aber schon früher, auf der linken Thalseite des Wasserrisses beiBulgarisch-Rakovica fanden wir im Bachbette ein graues, grobkörniges aus Quarz und weissem Glimmer bestehen- des klastisches Gestein mit kalkigem Bindemittel. Diese Gesteine Hessen uns die Nähe des granitischen Grundgebirges vermuthen, das wir auch alsbald, in Wasser- rissen am Wege nach Rabis, noch vor dem Kabisberge, auftreten sahen. Es ist dies ein sehr grobkörniger, glimmerarmer Granit, von grauer Färbung, der hier am Bache auf weite Erstreckung 1 Geologische Untersuchungen im westlichen Balkan. 3. Die sarma- tischen Ablagerungen zwischen Dou;iu und Tiniok. Vorgelegt in der Sitzung d. math. natiir. Classe am 1. März 1877. Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. LXXV. Bd. I. Abth. 2Ö 466 T () u 1 :i. entblösst ist und in .grossen Blöcken auftritt, über luid zwischen welchen das Wasser liinfliesst ; ein Gestein von ung-enieiner Festigkeit, so dass es schwer, war Probestücke los zu bringen. Der orthoklastische Feldspath kommt in grossen Tafeln vor und auch der Quarz tritt in g-rösseren Stücken auf; beide sind auf das Innigste verbunden. Dieses Gestein hat hier eine weite Verbreitung, wie schon ans der Thatsache hervorgeht, dass wir es auch auf der Strecke zwischen Rabis und Belogradcik in ganz ähnlicher Ausbildung an der Stelle, wo von der Strasse nach Vidin der Weg nach Rabis abzweigt, antrafen. Hier ist es ein Granit, der aus licht- grau gefärbtem Quarz , wasserhellem Feldspath (Orthoklas) und lichtgrünlicli gefärbtem Glimmer besteht. Der letztere ist jedoch sehr verwittert und tritt gegen die beiden anderen Ge- mengtheile zurück. Das Gestein ist vielfach zerklüftet; die beiden Hauptrich- tungen der Zerklüftung verlaufen hora 5 und hora 1 1 (also 0. 15° N. und S. 15° 0.). Die ersteren Klüfte sind fast vertical, während die letzteren nahezu horizontal liegen. Diesen Zerklüftungen ent- sprechen hin und wieder Gänge von grobkörnigem, weissgefärb- tem Granit, welcher gleichfalls glimmerarm ist. Dieses Granit - Grundgebirge bildet vor Rabis die Unter- lage, auf welcher sich der aus weissem, stellenweise fast krystallinisch aussehendem Kalk bestehende Berg von Rabis, die Magura oder der Pilav bair („Reis - Haufen") genannt, erhebt. Es ist dies ein mit Kalkblöcken übersäter, fast völlig kah- ler, nur stellenweise auf den Abhängen und oben, auf einem viel zerrissenen Plateau, mit niederem Gestrüppe bewachsener, nur etwa 100 Meter über der Umgebung aufragender Kalkberg, der Der Berg von Rabis. die Masiira oder der Pilav bair. Geologische Untersuchung'en im westl. Theile d. Balkan etc. 46 i sich aber trotz seiner g-ering-en Höhe doch recht autfallend abhebt. Das Gestein, aus welchem der Berg aufgebaut ist, besteht wie gesagt aus einem lichten, halb-krystalliuisch aussehendem Kalke, der von 0. nach W. streicht und mit 20" nach Süden ein- zufallen scheint. Die Lagerungsverhältnisse Hessen sich nicht mit voller Sicherheit bestimmen. Gegen Osten hin tritt an der Strasse ein röthlichg;rauer, sehr feinkörniger, fast dichter Kalk auf, der zahlreiche Belemniten und Ammoniteu enthält, Reste, die keine nähere Bestimmung zulassen. Diese Sehieliten streichen von Osten nach Westen, wie dies auch bei dem weissen Hangendkalk des Berges der Fall zu sein scheint, stehen jedoch fast vertical und zeigen, be- sonders an der Quelle nördlich von Rabis (Vrlo radisko), die deutlichen Spuren eines Einsturzes, indem hier die Schichten wie durcheinander geworfen erscheinen. Aus dem Schutt und Blockmaterial dieser Verwerfung quillt das Wasser einer Quelle, welche zeitweilig mit ganz ansehnlicher Gewalt und grosser Wassermenge erodirend in dem gegen Südost massenhaft ange- sannnelten Schuttmaterial auttritt, wie die tiefe Schlucht auf Ei'osious-Schlucht im N. W. von Rabis (bei Vrlo radisko). 1. Eine etwa 1 Meter mächtige Krnrae auf mergeliger Unterlage. 2. Lehm mit Einlagerungen von Schotter, geschichtet. 3. Ungeschichtete Gerolle. 4. Grauer Sand mit Gerollen, geschichtet. 5. Weissget'ärbter Sand. 6. Gelber Sand. 7. Weisser Mergel. Bei X eine Verwerfuugskluft. 25* 4G8 'r o u 1 u. (las Deutlichste erkennen lässt, in weicher das Wässerchen abfiiesst. Die Schlucht ist eng und hat eine Tiefe von etwa 20 Meter. Sie zeict an der Eintrittsstelle des kleinen Quellabflusses einen ausnehmend schönen trichterförmigen Scblott, der nacli vorne durch einen breiten Spalt geöflnet ist, durch den das Wasser in die Schlucht eintritt. Diese ist von steilen Wänden begrenzt. Am Grunde liegen grosse Blöcke von Kalktutf in Menge herum. Es scheint, dass das Wasser eine Zeit lang unterirdisch abge- flossen ist. Indem weissen Kalk des Rabisberges fanden sich, besonders am westlichen Gipfel, mehrere, freilich nicht auf das Beste erhal- tene Versteinerungen, welche mich vermuthen lassen, dass wir es hier mit tithonischen, den Stramberger Kalken entsprechenden Schichten zu tliun haben, für welche Meinung auch die petrogra- phische Beschatfenheit der Gesteine sprechen würde. Es lässt sich hierüber kein sicheres ürtheil abgeben, da die vorgefundenen Versteinerungen spärlich sind. Es fanden sich einige Reste von Brachiopoden, Nerineen und Korallen, nebst einem kleinen glatten nicht näher zu bestim- menden Pecten. Von Brachiopoden erhielt ich beim Zerschlagen einiger Handstücke, Bruchstücke von einer Terebratula. Auch eine Rhynchonella liegt in Bruchstücken vor. Von Nerineen fanden sich zwei verschiedene Formen: 1. Ein kleines Exemplar (Taf. VII, Fig. 6; 11 Millimeter lang, 6-3 Millimeter breit), kurzspindelig und zierlich gefaltet, die sich auf das Beste mit der von Prof. Peters (die Nerineen des ob. Jura in Osterr., Taf. II, Fig. 8 und 9) abgebildeten JSerinea Staszycii Zeuschn. sp. vergleichen lässt, wenngleich auch die von Dr. Zittel (Gastropoden der Stramberger Schichten, pag. 343, Taf. 41, Fig. 4 bis 9) als Itieria Austriaca bezeichnete Form recht ähnlich ist. Da nur ein einziges Exemplar dieser Art gefunden wurde, ist es schwer eine sichere Entscheidung zu treften, obwohl es höchstwahrscheinlich ist, dass wir es mit einer zu Nevinea (Itieria) Staszycii Zeuschn. gehörigen Form zu thun haben. Geologische Uutersiicliungen im westl. Theile d. Balkan etc. 469 Unter den Kreide-Neriueen ist die, welche Pictet und Cam- piclie von 8aint croix abbildeten (Description des Fossiles du terr. cretace de Saint croix, IL Band, pag. 224, Taf. LXIII, Fig-. 6 und 7) und als Nerinea (Itieria) cyathus beschrieben die Ein- zig:e, die einigermassen ähnlich ist, sie stammt aus der untersten Eta£:e des Neocom, dem Yalangien, (dem calcaire roux), ist aber eine viel grössere Form. 2. Ein zweites SchalenbruchstUck (Taf. VII, Fig-. 7) zeigt die Faltung recht gut, wonach wir es zu Nerinea Morenna d'Orb. stellen müssten. Von den Korallen ist eine Thamnastra'ü noch am besten erhalten, sie erinnert an die vonQueustedt als Astrea conßuens bezeichnete Form von Nattheim (Petrefacten K., Taf. 75, Fig. 1), welche neuerlichst von Becker (Paläeon- tographieaXXIBd. Taf. 40, Fig. 10) als Thamnastred discreyans bezeichnet wurde. Au den vorliegenden Bruchstücken lassen sich am Längsbruche nahestehende parallele Leisten verfolgen, die durch zahlreiche zarte, horizontale Leistchen gekammert erscheinen. Ausserdem fanden sich einzelne Durchschnitte, welche an MooitUvdJfiti fffspar H a i m e (^= AnthophijJhon ohcom'nnn Gold f.) erinnern, sowie auch kleinere Kelchdurchschnitte von Thecos- milien. An einem stark ausgewitterten Stücke ist die vordere Kelch- wand entfernt, so dass die centrale Achse sichtbar wird, die ganz kleine blasige Hohlräume enthält. Die Septa lassen 3 Cjklen deutlich erkennen; von diesen reichen die beiden ersten bis nahe zum Centrum des Kelches, eine Scheidewand scheint querüber gegangen zu sein, ganz ähnlich so, wie es Quenstedt bei Litliodendron dianthus (Petref. Kunde, II. Aufl., pag. 785) angibt. Viele Ähnlichkeit hat Ph(cophyUl(( (^7)rugosa Becker (Korallen der Nattheimer Schich- ten 1. c. pag. 140, Taf. 38, Fig. 9). AndieserStelle möchte ich auf die ,. weissen zuckerkörnigen"* Kalke hinweisen, welche Herr Dr. Tietze am Stol nördlich von Saitsar in Serbien, kolossale Felsraauern bildend, unmittelbar 470 T () 11 1 a. auf Granit laj;:eni(l angctroifeii hat. ' Sie stimmen, wie ich mich an Stücken, die sich in der Sammlung der k. k. geologischen Reichsanstalt befinden, überzeugen konnte, in petrographischer Beziehung auf das Beste mit den weissen Kalken des Babisberges übereiu, und auch die am Stol gefundeuen Terebrateln und Korallen scheinen für die Übereinstimmung beider Gesteine zu sprechen. Diese Ül)ereinstimmung wird noch vermehrt, wenn man die stratigraphischen Verhältnisse mit in Betracht zieht. Der blen- dend weisse Kalk des Rabisberges liegt nämlich, wenigstens im westlichen Theile, unmittelbar auf krystallinischen Gesteinen, während im östlichen Theile ein etwas älteres Gestein (wahr- scheinlich oberer Malm) zu Tage tritt. Doch sind leider gerade in diesem Theile die Lagerungsverhältnisse sehr gestört. Herr Dr. Tief ze ninnnt für jene weissen Kalke ähnlieh so wie für gewisse äquivalent Kalke bei Maidan pek in Serbien und l)ei Weitzenried im Banate senones Alter an, was jedoch mit den Vorkommnissen am Kabisberge nicht übereinstinmit, da die letzteren älter sein dürften. Petrographischsehr ähnlich sind auch die weissenNerineen- Kalke von Balaii und Hagymar, ^ wo neben viel grösseren Arten auch die Nerinea Sttiszyzü Zeuschn. angeführt wird. Hier spielt freilich das Vorkommen von grossen Schalen die als Diceras Lucil Defr. bestimmt wurden, eine Hauptrolle, wesshalb ich auch eine Parallelstellung hier nicht näher eingehen will, um- somehr, als ich auf ähnliche Gesteine bei einer andern Gelegen- heit wieder zurückkommen werde. — Was die geologische Beschaffenheit der kurzen Strecke zwischen Kabis und Belogradcik anbelangt, so ward mir dieselbe zum grossen Theile, bei Gelegenheit eines Ausfluges, den ich von dem letzteren Städtchen aus nach Norden hin unternahm, recht klar. Es ergab sich dabei, dass das verliältnissmässig nur wenig iindulirtc, mit sanft geböschten Hügeln bedecktes Terrain aus krystallinischen Gesteinen bestellt, also eine Fortsetzung « Geologische Notizen aus deiu noidüstlicheu Serbien Jalirbiicli d. k. k. geol. R. A. 1870 (XX. Bd.) pag. 579-583 u. pag. 597. 2 V.Hauer und Stäche: Geologie von .Siebenbürgen, pag. 308. Geologische Unteisiichungeu im we^itl. Tlieile d. Balkan etc. 471 bildet des Vorkommens von granitischeu Gesteinen im Nord- westen vomEabisberg-e. Kurz vor Rabis, im Norden dieses Dorfes, zieht sich jedoch offenbar eine Verwertiing-slinie hin. Bei jenem Austiuge fand ich numittelbar vor den Schranken des Städtchens, „bei der ersten Brücke", ein diinnschieferiges gneissartiges Gestein, das mit Quarzlagen wechselt und von einem etwa einen Meter mächtigen Gang von Granit durch- setzt ist. Dieser letztere hat eine röthliche Färbung und besteht aus grauweissem Quarz, fleischrothem Orthoklas und sehr wenig Glimmer. Die gneissartigen Schiefer sind weissglimmerig und unge- mein verwittert. Sie streichen hör. 7 — 8 (0.20° S.) und fallen steil (mit 63°) nach Süden ein. Auch hier haben wir es mit einer Verwerfungslinie zu thun. Belogradcik liegt auf der Höhe und unmittelbar bei den letzten Häusern beginnt der Steilabhang. 2. Die Dyas-Formation bei Belogradcik. Einer der Gesprächsstoffe bei meinem Besuche iniKonak des Pascha's von Vidin, ))etraf ein Kohlenvorkommen bei Belograd- cik, für welches sich der Pascha lebhaft interessirte. Einer der ersten Ausflüge, die ich von Belogradcik aus unter- nahm, war daher in die romantische Schlucht südlich von dem Städtchen gerichtet, wo kaum 2 Kilom. vom Beginn des jähen Absturzes, im Wasserriss eines kleinen , der Steikovca Ejeka zufliessenden Baches, unmittelbar an der Strasse, die Schürfungen mit der grössteu Sorglosigkeit, unmittelbar unter dem Strassen- niveau ausgeführt wurden. Der Stollen zieht sich schlecht gezimmert unter die Strasse hin. Freilich war er bei meinem Besuche erst wenige Meter tief. Das Kohlenflötz ist am Eingange in den Stollen 30 — 50 Cm. mächtig und theilt sich weiterhin in drei ganz schwache Lagen, die zwischen harten, etwas bituminösen Thonmergeln liegen, und dünne, sandige Zwischenmittel zeigen. Es streicht bor. 7 — 8 und fällt steil nach Süden ein (mit 65—70°). 472 Toula. Auffallend ist die Übereinstimmimg der Lagerung- mit der, der gneissartigen Schieter auf der Höhe bei Belogradcik. Fig. 3. Scliichtenfolge an der Westseite gegen die .Strasse zu. 1. Grauwackenartige Conglomerate und etwas feiner körnige Sand- steinbänke. 2.) .3 } Dunkle Tlionmergel, spiegelkliiftig, in dünneren und dickeren Bänken. 4. Sehr feinkörnige, lichte Quarzsandsteine. 5. Die Kohlenschichte, auskeilend zwischen dunklen Thonmergeln und mit sandigen dünngeschichteten Zwischenlagen. 6. Sandige thouige Mergellager. 7. Weisser feinkörniger Quarzsand. 8. Harte düuugeschichtete Tlionmergel. 9. Gelblicher Sand. 10. Breccienartige Grauwacke. Vorstehende Skizze, die an Ort und Stelle angefertigt wurde, gibt eine Vorstellung von den Lagerungsverhältnissen. Auch zwischen 9 und 10 finden sich einige Kohlenspuren. über dem steilaufgerichteten Schichtensystem liegen in horizontaler Lagerung braunrotlie Sandsteine und Conglomerate. Die Schichten der einander schräg gegenüber liegenden Auf- schlüsse (mau vergleiche Fig. 3 mit Fig. 4) scheinen sich nur theilweise zu entsprechen, und zwar: die Schichte 4 von der Ostseite, der Schichte 1 von der Westseite ; die Schichte 3 von der Ostseite, der Schichte 2—4 von der Westseite ; Geologische Untersuchuugen im westl. Theile d. Ballvan etc. 473 die Schichte 1 und 2 von der Ostseite, der Schichte 5 und 6 von der Westseite. Fig. 4. - -\\ Schichteureihe an dei Ost.seite 1. 2, 3, 4 5 6, 7 8 9 10 gefärbte liegend Sandig-mergeliges Gestein (licht gefärbt). Kohle mit sandigem und mergeligem Zwischenmittel 0-3 Meter. Grünlich gefärbte, sehr feinkörnige Sandsteine mit Concretionen. Granwackenartige, sehr feste Gesteine. Grünliche Sandsteine. Mergeliges Gestein. Verschiedenfarbig: grauweiss, roth, graugrün. Thoniges Gestein mit kohliger Substanz. Weiche, sandig-thonige Schichte, von graugrünlicher Färbung. Pflanzentuhrende Schichte. Sandsteine, ähnlich wie 3 und 5. Conglomerate. Nussgrosse, ja faustgrosse GeröUe mit roth m sandigem Bindemittel, discordant auf den übrigen Schichten Nach Osten hin wurde im Streichen des kohlenführenden Gesteines (1 und 2 auf Fig-. 4) ein 13 Meter tiefer Schacht abge- teuft, um so auf die Kohle zu treffen, ohne dass das Unternehmen von Erfolg g-ekrönt gewesen wäre. Man fand : 7 Meter tief Gerolle und rothen Sand (Schutt), 3 „ weit durchfuhr man dunkel gefärbte harte Mergel und traf weiterhin auf dünugeschichteten lichten Sandstein und Schieferthon, der anhält und Kohle tührt, freilich nur in ganz unbedeutenden S))uren. Allem Anscheine nach bildet die Kohle nur kleine linsen- förmige Einlagerungen in dem lichten feinkörnigen Sandstein. 474 T o u I a. Die Kohle ist eine, in wnrlelig:c Stückchen zerfallende Schwarzkolile, ist sehr bituminös nnd brennt sehr gut mit stark rnssender Flamme. In der Kohle selbst wurde ein Stück der Chayrinliaut von Xenacuntlius g-efunden. In dem Hangendsandsein (Schichte 9) fanden sich folgende zum grössten Theile minder gut erhaltene Pflanzenreste. : Oilaniite.s cfr. dubius Brongniart. — hifractus var. D ü r r i G u t b i e r. Annularia spec. ind. OdoHtopferis ohtusUoba N a u m a n n. CyidJieites cfr. arborescens B r o n g n i a r t. Alefhopteris (C(dlipteris) (ßlifas v. (1 utbier sp. Tceniopteris abnormis Gutbier. Walchla pfnifonnls S ch 1 o t h. Es sind dies, mit Ausnahme des Cxlantitcx cfr. (Inhins, der der Jüngeren Steinkohlenformation angehört, durchaus für die untere Abtheilung der Dyas bezeichnende Formen. Und zwar liegen dieselben in Deutschland theüs im Brandschiefer ( Xenacanthiis Cyatheitis arborcscens, Älethopteris gigns) theils in den Roth- ligend-Conglomeraten und Sandsteinen (Odo7itopteris obtiisiluba, Alethopleris gigns und Wa/chia p'niif'ormia) oder in den unter- dyadischen Thonsteinen (CgtithcUes arborescens, Tueniopteris abuormh). Daraus geht hervor, dass die pflanzenführenden Schichten mit Kohleneinschlüssen bei Belogradcik, der unteren Abtheilung der Dyas angehört und zwar der Beschaffenheit der Kohle nach zu urtheilen, dem unteren Rotliliegenden. Wir haben es eben mit dem Walcliiensandstein (Ludwig), und mit einem ganz unbedeutenden Brandscliieferflötze zu thun. Nach den Aufzeichnungen meines Begleiters, des Herrn Assi- stenten Josef Sz omb athy, der unter der Führung des Herrn Marian N. Moranski aus Bukarest, (des Aufsehers bei den Kohlenschürfungen von Belogradcik), einen Ausflug nach Stei- kovce zu einem Kohlenausbiss an derSteikovcaKjeka unternahm, lassen sich die Verhältnisse an dieser Localität in Kürze wie folgt darstellen. Die Steikovca RJeka konnut aus Westen und fliesst etwa drei Kilometer südlich von Belogradcik nach Südosten und Geologische Unteisuclinngen im westl. Tlieile ^49. t'eioptcris ffi. IVaU'hia plnlfornils v. Schlot heim. Tat'. III, Fig. y. 1820. Liii-opmliolitcs- /nniformin v. Schlotli. Flora der Vorwelt, Tat'. XXIII, Taf. XXV. Geologische Uiitersiiclmqgfn im westl. Tlieile d. Balk;m etc. 485 l>^i9. Lycopodiolitek- pimformis \. (iutl)ier, \'erstein. des Rothliegenden. pag. 23, Tat". X, Fig. o — 7. isfjB. Walchia — Geinitz, Leitpti. d. Rothl, pag. 17, Tat'. II, Fig. lU-13. 18ij2. — — Geinitz,Dyas, 143, Tat. XXIX, rig.5, 8, 7, Taf. XXX, Fig. 1 ; Taf. XXXI, Fig. 2-10. 1S69. — — Suess, Über das Rothliegende im Val Trompia. Sitzungsber., pag. IIG. 1«70. — — «tur, 1. c. pag. 1!>1 ti'. Ausser einer ürösseren Anzahl kleiner Zweig:stiickclien liegen auch zwei gut erlialtene Stäinnichen. mit einer grösseren Zahl von wohl entwickelten Zweigchen vor, die am besten mit der langblättrig-en Form aus dem Schieferthon von Saalhausen übereinstimmen, die von Gut hier (1. c.) Taf. X. Fig. 6, abge- bildet wurde. Die Zweige sind gerade ausgestreckt, die Blättchen lang, spitz und leicht sichelförmig gebogen. Das Vorkommen dieser, im unteren Eothliegenden fast nirgends fehlenden Pflanze, ist für die sandigen Schiefer von Beiogradcik ungemein be- zeichnend. Neben dem abgebildeten Stücke liegt ein ganz gut erhaltenes Wedelspitzclien von Of/ottfopteris obtnsilohn. (Fig. 9 a.') Aus dem Banale bekannt von Goruja, Cudonovec, Lupak und Karasova. Prof. Suess fand diese Art auch in dem Roth- liegenden im Val Trompia. 3. Die Triasformation bei Belogradöik. fAui Wege auf die 8tolovi Planina.) Im Nordosten von Beiogradcik zeigt sich eine interessante Aufeinanderfolge der Schichten. Zuerst kommt man über Sandsteinschutt, ein Material, welches durch Verwitterinig des rothen Sandsteines entstanden ist, aber auch ganz weisse und sehr feinkörnige Blöcke enthält. Darüber folgt eine Kalkmasse, welche nach allem Anzeichen als herabgebrochen aufzufassen ist, und mehrere übereinander liegende Schichten erkennen lässt, und zwar: 486 Toula. 1. Eine. Schichte stark sandigen Kalkes mit vielen Oiinoiden Stielgliedern ; 2. ein etwas sandiger Kalk niil Wa/t/hcittutf vaff/aris, Lima Kti'iuta, Retz'ui tri(/onr//(i. Spirif'cn'na fiKf/i/is etc., welcher überlagert ist von einem körnigen Kalk ohne Fossilreste. Darüber folgen o. diinnplattige, lichtgraue und knollige Kalke. Diese Schichten streichen hör. 7 und fallen nach S. mit 40°. Weiterhin kaum hundert Schritte von den ersterem Voikonnnen entfernt, treten die Kalke in ganz ähnlicher Weise wieder hervor, streichen jedoch hier nach hör. 9 und fallen etwa 30° nach Nord, also gegen den Berg ein. Hier zeigen sich: 4. ein Brachiopoden (Widdheimia , Spiriferina) -führender Kalk, der von einem dünnplattigen, knolligen Kalke von licht-graulichweisser Farbe, dicht und splittrig, weissaderig und arm an Versteinerungen, überlagert ist^ (also offenbar den Schichten 2 und 3 entsprechend), der seinerseits wieder 5. eine Decke aus grauem, dichtem Kalk erkennen lässt, der einer höheren Etage, von viel jüngerem Alter angehören dürfte. Weiterhin linden sich sodann: 6. sandige Kalke, die fast ausschliesslich aus gross- gliederigen Crinoiden besteht (Entrochns silesiacna, EnlrocIuiK lilii/'ormis und Entrochns cfr. Schlnthcimi ). Kaum 30 ."Schritt davon tritt 7. ein grauer, sandiger Kalk mit Spuren von Gastropoden auf. Crinoiden führende Kalkbänke von 8 — 24 Ctm. Mächtigkeit wechseln mit solchen von 7 — 15 Mm. Dicke ab. (Auch dieseVorkommen dürften den Schichten 2 und 3 entsprechen.) Darauf folgen : S. Bänke von sandigem Kalk, fast nur aus Wnidheimia ludgaris in versidiiedenen Varietäten bestehend (wie Schichte Nr. 4.) Hierauf folgen am Wege die rotlien Conglomerate, welche ihrerseits von weissen feinkörnigen Sandsteinen überlagert werden; so dass hier die Kalke mit den Versteinerungen des- Geologische Untersucliungen im westl. Theile il. Balkan etc. 48 7 iiDteren alpinen Muschelkalkes (Recoaro- od. Vingloria-Kalkes) unter den Sandsteinen und Cong'lomeraten zu liegen scheinen. Weiter oben am Berghange zeigen sich jedoch graue, sandige Kalke, von ganz ähnlichem Aussehen wie die der Schichten 2 und 3, 4 und 7, wenngleich an dieser Stelle keine Spur von Ver- steinerungen autgefunden werden konnten. Diese Kalke liegen auch flacher, als die unteren, streichen hör, lUund fallen ganz flach nachNorden ein. Hier dürften wir es erst mit anstehenden, unge- störten Schichten zu thun haben. Zwischen dem kleinen Stolovi und dem Vensac tritt ein gelblich gefärbter geschichteter Dolomit zu Tage, der scheinbar unter dem rothen Sandsteine liegt, in der That aber einer Unter- lage des Muschelkalkes entspiechen dürfte. (Siehe weiter unten.) Die Strasse zieht sich nun eine Strecke weit im Streichen dieser Schichte hin, doch trifft man (nordwärts) nicht weit davon, trotz der Steigung der Strasse, wieder auf die Sandsteine, auf welchen hier vollkommen concordant eine etwa 50 Meter mächtige, steil abstürzende Kalkmasse aufriiht, die mit ihren verticalen Abstürzen jenen Gebirgscharakter bedingen, den die Bewohner dieser Gegenden als die Stolovi (Stuhlberge) be- zeichnen, eine Bergform, die hier zu Lande ungemein häufig aultritt. Diese Hangeudkalke haben im Allgemeinen eine grau- weisse Farbe mit dunklen Flecken an einzelnen Stellen, sind fast vollkommen dicht und so vielfach zerklüftet, dass es schwer wurde ein Handstück zu lormatisiren ; sie enthalten eine Unmasse von Hornsteinknollen, von denen manche in ihrer Form einiger- massen an die Spongiten der Kreidete »rmation (Siphonia) erinnern, doch ist nichts Deutliches gefunden worden. Nur einige Belemniten-Bruchstücke wurden angetroffen. Ein besser erhaltenes derartiges Bruchstück, das auch die Alveolen-Höhle erkennen lässt, schliesst sich in seiner gedrun- genen Form und der deutlich erkennbaren Abplattung von vorne nach rückwärts, an die, von Zitte 1 (Cephalopoden der Stram- berger Schichten) als Belemnites ensif'er Oppel (l.c.Taf, I, Fig. 9 bis 11), conophorus Oppel (I. c. Taf. I, Fig. 1 — 3) und Belem- nites fitrdufjiilatus Oppel, z. B. von Strambeig angeführten Arten an, welche wieder am nächsten dem Belemj/ites hitus 48S Toiila. Blv. und (lein Belemnitrs ronlrua Blv. \erv\'andt sind. Am walir- sclieinliclisteii ist es, dass wir es mit einer Form aus der Heihe des helcninitc'H latus Blv. (Quenstedt, ("epliahtpoden. Tat". XXX, Fig-. 13. 14) zu tlinn haben. Ausserdem fand sieh nur noch eine nicht sicher /u be- stimmende RhijJichoveUd. Es folgt sonach hier über den untertriadischen Sandsteinen und dem Muschelkalk der obere Jura (Malm). Immerhin ist es aber möglich, dass wir es in dem weissen feinkörnigen Sand- stein, mit einer zwischen der unteren Trias und dem Malm liegenden Etage zu thun haben, doch ist es mir nicht möglich, darüber eine sichere Angabe zu machen. Beim Besuche der Fes tungsfel s en trafen wir, beiden letzten Häusern am Fusse der Felsen, eine Bank ungemein grob- körniger Conglomerate, mit wohlabgerundeten Gerollen und Geschieben von Faust- bis Kopfgrösse, die vorwaltend aus licht gefärbtem Quarz bestehen und durch ein feinkörniges rothes, feinsandiges und kalkhaltiges Bindemittel verkittet sind; darüber folgen in fast horizentaler Lagerung die grob- aber gleichköruigen rothen Sandsteine in dicken Bänken, zwischen welchen hie und da Schichten von ganz feinkörnigen Sandsteinen auftreten. Auf einem gelben, ungemein feinkörnigen, dünuplattigen Sandsteine, den wir in grossen losen Platten neben dem Brunnen in der Festung antrafen, liegt der Abdruck der linken Schale eines grossen, Peeten-artigen Fossils vor. Dasselbe ist 45 Mm. lang und 38 Mm. breit. Der Erhaltungszustand lässt \'ieles zu wünschen übrig, doch scheinen die Ohren nicht scharf abgesetzt gewesen zu sein. Die Schale war mit ungemein zarten Radialstreifen versehen, so dass etwa 160 derselben über die Schalenoberääche und gleichmässig auch über die Ohren hinziehen. Diese werden von fast gleich starken und ebenso nahe stehenden concentrischen Linien durchkreuzt, wodurch eine überaus feine Gitternng ent- steht, ähnlich so wie sie Be necke bei seinem Pecten dolomiticus (über einige Muschelkalk-Ablagerungen in den Alpen, pag. 11, Taf. I, Fig. 18) beschrieben hat, einer Form, welche in den Schichten mit An'ni/a Venetiana Ha ner, Myophorhi vnlgarls und Geologische Untersucliuugen im westl. Tlieile d. Balkan etc. 489 Naticella costuta unweit Kaltem bei Bozen gefunden wurde. PJei Pecteu reticidatni^ Schloth. (Gold f. Pect, gerni. i)ag. 43, Taf. LXXXIX. Fig. 2) sind die Radialtalten viel stärker als bei unserem Fossil, es erinnert dasselbe vielmehr an g:ewisse jüng-ere Formen, so an die liassische Art, welche Gold f., 1. c. XCI, Fig-. 5, als Pecten comatus Münst. abbildet, oder noch mehr an die Gitterung, wie sie bei Pecten lens auftritt, dessen linke Sehale auch durch ihre allgemeine Form ähnlich wird. Wir dürften es hier mit einer neuen Art zu thun haben, doch erlaubt das mang-elhafte Material keine nähere Bestimmung. In demselben Gestein tinden sich ausserdem nur proble- matische lang-stengelige Gebilde, die keine nähere Deutung zulassen. Sie sind abgerundet-kantig- und in der Mitte gefurcht; mehrere scheinen an derselben Stelle zu entspringen. Vielleicht haben wir es mit Pflanzenstengeln zu thun, ähnlich denjenigen wie sie Prof. Giimbel (Verhandl. d. k. k. geol. R. A. 1877, Kr. 1, pag. 24) au den pfianzenführenden Schichten des Grödner Sandsteines anführt. Bergrath Stur erwähnt in seiner Geologie der Steiermark, pag. 111, das Vorkommen von röhrenartigen Ausfüllungsmassen, die man vielleicht als Reste von Pflanzeustengeln deuten könnte, in dem rothen Sandsteine der Bucht von GoUrad. Ob diese Steinplatten aus grösserer Entfernung hergebracht wurden oder ob sie etwa einer dünnplattigen Zwischenschichte in den rothen Sandsteinen entspricht, war nicht zu eruiren, obwohl das Letztere nicht unwahrscheinlich ist. Zwischen die auf das Abenteuerlichste zerklüfteten Sand- steinfelsen sind die Festungswerke hineingebaut. Ein richtiges Bild von der Felsformation im Gebiete der rothen Sandsteine und Conglomerate gibt die beifolgende, nach einer von Herrn Szombathy an Ort und Stelle aufgenommenen Skizze, angefertigte Zeichnung der Schlucht im Süden von Belogradcik. (Taf. 1.) Eine \'orstellung aus den abenteuerlichen Erosiousformen des rothen Oonglomerates dürften auch die folgenden getreuen 400 T o n I a. Abbildungen von zwei besonders auffallenden Felsen an der westlichen Seite der Strasse geben. Fig. <;. Auf der höchsten Spitze der Festungsfelsen, die man nicht ohne einige Kletterkiinste erreicht, fanden sich Kalkstücke, die beim Zerschlagen eine Menge von Versteinerungen des Muschel- kalkes lieferten. (^Man vergl. die im Nachfolgenden gegebene Beschreibung der Petrefactenfunde.") Von diesem hohen, eine herrliche Eundschau gewährenden „Lugaus", ergibt sich die in nachfolgender Skizze dargestellte Ansicht der die Aussicht im Osten versperrenden kalkgekrönten Berge, der Stolovi, deren höchsten direct in Osten liegenden man nur als .,Vensac" bezeichnete. Fis:. I . ^T^-^^ Snn,l.-ttetn. Ansicht der Stolovi (.Stiihlbergej, vom luichstenFestinigsfelsen aus gesehcü. * Fnndsrelle der Muschelkalk-Versteinerungen. (4eologische Untersuchungen im westl. Theile d. Balkan etc. 491 Der Abhang- ist mit Schutthalden bedeckt und mit Gestrüpp bewachsen, zwischen welchem allenthalben die Sandsteinbänke in ihrer grellrothen Färbung deutlich hervortreten, und förmlich stufenartig über einander liegen, so dass wir schon bei diesem Anblicke an Abstürze und Verwerfungen dachten, wofür wir bei dem schon geschilderten Aufstiege zum kleinen Stolovi die weiteren Beweise erhielten. Vollkommene Klarheit erhielten wir jedoch erst bei unserem zweiten Besuche des Terrains auf der Heimreise. Auf der gut geführten neuen Hauptstrasse von Belogradcik nach Vidin, kamen wir zuerst durch die rothen Sandsteine und Conglomerate hindurch, welche sich am westlichen Fusse der Stolovi eine Strecke weit nach Norden hinziehen und Absetzungen der vSchichten an vielen Stellen erkennen lassen, in einer Deut- lichkeit, die nichts zu wünschen übrig lässt. Besonders schön zeigen sie sich bei der ersten Karaula, wo der Muschelkalk plötzlich bis an die Strasse herabtritt und flach nach Südost, also gegen den Berg einfällt. Hier zeigt* sich auch die Auflagerung der plattigen Muschel- kalkbänke auf die grellrothen Sandsteine sehr schön, besonders bei dem kleinen Han, rechts (östlich) von der Strasse, während nach Westen hin die Hügel aus den abgestürzten Sandsteinen zusammengesetzt und von tiefen nach Westen verlaufenden Wasserrissen vielfach durchzogen sind. Die schön gescliichteten, licht gelblichgrau gefärbten Kalke, sind überaus reich an Entrochiten, {^Entrochns cfr. si/esiacus ist besonders vorwaltend), enthalten aber auch Reste von Brachio- ißoäen (Spiri/'erina fragifiti und Waldheimui vulgaris). Sie lassen schwache Thonmergel-Zwischenlagen erkennen, werden ungemein dünnplattig und zeigen stellenweise eine knollige Oberflächen- beschaflenheit. Sie streichen hora 3 und fallen mit nur 10° Neigung gegen Osten ein. Durch viele Verwerfungen werden Abstufungen gebildet, über welche die Strasse hinführt. Auf diese Weise entstehen Terrain stufen von auffallender Regelmässigkeit, die sich schematisch und doch den Verhält- nissen auf das Beste entsprechend, durch die kleine Skizze (Fig. 8) darstellen lassen. 492 St:/uiJJ ^\ i=Plum^rK.'l^ ivt/u /•• wiuMrii Als Unterlag-e der plattigeii Crinoiden-Kalke zeigt sich an einer Stelle ein zelliger dolomitisclier Kalk (Zellenkalk- ^Raucli- waeke^O- Ks ist wohl dieselbe Bildung, die im Vorhergehenden in der Einsattlung zwischen dem Vensac und dem kleinen Stolovi angegeben wurde. Im Nachfolgenden gebe ich die Beschreibung der in der Umgebung von Belogradcik g-el'undenen Fossilreste aus dem Muschelkalke, 3. ü) Muschelkalk-Fossilien. Haurichthy.s spec. fclV. apicfilis Ag.; Tat" IV, Fig. 1. Nur ein einziges, aber woiil erhaltenes Zälmclien liegt vor. Es ist 4 Mm. lang und an der Basis 1-5 Mm. dick, und liegt im Innern der Klappe von Retzm frigouefla aut demselben Stücke mit einem ganz kleinen Exemplare von Lima striata. Das Zähn- chen ist schlank, die dunkel gefärbte Zahnbasis ist gestreift, die lichter gefärbte Schmelzsubstanz der spitzkegelförmigen Krone zeigt tiefe Furchen in geringer Anzahl, von welchen nur einzelne bis zur S])itze reichen. Die Krone ist spitzer als bei allen bisher abgebildeten Formen. Da Saurichthys in Deutschland im Haupt- muschelkalk und in der Lettenkohle vorkommt, ist das Auftreten bei Belogradcik in den Schichten mit Retzia triiioneUn nicht uninteressant. Es liegt auch ein etwa 5 Cmt. langes Knochenstück vor, das man vielleicht für ein Rippenstück von AW/?«.s^r/ir//s deuten könnte. Dasselbe hat einen clliptisclien Querschnitt (5 Mm. u. -3 Mm, Durchmesser) und nimmt nach dem einen Ende hin rasch an Geologisclie Unteisucliungen im westl. Theile il. Baikau etc. 49li Dicke ab. Das Stück ist nur wenig gekrümmt, und liegt in der Sehieiite 4 neben Widdheimia vulgaris. Von Gastropoden liegt ausser einigen undeutlichen Durch- schnitten von kleinen 2. TurbonUla- artigen hochgewundenen Schalen nichts Neniienswerthes vor. Einer davon ähnelt der Turhotülla dubia Münst. (Sehau- roth, Krit. Verz., Taf. III, Fig. 5.) Auch fanden sich einige Steinkerne, welche an Naticella costatn erinnern. Von myacitesartigen Bivalven liegen mehrere Stücke vor. Eines derselben zeigt den ümriss von 3. AiioplopJiora miisculoldes v. Schloth. sp. (v. Alberti, Übersicht über die Trias, Taf. 11, Fig. 6), ein anderes erinnert an Anop/ophoru Ft(ssaf'usis W i s m. sp. (Albert i, I.e. Taf. III, Fig. 10). Beides sind Formen, die für die untere alpine Trias bezeichnend sind. 4. Area friaslna Römer. ISbl. Ana Irinsina F.Römer, Palaeontographica, I. pjig. 41ö, Taf. 36, Fig. U_16. 185»J. — — Giebel, Muschelkalk v. Lieskau, pag. 4(3, Taf. IV, Fig. 8. 1864. — — V. Alberti, Übersicht üb. die Tiias pag. 99. Von dieser Art liegen nur zwei Steinkerne vor, an denen nur die hintere grössere Hälfte erhalten ist. Von dem breiten Wirbel zieht sich in der Breite zunehmende, die bezeichnende Einsenkuug zum Stirn rand hinab. Die Schale ist stark gewölbt und zeigt eine Kante, die am Wirbel beginnt und bis zur hinteren Ecke verläuft. Der hintere Rand steigt schief an. Die Stücke stimmen recht gut mit den von Lieskau citirten Abbildungen überein. 494 T o u 1 ;». /f. IJtna sti-itita v. Schlot h. sj». l«:^0. l'liaiiiiic-i Kiiialiis Sc li I o t h. Petretaktoiikiiinlf'. 1844. Iaiiiii striain Goldfnss, Tat". (', Fig. 1. 1859. — — Schau loth, Krit. VorztMcliui.ss pag-. ;U0, Taf. II, Fig. S. 18«H. — — V. Alberti Übersiclit. \ Uli dieser in den tieferen Seliieliten des Muschelkalkes von Kecoaro, neben Pecten Alberti und Waldhcimia riilgarif vorkom- menden Art, liegen aus den tieferen Schichten (Nr. 2) mehrere zerdrückte Exeuiphire \ or and /war auf demselben Stücke mit Waldheimid rii/(/uris, Retzia frif/o/i/'/lii und SuKricIttys spec. Die Wölbung der Schale ist a erschieden, die 'd'd — 36 Ri})i)en fciind .scharf ausgesprochen, gerundet und etwas eng-e stehend. Im unteren Muschelkalke von Recoaro und bei Marcbeno im Val Trompia vorkommend, liegt dieses Fossil in der ausseralpinen 'i'rias liiiuptsächlich im Haupt-Muschelkalke. (i. Pecten dLscite^ v. Schlot heim sp. Taf. IV, Fig. 2. 1H"2'2. Pcc/ni (Usriics v. Schlotli, Nachträge. Taf. of), Fig. 3. 185(j. — — Giebel, Muisclielkalk v. Lieskau, Taf. 11, Fig. o u. 8. 1859. — — v. Schauio tli, Krit. Verzeichniss 27, Taf II, Fig. (j. 18(j4. - — V. Alberti. Überbl. über die Trias, pag 7o. ^'on dieser kleinen, fast kreisrunden, für den Muschelkalk so bezeichnenden Art, liegen einige Exemplare vor. Die Schalen sind glatt und zeigen leiclite Auswachsstreifen, sie ist in der Wirbelgegend gewölbt, im allgemeinen auffallend flach, in der Nähe der Seiteiiriinder sogar leicht muldenförmig vertieft; der Wirbel ist vorgezogen, die Ohren sind ziemlich gleich, recht- winkelig und scharf abgesetzt. Diese Form ist für die ganze Scbichfenreihe des Muschel- kalkes bezeichnend, die südalpinen Vorkommnisse, im Vicentini- schen bei Recoaro, liegen im unteren Muschelkalke (Recoarokalk nach Stur) und zwar sowohl in der Bank mit Encrinus gracUiü als auch in dcrKrachiopodenschichte. Auch aus dem unteren Muschel- kalk von Fünfkirchen bekannt und zwar neben Retzia trigonelhi und Waldheimid vii/girris. Findet sich auch schon im Werfener Schiefer im Val Sugana. Geologische Uutersucluuigeii im westl. Theile d. Balkim otc. 495 Neben dieser glatten Form liegt aber auch ein starker und gleiclimässig gewölbter Pecteu vor, der mit deutlichen, ja trotz seiner Kleinheit ziemlich groben Radialrippen versehen ist. Auch Anw^achsstreiten sind vorhanden. Er ist > erlängert kreis- rund, die Ohren sind weniger scharf abgesetzt. Die Rippen stehen ziemlich gedrängt, aber nicht sehr regelmässig, und wer- den gegen den Wirbel zu schwächer. Gegen den Stirnrand schalten sich Zwischenrippen ein. Es sind die Eigenschaften, die für 7. Pecteti ißlonotis) Albertl, Goldfuss sp., Taf. IV, Fig. 8. bezeichnend sind. Man vergl. Goldfuss Prtref'arf« yernKiniue (Taf.CXX, Fig. 6,v. Alberti. Übersicht über d. Trias, pag. 70, oder Gi ebel, Lieskau, i)ag. 22, Taf. II, Fig 16 u. 19). Die von Giebel, Fig. 16, abgebildete Form stimmt recht gut tiberein. Nach Schauroth tritt diese Art auch bei Recoaro auf und zwar schon in der untersten gelben Kalklage mit Posidonomya Claras. (Kl it. Verz., pag. 311.) Prof F. Römer, Ober-Schlesien Taf. 10, Fig. 10 u. 11. Unser Stück ist nur 6 Mm. lang und 5 Mm. breit. Beide Pectenarten fanden sich auf dem höchsten Punkte der Festungsfelsen, über dem rothen Sandstein. 8, Ostrea decenicostata Münst. Taf. IV, Fig. 4. 1841. Go Idt uss, Petref. germaniae, III. Bd., Taf. LXXII, Fig. 4. 1856. Giebel, Lieskau, Taf. II, Fig. 4, 5. 1864. V. Alberti, Übersicht üb. d. Trias, pag. 64. Von dieser Ostrea liegen ausser mehreren undeutlichen Abdrücken auch zwei deutlich erkennbare Exemplare vor. Wie gewöhnlich sind es die linken Klappen, die an der starken Wöl- bung und den wenigen, aber hohen und scharfen Falten erkennbar sind. Die Länge überwiegt autfallend. Die Länge beträgt 28 Mm., die Beite 18 Mm. Wurden in der Schichte Nr. 4 gefunden. 490 T .) u 1 a. 9. Uet^la trigonella v. Sehl (• t li eirn spec, Taf. IV, Fig-. :>. 1S2(). Ti'ii'hriiiuliles iiiyoncllug Schloth., Petref. 271, z. Th. lH5o. Spiriyera iritjoiieUa 8cliaurot h, Recoaro, pag. 505, Taf. 1. Fig. 7. lHt;4. Kctua iriiiiirielltt \. XXhüYti, ÜlKTsiclit üb d. 'i'rifis, pag. l.')H. Von diesem aiisg'czeiohncten Leitfossil des Muschelkalkes liegt nur eine kleine Klappe vor, die von der Innenseite sichtbar ist. Am Schnabel zeigt sich die kurze, dreieckige Platte, welche auch noch die Ansätze der beiden seitlichen Hörncr erkennen lässt. Von den Spiralen ist nichts erhalten. Die beiden mittleren und die zwei an den Seitenwänden auftretenden scharfen Rippen zeigen sich als tiefe Rinnen. Die Breitendimension ist auffallend gross. Die Breite beträgt '22 Mm., während das Exemplar nur 15 Mm. lang ist. Die Retzld truioneUd ist im unteren Muschelkalk der Alpen sowohl im Recoarokalk als aucli im Reiflingerkalke häufig. Findet sich in Ober-Schlesien vom unteren Wellenkalk an bis in die Schichten von Mikolschütz, fehlt aber hier dem oberen Muschelkalk, während sie andererseits auch im Kalke von Fried- richshall noch gefunden wurde. Findet sich auch im unteren Muschelkalke Ungarn'«, bei Köveskällya und Fünfkirchen. 10. Spirifer'ina Mentxeli Dun k er \'6b\. Spirifer Menheli D unk er Palaeoiitographica 1. Bd., pag. 287, Taf. XXXIV, Fig. 17 — 19. 1855. — — Schanroth, Recoaro, pag. 29, Taf. I, Fig. 8. ISbii. Spirifcrina — S u e s s in Zepharovich : Die Halbinsel Tihany etc., Sitzungsberichte d. Ak. d. W. in Wien. 1870. — — F.Römer,Geol.v.Ob.-8chlesien,Taf.ll,Fig.21,22. Ein einziges Stückchen (die Schale ist 12 Mm. breit und II Mm. lang) und zwar eine grosse Klappe wurde gefunden, welche eine deutliche, von stumpfen Kanten begrenzte Area erkennen lässt, in deren Mitte sich ein grosses dreieckiges Loch befindet. Die Medianleiste ist deutlich zu erkennen. Nagy Väszduy und Köveskällya sind die östlichsten Loka- litäten dieser Art. Ist ausserdem bekannt aus dem Wellenkalk I Geologische Untersuchung-en im westl. Theile d. Baikau etc. 497 von Ober- Schlesien (Tavnowitz) und dem unteren Muschelkalk von Recoaro. 11, HpiHferina fi'dgills v. Schloth. sp. Taf. IV. Fig. G. 182-2. Terebralulhen frag'dis v. .Schloth, Nachtr. \'6?>-i:. Delthyris — Zenker, Jahrb. für Mineral., pag. 391, Taf. 5, Fig. t-4. ISöö. Spirifer — Sc hauroth Recoaro, pag. 28. l>^b(y. Spin'ferina — 8uess, Tihany a. Plattensee etc. Sitzungs- berichtes, XIX Bd. 1864. — — V. Alberti. Übersicht pag. 157. Es liegen mehrere Exemplare von jüngeren Individuen vor. Das grösste und besterhalteudste Stück hat eine in der Wirbel- gegend etwas gedrückte grosse Klai)pe. Sie misst circa 15 Mm. in der Breite und lässt im Ganzen nur 10 sehr scharfe Rippen erkennen. In den Südal})en tritt dieses Fossil als Begleiter der Retzia fn'f/oru'l/a auf. Findet sich sowohl im Wellenkalke von Deutsch- land als auch in den Kalksteinen von Friedrichshall. Das öst- lichste Vorkommen war bisher Köveskallya am Plattensee in Ungarn. Beim Aufstieg zum kleinen Stolovi fand sich dieses Fossil in mehreren Exemplaren in der Schichte Nr. 6 neben zahl- losen Entrochiten. 1*2. Waldhelmia imlijdvls Schloth. sp. Taf. IV. Fig. 7 «, b, c 1>>22. Terebratula viilffuri.s Schloth ei in, Nachträge pag. 275, Taf. 37. Fig. 5—9. 1855. — , — v. Sc hauroth, Recoaro, jiag. 25. 1856. — — Giebel, Muschelkalk v. Lieskau Taf. VI, Fig. 10, 11. 1859. — — V. Schau roth, Krit. Verz. 15, Taf. I, Fig. 9 bis 13; Taf. II, Fig. 11. 18ß4. Waldheimia vulgaris v. Alberti, Übersicht, pag. 151, Taf. V, Fig. 4, Dieses Fossil ist neben den Entrochiten weitaus das häutigste Vorkommen bei Belogradcik und zwar* sowohl in den Schichten 4 und 8 beim Aufstieg zum kleinen Stolovi, als auch von -Sjtzb. d. mathem.-naturw. Cl. LXXV. Bd. I. Atth. 27 498 T o u 1 ii. der Höhe der Fcstunysf'elsen. Es erfüllt ganze Kalkl)änke und zeigt dieselbe Variabilität der Form wie an den anderen Fundorten. Hauptsäehlicli sind es drei Varietäten, die bei Belogradeik vorkommen, 1. Tat'. TV, Fig'. 7 n, eine Form mit fast ebener, kleiner und stark aufgeblähter grosser Klappe. Schliesst sich am nächsten an die typische Form an. Die kleine Klappe hat einen eiförmigen Umriss. 2. Taf. IV, Fig 7 h. In der Schichte mit Litna striata findet sich die typische Waldheimia vulgaris Schloth. s]). An einem Bruchstücke eines besonders grossen Exemplares ist der mittlere Stirnrandlappen angedeutet und zeigen sich deutliche Anwachsstreifen. Beide Klappen sind bei den liieher gehörigen Exemplaren flach gewölbt, die grosse Klappe nur etwas stärker. 3. Taf. IV, Fig. 7 c. Beide Klappen sind auffallend stark aufgebläht, die kleine Klappe zeigt einen fast kreis- förmigen Umriss. Diese Form schliesst sich am nächsten an tue von Scliau- roth (Krit. Verz. pag. 18, Taf. I, Fig. 12) als Terehratula quin- (juanguhtta und umygildloidcs bezeiclineten Formen an, doch fehlt jede Andeutung des biplicaten Charakters. Trotz ihrer auf- fallenden Schalenform, möchte ich dieses Fossil nur als eine Varietät der ty))ischen Wnldheimia vulgaris auflassen. Die beiden ersteren Formen gehen ganz deutlich in einander über und zeigen beide die Depression in der Medianlinie der kleinen Klappe. Die Medianlinie der kleinen Klappe lassen alle Exemplare erkennen , ebenso sind die beiden seitliehen Zahn- stützen angedeutet. Die starkgewölbte extreme Form herrscht über die übrigen weitaus vor. Sowohl im Reeoaro kalke, als auch im Keiflinger Kalke in Osterreich viel verbreitet. Das örtlichste Vorkommen ist Nagy ^'aszony in Ungarn. Geologische Untersuchimgen im westl. Theile d. Balkau etc. 499 IS. Cidarfs transversa, H. v. Meyer. Taf. IV. Fig. 8. iHöl. Cidaris transversa H. v. Maj^er, Palaeout. I, Taf. iy2, Fig. 28—30. 1S51>. — — Schauroth, Krit. Verz. 13, Taf. I, Fig. s. 1S64. — — V. Aberti, Übers, üb. d. Trias, pag. 55. 1S70. — — F. Römer, Ober-Sclilesieu, Taf. 11, Fig. 15, IG. Nur eiiiBruchstückchen dieses durch seine seitliehen dornen- ähnlicheu Fortsätze leicht kenntlichen Fossils liegt aus der Schichte Nr. 4 vor. 14. Cidaris spec. Taf. IV. Fig. 9. Auch ein glatter Cidaritenstacliel liegt in mehreren Exem- plaren vor, nur ein Stück ist Jedoch etwas besser erhalten. Der- selbe ist 14 Mm. hing und hat 2 — 2-5 Mm. Durchmesser. Die (Gestalt ist walzlicli, keulenförmig und erinnert etwas an den von Giebel (^Muschelkalk von Lieskau, Tat'. II, Fig-. 11), als Cidaris subnodosa H. v. Meyer abgebildeten Stacliel, unterscheidet sich jedoch durch das Fehlen der seitlichen Hervorragungen und Anscliwellungen. Der Gelenkskopf ist stumpf, konisch, die Gelenksfläche breit, eine nur wenig tiefe Einschnürung trennt den Gelenkskopf von der etwas platt gedrückten dicken Stachelwalze. Entrochiten. In grosser Häufigkeit fanden sich einige verschieden be- schaffene Formen von Crinoidenstielen und einzelne Entrochiten vor, so dass manche Bänke fast nur aus ihnen bestehen. Es Hessen sich ohne grosse Schwierigkeit drei (resp. fünf) ver- schiedene Formen unterscheiden. 1. Mehrere längere Stiele, einen von 30 Mm. Länge, (Taf. IV, Fig. 10), mit fast gleich hohen Gliedern von auffallender Höhe, möchte ich für übereinstimmend mit 27* 500 T 0 11 1 a. 15* JEncrinus (JEntrochns) lilnfontiis Ljiiii. (man vergl. Goldfuss. Petr. g-erm. 1, \m^. 177, Taf. 53), oder als dieser Art doch überaus nahe stehend annehmen. Die einzelnen Stiele zeig'en verschiedene Verhältnisse; so beträgt bei 8 Mm. Durchmesser die Höhe der Glieder 3-5 Mm., ^ 7-5 „ ,, kommen 6 Glieder auf 14 Mm. Länge ., 5 „ „ beträgt die Höhe der Glieder 1^-5 Mm. Von Girren ist nirgends eine Spur zu sehen, die Gelenksflächen sind mit ziendich groben Gelenkstrahlen versehen. Das in Fig. 10, b abgebildete Stückchen aus der Kegion des Stieles mit ungleichen Gliedern stammend, zeigt die glatte mittlere Fläche, die kurzen nur nahe am Rande stehenden Strahlen und den wulstig übergewölbten äusseren Rand. Derartige Stiel- glieder liegen mehrere vor. Das in Fig. 10 (i abgebildete Stück stammt aus der unteren gleichgliederigen Partie des Stengels. Hierher dürfte auch das in Fig. 10 c dargestellte Stielglied zu stellen sein. Es hat nur 4-5 Mm. im Durchmesser und ist dabei 3 Mm. hoch. Der centrale Canal ist ebenfalls wie bei EucrinuH /i/ü/hrniifi kreisrund und sehr eng. Auf der Gelenks- fläche aber zeigten sich um den Gentralcanal herum, 10 gleich starke ganz kurze Strahlen, welche von den 28 kurzen und kräftigen Randleistchen durch eine glatte und wenig vertiefte Region geschieden sind. Encrinn^ UliiformU wird sowohl von Schauroth (1855^ Recoaro, pag. 22) als auch von Bey rieh aus den südlichen Kalk- alpen angeführt. Unter den St. Cassianer Formen steht Encrinus cassianus Laube (Fauna d. Seh. v. St. Cassian I, Taf. VIII, a, Fig. 1—6, sehr nahe. 16. EJiitrochiis cii: Schlothe Imi Qwenat. 2. (Taf. IV, Fig. 11.) Neben Encrinus Uliiformis liegen auf denselben Gesteinstücken sehr flache und auffallend niedrige Glieder, mit zierlicher Gelenksflächen-Sculptur. Um den ziemlich grossen centralen Ganal herum erheben sich fünf breite und ober- flächlich glatte Strahlen, welche bis nahe an den Rand reichen, Geologische Untersuchungen im westl. 'l'heile d. Balkan etc. 501 in dessen Nähe i;robe und kurze dlelenksstralilen stehen. Es ent- steht dadnreh eine Zeichnmig-ähnlieli der, weU^he Henecke (ül)er eiuig-e Musehelkalk-Ablag-erung-en der Alpen 1868, pag-. 41, Tai". IV, Fig. 12), als Eittrochuft Sifesiacns Beyr. besehreibt und abbildet. Nur verl)reitern sieh hier diese Strahlen gegen die Peripherie hin, während sie sicli bei unseren Stücken, in dieser Richtung' etwas Terjlingen. Beyrich beschreibt in seiner classischen Abhand- lung über die Crinoiden des Muschelkalkes, die füufstrahlige Zeichnung auf den unteren Gliedern des Encrinus /ilnforniis (siehe Goldfuss L c. Taf. LIIl, Fig. 8, a), hebt aber dabei hervor, dass Glieder mit einfach fiinfhippigem Stern sehr selten sind. Goldfuss bildet diesen Stern als aus fünf, fast kreis- förmigen Lappen bestehend, ab, während bei unseren Stücken die Begrenzung geradlinig- ist. Auch V. Schauroth erwähnt eine ähnliche Zeichnung der Gelenksflächen bei seinem Encrinus petilactiiiun (Krit. Verz. pag. 287, Taf. I, Fig. 3, a, h) und meint, dass alle Stielglieder mit einem fünfstrahligen Stern nur den Nahrungscanal zu Encrinus pcntacfinus gehören dürfte. Beyrich dagegen (Crinoiden d. Muschelkalkes) vereinigt die Schauroth'sche Form mit Encrinus Schlotheimi , Quenstedt (^Wiegman n's Archiv 1835, Taf. II, Fig. 1), dieser dem Encrinus liliiformis so nahe verwandten Art. Wir haben es hier vielleicht mit einer neuen Art zu thun , die sich jedoch einzig auf Stielgdieder nicht begründen iässt, wesshalb ich das Fossil einstweilen als E?itroc/ms cfr. Schlotheimi . Q neust, sp. (vielleicht nov. spec.) bezeich- nen will. Hier möchte ich noch eines, nur in einem einzigen Stiel- gliede vorliegenden Entrochiten gedenken (Taf.IV, Fig. 12). Der Durchmesser beträgt 5 Mm., der Umriss ist kreisförmig, die Gelenksfläche ist mit feinen Kadialstreifen versehen, der Ceutral- canal aber zeigt durch Al)\vitterung einen pentagonalen Umriss nnd hat 1 Mm. im Durchmesser. Unter den verwandten Formen steht Encrinus vuriuns Münster (Laube, 1. c. Fig. 15 — lii) am nächsten. 502 T o u 1 a. 17, JEntrochuci cfr. Slle.slacus Beyr. 3. Taf. IV, Fig. lo. Diese dritte Form ist durcli ungemein niedere Stielglieder bei grossem Durchmesser ausgezeichnet. Bei dem einen der Stücke entfallen auf 14 Mm. Länge 18 Stielglieder, bei 11-5 Mm. Durchmesser; bei einem anderen kommen auf 19 Mm. Länge 17 Stiel- glieder bei 7-5 Mm. Durchmesser; bei einem dritten aber auf 18 ^\m. Länge 15 Stielglieder bei 11 Mm. Durchmesser. Die übrigen Eigenschaften sind bei allen übereinstimmend dieselben. Die Gelenksflächen sind eben und mit sehr feinen Gelenksstrahlen verschen, deren etwa 40 im Umkreise stehen. Jeder dieser Strahlen zeigt überdies eine feine mittlere Rinne, so dass es aussieht als ob er aus je zwei, nahe aneinander gerückten paarigen Strahlen bestünde. Der Centralcanal ist enge und kreisrund. Am ähnlichsten sind; die, von Beyr ich (1. c. pag. 46) als Entrochus SiJesiacus bezeichneten Entrochiten, von welchen er sagt, dass man sie, wenn sie im Jura lägen zu Apiocrmus rechnen würde. Ganz denselben Eindruck machen unsere Stiele, die sehr zahlreich sind; so stehen unter anderen drei dicke Stiele unmittelbar neben einander. (Taf. IV, Fig. 14.) Bekannt wurde Entrochns S/letilacua Beyr. zuerst von Kamin bei Beuthen in Schlesien (Quenstedt in Wiegmann's Archiv, Bd. II, Taf. IV, Fig. 3). Quenstedt führt die besagten vielstrahligen Entrochiten aus dem schlesischen Muschelkalke, .,deren Gelenksflächen die Zeichnung der Apiocrinitenstiele haben", als ,^\ie\\ek'ht zum Encrinif es Schlot hehni i^ehlm^'^ an (1. c. 228) und fügt hinzu, es sei dies nur eine Verrauthung, auf welche wenig Gewicht zu legen sei. — Später wurden ähn- liche Stielglieder auch im Vicentinischen gefunden und von Schauruth unter dem Namen „Eticrinns (?) radiatus'' ange- führt. Benecke bezeichnet, wie schon erwähnt, mit dem Namen Entrochns Silesincns (Muschelkalk- Ablagerungen in den Alpen, pag. 4, Taf. IV, Fig. 12, a, b) eine der von Schauroth'schen Formen sehr nahe stehende mit strahligen Gelenksflächen und zahlreichen Wirteluarben, während an unseren apiocriiiiten- Geologische Untersuchungen im westl. Theile d. Balkan, etc. 50o artigen Eiitrochiten keine Spur des, bei Form Nr. 2 erwähnten Sternes nnd auch keine Wirtelnarben zu erkennen sind, wodurch fi'ie umsomehr an den echten Entrochus Süesu(cus Bey r. erinnern, wie er beispielsweise auch von Prof. F. Römer (Geologie von Ober- Schlesien, Tat". II, Fig. 9, 10) abgebildet wurde. Von den Crinoiden aus den St. Cassianer Schichten stehen die mit Radialstreifen versehenen Entrochiten des Encrinus (franulosns Müns t. (Laube, St. Cassian I, Taf. VIII a, 10 a, 6,) am nächsten. ^ hr :r -^ ^^ w Saurichthys spec Turhonitla spec Anoplophora spec Area iriasina Römer Lima striata v. Schlot h. spec. , Pecten discites v. Schloth. spec. Pecteii Albevti (jn)\Ai. Ostrea dcceincostata ^i\\\i8ti\ . . Retzia triyonella v. Schloth. sp. Spiriferina Mentzeli Dww^ev . . — f>'fiyilis V. Schloth. sp. . Waldheimia vulgaris Schloth. sp. Cidaris transveraa H. v. M. . . . Cidaris spec Entrochus lilUforinia L, am. . . . Eiilrochns et". Schlotheinii Q u e n s t. Entrochus cf. Silesiacits Beyr. 4- -t- -+- -+- Nach dem vorstehenden Schema ergibt sich, dass fast alle am Westfusse der Stolovi gesammelten Fossilien, sowohl im Wellenkalke, als auch im oberen oder Hauptmuschelkalk (Fried- 504 T <> 11 1 .1. richshaller Kalk nach v. Alberti) vorkommen. Auffallend ist dabei die grosse Übereinstimmung- der Vorkommnisse von Relo- gradeik mit jenen von Keooaro und zwar ist es vornehmlich die obere bra('hioi)0(lenreiche Seliichte ( nach ftt u r dem oberen Wellen - kalke bei Würzburg entsprechend), mit welcher die grösste t'ber- einstimmung- zu bestehen scheint. Die für die untere Etage des Muschelkalkes von Recoaro so bezeichnende EnrrinKs fp-acilis v. Buch, fehlt jedoch ebenso, wie auch die für jene Brachiopoden- bänke so bezeichnenden Pflanzenreste, wofür jedoch einige For- men auftreten, welche für den ausseralpinen Hauptmuschelkalk, (den Friedrichshaller Kalk V. Alberti's) bezeichnend sind, so: der Zahn von Saurichthys, der Saurierkuochen, Cidaris trans- versa, Eiifrnchus Schlotthehnl und Enfrochvs Silesiacvs. An dieser Stelle möchte ich auch noch auf die Lagerungs- verhältnisse hinweisen, wie sie bei Fun fkir eben in Ungarn bestehen, da dieselben eine grosse Ähnlichkeit mit jenen be Belogradcik haben. In der letzten Publication über die permischen Pflanzen von Fünfkirchen, ^ werden dieselben (nach Böckh) folgendermassen angegeben : Über den pflanzenführenden Schichten (einem bräunlich- gelben Sandstein mit Schieferthon Zwisclienmittel) folgen braun- rothe, grobe Conglomerate und darüber rothe Sandsteine in beträchtlicher Mächtigkeit, also ganz ähnlich wie bei Belogradcik, nur dass bei Fünfkirchen die Dyaspflanzen wie schon erwähnt Avurde, einer höheren Stufe angehören, und zu oberst rothe an Werfener Schiefer erinnernde Gesteine in bedeutender Mächtig- keit folgen. (Herr Böckh citirt daraus eine Myoj)Iioria.) Im Hangenden stellen sich sodann Dolomite ein. (Vielleicht den dolomitischen Gesteinen entsprechend, die ich in der Senke zwischen dem Vensac und dem nördlichen kleinen Stuhlberge gefunden habe.) Darüber liegen dunkle Kalke mit Myophoria cosfata Zenk, ßIo{/io/a triguefeiSeeh., GerviUiavnitiloides Schlth. und andere < Dr. 0. Heer: Mittli. ;ms dem Jalirbucli d. köuigl. uug-. geol. Gesell- schaft, V. Band, 1. Heft. Geologische Uuteisiichimg-eii im westl. Theile d. Balkan etc. 50o Formen des deutschen Eöth (eine Schichte, welche bei Belo- gradcik nicht entwickelt zu sein scheint), ^ und erst hierauf lie£:en die echten Muschelkalke. Das Vorkonnnen der freilich nicht näher bestimmbaren Reste, in den plattigen Sandsteinen beim Festung-sbrunnen, legt es auch für Belogradcik nahe, die Grenze zwischen Dyas und Trias ober- halb der braunen Conglomerale zu ziehen, wie dies Herr Böckh bei Fünfkirchen angenommen hat. 4. Von BelogradÖik bis nach Oupreu. Die rotlien Sandsteine von Belogradcik halten nur etwa 4 Kilom. weit südwärts an, erstrecken sich westwärts bis gegen die serbische Grenze und im Osten nach einer Angabe von Kanitz (Donau-Bulgarien u. d. Balkan I, pag. 196) bis an den Hau von Falkovce (im SO. von Belogradcik am Lom gelegen). Wie schon im Vorhergehenden erwähnt wurde, liegt am Nord- rande dieser Bildimg der Steilabhang, den die ganz gut gebaute Strasse in mehreren Wendungen bewältigt. Weiterhin nach Süden tritt nun sofort eine völlige Änderung des landschaftlichen Charakters ein, die Berge werden au l)eiden Seiten der Strasse rundrückig und bestehen aus verschieden- artigen krystallinischen Schiefergesteinen. BeimMirkae-Hau, dort wo der Weg nach Steikovce abzweigt, ist es ein Phyllit-Gneiss der mit Thonschiefern wechselt und die unmittelbare Unterlage des rotlien Sandsteines bildet, nach Osten hin aber auch die Fortsetzung der steil abgestürzten Kalk- bänke trägt. Diese Schiefergesteine streichen nahezu von West nach Ost (hora 5) und fallen mit 75° nach Süden ein und sind von vielen weissen Quarzitgängen durchzogen. Im Bachbette der Steikovca Rjeka fanden sich ausser vielen QuarzgeröUen, die zum grössten Theile den rothen Conglomeraten 1 Hiebe! möchte ich der Parallele wegen, einer späteren Ausführung vorgreifeud,auf das Vorkommen von hellgelben, mürben Sandsteinen auf der Passhöhe des Berkovica Balkan hinweisen, in welchen die ßh/ophoria contata Zenk. in ungemeiner HäuHgkeit sich findet. 5()() r 0 u 1 a. entstammen dürften, noch viele, aus einem Gablno artigen Gesteine bestehende Gerolle, deren Bedeutung- aus dem Folgen- den klar werden wird. Weiterhin tinde ich in meinen Aufsclireibungen verzeichnet: Gneissartige Quarzitschiefer, die von weissen Quarzgängen durchschwärmt werden. Während sie auf der rechten Thalseite der Steikovca Rjeka, hora .5, streichen und nach Norden mit 65° ein- fallen, fallen sie kurz darauf auf der linken Thalseite steil nach Süden ein. ganz ähnlich, wie die vorher erwähnten Thonschiefer. Hierauf kamen wir am linken Ufer an gneissartigen Gesteinen vorbei, welche hora 3 (NO.) streichen und mit 65° nach N. ein- fallen. Sie dürften den vorhin am rechten Ufer angetrottenen Gesteinen mit gleicher Lagerung entsprechen. Diese Gesteine bezeichnete ich an Ort uud Stelle als Ph^'llitgneisse, da sie mich in der That lebhaft an gewisse Gesteins-Einlagerungeu in den alpinen Phylliten (z. B. auf der Brennerlinie) erinnerten, eine Ähnlichkeit, die bald noch mehr verstärkt wurde. Auf den Schichttlächen sind sie seidenglänzend. Besonders schön ist dies an der Stelle der Fall, wo der Fahrweg nach Lom abzweigt, und die Hauptstrasse die Steikovce EJeka verlässt, unj dem von Vrbova kommenden l)ach aufwärts zu folgen. Auf dieser Strecke treten zuerst talkreiche Phyllitgneisse und sehr schön gefältelte Phyllite auf, ganz ähnlich jenen, welche im Ptlerschthale am Brenner vorkommen. Hier wie dort sind sie auf das Mannigfaltigste gebogen, in oft sehr enge Falten gelegt. Sie sind blaugrau gefärbt, auifallend hart und enthalten sowohl Quarzknauern als auch Bänder und Schnüre von weissem Kalk. Bald stellen sich zuerst vereinzelte chloritische Lagen ein, welche immer häufiger werden, bis endlich reiner, schön dunkel- grün gefärbter, dünnplattiger Chloritscliiefer allein vorherrscht und auch eine Strecke weit anhält. In den Schuttkegeln der von Norden her einmündenden Wildbäche finden sich die lichtgrauen Hornsteinkalke derStolovi- berge sehr häufig, sie liegen in grossen eckigen Blöcken allent- halben herum und verkünden eine Änderung des Gesteinscharak- ters. Aber auch die rothen Conglomerate sind häufig. Bei dem kleinen, zu Vrbova gehörigen SchäfVrliütten, zeigen die Chlorit- Geolo^'-ische Untersuch unfien im westl. Theile d. Balkan etc. 507 schiefer westöstliehes Streichen, sind stark gefaltet und liegen ganz flach. Uniiiittelbar darauf erreichen die schon angekündigten Kalke die Strasse, die von hier bis Vrbova eine enge Kalk Schlucht zu passiren hat. Thonschiefer bilden das unmittelbar Liegende dieser, durch Fossilientührung ausgezeichneten Kalklbrmation. Die ersten Bänke desselben streichen hora 10 (von SO. nach NW.) und fallen mit nur \S° nach SW. ein. Die Jura-Formation von Vrbova. Über den Thouschiefern folgen: 1. In 15—30 Ctm. mächtigen Bänken, geschichtet, ein ver- steinerungsloser ungemein harter Quarzsandstein, der hora 9 bis 10 streicht und mit 16° nach Süden einfällt, im Ganzen etwa 2 Meter mächtig. 2. blaugraue, sehr fossilienreiche Sandsteine von gröberen Korne, circa einen Meter mächtig. In dieser Schichte fanden sich die im Folgenden besprochenen Fossilien: Beleninltes cfr. canaliculatits Schloth. Pecten deniissus Phil. Pecteu spec. (cfr. Pecten Buchi Iv<)m.). Monotls elegatis Gold f. Lima (Plagiostonni) spec. Ostvea spec. Pinna ("P) Es sind dies Reste, welche zwar keine ganz sichere Alters- angabe zulassen, aber mit grosser Wahrscheinlichkeit den Schluss erlauben, dass wir es hier mit mittlerem Dogger zu thun haben dürften. 3. Darüber liegt eine nach oben zu sehr dünnschiefrig werdende Lage von Sandstein, von blaugrauer und nach oben graubrauner Färbung, der in seinem Korne an den Sandstein Nr. 2 erinnert, aber ungemein stark verwittert ist. Hierin fanden sich ganz unbedeutende Spuren einer sehr bituminösen kohligen Substanz ; aber auch Belemniten-Durchschnitte sind nicht selten. Diese Schichte ist wohl 10 Meter mächtig und bildet mit den beiden unterliegenden Schichten eine Terrainstufe, in welche der Bach sein Bett eingerissen hat und endlich wie über eine natürliche Wehre abstürzt. 4. Etwa 80 Schritte vor dem kleinen Wassersturz, treten in concordanter Auflag-erunf;-, grünlichbraune Thonmerg-el auf, die etwas sandig sind, und auf den Schiclittiächen ])flanzenstengel- artige Gebilde und concentrische oder wellige Furchen zeigen. Diese mergeligen Gesteine sind dünn geschichtet, wechsel- lagern jedoch mit dickeren und festeren Bänken. Die letzten sind äusserlich braun, im Innern aber blaugrau gefärbt, und vielfach in Blockform abgesondert. Weiterhin werden die dickeren und zugleich festeren Bänke immer härter und härter, die Zwischenmittel aber immer dünn- plattiger und nehmen gleichfalls an Härte zu. Die einzelnen Platten werden immer inniger zusammenhän- gend, so dass endlich auch diese plattigen Zwischenmittel sich als dichte Kalke präsentiren, die nur eine leichte parallele Strei- fnng erkennen lassen. Der ganze durch allmälige Übergänge innig zusammen- hängende Complex bildet oifenbar ein Ganzes, und ist der ver- schiedene Charakter des Gesteines durch Verwitterungsvorgänge zu erklären. In diesen Schichten fanden sich canalifere Belem- niten- und einzelne Ammoniten-Abdrücke. 5. Wieder concordant darüber folgen nun liornsteinreiche Kalke in ganz ähnliche ni Aussehen wie auf den Stolovibergen bei Belogradcik, aber sehr reich an Petrefacten. Das Gestein ist in Bänke von ziemlich gleicher Mächtigkeit abgesondert, welche wieder die abwechselnde Folge von dickeren, (bis 0-3 Meter mächtigen), dichten und dünnplattigen Lagen zeigen. Die Schichtflächen sind höckerig, der Kalk graublau gefärbt. Die in einem Zeitraum von wenigen Stunden gesammelten Fossilien sind die folgenden: Spheiiodus macev Q u e n s t. sp. LepldotHs inaof'ljmis W a g n e r (= Sphwrodusfiigas A g.). Belenmites cfr. tieniisulcatus M ü n s t e r. Aspfdoceras orthocera d'O rb. sp. Verfsphlncte.s polyplocits Rein. sp. — cfr. eoluhrhnis Kein. sp. — spec. ind. Geologische Untersuchiuig-eu im westl. Theile d. B:ilkau etc. 50*J Siinoeevas DouhUerl d'Orb. sp. Oppelki JSolbeini Opp. s]). — cotnpsa Opp. sp. Fiiylloceras tortisuleatum (VOib. sp. — Isotf/puni Ben ecke. sp. Aptyclius cfr. latus Park. — Btilgaricus nov. sp. — spec. Bhynchouella Agassizl Z e u s c h n e r sp. — sparsicosfafa Q u e n s t e d t. Collyvites Ind. cfr. Vevueuill Cottean. Von den genannten Arten sind mit Ausnahme des Simoceras Doublieri d'Orb. der bisher mir aus dem französischen Jura als Seltenheit bekannt war, alle übrigen aus den Schichten mit Asp'ulocerns acanthicum bekannt, so dass es wohl keinem Zweifel unterliegt, dass wii- es in den w^ohlgeschichteten Kalken der Vrbovaschlucht, mit dieser durcliProf. Neu m ayr's g-rosse Arbeit berühmt g-ewordenen Etage zu thun haben. (). Darüber liegen sodann graue mergelige Gesteine mit dunklen Flecken. Das ganze Schichtensystem ist vollkommen concordant auf- gebaut, aucli die obersten Lagen streichen hora 0 — 10 (SO. — NW.) und fallen nach Südwest, also gegen den Hauptkamm des Gebir- ges ein. Sobald man die Kalkpforte passirt hat, kommt man, an dem DorfcVrbova vorbei, in eine von NW. nach SO. verlaufende Thal- weitung. In dieser liegen, im frischen Zustande grünlich -.graue, sandige und etwas glimmerige Thonmergel, in stellenweise sehr gestörten Lagerungsverhältnissen. Sie sind tief hinein verwittert, in Folge dessen gelbbraun und sehr mürbe. Gleich am Ausgange der Kalkschlucht fand ich in diesen Mergeln ganz kleine Helem- niten mit kreisrundem Querschnitt {Belemnites minimus Lister?) und kleine, schlecht erhaltene, aber an der faserigen Schalen- structur sicher erkennbare Inoceramen, die mit groben concen- trischenFalten bedeckt sind. Auch fanden sich einige undeutliche Bivalven, in einem dünnplattigen glinnuerigen Sandstein. Wir haben es hier offenbar mit Schichtender mittleren oder oberen K r e i d e f o r m a t i o n zu thun. 510 Ton 1.1. Aus (lieser Thalumlde nach Noiflosteii blickend, hat man den Anblick einer ganzen Kette von Kalkbergen, die spitz aut- ragend nach Südost alhnäliger abdachen, während sie nach Korden viel Jäher abstürzen. A'h' Ansicht der Kette von Kalkbergeu. Die vorhin erwähnten sandig-en Kreidemergel zeigen vor Cupren ein Streichen von NO. nach SW. Sie halten bis zum unmittelbaren Beginn des Dorfes an und sind hier vielfach von Wasserrissen durchfurcht. 4. ti) Fossilien des mittleren Doggers in der Schlucht von Vrbova, 1. Belenmltes cfr. cftufillcnlatus Schloth. Tat". VIT. V\g. 1. In dem harten feinkörnigen Sandsteine, der am Bachbette der Vrbova-Schlucht auftritt und die natürliche Wehre bildet, ist neben den, im Nachfolgenden zu besprechenden Pecten-Arten, vor allem ein Belemnit in grosser Zahl eingeschlossen. Die Gesteinsbeschaffenheit bringt es mit sieh , dass kein einziges Exemplar los gebracht werden konnte, sie sind auf das Innigste mit dem Gesteine verwachsen, und wurden fast in allen Fällen mitten durchgespalten. Vorwaltend sind es kleine Exemplare mit sehr schlanker Scheide, von fast gleichmässiger Dicke mit scharfer Spitze. Nur an einem einzigen grösseren P^xemplare ist im Querbruche der Canal an der vorderen Seite ersichtlich. Fast alle Längsbrüche lassen die langen Alveolen erkennen. Die Scheidewände sind zumeist verkiest und stehen sehr gedrängt, so dass auf eine Länge des Phragmoconus von 5 Mm. nicht weniger als 22 Scheidewände entfallen. Die ausser- Geolog-ische Untersuchung-eu im westl. Theile d. Balkan etc. 511 ordentlich schön erhaltene, verhältnissmässig- grosse, kugelige Embrionalzelle am Ende der Alveole lässt mich mit ziemlicher Sicherheit vermuthen, dass wir es hier mit BelemtiiteH cmuilicu- hitus Schloth, zu thun haben. (Man vergl. Quenstedt. Oephalopoden, pag. 43G, Taf. 29, Fig. 1 — 7) und zwar stimmt die in Fig. 7 gegebene Abbildung eines Exemplares aus dem Stonesfieldslats (,,üh(^v Amnionlfes ParkhisoniWegend'-^) am besten überein, um so mehr als dies Bild einer Jugendform entspricht, und wir es auch mit solchen zu thun haben. Einer der Durchschnitte ist 20 Mm. lang und o-5 Mm. dick ; ein anderes grosses Stück lässt auf ein Exemplar von ähnlicher Grösse schliessen wie es Quenstedt (1. c.) Fig. 4 ablnldet. 2, Peeten deniissiis Phill. Taf. VII Fig. 2. 1H44. — - Goldt. Petr. geriu., pag. 74, Taf. XCIX, Fig. 2. 1859. — — Q u e u s t.. Jura, pag. 353, Taf. 48, Fig. (j, 7. 1867. — — — Petrefactenkiinde, pag. *i03. Ein glatter, dünnschaliger Peeten liegt in zahlreichen Stücken theils mit, theils ohne Schale erhalten vor, der sich am besten mit Peeten demissus Phill. identiticiren lässt, wie er sich schon in den Eisenerzen von Aalen findet, der aber bis in die 7 Kalke hinaufreicht. Die glatte Oberfläche zeigt unter der Loupe eine ungemein zarte concentrische Anwachsstreifung. Dieselbe ist nur etwas wellig und ziehen ganz zarte fast unkenntliche Radialstreifen darüber hin, die auf der Innenseite und auf den Steinkernen noch am deutlichsten hervortreten. Die Ohren sind klein, gleich gestaltet, der Schlossrand lässt den bezeichnenden stumpfen Winkel erkennen. Die aus Deutschland bekannten Formen von Peeten demissus sind auffallend breit, unsere Stücke neigen mehr zu der typischen, englischen Form, von der schon Quenstedt das Vorwalten der Länge hervorhebt. Eines unserer Exemj)lare zeigt bei 30 Mm. Länge, eine grösste Schalenbreite von 25 Mm. r)12 Toula. 3, Pecten spec. (eir. JPecten BiicJii Rönier.^ Tat". VII. Flg. 3. In einigen Klappen liegt ein von dem vorherrschenden ver- schiedener Prcfcn vor, welcher in die Fornireihe des Pecten lens gehören dürfte, wenngleich bei dem schlechten Erhaltungs- zustände der Schale die charakteristische Pnnktirnng nicht erkennbar ist. Die Schale ist eiförmig, gegen den Schlossrand zungen- förmig ausgezogen. Ungemein feine concentrische Anwachs- streifen werden von viel gröberen, soweit die Schaleurudimente es erkennen lassen, bogenförmig nach aussen gekrünniiten Radialstreifen durchkreuzt, ähnlich so wie es Römer (Oolith- Gebirge Taf. XIII, Fig. 8) angibt. Die bogenförmige Krümmung der Radialstreifen ist ganz ähnlich wie es Loriol (Etage jur. super, de la Haute Marne, pag. 389, Taf. XXII, Fig. 12, 13) bei Pecten Buehi Römer (^Nachträge zu d. Petref. d. Oolith Geb., pag. 27) angibt. Das Bissusohr der rechten Klappe ist gross und zeigt am Steinkern parallele Anwachsstreifen. Der Form nach ist es ganz ähnlieh der Abbildung in Quenstedt's Jura Taf. 89, Fig. 4. Die fehlende Punktirung würde auf einen Vorläufer des Pecten Buchi Römer hinweisen. 4. Jlonotis elegans Gold f. Taf. VII. Fig. 4. 1840. Aviciila eleyans Goldf., Petref. germ. Taf. 117, Fig. 8. 18.5S. Monods elcgaus Qiienstcdt, Jura, pag. 3.')?, Taf. 49, Fig. 11 — 13. Eines der vorliegenden Stücke gleicht auf das Beste der von Quenstedt abgebildeten Form aus dem braunen Jura ^ und zwar der als ohtoiuja bezeichneten Varietät (Fig. 12); es kommen aber auch breitere Stücke vor, die sich an die als tolnnda (Fig. 13) unterschiedene Varietät anschliessen. Die linke Schale ist stark gewölbt und mit ziemlich gleich starken Radialrippen versehen, über das hintere Ohr ziehen die Radial- streifen gleichfalls hin. MonotU eiegans ist ein Vorläufer der in Geologische Untersuchuuji^'. Amnnmilcti pobiplucus jutraholia Q neust., Jura. pag. GU-i, Taf. 75. Fig. -l-l. 1 873. Perisp/t indes poli/plocns N c ii in., Scliicliteu des Aspidocerns aeanthicniu, pag. 18-2, Taf. XXXIV, Fig. 2. Ein ziemlieh gut erhaltenes Exemplar eines polyploken Ammoniten liegt vor, welches noch am besten mit der von Prof. Neumayr abgebildeten Form übereinstimmt. Es zeigt den weiten Nabel, die allraälige Windung-S7Ainahme und die Bünde- lung der geraden Rippen wie sie von Neumayr für die im östlichen Theile des mediterranen Jura vorkommenden Formen als bezeichnend hervorgehoben wurde. Diese Art wird aus den östlichen Localitäten der Acanthicus-Schicliten citirt von Gyil- kos-kö in Siebenbürgen und von Steyerdorf im Banat. Unser Exemplar hat einen Durchmesser von 85 Mm. 6*. Perisphlnctes cfr. coluhvinns Rein. sp. Taf. V, Fig. 5. 1818. Nautilus colubrimis Rein., Naut. et Argon. Fig. 72. I^i-Ti. Atiunoiütes — Quensteclt, Ceplialopoden, pag. 1(J3, Taf. 12^ Fig. 10. ISlO. P,'ri.sphincies — Zittel, Untertitlion, pag. 107, Taf. 9 (33), Fig. 6, Taf. 10 (34), Fig. 4—6. 1873. — — Neumayr, Scliicliteu m.^ÄjpiW. rtrcs d " 0 r b. Cei)h. Cret., jiag. Itj3, Taf. LI, Fig. 4~H. I87U. Phi/lloceraa (ur/isiilculinn Zittel. Untertithon, 42, Taf. I 1 25), Fig. 14. 1871. — — Neum, Phylloceraten, pag. 344, Taf. XVII, Fig. 10. 1872. — — Neumayr. Schichten mit Aspidoceias acanthicum, pag. 1*34. 1875. Aintnonites torlisuk-utus E. Favre, Montagnes des Voirons, pag. 22, Tat. II, Fig. 4. Unter allen in der Sclduclit gefundenen Formen, ist diese in der oberen Abtheilung des mediterranen Jura so verbreitete Art die häutigste und ganz sicher bestimmbar. Es finden sich ebensowohl fiache Formen mit stark gewölbter Externseite, als auch solche von grösserer Dicke und flach gewölbter Extern- seite. Prof. Dr. Neumayr führt diese Art in Ost-Siebenbürgen als besonders häutig an. 12. Phylloceras cfr. isotypiun Benecke sp. Taf. VI, Fig. 2. 1865. Animonitfs isotypun Bonecke. Trias und Jura in Sudtirol, pag. 184, Taf. VII, Fig. 1-2. 1871. Hif^lloverus isoif/pum Neumayr, Phylloceraten, pag. 314, Taf. XIll, Fig. 3. 1872. — — Gemellaro. Fauna giur. di Sicilia, pag. 30, Taf. VI II, Fig. 1. 520 T o u 1 H. 1873. Phyllocerns isotypiim Neuniayr, Schicht mit ^6^. acantkicum, pag. 18. 1875. Amvionites isnlypus E. Favre, Mont. des Voirons, Tat". II, Fig. 1, '2. Von dieser für die »Scliicliteii mit Asp. acmifhicmn so bezeichnenden Form liegt ans derVrbova-Schlncht vor Tschnpren (Cupren) ein ziemlifh gut erhaltenes Exemplar vor. Die Loben- zeiehniing stinnnt recht gut mit der von Prof. Neumayr gegebenen Abbildung (nach einem siebenblirgischen Stücke), nur erscheint sie etwas weniger einfacher. Unser Exemplar lässt die lange Wohnkammer deutlich erkennen, obwohl es ein ver- hnltnissmässig kleines Exemplar ist. Der Durchmesser des etw;is verdrückten Stückes dürtte etwa 55 Mm. betragen haben. 13. Aptychiis cfr. hims Park. Tat". VI, Fig. 2. 1811. Trif/oiicli/f^-- lata Parii, Orgaiiic remains, III, pag. 186, Taf. XIII, Fig. 9. 184;i. Apiyrliiia Uuus Qiienstcdt, Cephalop., Taf. XXII, Fig. 17. 1858. — IcH'vis latus Queutst., Jura, pag. 622, Taf. LXXVII, Fig. 8. 1862. — laitis 0 p p., Paläont. Mitth., pag. 256, Taf. LXXII, Fig. 1, 2. 1875. — — P i 11 e t, L e m e n c, pag. 28, Taf. III. Fig. 7— 9, Taf. VI, Fig. 5. 1875. — — E. Favre, Mont. des Voirons, pag. 47, Taf VII, Fig. 1-3. Diese in den obersten Etagen der schwäbischen weissen Jura so überaus häufige Form liegt in einem ziemlich voll- ständigen Bruchstücke vor. Es zeigt alle Eigenschaften dieser bezeichnenden dickschaligen Form. Die groben Poren der tiach- gewölbten Oberseite, die grobe concentrische Streifung der concaven Seite und den Abfall an den Seiten. Die Schale erreicht nahe dem Kande 7 Mm. Dicke, während diese gegen den Wirbel hin, an der medianen Seite, nur noch 3 Mm. beträgt. Auf der Bnichtläche lässt sich die Lamellenstructur dci- Schale erkennen. 14. Apti/c/ms biUyariciis nov. sp. Taf. VI, Fig. 3. Ein grosses Exemplar von G4 Mm. Länge und 50 Mm. grösster Breite, welches sich in IJeziiü,- auf die Form der Schale Geologische Untersuchungen im westl. Theile d. Balkan etc. 521 enge an den Apfychus latus Park, und den Äptychus hopJiciis 0 p ]). anschliesst, wie diese von 0 pp e 1 (Palnont. Mittli., pag-. 256, Taf. 72, Fig, 1 und pag. 259, Taf. 73, Fig. 4—5) charakterisirt wurden. Die Besohaffenheit der sehr flaeli vertieften Innenseite bildet den Unterschied von diesen beiden Formen. Längs des Medianrandes verläuft nändich eine schmale Furche, in welcher die concentrischen Streifen einen Bogen beschreiben. Diese Streifung ist überaus zart, so dass etwa acht Streifen auf 1 Mm. zu stehen kommen. In ziemlich gleichen Abständen zeigen sich wulstartige Erbebungen, die mit den Streifen parallel verlaufen und besonders an abgewitterten Theilcn scharf hervortreten. In Bezug auf die schmale Einsenkuiig am medianen Rande zeigt auch Aptychns aporus Oi)i)el (1. c. pag. 258, Taf. 73, Fig. 1 bis 4), einige Ähnlichkeit, unterscheidet sich aber schon diu-ch seine viel bedeutendere Länge. Die drei nahestehenden Arten stammen alle aus den lithographischen Schiefern vonSolenhofen. 15. Aptychus spec. Taf. VI. Fig. f). Von einem impricaten Aptychen, der an Aptychus lumel- /os^^s]^arkinson (Org. Remain,III, Taf. XIII, Fig. 11) erinnert, liegen mehrere Stücke vor. Eines derselben zeigt die groben Rippen wie sie Quenstedt bei dem grösseren Stücke seines typischen Aptychus lamellosus angibt. An abgewitterten Theilen tritt eine dichtstehende Punktirung auf. Ein kleineres Stück erinnert lebhaft an den Aptychus Beyrichi 0])\)., wie er von Zittei (Stramberger-Schicliten Taf. I, Fig. IG) oder neuerlichst von Ernst Favre (Voirons, Taf. VII, Fig. 10 und 11) abgebildet wurde. Ein weiteres Stückchen ist auf dem Steinkern eines sehr involuten nicht näher bestimmbaren Ammoniten aufgewachsen. Aptychus Beyrichi 0 p p e 1 wird auch von G e m m e 11 a r ( > (1. c. pag. 25, Taf. III, Fig. 17 und 18) aus dem Tithon von Nord- Sicilieu angeführt. 16. Hhynchonella Agassizi Z e u s c h n e r sp. Taf. II, Fig. 6. 1846. Terehratiila Agassizi Zeuschne r. Nove lub. niedokl.opisane gatunki pag. ^G, Taf. 11, Fig. 21—25. 522 Foiila. 1870. R/ii/nrhoncl/a Agnsnizi Zitte\. Die Fanna d. alt. Tithcmbildungen pag-. -ifW;, 'l'af. XXXVIII, Fig :54— 37. Diese kleine Rhynclionella liegt in einem gut erhaltenen Kxemplare vor. Der Urnriss ist abgerundet, dreiseitig, die grösste Breite liegt in der Nähe des fast geraden Stirnrandes. Die von Zittel (1. c.) gegebene Abbildung stimmt recht gut überein. Das deutliche Deltidium, die feine Streifung der fase- rigen und abblätternden Schale, die Andeutung einer Vertiefung auf der kleinen Klappe, sind deutlich erkennbar. Die Deltidium- platten reichen bis zum oberen Rande der ziemlich grossen Schnabelötfnung, die ganz nahe an den Schnabelrand der kleinen Klappe hinantritt. Diese Art ist nach Zittel bei Rogoznik häufig, seltener bei Zorstyn und Biela voda, sehr selten im Diphyakalke von Trient und im rothen Marmor vom Haselberge in Bayern. Länge 10-5 Mm., Breite am Stirnrand lU-.ö Mu;., Dicke 6 Mm. 17. Rhynchonella cfr. sparsicosta Q u e n s t. sp. Tat". VI, Fig-. (J. 1858. irn-liiaiiila luriuuisa .sjHirsit-n.yt/i Quenst.. Jura, Tat". LXXVIII, Fig. 2U-23. 1858. Rliiiitrlidiuila spumicosiu Opp«'!., Jura, pag. 'i')'^^. 1871. 'rrrchriiliäct Mnjnchitnelln) lacunona nparaicDnio Q u e n s l. Brachio- podnt, I'af. XXXIX, Fig. 92-94. 187:5 lUiiiiH-lioiidla spaiKuoüta Neuraayr, Schicht, des Asp. aranthicHin, pag. -208 (68). Zwei P^xemplare liegen in Bruchstücken vor, die der citirten Art zum Mindesten sehr nahestehen. Beide sind sehr aufgebläht. Die grössere Klappe zeigt den tiefen Sinus und ist etwas unsym- metrisch, ähnlich so wie esNeumayr von der BliynchoneUa Gemellaro {}. c. pag. 209, Taf. XLIII, Fig. 9) beschreibt, es zieht nändich nur über die eine Seite eine Falte hin. Die kleine Klappe ist gegen den Schnabel hin stark vorgezogen. Auf dem kleineren Exemplare zeigen sich in der Höhe des Schnabels zwei seichte Furchen. Geologifsche Untersuchunj^en im westl. Theile d Balkan etc. b'Io 18. Collyrites ind. (conf'r. Verneui/i Cotteau^. 1H7(). Colli/ri/rs Vrrnenili Cotteau Zittel, Altere Tithonbildiinj;. \rdg. 272, Taf. XXX IX, Fig. 7 u. 8. Ein nur an der Unterseite erkennbarer, abgevvitterter Echi- niden-Steinkern liegt vor, der in seinem Umriss an die citirte Art erinnert. Leider ist die Stelle, wo sich die Afterötfnnng befindet, abgebrochen. Die vom centralen Munde ausstrahlenden schmalen Ambu- laralfelder, sind in der Nähe der Mundöffnung etwas vertieft, zwischen ihnen sind vereinzelte Stachelwarzen erkennbar, in dem gegen die AfterölTnung hinziehenden medianen Inter- ambulacralfelde ist eine Erhöhung angedeutet, ähnlich so vt'ie bei der citirten Art. 5. Von Cupren über den Sveti Nikola-Pass bis Ak-Palanka. An der linken Thalseite tritt unmittelbar bei Oupren das alte Gebirge wieder hervor und zwar sind es hier gefältelte chlori- tischeThonschiefer mit vielen Calcitgängen und von Kalk erfüllten Nestern. Dieses Gestein steht am Mühlbache von Cupren an, streicht von Nord nach Süd und fällt nach West ein. In den Bachgeschieben herrschen dioritartige Steine vor, die vorwaltend aus grüner, kurzsäuliger Hornblende bestehen, es ist ein Gestein, welches vielfach an die Uralit-Porphyre erinnert. Es ist dies dasselbe Gestein, welches schon unter den Bach- geschieben der Steikovca-Rjeka erwähnt wurde. Dadurch wird es klar, dass diese Felsart, welche wie wir sofort sehen werden, eine hochwichtige Rolle beim Aufbau des mächtigen Sveti-Nikola spielt, offenbar von dort weit nach Nordwest anhält und viel- leicht einen grossen Theil der serbisch-bulgarischen Grenzberge zusammensetzt. Die ersten Anzeichen dieses weitausgedehnten Grüusteingebietes fanden wir schon in den grossen Geröll- blöcken von diabasartigem Aussehen im Bachbette bei Rakovica (m. vgl. Mitth. Nr. 3). Überhalb Oupren stellt an der rechten Thalseite Glimmer gneiss an, des hora 4 — 5 streicht und mit 30° südwärts einfällt; er enthält viel weissen Feldspath. 524 T (. u i ;i. Don üaeli durchschneidet eine circa 6 Meter mäclitii;e P)lock- schuttmasse, die wieder vorherrschend aus dem erwähnten dioritisclien Gesteine besteht. Hier beginnt nun das eigentliche Diorit-Gebiet. Es ist ein ganz ausgezeichnetes krystallinisches Massengestein, von grobem Korne, wie Granit in grosse Blockmassen zerklüftet, und von Gängen eines feinkörnigen dioritischen Gesteins durchsetzt. Vor der letzten zu Belogradcik gehörigen Karaula („Belo gradcik-Karaula am Nordabhang des Sveti Nikola", 951 Meter hoch) werden die krystallinischen Schiefer abermals lierrschend. Zuerst sind es dUnnplattige, weisse, überaus feinkörnige quar zitische Schiefer mit lebhaft glänzenden Schichtfiächen, hierauf folgen phyllit artige und c hl ori tische Schiefer, die mit Quarzitschiefern wechsellagern. Besonders die Chlorit- schiefer sind vielfach zerklüftet, so dass es fast unmöglich war, ein Handstück zu schlagen. Diese Gesteine halten noch eine Strecke weit nach aufwärts an, sodann wird aber gegen die Passhöhe zu ein ausgezeich- neter Granitporphyr vorherrschend, in dem die Einsattelung verläuft. Dieser Granitporphy r besteht aus zahlreichen grossen Feldspath - (Orthoklas) - Krystallen, viel schwarzem Glimmer, hie und da etwas grünlichem Chlorit und grauem Quarz. Seine Färbung ist lichtröthlich, die Absonderung ganz so wie allent- halben in Granitgebieten, In dicken Bänken und grossen Block- massen von wollsackartiger Form. Nesterweise enthält das Gestein ein feinkörniges, dunkel gefärbtes, granitisches Gemenge, in welchem besonders der Biotit vorwaltet. Auf der Passhöhe ersieht man auf das Deutlichste die räum- lich verhältnissmässig geringe Ausdehnung des Granites, gegen- über dem im Allgemeinen grau gefärbten Diorit. Dieser letztere setzt offenbar die l)ei(len, den Pass begrenzenden hochaufragen- den Bergzüge zusannnen. Die höchste Spitze liegt von der Einsattelung ostwärts, — sie wurde mir bei unserer Hinreise als Mali-Oervica, der weniger hohe Gii)fel im Westen als Utschkulak bezeichnet. — Erstere dürfte die Passhöhe iloOO Meter) noch um etwa oOO Meter Geologische Uutersucluiiigeu im westl. Theile d. Balkan etc. 525 überragen. Im Westen von dem zuletzt geiianuten Gipfel liegt eine etwas höhere Einsattelung. Soweit dürfte der Granit reichen. Der Diorit aber bildet wie gesagt, das vorherrschende Gestein. Die daraus bestehenden Bergzüge, besonders der west- liche, sind vollkommen kahl und auf ihren Abhängen über und über mit Schutt und Blockwerk bedeckt. Der Granit hält am steilen Südhange des Passes bis zur ersten, auf halber Höhe zwischen Janja und der Passhöhe gele- genen Karaula an. Auch hier ist er in dicken Bänken abgeson- dert und bis tief hinein verwittert. In der Nähe dieses anstehenden Granits fanden sich Stücke von chloritischem- und Phyilit-Gneiss in grosser Zahl, und bald tritt, wenn auch nur zuerst auf ganz geringer Ausdehnung in der Sclducht, rechts seitwärts von der Strasse, gefältelter Thon- schiefer auf. (Ganz ähnlich dem am Nordfusse an derTheilungs- stelle der Strasse zwischen Belogradcik und Vrbova.) Sodann folgt das dioritische Gestein in geringer Aus- dehnung. 1 Bei Janja aber tritt dann wieder der Granitporphyr auf, dessen braun gefärbter Grus die Berggehänge bedeckt. Weiterhin bestehen beide Thalseiten, die nahe aneinander treten, aus den vielfach gefältelten Thonschiefern, echten, seiden- glänzenden Phylliten mit grossen Knauern, Adern und Schnüren von Quarz. Sie streichen hora 9 — 10 und sind vertical auf- gerichtet. 1 Vom Sveti-Nicola („Westseite") wird iu einer Notiz (Verhaadl. 1868, pag. 407) über einige Gesteinstücke, die Herr Kauitz gesammelt, ein feinkörniges diorltisches Gestein und ein pistacitreiches qiiarzitisclies .Schiefergestein erwähnt. Von der „Ostseite" wird ein Amphihol-Andesit mit dunkler, fast schwarzer Hornblende (Gamsigradit von Breithaupt) verwitterten grünlichen Feldspathausscheidungen und einer dunkel violett- grauen, felsitischen Gruudmasse angeführt, der mit dem von Breithaupt als „Timazit" beschriebenen Trachyt von den Ufern des Timok die grösste Ähnlichkeit haben soll. — Leider erlauben die Fundortaugabeu keinen sicheren Schluss auf die genauere Lage der Localitäten zu ziehen, noch weniger aber ist es möglich über die Art des Auftretens sich ein Bild zu verschaffen. Dem letzterwähnten Gesteine entsprechen wohl die im Nach- stehenden erwähnten Araphibol reichen Steinblöcke. 526 '1' <> u 1 ;( Aber iiocli einmal tritt am Baelie nnd reehts von der Strasse in einer niederen Kupix' i>ro'.)körnif?er Granit hervor, der von Gänjj,-en eines feinkörnigen dioritartigen Gesteines (Diorit- Aplianit) durehzogen ist. Im Haelie fanden sieh aneh Blöeke von Amphiholit mit langsäuligeni Ani])hibol und wenig Feldspatli. Nun stellt sich .aber in der Thalenge vor Rerilovce eine eigenthümliohe Sehichtenreihe ein. In rascher Aufeinanderfolge reihen sich in fast Aerticaler Sehichtenstellung folgende Gesteine aneinander: 1. Ein granwackenartiger Quarz-Sandstein von grauer Färbung. 2. Thonschiefer (phyllitartig) mit ganz aussergewöhn- lichem Quarzreichthum. Seine Schichten streichen ganz wie vorhin hora U — 10. o. Quarzit mit talkigem Zwischenmittel, braun verwitternd . 4. Feinkörnige sandige Schiefer von grünlicher Färbung. (Streichen hora 9—10, fallen nach N. mit 84°.) 5. Darauf folgt wieder ein granwackenartiger Sandstein (wie 1) und darüber 6. wieder Thonschiefer (wie 2"). Wir dürften es hier mit einer paläozoischen Schichtenfolge 7A\ thnn haben, wohl analog derjenigen, über welcher l)ei Belo- gradcik die Kohle führenden Sandsteine und Thonmergel liegen. Es wird diese Analogie noch dadurch vermehrt, dass man, nachdem die Enge oberhalb Rerilovce passirt ist, — den Aus- gang bilden Quarzsandsteine (ähnlich wie bei 1 und 5) — als- bald die rothen Sandsteine und Conglomerate in zahl- reichen Blöcken herumliegen sieht. Auf der linken Tlialseite unmittelbar unterhalb Berilovce stehen die rothen Sandsteine an, und halten bis gegenüber von Vrtoca an. Der steil aufragende Gipfel von Berilovce nach SO., der mit vielen Zinken aufragt, erinnert in seiner Formation leb- liaft an die Steingebilde von Belogradcik. (Es wird Babin-Zub, der Grossmutterzahn genannt.) Die Sandsteine an der Strasse sind thcils grobkörnig wie bei Belogradcik, theils ungemein feinkörnig und dünn geschichtet. Die letzteren zeigen hie und da unregelmässige Wülste auf den Scliichtflächen. Geologische Uiitersucliuu^^en im westl. Theile d. Baikau etc. 52 7 Am rechten Tlialabhaiige treten tiberall Griismassen auf, ganz ähnlich wie dies.' r Granitgebiete so bezeichnend ist; die Berge sind rnndrückig. Gegenüber von Hinova stehen nnmittelbar am Flusse die ersten Kalke südlich vom Haiipt-Gebirgskamme au. Es sind dichte, graue, vielfach zerklüftete Gesteine, welche hier nur Spuren von Versteinerungen enthalten. Nur eine einzige, besser erhaltene Terebratel wurde autgefunden. ' Die Lagerungsverhältnisse sind nicht deutlich zu erkennen, doch dürften diese Kalke gleichaltrig sein mit jenen dichten Kalken, die das Kalkthor bei dernahenKalniakaraula bilden. Es ist dies an jener Stelle, wo die Strasse nach Ak-Palanka gegen Süden umbiegt. Auf diesem Kalke liegen hier mergelige (i esteine, die unge- mein reich sind an Orbitolinen (Patellinenj, Spongiten und Korallen. Einzelne Korallenstöcke erreichen ganz bedeutende Grössen. Diese Mergelbänke streichen hora 7, sind zum Theil steil aufgerichtet und mannigfach gekrümmt, das Fallen ist zumeist südwärts. Sie scheinen den grauen, dichten Kalken eingelagert zu sein, so dass diese noch zu derselben Etage gehören dürften, wenn man nicht sackartige Ausfüllungen zwischen älteren Riffen annehmen will, was immerhin nicht unniöylich wäre. Die Alters- bestimmung wäre mit Hinsicht auf die Thatsache, dass an ande- ren Localitäten die Orbitolinen in sehr verschiedenalterigen Eta- gen auftreten, — so z. B. im oberen Neocom oder nach anderer Auffassung im unteren Gault der Nordalpen und in den Perte du Rhone, oder in der cenomaneu chloritischen Kreide des südlichen Frankreich, oder in den ober- cretacischen (losau-Schichten, — nicht mit Sicherheit festzustellen. Wir haben es hier wahr- scheinlich mit einem Analogen der Orbitolinen-Schichten der Steyerdorfer Gegend zu thun, die wir nach v. Hauer dem obersten Neocomien zuschreiben müssten. 1 Sie steht der Terebratidubiplicataii ow. sehr uiihe und ist eine kleine, aber auftalleud breite Form, deren Faltung- erst gegen den Stnnraudzu deut- licher hervortritt. — Nach diesem einzigen Funde Hesse sich freilich kein ganz sicherer Schluss auf das Alter des betreffenden Kalksteines ziehen. 528 Toula. Diese Etage ist sehr reich an Fossilien (^man vei-jL;!. weiter unten 5 (t)'^ es konnten in der kurzen Zeit unseres Aufenthaltes folgende P^onnen g-esammelt werden : OrMtoliita lenticularis Blum. s. h. OrhitoUna hulfjarlca Desh. h. Oi'hitolina concava var. (nov, si)?") h. Spoiiijld i'oJa Mich. CrdticAilarla (ScypJUa) buUjarlca nov. sp. Holocystis sitnilis nov. spec. TrochosiiUlia sp. Actinavaea (Agavlcia) sp. LohophyUia cfr. llequienU Mich. Heptoinulticrescis cfr. sponyloUles d'Orb. nach Mich. Hadiopora hiiUfOsa d'Orb. Ostrea cfr. dUuviaiui Lin. TevebratuUna sp. Terebrirostra fi\). jVatica spec. Diese Fossilien sprechen nun dafür, dasswir es mit Schichten zu thun haben, die dem mittleren Gault zuzuschreiben sind. Es ist diese Annahme in bester Übereinstimmung mit der von H och- st etter, in seiner bahnl)rechenden Arbeit über die geologischen Verhältnisse des östlichen Theiles der europäischen Türkei ausgesprochenen Meinung, wonach die türkischen (balkanischen) Orbitolinen, der mittleren Kreide zuzurechnen sind. Über diesen Orbitoliten- Korallen- und Spongiten- Mergeln folgen von der Stelle an, wo die Strasse nach Pirot gegen das Thal derTemska hin abzweigt, Sandsteine von bräunlicher P^ärbung, die leicht spaltbar sind und auf den Schichtflächen sehr viele Glimmerschuppen enthalten; sie erinnern an gewisse Varietäten der Karpathen- Sandsteine, und. halten beinahe eine Wegstunde weit, bis über Isvor an. Bald horizontal liegend, bald mehr oder weniger steil aufgerichtet und verschieden einfallend, schwankt das Streichen im Grossen und Ganzen zwischen engen Grenzen. (Das mittlcie Streichen kann mit liora 7 angenom- men werden). Ahnliche Gesteine werden wir noch an anderen Stellen zu besprechen haben, (so z. B. an der Temska, nord- westlich von Scharkiöi (Pirot) und im Osten von Trn. Geologisclie Untersuchungen im westl. Tlieile d. Balkan etc. 529 Oberhalb Isvor stehen düunplattige, sandige Mergel au, die auf wohlgeschiehteten grauen, weissaderigen Kalken (analog jenen an dem Felsenthore bei der Kalnia-Karaula) aufruhen und damit wechsellagern. Auch hier treten in den Mergelbänken Orbitolinen und Korallen neben anderen Fossilresten auf. Hier ist das Streichen hora 10, das Fallen nach N. mit 35°. Die Unterlage für dieses Schichtensystem bildet im Südwesten ein Kalkterrain von ganz anderem petrographischen und land- schaftlichen Charakter. Wie mit einem Schlage sieht man sich aus einem waldbedeckten Landstriche auf eine steinige, fast vollkommen sterile Plateaufläche versetzt, Avelche alle Eigen- schaften der Karst-Plateau's zeigt. Doline folgt auf Doline. Beim Anstieg zu diesem Kalkplateau kommt man zuerst über Korallenkalke mit röthlich gefärbten Kalkmergel - Ein- lagerungen und hierauf im Liegenden derselben auf graue, dichte Nerineenkalke. DiePetrefacten-EinschlUsse ragen an den stärker abgewitterten Stücken über die Gesteins-Oberfläche heraus. Dieses Terrain hat besonders nach Westen hin eine weite Verbreitung. Von den zahlreichen ausgewitterten Fossilresten ist eine Nerineii als Xerinea (Itieria) cfr. StaszyMi Z e u s c h n e r, (Taf. VII, Fig-. 9), bestimmbar. Die von Zittel (ältere Tithonbildungen, Taf. 40, Fig. 22) abgebildete typische Form würde recht gut überein- stimmen. Ausserdem ist nur noch eine tief genabelte Delphlnula spec. ind. (Taf. VII, Fig. 8i, erkennbar, welche an gewisse Formen aus dem Nattheimer Korallenkalk erinnert. Das Gewinde unseres Exemplares ist kurz, die grosse letzte Windung ist mit scharfen Spiralstreifen versehen, die Mündung ist frei und fast kreisrund, der Nabel ist tief und weit. — Von der nahe der Plateauhöhe (am Südabhang) stehenden Isvor-Karaula nach Südwesten hinabsteigend, kommt man zuerst auf dunkel graue Kalke mit weissen Kalkspathadern und sodann an graue, etwas oolithische Kalke, die auf den abgewitterten Sitzb. d. mathem.-naturw. CJ. LXXV. Ed. I. Abth. '^9 530 Touhi. (beim Verwischen braun werdenden) Schichtenflächen über und über bedeckt sind mit Fossih-esten, von welchen folgende bestimmt werden konnten : (Man vergleiche weiter unten 5 h.) Ostrea spec. (^cfr. O. serrata Goldf.) JRhynchonella cfr, niultlforniis Rom, Heteropora (Multizonopora?) Isrorlana nov. sp. Ceriopora (Cerioccifva?) spec. Peltastes cfr. stelltilatus A g. Stacheln von Diaderna und Cldui'is. Pentao'inus sj!. (aus der Forraenreihe des Pentacrinns asfralis Q u e n s t.) In einem wohl derselben Etage angehörigen mergeligen Kalke fanden sich neben zahlreichen Bryozoen die Reste eines kleinen Krel)ses, den ich (unter 5 c.) als Pi'osopon inflatuni nov. sp. beschreibe. Die Bryozoenkalke streichen hora 10—11 (S. 20°0) und fallen nach NO. unter die Kalke mit Nerinea cfr. Staszyzii ein. Die dichten splitterigen Nerineen - Kalke, oberhalb Isvor, erinnern lebhaft an die Gastropoden führenden Kalke von Möttling (Draschiza) und Neustadtel in Unter-Krain an der croatischen Grenze. Dr. Stäche führt (Verhandl. der k. k. geol. R. A., 1858, pag. 72) daraus Nerineen, Turritellen, Actäonellen, Sealarien u. s. w. an. Die Stellung dieser Kalke innerhalb der Kreide blieb damals noch zweifelhaft. Aber auch die Stellung der Nerineen-Kalke bei Isvor ist nicht ganz sicher zu deuten. Wir haben es hier mit einer Discordanz zu thun ; die unter- halb der Isvor-Karaula auftretenden etwas oolithischen Bryozoen- Kalke hal)en ein ganz anderes Verflachen als die darüber auftretenden Ncrineen-Kalke. In dem auf Tafel II gegebenen Idealprofil habe ich die ersteren, gestützt auf die vorkommenden Fossilreste als dem Neocomien moyen der französischen Geologen entsprechend, auf- gefasst und die Nerineen-Kalke als dem Urgonien zugehörig, betrachtet. DieFrage, ob dieNerineen-Kalke und die petrographisch an einzelnen Stellen recht ähnlichen Kalke mit Caprotinen, dem Alter nach in IJbereinstimmung stehen, bin ich nach meinem bisher aufgearbeiteten Materiale nicht in der Lage, sicher zu Geologische Untersuchungen im westl. Theile d. Balkan etc. 531 Tjeaiitworten und ist meine erste Auffassung-, dass die lichten Kalke mit Nerineen dem Tithon 7Aig-ehören oder doch älter sind als die Caprotinen-Kalke, nicht unmöglich, das Letztere sogar iiöchst wahrscheinlich. Zwicheu Isvor und Miranovce bilden die Kalke eine schöne antiklinale Falte. Bei gleichbleibenden Streichen (hora 7 — 8) fallen die Schichten beim Anstieg oberhalb Isvor nach N. mit 20° ein, gegen Miranovce hin ist das Fallen aber ein südliches (mit 30°). An beiden Abdachungen des Kalkplateaus folgen die vorhin geschilderten Kreidesandsteine über dem Kalke. ^ Bei der Miranovce-Karaula tritt, wie ich bei der Rück- fahrt constatirte, ein grünlicher mürber Sandstein auf, der auf den Schichttlächen kleine, kohlige Partikelchen erkennen lässt, ähnlich so, wie dies bei gewissen Karpathensandsteinen der Fall ist. Diese Saudsteine streichen bei der Karaula fast rein west- östlich (hora 7) und fallen nach Nord mit 25°. Von Miranovce bis nach Alt-Palanka bin ich auf die Notirungen meines Begleiters (des Herrn J. Szombathy) angewiesen, da mich auf dieser Strecke bei der Hinreise ein beftiges Unwohlsein am weiteren Beobachten hinderte. Bei der Rückreise aber, die wegen der Krankheit des Herrn Szomoathy beschleunigt werden musste, wurde ein Theil der Strecke wäh- rend der Nacht zurückgelegt. Herr Szombathy übergab mir seine Aufzeichnungen, die in den folgenden Zeilen benützt wurden. Die Saudsteine halten von Miranovce bis zu den grossen Hau an der Strasse an. Die an der Westseite der Strasse 1 Hier muss ich der Vollständigkeit wegen auch auf die schon oben pag. 61 erwähnte Notiz hinweisen (Verhandlungen der k. k. geol. Reichs- anstalt, 18G8, Nr. 16, pag. 407 j. Ein Passus derselben betrifft: „Koralleureste, welche in der Erhaltungsweise an jene von Gaste! Gomberto erinnern und den Gattungen Stj/locoenia und RhabdopliylUa angehören. Dieselben dürften wahrscheinlich einer oder der andern in jenem ober-eocenen Niveau vorkommenden Arten entsprechen ; sie deuten jedenfalls auf das Vorkounnen der oberen Eoeenformation bei Pandiralo (Tegovisky Timok)". Diese Localität liegt etwas westlich von Isvor und, wie ich meine, im Gebiete der weissen Nerineen-Kalke. Auf meiner Route selbst konnte diese jüngere Etage nicht constatirt werden. 29* 532 Toula. betiudlicheu Berge bestehen aus Kalk, welcher gegen das Thal hin abgebrochen ist. Auf den Kalkgehängen zeigen sich Dolinen- bildungen. Hinter dem Han (9 — 10 Kilometer von Miraiiovce) bei der Karaula stehen mergelige Kalke an, sie zeigen ein nordsüdliches Streichen und fallen nach Westen mit 70°. Hierauf folgt Sand- stein mit Thonzwischeulagen, er ist zerbrochen und gefaltet. Das Hauptstreichen ist dasselbe wie vorhin, bei östlichem Einfallen. (Es sind dies wohl dieselben Schichten wie zwischen Kalnia und Isvor, wie auch aus den folgenden Mittheilungen hervorgeht.) Etwa 3 Kilometer von der Karaula tritt wieder der mergelige Kalk auf. Nun wurde auch grauer Sandstein, sowie ein regenerirtes rothes (Konglomerat mit Sandsteingeschieben ange- troffen. Grosse Blöcke voll Korallen erinnern an die Korallen- und Orbitolinen-Schichten bei Kalnia. Diese, wie es scheint, anstehenden Kalke zeigen ein westöstliches Streichen, wie die Kalkschichtcn, die den felsigen Absturz bilden. Etwa einen Kilometer davon entfernt tritt, unter einer weissen Kalkerde, grauer, theilweise zersetzter Sandstein her- vor, dessen Bänke zerbrochen sind. Darauf folgt wieder Kalk (Str. NW.— SO, Fallen gegen 0. mit 45°). Derselbe ist .i^rau und dicht. Concordant über ihm liegen dünnplattige Kalke mit ivielen Fossilresten. In diesen Kalken finden sich bis 1-5 Meter breite Spalten, welche mit fast horizontal geschichtetem thonigem Material erfüllt sind. Die von Thon (Mergel) eingeschlossenen Lagen von Kalktrümmern und. Kalkgeschieben bieten eine reiche Petrefacten-Fnndstätte. In dem mergeligen Kalke fanden sich zahlreiche B r y o z o e n- stämmchen, von welchen besonders zwei fast kugelige Stöckchen hervorzuheben sind, die auf dünnen Stielen stehen und der, von Loriol (Animaux foss. du ^Font. Saleve, Taf. XIX. Fig. 1) als Meptoiuulticrescis neoco miensls abgebildeten Form recht ähnlich sind. In Bezug auf den Stiel verhalten sie sich jedoch ganz so wie Radiopora Huotiand Mi eh. [Icow. zooph., Taf. 52, Fig. 7). Es ist schwierig, bei diesen Dingen die volle Ubereinstinnnung zu constatiren. Geologische Untersuchungen im westl. Theile d. Balkan etc. 533 Auch Stücke von kleinen Spongiteu fanden sich, eines derselben erinnert an Dlscaelia monilifera Römer (Oolith. Nachtr., Taf. XVII, Fig-. 29). Von den Echiniden ist das wichtigste Stück ein ziemlich gut erhaltenes Exem])lar von Pyritia pygaea A y . das sich sicher bestimmen Hess und für die Altersbestimmung" unter allen hier gefundenen Resten die meisten Anhaltspunkte gewährt. Pyrina pygaed ist Ja für das Keocomien von Neuchätel und das untere Hilsconglomerat vom Gr. Vahlberg charakteristisch. Ausserdem fanden sich in den erwähnten Spalten im Kalk noch viele kleine Cidnris -Stacheh), eine Stachelwarzenplatte eines grösseren Cidaris, eine kleine Terebratel — (vielleicht zu Terebrutuht sella Sow) gehörig, — sowie einige kleine hoch gewundene Gastropoden, (Sealarien?) und nicht näher bestimm- bare Rivalvenreste. In dem grauen, dichten Kalke an derselben Localität sind viele undeutliche Gastropoden- Durchschnitte (Nerineen) eine kleine zierliche Trochosmilia (Tnrhuiolid) und jene feinzelligen Favositesartigen Stöcke enthalten, welche Michelin (Icon. zooph., pag. 306, Taf. 73, Fig. 3) als Chaetetes Coquandi bezeichnet, eine Form, welche Michelin aus der Hippuriten- kreide von Mazangues (Var) anführt. Auf ähnliche Formen werde ich noch bei einer späteren Gelegenheit zurückzukommen haben. Meiner Meinung nach dürften wir es in den mergeligen Kalken mit PyrinK pygaea mit Schichten zu tliun haben, die dem Hilsconglomerat entsprechen, äquivalent dem Neocomien moyen oder dem Spatangenkalke der Alpen. Die Kalke mit den Tabulaten- Korallen aber dürften den Nerineen-Kalken bei Isvor entsprechen. Erst darüber folgen sodann die lichten Caprotinenkalke, die den letzten Rücken bis zu dem Abstürze gegen das Nisavathal zusammensetzen. Diese Neocomen-Kalkschichten bilden die Unterlage für die mittelcretacischen Sandsteine und Mergel, die eine Muldeu- ausfüllung darzustellen scheinen, ähnlich derjenigen, die wir 534 Toula. zwischen Kalnia und Isvor betrachteten. Ob in der bezeichneten Mulde nicht irgendwo die älteren Ablagerungen iier\ortreten^ kann dermalen nicht sicher behauptet werden, doch wäre e?» nicht unmöglich im Hinblick auf das oben erwähnte Auftreten rother Conglomerate nahe dem südlichen Rande der Sandstein- mulde, sowie das Vorkommen der dichten, grau gefärbten und weissaderigen Kalke, die in ihrem Aussehen eine grosse Über- einstimmung zeigen mit gewissen Kalken, die am linken Nisava- Ufer auftreten, zwischen Ak-Palanka und Nis, über rothen, wohl geschichteten Sandsteinen und fossilienführenden Kalken der Trias-Formation. Den Kalken ist gegen das Nisava-Thal hin eine Dilu- vialterrasse von 60—90 Meter vorgelagert, gebildet aus unregelmässigen Lagen von gelben lössähnlichen Sauden, weisser Kalkerde und (der Hauptmasse nach) grobem Gerolle. Das letztere ist fast ausnahmslos aus Kalkstücken gebildet, welche in gewissen Lagen ganz ansehnliche Grössen (bis 1 Kubikfuss) erreichen. Seltener finden sich Stücke eines rothen quarzitischen Sandsteines, sehr selten die eines kleinkörnigen Grünstein- porphyrs. Eine vergleichende Betrachtung über den Bau des westlichen Balkanzuges behalte ich mir für eine spätere Gelegenheit vor, wenn ich die beiden weiteren Durchquerungen des Gebirges erörtert haben werde, die ich studiren konnte. 5. a.) Fossilien aus den Orbitolinen-Schichtcn bei Kalnia. 1. Orhitolina (PatellinaJ lenticularis B 1 u m e n b a c li sp. Taf. VIII, Fi-. 1. Dieses in der Perte du Rhone so ungemein häutige Fossil findet sich in den Kreidemergeln oberhalb der Kaluia-Karaula in grosser Menge und stimmt mit den typischen Exemplaren bestens übereiu. Auf der Convexseite sind die concentrisch angeordneten Zellen deutlich erkennbar. Die Grösse der Scheiben varirt von '6 bis Ü Millimeter, die Höhe ist meist etwas weniger als halb so gross, doch finden sich auch Exemplare von ganz anderen Verhältnissen. So sind Stücke ziemlich häutig, die bei 4 Millimeter Durchmesser 2-o Millimeter Hohe haben. Hiebei Geologische Untersuchungen im westl. Theile d. Balkan etc. 535 dürften wir es mit derjeiiigeu Form zu thiin haben, welche Herr Dr. Boue (Esquisse ge'ologique de la Turquie d'Eiirope, pag. 21) als 2. Orbitolina hulgaricdf Dsh. (Taf. VIII, Fig. 2,) anführt. Sie werden von Lqvca, Eski-Djuma und anderen Orten erwähnt und finden sich hier in weisslichem Kalk neben Resten von Echiniden, Serpulen, Korallen und Bivalven. „Am nördlichen Ausgang des Engpasses von Lovdscha liegen sie auf einemLager von grauem Thonmergel, der gleichfallsVersteineruu- gen führt." Neben diesen beiden Arten ündet sich eine dritte, welche mit gewissen Formen übereinstimmt, die K u d e r n at s c h bei Pitolat in Banat gesammelt hat. Unter den beschriebenen Formen erinnert sie am meisten an die Orbitolhm concavn Lin. aus der chloritischen Kreide des südlichen Frankreich, ohne jedoch damit vollkommen übereinzustimmen. Vielleicht haben Avir es mit einer neuen Art zu thuu. 3. Orbitolina concava Lin. var. (nov. spec?) Taf. VI IT, Fig. 3. Es ist eine flache Form von viel grösserem Durchmesser als die beiden vorhergehenden Arten. Die Convexseite zeigt eine mittlere Erhöhung, die von einer flachen Vertiefung rings umgeben ist, gebildet durch den hier aufgekrümmten Rand. Die Concavseite ist nur in der Mitte vertieft, der übrige Schalentheil aber nach aufwärts gekrümmt. Die grössten Exemplare haben 8-4 Millimeter im Durchmesser und nur 1-5 Millimeter Höhe^ es sind also ganz flache, gekrümmte Scheibchen. Eine ähnliche Aufwölbung des Randes zeigt Orintolites socialishejm. (Mem. de la soc. geol. de France, IV. Bd., 11. Lev., pag. 191, Taf. IX, Fig. 5), doch ist hier nur die Unterseite in der Mitte etwas aufgewölbt, wie es bei Orbitoides der Fall ist, Orbitolites yensacica var. concava Leym. (1. c, Taf. IX,, Fig. 3) hat der Form nach gleichfalls manche Ähnlichkeit, ist jedoch eine auffallend grosse Form. 5:}6 Toula. Von Spongiten sind zwei verschiedene Pannen gefiuideu worden, die eine derselben stimmt recht gut mit der, als 4. Spongla volu M i c h. (Taf. VIII, Fig-. <).) (M 1 c h e 1 i n : Iconographie zoophytülugique, pag. 21), Taf. VII, Fig. 2), aus dem GrOis vert Interieur des Dep. de Vaucluse, ab- gebildeten Art Uberein. Das Stück aus den Orbitolinen- Mergeln bei Kalnia hat ein ganz ähnliches unregelmässiges Maschen- gewebe wie die citirte Art. Scypliia inf'Hiulihtdif'ormis Goldf. (Petr. Germ. I Taf. V, Fig. 2) von Essen an der Ruhr hat ein viel gröberes Maschengewebe. Bei der zweiten Form ist ein viel regelmässigeres Gitterwerk vorhanden, nach welchem ich dieselbe zu der von Prof. Zittel in seiner neuesten reformatorischen Arbeit über die fossilen Spongien (Abhandlungen der k. bayr. Akademie d. Wiss. II. Cl, Xlll. Bd., 1. Abth , 1877) neu aufgestellten Gattung Craticularip/iora(?) elegans bescliriebenen Koralle von Athertield (L o n s d a 1 e, Quarteriy Journal of the geol. Soe. vol, V, 1849, pag. 83, Taf. IV, Fig. 12-15). Die von Lonsdale beschriebene Art ist mit unserer sehr nahe verwandt. Bei der englischen Art sind die Zellen klein, sehr zahlreich, polygonal oder kreisförmig, die Ränder verwischt, der innere Zellenraum wird durch die Sternlamellen begrenzt, der Zellenboden ist leicht convex, die unteren oder verlassenen Theile zeigen eine blasige Structur. Die Zwischenräume zwischen den einzelnen Zellen sind enge. Von den Sternlamellen sind vier auifallend gross und theilen den Eaum in vier gleiche Theile, von den drei Zwisclienlamellen zwischen je zwei grösseren, ist die mittlere etwas stärker. Prof. Gümbel citirt aus den bayrischen Alpen ausser Holocystis elegans Lonsd. spec. noch eine neue Art als Holocystis polyspatlies (Gümbel, Geogn. Beschreibung des bayrischen Alpen-debirges, I, pag. 566), die sich von der ersteren durch zahlreichere Querleisten und die überaus häutigen Stern- leisteu unterscheidet, welche zweierlei Art sind, so dass stärkere mit zwischenliegeuden schwächeren wechseln. Herr Prof. Zittel, dem ich das betreö'ende Fossil zur Ansicht übersandte, gab mir freundliche Fingerzeige und über- mittelte mir als Vergleichungsmaterial ein Stückchen von Holocystis polysput/ies Gmb. aus dem Aptien (Schrattenkalk mit Orbitolina lenticularis) von Tiefenbach im Allgäu, wodurch ich in die Lage gesetzt wurde, die beiden von so entfernten Localitäteu stammenden Fossilien zu vergleichen. Ich spreche Herrn Prof. Zittel an dieser Stelle meinen verbindlichisteu Dank aus für seine freundliche Unterstützung. Der Vergleich der Dünnschliffe der bayerischen und der bulgarischen Art lässt mich folgende Unterschiede erkennen: Die Beschaffenheit der Septa ist verschieden; dieselben sind bei Holocystis poiyspathes Giimb. länger und die Zwischenräume zwischen den einzelnen Zellen grösser, wodurch der Hohlraum V lYJ 538 Toula. (1er Kelclizellen viel enger wird als bei unserer Form, deren Septa auffallend kurz und stumpf abp-erundct sind. In dieser Beziehung ähnelt sie der englischen Form. Der Umriss der Zellen bei unserer Art ist im Allgemeinen länglich, ovnl, mitunter verschmelzen auch einzelne Kelche mit den benachbarten, wodurch sehr mannigfache Fmrissformen entstehen. Wo die Zellen wohl umgrenzt sind, dort lassen sich aber deutlich acht kurze, stumpfe Septa erkennen, von denen vier etwas schwächere und kürzere mit vier etwas grösseren abwechseln. Die Zellen von Holocystis sinülis sind überdies etwas kleiner als bei Holocystis elegans. Im Querschnitt lassen sich aber, ganz ähnlich wie bei der englischen Form, die horizontalen Scheidewände (^Böden) dicht an einander stehend erkennen, so dass etwa 12 derselben auf den Abstand von 5 Millimeter zu stehen kommen. Zwischen ihnen lassen sich an mehreren Stellen die kleinen blasenartigen Räume deutlich wahrnehmen. 7. Trochositillla s])ec. ind. mit einem, vun der Kreisform nur wenig abweichenden Um- riss. Drei Cyklen von Sternleister sind erkennbar, die längsten derselben (24 an der Zahl) reichen bis an den, im Querschnitt länglichen Mittelraum des Kelches. Über die Aussenseite ziehen starke den Wirtellamellen entsprechende, gröbere und schwächere Leisten hinab. Einige Ähnlichkeit hat Trochosmilia costütaY vom. (Paleont. frang. Terr. cretace Zoophytes, Taf. 31, Fig. 1). Es fanden sich noch: eine H. Actinaraea (Agavlcia) spec. ind. und ein an 9. LohophylUa RequienU ^I i c h. erinnerndes Stück. Ausserdem liegen einige Bryozoen-Stöckchen vor. Das eine der Stücke schliesst sich den Formen an, welche von d'Orbigny (Paleontologie frangaise Ter. cret., pag. 1079) unter dem Genusnamen Bepfomidtlcresc/s zusammenfasst. Und zwar ist die, von Michelin aus dem unteren Grünsand ange- führte Art, Reptomulticreseis ( Meter opora) i^pongioides Mich. (Iconogr. zoophyt., Taf. I, Fig. 3) unserem Stückchen am ähnlichsten. (Teolog'isclio Untersuchungen im westl. Theile d. Balkan etc. 539 10. Heptoniulticvescis cfr. spongioides d ' 0 rb. nach M i c h. Tat'. VIII, Fig. 5. Das Stückchen liat eine iinveiiehnässig" gerundete Form und lässt deutlich die übereinander liegenden Zellenschichten er- kennen. Die Zellen sind durch ungemeine Kleinheit und Zier- lichkeit ausgezeichnet. Dabei zeigen sich immer noch die grösseren kreisrunden Zellen von noch viel kleineren Poren um- geben. Ein zweites kleines StUckchen hat viel Ähnlichkeit mit Multicrescis variahilis d'Orb. (1. c. Taf. 800, Fig. 8). Bei diesen Dingen ist es übrigens sehr schwer, zu sicheren Bestimmungen zu kommen. Ein anderes Stück von fast halbkugeliger, gleichmässig gewölbter Oberfläche und überaus zarter Zellenstructur stimmt auf das Beste überein mit 11. Badiopora hidhosa d'Orb. (l. c., pag. 996, Taf. tJön, Fig. i^—^). Die Zellmündungen lassen ganz deutlich die bei der citirten Art vorkommenden Gruppirungen erkennen. Diese Form wird von d'Orbigny aus dem Cenomanien angeführt. Von Mollusken fanden sich: 12. Ostrea cfr. diluviana Li n. Eine grosse, gefaltete Ostrea , die wohl zu der angeführ- ten Taf. 75, Art gehören dürfte, wie sie Goldfass (Petr. germ.II, Fig. 4) aus dem Grünsand von Essen abbildete; ähnliche Formen finden sich auch im Neocom. 13. Terebratullna spec. ind. Taf. VIII, Fig. 4. Ein zerdrücktes Exemplar, welches an Terebratidina auriciUata von Tourtia und fassen (Quenstedt, Brachiopoden, Taf. 44, Fig. 41) erinnert. 540 Toula. 14. Terebrif'ostra spec. iud. Nur ein zerquetschtes Exemplar wurde bei der Kalnia- Karaula gefunden, das sich jedoch an dem so autfnllenden Sciinabel der Gattung nach bestimmen Hess. 13. Katica spec. Ind. Von Gastropoden liegen nur einige Steinkerne vor, darunter auch eine nicht näher bestimmbare Natica, die etwas an die Naiica lyrata Zel^. (Gastropoden der (4osau - Form., Tat". VIII Fig. 3) erinnert. 5. h } Fossilien aus den oolithischen Kalken unterhalb der Isvor Karaula. In den oolithischen Kalken unterhalb der Isvor Karaula herrschen vor allem die Brvozoeure>ste vor, welche in zahllosen, oft mehrfach verästelten Stämmchen vorkommen. Es Hessen sich dabei vorzugsweise zwei verschiedene Formen unterscheiden, die eine derselben bezeichne ich als Heteropora hvoriana nov. spec, die zweite als Ceriopora spec. Heteropora Isvorlana no\. spec. Tat'. VII, Fig. 1± Es ist eine mehrfach verästelte Forin mit cylindrischen Stämmchen bis zu 3 Millimeter Stärke, die Äste sind walzen- förmig und ziemlich gleich stark. Die Verästelung erfolgt ganz ähnlich so wie bei Heteropora (Multizonopora) arborea Römer, aus dem Hils von Schöppenstedt und anderen Orten (Römer Oolith. Nachträge, pag. 12, Taf. XVII, Fig. 17). Unter der Loupe lassen sich deutlich die zweierlei Poren unterscheiden. Die grösseren stehen nicht ganz regelmässig ver- theilt, lassen aber eine Anordnung in Spiralreihen erkennen, wodurch sie an die Formen erinnern, welche d'Orbignyals Multizonopora Mnlticarea (aus seiner Familie der Caveiden) Geologische Untersucliungen im westl. Theile d. Balkan etc. 541 bezeichnet hat. Die Zellmüiulungeii lassen überall dort, wo die Oberfläche unverändert erhalten ist, deutlich niedere ringförmige Umwallungen erkennen. Zwischen je zwei der grösseren Poren- reihen, sind schmale Zonen mit ganz kleinen Poren erkennbar u. zw. so, dass 2 oder 3 kleine Poren zwischen zwei grössere zu stehen kommen, während die Poren derselben Reihe näher an- einander treten. Diese Regelraässigkeit ist jedoch nicht überall zu beobachten. Heteropora Biiskana de Loriol (Mont Saleve, pag. 148, Taf. XVIII, Fig. 6) ist eine ähnliche Art, doch ist dabei die Zellenanordnung eine gleichmässigere. Ahnlich verhält es sich mit der Heteropora dichotoma Blainv. (Mich., Icon. zooph., Taf. I, Fig. 11.) Die zonenartige Aneinanderreihung, wie sie bei der Multizonopora ramosa d'Orb. und Römer {Heteropora nrborea Rom.) so auffallend hervortritt, ist bei Heteropora Isvoriana nov. spee. nicht zu verfolgen, trotzdem dürften sich beide Formen nahe verwandt sein. Ceriopora (Ceriocava?) spec. (Taf. VIII, Fig. 13.) Diese Art gleicht der vorigen in Bezug auf die Verästelung ungemein, doch sind nur sehrgleichmässig vertheilte, inQuincunx stehende grosse, rundlich rhomboidische Poren vorhanden. Etwa 14 Reihen derselben treten auf der sichtbaren Hälfte des ver- zweigten Stämmchens hervor. Es schliesst sich diese Form offenbar an die, von Goldfuss als Ceriopora milleporacea (Petr. germ. I, Taf. X, Fig. 10") bezeichnete Art aus der oberen Kreide- formati ou an. Auch fand sich eine Ostrea spec. (cfr. O. serrata Gldf.) ( Tat". VII, Fig-. 14) aus der Reihe, welche d'Orbigny unter dem Namen Ostrea frons Park, vereinigt hat. Am ähnlichsten ist noch die Ostrea serrata wie sie Goldfuss (Petr. germ. II, LXXIV, Fig. 9) abbildete. Die Schalenlamellen liegen zahlreich über einander. Undeutliche, nicht näher bestimmbare kleine Rhynchonelleu sind ziemlich häutig. Eine etwas grössere dürfte der Hhyncho- iiella nKiltiformis Römer nahe stehen. 542 Toula. Aiisserdcni landen sich zwei Stücke eines ganz kleinen Ecliiniden, den ich zu Peltastes stelliilattis A g. (Taf. VII, Fig-. If); stellen zu sollen i;lanl)e. (Vergl. de Loriol: Description des Echin. teiT. eret. de la Suisse, pag-. 68, Taf. XI, Fig. 10—21) eine Form, welche zwar vom Valangien bis in das obere Urg'onien reicht, im Neocomien moyen aber ihre grösste Verbreitung- hat. Unsere beiden Stücke haben kaum 5 Millimeter im Durchmesser, sind also Zwerge unter den Zwergen. (Die 8tachelwarzen sind un- durchbohrt.) Auch von grösseren Echiniden sind einzelne Schalenstücke vorhanden, welche auf Cidaris artige Thiere schliessen lassen, wie dies auch die häufig vorkommenden Stacheln verrathen. Es Hessen sich vier verschiedene Formen von CidavitenSi&.(i\\e\\i unterscheiden u. zw. 1. Solche mit etwas verdickter Mittelregion, die nach oben zu spitz zulaufen (Taf. VII, Fig. 16). Sie erinnern an die von de Loriol (Ech. cretac, Taf. VI, Fig. 9) als Pseudodiddema Cnroli abgebildeten Stacheln. Bei unserer Form zeigt sich am oberen Theile des Gelenkskopfes und am Halse eine zarte Längsstreifiing. Einer der Stacheln ist 12 Millimeter lang und hat 1-5 Millimeter grösste Dicke; ein anderer ist nur 8 Millimeter lang und l-]6 Millimeter dick. Ähnliche Stacheln bildet Quenstedt (Echiniden, Taf. 72, Fig. 24) als Diadenui cfr. suhangularis von Nattheim ab. 2. Cidaris cfr. pretiosa Des. (Taf. Vfl, Fig. 17.) Hieher stelle ich zwei sehr zierliche grössere Stachelstücke, das eine davon ist 20 Millimeter lang. In der Mitte etwas ver- dickt, ist es mit mehreren durch tiefe Furchen getrennten, scharfen, gekörnelten Längsleisten versehen. Am ähnlichsten unter den von de Loriol (Echin. cret. de la Suiss., Taf. II, Fig. 4 — 15) abgebildeten Stacheln, ist die in Fig. 9 dargestellte Form. 3. Cklaris sp. (Taf. VII, Fig. 18.) Hieran schliesst sich das Bruchstück eines sehr grossen Stachels. Derselbe hat einen Geolog'ische Untei-suchimi^-en im westl. Theile d. Balkan etc. 543 Durchmesser von 6 Millimeter. Mehrere grob gekörnelte Läng-s- reihen, sind durch eine glatte Zone von einer ungemein zart längsgestreiften Region geschieden, ähnlich so wie es Q u e n s t e d t (Echiniden, Taf. 63, Fig. 45 [*]) bei Cidaris majf/inafus aus dem weissen Jura s. von Nattheim darstellt. 4. Eine letzte Form bilden die zart gestreiften Stacheln, die von einer Diadema herrühren dürften. (Taf. VII, Fig. 19.) Hiebei sind wieder zwei verschiedene zu unterscheiden; das eine Stück ist freilich nur 7 Millimeter lang und der ganzen Länge über gestreift, das zweite Stück lässt den Gelenkskopf er- kennen, oberhalb welchem eine fein gestreifte Zone bemerkbar ist, während der oberste Theil glatt erscheint, so weit er erhalten ist. Sehr häntiii- sind in demselben Gesteine die Stielglieder eines Pentacrlmts sp. (Tat: VII, Fig. 20. ) Dieselben dürften in dieselbe Reihe mit Pentacrinus astralis gehören (Quenstedt, Petrefactenkunde, II. Aufl., Taf. 66, Fig. 12) eine Form, die durch grosse zeitliche Verbreitung aus- gezeichnet ist. Die Säulenstucke zeigen bei einem Durchmesser von etwa 4 Millimeter auf 5 Millimeter Länge sechs Glieder, Sie sind an den Seiten glatt und zeigen zwischen je zwei Gliedern eine tiefe, scharf umschriebene Grube von fast kreisloruiigem Umriss. 5. c) Prosopon inßatiim nov. sp. (Taf. MI, Fig-. 10., In dem grauen bryozoenreichen Kalke flnden sich zahl- reiche Bruchstücke eines kleinen zur Gattung Prosopo/i gehörigen Krebses, der sich tlieils an Prosojjon tuberosum H. v. Meyer (Neue Gatt. foss. Krebse, 1840, pag. 21, Taf. IV, Fig. 31) aus dem Neocom bei Boucheraux (im Dep. Jnra) oder der creta-juras- sischen Formation — wie sich H. v. Meyer ausdrückt — theils an Prosopon oerrucosum R e u s s (Zur Kenntniss der foss. Krebsen, 1859, XVII, Bd. d. Denkschriften, pag. 70, Taf. 24,1 Fig. 1) aus den Stramberger Kalken anschliesst. Der Cephalothorax ist zum grössten Theile erhalten. Die grösste Breite liegt ähnlich wie bei Pr. tuberosum im hinteren Drittheil. 544 'V 0 II 1 a. Von der vorderen Abtheilung des Cepbalothorax ist der dreieckige Mitteltheil, mit drei, in der Mitte scharf vorragenden Höckern deutlich ausgedrückt; die Seiten aber sind mit viel stumpferen Aufwölbungen versehen, ähnlich so wie bei Pr. verrucosnm Rss. Die mittlere Abtheilung lässt das pentagonale, nach rück- wärts spitz verlaufende Feld erkennen; die mittleren Seiten- theile sind kleiner als bei Pr. verrncosum und zeigen drei in schräger Reihe stehende stumpfe Hficker, das Mittelstück ist ein getheilter und gleichmässig gewölbter Wulst. Auffallend sind die grossen stark aufgeblähten Seitentheile der dritten Abtheilung, deren jede durch eine seichte und kurze Querfurche in zwei Abtheilungen zerfällt. Die ganze Oberfläche ist mit verhällnissmässig ziemlich grossen Höckerchen geziert. Durch die stark gewölbten hinteren Seitentheile und die weit rückwärts liegende grösste Breite unterscheidet sich unsere Form von Prosopon verrucosum Rss., durch die Oberflächen- beschaflfenheit und das ungetheilte Mittelfeld vor der Herz- region aber von Prosopon fuheromm H. v. Meyer. Die Gesammtlänge unseres Stückes kann nicht viel über 7 Millimeter, die Breite etwa 6-5 Millimeter betragen haben. Ausserdem liegen in dem Gesteine noch eine Menge kleiner Krebs-Schalenstückchen, auch einige Füsse und Scheerenglieder, (Fig. 11), so dass man die betreffende Schichte füglich als Proso])on-Schichte bezeichnen könnte. OeologisGlie Untersuchimgea im westl. Theile d. Baikau etc. 545 Erklärung der Tafeln. Tafel I. Ansicht der Sclduciit im rotheu Sandstein bei Belogradciii. Tafel II. Geologisches Profil durch den Sveti Nikola Balkan. Tafel III. Pflanzenreste aus dem Walchien-Sandstein (dem unteren Rothliegenden) von Belogradcik. Fig. 1. Ein Stück der Chagrinhaut von Xenacantlius spec. „ 2. 3. Calamite cfr. dubius Brougn. „ 4. Calamites ittfractus var. Dürri Gein. „ .'). Anniilaria spec. ind. „ G. Odonlopteris obtusiloba N a u ni a n n. „ 7. Cyathe'ites cfr. arborescens Brougn. „ 8. Alethopteris gigaa Gutb. spec. „ 9. Walchia pinifovmis v. S c h lo t h e im , bei 9 « eine Fiederspitze von Odonlopteris obtusiloba Na um. Tafel ly. Der Muschelkalk von Belogradcik. Fig. 1. Sauric/ithi/s spec. (cfr. apicatis Ag.) „ 2. Pecten discites S c h 1 0 1 h. „ 3. Pecten Alberti G 1 d f. „ 4. Ostren decenirostala Münst. „ 5. Retzia trigoneUa Schlth. sp. n 6. Spiriferina fragiiis V. S C h 1 1 h. sp. „ 7. Waldheimia vulgaris Schlot h. sp. ^ 7 rt. Varietät mit wenig gewölbter kleiner) T,-. „,^„ f In zwei Ansichten, von iviappe. V _ ^ vorne und von der Seite. ^ 1 b. Typische Form. „ 7 c. Stark aufgeblähte Varietät. -,, 8. Cidaris transversa Meyer (Stachelbruchstück). *!itzb. d. m:ithem.-iiaturw. CI. I.XXV. nd. I. Abth. 30 546 T o II 1 a. Fig. 9. Cidaris s^poc. „ 10. Entrocliiin ti/iifonnis Laiu. 10 u. Ein Säiilenstiick. 10 b. Stielglied aus der iingleichgliederigen Region des Stieles. 10 ('. Stielglied mit zehiiästigein Strahlenkranz. „11. Erurocliua ctV. S c hl o tliei Uli (vielleiclit eine neue Art). „ 12. Entrorlnit! spec. (mit pentagonalem Nahrungscanal). „ 13. Entvochus cfr. Silesiacus Beyr. (apiocrinitenartige Form.) „ 14. Drei Säuienstücke derselben Art. Diese Stücke sind, wo es nicht s])eciell erwähnt wurde, in natürlicher (rrösse gezeichnet. Tafel V. Der obere Malm aus der Schlucht vor Vrbova. Fig. 1. Sphenodiis tiiucer Quenst. In drei Ansichten und vergrössert. „ 2. Lepidotus maxlmus Wagn. ( = Sph(erodus gigas. Ag.) In natürlicher Grösse und vergrössert. „ 3. lielemnites cfr. scinisulcatua Müustr. „ 4. Perisplihieles polyplociis Rein. spec. „ 5. Perisphiiutes cfr. colithrinus Rein. spec. „ 6. Siniocerus Doiiblicri d'Orb. spec. „ 7. Oppelia Hol/jeitii Oppe\ spec. Tafel VI. Der obere Malm aus der Schlucht vor Vrbova. Fig. 1. Aftpidoccras orthoceva dOrb. „ 2. Phyltoccrns {ct'r. iiioti/piim Benecke i^]ß.). ,, 3. Aptychnn cfr. lutits Park. „ 4. Aptycfius bulgarievs nov. .spec. „ 5. Aptychiis spec. „ (). Khynchoiiclla et'r. ffparsicoislit. Quenst. spec. Tafel VII. Aus dem Mittleren Dogger in der Schlucht vor Vrbova.. Fig. 1. lielemnites cfr. canalictäatus Schloth. a. Alveole mit der grossen Embryoualkugei. b. Längsbruch eines kleinen Exemplares. „ 2. Pecien demissits. Phill. a. Stück der Schalen-Oberfläche, vergrössert. „ 3. Pecten spec. (cfr. Pecten liuc/ii Römer.) „ 4. Moiiotis elegans. G 1 d f. ,, 5. Avicula spec. r y Uüttlrrr tmjr \ 1 I Orhtl,:hna, SMJUe,, I: a \llM„Saml^,n Wu,,! ,S„ndM,ui I ' _; ' " iinfLIaitgLniurfttrrnnhenhner KARTEN SKIZZE derv.FpwuToulaaus^eführten Route über den S¥ETl mmUi BALKAN Saih Jen Clciquis der Hent-nFrHe^er uiniJ.SzombalhT (13-20. August 1875,1 in4>ol..( 1:268000 *Karaul ^ Bon A thoitältiirhr Punit* Sil?.uii(jsl).dl. J/Merrr Vof;;,rr Tonglomerat^ „,n SMabh^yr ä.s lU.rha» •■ Jnocrrmm-,, lu-eule fJlbieu?J 7. ISr,,o,oen Kalk 1 10. Mmdu-üaM (Recvarokalk) /'f. .■lzoischeSAie/c,■ßesteuw <■ (niiiit ,Stitiil.s-lemc I ... 7'. Jlcrqrlkulkmil \ Xooaitiiifn II ■■noUir .SumlsMiw (liuntcr Sandstem) 13. Oranit , , . I - Julien A Orhiloliiu'ii Srhirliirri I I'i/riittt jiifgupa und (htu/loiinTatcidrodncr » n z.Th.) 16. Dioritische Oesteine. I'! . W'dfthirn Siiiulstciu liinlrresRothliogendes.) >i?illJLL'L.iu> dox^-Kollc- ^UT JSlÄiicJl' tt'L' 5;|.) Sit'/!imrjsb.tl.Ii..\kacl.(l.W.inalh.nat.Cl. LXXA". Bd. F.Ablli.l87; K.k.Hof-u.Staabdnickerei Toula : Geöl. Unters.imiv^estl.BallvarL. Taf. m. itud. Sctibnn aach s, Kat.gez u atli. ' K.k.Hof-u.3taatsärjcker'>i Sitzungsb.d.k.Akad.d.W.math.nat.Cl.LXXV'. B(l.I.Abth.I877. Toiila : Geol. Unters. im westl.Balkaii.. Taf. IV. m-.M y/ '! im 7h w Üßi lOh. 10 c. ft- -Ä%% r^i l.M % J .^ # ; /5 ^g* ^4^. id. Schönn riach d Nat.gez a lith. K.k.flof-u.Staatsdruckerei. Sitzun(jsb.d.k.Akad.d.W.math.nat.('l.LXX\:Bd.I.Abth.l877. Toula : Geol. Unters.imirestl.BalkaTL. Taf . V i A 1 ~:iV\'5rrvv)r. ii^r.rir.adidNaT.gez u lii-h K.k.Hof-u.Staatsiirickerei. Sitzungsb.d.k.Akad.d.W.nuith.nnl.Cl.LXXA: Bd.I. Ab(h. 1877. Toula : Geol. Unters. im westl.Ballvan Ja f. VI. :"- i-i::. i Xi\.i^--± -. Sitzmigsb.d.k.Akad. A.W. malh.nat .(1. LXXV. Bd. I. Jlbth. 1877. Toula : Geol. Unters. im >restI.BallÄ:aii_. 3. Z. Taf.\ll. «^ /;?. •X IL .. '.;••'•"' :-^^ '/«5. ,,-''j.. ü »-^ M. ^ ¥■■■ ii Eud.ochdMi fLacli d Hat.gez u liik. m iii ®!ji«iSS /■'' II K.'k.Ho: u.itaatsdnicKerri. Sitzuiigsh.d.k.Akad. vergrössert. b b. Querschnitt, ( * 30* 548 T o 11 1 H. INHALT. Seite 1. Von der Grenze der sarmatischen Bildungen bis Beiogradcik .... 465 Das krystallinisehe Grundgebirge 465 Die Erosionsschlucht bei Rabis 467 Der weisse Nerineen-Kalk des Rabisberges 468 2. Die Dyas-Formation bei Beiogradcik 471 Das Kohlenvorkommen im Walchieu-Sandsteine 471 Vergleichung mit äquivalenten Ablagerungen von Österreich- Ungarn 47<) Die lothen Hangend - Sandsteine werden als untere Trias (Bunt- • Sandstein) aufgefasst 480 2 ö. Die Fossilreste aus dem unteren Rotliliegenden 480 3. Die Trias-Formation bei Beiogradcik, am Wege auf die Stolovi Planina 485 Die Hangendkalke ol»erer Malm (oder Titlionj 487 Die Festungsfelsen 488 8 a. Besprechung der Muschelkalk-Fossilien 492 Vergleicht' mit äquivalenten Ablagerungen von Österreich- Ungarn 50H 4. Von Beiogradcik bis nach Cupren 505 Die rothen Sandsteine und Conglomerate .505 Die azoischen und krystallinischeu Schiefer 506 Die Juraformation bei Vrbova 507 Kreide mergel mit Belemniten und Inoceramen 509 4 a. Fossilien aus dem mittleren Dogger 510 4 b. Fossilien aus dem oberen Malm 513 5. Von äupren über den Sveti Nikola-Pass nach Ak-Palanka 523 Kry!>t;illinische (azoischej Scliiefer-desteine 523 Dioritische Gesteine 524 Granitporphyr des Sattels 524 Paläozoische Schiefer und Conglomerate am Südfusse 526 Die rothen Sandsteine bei Berilovce • 526 Geologische Untersuchung-en im westl. Theile d. Balkan etc. 549 Seite Orbitolinen-Schichten bei Kalnia, überlagert von Sandsteinen der mittleren Kreide 527 Nerineen-Kalke und neocome Bryozoen-Kalke zwischen Isvor und Miranovce 529 Die Kreidesandsteine 531 Mergel mit Pyrina pygvea und Caprotinen-Kalk 532 Diluvialterrasse bei Ak-Palanka an der Nisava 584 5 a. Die Fossilien an den Orbitolinen-Mergein bei Kalnia .... 534 5 b. Fossilien aus den oolithischen Kalken unterhalb der Isvor- Karaula 540 5 c. Beschreibung des Prosopon inflaUim nov. spec 543 550 XIIL SITZUNG VOM 17. MAI 1877. Das w. M. Herr Prof. Linneniaiiu übersendet eine Ab- handlung: „Über das Unvermög-en des Propylens sich mit Wasser zu verbinden". Das c. M. Herr Prof. Constantin Freih. v. Ettingshau sen in Graz übersendet eine Abhandlung, betitelt: „Beiträge zur Erforschung der Phylogenie der Pflanzenarten '^. Herr Emil Koutuy, Prof. der k, k. techn. Hochschule zu Graz, übersendet eine Abhandlung: „Über die Normalflächeu zu den Oberflächen zweiter Ordnung längs ebener Schnitte der- selben". Der Secretär legt zwei eingesendete Abhandlungen vor: 1. „Erzeugnisse eindeutig entsprechender Punkte zweier rationalen ebenen Curven", vom Herrn Prof. Dr. Karl Zahradnik in Agrani. 2. „Die Nordlichtbeobachtungen der österr. - Ungar. Polar- expedition 1872 — 7o — 74", vom Herrn Linienschitfslieute- nant C. Weyp recht in Triest. Das w. M. Herr Hofrath Freiherr v. Burg überreicht eine Abhandlung des Herrn Prof. Dr. Gustav A. V. Peschka in Brunn, betitelt: „Freie schiefe Protection". Das w, M. Herr Director Dr. S t c i n d a c h n e r überreicht eine Abhandlung des Herrn Prof. Dr. Friedr. Brauer über neue und wenig bekannte Phyllopoden, welche grösstentheils von letzterem in Aquarien gezüchtet wurden. Herr Dr. J. Breitenlohner überreicht mit einem Vortrage eine in Gemeinschaft mit Herrn Prof. Dr. Josef Boehm aus- geführte Untersuchung: „Die Baumtemperatur in ihrer Ab- hängigkeit von äusseren Einflüssen". 551 An Druckschriften wurden vorg^elegt : Aeademie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique: Bulletin. 46' Annee, 2^ Serie, Tome 43. Nr. 3. Bruxelles, 1877 ; 8". Akademie der Wissenschaften, Königl. Preuss. , zu Berlin: Monatsbericht. Deceniber 1876. Berlin, 1877; 4°. — Königl. Schwedische; Üfversigt af Förhandlingar. 33. Arg. Nr. 9 & 10. 1876. Stockhohn, 1877; 8». Apotheker- Verein, allgeni. österr. : Zeitschrift (nebst Anzei- gen-Blatt). lÖ. Jahrgang, Nr. 13 & 14. Wien, 1877; 4^ Astronomische Mittli eilungen von Dr. Rud. W o 1 f. Nr. 39—43. Zürich, 1876/77; 12". Beobachtungen, Schv/eizer., meteorologische. XII. Jahrgang 1875. 5. Lieferung. Zürich, 1875; 4». — XIII. Jahrgang 1876: 3. & 4. Lieferung. Zürich, 1876; 4«. Comptes rendus de TAcademie des Sciences. Tome LXXXIV. Nr. 18. Paris, 1877; 4». Fr ei bürg i. Br. , Universität: Akademische Gelegenheits- schriften aus den Jahren 1875/76. 19 Stücke. 4*» & 8°. Gesellschaft, Deutsche geologische: Zeitschrift. XXVIIL Bd., 4. Heft. Berlin, 1876; 8". Handels- und Gewerbekammer in Wien: Bericht über den Handel, die Industrie und die Verkehrsverhältnisse in Niederösterreich während des Jahres 1875. Wien, 1877; 8«. Königsberg, Universität: Akademische Gelegenheitsschriften von 1876. 4" & 8». Landwirthschafts - Gesellschaft, k. k. , in Wien: Ver- handlungen und Mittheilungen. Jahrgang 1877, März-April- Heft. Wien; 8". Militä r-Comite, k. k. technisches & administratives: Mit- theilungen. Jahrgang 1877, 3. Heft. Wien, 1877; 8^ — Militär -statistisches Jahrbuch für das Jahr 1874. L Theil. Wien, 1877; 4«. Mitt hei hingen. Mineralogische, von G. Tschermak. Jahr- gang 1877, Heft 1; mit 9 Tafeln. Wien, 1877; 4". Nature. Nr. 393. Vol. XVL London, 1877; 4». Osservntorio del real coliegio Carlo Alberto in Moncalieri. Vol. VII. Anno 1871 — 1872. Torino, 1873; 4». 552 Reichsforstverein, österr. : Osterr. Monatsschrift für Forst- wesen. XXVII. Band. Jahrgang 1877. April- & Mai-Heft. Wien, 1877; 8". , Revue poiitique et litteraire", et „Revue scientifique de la France et de l'Etranger''. VPAnnee, 2^ Serie, Nr. 46. Parisr 1877; 40. Rostock, Universität: Akademische Gelegenheitsschriften aus dem Jahre 1875/76. 4" & 8". Societä degli Spettroscopisti Italiani: Memorie. Disp. S"" & 4*. Marzo e Aprile 1877. Palermo; 4". Societe, Imperiale de Medecine de Constantinople : Gazette- medieale d'Orient. XX' Annee, Nrs. 10, 11 et 12, Constan- tinople, 1877; 4". Verein, militär- wissenschaftlicher in Wien: Organ. XIV. Band. Separat-Beilage zum 3. Hefte 1877. Wien; 8*^. — Naturwissenschaftlicher, zu Bremen: Abhandlungen. V. Bd.^ 2. Heft. Beigeheftet der 12. Jahresbericht; mit 2 Tafeln. Bremen, 1877; 8". Vierteljahresschrift, österr., für Wissenschaft!. Veterinär- kunde. XLVII. Band, 1. Heft. (Jahrgang 1877. I.) Wien, 1877; 8". Wissenschaftlicher Club: Jahresbericht 1876/77. Wien, 1877; 8". Wiener Medizin. Wochenschrift. XXVII. Jahrgang, Nr. 19. Wien,. 1877; 4«. OOo Beitrag zur Kryptogamenflora der hawaiischen Inseln. Von Prof. Dr. H. W. Reichardt. (Vorgelegt in der Sitzung am 11. Mai 1877.) Herr Dr. Heinrich Wawra Ritter von Fernsee sammelte auf zwei Reisen um die Welt, welche er in den Jahren 1868 bis 1873 unternahm, ' eine grosse, mehr als 6000 Nummern zählende Collection von Pflanzen in sehr schönen instructiven Exemplaren und widmete dieselbe dem k. k. botanischen Hofcabinete in Wien. Den interessantesten Theil dieser Sammlung' bildet die auf den hawaiischen oder Sandwich-Inseln gemachte botanische Ausbeute; sie umfasst mehr als 800 Arten. Dr. von Wawra berichtete über seinen Aufenthalt auf dem genannten Archipel während der Monate December 1869 bis Mai 1870 selbst ausführlich; - es wurden ferner von ihm die auf den Sandwich-Inseln gesammelten Phanerogamen (mit Ausnahme der Glumaceen), 3 von Dr. Luersen die Gefäss-Kryptogamen, * von Dr. A. Krempelhuber •'' die Flechten bearbeitet. In der vorliegenden Abhandlung habe ich die Ehre, über die Moose und Pilze der genannten Collection zu berichten. Weil Dr. V. Wawra hauptsächlich Phanerogamen sammelte, und die Kryptogamen nur nebenbei berücksichtigen konnte, so ist die Zahl der Repräsentanten aus den genannten Ordnungen keine sehr bedeutende, denn es entfallen auf die Laubmoose 24, auf 1 Er machte die erste derselben als Schiffsarzt von i>r. Majestät Fregatte „Donau" (1868 — 1871j, die zweite als Begleiter der Prinzen Philipp und August von Sachsen-Coburg (1872—1873). 3 Üsterr. botan. Zeitschr. .Jahrg. 1872, S. 222 u. w. Jahrg. 1873, S. 23 u, w. 3 Regensburger botan. Zeitschr. Flora, Jahrg. 1872 — 1875. * Ebendas. Jahrg. 1875, von 8. 417 an. 5 Verhandl. d. k. k. zool. botan. Gesellsch. Jahrg. 1876, S. 433. 554 K e i (• li a r d t. die Lebermoose 9, auf die Pilze 10 Arten; die Algen und Chara- ceen werden endlich durch je eine Species reprüseiitirt. Kichts- (lestowenii^er trägt diese Sannnlung nicht unwesentlich dazu bei, unsere Kenntnisse über die Zellpflanzen der hawaiisclien Inseln zu erweitern. Denn obwohl zahlreiche Botaniker die Sandwicli- Inseln besuchten,' obwohl Horaee Mann eine Aufzählung der Pflanzen dieses Archipels veröffentlichte,^ so waren doch bis auf die neueste Zeit nur sehr wenige Moose von dieser Inselgruppe bekannt. Erst iüi Laufe der letzten Jahre wurden von SuUivant, ^ J. Angst r 0 e m , ^ M a n n und B r i g h a m , ^ ferner von Austin *' einige Abhandlungen veröffentlicht, welche unsere Kenntnisse der Moosflora beträchtlich erweiterten, so dass man die Summe der auf dem genannten Archipel bisher beobachteten Arten auf nngefähr 200 (120 Laub-, 80 Lebermoose) veranschlagen kann. Doch ist dies kaum ein Drittel der Moose, welche überhau])t auf den hawaiischen Inseln vorkommen dürften, denn dieser Archipel hat eine sehr reiche und eigenthümliche Moosvege- tation, welche sich namentlich in den tiefen, schattigen, feuchten Schluchten der Waldregion (den sogenannten Pali) üppigst ent- wickelt. Bei näherer Betrachtung der Moosflora der Sandwich- Inseln fällt vor Allem die grosse Zahl von endemischen Arten auf; dieselben machen ungefähr 40 Percent der gesammten. 1 Von denselben seien nur genannt: Nelson, Man zi es, Chamisso, Gaudichaud, James, Macrae, Lag ii. Collie, Meyen, Douglas, Barkley, Diell, Brackenridge u. Pickering, Nuttal, Reiuy, Anderson, Mann u. Brigliam, Hillebrandt, v. Wawra u. m. a. 2 Enumeration of Hawaian Plants; Proeeed. of the Anier. Acad. of Arts and 8cienc. VII. (1868), S. 143—235. 3 United States Exploring Expedition, Botany, Musci, p. 1—32, t. 1 — 26. Es werden von den Sandwich-Inseln 50 Arten Lnubmoose (11 davon neu) aufgeführt. * Öfversigt af Kongl. Vetenskaps Akad. Fth-handl. 1872. Nr. 4, p. 15—29. Führt 32 Arten (15 Laub-. 17 Leliernioose) auf, 18 werden als neue beschrieben. 5 Bulletin of the Torrey Botan. Club V, 1874, Nr. 4, p. 10. Enthält die Aufzäiilung von 60 Moosen, 13 davon sind neue Species. •* Ebendas. p. 16. In diesem Aufsatze werden 34 Arten von Leber- moosen Mufgefi'ihrt, 4 davon sind neu. Beitrag ziir Kryptogamenflora der hawaiischen Inseln. 55;) bisher bekannt gewordenen F.aub- und Lebermoose aus ^ und gehören meist grossen artenreichen Gattungen ^ an. Monoty- pisehe Genera scheinen zu fehlen. Diesen grossen Reichthum an ihnen eigenthümlichen Moosarten verdanken die hawaiischen Inseln theils ihrer bedeutenden Ausdehnung, theils den riesigen Vulcanen, welche sich auf ihnen bis zu einer Höhe von mehr als 4000 Meter erheben. Da bei den Phanerogamen die Summe der endemischen Arten mehr als 60 Percent beträgt, ^ so erscheint die Annahme berechtigt, dass bei einer eingelienderen Durch- forschung auf den SandAvich- Inseln noch zahlreiche neue Moos- formen entdeckt werden dürften. Mit der bryologischen Flora des indischen Monsum-Gebietes haben die hawaiischen Inseln eine bedeutende Zahl von Arten gemein.* Dagegen zeigt ihre Moosflora mit jener des tropischen und subtropischen Amerika verhältnissmässig eine geringere Verwandtschaft.'» Vereinzelte Anklänge finden sich auch an die Moosvegetatiou Bourbon's und Öt. Helena's,** ferner an jene Neu-Seeland's.^ Den Rest der hawaiischen Moosflora bilden in der tropischen und subtropischen Zone allgemein verbreitete ' Die endeuiisciieii Arten alle namhaft zu machen, würde zu weit führen ; es seien daher als besonders charakteristisch nur hervorgehoben : Dumortiera trichoccphala N. a. E., Phj/siotium conchaefoliuni Hook., Rhizo- goniiim ptingejis Süll., Hovialiri dendroüles (Hook.), Heiniragis urnans Kehdt. u. s. w. 3 Von denselben seien namhaft gemacht: Lejeunia, Fndlania, Ma^tigo- Itrifum , Jungermannia^ Plagiochila, Dicranum, Campylopus, Macromitrium, Bryiim, Mniade.'phus, Neekera, Homalia, Meteorium. Hyptnim \i. s. w. 3 Griesbach Vegetat. d. Erde, H, ii. 530. Horace Mann: Note on Alsinodrndron . . . with an Analysis of the Hawaiian Flora in Mera. of Bost. Soc. ofNat. Hist. I. (1869), p. 5'29. * Von ihnen seien hervorgehoben: Dumortiera denudata M it t., Plagio- r/iasnia cordatitni l^i' hm. et Lindenb. mehre FruUanien und Sendtneren, Lei/cukrytnn fa/citOnn K. Müll., Bryum giganleuin Hook., Neekera Lepiiieaiin Mont., Hypnum gracilisetum Hörn seh. etKeinw. u. m. a. 5 Es seien hier namentlich erwähnt: Authoceroa Vincentianus Lehm, et Lind b., FruUania Kumei Lehm, et Lindb., Radula pallens N. a. E. Trifliocolea tomentosa , 2 Lophocoleen, Canipylopus lamellatus M o n t., Meteo- rium illecebruni C. Müll., die Gattung Heiniragis u. s. w. 6 Als Beleg dafür Physiotium sphagnoides N. a. E. 7 Vermittelt durcli Cryplopudinm harlramioides Biid. 556 lleicliardt. Arten. • Endlich wird in ihr eine Reihe von Moosen aufg-eführt, welche Iteinahe kosmopolitisch scheinen und in Europa gemein sind;'' doch muss es bezüglich dieser letzteren si)äteren Unter- suchungen vorbehalten bleiben, ob die betreffenden Moose der Sandwich - Inseln wirklich mit jenen unserer Heimat identisch sind, oder ob dieselben sich als verschiedene, aber vicarirende Species herausstellen werden. Aus der Classe der Pilze sind von den Sandwich-Inseln nur sehr wenige Arten bekannt geworden ; ich halte es daher nicht für angezeigt, über sie einige einleitende Bemerkungen, und seien dieselben auch nur so allgemein gehalten, wie die vorher- gehenden, einzuschalten. Bei der grossen Zahl der endemischen Arten, welche die hawaiischen Inseln belier])ergen, darf es nicht Wunder nehmen, dass sich bei der Bearbeitung von Dr. v. Wawra's Collection eine grössere Zahl neuer Arten (im Ganzen 14) herausstellte. Schliesslich möge noch bemerkt werden, dass ich dieser Abhandlung die Beschreibung einer neuen Alge, sowie einer Chara-Art, der einzigen Repräsentanten dieser Ordnungen, welche Dr. v. Wawra auf der genannten Inselgruppe sammelte, beifügte. Beide wurden von dem tüchtigen Phykulogen, Herrn A. Grunow, untersucht und bestimmt. Algae. Scytonenia Ag. Sc. (Syniphyosiphon) ilendrophilum Grunow in litt. Stratum expansum, tomentosum, molle, superfieie sordide olivaceum, intus pallide aerugineum vel subdecoloratum; trichomata parce ramosa, ])seudoraniulis geminis, liinc inde hmgitudinaliter concre- tis, subfasciculata; vaginae (0-0U9 — U-012nmi. crassae) achroae vel dilute luteo-fuscescentes, laeves vel minutis granulis, 1 Ich tiihiQ von denselben an: Dumovtieru hirsuta Lehm. u. Lindb. naehre Lejeunien, Frullanien und ringiochilen, Octohlepharum nlbidum Hedw., Rhacopilum tomentosum. Biid., Uliiiogonuirn spiiiiforme Bruch u. s. t. 2 Z. B. Murchunda polymorplKt L., Ceratudon purpureus Brid., Rhaco- mittium laniiyinosutn Brid., Fiinaria hyyrumetrieu Hedw., Ery um argenteiun L., Br. eacspltüinm L. u. ui. a. Beitrag' zur Kryptogamenflora der hawaiischen Insehi. 557 trichomatibus iiicliisis (0-002— 0-007 mm. crassis) aeriigineae; articuli diameiro plenuiique sesquilongiores, superiores hiuc inde diametro aequales, submoniliformes ; inferiores diametro triplo loiig-iores , saepe obsoleti. Cellulae perdurantes inter- jectae, snbcylindvaceae , diametro diiplo vel triplo loiigiores (rarius diametro aequales, subglobosae) dilute luteo-fuscescentes. Kauai; an Ästen von Metrosideros- Bäumen auf dem Waia- leale: Nr. 2150. Ein eigenthümliches Scytonema, welches sich von allen übrigen baumbewohnenden Arten scharf unterscheidet. Characeae. Chara L. emend. Ch. coronatii Ziz. var. Havaiensis G r unow iu litt. (Euchara, haplostephana, ecorticata.) Ultra pedalis, omnino ecorticata, caulis tenuis (vix 0-5 mm. crassus), verticillorum folia 7 — 12, plerumque quadriarticulata, minute tricuspidata (7 — 14 mm. longa); foliola minuta, acuta, suhverticillata (0-2 — 0*4 Mm. longa); stipularum Corona simplex, stipulae breves acutiusculae, patentes (0-5 mm. longae). Antheridia et sporostegia desiderantur. Kauai; um den Wasserfall von Haiemann in ruhig fliessen- den, klaren Gebirgsbächen; Nr. 2097. Von der typischen CJuini coroniita Zi z. durch kürzere Blätter und Blättcheu, sowie durch höheren Wuchs nur wenig ver- schieden, von Ch. Oahuensis Meyen (Reise um die Erde, IL p. 131), welche ebenfalls zum Formenkreise der Ch. coronatu Ziz. gehört, durch die kürzeren Blättchen und die abstehenden Deckblätter abweichend. Der Mangel jeglicher Fructificatiousorgane macht leider eine genauere Charakterisirung unmöglich. Fungi. ZasinidiuQn F r. Z. troiricum. — Antenuaria tropica Mont. in Ann. sc. uat. Bot. 2. ser., XIII. (1840), p. 332. Kauai; auf dem Pohokupili an den Asten von verschiedenen Bäumen, namentlich aber von Araliaceen massenhaft auftretend, so dass dieselben wie mit Russ bedeckt erscheinen : Nr. 2046. i)58 lieichiirdt. Über die Arten der Gattung Zasmidinm Fr., welche in den Tropengegenden und auf der südlichen Halbkugel dem Kussthaue ähnliche Erkrankungen der bet'allenen Pflanzen erzeugen, finden sich nähere Angaben in: Reise der österreichischen Fregatte Novara, liotan. Theil, p. 145. MypoQcylou Bull. H. Sujidvicense n. sp. Stronni superficiale, irregulariter repando-pulvinatum, convexuni, 1 — /J cm, late expansum, )) — 5mm. crassum, e griseo-rufescenti nigricans. Perithecia immersa, mono- sticha, elliptica, 1 mm. loiiga, 0-5 mm. lata, vertice prominulo papillata. Paraphyses ascis aequilongae, tenuissimae, simplices, unicellulares, mox diffiuentes. Asci cylindrici, parte sporifera,. U-2 mm. longa 0-01 lata, octospori. Sporae oblique monostichae,. fusiformes, inaequilaterales, curvulae, 0-02 mm. longae, 0-005 mm. lutae, unicellulares, nigricantes, laeves. Maui; auf faulenden Baumstämmen in den Schluchten des Wailukuthales: Nr. 1831 und 1832. Stroma oberflächlich, deutlich begrenzt, unregelmässig kissenförnng, im Umfange rundlich oder elliptisch, 1 — 3 Cm. im Durchmesser haltend, convex, 3 — 5 Mm. dick, graulich-bräunlich- scbwarz, matt, glatt, oder durch die hervorragenden Mündungen der Perithecien warzig punktirt, aus Scheinparenchym von schwärzlicher Färbung gebildet. Perithecien eingesenkt, nur mit der warzenförmigen Mündung hervorragend, einreihig, elliptisch, 1 Mm. lang, 0-5 Mm. breit. Paraphysen sehr zart, einfach, bald zerfliessend, eben so lang wie die Schläuche. Schläuche cylin- drisch, ihr sporenführender Theil 0-02 Mm. lang, 0-01 Mm. breit, dünnwandig, hyalin. Sporen schief einreihig, spindelförmig, schwach gekrümmt, ungleichseitig, 0-02 Mm. lang, 0-005 Mm. breit, schwärzlich- Ijraun, einzellig, mit glattem Exporium. Das H. Sdudficense düri'te am besten in die Section EpLvylon (Nitschke Pyrenomyc. German. p. 42) einzureihen sein und steht in derselben dem H. multiforme Fr. (Summ, veget. Scaud. p.384 — Nitschke, 1. c, p.43) am nächsten, unterscheidet sich aber von ihm und von den übrigen Arten durch (Jrösse und Farbe des Stroma, durch die elliptischen Perithecien, sowie durch die Dimensionen der Sporen. Beiti-ag zur Kryptogainenflora der hawaiischen Inseln. 559 Habituell erinnert die hier beschriebene Art an UstuUna vul- garis Tul. (Select. fung-or. car|)ol. IL p. 23, t. 3) unterscheidet sich aber von ihr durch die in das Bräunlichgraue neigende Farbe des .Stromas, ferner durch Form, sowie durch die Grössen- verhältnisse der Perithecien und Sporen. Ob das H. SSporen elliptisch, beiläufig O.Ol Mm. lang, glatt, lichtbraun. Der P. Aleuritidis steht dem in Ostindien vorkommenden P. xernphyllaceus Berk. (in Hook Lond. Journ. et Kew Gard Mise. VHI. [1856] p. 200, Currey in Transact. of Linn. Soc. 2. ser. I [1876], Bot. p. 124, t. 20, f. 1, 2), ferner dem das tropische Süd-Amerika bewohnenden P. Hostmanni Berk. (in Hook Lond. Journ. of Bot. I [1842], p. 139) am nächsten, unter- scheidet sich aber von beiden Arten durch den lichter gefärbten nicht runzeligen Hut mit stum})fem eingebogenem Rande, ferner durch die lichte, weissliche Farbe der Hutsubstanz. Weitere Unterschiede dürften in der Form und Farl)e der Sporen liegen, welche aber von den beiden oberwälmten Species nicht beschrieben sind. Xerotus Fr. X. Maviensis n. sp. Pleüroj)Us, stipes brevissimus, tere- tinsculus, solidus; pileus dimidiatus, explanatus vel subinfuu- dibuliformis, glaber, laevis , e cinnamomeo expallens, tenuis, rigidus, contextu floccoso , margine acuto, patente, primum irregulariter crenato, serius lobato. Lamellae adnatae, decur- rentes, distantes strictae plicaeformes , regulariter et repetitu dichotomae, pileo concolores. Sporae globosae, dilute cinnamo- meae, exosporio subtiliter spinuloso. Maui; an faulenden Stämmen im Wailukuthale: Nr. 1824. Stiel seitlich, sehr kurz, rundlich, dicht. Hut halbirt, flach ausgebreitet oder seicht trichterförmig, 4—10 Cm. im Durch- messer, unbehaart, glatt, licht zimmtbraun, in der Jugend unreg-elmässig gekerbt, im Alter seicht gelappt, dünn, höchstens 2—3 Mm. dick, gebrechlich, steif, Rand scharf, Hutsubstanz flockig, lichtbraun. Lamellen angewachsen, herablaufend, falten - förmig, starr, breit, 2 — 3 Mm. von einander abstehend, wieder- Sitzb. d. uiathern iiaturw. Cl. T.XXV. Bd. I Abtiu 31 562 K e i c h a r d t. holt gabelspaltig, g'anzrandig;, dem Hute gleichfarbig. Sporen kugelig, beiläufig O-OOo Mm. gross, lichtbrami, leinstachelig. Der X. Mdvicnsis unterscheidet sich von beinahe allen Arten dieser Gattung durch den sehr kurzen seitlichen Strunk und den halbirten Hut. Nur dem Xerotus partitua Fr. [Nov. Symb. mycol. in nov. act. reg. soc. Upsal. ser. Kl, toni. I (185.5), p. 41. CiinthitrelluH partitns Berk. in Hook Lond. Jonrn. ot' Bot. I (1842), p. 45)3, t. 15J steht er in dieser Beziehung näher, ist aber auch von dieser Art so autfallend durch Grösse, Form und Farbe verschieden, dass an eine Verwechslung nicht gedacht werden kann. Hepaticae. Aiithoceros M i c h e 1 i . * A. Havaienais n. sp. Frons carnosa, obscure viridis, oblongo- linearis, repetito dichotoma, laciniis polymorphis, margine repando-crenatis, venosa, venis in media fronde non in nervum spurium condensatis. Fructus ad apicem frondis solitarii, invo- lucrum tubulosum, 5 — 8 mm. longum, ore oblique truncato, irregulariter dentato vel bifido. Sporogonium graciie, 3 — 5 cm. longum, pedicello brevi, involucrum non superante, capsulae valvis fuscescentibus. Sporae tetraedrae, O-Oo mm. magnae, Üavesceutes, episporio evidenter granulato. Elateres longissimi, ()-'l — O'o mm. longi, fusiformes, flexuosi, tibrä spirali carentes. Oahu; an feuchten Felsen in Schluchten: Nr. 1745. Kauai; in Wäldern um Hanalei : Nr. 2014. Laub fleischig, dunkelgrün, getrocknet schwärzlich, glatt, im Umrisse verkehrt länglich bis linear, 2 — 3 Cm. lang, 5 — 6 Mm. breit, selten einfacii, meist unregelmässig gabelästig, die einzelnen Lappen verschieden gestaltig, mit in der Regel flachem, seltener aufsteigendem, mehr oder minder deutlich ausgeschweift gezähntem Rande. Mittelnerv vollständig fehlend, sogenannte Venen ' vorhanden , unregelmässig anastomosirend^ \ ' Ich will hier auf die eigentliche PJedeutung dieser Bildungen nicht näher eingehen und gebrauche für sie die oben angeführte Bezeichnung nur, weil sich dieselbe in den Speciesbeschreibungen allgemein vorfindet. Beitrag zur Kryptoganienflora der hawaiischen Inseln. 563 Früchte einzeln an der Spitze der Lappen des Laubes ; Invo- liicrum eylindrisch, 5—8 Mm. lang-, /lunkelgrUn, fleischig, mit schief abgestutztem, unregelmässig gezähn eitern oder schwach zweilippigem Rande, Sporog'oniimi 3 — 5 Cm. lang, schlank, Stiel dunkelbraun, kaum länger als das Involucrum. Kapselklappen an der Spitze nicht zusammenhängend, liclitbraun ; ihre äusserste Zellschichte von langgestreckten, dickwandigen Zellen gebildet, die inneren Zelllagen aus dünnwandigen Parenchymzellen zusammengesetzt. Sänlchen sehr zart, von lang gestreckten, dickwandigen, braungefärbten Zellen g-ebildet. Schleudern sehr lang (0-2 — 0-3 Mm. lang) spindelförmig, hin und her gebogen, an den Enden deutlich zugespitzt, ohne Spiralband, mit ziem- lich derber, glatter bra ungefärbter Zellcnmembran. Sporen tetraedrisch, O-Oo Mm. gross, lichtbrann, mit deutlich warzigem Exosporium. Der Anthoccros Havdiensis steht dem A. falsinervius Lindbg. (Bot. Zeit, von Mohl u. Schlechtend.VL [1848], p.463.) ferner iXem A. vesicalosus kw^tm (Bull, of Torr. Bot. Club. V. [1874], p. 17.) am nächsten, unterscheidet sich aber von ihnen durch das nichtblasige Laub , durch den vollkommenen Mangel eines scheinbaren Mittelnervs, durch das längere Involucrum, durch die schlankeren Früchte, durch die ungemein laugen Elateren, endlich durch die Grösse der Sporen. Duiiiortiera Reinw. Blum, et N. ab E. D. trkhocephala N. a. E. Hepat. europ. IV. p. LXV et 44V). — Syn. Hepat. p. 545. — Marchautia frichocephnla Hook. Icon. plant. II. t. 158. Maui; auf feuchten Felsen im Wailukuthale, reich frueti- ticirend ; imThale vonWaihee um den Wasserfall : Nr. 1842, 1945. Jlarchantia L. M. cheuopoda L. Sp. pl. IL p. 1603, n. 2. — Swartz flor. Ind. occid. 111. p. 1880. — Raddi in Mem. della Soc. Ital. di Mod. XIX (1829), p. 44, XX (1830), t. 6, f. 2. — Gottsche, L i n d e n b. et N e e s ab Es. Syn. Hepat. p. 535. Kauai ; in Wäldern um den Wasserfall von Hanalei , auf feuchten Felsen: Nr. 2006, 2007. , 31* 5(J4 Keif h :i r (1 t. Die vorliegenden Exemplare tragen keine Früchte, die Besiinnnung konnte daher nur eine annähernde sein. Es möge daher hier nur bemerkt werden, dass die Pflanze der Sandwich- Inseln von der typischen in Westindien und in Süd -Amerika vorkommenden Form durch breiteres Laub und grössere Spalt- öfinungen abweicht. Es mnss daher späteren, an fructificirendem Materiale angestellten Untersuchungen vorbehalten bleiben, zu entscheiden, ob ich die von Dr. Wawra gesammelte Marchantia mit Recht zu M. chenopnda L. stellte, oder ob sie als eigene Art abzutrennen wäre, für weicheich dann den Namen M. SaudviceuMs vorschlagen möchte. Aneura Dum. A. phmatifida N. a. E. Hepat. europ. III. p. 442, IV. j). LXII. — Syn. Hepat. p. 4U5. — Reich dt. in: Reise d. östen-. Freg. Novara, Bot. Theil, p. 151. Maui; auf feuchten Felsen in sehr schattigen Schluchten des Waiheethales: Nr. 1954. Frullania R a d d i. F. Snndvicensis J. Angst roem in Öfvers. af k. vetensk. Akad. Förhandl. 1872, p. 28. Oahu; im Luliehithale auf Bäumen häutig: Nr. 1779. PhysioUuni N. ;i. E. Ph. conchaefolium Hook, in N. a. E. Syn. Hepat. p. 235. — Jmtf/ermamiia cotichaefo/iu Hook, et W. Arn. in Beech. Voy. p. 1 10, t. 23. Kauai ; an Baumstämmen in Wäldern am Fusse des Poho- kupili. (Ohne Nummer.) Mastiiiobryuni^. ab E., L in dbg. et Gotische. M. cordistipulmn Li n dbg. in N. a. E. Syn. Hep. p. 224. — Id. Spec. Hepat. Fase, (i— 11, p. 75, t. XI, f. 1. — Herpetium cordistiptdiim Mont. Ann. sc. nat. Bot. 2. ser. XIX (1843), p. 252. — Id. in Voy. Bonite Cryptog. p. 245, t. 149, f. 1. Kauai; mit Physiotlum conchnef'oHum Hook, in Wäldern am Fusse des Pohocupili. Beitrag zur Kryptog-anienfiora der hawaiischen Insehi. 565 Plaglochlla N e e s ah E s e n b. et M o n t. P. Owaihiensis N. a E. et Liiulbg. in Lindb. spec. Hepat. fasc. I, p. 30, t. 5. — lid. in Syu, Hepat. p. 4(3. Kauai; in Wäldern des Pohokupili. (Ohne Nummer.) P. Gaudivhaiulu Munt, et Clottsch. in Ann. sc. nat. Bot. 4. ser. VI. (1856), p. Wd. — P. tenuis. Mont. (nonLindbg.) in Voy. Bonite Cryptog. p. 2G5. Oahu; in Wäldern in einer Meereshöhe von 600 M.: Nr. 1696. Musci frondosi. JJicraniini Hedw. D. Sandvicense SuUiv. in Un. 8tat. Explor. Exped. 11^ p. 4, t. 1. B. j3) coudensdtmn 8ull. 1. c. Kaiiai; in Wäldern um Kaala: Nr. 2254. Ccunpylopiis B r i d. C. Wawraeanusw.^\).\)\o\Q,\\^, late compacteque caespitosus, viridi-lutescens. Caulis g-racilis, ascendens, basi denudatus, apicem versus fastigiatim dicliotome ramosus. Folia dense conferta, erecto - patula, subfalcato - secunda, e basi oblong-a subnlata, costatenui excurrente, basi integerrima, apicem versus serrulata. Foliorum areolatio e cellulis parvis leptodermis tbr- mata ; cellulae alares magnae, intense fuscae. Plantae masculae femineis minores, subsimplices. Inflorescentiaeraasculinae gemmi- formes, terminales. Folia perigonialia exteriora e basi valde concava lanceolato-subulata, nervo tenui, sub apice evanido, laxe reticulata. Perichaetia solitaria, folia i)erichaetialia interiora subfalcata, e basi longe vaginante in aristam longissimam argute serratam producta, tenuiter costata, laxe reticulata. Pedicellus tener, breviusculus, cygnicollis, Capsula regularis, ovali-oblonga, leptoderma, pallida, sicca striata. Annulus nullus, operculum oblique rostratum, calyptra basi subintegra. Kauai : auf der Erde in Wäldern um Kaala: Nr. 2257. Rasen dicht, weit ausgebreitet, gelblichgrün, seidenartig glänzend. Stämmchen zart, aufsteigend, 2 — 3 Cm. lang, wieder- 5G6 R c i c li a r d t. holt gabelästig-, mit gleich hohen Innovationen, am Grunde nackt, mit dunkelbraunem Wurzelfilze bedeckt. Blätter dicht gedrängt, aufrecht abstehend, schwach sichelförmig- gekrümmt, länglich, in eine lange pfriemenförmige Spitze ausgezogen, 4 Mm. lang, 0-5 Mm. breit, am Grunde ganzrandig, gegen die Spitze zu deutlich gesägt. Nerv verhältnissniässig dünn. Blattiietz ans dünnwandigen, kleinen, am Grunde der Spreite länglichen, im oberen Theile der Blattfläche quadratischen Zellen gebildet. Flügelzellen deutlich entwickelt, nu^hrmal grösser als die rand ständigen, mit intensiv braun gefärbten Membranen. Männliche Pflanzen einzeln in den fruchtenden Rasen, kleiner als die w^eib- lichen, meist unverästelt. Männliche Blüthenstände knosi)en- förmig, endständig. Äussere Perigonialblätter aus eiförmigem, stark concavem Grunde lanzettlich zugespitzt, 1 Mm. lang, die mittleren ähnlich, aber kleiner, die innersten sehr klein, eiförmig, zugespitzt, sämmtliche Perigonblätter mit einem dünnen, unter der Spitze verschwindenden Nerv verisehen, ihr Blattnetz aus zartwandigen Zellen gebildet. Antheridien gross, cylindrisch, braun, mit fadentörmigeu, längeren Paraphysen gemischt. Perichätien einzeln, die inneren Blätter derselben länger als die Stengelblätter 6 — 7 Mm. lang, aus lang scheidenförmigem Grunde in eine sehr lange deutlich gesägte, kaum hin und her gebogene Haarspitze vorgezogen, mit dünnem Nerv, ihr Blattnetz aus zartwandigen Zellen gebildet. Scheidchen cylindrisch, mit wenigen langhalsigen Archegonien und kurzen Paraphysen besetzt. Haube blass, kai)uzenförmig, am Grunde kaum zer- schlitzt, Fruchtstiel dünn, blass, 8 Mm. laug, im oberen Drittel schwaneuhalsartig gebogen, Kapsei länglich eiförmig, 1-5 Mm. lang, dünnwandig, blass, trocken gestreift. Deckel konisch, schief geschnäbelt, Ring fehlend. Peristomzähne purpurn, bis zur Mitte gespalten, im unteren Theile eng quer gegliedert, an den Spitzen schwach gekörnelt, beinahe durchscheinend. Sporen kugelig, mit glattem Exosporium. Der C. Wawraeauus steht dem Ctimpylopus ZoUiufierianus Van d. Bosch und van d. Sande La cos t. (Bryol. Javan, I. p. 77, t. 64. — Dicrannm Zofli/tf/erianuni K. Müll. Syn. 11. p. 599) am nächsten, unterscheidet sich aber von demselben durch die an der Spitze gesägten Laubblätter, durch die mächtig Beitrag zur Kiyptoganieüflora der hawaiischen Iiisehi. o() i eutwiekelten braim gefärbten Flügelzellen derselben, durch die verschiedene Form und Randtheilung der Perichaetialblätter. endlich durch den Mangel des Ringes. Leucohi'f/iUH H a ni p e. L.falcatum K. Müll. Syn. I. p. 71». — Dozy et Molken)). Bryol. Javan, I. ]). 15, t. 14. Var. Haiune/isis. Caespites densiores. caulis brevior, folia dorso minus scaberula. Oahu; auf faulen Baumstämmen in Wäldern: Nr. 1G79. Die nur in wenigen Exemplaren vorliegende Pflanze stimmt in den wesentlichen Merkmalen mit der javanischen Normalform iiberein, unterscheidet sich aber von ihr durch dichtere Rasen, kürzere Stämmchen und am Rücken wenig-er warzig- rauhe Blätter. Ich führe sie daher als eigene Varietät auf. Vielleicht ergibt die spätere Untersuchung eines reichlicheren, namentlich eines fructificirenden Materials unterschiede, welche die Fixirung der Form von den Sandwich-Inseln als eigene Art nöthig erscheinen lassen. Grinuma Elirh. G. Halincalae n. sp. Condensato - pulvinata ; pulvinuli convexi, haud raro extensi, iutescenti-virides, inferne nigricantes. »Surculi erecti, pluries dichotomi, basi stupa radicali cohaerentes. Folia erecto-patentia, sicca crispula, lineari-lanceolata, com- l)licato-carinata, iutegerrima, margine plana, nervo valido, excurrente, in apiculum brevem, subhyalinum producto. Rete basi e cellulis oblougo-rectangulis, diaphanis, apicem versus sinuoso-quadratis, chioropbyllosis formatum. Flores fructusque ignoti. Maui; auf dem Gipfel und im Krater des Haliakala: Nr. 1900, 1902. Rasen dicht, kissenförmig, flach gewölbt, 5 — 6 Cm. im Durchmesser, gelblichgrün, am Grunde scliwärzlich und durch einen mehr oder weniger dichten Wurzeltilz zusammenhängend. Wurzelhaare dunkelbraun, mehrfach gabelästig, aus Zellen mit glatter Membran gebildet. Stämmchen aufrecht, 2 — 3 Cm. laug, wiederholt verästelt, die einzelnen Innovationen 3 — 4 Mm. lang. 508 R c i c h a r (1 1. Blätter angefeuchtet aiifreclit abstehend, trocken kraus, lineal- lanzettlich, 2 Mm. lang, O'd Mm. breit, der ganzen Länge nach zusammengefaltet. Eand flach, ganzraudig. Nerv stark aus- laufend, in eine kurze, beinahe glashelle Spitze vorgezogen. Zellen des Blattnetzes am Grunde länglich rechteckig, <)-025 Mm. lang, dünnwandig, durchscheinend, im oberen Theile quadratisch, 0-003 — 0-004 Mm. gross, dickwandig, chlorophyllreich. Blüthen und Früchte unbekannt. Die Gr'ntinii<( Haliacdhic: steht der Gr. contorta Bruch et Schimp. (Bryol. europ. III. t. 248, Schimp. 8yn. ed. II. p. 252. Gr. hicnrva Schwägr. Suppl. I. p. 30, t. 97. — K. Müll. Syn. I. p. 788) am nächsten, unterscheidet sich aber von ihr durch die grösseren, flacheren, grünlichgelben Rasen, durch stärkere, kürzere Stämmchen, namentlich aber durch die ihrer ganzen Länge nach zusammengefalteten Blätter, sowie durch das dichtere, namentlich im oberen Theile des Blattes aus kleineren Zellen gebildete Blattnetz. Weitere Unterschiede dürfte eine TJntersuchung der Blüthen und Flüchte ergeben, Avelche leider an der vorliegenden Pflanze fehlen. RhaconiitHiini B r i d. Rh. lamigmosum Brid. Bryol. univ. I. pag. 215. — Bruch. et Schimp. Bryol. europ. III. t. 2(i9. — Schimp. Syn. ed. 11^ p. 280. — Trir/iostoinioH lium Hedw. Musci frond. IIL p. 3, t. 2. — Grimm'ui lnriuiihio.^d C ^lüll. Syn. I. }). BOß. Var. Snndvicensis. Folia anguste lanceolata, acuminata, apicem versus tenuiter hyalino-marginata et in pilum diaphanum laminä aequilongum producta. Pilus dorso minute papillosus, in parte inferior! carinatus, erectus, parum flexuosus, grosse serratus, dentibus inaequalibus, latiusculis, hacilliformil)us, trun- catis, pro more patentibus, rarius recurvatis. Maui; auf dem Gipfel und im Krater des Haliakala grosse Rasen bildend: Nr. 1901. Die vorliegende Varietät des kosmopolitischen Rh. /n/m- ginosum Brid. gleicht habituell vollkommen dicht rasigen Formen aus unseren Bergen. Sie weicht aber im Baue und in der Gestalt der Haarspitze nicht unwesentlich von ihnen ab und Beitrag- zur Kryptog-anienflora der hawaiischen Inseln. 0b9 nähert sich in dieser Beziehung am meisten jener Form, welche Carl Muller als Rh. Smtdaictiw beschrieb. (Verb. d. k. k. /oolog. botan. Gesellsch. XIX [1809], Abh. p. 224.) MdCf^omitf'iiini Bri d. M. pififenim Schwägr. Suppl. II. II. p. 66, t. 172. — K. Müll. %n. I. p. 730. — Sulliv. in Un. Stat. Explor. Exped. IL p. 7. — Orthotrichum pUifcrum Walk. Arn. Dispos. method. des monsses, p. 17. — Ulota pilif'era Neos, ab Esenb. in Nov. Act. Caes. Leop. XVI. Suppl. II. (1843), p. 477. Diese iür die Moosflora der hawaiischen Inseln charak- teristische Art sammelte Dr. v. Wawra auf Oahu, wo sie in den Umgebungen von Honolulu an Bäumen häufig ist: Nr. 1700, 1707. Bryuin Üill. emend. Bf. caespititlnm L. S})ec. plant. II. p. 1586. — Bruch, et Schimp. Bryol. europ. IV. t. 374 et 375. — K. Müll. Syn. I. p. 284. — Schimp. Syn. ed. II. p. 441. — Sulliv. in Un. 8tat. Explor. Exped. Bot. IL p. 10. Diese beinahe kosmopolitische Art sammelte Dr. v. Wawra auf Kauai um Kealea: Nr. 2033. Die vorliegenden Exemplare stimmen auf das Genaueste mit europäischen überein, so dass ioh über die Identität beider nicht zweifelhaft bin. Br. (Rhodohryum) (jiganteum Hook, in Schwägr. Suppl. IL IL p. 21, t. 158. — K. Müll. Syn. I. p. 248. — Sulliv. in Un. Stat. Explor. Exped. IL p. 9. Kauai; in lichten Hochwäldern um Halemanu: Nr. 2133; In Wäldern auf dem Waialeale in einer Höhe von ungefähr 1700 M. Die vorliegenden Exemplare sind leider steril; es war mir daher nicht möglich, den Bau der Frucht näher zu untersuchen. Im Habitus und in den Blättern stimmen die Exemplare von den hawaiischen Inseln ganz mit jenen aus Java und Ostindien überein; ich folgte daher der Autorität SuUivant's, welcher die Pflanze von den Sandwich-Inseln als Br. (jiganteum Hook bestimmte. Sollten sich in Folge späterer Untersuchungen der 570 R e i c h a r (1 t. Früchte Unterschiede herausstellen, so wäre für die vorlicg:ende Art der Name Br. Sundviceme zu empfehlen. Phlloiiotls Brid. Ph. Tnrneriana. Mitt. in Journ. ofProceed. of Linn. Soc. I. 8uppl (1859) p. ^'2. — V. d. Bosch et v. d. Sande Lacost. Brvol. Javan. I, p. 157, t. 127. — Bartrumia Turneriana Sehwägr. Suppl. III. L t. 238. — K. Müll. Syn. I. p. 472. Kauai; feuchte Felswände um die Wasserfälle von Hanalei und Hanapepe: N. 2009 u. 2071. Die vorliegenden Exemplare stimmen mit den Beschrei- bungen und namentlich mit der citirten Abbildung- in der Bryologin Jacdiiiva gut überein, so dass ich sie unter dem obgenannten Nan)en aufführe ; Original-Exemplare der PhUonotis Turneridun zu vergleichen hatte ich leider nicht Gelegenheit. ShisiogoHlma Brid. Rh. .spitfifonue Bruch in Flora XXIX., I. (1846), p. lo4. — Hypnum spmiformeh. Spec. plant. II, p. 1587. — Hedw. Descr. plant, cryptog. III. p. 59, t. 29. — Mninm spinif'orme K. Müll. Syn. I. p. 175. Oahu; in feuchten Schluchten: Nr, 1757. Kauai, in Wäldern des Pohokupili: Nr. 2189. Rh. j)unge7is SuUiv. Proceed, of Amer. Acad. of arts and 8cienc. III. (1854), p. 11. — Un. Stat. Explor. Exped. Bot. IL p. 28, t. 20 A. Diese sehr schöne Art, bisher nur von Puna einer an der Westküste von Hawai gelegenen Localität bekannt, sammelte Dr. V. Wawra an folgenden Standorten: Oahu, Nr. 1691 ; Kauai, um Hanalei, von letzterer Localität reichlich fructificirend. Weil die Früchte des Rh. pn/ifjr/is von SuUivant nicht beobachtet wurden, so gebe ich in Folgendem eine kurze Beschrei- bung derselben: Früchte einzeln am Grunde des Stengels in der Achsel eines der untersten Laubblätter. Scheidchen cylindrisch, 2 — 3 Mm. lang, an der Basis schwach verdickt. Fruchtstiel schlank, 9 — 10 Cm. lang, schwach hin und her gebogen, glatt, in seinem unteren Theile röthlichbraun, gegen die Spitze zu blasser. Beitrug zur Kryptog-amenflora der hawaiischen Insehi. 571 Kapsel elliptisch, o Mm. lang, gekrümmt, glatt, dickwandig, rothbraun unter der erweiterten Mündung eingeschnürt. Peristom doppelt, sehr hygroskopisch; die Zähne des äusseren trocken zusammenneigend, liueal -lanzettlich , lang und fein zugespitzt, am Grunde gelblichbraun, gegen die Spitze zu beinahe farblos, mit verhältnissmässig zarter querer Gliederung. Inneres Peristom dem äusseren gleich lang, hellgelblich gefärbt, zu gleichen Theilen aus einer deutlich kielfaltigen Basilarmembran und aus 16 spitzen, lanzettlichen gekielten, kaum merklich durch- brochenen Fortsätzen gebildet, zwischen welche letztere je zwei bis drei zarte, gegliederte, fein gekörnelte Wimpern eingeschaltet sind. Sporen kugelig, 0.001 Mm. gross, lichtbraun, mit fein- warzigem Episporium. Neckerei H e d w. N. Kealeensis n. sp. Gaules secundarii elongati, caesi)ites planes, late extensos, nitentes, flavido-virentes formantes, remote pinnati; folia disticlia, complanata, transversim rugulosa, e basi assymmetrica oblongo-ligulata, acuminata, integerrima, apicem versus minute denticulata, uninervia, nervo tenui , laminä con- colori, medio laminae evanido; rete e cellulis minutis, in folii basi elougatis, in i)arte superiori rhombeis, pachydermis formatum. Inflorescentiae fructusque desiderantur. Kauai: auf Felsen in Wäldern um Kealea: Nr. 2009. Bildet weit ausgebreitete, flache, gelblichgrüne, glänzende Käsen. Hauptstänunchen kriechend, fadenförmig, mit einem kurzen dunkelbraunen Filze von Wurzelhaaren bekleidet. Stämmclien zweiter Ordnung entfernt tiederästig, S — 10 Cm. lang, mit den I Uättern 4 — 5 Mm. breit , steif, am Grunde nackt oder mit den stehenbleibenden Resten der Blattnerven bekleidet. Fiederäste 3 — 6 Cm. laug, stumpf endend. Blätter zweizeilig, dicht gedrängt, aufrecht abstehend, schwach quer runzelig, aus unsymmetrischer Basis breit zungenförmig, 4 Mm. lang, 1 Mm. breit, deutlich und scharf zugespitzt, einnervig, Nerv zart, der Blatttiäche gleich gefärbt, l)is zur Blattmitte deutlich sichtbar, dann verschwindend. Blattrand auf einer Seite vom Grunde an bis zur Blattmitte ein- gebogen, sonst flach, ganzrandig, gegen die Spitze hin undeutlich gezähnelt. Blattnetz aus kleinen dickwandigen, an der Basis 572 R ei c bar (lt. lang'g'estreckten , im oberen Theile nindliehen oder rhombischen Zellen i^ebildet. Bliithenstände und Friiehte unbekannt. Diese Art steht der Neckera Lepineana Mont. (Ann. sc. nat. Bot. ser. ;]. X. [1848], p. 107, Sylloge p. 23. — K. Müll. Syn. II. p. 49. — Van der Bosch et van der S an d e Lac. Bryol. Javan. II. p. 61, t. 181) am nächsten, nnterscheidet sich aber von ihr durch die schwächer quer gerunzelten, einnervig-en, zugespitzten Blätter. iV. Hillebrandtii n. sp. ^ Caules secundarii elongati , caes- pites planos, late extensos, laete virides, nitentes formantes, tenues, penduli, remote pinnati, rami saepe ramulos elongatos, flagellifornies gereutes; foliadisticha, complanata, non transverse riigosa, e basi assymmetrica oblongo - ligulata , acuta, basi inte- gerriraa, apicem versus indistincte denticulata, enervia; areolatio e cellulis minutis, leptodermis, basi folii elongatis, apicem versus rhombeis formata. Inflorescentiae fructusque ignoti. Maui ; in feuchten Schluchten des Wailuknthales: Nr. 1841. Rasen locker, v^reit ausgebreitet, glänzend, freudig grün. Hauptstämmchen fadenförmig, kriechend; Stämmchen zweiter Ordnung hängend, zart, sehr verlängert, bis 12 Cm. lang, sammt den Blättern 3 Mm. breit, entfernt und unregelmässig doppelt tiederästig, die Spitzen der Aste und Astchen oft in fadenförmige hin- und hergebogene Ausläufer verlängert. Stengelblätter zwei- zeilig, nicht so dicht gedrängt, wie bei der vorhergehenden Art, aufrecht abstehend, nicht quer runzelig, aus unsymmetrischer Basis schnijil zungenförmig, 3 Mm. lang, 0-8 Mm. breit, spitz, im unteren Theile ganzrandig, gegen die Spitze hin undeutlich gezähnelt, Blattrand an einer Seite von der Basis bis zur Blatt- mitte eingebogen, sonst flach. Nerv vollkommen fehlend. Blatt- netz aus kleinen, dünnwandigen im unteren Theile der Blattfläche verlängerten, im oberen rhombischen Zellen gebildet. Blätter der ausläuferähnlichen Astspitzen und Ästchen sehr klein, linear- lanzettlich, spitz, ganzrandig, kaum 0-5 Mm. lang. Blüthenstände und Früchte unbekannt. Diese Art sieht im Ganzen der N. Kenleensis ähnlich, unter- scheidet sich aber von ihr durch die lebhaft grüngefärbten Rasen, 1 Nach Dr. WiHi. Hillebran d t in Honolulu, einem ^gründlichen Kenner der Flora des hawaiisclien Archipels benannt. Beitrag' zur Kryptog-:imenfioni der liavvuiischen Inseln. 073 durch die zartereiij häng-eiiden Stänimehen mit den oft zu Aus- läufern Verlan g-erten Asten und Astclien , ferner durch die spitzigen (nicht zugespitzten) nervenlosen Blätter. Weitere Unter- schiede dürften die leider nicht vorhandenen Fructitications- organe ergeben. Honialia Brid. H. dendroides — Neckera dendroides Hook. Muse. exot. I. t. 69. — Sulliv. in Un. Stat. Explor. Exped. II. p. iM. — N. Australasica K. Müll. Syn. II. p. 42. Oahu: Nr. 1669. H.praelouga\\.B\^. Dioica; caulis primarius repens, filiformis, fusco-radiculo(>us; caules secundarii valde elongati, 3 — 4 dm. longi, pluries innovantes, innovationes inferiores denudatae, omnes bi - vel tripinnatim ramosae, ramulis densius laxiusve dispositis, saepe in fiagella tiliformia productis. Folia caulina inferiora parva, erecta, ovato-acuminata, integerrima, altiora sensim magni- tudine increscentia, conferta oblongo-ligulata, obtusa, basi mar- gine uno latere anguste infiexa, apice argute eroseque dentata, uniuervia, costa tenuis concolor, medio laminae evanida. Folia ramulina parva, ovata, obtusa, apice dentata, semicostata, folia flag-ellorum minima, lanceolata, acuta, integerrima. Areolatio foliorum omnium e cellulis pallidis, parvis formata. Planta mascula non observata. Inflorescentiae femineae rarae, gemmi- formes, folia perichaetialia externa parva, ovata, acuta, interiora lineari-lanceolata, omnia enervia, integerrima. Archegoniapauca, paraphysibus iis aequilongis ndxta. Fructus Kauai; um Halemauu und Hanalei, ohne Nummer. Rasen weit ausgedehnt, locker. Hauptstämmchen faden- förmig, kriechend, schwärzlichbraun, mit einem kurzen Filze von Wurzelhaaren bedeckt, Stänunchen zweiter Ordnung sehr verlängert, 3 — 5 Dm, lang (^herabhängend?), aus 4 — 6 Inno- vationen gebildet, im unteren, älteren Theile von Blät- tern entblösst, zwei- bis dreimal fiederästig-, mit mehr oder minder dichtg-estellten, 5—10 Mm. langen, oft in einen faden- förmigen Ausläufer verlängerten Astchen. Untere Steugelblätter klein, kaum 0.5 Mm. lang, aufrecht, eiförmig, zugespitzt, ganz- randig, die höheren allmälig an Grösse zunehmend, dicht Ö74 R e i c li a r d t. gedrängt, zweizeilig, länglich, zungenförmig, 2 Min. lang, stumpf, ;irn Grunde ganzrandig und an einer Seite schmal eingebogen, an der Spitze schari" und ausgebissen gezähnt, einnervig, mit zartem, in der Glitte der Blattspreite verschwindendem Nerv. Blätter der Astclien klein, eiförmig, 1 Mm. lang, an der Spitze gezäiint, jeneder fadenförmigen Ausläufer sehr klein, O-.ö—O-o Mm. lang, lanzettlich, spitz, ganzrandig. Das Blattnetz sämuitlicher Blätter aus kleinen, blassen, am Grunde verlängerten, im oberen Theile eiförmig-rundlichen Zellen gebildet. Scheint zweihäusig. Männliche Pflanzen nicht beobachtet. Weibliche Blüthenstände selten, in den Achseln der Stengel- und Astblätter sitzend, knospen- förmig. Äussere Perichätialblätter klein, 0-2 — O-o Mm. lang, eiförmig, spitz, innere lineal-lanzettlich, 0-8 Mm. lang, alle nervenlos und ganzrandig. Archegonien wenig zahlreich, mit fadenförmigen Paraphysen gemischt. Früchte unbekannt. Die H. prae/ouf/a steht am nächsten folgenden Arten : H. lignhief'olia Van d. Bosch et Van d. Sande Lacost. (Bryol. Javan. II. p. 59, t. 179. — Neckeva lignlaef'olia Mitten Journ. of Proceed. of Linn. Soc. Suppl. I. p. 119); //. scafpeKif'oliu Van d. Bosch et Sande Lacost. (l. c. IL p. 60, t. 180. — Neckerit scalpellifoUa Mitten 1. c. p. 119); endlich der H. Ititer- luedia J. Angstr. (in Öfvers. of. k. Vetensk. Akad. Förhandl. 1872, p. 17.). Sie unterscheidet sich aber von all diesen Arten so auffallend durch ihre ungemein verlängerten, aus mehreren Innovationen aufgebauten secundären Stämmchen, ferner durch die stumpfen an der Spitze ausgebissen gezähnten Stengelblätter, dass an eine Verwechslung nicht leicht zu denken ist. IfniadelpJiKs K. M ü 1 1. M. W(iwr((e((uiis n. sp. Dioicus; laxe caespitosus, sordide e flavescenti virens. Caulis procumbens, robustus, subsimplex. Folia compressa, dense conferta, lineari-lanceolata, acuminata, univervia, nervo tenui, sub apice evanido, humida valde undulata, sicca crispa, integerrima, lind)0 angusto flavescenti cincta, e cellulis majusculis, pachydennis, in laminae basi elongato-hexa- gonis, apicem versus rotundatis contcxta. Planta mascula .... Fructus solitarii. Folia perichaetialia exteriora ovata, interiora lan- ceolata, omnia acuta, integerrima, emarginata, enervia, e cellulis Beitrag- zur Kryptog-amenflora der hawaiischen Insehi. 575 leptodermis formata. Seta rcuato-ascendens, laevis, purpurea; Capsula horizontalis, parva, brevicollis, ovoidea, laevis hrunnea pachyderma, snb oriiicio constricta. Calyptra mitvaet'oiniis, brevis, basi laciniata. Operculiim siibnlivostre. Annnlus . . . Peristomii externi deiites lanceolato- lineares, flavo-ruti, dense trabeculati. Peristomium internum exteriori aequilongiim, flave- sceiis, raembraiia basilari ad medium producta, processibus cari- uatis medio perforatis. Sporae rainutae, globosae, laeves. Kauai; auf Baumstämmen in Wäldern um Kealea: Nr. 2024. Rasen locker, flach, schmutzig' bräunlichgrün; Stämmchen niederliegend, 2 — 3 Cm. lang, verhältnissmässig stark, einfach oder seltener gabelästig, am Grunde mit einem mehr oder weniger dichten Filze von braunen Wurzelhaaren bedeckt. Blätter dicht gedrängt stehend, nach ''/^ angeordnet, aber zweizeilig aus- gebreitet, so dass das beblätterte 'Stämmchen abgeflacht erscheint, lineal - lanzetthch, 2— 2-5 Mm. lang, 0-5 Mm. breit, zugespitzt, trocken kraus, angefeuchtet stark querrunzelig, ganzrandig, mit zartem, bräunlichem Rande, einnervig, Nerv dünn, unter der Spitze verschwindend. Das Blattzellnetz aus ziemlieh grossen, deut- lich verdickten, am Grunde der Blattfläche länglich sechseckigen, im oberen Theile derselben rundlichen Zellen gebildet. Berandung der Blätter aus zwei bis drei Reihen langgestreckter, spindel- förmiger Zellen mit sehr engem Lumen gebildet. Männliche Pflanze unbekannt. Früchte am Hauptstämmchen einzeln. Perichätialblätter 5 — 8; die äusseren eiförmig, 1 Mm. lang, die inneren lanzettlich, 2 Mm. lang, sämmtliche spitz, ganzrandig, ungerandet, uervenlos, aus zarten, länglich sechseckigen Zellen gebildet. Scheidchen kurz, kaum 1 Mm. lang, dunkelbraun. Frucht- stiel aus gekrümmtem Grunde aufsteigend, schlank, rothbraun, 2 Cm. lang, glatt; Kapsel horizontal, kurzhalsig, klein, 1 Mm. lang, eiförmig, glatt, dunkelbraun, dickwandig, trocken unter der erweiterten Mündung verengt. Deckel konisch, gerade und lang geschnäbelt. Haube mützentormig, kurz, kaum die halbe Kapsel deckend, blass, glatt, am Grunde kurz zerschlitzt. Zähne des äusseren Peristomes zusammenneigend , lanzettlich zugespitzt, dicht quer gegliedert, mit breiter mittlerer Längsspalte, roth- braun. Basilarmembran des inneren Peristomes verhältnissmässig stark entwickelt, halb so lang, als die Zähne des äusseren Peri- 570 H L' i c h a Y (l t. stoiiis; Fortsätze des inneren Mundbesatzes breit lanzettlich, so lauji;' wie die i!;isilarmend)ran. Sporen kii^clii;', klein, O-OOo Mm. gross, mit dünnem, glattem Exosporiiim. Der M. WawrneanuH steht dem M. contortif'oiius K. M. (Syn. IL p. 2o), ferner dem M. torfilis (Distichop/u//hnn tortUc Dozy et Molkenb. Bryol. Javan. IL ]>. 27, t. 152), weiters dem Mn. undulatus {DktichophiiUnm uiidnlatinn Doz. et Molkenb. 1. c. IL p. 28, t. 153) u. a. m. am nächsten unterscheidet sich aber von allen durch die lineal-hmzettlichen Laubblätter, ferner durch die Form der Perichätialblätter so autfällig-, dass an eine Verwechs- lung nicht gedacht werden kann. Hookerki Sm. ex }). H. Sandvicensis n. sp. Monoica; caespites depressi, sordide lutescentes; surculi procumbentes, ut ))lurimum simpliciter pinnatim ramosi, ramis brevibus, subcompressis. Folia undique laxe imbricata, ovata, in acumen longum, flaccidum protracta, integerrima, enervia , ])allide viridia, mox lutescentia, e cellulis elongatis, rliombeis, laevibus, leptodermisconflata. Inflorescentiae masculae axillares, gennniformes, folia perigoniaiia caulinis similia sed brevius acuminata. Sporogonia in surculo primario axillaria; folia pericliaetialia lanceolata, exteriora brevius, interiora longius acuminata, omnia ut folia perigoniaiia enervia, integerrima, teneriusque reticulata. Seta gracilis, laevis, flexuosa, sicca tortilis, purpurascens. C'alyptra mitraeformis, basi vix lacera. Capsula e collo brevi glabro horizontalis vel subpendula, ovoidea, lepto- derma, laevis, sub ore constricta. Peristomii dentes i)allidi, dense trabeculati, sicci conniventes. Sporae globosae, 0.02 mm. niagnae, laeves. Oahu; an feuchten Felsen in den Pali genannten Schluchten: Nr. 1729. Rasen flach, glanzlos, gelblichgrün. Stämmchen nieder- liegend, 3 — 5 Cm, lang, einfach, seltener doppelt tiederäslig. Astchen kurz, 1 — 1-5 Cm. lang, wagrecht abstehend. Blätter sich locker dachziegelförmig deckend, allseitig abstehend eiförmig, 1 Mm. lang, in eine lange, hin und hergebogene Haar- spitze vorgezogen, ganzrandig, nervenlos, häutig, lichtgrün oder Beitrag zur Krypfogaiiieiifldra der hawaiischen Inseln. 577 gelblich gefärbt, aus zaitwaiulig-en, verlängerten rhombischen, glatten Zellen zusammengesetzt. Männliche Blüthenstilnde knospenförmig, am Hanptstämmchen, sowie an den Asten in den Achseln der Lanbblätter zerstreut und eben so lang wie die- selben. Perigonialblätter den Laubblättern ähnlich, aber kleiner, zarter, und nur kurz zugespitzt. Antheridien wenig zahlreich, keulenförmig, lichtbraun, mit beiläufig gleich langen Paraphysen gemischt. Früchte am Hauptstämmchen achselständig ; Perichätial- blätter lanzettlich, 2 Mm. lang, die äusseren kürzer, die inneren länger zugespitzt, sämmtliche nervenlos ; ihr Zellnetz jenem der Laubblätter ähnlich, aber zarter. Fruchtstiel schlank, hin und hergebogen, 2 Cm. lang, röthlich braun, glatt. Kapsel horizontal oder schwach überhängend, mit kurzem, glattem Halse, eiförmig, 1 Mm. lang, lichtbraun, dünnwandig, glatt, unter der Mündung- schwach zusammengeschnürt. Haube mützenförmig, blass, am Grunde nur schwach gelappt, Deckel geschnäbelt. Zähne des äusseren Peristomes trocken zusammenneigend, blass, dicht und stark quer gegliedert, mit deutlicher mittlerer Längslinie. Inneres Peristom dem äusseren gleich lang, mit schmaler Basilarmem- bran und zarten gekielten Wimpern. Sporen kugelig, glatt, 0-02 Mm. gross, lichtbraun. Die H. Sdiidvicensis ist der Hookerui fhtvescens Hook et (Irev. (in BreAvst. Edingb. Journ. of Sc. U. p. 29G, t. 5, f. 1. — Schwaegr. Suppl. HL II. t. 277, — K. Müll. Syn. IL, p. 211) am nächsten verwandt, unterscheidet sich aber von ihr durch die lang zugespitzten, ganzrandigen, glatten Stengelblätter, durch lanzettliche Perichätialblätter, durch die eiförmige Kapsel mit kurzem, glattem Halse, endlich durch die am Grunde nur seicht gelappte Haube. Die nervenlosen Blätter unterscheiden unsere Art ferner leicht und sicher von anderen ähnlichen Species wie Hookeria filiform Is Hook, (iu Spreng. Syst. Veg. IV. p. 197. — K. Müll. Syn. IL p. 212), H. Quadelupeusis K.Müll. (1. c. II, p. 212) und H. leptorhyucha Hook u. Grev. (1. c. II, p. 228, t. 5, f. 2. — K. Müll, h c. ILp. 213). Heniiragis B r i d. H. or/ians n. sp. — Caulis procumbens, pinnatim ramosus, ramis assurgentibus^ simplicibus vel parum ramulosis, apice Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. LXXV. Bd. I. Abth. 32 578 K e i c li .-1 V (l r. cuspidatis. Folia nitidissima, aureo-i'usea, jiiiiiora vireiitia undique densc iuserta. erecto imbricata, huinefacta patentia, falcato-siibsecuiida, iuferiora minora, oblonii,a, siiperiora laii- eeolato-linearia, pluries [2 — 4) di.stincte longitiidinablter i)licata, uninervia, nervo rutb, temii , 8ub apice evanido, dovso calloso- promineiite, superne serrulato, iiiargine plauiiiscula , di^tincte arg-uteqiie biserrata. Areolatio e cellulis ang'ustissimis, iiicras- satis, flavesceutibiTS, in laniinae parte inferiori flexnosis formata. Infloreseentiae IVuctusque desunt. Oahu; in Wäldern an Farnstänimen. Maiii; auf dem Waia- leale: Nr. 2147. Die Eingebornen iiflegen mit diesem schönen Moose ihre Hüte zu schmücken. Stengel niederliegend, 10 — 15 Cm. lang, lockere, weit aus- gebreitete Rasen bildend, einfach, seltener doppelt tiederästig, Äste 2 — 3 Cm. lang, mit den Blättern 5 — 6 Mm. dick, spitz endend. Blätter dicht gedrängt, angefeuchtet aufrecht abstehend, schwach einerseitswendig und manchmal etwas sichelförmig gekrümmt, sehr stark goldbraun glänzend (ähnlich wie bei Orthothecium ruf'escens S chpr.), die jüngeren manchmal grünlich goldgelb gefärbt. Untere Stengelblätter kleiner, länglich, 2 — 3 Mm. lang, spitz, die oberen grösser, lineal-lanzettlich, l)is 5 Mm. lang, ungefähr 1 Mm. breit, in eine lange, sehr feine Spitze auslaufend, in ihrem unteren Theile deutlich 2- bis 4mal der Länge nach gefaltet, einnervig-, der Nerv rothbraun , dünn, auf der Unterseite kielartig hervortretend, unter der Spitze ver- schwindend. Blattrand flach oder im oberen Theile des Blattes schwach zurückgerollt, in seinem ganzen Umfange scharf doppelt gesägt, die Säg-ezähne der unteren Hälfte der Blattfläche meist von mehreren Zellen gebildet. Das Blattnetz aus linearen, sehr engen, dickwandigen Zellen zusammengesetzt, welche namentlich am Grunde des Blattes oft unregelmässige seitliche Ausbuch- tungen zeigen. Blüthenstände und Früchte unbekannt. Obwohl die Hemirafji^ ornans nur steril vorliegt, so kann sie doch mit Sicherheit als eigene Art angesprochen werden. Denn sie unterscheidet sich durch folgende charakteristische Merkmale von der zweiten bis jetzt l»ekannten Art dieser Gattung, der die Antillen und die Anden Quitos bewohnenden He»urt(f/Is stri((fa Beitr;ig zur Kryptogameiifloni der hawaiischon Inseln. 579 Brid. [Bryol. uuiv. IL p. 334. — Bescherelle in Ann. sc. nat. Bot. 6. ser. III (1877), p. 242. — Leskca striata SchwägT., Supplem. I. IL p. 180, t.86. — Hypnum aureuni Lani. Encyclop. meth. Bot. III. p. 172. — K. Müll. Syn. IL p. 386. — Hookeria aurea Mitt. Musci Aiistro-amer. in Journ. of Linn. Soc. Bot. XII (1869), p 384. — Harpophiilhint aurenni Spruce C'at.] Die H. ornaiis ist grösser und stärker, bat breitere, einnervige, sebarf und doppelt gesägte Blätter, deren einzelne Sägezäbne oft von mehreren Zellen gebildet werden. Auch von einer dritten noch unbeschriebenen Art dieser Gattung der in Guatemala vor- kommenden Hcmiragis Fviedvichsthaliana Rchdt. ^ unterscheidet sich die H. ormins leicht und sicher durch die oben angeführten Merkmale. Thuidium i^ c h p r. T/i. (Taman'sri/f(() Haraiensc. — Hypinun ci/mhifoliiim Süll. JJn. Stat. Explor. Exped. IL p. 17 (nee Dozy et Molkenb.) Dioicum; caulis procmnbens, bi-vel rarius tripinnatim raraosus; folia caulinn su1)laevia, e basi late ovata eoncava, plicata, in 1 Die Diagnose dieser im Herbare des k. k. botanischen Hofeabinetes befindlichen Art sei hier annierkung-sweise beigefügt. Hiniiirnyis Frtedrirlit.tlialiana. Caulis procnmbens , G — 8 cui. longus, remote sinipliciterque pinnatiiu raiuosns , rauiuli apice obtusiuscuii. Folia nitida, aureo-lutescentia, vel jimiora vireutia, erecto-pateutia, falcato-sub- secimda. lanceolato-lineavia, 3 — 3-5 min. longa, pluries distincte longitudina- liter plicata, binervia, nervis teuuibus, sub apice evauidis, calloso-promi- ueutibus, non serrulatis, margiue reflexiusculo, indistincte deuticulato, areolatio e cellulis angustissimis, leptodermis, pallide virescentibus couflata. Perichaetia e caule priniario oriuuda, turgida. foliis caulinis breviora. Folia perichaetialia externa parva, 0-5 mm. longa, orbiculato-ovata, breviter acumiuata, interiora majora, 2 mm. longa, ovata, longe subulato-acuminata, omnia estriata, enervia, integerrima e cellulis leptodermis, virentibus formata. Pedunculus gracilis , 4 cm. longus, flexuosus, purpurasceus, laevis. Calyptra . . . Theca iuclinata, breviter cylindracea, 1 mm. longa, laevis, brunnea, leptoderma, sub ore constricta ; operculum convexum longe acuteqne rostratum. Dentes peristomii exterui sicci reflexi, liueari-lanceolati pallidi, candicantes, dense trabeculati lineä commissurali longitutiuali vix conspicuäinterni iumembraua basilari flavida pellucidi, ciliaeformes. Sporae globosae, laeves, pallide ferrugineae, 0-003 mm. magnae. Guatemala, 1. P'riedrichsthal. 32* 5Siehe E. Marno: Ein Aufenthalt in der Tura el Ciiadra. Zoolog. (Tarten v. Noll, Nr. 1, 1877, p. 14. \ 584 Brauer. Die Criistaceeii der anderen Gruppen habe ich Herrn K o e 1 h e 1 zur Untersuchung- üheri;'ehen und tVüiier einig-e derselben Herrn Professor Claus überlassen , der namentlich m Daphnui Atkin- soni Baird aus Jerusalem (nicht wie Claus angibt aus EgV])- ten) ein sehr g;eeignetes Object zur feineren Tintersuchung der Schalendrüse und Eierstöcke fand. Indem ich mir vorbehalte, später die einzelnen Entwicklungs- stadien der hier beschriebenen Formen zu besprechen; denn hiezu sind wiederholte Zuchtversuche nothwendig, gebe ich vorerst die Charakteristik der neuen Arten. Da es nicht immer so leicht gelingt^ wie bei Apus cancrifor- mis und Branclüpiis st((fin(dis die getrockneten Eier durch Wasser- aufgiessen zur Entwicklung' zu bringen, sondern bei verschiede- nen Arten verschiedene Proceduren nothwendig werden, so will ich in Kürze noch einige Bemerkungen hierüber machen, und noch vorerst hervorheben, dass es in einigen Fällen überhaupt noch nicht g-elungen ist, die Eier zur Entwicklung- zu bringen. (Br. Gruhei J Auch bei den leicht zu erziehenden Arten bemerkt man, wenn die Eier lange in trockener Erde lag-eu, nach dem ersten Aufgusse nur eine geringe Zahl von jungen Thieren und sehr häutig bringt man diese nicht zur vollen Entwicklung wegen Pilzbildungen, die um so mehr entstehen, je öfter die Nachzucht getrieben wurde. Beide Übelstände lassen sich leicht vermeiden. Macht man einen Anfguss und hat ?us der erweichten Erde durch Aufwühlen die Mehrzahl der Eier zum Aufsteigen gegen die Wasseroberfläche veranlasst, so kann man dieselben leicht mit einem Schöpfer abheben und in ein anderes Glasgefäss über- tragen. Da die Eier den Rand des Gefässes an der Wasserfläche einnehmen, so ist es möglich , das Wasser mit einem Saugball(»n aus Kautschuk zu entfernen und dieselben in dem neuen Gefässe nochmals zu trocknen. Man kann die Eier von Aptin cdiicrif'ormis, Branchipns staf/nalis und tori'icornis der'grössten Sonnenhitze aussetzen. Bringt man so getrocknete Eier gleich nach zwei Tagen wieder mii Wasser in Berührung, so entwickeln sich fast alle 1 B uchhoitz. Schrift, d. Pliys. Oekon. Gesellsch. Küuissberg-, V. Jjihr^-. 18t}4 p. 93. Beiträge zur Kenntniss der Phjilopoden. 585 und wählt mau als Bodeusatz eiue uocli uicht im Ziuimer, souderu auf freiem Felde getrocknete Erde , so wird der Vei'lust der Thiere bei deren Aufzucht ein sehr geringer sein. Für gewisse Arten scheint ein rasches Steigen der Tempe- ratur des Wassers von 0° E. an zur Entwicklung der Eier eine Hauptbedingung und sie entwickeln sich auch sicher, wenn man diesen Vorgang einleitet. Bei allen Branchipus- Arten, die im eisten Frühlinge in Schneewasseransannnlungen sich finden (z. B. Cliirocephfdus Bri;iuer. oder die Ueinheit des "Wassers. Beispielsweise kann ich erwjiliiicii, dass es mir diircdi wiedei'lioltes Aufgiessen und Trttckiien der Erde, welche icli durch Herru Fischer aus Tunis erhielt, nicht gelang- die Branchipus-Eier zur Entwicklung zu bewegen. Als der Versuch in oben geschilderter Weise mit Eis eingeleitet wurde — wozu ich mich, des Vorkommens der Art wegen, schwer entschloss — lieferte er ein günstiges Eesultat. Für Apiis cancriformis, Bntnchipux staf/nf(/f,'< und torvicor- nis wirkt das Gefrieren des Bodens dem Austrocknen gleich und sie entwickeln sich in warmen Frühjahrstagen in den Schnee- wasserlachen gerade so wie im Hochsommer in warmen Regen- lachen. Sehr häufig gehen dieselben bei Rückschlägen der Tem- peratur aber im Frühlinge zu Grunde. Die überdauernden Indi- viduen erreichen dann stets eine bedeutendere Grösse als zur Sommerszeit (besonders Apus cancri/'orniis und Brittichipus forvicornls) , da solche Wasseransammlungen lange anhalten und die Feinde der Phyllopodeu darin erst später überhand nehmen (z. B. Käferlarven), dagegen das Laich der Frösche und Kröten sowie die Kaulquappen ein erwünschtes Futter für Apus bilden. Bei gewissen Arten scheinen die Eier ein vollständiges Ver- trocknen des Bodens nicht vertragen zu können, das Auskriechen des Nauplius jedoch erfolgt während des Aufthauens des gefror- neu Bodens. Die Eier von Lepidurns prudiictm Bsc, welche mit Erde getrocknet wurden, kamen nie zur Entwicklung, weder durch Eisanwendung, noch durch längeres Einfrieren und rasches Auf- thauen. Die Untersuchung zeigte, dass sie durch das Eintrock- nen getödtet waren. Eine zweite Partie Eier, welche in feuchter Erde in einer öfter gelüfteten Duustkanirner, vom April bis December aufbewahrt und dann dem Gefrieren durch 14 Tage ausgesetzt wurde, lieferte beim Eintritt des Thauwetters im Januar bei -h 5° R. eine so grosse Zahl Nauplius (circa 20U), dass i(di kaum zweifelte, alle vorhandenen Eier seien zur Entwicklung gelangt und die j\[ethode der Zucht müsse nahezu den Vorgängen in der Natur entsprechend gewesen sein. Wenn man festhält, dass Lepidurns productiis sich stets in Lachen im Frühjahre auf für Wasser undurchdringlichem Moorgruiid findet, dessen schwarze Beiträge zur Kenntniss der Plijilopoden. 587 Erde selten nnphen siiul l)ci(le Arme fast gleieli lang und der säg-eartig gezahnte stumpfe Arm ist sogar dünner als der hakige , dessen Basis verdickt ist. Die Eiertasehe des Weibchens ist klein, überragt etwas den Schildrand, die Eier sind braun, sehr klein. Die ganze Farbe des Thieres ist blass iederbraun, der ganze Vorderrand des llückenschildes und die Seiten des Leibes sind schön silber- glänzend, der letzte Ring", besonders beim Manne, sowie der Grund der Schwanzborsten schmutzig -sdiarlachroth. Männchen und Weibchen in gleicher Zahl. Die Begattung ähnlich wie bei Aj)ns cancriformis, nur umschlingt das Männchen mit seinem langen Leibe das Weibchen viel fester und iiält sich mit den kräftigen Scheerenfüssen am Rückenschilde. Die getrockneten Eier entwickelten sich bei mir im Aut- g:usse nach 24 Stunden zu einem Nauplius, der dem von Cancri- formis äimlich und sehr lebhaft war, er häutete sich nach 24 Stunden und dann erfolgten täglich zwei Häutungen, so dass die Thiere nach 14 Tagen (vom 17. Juni bis 1. Juli) geschlechts- reif waren und die Weibchen bei kaum 5 Mm. Schildlänge schon Eier in den Taschen zeigten. Ich erhielt sie bis 2. August lebend, wo das Männchen ohne Schwanzläden 20, das Weibchen 15 Mm. Länge erreicht hatten. Ihre Grösse blieb zuletzt trotz wiederholter Häutungen fast stationär. Gezüchtet aus Schhunm aus Oni kenena an der Tura el Chadra Von Herrn E. Marno an Ort und Stelle nicht gefunden. Aptis sudauicus n. sp. Rückenschild fast kreisrund, sehr wenig dachförmig, flach, mit vollständigem starken Mittellängskiel, beim Manne die Hälfte, beim Weibe •''/. des Körpers ohne die Schwanzfäden bedeckend; die Schalendrüse sehr deutlich, gross. Couvexer Rand des Schildes mit feiner schwarzer Saumlinie. 19 — 21 (Weibchen) bis 23 (Männchen) Segmente oben vom Schilde unbedeckt. Schild- ausschuitt halbkreisförmig-, klein, an dem concaven Rande Jeder- seits 19 bis 25 (im Ganzen daher circa o8 bis 50) fast gleich grosse dreieckige kurze Zähne, zwischen welchen hie und da ein kleineres Zähnchen alternirend gestellt ist. Am Ende des Kieles ein von den ^'rösseren Zähnen kaum vei'schiedener Enddorn. Beiträge zur Kenutniss der Phyllopoden. 591 Eckdoni etwas auswärts g-erichtet dureh die Aiiswärtsschwiug-ung des Scbildrandes an der Aussenseite. Alle diese Zähne viel kleiner und gleiehmässiger g-ebildet als bei Apus caucriformis. Leib schlank, nach hinten wenig schmäler. Die 19 oder 20 (Weibchen) Segmente hinter dem Scliildausschnitte, und zwar vom dritten hinter dem Ausschnitt angefangen, oben am Hinter- rande mit circa acht Dornen, unten nebst diesen mit melireren Reihen sehr kleiner brauner Dornen umgürtet. Letzter Ring nicht abwärts geneigt, und in beiden Geschlechtern fast gleich. Hinter der Mitte ein grösserer Dorn, am Hinterrande oben circa vier kleinere, und am Orunde jederseits 2 — 3 Dornen. Männchen mit neun, Weibchen mit acht fusslosen Segmenten. Geisselu des ersten Fusspaares lang, die längste die halbe Körper- länge erreichend; Schwanzfäden sehr lang, die ganze (Weibchen) oder */-, (Männchen) dieser erreichend, am Grunde dick, am Ende allmälig sehr fein, die Glieder mit einem Gürtel dicht stehender kleiner Dornen und zuweilen einem solchen Hnlbgürtel in der Mitte. Zweites Fusspaar sowie das dritte (erstes und zweites Scheeren- fusspaar) bei Männchen und Weibchen ziemlich von gleicher Stärke, doch namentlich am ersten Scheerenfuss des Mannes der stumpfe Arm der Scheere fast doppelt so lang ^ als der hakige; beim Weibe der erstere nur etwas über den Hakenarm hinaus- reichend oder gleich lang. Eiertaschen des Weibes sehr gross, vom Schilde bedeckt, Eier rothbraun, gross. Farbe des ganzen Thieres bleich lederbraun, unten roth, Beine fast weiss, zuweilen grünlich, Leib an den Seiten mit schwachem Silberglanz. Dornen und Grundtheil der Schwanzfäden dunkel kastanienbraun. Körperlänge ohne Schwanzfaden 30 — 40 Mm., Schildlänge 18 — 22 Mm., Eiertaschen sechs Mm. Durchmesser.— Von Herrn Marno bei Cliartum entdeckt und später auch aus Om kenena in der Tnra el chadra am Bahr el Abiad 14° n. Br. gefunden. Die Art entwickelte sich aus einem ziemlich grossen rothen länglichen Nauplius in K) — 20 Tagen zur Geschlechtsreife, also nahezu ebenso rasch als A. dispar und konnte im Aquarium vom 6. Juni bis 10. October lebend erhalten werden. Die Temperatur des Wassers hatte zuletzt nur -+- 10° R. 1 T'irca IG Glieder zeigend. 592 Brauer. Während diese Art ra!<(3li gleiclimässig- an Grösse znnahni, wuchs die andere (A. (/ispar) schon anfangs so vorwaltend in die Länge, dass ich schon makroskopisch beide Arten hahl unter- scheiden lernte und sie trennen konnte, ich glaubte aber anfangs nur Formen einer Art vor mir zu haben, hielt überhaupt beide für Apns nuini (Ileus Grube • und bezeichnete meine Formen als A. numidicHS longns et brevis. Die Abbildung die Grube gegeben, passt auf beide Arten, die Beschreibung mehr auf A. dispar. Da Grube nur unentwickelte Thiere untersuchen konnte, so lässt sich schwer entscheiden, ob er eine dieser beiden Arten vor sich gehabt hat, wohl aber gehört A. iiumidicus Gr. sicher in dieselbe Gruppe, welche Afrika eigenthümlich ist. Da ich aus einem Orte schon zwei sicher verschiedene Arten erhielt, so ist es wahrscheinlicher, dass. 4/7//.9;«//m;V/«v/.9 Gr. aus Algier als eigene Art festzustellen sein wird, sobald man reife Thiere zur Untersu- chung erhalten wird. — Da Grube die fnsslosen Segmente wechselnd angibt, 11 — 14, so wäre es auch möglich, dass hier eine Mischart vorliegt. Alles, was ich früher über A. numidicus angegeben habe, - ist daher nur irrthümlich auf diese Art bezogen worden; es ge- hören diese Maasse zu Apns sndanicns m., den ich damals der Ähnlichkeit wegen für die Art Grabes hielt. Interessant ist, dass bei beiden afrikanischen Arten die Männchen in gleicher Anzahl wie die Weibchen erscheinen, während bei den europäischen erstere sehr selten und nur in bestimmten Colonien vorkommen. In dieser Hinsicht scheint der noch wenig beobachtete Lepidu- rus Luhbockii m. aus Palermo eine Ausnahme zu sein; denn man erhält in Sendungen in Alkohol stets beide Geschlechter. Zusatz zu Aptis cdiicriforniis. Nachdem ich mich bei den afrikanischen Arten hinreichend von einer geschlechtlichen Verschiedenheit der ersten Scheeren- füsse überzeugt hatte, und durch deren vorzügliche Ausbildung bei Apus dispar darauf aufmerksam wurde, so untersuchte ich 1 Arch. f. Naturgeschichte u. T rose hei, T. 31, p. 277, 18(J5. ~ Diese Sitzb , Bd. (35. Beiträg-e zur Kenntiiiss der Pliyllopoden. 593 säiiimtliclie Mäunclien der hiesigen Art auf diesen Unterschied und fand, dass die Auszeichnung nicht allen männlichen Indivi- duen zukommt. Ich besitze solche, bei denen der stumpfe Schee- renarm einer Geissel ähnlich und fast doppelt so lang- ist als der hakige, welch' letzterer nicht bis zum Grunde kammartig gezahnt, sondern an der Basis des Innenrandes nur behaart erscheint, ferner solche, bei denen der stumpfe Arm den hakigen um des- sen halbe Länge überragt (die gewöhnliche Form), und solche, bei denen er mit dem Haken fast gleich lang ist — die weib- liche Form. Bei allen Weibchen sind beide Arme am ersten Scheeren- fuss fast oder ganz gleich lang. Immerhin wäre zu beachten, ob die Verlängerung des einen Scheerenarmes nicht für das Männ- chen bei dem Befrnchtungsacte von Vortheil sei, wodurch das Erscheinen voii ■Männchen häutiger werden könnte. Die gleiche Zahl beider Geschlechter bei den tropischen Arten scheint diese Ansicht zu unterstützen, sowie die besondere Entwicklung der Scheeren des ersten und zweiten Paares bei Apus dispar. Somit hätten wir einen Dimorphismus der jVLännchen bei Apns cancri- fbr»iis zu berücksichtigen. — Die Vermehrung der fusslosen Seg- mente ist zwar bei den Männchen gewöhnlich, doch findet sich häufig der vorletzte Hing nur einseitig entwickelt, uiid anderseits habe ich unter einigen riesigen Weibchen die Zahl der fusslosen Segmente zwischen fünf und sechs schwanken gesehen. Immer- hin ist aber eine Verminderung und Vermehrung der sechs fuss- losen Ringe des Weibchens als Ausnahme aufzutassen, da man Hunderte von Individuen prüfen kann, ehe man ein abweichendes antriift. Die Eegel ist: sieben Segmente beim Manne, sechs beim Weibe fusslos. Brandilputi (Cliirocephaliis) Balrdi n. sp. Diese Art wurde zuerst von Baird^ aus Schlamm gezogen, welchen derselbe aus Jerusalem nach England geschickt erhielt, aber nicht beschrieben, Sie steht in der Mitte zwischen Branchi- piis birostratns F i s e her, aus Charkow u. B. Claoiger Fisch, aus 1 Ann. and Ma,^az. of Nat. Hist. London 185i». Sitzb. d. mathem.-naturw. Ol. LXXV. Bd, I. Abth. 33 594 Brauer. einer Pfütze am Taiinyr-Flnss in Sibirien, ist aber von beiden Arten gut zu unterscheiden. Wälirend das Endstück der rireif- füliler des Männchens dem von Cluvif/er gleicht, sind die finger- tragenden Rüsselfortsätze des Basalstückes ähnlich denen des Blrnstrntus. Der stumpfe Fortsatz am ersten fiisslosen Ring des Weibchens von B. birostratus erscheint hier ebenfalls als ovale Blase jederseits neben der Eiertasche. — B.Gruhei üybowsky^ ist von unserer Art hinreichend verschieden, sein Tentakelorgan viel breiter am Ende und die Antennen des Weibchens sind eigenthümlich. Männchen: Kopf breit, vorne stark gewölbt, mit dem ecki- gen Stirnauge. Die ersten Antennen dünn, ziendich lang; kein mittlerer Stirnfortsatz. Greitfuhler mächtig entwickelt, aus zwei gelenkig verbundenen Stücken zusammengesetzt und sehr com- ])licirt gebaut. Basaltheil sehr l)reit und dick, anfangs nach aussen, dann nach vorne gebogen. Am Grunde an der Unterseite mit einem dicken cylindrischen, an der Spitze rund geknöpften Fortsatz, der bei starkem Offnen der Greitt'iihler nach aussen, bei starker Schliessung nach innen absteht und dann auch bei oberer An- sicht bemerkt wird. Einen ähnlichen Fortsatz besehreibt F i s c h e r bei Brancli. clavUjev (Middendff. Sibirisch. Reise II. p. 150). Das kugelige freie Ende ist mit sehr kleinen schuppigen Rauhigkeiten bedeckt. Am Innenrande des Rasaltheiles findet sich eine blasige Tasche, deren freier Rand nach vorne la])pig erscheint und schief abgestutzt ist. Man sieht am Rande der längeren Aussenseite 3 — 4 zahnartige Warzen und an der Innenseite circa fünf lappige Wülste. Diese blasige Tasche — häutige Ausbreitung F i s c h e r s - — schliesst das schneckenartig gewundene, tentakelartige Organ ein, das sehr breit bandartig oder zungenäindich, am Ende stumpfspitzig erscheint, wie es Fischer für B. hirostratun angibt. Es ist undeutlich in zwölf Glieder getheilt, an denen etwas unsymmetrisch aussen zehn, innen nur neun tingerähnliche blasige Fortsätze sitzen indem die Basis innen ohne Fortsatz bleibt. Die letzten zwei Fortsätze an der Spitze sind successive 1 Archiv, f. Naturg. ISGO. 2 Eine ähnliche Scheide für das tentakelartige Organ zeigt auch Ckiroct'phdlus diaphaniis Jiiriue. Siehe dessen Abbildung. Beiträge zur Keimtniss der Phyllopoden. o95 kleiner und spitz. In der ganzen Haut sind kleine Chitinstäbe eingestreut und im Innern verlaufen mehrere Muskelbiindel. Voll- kommen gestreckt, überragt das Organ den Basaltheil. — Der End- oder Zangentheil derGreittuhler ist stark nach innen gebo- gen. Am breiten Grunde, mit welchem er an den eckig abgestutz- ten und innen ausgeschnittenen Basaltheil eingelenkt ist, steht nach innen und oben ein breiter Forlsatz, der etwas um sich selbst gedreht ist und starke Zähne trägt. Der nach aussen stehende Zahn ist schlank und spitz, dann folgen nach innen ein Doppel- zahn und mehrere (fünf) kleinere Zähne. Durch die Drehung des Fortsatzes erscheint die Bewaffnung desselben bei jeder anderen Stellung sehr verschieden. — Gegen das Ende wird das Endstück bedeutend dünner und die Spitze selbst ist auswärts gebogen und am concaven Rande beilförmig von dem dünnen Ende abgekröpft, genau wie es Fischer für B. claviger angibt. Körper im Ganzen und die tusslosen Segmente ziemlich breit. Schwanzfäden breit am Grunde, so lang als die vier letzten Ringe, gerade, s})itz. jederseits mit langen Borsten dicht bewim- pert. Farbe weissgelb, Schwanzende menuigroth. Länge 20 Mm. Weibchen: Kopf sehr breit, vorne gewölbt mit dem ecki- gen Stirnauge. Die erste Antenne kurz, etwa doppelt so lang, als die gestielten Augen, am Ende stumpf mit fünf ungleichen Borsten ; die zweiten Antennen breit dreieckig, etwas einwärts gekrümrat mit abgesetzter, kleiner, dreieckiger Endspitze und einer kleinen zahnartigen Erweiterung an der Basis des Innenrandes. Schwimmbeine ziemlich gross mit langer Kiemenlamelle; das fusslose Körperende etwa ^/. der ganzen Länge betragend. Die Ringe an der Rückenseite deutlich von einander abgesetzt und jederseits eine knotige Laterallinie zeigend ; am neunten Ringe ein kleinerer und am zehnten Ringe ein grösserer blasiger Fortsatz, -der keulenförmig oder scheibenförmig jederseits von der Rücken- seite nach aussen horizontal absteht. Eiertasche sehr gross, halb so lang, als das fusslose Körperende, birnförmig. Während des Schwimmens neigt sich die Furca nach unten und der ganze Körper wird nicht so starr gestreckt, wie bei B. stagaalis, sondern ^S'-förmig gebogen. Die Farbe der reifen Thiere ist gelblich- weiss, der Kopf vorne schön blaugrau, ebenso die P^iertasche. Die Eier selbst sind 33* 596 Braue r. gelb, die Basis der Beine erscheint dunkel graugrün, die letzten Segmente und die Scliwan/fäden niennigrulli oder schwär/dich rotli braun. Körpcrlänge 18 Mm. Von BranchlptiK Grubei Dybowsky unterscheidet sich B. B((}r(li hinreichend durch den Fortsatz am zweiten Glicdc der Greittuliler, durch weniger entwickelte Tentakelorgane und durch den ganz verschiedenen Bau des Weibchens. Bei B. Grubei fehlt der erstgenannte Fortsatz des Männ- chens, die zweiten Antennen des Weibchens sind viel länger und zweigliedrig. Ich zog B. Bairdi wiederholt aus Eiern, welche in der rothen lehmigen Erde aus Teichen bei Jerusalem enthalten waren. Die Entwicklung dauerte 14 Tage. Branchipits (ClUvocephalus) eat'HUiitauus n. sp. Männchen : Körper vorne sehr breit, erst die letzten fünf Seg- mente auffallend dünner. Kopf breit, Stirne gewölbt, das eckige Stirnauge zeigend, ohne mittleren Fortsatz. Erste Antenne dop- pelt so lang als die Stielaugen. Zweite Antenne zweigliedrig, das Basalglied breit, aussen convex , unten am Grunde ein fast eben so langer, dicker keuliger Fortsatz, nach unten und innen ge- richtet, dessen Ende mit kleineu Rauhigkeiten. Innen, ganz an der Basis des Basalgliedes das tentakelartige Organ nach unten spiralig eingerollt, in der Ruhe nurals weicher Wulst erscheinend, ausgestreckt nur von der Länge des Basalgliedes, und viel schmäler als dieses, dreieckig znngenartig, circa K>gliedrig. Die letzten sieben (aussen) oder acht (innen) Scheinglieder tragen seitlich kleine mit einer sehr kleinen Warze endigende Erweite- rungen, die sich besonders gegen die Spitze zu alternirend gegen- überstehen. Endglied der Greiffühler leicht iS-förmig gebogen;. anfangs nach innen gebogen, an der Spitze leicht nach aussen gedreht, letztere allmälig verdünnt und fein, stumpf, (janz am Grunde, knapp über dem gerade abgeschnittenen Rande des Ba- salgliedes, trägt das Endglied innen einen kurzen rundlichen, rauh geknöpften kleinen Fortsatz. (Genitalien deutlich entwickelt, ähnlich denen von ß. JosephhiiKi (jvnhe. Rücken mit breiter, dunkel und wulstig begrenzter, heller Mittelstrieme. Furcal- Beiträge zur Kenntniss der Phyllopoden. 59 i Segmente kurz, Schwaiizfäden breit, g-erade, kaum so lang- als die drei letzten Riiig-e, jederseits mit circa 23 sehr laugen Borsten- haaren bewimpert. Farbe bleich g:elbweiss , Anhänge röthlich. Körperlänge circa 10 — 12 Mm. Weibchen ebenso breit gebaut, die ersten Antennen ziemlich doppelt so laug als die Stielaugen, Die zweiten Antenueu kurz, dreieckig, mit schlanker sehr feiner Spitze, der Aussenraud mit eiuer Einkerbung. Segmente am Hinterraude am Rücken deutlich abgesetzt, wie beim Manne eine breite Längsstrieme zeigend; das zweite fasslose noch mit der Eiertasche verbundene Segment an der Rückenseite stark vom folgenden abgehoben mit einem deutlichen nach hinten und rückwärts g-erichteten Dorn in der Mitte und jederseits mit einer nach hinten in einen Dorn aus- laufenden Erweiterung. Neben dem eilttem Fusspaare eine eben- solche Erweiterung. Eiertasche sehr gross bis zum siebenten fusslosen Ringe reichend, birnförmig, durchsichtig mit wenigen hellgelben, kugeligen Eiern. Schwanzfäden so lang als die zwei letzten Ringe, wie beim Maune mit sehr langen Borstenhaaren jederseits gefiedert. Länge 10-12 Mm. Die Art wurde von mir im April IS 74 in grosser Menge in Schneew^asserlachen auf der Parudorfer Heide in Gemeinschaft mit Br/inchipiiK Bntueri Frfld. gefunden. Die Zucht aus Eiern ist bis jetzt nicht gelungen. Die Art verträgt jedenfalls eine höhere Temperatur als B. Braueri, da sämmtliche Individuen den Trausport bis Wien an einem sehr warmen Tag aushielten und auch an Ort und Stelle die andere Art an Individuenzahl bedeutend übertraf, ein Ver- hältniss, welches zw^ei Jahre vorher bei kälterem Wetter gerade umgekehrt war. Ich habe diese Art anfangs für Brauch. Josepliinite Grube gehalten , doch stimmen viele Punkte der Beschreibung nicht und der Vergleich von Origiualexemplaren im k. k. zoologischen Museum stellt die Verschiedenheit unserer Art ausser Zweifel. Erstens zeigt bei B. camunhmus das zweite Glied der Greif- fühler keine mittlere Verdickung und das Grundglied besitzt einen starken , keulenförmigen Fortsatz, nicht eine kleine Papille wie Joseph i/iac. Ferner hat bei B. Joscphiniie das zweite Glied 598 Brauer. derselben Antennen keinen Basalfortsatz, (Umi unsere Art mit hiros^tratiis Fi seh. und Bairdi m. i;eniein hat; (h'ittens h:it (las Weibchen von B. Jo^ephiniii' keinen Eüekendorn am zweiten fusslosen Segmente und einen kleineren Eiersaek. Branchlpus (ChlrocexJhalii.s) recticornis n. sp. Männchen: Körper vorne stark verbreitert, Kopf aiifif'allend breit, vorne auf einer gerade abgestutzten Stirnc das einfache eckige Auge; erste Antenne dick, kaum doppelt so lang als das grosse Stielauge, zweite Antenne mit dickem einwärts gebogenen Grundtheile, durch eine Furche im Enddrittel in zwei Glieder ge- theilt. Ganz am Grunde innen bis zur Mitte des Kopfes ist unter einem eckigen, breit abgestutzten Schilde, welches kaum ein Drittel des Hasalgliedes an Länge erreicht, das tentakelartige Organ nach unten spiralig eingerollt. Dasselbe ist bandartig, so lang als die ganze zweite Antenne und am Ende in eine lange, schmale Zunge ausgezogen, circa oOgliedrig. An seinen Seitenrändern sieht man jederseits kleine rundliche Erweiterungen , die gegen das Ende immer kleiner werden und von denen nur drei aussen nahe der Basis fingerartig und länger sind, ebenso erscheinen die übrigen an der Innenseite stärker als aussen. Ganz an der Basis des Bnsalgliedes, an der Unterseite erhebt sich ein kleiner rundlich geknöpfter Fortsatz. der kaum halb so lang als der Augenstiel und daher schwer zu sehen ist. Das Zangen- oder Endglied, der GreiflfUhler steht vollkom- men gerade, mit dem des andern Fühlers parallel, im Profil leicht abwärtsgebogen, ist ziemlich gleich dick, an der Spitze aussen mit sehr kleiner klauenartiger Endspitze, innen leicht gerundet. Die Basis ist nach innen etwas erweitert, und zeigt einen kleinen rechtwinkelig abstehenden kurzen Fortsatz, dessen Ende vorne gerade abgestutzt, hinten etwas nagelartig verlängert ist. Die Lamellen der Beine sehr breit, die fusslosen Ringe fast gleich breit, die Schwanzfäden dick am Grunde, so lang als die drei letzten Ringe, etwas einv»'ärts gekrünnnt mit circa 20 abgesetzten langen Borsten beiderseits, innen dichter, gewim- pert. Am Grunde jedes Schwanzfadens ein dunkler Fleck. Körper- länge 10 Mm. Beitrüge zur Kenntniss der Phyllopoden. 5i)9 Weibchen etwas selihinker, aber vorne der Kopf ebenfalls breit, ähnlich wie beim Manne. Erste Antenne gleich der des letzteren. Zweite Antenne dreieckig, am Anssenrande convex, etwas einwärts gekrümmt, ziemlich lang, die Spitze sehr fein und spitz, der Innenrand von der Mitte an mit einer eckigen Erwei- terung, die bis zur Basis verläuft. Bei seitlicher Ansicht neigt sich die Spitzenhälfte schief nach hinten und der Vorderrand erscheint fein gekerbt. Schwimmbeine sehr gross, Eiertasche sehr lang, bis zum achten fusslosen Segmente reichend, schlank blrnförmig, am freien Ende spitz, die Eier weisslich, kugelig, Schwanzflosse so lang als die drei letzten Ringe, lang gewnmpert wie beim Manne. Die Farbe ist bleich, gelblich (Männchen) oder bläulich, die Beine grau, mit grünen Lamellen, das Schwanzende schön, hochroth. Eine Farbe die auch zuweilen unser B. tori'icornis Wg. zeigt. Diese Art wurde von Herrn Maler Fischer in einem Tümpel in Tunis aufgefunden. Aus der mir von dorther gesendeten lehmigen, gelben Erde zog ich die Art wiederholt, erhielt jedoch bis jetzt nur ein Männchen. Die Thiere, welche Herr Fischer in Alkohol überbrachte, waren sämmtlich Weibchen. — Sie schwimmen sehr langsam und verbergen sich in dicht wachsende Conferven, die sich stets nach einem Aufgusse aus derselben Erde entwickeln. JBraiichlpiis Ablädt n. sp. Männchen: Körper zart, schlank, spindelförmig, Kopf schmal, klein, Augen dick gestielt, Stirne schmal, stark vorgezogen, so dass die Greiffühler in der Mitte mit ihrem Grunde aneinander stosseii und darüber nur eine schmale, drei- eckige Stelle der Stirne mit einem kurzen, länglich birnförmigen, am Grunde kurz gestielten, weichen, fein gedornten Frontal- fortsatz zu liegen kommt. Erste Antenne dünn und lang, fast die Greiffühler an Länge überragend. Zweite Antenne (Greiffühler) zweigliedrig, das Grundglied gross und breit, an der Basis etwas verschmälert, am Ende schief abgeschnitten nach aussen und hinten, am Innenrande in der Basalhälfte leicht convex. Vor dem Ende oben ein breiter, flacher, nach innen und oben 0(^0 B r a u e r. vorragender, am freien Kande abgerundeter znngenförmig^er Fortsatz. Eiid- oder Zangenglied dünn, am Grunde etwas ver- ))reitert, leicht S-förmig geschwungen, anfangs nach einwärts gebogen, vor der Si)it/.e eine kleine Strecke auswärts gebogen und an dieser sehr wenig einwärts gekrümmt, abgerundet, nicht verdickt, sondern sehr allmälig von der Hasis an verdünnt, die Spitze zeigt sehr feine Körnchen. An den Beinen ist das Kiemen- säckchen sehr breit und nicht lang zungenartig, sondern quer eiförmig. Die Tarsallamellen sind dünn und kurz beborstet, die obere elliptisch, die untere viel kürzer, breit, rundlich, abgestutzt. Die fusslosen Segmente sind durch eine knotige Hervor- ragung jederseits amHiiiterrande deutlich von einander al)gesetzt und ziemlich schmal, die fusstragenden Segmente kurz und breit. Die Schwanzfäden sind dick und beiderseits mit c. 21 laugen Borsten bewimpert, im Ganzen etwa so lang als die fünf letzten Segmente. Die Geschlechtsorgane liegen flachröhrig an den ersten fusslosen Ringen auf. Die Färbung ist bleich fleischroth. Körperlänge : 10 Mm. Weibchen: Körperbau dem Männchen ähnlich, Kopf sehr schmal, Stirne flach, ohne Fortsatz, Stirnauge länger als breit. Erste Antenne lang, dünn, zweite Antenne zweigliedrig, beide Glieder zusam.men durch die leichte, bauchige Erweiterung des Grundgliedes schlank pfriemenförmig, das Endglied kaum kürzer, eine lange Spitze darstellend, dem Grundgliede an dessen nach innen schief abgeschnittenem Ende eingefügt. Oberseite des Basalgliedes mit neun sehr kleinen Zähuchen. Die Länge der Antenne erreicht nicht die doppelte Länge des Stielauges. Eiertasche kurz, oval, an dem ersten und zweiten fusslosen Segmente angewachsen, hinten eingebuchtet, Eier bleich, schwefelgelb. Die beiden Segmente, welche die Eiertasche tragen sind viel länger als alle übrigen, und zwar das erste etwa dreimal so lang, das zweite fünfmal so lang als das elfte fusstragende Segment. Die folgenden Ringe sind successive kürzer und das dritte fusslose etwa ^g ^o lang als das vorher- gehende. Schwanzfäden den fünf letzten Ringen au Länge gleich, wie beim Männchen gebildet. Farbe bleich fleischroth, Eiertasche schwefelgelb. Körperlänge: 10 — \2 Mm. Beiträge zur Keuntniss der Phyllopoden. 601 Die Tliiere eutwiekelteu sieh aus Erde aus der Tura el cliadra (Region des Bahr el Abiad), welche ich durch Herrn Mamo erhielt. Die Thiere beobachtete Marno in loco nicht. Die Art ist dem if. stagnalis, und zwar der Formn minor sehr ähnlich, aber durch den einfachen Bau der Clreiffühler des Mannes und die Schwanzfäden beider Geschlechter sowie viele andere Merkmale hinreichend verschieden. Urauchipus {Htreptocephalus, Baird 1852) vitreus n. sp. Männchen: Körper durch die Länge der fusslosen Seg- mente, die die Hälfte der Körperlänge betragen, ziemlich schlank. Erste Antenne viel länger als die kurzen Stielaugen. Zweite Antenne in einen doppelt geknickten Greitarm (wie bei B. for- ricornis) umgestaltet. Der Basaltheil dick, cylindrisch, innen querrunzelig, sein Ende dadurch undeutlich abgesetzt und nur nach aussen durch eine kräftige, krumme Borste angedeutet, wie bei der genannten Art. Der zweite Fühlerabschnitt anfangs dünner, rüsselartig, querrunzelig, nach seiner knieartigeu Abwärtsbeuguug (Lage des schwimmenden Thieres auf dem Rücken) in eine mächtige, nach unten winklige, aufwärts gerich- tete Eridscheere auslaufend. Der obere Arm der Scheere zeigt eine breite Basis, an der aussen am Grunde ein zahnartig endi- gender Fortsatz absteht und bleibt bis zum Abgang seiner End- spitzen gleich breit. Von letzteren ist die vordere (bei der Rücken- lage oberste) sehr lang — etwa so lang als die zweite Antenne vom Grunde bis zum Knie des zweiten Gliedes — an der Basis fast rechtwinklig aufwärts gel)Ogen. Die hintere Endspitze ist schlank, kegelig und reicht nur bis zur letztgenannten Biegung der vorderen Endspitze. Zwischen beiden sitzen noch zwei kleine dreieckige Spitzen. Der untere Scheerenarm ist viel kürzer und fingerförmig, etwas S-förmig gebogen. Er streicht in der Ruhelage gerade vor den kleinen mittleren Zähnen der Oberscheere hinweg. Am Grunde zeigt er einen kleinen rundlichen Höcker und darüber am Innenrande etwas nach aussen einen kleinen und in der Mitte einen längeren, spitzen, schmalen Zahn. Zwischen beiden Greiffühlern läuft die Stirne in einen schmalen, cylindrischen oder schwach spindelförmigen, am Ende stümi)fen Fortsatz aus, der etwa bis zum Austritt der starken Seitenborste ()02 Brauer. des Gnindiilicde.s der Greit'tüliler reicht. Piinktauire klein. Lappen derRuderlüsse klein, oberer Tarsallappen skalpellförmig, fein gewinipert, unterer Tarsallappen fast kreisrund. Kieniensack gleich gross und ebenso kreisförmig. Lappen am Unterrande sehr klein und kurz. Zweites fussloses Segment lang. Schwauz- fäden so lang als die vier letzten Segmente zusammen, beider- seits lang und feinborstig bewimpert. — Körperfarbe weisslich, glashell, nur die Schwanzborsten roth. Weibehen schlank wie das Männchen und ebenso gefärbt. Erste Antenne dünn und lang, zweite lap[tenförmig, fast länglich viereckig, viel länger (2'/jj/) als breit, der Innenrand gerade am Ende in eine kleine vorstehende Spitze endend, der Aussenrand stumpf gerundet, fast nackt. Eiertasche schmal und lang, spindel- förmig, die Öftnungsklappe an der Spitze fein zugespitzt. Sie reicht bis zum vorletzten Körpersegmente. Eier braun. Aus der Tura el chadra am Bahr el Abiad. Von Herrn Marno nicht gesanunelt. Die Eier befanden sich in der überbrachten trockenen Erde und entwickelten sich in meinen Aquarien. Körperlänge: 13—15 Mm. Bi'dnrJu'pus (Streptocepluiliis) proboscUleus Frfld. ' Im Habitus dem B. cifreus tn. und forrictn-uis Waga ähnlich und kräftiger als erstere Art. Männchen mit ziemlich breitem Kopfe, Facettenaugen kurz gestielt, eiförmig, nach hinten verdickt, vorne etwas buchtig, verflacht. Erste Antenne ziemlich dick und kaum doppelt so lang ak das Stielauge. Stirnauge klein, dreieckig, Kopf vor demselben stark vorgezogen. Greiffühler sehr gross, wie bei tori'icornis W. zweimal geknickt, rüsselartig, mit Querrnnzeln. Das Basalglied ziemlich lang, dick, zylindrisch, vor dem P>nde am Aussenrande eine lange, starke, gegen den Körper gekrümmte Borste genau wie bei den verwandten Arten. Zweites Glied stark cpierrunzelig und am Vorderrande d. i. der in der 1 Frauenfeld in d. Vcrh. d. k. k. zoolog-. bot. (Teselbcli. 1873. Zoolog-. Miscelleu XV'III. (Nicht beschrieben, nur in der Tabelle der Arten kurz charakterisirt). Beiträge zur Kenntiiiss der Phyllopoden. 603 Ruhe nach oben gewendete — und nach innen zu mit vielen (12 bis 13) hingen, spitzen Tastpapillen besetzt, die besonders an der knieförmigen Biegung mächtig entwickelt und dem Greifarm ein zottiges Aussehen verleihen. Eudscheere stark entAvickelt. Oberer Scheerenarm etwas länger als der untere mit seiner Endspitze, beide Arme am Grunde breit, gegen einander gebogen, das dünnere Ende beim oberen Arm stumpfwinklig am Innenrande gekniet und mit der folgenden langen dünnen Spitze etwas nach aussen gebogen, dasselbe beim unteren Arme ähnhch gebildet, die Biegung aber abgerundet und an derselben der Arm etwas dicker, die Spitze feiner und scharfspitzig. Im vollkommen geschlos- senen Zustande kreuzen sich beide Arme und ihr äusserer Umriss ist dann unregelmässig achterförmig. Der obere Scheerenarm trägt am breiten Grunde am Innenrande zwei Fortsätze , von denen der hintere dreieckig, ziemlich breit beginnt und in eine lange Spitze gerade nach vorne und innen läuft, so dass die Spitze den unteren Arm in der Ruhe etwas überragt; der vordere Fortsatz, ist kurz, stumpf, dreieckig, zahnartig. Der untere Scheerenarm zeigt am Grunde aui Innenrande ebenfalls zwei Fortsätze die beide kürzer als der erste der Oberscheere sind und von denen der hintere etwas breiter und abgestutzt, der vordere mehr abgerundet erscheint. — Zwischen beiden Greif- fühleru ist ein langer, rüsselförmiger Stirnfortsatz nach unten eingerollt. Im aufgerollten Zustande ül)erragt derselbe die geknickten Greifluhler an Länge und ist am Grunde nur wenig schmäler als diese, gegen das H^nde verdünnt er sich allmälig und theilt sich an der Spitze in zwei ziendich lange, tingerartige Zipfel. In seinem Verlaufe sowohl als nach der Theilung erscheint er aus undeutlichen Gliedern (circa 20gliedrig und die zwei Endzipfel circa achtgliedrig) zusammengesetzt und trägt jederseits, besonders gegen den Grund zu grösser werdende Tastpapillen, die spitzkegelig oder mehr zottig erscheinen (17 — 20 jederseits). Die Schwanzfäden sind spindelförmig, mit langer, feiner Spitze und beiderseits dicht fein und lang gewimpert. Äussere Genitalien zwei parallele, cylindrische, schief nach hinten absiehende Röhren, deren wulstige Basaltheile anein- anderstossen. 604 Brauer. Das Weibchen zeigt genau die Gestalt der Stielaugen wie das Männchen. Antenne eins wie beim Männchen, Antenne zwei nicht oder kaum länger als l)reit, der Umriss eiförmig, ;ini Ende des Aussenrandes ein sehr kleines, rundliches Knüpfchen, der Kand nach unten zu dicht fein bewimi)ert. Eiertasclie schlank, spindelförmig, bis zum Ende des sechsten fusslosen Segmentes reichend, die Endklappe vom Körper abgebogen, spitz, hinten wulstig. Eier kugelig, klein, dunkel. — Farbe beider Geschlech- ter im Leben nicht bekannt. lvöri)erlänge des Männchens 16, des Weibchens 18 Mm, Bei Chartuin von Herrn Marno gesammelt. Diese Art ist durch Entwicklung des »Stirnfortsatzes zu einem Eüssel besonders merkwürdig, weil sie erstens eine Verbindung herstellt zwisciien den in die sogenannte Gattung Chiroccphttliis gebrachten Arten, deren jede ein eigenthündich gestaltetes paariges , rüsselartiges , gerolltes Organ besitzt und den in die Gattung Streptocephalus zusammengebrachten Arten, die, soweit sie bekannt waren, nur einen Stirnfortsatz und keinen Finger- rüssel, wie jene, besassen. Der Stirnfortsatz der Strepfoccp/Kdus- Arten erweist sich jedoch in der Anlage als paarig und an seinem Ende ist stets durch eine Kerbe eine Theilung angezeigt. Am geringsten ist diese und fast verschwunden bei B. vitrens, der einen röhrigen Stirnfortsatz trägt. Beiforvicornis ist der Stirn- fortsatz am Ende durch eine Furche getheilt, bei cut/fer drei- spitzig, bei B. rnhric((HdatHs Klunz. ^ am Ende leicht getheilt. Bei B. i)roboscideux sieht man die paarige Natur längs des ganzen Rüssels und am Ende theilt sich derselbe thatsächlich in zwei lange Zipfel. Betrachten wir im Gegensatz hiezu den Chirocepludus Utcunae G u e r i n — den ich für identisch mit Brauen' F r a u e n f e 1 d halte — ■ so finden wir das rüsselartige Organ auf einen paarig angelegten, am Grunde verwachsenen, am Ende getheilten, langen Fortsatz stehen , der die Mitte des Kopfes vorne einninnnt und über die Greiffühler hinausragt. Bei allen jenen Arten jedoch, welche einen kleinen Stirnfortsatz haben, wie B. staynalifi L., (d)ii(di m. 1 Klunzinger, Sie hold und Külliker's Zeitscliriff f. w. Z. Bd. XVn., Tat. IV. Beiträue zur Keniitniss der Phylloixxleu. 005 fehlt das riisselförmige Organ, gerade so wie umgekehrt den (7t iroct'phalNs- Arten der Stirnfortsatz fehlt, oder wenn er vor- handen, zum Rüsselträger (B. lacunae) oder endlich h&iStrepto- ceplialnfi zum Rüssel selbst wird. Ans dem Gesagten möchte somit der Hchlnss zu ziehen sein, dass alle die Gebilde, welche man als Fingerrüssel (Chiroeephalus diaphrmus J.) als Apendices f'vontides Grube (B. Josep/ihiae birostrutus, clnviger, Bairdi) als mittleren Stirnfortsatz (B. ftt(i. ., „ ,. .. die eigenthüraHch sitzende Stellung zeigend. 6 c. ßrrtwe/r<>?/s./Vr«s, Weibchen. Kopf seitlich X IJ^- Tafel IT. Fig. 7. Jirancliipvs vccdcornis. Männchen. Kopf von unten. Bezeichnung wie bei Fig. 3: X lö- 1 a. Der Kopf des Männchens von oben X 15. Ih. Tentakelförmiges Org;in halb aufgerollt X 40. 7 c. Die letzten Segmente X 15. 7 d. Thier in natürlicher Grösse. Fig. 8. Kopf des Weibchens von der Seite X 15. 8 a. Kopf des Weibchens von oben X 15. 8 6. Eieitasche. Tafel y. Fig. 9. Branc/iipiii' aOiadi, Männchen X 15. da. Kopf von oben. Bezeichnung wie Fig. 3, 67. F. Stirnfortsatz, 0. B. Oberer Fortsatz des Basalgliedes der Greiffühler X 40. 9 Ä. Schwanzfaden x 40. Fig. 10. Branchipiis abiadi, Weibchen. Kopf von oben. L. die vorgezogene Oberlippe X 40. 10«. Branchipus ahiadi. Kopf desselben von der Seite, L. Ober- lippe. 10h. Vierter Fuss desselben X 40. lOc. Eiertasche x 15. Fig. 11. Branclilpiis vitreus, >fännchen. Kopfende von der Seite. 0. S. Ober- scheere. U. S. ünterscheere der Greiffühler. S. B. Seitenborsten des- selben. Bezeichnung sonst gleich Fig. 3; x 15. 11 rt. Kopf desselben von oben. Sf. F. Stirnfortsatz. 0. S., U. S.t 6. i^. = Fig. 11; X 15. IIb. Endscheere des rechten Greiftühlers. Bezeichnung ^ Fig. 11 X40. 11c. Vierter Fuss desselben x 15. 614 Brauer. Beiträge zur Kenntniss der Phyllop(>den. Tafel VI. Fig. 12. Branvinpus ri(ri/(s, Weibchen. 2mal vergrössert. 12 ft. Kopf desselben von oben x 15. 12 6. Eiertasclie x 15. Fig. 13. Branchijnts prohoacideus Frauenfeld, Männchen. Kopf von oben. Bezeichnung = Fig. 3 und 11; X 4('. 13«. .Schwanzfäden an den letzten .Segmenten. 13 6. Äussere Genitalien x 40. Fig. 14. Brancliipiis proboscideiis. Weibchen. Kopf von oben x 40. 14. Ende der Eiertasche X 40. Fig. 15. Braii'.'hipns torrieomls Waga, Kopf des Männchens X 15. Bezeich- nung wie Fig. 3 und 11. 15 a. Kopf von der Seite, natürliche Grösse. Tafel VII. Fig. 16. Limnadia africana. Weibchen. Kleines circa 3'"™ langes Exemplar X 15. 16 ö. Ein grösseres Weibchen x 15. 16 Ä. Larve von 2""" Länge, im zweiten Schalenstadium, in an- gehefteter Stellung. 16 c. Schwanzende derselben Larve. 16 rf, Oberlippe der erwachsenen weiblichen Limnadia x 40. 16^. Oberkiefer derselben von innen her gesehen x 40. 16/". Fünfter Fuss der linken Seite x 40. lJ Sitzungsb.d.k.Akad.d.W.nialh.nat.('l.LXX\^Bd.I.Abth.l877. Dl". Fr. Brauer: Beilriujc zurKcnnlniss dor Phyllopoden. Tal'. IV KkHot-u StaatsänicL':-.-- Sitzuntfsh.d.k.Akad.d.W. mulli.iuil.('l.LXXV. Bd.I. Ablh. 1877, Dr. It. Brauer: Beiträge znrKciinlniss der Phvllopoden. Tai'. V y/c- ,1 ^'^'^^ OS OS US StF. K k Kot- u Stastsdruckerei Sitzuiujsl).d.k.Aka(l.(l.A\:inatli.n;it.('l.LXX\; Bd.I. Al)(li. 1877. Dl-. I"'r.HraiI<'r: lii'iln'ujc /inlvcnnliiiss der Pliyllopoden. TaC. VI. iU- W/ ^ /■f Sitzunjfsb.d.k.Akud.d.W.math.nMl.Cl.LXXV. lid. I. Ablli. 1877, !)]•. l'V. Hl'niKM': I^ciliiu)*' ZMiKciiiiliiiss dci- nivll(>j)()(I(Mi . T.i I". VU . Brai;r-rdif; Litlivl.^. Kcnop. Sitzungsl).d.k.Akci(l.(l.\V. iiu.lh.iial.CI.IAXV. IM. I Abil«. 1877, Dr. Fr. Hr au er; Uciträcjc /iirlxcmilniss (Joe Pliyllopodoii. Tat". \ j _„,_ — il j^^'^y Sra^ei del Iitt^ v f d Konopi'il'y Sit/.uiujsb.d.k.Akacl.d.W.malli.iiHl.CI.LXXV. Hd. I. AI. ih. 11577, 615 Die Baumtemperatiir in ihrer Abhängigkeit von äusseren Eintlüsseu. Von Josef Böhm und Jakob Breitenlohuer. Die thermischen Verhältnisse des Baumes waren schon wiederholt Geiienstand mehr oder weniger eingehender Studien. Umfassende Beobachtungen stellte darüber in den Jahren 1852 lind 1853 Professor Krutzsch an der Forstakademie in Tharand an K Becquerel theilte in mehreren Abhandlungen 2 diesbezüg- liche Untersuchungen mit^ welche hauptsächlich das klimatische Moment des Waldes im Auge behalten. Wir besitzen hierüber auch einen deutschen Auszug. 3 In das Beobachtungssystem der forstlich-meteorologischen Stationen in Baiern und der Schweiz wurde auch die Temperatur des Bauminnern aufgenommen. Indess liegt nur aus Baiern eine übersichtliche Zusammenstellung der erstjährigen Daten vor. '* Aus diesen und anderen Beobachtungen hat sich ergeben, dass die Temperatur des Baumes in seinen verschiedenen Theilen von Aussen her verschieden beeinflusst wird, mit anderen Worten, dass die verschiedenen Partien des Baumkörpers von der Wurzel bis in die Zweige den periodischen und nichtperiodischen Temperaturänderungen in verschiedener Weise unterliegen. Nach der Deutung der Beobachtungsresultate beherrschen die beiden 1 Untei-sucliungen über die Teiuperatiir der Bäume im Vergleiche zur Luft- und Bodentemperatur. Jahrbuch der Akademie zu Tharand. Neue Folge, 3. Band, 1854. 2 Memoires de l'Academie des Sciences, annees 1861 — 1SG4. 3 Zeitschrift der österreichischen Gesellschaft für Meteorologie, 4. Band. Über den Wald und den Einfluss desselben auf das Klima. Aus dem Atlas meteorologique de l'Observatoire de Paris , übersetzt von Jelinek. * Die physikahschen Einwirkungen des Waldes auf Luft und Boden, von Professor Ernst Ebe rmayer. 1. Band, Aschaffenburg 1873. () in 1> ö hm u. B r 0 i t e n 1 (I li n e r. Medien, Luft und Boden, fast nusschliesslieh die Temperatur der ol)er- und unterirdisolien Raumtlieile, dergestalt, dass der Ein- liuss der von der Bodenwärnie bedingten Temperatur des Wurzel- systenis sich nur insoweit auf den von Luft umgebenen Hol/- Körper des 8tammansatzes erstrecken kann, als eben die Tem- peratur der Luft nicht ihre volle Wirkung- ausübt. Die von Luft frei umspülten Baumtheile verhalten sich zur Wärme wie eine todte Masse. Ein bestimmtes Motiv für die Temperatur der Wurzel liegt im Boden. Ursprung und Beschaffenheit von Ober- und Unter- grund, die mechanischen und physikalischen Eigenschaften, die Feuchtigkeitszustände, das Fehlen oder die Gegenwart von Grundwasser, die oberfläcldiche Bedeckung des Bodens, der Grad der Insolation oder Beschattung — alle diese Momente modificiren Art und Mass der Erwärmung des Wurzelmediums und somit der Wurzelmasse. Mit der Variabilität der Boden- temperatur, welche jedoch bei den meisten Bodenarten schon in einer Tiefe von ein Meter selbst zur Zeit der kräftigsten Inso- lation nur geringen täglichen Schwankungen unterliegt, muss sich auch die Wurzeltemperatur in C'orrespondenz setzen. Die tieferen Wurzelpartien werden die jährlich nur wenig oscillirende Bodenwärme zeigen, während die seichteren Wurzellagen den viel grösseren jährlichen und täglichen Temperaturschw^ anklingen der mehr obertiächlichen Bodenschichten folgen. I^iie tiefgehende Pfahlwurzel wird sonach nothwendigerweise im Sommerhalbjahr auf eine Erniedrigung, im Winterhalbjahr dagegen auf eine Erhöhung der Temperatur der oberen Wurzelpartien hinwirken. Beim Wärmeausgleich zwischen Boden und Wurzel durch Leitung und Mittheilung spielt die Feuchtigkeit, beziehungsweise der S:ift, offenbar die Hauptrolle. Daran knüpft sich ganz natur- gemäss die Folgerung, dass der Einfluss der Boden wärme sich nicht lediglich auf die Wurzelmasse beschränke, sondern im Wege des aufsteigenden Saftstromes auch bis zu einer gewissen Höhe im Stannne bemerkbar mache. Für diese Voraussetzung suchte auch H artig in Braunschweig i damit den experimentellen Nach- 1 Dr. Theodor Hart ig, über (He Temperatur der Baumhift im Ver- gleich zur liodenwärme uud zur Wärme der den Baum umgebenden Luft- schichten. Heyer's Zeitschrift, 1874, Saueriänder's Verlag. Die Baumtemperatur in ilirer Abliiiiiicigkeit etc. 017 weis zu fiihreu, dass er an einer lebenden und einer daneben eingegrabenen todten Eiche von g-leic*her Stärke und einem Alter von etwa 200 Jalireu 1 Meter über dem Boden Banmthermometer in drei verschiedene Tiefen einsenkte und die Temperaturverhält- nisse in beiden Schäften sowohl während der Winterrulie, als auch der Vegetationsperiode sorgfältig beobachtete. Die oberirdischen Theile des Baumkör])ers stehen unter dem unmittelbaren Einflüsse der Lufttemperatur und eventuell der Insolation, denn die Grösse der Erwärmung und Abkühlung Längt unter übrigens gleichen Umständen auch von dem Grade und der Dauer der Besonnung oder Beschattung ab, und in dieser Beziehung zeigen die Bäume in Gruppen oder im Schatten ein anderes Verhalten, als liei isolirtem Stande. Die Schnelligkeit, womit sich unter denselben Verhiiltnisseu die Baummasse erwärmt, ist abhängig von der Beschaffenheit und Stärke^ler Binde, und der Fähigkeit von Rinde und Holz, die Wärme zu leiten. Das Wärmeleitungsvermögen ist, wie auch aus unseren speciellen Beobachtungen hervorging,je nach derBaumgattung verschieden. Der weitere Einfluss der specifischen Wärme von Holz und Rinde, sov/ie der chemisch -physiologischen Processe im gesammten Baumbereiche muss wohl dermalen noch unberücksichtigt bleiben, kann aber auch in Anbetraciit der so wichtigen solaren Wirkung auf die Temperatur des Baumes im Allgemeinen füglich ver- nachlässigt werden. Die Temperatur eines Baumtheiles variirt zunäciist nach der Stärke oder dem Volumen desselben. Die tägliche Schwankung und das Maximum der Temperatur, beziehungsweise die An- näherung an den Gang und Betrag der Lufttemperatur ist am Stamme um so grösser, je näher an der Peripherie die betreffende Stelle liegt oder je kleiner der Durchmesser wird; der Wärme- zustand ist somit am grössten in den dünnen Zweigen, am geringsten im dicksten Stammtheiie. Die Temperaturanzeigen des Thermometers , dessen Quecksilberkugel sich in der Mitte des Stamm-, Ast- oder Zweigdurchmessers befindet, stehen im umgekehrten Verhältnisse zum Durchmesser. Die Temperatur des Bauminnern ist sonach ein sehr relativer Begriff und durch die Combination der Verhältnisse bedingt. Derartige Beobachtungen lassen sich daher auch nur dann 618 Böhm II. Broi tenlohner. vergleichen, wenn sie unter niö^Iiclist g-leichen Voraussetzungen angestellt werden, wobei es erheblich ist, nach welcher Hinimcls- gegend, in welcher Höhe und bis zu welcher Tiefe die Thermo- meter eingelassen sind, wie gross der Durchmesser der betretfen- den Theile ist und endlich, dass die Räume unter derselben Beschattung oder Besonnung stehen. Alle diese bereits bekannten und auch theihveise durch einschlägige Beobachtungen im Forstgarten zu Mariabrunn bestätigten Thatsachen hielten wir uns als Directive bei einem Versuche vor Augen, welchen wir am genannten Orte in den Monaten August und September des Jahres 1875 zu dem Zwecke ausführten, um den Einfluss kennen zu lernen, welchen eine wirksame Abkühlung des Wurzelraumes und desKronenumfanges auf den Gang und das Mass der Temperatur des Baumes in drei Höhenabständeu ausübt. Die Abkühlung des Wurzelraumes konnte durch ausgiebige Durchtränkung des Bodens und die Erkältung der Krone durch Benetzung mittelst einer Traufvor- richtung bewerkstelligt werden. Um die Wirkung dieses Ein- flusses auseinander zu halten von dem Etfect bei normalem Wärmezustande, waren zwei Bäume erforderlich, von denen der eine zum Versuche, der andere als Normall)aum zur Controle dienen sollte. Es hatte seine besondere Schwierigkeit, zwei Laubbäume derselben Art, Astbildung und Kronenmasse, also von möglichst gleicher Entwickelung und Lichtstellung ausfindig zu machen und zugleich die daran geknüpfte Bedingung zu erfüllen , dass der Versuchsbaum nicht zu ferne von der verfügbaren Wasser- quelle und der Controlbaum hinwieder in der nöthigen Distanz, jedoch ohne Verrückung der Vergleichsgrundlagen, sich befinde. Diese Erwägungen führten zur Wahl der Birke. Trafen auch die sonstigen Voraussetzungen zu, so bestand doch ein störender Unterschied in den Dimensionen. Der zum Experiment bestimmte Baum war in allen Theilen schwächer, als die Control- birke, allein es blieb keine andere Wahl übrig. Bei dieser Sachlage konnten bezüglich der Art und Weise bei der Anbringung der Baumthermometer, welche wir unten nahe am Boden, in der Mitte des Stammes und oben in der Kronen- verzweigung zu vertheilen beabsichtigten, dreierlei Wege ein- Die Baumtemperatur in ihrer Abhängigkeit etc. 619 geschlagen werden. Entweder wir passten die Thermometer bei gleichem verticalen Abstände dem betretltenden Durchmesser von Stamm oder Ast an, oder wir suchten mit Hinwegsetzung über die Norm gleicher Distanz die gleiche Stamm- und Aststärke auf, oder endlich drittens, wir behielten ungeachtet des ver- schiedenen Durchmessers dieselbe Distanz und dieselbe Ein- senkungstiefe der Thermometer für beide Bäume bei. f]ine Combination der Alternativen wollten wir vermeiden, um nicht die Beobachtungen allzusehr zu vervielfältigen und dadurch zu verwirren. Bei der Birke, welche bekanntlich kein Kernholz ausbildet, und bei welcher somit auch die centralen Holzschichten den Saft leiten, hätte man wohl die Thermometer bis in den halben Stammdurchmesser einführen können, allein im ersten Falle der Anbringungsweise wären die Einsenkungstiefen der Instrumente an den correspondirenden Theilen beider Bäume zu verschieden ausgefallen , und bei der zweiten Abänderung wären wieder zu grosse Differenzen in der Entfernung der einzelnen Beobachtungs- punkte, namentlich des unteren Stammtheiles vom Boden ent- standen , was unserer Versuchstendenz ganz zuwiderlief. Denn es handelte sich hauptsächlich darum, zu erfahren, in welchem Masse die Temperatur des Bodens, beziehungsweise des auf- steigenden Saftstromes den Wärmezustand des Stammes von unten her beeinflusst. Bei Festhaltung des Gesichtspunktes, dass die Temperatur des Bauminnern umsomehr von der Bodenwärme alterirt werde, je geringer der Abstand des betreffenden Stamm- abschnittes vom Boden ist und je jünger zugleich die Holz- schichten sind, war zuvörderst die Einhaltung gleicher Entfernun- gen von der Bodenoberfläche aus geboten. Im ersten Falle durften wir weiterhin nicht vergessen, dass Gang und Betrag der Baumtemperatur mit der Tiefe des Bauminnern, respective mit der Stärke oder dem Volumen von Stamm und Ast in enger Wechselbeziehung zu den Wärmeverhältnissen der Luft steht, ferner, dass hier die Wirkung der Lufttemperatur oder der Inso- lation vorzugsweise in transversaler Bichtung erfolgt, während der untere Stammtheil vom Boden aus offenbar im longitudinalen Sinne thermisch beeinflusst wird. Ein unmittelbarer Vergleich 620 Böhm 11. B reite nl ohn er. der liMumteniperaturen wäre in den beiden ersten Fällen eben- falls ausi;escblossen g'ewesen. Wir entscliieden uns ungeaclitet der biebei sieb beraus- stellenden diametralen Abweichungen für den dritten Fall, nämlieb für gleiebe Höbendistan/ bei gleicber Einsenkungstiefe der Tbermometer. Die notbwendigerweise damit im Zusammen- bange stehenden Divergenzen im Gang und Mass der Temperatur sollten jedoch zum Zwecke einer mittelbaren Vergleichung durch längere, vorgängige Beobaclitungen constatirt werden. Mannig- facher Vorbereitungsschwierigkeiten halber konnte der Versuch erst am 20. August in Gang gesetzt werden. Die Orientirungs- beobachtungen währten l)is 10. September. Einrichtung des Versuches. Der Forstgarten mit seiner hainartigen Baumstellung hat eine vollkommen ebene Lage und eine durchaus gleichartige Bodenconstitutiou. Die beiden Birken waren von anderen Bäumen nicht erheblich gedrückt oder beschattet. Die folgende Tabelle enthält die speciellen Abmessungen. Tabelle I. Horizontale Entfernung- der beiden Birken .... Ganze Höhe der Versuchsbirke „ „ „ Controlltirke Abstand der Beobaciitungsstelle Unten vom Boden „ ^ „ Mitte von Unten . „ „ „ Oben von Mitte . Meter 55-3 15-5 18-() 0-3 6-0 6-0 Beide Bäume waren normal entwickelt und beastet , allein ungleich nach Alter und Stärke. Die in allen Theilen massigere Controlbirke hatte aucli eine umfangreichere Krone. An der unteren Stammpartie war die Birke bei beiden Bäumen dick und rissig. Die Thermometer konnten durchwegs in den Schaft selbst eingelassen werden. Die Nordseite der Stämme, an welcher die Instrumente angebracht waren, wurde in den Nachraittagsstunden von den Sonnenstrahlen leichthin gestreift. Die Baumtemperatiir in ihrer Abhängigkeit etc. 621 Die folgende Tabelle enthält die g-eiiau ermittelten Dinien- i^ionen der Stanunabschnitte an den Beobachtungsstellen in Centi- meter. Tabelle II. Beobachtungsstelle V e r s n c h s b a u ra TS bJDS S o W q^ "" o P C o n t r o 1 b a u m M TS -.2 '» r 00 Unten Mitte , Oben Diffeienz Unten und Oben 18-75 11-75 7 • 00 11-75 15 10 5 3-70 1-75 •2 • 00 21-75 7-00 15-50 4-75 10-00 — 11-75 15 10 (3-75 5-50 5-00 G-25 5-50 6-0 7-5 6-0 Die Baurathermometer, welche behufs aufrechter Scala bekanntlich rechtwinkelig abgebogen sind, waren in Fünftel- grade mit solchen Abständen der Theilstriche eingetheilt, dass man noch Zehntelgrade mit grosser Sicherheit ablesen konnte. Die cylindrischen Quecksilbergefässe im Einsenkungsschenkel waren Unten 3-5, Mitte 3-0, Oben 2-5 Centimeter lang. Die in der Tabelle angegebene Sitztiefe der Instrumente bezieht sich bis auf die Hälfte der betreffenden Gefässlängen. Die Einlassung geschah mit der nöthigen Sorgfalt. Mittelst eines Spiralbohrers wurde an der Beobachtungsstelle ein horizontaler Canal von der Länge und Stärke des Gefässschenkels und mit so viel Spiel- raum ausgemacht, dass man die Instrumente zwar etwas strenge, aber ohne Gefahr einer Verletzung ein- und ausschieben konnte. Die Zwischenräume an der Einführungsöffnung wurden mit parafhuirter Baumwolle ausgefüllt und zum vollständigen Ab- schluss von der äusseren Luft mit einem Überzug von Kleb- wachs gedichtet. Neben jedem Baumthermometer befand sich ein in Holz gefasstes Luftthermometer. Die Instrumente waren 622 l>öhm 11. B reite nl ohne r unter einander und mit dem Stationstliernionieter verg-lichen. Nach Beendi.i;iing- des Versuches wurden dieselben abermals einer Controle unterzogen. Alle Teniperaturaniiaben bedeuten (Tvade Celsius. Im Scliatten der Versuchsbirke wurden ferner Hodenther- niometer in Tiefen von 15, 30, 60 und 90 Centinieter eingesenkt. In einer anderen, der vollen Insolation ausgesetzten baumlosen Partie des Forstgartens befanden sich acht stabile Bodenther- mometer von 0 bis 180 Centinieter Tiefe. Ohnehin war der Beobachtungsapparat durch Barometer, Psychrometer, Thermo- metrograph und Regenmesser vervollständigt. Täglich mehr- malige Aufzeichnungen der Richtung und Stärke des Windes, sowie der Bedeckung des Himmels ergänzten das zum Versuch erforderliche meteorologische Material. Zur Gewinnung comparativer Unterlagen handelte es sich zunächst darum, die Temperaturverhältnisse der Bäume über- haupt zu constatircn. Die Beobachtungen wurden stündlich, von sechs Uhr Früh bis acht Uhr Abends angestellt. Um ferner den auf- und absteigenden Gang der Baumtemperatur, beziehungs- weise die Eintrittszeiten des Maximums, die sogenannten Wende- stunden, an den dickeren Stammtlieilen kennen zulernen, konnten auch stündliche Beobachtungen während der Nacht nicht umgan- gen werden. Tabelle III erläutert den allgemeinen Gang der Temperatur der Bäume in drei Höhenabständen und den betreffenden Stamm- tiefen an einem heiteren, warmen Tage Ende August, Anfangs September. Die Stunden sind gezählt von Mitternacht zu Mitter- nacht. c > Die Baumtemperatur in ihrer Abhäng'igkeit etc. (V X '— 623 &c -L "^ c , ;^ a oj i- — a 'ö — -t; o; Ä a -• > O Oj - g a S S -b / =<-! •S g_, umtniuij\[ G^ Oi L- T— ( ^ a UUIUIIX^J^ CM - X rM ^ a^ . . . e ^ 2 03 a ,, ^ C c P 5 Sic 5 c a .- .o D S O 3^ .— -^ O) 1- t_ > o ;: s s ^ ü == c — ^ -3 S 4^ — ^ t- r- ^ M ■^ '^ ^ ä I i öß 3 g I 'S ^ .t: - S • o s =^ H p^ .^ s; i_ .^ '^ ;^ c^ a; ■^ 1^ '73 rr ^ CS ! yj -^ rr ^ VJ ^. jHj T' (Z rD o >— t 2 JT §; ?D^ o' M «2 ■^ ^ ■^ he V- 1 , ■ — [ >-^ Ej " rD o a p_. =;^ P o fD — ' Cfc ^_j CD s: ^ 2. 2 rt) O 70 ^' c -> ~ n N T ^ fü ^ ■ P ■^*-' ;ij ^r^ O) ^^ s Cd o ^ 2 CO (^ ^ 2 2 2"^ o ^ ;::^ rt)" s; 2 Cfc' 2 Ä5 CK — = 2 ra ..^ rs ;Z_. ^. ~ i-D o ;:; X o ^ — rD — <^ =t- — ■^ _. rD rD rs o ^ r:^ -f- ä' P S' ^ "^ — .^ 15 1— • (T) rD 2 rD 2 0 rD er p ^ m yj rD 0 ^7^ ; 1 ^^ . rD 05 rS" ^^ CL, rD -M "^ >— i 0 i-*j (/J CÜ ^ ^ , 0 o' rD rfo c :: ~i ^ Co rD -- wV ~ n rD 73 H-^ 2" 2" 2 rD P N rD ^ < 0 0' -jo -•' -! _i. =r c» ;r; _ IC ►-' ^ ^ ' , , a. (7- UJ 1^ H^ 0; h-» ^ T~' 0: zn > 3 a ö J^. (^ '^ — *i W ^ — -^ w CD 2 ^- E CO' 0 ^ 0 -i CD t~-L H^ y-^ l>— '- J^ '^ "V ~.' -1 Birke ^^ ^ h- * ^' 4^ r^ Ol rD »— ^ C< OD In:; 2' h- ' 1— i 1— ' MJ OS GO 0 Frei ^. ^ 00 Ö Ol l"C' ;;; ^ 00 oa -^ CO S 2 ■■^ h5 c to 1—1 C3 Differenz <-+ EL -.1 CO cc h- 1 1— l 5? O^ 5 ^ 1— ' H-i h- ' H-L ^^ ^ i-i OD tf^ IC •-0 -■1 h-i ^_J j . ^ , ^ ~- ^" C^ Birke 0 to 0 IC ^1 00 ^— )»- 'X> r^ h-i ^^ ^^ >_i CD 9 cv -J Frei Ö 0? ^1 tc CO 5' -0 IC IC CD rf^ 0 0 :3. 2 7-] wl Differenz IC c> X CO Die Baumtemperatur in ihrer Abhängigkeit etc. 620 Mittlere Temperatur des Bodens von allen S c li i c li t e n bis 90 t'entimeter Tiefe. Periode Birke Frei Difterenz 21. August bis 10. September .... 11. bis 20. September Differenz . 16-39 11-86 18-12 15-99 1 ■ 73 4-63 5-03 2-13 2 • 90 Corrigirt man mit der Temperaturdifferenz der Vorperiode •die mittlere Temperatur im Freien in der Beg-iessungsperiode, so erhält man die approximative Temperatur des trockenen Bodens unter der Birke. Corrigirter trockener Boden Beobachteter nasser Boden 14-26' 11-36' Differenz . 2-90° Offenbar muss diese Rechnung mit der vorigen stinunen. Sonach wäre der Boden zufolge der Begiessung um 2-90° kälter geworden- Tabelle IX. L u f 1 1 e m ]) erat u r a n den B ä u m e n. Periode Unten Mitte i Oben i Mittel Vom 21. August bis 10. Sep- tember. Versuchsbaum , . Controlbaum Controlltaum + Vom 11. bis 20. September. Versuchsbaum Controlbaum Controlbaum -4- 18-30 18-30 18-58 18-50 0 • 00 14-95 15-93 0-98 ■ 0-08 15-81 16- 10 0-29 18-49 18-38 - 0-11 16-02 16-21 0-19 18-46 18-39 — U-()7 15-59 16-08 In der Begiessungsperiode ist die Lufttemperatur Yersuchsbirke in allen Stnnnnhöhen gesunken. Die Contr +- 0-49 bei der olbauni- 630 Bölini II. Brei tenlohner. Luft, in der Vorperiode nicht oder nur wenig- von der Versnchs- liauni-Liift unterschieden, zeigt in der Begiessung-speriode höhere Temperiituren mit nach Oben abnehmenden Diü'erenzeu. Bei Versuchsbaum Unten äussert sich unverkennbar der Einfluss der Bodenverdunstung. In der Begiessungsperiode ist ])ei beiden Bäumen eine Zunahme der Lufttemperatur von Unten nach Oben deutlich ausgesprochen. Tabelle X. B a u m t e m p e r a t u r. Periode Unten Mitte Oben Vom 21. August bis 10. September. Versuchsbaum Controlbaum Controlbaum + Vom 11. bis 20. Sep- t e ra b e r. Versuchsbaum > Controlbaum Controlbaum + IG -68 17-03 16-83 i<;-88 17-57 17-13 + 0-35 11-37 14-14 -h 0-05 12-73 13-38 - 0-44 14-07 13-78 ; 4- 2-77 -+- 0-65 — 0-29 In der Vorperiode war Controlbaum Unten merklich, in der Mitte unbedeutend wärmer, Oben jedoch kälter, als Versuchs- baum in den correspondirenden Stammtheilen. In der Begiessungs- periode nimmt die positive Dilferenz erheblich zu, die negative ebenso al). C 0 n t r 0 1 b a u m Unten Mitte Oben Diiferenz in der Begiessungsperiode . . „ ^ „ Vorperiode der I)ififerenzen H-2-77 +0-35 +0-65 +0-05 -0-29 —0-44 2-4-2 0-()0 0-15 Auf vorstehende Eesultate, als Mass der Depression der Temperatur des Bauminnern zufolge der Begiessung, werden wir späterhin in ausführlicherer V/eise zurückkommen. Die Bauintemperatiu' in ihrer Abhängigkeit etc. 631 Tabelle XI. Differenz zwischen Luft- und Baumtemp eratnr. Periode Unten Mitte Oben 1-62 1-75 0-92 1-27 1-62 1-25 —0-35 —0-13 4-0-33 3-58 3-08 1-95 1-79 2-72 2-43 — 1-79 — 0-36 +0-48 Vom 21. Angust bis 10. September. Versnehsbaum ist kälter als Lnft . . . . Controlbauni ., ., -in . . ■ . Controlbaum + Vom 11. bis 20. September. Versuchsbaum ist kälter als Luft . . . . Controlbaum ,, ., ,, ., . . . . Controlbaum -f- Da die Lufttemperatur beim Versuchsbaum in der Be- giessungsperiode wesentlich alterirt wurde, so erscheint es gerechtfertigt, zur Vergleichung beider Perioden fiir beide Bäume die Controlbaumluft heranzuziehen , zumal letztere in der Vor- periode Unten gar nicht, in der Mitte und Oben nur unerheblich von der Versuchsbaumluft diflferirte. Die Verhältnisse nach dieser Grundlage stellt die folgende Tabelle dar. Einheitliche Differenz zwischen Luft- und Baum- temperatur. Baum ist kälter als Luft Unten 1 Mitte Üben Vom 21. August bis 10. September. Versuchsbaum Controlbaum Controlbaum + Vom 11. bis 20. September. Versuchsbaum Controlbaum Controlbaum -h 1-62 1-27 —0-35 4-56 1-79 -2-77 1-67 1-62 0-81 1-25 -0-05 3-37 2-72 -4-0-44 214 2-43 —0-65 -t-0-29 632 Böhm II. B rci ten leihner. Die Temperatur des Buiiniiuiieni in Bezug- auf die Luft temperatnr ist in der Begicssungsperiode bei beiden Bäumen zurückgegangen. Um wie ^iel grösser jedoch diese Diiferenz zwischen Luft- und Baumtemperatur gegenüber der Vorperiode l)ei der Versuchsbirke war, zeigt die folgende procentische Darstellung. Zunahme der Differenz in Procenten. [u der Begiessuugsperiode \at die Differenz grösser Unten Versuclisbaum Controlbaum . Differenz 181-5 40-9 140 -(J Mitte Oben 101-8 67-9 38-9 164-1 94-4 69-7 Wie die folgende Tabelle zeigt, fallen die Luftdififerenzen in der zweiten Periode mit alleiniger Ausnahme der Luft am Versuchsbaum Unten positiv aus. Die durchwegs positiven Differenzen sind beim Controlbaum grösser. Die Baiuiitemjteratur in ihrer Abhängigkeit etc. 6aa r^ o s Oi ^ -f ,-^ a> O o Oi X ^.^ ■ s3 o § ■^ '^t* -M ;. 05 Oi -1- EU Ü 1 1 i s ^ X i:; 05 CO +j ^ 4i ^ 2 O 1 i — "ü CM ~. ^ (D X ^ M S i ^ ""* a o ?: c- IC r^ 5 1 'l ^ o s ^1 ■^ QJ ^ iSl ' — ,2 o 1 + CO CTi 'S iD 1— ( T-H ;-< -w -1-3 lt ,— C O S 1 ' + -^ ü aä ^^ ^— J er. tH 1— 1 ^ « ai o C: s 5 1 + j_ ^ 05 CB ■w ^ ö Ö -i-i o 1 + '■^ ,r: ^ o ■^ o V c- -1 1— 1 03 u; s 1 + ■I— 1 qi c^ O Q^ o * U 1 -fc- .^ . a; o . ^ -^ "^ QC+;* 2& ^l 5^2 -^y, <ü i .2 =ß 23 -« -^2 (M • ci — 1—1 3 T-l J^ 1 C^' "^ '*' et OJ X ii 3| 5 Q Q^ »— I—« c -" C ^ > > > c S 5 o CS ^ ^ 'M « CO — ^ — — o + + _ -♦— J^ ^ s T + 1-- « t^ ;:^ O' fM s + + +1 0- p /~: ö a o; R — _, ^ ^ -lii y: X c^ ^ ^ — ^^ 'M Q 72 CZJ ^ r^ 3 ^ 1 c r 1 K^ 3t: &£ Qi g > «34 Bö lim u. Brei teil loh 11 er. &3 Ig i- 3 S b o i ^ ^ s E' s =^ o "^ N ^__ ::* > s ;r. n -^ (— ^ s" — • — H" yj rv ^ o ^' Y) s CTi — S n "^ p * . s o — z: -r ^. o s — t- p -^ ;:t = 2 '" p 2 X 52, CP =! ^ P 05 ^ Oi ro f^ ■ p ■^ p P 'S S ^ 2 r/j ^ s r-< P ti a: ä O rs 05 s '^ - S i^ ^, Cd f— , 5* ^^ rD <^ p ^^• je «] J^ a> S M n ti^ •"^ ■^ CA ^ p - o ^1- JO i C/2 P 3 Ol -^ O) P o o < ^ &j --»2 n> ^ -^ < - ? ^ o D^ •B 0 ■B 5- 1 / < ^ X i <^ o^ ^ •^ C' *' ^' ■5 D 3- E2 Ji /! p 3 •z" 5 i; g 5 •J p^ = 5 .J ^ 1+ i r: i+ = c n3 w u. ^ _ lO *zt :/: X : » ^ 1 •-^ *t~ ^ ert- rc Q s s a" O" ITC CD •-t : ^ + ^^ ^ f ^ __ ^ IC 4^ tvC C' w' V' p. X 10 4^ ti *> 5 X X ^ 5 a r? + ^ h- ' r ^ ^ § s tc CO ^ — ^ 4^ i' Ci' •^1 — , ^ tNl^ — 1 -3 ■£ CO ^f^ ^ ^ 1 |_L h- ' 1 _- 1—1 >< '-' Cn --] c ~-' --1 tc -^ tc ■U ^ ^ E X h-1 " " *- £ g f-^ fD g + ^_j + ^ ,_i b' f-i — ' ^D ^ CO to 2 X Oi C X CO '■^ CO l\M tc Ci hj^ s 1 g p X 1 h-i t<. 1 i_L H^ ^ ■^ o ^ — 1 X ^ ^ o c; X ;:r< 5 Ci -^1 X —3 c;^ E ? O 3 g + + ^ 1— ' H- ' X -^1 — 1— ' h^ ;;■ tc CT" IC ^^ X h-l c Ci X rf^ C5 = CO ^ — x f5 _ Die Biumiteraperatm- in ihrer Abhängigkeit etc. 635 jedoch in viel gTössereni Masse ausspricht. Derselbe Fall tritt auch Oben in die Erscheinung-. Tabelle XIV. Amplituden der Extreme. P e r i 0 d e Unten Mitte Oben Vom 1. bis 10. September. Versuchsbanra Controlbaum Controlbauni + Vom 11. bis 20. September, Versuchsbaum Controlbaum Controlbaum -h 0-91 0-68 -0-23 1-29 1-16 -0-13 4-60 2-79 — 1-81 7-69 4-65 3-04 7-39 6-03 —1-36 12-78 10-51 -2-27 Die Amplitude nimmt von Unten nach Oben, oder von dem grösseren nach dem kleineren Volumen und der Annäherung an die Stammperipherie zu; sie erweitert sich sonach mit der Ver- kürzung- des Durchmessers und ])leibt gemäss den Dimensionen beim Controlbaum gegenüber dem Versuchsbaum zurück. Folgende Tabelle zeigt die procentische Zunahme der Am- plitude in der Begiessungsperiode. Zunahme der Amplitude in Procent eu. ß e g i e s s u II g s j) *■ r i o d e Unten Mitte Oben Versuchs bäum Controlbaum . 41-7 70 -G 67-2 6G-7 72-9 74-3 Die negative Differenz bei Controlbaum Mitte ist auf den bereits erwähnten Umstand zurückzuführen, dass hier das Maxi- mum erst nach acht Uhr Abends eintrat. Aus dieser Rücksicht hätte sich die Beobachtungsdauer bis neun Uhr Abends erstrecken sollen. Eine diesfällige Correctur würde eine grössere Differenz in allen Höhen des Controlbaumes während der Begiessungs- 63fi Bülnii u. Brei t (Ml 1 oll n er. c -X X IC '^ T-* ICO CO CO o Qiiiiii CO -. 1-^ '^ — CO l~~^ u)llUJ] i f^ CO O l'>J ■<1< ^ "M tH ^^ a CO -UüAMjOk.,' Qi 1— 1 T— 1 ! . 1 ^^ 1 + + -^ C' l'* CO o ICO 'M — a '"" ^ 1— 1 o it; c; in iuo Ci c; _c ^ s 4.ff!,)4s g 00 O j^l •^ 1— ( -M — — o i_ o ^' ^^1 1 1—1 1—1 1 + + •r" -^ X -* X -^ 'r: ■<* CO 03 fiH 1 Ol CO r^ CO CO -M T- CM O) ?Ill?J öö c O c: c: .— « r~' CC ^ o + + + + 5.8ia;s _a; CO ;o Icc X CM t>- ob ■* c ■^ ^ rt Sun>i CO i-H t^ i^' |M '^i^ C-: ■^ ^ -nu.wqos Ci Ö CO 1 Ci CO |co ! 1 1 ü oJ (M CO :to (M Ci |CO er CO rke b ntlieil 'jSio:)S CO ^ CO 1 1 '^ o !co X in CO 1 CO CM 6 Ö "X. ^ C' O' o uT i^ i ~ O lC; r/" i™' ci ^ (M CO T-H CO rf !^ 1—1 T— ^ c5 ^ x "^ imu T— ( T— 1 ö tH ^- !C A A S ^ 2 + 1 + + + CC r~ _ 1 o5 9^ CJ CD ■_ V2 "_; i-~ c: CO CO CO >■ S = -^ 5 so -= ~ H CS ^ iSia^s ö ,— A er ■"■ ~' o ~ « ^ 2 o.cT, ^ ^^. + i 1 0^ T- nm O CM Ci ö X ö Ci Ö 1^ zf -t rr) ^^ + ^ + ^ + S '^ •-r TtH ^-M '0 O CO — -^ ci '-^ r^-^ S\.i\\\ ->] CO CO CM :>! ~ 3 lH = 2 ~ -ui;Avqog 3^1 T-H ö 1 CM CM C ; 1 " + ^^ ^ 1 1 1 1 OS "^ i! CO -M '^ 'M -O CO ^ rf< Z) 5 :j.Sia}s -^ r}> Ci 1^ CO 1-^ l'rH T— 1 1— 1 C ^ 'M ^ '^ r:: s 5 1 1 T + s ~ ts O Tl IX :3^ 12 ^ -M b£ .t: ^^ o^ t— — ' Ci w |t-^ ^^ CO a "^ -^ 4l[i:j ö o c ö 1^ Ic ,— , -. '^ s" J/1 Z> J_ i + + + 'S < '> ^ c opiiiijg CO t^ T-H CO 1—1 X t- ^ ^ s ci ^"1 Jiny T^ r^\ T— 1 CM CO — — — <- ^ örj " T^ + t—t 1—1 4- + + Die lime t '. '. '. ^ . . . . +1+1 . =5 ^ 0, « cc . . . 'c 5 v-^ c/; ■ ■ ■ CS - siii o IT r ts! X c^i cm' ff •— ^ S rs -= '- .^ '^ J ^ • i J J ?i S "^ -= c ^ .1 X o, '^^ — y p T- u c o ^^ h1 .2 '^ f £ c = '^ ^ — — r^ i^' "^ S 'i^ c 0^ c c - «j o c Die Bamnteinperatur in ihrer Abhängigkeit etc. G37 :« — ^ 1 "^ ij o ^ ro ay ■'—' C) ^ > o _^^ -^ OJ ^ > • r-i — > ^ ü o Ü S! o n: = ~ o c^ C^i tf. ^ X '■' ^_ s; x> c; •-^ , ^ iJD iJj X -TT ii ^ o .^ '5 iß S ü o o . '■'i ~ s: o »^ i::- X n - X' Tt 'o O o > > r-i o ^ ^^ > r^ S T" o >5 ii ü X :j ^ o O C5 3 — y: .— yi s o 5 s s ^ _iJJ o ■^ I J ^ ^ o ■^ 'S X ■•? ib O (D ^ t: s -? 5 ^Ä = =^' ^ ? 'S .,w o — -#•, ^^ ^~i ^ ."'1 ^ cx) ü -=2 ^ 0^ ^ ^ J o — ^ ■X. X s ^^ =: ^ ^ ^ c .= o o .= — o S g 5 ^ 'S 2 "5 X S X p 3 _ ?r = ,-, > _ ... -^ Ö 'o = X „ - '-' o O Cß ü 2 = ■•! '3 iJD o - o X ?^ o X 1^ = Z >^ ^ Cß -v X ® = iß o — X -- G = pq CO CM -t: 1 :n 'S "p ü O (338 P. (tliui 11. Breiten loli ner. Betrag- der Temperatiirclei)re.ssiou des Versiiclis- b au in es durch Begiessuug. In der Vorperiode erg-al) sieh fo]g:ende Teniperaturdiftereu/ für den Controlljauni: V 0 r p e r i o d e Unten Mitte Oben Controlbamn —0-35 O-Oö -4-0-44 Zieht man diese Werthe von der Temperatur des Control- banmes in der zweiten Periode ab, so erhält man die berechnete Temperatur des Versuchsbaumes, wenn der Boden nicht begossen worden wäre. T e m p e r a t u r Unten Mitte i Oben i I f'ontrolbauni, zweite Periode . . Correctur, erste Periode Versiichsbanm, zweite Periode , . 14-14 —0-35 13-38 —0 • 05 13-78 -1-0 -44 13-79 13-33 14-22 Sii))trahirt man von dieser, für die Begiessuugsperiode berechneten normalen Temperatur des Versuchsbaumes die beobachtete anormale : Zweite Periode Unten Mitte Oben Berechnete Temperatixr , Beobachtete Temperatur Differenz 13-79 11-37 2-42 13-33 12-73 0 • (30 14-22 14-07 015 so sind vorstehende Differenzen die calcülmässigen Beträge, um welche die Temperatur des Baumes zufolge der Begiessung- herabgedrückt wurde. Zu dem nämlichen Resultate gelangten wir bereits ganz einfach durch die Differenz der Differenzen des Controlbaumes. Die Baumtemperatur in ihrer Abhäng-igkeit etc. G39 C 0 n t r o 1 h a u m Unten Mitte Oben Differenz in der Begiessungsperiode Differenz in der Vorperiode . . . Differenz der Differenzen . 2-77 0-35 2-42 0-65 0-05 0-GO 0-29 0-44 0-15 Die Differenz Oben zur Vergieichsbasis genommen, lässt sieh, mathematisch ausgedrückt, folgendes Verhältuiss aufstellen: 42-15: 41-15: 4"- 15. Das ermittelte Resultat kann noch auf folgende Weise in mathematischer Form dargestellt werden. Bringt man die mit 100 multiplicirten Differenzen: 240, 60, 15 auf den kleinsten Ausdruck, so erhält man: 1 6 : 4 : 1 = 2* : 22 : 2" oder: 2-40:0-r50:0-15=lG:4: 1. Unter den (liesfälligen experimentellen Umständen würde somit durch den aufsteigenden Saftstrom die Temperatur des Bauminnern in einer Höhe von 6 Meter um 0-60°, und in einer Höhe von 12 Meter noch um 0-15° beeinflusst werden, während die Depression am Stammansatze selbst das Vierfache von der Mitte und das Sechzehnfache von Oben beträgt. Die untere Differenz vermindert sich vom Stammansatze an mit jedem Meter aufwärts bis zur Mitte im Mittel um 0-3°, und von da nach Oben um 0-075°, oder, was dasselbe ist, es steigt um die gleichen Werthe der transversale Einfluss der Luft- temperatur. Der longitudinale Eintluss des aufsteigenden Saft- stromes auf die Temperatur des Bauminnern würde sich graphisch als schlanker Kegel darstellen, welcher den Stammansatz zur Basis hat und dessen Spitze sich in den dünnen Endungen des Stammes verliert. Die in der Begiessungsperiode gefundene mittlere Boden- temperatur unter der Birke stimmt mit der unteren Stamm- temperatur ganz überein. Bodenschichten . . 11-36° Baum Unten . . . .11-37°. •>40 Rölmi u. Breiten lohn er. Der Stammansatz, 30 Centimeter über dem Boden, steht noch unter dem vollen Einfliisse derRodentenipcratur, l)ezieliungs- weise der Temperatur des aulsteii^enden .Saftstromes. Um dem alltällig-en Einwände zu begegnen, die Baumtem- pevatur sei unabhängig vom aufsteigenden Saft ströme, und um uns über die longitudinale Wärmeleitung im Holze bei Ausschluss der Transpiration zu unterrichten, führten wir folgenden Ver- such aus. Wir fällten im Winter einen massig staiken Ahornbaum und richteten einen Strunk von 2-85 Meter Länge und U* 14 Meter mittlerem Durchmesser zu. Der Strunk wurde in nocli gefrorenem Zustande in ein ungeheiztes Zimmer gesciiaftt und daselbst an einer ebenfalls indifferenten Wand aufrecht derart befestigt, dass das untere Stammende auf dem Boden einer geräumigen Schale und diese auf einem soliden Dreifuss aufruhte. In der Mitte des Schaftes bei 142 Centimeter Höhe und in Abständen von je 65 Centimeter vom unteren und oberen Ende wurden Baum- thermonieter bis zum halben Durchmesser und zwar Unten 7-5, Mitte 7-0 und Oben 6-5 Centimeter tief eingelassen und daneben Luftthermometer aufgehängt. Kurz nach der Aufstellung und Adjustirung zeigte das Baum- innere Temperaturen von — 1-6° Unten, — 1-1° Mitte und — 0-9° Oben. Nach zwei Tagen hatte der Baumstrunk nahezu die Temperatur des Zimmers von 1'6° angenommen und inner- halb dieser Zeit 150 K üb ik centi meter Saft austreten lassen. Nachdem sich die Baum- mit der Lufttemperatur ins Gleich- gewicht gesetzt hatte, packten wir die Schale mit Schnee voll und häuften ihn, fest zusammengedrückt, etwas am Stamme herauf an. Indem wir den anfänglichen Stand der Schnee- emballage immer wieder erneuerten, wurde die Temperatur des untersten Stammendes einige Tage auf dem Eispunkte eihalten. Hierauf erwärmten wir den Inhalt der Schale in Perioden V(»n mehreren Tagen successive auf 15, 30, 50 und 75 (jrad. Das untere Stammende tauchte dabei 10 Centimeter tief in das Wasser. Die Baumterapeiatm- in iliier Abhängigkeit etc. G41 Wir können es füg-licli unterlassen, Zablenbelege vorzu- führen, da der ganze Versuch, wie vorauszusehen war, keine Thatsache zu Tage förderte, welche mit unseren experimentellen Resultaten irgendwie im Widerspruch stünde. In demselben Verhältnisse, wie die Temperatur dei" Zimmer- luft von Unten nach Oben zunahm, variirte auch die Baum- temperatur, wobei jedoch nicht vergessen werden darf, dass das Holz ein schlechter Wärmeleiter ist und dass daher, da die Zimmerluft je nach den Schwankungen der äusseren Temperatur eine bald auf-, bald absteigende Tendenz beobachtet, welcher das Holz nicht so rasch folgen kann , eine auch zeitlich voll- kommene Übereinstimmung der Baum- mit der Lufttemperatur nicht erwartet werden kann. Sowohl bei der Abkühlung, als bei der Erwärmung des untersten Strunkendes reichte die Ab- oder Zunahme der Baum- temperatur nicht über die, nach dem physikalischen Gesetze für die Wärmeleitung des Holzes mögliche Schaftzone hinaus. Es Hess sich somit auch an der unteren, 50 bis 55 Centimeter über dem Schnee- oder Warmwasser befindlichen Beobachtungsstelle ein alterirender EinÜuss im longitudinalen Sinne nicht erkennen. Die Differenz der Luft- und Baunitemperatur oscillirte iJi der Abkühlungsperiode zwischen 0-1 und 0*3 Grad, um welchen Betrag die Baunitemperatur zurückblieb. In der Periode der Erwärmung auf 15 Grad stieg die Differenz Unten schon auf U* 5 Grad. In den weiteren Perioden, insbesonders bei 50 und 75 Grad Erwärmung, mittlerweile sich die Zimmertemperalur auf 12 Grad hob, erreichte die Differenz Unten 1 -2 Grad. In den beiden letzteren Perioden nahm die Luft- und Baumtemperatur gleichmässig von Unten nach Oben ab. Der Grund dieser Um- kehrung des normalen Verhältnisses liegt einfach darin, weil trotz sorgfältiger Bedeckung der Wasseroberfläche in der Schale und vorsichtiger Abhaltung der zwischen Stamm und Deckel auf- steigenden Wasserdämpfe eine seitliche Erwärmung der Luft- schichten von Unten her nicht völlig verhindert werden konnte. Die Baumtemperatur blieb jedoch stets in gewisser differircnder Correspondenz mit der Lufttemperatur. Dieser Versuch zeigt in unzweideutiger Weise, dass, sobald die Wirkung des aufsteigenden Saftstromes, beziehungsweise Sitzb. d. mathera.-naturw. Cl. LXXV. Bd. I. Abth. 36 642 Höhni u. Breiten lohner. der Transpiration, ansgeschlossen ist, die Baumtemperatur ledig- lich von der transversal geleiteten Wärme bestimmt wird. Beregnung der Birke. Die Benetznng der Krone in Form von Regen sollte mit Hilfe einer geräumigen, über den Baumwipfel angebrachten und mit feinen Sieblöchern versehenen Traufvorrichtung geschehen. Diese kreisrunde Siebtasse mit entsprechendem Bord und einem Durchmesser von 1*8 Meter befand sich in horizontaler Aufhän- gung 0-6 Meter über den Kronenspitzen. Zu diesem Zwecke wurden drei starke Hauhölzer derart in den Boden eingerammt, dass die nach oben convergirenden Enden die horizontal und A'ertical verstellbare Siebtasse zwischen sich aufnehmen konnten. Der längs eines Balkens in die Höhe geführte Wasserschlauch mündete mittelst eines Ausgussrohres unmittelbar in das Sieb- gefäss, welches noch eine dreifache Leinwandeinlage erhielt, wodurch verhütet werden sollte, dass das Wasser trotz der feinen Sieblöcher nicht etwa in schlagenden Strängen niedergehe. Der Effect entsprach nicht ganz unserer Erwartung, doch war die Jahreszeit schon zu weit vorgerückt, um noch eine Abänderung treffen zu können. Viel einfacher und zweck- mässiger wäre es gewesen , das Wasser zuerst in ein Reservoir seitlich , aber oberhalb der Krone zu leiten und von da einen Schleuderschlauch mit einer Gärntnerbrause ausgehen zu lassen, um von einem hohen Sitze aus in ähnlicher Weise, wie man bei der Strassenbespritzung hantirt, die Beregnung auszuführen, wobei es ganz in der Hand des Arbeiters gelegen hätte , alle Theile der Krone, auch die abstehenden Zweige, mit den Wasser- strahlen zu bestreichen. Die Birke stand noch im vollen grünen Lanbschmuck und schien nach der so gründlichen Durchtränkung des Bodens neu belebt zu sein. Der 21. September bot für das Experiment noch die gün- stigste Aussicht. Namentlich zeichneten sich die Nachmittags- stunden durch klares, warmes Wetter aus. Der Wind drehte sich von Südwest nach West mit einer mittleren Stärke von 4-r) nach der zehntheiligen Scala. Die Luft war somit ziemlich bewegt, und die Verdunstnngsgrösse näherte sich dem Maximum Die Baumtemperatur in ihrer Abhängigkeit etc. 643 des ganzen Monates. Die mittlere Tag-estemperatnr betrug- 17-0, das Maximum 20-0, das Minimum 10-9 Grad, Schon der 22. September brachte Regen, womit in der Witterung ein plötzlicher Umschwung eintrat, welcher eine niederschlagsreiche Periode mit frühem Winterbeginn einleitete. Es liegt daher nur der einzige vollständige Beregnungs- versuch vom 21. September vor. Nachstehend folgt das Resultat. Beregnungsversuch vom 21. September. Vergleichszeiten Versnch Unten Mitte Oben Controle Unten Mitte Oben Vom 11. bis 20. September Am 21. September . . . Differenz . 11-37 13-01 12-73 14-78 14-07 14-51 14-14 16 04 1-64 2 05 0-44 1-90 13-38 17-01 3-63 13-78 17-80 4-02 Differenz der Differenzen. Controle Versuch Differenz . Unten ' Mitte Oben 1-90 1-64 3-63 2 05 4 ■ 02 0-44 0 26 1-58 3-58 Zu vorstehendem Resultate , nämlich den Wertheu der weiteren Abkühlung durch Benetzung der Krone, gelaugt man in ausführlicher Weise nach folgendem Calcül. Man uddirt zu den beobachteten Temperaturen des Ver- suchsbaumes am 21. September die Erkältungsdifferenzen in der Begiessungsperiode. Versuchsbaum Unten i Mitte Oben Temperatur am 21. Sept. Erkältungsdifferenz .... Summe . 13-01 2-42 14-78 0-60 14-51 0-15 15-43 15-38 14-66 36* 644 P>ölim 11. lirei tenloliner. Diese Ansätze ici)räsentireii die normale Temperatur des Yersuchsbaumes, vermindert diireli die Depression am 21. Sep- tember. Corrigirt man nun die Temperatur des C'ontrolbaunies am 21. September mit der Differenz zwischen Versuchs- und Controlbaum in der Vorperiode, so erhält man die berechnete normale Temperatur des Versuchsbaumes für selbigen Tag. Controlbaum Unten Mitte Oben Temperatur am 21. Sejjt. . Difteienz der Vorperiode . 16-04 — ( 1 ■ 3") 17-01 —0-05 17-