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ID. 203 |
1e.
Gottfr. Aug. Bürger’
ſaͤmmtliche Werke,
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| Erſter Band.
Gedichte. Erfer Theil—
W ie n, 1812.
In Ermmilfion dey5 Anton Dit
.
..
7 Hlaschre se.
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"- Gottft, Aug, Bürgers .
Gedichte.
— —* 7 Ahlen 144 . J Herausgegeben
von
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x Karl Reinhard
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Erſter Theil. — a — EEE " Verlegt bet Anton Doll, — »
zu haben
bei Rudolph © ammer.
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” 3 MAR 1988 OF OXFORD
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Erfter Theil
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Borrede des Herausgebers.
Sam im Fahre 1789 fündigte Bürger feine Gedichte in einer neuen Ausgabe von der leyten Hand, und in einer Geftalt an, die dem Inneren und Hußeren nad feiner felbft und der Nation, die ihn hochhielt und liebte, nicht unwürdig erſchiene. Die Ausführung des Verſprechens wurde durch ei⸗ nen Zuſammenfluß widerwaͤrtiger Umflände lange verzögert, und endlidy durd den Tod des Dichters völlig unterbrochen, ehe diefer noch von feinen poetie fhen Werten die Hand abgezogen hatte. — Ich - verfiherte hierauf dem Bublicum die Erfüllung der - Zufage und Verbindlichkeit meines Freunded, und glaubte wohl ein Jahr früher Wort halten zu kon⸗ nen, als es bey neuen Hinderniffen von der zufäl⸗ Tigfien Befchaffenheit, die id fo wenig abzuwenden vermochte, als ich fie irgend einem Anderen zur Laſt legen kann, möglich war. Ich verſchmerze daß un⸗ angenehme Gefühl, mit welchem ich diefem Auf⸗ halte zuſah, über der Freude, ihm jegt ein Ende
— 6 —
befiimmen, und den Nachlaß des unſterblichen Dich⸗ tergeiſtes der Sebnſucht einer großen, edeln und danlbaren Nation aushändigen zu konnen, mit der Goffnung/ daß dieſe in eben dem Augenblide auf vergeffen und — werde, was nun ju ſchon wieder gut gem iſt. |
Ich nuhm zur Herausgabe diefer Schriſten bes fonders zwey Eigenfhaften.mit, die id als uners läglihe Bedingungen dazu betruchtete. Ein Mahl, Die ziemlich verttaute Bekanntſchaft mit der At, wie der Berfaffer ſelbſt im Ganzen und im Einzel nen von feinen Werken urtheilte, mit der Manier, wie er arbeitete und feinen Arbeiten nachhalf, und. der Kunſt, mit welcher er das Befte wieder heraus zu ſinden wußte, wenn er es gleich noch ſa weit non einander zerſireut hatte, und oft dahin, wo man es am mwenigften ſuchte. Ohne diefe Bekannt⸗ ſchaft würde es in vielen Fällen jedem Dritten noch ſchwerer geworden ſeyn, als mir, zu einem fellen Entfhluffe zu gelangen; wenn es nit gar zuwei⸗ Ien ganz hätte müffen aufgegeben werden. — Ich brachte zum Anderen eine tief gefühlte Ehrfurdt für. das Andenfen des Mannes mit, deffen unvergäng⸗ liche Geiſtes Producte mir waren anvertraut wor⸗ den. Eine Ehrfurcht, die mir Aufmerkſamkeit em⸗ pfuhl für jedes Wart, das von ihm herkam, für jede, auch die feinſte Schattirung, Die er feinen Ge⸗
IRA 7 XRRX
danken und ihrem Ausdrude gegeben batte. Daber
durfte ich, fhon um meiner eigenen Genugthuung
willen, feine Mübe für zu groß oder für unnoͤthig
halten, die ih wirklich aufgewendet habe, um den
Dichter iu feiner Tauterfim Gelbfiheit darzufiellen ,
um feinen Arbeiten nichts von ihrer Reinigkrit und. . Eigenthümligjkeit zu nehmen, was, id ihnen nicht - häste nehmen kannen, ohne einen Raub gu bege⸗ ben, ihnen aber nichts aufzubängen, was fie nicht
von Haufe mitbragten, und was fie alfo als eine - aufgezwungene Bürde hätten verfhmähen müffen.
Ich dachte ſogur bey „Heinen Feblern der Diction
mir feinen Federzug erlauben zu müffen, womit es
bier und da geſchehen geweſen wäre. Auch die Gch-
ler eines folden Schriftiteler® verdienen Achtung oder fir hören vielmehr auf, Fehler zu ſeyn, durch
fein Beyſpiel, das, wenn irgend ein anderes, ge
feggebend für die Sprache werden muß.
. Eine Folge dieſer Ängſtlichkeit und Treue in meinem Berufe als Herausgeber iſt denn nun die redliche Überzeugung , meine Pflicht als Freund ges. than zu haben, und dus gute Gewiſſen, mit wel⸗ chem ich jegt bintreten und fagen fann: Hier iſt Bürger ſelbſi! |
Bey dir Herausgabe der Gedichte, die ſo gut als aus der Handſchriſt geſchehen mußte, war
vo. 8 ron weine Sorgfalt notbeilt. Ich hatte ſowohl unter riner hetrachtlichen Menge alter und neuer Leſrar⸗ ten, als unter den Gedichten ſelbſizu wählen. Was die erſten betrifft, fo And fie von gedoppelttr Ach
Entweder hatte der: Verſuſſer Shen für Eine derſel⸗
hen entſchirden, oder nicht. In Dem Einen Falle ‚war eine Borfhrift für mich da, in Dem anderen mußte ich nath eigener Prüfung and nad eigenem. Geſchmacke annehmen oder -vermerfen. In jenem “ Könnte es wohl feyn, daß man 'mit dem Verfaſſer,
‚ „In diefem, daß man mit dein Herausgeber unzufrier
‚sen wäre. Eine Betrachtung, Die mir gerathen but, in dem dritten, Bande eine vallfiändige und geark« aete Sammlung aller handſchriftlichen Bartanten
zu liefern, Die ich norgefunden babe, und duben genau zu unterſcheiden, ob und in wie fern ih nad freye Hand behalten hatte, Die Kritiker find das durch in den Stand geſetzt, nunmehr nach ihrem beſonderen Urtheile zu billigen, oder das Verwor⸗ fene vorzuziehen. Der. Dichter: but ſelbſt einigen Stücken eine Rehenfhaft über die: Damit vorge nommenen Veränderungen beygefügt, die ich wit meiner. Barianten: Leſe füglid in Eins verweben konnte. Mande Stellen, die feinem feinen Gefühle
für Richtigkeit und Klarheit des Gedanken, für de
fiiinmtheit des Ausdrucks und für Wohlflang noch nicht genügten, waren mit Zeihen der Mißbilligung perfehen und. einer fünftigen Berbefferung aufgeho⸗
En 4 — 577
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bent Schade, daß ihm die Ferfe gu frühe entriffen wurde! Ich konnte feine Meinung nicht alle Mubl erratben, und wußte auch ten Mittel; fie merklich zu maden. Da vielleicht nur wenige Deutſche Schrift⸗ ſteller für firenge gegen fi ſelbſt, und fo eigens finnig um die Bollendung und Ausbildung ihrer Werke bemüht gewefen find, ſo muß eine ſolche Zu⸗ ſammenſtellung überhaupt für Junger und Meiſter ungemein lehrreich werden. Beyläufig kann und wird fk dem Grund der Reanferigung meines Ders fahrens legen. u Ä
Weniger noch durch den Urheber felbft argen jeden Vorwurf gefihert bin ich in Betracht der Auf⸗ nahme oder Weglaſſung ganzer Gedichte, welche durd) die voriger. Auflagen oder durch Zeitſchriften befannt wuren. Bürger hatte zum Behnfe der
neuen Ausgabe der Gedichte in der vorigen vom
Fahre 1789 die Verbeſſerungen und Zufäge theils
"am Rande theils auf. einzelnen Blättern angegeben,
zugleid) mehreren Siüden deutlih das Berdam- mengöurtheil geſprochen. Was folder Seftalt ſchon ehemahls von. ihm felbft zurüd gelegt, oder jegt erſt ausgeſtoßen Hat, das durfte ih nicht wieder begnadigen wollen. Adern er war mit diefer allges meinen Mufterung nur bis an das Ende des erfien Theiles jener Ausgabe gelangt, welcher nad der darin gemählten Ordnun g die lyriſchen Stüde ent⸗
‚efenbeit geſchũtt find, was ich hier eher gelt⸗ genoſſen zur Aufbewahrung für die Nachwelt, zur wiwandelbaren Ehre unſeres Jahrhunderts bey al⸗ len folgenden, uͤnd zum ewig bfeibenden Dentmah⸗ le: Deutſcher Art und Kunſt überlicfere, Böttim * ent 13. an 1796:
ee.
I
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Karl Reinhars.
Die Nachtfeper der Venus,
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. 4. ü 2. Dorgefange. _
M irgen Tiebe, .was bis hente Nie der Liebe ſich gefreut! -
Was fich ſtets der Liebe freute, _ Liebe margen,. wie bis. heut! >
Unter Wonnemelodieen _
Iſt der junge Lenz erwacht, Seht, wie froh den Phantafieen Neuer Luft fein Auge lache! Golden über Thal und. Huͤgel,
- Blau und golden ſchwebet er; Wohlgefühle wehn die Flügel Milder Winde vor ihm her. Wolken hinter ihm verleihen, Zränkend Wiefe, Hain und Su, — Labfal, Nahrung und Gedeihen Jedem Kinde der Natur. '
° Morgen liebe, was bis baute Nie der Liebe fi gefreut! Was fich flerg der Liebe freute, Siebe morgen, wie bis heut!
Lieb’ und Gegenliebe paaret Diefes Gottes Freundlichkeit. Ihre Nektarfülle fparet- Liebe für die Blüthenzeit.
Was auf Erben, was in Lüften |
Lebensodeni in fi begt,
Wird von frifchen Würzebüften Zum Verlängen aufgeregt. " u Selbſt die Sehnſucht, die erkaltet, Die erſtorben war, entglüͤht, Bann die Knoſpe ſich entfaitet,
Wenn die Hyacinthe blüht.
- Morgen Rebe, was bis heute Mie der Liebe fi gefreut!
Was ſich ſtets der Liebe freute, Liebe morgen/ wie bis heut! J
Heller, goldner, eofenebther
‚Bricht und diefer Morgen an,
Als das erfte Licht, da Äther ! Mutter Tellus lieb gewann,
Da fie von dem behren Gatten Flore'n und den Lenz empfing, Und der erſte Mayenſchaiten |
uUm die ſchoͤnſten Kinder hing.
Morgen liebe, was bis heute - ie der Liebe fi gefreut! Was fi ſtets der Liebe freute, Liebe morgen, wie bis peut!
wen 15 em Heoch im Fichte jener Scene . Wand aus Amphitriten's Schooß Cypris Anadyomene Sanft die ſchoͤnen Glieder los. Ahndend, welch ein Wunder werde, Welch ein GObtterwerk aus Schaum, Zräumten Simmel, Meer und Erde Zief der Wonne füßen Traum. Als fie, hold in ſich gebogen, In der Perlenmuſchel ſtand, Wiegten fie entzücte Wogen An des Ufers Blumenrand.
Morgen liebe, was bis heute Mie der Liebe fich gefreut! Was ſich ſtets der Liebe freute, Siebe morgen, wie bis beut!
2. Weihgefang.
Auf, und ſtimmt zu Cypris Feyer, Stimmt ihn an, den Weihgefang! Töne brein, gewoͤlbte Leyer! Hal am Felſen, Wiederklang! Morgen ziehn fie ihre Tauben Seyerlih in unfern Hain,
Und die hoͤchſte feiner Lauben Nimmt fie als ihre Tempel ein... Morgen figt fie bier zu Throne, „ Morgen blinkt ihr Richterſtab, Wie zur Strafe, fo zum Lohne Opricht fie milden Recht herab.
wer +6 vera Morgen liebe, was bis heute Nie der Liebe fü ch gefreut! . Was ſich ſtets ber Liebe freute, Liebe morgen, wie bis heut!
Eilt, den Thron ihr zu erheben, Eift in frober Harmonie! Blumenſchmuck fol Flora weben, &lora, blumenreich durch ſie. ° Svend', o Göttinn, jede Blume, Die auf deinen Beeten lacht, . Epende zu des Seftes Ruhme Deine ganze Farbenpracht!
Morgen, Tiebe ‚was bis heute Nie der Liebe ſi ch gefreut! Was ſich ſtets der Liebe freute, „Liebe morgen, wie bis: heut!
Sammt den Charitinnen waltet Neben ihr zugleich ihr Sohn. Feſtlich, Hand in Hand gefaltet, n. Stehn wir um den Ößtterthron. Ale Nymppen find getaden. Nymphen, aus Gefild’ und Hain, Dresden und Najaden Werven um die Görtinn ſeyn.
Liebevoll von ihr berufen, & Huldigt Altes feiner Pflicht. Knie an Knie erfült die Stufen Um das hohe Throngericht,
oo. . . ‘ . .. Mor: /
Pr.
u. 17 VER Morgen liebe, was bis heute Nie der Liebe ſich gefreut! Was ſich ſtets der Liebe freute, Liebe morgen, wie bis heut!
Ha, wie froh heran zum Feſte Schon der Nymphen Scharen ziehn! Amor grüßt mit Huld bie Gaͤſte;
Do die Bäfte meiden ibn. —
Nymphen, die fein Köcher ſchreckte, Seht ihr nicht, was Amor thas ? Daß er Wehr und Waffen ſtreckte, Daß er fih in Frieden naht?
Heut entwaffnen ihn Geſetze, Die er achtet, die er heut,
. Daß er nicht ein Herz verlege,
Wenn 6 gleich ihm Bloͤße beuth. Aber weislih, Nymphen, brüjtet Ihr euch nicht, und ſcheut ihn dad; Denn den Waffenloſen ruͤſtet
Seine ganze Schoͤnheit noch.
Morgen liebe, was bis heute Nie der Liebe ſich gefreut! Was ſich ſtets der Liebe freute
Liebe morgen, wie bis heut!
Nymphen, rein wie du an Sitte,
Du, o keuſche Delia, Sendet bir mit Gruß und Bitte
Venus Amathufia: -
Bürgers Gedichte 1. Band. - B
wen 18 vun
uUnſern Feyerhain beflecke Morgen weder Blut noch Mord! Deiner Jagd Getoͤſe ſchrecke Nicht des Hains Bewohner fort! Selber wäre fie erſchienen,
Selber haͤtte ſie gefleht,
Doch fie ſcheute deiner Mienen, Deines Ernſtes. Majeflät. .. . in... Weiche key Aurore'ns Scheine! nn Venus Amathufta . Walt’ allein. in. diefem Haine! eich’, o keuſche Deha! " © -
Morgen liebe, was bis heute - Nie der Liebe ſich gefreut! - Was fich ſtets der Liebe freute, - Liebe morgen, wie bis heut!
Freundlich von Gefiht und Herzen. Luͤde fie auch dich mit ein, ru Freut’ es dich, der Liebe Scherzen, - Ernſte Jungfrau, dich zu weihn, Freut’ e8 dich , von Jubelchören
Drey geweihte Nächte Lang Aphrodite'ns Lob zu hören, |
Und beglücdter Herzen Dank, ’ Freut’ ed dih, in Wirbelreigen .. s Paar an Paar uns munter drein, Und, umbüllt von Myrtenzweigen, Siebetraulich ruhn zu fehn. —
Denn den Helden, der am Indus Vom besäbmten Pardel ſtritt,
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Ceres und, ben. Gott vom Pindus
Lud die Goͤttinn freundlich mit.
Morgen liebe, was bis heute Nie der Liebe fih gefreue! Was ſich ſtets der Liebe freute, Liebe morgen, wie bis heut!
3. Gosgefang.
Ha! ſchon naht ber Zug. der Feyer. Auf, beginnt den Lobgeſang!
Töone drein, geweihte Leyer!
Hall' am Felſen, Wiederklang! —
Aphrodite'ns Hauch durchdringet,
Bis zur leeren Ätherflur, Wo die lezte Sphaͤre klinget, Jeden Puls der Weltnatur.
Emwmig weht er, fort zu naͤhren Jene wunderbare Kraft,
Die dur Zeugen. und Gebären Ewig neue Wefen ſchafft.
Morgen liebe, was bis heute Nie der Liebe ſich gefreut ! Was ſich ſtets der Liebe freute, Liebe morgens wie bis heut!
Wie die Blaut an Hymems Feſte, Prangt durch fie bie Srühlingsflur. ' | 2
Yrorin 'ZO wien Blüthe ziert des Baunes Alte, Wie Rubin die Perlenſchuur. Bellis, Primel, Mayenglode, Purpurklee und Thymian, - " ° Krofus mit der goldnen Tode, Schmüuͤcken Held: und MWiefenpfan. Auf dem Gartenbeet entfaltet | Sie der Tulpe Prachtgewand. Aber holder noch geſtaltet Did ,. o Rofe, Eypris Hand. Ihrer zarıen Dornenwunde Dankeſt du dein fanftes Roth ie
Deinen Duft dem füßen Munde‘,
Klagend um Adonis Tod. | Morgen liebe, mas bis Beute -Mie der Liebe fich gefreut! Was fi ftets der Liebe freute, Liebe morgen, wie bis heut!
Site begluͤckt, was im Geflde, Sie, was Odem zieht im Hain, Wie der Herde, fo dem Wilde; Flößt fie ihr Entzüden ein.
Wohl gedeiht die Luft der Gatten, Wohl durch fie im Mutterſchooß; Ohne Weh im Myrtenſchatten Windet ſich ihr Segen los.
Denn es war die Flur der Hirten, Alte Sage macht ed wahr,
Wo fie felber unter Morten
Ihren Amor uns gebar.
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on BL OBER
Morgen liebe, was bis heute Nie der Liebe fih gefreut! _ Mas fi) ſtets der Liebe freute, Liebe morgen, wie bis heut!
Sie erlöft' Anchiſens Laren, Als die Gluth fein Haus umfing;. @ie aus taufend Meergefahren,, Pas der Flammenmwuth entging. ' Sie erwarb dem biedern Sohne Fern von Troja Weib und Land. Rheens unentweibte Zone Löfte fie durh Mavors Hand. Heil durch Liebesbund und Frieden, Gegen Räderzorn und Macht, Schenkte fie den Romuliden Zur geraubten Freudennadt. Roma, deine Tapferthäter, ./ Wunder für der Nachwelt Ohr, Deine weifen edlen Vaͤter Singen al’ aus ihr hervor.
”
/ Morgen ‚liebe, was bis heute Nie der Liebe ſich gefreut! Was. fich flets der Liebe freute, Liebe morgen, wie bis heut!
Schal’, o Maygefang! Erſchalle, Cythereens Hochgeſang!
Thal und Hügel feyern alle,
Wald und Flur ſind Feyerklang.
22 —
Horch! der Herde Jubellaute Schallen dort vom Anger ber, Leifer tönt im Heidekraute = Neger Bienen Chorlieb hier. Lärmend ruft das Hausgefieder Ihr vom Weiber Dank empor, ' Und die Vögel edler Lieder Opfern Wohllaut ihrem Ohr. Schmelzend flötet Philomgle
Tief im dunkeln Pappelhain. Liebe tönt aus ihrer Seele; Klage Eann ihr Lied nice feyn. Längft iſt Tereud Wuth vergeffen ? Längft vergeflen ihr Verluſt. Maygefühl und Liebe preffen Sanfter ihre zarte Bruft.
Morgen liebe, was bis heute
Nie der Liebe fih gefreut!
Mas fich ſtets der Liebe freute,
u Liebe morgen, wie bis heut! Sänger, Chor an Chor verbreiten
Aphrodite'ns Lob umber.
Sol ih nicht ihr Lied begleiten ?
. Stimmet mich Eein Frühling mehr —
Ha! Erwachte nicht im Lenze Meine Bruſt zu Lieb’ und Gang, So entwelkten mir die Kränze, Die in’s Haar mir Phöbus fchlang. Phoöbus, müde mich zu lehren, Nahme Stimm’ und Laute mir,
%
— BD — Saͤng' ih, May! nicht dir zu Ehren, Nicht zu Ehren, Liebe! dir. “ Auf denn, wann im grünen Hage Men ihre Bert Aëdon baut, Werd', o ed, am erflen Tage Mit Aëdon's Gatten laut!
Morgen liebe, was bis heute Mie der Liebe ſich gefreut! Was fih fietd der Liebe freute, Liebe morgen, wie bis heut!
— 24 —
Luſt am Liebchen. W | Wie ſeig wer fein Liebchen var Wie felig lebt der Mann.! Er lebt, wie in der Kaiſerſtadt Kein Graf und Zürft es kann.
Er achtet feiner Seligkeit . Kein Gut auf Erben glei. . Er dünkt, verarmt bis auf den Deut,’ Sich dennoch Kröfusreid. 2 J
Die Welt mag laufen, ober fehn , Und Alles mag rund um Kopf unten oder oben gehn, - Was kümmert er fih drum? |
Hui, fingt er, hui! wer macht aus Wind, Wer ſich aus Negen was? | Nur wehn und wehen Eann ber Wind,
Und Regen macht nur naß.
Durch feine Adern Ereifet frifch Und ungebemmt fein Blut. Geſunder ift er, als ein Fiſch In feiner Haren Fluth.
Ihm ſchmeckt ſein Mahl: er ſchlummert füß Bey ſederleichtem Sinn,
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Und träumt fi in ein Paradies - Mit feiner Eva hin.
In Goͤtterfreuden ſchwimmt der Mann, Die kein Gedanke mift, _-. u Der fingen oder fagen kann,
Daß ihn fein Liebchen kuͤßt. — .
Doch ad! was fing ih in den Wind, „Und habe felber Einst _ 5 D Evchen, Evchen, komm gefdhwind,, O komm und werde meing !
Metine ’
MW anere a he er m hohen — *⁊ Durch den Tempel zu des Herten Mahle, Huldigung und Himmelswunſch im Blick, Ach! ſo waͤhn' ich Gottes Braut zu ſchauen; Mir entſinket alle mein Vertrauen,
Und bie Liebe bebt vor ihr zurück.
Aber ſeh' ich, wie im Alltagstreife, Frey und fröhlih, doch nah Sitt' und Weife, Sie fo maͤdchenhaft fih haben Eann ; | Wie fie Scherz und Ernft fo lieblich kleidet, Wie um ihre Huld ſich Alles neidet,
Dann wagt Liebe wieder fi heran. °
Ehrfurcht neigt fi ihr im Engelglanze. Lieb’ umſchmeichelt fie, im Maͤdchenkranze Sanfter Myrten, ohne Himmelsfchein. Dünkte fie doc ſtets fo himmliſch Allen; Aber meiner Liebe zu Öefallen,
Hold und magdlid meinem Blid allein!
wa 27 un.
An Ariſt.
Wenn der gute Himmel mir Ewig, ewig doch vergönnte, Daß ich, braver Mann, mit dir Meine Tage leben könnte Nimmer, nimmer wollt' id dann Noch nad andern Sreuden jagen. Sa, fürwahr! ich wollte dran Kein gemeines Opfer wagen. Lieb’ und Wein wollt ich entfagen, Deren doch ein frober Dann Micht gar leicht entrathen Tann.
were 28 — .’ , . . P2 . a}
Huldigungsfieb.
vr
Wir ich doch fo hold , wie jener Freund ber Liebeöföniginn ; E Dder nur ein wenig ſchoͤner, Als ih Armer jego bin!
Denn von einem holden Knaben Fühlteft du vielleicht. den Schmerz, Und verfhmähtert nicht die Gaben,
Die ich biete: Hand und Herz.
Ruͤhrt dih auch aus blaffem Munbe | Liebevolle Huldigung, O ſo heile meine Wunde, Oder gib ihr Linderung!
Dienen kann dir niemand treuer, Alt dein frommer Agathon. Diefe huidigende Leyer -
Sagt die Hälfte nicht davon.
,
Unermüdet will er dienen,
Deines Lebens Genius, Und erforfhen aus den Mienen Wohlgefallen und Verdruß.
u‘
nen 20. eh, Kind, was bie Tegt, Ede! ich's, Alles gab’ ich dir. Schande, wenn ih was verfagte, Hohe Schande wär ed mir!
Fehlen folk’ es dir im Jahre Nie an Spielen froher Luſt, Nie an Blumen: in die Heare, Nie an Blumen vor die Bruſt.
Emfg warten jeder Nebe, Pflegen wolle’ ich jeden Boum, Daß er. fühe, Fruͤchte ‚gäbe, Nur für deinen zarten Baum. .
\
Schattengaͤnge, Sommerlauben - Woͤlbr ich dir, zu Fühlen. Ruh', Trüge. Veeren, Nüf. uud Trauben Dir in Binſenkoͤrbchen zu.
Neben deinem Lager ſtehen, | Wann du Taufchteft „wollt ic bier. Angenehme Kühlung weben _ Sollt' ein Myrtenfächer dir. —
“ Alles Leid und Mißbehagen, Jede Sorge, jede Loft
Wär ih ganz allein zu tragen Nun_und immerbar gefaßt.
_ immer y Sieben, wolle ich truͤben Deines Lebens Heiterleit. Alle deine Launen lieben N. Wout' ich mit Verträglichkeit... >
Sey eb Liebes ober Leides, . Kim’ ed nur von deiner Huld, - So erwicdert' ih auf beydes Bald Entzuͤcken, bald Gebuld, --
Stügelfchläge von dem Weibchen . Traͤgt des Taubers frommer Sim. Auch von bie, geliebtes Tauben, - - Naͤhm' ich Alles ie bin, ' |
Hieße mich dein Blick entweichen Züente mir dein Angefiht, © Trauernd würd’ ich von die ſchleichen; Widerſtreben koͤnnt' ich nicht. 3
Winkteſt du, fo eilt' ich wiebher, Küste den Verſoͤhnungskuß, Saͤnk' an deinen Bufen nieder,
Und verlaufte den Verdruß. —
Rührt, o Liebchen! dich die Weife Diefes Liedes? Höreſt du? — Ah! die Ahndung liſpelt leiſe Mir ein andres Schickſal zu.
XXX 31 ARTE Pd
Schmuck, ein wenig Schmuck der Wangen, Sieht mit ſtärkerm Zauder an, Als das innige Verlangen Einer guten Eeele Esam;. ... :
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Schöne Wuhlen werden Fommen,: Werden dich .um Liebe fiehn , Und du wit: voA deinem Frommen Zu dem Schönen übergehn.
Auzzu Seicht genügt den Sinnen An der Schale Sleifary, . . 7 Sorglos, ob der Kern. :dorinnen Wahrheit, oder. Lüge ſey. -;.
Und wie oft gewann die Lüge Ibhr betriegeriſches Spiel, Wann den Sinnen nur zur Gnuͤge Ihrer Schale Rẽitz gefiel.
Lüge, gleich dem Farbenſpiele, Das der Regenbogen zeigt, Hat der leeren Reitze viele, Und mit dieſen taͤuſcht fie leicht.
Lüge hat, zu Gram und Freude, Wörthen, wie man gern fie hört; Schwören kann fie hobe Eide, Wie fie Treu' und Waprbeis ſchwoͤrt.
\ Ah! fie wird, dein Herz zu rühren,
Toben, wie Verzweifelung.
Eide werben dich verführen,
Eide falfher Huldigung.
Dann werd' ich zur Seite treten, Weinend über beine Wabl; Aber dennoch bruͤnſtig bethen, Mitten unter meiner Qual:
Daß dein Herz nicht Übel. wähle, Was dein Auge wohl erkor., Gott behüthe, liebe Seele, Gott behürhe dich davor! ..-
Das
wen 33 —
Das harte Mädchen.
| J« ſah ſo frey und wonnereich Die Tage mir entſchlüpfen, Wie Voͤgelchen von Zweig auf Zweig
Beym Morgenliede büpfen. .
Feagt jeden Sommerwind, der hier Die Blumenau’ erfrifcher, Ob je ein Seufzer fih von mie In feinen Hauch gemifcher!
Fragt nur den ftillen Bach im Sie, Ob er mich Elagen hörte? Ob Eine meiner Thränen je Die Heinen Wellen mehrte?
Mein Auge fhante falkenhel Durch meilenlange Räume:
Wie Gemſ' und Eichhorn, fprang ich ſchnel
Auf Felſen und auf Baͤume.
So bald ich auf mein Lager ſank, Entſchlief ich ungeſtöret. Des Waͤchters Horn und Nachtgeſang Hat nie mein Ohr gehöret,
worhers Gedichte 1.2 6
wen Du nroon Nun aber find mir Luft und Scherz Und Muth und Kraft vergangen. _ Ein hartes Mädchen hält mein Herz, Mein ar armes Se gefangen.
Nun band’ ich m meine Seele fie Erfeufzend in die Binde, And girre klaͤglich hin nach ihr, Gleich einem kranken Kinde.
Nun müſſen Bach und Klee genung Verliebter Zaͤhren ſaugen, Und graue Nebeldaͤmmerung Umwölkt die muntern Augen.
Nun bärm’ ich ganze Nächte lang, Auf fchlummerlofem Lager, ,
Die leihten lieder matt und Frank, Die vollen Wangen hager.
An meinem Leben nagt bie Wuth Graufamer Seelengeyer, Nagt Eiferfucht auf fremde Gluth, Zehrt mein verſchma aͤhtes Feuer.
Das harte Maͤdchen ſiebt den Schmerz, Und mehrt ihn dennoch ſtuͤndlich. O Liebe, Fennft-du noch ein Herz, Wie dieſes, unempfindlich? —
Ein einzig Laͤcheln voller Huld Wuͤrd' allen Kummer lindern, Und ihre nicht erkannte Schuld, Bald silgen, gder mindern.
Mich wedte wohl ihr ſuͤßer Ton
Noch aus dem Grabe wieder; .
Sa, wär’ ich auch im Himmel ſchon, Er lockte mich bernieder,
vona 36 re
Anden Traumgott.
‘
D, Schwaͤrmer um die Ruhebetten Von Moos und Zlaum, D Bruder leichter Amoretten, Seliebter Traum! Was zeigeft du mir Xbelinen So hold, fo mild? Sie felbjt ift mie je nie erfhienen, Wie dieſes Bild. O Trauter, iſt mein Glüͤck dein Wille, So eile nun Der Taͤuſchung dieſer ſchonen Site Di abzuthun ! Nimm an ein Wefen, wie das Meine, Gebleicht, verzehrt, Und tief gebückt vom Oram. erfheine ‚ Der mid beſchwert
Den Geiſtern gleich, die aus den Meilern, Des Graun's erſtehn, Und Nachts zu ihren Lebensquaͤlern Vergeltend gehn, Tritt mit den Blicken und den Mienen, Entlehnt von mir Noch dieſe Nacht zu abelin⸗ n,
un ſprich zu ihr;
—
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ve. 97 vo. u
„Du lachteſt Hohn für Lieb" und Treue Auf mich herab; Nun weine deine bitt're Reue - Mir nah in's Grab!” Dieß bring’ in Aufruhr ihr Gewiſen; Ihr Schlaf entflieh', Und ſchluchzend unter Zährengüffen Erwaͤche Sie!
nwoen BB —
An die Hoffnung.
j O beſte holder Feen,
Mit liebevollem Sinn,
Vom Himmel auserſehen, Zur Menſchentröſterinn!
Der ſchönſten Morgenſtunde, Gehüllt in Roſenlicht,
Der Suada gleich am Munde, Der Honigrede ſpricht!
Du, die mich oft erheitert, Wernimm, o Hoffnung, mich! Mein freyes Herz erweitert Zu Lobgeſaͤngen ſich. Sie lodern mit dem Feuer Des frommen Dank's empor. O neig' auf meine Leyer Dein augefallig Ohr!
Als mit dem goldnen Alter Der Unſchuld Glück entwich, Da ſandten die Erhalter Gequaͤlter Menſchen dich,
Daß du das Unglück ſchwaͤchteſt,
Des Laſters Rieſenſohn;
Und Freuden wieder braͤchteſt, Die mit der Anſchuld flohn.
Nun wandelt im Geleite Dir ewig Ruhe nad). Im Aufeube und im Streite Mit graufem Ungemach, Ertheileft du dem Müten, . Eh ganz fein Muth erfchlafft, Erquifung oder Frieden, Und neue Heldenkraft.
Du ſcheucheſt von dem Krieger
Das Grauen der Gefahr,
Und tröfteft' arme Pflüger
Am dürren Mangeljahr.
Aus Wind und lauem Regen, Aus Sonnenfhein und Than Derkündeft bu den Gegen . "Der zart befproßten Au’,
Ron deinem Fluͤgel büftet Ein Balſam für den Schmerz; Bey feinem Wehen -Tüftet Sich das beflomm’ne Herz. Dein Odem hauchet Kräfte Verwelktem Elend ein; Erftorb’ne Falte Säfte Belebt dein milder Schein.
Du bift es, die dem Kranken Die Todesqualen, ftillt,, Mit wonnigen Gedanken Von Zukunft ihn.erfült,
ne LO om Sn feinen legten Träumen Das Paradies ihm zeigt, Und unter grünen Bäumen Die Lebensfchale reicht,
Die du den armen Eclaven Am dunkeln Schacht erfreuft; Mon unverdienten Strafen Erlöfung propbezeift,
Dem im Zorrbenermeere
Die Laft des Ruders hebſt, Und tiber der Galeere | Wie Frühlingswehen ſchwebſt.
O Goͤttinn! Deine Stimme⸗
Zönt der Verzweifelung,
In ıhrem tauben Grimme, Noch oft Beruhigung. Dein bolder Blick entwinket Sie gieriger Gefahr. Der Todesbecher ſinket, | Der fhon am Munde war. —
Und ah! — Verſchmaͤhte Liebe
Braͤch' ihren Wanderſtab
Getroſt entzwey, und grübe- Sich vor der Zeit ihr Grab. Doch du hebſt ihr im Leiden Das ſchlaffe Haupt empor, Und ſpiegelſt ihr die Freuden Erhellter Zukunft vor.
see Ar nm Das bat mein Herz erfahren! — Schon lange wäre wohl Von meinen. Trauerjahren Die Heine Summe voll; Schon hoͤrt' ich auf zu flreben, Mie brach das Auge fchon: SH kam zurück in's Leben Auf deinen Schmeichelton. —
„Vielleicht, daß deiner Zaͤhren Die legte bald verfchleicht. Wie lange wird es währen,
So haucheſt du vielleicht
Den Geufzer ihr entgegen,
- Dem Lieb’ und Glück verlieh’n,
Die Harte zu bewegen, Die unempfindlich ſchien.
‚Und blieb ihr Herz hienieden Auch immer unerweicht,
So iſt fie dir beſchieden
Im Himmel noch vielleicht; Im Himmelreich, wo Liebe Die Seelen all' erfuͤllt,
Und jede Bruſt die Triebe Der andern Bruſt vergilt.
Wann, ſonder Erdenmaͤngel, Dein Reitz in Fülle blüht,
Und Anmuth holder Engel
Dein Antlitz uͤberzieht;
win AR —
Wann ſich zur Engelſeele Die deinige verſchoͤnt, Und himmliſch deine Kehle Zur Himmelsharfe tönt:
Dann, füßer Eopn der Treue! Befchleicht bie leere Bruſt Erbarnien ober Reue, Voll reiner Liebesluſt.
In Edens ſchoͤnſter Laube Dee Liebe did. — O Parabiefesglaube, u
Erhalt' und ſtaͤrke micht
Bachchus.
His, drey Mahl höher als Apoll, Sol Vater Bacchus leben! Zehn Berge, dit von Lorbern voll, Sılt Einer mir vol Reben.
Um Pbobus Reifen Helikon Herrſcht Moth in den Provinzen. Er und ein Prinz vom Libanon,l Mas find fie? Bestelpringen
Gewiß gar kämmerlichen Sold Erwirbt ihm ſeine Leyer, Wiewohl er prahlt, fle ſey von Bold Und ganz entſetzlech cheuet.
pm borgt. auf feinen Rindertand "Rein Aluger einen Heller. Ganz anders reigt ‚ein Unterpfand Aus Vater ‚Evans Keller.
Zwar wiffen wir, wie Rot; Apoll Mit Sang und Klang ſich blähet,
Doch ſchelnt's, daß ſich auch Bacchus wohl Auf Sang und Klang verſtehet.
Wie mag im Offnen am Parnaß Sein Kammerton behagen? | Da follte Bachus Juchhey baß An's Ohr der Kenner ſchlagen.
R 44 ni ' Auf! diefen laßt zum Schutpatron Des Helikons uns weihen. Weit beſſer wird durch feinen. Lohn Die Dichterzunft gedeihen.
Vertilgt den alten Lorberhain! Pflanzt Reben an die Stelle! Das Heidelberger Faß voll Wein
Rollt auf bie Roßhut. Quelle.
Alsdann wird unſer neuer Staat Der großen Welt gefallen! Gern wird der Fuͤrſt und der Praͤlat Zu unſerm Verge wallen. J
Man febte ja nad altem Brauh Bisher dort allzu nüchtern. Drum blieben die neun Jungfern auch Von ie und je fo ſchůchtern.
Ha! zapften ſie ſich ihren, Trank Aus Bacchus Nektartonnen, Sie jagten Blödigkeit und Zwang JIn's Kloſter zu den Nonnen.
Fuürwahr! SEi⸗ ließen nicht mit Rüge Zur Eleinften Gunſt fi zwingen;- Und ungerufen würden fie Uns in die Arme fpringen.
— — nf —
— — — — —
Das Doͤrkchen.
Jo ruͤhme mir
Mein Dörfchen hier! Denn fhönre Auen, Als rings umher
Die Blicke ſchauen, Blühn nirgends mehr. Welch ein Gefilde,
Zum ſchoͤnſten Bilde
Für Dietrich's Sand! Hier Felſenwand, Dort Ährenfelder
Und Wieſengrün,
Dem hlaue Wälder Die Gränze ziehn! An jener Höhe Die Schaͤferey, Und in der Naͤhe Mein Sorgenfrey! So nenn’ ich meine Geliebte, Eleine Einfiebeley ,
Worin ih lebe, Zur Luft verftedt, Die ein Gewebe: Von Ulm’ und Rebe Grün überdeckt.
Dort kraͤnzen Schlehen
Die braune Kluft,
Und Pappeln wehen
In blauer Luft. Mit ſanftem Rieſeln Schleicht hier gemach Auf Silberkieſeln Ein heller Bach Fließt unter Zweigen, Die über ihn Eich wölbend neigen, Bald ſchüchtern hin; Laͤßt bald im Spiegel Den grünen Hügel, Wo Laͤmmer gehn,
Des Ufers Büſchchen Und alle Fiſchchen
Im Grunde ſehn.
Da gleiten Schmerlen Und blaſen Perlen. Ihr ſchneller Lauf Geht‘ bald hinnieder, Und bald herauf Zur Flaͤche wieder.
| Schön it die Flur; Allein Elife Macht fie mir nur
Zum Paradieſe.
Der erſte Süd
Des Morgens wecket
‚won AT — Auch unfer Stüd. Mur leicht betedet, Führt fie mid hin, in Wo Flore'ns Beete Die Koͤniginn Der Miorgenröthe Mit TIhränen naͤßt,
Und Perlen. bligen u. Don allen Spigen _ Des Grafes läßt. ‘
Die Knoſpe fpaltet
Die volle Bruſt;
Die Blume faltet
Sich auf zur Luſt.
Sie bluͤht, und bluͤhet.
Doch ſchöner nicht,
Als das Geſicht Eliſe'ns glühet.
⸗
Wann's heißer wird, Geht man ſelbander Zu dem Mäander, Der unten irrt.
Da finft zum Babe Der Schäferinn
An das Geftade
Das Röckchen hin. Sol ich nicht eilen, Die Luft zu theilen?— Der Tag iſt ſchwül, Geheim die Stelle,
' , z
— AB rum Und Ear und kühl Die Badequelle.
Ein leichtes Mahl Mehrt dann die Zahl Bon unfern Freuden. In weihem Graf, An Pappelweiden, Steht zwiſchen Beyden Das volle Glas.
Der Trunk erweitert Nun bald das Herz, Und Wis erheitert
Den fanften Scherz.
Sie kommt, und wintet, Und ſchenkt mir ein,
Doch lachend trinker
Sie ſelbſt den Wein; Flieht dann und duͤnket Sich gut verſteckt;
Doch bald entdeckt,
Muß ſie mit Küſſen
Den Frevel büßen.
Drauf miſchet ſie Die Melodie Der ſüßen Kehle Sn das Ab: Der Pbilomele, Die fo voll Seele Nie fang, wie fie,
So
— AO — So zirkeln immer tur und Genuß, Und uͤberdruß Befaͤllt uns nimmer.
O Seligkeit! Daß doch die Zeit Dich nie⸗-zerſtoöͤre! Mir friſches Blut, Ihr treuen Muth Und Reitz gewaͤhre! Das Gtück mag dann Mis vollen Händen An Jedermann, . - Der foleppen Bann, Sich arm verfchwenden. Ich ſeh' es an, Entfernt vom Neide, 4 Und flimme dann 4 Mein Liedchen an, | Zum Tanz ber Sreude; 3b rühme mir ‚ Mein Dörfcpen hier!
®
Bürgers Berichte 1. Band.
vn 50 —
Basriete.
O wie fhön iſt Gabriele, *
O wie fhön, an Seel' und Leib! | . - Ofter6 ahndet meiner Seele, ‘
Tiefe ſey Fein Erdenweib.
Faſt verflärt, wie Simmeltbräutez Iſt fie fehllos ganz und gar. Heiliger und ſchöner war
Mur die Hocgebenebeite,
Die den Heiland uns gebar.
vn Br rom
\
Amor's Pfeil.
Amor's Pfeil hat Wiberſpiten, Wen er traf, der laſſ' ihn ſitzen, Und erduld’ ein wenig Schmer; ! Wer geprüften Rath verachtet, Und ihn auszureiſſen tradhtet ; Der zerfleiſchet ganz fein Herz.
gie. und Lob dir Sobnen.
Kr win das Her; mein Leben fang _ am Lieb’ und’ Lob der Schönen,
Und meine Laute, meinen Gang
An Lieb’ und Lob gewöhnen.
Denn- lange , lange hat es ſchon Anakreon erprobet: Nichts bringt dem Sänger füßern Cohn; ; Als wenn er liebt und lobet.
er fih auf Lieb' und Lob verſteht⸗ Auf Lieb' und Lob der Muͤdchen, Der ift und bleibt der Leibpoet
An Putztiſch, Rahm und’ Rüden:
Wohlen, o Laute, ſtimme dich Zu Lob- und Liebesſonge! Kein ‚Mädchenherz verſchließe ſich Vor deinem, Zauberklange.
Man wird für dieſen Wohblgenuß Gar lieblich Dank mir nicken; Ah werden Haͤndedruck und Kuß
Nicht felten mich erquiden.
Es wirt mir mande ſchoͤne Hand Ein Pfand der Huld verleihen, Bald wird fie mir ein Bufenband, Bald eine Locke werben.
.
®
wo 53 —
Bexy'm Epiel und Tanze werben mir Die Echönften immer winken,
Und, die ich forbre, werden ſchier Eich mehr als Andre duͤnken.
Geliebt, geehrt bis an mein. Ziel, Don einer Flur zur andern Werd’ ich mist Satzg und Lautenfpiel Herbey gerufen wandern. |
Und, wann ich laͤngſt zur Ruhe bin, Und unter Ulmen ſchlafe, So weidet gern die Schaͤferinn Noch um mein Grab die Schafe.
Sie ſenkt, gelehnt auf ihren Stab, Ihr Auge, feaht von Schmerzen, Auf meines Hügels Moos herab,
Und Hagt aus vollem Herzen:
„Du,.der fo holde Lieter ſchuf, So holde, füße Lieder ! O wedte dich mein lauter Ruf Aus deinem Grabe wieber !
Du. wuͤrdeſt mich nach deinem Brað Gewiß ein wenig preifen. Dann hätt’ ich bey den Schweſtern auch Ein Liedchen aufzuweiſen.
Dein Schmeichelliedchen fäng* ih dann, Soollt' au die Mutter ſchelten.
O lieber, füßer Leyermann, |
Wie wol’ 5 dir r vetgellen! ”
x a
Dann wird mein Get, ‚wie ‚Sommerluftz Aus feiner Ulme Zweigen |
Zu ihr herunter auf die. Sruft, Sie anzumwehen, fteigen;
Wird durch des Wieſenbaches Kor; Und Blätter, die fi kraͤuſeln, Ein Lied in ihr entzücktes Ohr Zu Lob und Lehe faufeln.
. An Ugathe
m. sinem Geſpräche üser Ines irdiſchen Zeiden und Augen in die Ewigkeit.
— dem naß geweinten Schleyer Loöſch' ich meine Thraͤnen aus; Und mein Auge ſchauet freyer Über Zeit und Grab hinaus.
Geift erhabner Prophezeyung, Gottes Geift erleuchtet mi! - Lebensodem zur Ernenung Wehr: gewiß auch. Aber mich.
Jedes Drangfal diefed Lebens,
So bein weiches Herz gebrüdt, Zeuget, daß du nicht vergebens Oft nach Troſt hinaus geblidt.
Nein! Nicht ſchwelgendem Gewuͤrme Nun und immerdar ein Raub, Noch ein Spiel der Erdenſtuͤrme Bleibet guter Herzen Staub. *
Nein! An diefe Wuͤſteneyen Sind wir ewig nicht gebannt. Keine Zähre darf und reuen; | Denn fie fiel in Gottes Hand:
2
Mas anf diefe Härten Auen
- . Bon ver Unſchuld Thraͤnen fänt,
Wird gejammelt, zu bethauen . Zu Gefilde jener Welt;
Die Sefilde, wo vom Schnitter ⸗ Nie der Schweiß der Mühe rann, Deren Ätber kein Gewitte Und kein Nebei trüben kann.
Geufjer ‚ deines Grames Zeugen, Werben auf geh Himmel gehn, Werden einft von Poalmenzweigen guhluns dir herunier wehn.
Von dem Schweiße deiner Müßhen, Der hier. Undankbaren quillt, Werden dort einſt Blumen btäpen, —W Bir fie bier kein kenz enthüut.
Wann Werſolgung ihren Ahle
Endlich auf. dich ausgeleert; ;
Mann dein Gold fih, vor dem Schwaͤcher | Seines Glanzes, rein bewaͤhrt;
Und, zur Erntezeit der Soeten J— Da das Korn geworfelt wird, | Ausgeftreuter Edelthpaten Heine Frucht im Siebe ſchwirrt. —
— — — — — — — —
ons 97 N Seil ber ſchoͤnſten ſchoͤner Stunden, Die ſich um dein Leben drehn, Die, vom Sklavenzwang entbunden, Dich zur Freyheit wird erhoͤbn! —
Zeuch mich dir, geliebte Fromme, An der Liebe Banden nach! | Daß auch ich zu Engeln komme, Zeuch, du Engel, dir mich nach!
Mich begleite jede Wahrheit, Die du ſchmeichelnd mir vermaͤhlt, Zu dem Urquell aller Klarheit, Wo kein. Reit ſich mehr zerhehuz
men BE ram Danklied.
Augutiger mein Hochgeſang Sroblode dir mein Leben lang! Dein Nahme fen gebenebeit, Bon nun an dis in Ewigkeit!
O Sott! An meiner Mira Bruft Durchſchauert mid die fromme Luft. | Den du erfhufft, der Traube Saft, Gibt meinem Liede Schwung und Kraft,
Im Wonnetaumel thut mein Mund, : Da Geber , deine Gaben Eund!
Ruß, Freudenmahl und Becherklang . Entweiben Eeinen frommen Eang. —
Die füße Maͤdchen, weldhes mir Den Himmel küſſet, danket dir, Dir dankt es feurig mein Geſang! Wie meine Liebe flammt mein Dank.
Die Tenne zollt mit ihre Gift; Mir zinfen Garten, Sorft und Trift; Don. mander edeln Kelter fleußt Für mid) der Traube Feuergeiſt.
Auf Rebenbergen, fern und nah”, Am hohen Kap, zu Mallaga, Zu Hochheim, Cypern und Burgund . Troff Nektar fhon für meinen Mund.
2)
®
VAR 59 GROSS Auch mir führt, unter Taufenden, Das reihe Schiff aus Indien Gewürz und edle Spezerey, Und Saba’d Bohnen mit herbey. —
Wer zaͤbkt die Gaben alle! Wer?! Zibit Jemand auch den Sand am Mer! Iſt Zemand, der am Firmament Die Summe der Geſtirne nennt? -
Bon dieſer Unzahl weg den Blick! Zurück, mein Geiſt, in dich zurück! In dieſem eng' umſchraͤnkten Bau, Gott, welcher Gaben Wunderſchau!
Du floͤßeſt Geiſt den Nerven ein, Mit Kraft erfüllſt du mein Gebein, Stroömſt in die Adern reines Blut, Und in die Bruft gefunden Muth.
Ich fühle deinen fhönen May, Und Philomelend Melodey, Des Sommers wolluftvolle Luft, Der Blume Farbenglanz und Duft.
Vor Zaufenden gab deine Gunſt Des Liedes und der Harfe Kunſt In meine Kehle, meine Hand; Und nicht zur Schande für mein Land !
Daß meine Phantaſey, vol Kraft, Vernichtet Welten, Welten fchafft, Und höflenab, und himmelan Sich ſenken und erheben kann;
oosen 60 —
Daß beller meinem wackern Geißt Sich die Natur ver Dinge weiſt, Und daß ih, wie nicht Jetermann, Bon "Wahrheit | Irrthum ſondern kann;
Daß ih, von freyem Biederſi inn, Kein Bube nimmer war und bin, Nie werden kann mein Leben lang, Durch Schmeicheleyen oder Zwang;
Deß freuet meine Seele ſich, Und meine Lippe preifet dic! Dein Nahme fey gebenebeyt, Bon nun an bi in Ewigkeirl
Winterlieh
. Dar Winter hat mit Falter Hand Die Pappel abgelaubt, -
Und hat dad grüne Maygewand
Der armen Flur geraubt !
Hat Stümden, blau und roch und weiß, Begraben unter Schnee. und Ei.
Doch, liebe Blümchen, haffet nicht Von mir ein Sterbelied. Ich weiß ein holdes Angeſicht, Wo Schönbeit euch erzieht. Blau iſt des Augenſternes Nund, Die Stirne weiß, und roth der Mund,
Was kümmert Amfel mi im That; Was Nachtigall im Hain? Denn Molly trillert hundert Mahl So hell und filberrein. | Ihr Achemrift wie Srühlingsfuft, Erfünt mit Hyacinthenduft. |
Wann mid ibr Purpurmund begabt; Z Ah, welch ein Wohlgenuß! Die Erdbeer' und die Kirfche labt Nicht ſuüßer, als ihr Ruf. — 8 May, was frag’ ich vıef nad dir } Der Frühling lebt und’ webr in iht:
.e +
wen 68 —
venoren
8F
Lanne fuhr um's Morgenroth Emyor aus ſchweren Träumen:
Biſt untreu, Wilhelm, oder tobt?
Bie lange winft bu fäumen?” —
Er war mıt König Friedrich's Macht
Gezogen in die Prager Schlacht,
Und hatte nicht geſchrieben,
Ob er geſund geblieben.
Der König und die Raiferini re Des langen Haders müde, Erweichten ihren harten Sinn, Und machten endlich Friebe; Und jedes Heer, mit Sing und Sang Mit Paukenſchlag und, Kling und Klang ; Geſchmuͤckt mit grünen Reifen,
Zog heim zu feinen Häufern..
Und überall all überall; Auf Wegen und auf Stegen, Zog alt und jurg dem Jubeiſchatt Der Kommenden entgegen. Gottlob! rief Kind und Gattinn Kant z. Willtonimen! mande frohe Braut; Ad! ‚aber für Lenore'n Bor Br und Kuß verloren:
wen 65 —
Sie frug den Zug wohl auf und ab, Und frug nach allen Nahmen; Doch keiner war, der Kundſchaft gab, Von Allen, ſo da kamen. Als nun das Heer vorüber war; Zerraufte fie ihr Nabenhaar, Und warf ſich hin zur Erbe, Mir würhiger Geberde.
Die Mutter lief wohl hin zu ihr: — „Ach, daß fih Gott erbarme! Du trauted Kind, was ift mit dir 1” — Und ſchloß fie in Die Arme. „O Mutter, Mutser! hin ift hin! Mun fahre Welt und Alles hin! Beh Gott ift Fein Erbarmen, . O ned, o web mir Armen!” —
„sitf Gott, biff! Sieh uns an an!
Kind, beth' ein Vaterunſer ĩ Was Gott thut, das iſt wohl gethan. Gott, Gott erbarmt ſich unfer!” — „O Mutter, Mutter! Eitler Wahn! Gott hat an mir nicht wohl gethan! Was half, was half mein Bethen?
Nun iſt's nicht mehr vonnöthen.” —
„Hilf Bott, hilf! Wer den Vater Bennt, Der weiß, er hilft den Kindern. Das bochgelobte Sakrament
Wird been Sammer, lindern. ”
Ä —* 64 —* „O Mutter, Mutter! mas mic) brennt, | Das lindert mir kein Saframent ! Kein Sakrament mag Leben "Den Todten wiedergeven. —
„Hör, Kind! wie, wenn der ii Mann, Im fernen Ungerlande, Sich feines Glaubens abgethan, Zum neuen Ehebande? Laß fahren, Kind, ſein Herz dapin? Er hat es nimmermehr Gewinn! : Wann Seel’ und Leib ſich trennen, Wird ihn fein Metneid brennen.” — "
„D Mutter , Mutti! Hin iſt fin! Verloren ift verloren ! | Der Tod, der Tod iſt mein Gewinn ! O war’ ich nie geboren! Liſch aus, mein Licht auf ewig aus! Stirb hin, ſtirb hin in Nacht und Gräus! Bey Gore ift kein Erbarmen. D weh, » weh mir Armen!“ —
Hilf Bart, biif! Geh nicht in's Gericht |
Mit deinem armen Kinde! , Sie weiß nicht, was die Zunge fpridt.
Behalt' ihr nicht die Sünde!
Ach Kind, vergiß dein irdiſch Leid; Und dent’ an Gott und Seligkeit! Su wird doch deiner Seelen
Der Btaͤutigum nicht fehlen.” —
%
won GE oe
„O Muster! was ift Seligkeit?) O Mutter! Was iſt Höllet Bey ihm, bey ihm iſt Seligkeit, Und ohne Wilhelm Hoͤlle! — Liſch aus, mein Licht, auf ewig aus! Stirb hin, ſtirb hin im Nacht und Graus! Dh’ ihn mag ih auf ‚Erden‘, Mag dort nicht felig werden.” — — So würthete Verzweiflung Ihr in Gehirn und Adern. Sie fuhr ale Gottes Vorſehung
Vermeſſen fort zu hadern;
Zerſchlug den Buſen, und zertang Die Hand /bis Sonnenuntergang, Bid auf am Himmelsbogen
‚Die, goldnen Hlerne zogen. J
U außen, —* gings, frap sup trap,
As wie von Roſſeshufen; Und klirrend flieg ein, Mister: ab,
An bes Gelaͤndars Stufen; Und horch! und horch! den Pfortenring Ganz ‚Tofe,teife, klinglingling. Dann kamen durch die Pforte Bernamih diefe want:
—E— Fee ap au, ‚mein Kind! — Vebchen, oder wachſt duf- Wie bit noch gegen mich geſinnt Und weineſt oder lachſt duc Bürgers Godichte 1. Band. J E
1
RFFR "66 wir
„ad, Wilhelm, du? .. So ſpaͤt bey · Necht ..
‚ Geweinet hab’ ih und gewacht;
Ach, großes Reid erlitten: er. Wo kommſt du her geritten "u < .: | „Wir fatteln nur um Mitternacht. Weit ritt ich her von Bohmen. Ich habe ſpaͤt mich aufgemacht, Und will dich mit mir nehmen.” — „Ach, Wilhelm, erſt herein geſchwind'! . Den Hagedorn durchſauſt der Wind, Herein, in meinen Armen, Herzliebſter, zu erwarmen ”—
ne r on
„Rat ſauſen durch den. Hagebsen, |
. 8aß. faufen, Kind, laß faufen !
Der Rappe fcharrt; es klirrt der Sporn. Sch darf allhier nicht haufen,
Komm, ſchürze, ſpring' und ſchwinge dich Auf meinen Rappen hinter michh Muß heut noch hundert Deiten -
Mit dir ine Brautden eilen.
⸗ Bere „
„acht wollteft hundert Meilen noch Mich heut in's Brautbett tragen! Und horch! es brummt die Glocke noch, Die elf ſchon angeſchlagen. — Sieh hin, ſieh her! der Mond ſcheint bei. Mir und die Todten teiten fehnel, - Ich bringe dich, zur Wette, - : ser Noch heut in's Hochzeitbentn” — —
“nen 67 mn
„Sag' an, wo ift dein Kammerlein?
Wo! wie dein Hochzeitbettchen ” —
„Weit, weit von hier! .. Stil, kühl und Elein! ,, Sechs Bretter und zwey Brettchen!” —
Hat's Raum für mich!" — „Für dich und mic! Komm, fhürze, fpring’ und ſhwinge dich!
Die Hochzeitgaͤſte hoffen;
Die Kammer ſteht und offen.” —
Schön Liebihen fhürzte, forang und ſchwang Sich auf das Roß behende; Wohl um den trauten Reiter ſchlang Sie ihre Liljenhaͤnde; Und hurre hurre, hop hop hop! Ging's fort in ſauſendem Galopp, Daß Roß und Reiter ſchnoben, Und Kies und Funken ſtoben.
Zur rechten und zur finten Hand, Vorbey vor ihren Blicken, Wie flogen Anger, Heid' und Land! Wie donnerten die Bruͤcken! — „Graut Liebchen auch? .. Der Mond ſcheint hell! Hurrah! die Todten reiten ſchnell! Graut Liebchen auch vor Todten ?“ —
„Ach nein! . . Doch laß die Todten!“ —
Was ang dort für Geſang und Klang? ‚Was flasterten die Raben? . . » Horch Glockenklang! horch Todtenfang „Laßt und den Leib begraben!” E ⸗
——
wen 68 wem
Und näher zog ein Leichenzug/
*. 4
Der Sarg und Todtenbahre trug. "Das Lied war zu vergleichen
Dem Unkenruf in Teichen.
„Nach Mitternacht begrabt den Leib, Mit Klang und Sang und Klage! Sept führ' ih beim mein junges Weib. Mit, mit zum Brautgelage!
— Komm, Küfter, bier! Komm mit dem Chor,
Und gurgle mir das Brautlieb vor!
Komm, Pfaff, und ſprich den Gegen, Eh’ wir zu Bert un fegen” - in
Stil Klang und Sang. .. Die Bahre —8 .. Gehorſam feinem Rufen, Kam's, burre hurre! nachgerannt, Hart hinter's Rappen Hufen. ro Und immer ‘weiter, ‚hop hop hop! Ging's fort in faufendem Galopp, Daß Roß’und Reiter fhnoben, Und Kies und: Funken ſtoben.
Wie fogen rechts, wie flogen finds
. Gebirge, Baͤum' und Heden!
Wie flogen links, und rechts‘, and Finke
Die Dörfer, Städt! und Flecken! —
„Graut Liebchen auch? .. Der Mond ſcheint ben. Hurrah! die Todten reiten Tine!
Graut Liebchen auch vor Todten 1” _
ah! Laß fie ruhn, die Todten.”
Sieh ba! fie da! Am Hochgericht Zanzt' um des Rades Spindel, .. - , Halb ſichtbarlich bey Mondenlicht, Ein Iuftiged: Befindel. m: ,.. . „Safa! Gefindel, fier! Komm hier! Geſindel, komm unb folge mir! Tan’ und den Hodhzeitreigen/
Wann wir, ju Bette fteigen ”_
Und uſch huſchi Kam h . Wie l h Durch
Und weiter, ibeiter, hop hop hop! Ging's fort in ſauſendem Galopp, Daß Roß und Reiter fünsben;
Und Kit unb unten ſtoben.
ie flog, was rund Ber Dre Beim, Wie flög es-in bie-Zenme! .. Wie flogen aber äbee dir 1} Der Himmeb und die Stermeb ——. „Graut Liebchen auch? ::.! Mer Mund ſcheint, hell! Hurrah! die Todten reiten ſchnell! Graut -Liehrhen and ‚var Tphten?”" — „O weh! Laß ruhn die. Todten!" — —
„Rapp’! app’! Mich duͤntt der Bahn ſchon xuft .. Bald wirh der Sand verrinnen .. Rapp’! Rapp’! Ich wittee Bet — Rapp'! Tummle dich von hinnen! —
area 70 —RR Vollbracht, vollbracht iſt unfer kauf! Das Hochzeitbette thut ſich auf, Die Todten reiten ſchnelle!“ Wir in wir ‚Pre jur Stelle, »——7
Raſch auf ein eifern Gitterthor J Ging's mit verhaͤngtem Züůgel. Mit ſchwanker Gert ein Schlag davor Berfprengte Schloß und Riegel.
Die Flügel flogen Elirrend auf, Und über Gräber ging ber Lauf. Es blinken Leipenfteine
Mund um im Mondenſhein. |
*
Ha fieh! Ha fieh! im Augenblich
Huhu! ein graͤßlich Wunder! |
", Des Reiters Koller, Sch für Stud,
Biel ab,:wie märber Zunber. Ä
Zum Schädel, ohne Zopf und Schopf, IR
Zum nadten Schaͤdel ward fein Kopf; .;
| Bein Körper zum Gerippe, - : oo | Mit Stundenglas und Hippe.
a “ ap
oh bäumte Pi ’ wild fnes der ar ⸗ Und ſprühte Feuerfunken;
Und hui! war's unter ihr binab Verſchwunden und verfunken.
Geheul! Geheul aus hoher Luft, Gewinſel kam aus tiefer Gruft.
Lenore'ns ‘Herz; mit Beben,
Rang zwiſchen Tod und Leben,
v
won ME, m Nun tanzten wohl bey Mondenglanz, Rund um herum im Kreife, Die Geifter einen Kettentanz, Und beulten diefe Weife: „Geduld! Geduld! Wenn's Herz auch bricht! Mir Sort im Himmel hadre nicht! Des Leibes bift du ledig; Gott ſey der Seele gnaͤdig!
— 2 72 *
Bey dem Grabe, | v 1: nn meines guten Sropsättrsn J
— dauern,
Rhe, füße Hube ſchwebe, Friedlich Über dieſer Gruft! Miemand ſpotte dieſer Aſche, Die ich jetzt mit Thraͤnen waſche, Und kein Fluch erſchüttre dieſe Luft!
Denn dem Frommen, der hier ſchlummert, Galt der Werth der Redlichkeit — Was vordbem, in golbnen Jahren,
Deutſche Biedermänner waren, Bar ex ben Genoflen feiner Zeig: —
Dieſer Bieberfeele Sleden Küge Feine Läfterung! Denn was Flecken war, vermodert; Nur der Himmelsfunke lodert Einſt, gelaͤutert, zur Verherrlichung. —
Ach! Er war mein treuer Pfleger 3— Von dem Wiegenalter an. Was ich bin, und was ich habe, Gab der Mann in dieſem Grabe. Alles dank' ich dir, du guter Mann? —
—
vn "5 var. Ruhe, füße Ruhe ſchwebe Friedlich über diefer Gruft! Bis der hinnnliſcha Belohner Ihren ehrlichen Bewohner, Seine Krone zu empfangen, ruft.
DV VE 74 von
s ” t 3. °
Ded armen Suschen'os Sraum. IJqh teumte wie um Mitternacht Mein Falſcher mir erſchien.
Faſt (wär ich, daß ich heu gewacht, So heil erblickt' ih ihn. -
Er zog den Treuring von ber Hand Und ad! zerbrach ihn. mir, Ein waflerhelles Perlenband Warf er mir hin bafür.
Drauf ging ih wohl an's Gartenbeet, Zu fhaun mein Mprtenreis, = Das ich zum, Kraͤnzchen pflanzen thät, Und pflegen thaͤt mit Fleiß.
Da riß entzwey mein Perlenband, Und eb’ ich's mich verſah, Entrollten al’ in Erd' und Sand, Und keine war mehr da.
Ich ſucht' und ſucht' in Angſt und Schweiß, Umſonſt, umſonſt! Da ſchien Verwandelt mein geliebtes Reis In dunkeln Rosmarin.
Erfuͤllt iſt laͤngſt das Nachtgeſicht, Ach! laͤngſt erfuͤllt genau. Das Traumbuch frag' ich weiter nicht, Und keine weiſe Frau.
Nun drih, o Herz, der Ming ift hin! Die Perlen find geweint! Statt Myrt' erwuchs dir Rosmarin! Der Zraum has Tod gemeint.
Brick, armes Herz! Zur Todtenkron Erwuchs dir Rosmarin. Verweint find deine Perlen ſchon, Der Ring, der Ring ift hin!
Pa 24 Ä = Das Lob Belenend; 5
Am zuge igrer Sermättang nr. am tee
O Bräutigam, welch eine Braut J —8 Wird deinem Arm zur Beute; Bey meiner Leyer ſchwoͤr' ich's laut! Die Krone ſchoner Braͤute!
Wer zweifelt, wandre hin und her, Rings um bie alten Stehen! " Kein fhönres Fraͤulein findet er, In allen Rönigreiben. —
Idhr Blick verheißt ein Paradies; Die Wang’ iſt Morgenroͤthe; Und ihre Stimme tönt fo ſüß, Wie König Friedrichs Flöte.
Noch mehr! Des Dichters Phantafey Verraͤth es feiner Leyer, Daß ihre Lippe füßer fey, als Honig und Zokayer.
Ihr ſchlanker Wuche ... Dh, wie vermag Ich jeden Rei zu fingen? Kaum reicht’ ein langer Sommertag, Ihr Loblied zu vollbringen.
— 17 — Sie weichet nicht in Griechenlands
Der ſchönen Nahmensſchweſter;
Doch haͤlt ihr Herz das goldne Baud
Der Liebeſtreue feſter —
Sie bitten, in der Wunderzeit Der Riefen und der Mohren, Die Paladine weit und breit Zur Dame ſich erkoren.
She Nahme haͤtt' im Feldpanier Den Rittern Muth geſchimmert,
Und Schild' und Langen im Turnier
Zu taufenden. gerträmmert. |
Wär fie geboren auf der Zlur, - In jenen goldnen Jahren, Als ritterliche Lanzen nur Noch Hirtenſtaͤbe waren,
So haͤtt' um ſie, in Flur und Hain, Ein jedes Lied geworben. Wohl’ Mancher wär’ in Liebespein, Nah Schäferart, geſtorben. —
Sieh, ſolche Braut zieht deine Sand . Hinweg aus unfern Blicken.
Wie neiben wir dad fremde Land,
Das Helena foll ſchmücken!
Ah! welche Nadhbarinn erfeßt ie unfern Nachbarföhnen? Und welde wird die Neigen- jeßt, "Wis Helena, verfhönen!
Mit ihrem beften Gegen! -
mn 78 won
| Du’ müßte wohl mit blankem Speer,
O Mann, fie erfl erwerben,
Und billig ſchaͤferlich vorher Ein Paar Mahl für fie fterden! —
Doc wirft du künftig, ohne Leib, Sie auf den Händen tragen,
‚ Und immer, nad Berdienft , ‚wie heut⸗
Ihr Honigwoͤrtchen ſagen, So ſey es drum! Wir laſſen ſie
| In Frieden unfertwegen.
Die Liebe fegne dich und fie,
s “ 2 . “ ı af ‘
"on 79 —
Minneſold.
DW. der Minne Dienft gelinget, O wie body wird der belohnt! Keinen beflern Lohn ertinget,
Wer dem größten Kaifer frohnt. I Denn, mit Zepter, Kron’ und Golbd, Frohnt er felbft um Minneſold.
‚Was find Gold und Edelſteine? Was des Mogols Perlenpracht! Minnefold ift doch alleine,
Was auch reich die Herzen macht. . Perlen, Edelſtein und Gold“ Naͤhm' ich nicht für Minnefolb.
Diinnefold laͤßt Amt und Ehren, Goldnen Sporn und Ritterſchlag, Laßt uns ohne Neid entbehren, Was ber Kaifer geben mag. ' Ehre lacht nicht Halb fo hold,
a der Minne Örenbenfolb.
Nirgende labet wohl benieden Noch ein Wohlgenuß fo füß.
Süßeres ift nur beſchieden
©eligen im Paradies.
Süß ift, was die Viene zollt;
Suͤßer dennoch Minneſold.
use Bo ven"
Minneſold iſt aller Freuden, Aller Freuden Mark und Saft; Minneſold hat aller Leiden, Aller Leiden Heilungskraft. Was der Balſamſtaud' entrollt, Heilet nicht, wie Minneſold.
Minneſold lehrt frey verachten | Aller Säührlichkeiten Noth,
Slammen, Waſſerfluthen, Sälahten, +
Lehrt verfhmähen jeden ‚Tod. oo Stuͤrb' ich nicht für Ruhm und Gold, Stuͤrb' ih doch für Minnefold.
Aus zuſpenden alle Habe, Zu verbluten mit Sedul, Wär’. ein Schaͤrflein Armengabe, : Für der Minne Dank und Huld. Den Verlaft von Gut und Blur Macht der Sold der Minne gut.
O, ſo win ich immer harten, Ammerbär, mit fietem Muth; Sm Decemberfroft erflarren ,
Schmachten in des Heumonds Gluth.
Denn das Alles lohnt der Sold, Den getreue Minne zollt.
— — — — — —
Die bepden Liebenden. .
Ein Andres werb' um Ehr' und Gold! Ich werb' um Liebe bey Selinde'n. Mich kann allein ihr ſüßer Gold
An allgetreue Dienſte binden.
Das Glüuͤck laͤßt manchen Ehrenmann
-In feinem Dienſt' umſonſt verderben.
Allein bey treuer Liebe kann Der Hirt auch fihern Sold erwerben.
Ich bin Fein großer reicher Herr, Und fie ift Seine Dame, Doch hold, auch ohne Prunfgeerr, _ Grklingt ein Eurer Schäfernapme, Dagegen herzen wir uns frey, Sind fiber vor DVerräthertüden,
Auch ſchielet Feine Spötterep,
Bonn wır uns nie und Hande drücken
Der Prunk der hochſtaffierten Kunft, Selbſt die Natur im Seyerkleide, Berauben nie fie meiner Gunſt,
Denn fie beſchaͤmt an Reitzen beyde. Das taufendftimmige Concert
Der Lerchen und der Nadtigallen.
Sit mir faum halb fo lieb und werth, Wann ibre Solotriller ſchallen. Bürgers Gedichte 1. Band. F
esse 83 rasen Im Denken ift fie Pallas ganz,
Ind Suno ganz am. edeln Gange, Terpfichore bey'm Freudentanz, Euteirpe neidet fie im Sange; Bu Idhr weicht Aglaja, wann fie lacht, Melpomene bey ſanfter Klage, Die Wolluſt iſt ſie in der Nacht, Die holde Sittſamkeit bey Enge.
Dei Morgens, wel ein Mdlerbild Wallt ſie hervor in leichtem Kleide, Noch ungeſchnuͤrt, und halb verhüllt Nur in ein Maͤntelchen von Seide. Entringelt auf die. Schulter ſinkt Die Haͤlfte goldner Locken nieder. Wie dann ihr raſches Auge blinkt, ° . So blinkt bat Licht aus Quellen nieder.
Natur und Einfatt helfen ihr, An ihrem Eeinen Morgentiſchchen. 2 Des Bufens und des Hauptes Zier Sind Rof und Myrt' in einem Vüfchchen. Zu ihren Wangen wurde nie "Ein Pinfel in Karmin getauchet; Und do, wie Rofen, blühen fie, Von n Brüpfingsodem aufgehauchet.
Wann üe an ihrem Tiſchchen fi et, ‚ Bo werd’ ich ſcherzend bingewinket: „Komm, ſchmucke ſeldſt dein Mädchen itzt, Wie deiner Laun' am r beften dünkes !*
— 8 —
und mich befluͤgelt ihr Geboth,
Sie unvermutbet zu umfangen.“ Dann ſchminkt mit hohem Morgenroth
Mein Kuß die jugendlichen Wangen.
Ihr Haar im Nacken reitzet mich Zu hundert Heinen Thorenſpielen. Faft.nımmer müde kann man ſich Sn dieſen feinen Loden wühlen. Sie äugelt nad dem Spiegel hin, Belauſchet meine Nedereyen; - Sie ſchilt, daß ich ein Tändler bin‘, Und freut fich doch der Tänteleyen.
Drauf leg’ id ihr bie Shmkröruf on.
Vor Wonne beben mir die Hände.
Das Band zerreißt, :fo oft es kann, Damit die Arbeit fparer ende.
. Wie fehnell bin ich nicht ſtets bereit,
So liebe Dienfte zu verrichten ! Doc fchneller noch, zur Abendzeit, Das Werk bes Morgens zu zernichten.
Nun ſchlinget meine Kühne Hand, — O Liebe, Liebe, welche Gnade!
Ein ſanft geflammtes Roſenband
Apr zierlich zwiſchen Knie und Wade. Wie mir das Blur zu Herzen ſtürzt! Nicht ſchöner wies fie Atalant,, Da fie um’s Jawort, hoc Zeſchürzt, Mit ihren Freyern wetterannte.
82
„N
— Bi wem |
Nun fhwebt die Grajien poͤr me. Schlägt. mit den Silberfüßchen Tritler, „a Und tanzet bin. an das Movie, Und fingt ein Lied, nad Weiß, von Mile. - Mit weicher Wolluſcfülle ſchwellt Mein Herz der Zauber ihrer Kehle! ” Hinweg aus diefer Unterwelt, Gen: Himmel fingt fie meine Srele!
Der Morgen eilt, man weiß nit wie. Zur Mahlzeit ruft bie Kuͤchenſchelle. Idhr gegen über, Knie an Knie,
Und Fuß an Fuß, ift meine Stelle. ‚Hier treiben wir's, wie froh und frey ! Uns feffelt kein verwuͤnſchter Dritter. - Die befte Fuͤrſtenſchmauſetey
St gegen- rise ein Swlutchen bitter.
Selinde ſchenkt mir Nektar ein.
Erſt aber muß ſie ſelber nippen. Hierauf kredenzet ſie den Wein Mit ihren Süßen Purpurlippen.
“Der Pfirſich, deſſen zarten Flaum Ihr reiner Perlenzahn verwundet, Wie lüftern macht er Zung und Gaum! Wie ſüß mie diefer Pfirſich mundet!
Nah Tiſche laͤßt auf ihrer Bruſt Mein hingeſunknes Haupt fi wiegen. Von Wein berauſchet ind von Luft, WIN faſt die Sprache mir verfiegen.
⸗
Ein volles Herz gibt wenig Klang ; Das leere Elingt aus allen Tönen. Sie fühlet dennoch feinen Drang; Und ach! verfteht fein ftummes Sehnen.
Jetzt wirb der Holden bang’ um's Herz. Ein Mädchen ift ein banges Wefen. Sie reichet mir, aus lofem Scherz ,. Verwirrten Zwirn, ihn aufzulöfen.: Zwar findet fie mich ungeſchickt, Doch fucht fie mich nur binzuleygern. O Lift! Indem fie ber ſich bückt, - Du ſich ihr Buſen felbft entſchleyern.
Ein raſcher Blick wird hingeſandt Allein der Dieb laͤßt ſich betreten.: Ein Streich von ihrer weichen Hand Raͤcht auf der Stell' ihr Schamerroͤthen. Dann rüůckt fie weg und ſpricht nicht mehr, Bedeckt ihr Auge, macht die Blinde; Lauſcht aber durch die Finger ber: Wie id) die Kränkung. wohl empfinde?
Dann fpiel’ ich einen Augenblick, Doch nur verſtellt, den Tiefbeträbten ; Und ſie, o Wonne! fpringt zurüd, Verſoͤhnt ſich mit dem Vielgeliebten, Umhalſet ihn, weiß nicht genug Mit ſüßen Nahmen ihn zu nennen, Und Mund und Wange, die ſie ſchlug, Fühlt er von tauſend Küſſen brennen.
wen B6 mn Wohl hundert Caunen , Eraus und both Umflattern täglich meine Traute. Bald fingt und lacht, bald weint und ſchmollt Bald klimpert fie Auf ihrer Laute, Tanzt hin und wieder, bliggefhwint’ , ‚Bringt bald ein Buͤchelchen „bald Karten, Bald. ftreut fie Alles in ben Wind, Und eilt hinunter in den Garten.
eo. , . 4
Ich hinterher, ereile ſie In einer ſichern ſtillen Grotte. Freund Amor treibt, ſie weiß nicht wie, Sie tief in's Dunkel. Dank dem Gotte! Sie bebt, von meinem Arm umſtrickt. Mein Kuß erſtickt ihr letztes Lallen. &ie ſinkt. Ich halte ſie entzückt, Und. — halt! — und lafle ſe nö een. ‚IT Sin 9 — Ru
—
— —
Das vergnuͤgte Leben.
Da Geiſt muß denken. Obne Denken gleicht Der Menſch dem Ochs» und Eſelein im Stalle. Sein Herz muß lieben. Ohne Liebe ſchleicht Sein Leben matt und lahm, nad) Adam's Falle.
Ein Kran; umkräng’ ibn, ohne Drang und Zwang, Ein Kranz von Eugen, nur nicht ſtolzen Leuten, Die ſich auf Witz verſtehn und Drolligkeiten; Denn ſonſt waͤhrt mancher Abend gar zu lang.
Dabey iſt's eine himmliſch fhöne Sache Um Einen rechten braven Herzensfreund, Der, iſt man fröhlich, wacker mit uns lade, Und ehrlich weine, fo man felder weint.
Der Abend muß ein Leckermahl befheren; “Ein Mahl, erheitert durch Gefpräd und Wein, Da mag das Herz voll guter Dinge feyn; Rur muß ber Kopf bes. Reuſches ſich erwehren.
Was für ein Wunſch zu guter Nacht ſich ſchickt, Das brauch' ich nicht er lang und, breit zu fagen. Ein Weibchen muß man mit zu Bette tragen, Das jede Naht, wie eine Braut, entzückt,
| Sagt, Freunde (blendert nicht ein ſolches Leben Gar artig und gemaͤchlich feinen Gang? Seit mir die Lieb’ Amaliela_ gegeben,
Befitz' ih Ales, was ich eben fang, .
wm BB won
Der Bauer
An feinen vurchlauchtigen Tyr aunen. -.
DIL bift du, Fuͤrſt, daß ohne Scheu Zerrollen mich dein Wagenrad, Zerſchlagen darf dein Roß
Wer biſi du, Fuͤrſt, daß in mein gef | Dein Freund, bein Jagdhund, ungebläut Darf Klau’ und Rachen baun? .
Mer biſt du, daß durch Saat und Forſt Das Hurrah deiner Jagd mich treibt, Entathmet ‚ wie das wild? —
"Die Saat, ſo deine Jagd dertritt Was Rob, und Hund, und Du verfhlingit , Das rot, du Bär iſt mein. Du gürft haft nicht ‚ bey Egg’ und Plug, Zaſt nicht den Erntetag durchſchwittt. Mein, mein iſt Fleiß und Brot! —
Ha! du waͤrſt Obrigkeit von Gott! Gott ſpendet Segen aus; du raubſt! Du nicht von Gott, Tyrann!
—
‘ —
\ — 89 —
Zum Sp atz, der fh auf dem Saale gefangen hatte.
Dans dies, Herr Spatz! Ey, ſeht doch 'mahl! Willkommen hier auf meinem Saal! Er ift gefangen, fiebt er wohl?
Und ſtellt' ex fih auch noch fo toll,
Und flog’ er ewig, Ereu; und quer, Nach allen Fenſtern hin und ber, . Zerbraͤch' auch Schnabel fih und Kopf, Er ift gefangen, arıner Tropf!
Ich fein Defpot, und er mein Sclav'! Er fey Prinz, Junker, oder Graf, Bey feinem Spatzvolk! — Hör’, er nun, Was AU ih mis ihm Fönnte thun. Zerzupfen, zupfen, Hals umdrehn, — Da wird nit Hund und Hahn nad kraͤhn, — Zerfchlagen ihn, mis einem Hieb, Und das mit Recht, Herr Galgendieb! Weiß er die Kirſchen, die verfhmigt
Er vor dem Maul mir wegftipige? Auch würd’ ed Fürſtenkurzweil ſeyn, Ließ' ich den Kater Lips herein.
Wenn ich ja uͤbergnaͤdig wär’, . So hohlt' ich eine fharfe Sicher’,
Und ſchnitt' ihm ab die Zlügelein, Sammt feinem keden Schwänzelein. Dann müßt’ er unter Bett’ und Bank Im Staube flattern lebenslang, —
— — — ———
Het Bürſchchen, wie iſt ihm zu Sinn? —
Doch, ſeh' er, daß ein Menſch ich bin!
Ich laſſ' ihn wieder frank und frey. Doch daß ſtets eingedenk ihm ſey, Die Freyheit ſey ein goldner Schatz,
So hudelt man ihn erſt, Herr Spatz,
Und ſcheucht ihn hin und her huſch! huſch! | Nun Fenſter auf! Hinaus zu Bufh!
Au put Deſootenhudeley ' Gott wahre mi) vor Sclaverey.
Neue weltliche hochdentſche Neime,
enthaltend
bie ebentHenerlihe doch wabhrhaftige
Sıfko-riam. von der wunderfihönen Durchlauchtigen Kaiferlichen PBrinzeffinn Europa, und einem uralten heidniſchen
Goͤtzen, Jupiter em Zeus
genannt,
ats welcher ſich nicht entblödet, unter der Larve eines unvernünfs tigen Stiers, an höchftgeduchter Prinzeſſinn ein Ersmen Rays tus, zu deutſch: Jungkernraus auszuüben.
au gefehet und an des Licht geſtellet buch
M. Jocoſum Hilarium Poet. caeſ. laur.
%
Wr Alters war ein Gott, Von nit geringen Ruhme Im blinden Heidenthume; Nun aber iſt er todt. Er flarh . . poſt Ehriftum natum... Ich weiß nicht mehr das D at um.
Der war an Schelmerey Das Weibſen zu betriegen, Von dem Papa der Luͤgen Das echte Konterfey;
Und kurz, auf alle Faͤlle, Ein lockerer Geſelle.
—R 92 os . Sch hab' ein altes Buch, Das thut von ihm berichten Biel ſchnurrige Geſchichten, Worin manch Stutzer gnug Für ſeinen Schnabel faͤnde, Wenn er Latein verſtaͤnde.
Mein. unverdroßner Mund” Soll, ohne viel zu wählen,
- Nur Einen Kniff erzählen. - - Denn thaͤt' ich. alle fund,
So wäre zu beforgen,
3% ſaͤng' bis übermorgen.
Eur Bagen fol euch niht, Geehrte Herrn, gereuen.. Mein Liedel ſoll euch freuen! — Doch ihr dort, Schelmgezücht! Kroaten, hinter'n Baͤnken! Laßt nach mit Lärm und Schränken! Ä
Heda! Hier nichts gegeckt, Ibr ungewaſchnen Sue — Narriert in andern Stuben, Nur mich laßt ungenedt!
Sonft hängt euch, (hnape! am Munde Ein. Schloß; wiegt taufend Pfunde. |
Aa, dab Donatseſchmeiß!
Kaum hört und ſieht's was Neues, So hat es gleich‘ Geſchrehes, | So puppern Herz und Steiß. Geduld! Man wird's euch zahlen J Euch dünnen Othutvennalen!
mn GE — Traut nit! Es regt fich die , In meinem Wolfstornifter, Der Kuckuk und fein Küfter,, — Ein Kobold, — heißt Genie. Dem ſchafft's gar gnien Frieden, Wen Gut fol) Ding beſchieden.
‚Laßt ja den Griesgram gehn! Er wei5 euch zu Euranzen; Laͤßt euch wie Affen tanzen, Und auf ben Köpfen ftehn; - Wird uch 'mahl begenieen, Daß euch die Steige glühen. — Doch ihre, KRunftjüngerlein! Mögt meine Melodeyen Nur nicht flugs nüchlalleyen. So leicht lallt ſich's nicht nein. _ Beherzigt doch das Dictum: Cacatum non eſt pictum. — —
Eur Batzen ſoll euch nicht, Geehrte Herrn, gereuen. Mein Liedel ſoll euch freuen!
Nun ſchaut mir ins Geſicht!
Merkt anf mit Herz und innen! . Win endlich 'mahl beginnen. —
Zeus waͤlzt' im' Bette fih, Nachdem er lang’ gelegen, Wie Porentaten pflegen, Und fluchte moͤrderlich: „Schon trommelt's zur Parade! Wo bleibe die Schokolade f"
*
7 GN Gleich bringt fie fein Lakey: Bringe Schlafrod, Toffeln, Hofe, Schleppt Pfeife, Knaſterdoſe Nebſt Fidibus herbey.
Denn Morgens ging. Fein Mädden
Gern in fein Kabineitchen.
Er ſchlürft' acht Taſſen aus;; Hing Tann, zum Zeitvertreibe, ; Sich mit dem halben Leibe Zum KHimmelsfenfter 'naus,
Und ſchmauchte frifh und munter.
Sein Pfeifen Knaſter ’runter, Und durch fein SPerfpectiv Viſiert' er von dem Simmel Mach unferm Weltgetümmel. Sonſt mochten wohl fo tief
Die abgeſchwaͤchten Augen Nicht mehr zü ſehen taugen.
Da nahm er ſchmunzelnd wahr,.
Auf fhön beblümten Auen,
Gar lieblich anzuſchauen,
Vergnügter Maͤgdlein Schar,
Die auf dem grünen Raſen
Sich Gaͤnſeblünichen laſen. Die Schoͤnſte war geſchmuͤckt
Mit einem leichten Kleide
Von roſinfarbner Seide,
Mit Fadengold durchſtickt.
Die Andern aber ſchienen
In Demuth ihr zu dienen.
Er 4 PT
2
Die niedliche Geſtalt, Die ſchlanken zarten Glieder Beſah er auf und nieder. Ihr Alter er gar bald Recht Eunftverftändig ſchaͤtzte, Und es auf Sechzehn ſetzto. J
Zum Blumenleſen war
\ Ihr Röckchen aufgehoben.
Das Perſpectiv von oben Sah Alles auf ein Haar. Die Füßchen, Knie’, und Waden Behagten Seiner Gnaben.
Sein Herzenshammer ſchlug. Bald wollt’ er mehr gewinnen. Da hub er an zu finen Auf arge Lift und Trug.
Ibn duͤnkt, fie zu erfihnapyen,
Sey's Noth ſich zu verkappen. Er klügelt' und erfand,
‚Nah ſchlauem Spintiſieren,
Als Stier ſich zu maskieren. Doch iſt mir unbekannt, Wie dieſes zugegangen? Und wie er's angefangen? Ich mag um Schlaf und Ruf’
Durch Grüdeln Aid nit bringen; Allein mit rechten Dingen,
Bing ſolches Spiel nice zu.
Es half ihm, fonder „Zweifel,
Gott fep bey uns! FF der Teufel,
J Kurz um, er kommt als Sir, n
Und grafet im Gefilde,
Als führt’ er nichts im Schilde, Erſt ziemlich weit von ihr, . Und ſcheint den Srauenzimmern, Sich ſchlecht um fie zu Eünimern.
Almählih Hub er an,
Sich näher an zu dreben.
Doch noch blieb fie nt ſtehen. Der Krepp wuchs ihr bergan. Auch ward ihe in die Länge Die Schnürbruft mächtig enge. |
Doch bier nur! Mein Monſieur
Verſtand die fintenvolle
Vorder jtudierte Rolle, °
Wie ih mein Ab c. Waͤr er Acteur, ich wette,
Daß man geklatſchet hätte. Er hatte Theorie
Mir Praris wohl verbunden.
Sn feinen Webenftunden
Verabſaͤumt' er faft nie,
Naſonis Buch zu treiben,
Und Noten beyzufhreiben.
Dium that der arge Stier
Sehr zahm und fehr geduldig,
Schien keiner Tüde fhuldig, Und ſuchte mit Manier ,
Durch Kopfbang fih und Säwägen
Empfindfam gar zu zeigen.
. Das u
’ vorn 97 IR, z Das Mägdlein, durch den Schein
Don Sittfamkeit betrogen,
Ward endlich ihm gewogen.
„Sollt' er wohl kurrig ſeyn!
Sprad fie zu ihrer Amme.
Er ‚gleicht ja einem Lamme!”
Die alte Strunfel rief: „Ey! welche ſchoͤne Frage! Nach alter Deutſcher Sage, Sind ſtille Waſſer tief. Drum, chere Enfant, drum bleibe Dem böfen Stier vom Leibe!”
„Ih möchte, fiel fie ein, Ihm wohl ein Kränzel binden, Und um die Hörner winden. Ex wird ſchon artig ſeyn, Denn ich hübſch traulich rabble, Und hinter'm Ohr ibm Erabble.” —
„Fort, Kind! da kommt er! Ah!” .. Doch er ließ ſacht die Glieder In's weiche Graͤschen nieder, Lag wiederkaͤuend ba, Sein Auge, dumm und ehrlich, Schien gänzlich nicht gefährlich. Da ward dab Maͤgdlein Fühn, " Und trieb mit ihm viel Poflen, (Das litt er unverbroflen,) -' Und ah! und flieg auf ihn. „Hi! Hi! IH will's doch wagen, Ob mid das Thier will tragen?” Bürgers Gedichte 1, Band, ®
⁊
Doc der verkappte Gaſt "Empfand auf feinem Rüden Mit Erabbeindem Entzüden. ‚Kaum feine fihöne Laſt, So fprang er auf und renate, Als ob ber Kopf ihm brennte.
Und Tief in vollem Trab, Querfeldein, fihnurgerade, Zum nädften Meergeftade, Und hui! that er hinab,
Kein Weilden zu verlieren,
- Den Sprung mit allen Vieren.
„Ah! ſchrien die Zofen, ach! (Die an das Ufer fprangen Und ihre Hände rangen,) Ahr AH! Prinzeffinn, ad! Was für ein Streih, Ihr Gnaden! Nun. han wir's auszubaden.”
Alein das arme Kind | Hub, zappelnd mis den Beinen, -. Erbarmlıh an zu weinen: '
„ach! helft mir, helft geſchwind'!“ Doch unſer Schalk vor Freude War taub zu ihrem Leide.
Nichts balf ihr Ach und Web. Sie mußte fürbaß reiten. Da gafft' auf beyden Seiten - Janhagel aus der. Ger, Und bub, ganz ausgelajlen,, Hierüber .an zu fpoßen.
A, 7) 99 vvvñn Der Stiet ſprach nicht ein Wort, Und trug ſie ſonder Gnade Hinüber an's Geſtade, Und kam in ſichern Port. Darob empfand der Heide Herzinnigliche Freude.
Hier ſank fie auf den San; Ganz matt dur langes Reiten Und Herzensbangigkeiten,
Bon Sinnen und Verſtand. Vielleicht: hat's aud) -daneden - Ein Wölfchen abgegeben.
Mein Stier nahm frifh und froh Dieb Tempo wahr, und fpielte, Als ſie nicht fah und fühlte,
Ein neues Qui pro quo, Denn er verfiand den Jocus "Mit fiat Hoeus poeus.
Und trat als Kavalier,; In hoch frifierten Haaren, Wie damahls Mode waren, . Mit dem Flaken zu ihr, Und hub, um Bruft und Hüften, Die Schnürbruft an zu Lüften.
Kaum war fie aufgefhnärt, Kaum Eigelt’ ihre Naſe Der Duft,aus feinem Stafe, So war fie auch curiert; | Drauf er, wie ſich's gebührte, Comme Ga mit ihr charmierte: | & 2
— 100 — „Willkommen hier in's Grün! Per Dio! das bejah' ih, Mein blaues Wunder fah ih! . . Woher, mein Kind, wohin?
So weis durd’s- Meer zu reiten! Und doch nit abzugleiten? —
Indeſſen freut mich's, bier Sn meinem fhledhten Garten. Gehorfamft aufzuwarten. Ma Yoi! das abnte mir. | Heut hatt! ih fo ein Träumen . . . Auch jucte mir das Daͤumchen.
Man zog ihr wackres Thier‘, Worauf fie her geritten, Nachdem fie abgeſchritten, Gleich in ben Stall von bier. Da fol es, nad Verlangen, . Sein Futter ſchon empfangen.
Sie werben, Herzen, gelt? Wohl noch ein wenig frieren ! Geruhn fie zu fBazieren In diefes Lufigezelt,
Und thun in meiner Alaufe, Als wären fie zu Haufe.
Hier pflegen fie der Rub', Und trocknen fih, mein Echnedihen, Ihr Hemte, fammt dem Röckchen, Die Strümpfchen und die Schuh. Ich, mit Permiß, will ihnen Statt Kammermädchens dienen.” —
won 101 we Sie firäubte jüngferlich Sich Anfangs zwar ein wenig. Doch er bath unterthänig. Und da ergab fie fid. Nun, hochgeehrte Säfte, Merkt auf! Nun kommt das Vefte,
—Hem? ... Ha! Ach merke wohl An euern wertben Nafen,
Daß ih mis hühfhen Phraſen
Eu'r Ober nun kitzeln ſoll.
Ihr möchtet, um den Batzen,
Vor Lachen gern zerplatzen.
Doch, theure Goͤnner, ſeht, Was ich dabey riſkiere! Wenn's der Paſtor erführe Der keinen Spaß verſteht, Dann wehe meiner Ehre! — Ich kenne die Paſtoͤre!
Drum weg mit Schaͤkerey'n! Von ſuͤß candierten Zoten Wird vollends nichts gebothen. Hilarius haͤlt fein Auf Ehrbarkeit und Mores, Ihr Herren Auditores!
In Zuͤchten, wie ſich's ziemt, Weil mich vor langem Breye In ſolchen Schoſen ſcheue, Meld' ich nur kurz verblümt: Hier that mit feiner Schöne Der Here fi krefflih bene.
15
mn 102 wen ‚Nun fhwammen mit Gefchren, * In langen grünen Haaren, Der Waflerniren Scharen Bart an den Strand berbey:- Zu fehen das Spektakel,
: Sn diefem Zabernafel.
Manch Nirhen wurde roib;. Manch Nirhen wurde lüften; Sen’s neigte fih zum Fliſtern; Die lachte fih halb todt; Neptun, gelehnt an's Ruder, Rief: Proſit, lieber Bruder!
Nun dank', o frommer Chriſt, Im Nahmen aller Weiber, Daß dieſer Heid' und Raͤuber Bereits geſtorben iſt. Zwar ... fehlt's auch zum Verfuͤhren Nicht an getauften Stieren.
Der. Raubgraf.
E—⸗ liegt nicht weit von hier ein Land, Da reiſt' ich einſt hindurch;
Am Weg auf hohem Felſen ſtand,
Vor Alters, eine Burg.
Die alten Rudera davon
Wies mir der Schwager Poſtillon.
„Mein Herr, begann der Schwager Matz, Mit heimlichem Geſicht, | Mär’ mir beſchert dort jener Schatz, Fuͤhr' ich den Herrn wohl nihe. Mein Seel! den König fragt’ ich gleich: Wie theuer, Herr, fein Königreich?
Wohl Manchem waͤſſerte der Mund, Doch Mancher ward geprellt. Denn, Herr, Gott ſey bey uns! ein Hund Bewacht das ſchoͤne Geld.
. Ein ſchwarzer Hund, die Zähne bloß, Mit Feueraugen ; tellersaroß!, Nur immer alle fieben Jahr' Laͤßt fih ein Flaͤmmchen ſehn. Dann mag ein Bock, kohlſchwarz von Haar, Die Hebung wohl beſtehn. | Um zwölf Uhr in Walpurgis Nacht, Wird der dem Unhold dargebracht.
soon JO — Doch merk’ Eins nur des Böfen Lift! Wo noch zum Ungelüd ' Am. Bock ein weißes Härden iſt, Alsdann Ade, Genick! ‘ | Den Krüff hat Mancher nicht bedacht, Und fih um Leib und Seel' gebracht.
Für meinen Part, mit großen Kern, Und Meifter Urian, J Aß’ ich wohl keine Kirſchen gern. Man läuft verdammt oft an. Sie werfen Einem, wie man fpricht , Gern Stiel und Stein in’s Angeſicht.
Drum rath' ih immer: Lieber Eheifk, Laß dich mit Eeinem ein! Wann der Conträct gefchloffen iſt, Bricht man, dir Hals und' Bein. Trotz allen Klaufeln, glaube du, Macht jeder dir ein X für U. —
Goldmacherey und Lotterie, Nach reihen Weibern freyn, Und Schäge graben, fegnet nie, Wird Manchen noch gereun. Mein Sprüdlein heißt: Auf Gott vertram, Arbeite brav und leb' genau!
Ein alter Graf, fuhr Schwager Map Tach feiner Weife fort, Vergrub zu Olims Zeit den Schatz
Sn feinem Keller dort. Der Graf, mern Herr, hieß Graf von Rips, Ein Kraut, wie Küfebier und Lips.
—— 109) eos00n
Der freifte buch das ganze Land, ' Mit Wagen, Roß und Mann, Und wo er was zu Fapern fand, Da macht' er friſch ſich dran. Wins! hatt' er's weg, wips! ging er durch, Und ſchleppt' es heim auf ſeine Burg.
Und wann er erſt zu Loche ſaß,
So ſchlug mein Graf von Rips, — Denn bier that ihm Eein Teufel was, — Gar höhniſch feinen Schnips. Sein allverfluchtes Felſenneſt War, wie der Koͤnigſtein, fo feſt.
So übt’ er nun gar lang und oft Viel Bubenftüfhen aus, - Und fiel den Nachbarn unverbofft Sn Hof und Stall und Haus. Allein, der Krug geht, wie man fpridt, So lang’ zu Waſſer, bis er bricht.
Das Ding verdroß den Magiftrat Im nähften Städtchen fehr, \ Drum rieth der längft auf Elugen Rath Bedaͤchtlich hin und her, Und rieth und rietb, — doch weiß man wohl! Die Herren rietben ſich balb toll. |
Da nun begab ſich's, daß einemahls, Odb vielem Teufelsfpaß, |
Ein Lumpenhexchen auf den Hals
. Sn Kerr” und Banden faß.
Schon wegte Meifter Urian 3
Auf diefen Braten feinen Zahn.
I
X 106 wr.n
Dieß Herchen ſprach: Hoͤrt! Laßt mich frey, So ſchaff' ich ihn herein. Wohl! ſprach ein edler Rath, ed fe: Und gab ihr oben brein Ein. eifern Privilegium,
Zu hexen frank und frey herum. _
Ein naͤrrſcher Handel! Unfereins Thaͤt' nichts auf ſolchen Kauf.
Doch Satans Neid ift felten eins,
r ..
Und veibt ſich felber .auf.
Sür dießmahl fpielt die Lügendrut - Ihr Stücken ehrlih und auch gut.
Sie kroch, als Kroͤt', auf's Näuberfchfoß ‚
Mit loſem leifen Zritt,
Verwandelte fih in dad. Roß, Das Rips gewöhntich ritt;
Und als der Schloßhahn kraͤhte früh,
Beſtieg ber Graf geſattelt ſie.
Sie aber trug, trotz Gert' und Sporn, So ſehr er bieb, und trat, Ihn, über Stock und Stein und Dorn, Gerades Wegs zur Stadt. Fruͤh, als das Thor ward aufgethan, Sieh da! Fam unfer Herlein an.
Mit Kratzfuß und mit Neverenz. Nabe Höhnifh alle Welt: , Willkommen bier, Ahr" Ercellenz ! Quartier iſt ſchon beftelt!
Du haft uns lange ſatt gefnufft; . Man wird did wieder Enuffen, Schuft!
ea 107:
Den Schnapphahn ward, m wie ſich's gebührt, Bald der Proceß gemadt, Und drauf, als man ihn condemnirt, Ein Kaͤfich ausgedacht, Da ward mein Rips hinein gefperrt Und wie ein Murmelthier genäper.
Und, als ihn hungern .thät, da fehnits Der Knips, mit Hoͤllenqual,
Vom eignen Leib ibm Glied für Glied; Und briet es ihm zum Mahl.
Als jeglich Glied verzehret war,
Briet er ihm ſeinen Magen gar.
So ſchmauſt' er ſich denn ſelber auf, Bis auf den letzten Stumpf, Und endigte den Lebenslauf, Den Nachbarn zum Triumph. Das Eiſenbaur, worin er lag, Wird aufbewahrt bis dieſen Tag.
Mein Herr, fällt mie ber Käfich, ein, So denk’ ich oft bey mir: Er dürfte noch zu brauchen fepn, Und weiß der Herr, wofür! — — - Für die Franzöſchen Raubmarquis, Die man zur Ferme kommen ließ.” —
Als Mag kaum ‚ausgeperorirt, Sieh da! Fam querfeldan Ein Sansfaßon daher trottirt, \ Und hielt den Wagen in, _ Und vifitirte, Pad für Pac, Nach ungeftempeltem Taback.
nen 2100 new
Die Weiber von Weinsberg
W. ſagt mir an, wo Weinsberg liegt? Sol feyn ein wackres Städthen, ., Sol haben, fromm und klug gewiegt, Viel Weiberchen und Maͤdchen. | Kommt mir einmahl das Freyen ein, — So werd' ich eins aus Weinsberg freyn.
Einsmahl der Kaiſer Konrad war Dem guten Staͤdtlein böfe,
Und rüdt” heran mit Kriegesſchar
Und Reifigengetöfe,
Umlagert' es, mit Roß und Mann, Und fhoß und rannte drauf und. dran. |
Und als das Staͤdtlein widerſtand, Trotz allen feinen Néthen, M Da ließ er, hoch von Grimm entbrannt, Den Berold ’nein trompeten: | Ihr Schurken, komm’ ich 'nein, fo, wißt. Soll hängen, was die Wand bepißt.
Drob, ald er den Avis alſo Hinein trompeten laffen,, Gab's lautes Zetermordio, Zu Kauf und auf den Oaffen. Das Brot war theuer in der Stadt; Doch theurer noch war guter Rath. \
ven 109 von „Oo web, mir armen Korybon ! O weh mir!” Die Paſtores Schrien: Kyrie Eleifon! Wir gehn, wir gehn Eapores! DO weh, mir armen Korydon! Es juckt mir an der Kehle Schon.”
Doch wann's Matha’ am legten iſt, Trotz Rathen, Thun und Beten, _ So rettet oft noch Weiberliſt Aus Ängften und aus Nöthen.
Denn Pfaffentrug und Weiberliſt Gehn über Alles, wie ihr wißt.
Ein junges Weibchen Lobeſan, Seit geſtern erſt getrauet, | Gibt einen Eugen Einfall an, Der alles Volt erbauet,
Den ihr, fofern ihr anders wollt, Belachen und beklarfhen ſollt.
Zur Zeit der flillen Mitternacht, Die fhönfte Ambaffade Bon Weidern fih in’d Lager macht, Und bettelt dort um Gnade. Sie bettelt ſanft, ſie bettelt ſüß, Erhalt body aber nichts, als dieß:
„Die Weiber follten Abzug han, Mir ihren beften Schaͤtzen,
Was übrig bliebe, wollte man
Zerhauen und zerfeßen.”
Mir der Capitulation u
Sqleicht die Geſandtſchaft trüb’ davon.
4 ’
wor. 1II0 es Drauf, als ber Morgen bricht hervor, Gebt Achtung! Was geſchiehet? Es öffnet fih das nächſte Thor, . Und jedes Weibchen ziehet, Mit ihrem Maͤnnchen ſchwer im Sad; j So wahr ich lebe! Hudepad.—
Manch Hofſchranz ſuchte zwar ſofort Das Kniffchen zu vereiteln; Doch Konrad ſprach: „Ein Kaiſerwort Soll man nicht drehn noch deuteln. Ha bravo! rief er, bravo ſo! Meint' unſre Frau es auch nur ſo!“
Er gab Pardon und ein Bankett, Den Schönen zu’ Gefallen. Da ward gegeigt, da ward wompeity Und durchgetanzt mit allen, . Wie mit der Vürgermeiflerinn, So mit der Befenbinderinn.
Ey! fagt mir doch, wo Weinsberg liegt? ft gar ein wackres Städten. | Hat, treu und fromm und Elug gewiegt, Viel Weiberhen und Mädchen.
Ich muß, kommt mir das Freyen ein, Führwahr! muß eins aus Weinsberg freyn:
wen 111 nn
Abendphantaſie eines Liebenden,
FL weiche Ruh’ hinabgefunfen,
Unaufgertört von Harm und. Moth,
Vom ſüßen Labebecher trunfen,
Den ihr der Bott des Schlummers both, Noch fanft umhallt vom Abendliede
Der Nachtigall, im Floͤtenton, .
Schlaft meine Molly » Adonide | '
Dun ihr behaͤglich alien don.
Wohlauf, mein fießender Gedanke, Wohlauf zu ihrem Lager hin! Ummwebe, gleich der Epheuranke,
Die engelholde Schläferinn !
Geneuß ber Überfüßen Fülle Volllommner Erdenfeligkeit ;
Wovon zu Eoften noch ihr Wille,
Und ewig ad! vieleicht, verbeut! —_
ai! Was hör’ vr — Das Gefäufel Bon ihres Schlummers Odemzug! | So leife wallt durch das Gekraͤuſel Des jungen Laubes Zephyrs Flug. Darunter miſcht ſich ein Geftöhne, Das aus entzücktem Buſen geht, Wie Bienenſang und Schilfgetöne, Wann Abendwind dazwiſchen weht.
—
muss 112 won .D, wie fo fon dahin gegoffen, Umleuchtet fie des Mondes Licht !- Die Blumen der Gefundheit ſproſſen Auf ihrem ſchoͤnen Angeſicht. Ihr Lenzgeruch wallt mir entgegen, Süß, wie bey ftiller Abendluft, Nah einem milden Sprüberegen, Der Moſchus-Hyacinthe Duft.
Mein \ ganzes Paradies ſteht offen. Die offnen Arme, fonder Zwang, Was luffen fie wohl anders hoffen, Als herzenswilligen Empfang ?
Oft fdannt und hebt fie das Entzüden, Als fallten fie jegt ungefäumt
Den himmelfrohen Mann umffriden, Den fie an ihrem Bufen träumt, —
Nun kehre wieder! Nun entwanke Dem Wonnebett! Du haſt genug! > Sonft wirft du trunken, mein Gebanke, Sonft lähmt der Taumel deinen Flug. Du loderſt auf in Durſtesflammen! — Hal wirf ind Meer der Wonne did! Schlagt, Wellen, über mir zufammen! Ich brenne! brenne! kühlet mich! |
Seruf⸗
— 313 — Seufzer eines Ungeliebten.
Haſtt du nicht Liebe zugemeſſen Dem Leben jeder Kreatur? Warum bin ich allein vergeſſen, Auch meine Mutter du! Naturt
Wo lebte wohl in Forſt und Hürde, Und wo in Euft und Meer ein Thier, Das nimmermehr geliebet würdet — — Beliebt wird Alles außer mir !
Wenn gleih im Hain, auf Flur und Matten Sich Baum und Staude, Moos und Kraut Durch Sieb’ und Gegenliebe gatten;
Vermaͤhlt ſich mir doch keine Braut.
Mir wählt vom füßeften der Triebe, Nie Honigfrucht zur Luſt heran. |
Denn ad! mir mangelt Gegenliebe, Die Eine nur gewähren fan,
, —
Buärgers Gedichte 1. Bande H—
Gegenliebe. —
Wenn, o Maͤdchen, wenn bein Blut Reger bir am Herzen. wählte; - Wenn bdieß..Herz:von meiner Gluth Nur die leiſe Wärme fühle;
‚Wenn bein ſchoͤner Herzensdank Meiner Liebe. Gruß empfinge; .. Und dir willig ohne Zwang
Ruß um Kuß vom Munde ginge:
O D bahn würbe meine Brut Ihre Flamme nicht mehr faflen;
Alles koͤnnt' ih dann mit Luft,
Leib und Leben Eönne’ ich laſſen.
Gegengunft erhoͤhet Gunft, Gegenliebe naͤdret Liebe, oo. Und entflammt zur Feuersbrunſt, Was font Aſchenfuͤnkchen bliebe.
sen 115 —
An die Nymphe des Negenborns.
Nig aus deines Vaters Halle, Felſentochter, mir dein Ohr! . Hell im Schimmer der Kryſtalle, Hell im Silberſchleyer, walle,
Reine Nymphe, wall’ hervor !-
Eisen n- jauchzet die Mänabe Huldigung bey Cymbelklang. Dir nur, glaͤnzende Najade, Deiner Urne, deinem Bade Weihte Keiner Hochgeſang? —
Wohl, ich weih' ihn! Wo der Zecher, Die des Preiſes fpotten fol?
Ha! Wo ift er? Ich bin Raͤcher! Fleuch! Mein Bogen tönt! Mein Köcher Raſſelt goldner Pfeile voll!
Hier, wie aus der Traube, quillet Geiſt und Leben, feifh und rein, . Leben, das den Hirten füler,
Das den Durft der Herde flillet, Welches Wieſe tränkt und Hain.
Horch! Es rauſcht im Selfenhaine, Woget Thal und Wief entlang, Let im Widder auf dem Raine, Schauere duch das Mark der Beine, Kühle des Wandrers beißen Gang. 0 92
.. one ı16 a _ Saugt aus Wein der Alee fein Leben, Wohlgeruch und Honigſaft? - _ Braut und Blumen, feldft die Neben Danken dir, o Nais, Leben, Würze, Süßigkeit und Kraft. —
Lebensfuͤlle, Kraft und Streben Trank auch ich ſchon oft bey bir. Drob fey au von nun an Leben Und Unfterblichkeit gegeben. Deinem Nahmen für and für!
—
Gern ALT —⸗
N .
Mamfell ta Regle.
Hr Griechiſche, Halb auch Franzoͤſche Donne, Iſt Regula die wackerſte Ma Bonne; Nimmt ſorgſam Überall, nimmt Tag und Nacht Die lieben Kinderchen ganz wohl in Abt; . Weiß wohlgewandt zu gängeln, weiß fpazieren Den Eleinen Trupp. vorſichtiglich zu führen; Und laßt fürwahr die trauten Kindelein Gefahr und Leid nicht eben Teiche bebräum. - Das Feine Volk nicht zu fcandalifiren , Man mag ſich gern ein wenig mit geniren. Oft hat's mid, wann um nichts und wider nichts So einer da, unartigen Gezüchts, Aus Übermuth ‚ der Bonne bloß zum Poflen , Nice folgfam war, oft hars mich bald verdroſſen.
Doch wenn ſie gar zu ſteif, mit Sqhneckenſchritt, Durch nackte Gaͤng' und. Sand⸗Alleen tritt, Und bin und ber hofmeiſtert: „Fein gerade! Hübſch Füßchen aus: und einwaͤrts hübfch die Wade! Den Rüden ſchlank! Kein Hals und Kopf empor! Zurüf die Schultern! Baud ein! Bruſt hervor!” Und wehren will, zur Linken oder Rechten, Eins außzutraben, Strauß und Kranz zu flehten, Das laßt hier ein und aus zum Ohr dort wehn! Laßt, Brüderchen, die alte Strunfel gehn! Nur Kinder mag alfo ihr Laufzaum fehiirzen ! . Was thut's, ob wir 'mahl ſtolpern oder flürgen®
I
won 118 oo
Das neue Leben.-
Er Wie fo wach und froh, Er und wach find meine Sinnen! O vor welcher Sonne floh Meines Lebens Naht von binnen? Wie fo holden Gruß entboth Mir das neue Morgenrothe i
*
Aus Aurore ns goldnem Thor Schweben Himmelsphantaſieen. Überall vernimmt mein Ohr
Neue Wonnemelodieen. | Nie gefuͤhlte Fruͤhlingsluft Weht mich an mit Valſamduft.
Bin ich dem Olymp fo nah'? Koſt' ich ſchon der Götter Mahle? Speifet mid Ambrofiat
Traͤnket mich die Nektarfchalet . Meidt die junge Hebe, gar
Mir den Wein bes Lebens bar? |
Liebe, Deine Wundetkraft Hat mein Leben neu geboren, Hat zum Glück der Götterſchaft Mich hienieden ſchon erforen. Ohne Wandel! Ewig fo!
Ewig fung und ewig froh!
— 119 on
Dee Ritter und fein kiebepen.
j Ein Ritter ritt einſt in den Krieg, Und als er ſeinen Hengſt beſtieg, Umfing ihn ſein feins Liebchen:
„Leb' wohl, du Herzensbuͤbchen!
Leb' wohl! Viel Heil und Sieg!
Komm fein bald wieder heim in's Land, Daß uns umſchling' ein ſchoͤnres Band, Als Band von Gold und Seide,
Ein Band aus Luft und Freude, Gewirkt von Prieſterhand!“ —
„Ho ho! Kim’ ih aud wieder hier Du Naͤrrchen du, mas hülf es die} ° Magſt meinen Trieb zwar weiden; Allein dein Band aus Freuden N Behagt mit nichten mie” —
„O weh! fo weid' ich deinen Trieb, Und willft doch, falſcher, Herzensdieb, In's Ehband dich nicht fügen! Warum mich denn betriegen, Treuloſer Unſchuldsdieb —
„Ho bo! du Marrchen, welch ein Wahn! Was ich that, haft du mit gethan. Kein Schloß hab’ ich erbrochen,
Mann ich Eam anzupochen, So war fhon aufgethan. —
ua 12230 van „D weh! Se trugft du das im Sinn! Was ſchmeichelteſt du mir um's Kinn? Was mußteſt du die Krone, So zu Betrug und Hohne, Mir aus den Locken ziehn? ”—
„so po! Juͤngſt flog in ienem Gin Ein kirres Täubchen zu nlir ein, Haͤtt' ich es nicht gefangen, So müßten mie entgangen Verſtand und Sinnen feyn.” —
" Drauf’ritt der Ritter hop fa fat
Und ſtrich fein Baͤrtchen trallala!
Sein Liebchen ſah ihn reiten,
Und hörte noch von weiten Sein Lachen ha ha ha! — — — Traut, Mädchen, leichten Rittern nicht! Man Mitter ift ein Bbſewicht.
Sie. Iöffeln wohl und wandern
Bon Einer zu der Anbern, -
Und freyen Keine nicht.
wr. 191 ums
Trautel.
Mein Trautel hält mich für und für An feften Liebesbanden; Bin um fie ftet6 und neben ihr; Sie laͤßt mich nicht abhanden. Ich darf nicht weiter, als das Sand ‚ Woran ſie mich gebunden. Sie gaͤngelt mich an ihrer Hand Durch alle Tagesſtunden.
Mein Troutel haͤlt mich fär und für -
In ihrer ſtillen Klaufe ;
Darf nie zum Tanz, als nur mit ihr, Nie ohne fie zum Schmauſe: — Und ich bin gar ein guter Mann, Der ſie nur fiebt und höret,
Und aus den Augen leſen kann, Was ſie beßehlt und wehret.
—
Ber, Trautel, ift mohl mehr für dich, | Und wer für mich geboren?
O Trautel, ohne dich und mid,
Sind ih und du verloren. — Bann einft bes Todes Senfe Hirt, Eins von und wegzumäben, Ad, lieber Gott, wie wehe wird Dann mir und bir geſchehen!
U
wwa 122 —
*
Spinnerlied. |
Hure, burre, burre! Schnurre, Raͤdchen ſchnurre! Trille, Raͤdchen, lang und fein, Trille fein ein Faͤdelein,
Mir zum Vuſenſchleyer.
Hurre, hurre 2 hurre! Schnurre, Räabchen, ſchnurre! Weber, webe zart und fein, Webe fein das Sdleyerlein, Mir zur Kirmeßleyer.
Hurre, hurre, hurre! Schnurre, Raͤdchen, ſchnurre! Außen blank und innen ren Muß des Mädchens Buſen ſeyn, - Wohl deckt ihn ver Schleyer.
Hurre, hurre, hurre! Schnurre, Raͤdchen, fhnurre! Außen blank und innen vein,-. Fleißig, fromm und: fittfam ſeyn, Locket wackre Freyer.. ur
vos 123 —*R
Robert.
Ein Begenftüd gu der Romanze Phidile von Claudius.
To war wohl recht ein Springinsfeld, Ah meinen Sünglingstagen; “Und thar. nichts Fieber auf der Welt, Als reiten, fiſchen, jagen. :
Einft zogen meine Streiferepn‘, — Weiß nicht, auf welche Weiſe? Doch war es recht, als ſollt' es ſeyn, — Mich ab von meinem Gleiſe.
Da ſah ich uͤber'n grünen Zaun, Im lichten Frühlingsgarten, ‚Sin Mädchen , roſicht anzuſchaun, Der Schwefterblumen warten.
Ein Mädchen, fo von Angefiht, Bon Stirn: und Augenfirahlen, J Von Wuchs und Weſen, laͤßt ſich nicht Beſchreiben und nilpe mahlen.
\
vo 124 von
Ich freundfih hin, fie freunblih ber, Mir mußten beyd’ uns grüßen, | Mir fragten nicht, wohin?! woher? Noch minder, wie wir hießen?
Sie fhmücte grün und roth den Hut, Beach Früchte mir vom Stängel; Und war fo lieblih, war fo gut,
So himmliſch, wie ein Engel!
Doch mußt ich nit, was tief aus mir So feufjte, fo erbebte, | Ä Und, unter Deut und Küflen,, ihr Was vorzumweinen firebte. 5
Ich Eonnte weber her noch hin,
Nicht weg, noch zu ihr kommen; Auch lag's nicht anders mir im Sinn, ‚ Als wär’ mir was ‚genommen.
mis bünkr, ich. hatt’ ihr taufendviel, Weiß Gott all was? zu fagen, Doch Eonnt’ ih, welch ein Bauberfpiel! Nicht eine- Sylte wagen. |
Sie fragt’ in heller Unſchuld: Wast- Was ich wohl von ihre wollte? Ah Lehe! rief ich, als mir's naß Don beyden Wangen vollte.
125 wen
Sie aber fhlug den dunkeln BE - Zum fihönen Bufen nieder,
Und ih, verſchuͤchtert, floh zuruͤck,
Und fand fie noch nicht wieder! —
Wie Eonnte wohl dieß Eine Wort, . Die Wörtchen fie betrüben? — O blöder Zunge! wärft dus dort, Wärft du doch dort geblieben!
er 126 RR
Ständden.
MM Lieb und Beyer we? ic) dich; Gib Acht auf Lied und Leyer! Der wache Leyermann bin ich, Schon Liehchen, dein Getreuer! Schleuß auf den hellen Sonnenfchein "Der: himmelblauen Äugelein!
Durch Nacht und Dunkel komm' ih ber, Zur Stunde der Gefpenfter. Es flimmert Tängft. Eein Laͤmpchen mehr, Dürch fliler Hätten Senfter, Schon lange rubte füß und feft, Was Lieb’ und Sehnſucht ruhen läßt.
r Auf feinee Gattinn Bufen wiegt Sein müdes Haupt der Gatte; Wohl an die liebſte Henne ſchmiegt Der Hahn fi) auf der Latte;
Der Sperling unterm Dade fißt Bey. feiner trauten Sie anigt.
: Wann, o wann ift auch mir erlaubt, Daß ich an did) mich fehmiege ?
Daß ich in füße Ruh' mein Haupt Auf deinem Bufen wiege?
O Priefterhand, wann führeft du
Mich meinem fügen Bräutchen zu ?
L vor 127 vesen Wie wollt ih dann herzinniglich, So lieb, fo lieb dich haben! Wie wollt’ ich, o wie wolle" ich mich - Zn deinen Armen laden ! Geduld! die Zeit fchleicht auch herbey. Ach, Liebchen, bleib mir nur getreu!
Nun, liebe Seele, gute Nacht! Dich wolle Sott bewahren ! Was Gott bewahrt, it wohl bewacht Vor Schrecken und- Gefahren. Adel ſchleuß wieder zu den Schein Der himmelblauen Ängelein!
wer 128 un Notbgedrungene Epiftel -
. des berühmten Schneiders JFohannes Schere
an feinen greoßgünftigen Diäcen.
WR kümmerlich, Trotz ſeiner Goͤttlichkeit, Sich oft Genie hier unter'm Monde naͤhre, Beweiſen uns die Kepler, die Homere,
.Und hundert große Geiſter jeder Zeit ,
Und jeder Erdenzone weit und breit; Doch wahrlich nicht zu fonderfiher Ehre - Der undankbaren Menſchlichkeit,
Die ihnen fpäte Dankaltäre
Und Opfer nah bem Tod eiſt weiht.
Auch mir verlieh durch Sqere, Zwirn und Nat. ‚ Minerva Kunft.und nicht gemeinen Abel, Allein der Lohn für meine Trefflichkeit St Hungersnoth , ein Haderlumpenkleid, ft oben ein der ſchwachen Seelen Tadel, Und dann einmahl, nad Ablauf dürrer Zeit, - Des Nahmens Ruhm und Ewigkeit,
Alein was Bifes, wenn nad dem Tode Mid Leichenprebigt oder Ode Den größten aller Schneider nennt, Und ein vergoldet Marmor» Monument, | on An
—* 229° —* An welchem Schere, Zwirn und Nadel bangen, Und Fingerhut und Bügeleifen prangen,
Der fpäten Nachwelt dieß bekennt %
Wenn lebend mich mein Zeitgenoffe
Bu Stalle, glei dem edeln Roſſe,
Auf Stroh zu ſchlafen, von fi ſtoͤßt,
Und nadend gehn und hungern laͤßte
De Stämper, der zu meinen Süßen kreucht, Beſchmitzet zwar mit ſeines Neides Geifer,
Weil nicht ſein Blick an meine Hoͤhe reicht,
Oft meinen Ruhm, und ſchreyt: Ich ſey ein Säufer; Sey ſtets bedacht, mein Guͤtchen zu verthun,
Und laſſ' indeß die edle Nadel ruhn. I O ſchnöder Neid! Denn überlegt man’d reifer, u Gefegt den Fall, die Läfterung fey wahr,
So if dabey doch ausgemacht und klar, |
Und es beftätigt dieß die Menge der" Erempel, Daß feld ein Zug von je und je im ı Srämpel. Exhabener Genieen war. **
.?
Sie binden eb nicht ſelaviſch an die Regel Der Lebensart, und fahren auf gut Gluͤck, So wie der, Wind der Laun' in ihre Segel Juſt ftoßen mag, bald vorwaͤrts bald zurüd, Und laſſen. das gemeine Volk laviren.
"Sie haben vor den ſeltnen Wunderthieren Ein Staͤrkerrecht, daß man fie forgfam hegt, Dankbar bekleidet und verpflegt, Zu hoch und frey, ſich ſelber zu geniren. Bürgers Gerichte 1. Bande . J
u
” . 130 v Und wenn der uͤberfluß verkehtrter Welll. Oft Affen, Murmelthier' und Raben, I Und Kakadu und Papagey erhält, So follten fie den Leckerbiſſen haben, . . Der von bes Reihen Tiſche 1 Allein wie karg iſt die verkehrte Welt Fuͤr ein Genie mit ihren. Gaben!
Wiuſt du davon ein redend Bveyſpiel ſehn,
| So fhau auf mid, großgünftiger Mäcen,
So gu’ einmahl, nebſt deinem theuern Weibe, Auf meinen Rod, durch deines Fenſters Scheibe/
Und ſieh die Luft in hundert Habern wehn,
Und meinen Leib dem Winter offen fteßn! _ Sprich felbft einmahl, iſt's nicht Die größte Schande, ‚ Daß mid - ber ich fa oft mit feidenem Gewande " Vekleidete des Landes Grazien,
Die Welt nun läßt. in Haberlumpen gehn?
Kann dieh dich nicht zu raldem Mitleid reitzen, Mit einer Kleinigkeit mir bülfeeich beyzuſtehn? Nein, Menſchenfreund, du kanuſt nicht geitzen! Ich kann getroſt auf deine Güte baun.
Mic ſtaͤrkt von deinen Liebesthaten
So manches Beyſpiel im Vertraun.
Du kannſt, du wirſt am beſten mich berathen. Zur So borge denn mir, für ein beßres Kleid, . Zu Schug und Trug in dieſer rauhen Bet, ut Nur einen Iumpigen Dukaten! W Mit Dank bin ich ihn jederzeit J Durch kuͤnſtliche, durch dauerhafte gahten, Abzuverdienen gern bereit. ——
Sain Surden
— IH we je
Shi Suꝛden Hanne ih fange aut; Spdn Suschen war wohl keinz; Don Tug nd war's und Sittfomteit; x Das fah —28 ein. Ich Fam und ging, ich eins und tum, Bir Eh unb Fluth zut See. Ganz wohl mir that es, wann id Bad " Dad, Tann u ging, dr weh: Bw
34
Und gechah— daß nad, ber Bir... 2 | Gar Andres id vernahm; nn, | Da that's mir, wenn ich ſchied, fo ii, u © wohl mir, wann ich kam; u Da hatt id) keinen Zeitvertreib,
Und tin Geſchaft, als fie; ! "Hi 7’ Da fühle ih ganz an Seel: uilh‘ ip; Und fühlte nigtt, als fe BF Zr
— zn PR Tr
Da war ich dumm > und ſtumm und u; Vernahm nichts, außer ihr. - &ab nirgends blühen Blum! und, dauk; Nur Suschen blühte mir. Nicht Sonne, Mond und Slammenſchein, Mir glaͤnzte nur mein Kind; | Ich fah, wie in die Sonn’, hinein, Und fah mein. Auge blind,
| 34
un 152 wen Und wieber kam gar andre Zeit, Gar anderd ward ed mir; Ä Dod.üle Tugenn, Sittſamked, Und Schönheit blieb an ihr. Sch kam und, ging, ich ging und kem/ 12709 ih zur © Ganz wohl‘ iv har’ es, wann id As, J Dei; wallk ich süig', nicht Wweh, — hr Seifen. #37 and tief. ai, RF "Dip ih ierunf, und, wißß,, Den Wie, wo gnd wann ſich Altes. vaecti Barum fih’s liebt und küßt? . Ihr hohen Beifen, ‚Sagt mirsan! ꝰ a Pab mir 1 Ve Exgrübelt mir, Wo, Ya und wann J Warun hie fe geſchah
+,
y 3 07
Se ner, F “1
Ich eiber f fan of. Macht und FT Und wieder Top und Naht, : ; BE So wunderfamen; Dingen nad; 3 Doch hab' ich nichts erdacht. — Drum, Lieb’ ift wohl, wie Wind im Meer: Sin Saufen “ihr weht hört, 9 Allein i wife nicht, woher? nn —— Kin er fahre? | ze 1
e et izeanı u: —9* u Fr 2 > L | Ent NE TFT ung ZT Fer . . ,
Der Hund aus der Pfennigſchenke—
J J F— »4
N nt 6; ging, was Genftes zu beſtellen, Ein Wandrer feinen ſtillen Sing, -: ’ Alsauf ihn los ein Hund, mit Bellen Ur Raſſeln vieler Halsbandſchellen, As einer Pfennigſchenke fprang. E, ohne Stock und Stein zu Beben, - Koch fanft ſich mit ihm abzugeben Zub rühig weiter Fuß und Stab, Und Surkiaf ließ vom karmen od.
Det Pr Fam. auch mit Stoß and Degen, Flink, wohlgemuth, keck und verwegen, - Ein Herrchen Krauskopf her fpaziert. Kliffklaff fegt an, und hoch tuſchirt Hält’ von dem Kunde. fih dad Herren.
Und Herrchen Krauskopf if ein Naͤrrchen; Faͤngt mit dem Klaffer Händel an, Greift fir nad Steinen in die Runde, Und fihleubert, was er fchleubern kann, Und flucht und prügelt nad) dem Hunde.
Drer Kother knirrſcht in jeden Stein, Zerrt bald an meines Herrchens Node, Bald an bem Degen, bald am Stode,
Beißt endlich gar ihm in das Nein,
4
RR PB
"And bellt fo wuͤthig, daß mit Zenen
Die Nachbarn alle, groß und Hein J
Zu Fenſtern und, zu Shüreh laufen, '
Die Buben tlatſchen und juchhein,
Und hetzen gar noch oben drein.
Nun fing ſicht Herrchen an zu fhinen,
Umfonft fo;fche fihabzumühn. - *.
Es mußte ſachtchen ſich bequemen..." Um dem Halloh ſich zu entziehn :
Wohl fürbafıieimen Weg zu nehmen,
Und einzuſtecken Hahn und Schmach.
Denn alle Straßenbuben gafften/
Und alle Klaffconſorten klafften
Nodch weit zum. Dorf hinaus ihm Pr
Dieß Fabelchen führt Gold im Munde:
J Weicht ons. dem Recenſentenhunde! 2:
[Z .
«
Lenardo und Blandine
Blanbdine ſah her, Lenardo ſah hin, Mit Augen, erleuchtet vom zaͤrtlichſten Sinn, Blandine, die fhönfte Prinzeffinn der Welt, Lenardo ‚ ber Schönften zum Diener beſtellt.
Zu Land und zu Waſſer, von nah’ und von fern, Erſchienen viel Fürften und Grafen und Herrn, "Mit Perlen, Gold, Ringen und Edelgeftein,
Die fhönfte der fhönften Prinzeffen zu freyn.
Allein die Prinzeffinn war Perlen und Gold, Bar Ringen mit blankem Geftein nicht fo’ holt, Als oft fie ein wuͤrziges Blumlein entzüdt, Vom Zinger tes fhönften ter Diener gepflückt.
Der ſchoͤnſte der Diener trug hohes Gemüth, Ob ſchon nicht entfproffen aus hohem Geblüt. Gott fhuf ja aus Erden den Ritter und Knecht.
Ein hoher Sinn adelt auch niedres Geſchlecht.
Und als fie 'mahl draußen in frößlicher Schar, Von Schranzen umlagert, am Apfelbaum war, 2 Unb.alle genoffen der liedlichen Frucht, |
Die emfig der flinke Lenardo gefuht, - .
Da both die Prinzeffinn ein Apfelchen rar Aus ihrem hellſilbernen Koͤrbchen ihm dar, Ein Äpfelchen, roſicht und gülden und rund Dazu ſprach ihr holdſeliger Mund:
x,
wen 390 am „Nimm hin für -die Mühe! der Apfel fey dein! Das Leere wuchs nicht für Prinzen allein. Er ift ja fa. lieblih von augen zu fehn;.. » Bu wünfhen,. was drin ift, fey zehn Mahl fo ſchoͤn.“
Und ol fi der Liebling geſtohlen nach Haus, Da zog er, o Wunder! ein Blaͤttchen heraus. Das Blaͤttchen im Apfel ſaß heimlich und tief; Drauf ftand. gar traulich geſchrieben ein Brief:
„Du Schoͤnſter der Schönften, von nah' und von fern, Du Schönfter, vor. Fürften und Grafen und Herrn, Der bu trägft zuchtiger höher Gemüth,
Als Fürſten und Grafen aus hohem Gebluͤt!
Dich hab' ich vor allen zum Liebſten erwaͤhlt; Dich trag’ ich im Herzen, das fehnend ſich quält. Mich labet nicht Rube, mic labet nicht Raſt, Bevor du geſtillet dieß Sehnen mir haſt.
Zur Mitternachtsſtunde laß Schlummer und Traum, Laß Bette, laß Kammer, und ſuche den Baum, Den Baum, der den Apfel der Liebe dir trug!
Dein harret was Liebes; nun weißt du genug.” —
Das daͤuchte dem Diener fo wohl und fo bang’! &o bang’ und fo wohl! Er zweifelte lang’; Viel zweifelt’ er her, viel zweifelt‘ er hin;
Bon Hoffen und Ahnden war trunken fein Sinn.
| Doch als es nun tief um Mitternacht war,
Und ſtill herab blinkte ber Sternlein Schar; Da fprang er vom Lager, ließ Schlummer und Traum, Und eilt’ in den Garten und fuhte den Baum. -
vorn 137 niven Und, als er ſtill barrend am Liebesbaum ſaß, Da fäufelt’ im Laube, da ſchlich es durch's Gras, Und eh’ er ſich wandte, umſchlang ihn ein Arm, Da weht’ ihn ein Obem an, Tieblih und warm,
Und, als er die Lippen eröffnet zum Gruß, Verſchlang ihm die Rede manch durftiger Kuß, Und eh’ es ihm zugefliftert ein Wort,
Da zog ed mit fammtenem Händen ihn fort.
Es führt‘ ihn aumaͤhlig mit heimlichem Tritt: „Komm füher, , komm lieblicher Zunge, komm mit! Kalt wehen die Luͤftchen; kein Dad und kein Fach Beſchirmet und; komm in mein ſtilles Gemach!“
Und fuͤhrt' ihn, durch Dornen und Neſſel und Stein, In einen zertrümmerten Keller hinein. Hier flunmert’ ein Laͤmpchen; es zog-ihn entlang, Bey'mSchimmer desLämpchens, den heimlichen Gang.— —
In Schlummer gehüͤllet war jedes Geſicht; Doch ach! das Verraͤtheraug ſchlummerte nicht. Lenardo! Lenardo! wie wird dir's ergehn,
Noch ehe die Haͤhne das Morgenlied kraͤhn? —
Weit her, von Hiſpanien's reichſter Provinz War kommen ein hoch ſtolzirender Prinz , Mit Perlen, Go, Ringen und Edelgeftein, . Die fhönfte der fehönen Prinzefien zu freyn.
Ihm brannte der Bufen, ihm lechzte der Mund; Doch hofft? er, und harrt er umfonft in Burgund; Er warb wohl, und. warb doch vergebens man Jahr, Und wollte nicht weichen noch wanken von dar,
-
Srob hatte der body ſtolzirende Gaſt Bey Nacht und bey Tag nicht Ruhe noch Raſt; Und hatte zur ſelbigen Stunde der Nacht Sich auf und hinaus in den Garten gemacht;
Und date’ es vernommen und hatt’ es geſehn, Was jetzt kaum drey Schritte weit von ihm geſchehn. Er knirrſchte die Zaͤhne, biß blutig den Mund:
„Zur Stunde ſoll's wiſſen der Sürft von Burgund“
Und eilte zur ſelbigen Stunde der Nacht; hm wehrte vergebens die fürftlihe Wacht: „Segt will ih, jegt muß ich zum König hinein! Weil Hocverrath ihn und. Aufruhr bedräun.” —
„Halloh! Wach' auf! bu Fürſt von Burgund! - Dein Königsgefihmeide befubelt ein Hund; ' Blandine'n, dein gleißendes Tochterlein, ſchwaͤcht, Zur Stunde jegt ſchwaͤcht ſie ein ſchaͤndlicher net.”
Das krachte den Alten ine dumpfe Gehör. Er liebte die einzige Tochter fo ſehr; Er. fhäßte fre höher, als Zepter und Kron’
Und hoͤher, als ſeinen heil ftrahlenden Thron.
Wild raffte der Fürft von Burgund fig empor:
„Das leugſt du, Verraͤther, das leugſt dis mir vor! Dein Blut mir’s entgelte! das trinke, Burgund! Wofern mich belogen dein giftiger Mund.” —
„Bier ften’ ih, o Alter, zum Pfande mid dar: Auf! eile! fo findet's dein Auge no wahr. | Mein: Blut dir's entgelte! das trinke Burgund! '
Wofern did) belogen mein. redliche Mund.” °
— 139 — Da rannte der Alte mit blinkendem Dolch. Ihn nach kroch der verräthrifche Mol, Und wies ihn, durch Dornen und Neſſel und Stein, Stracks in den jertsümmerten Keller hinein.
Hier, prangte var Zeiten ein luſtiges Schloß, Das Jängft ſchon in Schutt und in Trümmer zerſchoß. Noch woͤlbten ſich Keller und Halle. Ton vorn — ſie Neſſel und Diſtel und Dora.
"Die Halle war wenigen Augen bekannt; en Dog wer ber Halle war kundig, der. fand Den Weg, durch eine verborgene Thür, Wohl in der Prinzeſſinn ihr Sommerloſier. —
Noch ſendet dur den heimlichen Gang Das Laͤmpchen der Liebe den Schimmer entlang. Sie athmeten leife, fie ſchlichen gemach Dem Schimmer des Lampchens der Liebe ſich nach;
Und kamen Bald vor die verborgene Thür, Und ftanden und harrten und Taufchten allhier: „Horch, König! da fliſtert's, — horch, König!da ſpricht s. Da! glaubeſt du noch nicht, fo glaubeſt du nichts.”
Und ale fi ch der Alte zum HBorchen geneigt, Erkannt’ er der Liebenden Stimme gar leicht. ie trieben, bey Küffen und tändelndem Spiel, _ Des füßen Geſchwaͤtes der Liebe gar viel:
| 48: ‚Lieber! mein Lieber! was zaget dein Sinn, Vor mir, die ich ewig dein eigen nun bin? Prinzeſſinn am Tage nur; aber bey Nacht
Magſt du mir gebiethen als eigener Magd!“ —
t
enren 140 wu „O ſchonſte Prinzeſfinn! o waͤreſt bu nur \ Das dü eftigfte Mädchen‘ Alf důrftiger url“ °- Wie wollt’ ich dann fee der Freüden fo Hal HN
Run feget bein gießen mie Kummer’ an Ser Namen.
Do Sieber! mein Lieber! laß fahren ben Bahn! Bin Eeine Prinzeffinn! Drauf. fie mich nur an _ Statt Vaters Gewalt, Reich, Bepter und Kron', ‚ Ertief id den Shooß mir, der die e zum Apron."— |
„O ſchonſte der Söbnfen! bieß irtliche Bart, Das Eannft bu, das wirft dit nicht halten hinfort Durch werben ‚und werben, von hab? und von fein, Erwirbt dich ‚red Einer der ſtattlichen Herin- ⸗ J
⸗ ⸗2
Wohl ſchwellen bie Waller, wohi hebet fü g Wind; Doch Winde verwehen, doch Waſſer verrinnt.
Wie Wind und wie Waſſer iſt weibfiher Si Sinn, 2
So wehet, fo rinnet dein Lieben bapin.” |
„Laß werben und werben, von nah' und von fern! H Erwirbt mid) doch Keiner ter ftattlichen Kern.’ O Suͤßer! o Lieber! mein zärtlihes Wort Das kann ich das werd’ ich dir halten binfort.
Wie Waſſer und Wind ift mein Tiebender Sinn. Wohl wehen die Winde, wohl Waſſer rinnt bin; ' Doc alle verwehn und verrinnen ja nicht,
So ewig mein quellendes Lieben auch nicht,”
„O füge Prinzefinn, noch zag id fo feet
Mir ahndet's im Herzen, mir ahndet's, wie ſchwer! Die Bande zerreiſſen; der Treuring zerbricht/ Worüber ber Himmel ben Segen nicht frei
Und wenn. ‚her König, ob! wenn er's aführt, Se triefet mein Geben, am blutigen Schwert;
So mußt du dein Leben, ‚verriegelt allein, - , .z zief unter bem Zhurm im Gewölbe verfäregn.” —
wer — 141 .
„as Lieber! ber Himmel serreiflet. ie nicht Die. Knoten, fo Treue, fo Liebe ſich Aihe. 935 . Der feligen Bonne,. bey nächtliher Ruh’,.., ....Q.
Der höret, der ſieht kein Verraͤther ja m u a
‚Komm ber, 0 komm. her nun, mein trauter Gemahl, Und TA” mir ben Kuß der ‚Verlobung einmabl!* ° " Da kam er und Tapr ihr ben rofihten Mund, Deob alle fein Baden im Herzen berſchwund.
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Sie trieben, bey auffen und taͤndelndem Spiet,; Des füßen Geſchwaͤtzes der Lieb) noch viel. u} Da knirrſchte der König, da wollt' er hinein;
Doch ließen ihn Sqloſſer und Riegel nicht ein. 8.
Nun harte’ ar. ud: harrte mit ſchaͤumendem Mund; Wie vor der Huhle des Wildes ein Sum. Den Liebend enndrin, nah gepfingener Luſt, Ward enger und bänger von Apndung die Bruſt. —
„Wach' auf, Pringzeſſinn! Der, Hahn hat gebräßst- Nun laß. mich, ‚bevor fih der Morgen erhöht!” — "nd, Lieber, ach bleib’ noch! Es Fünder der Gabe, n Die erfte der naͤchtlichen Wachen nur an —
„Schau' auf, Prinzeffinn! Der Morgen ſchon grant! Nun laß mid, bevor ung der Morgen erſchaut!“ — „Ach, Trauter, ach Heid’ noch! der Sternlein Bi Verraͤth ja die Gänge der Liebenden nit,” —
—. —* nn hm folge ein n Junker in Purpurgewand/ Der trug ein goidnes Gefdire i in ber Hand, Berfehen mit Hehkel und Dedel und Knauf ‚ Und oben ein koͤniglich Siegel darauf. “
Ihm folgt’ ein Junker in Silbergewand, Mit einem verfiegelten Brief.in der Hand, Er gab der erſtarrten Prinzeſſinn den Brief, | Und ging und neigte ſib ſchweigend und tief.
und als die erflarute Prinzeffinn den Brief Erbrach, und mit rolfenden Augen durchlief, Umflirrt' es ihr Antlig, wie Mebel und Duft; Sie ſtürzte zufammen und ſchnappte nach kLuft. —
Und als ſie, mit zuckender ſtrebender Kraft, Sich wieder ermannt und dem Boden entrafft: „Juchheiſa! da ſprang ſie, juchheiſa! Trallah!
Auf luſtig, ihr Fiedler ji mein Brautrag ift da!
Juchheiſa! ihr diedler, zum luſtigen in! Mir ſchweben die Füße, mir flattert der Kranz! Mun tanzet ihr Prinzen, von nah’ und von fern! . Auf Inftig, ihr Damen!. Auf luflig, ihr Seren!
Ha! febt ihr nicht meinen? Herzliebſten fi -deebunf Ami Sildergewande, wie herrlich, ‚wie [on ! Ihn zieret am Buſen ein purpurner Stern.
‘ Juchheiſa, ihr Damen! Juch heiſa ‚ihr Herrn!
Auf! luſtig zum Zanze! Was ſteht ihr ſo fern? Was rümpft ihr die. Nafen, ihr Damen und. Gern? Mein Bräutigam ifter! Sch heiße die Braut! Uns baden die Engel im Himmel getraut, - |
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| : „mem 149 ve... |
Zu Tanze zu Tanze! Was grinzet ihr fern? | iu vümpft ihr die Nafen, ihr Damen und Hernt — j eg, Edelgefindel! Pfui! ſtinkeſt mir an! \ | - Du ftinkeft nad ſtinkender Hoffart mir an.
Wer ſchuf wohl aus Erden den Ritter und Knecht! n Ein hoher Sinn adelt auch niedred GBeſchlecht. Mein S Schonſter trägt boben und zuͤchtigen Muth; Und fpeyet in euer hochadliges Blut. -
Juchheiſa! Ihr Fiedler ‚zum Tuftigen Zanz! Mir ſchweben die Fuͤße, mir flattert der Kranz! Juchheiſa! Trallala! Juchheiſa! Trallah!
Auf luſtig, ihr Fiedler, ‚ mein Brauttag iſt da!”
So fang fie zum Sprünge, jo fprang fie zum Sang; Bis aus’ der Stirn ihr der Todesthau drang. Der Todesthau tröff ihr die Wangen herab; Sie taumelt und keuchte zu Boden hinab,
Und, als ſich ihr geben sum legten ermannt, ‚Da ſtreckte fie nad) dem Gefüge die Hand, Und ſchlang's in die Arme und hielt es im Schooß; Und deckte, was drinnen verborgen war, bloß.
Da rauchte, da pocht ihr entgegen ſein Sr, Als fühle es noch Leben, als fühlt’ es noch Ser; Sept that ſich ihr blutiger Thränengusl auf, _ und ficömie, wie Regen vom Dache, darauf.
„DO Jammer! Nun gleicheſt du Waſſer und Wind! Wohl. Winde’ verweben, wohl MWafler verrinnt; Doch alle verwehn und verrinnen ja nie! — So du, o blutiger Jammer, auch nie! J— Bürgers Gedichte i. Sand R
Weil das mir gerathen bein giftigen Mund.
we 146 rue Drauf fant fie ‚ mit hohlem gebrochenen Si, In bumpfen Todedtaumel zurüd, "Und drückte noch feſt, mit zermalmendem Säimerz, ‚Das Blutgefäß an ihr Tiebendes Herz. %
„Dir lebe? ich, o Herzchen, dir ſterb' ich mit Luſt! — O web mir! O weh! — Du zerdrückſt mir die Bruſt: — Herab! — Herab! — Den zerquetſchenden Stein! Dh — Jeſu Maria! — Erbarme dich mein!” —
Drauf ſchloß ſie die Augen, drauf ſchloß fie den Mund, Nun rannten die Bothen; dem König ward's fund; Laut ſcholl durch die Säle das Zetergefchrey! „Prinzeffinn iſt hin! Auf König, herbey!”
Das krachte dem Alten in’s dumpfe Gehör. Ex liebte die einzige Tochter fo fehr. Er fchägte fie höher, als Zepter und Kron', Und hoͤher, als feinen heil ſtrahlenden Thron. —
und ale auch herbey der Verraͤther mit ſprang FE Ergrimmte der Alte: „Das bab’ ich die Dank} Dein Blut mir's entgelte das trinke Burgund!
Ihr Herzblut verklagt dich vor Gottes Gericht, Das dir dein blutiges Urthel ſchon ſpricht. Raſch zuckte der Alte den blinkenden Dolch,
Und bohrte danieder den Spaniſchen Molch.
„Lenardo, du Armer! Blaͤndine, mein Kind! —
O heiliger Himmel! Verzeih' mie bie Sünv’! Verklaget nicht mich auch vor Gottes Gericht! Sch bin je, — bin Rare! — Veillaget mich nicht! —
⸗⸗
—E
So meinte ber König, fo reut' ihm zu ſpat,
, Schwer reur ihn der himmielan fehreyende That, Dranf wurde beieitet ein filberner Sarg, | Worein er die-Leihen ber Liebenden bargs \ -
4
Das led vom braven Manne.
⸗
Hs Elingt das Lied vom braven Mann, Wie Orgelton und Glockenklang. | Der hohes Muths fih rühmen kann,
Den lohnt nicht Bold, den lohnt Geſang.
Gottlob! daß ich fingen und preifen kann,
. Zu fingen und preifen den braven Mann.
Der Thauwind Fam vom Mittagsmeer, Und ſchnob durch Welſchland trüb’ und feucht.
Die Wolken flogen vor ihm ber,
Wie warn ber Wolf die Herde ſcheucht. Er fegte die Felder, zerbrach den Forſt; Auf Seen und Strömen das Grundeis borſt.
Am Hochgebirge ſchmolz ber Schnee ;
Der Sturz von tauſend Waſſern ſchol:
Das Wieſenthal begrub ein. Ser; Des Landes Heerſtrom wuchs und ſchwoll; Hoch vollten die Wogen, entlang ihr Gleis, Und rollten gewaltige Selfen Eis. |
Auf Pfeilern und auf Bogen ſchwer, Aus Quaderftein von unten auf,
Lag eine Brüde drüber ber; Und mitten fiond ein Haͤuschen drauf. ..
Hier wohnte der Zöllner, mit Weib und Kind, — „O Zöllner! e Zöllner! Eriſeug sehen! *
no. * f
* —*
— 159 mim | Es droͤhnt' und bröhnte dumpf heran, Laut beulten Sturm und Wog' um's Baus. Der Zöllner fprang zum Dad hinan, Und blidt! in den Tumult hinaus. — „Barmherziger Himmel! Erbarme did ! Verloren! Verloren! Wer rettet mih?” —
Die Schollen rollten, Schuß auf Schuß, Bon beyden Ufern, bier und dort, Don beyden Ufern riß der Fluß - Die Pfeiler fommt den Bogen fort. Der bebende Zöllner, mit Weib und Kind, Er heulte noch lauter, ald Strom und Wind.’
Die Schollen rellten, Stoß auf Stoß, An beyden Enden, hier und dort, Zerborften und zertrümmert, ſchoß - Ein Pfeiler nach dem andern fort. Bald nahte der Mitte der Umſturz ſich. — »Barmherziger Himmel! Erbarme Bi!” — - >
Hoc .auf dem fernen Ufer ſtand Ä Ein Schwarm von Gaffern, groß und Bein; "Und Jeder fihrie und rang die Hand, Doch mochte Niemand Retter feyn. . Der bebende Zoͤllder, mit Weib und Kind,
Wann Hingft du, Lieb vom braven Mann, Wie Orgelton und Glockenklang? " Wohlan! So nenn’ ihn, nenn’ ihn dann! Wann nennft du ihn, mein fchönfter Sana!
„Bald nahet des Mitte der. Umſturz fi. O braver Mann! braver Mann! zeige dich!
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Durchheulte nach Rettung den Strom und Wind. |
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man 150 mm, Raſch galoppirt ein Graf hervor, Auf hohen Roß ein edler Graf. Was hielt des Grafen Hand empor? Ein Beutel war ed, voll und ſtraff.— „Zwey hundert Piſtolen ſind zugefagt Dem, welcher die Rettung der Armen wagt."
Ber ift dee Brave? Iſt's der Graf? Sag’ an, mein braver Bang, fag’ an! — Der Graf, bey'm höchſten Gott! war brav! Doc weiß ich einen bravern Mann. —
O hraver Mann!’ braver Mann! Beige dich!
Sqhon nabt- das Verderben ſich fürchterlich. —
Und immer hoͤher ſchwoll die Fluth; Und immer lauier ſchnob der Wind; Und immer tiefer ſank der Muth. — O Retter! Retter! Komm gefhwind’! — GSteis Pfeiler bey Pfeiler. zerborſt und brach. | Lart krachten und ſtuͤrzten die Bogen nad.
„GHalloh! Halloh! Friſch auf gewagt!” - Hoch hielt ber Graf ben Preis empor. Ein Jeder hört's, doch Jeder. zagt, Aus Zaufenden tritt Keiner vor. Ä Vergebens durchheulte, mit Weib und Kind,
. Der Zöllner nach Rettung. den Strom und Wind. —
‚Sieh, ſchlecht und rede, ein Bauerbmann Am Banderftabe fhritt daher, - Mit. grobem Kittel angethan, . en Wuchs und Antlig hoch. und hehr. Er hörte ben Grafen, vernahm fein Wort; Und ſchaute das nahe Verderben bort.
— 1D2 mm
Und kuͤhn in Gottes Nahmen, fprang Er in den nächften Fiſcherkahn; Trotz Wirbel, Sturm, und. Wogendrang, Kam der Erretter glücklich an. Doch wehe! der Nachen war allzu klein, Um Retter von Allen zugleich zu ſeyn.
Und drey Mahl zwang er feinen Kahn, - Zrog Wirbel, Sturm, und Wogendrang; Und drey Mahl kam er glädiih an,
Bis ihm die- Rettung ganz gelang. . Raum kamen die Letzten in fihern Port, So rollte das fegte Getrümmer fort. — '
Mer iſt, wer ift der brave Mann? Gag’ an, fag’ an, mein braver Gang! Der Bauer wagt’ ein Leben dran; Doch that er's wohl um Goldesklang? Denn fpendete nimmer der Graf fein Gut, &o wagte ber Bauer vielleigt Fein Blut. —
„Bier, rief der Graf, mein wackrer Freund! Hier ift dein Preis! Komın her! Nimm hin !? — Sag’ an, war das nicht brav gemeint T — | Bey Gott! der Graf trug hohen Sinn, — Doc höher und himmliſcher, wahrlih! flug - Das Herz, das der Bauer im Kittel trug.
„Mein Leben ift für Gold nicht feil. Arm bin ich zwar, doc efl’ ih fatt. . Dem Zöllner werd’ eur Gold zu Theil, Der Hab’ und Gut verloren hat!” So rief er, mit herzlichem Biederton, Und wandte den Rüden und ging davon. —
proon ı52 wesen Hoch Ming du, Lieb vom braven Mann, Wie Orgelton und Glockenklang! | Wer ſolches Mutbs fi) yühmen Eann, Den lehnt kein Gold, den lohnt Geſang. Gottlob! daß ich ſi ingen und preifen Eann, Unſterblich zu preiſen den braven Mann,
57
Die Hölde, die ich meine,
DO was in taufend Liebespracht Die Holde, die ich meine, lacht! Verkünd' es laut, mein frommer Mund:
. Wer that ſich in dem Wunder kund,
Wodurch in taufend Liebespracht Die Holde, die ih meine, lacht?
Mer hat, wie Paradiefeswelt,
. Der Holden blaues Aug’ erhellt? —
Er, welcher über Meer und Land Den lichten Himmel ausgeſpannt,
Der ‚Holden blaues Aug’ Adel.
Be tuͤſchte fo mit Kunſt und Fleiß Der Holden Wange-roth und weiß? — Er, ber die. fanfte Vieblichkeit
Der jungen Mandelblüche leiht, | Er tufchte fo mit Kunft: und Fleiß
. Er dat, J— Paradieſeswelt,
Der Holden Wange roth und weiß.
Wer ſchuf der Holden Purpurmund So würzig füß, fo lieb und rund? —
-Er, ber mit Süßigkeit fo mild |
Die Amarelle wuͤrzt und fünt,
Er ſchuf der Holden Purpurmund So würzig füß, fo lieb und rund,
"a 194 mean Wer ließ vom Naden blond und fon Der Holden feibne Locken wehn? — Er, der in ſeinem milden Weſt Die goldnen Halme wallen läßt, Er ließ vom Nacken blond und ſchoöͤn Der Holden ſeidne Locken wehn.
Wer gab zu Himmelsred und Sang Der Holden füßer Stimme Klang? — Er, welcher Floͤtenmelodie | w Der Lerch’ und Nachtigall verlieh,
Er gab zu Liebesred’ und Gang Der Holden füßer Stimme Klang.
. Wer hat zur Fülle höchfter Luft
Gewölbt der Holden weiße Bruſt? — Er au, duch ben ihr Ebenbilb W Des Schwanes Bruſt, von Flaumen (Hröiltt r Er hat zur Fülle hoͤchſter Luft Gewölbt der Holden weiße Bruſt.
Dur, welches Bildners Hände ward Der Holden Wuchs fo ſchlank und zart? — Durch ihn, der wohl'zu jeder Friſt Der Schönheit Bildner war und iſt, Durch ihn, den höchſten Bildner!, ward Der Holden Bude fo ſchlank und zart.
Wer blies ſo engelfromm und rein Der Holden Seel! und Leben ein? —
Wer fonft, als Er nur, deſſen Ruf
Die Engel feines Himmels ſchuf?
Er blies ſo engelfromm und rein
Der Holden Seel’ und Leben ein. —
er. 155 esse Lob fey, 0 Bildner, deiner Kunft Und hoher Dank für deine Gunft ,. Daß fo dein Abbild mich entzückt Mit Allem, was die Schöpfung ſchmückt! Lob ſey, o Bildner, deiner Kunſt, Und hoher Dank fuͤr deine Gunſt! —
Doch ach! für wen auf Erden lacht Die Holde fo in Liebespracht ? — D Gott, bey beinem Sonnenſchein! Faſt möcht’ ich nie geboren feyn ; Wenn nie in folder Liebespracht
Die Holde mir auf Erben lacht.
De
— 156 wu
Der Liebekranke.
Mi. thut's fo weh im Herzen!” 3% bin fo matt und Eranf! Sch ſchlafe nidt por. Schmerzen; Mag Speife nicht und Trank; Seh' Alles ſich entfärben, Was ſchön war rund umher. dichts, Molly, als zu fterben,
Nichts, Liebchen, wünſch ich mehr,
Zwar Eönnte noch mich laben
Ein Kelch, der mir bebagt; .
Allein die Götter haben Ihn meinem Durft verfagt.
Wobl fleh' ih ,/ihn zu ſtillen,
Vergebens Dich und Sie.
Denn traͤnk' ih auch nah Willen, Ich ſtillt' ihn doch wohl nie.
Drum laß mid) vor den’ Wehen . Der ungeſtillten Luſt Zerſchmelzen und vergehen,
Vergehn an deiner Bruſt!
Aus deinem fügen Munde
Laß faugen füßen Tod!
‚Denn, Herzchen, ih gefunde
Sonſt nie von meiner Roth.
wen 357 vom
Die Umsrmung
MW, um ihren Stab die Nebe
| Brünftig ihre Ranke ſtrickt,
Wie der Epheu fein. Gemebe
An ber Ulme Bufen drückt;
Wie ein Taubenpaar ſich ſchnaͤbelt, Und, auf, ausgeforfchzem Neft,
. Von der Liebe Raufc umnebelt, Haſchen ſich und, würgen laͤßt:
Duͤrft. ich fo dich rund umnfangen! Dürfteſt Du, Geliebte, mich! —
Durften fo zuſammen hangen
Unfre Cipen ewialich .: ...
Dann verſchmaͤht' id alle Male, — Wie ich ſie auf Erden ſah, Dann fogar im Götterſaale |
Mektar und Ambtoſia..
1
, N - . Sterben wollt' id im Genuſſe, Wis.ihn, deine. Lippe heut; Sterben in dem -Iangen Su
| Wolluſtvoller Trunkenheit. =
Komm, o Tomm, und laß und flerben! - Mir entlodert ſchon der Geiſt. .
luch geſprochen ſey dem Erben, Der uns von einander reißt!
N
Unter Myrten, wo wir fallen, Bleib’ uns Eine Gruft bevor! Unfte Seelen aber wallen In vereintem Hau empor,
n /
In die feligen Gefitde, Voller Wohlgerug und Pradt, Denen ftäte Srüßlingsmide u
Dom entwölkten Himmel lahtj
We die Bäume ſchoͤner bfühen, Wo die Quellen, wo bee Wind, ,/ Und der Vögel Melodien Lieblicher und reiner find;
Wo das Auge des Betrübten Seine Thraͤnen ausgeweint, Und Geliebte mit Geliebten Ewig das Geſchick vereint;
Wo nun Phaon, voll Bedauren,
Seiner Sappho ſich erbarmt;
Wo Petrarka ruhig Laure'n An der reinſten Quell umarmtz
wen 159 won Und auf rund umſchirmten Wiefen, Von Verfolgung nicht geftört, Glücklicher nun. Sloifen Abalard die Liebe lehrt. —
O des Himmels voller Freuben, Den ich da’ ſchon offen fh! Komm! Von hinnen laß uns ſcheiden! Epa, wären wir fhon dal — u
N\
4
\
—8* 160 he } Boͤkingk an Bürgen '
MV erdammte Verſemacherey! Was haſt du angerichtet
Uns unſers Lebens einz'gen May Zum Kufuf hingebichtet ? |
Gevatter Bürger! fagt einmahl, Sind wir nicht brave Thoren, "Daß wir, durd felbft gemachte Qual; Den fhönen May verloren?
. 1 Was hat man von dem Dichten? Hum!
. Vielleicht das Bißchen Ehre: Gekannt zu’ feyn vom Publikum ? —
Amtmann zu Altengleichen ?”
Ich dachte, was mir wire!
Mag fegn, daß mian ‘bey Tafel ſpricht, | Wann den durchlauchten Bauchen Die Zeit lang währt: „If Bürger nicht
.: Ein Sräufein thus die wohl. fogar . Die Gnad’, und. fragt nicht minder:
„Traͤgt denn der Bürger eigned Haar? Hat er ſchon Frau und Kinder?”
er /
Ein
— 161 wm, Ein Amtsauditor geht, bepackt Mit deinem Buch, zu Schönen, Und Tiefet, daß der Balken knackt, Und alle Zenfter drößnen. °
Das Hört denn .ein Student und ſchreyt⸗ „Und wohnt er bey den Sternen! Ich muß, — iſt Altengleihen weit? — Muß Buͤrger'n kennen lernen” “
Und eh’ ‚Here Bürger ſich's verſieht, Kommt mein Signor ‚geritten, Und Bürger „.für fein herrlich Lieb, Mus ihn zum Effen bitten.
Da ſchlingt er nun den Truthahn ein, Den du zmir :aufbewahrteft,,: Und trinkt, — hobl' ihn der Zucht — den Wein, Den bu für mid erfparteft. Er rühmt dir Haß fein gutes Herz, Win Freundſchaft mit dir treiben, ' Und droht fogar, — o Hollenſchmerz F— Recht oft an dich zu ſchreiben.
Lieb laut 'dein Lob erſchallen; Allein, wann laß denn wohl einmahl Herr Bürger Eins von allen ?-
. Bürgers Gedichte 1. Band. L
Das macht: Manch ebrliches Journal |
4
un. ı62 —XRX Und ließ, ich dich in Kupfer, ſchier Bon Bauſen felber, ſtechen, Hilft dir es etwas ‚ wenn von dir Die Leut' ein Weilchen fprechen?
Mas haft du ‚von. dem Alten? Sc‘
Wenn ichs zuſammen preſſe,
Was iſt es, als: Defpoten: Schlaf Und Inquiſi iten « Bläffe? —
Hör auf! Ich gab mein Herz bir hin I Ch du ein Blatt geſchrieben; *7 Hör' auf! Und die Frau Amtmanninn Wird dich ne lieber lieben. on 1
Hör auf! Als Dichter kennt man did, |
Als Menſch lebſt du verborgen; Kein Chriſtenkind beküͤmmert ſich Um alle beine Sersen. lem.
“ ..+ 4
Ja! ſollteſt du auch den Homer In Zamden, überſetzen, Drob werden dich kein Haar breit mehr
Die Seren Miniſer ſchaeen
“ar I Pe? ER re ee
Du wäre dennoch, nach wie vor, Amtmann zu Gleichen bleiben ; _, Drum, trauter Bürger, ſey kein Sher, Und trinke, fast zu föreiben,
’ j em . - . . . I .. . > 1d ! 9 12*
— 165. —
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were an m Sstingt. .
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Manz Mun! Verfhätl Ermur: nicht gar Das Kindlein ſammt dem Wadadı: "Das arme’ Kinhlein bad! Süprmahe! “
& wir ia Jammerſchade. +2 +:
un Deng „Hehe Er, trotz der Pladerey
NReime ſw wel Aug viel Profit beſcheren. Brut
Ci; un Gang von, Cain, PLA Yin und He A Bleibt man, zwar Ant, 14 na wie vor,
mann, Auch — der Ka Ph
Auch moͤſtet man 1 fi eben nidt Von Mäcenaten: Gnabe; Traͤgt Abcbuchs⸗ Angeſicht Und Sqhhlotier · Vauch und Wade,
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wein 166 er Dart illuſtrirt man fein din ne Antiquirdten « Liſten. Uns lieſt manch bo hberheien Dh Pi “r Gelahrter Huinaniſten; en ei
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Die jet auf. ihrem Buͤcherſchrein a Perachtlich uns verſchieben ‚ec; wur in Weil wir nicht Griechiſch und Seteig . e
Und micht Te Thrieben.
mat ‚nr J. 7 . Dort preift man unfre orera t 7 - Durch ‚Commeiitatlonen, - " _ Snaugural: Programmata ' ven Be Und Diſertationen. —— —
Pe. - pi petit Po
Schon hör ich Keittler.»Morbgafchren. An meinem flillen Grabe- 1.:1...5 cur. Wer die Lenore doch wohl ſey?
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Bie (hin, wenn ghaben, iung und al,
In jenen goldnen Tagen, -... . -- - ——
Zur Schul', in Riemen eingeſchnallt, Mid alıen Knaſter tragen! :
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Aus mir Vocabein wohlgemuth Und Phraſes memoniren, Um mid fo redt in Saft und Blut, Ur. alunt, zu vertiren !
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Und geht's nicht mit der Lection
Und mit dem Exponiren,
Dann wird's gar ſchlecht im Hauſe ſtohn. — Der Junker muß cariren! —
Sieh, was die Reimereyh beſchert, Die du vermaledeyet! | Dos ift doch wohl der Federn werth, Die man- darum zerkaͤuet? —
Nur Eine Angſt vergaͤllt den Sun, Den ih mir phantafire, Daß einſt nicht, wie Horatium, Mich Hand und Kunz vertire.
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On . $riedridb Leopold Grafen zu Stolberg.
Auinovié.
Srie, Frig ! Bey den Unſterblichen, die hold Auch meinem Leben find! — Sie zeugen mir! — Sich, Angefichts der Ritter unfers Volks Und ihrer loſen Anappen , fchreiteft du | Zu Trug, mit Wehr und Waffen , in mein Selb, Und wirfft den. Fehdehandſchuh vor mich hin.
Ha! Schauerte nun auch die Menfchlichkeit , Wie Hektorin vor dem Ajar und Achill, Bor die mid an; hüb ich ihn doch empor.
Bey Gott! Bey Gott! Du Tropiger, ih muß! —
So gelt’ ed dann! Sieg gelt’ ed, oder Tod! — Denn wife! Keinem Knaben fprihft du Hohn, Der feine erften Waffen ſchwankend prüft.
Straff find die Sehnen meiner Jugendkraft: Ich bin gewandt zu ringen; meinem Arm
Iſt Phoͤbus goldnes Schwert ein Halmenſpiel;
Des Fernhintreffers Silberbogen weiß
Ich wohl zu ſpannen; treffe ſcharf das Ziel; Mein Kocher raſſelt goldner Pfeile voll... Mer mag einher in meiner Ruͤſtung gehn? —
Es gelte, Zeig! Sieg gel!’ ed, oder Tod!
| | — EG — Du! Huldigt die Geſang und Sprach' allein? Und waltet nicht des Maͤoniden Geiſt
Auch über meinem Haupt ?Ich rang mit ihm, Wie Herkul's Kraft mit Anteus Zauber rang. Bezwang ich ihn nicht oben in der Luft? — Ich komm’, ih komme dir! Denn ehren mag Ein folder Widerfaher das Gefecht.
Wie wird des Sieges Blume meinen Kranz Werhdherrlichen! — Und gäbe mich der Rath Der Himmelsberrfiher die auch untertban ;
So könnt’ ich doch von Feiner edlern Band, Als deiner ſterben, edler, ſtarker Help!’ Anf.rüfte dich! Sieg gift es oder. Tod!
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Untwort an - Gottfried Auguſt Bürger,
H pev cuapyas ↄn epröog zep}. Svnoßoporo, Hd’ avr’ ev grkormrı Sieruayey apIuysarre.
Diefe Helden kämpften aus Heißer” Begierde ‚bes Ruhmes Und dann ſchieden ſie wieder mit Freundſchaft aus einander, Homer. Ilias 7.
Feier und Freude dem Sänger zuvor, und trau⸗
lichen Handſchlag!
Sieh, ich habe dein Zürnen vernommen am fernen Geſtade,
Hoͤrte den Flügelſchlag deines Geſangs; melodiſche Stuͤrme
Deiner Leyer erhuben ihn hoch; ein Rieſenadler
Steht er vor mir, mit draͤuender Klaue, mit rüſti⸗
genmn Fittich;
Und ſchon zuͤrnt' ich entgegen. Da faßte mid Pallas Athaͤnaͤ
Bey den goldnen Locken; ich wandte mich ſtraͤubend mein Auge
Staunte zuruͤck, vom Blitze der göttlihen Augen ge⸗ troffen.
vn u oe eis; ich Do de‘ diks Ah hobte der fuichtoch . n“Ü in i Sie veiſchwan. d War mi; us ush mer ich Mi * Dufte/ > „7 .n —* am) ig gange an Auhtand, under m Kühlung Wehender Schatten, an Aganippe'ns Silbergefüufel. Run erwacht' ih, und zuͤrnte nun wieder, und griff
yon zu der Leyer. ‚Aber es hatte die jüngſte der Muſen die Ceyer- ums. A flimmet , ' '
Daß fie nicht 27 ; wie ſonſt, wie-Donner,- wie Stimmen der Meere, Sondern wie Lispel des ſchwankenden Schilfes, wie zärtlihe Klagen
Junger Nachtigallen auf blühenden Zweigen bes Morten.
Und mir kehrte bie Weispeit zurüd, fie pflücte den Obzweig,
Den ich dir reiche: ; fie redet durch mich; vernimm und ſey weife !
Eiche, zwar kraͤnzen uns Locken der Jugend, doch
rauſchet der Lorber
uͤber den Locken; es kühlt die Palme den Schweiß an der Stirne.
Früh betraten wir Beyde den Pfad des ewigen Ruhr mes,
Früh erreichten wir Beyde das Ziel, Auf trogenden Selfen
Stehn wir, ‚und läheln entgegen dem Etrome der
Eommenden Seiten.
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ware 1723 any Hier beſuchen uns oft Kronion % Jieblihe Shten,;e % Lehren uns oft die eigne Leyer beſeelen, und bringen Oft herab vom Olymp bie Harfe dad Maͤoniden. Laß uns beyde das heilige Lied des goͤttlichen Greiſen Uuſerm Volle: fingen; wir Keben "den; Goͤttlichen
Beyde! won. eo? dnreund, gie dich wohl!- Ich Eee die, zufenhe . ‚Stimme,
Höre wiehern die feurigen Roſfſam fiummenhen, * Wagen;
Si ‚ mir winbet die Muſ'; ich folge der. wintenden. Gottinn!
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Hasıa, “Hohe Dinge sehe “ 0 Vier Elemente ‚gatten fh; ler, Sie gatten ſich, wie Mann und Bar Voll Liebesgluth in Einen Bibi“ F Dir" Cote ver clebe rief: Eher Da warb Laft/ "Foren; EAN ERT FOR
Di Kin, diei Sorne, brennt Am blauen! Bimmels 4 Firnamem. iS Sie ſtrahles "Wärnie , Kagedfiheihz. >: Sie teifer Korn und Obſt und Bein Macht? vle Lebens Saͤfte ei : ran | Und feine Dülfe vaſcher pohemd; ::
Shit bet Mond in ſtillen Gang, Und flicht ihm einen Sietnenkranz. Was Mälftit vor dem Wandrer her? Was ſabit den Schiffer durch Das Meer, Viel kaufend' Meilen ın die Fernet | Ihm tendren Gonne, Mond und Sterne.
Die Aife’ümfängt den’ Eibenball, : Weht die ind dort, webt uͤberull; Iſt Ledenthauch aus Gottes Mund, Durchwandelt gar- dad‘ Erdeurund', I fe durch alle Höblung weh, Und felbft des Würmchens Lunge hebet.
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der Waſſer brauſt durch Wald und dein, In taufend Arme nimmt's die Welt. Wie Gottes Odem, dringt es auch Tief durch Aeu; Gebe, finfizen Byuch Die Wefen ſchmachteten und fänten, Bo fie nicht feines Lebens tränfen.
Ku Die Erd’ So. Luft Iſt von ds So wird, Vor Kin
.Die Hagt and; pflegt mit, Muteyrluſt An ihre. Kindlein au, der Be J Sie iſt die beſte 3 Mutter, Be; Sie.Mugc. bir: Kein — ſo ihr
Die Elementt. ſichen Aha, ma; & Sie gaiten · ſihe in Almrarfaglurk;, , Andern Liebes So >.
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Witsdur 0 Meufh „.herept, gragngen- :
Nun arüfezdigh,, nun. [age wit Glüht no. ‚des, Uriprungs Sur in die, Erhellt, ‚wie, onne, dein Verſtond/ Expert; er. Hays und Stade und Land! Entlodert, aleich den Himmelsker ae > Ned; Liebetlohe deinem Here
— 1753 —
Und deine Zunge, ſtimmet ſie Zur allgemeinen Harmonie? Iſt deine Rede, dein Gelang.— Der Herzensliebe "Wieberklangt ” Entweht dir Friede, Sreude, Gegen, Wie Mayenluft und, Frählingsregen?
Hält unzertiſſen deine Hand — . Das Heilige Werlobungsband® 5 ©: . Heicht fie dem Nächften in. Br NMoth Von deinem Trank, von deinem Bert‘ Und feinen -nadenden Grebeinen \ Bon deiner Wolle, deinem Seinen? —
O du! DO du! der dad nicht kann, Du Baſtard du! was bift bu dann? — Und wärft du mächtig, ſHoͤn und reich, Dem Salome an: Wersheit — N Und haͤtteſt gar mit Engelzuugen
Zur Welt geredet und geſangen.
Du Baſtard, ‚ ber nicht tießen Tann! ' Was bift hu ohne Liebe dan!" Ein todter Klumpen iſt dein Re Du bift ein eitel tönend &y; Bift derer Klingklang einer Schelle, Und Toſen einer Waſſerwelle.
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Sa — 22 an. |
Saw Stephan war ein remain, Won Gottes: Beitt.bergtben Ri. 0: Der durch den Slauben. Kraft gewaun,
Zu hohen Wunderthaten. 7.. Doch feines: Glaubens Bunderkraff sn:
Und ſeine Himmelswiſſenſchaft Verdroß die Schulgelehrten, —R“ Die Erdenpeinbei ehrten.
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- ' Br I Da tue ne und dienmdelcheten Binde en Und waren ihm giuwiders .- - Allein die Himmeſsweisheit waxf
Die irdiſchedarnieder. un Und ibr ‚befihämter Hochmuth fann _ Auf Rache an dem Gottesmann. 7 Ihn zu veridumden, bungen _ Sie fatfer ‚Zeugen ungen, E *
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Und gegen: fin An trat. Die Jüdiſche Gemeinde. Bald riß ihn vor den hohen Rath Die Rachgier feiner Zeinde. | Die falfchen Zeugen fliegen auf, Und logen: Diefer bört nicht auf, Zu feräflihem Erempel, Zu läftern Gott und Tempel,
„Dein
„Sein Jeſus, fhmäht er, würbe nun:
Des Tempeld Dienft zerftören;
Hinweg die Sapung Mofis thun,
Und andre Sitte lehren.” Starr fah der ganze Rath ihn an;
Doch Er, mit Unſchuld angethan, Trotz dem, was ſie bezeugten,
Schien Engeln gleich zu leuchten.
„Nun ſprich! Iſt dem alſo?“ degann Der hohe Prieſter endlich. Da hub er frey zu reden an, Und deutete verſtaͤndlich Der heiligen Propheten Sinn, Und was der Herr vom Anbeginn, Zu Zuda’s Heil und Frommen, Geredt und unternommen.
„Doch, Unbeſchnittne, fuhr er fort,
An Herzen und an Obren!
An Euch war Gottes That und Wort
Don je und je verloren.
Eur Stolz, der fih der Zudt entseißt, Stets widerftiredt er Gottes Geiſt.
Ihr, ſo wie eure Vaͤter,
Seyd Mörder und Verraͤther!
Nennt mir Propheten, die ſie nicht Verfolgt und hingerichtet, Wann fie aus goͤttlichem Geſicht Des Heilands Kunft berichtet; Kürgers Gerichte 1, Band, M
rue 178 son Des Heilands, welchen eur Verrath Zu Tode jetzt gefreuzigt bat.
Ihr wißt zwar Gottes Willen; Doch wollt ihn nie erfüllen.” - Und horch! ein dumpfer Lärm erſcholl;
Es knirrſchte das Getümmel.
Er aber ward des Geiſtes voll, Und blickt empor gen Himmel, Und fah erbffnet, weit und breit, Des ganzen Himmels Herrlichkeit, Und Sefum in den, Höben
Zur Rechten Gottes flehen.
Nun rief er hoch im Zubelton: „Ich ſeh' im offnen Himmel,
Zu Gottes Rechten, Bottes Sohn!”
Da ftürmte das Getümmel,
Und braufte, wie ein wildes Meer,
Und übertäubte dad Gehör,
Und wie von Sturm und Wogen, Ward er hinweg gezogen.
Hinaus zum nädften Thore brach Der Strom der tollen Menge, Und ſchleifte ven. Mann Gottes nach, Zerftoßen im Gebdränge;
Und taufend Mörkerfiimmen fchrien, Und Steine bagelten auf ihn
Aus taufend Mörderhänden,
Die Race zu vollenden,
— 179 — Als er den letzten Odem zog, Zerſchellt von ihrem Grimme, Da faltet' er die Haͤnde hoch,
Und hath mit. lauter Stimme:
„Behalt', o Herr, für dein Geridt, Dem Volke diefe Sünde nicht! Nimm meinen Geift von binnen!” — Hier ſchwanden ihm die Sinnen. _
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men 180 mm Der Bruder Graurock und bie Pilgerinn. |
En Pilgermaͤdel „ jung und ſchon. Kalt’ auf ein Kloſter zu. Sie zog bad Glöcklein an bem Thor; Und Bruder Graurocktrat hervor, Halb barfuß ohne Schuh.
Sie ſprach: „Gelobt ſey Jeſus Eh! —⸗ „In Ewigkeit!” ſprach er. Gar wunderfeltfam ibm gefhab; Und’ als er ihr in’d Auge ſah, Da ſchlug fein Hetz noch mehr.
Die Pilgerinn mit leiſem Ton, Voll holder Schüchternpeit: „Ehrwürdiger, o meldet mir, Weilt nicht mein Herzgeliebter hier, In Kloftereinfamkeit?!” —
„Kind Gottes, wie fol Eenntlid) mie Dein Herzgeliebter ſeyn?“ — „Ah! An dem gröbften bärnen Mod, An Geißel, Gurt, und Weidenſtock, Die ſeinen Leib kaſteyn.
— 181 men Noch mehr an Wuchs und Angeſicht, Wie Morgenroth im May, Am goldiien Singellocdenhaar, Am bimmelblauen Augenpaar , So freundlich, Tieb und treu!’ —
„Kind Gottes, o-wie längft dahin! Längft tobt und tief verſcharrt! Das Sräschen fäufelt drüber ber; Ein Stein von Marmel drückt ihn ſchwer; Längft tgdt und tief verſcharrt!
Sieht bort, in Immergrün verhüßt, Das Zellenfenfter nicht ?
Da wohnt’ ynd weint er, und verkam, Durch ſeines Maͤdels Schuld, vor Oram; Verloͤſchend, wie ein Licht.
Sechs Junggeſellchen, ſchlank und fein, Bey Trauerfang und Klang, | Sie trugen feine Bahr’ an's Grab; Und manche Zähre rann hinab, Indem fein Sarg verſank.“ —
„D weh! O weh! &o bift du hin! Birk todt und tief.verfharrt? — Nun brich, o Herz, die Schuld war bein! Und wärft du, wie fein Marmelftein, Waͤrſt dennoch nicht zu hart.” —
son ‚ı82 wege - „Geduld, Kind Gottes, weine nicht! Nun bethe deſto mehr! Vergebner Gram zerſpellt das PORE: ; Das Augenliht verliſcht von Sqchmerz; Drum weine nicht fo ehr!” — |
„O nein, Ehrwürbiger, o nein?
Verdamme nicht mein Leid! ‚Denn meines Herzens Luft war Er;
*
So lebt und liebt kein Juͤngling mehr, Auf Erden: weit und breit,
“ Drum laß mich weinen immerdar, Und feufzen Zag und Nacht, \ Bis mein verweintes Auge bricht, Und lechzend meine Zunge he „Gottlob! Nun iſt's vollbracht!
„Geduld, Kind Gottes, weine nihet | O ſeufze nicht fo ſehr! u Rein Thau, kein Regentrank erquickt Ein Veilchen, das di abgepflüdk. Es welkt und blüht nie mehr. -.
Huſcht doch die Freud’ auf Bee, ‚f Tönen Wie Schivalben vor uns fin Was halten wir das Leid fo feſt, Das, ſchwer wie Bley, das Herz zerpreßt? Laß fahren! Bin iſt hin!" — |
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| wen 1083 nee
„O nein, Ehrwürdiger, o nein! Gib meinem Sram kein Ziel! Und litt ih um den lieben Mann, | Was nur ein Mädchen leiden Eann, Nie lite’ ich doch zu viel. —
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So ſeh' ich ihn nun nimmermehr? — D weh! Nun nimmermehr! — Nein! Nein! Ihn birgt ein duͤſtres Grabz Es regnet drauf und ſchneyt herab; Und Gras weht drüber her. —
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Wo feyd ihr Augen, blau und klar? Ihr Wangen, roſenroth ? Ihr Lippen, füß wie Nelkenduft — Ach! Alles modert in der Gruft; Und miq perzehrt die Noth.“ —
„ind Gottes, hirme ſo dich nit Und denk wie Männer Find! 2 Den meiften weht's aus Einer Bruſt, Bald heiß, bald kalt; ſie ſind zur Luſt Und Unluſt gleich geſchwind..
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Wer weiß, Trog beiner Treu! und Huld, Haͤtt' ihn fein Loos gereut. _ Dein Liebfter war ein junges Blut, Und junges Blut hegt Wankelmuth, Wie die Aprillenzeit.” —
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esses 184 DAFT „Ach nein, Ehrwürdiger, ad nein! Sprich diefes Wort nicht mehr! Mein Trauter war fo lieb und hold, - Par lauter, echt, und treu, wie Gold, Und aller Falſchheit leer.
Ach! ift es wahr, daß ihn dad Grab + Sm dunfeln Rachen hält? BE . &o fag’ ich meiner Heimath ab,
Und fege meinen Pilgerftab Sort dur die weite Welt.
Erſt aber will ih hin zur Gruft; Da will id niederknien; Da ſoll von Seufzerhauch und Kuß, Und meinem Tauſendthraͤnenguß, Das Gräschen friſcher blühn.“ —
„Kind Gottes, kehr' allhier erſt ein, Daß Ruh’ und Koſt dich pflegt! Horch! wie der Sturm die Fahnen trillt Und kalter Schloſſenregen wild An Dach und Fenſter ſchlaͤgt!“ —
„O nein, Ehrwürbiger, o nein J O halte mich nicht ab! Mag's ſeyn, daß Regen mich befaͤllt! Waͤſcht Regen aus der ganzen Welt Doch meine Schuld nicht ab.” —
un 185 , um. „Heida! Feind Liebchen, nun kehr' um! Bleib’ hier und tröfte dich! — Seins Liebchen, ſchau' mir in's Geſicht! — Kennſt du den Bruder Graurock nicht! Dein Liebſter, ach! — bin ich.
Aus hoffnungsloſem Liebesſchmerz Erkor ich dieß Gewand. Bald haͤtt' in Kloſtereinſamkeit Mein Leben und mein Herzeleid Ein hoher Schwur verbannt.
Doch, Gott ſey Dank! mein Probejahr Iſt noch nicht ganz herum. Feins Lieben, haft du wahr bekannt? Und gäbft du mir wohl gern die Hand, ' So kehrt' ich wieder um.” —
„Sottlob ! Sottlob! Nun fahre hin Auf ewig Bram und Noch! Willkommen! o willfommen, Luft: Komm, Herzenjung', an meine Bruft! Nun fheid’ und nichts, als Tod!” °
— — —
— 100 —
Des Schaͤfers LZiebeswerbung.
(Für Herrn Voß vor ſeiner Hochzeit gefungen.)
Komm, fey mein Liebchen, fen m mein Weiß! Und fordre Luſt ind Zeitvertreib, So oft und viel dein’ Herz begehrt, Und Garten, Blur u und Hain ‚gewährt.
Vald wollen wir von freyen Höhn Die Herden um_.uns meiden fehn,
Und fehn ber Laͤmmer Fröhlichkeit, Und Junger Stiere Hornerſtreit;
Bald hören durch den. Sirkenbain, | Das Tutki froher Wögelein, | Und, an bes Bäcleins Murmelfall, Das Solo einer Nachtigall.
Bafd rubern auf befränztem Kahn, Den See hinab, den See hinan; Bald Fiſchchen angeln aus der Fluth, Bald locken junge Voͤgelbrut;
Bald athmen auf der Mayenflur Den Duft der blühenden Natur; Bald, um die bünn bebuſchten Höhn, Mach Erd⸗ und Heibelbeeren gehn.
on 387 rom Ein Blumengurt, ein Moyrtenhut Kuͤhlt Liebhen vor des Sommers Gluth. Sch bett‘ es, kommt ein Schlafihm an, Auf weiches Moos und Thymian,
Jin Maymond tanzt ein Schäferdor Dir hundert frohe Reigen vor. Behagt dir diefer Zeitvertreib, So fey mein Liebchen, fey mein Weib!
Ich fing’ und blaf’ auf meinem Rohr Dir täglich Luſt und Liebe vor. Iſt das für Liebchen Zeitvertreib, So ſey mein Liebben, fey mein Weißt
grau Schnips. Ein Maͤhrlein halb luſtig, halb eruſthaft, ſammt ange⸗ hanstar Apologie.
Frau Schnipſen hatte Korn im Stroh, Und hielt. fi weiblich lecker; - &ie lebt' in dulci Jubilo, Und Eeine war euch Feder.
Das Minulqhen, ſammt dem Zunglein fit, Saß ihr am rechten Zleden. Sie ſchimpfte wie ein Rohrſperling, Wenn man ſie wollte necken.
Da kam Hans Mors, und zog den Strich Durch ihr Schlaraffenleben. Zwar belferte fie jaͤmmerlich; Doch mußte ſie ſich geben.
Sie klaffte fort, ben Weg hinan, ı Bis vor die Himmelspforte, Gekraͤnkt, daß fie nicht Zeit gewann Zur legten Mandeltorte,
vasın 189 wer Weil nun der legte Ärger ihr Noch ſpukt' im Tabernakel, So trieb fie vor der Himmelsthuͤr Viel Unfug und Spectakel. -
„Wer da, rief Adam unmuthsvoll, Stört fo die. Ruh' der Brommen!" — „Ich bins! Fran Schnips« Ich wänfäte wohl
Bey euch mit anzulommen.” —
Dt - — Nicht alfo, Frau Sünderinn! Frau Liederlich! Frau Leder!” — „Schweiß wohl felber, was ich bin,
Du alter Sündenbeder!
Ey, zupfte ſich „Here Erdenkloß Doch nur an eigner Naſe!
Denn was man iſt, das iſt man bleb Von ſeinem Apfelfraße.
So gut wie Er, denk' ich zur Ruh' Noch Platz hier zu gewinnen.” — Der Vater hielt die Ohren zu,
Und trollte fih von binnen.
Drauf machte Jacob fi an's Thor: ⸗Marſch! Wade dich zum Teufel!” —
„Was? fchrie Frau Schnips ihm laut in “ DH ‚ Fickfacker! Ich zum Teufel?
— 190 os Du biſt mie wohl der rechte Held, Und bift wohl hier. für's Prellen ? Haft Bruder und Papa geprells, Mis deinen Ziegenfellen.” —
Stockmaͤuschenſtill trieb ihr Gefchrey Hinweg den Patriarchen. . Hierauf ſprang Ehren Loth herbey, Mit Brauſen und mit Schnarchen.
„Du auch, du alter Saufaus, haft Groß Recht hier zum Geprahle! Biſt wahrlich nicht der feinfte Saft An diefem Himmeldfaale! .. 2
Bezecht fih erft bey’m Abenbbrot,
Den Kindern zum Gelächter, ,
Und dann befhläft Er, — Pins Herr Loth! — Gar feine eignen Töchter!
Ha pub! Bie ftanf der alte ft — Loth mußte ſich bequemen, als hätt’ er in das Bett gepißt, Voll Sqem Reißaus zu nehmen.
„Na! — lief Relicte gudith hin, Welch Lärm hier und Gebraufe!” — . „Bons dies! Frau Burgelfhneiberinn ! Sie ift hier auch zu Haufe!” —
wo. 191 vr. - Bor großer Scham bald bleich bald roth, Stand Judith bey bem Gruße. Der König David fah die Not, Und folgt ihr.auf dem Fuße.
„Was für Halloh, bu Teufelsweib! Potz hundert tauſend Velten!” — „Ey, Here, wär ich Uriah's Weib, Ihr würdet fo nicht ſchelten.
Es war, mein Seel! wohl mehr Halloh, Mit Bathſeba zu liebeln, Und ihren armen Hahnrey —J J Zur Welt hinaus zu bübeln.“ | _
„Das Meib in toll, rief Solonn, Hat zu viel Schnaps genommen ! Mast Seiner Mojeftät alfo.. . . So . . bundsföttih anzulommen?” —
„D Herr, nicht halb fo toll, ald Er! Haͤtt' er fein Maul gehalten ! Wir wiffen’d noch. recht gut, wie Er Auf Erden Haus gehalten.
Sieb'n hundert Weiber auf der Streu, Und erıra doch daneben u
Drey hundert . . Andrei Meiner Treu' ' Das war sin zuchtig Leben!
wen 102 cam Und Sein Verftand mar klimperklein, Als er von Gott ſich wandte, Und Goͤtzen, pur von Holz und Seeim. Sein thöricht Opfer brannse:”
„Fuͤrwahr, empoͤrte Jonas ſich, Das Weib ſpeyt, wie ein Drache! — „Halt's Maul, Ausreißer! Kümmie dich Um deine faule Sache!” —
Auch Thom’s gab feinen Senf dazu: „Ein Sprichwort das ich glaube, Sagt: Weiberzung hat nimmer Ruh'; Sie iſt von Ahpenlaude.
„Glaub' immer was ein Narr erdacht, Mit allen dummen Teufeln! Doch konnt' an ſeines Heilands Mate Der ſchwache Pinfel aweiſein. —
Maria Magdalena kam. — Nu ja! Die wird's erft Friegen! — „Stil, gute Frau, fein fill und zahm! Ihr müßt euch anders fügen.
Denn, gute Frau, erinnert euch An eur verruchtes Leben! So Einer wird im Himmelreich Kein Plaͤtzchen eingegeben.”
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U nen 195 wenn ‚386 Einer? ſchrie Frau Schnips, ey ſchaut! Was bin ich denn für Eine? Sie war mir auch das rechte Kraut! + Mun brennt Sie gär ſich sein?
Ach! Um die Tugend Ihrer Zeit. Iſt Sie nicht Hergefommen. Des Heilands Allbarmberzigkeit Hat Sie hier aufgenommen.
Durch dieſe Amwarmherzigteit, Sie wirds nicht übel deuten, Hoff' ih, Trog meiner Sündfichleii,; Auch noch hinein zu fchreiten.” — Du
Jetzt ſprang Apoftel Paul empor: z;Mit deinen alten Sünden, - Weib, wirft du durch das Himmelsthor Den Eingang nimmer finden!” —
„Die lafl' ich draußen! — _ Denke ‚ Paul, ie dir's vor Zeiten glüdte, Dir, der doch fo mit Mord, als Saul, Die Kirche Gottes brüdte ! ”_
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Sanci Peter kom nun ai zum Spiel: ;Die Thür nicht eingefhlagen! Madam, Sie laͤrmt auch allzu viel;
Wer kann das hier vertragen mo — Bürgers Gedichte 1. Band: fi |
mn 194 — „Geduld, Herr Pförtner! ſagte ſi ſie; Noch bin’iy unverloren! Hab’ ich) doch meinen Heiland nie, Wie du einſt, abgefhworen.” — —
"Und unfer lieber Herr vernabm . Der Seele legte Worte, | Ä Umringt von taufend Engeln Fam
Er herrlich an die Pforte,
„Erbarmen! Ad, Erbarmen!” ſchrie Die arme bange Seele. —
„O Seele, du gehorchteſt nie Dem gitulihen Befehie.
gh lockte Ni an meine ruf; Zur Sünde gingft du über. Die Welt mit ibrer eiteln. Luft - War, Ihörinn, Ds viel lieber.”
„o: i6 befenn’ es, Kerr, ich (war Im Luſtpfuhl diefer Erde; . Doch bringe du dein irrend Lamm Sure ju deiner Gene!
Ich will, o feber Hirt, binfort Mein Irrſal ftets- bereuen. | Half doc fein letztes armes- Wort Dem Schäder zum r Gneihen” zus
0 — 1 95 moon
‚ „Du wußtell, Weib, was ich gethan, Dur Fannteft meinen Willen; Allein, was haft du je gethan, Ihn dankbar zu erfüllen?" —
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„Ach nichts! Doch, lieber Menſchenſehn, Heiß mid daruni nicht fliehen: - ° Es hat ja dem verlornen Sohn Sein Vater auch’ verziehen.” —
„Nun wohl, Verirrte, tritt hezzu! ' BIN dich mit Onabe zeichnen. Auch du biſt mein! Geh’ ein zur Ruh'! Se win vi nicht verläugien.”
Ayologie
Ihr Herrn Zeloten dieſer Zeit, Wie ſteht's um euren Willen ? ind Fiebesmäntel wohl fo weit, Diep Lieb mit drein zu hüten
O ſeyd doch, hoͤchlich bitt is drum, Seyd dießmahl nur niche Eurrig! u Denn ſeht! Es wär’ doch Schade drum, Das Ding ift ja fo fhnurrig.
Auch ift ja die Hifteria Aus Wahrbeit nicht gefponnen. Doch weht’ ich drein Moralia; Die Hab’ ich nicht erfonnen. Na
.
U}
% — 196 um Und ſchlimm iſt wahrlich nichts gemeint! Drum nehmt doch ja nichts übel! Moralia find, wie es fheint, "Die Befn aus der Bibel. |
age, die ihr aus erlogner vlugt * 8— und verdammet, 3 Die Liebe ſagt: Verdammet nicht, Daß man euch nicht verdammet!
24 N
ua „2397 woran
Zechlied.
If’ will einft, bey Ja und Nein! Bor dem Zapfen flerben. ' Alles, meinen Wein nur nidt, Laſſ' ich frohen Erben.
Mit mir fol der Tepte Neft
In der Gruft verberben. Dann zertrümmre mein Pobal Sn zehn tauſend Scherben,
*
Jedermann hat.von Natus Seine ſondre Weiſe. Mir gelinget jedes Werk Nur nach Trank und Speiſe. Speif’ und Trank erhalten mid Indem rechten Gleiſe. Nimmer fehle Speif und Trank Auf ber Lebensreiſe.
Icch bin gar ein armer Wicht, Bin die feigſte Memme, Halten Durſt und Hungerqual mis im Anz und Klemme,
mn 1
| Shen ein Knaͤbchen ſchuͤttelt mich,
Was ih auch mich fiemme.
- Einenr Riefen halt' ih Stand, Wann ih jet und falemme. |
Echter Wein if echtes oͤhl Zur Verſtandeslampe; Gibht der Seele Kraft und Schwung “ Bis zum Öternenfampe. m Witz und Weisheit dunften, auf Aug gefüllter Wampe. i Baß glückt Harfenſpiel und Sang, F Wonn ich brav Nhfampamae,
Gilhtern bin ich immerhau . Nur ein Harfenſtuümper.
Mir erlahmen Hand und Griff, Welten Haupt und Wimper. | Mann der Wein in Himmelsklang 2 Mandelt mein Geklimper, De Sind Homer und Oſſian
Gegen mich nur. Stumper. u
immer bat burch meinen Mund. Hoher Geiſt geſungen, Bis ich meinen lieben Bauch Weidlich vol geſchlungen. Wann mein Kapitolium Bacchus Kraft erſchwungen, Sing' und red' ich wunderſam Gar in fremden Zungen.
oe 100 me Deum will ih, bey Za und Nein! Vor. dem Zapfen flerden. Mit mir fol des Faſſes Reſt In der Gruft verderben. Engelchöre weihen bann
Mich zum Nebtarerben:
„Diefen Trinker gnade Gott! Laſſ ihn nicht verderben ”
ron ‚200 none 2iebeszauber.“
Movel, ſchaus mie in's Gehſcht!
| Shhelmenauge blinzle nicht!
Mädel, merke was ich ſage! Gib Veſcheid auf meine Frage! Holla, hoch mir in's Geſicht! Schelmenquge, blinzle nicht!
Biſt nicht haͤßlich, das ift wahr! Äuglein haſt du, blau und klar; Stirn und Naͤschen, Mund und Wangen Dürfen wohl ihr Lob verlangen,
Reitzend, Liebchen, das ift wahr, | Reitzend biſt du offenbar.
Aber reitzend her und bin N. ' Bift ja doch nicht Kaiferinn; | Nicht die Kaiferinn der Schönen. Wer wird dich vor Allen Erönen? Reitzend ber und reigend bin! - ‚ Viel noch fehlt zur Kaiferinn !
Hundert Schönen fiherlih, Hundert, hundert fänden fi, - Die vor Eifer würden lodern,
. Di vor's Wettgericht zu fodern. Hundert Schönen fänden ſich;
Hundert ſiegten über ig W— | N |
ne. 208 eo
Dennoch hegft du Kaiferrecht über deinen treuen Knecht, Kaiſerrecht in ſeinem Herzen, Bald zu Wonne, bald zu Schrrerzen. Tod und Leben, Kaiferredr , Nimmt von dir der treue Knecht!
Hundert ift wohl große Zahl; Aber, Liebchen, Taf einmahl, Laß e6 Aunderttaufend wagen, Did von Thron und Reich zu jagen! Hunderttauſend! Welche Zahl! Sie verlören allzumahl.
Schelmenauge, Schelmenmunb, Sieh mich an und thu' mir's kund! He, warum biſt du die Meine? Du allein und anders Keine? - Sieh mi an und thu' mir’s Eund,
Schelmenauge, Echelmenmund !
Sinnig forſch' ich auf und ab: Was fo gan; dir bin mid gab !’— Ha! durch Nichts mich ſo zu zwingen Pa Geht nicht zu mit rechten Dingen ‚ - Zaubermäbel, auf und ab, | Sprich, wo iſt dein Zauberftab
’
worsa 202 on — Männerkeufchheit.
em Wolluſt nie den Naden bog Und ber Geſundheit Mark entſog, Dem ſteht ein ſtohzes Wort wohl an, Das Heldenwort: Ich bin ein Mann!
Denn er gedeiht und ſproßt empor, Wie auf der Wief’ ein fhlankes Mohr; ‚Und lebt und webt, der Gottheit voll, - | An Kraft und Schönheit ein-Apoll. _
Die Goͤtterkraft, die ihn burhfleußf, Beflügelt feinen Geuergeift, Und treibt, aus Ealter Dämmerung, Sen Simmel feinen Adlerſchwung.
Dort taucht er ſich in’$ Sonnenmeer, Und Klarheit ſtroͤmet um ihn her. Dann wandelt ſein erhellter Sinn Durch alle Schöpfung Gottes hin.
Und er durchſpaͤht, und wägt, und wißt, Was ſchoͤn, was groß und herrlich iſt, Und ſtellt es dar in Red' und Sang,
Woll Harmonie, wie Himmelsklang.
O ſchaut, wie er voll Majeſtaͤt, Ein Gott, daher auf Erden geht! Er geht und ſteht in Herrlichkeit, Und fleht um nichts; denn er gebeut.
vun "203 m
Sein ‚Auge funkelt dunkelhell Wie ein kryſtallner Schattenquell. Sein Antlig ſtrahlt, wie Morgenrotd;. Auf Naſ und Stirn herrſcht Maqtseboͤth.
Das Mochtoeloth, das drauf regiert, Wird hui! durch ſeinen Arm vouführt. Denn der ſchnelit aus, wie Federſtahl; Sein Schwerthieb iſt ein Wetterſtrahl.
Das Roß füblt feines Schenkels Macht, Der nimmer wanket, nimmer kracht. Er zwaͤngt das Roß, vom Zwang entwoͤhnt, Er zwaͤngt das Roß, und horch! es ſtoͤhnt.
Er gebt und ftebk i in Herrlichkeit! Und fleht um nichts; venn er gebeut!_ Und dennoch ſchaut, wo er ſich zeigt, O ſchaiut, wie ihm ſich Alles neigt!
Die edelſten ber Jungfraun blühn, Sie blühn und duften nur für ihn. D Gluͤckliche ‚die er erkieſt!
O Selige, die ſein genießt!
Die gülle feines Lebens glänzt, . Wie Wein, von Rofen rund umkraͤnzt. Sein gluͤcklich Weib, an feiner Bruft, . Beraufiht fih draus zu Lieb’ und. Luft.
Frohlockend blickt fie rund, umher: „Wo find der Männer mehr, wie er t” Fleuch, Zärtling fleuh! Sie fpottet dein. Nur Er nimmt Bett und Bufen ein, |
son 204 00ER Sie ſteht und fodert auf umher: „Wo iſt, wo iſt ein Mann, wie Er Gie, ibm allein getreu und hold, _' Erkauft kein Zürft um Ehr' und Gold.
- Wie, wann der Lenz die Erd’ umfaͤht, Und fie mit Blumen ſchwanger geht. So ſegnet Gott durch ihn ſein Weib, Und Blumen trägt ihr edler Leib.
Die alle blühn, wie Sie und en Sie blühn geſund und ſchön umher,
u Und wachen auf, ‚ ein Zederwald,
Bol Vaterkraft und Wohlgeſtalt. —
© glänzt ber Lohn, ben ber genießt, So daß Geſchlecht „ das dem entſprießt, Dem Wolluſt nie den Nacken bog, Um her Geſundhei Mark entſog.
[4
Die Entführung. J Oder | | Ritter Karl von Eihenpert
Ä Fräulein Gertrude von —
„Kepp ſattle mir mein Dina, Daß ih mir Ruh' erreite! Es wird mir hier zu eng' im Schloß; Ich will und muß in's Weite!” — — So rief der Ritter Karl in Haſt, Voll Angſt und Ahndung, ſonder Raſt. Es ſchien ihn faſt zu‘ plagen, u | u Als haͤtt' er Ben erſchlagen.
Er ſprengte, daß es Funken ſtob, Hinunter von dem Hofe;— AUnd als er kaum den Blick erhob,
Sieh da! Gertruden's Zofe! Zuſammen ſchrack der Rittersmann;
Es packt' ihn, wie mit Krallen san, ‚Und ſchuͤttelt' ihn, wie Bieter, inüber und herüber.
vr 206, —*8 Gott grüß’ euch, ebler junger Herr! Bott geb’ euch Heil und Frieden! Mein armes Fraͤulein bat mich her
Zun legten Du beſchieden.
Verloren iſt euch Trubchen's Hand! ua Dem Junker Pump von Pommerland '
‚Hat fie, vor Aller Obren,; Ihr Vater zugeſchworen.
„Mord! — flucht er taut, bey Sqhoert und
Spieß, — Wo Karl ˖ dir noch gelüflet, | So fonft du tief in's Burgverließ, —8B or Wo Moih und Unke nifter. u g j
Nicht raften will ih Tag und Nacht, Bis daß ich nieder ihn gemacht Das Herz ihm ausgeriſſen,
Und das dir nachgefchmiffen.””
Jetzt in der Kammer zagt die Braut; Und zudt vor Herzenswehen, Und aͤchzet tief, und mweinet laut,
"Und mwünfder zu vergeben. |
Ah! Gott der Herr muß ihrer Hein, ; Bald muß und wird er gnädig feyn. Hoͤrt ihr zur Trauer (äuten, So wißt ihr't auszubeuten, —
„Geh ‚ melb’ ihm, daß ih herben muß! — Rief fie mit taufend Zähren. — Geb, bring’ ihm, ach! den legten Gruß; Den er von mir wird hören!- .
wera 207 — Seh, unter Gottes Schuß, und bring! Don mir ihm diefen. goldnen Ring . Und diefes Wehrgehente, Wobey er mein gedenke!” —
Zu Ohren brauft’ ihm ‚wie ein Met, Die Schreckenspoſt der Dirne: Die Berge mankten um ibn her; Es fliert’ ibm vor der Stirne. Doch jach, wie Windeswirbel fährt, Und rührig Laub und Staub empört; Ward feiner Lebensgeifter Verꝛweiſtungtmuth nun Meiſter.
„Gottslohn! Gottelohn! du treue map, Kann ich's dir nicht bezahlen. Gottslohn! daß du mir's angefagt, . - Zu hundert taufend Maklen. Biß wobhlgemuth und tummfe dic! Flugs tummle dich zurück und fd: Wirt auch and taufend Ketten ‚ So wollt’ ich ſie erretten!
Biß wohlgemuth und tummle dich! Flugs tummle dich von hinnen! Ha! Rieſen, gegen Hieb und Stich, - Wolle’ ich fie abgewinnen. Sprich: Mitternachts , bey Sternenſchein, Wollt' ich vor ihrem Fenſter ſeyn, Mir geh' es, wie es gebe! Wohl, oder ewig wehe!
AR 208 won
Riſch auf und fort!“ — Wie Sporen trieb Des Ritters Wort die Dirne: Tief hohlt' er wieder Luft und rieb Sich's klar vor Aug’ und Stirne. Dann ſchwenkt' er hin und ber fein Roß Daß ihm der Schweiß vom. Buge floß, Bis er fih Kath erfonmen, Und den Entſchluß gewonnen,
Drauf ließ er heim ſein Sitberhorn Don Dab und Zinnen fallen. Heran gefprengt, durch Korn und Doc, Kam ſtracks ein Heer Vaſallen. Draus zog er Mann bey Mann hervor, Und raunt ihm. hbeimlih Ding ins Ohr: — „Wohlauf! Wohlen! Seyd fertig, Und, meines Horn gewärtig!” — 2
\
Als nun die Nacht Gebirg und Thal Vermummbt in. Kabenfchatten , Und Hochburg's Lampen überall
| \ Schon ausgeflimmert hatten,
‚ Und Alles tief entſchlafen war; Doch nur das Fräulein immerdar;,
Voll Fieberangft, noch wachte, | Und feinen Ritter dadte: . “
Da horch! Ein füßer Liebesſton Kam lei? empor geflogen.
„Ho, Trudchen / ho! Da bin id ſchon! Riſch auf! Dich angezogen!
Ich/
ass 29 pr Ich, ih, dein Ritter, rufe dir; Geſchwind', geſchwind' herab zu mir! Schon wartes dem die Leiter. Mein Klepper bringt dich weiter.” —
m
„Ah nein, du Berzend« Karl, ach nein! Still, daß ich. nichts mehr höre! Entraͤnn' ih, ab! mit dir allein, Dann wehe meiner Ehre! Mur noch ein letzter eiebeskuß Sey, Liebſter, dein und‘ mem Genuß, Eh’ ih im Todtenkleide Auf ewig von bie feide.” —
„Ha Kind! Auf meine Nittertren . 5 Kannft du die Erde bauen, Du Eannft, bey'm Himmel! froh und frey Mir Ehr' und Leib vertrauen. Riſch geht's nach meiner Mutter fort. Das Sarrament vereint und dort. Komm, komm! Du-bift geborgen.. Laß Gott und mic nur ſorgen I
„Mein Baterl. no. Ah! ein ihhtarn! er So fol; von Ehrenftammet . Laß ab! Laß ab! Wie bed’ ich fhon, Vor feines Zorned Flamme!
Nicht raſten wird er Tag und Nacht, Bis daß er nieder dich gemacht,
Das Herz dir ausgeriſſen
Und das mir vorgeſchmiſſen. — Buͤrgers Gedichte 1. Band, 9
So iſt mir nicht mehr bange. — Dann itebt und. offen Oft und Belt. — CE Eee
"Komm, komm! Die Naht hat, Ohr; .
wein ZIO ——— .
„Ba, Kind! Sey nur erſt fatfetfeft, wa.
D zaudre nicht zu lange! ee end Horch, Lieben, horch! — Was ruhrte ſi in — Um Gotteswillen! tummle dich!
Senſt ſind wir ganz verloren.” ie
rg oo
Dos Zräulein jagte, — Rand; — und an, —
Es graufti ihr duch die Olieder. — “
Da griff er nad ber Sömanenfan, Und zog fie flink hernießer. een
Ach! Was ein Herzen, Mund und Bruft,
Mit Rang und Drang, voll Angft unb fr. Belauſchten jegt die Sterne, - .... 205 Aus boher Ginmefernä! De
Er nahm fein eb, mit einem Camp,
Und fhwang’s auf den Polacken. BE Hui! ſaß er felber auf und ſchlung DE
Sein Heerhorn um den Naden,.
- Der Ritter hinten, Trudchen vorn. Den Dänen trieb bes. Ritters Sporn; -.: -
Die Peitſche den Poſacken; en u u F
Und Hesbutg bliedi im: Nacken. —
Ach! caſ ji die Mitternahti
| Sein Wörtchen ging verloren. — —
Im nähften Bert war aufgewacht Ein Paar Verrutherohren. En
warn DIL vom
Des Fraͤuleins Sittenmeifterinn ,
Boll Gier nad ſchnödem Goldgewinn, Sprang burtig auf, die Thaten
Dem Alten zu verrathen. =
„Halloh! Halloh! Herr ceichsboron— — Hervor aus Bert und Kammer! — Eur Fraͤulein Trudchen iſt entflohn, Entflohn zu Schand' und Jammer! Schon reitet Karl von Eichenhorft, . _ Und jagt mit ihr durch Feld und Forſt. Gefhwind’! Ihr dürft nicht weilen, Wolle’ ihr fie noch ereilen.”
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Hui! auf ber Freyherr, but! heraus, Bewehrte ſich zum Streite, Und donnerte durh Hof und Haus | Und wedte feine Leute. — a „Heraus, mein Bohn von Pommerland! Sitz' auf! Nimm Lanz’ und Schwert sur Hand! Die Braut iſt dir geſtohlen; Sort, fort! fie einzubohlen!” —
.
Raſch ritt das Paar im’ Zwielicht fhon, Da horch! — ein bumpfes Rufen, — Und horch! — erfholl ein Donnerton, Don Hochburg's Pferdehufen;
Und wild Fam Plump, den Zaum verhängt, Weit weit voran, daher gefprengt,
Und lieg, zu Trudchen's Grauſen, Vorbey die Lanze ſauſen. — . 8 2 —W
ma 212 teren „Halt' an! halt! an! du Ehrendieb'! Mit deiner lofen Beute. Herbey vor meinen Alingenhieb! Dann raube wieder Bräute! Halt’ an, verlaufne Buhlerinn , Daß neben deinen Schurken hin Dich meine Rache ſtrecke, Und Sqimpfr und Schand' euch hide » —
Das leugſt du, Pump von Yommerkand, Bey Gott und Nitterehre! Herab! Herab! daß Schwert unb Hond Dich andre Sitte lehre. — Halt', Trudchen, halt’ den Dänen an! — Herunter, Junker Grobian, Herunter von ber Mähre, . Daß ih dich Sitte lehre —
ach! Stuben, wie von Angſt und Noth! Sah hoch die Saͤbel ſchwingen. Hell funkelten im Morgenroth Die Damaſcener Klingen. Von Kling und Klang, von Ad. und Krach Ward rund umher das Echo wach. Won ihrer Ferſen Stampfen Begann der Grund zu dampfen.
Wie Wetter ſchlug des Liebſten —*2* Den Ungeſchliffnen nieder. Gertruden's Held blieb unverfehrt, Und Plump erſtand nicht wieder, —
J
215 vn Nun weh, o weh! Erbarm' es Gott! " | Ram fürdterlih, Galopp und Trott, Als Karl kaum ausgeftritten,, Der Nachtrab angeritten. —
Trarah! Trarah! durch Flur und Walk Lieb Karl fein Horn nun ſchallen. Sieh Ka! Hervor vom Hinterhalt, Hop bop! fein Heer Vafallen. — „Nun halt’! Baron, und hör ein Wert! Schau’ auf! Erblicit du Jene dort? Die find zum Schlagen fertig, Und meines Winks gewärtig.
Halt an! Halt’ an! und hör ein Wort, Damit dich nicht's gereue! / Dein Kind gab längft mir Treu’ und Wort Und ich ihm Wort und Treue.
Willſt du zerreiffen Herz und Herz? Sol dig ihr. Blut, fol dich ihr Schmerz Vor Bott und Welt verklagen?
Wohlen! fo laß uns fchlagen!
Noch halt’! Bey Gott beſchwoͤr' ih ih! Bevor’s dein Herz gereuet. An Ehr' und Züchten hab’ ih mi Dem Fräulein ftetd geweihet. ' Gib ... Water! . . gib mir Trudchen's Land! — Der Himmel gab mie Gold und Land. Mein Ritterruhm und Adel, | Gottlob! tragt jedem Zabel.”
Ah! Trudchen, wie vol Angſt und Noth! |
Verblüht' in Toheshläffe.
Vor Zorn ber Freyherr heiß und voth,
Glich einer Feuereſſe. —
v
Und Trudchen warf fih auf den Grund! Sie rang die fhönen Hände wund, Und ſuchte baß, mit Thränen,
Den Eifen zu verfühnen.
„O Vater, habt varnderugiat, Mit euerm armen Kinde! Verzeih' euch, wie ihr uns verzeiht, Der Himmel auch die Sünde! Glaubt beſter Vater, dieſe Flucht, Ich haͤtte nimmer ſie verſucht, Wenn vor des Junkers Bette Mich nicht geekelt bäne. _
Wie oft habt ihr, ‚auf Knie und Sum, Gewiegt mich und getragen! ö Wie oft: du Herzenskind! genannt!
Du Troft in alten Tagen! «
O Vater, Vater! Denkt zurüd ! Ermordet nicht mein ganzes Glück! Ihr tödtet ſonſt daneben
Auch eures Kindes Leben.“ —
| Dir Freyherr warf fein Haupt berum, Und wies den’ Eraufen Naden.
Der Freyherr, rieb, wie taub und ſtumm/
Die dunkelrauhen Baden. —
— BRD — Vor Wehmuth, brad ihm. Herz und Blick, Doch ſchlang er ftolz den Strom zurüd,. Um nicht durch Vaterthraͤnen Den Ritterſinn zu hoͤhnen. —
Bald ſanken, Zorn und Ungeſtuͤm. Dos Vaterherz wuchs über. Zn Bon hellen Zähren firömten ibm, . - Ro N Die ftolzen Augen über, — Er bob fein Kind vom Boden auf, Er ließ der Herzensfluth den Lauf, - Und wollte ſchier vergeben, Bor wunderfüßen Wehen. —
1 —
„Nun wohl! Verzeih' mir Gott die Schuld, So wie ich dir verzeihe! Empfange meine Vaterhuld, Empfange ſie auf's neue! In Gottes Nahmen, ſey es drum! — Hier wandt' er ſich zum Ritter um, — Da! Nimm ſie meinetwegen, Und meinen ganzen Segen!
Komm, nimm fie hin, und ſey mein Sohn, Wie ich dein Water werbe! Vergeben und vergeflen ſchon Iſt jegliche Beſchwerde. Dein Vater, einſt mein Ehrenfeind, Der's nimmer hold mit mir gemeint, That Vieles mir zu Hohne. Ihn Hape ih noch im Sohne.
22*
218 wi
Mach's wieder gut! Mach's gut, mein Sohn, An mir und meinem Kinde! Auf daß ich meiner Guͤte Lohn An deiner Güte finde. 5 ' So fegne dann, der auf ung fieht, Euch fegne Gott, van: Glied zu Sieb! . Auf! Wechfelt Ring und Hände! Und hiermit Lied am Ende!’ —
' \
wm 217 was
Auch ein Lied an den fieben Mond,
E, I (hönen guten Abend dort am Himmel! Man freuet ſich, Ihn noch fein wohl zu fehn. Willommen mir, vor allem Sterngewimmel! Bor allem Sterngewimmel lieb und ſchoͤn! —
Was laͤchelſt du fo bittlich her, mein Theurert- Willſt du vielleicht fo was von Sing und Sangt - Ganz reht! Wofhr auch wär’ ich fonft der Leyrer ; Dep Saitenſpiel higher — fo fo! — noch Hang? _
”
Es wäre ja nicht halb. mie zu verzeihen, Das muß ich felbft treuberzig eingeftehn, ' Da alle Dichter dir ein Scherflein weihen, Wollt' ich allein dich ſtumm vorüber gehn.
Auch biſt du's werth, mein fanfter, holder, Tieben „0. Ich weiß nicht recht, wie ich dich nennen ſoll? - Mann oder Weib? — Shen lange war ich über Und über deines warmen Lobes vol.
— 218 — &o,wiflen’d dann die Jungen und bie Alten, Was immerdar auch meine Wenigkeit Vom ſchonen lieben Monde hat gehalten, Und Salten wird in alle Ewigkeit!
Die Sonn’ iſt zwar die Koaͤniginn der Erden. Das ſey hiermit höchſt feyerlich erklärt! -.- ° - Ich wäre fa von ihr beglänzt zu werben, Verneint' ich dieß, nicht eine Stunde werth.
Mer aber kann, mann. fie‘ im n Straßfenwagen“ Einber an blauer Himmelsſtraße zieht, Die Glorie in feinem: Aug” ettragen, - Die ihre Böniglihe- Stirn umglüht?
) '
Du, lieber Mond, biſt ſchwaͤcher zwar und Heiner; Ein Kleid , nur recht und ſchlecht, bekleidet dich! | Allein du bift fo mehr wie Unfereiner,
Und dieſes ift gerade recht für mich.
. 3%: würde mich fürwahr. nicht unterftehen 2 opt ihrer hocherhabnen Majeftät . So brüderlich und traulich umzugehen,
Wie man noch wohl mit dir ſich unterſteht.
— —— ————————⏑ —— —
Verlör ich dich, du trauter Nachtkumpan!
Die Sonne mag uns tauſend Segen ſchenken.
Das wiſſen wir und danken's herzlich ihr.
Doch weiß fie auch es wieder einzutraͤnken, Und ſengt und brennt oft deſto baß dafür.
Du aber ‚ aller Kreaturen Freude, Den jeder Mund fo treu und froh begrüßt, Biſt immer gut, thuft nimmer was zu Leibe,
Kein Biedermann hat je durch dich gebüßt.
Wär’ ohne fie die Welt nur hell und heiter, Und frör es nur nicht lauter Eid und Stein, Und Wein und Korn und Obſt gediehe weiter, Mer weißt fo ließ’ ih Sonne Sonne feyn.
Dich fie’ ich mie in Ewigkeit nit nehmen, Wofern mein armed Nein was gelten Eann. Ich würde bis zum Kranken mich zergrämen,
\
Wen hätt’ ich fonft, wann um die Zeit der Roſen, Zur Mitternaht mein Gang um's Doͤrfchen irrt, Mit dem ich fo viel Liebes könnte Eofen,
Als bin und her mie dir gekoſet wird?
— 320 wem
Den pie ih fonft, wann überlange ihre Entſchlummern mi, du weißt mohl was, nicht laßt, Dem ich es fo.vertrauen koͤnnt' und möchte,
Was für ein Weh mein krankes Herz zerpreßt?
wer BEL wen
Inhalt
des erfien Banden.
Gedichte. JSeſter Theil.
t
P 4 3. Die Nachtfeyer der Venus. (Gedichtet im Frühiahre
1769.) ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ 2. Euft am Liebchen. (Im Junius 1769) # > 3. Adeline. (Im Jannar 1770.) as Th 1 9 4. An Ariſt. UT) a. 0 5. Huldigungstied. (Im Mär) 1770.) 9 9» 6. Das Harte Mädchen. (Im April 1770.) ° + 7, Un den Traumgott. (Im Julius 1770.) ⸗⸗ 8. Ah die Heffnung. (Im Auguſt 1770.) ss » 9. Bacchus. (Im Detober 1770.) 5 2 9 0 10. Das Doͤrfchen. (Im May 1771.) 83 11. Gabriele. (Im Mär; 1772.) Per a er 12. Amor's Pfeil. (1772). Er SE Bor 3
1 8 u vo wu nn 8 uw u a a —
13. Lieb’ und Lod der Schönen (Sonſt: der Liebesdichter.)
(Im Geühiabre 1772.) Br BE Baer 95
14, Un Agathe: Nach einem Sefpräche über ihre iedifden
- Leiden und Ausſichten in die Ewigkeit. (Im Soms
mer 1772.) ⸗ ⸗ ⸗ — — er
15. Danttied, (Im Sommer 1772.) sv 00 . 16. Winterlid. 1772) 0 I 9 49 17. Senore. (Im Winter 1773.) Pe Baer Ber er
18. Bey dem Grabe meines guten Großvaters, Jac. Phil.
, Dauer’s. (1773) 9 ⸗ 85 9. Des armen Suschen's Traum. (Im März 1773.) ⸗ 20. Das Lob Helenen’s. Am Tage ihrer Vermählung. (Im
May 1773.) . 9 .;.,. ish ”_.0_
91. Minnefol (Im Trüpiapre 1773.) u BE
.. 22Z un
2. Die Senden Liebenden. (Im Sommer I773.) + + 23. Das vergnügte Leben. (17735.) so 2: 38.9 09 ‚24 Der Bauer. An feinen durchlauchtigen Tyrannen. (Im
Sommer 1773.) 9 0 u 5 3 ⸗
25. Zum Spatz, der ſich auf dem Saale gefangen hatte.
(Im Aug. 1773.) mE Tr RR ee Bu
26. Neue weltliche hochdeutſche Keime, u. mw. (Vermuth⸗
fi 1773.) ⸗ — ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ 27. Der Raubyraf. (1773.) er Ye Ber Tr 28. Die Weiber von Weinsberg. (1774.) Mr er Be 29. Abendphantafie eines Liebenden. (Im Trühiahre 1774.) 30. Seufzer eines Ungeliebten. Im Frühiahre 1774.) ⸗ 31. Gegenliebe. (Im Frühiahre 1774).⸗ 32. An die Nymphe des Negenborns, (einer Felſenquelle bey dem damahligen Wohnorte des Dichters. (Im Som⸗
mer 1774.) 9 ⸗ ⸗ ⸗⸗ ⸗ 33. Mamſell La Regle. (Im Julius 1774) + ⸗ 34. Das neue Leben. (Im December 1774) > >
35. Der Ritter und fein Lieben. (Im Januar 1715.) 36. Trautel. (Im Aprill 1755.) 2 oT 0 37 Spinnerlied. (Im Junius 17725.)⸗ ee 38. Robert. Ein Gegenſtück zu der Romanze Phidile von ' Claudius. (Im Junius 1775.) so Pr .2. 09 50. Standchen. (Im Julius 1775.) . 8.00 8 40. Nothgedrungene Epiftel des Berühmten Schneiders Jo⸗ J vannes Schere. an ſeinen roßgünftigen Macen. R (Im Detober m), ee ⸗ ⸗ di. Schön Suschen. (Im Februar 1776.) „ee 42. Der Hund. aus der Pfennigichenfe. (Im Februar 1776.)
43. Lenardo und Blandine. (Im Aprill 1776.). s. ©.
"44. Das Lied vom braven Manne. (Im Junius 1776.) ⸗ 45. Die Hotde, die ich meine. (Im Yuguf 1776.) »_ =
46. Der Liebekranke. (Sonſt: Schwanentied.) (Im Herbie
1776.) Br TT 5 G
47. Die Umarmung. (Im Hepbfle 177200. el. 48. Gokingk an Bürgern: 7.0 ea 9
49. An Gskingk. Am Herbie 1776). 5
50. Un Sriedrich Leopold, Grafen. zu Stolberg: cm Ds
-toder 1776.) . + ⸗ ⸗ ⸗..⸗ 51. Antwort an Gottfr. Ung, Bürger. + 52. Die Eiemehte. (Im December 1776.) 53, Sanct Stephan. Im Aprill 1777) 0
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64. Der Bruder Graurock und die Pilgerinn. (Im May 1777.) 180 55. Des Schäfers Liebeswerbung. Zür Herrn Voß vor feis
ner Hochzeit gefungen. (Im Junius 1777.) » 186 56. Frau Schnips. Fin Mäprlein Halb Iuftig, halb ernſt⸗ haft, ſammt angehängter Upologie. (Im Zulius
1777.) . 003 8 8 8.5 .» 188
57. Zechlied. (Im September 1777.) ss .s 0 0 197
53. Liebeszauber. (Im Januar 1778.) :s 0 8 200
59. Männerkeuſchheit. (Im Januar 1778.) .» 00 8: 202 y 60. Die Eutführung, oder Ritter Kari von Cichenhorſt und Bräufein Gertrude von Hochburg. (Im Januar
1778.) FE ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ 205
61. Auch ein Lied an den lieben Mend. (Im April 1778.) 217
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weiter Theil.
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Etegie j As Melly ſich lerreiſſen wollte.
Dart ich noch ein Woͤrtchen lallen — Darf vor deinem Angeſicht "Eine Thraͤne ‚mir, entfallen? — Ach, fie bürfte freylich nicht... Idhren Ausbruch abzuwehren, Braͤchte mehr für dich Gewinnſt, Um den Kampf nicht zu erſchweren, Den du gegen mich beginnſt.
Und, o Gott! darf ich ihn tabeln®. - Solite nicht mein -fehönftes Lied | Mehr den edeln Kampf noch adeln,
Ob er gleih. in's Grab mich zieht? — Ja, das find’ ich recht und billig! Noch ift mein Gewiſſen wach Und mein beßres Selbſt iſt willig; Aber feine: Kraft iſt ſchwach. |
Denn wie fell, wie kann ia 6 zaͤhmen, Diefes hochempoͤrte Herz? | Wie den legten Troft: ihm nehmen, Auszuſchreyen feinen Schmerz!
un 6 —
Schreyen, aus muß ich ihn ſchreyen! Herr, mein Bott, du wirft es mir, Du auch, Molly, wirft verzeihen! Denn zu ſchrecklich tobt er hier.
Sa, er toßet mit der Hölle * Mit der ganzen Hoͤlle Wuth! Höoͤchſte Gluth iſt feine Quelle, Und feine Ausſtrem hoͤchſte Stuth! -: —Gott und Gottes Kreaturen Ruf’ ich laut zu Zeigen an: u Ob's vom irdifhen Naturen Eine ſtumm vrfämegen mi
ode, ı wie ‚bie Morgenſunb⸗ F Freundlich, wie ein Paradies,⸗, Wort und Kuß auf ihrem Munde, — 2 kein Nektar iſt ſo ſüß! — War ein Maͤdchen mir gewogen. eo... Wiet Gewogen nur? — —S ” pre taufenb Schwuͤre logen, Wer enn ig nicht ihr Abgott war.
Und fie ſollte Lügen Ennen?.
Lügen nur ein einzig. Wort? | Nein! In gFlammen will ich brennen.
„gefich ‚bier und ewig dort; Der Verdammniß ganz zum Raube Will ich ſeyn, wofern ich nicht u An das Eeinfte Wörtchen glaube, . Welches Bier Ense heißt *
\-
— 7 —
Und ein n Engel. fonder gleichen. Wenn die Erde Engel bat,. , . St fie! Weichen muß ihr, weichen, Was hier Gott erſchaffen hat! —
O ich weiß wohl, wabih füge! Deutlich, wie mir See und Lan He um, Mittag fiegt au Tape, J So wird das von mir ertannt. .
NRümpften Zaufend auch die Hafens „Deine Sinne täufchen dich! - auh Liebe. mache dich rafen!” — D ihr Taufend ſeyd nit, Shi Sch, ih weiß ed, was ich fagel Denn id weiß es, was fe it, Was fie wiegt auf rechter Wage, Bas nach rechtem Maß fe mißt.
.
Andee mögen Andre lohen/ Und zu Engeln fie erhöhn! Mir, von unten auf bis oben, P Dünkt, wie Sie, nicht Eine ſchön. Wie von außen, fo von innen, | Dünkt auch nüchtern meinem Sinn _ Sie der höcften Königinnen Aller Anmuth Königinn.
Betteların ift, fie zu fhildern,
Aller Sprachen Überfluß. |
Zwiſchen tauſend ſchoͤ nen Bildern Wühlt umſonſt mein Genius.
Spraͤch ich auch mit Engelzungen Und in Himmelsmelodie, Dennoch, bennoch unbeſungen, Wie fe werth #, bliebe fi. —
Eine piche iR es Eine, Die kein Nahme nennen kann! Die zu vollem Herjvereine Mid fo innig lieb gewann, Daß ihr ſeligſter Gedanke, Den ſie dachte, wie den Sta Hund derum. bes Weinſtocks Rante, Tag und Rode nur. ai umgab.
Bude pr a Sehnen, welch ein Sqhaachten- Wann ſie mich nicht ſah und fand! Welch ein wonniges Betrachten,
Wo ich ging und ſaß und ſtand! .. Welch ein: Säufeln , welch ein Wehen Wann ſie koſend nich umfng, Und mit ſüͤßem Liebeflehen Brünftig mir am Halfe ping! —
Alles, Alles das, wie ſelig, D wie felig fühle ich das! Fuͤhlt' es fo, daß ich allmaͤhlich Alles außer ihr vergaß; Und nun ward, in ihr zu leben, Mir ſo innig zur Natur, Wie, in Licht und Luft zu weben, Jeder Erden⸗Kreatur.
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Stof Eonnt'.ich vor Zeiten wähnen, Hoch fey ich mit Kraft füllt, Auch das Geiſtigſte mit Tönen Zu verwandeln in ein Bild. Doch lebendig darzuftellen Das, was fie und ih gefühlt, . ZAHN ich ietzt mich, wie zum ſchnellen
Reigen ſich der Sapme fühlt.
1)
Es it Seit, fo raſch beflligelt, Wie der Spezereyen Geiſt, Der, hermekiſch auch verflagelt „ Sich aus ſeinem Kerker reißt.
Welche Macht kann ihn bezaͤhmen? Welche Markt durch Ton und Wort Feſſeln und gefangen nehmen? —
feige, wie Ather, ſchluͤpft er rfort, —
Nun, — o wär’ ich nie geboren, Oder ſchwaͤnd' in Nichts dahin! — —⸗— Mas fie war, iſt mir verloren,
Da, was ich ihe war, noch bin. Sie wähnr ſich's von Gott geheißen, Trotz Berblutung oder Schmerz, Bon dem meinigen zu reiffen
Ihr ihm einverwachſnes Herz.
NRaſch, mit Ernſt und Kraft zu ringen Hat fie nun fi aufgerafft, Und den Heldenkampf vollbringen Wil ihr Ernft und ihre Kraft.
ra 10 van . - Wird ſie in dem Kampf. erliegen Wird ſie, oder wird fie nicht ? „Sterben, rief ſie, ober ſiegen Heißen Tugend mich und Pflicht.
Ach,' ich weiß dem keinen Tadel, Ob es gleich das Herz mir bricht. Was fo ruͤhmlich für den Adel Ihrer ſchoͤnen Seele ſpricht!
Denn, o Gott, in Chriſtenlanden «
Auf der Erde weit und breit Iſt ja kein Alsar vorhanden | Beier anfea Finke weißt, De 2314 Be in Retirnaät belatet, — Wie von Ketten‘, Sntnerfäher T. Stoͤhnet nun mein Geift und taſtet Ohne Rath und That umher. . Mirgends ift ein Spalt nur offen Fuͤr der Hoffnung Rabefhein; Und au Wanſchen oder Haffen Sein Veibeehene gar u ſeyn.
Ih aſtarre, ich verkuämen An Verzweiflung tief verfenkt, Wann mem Herz die geidenfuntmme Dieſer Liebe überdenkt. Nichts, ach nichts weiß ich zu lagen, Im Bewußtſeyn dieſer Schuld,
Nichts zu murren, nichts zu Magens
Dennoch mangelt mir Geduld!
Doch des Herzens‘ Kraft iſt bin! \,
Seen 1L: wer Wie wirb mir fe herzlich bange, Wie fo Heiß und wieder balt, Wann in diefem Sturm. und. Drange
- Keuchend: meine &eele wallt!
Ab, das Ende macht mich zittern, Wie den Sfpiffer in der Nacht Der Tumult von Ungemitterg Vor dem Aarau. gitkern mai
Her, mein Bett, wie. fon ed 5 werden?
J Her, mein Sort, erleuchte mid! Iſt wohl ingend wo auf Erden
Rettung noch und Fell fie nich ? Heil au dann, wann ich erfahre,
Das fie gauz von mie befrent,
Einem Andern gm Altare . . Sich mil Leib und Seele weiht .
Werd is, o mein Gott und Räder, Ohn” in dieſon Hoͤllenwehn Der Verzweiflung zum MWerbrecher
Mi zu wüthen, werd: ich's ſehn,
Wie der Diann bey Korzenfheine
Sie zum Brautgemache winft,
Und in meinem Sreudenweine
Sich som frohſten Gotie inte? —
Freylich, —* fühle, was billig Und gerecht iſt, no mein Sun, Und das beßre Selbſt iſt willig, |
!
won 72 mus Weh mir! Alle. Eingeweide Preßt der bangften Ahndung Kraupf? O ich armer Mann, wie meide
ss den etlichen Seayt:- —
Sit du nun verloren ? Rettet Keine Macht dic mehr für mi Molly, meine Molly, bettet Mic Erin’ Segensſpruch an dic?
O fo fpri‘, zu welchem Ziele Schleudert mich ein folder Sturm?
Dient denn Gott ein Menſch zum Spiele,
Wie des Buben Hand ber Burn‘ — /
nt
| immeriiäßi! Dieß nur zu wihnen Wäre Hochverrath an ibm.
. Hühre denn dich meiner Thränen, Meines Jammers Ungeftüm ! D es Eeimt, wie lang’ es währe, - Doch vielleicht uns noch Gewinn, Wenn ich bir-den Kampf erſchwere, Den du gegen. “ beginnſ..
War denn dieſe tammenfieb Freyer Willkübr heimgeſtellt? Nein! Den Samen ſolcher Triebe Streut Natur in's Herzensfeld. Unaustilgbar keimen dieſe, Sproſſen dicht von ſelbſt empor, Wie im Thal und auf der Wieſe Kraut und Blume, Gras und Rohr.
Pr
vn 13 wenn
Sinnig ſitz' ich oft und frage, Und erwaͤg' es herzlich treu Auf des beiten Wilfend Wage: . Ob „Uns lieben” Sünde feyt: - Dann erkenn' id) zwar und finde Krankheit, ſchwer und unheilbar; Aber Sünde, Liebchen, Sünde Band ich nie, daß Krankheit war.
D ih moͤchte ſelbſt genefen!
Doch durch welde Arzeney?
Oft gedacht und oft gelefen
Hab’ ich viel und mancherley; Ärzte, Prieſter, Wei’ und Thoren Hab’ ich oft um Rath gefragt: Doch mein Forſchen war verloren; Keiner hat's mir augefagt.
D fo laß es denn gewähren,
Da Genefung nicht gelingt! -
Laß und liebet Krankheit nähren,
Eh: uns gar das Grab verſchlingt! —
Bude nicht den Strom zu hemmen, Der fo lang’ fein Bett nur fühlt, Bis er zornig vor den Dämmen . Zum Vertilgungsmeer entſchwillt.
Freyer Strom ſey meine Liebe, Wo ich freyer Schiffer bin! Harmlos wallen ſeine Triebe Wog' an Woge dann dahin.
⁊
vn 15 _rwen:. Laß in feiner Kraft ihn brauſen! Wenn kein Damm ihn unterbricht, Müffe dir davor nicht graufen! Denn verheeren wird er nicht.
. Auf des Stromes Höde pranget Eine Snfel anmuthsvoll, Be Wo ber Schiffer hin verlanget,
Aber ah! nicht landen fol.
Auf der ſchönen Inſel thronet
Seines Herzens Königinn.
Bey der füßen Holdinn. wohnet Dennod immerdar fein Sinn.
Hänget glei fein Schiff an Sonden Strenger Pflihten, die er ehrt, Wirb ihm gleich dort anzulanden , Molly, ſelbſt von bir verwehrt: O ſo laß ihn nur umfahren Seines Paradiefes Rand, Und es feine Obbuth wahren Segen frembe Räubeshond, |
) . 3 Selöft, 0 Holdinn⸗ — taunſt es glauben 2 Was dir Mund und ‚Herz verſpricht! — — Selbſt das Paradies berauben *8 Und verheeren wird er nicht. Keine Beere will er pflücken, Wie ſo lockend ſie auch glüht, oo. Nicht ein Blümden nur zerknicken, 6 Das in diefem Eden bluͤht. —. |
—— —
— 15 —
Hinſchaun ſoll ihn nur ergetzen, Bann fein Schiff herum ſich dreht, Mur der füße Duft ihn legen, Den ber Weſt vom Ufer weht. Aber ganz von binnen fheiben, ‚gern von deinem Angeficht | Und der Heimath feiner Freuben, Heiß', o Königinn, ihn niqht.
— —
| mollys Werth.
Ya, Eönnt’ id Molly. kaufen. Für Gold und Edelſtein, Mir ſollten große Haufen Für fie wie Kieſel ſehn. Dian rühmt wohl viel vom Golde, Was ich nicht laͤugnen kann,
Doch ohne fie, die KHolde,
Wie hätt ih Luſt daran
‘a, wenn id Algebiether mn Won’ ganz Europa war’, Sch gäb" Eurppend Güter
Für ſie mit Sreudben ber,
Bedingte nur dieß Eine
Zür fie und mid noch aus: - Im kleinſten Fruchtbaum⸗Haine
Das kleinſte Gaͤrtnerhaus.
Mein liebes Leben enden Darf nur der Herr der Welt. Doch dürft' ich es verſpenden, So wie mein Gut und Geld,
So gaͤb' ich gern, ich ſchwoͤre,
Für jeden Tag ein Jahr, Da ſie mein eigen waͤre, Mein eigen ganz und gar.
An
An die Falten Vernünftler.
Jo habe was Liebes, das hab' ich zu lieb; Was kann ich, was kann ich dafür! Drum ſind mir die kalten Vernünftler nicht hold; Doch ſpinn' ich ja leider nicht Seide noch Gold, Ich ſpinne nur Herzeleid mir.
Auch mich hat was Liebes im Herzen zu lieb; Was kann es für's Tiebende Herz! Auch ihm find die Falten Vernünftler nicht hold; Doch ſpinnt es ja leider nicht Seide noch Gold, Es ſpinnt ſich nur Elend und Schmerz.
Wie ſeufzen und ſehnen, wir ſchmachten uns nad; Wir fehnen und feufzen uns krank.
Die Kalten Vernünftler verargen uns das;
Sie reden, fie thun uns bald dieß und bald das;
. Und fehmieden uns Feſſel und Zwang.
Wenn ihr für die Leiden der Liebe was Eonnt, Vernünftler, fo gönnen wir's euch. Wenn wir ed nicht Eönnen, fo irr' es euch nicht! Mir können, ac leider! wir Eönnen eö nicht, Nicht für das Mogolifhe Reich! j
Bürgers Gedichte 2. Band, B
- laßt es gewähren, wie's Eann!.
Sie ſterben von Nahrung entfernt.
nun 1B we
Wir irren und quälen euch Andre ja nicht; Bir quälen ja und nur allein. Drum, kalte Vernünftler, wir bitten euch ſehr Fu Drum laßt und gewähren, und quaͤlt uns nicht mehr,
O laßt une gewähren allein!
Was draͤnget ihr euch um die Kranken herum, Und ſcheltet und ſchnarchet fie an? | Bon Schelten und Schnarchen genefen fie nicht. Man liebet ja Tugend, man über ja Pflichtz Doch keiner thut mehr als er kann.
Die Sonne, ſie leuchtet; ſie ſchattet, die Naht; Hinab will der Bach, nicht binanze ,
Der Sommerwind trocknet; der Regen macht maß;
Das Feuer verbrennet. — Wie hindert ihr das? —
Es bungert den Hunger, es bürftet den Durſt; 3.
Naturgang wendet kein Aber und Wenn. — O kalte Vernünftler, wie zwinget ihr's denn, Daß Liebe zu lieben verlernt ?
[4
19 wem
Muttertändeley
Für meine Dorette.
Sat mir doch mein ſchoͤnes Rind, Mit den goldnen Zottel-Loͤckchen, ‚Blauen Augen, rothen Baͤckchen! Leutchen, habt ihr au fo eins?! — Leutchen, nein ihr babet Eeing !
. Seht mir doch mein füßes. Kind! Better als ein fettes Schneckchen, Süßer, als ein Zuckerweckchen! Leutchen, habt ihr auh fo eins? — Leutchen, nein ihr habet keins!
Seht mir doch mein holdes Kind! Nicht zu mürriſch, nicht zu mählig! Immer freundlih, immer fröhlich! Leutchen, habt ihr aud fo eins? — Leutchen, nein ihr habet eins!
Set. mir doch mein frommes Kind! Keine bitterböfe Sieben — Würd' ihr Muͤtterchen ſo lieben. Leutchen, moͤchtet ihr ſo eins? — 8 ihe Eriegt gewiß nicht meins! © 3.
un 20. won
Komm’ einmahl ein Kaufmann her Hundert taufend blanke Thaler, Alles Gold der Erd’ zahl er!
O er kriegt gewiß nicht. meins! — Kauf er ſich wo anders eins!
wm BI wee
Der große Menn.
E. iſt ein Ding, das mich verdreußt, | Wenn Schwindel: oder Schmeichelgeiſt Gemeines Maß für großes preift.
Du, Geiſt der MWahrbeit, fag’ es an: Wer ift, wer iſt ein großer Mann! Der Rubmverfchwendung Abt und Bann!
Der, dem die Sottkeit Sinn befhert, Der Groͤße, Bild, Verhalt und Werth, Und aller Wefen Kraft ihm lehrt;
De meitumfaffender Verſtand, Wie einen Ball die hohle Hand, Ein ganzes Welt Syftem umfpannt ;
Der weiß, was Großes hie und da, Su allen Zeiten, fern und nah’ Und wo, und wann, und wie geſchah;
Der Mann, der die Natur vertraut, Sleih wie ein Bräutigam die Braut, - In ganzer Schönheit nadend- fihaut; .
Und warm an ihres Bufens Gluth, Vermögen ſtets und Heldenmuth Und Lieb' und Leben ſaugend, ruht;
won 22 won Und nun, was je ein Erdenmann Für Menſchenheil gekonnt und Eann, Wofern er will, desgleichen kann;
Dabey in ſeiner Zeit und Welt, Mo fein Beruf ibn bingeftellt, Durch That der Kunft die Wage haͤlt,
Der ift ein Mann, und der ift groß! Doc vingt fih aus der Menfhheit Schooß Jahrhundert Fang kaum Einer los.
“in *
un 35 nm
Untreue über Alles,
Ta lauſchte mit. Molly tief zwiſchen dem Korn, Umbdufter vom blühenden Hagebutt:Dorn. Wir hatten's fo heimlich , fo ſtill und bequem, Und Eofeten traulih von Diefem und ‚Dem.
Wir batten’s fo heimlich , fo ft und bequem;
Kein Seelen vernahbm was von Diefem und Dem;
Faſt achteten unfer die Lüftchen niche mehr, Die fpielten mit Blumen und Halmen umber.
Wir herzten, wir drückten, wie innig, wie warm ! - Und wiegten und, eia popeia! im Arm.
Wie Beeren zu. Beeren an Trauben bes Weins, So reibten wir Küffe zu Küffen in eins.
Und zwiſchen die Trauben von Küſſen bin ſchlang Sich, ähnlich den Reben, Geſpraͤch und Gefang. Kein Weinftod auf Erden verdienet ben Ruf . Von biefem, den Liebe bey'm Hagedorn fhuf.
f
„O Molly, fo ſprach ih, fo fang ich zu ihre, Lieb Liebchen, mas küſſeſt, was liebſt du an mir? Sprich, iſt ed nur Leibes- und Liebesgeſtalt?
." Sptih ! Oder das Herz, das im Buſen mir wall —
„oO Lieber, ſo ſprach fie, fo fang fie zu mir, D Theurer, was folt’ ich nit lieben an dir‘ Bit füg mir an Leibes⸗ und Liebesgeſtalt, Doc theurer durch's Herz, das im Buſen bir wallt.“—
8
„eieb Liebchen, was thaͤteſt du, hätte bir Noth Das Eine für's Andre zu miſſen gedroht?
Sprich! Bliebe mein liebendes Herz dein Gewinn? Sprich, San bu jür Treue das Übrige bin?’ —
„Ein goldener Becher gibt fiebfichen Schein; Doc füßered Labſal gewähret der Wein. ' Ad, bfiebe der labende Wein. mein Gewinn,
So gäb’ ich den goldenen Becher wohl hin.” —
„O Molly, lieb Liebchen, wie wär’ es beftellt, Durchſtrichen noch üppige Seen die Weit, u Die Schoͤnſte der Schönſten entbrennte zu mir,
Und legte mir Schlingen, und raubte mid dir; -
Und führte mich. auf ihr bezaubertes Schloß, Und Tieße nicht eher mid) ledig und los, - Als bis ich in Liebe mich zu ihr gefellt:
Wie wär’ es um deine Verzeihung bee" —
„Ach! Fregten du vor der ſo ſchmaͤhlichen That Dein ängftlich befümmertes Mädchen um Rath, So rieth ich: Bedenke mein: Kleinod, mein Glück! Komm nimmer mir, oder mit Treue zurüd!” —
un 35 os.
„Wie, wenn fie nun fprähe: Komm, buhle mit mir! Sonft koſtet's dir Jugend und Schönheit dafür.
Zum häßlihften Zwerge verfhafft did, mein Wort; Dann fickt mit dem Korb auch dein Maͤdchen dich fort."-- +
„D Lieber, das glaube der Tiegerinn nicht I Entſtelle fie di und dein holdes Geſicht! Erfüle fie Alles, was Wöfes fie droht! So hat ed ja doch mis dem Korbe nicht Noth.” —
„Wie, wenn fie nun fprädhe: Komm, buhle mit mir! Sonft werde zur Schlange bein Mädchen dafür! D Molly, lieb Liebchen, was rierheft du nun? Was follt’ ich wohl wählen, was ſollt' ich wohl thun ?’—
„O Lieber, du ſtellſt mich zu ängftliher Wahl! Leicht wäre mir zwar der. Bezauberung Qual; ' Doch jet bin ich fÜB dir, wie Honig und Wein, Donn würd’ ich ein Scheuel und Gräuel bir feyn.” —
„Doc feße: Du würbeft Bein Gräuel darum ; Ich trüge dich ſorglich im Buſen herum; Da hörteft du immer, bey Nacht und bey Tag, Für dich nur des Herzens entzückenden Schlag ;
Und immer noch bliebe dein zärtlicher Kuß Dem durfligen Munde des Himmels Genuß: D Molly, Tieb Liebchen, was rierheft du nun? Was folle ich wohl,wählen, was folk’ ich wohl thun? —
v "ee DE man
„O Lieber, o Süßer, dann weißt du bie Wahl.
\ Mas 'haͤtt' ich für Sorge, was hätt’ ich für Qual?
Dann hülle mich lieber die Schlangenhaut ein, - Als daß mir mein Trauter fol ungetren feyn —
⸗
„Doch, wenn fie nun ſpraͤche: Komm, buhle mit mir! Sonſt werde zur Rache des Todes dafür ! | O Molly, lieb Liebchen, was rietheft du nun? - Was folt’ ich wohl wählen, was ſollt' ih wohl thun !—.
Geliebter, du ſtellſt mich zur ſchrecklichſten Wahl! Zur Rechten iſt Jammer, zur Linken iſt Qual. Bewahre mich Gott vor-fo aͤngſtlicher Noth!
Denn was ich auch waͤhle, fo wäh ich mir Tod.
Doch — wenn er zur Rechten und Linken mir droht, So waͤhl' ich doch lieber den ſüßeren Tod.
O Theurer, ſo ſtirb dann, und bleibe nur mein! Bald folget dir Molly und hohlet dich ein.
Dann iſt es geſchehen, dann find wir entflohn; Dann Erönet die Treue unſterblicher Lohn. | So flirb dann, o Sußer, und bleibe nur mein! Bald hohlet dein Mädchen im Himmel bi ein. —
Wir ſchwiegen und brückten, wie innig, wie warm ! Und wiegten und, eia, popeia! im Arm. Wie Beeren zu Beeren an Trauben bes Weins, So reibten ui sun zu Kuͤſſen in eins.
N
m
‚pen 27 ren
Wir ſchwankten, berauſcht von der Liebe Bet, Und Eüßten ber herrlichen Trauben noch viel. -
Dann ſchwuren wir herzlich bey Ja und bey Nein,
Im Leben und Tode getreu uns zu ſeyn.
on
un AB mn
Des Pfarrerd Tochter von Taubenhain.
[4
Fu Sarten des Pfarrers von Faubenhain Geht's irre bey Nacht: in der Laube. Da fliftert und ftöhnt’s fo aͤngſtiglich; | Da raffelt, da flattert und fträuber es fh, Wie gegen den Falken die Taube.
Es ſchleicht ein Flaͤnmchen am Unkenteich,
u Dos flimmert und flammert fo traurig.
"Da iſt ein Pläghen, da wäct kein Grad; Das wirb vom Thau und vom Regen nidt naß; Da wehen die Lüften fo ſchaurig. —
Des Pfarrers Toter von Taubenhain War ſchuldlos, wie ein Taͤubchen. Dos Mädel war jung, war lieblich und. fein, Biel, ritten der Freyer nah Taubenhain, Und wünſchten Rofeste'n zum Weibchen. —
Bon drüben herüber, von drüben herab, Dort jenfeit des Baches vom Hügel, Blinke flattli ein Schloß auf das Dörfhen | im Thal, Die Mauern wie Silber, die Dächer wie Stahl, Die Benfter wie brennende Spiegel.
were 29 ra Da trieb es der Junker von Falkenſtein In Hal und in Füͤll' und in Freude. Dem Juͤngferchen lacht' in bie Augen das Schief, Ihr lacht' in das Herzchen der Sunker zu Roß, Im funkelnden Zügergefihmeide. —
Er fchrieb ihr ein Briefhen auf Seidenpapier, Umrändelt mit goldenen Kanten. ' - Er ſchickt' ihr fein Bildniß, fo lachend und hold, Verftedt in ein Herzchen von Perlen und Gold; Dabey war ein Ring mit Demanten. —
„daß du fie nur reiten, und fahren und gehn, Laß du fie‘ fih werben zu Schanden! Roſettchen, dir ift wohl was Beſſers beſchert. Ich achte des ſtattlichſten Nitters dich werth, Belieben‘ mit Leuten und Sunden.
Ich hab’ ein gut Wörthen zu Eofen mis dir; Das muß ih bir heimlich vertrauen. J Drauf hatt’ ih gern heimlich erwünſchten Beſcheid. Lieb Maͤdel, um Mitternacht bin ich nicht weit; Sey wacker und laß dir nicht grauen!
Heut Mitternacht horch' auf den Wahhtelgeſang/ Im Weitzenfeld hinter dem Garten. Ein Nachtigallmaͤnnchen wird locken die Braut, | . Mit lieblihem tief auffldtenden Laut; Sep wacker und laß mich nice warten!” —
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j t
Er kam in Mantel und Kappe vermummt, Er kam um die Mitternachtsftunde. | Er ſchlich, umgürter mit Waffen und Wehr, .
So leife, fo lofe, wie Nebel, einher, Und ftillte mit Broden die Bunde;
Er ſchlug der Wachtel hell gellenden Schlag/ Im Weitzenfeld hinter dem Garten.
Dann lockte dad Nadtigallmännden bie Braut; Mit lieblichem tief auffldtenden. Laut;
Und Röshen, ah! — ließ ihn hie warten. — —
Er wußte fein Woͤrtchen fo traulich und füß In Ohr und in Herz ihr zu givren! Ah, liebender Glauben ift willig und zahm! Er fparte Eein Lotfen, die ſchüchterne Scham Zu ſeinem Gelüſte zu kirren.
Er ſchwur ſich bey Allem, was heilig und bei, Auf ewig zu ihrem G©etreuen. Und als fie fih fträubte, und als er fie zog, Vermaß er fi theuer, vermaß er ſich hoch: „Lieb Mädel, es ſoll dich nicht reuen!“ —
Er zog fie zur Laube, ſo duͤſter und ſtill, Bon blühenden Bohnen umtüfter. Da pocht' ihr das Herzchen, da ſchwoll ihr die Bruft, Da wurde vom glühenden. Hauche ber Luft Die Unſchuld zu Tode vergiftet. — —
Da konnte ſie's nicht mehr verfteden.
men Gr won Bald, als auf duftendem Bohnenbeet Die.röthlihen Blumen verblühten, Da wurde dem Mübel fo’übel und weh, Da bleichten die rofihten Wangen zu Schnee/
Die funkelnden Augen vergluͤhten.
Und als die « Code nun allgemach Sich dehnt' in die Breit' und die Laͤnge; Als Erdbeer' und Kirſche ſich röthel und ſchwoll, Da wurde dem Mädel das Bruͤſtchen zu voll, Daß feidene Ren: zu enge:
Und als die Sichel zu Felde ging, Hubs an ſich zu regen und ſtrecken. on
Und als der Herbftwind Über die Flur
Und über die Stoppel bes Habers fuhr;
Der Water, ein harter und zorniger Mann, Schalt laut die. arme Nofette:
„Haſt du dir erbuhle für die Wiege das Kind,
So hebe dich mir aus den Augen gefhwind, Und ſhaff auch den Mann bir in's Beste!”
Er ſchlang ihr fliegendes Haar um die Fauſt, Er hieb ſie mit knotigen Riemen.
Er hieb, das ſchallte ſo ſchrecklich und laut!
Er hieb ihr die ſammtene Lilienhaut Voll ſchwellender blutiger Striemen.
ne 32 wen
Er ftieß fie binaus in ber finfterften Na Bei eifigem Negen und Winden.
Sie klimmt' an bornigen Selfen empor;
—
Das bringt mich nicht wieder zu Ehren.
Und tappte ſich fort bis an Falkenſteins Thor; Dem Liebſten ihr Leid zu verkünden. — F
„O weh mir, daß du mich zur Mutter gemacht /
Bevor du mich machteft zum Weibe!
Sieh her! Sieh her! Mit Zammer und Hohn Trag' ih dafür nun ben ſchmerzlichen Lohn An meinem zerfhlagenen Leibe!”
Sie warf fi ihm bitterlich ſchluchzend an's Sen; ; Sie bath, fie beſchwur ihn mit Zähren:
„O mad’ es num gut, was du übel gemadt!
Bit du e6, der fo mid in Schande gebracht,
So bring’ auch mid wieder zu Ehren!” —
„Arm Närcchen, verfegt' er, das thut mir ja leid! Wir wollen's am Alten fon raͤchen. Erft gib dich zufrieden und harre bey mir!
Ich will dich ſchon hegen und pflegen alhier.
Dann wollen wir's ferner befprechen.”
„Ach, hieri iſt kein Saͤumen, kein (Degen noch cuhn Haſt du einſt treulich geſchworen der Braut,
So laß auch an Gottes Altare nun laut
Vor Priefter und Zeugen eb bören! — ,
wer 33 mm u
„Ho, geierchen ‚ fo hab’ ich es nimmer gemeint! Wie kann ih zum Weibe dich nehmen ? Ich bin ja entfproffen aus adligem Blut,
Nur Gleiches zu Gleichem gefellet fi gut; Sonft müßte mein Stamm ſich je ſchaͤmen.
Lieb Närrchen, ich halte dir's, wie ich's gemeint: Mein Liebhen ſollſt immerbarbleiben. Und wenn die mein wackerer Düger gefällt,
So laſſ' ich's mir koſten ein gutes Stück Gelb. Dann koͤnnen wir's ferner noch treibe.” —
„Daß Bott dich? — du Mindlicher bübiſcher Manni
Daß Gott dich zur Hölle verdamme! —
Entehr’ ich als Gattinn bein abliges- Blut, Warum denn, o Böfewicht,, war ich einft gut | Bir deine e unebrlüge Slamme? —
Saoo geh' dann und nimm dir ein abfiges Weib! — Das Blättchen fol ſchrecklich fi wenden! Ä
Gott fiebet und höret und richtet un recht.
So müſſe dereinfi vein niebrigfier Knecht Das adlige Bette. die fhanden! —
Dann fühle, Verraͤther „dann fühle wie's ut An Ehr' und an Glück zu verzweifeln! Dann ſtoß an die Mauer die ſchaͤndliche Stirn, f . Und jag' eine Kugel dir fluchend durch's Hirn! Dann, Teufel, dann. fahre zu Teufeln . — Bürgers Gedichte 2. Band.
%
ne 34 wenn ‚Sie riß ſich zuſammen, fie raffte fi auf, - Sie rannte verzweifelnd von binnen, Mit bfutigen Süßen ‚durh Diftel und Dorn, Durch Moor und Geröhricht,, vor. Sammer‘ und Zorn | Zerrüttet an allen fünf Sinnen. .
„Wohin nun, wohin, o barmherziger Gott, . Wopin nun auf Erden mih wenden?” — - @ie rannte verzweifelnd an Ehr' und an Süd, Und kam in den’Garten der Heimath zurüc Ihr klaͤgliches Leben zu enden.
Sie taumelt', an Händen und Süßen verklommt, | ie kroch zur ünfeligen Laube; on = Und jach durchzuckte ſie Weh auf Weh,
"Auf aͤrmlichem Lager, beſtreuet mit Schnee, Von Reiſig und raſſelndem Laube. J
‚WW
Es wand ir ein Anäbchen fi ch weinend vom Sau, Bey wilderh unfäglichen Schmerze. Und als das Knäbchen' geboren war, Da riß ſie die ſilberne Nadel vom Haar, Und fie fie dem Knaben in’s Ku Ä
Erſt, als fie vollendet die blutige That, Mußt', ach! ihr Wahnſinn fi enden.
Kalt wehten Entſetzen und Grauſen fie an. — „DO Sefu, mein Heiland, was hab’ ich gethan? = Sie wand ſich den Baſt von den Händen.
4 35 —
Sie kratztte mit blutigen Nägeln ein Sub; » Am ſchilñgen Unkengeftade.
„Da ruh' du, ‚Mein Armes, da ru’ nur in Gott/ Geborgen aufimmer vor Elenb und Sport! — Mic hacken dies Raben vom Rade!“ — —
Das iſt das Filmmehen am unienteich; Das flimmert und flammert fo traurig. Das iſt das Plaͤtzchen, da waͤchſt Kein. Gras; Das wird vom Ihau und vom Megen nicht nab; Da wehen d die Luftchen fo ſchaurig!
Ir
Hoch hinter dem. Garten i dom Kabenfein 4 Hoch über dem Sleine vom Nabe Ä Blickt, hobl und“büfter ‚en Schaͤdel berab, Das iſt ihr Schädel, der bli.“-t aufs Grab;
Drey Spannen lang an bem Geſtade.
Auniqhtlic herunter vom Kabenſiein, Aunaoͤchtlich herunter vom Rade HZuſcht bleich und molkicht ein Shdhdattengeficht, Fa
Will lbſchen das Fiaͤmmchen, und kann es doch nicht; .
Und wimmert am Unkengeſtade.
u‘
Himmel und Erde, SR, dem Himmel quillt bie Fülle Der vollkommnen Seligkeit. Sch auch, wär es Gottes Wille, Traͤnke gern aus dieſer Fuͤlle Labſal für der Erde Leid;
Für das Leid, das meiner Tage Schöne Rofenfarbe bleicht, Das ich tief im Buſen trage, Das ich. Arzt und Priefter klage, Berges einem Balfam weicht.
Laͤngſt find über Zhel u und Hügel Ale Freuden mir entflohn.
Lahm find’ meiner Hoffnung Blägel;
Rauher Hinderniffe Hügel | Sprechen ſelbſt den Wünſchen wohn, —
Dennod feßt” id auch auf Erden \ |
ern noch fort den Pilgerftab. Sollte Molly mir nur werden, Trüg' ich aller Welt Beſchwerden Noch den laͤngſten Pfad hinab.
‚ra
O Molly, welcher Talismann Hilft alle Herzen dir gewinnen? Zwar kennen ihn die Huldgöttinnen,
Allein fie geben ihn nicht an.
l \ Kim’ und Homer zurück in’d Leben, Und fühlte. diefen Drang und Zug; Er wird’ ihn Schuld dem Gürtel geben,
Den Venus um den Buſen trug.
Weißt du, was er davon geſungen Darein war alle Zauberey Der Liebe, Lächeln, Schmeicheley
Und fanfter Zaubenfinn verfhlungen ;
War Wig verwebt, von Ght’ erzeugt, Und_ah! das füße Huldgekoſe, Das, gleid) dem milden hl der Rofe, Sogar des Weifen 9 beſchleicht.
Nicht Jugendreitz, der bald ve, y Es ift die ewige Magie Des Gürtels, den dir Venus lieh, Der fo die Herzen am fich ziehet!
wen BB gm Und noch im Herbſte werben die Für dich, nie jege im Lenze, lodern, Und. fehnend Lieb’ um Liebe fodern; Denn Huldgbttinnen altern nie.
Der Eluge Held.
Tops vor der Schlacht geräch ein junger Held
In alleriey bedenkliche Bewegung;
Nimmt dieß und das in ernite Überlegung
Und bringt heraus: Dein Bißchen Röhnungsgelb
Und Lumpenruhm, mein guter Adnig,
Reitzt wahrlich Unfereinen wenig,
Daß er daflır im Morbgemepel füllt! —
Als er kaum fertig ift mit Grübeln, Ä
Läuft er zum Chef: „Sie werden’s nicht verübeln,
Daß ih, zu meinem bitterften Verdruß,
Gerade jegt um Urlaub bitten muß. .
Denn ad! mein Vater liegt an Todesenden nieder,
So ſchreibt man mir; irh ſeh' ihn fonft nit wieder;
Und ihn verlangt nach mir und meinem legten Gruß.
9» gönnen Sie mir feinen Asfgienstuß! > _ „Sehr wohl! verfegt ber Chef, und {Adele vor ſich
nieder:
Reif’ hurtig ab, mein Sohn! Denn nach der Bibel muß
Dein Vater nach Gebühr von dir „geebret werben,
Auf. da dir's wohl ergeh', und du lang' leb'ſt auf Erden.
wen BO wein
Molly's Abſchied.
*
&se wohl, du Mann der Luft und Schmerzen! Mann der Liebe, meines Lebens Stab! Gott mit bir, Geliebte! Tief zu Herzen Halle mie mein Segensruf hinab!
Zum Gebaͤchtniß bieth’ ich die, flatt Golbes, — Mas ift Gold und goldeswerther Tand? — j Bieth' ich lieber, was dein Auge Holdes Was dein Merz an, Mon | Liebes fand.
⸗
Nimm, du ſüßer Shmeiäter, von den boden- Die du oft zerwühlteſt und verſchobſt, Wann du über Flachs an Pallas Rocken/ j Über Gold und Seide ſie erhobſt!
Dom Sefät,, der Mapiftett beinee Kuͤſſe, Nimm, fo lang’ ich ferne von bir bin,
Halb zum mindeften im Schattenciffe or Für die Phantafie die - Abfhrift bin. Zu ya
Meiner Augen Dentmahl ſey dieß blaue Kraͤnzchen flehender Vergißmeinnicht, Oft betraͤufelt von der Wehmuth Thaue, ft Der hervor durch fle vom Herzen beige!
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—— ⏑ ——— — ——
en AL ww Diefe Schleife, welche deinem Triebe Dft ded Buſens Heiligthum verſchloß, Hegt die Kraft des Hauches meiner Liebe, Der hinein mit tauſend Küſſen floß.
Mann der Liebe! Mann der Luſt und Schmerzen! Du, für den ih Alles that und litt, |
Nimm von Allem! Nimm von meinem Herzen . . %
Doch, — du nimmft je ſelbſt das Ganze mit!
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Prometheus.
Vramstpeus hatte Faum herab in Erdennacht Den Quell des Lichts, der Wärm’ und alles Lebens, Das Feuer, dom Olymp gebracht,
Sieh, da verbrannte 19, — denn Wartzen war ver: gebens, — Manch dummes Juͤngelchen die Fauſt aus Unbedacht.
Mein Gott! Was für Geſchrey erhuben
Nicht da fo mandes | dummen Buben
Erzdummer Papa, —
Erzdumme Mama, BE Ze
Erzdumme Leibs- und Seelen · Amme! |
Welch Gaͤnſegeſchnatter die Kleriſey,
Welch Truthahnsgekoller die Polizey! —
68
Iſt's weiſe, daß man dich verdamme,
Gebenedeyte Gortesffämme, .
Allfreye Denk⸗ und Druckerey?
=
me AD — Die Ruß,
Frau Magdalis weint’ auf ihr letztes Stück Brot. Sie konnt es vor Kummer nichr eflen. Ach, Witwen bekuͤmmert oft größere Noth u Als glückliche Menfhen ermeflen.
„Wie ‚tief id auf immer er geſchlagen nun in! Was hab’ ih, biſt bu erft perzehreri” — Denn, Zammer! ihr Eins und ihr Alles war hin, Die Kuh, die bigher ſie ernaͤhret. —
Heim kamen mit lieblichem Schellengetön Die Andern, geſaͤttigt in Fülle. Bor Magdalis Pforte blieb Eeine mehr fen, /
Und rief ihr mis ſanftem Gebrülke. |
Wie Kindlein, welche der nährenden Bruſt
Der Mutter fi follen entmößnen,
So klagte fie Abend und Nacht den Verluff, Und löſchte ihr Lämphen mit Xhränen,
Sie fank-auf-ihe aͤrmliches Lager dahin,
In doffnungslofem Verzagen, Verwirrt und zerrüttet an jezlihem Sinn,
An jeglichem Gliede retſhiases.
ame 44 Ded ſtaͤrkte kein Schlaf ſie von Abend bis nt, Schwer abgemüdet, im Echwalle Bon angftlihen Träumen, erfhütterten fie Due © Sglige der Glockenuhr alle.
Fruͤh that ihr bes Hirtenhornes Geton Ibr Elend von neuem zu wiſſen. „O weht! Nun hab’ ich nichts aufzuffehn.! PT So ſchluchzte fie ie nieder in’s Kuͤſſen.
*
Sonſt weckte des Hoenes Geſchmetter ihr En 2 Den Vater ver Güte zu preifen. Seat zürnet’ und hadert' entgegen ihr Schmerz Dem Pfleger ver Witwen und Waiſen.
Und hör! Auf Ohr und auf Herz, wie ein Stein _ Fiel's ihr, mit drohnenden Schalle::
Ihr rieſelt' ein- Schauer durch Mark und Sehens Es dünkt' ihr wie: Bruͤllen im Stalle.
„I Simmel! Verzeihe 'mir jegliche Schuld/ Und ahnde nicht meine Verbrechen!“
Sie waͤhnt', es huͤbe ſich Seiſtertumult, Ihe ſtraͤfliches Zagen zu rächen, |
Kaum aber batte vom ſchrecklichen Ton Sich mA aͤblich der Nachhall verloren, So drang ihr noch lauter und deutlicher ſchon Das Brüllen vom Stalle zu Ohren.
v 2
„Barmberziger Himmel, erbarme did mein, Und balte den Böfen in Banden!” Dief barg fie bad Haupt in die Küffen hinein, Do Hören und Sehen ihr ſchwanden.
Hier ſchlug ihr, indem ſie im Schweiße zerquoll, Das bebende Herz, wie ein Hammer; Und drittes noch lauteres Brüllen erſcholl, Als wär's vor dem Bett in der Kammer.
Nun fprang fie mit wilden Entfeßen heraus, Stieß auf die Laden der Zelle; Schon ftrahlte der Morgen, ber. Dimmerung raus Wich feiner erfreulihen Helle.
Und als fie.mit heiligem Kreuz fi verfehn: „Gott helfe mir gnaͤdiglich, amen!” — Da wagte fie‘ zitternd zum Stalle zu an, In Goties allmaͤchtigem Nahmen.
D Wunder! Hier kehrte die herrlichſte Kuh So glatt und ſo blank, wie ein Spiegel, Die Stirne mit ſilbernem Sternchen ihr zu. Vor Staunen entſank ihr der Riegel.
Dort füllte die Krippe friſch duftender Klee, Und Heu den Stall, fie zu nähren; Hier leuchtet ein Eimerdhen, weiß wie der Schnee, Die ſtrotzenden Euter zu leeren.
Sie tiug ein zierlich beſchriebenes Blait/ Um Stirn und Hoͤrner gewunden: „Zum Troſte der guten Frau Maͤgdalis hat N. N. hierher mich gebunden.” —
Gott hatt’ es ihm anidig verliehen, die Noth Des Armen ſo wohl zu ermeſſen. Gott hatt’ ihm verlieben ein Stücklein Brot, Das Eonnt’ er allein nit eflen. — —
Mir daͤucht, ich wäre von Gott erfehn , Was gut und was ſchoͤn iſt, zu preiſen; Daher befing’ ih, was gut ift und (don; Sn ſchlicht einfaͤltigen Weiſen.
*
„So, fhwur ir ein Mäutet, ſo iſt es geſchehn! J Allein er verboth mir den Nahmen. Gott laſſ' es dern Edeln doc wohl ergehn! Das beth' ich herzinniglich, amen! —
De Kaifer und der Abt.
If: will euch erzählen e ein | Mähren, gar fohnurrig: Es war 'mahlein Kaifer, ber ‚Kaifer war Änrrig; Aud war 'mahl ein Abt, ein gar ftattlicher Herr; Nur Schade! fein Schäfer war Hüger als er.
Dem Kaifer ward’s fauer in Sig’ und in-Kälte: oft fchlief er bepanzert im Kriegesgezelte; Oft hatt' er kaum Waſſer zu Schwarzdrot und Wurſt; Und dfter ng lie’ er gar Hunger und Durſt.
Das Plifflin, das wußte ſich beſſer zu hegen, Und weidlich am Tiſch und im Bette zu pflegen. Wie Vollmond glaͤnzte fein feiſtes Geſicht; | Deep Männer Be den 1 Schmerbaud ihm nicht, °
Drob fügte der geiſer am Pfaͤfflein oft Hader. Einſt ritt er, mit reiſigem Kriegesgeſchwadet, In brennender Hitze des Sommers vorbey.
Das e Pfaflein ſpehierte vor ſeiner Her.
„Ha, dachte der Kaifer, zur glücklichen Stunde! Und grüßte das Pfaͤfflein mit höhniſchem Munde: yKnecht Gottes, wie geht's dir? Mir daͤucht wehl
ganz recht, Das Bethen und Faſten bekomme nicht ſchlecht.
we AB ein
Doch baut mir daneben, euch plage viel Weile. Ibr dankt mir's wohl, wenn ich euch Arbeit ertheile; Man rühmet, ihr währet der pfiffigfie Mann ,
Ihr hoͤrtet das Graͤschen faft wachen, fagt man. \
So geb’ ih denn euern zwey tätigen Baden. Zur Kurzweil drey artige Nüffe zu Enaden. Drey Monden von nun an beſtimm' ich zur Zeit; Dann will ich auf diefe drey Fragen Befcheid :
Zum erſten: Wann bo ich, im fuͤrſtlichen Rethe⸗ Zu Throne mich zeige im Kaiſer⸗Ornate,
Dann ſollt ihr mir ſagen, ein treuer Wardein,
Wie viel ich wohl werth bis zum Heller mag ſeyn?
Zum zweyten ſollt ihr mir berechnen und ſagen: Wie bald ich zu Roſſe die Welt mag umjagen? Um keine Minute zu wenig und viel! Ich weiß, der Beſcheid barauf ift euch nur pie.
X
Zum dritten no fonft du, o Preis ver Prileten * Aus Haͤrchen mir meine Gedanken errathen. Die will ich dann treulich bekennen; allein er Es foll auch Eein Titelchen Wahres dran feyn.
Und Eönnt ide mir diefe drey Fragen nicht Iöjen, -' So feyd ihr die Tangfte Zeit Abt hier gewefen ; "So la ih euch führen zu Efel durch's Land, Verkehrt, ftatt des Zaumes den Schwanz in.der Handı”- \ Drauf
Drauf trabte der Kaifer mit it Lahen von binnen, Das Prüfflein zerriß und zerſpliß fih mis Sinnen. Keın armer Verbrecher fühlt mehr Schwulitaͤt, Der vor hochnothpeinlichem Halsgericht ſteht.
Er ſchickte nach ein, zwey, drey, vier Un'verſtaͤten, Er fragte bey ein, zwey, drey, vier Facultaͤten, Er zahlte Gebühren und Sportuln vollauf;
Doch loſte kein Doctor die Zragen ihm auf.
\
Schnell wuchfen, bey kerzigem Zegen und Pochen Die Stunden zu Tagen, die Tage zu Wochen, Die Wochen zu Monden; ſchon kam der Termin! Ihm ward's vor den Augen bald gelb und bald grün:
Nun ſucht er, ein bleicher heblwangiger Werther, ü In Wäldern und Feldern die einfaniften Hrter. on Da traf ihn, anf felten betretener Bahn, Hans Bendit ‚ Tein Schäfer am Felſenhang ar.
nt Abt ſprach Hans Bendir, was moögt br euch geämen? " u Ahr ſchwindet ja wohrlich dabin, wie ein Sqhemen. Zu Maria und Joſeph! Wie hogelt ihr ein! 7 Mein. Sirchen! Es vo. euch was angethan ſeyn. —
Er guter Hans Vvendie f6 muß fig 6 wohl ſhiden Der Kaiſer will gern mir am Zeuge was flicken, Und bat mit drey NÜR' Auf die Zähne gepack: 4. Die ſchwerlich Beelzebub felber wohl knackt.
Sie Bedichte 2, Sant: 2
wen Bo: mem.
Zum erfien: Warn hoc er, im fürftlichen Rathe, . Zu Throne. ſich zeiget im Kaiſer⸗Ornate,
Dann ſoll ich ihm ſagen, ein treuer Wardein, Wie viel er wohl werth Bis zum Heller mag ſeyn?
Zum zweyten fon ich ihm Berechnen und fagen: Mie bald er zu Roſſe die Welt mag umjagen ! . Um keine Minute zu wenig -und viel!
Er meint, der Veſcheit darauf wäre nut Spiel
Zum dritten, ih Armſter von allen Prilaten, Soll ich ihm gar ſeine Gedanken errathen, Die will er mir treulich bekennen; allein Es fol auch kein Titeichen Wahres dran ſeyn.
Und kann ich ihm dieſe drey Fragen nice löfen, . . So bin ich die längſte Zeit Abt hier geweſen; So laͤßt er mich führen zu Eſel durch's Land, Verkehrt, ſtatt des Zaumes den Schwanz in der Hand.”
„Nichts weiter? erwiedert Hans Bendir mit Laden, Herr, gebt‘ ench zufrieden, das will ich ſchon machen. Nur borgt mir eur. Kaͤppchen, eur Kreuzen und Kleid; So will ich ſchon geben den rechten Beſcheid.
Verſteh ih gleich, nichts sin Sateinifhen Vreden, So weiß ich den Hund doc vom Ofen zu locken. Was ihr euch, Gelehrte, für Geld niht erwerdt, Das hab' ich von meine? Bram Mutter geerbi.
81 a Da fprang, w wie. ein n Whdlein, der Abt er Bbehägen.
Mis Kaͤppchen und Kreuzchen, mit Mantel und Kragen
Ward ſtattlich Hans Benbir zum Abte geſchmuͤckt, Und hurtig zum Kaiſer nach Hofe geſchickt.
Hier Ihronte der Kaifer im fürftlichen Rathe 2 Hoch prangt' e, mit Zepter und Kron', im. ‚Drnate:
„Nun fagt mir, Herr Abt, als ein treuer Wardein, Be viel ih ist werth bis zum Seller mag ſeyn! —
9pr en,
lc hregbigfteidisgulden: warb Chriſtus verfhachert; Drum gaͤb' ich, ſo ſehr ihr au pochet und prachert, Ar euch ‚feinen Deut mehr als zwanzig und neun, Denn Einen mäßt ihr doch wohl minder werth ſeyn. —
Hum, fagte der Raifer, der Orund laͤßt ſich hören, - Und mag den durchlauchtigen Stolz; wohl bekehren. Die haͤtt' ich, bey meiner hochfürſtlichen Ehr'!
| Geslaubei daß fe ſpottwohlfeil ih wär’, .
Kin aber fouft du mir berechnen und fagen: Wie bald ich zu Roſſe die Welt mag umiagen?
Unm feine Minute zu wenig und viel!
ff die der t Veſei darauf duch nur ein Spiel!’ —
om, wenn mit der am ibr Hehe ſautelt unb reiten, Und ſtets fie in einerley Tempo begleitet; — So ſetz' ich mein Kreuz und mein Kaͤppchen baren, ' DZn zwey Mahl zwoͤlf Stunden iſt alles gethan. Da—
— — — —
win GE mm u lachte der Koiſor, vortrofflicher Haber! Ihr futtert die Pferde: mit Wonn und mit Aber. Der Mannz der dad Wenn und das Aber erdacht, Hat ſicher aus. Hiceruns Gold ſchon gemacht.
Nun aber zum | britten nun nimm: dich zuſammen! Sonſt muß ich bich dennoch zum Efel verdammen. Was denk ich, da falſch tt Das bringe heraus! Nur sei mir e mie Benn und mit, ‚Aber zu Haus r
+
„Ihr denket, ich ſey der Herr Abt von St. Ballen.” — ‚Bang vechtrund das “Bann von ber Waprpeit nicht be tea fen — » | „Sein: Diener, Gere Kaifer! Euch trieget eur Sinn, | Denn wißt, daß ich Vindie/ ſein Shiſar mr Hin —
„Was Bender! Mu biſt niceder Abt von St. Gallen? u Rief hurtig, als wären vor Himmel gefallen, : .-' Der Kaiſer mis frohem Exfiounen barein; .. .. .- Wohlen denn, ſe wur du van. nun. an esta.
gIJch will Bi belehnen mit. King und mit Stabe: Dein Vorfaht befteige den Efel und. ‚trade! er Und lerne fortan erſt quid Juxis verftehn! ꝛ Denn wenn man. will ‚ernten, ſe muß man aug fü fü a.” —
„Mit Suntn, ‚ den Saifer! Das laßt nur e püst bHabant Ich lann ja nicht leſen * —8* ** unb ſhieben ae Auch weiß ich Leim frerbendes Woͤrtchen Latein ee rerſanne/ ee Ni ein
OR
‘
vorn. 55 ‚nem „Ab, guter Hans Bendir, das ift ja recht Schabe! ‚Erbitte demnach dir ein’ andere Gnade! Sehr hat mich ergeset bein luſtiger Schwanf; "Drum fell Bi: auch wieder ergetzen niein Dank.”
„Herr Kaifer, ‚groß | hak’ ich fo eben nichts abthig Dod ſeyd ihr im Ernſt mir zu Önaben arbörhig, En So will id mir bitten, zum ebrfihen Kohn, „
Sür meinen hochwurdigen Herren Pardon.“ — —
„Ha bravo! Du trägt, wie ich merke, Geſelle, Dos Herz, wie den Kopf, aufsber richtigſten Stelle. Drum ſey der Pardon ihm in Gnaden gewaͤhrt, | Und obonein die ein Panis⸗ Brief beſchert:
222*
Wir laſſen dem Abt von St. Gauen entbiethen: Hans Bendiz ſell ihm nicht die Schafe: mehr hüthen. Der Abt fol fein pflegen, nad unſerm Gebr) _
Umfonft, bis an ftinen fenfeftigen ao" BE — — 1 5 an ‘
am
—
Sa‘ ſchtug die Lieb aus mit te bene, P "gie eine Nactigaft am Quoelle. Nun bat fie meine Kunſt geirrt⸗/ Daß jeder "Laut zum Seufzer wird.
s Liebe wunderfutes ‚Wifen,. ) Wovon die Kranken oft, genefen, - Ya Todte ſchier vom Grab erſtehn, — Mich drangeſt du, in's Grab zu gehn; —
f ’
je 1”
Im Bufen. bear Yon fo Tange, Eu
| Wie, Jener die erftarrte Schlange. . Dem Buſen, bex ihr Leben both, _ Gab fi e zum Lohne Scmerz und Tor,
Nun, ſuß⸗ Merderinn. des Lebens, O Molly, laß nur nicht vergebene
Mein Flehn, mein letztes Flehen ſeyn! . Vergiß nicht, ah, vergiß nicht mein!
Auf meiner Gruft, wo ich verweie, Will ih, daß fanfted Mitleid lefe: „Wie Volker, liebt. und litt fein Mann: Der Hoffnungtloſe fach daran" =
—— ‚Walker 6. Sawanentied. .
P ai ‘
..
— SD —
Fritz Stolberg, Harfner, der vor Allen Mir ſtets von Herzen wohl gefallen, Mann, der voll Gotteskraft und- Geiſt So herzlich ange liebt, als up
Dir, Freund, vermad ic Bram und Leyer, Doch nur geweiht zu Molly's Feyer. 2 Der Nahme Molly fey verwebt BZ In jedes Lied, das ihr entſchwebt ! Br
— ⸗
Es gilt der Helelidien von Allen, Die unter Gattes Sonne wallenn Die Volker, der. verlorne Mann, ° Vom Schikfal nicht erfeufzen kann.
Nun ſey, v Gott ‚ tem Armen enltigk Laß aller Schuld ihn los und ledig!
Laß nie in andern Flammen ihn, Als Flammen ſeiner Liebe glühn!
— 56 m
Die Eine 0.
Souett
Narr ſaten hartt, dem Finlen ed im Dal, Der Blatterfinn mir keck vor's Angeſicht: . „Warum, 0 Thor, warum ift denn nur Eine Dein einzigeß, bein ewiges Gedicht!
Ha! glaubſt du denn, weit dieſe dir gebricht, Daß Liebe dich mit keiner mehr vereine?
Der Sram um.fie beflert dein Augenlicht; Und freylich glänzt durch dieſen Sie dir Keine.
Die Welt iſt groß, und in der. ‚großen Welt Bluͤhn ſchoͤn und füß viel Maͤdchen noch und Frauen. Du kannſt dich ja in manches ae us bauen.” J
Ach, Alles wahr! Vom Sfein an Fr zum Set J Bluͤht Reitz genug auf allen Deutſchen Auen. Was hilft et mir, dem Molly nur gefaͤllt?
- 2m.
CXEXEEEAÆA 2 224 r.)
._
t 59. ueberall Molly und Liebe.
Sonett.
IJ. De Nacht der Tannen oder Eichen, An der ftummen Heimlichkeit Gebietb, Das der Lebensfrohe ſchauernd flieht, Such' ich oft ber Ruhe nach zu fhleihen.
Könnt! ih: nur aus aller Weſen Reihen, Wo der Sinn noch etwas hört und flieht, Das den Müden an die Arbeit zieht,
Bis hinein in's leere Nichts entweichen !
‚Denn fo allgeheim iſt kein Revier, Keine Kluft ift irgendwo fo öde, Daß nicht Liebe mich auch da befehde!
Daß bie Alverfolgerinn mit mw : Mit von Molly und von Molly rede, | Oder, wann fie ſchweiget, — ih mit ihr.
n
»
— BE me
Ziufhung.. .
Sodnuett.
Um von ihr das Herz nur zu antwoͤhnen, Der es fih zum-fleten Grame meiht,. . Forſchet durch Die ganze Wirklichkeit, : -
Ah umſonſt! mein. Zinn nach lem Schönen, _
Dann ·erſchafft, hemegt durh langes Sehnen, Phbantaſi ie aus Stoff, den Herzchen leiht, Ihm ein Bild vell Himmelslieblichkeit.
Diefem will es nun ſtatt Molly. ſrohnen.
Brungi wird das mneue Bild gekuͤß⸗ . Alle Huld wird ſroh ihm zugetheilet; Herzchen glaubt don. Molly ſich getheilet.
O des Wahns von allzm, kurzer Fritt! Denn es zeigt ſich, wenn. Betrachtung weißt, Daß das Bild leibhoftig - — = Molly fe.
wor 59 — Fuͤr Sie mein Eins und Alles.
Vize zum Sürften bat mich das Geſchick, Nicht zum Grafen, noch zum Herrn geboren, . Und fürwahr nicht hellerswerth verloren. | ” Hat af mich das goldbefhwerte Glückk..
Günftig- hat auch keines Weſſirs Bid Mich im Staat ju hoher Würd’ erforen. Alles ſtoͤßt, wie gegen mich derfäworen ⸗ Jeden Wunſch mir unerhört zuruͤck.
Von ber Wieg' an, bis zu meinem Grabe, Iſt ein wohl: erfungnes Qorberreid Meine Ehe“ und meine ganze Habe 7°
Dennoch auch dieß Cine, ſo ich weiß, Grub mit Luft zur Opfergabe de”, 9: , dein Beſitz ver Preis
ö— — |— — — —
Die u ndve egle ichli br
Sonett.
Ws Ideal aus Engelönhantafe Hot der Natur als. Mufter vorgefchweßet, . Als fie die HUN’ um einen Geiſt gewebet 2 J Den ſie herab vom dritten Himmel ent,
9 Gbiterwerk! Mit welcher Harmoni⸗ Hier Geiſt in Leib und Leib in Geiſt verſchwebet An Allem, was hienieden Schönes. lebet, J Vernahm mein Sinn ſo reinen Entlang nie. u
Der, welchem ‚0 ber Abel ihrer Pienen, Der Himmel nie in ihrem Aug’ erſchienen,
Entweiht vielleicht mein hohes Lied durch Schhetz.
Der kannte nie ber Liebe Luft yad Schnerz, | Der nie erfuhr, wie ſuß ihr Athem faͤchelt,
Wis wunberfüß die. — ſericht und: ae |
wein Gr ni '
Naturrehdt.
Soneti.
Von Sum’ und Feucht, fo die Natur etſchafft, |
Darf ich zur Luſt, wie zum Beduͤrfaiß, pflüden. Ich darf getroft nach allem Schönen blicken, Und athmen darf ich jeder Würze Kraft. ,
Ich darf die Ttaub', ich barf ber Biene Saft, " Des Schafes Milch in meine Schale drüden.
Mir frohnt der Stier, mir beus das Roß den Ruͤcken;
Der Seidenwurm ſpinnt Atlas mir und Taft.
Es darf das Lied der hohen Nachtigallen | Mich, hingeſtreckt auf’Zlaumen oder Moos,
Wohl in den Schlaf, wohl aus dem Schafe haklen.
Was wehrt es denn mir Menſchenſotzung, bloß Ans biddem Wahn, in Molly's Wonneſchooß, Von Lich’ und Luſt dezwungen, binzufallen?.
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Der wißde Fügen
Das Wild: und Rheingraf ſtieß ins Horn: ; Halloh halloh zu Fuß und Noß!” \ Sein Hengſt erhob ſich wiehernd vorn;
Laut raſſelnd ſtürzt' ihm nach der Troß;
Laut klifft' und klafft' ed, frey vom Koppel, Durch ‚Korn und Dorn, durch Heid' und Sierytl.
Vom Strahl der Zonntagsfräge war Bes hoben Domes Kuppel blank. Zum Hochamt rufte bampf. und klar Der Soden ernſter Feyerklang. Fern tönten lieblich die Geſaͤnge Der andachtsvollen Chriſtenmenge.
Riſchraſch quer üͤbern Kreutzweg ging’d, Mit Horridoh und Huſſaſa, Sieh da! Sieh da, kam rechts und linke Ein Reiter, hier, ein, Reiter da! Des Rechten Roß war Silbersblinken, Ein Feuerfarbner trug den Linken.
Wer waren Reiter links und rechts? Ich ahnd' es wohl, doch weiß ich's nicht,/ Lichther erſchien der Reiter rechts, | , Mir mildem Frühlingsangeficht. Groß, dunkelgelb der linke Ritter Schoß, Blitz vom Aug’, wie Ungewitter.
⁊
wen 65 nen „Willlommen: bier, zu rechter Friſt, Wilkommen zu der edlen Jagd! - Auf Erden und im Himmel tft Kein Spiel, das Keblicher behagt.“ — Er rief's, ſchlug laut ih an die Huͤfte, Und ſchwang den Hut hoch in die Lüfte,
„Schlecht ſtimmet deines Hornes Klang, Sprach der zur Rechten, fanften Muths, Zu Feyerglock' und Chorgeſang.
Kehr' um! Erjagſt die heut nichts Guts. Laß dich den guten Engel warnen, Und nicht vom. Böfen did) umgarnen !” —
„Sagt zu, jagt zu, mein edler Herr; Kiel raſch der linke Ritter drein. Was Glockenklang! Was Chergeplärrt Die Jagdluſt mag euch baß erfreun! Laßt mich, was fürſtlich ift, euch lehren, - Und euch von Jenem nicht: bethören!“ —
„Ha! Wohblgeſprochen, Tinker Dann! Du biſt ein Held nah meinem Sinn. "Wer nicht des Weidwerks pflegen kann, Der ſcher' an's Paternoſter bin! Mag's, frommer Narr, dich baß verdrießen, So will ich "meine Luft doch büßen!” —
Und hurre hurre vorwaͤrts ging's, Feld ein und aus, Berg ab und an. Stets ritten Reiter rechts und links Zu begden; eiten neben an.
Auf fprang ein weißer Hirſch von ferne, Mis fehzehnzadigem Gehörne.
‚ "Und lauter ließ der Graf in's Horn n
Und raſcher flog’$ zu Fuß und. Roß;
. Und fieb! bald hinten und bald vorn Stürzt' Einer tobt dahin vom Troß.
„Laß flürzen! Laß zur Hoͤlle flürzen!
"Das darf nicht Fürftenluft verwürzen.
Das Wild duckt fi in’s ÜÄhrenfeld, Und hoffe da fihern Aufenthalt. Sieh da! Ein armer Landmann fielt Sich dar in Höglicher Geſtals. „Erbarmen, lieber Herr, Erbarmen!
Der rechte Nitter fprengt hetan, Und warnt den Grafen ſanft und gut.
Doch baß hetzt ihn der linke Mani
au ſchadenfrohem Frevelmuth.
Verſchont den. ſauern Schweiß der Armen i
Der Graf verſchmäht des Rechten Waenen, |
Und läßt vom Linken ſich umgarnen.
„Hinweg, du Hund! ſchnaubt fürchterlich
Der Graf den armen Pflüger an. Sonſt hetz' ich ſelbſt, bey'm Teufel! bich. Halloh, Geſellen, drauf und dran! | Zum Zeichen, daß ich wahr geſchworen,
Kunuallt ihm die Peitſchen um die Ohren!
Geſagt, gethan! Der Wildgraf hwang J
Sich über'n Hagen rafch vdran,
‚ Und hinterher, bey Knall und Klang,
Der Troß mit Hund und Roß und Mann; j |
- Und Hund und Dann und Roß zerftampfte Die Halmen, daß der Acker bampfte,
—
Von
Nom naben Firm empor gefheudt, Feld ein und aus, Berg ab und an Gefprengt , verfolgt,’ doc unerreicht, Ereilt das Wild des Angers Plan, Und miſcht ſich, da verſchont zu werden, Schlau mitten zwiſchen zahme Herden.
Doch bin und her, durch Flur und Wald,! Und der und bin, durch Wald und Flur, u erfolgen Und erwittern bald "e
Die raſchen Hunde feine Sput. —, 5 - Der Hirt „volld Angſt für feine Herde, Ka 1 Wirft vor dem Grafen ſich zus Erbe. zul
„Erbarmen, Herr, Erbarmen! Laßt Mein armes filled Vieh in Ruh‘! | Bedenket, lieber‘ Herr, hier graſt | z— t So mancher armen Witwe Kuh. — Ihr Eins und Alles ſpart ber Armein?“ Erbarmen, lieber ‘Herr, Erbarmen! 9* "art “
. Der rechte Nitter forengt: heran, re, Und warnt den Grafen fahft und gut, Doch baß hetzt ihn der inte Mann Zu ſchadenfrohem Frebelmuth. N Der Graf verfhmäht des Heron Warnen, Und laͤßt vom Linken fich umgarnen. on
„Verwegner Hund, der du mit wehrt Ha, daß du deiner beften- Kuh Selbſt um: und angewachſen wärft, J Und iede Vettel noch dazu! Ze So follt' es baß mein Her; ergetzen, Euch ſtracks in's Himmelreich zu hetzen. Wirges Gedichte 2. Vand. —A
wi 6b, m
Hallob, Geſellen, drauf und dran! . Jo! Doho! Huſſaſaſa! 1 m urn Und jeder Hund fiel mwütbend an, — Was er zunaͤchſt vor ſich erſah.
Bluttriefend ſank der Hirt zur Erde,
Bluttriefend Stück für Stuͤck bie Herde.
Dem Mordgewähl entrafft fih Eaum.. " . Das Wild ‚mit immer fhwäherm Lauf, ...
- Mit Blut befprengt , bedeckt, mit Schaum,
Nimmt jetzt des Waldes Nacht es auf. en Zief birgt ſich's in des Waldes Zr, a In eines Klausners Gotteshuttf.
Niſch ohne Raſt mit —
‚Mit Horridoh und Huſſoſa⸗
Und Kliff und Klaff nk. Zenerſhau,
Verfolgt's ber wilde Scyarı auf da. F |
Entgegen tritt mit ſanfter Bitte. Der fromme Klausner vor die Hutt· Bu
Laß ab, laß ab von dieſer Spur? .. Entweihe Gottes Freyſtatt nicht! ‚Zum Himmel aͤchzt die Kreatur | Und heiſcht von Gott bein Serafgeriht... we
Zum legten Maehle laß dich warnen, ..
Sonft wird Verderben dich —— —
‚Der Rechte ſprengt. beſergt beran⸗
Und warnt den Grafen ſanft und gut. Doch baß hetzt ihn der linke Mann-- - - - m: Zu ſchade nfrohem Frevelmuth. Und wehe! Trotz bes Rechten Ban, | Sapt er vom Linken fi umgamen!.
win. "3
„Verderben hin, Verderben ber! Das, ruft er, macht mir wenig Graus.
Und wenn’s im dritten Simmel war},
So acht' ich's Beine Fledermaus. Mag's Sort und dich, du Narr, verdrießen; So will ich meine Luſt doch büßen!”
Er ſchwingt die Peitſche ſtoͤßt in's sem: .
„Halloh, Gefellen, drauf und dran!" Hui, ſchwinden Mann und Hütte vom, Und hinten fhmwinden Roß und Mann; Und Anal und Schall und Jagdgebrülle Verſchlingt auf einmahl Todtenftile,
Erſchrocken blickt der Graf umber; Er ſtoͤßt in's Horn, es toͤnet nicht; Er ruft, und hoͤrt ſich ſelbſt nicht mehr; Der Schwung der Peitſche ſauſet nihtz. . . Er fpornt fein Roß in beyde Seiten, Und kann nice, vor» nicht rückwärts reitein
Drauf wird es düſter um ihn her,
Und immer duͤſtrer, wie ein Grab.
Dumpf rauſcht es, wie ein feines‘ Meer. Hoch über feinem Haupt berab ng
Ruft furchtbar, mit. Gewittergrimme,
Dieß Urtbeil eine Dönnerftünme ı |
„Du Wathrich * teuflifcher Natur, Frech gegen Gott und Menſch und hier} ° Das Ah und Weh der Kreatur, ' u Und deine Miſſethat an ihr
Hat laut dich vor Gericht gefodeet, _
We hoch der Rathe Fagel lodert. u | —
om GB mein ,
Fleuch, Unbold, fleuch, und werde iedt, Von nun an bis in Ewigkeit, " Bon Höoͤll' und Teufel ſelbſt gehetzt! J Zum Schreck der Fürſten jeder Zeit,
Die, um verruchter kuſt zu ftohnen, Nicht Schöpfer noch Geſchoͤpf verfhonen!” —
Ein ſchoefelgelber Wetterſchein Umzieht hierauf des Waldes Laub. Angſt rieſelt ihm durch Mark und Bein; Ihm wird fo ſchwül, fo dumpf und taub! ” Entgegen weht ihm kaltes Grauſen, Dem Nacken folge Oewitterfäufen: n
Das Grauſen weht, das Better‘ fauft, Und aus der Erd’ empor ‚bübat' Fähre eine ſchwarze Riefenfauft; Sie ſpannt ſich auf, fie" krallt fich zu; Hui! win fie ihn bey’q Wirbel packen; Hui! ſteht fein Angeſicht im Nacen.
Es flimmt und flammt rund um ihn der, = Mit grüner, blauer, rother Gluth; Es wallt um ihn ein Feuermeer; Darinnen wimmeit Hoͤllenbrut.
Jach fahren tauſend Hoͤlllenhunde, Laut angehetzt, empor vom Sqhlunde. |
Er rafft ih anf xurch Kolb und gelb, Und flieht, laut heufend Weh und Ach; Doch durch die ganze weite Welt Rauſcht bellend ihm die Hölle nad,
Bey Tag tief durch der Erde Klüfte, Um Mitternacht hoch durch bie Lüfte,
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TE
/ min 697 mu | Im Nacken bleibt fein Antlig flehn,. So raſch die Flucht ihn’ vorwärts reißt. Er muß die Ungeheuer ſehn, . Laut angehegt vom böfen Geiſt,
Muß fehn dab Knirrſchen und dad Jappen Der Raden, welche nach ihm ſchnappen. —
Das iſt' des wilden Heeres Jagd,
Die bis zum jüngfien Tage waͤhrt,
Und oft dem Wätling noch bey Nacht
Zu Schrei und Grand vorüber führt,
Das könnte, müßt er, fonft nicht ſchweigen, Wohl manches Jägers Mund bezeugen. -
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Das Boße tier
von Der.
in Geift ‚und. Herzen empfangen
am
=> Altare der Vermählung,
Se tu avessi ornamenti, guant hai voglia, Potresti arditamente
-Vseir del bosco, e gir infra la gente.
— Pernasca.
Hr von meiner Auserwählten, Hörer an mein ſchoͤnſtes Lied! Da, ein Lied des Neubefeelten Bon ber füßen Anvermählten, ‚Die ihm endlich Gott beſchied! Wie aus boffnungslofen Banden, Wie aus Nacht und Moderbuft — Einer tiefen Kerkergruft, Fühlt er froh ſich auferftanden
Zu des Fruͤhlings Licht und Luft,
— TE min: Diademe Purpur⸗ Zonen, Br
Demant-NRinge hab’ ich nicht; Hätte gleich, ihr voll zu lohnen, Schmurk, erkauft für Millionen, ° | Ein genügendes Gewicht. ' \ Was ih habe, will ih geben, - .
Ihren Nahmen, den mein Lieb - Lange zu verrathen mid, -— Will ih in ein Licht erheben, -
Welches keine Nacht umziehi.
J Schweig ‚o Chor der Nagtigalent Mir nur laufe jedes Ohr! - Murmelbach, bir" auf zu wallen! Winde, tnft die Flügel fallen, . Raſſelt nicht durch Laub und Rohr! Halt' in jedem Elemente,
Halt' in Garten, Hain und Flur Jeden Laut, der irgend nur Meine Feyer ſtͤren könnte,
Halt den Odem an, Natur!
lorreich, w wie bes Arherr Bogen, Beh gefiedbert, wie der Schwan, . "Auf des Wohllauts Silberwogen . — Majeſtaͤtiſch fortgekoger, | Mal, o Lied, des Ruhmes Bahn! Denn hinab bis zu den Tagen,
Die der letzte Hauch erlebb 4
Der von Deutſcher Lippe ſchwebt, Bolt du deren. Adel trage Welche mich zum Gott erhebt."
Bw un , 73 , rar
Jubelvoll auch offenbaren Sollſt du deſſen Goͤttermuth, Der entrückt nun den Gefahren. Wie Ulyß nach zwanzig Jahren, In der Wünfche Heimath ruht. Sturm und Woge ſind entſchlafen, Die durch Zonen, kalt und feuchh Dürr’ und glühend, ihn geſcheucht. Seines Wonnelandes Hafen Got der Dulder nun erreicht.
Seine Staͤrke war gefunlen; Lechzend hing. die Zung' am Gayınz Alles Ohl war onsgetrunken, | Und des. Lebens letzter Funken Glimmt am dürren Dochte kaum.
. Da zerriß die Wolkenshülle, a Wie duch Zauberwort und Schlag. Heiter lacht' ein blauer Tag Auf die ſchoͤne Segenshäle, — Welche duftend vor ihm lag.
Wonne weht von Thal und Hügel, Weht von Flur und Wiefenplan,... Weht vom glatten Wafferfpiegel, Wonne weht mit weichem Zügel. Des Piloten Wange an;
MWonne , deren Vollgenuffe Kein’ tyrannifches Werboth “ Hinterher mit Seelennoth, Dder Sturm, und Regengufße . Strafender Gewitter droht.
— 73 were
Nah’ in diefem Luftgefilbe, Alten feinen Wünfchen nad’, Walter mie des Himmels‘ Milde, Mad der Gottheit Ebenbilde, Adonid⸗Urania. Froh hat ſie ihn aufgenommen In der Labungsregion, Ihn, des Kummers müden, Sohn, Froh mis lieblichem Willkommen In Asdons Flötentan.
Ach, in ihren Feenarmen Nun zu ruhen, ohne Schuld; An dem Buſen zu erwarmen, An dem Buſen voll Erbarmen, Voller Liebe, Teen’ und Huld: Das ift füßer, ald. der Kette, Süßer, ald der Geyerpein An Prometheus .raubem Stein, Auf der Ruhe Zlaumenbette Durd ein Wort entrüdt zu feyn. . .
Iſt es wahr, was mir begegnet! Oder Traum, ber mid bethört, Wie er oft den Armen feguet, -
Und ihm goldne Werge regnet,
Die ein Hahnenruf zerftört 9
Darf ich's glauben, daß die Eine, Die ſich felbft in. mir vergißt,
Den Vermaͤhlungskuß mir Eügt 1 Daß die Herrliche die Meine Banz vor Welt und Himmel iftt
wen 76 vorse
" Kohe Rahmen zu erkiefen, Ziemt die wohl, o Lauienſpiel! MNie wird die zu hoch gepriefen, Die ſo herrlich Mich erwielen, | Herrlich ohne Maß und Ziel: Daß fie, Trotz dem Hohngeſchrehe ⸗ Trotz dex Hoffnung Untergang Gegen Sturm und Wogendrang Mir gehalten Lieb’ und Treue; Mehr als hundert Monden lang.
Und warum, warum gehalten? Hatt' ich etwa Kröſus Thron, Kröſus Schaͤte zu verwalzen / Prangt' ich unter Mannsgeſtalten Herrlich, wie Latonens Sohn? War ich Herzog großor Geiſter⸗/ Strahlend in dem Kranz von Licht, Den die Band der Fama flicht? | War ich holder Künfte Meiſter? Ach ,das Alles war ich nicht!
0 Zuwat — ich hätt” in- ‚Zünglingstagen, Mit beglückter Liebe Kraft
Lenkend meinen Kaͤmpferwagen, Hundert mit Geſang geſchlagen, | Sayfende mit. Wiffenfhafe”" Doc des Herzens Loos, zu darben, Und der Gram, ber mich vergeht, Hatten Trieb und Kraft zerſtoͤrt. Meiner Palmen Keime farben , Eines mildern Lenzes werth.
N
Ste, mit aller Götter Gnaden Hoch an Seel’ und Leib geſchmuͤckt, Schoͤn und werth, Alcibiaden Zur Umarmung einzulaben, Haͤt! ein Beßrer leicht begluͤckt. Sie vor ihren Schweſtern allen Hätte Hymen's Huld umſchwebt,
Und ein Leben ihr gewebt, . Wie es. in Kronion's Hallen Hebe mit Alciden lebt.
Dennoch, ohne je zu wanken ,
-Wo auch Liebe ſinken laͤßt, Hielt fie an dem armen Kranken,
So mit Wünfgen und Gedanken, . Mie mit ihren Armen feſt.
Liebend, voller Kümmerniſſe,
Daß der Euineniden Schar, Die um ihn gelagert war,
Nicht in Höllengluth ihn vifle, voi fl ie fih zum Schirme dar. _
[0
Macht in meiner Sul; v Saiten, u Ihrer Tugend Abel kund! | Wahrheit tnüpfte, des gewweihten Lautenſchlaͤgers Hand zu leiten,
Mit Gerechtigkeit den Bund!
Manche Tugend mag er mifen; j "Aber du, Gerechtigkeit Pi
Warſt ibm Heilig jederzeit. Nein! Mit Willen und mit fen Hat er nimmer dich entweiht.
’
u Ruf: eb laut and voller Seele: - Schuldlos war ihr He: ‚und Blut!
Welches Ziel die Ruͤge waͤhle,
„D fo trifft fie meine Fehle, Fehle meiner Liebeswuth!
Geißle mich des Hartſinns Sadelt Woͤlke fih ob meiner Schuld Seibſt die Stirne milder Huld! Buͤß' ih nur für ihren, Adel,
D fo buͤß' ih mit Geduld.
M Ach, ſie ſtrebte ſich zu ſchirmen,
Strebte, — das iſt Gott bewußt! Doch was konnte fie den Stürmen ' Meiner Lieb’ entgegen thürmen,
Was den Flammen meiner Bruſt?
Nur in Pluton’s graufen Landen
Haͤtten mit ber Bruft von Erz,
Taub für Luft und. Taub für Shwey,
. Unboldinnen wiberflanden; .
Nicht der Holdinn weiches. Herz.
Unglädsfehn ‚warum entflammte⸗
.. Deinen Bufen ſolche Gluth! . Sprich, woher, woher fie ſtammte? Welches Daͤmons Macht verdammte, .
Frevler, did zu dieſer Wash? —
Eitle Frage! Nimm, Geſunder,
\
Himm mein Herz und meinen Sinn
Obne diefes Fieber hin! -
Staune dann noch ob dem. Wunder,
Wie ich diefer wer und bin,
— 77 5 Mimm mein Auge hin und ſchaue/
Schau' in ihrer Auges ehe! Ah! das klare, himmelblaue, r Das fd heilig fein: Vertraue - Meinem Himmielöfinne! ſpricht. Sieh die Bluͤhte dieſer Wange! Luſt verheißend winke die Dieſer Lippe Frucht, wie mir! Und dein heißer Durſt verlange Nie gelabt zu ſeyn von ihr!
Sieb, o Bloͤder, auf und nieber, Sieh mit meinem Sinn den Bau , Und den Einklang ihrer Glieder! Wende dann das Auge wieder! Sprich: Ich fah nur eine Frau! Sich das Leben und das Wehen Diefer Graziengeſtalt, ,. Sieh es ruhig an und date!
Füͤhle nicht das Wonnebeben Bor ber Anmuth Augewalt!
Hat die Milde der Kambnen Guͤtig dir ein Ohr verliehn, Aufgethan den Zaubertbnen, Die in's Freudenmeer des Schönen, Seelen aus den Bufen ziehn,
O fo neig' es ihrer Siiinme! And es iſt um dich gethan; 3 Deine Seele faßt ein Wahn, Daß fie in der Fluth verglimme, Bie ein Sunf i im )'Djean.
j
ern BB mm Nahe dich dem Taumelkreiſe, —RF Wo ihr Liebesodem weht,
Wo ihr warmes. Sehen leiſe, n
Nah Magnetenſtromes Weiſe, Dir an Leib und Seele gebt, ., Wo die legten der Gedanken, Wo in Ein Gefühl, hinein . Sich verfhmelzen / Dein und Dein, — Ha, aus dieſen Zauberſchranken NRette dich und bleibe bein! —
26 — dein Auge blickt bedenklich; Und ich ahnde, was es ſchilt. Irbdiſch nennt es und ee. 2 Was mit Luft fe. überfämwenglid, . . Nur der Sinne Hunger ſtzut. ¶ Wohl! — verrothend mag es ſchelten, Was aus Erbe ſich erhebt,
Und zur Erde wieder firebt. Nur der Himmelögeit fol.gelten, Der den Erdenftoff belebt.
Ad, nur Ein, zur Einmahl ſtrahle Ion, der mich nid" kann, i Weſen aus dem & le, um
Mur von fern und Ein Mahl frapfe “ Diefen Ealten T nt Lebensgeift, von gehaudet,
pi
Odem, Wärme und. Rath, : \ Kraft zu jeder [1772 u @elig, was in auchet/
Erommer Wünſche —8 : U
Schmeichelfiluth der Vorgefühe . . -*
Hoher Goͤtterluſt ſchon hier : » Wallet oft,.dey. Zroft und Schwuͤle, Wie mit Wärme, fo mi. Kühle, Lieblih um den Buſen wir. ar. u.
Fuͤhlet wohlzein Gottetſeher
Bann fein Seelenaug' autzüut
Sin bie beſſern Welten bligh,
Fühlt er feinen Buſen häber . : . Unentfschldgeheglädgt 5.
0 ber Wahrheit, o det, Wuͤte,
-
Kein wie Perlen, edit wie. Gold!
D der Sittenanmuth! Blähte _. . - . Je im weiblichen Gemüthe u;
Feder Tugend Reitz fo hop, -
Hinter fanftar Frügel Schirme, .: , Bu
Wo die Purynrbeere reift, | Und der Liebe, Nektar traͤuft, Kat Fein Fistih.böfer Stürma,. , Dieß Elyſium beftreift.. ., ben
Da vergitzet nichts die Lüte,..: .;.
Nichts die Blum; und ihre Difte,.
Da find kejne Moͤrdergrüſft.
„Da befchleicht Fein Tod die: Au’, Da berüct dich keine Schlange, Zwiſchen Moo⸗ß und Klee varſteckt, Da umſchwirrt bi) Bein Inſeet,/, ‚ Seins, das deiner Bruft und Wange Ruh’ und Heiterkeit entneckt.
Nichts den Ponnenfhein und Than, .. ..:
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ren 80 BEP Age
Alle beine Wunſche brechen —— Ihre Fruͤchte hier in Ruh; z Milch und Honig fließt in Bäden; Zöne wie vom Himmel fprechen Labfal die und Segen zuu --. Doch mein Lieb fühle ſich verfaffen. - An fo hoher Region, : : u Lange weigern fi ihm ſchon, Das Unfägliche: zu faflen,, i " - Bild, Gedanke, Wert und: Kon
Ee, dem fe bie Gbtter ſhufen Zur Genoſſinn feiner Zeit, : Iſt vor aller Welt berufen Zu erobern alle Stufen Höchfter Erdenſeligkeit. N. Ihm gedeihm bes Glückes Guitih, Seinem Wunſch iſt jedes Bir, | 2 Ehre, Made und Reichthum fell "5 - Denn ju taufend Wunderthbäten ': Wird Vermögen ihm zu Theil.
Höhne hab Leben Sarg und Grab: .
Stark im Segen des Genuffes - Gibt's der Flush des Beitenftuffee" | “ u Keine feiner Blüthen ‘ah, a
Roſicht hebt eb ſich und geften;; Bone Wie des Morgens lichtes Dat," J Seiner Jugend nie beraubt, ni. 2 Aus den Bette diefee Holden, : ° "' - Mit verjüngtem Schmud umlaubt.
wu Erd
won Bi me . Erd’ und Himmel! Eine Eolde Solli ih nicht mein-eigen ſehn? Über Nattern weg und Molche, Mitten hin durch Pfeil' und Dolche Konnt' ich ftürmend nach ihr gehn. Mis der Stimme der Empdrung Konnt' ich furchtbar: Sie iſt mein! Gegen alle Maͤchte ſchreyn, Tempel lieber der Zerſtörung, Ey' ich ihrer mißte, weihn. — Ihrer Liebe Nektar miſſen, Hieß in dürren Wüſteneyn Einſam mic verlaſſen wiſſen, Und den Tod erſchmachten müſſen, In des Durſtes heißer Pein. — Laͤßt die Sterbekraft ſich daͤmpfen, Wenn wir dann, fo weit wir fehn, Nur noch Einen Quell erſpaͤhn? Gilt wos anders, als erkämpfen, Oder kaͤmpfend untergehn?
Herr des Schickſals, deine Haͤnde Wandten meinen Untergang! Nun hat alle Fehd' ein Ende. Dich, o neue Sonnenwende, Grüuͤßet jubelnd mein Geſang! Hymen, den ich benedeye,
Der du mich der langen Laſt
Endlich nun entladen hafl,
Habe Dank für deine Weihe!
Sey willfeommen, Himmelsgaſt: Bürgers Gedichtt 2. Band.
—
Sey willkommen, Fackelſchwinger! Sey gegrüßt im Freuden: Chor, Schuldverfühner, Grambezwinger ! Sey gefegnet, Wiederbringer
= Aller Huld, die-ih verlor! — -
Ad, von Gott und Welt vergeben
Und vergeffen merd' ich fehn
Alles, was nicht recht gefchehn, Wann im fhönften neuen Leben Sott und Welt mid wandeln fehn.
' \ Schande nun nit mehr die Blume
Meiner Sreuden, niedre Schmad;
Schleiche, bis zum Heiligthume Frommer Unfhuld, nicht zum Ruhme Meiner Auderwählsen nad) ! J
Stirb nunmehr, verworfneSchlange!
Laͤngſt verheerteſt du genug!
Ihres Retters Adlerflug-
Rauſcht heran im Waffenklange
Deſſen, der den Python ſchlug.
Schwing’, o Lied, als Ehrenfahne ı Deinen Fittih um ihr Haupt! | Und erſtatt' auf lichten Plane ,-
Was ihre mit dem Dradenzahne Pöbelläfterung geraubt. | Spät, wann dief’ im Staubgewimmel Längft des Unwerths Buße zahle, Strahl’ in dieß Panier gemaplt, Abonide, wie. am Himmel
Dort die Halmenjungfrau frablt!
iäen BI neuen
Erdentöchter, unbefungen, Roher Faunen Spiel und Scherz, Seht, mit ſolchen Huldigungen Lohnt die theuern Opferungen Des gerechten Sängers Herz! Offenbar und groß auf Erden Hoch und hehe zu jeder Friſt, . Wie die Sonn’ am Himmel ift, Heißt er's vor den Gdeln-werben ,
Was ibm feine Holdinn iſt. —
Lange hatt’ ich mid) gefehnet;
- Lange hatt’ ein ſtummer Drang Meinen Bufen ausgedehnet. Endlich Haft du fie gebrönet Meine. Sehnſucht, o Geſang! — Ach! dieß bange ſuͤße Drücken Mache vielleicht ihr Segensſtand Nur der jungen Frau bekannt. Traͤgt ſie ſo nicht vom Entzücken Der Vermaͤhlungsnacht das Pfand?
Ah, nun bift du mir geboren, Schön, ein geiftiger Adon! Zanzes nun, in Luft verloren, Ihr, der Liebe goldna Horen, Zanzt um meinen fhonften Sohn! Segnet ihn, ihr Pierinnen! Laß, o füße Melodie, . Laß ihn, Schweſter Harmonie, Jedes Obr und Herz gewinnen, | Gehe Sutterphantoſ 6; 52
wen BG —
Nimm, o Sohn, das Meifterfiegel Der Vollendung an die Stirn! Ewig, meiner- Seele Spiegel,
Ewig ftrahlen die die Flügel,
Wie Uraniens Geſtirn!
Schweb', o Liebling, nun hinnieder, Schweb' in deiner Herrlichkeit Stolz hinab den Strom der Zeit! Keiner wird von. nun an wieder Deiner Töne Pomp geweiht.
won 85 ww.
Verluſt.
Sonett.
Wonnelohn getreuer Huldigungen, Dem ich mehr als hundert Monden lang, Tag und Nacht, wie gegen Sturm und Drang Der Pilot dem Hafen, nachgerungen!
Becher, allgenug für Bötterzungen, Goldnes Kleinod , bis zum uͤberſchwang Stündlich neu erfüllt mit Labetrank,
D wie bald bat dich dus Grab verfchlungen !
Nektarkelch, du waͤreſt ſuͤß genug, Einen Strom des Lebens zu verſüßen, Sollt' er auch durch Weltenalter fließen.
Wehe mir! Seitdem du ſchwandeſt, trug Bitterkeit mir jeder Tag im Munde, Honig traͤgt nur meine Todesſtunde.
Trauerſtille. Sonett.
D wie öde, fonder Sreudenfhall,
Schweigen nun Pafläfte mir, wie Hütten, “ Flur und Hain, jo munter einft durchſchritten, Und der Wonneſitz am Waſſerfall!,
Sodesbaud) verwehte beinen Hall, Melodie der Tiebesred’ und Bitten, Weihe mir in Ohr und Seele glitten, | Wie der Zlötenten der Nachtigall. ° |
Leere Hoffnung! nach ber Abendröthe Meines Lebens einft im Ulmenhain Süß in Schlaf durch dich gelullt zu ſeyy!
Aber nun, o milde Tiebesflöte, | Wecke mic) bey'm Iegten Morgenſchein Lieblich, ſtatt der ſchmetternden Trompete!
u nn
Auf die Morgenröthe
Sonett, _ 4:
Wonn die goldne Frühe, neu geboren, . Am Olymp mein matter Blick erſchaut, Dann erbfaff’ ih, wein und feufze laut:
Dors im Glanze wohnt, die ich verloren!
Grauer Tithon! du empfängft Aurore'n Froh anfs neu’, fo bald der Abend thaur; Aber ih. umarm' erfi meine Braut
An des Schattenlandes fhwarzen Thoren. Tithon! Deines Alters Dämmerung Mildert mit dem Strahl der Roſenſtirne Deine Gattinn, ewig ſchön und jung;
Aber mir erloſchen die Geſtirne,
Santk der Tag in öde Finſterniß,
Als ſich Molly dieſer We
It entriß.
Liebe ohne Heimath,
Sonett.
Meine Liebe, lange wie die Taube Bon dem Falken hin und ber geſcheucht, Waͤhnte frob, fie Hab’ ihr Neſt erreicht Anden Zweigen einer Götterlaube.
Armes Taͤubchen! Hart getäufchter Glaube! Herbes Schickſal, dem Eein andres gleicht! | “ Sprg Heimath, kaum bem Blick gezeigt, _ Wurde ſchnell dem Wetierftrahl zum Raube. Ach, nun irrt fie wieder bin und ber! Zwifhen Erd’ und Himmel ſchwebt die Arme, Sonder Ziel für ihres Flugs Beſchwer.
Denn ein Herz, das ihrer ſich erbarnte, Wo fie noch einmahl, wie einſt erwarme, Schlägt für fie auf Erden nirgends mehr.
Die Shapgräber
x
G;n Winzer, der am Tobe lag ‚ Rief feine Kinder an und ſprach: „In unferm Weinberg liegt ein Schatz, oo Grabt nur darnach!“ — „An welchem Platz? — Schrie Alles laut den Vater an.
„Grabt nur!” .. DO weh! da ftarh der Mann.
Kaum war der Alte beygeſchafft, So grub man nach aus Leibeskraft. Mit Hacke, Karſt und Spaden warb Der Weinberg um und um geſcharrt.
Da war kein Kloß, der ruhig blieb; Man warf die Erde gar durch's Sieb, Ind zog die-Harken kreuz und quer Sach jebem Steinden hin und ber. Aein da warb fein Schag verfpürt, Ud Seder hielt fih angeführt.
Zoch kaum erfchien das näcfte Jahr, - Sorahm man mit Erflaunen wahr,
Daßijede Rebe dreyfach trug.
Da nırden erfi die Söhne klug,
Und zuben nun Jahr ein Zabr.aus
Des dchatzes immer mehr heraus.
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were 90 —
Treo ft.
Wonn dich die Laͤſterzunge ſticht, So laß dir dieß zum Troſte ſagen: Die ſchlechtſten Srüdte find es nicht, Woran bie Wefpen nagen.
— s51 mer
Mannstronz—.
S. lang’ ein ebler Biedermann -
Mi Einem Glied fein Brot verbienen kann,
So lange ſchaͤm' er ſich, nach Gnadenbrot zu lungern! Doch thut ihm endlich keins mehr gut,
So hab' er Stolz genug und Muth,
Sich aus der Welt hinaus zu hungern.
& Mittel gegen den Hochmuth der Großen.
x
Viel Klagen hör.ich oft erheben Dom Hochmuth, den ber Große übt, Der Großen Hochmuth wird ſich geben, - Wenn unfre Kriecherey ſich gibt.
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An Amalie'n. Auf ein Stammbuch's Blatt.
San, wie du, o Koldinn, blüht dev Garten, Den des Dichters Phantafie die ſchafft. “ Sein als Gärtner treu und hold zu warten, - Sehnet fih des Herzens ganze Kraft.
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Hundert Wuͤnſche, Kinder al’ entiproffen Diefem. Herzen, ſchwaͤrmen frob hinaus, Und durchziehn bie Felder unverdroſſen, Blumen auszuſpaͤhn zum Buſenſtrauß.
Jeder Schönften, fo die Zeiten ſchenken, Jeder Blume reiner Lebensluft Spaͤhn fie nad, zum holden Angebenten, Welches blüh' und duft' an deiner Bruſt.
Iſt dieß nur der kleinſten Kraft empfaͤnglich, Die das Herz hinein zu ſegnen ſtrebt, O ſo weiß ich, daß es unvergaͤnglich, Unvergaͤnglich dir am Buſen lebt;
Daß es blühn und duften wird ſo lange, Als dein ſüßer Athem drüber weht, Als noch Leben deiner Roſenwange,
Deiner Purpurlippe Glanz erhöht,
wen 9% nn. Sf Als’dein blaues Auge diefes Blickes Algewalt bey Himmelsmilde trägt,
Und dein Herz, — o welchem Sohn des Gluͤckes? — Hier auf Erden Lieb’ und Leben ſchlaͤgt.
wen 95 resve
kieh f x
Du mit dem Srühlingsannefichte ‚ Du fhönes blondes Himmelskind, An deiner Anmuth Rofenlihtee Sieht fih mein Auge noch halb blind!
Nach etwas durft’ ich lang’ im Stillen, Nah Einem Labekuß von bir, Den gib mir nur mit gutem Willen ,. Sonſt nehm’ ich raſch ihn felber mir!
. Und follte dich der Raub verdrießen, So geb’ ich gern den Augenblick, Die Schuld des Frevels abzubüßen ,. Ihn hundersfältig dir zurüd,
EIN
Hehr und herrlich in Braͤutigamspracht!
⸗ N 06. 89
Geſang. am heiligen Vorabend
de
funfzigiäßrigen Jubelfeſtes
Ber \ \ y ” . Georgia Auguſta.
\
U mn ast
Morgen, o feftfiher Tag, Morgen enifchwebe Zerruchtind hehr der Nacht! Komm‘ in Titan's Strahlenkranze, Komm im blauen Athermantel, In des Urlichts reinſtem Glanze! So entſteige der Grotte der Nacht
Unter dem Meer!
So entſchwebe dem Wogentanze
E⸗ oo. ’
& harret dein, WW
Voll Lieb' und Lufly | E Die hohe Zubellönigmn., . . ...: 09 + .©. Vor brautlihem Entzuͤcken
Süpfe idt die Weufbr...... re Sie barret dein .- = Mit monneglänzenden Wangen. nnd Biden, x Georgu Auguſta harret dein!
Als ſie vor funfgig mhobeineiden Zahn, Ein fhönes Kınd, . | Ein wunderſchones Obtterfind, ©eboren war, Da brachten. iR in diefes Tempels Sale, Vor Gottes Hochaltar, Ihr großer Vater und die Hodhberuhmten alle Die ihrer Kindheit Pfleger waren, ur Dem Segensipender dar,..
"Und auf der Andacht Flügel ſchwang . u rn
Sich himmelan ihr flehender Belang. ne ’ . rn a ut Ze Herr, erfille. fie mit Weisheit, ... . . ...z
Adle fie, o Herr! durch Schönheit. . Hüfte ſie mit Heldenſtaͤrke, . 172 Zür den großen Bang zum: Ziele nm
Srrafiender, Bohtommenhei Be J
Denn ber Seit gedeiht bush wacheu, äL
Und das Herz gedeiht durch Schoöͤnheit,3 Diefer Einklang rauſcht in Stärke; . .; .... Diefer Adel führt. zum Ziele. . 2.5 9:
Dauernder Gluͤckſeligkeit. Hütgers Gedichte 2. Ban, & {
—
— SD nr
Und als das Lied der frommen: one‘ Ä Das Lieb der heißen Inbrunſt, wre Hinauf gefungen war, !: + ik) tt. Da wallte Gottes Slanıme, ’ Sanft wallte von bes Gebers Zhrom "=. Des herzlichen Gebethes ‚Lohn, 1m. Die Flamme, bie noch nie verlofih, : .u” z Des Gegend Flamm' herab auf den Altar.
I.
O Homme‘, die vom Simmel'fanf; Entlodre hoch und weh’ umher!‘ : '
Umher, umder Eatzünde jedes Herz umher Zu heißem Dantl © tin RR
Dem Geber zu —Rœœ& Daft.
Da koniglich⸗ Serie an tem rn Te Bon Albin won une Trat väterlich herzu⸗ ug Ne Ihr reichlich mildes obl zur ehenns Wetteifernd trat herzu die Schar Der Pfleger und ber Priefter amı Altar,
Der fie zu heiligen, zu ewiger Bewahrung
Bon Gott und König anbefohler. war, =: „
Und huͤthet' ihrer gegen jegliche Gefahr,
Hinweg zu löſcheu, oder ſich zu trüben,
So gegen den wild ſtürmenden Orka Des Krieges ‚als des Neides leiſe Peſt. Gleich jener in der Veſta Heiligthume/ Erhielt getxeue, rege Wachſambeit
Die heil'ge Lohe rein und chen
Und hoch vom Anbeginn bis hent;
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on 99., ER 4 Himmelslohn euch, große Seelen In der Rube Heiligthum! Ewig Heil euch, ewig Friede! Hier auf Erden tön’ im Liede Nun und immerdar eu'r Rupm!
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Erwaͤrmt von Gottes Segenbflamme wuchs, Mündhaufen, du Unfterbliher, Wuchs deine Tochter ſchnell und hoch heran. '- Des Ruhmes ſtarker Adlerfittig trug 2 Laut rauſchend ihren Nahmen
Rund um den Erdball Über Meer und Landz | » Und feiner edlern Völker Söhne kamen
Bey Zaufenden zur Huldigung. Viel theilte fie von ihres Reichthums Bälle, Und viel von ihres Abel Hoheit, Ä Viel Muth und Kraft zu Thaten, — — &o mar ed in ber Weihe ihr verliehn, — Zum Keil ber Völker mit.
Selig, felig, himmelſelig Iſt das hoch erhabne Amt, Auszufperiden , glei der Sonne ." Durd den großen Raum der Welten, In's Unendliche des Geiſtes Lebensnahrung, Licht und Kraft!
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O wie doch und herrlich ftrahler " Des Triumphes Majeftät, end Bann der Held des Geiftes Chaos u...” Und des Chaos Uingehenee, °— ":i —
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Brut der Barbarey, beſteht; F Und zum Rechte ſeines Adels an Den beprehlen Geiſt erhöht l en
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Gene Augufta ſchon und fat, Bol Lebensgeift. und Mark,
Mit Athenaͤens Rüftung ängetban, _ | . Sing tadellos bis heut der Ehre Bahn Und ſtritt des Ruhmes Streit —
Mit ungeſchwaͤchter raſcher Tapferkeit."
Nun ſteht ſie, lehnt ſich rubend auf den Speer, . Und darf, — das zeuge du, Gerechtigkeit! — Getroſt zuruck auf ihre Thaten Hau... |
Des Kamofet Richter nehmen mild und Gong .
Nun zur Erhohlung ihr die Waßfen ab, Und kleiden ſie in feftliches. Gewaud D Für ihren erſten Zubelfeyertag. nam:
Triumph! Des Tages chonnttann Erhebt ihr Damp! a... Sie trägt ihr hohes Götterkaupt, " | Sie träge’s- mit Laub und Blumen, . Laut raufhend, - _ ur Süß duftend/ nn J Suß duftend mit lieblichen Blumen, Laut rauſchend mit Laube bes Ruhms umlaudt:
Wer aber führe den ſchönen, Sohn der Bei, 2 Wer führe herauf von Oſteen Den hellen Ehrentag/ ,
Den lauten Wonnebringer?
” sl 101 on Mer führt der ſchoͤnen Subelbraut Ten Zubelbräutigam nun zu! i Per weiber zur uUnſterblichkeit fe nu
Wer fonft, ald ihres großen Vaters Geiſt Ki
Und ihrer heimgewallten Pfleger Geifter, Die jegt, von Gott dazu erfehn, Ahr unfichtbare Tebenswächter find 3
Hebe dich himmelan, Weihegefang, Hoch in die Heimarh der. feligen Schar! Zeud der großen Heimgewallten Geiſter zum Feſte der Tochter herab!
Schwebe herunter, wir rufen dich laut, Schwebe vom Himmel, unfterblihe Schar: Sreue dih der Ruhmbekraͤnzten,
Hoch in der Blüthe der Schönheit und Kraft!
Führt, ihr Verklaͤrten, in Braͤutigamspracht,
Fuͤhrer den Freudenerwecker ihr zu! Stroͤmt auf ihre Kraft und Schönheit Gegen der ewigen Jugend herab! —
Merkt auf! Sie haben’s vernommen, Die fhüßenden Geiſter! Sie kommen! Sie führen den glänzenden Bräutigam an! Schon wehet der heilige Schauer voran..
Schaut auf! Die Himmliſchen fteigen, Ein feyerlih fehwebender Reigen, Ein tönender, Seelen entzückender Chor, Auf purpurnen Wollen in Often empor.
mu 102 rosa Sälagt hoch, ibe lodernden Slanımen Der Herzen- und Lieder, zufammen ! Fuͤhrt, Orgel und Pauke, mit feſtlichem Klang, ” Entgegen des frohen Wilkommen Gefong!
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‚Der nimmermehr erſchlafft!
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5 der funfsigiäprigen | Zubelfeyen- der.
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‚am 17. September. arhr En BL
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J gewidmet
von *3 7 F .,20
he zu Sina Sntienken
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Er, der du das All 1 geſtaltet, Zu beiner Herrlichkeit Palla, -. ..- . . Und in ein Lichtgewand, aus —* eat, ‚Dein Werk. gekleidet haft! ee Det.
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Du ba; im Kaum, wo deine. Sonne lodert, Um Ein Central⸗Ziel aller Kraftt Zu dem erhabnen Tanz die Sphären aufarfober,
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Es ſchwebt mit ihm, an Harmonieen· Vanden, Der hohe Welt: Choral dahin Van dem Pythagoras und Newton viel. werfandn, Und Kepler's tiefer Sinne... ET Aa
nosan 105 m
Im Geiſtesall, wo Form des Raums verſchwindet, Wo dumpf der Sinn des Zeitſtroms Fall Nur noch vernimmt, haſt du weit größer dich verkündet, Als in dem Sinnenall.
Da lodern hoch, mit wunderbarem Glanze, Die Sonnen Wahr und. Gut und Schön, "Um die, — fo willſt du ed, — ſich in vereintem Zange Des Geiſtes Künfte drehn.
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Vereinigung erfehnen bie brey Flammen Durch wechſelsweiſen Zug und Drang, . Auch hier rauſcht die Muſik der Sphären laut zufammen In Einen Chorgefang;
Und rauſchet fort, von Einem Strom gegogen F Vom Streme ber Vollkommenheit. Ein Niogora ſtuͤrzt der feine lichten mögen an Meer ber Seligkeit. —
Georgia, die auch Geſang und Reigen Erhabner Geiſteskünſte Fahre, _ — =
Zritt heut vor deinen Thron, ihr Haupt vor Kr a" neigen, - Dem Anbethung geruhet.
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Gefel bieber bir höchſtem Chorageten Ihr Einklang mit dem großen Cor
Der Schöpfung, fo vernimm, mas ihre Söhne beihen O Herr, mit mildem Dh
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wen 105 en Gefegn’ ihr heut im Jubelfeyer⸗Kleide Den Wunſch, den jede Bruſt ihr weiht, Und bis zu Goͤtterkraft den Tebenswein der ßreude, Den ihr Georg ie | beut!
Hoch aufgefriſſcht von biefes Tages Women, Und deiner Segenskraͤfte voll, “ Erhalte fih ihe Schwung um: die drop Beifesfonnen,
Um. bie fe ſchweben was |
- Nie are fie des hp Funk verlernen, Die Glied an Glied in's Ganze füge! So fliege ſie den Flug mit ihren Solgefternen ,
Den alles Leben fliegt!
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Ugb werde ftets zum 1 Biele fortgejagen ‚ Das nur der Gottgeweihte ſieht, | Wohin mit Oceand:-Gewalt der Kräfte Wogen Die Kraft ber Kräfte Beh!
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r Auf dad Adeln der Gelehrten. i Mu einem Abelbbrief muß nis der echte So Minervens und Apoll's begaubigt‘ heißen: ſollen.
‚Denn edel find der Goͤtter Söhne fhon, Die muß kein. Fuͤrſt erft, abeln wollen!
4 “ er [4 ‘ 2 , .t ® ‘4 3 . .. “ Ir: I R 1 J 7 ⸗ Fa U * 5 N U U LU) v . = x u. , ; v: - ‘ ’ Ds EZ
Gute Werte
A— Glauben und Wwertroun, mein guter Muſen⸗ ſohn, Scheint dir wohl nicht zu fehlen, wie ich merke; Doch wiſſe du, Apoll's Religion
Schenkt dir die Glaubenspflicht, und dringt auf ie
Werke.
u NY. a. *
en 208 m
Dad Lied von Treue.
U gern treu eigen fein Liebchen hat, Den neden Stadt ö Und Hof mit gar mancherley Sorgen. -, Der Marſchall von Holm, den das Necken verirofe Hielt Eihglich deßwegen "auf laͤndlichem eo Seitweges fein Liebchen vorborgen.
Der Moerſchall achtet' es nicht Beſchwer, Oft Hin und ber. Bey Nacht und bey Nebel zu jagen. Er ritt, wann die Hähne das Morgenlied kraͤhn, Am wieder am Dienfte des Hofes zu flehn, Zur Stunde der lungernden Magen.
Der Marſchall jagte voll Liebesdrang Das Feld entlang, Vom Hauche der Schatten befeuchtet. Hui, tummle dich, Senner! Verſaume kein Nu! Und bring’ mich zum Neſtchen der Wolluſt und Ruh): Eh' Heller der Morgen und leuchtet!” - i
Er foh fein Schlößchen bald nichtmehr fen, Ä Und' wie den Stern
Des Morgens das Fenſterglas flimmern. „Geduld no, o Sonne, du wedendes Licht! Erwecke mein fhlummerndes Liebchen noch nit! . Hör auf, ihe in's Fenſter zu fhunmern !’ .
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oa‘ 189) ch
Er Bam zum ſchattenden —* am ve
Und Band fein Roß . An eine ber buftenden Linden. -
Er ſchlich zu dem! heimlichen Pfbrechen Hin, |
Und wähnt' im dämmernden Kaͤmmerlein . Süß traͤumend fein ‚Lieben zu finden. -
Doc als ex leife vor's Bettchen kam, D web! da nahm Der Schrecken ihm alle fünf Sinnen.
Die Kammer wär Öbe, dad Bette war kalt. —
„O wehe! Wer iſtagt mir mit Raͤubergͤewalt
eo,
& fchändlich mein Kleinod von binnen T? —
Der Marſchall färmte mit raſchem Lauf
Zreppab, treppauf, N Und flärmte von Simmer zu Zimmer. Er rufte; kein Seelchen eriwiederte trauf; Doc endlich ertoͤnte tief unten herauf Vom Kenergewoͤlh ein Gewimnier.
Das war des ehrlichen Sqhloßvonts Ten, Aus Schuld entflohn -' ' War alle fein falfches Sefinde, „D Sehne, wer hat dich herunter gezerrt? Wer hat ſo vermeſſen hier ein dich geſperrt?
Bert Sag’ mir geſchwinde, geſchwinde!“ —
„O Herr! bie ſchaͤndlichſte deerelthat Iſt durch Verrath Dem Junker vom Steine gelungen. Er raubte das Froͤulein bey ſicherer Ruh’ Und eure zwey waderen Hunde dazu Sind mis dem Verraͤther entſprungen.
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og, BER: ee. . my Das peößnt dem Mittag Duo ARarf. und Kein. Wie Wertefhein = 0. - : | Entlodert fein Sarras des Scheiben - ° .- J Vom Domner-des Fluges erſchallet das agioß. ir Er ftürmet im; Wirbel der Rache u Rab, .. Und fprenget hinaus auf die Heide. j
Ein Streif im.Ihane durch Heid’ und Bo | J Verraͤth ihm bald,
Nach wannen die Flbchtling catſchwanhen. | or
„Nun firede,.mein.Senner , wun ſtrecke dich aus,
Nur dieß Mahl, ein einzig Mabi hqu nur noch aus, Und laß mid nicht werden zu Sqhanden!
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Halloh! Als ging er zur Welt hinaus, Greif aus, greif auß! . .
Dieß Letzte noch laß und gelingen! -
Dann ſollſt du für immer: auf ſchwellender Sen, ; “ 2 Bey goldenem Haber⸗ bey duftendem Hen Dein Leben in Ruhe verbringen.” Er
Rang ſtreckt der Senner ſich aus und fen: h | Den Nachtthau ſtreicht
Die Sohle des Reiters vom Graſe.
Der Stachel der Ferſe, der Schreden bes Rufe
Verdoppeln ben Donner Öaloppfhlag . des Huis 1—
Verdoppeln die Stürme der Naſe. —
Sieh da! Am Rande vom Horizont: Scheint. heil befonnt
. Ein Büfchel vom Reiher zu ſchimmern. a
Kaum fprengt er den Nüden des. Huͤgels binan/ ’ So fpringen ihm feine zwey Doggen ſchen an Mit freudigem Heulen und Wimmern.
—
0. mer. ZUR Foren oo. „erruäte Raͤuber, bein‘ qu⸗ * Y Und fie dem Mayn, .. An dem du Verbommniß -eufyenels! . .. Verſchlange doch ſtracks dich, ——— Um müßteſt u awig-da.fladen q. Hund,2 Vom Zeh ‚Di aum Wirbetzbefpmegeli!, ©, nur.
Der Dem 20m Steine ‚war. in. de Bruf Sich Muths bewyßke- 4... Und Kroft. in dem ‚Arme ‚von; Fiſen. a Er drehte den Macken, erawanhte fein Rob»... 5. Die Bruſt, dia; die tegtzige KRede verdroß, Dem milden Verfolger zu weifen, |
Der Herr vom Steine 308 ushig bank, J Und raffelnd ſprang
So Diefer ‚wie Jener, pm. Pferde. BE F
Wie Wetter erhebt: ſich ber ‚guimmigfte Kampf. > Das Stampfen der Campfer zermalmet zu Dampf. Den Sand und bie Schollen der Erde.
Sie haun und bauen mit Tiegerwuth vos Bis Schweiß um St Die Panzer und Helme bethauen. Dod Keiner xermog, fe ‚gewaltig. er ringt, So hoch ex das Schwert und, fo, ‚faufend er's ſbeinn Den Gegner zu Boden zu hayen., in
Doch als wohl Berden. es age Ä An Kraft. gebrach, Fe | Da keuchte der Junker vom Stine: a . . „Herr Maxſchall, gefiel es, fo. möchten wir hiet Ein Weilchen erſt vuhen, und trautet ihr mir,
So ſpräch ich ein Wort, wie ich's meine.”
-
re 312 ve
Der Meiſhau, ſeitkend ſein blanta Ohne, Haͤlt an und Hört”: -- -
Die Hede des Junkers vom Steine ton
„Herr Marſchali, was haun wir das Leber und: wund!
Weit beifer bekän® uns ein friedlicher Bund,
Der braͤcht' uns auf ein Mahl in's Keime.
Wir haun, als haͤckten wir dleiſch air Sanf, | Und Eeinen Dank’ ”- Hat doc wohl ber blutige Sieger, a Loft wählen das Frällin nach eigenem Sinn, ‘Und wen fie erwaͤhlet, ver nehme fie bin! - Bey'm Himmel, das ift ja viel Hüger "; °*
Das fand dem ˖ Marſchall nicht uͤbel an. Ich bin der Mann! =" So dacht' er bey Rd, Geh fie wißlen. . Bann Hab'ich nicht Liebes Jethan nd —2* J Bann hat's ine an Mein)ibas Fecuen Weber 4 So lang ich ihr diene, gefehlet
Ach, waͤhnt er zaͤriſich, fie laßt mich wet:
Zu tief hat fie”
Den Beer der Liebe et O Männer der Treue, jetzt warn ih eu Tot :
Zu feſt nicht auf's Biedermunns- Wörtchen gerent/
Daß ältere Liebe nicht röſtet! .
Das Weib zu Roffe vernahm ſehr gern nn
| Den Bund von fern," 0 Und wählte vor Freuden nie lange. ° "
Kaum hatten die Kämpfer ſich zu ihr gewandt, -
So gab fie dem Junker' vom Steine die Bandi- =”
O pfui! die verrächrifhe Schlange! — O
—
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. won 213 — ‘9 pfui! Wie zog ſie mit leichtem Sinn J Dahin, dahin,“ Bon keinem Gewiſſen beſchämet! Verſteinert blieb Holm an der Stelle zurüuckk, Mit bebenden Lippen wit ſtarrendem Blick, Als hoaͤtt' ihn. der Donner gelaͤhmet.
Allmaͤhlich taumelt er matt und blaß Dahin in’ Gras, Zu feinen geliebten zwey Hunden. Die alten Gefährten, von treusrem Sinn, Umſchnoberten traulih ibm Lippen und Kinn, Und leckten das Blue von den Wunden.
‚Das beat’ in feinen umflorten Blick - Den Tag zurück, Und Lebensgefühl in die Glieder. Sn Thraͤnen vexſchlich ſich allmoͤhlich fein Schmerz . Er drückte die guten. Getreuen an's Herz, Wie leibliche liebende Brüber,
Geſtaͤrkt am Herzen durch buadetreu | Erftand er neu
Und wacker, von hinnen zu reiten. Kaum bat er den. Fuß in den Bügel gefeßt, Und vorwärts die Doggen zu Felde gehetzt, So hört’ er fih rufen von weiten.
. Und fieh! auf feinem befchäunten Roß, Schier arhemlos ,
Ereilt’ ihn der Junker vom Steine,
„Here Marſchall, ein Weilchen nur haftet noch an!
Wir haben der Sache Eein Onügen gethan;
Ein Umftend iſt noch nicht in's Meine,
Buürgers Gedichte 2. Band, 2.
„ un 114, wo Die Dame, der ich mic eigen gab, Laͤßt nimmer ab, Nach enern zwey Hunden zu fireben. ie legt mir auch diefe zu fodern zur Pflicht. Drum muß ih, gewährt in Güte fie nicht, Drob’Eimpfen auf Tod und auf Leben.” —
Der Marſchall rübret nicht an fein Schwert, Steht Ealt und hört - Die Muthung des Junkers vom Steine. Herr Junker, was haun wir das Leder. und wund % Weit beffer befommt uns ein friebliher Bund, Der bringt uns auf einmahl in’s Reine.
Wir haun, als hadten wir Flaiſch zur Bank, | Und feinen Dank j |
Hat doch wohl der blutige Sieger.
Laßt wählen die Köcher nad eigenem Sinn,
Und wen fie erwählen, der nehme fie din! ,
Bey'm Himmel! das ift je viel kluͤger.
Der Herr vom Steine verfhmerzt den Stich, Und wähnt in ſich: Es fol mir wohl dennoch gelingen ! Er lodet, er ſchnalzet mit Zung' und mit Hand, Und hoffet bey Schnalzen und Locken fein Band Sequem um die Hälfe zu ſchlingen.
Er ſchnalzt und klopfet wohl ſanft auf? Krie, Lockt freundlich fie Durch alle gefaͤlligen Toͤne. | Er weifet vergebens fein Zucerbrot vor. Sie weichen, und fpringen am Marſchall empet, Und weiſen dem Junker die Bin
rn 219 much
LM — — 0 — — —
Prolog zu Sprickmann's Eulalig , |
‚auf einem Privat « Theater.
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Dart, Edle, die ihr hier verfammelt ſeyd, Darf auch des Schaufpield Muſe den Kryſtall, Worin fie Alles, was vom Anbeginn Der Erde unter Sonn’ und Mond geſchah, Lebendig darſtellt, darf die Mufe wohl - Den Zauberfpiegel, büftrer Scenen voll,
Euch vor das Antlig halten, daß vor Schrock Die Anie’ euch wanken, daß von bitterm Schmerz Die Bufen fhwelln und von Thraͤnen euch
Die Augen Übergehn? Ergetztet ihr
Nicht Tieber euch am laͤcherlichen Tand
Der Thorheit? Oder an dem heitern Gluͤck, Womit am Schluß des droiligen Romans | Die Lieb’ ein leicht genecktes Paar belohnt? —
‚Vielleicht! Vieleicht behagt' ed euch auch wohl, ‘ Ein ſchönes, keuſches, liebetreues Weib, Umlagert von ber ſchubden Wolluſt Bruty Sn einen fanern Kampf verfirict zu fehn. ' Ihr nähmer Theil an ihrer Angſt und Noth, | Ihr zitterret und weintet bald mit ihr, Bald zöget ihr, mit raſcherm Odemzug, Den Muth zu überwinden mit ihr ein:
4
ve 116 a Doch müßt’ aud) dann am Ende Heil und Zieg Die Brut zerfihmettern,, und den Kranz, Den ſchoͤnen Kranz um ihre Scheitel ziehn, Woran ihr Recht bewährte Tugend hat; Doch müßt au dann bed Friedens fanfte Ruh’ Die Wunden heilen, die der Kampf ihr ſchlug, Und nicht das arme „keuſche, treue. Weib Ihr Heil, — o Gott, ihr eines letztes Heil! — Gezwungen feyn zu ſuchen — in der Gruft! —
Wohl iſt's ein edles, henliches Gefuͤhl, Das ſolche Wuͤnſch' in euern Herzen zeugt. Allein auf Erden kaͤmpft nicht immerdar.. Die Tugend, wie der Edle wünfht. Ach! oft _ Iſt nichts Geringers, als das Leben ſelbſt, Das Loſegeld für. den: erhahnen Oieg. Der Lorberzweig ‚nah dem fie blutend rang, Stiche fich zur Todtenkron auf ihren Sarg. —
Doch dann auf mag's euch feonnmen, dieſen Kampf, "Den blutigen, den Todeskampf zu ſehn, oe. Zu ſehen, wie, von allen Seiten her | Die Büberey mit Netzen fie umſtellt,
Zu fehn, wie nirgends.eine Freyſtatt ihr, Als unter ihe das Grab nur, offen ſreht, Und ad! zu fehn, wie fie hinunter flürst,
. . Und idre Himmelsperle mis fih nimmt. —.
Mag das Entſetzen doch ug dann beh'm Baar . Ergreifen und zerfphtteln! — Mag doch Schmerz Durch eure Buſen fahren, wie ein Schwert!
“ Und mögen eure Augen doch in Fluth
In heißer Thränenfiuth des Mitleids glühn! —
Er m urn
Wird’ euch doch frommen zur Vewunderung,
Zu hoher heiliger Bewunderung
Der Heldinn, welche Blut für Tugend gab. Gaodeihn wird's euch vieleicht zu gleichem Muth!
Zu Zorn und Abfhen gegen Bubenftüd
Und Tyranney. Zur Weisheit muß es euch
Gedeihen, daß der Tugend Kranz nicht ſtets ——
Auf Erden blüht, zur Warnung, daß ihr nie |
—Euch gegen Den empbren follt, der tief
In des geheimen, Heiligthbumes Nacht
Die richterliche Wage haͤlt, und oft
Der Tugend Schmerz, und oft dem Laſter Luſt,
Zwar unbegreiflih , aber doch gerecht Und weife, in den Schooß herunter wägt.
em 228 vn.
An die blinde Birtuofinn, Mi: Paradies, |
Dein Schickſal werbe nicht gefcholten! Zwar raubt's dir Phobus goldnen Strahl, Doc bat dir diefen taufend Mahl Sein goldnes Saitenfpiel vergolten.
IN
A ‚ vn 119 esse]
An die Bienen
Wout ihr wiſſen, holde Bienen,
Die ihr ſuͤße Beute liebt,
Wo es mehr, als hier im-Grünen, Honigreiche Blumen gibt!
Statt die tauſend auszunippen, Die euch Flore'ns Milde beut, Saugt aus Amaryllis Lippen
Aller tauſend Suͤßigkeit.
Flore'ns ſchone Kinder roͤthet Nur der Frühlingsſonne Licht; Amaryllis Blumen toͤdtet Auch der ſtrenge Winter nicht. Kurze Labung nur gewaͤhret, Was die Tochter Flore'ns beut; Aber kein Genuß verzehret Amaryllis Süßigkeit.
Eins, nur Eins ſey euch geklaget! Eh' ihr auf dieß Purpurroth Eure: feidnen Flügel waget,
‚Hört, ihr Lieben, was euch droht! | Ad, ein heißer Kuß hat neulich
Die Gefahr mir Eund gemacht. Nehmt die Flügel, warn’ ich treulich, Ja vor diefer Gluth in Ace!
U UL)
An F. mM, u als fie nach London ‚sing.
Kanne auf öäterfichen Auen Ein verkuͤmmerter Poet, - Könnt er dir. ein Hüttchen "bauen, Wie ed vor tem Geift ihm fiebr; -
In der Hütt' ein Frohes Stübchen, Groß genug für Weib und Mann, - Und zwey Maoͤdchen oder Bübchen ‚
. Die Son leicht beſcheren kann;
%
In der Stub' ein Speifetifhhen, » Taͤglich biethend Wein und Brot, Auch wohl Prätchen, oder Bifhhen, ‚ Unverfaljt duch Schuldennoth;
Meben n.zur Gartenfeite ‚Ein vertikutes Kammerlein, Drin ein Betr, an Laͤng' und Breite Für ein Wären nicht zu klein, Wo du gern hinein dich betteſt, Wo du ruheſt, weich und warm, Mit dem Mann, den du gern haͤtteſt, "Get verſchlungen Arm in Arm;
a won BL vorn ' Könnte das, mein gutes Mädchen, Ein verormter Leyermann, ' Der nur auf dieß Spinnefäbhen. Wunſchkorallen ‚reiben kann,
Heut noch braͤcht' er froh den Schlüſſet . Dir zu Stub' und Kaͤmmerlein,
Führte dich zu Krug und Schuͤſſel, Spräge: iz denn dieß it dein !”
⸗ m
„Bleib! würd’ er in's Ohr bie taunen , Hier iſt gut und beſſer' ſeyn, Als fi mit des Hofes Lauren Zu St. Samet berum Faftein.” —
Aber ach! durch Sturm und Regen! Muß er fort dich wandern ſehn; — — Nichts kann er, als Gottes Segen Zum Begleiter dir erflehn.
wen 122 res
An Yuguft Wilhelm Sclegel.
Sonett.
K raft der Laute, die ich ruͤhmlich ſchlug, Kraft der Zweige, die mein Haupt umwinden, Darf ich dir ein hohes Wort verkunden,
Das ich laͤngſt in meinem Buſen trug.
Junger Aar! Dein koͤniglicher Flug Wird den Druck der Wolken überwinden, Wird die Bahn zum Sonnentempel Anden, Oder Phoͤbus Bart in mir ift Lug. Ä
Schön und laut ift deines Sittiche Tönen, Wie das Erz, das zu Dedona Hang, . Und fein Schweben leicht, wie Sphaͤrengang.
Dich zum Dienſt des Sonnengotts zu kroͤnen, Hielt' ich nicht den eignen Kranz zu werth; Doch — dir iſt ein beſſerer beſchert.
l
moon 123 on a
Dei Blinden Wondeheh. |
E. blüht ein Blümchen irgend wo In einem ſtillen Thal. Das ſchmeichelt Aug' und Her fo froh, Wie Abendfonnen » Strahl. Das ift viel koͤſtlicher, als Gold, Als Perl und Diamant, Drum wird es „Blümchen Bunderhold” Mir gutem Bug genannt.
Wohl Fänge fig ein langes Lied Von meines Bluͤmchens Kraft, Wie es am Leib und am Gemäth So hohe Wunder fhafft.
Was Fein geheimes Eliyir
Dir fonft gewähren kann, Das leiſtet traun! mein Blümchen bir, Man ſaͤh' es ihm nit an.
Ber Wunderbofb im Bufen begt, } Wird wie ein Engel ſchoͤn. Das hab’ ich, inniglih bewegt ,- An Mann und Weib gefehn. An Dann und Weib, alt oder jung, Zieht's, wie ein Talismann, | Der ſchoͤnſten Seelen Huldigung Unwiderſtehlich an.
— 226 wre Auf fteifem Hals ein Srrogerhaupt,
Das über alle Höhn Weit, weit, hinaus zu ragen glaubt, Laͤßt doc gewiß nicht ſchoͤn. Wenn irgend nun ein Rang, wenn Gold Zu ſteif den Hals dir gab, So ſchmeidigt ihn mein Wunderhold, Und biegt bein Haupt berät.
Es wabet über dein Geligt. Der Anmuth Roſenflor!
Und zieht des Auges grellem Licht Die Wimper mildernd vor. Es theilt der Floͤte weichen Klang
Des Schreyers Kehle mit,
Und wandelt in Sepbyrengang Des Stürmers Poltertritt.
Der Laute gleicht des Menſchen Herz, Zu Gang und, Klang gebaut, Doch fpielen fie oft Luft und Schwer, Zu ſtürmiſch und zu laut: Der Schmerz, wann Ehre, Macht und Gold Bor deinen Wuͤnſchen fliehn,.
Und Luft, wann fie in beinen Sold Mit @isgeskrängen ziehn. en 9 wi⸗ Bann Bunderhoit ww sn.
So mild und Tieblih ſtimmt!“ Wie allgefaͤllig Eraft und Sch In feinem Zauber fhwimmeh! ..
®
men 125 nem u Wie man alddann nichts thut und ſpricht, Drob Jemand zürnen Eann! Das macht, man trößt und / ſtrotzet nicht, Und draͤngt ſich nicht voran.
O wie man dann ſo wohlgemuth, So friedlich lebt und weht! Wie um das ˖Lager, wo man ruht, Der Schlaf fo fegnend ſchwebt! Denn Wunderhold hält Alles fern, Was giftig beißt und fliht; Und ftäh’ ein Molch auch noch fo gern, So kann und kann er nicht.
3 fing’, o dieber, gang es mir, Nichts aus der Fabelwelt, Wenn gleich ein ſolches Wunder dir Faſt hart zu glauben‘fält.
Mein Lied ift nur ein Wiederfchein Der Himmelslieblikeit, | Die Wunderhold auf Groß und Klein In Thun und Weſen ſtreut.
Ah! haͤtteſt du nur die gekannt; Die einft mein Kleinod war, — Der Tod entriß fie meiner Hand Hart binter'm Traualtar, — Dann mwürbeft bu es ganz verftehn, Was Wünderhold vermag, Und in das Licht ter Wahrheit fehn, . Wie in den heilen Tag.
—
. 8
mon 120 vun . Wohl hundert Mahl verdankt’ ih ihr Des Blümcens Segensflor. Sanft ſchob ſie's in den Bufen mir Zurüd, wann ich's verlor, | Jetzt rofft ein Geiſt der Ungedulb Es oft mir aus der Bruſt. | Erſt wann ich Büße meine Schuld, Deren’ ih den Verluſt.
D was des Bluͤmchens Wunderkraft Am Leib und am Gemüth Ihr, meiner Holdinn, einft verſchafft, Faßt nicht das längfte Lieb! —
Weil's mehr, als Seide, Per und Gold, Der Echönheit Zier verleiht,
So nenn’ ich's „Blümchen Wunderhold.“ Sonſt heißt's — Beſcheidenheit.
— 127 were Ä . Kun Ey
Graf Walter Roh dem Alt Engländiſchen.
G.af Walter rief am Marſtallsthor: „Knapp, ſchwemm' und kaͤmm' mein Roß!” Da tras ihn an die fhönfte Maid,
Die je ein Graf. genoß.
" „Gott grüße dich, "Graf Walter, Ihn! Sieh her, ſieh meinen Schurz!
‚Mein golbner Gurt war fonft fo lang, Nun iſt er mie zu kurz.
Mein Leib trägt deiner Liebe Frucht. Sie pocht, fie will nicht ruhn. Mein feidned Roͤckchen, -fonft fo weit, Bu eng’ if mir ed nun.”
„O Maid, gehört mir, wie du ſagſt, Gehört das Kindlein mein, So ſoll all all mein rothes Geld
Dafür dein eigen feyn.
O Maid, gehoͤrt mir, wie du chwbeh, Gehoͤrt das Kindlein mein, So ſoll mein Land und Leut' und Burg Dein und des Kindleins feyn.” —
„D Graf, was ift für Lieb’ und Treu AN all dein rorhes Gold? AU all dein Land und Leut und Burg Iſt mir ein fhnöder Sole.
Ein Liebesblick aus deinem Aug’, ' ESo himmelblau und hold,
Gilt mir, und wär’ es noch fo viel, Zür all bein rothes Gold.
Ein Liebesluß von deinem Mund > &o purpurroth und füß, |
Gilt mir für Land und Leut’ und Bars
Und wär's ein Paradies.” —
4 .
„O Maid ;' früh morgen ab ich weit:
au Saft nah Weißenftein, Und mit mir muß die. fhönfte Maid, Wohl auf, wohl ab am Rhein.” —.
| rabſt du zu Gaſt nach Weißenſtein,
& weit fhon morgen früh, u &o laß, o Straf, mid) mit dir- gehn, | Es ift mir Heine Müh'.
Bin gr fon In nie die fhönfte Maid, Wohl auf, wohl ab am Rpein,
So Heid’ ih mich in Bubentracht,
Dein veibburfch, dort zu fen.” —
vonoo 129 nn Zu 40: Maid, willft du mein Leibbutſch ſeyn, Und heißen Er ſtatt Sie, So kuͤrz'⸗dein ſeidnes Roͤcklein die Halb zollbreit uͤber m Knie.
So kuͤrz' dein goldnes Haͤrlein bir Halb zollbreit uͤber'm Aug'! Dann magſt du wohl mein Leibburſch feon; Denn alfo ift es Braun” —
Beyher Tief fie ben ganzen Tag, Beyher im Sonnenftrahl; Doch ſprach er nie fo hold ein Wort: Nun, Liebchen, reit' einmahl!
Sie lief durch Haid⸗ und Pfriemenkraut, Lief barfuß neben an; Doch ſprach er nie fo hold tin Bert: O Liebchen, ſchuh' dich an! —
„Gemach „gemach, du trauter Graft | Mas jagft du fo geſchwind' . Ab, meinen armen armen Leib
Zeriprengt mir fenft dein Kind.” —
55H, Maid, ſiehſt du das Waller dort, Dem Brüd’ und Steg gebriht?” — „O Gott, Sraf Walter, ſchone meint Denn ſchwimmen kann ich nicht.”
Durgers Gedichte 2. Bea 2 |
=
von ‚230 —
Er kom zum Strand, er feßt’ dinein, | Hinein bid an bag Sinn. — . „Nun ſteh' mir Gott im Himmel bey!. ' Sonft ift dein Kind dahin? —
Siee rudert wohl mit Arm und, Bein, Hält hoch empor ihr Kinn,
Graf Walter'n pochte hoch das Ku
Doc folge’ er feinem Sinn.
Und als er über'm Waffer war, - Rief er fie an fein Anie: : . „Komm her, o Maid, und fieh, was tert, . Was fern dort fundelt, fieh! _ |
Siehſt du wohl funkeln dort ein Schloß, Im Abendftrahl wie Gold?
Zwoͤlf fhöne Jungfraun fpielen dort.
Die Schönfte ift mir hold.
Siehſt du wohl funkeln dort das Schloß, Aus weißem Stein erbaut? Zwölf ſchoͤne Jungfraun tanzen dert. _ Die Schönft’ it meine Braut. —
„Wohl funkeln ſeh ich dort ein Sat, Im Abendfirahl wie Golb. J Gott ſegne, Gott behüthe dich, Sammt deinem Liebchen holdi
— 12 — Wohl funkeln ſeh' ich dort das SH, Aus weißem Stein erbaut. Sort fegne, Gott behüthe dic, Sammt deiner fhönen Braut!” — .,
Sie famen wohl zum Kanten Schleß, Wie Gold im Abendſtrah, Zum Schloß, erbaut aus weißem Stein, Mit ſtattlichem Portal. J
Sie ſehn wohl die zwoͤlf Jungfraun win; Sie fpielten Iuftig Ball.
Die zwollf Mahl fchöner war, ald fie ,
Zog ſtill ipr Roß zu Otall.
Sie ſahn wohl die zb Sungfesun in Sie tanzten froh um’s Schloß. | Die zwölf Dahl fchöner war, als fie, Zog fi zur Weid' ihr Roß.
Des Grafen Schweſter wundersvoll, Gar wundersvoll ſprach ſie: „Ha, welch ein Leibburſch! Nein, fp ſhin War nie ein Leibburſch! Nie!
Ha, ſchoͤnee ald ein Leibburſch je Des hoͤchſten Heren gepflegt! Nur dag fein Leib, zu voll und rund). So hoch den Güstel träge) Fo
4
won: 132 vera Mir daͤucht, wie meiner Mutter Sind, Lieb’ ich ihn zart und rein. | Duͤrft' ich, ſo räumt’ ich wohl w Nacht Gemach und Bett ihm ein.”
. j
„dem Buͤrſchchen, rief Herr Walter ſtolz, Das lief duch Koth und Moor, Ziemt niht’der Herrinn Schlafgemach, Ihr Bert nicht von’ Drapd'or.
Ein Burſchchen, das den ganzen Tag Durch Koth Tief und durch Moor, Speift wohl fein Nachtbrot von der Kauft, . „Und ſinkt am Herd auf's. Ohr.” —
Nah Veſpermahl und Gratiat Bing Sebermann zur Ruh'. J | Da rief Graf Walter: „Hier, mein Burſch L Was ich dir -fag’, das u 07
Hinab! geh’ flugs hinab zur Stabi, Geh’ alle Gaſſen durch ! | Die Fhönfte Maid, die du erfiehft, Beſcheide flugs zur Burg!
Die ſchoͤnſte Maid, bie bu esiehft, an ſaͤuberlich und nett „ Bon Fuß zu Baupt, von Haupt zu Fuß, Die wirb mis für mein Bert!” —
an 135 me
Und flugs ging fie hinab zur Stadt, ‚
Ging alle Gaſſen durch. -
Die fhönfte Maid, die fie erſah, Beſchied ſie Aus zur >)'T7
Die ſch?aſte Maid, die. fi ie ei An fauberlih und nett, Bon Fuß zu Haupt, von Haupt zu u, Die warb fie ibm für's Bett. —
„Nun laß, o Graf, am Bettfuß nur Mid) ruhn bis an den Tag! Im ganzen Schloß ift fonft Eein Plot, Woſelbſt ich raften meg. —
Auf ſeinen Wink am Bettfuß Tan Die fhönfte Maid dahin,
‚Und ruhte bis zum Morgengraw
Mit flilem frommen Sinn. —
„Halloh! Halloh! Es tönet bald Des Hirten Dorfſchalmey. Auf, .fauler Leibburſch! Gib dem Roß, Gib Heber ihm and. Heu!
Burſch, goldnen Haber si dom 9 Roß
Und friſches grünes Heu!
Damit es raſch und wohlgemuth u Mid heimzutragen fep”" —
m ®. [7
un 136 wm Sie ſank wohl an die Kripp' im Stall; Ihr Leib war ihr fo ſchwer. Sie rümmte fih auf rauhem Stroh Und wimmert’, o wie ſehr!
Da fahr die alte Gräfinn auf, Erwedt vom Klageſchall: „auf, auf, Sodn Walter, auf und ſieh! Was aͤchzt in deinem Stall -
An deinem Stalle haut ein Geift, Und ſtoͤhnt in Nacht und Wind, Es ftöhnet, als gebäre dort Ein Beihlein jetzt ihr Kind.” —
Hui fprang Graf Walter auf und gef Sum Hafen an der Wand, Und warf um feinen weißen Rab Das feidne Nachtgewand.
‚Und als er vor bie Stallthuͤr trat, Lauſcht' er gar fill davor. . - Das Ah und Web der fhönften Maid Schlug klaglich an fein Ohe.
Sie ſang: „Sufu lullull mein Kind! !
"Mich jammert deine Noth.
Suſu, lullull, ſuſu, lied lieb! ˖
O weine did nie tobfl
“mn 15) vorm Sammt deinem Vater ſchreibe Gott \ Dich in fein Segenbbuch! Werd' ihm und dir ein Purpurbleid, Und mir ein Leichentuch!“ —
„O nun, o nun, füß füße Maid, Süß füße Maid, halt' ein! Mein Buſen ift ja nicht von Eis
"Und nicht von Marmelftein.
O nun, o nun, füß füße Maid, Sup ſüße Maid, halt! em! Es fol ja Tauf und Hochzeit nun Sn einer Stunde ſeyn. —
— —— — —
„um 196 ng
\ a. ul. Vorgefuͤhl der Gefundpeit. An Heinrich. Shrifion Bol.
u. 0W,
or 04
Tauccet ihr mit euerm Wehhſeltanze Du, o Wunſch, und du, o Hoffnung, mid. Oder naht im Purpurnelken⸗Kranze
‚ Sroben Trittes die Geſundheit ſich?
Will fie von dem Daͤmon mic erlſen, Melcher meine Kraft gefangen nahm ? Sol ih wiederum zu dem genefen, . Der ih der Natur vom Bufen Fam?
Laß mich dir mein Vorgefühl verkünden, Boie, alter, trauter Herzensfreund ! Wonniglic wirft du es mie empfinden, Wann der Dulder feſſellos erſcheint;
Bann er mit der angebornen Stärke Jugendlich Apollon's Bogen ſpannt,
Oder ruͤſtig zu Athene'ns Werke
Unter der Ägide ſich ermannt.
"Sa, bein Freund, einſt mehr als halb verloren, Keck verhöhnt von ſchnödem Übermush, War zum lahmen Schwaͤchling nicht geboren;
Idhn durchfloß kein traͤges feiges Blut.
won ya au Das bezeugen Ib BR: 2 Die er in dr Obumpsheinenh-enmame:r :.: 9 31% Und die Kraft hl unser le Bürden· —W— Nicht in wenni Sehen —
> 14: * lan: u — N
Heil ihm! Lehchrer fahte ei Rn de Pe — Und der Genius, der in ihm‘ ftrebe, u Schuͤttelt freyer, , ſtaͤrker das Gefieder, Das dem ſchweren Nebel ihn enthebt. Pe Erde, did mit allen deinen Bergen, Allem laftenden Metall darin,
Alten Riefen drauf und allen Zwergen, Haucht er bald, wie Flaum, vor ſich dahin.
Edle Rache beut er dann der Schande, Die er über ſein Verſchulden trug,
Seit der Hypochonder dumpfe Bande
Um die rein geſtimmten Nerven ſchlug, Wann es heller um der Wahrheit Seher, Wärmer um der Schönheit Pfleger tagt, Und er glorreih eines Hauptes höher
Als zehn taufend Alltagamenſchen ragt.
Mag es Rieſe dann und Drade wagen, Gegen ihn zum Kampf heran zu gehn! - Mag das Gluͤck ihn auf den Armen tragen, Oder er auf eignen Füßen ftehn ! Neu gerüftet mit den Götterwaffen, Die er mit geftähltem Arme führe, Wird er fih nah Heldenrecht verfchaffen, Was fein Wunſch bedarf und ihm gebührt, —
i X
scan 136 vo
Herz bes Sehens wi dir mic Walren⸗ Sr Fe D fo gib nur Eins/ 2 een :
Dankend wit ich die Wie Hände: falten’: ° - Aber bitten weiter nichts von Bir "20 0. 5”
Kühn durch Klippen, Strudel, Ungeheuer Lenk‘, ich, algenuglam mir. aldtany » :. . :,. Auf des Lebens Ozean im Steuer. ln Selbſt fein om ein ande Men, J
Ir. 8 .. ⸗ F — * 2 ... R r 7 “ —XR ( . 4 I I wu“ . 2* ICCWGGCCCA a a) . . ug v ⸗ — ’ e . . 0 . — ⸗ v [20 3 i H:. „> .. .o . * ” .s ” «⁊ .212 . RD e r e “u. . .. ’» . [d x 1} - ) % ⸗ x
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er den Motte. .
Zur Vermahlans — Freundes, dee Seren Doctorb \ i ‚aupef,: mit Der Domoifehr Fri
Am 17. Ray a
Gea der hZeldnen Leyer, gib va here om Meiner Bruft ein fchönes Lied entſchale,,
Das durch Wabrhbeit und durch Herzlichleit Deinen edeln Enkeln wohlgefale ' "ii.
Alles, was uns deine Gottheit gab,
Hat ein Recht an unſern —S — Und der Menſchenbelfer Älkufep u... .... vr Iſt aus deiner Vaterkraft entſprungen.
Du vertrauteſt ähm bie Wiſſenſchaft, Die dein hoher, heller Geiſt erfunden, Aller irdiſchen Naturen Kraaft Zu dem Heil der Menſchen auszukunden. Deine hoch gebenedeyte Kunſt Ward den Hippokraten und. Galenen. Diefe achtet deiner Muſen Gunſt Werth, vor tauſend Wiſſern, zu bekrönen. .
oh gerüfter geißelt ihre Sand Unfers Leibes Zurien von dannen. Dorum find fie auch mit und verwandt, Deren Lieder Soelengeper. bannen.
wo 140 . om Unter Allen, die vom Anbeginn Sich zu deinem Goͤtterſtamm bekannten, Dliden reir mit bruͤberlichem Sinn: Farınd wi bie ein Mitverwandten.
., v 9— .2824 }., yo en. ..
ei. au, größer Ahnherr, m ee Don und.abgefollen und entartet, Plunderweisheit Bas ihr, Angeſicht Nicht alfo berußt und lang bebartet, So fie nie. das reinern Sinns beraubtz ; . ° So noch nis entwöhnt von deinem Schönen: Daß ſie duͤnkelhaft deis goldnes Haupt,/ Deine glatten Jugendreitze hoͤhnen. who u EEE Ihrer Beſten viele lodten gen — ® - Selbſt aus deinm Saiten füße Klänge. - Herrlich ſtrahlt, ein großer fhöner Stern, Haller, durch unfterblihe Gefänge. O ic Eönnt‘ ein. tanges Feperliod Bon den größten deiner Enkel. fingen. Die mit Flammeneifer- fi bemübt, . Deines Kranzed Ehnen au erringen. . Tauſend nennte leicht noch mein —*8 Tauſend derer, ſo "die Leyer ehrten, Und auf ihren ſegenreichen Klang Mit des Herzens ſtummer Wonne hörten. Drum erleuchtet ſie auch die Vernunft; Darum abelt fie auch deine Gnade: Süßer träuft in keiner Bärtleszunft Lipp' und Kiel vom Honigſeim ber Suade.
won 1AR von Einer aber bliebe nicht mit Recht Heut in deines‘ Sänger Bruft verſchloſſen. Einen Mann, aus Afkulap's. Gefchlecht, So zur Ehre, wie zum Glück entfproflen,
Einen derer, weldhe hob und kühn
Zu des Harfners Freuden fih bekennen,‘
Dieſen Einen, Vater, laß mid ihn
Laut aus meines Herzens Fülle nennen.
Daß du mit’ ihn ſegneſt, menn’ ich dir Meines Althof's Lieben theuern Nahmen. Diefer rühmt fih Hrüderlih mit mir, Geiſterfürſt, aus deinem Sötterfamen, Mir entgegen wallt fein Bruberherz, Mir im Trauer- wie im Freudenkleide. Balfam gießt er oft mir in den Schmerz
. Würze ſtreuet er in meine Freude.
Sieh, der Freundliche beffänzet heut Mit der Liebe Myrte feine Haare. Wunſch und Ahndung hoher Seligkeit Tanzen vor ihm hin zum Weib: Altare. Ihn begleitet eine füße Braut,
Die fein Herz vor Allen auderkoren.
Ihre ftummften Blicke fagen laut, Er, nur er, ſey ihr auch angeboren.
Liebe, Treu' und holde Sittlichkeit Gehn als Fuͤhrerinnen ihr zur Seite.
Alle Tugenden der Haͤuslichkeit Geben ſeiner Trauten das Geleite.
Or Y 1423 . wen
Frommer Wille nimmt, voran ben Flug; Ihn begleitet Kraft mit vollem Köcher. Bott und Goͤttinn aus bem ganzen Zug . Zeigen bfinkend ihm der Freude Becher. —
Hymen, Phöbus, ſtammet au von bir Auf! Gebiethe deinem ſchönſten Gohne, - Daß er diefen wadern Bruder mir Mit der Fülle feines Segens lohne! Ihn, der wie ein Held mit Schwert und Epeer, Tauſend Erdenleiden niederftreitet! | Mer verdient der Freude Becher mehr, Als der Dann, ber Andern ihn bereitet?
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a. 143. X
dummelstien
Di Buben And ben Summen glei: Ihr Mägpdlein moͤgt euch hüthen! Sie ſchwaͤrmen buch des Lenzet Reich, Um Blumen und um Bluͤthen. | &ie irren ber, fie ſchwirren Hin, Mis Sehnen und mie Stöhnen, Und können ihren Lederfinn Des Honigs nicht entwoͤhnen.
Die Unſchuld if dem Honig PFFR
Die Hummeln nahn ſich leife.
Ihr Honigblümlein, 'päther in A Dr Bor ihrer loſen Weile! '
Sie tippen bie, fie nippen bay: *--'
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Erſt mie den Saugerſpitzen Fa 122 on
Bis fie, fo ſchnell ſich ſoricht ei ein ‘Sa; Ä
Am Honigkelche figen |
Die Mögdlein find den Blumen gieih, An ihren Srüplingstagen: Sie blühn geſunber, wenn fi e wei Des Honigs Fülle tragen. Zertummelt da, zertummelt bie, Wird jede krank ſich fühlen. Drag, füße Blümlein, laßt euch nie u Den Honigkelch zerwuhlen!
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——154
Veit er mn ort,
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Da Ehrenmort —* an: ‚den Berten: In ſeinem Garien, Hand am Kinn, Betrachtend ber, betrachtend hin. -
Auf einmahl rief ee ganz betreten: . --
„Potz ſapperment! Wo kommen von den Beeten
Die Schoten mir und Wurzeln hin?
Das geht nicht zu mit rechten Dingen. Dieb ber Dieb! ‚Eds. wenn wir dich bog (niet J
X
Den naͤchſten Abend heit er, A Ins Lambertsnuß⸗ Gebuſch zu au Und fieb! bald naht mit, Jeiſem Schlich, Durd einen, Spalt der Gartenmaner .
Die Nachbarin Roſette ſich; om Ein Weis, fo iung, fo din und. f Huhenih, Daß ſelbſt der leckerſte der Praſſer
4
Es ſchmauſen moͤcht aus ‚Salz, und. Waſſer.
„Ey/ ey! — rieß Weiger Ehpmmost, . As er bey'm Fittich fie erwiſchte— Und innen wurde, was er fiſchte, ve
Wobey ein Troͤpfchen Huld ſofort
Sich unter feine Galle miſchte, J W
Ey, ey! Woher an dieſem Hrtte Wie? Schaͤmt fie ſich denn nicht, ofeitet — Wenn ich nicht Mitleid mir Ir harte/,
So
So — hätt ih.wohl ein Zuchthaus dort,
Und drin zur Zügtigung . ein Bette, Worauf ih Sie, — mis einem Wort,
Worauf ic fo, dich wurzeln wollte,
Daß ihr das Auglein brechen follte. Fur dieß Mahl laſſ' ih noch dich fort. Doch' hüthe dich, vernaſchtes Maͤuschen!
Sonſt — ſiehſt du dort das Gartenhaäuschen? . . . Kin Wort, ein Mann! Ein Mann, ein Wort!
Ob vor der That, ob vor dem Häuschen, Das weiß id nicht, kurz, fehr verſchaͤmt, ‚An Zung und Lippe. halb gelaͤhmt,
Enttrippelt das ertappte Mäuschen.
Veit Ehrenwort bleibt da, und grämt. Bu
Sich Hinter drein, daß er ſich ſo bezaͤmt, a ‚Und nicht fon heut den Straf = Act unternommen, ‚Denn morgen wird fie fchwerlich wieder kommen.
„Ep, nimmermehr wird dad gefhehnir — . - So? Meint ihr das% Wir wollen fjehn! — 20: Veit Ehrenwert;; den näcften Abend - TEL Mehr an Erinnerung, ald Hoffnung fi) erlabend, Denke: Wozu hilft das Waheflebit ©. Und will ſchon aus dem Garten gehn: 7.. Sieh da! kommt wieder, wie gepfiffen,. 7*
Das Mäusen.on „und — wid > ergriffen. nn
* *
„Ein Wort, ein Mann! Ein Man, ‚en un 2 Ruft Bert mit feſt entihloßner Stimme; . * Bürgers Gedichte 2, Vand. K
BR
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Und Tretz Gewinde, Trotz Gekruͤmme, Geht's marſch! in's kleine Zuchthaus fort. Hier wird ihr Veit, das könnt ihr denken, Den Zuchtwillkommen nicht mehr ſchenken.
Wer hätt’ es nicht wie Veit gemacht? . Allein wer haͤtt' auch wohl gedacht, Kofette würde gehn und Hagen:
„Weit Ehrenwort hat jene Nacht
Mich — mit Gewalt . ... in Schimpf gebracht. —
„Wie kam denn das? hör’ ich hier-fragen; Hm! Erſt ſich liefern, dann doch Hagen!" ‚Ey nun! Man hatte nicht bedacht, Veit würde jetzt in wenig Tagen, Wie er auch that, den Spaß der Nacht Vor aller Welt zu Markte tragen.
as hat auch Veit nicht gut gemacht! Hoͤr' ich die Rechtsgelahrten ſagen.
Wenn's nad der Carolina geht,
Und nide Stuprata für ihn fleht/
So Eoftes’s Veit'en Kopf und Kragen" —
Wir wollen fehn! — Bey gutem Muth Weiß Veit den ganzen Ball fo gut Den Herren Richten aufzuklaͤren; Weiß buͤndig ſtets, durch Schluß auf Sqhluß, So ſeine Unſchuld zu bewaͤhren, Daß Frau Roſette ſchweigen muß. „Und Vet — vKemmi los mit allen Ehren
R 147 wur
. Hilf Himmel, welch ein Gaudium! — Allein die Nachbarinnen alle Ereifesten fih ob dem Falle, | Und fiahlen, — weiß nit recht, warıım ? Ob angereigt von boͤſer Galle?
Ob von dem Speck der Manfıfallet — | Kurz, ſtahlen Naqht ee. den ganzen Sorten
er, .
Und eis behleit Ian Filngen weht. . J
⸗ ’ .
82:2
Eliſthum Bürger.
“oo un . sv ms de 7 n - ...
5 J a. .c£ Tau —8 — . m. ae] O Bürger, Güte‘, ebler Mann,
Der Fieber fingt j: " wie Ssiner genn, Ka
Vom Rhein an bie zum Belt, Vergebens berg: ich das Gefätt, Das mir bey deinem Karfenfpie Den Bufen fhweilt!
Mein Auge ſah von dir fonft nichts, Als nur die Abſchrift des Geſichts, Und dennoch — lieb’ ich dich!
Denn deine Seele, fromm und gut,, Und deinec Lieder Kraft und Much Entzüuͤckten mid.
So füllt’ im ganzen Mufenhain Von allen Sängern, groß und Hein, Noch Eeiner mir die Bruft. Sie wogt’ empor wie Fluth der See; Es. kämpften ftürmend Luft und Weh, Und Web und Luft.
An Wonnen, wie an Thrönen reich, Nief ich, wie oft: O herzen gleich Und Eüffen möhe ich did!
So wechſelte, wie dein Geſang, Sn mir der Hochgefühle Drang, Dem Alles wid.
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O Buͤrger, —5— füge ber Mann, Der Ohr und Herz bezaubern kann Mit Schmeichel⸗Wort und Sinn,
Mein Loblied ehrt dich freylich nicht; - Doch hbre, was mein Herz dir ſoricht,
Und wer ich bin!
In Schwaben billhe am Meckarſtrand Ein ſchönes ſegenteiches Land, | Das mid an’s Lit gear.
Ein; Land, worin ſtit grauer Zeit -
Die alte Deutfche Redlichkeit
Zu Hauſe war. le
Da: wuchs ich wohfßehaften Auf,
. . Und meines reinen Lebenslauf =
Maß zwanzig Mahl das Jahr. Zum Grabe fand mein Vater früh — —
Kaum fieß mie noch der Himmel bie,
Die mich gebar. -
u’
Schon wankend an des Grabes Rand,
Ergriff fie des Erbarmers Hand,
Und gab fie mir zurückk. * Sie bildete mit weiſer Muh',
Was Gutes mir- Natur verlich/ —— Zu meinem Glück.
Bey heiterm Geiſt, bey frohem Muth
Ward mir ein Herz, das fromm und gut Vor Gott zu ſeyn begehrt. Nur ebler Liebe huldigt's frey,
Und was es liebt, das liebt es treu Und haͤlt es werth.
— 2550
Mein Leib, — er zeigt vielleicht dem Blick Kein Stümper⸗ und Fein Meiſterſtück Dee bildenden Natur. Ich bin nicht orm, und bin nicht reich ; " Mein Stand Hält, meinen Guͤtern gleich, Die Mittelfpur. . Die bin ich, die! Und — liebe dich! Im ſchoͤnen Stuttgard findft bu mich, - Du trauter Witwerdmann ! Umſchlaͤnge wohl nach langem Harm Ein liebevolles Weib dein Arm, So komm herant .
Denn träten taufenb: Freyer her,
, Und böthen Säde Goldes ſchwer,
Und du begehrteſt mein:
Dir weigert' ich nicht Herz noch Hanb; Selbſt um mein liehes Vaterland Tauſcht' ich dich ein.
Steht Schwaben⸗Lieb' und Trew bir an,
So komm, Beliebter, komm heran,
Und wirb — o wirb um mid! — Nimm oder nimm mich nicht „ fo Und bleibt mein Lieb zu jeder Bf Dig lieb’ ich, dipl.
— — —— —
An Elife,.
Aber die Umarbeitung des voranfichenden Liedes.
Dein neues Lied, mehr grrügt es Geiſt und Ohr, Als das, wodurch ich einſt mein Herz an dich verler, Und meine Kunſt — ſie laͤchelt dieſen Toͤnen: u Doch meine Riebe lächelt jenen. .
Sprich, welchen Lägeln zieht du vor?
[4
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— 152 —
An Elife
® 4‘
Bus fingt mir bort aus Myetenhekken,
I Im Ton ber liebevollen Braut?
Mein Herz vernimmt mit füßem Schrecen | Den unerhörsen Schmeigellaut.
D Stimme, wilft du mi nur neden,
Und lachend den Betrug entdeden,
| © bald das eitle Herz dir traut?
Es fingt: Ich bin ein Schwabenmaͤdchen, Und wirbt um mich gar unbeſehn.
O ihr Poeten und Poetchen,
Wem iſt ein Gleiches noch geſchehn? Dos ift fürwahr das ſchönſte Fädchen, So mir auf goldnem Spinneraͤdchen
Die Pargen in mein Leben drehn!
O Shhwebennidqhen, lieblich (haften.
. Zwar deine Töne mir in's Ohr; Doch auch dem Auge zu gefallen, Tritt nun aus deiner Nacht hervor! .
Denn ad! die Liebesgätter wallen Zu meinem Herzen, wie zu Allen,
Durch's Auge lieber, als durch's Ohr.
en 155 mom
Und zeigt, bie Sehnſucht zu erfreuen, Die Ferne mir dich Selbft nicht klar, So made beige Schmeichelegen Durch diefer Bitt' Erfüllung wahr; Laß, ohn’ ein Mißgeſchick zu fiheuen, - Did von der Wahrheit Eonterfeyen, Und ftelle ganz ‚dein Bild mir. dar!
Du ſollſt nicht hoch in Schönheit prangen;
Denn ich bin felbft nicht jung und ſchoön. Das aber darf ich wohl terlangen:
Mein Auge muß mit Luft did fehn. Auf! Zwingt Bein Fehl dich zu erbangen, So nimm. am Tage mid gefangen!
Und dann — was fepn fol, muß gefchehm.
-
M l 154 rOOR
Tobtenopfer , ben Mlanen —Johann David Michaelis targebracht von feinen Berehrern im Auguft 1791.
Mai Sqhwermuth Klagen ober Zprönen Ziemen nit zum ZTodtenopfer Denen, Deren Lob durch Raum und Seit erfhallt: ©ie find Spende nur dem Erbönfohne, Deſſen Nahme mit dem legten Tone . "Seiner Sterbeglode ſchon verhallt.
Jene Starten aus dem ſchwachen Saufen, Mann fie glorreich ihre Bahn durchlaufen, In der Kraft, die ihnen Gott: verlich, Sinken bey dem Klange hoher Lieder In die Kühlung der Cypreſſe nieder;
Um fie weinet nicht die Elegie.
Denn die Beifter hoher Weifen ſchweben Nicht, in Nacht fih hüllend, aus dem Leben Sin die Wohnung der Vergeſſenheit.
Ihre Weisheit waltet fort hier oben; Ihrer Weisheit Gpotterwerke Toben Die Entfehwebten bis in Ewigkeit.
Schmerz entpreßt vor Hades Thor den Scharen Derer, welchen fie einft theuer waren, Keinen troftbegehrenden Gefang. Nur der Hochverehrung fühe Schauer Füllen ihre Herzen, flott der Zrauer; Ihre Lippen firömen Preis und Dank;
wen 55 —
Preis und Dank für ehrenwerthe Thaten, Preis und Dank für das, was fie gerathen, Was fie wohl geordnet, wohl beftellt;
Für die Sadel, die fie hoch gehalten, Die des Irrthums Chaos zu Geſtalten Wandellofer Wahrheit aufgehellt.
Stets in dieſem Lichte fortzuwandeln, Stets darin zu lehren und zu handeln, rn Shmwört zum Dank die andachtsvolle Schar. — Die auch, Michaelis, großer Lehrer, Bringen feyernd beine Hochverehrer Diefes höh're Todtenopfer dar.
— 296 —
SHehoife en Abelard.
Sen nach pope Li “ _
is ..
Hier in Shaun liefer Todtenftille, Wo die Himmelstochter Andacht wohnt, Und Melancholie in fhwarzer Hülle Sinnig mit gefenktem Haupte thront, Was will hier entflammter Triebe Haber In der gottgeweihten Jungfrau Brut. * Warum gluͤht ihr noch in jeder Ader Rüuͤckerinnerung entflohner Luft! — Immer noch zu Liebe hingeriſſen, Immer noch durch dich, mein Abelard, Muß ich den geliebten Nahmen kuͤſſen, Welcher mir ſo unvergeßlich ward.
Theurer Unglücsnahme, werde nimmer Non verſtummter Lippe mehr gehört! Birg di da in's Dunkel, wo noch immer Liebe gegen Andacht fi) empört!
Schreib' ihn nicht! — Doch ah! was Hilft mein Wehren? — sale Hand, du fehriebft ihn ja fhon hin! —
Löſcht ihn wieder aus, ihr meine Zaͤhren,
Und entſuͤndigt die Verraͤtherinn! — Ah! die Arme, die vor Schuld erbanget, Schluchzt und weint umfonft, umſonſt ihr a: Was gebietherifh das Herz verlanget, - Schreibt die Hand nur allzu: willig nad.
DOBOR 154 or
Mitleidslofe Damen, zwifchen denen rn Sid die Buße. fungfam felbft entfeelt! - Barte Quadern, oft -benegt mit Tpränen; Und von wunden Knieen ausgehoͤhlt! Selfengrotten , :tief in Dorn verborgen ! - Heilgenblenden,, wa-bie game Naht! Chriftus Braut mit ihren fromniea-&orgen Zu Gebethen und, Befängen wacht! Bilder -felbft, die ihs bey uns fo blaͤglich . Weinen lerne! Mir euch in Harmonie Ward ich Ealt zwar, ſtumm und unbeweglich, Doch zu Stein: vergaß ich noch mid) nie. Nimmer herrſcht da ünumſchraͤnkt der Himmel Wo ſich Abelard nicht bannen laͤßt. Stets geneigt zu Aufruhr und, Getümmel, Halt Natur des Herzens Hälfte feft. Meder Faſten mit Gebeth vereiner, Noch die Thraͤnen, welche Nacht und Tag Lange Jahre ſchon mein Auge weinet, Hemmen ſeines Pulſes wilden Schlag.
“s .v
Kaunm entfalt' ich deinen Brief mit-Beben, '
So durchbohrt das Her; mir, wie ein Schwert, J Jener Nahme,: traurig meinem Soden, Dennod ewig meiner Seele werth;
Jener Nahme, meines Friedens ippe Abgeſtorbner Freude Monument,
Den der. Büßerinn verblüͤhte Lippe Ninmmer ohne, Thraͤn“ und Seufzer neun. — Juch den meinen beb' ich zu exblicken:
überall sun Kehutuns oder Schmach,
vn ı58 ..n..
Heron bes Schickſals boͤſe Tüden-
Ihm, wie Schatten ihren Körpern, nad.
Meine Seufzer finden Eeine Weile ,
Eine Zähre drängs die andre fort; Ä
Denn ein Schwert, ein Schwert iſt jebe Zeile,
Und ein Stachel iſt sin jedes Waert.. - - . Schnell aus, freyer galdner Srüblingshelle,
Wo mich warmer Liebeshauch umgab,
Schlang mein Leben eine Kloſterzelle,
Kalt und duͤſter, wie die Gruft, hinab.
Hier verloſch die Lohe meiner Triebe
Vor bes finftern Kirchenwahnes Hauch;
Und die beften, Ehrbegier und Liebe, . Hier zerfloffen fie in eiteln Rauch.
Dennoch ſchreib', Geliebter meiner Seele,
- Schreib’ mir Alles, Alles ohne Scheu, Daß mein Schmerz dem deinen ſich vermiähle, Daß ich deiner Seufzer Echo ſey!
Diefe Macht entzogen ja der Armen
Ihr Geſchick und ihre Zeinde nie.
Könnte wohl, entneigier dem Erbarmen, _ Abelarb ihr mehr entziehn, als fie! .
Noch find fie mein eigen, biefe Zühren:
’ Wozu fpart’ ich fonit die Zähren noch! Wollt' ich ſie der Liebe nicht gewähren, So entpreßte fie mir Buße doch.
Meiner matten Augen Iegte Kräfte
Sehnen ſich von nun an, ſpaͤt und fruͤh, Nach dem Einen feligen Geſchaͤfte:
Leſen nur und weinen wollen ſie.
non 159 on
Theile dann bein Weh mit meinem Kerzen! Weigre mie fie nicht, die bittre Luſt! — | Theilen? — O zu wenig! — Deine Schmerzen Alle, alle ſchuͤtt' in meine Bruſt! — Traun, ein Bott war's, welder Schrift And Sieger. Für ein armes Liebespaar erfand; Für das Mädchen hinter Schloß und Riegel, -Sür den Zlngling, weit von ihr verbannt. Briefe leben, athmen warm, und fagen Muthig, was das bange Herz gebeuth. Was die Lippen kaum zu ſtammeln wagen, Das geftehn fie ohne Schuchternheit. Daß im Gram fih Herz an Herz erhohle, Herz von Herz getrennt durch Land und Meer, Tuagen fie vom Indus bis zum Pole Dienftbar aud den Seufzer hin und her.
Mann, du weißt, wie ſchuldlos -ich entbrannte, Als, beforgt vor jungfräuliher Scham, _ Deine Liebe, die fih Freundſchaft nannte, Leife mich zu Üüberflügeln Eam.
Nicht ald Einen. von der Erde Söhnen, Mein, als Erſten aus der Engel Schar,
Ale das Urbild der Unendlichſchoͤnen
Stellte dich die Phantafie mir dar.
Süßes Laͤcheln, daß der Sieg nicht fehle, Milderte des Glanzes Flammenfpiel, '
- Der nun fhmeidelnd mirin Ang’ und Seele, Wie ein Tag des Paradieſes, fiel.
Arglos blickt' ich in die fanfte Klarheit, Arglos -Taufchte die mein offnes Ohr;
wu 100 wu Doppelt wahr kam jtdes Wort der Wahrheit Mir auf deiner Honiglippe vor. Wer die Lehre ſolcher Lippen hoͤret, O der glaubt, von jedem Zweifel frey! Nur zu bald ward ich durch ſie belehret, Daß die Liebe keine Suͤnde ſey. Wiederkehrend aus bes Himmels Höhen In der Erdenwonnen Negion, Wünſcht' ich Seinen Gott in dem zu feben, Den ich liebt’ als Holden Erdenfohn. Wire’ und dammernd, wie ein Traumgewimmel, Schwebte fern der- Engel Luft mir vor; Und id gönnte Heiligen den Simmel, Den id gern um Abelard verlar.
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O wie oft zur Sclaverey ber Ehe Durch den Spruch geftrenger Zucht verdammt, Rief ich Über jede Sagung Wehe, Welche nicht von freyer Liebe ſtammt. Freye Liebe bebet vor den Schlingen Feſſelnder Verträge ſcheu zurück. Schnell entfaltet ſie die leichten Schwingen , Und entflieht im erſten Augenblic. Immer folge der vermählten Dame Reichthum, Pomp und hoher. Ehrenftand; Hehe und unbeſcholten fey ihr Nahme; Gegen Liebe welch ein leerer Zand! Den Berrognen, bie. der heifgen Liebe Nicht um ihretwillen nur ſich weihn, Haucht ſie raͤchend ungeſtüme Triebe Zur verdienten Seelenmarter einn. Wer⸗
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won 20 mi Werfe fih der ganzen Welt Gebiether Huldigend zu meinen Füßen bin: , _ Stolz verſchmaͤh' ich ihn und alle Güter, Wenn ich nur des Liebſten Holdinn bin. u
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ale dir fonft ein Nahme, mich iu zieren / Freyer, füßer noch, als Holdinn, ein:
- ſo laß, Geliebter, mich ihn. führen,
Laß mich dir, was er bedeutet, fepn-!
Welch ein felig Loos, wann Geel’ und Seele
‚Dig einander ziehn buch eigne Kuafs,
"And, nur folgfam: der Natur Befehle,
Liebe Freyheit, Freyheit Liebe ſchafft!
Allbeſitzend immer, allbeſeſſen
Labet Eins am Andern ſich alsdann.
Keine ber Begierden darbt vergeſſen,
Die ſich nit in Fuͤlle weiden kann.
Der Gedank' erahndet ben Gedanken,
Ehe noch die Lipp' ihn offenbart;
Kaum entſchluͤpft der Wunſch des Herzens Sörantın, Als fih ſchon Erfüllung. mie ibm paart.
Bild der Seligkeit! Wenn auch bienieden Keine Welterfahrung fonft dir glich,
Uns war deine Wirklichkeit beſchieden;
@elig waren Abelard und It ⸗
Weh naie! Pr eih u Bf jenet Cm Was für Graͤuel pföglicd mir fe na! — Horch, des Hochgeliebten Zobesftöhnent „ Nadt; gebtinden, blutend liegt er dal — Buͤrgers Gedichte 2. Band.
\
"Ten 262” äme
Sa, wo war idy mit ber Detterfimmiet Mit der hoben dolchbewehtten Hand! —
Ach! ich haͤtde' des Verfolgers grimme Ferreicha vielleicht noch abgewandt.
„Halt', Barbar, mit der entblößten Schneide, Halt' mit dem verruchten Vorſatz ein! Ruͤgſt tu Schuld, ſo tragen wir fie Beybe,
Beyder müͤſſ' alſo die Strafe ſehn! — ur Ab, ich Eann- nicht, mehr! — Von Sham fangen Und von Wuth; ; eritickt in mir das Wort. —8P
Redet, Fluch der Augen, Gluth ber Wangen, Redet ihr ftats meiner Lippe fett Lu
» D » 41 ’- - .s
Kaint bu, Sheuier, ke bi id ve Senen feyerlihen Trauertäg, =
Jenen Altar, zu den Füßen berfen oe \
Jegliches von uns ein Opfer lag;
Jene Thraͤnen, da ſo hoch nd theter
Warme Jugend ſich der Welt entſchwuur Jenen Kuß/ geweiht dem keuſchen Schleyer, Aber ach! von Falter Lippe nur?
Rund umber' erdebte Gottes Tempel;
Jede Kerze fank in Daͤmmerung; 2 Staunend ſah Ber Himmel dieß Erewpel
Unbegreiflicher Eroberung.
Als wir drauf zum Hochaltare gingen, O wie fhlug-das volle Her in mir; ”
21 — ee...
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—*
Heloife ns Aug' und Seele hingen U
Nicht am Kreuze, hingen nur an diez
Liebe ſtatt der Gnade, deint Liebe
War das Hrerzheſchrey bei Egwirmerinn.
⸗
wer 165 wu Ach! Wenn diefe nicht ihr übrig bliebe, So wär’ Alles, Alles für fie hin. Komm dann, Liebſter, komm mit Blick und Stimmel, Lindre mir den wilden Seelenſchmerz! Stimm’ und Blick entzogft du ja dem Örimme Deines Schickſals für mein.armes Herz. Laß mein Haupt an deinem Bufen lauſchen! Laß, indem mein Arm dich feit umſchließt, In dem füßen Gifte mich berauſchen Zu Welches dir von Aug’ und Lippe fliefie! _ Komm, o komm, du meines Lebens Leben! Alle meine Wuͤnſche rufen did; Gith mir Alles, was du noch, kannt geben; Und was nicht — erträumen laß es mih! — Himmel, nein! Genuß, wie diefer, werde Selbſt durdy beine Hülfe mir zum Spött! Zeige mir den Himmel flatt der Erde! Abelard verſchwinde mir vor Gott!
Komm und bie! — Ach, mindeſtens hadente- u Was der guten Herde no gebührt, Die du zwilthen Wald und Selfenbänte Hier auf neue Weide hergeführt! Du haſt dieſe Freyſtatt aufgerichtet, Des fo manches zarte Lammchen ſchon Sich vor Wolf und Tieger zugeflüchtet, Welche draußen ſeiner Unſchuld drohn. Deiner Großmuth Gaben nur bededet, Statt erfhlihnen Gutes, dieſes Day; Ihrem väterlichen Erde ſtrecket Keine Waiſe hier die Hände nad.
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j —2 164 u Hier belub das flerbende Verbrechen, Zagend vor dem nahen Strafgericht, Den entzürnten Simmel zu beſtechen, Den Altae mit, Gold und Silber nicht. Diele ſchlichten ungefhmückten Hallen, Die beſcheidne Frömmigkeit erhob, | - Zönen nicht ven Ach und Weh, erſchallen Ganz allein won ihres Schöpfers Lob. In dieß Haus, vom Laͤrm der Welt geſchieden - In den Dom, von Epheu gruͤn bedach't, Rund umkraͤnzt mit ſchlanken Pyramiden, Und in ſeiner hohen Wolbung Nacht, Wo hinein durch ſchmale trübe Fenſter, Wie ein ſtilles hehres Mondenlicht In der Wanderſtunde der Geſpenſter, Selbſt der ſonnenhellſte Mittag bricht, Stroͤmte Wonne ſonſt aus deinen Blicken, Und ſchuf hohen lichten Tag umher; |
Doch von jenem bhimmlifhen Entzüden
Strahlt kein Auge, glüht Eein Antlig mehr, Srübe Blicke, blaß gehärmte Wangen ,
Schlaffe Häupter rund umber geftehn \
Ohne Worte täglich das Verlangen,
Ihren Hirten wieder bier zu fehn.
O fo komm dann! Heitre dad Betrübte! Komm, mein Vater, Bruder, Gatte, Freund! Tochter, Schwefter, Gattinn und Gelichte, Alt, Alles fleht in mir vereint. — *
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| Nicht des Kelfen Stirn im Fichrenkeamze Die ſich rauſchend in die Wolken hebt,
u 105 cu Noch des Huͤgels Rüden, ber vom Tanze Froher Lämmerberben lebt und weht, Nicht der Waldſtrom, der vom hohen Gletſcher Donnernd über Felfenftufen faͤllt, " Noch der Brottenquell, der mit Geplaͤtſcher Tag und Macht das Echo wach erhält; Nicht des Frühlings. Winde, welche fäufelnd Dur das Laub der Wiefenpappel wehn, Noch des Teiches Wellen ,' die ſich Eräufelnd Um den Flügelfchlag des Schwanes drehn, Nies. von allem Großen, allem Schönen Spricht ein Troſtwort meinem Kummer’ zu; Nicht mit ihrer beſten Wiegentönen - Lullt Natur dan Wütherich zur Ruh'. - Wie im. Krenjgang Über Leihenfteinen,, So ſchwebt überall Melancholie; uͤber Gaͤrten, Wieſen, Feldern, Hainen, uͤber Thal und Huͤgel ſchwebet fie. Achzend deckt fie mit dem Trauerflore Ale Schimmer, alle Farben zu. Web thut jeder Srohlays ihrem Ohre; . Zodtenftille heifcht fie nur und Ruh'. Tief ftimme fie herab die höchſten Töne, Tief herab der Glock“ und Orgel Klang. Zief und bis zu dumpfem Orabgeftöhne Silberhellen Geld: und Waldgefang.
Dennoch muß id hier nun ewig weilen, Ewig zwiſchen Gott und die, mein Herz, Peinlich in der bangen ͤde theilen; | Nur der Tod briche. endlich meinen Schuerz.
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, Fe sara 106 —⸗
Und auch dann’ zerfällt mein taub. hier, weiten,
Ausgelöfhter Herzen Aſchenreſt, Bis ihm, frey zu deinem ihn zu miſchen) Die Natur den Winden überläßt.
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Ha! Verworfne, die fo hoch vermeffen An der Hand den Brautring Gottes trägt, Doch im Herzen, dott- und ehrvergeſſen, Eines Mannes Bild und Liebe hegt! — Hilf mir, Himmel, wider meine Fehle! — Doch — was preßte dieſen Ruf mir aus? Hauchte Frömmigkeit aus tiefer Seele, Oder ſtieß Verzweiflung ihn beraus?
Hiec noch, wo ihr Haupt im dichten Schleyer I
Kalte Keuſchheit birgt, noch hier ſogar Finden für ihr ſcheltenswerthes Feur Lieb' und Wolluſt Tempel und Altar. Buüßen ſollt' ich zwiſchen dieſen Mauern; Doch vergebens winket mir die Pflicht; Den Geliebten kann ich wohl betrauern, * Aber das Vergehn der Liebe nicht. n Immer blick' ich's an, und immer lodert Hoch das Herz bey ſeinem Anblick mir; Kaum bereut es alte Luſt, fo foderr Neue fihen die flräfliche Begier. ° ' Bald erheb’ ih himmelan die Hände,
Und bemeine laut, was ic verbrach; Bald, wann ich nach Bir die Seele‘ wende,
Sprech' ih aller Unſchuld Hobn und Egmach.
Von dem Schweren, was bie Lilbe letheb, ©
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Bleibt Vergeſſen ſtets rier ſchuetſie us „en
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Wenn fie das Vergehn auch von fd. ferne, > . So begleitet's doch ihr Blid mit Gunſt. -- Haßt das Weib die Sünde wohl von Herzen, Das von ‚Herzen fo den Sünder liebt? - Weiß id, ob mir Buße dieſe Echmerzen⸗ Oder Liebe fie zu, fühlen gibtt — W Hartes Werk, die Leidenſchaft zu bimpfen, Kür ein Herz, fo hoch wie meins entbranns } O wie oft muß Haß mit. Liebe kaͤmpfen, Eh' der Friede Lärm und Aufruhr banntl, .. - O D wie oft wird nicht das. Merz indeſſen . Hoffen, jagen, wänfden, fiteben,.xubn, . : -..' Schmachten und verſchmaͤhn, — nur nicht ergehen? Alles fouft erleiden, Alles thun! — Dod, wann ſein der Himmel ſich bemeiftext Dann — ba! wie ed dann nidi Stoß gerührt, - Nein! entzüdt, belebt ‚nicht, nein! begeiftert. - -- Sein erhabnes Heldenwerk vollführt! — Komm, o komm, nd hilf den Kampf mir mug! Hilf ‚befiegen die Natur in mir!
Hilf mir meiner ‚Liebe, hilf entfagen a
Meinem Leben, mpinem Selbſt — und die! -
‚Eile, mein, Oelieter,. und vermähle. m Deine Braut mit Gott !. Denn Gott allein r.
Kann nach Abelard von ihrer Seele
Letzter, einziger Gebiether ſeyn.
O wie felig, felg unermeflen 0.006 Iſt der reinen Gottverlobten Loos!. - :.. 3 .% "
| Weltvergeſſend, und von Welt vergeſſen Bettet ſie ſich in der Ruhe Fan...
⸗ w⸗ ı68 — Kein Gebeth von ihr bleibe unerhoͤret, Weil fie ſtets in Gottgenuͤgſamkeit Beben eiteln Erdenwunſch ſich wehret; Fleiß und Muße theilen ihre Zeit. Sie kann ſchlafen, wachen, laͤcheln, weinen, Bethen, ſingen, wie es ihr gefaͤllt. Friedlich müuͤſſen Triebe ſich vereinen, Die der Geiſt im Gleichgewicht erhaͤlt. | os fie weint, das weinet fie mit Bonnez Was fie ſeufzt, das wehet bimmelan. Gleich dem Strahl der milden Abendfonne Seht der Gnade holdes Licht fie an. Engel, im WBeleite goldner Träume, Schweben fäufelnd Aber ihrer Ruß’; Engel, fanft bewegend Edens. Baͤume/ Fäaͤcheln ihr der Blüthen Düfte zu. Sie zur Braut ſich zaͤrtlich zu bedingen, Reicht den Ring der Braͤutigam ihr dar. Weiße Jungfraun, Hand in Hand, umſchlingen Unter Brautgefängen den Altar. Aufgeläft vom Klange zarter Seiten, Mid umſchimmert von des Himmels Strahl Waͤhnt fi ie, wie ein Boͤchlein, hinzugleiten - In das ewig bee Vennethal.
sa! ee e Parabieögenfbe = Traͤumt fih möine irre Seele nie, Ehrenloſe, ſtraftiche Gebilde,
Reger Wolluſt Brut, umſchwaͤrmen ſle. Wann in Nähten, darbend an Genüge, Pharteſt te aſett⸗ was Wuth geraubt/
—RX 269 a.
Das Gewiſſen ſchlaͤft, und ohne Nüge
Schnoͤder uͤppigkeit ihr Spiel erlaubt; Dann entſchlüpft fie ihren Schranken, ftärzes Wonnedürftend fih an deine Bruft, Und bie Mitgefpielinn, Sünde, würzet Höher, feuriger den Kelch der Luft. Hoͤllengeiſter, die bey Tage ſchliefen, Spornen raſcher den Begierde Lauf, Rühren bis in feine tiefften ‚Tiefen „Jeden Quell der Lieb’ und Wolluſt auf. "Ha! Dann bi’ und Techz‘ ich mit ‚Entzüden Jede Blume deiner Schönheit an, Uns umkette rund bis in den Rüden Mir den Armen ben erträumten Mann, > - Ich erwach’ — aus Arm, aus Aug’ und Ohre Schlüpfs das Traumbilb, liebeleer wie du. Schnell verziſcht es, gleich dam Meteore; Seinen Schimmer deckt der Nachtflor zu. Weit erſtreck ich dann die leeren Arme, Raſch verfolgt es mein erwachter Blick, ‚aut zuf ih ihm nad in wildem Harme; Doch umſonſt! Es kehrt mir nicht zuruͤck. Schmachtend ſinkt bes müden Hauptes Schwere Rückwaͤrts auf den Pfühl zu neuem Traum; „Komm zurück, bu holder Taumel! Gaͤhre Wieder auf, du füßer Nektarfhaum!” — Ä Nichts! — Mid duͤnkt, nun wandern wir fon Durch die Schauer öder Wuͤſteney, Und bejommern, daß von unfern. Flammen Mirgends, nirgends mehr Erläfung ſey. Abgemattet von des Tages Schwuͤle, Von der Wanderung durch Dorn und Moor,
370 2 u Suchen wir und finden feine, Fühle, Schwere Dampfe fleigen. grau empor, Urd benehmen unſerm mi‘ den Gange, Gfeih den Düniten einer Tobtengruft, Zwiſchen kürchterlichem uͤterhange ut. Hoher Felfenn zen, Licht und Luft.— Jach erbebſt Fu dich von weine Geile, Schwebeſt bis zur Wolkended’ empor, ..; ., Wintſt miv zu aus ber crhabnen Weite, Und rerbirzfadicdy in Ber Daͤmmrung Floy. Donnertfäng jnd Efugp- und Stromgebrauſe Schreckt mid ward: dog. pa" ich · deß aicht — * Denn ich find’ in meer Go: Klauſe Alles Elend, dem in Knie he CE ee En Pe .“ Anders bat zu .beinem Lebendtheile, ", .. ; Gütig firenge dad Geſchick gewählt, — Und bad Heez dir gegen alie Pfeile °,- So des Schmerzens, wie der Luſt geſtaͤhlt Seinen gleichen fanften Schlag beflügelt Mie ein raſches, wild eniflannnies Blut; Deines Geiftes ſtille Großmacht zuͤgelt Die Begier, und wehrt der Überfluch, \ Ruhiger lag nicht: in. feinen Tiefen, — Als noch angefeſſelt der Orkan Und; die Kräfte der Bewegung fötefen, Rubiger lag nicht der Kran 5. 1 0. Sanfter fblunmert.aus der Watt: Selma. Nicht der Gottverſöhnte fi, jn's Grab; Milder Teuchtet nicht der offne Himmel, In ſein halb gebrochnes Aug berae .... 2... n:.:
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Sey mir dann, fey nochmabls her entbothen! F
Denn was fürdteft: du mein Angefiht? Komm, o Abelard! denn unter Todten Sünder ja der Liebe Fackel nie.
Kalt verſagt Natur dich: ſuͤßem Sqherze; Gott verdammt ,'was heiße Lieb⸗ — Ach! Sie lodert gleich der adene,
| Die bein Leben in die Urne mit," 5 4 Ir...
Was für peryenteibende Gebilde 18* ‚Stellen ſich mir allenehafden dal... Igq mag betbend 'wändeln im Seflde,-" De Sch mag knieend beihen am Altar, "ln Unter meiner Sehnſucht "Bauch verdankelt Und verzehrt mein Morgenlaͤmpchen ſich; 3: .. % Kell an jeder Berhkoralle funkelt . | Eine Thräne ‚ hingeweint für dich; Allenthalben ſtiehlt micTeifem Sange : -" . Zwifchen Gott und mid; dein Bild fih Binz Di vernimmt in jedem Chorgefange
Das. getäufhte Ohr der Schwärmerinn.
Wann vom Altar. bis zum Tempelhogen
Blau die füße Woihrauchwolke ſchwebt,
Und ſich, ſteigend mit den Orgelmogen, = Himmelan die fromme Seel’ erhebt,
. Dann zerftdrt:auf-einmahl der Gedanken - Flüchtigſter an dich des Feſtes Glanz; \ Alles ſeh' ich dur einander wanlen, Prieſter, Kerze, Rauchfaß und Monſteanz; Fuͤhle tief in einem Feuermeere M Meine Seele hrennend untergehn, u \
— 178 — Mihrend deß in Flammen die Altaͤre Und umher die Engel zitternd ſtehn. —
Jetzt, da ih her Reue Dolch empfinde,
Da aus mir vie Tugend wieber weint,
Da ih bethend mid im Stande winde,
Da mein Herz ein Gnadenſtrahl beſcheint, Sept komm an, dein Herrenrecht zu pflegen“ Schwinge deines Reitzes Zauberftab!
Sehe dich des Himmels Macht entgegen! Streit’ ibm muthig deine Sclavinn ab! Komm? Gin füßer Blick von dir vernihte Jeden Wunſch der Froͤmmigkeit in. mir Tritt zu Boden meiner Buße Fruchte!
Alle Macht der Gnade weiche die! . libereile meine Segentſtunde
Meiffe mid, ſchon nehe meinem Gluͤck, Neiſſe, mit dem Höllengeift im. Bunde, Noch aus Gottes Armen mich zurück. —
Nein, entfleuch! O fleuch zur fernſten Berne Laß, wie Pol und Pol, und nimmer nahn! Steige Berg auf Berg bis an die Sterne,
Molle zwifchen uns ein Dcean!
Kemm nicht, ſchreib' nichs, denk’-mein nicht, unb trage: Nun und. nimmer wieder Leid um wich !; , Jeden Schwur erlafl' ich dir, entlage
Jeder Ruͤckerinnerung au did. -
Fleuch, verwirf und baffe Heloiſe =
her du, ihr einft fo wonnenofl, .
wo 17d
u biermit zum letzten Mahl gepriefen, Holdes-Bild! Und nun — Ich’ ewig wohl! — Gehre Gnade! Gbttlich fhöne Tugend! Segenvolle Weltvergeſſenheit!
Hoffnung, Himmelskinv im Schmuck der Sand! | Glaube, Spender hoher Seligkeit ! Eprecht nun, aM’ ihr hoch willlommnen Säfte,
Freundlich meiner offnen Seele zu! “ Schenket zu dem nahen Jubelfeſte Meinem Geyerabend ſanfte Ruf! - —2*
Sieh, o ſleh hier an des Zode eye: J Heloiſe'n trauernd ausgeſtrecktt Wo ihr Leib vielleicht die Ruheſtelle Einer gleichen Dulderinn bedede! Mehr als Luft iſt, was mit ſanftem Schauer Oft ſie anweht, leiſe ſie umftöhnt , Mehr als Eccho, was von jener Mauer Murmelnd ihre Klagen wiebertönt. Wach, gleich wie ihr Blick das duͤſtergelbe, Matte Kerzenlicht, fo wad vernahm Jungſt ihr Ohr den Ruf; der vom Gewölbe Hohl und dumpf heraüf gewandelt kam: Komm, To fagt' es, ober ſchien's zu Tagen, Komm von binnen, arme Schweſter, komm ! Hier ift Ziel und Nubeftatt der Klagen. | Die bich ruft, war ſchwach, wie du, und fromm! Vormahls bebte, weinte, ſeufzte, flehte, Litt fie, ah! um Liebe, gleich wie du. Bots Bernthm der frommen Angft» Gebethe, Und geheiligt ging fie ein zur Ruh’,
4,
Po 17% vr Ah, wie fanft und. füß iſt hier ber. Schlummer! Wie ſo ſtill if Alles rund umher!
Ausgewimmert bat allhier der Kummgr r
Und die Liebe ſeufzt and weint nicht mehr., . Hoͤllenangß ob ihrer Menſchheit Schwaͤhen Br Folgt hieher der frommen Einfalt nicht; . u:
Menſchenhaͤrte darf den Fehl nicht rächen, _ n
Dem ein milder Gott Verzeihung ſerigi.
Sa, ih komm’, ich tomme! Seht mid fertig, Eure Rofenlauben zu beziehn!
Seyd mit Himmelspalmen u mein eig. Er
Und mit ewig blühenden Jasmin ! ae, Mich verlangt, in Bude ba zu weileh,
Wo die reinen milden Lüfte wehn,
Wo der Riebe } $lammenwunben heilen, „ ru Und in Luft bie Schmerzen, übergehn. — Jetzo komm, meiß Ahelard, und leiſte Liebreich mir die legte Trauerpflicht!
Ebne ſanft dem müden, Pilgergeiſte Seinen Übergang..aus Nacht in Fichte
Sieh das. Prechen meiner trüben Augen, Sieh das Beben, meiner Lippen an! -
Neige dich... | ben. ‚legte Hauch zu, ſaugen, Und im Fiuge meinen Geiſt zu, fabn! — Nein, ach nem! — — im heiligen Talare, Stil erbebend, wie der Eſpe Blatt, u Bus Dit geweihter Kerze vom Altare . Mahe dich zu meiner Lagerſtatt!
Folge meinem irren Augenſterne
Mit dem Kreuz, und reich es mir zum sup”,
‚
⸗
vwoa 476 ww.
So auf Ein Mahl (ebre mich, und telnd ”- Ber | Du von aſir auch, wie man flarden mußt ur Br AH! Nun magft du, tief im Shaun verfanten, Schuldlos vor ver einſt ſo: Theuern Aha, - Magſt verlühn des Auges letzten Funken, Und verblühn der Wange ofen: fehal Stehn, bil. Eriner’ ihrer Lebensgeilten, . ... ı 2° ir. Selbſt der Eleinfte ſich nihht weiter regt, iin > Bis ihr Herz für ſeinen geoßen:Meifter/! '. ; Seinen Abelärd auch nicht mehr fehlägt. m. . “e., Zod, o Tod, du Redner ahne Gleichen, Bor dem Liebenden, det fern nichts Hört, i : ° Wie erfgisternd, ſelbſt durch fteunime Zeichen, c: .:
Predigſt du, was ihn für taub hechort! nt
t vs
Bann nun nad Bie Ahbne e bet Sean 2 Die mein‘ Blick ſo iliſtern oft umiret, - 7: Unter Lebensmüh' und Zeit-veralten, " " - . Und erfchtäfft zuſammen ſinken wird, "-
Dann verwandte ſich? in Hochent zücken
Alle teine Heribefiommenbent a EEE —— Weir vor teinen aufgelärten Shen - -- 1 T
Öffne fi tes Hemuels Herrlichkeit2 Eine lichte Molke fleige nieder, DR: j Und, umringt von frobet Engel Chor, Schwebe bey dem Klange- füßer Lieber Deine Seel! in's Parabies empor! Ruf’ ihr bort der Heiligen und Frommen Ganze Schar, die fi entgepen- drängt, So voll Liebe, jo voll Luſt willkommen, As dich Heloifen’s Am umfaͤngt
\ . konse 176 er.
Veyder Aſha dede nun Ein Hügel, Beyder Nahmen werd’ Ein Stein geweiht? Glorreich teone deines Ruhmes Flügel Meine Liebe zur Unſterblichkeit! | Fuͤgt fih’6 dann in. fpäter Nachwelt Tägen Bann am Aergen mir Fein Wurm mehe frißt, Und von meinen Seufzern, meinen Klagen . Längft der letzte Laut verſchollen iſt,
Daß ein Ungefähr nach feiner Weiſe | Fur ein ˖ trautes Paor den Dan erbenk
Und die Schritte ſeiner Pilgetreiſe
Nah tem ftillen Parallete lenkt:
O fo tret eb wehunuhavoll und ſchweigend An den alten grauen Marmelſtein“ Haupt zu Haupte ſanft binüber neigenb,
Schluͤrf es Eins des Andern Thränen ein! Aufgeſchattert von des Misleibb Triebe
Hinterlaſſ es bethend unſer Grab; | „Segn’ uns Gott mit einer fröhern Liebe, Alb das Schickſal biefen Armen gab!” Tu
In der Feperfiunde , wann det Chöre - Lautes Hoſiana hies ertönt,
Oder wenn ihr banges. Miferere j " Knieend eine Schar von Buͤßern ſtoͤhnt;
Mittendann im Pomp der Helatombe Frommer Seufjer, bie gen Himmel wehrt,
Müuͤſſe noch auf unfre Katakombe
Seitwaͤrts manches Auge. niederfehn!. Selbſt der Andacht mäll'-in boͤchſter Sphäre Gin Gedanke noch an uns entfliehi,
, Und, die ihn begleiten wird, die Zähre
Werbe gern im Himmel ihr verziehn! 0 Wenn
⸗
ne 197 . Ben das Stück nicht meinen Nachruhm neidet, So erhebt ein Saͤnger ſich vielleicht, Der an einer Seelenwunde leidet, Die der meinigen an Tiefe gleicht, Der umſonſt, umſonſt durch lange Jahre Seiner Hochgeliebten nachgeweint, Bis ihn noch mit ihr — doch vor der Babel: Das Geſchick Minutenlang vereint, Der nun unter Klagemelodiein,
.. Kern non treuer Gegenliebe Kuß,
Schmachtend in das Land. der Phantafieen Seine liebſten Wünfhe fenden muß:
Diefer mach' in preislihem Gedichte, Wohl geftimmt dazu an Herz und Mund, Unſre thraͤnenlockende GOeſchichte,
Meinem Schatten noch zum Labſal, Fund? Bey dem Liede meins und feiner Schmerzen Werde jedes Hörerd Bruſt erregt!
Denn nur der beweget leicht die Herzen, Welchem ſelbſt ein Herz im Buſen ſchlaͤgt,
— — ee -
Kürgerd Gerichte 2. Band, M
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Fir: Tugend, Menſchenrecht und Mendenttander ſterben,
Iſt höͤchſt erhabner Muth, iſt Welterlöfer: Tod; Denn nur die goͤttlichſten der Heldenmenſchen färben Dafür. den Panzerroch! wit ihrem Herzbiu vöth.
J
An höͤchſten ragt an ihm die große Todeeweihe Für fein verwandtes Volk, ſein Vaterland hinan. Drey hundert Sparter ziehn in dieſer Heldenreihe
Durch's Thor der Erigteit den Übrigen | voran.
-& groß iſt and der Led fuͤr einen guten deren, Mit Zepter, Way’ und Schwert in tugendhafter Hand. Wohl mag der Edlen Math nad folhem Tode dürften; Denn es ift Tod zugleich für Volk und Vaterland.
Der Tod für Freund und Kind, und für bie füße . | Holde Iſt, wenn nicht immer groß, doch rührend ſtets und ſchön. | Denn es ift Todesgang, den, nicht erfauft mit Golde, Im Drange des Gefühls nur edle Menſchen gehn.
‘
—— 170 we Sür blanke Majeflät, und weiter nichts, verbluten, Wer das fürgroß, für ſchoͤn und rührend hält, der irrt. Denn das ift Hundemuth, der eingepeitfcht mit Ruthen Und eingefuttert mit bes Hofmahls Brocken wird,
Sich für Tyrannen gar hinab zur Hölle balgen, Das ift ein Tod, der nur der Hoͤlle wohl gefällt. Wo ſolch ein Held erliegt, da werde Rad und Salgen Für Straßenräuber und für Mörder aufgeſtellt!
- f : ®
me Bo rruc J
Sinnenliebi'e.
Eu Honigvdglein, weih und zart, Iſt leichte Sinnenliebe. Ä Von Schmetterlings - und Bienenart Sind ihre Nahrungstriebe.
Sur für den Lenz hat die Natur Dieß Slatterfind geboren. | Im Lenze lebt und weht fie nur, -
Gehegt, gepflegt von Flore'n.
Kaum dürfteft du im Sommer ihr Das Leben noch erhalten. Doch unter'n Händen wirb fie dir Gewiß im Herbſt erkalten.
Autumnus volles Segenshorn Wirſt du umſonſt ihr biethen. Es naͤhret ſie, ſtatt Wein und Korn, Nur Duft und Thau der Blüthen.
U
Straflied beym ſchlechten Rriegsanfange der Galller.
MW. nicht für Freyheit ſterben kann, Der iſt der Kette werth. Ihn peitſche Pfaff' und Edelmann Um ſeinen eignen Herd!
O Franzen, eure Rednerey Iſt mir ein Graͤuel nun. Nicht prahlen, daß man tapfer ſey, Nein, tapfer muß man thun.
Zwar wiffen wir, um Blut erkauft Der Sieg fih immer nidt; Doch daß ihr wie Gefindel lauft, Drob zürnt mein Strafgedicht.
Ha, glaubt ihre, dag man feigen Sinn Durch Tiegerthaten birge? . Ä Schmach euch, die ihr den Feldherrn hin, Hin den Gefangnen würgt!
Wie war mein freyes Herz entbrannt, Getaͤuſcht durch Adelſchein, Selbſt gegen Hermann's Vaterland Tyrtaͤus euch zu ſeyn!
won 102 .reme Yun wend' ih meines Liedes Pfeil, Bon Unmuth raſch beſchwingt, Und rufe Jedem Sieg und Heil, Der Euch die Feſſel bringt.
Wer nicht für Freyheit ſterben Tann, Der iſt der Kette werth. Ihn peitſche Pfaff und Edelmann Um feinen eignen Herd!
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».., Die Bitte (y
O Shioefter ‚ merk quf iefe Kunde: Erfcheint bir je ein iynges, Hirk, . Der lieb ſogleich dem, Herzen ‚Wird, Und immer fieber jede Stunde:
“ Den Tafl’ ich nicht, ich ſchwoöͤr' es bir; Du aber laß den Lieben mir!
Rührt, ohn' ein Woͤrtchen laut zu fagen „ Sein ſtummer Blick fhon jedes Herz, Und darf bey feinem halden Scherz . Die Unfhulb'felbft zu lächeln wagen: Den laſſ' ih nicht, ich fchwär’ es dir; —. Du aber laß ben Holden mir !
Schweigt ſeiner Laute Philomele Hoͤrt ſie ihr zu im Pappelbaum, Umſchwebet dich ein Wonnetraum Bey'm ſüßen Klange ſeiner Kehle:
Den Taf ich nie, ih ſchwoͤr' es dir; | Du aber laß den Süßen mir!
Mofern aus eined Schäfers Hürde Dem armen Mann auf's erfte Wort:
„O haͤtt' ich doch dad Lämmchen dort!” Das Laͤmmchen ſammt der Mutter würde; Den lafl’ ih nie, ich ſchwör' es dir! .
O laß, o laß den Guten mir!
*
Reitz und Shönpeit,
' >
Des des ftillen Reitzes Mongel Zieht kein ſchoͤnes Angeſicht; Denn der Biffen fonder Angel Lot wohl, aber fängt doch nicht,
. 4 Heute mir, morgen dir.
we G;. Junker, der nad Junkersbrauch Dem Kutſcher Ruhbart Hoͤrner ſetzte,
Und weidlich lachend, daß der Bauch
Ihm bebte, ſich darob ergetzte,
Vernahm aus einem nahen Strauch,
Wo Ruhbart ſaß, den das verhoͤhnte: „Sohn, hüthe dich! — So lacht' ich auch, Als deiner Mutter Mann ih Erönte.” -
4
enien . BG um Lied.
Mein frommes Mädchen ängftigt ſich, Wann ich zu viel verlange. Die Angft der Armen macht, daß ich Don Herzen mis erbange. —
Schwebt underſucht alsbann vor ade
= Der Woluft ſuͤßer Angel, .
So haͤrmt fie fih noch ärger ſchier, Und waͤhnet Liebesmangel. |
So, hier und dort gebracht in Drang, Erftiken unſre Freuden. O Liebe, loſe dieſen Zwang An Einem von uns Beyden!
Gib, daß ſie mich an Herz und Sinn Zum Heiligen bekehre, Wo nicht, daß ſie als Suͤnderinn Des Sünders Wunſch erhoͤre!
naren 187 mom
| Der wohlgefinnte Liebhaber.
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Jn Nebelduft und Nacht verſank Das Dörfhen und die Flur. Ä Kein Sternchen war mehr. biink und blank, Als Liebchens Äuglein nur. Da tappt' ich ſtill mich hin zu ihe, Warf Nüſſ an's Fenſterlein; | Sie weht’ im Hemdihen an die Thür, ze Und ließ mich ſtill hinein, oo
Huſch! fie voran, huſch! id ihre nad, . Wie leichter Frühlingsweſt, Hinauf zue Kammer unter'm Dach, Hinein in's warme Neſt! — „Rück' Hin? Rück' Hin!’ — „En, ſchönen Dank m_ „O ja! O ja! — „Nein, nein!” — Mit Bitten halb und halb mit Zank Sg ih mich doch hinein.
„Hinaus, rief Liebchen ſhnell, ‚ dinaus!, Hinaus auf's Schämelbrett !
Sch ließ dich Schelm wohl in. ‚das Haus, , Allein niht in mein Bett.” m... _ nn
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„O Beti, rief ih, du Freudenſaal, Du Srab der Sehnſuchtspein! Verwahrt' uch Eifen dich und Stahl, Sp müßt’ id doc Einein.”
Drauf kuͤßt id fie, von heißer Luf
Dur Mark and Bein entbrannt,
Auf Stirn, auf Auge, Mund und Bruft, Und bielt fie fit umſpannt. —
„ad, Shelmden, nichts zu arg gemacht Damit wir nicha bereun! Du ſollſt auch wider morgen Nacht
Und alle Naht Bin“ — —
Doch ach! noch war kein Monath voll, Da merkte Liebchen Mar, Daß unter ihrem Kerzen wohl Nicht Alles richtig war. „O weh, tu haft es arg gemadt!
Nun dreht mir Schmah und Sein. Ach, hätt’ ich nie erlebt die Nacht, Da ich did Tieß herein!’ —
Das Mädchen feiner Lieb’ und Luft An Angft und Pein zu fehn, | Iſt von der ärgften Heidenbruſt
Wohl ſchwerlich auszuftehn.
er A geſagt, der ſag' auch B, C., D dann hinterdrein, Und buchſtabiere bis in Eh Sich treu und brav hinein!
TOR 189 ve.
Ich nahm getroſt, fo wie fie war, Mein Liebchen an die Hand, Und gab ihr vor dem Traualtar Der Weiber Ehrenftand. . Kaum war ber Fehl gebenebeyt, So fihwanden Angft und Pein; Und — wohl mir! — fie hat's nie bereut, Daß fie mid ließ hinein.
> ron 190 nm
Die Erfheinung -
Sonett.
Staunend bis zum Gruß der Morgenhoren Lag ich, und erwog den freyen Schwur, Welchen mir ein Kind der Unnatur
Beyſpiellos gebrochen, wie geſchworen.
Da erſchien, begleitet von Aurore'n, Die empor im Nofenwagen fuhr, Jene Tpyochter heiliger Natur,
AH! zu kurzer Wonne mir geboren.
Weinend, wie zur Sühne, hub ih an: „Wadhn, ich fände dich, o Engel, wieder, Zog in's Netz der Heucheley mid nieder.” —
„Wiſſe nun, o lieber blinder Mann, Sagte fie mit holdem Flötentone, Daß ih nirgends als im Himmel wohne!”
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ur. 007
ANA. 391 —
An das Herz. | So n et % | u Lenge ſchon in manchem Sturnf und Mandeln meine Füße durch die Welt, —W
Bald ben Lebensſsmüden beygeſellt, Ruh' ich aus von meinem Pilgergange.
Leiſe ſinkend faltet ſich die Wange; Jede meiner Blüthen welkt und foͤut. Herz, ih muß dich fragen:. Was erhält Di in Kraft und Hülle noch fo lange?
Troß der Zeit. Defpoten « Algewalt ‚ Faͤhrſt du fort, wie in ded Lenzes Tagen, Liebend wie die Nachtigall zu ſchlagen.
Aber ah! Aurora hört es kalt, Mas ihr Tirhon’s Lippen Holdes fagen. — HDerz, ih wollte, du auch würdeſt alt!
Drange
mn 192 won
Die Königinn von Golkonde. Nah Boufflers Proſe.
Xp überlaffe mi), o Feder, deinen Grillen. Mein Genius bat fonft wohl dich regiert; Heut fey von die mein Genius geführt. Gebiethe keinem Herrn! Er füge fih deinem Willen.
Bekanntlich wandte’ einft eben fo Schach Riar fih an Dinargade'n, An feinen Bo der Rieſe Moulineau; Und Beyd' empfahlen fih durch Maͤhrchen fehr zu Gnaden. Auf! mache mich mit einem Dito froh! Des Zwanges will ich dich bey deinem Spiel entlaben. Ich ſchaͤtze zwar der edeln Feile Fleiß; Doch wird ein Hoͤckerchen nicht meiner Luſt gleich ſchaden. Nur ſage mir hübſch, was ich noch nicht weiß.
Dem Leſer, ſollt' er ja nach deinem Machwerk ſehen, Dem Leſer, wer er ſey, Mamn ſey er, oder Weib, Gibt man im Vorbericht ganz trocken zu verſtehen, Auf fein Vergnügen fey dein Werk nicht angefehen ; Es gelte hier nur meinen Zeitvertreib. Die Lefer find umringt’von Freunden, von Schar⸗
manten, » Die Leferinnen von Amanten. Doch meine Wenigkeit entweilt kein Midgenſpiel— So thu' es dann ein Ganſckiel.
Freund
vo 199 read Freund Harlefin ruft wohl alsdann Bor langer Weile Rom's Monarden, Den Marc Aurel, um Hülf' und Beyſtand an, Um — bdeito fanfter einzuſchnarchen. Allein bey mir mag, wenn fie kann, Golkonde'ns Königinn das Helferamt verwalten, Mich wach und munter zu erhalten.
Ich trat das Lebensalter an, In welchem die Natur den Züngling ausgeſtaltet ⸗ Worin dem kaum vollendeten Organ Sich eine neue Welt entfaltet, Das Alter, da des Erdenpilgers Bahn Allmaͤhlich ſich zu feiner Höh' erhebet, Auf welcher, frey von feiner Kindheit Staat, Das Auge vol Begier hinaus in’s Weite firebet, Und was es nicht erreicht, die Phantafie erſchwebet; Mit einem Work, ich zählte -fechzehn Sahe. Sch faß, entferne von meines Mentord Blicken, , Auf eines rofhen Kleppers Rüden, Und commandirt' als Feld -— nein! Waldherr — ein ner Schar | Won zwanzig wohlgeüßten Hunden, Auf einen Keiler losgebunden.. Man denke fih, wie hoch beglückt Ih wart . Mad einem Kampfe von drey Stunden ! War uns das Wild, ich weiß nicht wie, verſchwunden. Die Jagd war aus; ich fprengte hin und herz Umfonft! da war kein Keiler mehr. | Ich überließ hierauf bas Weitre meinen Hunden, ' Bürgers Gedichte 2. Band, mM
vorsR 194. —* Und, wie mein Kiepper, endlich ff, @tieg ich herab; wir waͤtzten uns in’s Gras; Das Klepperchen fing an zu grafen; Und ih entfhlief auf einem weichen Rafen.
Der Hunger weckte mid; ih af, - Bedacht anf neue Zägerthaten, . Ä Ein Stllckchen Brot und Ealten Rebbußn - Braten Das holde Plaͤtzchen, wo ich faß, Mar ein geheimes Thal, gebifbet don zwey Höhen; Bekraͤnzt mit Birken und mit Sqlehen. Durch eine Lücke ſtellte ſich/ An: eines Hügels ſanftem Hange, J Ein Doͤrfchen dat: Von dieſem trennte mi,
‚ Weit ausgedehnt in’s Breite, wie in’6 Lange, „Ein anmuthsvoller Landesſtrich, Bedeckt mit Gaͤrten und mit Saaten,
Die freumdlich meinen Blick, fie zu bemerken, berhen⸗
| Die euft war rein, der Himmel blau; Die Baͤchlein fioffen ſtill und beiter;
Es glänzten Blumen, Gras und Kräuter
Noch von Aurore'ns Perlenthau. u
Die Sonne, kaum ein wenig weiter
Als durd ein Viertel ihrer Bahn,
Lieb auch auf ſchattenloſem Plan
Ihr Strahlenlicht, gemildert von Zephyren,
Die lebende Natur nur noch zur Wolluſt ſpüren. —
So ſind denn nun bie Freunde der Natur, Die einen Fruͤhlingstag, ein Paradies zu fehen, Und Sinn und Her daran zu laben recht verſtehen
Denn ihretwegen mahl' üb nu,
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_ wen 195 EDER Mich felher reißte biefe, Scene Weit weniger, als eine Bauerſchoͤne, | | In weißen Wamms und Rod, ein allerliebſtes Ding; Dis inuhtern Schrittes dort, mit einem blanken Topfe Vol frifher Mi auf feinem Kopfe , Vermutblich feinen Weg zum naͤchſten Staͤdtchen ginge „ad, falle nicht! — war ploͤtzlich mein Gedanke, ‚ Als fie, beffimmit durch ihren Pfad/ Die allzu ſchmaie Bruckenplanke Quer über einen Bad betrat — Und wenn du mußt, fo falle lieber, Henn du erſt unverſehrt herübher Und hier auf meinem Raſen biſt, Der trockner und auch weicher fr: | Der Schritt gelang. Bald {ab ich mit Entzucen Daß ſie den Weg nach meiner Gegend nahm. Je näher fie beran gefcheitten kam, — J Je näher ſchien fie mir an's Herz zu rücken/ ünkundig daß, was mir ‚seihehn, — Sprang ich empor, entgegen ihr zu gebn; Und immer reitzender erſchien ſie meinen Blicken. So zart, ſo wohlgebaut, ſo friſch, ſo roſenſchon u: Hat Zeus auf Erden nichts, im Himmel nichts ‚Sefehn. Um ein Gefprä & mit ihr nad) Würden zu beginnen, Wußt' ich ſogleich auf nichts mich zu beſinnen. So voll das Herz mir war, ſo leer füpte‘ ih den Kopf. Jen's glich dem Trunkenbold, und dieſer war ein Tropf; Und beyde wiſſen nicht beſonders viel zu ſagen. In’ Mittel trat da noch Freund Magen; Doch addreſſirte "ber fi nur an ihren Topf, | Und barh, ihm einen Trunk daraus nicht abzuſhlagen. | Sie Hoch ihn mir mise einer Anmuth dar, | na
Der fie allein nur fähig war;
Dann fuhr ich fort, fie noch mit zwey, drey Fragen Nah Nahmen, Alter, Dorf, und foldherley zu plagen; Und jedes Wort, das ich darauf vernabm, '
War mertb, daß ed aus ihrem Munde Fam.
Sie war vom nähften Dorf; ihr Nahme hieß Aline. „Ach! ſprach ich, liebe ſüße Line, Ich möchte wohl dein Bruder feyn!” — Nicht dieß gerade wollt’ ih fagen — „Und Ihre Schweſter ih!” fiel fie mie Wohlbehagen Voll allerliebfter Unfhuld brein. — _
„Doch lieb’ ich dich, bey meiner Ehre, Nicht weniger, als ob ich's wirklich wäre * Erwiedert' ich, indem ich ſie umſchlang. Alinchen ſetzte ſich zur Wehre, Und als ſie mir entgegen rang, Fiel ach! ihr Topf; — die Milch floß auf die Erde. Welch Mißgeſchick! — Sie weinte bitterlich; Niß dann, mit zürnender Geberde, Bol Ungeftüm, aus meinen Armen fi; Rafft' ihren Topf auf von ber Erde, Und wollte fliehn. „Ach, wär’ ich erft zu Haug!” Rief fie voll Angft, glitt auf der Milchſtraß' aus, Und fiel, fo lang fie war, zu Boden auf den Ruͤcken. Ich flog, ibr beyzuftehn, doch wollte mir's nicht gluͤcken; Denn einer ftärkern Macht, als ich, Gelang es bald, fogar auch mid In ihren Sal mit zu verfiriden. — Man weiß, ich zählte ſechzehn Jahr Und funfzehn Sahre war Aline, Dieb Alter und dieß Plägchen war
— 197 m
Das rechte, wo am liebſten feine Mine
Der Gott der Liebe fpringen läßt. —
Alime trübte zwar durch Thränen erſt fein Feſt;
Bald aber wid der Schmerz der MWonne,
Und Tieblih durch's Gewölk der Thränen brach die Sonne. —
Di Zeit, die ſtill für und in ihrem Laufe ſtand, War dennoch, wie ſich endlich fand, Für andre Weſen fortgelaufen. Die Sonne ſank hinab bis an des Himmels Rand; Die Abendglocke rief in Haufen Die Menſchen und das Vieh zu Hüte’ und Stall zuruͤck. „Ach! ſagte mit erſchrocknem Blick Alinchen, nun iſt's Zeit, nah Haufe mich zu tragen; Die Mutter möchte mich fonft ſchelten, oder fchlagen.” Ich, felbft noch voll Reſpect für meine Zrau Mamma, Trat auch dem ihrigen deßwegen nicht zu nah. „Bin, fuhr fie fort, find meine Milh und Ehre: Doch Ihrethalb verſchmerz' ih den Verlufl.” — „O geb’ mit deiner Milch! Als ob nicht beine Bruſt Erwiedert' ich, ſe weiß wie dieſe waͤre! Am uͤbrigen iſt ja bie Luft Unendlich füßer, ald die Ehre.” — | Als ich ihe drauf mein Bißchen Barſchaft PR Und einen goldnen King, zum Denkmahl biefer Stunde, Verſprach ſie mir mit Hand und Munde, Ihn zu bewahren bis an's Grab. | Betrübt, fobald verlaffen uns zu müffen, »Gebrach es und an tiefen Seufzern nicht, Und Angefihr ven Angefiht
*8R
—*
— 198 —
Sgied ‚ feucht von Thränen und von Küffen. -
Ich ſchwang mich wieder auf mein Roß,
Verfolgie mit dem Blick noch lange meine Schoͤne; Dann ſagt' ich Lebewohl der anmuthsvollen Scene,
Wo ich zum erſten Mahl der Liebe Gluͤck genoß,
Und voll Verbruß in Herz und Miene,
Daß ich Eein Hauer war im Dorfchen meiner hine,
Ritt ich zurck auf meines Vatere Shloß.
Ich hatte mir zwar eelbſt das Wert gegeben, | Auf Feine andre Jagd in meinem ganzen Leben, Als auf bie greudenjag | in Line'ns Thal, zu gehn, 5
Und allenthalben fonft i in Feld⸗ und Waldgehägen,
Der reitzenden Aline wegen,
Das Wild mit Gnaden anzufehn;
Doch ae biefe ſchoͤnen Plane, 5
Schön gusgeführt in meines Herzens Wahne ‚
„ Verfhwanden wie ein Morgentraum.
Denn abgeftiegen war ich kaum,
So kam ein Poſtillon mit Briefen, - Die meinen Vater nah Paris, AH! ſchon am noͤchſten Mörgen, riefen,
Denft, ivie mir murde, da ed hieß, IH müßte mit! — Mit jammervoller Miene Schluchzt ich; Ade Mamma! und dacht': a, Aline! —
Auch Stahl zernagt die geit: wie alſo Bunte dann Der Liebe zarter Stoff vor ihrem Bahn beſtehen? Untröftbar reiſt' Ih ab, mit meinen Herzenswehen; ; Doc wohlgerröfter kam ich an, ” Je mehr ih von Alinchen mich entfernte, Je mehr entfernte ſich Minchen auch von’ wir,
m 199 en Bir Luft an Unlem, was ich hier In meiner neuen Welt zuerſt erfuhr und lernte, Beſiegte die Erinnerung der Luſt, Die ich verlor , und meiner jungen Bruſt Entſtahlen zwey hochwoblgeborne Diebe, Die Loͤffeley und Ehrſucht, bald die Liebe. | Auf Eriegerifher Bahn ftrebt' ich nach Ehr' und Glück. Mein Arm erfocht mir durch ſechs ſaure Züge Zwar nicht an Lohn, doch Wunden volle Ondge, Dann kehrt' ich nad Maris zuüd, Um dort mit befferm Stüd für Minnelobn den Sqhenen, Als Koͤnigen für ihren Dant zu froͤhnen.
Einſt, nach vollbrachter Oper, fand Ich mich von ungefähr bey einer hübſchen Dame, Die ihres Wagens. wartend ſtand. Auf einmahl machte die auf mich die Aufmerkfame, -‚Und fragte: „Kennen &ie midenigt v-_ „Verzeihen Sie, Madam, nie ſah ich Ihr Geſicht.“ — ” „Niet — Ey! Betraͤchten Sie mid doch einmahl genauer." „Dieß, fhöne Dame, wird zwar wadelich mir nicht fauer ; Dog was ih Schönes auch in meinem Leben fah, So kam doch nie etwas dem, was ich fehe, nah'.“ „Nun, weil denn mein Geſi cht nichts in enhrum bringet, So will ih ſehn, ob's nit der Hand gelinget.“ — Hier zog fü ſie ihren Handſchuh ab Und zeigte mir den Ring, den ich Aline'n gab. „Alin' „Aline! wollt' ich ſagen; Doch vor Erſtaunen ſtarb das Wort
\ om 200 wos ü Sm runde mir. Indeſſen Eam ihr Wagen; Wir fliegen ein, und rollten fort. Ä
Hier kam es num zu Fragen Über Fragen; Und folgenden Bericht vernahm mein Ohr: „Vermuthlich haben Sie, des Milchtopfs nicht vergeſſen, ‚Viel weniger no alles Deifen, | Was ich mit meinem Topf verlor. |
Nicht Sie, mein Herr, nicht ich bedachten,
Was wir an jenem Tage machten;
Doc warb’ es mir bald offenbar ,
Daß e8 ein — Eleiner Junker war.
Auch meine Mutter ward ed innen,
Und jagte Fur; und gut das Töchterchen von hinnen. - Kein Bitten half mir ans der Noth. Ih sing, Als ein verwaiftes armes Mädchen,
Und bettelte mich bis in's nächte Staͤdtchen,
Mo eine alte Frau mich mütterlich empfing. - Der Menfchenfreundlickeit zum Ruhme,
Erklaͤrte die ſich bald zu meiner guten Muhme.
Sie hegt' und pflegte mich, fie puste mich heraus, Und nahm, wohin fie ging, das Nichtchen mit fih auf. Die Kennerſchaft fing än nad mir zu ſehen,
Beehrte bald mit Zuſpruch unfer Haus,
Und Zantchen gab mir gütigft zu verſtehen,
Ja huͤbſch mit Höflichkeit den Gaͤſten vorzugehen. Gehorſam richtet' ich der Tante Willen aus. Der Paſtor Loci kam zuerſt in unſer Haus, Und auch am oͤfterſten; drum mußte wohl vor Allen Ihr Kleiner Sohn auf feine Rechnung fallen.
Er machte nach der Zeit ein ſchmuckes Chorkind draus. Doch Zante, die auf unfer Gläd zu finnen
u. 201 rn
Auch ſelbſt im Glück nicht unterließ, Fand bald, wie ſie mir klar bewies, An einer großen Stadt ſey mehr noch zu gewinnen, Und führte mich von dannen nah Paris. 5 Hier ging ich durch verſchiedne Hände,
Und meinen Reis befaß am Ende
Ein alter wackrer Präfibent.
Nun weiß, wer diefe Herren Eennt,
Daß, wenn fie noch fo hoch in Themis Tempel ſtehen, Sie doch an Amor's Hof vielleiht am legten geben. Von meinem Ehrenmann blieb, wann er blank and
bar, Entſtaatsperuͤckt, entbalskrauſt, ausgewindelt Aus ſeinem großen Amts⸗Talar, Kurz, wann er ganz von dem, was nicht er ſelber war, Vom Haupt bis auf den Fuß entſchindelt, Vor mir erſchien, blieb, ſag' ich, blank und bar So wenig, daß es kaum der Rede würdig war. Doch liebte mich dieß Wenige nicht wenig, Und überhaͤufte, wie ein König, Der fih an Eeine Gloſſen Eehrr, Die Tante, fo wie mi, mit Geld und Geldbeswerth. Die Tante ſtarb, und ihr Vermögen Vermehrte noch durch Erbſchaft meinen Segen. | So hatt! ih denn, durd Fleiß bey Tag und Naht, Bon dem, — und ben, — und ben, — und meis nem Präfibenten, Und durch der Tante Tob, fünf taufend Thaler Renten Sn trockne Sicherheit gebracht. Langweilig wurde mir in mandherley Vetracht Mein Handwerk nun; auch höhnte mich ſein Nahme.
_y [4
wann 208 *
Ich Hätte gern die Ehr⸗ und Tugendſame,
Bern aud nur zur Weränderung gefpielt,
Wiewobl man dabey auch oft lange Weile fühle,
Für zwey fdarmante, blanke, Eraufe, \
Geränderte, vollſchwere Rudewig
Erklaͤrt' ein Stammbaummacher mich
Zum Fraͤulein von ſehr gutem Hauſe.
Nun lebt' ich hoch; gerieth von ungefaͤhr
Mit Männern von Talent, befonders fhönen Geiſtern,
Auch in ein geiſtiges Verkehr.
Daburch gewann bey Stümpern und bey Meiſtern
Der Ruf von meinem Beift, Witz und Geſchmack gar ſehr;
Auch mocht' ed in der That mich etwas mit vergeiflern.
Ein bochgeborner Ehrenmann
Don vierzig taufend Thaler Renten, —
In mich und mein Verdienſt, Trotz meinem Präfdenten,
Bis übers Ohr verliebt, both Herz und Hand mir an.
So ift denn nun die weiland arme Tine
Marquiſe Caſtelmont für's werthe Publicum ;
Doch blieb die Frau von Cafrimenk d darum |
Nicht minder noch für dich Aline.”
„Und nun für wen, fprad ich zu ihr, Für wen bat wohl dein Herz am zaͤrtlichſten wit gen!” — „Das Fannft du, böſer Mann, noch fragen? Verſetzte ſie mit ſanftem Schlage mir. Zch' war Natur und Einfalt, als id) bir Mid ſchentte, wenn ich gleich mie drob das Haar zer⸗
raufte. Das Brit ich nö, als ih an Andre mich verkaufte.
— 203 — Nicht mehr fo jugendfriſch und ſchoͤn, Mußt ich mein n Bichen Reitz durch fremden Schmuck erhöhn,—, Und Tag für Tag die Kunſt des Wohlgefallens üben:
Wie haͤtt' ich da noch koͤnnen lieben?
Die Künfteley wird ſtets das Ziel
De reigenden Natur verrucken
Das Roth, womit wir unſre Wangen fömüden Zerftört das holde Farbenfpiel,
Durch weldyes wir zum erften Mahl entzüden, Und Lügen der Empfindfamkeit erſticken
Das herzliche Naturgefühl.
Nur Ein Mahl, und nur dir, hat fi mein Herz ver⸗ ſprochen;
Und hab' ich gleich in kurzer Zeit
So leicht, als Eine kann, die Treue dir gebrochen,
So darf ich doch auf Herzbeſtaͤndigkeit
So ſehr, als irgend Eine, pochen.
Gewichen iſt aus meiner Phantaſie
Dein zaubervolles Bildniß nie;
Den Kelch der Luſt, auch von den ſchönſten Rittern
Mir dargereicht, pflegt' es mir zu verbittern,
Doch muß ich allerdings geſtehn,
Bisweilen macht es auch die Soͤßigkeit erhöhn.
Und nun begann, vor innigem Entzücken,
So unverhofft beyſammen uns zu ſehn, Eirn ſolches feuriges Umarmen, Herzen, Drüden
Und Küffen hin und ber, als wär! es nie geſchehn. Wir langten an bey ihr, ich blieb zum Abendeſſen, Unb weil ber Herr Marquis beut nicht zu Haufe kam So hielt ih ays, bis Alles Abſchied nahm,
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Und blieb die Nacht, — wo? laͤßt fich Feicht eemeffen. — Der Liebesgott verſchmaͤht die Gold⸗ und Seidenpracht Des Schlafgemachs, des Bettes der Marquiſe;
Er fuͤhlt ſich nur auf blumenreicher Wieſe,
Und in des Hains geheimer Schattennacht,
Auf weichem Moos, in ſeinem Paradieſe. Mein ‚He erfuhr's; denn darin nur beſtand
"Mein ganzes StäE, daß ich mich hinter ber Gardin⸗ Mit einer hübſchen Frau befand;
Allein fie hieg und war niht mehr Aline. —
Ihr Liebenden, ift euch am Vollgenuß
Der Liebe, mindeſtens der Wolluſt was gelegen,
So ſuchet ja ihn nicht auf meinen Wegen,
Wo man nur ſtets im Fluge nippen muß.
Mit Briefen vom Miniſter gilt kein Saͤumen; Da'muß man zur Armee zurück. \ Dieß unmeibbare Mißgeſchick Entruͤttelte mich meinen Wonneträumen. —
Die lange wird der Lug und Trug
Des Prahlers Ruhm uns fo viel zarte Freuden,
Wie Tange no der Ruhe Glück verleiden?
Wie lange wird ber Held des Krieges Fluch . Mehr, als der Liebe Segen ehren? — .
Jedoch auf diefer Weisheit Lehren
Hatt' ih in jener Zeit von Herzen wenig Acht.
Denn, wenn man Hauptmann ift, fo ift man drauf bedacht,
Vielmehr Major, als Philoſoph zu werden;
Und Trog den ſtrengen Amtsgeberben
Des erfien Matadors im Stoatdrath und am Hof,
- Wird man viel leichter auch Major, als Philoſoph.
Es fing daher kaum an zu tagen, u
wesen "205 rosa So warfih mid, am Herzen leicht und frey, In meinen angefhirrten Wagen, Und ließ zu neuer Pladerey | | Mich aus dem Schooß der Grau Marguife tragen. —
Nachdem ich funfzehn volle Jahe . Von Haus und Hof entfernt gewmeſen war, Und Trotz der Tapferkeit, mit welcher ich geſtritten N} So manden Tort, als Hieb. und Schuß erlitten, . Muͤßt' ih, als General für unſre Kolonien, Mich nach Oſtindien ein wenig noch bemühn. Im Meer und im Roman mit Sturm ſich zu befaſſen, Sey jedem Robinſon von Herzen überlaſſen. Ich kam, ſo gut man immer kann, Ganz ſonder Ungemach auf meinem Poſten an. Bey ſeinem Topf voll Reis, bey ſeinem Waſſerkruge Saß Alles, als ich kam, in Ruh’ und Harmonie; Und meine Fahrt ſah einer Luſtpartie Weit aͤhnlicher, als einem Kriegeszuge. Weil ich nun ‚nichts zu fechten vor mir fand, So fing’s mid an, nad) Reifen zu verlangen. Gedacht, gethan. Ich ſtrich von Land zu Land, ‚Und blieb zulegt im Reich Golkonde bangen, Das vor ganz Afien in höchſter Blüthe ſtand. Beglückt durch eine Frau, die bier das Zepter führte, War alles Volk, weil Schönheit und Verſtand, Die des Monarchen Herz, und der fein Reich regierte, Nicht nur des Staats Schatullen waren vol; Voll waren überall auch die der Unterfaffen. Der Bauer aderte nur. für fein eignes Wohl. Wie felten das! — Die ‚Herren bey ben Kaflen. Senden fremdes Geld nicht für ips eignes Wohl.
‚Die Weisheit diefed Staat
Wie noch weit ſeltner das! — Durch ſtattliche Gebäude
Nahm jede Stadt den Sinn der Schönheit ein. So Herz als Auge fand am Volksgewimmel Weide.
Des Staͤdters Ange ſicht entſtrahlten Seel; und Freude/
Bewohner ſeiner Stadt zu ſeyn.
Den Landmann hielt die Freyheit warm und troden,,
Und gab ihm ſtets genug in feinen’ Napf zu broden;
Zufrieden mit dem Süd, das ihm fein Stand verbieß,
Und auf die Ehre fiolz, die pi und Spinnerocken erwies/
Ließ er ſich ſeiner Flur durch kein Phantom entiocken.
| Die Größen hielt der Zauberblick Der ſchoͤnen Königinn mic Luft am Hof jurück.
Denn fie verſtand bie, Kunft , die Treue zu belohnen, Und doch dabey den Schatz des Staates zu verfhonen, Die holde Kunft, die ſtets ihr Ziel erreicht,
Und die; wie mir als Dilettanten daͤucht,
Zu felten nur die Koͤniginnen Üben,
Weil fie den Königen vielleicht .
Nicht allerdings zu herzlichem Belieben
Gereichen mag, wenn fie Notiz beſchleicht. n Den unfern hatte fie zum Gluͤck noch nie erreicht. Ich kam an dieſen Hof und ward daſelbſt einpfangen,
So gut, als immer nur ein Fremdling mag verlangen.
Erſt hatt’ ich Öffentlich bey'm Könige Gehör,
- Dann bey der Königin‘, die ihren Schleyer ſenkte.
Darob verwundert' ich nun freylich mich gar ſehr; Denn nach dem Atteſtat, ſo das Gerücht ihr ſchenkte / Erwartet' ich hier keinen Schleyer mehr. Indeſſen muß ich doch zu ihrem Ruhme ſagen/ Daß fie mich ſonſt mit aller Huld empfing’; Ich hatte weiter nichts zu klagen /
Er]
MS daß der Sqhleyer mir des Anblicks Luſt verdarb, Wonach ich in der That faſt vor Begierde ſtarb; Denn daß fie ſchönet wär, als alle Huikgöttinien, Kart ich von Jedermann gehört. . Zudem iſt auch, was großen Königinnen Die gütige Natur befchert, | Der Neugier doppelt merkenswerth. —
Kaum bin ich wieder fein; und glaube mic mein F | FL" Vs So kommt ein Junker an, gefandt zu dem Behuf, Mir morgen früh den fhönen Park zu zeigen, Den nad höchft eignem Plan die Königinn. erſchuf⸗ Das nehm’ ich dankbar an. Wir ftehen Schon mit der Sonne munter auf, Und nehmen Anfangs unfern Lauf j Durch ein Gewinde von Alen, n eine Art von bit verwachſnem Kain, Wo Pomeranzenbaͤum', Akazien und Mytten Mit Frucht und Blüthenduft im Schatten uns bewirthen. An einen Baum in dieſem Hain | Steht din geſatteltes, gejäumtes Pferd gebunden,
Dein Führer fpringe binapf, ſtößt in ein Silberhorn, Das ihm am Halſe hängt, gibt feinem Roß den Spern; ' Und ift in wenigen Secunden | 5 Aus meinem Aug' und meinem Ohr verfhwunden; Gloſſirend über dieſen ‚Sprung, Und ziemlich voll Bewunderung, — Daß man allhier die Fremden, ſtatt ſpazieren,
Im Narrenſeil nur irre ſucht zů führen, erfolg' ich meinen Weg bis an des Waͤldchens Kant,
Auf einmahl wird die Gegend mir bekannt;
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208 rasen Und fieh! nach Eurzem Weiterwandern, Liegt eine Landfhaft vor mir da, Die der, wo ich zuerft Aline'n ſah, So ähnlich ift, als kaum ein Ey dem andern. | Bis auf das Eleinfte zeigen fid Ä Dasfelde Thal, dieſelben Höhen, Bekraͤnzt mit Birken und mit Schlehen. Es laͤßt diefelbe Lücke mic Denſelben Slur« und Gartenſtrich, | Und weiter bin dasfelde Dörfchen fehen. Auch fehlt, wie ſich verſtehet, nicht Der Pfad, der Bach, die ſchmale Vrucenplanle. Nur Eins, das Mädchen noch gebricht, Kaum aber wuͤnſcht dieß mein Gedanke, So tritt auch das daher. Es traͤgt denſelben Topf Vermuthlich auch vol Milch, auf ſeinem Kopf; Und iſt an Kleidung, Wuchs, Geſtalt und Gang und
Miene
Von Haupt zu Fuß bis auf ein Haar — Aline.
„Iſt das ein Traum? Iſt es Vezauberung! Iſt's Wirklichkeit? Sind's leere Schattenbilder Rief ich mit Ungeſtuͤm in wilder | Betäubender Verwunderung.
„Kein Zauber, fagte fie, kein Traum Kat did betrogen, Kein leerer Schatten bat von mir Die Wirklichkeit nur vorgelogen; Sie leibt und lebt; Aline fteht vor dir. Ihr Aug’ und Herz verrieth dich geftern ihr. Sie wünſcht' in der Geftalt von dir erkannt zu werden, Worin fie dir zum eriien Mahl gefiel, " Und überraſchte dich daher mit dieſem Spiel.
Sie
wen 200 , Sie kommt, in deinem Arm von ren Kronbeſchwerden Sich ausjuruhn! und ſetzt auf ihren Kopf, Anſtatt dex Krone, jenen Topf, Siets unpergeßlich ihr auf Erden. on Durch dich nur fühlt bie arme Milcherinn Sich glücklicher, als jede Königinn.“ —
Mein Herz vergaß bie Königinn im cine; Ich ſah und hörte nug Aline'n. ur Wir waren beyde: gang allein, -, , J Bedroht von keinem Freudenraͤuber.
Auch Koniginnen nd bekannter Maßen’ Bea; Wie ſolli' ed nicht die von Golkonde feyn?
Ich, fühlte mid am Leib, Uund am Gemüthe
In meiner erften. Jugendzeit, Yan
Und unterhielt daber die Königinn noch heut
Als ob. die Koͤniginn noch wie. Aline blühte, Weil einer Koͤniginn, wie man gewoͤhnlich glaubt, Auch felbft das Alter nie der Jugend Bluthe raubt.
Nachdem wir fo das Feſt bes Wiederſehns —* Und kraftiglich duch Wort und Ipat- . Den erſten Liebesbund erneuert, +: Lie fie fi ihren -Hof- Oma, . - Durch eine traute Zofe bringen, Die auf ihr Zeichen ſchnel aus, nahem Buſchwerkn trat. Sie entalinte ſich; und undefangen, gingen Wir auf das Schloß zurück. Des, ganzen Hofes Staat Erſchien vor ihr in. glänzender Parade, Und Jedermann ward durch die Huld und Gnade, Womit fie ihm entgegen kam, antzückt. Der hier ward angeredt, der dort ward angeblidt,
Bürgerd Gedichte 2. Vand. ©
— —— — — ——
210 rom
Und angelaͤchelt wurden Alle,
Kurz, wie ein ſchoͤnes Weib auf ihrem Ehrenballe, Schien fie die Liebſchaft Jedermanns, allein Ganz Niemands Koͤniginn zu ſeyn.
Nach aufgehobnem Mittagsmahle,
Das alle Welt mit ihr genoß ,
Entzog fie fi mit mir dem Troß
Nah einem abgelegnen Saale.
Hier ſaß ich traufich neben ihr,
Und, meiner Neubegier zu fleuern,
Gab fie yerreu in Nuce mir .
Den zweyten Zom von ihren Abenteuernz⸗
„Kaum wareſt du drey Monath aus Paris, So zwang ein Ehrenpunct, der ſich nicht fhliäten eo Be, Den Herrn von Caſtelmont zum bitzigſten Duelle,
Und leider! blieb er auf der Stelle.
Mir tief gebeugten Witwe blieb
Kein andrer Troft für biefen Senſenhieb,
Als vierzig tanfend Thaler jährlich,
Die Herr von Caſtelmont mie ficher hinterließ. Mm halb fo viel nad drüber, wie es hieß, Stand's in Sicilien beynah' etwas gefaͤhrlich, Wofern ich nicht ohn' allen Zeitverluſt,
Quer Wendung der fatalen Krife‘, Mich ſelbſt an Ore-und Stelle wieſe;
Auch diente zur Erleichterung der Bruſt, Behauptete mein Arzt, die Reiſe der Marquiſe. So ſchifft' ich denn mit vieler Laſt
Mid ein, um nah Palermo abzufahren;
Doch ein controͤrer Mint, der [darf aus Noͤrden bliet
-
won DIT ‚vom Verſchlug uns von der Fahrt, und fließ Uns an die Küfte der Barbaren, Wo 'der conträrfte der Korfaren Sich weit canträrer noch bewies. Das. ‚Schiff mit Mann und Maus, und mit der Frau Marquife, Wie ſich von ſelbſt verſteht, ward ‚des Korſaren Priſe. Det Kapitän, ein Türk’, verfuhr mit Jedermann Von unferm Schiff fo graufam und fo feindlich, Allein mit mir fo gütig und fo freundlich, - Als immer nur ein Türk' verfahren Eann. Nachdem er Algier erft begrüßet, Verſchleppt' er mich nach Alexandrien. Sans Rime et ſans Raifon warb er daſelbſt geſpießet; Mich aber both man feil, nebſt allem Einige. , Ein Handelditann aus Indien, Erftand als Selavinn mid zu ungebenerm Preiſe, Und brachte Mich, nad ziemlich langer Reiſe, Hierher. Ich lernte bald durch feinen Unterricht ‚Des Landes Spradye,' Sitt' und Weiſe; Nur die Geduld zur Knechtſchaft teen’ ih nicht, So leicht ich aud mich unter Armuth beugte. So bald daher Gelegenheit fi fih zeigte, Hielt ich die Flucht für Menſchenrecht und Pflicht. Auf einer Jagd nuth fhönen Landestögten, Fiel ich von ungefähr des Aönigs Daremswägtern Durd meine Schönheit in’6 Geſicht. BE
. Man griff ˖mich auf ˖ dem Freybeitsfinn zum Poſſen,
Ward ich noch vor der Nacht in das Sexail veiſeloſ
ten, Per: zu 02
wos 2132 vw.
Kaum aber war der naͤchſte Tag erwägt, . .
So fan der ganze Hof mir demuthsvoll zu Süßen,
Als Lieblingsfulteninn mich ſchuldigſt zu bearüßen,
Wozu der König mid in der verwichnen Naht -
Durch fein: car tel eſt notre Plaifir, a
macht;
Mein ſchoͤnſter Stern fing an nun aufzuglänzen.
So wie die Leidenfchaft ded Königs alle Oränzen,
So Überfhrist fie meine Macht. -
Golkonde beugte bald fi vor dem. Zepter nieber WM
Das ich fo fertig ſchwang. Es hatte nichts dawider,
Zus Allbeherrſcherinn das fremde Weib erhöhn,
Und feinen König felbfi, voran nur, Inien zu ſehn.
Aumaͤchtig durch Geboth, duch Beyſpiel oder Bitte, Vernichtet ih und ſchuf. nach Willkuür jede Sitte,
In meiner großen Koͤnigsburg
Ließ ich mir nie das kleine Dorf entfallen,
Wo unverwelkt ich funfzehn Jahr hindurch
Dos Bluͤmlein Unſchuld trug. Bor allen: . : ..
Schwebt nad das. Thal, wo ich's an dich nerler, . '
Der Phontafie wit feinen Reigen ver.
Um mir bas Bild noch voller glechen- 0.007
Sucht' ich mit Unverdroſſenheit 7
‚Zu einer zweyten Wirklichkeit. . -'
Das holde Urfelbft zu erbeben. .ı, -. 7: 8.
Sch legt’ im, Park das Feine Dorfchen an J
Um mein Geburtsdorf nachzuahmen; ..
Ich gab ihm deſſen theuern — *R i., 5 ar,
>) *⸗
Und ſah darin ſtets Jedermann udn Für meinen; Fraund und —* 2 —X Ich bin in ienen Keimen Hütten, 0 urn: GR
Mehr als in meinem Schloß, zu Baus; 5.
un" ZZ een Ich füge mich in ihre Sitten, — nn 3% flotte jedes Mädchen ud; ; \ Die Alten lad'ich oft zu Tiſche, Damit ihr Anblick immerdar An mein geliebtes ÄAlternpaar Die Anerinnerung, fett beilig mir, erfriſche. Von keiner Jagd wird hier der Halm zerknickt, Das Gräüschen wird nur von'den Zephyrtaͤnzen Der frohen Jugend leicht gedrückt, Und jedes Blümchen nur zu Krängen' Bon jungen isbenden gepflüdt. Nie fol, fo lang' ich bin, auf meine Lieblingeſtellen Die Art der Ulmen Eine faͤllen, Ä Die ih nachahmend lief erziehn, Zu Um jene'mie'Tebendig darzuſtellen, BE Die Schatten unſrer Luſt verliehn. Bey'm Purpur unb bey'm Hermeline Ruht noch das ſchlichte Hirtenkleid Der weiland dürftigen Aline, Und weckt inmGlanz ber Herrlichkeit Die Anerinnerung der alten Dunkelheit. Beſtaͤndig wird's in ihr die Achtung nähren Zür jeden eiſten Stand, worin Die achtungswerther war, als jegt die Koͤniginn. Es wird fie überall den Stand ber Mienfchheit ehren, . ind heſer/ alt ein Buch, die Kunft zu hertſhey
lehren.“
r welch ein Phoͤnix ſeltner Art, So eine Fuͤrſtinn von Golkonde! Was unter dieſer Roberonde Nicht Alles ſich zuſammen paart!
vorn 216 vorn, Die beſte Königinn,, der beſte Herr und Knig, Das befte Weib, der befte Philoſoph, Und — Alles das noch viel zu wenig! — Die befte — Luſtpartie am Hof.
Ag! kaum erprobt’ ich dieß ſeit Lierzehn Wonne⸗
tagen, So überrafchte mich mit ihr Der Keonenträger feldft in feinem Schlafloſier, Und zwang mich, meinen Kopf und Zregen 3F Aus feinem ſchoͤnen Staatsrevier Durch's Kammerfenſter wegzutragen — Ich kehrte drauf nach Frankreich bald zurück, Und erntete dort ungeheures SE - . - Und Unglüd, beyberley fehr unverdienter Weiſe. Verarmt und hoffnungslos, verwuͤnſchend mein Ge⸗ il, >. Macht ich mich wieder fort auf eine lange Bei e Und ſtrich feitdem von Land zu Land, : _ Bis ich euch hier in diefer Wülte fand.
Wenn id mein Mißgefhic hier endlich noch verwinde,
So iſt es, weil ih auf Ein Mahl In diefem ſtillen Palmenthal So Einſamkeit/ als auch in euch Gelellſchaft finde. —
Bey— dieſen Tehten Verfen quält Der Lefer ſich vielleicht mit peinfihem Gefi chte. Er dachte wohl, ich haͤtte die Geſchichte, Die er bier las, für ihn erzählt, | Doqh weiß er denn nicht mehr, was ſchon im Vorbe⸗ | ‚richte j Mit bürren Worten für ihn ſteht ? Verzeih' er dann, wenn ber Poet
— Z1D win Bis hierher.fih an ein Perſoͤnchen mandte, Das feinen Lebenslauf von ihm zu hoͤren brannte, Und welches er von felbfi wohl nimmermehr erräth,.. Kurz, an ein.olted Weib, mit grauem Haar und U Runzeln, An Binſenſtoff gehüͤllt, dos ſchon ſeit manchen Jahr Bewohnerinn des Thals, worin jch ankam, war. Daß ihr das Ding gefiel, verrieth ihr oͤfters Sam U ı. gel Rz; ” Wiewohl es menden unten Schlag. - Bon Lefern fehr gelangweilt haben: mag.
Als ih zu Ende. mar, ſprach meins, Eleine Alte: „Wißt ihr, was ich von dem Hiſtoͤrchen halte —E „Nun, liebes Mütterchen? — „Das, Beſte, ws ihr's wißt,
SR; datz es fo haͤbſch wahr in jeden Wbrtchen ift.” —
„Ey, Mütterchen, wer has euch. das verbuͤrget?
Ihr wißt, daß Einen nicht gleich ‚jede Lüge wuͤrget;
Vielleicht eriog ich Alles Wort für Wort.” —
„Das weiß “ befien » Herr, fuhr fie mit Lächeln.
fort; .
Ihr babe den. Bügel "von auf feinen Kopf geof | fen.” —
„Ey, Mätterhen, ich will nicht hoffen
Daß ihr euch gar mit ſchwarzer Kunſt befaßt. ge:
„O ganz und ıgar nicht, lieber Gaſt!
Aulein die ˖ Eigenſchaft von einem kleinen Dinge
Verbürget mir die Wahrheit diefer Dinge.”
„hohe, das mär'- ein Ring, wie Feiner * ſich 3
fand, ⸗ neh Als der vom; ‚Salome der alle Geiſter bannt.” — . „Kennt, fagte fie mis fhlauem Lähelmienen,
wein 216 —EXX— Kennt ihr and wohl das Ringlein von Alinen!” — „D Himmel! rief ih aus, ihe ſeyd es abermaht Sprecht, welcher Kobold trieb euch in dieß Thal" — „Der Kobold, tagte fie, laͤßt fich-niche' ſchwer erras'
then.
Es war der Zorn bön. meinem Seren Gemaff. ” "- Natürlich, daß' ich“ mich nid tjenen ſchoͤnen LThaten/ So gut wie ihr, burd/s Fenſterloch- einpfahl. Ihr ſeyd jedoch des Kobolds Principal: Ihr gabt, ihr nahner mir Gölkonde'ns Konigskrone; Ihr führtet mich, veiro Obfervanz zum Hohne, Vom Hirtenthäl hinanf sum Geld und Marmorſaal, Und wiederum von“ da herab’ zume Thal, ‚Das id ſeitdem inzafler Ruf‘ bewohne.“ —
o Himmoel ⸗ «ar ich dus, wie alt muß id miht fon! | Denn eben jego Fällt mir änz Daß ich ein volles Jahr mehr ais Atint Baer Allera, bey seiner ärmen &eele! : U Kaum kann man älter noch, eis deine Runzeln : ſeyn. —E— 7 Bas Eimmert, ſprach fie augenblictih Mit ebrenfeftem on, und bie’ —* Wir waren weilanb ſchoͤn und jüng; Jetzt laß uns weiſe ſeyn und glücklicht Wir haben in der Woͤlluſt get," Lörze .. Statt zu ‚genießen, nue verſchwendet.·“ Sie ih dahin! Die Freuidſchaft aber Tpendet Uns ıbre Güter auch noch heut; i On hübſch genoſſen, ſtatt bereitet? ur flüchtige Minuten waͤhret
| rn "RL Hr" | Dee Wolluft Henigfäßigkeit; Won Mo . Allein der Freundſchaft Segen nchret Das Herz durch alle Lebens zeit. vi Ein Trsöpfchen Thau Haft dun in jenen, "7 °-
In diefer einen Diamant; "+ de) Und funkelt diefer gleich nicht fhßner,, "v2 So weicht doch ſchon dem Hauche ſener; “ . JF Dem Stahl thut dieſer Widetſtand. a . , Der Eine borget feine Helle 3 Don einem fremden: Strahle Hop,’ * Der Andre trägt an deſſen Stellen Mei: J— Sein Urlicht in ſelbſt eignem So, 2. 4
Und funkelt auch in’ dunkler Zeile: °' Die Woluft ift des Gluͤcks Derfäniinberinn; S Die Freuntfchaft "dient ihm treus als —ãe
terinn. — 8 re Drauf führte fie nid ohne Stufen en do Entgegen einein Berge Peofpech, 7 u Mit Mandel: und mit Beigenbäumen en Und Kokospalmen reich bedeckt. ee Durch tauſendfach gekrümmte Made : ' : 12° Herunter büpfend, macht' ein Bach Durch feine murmelnde Kaskade J Das Eccho gegenfiber wach. eb nz
Vor einer Grori”am Faß des Be nr Empfing ben Baft ein Eifberfer, a 2 Und zog das Wild der anthfthBvollen Hthß
In bie Unendlichkeit der Kiefe feines Spiegel.
„Sieh an; ſpräch ſie, nob viefeB bir’ genäget-" "
Umraufcht vom nahen Fruchtbaum⸗Haine,
Ruhe meine Wohnung, und — die Bine, -
‚218 —.
Wenn ſich dein Bunfs beſcheiden fügte Geringer Pflege deiner Hane Bedarf der edle Boden hier,
Daß er den reichſten Gegen bir
Zum Lohne deiner Mühe fpende. .. . Zum Trunke, wie zum Babe, winkt Dir ein fo frifches ‚reines Wofler, . . als in Paris dem zeihfien Prafler- .. Nicht in kryſtallner Flaſche blinkt... Von jenem Gipfel, best. im Saum Des unbemwölkten Üchers ‚ kann: Dein Blick die Fluven und bie Auen Bon mehr als Einem Reich auf. Ein Mahl Aberlheucn Verſuch' es, Freund, und ſteig hinan!. . .
Du othmeft dort für. Die Beſchwerde Des reinſten Äthers Labſal ein. "Zu wirft entfernter von ber Erde Und näher Gottes Hirimel ſeyn. Barachte dort, was in.den Sergewinben De Erde du verloren baft,. | Uni fage mir alddann gefaßt: . -. „-.. Ob du es noch win wieder finden.” — .
Sewundernd ſie verochtend wich,
. Bart ich mid vor ber Lehrerinn zur Ei.
Wie durch ein ſchoͤpferiſches „Merbe!”
Schnill umgeſtimmt, empfand mein Bein. #8,
Und jede drüdende Belhwerdte --
Der ınzufriebnen Münfe wid. - |
‚Mein Herz empfand für fie mehr, als m je ems pfunden.
Die fetigften von "einen Eebensftunden:
N
%
— 219 vom Sind, inniglich vereint mit ihr, Seit biefee Herzbekehrung mir, Tom Vorurtheil der Welt und Leidenſchaft entbunden, Im Schooß der Einſamkeit und Freundſchaft hinge⸗ ſchwunden. Sie ſtaͤrkte mich an Fuß und Hand, So wie an Herz und an Verftand; Und im Gefſihl der neuen Kräfte, : Ergetzten Zuß, Hand , Sek und Herz Sich auch am mühenden Gefhäfte, Als, wär’ es lauter Spiel und, Scherz. Den ganzen Tag ſucht' ich mein Gluͤck vergebens; Ich fand es erſt am Abend meines Lebens.
ee EZ
. Daß ich ſo willig gab und nahm.
Zum Nußgefträuch mit. ihm entwich
Einneinterung‘ }: 2
g war weht Zunzfe Eigenfkin, 0 Durch Guͤte kaum zu. samen: " 00 Und ſtraͤubte mich: ofe' her und bin, _ | Zu geben’ und‘ zu nehmen. - u Der Himmel weiß ed, wie’es Hai, . Daß ic fo angeln gab und nahm, ° Eu . \
Da tem ein junger glaumenbore, „ ’ Bol Anmuth und vol Leben, Der wußte mit ber beiten Art Zu nehmen und zu geben, Da weiß der Himmel, wie es kam,
Ich merkte, wo er ging und ſtand, Auf jeden feiner Winke. Ergriff er meine rechte Hand, So both ich auch die Linke, Der Himmel weiß es, wie ed Fam, Daß ich fo willig gab und nahm.
Ich der Geſpielen Schwarme.
Ich gab ihm in die Arme mid, Und nahm ihn in die Arme.
Der Himmel weiß. ed, wiees kam, Daß ich fo willig gab und nahm.
nom 221 row Wir lieben, taufhend Ruß um Ruß, ' Auf weiches Moos und nieber. Ich gab den Kern von meiner Muß, Nahm den von feirier wieder. Der Hinmmel weiß es, wie es kam, Daß ich ſo willig gab und nahm. —
Da Härten wir durch Laub und Gras Die Mutter rufend kommen.
“ Wohl Hüte’ ich ſonſt, wer weiß noch was, ‚ Gegeben und genommen. u Der Hünmel weiß ed), wie 28 Tom, u Daß ih fo willig gab und, nahm.
X
—
Freybeit. — Freybeit wuͤnſcheſt du dir, und klagſt alltaͤglich und hmm... Daß bie Freyheit fehlt, über Deſpoten⸗Gewalt? — Lern' entbehren, v Freund! Beut Trog dem Sqmer; und dem Tode! Und Bein Gott des Dlymps füplet ſich freyer, als du. — Aber ned frage dein Biick: Wie lern ih bie ſchwerſte der Künſte, Wie den erhabenen Ttotz gegen den Schmerz und - den Tod? — | Wirb bey der Mutter. Vernunft um Tugend, bie goͤtt⸗ liche Tochter. Wirb! — Und dein iſt die Kunſt, dein der erha⸗ bene Trotz.
— 225 —
J —
Entſcutdigung.
J. Bettp, ija ich that ben Show, . Mir Lieb’ am beinem Reitz zu halten; Doch ungerechter Weife nur. ... Machſt du zum Meineid mein Ertalten. Stets ehrenfeſt hat ſich mein Schwur, Dein Reig nur bat ſich nicht gehalten.
peodtem
Liezebewanderter ann ‚und — Weib, ſprich:
Welche von weyerley Dein wanlet ie peinlichfte
wi --
Die, wann bu inniglich ist, allein nicht wieder ges
liebt wirft, Und das Andre nit hehlt, daß es vergelten nicht
kann? Hder , wann inniglich du geliebt wirft, ohne daß du liebſt, Und du hehlen es mußt, daß du vergelten nicht kannſt? Ach! dort iuckt dir das Herz; doch fehlt die reibende Hand dir; Aber hier veibet fie dich, wo es bir leider! nicht juckt. Veydes, Beydes iſt peinlich, und kaum dem Feinde zu gönnen; Aber. von beyderlen Eins halt’ id am peinlichſten doch: Dort ermannt und erhebt doch immer das ruͤſtige Herz ſich, Schwingt ſich in Phantaſus Reich, ſuchet und fin⸗ det oft Troſt. | Aber in Ohnmacht fiegt’s bier auf der Wirklichkeit So: ' den ’
unbd muß helten der Pein, welcher kein Schwung eö entzieht.
— —
’wese 225 —*R
Feldjaͤger⸗Lied. Mi Hörnerfhalk und Luftgefong; Als ging’ es froh zur Jagd,
So ziehn wie Jäger wohlgemuth,
Wann's Noth dem Vaterlande thut,
Hinaus in’s Selb ber‘ Sälaht..
Gewoͤhnt find wir von Jugend auf - An Feld: und Waldbeſchwer. Wir klimmen Berg und Feld empor, Und water tief durch Sumpf und Moorz Durch Schilf und Born einher.
Nicht Sturm und Regen achten wir, Nicht Hagel, Reif und Schnee. In His’ und, Froſt, bey Tag und Naht; Sind wir bereit zu Marfh und Vegt, als gaͤlt' es Hirſch und Reh.
Wir brauchen nicht zu unferm, Mabi Erſt Pfanne, Topf und Roſt. Im Hungersfall ein Biffen Brot, "Ein Labeſchluck in Durſtesnoth, | . Genügen uns jur Koft. |
Wo wackre Jaͤger Helfer find, Da iſt es wohl beſtellt; "Denn Kunſt erhöht uns Kraft und Muth/ Wir zielen ſcharf, wir treffen gut, Und was wir treffen, fällt. Bürgers Gedichte 2. Band, MP
— 226° Und färbet gleich auch "unfe Blut Das Geld ded Krieges roth, - So wandelt Furcht und doch nit an; - Denn nimmer fcheut ein braver Mann Fürs Vaterland den Tod.
J Erliegt tod rechts, erliegt doch links So mancher tapfre Held! Die Guten wandeln Hand in Hand Frohlockend in ein Lebensland, Wo niemand weiter faͤllt.
Doch trifft denn ſtets des Feindes Bley?
Verletzt denn ſtets ſein Schwert! — Sa! Dfter führe das Waffenglück Uns aus dem Mordgefecht zuruͤck, Geſund und unverſehrt.
—
Dann feyern wir ein Heldenfeſ Bey Biſchof, Punſch und Wein; : Zu Sreubentängen laben wir Um’s aufgepflanzte Siegspanier Die. fhöuften Schönen ein
Und jeder ‚Jäger preif’t den Tag, als er in's Schlachtfeld zog. |
Bey Hörnerfhall und Becherklang
Ertönet laut der Chorgeſang:
„Wer brav iſt, lebe hoch!“
oon 327 nun. | Impromtu von Bürger, da er von Demoifelle K. in Weißenfels in einer Ge⸗
ſellſchaft aufgeforbere ward , zur Ausidfung ſeinet Pfandes, der Liebe ein Liedchen zu fingen.
4
€ Bienen bir Liebe verlangft Du von mir? — Gern, liebliches Mäddpen ! gern fäng’ ich es Dir; Doch zaͤrtlichen Herzen Madht Liebe nur Schmerzen; Drum, liebliches Mädchen, drum ſchweig' ich von ihr
Der. Feige wird berzhaft, der Praſſer genau, Der Karge verſchwendriſch, der Dumme wird ſchlau/⸗ Und, Amorn zum Preife, ' Vergafft ſich der Weiſe; De Hageſtolz ſeufzet nach Mädchen nd grau.
Doch, ach! mit unendlicher Traurigkeit ringt Ein Herz, dab die Liebe mit Roſen umſchlingt / Wenn Eiferſucht⸗Schrecken Den Liebenden wecken, Wer iſt, der die Schmerzen der Liebe beſingt! | Pp2
,
— 2328 vum |, Drum, reigendes Mädchen! drum fingt mein Gedicht Das Süße der ſchmeichelnden Liebe Dir nicht; Denn zaͤrtlichen Herzen Macht Liebe nur Schmerzen; Drum liebliches Mädchen! fing’ ich fie Dir ner
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Nachtraͤge
4 u m .
erſten und zweyten Theile.
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— An die. keyer.
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- Murat, die mit fieben Saiten Majens EHuger Sohn, bezog, . Welche Erato vor Zeiten Oft mit leichter Hand durchflog! | Dir, die einft, bekraͤnzt mit frifcher Myrte, Mir die holde Mufe gab, . . Als ih in Cythere'ns Hainen irrte.
Die du oft bey'm Götterfhmaufe > Um die frohe Tafel gingft, - Einft in Amor's Waffenhaufe Unter goldner Rüftung- hingft ;
Denn du halfeſt ihm in ſchweren Kriegen, Als. er gegen Löwen z09, - Einft den allergrimmigften befiegen *). . \
Paufanias im 2. Buche, Gorineh., meldet, daß ein «tet Mahiet, Paufen, einen Amor gemahlt, dee Boen und Pfeile wegwarf, und die Leyer dafür nahm. Solch in GSemm. ant..cel. hat einen Stein, wo eis Amor Githa⸗ roͤdus auf einem Löwen reitet, '
N
N
N
-
IE 232. vn Brüllend ſprach das Ungeheuer
- Beinen fhärfften Pfeilen Hohn;
Da ergriff er dich, o Leyer!
Wunder that dein Zauberton.
Die empor gefträubten Mähnen fielen ; Sanfter brummend bub er an,
Wie der Murner um das Kind zu fpielen.
Überwinde Chloens Herze
Welches Amor nie bezwang,
Der oft Bogen, Pfeil und Kerze Rüftig ihe entgegen ſchwang. Weiche, ſüße Melodieen müffen Schmeljend,, wie Petrarca's Lied
"Und Zibullens Klagen, fi ergießen! |
Wirft auch du vergebens kriegen?. Himmel; Erde, rather dann! — Nein, die Zauberey muß fiegen , Die ſelbſt Löwen bannen kann. Ach! IH ſeh's, dann ſteht fie tief entzuͤcket, — Dann, o dann den heißen Kuß Auf den Mund der Grazie gehrüder!
Bey'm Apoll! ich. muß fie Eüffen ! Keine Macht ersettet fie. Hat fie -gleich- fich losgeriffen, Wann ich ſonſt mis ſüßer Muͤh'
Feurig ſie in meinen Arm gezwungen,
Weil Eein fiegend Saitenſpiel
N. Damahis noch in meiner Hand erklungen!
N.
x
Än ein Mayluͤftchen.
ur, Mapentüfschen , aus den Blumenbeeten! Wo deine Küffe Flore'ns Töchter röthen,
Wo du ſo liebetraulich Allen heuchelſt,
Und Duft ensfgmeigelft.
Erhebe dich, mit allem ſuͤßen Raube,
Nach jener dämmernden Hollunderlaube!
Dort lauſchet Lina. Laß fie deines füßen Geruchs genießen! —
Mir hat das Glück noch keinen Kuß beſcheret.
Dir aber, Liebchen, wird ja nichts verwehret.
Nimm drey für einen! Komm zurück! Nur Einer Davon ſey meiner!
un)
won 254 wem Stutz ertaͤndeley. |
Freund Amor, Bannft bu machen, Sür einen hübfhen Ruß, - Daß mir Agneschen lachen Aus frommen Augen muß}
O allerliehffe Sachen. Die ih Eaum nennen kann, Schenke ich für dieſes Lachen Dir, lieber Heiner Mann!
In manchem Spiel! um Pfänder Hab’ ich erobert mir 0 Viel fhöne bunte Bänder; . Die alle gäb’ ich bir,
Sa, dieß geraubte Müſchchen . Empfingeft du fogar!
Und diefes Federbüſchchen
Aus Dinna’s blondem Haar.
Und deinen Köcher ſchmuͤckte Don golbdurchwirktem Band Ein Röschen, welches ſtickte Des fhönften Mädchens Hand.
! , \
| „wen 2ID - men Weckſt du ihr ſuͤßes Lachen, Sieh, fo verdienft: du dir,
Die Nymphen nad zu mahen,
Die Heine Sprige hier.
Auch follen dich belohnen Bonden und Marzipan, Vortrefflihe Makronen, "Und: was dir Lüften Bann.
Und fiehft du diefes Gläschen Von Sprakuferwein ? —
Erdenke mir ein Späßchen!
Du biſt ja fonft fo fein. —
Ha! Kleiner, ich erfinde Biel eher einen Plan! Den höre min gefchwinde
. Mit bepden Ohren an!
In eine Heine liege, — Siehſt du, was ich erfand! Verwandle dih, und fliege Auf ihrer Schnürhruft Rand.
Dort gleite durch die Kalte, |
Im zarten Muſſelin, Bis zu dem tiefen Spalte Des warmen Buſens hin,
Dort wage mir bernieber
Geſchickt, nah Vergmannsart, . Anfhließend dein Gefieder, °
Die wolluſtvolle Fahrt!
Dann muß «6 bir gelingen, Ihr, — neidenswerthe Müh’! — Ein Laͤcheln abzuzwingen:
Da kitzle, kitzle ſie!
een 257: .
An Amalchen.
uͤber einen geraubten Kuß.
t
Rad dem Gatull.
, Aq! ſi eb nur, wie ich knieen muß! O, wer doch nimmer naſchte!
Es war ja nur ein kleiner Kuß,
Den ich von bir erhaſchte.
Bey deiner Puppe hielteſ du Das ſcherzende Mamachen; Ich großer Menſch ſah lüſtern zu, Und dünkte mich Papachen.
Süß war der Heine Kuß von dir, Wie eine Chriſt⸗Makrone. Warum verbitterft du ihn mir Mit ſolchem fhnöden Hohne?
Du zürneft, Kind, und reibſt den Kuß Seit einer Iongen Stunde, | Daß ih, o Schmerz! es fehen muß,‘ | Don deinem Honigmunde;
Als haͤtt ein grauer Runzelmann Dir den Geſchmack verdorben, Dem weiland ſchon ſein letzter Zahn Am Bruſt⸗Katarrh verſtorben!
| een 258 ne
Ah! Ale Suͤßigkeit ift hin!
Du haſt mich fo behandelt „
Daß nun das Chrift » Makrönden in. Rhabarber fi verwandelt.
Bey mir hat diefe Stunde mehr " Sich Angft und Qual vereinigt, Als 0b zehn Mädchen um mic) ber Miet Nadeln mic gepeinigt.
Vergib, Amalchen! Lächle nun!’ Nie will ich's wieder wagen. - Geſchwind'! — Sonſt werd’ ich aͤrger thun, Und — deine Puppe ſchlagen.
\
were _ 259 . ,
Mein Amor, Die Weisheit kam zu mir in marnender Geſtalt. „Mein Sohn, ſprach ſie, laß mich dein Herz erbitten! Enntreiſſe dich der ſchädlichen Gewalt | Des Liebesgotts, des Mörders edler Sitten! Der Ambra , ber von feinen Zlügeln want, Iſt allen Tugenden ein Gift! Und mitten In dem Arkadien, wohin du feinen Schritten Gefolge, eröffnet fih ein Schlund bor deinen Tritten! Fleuch den Verderber, iſt es möglich, bald! Sonft fürdt’ ih, deine Thorheit wird zu alt.”
„Der Amor, ſprach ich mit getroſter Miene, Der Amor, große Goͤttinn dem ich diene ‚ j Iſt er, der Himmliſche vom Plato zu benannt Ye: Mit dem Peträrca fih verband, | Dem einen Tempel unfer Gleim geweihet;,
Dem auch Jacobi's fromme Hand Altäre baut, und Blumen ſtreuet.“
Die Obttinn ward auf den Bericht erfrenetz Sie billigte das Opfer, und verſchwand.
— 240 —
An M. W. ⸗
als fie mir einen Kuß verſagte.
Hw ih nicht den Muth der Taube,
Nicht des fromnien Limmdend Sinn, Dann, verwegnes Mädchen, glaube , Glaube, Kußveraͤchterinn,
Würde jetzt dein ſproͤder Sinn
Meiner Rache ganz zum Raube,
Sa, fo wahr ih Dichter bin!
Als der Thracier die Schwelle Bon dem Erebuß betrat, Und in Liederchen die Hölle
Um die fhöne Gattinn bath, Sang er felbfi'den Eumeniben In die wilden Seelen Frieden, Ihm den bangen Aufenthalt
In des Orkus Zinfterniffen Dankbegierig zu verfüßen , Spitzte jede Mifgeftalt
Ihren blauen Mund zum Küffen.
Und auf diefer Oberwelt, Wo, wie alle Dichter lehren, Immer zu der beiten Welt Auch die Küffe mit gehören,
win
ve 241 Will ein ſterblich Mädchen gar Den vermeßnen Frevel wagen, Küſſe, die fie fhuldig war, . " Einem Dichter zu verfagen }
Holdes Mädchen, ja, fürwahra Fielten beine ſanften Blicke Meine Rache nicht zurücde,
Ha, fo fäße die Gefahr Dir bereits in dem Genide! Denn mein Lied vol Bitterkeit Würde die Verwegendheit Und die unbereuten Sünden Deiner Unbormberzigkeit | Einer fpäten. Afterzeit Ohne Gnade laut verkünden!
Bürgers Gedichte 2. Band. EEE >
An Themiren. Zraveflirt nad dem Horaz.
Ws ‚, würden falſche Schwuͤre Durch Zeichen an dir Fund, Verfaͤrbte fih, Themire,. - Dein frevelpafter Mund!
O, daß ein Zahn Pr ſhoirzte⸗ Meineidige! daß nur Ein Fingerchen dir ſchmerzte, Das ſich erhob zum Schwur!
So glaubt' ih, Götter hielten Noch 'was auf Trew und Pflicht, Und falſche Mädchen fpielten Mit theuern Eiden nicht. —
Dod deinen Heiß erheben Berbrechen nur noch mehr; Und immer dichter ſchweben J Verchrer um dich her.
Frau Venus und ihr wolthen Laͤßt fünf gerade ſen. Von Unmuth nicht ein Woͤllchen Hält ihre Stirnen ein.
PR
u 243 wo.
.. Per Dio! was noch fhlimmer, - Dein Slatterfinn ergeßt
Den Schadenfroh, der immer
An beißen Pfeilen wegt.
Daher in allen Schulen Befiedert täglich ſich
Ein Heer von jungen Buhlen, Und Änsgefammt für dich. |
Die fommen dann, und zollen Dir Huldigung und Pflide, - Die Alten aber trolen
Deßwegen ſich noch nicht. -
Und Alt und Jung umſchwaͤrmet Nun, wie behext, dein Haus. Man baxet ſich, man lärmet... Ach! wo will das hinaus! — Dich fheut, des Soͤhnchens wegen, Die-zärtlihe Mama, .
. Und, feines Beuteld wegen, Der geitzige Papa.
Du ängftigft junge Frauen; . Es möchte deinen Werth Ein Treöpfeyen Gunft bethauen, Das ihnen zugehöͤrt.
etulunuununutgn-
]
mon 244 m Die Menagerie der Götter.
Wi⸗ hier an Affen, Papagep'n, An Kakadu und Raben | Hofherr'n und Domen indgemein hr träges Müthchen laden:
So hegt auch mancher Gott fein Thier, Selbſt in der Himmelsſtube.
Zeus dahlt mit ſeinem Adler ſchier
Wie ein Quintanerbube.
J
Der darf in Cabinett und Saal Auf Stuhl und Tafel fpringen,
Und keck ein ganzes Goͤttermahl
Ambroſia verſchlingen.
Allein, wer fo viel frißt, der muß,
Mit Gunft auch viel hofieren./
Drum möchte Zuno,. voll Verdruß,
Ahm,oft den Steiß verfhnäten.
aan kann ihr Pfauenpaar
Sie deſto baß erfreuen;
Doch ſchmaͤlet Zeus; und dieß iſt wahr, Daß ſie abſcheulich ſchreyen.
ren .245 wann Mit Taͤubchen Bürzt an ihrem Plag Sich Cypria die Stunden, Ihr Por läßt flattern einen Spatz, V An langen Zwirn gebunden.
Minerva kommt durch ihre Gunſt Noch dem Olymp zu Statten; Denn ihre Eule faͤngt mit Kunſt
Die Himmeldmäuf und Ratten.
Apon hält ſolchen Tand fü ſchwach,
Raͤhrt ſich vier ſtolze Schimmel,
Und galoppiret, Tag für Tag, Eins durch den weiten Himmel.
Auch „ ſagt man, bält er einen Sonn, Dep wunderbarer Schnabel Trotz Rom's Caſtraten ſingen kann; © balt ich dieß für Zabel.
Lyaͤus laͤßt den Wagen gar Von zahmen Tiegern führen, Und, ohne Sorge vor Gefahr, Sich durch die Belt kutſchiren.
Bor Pluton 6 ange Pforte bellt er größte Bullenbeiffer,, Und made bie Qual der Unterwelt. Durch fein Geheul nöd) heißer. —
Vor allen Thieren, groß unb Hein, Die fih bey Göttern maiten, Behagt Silenus Ejelein
Noch meinem Sinn am beſten.
Das iſt, fürwahr! ein feines Vieh, Von ſondrer Zucht und Ehren, Und laͤßt von vorn und hinten nie "Mas Unverſchamtes hören.
Mit fih und feinem Herrn vergnügt, Geduldig allerwegen, Nimint es vorlieb, fo wie ſich' — fügt,
Mit Marzıpan und Schlägen.
Zum Keller weiß es hin und her Den Weg von felbft zu finden; Auch braucht man gar nicht drüber ber
Den Reiter feſt zu binden.
Piano Fimmt’s ben Berg hinan, Piano tritt’s bergunter, Und wirft den trunknen Ehrenmann Kein einzig Mahl herunter.
So einen Eſel wünfht ih mir! —
Silen, wirft du einſt ſterben,
So laß mich dieß bequeme Thier, Laß, Vater, laß mich's erben!
f
wor 347. ren N Prognofficon
Var Feuersgluth, vor MWaffersnotb Mag ficher fort der Erdball rücden. Wenn noch ein Untergang ihm droht, So wird er in Papier erfliden, -
Anden Kletrigen
O, weg damit zur Garderobe!
Hinweg, hinweg mit deinem Lobe! . Das Ärger meinen Ekel weckt,
Alt Be mir ein Krägiger Confect.
en 248 u
Sortune’nd Pranger.
Mieten Nieten! Nichts, ald Fable Nieten 1 Nun, fo niete did denn fart und’ matt!
Zur Vergeltung will ich dır auch bierhen,
Was noch Keiner dir gebothen bat.
Nicht mit Erbfen muß man nad) dir ſchnellen, ‚Wir ein Luſtigenacher etwa ſchnellt: An den Pranger, und in Eiſenſchellen, Sey, Fortuna, ſchimpflich ausgeſtellt! —
Rüſtia, ihr Verwandten meiner Leyer, 4 - Satyrbuben, auf! verſchont fie nice! Alle faulen Äpfel, — puh! — und Eper . . Werft der Bübinn in das Angeſicht! N
Denn fie ift, fie ift die Ehrenloſe, Die das argite Schandgefindel hebt, Und nur felten ihrer Wolluſt Roſe Einem Biedermann zu Eoften giht.
Ha, ber. Frechen! die fo unverhohlen, Mir nichts, dir nichts! falfhe Münzen ſchlaͤgt, Und aus Qumpenkupfer die Piſtolen,
Und aus Gold die Lumpenheller prägt !
DO, wie mandem edlen Tugendfohne Gönnte jie kaum feinen Bettelſtab, Sie, bie dennoch Zepter, Reid und Krone Oft dem tofliten Drang: Dutang gab!
[4
Mit dem Raͤuber zieht fie aus zum Raube; | Selbft dem Mörder führt fie oft den Stahl. Wie fie rupft dem Habicht: Lamm und Taube, Zupft fie jenem Waif’ und Witwe kahl.
Seht, wie ſie bey'm Beutelſchneider ſtehet, Und den Gauner, ‚den der Würfel naͤhrt,
Zum Gewinn die Schinderknochen drebet,
Und dem frommen Tropf die Taſchen leert !
Wie fie dort den Mann von Treu und Glauben In der Heuchlerlarve fein beſchnellt Und, ihm vollends Rock und Hemd zu rauben, Nachts dem Diebe gar die Leiter halt!
ie Ba, mit Treue weiß fie umzufpringen f \ . Wie die Katze mit der armen Maus! Woabrheit kann von ihr ein Liedchen ſingen, Wahrheit, oft verjagt von Amt und Haus!
Doch, den Auswurf von den aͤrgſten Sdeimen Lohnte ſie, für feine Heuchelkunſt, Oft mit Sternen, oft mit Ritterhelmen, Und mit uͤberſchwang von Fürſtengunſt. —
. Wird fie ſtets zum Tapfern ſich geſellen, Der für die gerechte Sache kriegt? | öfter haben. Schurken und Nebellen, Ohne Recht, durch ihre Hand geſiegt. —
Dennod wird in kurzen alle Gnade Ihren Buhlen oft zum Ungewinn;
son 250 XR Wie im Maͤhrchen der Scheherezade Won der geilen Zauberkoͤniginn.
Labe hieß fie. Buhleriſch gewogen Bar fie manchem jungen fhönen Wann! Doch, fo. bald fie fatt der Luft gepflogen, Spie fie, huj und pfuj! fein Antlitz an. Huj und pfuj ! ward er zum Ungeheuer, Deflen Nahmen ihre Zunge ſprach. Ihren Kitzel ſtillte bald ein Neuer; Aber immer traf ihn gleiche. Schmach.
Eben fo. ſchon taufend Mahl gehandelt Hat die Bübinn, die wir ausgeftellt. Oft ihr Tiebfter Liebling wird verwandelt Durch die Zauberſtaͤbchen „Ehr' und Geld.“
Ihro Hoch⸗ Hochehr und Wohlehrwürden Schaffet fie zu Haͤmmeln, fett und dumm, Bloͤckend, wie die Bruͤder in den Hürden ‚
Ofters auch zu Stutzeboͤcken um. , . Halt du di nit wohl in Abt genommen, Wirt du ploͤtzlich in den Koth geflugt, Weil fie unverfehns von hinten kommen ‚ Wirſt gefnuffe, jertrampelt und befhmust.
Ihro Hoch⸗ Hechwohl⸗ und Wohlgeboren, Wann ſie ſich an ihnen ſatt gepflegt, Schenkt fie hohe Rüfſel, oder Ohren,
Die fie em bekanntes Thierchen trägt, -
wen 251 wm
Manche werden Pavian' und Lüchſe , Manchen fehofft fie um zum Krokodill; Fuͤrſtenſchranzen wandelt fie in Füchſe Und Chamaͤleone, wie ſie will.
Ihro Bnaden, dero theure Frauen, Gehen edenfolld fo leer nicht aus. Diefe führt, als ſtolzbeſchwaͤnzte Pfauen, Sie auf Ban und Aſſembleen aus.
Selten, ſelten ſchonet ſie der Krieger, Denen ſie mit Gunſt zur Seite war, Wandelt fie in: blutverſoffne Tieger,
Oft, behüth' ung Sort! in Teufel gar,
Die Gelahrten werben angebunden, Wild in Bärgeftalten, an ihr Pult. -Krittler bellen fih zu tollen Hunden,
Und .ermüden Ohren und Geduld.
Philoſophen werden umgeſchaffen, Sammt AÄſthetikern, in Dunſt und Wind; Viel Poeten aber ſind ſchon Affen,
Und die bleiben denn nur, was ſie ſind. —
Fuſelbrenner, Dritter, Bäder, Sätläter, Brauer, Wirthe » Kaufe und Handelsherr'n, Pferdetaͤuſcher, Lieferer und Pächter Wandelt fie-in Büffel gar zu gern.
Manchem ihre Söhne hext die Metze | Einen Rüffel, der nur frißt und ſaͤuft, N
Zu zgerwühlen die erbublten Schäge,, Welche weiland Büffel aufgehauft.. —
Dennoch, — ließe fie nur fo ſich gnügen
An fo mander fhnöden Zauberthat! — Aber, ad! auch Köpfe läßt fie fliegen; Manchen Liebling flocht fie fhon aufs Rab.
Wie mit Rüben, fo mit Menfhenhäifen
Spielt fie. Den, dem fie die Hand kaum gab,
Ihn zu Heben auf den Ehrenfelfen,
Stürzt fie rüdlings wieder tief hinab. Manchem Reihen, wann fie kaum gefüllet
Seinen Kaften, hoch bis an den Rand,
Hat fie hinterher den Strick getrillet,,
Und ihn aufgelnüpft durch eigne Hand.
Died’ und Sauner, beren guter Engel Sie zu Schutz und Trug gemwefen war, Wandelt fie zufegt in Galgenſchwengel Und in Speife für die Rabenfhar. —
O, der Bübinn! Über ihren Raͤnken Gehn mir Sprache fohier und Athem aus. — Diefer Litauey fol fie gedenken! — Satyrbuben, padt euch nun nad Haus !
—— ——— — ce , I}
Die Here, die ih meine. Parodie .
O ‚ was in tauſend Zauberpracht, Die Here, die ich’ meine, lacht!
Nun fing, o Lied, und fag’s der Welt: ‚Wer bat den Unfug angeftellt,
Daß fo in taufend Zauberpracht
Die Bere, die ich meine, lacht?
Ber fhuf, zu frommem Trug fo fehlen, - Ihr Auge fanft und himmelblau? — Das that des böfen Feindes Kunft; Der if ein Freund vom blauen Dunft, Der fhuf, zu frommem Trug fo ſchlau, Ihr Auge fanft und himmelblau.
Mer bat gefotten das Geblüt, Das aus den Wangen frogt und glüht? Der Roh, den ihr erratben Fönnt, In deſſen Küch' es immer brennt, Der hat geſotten das Geblüt, Das aus den Wangen ſtrotzt und glüht.
Wer ſchwefelte, ſo licht und klar, Der kleinen Here krauſes Haar? Hand Satan, der zu aller Friſt Der größte Schwefelfeämer ift, Der fchwefelte, fo licht und Mar, Der Heinen Here Eraufes Haar.
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Ver gab zu Heuchelred' und Gang Der Here holder Stimme Klang? — D, die Mufik ift deſſen werth, - Der die Syrenen trillern lehrt; Der. gab zu Heuchelred' und Sarg Der Here holder Stimme Klang.
Wer ſchuf, — o Liedlein, maqh es kund! — Der Hexe Bruſt fo apfelrund! — Der Adam's Frau das Maul geſchmiert, Und ihn mit Äpfeln angeführt, Der ſchuf, zur Warnung ſey es kund! Der Hexe Bruſt ſo apfelrund.
Wer hat die Füßchen abgedreht, Worauf die kleine Here gebt? — — Ein Drechsler war es, der es that, Der felber Ziegenfüßchen bat, Der-hat die Füßchen abgedreht, Worauf die Heine Here gebt.
Und wer verſah, fo ſhhlangenklug,
So Herz, als Mund, mit Lug und Trug? — Er that's, der hölifche Praͤfect, | Der in die Welt die Lhgen hedt,
Der, der verfah, fo ſchlangenklug,
So Herz, als Mund, mit Lug und Zeug.
Mie kommt es, daß zu jeder Friſt Aprill der Here Wahiſpruch iſt — — Der Teufel, der's ihr angethan, That's ihr der Hörner wegen an;
von 355 IR ' = Denn, wenn die Here ftandhaft wär’, Wo nahm’ der Teufel Hörner her?
Den griade Gott, den fie 'berüdt , Und in ibe Zaubernetz verſtrickt! Denn, nicht für meiner Sünden Pein, Möhr ich des Teufels Schwager -feyn. Drum gnade Gott, den fie berückt, Und in ihr Zauberneg verfiricet _
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— 256 are
gragment
Woenn einſam eine Nachtigall Sr Wunderlied euch fänge, Und braͤcht' in euch, mis ſuͤßem Schall, Den Odem in's Gedrängez - ” Ihr lauſchtet zu am Waflerfl, So ſtill, um's Herz ſo enge! Und dann begaͤnnen überall. Von Stahren eine Menge ‚ Und ahmten nad die Nachhtigall, Und ihre Haingeſaͤnge | Und braͤchten ihren füßen Schall Mit Schnirrfhnare in’s Gedränge, Der euch fo jammerlich fatal, , Wie mir Balladen, Klänge, | Die u. ſ. w. |
\
— 357 wo
Dier P f ff
| Mi boftete die Lotterey Bun Sonft jahrlich leicht an funkzig Thaler; Doch ſchwerich fuhr wohl jemand labler⸗ As meinige Benigkeit, babey. I Drob trage ich mich nun hintern Ohren, Und fann, — da fiel ein Phff mir in, Und was ich netto ſonſt verloren, Bringt der mir nesto wieder ein. | Dos iſt ein Pfiffchen! — Ha, wie fein! — Ä Nun läßt das Glück mid) ungeſchoren. Die Funfzig ſind und bleiben mein. | Dar macht, — ic ſetze nicht mehr ein.
Bürgers Gedichte 2. Band. R
wen 358 vum '
Geſpraͤch beym Ball. |
A. Bus tanzt für Eine dort mit Deren von Mitabell? |
Ein Fräulein $: ober Mammeſell?
B. Ein Fraͤulein. Ey! wie dumm du Bin
Siehſt du denn nit, daß fie verwachſen fer
a. 'S ift fonderbat, bey meiner Treu'!
. Dod ſag', woher mag das wohl rühren?
B. Vom Windeln, Bündeln, Zieren, Schnüren, Vom Taillemachen und Dreſſieren, Bon Magd und Ammenputeleg, Weil fih Mama nice will genieren,
"Kurz um, von Vornehmthuerey!
Auf einen literariſchen Yin:
Kpr Segen ihn vom Leder ziehn? — Dabey gewänn’ er; ich verloͤre!
Denn meine Fuchtel adelt' ihn,
Sie aber kaͤm' um ihre Ehre;
\oa
Geweihtes Angebinde zu Luiſe'ns Geburtstage.
Kann denn nur der Vater Papſt allein Schwerter, Kerzen, Amulet' und Ringe
Für die Frommen ſeiner Kirche weihn,
Daß kein Leid und Unheil an fie bringe ? —
Freylich rühmt er ſich mit ſtolzem Sinn Gottes höcften Prieſter auf der Erde; Aber ich, auch ich weiß, was ich bin, . Weiß, daß ich ihm nimmer weichen werde.
Denn ih Bin zu hoher Prieflerigafi, Nicht, wie er, von Menfchen auserboren Bin dazu empfangen und geboren, | Und empor -gefproßt durch Gottes Kraft!
Bin geweiht zum Priefter des Apoll Mit des Gottes Kranz und goldnem Stabe! Seines Geiſtes bin ich froh und voll: Warum nicht auch frommer Wundergabe? — - .
Ja, ich bin's! Soͤ weih' ich bethend dann Dieſes Band mit Wunderkraft und Segen, Daß ich s an Louiſe'ns Buſen legen, Und damit ihr Herz beglücken kann;
O ‚ ein Herz, des beſten Glückes werth! Das ich nie zu ruͤhmen mich beſtrebe, R2
wer 260 vorw Weit der ſchoͤnſte Nahme, den. ih gebe, Doch dieß Herz noch nicht genugſam ehrt. —
Band, ich ſegne did mit Freud und Luſt, Kür das fängfte Leben, fonder Grämen! . Diefen Gegen tout du in die Beufl Meiner edeln Freundinn reichlich ſteoͤmen!
Freud und Luſt an ihrem braven Mann Ein Jahrhundert, oder nicht viel minder, Freud und: Luſt an Allem ab und an, An und ab dem Kleeblatt holder Kinder;
Freud' und Luſt , von feinem Harm, vergänt,. Sey durch dich ihr in die Bruſt gegoſſen Freud' an Gottes ganzer weiter Belt, .. Mid, den Prieſter, auch mit ainselhieſen
. ’ -
— 261 op
’ i
Ein Casus anatomious.
=
Dar Keufwann Harpax ſtarb; fein Leichnam ward — fecieret; |
Und als man überall dem Über nadgefpüret,
So kam man auch aufs Herz, und ſieh! er ‚hatte keins;
Da, wo ſonſt dieſes a fand man bas Ein Mebl eins.
Herr von Gänfemis
zum Kammerdiener.
Dereptt doch hraußen, ſtill zu bleiben ! Ich muß jegt meinen Nahmen ſchreiben.
ann 2CB —
Neuferländifches Schlachtlied.
Heneb, ihr Geſellen, empor und hervor!
So ſtampfen, ſo tanzen die Wogen empor,
Hoch über das Riff hin, mit zorniger Macht: So tanzen wir muthig zur blutigen Schlacht.
Zuſammen! Zuſammen! Zuſammen heran, Was rühren an Schenkeln und Armen ſich kann! Wie Wirbelwind ſchüttelt das Roͤhrig im Moor: So ſchwenken wir Schlachtbeil' und Lanzen empor.
Scharf ſind ſie gewetzt, wie des Waſſerhunds Zahn, Zum Bohren, zum Spalten. Fleuch, Lanze, voranl Fleuch ſtraͤcklich, tief, tief in den Buſen hinein! Beil, ſpalt' und zerſchellere Schedel und Bein!
Heut fodern wir Rache, heut biethen wir Mord; Wir fodern, wir kommen, und halten das Wort. Nichts kümmert den Sturm, ber die Wälder zerbricht: Wir fodern, wir fommen, und fhonen euch nicht.
“Heim bauen die Weiber und Kinder den Herd; Ein leeres Fleiſchmahl ift heut uns befchert. Schon wölkt fih- dort hinter den Bergen der Rauch; Schon kniſtert, ſchon lodert die Lohe vom Strauch.
Uns luͤſtert, uns hungert ſchon lange nad euch; Heim lauern die Hunde am [pülenden Zei.
—
penen- 263 meer"
Wir ſchmauſen heut Abend euch jauchzend hinein, Rein auf, bis an's klingende, blanke Gebein.
Riſch, raſch, ihr Geſellen, riſch an überall!
Bald niefen die Naſen vom röftenden Mahl;
Die Lohe verlodert, der Ofen ift gluh! Halloha! Halloha! Werft zu nun! Haut zul
— u am mn
—264 eine Verwunderung uͤber die allezeit Fertigen.
Min. Get! ! Bie mac wohl mandyer Mann, „ Der jeden Quark beverfeln ann,
So viel: Gedanken aufzujagen? —
Gedanken? — Worte wolt ich fagen.
!
Woher ih auf andere Gedanken fomme.
Kun, unbemerkt, verbienft » und naßmenfos
Hielt ich in ganzem Ernft mid, immer faſt bie geftern: Doc endlich dünk' ich bald mich felber wert) und groß, Weil viel Canaillen ſchon mich haſſen und verlaͤſtern.
° — 265 —
‚Wr Stent or
*
Unter der Predigt.
Fremd, beine Predigt gleicht dem Heervoſaunen⸗ | - Scholle, Dem Jericho erlag, durch ihren Wunberfaut. _ E Denn bald zerreißt von ibrem Donnerhalle — | 8 Gotteskraft! — des Ohres Trommelhaut, mod, fol: das End’ aud noch des Hörer Beyfan | fohnen, So mußt du feiner Ohren fhonen.
|
pn ‚266 77
Der arme Dichter.
Ein Dichter, rund und feiſt bey Leibe,
Mit einem Antlitz, lang, wie breit, _ Und glänzend, wie bes Vollmonds Scheibe, Sprach einft von feiner Dürftigkeit, Und m ſhiuyn brav auf theure Zeit,
„Das thun Sie Bloß zum Beitverbreibe ‚ Rief einer aus der Compagnie;
: Denn dieß Gedeihn an Ihrem werthen Bee ‚ Und Ihr Gefiht, die ſchoͤne Vollmondsſcheibe, Here Kläger, ‚zeugen . wider. Bu
„Das bat ſich wohl! ſeufzt der Poet geduldig. Doch „Gott gefegn’ ihn! meinen Bauch, — Sanft ſtrich er ihn y — und dieſen Vollmond auch Bin ih dem Speifewirch noch ſchuldig.
- j u J
x
Der Edelmann und ber Bauer.
Dar ſchwoͤr' ih dir, bey: meinem hohen Mahmen, Mein guter Klaus, ich bin aus altem Samen!” — „Das ift nicht gut! erwiebert Klaus;
Oft artet. alter Samen aus.”
a — — — — — — —
— 268 som
Hans Grobian von Dummbart.
Ein Gpüog zum Mufen Almanad)
| Zupuı blicum, ſo heißt das Ding mit Nahmen,
Kenn’ ich verfihiebne Herr'n und Damen.
Mun pfleg' ih dort, Jahr aus, Jahr ein, Aus meinem Treibhaus, oder Garten
Mit etwas Früchten aufzuwarten,
Da pad’ ich in den Korb bin. ° Bon Allem, mas bad Jahr beſcheret;
Und weil man gern. fi ch ruͤhmen börer,
So leſ' ih, was id Bann, das Beſte ſtets heraus; Den Abfall brauch’ ich ſelbſt fürs Haus. Kann ich’ mit etwas Apfelſinen,
Melonen, oder Ananas
Die Leckermaͤulerchen bebienen,
So thu' ich herzlich gern auch dsääs.
Doch Ayfel „Birnen, Zwetſchen „Pflaumen Sind auch ganz gut für hunderttauſend Gaumen;
Und jeder Schoͤps weiß ungefähr ,
Bon diefen erntet man natürlich ungleich mehr.
Die müffen dann ben größten Raum erfüllen.
Nun fchlüpft ja freylih für die Sau
Manch grunlich Ding mit ein, ganz wider meinen Willen.
Der Henker gude fo - ‚genau!
Nun, fieben Freunde, laßt euch ſagen, Wie ein gewiſſer Grobian. ‘
. 269 vor. Bon Dummbart fi hierbey pflegt zu betragen. „Der Korb, fo bebt Dans Grobion .
® on Dummbart grob und bumm fein Recepiſ⸗ an,
Sobald er ihr has hin genommen,
Hexen Bürger’s Korb ift wieder angelommen.
Dod finden Wir nur wenig Ananas,
Mit drunter, wenig Apfelfinen ; |
Und Pflaumen defto mehr! Herr Ponifaz, von Ihnen Erwartet man ſonſt billig, daß
Sie uns mit eitel Ananas,
Und gar mit Pflaumen nicht bedienen.”
’ Ey, Her, fo dank’ er wenigftens für das,
Was Er gefunden bat on Ananas! Was gibt Er mir die Pflaumen anzubören ? Will Er mid etwa Ananas .
"Bon Pflaumen unterfcheiden Iehren!. „00 Meint Er im Ernft, meine Er im Spaß,
- Daß Apfelfin’ und Ananas “ Bu Sn Schwaben, Franken, Rheinland ‚ Sahfen , Wie Heckeſchleh'n, an allen Straßen wachen?
Er dummes Grobiansgeſicht | Mag Pünftig Eger fih bevdenten!. _ Die Grobheit könnt’ ih gern Ihm ſchenken; .. Mur feine dumme Dummheit nicht!
rn 270 +rron
* Heilige Verſicherung.
Gaubt nur, der Wir, der im Critik⸗Gericht So oft mit unverſchaͤmter Zunge
©entenzen den Magnaten ſpricht,
Bon Gottes Onaden iſt er nicht;
Wohl aber oft — ein Lauſejunge!
Auf einen Erz-ECujon.
D „wüßt' er's nur, ber Erz⸗Cujon,
Der nun ſo manches Unheil ſchon
Mir an zw eujonieren dachte/
Wie Ealt und tief ich ihn verachte,
O, fühle er's nur, ber Erz⸗Cujon,
Die Schwerenoth kriegt’ er davon! 9
en 271 mies
Gaͤnſegeſchrey und Gänfekieke, For dummer Kikak retten einft Rom's Capitolium; Doch ihre Kiele ſtürzen nun Die ſieben Hügel um.
* (REES,
„ Die bepben Mahler. .
Zum: Zeuxis prahltꝰ einſt Agatharch, ein kleiner,
Fixfingriger, behender Pinſelmann:
„Se ſchnell „wie ich, mahlt wohl fo leicht nicht Eine!” —
„Und: ih, bub Zeuris ruhig an
Sch ruhme mich, daß ich fo langſam mahlen kann! —
Den Fingerſix nennt jetzt faſt Keiner;
Den Zeuxris noch faſt iedermann.
173 — . ‘
Aufgegebene Liebeserklaͤrung an Sophie | Rad
vorgeſchriebenen Endreimen. Am 2ı. November, 1784.
4. Hichen, wie am Geiſt, laͤngſt dumpf, und kunyf, wie — Bley | Waͤhnt or y— ein ſchlechtes Ziel! — vor Ami Pfeil mich — frey. Bekannt mit meinem Werth, an Leib und Seele — | Fratze, Frißt age ih, wie ih bin, mid weder Hund, noch — Katze. 34 wärge an Wers und Reim, als ſteckt' im galt ein — Pflock, Und Tangfam ſchlich mein Witz, wie Aarons Suͤn⸗ den⸗— Bock. Da, Fielchen, tratſt du auf, an Kraft ein Lebende — Ä Engel, | Bewegteft zum Bimbam ber Zunge trägen _ Schwen gel, Nun, FR daͤucht mir, komm' ich faſt von neuen in | den — Schuß. San fraß viefleicht der Wurm mid) nicht zur tau⸗ ben — Nuß. Aa! traͤnkteſt du mich nun mit deiner Liebe — Sprudel, So
. ‚won ‚273 — So lernt' ich dein Apport noch, wie der jängfte — Pupel. Die fpräng’ ih über'm Stock, und tanzt’ im bun« ‚ten — Brad, a0 äfden ober Bär, zum’ Pohln'ſchen Dubel » um Sack.
Bürgers Gedichte. 2. Vaud. &
—
Als Eliſe ſich ohne Lebewohl entfernt hatte.
Goͤttingen, am 22. Btovember, 3784, Morgens um g U
Friſch, Bürger, friſch zuſammen dich geriommen ,
Und rüftig vorwärts flet6 von hier
Sm Dcean der Zeiten fortgefhwommen! —
Sie ift nicht fort, das glaube mir! —
Steh’ nicht fo düſter, fo belommen ,
Nicht ſo an Hoffnung, Muth und Lebenskraft ver⸗ glommen!
Sie wird gewiß noch irgend wo zu dir,
Du wirſt gewiß noch irgend wo zu Ihr,
Auf einem Freudenfeſt der Edeln und der Frommen,
Wer weiß an welcher Quelle, kommen. -
Im Engelston geboth Sie dir:
„Steh nicht fo düfter „ ſo bekllommen!“ —
Sie ift nicht fort, das glaube mir !
Denn — Abſchied hat fie nit genommen.
Ihn halb nur zu verfteden.
— 25 —
Scınid und Sanıc
NW ersreite dy vor Had und Mad, Den: Duft‘ der beften Thaten! | Kaum wird Frau Schnick und kanm one Sqhnac | Ihn merken und verratben. | Maik’ aber Einen ſchwachen Streich, — Wer kann dem immer wehren? — | . Bang heimlich! — o, ſo wirft du gleich ‚Dem blaues Wunder hören! Umfonft, umfonft bemühſt du dich,
Vom Liebesmantel findet ſich Kein Laͤppchen, ihn zu decken. | Beging'ſt du ihn im Keller gleich, Tief in der Nacht der Erde: Hervor muß er, der matte Streich Daß er beſchnickſchnackt werde! | - Du fragft umfonft: Wie bat das Pad - Das Bißchen Streich erfahren?! — Auch Klag’ und Fluch auf Schnick und Sänat Kannft bu gemädlid ſparen. Sie borgen dann die Liſt vom Bugs ‚ Vom Spürhund ihre Nafen, | Die gluben Augen von dem Luce, Die Ohren von dem Hafen. Und fpüren und verſchonen nie , Nicht Bruber, Schwoſter, Baſe. Wie Galgenraben ſchwaͤrmen ſie | Am Tiebften nad) dem Aafe. |
S 2
u 276 mm Zu Gintadung Sa deh einmahl mein Gaſt, Herr Plitt! Schon bitt' ich euch zu hundert Mahlen.
Bringt ihr etwa eu'r Eſſen mit, So ſollt ihr nur den Wein bezahlen.
Der dunkele Dichter. Sonei Lykophron baut Säöppenfäbes *) oh, Doch keine Senfter drein.
Abhelflich trägt das Licht fein. Seit Im Sack hinein.
* Im Sprichwort das Niederſaͤchſiſche Abdera.
— — 277 —
Der verſetzte Himmel.
Sonett.
Su und Luft bes Himmels zu erfchauen, Wo hinan des Frommen Wünſche ſchweben, Muß dein Blick ſich über dich erheben,
Wie des Bethenden voll Gottvertrauen.
” Unter bir ift Todesnacht und Grauen. Würde div ein Blick hinab gegeben, So gemahrteft du mit Angft und Beben Das Gebieth der Höll' und Satan's Alanen.
Alſo fpricht gemeiner Menſchenglaube. Aber wann aus meines Armes Wiege Mollys Blick empor nach meinem ſchmachtet,
Weiß ich, daß im Auge meiner Zaube Alter Himmelsfeligkeit Genüge . Unter mir der trunfne Blick betrachtet, _
⁊
u 28, mie
An die Nymphe zu Meinberg *,
Deeis „Nymphe, „ dir! Dein Krafiquell ſieget oft, Wann Außengluth den derben Bau umlodert. Dod troͤſte Sort den Hausherrn, der noch hofft,
So bald der Kern in Schwell und Staͤnder modert!
9 Ein Heilbad in der Graffchaft Lippe » Detmold.
\ —
Kvitik betreffend.
V rdammt er er mein Gedicht mit Recht, So hilft wahrhaftig kein Vertreten; Doch urtheilt Meiſter Krittler ſchlecht, So iſt's wahrhaftig nicht vonnoͤthen; Drum würd' ich nie, ſchlecht oder recht, Eins vor dem Kritiker vertreten.
mon. 279 ven Od e.
An Seine tonigiihhe Hoheit, F ried REN Hetjog von York und Fürſt-Biſchef von Odnäbrüd, u. w. Ben Höchſtdero Anweſenheit in Göttingen am 18. September, 1786, übeereiht von den da⸗ ſelbſt Studierenden.
Noh ha bat i in. | unfern Serien nicht ausgetoͤnt Das Melobieen⸗Opfer des frommen Dante; | Noch ſchwebet über allen Saite " E u ‚ Nimmer erfterbender Wonne Nachhall;
Noch ſtets umweht's die glühenden Stienen und, Wie Schwanenfittich hoher Begeiſterung, Als wollt' es zu Triumph-Geſaͤngen Jeglichen Funken der Seele weden. —
Verlieh uns Hochbeglückten die Gottheit ni, Zu feyern ihr ein heiliges, hohes Feſt, Ein höheres, als jedes Sieges, Jeder Groberung Subelfefte ?
Errettet, ba! errettet, errestet warb Vom Todesdolche, der ihm zu Herzen fuhr, Georg , die Wonne feiner Völker, " Durd den umſchirmenden Schild ber Allmacht.
Nun zeigft du unſern Hainen und Hallen did, D Friedrich, edler Sohn des Erretteten! ; Du, deined Vaters Liebling! Seiner
Herrlichſten a Lieblingserbe!
nee Bo vos > Was Wunder, wenn ſchon /wieder der fanfte Hal Zum vollen, lauten Jubel⸗Geſang entſchwillt? Wenn jeden Fuß des Freudenreigens Raſcherer Wirbel von neuem fortreißt?
Denn fehn wir nicht in dir das geliebte Bild . Des Algeliebten, den wir noch ſelbſt nicht ſahn? Nicht feine Himmelsgüte leuchten; Ähnlich der Sonn’ aus zerrißnen Wollen? —
Sey uns gegrüßt aus Herzen voll Lieb' und Luft! Und lag dir huldreih, wie es dein Vater ift, Die AHuldigungen wohlgefallen, Welde dich rauſchend umwehn und —X
2 Frage. 3. DLR Sollt es denn nicht beffet laſſen, Ein ſchoͤnes Bud im Muſenhain, Als Pfahl nur, oder Pflaſterſtein, Kaum gut genug für Zaͤun' und Gaſſen, An diefer beſten Welt zu ſyn °—
—
ET N U U) . .. .s
BEE Betenntniß
Mann über meine Maͤnnertugend, Ihr zu Gericht euch nieberfegt,
So hetzt ihr jeden Fehl; ihr begt Herbey fogar den Fehl der Jugend, Weil euch denn dran gefegen ift, Daß jeden Quark ihre von mir wißt, .So fey hiermit euch unverhalten: Die erfien Hoſen, die ih trug,
. Und vollends gar mein Kindertuch, Hab' ich nicht immer rein gehalten.
won 2B2 "mem Adler und Lork.
| Am Adler, welcher ſich erhebet, Und in dem lichten Freyen ſchwebet, Sieht jeder Lork aus ſeinem Dreck, Und rügt ihn gern den kleinſten Fleck. Doch wer bemerkt am Lork im Drecke Die kleinen und die großen Flecke?
+‘
*) Berzeibung-tüe dieß Niederdeutſche Wort! Kein Hochdeutz ſches drüdt die Verachtung fo Fräftig au. i
. *
x uns 283 wera . €
Bolltommener Ernſt.
Seid, junger Freund, o ſprich, was dich bewegt, | ach ſchnödem Dichterruhm dich athemlos zu laufen? | Ha, dieſen Dorn, den ach! mein Woblſeyn in ſich
traͤgt, Den Satan» Engel, ber mein Glück mis Faͤuſten ſchlaͤgt, Bone’ ih, — 0, koͤnnt' ih nur! — ſpottwohlfeil dir verkaufen!
Als das Obige fuͤr Verſuͤndigung erklaͤrt wurde.
J« ſchelte nicht die edle Gabe, Die ich von Gott empfangen habe. Die Gabe hat mir Heil gewährt, Allein ihr Ruhm oft Fluch beſchert.
[2
a 284 u An einen Sittenfrittler.
Kein Herz gibt die mehr Stoff zum Sprechen, Keind zu Kritiken mehr, als meins, Gern wollt’ ih mich an deinem rächen,
D Krittler, bätteft du nur eins!
[| ⸗
Advocaten⸗Prahlerey. Maps fragt, Triunph im Angeſicht: Wer hat an Haͤndeln mehr gewonnen, 2, „Als ih, vor Stadt» und Landgericht! — Ganz reht! Genug hat er gewonnen; Denn fein Client gewann es nidt.
4
An die Splitterrichte r.
Dar freut mich doch, ihr Herren Falken, Die ihr, Gott weiß, warum? erboßt, So gern auf meine Sehler ſtoßt, Daß ihr nichts mehr erſtoßt, ihr Falken, als Splitter nur von euren Balken.
namen 285 —
S umpf. Her Stumpf, der Orthodoxen Haupt, Glaubt, was nur je der Menſcheit fruͤhſte Jugend
An Un⸗ und Widerſinn geglaubt; Sogar an feines Weides Tugend. ' 1—
Arufper und Profeſſor. O
| Wie ein Arufper dem Collegen Ohn' auszulachen, einfl entgegen J Mit Ernſt zu treten fähig war, |
ESchien, Tulius, dir wunderbar.
Ein größres Wunder faft wär's unter und zu Rennen, Wies monche Profeſſoren konnen.
N
Die Antiquare.
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ie wollen nit den Heinften Suripen miffen, Den vor Jahrtauſenden bie Zeit ſchon abgerifien,, Und herzlich gern in dat Verließ geſchmiſſen.
HH um!
| Nachdem Sranzdfifgen. J A.
Freund ‚ meibe doch die Fulvia! Denn, ſieh! mit Haͤnden greift ſich's ja:
Die Falſche gibt vor allen Gaͤſten
Dich immer ohne Scheu zum Beſten. | BB. Hum! Mag ſie doch! Man weiß es ja!
Gefaͤllig gibt Frau Fulvia Gern Alles, was ſie hat, zum Beſten.
Bettelſtol,z.
Es gibt der bettelſtolzen Hachen, |
. . Die mehr aus aͤrmlicher Catheder⸗Theorey,
Als aus Homer's Gefang, Amphion's Melobey,
Und jedem Odsterwerk der Muſe felber machen. Sprich, Menfchenfinn, und fag’ es laut den Hachen, Daß diefem Wahnfinn ganz ber Wahnſinn aͤhnlich 9; Aus den Compendio der Anthropologey, Das ein Profeffor ſchreibt, für feine Klerifey, Mehr, als aus Gottes Bel, dem Menſchen köf,
E machen.
Hufe ein eigened Gedicht Johann Ballhorn's.
Ss bier, du frommer Chriſt, der Ausfäneifun gen Strafen!
Sein eignet Mufenmweib hat nun ber Schlaf — — ber ſchlefen.
Ein Kindelein, ſo loͤbelich ꝛc.
Nas fiebt man feines Geiftes Sohn -. Noch von der Druderprefle triefen, Da pocht der Zeitungsträger ſchon Mir des Papa's Gevatterbriefen.
SI o-ife
.
Mi Unredt tadelſt bu, mad er.fo weistich that, Den Überlegteit Schritt, ſich ſelbſt zu recenfieren.
enn dem gebührt's allein, fein Buch zu critiſſieren,
Der es allein geleſen hat.
| Auf einen Heuſchrecken⸗ Prediger.
Sarecken firömte von ſchrecklicher Zunge, Schreckte den Klugen, ſchreckte den Tropf; 3 Diefen die ſchrecklich volle Lunge,
Jenen ber ſchrecklich leere Kopf.
Auf
[4
— 284 —* Auf mehr—, als Einen.
Kon foßlte Deutſchland wenig Eennen ? Es kennt ihn fehr genau. FW Oft hört’ ich feinen Nahmen nennen “ Am Nabmen feiner Frau. |
Europa und der Friede.
D Jungfer, deren Bild vor Bomanns Atlas prangt, |
Europen, hört’ ich jüngft hold mit dem Srieden koſen:
„Komm, fey mein Bräutigam! und brich mit mir | bie Roſen
Getreuer Lieb’ und Luſt, wornad mein Herz vers
langt!“” — j
Gern baut’ id/ ſprach der Gott, mit treuem Muth dein Goſen,
Verſalzten mir bie Luft nicht deine”... Nun?” —
„Be |
Bürgers Gedichte 2. Band. x
| — 290 rn ' j * J Gedanke an der Marſchallstafẽel.
| Man Kann im Stoat gar mancher Ehr' entbehren: Verfteht man nur die Kunſt, ſich ſelbſt zu ehren.
Bullius
Was zwiſchen mandem wilden Baufen Sich Bullius, der Alderinann, An Hoͤrnern endlich abgelaufen, Das läuft fein Weib ihm wieder an.
‚ Hocdzeits Carmen,
Kiegt mit mir das arme Weib! Liebe war ihr Zeitvertreib; Die verſcherzt' ihr Ruf und Mann. Halb verblüht und hoffnungsleer Angelte fie bin und ber;
Endlich biß noch Einer an. | Klagt mit mir den armen Mann!
x
. ı a —— . . ’ v. . “ .. .r ‚ .
wen BON ob Vogelſcheu.
Dem Taaiſchen „dem Weiſe gerne weichen, Dem Vogelſcheu vergleichſt du ihn? Er wird, das geb’ ih zu, die Naͤchtigallen ſheuſchen Die Raben wirb:er an ſich ziehin. B
Entſchuldigung.
| ee} |
&; treffe deines Wiged Nahe Den Stentor Eifenftien ! z
Be tr | D nen.
Der weiß zu lügen und zu ſchrey n, Kein Hörer naht ſich gern der unverfhämten Lache;
Und daß der Thor nicht auch dem Leſer Ekel mache, Müpr, ich ihm Sqhmeichelzuge leihn.
— 303 wen /
Shminflappe.
Den alten Abam zu ertöbten, Sat ee vergebens firh verwandt. . Doch, feht! Er. zwang mit ſchlauer Hand Den alten Adam, zu erröthen.
Werth bes Chriftentbums,
| ‚Su junges ſMone⸗⸗ Weib iſt todt! Nun wird er Welt und Schickſal haſſen. — D, damit bat es feine Noth; ‚Ein guter Chriſt werß ſich zu faſſen.
— 195 — gragment eines wahrhaften Geſpraͤchs. 9 rofe f ) or. |
um, haben Sie weht bier die Vrider Stern | gekannt? Ä
| Anonymus. O ia, zwey junge Männer von Verſtand. — |
Pro y effor. San; weht! und großem Fleiß; — dafür kann ich ſchon ‚haften.
Anonymus. Der Aurſt⸗ trieb Finanz und Cameralia, Technologie und Oconomica; Der Süngfte Weltweidheit und ſchoͤne Wiſſenſchaften.
Mrofeffor (erſchoden). Bit’ um Vergebung! Nein! bas hat er nicht ger than; Der Yüngfte war vielmehr auch ein ehe water Mann!
Recept. Dar Lowenzahn, den Friederich genommen, Steht meiner Schwachheit trefflich an.”
Weis beſſer würde dir ein andrer Zahn bekommen: Er heißt ber Weispeitjahn. Ä
Faͤrbitte
eines an's peinliche Kreuz der Verlegenheit genagelten
Herautgebers eines Muſen⸗ Almenaqh.
Wars ’ q Vater der- neun Schweftern, Die unter deinem Lorber rubn, | -Vergib es denen, die bi) nun Und immerdar durch Schofelwerke fäftern!
Sie wiſſen ja nicht/ was ſie thun
non 299 esse Der Entfernten. 2. ©o nett.
| O „wie ſoll ich Runde zu ihr bringen,
Kunde dieſer ruheloſen Pein,
Von der Holden ſo getrennt zu ſeyn,
Da Gefahren lauernd mich umringen? Huͤll ich, der Entfernten fie zu fingen,
In den Flor der Heimlichkeit mich ein:
Ah! fo achtet fie wohl fhwerlich mein;
Unb vergebens muß mein Qied verklingen.
Doch, getroft! Zerriß nicht, als fie ſchied, Laut ihr Schwur die Paufe ſtummer Schmerzen: „Mann, du wohneft ewig mir im Hetzen! —
Dieſem Herzen brauheſt du, o Lied, Des Werhüllten Nahmen nicht zu nennen; An der Stimme wird es ihn erkennen.
?
u
Der Entfernten.
2. Sonett.
Du mein Heil, mein Leben, meine Seele! Süßes Weſen von des Himmels Macht
Darum, dunkt mir, nur hervorgebracht, |
Daß dich Liebe ganz mir anvermähle!
Welcher meiner todeswerthen Fehle — Bannte mich in dieſen Sclavenſchacht, Wo ich fern von dir in oͤder Nacht,
Ohne Licht und Waͤrme mich zerquaͤle?
DO, warum entbehret mein Geſicht
Jenen Strahl aus deinem Himmelsauge,
Den id bürftig nur im Geifte fauge?
Und bie Lippe, melde fingt und ſpricht, Daß ich kaum ihr nachzulallen tauge, O, warum erquickt ſie mich denn nicht?
2 19710 An Madam B., geb. M.
Sen ’ ‚geliebte Sreundinn , und wieberfehen das Werthe, Auf der derworrenen Bahn „welche das Leben durchkreuzt, Das find Bidihen des Glücks, die jedem. Waller nieht blühen. Dennoch welken fie auch, ähnlid den Bluthen | des May's. Lieblich haben fie die und mir drey Tage gehuftet; Morgen fallen fie- weit ab von ber werdenden Srudt. - .. Wiedererinnerung heißt die Frucht, de ihnen ent» keimet, Soaͤuerlich Anfangs noch, ſuͤßer in Reife dereinſt, Reich', o Phantaſie, die Frucht dem durſtenden Herzen Auf der ermüdenden Bahn, welche das Leben durchkreuzt, Seide fie reif und ſuͤß im Weidenkoͤrbchen, durch⸗ flochten Bi Vergißmeinnicht, kummerveilichelnd ihm dar!
nee 2OB —
Die Efel und die Nactigägen.
E. gibt der Eſel, welche wollen, Daß Nachtigallen bin und ber ., Des Müllers Säde tragen follen. Ob's recht? fällt mir zu fagen ſchwer. Daß weiß ih: Nachtigallen wollen Nicht, daß die Efel fingen ſollen.
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güdenbäüßer.
Ein Harfner hatt' ein Harfenfpiel 5
Fuͤr feine Hand erfonnen.
Drauf hatt! er füßen Lobes viel
Im Land umber gewonnen, | \ Keck ſtahl das Barfonfpiel ein Schwarm
Bon Affen gleihen Juͤngern,
Und quälte ih, daß Gott erbarm!
Dem Harfner nachzuſingern.
Viel Gluͤck, viel Gluͤck zum Ehrenſchmaus,
Ihr ruhmbeflißnen Jünger!
Die Harfe macht's allein nicht aus Stehlt ihm auch Hand und Fuger!
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DaE Wapen.“
San lange fol den Laffen, Schmerl,
Der bald ſich adeln läßt, die Wahl des Wapens quäfen. Man rath' ihm doch, dazu den Kamm zu wöhlen!.- Denn keins ift paffender für einen Lauſekerl.
—
Der Maulwurf und der Gaͤrtner.
in Maulwurf verwüſtete die ſchön geebneten Blu⸗ menfelder durch feinen Aufwurf, ſtürzte die Gewaͤchſe, und entbloͤßte ihre Vurjeln, daß ſie an der Sonne verwelkten.
Voll Ingrimms erblickte das der Gaͤriner und ſtellte fi mit erbobenem Spaten auf die Lauer. Riſch ſtach er zu, als jener eben ſich regte, und hob ihn ber: aus aufs Harte, „Nun folft du mir auc des Todes ſterben, Garten s Verwäfter !”
„Gnade! flehte der Maulwurf, da ich dir doc fonft nicht unnütz bin. Ich vertilge die Regenmaden und mandes Ungeziefer, das deine Pflanzungen verwüſtet.
„Hohle dich der Henker, verſetzte der Gaͤrtner, wenn du Tugend mit Untugend aufwiegſt!“ und ſchlug ihn ohne weitern Proceß todt.
.— 300‘ wein Keine Witwe.
E. will mir nicht und will nicht ein, Mir eine Witwe anzufreyn, Be Ich Eönnt’ es nimmermehr verbauen, Den ganzen Tag, Jahr aus Jahr ein, Das Lob des Seligen zu kauen.
Zur Sicherheit vor ſolcher Qual
Schritt' ich zu keiner Witwenwahl,
Wo nicht vor allen andern Dingen
Der felige Herr Ehgemahlt ar Am’ hoben Fichten Galgen hingen. .
y
Liebesſchwur. Fer, zu den Füßen feiner Schönen, Schwoͤrt mit Verzudungen und Thraͤnen: Aus Liebe fey er jederzeit Mit Leib und Leben ihe bereit! Nur kann er, Trog dem Wunſch der Schönen, Des Schnupftobaks fi nit entwöhnen.
soren ZoR —
Die Aſpiranten und der Dichter. Die Afpirantep.
Du Goͤttlicher, wie geht e8 zu, . Daß deine Lieder fo behagen? -
Wir quälen uns zu ganzen Tagen,
‚Zu ganzen Nächten, ‚fonder Ruh';
Wir ſetzen Vers für Vers, wie du, Und wenn wir gute Leute fragen,
So ift kein Schimpf auf uns zu fagen; | Und dennoch wollen unſre Schuh Ä Uns nie, wie dich, zu Ruhme tragen. D Mann, wir müflen. dich drum fragen; Denn du nur Eannft uns lehren, du!
Der Dichter. | | Weht's euch ber Genius nicht zu, | | So weiß ich's wahrlich nicht zu fagen.
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so 508 me
Warnung an Bürgern . Aus Italien
E;. Mädchen ift mit zwanzig Jahren
In Schwahen herzlich unerfahren,
Und liebt und wirbt gar unbeſehn.
Schnell ift der kuͤnfi'ge Manii gefunden,
Viel fhneller ihre Luft verfhwunden : s Wie kann fie auch beftehn?
en
Hat Chodowiecky allen Leuten Did Singenden in deine Saiten a ! Nicht als Philiſter dargeftelle ? Dein Haupt im Schmuck der Bürgermeifter, Dein Schlafrock Spott der ſchoͤnen Geiſter; So kennt dich laͤngſt die Welt!
per will das Zuͤngferlein aus Sqwaben An dir den erſten Gatten haben! O Bürger, merke klug auf mich! Es will das Süngferlein aus Schwaben Den erfien Batten bald begraben; Darum erwählt fie dich!
Aus Wolken, bie midy oft verfteden, rer’ ih, um meinen Freund zu decken, Mir firengem Blick und Wort hervor. So firenge bin-ich dir zu Ehren;
Drum leihe gut gemieinten Lehren Dein halb bethörtes Ohr!
| rom 503 vn Schwer Eonnte Ihnen ber Sirene, Verſtaͤrkt durch ihres Anblicks Schöne, Odyſſeus felber widerſtehn. Willſt du aus ihren Roſenketten Den faſt verſtrickten Nacken retten, So mußt du nie fie ſehn.
\ .
— 50h mm Eliſe'ns Antwort.
In Schwaben iſt mit zwanzig Jahren Ein Mädchen nicht To unerfahren;
Liebe fie und wirbt gleih unbefehn: Wenn Seelenadel den erbebet, Deß Harfe fÜB das Herz erbebet, Wie Teiche iſt's da gefchehn.
Ha, ftellte nun auch, wie im Bilde, Als Aga der Philiftergilde . Der traute Harfner felbft fi dar,’ So blieb’ ihr doch der Herzbeweger Als Rockelor⸗ und Agelträger, | Was er vorbin ihr war.
Um Geiftes- und um Herzensgaben
Warb laut das Süngferlein aus Schwaben, Und nicht um Sleifh und Bein und Kleid. . Und, traun! das Züngferlein aus Schwaben Wünſcht das fo bald nicht zu begraben,
Was wecfellos erfreut.
Getreu wird’d unter Himmeldfegen Des einzig lieben Diannes pflegen, Bis zu dem hoͤchſten Stufenjahr ; Und Deutſchland folld’ zu rühmen haben, Daß diefes Süngferlein aus Schwahen Einft Bürger’s Oattinn war.
Darum, 0 Mann ber falfchen Lehren, Die keck dem Ihönften Bündniß wehren, Schweig',
— 305 mom
- Gig, ober ſchrey in leeren Wind!
Des. Freundes Nacken wilft du retten? 0 Wie!? auch aus weichen Mofenketten, - Die ohne Dornen And!
Wär’ er, wie bu ‚ in Waͤlſchlands Mitte, = Denn da nur berrfcht Sirenenfitte, — So warnt’ ihn wohl dein Wort zurück. Doch, wen der Liebe goldne Schlingen J Am biedern Schmwabenlande fingen Zu " _ Dem lacht fein gutes Glück.
*
‚Ritter ⸗Katechismus. Na dieß gehen die Kunft dem Meifter für und
für: Buner verfef 29 ſelbſt/ und dann gefalle bir!
Burgerd Gedichte, 2. Vand. ü
‚ ,
RR 506 vun Gebeth der Weihe.
Grein i des Dihtergeſang⸗ und der aleren Rede der
Menſchen, Herrliche ‚ die mein Volk nie jener Tempel gewür⸗ digt, Velqhe den hbhern Geiſt bes Griechen, des Stömert ; des Briten “ Und des Bein , Zeit, und Raum durchſtrahlend, verkünden! Eiche ‚ wie Wenigen bau'n, — von deinem Oben W begeiſtert,
Ruͤhrend das ‚goldene Spiel , dab Thebens Mauern erbaut bat, .
| Na Demapn and Mit dem Schwert und dem Bogen
Apolon’ 6, . Veydes, zu ‚ofen die Edeln und fern zu verfheugen 9 den Poͤbel —
Gsttinn, wir bau'n dir ein Haus, zwar klein, wie ein —Hüuüͤttchen des Weinbergs,
Dennoch nur dir allein und deinem Dienſte geheiligt. | Denn und enget den Raum dad Gewühl der Wechsler und Rrämer, | Und der Kärener. „ die und aus jeglicher Zone der
| Erbe Struppigen Plunders viel zukarren, der uns nicht
DR thut; |
, .mween 307 non
j Cup ein zahlloſer Troß der Schnabel auffperrenden
’ Neugier,
Und. der Sammler von Lumpen , aus benen nimmer:
| ‚sin Blatt wird,
- Und von Flocken und Fiben, die Keiner verſpinnt und verwebet;
Enge ein gefaufteter Schwarm Betrunkener; welcher
zur pflege |
Aller Laternen um Kirch‘, um Schloß, um Rathhaus und Marktplatz |
Hoch berufen f $ wähnt , "allein das. Teuchtende:
Flaͤmmlein |
Bald mit Geftanf ausloͤſcht, — ein füßer Geruch dem
| Veſpoten! — Ä
Bald zum Stand, erwuͤnſcht für Mord und Pluͤnde⸗
| rund > anfagıt. v Obttinn des Dichtergeſangs und der edleren Rede des Menſchen, Die du mit Wohlthat begannſt ‚als Menfhenleben ee f- wachte, Und fort wohlthun wirſt » bis Alles im Grabe vers . ſtummt ift, Die du den Säugling traͤnkſt aus wirgtyfunen | Bufen, " | Dann als blühende Braut den feurigen Junglins um⸗ armeſt, Drauf, j ein gefegnetes Weib, der Kraft des rüſtigen Mannes Kinder des eigen Ruhms gebierſt, vol’ Leben und
Odem, U 2
— 77 —ñ —
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Endlich mit Milde: den Greis, wie der Strahl det berbftlihen Sonne
Di entladene Rebe, noch hegſt/ und pflegſt und er⸗ waͤrmeſt, |
Walterian, die dus warſt und biſt mit dem Beſſern, und fepn wirft, _
Sey und Wenigen hold, und gib und Kraft und. @ebeipen!
% .
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Profog
Seat Lafterey und Gickelgack, zu Ein Spiel, für Seif, en und Geſchmack —
Dies, — nig' es willen Freund und Beind! — Dieß iſt der Spruch, der uns vereint, Wer drob in dieſer Muſenſtadt . Etwas zu gickelgackeln hat, — Indem hier, wie ihr Alle wißt, Des Gickelgackel's Heimath iſt, — Der gickelgackle frank und frey! Mir laͤcheln ſtill und froh dabey. Denn, wenn man nur nichts Linkes thut, So laͤchelt ſich's recht wohlgemuth. — Bellt hier ein Hund, gackt dert ein Huhn, Was ſoll die Unſchuld ſagen, — thun Sie ſparet ruhig That und Wort, "Und fpielt getroſt ihr Spielchen fort, Bis Hund und Kenne, nach dem Tact, Sich ausgebeilt, ſich ausgegackt. Die gute weiſe Toleranz; | Erboßen. weder Hund noch Gans. — J
2
Ihr, die ihr und gewogen ſepd⸗ In Zucht und Ehren gern euch freut, ‚Stats Kliff und Klaff und Gickelgack, Geiſt mit euch bringt, Merz und Geſchmack, Ihr ſollt in unſern muntern Reihn Uns herzlich ſtets willkommen fen! ° x
wu 10 EIER
Wenn ihr die zwey, drey Stuͤndchen Zeit
In unferm Zirkel nicht bereut,
Und meint ‚ fie fey'n wohl Dankes werth, So, bitten wir euch unbefchwert,
Sagt Gans und Huͤndinn in’s Geſicht: „Gemach! Die ärgern doch fih nigt!”
|
% -
J
E 311: 0)
Vorre'de u.
‚einer neuen Yusgabe von Gedichten, die aber nicht vorgedruckt werden fol.
Kr babe bedädhtig mein, Gaͤrtchen gepußt, Ich habe die Baͤumchen geſchneitelt, geſtutzt Ich habe gerodet, gepflanzet, geimpft, | | Und, gebe der Himmel! nichts Beffers verfchimpft.
Zwar fuͤrcht' ich, entſchlüͤpfte dei veblichen Fleiß Wohl, leider! noch manches. verwerficng Reis; Doch' mein' ich beſcheiden, fo könn' es heſtehn—⸗ Daß artige Leutchen ſpazieren drin gehn. |
Den Böden zu Sena, zu Leipzig, Berlin ‚Und Salzburg win ich ihr Recht nicht entziehn. | — Laß Menſchen, was Menſchen gehähert, o Ehrift! Dem Ziegenbock laß, was bes Zſegenbocks iſt!
Herbey, ihe Veſchauer von meckernder Art, ‚Und ſeht, was die Schwachheit euch übrig geſpart! Und ſolltet ihr etwa zu wenig erſchaun,
So drechet no alter Gewohnheit — vom Zaun!
mern, 312 ya
Das Magnetengebirge. Allegorie oder Zabel,
67 log: ober liegt in großer ſchiffreicher See ein gro⸗ Ber Magnetenberg, und viele kleinere Magnetenberge lagen oder liegen um ihn ber. Das Magnetengebirge zog an ſich weit und breit aus allen Schiffen alles Ei⸗ ſen und Stahl. Die Fugen der Schiffe zerſprangen, und Trümmer bedeckten das Meer. Da rüftete man, anftatt mit Eifen und Stahl, die Schiffe mit Silber und Gold un die neue Schifffahrt beſtand. '
Auch lagCoder liegt im großer hürtenvoller Flur eine große Magnatenburg, und viele Eleinere Magna» - tenburgen Tagen oder Fiegen um fie her. Das Magna⸗ tengebürge zog an fi) weit und breit aus allen Huͤtten * alles Silber und Gold. Die Zugen der Hütten zer fprangen, und Telimmer bedeckten das Land. Da rüftete man, anftatt mie Silber und Gold, die Hütten mit Eifen und Stahl; ‘und die nene Bauart beftand.
> Das Maguekengebirge lag Über liegt, ich weiß nicht, wo? das Dagnatengebligt , wo iedermann weiß.
/
won 325 oma Kumsfeuteh
us fen der Streit I
Den man uns beuth!
Schwert gegen Schwert vom Leder;
Doch Feder gegen Feder!“ en
Die Bruͤderſchaft. G, führt als Bruder im Apoll Sich felber bey mir ein. Ich will's in jedem Gotte wohl, Nur nicht im diefem fegn! |
hi
j - Unmut, De „enter hohle fie, die fhönen Seifenblafen Von euerm Freyheitsmuth und feiner Riefenkraft, Wenn Beydes ſchon im erſten Kampf erſchlafft! Mit Faͤuſten ſchlagt den Feind, und nicht mit Red⸗ nerphraſen! u
Ä — 244 —
Vorfhlag zur Güte,
For Schwaͤrmer für die Monarchie,
. Zür Ariftosund für Demokratie,
Ihr tollen Schwärmer, laßt euch rathen, Und. werdet alle — Logokraten!
a n 1— ulvia. | Aus e6 hieß, fie habe eine Parsie gefunden.
I O Fulvia, der wunderſeltne Mann ’ Der, Trog auch dem, ‚was bu. haft unternommen, Unm dich, — wer ſtaunet nicht? — um dich neh ur - werben Tann, | - Der ift es werth — dich zu bekommen.
\ \ ’ * -
\
-
us er Antiteitifen, j
Kon mir wirb ſicherlich binfort | Nicht wieder antikritifieret, | 0, An einem wohl bedannten Drt - Wird man nur ärger dann ſchimpfieret. Man laſſe Dem das letzte Wort, wu Dem doch das erfte nicht gebühret!
\
— W—
Auf einen Gewiſſen nicht leicht zu Erra⸗ thenden. Ned dem ‚Ruffifgen. | Ss fur den Adel nicht, der ohne dich befteht, Du halb geadelter Port!
Denn neulich noch bewies der Edeln lauter Tadel Fu Dein Herz fey nicht von Adel. N
>
— —
Einfall bey'm Erſatze H.
In: weiter nicht8 ? Freund, biefe Krone Ward, wie man sehn taufend Mahl öfter fon Tab, Auch harten‘ Wären et caetera Des uncorrecteften Junkers zum Lohne!
*) Besicht fig. auf folgendes Beine Gedicht.
J
Erf ag Sur Hart: und uncorrect war mein - wi; Apollon's Priefter möcht’ es nicht: |
38 bracht's Dionen- und zum Lohne Sao tie mis eine Nyrtentrone.
S
— Zıb —
— An Herrn Schuft.
O Schuft, es ift Unmoͤglichkeit,
Von ſchlechter Verſe Sdlechtigkeit
Mit Gruͤnden ſtets die Schufte zu belehren. Doch bin ih immerdar bereit,
Bey meiner Seelen Seligkeit
Die Schlechtigkeit der deinen zu beſchwoͤren.
"Fragment
eines Die Heinen Propheten eſehiee am kobien ‚Aus dem Däntfgen.
"DD nahm der Engel mid beym Schopf, Und ſprach: Du Tropf, Nimm deinen Kiel, und ſchreibe:
Doß heut nicht morgen bleibe.
in 317 a —
Unterfgieh
Spisum trete der Künftler vor bie Kritik und dad
Publicum, aber nicht die Kritik vor den Künftler, wenn
es nicht einer iſt, der ihr Geſetzbuch erweitert.” Sciller.
Der Kunſt⸗Kritik bin ich, m wie der Auto, Zu tiefer Reverenz erböthig. Mur ift nicht eben diefer Ton
Vor ihren ſchlechten Pfaffen noͤthig!
vo 318 un
Ein feiner Schlag in’d age. |
st Acht auf meinen Deutſchen Wink, Ihr jungen Herr'n und Damen!
Nicht immer führt basfelbe Ding
Bey ums benfelben Nahmen:
Am Ente nichts zur Sache; So iſt es dennoch immer gut, Daß man ihn kund fich. made,
- Und beißt: es glei : Der Mahn thus
Ein Heiner Vudſtab ab und an B Nimmt oder gibt viel Ehre j ‚ Und macht zum wadern Edelmann, - m fonft ein Roßknecht wäre. — Der Ausbruch wilder Aurhahnsbrunſt Heißt, zum Erempel, — balzen. ü Thut eben das mit Schwabenfunft, Sp heißt bie Sache — wal zen.
— Big mn
Der Vogel Urfelbſt,
feine Recenſenten und ber Genius.
Eine Fabel in Vurkard Waldis Manier. |
Ei Vogel ganz befondrer Art,
Der fih mis feinem andern vadrt,
Und, weil er immer ‚einfom kreiſt,
Original, Deutfch: Urſelbſt, beißt,
War Liebling eines Genius,
Und hörte dennoch mit Verdruß: | „Das Flügelpaar, mit welchem ihn J
Der bobe Genius beliehn,
Trag' ihn zwar ziemlich hoch und weit
Mir feiner Kraft durch Raum und Zeit; |
Allein der Flug ſey doch nicht fhön
Zu bören,. oder onzufehn.”
&o rief aus Troja‘ Squtt und rau |
Ein kranker Uhu erft heraus; -
Nah rief. es flugs din Papagey
In einer neuen Bücherey ,
Wo. auf der Grazien Altar
Der Schwäger eingekäfiht war,
"Bald gackten's auch den ganzen Tag
Die Hühner und die Gänfe nad.
So warb ein Wort St. Klopſtods wahr, Das Wort: Nachahmer bier fogart
Da flog der Urſelbſt hin und bath Des Uhu's Majeſtaͤt um Rath:
j Ein Vogel, Nahmens: Ideal. Mit deſſen Federn ruͤſte dich,
320 nu „Bere, gib dich näher gu verftehn, Wie flieg’ ich dir zu Dank recht (hön? — Der Uhu zog bie Stirne raus, - Und fonn, — und fann den Math heraus : 2 „Behaget Zleich auf jeder. Flur Dein Flug dem Sohne der Natur: So frommt doch dieſe Gunſt dir nichts Vor der Gewalt des Kunſtgerichts. Das Puüppchen der Convention Ruͤmpft ſtets fein Näschen drob mit Hohn;
Denn eingefpnürte Schul. Eultur _
Haßt gliederfeege Weltnatur.
Drum mußt du, wenn ich rathen foll, ⸗ Der Reglerinn zum Opferzoll
Erſt manchen Schwungkiel dir entziehn/ Womit Naturgeiſt dich beliehn.“ —
Der Urſelbſt füumt’ es nit zu thun,
Und fragte glaͤubig: „Herr, was nun cm „Es fliegt im britten Himmels ſaal
4
Sonſt fliegft du ewig ſchlecht für. mich.
Noch thatſt du keinen Flügelſchlag,
Der tadellos paſſieren mag.
Verſagt bleibt drum auf ‚mein. Geheiß |
Dir ber Vollenbung Paradeis. »
Da foradh der Urſelbſt angſtiglich:
„Geſtrenger Herr, belehre mich:
Wie ſteigt man in den Himmelsſaal
Und haſcht den Vogel Ideal?
Mir duͤnkt, das iſt body nicht fo leicht,
au mon nur blind in’6- Blaue as — . HSuraul
nern DD rn Hierauf der Uhu ſpoͤttiglich: „Herr Ignorant, belehr' Er fit Zur Seite fliegt der Ideal Dem Wunderphönir der Möral. Wie diefer ſtrahlt in Heiligkeit, So jener in Vollkommenheit. Und wär’ unendlich au die Kluft Von unfeer bis in ihre Luft, So wird body ſtets hinauf gezeigt; Und wer nicht ihre Hoͤh' erreiche, Dem blaſen wir den Todtenmarfh.” —
‚Mit Gunſt! Iſt dieß nicht allzu barſch? —
Schlecht wird's hiernach, muß ich geftehn, Dem Tauber, wie dem Adler gehn,
Die man doch in der Unterwelt
Für ehrenwerthe Voͤgel haͤlt.
Nach dir iſt dieß eits jener Kluft
Der Tauber Sthurk', der Adler Schuft. Biegt man das Rohr zu ſtark, fo bricht's;
Und wer zu viel will, der will — nichts. —“
Jetzt wollte ſchon der Urfelbft fort; Doch wandte’ er ſich: „Nur noch ein Wort, Erhabner Kauz! Vermuthlich haft Du Federn von dem KHimmelsgaft. Wie bliefeft du wohl fonft fo barfch Mir und auch dir.den Todtenmarſch; Gib mir von deiner Portion, Und nimm dafür mein Gotteslohn! Hiernächſt fo komm auch felbft heraus Aus Troja's altem Schutt und Giaus; Und zeig’ im Fluge dic) einmahl Nah Art des Wogeld Iheals
Bürgers Gedichte. 2. Band. X
mon 5322 von
Denn ſieh, ald du.bey zuter Zaun’
Einft Über deinen Dornenzaun
Der Göttinn Freude nad dic ſchwangſt,
Da wurde mir bod etwas Ang” —
Jetzt rief ber Uhu ärgerlih: ; -
„Herr Nafeweis, belehr' Er fi!
Dbgleih mein Aug’ ihn nimmer fah,
So ift der Ideal doch da, Ä
Ka, wär’ er au ein Popan; nur '
Von metaphyſiſcher Natur,
Der durch's Tranſcendentalreich ſtreift,
Wo man nicht ſteht, nicht hoͤrt, nicht greift,
So ſchreyt man dennoch: Schau', o ſchau'! —
Dem Andern dunſtet's dann doch blau;
Und blauer Empyreumsdunſt
Iſt meiſt der Schoͤnheitsregler Kunſt.
Sothanem Dunſt, Herr Nafeweis,
Geb' ich dich, wie mich ſelber, Preis.
Denn ſtümpert gleich mein eigner is
Um Troja’s Trümmer tief genug ,.
So laff' ih doch im Fehmgericht
Don meines Urtheils Strenge nicht.
Ich habe Recht, Recht, Recht, Recht, Rechts
Halt's Maul vor mir, du loſer Knecht!“
Der Urfelbft , der nun Umrarh roch,
Sprach: „Haͤtt' ich meine Kiele neh!”
Verlor von nun an niht.ein Wort, |
Und zog mit mattern Schwingen fort. Noch gläubig, flog er hin und bath
Den Papagey um guten Rath: . |
„Son Papelpapchen, laß mic fehn, \
Wie flieg: ich dir zu Dank, recht fhön?” —
._
wor, 323 wem Und gracioͤs, in feinem Sing... Sich ſchaukelnd, fprad) das bunte Ding: - „Da unter mir auf dem Altar Nimmft du viel Gaͤnſeblümchen wahr, Die ich im Anstand weit und breit Einft aufgezupft und bier geftrent. - Sch trug dafür zum hohen Lohn Dieb goldne Gitterhaus davon; Ro, wer die Bücherey bejteigt, Schön mit mir thut, mie Zuder reiht, Und mir das glatte Köpfchen kraut, Das niedblih durh die Stäbchen ſchaut. Here Urfelbft, wilift du gut allhier Dich ftehn, wie ich, fo folge mir! Reiß dir die Deutfchen-Zedern aus, Und fü’ mit Blümlein bunt und. raus; Die leeren Rücken wieder an, ‚ &o wird aus dir ein ganzer Mann! Der Urfeldft, allzu glaubensool, Sah nicht gleih ein:. der Kath fey toll; Und that, o weh! nah Papchens Work, Noch lahmer ging ber Klug nun fort:
7 a
Jetzt zog ber urſelbſt hin und bath I
Das Gick- und Gackgeſchlocht um Rath. Laut rief das Gick⸗-und Gackgeſchlecht: „Bis hieher tharft du zwar ganz recht; Doch unfres Beyfalls dich zu feeun,
. Must du wie unfer einer feyn.
Dieß gang zu werden, rathen wir,
Zieh jeden Genialkiel die .
. wer ZI veren Bis auf den letzten Stumpf heraus, Und bleib hier hübfch mit uns zu Haus! Man muß nichts Eignes wollen feyn; So machen wir e® groß und Hein, Du fiehft, wir watſcheln Tag. für Tag Hof auf Hof ab einander nach, Und ſchnattern unfer Lied dabey Stets in bekannter Melodey. Wenn man nun glei) nit hoch und weit Uns fliegen ſieht durch Raum und Zeit, So fällt dafür in unferm Lauf Auch der Kritik Bein Anftoß auf. Drum meint ber Upu feldft im Ernſt, But fey es, daß du von und Ternfl.” —
Der Urſelbſt, taub von dem Gefchrey ,
Beſann fih nicht, was gut ihm fey. Er riß fih Kiel bey Kiel heraus, Und, ad! mis feinem Flug war's aus.
Nun Fam 6b dem, was er gethan,
Der Reue Bitterkeis ihn an, Und tief erfeufzend. vor Verdruß , Fleht er empor zum Genius. Allein der hohe Schuppatron Schalt hoc herab im ernften Ton: „D Thor, alfo geſchieht dir Recht! Was achteſt du auf jeden Ancht Der Meinung, die, im Thurm verſteckt, Ein kranker Uhu ausgeheckt — So geht's, fo geht's, wenn mein Client: Vor alle Regelbuden rennt. Meinft du, daß ich, ich, dein Apoll,
Den Flug vom Regler lernen fon?
— 325 — Der Regler, — ſo beſchied ſich deß Schon summus Aristoteles, —
Der Regler zeichne meinen Flug, Wie eine Zanztour , in frin Bud; Nur lehr' er einen Genius,
Wie er die Fluͤgel fchlagen muß! —
Für dieß Mahl will ich dir verzeihn, Und neue Fluͤgel dir verleihn.
Doch fliegft dem Gick⸗und Gackgeſchlecht Du küuͤnftig abermahls nicht recht,
Und achteſt ſein, und wendeſt dich Im Zweifel nicht allein an mich,
Der ganz allein, was frommt und ehrt, Trotz allem Kritikakel lehrt,
So lähm’ ih dir. auf immerbar
Den Slug, der fonft dein Volksruhm war. Du ſollſt in Tiefen und auf Höhn
Natur nicht mehr dein achten fehn, Verſcheucht aus ihrem Heiligehum Sperre’ ih di ganz fommt deinem Ruhm, Wie fenen faden Papagey,
Dert in die neue Bücherey
Der fhönen Wiffenfihaften ein.
Did deines Lebens da zu freun,
Wo dich dein Volk nicht ſieht und hört, Mod dich, Vergehnen, nennt und ehrt.
u * 526 —.
Karl der Große, ald Dichter. Aus dem Piemontefifchen.
| ©, ſchnell, als ex, flieg noch Fein dichtendes Genie Zum Hofrath, Envoye, zum Domherrn und Mars quis. Bald wird er, führt er fort, fo ruͤhmlich ſi 9 zu zeig gen,
Was irgend Ehre heißt, durch Dichtkanſt überheign.
ser 927 erg J
Ueber die Dicterregel:
Non satis est pulchra esse podmata ; dulcia Ssunto,
Et quocungue volent, animum auditoris agunto; ..
‚Son feyn , reichet nicht bin; auch würzig wie das Lied ſeyn,
und des Horers Gemüth locken, wohin es nur
will.”
Dieſes Orheimnig der Kunft verrieth ein unfterblicher |
Ä Meifter.
Jedem gelang auch das Lieb, ber das Geheim⸗
niß ergriff.
Aber ſeit geſtern verſtehn die Kraͤmer ſchelaſtiſcher
Schoͤnheit
Jene beſiegende Kunſt beſſer, als Stümper Horaz,
Lecke, ſo will man, die Form nur ſchönlich; ihr waͤſſſriger Inhalt
Mache nicht wohl und nice web, ſchmecke
nicht fauer noch ſüß! —
Deinem Genius Dank, daß er, o grübelnder Schiller,
Nicht das Regelgebäu, das du erbauet, bewohnt!
Traun! wir hätten alsdann an dir, ſtatt Fülle des
Meichthums, Die uns naͤhrt und erquickt, einen gar luftigen Schatz!
won EU -
Huf
einen Zeitſo riftſteller, der wider Menſchenrecht, Freybeit ‚ Kuftlärung, große
und edle Menfhen, ꝛc. ꝛc. ꝛc. Eopfs herz > und ge- ſchmacllos fcrieh.
Januar.
Su auf, o Archiloch, mit deiner Jambenkraft! Leg ihm durd eignen Strick die ſchnoͤde Autorſchaft!
5 edbruar. Man Brenn! an feine hohle Stirn „Gier Bein Gehirn!” | Zwey Spannen unterwärts: „Allhier Bein Her, !" Auf feinen St — mit Nevereng: Ä uvild ſeiner Eloquent m
| m ar z. | Viellelcht iſt mancher Schritt zur Aufklitun⸗ Sottiſe; Doe der in Finſterniß iſt alle Mahl Betife,
—
Wen die Vernunft und der Geſchmack verdammen, Den ſchůete Fein Koͤnigsbrief vor der Verdammniß Flammen.
nun 32G won May.
Ich möchte lieber Raub und- Morb Auf meiner armen Seele haben, Als heuchlerifh mit Einem Sclavenmwort Den Aberglauben und den Defpotisinus laben. .
Junius. Du denk'ſt: »Jqh will an’s Thor bes Herrenhofs mich ſtellen, Und laut nach gene und Stab ber Freyheitswaͤch⸗ ter bellen; Das feht vom Herrentiſch mie manden Broden ab.” Ha, edel ausgebaht! ur weihen Leucht und Stab Dir, Klaffer, darum doch kein Haar breit aus dem Wege, und ieden Brocken würzt dir leicht ein Dugent Schläge.
Suliuk
Du bitteft manden madern Held, Zu deiner Fahne fih zu flellen: Doch wer auf Heldenehre hält, Sieht auch auf wackre Kampfgefellen.
| Auguf. . Du! Unfinn wähneft bu aus Deuiſchland zu vertreiben? Sa! lern’ erſt Deutſchon Sinn mit Deutfcher Feder ſchreiben!
Unterfdie®
Di, wann des Kiels und Schwertes Zunft Für Sache fih und Sache meſſen, Sitzt doch im Kiel noch wohl. Vernunft;
Im Schwerte hat ſie nie geſeſſen.
—e —
Entſagung der Politik.
Ar, Frau Politik! Sie mag ſich für baß trollen! Die Schrift⸗Cenſur iſt heut zu Tage ſcharf. Was mancher Edle will, ſcheint er oft nicht zu ſollen; Dagegen, was er ſchreiben ſoll und darf,
Kann doch ein Edler oft nicht wollen:
Verſtaͤndigung. Sy Eann und fol nicht Alles feyn ;' Aug Sgärfe, Kraft und Macht, und Drang burch
Mark und Bein
Berlanget oft gerechter Herzenseifer; Was au darob, wie wahre Scherenfchleifer, Die-[hönen Wiflenfhäftler fchreyn. Sol ein Apoll mein Werk, ſoll's eine Venus feyn, So iſt's genug, wenn ih nur da den Meißel. Der Schönheit wohl zu führen weiß,
Ganz anders ift der Fall bey einer berben n Geißel Auf einen kecken Krittlerſteiß!
— —— —— — —-
Abſchied auf ewig
, von
Sr. Wohlweisheit , dem Herrn Peter. Hecht, ge
nannt Krittelmicht , wie auch der ganzen hoben
Krittelwichtiſchen Familie zu .., u .., U... a.fm u. ſ. w. m ſ. w.
Som Er nut zu, Herr Krittelwicht! Beſchrey' Er mich und mein Gedicht! Der Genius der Kunſt verſpricht: Verſchreyen werd' Er doch uns nicht. Und nun ade, Herr Krittelwicht!
De
“ - dei
— BEE moon
Unter zwey Uebeln lieber dad Fleinfte.
Re ſchelte nicht das Titelkaufen.
Es würde für denfelben Preis . Das Amt der Dummkopf feiht erlaufen, Der jest fih zu beicheiden weiß.
Un‘
4.
Ser auf dein Kunftwerk feft und gut, Für's weife Publicum, mein Lieber! Und fürdte nie die Kollerwuth Bon einem Recenfentenfieber.
— BEE mm Dan fey dir, Amor, immerbar! Du gäbft mir Rieſenſtaͤrke, Und lieheſt mir dein Fluͤgelpaar Zu biefem Liebeswerke.
Wer immer fo befiedert wär’, Dem müßt’ e6 leicht gelingen, Sich tauſend Meilen über's Meer Nach Indien zu ſchwingen!
Dariten im vorltehenden Seicte * *,
a. Stange, Zeile 3. Der Auftiprung-ain-den u. w. 3. St. 3 4. Die dürre Kehl erfrifchen. 6. St. 3. 1. Sogleich weckt' ipre u. mw. . 3. 3. Ich hob fie auf, verfhämt und roth, 6. St. 3. 1. Beſorgt um u. w. 3. 2. Die Schäferinn die Hände; 3. 4. Mit ihr an's andre Ende. 7. St. Z. 3. Du lieheſt u. w. 8. St. 3. 2. Der könnte Manches wagen, - ‚+ Und über Land und über Meer Die Ihönen Mädchen tragen. U’ H Im Heideiberger Taſchenbuche für 1812 ficht es um
ser der Auffchrift »Befchichtchen“, und mit den Hiet angegebenen Abweichungen.
— {41
Li 1 “ V. d
— 33 —
| | . Klage um Karthon. Bon Dffien. '
MM, kommt fo finiter vom braufenden Mree Wie die fhattende Wolke des Herbſts?
Er fpüttelt den Tod in feiner Hand;
Sein Auge lodert in Gluth!
Wer brüllt durch Lora's düftre Flur? Wir anders, als Karthon, der Held? Das Volk erliegt. Er fchreitet einher, Wie Morven’s muͤrriſcher Geift.
Dod, er liege nun hier, wie ein ſtattlicher Baum, ‚Bon rafhen Orkanen gefeirzt!
Wann wirft du erſtehn, Balklutha's Luft?
Wann, Karthon, wirft du erfichn ?
. Wer kommt fo finfter vom brauſenden Meer, Wie die ſchattende Wolke des Herbfts ? | Er ſchuüttelt den Tod in feiner Hand;
Sein Auge lodert in Gluth!
we BAO vom
Rommel's Antwort an die Sanfte Nach vorgeſchriebenen Endreimen.
Ta beine Liebe vein, wie dein Gediht , vom —
Schimmel; Beſteht fie treu und froh bey Brot, mit Salz und ⸗ Kümmel; Leibſt du nicht jedem Geck voll daſt eendeit bein — | Ohr; Und ſchwankſt du zwiſchen ihm und mir nicht, wie ein Rohr: Wohlan ſo nimm ihn hin, den ſüß erſehnten — | Bloͤden! Glaub', feine Bloͤdigkeit wird nicht das Bett — | Ä veröden.. | Er ſchafft, von Sorge, Gram und böfen Grillen — frey, Der Maͤgd⸗ und Knaͤblein leicht dir — etwa drey Mahl — drey. Veſprich das Aufgeboth nur gleich bey'm Vetter — NMomme l,
Füͤr's Maͤgdlein Puppenwert ‚ fürs Knaͤblein Peitſch und — Trommel.
Vermuthlich bringſt du mir ein wenig baren — Lachs,
Sammt Betten, Leinen, Dre, aub etwas‘ Woll
. and — Flachs. ' Iſt das, ſo wollen wir ſchon gut zurecht uns — finden,
nn 42 OR Auch ohne ap ı wir ung die Haut vom Leibe —
finden.
Gemaͤchlich leben wir dann bis an's — Abend⸗ roth,
Und achten uͤberfluß, der nichts uns nägt : für — Koth.
Mittel wider die Agrypnie.
Di⸗ ganze Nacht hab' ich kein Auge zugethan Fing Urſula am Sonntagsmorgen an.
Nun will ich in Die. Predigt gehen,
Und Wunders halber fehen, |
Ob id nicht da ein wenig nicken kann.
e v — —
Di ampfindſame ehenann.
G, wünſcht ſich Meilen weit von binnen, wann bie Wehn
Der nahenden Geburt ſein junges Weib beſchweren.
Allein den Wunſch kann ſie ihm nicht gewaͤhren.
Denn Ein Mahl muß der Mann doch wohl zu Handen
gehn:
| Bern bey'm Empfangen nicht, doch mindſten beym
Gebdren. |
wo 542 veren
Das kodengefhenf, .
,‚W. nehmen Sie fuͤr Ihr zahlreiches Heer Amaſien wohl alles Haar noch her,
Das dieſe andachtsvoll in Amuleten tragen ?” So hoͤrt' ich einen Gimpel fragen.
Doch Seladon ſprach: „Guter Tropf!
Bär’ alles das aus meinem Kopf:
Wie Tangft müßt’ ich Perücken tragen !”
Das Lockengefchenk.
Mi einem Blicke, fharf, wie Dorn, Nahm Dorilis jüngft den Friſeur aufs Korn: „Mein Freund, kennt. Ex wohl diefe Loden?!! — „Wie follt’ ich nicht erwiedert der ganz troden, „Die haben Sie von angenehmer Hand !’ — „Run ja, weil Er's denn weiß, mir. gab fie Her Amant | 5Doch poeir ich ſehr, ſie ſind von ſeinen Locken. „Geſteh' er mir, mein beſter Herr Lafleur, Die Wahrheit!” — Aber unerſchrocken, Und abermahls ganz bünn und groden, Als Mann von Wort, erwiebert der: „O, bafür fey'n Sie ohne Sorgen !' Amanten pfleg’ ich nichts zu borgen!
J —
—
u 345
Reſignation. Nach der Howe *).
. Nichts kann mie fürber Greube geben,
‚Rein Soft aud Tokay’s edlen Reben,
Nicht Edelftein, nicht Goldesglanz, Kein fettes Mahl, Kein Freudentanz.
Laßt alle Roſen, alle Nelken, Laßt alle Kinder Florens welken; Zu Wohlgeruch und Honigſeim Entſprieße meinethalb' kein Keim!
Der Sturm mag in empörten Wellen Mein Fahrzeug, wann er will, zerſchellen! Mit Ealtem, gleichmuthsvollem Sinn Geb’ ich mein läftig Leben hin.
Mich taͤuſchet ferner Eein Vertrauen Auf diefe Welt. Beym nahen Schauen Iſt jedes Gluͤck der Erde Wahn; Kein Weiſer bleibt ihm zugethan.
?) Die hier folgenden zwey Gedichte Bünrge rs haben wir aus dem Heidelberger Taſchenbuche für 1812, wo fie zu⸗ erſt gedruckt erſchienen, zur Vervollſtaͤndigung der Sammlung aufgenommen. |
»
wen Ga ee
‚Minnelied. Hiue von meiner Minniglichen, Lieben, hört ein neues Ged! Denn der Winter ift entwichen, Mayenluſt mit Woblgerüchen , Mayenwonn’ ıft aufgebläht. Lieben, Öffnet eure Sinne: May erwacht, Minne lade, _ May har Diinne, | Minne Sarg wohl angefacht,
} Ns
r “ “.' ...
Wersefferungen. |
Seite 104. maß die 15. Zeile ſo heißen: Ein Niagara, ſtürzt er feine lichten Bogen Seite 225. 4. Zeile „ ftatt wie leſe wir"
win BEE om,
2: aha ft:
‚des zweyten Bandes. =
| Gedidte In Bmwepyter Theil | . Seite
1. Eos As Moily ſich losreiſſen wollte. (Nach einer Angabe in dem Muſen-⸗Almanache für 1786 ſchon im Sabre 1776 gefchrieben, aber gewiß fpäter , vieleicht erft im Jahre 1785 vollendet.) » ns 5 2. Molly's Werth. (Im July 170) nes M ‚y Un die Falten Bernünftier. (Sonſt: Un die Menſchenge⸗ | ſichter. (Im Auguſt 1770) » 7 0 ae: N 4. Muttertändeley: Zür meine Dorette. (Im Auguf 177 9) » “5. Der große Man. (Im September Ir) : ⸗24 di 6. Untreue über Aue. (Im September 1770) » so» 23 v⸗ 7 Des Pfarvers Tochter von Taubenhain. (Im Aug. 1781) 28 8. Himmel und Erde. (Im Sanuar 1762) s = + "36 0. An Moin. (Sonſt: An Adonide'n. (Im Auguft 1702) 37 10. Der Huge Held. (Im Auguſt 1782) = 3 11. Molly's Abſchied. (1782) 0 9 + 12. Prometheus. (1789) » 9.0 5 0 9 13. Die Kuh. (1273)3)⸗⸗⸗ v 14. Der Kaiſer und der Abt. (Wermutklich 1784) ⸗ 15. Bolfer’s Schwauenlied. (Vermuthlich 1284) ⸗ 16. Die Eine. (Vielleicht 1238ß0⸗ 17. Überall Molly und Liebe. (Vieleicht 1784) ⸗ 18. Täufchung. (Vielleicht 1784) ss Hs 19. Für Sie mein Eins und Alles. (Vieleicht 1764). 20. Die. Unvergleichliche. (Vieleicht 1734) *» > 24. Naturrecht: (Vielleicht 1784) + + 9 v7 22. Der wilde Jäger. (Wermushlih 1765) vs
_
va vv 1 80a v0 M,
. AVVBV V x —
m V 0
⸗
3
42. Un 3. M. Als fie nach London ging. > $
5
won B46 mim
empfangen am Altare der Vermaͤhlung. (Wahrfcheins
ih 1785) > ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ s 3 3 24. Verluſt. (Vermuthiſch 18860) - ⸗⸗ 25. Trauerftille. (Vermuthlich 1786) = > 26. Auf die Morgenröthe, (Bermuthlich. 1786) 27. Liebe ohne Heimath. (Vermuthlich 1786) 28. Die Schatzgräber. (Bermuthlich 1786) ⸗ 20. Troſt. (Bermutplih 1786) s -s 30. Manndteog. (Vermuthlich 1787) so 3
uuuvovuo N
‚31. Mittel gegen den Hochmuth des Großen. (Germustig
1787) ⸗ en H 208 ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ 32. An Umatien. Auf ein Stammbuchs⸗Blatt. (Bermuth⸗ lich 17T) 020 ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ 33. Lied. (Vermuthlich 78T) Oo 94 7 3 95 34. Gefang am heiligen Vorabend des funfsigiäprigen Ju⸗ beifeftes der Georgia Auguſta. (Im September 1787)
35. Ode. Der funfsigiähtigen Jubelfeyer der Georgia Aus
guſta am 17. September 1787, gewidmet von meh⸗
vern zu Göttingen Studierenden + : 3 3» 36. Auf das Adeln der Gelehrten. (Vermutblich 1788) ⸗ 37. Gute Werte. Germutdlich 1788) ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ 38. Das Lied von Treue. Vermuthlich 118) » =: 2 9. Prolog zu Spridmann’s Eulalia auf einem Privat⸗ Theater. ⸗ ⸗ a ne ‘es %. An die blinde Birtuofinn „Mile. Paradies. #1. An die Bienen. ⸗ u hr 9 9
45. Un Auguſt Wilhelm Schlegel. =» 9 44. Das Blümchen Wunderhold. s + s 45. Graf Walter. Nach dem Alt - Engliſchen. ⸗
‚46. Vorgefühl der Geſundheit. An Heinrich Chriſtian Boie.
(Die letzten Gedichte, Nerv. 39 — 46 erſchienen zu⸗
erſt in der zweyten Ausgabe deb. Bürger'ſchen Ges
dichte (1789) und find wapricheinlich nicht lange vors
| ber gefchrieben oder doch wollendet worden) + = 47. Un den Apollo. Zur Vermählung meihes Freundes, des
Heren Doctors Althof,' mit ber Demoifelie Kuchel.
um 17. May 1100) = + 3 2 2 9 5 48. Bummel» Lied. (180) ss u a 3 49. Veit Eprenwort. (1790), 0 u 23 2: 0 8 80. eife an Bürger, (aru9, Umgenrbeitet. 1790) 7 >
vw wu www!
Ekite / 25. Das hohe Lied von der Einzigen, in Gelft und Herzen
mn BET ae |
| Seite
51. An Etife , über die Umarbeitung des vorfichenben Lies des. (1790) Eee TR ⸗ ⸗ 2
32. An Eliſe. (1290).⸗ ⸗ 28 9. 3 53. Todtenopfer, den Manen Job. Dav. Michaelis dargebr acht von-feinen Verehrern. «Im Auguſt 191) ⸗⸗ 54, Heloiſe an Abelard. Frey nach Pope'n. (1792) ⸗ 55. Die Zode (1702) oO 9.9 9 00 98 9 5
. 56: Sinnenliebe. 1792) on 0.0,“
59, Reis und Schönpeit. (1792) + -s 3 9 ⸗ 60. Heute mir, morgen bir. (1792) . nn 3.8. 94 61. Lied. (192) ee 62. Der tohlgefinnte Liebhaber, MO) 9,4 63. Die Erſcheinung. (1792) —— 22 64. Un das Herz. (172) on ac as 65. Die Königinn von Gotkonda. Nach Boufflers Profe. (1795) 66. Sinnesänderung. (1793) Per Ser Paar Tee Ba 67. Freyheit. 1703) 2 ce a5 68. Entſchuldigung. (1703) se. 8 8 49
69. Problem. 103) oa Tr a 5 70. Zeldiägerlied. (1794) ⸗ ⸗ ..9 ⸗ ⸗ ⸗
87. Strafired bey'm ſchlechten Ariegsankange der Gallier(1 792) 58. Die Bitte, 19) so so a 2 dd»
71. Impromsu von Bürger, da er von Demoiſelle K. in Weis fenfels in einer Geſellſchaft aufgefordert ward, "zur Auslöfung feines Pfandes, der Liebe ein Liedchen zu ſingen. a 3
Nachträge zum ı. und 2. Theil.
1. An de Leyer. 166) 1 82 2. Un ein Maylüftchen. (Im May 1769) : 9 9 = 3 Gtugertändelen. (Im Auguf (1769) —oH.12 009 4. An Amalchen. Über einen geraubten Kuß. Nach dem Ca: tut. (1769) + .... ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ ⸗
5, Mein Amor, (176..) Pr Paar SE Pr Br — 6. Un M. W., als fie mir einen Ruß verfagte. (1771) ⸗ 7. Un Themire'n. Zraveflirt nach dem Hora, (Sm Sn 1773) ⸗3 ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ ⸗
8. Die Menagerie der Götter, (Im Sommer 1774) ⸗ 2 q. Pfognoflicon. (Im September 1772273⸗⸗2 3 0*
10. An den Klatrigen. (Im September 17789) ⸗
8 ,
t 151 152
154 156 118 180 121 1833 194 185 186 187 190 191 192 220 222 2235 224 225
227
— — — — —
40. Srage. (1786) 5
45. An einen Sittenkrittler. (121306——02
⸗4 4 or
Seite 11. Sortune'ns Pranger. (Im September 1778) »_ = 3 248 42. Die Hepe, die ih meine. Parobie. (1778) = sn 235 13. Bragment. (1778) > ⸗ ⸗ ⸗ ae ⸗ s 256 14. Der Pfiff. (Im April 170) 0 no 2 5 = 287 45. Geſpraͤch beym Ball, (Ir Iulius 1779) sr s 258
25. Auf einen literarifchen Händelfucher. (Jm Auguſt 1779) IT. Geweihtes Ungebinde zu Luiſe'ns Geburtstage. (Viele . leiht 1779) = ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ 16. Ein Casus anatomicus. {1780) 7 + 9 + 49. Herr von Sänfewig zum KRammerdiener. (1780) > ⸗ 20. Reufeetändifches Schlachtlied. (Im Julius 1781) = >» 21. Berwunderung über die allzeit Fertigen. (Im Julius 1782) 22. Woher ich auf andere Gedanken komme. (Ins Julius 1782) 23. An Stentor. Unter der Predigt. (Im Auguft 1782) ⸗
"24. Der arme Dichter. (Im Auguſt 1782) » so 6 +
25, Der Edelmann und der Bauer. (Im Auguſt 1782) + 26. Hans Grobian von Dümmbart. Ein Epilog zum Mu⸗ a ſen⸗Alnanach. (Im Auguͤſt 1782) = 27. Heilige Verſicherung. (Im Auguſt 1782) 28. Auf einen Erz &nion. (17835) 0.» 29. Bänfegefchrey und Gänſekiele. (1785) ⸗ 30. Die beyden Mahler. (1783) ss 5:
u vn zu wu y u vr
9 F 3 * [2
8
31. Aufgegebene Liebeserklärung an Sophie'n. Nach vorge⸗
ſchriebenen Endreimen. (Um 21. November 1784) + 52, Als Eliſe fich ohne Lebewopt äntfernt Halte. (Am 22. November 1784) ⸗ ⸗ er Fr Fo 33. Schnick und Schnad. (1784) 9» > a 34. Einladung. (1784) Pe ae er — 35. Der dunkele Dichter. (1784) a8 a ee 36. Der verfegte Himmel, (Vieleicht 1784) .ı 2 57. An dte Nymphe zu Meinberg. (Um 24. Julius 1789) 38. Kritik betreffend. (1785) ⸗ ⸗ Pr 39.. Ode. Un Seine königliche Hoheit, Friedrich, Herzog von Dort und Zürftbifhof son Osnabrück, u. mw. Bey Hoͤchſtdero Anweſenheit in Göttingen überreicht von den daſelbſt Studierenden. (Um 18. Septemb. 1786) s 3 * 8 * 41. Bekenntniß. (1786) ° ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ 42. Adler und Lork. (1786) # Ss + ⸗ 43. Boltommener Ernſt. (1286666.49 44. Als das Obige für Verſündigung erklärt wurde. (17869
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Seite 46. Advocaten⸗Prablerev. (1786) =. 223834 47. An die Splitterrichter. (1786) ee HH. .0 ebd #8. Stumpf. (1760) * 7 u a 49. Aruſpex und Profeffor. (1786) ER er Fa Ber ebh., 50, Die Antiquare. (TOT) = 9 EEE. 98h 51. Zum! Na dem Sranzöfifchen. (1787) ⸗ ee 08 2 ebd. 52. Bettelfiolz. (1787) = » 9 ⸗ 90 e 287 55. Auf ein eigenes Gedicht Joh. Ballhorn's. (1787) ⸗ebd. 54. Ein Kindelein, fo löbelich ꝛc. (1763232 2 9288 55. Stoffe. (1787) . 0010 0 7 03 U EB 5 ch 56. Auf einen HeufchredensPrediger. (1787) se ehr 57. Auf mehr, ald Einen. (1737) ⸗ ⸗ ⸗ ⸗289 58. Europa und der Friede. (1787) >. 2 sw ebd, 50. Gedanke an. der MarfchalldsTafel. (TED) -- = + 290 60. Bullius. (16) 0 EL. 0 ebdb. 61. Hochzeit⸗Carmen. (1768). 5 9 2 2 2 5 ce 62. Bogelfigeu. (1788) - # = 0 8 5 2 9 298 63. Entfhuldigung. (1788) ⸗ ⸗35 ⸗ eo 8,0 chi 64. Schminklappe. (1738) > ⸗* ⸗ N) = 207 65. Werth ded Chriſtenthums. (17389) 's #9 2 eh). 66. Zragment eines wahrhaften Geſprächs. (1788) = = . 293 67: Reset. (1ITEE) = 2 Erg 294
68. Fürbitte eines an's peinliche Kreuz der Verlegentzeit ge⸗
nagelten Herausgebers eines Nuſen-Atmanaqs. (1788) ebd.
69. Der Entfernten. 1. Sonett. (1780) 6 70. Der Entfernten. 2. Sonett (1760) eig
71. Un Madame B., geborne M. (Im 29. Julius 1789) = 297
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12. Die Efel und die Nachtigallen, (1780) = sv "ss x 208 73. Lüdenbüßer. (1789) ⸗ —⸗ ⸗ß—ebd. 74. Das Wapen. (1789) ⸗e2 ⸗ ⸗ *. # s 209 75. Der Maulmurf und der Gärtner. er Ber Be ur‘ 7% 76. Keine Witwe! ⸗3 ⸗ ⸗ ⸗ 8 ss 300
77. Liebesſchwur. (Die letzten Gedichte, Numero 75 —8 erſchienen zuerſt in der zweyken Ausgabe von Bürger’s Gedichten, 1739, und find vermuthlich Burg vorher ent: Banden.) s ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ —WW s ebd.
28. Die Afpiranten und der Dichter. (1700). . = *= e 301 2% Warnung an Bürger. Aus Stalien. (1290) se. 82 ss 302 80. Eliſe'ns Antwort, (1790) u u 304 81. Meifter- Katechismus. (Wahrfcheinlih 1700) #_— ss 303 82. Gebeth der Weihe. (1700) + ⸗ ⸗ N ee 6,300. 9. Prolog. ( Wahrſcheinlich 1790) DEE Zr Er Ber
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... 30 vo
Seite
84. Vorrede gu einer neuen Ausgabe bon Gedichten, die
aber nicht vorgedruckt werden fol. (1702) =» s 31 85. Dad Magnetengebirge. (102) 7° ss 9 =: ss 312 86. Kampfgeſetz. (1792) .— oo 0 4,2 2313 87. Die Brüderfchaft. (1702) eo a 2 2: eh 85. Unmuth. (1792) > 6 .-% ⸗ Pr . ebd. 89. Vorfchlag zur Güte. 1702) 9 Er sn 402314 90. An Fulvia. Als es hieß, fie Habe eine Partie gefunden.
(1792) ⸗ ⸗ 3 ⸗ g ⸗ ee s ebd.
91. Über Untiteititen 1702) ° = 6 8 ech 92. Auf einen Gewiſſen, nicht leicht zu Grrathenden. Na dem Ruſſiſchen. (1702) ss 9 ss 2: ee 315 03 Einfall bey'm Erfage. (1792) . oe 3 3 se 99. An Herren Schuft. (1102) so 9 nn 5 9:5 316 05. Sragment eines dreygehnten Kleinen Propheten Eſchechi⸗ rach am kodten Meer. Aus dem Dänifpen. (1792) ⸗ cbb. 06. tinterfchied. (1792) 9 ⸗ ⸗ ⸗ .. 3 s 317 97, Ein Heiner Schlag in's Auge. (1792) « + ss 318 98. Der Vogel uUfſelbſt, feine Recenfenten und der Genius. ' Eine Babel in Burkard Waldis Manier. (1792) = 319 09. Karl der Große, ald Dichter. Aus dem Piemontefiihen. (1792) ⸗Ú⸗ ⸗ ⸗ —W— ⸗ ⸗ s 3%6 100. Über die Dichterregel: Non, satis est u. w. (1702) s 327 101. Auf einen Zeitſchriftſteller, der wider Menfchenrecht, ’ Freyheit/ Aufklärung, große und edle Menfchen, sc. 20. 2c. kopf⸗ Hergs und geſchmacklos fehrieb. ( 1792) ⸗2328 102. Rime et Raison. An die Klaͤffer. (1792) 22331 403. Der Scherzer. An Grimaſſen⸗Macher und Macherinnen. 6(1792) e⸗ ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ ⸗esbd. 104. Unterſchied. (1793) 1 9 5 332 105. Entfagung der Politif. (17095) «0 nn chb. 106. Verfländigung. (1793) er 3 107. Abſchied auf ewig von Er, Wohlweisbeit, den Her - Detee Hecht, genannt Krittelwicht, wie auch Der gan» zen hohen Krittelwichtiſchen Samilie zu cc, ätocr ec u. ſ. wm. ufw. u f. m. (1793) ⸗ ⸗33 108. Unter zwey Übeln lieber das kleinſte. (1795) + « 335 109. Un R. (1799) ⸗ .— Le 8 5 9 9 s ebb. 110. Räthſel. 1) vo 4 se 3306- | Auflöfung: Das Bett. j 111. Teoft eines Betrogenen. (Vermuthlich 179) ° ebd. 112. Der Sprany. er Ban a? ae er Fer Be Be
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