r*"»'-'^''^ T-"" ÜK) m _j « 1 <- ^"*>:^ fi^^> -«* X-- jS?* ¥ ^^e iF^' >^' m ■K^, ^. THE UNIVERSITY OF ILLINOIS LIBRARY 580.5 OS V.I5 Ci~ t^^'Wßr^ Sko\ ^sch£ rrAfJ ^iJiVtli^h. -ji \v.lzai. Oest.Botan, Zeitschrift 1865 WH -CJl "■^is '^•^p. '^■^^4 ■«.. ir^ ^^^^t.'At^-v . tj Botanik nnd Botaniker, Äpolheker uöd Techniker. N» 1. zu pranunieriren. Im Wege des Buchhandels übemim Pränumeratio C. «erold's iiioiiti in Wien, so wie alle übrigen Buchhandlungen . XV. Jahrgniig. Jänner 1865. ZNHAI.T: Victor Jaeka. — Gnle und schlechte Arien. Von iir. Kerner. — Aus dem Trencsiner Comitale. Von Holuby. — Mitlheilungen aus Ungarn. Von Ignaz Grnndl. — Die europäischen Glyceria- Arten. Von Janita. — Zwei neue schweizerische Pflanzen. Von MUnch- — Correspondenz- Von Dr. Kerner, Dr. Milde, R ecss, Dr. H o h< nack er, H u ter. — Der Garten von Kew. — Perso- nalnotizen. — Vereine, Gtselischaften, Anstalten, — Literarisches. — Botanischer Tauschverein. — Inserat. Gallerie österreichischer Botaniker. IX, Victor von Janka. (Hiezu ein lithographirtes Porträt.) Vt>r zwölf Jahren erhielt ich von einem sehr jung^en Botaniker ein Schreiben, worin dieser den Wunsch ausdrückte, jueine Bekannl- schaft zu machen. Bald darauf besuchte er mich seihst. So lernte ich Janka kennen. Er war damals erst 15 Jahre alt, in der Botanik natürlich noch ein Anfanger, aber durch und durch mit Liebe für seinen Gegenstand erfüllt und stolz darauf, dass er Mitglieil des bota- nischen Tauschvereines sei. Seitdem bin ich mit ihm in bestündi- ger Verbindung geblieben. Ich sah ihn heranuachsen, sah ihn zum jungen Manne reifen, war Zeuge der rastlosen Thätigkeit, mit der er sein Ziel verfolgte. Noch erinnere ich mich lebhaft jener verhängniss- vollen Zeit, wo Kriegesstürme das Land durchbrausten, wo Janka, Peyritsch und ich im Frühlinge des Jahres 1859 die einzigen Be- sucher des botanischen Museums waren, wo wir in gedrückter Stim- mung unter blühenden Gebüschen der Lonicera lustwandelten und uns durch botanische Gespräche zu zerstreuen suchten. Bald darauf trat Oeäterr. botan, Zeitschrift. 1. Heft. 1S65. 1 504673 in Janka's persönlichen Verliäilnissen eine grosse Verändorung- ein, er gab die Studien seiner Jugend auf und wurde Militär. Die Besorg - niss lag nicht ferne, dass mit diesem ganz entgegengesetzten Stande die frühere Neigung erkalten, ja ganz verschwinden könnte und so der Botanik ein eifriger Förderer derselben entzogen würde, wie sich dieses bei Andern unter ähnlichen Verhältnissen schon so oft ereignet hatte. Allein dem war nicht so. Janka blieb Botaniker wie ehedem, der neue Beruf vermochte ihn nicht von der Bahn der Wissenschaft abzulenken. Victor Janka von Bulcs wurde am 24. December 1837 in Wien geboren, wo sich sein Vater als siebenbürgischer Hofagent aufhielt. Hier verlebte er auch den grössten Theil seiner Jugend und studirte am Gymnasium zu den Piarislen in der Josef- stadt. In einem Alter von 12 Jahren unternahm er mit seinem Vater im August 1849 einen Ausflug nach Mariazell und von der schönen tief an den Lassingfall herabsteigenden Alpenflora zauberisch angezogen, begann die ihm wohl angeborne Liebe zur Botanik zu er- wachen. Schon im Frühlinge des Jahres 1850 legte er als Schüler der II. Gymnasialclasse eine Sammlung getrockneter Pflanzen an, wobei ihm die Auszeichnung zu Theil wurde , dass sein dama- liger Professor der Naturgesciiichte während des Vortrages über die Botanik die Pflanzen des Janka'schen Herbars unter die Schüler cir- culiren Hess. Noch im Herbste desselben Jahres nahm Janka's Vater den später als niederländischen Regimentsarzt auf Java verstorbe- nen Dr. Dole seh all als Hofmeister in sein Haus und behielt ihn bis zu seiner im Jahre 1853 erfolgten Abreise nach Ostindien. D ole- schall war selbst Botaniker und besass ein reichhaltiges Herbar. Wenn Janka bisher die Botanik mehr als Unterhaltung und ohne wissenschaftlichen Ernst betrieben hatte, so lernte er jetzt in D o 1 e- s c ha U's Umgange und unter seiner Anleitung diesem Studium eine höhere Bedeutung abzugewinnen, so dass er diesem den ersten Grund zu seiner künftigen botanischen Bildung verdankte, wenn auch Janka später seinen Lehrer überflügelte und das, was er weiss, durch sich selbst erlernte. Im Winter des Jahres 1851 — 1852 machte Janka durch D ole- schall die Bekanntschaft des Redakteurs des österr. botanischen Wochenblattes A. Skofitz und trat dessen botanischem Tausch- vereine als Mitglied bei, was er auch fortwährend geblieben ist. Durch vorerwähnte Zeitschrift mit denNamen und Leistungen seiner botani- schen Zeilgenossen in Kenntniss gesetzt, ward zugleich der Wunsch in ihm rege, mit Mehreren derselben unmittelbare Verbindungen an- zuknüpfen, und da Dr. Schlosser in Agram ihm in dieser Bezie- hung freundlich entgegenkam, so ermulhigte ihn diess, mit verschie- denen auswärtigen Botanikern in Tauschverkehr zu treten. Von wesentlichem Einflüsse auf Janka's botanische Laufbahn war aber der Umstand, dass sein Vater bei Klausenburg in Siebenbürgen Güter l)osnss, auf denen er seit dem Jahre 1B51 stets die Herbstferien zu- brachte. Die reiche durch keine Kultur verdorbene, in ihrem Typus g-anz eigenlhündiche siebenhürgische Flora verfehlte nicht, ihre mächtige Anziehungskraft auf Janka auszuüben und bald reifte in ihm der Entschluss, dieser Flora von nun an die vollen Kräfte seines Lebens zu widmen. Dort lernte er auch im Jahre 1852 bei dem ihm ver- wandten Bischof Koväcs in Klausenburg dessen Coadjutor Dr. Lud- wig Haynald kennen, mit dem er auch nachher, als dieser bald darauf den Bischofsstuhl von Siebenbürgen bestieg, in fortwährender Verbindung blieb. Nach absolvirtem ersten Kurse der V. Gymnasial-Klasse wurde Janka von seinem Vater zur Fortsetzung der Studien bleibend nach Klausenburg geschickt, damit er dort die ungarische Spraclie erlerne. Damit war seiner botanischen Thätigkeit ein weites und lohnendes Feld geölfnet, da er nun alle Stadien einer Flora verfolgen konnte, die er bisher blos im herbstlichen Gewände gesehen hatte. Damals bota- nisirte er zum Theil in Gesellschaft des Apothekers Wolff auf dem klassischen Boden der Heuwiesen bei Klausenburg, der Mezöseg, der ThordaerKalkschlucht, der Rodnaer Alpen. Im Jahre 1856 nach Wien zurückgekehrt, unternahm er von dort aus in Gesellschaft des Bischofs Haynald eine Reise in das durch seinen bolanischen Reichthum be- rühmte Donauthal der banalischen Militärgränze, besuchte Karlsburg und Hermannstadt, lernte dort Dr. Fuss und in Lugos Dr. Heuffel kennen und bereicherte die Flora dieser Gegenden mit so mancher neuen Pflanze. Obschon Janka auf diese Weise den Kreis seiner Bekannt- schaften und seine botanischen Kenntr)isse in praktischer Beziehung mit jedem Jahre erweitert hatte , so fehlte ihm doch bisher die lite- rarische Bildung. Diesem Mangel sollte bald gründlich abgeholfen werden. Im Jahre 1856 machte er die Bekanntschaft des Kustos am k. k. botanischen Hofkabinet Professors Dr. Fenzl, der ihn in ge- wohnter Art liebreich aufnahm und ihm den unumschränkten Gebrauch der reichen Schätze des kaiserlichen Museums gestattete. Durch vier Jahre war Janka einer der fleissigsten Besucher dieses ausgezeich- neten Institutes und indem er unablässig die Bibliothek durchstöberte, erwarb er sich nicht nur eine ausgebreitete Kenntniss der botanischen Literatur, sondern gelangte auch auf den höhern Standpunkt, die in der freien Natur bisher gemachten Beobachtungen in eine wissen- schaftliche Form zu kleiden. Es sei mir hier erlaubt, auf eine kurze Weile von meinem Gegenstande abzuschweifen, um das nicht genug zu würdigende Ver- dienst meines hochverehrten Freundes Dr. Fenzl hervorzuheben, das darin besteht, dass er mit so seltener Liberalität und zuvorkom- mender Gefälligkeit dem Freunde der Botanik so gut wie dem Fach- manne das seiner Leitung unterstehende Museum auf die umfassendste Weise zugänglich und nutzbar macht und stets bereit ist, Aufschluss und Belehrung zu ertheilen. So viele, die sich in der gelehrten Welt bereits einen Namen erworben haben, würden das, was sie sind, nie 1 * 4 geworden sein, wenn ihnen der Zutritt zu diesem reiciilich ausge- statteten Museum nicht so sehr erleichtert worden wäre. Im Jahre 1857 beendigte Janka die Gymnasial-Studien und hörte am polytechnischen Institute in Wien durch ein Jahr Physik und höhere Mathematik. Allein er setzte diesen Kurs nicht weiter fort und trat im August 1859 als Cadet in das Kaiser-Kürassier-Regiment. Er kam anfangs nach St. Georgen bei Pressburg, später aber nach Kumanien und in das Biharer Comitat, wo er abwechselnd in Szekely- hid, Karcag, Kis-Ujszälläs, Puspök-Lädany, Debrecin und Grosswar- dein stationirfe und dadurch Gelegenheit fand, auch die Flora des ungarischen Tieflandes kennen zu lernen. Im November 1861 zum Lieutenant befördert, konnte er sich nun wieder mit voller Kraft der Botanik widmen. Was Janka's schriftstellerische Thätigkeit betrifft, so verging seit 1855 kein Jahr, in welchem nicht botanische Aufsätze und Kor- respondenz-Artikel von ihm im österr. botanischen Wochenblatte, in der Linnaea, der botanischen Zeitung von 3Iohl und S chl ec hlen- dal, der Regensburger Flora und in den Verhandlungen des zool.- botan. Vereines erschienen wären. Diese Aufsätze haben beinahe durchgehends die Flora Siebenbürgens und des östlichen Ungarns zum Gegenstande. Janka verfolgte dabei einen doppelten Zweck, näm- lich die von ihm und Andern gemachten Entdeckungen über das Vor- kommen neuer Pflanzen bekannt zu machen, als auch die in Sieben- bürgen bisher aufgeführten Arten kritisch zu beleuchten und irrige Angaben zu berichtigen. Während Andere bei Schilderung der sieben- bürgischen Flora alle von ihnen beobachteten Pflanzen, welche sie von dem westeuropäischen Typus abweichend fanden, als neue Arten aufstellten, war Janka bemüiit, solche Formen in der osteuropäischen insbesondere in der russischen Flora unterzubringen. Wenn er hierin in einzelnen Fällen auch das Richtige nicht immer getroffen haben mag, so thut diess Janka's Verdienste nicht den mindesten Abbruch, denn eine so schwierige und halb gekannte Flora, wie die siebenbürgisclie ist, muss noch so manche Entwicklungsstufe durchmachen, bis sich die Ansichten klären und zur allgemeinen Geltung gelangen. Die Re- sultate seiner Forschungen hat Janka in dem in der Linnaea 1859 erschienenen Aufsatze Adnotaüones in plantas dacicas nonnullasque alias europaeas niedergelegt. Dabei war es nicht zu vermeiden, dass Janka schon früher mit andern Botanikern, die über denselben Gegenstand in abweichender Richtung geschrieben hatten, in Konflikt kam, und dass solche Konflikte mitunter zu weiteren Erörterungen führten; gewöhnliche Erscheinungen im literarischen Leben, doch muss der Wahrheit gemäss bemerkt werden, dass Janka seine An- sicht mit wissenschaftlicher Gründlichkeit verfochten hat. Janka hat in den vorerwähnten Zeitschriften auch mehrere neue Arten aufgestellt, als: Anthemis Haynaldi, Saxifraga Grzego- rzekii, Viola Jooi, Carex Czetzii., Koeleria flexilis, Centaurea Her- bichii , Phacaßayeri, Heliosperma Veselskyi , Genista Mayeri et campestris , Dorycnium diffuifiun , jedoch einige derselben später wieder aufgegeben , wie denn überhaupt die meisten dieser neuen Arten sich als solche nur im Sinne jener Schule rechtfertigen lassen, welche jede auffallende Form mit einem besonderen Namen belegt. In neuerer Zeit hat Janka auch die europäischen Arten schwieriger Gattungen analytisch bearbeitet, wovon bisher PÄ/eMm, Calamagrostis, Sesleria, Poa, Festuca, Carex, Plantago, Cuscuta und die Sectio Batrachium von Ranunculus in der osterr. botan. Zeitschrift 1860 bis 1864 erschienen sind, ebenso gab er Heuf fel's Enumeratio plantarum Banatus Teniesiensis nach dem Tode des Verfassers in den Verliand- lungen der zool.-botan. Gesellschaft 1858 heraus. Endlich stand und steht er noch immer in wissenschaftlichem Verkehr mit vielen iri- und ausländischen Botanikern, darunter Alänner von hoher Bedeutung, wie Pariatore, Bertoloni, Gussone, Todaro und Cesati in Italien, Steven und Turczaninow in Russland, Gay und D e- caisne in Frankreich, Heldreich und Orphanides in Athen. Janka besitzt nebst einem strebsamen Geiste und einer glü- henden Liebe für die Botanik einen im Auffinden und Erkennen der Pflanzen glücklichen Blick und, wie bereits erwähnt, eine ausgebreitete Kenntniss der botanischen Literatur, Bei solchen Eigenschaften und da er die schönsten und kräftigsten Jahre des Mannesalters noch vor sich hat, kann es ihm nicht fehlen, für die Botanik noch Bedeutendes zu leisten und das, was er gesammelt, beobachtet und sich sonst eigen gemacht, einstens in ein selbstständiges Werk zusammenzustellen. Zu besorgen ist nur, dass, wenn ihn einerseits sein jetziger Stand in die Lage setzt, so manche den Botanikern bisher unbekannte Ge- gend zu durchforschen, er aus dem Lande, dessen Vegetations- Verhältnisse zu ergründen, das Ziel aller seiner botanischen Bestre- bungen ist, plötzlich abberufen und in ein ganz anderes Gebiet ver- setzt werden kann, wie es denn schon jetzt einleuchtend ist, dass die meist abgelegenen Stationen eines Kavallerie-Regimentes den Ge- brauch literarischer Hilfsmittel sehr erschweren, wo nicht unmöglich machen. In welches Land ihn aber auch die Zukunft führen mag, sein Forschungsgeisl wird sich auch dort bewähren und neues Licht über den Schauplatz seines botanischen Wirkens verbreiten. Wien, im December 1864. August Neilreich. Gute und schlechte Arten. Von A. Kerner. I. Es ist nun gerade zwanzig Jahre her, seit ich mich mit Botanik zu bescliäftigen begann und seit ich in Gesellschaft eines mir sehr werlhen jetzt greisen Botaniiters die ersten botanischen Ausflüge in die Gneis- und Granitberg-e des heimathlichen oberen Donauthales auslülirle. Die Kenntnisse meines Führers und Lehrers waren mir damals ein Gegenstand der Bewunderung, und seine Worte galten mir als unumstössliche Lehrsätze. Wie die meisten Botaniker der älteren Schule hielt auch mein Meister an den Gedanken der Un- wandelbarkeit der Arten fest, und ein sehr beliebter Gesprächsstoff von seiner Seite waren darum auch die sogenannten „guten" und „schlechten" Arten. Icli lauschte seinen diessfälligen Belehrungen und lernte durch eine Art Tradition nach und nach die „guten" und „schlechten" Arten meiner Heimath kennen, gestehe aber offen, dass ich schon damals nicht recht klar werden konnte, wie man in einem gegebenen Falle ohne Tradition zu erkennen im Stande sein würde, ob man es mit einer ,. guten" oder „schlechten" Art zu thun habe. — Natürlich hetrachlete ich in der ersten Zeit meines Botanisirens als eines der Hauptziele auch die Erwerbung eines möglichst umlang- reichen Herbariuujs und ich suchte dieses Ziel insbesondere durch einen mögliclist ausgedehnten Tauschverkehr zu erreichen. Mein Meister liess es auch bei diesem Tauschverkehre nicht an Beleh- rung fehlen und warnte mich namentlich davor, ,, schlechte Arten" für den Tausch zu sammeln. — So gewöhnte ich mich daran , in der ersten Zeit alle Uebergangsformen und Zwischenstufen auf meinen botanischen Ausflügen ruhig stehen zu lassen und eben nur solche Exemplare zu wählen, an welchen die in meinen botani- schen Handbüchern angegebenen Merkmale richtig vorhanden waren. Ich erinnere mich noch lebhaft daran, wie ich oft hunderte von Exem- plaren einer Pflanzenform für den Tausch sammelte, sie nach Hause trug, dort mit Müsse nochmals Stück für Stück durchging und alle jene Exemplare, auf welche die Diagnose meiner Bücher nicht ganz gut passen wollte, beseitigte. So hatte ich wenigstens immer das beruhigende Gefühl, mich nur mit ,, guten" Arten beschäftiget und ineine Tauschfreunde nicht mit „schlechter" Waare bedient zu haben. Ein paar Jahre später kam ich nach Wien. Auch dort horte ich wieder viel und oft über „gute und schlechte Arten" debatliren. Ich sali, dass manche Pflanze, die ich bisher als ,,gut" ansah, vom Stand- punkte mancher Wiener Botaniker eigentlich grundschlecht sei, und kam, naclulem ich der Reihe nach die Ansichten verschiedener Pflanzenforsciicr ausgeholt halte , zu dem Resultate , dass fast jeder Botaniker die ,, guten" und ,, schlechten" Arten nach seinem. Gefühle unforsclieidol und dass nur wenige über das Wesen der Arten mit sich ganz in's Reine gekommen wären. Wieder einige Jahre spater kam ich nach Ungarn. Durt hörte ich nun freilich nicht viel über „gute'' und ,,schleciite" Arten spre- chen j aber nicht etwa darum, weil die Leute im üngarlande über den Gegenstand im Reinen waren, sondern weil sie überhaupt dort nicht viel über Botanik sprachen. — Als ich mich dort der Pflanzen- well zuwandte, konnte ich mich durch geraume Zeit gar nicht zurecht- linden. Fast alle Pllanzen hatten ein etwas verändertes Aussehen und fast alle wichen von jenen Formen etwas ab, welche ich in der wesllichereii Heimath traditionell als die typischen ,, guten" Arten kennen gelernt halte. Ich sah also, dass die ungarische Flora mit meinem von Wien mitgebrachten Massstabe gemessen, eigentlich der Mehrzahl nach aus „schlechten" Arten bestand und dass ich somit in eine recht schlechte Gesellschaft gerathen war. Noch misslicher war die Sache, als ich wieder einige Jahre später eines Sommers in den Gebirgen bolanisirte, welche sich als Grenzscheide zwischen Ungarn und Siebenbürgen hinziehen. Die Frühlingsprimel zum Beispiele, die ich in meiner Heimath mit einfarbigen untiTseits grünen und nur schwach flaumigen Blättern gesehen hatte und die in der Wiener undnoch mehr in der Ofner FloraBlätlerzeigte, welche unterseils viel dichter flaumig und fast grau sammfig waren, erschienen dort an der siebenbürgischen Grenze zweifarbigund unter- seils fast weissfilzig. Diese Primeln vertraten sich vollkommen in den verschiedenen Gegenden, und wenn ich sie im getrockneten Znstande neben einander legte , so konnte ich eine Reihe darstellen , deren Grenzglieder allerdings so verschieden waren, dass selbst Botaniker, die eine Freude am „Zusammenziehen" haben, Ausland ^^enommen haben würden, sie unter einen Hut zu bringen, deren Mittelstufen aber dennoch ohne scharfe Grenze in einander übergingen. Hob ich die markirtesten Stufen dieser Reihe heraus, so fand ich sie mit den Diagnosen der Primula officinalis Jacq., Primula ittflata Lehm, und Primula suaveolens Bert, ganz gut übereinstimmen, unt, gar nicht gebe. Nachdem ich sechs Jahre lang in Ungarn gelebt und die Pflan- zenwelt des Ostens kennen gelernt halte, kam ich nach Tirol. Wie kaum in einem anderen Gebiete trelTen hier auf engem Raum klima- tische und geognostische Gegensätze hart aneinander und kaum dürfte (ki!ier irgendwo das Änschmleg-en der Pflanzenformen an Boden und Klima besser beobachtet werden können als gerade in diesem von der Flora so reich bedachten Lande. Die Mannigfaltigkeit der Lebens- bedingungen veranlasst hier eine Mannigfaltigkeit der Formen, von welchen man in anderen an Abwechslung weniger reichen Bezirke wohl kaum jemals eine richtige Vorstellung gewinnt. — Ich habe die Bemerkung gemacht, dass insbesondere jene Botaniker, welche in Ländern leben und i)ütanisiren, die in orographischer, kliuiatischer und seoffnostischer Bezieluino- weniij- gegliedert sind, am festesten an der Idee der Unwandelbarkeit der Arten festhalten und finde diess auch begreiflich. Die geringen Unterschiede, welche in einem ein- förmigen Lande KItma und Boden darbieten, bedingen auch eine ge- ringe Mannigfaltigkeit in der organischen Entwicklung. Die Botaniker dieser Länder sehen *bef in ihrer Heimat die Pflanzen immer in be- ständigen Formen nnd haben sich allmalig in die Idee der Beständig- keit so fest hineingelebt, dass sie über jede entgegengesetzte An- schauung schon im Vorhinein den Stab brechen. Würden sie in unsere Alpen kommen, hier mit Müsse und unbefangenem Blicke die Pflanzenwelt in Berg und Thal studiren und sich nicht damit begnügen nur auf flüchtigen Streifzügen Pflanzen zu sammeln und sich diese nachträglich nach hergebrachter Schablone in ihren Herbarien zu recht zu legen, so würden sie gewiss die liebgewordene Ansicht der Artbeständigkeit schliesslich fahren lassen, würden den kindischen Streit über ,,gule" und ,, schlechte" Arten aufgeben und den An- sichten Baum geben, welche ich hier zu vertreten mich nicht scheue, obschon ich recht gut weiss, welch' grosse Majorität ich in dieser Frage gegen mich habe. Innsbruck, den l i. December 18G4- Aus dem Trencsiner Comitate. Von Jos. Ludw. Holuby. Aus dem Trencsiner Comitate gelangt nur äusserst selten Etwas in die OefTenllichkeit, Ich bewohne zwar nicht den an botanischen Schätzen reichen Theil dieses Comitates, sondern den südwestlich- sten, an das Neutraer Comitat angrenzenden, der zwar eine minder mannigfaltige, aber doch interessante Flora aufweisen kann. Aus dem, nur flüchtig verfassten Verzeichnisse der, in meiner Umgebung von Knapp beobachteten Pflanzen, kann man ersehen, dass meine Be- hauptung begründet ist. Ich habe die Flora meiner, Umgebung im Manuscripte, will selbe aber im kommenden Frühjahr noch möglichst vervollständigen, hoffend über 1000 Phanerogamen, mit genauer Slandorlsangabe, wo möglich auch Unterlage zusammenbringen zu können. Dann sende ich sie Ihnen. Ich glaube, dass der Wissenschaft 9 mit einem einfachen Naniensverzeiclinisse, ohne genane Slandorlsan- gaben, nicht viel gedient sei, oder wenn man bloss das denv Sammler oder Beobachter Werthe, Interessante, Seltene in die Aufzählung auf- nimmt. Ich nehme und notire Alles, selbst das Gemeinste in meine Aufzählung, was ich selbst hier finde, stelle auch ein Herbar von hiesigen Pllanzen zusammen, darauf rechnend, seiner Zeit Jemandem einen guten Dienst damit erweisen zu können. Durch den Winter will ich mein Herbar ordnen, aus welcliemichdie Dupplicatender „Slovenskä Matica" versprochen habe. — Mein Freund H. Emil Keller botani- sirte fleissig und sammelte in der Umgebung von Wag-iVeustadlly bereiste aber vor einigen Jahren mehreremale die Karpaten auch und brachte viele Pflanzen nach Hause. Was mich an Pflanzen, die ich von ihm erhielt, am meisten freut, ist, dass sie sämmtlich sehr schön und instructiv getrocknet sind. Für Freunde der Hieracien findet sich so manches Interessante in den Podhragyer Weingärten, namentlich Varietäten des Hieraciuin umbellatum; auch fand ich an mehreren Stellen der Brosäcer, schon seit Jahren verlassenen Weingärten Formen des Hieracium Pilosella, die 2 — 3 köpfig sind und an Hieracium bifurcum erinnern. Die ßro- sacer und Podhragyer ßergwiesen und Weinberge haben in Menge Hieracium pratense, worunter gewiss auch andere, durch charakteri- stische Merkmale begrenzbare Formen gefunden werden können. Sämmtlich hier angeführten Hieracien wachsen auf einer Mer^^elkalk- Unterlage. Leider konnte ich diesen Sommer, wegen öfterer Unpäss- lichkeit, nicht so viel botanisiren, als ich gewollt. Was ich aber seit Ende August hier bemerkt und gesammelt habe, lässt für das kom- mende Jahr auf eine reiche Ausbeute rechnen. Ich erinnere mich in einem der früheren Jahrgänge Ihrer Zeit- schrift gelesen zu haben, dass zwischen Anagallis arcensis und coe- rulea eine Uebergangsform in Farbe bestehe. Diesen Herbst sah ich in der Nähe des Pfarrhauses auf Alluvialboden zwei Farbenspielarten dieser Pflanze, die bloss in der Farbe von Anagallis arvensis abwei- chen, iu den übrigen Merkmalen aber mit ihr übereinstimmend sind. Stellenweise kommen diese Millelformen sogar viel häufiger vor, als A, arvensis und coerulea. Der über 1600' hohe Berg Mlacovec be- herbergt an seinen Abhängen einige Rubus-kriew, darunter Rubus fruticosus mit unten weissfilzigen und fast kahlen Blättern; Rubus liirtus W.K., corylifolius — und andere Bastarte, aus denen man sich nur mit Mühe beim Bestimmen heraushelfen kann. Bis jetzt habe ich deren mehrere beobachtet, die man ohne Gewalt nicht unter den Hut des Namens R. frulicosus bringen kann. Jedenfalls verdienen unsere Rubus eine besondere Aufmerksamkeil, die ich ihnen denn auch nicht entziehen werde. Sowohl meine in diesem Herbst gesam- melten Hieracien, als auch Rubus stelle ich den Herren, die sich damit befassen, unter der Bedingung zur Verfügung, dass mir die richtigbe- stimmten Exemplare, je 1. Stück zurückgeschickt werden. In der „botanischen Zeitschrift« 1863 Nr. 1, Seite 26 lese ich, dass Herr Dr. Stenzel, Monotropa Hypopifys, bei Brezowie in ein- 10 blütliigen Exempluren beobaclilel habe. Meine Exemplare der Mono- tropa hypophegea, die ich im September und Anfangs Ocluber d. J. im Walde y,Jarülinky" nördlich vun N. Podhragy gesammeil habe, sind last sammllich einblüthig, und nur mit Mühe gelang es mir mehrblü- thige zu finden. Epüobium Dodonaei, das an der Wag massenhaft vorkommt, fand icli bei Bosäc in einer Schlucht, auf Mergelkalk- felsen, Da diese Pflanze in der ganzen Umgebung sonst nirgends, als an der Wag zu finden ist, kann ich mir ihr Erscheinen nicht anders erklären , als dass sie entweder durch Winde, oder durch Vögel hierher gebracht wurde. Freilich entsteht dann die Frage, warum wachst sie in der Haluzicer Schlucht nicht, wo sie dieselbe Unterlage fände, und der Wag bedeutend näher ist? Dass dieses schöne Epüobium am genannten Orle der Bosäcer Steinbrüche bereits seit vielen Jahren wächst, beweisen die mächtigen Exem- plare, die in den Felsenrissen sitzen, und nestförmige Büschel von alten, vertrockneten Stengeln zeigen. — An Acer campestre beob- achtete ich hier sonderbare Astverwachsungen. Die Aeste nandich sind in einer gewissen Entfernung vom Stamme zu zweien oder dreien verwachsen, oder in den Stamm hineingewachsen, und wei- ter abermals sich verzweigend, als kämen die Zweige aus einem ge- meinschaftlichen Aste. Diese Erscheinung ist nicht selten, sondern kann sowohl bei den Bosäcer Obstgärten, als auch an Zäunen in Podhragy und in den Kopanizen beobachtet werden. In den Bosäcer und Halusicer Bergwiesen sind mehrere Sauer- brunnen, deren Wasser von den K'opanicären gerne getrunken wird. Ich kenne eine Familie in den Kopanizen, die ziemlich wohlhabend ii.t, höchst selten anderes Wasser, als den Säuerling trinkt, aber alle Mitglieder derselben — etwa 12 an der Zahl — eine ungesunde Gesichtsfarbe haben und öfters über Brustbeschwerden klagen. Ob in Folge des fast ausschliesslichen Genusses des genannten Säuer- lings? \väre eine Frage für Aerzte. Molinia coerulea kannte ich früher nur ausgetrockneten Exem- plaren; im September fand ich sie in der Nähe des Halusicer Säuer- lings auf sumpfigen Wiesen. Am 11. October besichtigte ich den Püdhragyer Wald „Dubniky", wo mich das, dort auf trockenem, steinigem Boden in der Nähe morscher Buchenstämme wachsende Gnaphalium luteo-album umsomehr überraschte, da ich auch meh- rere vom Grunde an verästete Exemplare noch blühend angelrolTen habe. Daselbst sind auch die obenerwähnten Rubusarten zu Hause. Der 2868' hohe Grenzberg Lopennik, mit Wienersandstein- Unterlage hat eine bedeutend ärmere Flora als Javorina des Neu- Iraer Comitates. Am Lopennik wurde an den Qu^^Ußfi des Bosäcka- Ba(;hes, im October noch Cypern» fuscus und flcwescens, Triylochin paliistre, Glyceria fluitans, Bidens cerniia — beobachtet. Vielleicht lolint der kommende Frühling meine Besuche des Lopennik besser. Im Jahrgange 1862, Nr. 12 der „botanischen Zeitschrift" finde ich unter Anw österreichischen Botanikern den Namen des Rottalo- witzer Pfarrers in Mähren, Herrn Daniel Sloboda's nicht, der ja II auch ein botanisches Werk „Rusllinnicfvi" Prag 1852 veroffenllichle, vvelciies mein- ersler Lehrer in der Botanik war. Es vviire zu wünschen, wenn Herr Sloborla das Resultat seiner mehrjälirigen Forschungen um Holeschau, Rotlalowitz, am Radhost, durch dessen Veröffentlichung auch anderen Botanikern zugänglich machen wollte. Nächstens, mehr. Nemes Podhragy in Ungarn, den 13. November 1864. Mittheilungen aus Ungarn. Von Ignaz Grundl. Im Beireff meines diesjährigen Botanisirens konnte ich zwar eine vorgehabte Reise nach Siebenbürgen, eingetretener Hiniler- iiisse wegen leider nicht in Erlülliing bringen, durchforschte aber desto fleissiger meine nächste Umgebung. Mit Ende April hatte ich in Ofen zu tliun , und da die Witterung günstig war, so benützte ich diese Gelegenheit zu einem Ausfluge auf dem Blocks- und Adler- Berge, wo ich einige Exemplare von Draba Aizoon Wahlb., Seste- ria coerulea Ard. Aiyssiiin saxitile L. und Hutchinsia petraea R, Br. (welche sämmtlich im Jahre 1842 auf allen Felsen dieser Berge in Masse sich vorfanden) erbeuten wollte. In dieser Absicht begab ich mich am 28. April auf dem Wege, welcher vom Badhause aus auf den erstgenannten Berg führt; hier waren die Weingärten mit Andro- sace maxima L. und Ceratocephalus orthoceras D C. wie besäet. Angelangt zu den Felsen, fand ich mich aber in meiner Hoffnung .sehr getäuscht, denn trotz alles eifrigen Forschens, war von obge- uannlen Pflanzen, nicht die geringste Spur zu entdecken; ausser Scorzonera austriaca Willd. Alyssum montanum L. und Arabis nuriculata Lam. war nichts zu erblicken. Nun hoffte ich das Ge- suciite auf den Felsen des nahen Adlerberges auffinden zu können, und ging nun geraden Weges diesem zu. Der Weg dahin zwischen Weingärten war an beiden Seilen mit Alyssum oalycinum L. und A. minimum Willd., besonders aber durchgehends mit Ceratoce- phalus orthoceras DC. besetzt. Ceratocephalus falcatus Pers., der sich mit seinen kugelrunden Fruchtköpfchen von Weiten erkennen lässt — habe ich daselbst bloss in einer einzigen kleinen Gruppe aufgefunden. Bezüglich der gewünschten Pflanzen habe ich mich auch dorthin vergebens bemüht; denn ausser einer geringen, auf dem grasigen Plateau dieses Berges aufgefundenen Gruppe der Hutchinsia petraea R.Br. war von den übrigen gesuchten keine Spur vorhanden, obschon ich fast jeden Felsen durchspähte. Soll- ten diese durch schonungslose Sammler ausgerottet, oder in Folge der trocknen Winter und heissdürren Sommer ausgeblieben sein? Uebrigens war doch meine Mühe durch schöne Exemplare von 12 Vinca herbacea W. K. Biscutella laemgata L. und Helianthemum oelandicum Wahlb. hinläng^lich belohnt, besonders aber durch Ca" lepina Cornini Desv., welche ich im Rückwege am Rande einer Wiese in grosser Menge auffand. Im Monate Mai machte ich einen Ausflug zu einem meiner Freunde in das im Comorner Comitate neben dem gegen 2000 Fuss hohen Berge Geretsen gelegene Dorf Heregh. Auch diese Gelegen- heit benutzte ich zum Botanisiren. Die Wälder in dieser Gegend sind mit dem reichblüthigen Helleborus dumetorum Kit. gefüllt. Am 11. Mai bestieg ich obgenannten Berg, der die Gränze zwischen dem Graner und Comorner Comitate bildet. Bellis perennis L., La- mium purpureum mit weisser Blülhe, Androsace elongata L. und Orchis fusca J a c q. war unten im Walde häufig zu treffen; weiter oben, an mächtigen Kalkfelsen unter Sträuchern von Evonymus verrucosus Ait. und Prunus Mahaleb L. stand zwischen den weis- sen ßlüthen der Arabis arenosa und Sisymbrium Alliaria Scop. das schöne Smyrnium perfoiiatnm Mi 11. in prachtvollen Exempla- ren, an den allen noch die verschiedenartigen gestalteten Wurzel- bläiter vorhanden waren. Auf dem Plateau des Berges zeigte sich sehr häufig Doronicum plantagineuin L. Hier geniesst man auch eine prächtige Aussicht von einer Seite auf die Stadt Gran mit ihrer malerischen Umgebung, und von der andern Seite auf die Stadt Todtis mit ihren mächtigen Teichen. Ergötzt durch diese schöne Fernsicht, schritt ich zur Besichligung der, an der Lehne dieses Ber- ges geöffneten grossartigen Marmor-Brüche, deren schönes Gestein sämmilich nach Peslh geliefert wird; mir aber lieferten dieselben sehr schöne Exemplare von Omphalodes scorpioides Lehm., die hier in Gesellschaft der Arabis Turrita, Scrophularia vernalis L. Cory- dalis Cava und solida Sw. aufzufinden waren. Auf der Rückkehr durch einen Buchenwald, schoss bei allen Bäumen die Lathraea Squamaria L. ihre nickende weissröthliche Blüthentraube aus der Erde euipor, wo auch die an buschigen Stellen sich hier ber- gende niedliche Adoxa Moschatellina L. zum Schlüsse zahlreich erbeutet ward. Aber auch meinem Lieblingsberge „Pills" habe ich im Laufe dieses Jahres einen zweimaligen Besuch gewidmet. Meine botanische Jagd auf diesem Berge war ganz besonders darauf gerichtet, die sel- tene Ferula sibirica Sadl., welche auf dem südlichen Felsenabhange dieses Berges ihren einzigen Standpunkt in dieser Gegend hat, in der Blüthe und Frucht zu erbeuten. Diess ist aber nicht so leicht zu erzie- len ; denn obschon diese Pflanze im frischen Zustande in allen ihren Theilen einen starken terpentinartigen Geruch besitzt, so wird selbe doch von dem Hornviehe gierig aufgesucht und abgeweidet. Man sieht daher auch diese herrliche Pflanze, nur in den, diesen Thieren unzugänglichen Felsen- Schluchten zwischen Sisymbrium slrictis- simum L,, Bupleurum jiinceum L., Carduus collinus W. K., Scorzo- nera kispanica L., Coronilla varia L., Inula hirta L. und Lactuca perennis L. in 4 bis 5 Schuh hohen Exemplaren mit ihren dotter- 13 gelben grossen Dolden prangen, deren man nur beschwerlich und mit grösserer Umsicht habhaft werdcMi kann, was mir auch vollkom- men gelungen ist. — Ausser jenen in der 1. Nummer des Jahres 1863 in dieser bot. Zeitschrift erwähnten Pflanzen, gewahrte ich heuer auf diesem Berge noch folgende: Dentaria enneaphyllos L., Meliltis Melissophyllum L., Lychnis diurna Sibt., Arum maculalum L. in grosser Menge; Cardamine impatiens L., Moehringia triner- via Clairv., Pai-is quadrifolia L., Oxalis Acetosella L., Actaea spicata L., Elymus enropaeus L , Lunaria redivica L. , Sanicu/a europaea L., Orchis paltens L., 0. pisca J acq., Cephalanthera pal- Icns Rieh., Betlis perennis L., Lysbnachia punctata L., Geranium columbinum L., Orlaya grandißora Hoffm. , Arena pratensis L., Cirsium serratuloides Boiss., Iris graminea und pumila L., Coro- nilln monlana Scop. häufig; Festuca heterophylla Lam. und gi- ganlea V^ill. , PotentUla recta L. , Melampyruin nemorosum L., Chrysanthemnin corynibosum L , Monotropa Hypopitgs L.. Sesleria caerulea Ard. auf einem einzigen Felsen aber in Menge vorhanden, mit Seseli glaucum L. , Allium acutangulum Willd.. Alsine fasciculata M. K., Linuni flavuni L., Semperviriwi hirtiim und iS. tectonnn L. Jedoch die von Dr. A. Kern er in der bot. Zeitschrift 1863 Nr. 5 beschriebene Genista hungarica konnte ich bisher auf diesem Berge noch nicht auffinden, vielleicht wird es mir in der Zukunft gelin- gen, worüber ich dann seiner Zeit den Bericht zu erstatten nicht ermangeln werde. Dorogh bei Gran, den 12. November 1864. Die europäischen Glyceria-Arten. Von Victor V. Janka. 1. Palea superior apice truncata vel emarginata. Caryopsis ulrinque convexa. 2. Palea superior apice 2-dentata. Caryopsis uno latere convexa altero impresso vel canaliculata. 3. 2. Rhizoma repens; folia latiuscule linearia ; panicula patens; spi- culae typice 2-florae; glumae dislinctae , superior truncalo- rolundata flore 2-plo brevior; palea inferior tota herbacea; heriia elata : Glyceria aquatica P r e s 1. Rhizoma fibrosuni; folia angusta; panicula coarctata spiculae typice 1-fl.; glumae minutae obsoletae superior acuta flore mullo brevior; palea inferior late scarioso-marginata; herba nana: G. algida F r. 3. Spiculae calli pilorum brevium rigidorum fasciculo instrucli. 4. Calli nudi. 7. 4. Glumae flore imo longiores. 5. Glumae flore imo superatae. 6. 14 5. Glumae obtiisiusculae V. aculae; palea inferior dorso inferne seri- ceo-pilosa, obtusiuscula : G. QDnpontia) Fischeri R. B r. Glumae acuminatae; palea inf. glaberrinia aculiiisouia setula saepius terininata: G. ( Diipotitia^ psilosantha Riipr. 6. Culmus crassus; fulia late linearia plana, superiora longiora; palea inferior elliptica obtiisata: G. fulta Fr. Culmus gracilis; folia anguste linearia plana vel interne con- voluta, sursum decrescentia; palea inf. oblongo-Ianceolata ob- tusiuscula : G. pendulina F r. 7. Culmi humiles basilumidi; folia brevia convolufasetacea ad culmi basin dense fasciculata-aggregata spiculae 2 — 3 florae: G. QColpodiuni) humilis Janka. Culmi elatiores haud tumidi, spiculae plurillorae. 8. 8. Palea inferior valide 7-nervis (stilus distinctus; caryopsis latere inleriore longitudinaliter sulcata}. 9. Palea inferior obsoletius 5-nervis (stilus subsessilisj caryopsis lalere interiore leviler impressa. 14. 9. Spiculae ante anfhesin cylindricae; folia linearia. 10. Spiculae ante anthesin a latere compressae; folia lineari-lan- ceolata. 13. 10. Panicnla spiciformis, angusta, disticha siniplex vel rarius basi ramo uno alterove auctus, vaginae teretes: G. loüacea Godr. Panicula haud spiciformis, laxa ramosa, vaginae compressae ancipites. 11. 11. Palea inferior apice rotundata repando-crenulata. 12. Palea inf. apice acutiuscula integra: G. fluitans R. B r. 12. Palea superior inferiorem paulo superans; ligula longiuscula: G. spicata Guss. Palea superior inferiore paulo superata; ligula brevissima: G. plicata Gr. 13. Panicula amplissima stricta, rami 5 — 9 divaricali; spiculae oblon- gae; palea inferior obtusissima integerrima: G. spectabilis M. K. Panicula rara subnutans: ramilaxierectiusculi, spiculae lineari- oblongae; palea inf. subtruncata denticulata : G. remota Fr. 14. Perennes; folia angusta elongata. 15. Annua; folia lata brevia: G.procumbens S m. 15. Glumae lanceolatae parum inaequales, inferior altera triente cir- citer brevior. 16. Glumae ovales magis inaequales, inferior altera 2-plo brevior. 19. 16. Gluma inferior dimidiam paleae oppositae partem superans. 17. Gluma infer. dimidiam paleae oppositae partem haud alfingens: G. maritima M. K. 17. Gluma inferior subacuta, superior apice rotundata: G. festucaeformis Hey^^^- Gluma utraque obtusa. 18. 18. Fol'a subulata plicata niargine involuta; ligula rotundata: G. convoluta Fr. Folia filiformia; ligula acuta: G. tenvi folia ß oiss. et Reut. 15 19. Paniculae rami inferiores subquini semiverlicillati; palea inferii»r suboblique truncato-vel rolundato-obtusa. 20. Paniculae rami inferiores subgeinini; palea inferior oblusa- aculiuscula. 21. 20. Paniculae laxae rami inferne longo tractu nudi demum reflcxi; flosculi laxi; gluma inferior oblusa; palea inferior apice rotuft- dala; folia firma acuminata: G. distans Walilb. Paniculae conferlae rami fere a basi spiculiferi erecto-paten- les; flosculi approximali; gluma inferior obtusiuscula ; palea iuf. truncata; folia moilia acuta: G. conferta Fr. 21. Glumae acutiusculae; palea inferior obtusa: G. Gussonii Pari. Glumae rotundato-oblusae; palea inferior obtusiuscula: G. permixta Guss. Grosswardei n, am 13. November 1864. Mittheilungen über zwei neue schweizerische Fflanzenarten. Von Pfarcr Münch. Wie es im Allgemeinen im Interesse der Naturwissenschaften liegt, neue Entdeckungen zu veröflentlichen und zu verwerthen, so ist es zunächst auch auf dem Gebiete der Pflanzenl'orschung. Diess veranlasst uns, üher 2 interessante Pflanzenarten, welche in neuerer Zeit in der Schweiz als Seltenheiten entdeckt wurden und die wir in unserm Herbar besitzen, folgende Eröffnungen zu machen. 1. Centaurea Kotschynna Heuffel. — Wurzel holzig, von alten ßlattresten beschopft. Stengel 1 — 2' hoch gefurcht, 1 — 3 köpfig, unter den Köpfchen dicht befilzt. Die ersten VVurzelhlatter in den Blattstiel verschmälert, länglich eirund ganzrandig oder kerbig gezähnt; die spätem gestielt, tief fiederspaltig, leierförmig, mit grossen, stumpfen Endlappen. Stengelblätter sitzend, fiederspaltig, am Grunde oft gefie- dert, mit grossen, stumpfen Endlappen, oben kahl, an den Rücknerven rauh behaart. Hauptkelch kugelig. Anhängsel der nervenlosen Blättchen dreieckig, spitz, braunschwarz, mit langen braunen, an der Spitze grauen, die halbrunden grünen Blättchen ganz deckenden Fransen. Köpfe in blühendem Zustande 2 Zoll im Durchmesser. Diese Köpfchen sind 2 bis 3 mal grösser als bei Cent. Scabiosa. — Blüthen violett, purpurn. Randblüthen tieflineal öspaltig. — Scheibenblüthen purpurn. Narbe lang beflaumt. Samen weiss, schwach behaart, so lange als der braune Schopf. Ausd. Juli — August. Am südlichen Abhang der Schafmatt im Entlebuch über Alp Green an der Fluh, Kanton Luzern. Bis jetzt einziger Standort für die Schweiz. iß Diese Cent. Kolschyana, deren Vorkommen auf alpine Höhen beschränkt ist, wächst auch auf der Alp Korongyis bei Radna im nörd- lichsten Siebenbürgen und steht daselbst auf Gneis. Wir besitzen sie von den Alpen Siebenbürgens. Sie hat grosse Aehnlichkeit mit C. alpestris Hag. welche auf den AHpen um St. Moritz in Graubünden häufig ist, wo sie im Juli und August mit ihren grossen, purpurrothen Blumen eine Zierde der Wiesen bildet. 2. Calla palustris L. — Rhizom dick, lang, kriechend gegliedert, mit weissen Fasern besetzt. Stengel 1 Fuss hoch, aufstrebend. Blätter wurzolständig, aus dem Rücken einer — die Wurzel oder den Stengel umschliessenden — Scheide entspringend, lang gestielt, gross, herzei- förmig, pfriemlich zugespitzt, ganzrandig, glänzend, oben etwas con- cav, Blattscheide mit 2 Oehrchen den Kolbenstiel umfassend, dann eiförmig flach ausgebreitet, in eine pfriemliche Spitze auslaufend, aussen grün, innen schneeweiss bei der ßlüthe, später auch grün. Kolben endständig gestielt, walzlich, ganz mit einzelnen von 4 — 6 Staubgefässen umgebenen Fruchtknoten besetzt. Perigon fehlt. Beeren erst grün, dann hochroth, 5 — 7 linig. In Sumpf- und Abzugsgräben des Chrüstirainwaldes bei Sem- pach Kanton Luzern. Einziger bisanhin bestimmter Standort für die Schweiz. Der von Schleicher bezeichnete Standort am Lac de Joux, K. Waadt hat sich längst als eine Täuschung erwiesen. Ausd. Juli, August. Basel im November 1864. Correspondenz. Innsbruck, den 14. üecember 1864. Sie finden unter der diessmaligen Sendung auch Chantransia thermalis und Prasiola Sauteri Ktzg., zwei Algen, aufweicheich besonders aufmerksam machen will. Die erstere fand sich einzig und allein an den KalklufTabsätzen in den warmen Quellen (26*' R.) des Kaiserbades bei Ofen und ist jetzt, nachdem man den Fundort gänzlich verbaut und die Quellen gefassl hat, verschwunden und wahrschein- lich für immer als ausgestorben zu betrachten. Die Prasiola Savteri entdeckte ich in einer Quelle, deren Temperatur am 26. Juli 0''. 8 R. betrug und die an der NW. Seite des Plerchnerkammes, eines Felsen- riffes, welcher die Eismassen des Lisenser Ferners nach Osten begrenzt und die Wasserscheide zwischen dem tirolischen Stubaier und Seirainer Thal bildet, hervorsprudelt. Dieser Standort scheint mir ein ganz besonderes Interesse in Anspruch zu nehmen. Die Gebr. Schlagintweit gaben nämlich als die höchste in den Alpen bisher be- kannt gewordene zu Tag tretende Quelle jene an der Salmshöhe bei n 17 8223 P. F. = 8450 W. F. an. Die Höhe der von mir am Plerclinerkamm aul'gel'undenen Quelle stellte sich aber zu Folge meinen barometri- schen Messung auf 9230 W. F. heraus, und diese Quelle liegt demnach noch um 780 Fuss höher als jene auf der Salmshöhe, ja sogar um 28' höher als das nach den bisherigen Beobachtungen für das höchst- elegene fliessende Gewässer der Alpen gehaltene Grubenvvasser in der Goldzeche der grossen Fleuss in Kärnthen (8858 P. F. = 9102 W. F.). Die Quelle am Plerchnerkamm wäre demnach jetzt überhaupt als die höchsigelegene Quelle unserer Alpen zu bezeichnen. Sie ist zuverlässig nicht durch Abschmelzen von Eis entstanden, da sie aus einem im Juli und August ganz schneefreien felsigen Rücken aus einer Felswand die über die Eismassen des Lisenzer Ferners sich empor- böscht und beiläufig 300 Fuss über dem Niveau des Gletschers liegt, entspringt. Ob sie auch in den Wintermonaten fliesst, muss ich dahin gestellt sein lassen. In den Sommermonathen fliesst sie reichlich und beständig und es scheint mir die Beständigkeit nicht nur durch die Aussage des mich begleitenden Senners, sondern auch durch den Umstand bestätiget, dass das ganze Rinnsal mit der smaragdgrünen im eisigen klaren Wasser floltirenden Prasiola Saiiteri ausgekleidet ist. — In der Seehöhe über 9000 Fuss ist die Zahl der Pflanzenarten in unseren Alpen bekanntlich schon eine sehr spärliche. Von Phanero- gamen finden sich dort nur mehr ein Dutzend Arten, von Flechten und Moosen beiläufig eben so viele, und von Algen war bisher in die- ser Höhe nur der die Firnfelder rolh färbende Haematococcus nwalis bekannt. Durch die Auffindung der Prasiola Sauteri in der Quelle am Plechncrkamm ist daher die Flora jener Region, in welcher das pflanz- liche Leben nur mehr in so wenig Typen pulsirt noch um ein Gebilde vermehrt worden und zwar um ein Gebilde, für welches wir eine um so grössere Pietät haben, als es den Namen eines um die Erforschung unserer Alpen so hochverdienten vaterländischen Botanikers trägt. Kerne r. Breslau, im December 1864. Ich wollte mir erlauben, Ihnen von einigen literarischen Erschei- nungen Mittheilungen zu machen, welche einem Theile der Leser Ihrer Zeitung vielleicht nicht uninteressant sein dürften. Von G. Met- tenius ist ein Werk über die Hymenophyllaceen erschienen, welches diese interessante Farn-Gruppe in anatomisch-physiologischer Hin- sicht mit der bekannten Gründlichkeit behandelt. Hier wird zum ersten Male der Keimungs-Process vorgeführt. Wie bei den Moosen ent- wickelt sich zuerst ein confervenähnlicher Vorkeim, welcher an ein- zelnen Stellen Antheridien und Archegonien trägt; dieser Vorkeim breitet sich stellenweise blattartig aus und am Rande dieser Ausbrei- tung erscheinen gleichfalls die erwähnten Organe. Paraphysen fand Metten ius nicht bloss bei Loxsoma, sondern auch bei Hymenophyl- lum und zwar treten sie hier unterhalb der Sporangien auf. Aus allen seinen Beobachtungen zieht Metten ius den Schluss, dass den Hymenophylleen unter den Farnen die niedrigste Stufe anzuweisen Oesterr. botan. Zeitschrift. 1. Heft 18t;5. ü 18 sei. Eine zweite selir interessante Abhandlung erseliien in dem August-Berichte 1864 der Berliner Akademie. Hans lein berichtet hier über die mit Glück wiederholten Aussaat-Versuche der berüch- tigten Nardoo-Früclite. Es sind diess die Samenkapseln zweier Mar- ^^ sileen (^Marsilea Drummondii AI. Braun und Marsilea salvatrix^t^ Hanstein nov. spec), deren Genuss Barke und seinen Gefahrten^^H zuletzt während ihrer Wanderung im Innern Neuholland's das Leben gefristet und einem von ihnen dasselbe erhalten hat. Eine ausführliche Darstellung wird H. in Pringsheim's Annalen veröffentlichen. Am interessantesten ist der Bericht über die directe Beobachtung des Befruchtungs-Aktes auf dem Vorkeime. Eine linsenförmige Schleim- masse, welche aus dem Archegonium hervorbricht, öffnet den Hals desselben; die aus ihren Zellen hervorgeschlüpften Samenfäden sah H. je 1, höchstens 2 im Halse des Archegonium's verschwinden. Mehr erhielten nie zu einem Archegonium Ziilritt; sie wurden durch ein nicht naciiweisbares Hinderniss zurückgewiesen. Inzwischen sind «lie jungen Nardoo-Pflanzen kräftig herangewachsen, ich erhielt durch AI. B raun herrliche Exemplare mit Früchten. — Das sehene Aspidium remotum, das man bisher nur aus Baden kannte, ist mir nun von AI. Braun auch aus der Gegend von Aachen mifgetheilt worden. AI. Braun hält diese Pflanze jetzt für eine Form von Aspidium Filix mas, und es fiel damit auch die Scheidewand zwischen Aspidium spinulo- sum und A. Filix tnas, wie sie zwischen A. cristatum und A. spinulo- sum bereits gefallen ist. Neulich untersuchte ich die var. caespitosa von Equisetum Telmateja anatomisch und war nicht wenig erstaunt, die 12 kantigen secundären Stengel mit Spaltöffnungen bedeckt zu finden, welche 6 bis 10 Zellreihen bedeckten. Damit fällt die Unnatur noch mehr in die Augen, Avenn man E. Telmateja wegen der spaltöff- nungslosen Stengel zum Typus einer besonderen Gruppe erheben will. In dem Archiv des Vereines der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg 1863 p. 268 wird ein Bastard von E. Telmateja und E. palustre, von Jasmund stammend, erwähnt. Herr Zabel aus Wolgast hatte die Freundlichkeit, mir diesen vermeintlichen Bastard zur An- sicht zu schicken. Es war Nichts als eine sehr robuste (12 kantige) Form von E, palustre, an der die Asthülle nicht glänzend schwarz, wie sonst, sondern schwarz mit braunem Rande gefärbt war. Equise- tum litorale Kuehlew. habe ich nun auch aus Lappland gesehen; ich fand es unter E. palustre und E. art/ense, von Angström bei Kengis in Norbotten gesammelt, in einer zwergigen Form. Von dem klassi- schen Standorte der Welwitschia schickt mir Wel witsch eine schöne Equiseten-Form zur Untersuchung, die sich als E. ramosissi- mum var. Burchellii (E. Burchellii Vaucher} erwies. Die seltnen nordischen Botrychien - Species B. lanceolatum Angstr. und B. boreale Milde sind neuerdings vielfach in Lappland gesammelt und mir mit anderen auch mitgetheilt worden; von Lappländischen Exem- plaren des B. crassinervium sah ich wenigstens Zeichnungen. Noch vor wenigen Tagen sind meine Meraner Novitäten um eine wieder vermehrt worden, nämlich eine monoecische Dicranella mit am Rande 19 auch auf dem Rücken gesägten Blatlern; sie wächst in Gesellschaft des Canipylopiis subulatus, aber weit seltner als dieser, an den heisse- sten Abhängen um Meran; wahrscheinlich fructificirf sie im Mai; ich sah von ihr nämlich nur ganz unentwickelte Früchte. Mir geht es, Gott jfcei Dank, recht gut; ich kann meinem Amte wieder vorstehen und wünsche nur, dass es so bleiben möge. Dr. J. Milde. Walldürn in Baden, den 30. November 1864. Von der im Allgemeinen nur vereinzelt und immer seltener vor- kommenden roj^MS 6acco/a findet sich, nach neuesten BeobachluMiren. im Höllenthale is- Arten entwickelt, am schwächsten bei H, tunicalus Vent. aus Guiana, am schönsten und weilesfen bei H. apeciosus aus Java. Hinsichtlich der Entstehung und Bedeutung dieses Schleiers bemerkt der Sprecher, dass leider darüber noch gar nichts von den exot. Arten beobachtet wurde, und was sich hierüber angeben liisst, kann man bloss aus dem Vergleiche mit der Entwickelungsgeschichte einheimischer Arten, namentlich aus den Ar- beiten von Micheli, Corda und De Bary schöpfen. Indem der Vortra- gende nun diese Entv^'icklungsgeschichten erörtert, komn)t er zu dem' Schlüsse, dass der Schleier der Uymenophallus-Xv[en ein auch bei unseren Phalloideen in der Anlage vorhandenes Gebilde sei, welches sich bei jenen nur mächtiger entwickelt hat und bleibend wurde, und dass schliesslich dieses Merkmal vielleicht nicht genügen dürfte, eine eigene Gattung zu gründen. — Sodann übergibt der Vortragende einen Nachtrag zur Flora von Jglau in Mähren von Schwärzt. — J. Kern er übergibt im Namen seines Bruders Dr. A. Kern er einen Be- richt über die Reise, welche letzterer mit A. v. Ebn er nach Krain und Isirien wegen Feststellung von Pflanzenformationen im verflos- senen Sommer unternommen hatte. X. — Im chemischen Laborafori um der VViedener Oberreal- schule in Wien wurde von Professor V. Kletzinsky eine Versuchs- reihe über die Gewinnungsmethode der Cellulose, des reinen Pflan- zenfaserstofTes aus verschiedenartigen Gewächsen, welche namentlich im Hinblicke auf die fortdauernde ßaumwollenkalamität und die unbe- friedigenden Resultate des Maisfabrikates unternommen und gab bei der Weidenrinde den Stängein der Asciepiadeen und dem gewöhnli- chen Rasengrase überraschend schöne Faserstoffprodukle und führte zur Aufstellung folgender schematischer Methode, die mit korrespon- dirender Veränderung der Zeitdauer, Intensität und Wiederholungen der einzelnen Operationen für die Reindarsteilung des Faserstoffes 27 aus sämnilllchon Vegefabilieii passend befunden wurde. Die zum Ver- suche oder zur Darslellung des FaserstolTes beslimtulen Vegetabilien >verden je nach ihrer Derbheil oder Zartheit mit 2 — 10'%, (ihres Ge- wichtes) conc, Laugenessenz dig^erirt oder macerirt. Diese Lau- genessenz ist aber vorher zur Hälfte mit Chlorgas gesiitligt worden, was am kichteslen so auszuführen ist, dass man die ganze Menge der disponiblen Laug-enessenz (von 136 spez. Gew., einem Gehalle von 26% anNalriumoxyd oder 83%% Nalrouhydrat) in zwei gleiche Hälf- ten theilt, die eine Hälfte vollsliindig- mit Chlorgas auf bekannte Weise sättigt, und hierauf die andere Hälfte zumischt. Dieses Gemisch be- sieht dann aus 12V4% Kochsalz, 15V2% unterchlorigsaurem Nairon (Bleichnalron Na 0 Cl 0) (13% Natriumoxyd) 16V4% Natronhydrat (Aetznatron) und 55V2% Wasser. Dieses Gemisch mag Javellesche Aelzlauge oder Aetzbleichlauge heissen. Der durch 10 Stunden in der Kälte mit 2 — 10% seines Gewichtes Bleichätzlauge macerirte Stoff wird hierauf mit der nölhigen Menge Wasser übergössen, die zu seinem gänzlichen Eintauchen erforderlich ist, und je nach seiner Zartheit oder Derbheit, je nach dem Grade seiner bereits durch kalh; Maceration erreichten Aufschliessung durch Va— 5 Stunden unter Er- satz des verdampfenden Wassers im Wallsud erhalten (Röstsud). Die gewöhnlich grünlich braungefärbte Lauge ist dadurch nicht erschöpft und kann zum Vorbleichen oder Maceriren neuen Pflanzenstoffts ver- wendet und so vollständig ausgenützt werden. Der aus der heissen Lauge herausgenommene, etwa durch Metallsiebe geschöpfte Pflan- zenstoff wird nun mit 1 — 2% seines ursprünglichen Rohgewichtes an kaller, frischer ßleichälzlauge übergössen, und nach guter Durch- Iränkung im Freien oder unter einem gut ziehenden Schlotte mit der zur gänzlichen Bedeckung erforderlichen Wassermenge übergössen, welcher 1 — 2% vom ursprünglichen Gewichte des rohen Pflanzenstof- les rohe käufliche Salzsäure (circa 30%ige) zugesetzt wurden (Bleichbad). Hierauf wird der gebleichte Faserstoff in fliessendem \> asser (in Siebbutten oder Reitern) gespühlf, ausgerungen und nach dem Ucberlrocknen an der Lull mit einer kalkbereiteten gesättigten 10%igcn Lösung von doppellkohlensaurem Nairon bis zur Sättigung getränkt und abermals an der Luft im Schalten getrocknet. Dieser trockene, mit Natronbikarbonat imprägnirte Faserstoff kommt nun auf deuBoden einer Kufe, wird daselbst mit einem durch Steine beschwer- ten oder sonst wie am Auftrieb oehinderten Lattengilter bedeckt und sofort mit einer sehr verdünnten Salzsäure oder Schwefelsäure derart Übergossen (1 — 2 Pfund der Säure per Eimer Wasser), dass die Flüs- sigkeit weit über den falschen Latlengillerboden bis nahe an den Rand der Kufe reicht. Das die trockenen Fasern allmälig durchdrin- gende Sauerwasser macht in den Fasern aus dem dieselben impräg- nierenden starren Bikarbonate reichlich Kohlensäure frei, die in Bläschenform die Fäserchen zerschlitzt, sie als adhärirende Schwimm- blase zum Auftrieb nölhigt, sie durch das Lattengitter hinaufzuschlü- pfen zwingt, und sie als lockeres Vliess auf die Oberfläche der Kufe emporhebt (Hechelbad). Nach dieser Prozedur wird der Faserstoff in 28 fliessendem Wasser rein gespühll und getrocknet. Auf solche Weise hat Kletzinsky aus den Stäng-eln der Asclepias syriaca, welche vielleicht als Seidenwolle in naher Zeit die Aufmerksamkeit der Industriellen auf sich ziehen wird, eben so wie aus der Weidenrinde (von mehreren Salix - Arten) einen verspinnungsfähigen blen- dendweissen, sehr zähen Faserstoff und aus dem gewöhnlichen Rasen- grase einen kurzen, sehr zarten Faserbrei gewonnen, welcher der Papierfabrikalion ein empfehlenswerther Rohstoff werden könnte. — In einer Sitzung der schlesichen Gesellschaft für vaterländische Cultur in Breslau, botanische Section, am 20. October 1864, hielt Prof. Dr. Göppert eine Rede zum Andenken eines seiner ausgezeichnetsten Schülers, des Dr. Wilhelm Kabsch, der bekanntlich im vergangenen Sommer, fern von der Heimalh, ein Opfer seiner wissenschaftlichen Forschungen geworden ist. Prof. Fer- dinand Cohn knüpfte daran nachstehende biographische Mittheilungen über diesen der Wissenschaft viel zu früh entrissenen jungen Gelehr- ten, in dem auch er einen Freund und Schüler verloren hat: Albert Walter Wilhelm Kabsch wurde am 25. September 1835 in Bres- lau geboren, wo sein Vater Beamter am hiesigen königl. Provinzial- Steuer-Directorat war. Schon als Knabe entwickelte er einen auffal- lend regen Geist; auf dem hiesigen Elisabeth-Gymnasium, das er bis zur Secunda besuchte, machte sich in Folge des anregenden Unter- richts des Prof. Körb er früh eine ganz besondere Vorliebe für die Naturwissenschaft bei ihm geltend, und er benutzte die meisten freien Erholungsstunden zu botanischen Ausflügen. Diese Neigung bestimmte ihn auch, die pharmazeutische Laufbahn zu ergreifen, aus der nament- lich in Schlesien von jeher und bis in die neueste Zeit ausgezeichnete Vertreter der Naturwissenschaften hervorgegangen sind. In seinem 16. Lebensjahre trat er seine Lehrzeit in Hirscliberg bei den Apothe- kern Dausel und Gross mann an, bei denen er 4y2 Jahre blieb. Die reiche Flora des benachbarten Riesengebirges, die er mit vollem Eifer ausbeutete und in einem sorgfältig angelegten, umfangreichen Herba- rium sammelte, gab seiner Liebe für die Pflanzenwelt reichliche Nah- rung, wie er auch schon in dieser Zeit durch Selbstsludiuni sich eine wissenschaftliche Grundlage in Botanik und Chemie zu verschaffen auf das ernsteste bestrebt war. Der Wunsch, auch andere Gegenden un- seres Vaterlandes kennen zu lernen, veranlasste ihn im Sommer 1856 in Franzburg in (Pommern), im Winter 1856 in Siegen (Westfalen), und im Sommer 1857 zu Bacharach am Rhein Stellen anzunehmen, wo er in der ihn umgebenden Fülle von Naturschönheiten eine glückliche Zeit verlebte. Von da trat er auf ein Jahr in die Apotheke des Dr. Lucanus in Halberstadt. Ueberall, wo er gearbeitet, folgte ihm der Ruf seltener Pflichttreue und die Anerkennung seines wissenschaftli- chen Strebens. So kam er im October 1858 nach 'ly-ijährigev Abwe- senheit nach Breslau zurück, wo er seiner Militärpflicht in der hiesigen Lazarethapotheke vom October 1858 — 59 genügte, und gleichzeitig seine Studienzeil an der Universität antrat. Mit hingeben- dem Fleisse erwarb sich Kabsch nunmehr tüchtige natur wissen- 29 schafllicho Durchbildung und lernte insbesondere das Gebiet der Bolaiiik gründlirh beherrschen. Noch nach Ableistung des pharma- zeutischen Examens im Jahre 1860 blieb er in regem Verkehr mit seinen Lehrern, und arbeitete als Assistent bei Löwig, Göppert und Colin; dem Letztern assistirte er auch bei dessen Untersuchun- gen über contraclile Gewebe im Pflanzenreiche. Sein Wunsch war, sich der Wissenschaft ganz widmen zu können; doch die Verhältnisse nöthigten ihn, im März 1861 eine Stelle in einer Apotheke in Ham- burg anzunehmen, freilich mit der HolFnung, von hier aus leichter Gelegenheit zu einer wissenschaftlichen Reise in fremde Welttheile zu finden. Dies schlug fehl; doch benutzte er seine spärliche Alusse zu einer vortrelllichen anatomischen und physiologischen Untersu- chung über die Bewegungserscheinungen iui Pflanzenreiche, insbe- sondere bei Stf/tidium und Hedysarum gyrans. (Bot. Zeitung 1861), nachdem er schon vorher seine in Breslau gemachten Beobachtungen über die Reizbarkeit der Geschlechtsorgane, insbesondere von Ber- beris bekannt gemacht hatte. Im April 18fi2 ging Kabsch nach Zürich, um eine Stelle an der Cantonspital-Apotheke anzunehmen, und sich gleichzeitig an der dortigen Universität als Privaldocent zu habilitiren; nachdem eine Arbeit über die Lösliclikeit der Stärke und ihr Verhallen zum polarisirten Licht, ihm im August 1862 die Doctor- würde eingebracht hatte. Des Tages mit seinen ßerufsgeschäften, die ihm den Lebensunterhalt verschallen mussten, des Nachts mit Studien beschäftigt, war die ganze äussere Anspruchlosigkeif, die aufopfernde Begeisterung und die eiserne Energie des jungen Mannes erforderlich, um noch zu selbststäudigen wissenschaftlichen Arbeiten von hoher Bedeutung Zeit zu finden. Rasch hintereinander verölfenllichte Kabsch seine Untersuchungen über die Einwirkung verschiedener Gase und des lult\ erdüiinlen Raumes auf die Bewegungen im Pflan- zenreiche in der botanischen Zeitung von 1862 ; ferner über den anatomischen Bau des Holzes von Sucopira Assu und die Haare des Samenschopfs der Asklepiadeen, in der botanischen Zeitung von 18fi3; über die Vegelationswärme der Pflanzen in der Flora 1863, über die chemische BeschafTenheit der Eflanzengewebe im S.Bande von Prings- heims Jahrbüchern. Ferner schrieb er eine bis jetzt noch nicht gedruckte Abhandlung über Streptocarpus, und ein grosses Lehrbuch: das Pflanzenleben der Erde, welches so eben durch seinen Freund Berlepsch der OefFenflichkeit übergeben wurde. Um für dieses letz- tere Werk neues wissenschaftliches Material zu verschaflen, hatte er bereits im Sommer 1862 und 63 die schweizer Alpen vielfach bereist und noch im Frühjahr 1864 Excursionen nach dem Genfer-See und Wallis, ferner ins Wäggithal, in den Kanton Glarus, unternommen, und beabsichtigte zum Abschluss seiner Untersuchungen einen kurzen Ausflug in die appenzeller Berge, da er die Schweiz zu verlassen und nach Leipzig überzusiedeln gedachte, wo ihm günstige Aussichten eröffnet waren. Nachdem Kabsch am 17. Juli von Zürich abgereist und am 19. Juli glücklich den Saenlis bestiegen, unternahm er am folgenden Morgen allein bei herrlichem Sonnenschein die Besteigung 30 des Hohen-Kaslcn, eines 5538' liohon, felsig^en, aber jährlich von Tausenden wegen seiner schönen Aussicht erstiegenen Berges. Ein Nebel, der ihn bald darauf einhüllte, mochte ihn den rechten Weg- verfehlen lassen : dann um Mittag fanden Hirtenknaben, aufmerksam gemacht durch den Glanz seines niessingnen Aneroidbarometers, ihn todt in seinem Blute liegend, nachdem er wahrscheinlich von einer steilen Halde ausgeglitten und über eine mehrmals gebrochene Fels- wand von mehr als 100 Fuss hinabgestürzt war. Sein Notizbuch, das bei ihm lag, bewies, dass er bis zu seinem letzten Augenblick mit pflanzengeographischen Forschungen, Bestimmungen von Höhengren- zen, Ouellentemporaturen etc. beschäftigt gewesen war. Seine Leiche wurde durch Vermittlung seines aufopfernden Freundes von Ber- lepsch unter allgemeiner Theilnahme der ganzen Bevölkerung auf dem Friedhofe zu Pluntern bei Zürich beerdigt. Unter den Märtyrern der Wissenschaft, von denen namentlich die Pflanzengeographie schon so viele kostbare Leben in Anspruch genommen, verdient Kabsch um so mehr einen ehrenvollen Platz, als derselbe noch in jungen Jahren unter schwierigen äusseren Verhältnissen Bedeutendes gelei- stet, und sein Gedankenreichthum und seine Geistesklarheit, verbun- den mitstrengerwissenschaft lieber Methode, noch Grösseres versprach : die seinen braven Charakter und die Tiefe seines Gemüthes kannten, wissen, dass er auch ein vorlrefTlicher Sohn und ein treuer Freund gewesen ist. — Dr. Göppert beantragt, von Seiten der Gesellschaft ein Archiv der schlesischen Flora anzulegen, wo Alles, was in Bezug auf diese gesammelt und geschrieben wird, niedergelegt, und insbe- sondere die in der Provinz angefertigten Lokalfloren zur Benützung für künftige Forschungen aufbewahrt werden sollen. Als Anfang zu diesem Archiv überreicht derselbe einige bisher in seinem Besitze belindliche Manuscripte, insbesondere: Albertini, Flora von Gna- denfrey und die Kryptogamen von Gnadenberg; Un verrieb», Flora von Fürstenstein; ßeilschmidt, Flora von Ohlau und ßeuthen a. 0. Die geehrten Botaniker der Provinz werden ersucht, diese Sammlung durch ihre Beiträge gütigst zu vermehren. Kaufmann Milch zeigt eine mexikanische Selaginelta lepidophylla vor, welche ähnlich der Rose von Jericho durch Trocknen sich kugelig zusammenrollt, im Wasser aber zu einem frisch grünen Busch sich ausbreitet. — Prof. Cohn, hält einen Vortrag über Dictyota dichotoma von Helgoland, welche derselbe, trolz der olivenbraunen Farbe des Laubes, zu den Florideen zählt, da sie die charakteristischen Fruchtformen dieser Algenklasse: Antheridien , Vierlingsfrüchte, und vielsporige Kapselfrüchte auf getrennten Individuen (Trioecisch) trägt. Die Entwickelungsge- schichle dieser Alge wurde nach Beobachtungen im letzten Herbst, welche die Arbeilen von Thuret undNaegeli ergänzen, und mit Hilfe eigener Abbildungen erläutert. F. Cohn. — in einer Sitzung der schlesischen Gesellschaft iür vaterländische Cultur, in Breslau, naturwissenschaftliche Section am 19. October hielt Prof. Ferdinand Cohn einen Vortrag über die Gesetze der Bewegung mikroskopischer Thiere und Pflanzen unter Einfliiss des Lichtes, aus welchem nachstehende Hauptergeb- nisse hervorgehoben werden: 1. Die grünen mundlosen Infusorien (Flagellaten) und die Zoosporen der Algen zeigen die nämlichen Bewegungserscheiniingen, welche nur scheinbar den Charakter des Bewnsslen oder Willkürlichen an sich tragen, in Wahrheit aber von ganz bestimmten Gesetzen geleitet werden. 2. Im Zimmer und überhaupt da, wo das Licht nur von einer Seite einfallt, bewegen sich die in einem flachen Tropfen, z. B. auf einem Objectglase aufbewahr- ten grünen Organismen stets nach dem der Lichtquelle zugewendeten Rande des Tropfens. Im Freien dagegen, wo das Licht allseitig ein- fällt, findet eine Bewegung nach einem bestimmten Rande nicht statt. 3. In einem Wassercylinder bewegen sich die Organismen bei gewöhn- licher Tagesbeleuchtung von oben stets aufwärts nach der Oberfläche i\ea Wassers, und zwar im Freien gleichmässig (Wasserblüthe); bei einseitiger Beleuchtung nach dem zur Lichtquelle gewendeten obern Rande. 4. Fällt das Licht dagegen von unten, oder nur von einem Funkle in der Seitenlinie des Wassercylinders ein, so bewegen sich die Organismen im ersleren Falle abwärts, im letztern seitwärts der Lichtquelle entgingen. 5. Durch reflectirles (Spiegel-) Licht lassen sich die Organismen nach jedem beliebigen Punkte hin bewegen, indem sie z. B. in einem Tropfen auf einem Objeciglase bei parallel von unten einfallenden Strahlen (Beleuchtung- durch den Spiegel des Mikroskops) sich nach dem Boden begeben, bei schii'fer Stellung des Spiegels nach dem entsprechenden Rande des Tropfens. 6. Aus die- sen, wie aus einer grossen Zahl analoger Versuche ergibt sich, dass die Bewegung der grünen Organismen zunächst von der Richtung der einfallenden Lichtstrahlen bestimmt wird. Sie bewegen sich der Licht- quelle entgegen, der Richtung der Lichtstrahlen entgegengesetzt: sie werden, wie wir uns auch ausdrücken können, von der Lichtquelle geradelinig angezogen. Scheinbare Abweichungen von diesem Gesetz werden nur durch die Gestalt des Wassers, in dem sie sich belinden, bedingt. 7. Die grünen Pflanzen und Thiere zeigen ein polares Ver- halten gegen das Licht; sie stellen sich stets so, dass die eine Kör- perhälfte, gewöhnlich durch die Abwesenheit des grünen Farbstofls (Chlorophylls), wie durch die Anheftung beweglicher Geissein und nicht selten auch durch einen rothen Pigmentfleck (sogenanntes Auge) ausgezeichnet und desshalb als Kopf bezeichnet, der Lichtquelle sich zukehrt, während die grüne Hälfte von ihr abgewendet wird. Bei Aus- schluss des Lichts findet keine bestimmte Stellung statt. 8. Auch die Rotation um die Längsachse, welche stets die Bewegung der grünen Organismen begleitet, wird vom Licht bestimmt. Während im Dunkeln die grünen Organismen sich ebenso gut von rechts nach links, als von links nach rechts drehen und oft mit diesen Richtungen abwech- seln, wird durch das Licht bei ihnen eine bestimmte Drehungsrich- tung inducirt, bei den von mir bisher studirten Arten entgegengesetzt dem Laufe des Uhrzeigers, aber gleichläufig der Rotation der Erde (wenn der Nordpol als oben betrachtet wird. 9. Xur die stärker brech- baren Strahlen bewirken die hier berührten Bewesrunffserscheinun- 32 gen; die schwächer brechbaren, ohne chemische Thäligkeit, verhallen sich wie Abwesenheit des Lichles. Die Organismen werden am slärk- sfen von den blauen Lichtsirahlen angezogen, während die rothen sich wie totale Finsterniss verhallen. 10. BringcMi wir diese Gesetze mit der Organisation der Organismen, welche sämmllich eine grüne und eine farblose Hällle (Kopf) besitzen, wie mit der Eigenschaft der Chlorophylls, Einwirkung der Lichtsirahlen gewisse chemische Thäligkeiten, insbesondere die Zersetzung der Kohlensäure und die Ausscheidung von Sauerstoff zu bewirken, in Verbindung, so wird es wahrscheinlich, dass alle diese Bewegungsphänomene, soweit sie durch das Licht inducirt sind, mit den chemischen Lebenslhätigkei- ten dieser Körper in Zusammenhang stehen. Grube, Roemer. Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Kastropp in Sallniünsler, mit Pflanzen aus Kurhessen und Hannover. — Von Herrn Breidler in Wien, mit Pfl. aus Niederösterreich. — Von Herrn Pfarrer Matz in Höbesbrunn , mit Pfl. aus Niedei Österreich. — Von Herrn Laciiovv itz in Berhn, mit Pfl. aus Preusseii. — Von Herrn Professor Weiss in Lemberg, mit Pfl. aus Galizien. — Von Herrn Oberstit. v. Sonklar in Wiener-Neustadt, mit l^fl. aus Tirol und Niederöster- reich. — Von Herrn Petter in Wien, mit Pfl. aus Istrien und Niederöslerreicl). — Von Herrn Dr. Lagger in Freiburg, mit Pfl. aus der Schweiz. — Von Herrn D älterer in Berlin, mit Pfl, aus Preussen. — Von Herrn Pfarrer Grundi in Dorog, mit Pfl. aus Ungarn. Inserat. Verlag von E. Morgensteru in Breslau. Soeben ist in meinem Verlage erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben in Wien durch C. Gerold's Sohn, Stephansplatz Nr. 12: Die BastardbefruclitiLiig im Pflanzenreicli erläutert an den Bastarden der AVeiden von Max Wichura, königl. Regierungsrath. Gr. 4". Geheftet. t2*/j Bogen mit zwei Tafeln in Naturselbstdruck. Preis: 4 fl. 80 kr. E. Morgenstern Buchiiandlung (fr. j^ixg. Scliulz «Sc Co.) in Breslau. Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skolitz. Verlag von C. Oerold. Druck von C. Ueberreuter. OesteiTcichisclie BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. Gemeinnütziges Organ für itie nsterrcichicciie Exemplare, butMiiiüche Zeltsclirirt ßA^IIIllr nn<1 Rni'anilfAl* die frei durcli diePost be- erscheint DOiaUlK UDU DOiaOlHer, zofen^erdensoUenslnd d«!i Ersten jeden Monats. blo« bei der Hedakllon ■::tt"r«."3Tu::"o:Iriv!»:-- ^ 34 oblusulis, siipreniis brevibus cum terniinali breviler apiculato-cuspi- (lulato aequepradiictis. Spathae tubus oblongo-ovoideus, exlus flavo- virens, intus albus. Ovaria flava. — Patria? S y n 0 n. Philodendr. pinnatißdum H o r t o r. Observ. Petiolus Fb. pinncitifidi anguste-canaliculatus, lainina foi. tenuiter-charlacea, utrinque nitida, spathae tubus extus rubro- purpureus, Ovaria purpurantia..^ x ix >j Colobogynium S. Spathae tubus persistens, lamina navicularis, tandem rechisa et cum spadicis parte luascula decidua. Spadix dense- contiguiflorus, int'ra Ovaria pistillodiis, spicatim coordinatis, supra Ovaria antherarum spica etsupra antherasstaniinüdioruuispicateretius- cula onustus. Pistillodia substipitata. Ovariarum spica pistillodiis destituta. Antherae loculi ante et posl pollinis emissionem connecti- vum superantes. Staminodia prismatica. Colobogynium tecturatum S. Acaule,circumcirca turiones plures uni vel bifolias emitteus, Petiulus 3 — 4 pollices longus, antice depla- natus, obsolete margiualus, basi vagina latiuscula brevissima auctus. Lamina fol. oblongo-lauceolala, 5 — 7 poll. longa 1% — 'iV^ poll. lata, basi obtusata vel fere rotundata, apicem versus sensim anguslata et longe-cuspidata, supra atroviridis, nitida, secus costam plaga lata glauco-albida pennatini deliquescente picta, infra saturate ex glauco viridis. Pedunculus vix 2-puilicaris. Spatha 1% poll. longa extus glauco-viridis. longitudinaliter et approximate safurate-striata. intus in tubo pallide-glaucae estriata. in lamina pallide flavo-virens. Pistil- lodia sulfurea. Ovariorum spica cylindrica. Antherarum gilvarum spica quam feminea longior. Staminodia palliilius gilva. — ßorneo. S y n on. Schismatogtottis cariegata H o o cke r. Spaticarpa cornuta S. Lamina fol. ex ovato-cordato-haslata vel subhastafa, apice arcuatim-angustata, lobis posticis sinu aperto vix prol'undiusculo disfantibus, oblique-ovatis. exitu exirorsis. Venae in- terlobares aperfe, inferne rectiuscule, apice arcuatim, ut pseudoneura media, productae, venis coslalibus infimis pseudoneura intimae, inter- dum interrupta formanlibus comitatae, loborum posticorum rectangule exsertae , arcuatae , extima pseudoneura constituentes. Pedunculus füliis longior. Spatha elongato-Ianceolata, utrinque sensim angustata, inferne longissime decurrens, apice subula semipollicari aucta. Syn- nectivi pileus 2—3 — -4-partitus, parfilionibus subhorizontaliter pro- curvis, subtereti-conoideis, obtusis corniformibus. Antherae e sinu- bus pilei ex toto fere prominulae. — Parä. ElopiiimS. Spatha decidua. Spadix sessilis. Plstilla 3 — 4 — 5- locularia, astyla, stigmate rotundato, 3—4 — 5-crenato. Ovarii locula- menta multiovulata, ovulis anatiopis,superposite pluriserialibus,longe- funiculatis. Stamina 4. Baccae loculamentis polyspermis, seminibus Omnibus surrectis. Semen singulum praelonge-ellipsoideum, exacte anatropiim, rectum, albuminosum, funiculo longo rliapheos ope a niycropyle laterali fiindispectante ad hilum tliolispectantem usque produclo. 35 Frulices scaiulenles, raniis lelrag-onis, geiumis oxtraaxillaribus. Folia integerrima nuiltivenia, vaginis petiolaribus inarcescentibus. Rha- plikles in baccis nullae. Observ. Vox derivata ab tXoip, serpens innocua. Elopiiim Surinamense S. Petiolus vagina latiiiscula nivea deli- quescenle aiicfus, antice canaliculatus. Lamina fol. elliplica vel ellip- lico-oblonga, apiculo lenui niox sphacellato terminala, basi subobluse- cuneata, subcoriacea, supra laete-, vel subatro-viridis, infra-pallide ex glaucü viridis, venis patenlibus obtectis luimerosis. Pediinciilus vix ullrapollicaris. Spatha anlice decurrens. Spadix subbipollicaris. — Siirinama. Synon. Änthurium Surinamense Mi que\. Schönbriinn, den 16. Janrier 1865. Gute und schlechte Arten. Von A. Kerner. II. Es lag nahe, die günstige Gelegenheit, welche sich mir in Tirol dargeboten hat und hoirentiicli noch recht lange darbieten wird zu benützen, und hier jene im Früheren angedeuteten An- sichten über „gute und schlechte Arten^, welche sich mir im Osten und Westen unseres orographisch, geognostisch und klimatisch so reich gegliederten Landes aufgedrängt hatten, auch auf experimen- tellem Wege zu prüfen. In der That habe ich auch diese Gele- genheit nicht ganz unbenutzt vorübergehen lassen und eine Reihe von Versuchen in Angriff genommen , von denen ich hoffen darf, dass sie schliesslich über manche die Umwandlung der Form be- treffende Verhältnisse Aufklärung zu geben im Stande sein werden. Zunächst schien mir die Frage von grossem Interesse zu sein, in wie weit die See höhe die Form der Pflanzen umzuändern ver- mag, — Dass nämlich nicht wenige unserer auf den Felsenzinnen und Halden des Hochgebirges heimische Pflanzen nichts anders als Parallelformen gewisser Thalbewohner seien, ist männiglich bekannt. Viele Alpinen figuriren ja bekanntlich schon längst in unseren Bü- chern als „schlechte Arten" und werden je nach dem Geschmacke der verschiedenen Autoren als Subspecies , Varietäten oder Lusus den zunächst verwandten Thalbewohnern angehängt. Viele andere hat man freilich bisher noch ungeschoren lassen und als „gute Arten" angenommen; wird aber in dem Grade als man die Flora unserer Berge mehr und mehr kennen lernt und unbefangener be- trachtet, zu der Ueberzeugung gelangen, dass auch sie nur als Parallelformen gewisser Thalbewohner aufgefasst werden dürfen. 3 * 36 Wenn wir nun solche Parallelformen mit einander vergleichen, so ergibt sich uns das Resultat, dass die Bewohner der Alpenregion von den verwandten Formen der Ebene sich zunächst durch Verkür- zung der Internodien, geringe Entwicklung der Laubblälter, Ver- grösserung der Blumenkronen und Früchte und durch dunkleres Kolo- rit der Blüten und Samen unterscheiden. Der Gang der Meta- morphose erscheint demnach an den Pflanzen der Alpenregion abgekürzt, die reproduktive Sphäre tritt in ihnen mehr in den Vordergrund , während die Bildung vegetativer Organe mehr im Hintergrunde bleibt. — Welche Faktoren mögen nun wohl diese eigenthümlichen Umwandlungen hervorbringen. Ist es, wie man ge- wöhnlich angenommen hat, das geringere Wärmemass und der ge- ringere Luftdruck der Alpenregion, welche diese Aenderungen be- dingen? — Ich glaube keiner von diesen beiden Einflüssen. Sehen wir doch viele Frühlingspflanzen unserer Tiefregion mit einem sehr geringen Wärmemass ihren jährlichen Lebensoyclus abschliessen und nachträglich einziehen, um in einer Art Sommerschlaf zu ver- harren, ohne dass sie desswegen zu Grunde gehen. Warum sollten nicht auch die Alpinen sich im Thale ähnlich wie jene Frühlings- pflanzen benehmen können. Anderseits ist ja die Pflanzenwelt der ebenen niederen Polarlandschaften, welche in so vielen Stücken mit unserer alpinen Pflanzendecke übereinstimmt, dem Drucke der- selben Luftsäule ausgesetzt, welcher auf den Pflanzen unserer süd- licher gelegenen Flachländer lastet, und viele unserer Hochalpen- pflanzen gedeihen dort auf den Geländen, die sich hart am Meeres- strande hinziehen, dennoch ganz in derselben Form, mit der sie sich auf unseren Hochgebirgen in der Seehöhe von 5000 — 90Ü0 Fuss wiederfinden. — Meines Erachtens kann man auch der Ursache, welche die eben angedeuteten Aenderungen der Pflanzenformen im Hochgebirge bedingt, nur auf die Spur kommen, wenn man einen Blick auf die Polarlandschaften wirft und die Analogien berücksichtigt, welche sich zwischen den auf die Pflanzenwelt Einfluss nehmenden Faktoren hier und dort ergeben. Als eine der wichtigsten Analogien scheint mir nun jedenfalls die langdauernde Einwirkung des Lichtes auf die aus dem Winterschlafe erwachenden Pflanzen hervorgehoben werden zu müssen. Unsere Alpenregion hat zwar nicht das wochen- lang ununterbrochen einwirkende Sonnenlicht und die Mitternachts- sonne des Polarsonuners aufzuweisen, aber da der Frühling in der Hochgebirgsregion unserer Alpen erst im Juni, also zur Zeit der längsten Tage anbricht, so ist auch dort die Pflanzenwelt bei ihrem Erwachen aus dem Winterschlafe täglich durch 15 — 16 Stunden dem Lichte ausgesetzt. — Da nun aber erfahrungsgemäss das Licht die reproduktive Sphäre der Pflanzen mehr anregt und den Gang der Me- tamorphose abkürzt und da weiterhin dieses rasche Zueilen zur Blülhen- und Fruchtbildung für die Pflanzen der polaren und alpinen G-elände der normale Entwicklungsgang ist und die nächste Ursache ihrer zwergigen wenigblätterigen grossblüthigen Form bildet, so sind 37 wir wohl auch zu dem Schlüsse berechtiget, dass in letzter Linie die lange Ingliche Lichfdauer des Alpenfrühlings diese charakteristische Form der Alpenpflanzen veranlasst i). Wie weit aber geht dieserEinfluss? Wieweit geht die Schmieg- samkeit der Pflanzenwelt; wie weit kann durch Verlängerung der Lichldauer während des Erwachens aus dem Winterschlafe die Form einer Pflanze geändert werden ? Nur Versuche werden diese Fragen zur Entscheidung bringen können. — Bisher liegt aber nur wenig Brauchbares in dieser Rich- tung vor, und die wenigen Arbeiten die vorliegen, wurden nur im landwirlhschafllichen Interesse in Angriff genommen. Die interessan- testenAngaben verdanken wir jedenfalls dem unermüdlichen Professor Schübeier in Christiania, welcher zuerst auf die Umänderungen aufmerksam machte, welche die Pflanzen erleiden, wenn sie in nörd- licheren und südlicheren Breiten, beziehungsweis(i unter dem Ein- flüsse eines länger oder kürzer dauernden Lichteinflusses herange- zogen werden. Er fand, dass die Samen in einer verhällnissmässig desto kürzeren Periode zur Reife gelangten und dass die Samen desto schwerer und grösser wurden, je weiter nach Norden sie angebaut worden waren ■^). Hiemit stimmen auch Haberlandt's in jüngster Zeit angestellte Versuche wenigstens theilweise überein. Auch er fand, dass aus dem Süden bezogene Pflanzensamen in nördlicheren Gegenden verhällnissmässig mehr Körner und weniger Stroh und Stengel lieferten ^}, dass also in nördlicheren Breiten die vegetative Sphäre im Vergleiche zur reproduktiven Sphäre mehr in den Hinter- grund tritt. Nachdem Schübeier Samen einer und derselben Pflanze gleichzeitig in Breslau 51** n. Br., Christiania 60** n. Br., Throndhjem 63» n, Br., Sandtorv 68» n. Br. und Alten 70» n. Br. kultiviren liess und dann nachträglich die an diesen verschiedenen Orten gewonnenen Samen verglich, fand er auch, dass die Farbe der Körner desto inten- siver und dunkler wurde, je näher zum Pole die Kulturstätte gelegen war, und auf Seite 29 erwähnt Schübeier a. a. 0. : „wenn man die Originalbohnen (aus Montreal) mit den in Throndhjem (630 y\, Br.) aus ihres Gleichen entstandenen zusammenhält, so wird man schwer- lich glauben, das Produkt einer und derselben Pflanze vor Augen zu haben." Diese Resultate, so spärlich sie auch noch sein mögen, sind ge- wiss jetzt schon vom grössten Werthe und lassen uns vermuthen, dass analoge in grösserem Massslabe angestellte Versuche die wichtigsten Ergebnisse zu Tage fördern werden. Um nun zur Lösung der Frage: in wie weit ein alpiner *) Wir verweisen hier auf die ausführliche Behandlung der Lebensbedin- gungen der Alpenpflanzen in A. Kerner's „Kultur der Alpenpflanzen." Inns- bruck 1864. ^) Schübeier Kulturpflanzen Norwegens. Christiania 1862. S. 23 u. f. ') F. Haberlandt's Beiträge z. Frai;e"über die Akklimatisation d. Pflanzen. Wien 1864. S. 25. 38 Standort, beziehungsweise deiEinfluss verläng-er t e r Lichtdauer während der Vege tationsthätigkei t, die Er- scheinungsweise der Pflanzen zu ändern vermag-, das meinige beizutragen, habe ich im Jahre 1863 drei Versiichsgärten auf den Innsbruck zunächst liegenden Alpen an möglichst geschiifzten Stellen angelegt, und zwar den einen in der Seehöhe von 5000 Fuss auf der Nockspitze westlich von Innsbruck, den zweiten bei 6000 Fuss unter den Seegrubenspitzen in der Solsteinkette nördlich von Inns- bruck und den dritten bei 7000 Fuss Seehöhe auf dem Patscherkofel südlich von Innsbruck. Ausdauernde Pflanzen der Niederungen aus Ost und West und zwar vorzüglich Frühlingspflanzen, welche eine sehr geringe Wärmesumme bedürfen um zum Blühen zu gelangen, wurden hier eingepflanzt und zahlreiche Samen einjähriger Gewächse ausgesäet. Alljährlich sollen jetzt dort die allmälichen Veränderungen der Form nicht nur durch beiläufige Schätzung bestimmt, sondern in der Weise genau festgestellt werden, dass ein Theil der in den Ver- suchsgärten aufblühenden Exemplare getrocknet und mit den im Thale kultivirten Stammeltern verglichen wird. Eine zweite Versuchsreihe wurde in folgender Weise ausgeführt. Einjährige Pflanzen wurden in einem eigens zugerichteten Beete im Glashause im Herbste gesäet, so dasssie zur Zeit der kürzesten Tage zur Blüthe gelangten. Auf demselben Beete und unter möglichst gleichen Verhältnissen wurden aus den gleichen Früchten Samen im Frühling so ausgesäet, dass sie zur Zeit der längsten Tage ihre Blüthen öffne- ten. Die in beiden Perioden erblühten Exemplare wurden theilweise getrocknet und vergliciien und dadurch der Einfluss der Lichtdauer auf die Form der Pflanze ermittelt. Schon jetzt liegen mir nun mehrere durch diese Versuche ge- wonnene Resultate vor, welche meine im Früheren ausgesprochenen Vermuthungen nur glänzend bestätigen und mich zu der Hoffnung be- rechtigen, in nicht ferner Zeit in ausführlicherer Weise den Einfluss der Lichtdauer auf die Form der Pflanzen dem botanischen Publikum darlegen zu können. Innsbruck, den 14. Jänner 1865. Amerikanisches. Von P. Heuser. Endlich komme ich dazu, den lieben Freunden in der Heimath, von denen ich leider theilweise weder mündlich noch brieflich Ab- schied nehmen konnte, noch über das Weltmeer hinüber einen herzli- chen Abschiedsgruss zuzurufen und zugleich einige Mittheilungen zu machen, die auch für weitere Kreise nicht ganz uninteressant sein dürften. Als mir im Frühling dieses Jahres die Gewissheit wurde, dass 39 Amerika der Ort sei, wo ich fürs Reich Gottes arbeiten soll, säumte ich auch nicht lange diesen Plan auszuführen. Es hat immer etwas Schwe- res, die alte lieDe Heimath zu verlassen, um in fremdem Lande sich eine neue zu gründen, doppelt schwer ist es aber für den, welchen liebe Verwandte, langjährig erprobte Freunde, die ganze Neigung und Anhänglichkeit des Herzens an das theure Vaterland knüpfen, der alle diese Liebesseilo zerreissen soll, um einsam hinzuziehen in ein frem- des Land, wo keine Seele ihn liebt, noch kennt, einzig angewiesen auf Gott und die eigene Kraft. So erging es mir und doch wagte ich diesen von nicht wenigen missdeuteten Schritt, weil ich wusste, mein Gott ist mit mir und mein Vertrauen ist nicht beschämt worden. Im Februar verliess ich das mir so lieb gewordene Ebersdorf und im 3Iai langte ich nach längerem Besuch bei den ileinigen glücklich in Bremen an. Da alle Plätze auf Dampfschiffen schon auf mehrere Wochen im Vor- aus belegt waren, wagte ich es die Reise in der Cajüte eines Segel- schiffes zu machen, welches etwa 300 Auswanderer an Bord hatte. Keine Feder aber vermag die Leiden und Strapazen einer solchen Reise zu beschreiben, hätte Gott nicht unserem Capitän das Herz ge- rührt, dass er ohne die geringste Empfehlung mir aus freien Stücken und umsonst seinen Tisch und seine Cajüte zur Verfügung stellte, so weiss ich nicht, wie ich diese Beschwerden hätte tragen sollen. Ich habe auf meinen zahlreichen botanischen Reisen in den unwirthlich- slen Gegenden viel ertragen, aber solche Entbehrungen waren mir noch nie vorgekommen. Die Speisen, welche den Passagieren gereicht wurden, waren ohne Ausnahme verdorben, im Seewasser mit unend- lichem Schmutz gekochte Erbsen, Graupen etc. waren völlig unge- niessbar. Doch gereute es mich schliesslich nicht, die Reise per Segel- schiffgemacht zu haben. Ich habe manchem armen, an Leib und Seele kranken Auswanderer Erleichterung bringen dürfen, und meine Pre- digten, die ich auf des Capitäns Bitte allsonntäglich hielt, wurden mit wenig Ausnahmen von Passagieren wie Schiffsleufen sehr fleissig be- sucht. Auch zwei Todesfälle kamen vor, zwei Kimler frommer katho- lischer Eltern aus der Rheinprovinz starben und auf die Bitte der Eltern hielt ich einen feierlichen Gottesdienst. Nichts vermag das Er- greifende und Rührende einer Bestattung zur See zu schildern, auch die Rohesten vermochten die Thränen nicht zurückzuhalten. Nach achtwöcheatliclier langsamer aber glücklicher Fahrt liefen wir endlich am 18. Juli unter dem Gesänge „Nun danket Alle Gott" in den Hafen von New-York ein. Seereisen sind ja genugsam geschildert worden, ich habe mich darum kurz gefasst, ebenso will ich von New-York nichts weiter sagen, als dass einen_ das dortige Leben und Treiben fast betäubt. In der Greenwich- Street, nahe dem Landungsplatz, fand ich in Hubers Hotel ein vorzügliches, verhältnissmässig billiges Quar- tier, das ich nicht genug empfehlen kann, es ist das einzige reelle Gasthaus in dieser Gegend der Stadt, wie ich später hörte. Nachdem ich mich einigermassen erholt halte, setzte ich meine Reise nach Bethlehem in Pennsylvanien fort. Köstlich ist die ganze Gegend, welche man von New-York aus zu durchfahren hat, eine Ueppigkeit der Ve- 40 getation, wie ich sie bisher noch nirgends bemerkt hatte. Pennsylva- niens reiche Dörfer erinnern mit ihren alten Kirchen, deren spitzige Thürme weithin sichtbar sind, sehr an Deutschland, wenn auch seine Bewohner nur noch ein kaum versländliches Deutsch reden, in uel- chem wahrhaft Entsetzenerregenden Dialekt auch gepredigt wird, Bethlehem ist ein reizend gelegenes Städtchen an der Lecha-Wohyne, jetzt Lecha genannt, der alte Hauplplafz unserer amerikanischen Brüder- Gemeinen. In dem gastlichen Hause eines dortigen Bruders, an den ich einen Empfehlungsbrief hatte, fand ich sehr freundliche Aufnahme, aber meine Hoffnung eine sofortige Anstellung im ein- heimischen Missionsgebiet zu finden, ward leider getäuscht, man rielh mir als einem Grünen, so nennt man die eben erst Herüberge- kommenen, und der englischen Sprache Unkundigen erst eine Stel- lung als Lehrer oder Predigergehülfe zu suchen. Nachdem ich einige sehr frohe Tage in Bethlehem verlebt und besonders auch den dor- tigen Gottesacker mit seinen uralten historisch merkwürdigen Grä- bern besucht hatte, hier ruht der letzte der Mohikaner, welcher Coo- per den Grundriss zu seinem bekannliMi Roman lieferte, kehrte ich mit Empfehlungen von Bethlehem an die Brüder in New-York nach letz- terer Stadt zurück. Einer dieser New-Yorker Brüder nahm sich sehr freundlich meiner an und brachte mich in den nächsten Tagen nach Newark, einer grossen Stadt im Staat New-Jersey und führte mich ohne weiteres zu einem der dortigen deutsch presbyterianischen Pre- diger, welcher, wie er gehört hatte, einen Gehülfen im Predigtamt suchte. Obgleich derselbe schon vorher einen solchen engagirt hatte, also meiner Hülfe nicht bedurfte, ^\ urden wir doch auf das herzlichste und gastlichste empfangen. Mit dep Worten: „Du bist in guten Hän- den, ich muss nach Hause" verabschiedete sich der Bruder aus New- York von mir und ich war auf einmal mein eigener Herr, allein ohne eine bekannte Seele in einem fremden Hause unter Leuten, an die ich nicht die mindeste Empfehlung hatte. Der gute Pastor mochte meine Verlegenheit merken und stellte mir vor, dass in Amerika jedes Pfarrhaus eine Herberge für jeden Neuankommenden sei, da jeder aus Deutschland Herübergekommene aus eigner Erfahrung wisse, was es auf sich hat, hier ohne Freund, ohne Stütze in fremdem Lande sich eine Heimath zu gründen. Am folgenden Tage, einem Sonntag, hielt ich meine erste Predigt auf dem Festlande von Amerika in der Kirche meines gastlichen Pastors und besuchte sodann den anderen deutsch presbyterianischen Prediger Newarks, in dem ich zu meiner unbe- schreiblichen Freude einen ehemaligen Bruder fand. Nun war mir ge- holfen, er wollte mich nicht mehr fortlassen, bis sich etwas fände soll ich bei ihm bleiben, ein leiblicher Bruder kann sich nicht herzlicher freuen über den Besuch seines Bruders, als es bei ihm der Fall war. Bald erfuhren wir, dass in dem 3 Stunden entfernten Rahway der dor- tige deutsch reformirte Prediger einen Lehrer und Gehülfen im Pre- digtamte suche, wir fuhren mit der Eisenbahn dorthin und nach wenig Worten hatte ich in der Familie dieses treuen Knechtes des Herrn eine neue Hciuialh gefunden. Als ob der Herr mich mit Gnade über- 41 schütten wollte, fand ich in ihm nicht nur einen lieben Landsmann, einen Schlesier von Geburt, sondern auch einen ebenso tüchtigen als eifrigen Botaniker, Neffen des in der botanischen Welt rühmliclist be- kannten Dr. Heu gel in Riga. loh befinde mich Dank der Treue mei- nes Gottes nunmehr so wohl und glücklich in der neuen Welt, dass ich kaum weiss, wie ich genugsam Worte finden kann, den tiefen Dank meines Herzens dem Herrn meinem Gott auszusprechen. Seitdem habe ich wiederholte AuflToiderungen zu pecuniär besseren Stellungen ent- schieden abgelehnt und gedenke so lange, als mir Gott nicht klar und deutlich einen anderen Wirkungskreis anweiset, zu bleiben, wo ich bin, so gut wird mir's nirgends mehr werden, als ich's hier habe. Die geehrten Leser wollen vergeben, dass ich diese kurzen No- tizen über meine arme Person vorausgeschickt habe. Seit dem ersten August befinde ich mich nun hier in Rahway und mein lieber Pastor ist mir ein treuer Begleiter auf vielen botanischen Ausflügen gewor- den, besonders am Sonnabend, wo hier zu Lande die löbliche Sitte herrscht, dass die Schulen an diesem Tage geschlossen bleiben, pfleg- ten wir mit Hülfe der Eisenbahn weitere Excursionen zu unterneh- men, nachdem wir am Vormittag unsere Predigt studirt, wurde der Nachmittag dem botanischen Studium geopfert. Ehe ich eine der be- deutendsten und ausgiebigsten dieser botanischen Wanderungen nä- her schildere, will ich von meinem neuen Aufenthaltsorte noch einiges Allgemeine vorausschicken. Rahway ist ein freundliches von vielen Deutschen bewohntes Städtchen am Milton-River mit 7000 Einwohnern, aber sehr vveitläuftig, es hat eine Ausdehnung, wie man sie in Deutsch- land bei so wenig volkreichen Städten nicht kennt. Die Fruchtbarkeit des Bodens ist ausserordentlich, ein Beispiel davon bietet Zinnia ele- gans, welche dieses Frühjahr von meinem lieben Pastor von hohlen Blumen in sein Gärtchen gesäet, die herrlichsten gefüllten Blumen hervorbrachte, eine herrliche Zierpflanze. Dennoch ist der Ertrag hie- siger Landgüter trotz der enormen Preise nicht zu vergleichen mit dem in Deutschland, es fehlt zu sehr an Kräften, das Land gehörig zu bearbeiten. Der Staat New-Jersey versorgt den ganzen Norden Ame- rikas mit Pfirsichen, die hier ganz ausserordentlich gedeihen, täglich gingen in der Zeit der Reife dieser Früchte mehrere Frachtzüf^e nur mit Pfirsichen beladen nach New-York. Köstlich gedeihen hier alle Arten von Melonen, von denen gleichfalls ganze Frachtzüge den New- Yorker Markt versorgen. Die Hitze stieg diesen Sommer, der freilich nicht jedes Jahr so heiss ist, bis auf 30^ Reaumur also Blulwärme, und war selbst des Nachts fast unerträglich, um so empfindlicher war die kühle Witterung, welche Anfang October eintrat, in der Nacht vom 9. zum 10. October hatten wir den ersten Frost, welcher aber so stark war, dass stehendes Wasser am Morgen mit einer dünnen Eisrinde überzogen war, sämmtliche Georginen erfroren total, aber auch här- tere Pflanzen wie Xanthium slrumarium selbst Digitaria ßlifortnis. Die Kälte soll hier im Winter oft sehr empfindlich werden besonders durch den häufigen Wechsel und dem Winter am Rhein sehr ähnlich sein, lieber die politischen Verhältnisse schweige ich lieber ganz, ich 42 Ijin noch zu grün, als dass ich mir darüber ein Urtheil halle bilden können, ebenso ist es schwer etwas über das Volk zu sagen. Nur soviel will ich beinerken, man kann sich in Deutschland keine Vor- stellung von hiesigen Verhältnissen machen, wer darüber urtlieilen will, niuss hierher kommen und liier wohnen, nicht bloss flüchtig durchreisen, und auch das will ich zu Ehren meiner neuen Heimath sagen, sie ist nicht halb so schlimm, als mancher in Deutschland sich vorstellt. Leider scheint das Deutschthum immer mehr hier verschlun- gen zu werden, die englische Sprache wird die herrschende bleiben, nicht darum, wie viele meinen, dass die Deutschen hier ihre Nationali- tät verläugnen, ich habe davon bisher kaum einen solchen kennen ge- lernt, sondern weil die Kinder lieber englisch als deutsch sprechen, da es sich leichter spricht. Es ist das keine Hypothese, sondern von vie- len erfahrenen Schulmännern gemachte Erfahrung und ich sah es täg- lich an Kindern, die daheim mit den Ellern kein englisches Wort sprechen dürfen, dass sie untereinander am liebsten englisch sprechen ohne einen Grund dafür nennen zu können. Höchst seltsam klingen dem Neuling die vielen englischen Worte, welche sich auch hier zu Lande unter die deutsche Sprache gemischt haben. Als Beispiel eine kleine Anekdote. Ein junger Mann aus Deutschland schrieb an seine Eltern, die noch in Deutschland waren, sie möchten doch herüberkommen, denn es geht ihm sehr gut, er habe einen grossen Stock und gehe pal lein, auch habe er eine Lotte auf Lise genommen. Die guten Eltern geriethen in grosse Betrübniss, sie jammerten, dass ihr Sohn in dem fremden Lande so verkommen sei, dass er mit dem Stock in der Hand als Bettler das Land durchziehe und sich dessen gar noch rühme; nun habe er gar zwei Frauen genommen und mache nicht ein- mal ein Hehl daraus. Die guten Leute konnten das hier übliche Deutsch eben nicht verstehen. Slock heissl ein VVaarenlager, patteln hausi- ren, Lotte heisst ein Bauplatz und Lise allmälige Abzahlung oder Ablösung. Doch ich eile, dem geehrten Leser endlich ein wenig unsere herrliche Herbsiflora zu schildern. An einem herrlichen September — Sonnabend machten wir uns in aller Frühe auf, um eine längere bota- nische Excursion zu unternehmen. Wir fuhren mit der Eisenbahn nach New-Jersey City gegenüber New- Jork, um von dort aus zu Fuss hier- her zurückzukehren, ^vir halten dabei besonders die sogenannten Hackensack marshes Salzwiesen und Sümpfe zwischen New-Jersey- City und Newark zu durchsuchen beschlossen. Sobald wir New-Jersey- City hinter uns hatten, wanderten wir der Eisenbahn zu, deren sehr hoher Damm allein diese zum Theil unergründlichen Sumpfgegenden passirbar macht. Dicht bei New-Jersey-Cily durchschneidet die Eisen- bahn bedeutende Felsmassen, auf denen wir Bidens bipinnata L. in herrlichen Exemplaren antrafen, ebenso blühte hier noch wunderschön Onosmodiwn urginianum DC. und Cunila mariana L. Sobald wir die unabsehbaren Salzsümpfe erreichten, entzückte uns ein köstlicher An- blick. Plnchea camphorata D C. einen Zoll bis einen Fuss hoch färbte weithin die Sümpfe rolh und verbreitete einen peslilenzialischen 43 Geruch, wunderbarer Weise riechen die g-epressten Blumen sehr an- genehm. Mannshohe Exemplare der Solidago sempervirens L. ver- schiedener leider noch unbestimmter Helianthus- Arien, Joa fru- tescens L. und einer Menge meist verblühter mir noch ganz unbekann- ter Gräser, untermischt mit Cassia nictitans L., Atriplex hastata L., der herrlichen Sangiiisorba canadens/s L., Acnida cnnnabina L, Nasturtium palusfre DC, Polygala sanguinea L. an Irockneren Stel- len, Spiraea tomen osa L. , Älisma Planlago var. americanuni, Coreopsis discoidea Torr et Gr., Bidens connata {}n\\\\., Bidens frondosa L., der herrlichen Coreopsis tricho pertiia.M\ch\ Eupa- torium perfoliatuni L. Eup. teucrifoliuin W iWd. und Eup. purpureum L. dem fast nur hier vorkommenden Nabalus racemosus Hook mit wunderlichen ßlaltt'ormen, Spergidaria niarina, Juncus Gerardl Sa- molus Valerandi var. americanus , Sci.rpus Eriophorum Michx, Epilobium palustre var. lineare, Cirsium virginianum Michx und einer Menge anderer mir noch unbekannten Pflanzen, entzücken den deutschen Botaniker durch ihre Schönheit sowohl als ihre Neuheit. Die furchtbare Hitze dieses Sommers hatte diese Sümpfe so ausgetrocknet, dass wir es wagen durften, sie zu betreten, aber auch Millionen Mos- quitos ausgebrütet, die uns sehr lästig wurden. Letztere entwickeln sich wunderbarer Weise in stehendem Wasser und sind kaum grösser als unsere deutschen Mücken aber sehr bösartig, trotz unserer Cigar- ren konnten wir sie nur durch fortwahrendes Wehen mit einem Ta- schentuch abhalten und wenn wir Pflanzen in unsere Mappen legten, war es als ob diese kleinen blutdürstigen Ungeheuer das bisher Ver- säumte einzuholen eilten. Nach und nach gewöhnte sich aber meine Haut an ihre Stiche, so dass ich kein Anschwellen mehr zu leiden hatte, man behauptet hier, dass kleine Kinder von ihnen schon todt gestochen worden sind, die Möglichkeit will ich nach meinen dies- jährigen Erfahrungen nicht bestreiten. Dazu brannte die October- Sonne so furchtbar, dass ich fast besorgte, es könne mich ein Son- nenstich treffen, der hier sehr oft vorkommt und unheilbar ist. Mein lieber Pastor, der 10 Jahre Missionär in Indien war, aber durch die dortige Empörung vertrieben wurde, erzählte mir, dass in Indien Mondstiche ebenso häufig wie Sonnenstiche sind und jeder Einge- borene sich sorgfältig hütet, mit unbedecktem Kopf im Mondschein zu schlafen, wodurch mir Psalm 121, 6 erst recht verständlich wurde. Doch selbst in so ausgetrocknetem Zustande sind diese Sümpfe gefähr- lich, wer dort einmal versinkt, kommt nimmer wieder heraus, alle Bemühungen versenken ihn nur schneller, es muss ein entsetzlicher Tod sein, so Zoll für Zoll langsam aber unrettbar zu versinken und solche Unglücksfälle kommen leider hie und da in dieser Gegend vor. Wir betraten nun wieder den festen Eisenbahndamm, der hier überall als Fussweg benützt wird, da an den hiesigen Eisenbahnen nirgends Wär- ter angestellt sind. Wo Strassen die Eisenbahn kreuzen, findet sich keine Barriere, sondern nur eine Tafel mit der lakonischen Aufschrift „Sieh dich vor vor der Lokomotive." Hier fanden wir Lepidium virgi- nicutn L., Erigeron annuum Pers. Die herrliche Aster novae Angliae 44 L., flore rubro et flore caeriileo, die Zierde unserer Wälder und Felder zu Millionen. Aster puniceus L., A. multiflorus A i t., A. aestivus A i t., A. ericoidesL. A. simplex WiWd. mit ihren unzähligen Varietäten, Aster cordifoUus L. nebst der ihr sehr ähnlichen A. sagitti folius WiWd. A. Tradescanti L., Discopleura capillacea DC, Isanthus caeruleus Mi c h., AchiUea millefolium L., die einzige AchiUea Nordamerikas. Ahalilon Avicenae Gärtn. die aus Ostindien eingewandeit sein soll, zu Tausenden. Cephalanthus occidentalis L., Solidago canadensis L., Solidago ar- guta All. S. Biddellii Frank. S. tenuifolia Pursh eine herrliche Pflanze, welche einer Euphorbia cyparissias sehr ähnlich sieht. Vernonia Novebracensis, welche ich zuerst für eine Serratula hielt, die aber hier gar nicht vertreten ist. Verbascum Thapsus L., wel- ches wie V. Blattaria und Lychnitis aus Europa eingewandert und ziemlich verbreitet ist, Amerika hat kein einheimisches Verbascum. Dicht vor Newark fanden wir noch blühend Acerates viridiflora EW. und Asclepias purpurascens L. So erreichten wir ziemlich in Schweiss gebadet gegen Mittag Newark, von wo wir mit der Eisen- bahn bis Elizabelhtown, das nur 1% Stunde entfernt ist, fuhren, \on dort aber das gleichfalls iVa Stunde entfernte Rahway durch den Wald zu Fusse zu erreit hen beschlossen. In Elizabeth wandten wir uns sofort dem Hafen zu, der an einem Arm des Hudson, im Ganzen Slaa- ten-Island Sund genannt, liegt und mit dem Meere in Verbindung steht, Et)be und Fluth sind hier sehr deutlich bemerkbar, so sind die Salzwiesen um Elizabeth nur zur Ebbe-Zeit möglich zu betreten. Da wir gerade zur Ebbe-Zeit ankamen, durchwanderten wir diese an botanischen Schätzen sehr reichen Salzsümpfe, welche mit einer dünnen Rasendecke überzogen sind von einem mir leider noch unbekannten Gras. Auf dieser sehr festen, zähen aber schwankenden Decke können beladene Frachtwagen sicher fahren, obgleich darunter ein unergründlicher Sumpf ist, hie und da linden sich aber schmale offene Stellen. Wehe dem Unkundigen , der sie betritt, er versinkt rellungslos. Wir fanden hier die Flora der Salzwiesen bei New-Jer- sey-City reichlich vertreten, manches fehlte, doch fand sich auch einiges Neue. Aspidinm Thelypteris Swartz. Mimulus alatus Ait. und M. ringens L., Chelone glabra L., die hier auch anderwärts häufig ist, Gentiana Saponaria färbte die Wiesen blau, Gerardia maritima.^ Chenopodina maritima Moqu. Aster flexuosus Nutt. A. linifolius L., beide in ungeheuren Massen, Salicornia herbacea L. Statice Limonium var. caro/mia«a leider meist verblüht. Nun wandten wir uns den Wäldern zu, welche sich zwischen Elizabeth und Rah- way hinziehen und welche sich schon bei früheren Excursionen als eine fast unerschöpfliche Fundgrube erwiesen hatten. Diese Wälder bestehen meist aus C^j/ercws rMÄra, die namentlich jetzt im Herbst mit ihren blulrothen Blättern eine köstliche Zierde ist, Castanea i->esca, Juglans nigra L. und einer Unzahl mir leider noch unbekannter Laubhölzer, welche im Frühlinge eine herrliche Ausbeute versprechen. Trockene hügelige Stellen wechseln mit sumpfigen mit mannshohen Gräsern und herrlichen Carices bestandenen Waldwiesen. Ganze Hü- 45 gel von Zweigen gefällter Baume versperren oft den Weg, welchen wir auch darum gern auswichen, weil sie meist der Wohnort giftiger und ungifliger Schlangen sind, deren nähere Bekanntschaft zu ma- chen, mich eben nicht gelüstete. Hier will ich nur bemerken, dass mir bisher in diesen selten von einem menschlichen Fuss betretenen Sümpfen und Wäldern niemals eine Schlange zu Gesicht gekommen ist, obgleich sie in Menge dort vorhanden sind. Sie sind jedenfalls artiger als ihre Verwandten in Deutschland und gehen dem Menschen so weit aus dem Wege, als sie können. Die Klapperschlange gehört hier zu den Seltenheiten, doch ist sie noch vorhanden aber keines- wegs gefährlich. Dagegen habe ich am Milton-River dicht bei Rah- way eine Menge nicht giftiger aber zum Theil sehr langer dicker Schlangen gesehen, welche ziemlich unverschämt sind. An trockenen Stellen fanden wir im Walde Medicago lupulina L., welche Einwan- derer aus Deutschland sein soll, nur erscheint es unbegreiflich, wie sie mitten in diese Wälder gekommen ist. Spiranthes gracilis B ige low, Spiranthes cernua Rieh., welche beide auch sonst an trocknen Weg- rändern nicht selten aber wenig zahlreich vorkommen. Aspidium spinulosum S w a r t z, Asp. fragrans S w a r tz, Dicksonia puncülobulata Hook., Aspidium marginale Swartz, Adianthum pedatum L., Lyco- podium complanatum L., Aspidium acrostichoides Swartz, Alnusin- cana Willd., var. glauca, Desmodium paniculatum. D C, Gerardia purpurea L. flore rubre et flore albo, Gerardia tenuifolia Vahl. Das herrliche und seltene Eupatorium rotundifolium L., Veronica offici- nalis, Polygala fastigiata Nutt., P. verücillata L , Pycnanthemum lanceolatum Pursh und P. incanum Mi chx, Melampyrum america- num Mich,, Rosa Carolina L., Agrimonia Eupatoria L. und A. parvi- flora Ait., Chimophylla maculata Pursh., Linum virginianum L. Die kleine zierliche Barlonia tenella Muhl., Aster corymbosus Alt., A, macrophyllus L., A. undulatus L., A. Radula Ait., A, laevis L. var. laevigatus, A. linifolius L. A. carneus Nees. Die zierliche Solidago caesia L. S. bicolor L. S. nemoralis Ait. S. altissima L. Letztere hat einen Formenreichlhum, der einen zur Verzweiflung biingen könnte, Exemplare von V2 Fuss Höhe bis über Mannsgrösse, verein- zelte sehr schöne bis 2 Fuss hohe Exemplare der Gentiana Saponaria L., Nabalns [albus Hook., Galium trißdum var. latifolium, Cirsium pumilum Spreng., C altissimum Spreng. Rudbeckia laciniata L. An feuchten Stellen an Waldsümpfen: Osmunda regalis, Struthiopte- ris germanica in ungeheueren Exemplaren, leider ist die Frucliiica- tion beider längst vertrocknet. Jwncws tenuis Willd., Lycopus cirgi- nicus L., L. europaeus var. sinuatus und var. integrifoUus, Echino- chloa crus galli, Leersia oryzoides Swartz in Ungeheuern Mengen, Cyperus diandrus Torr., Eleocharis olivacea Torr., und E. oliva- cea Schulte«. Galium Aparine nebst einer dem Galium uligi- nosum sehr ähnlichen Form, das aber in Nord-Amerika nicht vor- kommt. Cuscuta chlorocarpa Engel m. Sagittaria variabilis Engel, welche diesen Namen mit vollem Recht verdient, besonders zeichnen sich var. latifolia und var. sagitüfolia aus. Böhmeria cilindrica 46 WiUd. Laportea canadensis Gaiidicli, Pilea pumila Asa Gray, Elodea virginica jN^iitt., Linaria canadensis Spreng., Ilysanthus qraiioloides ßenth., welche ich im ersten Aiio-enblick für unsere Lindernia pyxidaria hielt, Veronlca scutellata, Verbena urticifoUa und V. hastnta var. paniculnta. Die Zierden unserer Flora, die herr- liche dunkelrotbe Lohelia Cardinalis L. und die niciit minder schöne blaue Blume Lohelia siphylitica L., welche letzlere hier zumal von den schwarzen Doctoren gegen allerlei Geschlechts-Krankheiten fleis- sig aufgesucht wird, nicht minder geschieht diess mit der in Wald und Feld häufigen Lobelia inflata, welche ein starkes Gift enthalt. Im Sumpfe selbst wachsen häufig die schönen Pontederia cordata L., Scutellaria lateriflora L., Colliusonia cnnadenais L., deren Blüthen einen herrlichen Limonen-Duft verbreiten. Nuphar Ädcena Ail., Geumalhum Gmel., Polygotiuni virginianum L., P. pensylcanicumh., P. arifolium L., P. hastatum L., Penthorum sedoides L., Gentiana Andrewsii Griseb., Acalypha gracilens Asa Gray mit der Varietät monococca Engelm und Acalypha virginica L., Impatiens fulva Nutt. und J. pallida ^u\t., Myosotis palustris var. laxa Lehm., Bidens cermiaL., Bidens chrysanthemoides Wich., welche leider nur eine Varietät v. B. cernua ist; es finden sich zahlreiche Uebcrgänge. Von der Schönheit (Weser Bidens, welche alle Sümpfe zu Millionen be- deckt, kann man sich kaum eine Vorstellung machen. Ludicigii palu- stris L. und L. alternifolia L. Proserpinaca palustris L. Nun wandten wir uns wieder der Eisenbahn zu und fanden auf dem Damme derselben Trichostema dichotomum L., Amaranthus spi- nosus L., Hypericum canadense L., H. jnutilum L., H. Sarotlira Mich. Onoclea sensibilift L. noch herrlich fructificirend. Sinapis nigra L., welche nebst S. alba und S. arvensis aus Europa eingewandert ist. America hat keine einheimische Sinapis, besitzt überhaupt auffal- lend wenig Cruciferen. Mulgedium leucophaeum D C, Lactuca elon- gata Michl., Arteniisia trißda L. nebst var. integrifolia und yl. artemisiaefolia L. Letztere ist namentlich ein ungemein verbreitetes Unkraut und bedeckt zu Millionen Wegränder nnd Aecker. Polygonum aviculare var. erectum mit sehr breiten Blättern, Panicum capillare L., Cuscuta GronoviiWiUd., Oxalis stricta L., verschiedene Arten von Oenothera, leider verblüht. Am Milton River an buschigen x\bhän- gen bei Rahway fanden wir noch zu unserer Freude: Apios tuberosa Mönch, Epiphegus virginiana Bart, auf verfaultem Holz schmaro- tzend. Prnnella vulgaris L., die einzige Prunella N. Amerika's. Mi- kania scandens L., Clematis virginiana L., Phytolacca decandra L. hier überhaupt nicht selten, Lythrum lineale L., Cai>sia marilandica L., Solanum nigrum L., Datura Stramonium und D. Taiula, beide Einwanderer aus Ost-Indien, aber ungemein verbreitet und zahlreich. Die seltene Silene stellata Ait. , Tanacetum vulgare var. crispum aus Europa eingewandert. Cyperus strigosus L, und C. phymatodes Michl. auf flachen Wiesen am Flusse in grosser fllenge. MelUotus alba Lam,, welcher nebst M. officinalis Willd. aus Europa eingewandert ist, N.-Amerika besitzt keinen einheimischen Melilotus. Auf einem 47 vvösteii Platz am Flusse wuchs häufig Cucurbita ovifera und C. lage- naria, beide aus Süd-Anierica eingewandert aber ziemlich verbreitet, Mentha viridis und M. crispa beide aus Europa eingewandert. So habe ich denn in der Beschreibung dieser einen anstrengenden, aber äusserst lohnenden Excursion den geehrten Lesern ein Bild unserer herrlichen Herbsiflora vorzuführen gesucht und werde mich glücklich schätzen, wenn die geehrten Leser diese Zeilen nicht ganz unbefrie- digt zur Seite legen. Meine Zeit ist beschränkt genug, dennoch meine ich in der kurzen Zeit, wo die Sorge für ein äusseres Unterkommen und die mancherlei Nolhe der ersten Einrichtung und Eingewöhnung in der Fremde oft gar schwer auf meinem Herzen lag, nicht ganz un- thätig für meine Lieblingswissenschaft gewesen zu sein. Hätte freilich mein gütiger Principal bei der Bestimmung dieser mir fast ganz unbe- kannter Pflanzen mir nicht Auge und Zunge geliehen, wäre ich wohl so bald nicht damit fertig geworden. Da nämlich eine deutsche oder lateinische Flora nicht zu haben war, musste ich mit der englischen aber vortrelFlichen Flora von Asa Gray New-York 1859 vorlieb neh- men, bei meiner geringen Kenntniss der englischen Sprache würde mir das Bestimmen der Pflanzen doch noch sehr schwer geworden sein, ausserdem ist aber mein lieber Pastor ausserordentlich geschickt im Bestimmen schwieriger Pflanzen und überhaupt ein ausgezeichneter Botaniker, leider ist ihm sein herrliches Herbarium indischer Pflanzen dort von den Termiten gänzlich zerstört worden. Sehr inuss ich um Entschuldigung bitten, weil ich so ungeordnet geschrieben habe, aber meine sehr beschränkte Zeit erlaubte mir nur hie und da auf halbe Stunden an meinem Bericht zu arbeiten und ich hoffe auf die gütige Nachsicht der geehrten Leser. Vielleicht vermag ich später einen interessanteren und eingehenderen Bericht zu geben. Von den oben angeführten Pflanzen habe ich eine bedeutende Anzahl Exemplare gesammelt und an meinen langjährigen lieben Freund Herrn R. v. Uechtritz nach Breslau gesendet für ihn und einige mei- ner Freunde und Gönner in Deutschland. Sollte einer oder der andere der geesrten Leser Lust haben einige oder mehrere Centurien ameri- kanischer Pflanzen zu erhalten, so bin ich gern bereit solche zu ver- senden. Ich muss den Preis ä Centurie auf 3 Thaler preussisch. festsetzen, da ich für freie Beförderung nach Deutschland nämlich bis nach Breslau sorge und der Preis des schlechtesten Strohpapiers, das ich zum Pressen benutze ä Riess 2 Dollar ist, Löschpapier hat man hier gar nicht oder zu unerschwinglichen Preisen. Von der Theuerung hier zu Lande hat man inDeutschland keinen Begriff. Die schlechteste Stahl- feder kostet 1 Cent, also 5 Pfennig preuss., die schlechteste Cigarre 5 Cent, das Pfund des schlechtesten Rauchtabaks 2 Dollar. Ein Päck- chen Streichhölzer 100 Stück 5 Cent. Die Steuerlast ist furchtbar und unsere lieben Deutschen, welche der Steuerlast in der Heimath entge- hen wollten, sind buchstäblich vom Regen unter die Traufe gekommen. Allerdings nimmt man viel Geld ein, aber es zerrinnt auch wie Schnee vor der Sonne. Leider habe ich den Rest meines deutschen Herbars verschenkt vor meiner Abreise, von dem Empfänger aber bis heute 48 • '-^' nicht einmal erfahren, ob er es erhalten hat. Hier hätte ich es sehr liieuer verkaufen hünnen, da deutsche Pflanzen hier sehr gesucht sind, besonders wäre mir das Papier sehr nützlich geworden. Die Zahlung verlange ich für Pflanzen-Sendungen erst nach Empfang und dürfen ungenügende Sendungen nur einfach zurückgeschickt werden. Somit empfehle ich mich den geneigten Lesern zu fernerem freundlichen Wohlwollen und bitte nochmals um ihre gute Nachsicht. Directe Briefe bitte ich zu senden: Rev. P. Heuser Rahway Union County New- Jersey per steamer Hamburg or Bremen, Rahway, den 20. October 1864. Beiträge zar Flora des Neutraer Comitates: Von Emil Keller. n. Das mir zunächst liegende Gebirge bildet den westlichen Theil der Umgebung von Vag-yjhely und ist unter den Namen Nedzo be- kannt. Es findet seinen nördlichen Ausgangspunkt bei Bottfale und Hentsö, seinen südwestlichen bei Venbö Prasnik. Ich habe mir bereits bei meiner ersten Mitlheilung eine Ueber- schreilung der politischen Gränzen erlaubt, die Wissenschaft kennt eben keine solchen, da ich das Gebirge Inovecz in mein Florengebiet einbezog und sehe mich veranlasst auch diessmal diese Gränzen nicht strenge einzuhalten, indem ich meinen Bezirk bis zum Felsen Tu- reczkö, gegenüber dem Inovecz ausdehne. Diesen Felsen, der be- reits im Trentschiner Comitat liegt, betrachte ich als meinen botani- schen Garten, so reich ist er an interessanten Pflanzen. Von Prasniker Thale gegen Nordost bis an den Wildbach, der von Bottfale sich brausend in die Waag ergiesst, ist das schön ge- formte, zum grössten Theile kahle Gebirge trigonometrisch nur bei Vag-Ujhely aufgenommen. Von Prasnik, bei Venbö angefangen, bis Cseite (Burg 1188') besteht der Nedzö aus Dolomit, von Cseite gegen Vag- Ujhely ist das Grundgebirge ein lichtröthlicher, grauer Kalk, gleich dem von Tureczko. Drei Terrassen bilden das Gebirge von Cseite gegen V. Ujhely. Die höchste derselben ist bewaldet, die mittlere, mitunter kahl, trägt den berühmten rothen Wein, die unterste aus Löss bestehend, sichert dem thätigen Ländwirihe, sowohl in feuchten als trockenen Jahren, ergiebige Ernten an Feldfrüchten. Auf dem so eben angegeben Terrain habe ich nachfolgende Pflanzen beobachtet: 49 Triticum catiinum S c h r e b. V. U,') Loliiim perenne L. „ — temulentum L. „ Brachypodium pinnalum P. B. Tu- reczko. Brufiius asper Murr. Tureczko. Dactylis glomerata L. V. ü. Melica mutans L. Tureczko. Briza media L. V. U. Glyceria fliiilans R. B r. ,, Poa nemoralis L. Tureczko. — dura S CO p. „ Stipa pennata L. Plesivecz. — capillata L. V. U. AgrosÜs vulgaris W i t h. Tureczko — canina L. „ Phleum Böhmeri Wib. „ Anthoxanthum odoratum L. V, U. Setaria viridis F. B. „ — glauca F. B. „ — italica F. B. „ Andropogon Ischaemum L. „ Carex Schreheri Sehr. „ — acuta L. Festeny. — praecoa; Jacq. V.U. — digitata L. „ — silvatica Hds. „ Lw5ti/a pe/oi« Wild. „ Colchicum autumnale L. „ Anthericum ramosum L. „ Lilium Martagon L. Tureczko. Muscari comosum Mill. V. U. Ornithogalum umhellatmn L. „ Allium ochroleucum, W. K. „ — ursinum L. Festyeny. — oleraceum L. V. U, — flavum L. Flesivecz. Asparagus officinalis L. V. U. Convallaria multiflora L. Festeny. — majalis L. V. Ü. Majanthemum bifolium D C. V. U. //•«.« variegata L. Tureczko. — Pseudacorus L. V. U. Orchis fusca J c q. V. U. — pallens L. „ Himantoglossiim kircinum S p r. Tureczko. Cephalanthera pallens Rieh. V. U. — ensifolia Rieh. „ — rubra Rieh. „ Zannichellia palustris L. „ Potamogelon natans L. „ — praelongus Wlf. „ — crispus L. „ Sparganium ramosum Hds. „ Alisma Plantago L. Festeny, Sagittaria sagittifolia L. V. U. Butomus umbellatus L. „ Juniperus communis L. „ Pinus sylvestris L. Tureczko. — Larix L. „ — Picea L. „ Betula pendula Roth. V. CJ. Alnus incana D C. „ Salix fragilis L. „ — pnrpurea L. „ — coprea L. „ — angustifoliaW IL Tureczko, an der Waag. Populus alba L. V. U. — canescens S m. „ — tremula L. „ — pyramidalis R o z. „ — nigra L. „ Carpinus Betulus L. „ Corylus Avellana L. „ Quercus sessiliflora S m. Tureczko. — pubescens Wild. „ Fagus sihalica L. V. U. Urtica urens L. „ — dioica L. „ Ulmus campestris L. „ — suberosa Ehrh. „ — effusaWUd. „ Salsola Kali L. „ Polycnemum arvense L Fle>:ivec. Chenopodium album L. V. U. *) V. U. — Vag Ujhely, worunter ich stets das nordwestliche Gebirge verstehe. Oesterr. botan. Zeitschrift. 2. Heft 1865. 4 50 Chenopodliim Botrys L. V. U. Polygonum amphibiiim L. „ — lapathifolium L. „ — Hydropiper L. „ — aviculare L. „ — Convolvulus L. „ Rumex palustris Sm. „ Thesium ramosum Hayn. Cseite. Hippophae rhamnoides L, V. U. Aristolochia Clematitis L Asarum europaeum L. Plantago major L. — lanceolata L. Valerianella oliloria Pol Valeriana officinalisL. Dipsacus sylvestrisMW l.Tureczko Succisa pratensis Mönch. V. U. Scabiosa ochroleuca L. ,, — Columharia L. ,, Tussilago farfara L, „ Linosyris vulgaris C a s s. Tu- reczko. Aster patinonicus J ac q. Tureczko. Bellis perennis L. V. U. Erigeron canadensis L. ,, — ac/'«» L. ,, Solidago VirgaaureaL. Tureczko. Inula Helenium L. Pesteny. — salicina L. Tureczko. — /«V. — aquatica L. ,, Digitalis grandiflora h^Liw. „ Antirrhinum Orontium L. ,, Linaria Elatine MiW. „ — spuria Mi II. ,, — minor Dsf. „ — genistaefolia Mi 11. Cseite. Ferone'ca Anagallis L. V. U. — officinalis L. ,, — latifolia L. „ — spicata L. Tureczko ,, — serpillifolia L. V. U. — arvensis L. „ — agrestis L. „ Melampyrum nemorosum L. ,, Euphrasia officinalis L. „ Orobanche rubens Wallr. „ — ^ötra Mart. Tureczko. Lysimachia nemorum L. V. ü. Anagallis arvensis L. ,, — caerulea S c h r e b. „ Primula elatior Jcq. ,, Pyrola rotundifoUa L. ,, 4* 52 V.U. Sanicnla europaea L. Hacquetia Epipactis D C. Eryngium campeslre L. — planum L. Pesteny. Cicuta virosa L. Fulcaria Rwini Hst. Carum Carvi L. Pimpinella magna L. Bupleurum falcatum L. „ Oenanthe fistulosa L. Pesteny. Sese/i Eippomarathrum L. V. U. — glaucum L. 5? _ mrmm Trev. Tureczko. — coloratum Ehrh. V. U. Peucedanum officinale L. Tureczko. Anethum graveolens L. V. U. Pastmaca sativaL. C seile. Heracleum Sphondijlium L. V. IJ. ron7is Anthriscus Gmel. Tu- reczko. Conium maculalum L. V.U. Coriandrum sativum L. Plesivecz, Hedera /fe/ia; L. Tureczko. Corniis sanguinea L. V.U. - — mas L. t) horanthus eiiropaeush. Tureczko. Ribes Grossularia L. V. U. — nigium L. Tureczko. Sedum acre L. V. U. Sempervivum hirtum L. tseite Plesivecz. Saxifraga tridactylites L. V.U. Clematis recta L. ?? — Vitalba L. '' Thalictiim fliwum L. Pesteny. Anemone pratensis L. V. U. ildom's aestivalis L. ,? Rannnciilus aquatilis L. ,, — fluitans Lam. ,5 — Ficaria L. — auriconms L. — repens L. — arvensis L. Ca/fÄa palustris L. Pesteny. Isopyrum thalictroides L. reczko. Nigella arvensis L. V. U Delphinium Consolida L. „ Br. V.U. We'tt. Berberis vulgaris L. V. U. Papa-oer Rhoeas L. „ — dubiiim L. Tureczko. Chelidonium majus L. V. U. Fumaria officinalis L. ,, Nasturtium amphibium R- V.U. ilraöis arenosa Scop. Deniaria bulbifera L. Sisymbrium officinale L. — Sophia L. — Alliaria Scop. Erysimum strictum Fl. Cseite. Diplotaxis muralis D C. Tureczko. Alyssum saxatile L. Beczko. — montaiium L. V. U. — calycinum L. 5, Farsetia incana R. Br. „ Peltaria alliacea L. Cseite. Dra&a «erna L. V. U Camelina sativa Crtz. „ Thlaspi arvense L. „ — perfoliatum L. i^ Biscutella laevigata L. Cseite. — ambigua D C. ?) Lepidium Draba L. Plesivecz. — ruderale L. V. U. Capsella bursa pastoris Mönch. V.U. JVes/ifl paniculata D esv. V. U. Reseda lutea L. ») — lateola L. ?' Helianthemum vulgare G ä r t n. Fio/a odorata L. — canina L. — mirabilis L. — arrewsis Murr. Herniaria glabra L. A/sme Jacquini F{och. Cseite. Arenaria serpilifolia L. V. U. Cerastium arvense L. „ Dianthus prolifer L. Tureczko. — Carthusianorum L. V. U. — plumarius L. Cseite. Saponaria officinalis L. V. U. Cucubalus bacciferus L. „ S L. „ Dorycnium suffruticosum Vi II. V.U. Lo^ws villosus Thuill. V. LT. Astragalus Onobrychis L. „ — glyciphyllos L. „ Coronilla varia L. Tureczko. F^■c^a Cracca L. V. U Lathyrus palustris L. „ Orobus vernus L. ,, 1864. w Mittheilungen aus den Nilgegenden. Von Dr. Theodor Kotschy, IL Herr von Heuglin, Leiter der deutschen Expedition durch Ost- Afrika, ist in Cairo angekommen und hat an Herrn Professor Franz Unger geschrieben, dass er am Gazellen-Fluss (Bachr Gasal), einem Arm des Aveissen Nil, einen Butlerbaum entdeckt habe. Von Herrn Frovicar Knoblecher ist wahrscheinlich dieselbe Art eingesendet und am 3. November als neue Gattung ^Butyrospermum'^ der kaiser- lichen Akademie vorgelegt worden. Auch Herr Binder, Kaufmann aus Siebenbiirgen, brachte den Butterbaum vom weissen Nil in Knospen und Blättern nach Hermannstadt für das Herbar des dortigen naturhistorischen Vereines mit. Als Herr v. H engl i n von Chartum an's rothe Meer nach Sauakim zurückreiste, überraschte ihn am 20. Grad nördlicher Breite in der Wüste das Vorkommen eines Baumes, den er für eine Dracaena hielt. (Es kann DracaenaiAlectris} fragi-ans A. Rieh, oder Dracaena ar- horea Link, vielleicht aber auch eine neue Art sein, da noch nördlicher auf den kanarischen Inseln Dracaena Draco L. vor- kommt). In derselben Gegend zwischen UrdiOkuak und Sauakim w^achsen noch Bäume von der cactusartigen Euphorbia abyssinica Baues ch — Kol Qn^'la io Bruce Reise V. tab. 10. 11. — dann Balsamoden- dron africanum Arnot., auch ist hier so nördlich nicht selten die in Massana vorkommende Stapelia Ängo A. Rieh. fl. abyss. IL p. 50, mit schönen violettbraunen grossen Blumen zu finden. — Noch nörd- licher am 22. Grad nördlicher Breite begegnete Herr von Heuglin in häufigster Verbreitung den Halbbaum Raq-Salvadora Persica — den Baum El-Ud — Acacia Ehrenbergii — den Strauch Qiter — Zi- %yphus Spina Christi L i n n e. — Da Herr Dr. S c h w e i n f u r t h sich eben jetzt in diesen Gegenden aufhält, so hoffen wir zu jenem Beitrag unserer letzten Nachrichten von Dr. Schweinfurth ^J in baldiger Zeit interessante Aufschlüsse über die bisher unbekannten Gränzen zwischen der Region der Wüste und des nach Süden zu gelegenen Steppenlandes zu erhalten. Wien, den 14. Jänner 1865. ») Oesterr. botan. Zeitschrift Nr. H, 1864, p. 333. 55 Correspondenz. Trie st, den 5. Jänner 1865. Das leidige und langweilige Geschäft der Vergiftung etlicher hundert dicker Herbarien-Faszikel hat, was mir von Excursionen und Samuilungeu an Zeit erübrigte, vollauf in Anspruch genommen, auch bin ich durch einen schmerzlichen Todesfall in meiner Familie in der gewohnten Thatigkeil beirrt worden. Inzwischen ist das Jahr nicht fruchtlos und uuthatig verstrichen. Mehrere Ausflüge von der äusser- sten Südgranze unseres Floren-Gebieles bis in die Alpenkette, haben manche interessante Nachlese gebracht. Hier eine kurze Uebersicht: Die erste Frühlings-Excursion auf Lossino brachte nebst mehreren Seltenheiten Ophrys cornuta Stev,, Cytinus Hypocistis in Menge an sonnigen Abhängen auf Cistus creticns, Linaria simplex D C. die letzte neu für die Landesflora. Um die Mitte Mai wurde die Gegend um Adelsberg, die Hochwaldung an der Magdalena und Pinka-Grotte durchgesuciit — auf dem Scheitel des Javornik noch am 17. Mai Leucojum vernum aus dem Schnee sprossend gesammelt. Ein erster Ausflug zu Ende des Monathes und Anfangs Juni in die karnischen Alpenthäler über Gemona, Venzone nach Amaro, Tolmezzo und Pa- luzza brachte viel Schönes aus der dortigen reichen, von jener des Küstenlandes bedeutend abweichenden Vegetation: Medicago Pironae und Alyssum gemonense bei Gemona. Spiraea decumbens bei Ven- zone — auf den grasigen Malten um Tolmezzo Aquilegia atrata, die echte mit schwarzbraunen Blüthen, Paradisia Liliastrum, Saponaria ocymoides etc. und als neuen Fund für die Gegend Astragalus pur- pureus, bei Amaro endlich die lange und ohne Erfolg im Küstenlande gesuchte Pedicularis palustris, die ehedeui auch um Monfalcone vor- gekommen sein soll, gegenwärtig aber daselbst nicht mehr gefun- den wird. — Ein Ausflug zu Anfang Mai an die 3Iündung des Timavo verschallte Gaudinia f'ragilis die auf den feuchten Wiesen dort zuerst von Krasan und Suppl. Prof. Myk des Görzer Gymnasiums an- getroffen wurde. — Im Laufe desselben Monates wurden längere Ausflüge in die Umgegend von Pola^ Medolino, Altura — dann in jene von Parenzo unternommen; auf dem letzteren gelang es, das vor meh- reren Jahren gefundene, seitdem vermisste und umsonst gesuchte HaplophyllinnpataviinumRicdlQRuta L.) in grosser Menge wieder zu finden. Die Localfloren besagter Geg-enden erhielten auch mehrere Bereicherungen. In Herrn Ernst Müller v. Ratibor Gesellschaft, wurde zu Anfang Mai die Grotte von Orpo besucht, und an den Felsen des Ein- gangs jene ilfö/irm^'«« gesammelt, die inLoser's Catalog (öst. bot. Zeit- schrift 1860 S. 276.) Nr. 108 als M. Ponae verzeichnet ist, sich aber als die weit seltenere der südlichen Alpen eigene Form M. glaucovirens Bertol. ital. VI. 626 erwies. Ein längerer Ausflug mit dem Vorgenannten hatte den Besuch des in botanischer Hinsicht noch unbekannten Berges Kralischki (bei 4000' hoch) im Birnbaumer Walde zum Gegenstande ; in Fortsetzung der Reise wurde dem Freunde Dr. Dolliner in Idria 56 ein Besuch abgeslattel, und mit Vergnügen wahrgenommen, dass er der Erforschung der vaterländischen Flora noch immer mit Eifer sich widmet, auch demnächst ein Verzeichniss der seit Scopoli u. Hacquefs Zeiten berühmten, seither aber etwas vernachlässigt gebliebenen Flora der Gegend um Idria mit Einschluss der Ternover Berge und des Cavn zu veröffentlichen gesonnen ist, ein Unternehmen, wofür ihm die bota- nische Welt gewiss Dank zollen wird. — In der Nähe von Adelsberg wurden einige höhere Berge besucht, und etwas später der Cavn bei Heidenschaft besüegen, vorzüglich in der Absicht die dort im verflos- senen Jahre von Herrn Präs. v. Josch und Freiherr v. Rastern gefun- dene schöne und seltene Centaurea alpina zu sammeln ; doch I)licb leider unsere Bemühung fruchtlos; aber auch dem Herrn Bar. Rastern, der sich zu gleichem Zwecke dahin begab, konnte es eben so wenig gelingen die Pflanze an dem Standorte, wo sie im vorigen Jahre in Menge gestanden, zu sehen. *) Vielleicht mag die regnerische und kühle Witterung des diessjährigen Sommers im Gegensalze zu der trocknern und warmen des vorjährigen dieses aufrallende Verschwinden veranlasst haben. Für unsern Theil fanden wir an manchem anderen interessanten Funde Ersatz, vorzüglich an dem schönen Cerastium la- nigerum Clementi — \\elches D. Stur zuerst da antraf (über den Einfluss des Bodens H. H. Aufsa'z S. 74) und sicherlich eine von C. arvense und dessen vielen Varietäten wohl verschiedene Art ist. E: wuchert in dichten Büschen unter Haufen loser Kalksteine, und ist im obersten Felsengürtel an der Westseite des Cavnberges ziemlich häu- fig, und wurde wahrscheinlich in früherer Zeit als Form des C, arrense übersehen. Einen zweiten grösseren Ausflug auf die Alpe Plauris bei Veu- sorza , und in die Thäler der Carnia und über den Kreuzberg in di* Plekner Alpe Kärnthens unlernahm ich zu Anfang August's, und be- stieg den hohen Pollinik, die schöne und reiche Flora dieser Aipenge- gend ist zur Genüge bekannt; dagegen bietet der ganze Alpenzug dei Carnia noch ein weites bisher wenig ausgebeutetes Feld der For- schung. Sufl'ren in früherer Zeit und in der jüngsten Prof. Jul. Pirona haben 3Ianches davon bekannt gemacht; es bleibt aber noch sehr ^iei zu thun, um ein einigermassen vollständiges Bild der dorti- gen Vegetation darstellen zu können. Sie sehen aus dem Erwähnten, dass ich ungeachtet meines Al- ters noch ziemlich beweglich bin, und nicht müssig bleii)e. Wie lange kann diess aber noch währen? Gewiss nur kurze Zeit, im bessern Falle noch 1 oder 2 Jahre; dann ist es aber wohl zu Ende. T 0 m m a s i n i. *) Herr Churchill aus Loadon , der alljälirlich Reisen in die österr. Alpen unternimmt, fand diese Pflanze im vergangenen September in Töpfe ver- setzt vor den Fenstern seiner Herberge in Bassano. Auf seine Frage, wolier sie sei, sagte man ihm, dass sie im Gebirge wachse und als er sich aul' den Standort führen lassen wollte , meinte man, dass zu dieser Zeit bereits alle Pflanzen von den Ziegen abgeweidet sein werden. (Anm. d. Red.) 57 N. Podhragy in Ungarn, den 5. üecember 18()4. Es dürfte Sie vielleicht interessiren, wenn ich Ihnen ein Ver- zeichniss der noch am 19. November in meiner nächsten Umgebung- blühend vorkommenden Pflanzen gebe. Wie bekannt war der Oktober nicht nur kühl, sondern an manchen Tage so kalt, dass sich an stehen- den Wässern fingerdickes Eis bildete: und doch gab es Pflanzen, die solcher Kälte zu widerstehen vermochten. Zwischen Bosac nun und Haluric noiirte ich nachstehende blühende Reste der Herbstflora: Ero- dium cicutarium, ziemlich häufig. Senecio vulgaris ist das ganze Jahr hindurch blühend zu haben. Anthemis arvensis vereinzelt. Stachi/s annaa zwar mit Blüthen aber starke Spuren der Fröste tragend. Veronica Buxbaumii schien bis jetzt für die Kälte unempfindsam und blüht fortwährend, Veronica polita ebenfalls schön blühend. Stellaria media, ist auch unter Schnee mit Blüthen zu sehen. Latnium pur- pureum ist seltener auf Aeckern blühend zu sehen, als das noch an Zäunen geschützte Lamium maculatum^ dagegen Lamium amplexi- caule nur äusserst selten mit offenen Kronen zu finden war. Viola tricolor ß arrensis. und zwar dreifarbig und einfarbig, letztere bald schmutziggelb, bald reinweiss mit sehr kleinen Blumenblättern, ist auf allen Aeckern um Bosac zu haben, Veronica agrestis, bei Haluric, und Scleranthus annuus sammt Arenaria serpijllifolia habe ich für meine Sammlung Podhragyer Pflanzen in recht gut brauchbaren blü- henden Exemplaren mitgenommen. Auch eiuige Euphorbien ertragen mehr Kälte, als ich geglaubt, denn ich fand Euphorbia exigua, fal- cata, heliosopia und platyphi/llos auf den Bosacer, damals noch nicht umgeackerten Hanf- und Krautfeldern, noch blühend. Capsella hursa pastoris hält Kameradschaft mit Senecio vulgaris. Polygonnm avicu- lare war nur selten in blühenden Exemplaren zu sehen, und nur die ganz niedergestreckte Form. Delphinium Consolida hie und da im Gebüsch am Fusswege zwischen Bosac und Haluric. Potentilla verna an sonnigen Hügeln, und coliina bei Haluric, wenig blühend. Eri- geron canadensis, serotinns, Knaulia arvensis, Scabiosa ochroleuca mit einzelnen frischen , durch Fröste nicht entstellten Blüthen. In Obstgärten und auf sonstigen Grasplätzen wnr BeUisperennis blühend und mit Knospen zu haben. Ebenso Cerastium triviale^ besonders an Zäunen. Es scheint, dass Geranium columbinum, das ich am selben Tage auf steinigem Boden der Weingärten in recht hübschen Exem- plaren blühend fand, mehr Kälte ertrage, als Geranium pusillum, das ich in meinem Hausgarten eben damals zwar auch noch blühend, aber vom Frost tüchtig beschädigt beobachtete. Poa anwia und hie und da eine Dactylis glomerata, und einige Halme von Seeale cerenle notirte ich in meinem Garten. An einem Bache östlich von Bosac blühte Senecio viscosus in einigen Exemplaren, Taraxacum officinale, und Achillea millefolium. In Haluric sah ich in Bauernhöfen noch immer blühend Sysimbrium officinale und Malva rotundifolia, Diploluxis muralis bedeckte bei Stortek einige Brachen in Tausenden von Exem- plaren, stand in schönster Blüthe und frischem Grün. Ebendort Sheraria arrensis und Sinapis arventis wenig. Von Stortek machte 58 ich einen Umweg über die Haluricer einstigen Weingärten, wo ich nichts Anderes noliren konnte, als einige durch Fröste ziemlich nie- dergepeifschte Exemplare des Verbascum thapsiforme. Am 20. des- selben Monats machte ich einen Gang in die Podhragyer Weingärten „Nazlaboch," wo ich ausser einigen schon oben angeführten Pflanzen noch folgende blühend angelrolTen habe: Brassica Napus , ohne Wurzel- und untere Siengelblätter, aber viel blühend. Fumaria offi- vinalis nicht selten. PotentiUa opaca verkrüppelt, Pimpinella Saxi- fraga sehr selten blühend. Erwähnen muss ich, dass ich gegen Mitte Oktober in denselben Weingärten Viola hirla zum zweitenmale in diesem Jahre blühend gefunden und gesammelt habe, die Kapseln der ersten Blüthen vom Frühjahre waren bereits ausgeleert und halb- verfault. Jos. L. Hol üb y. Wien, den 10. Jänner 1865. Die in der vorigen Nummer erschienenen Aufsätze vom Hochw. Gründet und Holuby haben mich sehr interessirt. Denn sie brach- ten Nachrichten über Gegenden, die wir zu wenig oder gar nicht kannten. Indem ich meine botanischen Tagebücher mustere, finde ich noch einige Angaben verzeichnet, die nicht ganz zu verwerfen sind. Ich gebe sie im nachfolgenden Verzeichnisse. Achillea nobilis L. An Strassengräben bei Kleiii-Ügröcz (Barscher G.), Amaranthus Blitum a silviestris Neilr. Auf Schuttstellen bei Leva, Anchusa italica Reiz. An Strassen bei Bagota (Komorner C.), Androsace elongata L. Auf grasigen Plätzen bei Verebely, Gyökönyös, Ober-Györöd, Gross. -Källna, Klein-Szecs und Leva am Kalvarienberge, A. maxima L An Aeckern bei Leva, Arabia thaliana L. Auf grasigen Plätzen bei Verebely, Ober-Györöd, Gross-Källna, Leva und Bagota, Artemi- sia scpparia W. K. Am Bache bei K. Ugröcz, Arum macnlatum L. Auf dem Örhegy bei Leva, Aster Tripolium L. An Mineralquellen bei Bori (Honter C.} Astragalus austriacus Jacq. Bei Ungarisch-Altenburg auf Wiesen und Raab neben der Bahn, Barbarea vulgaris R. Br. An Aeckern bei Leva, Bifora radians M. B. Bei Czifter (Krzisch Exsicc), Curex acutah. Aufwiesen bei Vajk (B. C.) und Leva, C. hordeistichos Vill. Auf Wiesen bei Komorn, C. Schreberi Schrk. Bei Komorn, 0. Györöd, Vajk und Leva C. stenophylla Wahlen b. Auf dürren Triften bei Leva am Kalvarienberg. 0. Györöd und Komorn, Centaurea Calci- trapa L. Auf Schutt bei Kürt (K. C), Cerastium anomalum W. K. Bei Leva auf Wiesen nächst P. Gin, C. brachi/petalum Desp. Auf dem Örhegy, Cirsium oleraceum Scop. Innerhalb Osz äny. Draba nemo- rosa L. Auf Wiesen bei K. Szecs, Fedia cqrinata D C. Auf Aeckern bei Leva, Geranium columbinum L. Auf dem Örhegy, Glyceria distans Wahl. An Mineralquellen bei Magyaräd und Bori, Iriula salicina L. Im Weingebirge bei Leva, Isatis tinctoria L. Bei Csüsz (K. C.) an Aeckern, Lactuca, quercina a. integrifolia Bisch. Bei Leva im Wein- gebirge gQ'^eix Örhegy, Lathyrus Aphaca L. Bei Leva im Weinge- birge selten, hirsutus L. Bei Leva am Siklös und Weingebirge, Lylhrnm hyssopifolia L. Bei K. Ugröcz am Bache, Medicago minima 59 Desz. Auf dem Orligy, Myosurus minimus L. Auf grasig-en Triften bei K. Szecs, Gyökönyös, 0. Györöd und Tila, Ononis hircina Jacq. Auf dem Gran bei Nemes Podliragy (Treues. C), Papaver dubium L. Bei Leva am Orhegy, Peplis Portula L. Am Granufer bei G. Örhegy und Siklös, Phtomis tuberosa L. Auf Wiesen gegenüber G. Källna, Rnnnnciilus aqiiatiUs L. Bei Leva gegen K. Szecs, R. illyi'icus L. Bei P. Gin, SalDia austriaca Jacq, Aufwiesen bei U. Altenburg, Saxi- fraga tridactyiites L. Bei Leva am Kalvarienberg Sagina nodosa L. Auf den Storteker Sumpfwiesen (Tr. C), Scabiosa Succisa L. Auf Wiesen bei Schemnitz, Scorzonera parmßora J a c q. An Mineralquel- len bei Bori, Sisymbrynm pannonicum Jacq. An Aeckern beiKomorn und Bagola, Spergu/aria marina ßess. a heterosperma Fenzl. An Mineralquellen bei Magyarad und Bori, Tordylium maximum L. Bei Leva im Weingebirge Valeriana officinalis L. Bei K. Ugröcz am Bache, Veronica praecox All. Am Kalvarienberg bei Leva, V.verna L. Eben- dort, Vicia lathyroides L. Ebendort und am Orhegy V. pannonica Jacq. Auf Aeckern bei Raab. Josef Knapp. Neunkirchen in Niederöst., den 18. Jiinner 1865. Der sehr vielen Botanikern bekannte Führer auf die Preiner- Alpen Lorenz Alphons, Webermeister in der Prein, ist vor einigen Tagen gestorben. Derselbe wusste genau alle Standorte seltener Pflanzen und ihre Blüthezeit, wusste sie auch recht gut zu benennen und zu trocknen und wurde von mir seil mehreren Jahren als Samm- ler in Anspruch genommen. Im verflossenen Sommer hielt ich mit ihm das Schneesturmweiter vom 11. bis 13. August auf dem Plateau der Rax-Alpe in den bereits verlassenen Lichtensteghütten aus. Durch Alphons Tod entbehrt die Prein jedes brauchbaren Führers für einen Botaniker auf die Rax- und Schneealpe. Dr. Krzisch. XIX. Jahresbericht des botanischen Tanschvereines in Wien, im Jahre 1864. Bis zu Ende des Jahres 1864 sind 390 Botaniker mit der Anstalt in Verbindung getreten. Von diesen haben sich im Laufe des Jahres 38 mitteist Einsendungen an derselben betheiligt und es wurden von ihnen im Ganzen über 24,000 Pflanzen-Exemplare eingeliefert, ins- besondere haben die Herren: Andorfer, Alois, Magist. Pharm, in Langenlois. — Eingesendet 400 Expl. aus der Flora von Niederösterreich. Bartsch, Franz, k. k. Beamter in Wien. — Eing. 481 Expl. aus der Fl. von Salzburg. 60 Bochkoltz, W.C., in Trier.— -Eing. 600 Expl. aus der FI. von Trier. Braunstingel, J., in Wels. -— Eing. 1080 Expl. aus der Fl. von Oberösterreich. Breidler, in Wien. — Fing-. 214 Expl. aus der Fl. von Nieder- österreich. Graf, Ferdinand, Beamter in Graz. — Fing. 976 Expl. aus der Fl. von Steiermark. Griewank, Dr., Physikus in Bützovv. — Eing. 307 Expl. aus der Fl. von Mecklenburg. Crrundl, Ignaz, Pfarrer zu Dorogh in Ungarn. — Eing. 220 Expl. aus der Fl. von Ungarn. Hartmann, Friedricl), Ritter v., k. k. Lieutenant in Innsbruck. — — Eing. 819 Expl. aus der Fl. von Tirol. Hazslinszky, Friedrich, Professor in Eperies. — Eing. 1000 Expl. aus der Fl. von Ungarn. Jims, Bohuslav, Med. Cand. in Prag. — Eing. 485 Expl. aus der Fl. von Böhmen. Juratzka, Jakob, k. k. Beamter in Wien. — Eing. 126 Expl. aus der Fl. von Niederösterreich. Kastropp, Gustav, Apotheker in Salmünster. — Eing. 1051 Expl. aus der Fl. von Kurhessen und Hannover. Keck, Karl, in Aistershaim. — Eing. 650 Expl. aus der Fl. von Ober- österreich. Kerner, Dr. Anton, Universitäts-Professor in Innsbruck. — Eing. 500 Expl. aus der Fl. von Tirol und Ungarn. Kloeber, Ernst, in Brody. — Eing. 645 Expl. aus der Fl. von Gali- zien und Ungarn. Kolbenheyer, Karl, Prof. in Leutschau. — Eing. 220 Expl. aus der Fl. von Ungarn. Krasan, Franz, in Wien. — Eing. 140 Expl. aus der Fl. von Görz. Kristof, Lorenz, in Wien. — Eing. 2103 Expl. aus der Fl. von Görz. Kuutze, Otto, in Berlin. — Eing. 357 Expl. aus der Fl. von Preussen. Lackowitz, W., in Berlin. — Eing. 367 Expl. aus der Fl. von Preussen. Lagger, Dr. Franz, in Freiburg. — Eing, 551 Expl. aus der FI. der Schweiz. Langner, H., Bergamtsassistent in Breslau. — Eing. 260 Expl. aus der Fl. von Schlesien. Luerssen, Christian, in Bremen. — Eing. 70 Expl. aus der Fl. von Bremen. IVIatz, Maximilian, Pfarrer in Höbesbrunn. — Eing. 319 Expl. aus der Fl. von Niederöslerreich und Ungarn. Müller, Ernst, in Ratibor. — Eing. 2294 Expl. aus der Fl. von Schlesien. Oberleitnei*, Franz, Kooperator in Windischgarsten. — Eing. 1434 Expl. aus der Fl. von Oberösterreich. Oertel, G., Lehrer in Gehufen. Eing. 265 Expl. aus der Fl. von Preussen. 61 Petter, Karl, Beamter in Wien. — Eing. 309 Expl. aus der Fl. von Niederöslerreich und Istrien. Pittoni, C. Ritter von Dannenfeldt, in Graz. — Eing. 400 Expl. aus der Fl. von Steiermark, Kärnthen und Krain. Progner, A., in 3Ielk. — Eing. 200 Expl. aus der Fl. von Nieder- österreich. Schiller, Sigmund in Neutra. — Eing. 171 Expl. aus der Fl. von Ungarn. Schlosser, Dr. J. C, k. k. Statthaltereirath und Protomedicus in Agram. — Eing. 700 Expl. aus der FI. von Kroatien. Sonklar, Karl von, k. k. Obersllieutenant in Wiener-Neustadt. — Eing. 1620 Expl. aus der Fl. von Niederösterreich und Tirol. Uechtritz, Freiherr von^, in Breslau. — Eing. 754 Expl. aus der Fl. von Schlesien. Vagner, Ludwig, Beamter in Huszt. — Eing. 1304 Expl. aus der FI. von Ungarn. Veselsky, Friedrich, Landesgerichts-Präsident in Kuttenberg. — Eing. 551 Expl. aus der Fl. von Böhmen und Ungarn. Weiss, Dr. Adolf, Universitäts-Professor in Lemberg. — Eing. 74 Expl. aus der Fl. von Galizien. XVIII. Continuatio E l e n c h i d u p l i c a t o r u m. Ärtemisia rwpestris L. Astrantia alpina Schulz. JSotruchium matricarioides Wild. Campanula glaucophylla Schloss. Carex arayroglochin liorn. Cirsium t'andolleanum Näg. Hieracium rhaeticum F r. Lathyrus montanus B er n h. Orchis papilionacea L. Peucedanum sibiricum W. Potentilla suhacaulis Wulf. Ranunculus laferißorus D C. Scleranthus biennis Reut. Stellaria Boraeana Jord. Kryptogamen. Lichenes. Acrocordia conoidea. — glauca. JBiatora fuliginea. — rupestris. Pertusaria Uioplaca. Petractis exantltematica. Sphaerompliale Hazslinszkyi. Algae. Ceramium capillaceum. Chantransia thermalis. Conferva rupestris. Prasiola Sauteri. Tetraspora explonata. Masci. Barliula Hornschuchiana, Ery um pseudotriquetrum. Cylindrothecium concinnum. Dicranella Schreheri. Dicranodontiuni longirostre. Dicranum tliraustum. Fissidens adiantoides. — rufulus. Hypnum arcuatum. — falcatum. — Sendtneri. — trifariuni. — turgescens. — Vattcheri. — Wilsoni. 02 Neckera Sendtneriana. Orthotrichum cwpulatum. Plagiothecium Schimperi. Pottia Ileitiiii. — truncata. Racomitrium canescens. Seligeria calcarea. Sphaerangium triquetrum. Webera elongata Wien, (Wieden, Neumanngasse Nr. 7.) Skofitz. Personalnotizen. — Eduard Vogel hat Dresden verlassen und befindet sich jetzt in Brüssel. — Dr. Hanstein, Privatdocent an der Universität Berlin, ist zum ord. Professor der Botanik und zum Direktor des botanischen Gartens an der Universität Bonn ernannt worden. Derselbe wird seine Thätig- keit daselbst zu Ostern beginnen. — Dr. Caruel von Florenz beabsichtigt Ceylon zu besuchen um es botanisch zu durchforschen, und Biccarl als Kryptogamist bereits vortlieiihaft bekannt, hat beschlossen nach Borneo zu reisen und dessen Flora zu untersuchen. — Prof. Pariatore ist über Auftrag der italienischen Regie- rung mit einer Monographie von Gossypium beschäftigt. Das Werk wird mit Tafeln in Chromolithographie, welche hier zum ersten Male bei einer wissenschaftlichen Arbeit zur Anwendung kommt, ausgestattet sein. Prof. Todaro veröffentlicht soeben eine Arbeit über denselben Gegenstand. Das verflossene Jahr gab er eine Ab- handlung „Osservazioni su alcune Specie di Cotone" heraus, in wel- cher er nicht weniger als 34 in seinem Garten gebaute Arten von Gossypium beschreibt; Pariatore bringt alle diese Arten auf 5 herab. — Dr. Johann Wilhelm Sturm ist am 7. Jänner, 56 Jahre alt, in Nürnberg gestorben. — Dominik Bilimek, Professor und Bibliothekar an der Militär-Akademie zu Wiener-Neustadt , reist Ende dieses Monates nach Mexiko ab, nachdem er von Sr. Majestät dem Kaiser Maxi- milian mit dem Kustodiat der neu anzulegenden kaiserlichen Na- turalien-Sammlungen betraut wurde. Vereine, G-esellschafteu, Anstalten. — In der Sitzung der zool.-botan. Gesells chaft am 4. Jän- ner legt J, Knapp eine von ihm verfasste „Flora des Neutraer Comi- tates" zur Aufnahme in die Druckschriften vor. — Dr. H. W. Rei- chardt sprach über eine Krankheit der Runkelrüben, welche bisher 63 nicht beobachlcl wurde. Die betrefl'enden Rüben, welche ihm vom Sekre- tär derLandvvirthschat'tsgeseilschaft Prof. Dr. A. Fuchs gesendet wur- den, stammten von einem reichgedüngten Felde bei Atzgersdorf nächst Wien. Der untere Theil der Rüben war vorzugsweise von Fäulniss ergriffen, während der obere noch gesund erschien. Von der Rinde ausgehend und verschieden tief in das Innere der Runkelrübe eindrin- gend, fanden sich scharf begrenzte schwarze Flecke, in denen das Zellgewebe der Rübe zu faulen begann. Die Zellen im Bereiche dieser Flecken waren äusserst reichlich von den schlauchförmigen Fadenzel- len des Myceliums eines Pilzes durchzogen, der von Aussen in die Substanz der Runkelrüben eindringend, die Krankheitserscheinungen bewirkte. Dieser Pilz ist von Raben hörst unter dem Namen Rüben- tödter, Helminthosporium rhizoctonum beschrieben worden und ist in Bezug auf seine Lebensweise noch sehr unvollkommen bekannt; Kühn hat zuerst auf diese Erkrankung der Runkelrüben aufmerksam gemacht und nachgewiesen, dass er auch auf der gelben Rübe vorkommt. 3Ion- tagne hält ihn für identisch mit dem Wurzeltödter des Luzernenklees, Rhizoctonia Medicaginis D. C, der im südlichen Europa so furchtbare Verheerungen anrichtet, — J. Juratzka legte eine vom Seminar- Direktor C. Erdinger in Krems eingesendete Beschreibung einer neuen Weide: Salix Kerneri Erd. vor; dieselbe ist eine Hybride zwi- schen S. viminalis und incana und wurde von Erdiuger in einem männlichen Strauch auf der Donau-Insel gegenüber dem Ausflusse des Krems-Mühlbaches gefunden. — Dr. J. R, Lorentz sprach über Akklimatisation von Thieren und Pflanzen im Allgemeinen^ wobei er die Nothwendigkeit einer genaueren Unterscheidung dessen, was man darunter begreift, hervorhob; es können nämlich die Thiere und Pflan- zen entweder „sich akklimalisiren" oder „akklimalisirt werden." Hier- auf überging er auf eine Besprechung der BoumwoUkulturversuche in Venezien und Dalmatien, deren Ergebnisse im abgelaufenen Jahre er mit Rücksicht auf die dortigen, nach seiner Ansicht für die Baumwoll- pflanze günstig gewesenen Witterungsverhältnisse als ungünstig be- zeichnete. Diess rief eine Entgegnung von Seite des anwesenden Prof. Dr. Molin hervor, welcher behauptete, dass gerade die berührten Wit- terungsverhältnisse nicht als günstig, sondern als höchst ungünstig bezeichnet werden müssen, dass die Ernte trotzdem gut ausgefallen sei und dass sie in Jahren mit besseren Witterungsverhältnissen als sie im verflossenen Jahre herrschten, sehr günstige Resultate liefern werde und müsse. X. — In einer Sitz ' ig der kais. Akademie der Wissen- schaften, mathem- ilurvv. Klasse am 17. November 1864, legte Dr. Julius Wiesner, Docent am k. k. polytechnischen Institute, eine „Untersuchung über das Auftreten der Pectinkörper in den Geweben der Runkelrübe" vor. Ueber das Auftreten der Pectinkörper in der Zelle sind nur wenige und sich widersprechende Beobachtungen be- kannt geworden. Nach Fremy kommen diese Körper innerhalb der primären Zellmembran vor, nach Kabsch und Aug. Vogi ist die In- lercellularsubstanz der Sitz der Pectinkörper, und zwar hat Kabsch 64 im Parenchym der Kohlrübe und der gelben Rübe , Vogl im Paren- chym und in den Milchsaftgefassen der Lüwenzahnwurzel Pectose nachgewiesen. Dr. Wiesner hat gefunden, dass die Intercellular- substanz der Rübe durch Kochen im Wasser zu einer Gelatine auf- quillt, die sich in Oxal-, Citron- und Apfelsaure löst, und folgt daraus, dass die desorganisirte Zellwand (Intercellularsubstanzj der Ort ist an welchem die Pectinkörper auftreten. Der Vortragende hat die- selben nicht nur im Parenchym, sondern in allen anderen Geweben der Runkelrübe, selbst im Periderm, in jungen Gefassen und Holz- zellen nachgewiesen, woselbst man bis jetzt diese Körper noch nicht beobachtete. Der Vortragende benützt diese Auffindungen über das örtliche Vorkommen der PeclinstofFe zur ßeurtheilung der Zucker- fabrikationsmethoden. — Bei Anwendung der Reibe und Presse werden die Zellen zerrissen; es treten die Säuren des Zellsaftes (Oxal-, Citron- und Apfelsäure) in unmittelbaren Contact mit der Intercellularsubstanz und wandeln dieselbe in lösliche Pectinstoffe um, welche den Rübensaft eben so verunreinigen , wie die Salze, Eiweisskörper, Säuren etc. der Parencliymzellen. — Bei der im all- gemeineren Gebrauche stehenden Maceration wird entweder heisses reines Wasser oder ein Wasser, das durch Kalkmilch alkalisch oder durch Schwefelsäure sauer gemacht wurde, zur Auslaugung der Rübe benutzt; bei allen diesen Methoden kann aber eine Aufquellung der Intercellularsubstanz ebensowenig, als eine partielle Umsetzung der- selben in lösliche PectinstofTe vermieden werden; erstere erschwert den Austritt der Zuckerlösung aus der Zelle, letztere veranlasst eine Verunreinigung der Zuckersäfte. Dr. Wiesner bezeichnet die in neuester Zeit von Julius Robert erfundene osmotische Maceration, mit welcher in der bekannten Zuckerfabrik zu Seelowitz in ölähren bereits ausgezeichnete Erfolge erzielt wurden, besteht darin , dass dünn geschnittene Rübenlamellen mit reinem Wasser zusammen- kommen, welches im Kontakte mit den Rüben eine Temperatur von höchstens 40 Grad R. zeigt, bei welcher Temperatur, wie der Vortra- gende gefunden hat, noch keine Aufquellung der Intercellurlarsub- stanz stattfindet. Hiedurch wird ein doppelter Vortheil erreicht: der Austritt der Zuckerlösung wird nicht erschwert und die Verunreini- gung des Saftes auf ein Minimum herabgedrückt. — In einer Sitzung der Schle&i sehen Gesellschaft für vaterländische Kultur, naturwissenschaftliche Sektion, am 27. Juli 1864 in Breslau sprach Dr. Göppert über die Darwin'sche Transmutationslehre mit Beziehung auf die fossilen Pflanzen. Ein die- ser Ansicht entgegentretender Vortrag, der in Verbindung mit einer comparativen Bearbeitung der gesammten fossilen Flora in der letzten Abtheilung seiner Permischen Flora erscheinen wird, und hier nur im gedrängtesten Auszuge wieder gegeben werden soll. 1) Die Ordnun- gen, Familien, Gattungen und Arten der fossilen Flora waren sich nicht immer gleich, die meisten von nur sehr ungleicher Dauer und gewaltigem Wechsel unterworfen. Beispiele vom Untergänge ganzer Ordnungen finden sich freilich nur wenige und bis jetzt nur in den 65 Landfloren der paläozoischen Periode, wie die Calainileen, Annu- larien, Nögg-eralhien und Sigillarien, häufiger tritt dagegen das Ver- schwinden von Familien auf, wie Calamites, Lepidodendreen, oder von Gattungen in einzelnen Familien, wie z. B. in der Reihe der Farn. In späteren geologischen Zeitabschnitten kommt das Aufhören ganzer Ordnungen nicht mehr vor, kaum noch von Familien, wie etwa nur noch in dem auf die paläozoische Zeit unmittelbar folgendem bunten Sandsteine der Trias. Auch der Gattungstypus nähert sich hier immer mehr den Formen der Gegenwart. Was nun die Arten betrifft, so finden wir in der Regel ihre Dauer nur auf die grossen Perioden be- schränkt, und nur in dem Bereiche derselben einzelne, welche in einer älteren und jüngeren aufeinanderfolgenden Formation oder Abthei- lung zugleich vorkommen. Eine Ueberspringung einzelner Forma- tionen derselben Periode oder gar ganzer Perioden, wie im Bereiche der fossilen Fauna angegeben wird, ist mir in der fossilen Flora bis jetzt noch nicht bekannt geworden. In dem Bereiche der paläozoischen Periode selbst gehenvon der bis jetzt nur55 Arten zählenden oberdevo- nischen Flora nur 5 in die untere Kohlenformation über. Unter allen bis jetzt bekannten fossilen Pflanzen ist Neuropteris Loshii von der längsten geognoslischen Dauer, indem sie sich von der unteren Kohlenfor- mation durch die obere hindurch bis in die Permische Formation er- streckt. In der Flore der Trias findet eine weniger scharfe Begrän- zung gegen die des Jura, als zwischen den einzelnen Abtheilungen selbst statt. Die gesammte Juraperiode scheidet sich schrotf von der Kreideperiode , und diese wieder , obschon hier zuerst wahre Dicotyledonen, Laubhölzer auftreten, doch völlig von der Tertiär- periode ab. In der Tertiärflora zeigt sich nun mit der sich immer mehr steigenden Annäherung an die Gegenwart auch grosse Ver- wandtschaft und häufiger Uebergang einzelner Arten aus einer Ab- theilung in die andere, ja sogar durch alle einzelne Formationen hindurch bis in die Jetztwelt. Im Ganzen ergiebt sich also hieraus, dass neun Arten ohne inneren genetischen Zusammenhang zu allen Zeiten unausgesetzt entstanden und vergangen sind. 2) Einzelne Ordnungen und Familien gelangen schon gleich beim ersten Er- scheinen zu grosser Ausbildung und bleiben auf dieser Höhe bis in die Jetztzeit hinein, was sogar von den ältesten des Erdballs, von den Algen nach meiner Entdeckung von Florideen in der siluri- schen Formation als sicher anzunehmen ist, aber auch von etwas jün- geren, den Farn gilt, die schon in den ersten Landfloren eine grosse Ausbreitung erlangen und sie mit allen wesentlichen Merkmalen durch alle Formationen hindurch bis in die Gegenwart behaupten, also sicher niemals weder eine Transmutation erfuhren, noch ein Evolu- tionsmerkmal erkennen lassen. Andere Ordnungen treten zuerst in einzelnen Abiheilungen oder Familien auf, wie z. B. die Coniferen, welche mit den Abietineen beginnen und sich erst allmälig vervoll- ständigen, hier aber und zwar schon in der paläozoischen Periode von solcher Mannigfaltigkeit und höheren Ausbildung der inneren Struktur (mit vielstöckigen Markstrahlen), wie sie keine spätere Periode mehr Oesterr. botan. Zeitächrift. '2. Heft. 186:.. 5 6b aufzuweisen Iiat. Von ilen Cycadeen lässt sich dasselbe erweisen, wie am a. 0. naiier auseinandergesetzt wird. 3) Alle diese Verhältnisse, wenn man auch annehmen wollte, dass neue Entdeckungen manche bis jetzt nocli lückeniiatte Reihe zu ergänzen vermöchten, zeigen von dem selbslständigen Auftreten der einzehieuOrganismen und sprechen nicht für eine seculare Umwandlung bestimmter Formen, wobei man doch jedesmal wieder an eine vorangehende niedere, aber bisher jedenfalls noch gänzlich unbekannte, und zugleich natürlich noch ältere zu denken hätte. Einen noch entschiedeneren Beweis für die Selbslständisikeit und niclit zur Transformalion oder Evolution sich neigenden Beschaifenheit des sciiöpferischen Typus zeigen einzelne, nur auf die paläozoisciie Zeit beschränkle Familien von Ordnungen, die in der Gegenwart ebenfalls noch ilire Repräsentanten haben. Wie einfach erscheinen unsere nur auf die einzige Gattung Equisetum be- schränkten Calamarien im Vergleich zu den mannigfaltigen Bildungen der Calamiten, welche bereits in der ersten Landflora im oberde\ oni- schen Cypridinenschiefer Gattungen aufzuweisen haben , die den Typus aller damals schon vorhandcmen Hauptfamili(Mi wie die der Farn (^Calamopteris) , der Monocolyledoiien (Calamosijrinx), selbst der Coniferen (Calamnpitys^ in sich ver(iinigen; wie einfach und von be- schränklem Foi'uienkreise unsere Selagineen gegen die paläozoischen so vielgliedrigen Lepidodendreen, wobei wir die in beiden Gruppen vorherrschende Baumform gar nicht einmal in Rechnung bringen wollen. Jedoch bemerken wir ausdrücklich, dass jene so hoch ent- wickelten Calauiarien mit Farn, Monocotyledonen und Gymnospermen von unseren! Typus gleichzeitig vorhanden waren, und nicht etwa, wie es zuweilen heisst, das Auftreten derselb(.'n vorher verkündigten, in- sofern sie Merkmale in sich vereinigten, die später gewissermassen auseinandergelegt und nur isolirt in verschiedenen Gattungen vor- kommen. Völlig vereinzelt aber in der gcsammten Flora stehen die Sioillarien im Vereine mit den gegenwärtig als ihr Wurzelorgan nach- gewiesenen Stigmarien i« succisaefotia, sowie auf nassen und moorigten SieWen Juncus squar- 1-osus. Ganz St. Blasien, das dem Feste auf dem Berg beigewohnt, kehrte auf dem Heimwege heute Abend auch noch „im Hirsch" ein, allwo ich mein Quartier genommen. Am 21. früh Morgens gings nun dem nur V/2 Stunden entfernten Feldbergwirthshaus zu auf guter Sirasse. Gleich vor dem Dorf entnahm ich den im frischen Thau er- glänzenden Matten Rhinantus minor. Nicht mehr weit vom Ende des Waldes, wo dieser in die Alpenlriflen auslauft, stand am Weg viel Eriophorwn vayifiatum,mu\ als mich das veranlasste, nähere Bekannt- schalt mit dem Wald zu machen, so war ich nicht wenig erfreut immer am Fusse alter Tannen 1 — 2 Stöcke Slreptopus amplexifolius gerade mit seinen zierlichen Blülhen gesclimückt zu linden. Bald nach Ver- lassen des W^aldes machte dann auf der freien Höhe vor mir das neue Wirthshaus „zum FeldbergerHof seine Aufwartung. Ist das Aeussere dieses Hauses für den Nahenden schon eine freundliche Erscheinung, so werden seine Erwartungen durch den Befund im Innern noch über- trulfen. Alle seine Bedürfnisse und billigen Wünsche werden durch den freundlichen jungen Wirth ihre Befriedigung finden. Durch 20 neue gute Betten ist eben so für's Uebernachten gesorgt. Indessen steht das Haus, dessen Höhe 3900 franz. Fuss ü. M. beträgt , nicht wie ange- nommen werden möchte, auf der obersten Höhe des Berges, der 4600' missl; es braucht noch eine Stunde Zeit, um zu dieser zu gelangen. Auch ist der Feldberg kein für sich dastehender Berg oder eine über den Kamm des Gebirges sich besonders auszeichnende Gipfelerhebung. Mit seinem eine Stunde langen von Westen nach Osten sich erstre- ckenden und fast durchweg gleich hohen Rücken auf dem sich als ein- zelne Vorsprünge der Baldenwegerbuk und der Seebuk auszeichnen, bildet er >ielmelir selber ein Geljirg und als der höcliste Punkt des Schwarzwalds entsendet er nach allen Seiten hin Ausläuferund Berg- züge, die fast alle, im Anfang wenigstens, ihm an Höhe nicht viel nachstehen; woher es auch kommt, dass einem die Aussicht über die ^on ihm steil abfallenden nach Süden und Westen auslaufenden Tlialer der Wiese und der Dreisam verschlossen bleibt, während er 78 gegen Osten über den Seebuk beimWirthshaus zuvor auf 4000' herab gesunken , fast unmerklich in ein mit Tannenwahlungen bekleidetes Hochplateau übergeht. Für eine Aussicht in des Berges nähere Um- gebung bleibt somit nur die Nordseite übrig, wozu der SeebuK der geeignetste Punkt ist und die auf seiner Spitze angebrachten langen Reihe von Bänken die beste Gelegenheit bielen, die hier den Blicken sich erschliessende specifische Schwarzwald-Landschaft mit Müsse zu überschauen und dem Herz wie den Augen einen grossen Genuss zu verschaffen. Durchs Bärenthal und Rothwasserthal, aus dessen Schoos der Titisee heraufblickt und der dem, der sich darum bemüht, Nuphar pumilum und Isoetes lacustris und echinospora in beliebiger Zahl ab- lässt, schweift das Auge weithin über die nordwärts sich ziehenden Berge. Dörfer und eine Menge unten in den grünen Bergmatten zer- streut umherliegenden Höfe, Ställe und Scheuern mit ihren hellgrauen Schindeldächern helfen das Ganze zu einem lieblichen Bild zu ge- stalten. Der erste Preis übrigens von der Seebukaussicht fällt unstreitig dem fast senkrecht unmittelbar an seinem Fuss liegenden Feldsee zu. 8400' ü. M. liegt er in einer Tiefe von 1200' unter der Spitze des See- buk im Grund eines Felsenkessels, dessen Umkreis % St, beträgt. Mag man nun vom Seebuk auf den See hinab, oder vom See nach dem Seebuk hinauf seine Augen wenden, in beiden Fällen hat man hier ein Bild vor sich, wie man es nur seilen in der Alpenwelt wieder findet und das bei keinem Menschen, der ein fühlendes Herz im Leibe trägt, seine Wirkung verfehlen wird. Seit 5 Jahren bezeichnet ein runder 50' hoher aus unbehauenen Granitblöcken erbauter schöner Thurm, in dessen Innern man auf einer Wendeltreppe zu seiner Zinne gelangt, den höchsten Punkt des Feldbergs. Hat man, gegen Süden gewendet, auf seinem ganzen Rücken schon eine herrliche Ansicht der ganzen schweizerischen Alpenkette, so entfaltet sich diese dort oben wo mög- lich in noch weiterer Ausdehnung. Aber nicht jedesmal trifft sich's, dass Wetter und Luftbeschaffenheit der Art sind, dem Wanderer diese Riesen im Glanz der auf- oder niedergehenden Sonne erscheinen zu lassen. Es gehört Glück dazu, denn gar oft im Jahr steigt der Feldberg mit dem linken Fuss zuerst aus dem Bett und schneidet den ganzen Tag ein mürrisches und finsteres Gesicht. Auf dem Gehänge und den Alptrif- ten, die den ganzen oberen Theil des Berges bekleiden, liegen 6 verschie- dene Viehhütten zerstreut, die Eigenthum der umliegenden Gemeinde sind und die eine grosse Zahl Vieh hier sommern. Nur Schade, dass diese schönen Heerden nur aus Ochsen und jungem Gustvieh bestehen und die Milch aus des Feldbergs Kräutern nicht in schmackhaften Käse verwandelt wird. Es sind diess die Todlnauer, die St. Wilhelmer, die Zassler, die Baldenweger, die Lenzkircher und die Menzenschwan- der Hütte. Die Todtenauer Hütte ist die am höchsten gelegene und von ihr aus ist in Vi Stunde der Thurm zu erreichen; auch zeichnet sie sich vor den andern durch eine einigermassen wirthshausartige Einrichtung aus, so dass man auch da Erfrischung und Nachtlager findet, jedoch freilich nicht so anständig, gut und bequem, wie im neuen Wirlhshaus „zum Feldberger Hof", das eine Stunde östlich hie- 79 von jenseits dein Seebuk z^viscllen der Lenzkirelier und Menzen- sehvvander Hütte seine gastlichen Räume entstehen Hess und wohin vom Thurm weg gerade über den Seebuk ein neu angelegter guter Pfad den Wanderer geleitet. So sind wir nun von unserni Umgang über den Feldberg unver- sehens wieder dahin zurückgekommen, von wo wir ausgingen und nach genommenem Frühstück soll jetzt das Botanisiren wieder aufge- nommen werden. Um mit dem See und seinen Umgebungen den An- fang zu machen, lenkte ich meine Schritte dem nahen Walde zu, durch den ein rauher Fusssteig zu jenem hinableilet. Gleich vom Wirlhshaus weg waren die Triften erfüllt mit blühendem Meum atha- mantiQum und Mutellina. Die erstere, eine echte Schwarzwaldpllanze, bedeckt überhaupt zu tausenden alle freien Höhen über 3000' im Schwarzwald. Die letztere dagegen ist bloss auf den Feldberg be- schrankt. Durch die kalten Nächte aber, die wir Ende Mai und Anfangs Juni hatten, fand ich die Vegetation auf der Nordseite des Berges noch sehr weit zurück. Ranunculus aureus ^ c\\\. war das einzige allenfalls Bemerkenswerthe, das ich da blühen sah. Aus dem See \\ ar noch nichts zu haben. In dem nur durch einen schmalen AValdstreifen davon getrennten Sumpf waren Selaginella spinulosa, Lycopodium inundalum, Vaccinium Oxycoccos und uliginosum, An- dromeda polifolia, Carex limosa und paucißora., Scirpus caespitosus, Scheuchzeria und Drosera rotundifolia zu bemerken. — Was icli früher nie noch gethan, das wollte ich nun mehr versuchen, weil ich wusste (uiss es Andern auch schon gelungen, nämlich vom See aus gerade nach dem Seebuk hinaufzusteigen; ein schweres Stück Arbeit, das Kopf, Arme und Beine in starke Mitleidenschaft zieht und im besten Fall 2 Stunden in Anspruch nimmt. Ich that's und es gelang, aber ohne für meine Mühe entschädigt zu werden. Diese so krauterreichen felsigten und waldigten Hänge und Abstürze zeigten kaum erst ein Erwachen des Frühjahrs, nicht einmal Rosa alpina blühte. Einzig Carex frigida war am Bach, der von oben nach dem See her- abstürzt, einigermassen herangewachsen. Den wieder gewonnenen höchsten Rücken des Berges aber fand ich überdeckt mit blühender Fotentilla aurea. Aber auch der Sorbus Cliamaeinespilus, der um die Felsparthien auf der Nordseite unterhalb dem Höchsten seinen Platz hat, hatte seine Blüthenknospen noch nicht erschlossen. Ich kehrte nach dem Wirthshaus zurück und nath kurzer Erholung und Stärkung nahm ich meinen Weg nach dem 3 Stunden von da entfernten Schluchsee. Eine halbe Stunde ehe man den See erreicht, kommt man zu den Häusern von Aha, dessen Wirthshaus mit Recht von Jeder- mann gerühmt wird. Bei guten Speisen, Wein und Bier und freund- lichen Wirthsleuten fühlt man sich da gleich recht wohl und heimisch. Eine kleine St nde von da ist das Dorf Schluchsee recht freundlich auf einer Anhöhe über dem See gelegen. Die beiden hiesigen Wirths- häuser, der „Stern" und das „Schiff," wetteifern förudich mit einan- der in guten Eigenschaften. Letzteres indessen zeichnet sich noch aus durch auffallend billige Rechnungen und (Erfreut sich daher grosser 80 Giinsl seiner Besucher. So wenig als. aus dem Feldsee war schon Etwas aus dem Schluehsee zu haben. Dagegen steckte im Moos an seinen Ufern zahlreiche Scheuchzeria und im Moorgrund an seinem übern Ende stand unzähliges Eriophorum alpininn mit seinem nied- lichen Flöckchen. Nach gelöschtem Durst in der freundlichen Wirtiis- slube zu Aha trat ich die Heimreise an und ging Abends noch 3 St. weit bis Bernau. Trotz meiner Ermüdung vom vergangenen Tag war ich doch andern Morgens schon frü.'i wieder auf der Strasse gegen Todtmoos. Von Todtmoos eine Stunde lang das Werralhal hinab bis Au, dann rechts hinauf nach dem schön und hoch gelegenen Bergdorf Gers- bach, versehen mit einem sehr guten Wirthshaus; von da über Hasel kam ich Mittags 12 Uhr nach Schopfheim im Wiesenlhal gerade recht, um mit dem 12 Uhr 30 Min. abgehenden ßahnzug über Basel meine Heimath Müllheim Abends wieder zu sehen. Am 27. Juli machte ich micli zum zweitenmal auf den Weg nach dem Feldberg; und diessmal auf dem geradesten und kürzesten über Schönau, Todlnau,Brandenberg und Fahl. Von diesem letzten Dörfchen leitet einPfad in i^/^ Stunden zum neuen Wirthshaus auf dem Feldberg und obschon ich noch bei guter Tageszeit nach Fahl kam, so blieb ich doch über Nacht da, um am folgenden Morgen mit frischen Kräften den Bergin AngrifFzu nehmen und zu inspiciren, weil ich ihn in dieserRich- tung noch nie bestiegen halte. Diess Ihat ich folglich am Morgen des 28. Juli, langte jedoch beim Wirthshaus an, ohne elwas Besonderes bemerkt zu haben. Denn Petasites albus ^ Geraniwn sylvaticum^ Cacalia albifrons, Sonclms alptnus, Spiraea Aruncus^ Rosa alpina^ Aconitum Lycoctonum und Nopelhis, Luzula albida und was derglei- chen Dinge mehr sind, erfüllen alle Walder auf dem Feldberg und um ihn herum. Wie auf den Alpen, so sind auch hier die Viehhütten um- ringt von Rumex alpinus. Auf der Höhe, zunächst östlich vom Wirths- haus, wohin ich mich zuerst nun richtete, fand ich in kleinen feuchten Verliefungen Carex vulgaris, Jiincus filiformis und yquarrosiis.) welch letzlerer überhaupt auf allen dortigen Höhen zu treuen ist, wo eine ihm angenehme Lokalilät sich zeigt. In ungeheurer Menge blühten jetzt überall Aparijia alpina luiii Arnica montana. Wie das vorigemal von unten hinauf, so unternahm ich's jetzt vom Seehuk nach dem See hinabzusteigen, bei welcher halsbrechenden Arbeit zwischenden Cflca/m-Wäldern, die die felsichien Abstürze im Tannen- wald überdecken Actaea spicata zu sehen, mich am meisten über- raschte. Gleich mir hat gewiss noch Jeder, der vom Seebuk gerade nach dem See hinabstieg und mit heilen Gliedern anlangte — Gottlob gesagt. In des See's oberm Ende fluhtete jezt blühendes Spnrganiunt natans und nebenbei stand auf dem Grund des See's Isoetes chinospora. Im Sumpf hinter dem See zeigte sich nun neben dem Lycopodium inun- datum und der Selaginella auch Drosera longifolia. Auf dem Pfad, der durch den Wald zum See herabführt, wieder der Höhe zusteigend bemerkte ich Melampyrum syhaticuni, Circaea alpina, Lycopodium aniiotinum und Selago, Rumex arifolius, Centaurea montana. Folg- 81 podlum Di't/opteris, Phegopleris. Aspidium ßlix foemina, Pulypodiuin alpestre., ßlechniim Spicant, Tvollius etc. Vom Seebuk weg bis zum Höchsten auf der ganzen Nordseile i\es obersten Rückens des Berges war nun an die Stelle der Potentilla aurea, Gnaphalium supinum getreten , diese hohe Urgebirgspflanze der Alpen. Auch Lycopodiuin alpinum zeigte sich öfters auf trocke- nen, kiesigen Köpfen. Auf sumpfigen quelligcn Stellen blühte nun Swertia perennis, Epilobium alpinum und palustre und Bartsia al- pina ist da ebenfalls eine häufige Pflanze. Damit beschloss ich die iieulige Arbeit und kehrte zurück nach dem Wirthshaus, dabei öfters Orchis albida bemerkend. — Vom Höchsten, oder dem Thurm aus gerade gegenüber sieht man jenseits der unter einem liegenden Zasl- ler Hütte auf der nächsten waldigten Bergseite einige senkrecht aul- strebende Felswände und um diese in der Nähe zu betrachten, ging ich den folgenden Morgen, am 2d. Juli, über den Baldenwegerbuk dali in. Meine Holfnungen übrigens, die ich auf diese Felswände setzte erlu Uten sich nicht. In der sie umgebenden Vegetation konnte ich nichts bemerken, wodurch sie sich von der allgemeinen des Gebirges ausgezeichnet hätte. Nur hatte ich Liliuin Marlagoii nie in solchen Prachtexemplaren gesehen, wie sie liäulig hier herum mir erschienen. Beim üeberschreilen des Baches nachher, wo er zu hinterst im Zasl- ler Loch vom Felsen stürzt, traf ich auf mehrere schöne von Solda- nella alpina , Bartsia alpina und Carex f'rigida besetzte Plätze. Hieracien aber, auf die ich's besonders abgesehen hatte, wollten mir ausser den vielen Formen von murorum und rulgatuin, keine zu Ge- sicht kommen. Weil ich am '21. Juni den Sorbus Chamaemespilus noch nicht in völliger ßlüthe getrolfen, so wollte ich nun nachsehen, ob nicht der eine oder andere Stock noch einen Blüthenbüschi-l für mich aufgehoben. Aber die S locke hatten nun alle nicht nur vollstän- dig abgeblüht, sondern ich fand auch, dass sie alle ihre kaum ange- setzten Früchte wieder abwarfen. Ob dieser Fall bei den Feldberg- Exemplaren dieser Pflanze alle Jahre stattfindet, oder nur in einzelnen derEntwicklung ungünstigen, darüber fehlen mir die betreffenden Be- obachtungen. Gentiana lutea, obgleich nicht rar am Berge, treibt hier doch nur selten Blütiienstengel. Ungeachtet der so günstigen Lage Freiburgs für das Studium der Botanik, fanden die botanischen Exkursionen dennoch lange Zeit liindurch nicht mehr die vielen und eifrigen Anhänger, nachdem Spenner der Universität und seinen Freunden allzufrüh durch den Tod war entrissen worden. Die Sludirenden jener Zeit fanden gros- sentheils mehr Gefallen an Vergnügungen anderer Art. Daher kam es, dass die Standorte manch seltener Pflanzen in Vergessenheit gerie- then und in neuerer Zeit auch den fleissigsten Botanikern ihr Wieder- auffinden nicht mehr gelingen wollte, so dass man sie in der Rubrik der Verschollenen und Verschwundenen eintrug. Diesem Schicksale verfiel auch die schöne Campanula latifolia, von deren Standort Spenner in seiner Flora friburgensis sagt: „in dumclis riipestribus m. Feldberg ad praecipitium promontori Seebuck 82 et ad torrentem versus lac.Felilseo cam Hieracio hlattariokle copiose/' Herrn Apotheker Schneider aus Basel, einem geborenen Franit- furter, war es nun vorbehalten, diese todt geglaubte wieder in die Reihen der Lebendigen zurückzuführen. Voriges Jahr, am 1. August, zum erstenmal in seinem Leben auf dem Feldberg, fand er ganz richtig an dem Sp enner'schen Standort Campanula latifolia und Crepis blatiarioides. Vom Sorbus Chamaemespilus weg, ging ich nun wieder dem See- buk zu, mit dem Vorsatze, heute der Campanula latifolia zu lieb mein Möglichstes zu versuchen und mit ihrer Gewinnung sollte dann diese Exkursion ihren Abschluss finden. Die Sitzbänke zur Linken lassend, stieg ich jetzt die steile Grashalde abwärts, in der sich schöne Exemplare von Sagina saxatilis fanden und zog mich links hinüber in die mit Salix grandifolia, Rubus saxatilis, Sonchus alpinus^ Ca- calia albifrons, Digitalis ambigua, Geranium sylvaticum, Centaurea montana, Rosa alpina u. s. w. wild überwachsene und den Fuss zum Straucheln und Stürzen verleitende schroff abstürzende Felsparthie. Da ich aber auch Crepis blattarioides im Anfang der BlUthe befindlich ansichtig wurde, da gings mit erneuertem Eifer an's Suchen, denn diess musste der rechte Platz jetzt sein und meine Mühe blieb nicht unbelohnt. Mitten im Gebüsch sehe ich 3 Stengel von Campanula latifolia über ihre Umgebung sich erheben und breche mir Bahn zu ihnen. Wenn schon die Blumen noch nicht vollkommen ausgewachsen und aufgeschlossen waren, so mussten nun doch diese 3 Exemplare in Bogenlänge in meine Büchse wandern. Weiteren Exemplaren, die ich dann nachher noch fand, die aber in ihrer Entwicklung noch mehr zu- rück waren, v/urde von mir kein Leid zugefügt. Dennoch aber konn- ten sie ilirem Verhängniss nicht entgehen. Damals als Herr Apotheker S chnei der die Pflanze fand, hatten sich ihm einige auf dem Feld- berg kräutersuchende Freiburger Lyceisten angehängt und waren wie wüthend über die schönen Pflanzen hergefallen. 14 Tage nach mir kamen diese als Führer von ilirem Lehrer und einem Haufen anderer Schüler, im Ganzen ilirer 16, wieder und hausten nun schändlich unter der präclitigen Campanula. Die 4 Exemplare, die dann noch ihren räuberischen Händen entgingen, fielen 2 Freiburger Botanikern vollends zum Opfer, die 2 Tage später kamen. So ist nun dieses Jahr von allen miteinander nicht ein einziger Stock dem Verderben bringenden Messer entgangen. Gebe Gott, dass das Jahr, nach ihrer Wiedergeburt nicht auch schon wieder ihr Sterbejahr geworden. Wer weiss, ob ihr nicht vor vielen Jahren das gleiche Schicksal begeg- nete und sie diese Zeit zu ihrer Wiedergenesung bedürfend, dess- halb so lano- nicht mehr oefunden wurde. — Weil durch den Fund der Campanula mein Endziel erreicht war, so brach ich nun nach dem Wirthshaus auf, um, nachdem die Büchse ihren Theil empfangen, jetzt auch dem Magen den seinen zukommen zu lassen und dann noch einen Theil der Heimreise heute hinter mich zu bringen. Durch das unverhoff'te Eintreffen von 3 Freiburger Freunden ward der Nach- mittag noch zu einem recht vergnügten geschaffen und zu gleicher 83 Zeil rücklcMi wir ab: sie, um heute noch nach Sf. Blasien; ich über Todüiau nach Schönau zu kommen. H.iufig- an der Strasse zwischen Todtnau und Schonau bemerkte ich Agriinonia odorata. Am Vormittag des 30. Juli, bevor ich meine 5 Stunden von Schonau entfernte Heimath erreichte, traf ich diese Pflanze noch zu wiederholten Malen. Das letztemal gerade da, wo ich das Urgebirg verliess und der Kalk sich anschliesst — nur noch eine St. von Miill- heim. Soweit bis jetzt überhaupt meine Beobachtungen mit dieser Pflanze reichen, ist alle imseie Agrimonia, die im Urgebirg vorkommt, odorata und die auf Kalk , Löss und angeschwemmtem Boden Eupatoria. Es war am 18. August, als ich mich nach den hohem Schwarz- waldregionen zum drittenmal wieder aufmachte. Ueber Schönau und den F'ucliswald hinauf nach Hen enschvvand, dann weiter nach Todt- moos und St. Blasien, 12 St. von Müllheim, ging heute die Reise. Gast- hofin St. Blasien, nicht wie ich's liebe. Theuer, steifes Wesen, Kell- ner mit der Serviette unter dem Arm u. dgl. — Machte mich am 19. August beizeiten auf undnahm meistens durch alte Tannenwälder, in denen Dianthus deltoides, Equisetuin sylvaticiun, Llstera cordata, Pyrola uniflora sich zeigten , meinen Weu" nach dem Schluchsee, 2800 par. Fuss ü. M. gelegen. Theils im Dunkel, der ihn überragen-.; den Bergwaldungen, tlieils auflichten Stellen wolnien ausser den hier gewöhnlichen schon oft genannten Bergpilanzen, &uch Pyrola secunda, Rliinantlius angustifolius Gm., Phylheuma nigruin, Jasione pereimis^ auf den olfenen Bergmatten Gentiana campestris. Auf dem Moor am oberen Ende des Sees steht Salix pentandra, Comaruin palustre, Schoemis albus, Carex pauciflora, Eriophoruin alpinum, Thysselinuni palustre; letzteres aber nur sparsam. Die Hauptsache für mich war aber das nun blühende Nuphar Spenuerianum, das mir mit seinen schönen Blättern und über den Wasserspiegel sich erhebenden gelben Blüthen einen erfreulichen Anblick gewährte , und den ich dadurch, dass ich 1 Dutzend Exemplare meiner Büchse einverleibte, noch nachhaltiger zu machen trachtete. Nuphar Spennerianuni ist im Schluchsee die häufigere, N. pumümn in dem 2^/2 St. von da entfernten 2400' hoch gelegenen Titisee die häufigere Form. Im 3400' hoch gelegenen Feld-, see ist gar kein Nuphar mehr zu sehen. Vor wenigen Jahren be- merkte ich in ihm noch 2 Stöcke. Aber auch diese scheinen vollends ausgerottet worden zu sein. Durch die grösseren Blumen und die 3mal so lang als breiten Staubbeutel unterscheidet sich das Speune- rianurn am leichtesten von pumilum. An den Blättern konnte ich noch kein sicheres Unterscheidungszeichen herausfinden. Am Wirlhsliaus zu Aha konnteichnatürlich nicht stillschweigend vorühergehen. Da wurde Mittag gemacht und nach einigen Stunden erreichte ich den Gasthof auf dem Feldberg. Botanisirt wurde heute nicht mehr. Gleich den Bergwirthshäusern in der Schw(MZ kommen und gehen den Tag über Fremde und Reisende ins Wirthshaus auf dem Feldberg; besonders gegen Abend zum Uebernachten. So kam auch heute Abenil eine starke Gesellschaft an und brachte wätirend des Nachtessens plötzlich 84 dem Kaiser von Oosterreicli ein lehhalies Hoch aus. Ja sie prokla- mirlen ihn sog-ar zum deutschen Kaiser. Auf meine Frage nach der Veranlassung dieser Scene vernahm ich, dass heute des österreichi- schen Kaisers Geburlslag sei. — Am folg-enden Morgen des 20. Aug. war der Himmel trüb und Hess baldigen Regen erwarten, wesshalb ich nicht säumte gleich nach dem Frühstück mich hinunter an den See zu verfügen. Der anhaltend trockenen Witterung wegen fand ich ihn jetzt bedeutend zurückgetreten, so dass ich mir mit leichter Mühe eine Anzahl Isoetes lacustris und Echinospora, auch Myrio^ phyllum spicatum zueignen konnte. Die beiden Isoetes stehen nicht bei einander. Jeder hat seinen eigenen Platz und der echinospora ist im Feldsee der häufigere. In den Wiesen bei dem dem See zunächst gelegenen Bauernhof blühten Orchis globusa und Gentiana campesti'is, Mittlerweile aber fing der Regen an sich niederzulassen, was mich bewog, wieder nach der Höhe zurückzugehen und nur dem Seebuk noch einen Besuch zu machen. Wie aber schon gesagt, fand ich die Campanula latifolia alle bereits verschwunden. Dagegen stand nun blühende Crepis blaltarioides in Menge da, an und auf Felsköpfen ein Hier actum , das bisher immer für prenanthoides Vill. genommen wurde, allein vom H. prenanlhuides Vill. der Alpen so verschieden ist, dass ich es unmöglich mit diesem vereinigen kann. Uebrigens er- innere ich mich auch nicht, dieses Hieraciiim je weder in den Alpen noch sonst wo gesehen »u ha[)en. Am besten noch will es mir zu deit- ticulatum S m. passen. — Des Regens halber (rat ich nun den Heimweg an, indem ich mich der St. Wilhelmer Hütte zuwandte und von dieser auf steilem aber ^ulem Pfad ins St. WiliielmerTlial hinabo-elano-t durch Oberried hinaus nach Kirchgarten ging. Da erfuhr ich von meinen botanischen Freunden, Hrn. Apotheker Sickenberger und Stud. Rees, die oberwälmten traurigen Schicksale, von denen in letzter Zeit die Campanula latifolia war belroffen worden. Zugleich ver- nahm ich aber auch die überraschende Neuigkeit, dass He es vor zwei Tagen in Felsspalten am Hirschensprung, im Höllentlial, zwei Stunden von Kirchgarten und vier von Freiburg, die seltene und für Baden ganz neue Woodsia iliiensis gefunden habe. Zwischen Rees und mir wurde nun gleich wieder für nächste Woche eine Feldbergexkursion verabredet , um mir von ersterem sowohl den Standort der Campanula pusilla und AlchemUla alpina , die er droben gefunden, zeigen zu lassen, als auch um uns über die Benennungen der verschiedeneu Rinnen oder Wasserrunsen, die die untere Hälfte des Seebuk durchfurchen und die Standorte von vielen der besten Pflanzen des Feldberg sind, zu verständigen. In Kirchgarten wurde für heute Nacht Quartier genommen und am 21. August wurde von Freiburg an vollends mit der Eisenbahn die Reise beendet. Obschon es seitdem jeden Tag regnete, machte ich mich am 24. August doch wieder auf den Weg, und kam über Freiburg Abends in Kirchgarlen an, wo dann auf den kommenden Morgen um 5 Uiir der Losbruch verabredet wurde. Jeder von uns beiden mit Büchse 85 und Bergstock vprsehcn, niarscliirfon wir am 25. Morgens znr bo- i-tiiiinilen StiUKie ab, wozu der Himmel aber ein gar miüslalliges und unfreundliches Gesicht machte. Wir nalimen unsern Weg durch's Zasller Thal hinein. Zur Seile di^a Baches im Gehölze stand Alnus viridis mit hühschen miinnlichen und weiblichen Kalzchen. Es war lins warm gewurden den Berg iiinauf, als wir aber oben vor den Wald hinauskamen auf die freien Alpiriften, da ging der Wind rauh und kalt und schon fing es an zu rieseln. So eillen wir. die Wohllhat eines warmen Ofens und guten Kailees in der Zasller Hütte zu ge- niessen. Darauf, von der Zukunft das beste hotlend, strebten wir in der Richtung von Seebuk dem Kamm des Berges zu, wobei wir an verschiedenen nassen Stellen Awi Selaginella spinulosa und Soldanella alpina iralen. Dichter Nebel aber, der uns jelzl umfing, und jedes üotanisiren vorab am Seebuk unmöglich machte, nölhigle uns den Knischluss ab, uns ans Wegu^ehen zu halten und einmal vorerst nach dem Wirthsliaiis zu gehen. Wahrend dessen zerrissen aber\onZeil zu Zeit einzelne Windstösse auf Augenblicke den Nebel und Hessen Land und Seen, Berg und Thaler im Sonnenschein unter uns erglänzen. Unwillkürlich lenkten sich da unsere Schritte wieder dem Seebuk zu, um ungesäumt das Schafwegehen zu suchen, das die Mille des Berges durchschreitet, und von dort aus dann uns nach den verschiedenen Rinnen zu wenden. Campanula Scheuchzeri sahen wir überall über den Berg verbreitet, so auch Lycopodium Selago; seltener Licopod. tiavatum. Nun kamen wir wiederauf denPlatz der Crepis blattarioides, des oben besprochenen ///e/Y/cvtAm und der obersten Campanula latifo- lia. Es ist diess in gerader Linie herauf von der miltlern Rinne deren der Seebuk ihrer drei hat. Jetzt wandten wir uns zuerst zu der uns zur Rechten gelegenen und stiegen in ihr, das Wasser zur rechten Hand lassend, durch Dick und Dünn, durch Wald und über Felsen ab- wärts, bis wir zu einer Felswand gelangten, die sich zu unserer Lin- ken in den Wald hineinzog. Diess war die Stelle, die wir wollten. Auch würde es überhaupt unmöglich sein, da weiter hinabzukommen, ohne Hals und Beine zu riskiren. Aus den Ritzen der Felswand, 'die wir nunmehr durchmusterten, drängten sich in langen Rasen schöne üppig grüne Streifen von Campanula pusilla hervor. Aus einem star- ken Polster von vielen zarten und feinen Wurzelblätlchen erhebt sich der eben so zarte und glalle Stengel mit gewöhnlich nur einer, sel- tener zwei Blumen. Die ganze Pflanze erschien mir hier von so feinem und zartem Bau, wie ich sie nie in den Alpen gesehen hatte. Wäh- lend nun die meisten dieser hübschen blauen Glöckchen aus Nummero sicher lächelnd auf uns herab sahen, war derFuss der Felswand umla- gert von Massen \on Streptopus, geschmückt mit rolhen Früchten, von Alchemilla alpi/ia, Saxif'raga Aizooniind stetlaris. Cystopteris fra- gilis. Polypod'niin alpestre, Bellidiastrum muntamim. mit der durch ilire langen flaschenförmigeu Früchte ausgezeichneten Form „lage- naria^' der Rosa alpina etc. Unter Mühsalen und Gefahren, unter umgestürzten Tannen und über Felsen hinweg schafften wir uns von da w ieder empor in freiere Oesterr. botan. Zeirsciirift. ?,. Heft. lS<;."i. 7 86 Regionen In der Rinne links von Seebuk, nach der wir unsere Schrille nun richteten, trafen wir abermals an^ Alchemilla alpina und an nassen Stellen Swertia perennis. Wieder dem Höchsten zusteigend, beriellien wir, was nun weiter? Da half uns der Himmel zu schnellem Eiit- schluss. Der Riesel ging in Schnee über. Es begann zu schneien, was nur vom Himmel herabmochte, wie mitten im Winter. Also un- verzüglich den Heimweg eingescidagen und zwar über den Balden- weger Buk hinab dem Rinken zu, wo wir uns an gutem Wein, Kas, Butter und ßrod stärkten und erlabten und in dessen Umoebuno- noch Lycopodium inundatum und Crepis succisaefolia nahmen. Vot» hier aus hielten wir Alpirsbach die Richtung nach der grossen LandsIrasse ein, die durch's Höllenthal führt und als wir diese erreicht, wurde dem Moor hinter dem Wirthshaus zum Hirsch noch ein Besuch gemacht, dem ich Schoenus albus und Drosera obovata, aus longifolia und rotundifolia entstanden, enlnahm. Drauf wurde „im Rössle" Quartier bezogen, weil Rees morgen Vormittag beim Hirschensprung in der Hölle noch Aspidium Braunii mitzunehmen beabsichtigte. Durch den vielen Regen in den letzten 8 Tagen war aber der Bach so angeschwol- len, dass er nicht überschritten werden konnte, wie er es doch nmss, wenn man zum yli/j.jBrawwwgelangen will, und ihn mit blossen Füssen zu durchwaten, war nicht rathsam, denn wir hatten an jenem Morgen des 26. August eine empfindliche Kälte. Dafür stieg Rees nun wieder zum Standort der vor einigen Tagen von ihm entdeckten Woodsia ilvensis hinauf, um nachzusehen, wie viel eiirentlich davon noch dasteht. Es machten sich noch einige Stöcke sichtbar, die aber unberührt gelassen wurden, um die Pflanze zu schonen. Da der Standort eine gt^sprengte Felswand ist, so ist sie jedenfalls in neuerer Zeit von oben herabge- stiegen und dort würde mehr davon zu finden sein, wenn dalün zu gelangen wäre, was aber absolut unmöglich ist. Im Lauf des Vormit- tags wieder nach Kirchgarten zurückgekehrt, brachte mich Abends von Freiburg aus der Bahnzug nach Müllheim zurück und damit waren nun für diess Jahr meine Feldberg-Exkursionen zu Ende. So Gott will auf Wiedersehen! Schon seit mehreren Jahren mache ich regelmässig jeden Som- mer Ausflüge in den höhern obern Schwarzwald, ich fühle mich da wohl, so frisch, so frei und heimischer, als in irgend einem andern Gebirge. Ausser der reinen und gesunden Luft, trägt sehr viel dazu bei die Bildung, Gefälligkeit und freundliche Begegnung nicht nur der Wirthsleute, sondern der Menschen da im Allgemeinen. Weder durch die Rohheit der östlichen Alpenbewohner, noch durch die Beutel- schneiderei, brutale Zudringlichkeit und Bettelindustrie der Schweiz, wird die in das Menschenherz eingezogene zufriedene und heitere Gemüthsstimmung auf dem Schwarzwald in unangenehmer Weise ge- stärt. Zudem durchkreuzen gute Strassen in allen Richtungen das Ge- birg und erleichtern damit den Zugang von jeder Seite her. Aus die- sen Gründen mehrt sich aber auch von Jahr zu Jahr die Zahl der Schwarz waldreisenden, von denen auch ein grosser Theil für längere 87 oder kürzere Zeit seinen Aufenthalt da nimmt und wozu besonders und mit Recht die Gegend am Schluchsee vorzug-sweise gewählt wird. Müll he im im Breisgau, Oktober 1864. Correspondenz. Innsbruck, den 13. Februar 1865. Sie erhallen die eben ausgegebene III. Dekade unseres Herb. Ost. Weiden. Ich glaube annehmen zu können, dass diese Dekade unter den bisher ausgegebenen jedenfalls die interessanteste ist. Die Herbeiscliaffung mehrerer Nummern dieser Dekade in Blüthen und Blättern liat mir und meinem Bruder viel Mühe, Zeit und auch Geld gekostet. — Wegen Salix cuspidata unternalim mein Bruder eigens eine Reise in's Waldviertel. S. Ehrhartiana wächst eine Tagreise weit von Innsbruck und ich musste um sie schön auflegen zu können, zweimal nach Slerzing reisen. S. pubesrens (Nr. 30), jedenfalls eine Zierde der Sammlung, blüht schon zur Zeit des Schneeschmelzens in der Nähe des Lisenser Gletschers einen Tag weit von Innsbruck und da man zu dieser Zeit noch keine anderen Pflanzen in Blüthe findet, war es in der That ein Opfer, wegen der Blüthen dieser Salix eine eigene 2tägige Excursion zu machen. Meine neue Alge, Odonüdium aipiyenum, wird Rabenhorst in einer seiner nächsten Dekaden der Aig. europ. von mir präparirt ausgeben. Mit der nächsten Pflanzen - Sendung erhallen Sie gleichfalls eine Partie dieses schönen Odonti- diums präparirt für Ihre Tauschanstalt. K e rn e r. N. Podhragy, am 12. Februar 1865. Als ich im October v. J, den, wegen seiner vielen Versteine- rungen , durch Herrn Dr. Stür bekannt gemachten Kalkhügel „Srnansky Häj" besuchte, fand ich unter anderem eine auflallend kleine Form eines Ranunculus. Sämmtliche am Kamme des Berges in einer kesseiförmigen, nassen Vertiefung, wachsenden Exemplare, übersteigen höchst selten die Höhe von 1 Zoll. Ich sende Ihnen zwei Stückchen — die freilich kaum bestimmbar sind, da ich selbe seit October in der Brieftasche herumgetragen habe, und daher die Blumenblätter fast alle abgefallen sind. ^) Diese Zwerg-Ranunkeln fand ich sonst nirgends, weder im Neutraer, noch im Trencsiner Co- niitate. Sollten Ihnen Exemplare davon erwünscht sein, werde ich Ihnen im Sommer damit recht gerne dienen 2). Auch erlaube ich ^) Die übersandten Fragmente erwiesen sich als Ranunculus pygmaeus Wahlbg., eine Pflanze, die erst in jüngster Zeit im Gebiete der Karpaten aulgefunden wurde. (Oesterr. botan. Zeitschr. 1864, p. 211 und 223.) Anai. d. Red. 2) In Mehrzahl erwünscht. Anm. d. Red. 7* 8H mir norh auf einige Driickfehlor aufmerksam zu machen, die in meinem Briefe in der 2. Nummer der öst. Bot. Zeitsolir. die Orts- namen entstellen. Es soll nämlich Seite 57. statt Haluric überall Haluzic lieissen; Zeile 3 von unten statt Storlek Stvrtek. Jos. Holuby. Athen, d(Mi 24. Jänner 1865. Mit Ausnahme von einigen wenigen Regentagen und mehreren starken Gewittern hatten wir in Athen bisher keinen Winter. Auf dem Gebirge des Parnas und Pentelicon zeigte sich wohl etwas Schnee^ doch nur auf wenige Stunden. Jetzt haben wir den schönsten Früh- ling mit einer Temperatur von -+- 18 — 20^ R. Alte Mandel- und Pfirsichbäume sind schon mit Blülhen bedeckt. Sollte noch eine stär- kere Kälte eintreffen, die kaum ausbleiben dürfte, so ist an eine gute Ernte dieser Bäume nicht zu denken. Die Feldfrüchte stehen eben- falls prachtvoll und versprechen einen gesegneten Ertrag, Die Oelerndte ist auf den türkischen Inseln, auf Lesbos und Kreta sehr reichlich ausgefallen, eb(!nso auf den jonischen Inseln. Schon seit vielen Jahren gab es keine so ergiebige Ernte an Kastanien, wie im vergangenen und tausende von Säcken dieser Frucht wurden von Candia ausgeführt. Die von den Bäumen abgenommenen Kastanien werden sogleich enthülst und die Hülsen unter den Bäumen eingegra- ben, was letztere sehr stärken soll. Um aber die Kastanien selbst für spätere Monate aufzubewahren , werden solche in grosse Gruben geworfen und schichienweise mit Stroh bedeckt. Hier beginnen sie zu schwitzen und werden von Monat zu Monat besser und süsser. Die Okka (2y4 Pfund) solcher Kastanien kostet 60—80 Lepta (14—20 Kreuzer). Mau isst sie gesotten oder gebraten. Auf Kreta werden sie auch vermählen und mit Mehl gemischt zur Brotbereitung verwendet, doch ist ein solches Brot nicht schmackhaft, wird bald sehr hart und ist auch schwer verdaulich. Auch die Zitronen- und Orangenbäume auf Kreta waren im vergangenen Jahre mit Früchten überladen, so dass die meisten Orangenbäume 2000 — -3000 Früchte lieferten, wäh- rend mancher Zitronenbaum 8000 — 10,000 ja sogar 12,000 und 15,000 Früchte trug. Ein solcher Baum kann seinem Besitzer einen Gewinn von 100 — 130 Drachmen geben. Mit oben bemerktem Eingra- ben der Kastanien zum Zwecke der Conservation hat Aehnlichkeil die Methode in Klein-Asien die Weintrauben zu conserviren. Letztere werden in gut ausgemauerte Gruben eingehängt und diese durch hineingeworfene brennende Strohbündeln mit dichtem Rauch gefüllt, darauf wird die Grube hermetisch geschlossen. So aufbewahrte Trau- ben können durch 3 — 4 Monate vollkommen frisch erhalten werden. X. L a n d e r e r. 89 Personalnotizen. — Dr. Heinrich Hlasiwelz, Pi-ofessür au der Universität Inn.sbniclt, wurde vuii Sr. Majestät dem Kaiser, seiner Verdienste um die V/issenschaft wegen, durch Verleihung des Franz Josef-Ordens ausg-ezeichnet. — Aus dem Leben Friedrich Hofnieist er's, der am 1. Ok- tober v. J. in Reudnitz bei Leipzig- starb, erzählt Dr. v. Schlechten- dnl in seiner bolanischen Zeitung- (1865, Nr. 5) eine ItleineBegeben- lieit. welche des Verstorbenen Interesse für die Pflanzen der Flora von Leipzig darlegt. S chle chte n dal machte nämlich einstens eine Exkursion nach der sogenannten Bienitz bei Leipzig, weiche Gegend durch ihren Orchideen-Reichthum bekannt ist. Es war auffallend, dass auf den Wiesen wohl die gemeineren Orchis-Arten reichlich zu finden waren, aber keine der selteneren. Die Erklärung hiezu fand Schi, in der Begegnung der ebenfallsbotanisirenden Friedrich Hofmeister und seines Sohnes Wilhelm, welche allenthalben die seltenen Or- chideen abgepflückt hatten , um sie ihrer Flora zu erhalten, da sie sonst möglicher Weise von andern Botanikern mit den Knollen aus- gegraben worden wären und dadurch die Art für die Flora hätte ver- loren gehen können. „Wer wird jetzt," fragt Schi schliesslich, ,,für die Erhaltung der Orchideen bei Leipzig Sorge tragen?" — Johann Nave, dessen Tod wir unlängst (Botan. Zeitschrift 1864, S. 394), meldeten, wurde am 16. September 1831 zu Prag ge- boren, wo sein Vater, den er frühzeitig verlor, als kais. Beamter fiingirte. In den Jahren 1842 — 1850 studirte N. am Gymnasium in Brunn und zeigte schon damals eine besondere Vorliebe für die Na- tura issenschaften. Im J. 1850 begab sich N. nach Wien, um den ju- ridischen Studien obzuliegen und genoss bei dieser Gelegenheit den Unterricht des Prof. Unger. Im J. 1854 kehrte er nach Brunn zurück und trat bei der mähr. Finanz-Landes-Direktion in den Staatsdienst. Von nun an widmete er sich gänzlich dem Studium der Algen und stand dabei in lebhafter Verbindung mit Raben borst, Milde, Gru- now. Lenorinand u.a. Die Erforschung der Algenflora Mährens und Oeslerr. Schlesiens, soweit sie eben gediehen , ist fast gänzlich ]V a V e's Werk. — Dr. Joh, Wilh, Sturm, der Herausgeber der ,, Flora Deutschlands in Abbildungen," welcher am 7. Jänner d. J. starb, wurde am 19. Juli 1808 zu Nürnberg geboren und von seinem Vater zum Künstler wie zum Naturforscher herangebildet. Von seiner Flora waren in letzterer Zeit die Faren und Equiseten zur Herausgabe vor- bereitet. Dem Studium der ersteren Familiewidmete sich St. insbe- sondere und hinterliess auch das Manuskript eines Nomenclafor der- selben, welches mit der grössten Genauigkeit gearbeitet ist und einen namhaften Umfang erreicht hat. — Dr. Philippi hat sich Anfangs November v. J. nach der Itiscl Juan Fernandez begeben, um dort naturhistorische Studien zu machen. 90 — Abbe Susthene Veyron Lacroix starb den 30. Novem- ber V. J. zu Chatellerault im Alter von 47 Jahren. — Carl Helfe rieh, Direktor der landwirthschaftlichen Cen- tralschule in Weyhenstefan in Baiern ist am 20. Jänner gestorben. — Professor v. Lieb ig in München hat einen Ruf an die Uni- versität Berlin von Seiten des k. preiiss. Ministeriums erhalten, den- selben jedoch abgelehnt. — Maria Anna Libert starb am 13 Jänner zu Malmedy (Reg. Bez. Aachen), nachdem sie ein Alter von 83 Jahren erreicht hatte. — Dr. August Vogl, Assistent an der Lehrkanzel für Natur- geschichte an der k. k. Josefs-Akademie, erhielt von der kais. Akade- mie der Wissenschaften, zu einer Untersuchung über die Art der Be- theiligung der atmosphärischen Luft bei dem Zustandekommen der Gährungs Vorgänge und der Entstehung niederer Organismen, eine Subvention von 150 Gulden. Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissen- schaften, mathem. naturwissensch. Classe am 9. Dezember 1864 tiberreichte Prof. Dr. Boehm eine Abhandlung, betitelt: „Wird das Saftsteigen in den Pflanzen durch Diffusion, Capillarität oder durch den Luftdruck bewirkt?" Nachdem Malpighi und Grew die Spi- ralgefässe aufgefunden, glaubte man, dass in diesen das Saftstei- gen erfolge. — Nun führen aber die Spiralgefässe nur ausnahms- weise und dann nur zeitweilig Flüssigkeit, sondern Luft, oder es fehlen dieselben ganz. Nachdem Dutrochet die Erscheinung der sogenannten Endosmose und Exosmose entdeckt, glaubte man, dass das Saftsteigen durch Diffusion bewirkt werde, indem die relativ oberen Pflanzenzellen in Folge der Verdunstung concenlrirtere Säfte enthalten sollten, als die unteren. Wäre diese Ansicht rich- tig, so müssten die Pflanzen im absolut feuchten Räume Wasser abgeben oder die mit den concentrirteren Säften gefüllten Zellen zerreissen, was beides nicht der Fall ist. Dass ein Ausgleich der verschiedenen Concentrationszustände in den übereinander stehenden Zellen der im feuchten Räume sich befindenden Pflanze nicht erfolge, beweist der Umstand, dass in Wasser gezogene Pflanzen, nachdem sich dieselben durch 14 Tage im absolut feuchten Räume befunden hatten, normal weiter transspiriren, wenn sie dann in destillirtes Wasser gestellt und in trockene atmosphärische Luft oder selbst in Stickgas gebracht werden. In Folge der Erscheinungen des Tiiräncns beim Weinstocke wurde Hofmeister veranlasst, die Ursache des Saftsteigens als eine Diffusionswirkung der mit colloidartigen Sub- stanzen gefüllten Wurzelzellen zu erklären. In Folge dieses ihres In- 91 hnltes sollli'H die Wnrzelzellen iiielir Flüssigkeil aurzimehmen im Stande st-iii, als sie fassen können, und so der IJeherschuss in die oberen Pflanzenzellen g-epresst werden. Dieser Ansiclit widerspricht ebenfalls die von dem Verfasser nachgewiesene Thatsache : dass die Pflanzen im absolut feuchten Raum kein Wasser ausscheiden, so wie der Umstand, dass nur wenige Pflanzen und auch diese nur kurze Zeit bluten. Der Verfasser hat nun im verflossenen Jahre die Behauptung aufgestellt: „dass das Saftsteigen eine Folge von Transspiration, ein reiner Saugungsprocess sei; dass die Hebkraft von dem Luftdrucke geliefert werde." Mittlerweile wurde von Herrn Prof. Dr. F. Ungar die Ansicht ausgesprochen, dass der Nahrungssaft in den Molecular- interslilieu der Zellwande aufsteige. Der Verfasser kann aus anato- misclien und physikalischen Gründen dieser Vorstellung nicht bei- ptlichten. Er führt die Resultate seiner neuen Versuche an, welche alle für die Richtigkeit seiner Theorie sprechen. Ist das Saflsleigen wirklich eine auf der Elaslicität der Zellwände beruhende, durch die Transspiration und den Luftdruck bedingte Saugung , so muss die neben Chlorcalcium in einen möglichst luflverdünnten Raum versetzte Pflanze olFenbar vertrocknen. Diese Voraussetzung wurde durch den Versuch vollkommen bestätigt. Durch das Entweichen der in der Pflanze eingeschlossenen Luft im luftverdünnten Räume werden zwei- fellos viele Zellen zerreissen. Um nun dem Einwände zu begegnen, dass dadurch der Tod der Pflanzen bedingt werde, wurden dieselben bald nach dem Evacuircn wieder in die freie Luft zurückversetzt, wo sie normal weiter wuchsen. Auch der Nichtphysiologe weiss: ohne Luft kein Leben. Es wird ihn daher nicht wundern, dass die Pflanzen in luftverdünntem Räume absterben. Ueber das „Warum'' aber haben sich selbst die Fachmänner bisher keine Rechenschaft gegeben. Die Ursache des Todes der Pflanzen im luftverdünnten Räume kann ent- weder eine mechanische oder chemische sein. Wir wissen, dass alle Lebensproccsse der Organismen, insoferne dieselben von der atmos- phärischen Luft abhängen, durch den Sauerstoff eingeleitet werden. Es wurden daher Pflanzen bei gewöhnlichem Luftdrucke in trockenes Stickgas oder in luftverdünnten, absolut feuchten Raum gebracht. Die Pflanzen waren selbst nach 14 Tagen noch völlig unversehrt und wuchsen, in freie Luft versetzt, wieder weiter. Die nächste Ursache des Absterbens von Pflanzen im luftverdünnten Räume ist also eine mechanische; sie liegt darin dass unter diesen Umständen die Kraft fehlt, welche sonst von den elastischen Zellwänden in Spannkraft um- gesetzt, das Saftsteigen bewirkt. Wären die angedeuteten Versuchs- resullate und die daraus gezogenen Schlüsse richtig, so müssten die Pflanzen im lultverdünnten trockenen Räume verhältnissmässig lange lebend erhalten werden können, wenn die Luft in den Intercellular- räumen und Spiralgefässen immer unter dem Atmosphärendrucke erhallen würde. Zu diesem Zwecke wurde ein eigener Luftpum- penteller construirt, vermittelst dessen es möglich war, den in gläsernen Flaschen aus Zweigen, welche durch einen doppelt durch- bohrten Kautschukstoppel gesteckt waren, gezogenen Weidenpflan- zcn linier dem evaciiirten Recipicnten der Luftpumpe immer frische Luft zuzuführen. — Bei diesen Versuchen lebten selbst jene Pflanzen, welchen statt atmosphärischer Luft oder Sauerstoff reines Stickgas zugeführt wurde, wenigstens 14 Tage. Die Resullate der von dem Verfasser angestellten Versuche lassen keinen Zweifel übrig, dass das Saftsteigen weder durch Ditlusion noch durch Capiliarität, sondern durch den Luftdruck bewirkt werde, wenn sich auch nicht in Abrede stellen lässt , dass die Nahrungsaufnahme aus dem Boden durch einen von dem colloidartigen Inlialte der Wurzelzellen eingeleite- ten Dilfusionsstrom sehr unterstützt wird. — In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissen- schaften, mathem.-naturwiss. Ciasse, am 5. Jänner übergab Dr. H. W. Reichardt einen Aufsatz, in welchem ein neuer Brandpilz aus Neu-Seeland besclirieben wird. Er bewohnt die Stengel, Bliithen- stieie und Früchte einer Umbellifere, Anisotome geniciilata Hook. fil. und gehört der Gattung Aecidium an. Dem entsprechend wurde er von dem Vortragenden Aecidium Anisotouies genannt. Dieseneue Art istdem auf ilen Bldltern \on Berberis ilicifolia Forst, lebenden Aecidium ma- gellanicum Berke]. am nächsten verwandt, unterscheidet sich von ihm aber durch die viel längeren, am Rande entweder ungetheilten, oder höchstens stumpf gelappten Becherchen , durch einen andern Bau des Peridiolums und durch verschiedene Dimensionen der Stylos- poren. Das Aec. Anisotomes bildet wegen der langröhrigen Form seiner Peridiolen, so wie dadurch, dass die Zellen derselben, nameul- licli im oberenTheile der Hüllchen, eigenthümlich verdickt erscheinen, den Uebergang zu der Gattung Roesteiia und rechtfertigt es, wenn man diese beiden Genera vereint. Aus Neu-Seeland und den antark- tischen Inseln sind im Ganzen kaum ein Dutzend Arten aus der grossen Klasse von Brandpilzen bekannt, und es dürfte daher auch dieser kleine Beitrag zu ihrer näheren Kenntniss nicht unerwünscht scheinen. — In einer Sitzung der schlesischen Gesells chaft fü r vaterländische Cultur. Botanische Section. Am 3. November zu Breslau hielt Dr. Milde einen Vortrag über Farnbastarte, indem er die aus der Befruchtung zweier Arten hervorgehenden echten Bastarte von den Varietäten unterschied. Während zu ersteren die Zwischenformen zwischen Aspiditim lobatum, Braunii, aciileaium, spinulosum und cristalum gehören, werden als echte Hybrida die Baslarle zwischen AspleniumTrichomanes und vhide, sowie zwischen A. Trichomanes und gennanicum, endlich der merkwürdige Baslart zwischen Srolopnidrium ofßcinarum und Ceterach off- beschrieben und durch getrocknete Exemplare und Abbildungen erläutert. Wund- arzt Knebel hielt einen Vortrag über die Manna liefernden Gewächse. Für das B'lanna der Bibel wurde früher der aus dem stachlichen Strauche Alkagi Maiirorum Tourn. im Orient ausgeschwitzte honig- arlige Saft gehallen, der, zu braunrölhlichen Körnern verhärtet, das persische oder Alhagi Manna liefert. Später hielt man Tamarix tiian- nifcra Ehr. ^eine Varietät der T. gallica), die am Sinai durch den 93 Slifh einer Schildlaus (Corcus majiniparus) ein gcniossbares Manna anssclnvilzt ( oin Baum ca. 80.000 Tropfen) für die biblisciu) Pflanze. Das Manna der xVpotlieken sfaiiunt meist von südeuropäisclien E;>clien (Ornus evropaea und rolnndifolia); selbst die einheimische Esche (Fraxinns excelsior) soll in wärmeren Gegenden Manna aus- schwitzen, wie andere Arten in 3Iexico und den Antillen. Dasselbe llnin drei Eichen Südeuropas und des Orients (Quercus mannifera, Aegilops, coccifera); auch Weiden, Rhododendron. Celastrus. und insbesondere Evcalyptns-ArXcw. Die Mannafleclite, Leranora esru- Icnta Pallas, wächst in der Tartarei. der Kirgi.^ensteppe und ganz >A'cstasien bis nach Sebastopol, und wird durch Stürme und Regen- güsse oft massenhaft nach einzelnen Punkten hingeführt, wo sie zu einer Art Brot verbacken wird; so fiel im März dieses Jahres in Klein- asien. N.-W. von Diabekir, ein Flechtenmanna nieder, von welchem Proben der Section vorgezeigt wurden. ' In der Sitzung vom \7. November berichtete Stud. Engler über seine Reise in die galizischen und ungarischen Ceniralkarpaten, w(>lclie er botanischer Zwecke halber in Gesellschaft einiger berliner und breslauer Botaniker im Sommer dieses Jahres unternahm. Her- vorgehoben wurde die scharfe Begrenzung der Tatra durch die vier Flüsse Waag, Poprad, Dunajec. Arva, die niedrige Tiefenlinie, welche das Gebirge umgibt, die Steilheit und Zerrissenheit des Gebirges, seine zahlreichen Querrückcn, die bizarren und schrofien Formen der einzelnen Spitzen und die eigenthümliche Thalbildung. Die Tatra selbst besteht ganz aus Granit und nur im Norden findet sich Kalk an- liegend; die westlich von der Tatra gelegenen liptauer Alpen und die östlichen zipser Alpen bestehen fast ganz aus Kalk. Wegen der Mas- sigkeit des Granits kann nur wenig Dammerde gebildet werden, daher die kümmerliche Vegetation über 6000'. Sehr reich ist die Flora in den zipser Kalkalpen, wobei aber der Kalkboden als ein geringerer Faktor anzuschlagen ist; vielmehr muss man den grössten Einflus.s den warmen Südwinden zuschreilien, welchen die zipser Alpen aus- gesetzt sind. Was die Vegetation der am Fuss des Gebirges sich hin- ziehenden Hochebene betrifft, so hat dieselbe auf der Südseite des Gebirges schon Manches aus Ungarn entlehnt, besonders reich ist an solchen Pflanzen der Galgenberg bei Kesmark. Von der Flora der zipser Ebene ist die der liptauer Hügelregion ziemlich verschieden, besonders ausgezeichnet durch das Vorkommen von Alliiim ochro- levrum. Campanula carpatica^ Calamintha aJpina, Erysimvm Witt- monui Zmoadsky, Lnctuca perennis, Teurrium Chainaedrys. Buplenrum rotinidifoünm etc. Es gehl diese sonst wenig belaubte Ebene nach dem Gebirge zu in eine sumpfige, von Fichten bedeckte Ebene über, ausgezeichnet durch das Vorkommen von Pedicularis Sceptnim Caro- linnm. Boirijchinm matrkarioides. Trientalis. Drosera rotundifoUa, Viola palustris und anderer sonst in den Karpaten seltenen Pflan- zen. Häufig ist auch hier Cimicifuga und Cirnnm Eriophorum. Die Buchenregion tritt recht charakteristisch nur östlich und westlich von der hohen Tatra auf, wo sie bis 3900' hinauf geht. Gegen die hohe 94 Tatra hin wird sie seltener und geht auch weniger hoch. Charakleri- stisch für die Buchenregion ist in der wesUich gelegenen Tatra Vibur~ mim Lantana, Senecio umbrosus, Buphthalmum salicifolium, Tozzia alpina. Es folgt die Fichtenregion bis 4000 Fuss, ausgezeichnet durch ihren Reichthum an Filices und Lycopodien , unter denen Cystopteris sudetica und C. montana hervorzuheben sind. Epipogium findet sich selten, dagegen sind Senecio subalpinus, Salix silesiaca, Arnbis alpina, Polemonium, das den Karpaten eigentiiüinliclie Chry- santhemum rotundifolium neben diesen gewöhnlichen Pflanzen in die- ser Region ziemlich häufig. Reicher als in der eigentlichen Tatra ist die Vegetation dieser Region in den zipser und liptauer Alpen, wo besonders Dianthus plumarivs, Alsine laricifolia, Leontopodium, Linum alpinum den Botaniker erfreuen. Die zipser Alpen bieten ausserdem noch in dem Eldorado der botanischen Karpaten-Reisenden, dem Drech- selhäuschen: Phaca australis, Arabis bellidifolia, Cortusa, Trifolium badium, Orobanche flava etc. Die Knieholzregion von 4300 — 5300 Fuss ist ziemlich scharf begrenzt. Ihr Charakter weicht sehr von dem der Knieholzregion in unserem Riesengebirge ab, da den Kar- paten die ausgedehnten sumpfigen Pläne mit den ihnen eigenthüm- lichen Pflanzen fehlen, welche in unserem Riesengebirge die Knie- holzregion so auszeichnen. Bemerkenswerthe Pflanzen sind unter anderen Crepis Jacquini , Bellidiastrum , Pedicularis Haequetii, Carex atrata, aterrima, ferruginea. ßrma, sempervirens, Rumex scutatiis und Campannla rhomboidalis. In der hohen Tatra ist die Vegetation auch in dieser Region arm zu nennen, reicher in den Kalkalpen, wo Dryas, Hutschinsia alpina, Draba aizoides, Saxi- fraga caesio, perdurans, androsacea, Ranuncnlus rntaefolius, Oxy- tropis campestris. Androsace laetea und Chamaejasme, Geutn reptans, Bupleurum ranunculoides, Gentiana nivalis, Avena carpatica etc., kurz eine vollständige Alpenflora uns entgegenlacht. flier zeichnet sich ebenfalls das Drechselhäuschen durch Phaca astragalina, Oxytropis carpatica Uechtritz, Phleum Michelii, Festuca nutans, Cerastium latifolium, Cineraria capitata, Primnla longiflora, Ery- simum helveticum. Draba tomentosa, Petrocallis pyrenaica und noch so manche seltene Pflanze aus. In den liptauer Alpen bietet der Chops als eigenthtimiiche Pflanzen dieser Region den Dianthus nitidus, Campanula pusilla und Coronilla vaginalis. In der oberen alpinen Region von 5300 Fuss an starren uns überall rauhe Felsen- massen entgegen, sehr vermissen wir die Gletscherbildungen der Alpen. Die Vegetation ist ziemlich dürftig: Aronicum Clusii, Saxi- fraga hieracifolia und S. carpatica, Senecio carniolicus und abro- tanifolius, Campanula alpina, Ranunculus montanus , Cherleria, Silene acaulis, Salix retusa, reticulata, herbacea und Jacquini sind für diese Region charakteristisch. Ueber 7000 Fuss treffen wir nur noch vereinzelt Gentiana frigida, Saussurea pygmaea, Chrysan- themum alpinum, Ranunculus glacialis, Saxifraga oppositifolia und retusa an. Dr. Richard Sad eb eck sprach über die monströse Ent- wickelung der männliehen Blüthen von Lychnis vespertina durch 95 Uredn anfherarum Pers. (Uredo Schlechtenddlii K\.^. In diesen im hiesigen botanischen Gaiicn beohaihlolen Blülhen waren die Anfheren, statt mit Pollen mit den violetten ßrandsporen ganzlich erfüllt; dafür hatte sich aber das Pistill, wie das Carpophoium nnter- halb des Stempels, welche in den gewöhnlichen mannlichen Blülhen gänzlich verkümmern , mehr oder weniger vollständig ausgebildet, so dass die Blüthen scheinbar zwittrig geworden waren. Der Secretär der Section, Prof. Ferd in and Co hn, hieU einen Vortrag über La- minavia digitata Lin. Diese colossalsle der Nordseealgen, einer Familie angehörig, welche in nördlichen Breiten, namentlich im arcti- schen und anlarctischen Meere, submarine Wälder von colossaler Höhe (bis zu 700 Fuss) darstellt, hat erst in neuester Zeit eine Ver- werthung zu chirurgischen und gynäkologischen Zwecken gefunden, indem die zu kurzen Cylindern abgedrechselten, ausgewaschenen und getrockneten Stiele nach dem Vorschlag von Wilson in Glasgow zu Bougies und Sonden besonders zur Erweiterung von Oetl'nungen und Canalen statt des Presschwammes benutzt werden. Es werden jedoch unter dem Namen der L. digitata zwei Arten verwechselt, welche zuerst durch den Rev. C. Clo ust o n auf den Orkneyins(.'ln unterschieden wurden; die eine, L. flexicaulis Le Jolis, in sehr flachem Wasser horizontal fluthend, zeichnet sich durch die unregel- niässigen Wurzelzweige, den süsslich schmeckenden , biegsamen glatten, glänzend kastanienbraunen, nie mit Schmarotzeralgen be- setzten, im Querschnitt meist elliptischen, oft an der Basis zusammen- gezogenen und nach oben verflachten Stiel und die verhältnissmässig sehr lange (12 — 20 Fuss), schmälere und wenig getheilte Blattspreite aus, während L. Cloustoni Edmonston, in tieferem Wasser auf- recht stehend, wirklich strahlige Wurzelzweige, einen verhältniss- mässig (4 — 5 Fuss) langen und sehr dicken, steif aufrechten, brü- chigen, walzenförmigen, nach unten stets, bis zu 7 Zoll Umfang verdickten, nach oben verschmälerten Stiel mit graubrauner, matter, runzeliger Rinde, die meist von Schmarotzerpflanzen besetzt ist, und eine höchstens 6 — 8 Fuss lange, fächerartig ausgebreitete', sehr viel- spaltige Blattspreite besitzt. Nur die Stiele der Laminaria Cloustoni Edm. taugen zu chirurgischen Zwecken, da diese mehrjährig sind und zu mehr oder minder dicken, hornartigen Cylindern austrocknen, wäh- rend die weit dünneren Stiele der ein- bis zweijährigen L. flexicaulis zu biegsamen Fasern verschrumpfen. In Wasser aufquellend, nehmen die Stiele der Laminaria Cloustoni nach einigen Stunden wieder ihre früheren Dimensionen an; bei entsprechenden Versuchen erreichte ein Cylinder von 55 Millimeter Länge und 24 Millimeter Umfang im Wasser von 20^ nach 2 Stunden einen Umfang von 27 Mm., nach 12 Stunden von 35 Mm., nach 18 Stunden von 40 Mm., nach 24 St. von 42 Mm.; die Länge war zu 61 Mm. (^Ü^/q) zuge- nommen. Es wurde daher der Durchmesser der Laminaria durch Aufquellen von 7,96 bis zu 13,68 Mm., um 72%, etwa im Verhältniss von 11: 19, vergrös-ert; dem entsprechend würde ein Canal durch diese Laminarie im Verhältniss von 49,9: 146,9, also fast um das 96 Dreifache, erweitert werden. Für die Praxis zu berücksiclilig-en ist jedoch der starke Gehalt der dickeren Laminaria-Sllhe an Meersalz, der sich durch -inen scharfen Gescliinack kundgibt, wie ihre Neig^ung- zum Faulen und Brechen. Zur Erläuterung- wurden getrocknete colossale Exemplare der beiden Laminarien von Helgoland vorg-ezeigt, wo dieselben überaus gemein und, in ungeheuren Massen an den Strand geschwemmt, durch sofortige Fäulniss höchst lästig werden, ohne bis jetzt irgend eine Verwendung gefunden zu haben; doch soll durchden Apotheker von Helgoland im nächsten Jahre ihre Verarbeitung zur Jod- und Brom-Fabrikation versucht werden. Dr. Herr mann Cohn theilte mit, dass, als er bei Verdauungsversuchen an einem Hunde in eine künstliche Magenfistel eine Laminariensonde einge- führt, das Thier jedesmal binnen einer Viertelstunde lebhafte Unruhe und Erbrechen gezeigt, während die Einführung eines Glasstäb- chens etc. keine Beschwerden herbeigeführt habe. In der Sitzung vom 7. Dezember verliest der Secretär ein An- schreiben des Präses der Gesellschaft, Geheimenralh Göppert, enthaltend eine Zusammenstellung der im Besitz der Gesellschafts- bibliothek bereits befindlichen 3Ianuscripte über die „schlesische Flora", welche eine nicht unbeträchtliche Anzahl werfhvoller Mono- graphien darstellen. Nach dem Vorschlage des Herrn Präses sollen diese Manuscripte in der Gesellschaftsbibliothek in einer besonderen Abtheilung aufbewahrt und unter den gewöhnlichen Bedingungen zur Benutzung gestattet werden; die Herren Besitzer ähnlicher Manu- scripte oder Lokalfloren werden ersucht, dieselben der Gesellschaft zur Aufbewahrung und Benutzung für zukünftige Bearbeitungen zu überlassen. Prof. Cohn theilte mit, dass Apotheker L o h meyer in diesem Jahr wiederum eine sehr grosse Anzahl von Modellen zur Erläuterung des Blüthenbaues und der Fortpflanzung der Gewächse angefertigt. Namentlich die complicirten Fructificationsorgane der Kryptogamen werden durch Reihen höchst instructiver Modelle, welche zum Theil die ganze Entwickelnngs-Geschichte darlegen, veranschaulicht. Diese in ihrer Art einzige, bis jetzt an 2Ü0 versciüe- dene Modelle enthaltende Sammlung, welche ihre Entstehung der uneigennützigen Hingebung und der technischen Begabung des Herrn Loh meyer verdankt, ist im Aud. V. der Universität ausgestellt. Ferdina nd Cohn. — Der kryptoga mis che Reiseverein unter Leitung von Dr. Schimper und Dr. Rabenhorst hat im zweiten Vereinsjalir 290 Tlialer eingenommen und 260 Thaler ausgegeben. Eingeliefert wurden von dem Reisenden Dr. v. Klinggräff 170 Nummern, von welchen 6 als werthlos cassirt wurden und 24 ihrer ungenügenden Anzahl wegen vorläufig zur Vertheilung nicht gelanoen. — Die Societa ifaliana delle scienze naturali wurde im Jahre 1859 in Mailand ursprünglich als eine geologische Gesellschaft ge- gründet, erhielt aber ihren gegenwärtigen Namen und Umfang in dem folgenden Jahre. Ihr Zweck ist die Förderung der Naturwissenschaft in allen ihren Zweigen und sie zählt gegenwärtig beiläufig 200 Mit- ,97 gliedor, bosondors ans doni forden llalitMis, wolclio ciiini Jnlirosboi- Irag- von 20 Fri'. zahlen und zum uncnliiellliilien Bezug der Atli be- reolitiot sind. Die Gesellscliafl hiiit niunadich eine Veri;anmilung- in Älailand und hat besehlossen jährlich einen „congresso"' in einer an- dern Stadt Italiens abzuhalten. Dererstecongresso wurde zu ßiella int Pieinont im vorigen Jahre unter dem Vorsitze von Qui'ito Selia eines ausgezeichneten Mineralogen und gegenu artig P'inanzminisler abge- hallen. Die Versammlung n urde am 3. Se|)t. eröflnet und dauerte 4 Tage. Die Gesellschaft Iheilte sich in drei Seclionen für Zoologie, Botanik und (jeologie. Die Geologen waren bei weitem die zahlreiclisten und ihre Arbeiten die wichtigsten, zunächst kamen die Zoologen und zu- letzt die Botaniker. Die beim congresso gehaltenen botanischen Vor- trüge waren folgende: Zumaglini über die seltenerenPhanerogamen der Flora zon Biella, Caruel über die Entwicklung der Flechten aus dem Genus Collema, Gibelli über die Geschlechtsorgane der Verru- carien, Cesati ül)er die bolanische Geographie des Disiriktes ßiella, Passer in i über eine Art \ on Ascon/yce. Rost an über die botanische Geographit' \on Aor lifalien. Dieses Jahr wird die Versamndung in Spezia unter dem Vorsitze des Marquis Doria abgehalten werden. Literarisches. — Das .,BulL'tin'- der naturforschenden Gesellschaft in Moskau enihält im 2. Hefle des J. 1864 unter andern: ,,Enumeratio plantarum in regionibus eis- et transiliensibus a cl, Semeno\io anno 1857 col- leclarum." Von E. Regel und F. v. Herder. (Mit 1 Tafel j. — Der nalurwissenschallliche Verein für Steiermark hat das zweite Hell seiner Miltheilungen herausgegeben. Dasselbe enthalt: ,, Nachträge zur Flora von Steiermark." Von Dr. J. C. Maly. — • ,,Das Sausalgebirge."' Von Dr. W. S Ireinz. — „Botanischer Ausflug in die Umgebung von Trifall." Von Ferd. Graf. — „Beiträge zur Flora von Eibiswald.'-'- Von Fr. v. Feil 1er. — ,, lieber Specialfloren." Von Ferd. Graf. — „Der Volksgärtner", eine Gartenzeilung redigirf von AI ex. Lukacsy, welche seit Mai v. J. in Pest in ungarisclier Sprache erscheint, wird nun auch in deulscher Uebersetzung ausgegeben. — Von Dr. H. Müller ist in Lippstadt erschienen eine „Geo- graphie der in Westfalen beobachteten Laubmoose." Dem Werke sind 2 Karten beigegeben. — - „Die B a s t a r l b e f r u c h t u n g im Pflanzenreiche erläu- tert an den Bastarten der Weiden von Max Wichura." (Breslau, Verlag von E. Morgenstern 1865). — Die Bestrebungen auf natur- geschichtlicliem Gebiete haben im V'erlaufe eines Jahrhunderts ein grosses Material von Beobachtungen geliefert; aber wie wurde es be- nützt zurLösung jener wichtigsten Aufgabe derNalurgeschichle beleb- 98 ter Wesen, zum Aufbau eines auf Abstammung gegründeten natürli- chen Systems. — Hier liegt einerseits die Schuld in der Planlosigkeit, mit welcher viele Beobachtungen gemacht wurden, andererseits in der Scheu, man könnte, indem man tiefere leitende Ideen in die Forschung hineinbringt, einer naturphilosopiiischen Bestrebung angeklagt wer- den, die mit Recht so sehr in Misskredit gekommen ist. D arv in hat zur rechten Zeit die Reaktion untergraben, welche die Naturphiloso- phie gegen sich heraufbeschwor: wieder darf der Gedanke und das ihm dienende Experiment in die Naturgeschichte eindringen, ja selbst die Hypothese, von der unser geistreiche Dr. Jäger in seinem Vor- trage über die Genealogie der Wirbelthiere kürzlich sagte „sie ist der Köder mit dem man Thatsachen fangt", kömmt wieder zu Ehren. Diese Gedanken drängten sich uns unwillkürlich auf, als wir die schöne und gründliche Arbeit von iVIax Wi chura durchlasen, in welcher eineReihe von exakten Versuchen über die Bastarlbildung der Weiden mitgetheilt wird, und die hieraus sich ergebenden auf die Systematik dieser Pflan- zenfamilie bezugnehmenden Resultate niedergelegt, so wie allgemeine Betrachtungen angeschlossen sind, welche sich auf die Eigenschaften der Bastarte überhaupt, auf die letzten nachweisbaren Ursachen ihrer Bildung so wie auf die Entstehung der Arten i)eziehen. Die Versuche verrathen eine Umsicht, die den gründlichen Beobachter kennzeich- net. Die mitgetheilten Resultate der Experimente machen den vollen Eindruck der Richtigkeit und Wahrhaftigkeit. Fügen wir noch hinzu, dass die Versuche mit Planmässigkeit durchgeführt sind, so haben wir wohl das beste gesagt, was sieh über eine Experimentaluntersuchung berichten lässt. — Von hohem Interesse erscheinen uns die allgemei- nen Betrachtungen über die Natur der Bastarie und über die Entste- hung der Arten. Die habituelle Schwäche der meisten Bastarte erklärt der Verf. auf eine ungemein einleuchtende Weise. Er geht von der Voraussetzung aus, dass einerseits jede Species Eigenschaften besitzt, die durch Anpassung an die äusseren Lebensbedingungen hervorge- gangen sind, und andererseits nur die Eigenschaften der Eltern auf die Kinder übergehen. Im Bastarte mischen sich also die differirenden durch verschiedene Lebensbedingungen hervorgebrachten Eigenschaf- ten; die neuen durch diese Mengung entstandenen Eigenthümlichkei- ten werden in der Mehrzahl der Fälle zur vollständigen Erreichung eines und desselben Lebenszweckes nicht au:^reichen. Aber auch nur in der Mehrzahl der Fälle, nicht in allen. Die Umstände können es ja hervorbringen, dass die von Vater und Mutter ererbten Eigenschaf- ten mit den dem Kinde gebotenen Lebensbedingungen so harmoniren, dass es gleichsam von Geburt aus schon accommodirt ist. Hiemit ist aber der Ausgangspunkt für eine neue Form oder wenn man will Species gegeben. Die so richtige Anschauung in Verbindung mit einem der Resultate seiner Beobachtungen: dass unvollkommene Ac- commodation dem Organismus eine vermehrte Fähigkeit zur Varietä- tenbildung gibt, drängt den Verfasser zu einer geistreichen; volle Würdigung verdienenden Idee: Die localen und klimatischen Verände- rungen, die auf unserer Erde statthatten, mussten eine Desaccom- 99 modation der bestehenden Pflanzen- und Thierfornien zu Folge haben. Diese hülle die Fortdauer der Organismen in Frage gestellt wäre sie nicht die Ursache gesteigerter Variabilität geworden, welche zu einer ausgebreiteten Varit'tälenbildung füliren musste, aus der zweifelsohne Furmen hervortraten, die sich mit Leichtigkeit den neuen Verhältnissen accommodirten und Sieger blieben im Kam- pfe um's Dasein? So haben wir denn eine Schrift vor uns, die nicht etwa bloss für den Hausbedarf des „bestimmenden" Bola- nikers geschaffen wurde, sondern die wegen ihres allgemeinen Stand- punktes jedem willkommen sein wird, der durch Darvin's geniale Werke angeregt, Interesse oder gar Antheil nimmt an den gegen- wärtigen Bestrebungen, das Räthsel über die Entstehung und Ent- wickelung unserer heuligen belebten Schöpfung zu lösen. Die schöne Ausstattung der Schrift (Quart, zwei Foliolafeln in Naturselbstdruckj verdient alle Anerkennung. Dr. J. W. Sammlungen. — Von dem Herbarium österreichischer Weiden der Gebrüder Kerner ist die 3. Dekade in schönen, instruktiven und reichlich aufgelegten Exemplaren erschienen. Sie enthält nachfol- gende zehn Formen, von denen manche wohl nur durch diese Samtn- lung in die Hände derButaniker gelangen werden. 21. Salix sphaero- cep/iala Kern. (Oesl. bolan. Zeitsch. ISfii, S. 240) c^. Von einem 2 Klafter hohen Busche an dem Gehänge, welches unterhalb Zirl bei Innsbruck das Ufer des Inn bildet. 2000' — 22. S. auritoides Cpnr- purea X auritaj Kern, (ßicderösl. Weiden S. 1.35) (^. Von einem 4 Fuss hohen vielästigen Strauche am Ufer des Lanser See's am Mit- telgebirge bei Innsbruck. 3000 Schiefer. — 23. S. Mauternensis ipurpvrea X Caprea) Kern. (Niederösl. Weiden. S. 139) ^. Wien. Von einem l^/j Klafter hohen Strauche zwischim dem Arsenal und dem Laaerberge in dem Salicelum nächst dem ersten Wächterhause der Raaber Eisenbahn. 700'. Tert. Schotler. — 24. S. amygdalina L. var. Villarsiana (S. amygdalina Vill.) cj" Klaflerhoher Strauch am Ufer des Innflusses bei Innsbruck. 1800'. Alluv. — 2b. S. daphnoides Vill. ^. Breitblältrige Form mit gelben Zweigen. Ufer des Inn zwi- schen Innsbruck und Zirl. 1800'. Alluv. — 26. S. cuspidata (_pen- tandra X fragilis} Schultz. ^^. An Wiesengräben bei Heinreichs am Plateau des böhm. mähr. Gebirges. Zwei Klafter hohes baumartiges Exemplar. 2000'. Granit. — 27. S. Ehrhartiana Qpentandra X alba^ Smith (^. Von einem auf kalklosen Moorgrund in der Seeh. von 3000' stehendem 3 Klafter hohen Baume bei Sterzing in Tirol. — 28. S. grandifolia Sering. 9. Am östlichen Ufer des Achensee's in Tirol. 3000'. Kalk. — 29. S- cinerea L. ^. Dornbach bei Wien. 800'. Lehmboden. — "iO.S.pubescens Schleich.^. Mannshoher Strauch im 100 Längenthal überLiscns inNordlirol. 6200'. Schiefer. Diese sind die zolin P'oriiien der 3. Decade, ihr ist gleich den frühem Decaden ein Bogen Text heigegeben, welciier zu den einzelnen Numniern erklärende Da- ten lieferl. So Nachweise zur Synonymik un die frei ilurcli il ie Fost be- ersclieint DOiaillM Ulltt DOldDIHer, ^o^en ^ve,■Oe^ s .Ilen, sind den Krsten jeden Monats. Mos l>ei der lte weitesten vom Rinnsale des Flusses, man trilfl ihn nämlich auf den äussersten rauhen Ufer- gehängen. Die Conglomeratfelsen und Uferwände stellenweise mit den zierlichen Veronica vrticaefolia, Campatiula carnica, caespitosa und Adianthum Cupillus behangen. Diesen reihen sich an durch den gleichen Standort: Potentilia caulescens, Paeder ola Ayeria, Phyteu- ma Scheuchzeri, Scabiosa graminifolia, Acena dislichophylla, Glo- hularia cordifulia, Sesleria coerulea, Erigeron glabratus, Calamintha thymifolia, Leotitodon hastilis var. hyoseroides Koch, Lasiagrostis Calamagrostis , Athamanta Matt/iioli, Cnidium apioides, Hieracium porrifoiium und bupleuroides; ferner Aspidium Lonchitis, Cystoptens fragilis, Polypodium calcareum und Scolopendrium oß'icinarum. An den Auen, besonders da, wo es an Feuchtigkeit und Schatten nicht fehlt, gedeihen in Fülle: Tofjeldia calyculata, BelUdiastrum 10;} Michelii, Carex alba, Epilobiiim montanum, Edca carnea, Leontodon incanus, Cletnatis recta,, Listera ovnta, Poli/gala Chainaebnxiis-, Prn- nella grandiflora, Orcliis maculata, miütaris , Gentiana cruciata, Veratrnm nigruni, Mercurialis ovata, Aster Amellus^ Selayinella liel- t:etica, Hacqiietia Epipactis. — Allium fallax und Biscutelia laevi- ffata nohinen die nacklesten Stellen an den Uferg-ehängen ein. Nähe von Quellen sowie vom Wasser überrieselte Al)liänge lieben: Anemone trifolia, Calainagrostis Innceolata , Chaerophyltuiu hirsntmn, Cardamine i^ylnatica und Impatiens , Pingulcula alpina, Cirsimn oleraceum, Sciwenus nigricans^ Blismus compreasus. Eben- daselbst findet man, doch in spärlichen Exemplaren, Astrantia car- niolica. Längs beider Uferwände zieht sich, durch Einstürze stark unter- brochen, ein dichtes Gehölz, bestehend aus Pyrus Aria, Ostrya vul- garis, Stnphylea pinnata, Pyrus Aucuparia, Spiraea ulniifoiia, Fra- xinuü Ornns, Pistacia Terebinthus, Firus Carica, Lonicera Xylosteum, Enonymns verrucosus , Aronia rotmidifo/ia, Prunus Mahaleb und Rubus discolor, zu dessen kühlenden Schatten manche Gebirgspilanze ihre Zutluclit nimmt, ich nenne besonders: Dentaria enneaphyllos^ bulbifera. Omphalodes verna, Viola mirnbi/is, Euphorbia cartiiolica, Cardamine trifolia, Oxalis Acetosella, Hypericum montanum, Arabis arenosa, Lapsano foetida, Aquilega vulgaris, Isopyrum thalictroides, Nepeta nuda var. violacea, Aconitum Lycoctonum und paniculatunt. Ferner sind hier selir häufig- auch: L'imium Orvala, Galeobdoion luteum, Senecio Fuc/isii, Epimedium alpinum, Symphitum tuberosum, Asarum europaeum, Hepatica trifoba, Melica unißora, Cyclamen europaeuin nel)sl Scolopendrinm officinarum, dann die etwas selte- neren Geranium nodosum , Piptatherum paradoxum , Bupleurum juncemn, Potentilla hirta, Bromus asper, Fesluca arundiuacea. — An sandigen Stellen Calamagrostis litoralis , Salvia verticillata, Verbascum nigrum , sowie eine Meng-e gemeiner weitverbreiteter Arten. Es hat die Vermuthung wohl viel Wahrscheinliches für sich, dass die Arten, welche im Isonzo-Thale angetroffen werden , ohne an ähnlichen Stellen in der Umgebung vorzukommen, aus anderen Gebieten hereingeschleppt wurden und nur darum auf das Isonzo- Betl beschränkt blieben, weil noch keine günstigen Umstände zu ihrer weiteren Verbreitung zusammengewirkt haben. Nun kann aber der Feuchligkeitsgrad der Atmosphäre mit den ihn begleiten- den Temperafurverhältnissen, der Verbreitung der Pflanze eben so eine Grenze setzen, wie die Bodenart selbst. Diess ist ohne Zweifei der Grund, warum auf völlig gleichem Substrate ausser dem Bette des genannten Flusses, Gebirgspflanzen nicht gedeihen. Indem wir diesen Grundsatz auf die Vegetation des Isonzo- Thales anwenden, erhalten wir die Ueberzeugung, dass von den 560 Arten Gefässpilanzen, welche sich daselbst nachweisen lassen, eine bedeutende Anzahl aus den nördlich gelegenen Gebirgen stammt. 8 •==• 104 In der That wurde mehr als 40% der angefülirlen Gewächse schon auf den nächstlieg-enden niedrigen Bergen vorgefunden. Nach Angabe des H. Prof. Piro na kouimt Tilia parcifoUa in den Wäldern der Carnia vor. Es ist aber nicht unwahrscheinlich, dass sich ihr Verbreitungsbezirk in östlicher Richtung bis an die Ge- birge des mittleren und oberen Isonzo ausdehne. Ihr südlichster Stand- punkt ist am Austrifte des Flusses ins Flachland, wo man sie stets nur als Strauch findet. — Einen Beweis für das Zufällige des Vor- kommens dieser Pflanze im Isonzo-Bette erblickt man in dem Um- stände, dass sie in den Wäldern am Fusse der angrenzenden Berge fehlt. Ebenso fehlt sie am Flusse der carnischen Alpen. Es ist mehr als ein Grund für die Wechselseitigkeit zwischen der Vegetation Friauls und jener des Görzer-Gebietes vorhanden; erstlich hängen beide Landstriche, ohne durch ein hohes dazwischen liegendes Gebirge von einander getrennt zu sein, wodurch ihre gegenseitige Kommunikation gestört wäre, zusammen und umfassen kaum 40 QMeilen an Flächenraum zusammen. In beiden Landstri- chen nehmen den Norden Gebirge ein , die , wenn sie auch im Friaul'schen eine grössere Gliederung besitzen , doch ohne grosse Zwischenräume mit den Gebirgen des Gorzer Dislriktes in Verbin- dung stehen. Ferner begleiten den ganzen Südabhang eocene Terliärablagerungen bald in Form von langgestreckten Hügelreihen, bald zu einem weiten Plateau auseinander tretend. Diese Ablagerungen werden im Friaul'schen ebenso durch Bäche und Flüsse durchbrochen, die von Norden kommend, den ihren Lauf bezeichnenden Schotter durchfurchen und mit AUuvionen vermehren. Dieselben Erscheinungen von Pflanzenverschleppung wiederholen sich an den Ufern der Tagliamento, der Forre, des Indrio und derNatisone. Aber auch in der Vegelation des Tertiärbodens beider Nachbargebiete findet kein wesentlicher Unterschied statt. Wir werden darum um so leichter vom Allgemeinen auf das Einzelne schliessen können. Um ein Beispiel für die Wichtigkeit dieser gleichartigen Be- schafi'enheit beiderLandstriche anzugeben, erinnere ich, dass man über die Herkunft der in den Wäldern bei Görz so häufigen Dianthus bar- batus völlig im Unklaren schweben müsste, wenn man nicht die Flora Friauls in Erwägung zieht, da diese Nelkenart weder iui Bette des Isonzo, noch in den angrenzenden Gebirgen zu finden ist. Allein im Friaul'schen verfolgt man die Spur von Dianthus barbatus von den Wäldern der Ebene aus bis in die Voralpen bei Venzone. Es ist dar- um die Vermuthung wohl gegründet, dass sich Dianthus barbatus ursprünglich von Westen her über die tertiären Hügel bei Görz ausgebreitet habe und er somit hier weder ursprünglich einheimisch, noch überhaupt eine Pflanze des Flachlandes isL Dunkler als irgend ein Räthsel aus der Verbreitungsgeschichte der Pflanzen erscheint aber das so beschränkte Vorkommen von Leontodon Berinii Roth im Grus des Isonzo bei Görz. Diese Art steht im Ansehen dem Leontodon saxatilis nahe, unterscheidet sich indess von demselben sehr stark durch den scharf anzufühlenden, feinen 105 Ueberzuo-, welcher fast mehlig- erscheint , und die Berandung der Blätter. Bisher wurde Leont. Ber., soviel mir bekannt, nur im Isonzo- Bette unweit Görz sfesehen. Nach Koch soll diese Pflanze von Klitsch bis zum Ausflusse des Isonzo vorkommen, allein trotz fleissi- gen Xachsuchens konnte ich der merkwürdigen Pflanze nirgends sonst begegnen. Wie hoch ungefähr die Anzahl der im Isonzo-Thale bei Görz eingebürgerten Pflanzenarten sein müsse, wird man auf eine indi- rekte Weise aus folgender vergleichenden Zusammenstellung ersehen. Der intensivste Einfluss auf die Uebertragung der Pflanzen er- streckt sich bis zu den durchschnittlich 80 Klafter von einander ent- fernten Ufergehängen. Bechnet man nun 20 Klafter auf die Breite des Binnsals bei niederem Stande des Wassers, so kommen unge- fähr 30 beiderseits auf den von Pflanzen besetzten Baum. Nach mei- ner Wahrnehmung dehnt sich aber jener Einfluss in der Länge von nahezu 2600 Kl. vom Eintritte des Flusses ins Flach- land aus. Wir erhalten somit eine Fläche von 150.000 [JK\. oder nahezu %qq D^I'-? über die sich die mit dem Flusse herabgelangten Pflanzen ausbreiten. Eine möglichst genaue Zählung aller daselbst vorkniiimenden Arten von Gefässpflanzen gab aber die Zahl 5fiO zum Besulfat. Der benachbarte Distrikt des Diluvialgerölles östlich vom Isonzo beherbergt auf V2 nMl. 227 Arten Gefässpflanzen, welche ihm ausschliesslich eigen sind, nebst 332 Arten jener, welche er mit dem Terliiirboden (Mergel und Lehm) theilt. Im Ganzen be- sitzt also dieser Distrikt 559 Arten Gefässpflanzen, mithin soviel als das Isonzo-Thal selbst auf Vioq [jMl. Man wird den relativen Artenreichthum des Tsonzo-Thales bei Görz noch mehr zu würdigen wissen, wenn ich bemerke, dass auf V2 D^^'- f^^s Tertiärbodens östlich vom Isonzo mit Einschluss einer bedeutenden Waldstrecke westlich von dem Flusse nur 76 eigene Arten kommen. Zählt man die Arten hinzu, welche er mit dem Ternovaner Walde gemeinschaftlich hat. so erhält man 128 Arten, sammf jenen, welche der Tertiärboden mit dem Isonzo-Thal gemein hat 143. Ferner hat dieser Distrikt 332 Arten, die auf losem Dilu- vialschotter ebenfalls vorkommen; mithin ergibt sich für den Tertiär- boden bei Görz auf Vi Qj^Il- eine Gesammtsumme von 475 Arten Gefässpflanzen. Das Tertiärland mit seiner aus Mergel, Lehm und Thon besie- henden Unterlage ist also an Arten ärmer als das anstosscnde Kalk- steino-i-biet. Allein jene mineralischen Substanzen bedingen durch ihre Fähii>-keit, die Feuchtigkeit längere Zeit zu behalten, eine ver- hältnissmässig grössere Individuenanzahl, eine üppigere und zusam- menhäno-endere Pflanzendecke. Derselbe, wo nicht ein noch auffal- lenderer Kontrast der Vegetation hinsichtlich dieser zwei Unterlagen, bietet sich in Istrien dar. Verhältnissmässig am ärmsten an Arten ist der Ternovaner Wald, wo ich auf 4nMI. nur 190 Arten (Gefässpflanzen) beobach- tete, die demselben allein zukommen, und 58 solche, welche auch 106 im Tcrlicirland in der Niederung auflrelen, also zusammen 248 Arten. Allerdings niuss ich gestehen, dass mir dieses Gebiet noch zu wenig genau bekannt ist, als dass man jene Zahl als die richtige ansehen könnte. Allein, wenn man auch diese Zahl verdoppelt, so kommt sie doch noch nicht jener gleich, welche ich für jenen geringen Flächen- raum im Thale des Isonzo gefunden habe. Es bleibt daher immer eine sehr auflallende Erscheinung, dass die Ufer des Isonzo auf Vioo D"^^'- einü grössere Arfenanzahl aufzuweisen haben, als der ganze -iOOmal grössere Teinovarer Wald. In der Thal kann aber, genauer betrachtet, diese Thatsache nicht überraschen, wenn man bedenkt, dass die Pflanzen im Ternova- ner Walde, mindestens soweit der Hochwald reicht, wegen der ein- förmigen Gestaltung des Bodens und des sich überall gleich bleiben- den Masses der Feuchtigkeit und der Insolation, auch die Vertheilung der Arten gleichmässig, ja selbst der Individuen eine gleichför- mige, last einförmige sein muss. Daher kommt es, dass man hier fast ül)erall dieselben Arten antrilTt und erst am Saume des Waldes und an den äusseren Gehängen des Gebirges eine grössere Mannig- faltigkeil eintritt. Nach der Eigenschaft des Lehm- und Mergelbodens, die Feuch- tigkeit leichter zu behalten, wodurch zugleich die Temperatur im Sommer herabgedrückl wird, lässl sich vermuthen, dass die bewalde- ten Theile des Terliärlandes längs des Isonzo viele von den mit dem Flusse herabgelangenden Gebirgspflanzen aufnehmen und dauerhaft beherbergen werden. Dieses triff"! wirklich ein, denn man beobachtet z. B. in einer 50 Klafter vom Ufer entfernten Waldung folgende Arten: Euphorbia carniolica, Hacquetia Epipacti^, Lapsana foellda, Cardamine trifoUa, Epimediuni alpinum, Rubus glandulosus, Verbas- cum tkapsiforme^ Veronica urticaefolia, Gentiana asclepiadea, Sene- cio Fuchsü, Scilla bifolia, Äsarum europaeum, Polypodium Pheyop- tei'is , Aspidium aruleatum, Luzula albida, Hypericum hirsutiim., Doronicum austriacum, Petasites albus, Fagus sylvatica, Thalictruiu aquilegiifolium, Potygala Chamaebuxus, Alimm ochroleucum, Aster AmeUi.'S, Fugus sylvatica, Pinus picea und Abies, und selbst Acer Pseudo-platanus und Betula alba scheinen durch die Bora ins Flachland gelangt zu sein, da sie fast ausschliesslich auf die Hügel längs der Wippach beschränkt sind. Zu den besonders charakteristischen Arten für lichte sowohl als schattige Waldun:Teri und Heidestrecken zählen: Calluna vulgaris, Erica carnea^ Polygala Chamaebuxus, Prenanthes purpurea, muralis, Vacc nium Myrtillus , J uniperus communis, Hypericum hirsutum, Allium ockroleucum, Aster Amellus, Senecio Fuchsü, Galeobdolm luteum^ Actaea spicata, Paris quadrifolia, Salix aurita, Gentiana asclepia- dea, Dianthus barbatus u. a. Arten. Im westlichen Friaul steigen selbst Betonica Alopecurus, Pingui- cula alpina, Parnassia palustris, Daphne Mczereum und Fraxiuus excelsior ins Tertiärland herab. 107 Einen andern Beleg- für die Thalsaclie, dass Gebirgspflanzen in der Ebene auf schwerem Thon und Mergelboden gut furtkoniinen, während umgekehrt wieder viele dieser Bodenart angestammte Ge- wäehse in bedeutender Höhe gedeihen, liefert das Vorkommen fol- gender Arten auf der Spitze des Berges Slavnik: Inula ensifoUa (er- scheint in grosser Menge im Bette des Isonzo), Gnaphalium dioicum, Hypochoeris maculata , Fraxitins excelsior , Prunella grandifolia, Silene nutans, Salix caprea, Crocus vernui , Convallaria majalis, Lmula albida , Viola caiiina , Spiraea Aruncus, Potentilla alba, Sanicula euvopaea. Anemone Hepatica, Stellaria Holostea und Den- taria bulbifera, indem alle diese Arien in der Niederung auch, doch nur auf Tertiarboden angelrolFen werden. Wir sehen also, wie hier das physikalische Moment bestimmend auf den Florencharakter einwirkt. Der Einfluss der chemischen Zu- sammensetzung des Bodens bleibt ihm so weit untergeordnet, dass man sich nur durch gewissenhafte Erwägung der Extreme, welche die Struktur i\ci<. Bodens in diesem Landstriche darbietet (man vgl. Beiträge zur P'lora der Umgebung von Gorz in dieser Zeitschrift 1863, Nr. llj vor einer zu weit gehenden Schlussfolgerung bewahren kann. Wien, im Februar 1865. Aroideologisches. Von H. Schott. Aufgefordert zu einer Aeusserung über Ernst Ender's „Index Aroidearum'" theile ich Nachstehendes mit: Die gamosepalen Spathiphyllen Schotl's, deren Ovarien nicht über die Sepala vorragen, sollen nach der Bezilferung Ender's Mas- sowien, die anderen, also die eleutherosepalen ex Schott, mit vor- ragendem Ovario, Spathipliyllen genannt bleiben. SpathiphyUiim Bonplandii S. , cannaefuUum S., Gavdnerl S., communatum S. (dieses letzte noch besonders unler Beifügung End.J als Massowien bezeichnet, sind demnach echte Massowien C. K.. und Sp. blandum^ heliconif'olium, longiroslre etc., echte Spalhiphyllen (ex Enderj. Spathiphylluni Lechlerianum S., dessen Sepalen am oberen Ende frei werden, dessen Ovarien nicht hervorragend sich zeigen, so wie Sp. llumboldtii S. das ausser freien Sepalen auch noch ein hervor- ragendes Ovarium hat, werden aber von Ender, was auffallen muss, ebenfalls als Massowien begrüsst, wobei noch hervorzuheben ist, dass die Addenda ^\gs Index Ender's Spathiphyllopsis Teysm. et B. als selbstsländige Gattung anerkennen und aufzählen, die doch nur Spa- thiphylluni comnmtatum S. — die Massuwia comnmtata End. ist. 108 Schon In den Meletematen 1832 wurde im Charakter von Spa- tkipkyllu/n „Sepala .... plus niinusve conglutinata vel connafa" betont. Nur Rhaphidopiwral insignis S., deren Namen jedoch Scliott's Genera Aroid. 1858 nur durch einen Lapsus calami, statt derBezeich- nung Rh. eximia hrachien, leuchtet hier , fraglich freilich, ebenfalls wie alle übrigen 21, definitive als Synonyme zu Scindopsns einbezo- genen Rhaphidophoren des Prodr. Syst. Aroid. Sc holt's, als einzige, mit X. bezeichnete Art hervor. Ausser derselben geben jedoch die Addenda End er, 8 weitere Species, als Rhaphidophoren, ohne alle Frage. Morphologisch und im weiteren Sinne geographisch, stimmen aber alle hier im Index und den berührten Addendis 30 Rhaphidopliova oder Scindapsus (Ender) genannten Arten, durch zweifacherige Fruchtknoten, deren Fächer vieleiig, deren Eier an langem Strange, an den Kanten der gegenstandigen Halbscheidewände übereinander gereiht sind, deren elliptische Samen eiweisshältig, deren Keim ge- rade, deren Samenlappen keimend über den Boden gehoben wird, so wie durch ihr inilisches und südseeinsularisches Vorkommen, als echte Rhaphidophoren (Schott's} überein, wahrend der Gattung Scin- dapsus Schott ein einfächiger, eineiiger Fruchtknoten, ein grundständiges sehr kurz bestrangtes Ei, ein nieriggeformter Samen, ein hufeisenartig gebogener dicker Keim ohne Eiweiss, ein unterirdi- sches Keimen zukommt und eig-en ist. Aber nicht nur Rhaphidophora und Scindapsus (S.) werden im Laboratorio Enders zusammengeschujolzen, noch 2 andere Genera i\es Autors der Genera Aroidearum, Anadendrum (Schott), ausge- zeichnet durch den kelchartigen Becher jeder einzelnen Blülhe, wie durch den rundlichen eiweisslosen Samen, und Epipremnum (S.), merkwürdig durch die am Grunde 2 Eier tragende, nur einerseits vor- kommende Halbscheidewand und die runden Samen mit hufeisenarli- geu Embryo, — auch diese müssen zur durch Ender vervollkommt hergestellt natürlichen Gattung Scindapsus End er! beitragen. Was nun noch die Sp(;cies dieses so hin gestellten Scindapsus anbelangt, so ist bei Sc. decursivus End,, Rhaphidoph. Wallichü (Schott) als Synonym angegeben, was nicht richtig ist, bei micro- stachyus (de VrieseJ Anadendron montanum S. i]en Scindapsus montanus(Zo\\ingeT'),was richtig, aber nicht richtig angegeben ist, wenn Sc. tnontanus Knlh. mit dem Synonym ,, Calla monta7iaB\."- d. i. der Rhaphidophora montana S. allein aufgestellt wird, wie im Index Enders der Fall ist. Bei Sc. multijugus CMoch., oder pin- natiis Hort., ist die nicht beigezogene Raph. dicursiva S. zu ver- stehen, bei pinnatus, die Rh. pinnata S. und pinnatifida S., welche als einerlei gedeutet werden, was nicht zu beweisen ist, da letztere nämlich Rh. pinnatifida S., den Polhos pinnatifidus Roxburgh, der von diesem Autor aufgestellt wurde, uns auch heute noch gänzlich unbekannt geblieben ist. 109 Doch um nicht zu sehr Geduhl in Anspruch nehmen zu müssen, begnügen wir uns mit vorstehenden, Gattungen betreffenden An- führungen und erwähnen weiterschreitend einiger Daten, die eben charaklerisirend genug sind. Aglaoneina oblongifolium S. nach Enders Index, soll A. Sim- plex B I. sein, es exislirt aber gar nicht. Alocasia heteroneura C. Kch. ist Caladium Schomburghii S. Atocasia Indica C Kch. ist nicht A. Indica et macrorrhiza S. gen., sondern wie eben vorstehende Angabe erweiset, ein Mischling, der nur zum Theil AI. IndicaS. meint AI. macrorrhiza S.Melet. p. 18. Synops-, Gener. et Prodr. hingegen ist die von Hermann, Forster, Robert, Brown unter Arum niacrorrhizon (hin n.} begriffene Art. Erstere hat eine lange schmale und später flachere, letztere eine kurze kahnförmige BIülhenscheiden-Ausbreitung ! Mit A. undipes C. Kch. fAppend. 1854) nun Xanthosoma undi- pes C. Kch. (der Jacquini Schott. Melet, 1832), konnte A, IndicaS. Synops. p. 46, 1856, pro parte! die Colocasia pruinipes C. Kch. d.i. die spätere Leucocasia gigantea S. das Arum Indiciim Lour eis, und das Caladium giganteum Blume, die nicht die unler yl/ocasia von Knth. und Hasskarl gemeinte Colocasia (iAlocasia~) Indica ist, noch eben diese echte Alocasia Indica S. (I. c. etiam pro parte) die auch noch das Jrwm /?idecM7w Rox b urg umfasst, viel weniger ver- wechselt werden!! Alocasia variegata C. Kch. (Append. 1854, p. 5.) = Colocasia Borgt Knth. (1841) undlAlocasia Borgt S. (Synops. 1856), oder das Arum punctatum Desf., ist, da sie kein fertiles Pollen zu bilden scheint, wohl nur eine Hybride. Ein lebend Exemplar aus Java erhalten, hat die punklirten Blatt- stiele der AI. Borgt und dabei noch den kupferfarbigen Anflug der AI. Qiybrida?^ metallica S., dem Calad. cupreiini C. K eh. (Appendix 1854, p. 6 n. — 5.) oder das im Ender'schen Index ausser Acht ge- lassene Caladium plumbeum C. Kch. das durch ,,peliolus cupreo- erubescens, folia hast ato-pel ta ta, ob longo-lanceo lata, . . . cupreo-brunnea, 10 — 12 poll. longa, medio 5 — 6 poll. lata, a medio ad apicem sensim attenuata, . . . auriculae brevis, apice rotundatae, divergentes" charakterisirt wird (Append. 1854), und allerdings sehr verschieden ist von der späteren AI. cuprea C. Kch, der im Index von Ender sonderbarer Weise vergessenen En- solenanthe metallica S.; der AI. metallica Hook er. Amorphophallus Leonensis Lemaire (Fl. de Serres II. l. 161, 1845^, nicht Lani. Fl. d. Serres, wie der Schreib-, Auslassungs-, Unlerschiebungs- und Druckfehler-volle Index Ender's zu wissen gibi, regt zu der Bemerkung an, dass der bei van Houtte zur Blüthe gekommene zu Corynophallus Aßelii S. zu rechnen sein möchte. Es wird besagt, dass Lemaire dafür hält, dass dieser Corynophallus zu Conophallus zu ziehen, den er aber (wohl mit Recht (Ender?!) nicht als Genus anerkennt. Was nun diese so gewichtig betonte Anerkennung betrifft, so darf nicht übersehen werden, dass sie zum Theil durch den Gesichts- kreis des Anerkennenden bedingt ist. Anders wird die Erkenniniss des Monographen, anders die des, den einzelnen Gegenstand Be- obachtenden sein. Ersterer findet wichtige Uebereinstiniinungen und Differenzen, die Letzterer zu berücksichtigen, trotz dem, dass sie von der Natur klar ersichtlich und deutlich gegeben sind, nicht zum Gedeihen der Wissenschaft zu benutzen weiss. Corynophallus hat ein anatropes, sehr kurz bestrangtes Ei, und ecliinates Pollen. Conophallus ein lang bestrangtes rückgebogenes, daher eigent- lich resupinato-orthotropesEi und glattesPollen. Dabei fest aufsitzen- des fast halbkugeligen Stigma, während Amorphophallus lang be- strangtes Ei, glattes Pollen und auf dem langen beinahe abgesonder- ten Griffel eine 2 — 3 — 4-lappige JVarbe zeigt Anthurium affine S, und ellipticum C. K eh., die hier synony- misch zusammengeballt werden, kommen nicht einmal dem äusseren Ansehen nach überein. Anthurium trinerve Mi quel wird unnöthiger Weise brachyspa- thum C. Kch. benannt. Anthurium coriaceutn S. nichl Endl., da alle ,,Polhi amcricani auctorum" in den Meletemalis 1832 ausdrücklich zu Anthurium gezo- gen wurden und Endlicher die Meletemata benützte, — unter dem Namen Pathos gl aucus QAnthur.') von Schott in früher Zeit nach Berlin mitgetheilt, wurde dort zu P. (iAnthur.} glaucescens , Gra- ham's Pothos coriacea, wie ein Exemplar in Hooker's Herbar wei- set, ist unverkennbar vollkouimen übereinstimmend mit beiden eben Genannten, milhin ist Anth. glaucescens Kntli. Anth, coriaceum S. Anthurium FontanesiiS., das in Ender's Index fehlt, ist Pothos maj;i/«a Des f., genannte Art daher eben nicht Synonym von Anth. crassinermum S. Anthurium ellipticum C. Kch. fraglich zu Anth. acaule gezogen, und mit dem Synonym A. affine S. versehen, umfasst demnach, zwar bezweifelt, 3 äusserlich und innerlich ganz verschiedene Species, die von jedem Laien, der sie neben einander sieht, als verschieden wer- den anerkannt werden, Anthurium helleborifolimn Hos l. Er^ord. — Der Name helle- borifolium wurde einem Anthurio von uns an Linden von hier aus milgelheilt, dass durch die ausgezeichnet pedatiparliten Blätter der Abiheilung Schizoplacium CProdr.) entspricht und daher im System weit von A. rariabile Knth. entfernt, gesucht werden muss. Anthurium Hookeri S., das nach Ender's sonderbarer Aleinung nur Wagenerianum C. Kch sein soll, passt zu diesem wie Jagdhund zum Pinischer. Bis in die Beeren reicht ihre Verschiedenheit. Anthurium inamoenum im Prodr. ohne Angabe des Buches und der Zeit der Verötfentlichung angeführt, gibt eben dadurch klar zu erkennen, dass die Vorführung desselben am andern Orte, unter der verwechselten Benennung- .,A. indecorum'-'' zufällio- war. In Unacht- samkeit aberAbsichtslosiokeit blieb demnach die Korrektur desUeber- 111 Sehens zurück. — Nicht anders verhiilt sich die, einer derben Riigiing bedürtfige Sache 0- Aiiihur'mm leucocarpitin S., glaubt man zu Ä. inolaceum als ß ziehen zu können. — warum nicht? auchbei den Haaren!! — Subjek- tive Anschauungen wundervoller Art grassiren und werden grassiren zu allen Zeiten. Anthuriiun tnacrophyl/ium S. nicht Endlicher. Hier fehlt das im Prudr. angegebene und durch den Vergleich richtig gestellte Sy- nonym A. Selloum C. Ko eh. Anth ivium Maximilianum S. (ßonpl. 1862, p. 5) findet sich nicht bei Ender, dagegen ein Maximilia7m7n \. Eou II c mit Patria ignola! — Zufall! Anlhitriunt ornatum S., der Name ornatum wurde durch nach- lassiges Eintragen der bereits gegebenen Bezeichnungen von Schott zweimal angewendet. — Einmal 1857 im Bot. Wochenbl. p. 294 fuicht wie fälschlich im Index Ender's angeführt 297), das anderemal 1858 in der Botan. Zischr. p. 181, Letztere Angabe wurde dann im Prodr. in concinatuin umgeändert, leider da der Fehler vergessen war, ohne berichtigende Noiiz. — Bei Mojistera lingulata C. Ivch. tritt ein ähn- licher Fall auf, die eine Bezeichnung bedeutet Phllodendron Ungula- ium S., die andere Rhaphidophora lingulata S. ! Anlhurlum repcmdum S. wurde, wie Ender angibt, zweimal veröirenllicht! — Richtig, und zwar 1857 Botan. Wochenbl. p. 217 (nicht 317, wie der Index-Autor besagt!) und 2(j9, und das weil weitere nochmalige Anschauung Anderes zuliess , wesshalb „die Diagnosen zum Theil gar nicht übereinstimmen" (Ender I.e. innota) — bei Aiithiir sinuatum Ben t h. dieselbe Geschichte! Monstera dilacerata C, Kch. (Appendix 1855). Zu dieser wer- den Monster a ovata S. mit bleibender unvergänglicher Blattstiel- scheide und Tovnelia dilacerata S., welche der Tracht nach zu Epi- prenin. mir. kömmt, als Synonym gezogen, zwei Pflanzen, die bei uns wenigstens durchaus verschieden sind. Auch wird noch M. Vello- ziana S. angefügt. — Merkwürdig! Monstera deliciosa Liebm, Das Exemplar im Knth'schen Her- bar, mit der Angabe von „Warszewicz" und ein aus Mexiko direkt lebend bezogenes summen vollkommen überein. Die Namen Tornelia fragrans Gütierv., Monstera deliciosa Li ehm. und M. Lennea C. Kch. bezeichnen daher ein und dieselbe Pflanze! Monstera Klotschiana S. ist weit von M. pertusa de Vr lese dem Dracont pertus. Autorum praeteriti seculi, das auch die ili. Mil- Icriana S. einschliusst (nicht M. pertusa Adans. wie Ender sagt, ^) In vierzigjähriger Eilfertigkeit geschaffene 3282 Abbildungen, überall wo es möglich war, von genauen Analysen begleitet und 1282 nach der Natur gemalte, 2000 den Herbarien entnommene auf I^'olio-Tafeln, 105 Genera unil 1138 Species repräsentirend, stets für den Vergleich bereit, sind vielleicht eini- germassen geeignet den Eifer und die von Ender scharf betonten Verseheu Schott's näher zu charakterisiren. — ?!! 112 und wobei er M. Adansonii S. meini), verschieden. Sie ist in Brasilien heimisch, während letztere (iH. Adansonii S.) Martinique angehört. Monstera (Heleropsis) ohliqua Miq. (Linnaea XVIII. 1844 p.79) nicht Walp. 1849 noch vvenig-er Schott 1838, wie Ender belehren will. — Schott, der diese Art immer bei Herbar-Bestimmungen und auch brieflich unter M. microstachya kennzeichnete, hielt dieser- wegen und um mögliche, durch den Namen Heteropsis (welcher von Miquel später wirklich als Gattungsname gebraucht wurde) herbei geführte Irrungen zu vermeiden, die letztere, von ihm früh angewen- dete Bemerkung im Prodr. aufrecht. Monstera pertusa Adans. et de Vriese (zufolge Ender). Ad ans on jedoch, der 1763 nur die Gattung Monstera schuf, berück- sichtigte wenig die Art. Er konnte nur bei zurückgehenderForschung auf Plumier's Abbildung und Beschreibung, der ersten Darstellung der Pflanze unter der Benennung ^Arum hederaceum, amplis foliis perforatis" stossen (1693). Yorschreitend musste ihm Linne's ^Dra- contium foliis pertusis caule scandente" (1753, Spec. pl. Ed. I.) ent- gegen kommen. Auch Miller stellte ebenfalls (1760) ein „D/-rtcon- velche von Jacquin als Ar. sagittifoL im Hort. Vindob. abgebildet, von Ventenat als Calad. sagittifol. cilirt ist. X. Mafassa ist eine viel später einge- führte besondere Art, die streng genommen gar keine Aehnlich- keit mit X sagittifol. hat, dessen Charakter in den bis an den Blattslielreihen der membranösen Basis des Hinterlappens und 116 den dünn und lang über die Ovarien hervorragenden Slaminodien zu suchen!! X utile scheint das echte X sagütifol. zu meinen!! Uebersehene, wie wir annehmen wollen, Arten sind folgende: Alocasia Korthalsi Schott Anarmodium canariense S. Anthurium comtum S. — Fontanesii S. — gladnfoHum S. — helleborifolium S. — Jilekii S. — Maltji S. — Maximüiani S. — reflexum S. — subsignatum S. Arisaema Amurense Maxim. Arisarum crassifolium S. Arum Cypriwn S. — Ponticiim S Asterostigma l'meolatum S. — colnbrimim S. Cuscnaria Rumphii S. — spuria S. Cyrtospevma edule S. Ensolenanthe metallica S. Homalomena rubra S. Monster a protensa S. Philodendron disparile S. — ligulatum S. — longilaminatum S. — reciirnifolium S. Pinellia angustafa S. Rhaphidophora Cunninghami S. — Storkiana S. — Vitien sis. Rhodospatha Surinamensis S. Spathicarpa longicuspis S. — plathyspatha S. Steudnera Grijfilhü S. Symplocarpus — ? renifolius S. Xanthosoma blandum S. — Maximiliani S. Zomicarpa Steigeriana S. Ender's Index ist demnach ein: „Wirrund tendenziösverwirrend Gebotenes. " S c h ö n b r u n n , den 1 . März 1 865. Die europäischen Polypogon- Arten. Von Victor V. Janka. 1. Gliimae apice nunc integerrimae nunc brevissime retusae v. subretusae, rarissime bidentatae. 2. Glumae bifidae. 4. 2. Arista gluma subtriplo longior sub apice inserta: Polypogon monspeliensis D e s f. Arista apicalis gluma nunc brevior nunc eam aequans vel paullo superans. 3. 3. Glumae apice integerrimae v. levissime acute bidentatae; arista glumam aequans v. superans; glumae dorso scabridae, margine sparse ciliatae: P. littoralis Sm. \17 Gliimae subrctusae; arista ghima siibbrevior; olumao dorso hispidulac, carina cilialae, marginc niulac; : P. ndsrcndens Giiss. 4. Paniculae basis a vagina folii supromi tlilalala invuliicrala; pedi- celli arüciilali: articulus superior latitiidine 3plo longior inferio- rem siiperans: P- subspatlioceum Requien. Paniculae basis exserfa: pedicelli articulali: articulus su- superior subquadralus inferiore muKo brevior: P, maritimum W i 11 d . Die europäischen Gastridium-Arten. Von Viktor v. Janka. Glumae aculae nunquani acuminatae in medio snperiorepunctalo- scabrao: Gastr'idium scaörww Pres 1. Glmnae longe setaceo-acuminatae solum in carina exaspe- ratae. 2. Ligula lanceolata; inflorescenlia thyrsoidea densa; arista longe exserla vel deficiens. G. lendigeriim Mill. Ligula oblonga; inflorescenlia laxa; arista breviter exserla: G. laxum B. et R. Die europäischen Phalaris-Arten. Von Viktor v. Janka. 1. Glumarum carina alata; inflorescenlia densa spiciformis. 2. Glumarum carina haud alala; inflorescenlia paniculata sub- «lifTiisa: Phalaris arundinacea L. 2. Spicae basis vagina suprema involucrata. 3. Spica lola plus minus longe exserla. 4. 3. Inflorescenlia parva ovoidea; glumae oblongae oblusae, mucro- nalae carina a basi usque ad apicem alala: Ph. crypsoides d'Urv. Inflorescenlia mullo major oblongo-obovala; glumae spi- cularum fertilium angusle lanceolatae acuminatae, arislatae; carina in dimidio superiore alata : Ph. paradoxa L. (^Pk. Sibthorpü Gris.) 4. Inflorescenlia oblonga, cylindrico-oblonga vel elongato-cylin- drica. 5. Inflorescenlia ovoidea vel ovoideo-oblonga. 8. 5. Carina nunc Iota alata nunc solum in Va superiore ala integer- rima donala. 6. Carina a medio apicem alala: ala plus minus erosula v. denliculata. 7. Oesterr. botan. Zeitsclirift. 4. Heft. ISC..".. 9 118 6. Carina a liasi ad apicem angiiste alata; sqiiama ad paleae infe- rioris basin quarlam floris ferlilis parteni aoquans; radix tubercu- losa; gluinae lanreülatae acutae: Pli. nodosa L. Carina in y^ siiperiore alata; ala superne dilatata atque oblique truncata; squama ad pal. inf. basin flore ferlili 10-plo brevior; radix fibrosa; glumae semi-obovatae obtusiusculae: Ph. truncata Gus. 7. Palea inferior puberula ad basin squama lineari floris ferlilis trientem aoquanli munifa; radix fibrosa: Ph. minor Retz. Palea inf. glabra; squama ad basin paloae inferiöris vel mi- nutissima vel nulla; radix tuberculosa: Ph. roerulescens Desf. 8. Squamae ad basin paleae inferiöris lineares, aculae,cilialae, flore ferlili diir;idio breviores: Ph. canariensis L. Squamae ad !)asin paleae inf. ovales, obtusae, »labrae, flore ferlili 6-plo breviores: PA. brachystachys Link. Gross wa rde in, 15. März 1865. Itotauisclie Notizen aus (irieeheiilaiul. Von Dr. X. Landerer. — Die zum Krappfärben dienliche Krappwurzel QRnbia tinctn- runi) wurde früher nur auf der Insel Euboa angebaut und gesammelt, jetzt wird sie jedoch auch am Phalarus bei Athen mit gutem Gelingen angepflanzt und Tausende von Zentnern werden jährlich ausgeführt. Ausser dieser edlen Krappsorle , die unter dem Namen Risan, in Handel kömmt, wird seit einigen Jahren auch die wilde Krappwurzel die von Rubia peregrina gesammelt und in den Handel gebracht. Sie ist viel dünner als erstere , besitzt jedoch dieselben färbenden Eigenschaften und auch von ihr \\erdt;n viele Zentner jährlich in den Handel gebraciit. — Zu den absoluten Heilmitteln gehören in den meisten Thei- len Europa's die Flores Boraginis, die wie bekannt von Borago offl- cinulis abstammen. Der gemeine Boreth, wie man diese Pflanze nennt, ist eigentlich im Orient einheimis(;h, in Deutschland kulti\ irt und ver- wildert. Die Blumen dieser Pflanze sind im Oriente und in Kleinasien von den Aerzten noch im Gebrauche und aus derselben bereitet man sehr schleimige Absude, die beim Volke in allen entzündlichen Krank- heiten als kühlend und entzündungswidrig im Rufe stehen. Aus dem ausgepressten Safte bereiten sich die Leute mit Zucker oder Honig sehr wohlthätig wirkende Syrupe, die bei Kinderkrankheiten von ausgezeichneter Wirkung besonders gegen Husten sein sollen. — Cornus mascula ist eine seltene Pflanze bei uns in Griechen- land, dagegen findet sich dieselbe häufig in Kleinasien, in der Nähe von Smyrna, Brussa und Konstanlinopel, Gleirhwie bei uns die Him- 119 beeren gesaiiiniclt und zum Verkaufe ausgebolen werden, so ^verden auch diese scliünen, sehr angenehm säuerlichen Früchle auf den Strassen herumgelragen und gliiserweise verkaufl. Man hereilel aus denselbeu Syrupe und aus diesen wohlschmeckende und sehr erfrischende Scherbeis; ebenso Marmelade und andere wuhl- schmeckende Confetturen. Man nennt die Früchte Krauia und mit diesem Namen werden sie von den Händlern ausgerufen. Da die Türken nach dem Koran keinen Wein trinken dürfen, den sie durch den Gebrauch von Iraky Weingeist-Branntwein zu ersetzen suchen, so bereiten sich die Leute, besonders dieLandleule, aus dieser Krania einen Branntwein, der mit Mastix und auch mit Anis versetz!, einen angenehmen Geschmack besitzt und häufig von den Orientalen und besonders der ärmeren Menschenklasse getrunken wird. — Ciclioriinn Intybus ist im ganzen Oriente unter dem Namen Ra\ in eine radiale umgeändert worden; daher sind auch die angegrillenen Halmglieder bedeuleud verdickt, leicht <\('V Ouere nach brechend. 130 nieisl im Innern nicht liolil, dagegen gar nicht nach oben gestreckt, so class sie aus dem sie iinihiillenden Bialte gar nicht oder nur wenig heraustreten; ebenso bleibt die Ernährung der Aehre selbst zurück, daher die Körner wenig und zum Theil gar nicht reifen. Spater erholte sich jedoch ein Theil der Aehren mehr oder weniger vollständig, so (lass der von den Choropslarven ausgehende Reiz nur vorübergehend die Richtung des Bildungssaftes ablenkte. Die ganze Erscheinung be- weist, dass der Schade der Chloropslarven nicht auf der Zerstörung eines Theils des Rindengewebes, sondern auf einem vergiftenden, und die normale Ernährung abändernden Reize auf das Parenchym be- ruht, der mit den Gallenbildungen verwandt ist, und vernuithlich von einem von ihnen ausgeschiedenen giftigen Secret ausgeht. Wahr- scheinlich ist der verderbliche Einfluss der sogenannten Hessenfliege und Roggenmade (^Cecidomyia destructor und secalina) auf die jungen Gelreidehalme in ähnlichen Veihältnissen begründet. In der Sitzung vom 26. Jänner berichtete der Sekretär, dass er den erfolgreichenVersuch gemacht habe, in einem sogenannten Seeaquarium neben einer grossen Anzahl der interessantesten niederen Seethiere auch Meeralgen zu cultiviren. Durch die Güte des Herrn W. Alfred Lloyd, Custos des Aquarium im zoologischen Garten zu Hamburg, wurden demselben mehrere grüne, braune und rothe Algen von den Küsten des südlichen Englands zugeschickt, welche unbeschädigt an- kamen und nunmehr in einem kaum einen Kubikfuss Seewasscr ent- haltenden Glasgefäss sich weiter entwickeln und fructificiren. So unter anderen : Bornelia secnndißora, Philota elegans, SpiruUna Thureüi, Laminaria sacckarina^ Cladophora iiipestris, Derbesia tuarina, De- lesseria sanyuinea., alata, Polyides rotundus , Ulca latissima, Co- rallina officinalis, Coccotylus membranifolius, Cladostephus spon- giosus, Sphacelaria rirhosa u. a. Auf den Steinen entwickeln sich zahlreiche Kruslenalgen (EUdevbrandtia, Rolfsia, Melobesia). Zahl- lose marine Diatomeen bedecken die Glaswände» So erscheint es möglich, mit einem geringen Vorrathe von Seewasser, der nie erneut zu werden braucht, die Entwicklungsgeschichte der interessantesten Seealgen in seinem Zimmer mit grösserer Bequendichkeit zu studiren, als dies in der Regel an der Küste selbst möglich ist. Hierauf hielt Herr General-Major V. Ja cobi einen Vortrag über die Agaveen im Allgemeinen und deren systematische Eintheilung. Nachdem derselbe die ältere Geschichte dieser nur in Amerika vertretenen interessanten l'flanzenfamilie gegeben, von der Linne nur 4 Arten kannte, verweilte er bei den Bearbeitungen der bis jetzt unterschiedenen 3 Gattungen der Familie QAgave, Fourcroya und B es chorner in^ durch Kunth, welcher u. a. von erslerer Gattung 20 Arten nach den Blüthen und 28 andere ohne Blüthen charakferisirte. Hierauf folgte eine Kritik der Systeme des am 21. März 1861 in dem Alter von fast 88 Jahren dahin- geschiedenen, um die Botanik so hochverdienten Fürsten S a 1 m-D y k- R e i f e r s c h e i d t , sowie des Professor Karl K o c h , von denen der ertsere 46 Agaveen und 3 Fourcroyen, der letztere 64 Agaveen und 5 Fourcroyen feststellte. Hieran schloss der Vortragende eine Dar- 131 Stellung' seinns eigenen Systems, welches soeben in der lianib. „Garlen- Zlg." (Versuch zu einer systematischen Ordnung der Agaveen, 18fi4), veiöfTenllicht worden ist. Bei einer Familie, deren Arten in unseren Gärten selten, oft in Jahrhunderten nicht, zur Biüthe kommen, muss den vegetativen Charakteren ein höherer Werth beigelegt werden, und ist namentlich die BeschaflTenheit der Blatter und ihre Bcslache- limg von Bedeutung. Hiernacii werden die bis jetzt bekannten 105 Agaveen in vier Hauptgruppen: hornstachelige (ceratacantliaej, knorplichstachelige (chondracanthae), unbewafTnete (inermes) und krautartige (herbaceae) vertJjeilt; die ersteren wieder in marginatae, carnosae, subcoriaceae, subcarinatae, integerrimae, canaliculatae, lori- formes und juncineae vertheilt. Ausserdem werden 8 Fourcroyen und 4 Beschornerien unterschieden Dr. Milde legte die 24 lür eine Monographie der Equiseten bestimmten Tafeln vor, welche von der Breslauer photographischen Anstalt von Buchwald undGeorgi aus- geführt worden sind. Dieselben sind der Art, dass sie auch von dem Präsidenten der Carol. Akademie als höchst gelungen bezeichnet A\orden sind. F. Cohn. — Die unter dem Protektorate Sr. Majestät des Königs stehende königlich niederländische Gesellschaft zur B eförderung des Gartenbaues wird im Industriepalaste zu Amsterdam eine all- gemeine Ausstellung aller Erzeugnisse des Gartenbaues, sowie der damit zusammenhängenden Kunstgegensliinde und Fabrikate ver- anstalten, und Ihre Majestät die Königin der Niederlande hat das Protektorat dieser Ausstellung anzunehmen geruht. Aus Botanikern, Gärtnern und Gartenfreunden der Niederlande und des Auslandes wird linier der Ehren-Präsidentschaft des Prinzen von Oranien eine inter- nationale Jury gebildet werden, um über die eingesendeten Gegen- stände ihr Urtheil abzugeben. In Verbindung mit der Ausstellung wird zu gleicher Zeit ein internationaler Congress von Botanikern und Gärtnern in Amsterdam stattfinden. Das Ministerium für Handel und Volk^^^ irlhschaft bringt diess mit dem Bemerken zur öirentlichen Kenntniss, dass die bisher festgesetzten Bestimmungen des Aus- slellungsprogrammes sowohl bei sämmtlichen Gartenbau - Geseli- schafti'U, als im Departement für Landescullur im Ministerium für Handel und Volkswirllischaft einzusehen sind, welche jedoch spiiter noch vervollständigt werden, v\onach sodann die Tage der Eröirming und des Schlusses der Ausstellung, die Zeit der Anmeldung und Ein- lieferung, dann des Abholens der Gegenstände zur Kenntniss gebracht werden sollten. Betreffs der Eröffnung wird die Zeit um die Mitte April wahrscheinlich festgehalten werden. — In München fand am 20. Februar die erste Generalversamm- lung behufs Gründung einer agri kult ur-che mischen Ver suchs- station statt. Die Tages-Ordnung für dieselbe umfasste die Be- rathung des Stalutenentwurl'es, die factische Constituirung des Vereins und die Wahl des Directoriums. Das letztere soll nach dem Statutcn- entwurfe aus sieben Mitgliedern bestehen, und zwar aus dem Stations- vorstand, dem Abgeordneten des Generalcomite des landwirthschaft- 132 Uchen Vereins und fünf zu wählenden Mitgliedern , von denen vier Landwirihe sein und drei ihren Wohnsilz in München oder dessen Nähe haben müssen. Der Zweck der agrikullur-chemischen Versuchs- station, deren Hauptleitung Freiherr v. Liebig übernehmen will, wird ausser Gutachten und Untersuchungen über einzelne Avichtige praktische Fragen namentlich die genaue theoretische und praktische Erörterung der auf Produktion von Thieren und Pflanzen einwirkenden Verhältnisse, die Aneiferung und Belehrung der Landwirthe mittelst Vorträge durch Wanderlehrer und durch eine populär gehaltene gediegene Zeitschrift sein. Der Jahresbedarf ist vorläufig auf 6000 fl. festgesetzt; das Generalkomite hat sich zu einem Beilrage von jährlich 2000 fl. verbindlich gemacht. — Die 44. Au SS teil ung von Blumen, Gemüsen, Obst und Gegenständen der Garten-Industrie in Wien , wird im Gebäude der Gartenbau-Gesellschaft am 22. April um 9 fhr Morgens erolTnet und endet am 27. April um 7 Uhr Abends. Die Preiszuerkennung geschieht schon am 21. April um 10 Uhr Vormittags und wurde der 18., 19. und 20. April zur Aufnahme der Ausstellungs-Gegenstände bestimmt. — Künftigen September d. J. wird die k. k. Land wir Ihschafts- Gesellschaft in Görz ihre Säkularfeier mit einer Garten- landwirlh- schafllichen und industriellen Ausstellung in so viel möglich gross- artigem Massstabe feiern, zu dessen Theilnahme die Grafschaft Görz und Gradiska, Triest, Istrien und dann Friaul eingeladen werden. Zu jedem Gegenstande wird eine detaillirte Beschreibung der Cultur, Ver- wendung etc. gewünscht. Es werden auch geologische und geographi- sche Karten, statistische Tafeln, Mineralien, Pflanzen, Thiere der betreuenden Gebiete, und Alles mögliche desiderirt, um von den be- nannten Gebieten ein wissenschaftliches und materielles Bild der Pro- duktion vor Augen zu sehen. Sr. — Ende April d. J. wird in Palermo eine Blumen-, Obst- und Gemüse-Ausstellung stattfinden, zu welcher eine Anzahl goldener, silberner und broncener Medaillen als Preise bestimmt sind. Preiswürdig werden erkannt : schönste Sammlung von Fettpflanzen, von Rosen, von Nelken, von Schlingpflanzen etc., dann best aufbewahrtes und frisches Obst, Gemüse, dann Gartengerälhe, künstlich in Marmor oder Wachs ausgeführte Blumen und Früchte, Zeichnungen etc. Auch in Nizza \\\i\\ zu dieser Zeit eine derartige Ausstellung stattfinden, wo- bei ausser goldenen, Vermeuil, Silber- und Broncemedailleuauch Preise in baarem Gelde von der Gesellschaft bestimmt sind, ausserdem werden Ehrenmedaillen auch von Seite des Kaisers, der Kaiserin und der Damen von Nizza, ferner auch Medaillen und andere Auszeich- nungen von der Grossherzogin Helene Aon Russland, Prinz Oskar Aon Schweden, vom Fürsten von Moskau u. a. verthcilt. Ausser Blumen, Obst, Gen)üse, getrockneten Blumen, ki>nsllichen Blumen, Gartenpläne, kommen auch naturhislorische Gegenstände in das Gebiet des Garten- baues einschlagend, zur Ausstellung; wohlauchandere, wie Schwämme aus dem Mittelmecre, gänzlich acclimatisirle neue Haus- oder Luxus- thiere, Baumwolle u. s. w. Beinerkenswerth ist, dass zur Beurlheilung 13;J der Blumen ein Jury von Damen zusammengesetzt wird, welche allein die Preise bestimmen und vertheilen werden. Sr. — Anfangs April d. J. wird in Neapel eine B aumw olI-Aus- stellung stattfinden, die 2 Monate hindurch dauern wird. Da wir gerade die BaumwoUcultur erwähnen, so können wir nicht unter- lassen zu bemerken, dass trotz aller möglichen Anregung, Ver- sprechungen und Hoffnungen von Seite des unermüdlichen Herrn Prof. Molin, in den venetianischen Provinzen doch nicht gelingen dürfte, einen günstigen Erfolg zu erzielen, — wenn auch in diesen letzteren Jaliren einige kleine Partien zur völligen Reife gelangten, so beweisen dochdie von prak tischen Landwirliien vorgenommenen Pflanzungen genügend, dass man jedenfalls abstehen müsse, die Land- wirlhe noch ferner zu solch' nutzlosen Versuchen anzuspornen, Zeit, Mühe und Geld hinauszuwerfen. Prof. Kellner hat in einer der letzten Sitzungen der k. k. Akademie der Wissenschaften in Padua klar dargestellt, dass die venetianischen Provinzen in keinerBeziehung geeignet seien, allda die BaumwoUcultur einzuführen, dass Versuche im kleinen und im grossen die ungünstigsten Ei'folge gegeben haben, und dass es viel rentabler sei, Lein und Hanf zu cultiviren, welche einen sicheren Ertrag liefern. Wer nähere Daten über Gossypium und seine Cultur zu haben wünscht, den verweisen wir auf Todaro, „Osservazioni su talune specie di cotone osservate nel r. orto botanico (li Palermo" (Giorn. d. r. d'incorrag. Palermo 1864); Todaro, -Ue- lazione sui cotoni eoltivati nel r. orto botanico nell' anno 1864. ~ (Atti Soc. d'acclim. Palermo IV. 1864), dann das Journal; il racco- glitore (Padova 1864) mit Aufsätzen von Romanin, Ke 1 1 er, und Gegenvorstellungen von 3Iolin. S r. — InRegel's Reiseskizzen von St. Petersburg nach Brüssel finden wir nähere Daten über einige botan. Gärten. Wir entnehmen, dass der botanische Garten in Karlsruhe unter der Leitung der Herren Mayer, Vater und Sohn, als eine Musteranstalt zu belrachten sei. Es wird nicht nach möglichster Vollständigkeit aller Sammlungen gestrebt, sondern es werden in den Gewächshäusern nur die wichtigsten Re- präsentanten des Pflanzenreiches und die neuesten Modepflanzen kul- tivirt; die Kultur ist aber ^orzüglich, ausgezeichnet. Die Gewächs- häuser des Hauptbaues (1400 Fuss lang) sind von Eisen mit Doppel- fenstern von oben an einfachen zum Decken eingerichteten Fenstern. In Zürich erwähnt Dr. Regel namentlich das von Hrn. Uhl zweck- mässig unter Hrn. Ongier aufgeführte Orchideenhaus, 60 Fuss lang mit einer inneren Breite von 15 — 16 Fuss und welches auf circa 36.000 Franks zu stehen kam. In Bezug auf Paris erwähnt Dr. Re- gel des Bois de Boulogne, der Baumpflanzungen auf den Boulevards, des Museum d'histoire naturelle, des Gartens der Tuilerien, des Lu- xembourg, wo dessen Obergärtner Herr Riviere Vorlesungen über praktischen Obstbau und vorzugsweise über den Schnitt des Obst- baumes zu den verschiedenen Formen im Garten selbst gibt; der Obstgarten des Herrn Dubreuil, in welchen sich all die künstlichen Formen des Schnittes in wahrhaften Musterexemplaren vorfinden, 10 134 und auch Hr. Dubreuil gibt Unfervveisung-skiirse über den Sohniti der Obstbäume, die zabireich besucht werden ^); ferner sind noch erwähnungswerth die Handelsgärtnereien der Herren Luddemann (Orchideen), Pele und Chauviere (schönblühende Flurpflanzenj, Verdier (Rosen), Thibaud und Keleter (Orchideen, Pelar- gonien etc.) etc. In Brüssel wird von Dr. Regel angeführt Linden's Etablissement, welcher fast wochentlicji im Sommer über- seeische Sendungen erhält; in Gent Vers chaffe It's und Bau- mann's Handelsgartnereien, dann v. Hutte's grussartiges Institut etc. etc. — Herr Regel führt bei Erwähnung der Gärten auch die vorzüglichsten Pflanzenarien auf und bei mehreren auch die bezüg- liche Kultivirung. (Regel's Gartenfl. Febr. 1865). Sr. Literarisches. — Unter dem Titel „Icones Muscorum" gibt W. S. Sullivant ein Werk über Moose aus dem östlichen Nordamerika heraus: auf 129 Kupfertafeln bringt dasselbe 130 bisher noch nicht abgebildete Arten. — Von Seemann's Flora Vitiensis ist der erste Theil, enthal- tend die Ranunculaceen bis zu den Celastrineen, erschienen. — In England erscheint unter dem Titel: „Hardwicke's Science- Gossip" seit 1. Jänner eine neue iliustrirte Monatschiift. Der Zweck der Unternehmung ist, den Sinn für Naturgeschichte, welcher un- zweifelhaft bei einer bedeutenden Anzahl von 3Ienschen vorhanden ist, welchen aber die streng wissenschaftlichen Zeitschriften und die populären Journale für die höheren Classen beinahe unverständlich sind, und welche abgesclireckt würden, wenn sie plötzlich zu einer Uebersicht aller Schwierigkeiten gelangen, mit denen jene zu kämpfen haben, die ernstlich an der Ausbildung der Wissenschaft arbeiten, zu ermuntern und zu entwickeln. — Von Dr. A. Schenk ist in Wiesbaden erschienen : „Abbildungen von fossilen Pflanzen aus dem Keuper Frankens, von Dr. J. L. Schön lein." Es sind diess 13 Tafeln, welche Schönlein in früheren Jahren nach fossilen Pflanzen des Keupers, die er bei Würzburg sammelte, anfertigen Hess und zu welchen Schenk mit Benützung einiger fragmentarischer Notizen aus S chönlein's Nach- lasse den erläuternden Text schrieb. — Von Prof. Dr. J. B. Henkel und Universitälsgärtner W. Hoch stetter ist in Stuttgart erschienen: „Sinopsis der Nadel- ^) Oeffentliche unentüieltliche theoretische und praktisclie Unterrichls- kurse wären wohl auch bei uns in Wien höchst nöthig, und namentlich wäre dazu die k. k. Gartenbaugesellscliaft berufen, welche unter ihren Mitgliedern ge- wiss nicht weifige gediegene geistige Kräfte besitzt. 135 hölzer, deren charakteristischen Merkmale nebst Andeutungen über ihre Kultur und Ausdauer in Deutschlands Klirna," — Eine Flora von Siebenbürgen, verfasst von Dr.Ferd. Schur, wird demnächst in Wien erscheinen. — Von Joh. Lange ist in Leipzig erschienen: „Descriptio inconibus illustrata piantarum novarum v. minus cognitarum praecipue e Flora Hispanica adjectis Pyrenaicis nonnullis." — Von „Walpers. Annales bolanices systematicae," heraus- gegeben von Dr. C. Müller, ist des 6. Bandes 6. Fascikel er- schienen. — Schleiden's „Die Pflanze und ihr Leben" ist in 6. Auf- lage erschienen. — Geschichte des Mikroskopes. Ein Vortrag gehallen im Vereine zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse in Wien von Dr. Julius Wiesner. (Separatabdruck aus den Vereins- schriften.) — Bekanntlich erschienen in neuerer Zeit mehrere Werke, welche dasselbe Thema behandelten. Die Meisten trugen das Gepräge trockener Gelehrsamkeit an sich, und waren in ihren Darstellungen wohl für den Fachmann, aber keineswegs für den Anfänger oder den Dilettanten berechnet. Anders verhält es sich mit gegenwärtiger Schrift. In lebhafter Schilderung zu der sich noch die möwliclisle Kürze gesellt, werden hier die Geschichte des Mikroskopes sowie die Veränderungen , welche dieses Instrument im Laufe der Zeiten erfahren, abgehandelt. Kp, — Mikroskopische Untersuchungen derMaislische und der Maisfaserprodukte von Dr. Julius Wiesner. Mit Abbil- dungen. Separatahdruck aus Dingler's polytech. Journal, Bd. CL. XXV. S. 225. — Wir hatten Gelegenheit in den letzten Decennien zu sehen, wie Entdeckungen, die bereits im vorigen Jahrhunderle gemacht wurden und in Folge ungünstiger Resultate der Verges- senheit anheim fielen, wieder neu auftauchten. Ein solches Loos wurde auch der Älaispflanze zu Theil. Der vorliegenden Schrift entnehmen wir, dass Seh äff er in seinem Werke über Papierfa- brikation nach Mittheilungen von Plauens angibt, es hätte in Italien eine Papierfabrik existirt, in welcher aus den FruchlhüUen der Maispflanze Schreibpapier gemacht wurde. Mit der Geschichte der Verwerthung des Mais, die bis in unsere jüngsten Tage reicht, be- schliesst der Verfasser die Einleitung und lässt die Resultate der mikroskopischen Untersuchungen der Maislische folgen. Weiterhin begegnen wir den Untersuchungen der Sc häffer'schen Maispapiere, des Di am aufsehen ungebleichten Halbzeuges und Papieres, sowie der Maisfaserprodukte von Au er. Der Freundlichkeit des Letzte- ren verdankt auch der Verfasser die Objekte seiner Untersuchung. Der Verfasser ist zu dem Resultate gekommen, dass die Maislische ihren Werth nicht nur dem Reichthume an Prosenchim, besonders au Bastzellen, sondern auch dem Baue, welcher eine Abscheidung der Fasern ermöglicht verdanke. Die dem Texte beigefügten Abbil- dungen sind gut ausgeführt und können nur den Werth dieser Schrift erhöhen. Kp. 13G Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Schauta in Höflitz , mit Pflanzen aus Böhmen. — Von Herrn Dr. Hei den reich in Tilsit, mit Pflanzen aus Preussen. — Von Herrn Bilimek mit Pflanzen aus Ungarn und Nieder- österreich. — Von Herrn Bayer in Steyr mit Pflanzen aus Oberösterreich. Sendungen sind abgegangen an die Herren: Luerssen in Bremen, Baron Rastern in Laibach, Lackowitz in Berlin, Reck in Aistersliaim, Baron Schlichting in Glogau. Mittheilungen. — Man fand, dass die Quantität der Stärke in den Kartoffeln bis zum Zeilpunkt ihrer völligen Reife ebenso steigt, wie naclidem diese ihren Kulminationspunkt erreicht hat , nach dieser Zeit allmälig wieder abnimmt. Bei genauer Verfolgung dieses Gegenstandes erhielt man im Monat August aus 25 Pfund Kartoffeln , "2.5 Pfd. Stärke, im September dieselbe Quantität zur Untersuchung angewandt, 3-325 Pfd., im Oktober 3.ös7 Pfd. Stärke und im No- vember 4.25"Pfd. Stärke. Diesen Gelialt fand man im Monat Jänner und Fe- bruar konstant. Indess von dieser Zeit an, und namentlich im März, nimmt der Stärkemehlgehalt so allmählig wieder ab, dass man bereits im Monat April aus 23 Pfd. Kartoffeln gleicher Sorte nur 3. 43s Pfd. und endlich im Mai von ebenfalls 23 Pfd. Kartoffeln nur noch 2.5 Pfd. Stärkemehl erhielt. Ja es würde gewiss auch dasselbe Resultat bei den meisten Samen, Wurzeln und im All- gemeinen bei allen stärkemehlhaltigen Pflanzenlheilen erzielt werden, wenn sie in dieser Beziehung einer genauen Untersuchung unterworfen würden. Es beweist, dass sowohl die Bildung des Amylums, wie dessen Verschwinden, ein gewöhnlicher chemischer Process ist, woran die Pflanze keinen Theil nimmt; eine Wirkung, welche von Stoffen au-geht, die mit einander in Be- rührung stehen und unter dem Einflüsse steigender und abnehmender Tempe- ratur die Amylum-Erzeugung und Verniclitung bedingen. Dieselben Verhältnisse finden auch bei dem Auftreten des Zuckers statt; daselbst verdient beachtet zu werden, dass der Zuckergehalt während der höchsten Entwickelung der Pflanze, d. h. mit der Entfaltung der Blüthe und Entwicklung des Samens, in gleicher Weise verschwindet, und jetzt zur ßüdung der ätherischen und fetten Oele verwendet wird. Correspondenz der Redaktion. Herrn Seh. in N.: „Thre am Zobor bei Neutra gesammelte Arabis ist nach Mittheilungen des Herrn Prof. Kern er, dessen Arabis petrogena. — Herrn E. v. J.: „Wird mit Dank benützt." — Herrn D. Seh. in C. : „Erhalten, Ihre Desiderate werden möglichst berücksichtigt." — Herrn B. in St.: „Rubus- formen erwünscht. Wird mit Dank benützt und alles nach Wunsch geschehen." Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skotitz. V'erlaa; von C. fierold. Druck von C. Ueberreuter. Oesterreichischc BOTANISCHE ZEITSCHRIFT Gemeinnütziges Organ Die Osterrelclilsclie botanische Zeitschrift erscheint den Ersten jeden Monats. Man pränumerirtauf selbe | mit 5 n. «5 Wr. Oest. W. (.? Thlr. 10 Ngr.f g a n z j ä )i r i », oder mit X ll.°B3 kr. Oest. \V. lialbjährig. Inserate die ganne Petitzeile 10 kr. Oest.W. Botanik und Botaniker, lärlner, Oekonouien, Forsliiiäniier, Aerzlc, ^"If;, Apollieker und Tecliuiker. N? 5. Exemplare, die frei durcli diePost be- zo^enwerden sollen, sind bios bei der neduktinn l„g. Xr. -) ZU pranumeriren. Im Wege des Buchhandels übernimmt Pränumeration C. Gerold's Sohn in Wien, so wie alle übrigen Buchliandlangen. XV. Jahrgaiis. Mai 1865. XNHAIiT: Gute uud schlechte Arten. Von Dr. K e r n e r. — Bastarde von Calamagrostis. Von Dr. Heidenreich. — Aus dem HoQlher-Coraitate. Von Keller. — Heinrich Schott. — Personalnotizen. — Vereine , Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches. — Botanischer Tauschverein. — Mitlhei- lungen. — Inserat. Gute und schlechte Arten. Von A. Kerner. III. Versucht man es, die Pflanzen unserer Floren nach der Rolle zusammenzustellen, welche sie bei der allmäligen Entwicklung einer geschlossenen Vegetationsdecke spielen, so erhält man ohne grosse Schwierigkeiten drei grosse Gruppen. Die eine umfasst Gewachse, welche als erste Ansiedler den todten Boden zu bemeistern suchen, sich mit einer ganz liumuslosen Unterlage zufriedenstellen und im Laufe der Zeit den kahlsten Fels, das wüsteste Gerolle und den ödesten Flugsand zu bezwingen verstehen. Die Arten dieser Gruppe gehören vorwaltend den Compositen und Cruciferen, den Saxifragen und Crassulaceen, den Sileneen und Alsineen und einigen Gattungen der Gräser, Flechten und Moose an. Alle sind sie dadurch sehr aus- gezeichnet, dass ihre Früchte, Samen oder Sporen für den Trans- port durch Luftströmungen ausnehmend gut geeignet sind, und daher mit Leichtigkeit zu den Gesimsen und Ritzen der steilsten Fels- klippen getragen werden können. Die zweite Abtheilung umfasst Pflanzen, welche eines massig mit Humus gemengten Substrates bedürfen. Es gehören hieher vorzüglich die Leguminosen, Primeln Oesterr. botan. Zeitschrift. 5. Heft. 1S65. \ t 138 und Orchideen, sowie viele Gräser und Seggen, und die Arien dieser Abiheilung bilden bei dem Gange der natürlichen Kolonisation ge- wissermassen eine zweite Generation, welche allmälig die ersten Ansiedler verdrängt und von dein durch diese zubereiteten Boden Besitz ergreift. Der dritten Gruppe endlich gehören Gewächse an, welche nur in dem tiefen Humus gedeihen, den die Elemente der zweiten Generation nach und nach aufgespeichert haben, und welche wie Azalea procumbens, Trientalis europaea, Vaccinium nliginosum und Oxycoccos, die meisten Lycopodiaceen und manche Moose den natürlichen Entwicklungsgang unserer Pflanzendecke abschliessen. Es scheint mir nun eine sehr beachtenswerthe Erscheinung zu sein, dass die sogenannten „guten Arten" unserer Floristen, das heisst jene Pflanzenformen, welche innerhalb ihres ganzen Verbrei- tungsbezirkes überall genau mit denselben Merkmalen erscheinen, fast durchgehends Gewächse sind, welche in der Reihe der sich gegenseitig verdrängenden Generationen den Abschluss bilden, also in die dritte der oben autgefülirten Kategorien gehören, während die ersten Ansiedler, also beispielweise Sempervivum, Draba, Saxi- fraga , Senecio , Alsine, Calamagrostis sich in zahllose Formen gliedern, die man so oft mit dem Prädikate „schlechte Arten" ge- brandmarkt findet. Diese Erscheinung ist wohl keine zufällige, und heute dürfte es kaum mehr von irgend Jemand in Abrede gestellt werden, dass dieselbe mit den Bodenverhältnissen in einem be- stimmten Zusammenhang gebracht werden niuss. Auf Flechten und Moose , welche unmittelbar auf dem nackten Gestein haften, auf Semperviven und Saxifragen, welche mit ihren Rosetten über den schmalen Felsgesimsen wuchern, auf Nelken und Reitgräser, welche über dem öden Flugsand aufsprossen, wird begreif- licher Weise die chemische Konstitution des Substrates den tiefgrei- fendsten Einfluss nehmen können , während dieser Einfluss bei den Gewächsen der zweiten Generation, die in einem Boden wurzeln, der zur Hälfte aus dem Humus abgestorbener Pflanzen zusammengesetzt ist, schon bedeutend abgeschwächt, und endlich bei den Gewächsen der dritten Generation, welche von dem unterliegenden anorganischen Substrat durch eine dicke Humuslage getrennt sind, gänzlich eliminirt sein wird. Die Azalea procumbens^ welche in einer schwarzen Humus- schichtwuchert, die gleich gutem Torf beim Verbrennen fast gar keine Asche zurücklässt, das Empetrum nigrum, Vaccinium Oxycoccos und uliginosmn, Trientalis europaea, die meisten Lycopodium-Arlen und zahlreiche andere Pflanzen, welche auf dem liefen Humus der Alpen oder auf den Hochmooren der Thäler und Niederungen von einem Wasser getränkt werden, dem die unterliegende fast nur aus organi- schen Resten bestehende Schichte alle anorganischen StolTe entzogen hat, werden darum bei der Gleichartigkeit der gebotenen Nahrungs- mittel auch überall in gleicher Weise in Erscheinung treten. — Wenn wir hiernach dem Zusammenhange zwischen anorganischem Substrat und Pflanzenform nachforschen, so können wir die Gewächse der dritten Generation so ziemlich ausserhalb des Kreises unsererBetrach- 139 tungen lassen, und werden uns vorzüglich nur an jene Pflanzen halten, welche als erste Ansiedler mit dem lodten Boden in die unmit- telbarste Berührung kommen. Man braucht nun aber in einem geognostisch reich gegliederten Gebiete nur kurze Zeit zu botanisiren, und wird alsbald die Ueber- zeugung gewinnen, dass sich über chemisch dilferenten Unterlagen gewisse systematisch nahe stehende Pflanzenarten in der Weise ver- treten, dass sie bei der Kolonisation des Bodens eine ganz analoge Rolle spielen. Allen Botanikern, welche mit oflenen Augen geschaut, und welche die Pflanzenwelt mit unbefangenem Blicke in den Alpen verfolgt haben, Zahlbruckner, Unger, Sendtner, Brügger, Stur und zahlreichen Anderen ist der unläugbare Parallelismus ge- wisser Formen, welche hier über kalkhiilligem, dort über kalklosem Substrate als erste Ansiedler figuriren, aufgefallen. Die Rolle, welche auf dem Felsenschutte kalkloser Schieferalpen Hutchinsia brevicauHs, Tlilaspi cepeaefoliiim, Arenaria ciliata und Veronica saxatilis spielen, wird auf den Geröllhalden der Kalkgebirge von Hutchinsia alpina, Tlilaspi rotundifolitim, Arenaria multicaiilis und Veronica fruticulosa übernommen. An den Standorten, wo im Gebiete des kalklosen Schiefers Androsace carnea und glacialis, Anemone sulfurea und Draha Zahlbriickneri, Gentiana excisa und Juncus trißdus, Primula mllosa und Ranunculus crenatus blühen, findet man auf kalkhaltigem Boden die Androsace lactea und helvetica, Anemone alpina, Draha aizoides, Gentiana angnstifolia, Juncus mononthos, Primuta Auricula und Ranunculus alpestris. — Nicht bald wird man irgendwo eine Lokalität finden , wo sich der Parallelismus solcher Formen schöner beobachten lässt , als in der Alpengruppe , welche südlich von Innsbruck im Westen der Brennersenkung sich emporthürmt. Eine Reihe gewaltiger Berge, welche die Seehöhe von 7000 — 9000 Fuss erreichen, die Saile, die Serlosspitze , die Kugelwände, das Kirch- dach, die Alpe Falsun und mehrere andere, die ich alle der Reihe nach in den letzten Jahren erstiegen und untersucht habe, bestehen aus Gesteinen der Trias, Avelche dem centralen Schiefergebiete auf- gelagert sind. Am Fussgestelle dieser Berge trifft man daher in der Regel kalklosen Glimmerschiefer oder Thonglimmerschiefer, weiter aufwärts passirt man dann abwechselnd bald an Kalkwänden, bald an dünnblätterigen kalklosen bunten Schiefern vorbei und die Gipfel erscheinen dann gewöhnlich von zerschrundenen, steil aufragenden, oft schwierig zu erklimmenden gewaltigen Kalkköpfen gebildet. Auf dem Wege vom Thale zu den Gipfeln kann man nun entsprechend dem Wechsel von Kalkschichten und Schiefergeslein die Flora oft vier- bis fünfmal, ja auch noch öfter wechseln sehen. Ist man eben über ein Schiefergehänge empor gewandert, von dem Gentiana excisa, Hutchinsia brericaulis und Primula villosa entgegenblickten, so trifll man kurz darauf an den Kalkwänden an den analogen Stand- orten Gentiana angustifolia, Hutchinsia alpina und Primula Auricula. Es ist nun aber gewiss keine gewagte Hypothese, wenn man solche sich vertretende, systematisch nahe stehende Pflanzenarten 11 * 140 als einen Typus auffasst, welcher durch den Einfluss verschiedener Bodenunterlage in verschiedener ^yeise in Erscheinung tritt. Weiterhin liegt es aber dann auch nahe, durch Vergleichung dieser Parallelformen zu ermitteln, welcher Art denn die Formver- änderungen sind, die durch verschiedene Unterlage veranlasst werden können. Ich habe an einem anderen Orte ^) diese Formänderungen zu erläutern gesucht, und wiederhole daher hier nur in Kürze die Schlusssälze. zu welchen ich damals gekommen war. Diese lauteten: 1. Die Pflanzen des kalkreichen Bodens sind im Vergleich zu ihren auf kalklosem Boden gewachsenen Parallelformen gewöhnlich reichlicher und dichter behaart. Sie sind häufig weiss- oder grau- filzig, während ihre Parallelformen — wenn diese überhaupt behaart sind — drüsig erscheinen. 2. Die Pflanzen des kalkreichen Bodens besitzen häufig bläulich- grüne, ihre auf kalklosem Boden wachsenden Parallelformen dagegen grasgrüne Blätter. 3. Die Blätter der auf kalkreichem Boden gewachsenen Pflanzen sind meistens mehr und tiefer zertheilt, als jene der auf kalklosem Boden gewachsenen Parallelformen. 4. Sind die Blätter der auf kalkreichem Boden gewachsenen Pflanzen ganzrandig. so erscheinen jene der auf kalklosem Boden ge- wachsenen Parallelformen nicht selten drüsig gesägt. 5. Die Pflanzen des kalkreichen Bodens zeigen im Vergleich zu ihren auf kalklosem Boden gewachsenen Parallelformen meistens ein grösseres Ausmass der Blumenkrone. 6. Die auf kalkreichem Boden gewachsenen Pflanzen besitzen gewöhnlich matter und lichter gefärbte Blüthen, als ihre auf kalklosem Boden gewachsenen Parallelformen. Ist die Blüthenfarbe der erstsren weiss, so erscheint die der letzleren häufig roth, blau oder gelb. Bei dieser Parallele erscheinen nur Pflanzen berücksichtiget, welche in kalkhaltigen, beziehungsweise kalklosen Boden ilire Wur- zeln senken. — Die 3Iuthmassung, die sich unwillkührlich aufdrängt, dass nämlich ausser der Kalkerde auch noch andere dem pflanzlichen Organismus gebotene ^Nahrungsmittel die Form der Gewächse zu modifiziren im Stande sein werden, wird durch die Erfahrung vielfach bestätiget. Wir wissen, dass der bi 1 1 erer d ereiche Dolomit und Serpentin eine ganze Reihe von Gewächsen beherbergen, welche sich von verwandten auf anderen Gesteinen vorkommenden Formen durch Merkmale untersclieiden, die dem einen Botaniker so wesentlich erscheinen, dass er auf sie eine -gute Art" gründet, während andere Botaniker diesen Unterschieden nur einen geringeren V/erth beilegen und sich nur zur Aufstellung einer -Subspecies- oder „Varietät- berechtigt glauben. Unsere südtirolischen Dolomite beherbergen die Androsace Hausmanni. das Asplenkini Seelosii und die ^yoodsia gla- bella als Stellvertreter der auf anderen Gesteinen unter sunst ana- logen Verhältnissen vorkommenden Androsace glacialis. Asplenium Kern er in Verb. d. z. b. Ges. in Wien, 1863. p. 243. 141 septentrionale und Woodsia hyperborea. Hausmann und Milde machten die Beobachtung-, dass die Farne, wenn sie sich über Dolomit entwickein, gewöhnlich drüsiger sind, als wenn sie über anderen Sub- sraten aufgewachsen sind ^j. Die Serpentinstöcke von Schlesien, Mähren, Böhmen, Sachsen und Unterösterreich beherbergen das Aspleniuin Serpentini als Paralleltorm des auf anderen Gesteinen wachsenden Asplenium Adiantum nigrum^^. Noch weit auffallender aber als in diesen Fällen, manifestirt sich die formwandelnde Kraft gewisser Bodenbeslandtheile an den Ge- Avächsen, welche am Strande des Meeres wachsen und dort dem Ein- flüsse der im 3Ieerwasser gelösten Salze ausgesetzt sind. Als ich zum ersten Mal an der salzigen Küste unseres adriatischen Meeres bota- nisirte, war ich nicht wenig erstaunt, dort so viele Pflanzen in ihrer Form oft bis zum Unkenntlichen geändert anzutreffen. Der Tetragono- lobus siliquosus des nicht salzigen Bodens zeigte hier dicke fleischige kahle Biälter uinl war zum Lotus 7naritij)ius Linne's geworden. In ähnlicher Weise erschienen auch Anlhyllis Vidneraria, Lotus corni- culatus und noch viele Andere verändert, und es war dadurch ein sehr beachtenswerther physiognomischer Einklang dieser Pflanzen mit den anderen nur auf salzgeschwängertem Boden vorkommenden succulenten Chenopodeen, Umbelliferen, Compositen und Sileneen hergestellt. Sollte dieser physiognomische Einklang nur zufällig sein? Sollte es nur bedeutungsloser Zufall sein, dass auf dem salzigen Boden des Strandes die überwiegende 3Iehrzahl der Gewächse dicke, fleischige und kahle Blätter besitzt? — Ich glaube nicht. Ich glaube im Gegentheil, dass gerade diese physiognomische Eigenthümlichkeit ein wichtiger Fingerzeig ist und dass dieselbe in einem ganz be- stimmten ursächlichen, uns freilich bislang noch räthselhaften Zusam- menhang mit dem Gehalle des Bodens an Chlornatrium und anderen löslichen salzigen Verbindungen steht. ') „Als eine besondere Eigerlhümlichkeit der auf Dolomit vorkommenden Farne verdient hervurgehoben zu werden, dass dieselben sehr liäufig, manche immer drüsig bekleidet vorkommen. Zu letzteren gehören bekannllicli Phegopteris Hobertiana, Asplenium Sedosü und Aspidium rigidum; aber auch Asplenium Huta inuraria, Cystopteris fragilis und alpina\ Custopteris miyiitana und Woodsia glahella kommen nach v. Hausmann's und meinen eigenen ßeubach- tuniien aul Dolomit in drüsigen Formen vor."' Milde, die höherenSporenpüanzen 1865. p. 77. -) Nach einer brieflichen Mittheilung ist es Milde gelungen, das Asplenium Serpentini durch Kultur in Asp. Adiantum nigrum umzuwandeln. Exemplare des A. Serpentini \on den Serpentintelsen des Gurhofer Grabens in Niederosler- reich, die ich seit einigen Jahren ia Innsbruck cultivire, haben sich bis jetzt noch nicht wesentlich geändert. Auch die aus Sporen des A. Serpentini gezogenen Exemplare erhielten sich — wenigstens bisher — constant. — Es wiire sehr in- teressant zu erfahren, wie sich diese Pflanze in den botanischen Gärten zu Halle, Würzburg und Zürich, wohin ich lebende Exemplare gesendet habe, verhalten hat. — Eine von meinem Schwager ausgeführte Asclienanalyse des Asp. Serpentini^ findet sich in den Verh. d. z. b. Ges.in Wien 1861, p. 377. 142 So wie aber der Einfluss der Salze des Meeres auf die Pflanzen des Strandes sich in der Art kundgibt, dass er diese fettleibig macht, so scheint es mir anderseits auch ausser Zweifel, dass sich unter dem vermittelnden Einflüsse der Salze des Meeres an der Stelle jenes komplicirten grünen, chemisch noch so räthselhaften Körpers welchen man vorläufig mit dem Namen Chlorophyll belegt hat, ein rotlier Farbstoft' entwickelt, welchem die meisten Meeresalgen ihr prächtiges Kolorit und insoferne zum Theil auch ihre physiognomische Eigen- thümlichkeit verdanken. Es sei mir gestattet, hier eine Beobachtung mitzutheilen, aus welcher ich weiterhin einen hieher gehörigen Satz ableiten möchte. Am Strande des Inn bei Innsbruck steht eine Badeanstalt, in welcher man die Wannen in der Regel zwar nur mit gewöhnlichem gewärmten Q^i^'H^^'^sser füllt, in der aber auch seit ein paar Dezenien das ganze Jalir über ab und zu Soolenbäder genommen werden. Die Soole zu diesen Bädern wird aus dem Salzbergwerke bei Hall bezogen und das Badwasser wird nach erfolgtem Gebrauche in den Inn ab- fliessen gelassen. Das Ufer des Inn ist dort, wo die Gewässer der Badeanstalt einmünden, durch Steini)löcke gefestiget, und diese stets vom Wasser überflutheten Steinblöcke sind nun von der Mündungs- stelle des Badwassers angefangen ein paar hundert Schritte weit stromabwärts mit der braunrothen Bangia fusco-purpurea^) ganz dicht überwuchert. Weder weiter abwärts, noch weiter aufwärts ist eine Spur dieser Alge zu finden. Dass dieses Vorkommen daher mit dem Ausflüsse des salzigen Badewassers in Verbindung steht, kann wohl nicht geläugnet werden, eben so wenig als es in Abrede gestellt werden kann, dass das Auftreten dieser Alge erst in histori- scher Zeit erfolgte. Woher stammen nun die Keime dieser Alge? Mein erster Gedanke war der, dass sie von Hall herstammen, von woher man, wie schon oben bemerkt, die Soole zu den Bädern bezieht. Eine sorgfiiltige Musterung des Innufers, sowie aller Tümpel, Gräben und Brunnentröge bei Hall wiederlegfe aber diese Annahme, und ich kann mit Bestimmtheit behaupten, dass die oben genannte Bangia bei Hall nicht vorkommt. — Hall hat keine natürlichen Soolen- quellen. Das Salz gehört dort der Trias an, ruht tief im Schoose der Erde und wird bergmännisch ausgebeutet. Die in der Tiefe des Berg- werkes künstlich gebildete Soole wird in unterirdischen Röhren zu den Sudhäusern geleitet, und von einem Abfluss überflüssiger Soole, *) unter den von Kützing abgebildeten Bangien summen B . fusco-pur- purea und B. roseo-purpurea am besten mit unserer Pflanze übtrein. i^iit Rück- sicht auf (Jas Ausmass inuss sie als B. fusco-purpurea bestimmt werden. Exem- plare der i?. /usco-2:>iu-/>iirea von Venedig, die ich verglich, stimmen im Gan^en gut, und weichen nur durch eine etvvas andere Gruppirung des Zellinhaltes ab, was aber kaum zur Aulstelkuig einer eigenen Art berechligen durfte. Grunow hält zu I^'olge einer brieflichen Mittheilung Bangia fusco-purpurea^ roseo- parpurea^ coccineo-purpurea und atro-purpurea für Formen einer und der- selben Art. 143 von Salzlachcn u. dgl. ist dort keine Rede. Auch sonst ist im ganzen Inntlial, ja in ganz Tirol nirgends eine kochsalzausblühende Stelle, ein Salzsee oder Salzsunijjf anzutreffen. — Die Annahme, dass die Keime der Bangia fuxco-pui-piirea aus nächster Nähe herstammen, fällt daher jedenfal's weg, und das Erscheinen derselben in histo- rischer Zeit auf einer beschränkten Lokalität im Inn, gerade an der Stelle, wo soolenhältiges Wasser ausfliesst, muss demnach auf andere Art erklärt werden. Nun sind aber meines Dafürhaltens hier nur drei Erklärungs- weisen denkbar. Entweder man nimmt an, dass die Keime dieser Alge von den ziinächstliegenden Standorten südwärts der Alpen (Padua, Venedig) in historischer Zeit durch Windströmungen herbeigeführt wurden und hier vor dem Badhause am Inn ein geeignetes Medium zu ihrem Gedeihen fanden, oder man setzt eine Generatio aequivoca voraus, oder aber man nimmt an, dass durch denEinfluss des salzigen Wassers sich eine andere Alge in diese Bangia umgewandelt habe. Was nun die erste dieser Erklärungsweisen anbelangt, so kann ich mich zwar nicht ganz unbedingt gegen dieselbe erklären, glaube aber doch, dass sie gerade in diesem Falle nicht recht am Platze sein dürfte. Es kann allerdings nicht geläugnet werden, dass heftige Wind- slrömungen Theile von Pflanzen oft auf unglaublich weite Strecken hin verschleppen. Namentlich der Scirocco bringt oftDiatomacceu, Sporen- und Pollenzellen, ja selbst geflügelte Samen grösserer Pflanzen aus dem Süden in unsere nördlichen Alpenthäler, und ich verweise in dieser Beziehung auf eine Abhandlung, welche ich in der „Oesterreichischea Wochenschrift für Wissenschaft, Kunst und öffentl. Leben"*) publizirt habe. — Dieser Einfluss des Scirocco dürfte sich aber wohl nur auf Pflanzen des Festlandes oder auf solche, welche in austrocknenden Tümpeln und Lachen zu Hause sind, beschränken, schwerlich aber auch auf Algen, welche nur auf einer Grundlage gedeihen, die dauernd vom Wasser bedeckt ist. Und selbst dann, wenn ange- nommen werden könnte, dass Keime dieser Algen aus weiter Ferne her in unsere Berge verschlagen werden konnten, so ist doch schwerlich auch zu glauben, dass dieselben ihre Keimfähigkeit zu bewahren im Stande waren. Dass die Samen von Gräsern und Nelken oder die Früchte der Hopfenbuche bei der Wanderung auf den Flü- ^) 1. c. III. p. 779, Kern er, Botanische Streif/.üge durch Nordtirol. — Es wird in diesem Aufsätze nachgewiesen, dass die nördliche Yegetationslinie ge- wisser PQanzen, wie z. ß. Lasiagrostis Calamagrostis^ Manunculus parnassi- folius ^ Saponaria ocymoides , JLuzula nivea ^ Valeriana supina etc., eine oigenthümliche Ausbuchtung nach Norden zeigt und zwar gerade dort, wo in Folge eigenlhiimlicher Plastik des Terrains der Hauptstrora des Scirocco verläuft, und dass diese Pflanzen an den Ufern der Scirocco-Rinnsale in unseren Alpen gerade wie manclie Cruciferen Chenopodeen und Compositen an den Rändern der lleerstrassen vorkommen. Ich füge den in diesem Aufsatze mitgetheilten That- sachen noch bei, dass ich in jüngster Zeit an den Gehängen der Solsteinkette bei lansbruck, welche dem über den Brenner abfliessenden Sciroccostrom am meisten ausgesetzt sind, eine sonst nur in den südlichen Thälern der Alpen aufgefundene Cupulifere, nämlich Ostrya carpinifoUa, entdeckte. 144 gehl des Scirocco ihre Keimfähigkeil nicht verlieren , kann ich mir ganz gut vorstellen, nicht aber auch, dass Keime einer unter Wasser fluthenden Alge auf einer viele Meilen langen Luftreise keinen Schaden leiden sollten. Die Baccilarien, welche der Sciroco auf die Schneefelder unserer Alpen aus dem Süden herbeiführt, sind immer todt, und frisch gesammelter Passatstaub, welcher vor ein paar Jahren im Mai den Schnee der Solsteinkette färbte, zeigte mir wohl neben der erdigen Masse abgeriebene und zerbrochene Schalen von Diatom- maceen, nirgends aber noch lebende Individuen,^) daher sich denn auch keine neuen Diatoraaceen und überhaupt keine Algen ent- wickelten, als ich mit entsprechender Vorsicht den frisch gesam- melten Passatstaub mit Wasser übergössen längere Zeit ruhig im Zimmer stehen gelassen hatte. — Ich glaube daher nicht, dass es richtig wäre, das Erscheinen der Bangia fusco-purpurea bei Inns- bruck mit Luftströmungen in Zusammenhang zu bringen. Also ist diese Alge vielleicht durch eine Generatio aequivoca entstanden? Ich will die Möglichkeit, ja selbst die Wahrscheinlichkeit einer auch jetzt noch stattfindenden Urzeugung von Pflanzen nicht in Ab- rede stellen, glaube aber, dass sie jetzt und zu allen Zeiten sich nur auf gewi.sse niederste einzellige Formen beschränken konnte. Nim- mermehr kann ich mir dagegen denken, dass sich eine Bangia aus dem salzigen Wasser ohne gegebeneu Keim spontan sollte entwickelt haben. Mir fiillt bei den Debatten über Urzeugung iuuner der derbe Ausspruch eines Zoologen ein, der da sagte, er könne sich jedenfalls leichter vorstellen , dass sich in undenklich langen Zeiträumen ein Schwein allmälig in einen Elefanten umwandle, als dass plötzlich ein Elefant mit Haut und Zähnen aus dem „Urschlamui" empor steige. Ich möchte nun diesen Ausspruch auch auf unsere Bangia in Anwen- dung bringen und sagen, dass es jedenfalls viel naher liegt, anzu- nehmen, es habe sich dieselbe unter dem Einflüsse des salzigen Wassers im Laufe der letzten Dezennien aus den Keimen einer andern in nächster Nähe wachsenden Alge im Inn herausgebildet, als dass wir zu der Hypothese einer spontanen Zeugung uns hinaufschrauben. — Wer erinnert sich hier nicht auch daran, dass Algen, die man sonst nur in den Thermen der Euganäen auf Ischia und bei Abano beobaclifele, auch an dem Ausflusse heissen Wassers bei Fabriken und Bahnhöfen in Deutschland sich einstellten, ^j Konnten sich hier unter dem Einflüsse geänderter physikalischer Verhältnisse thermale *) Pouchel's UntfTSucliungen ergaben gleichfalls, dass der von I^ufl- strömungen mitgebraclue Staub, den er an den verschiedensten Punkten, auf den Gietsclierhölien der ftlaladetta, in den Pyrenäen, wie in den Katakomljen von Theben, auf dem Festlande wie auf dem Weere, auf den Pyramiden Egyptens wie auf der Spit/.e des Domes von Ronen untersuchte, nur ausgetrocknele Leichen und todte Schalen mikroskopischer, thierischer und pflanzlicher Organismen enthielt. ') Vergi. Rabenhorst's Aufsatz „Al^ologisches Curiosum" in Hedwigia, 1853, Nr. 1. p. 16. . "^ " J45 Algen aus den Keimen anderer Algen herausbilden, warum sollle sich nicht auch unter dem Einflüsse eines salzgeschwängerlen Wassers aus einer Süsswasseralge eine salzliebende Bangia entwickeln. Es fehlt im Gelände des Inn nicht an Algenformen , welche möglicher- weise den Ausgangspunkt zur Bildung der Bangia fusco-purpurea abgeben konnten. In den Seitenbächen des Inn, und dort, wo kleine Quellen in den Inn einmünden , wuchern zahlreiche L^/ofAz-jo;- Arten, und darunter auch U. valida und U. inaequalis, welche wohl in unseren künstlichen Systemen auseinander gehalten werden , in so vielen Stücken aber mit den Bangien ganz übereinstimmen. — Ich nehme nun keinen Anstand, mich für die Ansicht zu erklären, dass die oben erwähnle Bangia sich aus einer Ulothrix herausgebildet habe, und dass hiebei unler dem Einflüsse des Chlornatriums sich das Chlorophyll in jenen rothen Farbstoff, der die meisten Meeresalgen so sehr auszeichnet, umgewandelt habe. Der Schluss aber, der sich nun aufdrängt, würde lauten: Aehnlich, wie unter dem Einflüsse des Kalkes die Blumenkronen ein grösseres Ausmass und matteres Kolorit, die Blätter eine feinere Zer- theilung, eine dichtere Bekleidung und einen bläulichen Farbenton bekommen, ebenso werden die Pflanzen unter dem Einflüsse des Kochsalzes succulent und ihr grüner Farbstoff" vermag sich in rothen FarbslofT umzuwandeln Diese aus dem Verhalten der Pflanzen in der freien Natur abge- leiteten , zum Theile nur auf sehr vereinzelte Fälle basirlen Salze bedürfen natürlich jetzt der ßesläligung durch das Experiment und der theoretischen Begründung. — Hierauf näher einzugehen, möge dem nächsten Blatte vorbehalten bleiben. Zwei Bastarde in der Gattung CfitainagrostisUoth. Beobachtet bei Tilsit iu Ostprenssen. Von Dr. Heidenreicli. Als ich am 10. Juli v. J. eine botanische Excursion in den elwa eine halbe Meile von Tilsit entfernten Schilleningker Wald machte, w elcher zu zwei Theilen aus Kiefern QPimis silvestris L.) zu einem Theil aus Rothfannen QAbies excelsa DC.) und Eichen QQuercus pednnculata Ehrh.} besteht, um die früher dort von mir beobachtete Calamagrostis acutiflora Schrad. einzusammeln, welche vom bota- nischen Tauschverein desiderirt war, traf ich die daselbst vorkom- menden CaJamagi'ostis-Arle]], mit Ausnahme von Cahimagr. lanceo- lata Roth noch nicht blühend, und es wollte mir daher aucii nicht gelingen, die gesuchle Pflanze aufzufinden. Endlich glaubte ich in einem umfangreichen Rasen von etwa zur Hälfte blühender Halme 146 beim ersten Anblick die gesuchte Pflanze entdeckt zu haben. Ich überzeugte mich aber sogleich, dass die gefundene Pflanze der Cala- tnagrostis acutißora Sehr, zwar ähnlich war, jedoch diese selbst nicht sein könne, zumal da sie gleichzeitig so grosse Aehnlichkeit mit Calaniagrostis lanceolata Roth zeigte, dass ich erst durch Ver- gleichung mit einem benachbarten Exemplar dieser Art mir die Gewissheit verschafTen mussfe, dass es diese nicht war, eine Aehn- lichkeit, wie sie bei Calaniagrostis acutißora Sehr, keineswegs beobachtet ^^ird. Ich wurde alsbald gewahr, dass ich eine neue Pflanze gefunden hatte, und zwar, wie sich später zu Hanse ergab, niclil allein für Preussen, sondern auch für Deutschland. Es musste zu ihrer Bestimmung in Ledebour's Flora Rossica Rath gesucht werden; jedoch schien auch unter den dort aufgeführten Calama- grosiis-Arlen sich keine mit Gewissheit als die von mir gefundene zu ergel)en. Es wurde letzlere vielmehr nur muthmasslicher Weise von namhaften Botanikern der Reihe nach für Calam. Langsdorßi Trin., für Varietät von Cal. neglecta Ehrh., und endlich für Cal. Hart- manniana Fr. erklärt, mit welcher letzterer sie noch am meisten übereinkommt. Wie mir schon beim ersten Erblicken meiner Pflanze ihre Aehn- lichkeit mit Calaniagrostis lanceolata Roth in die Augen gefallen war, so erkannte ich aucli bald, dass sie in der Mitte stehe zwischen Calaniagrostis silvatica DC. und Calamagrostis lanceolata Roth., wohl also ein Bastard beider sei, sowie dass die Aehnlichkeit mit Calamagrostis acutißora Sehr., welche ich gleichfalls für Bastard, nämlich von Calaniagrostis silvatica DC. und Calamagrostis Epigeios Roth, halle, davon herrühre, dass beide einen gemeinschaftlichen Faktor, Calamagrostis dlvatica DC, enthalten. In dieser meiner Ansicht von der Bastardnalur beider Pflanzen bin ich durch genauere Untersuchung und Betrachtung nur bestärkt worden, und die Begrün- dung derselben ist der Zweck dieses Aufsatzes. Als Kriterien eines Bastardes gelten: intermediäre Gestalt zwischen den konstanten dilTerirenden Merkmalen der Stammarten, ausschliessliches Vorkommen unter denselben, sowie auch zersireufe Verbreitung und geringe Zahl der Individuen; endlich unregelmässige Form des Pollen und unvollkommene Ausbildung oder gänzlicher Mangel des Samens. Ich werde die Bastardnatur der beiden in Rede stehenden Pflanzen hauptsächlich nur durch Darlegung der inter- mediären Gestalt zu begründen ^ ersuchen müssen, da ich ausschliess- liches Vorkommen unter den angegebenen Stammarten, sowie geringe Zahl der Individuen nur für die von mir gefundenen Exemplare beider Bastarde konstafiren kann, und ich Untersuchungen über die unregel- mässige Form des Pollen noch nicht habe anstellen können. Das Merkmal der Unvollkonnnenheit des weiblichen Geschlechtsapparats findet sich allerdings bei den von mir gesammelten Exemplaren beider Bastarde, bei welchen der Same meist durch Mutterkorn ersetzt wird; doch dürfte es hier von keinem wesentlichen Belange sein, 147 da es sehr häiifig^ auch bei unzweifelhaften Arien von Calamngrostis stattfindet. Bevor ich nun zur näheren Betrachtung- meiner beiden Bastarde tibergehe, sei es mir erlaubt, die vielleicht einzelnen Lesern nicht mehr erinnerlichen Bcmerkuno-en von El. Fries über die Gattung Calatnagrostis Roth, anzuführen, da ich mich in meiner Arbeit nach derselben richten werde: ^Hoc genus et specierum numero et praecipiie indwiduorum copia versus septentrionem accrescit longeqne insignioreni partem vegefationis gramiiieae apud nos praebet quam in auatralioribus terria. Multa in hoc genere observanda restafit, cum fonnae in natura distinctiasimae notas parum palpabiles offerant ; vulgo autem, etiam ad sectiones discernendas citatae (v. c. situs aviKtae, rudimentum seciindi floris') passim accidentales. Ob varietates muticas v. c. C lance o lata et C. Hall eriana ex aristae insertione discerni nequcKüt; in C. epigejo etc. aristae insertio aperte varia. Nee magni mometid censeo species, quas peritus non primo obtntu dis- cernere valet sine subtiiissimi cvjusdam characteris adminiculo. Sine naturali dispositione omnis definitio fallit^ — Characteres magni momenti censeo biologicas v. c culmum demum ramificantem, pani- ciilam post atithesin laxam vel contractam, spiculas defloratas squar- rosas vel clausas e. s. p." (Elias Fries: Summa vegetabilium Scardinaviae 1846. p. 239). Ich werde nun denjenigen der beiden Bastarde zuerst betrach- ten, dessen intermediäre Gestalt leichter in die Augen fällt, da er so genau zwischen allen konstanten differirenden Merkmalen der Stamm- arien die Mille hält, dass an seine Abstammung von denselben wohl kaum Zweifel aufkommen dürften. I. Calamagrostis Qsilvatica DC. X Epigeios Roth.) mihi Ca- lamagr. acutiflora S c h r a d e r. D iagnosis. Culmo rigido, simplici; panicula rigide stricla glomerato-lobata ramis patentibus vel erecto-patentibus spiculis cristatis; valvis lanceolato - snbulatis post anthe;;in subclausis, flosciilo glumis subduplo breviore pilos superante; arista basali subgenicvJata, glumas pauUum excedente. Descriptio: Culmi caespitosi vel solitarii, stricti, 3 — 4 — 5 pedales nee non altiores internudio siimmo longissimo e basi ob- lique erecti laeves infra paniculam scabriusculi- Folia rigida, utrinque et margine scaberrima, planiusciila 2 — 3 — 4 lin. lata, exsiccatione involuta, longisdme acuminafa; vaginae internodiis breviores striatae asperae glabrae vel pilosae; ligula oblonga, truncata. Panicula 4 — 8 uncias longa, ramis inaequalibus non raro subpyraniidalis et lobata vel verticillis remotis basi inter- rupta sub antliesi erecto-patens violaceo-coerulescens post candem contracta sordide rufescens; rachis recta, scabra; rami scaber- rima a basi floriferi patentes et erecto-patentes , spiculis conden- satis subsecundis fere cristati. Glumae subaequales, iubmembra- naceae , carina scabrae , flosculum tertia parte vel subduplo 148 superantes. Palea inferior viridula, superiore terlia parte longior, apice nervibus excurrentibus 2 — 4 ßda; arista paleam duplo superans , glumas paullo nee non (/uinta vel quarta parte exce- dens, infra medium subgeniculatum obsolete torta'-, pili basales paleam superiorem aequantes rudimenti barba paullo longiore. Anlherae fulvae. Variat piniculae colore niridi, spiculis etiam magis sub- ulato-angustatis. Betrachten wir nun die eben beschriebene Pflanze in Bezug auf ihre intermediäre Gestalt zwischen den angegebenen Stamin- arten , so finden wir als konstante Merkmale, in Betrefl" welcher letztere übereinstimmen, folgende beim Bastard unverändert nieder: culmi saepius caespitosi, simplices, panicula post anthesin plus minus contigua, glumae subaeqiales post anthesin subclausae, arista sub medium dorsi inserta subbasalisA^ Die konstanten differirenden Merkmale der Sfammarten, zwi- sciien welchen der Bastard die Mitte hält, welche man demnach nur mit gegenseitigen Modifikationen in demselben wiederfindet, stelle ich hier übersichtlich zusammen. Calam. Epigeios. Statur a sat duplo ro- bustior quam in C. silvatica, omnesque partes rigidiores. Culmi incrassati 3 — 5% pedales. Folia rigida , medio 2 — 3—Ö lin. lata, scaberrima. Panicula oblongo-lan- ceolata, patens, 6 — 12 Lindas longa, i 3 uncias medio lata glomerato-lobata. Spiculae condensatae fere uni laterales subfalcatae;' fusco- purpurascentes ; C. Silva ticay. incurva dorsalis, paleam paullo superans, glumis inclusa (Vg — % longitudinis pa- Calam. silvatica DC. Pili flosculo quadruplo breviores, pauci. Flosculus glumis paullo brevior. Palea inferior superi- orem parum supe- rans. Arista basalis, paleam diiplo superans, glu- mas longe excedens infra medium geni- culalum torta. Rudimentum plerum- que invenitur. leae^ Rudimentum rarius desideratur. Aus obiger Vergleichimg ersehen wir, dass die beiden Slamm- arten sich in Betreff dreier Merkmale unterscheiden, welche von El. Fries als sehr wesentliche und natürliche Unterscheidungszeichen für Calamagrostis-Arlen aufgestellt sind : bei Calam. lanceolata Roth ist nämlich der Halm später ästig, die Rispe nach der Blüthe ausgebreitet, die Klappen nach derselben sparrig; bei Calam. sil- vatica DC. ist der Halm stets einfach, die Rispe nach der ßlüthe zu- sammengezogen, die Klappen nach derselben geschlossen. In Betreff der intermediären Gestalt desBaslardes hinsichtlich dieser drei Haupt- unterscheidungsmerkmale der Eltern finden wir, dass der Bastard nur in Bezug auf das erslere derselben die Mitte hält: der Halm zeigt nämlich die Rudimente von Verästelung; hinsichtlich der beiden andern Merkmale verhält er sich wie Calam. silvatica: die Rispe ist nach der BliUhe ährenförmig zusammengezogen und die Klappen sind nach derselben geschlossen. Ich glaube aber nicht, dass man hieraus einen Beweis gegen die Bastardnatur der Pflanze entnehmen kann, denn auch viele anerkannte Bastarde nähern sich in Betreff einzelner Merkmale ganz der einen Slammart. So stehen z. B. bei Salix repens X viminalis die Narben hinsichtlich ihrer Gestalt und Farbe nicht immer zwischen denen der Stammarten, sondern oft findet man bei diesem Bastard fast genau die — langen, fädlichen, zurückgekrümmlen gelben Narben der Salix viminalis. Eine Abweichung von der intermediären Gestalt zwischen den Slammarten scheinen bei unserer Pflanze die Halmblätter zu zeigen, welche häufig — nicht immer — bei geringerer Länge viel breiter als die von Calam. lanceolata Rth. und eben so breit als die viel längere von Calam. silvatica DC. sind. Die im Verhältniss zu denen der Stammarten kleineren und armblüthigeren Rispen, sowie die meist schlankeren Halme bei meinem Oesterr. botan. Zeitschrift. 5. Heft. 1865. 12 154 Bastard sind wohl als Zeichen mangelhafter und schwächlicher Ent- wicklung, welche Bastarden überhaupt eigenthümlich ist, anzusehen. Es dürfte nun wohl nicht unnothig sein, die Unterschiede meiner Pflanze von nahestehenden Calamagrostis-Arten anzugeben. Von Calamagrostis Langsdoi'fii Irin, gibt Dr. A. Grisebach in L edebour's Flora Rossica folgende Diagnose: culmo laeviusculo, foliis linearibus , ligula elongata lacera, paniciila patente demum laxa. glutnis subaequalibus lanceolatis acuminatis, culli pilis florem parum excedentibns rudimentum, minutum pilis elongatis terminatum includentibns, palea inferiori apice bidentata superiorem fere duplo superante e dorso fere medio aristala, arista florem parum excedenle recta inclusa. Da über etwaige Verzweigung des Hahnes, sowie über das Verhalten der Klappen nach der Blüthe sich nichts angegeben findet, so erlaube ich mir hinzuzufügen: culmo ramißcante, glumis fructiferis divaricatis. Demnach unterscheidet sich Calam. Langs- dorfii Trin. von meiner Pflanze: panicnla demum laxa glumis fructi- feris dinaricatis, pilis florem parum excedentibus , palea inferiori superiorem fere duplo superante; auch ist C. Langsdorßi Tr. ausser- dem viel kräftiger, durchschnittlich breitblättriger, die Aehrchen sind dunkler gefärbt. Calamagrostis neglecta Ehrh., zu welcher von einer namhaften Autorität meine Pflanze als Varietät gebracht wurde, kommt mit der- selben in folgenden Merkmalen überein : culmo plus minus evidenter ramificante, panicula post anthesin coarctata, glumis subaequalibus demum clausis, flosculo pilos paullo superante , arista recta dorsali paleam fere aequante; sie unterscheidet sich jedoch augenfällig durch folgende ÄJerkmale: panicula magis densiflora, fusco-purpu- rascente, ramis magis a basi floriferis, valvis oblongo-lanceolatis acutis, minime acuminatis. — So liat denn meine Calam. silvatica X /fl»ceo/a< lanceolata abweichen, sind folgende: ,,culmus rigidus'"'', (bei Cal. silvalica yK. lanceolata finden sich meist S("hlanke Halme;) ,,culmi subcaespitosi v. solitarii^\ (von meiner Pflanze fand ich nur zwei umfangreiche Rasen von je etwa 40 — 50 Halmen;) „stolones breves'-\ (ich sammelte an einem 57 Zoll hohen Halm meiner Pflanze eine 14, bis zur Spitze der Blätter 20 Zoll lange Stolone;) „ligula brems'"'-, (ich messe meistens 2 Linien, seltener 1 Linie lange Blatlhäutchen;) „glumae laeviusculae carina obsolete minute scabriusculae^''., (bei meiner Pflanze sind die Klappen am Kiel deutlich scharf;) ,.floscvlus pilos duplo superans'-', (bei meiner Pflanze findet man die Haare länger, nämlich V3 bis y^ so lang als die Spelzen; noch länger jedoch scheinen sie bei Cal. Hartmanniana nach der von Fries gebrauchten Bezeichnung: „pilis glumella bre- vioribus'''- zu sein, so dass die Haare meiner Pflanze hinsichtlich der Länge etwa in der Mitte stehen zwischen den von Andersson und Fries für Cal. Hartmanniana gemachten Angaben). Leider hat eine Vergleichung meiner Pflanze mit Originalexem- plaren von Calam. Hartmanniana Fr. bisher noch nicht stattfinden können , da im Berliner kgl. Herbarium die betreflfenden Fascikel des beiden Calamagr. silvatica DC. als Factor aufgestellt wird, nur bei dereinen (Calaniagr. silvatica X Epigeios) die Granne gekniet und gedreht ersclieint, während bei der andern sich keine Spur davon zeigt. Sollte nicht aber Drehung und Knie von der Länge der Grannen abhängen in der Weise, dass bei grösserer Kürze Drehung und Knie verschwinden; so findet man z. B. bei .ööZcms niollis L. e\ne längere, die Klappen überragende, und dabei gekniete Granne, bei dem nahe stehenden Holcus lanatus L. eine kürzere von den [(.läppen eingeschlossene nur gekrümmte Granne. Bei Alopecurus geniculatus L. ist die Granne doppelt so lang als die Spelze und später etwas gekniet; bei Alopecurus fulvus Sm., welcher dem Alopec. geniculatusL. so nahesteht, dass manche Autoren ihn nur als Varietät desselben betrachtet wissen wollen, ist die Granne nur etwa so lange als die Spelze und gerade. 12 * 156 Herb. Norm. Frisii fehlen sollen. Vielleicht hat aber Herr Dr. Reichardt die Gefälligkeil, die Resultate der Vergleichung mit Exemplaren im k. k. Herbarium zu Wien hier mitzutheilen. *) Sollte eine Pflanze , deren Halme die Anfänge von Verästelung zeigen, sich wirklich als Calam. Hartmanniana Fr. herausstellen, so dürfte die Behauptung von Fries und Andersson, dass der Halm bei Calam. Hartmanniana Fr. stets einfach bleibe, es zur Gewissheit erheben, dass die Verästelung bei meiner Pflanze stets nur rudimentär bleibe, (da sie sonst von den genannten Autoren nicht hätte tiber- sehen sein können) und somit als intermediärer Zustand zwischen einer Calamagrostis- Art mit später ästigem und einer mit stets ein- fachem Halm zu betrachten sei, woraus bei der sonst so grossen Be- ständigkeit dieses Unterscheidungsmerkmales für Calamagrostis- Arten die Bastardnatur meiner Pflanze, mithin auch die der Calam. Hartmanniana Fr. mit Sicherheit sich ergeben würde, in welchem Falle an keine anderen Stammarten als an die von mir aufgestellten zu denken wäre. Ob denn in der Familie der Gramineae überhaupt schon Bastarde mit Sicherheit konstatirt sind? In der nahestehenden Familie der Cyperaceae werden in neuerer Zeit mehrfach Bastarde anerkannt, so Carex paniculatay^remota, Carex muricata X remota , Carex vulpina X remota , Carex bri- zoides X remota , Carex vesicaria X hirta, Carex ßliformisXri- paria u. a. Unter den Gramineae ist, abgesehen von mehreren spontanen Bastarden, welche man beobachtet haben will 2), soviel mir bekannt, nur ein Bastard bisher sicher konstatirt, nämlich Aegi- lops ovata L. X Triticum imlgare L., welche Verbindung von D. A. Godron durch Befruchtung von Aegilops ovata mit dem Pollen von Triticum vulgare künstlich dargestellt wurde. (D. A. Godron de la fecondation des Aegilops par les Triticum, Memoires de 1' Academie de Stanislaus Nancy 1855.) Tilsit, im Februar 1865. *) Dem an mich gestellten Ansuchen mit Ver£,nügen entsprechend, habe ich das Fries'sche Original-Exemplar der Calamagrostis Hartmanniana Fr, (Herb, norm. Fase. X.) mit 3 von dem Herrn Verfasser eingesendeten Exemplaren der C. silvaticax lanceolata Heidenreich verglichen und gefunden, dass das vor- liegende Exemplar (\qtC. HartmannianaVr. genau mit den Diagnosen von Fries, Andersson und Hartmann übereinstimmt. So weit ich also nachdem vorlie- genden Materiale beurtheilen konnte, scheinen die beiden in Frage stehenden Formen allerdings verschieden. Ob diese Unterschiede aber bedeutend und kon- stant genug sind, um eine Trennung zu rechtfertigen, das müssen Untersuchungen entscheiden, welche an reichhcherem Materiale, als mir vorlag, angestellt wurden Dr. H. W. Reichardt. *) So Alopecurus pratensis X geniculatus Wichura: s. „Wildwachsende Bastardptlanzen, hauptsächlich in Schlesien," beobachtet von Dr. Fr. Wimmer. Breslau 1853, S, 7. 157 Berichtigung. In meinem Aufsatze über Tripelbastarde unter Weiden (s. diese Zeitschrift 1864, S. 15) finden sich mehrere den Sinn verdunkelnde Druckfehler, welche ich hier zu berichtigen mir erlaube: S. 17, Z. 29 St. wirklich 1. merklich; S. 18, Z. 30 st. pubescentes 1. pubescentia; S. 19, Z. 7 st. auch 1. mich; S. 19, Z. 12 st. fuscentes 1. fuscescentes ; S. 19, Z. 26 st. (S. viminalis 1. S. CapreaXviminalis. Dr. Heidenreich. Aus dem Honther Comitate. Von Jos. Keller. Schon lange her hatte ich mich gesehnt, die Kuppen der Eipel- thaler Gebirgskette zu besteigen, bin aber erst bei Gelegenheit einer Rückreise, die ich im verflossenen Monate August (d. 17.) von der Schemnitzer Gegend machte — dazu gekommen. Die Reise nach Schemnitz zu Wagen gemacht , mein Aufenthalt in Sz. Antal nur auf einen halben Tag bemessen, Hessen nicht viel zu berichten — jedoch kann ich es nicht unterlassen , bevor ich zur Schilderung obigen Ausfluges übergehe, auch von jener Etwas in Erwähnung zu bringen. Vor Allem muss ich der malerischen Schönheit jenes Theiles meiner Reise gedenken, die sich von circa einer Viertelstunde über Nemethi angefangen, auf beiden Seiten der Landstrasse dem Auge ülTnet. Schroff herabreicliende Bergwand begleitet die in diese loth- recht eingegrabene Landstrasse, wahrend auf der linken Seite der Strasse das hier noch sehr kleine Flüsschen Schemnicze und dessen schmales Thal ihren Lauf haben, und wieder von Bergen, die aber schon mitunter stark verflachte Abhänge hineinsenden — begrenzt werden. Die Landschaft behält diesen Charakter auch weiter nord- wärts zu beiden Seiten der Strasse, ja sie wird nach einer kleinen Abwechslung noch schöner , bis endlich eine Viertelstunde noch vor Sz. Antal sich die circa 1000 — 1500' hohen Begleiter verlieren, und man mit Sz. Antal auch eine viel einförmigere Gegend erreicht. Ich nolirte bisher bloss: Allium flavnm L. bei Nemethi , auf der schroffen Felswand der Landstrasse, etwas weiter bei dem Orte Teplicska sah ich Marrubium retnotum KU. und das oft wiederkehrende Origanum vulgare , und ebendort in dem jetzt schon zur Rechten liegenden und hier breiten Flussthale Alnus glutinosa eingenistet, während an einer Stelle der zur linken Seite unserer Strasse fortziehenden Bergabhänge plötzlich ein schön violetter Anflug von dicht neben einander stehenden Me- lampyrum nemorosum zum Vorschein tritt. Was das Gehölz anbelangt, soweit dieses vom Wagen aus unterscheidbar gewesen — ist Acer 158 campestre am Fusse des Gebirges, untermischt mit Crataegus Oxyacantha et monogyfia, Acer Pseudoplatanus, Prunus spinosa etc. zu erkennen gewesen, während mehr oben die Q//e/Tws-Arten, und hier zumeist Q. sesülißora mit Acer campestris, und jetzt auch schon mit Fagus sylvatica, die Ueberhand einander stellenweise abgewin- nend, schöne, geschlossene, fortziehende Walder bilden. Nach kleiner Restaurirung in Sz. Antal begab ich mich allso- gleich in die herzogl. Coburg'schen Wälder, um mir richtige Ansiclit über das Verhalten einer Conifere zu verschaffen, und benutzte die übergebliebene zweistündige Zeit zu einem schnellen Besteigen des höchsten Punktes der dortigen Vorgebirgspartie , des 3168' hohen Szitfnya. Dorthin gelangt man: durch den sog. Fasanengarien, die kleine Filialortsohal't Jlüa und den ihr knapp anliegenden, circa 2700' hohen Vorberg Bacsik. Alles dieses zur Nordseite des Fusses Szittnya. Der Fasanengarien , Eigenthum des Herzogs Coburg, ist einsehr grosser Obstgarten, Unweit von diesem passirt man den feuchten Zickzacklauf eines Baches , wo mir die gesellschaftlich lebenden Mentha aquatica, dann Epilobinm angustifolmm^ palustre et parr:i- fiorum Schrb. begegneten, während Ainus glutiiiosa mich bis hinauf auf das Gebirge längs des Baches begleitete. Auch Exemplare von Lamium maciüatum und Campanula glomerata sah ich im Orte Illia, von wo aus ein steiler Fussweg immer dem Bächlein entlang in eine Blosse führt, wo wir den ergrauten Szittnya neben seinem Sohne Bacsik erblickten. Gehen wir näher zu dem Bacsik — so über- rascht uns eine dichte Nadelwalddecke, aus lauter Abies pectinata bestehend, mit am Fusse hie und da eingesprengter Fagus sylvotica» Diese ist die Hauptmischung, während als Üebergemengtheile Carpi- nus Betuhis^ Acer Pseudoplatanus , und als Forslunkraut einige Po- pulus erscheinen. Von Kräutern notirle ich unten in der Waldblosse Pimpinella Saxifraga, triippenweise und stark vertreten, Dianthus Carthusia- noruin ß. pratensis und tiana. Centaurea phrygia ß. semiplumosa in niedrigen Exemplaren, Potentilla aurea. Ebendort, jedoch mehr oben, circa 900' : Veronica spicata; Teucrium Chamaedris. Geht man nun durch den besagten Tannenbesland bergauf, so sieht man da mehrere Aspidium Filix tnas, die ihre braunbärtigen Wurzelsfocke nur sehr Seicht in der lockeren Nadelslreue ausbreiten, damit solche den bele- benden Niederschlägen recht nahe zu liegen kommen. Wir sehen auch den zweiten Hauptbestandtheil unseres Waldes, die Rothbuche, immer stärker und stärker vertreten, und begegnen zugleich von den Kräutern: der Campanula rapiwculoides sehr oft, und dicht belaubten Senecio nemorensis ß. angustifoliiis , deren sämmtliche einzelne Köpfchen je 4 randständige Zungenblülhen be- sitzen, wesshalb man sie mit dem Adjectiv qualuorglossus auch noch benennen könnte. Sie wurzeln rechts vom Wege au dem steilen Waldrande in mächtiger Sireu locker und seicht, während unweit davon in einer feuchten und grasigen Blosse Gateopsis rersicotor und Astrantia major angenehm überraschen. Auch einen Pyrus Malus 159 mit sauren unreifen Früchten bemerkte ich auf dieser Blosse, von wo aus, noch einige Schrille den schattigen Waldweg bergauf gegangen, man an den Gipfel desBacsik gelangt. Wir sehen nun, dass die natür- liche Mischung des Gehölzes in den erwähnten 2 Hauptbestandtheilen aueh oben auf dem Bacsik dieselbe bleibt, jedoch nur mit dem Unter- schiede, dass hier (oben) die Rothbuche schon stärker vertreten ist. Abies pectn. bleibt also prävalent. Die letzten Bäume auf dem Berge Bacsik , also die am Gipfel stehenden sind : mehr Buchenbcsland, untermischt auch mit Quercus peduneulata, und ganz oben auf dem Gipfel neben den vorhängenden Felswänden des allen Szittnya gesellen sich noch einige Sorbus aucuparia bei. Der Gipfel des Bacsik , die Ebene eines abgestutzten Kegels, hängt mit der Gebirgsmasse des Szittnya zusammen, und ist mit einer Grasdecke überzogen, worin, als an dem Schlüsse theil- nehmend, Hi/pnum-Avlen und aus deren weichem Polster emporge- wachsene Vaccinium Myrtillus zu erkennen möglich waren. Wir gingen von dieser kleinen Hochebene auf die Kuppe des vielfach zer- bröckeilen und zerklüfteten Szillnya. Gleich bei den Treppen fanden wir die schon einmal erwähnten AUiiitn ßavum wieder. Sie sitzen mit Hypnum und Vaccinium Myrtillus auf der kühlen Felswand, und scheinen auf dem ganzen Berge einzig und allein auf diese, sowie auf die schroffen Wände des unweit von hier liegenden Einsturzes ge- wiesen zusein. Auf dem Gipfel des Szittnya angelangt, sehen wir, dass deren Rücken durch eine bemerkbare Wölbung und schiefe Ab- iiachung gegen Osten, auch in der Pflanzendecke verschieden ist. Neugierig bückte ich mich nieder, um letztere einer näheren Betrach- tung zu unterziehen, wurde aber durch einen plötzlich dahergeeilten Regen vertrieben, und musste mich mit einer oberflächlichen Durch- suchung begnügen. Dazu noch wird die Pflanzendecke dieses Gebirgs- rückens regelmässig als Wiese benutzt und ist auch diessmal erst vor Kurzem abgemäht worden. Daher bestand auch mein ganzer Fund aus lauter Invaliden , und ich notirle nur: Genista tinctoria, Viola tricolor parciflora, jedoch mit iy»'" breiten Blüthen (Uebergang in die Form /?.). Cnicus acauUs^ Vaccinium Myrt. weniger, und endlich zum theilweisen Ersatz des schlechten Erfolges eines durch den Regen verhinderten weiteren Suchens fand ich eine Crucifere in mehreren reife Schoten neben Blüthen tragenden Exemplaren, deren grundständige Blätter bu ch tig-fied erspaltig, länglich verkehrt eiförmig, langgestielt, von zahlreichen dichten Gabelhaaren, rauh und dunkel graugrün, während die noch kleineren Oberblälter lanz.-lineal und sammt dem obersten Theile des Stengels dem Traubenstiele kahl, letzterer sogar glänzend, sind. Von den eingelegten 4 Exemplaren behielten 2 ihre natürliche milchweisse Farbe auch getrocknet, während die andern ins Bläuliche übergingen. Auch Tfiesium lino- phyllum a. minus sah ich hier an einer Stelle, und nachdem mir durch die sich um uns verdichteten Wolken, welche sich schon zu entladen begannen, auch der Genuss der Fernsicht geraubt war, eilte ich mit meiner halbleeren Büchse schnell nach Sz. Antal zurück und 160 fuhr noch denselben Abend ab. Mit Bedauern überblickte ich jenen bereits geschilderten Gebirgszug, der sich von Sz. Antal gegen Ne- methi lierunler zieht, dessen dicht belaubte schroffe Wände ausser der Aninulh, die sie dieser Gegend verleihen, gewiss auch zahlreiche Naturschätze bergen. Hier sind es insbesondere die sich zwischen Nemethy und Teplicska befindlichen Schlupfwinkel der jungfräulichen Natur, die eine interessante Ausbeule zu versprechen scheinen. Der 21. August d. J. — einer jener Tage, die ich nach meiner Rückreise von Sz. Antal in Visk gefeiert — war es, wo mir durch die Güte des Herrn Forstmeisters Anton Fischer möglich wurde, während meiner Heimfahrt einen kleinen Abstecher in die benach- barte Eipelthaler Gebirgskette zu machen. Der Berührungspunkt war Peröcseny, ein Dorf, IVa M. südlich von Ipoly-Sagh, in einem tiefen Thale an dem westlichen Fusse der Kette und an einer Aus- ästung derselben , nach welcher auch die ganze Kette benannt wird. Wir kamen um 11 Uhr Vormittag an, und eilten allsogleich in Beglei- tung des Herrn Oberförsters Strobl, bei dem wir einkehrten, auf das Gebirge. Dieses besitzt hier oberhalb des Dorfes eine flache Aus- salllung, aus deren Mitte sich kegelförmig die Kuppe des nur circa 900' hohen Vöros-Märom erhebt. Ueber die niedrige , den Kegel des Yörös-Märom gleichsam tragende Vorgebirgsreihe quer gestiegen, führte uns der Weg zu der südlichen Abdachung des Vörös-Märom, wo zwischen dieser und dem gegenüber knapp anliegenden Satlel- kamme eine Thalfurche mit einem Wasserrisse in der Mitte hinzieht. Die hier anlehnende Seile des Vörös-Marom bedeckt ein felsiger Ab- sturz, während den gegenüberliegenden Sattelkamm dichter Eichen- wald krönt, von wo aus uns eine erfrischendekühle Luft empfing. Ueberblicken wir die sich vor uns der Länge nach hinziehende Thal- furche, so sehen wir diese mit einem Walde von Kräutern be- wachsen , die durch überwiegenden Hochwuchs keinen Schluss haben. Ohngefähr in der Mitte der Sohle an den Rändern des seichten, früiier zwischen seinen Felsstücken eine langsam hinschlei- chende Quelle ableitenden Wasserrisses ist eine üppige Pflanzenfülle, gleichsam ein Wall wahrzunehmen; nicht so ist es aber mit den übrigen Bewohnern der Thalsohle. Diese scheinen eine bessere Ver- gangenheit zu betrauern und erliegen nun einem Kampfe , den sie, beraubt ihres Schutzes des sich noch vor Kurzem bis hierher aus- dehnenden nahen Waldes, mit dem eindringenden Erigeron canadensis aufnehmen müssen. Ueber das ganze Kräutermeer stehen einzelne Dornbusche und belassene hohe Samenbäume zerstreut, von welchen mir eine hierher verirrte Rothbuche durch ausserordentlich viele und durchgehends gesunde Früchte auffiel. Sehen wir uns jedoch die Pflanzenwell näher an, so begrüsst uns alsbald an dem Rande des den Saltelkamm dieses ganzen Theiles krönenden Eichen- (^Quercus sessilißora^ Waldes die Campanula persicifolia und rapunculoides, die ihr gesichertes Forl- kommen dem theil weisen Schulze des Waldes verdankend, sich hier angesiedelt haben. Hie und da gesellt sich zu ihnen ein Melamp yrum 101 barbatum , das jedoch schon zu den Kampfesflüchtigen gehört. Vom Waldrande einwärts führt uns ein schmaler Fussweg durch die Sohle der Thalfurche auf die gegenüberliegende Lehne des Vörös-Märom und es begegnete mir gleich von dem Waldrande einwärts: Epilobium montanum, hier gemein, mit paltistre. Einige Schrille nur weiter überraschte mich Atropa Belladonna in Exemplaren von niedlich niedrigem bis mannshohem Wüchse, die ich hier in einer Menge bei- sammen getroffen, in welcher ich sie noch nie gesehen. Eine andere unsern We% berandende Pflanze war Mentha artensis a. genuina, die uns bis auf die Südlehne des Vörös-Marom begleitete. Hier an- gekommen sehen wir die Bergwand mit einer Unzahl von rothen Felsentrümmern bedeckt, die aus dem Verbände mit ihresgleichen gerissen, nun die steile Bergwand — dachziegelförmig über einander liegend — lose bedecken. Es ist ein Hornblendeporphyr. Machen wir einen Schritt vom Fusswege einwärts in dieses Steinmeer und über- blicken wir es, so fällt uns schon von der Ferne ein aus allen Trüm- nierklüften sich sparrig erhebendes rothes Gewächs auf. Es ist das Geranium Robertianum, dessen flach ausgebreitete, sehr grosse buschige Stöcke mit ihren feinen einfachen Wurzeln nur sehr lose in dem spärlichen feuchtwarmen Moder der Gesteinfugen sitzen, so dass sie ungemein leicht herausgehoben werden können. Denkt man sich nun zwischen diesen 2 — 3' langen platten Blöcken zerstreut stehende bogige Brombeerranken und Rosensträucher, die überdiess noch von Potygonum dumetorum vielfach umwunden sind, und zwischen diesen Dianihus Armeria in grosser Zahl, dann Viola tricolor, Mentha ar- vensis^ üriganum vulgare, Tanacetum corymbosum, Erythraea Cen- taurium, nebst Cirsium cannm, Carduus acanthoides-, Urtica dioica, Convoiculus sepium und das Regiment des gem. Berufkrautes als Gefolge — so ist das Augenfällige der Farbenmischung der Decke dargestellt. Weiter bergauf suchte ich nach der hier vermeintlich vorkommenden Arnica montana, jedoch vergebens, und kam auf den Rücken des Vörös-Marom, wo ich eine Pflanzendecke mit schon we- nigerem Gestrüpp, und von den niederen Kräutern folgende in Blülhe antraf: sehr schöne grossköpfige Exemplare von Trifolium rubens, Betonica ofßcinalis, Serratula tinctoria — alle drei ziemlich ver- treten, dann fand ich noch auf tiem Lücken Solidago Virga aurea, Coronilla montana und auf dem Saume der Westwand üppige Exemplare der Digitalis ambigua. Nach einer kurzen Viertelstunde, während der wir von hier aus das Granthal besahen, begaben wir uns nach Hause, und ich benutzte die Zeit auf unserem Rückwege zur Revision meiner Skizze, wo ich am Westfliisse des Vörös-Marom noch die Mentha Pulegium und über die Baumwelt Folgendes nach- trug: Der Wald besteht aus Quercus sessiliflora, und scheint solche auf der ganzen Südwestseite der niedrigen Vorgebirgsreihe vorzu- herrschen, Avährend auf der viel höheren östlichen und südöstlichen Reihe Fagus sylvatica am meisten vertreten ist. Auch die Quercus Cerris sah ich gleich über Peröcseny einen kleinen Wald bilden, IG2 •tülein sie bleibt doch unterg-eordnet. Erwälinenswerlh sind auch die Juniperus communis, die icli an den Waldrändern hie und da gesehen. Diess der Erfolg eines einslündigen Aufenthaltes auf dem Vörös- Märom. Mehr konnte ich in dieser beschränkten Zeit unmöglich thun, als dass ich mir nur jene Pflanzen, die mir öfters und in grösserer Masse begegneten und somit zu den Hauptpartien des Vegetations- bildes gehörten, notirle. Jedoch beseelt mich der Wunsch, von nun an diesem Gebirge mehrere Besuche abstatten zu können , um auch durch etwaige Erforschung seiner vegetabilischen Schätze zur Ver- vollständigung des eben skizzirten Vegetationsbildes beizutragen. Zeliz in Ungarn, im Jänner 1865. Heinrich Schott. Schott, der am 5. März d. J. in Schönbrunn unter Pflanzen und Blumen entschlief, war auch unter Pflanzen und Blumen ge- boren und schon um seine Wiege schlang die Natur ihre frischen grünen Gewinde, an denen sie ihn dann durch sein ganzes Leben festhielt. Heinrich Schott kam in Brunn am 7. Jänner 1794 zur Welt und wuchs dort im gräflich Mi t tro wsky'schen Garten, welchen sein Vater als Gärtner pflegte, mitten unter seltenen und schönblühenden Gewächsen zum Knaben heran. Die Eindrücke, welche er hier empfing, wurden mächtig angeregt, als sein Vater später den Universitätsgarlen in Wien zur Pflege erhielt und den lernbegierigen Schüler plötzlich der Reichthum der Gärten, Her- barien und Bibliotheken der Kaiserstadt umgab, Männer wie die beiden Ja c quin und berühmte Botaniker, durch die Sammlungen und Aufzeichnungen des Vaters angezogen, ihm belehrend und anregend entgegenkamen. Einen besonders tiefen und nachhaltigen Eindruck aber machte die Anwesenheit Humboldt's auf den eben schwer erkrankten Heinrich, und der freundliche Zuspruch des gefeierten Mannes wirkte nicht bloss anregend und ermuthigend auf die weiteren Bestrebungen, sondern selbst physisch heilend auf die ermattete Lebenskraft des Jünglings. Nachdem er in Wien seine Studien in der Naturkunde und den verwandten Fächern beendigt hatte, diente er während der Jahre 1809 bis 1813 im k. k. Universitätsgarten als Gehülfe seines Vaters. Im letztgenannten Jahre wurde er zum Assistenten seines Vaters und 1815 zum k. k. Gärtner in dem Garten der „Flora austriaca" im oberen Belvedere ernannt. In dieser Eigenschaft wurde er im Jahre 1817 der von Kaiser Franz I. zur Erforschung Brasiliens bestimmten naturhistorischen 163 Expedition beigegeben und blieb dort bis 1821, in \vekliem Jahre er über Portugal, England und Frankreich nach Wien zurückkehrte. Seiner unermüdlichen Ausdauer gelang es, in verhällnissniässig kurzer und mannigfach beschränkter Zeit, im fortwährenden Kampfe mit dem ungewohnten Klima eine eben so reichhaltige als werth- volle Sammlung naturhistorischer Gegenstände zu schaffen. Die grossartige Ausbeute, die er nach Wien sendete, bestand in 76 Kisten mit lebenden Pflanzen, einem Herbarium UMt 1449 Spe- cies in 6078 Exemplaren, 773 Species Sämereien, 79 verschiedenen Holzmustern und 24 verschiedenen Pflanzen und Früchten in Wein- geist. Die Pflanzen und Sämereien wurden für die kaiserlichen Hofgärten, das Herbarium für das damals abgesondert bestehende brasilische Museum bestimmt. Einige Monate nach seiner Rückkehr aus Brasilien wurde er zum Hofgärtnersadjunkten bei dem damaligen k. k. Hofgärten- und Menageriedirektor Boos, und im Jahre 1828 zum k. k. Hofgärlner ernannt. Im Jahre 1827 war ihm nämlich die Umgestaltung der Anlagen des holländisch-botanischen Hofgartens (jetzt HofpflanzengartenJ aufgetragen worden und er löste diese Aufgabe mit solchem Erfolge, dass ihm jetzt auch die nöthigen Mittel gewährt wurden, um anstatt der alten, theils baufällig , theils unausreichend gewordenen nach seinem Plane neue Glashäuser zu erbauen, wie das Gedeihen der weltberühmten Pflanzensammlung zu Schönbrunn sie erheischte. Diese Bauten wurden kurz vor seiner im August 1845 erfolgten Er- nennung zum k. k. Hofgärten- und Menageriedirector vollendet und erwarben ihm neue Beweise der Anerkennung. Durch die im Winter 1848 auf 1849 begonnene und im letzteren Jahre zu Ende geführte Anlage des oberen Theiles des Hofpflanzengartens, des sogenannten „neuen Grundes", wurde die Umgestaltung dieses Hofgarlens ab- geschlossen. Die Alpenflora hatte Schott anfangs auf seine Kosten be- gründet, erhielt aber dann von hoher Seite die Geldmittel zur Fortsetzung derselben, und auf solche Weise erwuchs sie zu einer Sammlung, die wohl nirgends ihresgleichen findet. Unter Schott's Oberleitung wurde im Jahre 1852 auch die Umgestaltung des gegen das Kaiserhaus gelegenen Theiles des grossen Lustgartens zu Schonbrunn in eine englische Anlage voll- endet, ferner die Herstellung des grossen Parterre, der sogenannten lichten Allee, der das Colonnadegebäude umgebenden Anlagen. Seiner Oberleitung war ausserdem auch der k. k. Garten der „Flora austriaca'' im oberen Belvedere anvertraut. Als ihm derselbe im Jahre 1840 nach dem Ableben des Freiherrn v. Jacqin übergeben wurde, war sein erstes Augenmerk darauf gerichtet , diesen Garten ebenfalls zeilgemäss umzugestalten, und zu seiner Freude wurde er in die Lage gesetzt, diese Umgestaltung sowohl im Grunde, als in der Verlheilung der Gewächse mit Berücksichtigung des ihrer Specialität zukommenden Standortes vorzunehmen. 164 Schot t's Thätigkelt beschränkte sich während seiner lang-jäli- rigen Dienstleistung nicht allein auf die praktische Hortikullur, sondern er wirkte auch als kritischer Schriftsteller im Fache der Bo- tanik. Seine verschiedenen Abhandlungen, Avelche er bei seinen vielfältigen Amisgeschäften nur mit Benützung der Nachtstunden zu Stande bringen konnte, erschienen theils als selbstständige Werke, theils wurden solche in verschiedenen Zeitschriften des In- und Aus- landes abgedruckt. Seine literarischen Arbeiten verschafften ihm nicht nur bedeu- tende, für die ilim anvertrauten Anstallen vortheilhafte Verbindungen, sondern sie erwarben ihm auch einen weit verbreiteten Ruf, so dass mehrere seiner Fachgenossen ihm ihre Werke widmeten oder neu- beslimmle Pflanzen nach ihm benannten. Zugleich machten seine ausgebreiteten Verbindungen es ihm möglich, in vierzig Jahren eine aus 1282 gemallen und 2000 gezeichneten, zusammen aus 3282 Ab- bildungen in Foliotafeln bestehende Sammlung von Aroideenformen zu schaffen und 105 Genera und i 138 Species zu uniersuchen und zu bearbeiten. Die Kosten der Herstellung dieser Tafeln, die er in auf- opferndem Eifer für die Wissenschaft sich auferlegte, betrugen über 16.000 fl. In Verbindung mit seinen Sammlungen stand die Herausgabe zweier Prachtwerke. Das eine derselben, von welchem jedoch wegen Mangels an Unterstützung nur zwei Lieferungen (Wien 1834) erschie- nen, sollte die Abbildungen und die Beschreibung sämmllicher Farren- kräuter enihalten. Das zweite, über die Aroideen, erschien 1853 bis 1859 auf Kosten des Verfassers, doch belohnte der Erfolg auch hier nicht die Mühen und Opfer, welche Schott darauf verwendet halle. Wollten ihm in dieser Beziehung keine materiellen Vortheile erwachsen, so ging er doch nicht leer an verdienten Ehren und Aus- zeichnungen aus, die ihn in seinen rastlosen Bestrebungen wohl- thuend ermiinlerlen. Im Jänner 1848 wurde er zum correspondirenden Mitgliede der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, im August 1857 zum Mitgliede der kaiserlich Leopold-Karolinischen Akademie der Naturforscher rait dem Namen Velozo ernannt; im April 1858 sendete ihm die Universität Jena das Ehrendiplom eines Doktors der Philosophie. Nebstdem ernannten ihn zahlreiche naturwissenschaft- liche Vereine des In- und Auslandes zu ihrem wirklichen oderE'iren- mitgliede. Se. Majestät der Kaiser verlieh ihm im J. 1856 das Ritter- kreuz des Franz Josef-Ordens, zu welchem im Mai 1859 die goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft und im April 1864 der k. mexi- kanische Guadeloupeorden sich gesellten. Sein Wirken, dass den Herrlichkeiten der Natur gewidmet war und diese nicht bloss in Schrift und Wort, sondern in anziehend lebendiger Form zum Verständniss zu bringen wusste, grünet und blüht in dem, was er geschaffen, fort; die liebliche Pflanzenwelt, die er hinterlas sen, nennt seinen Namen. 165 Personalnotizen. — Professor Alexander Braun in Berlin wurde von der Akademie der Wissenschaften in Paris zu ihrem ausw. Mitgliede für die botanische Sektion an die Stelle des verst. Blume gewählt. — Die kais. L. C. Akademie deutscher Naturlorscher hat zu Älit- gliedern ernannt, die Botaniker: John Jos. Bennet, Direktor des botan. Museums in London, mit den Beinamen Rumphius; Dr. Georg Engelmann in St. Louis (Delius^ ; Dr. Joh. Hanstein, Professor in Bonn (Moldenhawer); Dr. Peter Karting, Professor in Utrecht (Dioscorides); Dr. Ferd. v. Herder, Konservator des botan. Gartens in St. Petersburg (Georg Forst erj; Dr. Herrn. Fr. v. Le onhardi, Prof. in Prag (Pythagoras); Dr. Ernst Nolte, Prof. in Kiel (Weber); Ant. Spring, Prof. in Lüttich (Heraclides}; Dr. de Vry in Java (Berzelius). — Andreas Zlik, Pfarrer in Teschen, der in früheren Jahren in Steiermark und Schlesien eifrig botanisirte, ist am 29. März ge- storben. — Dr. Ph. H. Zöllner, Adjunkt am botanischen Garten zu München, ist als Professor der pharmaceutischen Chemie und Pharma- cognosie an die Universität zu Erlangen berufen worden. — C. 0. Bulnheim, Schuldirektor in Leipzig, starb am 26. März nach einer mehrvvochentlichen schweren Krankheit. — Dr. Jacob Volhard, Privatdocent an der Universität Mün- chen erhielt die Stelle eines Adjunkten am physiologischen Institute des botanischen Gartens zu München. — Friedrich Kokeil, k. k. Beamter in Klagenfurt, starb 63 Jahre alt, am 21. März. Seine Sammlungen vermachte er dem natur- historischen Verein in Klagenfurt. Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — In der Sitzung der zool.-bot anischen Gesellschaft am 6. April zeigt Dr. H.W. Reichardt aus den für das wissenschaft- liche Werk der Novara-Reise zu bearbeitenden Pilzen die aus Rio Janeiro mitgebrachte Cora pavonia Fries vor, und weist anatomisch nach, dass dieses Gebilde zu den Flechten und nicht zu den Pilzen gehöre. — Dr. A. Pokorny Iheilt mit, dass der Schneepilz Lanosa nivea im verflossenen März im hiesigen Stadtpark häufig vorgekom- men sei, bespricht dessen Wachsthumsverhältnisse, seinen bedroh- lichen Einfluss auf die Grasnarbe, und dass er wahrscheinlich die Ur- sache des sogen. Auswinterns des Getreides sei, das er gänzlich zer- störe. — Der Vorsitzende Dr. Th. Kotschy gibt Nachricht von dem in Afrika reisenden Botaniker, Dr. Schweiufurth, der eine Schil- 166 derung seiner Besteig-img des Dschebel Tiur in der Gebirgskette des Ke^seir einsendete. X. — In einer Versammlung der Sohlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur, botanische Sektion, den 9. Februar zu Breslau, sprach Dr. Rosen thal über papierliefernde Pflanzen. Er wies nach, wie die Menge des alljährlich erzeugten Flachses in keinem Verhältniss zu dem 0"anti"i' des gebrauchten Papiers stände, und dass alle leinenen Lumpen mit Inbegrifl' der baumwollenen, die mit jenen zusammen verarbeitet werden, nicht im Stande sind, den jährlichen Bedarf an Papier zu decken. Daher einerseits das Steigen des Preises; noch im Beginn dieses Jahres z. B. sei in Amerika der Preis der sänuntlichen zahllosen Zeitungen um 20% erhöht worden, wegen Auf- schlagen des Rohmaterials, andererseits die eifrigen Bemühungen, Substitute für das letztere in genügender Menge und zu adäquatem Preise zu beschalfen, zwei Bedingungen, die ein fabrikmässiges loh- nendes und Konkurrenz machendes Verarbeiten lediglich ermöglich- ten. Die Billigkeit aber könne dadurch erzielt werden, dass das Roh- material in möglichster Nähe zu haben sei, weil hohe Transportkosten die Fabrikation natürlich vertheuerten. Aus den zahlreichen vom Vortragenden für die letztere geeigneten Pflanzen erwähnen wir hier nur der wichtigsten, die bereits eine ausgedehnte Verwendung finden. Hierher gehören zunächst einige Gräser und zwar das Espartogras, Lygeum Spartum, das in Spanien und Nordafrika ungemein häufig, und wegen seines reichen Faserstüflgehalts, 73, 5, sich leicht und ohne Zusatz verarbeiten lässt. Es biliiet bereits einen bedeutenden Han- delsartikel (1862 wurden 240.000 Ctr. nach England eingelührl), und sollen die grossen Londoner Zeitungen auf Espartopapier gedruckt sein. Wichtiger noch ist der Mais oder türkische Weizen, Zea Mays, dessen Kolbenblätter gleichfalls reichlich Faserstoff" enthalten. Die- selben wurden bereits seit einigen Jahren in der kais. Fabrik zu Schlögelmühle zu sehr gutem Papier verarbeitet, nur erschwerten die hohen Erzeugungskosten die Konkurrenz mit dem Lumpenpapier. Da wurde die folgenreiche Entdeckung gemacht, dass sich der gewon- nene Faserstülf gleich dem Flachs trefflich verweben lasse, wodurch also nur die billigen Abfälle zur Papierfabrikation bleiben, wozu spä- terhin die Lumpen aus den gewonnenen Geweben kommen werden, so dass die ganze Fabrikation einen Umschwung erleiden muss, und für eine grossarlige Industrie der Grundstein gelegt ward. Auch hat sich bereits eine grosse Aktiengesellschaft gebildet, die eine grosse Herr- schaft in Ungarn angekauft hat, um daselbst eine grosse Fabrik anzu- legen. Für Norddeutschland aber ist eine Einbürgerung dieser Indu- strie nicht zu erwarten. Dass das Siroh unserer Getreidearten in der Papierfabrikation vielfach benutzt wird, ist eine bekannte Thatsache. Das Strohpapier ist, wenn es auch gebraucht werden kann, zu brüchig, doch eignet es sich vortrefflich zu Packpapier und Pappen. Neuer- dings wird in Deutschland und Frankreich aus Stroh ein vortreffliches Schreib- und Druckpapier hergestellt. In Mexiko geben die Fasern der Agavearten (^A. americana, filamentosa, filifera etc.) vortreffli- 167 ches Papier, das daselbst allgemein benutzt wird, während in Algier die dort in unendlicher Menge vorkommende Zwergpalme, Cliamae- rops humilis^ die rosshaarälinliche Fasern (vegetabilisches Pferde- haar) enthält und bisher nur als lästiges Unkraut betrachtet ward, gleichfalls sehr gutes Papier liefert, auf welchem der in Algier er- scheinende „Akbar" gedruckt wird, was für Oesterreich der Mais, für Spanien das Esparto, das sind für uns die Nadelhölzer, zumal un- sere herrlichen Tannen und Fichten, deren Holz mit Lumpen ver- mischt ein gutes Papier liefert, und zu diesem Zweck auch bereits in mehreren Fabriken verarbeitet wird. Einige der in Breslau erschei- nenden Zeitungen sind auf diesem Papiere gedruckt. Die Wichtigkeit dieser Anwendungsweise liegt auf der Hand, da das Material jederzeit in genügender Menge und am Orte zu haben ist. Das Verzeichniss der zahlreichen übrigen genannten Pflanzen wird anderswo vollständig veröffentlicht werden. Papierfabrikant Bock knüpfte an diesen V^or- trag interessante Mittheilungen über die Fabrikation desHolzpapieres. R. V. Uechtri tz bespricht neue und seltene Pflanzen der schlesi- schen Flora und legt Exemplare derselben vor, welche er dem Her- barium der Gesellschaft zum Geschenk macht; insbesondere als neue Arten: Thlaspi alpestre L. (bei Löwenberg von Limprecht gefun- den), Galium Wirtgeni F. Schultz (Krietern , Junger), Alnus autumnalis Hart ig (Obernigk, v. ü echtritz), Carex Ohmülleriana 0. P. Lang (do.). Neue Formen: Erysimum cheiranthoides ß denta- Gallonen schönen weissen Syrups; der Process ist so einfach, dass er sich mit den gewöhnlichen Utensilien in einer Pächtersküche ausführen lässt. Eine Newyorker Geseilschaft soll die Erfindung bereits für die Summe von 400. OÜO Dollars anijekauft haben, um ohne Verzug diese Zucker- bereitung im grossartigen Massstabe zu betreiben. — Mahonia üicifolia. Dieser Strauch ist ungefähr vor 30 Jahren nach Europa gekommen und wird jetzt als Zierstrauch in den Gärten gezogen. In Frankreich findet man ihn namentlich auf den Eisenbahn-Stationen. Er trägt kleine Trauben, die denen des VVeinstockes ähnlich sind. Die Beeren nehmen eine violette Farbe an, die bis zur völligen Reife — im August oder Septem- ber — immer dunkler wird. Dieselben haben einen süssen und zugleich sauren Geschmack. 1862 stellte Boutin mit dem sehr dunkel purpurgefärbten Saft dieser Beeren Versuclie an und fand, dass derselbe sehr bald in die weinige Gährung überging. Nach acht Tagen zeigte der Saft einen starken weinigen Geruch. Verschiedene Destillationen ergaben , dass darin 7 Percent Alkohol enthallen waren. 1863 wurden die Versuche wiederholt, und hier betrug der Alkoholgehalt, T'/^ Percent. Die gewöhnlichen französischen Weissweine be- sitzen keinen grösseren Alkoholgehalt. 1864 enthielt der gegohrene Saft 8 Percent Alkohol, woraus hervorgeht, dass auch hier wie bei den Weintrauben der Zuckergehalt in trockenen und warmen Sommern grösser ist. Ira letzteren Jahre operirte Boutin mit grösseren Massen, so dass er einige Litres Alkohol erhielt. Dieser war im Geruch und der Feinheit dem Alkohol aus Wein gleich. Aus 100 Pfund Trauben erhielt er 85 Pfund gegohreneu Saft und hieraus 3'7 Litres Weingeist von 36 Percent. — Interessante Resultate liefert die Vergleichung der Vegetation in"2bestimmter Höhe über den Meeresspiegel unter verschiedenen Breitegraden. Sie zeigt eine auffallende Aehnlichkeit, und ihre Unterschie le beruhen nur auf der sehr verschiedenen Wärmevertheilung. Auf einer Bergspitze in Frankreich oder der Schweiz haben die Sonnenstrahlen eine reine, dünne Luftschichte zu durchbrechen, und wirken daher mächtig auf den Boden , den sie in holiem Grade erwärmen; während unter einem Breitengrade, wie jener von Spitzbergen ist, die dichte Luft einen grossen Theil der Sonnenwärine auffängt. Es wird daher nicht überraschen, dass Karl Martins auf de. n höchsten Gipfel des Faul- hornes 131 Phanerogamen fand, während man auf der ganzen Inselgruppe von Spitzbergen ihrer nur 93 entdecken konnte. — Aus der zu grossen Annäherung der Gasleitungen an dieBaum- reiiion entstehen Nachtheile für deren Vegetation, welche die grossen und nützlichen Anlagen derselben paralysiren. Den Beleg hiefür liefern Daten, die wir einem Vortrage Girardin's ii der Societe imperiale de soiences zu Lille entnelmien. In den letzten Monaten des Jahres 18ö9 bemerkte man, dass die schönen Pappeln an der Strasse von Lille nach Courtray in rapider Weise ab- starben. In kurzer Zeit gingen 16 der schönsten Bäume ein. Die Röhrenleitung des Ga^es lag 2—4 Fuss entfernt auf der rechten Seite der Baumreihen. Sie bestand aus thöncrnen, mit Erdpech überzogenen Röhren, deren Verbindung 171 unter sich völlig unversehrt und an denen keine Spur einer Gasentweichung zu bemerken war. Es wurden aber zwei Erdproben, die eine von der rech- ten Seite aus der Nähe eines kränkelnden Baumes, die andere von der linke n Seite gegenüber einem in voller Vegetationskraft stehenden Baume entnommen und einer chemischen Analyse unterworfen. Die letztere Probe zeigte nun bei der Untersuchung völlig das Aussehen und alle Eigenschaften einer normalen Erde , während die erstere Substanzen, die sich für gewöhnlich nicht in der Erde finden , nämlich brenzliche ölige Substanzen, Schwefel und Ammoniak- salze in sehr markirten Verhältnissen enthielt. Das Vorhandensein dieser Sub- stanzen znigt in evidenter Weise, dass die Erde der ersteren Probe vollständig von Leuchtgas durchdrungen war, dessen Leitung in einer Entfernung von 3 Fuss am betreffenden Baumkörper vorüberging. Nun vernichten aber Amraoniakgas, Schwefelwasserstoff und vor Allem die empyreumatischen Oele, weiche das Leuchtgas auch bei der möglichst reinen Darstellung enthält, selbst in schwachen Dosen die Vejietation und führen das Absterben der Wurzeln und anderer Organe herbei. Es ist daher das Zu^rundegehen der Pappeln, die auf der rechten Seile der Strasse von Lille nach Couriray in der Nähe der Gasleitung stehen, allein nur den Ausströmungen des Leuchtgases zuzuschreiben. Schon 1842 wies Neumann nach, dass aus demselben Grunde eine grosse Anzahl Rüstern am Boulevard de l'Hopilal verkümmerte. 1846 und 1851 konstatirte G irardin das Gleiche officiell zu Ronen an einer grossen Anzahl Bäume auf den Boulevards Canchoise und Bouvreul. Die [{Öhrenleitungen in Paris und Ronen waren von Gusseisen. Noch leichter finden bei Ti)onröhren Ausströmungen statt. Daher soll man überhaupt die Röhren- leitungen in der Mitte der Strasse und so tief es angeht anlegen , damit der Zwi- schenraum zwischen ihnen und den Bäumen so gross als möglich werde. Man ist zuweilen nicht abgeneigt gewesen, das Absterben der Bäume in der Nähe von Gasleitungen dem zu grossen Lichtreize zuzuschreiben ; dass dem nicht so ist, beweist der Bericht Girardin's. Correspondenz der Redaktion. Herrn A. M. in N. „Wird mit Dank benützt." — Herrn G. in G. „Er- halten." — Herrn V. d. L. und Dr. A. et E. „Wird mit Dank benützt." Inserat. RalDenliorst's l)otaiLisc]ie "Werke! Bei Eduard Kummer in Leipzig sind von Dr. L. Rabenhorst fol- gende Werke erschienen und durch jede Buchhandlung zur Ansicht zu beziehen: Flora europaea algarum aquae dulcis et submarinae. Sectio l. Algas diatomaceas complectens. Cum figuris generum omnium xylographice im- pressis. gr. 8. 1864. Preis 2 Thlr. C3^ Sectio IL erscheint in einigen Wochen. Kryptogamen- Flora von Sachsen, der Ober-Lausitz, Tiiüringen und Nordböhmen mit Berücksichtigung der benachbarten Länder. Erste Abtheilung. Algen im weitesten Sinne, Leber- und Laub- moose. Mit über 200 Illustrationen , sämmtliche Algengattungen bildlich darstellend. 8. geh. 1863. Preis 31/5 Thlr. Die Verlagshandlung iässt statt aller Anpreisung einige Stellen aus Ur- theilen der Presse über vorstehendes Werk hier folgen: 13 '■' 172 Botanische Zeitung von H. von Mohl und Dr. F. L. von Schlechtendal. 1863. Nr. 18. Unser schliessliches Urtheil über die ganze Arbeit ist, dass sie in jeder Be- ziehung gerechten Anforderungen entspricht, dein Anfanger, der sich nicht die un- erschwinglich theuern Werke von Kützing, Bruch und Schimper etc. anzu- schaffen Mittel zur Geniige hat, ein äusserst em pfehl enswer thes Hand- buch liefert, dem geübteren Kryptogamenforscher aber immerhin von grossem Nutzen sein kann und wird. Somit kann Ref(.^rent versichert sein, dass diese Ra benhorst'sche Flora, die sich auch durch einen civilen Preis empfiehlt, einen grossen Leser- und Besitzerkreis finden wird, da weder die in- noch die auslän- dische Literatur ein ähnliches praktisches und instruktives Werk in so gedrängter Form besitzt. Die Ausstattung in Bezug auf Papier, Druck und Illu- strationen stehe ich nicht an, vorzüglich zu nennen. Oesterreichische botanische Zeitschrift. 1863. Nr. 2. Sind auch die Grenzen — welche sich der verehrte Autor auf dem Titel- blatte steckt — ziemlich enge, so ist der die Algen betreffende Theil (wie Herr Dr. Rabenhorst selbst in der Vorrede bemerkt) bei der kosmopolitischen Natur dieser Pflanzen dessenungeachtet als eine Flora von Deutschland zu be- trachten, welche das meiste und bedeutendste Neue, welches seit 1850 entdeckt wurde, in sich fasst und so das Bestimmen dieser wechselvollen Gestalten unge- mein erleicliterl. üeberdiess sind sämmtliche Gattungen der Algen in recht gelungenen Holzschnitten abgebildet, so dass für den Anfänger jede Schwierigkeit beseitigt ist, sich in diesen Regionen zurecht zu finden. Bei den Leber- und Laubmoosen hingegen ist dur'^h zahlreiche analytische Schlüssel die Bestim- mung möglichst erleichtert und im Allgemeinen für Jene — denen das botani- sche Latein Schwierigkeiten machen sollte — dadurch vorgesorgt, dass die Diagnosen, möglichst bündig, in deutscher Sprache verfasst sind. Von den übrigen Vorzügen wollen wir nur einen hervorheben, den es mit wenigen seines Gleichen theilt: es ist praktisch im wahren Sinne des Wortes! Wir empfehlen es daher mit vollster Ueberzeugung von seinem Werthe allen deutschen Jüngern der Kryptogamenkunde, indem sie darin das neueste und beste Handbuch fin- den werden. Deutschland's Kryptogamen - Flora oder Handbuch zur Bestim- mung der kryplogamischen Gewächse Deutschland's, der Schweiz, des lombardisch- venetianischen Königreiches und Is trien's. 2 Bände und Synonymen-Register dazu. gr. 8. 1844 bis 1853. Preis 8 Thlr. 13 Ngr. Inhalt. I.Band: Pilze. 3 Thlr. 10 Ngr. — 2. Band: 1. Abth. Lichenen. 25 Ngr. 2. Abth. Algen. 1 Thlr. 10 Ngr. 3. Abth. Leber- und Laubmoose und Farren. 2 Thlr. 3 Ngr. Synonymen-Register dazu. 25 Ngr. Die Süsswasser-Diatomaceen (Bacillarien). Für Freunde der Mikroskopie bearbeitet. Mit 10 lithographisclien Tafeln, gr. 4. geb. 1853. Preis 2 Thlr. Beiträge zur näheren Kenntniss und Verbreitung der Algen. Heft L Mit 7 hthographischen Tafeln, gr. 4. 1863. Preis l'/a Thlr. Inhalt: Janisch und Rabenhorst, über Meeres-Diatomaceen von Hon- duras. — Hantsch, über einige Diatomaceen aus dem ostindischen Archipel. — Hermann, über die bei Neudaram aufgefundenen Arten des Genus Characium. P3^ Ein zweites Heft erscheint im Laufe des Jahres 1865. Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. Verlag von C Cjerold. Druck von C. Ueberreuter. OesteiTeichische BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. Gemeinnütziges Organ für i>ie Asterreiciiigciie Exemplare, botniiiscbe Zeltgcbrlft Rnioilll/ nnfl RAfnniLror die frei dnrck die Post be- erscheint OOltlUlli UU« DUmUlHer, zozen werden 3ollen,si..d den Ersten jeden Monats. blo» bei der Hedaktlon mus'flATur'oelriv! Gärtner, Oekononieü, Forsliuänner, Aerzle, ^'^it;r^':zi7i^n'^ (3 Thlr. 10 Ngr.) 1 .1 l J T I "l Im Wege des ganzjährig;, oder ADOineKer UDO leCDDlker. Buchhandels übernimmt mit 2 11. ea kr.Oest. \V. F Pränumeration halbjährig. C. Cerold's Sohn Inserate in Wien, die ganze Petitzeile IffO £% *" ^^'® ^^^ übrigen lOkr. Oest.W. J3I =' Ot Buchhandlungen. XV. Jahrgang. TOJi. Juni 1865. XMHAIaT: Pedicularis Vulpii. Von So Ims-Laubach. — Gj/wnadenio-Bastard. Von Dr. Ascher- son. — Alpecformen von Thalpflanzen. Von Val de Li^vre. — Zur Flora von Neusolil. Von Markus. Die europäischen Agrostis-kx\.e.i\. Von Janka. — Gute und schlecLte Arien. Von Dr. K e r n e r. — — Correspondenz. Von Holuby, Jan ka, Dr. Aschersou. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Botanischer Tauscliverein. — Mittheilungen. Pedicularis Vulpii So 1ms. Ein Bastard von fed. incarnata J a c q. und Ped. tuberosa L. Von Hermann Graf zu Solms-Laubach. Im vorigen Sommer erhielt ich durch die Güte des Herrn Vul- pius zu Müliheim i. B. ein mit den Eltern im Bernina - Heulhai gesammeltes Exemplar dieser ausgezeichneten Pflanze. Weiteres rei- ches Material sammelte Herr Kammergerichtspräsident von S tramp ff dahier, am 28. Juli 1864 an eben demselben Standort und überliess mir dasselbe freundlichst zur Untersuchung. Die stattliche über 5 Fuss hohe Pflanze übertrifft an Grösse bei weitem ihre Stammeltern und man könnte sie bei flüchtiger Betrachtung für eine riesige P. tu- berosa halten, wenn sie nicht von dieser durch die steifen gerade auf- rechten Stengel im Habitus so sehr abwiche. Der unterirdische Stengel der fraglichen Pflanze ist sehr ästig und trägt zahlreiche langge- stielte Blätter , die in Form und Zähnung insoferne ungefähr in der Mitte zwischen denen beider Stammarten stehen als sie stärker einge- schnitten und gezähnt sind, als die der P. incarnata, aber dagegen auch breitere Abschnitte und Zähne haben, als die von P. tuberosa. Es kommen indess auch Exemplare der typischen P. incarnata mit stärker gezähnten Blättern vor, die denen des vorliegenden Ba- stards sehr ähnlich sehen. Der Stengel unserer Pflanze ist ähnlich Oesterr. botan. Zeitschrift. 6. Heft. 1S65. 14 174 wie der der P. ineamata, bis zur liiflorescenz mit ziemlich grossen Blättern besetzt, die jedoch an Grösse nicht sostarli abnehmen, wie bei dieser. Die Inflorescenz ist gedrängt wie bei P. tuberosa, die unteren Bracteen sind den sitzenden Stengelblätlern an Gestalt und Grosse ähnlich, nach der Spitze hin nehmen sie an Grösse beträchtlich ab. In der Gestalt dieser Bracteen nun finde ich das sicherste Merkmal, welches unsere Pflanze als Bastard von P. tuberosa mit P. incarnata ausweist. Es finden sich nemlich hier die genauen Mittelformen zwischen der einfach Sspaltigen ganzrandigen Bractee von P. incarnata und der völlig laubblattartigen der P. tuberosa. An den unteren grossen Bracteen des Bastards, die im Aussehen denen der P. tuberosa sich nähern , findet diese Bildung ihren Ausdruck in der auffällig starken Längenentwicklung und der ge- ringen oft ganz fehlenden Zähnung der 2 — 4 untersten Fiedern, weiter nach oben im Blüthenstand tritt ihre Neigung zur einfa- chen 3Theilung deutlicher hervor, indem bei der gleichen mächti- gen Entwicklung und geringen Zahnbildung der untern Fiedern der einfach gefiederte Mitteliheil des Blattes immer mehr an Grösse ab- nimmt und vor den seitlichen Theilen zurücktritt. Es erhält durch die angedeutete Tendenz zur 3Theilung fast jede Bractee eine eigene häufig sehr unregelmässige und jedenfalls schwer zu beschreibende Form. Es kommen manchmal auch bei unzweifelhafter P. tuberosa Bracteen mit stärkerer Entwicklung der untersten Fiedern vor, die- selben sind aber dann nicht lineal und zahnlos, wie bei P. Fw/pii, son- dern keilförmig mit um so stärkerer Zähnung. Auch in Beziehung auf den Kelch hält P, Vulpü ungefähr die Mitte zwischen ihren Eltern. Derselbe ist nicht kahl wie he'i P. tuberosa, sondern ziemlich dicht mit weissen Haaren besetzt, jedoch bei weitem nicht so wollig wie bei P. incarnata, seine Abschnitte sind fast ganzrandig an der Spitze schwach gezähnt. Die Corolle ist gelb mit rothem Anflug. Die beiden längeren Stamina sind spärlich behaart. Die Diagnose würde demnach lauten wie folgt: Pedicutaris incarnata X tuberosa = P. Vulpii S o 1 m s. Caulis siibterraneus valde ramosus, Bracteae calycem supe- rantes decrescenti-pinnatae, pinnis 2 — 4 inßniis ceteris multo longio- ribus subintegris vel parce denticulatis. Calyx piiis longis albidis adspersus, laciniis apicem versus parvi dentatis Corolla flara colore roseo suffusa, staminibus longioribus parce pilosulis. Berlin, 15. März 1865. Nachschrift. Vorstehendes war bereits vor mehreren Wo- chen niedergeschrieben, als wir zufällig im 6. Jahresbericht der naturf. Gesellschaft Graubündens 1861, S. 242 unsere Pflanze bereits, freilich ohne Standort und Beschreibung, erwähnt fanden. Es geschah diess in einer Arbeit von Herrn Jean Muret, dem würdigen Nestor der Schweizer Botaniker, welchem die Flora der Alpen so viele in- teressante Bereicherungen (wir wollen hier nur an die ebenfalls in Graubünden von ihm entdeckten Prtm?*/a-Bastarde P. Muretiana :<, 175 Morilzi, Dinyana Lagger, latifolia X integrifolia erinnernj ver- dankt. Mit gewohnter Freundlichkeit gab uns derselbe auf unsere Anfrage über seinen Standort so ausführliche und interessante Mit- theiiungen, dass wir es uns nicht versagen wollen, dieselben hier in Uebersetzung folgen zu lassen. „Die er^te Nachricht über die Pedicularis tuberosa X incar- nnta erhielt ich von Herrn Vulpius, der mir ein im Val del Fein am 26. Juli 1853 gesamiiielles Exemplar miltheille. Seitdem habe ich sie selbst beim ßernina-Wirthshause und im Val del Fein, den 30. Juli 1853, den 16. August 1855 und den 1. August 1863 gesammelt. Das Bernina-Wirlhshaus liegt bekanntlich ganz isolirt an derHauptstrasse, welche von Samade nach Poschiavo führt, ungefähr eine Lieue unter- halb der Passhühe nach Norden zu; gegenüber dem Wirlhshause, westlich der Strasse befindet sich eine grosse Wiese, welche gemäht wird und durch Mauern von den Weiden getrennt wird. Auf dieser Wiese wachsen sehr zahlreich Pedicularis recutita, incarnata und auch, obwohl seltener, P. atrorubens Schi. Oben auf der Wiese und auf den angrenzenden Weiden, besonders nach Norden und Westen, trifft man dieselben Pedicularis-Arien, nebst P. tuberosa und P. tu- berosaX incarnata, letztere indess sehr sparsam an. Das Val del Fein (Heulhalj beginnt5 Minuten oberhalb des Wirthshauses, und ist eben- falls durch die Ueppigkeit seiner Vegetation, wie durch die Seltenheit seiner Arten, deren man die schönsten Exemplare antrifft, ausge- zeichnet; ein bequemer Weg führt an demselben entlang. Va Lieue vom Wirlhshaus fangen die Pedicularis an. P. recutita, incarnata und tuberosa sind häufig, atrorubens Qincarnata X recutita^ selten, in- carnata X tuberosa für einen Bastard ziemlich zahlreich. Wenn man das Thal aufwärts verfolgt, findet man die Pedicularis auf der Strecke einer Lieue nicht überall, aber fast auf allen kleinen Anhöhen. Sie blühen alle fast gleichzeitig, nur P. recutita etwas früher als die an- deren; alle mindestens 10 Tage früher beim Wirthshause als im Val del Fein, was sich durch die Verschiedenheit der Höhe und Exposition der beiden Standorte erklärt; das Wirthshaus hat eine Meereshöhe von 2049 M., die Mitte des Val del Fein von 2400 M. Vor 7 oder 8 Jahren sagte mir Herr Delasoye, Kanonikus auf dem St. Bernhard, dass er auf der Montagne la Baux, nahe dem berühmten Kloster eine sehr merkwürdige Pedicularis nur in einem Rasen gefunden habe; in seiner Beschreibung glaubte ich die P. incarnata X tuberosa zu er- kennen, und war über das Vorkommen dieses Bastardes am gedach- ten Standorte, wo beide Eltern häufig sind, keineswegs überrascht." 2. Mai 1865. 14 176 Beschreibang eines 6r|/iiifia) 1119 D** Aecker 609 „ 845 „ Wiesen 478 „ 379 „ Gärten 228 „ 505 „ Weiden und Gestrippe 313 „ 281 „ Waldungen 456 „ 1137 „ Unproductives Land 167 „ 1029 „ Zusammen 2307 „ 494 „ Das Klima Neusohl's ist mehr rauh und kalt, als mild zu nennen, besonders kalt und scharf bei Nord- mild und heiss bei Südwinden, von welchen aber die ersteren vorherrschen. Einen Frühling iiaben wir nur selten, da der Uebergang vom Winter zum Sommer gewöhnlich plötzlich geschieht. Die Temperaturverhältnisse aus dem Mittelder Jahre 1856, 1857, 1858, 1862, 1863, 1864 ergeben sich folgendermassen: Frühling: mittl. Temp. 7.310 R., der kälteste Monat März 3.14^ m. T., der wärmste Mai mit 11.48^ Minimum — 11.0, Maximum 23.7, — hat im Durchschnitt 20 heitere, 19 trübe, 26 windige, 11 fro- stige und 6 elektrische Tage ; der mittlere Luftdruck beträgt 322.3'", das Minimum 316.13'^', das Maximum 329.6'", — mit 42.23'" Regenmenge. Sommer: mitll. Temp. 15. 22^, der kälteste Monat Juni mit 14.64 m. T., der wärmste Juli oder August mit 15.86 m. T., das Mini- mum beträgt 5.8, das Maximum 25. 4<*; hat 28 heitere, 6 trübe, 22 windige, 12 elektrische und 0.3 frostige Tage; der mittlere Luftdruck beträgt 323.37'" das Minimum 316.16'", das Maximum 327.75'" mit 58.81'" Regenmenge. Herbst: mittl. Temp. 7*6*', der kälteste Monat ist November mit 2.27^ m.T. der wärmste September mit 1 1.87'*m. T., das Minimum — 15. 4<*, das Maximum 20.5<'; hat 23 heitere, 25 trübe, 7 windige, 12 frostige und 2 elektrische Tage; der mittlere Luftdruck beträgt 323.82'", das Minimum 314.5"' das Maximum 330.37<> mit 50.07'" Regenmenge. Winter: mittl. Temp. — 2.53*, kälteste Monat December mit — 5.31<* m, T., der wärmste Februar mit — 0.76" m. T., das Minimum 180 — 20<* iVlaximum 6.2''; hat 19 heitere, 39 trübe, 17 windige und 71 frostige Tage; der mitti. Luftdriicli beträgt 322.69"', das Minimum 312.78'" das Maximum 332.51'" mit 50.39"' Regenmenge. Aus diesen Grössen ergibt sich das Mittel des Jahres: mittl. Temp. 6.9®, kältester Monat December mit — 5.31 m. T., der wärmste August oder Juli mit 15.86« m. T., Minimum — 20», Maximum 28» ; hat 90 heitere, 88« trübe, 72 windige, 94 frostige und 20 elektrische Tage; der mittl. Luftdruck zeigt 323.31'", das Minimum 312.78'", das Maximum 332.51'" mit 198.17"' Regenmenge. Der Winter vom Jahre 1863/64 war sehr streng, da die mittlere Temperatur des Jänners — 9.02 betrug, und —15 bis — ^20® haben wir 13 Tage fort nach einander gehabt, und trotzdem war der März und April kalt. Umgekehrt war dieses Jahr der Jänner gelind, aber desto rauher und unfreundlicher ist der März, so dass am Tage des Früh- lingsanfanges in der Früh — 11« und in den folgenden paar Tagen — 5 bis 8« Kälte herrschte, begleitet von einem reichlichen Schnee- fall, der noch überall der Landschaft einen wahrhaft winterlichen Cha- rakter verleiht. Der Schnee bleibt an den näher liegenden Bergen bis Ende April, weiter hinauf noch viel längere Zeit liegen. Die Baum- vegetation ist also nur auf Mai bis September beschränkt, da die Bu- chen gewölinlicli Anfangs Mai zu grünen anfangen und im September schon ihre Häupter röthen. Trauben gedeihen nur stellenweise in den Gärten an Spalieren; Kukurulz wird auch nur in Gärten gezogen. Die charakterischen Formen meines Gebietes sind etwa folgende: Die Gruppe der Nadelhölzer, nördlich und westlich ausgedehnte Wälder bildend und besonders aus Pinus Abies und pectinata be- stehend. Die Form derBuchen, südlich von der Stadt alle runden Kuppen des Urpin, Koppa, Turicska bedeckend. Die Form der Gesiräucher in den von Waldungen entblössten Bergabhängen, besonders gegen Norden und Westen am Baranovo und Cmarovo ausgedehnte Strecken bedeckend. Die Form der Erlen und Weiden, den Saum des Granflusses und der Bäche bildend. Die Form derCerealien, die nahe liegenden Hügel und Abhänge besonders mit Seeale, Triticum, Hoideum, Avena (und Solanum^ be- deckend. Die Form der Gräser, auf der ausgedehnten oberen und unteren Wiese, geschmückt mit verschiedenartigen ßlüthen. Die Form der Obstbäume in den Gärten, welche die Stadt von drei Seilen umkränzen und in manchen Jahren ziemlich reichliche Ernte geben. Obzwar bei uns der Frühling erst dann wirklich seinen Anfang nimmt, wenn die Fagus siltatica des über der Stadt wachsenden Urpins ihr zartes Grün zu entfalten anfängt, und in seine junge Belau- bung den Kuckuck lockt, was im Durchscnitte Anfangs Mai geschieht (23. April — 12. Mai), und sich die, oft von Spätfrösien (1864 den 2. Mai — 2*' R. mit Schnee) erholte Vegetation erst dann in ihrer 187 vollen Pracht entwickelt: so habe ich im Jahre 1861 schon vom 14. Februar angefangen, und im Laufe dieses Munales folgende Erstlinge des Frühlings beobachtet: Auf Weiden, sonnigen und vom Schnee entblössten Hügeln so- wie in Garten: Bellis perennis, L. , Stellaria media Vill., Cupsella bursa pastoris ^In eh., Veronica agresHs K., Primula aculis iacq., Lamium maculatum L. In der Seufzerallee; Corylus Acellana L., Tussilago Farfara L., und am ühradwiese fand ich den 22. Februar Colchium vernale Hoffm- Diese Erscheinung des so frühen Erscheinens mancher Blüthen ist wohl bei uns eine seltene, da die mittlere Temperatur des Fe- bruars — 1.6®R., das 3Iinimum — 14^ und das Maximum kaum S'^ erreicht. Der März, welcher eine mittlere Temparafur von 3.14"^, ein Mi- nimum— llOund ein Maximum von 17^ zeigt, entfaltet schon die Kelche der sonne- und wärmeliebenden Pflanzen, wovon freilich das heurige Jahr, wie oben angedeutet wurde, eine Ausnahme macht ; «lenn ausser Tussilago Farfara L., deren verkümmerte Blülhe ich den 10. dieses Monats zum Gesicht bekam, liegt noch alles im tiefen Schlaf. Als für März charakteristische Pflanzen habe ich in den letztverflossenen 5 Jahren, ausser den schon erwähnten, folgende notirt: In Gärten und an sonnigen Hügeln: Scilla bifolia L., Corydalis cava Schweig., Mercurialis perennis L., Vinca minor L., Viola odo- rata h., canina L.., hirtah., Rannnculus Ficaria L., Veronica Bux- batimii Ten., urvensis L., Erodium cicutariu7}iVl{eT it., Carex prae- cox Jcq., Gagea lutea Schult., Draba venia L. In der Seufzerallee : Coritus mas L., Ainus glutinös a Gärt. In dem Stiavniczkaer Thale: Petasites albus Gärt., officiiialis Mnch. Im Radvanszkyschen Haine: Populus tremulaL,, Corydalis solida Sm., Isopyriim thalictroides L. Im Salkovaer Haine: Lathraea Squamaria h., Symphytiim offi- cinale L., Dentaria glandulosa VV. K. In der Szjatina: Anemone Pulsatilla L. Um das Pulvermagazin: Pofentilla verna L. An sumpfigen Wiesen: Caltha palustris L. In Radvaner Waldungen: Daphne Mezereum L., Chrysosple- nium alternifoliujH L. In Benyos: Dentaria enneaphyllosL. Der Monat April mit einer mittleren Temperatur von 7.32®, dem Minimum — 4.0®, Maximum 20® lässt das Laub \on Rib es, Prunus Po dus, Sambucus, Tilia langsam entfalten, die Weiden lächeln von Weitem mit ihrem erfreulichen Grün aus der Mitte der kahlen, weiter auf Bergen schneebedeckten Gefilden, — und gegen Ende dieses Monats blühen öfters die Obstbäume. Ausser den erwähnten Pflanzen habe ich folgende schon im April blühend gefunden: In Gärten, sonnigen Hügeln und Weiden: Crocus vernus All., 188 Narcissus Pseudo-narcissus L., Taraxacum officinale Wi gg., Nar- cissus poeticus L., Senecio vulgaris L., Prunus insititia L., Armeniaca L., spinosa L., Myosotis striata L., Symphytum tuberosum L., Fra- garia collina Ehrh., Veronica Chamaedris L., Pyrus Malus L., com- munis L., Chelidonium majus L., Muscari botrioides Mi 11., racemo- sum Mill., Sisymbrium Alliaria Scop., Ajuga reptans L. Im Radvanszkyschen Haine : Asarum europaeum L., Salix fra- gilis L. Am Medokis: Pulmonaria officinalis L. Am Urpin: Arabis arenosa Scop., Alyssum montanumL. In Laskomer: Euphorbia Cyparissias L. In der Seufzerallee: Anemone nemorosaL., Glechoma hederacea L,, Ribes Grossularia L., Oxalis Acetosella L., Acer campestre L., Plantago lanceolata L., Galium vernum Scop., Cardamine pra- tensis L. Zwischen Saaten: Lithospermum arvense L., Lamium amplexi- caule L., Thlaspi arvense L. In Podlavic: Hacquetia Epipactis DC, Primula officinalis J cq. AmBaranovo: Orobiis vernus L., Viola tricolor L., Salix pur - purea L., caprea L., Polygala amara L. In dem Stiavnicskaer Tliale: Eriophorum angustifolium Rth., Carex DavalUana Sm. In Radvan: Betula alba L., Syringa vulgaris L., Prunus Pa- dus L. Am Cmarovo: Carex tomentosa h., Michelii Usi., Ranunculus auricomus L» Auf den Turicska: Sesleria coerulea Ard. Am Uhrad: Populus pyramidalis Rozier., Luzula pilosaWiUd.. Ranunculus repens L. Der Monat Mai, als Wonnemonat begrüsst unsere nach Frühling sehnenden Augen mit den grünenden Urpin, in dessen Buchenwäldern der Kuckuck seinen einförmigen Schlag ertönen lässt, bringt uns auf den Saatfeldern die ersten blühenden Seeale cereale Aehren, und während die im Norden sich hoch erhebenden Häupter der Krizsnaund Prassivä noch Schneekappen tragen, fliegt in unserem Thale die leicht- bewegte Frucht der Tussilago Farfara an den Bächen in die Lüfte, überzieht die Hügelwiesen der gelbe Teppich des Taraxacum offici- nale, und die Einwohner tummeln sich um das Einsetzen der Erdäpfel und der Krautpflanzen, obzwar manchmal eine frostige Kälte die jun- gen Schösslinge der zarten Pflänzchen zum Welken bringt. Als Krone der Naturerscheinungen aber begrüssen uns manchmal schon in die- sem Monate die Karpfner Obsthändler mit den ersten Kirschen. Die mittlere Temperatur dieses Monats beträgt 11,23*', das Minimum — 2**, das Maximum 23.7**, und die Gegend zeigt folgende, ausser den schon erwähnten Blumen, blühende Pflanzen : In Garten: Amygdalus communis L., Anthemis arvensis L., Ge- ranium molle L., Robinia Pseudacacia L., Sambucus racemosa L., Acer Pseudoplatanus L. 189 In der Seufzerallee: Carpinus Belulus L., Galeobdolon luteum Hds., Aquilegia vulgaris L., Thalictrum angustifolium Jcq., Conval- laria Polygonatiim L., Lychnis diurna Sbth. , Actaea spicata L., Dianthus Cartliusiarwrutn L., Ranunculus bulbo.sus L., Carex hirta L., Biomus mollis L., Rumex acetosa L., Acetosella L,, Salcia pra- tensis L., Reseda lutea L', Chrysanthemum Leucanthemum L., Ajuga pyramidalis L., Prunus cerasus L. Am Uhrad: Carex Schreberi Schk. , Thlaspi perfoliatum L., Adonis aestivalis L. In Laskomer: Cerinthe minor L., Anthriscus silvextris Hoffm,, Fumaria officinalis L., Berberis vulgaris L., Lepidium Draba L., ca7npestre R. Br., Polygala vulgaiis L., Cardamine amara L., ^w- thyllis vulnerariaL., Carex polyrrhiza Wallr., /iorc?eis<«cAos Vill. Am Pulvermagazin: Nonnea pulla DC, Sanguisorba officinalis L., Arrhenaterum elatius Be?kUY, In Podlavic : Orchis latifolia L. In Radvan: Veronica hederifolia L. In Stiavnicska-Thal: Echium vulgare L., Alopecurns pratensis L., Lychnis flos Cnculih., Carum carvi L., Rhinanthus minor Ehrh., Seeale cereale L., Erigeron acris L., Carex muricata L. Am Urpin : Fragaria vesca L., Veronica serpyllifolia L., Blitum bonus Henricus C. A. Meyer. Auf der Turicska: Myosotis palustris Witt., Orchis p all ens L., Euphorbia amygdaloides L., dulcis Jcq., Globularia vulgaris L., Fa- lerianatripteriif L., Genista procumbens W.Fl., Anemone ranunculoi- des L., Plantago media L., iSa/ia; a/6a L., Potentilla anserina L , Ca- lamintha alpina Link. , Ranunculus polyanthemos L., Trifolium procumbens L. In der Ulbokä: Saxifraga tridactylites L., Thymus SerpyllumL., Genista pilosa L. Auf der Tehlovna: Geranium phaeum L. Am Medokis: Myosotis sparsiflora Mil., Anthoxanthum odora- tumL., Veronica prostrata L., Tragopogon pratensis L., Ranunculus arvensis L., Urtica dioica L,, Dactylis glomerata L., Hieracium Pilo- sella L., Myosotis silvatica Hoffm., Ranunculus acris L., Matri- caria Chamomilla L. Auf der oberen Wiese: Veronica Beccabunga L., Cirsium bul- bosum DC, Eriophorum latifolium H^p., Lychnis respertinaSihlh., Onobrychis sativa Lmk., Vicia sepiumL., Trifolium pratense L., Ce- rastium brachypetalum Dsp., Allyssum calycimimL. Auf der unteren Wiese: Carex panicea L., acuta L., Cerastium triviale Link., Hieracium pratense Tsch., Carex tomentosa L. In Salkovaer Haine: Galium cruciatum Scop. , Majanthemum bifolium DC, Paris quadrifolia L., Viburnum Opulus L., Ranunculus lanuginosus L., Stellaria nemorum L., Hesperis matronalis L. , Juni- perus communis L., Melica nutans L. , Geranium Robertianum L., Carex ampullacea Goo d., Orchis laxiflora L^m., Carex atrata L., digitata L., Fagus silvatica, Convallaria majalis L. Oesterr. botan. Zeitschrift. G. Heft. 1865. 15 190 Am Baranovo: Viburnum Lantana L., Lonicera, Xylosteum L., Conva Ilaria multiflora L., Asperula odorataL., Stellaria holosteah , Cynanchum Vincetoxicum R. Brown., Gnaphalium dioicum L., Cyno- glossum officinale L., Cytisus hirsutus L., Orchis mascula L., varie- gata All., Berberis vulgaris L., Trifolium montanum L., Geum urba- num L., Silene mitans L. , Galium Aparine L. , Polygala major Jcq., Lithospermum purpiireo-coeruleum L., Linum catharticumh:, Euphorbia vir gata W .K., Valerianella olitoria Mnch., Melittis Me- lissophyllum L., Nasturtium officinale^. Br., Crataegus Oxyacantha L., Erysimum odoratum^\\v\\. Beim Dorfe Priboj: Orchis Morio L. Die angeführten Pflanzen habe ich natürlicherweise auch auf an- deren Lokalitaten gefunden; ich habe hier aber stets denjenigen Standort angegeben, wo ich die betreffende Pflanze zuerst blühend beobachtete. Ich werde ohnehin in der Folge eine vollständige Enu- meratio, mit Angabe aller Standörter der Pflanzen ausarbeiten und seiner Zeit übersenden. Neusohl, den 3. April 1865. Die europäischen Agrostis- Arten. Von Viktor V. Janka. i. Glumae nunc aequales nunc inferior superiore major; paleae duae vel unica. 2. Glumae inferior superiore minor; paleae duae. 28. 2. Paleae duae. 3. Palea unica. 16. 3. Paleae aequales vel subaequales. 4- Paleae valde inaequales. 7. 4. Glumae obtusae vel obtusiusculae. 5. Glumaa acutae : Agrostis Reuteri B o i s s. 5. Glumae florem aequantes: A. trichoclada Gris. (.4. Biebersteiniana Claus.) Glumae florem duplo ultrave superantes. 6. 6. Ligula oblonga acuta, lacera; glumae glabrae: A. nebulosa Boiss. et Reut. Ligula brevis, truncata; glumae dorso breviter puberulae: A. verticillata Vill. 7. Palea inferior glumam aequans vel subaequans. 8. Palea inferior gluma conspicue brevior. 10. 8. Ligula elongata; palea inferior glumas subaequans: A. adscendens Lange. Ligula abbreviata v. brevissima; palea inferior glumas aequans. 9. 191 Panicula ovalis laxa; glumae lanceolalae: A. vulgaris W Wh. Panicula lineari-contracta; glumae lineares: A. Juressi Link. Culnii ad paniculam usque foliati: A. hispanica Boiss et Reut. Culnii infra paniculam nudi. 11. Paleae basi breviter penicillatae: A. castellana Boiss. et Reut. Paleae haud penicillatae. 12. Panicula lineari-elongata, confertissima ; ligula abbreviata, ovata: A. bizantina Boiss. Panicula oblonga, ovalis vel pyramidalis laxiuscula vel laxa; ligula elongata. 13. Glumae crebre suberculato-scabrae (palea superior inferiore 3-plo brevior) : A. scabriglumis Boiss et Reut. Glumae solum in carina scabrae vel omnino laeves. 14. Palea superior inferiore 3-plo brevior: A A. olivetornm Godr. et Gren. Palea superior inferiore 2-plo brevior. 15. Panicula oblongo-Ianceolata; glumae acutae; palea inferior apice minute denticulata: A. alba L. Panicula pyramidalis; glumae altenuato-acuminatae; palea inferior apice subtriseta: A. frondos a Ten. (^non Guss.) Annuae. 17. Perennes 20. Spiculae inter se remofae, solitariae. 18. Spiculae in ramorum apicibus approximalaesubfasciculatae: A. pallida D C. Palea glumas subaequans: A. elegans Thor e. Palea glumis uuplo vel ultra brevior. 19. Glumae truncatae; folia convoluto-setaceaglauca; panicula ovata, laxissima: A. truncatula Pari. Glumae acutiusculae; folia plana viridia; panicula obovata basi angustata, contracta: A. capiUaris L. Folia basilaria setaceo-convoluta v. Gliformia (caulina quandoque plana). 21. Folia omnia linearia planiuscula. 27. Paniculae rami plus minus scabri. 22. Paniculae rami laevissimi : A. rupestris All.. Glumae (saltem inferior) acuminato-mucronatae vel ciispi- datae. 23. Glumae acutae : A. canbm L. Paleae aristatae. 24. Aristae nullae: A. tenuifolia M. a B. Arista ipsa basi paleae inserta. 25. Arista supra basin vel medio dorsi inserta. 26. Panicula ovalis: A. alpina Scop. Panicula anguste lanceolata: A. Schleicheri Jord. et Verl. Palea obtusa; arista brevis supra basin paleae inserta: A. setacea C u r t. 15 * 192 Palea aplce bifida; arista longe exserta sub med, dorsi in- serta : A. nevadensis B o i s s. 27. Ligula producta; glumae acutiusculae; palea infra medium dorsi aristata: A. rubra L. Ligula brevis; glumae acuminatae; palea haud aristata: A. stricta d e Not. 28. Paniculae latae rami horizontaliter patentes; antherae lineari- oblongae: A. spica nenti L. Paniculae angustatae elongatae rami erecti; antherae ovali- orbiculares : A. interrupta L. Gross wardein, 15. April 1865. Gute und schlechte Arten. Von A. Kerner. IV. Um den Einfluss der anorganischen Nahrungsmittel auf die Pflanzenwelt festzustellen, haben die Naturforscher bisher drei Wege eingeschlagen. Die einen beobachteten die Pflanzenwelt in der freien Natur und glaubten sich berechtiget, in jenen Fällen, wo das Areal einer Pflanze mit dem Areal eines bestimmten geognostischen Sub- strates zusammenfiel, anzunehmen, dass hier eine bestimmte Bezie- hung zwischen Pflanze und Boden bestehe und dass gewisse chemische Elemente des Substrates die Bedingung für die Existenz derjenigen Pflanzen seien, welche sich auf eben jenes Substrat beschränkt zeigten. Anderen erschienen derartige Erfahrungen nicht genügend. Sie glaubten auf dem Wege der chemischen Analyse des Bodens und der Pflanzenaschen zum Ziele zu gelangen und durch Vergleiche der Analysen verschiedener Erden und der auf diesen Erdarten ge- wachsenen Pflanzen Aufschluss über das Bedürfniss der Gewächse nach anorganischen Nahrungsmitteln erhallen zu können. Wieder andere legten das grösste Gewicht auf zweckmässig angestellte Kulturversuche und auf sorgfältige Beachtung aller Erscheinungen, welche sich an jenen Pflanzen zeigen, die man unter dem Einflüsse verschiedener anorganischen Nahrungsmittel der Kultur unterzieht. Der erste der hier angedeuteten Wege ist jedenfalls der älteste und ajn öftesten betretene. Es ist der Weg, welchen insbesondere die Pflanzengeografen verfolgt haben und noch verfolgen. Die Kunst- sprache, welche man seiner Zeit auf diesem Wege gewonnen hatte, ist so tief eingewurzelt, dass wir noch jetzt fortwährend von Kiesel- pflan«en und Kalkpflanzen, von kieselsteten und kalksteten, von Ideselholden und kalkholden Gewächsen sprechen hören , obschon mit der Erweiterung der Beobachtungen diese Eintheilung sich nicht 193 mehr als stichhältig bewährte und die Erfahrung- gelehrt hat, dass man zu einer ganz anderen Eintheilung seine Zuflucht wird nehmen müssen^). Wenn jetzt noch von Kieselpflanzen, Kalkpflanzen Salz- pflanzen u. d. g. gesprochen wird, so kann damit wohl nur gemeint sein, dass in dem Gebiete, welches der betreffende Beobachter gerade im Auge hat, diese eine Pflanze nur auf Silikaten, jene nur auf Kalkboden und diese wieder nur auf einem mit Kochsalz ge- schwängerten Substrate aufgefunden wurde. Im Grunde drücken also jene Namen nur eine beobachtete Erscheinung aus und inso- weit kann man sie allenfalls auch gelten lassen. Mit dem Namen und mit der Angabe des Vorkommens ist aber noch lange keine Erklärung des merkwürdigen Zusammenhanges, welcher zwischen dem Chemismus der Pflanze und dem Chemismus des Bodens un- läugbar besteht, gegeben, und der wichtigste Theil der Bodenfrage wird daher auf diesem Wege wohl auch nicht entscheidend gelöst werden können. Was wir auf diesem Wege durch glückliche Kom- bination der beobachteten Erscheinungen gewinnen und gewonnen haben, bleibt doch immer nur Muthmassung und Hypothese und wird sich auch niemals über dieses Niveau zu erheben im Stande sein. Aber auch der zweite der oben angedeuteten Wege wird meiner Ueberzeugung nach nimmermehr zu einem rechten Ziele führen. — Angeregt durch meinen verstorbenen Freund Sendtner führte ich vor Jahren mit Aufwand von viel Zeit und Mühe eine nicht unbedeutende Reihe von quantitativen Analysen solcher Erden und Pflanzenaschen aus, welche möglicherweise irgend einen Auf- schluss über die eigenlhümliche höchst wahrscheinlich durch che- mische Verhältnisse des Substrates bedingte Verbreitung gewisser Arten zu geben im Stande gewesen wären. Ich gestehe aber, dass ich durch die Resultate dieser Untersuchungen nur wenig Befrie- digung fand, dass ich in den meisten Fällen nachträglich „so klug ^) Um nicht schon Gesagtes wiedergeben zu müssen, verweise ich in Betreff dieses Thema's auf meine Abhandlung über die Bodenstetigkeit der Pflanzen in den Yerhandl. d. k. k. zool.-botan. Ges. in Wien XIII. S. 245 und wiederhole aus dieser Abhandlung hier nur so viel, dass man nach dem jetzigen Standpunkte unserer Kenntnisse die bisherige Eintheilung in Kieselpflaiizen, Schieferpflanzen u. dgl. wird fallen lassen und die Pflanzen in nachfolgende drei Gruppen ein- theilen müssen: 1. Pflanzen, auf welche qualitativ und quantitativ bestimmte mineralische Bodenbestandtheile als Gifte wirken und die daher durch ein bestimmtes Mass dieser Bestandtheile ferne gehalten werden, 2. Pflanzen, welchen gewisse anorganische Verbindungen im Boden eine wahre Lebensbedingung sind, so zwar dass mit dem Fehlen dieser Stoffe in dem Boden auch die Pflanzen unfähig werden sich weiter zu entwickeln und ihren Organismus weiter zu bilden, 3. Pflanzen, welche unter dem Einflüsse verschiedener von dem Boden gebotenen Nahrungsmittel ihre Form ändern und mit verschiedenen äusseren Merkmalen in Erscheinung treten, 4. Pflanzen, welchen die chemischen Verhältnisse des Bodens gleich- gillig sind. 104 als wie zuvor" war und jetzt nur die Zeit bedauere, welche ich aul' diese Arbeit verwendet habe. Es scheinen mir jetzt solche Analysen zur Lösung der hier in Rede stehenden Frage nicht viel mehr Werth zu haben, als etwa die Analysen von Blutaschen für die Erkenntniss irgend eines pathologischen Zustandes im mensch- lichen Organismus besitzen. I)ie Pflanzen nehmen eben die mine- ralischen Stoffe nicht so auf, wie sie ihnen von dem durchfeuchteten Boden geboten werden , sondern haben die Fähigkeit, eine gewisse Auswahl nach Qualität und Quantität zu treffen. Kaum nachweisbare Spuren irgend eines Stoffes weiss die Pflanze aus dem Erdreich herauszufinden und sich anzueignen, und indem sie fort und fort in gleicher Weise thätig ist, erscheint schliesslich in ihrem Gewebe dieser Stoff in einer Menge aufgespeichert, dass wir bei der nach- träglichen Aschenanalyse kaum unseren Augen trauen, wenn wir finden, dass jetzt dieser Stoff vielleicht den vierten Theil der Aschen- bestandtheile ausmacht. Muss es nicht auch Wunder nehmen, zu sehen, dass der nur Spuren von Kalk enthaltende Gneuss unserer Ceniralalpen, Steinbreche beherbergt, deren Blattränder mit Kalk auf das reichlichste inkrustirt sind, während andererseits das Rinn- sal von Kalkalpenquellen so wie der dort abgesetzte Kalkluff oft mit unzähligen kieselschaligen Diatomaceen diciit besetzt erscheint. In der Nähe von Innsbruck sprudelt eine Quelle aus einem thonarmen Kalkfels hervor, und ich vermochte in dem durch Abdampfen gewon- nenen Rückstande einer ziemlich bedeutenden Quantität dieses Quell- wassers kaum eine wägbare Spur von Kieselerde nachzuweisen und dennoch ffottiren in dem klaren Wasser dieser Quelle lange braune Flocken eines kieselschaligen Odonlidiums. — Welchen Werth für die Wissenschaft hat aber dann im Angesichte solcher Thatsachen der Nachweis einiger Perzent Kalkerde oder Kieselerde in der Boden- krume oder Pflanzenasche, und welchen Werth haben die Schlüsse und Folgerungen, welche man auf Grund eines solchen Nachweises aufzustellen sich berechtiget glaubt? — Müssen wir es nicht für Selbsttäuschung erklären, wenn wir sehen, dass ein Pflanzengeograph das Vorkommen sogenannter „Kieselpflanzen" in einem Kalkgebirge dadurch zu erklären versucht, dass er in der Erde, welcher jene „Kieselpflanzen" entsprossten, ein paar Perzent Kieselerde nachweist. Hätte er doch nebenbei von dem Gehänge, auf welchem vielleicht die ausgesprochenste „Kalkflora" vegetirte, die Erde analysirt, so würde er gewiss auch dort diese paar Perzent Kieselerde vorgefunden haben. Gestehen wir es daher nur ganz offen, dass all' das, was bisher über den Zusammenhang zwischen Chemismus des Bodens und Che- mismus der Pflanzen vorliegt, kaum als Anfang zum Anfang der Lösung bezeichnet werden muss und dass wir auf den bis in die jüngste Zeit betretenen Wegen auch nimmermehr zum vollen Ver- ständniss dieser Frage gelangen werden. Nur zweckmässig angestellte Kulturversuche werden uns über die Bedürfnisse der Pflanzen nach anorganischen Nahrungs- mitteln sichere Aufklärung^ zu geben im Stande sein. Nur Kultur- 195 versuche werden uns belehren, in wie weit eine bestimmte Qualität und Quantität mineralischer Bodenbestandtheiie gewissen Pflanzen zur dauernden Existenz unumgänglich nothwendig oder entschieden nachtheilig ist, wie weit die Schmiegsamkeit der Pflanzen in Betreff" der anorganischen Nahrungsmittel reicht und in wie weit die Form derPflanze alsAusdruck bestimmter assimiiirter dem Boden entnommenen mineralischen Be sta ndtheile aufgefasst werden muss. Correspondenz. ^,^ Ns. Podhragy, am 23. April 18Ö5;' So hätten wir denn endlich den sehnlichst erwarteten Frühling. Am 5. d. M. bemerkte ich hier die erste blühende Corylus Ävellana, einige mit, andere ohne Drüsenborsten der heurigen Aeste. In den Thälern, sowie auf den Nordabbängen sämmtlicher Hügel gab es noch viel Schnee; auch heute noch sieht man hie und da in Schluch- ten und Gräben Schneemassen, das Inovec-Gebirge jenseits der Waag ist noch immer weiss. Ich beobachte jetzt unsere Salices, da gerade dieses Genus bei uns in Ungarn nur einer oberflächlichen Beobach- tung gewürdigt wird. Herrn Neilreich's Flora von N.-Oesterreich leistet mir treffliche Dienste. Wenn man aber solche Salices findet, wie die, welche ich sogleich erwähnen will, wird man selbst durch die besten Beschreibungen nicht vollkommen zufrieden gestellt. Am 19. d. M, fand und sammelte ich auf den Bosacer Bergwiesen Salix cinerea mit einmännigen Blüthen, wo die zwei Staubfäden bis zur Spitze verwachsen sind; weiter gegen Westen von diesem Stand- orte dieselbe Salix, aber monadelphisch, wo die zwei Staubfäden bis zur Mitte verwachsen sind, unweit vom Pfarrhause stehen mehrere Sträuche derselben Species, wo die Staubfäden ganz regelmässig er- scheinen. Von allen hier erwähnten Formen nahm ich mehrere Exem- plare zum Trocknen mit, und bin bereit solche, nachdem ich die Blätter dazu gesammelt haben werde, an Freunde der Salices abzu- schicken. Gestern machte ich beim Haluzicer Sauerbrunnen auf Salices Jagd. S. cinerea ist auch hier vorherrschend, gemischt mit S. purpurea. Einen einzigen Strauch habe ich bemerkt, der mir vom Weiten durch die sonderbar geformten weiblichen Kätzchen aufge- fallen ist. Der Fruchtknoten ist nur spärlich behaart; die Stielchen sind dreimal und darüber länger als der Fruchtknoten. Das Bäumchen wurde genau bezeichnet, um seiner Zeit auch Blätter zu den Blüthen zugeben. Salix Caprea, die hier ziemlich häufig vorkommt, erscheint ebenfalls, so viel ich bis jetzt bemerken konnte, in zwei Formen. Die eine mit kahlen unaufgebrochenen Blattknospen, und jungen Aesten, die andere mit bedeutend kürzeren männlichen Kätzchen, kahlen Blattknospen, aber grauflaumigen heurigen Aesten. Diese letztere 1-J6 Form wurde ebenfalls in grösserer Anzahl eingesammelt. Meine, das vorige Jahr gesammelten Hieracien wurden an Herrn Bayer ge- sendet, welcher auch die Güte hatte, die Bestimmung einiger Rubus- formen zu tibernehmen. Ueber den fraglichen Ranunculus vom Srnansky Häj kann ich mit aller Bestimmtheit nur das sagen, dass er Ramme, sceleratus auf keinen Fall ist. Herr von Uechtritz mag das Vorkommen des R. pygmaeus auf einem niedrigen Kalkhügel nicht mit Unrecht bezweifelt haben. Da ich sehe, dass diese Ranunculus- Form die lieben Botaniker interessirt, werde ich trachten, sie mit Ein- sammeln einer hinlänglichen Menge von Exemplaren zu befriedigen. Seit einigen Tagen schmückt Hacquetia Epipactis unsere Kalkberge und kommt daselbst in grosser Menge vor. Bei Daphne Mezereum ist mir ihr Erscheinen an den Nordabhängen der Hügel aufgefallen; nur ausnahmsweise findet man an den, der Sonne den ganzen Tag ausge- setzten Stellen hie und da ein Exemplar. Der Berg Lisica und die Hügelreihe Hradisko zeigen diese Erscheinung am auffallendsten. Ob dies auch anderswo der Fall ist? Morgen, wenn die Witterung günstig sein wird, besteige ich den ungar.-mährischen Grenzberg Lopennik und hoffe dort Salices und Petasites albus zu finden. Josef Lud. Holuby. Ns. Podliragy, am 26. April 1865. In meinem letzten Schreiben versprach ich Ihnen über die Besteigung des Lopennik zu berichten. Am 24. d. M. brach ich in Begleitung eines kräftigen Mannes als Trägers der hoffentlich zu findenden Pflanzen um 7 Uhr Früh auf, meinen Weg über das Thal Spänie nehmend. Hier wurde Betula alba in einigen Exemplaren ein- gelegt, an Bächen Salix cinerea in grosser Menge beobachtet, und an einem Abhänge eine Pyrola, wahrscheinlich P. minor gesehen. Pulmonaria mollis, die in Presburg sehr häufig ist, gilt bei uns als Seltenheit; Hacquetia Epipactis ist auch im Spänie an der Nordseite zu haben, doch viel seltener als an den zu Podhragy näheren grössten- theils mit Corylus Avellana^ Crataegus inonogyna, Rosa canina und rubiginosa bewachsenen Hügeln. Gegen den Berg Grün zu werden bei den Wohnungen der Kopanizenbewohner Salix Caprea und meist S. fragilis gepflanzt. Es hat mich verdrossen, bis jetzt keine einzige Corydalis hier gefunden zu haben, sowie ich vergeblich seit drei Jahren nach Anemone Pulsatilla suche. Die erstere nun überraschte mich am Lopennik, dessen Spitze ich nach vielem Herumsteigen um 1 Uhr Nachmittags erreicht habe. Die Spitze des Lopennik gleicht einem Blumenbeet. Es erscheinen da massenhaft Corydalis cava vor- herrschend mit weissen Blüthen, Coryd. solida in schönster Blüthen- pracht; Anemone ranunculoides, die auch in den übrigen Wäldern zu haben ist; Mercurialis perennis, welche aber nur mit männlichen Blüthen beobachtet wurde; Dentaria enneaphylla, auch mit zwölf Blättern, oben blühend, gegen das Thal zu bereits verblüht; D. bulbi- fera, die viel häufiger ist, blüht noch nicht; Chrysosplenium alterni- folium überall an nassen Stellen, doch am schönsten und häufigsten 197 hei der starken Quelle, wo der Bosäcer Bach seinen Ursprung hat; Glechoma hirsutum und Primula elatior entfallen die ersten Blüthen. Auch überraschte mich an der Spitze des Lopennik Galanthus nivalis, der sonst nirgends hier zu finden ist. Von Petasites albus, der auf der Javorina so häufig ist, konnte ich trotz des angestrengtesten Suchens kein einziges Exemplar finden. Petas. ofßcinalis wächst am Bache der „ßosäckä dolina", aber auch nicht häufig. Isopyrum thalic- troides, das weiter unten längst verblüht ist, entwickelt am Lopennik erstjelzt die ersten Blüthen. Von Weiden, denen zu lieb ich einen andern Weg, vom Lopennik zurückgehend, eingeschlagen habe, habe ich weniff bemerken können. An dem Südabhano-e des genannten Berges stehen viele Bäume der S. Caprea, mit kahlen unaufgebro- chenen Blattknospen und grauflaumigen Aesten vom vorigen Jahre; auf Wiesen am Bache S. purpurea in baumartigen grossen Exem- plaren. Gegen 4% Uhr kam ich zur Piäcsek'schen 3Ieierei im Rese- tärovec-Gebirge. Ausser Arabis arenosa , Orobus vernus , Viola canina, hirta und odorata, Blätter von Arum maculatum, gelbgefleckt ; dann unter einem Kalkfelsen Corydalis cava, auch weissbUlhend, und am Felsen Cotoneaster vulgaris, wurde nichts bemerkt. Beim Martäkov salas fand ich heuer das erste Mal Lathraea squammaria unter Haselstauden. Diese Pflanze wird vor Georgi von Weibern fleissig gesucht, ausgegraben, kleingehackt, mit Teig gemengt und Kühen gegeben, um — wie sie meinen — viel Milch von so traktirteu Kühen zu bekommen. Um 6 Uhr war ich zu Hause. Die Hitze war den ganzen Tag so gross wie im Sommer; auch am Lopennik, wo noch stellenweise viel Schnee liegt, konnte ich's in einem leichten Rocke aushalten. Gerne wollte ich noch vor Pfingsten auch der Javorina einen Besuch abstatten, um mir von dort, wenn nichts anderes, doch Petasites albus zu holen. Mit Bedauern musste ich wahrnehmen, dass das Weidengebüsch an der Waag bei Bohuslavic heuer wieder durch dessen Aushauen verkleinert wurde, um dem Mais und anderen Kulturgewächsen Platz zu machen. Wo ich noch das vorige Jahr Berberis vulgai'is, Ribes nigrum, Salvia glutinosa sammelte, ist jetzt alles ausgerodet, nur noch ein kleiner Theil wird auf, wer weiss wie lange, geduldet. Glücklicherweise darf man nicht alles Gebüsch längs der Waag ausroden, aus Furcht, der Fluss könnte beim ersten besten stärkeren Regen das glattgeschorene Ackerfeld wegschwemmen! Für heute schliessend, will ich Ihnen nächstens über das Ivanöcz- Melciczer Gebirge berichten. Josef Lud. Holuby. Grosswardein, den 5. Mai 1865. Ich benachrichtige 6ie hiermit, dass wir die hiesige Gegend ver- lassen und jene von Gyöngyös am Fusse des 3Iatra Gebirges beziehen. Ich breche Dienstag den 9. d. M. von hier auf und gelange über die Stationen M. Keresztes, Beretlyö-Ujfalu, Földös, Püspök-Ladäny, Karezag, Kis Uj-Szälläs, Török-Szent Miklös, Szolnok, Rekäs, Alsö- Szent György, Jäsz-Apäthi und Arok-Szälläs nach Gyöngyös, wo ich am 25. Mai einlrefTe und auch verbleibe. Um die Stationen von Földos 19 S angefangen wächst überall Ranunciilus polyphyllus W. et K., den ich in Masse einsammeln will. Ihnen dürfte derselbe ebenfalls will- kommen sein. Auch freue ich mich , die Cochlearia macrocarpa W. et K. blühend anzutreffen. Ich nahm mir vor, heuer besonders den Rosen des Matragebirges mein Augenmerk zu widmen und will der Rosa reversa W. et K. eifrig nachspüren, ebenso wie mehreren seit Kitaibel, vielleicht des einzigen Botanikers, der bis jetzt dieses Gebirge obendrein nur flüchtig betreten, verschollenen Arten, wie Cerastium matrense, Phyteuma foUosum etc. etc. Ich freue mich auf die dortigen Fuinarien, Spiraeen, Gramineen und Cyperaceen und werde Ihnen stets über meine Beobachtungen Bericht erstatten. — Nachträglich bemerke ich, dass Smyrnium perfoliatum hier in den Auen am rechten Ufer des Körös-Flusses unterhalb Grosswardein sehr verbreitet ist. — Calepina Cornni bedeckt in der südwestlichen Um- gebung von Grosswardein über Uj-Palota hinaus auf Brachfeldern grosse Strecken. — Ramincuhis lateriflorus DC. habe ich heute an Pfützen auf der Hutweide unmittelbar vor meiner Wohnung gefunden. V. v. Janka. , Karezag (Kumanien), am 13. Mai 1865. Ranunculus polyphyllus W. K. ist Ihnen bereits sichergestellt. Bereits habe ich über ein halbes Tausend von Exemplaren gesammelt, von denen die Hälfte schon getrocknet sind. Alle Exemplare sind sehr schön und mit Sorgfalt ausgesucht. Ich sammelte denselben am 11. d. M. bei Berettyö-Ujfalu und vorgestern bei Püspök-Ladäny, wo ich denselben im Jahre 1862 fand. — Auf der Salzsteppe zwischen Peterd und Berettyö-Szent Märton machte ich ausserdem einen kost- baren Fund, nämlich die Flaiitago sihirica Poir. (Planlago Schwarzen- bergiana Schur.j Mit Ranunculus polyphyllus zugleich kommt auch überall R. lateriflorus DC. und Planlago tenuißora W. K. vor. Pholiiirus ^annonicus steckt schon die Spitzen der Aehren aus den Blattscheiden. — Dieselben Pflanzen fand ich auch vorgestern bei Püspük Ladäny; dann noch Matricaria Bayeri, kaum zollhoch, weite Strecken der Salzsteppen in Gesellschaft einer noch näher zu unter- suchenden Festuca dicht bedeckend. Da wir hier heute Rasttag halten, hatte ich vor, zeitlich früh auf die Puste „Bacsa* hinauszufahren und die Standorte von Planlago marina zu besuchen, und nebst dem Cochlearia macrocarpa zu sammeln. Durch den gestern Nachmittags mehrere Stunden anhaltenden Regen entstand jedoch ein solcher Koth, dass an ein Botanisiren nicht zu denken ist. Heute dürfte sich die Sonnenhitze derart gestalten, dass bis Abends Alles wieder trocken ist. RIorgen komme ich nach Kis-Uj-Szälläs. Verhena supina und Heliotropium supinum dürften kaum noch zu blühen anfangen. Daselbst werde ich wieder, ebenso wie in den andern Stationen bis Szolnok Ranunculus polyphyllus einsammeln, von denen ich tausend Exemplare zusammenbringen will. Diese Art wächst in den seichten Niederungen, wo später alle Vegetation bis auf X.anthium spinosum versengt ist, zu Millionen und abermal MHlionen! Es ist der zier- U»9 lichste der Ranunkeln. — Bald hätte ich vergessen zu bemerken, dass ich die schöne Fuinaria LaggeriJovd., welche ich früher für F. tenui- flora Fries {F. WirtgeniiKoch^ hielt im Orte Földös zwischen Berellyo- Ujfalu und Piispök Ladäny an Zäunen und Gräben häufig fand. Janka. Berlin, am 3. Mai 1865. Ämarantus Berchtoldi Seidl soll nach Moquin-Tandon in D. C. prod. XIII. 11. p 274 fraglich zu Euxolus viridis var. poly- gonoides gehör fü. Ich nenne den Euxolus ciridis Moq.-Tand. den alten bekannten Ämarantus Btitum unserer deutschen Floristen mit K'unth Albersia Blitum (L.jKth., da Linne's Ämarantus viridis und Ä. Blitum wie dies schon oft nachgewiesen ist, beide aus Syno- nymen zweier Arten, nämlich ausser der Albersia Blitum des A. syl- vestris Desf. zusammengesetzt sind, und dem Umstände, dass als A. viridis des Linne'schen Herbar's sich die Albersia Blitum und als A. Blitum die Albersia sylvestris vorfindet, der Umstand entgegen- zusetzen ist, dass A. Blitum von jeher in der Albersia B litum gesucht wurde und auch nur diese Art in Schweden, wo Linne ausdrücklich Amar. Blitum aulführt, vorkommt. Wenn diese Rücksicht mich zur Beibehaltung des Artnamens Blitum für Euxolus viridis bestimmt, so die Erwägung für die des in demselben Jahre mit Euxolus KaL (1838J veröffentlichten Gattungsnamens Albersia Kth., dass dessen Gattung, obwohl sie die von Moquin ebenfalls getrennte Amblog yna Raf. (hesser Amblyogyne) einschliesst, augenscheinlich besser be- gründet ist, als die von Rafi n es qu e, der aus derselben Unterab- theilung bei Moq.-Tand. 2 Galtungen mit den Arten Pentrius olera- ceus und Euxolus deßexus aufstellt. Schwieriger ist die Entscheidung-, welchen Namen Ämarantus Blitum Moq.-Tand. führen muss, wenn man den Namen A.silvestris Desf. nicht voranstellen will. Nacli vielen Autoren, z. B. Koch Synopsis, gehört hieher A. viridis All., der aber nachMoris, der das Allio nische Herbar verglich, zu A. ckloro- stachys Willd. (^patulus Bertol.) zu ziehen ist. Ich ziehe daher vor, den Namen A. graecizans L., welcher freilich nur die schmal- blätterige Form dieser Art (=:A. nngustifolius M. B.) angehört, auf die ganze Art auszudehnen, in Erwägung dass A. sylvestris auch nur eine Form, wenn auch die häufigste darstellt. Zu dieser Hauptform nun gehört ein Exemplar des Berliner königl. Herbars, von dem ver- storbenen Bu ek di\s A. Berchtoldi von Prag mitgetheilt. Ich richte an diejenigen böhmischen Botaniker, welche authentische Exemplare dieser Pflanze vergleichen können , die Frage, ob ihr Befund mit dem meinigen übereinstimmt. Anlangend das in der April-Nummer mitgef heilte Verzeichniss der Antoin e'schen Coniferen -Abbil- dungen möchte ich mir die Anfrage erlauben, ob dieselben durch den Buchhandel zu beziehen sind? Wir haben hier in Berlin ausser einem der ersten Hefte bisher Nichts davon zu Gesicht bekommen. Es wäre das für die Beurtheiluug der Priorität der darin aufgestellten neuen Namen von Wichtigkeit. So sah ich mich z. B. veranlasst, die 200 Juniperus virginiana L. in meiner 1864 erschienenen Flora der Provinz Brandenburg- als Saöma aufzuführen; da ich wohl von der Existenz des Antoin e'schen Werkes, aber nicht davon unterrichtet war, ob dasselbe bereits soweit fortgeschritten war, schrieb ich Sabina virginiana (L.) As chs.. wobei meine Antorität wohl durch Ant. zu ersetzen ist, da, wie mir mein Freund Kots chy mittheilt, Sahina schon 1861 von Antoine veröffentlicht wurde. Dagegen hat vor Sabina vulgaris Ant. wohl S. officinalis Garcke (Fl. von Nord- und Mittel-Deutschland 4. Aufl. 1858 S. 387) unbedingt die Priorität. Dr. Asche rson. Vereine, Cresellschaften, Anstalten. — In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissenschaf- ten, mathem.-naturwissensch. Klasse am 9. März, legte Prof. Unger eine grössere Arbeit über fossile Pflanzen der Tertiärformation vor, welche er unter dem Titel: ,,Sylloge plantarum fossilium" bereits im 19. Bande der Denkschriften begonnen und nun zu Ende geführt hat. Es sind im Ganzen zur Illustration dieser Abhandlung über 900 vom Verfasser grösstentheils selbst ausgeführte Zeichnungen vonPflanzen- Iheilen, welche zur Charakteristik der 327 fossilen Pflanzenarten dienen, nothwendig geworden. Der Verfasser legt das grösste Ge- wicht bei dergleichen Untersuchungen auf eine möglichst genaue Ver- gleichung der verweltlichen Organismen mit der jetzigen Lebenswelt, da nur auf diese Weise sichere Anhaltspunkte für die Bestimmung der Fossilien gewonnen werden können. Dessenungeachtet sind aus Mangel hinreichenden Materials dergleichen Unsicherheilen in der Determinirung nicht zu vermeiden. Aus Ursache der bisher noch äusserst sparsam ermittelten sicheren Thatsachen glaubt der Ver- fasser mit allgemeinen daraus gezogenen Schlüssen über die Ve- getation jener Vorzeit sehr vorsichtig sein zu müssen. Er schliesst demnach seine Abhandlung mit folgenden Worten: „Nur so viel kann aus dem Vorgebrachten schon jetzt mit Sicherkeit entnom- men werden, dass die Tertiärfloren im Allgemeinen in ihren ver- schiedenen Horizonten ebensowohl die Elemente einer nordameri- kanischen als die einer oceanischen Flora an sich tragen, ausserdem aber nicht viel geringe Anklänge an die dermalige Vegetation Mittel- und Süd - Amerika^s , ferner an die Vegetation Nord- und Süd- Afrika's (Habessinien, Cap u. s. w.), Mittelasiens, Ostindiens u. s. w. wahrnehmen lassen. Wie dieses Räthsel zu lösen, dazu dürften unsere jetzigen Kenntnisse über die Ursachen der Vertheilung der Ge- wächse auf der Erdoberfläche kaum hinreichen." — In einer wei- tern Sitzung am 16. März überreichte Prof. Dr. Constantin Ritter v. Et- tingshausen eine Abhandlung: „Die fossile Flora des mährisch- schlesischen Dachschiefers. " Das mährisch-schlesische Grauwacken- 201 g-ebirgebesteht vorherrschend aus thonigen Sandsleinen und Schiefern. In dem östlichen Theile des Gebirges kommen melir(^re Lager von Dachschiefer vor. So lange noch keine Petrefacten aus diesen Schichten bekannt waren, nannte man dieselben devonisch und silu- risch; aber das Vorkommen von Pflanzenresten, welche an die Pflan- zen der Steinkohlenformation erinnern, gab der Vermuthung Raum, dass man es hier mit einem jüngeren Gliede des Ueberöanffsffebiroes zu thunhabe.DieBestimmungeinigerPflanzenabdrücke durch Göpp ert, die Funde charakteristischer Thierversteinerungen durch F. v. Hauer undM. Hörnes, durch H. Wolf und F. Römer bestätigten diess, und man vergleicht seitdem diese Schichten, namentlich die des öst- lichen Theiles, woher jene Fossilresfe stammen, mit der Pflanzen- grauwacke in Nassau, Westphalen und am Harz, für welche die Be- zeichnung ,, Kulmschichten" gebräuchlich geworden. Der Reichthum an Pflanzenfossilien in den Dachschieferschichten, wie derselbe gegen- wärtig vorliegt, war noch bis zum Herbste 1863 unbekannt. Dem Dr. Gustav Tschermak, welcher zu dieser Zeit die Dachschieferbrüche in dem bezeichneten Gebiete besuchte, gebührt das Verdienst, die Wichtigkeit dieser Localitäten für die Paläontologie zuerst erkannt und den Impuls zu deren Ausbeutung gegeben zu haben. Seither hat sich derselben M. Machanek in Hombok mit anerkennenswerthem Eifer gewidmet, und die von ihm zu Stande gebrachten Petrefactensamm- lungen als Geschenke an das kaiserliche Hofmineralionkabiuet und an das naturhistorische Museum des k. k. polytechnischen Institutes ge- sendet. Aus diesen reichhaltigen Sammlungen gewann Ettings- hausen das seiner Arbeit zu Grunde liegende Material , welches sieben Fundorte von fossilen Pflanzenresten im Gebiete des mährisch- schlesischen Dachschiefers lieferten. Die allgemeinen Resultate der Bearbeitung sind: 1. Mit Ausnahme zweier Algenarten, von denen eine sicherlich dem Meere angehörte, findet man unter den Resten dieser fossilen Flora nur solche, welche Festlandgewächsen entsprechen. Es sind vertreten die Ordnungen Florideae,Eqinsetaceae, Sphenopterideae, Neuropterideae, Polypodiaceae, Uy/neuophylleae, Schizaeaceae, Lepi- dodendreae, Noeggeralhieae, Sigillarieae, im Ganzen durch 38 Arten. Die farnartigen Gewächse machen den grössten , die Sigillarien den geringsten Theil der Flora aus. Von den ersteren kommen die For- men mit Sphenopterisnervation am häufigsten vor; die Pecopteris- formen fehlen. 2. Die meisten Arten hat diese Flora mit der fossilen Flora der jüngsten Grauwacke Schlesiens und des Harzes, mehrere mit den Floren des Kohlenkalkes, der Kulmgrauwacke und der un- teren Kohlenformation gemein. Es wird nachgewiesen, dass alle ge- nannten Floren als Lokalfloren einer und derselben Epoche zusam- mengehören. 3. Nicht sämmtliche Pflanzenformen gehören nur aus- gestorbenen Geschlechtern an, wie man diess für die älteren Secuii- därfloren bisher angenommen. Diese Flora enthält sieben Arten, die nothwendig solchen Gattungen zufallen, welche auch in der Jefztwelt repräsentirt sind. 4. Diese fossile Flora lieferte Belege für die Rieh- ligkeit der Ansicht, dass die Asierophylliton keine selbstständigen Pflanzen, sondern die beblätterten Aeste von Calamiten sind. — Bei der 28. Versammlung der schweizerischen Natur- forschor zu Zürich vom 22. bis 24, August v. J. wurden in der botanischen Sektion folgende Vorträge gehalten: Prof. Schimper sprach über fossile Zapfen von Lepidodendron und legte zwei Exem- plare davon vor. Aus der Untersuchung derselben geht hervor, dass die Lepidodendreen den Selaginelleen viel näher stehen als den Ly- copodiaceen, denen man sie früher beigesellte. Von wo der eine Zapfen stammt, ist nicht bekannt. Die obere Hälfte hatte Robert Brown gehört, der dafür 186 Thlr. gezahlt hat, während die untere Hälfte in Seh. Hände gelangt war. Der zweite Zapfen, der aber nicht so gut erhalten ist, wurde vor einem Jahre in einem Thal der Pyre- näen bei Bareges gefunden. Prof. Cramer machte Mittheilung über die morphologische Bedeutung des Pflanzeneies. Prof. Heer legte eine Sammlung der in den Pfahlbauten der schweizerischen Seen ge- fundenen Pflanzenreste vor und erläutert besonders die jüngst bei Robenhausen am SeePfäffikon unter dem Torf gefundenen verkohlten, die interessante kulturgeschichtliche Aufschlüsse geben. An Weizen sind gefunden: Triticum vulgare, eine Varietät mit kleinen Körnern (sehr häufig bei Robenhausen, Wangen, See von Constanz, Moosdorf im Kanton Bern} und eine andere mit Körnern von gewöhnlicher Grösse. T. turgidum (Robenhausen), T. dicoccum und monococcum (Wangen) und T. Spelta nur auf der Insel St. Pierre, Bronzezeitalter. Hordeum hexastichon, üWgeme'm \erhveilel; nach Unger diejenige Gerstenart, die sich in den altägyptischen Denkmälern findet. Da- gegen fehlt H. vulgare, so dass diese Art wahrscheinlich erst durch die Kultur entstanden ist. H. distichon ist bei Wangen und aut der Insel St. Pierre gefunden und wird noch heute in diesen Gegenden angebaut. Roggen und Hafer reichen nicht bis in das Steinzeitalter hinauf. Avena sativa ist auf der Insel St, Pierre und Seeale cereale jüngst bei Olmülz gefunden. Endlich hat man jüngst bei Robenhausen Hirse (ßetaria italica} gefunden, nach Cäsar das Hauptgetreide der alten Helvetier; ferner Kuchen aus Hirse und zahlreiche Bruchstücke von runden, platten Broden, in denen die Getreidekörner noch er- kannt werden können. Die Gemüsearten sind weniger zahlreich und stammen nur aus dem Bronzezeitalter; Vicia Faba, Pisum sativum mit ausserordentlich kleinen Samen, aber sehr weit verbreitet (Parma, Insel St. Pierre), Ervum Lens. Früchte: Aepfel, sehr reichlich, eine kleine (wilde) und eine grössere (cullivirte) Art; Birnen, sehr klein und selten; Kirschen bei Robenhausen mit ziemlich grossen und Prunus insititia mit kleinen und platten Kernen. Die Früchte von Pr, spinosa und Padus scheinen gleichfalls als Nahrung gedient zu haben. Bei Parma Beeren ähnlich denen von Vitis sylvestris, aber nicht in der Schweiz. Nur eine Gewebepflanze ist gefunden, Flachs, aber in solcher Menge, dass man auf eine wichtige Industrie schliessen kann. Die Körner und Kapseln sind aber viel kleiner, als bei unserem Lein; so dass dieser wahrscheinlich erst durch die Kultur aus Linum perenne 203 hervorgegangen ist. Essbare Früchte von wihlwachsenden Pflanzen: Rubus Idaeus, Fragaria vesca — in Massen — , Sambiicus nigra — diente zur Bereitung von Kuchen — , Trapa natans, sehr verbreitet, jetzt aber sehr selten; Corylus Avellana und C. glandulosa ovata Willd. in ziemlich grossen Mengen. Früchte und Blätter von Fagiis sylvatica; Knollen denen von Equisetum Telmateja ähnlich. Weiter hat man bei Robenh. gefunden: die verkohlten Kapseln einer Silene und von Papaver Rlioeas ; hier, wie auch bei Aleilen viel Züiid- schwamm (Polyporus igniarius) und bei Parma auch Doedaleon quer- cina. Coniferen: Juniperus communis, Pinus sylvestris, montana Dur., Abies excelsa DC., Taxus baccata (daraus die Bogen). Laub- bäume: Hainbuche, Eiche, Linde, Stechpalme, Kornelkirsche. Wasser- pflanzen: Samen von Scirpus lacustris, Ceratophyllum demersuin, Fotamogeton, Polygonum Hydropiper, Galium, Pedicularis, Menyan^ thes, Nymphaea alba. Nuphar luteum und pumilum. Prof. A. De Candolle trug eine Abhandlung über eine Eigenthümlichkeit der Nervation bei den Blättern der Gattung Fagus vor. Bei verschiedenen Buchenarten entsprechen diese secundären Nerven nicht, wie es sonst gemeinhin der Fall ist, den hervorspringenden Theilen am Rande des Blattes, sondern den Ausbuchtungen; so bei zwei Arten der südlichen Erdhälfte: F. GM«we< Hook, und F. antarctica Forst. Andere, wie z. B. F. alpina Popp, et Endl. und unsere F. sylvatica zeigen beide Arten der Nervalion und zwar laufen stets die kürzesten ander Spitze des Blattes in gerader Richtung zu den Zähnen, während die übrigen in d^r Nähe der Zähne gekrümmt erscheinen. Die Richtung der Ner- ven gibt einen guten Charakter ab, um F. Sieboldii aus Japan und F. ferruginea QF. sylvestris Mir h.^ von unser F. sylvatica zu unter- scheiden. Aus demselben Grunde ist auch die norJamerikanisciie Buche von der unserigen verschieden. Beide Arten der Ntrvatiun hat noch F. procera Popp, et Endl. Bei einigen Arten sind die Zähne entweder gar nicht oder nur sehr undeutlich vorhanden oder endlich sind die Nerven sehr verrengert und mitunter verlaufen die secun- dären mit den tertiären zu einem sehr verworrenen Netzwerk. Diess ist besonders bei F. Solandri Hook. f. und F. cliffortioides Hook. f. von Neuseeland, wo die Blätter ganz sind, der Fall. Auf diese Ver- schiedenheit macht De Cand olle besonders die paläontologischen Botaniker aufmerksam. Prof. Wolfgang aus Frauenfeld sprach über dieEntwicklung der Blüthen der Kompositen und besonders über Sonchus, sowie über einige charakteristische Eigenthümlichkeiten, welche das Samenfederchen bei letzteren unter dem Mikroskope zeigt. Hier beobachtet man an der Spitze ein System von Haken, die im Mittel aus 5 bis 6 Zellen gebildet werden. Vielleicht dient dasselbe später zur Unterscheidung der Arten. Am deutlichsten zeigen Sonchus palustris und tenerrimus diess System von auswärts gebogenen Zäh- nen. Dr. Hepp berichtet über eine neue Lichenenarl, die er nach dem Prof. Guepi von Anjou, der sie zuerst gefunden, Guepinia benannt hat und legt Exemplare von G. polyspora (^Endocarpon Guepini Moug.), von Dr. Milde auf den Gneussfelsen bei Meran gesammelt, 204 vor. Er zeigt unter dem Mikroskop die charakteristischen Sporen, die sich zu mehr als hundert in einer Urne befinden, während bei Endo- carpon, wozu Fries, Rabenhorst, Schärer und Ny land er die fragliche Art gerechnet haben, nur acht vorkommen. Ferner legte derselbe eine Sammlung von 20 Lichenenarten vor, welche Dr. v. Fritich, Privatdocent der Geologie zu Zürich, auf Teneriffa gesam- melt hat; 7 Arten kommen auch vielfach in der Schweiz vor, oft in Höhen von 3 — 5000 Fuss, während sie auf Teneriffa die Basaltfelsen in einer Höhe von 6 bis 11.000 F. schmücken. Dr. Franz Brun aus Entlibuch zeigte einige seltene Alpenpflanzen seiner Gegend vor {Cerinthealpina^Juncus Jacquini und Centaurea Kotschiana Heu ff., wahrscheinlich identisch mit C. alpestris). Ebenso zeigt er Exemplare \on Calla palustris , eine sehr seltene Pflanze in der Schweiz, die jetzt an einem neuen Standort im Osten der Reuss, zwischen Meggau und Adligenschvvyl im Kanton Luzern gefunden worden ist. Prof. Münch von Basel machte eine Mittheilung über die Species von Draba. Prof. Körn icke aus Waldau bei Königsberg sprach über die schädlichen Epiphyten. In Preussen ist eine Melampsora — noch zweifelhaft ob M. Lini — den Leinfeldern ebenso schädlich als die Parasiten dem Getreide. Sie beschädigt die Fasern, aber nur erst, wenn das Mycelium tief eingedrungen ist. Die Landvvirthe glauben, dass dieser Parasit sich besonders auf neu umgebrochenem Lande ein- findet. K. zeigt ferner Urocystis occulfa, der in der Provinz Preussen grosse Beschädigungen auf den Roggenfeldern anrichtet. Der Erfah- rung nach sollen die verschiedenen Roggensorten von ein und dersel- ben Art sich verschieden gegen diesen Parasiten verhalten. Botanischer Tauschvereiu in Wien. Sendungen sind abgegangen an die Herren: ßrittinger in Sleyr, Hart- mann in Innsbruck, Kristof und Fetter in Wien, Kuntze in Berlin. Mittheilung^en. — Bekanntlich enthalten die Ranunculus-Arlen im grünen Zustande einen scharfen Stoff, der die Haut reizt und rötliet. Diesen fiaben Pavesi und Mo r- tara zu medicinischen Zwecken aus -ß. acris, bulbosus und sceleratus mittelst Alkohols ausgezogen und ttatt dem Cantharidin zur Anwendung gebracht und zwar in soferne mit Vorlheil als ersterer Stoff auf die Harnwege nicht reizend wirkt und keine Schmerzen verursacht. Correspondenz der Redaktion. Herrn M. in E. „Wird mit Dank benützt." — Herrn L. in B. „Bitte zu senden." — Herrn J. L. H. „Wird willkommen sein." Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skolitz. Verlag von C Cierold. Druck von C üeberreater. Oesterreicliisclie BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. Gemeinnützig'es Organ für uic 5s(erreiciii«che Exemplare, butanloche Zeltgcbrlft Ra^-oiiiIt nilll RAfüTlilfAr die frei durch diePost bs- erscheint DOiaUlli HIIU DUldUlKCF, zoen werden sollen, sind den Ersten jeden Monats. blos bei der Itetiiiktlon "u sH.'^Trr'o'Iriv'tiärlner, Oekoiioiiieii, ForsliiiäiiHer, Aerzle, ^'Tf^-'^^re^Trea/^ i3 Thlr. 10 NgrJ 1 ,1 I i T l "l Im Wege des ganzj ährig. oder APOllieker Ulld leClllllRer. Buchhandels «bemimmt mit t U. «3 kr. Oest. W . r Pränumeration halbjährig. C. Cierold's 8ohn Inserate in Wien, die ganze Petitzeile TffO. '>' *° ^^® ""^ übrigen 10 kr. Oest. W. J^ =' •• Buchhandlungen. XV. Jahrgang. WIO. Juli 18ft5. XNHAIjT: Aus dem botauischen Garten zu Innsbruck. Von Dr. K e r u e r. — Auch elwaä über gute und sclilerlile Arten. Von Krasan. — Die Merkmale der -wildeu Gräsergallungen. Von Bayer. — Der Beleben im Schwarzwald. Von Vulpius. — Correspondenz. Von Kerner, Janka, Uechtrilz Luerssen, Guthnick, Hausskneclu^ — Person,ilnolizen. — Vereine, Geäelisdial'leu , Anstalten. — Literarisches. — Sammlungen. — Botanischer Tauschvertin. — Mittheilungen. Aus dem botanischen Garten in Innsbruck. Von A. Kerner. Die „Oesterreichische botanische Zeitschrift" hat in der letz- teren Zeit eine Reihe von Aufsätzen der Herren Ascherson, Hegel niaier, Heidenieich, Graf Solms-Laubach und von Uechtritz gebracht, in welcher eine nicht unbedeutende Zahl neuer Calamagrostis-, Hieracium-, Orchideen-, Pedicularis- und Sa/ix-Blendlinge beschrieben wurde. — Abgesehen von dem Werlhe, welchen derartige Beiträge für die sistematische Botanik besitzen, beanspruchen dieselben auch in so ferne ein hohes Interesse, als durch sie die Frage: wie weit überhaupt die Erscheinung der Bastart- biidung im Pflanzenreiche verbreitet ist, allmählig der Lösung zuge- führt werden kann. Schon jetzt ist es nicht ganz uninteressant, sich von der Aus- dehnung dieser Erscheinung wenigstens ein übersichtliches Bild zu entwerfen, und es sei mir gestattet hier zunächst ein paar allgemeine Resultate mitzutheilen, welche ich durch eine unlängst versuchte Zu- sammenstellung der statistischen Verhallnisse der bisher im Ge- biete der österreichischen Flora bekannt gewordenen Bastarte gewonnen habe. Oesterr. botan. Zeitschrift. 7. Heft. 1865. 16 20() In runder Nummer beträg-t die Zahl der bisher gewordenen Ba- starte der österreichischen Flora 300, und es ist wohl kaum zu hoch gegriffen, wenn wir die Anzahl der in der ganzen europäischen Flora bekannt gewordenen Blendlinge auf ein halbes Tausend veranschla- gen. Man hat in der österreichischen Flora Blendlinge aus den Fami- lien der Farne, Gramineen Cyperaceen, Juncaceen, Liliaceen, Jrideen, Orchideen, Coniferen,Betulaceen,Cupuliferen, Salicineen, Polygoneen, Compositen, Rubiaceen, Gentianaceeii, Labialen, Asperifolien, Scrofu- lariaceen, Primulaceen, Pyrolaceen, Umbelliferen, Saxifragaceen, Ra- nunculaceen, Crucil'eren, Cistineen Droseraceen, Caryophyllen, Tilia- ceen, Oenothereen, Pomaceen, Rosaceen, Papilionaceen in der freien Natur aufgefunden, und es scheint, dass es kaum eine Pflanzenfamilie gibt, ii7 welcher die Bastartbildung nicht möglich wäre. — Noch vor Kurzem war es z. B. unbekannt, dass in unserer Flora auch die Fa- milie der Valerianeen durch Blendlinge in der freien Natur vertreten sei, obschon es im Vorhinein wahrscheinlich war, dass in dieser durch vielehig-zweihäusige Blüten ausgezeichneten Pflanzengruppe Blend- lingsbildungen vorkommen werden. Vor Kurzem schrieb mir nun Baron Hausmann aus Botzen, dass es ihm gelungen sei, im verflos- senen Sommer im Pusterthale einen sehr zierlichen Bastart aus Valeriana saxatiUs und Valeriana elongala aufzufinden und so die noch bestehende Lücke auszufüllen. So belehrt ein Tag den andern, und wenn es die Botaniker nur endlich einmal über das Herz brin- gen, in der freien Natur auch alle Mittelformen sorgfaltig zu beachten und sich nicht bloss die „guten Arten" für ihre Herbarien auswählen, so wird sich wohl schliesslich auch die Allgemeinheit der Bastartbil- dung im Pflanzenreiche unzweifelhaft herausstellen. Trolz dieser wahrscheinlichen Allgemeinheit aber scheint doch die Häufigkeit der Blendlinge nach den verschiedenen Familien einem grossen Wechsel zu unterliegen. Nach meiner statistischen Zusam- menslellung verhalt sich nämlich in der österreichischen Flora die Zahl der mullimasslichen Bastarte zur Zahl derjenigen Arien, welche wir als nicht durch Bastartirung enislanden anneiimen, bei den Gefässkrypfogamen wie 6: 100 Monocotyledoneae wie 4: 100 Apetalae wie 43: 100 Gamopetalae wie 14: 100 Dialypelalae wie 8: 100 und es geht aus dieser Uebersicht hervor, dass bei den Apetalen und Gamopetalen , deren Blülhen zum grossen Theile einhäusig, zwei- häusig, andro- und gynodynainisch sind, die Bastartbildung in der freien Natur jedenfalls viel leichter erfolgt und daher die Produkte der Bastartirung in diesen Abtheilungen viel häufiger sind als in den übrigen Pflanzengruppen. Am seltensten scheinen Leguminosen-Bastarie zu sein. Ebenso selten vielleicht Basiarte von Ranunculaceen und Nelken. In der österreichischen Flora, in welcher doch gerade diese drei Familien durch sehr zahlreiche Arten vertreten sind, kennt man wenigstens als 207 hielier gehörig nur Medicago media (falcata X satwa) Pers. '), dann den zweifelhaften Dianthus Courtoisii (barbatus X superbus) Rchb. und den Dianthus IValdsteinii S trnb., von welch' letzterem es überdiess noch zweifelhaft ist, ob Reichen bachs Ansicht (Fl. exe. p. 808), dass derselbe ein Blendling aus D. Seguieri und D. svperbus sei, die richtige ist '^}. Es scheint mir daher angezeigt, hier einer Ranunculacee und einer Nelke zu gedenken, welche ich im Innsbrucker botanischen Garten kultivire und welche ich beide als unzweifelhafte Blendlinge anzusehen mich berechtiget glaube. Die eine ist Anemone intermedia (ranunculoides X nemorosaj Win kl., die andere ein noch nicht beschriebener Blendling aus Dian- thus superbus und D- alpinus, welchen ich Dianthus önipontanus benenne. — Was die Anemone intermedia anbelangt, so hat Pritzel in der Anemonarum revisio p. 92 ^j dieselbe behandelt, und erwähnt, dass sie in der Mehrzahl der Fälle gestielte Hüllblätter und einzeln stehende Blüthenstiele zeige, dass aber auch Formen vor- kommen, welche der A. ranunculoides näher stehen und fast sitzende Hüllblätter und geparrte Blüthenstiele besitzen. — Die mir vorliegen- den zahlreichen Exemplare weichen in ihrer Gestalt nur wenig von einander ab. Der Stengel ist sammt den Blättern kahl, bald einblülhig, bald zweiblüthig. Die drei Hüllblätter sitzen auf rinnenförmigen Stielen, welche Yj — Vs so lang als die Abschnitte der Hüllblätter sind und zur Zeit der Blülhe ein Längenausmass von 6 — 8 Mm., zur Zeit der vollendeten Blattentwicklung .von 10 — 16 Mm. zeigen; die Ab- schnitte sind länglich keilig ungleich eingeschnitten, gesägt, spitz, der mittlere dreispaltig, die seitlichen meist zweitheilig. Kelchblätter sind meist 6; sie sind beiderseits kahl und zeigen eine weisslich gelbe Farbe, welche zwischen dem Farbenton der A. ranunculoides und A. nemorosa genau die Mitte hält. Unter dem halben hundert Exem- plaren, welche im verflossenen Jahre und auch heuer im botanischen Garten blühten, entwickelte auch nicht eines reife Früchte. Die Fruchtknoten vergrösserten sich nach dem Verblühen nur unbedeu- tend, wurden braun und waren in kurzer Zeit eingeschrumpft und vertrocknet *}. Als ich die Leitung des Innsbrucker botanischen Gartens über- nommen hatte, fand ich diese Pflanze bereits in der sistematischen Abtheilung vorhanden und zwar in zahlreichen Exemplaren zwischen *) Cytisus virescens Kov. = C. austriaco-capitatus Neilr. Fl. v. Nie- deröslerr. ist kein Bastart, sondern bildet ein Glied aus jener Formenreihe, durch welche C. albus Hacq. mit C. purpureus Scop. verkettet ist. Vergl. Kern er in Verh. d. z. b. G. in Wien. XII. 327. 2) Koch zieht nämlich den JD. Waldsteinii auf Grundlage eines Origi- nalexemplares zu D. monspessulanus L. ') Pritzel führt sie 1. c. als A. nemorosa L. y sulfurea auf und citirt : A. intermedia Wink!, mscrpt., A. nemorosa yy flava Pete rm. Fl. Lips. p. 407, A. ranunculoidi X nemorosa Kze. ap. Rchb. D. Fl. p. 108. *) Auch Pritzel sagt 1. c. „Carpidia matura quautum scis nondum ob- servata." 16* 208 der in grösster Ueppigkeil wucherndon Anemone ranunculoides. Da sich an dem gleichen Platze die Anemone nemorosa nicht kultirirt vorfand, so war nicht anzunehmen, dass dieser Blendhng sich erst im Garten gebildet habe und es lag die Vermuthung nahe, dass selber seiner Zeit mit der A. ranunculoides aus der Umgebung Innsbrucks in den Garten verpflanzt worden war. Der botanische Gärtner glaubte sich zu erinnern, dass die A. ranunculoides von dem südösllich von Innsbruck gelegenen Dorfe Ambras herstamme, und in der That glückte es mir heuer bei einer dorthin unternommenen Exkursion in einem Obstgarten dieses Dorfes zwischen unzähliger A. ranunculoi- des und A. nemorosa auch die A. intermedia Winkl. in einer reich- lich blühenden Gruppe anzutrelTen. Für die tirolische Flora *), so wie für die Flora Oesterreichs ist die Anemone neu. Im ausseröster. Deutschland dagegen scheint sie bereits an mehreren Punkten aufo;efunden worden zu sein, und Garke führt in der Flora Nord- und Mitteldeutschlands (18ß3) „Leipzig im Rosenlhal bei Lütschena und Stalimeln, Zadel bei Dresden; in Schle- sien im Fasanengarten bei Parchwitz; Mecklenburg bei Grabow im JVeeser Holze" als Standorte auf. Ich bin mit Vergnügen bereit, lebende Exemplare dieser zier- lichen hybriden Anemone an botanische Gärten abzugeben. Was die hybride Nelke anbelangt, so ist dieselbe unzweifelhaft erst im botanischen Garten entstanden. Im Jahre 1862 verpflanzte ich von den Sumpfwiesen bei See- feld in Tirol mehrere Exemplare des Dianlhus superbus in den Innsbrucker botanischen Garten, und in demselben Jahre erhielt ich von meinem Bruder eine Sendung mit lebenden Alpenpflanzen von der Rtixalpe in Niederöst(MTeich, welche unter anderm auch eine Parthie D. alpinus enthielt. Beide Nelkenarten wurden auf der Alpenpflanzenanlage im botanischen Garten eingepflanzt und ent- wickelten im Jahre 1863 reichlich Blüthen und Früchte. Beide Arten wurden auch zum Behufe des Tausches durch Stecklinge und durch Samen vermehrt. In einem Troge, welcher die aus den Samen des D. stiperbus im Jahre 1864 gewonnenen jungen Pflanzen enthielt, entwickelten heuer beiläufig 20 Exemplare dieser Nelke reichliche Blülhenstengel. Neben diesem in seiner Form unverändert geblie- benen D. superbus kamen aber in diesem Troge auch zwei Exem- plare einer Nelke zur Blütlie, welche ich auf den ersten Blick als eine hybride Bildung aus D. superbus und D. alpinus erkannte und deren Samen sich otfenbar durch eine Ueberlragung des Blülhen- staubes des D. alpinus auf die Narben des D. superbus erzeugt liatten. Die Stelle, wo D. alpinus kultisirt wird, ist von dem Stand-' orte des D. superbus nur drei Klafter entfernt. Eine Ueberlragung des Pollens durch den Wind ist jedoch kaum anzunehmen, da die ausfallenden Pollenzellen der Nelken nicht gleich jenen der Gräser Nadelhölzer u. d. g. als isolirte glatte Zellchen von der leisesten *] Vid. Oest. botan. Wochenblatt. 1852, Seite 160, Anm. d. Red. 209 LuflslrönHing forfgewirbelt werden, sondern g-leich jenen der Wei- den parlliicnweise zusammenhangen und in Folge eines grösseren spezifischen Gewichtes zu Boden fallen. Wohl aber mögen Hyme- nopleren, welche sich mit Vorliebe auf den Blülhen der Nelken herumtummeln, die Ueberlragung des Pollens veranlasst haben. — Die Befruchtung des D. superbus mochte um so leichter erfolgt sein, als an Ort und Stelle neben den Exemplaren dieser Nelke mit gewöhnlichen Zwitterblüthen sich auch Exemplare finden, deren Blüthen ahnlich den Blüthen vieler Primulaceen, Asperifolien, Labiaten, Composifen etc. androdynamisch und gynodynamisch sind ^). Wir geben nun im Nachfolgenden die Beschreibung der neuen hybriden Nelke: Vianthus önipontanus (alpinus X superbus). — Wurzel spindelig-aslig, niehrköplig, rasig gruppirte aufrechte oder aufstei- gende Stämmchen treibend. Stempel aufrecht samml den Blattern kahl, oben gabelspaltig zweiblülhig. Blätter verkehrt lanzetllich spitz oder fast zugespitzt am Rande von feinen Zäckchen rauh; die obersten lineal spitz. Decki)lätter 4, krautig, rolhbraun mit grünem Kiele, elliptisch, plötzlich in eine pfriemliche Granne zugespitzt, sammt der Granne so lang als der halbe Kelch. Kelchröhre rolhbraun, kahl, feingerillt. Kelciizähne pfriementörmig zugespitzt, an der Spitze etwas trockenhäutig strohgelb. Die wohlriechenden Blüthen zeigen den Farbenion des D. alpinus. Das schöne Roth der Platte wird aber am Uebergange in den Nagel etwas livid. Die Basis des Millelfeldes der Platte ist mit geraden glashellen Haaren besetzt und von weissen Punkten und rothen in einander fliessenden Fleckchen gesprenkelt. Die Platte der Blumenblätter im Umrisse verkebrfeiförinig, in den Nagel keilig zusammengezogen mit einem verkehrteifürmigen Mittel- felde, ringsum tief gespalten. Zipfel lineal oder pfriemlicli theihveise zweispaltig oder zweilappig, 2/3 so lang als der Querdurchmesser des Mittelfeldes. Stengel 130—150 Mm. hoch. Blätter 35—45 Mm. lang, 3— 6 Mm. breit. Kelchschuppen 10 Mm. lang, 3 — 4 Mm. breit. Kelchröhre sammt *) Bei den androdynamischen Blüthen des D. superbus sind die Griffel nur so lang als der Fiuchlknuten , bleiben in der Kelcliröhre einL'eschlosseii und werden von den aus der Kelcliröhre vortreterden Stauhgefässen weil überragt ; bei den gynodynamischen Blüthen dieser Nelke dagegen sind die Griffel doppelt so lang als der Fruchtknoten und lagen aus der Kelcliröhre um beiläufig ö Mni. vor. Die verkümmerien Staubiiefäs^e sind an diesen Blülhen in der Kelchröhre eingeschhissen und erscheinen kaum länger als der Frucht- knoten. Bei D. superbus. D. alpestris und einigen anderen verwandten Nelken habe ich keinen weiteren Dimorphismus dieser androdynamischen und gyno- dynamischen Blülhen gefunden. [Jagegen fand ich bei anderen Nelken, nament- lich bei D. silvestris den Nagel der Kronenbllilter an den gynodynamischen Blüthen regelmässig viel kleiner und dunkler gefärbt als bei den androdynami- schen Exemplaren. — Da mir in dem Augenblicke nicht geläufig ist, ob auf dieses Verhältniss schon irgendwo aufmerksam gemacht wurde, so glaubte ich dasselbe hier nebenbei erwähnen zu sollen. 210 Zcihnen 20 Mm. lang, 4— 5 Mm. breit. Platte der Blumenblätter 16—17 Mm. lang, 14 Mm. breit. Wie aus dieser Beschreibung ersichtlich, hält der D. öniponta- niis genau die Mitte zwischen D. superbus und D. alpinus. Seine Blätter sind grasgrün gleich jenen des D. alpinus, haben aber den Zuschnitt der Blätter des D. superbus. Der Stengel ist höher als an dem höchsten D. alpinus, ohne doch die Höhe des gewöhnlichen D. superbus zu erreichen. Während die Deckblätter des D. superbus 3 — 4 mal kürzer und jene des D, alpinus nahezu so lang als die Kelch- röhre sind, erscheinen jene des D. önipontanus von der halben Länge des Kelches. Sie sind weder so allmälig pfriemenförmig zugespitzt wie bei D. alpinus, noch so kurz abgebrochen bespilzt wie bei D. su- perbus. Der Kelch ist nicht hechtblau überlaufen wie jener (\es D, su- perbus, sondern trägt ganz das Ansehen des Kelches von D. alpinus. Die Blumenblätter besitzen ganz die schöne hellpurpurne Farbe, welche wir am D. alpinus finden und zeigen ein Ansmass, w-eiches jenes des D. alpinus etwas überlrilTt und jenem von D. superbus nahezu gleich- kommt. Während die Platte der Blumenblätter an D. alpinus im Um- risse verkehrt -eiförmig-dreieckig, ungelheilt und nur am obern Rande gezackt erscheint und während sie sich bei D. superbus last bis an die Basis in lineaie wiederholt zerschlitzte Zipfel aufgelöst zeigt, ist dieselbe bei D. önipontanus in lineaie Zipfel gellieilt, welche ein verkehrteiförmiges Mittelfeld umgeben und in ihrer Länge nicht ganz den Ouerdurclimesser des Mittelfeldes erreichen. Die untersuch- ten ßlüthen sind androdynamisch; die Griffel sind in der Kelchröliro eingeschlossen; die Slaubgefässe ragen ein paar Mm. über die Kelcli- röhre vor. Der Pollen ist normal entwickelt. Mit der Farbenpracht des D. alpinus vereinigt dieser Dianthus demnach die Zierlichkeit des D. superbus und hat überdiess von letz- terem auch noch den köstlichen Wohlgeruch entlehnt. Er empfiehlt sich demnach gewiss mehr als mancher andere Dianthus unserer Gärten zur Vermehrung und Verbreitung. Ich werde daher versuchen die zwei Exemplare, welche ich besitze, durch Stecklinge zu ver- mehren und dürfte vielleicht schon im nächsten Jahre in der Lage sein, Tauschfreunden Exemplare desselben abzugeben. Ob dieser ßastart auch in der freien Natur aufgefunden werden dürfte, ist eine Frage, die sich wohl noch unwillkürlicii aufdrängt. D. alpinus ist eine dem östlichen Alpenzuge eigentliümliche, von Tirol bis nach Niederösterreich und Steiermark in der Höhenre- gion von 3000 — 8000 Fuss verbreitete Pflanze, welche auch in den siebenbürgischen Karpaten und nach Ledebour Fl. ross. „ad sinum karicum m. glacialis" vorkommen soll. Da nun D. superbus in dem östlichen Alpenzuge gleichfalls vorkommt und bis auf alpine Wiesen zu 5000 Fuss emporsteigt, so wäre es allerdings nicht unmöglich, dass D. önipontanus auch in der freien Natur aufgefunden würde , und wir empfehlen daher diese zierliche Nelke der Aufmerksamkeit der süd- tirolischen, steirischen, salzburgischen und österreichischen Botaniker. 211 Da ich nun schon einmal bei den Nelken bin, so erhuibe ich mir hier mich nocli einige nndere auf diese Pflanzengruppe bezüg- liche Beobachtungen milzutheilen, welche ich bei den Kulturver- suchen im Innsbrucker ])ütanischen Garten zu machen Gelegenheit hatte. Zunächst über Dianthus alpinus. — Um zu erproben, welche Aenderungen die Form der Pflanzen unter dem Einflüsse verschiedener Bodenarten erleidet, brachten wir im Innsbrucker botanischen Garten eine Reihe von Versuchen zur Ausführung, in welche auch der Dianthus alpinus mit einbezogen wurde. Wir pflanzten etwa zwanzig Exemplare dieser recht eigentlich auf dem kalkreichen Boden der östlichen Alpen heimischen Nelke in ein Ge- menge aus kalklosem Lehmboden, fein zerhacktem Sphagnuni und zerpochtem kalklosem Thonglimmerschiefer. Und siehe da, wahrend die gleichzeitig auf der Alpenpflanzenanlage in die Ritzen von Kalkfelsen postirten Exemplare in ihrer Form iingeändert blieben und noch heule nach drei Jahren als ungeäuderter />. alpinus er- scheinen, zeigten die Exemplare, welche ihre Wurzeln in die oben erwähnte Bodenmischung senkten, eine ganz merkwürdige allmä- lige Unn^andlung. Schon im verflossenen Jahre bemerkte ich, dass dieselben einen anderen Habitus erhielten, dass sich ihre Inlerno- dien mehr in die Länge streckten und die ßlüthen et\\as verklei- nerten. Im heurigen Jahre aber ist der D. alpinus an diesen Exemplaren schon nicht mehr zu erkennen. Die Stengel sind nicht mehr aufrecht wie bei D. alpinus, sondern erscheinen jetzt auf- steigend und zwar so, dass die 2 — 4 unteren Inlernodien dem Boden aufliegen und erst die sehr verlängerlen weiter aufwärts folgenden Internodien sich vom Boden erheben. Der Stengel gabelt sich jetzt bei dem 4. Blatipaar in lange Aesle ganz wie D, deltoi- des ; ja selbst diese Aeste zeigen sich bei einem Exemplare neuer- dings gegabelt. Der Stengel ist jetzt feinhaarig rauh geworden; die rauhen Punkte, welche der Blallrand des D. alpinus zeigt, ent- wickelten sich mehr und mehr und die Blätter erscheinen jelzt am Rande gleichfalls feinhaarig rauh wie an D. deltoides. Die Kelch- röhre verlängerte sich so bedeutend, dass sie die Deckblätter jetzt um das Doppelte überragt. Das Ausmass der Blumenblätter verrin- gerte sich ganz auffallend, und die dunkler gewordene Platte der Blumenbläller, welche bei dem unveränderten D. alpinus einen Län- gen- und Breitendurchmesser von 16 Mm. zeigl, erscheint jetzt mit einem Längendurcbmesser von 10 — 12 Mm. und einem Breitendurch- messer von 9 Mm., und die Platte ist demnach nicht nur absolut kleiner, sondern auch relativ schmäler geworden als bei dem unver- änderten D. alpinus. Was ich nimmer für möglich gehallen hätte, ist demnach ein- getreten; D. alpinus hat sich in D. deltoides umgewan- delt! — Mancher Leser wird vielleicht ungläubig den Kopf schütteln und ich kann ihm diess fürwahr nicht übel nehmen; denn ich würde an eine solche Umwandlung vor einigen Jahren, bevor ich an die oben erwähnten Kulturversuche ging, selbst kaum geglaubt haben. 212 Für Ungläubige habe ich darum auch Exemplare, welche die allmii- lige Umwandlung- auf das schlagendste zeig-en, sorgfältig getrocknet und bin mit Vergnügen bereit, jedem der sich für die Sache interes- sirt, diese Exemplare zur Ansicht mitzutheilen, so wie ich auch gerne lebende Exemplare des D. alpinus zur Wiederholung des obigen Ver- suches abzugeben bereit bin. Das Resultat dieses Versuches hat für mich aus dem Grunde ein erhöhtes Interesse, weil es als Bestätigung des von mir ausgespro- chenen Satzes gilt, dass die Pflanzen auf kalklosem Boden kleinere intensiver gefärbte Blüthen bekommen, und weil dadurch die grossten- theils nur auf Grundlage von Beobachtungen in der freien Natur auf- gestellte Reihe der durch die Verschiedenheit des Bodens bedingten Parallelformen, welche ich in den Verhandl. d. z. b. Ges. in Wien Xlll. 254 veröff'enilicht habe, richtig gestellt *) und allmälig experi- mentell begründet wird. Nach dem obigen Versuche nehme ich näm- lich jetzt keinen Anstand, den D. deltoides und D. alpinus als Paral- lelformen zu betrachten, von welchen die erslere dem kalklosen, die letztere dem kalkhaltigen Boden angehört. Dianthus atrorubens.) banaticus, biternat us , Car- thusianorum. — Wenn man die Karthäusernelke, welche in den Berg- und Alpenihälern mit einem spanhohen Stengel, armblütliigen Blüfhenbüschel und lebhaft purpurnen grossen Blumenblättern vor- kommt nül derjenigen vergleicht, welche südwärts der Alpen und dann auf den östlichen ungarischen Flächen undHügellandschaften angetrof- fen wird 2)^ und welche letztere auf einem doppelt höheren Sten- gel ein dicht gedrängtes Büschel zahlreicher kleinen Blumen trägt, so drängt sich allerdings das Bedürfniss auf, diese zwei Nelken auch als zwei verschiedene Arten aufzufassen und mit verschiedenen Namen zu benennen. Diesem Bedürfniss hat man auch entsprochen, und es ist diese letztere Nelke schon von Allioni mit dem Namen D. atroru- bens belegt worden. Spätere Botaniker glaubten aber auch diesen D. atrorubens weiterhin in zwei Formen gliedern zu sollen: die eine mehr dem Süden angeliörige, deren innere Kelchschuppen aus abge- slulzlem Ende begrannt sind und für welche man den Namen D. atroru- bens beliess, und dann eine mehr dem Osten angehörige, deren innere eilanzetlliclie Kelchschuppen sich ganz allmählig in eine Spitze ver- lieren, welche Form mit dem Namen D. banaticus He uff. in Gr. u. Schk. It. hung. p. 301 (D. diutinus Rchb. Icon. Caryoph. Tb. CCLI, 5017 nicht Kit.! ^J D. glaucopliyllus Wierzb. D. capitatus F uss^ ^) Nach den Beobachtungen in der freien Natur habe ich früher a. a. 0. den D. glacialis für die Paralielform des D. alpinus gehalten, was nach dem oben Mitgettjeilten zu berichligen ist. *) 1,1 Sadler's Fl. Com. Pest, wird der D. atrorubens und banaticus nicht erwähnt, obschon beide im Gebiete dieser Flora sehr verbreitet sind. D. atrorubens findet sich besonders häufig auf sonnigen Hügeln bei Visegrad, St. Andrae, Ofen. D. banaticus ist auf allen Sandpusten zwischen der Donau und Theiss eine sehr häufige Pflanze. ^) D. diutinus Kit. in Schult. Oestr. I. 655 ist nach den im Pester Museum liegenden Original-Exemplaren Kitaibel's mit £>. polymorphus M. B. 213 belegt worden ist. Anderseits lässl sich nicht läugnen, dass diese beiden reich- und kleinblülhigen Nelken mit dem arm- und grossblü- thigen D. Carthusianorum durch Mitlelformen verbunden sind. Eine sehr auffallende hieher gehörige Form xsl Aer D. biternatus Sc\\wt^ welcher die grossen Blumen des D. Carthusianorum und den reich- blüthigen Büschel des D. atrorubens und D. banaticus verbindet und •welcher im Wiener botanischen Garten unter dem Namen D. bana- ticus kultivirt wird *} Diese vier Nelken bilden eben Glieder einer jener Formenreihen, welche sich nach und nach bei so vielen Pflqn- zengattungen herausstellen und deren genaue Feststellung meiner An- sicht nach eine der Hauptaufgaben der modernen sistematischen Bo- tanik sein muss. — Dass diese Formen allmählig in einander fliessen wird wohl Niemand läugnen, der sie in der freien Natur verfolgt und beobachtet hat. Gerade darum aber schien es mir interessant sie der Kultur zu unterziehen und ihr Verhalten dabei zu beobachten. Ich säete daher Samen des D. banaticus und D. biternatus, welche ich aus Ungarn mitgebracht hatte, im Innsbrucker botanischen Garten aus. Beide Nelken keimten und erfreuten mich vor drei Jahren zum ersten Male mit ßlüthen. Ich halte natürlich nichts anders erwartet, als dass sich sowohl D. banaticus wie auch D. biternatus in dem subalpinen Innthale in den hierlands so verbreiteten D. Carthusia- norum umwandeln würden. — Aber wie sonderbar! während D. alpi- nus zum D. deltoides wurde, erhielten sich D. banaticus und D. biternatus (unter denselben Verhältnissen, unter welchen D. Carthu- sianorum in Kultur steht) in ihrer ganz unveränderten Foriii. Beide blühten seit drei Jahren neben dem hiesigen D. Carthusianorum in jedem Sommer fleissig wieder und ich habe gegenwärtig, wo ich diese Zeilen niederschreibe, Blüfhenköpfe des D. banaticus vor mir im Glase stehen, die genau so aussehen, als hätte ich sie eben erst von den 3Ionorer Sandhügeln unter Pest, wo ich seiner Zeit die Samen einheimste, gesammelt. Wie sich D. atrorubens in der Kultur verhält, kann ich vorläufig noch nicht mittheilen. Samen dieser Nelke, welche ich im verflossenen Sommer aus Istrien mitbrachte, sind bereits zu jungen Pflänzchen erwachsen , und sobald dieselben im nächsten Jahre zur Blüthe gelangen, werde ich nicht unterlassen über dieselben Bericht zu erstatten. Taur. cauc. I. 324. Reiclienb. Icon. Caryopii. CCLI. 5017 b. identisch und hat dietien letzteren Namen als den älteren zu lühren. Vergl. Neilr. Verb. d. z. b. Ges. in Wien. X. dOl. — Was Reichenbach an der cilirten Stelle als D. diutinus abbildet, ist genau der Z>. banaticus, wie er auf den ungarischen Pusten vüikoninit. — Nebenbei sei bemerkt, dass der D. polymorphus M. ß., den ich aus in Ungarn gesammelten Samen gezogen habe, konstant geblie- ben ist. ') Samen der Pflanze, welche im W'iener botan. Garten als Z>. banaticus kultivirt wird, lieferten mir den J). biternatus Schur. Es erklärt sich hiedurch auch die Bemerkung Neilreich's in den Nachträgen zu Maly Enura. p. 264 der D. banaticus EeuH. sei „nach den Exemplaren des Wiener Gartens ein üppiger D. Carthusianorum.^'' 214 Auch etwas über gute und schlechte Arten. Von P. Kraäan. Ich finde in dieser Zeilschrift Nr. 1 d. J. Bemerkungen über die Wandelbarkeit der Pflanzenart, welche mir von grosser Wichtigkeit scheinen. Der geehrte Herr Autor wird mir eher zu gute hallen, als mich darum tadeln, wenn ich nicht aus Nachbeterei, sondern aus sicherer Erfahrung, die ich durch Beobachtungen in freier Natur und durch Kulturversuche gewonnen habe, zu Gunsten seiner Ansicht das Wort ergreife. Wenn man aus dem jetzigen allein richtigen Standpunkte der Naturbelrachtung ausgeht, indem man die Arten so aulfasst, wie sie unseren Sinnen erscheinen, so klingt es in der That lächerlich, dass man überliaupt noch von „guten" und „schlechten" Arten sprechen kann. Die allen Botaniker ahnten wohl nicht, dass uns gerade über den sogenannten „schlechten" Arten das Licht derErkenntniss in dem schwierigsten Kapitel der Naturgeschichte — der Genesis der Art - aufgehen kann. Doch möge man mir nun gestatten, zu den Erfahrun- gen des Herrn A. Kern er einige meiner eigenen hinzuzufügen. Der Zufall wollte es, dass ich durch beiderseitiges Vorkommen der Primula o/ficinalis und P. suaveolens in der Nahe von Görz auf ähnliche Erscheinungen des Ueberganges aufmerksam wurde. P. offic, des Ternovaner Waldes (^'^OÜÜ') an schattig gelegenen humusreichen Stellen besitzt an der Unterseite der Blätter einfaches dichtes Sammt- haar, welches die grüne ßlatlfläche recht gut durchschimmern lässt. Sobald aber die Pflanze den Waldesschatten verlässt, wird das Sammlhaar kürzer und viel dichter, so zwar, dass diese Blattseite nicht mehr licht-, sondern mattgrün, selbst grau erscheint. Ich fand ferner Exemplare auf unmittelbar kalkiger von der Sonne durchv^ärmter Unterlage, wo sich dünner Filz dort anlegte. Trotzdem konnte ich niemals diese Form für die echte P. suaveolens Bert, erklären. Allein auf der Spitze eines i%M.^ nördlich von Görz gelegenen 1900' hohen Berges (Valentini B.j, wo sich keine Spur von einer zusammenhängenden Waldung, somit auch die Damm- erde nur spärlich in Felsritzen vorfindet, tritt diese Primel wirklich als P. suaveolens Bert, auf, denn die Unterseile der Blätter ist mit schneeweissem FiJzhaar dicht bekleidet. In meinen „Beiträgen zur Flora von Görz'' (In dieser Zeitschrift 1863, Nr. 12, S. 389) nannte ich sie „P. ofßc. foliis subtus candicanli-tomentosis." Da aber der Valentini-Berg von dem Waldplateau von Ternova durch eine weile Thaleinsenkung getrennt ist, so war es mir schwer an einen direkten Zusammenhang zwischen beiden Formen zu glau- ben; ich musste daher die letztere (P. suaveolens) mitnehmen, um sie zu Hause in magerer Gartenerde und zwar in schaltiger Lage an- zubauen. Diess liess sich ohne Schwierigkeiten bewerkstelligen, nachdem ich die Pflanze mit aller möglichen Vorsicht (wiewohl schon 215 blüliendj aus der Erde genommen und sofort mit feuchtem Moos uiii- gehen halle. Die mitgebrachten Blätter undBlüthen welkten, ohne dass daran irgend welche morphologische Veränderungen bemerkbar geworden waren, in kurzer Zeit ab, während sich gleichzeitig zum Ersätze ein neuer Blätterbüschel entwickelte, doch wie war die Behaarung nun anders beschaffen! Der Filz war an den neuen Blättern verschwunden und die Pflanze stellte nun eine mit jener des Ternovaner Waldes identische Form dar. Sie blieb so den ganzen Sommer 1862; über die weiteren Schicksale derselben kann ich nichts sagen, da ich bald darauf Görz verlicss. Es ist aber diess nicht das einzige Beispiel, dass eine Pflanze durch den Einfluss des Schattens in Verbindung mit einem feuchte- ren Boden in Bezug auf ihren Haarüberzug Modifikationen erleidet. Potenülla cinerea Cliaix wird im feuchten Sande des Isonzo-Bettes, wenn sie mit dem Rasen vom sonnigen trockenen Uferabhang hinein- fällt, fast ganz kahl, glänzend. Ich sah ganz ähnliche Pflanzen in verschiedenen Herbarien unter dem jVamen f*. venia L. Doch muss ich bemerken, dass mir noch häufiger unter demselben Aamen die wahre P. opaca L, feuchter Stellen vorgekommen ist, da sie ebenso wie P, reptans L. in feuch- tem namentlich sandigem Erdreich grössleniheils das Haar einbüssl. — Endlich halte ich es selbst für nicht unwahrscheinlich, dass Kreuz- formen zwischen P. cinerea und opaca häufig für P. verna ausgege- ben werden, wenn nn'ch einige sehr charakterislische Vorkommnisse und mein Blick nicht täuschen. Indem ich aber dieses sage, gebe ich natürlich unter Stillschwei- gen zu, dass ich P. cinerea und opaca als sog. r)gufe" Arten ansehe. Und diess gerade lässt sich hier behaupten, wenn überhaupt der Unterschied zwischen „guten"' und „schlechten'- Arten einen Sinn hat. P. opaca kommt am Valenlini-Berg neben P. cinerea vor, beide Arten sind somit genau denselben physikalischen Einflüssen ausge- setzt. Was aber die anderweitige Verbreitung derselben betrifft, fin- det sich die erstere ebensogut auf Lehmboden wie auf Kalk, während P. cinerea dem Kalkboden ausschliesslich anzugehören scheint. Tro- ckener Boden erzeugt, unabhängig von der chemischen Beschafl'en- heit desselben, nur die beharrte, feuchter stets nur die kahle Form diM" P. opaca. Wir sehen aisu, wie die chemische Zusammensetzung der Unleilage kein wirksames Agens ist für P. opaca, natürlich nur, wenn wir die Abänderung von ihrem gewöhnlichen Typus in« Auge behalten , absehend von dem der Bodenart als nothwendige Bedingung der Existenz. In wiefern das Gegentheil davon auf P. cinerea anwendbar ist, wird aus der Kultur dieser Pflanze unter verschiedenen Bodeneinflüssen hervorgehen, bisher wissen wir nicht, ob das Nicht\orkounuen der P. cinerea auf Lehmboden und Onarz- sand ein zufälliges, d. h. ein durch 3IangeI an günstigen mechani- schen Transportmitteln bedingtes, oder ein nothwendiges, d. h. ein in der jVatur des Organismus begründetes ist. 216 Trolzdem miiss man zugeben , dass die beiden Arten bei den Botanikern mit Unrecht in Missliredit gekommen sind, wenn man recht bedenkt, was das Mittelglied, P. verna, eigentlich ist. — MogenAvir iiidess über das Wesen der Art diese oder jene Ansicht haben, ein relativ er Werlh ■wenigstens wird ihr doch immer zugestanden. Zwei Arten, ob sie sich noch so nahe stehen in Bezug auf ihr Aussehen, sind durch eine grössere Kluft, meinen wir, von einander getrennt, wenn sie nach wechsel- seitiger Austauschung ihrer physikalischen Verhältnisse nicht in- einander übergehen, als wenn sie, habituell noch so verschieden, nach dieser Umfauschung einander in reciproker Weise ersetzen, wie z. B. die dem Aussehen nach so weit verschiedenen Formen desTara- xacum ofßcifiale Wig., die nach meinen Beobachtungen und Ivultur- versuchen reci pro k sind, so zwar, dass ich durch Ueberpflanzung des Leontodon glaucescens M. B'i eh. aus seinem angestammten den direkten Sonnenstrahlen ausgesetzten Kalkboden auf Kulturland, das gut gedünkt ist, die gewöhnliche Form T. dens leonis Des f. er- halte, und umgekehrt aus dieser wieder L. glaucescens M. Bieb., wenn ich sie auf einen sonnigen , trockenen , mageren Kalkgriind versetze etc. Gibt diese Kluft ein wenn auch unbestimmtes Zeitmass entspre- chend der Epoche, in der sich die betrelfende Form oder Art von ihrem Slammtypus abgezweigt hat, wornach die in habituell nahe stehende Formen leicht übergehenden Arten jungen Ursprungs wären, jene aber, welche keine solche Neigung zur Abänderung zeigen, eine re- lativ ältere Entstehung hätten? ßed(>nKt man nun, dass (lie Eigen- schaften der Organismen, morphologische sowohl als physiologische, erb- lich sind, dass sich ferner ein Organismus, der längere Zeit unter dem Einflüsse speciellcr Verhältnisse stand, viel schwerer anderen Bedin- gungen anpasst, als jener der nur durch eine sehr kurze Zeit von die- sen örtlichen Verhältnissen beeinflusst war, ein Gesetz, welches nicht bloss die Pflanze, sondern auch die freiere thierischeNatur befolgt, so scheint es fast, als ob es so sein müsse; indessen verhehle ich damit nicht die Schwierigkeit dieser so wichtigen Frage, wenn ich auch vor- aussetze, dass keine ungewöhnlichen Geisleskräfte nöthig, ja vielmehr der Standpnnkt der Beobachtungen im Freien und der Kultur ausreicht, sie ihrer Lösung nahe zu rücken. Zu unseren P. cinerea und opaca zurückkehrend, liegt die That- sache klar, dass nach dem Obigen wohl die Leichtigkeit eines Ueber- ganges der einen in die andere mehr gegen ihre Specifität, natürlich im alten Sinne, sprechen würde als das Mass und der relative Werth der kennzeichnenden äusseren Merkmale, die in dem vorliegenden Falle gerade die Annahme einer Specifität unterstützt, denn ausser dem so auffallenden Unterschiede in der Behaarung findet man bei P. cinerea des trockenen saudigen Bodens eine oranz besondere Wachs- tliumsweise; der Wurzelslock sendet nämlich unter der Erde ausläu- ferartige wurzelnde Zweige allseitig aus, die an der Spitze je eine Blattroselte mit dem Stengel tragen. Dadurch gelangt diese Pflanze zu einer Geselligkeit, vermöge deren sie sich über weite Flächen- 217 räume sehr rasch ausbreitet. Was die F. opaca betrifll, ist mir von einer derartigen Organisation nichts bekannt, die Individuen stehen immer vereinzelt. Betrachtet man aber die Pflanze naher, so gewahrt man, dass die Blattrosetten und Anlagen zu den Stengeln immer diciit nebeneinander entspringen, einen Schopf an der Spitze des Wiirzel- kopfes bildend, der durch die ihn am Grunde umgebenden röllilichen Schuppen sehr kennzeichnend ist. Der bedeutende Unterschied, der in den Blattern obwaltet, ist ebenfalls nicht zu verkennen. Bei P. cinerea sind die Bialter 3 — 5- zählig, die Blattchen besitzen die grössteBreite mehr gegen die Spitze, wodurch sie mehr oder weniger keulenförmig aussehen, sind an der unteren Hälfte ganzrandig, Zahne stehen 5 — 7 an der Zahl, und zwar sind diese seicht, mit der Spitze etwas nach vorne gerichtet. P. opaca bat 5 — 7zählige JBlatter, die Blällchen besitzen beiläufig in der Milte die grössle Breite, sind bis über die 31itle tief gekerbt-gezahnt, die Kerbzähne 7 — 15 an der Zahl, länger als breit, etwas abstehend. — AlliM-dings bildet die Alpenform P. ptiailla Host., wenn wir sie noch zu P. opaca rechnen können, eine Ausnahme davon, allein ich spre- che von diesen Unterschieden nur insofern, als ich sie bei neben einander vorkommenden Pflanzen beider Arten QP. cinerea und opaca^ bemerkt habe. Der sich in der Beraubung des Haares bethätigende Einfluss der Bodenieuchligkeit gibt, wie oben bemerkt wurde, nur einen sehr schwachen Grund zur Beurlheilung der Specifität, da diese ein viel zu gewalliges den Lebensvorgang unmittelbar berührendes Agens ist. In demselben Verhältnisse specilischer Diflerenz, Primula suaveokns Bert, zu P. officinalis Jacq. sieht auch vermöge der Feuchtigkeits- dilFerenz Onosma montauum S m. zur gewöhnlichen Form des 0. stel- lulatuiii W. K. — Sobald 0. montanum auf wasserzurückhallenden mergeligen Grunde geräth, erhält es breilere saftigere Blätter, welche mit kurzen absiehenden Borstenhaaren locker besetzt sind. Wie- wohl diese Haare auf zwiebeiförmigen kleinen Erhöhungen sitzen, so sind sie doch einzeln seltener von 1 — 3 kurzen ebenfalls ab- stehenden Borstenharchen umgeben, und nicht in der Mehrzahl auf einem Höcker, slernförmig ausgebreitet, Avovon die Blätter eine graue Färbung erhalten. Von meinen Kulturversuchen erwähne ich noch jenen, der mir die Ueberzeugung verschafi'le, AASsMercnvialis otata S\evnh. und Hoppe wirklich nur eine Abänderung der M. perennis L. isi. Die Anbauung versuchte ich zugleich mit Primula suaveoleiis, denn ich halte bei der Ausgrabung der letzteren, nebenbei bemerkt, ohne Wissen und Absicht, zugleich auch einen Tlieil des Wurzelstocks von Mercurialis ocata, welcher den Wurzeln der Primel inhärirte, mit heraus genommen , und diesen fremden Gegenstand erst zu Hause bemerkt. Dieser Zufall kam mir um so erwünschter, als ich kurz vorher mir vorgenommen hatte 31. ovata zu kultiviren. Die Resultate, welche sich daraus ergaben, sind folgende und zwar darum wichtig, weil die Pflanze nur Vz J^li^" ^^ Kultur stand: Be- 218 kannilich liegt der Haiiptcharakter der M. ovata in der Form des Blaues und vorzüglich in dem Liingenverhältniss des Stieles. Alle mir vorgekommenen Exemplare dieser Pflanzenform des Va- lentini-ß. zeigen eiförmige Blätter, deren Lamina 6 — 8mal länger ist als der Stiel, das kultivirte Exemplar entwickelte Blätter, deren Lamina nur 3mal länger war als deren Stiel; die letzte bekam eine länglich-elliptische Form. Während sich die normale M. ovata durch sehr zahlreiche kl e ine Kerbzähne am Rande der Blätter auszeich- net, besass die gezogene Pflanze wohl grössere Kerbzähne, ihre Zahl nahm aber nicht ab. Ohne Zweifel wäre sie aber schon im nächsten Jahre in Bezug auf die Berandung der Blätter der nor- malen M. perennis ganz nahe gekommen, wenn ich die Cultur hätte fortsetzen können. Jedoch hindert uns dieses durchaus nicht die Behauptung auszusprechen, das M. ovata nichts anderes ist als M. perennis unter dem wirksamen Einfliisse einer sonnigen Lage. Wien, den 3. April 1865. Die auffallendsten Merkmale der wilden Gras- gattungen des Erzherzogthums Oesterreich. Von Joh. Bayer. L Blüthenstand eine einzelne Aehre, von Aehrchen gebil- det, welche an der Spindel sitzen. Nardus. Aehrchen ohne Hüllspelzen, einseitswendig. Lolium, Untere Aehrchen mit nur Einer Hüllspelze. Agropyrum. Aehrchen mit der Breitseite gegen die Spindel ge- richtet. Hordewn. Aehrchenstiele ästig; Basis der Aehre von keinem wul- stigen Scheidchen umgeben. Elymus. Aehrchenstiele ästig; Basis der Aehre von einem wulstigen Scheidchen umgeben. Sesleria- Hüllspelzen stachelspitzig oder kurz-begrannt; Griffel aus der Spitze des Aehrchens. n. Blüthenstand eine einzelne Traube, von einfach gestiel- ten Aehrchen gebildet. A. Aehrchen alle nach einer Seite gewendet. Sclerochloa. Aehrchen mit sehr kurzen, dicken Stielchen. Melica spec. Aehrchen mit langen, sehr feinen Stielchen. B. Aehrchen zweizeilig gestellt. Anena spec. Granne rückenständig, gedreht, gekniet. Bromus var. Granne unterhalb der Spelzenspitze, gerade. 219 Brachypodium. Aehrclien mit sehr kurzen, dicken Stielchen. Danthonia. ßlattscheiden an der Mündiing^ gebartet. Tragus. Aehrchen mit vviderhakigen Dornchen besetzt. C. Traube an der Basis von der Biallscheide eingeschlossen. Stipa. Grannen 4 — 12" lang. III. Bl üth ensta nd eine Scheinähre, von äslig-gestiellen Aehr- chen gebildet, welche auch während desBlühens rundlich bis walzlich oder linealisch dicht zusammen gezogen sind. A. Scheinähre halbkugelich. Crypsis spec, Scheinähre an der Basis von aufgeblasenen Blallschei- den umschlossen. B. Scheinähre lineal, einseitswendig. Cynosurus. Jedes Aehrchen mit einem kämmigen Deckblatte. C. Scheinähre eiförmig oder walzlich, ringsum dicht geschlossen. Setaria. Aehrchen an der Basis von grannenartigen Borsten um- geben. Crypsis spec. Aehren alle oder die meisten an der Basis von Blatt-» scheiden umschlossen. Phleum. Hüilspelzen an der Basis nicht verwachsen. Alopecurus. Hüllspelzen an der Basis verwachsen, D. Scheinähre lang und locker, oft lappig. Sesleria. Hüllspelzen gleichlang; Scheinähre blaulich. Anthoxanthum. Eine Hüllspelze doppelt so lang als die andere ; Scheinähre gelbgrün. Melica spec. Aehrchen mit langen Wimperhaaren. Köleria. Spindel sammt den Aesten flaumhaarig. Stipa. Aehrchen mit 4 — 12" langen Grannen. IV. Mehrere Aehren an der Spitze des Halmes, fingerig gestellt. Cynodon. Aehrchen grannenlos, einzeln. Digitaria, Aehrchen grannenlos, gepaart. Andropogon. Aehrclien lang-begrannt. V. Blüthensland eine o ffen e, ausgebrei tele Rispe, welche aber oft vor und nach dem Blühen zusammen gezogen ist. A. Mit besonderen Merkmalen. Coleanthus. Rispenäste mit kleinen, halbquirligen Dolden. Digraphis. Rispenäste gepaart, ein kurzer und ein langer; Aehr- chen in Büscheln. 2?0 Echinochloa. Rispe aus Aehren zusammen gesetzt. Leersia. Aehrchen halboval, ohne Hullspelze. sieifhaarig gewiinperl, PoUinia. Rispenäste mit rothgelbeu Haarrintreu. Sclerochloa. Aehrchensliele dick und zähe, einseitswendig. Bri^a. Alle Spelzen von der Aehrchenspindel endlich wagrecht ab- stehend. EroQrostis. Mündung der Blattscheiden gebartet: Aehrchen stumpf. Molinia. Mündung der Blattscheiden gebartet; Aehrchen lang-zii- gespiizt. Dactylis. Rispenäste einzeln: Aehrchen in Knäueln. Melica spec. ßlatthäutchen dem Blatte gegenüber. Hierochloa. Aehrchensliele unter den Aehrchen gebartet. Arena ^). Granne auf oder über der Mitte des Rückens der Blüthen- spelze. ffewunden. gekniet. B. Mit komparativen Merkmalen. a) Hüllspelzen kürzer als das Aehrchen. Poa. Aehrchen am Rücken zusammen gedrückt , Spelzen spitzig, unbegrannt. G/yccTia. Aehrchen am Rücken gerundet. Spelzen gestutzt. Köeria. Spindel und Aeste flaumhaarig. Phragmites. Eine Hüllspelze doppelt so lang als die andere, alle lan- zettlich-pfriemlich. fes/uoa. Aehrchen am Rücken gerundet: Blüthenspelzen lang zuge- spitzt, oder in eine Granne auslaufend; Hauptspindel drei- kantig. Bromus-y Aehrchen am Rücken gerundet: Blüthenspelzen unter der Spitze mit einer Stachelspitze oder Granne; Hauptspindel platt. b) Hüllspelzen länger als das Aehrchen. Äira. Blüthenspelzen abgestuzt. gezähnelt, an der Basis begrannt. Milium. Aehrchen eiformiff. oder eiförmig-lanzettlich. grän. Agrostis. Aehrchen am Rücken schneidig^; Blüthenspelzen an der Basis unmerklich haarig. Calamagrostis Aehrchen am Rücken schneidig; Blüthenspelzen ander Basis mit Haarbüscheln, welche öfters vorragen. Eolcui. Blüthenspelzen an der Basis kahLüber der Mitte des Rückens begrannt. Steyr. im April 1865. ^^ Mit Einscbluäs von Arrhenatherum. ^1 Mit Eiüsdüiiss von B. gigantheus. 221 Der Beleben im Schwarzwalde. Tod VulpilLB. Die Aufaierksanikeit eines Jeden, der mit offenen Augen reist, und sonst noch vom Schöpfer einen empfänglichen Sinn für seine Werke erhalfen hat, er mag nun herkommen von wo er will auf der Eisenbahn von Süden oder von Norden, oder aus Westen von Frank- reich über den Rhein herüber, wird angezogen werden von einer Bergkuppe, die im Höhenzug des Schwarzwalds zwischen Freiburg und Basel sich weil erhebt über alle die Kamme und Gipfel der Kette, der sie angehört. Es ist diess der Beleben im badischen Schwarzwald, dessen Höhe 4400 par. Fuss ü. M. erreicht. Im Hinlergrund des Münsterlhals gelegen das beim Slädtchen Staufen in die Riieinebene sich öllnel. zeigt er sich daher auch von dieser Seite aus belraciitel am vortheilhaftesten. Der Feldberg hat keine Gestalt und Bildung, die ihn auszeichnele und schon kenntlich machte in der Ferne. Lang gestreckt liegt er da, kaum mit seinem Rücken sich erhebend über den seiner ihn umlagernden Genossen. Anders aber machls der Bi leben. Auf mächtigem schroffem, von Laub- und Nadelholz beklei- deten Felspustament ruhend, erhebt er, von der Rheinebene aus be- trachtet, stolz und kühn sein schön geformtes Haupt in die Lüfte, w ahrend seine Rück- oder Ostseite in einzelnen Abstutungen sich in derGegend von Schönau im hinlern Wiesenllial niederseukl. Seine Ge- birgsart ist der im hintern Wiesen- und Münsterthal allgemein verbrei- tete Gneuss. Der ganze Charakter des Berges aber ist ein vom übrigen Schwarzw ald so verschiedener, dass man glauben sollte, er sei mitten aus der Schweiz herausgenommen und da hingestellt worden. Um ein richtiges Bild und wahres Verständniss desselben aber zu bekommen, n.uss er von der Südseite, d. h. auf dem Weg von Müllheim her be- stiegen w erden, denn auf dieser Seite zeigt er seine schönste Partie. Es sind diess zwei prächtige oanz einander gleichende, symmetrisch neben einander aufgethürmte FelsenhOrner, in w eichen ein ca. 500' unter dem Gipfel nach Süden auslaufender grüner Bergsatlel plötzlich sich in einen schw iudlichten Abgrund stürzend sein Ende findet. Aber nicht nur ist der Beleben unstreitig der schönste Berg im Schwarz- wald, auch die Aussicht, die mau auf seinem Gipfel hat, ist diesem Vor- zug enlsprechenu und steht nicht zurück hinler der herrlichen und vielgerühmlen >eines SOG' niedrigem, aber am weiiesten nach Süden vorgeschobenen Nachbars .Blauen.- Frei und offen liegen im weiten Imkreis die Berge und Thäler hier um uns. Besonders freundlich schaut das Münsterlhal mit seiner fast ununterbrochenen Hauserreihe zu uns herauf und gerade uns gegenüber in nur wenige Stunden be- tragender Entlernung überschauen wir den ganzen Feldberg und er- kennen den Thurm auf seinem Höchsten mit blossem Augi^ Das ganze schöne vom Rhein durchströmte Land zwischen Schwarzwald und Vo- gesen mit seinen unzähligen Städten, Dörfern und allen Burgen liegt Oen^rr. baiaa. Zeitäcirift. 7. Hefu 1S65. 17 m hier vor uns ausgebreilet. Reizend ist der Anblick des niiticn aus der Ebene sich erhebenden, l'ür den Mineralogen wie Botaniker so interessanten Kaiserstuhlgebirges. Wendel sich das Aug' aber süd- wärts, so sind wir erstaunt und entzückt von der Aussicht, die da uns sich bietet. Die ganze Alpenketle der Schweiz, vom Mont Blanc im Westen bis zur Scesa plana in der Rhatikunkelte zwischen Graubün- den und Vorarlberg dehnt in ununterbrochener Reihe sich hier vor uns aus. Freilich ist nicht Jeder, der auf den Beleben geht, so glücklich, all' diese Pracht zu schauen. Es hängt da gar viel von der Beschaf- fenheit des Wetters, der Luft und der Gunst des Himmels ab. Nur Eines fehlt dem Beleben, aber ihm selber fallt die Schuld davon nicht zur Last. Es ist diess der Mangel jeglichen Obdachs, unter das man seine Zuflucht nehmen könnte bei einfallendem schlechten Wetter. Das Vieh; das oben gesommert wird, ist lauter junges Gustvieh und Pferde und verbringt eingezäunt die Nacht im Freien, während die Hirten unten im Thal schlafen. Daher gibt es auch nicht einmal eine Viehhütte auf dem Berg. Diesem Uebelstand sollte und wird wohl auch mit der Zeit abgeholfen werden, denn der Beleben verdient diese Vernachlässigung nicht. Wenn nun dieser Berg auch nicht so viele interessante Pflanzen aufzuweisen hat, wie der Feldberg, so besitzt er doch einige davon in weit grösserer Menge und 2 Arten hat er, die diesem ganz mangeln, nämlich Empetrum nigruin und Luzula spa- dicea. Von Müllheini bis auf seinen Gipfel sind es 5 Stunden und bricht man Morgens 3 Uhr von da auf, so hat man Zeit genug für die Botanik und um Abends wieder in Müllheim zurück zu sein. Treten wir nun zusammen von hier aus eine ßelchenexkursion an, so treffen wir schon nach 15 Minuten an einen Graben C ar damin e a mar a . als die erste Bergwasser liebende Pflanze. Nach einer weitern '^ Stunde, hinter Obweiler, erscheinen Chaerophyllum hirsutiim und Rammculus aconitifoliun in Menge und gerade vor dem Schwaighof zur Seite der Strasse Agrimonia odorata und Hypericum tetrapterum in den Grä- ben. Hinler dein Schwaighof, wo wir in die Wald- und Bergregion eintreten, steht am Bach Geiim rivale und auf alten Mauern Scleran- t/ins perennis. Den Irischen klaren über Gestein und Felsen stürzen- den Klemmbach stets zur Linken führt uns eine gute Fahrstrasse ganz angenehm nun durch den Wald bergan. Jetzt treten die beiden Chrysosplenien und Sambucus racemosa auf; bei einem Brünnlein zu dem man bald gelaugt, hat sich der Boden bedeckt mit Cardamine sylratica, Slellaria uliginosa, Veronica montana, denen gleich nach- her auch Petasites albus sich anschliesst, so dass wir uns mit einem- male durch die uns umgebende Vegetation in die Bergregion versetzt sehen. Während der Stunde, die wir durch den Wald herauf zu gehen haben, treffen wir ausserdem noch Digitalis purpurea, Festuca sylva- tica, Prenanthes purpuvea. Teiicrium Scorodonia. Senecio Fuchsii, Polypodium Dryopteris und Phegopteris , Ribes alpinum , Lonicera nigra, Rosa alpina, Circaea alpina und am Bach noch Massen von den schon oben erwähnten Geum, Chaerophyllum und Ranuncidus , und 223 treten wir dann aus dem Wald heraus, so umfangen uns unversehens die schönen saftigen Bergmalten der Sirnilz, geschmückt mit Gera- ninm sylcaticum und Polygonum Bistorta. Im Gebüsche nebenan blüht Spiraea Aruncus und auf nassen freien Waldsteilen in der Nähe erwartet uns Cnrex piliilifera, Luzula nigricans und Juucus ßlifor- mis. Die Sirnitz ist eine Staatsdomäne, bestehend aus Waldungen, Aeckern, Malten und Weiden, und mitten drin stehen zwei ansehn- liche Gebäude, wovon das eine Stall und Scheuer ist, das andere ein Wohnhaus, eingerichtet für zwei Familien, die des Waldliülers und die i\Qs Wirths und Pächters des Gutes. Hier in diesem Haus , im Gasthof „zum Auerhahn" kehren wir nun ein und frühstücken— Jeder nach seinem Belieben — einfach, gut und billig bei freundlicher, ge- fälligerBedienung. Wir sind nun bereits 2y4 Stunden von JMüllheim. Von der Sirnitz aus wird sich Jeder von uns auch noch ein Stück Brod we- nigstens mitnehmen, denn bevor wir heute Abend dahin zurückkom- men, sehen wir nichts mehr von einem Wirthshaus. Nach einer wei- tern y^ Stunde Steigens gelangen wir nun auf den „Kreuzweg." Es ist diess die Wasserscheide zwischen Wiese und Rhein, 3200' ü. M. Aber schon vorher erscheinen wieder neue Sachen, Arnica moiitana, Meum athamanticum, Galium herzynicum üppig und in Menge treten nun auf. Mit dem letzten Schritt auf den Kreuzweg dehnt sich die ganze Kette der Wiesenthalbergkette vor uns aus und links vor uns fordert die gewaltige Masse des Beleben unsere Bewunderung. Eine bedeutende Einsattelung des Gebirgsrückens nothigt uns nun aber 20 Minuten lang wieder abwärts zu gehen, wo Alsine rubra und Sagina procumbens, bis wir ungefähr 150 Schritte jenseits eines einzelnen am Weg stehenden Hauses die grosse Strasse verlassen und einem andern Weg folgen, der links ab gerade die Richtung nach dem Beleben einhält. Mitten in diesem Weg, der sich über y. Stund lang über trockenes Weidland hinzieht, sehen wir Omithopus per- pusillus hingestreckt. An einem Bächlein in dem Buchenwald, der uns auf kurze Zeit dann aufnimmt, blüht Viola palustris und nun erschei- nen auch Rumex arifo/ius, Cacalia albifrons. Poa sndetica. Sowie wir aber dann den Wald verlassen und hinaustreten auf die erste freie mit Galium herzynicum belegte Alpenterrasse, bereitet uns der Beleben, dadurch, dass er jetzt plötzlich und unvermulhet seine schönste und grossartigste Partie vor unsern Augen entfaltet, eine freudig erhebende Ueberraschung. Unmittelbar vor uns erheben sich die beiden schon erwähnten stolzen Zwillingsfelsenkuppen im Purpur der Morgensonne. Nach wenig Minuten haben un- sere beflügelten Schritte sie erreicht und mit Jubel begrüssen wir die Massen blühender Saxifraga Aizoon und Veronica saxa- tilis , womit sie sich über und über geschmückt haben. Haben wir dann einen Augenblick hinabgeschaut in den fürchterlichen Abgrund unter uns und wenden wir uns wieder den Felsen zu, so erblicken wir weiter an und auf ihnen verbreitet: Silene riipestris. Sedum avnuum und reflexum , Festuca alpina, Valeriana tripteris, Centaurea mo7iiana, Digitalis ambigua, Asplenium septmlrionale, 17* 224 Asplenium germanicum das mit A,septentrionale an den gleichen Fels- wänden im Münslerthal ziemlich häufio^ vorkommt, konnte ich nie auf dem Belchen sehen. Im Schatten der Wände blüht Sonchus alphius und auf der steilen g-rünen Halde zwischen den beiden Hörnern Rosa alpina, Ranunculus aureus^ Stellaria granünea, Geranium syltaticnm, Centanrea montana und Digitalis wieder, Carlina acaulis und am west- lichen der Hörner noch überdiess Sedum purpurascens und Carduus Personata. Von der Spitze dieser Felsmassen weg leitet uns nun ein schöner mit Arnica montana und Apargia alpina vergoldeter langer Sattel hinan nach dem Kopf des Berges, der ganz bedeckt ist Stock an Stock von Meiim athamanticum, zwischen welchen zerstreut wir Orcliis albida bemerken. Nachdem wir endlich auf dem obersten Punkt angelangt uns einen Augenblick erholt und an der herrlichen Aussicht ergözf haben, steigen wir nun noch an der Miinslcrlhaler- oder Schattenseite des Berges in der ganz nahe beim Gipfel be- ginnenden steilen Rinne abwärts und bemerken da zuerst Lycopo- dium alpinum, dann kommt rechts und links häufig, die vom gan- zen Sehvvarzwald dem Belchen allein zugehörende Luzula spadicea, begleitet von der Luzula albida var. rubella Hpp. Am Fuss nasser Felsen steht Saxifraga stdlaris, im feuchten iMoos unter Tannen entdecken wir die kleine zarte Listera cordata. Die moosigten Felsköpfe sind überwachsen mit Melampyruni sylcaticuni , Campa- itula Scheuchzeri, Callunna, Vaccinium uiiginosum , Myrtillus und Yitis Idaea, deren Stauden uns beim Herumklettern sehr willkom- mene Dienste leisten und während wir uns gelegentlich an den schö- nen grossen Heidelbeeren erlaben und erquicken, fällt uns unter diesem Siranchwerk noch ein anderes Sträucldeiu in die Augen, das schon seit vielen Jahren allen Nachforschungen Anderer sich unsicht- bar zu machen verstand und doch stellt es hier so üppig, frisch und gesund und in grosser Ausdehnung am Berg hin verbreitet. Ich meine damit das Empetruni nigruin. Auf den Felsköpfen bemerken wir noch Lycopodium Selago und an deren Fuss kriecht das L. cla- vatum weit umher. Tiefer unten schaut aus der Rinne noch ein Wald von Sonchus alpinus, Ranunculus aconitifolius , Adenostyles albi- frons, Spiraea Ulmari«, Geranium sytvaticum, Poiygonum Bistorta, Aconitum Napellus, Polypodium a/pestre, Aspidium dilatatum, Ore- opteris und Blechnuni Spicant zu uns herauf. Was der Belchen Schönes aufzuweisen hat. werden wir jetzt aber so ziemlich Alles gesehen haben, daher wollen wir unsere Arbeit nun beenden und uns wieder über die Höhe des Berges hinüber zu dem nur 5 Minuten vom Gipfel entfernten auf derNeuweger Seile gelegenen grossen Brunnen ziehen, um da unser Mittagsmal zu hallen, wozu wir alle die fröhlichste Stim- mung mitbringen und man schwerlich einemunter uns erst noch guten Appetit zu wünschen brauchen wird. Die subalpine kleine einköpfige Form von Leontodon autumnale L., die den Scheitel des Belchen krönt, können wir diessmal nicht mitnehmen, dazu ist es noch zu früh, denn sie blüht erst im Oktober. Somit trennt sich nun nach aufgeho- bener Tafel am Brunnen unsere Gesellschaft. Wer seine Reise über 225 den Schwarzvvald weiter auszudehnen beabsichligf, wird demgeinäss seine Richtung nach Schönau zu nehmen; wer nach.Freiburg will, wird seinen Weg durch's Münslerthal hinaus nach Staufen verfolgen. Wer aber heute wieder nach Slüllheiin zurückzukehren beabsichtigt , der stellt sich auf meine Seite. Als ßelchenwahrzeichen stecke sich Jeder noch einen Strauss von Empetrum und Vitis Idaea auf den Hut und dann behüt' Euch Gott, Ihr Freunde, auf Wiedersehen! Müllheim im Breisgau, im Jänner 1865. Correspondenz. Innsbruck, am 10. Juni 1865. Die Berge sind bis zu 8000 Fuss fast schneefrei und auf den Jö- chern zwischen 7000 und 8000' steht die Pflanzenwelt der Alpen im schönsten Flor. Das Eis an den Ausgängen der Gletscher ist gleich- falls schon schneefrei und wenn der Sommer so bleibt, wie er begon- nen hat, so ist heuer für Gletscherfahrten ein sehr günstiges Jahr zu prophezeien. Kerne r. Gyöngyös, am 15. Juni 1865. Wie ich Ihnen im Vorhinein berichtete, langte ich am 25. Mai hier an. Noch am selben Tage wollte ich die Vorberge des Matrage- birges begehen, ward aber durch ein heftiges Gewitter zur Umkehr genölhiget. Ich konnte um die Basaltbrüche herum bloss einige Exem- plare von Potentilla patula W. K., die bereits erblüiit ist, dann Cen- taiirea stricla W. et K., und Isatis praecox W. K. pflücken. — Meine botanischen Exkursionen werden durch den Herrn Apotheker K o- cianovich wesentlich gefördert. Dieser für Naturwissenschalten ausserordentlich sich interessirende Herr kennt das Mälragebirge sehr genau, und in dessen Gesellschaft werden die meisten Exkursionen ausgeführt. Zu Pfingsten waren wir 3 Tage hindurch im Mälragebirge, worunter wir eine Nacht im Freien auf der „Galya" zubrachten. Die Ausbeute war sehr hübsch. Näheres werde ich später berichten. Janka. Breslau, den 7. Juni 1865. Unter den von meinem verstorbenen Vater in Mähren gesam- melten Pflanzen befindet sich auch ein Fruchtexemplar einer als La- thyrus latifolius bezeichneten Leguminose, welches derselbe an Hecken bei Pobod im Hradischer Kreise am 12. Juli 1819 gesammelt hat. Dass es diese Art nicht sein könne, bewiesen auf ^Xan ersten Anblick die untern blattlosen Blattstiele, Ich versäumte indessen immer die Unter- suchung, obschon mich die Pflanze sehr an den südlichen L. Ochrus D C. erinnerte. Nach Dr. Ascherson's Mittheilung ist es jedoch L. 226 Clymenum L. (^Clymenum vnclnatum Mönch), eine bisher nur aus Siuieuropa bekannte, im Gebiete der deutschen Flora und des öster- reichischen Staates noch nicht beobachtete Art. Wie dieselbe nach Mähren gekommen ist, ist schwer begreiflich, selbst wenn man, was nahe liegt, eine blosse Verwilderung annimmt. üechtritz. Bremen, den 16. Juni 1865. Von Hameln aus habe ich die Nachricht , dass mein Freund Pflümer dort Carex guestphalica Böen, an sechs Standorten ent- deckt hat. Es wäre diess also das dritte Vorkommen in Deutschland, indem diese seltene Art sich ausser in Westphalen auch am Syksberge bei Reelkirchen im Fürstenthume Lippe-Detmold findet. C hr. Luerssen. Bern^ den 13. Juni 1865. Wir haben den ältesten Botaniker der Schweiz und den besten Kenner der höhern Schwämme verloren, den ehemaligen Apotheker G. Trog, welcher im Alter von 83 Jahren in Thun gestorben ist. Er war ein Mann von seltener Charaktergediegenheit. Mit den mikrosko- pischen Untersuchungen konnte er sich nicht so befreunden, als er es gewünscht und der gegenwärtige Stand der Schwammkunde es erfor- dert hätte. — Ich selbst kann wegen eines Fussleidens nur spärliche Exkursionen mehr machen. Früher besuchte ich Portugal, die azori- schen Inseln, Algier und einen Theil der Küsten von Spanien, nebst Italien und Sicilien. Guthnick. Aleppo, den 11. April 1865 *). Erst heute komme ich dazu, Ihnen einige, wenn auch nur sehr flüchtige Nachrichten zukommen zu lassen. Ich beginne gleich mit der Reise. Die Seereise bis Alexandretta über Smyrna war sehr gut von Stattengegangen; von Seekrankheit keine Spur, trotz Sturm und Gewitter, namentlich zu Marseille und Palermo. Den 20. Febr. in Alexandretta angekommen, stieg ich in dem seit einigen Monaten ent- standenen Hotel ab und begab mich gleich zu Herrn Golaciohi, der sich mit vielen Vergnügen Ihrer (des Hrn. Dr. Kotschy) erinnerte. Er hat mir stets in der freundschaftlichsten Weise beigestanden. Leider war ununterbrochener Regen eingetreten, so dass ich mich nur selten vom Orte entfernen konnte, endlich den 28. schien das Wettersich bessern zu wollen und die Karawane setzte sich in Bewegung. Nach einigen Stunden war ßeilan erreicht , ich ahnte aber nicht, dass ich hier weitere acht Tage verbringen würde. Den folgenden Morgen weckten mich Donnerschläge aus meinem Schlummer und ein wolken- bruchartiger Regen ergoss sich in das so herrliche Thal. Den nächsten Tag dieselbe Geschichte, keine Aussicht auf Abreise vorhanden. Mit dem Regenschirm in derHand, versuchte ich mir einen üeberblick über *) Mitgethcilt durch die Güte des Herrn Dr.Kolschy, an den dieses Schrei- ben gerichtet war. Anm. d. Red. 227 die herrliche Vegelalion zu verschaffen; namentlich erfreuten juich die zwei Arten Cydainen, eine blaue Iris, die prächtigen Stämme von Arbutus Andr achtle, Daphne oleifolia, die Anemouen und Cytisiis- Arlen etc. Ich logirte bei Jakob B arsa wall. Die Karawane setzte nach 8 lang-en Tagen endlich ihre Reise weiter fort, aber kaum auf der Passhühe angekommen, fing^ das Unwetter von Neuem an; nur mit Mühe überschritten wir denKara Ssu, der so angeschwollen war, dass die Strömung die Pferde forlriss; eines ertrank sogar. Alles war na- türlich durchnässt. Der Weg über Antiochien war unmöglich, die weite Ebene el Auch war durch das Austreten des Ak Denis in einen noch grösseren See verwandelt, aus dem hie und da einige Dörfer hervoiragten. Als wir den Kara Ssu überschritten halten, wurde das Wetter immer schlimmer. Die sogen, Wege waren alle grundlos, die Muulthiere versanken unter ihrer Last in dem weichen Boden, so dass wir nur wenig vorwärts kamen. In der Dunkelheit erreichten wir ümrad, ein aus Stallen bestehendes Dorf, in welchem wir von den Turkmanen anfangs gar nicht freundlich empfangen wurden. Den grössten Theil der Nacht verbrachten wir mit dem Trocknen unserer Kleider, bis endlich der Schlaf sein Recht gellend machte und wir uns gemülhlich neben den Kühen niederlegten. Am Morgen lag vor uns ein weiter Wasserspiegel, aus dem nur hin und wieder einige Felsen hervorragten. In weiter Entfernung sahen wir ein kleines Stück von der grossen Brücke des Sultan Mahmud, über die wir unscrn Weg nehmen sollten. Der Regen war wirklich unermüdlich. Trotz dem Regen durchstreifte ich so viel als möglich die fetten Weide- plätze, auf denen mich namentlich eine kleine blaue Iris erfreute. Am folgenden Tage fanden wir einen Mann, der über das Wasser schwimmen und in einem der gegenüberliegenden Dörfer Kähne be- sorgen wollte. Darüber verging aber der ganze Tag und erst am fol- genden Morgen nach 11 Uhr war Alles in Bereitschaft zur Abreise gesetzt. Alle Waaren der Karawane wurden in die schmalen Kähne gepackt, die Pferde mussten schwimmen und in 1 Stunde erreichten wir hier dann glücklich das jenseitige Ufer. Ohne Kähne hätten wir Wochen lang bleiben können. Nach 5 Stunden kamen wir durchnässt in Aiu el Buda an, wo uns ein Tiirkmen freundlich aufnahm. Leider waren aber die Schleusen des Himmels noch nicht geschlossen; mit dem Regenschirm in der Hand durchstreifte ich die sehr interessante Umgebung; hier beginnt dieselbe Formation wie bei Aleppo (Karst- lormat.), die namentlich viele Aroideen beherbergt; oft waren weile Strecken der rolhen thonigen Aecker dicht bedeckt mit Dracuncuius, Artim, Helicupkyllum. Nach 3tägigem Aufenthalt hier brachen wir auf nach el Haiumam und erreichten Nachmittags das Ufer des Afrin, wo aber dieselben Schwierigkeiten zu bestehen waren. Damit sich das V\'asser etwas verlaufen sollte, übernachteten wir, und zwar unter freiem Himmel. Am Nachmittag des folgenden Tages wurde der Uebergaug gewagt, der aber keineswegs leicht war, es ging aber Alles gut ab. Gegen Abend erreichten wir den Husri und Turmanin, am Fuss des interessanten Dschebel Scheich ßarakat mit seinen vielen 228 Ruinen, wo uns ein alter Türke mit Pillau und Joghurt, unsere täg- liche Nahrung von ßeihm aus, erquickte. Am frühen Morgen durch- ritten wir die mit Feigen- und Olivenbäumen bestandenen Gärten, in denen eine rolhe S'Uene ganze Strecken färbte. Herrlich sticht das Smaragdgrün der Saatfelder in den kleinen Thälern dieser mit schar- fem blasigen grauen Gestein bedeckten Hochebene ab. In weiter Ferne erblickten wir endlich die Thürme des alten Castells von Aleppo, und als ich endlich um Mitlag das langersehnte Aleppo zu meinen Füssen liegen sah, jubelte ich laut auf, und bald befand ich mich unter dem gastlichen Dache meines freundlichen Reisebegleiters, bei dem ich für die ganze Zeit meines Aufenthalles bleiben sollte. Da ich aber bald einsah, dass die Araber keinen Begriff von Arbeit haben, so sah ich mich bald nach einer andern Wohnung um. Ich traf einen Landsmann hier, Dr. Med. Bischoff aus Augsburg, der mich auch gleich in Beschlag nahm, so dass ich bis jetzt bei ihm wohne. Es ist merkwürdig, es ist derselbe Chan, indem auch Sie einst mit Ihren 2 Negern und 2 Dienern wohnten und auf derselben Terrasse, wo Sie Ihre Pflanzen trockneten, breite auch ich meine Papiere aus. Bei dem preuss. Konsul Raph. de Piciotto fand ich bereits meinen Ferman von Konslantinopel vor, der so ausgestellt ist, als wenn ich im Auftrage der preuss. Regierung reiste. Ueberall bin ich sehr freundlich empfangen worden. Auch dem Pascha habe ich meine Aufwartung gemacht, der mir sehr rieth, die Gegend von Deir und Eiiphrat zu besuchen; wie Sie wissen wer- den,so hatte derselbe die Anazeh-Araber im vergangenen Jahre unter- Avorfen und so die Gegend wieder passirbar gemacht. Ich halte dieses Projekt mit grosser Freude angenommen, alles war zur Abreise fertig, da kam die Nachricht, dass fremde Beduinenstämme diese Gegenden überschwemmt halten und mit den Eingebornen im Kriege wären. Unter diesen Umständen hielt es der Pascha für räthlicher nicht jetzt hin zu gehen, wenn ich nicht alles verlieren wolle. Durch diese Ge- schichte habe ich mich hier länger aufgehalten, als es in meinem Plane lag; doch bin ich hier nicht unthätig gewesen, jeden Tag kam ich mit reicher Beute aus der so reichen Umgebung zurück. In diesem Jahre ist hier die Vegetation wenigstens um einen Monat voraus gegen an- dere Jahre. — Ich gehe nun direkt nach Ainlab, Merasch etc. Von dort aus hoffe ich, Ihnen weitere Nachricht zukommen zu lassen. Ich habe mir hier 2 Diener und 4 Pferde angeschafft, mit denen ich meine Reise gut zu machen gedenke. C. Haussknecht. Personalnotizen. — Wilhelm Hof meist er, Professor in Heidelberg ist von der Akademie der Wissenschaften zu Paris zum korresp. Mitgliede für die botanische Abtheilung an der Stelle von Treviranus ernannt worden. 229 — Fürst Friedrich zu Salm -Horst mar ist am 27. März auf Scliloss Valar in Westphalen nach kaum zurüciigelefftem 66. Lebens- jahre gestorben. — Prof. Cienkowski und Alexis J an ow i ts ch wurden als Professoren der Butanik an der neu errichteten Universität zu Odessa angestellt. — Dr. Anton Weiner, Gymnasial-Professor in Iglau ist da- selbst am 10. Mai gestorben. — Dr. E. F. Kl ins mann starb nach längerem Leiden am 3. Juni in Danzig. — Moriz Winkler hat eine botanische Reise nach Sieben- bürgen unlernommen. — John Richardson, bekannt durch seine Nordpolfahrten, ist 78 Jahr alt gestorben. — Joseph Paxton starb am 8. Juni in einem Alter von 62 Jahren in London. Er machte sich berühmt durch seine Gartenanla- gen zu Chatsworth und war der Hauptgründer des Sydenhamer Kry- stallpalastes. — Dr. Josef Knaf starb am 9. Juni in Komotau. Vereine, G-esellschaften, Anstalten. — - In der Sitzung der k. k. zool. -botanischen Gesellschaft am 3. Mai berichtet Dr. H. W. Reichardt über die Resultate seiner Untersuchungen bezüglich des von Schulz er von Müggenburg vor einigen Jahren bei Petervvardein aufgefundenen , in die Gruppe Gasteromyceten gehörigen Pilzes, welchen Schulzer (Sitzungsber. der zool. -bot. Ges. 1859, p. 93) Podaxoii Thunü benannt hat. Der Sprecher, indem er die Charaktere der fast nur aus exotischen Arten bestehenden Galtungen Podacon und Secotium näher erörtert, weist nun nach, dass dieser von Seh ulz er gefundene Pilz nicht zur Gal- tving Podaxon, sondern zu Secotium gehöre, und schlägt für den- selben, in Würdigung der Verdienste S c hulzer's um die Pilzkunde Oesterreichs den Namen Secotium Schulzeri vor. Sodann sprach er über ein neues Balrachospernium von Grunow vom Cap der g. Hoff- nung. — J. Juratzka macht ein neues Mnium bekannt, welches er Mnium Seligeri nennt. Es ist mit M. affine zunächst verwandt und wächst an sehr nassen Orten und in Sümpfen um Wien in den Nie- derungen und Bergen bis in die Voralpen und ist auch im übrigen Deutschland ziemlich verbreitet. Die Blätter sind merklich kleiner, und ihre Zellen nur halb so gross wie jene bei M. affine. Der Rand der Blätter ist in der Regel um eine Zellenreihe breiter, die Zähne sind kurz, stumpflich und nach vorwärts gerichtet, während sie bei M. affine stark abstehen. Die Innern Perichätialblätter sind ungezähnt, die Büchse oval. X. 230 — In der Sitzung- der k. k. zool.-botanischen Gesellschaft am 7. Juni sprach Dr. J. E. Polak über Diplotaenia cachrydifolia Boiss. und Festuca scierophylla Bo i s., welche von den aus Persien gebrachten Samen jetzt im botanischfMi Garten theils in Blüthe, Iheils in Fruchtbildung begriffen sind und daher als akklimatisirt betrachtet werden können (?). Die Diplotaenia, eine Doldenpflanze kömmt im Elwend- und Elbrezgebirge zwischen 6 bis 8000' vor. Sie ist im Ge- schmack dem Fenchel ahnlich, und es werden die jungen Sprossen als Gemüse verzehrt und in Essig conservirt. Wichtiger ist sie jedoch als Viehfutter, da die Blätter üppig sprossen, und frisch und getrocknet gerne vom Vieh genossen werden und einen reichen Milchertrag zur Folge hat. Der Wohlstand mancher Dörfer ist blos in dieser Pflanze begründet, daher auch ihr Name Schebit-Dschauwschir, d. i. Fenchel- Kuhmilch. Es unterliegt keinem Zweifel, dass ihr Anbau in vielen Gegenden Europas nutzbringend sein dürfte, da sie keinen hohen VTärmegrad verlangt, und ihr Wachsthum sogar im hies. bot. Garten verfrüht ist, da im Mutterlande die Samen erst im Anfang Au- gust zur Reife gelangen. — • Die Festuca scierophylla wächst auf einigen Bergen um Teheran zwischen 5 und 6000' und bildet insel- förmige Colonien. Sie wird von den Thieren ungerne gefressen, und vom Hunger gelrieben gehen durch deren Genuss viele zu Grunde, da sie wie der Taumellolch narkotisch ist, daher auch der Name: Cliar zehreh, d. i. Eselsgift. Da diese Pflanze auf dem königl. Lager- platze Amameh und Schehristanek häufig ist, so sah Dr. Polak viele dieser vergifteten Thiere; sie schienen wie berauscht, die hintere Körperhälfle war gelähmt, sie zitterten am ganzen Leibe, konnten sich nicht auf den Beinen erhalten und die Entleerungen folgten un- willkürlich. Manche erhalten sich wieder, viele gingen zu Grunde. Man rechnete in einem Jahre den Verlust auf 50 Stück. Wegen der Seltenheit giftiger Arten unter den Gräsern gewinnt diese Pflanze ein besonderes Interesse. — A. Kanitz sprach über die bisher bekannten Pflanzen Slavoniens. — Dr. H. W. Reichardt legte einen Aufsalz des Dr. R. A. Philip pi (aus S. Juan in der Provinz Valdivia} über Arachnites iiniflora Philippi vor, welche nach Dr. E. Fenzl zu den Burmanniaceen gehört, und in der Nähe vom Philippi's Hause nicht seilen, stets im Schallen der Aristotelia Moqui und anderer Bäume, welche sonst nicht leicht ein anderes Gewächs unter sich aufkommen lassen, wächst und ein Wurzelparasit zu sein scheint. Sie ist ein ein- blülhiges einen halben bis anderthalbfuss hohes orchideenartiges Ge- wächs; ihre Wurzel besteht aus einigen ovalen KnöUchen und der Stengel trägt bis etwas über die halbe Höhe vier scheidenförmige Bläller wie die meisten Erdorchideen; die Farbe dieser Theile, so wie der Blüthen ist ein blasses bräunliches Roth! die Blülhen sind polyga- misch; das Perigon ist etwas geneigt, obenständig und 6 blättrig; die ßlällchen sehr lang, das oberste Biältchen ist das breiteste und kür- zeste und herabgebogen, die anderen 5 Blätter sind etwa anderllialb- mal so lang und ausgebreitet. — Der Aufsalz handelt ferner über einen von Philippi auf der Insel Juan Fernandez entdeckten Strauch, 231 auf den er eine neue Gattung- Lactoris gründet und denselben L. fer- nandeziana nennt. As ist ein kleiner etwa 2 Fuss hoher Strauch, der vollkommen kahl und stark verästelt ist. — Ferner sprach Dr. H. W. Reichardt über Clirysothvix noli tangeri Mont., eine goldgelbe Flechte, welche in Chile auf den Stacheln von Cereus vorkommt und wies anatomisch nach, dass sie zu den Byssaceen gehöre. X. — In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissenschaf- ten, malhem.-naturwissensch. Klasse am 23. März, legte Prof. Unger eine Abhandlung: ,,Ueber fossile Pflanzenreste aus Siebenbürgen und Ungarn'' vor, in welcher vorzüglich die von D. Stur in der oberen Kreideformation (Cenomanien) bei De va gesammelten Pflanzen näher be- schrieben werden. Sie zeichnen sich insgesammt durch einen so guten Zustand ihrer Erhaltung aus, dass von mehreren derselben die Zu- rtickführung auf die verwandten Galtungen der Jetztzeit gelang, was umso wichtiger ist, als man die in dieser Formation zuerst auftretenden Dicotyledonen bisher noch nicht sicher zu bestimmen im Stande war. An diese Mittheilungen schliesst sich die Beschreibung einer vorzüglich gut erhaltenen Frucht aus der Tertiärformation von Megyassö, die Herr Prof. Hazslinszky entdeckte und die ihm zu Ehren Cedrella Hdzslinszkyi genannt wurde. — In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissenschaf- ten, mathem.-naturwissensch. Klasse am 6. April überreichte Dr. Theodor Kotschy die Bestimmungen der von Herrn B ind er aus Siebenbürgen am vt^eissen Nil unter dem 1. Grad nördlicher Breite, 28. Grad Pariser Länge gesammeilen Pflanzen. Diese dem Museum zu Hermannstadt gehörigen Pflanzen bieten 34 bisher aus dem Gebiete der Nilflora nicht gekannte Arten, ganz neu sind davon: Azotla nilo- tica, eine gegen die übrigen Repräsentanten dieser Gattung wahrhaft gigantisch grosse Pflanze. Urostigma Binderianum, durch seine Blätter ausgezeichnet, eine der grössten Bäume jener Gegend, von den Ein- geborneti Elephantenbaum genannt, sieht dem Ficus platyphyllaD e\, zunächst. Coccinia palmatisecta, eine Gurkenart aus den Sümpfen von Noer mit bezeichnend tiefgebuchteten Blättern, deren männliche Blülhen schon Herr Provicar Kno blech er gebracht hatte. Diese Art stehi der Coccinia Wightiana Rom. aus Indien zunächst. Com- bretvm Binderianum bildet in den lichten Wäldern um Ronga einen zierlichen Baum mit grünen Zweigen, der sich durch die Glätte aller seiner Theile von den meisten übrigen Arten dieserGaltung auszeichnet und mit Combretum Quartinianum A. Rieh, vielfach verwandt ist. Indigofera capitata, zunächst der Indigofera macrocalyx A. Rieh, anzureihen, bildet einen zierlichen Halbslrauch, durch die Form der Bläller und die Siruktur des Kelches besonders unterschieden. Von Schlingpflanzen ist Glycine axillißora neu, in mancher Beziehung mit Glycine tnici'antha Uo chsl. verwandt. Die noch ungekannlen Blü- then der prachtvollen Erythrinaahyssinica sind hier zuerst beschrie- ben. Anhangsweise sind noch einige von Herrn Hansal in den Büghos-Ländern gesammelte Pflanzen angefügt, wobei eine neue Senecioidee und acht Arten , die sich im kaiserlichen botanischen 232 Hül'kabinet nicht befanden. Durch Herrn Binder ist uns vom ß, Mauksch (Isis 1834, p. 653), Wahlenberg (¥1 Gftrp. 1814), Jankovcsick(Dissert. Pest 1838) Ballus (Pressburg u. s. Umgeb. 1823, p. 66) und von Bo IIa (Verb. d. V. f. N. Pressburg 1856, l p. 24). J. H. Knapp. , 239 Sammlungen. — Fungi rlienani exsiccati a Leopuldu Fuckel col- lecti. — In der jüngsten Zeit ist eine Cryplogameu -Sammlung zum vorläufigen Abschlüsse gekommen, von der es sich wohl verlohnt, auch weiteren Kreisen Kenntniss zu geben, nämlich die oben ge- nannten rheinländischen Pilze, zumeist im Rheingau um Nassau ge- sammelt. Es wurden hier im Zeiträume von kaum zwei Jahren 1600 Pilz-Arten in 15 Fascikeln und Einem Supplement-Fascikel ausge- geben, welche sowohl hinsichtlich der Schönheit der instructiven Exemplare, wie auch der gesammten sehr eleganten Ausstattung des Werkes von keiner bisherigen Cryptogamen -Sammlung über- troffen werden. Dabei ist überall in den Bestimmungen der neueste wissenschaftliche Standpunkt in der Pilzkunde festgehalten und durch nachträgliche Berichtigungen und einzelne nachgelieferte Exemplare von Arten auch den jüngsten Forschungen Rechenschaft getragen worden. Ein iiidex aiphabeicus spezierum synonymorumque erhöht die grosse Brauchbarkeit und Uebersichtlichkeil des Werkes und durcli die für die Zukunft versprochenen Supplement-Lieferungen wird in jeder Beziehung der Werth des bisher Gegebenen sich noch erhöhen. Sammlungen von getrockneten Cryptogamen, welche wie die vorliegende ausgerüstet ausgegeben werden, erfüllen nicht blos die Zwecke systematischer Wissenschaft, sondern sie dienen insbe- sondere zur Erkeniitniss der geographischen Verbreitung der ein- zelnen Arten. Und gerade weil bei ihnen die Controle der einzelnen Bestimmungen: der Herausgeber möglich ist, übersteigt ihr Werth weit den blosser Aufzählungen, der gewöhnlichen Lokalfloren^ Immer mehr gewinnt obige Ansicht Vom Werthö solcher Sammlungen Boden", und auch in Deutschland mehren sie sich,.z. B. die badischen Cryptö-' ganveiji von „Leiner" und die schweizerischen von „Wartmann^ ansgegeben sind rülimlichsl bekannt. Wie äusserst wertbvoll würde eine ähnliche Cryploganien- Sammlung aus d^n Central - Alpen Oesteri-eichs z. B. für die Wissenschaft werden, herausgegeben von' den zahlreichen trefflichen Cryptogamen-Kennerii in OesterreicH? Möchte vorliegendes Referat über ein einzelnes Cryptogamen-Werk eine Anregung zu einer wahrhaften Bereicherung der cryptogami- schen Botanik aus Oesterreich geben können! Dr. Rehm. ; ! Sagenbeim in ßayernj im. Mai 18B5. .;V '- — Da's'HerbäFriiim des visrst. Dr. Gustav LörinSer würde viöii der Direktion des MarialiilCer Rfiälgymnasiums in Wien für das Mu-; sijum dieser Anstalt ange.kaiift. ^ : [,,. — Franz Maly wid:mete sein« reichen durch die Nachlassen--- Schaft seines Vorgängers, des verst. botanischen Hofgärtners Franz Hillebrandt, vermehrten botanischen. Samralungenjdemkais. Natu- ralienkabinet in Mexiko, ' ' . . 24U — Von den Laubmoosen Westfalens gesaininelt und heraus- gegeben von Dr. H. Müller in Lippstadt ist die V, Lieferung (Nr, 241 — 3001 erschienen. Sie bringt manche interessante Arten, z. B. die wenig verbreitete Ephenierella recurvifolia, Dicranella squarrosa mit Früchten, das erst in neuerer Zeit u. zw. zuerst von Schimper in Deutschland entdeckte Leptotrichiim vaginans Sulliv., die seltene Ulota Drummondii in reichen und ausgezeichnet schönen Exemplaren, Brijum lacustre, Brynm Wnrnettm, u. a. X Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind eini;etroffen : Von Herrn Krenberger in Raabs, mit Pflanzen aus Niederösleneici). ~ Von Herrn v. Janka in Gyönayös, mit Pfl. aus Ungarn. — Von Herrn Gulhnik in Bern, mit Ptl. aus der Schweiz. Sendungen sind abgegangen an die Herren: Sachs in Rothenhaus, Kastropp in Hanau, Progner in Äleik, v. Hepperger in Bozen, Schaede in Allrelz, Dr. Lagger in Freibnrg, Dr. Pötsch in Kremsmünster, Schauta in Höflitz. Mittheilung^en. — Ralit'ornien wird in nicht gar ferner Zeit Oraniien und Zitronen zu seinen Ausl'uhrarlikehi zälilen, welche die Pacific-Eisenbahn nacli d(m Osten trägt, um die Staaten jenseits der Sien a mit den goldenen Frücl.ten zu überschütten. In Los Angeles, wo beide Früchte mit Erfolg kultivirt werden, hat man im vorigen Jatire 100,000 Orangen und 40.000 Zitronen gezogen. Zwei Franzosen, deren Pflanzung gleich hinter der alten Mission San Gabriel liegt, haben allein 25.000 Stück Orangen im vorigen Jahre geerntet. Die Zitronen sind grösslentlieils aus dem Samen der Malaga-Frucht gezogen, welche der chinesischen Sorte vorzuziehen ist, da sie mehr Saft und eine dünnere Schale bat. — In dem Garten des Rittergutes Drachendorf bei Jena steht ein Birn- baum, dessen Stamm im Umfange circa 16 Fuss misst. Die Krone ist bedeutend und ziemlich wohlerhalten. Correspoudenz der Redaktion. Herrn 0. K. in B. : .,Dio von ihrer Sendung nicht retournirten Ftlajizen wurden nach Individuen ceziült. Wenn Sie die Gegensendung nach gleichem Massstabe berechnen, so wrrden Sie nicht allein da? ent.'-prechende Aequiva- lent, sondern noch einen guten Uebersthuss finden." — Herrn Dr. H. in T. : „Die Annahme eines vollständigen Individuums als 1 Exemplar ergibt gewis-s die einfachste Berechnung, aber jedenfalls wird dies" Berechnung zu subtil, wenn man bei Salix., Petasites UDd Viola ie (istrrreiciiiüciic Exemplare, b»t>inlN erschmolzen werden, die man so häufig beisammen wachsen sieht, und wie \iele dürre Aeste sind von Hymenomyceten, Sphäriaceen, Tremellinen, Flechten und Moosen in friedlicher Nachbarschaft be- w(dint. IJnbesIri-ilbar ist ein Standort of', ja meistens lür das Forl- kommen mehrerer Pilze geeignet. Fallen nun unter den vielen in der Lull befindlichen Sporen einige unter sich verschiedene dar- auf, so sieht mau neben einander diverse Pilze entstehen, während allenfalls eben daliin gerat hene Sporen solcher Pilze , denen der Standort nicht zusagt, ohne zu keimen liegen bleiben, oder keimen und absterben. Die, manchmal sogar regelmässige Aufeinanderfolge von Pil- zen ist auch k(Mn Beweis für ihre Zusammengehörigkeil, denn es ist bekannte Sache, dass Schwämme im Allgemeinen eine mehr oder weniger ausgesprochene Vorliebe für gewisse Wälder, ja oft für sehr beschrankte R;iume in denselben haben: die Pilze niederer Ord- nung sind alter oll vollends auf bestimmte Standorte angewiesen. Nun isl es unter diesen Umständen recht gut denkbar, dass ein Standort in diesem Augenblick für einen Pilz dienlich isl. für den 246 andern aber erst nach der durch den Vegetationsprocess des er- sten erlittenen Veränderung- tauglich wird. Ist es denn bei Phanerogainen anders? Ich sah bei Rezbänya zur Gewinnung von Holzkohle für die Schnielzhütte das hochstämmige Buchenholz einer grossen Berglehne fällen, auf welcher keine andere Baumart anzu- treffen war. Als Nachwuchs erschienen Birken in Fülle, und von Buchen keine Spur, obsclion höchst wahrscheinlich Früchte der letz- tern in Menge auf der Erde waren, während der Same der erstem nur aus weiter Ferne dahin gelangen konnte. Offenbar hatte die Buche den Boden für das Gedeihen der Birke vorbereitet, für die eigene Art dagegen unbrauchbar gemacht, ohne dass es Jemandem einfiele, ihr dieses IJmstandes wegen die Selbstständigkeit abzu- sprechen. Bekanntermassen gibt es Pflanzen, die sich feindlich zu ein- ander verhalten , desshalb sah man vielleicht vor dein Abtreiben des Buchenwaldes auch nicht die geringste Spur von Birken, und warum sollte gerade nur bei Pilzen weder Sympathie noch Antipa- thie zugegeben werden. Vegetirt an einem Standorte ein Pilz und erscheint erst nach dessen Auflösung der andere, so kann dieses für sich allein keineswegs berechtigen, den ersten für eine blosse Vorstute des letzteren zu halten, denn entweder war zur Zeit als der erste Pilz entstand, das Substrat für den zweiten noch nicht geeignet, oder beide stehen sich feindlich entgegen, und der zweite, als der schwächere, musste erst den Tod des Feindes abwarten, um gedeihen zu können, wobei noch zugegeben wird, dass die Sporen beider gleich- zeitig auf den Standort fallen. Wer Schwämmen und Pilzen Auf- merksamkeit schenkt, wird bald bemerken, wie heiklich sie im Allge- meinen, manche aber über alle Vorstellung, in Betreff des Standortes, der Jahreszeit und der Witterung sind. Bei weitem der grösste Theil der Sporen geht aus dieser Ursache ohne Fortpflanzung verloren. Viele, sehr viele, keimen und — sterben ab. — Wäre diese weise Einrich- tung nicht, so könnte man sich vor Pilzen und Schwämmen nicht retten, denn ihr Reichthum an Sporen ist geradezu unermesslich. (Fortsetzung folgt.) Ein neuer Standort von Tritleum biflo- rum Brignoli. Von Uechtritz. Bei Gelegenheit eines im Herbste des Jahres 1858 unternom- menen botanischen Ausflugs nach Tirol fand ich in der Nähe der Engadiner Gränze zwischen Hochfinstermünz und Nauders unter andern interessanten Pflanzen auch ein Triticum aus der Sektion Agropyrum, welches mir fremdartig schien. Dass es T. caninum, 247 für (lessmi Gel)irgsform ich die Pllaiize anfänglich hielt, nicht .sein könne, lehrte mich bald eine genauere Berichtigung; ich samniello daher eine Parthie Rasen , um die Untersuchung später mit Müsse vornehmen zu können. Bei der nach der Rückkehr erfolgten Re- vision meiner botanischen Ausbeule wurde ich nicht wenig über- rascht, als ich fand, dass fast sammlliche der von Koch für 2'. bl- floru/n Br lg n. angegebenen Merkmale auf meine Pflanze von Vhi- slermünz passicn. Das einzige nicht ZutrelTende waren die ziendich langen Grannc^n der letzteren, die an allen Exemplaren durchschnitt- lich die Aehrchen an Länge erreichten oder noch übertrafen, wäh- rend Koch bei T. bißorum die Granne dreimal kürzer als die ßlütlie nennt. Bei der Veränderlichkeit der Längenverhältnisse der Granne bei den Gräsern, für welche die verwandten T. repens und caninurn, zumal ersteres, so auffallende Beispiele bieten, Hess ich mich in- dessen nicht von meiner Bestimmung abschrecken und Iheille, da es mir selbst nicht vergönnt war, Originale der Pflanze vom Malajur zu vergleichen , die meinige verschiedenen meiner auswärtigen Freunde unter der fraglichen Bezeichnung T. biflorum Brign. mit, um durch dieselben eine Vergleichung vornehmen zu lassen , lei- der aber immer ohne den gewünschten Erfolg; ich erfuhr nirgends mehr, als ich bereits selbst wusste. Kürzlich kam mir jedoch der letzte noch übrig gebliebene Rasen wieder unter die Hände und ich schickte denselben meinem Freunde Dr. Asch erson, der sich mit gewolinlcr Gefälligkeit der Vergleichung mit den in R eiche n- bach's Flora germanica cxsiccata ausgegebenen Exemplaren unter- zog. Als Resultat seiner Vergleichung ergab sich in der That die völlige Idenliiät beider Pflanzen; das von Ascherson unter- suchte Exemplar vom Matajur besass sogar gleichfalls die langen Grannen der Tiroler. Da nun das T. biflorum ebenso wie das ver- wandle T. canhmm in lang- und kurzgranuigen Formen vorkommt, so ist mithin in Zukunft das von den Grannen entnommene Merk- mal in der Diagnose dieser Pflanze, für die somit endlich ein zweiler Standort gewonnen ist, zu sireichen. Freund yVsch erson zieht übrigens den Arlwerth des T. bi- florum in Zweifel und mochte dassellfe nur als eine ausgezeichnete Varietät des T. caninum betrachten. Aus Mangel an ausreichendem Material will ich mir hier nicht erlauben, ein endgiltiges Urtheil über diese Ansicht abzugeben, doch lässt es sich nicht läugnen, dass vie- les tür ihre Berechtigung spricht. Dass die Länge der Grannen keinen Unterschied abgil)t, haben wir schon oben gesehen, ebensowenig ist die Zahl der jXcrxen der Klappen bei beiden Arten konstant ver- schieden. Ich finde die Bemerkung Ascherson's, dass beim echten T. caninum die Klappen sehr häufig nur mit 3 gleichweit entfernten Nerven versehen sind (während Koch dieser Art aus- drücklieh 4 — 7nervige Klappen zuschreibt) auch an zahlreichen Exemplaren meiner Sammlung bestätigt; auch gibt die Mehrzahl der Autoren (so auch Koch selbst in der ersten Ausgabe der Synopsis) 3— oncrvige Klappen bei dieser Art an. So ist auch selbst die Zahl 248 der BlüHien nicht durchgreifend verschieden; von T. caninum fin- den sich nicht selten Individuen mit 3blüthigen Aehrchen und selbst solche mit 2bliUhigen kommen vor (An d e r s o n Gramineae Scandinaviae p. 6), wahrend anderseits T. biflorum nicht immer 'iblüthige Aehrchen hat, nach Koch finden sich auch 3 — ^4blütliige. Ich muss indessen bemerken, dass ich mich nicht entsinnen kann, an dem Standort des T. biflorum Uebergangsformen zu T. caninum ge- sehen zu haben, alle Exemplare zeigten vielmehr dieselbe ab- weichende Tracht und waren im Allgemeinen viel niedriger (selten über 1'), dabei waren die Halme und Blatter weit starrer als bei T. caninum und die letzteren zudem viel kürzer und schmäler; auch fand ich sie auf beiden Seiten glatt und nur an den Rändern rauh, wie sie Koch beschreibt. — Der Standort der T. biflorum am Matajur ist nach der Angabe Tom mas in i's (Plora 1842 , p. 619) in ca. 4000' Höhe belegen, nicht gerade viel niedriger (vielleicht 3800') dürfte die Lage der Tiroler Localität sein; man könnte daher versucht wer- den, das T. biflorum für eine durch den hochgelegenen, felsigen und rauheren Standorte bewirkte magere Subalpinform desT. caninum an- zusehen. Ich habe jedoch anderwärts in Tirol (z. B. am Nockspitz bei Innsbruck) das T. caninum in gleicher Höhe und auf ähnlichem Terrain beobachtet, ohne dass die Exemplare von hier im Wesent- lichen von denen tieferer und schattiger Stellen abweichen oder einen Uebergang zum T. biflortim zeigten, höchstens waren die Halme et- was steifer und oft nebst den Blattscheiden und Aehrchen violett über- laufen. Solche Exemplare theilte mir erst kürzlich auch Baron Haus- mann vom Dolomitgrus am Fusse des Mendel beiBotzen mit. — Falls sich nicht etwa noch bei wiederholter Untersuchung eines umfassen- den Materiales wo möglich von lebenden Pflanzen noch andere durch- greifende Merkmale als die bisher bekannten finden lassen, so wird freilich in Zukunft nichts übrig bleiben, als die Vereinigung des T. biflorum mit dem T. caninum vorzunehmen, die übrigens nichts Neues sein würde, da sie bereits Professor Pariatore in der Flora italiana (Vol. I. p. 495) auf Grund Brigno li'scher Originalexemplare voll- zogen hat. Koch zieht in der Synopsis (ed. II. p. 984) das T. ciolaceuni Hornem. als Varietät tiornemanni zum. T. biflorwn. Nach Ascher- son, der Exemplare dieser mir unbekannten nordischen Pflanze vom Dovrefield und von Tornea verglichen hat, ist dieselbe indessen eine gute Art, die vom T. biflorum durch die sehr kompakte Aehre, die sehr breiten und kurzen stets mit 5 deutlichen Nerven versehenen Klappen, rauhe Blätter etc. bedeulend abweicht, und fast in der Mitte zwischen T. repens und T. caninum steht. Der nämlichen Ansicht ist auch Anderson (I, c. p. 6). Zur leichteren Wiederauffindung des T. biflorum will ich noch bemerken, dass der specielle Standort dicht an der Strasse von Hoch- finstermünz nach Nauders unfern der Festungswerke gelegen ist; die Pflanze wächst dort an felsigen Abhängen in vereinzelten grossen Rasen in Gesellschaft von ThaUctrum foeüduni und dessen kahler 249 Form, Ononis rotundifolia elc. Die Umgebung von Landers bietet überhaupt eine Fülle von seltenen Pflanzen und ich möchte sie den Tiroler Bolanikern, von denen sie wenig besucht zu \verden scheint, zur genauen Durchforschung angelegentlichst empfehlen. Ich habe wahrend eines achttägigen Aufenthaltes daselbst, während dessen ich freilich die Gegend in den verschiedensten Richtungen durchstreifte, trotz der ungünstigen Jahreszeit (Septemlier) so manches nicht über- all Gewöhnliche angetroH'en und bin überzeugt, dass sich mit Leichlig- Iveit noch eine reichliche iYachlese hallen lassen wird. Auf den dor- tigen Hochalpen, vorzüglich auf den das Xauderer Thal gegen Osten und Südosten eiuschliessenden Bergen sammelte ich unter andern Carex aterrima, Vahlii (in prachtvollen, bis V/.i hohen Exemplaren an feuchten Plätzen von 5500— 700ü'j, frigida, clcwaeformis Hoppe, stellulala var. Grypos, Festuca pilosa Hall, fil., Salix caesia, Geum reptans, Eiet'cicium glaciale Lach., ftircatum Hopp(\ Luz,ula lutea., glabrata, Saxifraga lingulata Bell.?, Clusü. Cerastium latifolium var. pedunculatum Gaud., Trifolium pallescens, alpinum^ Seniper- mvnin Wulfeni. Koeleria hirsuta etc. Sehr interessant war es mir auch, hier in der Hölie von 6500' an einer S[e\\e Juniperus communis, nana und Sabina in traulicher Gesellschaft zu fuulen, die verkrüppel- ten und sterilen Exemplare der letzteren glichen freilich wenig den kräftigen mit Früchten überladenen Individuen, die im Oberinnthal (z. B. zu Pfunds und Finstermünz") und im benachbarten Engadin die tieferen und wärmeren Abhänge zieren. — In den tieferen Lagen finden sicii Laserpitium Gaudini (häufig, aber selten zur ßlüthe kom- inendj, hirsutum, Erysimuni rhaeticum, Echinospermuni deßexuni, Linnaea borealis (in den Voralpenwaldungen verbreitet), Draba Thomasii Koch (Felsen der Reschenhöhe häufig), Primula farinosa var. denudata („foliis subtus denudatis viridibus,^ auf feuchten ßerg- vviesen selten), Oxytropis Halleri, Gentiana Aniarella und andere. Cortu.^a Mallhiüli ist an schattigen Gebirgsbächen verbreitet und steigt bis ins Thal hinab; besonders zahlreich traf ich sie ober- halb des Kirchhofes. Hätte Herr Vulpius bei seiner Anwesen- heit in Nauders diess gewusst, so hätte derselbe nicht iiöHiig ge- habt , wegen dieser schönen Pflanze den weiten Abstecher nach Tarasp im Engadin zu unternehmen! Aus der Gegend von Finster- münz will ich noch Viola pinnata ([am steilen Abhänge von Hoch- finstermünz nach der Innbrücke mit Rhamnus pumtla im felsigen Ge\)\\iic\\)\nu\Capsellapaucijlora Koch erwähnen; dieletztere wächst sehr häufig und in Riesenexemplaren an den Tunneln der Strasse gegen Pfunds in Gesellschaft von C. Bursa pastoris und ist meines Wissens früher im nördlichen Tirol nirgends beobachtet worden. Lieber eine in dieser Gebend beobachtete Hybride von Thaltctnini minus und foetidum werde ich nächstens berichten. Breslau, im Juni 1865. 1 -«i.<54>P'-3 250 Gute und schlechte Arten. Von A. Kerner. V. Die Ausführung von Versuchen behufs der Eruiittlung- der Be- ziehungen zwischen Boden und Pflanzengestalt ist gar schnell und leicht vorgeschlagen, stellt sich aber bei der Inangriffnahme als ein recht mühsames und schwieriges Ding dar. Die Versuche, welche in neuerer Zeit in Möckern bei Leipzig, Weende bei Hannover und an einigen anderen Orten mit wissenschaftlicher Genauigkeit zurErmill- lung der für gewisse Kulturpflanzen nothwendigen anorganisciien Nahrungsmittel ausgeführt werden, haben natürlich für die hier in Rede stehende Frage nach der formwandelnden Kraft des Substrates keinen Werth, und was sonst noch aus älterer und neuerer Zeit vor- liegt, kann wohl gleichfalls grösstentheils als für unsere Zwecke unbrauchbar bei Seite gestellt werden. Ho f fma n n erwähnt zwar in seinen jüngsten höchst interessanten Arbeilen, einschlägiger im bota- nischen Garten zu Giessen ausgeführter Versuche 'J, gibt aber nichls Näheres über dieselben an und erklärt nur, durch dieselben zu keinen erheblichen Resultaten gekommen zu sein. Ich glaube aber, dass diese Resultatlosigkeit von neuerlichen Versuchen nicht abschrecken darf und halte mich vielmehr mit Rücksicht auf die im Innsbrucker botanischen Garten in der letzten Zeit g-ewonnenen Erfülle ermun- tert, dieselben noch im ausgedehnteren Massstabe als bisher in Angriff" zu nehmen. Die bisherigen Versuche wurden in folgender Weise ausgeführt. Samen von einem und demselben Pflanzenindividuum wurden in Erd- mischungen gesäet, die mit aller entsprechenden Vorsicht zubereitet und gegen Vermengung gesichert worden waren und von welchen die eine nur kalklose, die andere reichlich kalkhaltige Beslandtheile enthielt. Die auf kalklosein Substrate aufgekeimten Pflanzen wurden mit Regenwasser, jene auf kalkreichom Boden mit kalkhaltigem Quellwasser begossen. — • Da man bei dem Gartenpersonale für der- artige Versuche nicht jenes Verständniss und Interesse voraussetzen kann, welches allein die nothwendige Geduld, Ausdauer, Genauigkeit und Gewissenhaftigkeit verbürgt und da anderseits jedes Resultat weithlos ist, bei dessen Gewinnung man nicht die Beruhigung und Ueberzeugung hat, dass bei den zu Grunde liegenden Experimenten alle Fehlerquellen nach bestem Wissen und Gewissen eliminirt wur- den, so wurde die Pflege der in der angegebenen Weise kultivirfen Pflanzen aussdiliesslich von mir selbst oder dem vollständig verläss- lichen botanischen Universitätsgärtner Zimmeter übernommen. — Um auch nicht durch den Wust einer allzu umfanoreichen Versuchs- ') Beilage zur „Botanischen Zeitinii;" 1865, S. 251 reihe den Ueberblick zu verlieren, hielt ich mich an das „Non niuila sed niultiim" und zog es vor, jedes Jahr nur eine verliältnissniassig kleine Zahl von Pflanzen in der früher nütiJ'el heilten Art heranzu- ziehen, diese aber mit desto grösserer Sorgfalt in ihrem Entwick- lungsgange zu verfolgen. Die Pflanzen, welche ich nun in den letzten Jahren in der ange- gebenen Weise der Kultur unterzog und über welche ich sciion jetzt ein bestimmtes Urtheil abzugeben mich berechtiget halte, waren: Älchemilla ßssa, Arabis caerulea, ßetula piibescens , Dianthus aipinus, Dianthus glaciaiis, GnaphaHum Leontopodium und Hut- cliinsia brevicaulis. — Von diesen Gewächsen war Dianthus gla- cialis alsbald nach dem Aufkeimen auf dem kalkhaltigen Boden zu Grunde gegangen. GnaphaHum Leontopodium war auf beiden Sub- straten, abgerechnet eine geringe Lockerung des Filzes auf dem kalklosen Boden, gleich geblieben, die übrigen aber Hessen eine unbestreitbare Verschiedenheit erkennen, je nachdem sie auf dereinen oder anderen Bodenmischung aufgewachsen waren. — Auf dem kalk- haltigen Substrate war aus den Samen der Hutchinsia brevicaulis die Hutchinsia alpina, aus jenen der Arabis caerulea die Arabis bellidi- folia, aus jenen der Älchemilla fissa die Älchemilla vulgaris und aus jenen der Betula pubescens die Betula alba hervorgegangen, wäh- rend Dlanthua aipinus sich auf diesem Substrate unverändert erhielt. Auf dem kalklosen Boden hatten sich Hutchinsia brevicaulis, Arabis caerulea, Älchemilla ßssa und Betula pubescens mit ihren Eigen- thümlichkeiten vollständig erhalten, während anderseits auf diesem Boden aus dem Dianthus aipinus sich allmälig der Dianthus deltoides herausbildete i). Dass demnach Pflanzen, welche von demselben Individuum abstammen, aber auf chemisch differenten Substraten herangewachsen sind, in ihrer Form so wesentlich auseinanderlaufen können, dass sie von unseren besten Systematikern unbedenklich als verschie- dene -gute" Arten aufgefasst wurden, kann ich auf Grundlage obiger Versuche auf das bestimmteste erklären. Die Frage, die sich nun aber weiter aufdrängt, lautet: Ist die Aenderung, welche hier durch das chemisch dilferente Substrat veranlasst wurde, dadurch bedingt, dass den Pflanzen chemisch dif- ferente Nahrungsmittel geboten wurden oder wirkten die differenten Erdmischungen nur in so ferne, als durch die verschiedene chemi- sche Zusammensetzung auch verschiedene physikalische Eigenthuin- lichkeiten des Bodens veranlasst wurden. Bevor ich diese Frage beantworte, sei es mir gestattet, etwas auszuholen und wenigstens flüchtig den Einfluss zu besprechen, welchen nach Beobachtungen in der freien Natur die verschiedenen physikalischen Zustände des Bodens auf die Pflanzenformen zu nehmen scheinen. Ich sage ausdrücklich „scheinen"; denn derlei Beobachtungen und Erfahrungen, die wir an den schon fertigen ^) Vergl. Oesterr. botan. Zeitjclirifl 1865, S. 2H. 252 Pflaiizcnfreslallcn in der freien Naiiir maclien, können uns nur als An(leuUing"en und Fingerzeige dienen, und die Schlüsse, welche wir auf Grundlage von Vergleichen — einzelner Pflanzen mit den Ver- hallnissen ihrer Standorte aufhauen, hedürfen schliesslich immer des Experimentes, wenn aus der lAIuthmassung die Ueberzeugung her- vorgehen soll. Wandern wir nun auf eine fruchtbare aber weder sumplige noch trockene Wiese Ungarns hinaus und beschauen wir uns dort einige der gewöhnlichsten und verbreitefsten Pflanzen wie etwa den Löwenzahn, die Schafgarbe und den Wegetritt. Der erstere tritt uns da als Tara- xacum officinale Wi gg. mit aufrechtabstehenden schrottsageför- niigen Blättern, entgegen die an der Basis mit sparsamen lockerem dünnen Flaume bekleidet sind und deren Abschnitte ganzrandig oder nur wenig gezähnt erscheinen; die Schafgarbe AchiUea Millefoliuiii L. zeigt hier weisse Blüthen und sparsam behaarte Blätter, welche drei- fach fiedertlieilig sind und deren Zipfel lineal-lanzeltlich erscheinen. Der hier vorkommende Wegelrilt Plantago lanceolata L. zeigt liueal- lanzeltliche, aufrecht abstehende etwas flaumige Blatter und walzlich- eiförmige ßlülhenähren. — Das Terrain seuiü sich etwas und bildet eine Mulde, deren Mitte ziemlich versumpft und mit niederen Ried- gräsern reichlich bewachsen ist. In dem stets feuchten moorigen Grunde finden wir wieder ein Taraxacum, welches wohl durch die sattgelben Blüthen noch mit dem früher besprochenen übereinstimmt, aber neben anderen Merkmalen sich durch sIralT aufrechte fast ganz- randige oder doch nur geschweift gezähnte vollständig kahle Blätter unterscheidet und von DG. mit dem Namen T. palustre beleiht worden ist. Die Schafgarbe, die hier steht, zeigt plirsicliblührothe Blumen, ihre Blätter sind vollständig kahl, nur zweifach fiedertlieilig und die lanzetllichen Zipfel starr und etwas knorpelig verdickt. Es ist die AchiUea crustata Bochel's, eine Zierde der Sumpfwiesen im un- garischen Tieflande. Der Wegetritt endlich zeigt hier gleichfalls kahle strafl" aufreclite dem Stengel parallel laufende lineale Blätter und walzliche Aehren und ist Linne's Plantago altissima. — Wir setzen unseren Weg fort das Terrain wölbt sich, der Boden wird trockener, allmälig tritt lockerer Saiulboden auf und wir stehen jetzt auf der Kuppe eines Flugsandhügels, auf welcher die Federn der 'Stipa und die schimmernden Rispen der Pollinia wehen. Im lockeren dürren Boden tinden wir da das Taraxacum corniculatum DC..; seine Wurzel dringt spannentief in das Substrat ein, um die etwas feuch- teren Schichten zu erreichen und sich vor dem Vertrocknen zu sichern. Die Blätter sind etwas bläulichgrün, an der Basis ganz spinnwebig-wollig, tiefschrottsägeförmig zerspalten und die schmalen Lappen neuerdings in zahlreiche Zipfel aufgelöst; die Blätter liegen rosetlenlörmig dem Boden auf, umgeben einen niederen Schaft, dessen Blülhenkopf blassgelb gefärbte Blüthen zeigt. Die Schafgarbe, die hier blüht, hat weisse oder gelblich-weisse Blumen; ihre Blatter sind drei- fach, fiederschnittig, in die zierlichsten borstlichen Abschnitte aulge- löst und mit langen weichen Haaren reichlich bekleidet; es ist die 253 Achülea selncea W. K. Noben ihr breitot ein zierlicher rundköpfiger WegeJrilt P/antago Imngarira W. K. seine rosetlii»- ciestelllen, dem Boden aniieg-enden, von weiciien weissen H:iar(Mi dicht zotligen ian- zetllichen Blätter aus. Diese Löwenzahn-, Schafgarben- nndVYegetrill-Arten vertreten sich \ollständig auf den chemisch nicht wesentlich ditlerenten, wohl aber durch verschiedene Feuchtigkeitsverhältnisse ausgezeichneten Bodenarten. Man kann auch auf den lAIitlelstufen zwischen den moorigen Stellen und der gewöhnlichen Wiese, so wie zwischen dieser und der sonnigen Hügelböschung die unzweifelhaftesten Mit- telstufen zwischen den oben geschilderten Pflanzen beobachten, und ich glaube kaum, dass irgend Jemand widersprechen wird, wenn ich annehme, dass eben diese Verschiedenheit der Pflanzengestalten nur der Ausdruck der verschiedenen Feuchtigkeitszustände des Bodens ist. — In feuchteren Klimaten, wo die Ausirocknung des Bodens nie jene Grade erreicht, wie in den kontinentalen Landschaften, wird natürlich die Verschiedenheit, die ich oben schilderte, niemals so augenfällig sein. Dort weicht darum auch der Löwenzahn, die Sciiaf- garbe und der Wegetritt auf den trockenen Hügeln nicht in so augen- fälliger Weise von jenen des Sumpfbodens ab. Im trockenen Osten daaeiien, wo der Gegensatz von Feucht und Trocken viel grösser und bedeutungsvoller wird, ist auch die Verschiedenheit in der dadurch bedingten Pflanzengestallung ein viel augenfälligerer. Im westlichen Europa kennt man daher auch nur annähernde Formen zu der Acfiillea crustata Rochel, Achülea setacea W. K., Taraxacum cornicu- lattim DC. u. s. f., während diese Pflanzen gerade höchst charakteri- stische Elemente in der Flora des östlichen Europa darstellen. Wenn wir aber jetzt die oben berührten Verschiedenheiten der sich auf ungleich feuchten Substraten vertretenden Pflanzen über- blicken, so stellt sich heraus, dass der gleichmässig durchfeuchtete Boden die Blätter der Pflanzen mehr kahl und grasgrün macht und ihre ZertheiJung verringert und dass er den Blüthen ein dunkleres Kolorit verleiht, während anderseits der trockene Boden die Pflanzen in einen dichten Pelz hüllt, ihre Blätter bläulich färbt, die Blatt- spreite läppt, Iheilt und zerfasert und ein Erblassen der Blüthen veranlasst. Es liegt auch die Erklärungsweise nicht gar ferne, warum gerade diese Verschiedenheiten auftreten müssen. Ein fein zerlheiltes in dichten Pelz gehülltes Blatt widersteht viel leichter der Aus- trocknung als eine breite zarte kahle Blattfläche, und wollten sich die Pflanzen, welche aus den Samen der AchiUea Millefotmm auf dem sonnigen Flugsandhügel emporgekeimt waren, erhalten, so mussten sie sich eben in der angegebenen Weise umwandeln, sie mussten zur Achülea setacea W. K. v^erden. *) ') Die in den Büchern vielfach verbreitete Angabe, dass so viele Alpen- pflanzen in einen dichten Pelz, gehüllt sind, um sich gegen die strenge Ivälte Schulzen zu können, ist gänzlich irrig. Die Alpenpflanzen sind viel weniger einer strengen Kälte ausgesetzt, als die Pflanzen der Niederungen, da sie zur 254 Mit diesen Annahmen steht eine andere Erscheinung, die wohl jedem Leser in lebhaftester Erinnerung sein dürfte im scliönsten Ein- klang, Man überblicke die Pflanzen, welche sich auf den stets feuchten Boden längs einem On«^lltMirinnsal angesiedelt haben, die zierliche Montia fontana, Stellaria uliginosa, Epilobium oiHganifo- iiutn, Saxifraga aizoides und stellaris, Pinguicula vulgaris und alpina und viele andere. Alle weisen sie ungetheiltes kahles Blatt- werk auf. Wie anderes die Pflanzen eines Bodens, welcher in Folge seiner physikalischen Eigenschaften das V/asser nicht zurückzuhalten vermag, wo das Erdreich auch in der Atmosphäre keine (Juelle von Feuchtigkeit findet und wo im Sommer wochen- ja monatelang kein Tropfen Regen das Erdreich nelzt. Neben den durch immergrünes Laub geschützten Büscheln finden wir dort kaum irgend ein Pflänz- chen, welches nicht in einen bald dichteren bald dünneren Pelz ge- hüllt und dessen Blätter nicht mannigfaltig zertheilt und zerschnitten wären. Hierauf beruht ja eben die physiognomischcEigentliümlichkeit der verschiedenen Pflanzenformationen und die physiognomische Eigenthümlichkeit ganzer Landstriche. Gewiss aber ist dieser phy- siognomische Zug nicht blosser Zufall, sondern nur der Ausdruck eines uns allmälig aufdämmernden Naturgesetzes. Bei näherer Zerglie- derung des Pflanzenteppichs verschiedener Landstriche wird man bald finden, dass die Erscheinungen, welche ich früher an ein paar bekann- ten Beispielen an den Löwenzahn-, Schafgarben- und Wegetrittarten zu erläutern suchte, sich hundertfältig wiederholen. Die kahlblätterige und \io\e\\hlüih\ge Calamintha alpit/a Lam. wird auf den dürren Kalk- hügeln im Südosten Europas durch die graubehaarte blassblüthige Calamintha patavina Host; die fast kahle grasgrüne Cineraria crispa Jacq., welche die Borde der Bächlein im Gebirge bewohnt, wird auf den sonnigen trockenen Wiesen durch Cineraria campestris Retz., das grasgrüne spärlich behaarte Geranium sanguineum L. der Waldränder auf den dürren Kalkfelsen der Karstberge durch das sil- bergraue Geranium argenteum L.; Quercus sessiliflora S m., Gle- choma hederacea L., Origanum vulgare L. auf trockenem Boden im südöstlichen Europa durch die behaarten Quercus pubescens Willd. Glechoma hirsuta W. K. und Origanum hirtuni Link ersetzt. Und so könnte ich noch dutzendweise Beispiele auffüiiren, die mir die Natur auf meinen Wanderungen gezeigt und die meine Ansicht zu be- kräftio-en im Stande sind. Viele der hier ffenannten Pflanzen müssen Zeit, wann die Temperatur gewaltige Depressionen erleidet, von einem schlech- ten Wärmeleiter nämlich der tic-fen Schneedecke eingehüllt und geschützt sind. Die Ursache, dass so viele auf sonnigen Felsklippen wachsende Alpenpflanzen zottig sind, ist dieselbe, welche auch die Pflanzen der dürren Sandhügel in den Steppen und der trockenen FeL>rücken im südlichen Europa in einen weissen oder grauen Pelz hüllt. Die Behaarung schützt sie eben vor Vertrocknung. Goreide die Alpenpflanzen, welche in der verdünnten Luft der höheren Re- gionen viel Wasser abgeben und denen eine zu weit gehende Austrocknung rasch den Tod bringen würde, sind auf diese Weise in ihrer Existenz ge- sichert. 255 PS sich natürlich gefallen lassen, in den Büchern als „sehte chic Arten" gescholten zu werden. Namentlich gilt diess von den weit verbreiteten, welche man ganz nahe vor der Thür seiner Wohnung findet. Wächst die Pflanze etwas ferner, so umgibt sie ein gewisser Niinbus und man wagt sich nicht so leicht ihre Artrechtc anzutasten. Taraxacum palustre und Achillea setacea werden als „schlechte Arten" aufgeführt, Geranium argenteum und Origanum hirtum da- gegen als „gute Arten" stehen gelassen. Was ich hier mitgefheilt, habe^ich auf eigenen Wegen, durch meine Beobachtungen in der freien Natur gelernt. Unlängst erst ent- deckte ich, dass auch ein Schweizer Botaniker in seinem Heimath- lande zu denselben Anschauungen gekommen war. Ich meine, Joh. Heget schw eil er, der im Jahre 1831 unter dem Titel „Beiträge zu einer kritischen Aufzählung der Schweizerpflanzen ein Büchlein verötTentlicht hat, in welchem er dieselben Ansichten vertraf, welche ich im Früheren ausgesprochen habe. Seine Ansichten fanden, wie er selbst sagt, wenig Anklang und wurden von den Kritikern der damaligen Zeit, die sich ihre von flüchtigen Exkursionen mitge- brachten oder von Händlern bezogenen Schweizer Pflanzen nun einmal anders in ihren Herbarien zurecht gelegt hatten, als wie es der fleissige und die Natur mit seltener Schärfe beobachtende H e- getschweiler meinte, hart mitgenommen. Heget sc hw eiler musste sich damals damit trösten, „das was er gab, redlich der Natur abgelauscht zu haben" (Seite 6). Sein Büchlein aber blieb unbeachtet und seine Stimme verhallte in einer Zeit, welche die Beständigkeit der Art auf ihr Panier geschrieben hatte. Indem ich hiemit auf H egets ch wei lers Büchlein verwiesen haben möchte, hebe ich hier nur hervor, dass auch er zu dem Resultate kam, dass feuchtes Substrat die Blätter grasgrün, mehr oder weniger kahl, drüsig und ganzrandig, den Stengel kantig und die Blüthentheile kleiner und intensiver gefärbt macht, dass dagegen trockener Boden die Blätter spaltet, sie behaart und lauchgrün macht, den Stengel rundet, die Blumenkronen blasser färbt, und dass dieser Gegensatz oft so bedeutend werden kann, dass wir schliesslich zwei in ihrer Erscheinung ganz und gar verschiedene Pflanzen zu Gesicht bekommen. *J Stelle ich nun diese Gestaltungsänderungen, welche sich als Resultate des Einflusses des trockenen und feuchten Bodens ergeben, mit denjenigen zusammen, welche sich durch den Vergleich der Ge- wächse des kalkhaltigen und kalklosen Bodens heraussgetellt haben, (Vergl. Ost. bot. Zeitschrift 1865 S. 140), so springt auch allso- gleich die schlagendste Analogie in die Augen. Der trockene Boden wirkt in ähnlicher Weise wie der kalkreiche, der feuchte ganz so, wie der kalklose! *) Die vverthvülk'n Beobachtungen Krasan's, welche in dem leLzlen i Hefte dieser Zeitschrift mitgetheilt wurden, stimmen hiermit gleiclifails auf das I schönste überein. 250 Hiemit aber komme ich auch wieder auf die Beantwortung der im Früheren oestellleri Frage zurück: oh die Aenderungen, weiche hei den von mir im Eingange mitgellieillen Kuilurversuclien durch das cliemisch diüerenle Subsirat veranlasst wurden, dadurcli bedingt waren, dass chemisch differente JXahrungsmiltel in die Pflanzen auT- genommen wurden, oder ob die dilFerenten Erdmischungen nur in so lerne wirkten, als durch die verschiedene chemische Zusammen- setzung auch verschiedene physikalische Eigenthümlichkeiten des Bodens veranlasst wurden. Im Rückblicke auf das eben früher Milgetheilte entscheide ich mich für die letztere Erklärungsweise und glaube, dass die Aende- rung der Form, welche die Pflanzen bei meinen Versuchen anf dem kalkiialtigen Boden erlitten haben, niclit als Ausdruck des assimilirlen dem Boden entnommenen Kalkes aufgefasst werden darf, sondern vielmehr dadurch bewirkt wurde, dass der reichlich kalkhaltige Boden eben in Folge dieses Kalkgehaltes eine Porosität und Feuchligkeits- kapacität, eine spezifisclie Wärme und Wärmekapacität erhielt, welche von der Porosität, Feuchtigkeitskapacität, spezifischen Wärme und Wärmekapacität des kalklosen Substrates wesentlich abwich und dass weiterhin die Aenderung der Pflanzengestalt nur Folge dieser Aende- rungen der physikalischen Verhältnisse des Substrates war. — Damit soll nicht bestritten werden, dass es auch Pflanzen geben könne, welche eine bestimmte Qualität und Quantität mineralischer Bestand- theile als Nahrungsmittel zur dauernden Existenz und zur dauernden Erhaltung ihrer Gestalt unumgänglich nölhig haben. Die Halophyten wenigstens scheinen uns den Beweis zu liefern, dass es Gewächse gibt, welche einer ziemlich grossen 3Ienge von Chlornalrium oder anderen Salzen, welche dem Chlornatrium homolog sind, bedürfen. Ob es aber auch Pflanzen gibt, welchen der Kalk als Nahrungsmittel unentbehrlich ist, wird jetzt immer zweifelhafter. Wenn überhaupt solche existiren, so ist, wie ich diess schon in „Cultur der Alpen- pflanzen" S. 81 ausgesprochen habe, die Zahl derselben jedenfalls eine sehr geringe. Die Verschiedenheit der Flora über Kalk- und Schiefersubstrat aber ist jetzt ungezwungen in der Weise zu erklären, dass erstens der Kalk auf viele Pflanzen als tödtliches Gift wirkt, und daher viele der im Schiefergebirge verbreitetsten Gewächse ausschliesst und dass zweitens der Erdkrume, welche durch Verwitterung aus reinen Kalk- steinen entsteht, andere physikalische Eigenschaften namentlich andere auf das Pflanzenleben und die Pflanzengestalt tief eingreifende Feuchtigkeits- und Wärmeverhältnisse innewohnen, als der Erd- krume, welche aus kieselerde- und thonerdereichen Gesteinen, namentlich den thonreichen Schiefern hervorseffanoren ist. 257 Das Ivanoczer Gebirg im südwestlichen Tlieile des Treucsiner €omitates. Von Jos. Ludw. Holuby. Scliüu seit längerer Zeit lockte inicii das mannigfaltig geformte, von Püdhragy nördlich gelegene Ivanoczer Gebirg, das meist aus grobkörnigem Sandstein bestehend schöne Buchenwälder tragt, und wenigstens einen eintägigen Besuch, wenn nicht reichlich, doch zu- friedenstellend zu lohiien versprach. Da ich aber bis jetzt meine Auf- merksamkeit meist nur der Umgebung von N. Podhragy, Bosäc, Ma- lazie, Storlek, Bohuslavicz, Mahrisch-Ljesko, Srnie und Mnesic, dem Dachsteinkalk-Berge Turecko und dem Wagthale geschenkt habe, deren Pflanzen ich sammle und notire, dagegen aber noch nie in den Ivanoczer Bergen gewesen bin, nahm ich mir einen verlässüchen Führer, und brach am 15. Mai um 6 Uhr Früh auf, um so gut es eben bei einem Besuche geht, die Frühlingsflora des pyramidenförmigen, steilen Ivanoczer Gebirges kennen zu lernen. Auf den nördlich Aon Podhragy gelegenen Kalkhügeln wurde ausser Carex Sclireberi, Crepis praemorsa, Siler trilobum, Cerastium bracht/ petalum, Fragaria collina, Staphyllea pinnata, Pulmonaria mollis^ und einigen anderen last überall vorkommenden .pflanzen, nichts von Bedeutung gesehen. Von da richtete ich meine Schritte gegen Südost, um nachzusehen, was jetzt in der Nähe des Haluzicer Sauerbrunnen vorkommen könnte. Wie ich da auf morästigen Plätzen umherwate, überraschle mich die niedliche Salix angustifolia Wulf, mit längst verblühten weiblichen Kätzchen. Viele Arten Carices, deren Früchte ich noch abwarten will, dann Valeriana dioica, Arabis hirsuta, im Weidengebüsch Paris qimdrifolia und üppige Exemplare der Listera ovata war so ziemlich alles, was des Erwähnens werth ist. Weiter östlich gegen das Ivanoczer Thal zu beobachtete ich Orchis Morio sehr spärlich, auf schlammigen Stellen Orcliis latifolia, von den Knüllenspitzen kaum 3 Zoll hoch, mit dicht getlecklen Blät- tern. Unter niedrigem Gebüsch wächst hier überall Ilacquetia Epi- pactin , Sanicula europaea, Rammculus auricomus , Carex pilosa und montana^ Arum maculatum, Isopyrum thalictroides, das mir auf allen meinen Exkursionen begegnete bis an die Spitze des Lopennik. Iin Ivanoczer Thal, welches ich in nordwestlicher Richtung durch- strich, konnte ich mich nicht lange aufhalten, um zum Besteigen des steilen Ivanoczer Gebirges nicht zu ermüden, und notire nur, was mir im Vorbeigehen unter die Augen kam. Beim Ostrolucky'schen Meier- hof stand am Bache hie und da ein Exemplar des Ranunculus lanu- ginosus. Auf Wiesen, bemerkte ich Carex tomentosa, glauca,panicea, Salix cinerea, purpurea, Viburmim Opulus, Caltha palustris, Erio- .phorum angustifolium, Viola pratensis, und einige andere Kosmopo- iilen, so dass ich fast ans Umkehren gedacht hätte, wäre mir nicht Oeäterr. botan. Zeitschrift. S. Heft. 186.'), 20 258 Cardamine aniara und Convallaria tjmltißora, dann Ranunculi/s polyanthevi. ß. angustisectus Neilr. aufg-efallen. Hier verliess ich das Thal, und richtete meine Schritte den ent- waldeten Stellen des Ivanöczer Gebirges zu. Von beiden Seiten des da hinauf führenden Weg-es wächsl Asperula odorata in Menge, Fragaria vesca und elatior; am Bache Cliaerophyllum temuluni, Galeobdolon luteum, Oxalis Acetosella, Paris quadrifolia, Dipsacus pilosus nach den trockenen Stengeln vom vorigen Jahre erkennbar. Bevor man zu der lichten Stelle kommt, muss man eine Waldparthie durchwan- dern, wo alte, schöne, riesengrosse Buchen stehen, wie man sie in den nahegelegenen Bosäcer Waldern vergebens suchen würde. Die darunter wachsenden baumartigen Corylus Arellana, Sambucus nigra, Ulmus effusa, Salix capraea und Acer Pseudoplatanus , ersciieinen als unbedeutende Zwerge im Vergleich zu den Riesenbuchen. An der lichten Stelle stehen üppig(^ Atropa Belladonna, Taraxacum o/fici- nale und einige andere Pflanzen der Niederung, die hierher geschleppt wurden. Ganze Strecken sind mit Rubus Idaeus und wahrscheinlich R.hirtus bewachsen, darunter das noch nicht blühende Epilobium an- gnstifolium. Wohl selten trifft es zu, dass man unsere dve'i Sambucus- Arten, niimlich S. racemosa vorherrschend, S. nigra minder häufig-, und S. Ebulus, so beisammen findet, wie diess hier der Fall ist. Nur Schade, dass ich S. racemosa nicht mehr blühend angetrofTen habe, und nur verblühte Exemplare für mein Herbar mitnehmen niusste, da ich sie aus dieser Gegend noch nicht besass. Von dem, das Thal be- wässernden Bache bis zu dieser Stelle kann man den Uebergang der Glechoma hederacewn in Gl. hirsutum W. K. beobachten, und es erscheinen Formen, die man mit eben solchem Rechte zu der er- steren wie zur letzteren ziehen kann. Junge Pflänzchen der Impa- tiens nolitangere bilden an feuchten Stellen ganze Rasen. Vero?iica officinalis, wie ich sie bis jetzt nirgends gesehen liabe, wächst sehr üppig an Stellen, wo einst Kolilen gebrannt wurden. Myosotis syl~ natica, Cynoglossum monianum und verblühete Denlaria bulbifera, Rasen von Carex maxima, und einzelne Exemplare von Ranunculus polyanthem. ß, angustisectus Neilr. wäre so ziendich Alles, was diese entwaldete Stelle bietet. Am Rücken dieses Gebirges wächst in grosser Menge Dentaria bulbifera, blasser und dunkler gefärbt, dagegen fehlt hier gänzlich D. enneaphyllos, die am Lopennik so häufig vorkommt. Mercurialis perennis, die in der Blattform sehr veränderlich ist, dann Corydalis Cava, viel seltener C. solida, Cephalantera ensifolia — die einzige Orchidee, welche ich vom Ivanöczer Thal bis zur Spitze des Ivanöczer Gebirges bemerkte — wachsen hier gesellschafllich. Am Wege sah ich Cerastiitm triviale, das auch sonst wo häufig anzutrefien ist. Prunus avium, im Thale längst verblüht, steht hier in BlüthenfüUe. Auch wurden einige alle Sträuche von Crataegus oxyacantha, selte- ner Cr. monogyna beobachtet. Längs diesem Kamme, stieg ich, an» Wege immer dieselben Pflanzen begegnend, bis zur mährischen Gränze,. wo man durch die weile Aussicht nach Mähren, dann auf das nürdli- •25J clio Trenischiner, das Tliuroczer, Neutraer Gehirg, namentlich west- lich auf die Javorina, erfreut wird. Hier noiirte ich noch Salvia glu- tinosa, die sehr haiifii)- vorkommt, aber jelzl noch nicht blüht, Galiuin vernum, viel seltener als auf den niedrigen Podhragyer Kalkhügeln; Hacquetia Epipactis, an einem kleinen Grasplätze Astiantia major, Viola silvestris , Daphne Mezereu/n, Chrysosplenium alleniifoUuiti, Ajuga reptans, sogar einige Exemplare Arabis Thaliana. Da die Zeit schon bedeutend vorgeschritten war, musste ich eilen den Rückweg anzutreten, umsomehr, da ich noch das tiefe enge Thal Predpolomou, das schon zu ßosäc gehört, besuchen wollte. Kaum dass man das Ivanöczer Gebirg verlasst und das Bosäcer betritt, wird man auch gewahr, dass in dem letzteren sehr übel mit den Wäldern gewirthschaffet wird. Es wäre wünschenswerth, wenn die Grundberr- schaft mit allem Nachdrucke darauf bestehen möchte, die Commas- sation der Wälder zu beschleunigen, und so dem gänzlichen Verder- ben derselben Einhalt zu thun. Denn jetzt, besonders in den Monaten December und Jänner, fällt ein jeder Bosacer Insasse und Grundherr so viel, so oft, wo und was er will, junge und alte Bäume: so dass, wenn diess nur einige Jahre noch fortdauern möchte, man schwerlich einen brauchbaren Baum finden würde. Kann ich auch nicht sagen, dass dieser Besuch sehr lohnend war, bin ich mit dem Wenigen zufrieden, und hoffe, sollte ich ein- mal im Sommer Zeit gewinnen, mehr sammeln zu können. Wie man das Thal Predpolomou betritt, ändert sich auch in einigem die Vegetation, und bietet mehr Mannigfaltigkeit. Von Farrn sah ich im Ivanöczer Gebirg nur das allerhäufigsle Asp. Filix 7nas, dagegen hier in einer Schlucht, soviel ich jetzt unterscheiden ver- mochte: Asp. Filix tnas, Cystopteris fragilis, Polypodiiim Dryopteris und Phegopteris. Der kommende Sommer wird zeigen, was da sonst noch an Filices zu finden sei. Die Unterlage daselbst ist schon Wiener Sandstein, und wenn man den Bach verfolgen will, niuss man vor- sichtig von einer Platte auf die andere steigen, um nicht etwa ein unfreiwilliges Bad im Bache zu nehmen. Aber mein Umherklettern war doch belohnt , denn gerade hier an schattigen Stellen fand ich Cardamine silvatica und i7)iputiens, noch einige Schritte weiter C. amai-a, die unter allen die iiäiifigste ist und bis tief herab zum Dorfe N. Podhragy steigt. ,,Pred polomou" sah ich aufwiesen die erste Orchis militaris, die dann weiter südlich in grösserer Anzahl erscheint; Petasites offi- cinalis truppenweise wachsend wird hier, verblüht über zwei Fuss hoch, \\urde aber von mir bis jetzt nur in diesem Thale beobachtet. Am Bache bemerkte ich unter der sehr gemeinen Salix cinerea einige Sträuche S. amygdalina mit kolbenförmig verdickten männlichen Kätzchen, welche am Zweige fest sitzen und später wahrscheinlich missgestaltete Blattbüschel bilden werden, wie dies namentlich bei S. fragilis und alba nicht selten der Fall ist. Bei einer Scheune über- raschte mich das, sicher hieher geschleppte Asperugo procumbens, welche Pflanze in und um Podhrao-y bis jetzt nicht beobachtet wurde. 20 * 260 dagegen schon in dein unweilen Boliiislavic vor dem gräfl. Brännner'- schen Castell häufig ist. Noch einmal wendete ich mich den Bergen zu, um von hier immer auf Wiesen steigend nach Hause zr kommen. Auf schlechten dem Norden zugekehrten Wiesen sammelte ich Onii- thogolum umbellatum a. süvestre Neilr. nahm noch einige Myosolis intermedia und silvatica, Carex tomentosa, Cerastium glutinosum, Listera ovata und Arabis hirsuta mit, und kam nach einem mehr als zwölfstündigem Marsche nach Hause, Ich überzeugte mich, dass das Jvanöczer Gebirg eine weit ärmere Flora hat als der Lopennik, und was auf dem ersteren vorkommt, fehlt auch dem letzteren nicht. Ausserdem sind am Lopennik mehrere quellenreiche Stellen und Grasplätze, welche einen Ausflug, den ich noch diese Tag<; zu ma- chen beabsichtige, gewiss besser lohnen werden! Ns. Podhragy, am 17. Mai 1865. Die europäischen Panicum-Arten. Von Viktor V. Janka. 1. Flores singuli paniculati. 2. Flores singuli spicati. 5. 2. Spiculae acuminatae; plantae annuae. 3. Spiculae acutae v. obtusiusculae; plantae perennes. 4. 3. Panicula erecta; spiculae minutae: Panioum cnpillare L . Panicula cernua; spiculae majusculae: P. miliaceum L. 4. Folia firma marginibus convoluta; rhizoma repens stoloniferam : P. repens L- Folia mollia plana; rhizoma fibrosum: P. cofnpressum B'w. 5. Spiculae paucae globoso-confertae spicam valde interruplam formantes; gluma utraque ex apice aristata: P. undulatifolium R. et Sc h. Spiculae in spicas unilaterales nunc simplices digitatas vel verticillatas nunc compositas alternas dispositae; gluma utraque vel mulica vel superior solum aristata. 6. 6. Spicae simplices anguste lineares 2-plures digitatae vel verli- cillatae. 7. Spicae compositae alternae. 10. 7. Gluma superior flores aequans vel superans. 8. Gluma superior floribus brevior: P. sanguinale L. (P, gracile Guss. enum. inarimens ? 8. Spiculae acutae; gluma superior flores aequans. 9. Spiculae acuminatae; gluma superior flores superans: P, debile Desf. 9. Spicae graciles; Spiculae ellipticae; culmi decumbentes haud radicantes; annuum: P. glahnim Gaud. 261 Spicae robustae; spiculae ovales; culmi basi decumbentes alqiie radicaiites, superne adscendentes; perenne, repens: P. vaginatum^ees. 10. Gluuiella arislata. 11. Arista nulla: P. eriiciforme Sibth. 11. Spicae patulae; rachis valde setosa; spiculae hispidae: P. Crus galli L. Spicae slrictae subadpressae; rachis parce setosa; spiculae pubescenti pilosae: P. colorum L. Gyöngyös, den 15. Juni 1865. Die Schwellenburg bei Erfurt. Von Mühlefeld. Sie liegt unter 51^2' n. Br. und 28^37' ü. L. , (von Ferro), zwischen den Dörfern Tieflhal und Kühnhausen, an der Magdeburger Chaussee und ly. Stunden von Erfurt, dem Mittelpunkte Thüringens. Der Berg hat 590' absolute Höhe (Ostseespiegel) und erstreckt sich in der Richtung von W. n. 0.; seine Ausdehnung in die Länge be- trägt ungefähr 10, in die Breite 5 3iinuten. Auf der W. Seite fällt er ziemlich rasch ab, nach 0. hin verflacht er sich allmählich, um sich endlich in einem niedrigen Hügel, der sogenannten kleinen Sch\\ ellenburg, etwas wieder zu erheben. Bei diesem Hügel sieht seil Jahren eine Ziegelhütte nebst Kalkbrennerei, zu denen in der letzten Zeit ein aus rotlien Backsteinen geschmackvoll gebautes Wohn- haus getreten ist. Auf der S. Seite des Berges, 2 — 300 Schritte von ihm entfernt, fliesst der Weissbach, ein Waldbach, der oberhalb Tötlei^ladt entspringt, bei Gewittern und zurZtnt der Schneeschmelze tüchtig 5lnsch^^illl, sonst aber ein fast wasserleeres Bett zeigt. Vom linken Ufer der Gera, die hinler Külinhausen vorüberfliesst, bleibt dvr Berg 7 — 800 Schritt entfernt. Die Schwellenburg selbst ist \o\\ig wasserleer. Von dem höchsten Punkte des Berges geniessl man eine herrliche Aussicht nach N., 0. u. S. Eine weite Ebene, mit zahlreichen Dörfern und reichen Ackerfluren bedeckt, breitet sich vor den erstaunlen Blicken aus, im Norden schliessen die Hainleite, im 0. die Finne und der Ettersberg, im S. die Steigerhöhen hinter Erfurt das Pano- rama; die Fernsiclil nach W. ist durch die nahen Fahnerschen Berge gesperi'l. Diese weite Ebene war einst ein See, und der Boden desselben ist Meeresgrund. Für jenes sprechen Sage und Geschichte, für dieses reiche Salzlager, welche mehr und mehr ihrer Aufschlies- sung entgegen zu gehen scheinen. Bekannt ist die Sage, Hainleite und Schmücke seien früher ein einziger ßergzug gewesen; bei der Sachsenburg aber hätten Riesen diesen Bergzug gewaltsam 262 getrennt und dadurch jeneFn See einen Abzug verschafft. Eine an- dere Sage berichtet, auf dem Petersberge in Erfurt habe ein Ein- siedler gewolint, der in jeder Nacht eine Laterne ausgehängt, damit sich die Ankommenden durch die umgebenden Wasser finden möcli- ten. ^) Nach Abfluss jenes grossen See's müssen zahlreiche kleinere Wasserbecken an den tieferen Stellen sich gebildet haben; dafür spre- chen die noch jetzt üblichen Benennungen solcher Bezirke. So gibt es ein Seefeld zwischen Gräfentonna und DöUstedt, einen See bei Andisleben, einen 40 Acker grossen See bei Gispersleben, einen 92 Acker grossen See bei Dachwig; beim Dorfe Schwansee lag der 1800 Acker grosse Schwansee, dessen Spiegel noch im vorigen Jahrhundert von zahlreichem Wassergeflügel belebt wurde. Bekannt sind die sogenannten Seestädte, Gebesoe und Weissensee; die beiden Seen letzterer Städte wurden in den Jahren 1704 und 1708 ausgetrocknet, 2} Die Schwellenburg ist ein Gypsberg und erhebt sich , zahl- reichen Nachbarhöhen gleich, aus dem alten Seebecken, das in geo- gnostischer Hinsicht dem mittleren Keuper angehört. Den SW. Rand dieses Beckens bildet ein schmaler Streifen Leitenkohle; im NW. u. SO. tritt dieselbe in breiteren Lagen auf und wird ringsum von bewaldeten Muschelkalkhöhen eingerahmt. Vom Strahle der Morgensonne getroffen, schimmern die weissen Wände des Berges wie eine Burg mit festen Ringmauern und niedrigen runden Thürmen, als sei sie ein Analogon der gegenüber liegenden Cyriakburg. Bei deui Worte Schwellenburg denkt man unwillkürlich an eine Ritlerbuig, und in der Nähe der Schwellenburg hat es an Burgen, namentlich Raubburgen nicht gefehlt. Das nahe Elxleben an der Gera hatte seine Burg, welche 134ß von den Erfurter Bürgern zer- stört wurde; Andisleben und Ringleben, zwei andere Geradörfer besassen feste Burgen, die 1308 und 1309 von der Hand der Erfurter fielen. ^) So Hessen sich noch mehrere Orte mit Burgen in der Nähe der Schwellenburg aufzählen, aber von ihr selbst erwähnen weder Sage, noch Geschichte, dass je ein Ritter da gehaust. Beraubt worden ist sie dagegen häufig. Schon im vorigen Jahrhundert war sie ein ergiebiger Steinbruch *). Namentlich auf der Westseile stehen mäch- tige Gypswände. an deren Ausbeutung noch täglich gearbeitet wird. „Der Keupergyps der Schwellenburg ist so massig, dass er nur mit Pulver abgesprengt werden kann; in einzelnen Höhlungen zeigt er aus Gypsspath gebildete Krystalle ^)." In andern Höhlungen haben sich Bewohner angesiedelt und zwar in solcher 3Ienge, dass sie den benachbarten Fluren grossen Schaden thun. So hat der Berg aller- dings seine Raubritter; es sind aber keine Zweifüssler, sondern Vier- *) Falkensteip, Historie von Erfurt, 1. Theil, S. S. '*) Herrtwicli, thiiringisclie Heimalskunde, S. 89. ^) Herrlwich, thüring. Heimathsk., S. 20 und :21. *J Dominicus, Erfurt und das erfurtisclie Gebiet, S. 10". "^1 Hörn, zur Cliarakterisirung der Stadt Erfurt, S. i3. 263 füsser, wilde Kaninchen, die hier auf alle Arten verfolgt werden und dennoch nicht so weit vertilgt werden können, dass der Land- uiann nicht bitler über sie zu klagen hätte. Die Pflanzenkultur hat den Berg ringsum in Angriff genommen, theihveise zum Leidwesen der Botanik. Die Kultur arbeitet ja fort- während an der Vereinfachung der wilden Flora, indessen Einwande- rungen fremder Gewächse die entstehenden Lücken wieder auszu- füllen streben. Die kleine Schvvellenburg wird von der grossen durch breite Ackerslreifen getrennt. Hier stand früher ^//«m/m /a//aa; D on, seit einigen Jahren von uns vergeblich gesucht und für die Flora von Miltelthüringen nur noch am Felsen bei Arnstadt. Di^ Süd- und Nordseite der grossen Schwellenburg ist mit Terrassen versehen, auf denen namentlich Klee und KartofTeln gebaut werden. Professor Bernhardi bezeichnet in der Erfurter Flora von 1799 Anemone Pulsatilla L., als Bürgerin der Schwellenburg, und namentlich die Terrassen der N. 0. Ecke, mit niedrigem Gesträuch bestanden, wären ein vollständig geeigneter Standort für diese Kalkpflanze; wir haben sie seit 10 Jahren vergebens da gesucht. Cerastium glutinosum Fries, von H. Trommsdorif vor 1850 hier gefunden und in Schön- heit, Flora von Thüringen, aufgeführt, haben wir eben so wenig aufzufinden vermocht; möglich indessen, dass uns diese Alsinee ihrer Kleinheil wegen entgangen ist. An der W. Seile spotten die bunten Mergel aller Vegetation; erst am Fusse derselben, wo Danimerde sich zu sammeln vermochte, gedeihen Pflanzen ^). Einen Waldbaum sucht man auf der Schwellenburg vergebens, aber für Wein und Kirschen ist gesorgt. Im S., 0. und N. des Berges, so wie auf seiner Höhe sind Kirschplantagen, welche trefflich gedeihen und in nicht zu trocknen Sommern einen reichlichen Ertrag liefern. Die meisten Weingärten sind von Bewohnern Kühnhausens angelegt, wie ja auch der grösste Theil des Berges der Flur dieses Ortes angehört; nur auf der W Seite haben die Tiefthäler einen kleinen Antheil, und hier bauen sie ihren besten Wein. Wer an einem heissen Sommerlage den Berg be- suchte, der weiss, was die rückslrahlende Kraft des Gypses vermag; ein günstiger Herbst dazu, und das Getränke genügt einem unver- wöhnten Gaumen. Nicht nur die Schvvellenburg, sondern auch die benachbarten Gypsberge und ein langer Zug der Muschelkalkberge von Tiefthal bis zur Schwedenschanze bei Erfurt waren sonst mit Weinreben bepflanzt. Desgleichen die gegenüber liegenden Höhen: der rolhe Berg bei üversgehofen, die Stollberge und Kalzenberge zwischen Erfurt und Udestedt. Diese reichen Weingelände sind na- mentlich im vorigen Jahrhundert ausgerottet und in Getreidefluren verwandelt worden; Rudera zeigen sich noch überall. So hat Gispers- leben Reben am rothen Berye 200 Aecker, Elxleben in der Zeit von ^) Dieselben bunten Mergel in blauer und rotlier Schaltirung zeigen sich am bcnaLlibarten rollien Berge bei üversgehofen und an den Gleichen bei Arnstadt. 264 1721 — 1793 mehr als 200 Aecker Weinberg ausgeschlagen ^j Ge- treidebau lohnt besser, fremde Weine wurden früher nur spärlich eingeführt, und dem derberen Manne genügte das vaterlandisclie Produkt. Lassen wir nun eine Aufzahlung der für Tiiüriugen selleneni Pflanzen und zwar aus d(!m Bereich der Phanerogamen folgen; Gefäss-Kryploiiamen kommen ohnehin nicht vor. Wir wählen die Hei- henfoige der Familie nach Garck e, Flora von Nord- und Mittel- deutschland, welche bekanntlich nach dein System von De. Candolle geordnet ist. Thalictrum minus L., S. 0. Ecke des Berges. Anemone sücestris L. Adonis flatnmea J c q. A. vernalis L., N. Seile. Nigella arvaisls L. Glaucium luteum S c o p., S. Seite. G. cornicnlalum Curt, S. Seile. Fumaria Vaillanlü L o i s 1. Alyssum montanum L., W. und 0. Seite. Reseda luteola L. Saponaria ujflcinalis L., S. u. W. Seile. Silene Otites Smith, S. Seile. Malva Alcea L. Hypericum elegans Steph., N. Seite. Medicago minima L m k. Oxylropis pilosa DC, W. und S. Seile. Astragalas Hi/pogloltis L., S. W. Ecke. Spiraea Filipendula L. Potentilla cinerea Chaix, N. Seite. (P. pilosa W il Id., u. P. canescens B ess. unweit der Schwellenburg bei Tieflhal.} ( Pimpinella Anisum L., gebaut.) {Coriandrum aatimini L., gebaut.) A sp erii la g a iio ide s MB. Scabiosa siiüveolentf Des!'.. N. 0. Ecke. Jnula germanica L., N. 0. Ecke. Artemisia campestris L. , S. Seile. Cirsium eriophorum Scop. ChondriUa juncea L., S. Seite. Hier avium Rothianum WaUr. Cuscuta Epilhymum L., auf Thy- mus Serpyllum L. Echinospermum Lappula Lehm. Solanum miniatum Bhdi. Phyialis Alkekengi L. Veronica proslrata L., N. Seile. V. praecox AUio n. Orobanche rubens Wallr. N. und S. Seile. 0. coerulea Vi 11., S. Seile. Salvia silvestris L., S. Seile. Stacliys recta L. Atriplex nitens S c ii k h r. , S. 0. Ecke. Atriplex rosea L., S. Seile. Allium rotundum L., S. Seile. (^A. sphaerocephalum L., in Schöu- heil's Flora als Bürgerin der kleinen Schwellenburg aufge- führt;, haben »vir nie da gesehen ; von Erfurt aus ist der nächste Standort die Sachsenburg). QCarex humilis Leyss., Kalkberg nordwestlich von der Schvvel- leni)urg. Slipa rapillat't L., S. Seite. Dominicas!, Erfurt und das oifurt. Gebiet, S. 05 und 101 265 Von seilnern Thüring-er Pflanzen bietet die Schwellenburg- somit 40 Arten, welche sich auf 21 Familien vertheilen. Am reichsten ver- treten sind die Hanunculaceen und Compositen mit je 5 Arten, ihnen folgen die Scrophülariaceen mit 4, diesen die Papilionaceen mit 3, dann die Papavcraceen , Sileneen, Rosaceen, Solaneen , Labiaten und Chenopodeen mit 2; ihnen schliessen sich die Fumariaceen, Cruciferen, Resedaceen, 3Ialvaceen, Hypericineen , Rubiaceen, Dip- saceen, Convolvulaceen, Boragineen, Liliaceen und Gramineen mit je 1 Art an. Wasserpflanzen fehlen dem wasserleeren Berg-e gänzlich des gleichen Orchideen und Cyperaceen. An Stelle der Orchideen er- scheinen zahlreiche Orobanchen. Von seltenen Carices müssten sich Carex humilis Leyss. und C. Schreheri Schrk., die in der Nähe der Schwellenburg vorkommen, leicht ansiedeln lassen. Nach der Blülhezeit geordnet, würden jene 41 Pflanzen sich in folgender Weise an einander reihen. Im April blühen auf: Adonis vernalis L., Veronica prostrata L., PotentiUa cinerea Chaix, Alyssum mo7itamim L., Veronica praecox Allion. Im Mai: Anemone silveslris L., Medicago minima L., Orohanche riibens Wallr., ThaUctrum minus L., Astragalus Hypoglottis L., Aspcriila galioides M. B., Fvmaria Vaillantii Loisl. Im Juni: Hypericum elegans Sleph., Oxytropis pilom DC, Spiro en Filipendula L., Physalis Alkekengi L., Orohanche coerulea Vill., Stipa capillata L., Adonis flammea 3 cq., Glauciiim corniculn- tum Curt., Malta Alcea L., Stachys rerta L., Glaucium luteum Scop., Reseda lutea L., Saponaria officinnlis L., Echinospermitm Lappnla L e h in. Im Juli: Cliondrilla juncea h., Ilieracium Rothianum Wallr., Cuscnta EpHhymum L.. Atriplex nitcns Schkhr, Salvia silnestris L., Allium rotiindum L., Nigella a7't)ensis L., Silene Otites Smith, Sca- biosa suaneolens Des f., Iitula germanica L., Solanum miniatum Bhudi, Atriplex rosea L. Obwohl im April schon einige dieser Pflanzen blühen, möchten wir doch keinem Erfurter Botaniker rathen, in diesem Monate den Berg zu besteigen. Bloss AdonLf rernalis L. erfreut mit seinen präch- tigen Sonnenaugen den Sucher, sonst ist die Vegetation noch dürftig; Potentilln cinerea Chuix und Alyssum montanum L. haben erst hier und da eine Blülhe geöffnet, und die üppig wuchernden Massen der Euphorbia Cyparissias L. nebst einzelneu Blütlien des Erodium cicu- tarium L'Herit. vermögen nicht, den weilen Weg liierlier zu lohnen. Wendet man sich zu dem eine Viertelstunde entfernten Kalkberge, so wird man zwar durch eine reiche Ausbeute ües Carex hvmilis Leyss. belohnt; zum Sammeln ist indess der Früchte wegen für diese Pflanze, wie für Adonis der Mai die beste Zeil. Am meisten lohnt eine Excursion im Juni, oder Juli; denn die Blülhezeit der Mai- pflanzen dehnt sich meist bis zum Juli aus. und was man im August 266 und September noch fiiulet, kann man gleichfalls im Juli haben. Drei Stunden braucht man, um den Berg genau abzusuchen *). Man sieht aus diesem Pflanzenverzeichniss, dass die Schwellen- burg, dieser Wallfahrtsort jedes eingefleischten Erfurter Botanikers, nicht nur für Thüringen, sondern sogar für Deutschland interessante Arten bietet. Benachbarte und entferntere Gypsberge haben zum Theil dieselben, zum Theil noch andere seltene Pflanzen, aber so viel Raritiiten, wie die Schwellenburg, zeigt keiner von ihnen. Der botanische Werth dieses Berges würde sich leicht erhöhen lassen, wollte man namentlich die Seltenheiten des benachbarten rothen Berges bei Uversgehofen hierher verpflanzen; an ihrem Fortkommen ist nicht zu zweifeln. Es sind folgende 10 Arten: Sisymbrium Loeselii h., Isaiis tinctoria L., Rapistrum perenne A\\,, Dianthus prolifer L., Scabiosa ochroleuca L., Centaurea maculosa Lmk., Nonnea pulla DC. Als vorübergehende Ersclieinungen ^vürdcn Papaver hybridum L., Iheris amara L., und Centaurea solstitialis L., nicht in Betracht kommen. Dass auch gemeinere Pflanzen an der Schwellenburg vorkom- men, bedarf wohl kaum der Erwähnung. Eine Euphorbia und ein Erodium sind bereits genannt; beispielsweise nennen wir noch Papaver Argemone L., Eryngium campestre L., Centaurea Scabiosa L., Medicago falcata L., Lathyrus tuberosns L., Camelina dentala P,, Hypericum perforatmn L., Silene inßata Sm., Galium verum L., Knautia arvensis Coult., Anthemis tinctoria L., Melampyrum arvense L., Saicia pratensis L., Hyoscyamus niger L. Für Diejenigen, welche das Vorkommen einer Pflanze von der geognostischen Beschaffenheit abhängig glauben, ist das Vorkommen des Sandmohns ein Räthsel. Wie vermag eine Sandpflanze auf einem Gypsberge zu gedeihen? Lässt man die chemische Mischung des Bodens als Factor gelten, so schwindet das Wunder. Wahrscheinlich hat sich da, wo sie wächst, etwas Keupersand gesammelt, und das Minimum genügt der Beschei- denen zur Existenz. Ausserdem ist Papaver Argemone L. kein Kie- selzeiger, sondern nur ein Kioseldeuter; sein Auftreten schliesst also die Anwesenheit des Gypses nicht aus. Was haben wir nun mit unserer Rede langem Sinn gewollt? Es soll eine Einladung sein an Alle, welche den Berg noch nicht kennen, eine Einladung, ihn zu der angegebenen Zeit zu besteigen. Dann aber auch ein Führer für Diejenigen, welche ihn besteigen wollen und der Fülirung noch bedürfen. Endlich ein Dank für die vielen Freuden, die uns der alte, treue Gesell so oft schon gespendet hat. Erfurt, den 3. Mai 1865. ') Jeden NachmillaL;; gegen 2 und 4 Ulir hat man von Erfurt aus Gelegen- heil, mit der Post bis Ivüliuhausen zu fahren, den Iteimweg legt man in der Abendkiihle per pedes /.uriick. 267 Correspondenz. N.-Po dlira gy, am 16. Juni 1865. Arn 14. d. M. machte ich der Beczköer Schlossruine einen Be- such, und will Ihnen in aller Kürze mittheilen, was ich unterwegs und auf den Beczköer Felsen fand. Die Stwrteker Sümpfe gaben Carex Davalliuna, paniculata, teretiuscuUi Cselten), ampullacea, vesicaria, Ranunculus Lingua, divaricatus und aquatilis L. «. heterophyllus WaUr., Hottonia palustris, CalUtriche verna, Glyceria aquatica, Alopecurus fulvus, Phalaris arundinacea , Pedicularis palustris : weiter gegen Bohuslawitz zu: Berula angustifolia, Oenanthe Phel- landrium. und wurden Blätter von Nuphar luteum sichtbar. Am öst- lichen Abhänge des Kalkhügels Häjnica: Euphorbia epithymoides, Papacer dtibiuni, Valerianella dentata, welch letztere auch bei Pod- hragy viel häufiger, als V. olitoria und carinata ist. An einem Zu- flüsse der Wag wächst truppenweise Leersia oryzoides, die ich noch voriges Jahr beobachtet habe; an einer Stelle Carex hirta mit 1 — 2 Zoll weit von einander entfernten zusammengesetzten, pyrami- denförmigen weiblichen Aehren. Ueberall an den Ufern dieses Baches ist Scutellaria galericulata zu haben. Von Weiden habe ich darum, weil grosse Strecken ausgerodet wurden, ausser Salix alba, fragilis, incana, purpurea und amygdalina mit ihren Varietäten nichts von Bedeutung gesehen. Auf dem linken Wagufer, wo das Gras nicht ab- geweidet wurde, sah ich Thalictrum flaouin, Vicia Cracca, Ervnin hirsutum, tetraspermum, Brumus inermis, Festuca rubra, elatior, Calaniagroslis litorea, Epilobium Dodonei schon blühend; an Acker- räudern Erysimuni Orientale, und nahe an Beczkö am Wagufer Meli- lotus alba. Südlich vor Beczkö kletterte ich auf den Kalkhügel Kamienka, fand aber alles von Schafen abgefressen, nur hie und da Melica ciliata, Arabis arenosa, Stipa pennata, Medicago minima. Am Fusse dieses Hügels überraschte mich, das, um Podhragy nir- gends vorkommende Rapistruui perenne bereits in voller Blüthe. Unter der Saat: Caucalis daucoides und Scandix pecten. Auf der Ruine selbst wächst Sisynibrium Columnae, das meiner nächsten Umgebung am rechten Wagufer ebenfalls fehlt; Festuca ovina var. ainethystina Neilr., Seduni album, sexangulare, Sempervimim hirtum, Alyssum S'ixatile, Saloia verticillata und silvestris, Brachypodium piniiatum. Saxifraga tridactylites, Cotoneaster vulgaris, Veronica latifolia, Seseli glaucum, Thalictrum foetidnin, das ich aber jetzt nicht sammeln konnte, denn es wehte ein starker JVordwind, so dass ich es nicht wagte auf den, dem Winde ausgesetzten Felsen, herumzuklettern. Nepeta Cataria, Marrubium vulgare und peregri- num. Cirsium eriophorum sind hier im Schutte nicht selten. Da es nicht ralhsam schien, bei so starkem Winde, unter den hohen Mauern, von welchen immerwährend kleinere Steine durch die slarke Luftströmung herabgevvorfen wurden, länger zu verweilen, 268 miisste ich mein Vorhaben, den Fels genauer zu besehen, aufge- ben. Es wurde ein anderer Rückweg eingeschlagen. Bei der Stwr- teker Mühle an der Wag wächst auf Aeckern Neslia panioulata, Camelina satica, Salsola Kali, Dipiotaxis miiralis ; am Wagufer Carex utenophylla. In einer Lache: Potamogeton pectinatus, natans, crispus, lucens, perfoliatus, Callitric/ie nerria, Ranunculus divari- catus, Myriophyllum \erticillatum und spicatum. Von Stwrtek ging ich über dessen Weingebirg, wo noch Orc/iis variegata blühend, Inula hirta^üieracium praealtum, pilosella-praealtum Nlr. angetroffen wurden. Niclit gerne hätte ich den Hahicicer Sauerbrunnen umgan- gen; darum entschloss ichmich hinzugehen, und hatte Freutle an der, in dessen Nähe blühenden Oplirys anichnites. Von dem Sauerbrunnen ging ich über das kesseiförmige Thal Chümy nach Hause. Das wäre kurz das Ergebniss meines Spazierganges bei sehr ungünstiger Witterung. Noch muss ich Ihnen miltlieilen, dass ich auf den Pod- hragyer und Bosacer Bergwiesen Orchis coripliora , Iris graminea (sUdlenvieise sehr häufig, jetzt gerade blühend), Saxifraga granu- lata, Vicia siivatica, Cirsium pannonicurn, Canipamila Cervicaria, Gentiana amarella, Euphorbia procera, PotentiUa alba, Thalictnun 7nirius, Laserpitium latifoUum, Chaerophyllum aromaticuin, Ophio- glossum niilgatum, gestern (den 15. d. M.) gesammelt habe. In einem Eichenwalde bei Podhragy nahm ich einige Exemplare F'e- stuca heterophylla, und unweit davon auf Wiesen Acena pratensis mit. Vor zwei Wochen sammelte ich am Srnansky Haj, an der Stelle, wo vor etwa zwei Jahren noch ein Eichenwald stand: Avena caryophyllea. Jos. L. Holuby. Wi'ls, am \i. Juli 1865. Als Neuigkeiten für die Flora Oberösterreich's Iheile ich Ilinen hiemit die von mir Ende Juni d. J. gemachten Funde der Salix Seringiana Gaud. (incana X Caprea^ in den Traunleiten zwi- schen Wels und Lambach in zwei Exemplaren, — der Salix Mau- ternensis A. Kerner (^parpureaX^ Cap rea) vor Roitham am Traunfall — des Cirsium Cando Heanum N ixg. QErisithales X. oleraceuni) in den Traun-Auen bei Lichtenegg unweit ^V^els mit. J. Kern er. Innsbruck, 13. Juli 1863. Ich bin gegenwärtig mit der Ausstattung der IV. Dekade des „Herbariums öst. Weiden" beschäftiget. In der vorigen Woche habe ich eine Reihe ziemlich mühsamer Exkursionen abgeschlossen, welche zum Zwecke hatten, an den Gehängen unserer Berge (von 2000 — 7000 Fuss) von je 500 zu 500 Fuss Maximum und Minimum Thermometer in der Tiefe von 2 Fuss einzugraben. Ich will hiedurch einerseits direkten Aufschluss über die Temperatursverhallnisse des Bodens in verschiedenen Höhen erlangen, anderseits ermitteln in wie weil die Temperalursverhältnisse der O^L'Uen zur Besiimmung der ßodentem- peratur in verschiedenen Höhen benutzbar sind. Ihn eine mögliche ■>(!!) Fehlorquelle zu venninden, musste das Maxiiiiutnlhermometer durcli etwas Schnee oder Eis auf Null eingestellt werden. Nur bei 7000 Fuss fand ich aber biezu Schnee an Ort und Stelle vorrälhig. In den lie- feren Regionen nuisste ich mir Eis durch eine Kälteinischung erzeu- gen, was natürlich das Mittschleppen eines ziemlich komplizirten Gepäckes nothvvendig machte. Im Mai oder Juni des nächsten Jahres beabsichtige ich die Thermometer wieder auszugraben und bin auf die Resultate dieser Versuche sehr gespannt. Stellt sich — wie ich vermulhe — heraus, dass die Ouellentemperaturen bei Anwendung gewisser Vorsichtsmassregeln allerdings als Ausdruck der Bodentem- peratur angesehen und benützt werden können (was bekanntlich in neuerer Zeit vielfach bestritten wird) werde ich noch im Laufe des nächsten Jahres meine nachgerade zu einem sehr bedeutenden Um- fange angeschwollenen Notizen überdie 0"cllentemperaturen der Alpen zusammenstellen und in einer eigenen Broschüre pubiiziren. A. Kern er. Müllheim in Breisgau, den 23. Juli 1865. Am letzten Donnerstag den 20. d. M. war ich auf dem Feldberg und jauchzte laut vor Freuden, als ich die prächtige Campanula lati- folia und zwar in zahlreichen Exemplaren wieder erblickte. Die ihr voriges Jahr widerfahrene Unbill hat sie sonach glücklich überstan- den. — Das in meinen Feldbergexkursionen vom vorigen Jahre be- sprochene von Elias Fries als Hieracium corymbosum bestimmte Hieracium fing auch bereits an hin und wieder eine Blume zu öffnen. Vulpius. Personalnotizen. — Dr. E. Kr atz mann, Badearzt zu Teplitz in Böhmen, starb am 28. April im Alter von 55 Jahren. — Dr. Franz Jechl, Domcapitular zu Budweis starb am 7. Mai, in seinem 55. Lebensjahre. — Dr. P. G. Lorentz, Privatdocent in München unternimmt eine Reise in das botanisch wenig bekannte Gebiet des Ortles, wo er pflanzengeographische Studien zu machen beabsichtiget. — Dr. Alwin Aschenborn, Landrath des Kreises Daun in der Eifel, bekannt durch seine naturwissenschaftlichen Reisen in Mexiko, ist am 10. Mai, 49 Jahre alt, gestorben. — Josef Kerner hat Wien verlassen, um als Staatsanwalts- Substitut zu Wels in Oberösterreich zu fungiren. — Josef Knapp unternahm eine Reise nach Slavonien, um den gebirgigen Theil dieses botanisch wenig durchforschten Landes, namentlich das Papuk-Gebirge genauer zu untersuchen. — Hofrath Dr. Ludwig Reichenbach in Dresden, feierte am 2. April sein 50jähriges philosophisches Doktorjubiläum. 270 — Andreas Murray hat die Stelle eines Sekretars der Horti- cultural-Society in London zurückg-clegt. An seiner Statt wurde Edwin Portmann gewählt. Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Die Geschäftsführer der im August 1. J. zu Pressburg- statt- findenden eilften Versammlung ungarischer Aerz te und Natur- forscher, Dr. Karl Kanka und Dr. Flor. Rom er laden die Aerzte und Naturforscher des In- und Auslandes zum Besuche derselben freundlichst ein, und bringen aus dieser Veranlassung Folgendes zur allgemeinen Kenntniss: Die Versammlung wird am 28. August eröffnet und am 2. September geschlossen. Die Einschreibung der Mitglieder geschieht am 25., 26. und 27. August zu Pressburg im Primatial- Palast (innere Stadt, Johannisplatz Nr. 13). Ebendaselbst werden auch die Wohnungs-Anweisungen, sowie das Jahrbuch der zehnten Maros- Vasarhelyer Versammlung ungarischer Aerzte und Naturforscher, das Pressburger Gedenkbuch und die für diese Gelegenheit geprägte Denkmünze den Mitgliedern eingehändigt, auch erhalten diese wäh- rend der Dauer der Versammlung alle etwa zur Verlheilung bestimm- ten Druckschriften, sowie das amtliche Tageblatt, — Die Dircctionen der k. k. Staatseisenbahn, der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn , der Theiss-, der Südbahn- und der k, k. Dampfschifffahrt-Gesellschaft haben zu Gunsten der Mitglieder dieser Versammlung eine Herab- setzung der Falirtaxe auf die Hälfte bewilligt, und die Giltigkeit der- selben auch auf die ausserungarischen Linien der betreffenden Bahnen und der Dampfschifffahrt, und zwar vom 20. August bis 20. September 1. J. ausgedehnt. Zu diesem Zwecke haben sich jedoch die Theilnehmer mit einer Legitimations-Karte zu versehen, wesshalb sie sich bis 20. August an den Cassier der Versammlung, Doctor Joseph Rozsay, Primararzt in Pest (Landstrasse Nr. 54), in frankirten Briefen mit gleichzeitigem Einschluss der Aufnahmstaxe von 5 tl. und unter genauer Angabe ihres Namens, Charakters, Wohnortes und der letzten Post zu wenden haben, worauf sie die Legitimations-Karte mittelst Post sogleich zugesendet erhalten. Jene Herren, welche von der Begünstigung auf den Eisenbahnen keinen Gebrauch machen, werden ersucht, wegen Bestellung der Wohnung bis längstens 25. August ihre Ankunft direct an den Secretär der Versammlung, Dr. Karl Kanka in Pressburg, brieflich anzumelden. Am 27. August Abends findet im Primatial-Palast die erste gesellschaftliche Zusam- menkunft statt, zur gegenseitigen Begrüssung und zum Bekannt- werden der Mitglieder, worauf am 28. die erste allgemeine Eröff- nungssitzung folgt; von den folgenden vier Tagen werden drei zu den Fachsitzungen und einer zu einem gemeinschaftlichen Ausflug in die Umgebung verwendet ; am 2. September findet die zweite allge- 271 meine iiiul Sclilusssilziino- sfalf. Die Vorlräoe in den allüeineinen sowohl wie in den Fachsitzung-en können in jeder gebildeten Sprache gehalten werden. Um den Aufenthalt den P. T. Mitgliedern zu einem möglichst genuss- und lehrreichen zu gestalten, hat das mit den Vor- bereitungen beauftragte Comite eine Ausstellung von industriellen, landwirlhschaftlichen, sowie von archäologischen und Kunstgegen- ständen eingeleitet und wird in diesem Unternehmen vom löblichen Land\virthsc!iafts verein des Pressburger Comitales, sowie von vielen Industriellen und Kunstfreunden aufs eifrigste unterstützt. Ausser dem grossen gemeinschaftlichen Ausflug werden in den Nachmittags- stunden der für Fachsitzungen bestimmten Tage kleinere Ausflüge in die Umgebung in den einzelnen Sectionen in Vorschlag gebracht werden. — Der k. k. botanische Garten in Padua unter der Lei- tung des Dr. R. V. Visiani, ist allbekannt einer der reichsten und der bestgeordnelsten derartigen Gärten in Italien, wenn nicht auch von anderswo. Es werden in demselben über J 8.000 Pflanzenarten kul- tivirt ; das Herbarium nach verschiedenen Floren geordnet, unifasst über 14.000 Species; ein grosser Reichthum besteht in einer Sammlung von fossilen Pflanzen aus den venetianischen Provinzen, die sich in keinem anderen Museum, weder in Wien, noch in Paris, noch in Lon- don vorfindet — sie umfasst die prachtvollsten Exemplare von Pal- men i}, worunter namentlich eine erst kürzlich erworbene Flabellaria (Stamm und 8 Blätter) 3 Met. hoch und 2 Met. breit, — das einzige bis jetzt entdeckte vollständige Exemplar! Dann finden wir kleinere Sammlungen von Samen ujid Früchten, von Holzarten u. s. w. — Die Bibliothek wurde vor einem Jahrhunderte vonProfessor Johann 31 ar- s ili gegründet, sie wurde vermehrt von seinem Nachfolger Jos. Ant. Bonato — beide Professoren waren jedoch am wenigsten Botaniker, so dass die Bibliothek damals aus Vj naturwissenschafilicher Werke, y5 medicinischer und Vs a» Werken von Kunst und schönen Wissen- schaften bestand; unter letzteren finden sich höchst werthvolle grie- chische und lateinische Klassiker, theologische, archeologische, numis- matische u. a. Werko, die gänzlich unbenutzt liegen, weil Niemand in einem botanischen Museum derartige Werke sucht. Die Bibliothekzählte unter dem Direktor Bonato 4920Bände, jetzt unter Visiani nicht we- niger als 8000 (die eigenen auch mitgerechnet, die jedoch ebenfalls auch in der Museal-Bibliothek aufgestellt sind und zur allgemeinen Benützung vorliegen). Unter den werthvoUeren Schriften findet sich von Friedrich Cesi: die autographe Abb.: „Federici Principis Caesii Lyncaeorum fundatoris: de Laserpitio et Laserpitii pluvia" — wel- che über das berühmte Gummiharz aus Lybien, von den Geographen und lateinischen Schriftstellern „Laserpitium" oder „Laser," von den Griechen „Silfio" benannt wurde, und welches nach Sprengel aus ^) Professor v, Visiani gab in dem XI. Bande der Memorie dell' t. R. Islituto veneto di scienze, Beschreibung und Abbildung von 13 Species „palmae pin- natae terfiariae aeri veiieli." 27 ■> den Wurzeln der Ferula tingltana L., nach VMsiani aber Non der Thapsia Sylphium ausgeschwitzt wird. — Ferner finden wir eine von Prospero Alpino verfasste Uebersetzung- von Averroe's „de ani- malibus" unter dem Titel: „Averrois Cordubensis de aniinalibus über primus, Prospero Alpino marossicense medico et philosopho inter- prete, una cum Diodato Hebraeo philosopho. Cayri Aegypti 1584 (zur Zeit als Alpino seit dem Jahre 1580 Egypten durchreiste). — Von Alpino besitzt die Bibliothek auch einen weiteren Autograph: ,,de medicina Aegyptiorum," welchem ein anderes: „de plantis per iter, variis in locis, observatis," dann „de Aegypti situ atque aevis lem- perie" u. a. folgen. — Ein werthvolles Manuskript ist auch von Mal- pighi: „Analomes plantarum idea", ^ — welches in London im Jahre 1675 gedruckt wurde, und im Jahre 1676 in den Werken Malpighi's nochmals abgedruckt wurde. — Von Ab. Felix Viali exislirt ein Manuskript über Spilanthus acmella L.; von Johann Marsili über den botanischen Garten von Padua u. n. a.; dann Briefe an M. Ant. Caldani von Haller (13. Juli 1711); von C. Allione (16. Nov. 1774); von Spallanzani (15. April 1797) u. s. f. u. s. f. S r. — Der durch die Stiftung von Aug. Pyr. DeCandolle von der physik. naturhist. Gesellschaft in Genf alle 5 Jahre zu (.'rtheilende Preis von 500 Francs für die beste Monographie über eine Gattung oder Familie der Pflanzen wird am 9. September 1866 dem betreffenden Autor zuerkannt werden. Die auf diesen Preis reflecti- renden Abhandlungen, welche in französischer oder lateinischer Sprache abgefasst sein müssen, sind bis zum 1. Juli 1866 an den Prä- .sidenten E. Plantamour oder an den Sekretär C. Marignaczu übersenden. Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind eingelroflen : Von Herrn üechlritz in Breslau, mit Pfkiiizen ans Schlesien. — Von Herrn Graf in Graz, mil Pfl. aus Steiermarlc. Sendungen sind ab.ijegangen an die Herren: Sciineller in l^ress- b nrg, Grund! in iJorogli, Dr. Feichtinger in Gran, Sekera in JMünclien- gratz, Matz in Höbesbrunn , Val de Lievre in Trient, Andorfer in Langen- lui«; und Preuer in Hotgastein. Correspondenz der Redaktion. Herrn J.L.H.: „Viel Dank, bitte um baldige Fortsetzung." — Herrn R. : „Kleinere Beiträge, wenn solciie bis zum lä. eines Monates einlangen, können in das nächste Heft aufgenommen werden , bei grösseren Abhaidlungen ist es nicht immer möglich die Zeit des Abdruckes voraus zu bestimmen." — tierrn K. — Einzelne der in der botan. Zeitschrift ersciiienen Porträts zu 1 fl., sämmt- liche 9 Portr. 5 tl." Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skoütz. Verlaii; von C 4iierold. Druck von C. Ueberreater. I OesteiTcicIiiscIie BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. Gemeinnützig'es Organ für i>ie »sterreichisiciie Exemplare, botaniaclie Zeitsclirift RAioiliLf nild R A^'aill IfOi» die frei durcli die Post be- erscheint DUldUIE UllU DUldUlHCr, zogen werden sollen, sind den Ersten jeden Monats. bios bei der nednkCIo» mu^^'n.^Tkr.'oelriv'^'i'''"^''' Oekoiioiiieii, Forsliiiiiiiiier, Acrzle, ^'^u';;änumerhen/-^ i3 Thlr. iO Ngr.l . . . j rr i -l Im Wege des g a.iz,j ährig. oder ApOlliekei' UDQ leCllIUkei'. Buchhandeis übemlmna mit. a II. «3 kr. Oest. W. F Pränumeration halbjährig. C. Cerold's Solin Inserate in Wien, die ganze Petitzeile TffO. Ck *° ^^^ ""'^^ übrigen lOkr. Oest.W. JH =' t/i Buchhandlungen. XV. Jahigang. WIM. September 1865. INHALT: Zur Flora Westgaliziens. Von Dr. AschersoD und Engler. — Gefüllte Alpenrosen und gefülltes Edelweiss. Von Dr. Kerner. — Heber Pliaca Bayeri- Von Brit tinger. — Heber die Abhaudlungen von Bonorden. Von Schulzer. — Correspondenz. Von Markus, Holuby, Dr. Kerner. — Persoaalnotizen. — Vereine, Gesellscbafleu , Anstalten. — Literarisches — Botanischer Tauschverein. — Miltheilungen. Beiträge zur Flora Westgaliziens und der Central-Karpaten. Von Dr. P. Ascherson und A. Engler. Wie den Lesern dieser Zeitschrift bereits aus der Mittheilung unseres Freundes Kuhn in der Oktobernumnier des Jahrganges 1864 bekannt ist, unternahmen wir im August v. J. in Gesellschaft desselben sowie unserer Freunde Hüppe und Gerndt in Breslau und Rey- mann in Berlin, eine botanische Reise in die Central-Karpaten. Obgleich unsere Ausflüge sich nur auf Lokalitäten erstreckten, die schon oft von anderen Botanikern besucht wurden, und trotz der in diesem Hochgebirge gewöhnlichen ungünstigen Witterung hatten wir, obwohl die Nachlese nach den zahlreichen Exkursionen der tüchtigsten einheimischen und auswärtigen Forscher immer spärlicher wird, doch das Glück, einige Beobachtungen zu machen , welche vielleicht verdienen, für die genauere Kenntniss der Flora des be- treffenden Gebiets in Betracht gezogen zu werden. Da in den letzten Jahrgängen mehrfache Beschreibungen von Reisen in die Tatra und die benachbarten Theile der Karpaten mitgetheilt sind, so glauben wir hier auf eine ausführliche Beschreibung unserer Oosterr. botan. Zeitschrift. 9" Heft. 186.'j. 21 274 Exkursionen und eine Aufzählung- der von uns aufgeCuiidcntu, bisher noch nicht verzeichneten Standorte seltener Pflanzen uiiiso- mehr verzichten zu sollen, als vv'ir solche an einem anderen Orte zu geben gedenken. Wir wollen hier nur die wichtigsten Ergeb- nisse kurz mittheilen, indem wir ein Itinerar des von uns einge- schlagenen Weges vorausschicken. Am 1. August Mittags verliessen wir Breslau und fuhren auf der oberschlesischen Eisenbahn bis Oswigciai ^) wo wir, da der ver- spätete Zug den Anschliiss nicht erreichte, übernachten mussten. Am 2, August Früh fuhren wir nach Krakau, woselbst wir bei Herrn Dr. Ilerbich, dem würdigen Nestor der Botaniker im Kaiser- staate, welcher um die Flora der Karpatenländer sich die gröss- ten Verdienste erworben hat, die freundlichste Aufnahme und erfolgreichen Ralh und Beistand fanden. Wir suchten nach seiner Anweisung am 3. Aldrovanda vesiculosa L. an ihrem Standorte bei Tyniecki kulo auf, und besuchten auf dem Rückwege die Jura- kalkhöhen bei Bielany. Am 4. fuhren Avir über Wieliczka und Myslenice bis zu dem etwas jenseits dieses Ortes im Rawa-Thale gelegenen Dorfe Stroza, wo wir einige Nachtstunden rasteten. Am 5. setzten wir unsere Fahrt über den Berg Lubien fort und er- reichten am Nachmittage Neumarkt (Nowytarg), von wo wir am 6. über Czorstyn und Kroscienko bis zu dem seit Kurzen sehr in Aufnahme gekommenen, in herrlichster Gegend gelegenen Sauer- brunnen Szczawnica fuhren. Von dort begaben wir uns zu Fuss bei schon eingebrochener Dunkelheit nach dem auf ungarischem Boden in Zipsen gelegenen rothen Kloster, wo wir übernachteten. Am folgenden Tage bestiegen wir den Kronenberg, (Trzy koronyj den hervorragendsten Punkt des vom Dunajec durchbrochenen schroffen Kalkgebirges der Pienniny, und stiegen nach Kroscienko herab, von wo wir nach Neumarkt zurückfuhren. *) Wir möchten uns über die deutsche Orthographie der fremden Orts- namen folgende Bemerkungen erlauben. In der Wiedergabe eines Eigennamens in fremder Sprache lassen sich zwei Wege einschlagen. Entweder beliält man die Orthographie des Namens in der Sprache, welcher er ant,eliört, unver- ändert bei; in dieser Art verfahren die Engländer und auch wir Deutsche in der Regel; oder man macht sich den Namen mehr oder weniger mundgerecht und schreibt ihn mit der Orthographie der eigenen Sprache genau so, vvie er aus- gesprochen wird; so pflegen die Franzosen, Italiener, Slaven und Magyaren zu Werke zu gehen. Beide Methoden haben ihre Vorzüge und Nachtheile; beide sind indess durch logische Gründe zu rechtfertigen. Schlechterdings wider- sinnig ist es aber, wenn man den fremden Namen in der Orthographie einer dritten Sprache, zumal wenn dieselbe mit den beiden andern gar Nichts gemein hat, wiedergibt, wie man diess fast regelmässig in deutschen, Ungarn betreffenden Schriften an den slavischen und rumänischen Worten findet;, so lesen wir z.B. in Pester deutschen Zeitungen: Zsivio , Masirevics etc.; man liest in geographischen Schriften Chocs, Gyumbir, Szucsan; ja Fuchs schreibt in seiner Karpatenreise sogar den Namen einer bekannten galizi- schen Stadt Szandecz. Wir können diese ebenso unpraktische als unlogische Verfahrungsweise nicht billigen und wollen die erste Methode, so viel uns möglich ist, streng durchführen. 275 Am 8. begaben wir uns wieder zu Wagen über Zakopane nach Koscielisko, in dessen sehr mangelhaflem Wirthshause wir uns für die folgenden zwei Tage einquartierten. Am 10. bestiegen wir die den südlichen Abschluss des Koscieliskothales bildende Pyszna. Am 11. verlegten wir unser Domicil nach dem Eisenwerke Zakopane, von wo aus wir am 12. den Gewont bestiegen. Am 13. fuhren wir, da starker Schneefall unsern Plan, quer durchs Hochgebirge nach dem Meerauge vorzudringen , vereitelt hatte, über Poronin und Bukowina nach Javorina, von wo aus wir sofort zu Fuss nach dem Meerauge oder dem grossen Fischsee aufbrachen , den wir in der Dämmerung erreichten. Wir brachten die Nacht in einer unweit desselben gelegenen Salasche zu; am folgenden Morgen hinderte uns leider das anhal- lende Regenwetter am Bolanisiren, das uns auch, nach Javorina zurückgekehrt, den ganzen Tag ans Zimmer fesselte. Dieser vom Himmel uns zudiktirte Hausarrest wurde am Abend uns auch Seitens der Polizeibehörde auferlegt , indem der das dort stationirte Gensdarmerie- Kommando befehligende Korporal, unbekannt mit der Passkarlenconvention, unsere preussischen Pass- karten als keine gesetzliche Legitimation anerkannte, uns verhaf- tete und am folgenden Tage den 14. zu Fuss mit 3 Mann Eskorte über Zdjar nach Kesmark transportiren liess. Wir trafen dort am Nachmiltage an; da der kommandirende Ofllcier nicht zugegen war, wurden wir in dem zur Kaserne umgewandelten, ehemals Tököly'- schen Schlosse über Nacht in Haft behalten, am andern Morgen indess von demselben unter vollständiger Satisfaktion freigelassen. Aus diesem Grunde haben wir dies Abenteuer, welches ganz gut in unseren durch mancherlei heilere Erlebnisse angeregten Reise- humor passte, nicht zum Gegenstande einer weitern Beschwerde ge- macht, wollten dasselbe indess den Fachgenossen in Oesterreich und dem Auslande nicht verschweigen, da es sonach scheint, als ob eine Nacht in einer Wachstube mit zu den Erlebnissen einer Karpaten- reise gehörte , gegen die selbst eine vollständig gesetzliche Legiti- mation nicht absoluten Schutz gewährt. Uebrigens können wir allen Officieren und Mannschaften, mit denen wir in Berührung kamen, das Lob der rücksichtsvollsten Behandlung nicht versagen. Wir wurden überdies für dies Abenteuer reichlich durch die grosse Freund- lichkeit entschädigt, die uns viele Bewohner Kesmarks in der darauf folgenden Woche erwiesen. Auch hatten wir die Freude, die Bekanntschaft des sich ge- rade daselbst aufhaltenden Prof. Hazsiinszky zu machen. Ein Theil der Gesellschaft fixirte sich in dieser Zeit in Kesmark, ein anderer in Rox, in dem für die Besucher der Belaer Kalkalpen als Standquartier zu empfehlenden B ergsm an n'schen Wirthshause. Während dieser Zeit wurden mehrfache Exkursionen nach dem langen Walde, dem Galgenberge, am 18. und 20. nach dem Drechselhäuschen, und am 21. nach dem weissen See und Dureisberge gemacht. 21 * 276 Am 22. vereinigle sicli die Gesellscliiifl wieder in Kesmark, um sich am 23. Früli zu trennen, indem die 3 Berliner über Krakau den Heimweg antraten, während die Breslauer die Reise durch das Waagthai und den Jablunkapass nach Teschen fortsetzten. Die Ersteren fuhren am 13. über Bela, Pudlein (Podolin), Kniesen (Gniezda) nach Mnissek, und von dort am 24. über Piwnica, Alt- und Neu-Sandec, Lipnica und Wisznica nach Bochnia , von wo sie über Krakau und Myslowitz nach Breslau und Berlin zurückkehrten. Die Breslauer gingen am 23. von Kesmark nach Schmeks, und be- suchten das Kahlbachthal, am 24. über Gerlachovce (Gerlsdorl), Batizovce (Botzdorf) und Mengusowce (^Mengsdorf) nach dem Cor- baer-See an dessen Ufern sie in einem verlassenen Heustadel (Kolyba) übernachteten. Am 25. erstiegen sie den grossen Krivan und stiegen nach Vychodna herab. Am 26. wanderten sie über Hyby und Hradek, von wo sie bis Tepia, 1 Meile vor Rosenberg fuhren, an welchem Orte sie am 27, verweilten und am 28, den C!ioc bestiegen. Am 30. fuhren dieselben auf einem Waagflosse bis Kralovan , am 31. bis Turan; am 1. September verliessen sie in Suöan das Floss, und wanderten wieder zu Fuss über Strcöno bis Silein (Zolna); am 2. erreichten sie zu Wagen Jablunkau, am 3. Teschen, am 5. mittelst der Eisenbahn Breslau. Den nachfolgenden Bemerkungen ist Wahlen berg's klas- sische, immer noch unentbehrliche Flora Carpatorum principalium zu Grunde gelegt; sollte das Eine oder das Andere schon in Hazs- linszky's 1864 erschienener ejszaki Magyarhon viräriya (Flora von Nordungarn) enthalten sein, so wolle uns der treffliche Forscher, dessen Bekanntschaft wir zu den erfreulichsten Ergebnissen unserer Reise rechnen , uns unsere Angabe nicht als Plagiat anrechnen. Ascherson bestellte dieses Werk schon im Herbst v. J., konnte es aber bisher nicht zu Gesicht bekommen. i. Arabis sudetica Tausch. Die Angabe Ha usskn echl's im Jahrgange 1864 dieser Zeitschrift Seite 212, dass diese Pflanze in den Karpaten vermisst werde , hat sich bereits in demselben Jahre als nicht mehr richtig herausgestellt. Sie wächst in Menge auf grasigen Lehnen im Drechselhäuschen, circa 4000 — 5000 Fuss. Die Akten über ihre specifische Selbstständigkeit sind noch nicht geschlossen. Es lässt sich nicht läugnen , dass die glänzenden, fleischigen Blätter und breiteren Schoten, als die der Ä. hirsuta CL.} Scop. zu sein pflegen, einigermassen an A. bellidifolia Jacq. erinnern, welche ja auch im Drechselhäuschen vorkommt; indess wird jeder Gedanke einer etwaigen Beziehung zu dieser Art schon dadurch ausgeschlossen, dass die völlig identische Pflanze, welche wir im Kessel des mährischen Gesenkes sammelten, dort ohne A. bellidifolia vorkommt. Der gerade in den Karpaten vorkommenden, von uns in den Pienninen und am rothen Lehm gesammelten Form der A. hirsuta (LJ Sco^p. mit kurzen eine lange , ziemlich lockere Traube bildenden Schoten gegenüber, fällt es in der That schwer zu glauben , dass die A. sudetica mit ihrer kurzen, gedrängten 277 Traube fasl doppelt so langer und breilerer P'rüchte eine blosse Va- rielüt derselben sein solle; freilich ersclieinl die polymorphe A. hir- suta ander\värls oft in sehr ähnlicher Gestalt; ob das von \y im- mer {J\. V. Schlesien, 3. Bearb. S. 511) angegebene Alerkmal, dass die Seitennerven der Fruchtklappen bei A. sudetica deirtlicher seien, als bei hirsuta, ^velches wir an unserem Exemplare bestä- tigt fanden, ganz durchgreife, lassen wir dahingestellt. 2. Erysimmn Wittmanni Zaw. An Kalkfelsen bei Hradek, schon im Juli 1856 von v. Uechlritz gefunden und in d. Zeitschr. 1857, S. 376 als E. crepidifoliiim Rchb. angegeben: 18(54 von Engler wieder gesammelt und mit der am klassischen Standorte, auf den Pienninen, gesammelten Pflanze als identisch erkannt. Auch V. Uechtritz erklärte sich, sobald er die Pienninenpflanze sah, sofort für deren Zusammenfallen mit dem von ihm im Liptauer Co- iiiilat gcsanunehcn Erysimum. Es \Aar U ech t ritz also so gegangen wie A eilreich, welcher (Nachträge zu Maly's Enum. S. 237) bchauptite, die Pienninenpflanze nicht von £. crepidifolium unter- scheiden zu können. W'w können die Pflanze indess mit keiner der deulsclien Arten absolut identificiren, obwohl sie mehreren dersel- ben allerdings nahe steht. So hat sie mit E. crepidifolium aller- dings die Dauer, Blatlform, Bekleidung und die helle Blüthenfarbe gemein, unterscheidet sich indess durch die deutlich 2 lappige A'arbe, (£. crepidifolium hat eine kopfförmige, in der Mitte nur schwach ver(iel'le), ferner die grauen mit sehr abstechenden griinen Kanten versehenen Schoten, (bei crepidifolium ganz oder doch ziemlich gleichfarbig), und die einen angeneiimcn Honiggeruch verbreitenden Bliithen (bei crepidifoliiim nach Koch der bekanntlich ein specielles Studium aus den Erysimum-\v[en gemacht und solche lange cullivirt hat, geruchlos), weshalb sie ihr erster Entdecker, Herbich in Flora 1834, S. 575 wohl als E. odoratum aufgeführt hat. Diese Merkmale bringen sie der Gruppe der 4 eng- (nach Hausmann Fl. v. Tirol S. 66 vielleicht zu nahe) verwandten Arten E. rhaeticum DC, Cheiranthus Pers., helveticum D C. und uchroleiicum D C. nahe, ^^ eiche indess ausdauern lebhaft gelbe Blülheu und schmälere, meist ganzrandige oder schwach gezäh- nelte , mit sogenannten einfachen Haaren Qsetis mediofixis^ be- setzte Blätter haben, während unsere Pflanze lanzetlliche , stark gezähnte, mit 3 spaltigen Haaren mehr oder weniger bestreute Blätter besitzt. Alle diese Merkmale sind allerdings von wenigen Gewicht, doch sind wir nicht im Stande, auf Grund unserer geringen Er- fahrungen an eine von Koch so gründlich studirte Gattung Hand anzulegen. Wir können aber nicht verschweigen, dass die von uns gesammelten Exemplare den geringen Werth mehrerer in dieser Galtung angewandten Älerkmale schlagend darthun. Sowohl unter den Pienninen- als Liptauer Exemplaren finden sich solche, wo die Narbe von einem GrilTel \on der Länge der Schotenbreile gelragen wird, und andere, wo die Klappen bis unmittelbar zur Narbe reichen; ferner sind an dicht neigen einander gewachsenen Stengeln, 278 (vielleicht an Aesfen desselben Horstes da mehrere grosse niehr- stenglige Büsche unter die Gesellschaft ausgetheilt wurden} , die Kurzzweige in den Blattachseln bald völlig, bald schwach, bald gar nicht entwickelt. Wir bedauern sehr, von den zahlreichen russi- schen Arien, nur sparsames Material zur Vergleichung zu haben, da sich unter ihnen vielleicht noch nahe Verwandte unserer Art finden dürften. 3. Cheivanthus helveficus Wahlen b. Fl. carp. pag. 203 ist noch nach Neilreich (a- a- 0, S. 238) eine zweifelhafte Pflanze. Wenn Ue cht ritz (a. a. 0. S. '369) E. helveticum D C. im Drecliselhäuschen angab, so beruhte dies gerade auf der entge- gengesetzten Verwechslung der Namen, als die ist, welche Neil- reich vermulhete. Seine Pflanze ist dieselbe, welche am 18. August zahlreich im Drechselhäuschen gesammelt wurde; sie hat mit E. helveticum D C. nichts gemein; ebenso ist sie auch an E. suffni- ticosum Spr. (^Cheiranthus helveticus J a c q.) durch die Innern nicht filzigen Fruchtidappen und die mit 3spaltigen Haaren bestreuten Blätter verschieden, steht dagegen dem E. hieraciifolium L. und zwar dessen Form mit gezähneUen Blättern (£. stricium Fl. Welt, so nahe, dass wir nicht anstehn, sie als subvar. Wahlenbergii Aschs. und Engl., derselben unterzuordnen. Sie unterscheidet sich von derselben nur durch längere Schoten, analog wie E. longisiliqnosum Schi, von der Parallelform virgatum Rth. mit ganzrandigen Blättern. 4 . Helianthemum Chamaecistus Mill. {vulgare Gär in.^ y.gln- hrium Koch form, serpyllifolmm Crtz. Eine durch ihre fast kahlen, glänzenden Blätter, sehr auffallende Form, die uns in unserer nord- deulschen Heimat nirgends vorgekommen ist, und welche beim ersten Blick fast an Polygala Chamaebuxiis L. erinnert. Die- selbe wächst an den höchsten Felszacken des Kronenberges in den Pienninen. (Die Form ist in den österreichischen Kalkalpen gemein.) 3. Dianthus superbus L. var, Wlmmeri Wichura (als Art.) Diese durch ihren üppigen Wuchs und ihre relativ frühe Blüthe- zeit ausgezeichnete Hochgebirgsform, die sich aber durch kein scharfes Merkmal von der Hauptart trennen lässt, wächst an gra- sigen Stellen, unter und über der Waldgrenze im Drechselhäus- chen und am rothen Lehm. Ohne Zweifel ist der in Flora 1834, S. 599 im Koscielisko-Thale angegebene D. superbus var. alpinus Herb, dieselbe Pflanze. 6. Silene acaulis L. var. alba Otth, Diese zierliche weiss- blühende Form wurde von Ascherson am Durlsberge in nur zwei Rasen unter zahlreichen rothblühenden bemerkt. 7. Alsine verna (L.) Bartl. var. Gerardi (Willd.) (=^ ^. alpina Koch syn.) An Felsen im Drechselhäuschen, ca. 5000' v(»n Engler gesammelt. Ob diese Form wirklich nur eine Varietät der übrigens in der Tatra sehr verbreiteten Ä. verna darstellt, lassen wir dahingestellt, obwohl wir ausser den doppelt so grossen Blüthen (welche denen der A. austriaca M. u. K. gleichkommen) keinen Unter- 279 schied finden. Dieselbe slimnit genau mit Ar-enaria Gerardi W illd. herb. no. 8784 überein; Alsine Gerardi Wahlenb. carp. p. 132 tnlspricht indess wegen des caule submuUifloro der typischen A. verna, für welche Geners ich diese Pflanze bestimmt hatte. Ob Wahlen berg unsere Pflanze gesehen hat, ist mindestens zweifel- haft ; jedenfalls hat derjenige, welcher sie wieder als Art aufstellen sollte, sie mit seiner Autorität statt mit Whlnb. zu bezeichnen. 8. Chaerophyllum nitidum Wahlenb. Fl. carp. p. 85 wurde von uns im langen Walde bei Kesmark gesammelt. Diese Wieder- aufllndung gab nicht nur Veranlassung zur Identifikation der Pflanze mit Anthriscus dubius Kab. und A. abortivus iord. durch Uech- tritz Tvgl. diese Zeitschrift 1864 Seite 385), sondern auch zu einer ausführlichen Besprechung derselben in der Verhandlung des botan. Vereins für die Prov. Brandenburg etc. VI. Jahrg. S. 15l, fl". durch Ascherson nebst zwei von Key mann gezeichneten Tafeln. Zu den Resultaten dieser Abhandlung, in welcher A. auch ohne Identität mit A. alpestris W. und Grab, und ihre Verbreitung durch die Sudeten, westlichen Karpaten, die ganze Alpenkette an der Alpe Plisivica in der kroatischen Militärgrenze (Originalstand- ort der Scandix silvatica Kit. 1802 ined. in Hb. Willd.) bis zur Grande Chartreuse bei Grenoble und das Juragebirge erwiesen zu haben glaubte, fügt derselbe noch hinzu, dass er dieselbe Pflanze kürzlich durch die Güte v. Janka's auch aus den Alpen des nord- östlichen Siebenbürgens erhielt, nämlich aus dem Thale unter der Alpe Ciblesiu, nördlich von Nassod und „in Vorgebirgsthälern und bis auf die Alpen CPäluta) bei Rodna," beide von Portzius ge- sammelt. 9. Galiiim silvaticum L. v. intermedium (Schult, als Art.) Uechtr. sen. Q=^ G. sUcaticum L. ß. intermedium und y. angusti- folium He uff. en. pl. bau p. 88). In Wäldern am rothen Kloster und am Rande des langen Waldes bei Kesmark von Ascherson gesammelt. Diese Pflanze, welche von v. Uech t rit z fil. auch in Wäldern der Trebnitzer Berge in Schlesien gefunden wurde, weicht in der Tracht sehr von der Stammform ab, (welche an den an- geführten Standorten nicht bemerkt wurde) und nähert sich durch die zahlreichen Laubäste der Tracht des G. Mollugo L., während sie wegen der schmallanzettlichen, oft von der Mitte an verschmä- lerten, spitzen, selten etwas stumpflichen Blattorgane der Schein- quirle (vulgo Blätter) und die länger gespitzten Zipfel der Blumen- krone leicht für G. aristalum L. bestimmt werden könnte; wess- halb wir vermulhen, dass G. aristatum, welches Grzegorzek (d. Zeitschr. 1856 S. 85) bei Zakopane angibt, hieher gehöre. Das echte, süddeutsche G. aristatum L. scheint uns durch zarleren Wuchs, deutlich -leckigen Stengel, noch schmälere, lineal-lanzetfliche Blatt- gebilde, lockerern Blüthenstand und grössere Früchte verschieden. Vgl. Verhandl. des bot. Ver. für Brandenb., VI. Jahrg. S. 154, 10. Valeriana simplicifolia (Rchb.) Kabath (= V. dioica simplicifolia Rchb. pl. crit.) Im langen Walde bei Kesmark an 280 quelligen Stellen mit Chaerophyllum nitidum Wahlenb. (wie am Originalstandorte Kabath's, der Dombrowe bei Gleiwitzj , von Ascherson gefunden. Diese Pflanze, welche ohne Zweifel die V. montana Geners. ist, ist sicher von V. dioica L. , welche übrigens auch im Gebiete der Centralkarpaten vorkommen muss, da Wahlenberg seiner Pflanze foHa caulina It/rato-pinnatifida zuschreibt, als Art zu trennen. Vgl. v. üechtritz in Verhandi. des bot. Ver. für Brandenb. VI. Jahrgang S. 110 ff. 11. Phyteuma inaequatum Kit. Auch nach der in addit. ad. Fl. hang. ed. Kanitz (Linnaea 1863 p. 426} gegebenen etwas aus- führlicheren Beschreibung von P. inaequatum Kit. können wir darin nur eine wenig erhebliche Abweichung von dem in den Kar- paten äusserst verbreiteten P. orbiculai'e L. erkennen, die kaum den Rang einer Varietät verdient. Der Grund der unteren Blätter dieser Art ist bald herzförmig, bald abgerundet, bald verschmälert, wonach bereits Villars drei nirgends angenommene Arten P. cordi- folia, ellipticifolia und lanceolata gebildet hat. Die etwas ungleiche Herzform ist um nichts bemerkenswerlher als die gleichmässige und keineswegs seltener als dieselbe; beide finden sich z. B. an einem Exemplare von dem märkischen Stand- orte bei Treuenbrietzen in Ascherson's Herbar. Im YTiUdenow'- schen Herbar sind leider die K i t aibel'schen Exemplare (mit einer Etikette aU Phyteuma quod? in alpibus) bezeichnet, unler P. 07'biculare (Nr. 38S6j mit solchen von andern Standorten zusammengeworfen und durchaus nicht als bestimmte Varietät herauszufinden. Wir schliessen uns daher Reuss's Ansicht an, welcher diese KitaibeT sehe Art zu P. orbiculare L. bringt. 12. Rhododendronhirsiitum L. \ar.glabratum Aschs. u. Kuhn. Am Gewont bei Zakopane in einem Exemplare von Kuhn entdeckt, welcher in der Zeitschrift 1864 S. 301 ff. bereits ausführlich darüber berichtete, S. 302 ist; statt S retusaL.., S. 7nyrs'mites L.\. Jacqui- niana Host (als Art.) zu lesen. Bei dieser Gelegenheit wollen wir noch bemerken, dass die auch von uns im Schwarzwasserthale unter- halb des Drechselhäuschens gesammelte Orobanche flava MatI. nicht wie Hau ssk nee h t in d. Zeitschr. 1864 S. 214 angibt, auf Pe^rs/fe* niveus (Vil 1.) Baumg. schmarotzte, \velche bisher in den Central-Kar- paten noch nicht gefunden ist, sondern auf P. ofßcinaiis Mnch. Die von Szontägh in den Flora des Arvaer-Komitates (Verhandi. der zooig. bot. Ges. in Wien 1863 p. 1007 j bei Zazriva und auf dem Berge Cremos nach Vitkay angegeltene 0. vulgaris dürfte wohl ebenfalls 0. flava sein. 13. Pulmonaria mollis Wolff. In schattigem Haselgebüsch des langen Waldes bei Kesmark , von Ascherson gesammelt. Nach dem Standorte ohne Zweifel die nur dort angegebene P. angusiifoUa yy i\\\\<' \\h. Fl. carp. p, 49. Wir können Neilreich's Ansicdit (a. a. 0. S. 164), dass diese Pflanze nur eine unbedeutende Varietät von P. angustifo/ia L. (= P. azurea Bess.) sei, so wenig alüder berühmte Verfasser der Synopsis Fl. germ. theilen. Diese Pflanze 281 hat eine weit mehr auf das südliche Gebiet beschränkte Verbreitung-, da sie in Nord- und Mitteldeutschland nur im Rheinland und Wesl- phalen vorkommt, während P. angustifolia L. sich noch in Schwe- den und den russischen Ostseeprovinzen findet. Bei dieser Gelegenheit wollen wir bemerken, dass sich ein Prachtexemplar von Pulmonavia rubra Schott Qforma gynodynamd) im Berliner Herbar, aus der Kunth'schen Sammlung stammend, mit folg'Mider Bezeichnung vorfindet: Bessera azurea Sc]\\\\\. Pulmonaria azwea Be ss. Pul- monaria Clusii Baumg-. Bukowina, Zawadzki ded. 1833. In den uns zugänglichen Schriften über die Flora der Bukowina finden wir das Vorkommen dieser schönen Pflanze, welche sonach, wie Rhododendron myrtifolium Schott und Kotschy, Ranunculun car- paticus Herb. u. a. den östlichen Karpaten eigen zu sein scheint^ nicht erwähnt. In derselben Sammlung- findet sich ein Ori,];inalexemp]ar der Pulmonaria azurea B es s. aus dem südlichen Podolien, welches mit unserer P. angustifolia L. und der schwedischen {Pnlmonaria angustifolia sam'ico-süL'cnn^, Bezeichnungeines ebenda vorhandenen Fries 'scheu Exemplars) identisch ist. 14. Teucrium montanumh. Obwohl diese Pflanze in den Kalk- gebirgen Nordungarns , z.B. des Trentschiner Komilats, s. Szon- tägh in d. Zeitschrift 1864 Sept.j mehrfach vorkommt, so ist sie unseres Wissens im engeren Gebiet der Central-Karpaten, wie es naturgemäss durch die 4 Flüsse Popper (Poprad), Dunajec, Arva (Orava) und Waag abgegrenzt wird, nur am südwestlichen und nordöstlichen Ende vorhanden. Herb ich gibt es in Flora 1834 S. 574 als T. supinum bei Szczawnica an; häufiger scheint es in dem Winkel zwischen Arva und Waag zu sein, wo es Szon- tägh (Verh. d. zool.-bof. Ges. in Wien 1863 S. 1074) am Clioc und Sokol, ferner auf dem rechten Ufer der Arva am Rosudec bei Terhova angibt. In der Buchenregion der erstgenannten Alpe über Dubova sammelte es auch Engler. 15. Utricularianegtecta Lehm. Im See (Jezero) bei Tyniecki Koto westlich von Krakau, jenem alten Weichselarme, in dem Reh- mann und Herbich die seUene Aldrovanda entdeckten, in deren Gesellschaft von Ascherson gefunden. 16. Amarantus retroßexus L. Das Fehlen dieser jetzt überall in den Ebenen und Vorgebirgsregionen Galiziens und Nordungarns (unsere Notizen erwähnen sie bei und in Krakau, Wieliczka, Kroscien- ko, Rox und Kesmark, doch glauben wir sie auch ausserdem oft be- merkt zu haben) verbreiteten Pflanze in Wa h lenb e r g's Fl. carp. dürfen wir wohl als Beweis annehmen , dass sie 1813 in Zipsen fehlte oder doch wenigstens sehr selten war. Wir haben hier also einen, wenn auch indirekten Beweis für die gewöhnliche Annahme, dass diese Pflanze ihre jetzige Verbreitung erst durch eine relativ späte Einwanderung erlangt habe. In der Berliner Flora ist dasselbe zu erweisen; Ascherson erinnert sich noch, wie sehr er auf seinen ersten Exkursionen zu Anfang 282 der 50er Jahre erstaunte, eine Pflanze an vielen Standorten und völlig eingebürgert zu finden, welche die frühem Floristen theils ganz übergehn, theils als zufälligen und unbeständigen Garlen- ttüchtling betrachten. Auch Winimer sagt (Fl. v. Schlesien 3. Bearb. S. 218): „seit 30 Jahren, wo sie selten war, weit verbreitet und jetzt sehr häufig." Leider sind die Details dieser merkwürdigen Einwanderung, hauptsächlich wohl wegen der unbegründeten An- sicht, dass die Pflanze Gartenflüchtling sei, der Aufzeichnung entgan- gen ; möchte man wenigstens von nun an ihr Auftreten in Gegenden, wo sie bisher noch fehlte, verfolgen. Im inneren Ungarn kannte sie schon Kitaibel (add. ad. Fl. hung. ed. Kanitz Linnaea 1863 p. 362). Die eigentliche Heimat dieser Pflanze dürfte schwer zu ermitteln sein; in Amerika, wo die meisten Schriftsteller ihr Vaterland suchen , kann sie sehr wohl aus der alten Welt einge- wandert sein. 17. Rumex aquaticus L. Am Leibilzer Bache hinter dem Schlosse bei Kesmark, (Ascherson). Bei Rox (Engler). Von Szontägh {di. a. 0. p. 1063) an mehreren Punkten des Arvaer Komitates angegeben. Am ersten Standorte sammelte Ascherson eine soiuierbare Form, welche freilich beim Mangel der unteren Blätter nicht sicher zu bestimmen sein dürfte. In der Tracht und den meisten Merkmalen steht sie dem R. obtusifolius L. var. Silvester Wallr. (als Art.) sehr nahe, unterscheidet sich indess durch die Fruchtklappen, welche mehr länglich sind (nicht drei- eckig) und an denen nur eine mit einer deutlichen Schwiele ver- sehen ist. Obwohl diese Merkmale an R. sanguineus L. erinnern, so scheint uns doch diese Pflanze nichts mit der gegenwärtigen gemein zu haben , vielmehr die Möglichkeit nahe zu liegen , dass es ein Bastart von R. aquaticus und obtusifolius sei, zumal diese Form der Fruchtklappen an unvollkommen entwickelten Früchten des R. aquaticus vorkommt und die Früchte der obgedachten Form sämmtlich nicht recht normal erscheinen. Wir empfehlen diese Pflanze der weiteren Beobachtung an Ort und Stelle. Dass unter R. acutus Wahlenb. Fl. carp. p. 104 nichts Anderes als R. obtusifolius L. zu verstehen ist, ergibt sich schon aus der ange- gebenen Verbreitung. Bereits W. ist es aufgefallen, dass diese Art sich auch im Hochgebirge um die Salaschen und an Plätzen, wo die Heerden sich im Freien aufhalten, in ungeheurer Anzahl findet, indem ohne Zweifel die thierischen Excremente die ihr zu- sagende Standortsbedingung schafl'en. Nur am Fusse der Pyszna fanden wir mit derselben R. arifolius All. gemischt, während in den Alpen und auch in den Sudeten R. alpinus L. diese Rolle zu spielen pflegt. 18. Salix viimimalis X purpurea b.) rubra Huds. (als Art.) Zwischen den Eltern am Leibitzer Bache hinter dem Schlosse bei Kesmark (Ascherson) Durch diese Wiederauffindung wurde die AnsicJit VV immers (Abh. d. schles. Ges. 1861 S. " 132) , dass Salix mollissima Wahlenb. Fl. carp. dieser Bastart sei, zum 283 Ueberflusse bestätigt. Obwohl es auffallend ist, dass die daneben- sleliende S. viminalis L. in Wahlenberg's Flora fehlt, so darf doch in dieser die W a hienbe rg'sche Pflanze um so weniger gesucht werden, als durch Wahlen b er g's Worte (1. c. p. 317) filamentis connatis und fuliis subtus serieeis demum glaberrimis concoloribus nicht nur dieser ßaslart sondern aucii die Form rubra Huds. speciell bezeichnet wird. Dass mit S. ßssa Wah- len b. (I. c. p. 316) nicht S. fissa Ehrh, = S, rubra ilnds. gemeint sei, sondern die in diesem Florengebiet ungemein verbreitete S. pur- purea L. ist ausser der Beschreibung schon aus der Bf'merkung ersichtlich, dass sie die gemeinste Art des Gebietes sei. Auch die seltenere, der S. viminalis L. näher stehende Form obigen Baslartes^ S. elaeagnifulia Tausch sammelten wir auf dieser Reise, und zwar am linken Weichselufer bei Piekary oberhalb Krakau. 19. Gladiolus imhricatus L., welcher bei Zakopane auf Wiesen und Haferfeldern gemein ist, wurde von En gier auch mit hellrölh- lich weissen Blumen daselbst gefunden, 20. Luzula flavescens (Host) Gau d. Diese bisher nur in den Alpen bekannte Pflanze wurde von 2 MitgliL'dern unserer Geseli- schalt aus der Tatra mitgebracht, leider aber nicht an Ort und Stelle erkannt, weshalb der nähere Standort noch zweifelhaft bleibt; v, U echtritz fand dieselbe unter den von Gern dt gesammelten Exemplaren von Luzula spadicea O ''!•) t)'^sv., welche entweder vom Krivan oder von der Exkursion nach dem Drechselhäuschen und dem weissen See herrühren. Gleichzeitig erkannte auch Rey- mann eni Exemplar derselben unter seinen auf der ersten Exkur- sion nach dem Drechselhäuschen gesammelten Pflanzen. Herbicli gibt zwar in Flora 1834 S. 575 Juncus flavescens, bei Szczawnica an, übergeht denselben aber in seinen späteren Schriften mit Still- schweigen. 21. Carex hyperborea Drejer. An moorigen grasigen Stellen, nahe der Waldgrenze, am Abflüsse des weissen Sees, ca. 4700', zuerst von Kuhn bemerkt, v. Uechtritz erklärte sie bei der ersten Durchsiclit unserer Ausbeute sofort mit grosser Wahrscheinliclikeit für die oben genannte Art, was Ascherson beim Vergleich mit den in Fries Herb. norm, ausgegebenen Exemplaren bestätigt fand. Diese Pflanze unterscheidet sich von der gemeinen C. Goodenoughü Gay. (vulyarisFr.) ausser den ganz nervenlosen Schläuchen haupt- sächlich durch die sehr flachen, etwas derben, kaum kielarlig ge- fall eleu Blätter, wodurch sie einigermassen an C. rigida Good. erinnert. Die Stengel sind nicht immer glatt, wie Andersso n CCyperac. Scand. p. 32) angibt, sondern an unseren Exemplaren, theils glalt, theils rauh, sowie an solchen vom Isergebirge sogar sehr rauh. Der Begriff der C. Goodenoughii Hesse sich ohne grosse Schwierigkeit dahin erweitern, dass diese allerdings leicht kennt- liche Form darin Platz fände. 22. Triticum glaucum Desf. (= Tr. junceum Host., Wah- lenb. Fl. carp. p. 37). Häufig am Jerusalemsberge bei Kesmark aa 284 Wegrändern. Wir können bei dieser Gelegenheit nicht verschwei- gen, dass uns T. rigidum Schrad. (Fl. germ. p. 393) nicht nur die in Koch's Synopsis so bezeichnete Pflanze (= T. elongatumllo al.^ sondern auch und hauptsächlich das T. glaucum Desf. zu umfassen scheint. Dies ergibt sich sowohl aus der Beschreibung (radice subrepente, was gut auf die kurzen Ausläufer des T, glaucum, aber nicht aut das didit caespKose T. elongatum passl) glumis calycinis 6 — 7 circiter nervös continentibus , als aus dem angegebenen Vor- kommen ausser dem Litorale noch: in arenosis, coUibus, asperis, Austriae (Flügge), Bohemiae prope Salsessel (Schkuhr) [ohne Zweifel Zalesl zw. Aussig und Lobosilz], während Neilreich (a. a. 0, S. 15) mit Recht das Vorkommen des T. rigidum Kochsyn. in Böhmen bezweifelt (das in vielen Herbarien vorhandene T. rigi- dum von Prag ist das echte T. glaucum Desf.} und angibt, dass <:s in Oesterreich den jetzigen Botanikern unbekannt sei. Jeden- lalls ist sowohl wegen dieser Konfusion als auch aus Gründen der Priorität für die Liloralpflanze der Name T. elongatum Host, der schon von Sehr ad er citirt wird, voranzustellen. Der Name T. rigidum Sehr ad er ist entweder ganz zu streichen, was wir für das Zweckmässigste halten, oder für T. glaucum Desf. zu gebrauchen. 23. Equisetum maximum Link. {E. Telmnteja Ehrh.) scheint in einer gewissen Region des galizisclien Vorgebirges sehr ver- breitet zu sein. Auf der Hinreise sciinitten wir dieselbe südlich \on Stroza nach dem Berge Lubien zu, wo schon v. Uechtritz diese Pflanze bemerkte , auf der Rückreise zwischen Lipnica und T^goborze an der alten Strasse von Neu-Sandec nach Bochnia; besonders zahlreich war es in einem Hohlwege südlich von T^go- borze und auf einem Berge südlich von Lipnica. Es fehlt aber auch nicht in der Nähe Krakau's; Kuhn und Ascherson bemerkten es an der Eisenbahn zwischen Krzeszowice und Trzebinia. Da nicht wohl anzunehmen ist, dass diess die einzigen Standorte dieser im angrenzenden Oberschlesien so verbreiteten Art sind, so wundern wir uns in der That, dass diese Art von Reh mann, als er 1862 sein Verzeichniss der Gefässkryptogamen West-Galiziens (Verh. der zool. bot. Ges. in Wien 1862 S. 841 ^j veröff'entlichte, noch nicht gefunden war. 24. E. pratense Ehrh. Im langen Walde bei Kesmark von Prof. Kuntz und Ascherson gefunden. Obwohl \ eilre ic h Ca- a. 0. S. 323) aus triftigen Gründen das Vorhandensein dieser Art in Ober-Ungarn vermuthet, so war sie doch unseres Wissens bis- her noch nicht gefunden. Auch Dr. Mild e besass keine Notiz über ihr Vorkommen in Ungarn. 25. Ophioglossum vulgatum L. Auf der schönen Waldwiese, die sich von der Spitze des Kronenbei'ges in den Pienninen herab- zieht, ziemlich zahlreich von uns gefunden; also an derselben Stelle, wo es Herbich (Flora 1834 S. 575) angibt. Wir können daher *; Difse schätzbare Arbeit fehlt im Register des betr. Bandes. 285 Relnnaiinn's Zweifel (a. a. 0. S. 845), ob dieser Standort noch jetzt Geltung- habe, beseitigen. Die unseres Wissens zuerst von Stange im Index pl. francof. gemachte Bemerkung, dass dies Farrnkraut die Gesellschaft von Orchis-Arlen liebe, bestätigt sich auch hier; während man in der Provinz Brandenburg oft O.inüüaris L. in seiner Gesellschaft antrifft, war es hier die zierliche 0. ustu- lata L., die am 7. August noch in voller Blüthe stand. Auch Bo- trychium Lunaria (L.) Sw. fand sich an derselben Stelle. 26. Asplenum^) -ciride Huds. var. microphyllum Aschs. u. Bolle. Wedel sehr klein^ und zart, 0,01 — 0,02 M. lang, aus etwa 15 — 21 0,0025 M. lang-en Fiedern gebildet. An humosen, kaum steini- gen , vom Vieh betretenen Abhängen des Gewont bei Zakopane, etwa 4500' (Ascher so n). Diese sonderbare Verkümmerungsform ist leicht durch die Einwirkung des ungeeigneten Standorts zu erklären, was bei der analogen Form des verwandten A, Tricho- manes, dem A. microphyllum Guss. keineswegs der Fall zu sein scheint. Isoetes lacustris L. Das Vorkommen dieser Art bei Krakau ist als gänzlich unbegründet zu streichen, Prof. Bilimek, auf welchen Rehmann (a. a. 0. S. 846 diese mehrfach wiederholte Angabe zurückführt), schrieb an Prof. Braun, dass ihm nichts davon bekannt sei. Es scheinen sich in der Nähe Krakau's auch keine für Isoetes geeignete Standörtlichkeiten darzubieten. Dagegen liegt die Ver- muthung allerdings nahe, dass die zahlreichen Alpenseen der Tatra günstige Bedingungen für das Vorkommen dieser jetzt mit beson- derem Interesse verfolgten Gattung liefern. Obwohl mehrere der- selben bereits vergeblich durchsucht wurden, so ist die Hoffnung wohl noch nicht aufzugeben, dass sich dort eine oder vielleicht beide mitteleuropäische Arten, I. lacustris L. Dur, und /. echino- spora Dur., welche letztere ja in Siebenbürgen gesammelt ist, vor- finden werden. Berlin und Breslau, im April 1865. Gefüllte Alpenrosen und gefülltes Edelweiss. Von A. Kerner, Gefüllte Blumen kommen bekanntlich in der freien Natur nur höchst selten zur Beobachtung. Auf meinen zahlreichen botanischen Wanderungen hatte ich früher nur Ranunculus auricomus, Cardamine pratensis, Sagina nodosa und Primula ofßcinalis mit Blüthen ange- äaJtXrjvov Disoscor., daher nicht Asplenium zu schreiben. 286 IrolTen, deren Slaubgefässe in Kronenblätter umgewandelt waren. An Alpenpflanzen war mir eine derartige Metamorphose überhaupt nicht untergekommen und ich wusste nur aus einer Notiz in v. Haus mann s Nachtrügen z. Fl. v. Tirol p. 1457, dass am Glunggezer bei Innsbruck ein Strauch des Rhododendron ferrugineum mit gefüllten Blüthen ein- mal aufgefunden worden war. — Desto mehr war ich daher erfreut und überrascht, als ich gelegentlich einer Anfang August vorgenom- menen botanischen Durchforschung des Ortlerstockes in der Nähe von Trafoi das Rhododendron ferrugineum in zahlloser Menge mit gefüllten Blüthen antraf. — Der Anblick, welchen diese gefüllten Alpenrosen darboten, war ein ausserordentlich lieblicher. Im physiog- nomischen Ausdrucke ähnelte ein aus denselben gebildetes Bouquet einigermassen einem Strausse von gefüllten rothen Blüthen des Cra- taegus Oxi/acantha, den man bei uns nicht selten in Parkanlagen antrifft. Der Kelch war nicht verändert. Die trichterförmige Krone zeigte sich gleichfalls normal ausgebildet; nur erschien sie gewöhn- lich an einer oder zwei Stellen der Länge nach aufgerissen. Die Slaubgefässe waren in einen der Krone fast gleichgestalteten und mit dieser an der Basis verwachsenen Trichter umgewandelt. Hie und da konnte man an diesem dem Staubblattkreis entsprechendem Trichter Rudimente der Antheren in Form gelblicher Schwielen erkennen. An der Stelle des Fruchtknotens zeigte sich ein Konvolut verkrümmter länglicher Blättchen, welche an der Basis grünlich, an der Spitze aber gerölhet waren und die lebhaft an die analogen Gebilde im Centrum einer gefüllten Levkoien-Blüthe erinnerten. Der Standort zeigt keinerlei Eigenthümlichkeiten, welche sich zur Erklärung des Gefülltwerdens würden herbeiziehen lassen. Er stellt ein mit zerstreuten Bäumen bewachsenes Schiefergehänge dar, welches nach Südwest abfällt und dessen Höhe 7000 Wiener Fuss über dem Meere beträgt. Die Standortsverhältnisse sind demnach ganz dieselben, unter welchen anderwärts in unseren Alpen das Rho- dodendron ferrugineum mit einfachen Blüthen sein schönstes Gedei- hen findet. Für Botaniker, Gärtner, Touristen, welche etwa über die Stilfserjochstrasse kommen und sich bei dieser Gelegenheit vielleicht einen Strauss dieser seltenen und zierlichen Umbildung unserer Alpenrose pflücken wollen, möge hier eine etwas genauere Schilde- rung der Standörtlichkeit eingeschaltet sein. — Man folgt von dem 5000 Fuss hoch gelegenem Dörfchen Trafoi in nordöstlicher Rich- tung dem Steige, welcher zur Prader Schafalpe hinaufzieht. Nach- dem man nacTi y2Stündiger Wanderung einen von der Hohe kom- menden Bach überschritten hat, folgt man weiterhin der „Riese" welche zur Winterszeit zum Herabschleifen des Holzes benützt wurde. Alsbald tauchen zwischen den Lärchen und Fichten auch statt- liche Zirbenbäume auf, deren Strünke mit Evernia tulpina stellen- weise ganz überzogen sind. Die Fichten vereinzeln sich und im Grunde des lichten Gehölzes erscheinen riesige Büsche von Rhodo- dendron ferrugineum in die aus Nardus stricta gebildete Grasnarbe 287 eingeschaltet. Fast alle liier wachsenden Rhodo dendron- Büsche tragen nun gefüllte Blüthen! Da ich noch einige Tage nach dem Auffinden dieser Stelle mich in Trafoi aufzuhalten hatte und unmöglich hoffen konnte, Stöcke des Rhododendron ferrugineum fl. pleno in einem Zustande nach Innsbruck zu bringen, welcher ihr Fortkommen im Garten wahrscheinlich ge- macht hätte, so unt(!rliess ich es, die Pflanze lebend mitzunehmen und beschränkte mich darauf, eine Parthie blüthentragender Zweige zu trocknen. Unter dem Namen gefüll les Edelweiss erhielt ich von einem Senner in Dux (einem Seitenzweige des Ziilerlhales) drei Exemplare von Gnaphalium Leontopodium, welche der Finder in der Nähe des Schmirnerjoches gesammelt zu haben angab und >^ eiche in der That ein höchst merkwürdiges Ansehen zeigen. An der Stelle der Köpf- chen, welche bei dem nicht missbildeten Edelweiss an der Spitze des Stengels trugdoldig gehäuft beisammen stehen, zeigt sich an jedem der drei Exemplare ein einziges grosses centrales Köpfchen, welches einen Ouerdurchmesser von 10 — 13 Mm. besitzt. Die Blülhen dieses Köpfchens sind jedoch zum grössten Theile verkümmert; die Röhren- blüthchen sind nämlich meist verkrümmt und die Staubgefässe fehlen oder sind doch nur in Rudimenten vorhanden. Die weissfilzigen Deckblätter, welche bei der normalen Pflanze die gehäuften Blüthen- köpfchen als einfache 5 — 15 strahlige Hülle sternförmig umgeben, sind hier ausserordentlich vervielfältiget. Sie bilden nämlich 5 auf einander folgende Kreise, deren jeder aus 15 — 20 radial gestellten länglichen weissfilzigen Blättchen gebildet wird. Die Blätter dieser 5 fachen reichstrahligen Hülle liegen dicht über einander und nehmen ähnlich den Zungenblüthen in dem Köpfchen eines Trago- pogon gegen das centrale grosse Köpfchen zu an Grösse allmälig ab, so dass die ganze Infloreszenz ein höchst zierliches Aussehen erhält. Es möge bei dieser Gelegenheit auch noch einer anderen ab- normen Bildung des Gnaphalium Leontopodium erwähnt sein, welche ich vor einigen Jahren im Pfossenthale am südlichen Abfalle des Oelz- thalerstockes sammelte. Während bei der normalen Form des Gna- phalium Leontopodium die köpfchentragenden Aeste des cymatischen Blüthenstandes sehr verkürzt sind und daher die Köpfchen dicht ge- häuft beisammen stehen, zeigen sich an den im Pfossenthale gesam- melten Exemplaren die Aeste ganz auffallend verlängert. Drei etwas tiefer stehende wirtelig gestellte Aeste besitzen eine Länge von 15 bis 25 Mm., drei weitere unbedeutend höher stehende mit den frü- heren alternirende Aestchen weisen eine Länge von 5 — 6 Mm. auf und stehen sternförmig um ein centrales grosses die primäre Axe ab- schliessendes Blüthenköpfchen herum. Jeder der Aeste trägt 2 — 5 Köpfchen, welche an der Basis von 3 — 5 strahlenden weissfilzigen Deckblättern umgeben sind, so dass die ganze luxurirende Inflores- zenz einem aus 6 symmetrisch gruppirten Edelweissstämmchen gebil- deten Bouquete ähnlich sieht. Innsbruck, den 14. August 1865. 288 Einige Worte über Phaen Bnyeri Janka. Von Chr. Brittinger. Ich habe in der botanischen Zeilschrift einigemal Berichte über Phaca Bayeri von Victor von Janka gelesen. Da ich diese Pflanze nicht kannte und Herr Joh. Bayer hier schon einige Zeit privatisirt, so ersuchte ich ihn, mir diese zur Ansicht zu geben. Derselbe war so o-efällig und schickte mir sein Original-Exemplar, unter welches Herr Victor von Janka seine Notaten, und obigen Namen dazu schrieb. Ich erinnerte .mich sogleich, dass ich diese Pflanze schon vor 23 Jahren von meinem Freunde Wilhelm von Spruner aus Nauplia, unter dem Namen Astragaliis Eaarhachii Sp r uner erhalten habe; welcher selbe beiMythenä, 3 Stunden von Nauplia auf Sandboden, und auch bei Eleusis in Attica fand. Er erkannte sie als neue noch unbe- schriebene Art, welches ihm selbst De CandoUe bestätigte; und be- nannte diese seinem Freunde Rainer von Haarbach in Mailand zu Ehren. Da ich mehrere sehr gut erhaltene, und schön eingelegte Exemplare von Nauplia in meinem Herbar hatte, so legte ich Herrn Joh. Bayer ein schönes Exemplar aus meinem flerbar zu seinem Original-Exemplar bei, welcher meine Ansicht vollkommen bestä- tigt findet. Steyr, den 2. August 1865. Einige Worte über die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mykologie des H. F. Bonorden. Von Stephan Schulzer von Müggenburg. (Fortsetzung.) Was die Behauptung anbelangt, die Uredineen mit einfachen Sporen wären blosse Vorstufen jener mit septirten, so habe ich über- haupt zu wenig derlei Coniomyceten untersucht, um ein gewichtiges Wort mitzusprechen, aber soviel ist gewiss, dass ich ausser Phrag- midium incrassatum Rosarum WaUr. kein anderes Phragmidium in Gesellschaft einer Uredinee fand, und auch dieses sah ich manchmal getrennt vom Caeoma Rosae, wenn auch auf demselben Blatte. Seinen nächsten Verwandten, das Phr. incr, Ruborum traf ich immer allein. Es wäre inconsequent anzunehmen: zu der einen Species der- selben Gattung gehöre als Vorstufe irgend ein niederer Pilz, zur anderen nicht, Uebrigens erkläre ich mich, wie gesagt, hier für incompetent; liest man aber Bonordens Abhandlung, worin er sich so häufig auf ■i89 Herbarslücke berufl, aufmerksam durch, so muss man ihr, gegenüber Tulasne, ein starkes Uebergewicht einräumen. Wenn der Autor Seite 32, die der Erysiphe vom Tulasne zuge- schriebene vier-, oder wenigstens dreifache Fructification für un- wahrscheinlich erklärt, und zwar um so mehr, als die Natur bei den Pilzen schon durch die ungeheure Zahl der Sporen für den Bestand der Galtungen und Arten so hinreichend gesorgt habe, so hat er im Eifer die Pilze im Allgemeinen vor Augen, nicht Siher Erysiphe, welche gewöhnlich nicht viele Schläuche und in diesen häufig nur 1 — 3 Sporen erzeugt, also im auffallenden Masse zu den sporenärmsten Gat- tungen gehört. Pycniden beobachtete ich weder bei Erysiphe. noch bei Torula Monilioides, dagegen muss ich darin der Ansicht Tulasne's beitreten, dass die Glieder oder Sporen der Torula Monilioides untersländige Früchte wenigstens der auf Kräutern wachsenden Erysiphen sind, grösstentheils aber, vielleicht durch äussere Einflüsse, ihre Vegeta- tionskraft erschöpfen, ohne im Stande zu sein, Pyrenien mit Sporen führenden Schläuchen zu erzeugen. Die nun folgenden Blätter enthalten für jeden Schwammforscher höchst interessante Beobachtungen des Verfassers über die Cohabi- tation verschiedener Pilzgattungen. Was er Seite 38 über Tubercularia und Cucurbitaria cinnaha- rina sagt, bestätigt meine Erfahrung. Nichts ist bei uns gemeiner als erstcre, letztere fand ich dagegen vor vielen Jahren ein einzigesmal, und zwar für sich allein vegelirend. Sie ist also bei uns, trotz dem üeber- flusse an Tubercularia^ sehr selten. Dagegen fand ich einmal Cucur- bitaria Cucurbitula an demselben Aste mil Tuberculai'ia purpurata, sonst aber immer jedes für sich. Die nun weiter besprochene Verschmelzung von Hyphomycelen und Mycetinen mit Thecasporen, welche selbstverständlich eine massenhafte Streichung der beiden erstem aus dem Systeme bedin- gen, so wie die manniglaltigun Fructificationen der Discomycetes, sind Staunen erregend kühne Combinationen, und Bonordens Bemerkungen darüber sehr lesenswerlh. Zum Schlüsse endlich werden zahlreiche Gattungen von Coni- omyceten, Hyphomycelen, Mycetinen und Cryptomyceten angetührt, welche Tulasne für die Status conidiferi der Sphärien in Anspruch nimmt, und ihnen somit die Selbstständigkeit abspricht. Ich meine, dass Bonorden das Unstatthafte dieses summarischen Verfahrens hin- länglich überzeugend nachwies, kann aber doch eine hieher einschlä- gige eigene Beobachtung nicht unterdrücken. Meine Micropera Lycii fand ich zwischen Winter und Frühling zerstreuet unter der Epidermis im Baste abgestorbener Zweige des Lycium barbarum. Gewöhnlich liegen mehrere Säckchen neben einander in der durch den Einfluss des Myceliums entarteten Rinden- substanz. Die Erhebung der Oberhaut ist kaum bemerkbar, und ein Sprengen derselben beobachtete ich nur in dem Falle, wenn über diesem Pilze meine Chiastospora Lycii entstand. Letztere ruht nicht Oesterr. botan. Zeitschritt. 9. Heft. 18ßr). 22 290' iinmillell)ar mif der Micropera, sondern es befindet sich eine Basl- schicht zwischen beiden. Nach Tulasne's Ansicht wäre ohne allen Zweifel die Micropera nichts weiter, als ein Nest Pycniden der Chiastospora. Die Chiastospora parasitica Fr es. dagegen entsteht auf der Massaria dSplanchnonema^ pyxidata liiess, und in diesem Falle, speciell betrachtet, würden wieder Tulasne's Jünger höchst wahr- scheinlich die Chiaitospora für eine Nebenfr u ctification des Splanchnonema erklären. Für den Unbefangenen würde aus diesen zwei widersprechenden Urtheilen offenbar resultiren, dass jede der drei Gattungen selbst- ständig, Chiastospora aber ein Parasit ist, dem es beliebt zum Wohnsitze, im Vergleiche seiner selbst, bald einen niederer, bald einen höher gestellten Pilz zu nehmen. Im Sinne Tulasne's müsste man jedoch ganz anders urlheilen, kurzen Process machen, und sowohl die Micropera als auch die Chia- stospora für Nebenfructiftcalionen des Splanchnonema erklaren, wenn man letzteres auch nie mit Micropera vereint antraf! Wäre das menschliche Auge so beschaffen, dass die Eiche ein mikroskopischer Gegenstand wäre, so würde man liöchst wahrschein- lich die darauf wachsende Mistel, den daran sich klammernden Epheu und die darauf empor steigende wilde Rebe, weil ihre Samen keimen, der Welt mit Triumpf als neu entdeckte Nebenfructificafionen der Eiche verkünden, und sie mit grosser Selbstbefriedigung aus der Reihe selbsisländiger Gewächse streichen. Dieses Streichen ganzer Ordnungen, das Zusammenziehen von 3 — 4 Gattungen zu einer, scheint wirklich das System zu vereinfa- chen, das Studium der Mykologie zu erleichtern. Dem ist aber nicht so^ im Gegeiitheile dürfte durch die, nach Bonordens Versicherung stets wachsende Rücksichtslosigkeit gegen morphologische und typi- sche Eigenheiten der Pilze, dadurch bedingten endlosen Diagnosen, und als Beigabe eine Unzahl neuer Benennungen längst bekannter alter Gattungen, die Älykologie zu einem solchen Chaos werden, dass sich die an typische und morphologische Ordnung gewöhnten Bota- niker mit Entsetzen von ihrem Studium abwenden, und am Ende die Meister selbst sich in ihrem eigenen Gebäude nicht mehr zurecht finden werden. Tritt dieser Zeitpunkt ein, so wird man in Bonordens Werken den Rettungsanker suchen und finden. Wohl wird, bei fortgesetztem Fleisse der Mykologen, wie ich es aus eigener Erfahrung weiss, manche Art niederer Pilze ihrer bis- herigen Selbstständigkeit entkleidet werden, weil man finden wird, dass sie weiter nichts ist, als eine andere bei abnormaler, kümmerli- cherer Entwicklung; aber Tulasne's Verfahren, so blendend es durch seine masslose Kühnheit für den Augenblick wirkt, wird Bonordens System nicht dauernd verdrängen; dagegen wird durch die ange- regte Sucht: Pilz - Arten und Gattungen als Nebenfructificalionen höherer Gebilde darzustellen, unfehlbar gar manches die Wissenschaft 291 erweiterndes Resultat grewonnen werden, weil sie vielfällige, genaue, mikroskopische Untersuchungen bedingt. Dieses meine Ansicht, die sich übrigens Niemandem aufdringt, weil sie auch irrig sein kann. Ist's von Gott, so wird's bestehen; ist's Menschenwahn, so wird's vergehen! IV. Systematische Uebersichl der jetzt bekannten Pilz- gattungen. Forschern im Schwammgebiete kann diese nur Iiöchst willkom- men sein, weil sie uns klar den gegenwärtigen Standpunkt der Myko- logie vorführt, wobei nur zu bedauern ist, dass es dem Herrn Ver- fasser nicht einfiel, auch auf Forscher, die entfernt von literarischen Hilfsquellen leben, und nicht in der Lage sind, die zerstreuet bei ver- schiedenen Vereinen und Gesellschaften niedergelegten neuern Ent- deckungen kennen zu lernen, oder neuere Werke zu besitzen, Rücksicht zu nehmen; was ihm im Verhältniss zur ganzen Arbeit Avahrlich wenig Mühe gekostet, zur vollständigen Benützbarkeit der- selben aber wesentlich beigetragen hätte. Ich meine den Umstand, dass manche gegenüber seiner Myko- logie neue Gattungen bloss benannt, aber nicht characterisirt wurden. Namentlich befinde ich mich in der berührten, nicht beneidens- werthen Lage, und muss in meinem Werke Gattungen, sogar ganze Familien, aus Mangel der Diagnose weglassen, was mir leicht begreif- licherweise überaus unangenehm ist. 0. 1. Coniomyce te s. In der Uebersicht wird Podocystis Lev. zu Erannium B. ge- stellt, in der Anmerkung Seile 63 aber gesagt: ^Cystopus und Eran- nium stellen Pilze dar, bei welchen wahre Basidien, wie sie bei den höhern Pilzen, z. B. Agaricus, vorhanden sind, unmittelbar von dem Mycelium (Wurzelfäden) entspringen ; Podocystis dagegen hat wahre Asci mit endogenen Sporen, welche unmittelbar dem Mycelium aufsitzen. Diese Gattung erinnert an Psilopezia Berk. und an Ascomyces Mntg. und Desm., welche Pilze die Coniomyce- tenform der Schlauchpilze darstellen, weshalb Podocystis auch in der ersten Familie der Discomyceten aufgeführt ist." Nach meinem Dafürhalten wäre es klar, dass Podocystis zu einer stromalosen Unterabtheilung der Agyriacei gehört, daher nicht be- greiflich, weshalb sie der Autor seinem Erannium beigesellt, wenn nicht der Umstand wäre, dass alle diese Gattungen Brandpilze sind, somit nicht füglich getrennt werden können, was aber nirgends gesagt wird. Die Gattung Chiastospora Riess, mit Berufung auf die Diagnose vom Fresenius, findet sich S. 63 bei den Phragmidiaceen, und S. 77 bei den Naemasporei. Da die Sporen innerhalb einer Hülle auf 00 * 292 einem am Grunde derselben befindlichen Stratum proliferuni entstellen, so kann diese Gattung nur durch einen Verstoss den Coniomyceten beigezählt worden sein. Obschon sie nach Fresenius und nach meiner eigenen Erfahrung unter der Epidermis entsteht und die Säckchen weich sind, so theile ich sie doch auch nicht zu den Naemasporei, son- dern zu den Sphäronemei ein. Meine Ckiastospora Lycii besteht nämlich aus eiförmigen, netzförmig-zelligen, beisammen liegenden Säckchen, deren ich in einem Rasen bis 30 zählte, und sprengt vor der Entleerung die Epidermis, wornach die y^ bis über eine Linie breiten, convexen, erdbeerartig-rauhen Raschen von derselben nur eingefasst, sonst unbedeckt sind. Es ist ein an der Grenze der Sphä- ronemeen gegen die Cryptomycelen stehendes Gebilde. Die Gattung Cylichnium Wallr. wird von den Autoren so ver- schieden eingetheilt, dass es beinahe am besten scheint, sie ganz wegzulassen. — In der Mykologie des Verfassers steht es in der Ord- nung Phäronemei, und Stegasma C. wird ihm beigesellt, obschon letzteres inwendig fadenförmige Hyphen hat, die jenem fehlen. Andere Autoren zählen beide Gattungen zu den Myxogasteres. Endlich theilt jetzt der Autor Cijlichnium der Gattung Phelonitis Chev. zu, welche die für eine Aecidiacee allenfalls auslangende Diagnose hat: „sporis ovatis, furfuraceis; operculo deciduo", die aber bei weitem nicht hin- reicht, um die eben besprochene Verwirrung zu heben. Ueberhaupt wären ein Paar Worte über das Vorkommen eines Operculum bei den Aecidiacei sehr wünschenswerth gewesen. 0. 2. Hyphomy ce tes. Mit Zuversisht erwartete ich, der Verfasser werde die hielier eingetheilten Gebilde mit d er ben Hy p h en von den Hyphomyceten mit zarten, hyalinen Fäden, den eigentlichen Schimmeln, trennen, und als neue Ordnung zwischen diese und die Coniomyceten einschallen. Wer immer Alternaria, Cladosporium^ Stemphylium, Macrosporium, Acladiuin, Hehninthosporium u. s. w. betrachtet, muss gestehen, dass es keine Schimmel sind. Diese dunkeln, dicken, so oft knorrigen, dauerhaften Hyphen (?) sammt ihrem meist ähnlich gestalteten Myce- lium, stehen manchen Phragmidiaceen weit näher, als den echten Schimmeln, zwischen denen sie nun eingetheilt sind. Ihre Glieder, so wie jene ihrer Myceiien (unterständige Früchte), scheinen in der That oft nur missbildete, in die Länge gezogene Sporen zu sein. Und die nicht selten in demselben Rasen von einander abweichende, oft der Gestalt von Hyphengliedern sich nähernde Form der Sporen, deren unterstes Glied bei manchen von einem Hyphengliede in nichts sich unterscheidet! Es würde zu weit führen, wenn ich mich hier in eine nähere Zergliederung dieses Thema einliesse, aber unangeregt konnte ich den Gegenstand nicht lassen. Sporoschisma Berk. S. 64 erzeugt in d en Fäd en die Sporen, und stosst diese bei Befruchtung aus, kann somit nur uneigentlich zu den Hyphomyceten gezählt werden; — eben so wenig Glycijphila Mnto-. mit „ramis dicholomis sensim attenuatis, sporas serialas inclu- 20 deiitibus;" beide sind, sanunt meinem Ascospermum wirklich nackte S chlä u ch e in Hyph enfor m. Mein Pilz ist in den Verhandlungen der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft zu Wien 1863, S. 305 aufgenommen. Ich stellte diese Bildungen, als separate Familie, Sporo- schismei, zu den Mucorini, vor die Familie Mucores, was mir in sofern nicht recht zu passen scheint, weil, das schimmelähnliche Aussehen abgerechnet, beide Familien weiter nichts mit einander gemein haben. Da sie aber billigerweise bei den Hyphomyceten nicht bleiben dürfen, und schon andere Pilze ohne Stroma zu den Agyriaceen ge- bracht wurden, welche dort die Stufe der Coniomyceten repräsen- tiren, so konnte man sie füglich eben dahin als Vertreter der Hyphomycetenform geben. Zu dieser Gruppe gehört auch, wenn Beschreibung und Abbil- dung bei Nees jun. und Dr. Bischoff richtig sind, Sporendonema Casei D esm. Ein ebenfalls lebhaft rother Pilz auf Käse, worin ich schon sicher dieses interessante Gebilde gefunden zu haben glaubte, erwies sich als eine Monilia. 0. 3. Mucorini. Nach der Definition des Autors in seiner Mykologie besteht die Familie Crateromyceles, mit Ausnahme der Diamphora, aus einer Hyphe, oben blasenförmig erweitert, und die Blase am Scheitel ein- gesunken oder eingestülpt, so dass sie eine Schale oder einen Becher darstellt, in welchem sich die Sporen befinden. Letzteres weisen auch alle mir zu Gebote stehenden Abbildungen. Verhaltet es sich aber mit der Entstehung der Schale oder des Bechers wirklich so, und dem wurde meines Wissens noch nirgends widersprochen, dass sie sich nämlich durch Einsenken oder Einstül- pen des obern Theiles der Blase bilden, so erzeugen sie die Sporen nicht a n der Innern, sondern an der äusse rn Fläche der Blase, und sind somit keine M ucorinen sondern Hyphomyceten, welche in die Nachbarschaft von Periconia zu stellen wären. Sehr anschaulich wird dieses an meiner Gattung Mitrophora. Die Hyphe derselben trägt an der Spitze eine von unten eingestülpte Blase, die das Hyphenende glockenförmig umgibt, und nur an der convexcn Aussenfläche Sporen erzeugt. Stellt man sich die Blase der Periconia nur an der obern Hälfte 3poren bildend, an der unlern steril vor, und sich entweder von oben oder von unten einstülpend, so erhält man im erstem Falle einen Cra- teromyces, im letztem eine Mitrophora. Besteht jedoch die Wand der Crateromyceles aus keiner Dupli- catur der Blase, sondern ist einfach, eine oben nie geschlossen gewe- sene Blase, so stosst dieses natürlich meine Ansicht um. Es wäre sehr interessant wenigstens eine Art dieser absonder- lichen Pilze mit der jelzt üblichen Genauigkeit mikroskopisch zu untersuchen. 294 In der Ueberüicht werden Pleurocystis B. und Helicostylum C. als Gattungen aufgeführt, in den speciellen Beiträgen erstere als Unterabtheilung des Mucor beseitigt, letzteres zu Hydrophora ge- schlagen. — Sobald die nicht bauinförmig verästelten Mucorinen ohne Sporenträger der Hydrophora beigezählt werden, so gehört sicher auch Pleurocystis zu Mucor. Aus den Beiträgen leuchtet hervor, dass der Herr Verfasser nicht abgeneigt wäre, auch die Galtungen Sporodinia L. und Meli- dium Es ch w. in Mucor und Hydrophora aufgehen zu lassen. Alle erwähnten Zusammenziehungen würden keineswegs der Heullichkeit Eintrag Ihun, aber bei den bleibenden Gattungen Unter- abtheilungen bedingen. Dr. Bonorden hegt gegründetes Missirauen gegen im Pilzka- sten erzeugte Gebilde. Indessen ist Mucor racemosus Fr es., Pleu- rocystis Fresenü Bon., eine gute Art. Ich fand sie, genau der Be- schreibung entsprechend, am Hulzgeräthe, welches beim Butlerer- zeugen verwendet und nach dem Gebrauche nicht gut gereinigt worden war. Sporen unterm Mikroskope durchscheinend, mit einem licht gelbgrauen Kerne. 0. 4. Mycelini. Die Gattung Blennoria Fr, hat ein sonderbares Schicksal. In der Mykologie stand sie unter den Cryp to my ce ten, in der Familie Naemasporei. Phloeospora Wallr. ward als synonym bezeichnet. Letztere blieb daselbst, aber die Blennoria erhielt nun eine Stelle beiden Mycetinen und die alte Mycetine Cylindrodochium Bon. als synonym an die Seile, mit der gewichtigen Bemerkung, sie sei seit Fries nicht beobachtet worden, und gehöre vielleicht zu den Tre- m eil inen! Eine Galtung, welche in der Hand eines solchen Meisters derlei sonderbare Sprünge macht, sollte man meines Erachtens ohne Umstände fallen lassen, was ich auch thue, und leicht thun kann, da sich mir an ihre Stelle eine vom Verfasser selbst untersuchte, somit gewiss gute Gattung, das Cylindrodochium B., darbietet. In den Verhandlungen der k. k. zoologisch-botanischen Gesell- schaft zu Wien im Jahre 1860, Seite 321 besprach ich die Galtung Ditiola Fr., und wies nach, dass sich unter den wenigen, in mykolo- gischen Werken aufgeführten Arten , wenigstens eine Theca- sporee befinde. Der Herr Verfasser mag diesen Aufsalz nicht gelesen haben, sonst hätte Ditiola nicht ohne neuerliche Untersuchung irgend einer Species, und ohne eine passende Bemerkung, wieder bei den Myce- tinen aufgeführt werden können. Nach dem Cital, Corda Fig. 119, dürfte er die mir unbekannte Ditiola radicata Fr. als Grundtypus der Gattung annehmen, von wel- cher Nee ssen. (^Helotium radicatiim Alb. et Schw.) sagt, sie habe eine sehr ausgebildete Schlauchlage, Dieser Forscher besass, wie man aus seinen Abbildungen entnehmen kann, ein sehr bescheidenes Mikroskop, daher darf wohl vermuthef werden, dass wenn er eine 295 von der übrig-en Masse sehr gut unterscheidbare Hymeniumschicht bemerkte, diese aus Schläuchen bestand. Uebrigens ist die D. radicata vielleicht auch wirklich eineJVIyce- tine. Erweiset dieses aber eine neuerliche Untersuchung, so müsste für D. pamdoxa Fr., meine D. mucida und andere Schläuche be- sitzenden ähnlichen Pilze ein anderer Gattungs-Name eingeführt werden. 0. 5. Tremellini. Sehr interessant sind die seitherigen Entdeckungen über den Bau der Gattung Tremella, in Folge deren auch die von mir längst ge- wunschene Wiedervereinigung von Nai^matelia mit derselben erfolgte. Eine Versetzung der Gattungen Guepinia und Calocera näher zu Collyria dürfte morphologisch gerechtfertigt erscheinen. (Fortsetzung folgt.) Correspondenz. Neusohl in Ungarn, den :24. Juli 1865. In der „Pflanzendecke der Erde" von L. Rudolph, lese ich S. 3 36: „Der Hopfen, die bedeutendste Schlingpflanze dieser Zone (nämlich der kälteren temperirten Zone) klettert 12 — 15' hoch auf die Bäume". Ich \\'\\\ die B^'deuiung des Hopfens in ökonomischer Hin- sicht gar nicht absprechen, aber dessen Bedeutung als Schlingpflanze' steht weil nach der in meinem Gei)iete in den Wäldern von Pinu< Abies hinaufklimmenden Cletnatis Vitalba. Vor zwei Jahren haben mir die Schüler unseres Gymnasiums ein Stück Holz aus jenen Wäl- dern gebracht; ich habe es zuerst nicht verkannt und nur nachdem ich mir durch die Schüler auch die Blätter von dem angeblichen klettern- den Strauch verschafft hatte, erkannte ich es als Holz von Clemaüs Vitalba.) konnte mich aber nicht genug wundern, dass diese, mir bis jetzt nur höchslens in fingerdicken Exemplaren vorkommende Schling- pflanze die Dicke von anderthalb Zoll Durchmesser erreichen könne. Vor etlichen Wochen botanisirte ich selbst im Laskomer, in dem linken Thale des Baches und gelangte in die Waldungen von Pinus sihestris, an dessen Füssen Pteris aquilina in üppigen und ganze Strecken bedeckenden Gesträuchen vorkommt und siehe da habe ich mit Bewunderung unsere grösste und erhabenste Schlingpflanze beobachtet. Ein Stamm von Clematis Vitalba mass am Fusse 3 — i" Durchmesser, theille sich oberhalb des Bodens in 3 dicke Aeste und kletterte in Bögen mit herabhängenden dünneren Aesten bis zur Spitze (etwa 24 — 30' hoch) der Pinus Abies, von deren Wipfeln dann die Verästelungen des Stammes, wie verschiedene dicke Stränge hcrabhingen. Schliesslich will ich noch bemerken, dass das Vor- 296 kommen von Viscum alhum bei uns besonders auf Nadelhölzern und zwar auf Pinus Abies und P. pectinata das gewöhnlichste ist. Professor AlexanderMarkus, Ns. Podhragy, am dO. August 1865. Vor einigen Tagen besuchte ich die Umgebung der 0-Turaer Säuerlinge im Ober-Neutraer Comitate. Die dortigen üppigen Wiesen gaben nichts Nennenswerthes. Glücklicher war ich im Jwanöczer Thale, wo unter anderem Elymus europaeus, Milium effusum, Gera- nium palustre, Epilobium tetragonutn^ Senecio silvaticus und viscosus, Stachys alpina, Prenanthes purpurea, Crepis virens, Cystopteris fra-, gilis, Polypodium calcareum , Äspidium aculeatum u. a. gesammelt wurden, im ßosäcthale pred poloiiiuu wächst Silene gallica in grosser Menge unter Getreide, darunter auch Spergula arvensis. Unter Som- merweizen, dann auf Haferfeldern in den Kopanitzen ist das Lolium temulent. ß. leptochaeton Neilr. sehr gemein. Der Srnaer Ranuncu- lus dürfte nichts anderes sein, als eine Zwergform des R. repens. Bis jetzt kam ich nicht dazu, ihn in grösserer Anzahl von Exemplaren zu sammeln. J os. Lud vv. Holuby. Innsbruck, den 14. August 1865. Ich habe kürzlich zur Ermittlung einiger pflanzengeografischer Probleme den Ortlesstock besucht und bei dieser Gelegenheit auch in floristischer Beziehung eine nicht ganz uninteressante Ausbeute ge- macht. Der Ortles selbst, der ganz aus geschichtetem Kalk besteht, besitzt jedoch nur eine sehr arme Flora. Sein dunkler Kalkstein gibt einen fast kohlenschwarzen Detritus, welcher der Vegetation olFen- bar nicht günstig ist. Nie habe ich Moränen gesehen , welche eine so armselige Flora beherbergen, wie sie gerade die Moränen der Ortles- gletscher zeigen. Am -4. August wurde ich bei einer Excursion in der Höhe von circa 9000 Fuss von einem Schneegestöber überrascht, wie ich solches, wenigstens um diese Zeit in den Alpen noch nicht erlebt habe; derBoden war im Verlauf einer halben Stunde mit fast spannen- hohem Schnee bedeckt und die Flocken fielen so dicht, dass man kaum 20 Schritte weit zu sehen im Stande war. Vor wenigen Tagen be- suchte mich hier Dr. Lorentz, der in Gesellschaft des Herrn H US not jetzt gleichfalls die Ortlesgruppe bereisen und dort seine im verflossenen Jahre begonnenen interessanten Studien fortsetzen wird. Kerne r. Personalnotizen. — Professor Dr. J. Munter in Greifswald, der erst kürzlich von Seiner Majestät dem König von Preussen durch die Verleihun.| der Insignien zum rothen Adler-Orden IV. Klasse ausgezeichnet wurde, unternahm eine wissenschaftliche Reise nach Norwegen. 207 — Josef Paxton's Freunde beabsichtigen dem Verstorbenen in den Anlagen des Kryslallpalastes, den schönen Schöpfungen seiner Kunst, ein Monument aus Marmor zu setzen. — August N eilreich wurde bei Gelegenheit der 500jährigen Jubelfeier der Universität Wien von der philosophischen Facullät der- selben zumDoctor der Philosophie ernannt. Bei derselben Gelegenheit wählte das Doklorenkollegium der philosophisclien Fakultät zu seinen Ehrenmitgliedern die Professoren Justus Freiherr von Liebig in München und Dr. August Reuss in Wien. — Dr. P. As eher so n hat eine botanische Reise nach Oberun- garn unternommen. — Alexander Smith, Curator des Herbariums zu Kew, ist am 15. Mai, im 33. Jahre seines Lebens gestorben. — Professor Dr. H. G. Reichenbach, Direktor des botani- schen Gartens in Hamburg wurde zum Adjunkten der kais. Leop. Carol. Akademie ernannt. — C. F. Schmidt, Lithograph in Berlin, wurde vom preuss. Ministerium in Anerkennung seiner verdienstvollen Leistungen als naturhistorischer Zeichner durch Verleihung tlas Pradicals „Professor-' ausgezeichnet. — Dr. Johann Zobel starb am J5. August in Bubentsch bei Prag. Er war im J. 1812 in Prag geboren, sludirte daselbst Medicin und wurde nach Erwerbung des Doktorats Assistent an der botani- schen Lehrkanzel der Universität Prag. Später habilitirte er sich als Docent der pharmaceutischen Waarenkunde und vollendete das von Corda begonnene Werk „Icones fungorum." Im J. 1858 wurde er aufgefordert, sich an der Expedition der„Novara'' zu betheiligen, wo- zu er sich jedoch nicht entschloss. Bei derReorganisirung der Forsl- schule in Weisswasser übernahm er die dorlige Professur für die Naturwissenschaft, sah sich jedoch durch ein Augenleiden veranlasst, diese Stelle niederzulegen, worauf er nach Prag zurückgekehrt, nach längeren Leiden erblindete, in welchem Zustande er schliesslich an einer Hirnhautentzündung starb. Vereine, Gresellschafteu, Anstalten. — In der Sitzung der zoo l.-botanisc h en Ges eil s c haft am 5. Juli sprach Dr. H. W. Reich ardt über das Black moss der Neu- seeländer. Dieses sehr interessante Gebilde ist ein dunkel gefärbter Pilz, welcher in grosser Ausdehnung die verschiedensten Sträucher überzieht und sie schwarz farbig macht, wodurch der Landschaft ein eigenthümliches Aussehen erlheilt wird. Er wurde zuerst von Ber^ kely unter den Namen Antennina scoriadea beschrieben, dürfte aber kein vollständig entwickeltes Gebilde sein, sondern nur die conidien- tragende Form eines Pyrenomyceten vorstellen, ähnlich wie der söge- 298 nannte Russthau auf Weiden und auf dem Oelbaume: Cladosporium Famago Lk. nach Tulasne's Untersuchungen nur die Keiinkörner — Form \on Fumago Salicurn ist. Ferner legt der Vortragende einen von Schullzer v. Müggenburg eingesendeten Beitrag zur Mykologie vor, welchem einige Bemerkungen über Podaxon Tlmnii Schlzer beige- fügt sind, mit welchen sich der Autor bezüglich der von Dr. H. W. Reichardl in der le'zfen Sitzung ausgesprochenen Ansicht: dass dieser Pilz zur Gattung Secotium gehöre, einverstanden erklärt. — J. Jurafzka berichtet über das Vorkommen von Bryuni Warneum am Ufer des Neusiedler See's bei Neusiedl. Es kommt daselbst in grosser Menge zwischen Phragmifes vor und bildet die Hauptmasse der sonst armen Moosvegetafion, welc/ie nebenbei hauptsächlich aus Funaria hygrometrica, dann in untergeordneter Weise aus Bryum uliginosum, Hypnum aduncurn ß. lax/foiium, aus spärlichen Raschen von Bryum turbinatum u. a. gebildet wird. Ferner berichtet er über die Wiederauffindung des (einmal vor Jahren von Welwitsch bei Kier- ling nächst Wien und seitdem daselbst nicht wieder gefundenen) Anacamptodon splachnoides, den er in Gesellschaft des Dr. A. Korn- liuber im Klosterneuburger Forst nächst Kierling in sehr schonen Exemplaren, wenn auch nicht häufig antraf. Schliesslich berichtet er über das Vorkommen des Muscari tenuiflorum Tausch in der Wiener Flora, einer bisher fast ganz vergessenen oder nicht beachteten Art, aufweiche R. v. U echt ritz neuestens aufmerksam machte, und über welche derselbe im vorjährigen Bande der Verhandlungen des botan. Vereines für Brandenburg eine sehr ausführliche Abhandlung ge- schrieben hat. — In der Sitzung am 2. August gab Dr. H. W. Rei- c hard l eine Uebersicht der von der Novara-Expedition niilgebrachlen Pilze. Sie umfassen im Ganzen beiläufig 90 Arten meist Hymenomy- celen, von denen 20 unbeschrieben erscheinen. Sodann zeigte er einen abnormen proliferirenden Blüthenstand von Plantago major vor, welcher von A. Barts ch bei Pötzleinsdorf nächst Wien gefunden wurde. — Th. He in berichtete über das Vorkommen mehrerer sel- tener Phanerogamen-Arten in den Umgebungen Wiens, worunter Apera inlerrupta bei den Badeanstalten im Prater und bei den Kaiser- niühlen, Aly. es m., welche die Spitze der Fäden gleichsam mit einem Capillitium krönen, nicht etwa so entstehen, wie bei meinem in den Verh. der k. k. zool.-bot. Gesellschaft im Jahre 1862, als Cryptosporium rameale^') beschrie- benen Pilze, nämlich dass die Sporen ursprünglich, fest an einander geschlossen, wie bei Dauciis Carola, Carum carvi und dergleichen, eine Fortsetzung des Fadens, und erst zur Zeit der Reife, sich von einander trennend, das Capillitium bilden? Ueber die Zuständigkeit der Galtung Chiastospora Riess habe ich mich schon ausgesprochen. Wird auf Grund einer einzigen bekannten Art die Diagnose einer Gattung verfasst, was nicht selten der Fall ist, so geschieht es gewöhnlich, dass man darin zuviele Kennzeichen aufnimmt, von ') Kann nach meinen seither gewonnenen Ansichten kaum mehr beim Ciyptosporiuin bleiben. Es ist eine Libertella. 321 denen später, bei Auffindung mehrerer dazu gehörigen Arten, Man- ches wieder wegfällt, weil man es bei diesen anders antraf, bis am Ende nur noch der Hauptcharakter der Gattung übrig bleibt. Dem ist einmal nicht auszuweichen, weil es in der Natur der Sache ge- gründet ist. Der grosse Vorzug des Bonorden'schen Systems vor allen frü- hern, besteht darin, dass er im eigentlichsten Sinne den Nagel auf den Kopf Iraf, indem er bei weitem im grösslen Tlieile des Pilzreiches die Gattungen nach der Gestalt der Sporen trennt. Dieser Gedanke kann sich, in Bezug auf die Mykologie, dem Ei des Columbus an die Seile stellen, denn er war es hauptsächlich, der Klarheit und Sicher- heit, soweit es unsere bisherigen Kenntnisse gestallen, in diese Wissenschaft brachte. Man kann sich eben deshalb eines gewissen unbehaglichen Ge- fühls nicht erwehren, wenn man in seiner neuesten Arbeit sieht, wie — beinahe möchte ich sagen ängstlich — er sich abmühet, den Un- terschied zwischen Myxosporium und Libertella , dann zwischen dieser und Cytispora anzugeben. — Nachdem in der Characterislik gesagt ist, dass Myxosporium runde oder ovale, Libertella ge- krünim le cy lindrische Sporen in einfachen Säckchen hat, die bei der Cytispora durch Einbuchtungen die Gestalt mehrerer Säckchen mit gemeinschaftlicher Mündung erhallen, so glaube ich jede weitere Angabe nicht bloss für überflüssig, sondern sogar für störend ansehen zu dürfen; denn es trete z. B. der Fall ein, dass man ein Gebilde mit einfachen Säckchen und cylindrischen Sporen, dabei aber die Säckchenform oder den Innern Bau etwas abweichend findet, so geräth man darüber in Zweifel, ob es mit Recht zu Libertella gehöre. So braucht man t^ich nach meiner Meinung an den erst bei 460 maliger Vergrösserung (die nicht Jedem zu Gebole steht, und glück- licherweise auch beinahe durchgehends entbehrlich isl) wahrnehm- baren Unterschied zwischen Myxosporium und Libertella , dass ersteres die Sporen an un verästelten langen Zellen, letzlere an kur- zen, rulhenföruiig ästigen Hyphen erzeugt, wohl nicht zu binden. — Ehen so wenig an die, nicht einmal immer vorhandenen, Fallen am Grunde des Säckchens von Libertella. Aber das übergrosse Streben des Herrn Verfassers, die Liber- tella ja reclit unverkennbar darzustellen, macht sogar, dass er am Ende an die Grenze des Unverständlichen geräth, weil die Natur der Zwangsjacke, die wir ihr so gern immer anlegen möchten, spottet. In der Anmerkung Seite 128 sagt er nämlich von ein PaarSpecies: „hier sind die Sacculi auch n ich t plattgedrück t, sondern kuglich „oder linsenförmig", wornach man glauben sollte, er verstehe (las „plattgedrückt« der Mehrzahl S. 124 seitlich; dem wider- spricht aber wieder S. 125. Der Satz: „Die obere und unlere „Wand der Sacculi liegen also gewöhnlich nahe an einander, sie sind „nur durch die zarten Hyphen und Spuren getrennt", wurnach man sich wohl nur von oben plattgedrückte, d. i. linsenförmige Gestal- len vorzustellen vermag. Oesterr. botan. ZeitscUrift.HBfl. 10. 1865. 24 322 Mohic Ansicht geht dahin, dass auch die Form des Säckchens, ausser der Angabe dass es einfach ist, zur Diagnose der Libertella nicht gehört. 0. 11. Sphaer onem ei. Bei den Gattungen der Familie Asterinei hätte ich es geuun- schen, der Sporenforni auch den morphologisciien Unterschied zwi- schen ihnen beigegeben zu sehen. Die Seite 146 geänderte Benennung der Leptosporiei in Sphae- ropsidei ivann nur gebilligt werden, weil sie von einer Galtung ab- geleitet ist. Aehnliches hätte wohl auch bei der Familie Sporocadei füglich geschehen können, nachdem die Gattung Sporocadus C. in Diptodia Fr. und Hendersonia Berk. aufgehend, wegfiel. Topospor« Fr. „sporis fusiformibus triseptatis", wird als Gat- tung bei den Podosporiacei, und bei den .Sporocadei mit „sporis septatis pellucidis, peridiis clavatis s. subcylindricis" als synonym mit Angiopoma Lev. ohne weitere Bemerkung aufgeführt. Ich kann mir dieses nicht anders enträthseln, als dass entweder ein Theil davon hieher, der andere dorthin gehört; oder dass diese Galtung bei den Podosporiacei aus Versehen sieht, wohin sie mit ihren septirten Sporen auch nicht gehört, wenn diese Familie „Caeomata peridio incluso" vorstellt. 0. 12. Sphaer iac ei. Die grosse Menge der Sphäriaceen forderte gebieterisch Un- terablheilungen. Persoon und Fries basirlen die ihrigen hauptsäch- lich auf Lagcrungsverhällnisse und Gestalt, erreichten den Zweck jedoch so unvollkommen, dass man verhältnissmässigo sehr wenige Arien nach den Beschreibungen mit Sicherheit zu bestimmen vermochte, wodurch sich die Zahl der Arten fortwährend vermehrte, und das Uebel an Ausdehnung zunahm. Da erschien Bonorden's j\Iykologie. Ein Theil wurde den Cry- ptomyceten zugewiesen, der Best in Gattungen vertheilt, welche drei Abtheilungen bildeten. CScUluss folgt.) Correspondenz. Wels, 16. September 1865. Chr. Brittinger führt in seiner Flora Oberösterreich's zwar ]^ Salix Wimmeri {incana X daphnoides) A. Kern er und ):=^ Salix Erding'eri Qsuperdaphnoideit X Caprea) J. Kern er auf, da er aber bei Erster keinen näheren Standort, bei Letzter den einzigen Stand- 323 ort: in den Donauinsoln bei Mauthhausen angibt, glaube ich als für die Flora Oberösterreich's interessant mitliieilen zu sollen, dass ich Ende August d. J. zwei Slraucher von x Salix Wimmeri Qncana y<, daphnoides) A. Kerner in der Au bei Thalheim unweit Wels, dann im Monate September d. J. gleichfalls 2 kleine Slraucher von )^ Salix Erdingen Qsiiperdaphnoides X Caprea) an den Gehängen des rechten Traunufers längs der Strasse von Wels nach Schleissheiiu aufgefunden habe. — An dem letzteren Standorte stehen auch >< Salix Seringiana G a u d. {incana X Caprea) und X Salix Mau- ternensis (^puipurea X Caprea)^ A. Kerner, was ich mit Beziehung auf meine Mittiieilung über das Vorkommen dieser Weidenformen in Oberösterreich (Augustheft d. J. dieser Zeitschrift) hier beifüge. J. Kern er. Gyöngyös in Ungarn, den 21. August 1865. In diesem stillen, abgelegenen Landstädtchen, welches, viel- leicht nur auf kurze Zeit als Garnison meines Irefl'lichen Freundes Victor V. Janka eine reiche Pflanzensamnilung und eine ausge- wählte botanische Bibliothek beherbergt, habe ich endlich die lang- ersehnte Hazslinszky'sche Flora zu Gesicht bekommen. Ich halte es für meine Pflicht anzugeben, welche der in unseren Beiträgen zur Flora Weslgaliziens und der Central-Karpaten (österr. botan, Zeit- schrift 1863, Seile 273j besprochenen Pflanzim auch von Hazs- linszky erwähnt werden, liv. A Helianthemum Chamaecistus M'ill. var. serpyllifolium Crtz. — Nr. 5. Dianthus superbus L. var. Wim- meri Wich. — Nr, 7. Alsine venia (L.) Bartl. var. Gerardi (Willd.) — Nr. 8. Cliaerophyllum nitidum Wahlenb. wird von H. richtig zu Antkriscits gebracht und A. nitida genannt, für welchen Namen daher die Autorität Haz s linszky (1864) statt Garcke (1865) zu setzen ist, aber als Varietät von C. silcestre L. betrachtet. — Nr. 10. Valeriana simplicifolia (Rchb.) Kab. scheint H gefunden zu haben, da er bei V. dioica L. die Blätter unffelheilt oder einffeschnilten ore- zähut (epelüek v. bevagvalt fogasak) nennt. Nr. 13. Pulmonaria inollis Wolff. wird als Varietät zu P. angustifolia L. gezogen. — Nr. 17. Riimex aquaticus L. — Nr. 22. Triticum glaucum Des f. — Nr. 24. Equisetum pratense Ehrh. An quelligen Steilen am Fusse der Eperieser Trachylberge. — Mit Ausnahme dieser letzten Pflanze sind dem Zwecke des Buches entsprechend, nähere Standorls-Angaben nicht gemacht. — Bei dieser Gelegenheit trage ich noch nach, dass ich Chaeroph. nitidum Whlb. im KitaibeL'schen Herbar in Pest noch von folgenden Standorten antraf: Bakonyer Wald. Beregher Alpen, Korenica in der kroatischen Militärgränze, und dass Janka Pulmonaria rubra Schott, häufig in der Bukowina und nördlichen Moldau aulraf. Dr. P. Ascherson. 24 * 324 Eilfte Yersamnilnttg ungarischer Aerzte und Naturforscher. Die diesjährige Versammlung- ungarischer Aerzte und NaI ur- forscher fand in Pressburg vom 28. August bis zum 2. Sepleinbor statt. In der am 29. August abgehaltenen ersten Sektionssilzung spracjj Dr. P. Ascherson aus Berlin über einige ungarische Pflan- zen. Er erinnerte an das innige Freundschaftsverhaltniss, das zwi- schen dem unsterblichen Kitaibel, und dem damaligen ßerliner Bota- niker Willdenow bestanden habe, in dessen Samndung sich daher von vielen Kilaibel'schen Arten Originale vorfinden. Das Sludium der- selben habe daher beim Vortragenden den Wunsch erweckt, die eigene Sammlung Kitaibel's kennen zu lernen, um über manche in der Will- denow'schen Sammlung fehlende Pflanzen Aufschluss zu erhalten. Der Reichthum und die gute Erhaltung dieser klassischen Samnilung, welche bekanntlich im ungarischen Naiional-Museum in Pest aufbe- wahrt wird und zu der ihm der Zutritt durch die Freundlichkeit der tlerrn Director A. v. Kubin yi und Custos J. v. Frivaldszky aufs bereitwilligste gestaltet wurde, übertraf seine Erwartungen bei Weitem. Ueber dort eingesehene Kilaibel'sche Pflanzen theille Vor- tragender Folgendes mit: 1. Chrysanthemum tenuifolium Kit., in Schuttes' österreichi- scher Flora mit ungenügender Diagnose veröfl'enllichl, schien nach der in den Kitaiberschenaddilanienlis ad floramHung. ed. Kanilz unter Nr. 344 gegebenen Beschreibung dem Vortragenden nur geringe Un- terschiede von C. trichophyllum Boiss. (= Chamaemelum unigtnn- dulosum Vis.) darzubieten. Nach Vergleich der Kitaibelschen Pflanze, deren Exemplare bei Bäbocsa im Somogyer Comitat gesammeil sind, und authentischer Exemplare der Boissier'sclien und Visianischen Pflanze kann die Identität derselben nicht bezweifelt werden und ge- hört mithin die Priorität dem Kilail)ersi:hen Namen für diese interes- sante von Kleinasien bis zum Vellebilh verbreitete Pflanze, die ohne Zweifel im südlichen Ungarn und Siebenbürgen zahlreiche Standorte besitzt. 2. Als Fumaria prehensilis findet sich im Kitaiberschen Herbar an sicher bestimmbaren Exemplaren nur F. officinalis L. vor, woge- gen als F. offkinalis L., F. parvißora Link. var. Vaillantu CLoisl.) vorliegt. Vorliagender hatje in den Verhandlungen des botanischen Vereines für Ijrandenb. V. Heft (1863) auf Grund der im Willdenow'- schen Herbar aufbewahrten Exemplare der Kilaibel'schen F. calycina (nach Kitaibel addit. Nr. 871 = F. prehensilis}, welche zu F. rostel- lata Knaf gehören, die Priorität von F. prehensilis KU. für diese Art beansprucht, was derselbe indess, bei den vorgefundenen Ver- wechselungen, als unstaltliaft zurücknimmt. Ferner besprach er zwei von ihm bei einem lOlägigen Ausflüge im Hevescr Comila! für Ungfarn aufo-efundene Pflanzen. 325 1. Linaria Kocianonichii Aschs. (^gcnistifoüa X culyaris) findcl sicli nicht ganz sparsam zwischen zahlreichen L. genistifolia und wenig zahlreichen L, vulgaris auf steinigem Boden am Abhänge des Sarhegy (Scharer Berges) bei Gyöngyös. Diese Pflanze besitzt die Traciit und den pyramidalasligen Wuchs der L. genistifolia, stimmt aber in ihren Alerkmalen mehr mit L. vulgaris überein. Von letzlerer unterscheidet sie sich durch die länglich-lanzetllichen , dicklichen Blätter, kahlen Blüthensland und kleineren BliUhen (von der Grösse der L. genistifolia). Von letzlerer Art weicht sie durch die dunkle Farbe des Laubes, schuialere Biälter als bei der typischen Form (für welche Vorlr. die L. chloraefolia Rchb. ansieht) den orangefarbenen Gaumen der Blumenkrone und die gellügellen Samen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die von Kövals am Laaer Berge bei Wien ge- sammelte angebliche L. itatica, wie Nielreich andeutet, hieher zu- ziehen! ist, worauf R. v. Ue cht ritz den Vortragenden brieflich auf- merksam machte. Vortragender widmet diese Pflanze dem Andenko^n des Herrn Josef v. Kocianovich, Apotheker in Gyöngyös, bei wel- chem er die gnstlichsle und liebevollste Aufnahme fand und unter dessen sowie des Herrn Lieutenant von Janka kundiger Führung er seine Ausflüge unicrnahm, 2. Cuscuta obtusijlora H. B. Kth. (= C. awrawi/äfca Req., ('. Ce.sa/ia«a Ber t., C. Rogovitschiana Traut v.) wurde »onv. Janka und dem Vortragenden in der Nähe der kleinen Tlieiss bei Tisza Halasz (unweit Tisza-Füred) gefunden, Iheils auf Triften auf G/y <•///•/ - hiza echinata L., theils in Weidengebüschen, mit C. lupuliforiiris Krock. gesellig, ferner auf Stachys palustris L., Bidens tripartila L. und anderen hohen Krautgewächsen. Diese ausgezeichnete Art, schon von Weitem durch ihre orangefarhenen Fäden auffallend, ist die ein- zige in Europa einheimische Vertreterin der fast sämmllich amerika- nische, afrikanische und indische Arten einschliessenden Unteigaltung Grammica (L o u r.) Engl m. (C. racemosa M a r t. = C. suaveolens S e r. ist n^jtT^aus Südamerika eingeführt und unbeständig.) Der Bau der nicht aufspringenden Frucht mit ihrer in die Scheid(?wand ein- gesenkten Grube ist höchst sonderbar. Diese Pflanze , welche zugleich die einzige in allen fünf Erdtlieilen vorkommende Cus- cuta-Ari ist, war, wie die Synonyme schon andeuten in Südfrauk- reich, Italien und Südrussland gefunden, in Mitteleuropa aber noch nirgends. Dr. Fe i ch tinger stellte neue Anträge zur Beförderung der Naturwissenschaften in Ungarn. Zu näliern Erörterungen derselben wurde ein aus folgenden Mitgliedern bestehendes Comitö erwählt: Johann Bolla, Georg Böckh, Victor En tz, Alexander Fe icht in- ger, Emerich und Johann F'rivaldsky, Otto Herman, Sigmund Schiller, N. v. Szontagh, Joseph Török und zum Präsidenten deselben Xänthus Johann. Die Resultate der Ausschusssitzung wurden von den hiezu gewählten Secretären Hermann und Szon- tagh in einem Programme niedergelegt, deren wesenllirhsl(! Punkts^ lauten: Es möge eine zoologisch- botanisch -mineralogische Biblio- 326 lliek errichtet werden, als der vvesonllichsle Factor bei der nalur- liistorischen Erforschung eines Landes. Den Grund hiezu legte der um die natiirhistorischen Interessen Ungarns hochverdiente Jo- hann von Xantus, indem er seine aus 600 Werken bestehende natiirhislorische Bibliothek derselben anbot, wozu noch viele Mit- glieder der Seclion mit ihren reichlichen Spenden beizutreten ver- sprachen. Zugleich wurde der Wunsch rege, dass, um die selte- neren in dieses Fach einschlägigen Bücher des Landes den einzelnen Forschern zugänglich zu machen, Cataloge solcher Bücher verfasst, und zeilweise ausgegeben werden mögen, deren Kosten Xantus zu bestreuen ganz auf sich nahm. Zur AnscIialFung der jährlich erschei- nenden neueren Werke hingegen wurde vom Gemeinfond jährlich wenigstens 200 fl. beansprucht. Eine ebenso wichtige Forderung ent- hielt ein fernerer Punkt, in welchem die Nothwendigkeit ausgesprochen wurde, dass alljährlich wenigstens ein Fachmann in eine in nalurhi- storischer Beziehung gar nicht oder weniger bekannte Gegend des Landes zur Erforschung desselben auf Kosten des Gemeinfondes geschickt werde, der über die hier gesammelten Erfahrungen einen Bericht geben, sowie alle Naturalien dem National-Museum überlie- fern müsste. Ferner ist die Gründung eines naturhistorischen Tausch- vereines und eines Fachblattes der Gemeinsitzung auf das wärmste empfohlen worden. Obwohl all dies die Gemeinsitzung für sehr zeit- gemäss und gut erkannt hatte, brachte sie doch hierüber keinen ße- schluss, sondern betraute mit der Entscheidung dieser Fragen das Centralcomite, von dein wir das beste hoffen wollen. Da jedoch der erste Punkt des Antrages, nämlich die Gründung einer naturhistori- sclien Bibliothek zu wichtig ist, als dass noch länger mit derselben gezögert werden dürfte, beschlossen die einzelnen Mif.glieder der zoologisch-botanischen Section nach Kräften dahin zu steuern, dass dieselbe baldmöglichst in's Leben gerufen werde. Schiller Sigmund sprach über die pilanzengeografischen Verhältnisse der Stadt Neutra und ihrer Umgebung. Von den daselbst vorkommenden Pflanzen füiirt der Redner nur jene an, die für das Gebiet neu sind, weil die Auf- zählung der ganzen Flora für das Ohr der Zuhörer zu sehr ermüdend gewesen wäre. Die denselben Gegenstand ausführlich behandelnde Arbeit wurde in die Druckschriften des Jahrbuches aufgenommen. Am 30. August unternahm die ganze Versainmlung einen Aus- flug nach Theben, Hainburg und Deutsch-Altenburg, und ein Theil der botanisch-zoologischen Section speciell noch auf den Kobel, dem Standorte des Smyrnünu perfolialum Mill., welches zwar der vor- gerückten Jahreszeit wegen nicht mehr gefunden wurde, wohl aber eine Carlina, die Dr. Pav ai für identisch hält mit der siebenbürger C. intermedia, ferner Orobanche cruenta Koch., Liniim hirsutnm L, und lenuifolium L,, Centaurea CalcUrapa L. und axillaris W,, Seseli glaucum Jcq., Coloneaster tulgaris. Lndl. Dianthas Seguieri Vi II. u. a. In der 2. Sectionssilzung am 31. August verlas Herrmann 0 t to eine von Brassai Samuel ungarisch verfasste, theils von ihm 327 selbst, tlu'ils von dem Vorlesenden ins Deulsclie ühcrlriigono, 12 Do- gen unifassonde Abhandlung, betitelt: ^Orobus canescens''^ in wel- cher der Verfasser seine ihm in so reichem Masse zu Gebote stehen- den sarcastischen Waffen grüsslcnfheils gegen den V'erfasser der „gute und schlechte Arten" wendet. Das deutsche Manuscript wurde von Dr. As eher so n für die Linnaea mitgenommen, das ungarische erscheint in dem Jahrbuche des siebenbürgischen Vereines. Niculaus von Szontagh liest folgende in die Druckschriften aufgenommene Abhandlung vor: Beiträge zu den naturhistoriscben Verhältnissen des nordwestlichen Gömörer Comitates mit besonderer Rücksicht auf dessen Vegetation. Das Wcrkchen enthält die orogra- phische Beschreibung des Gebietes, eine Aufzählung der daselbst ge- fundenen Pflanzen, und eine kurze, niUürlich sehr dürftige Schilderung der botanischen Literatur über das Gömörer Comitat. In der 3. Sectionssilzung am 1. September legt Bothar Daniel eine Menge getrockneter Phaneroganien und Cryptogamen vor, die er am Cserni Kamen gesammelt und die als lebendes Beispiel gegen den Ausspruch W a lile nber gs, dass dieser Berg die der Pinus Mtig- ÄMS-Region entsprechende Flora nicht besitze, dient. Wahlenberg, sagt der Vortragende, seheint den Berg gar nicht besucht zu haben, und eine Anmerkung des Grafen Carl Zichy, der Wahlen borg persönlich gekannt zu haben vorgibt, dass er wirklich nur ein soge- nannter Zimmerbotaniker gewiesen wäre, erregt die allgemeine Hei- terkeit der Anwesenden. Von den angeführten Pflanzen, deren gänzliches Verzeichniss im Jahrbuche erscheinen wird, sind beson- ders zu erwähnen: Gnaphalium Leontopodiiim in einer Höhe von 4300'; ferner Saussurea discolor D C, Euphrasia salishurgensis^ Culamintlia alpina, Avena olpina etc. Zum Schlüsse besprach Dr. Alexi us v. Pävai „di e Flo r a von Nagy Eny ed" als Auszug seiner umfangreicheren Arbeit, die er den Schriften des siebenbürgischen Museums zum Drucke vor- behielt. Er erörterte hierin die Uuhaltbarkeit der Orobanchenspecies, indem er, auf seine diesbezüglichen Versuche sich stützend, die Er- fahrung machte, dass die Orobanchen, je nachdem sie bald auf dieser, bald auf jener Pflanze schmarotzen, auch hiernach variiren. Seine neu aufgestellte Orobanche 31iköiana, die er näher besprach, verpflanzte er auf verschiedene Mutterpflanzen, und sah, dass beinahe alle Merk- malile variirten, die 3 l-^ppige Narbe ausgenommen, welche stets und unter allen Umständen dieselbe blieb. Dies berechtigte ihn seine Pflanze als eine gute Species anzusehen. Der Wunsch der Fachsitzung diese Abhandlung in das Jahrbuch aufzunehmen scheiterte an dem Umstände, dass dieselbe in den Schriften des siebenbürgischen Mu- seums früher erscheint, als es hier möglich wäre. Die am 2. September gehaltene G-'meinsitzung beschloss das künftige Jahr 1866 in Rima-Sz()m!)alh im Ginnorer Comitate ihre Ver- sammlung zu halten. Zum Präsidenten derselben wurde Fürst Aug. Koburg-Kohäry, zu Vice-Präsidenten Aug. von Kubin yi und 328 Dr. Seb. V. Kovacs, zu Secrelären Hr. v. Balizfalvi und Dr. V. 3Iarikovszky gijwählt. ->}0*— Flora austriaca. — Eine für Böhmen neue Characee, eine äusserst zarte, nur i bis 2" hohe, stark verkrustete, reichlich fruklifizirentle Form vott Chara contraria A. Br. wurde im Herbste v. J. von Hippel i in einem Abzugsgraben auf der Wiese des Palerhofer bei Weisswasser aufge- funden. Diese Chara stellt eine in Europa bisher noch nicht nachge- wiesene Form die Ch. Behriana F. Müll. dar. — Ein neues Lilium der Flora von Dalmatien beschreibt Dr. Visiani in den Schriften der Triester Gartenbaugesellschaft als Li- lium Martagon var. Caltaniae (,,phyllis perianthii extus glaberrimis, intus rubro venosis unicoloribus"). Die Pflanze wurde von Madame de Caltani Selleban in den Waldungen bei Much in Dalmatien ge- funden. S r. — Der Präsident der Accademia Olimpica in Vicenza. Dr. Beg- giato hatte im Jahre 1854 eine Reise nach Ungarn gemacht, bei welcher Gelegenheit er höchst fleissig botanisirle und eine Anzahl von Pflanzen mitbrachte, unter welchen auch eine neue Viola, die Beggiato aber erst jetzt in den Schriften der Mailänder Naturwissen- schaftlichen Gesellschaft. (Alti della soc. ital. di sc. nat. VHI. p. 174.) beschreibt: Viola Olimpia ^ egg. ,,F. hirtula, dilfusa, caule strialo; foliis reniformi cordatis, oblusis late-crenatis; stipulis pinnatifidis, la- cinia superiori impari lanceolala; floribus caulinis apetalis, sterilibus; radicalibus corollatis fertilibus; capsulis oblongis, glabris. Hab. in monlibus circa S Chemnitz, Perenne. Jul. Aug." Sr. Personalnotizen. — Dr. Josef Schlosser, Protomedlkus und Slalthalterei- ralh in Agram, wurde von Sr. Maj. dem Kaiser durch Verleihung des Ordens der eisernen Kione ausgezeichnet. — Professor Dr. A. Kerner hat eine Reise nach Belgien, Frankreich und nach der Schweiz unternommen. — Dr. Arenstein, der bisherige Redakteur der „Allg. land- und forslwirlhschaftlichen Zeitung" ist von der Redaktion derselben zurückgetreten. — Dr. Heinrich Wawra, der als Fregatfenarzt auf der Novara den Kaiser Maximilian nach Mexiko geleitete, ist nach Wien zurückgekehrt und hat reiche, während der Expedition ge- saminelle botanische Schätze milgebracht. 329 — Hofralh D. Reich enbach feierle am 10. Mai in Dresden sein öOjäliriges Jubileum als akademischer Lehrer. Im botanischen Hörsaale versammelten sich die Repräsentanten der K. L. C. Akademie, der Gesellschaft für Natur- und Heilkunde , der Isis, der ökonomischen Gesellschaft (unter Ueberreichung eines Ehren^ kranzes und einer Festschrift), dann der Flora, um den Gefeierten zu begrüssen. Abends waren alle Verehrer und Freunde bei einem Festmahle vereint und die herzlichsten Toaste wurden dem Jubelgreis dargebracht. Dr. Drechsler überreichte im Namen der auswärti- gen Mitglieder der Isis ein xYlbum mit den Photographien der- selben. Professor Süssdorf überreichte im Namen der in Dres- den wohnenden Mitglieder ein silbernes Schreibzeig. Dr. Helmert überreichte im Namen der Flora, das Ehrenmitglied-Diplom dieser Gesellschaft. Unzählige Glückwünsche folgten aus Nah und Fern. — Franz Antoine wurde an Stelle des verst. Dr. Schott zum Direktor der k. k. Hofffärten in Schönbrunn ernannt. Vereine, G-esellschaften, Anstalten. — In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissen- schaften, mathem. nalurwiss. Klasse am 20. Juli wurde von Dr. August Pfizmaier vorgelegt: „Japanische Beschreibungen von Pflanzen. Mit Abbildungen", Die vorgelegte Abhandlung wurde nach einem in Japan erschienenen Werke: Kua-je „Klassen von Blumen", welches in seiner Vollständigkeit die Abbildungen und Beschreibungen von hundert Pflanzen und ebensoviel Bäumen ent- hält, ausgearbeitet und unifasst fünfzig verschiedene in Japan theils wild wachsende, theils cultivirte Pflanzen. Der beschreibende Theil besteht aus der von dem Verfasser dieser Abhandlung angefer- tigten japanischen Uebersetzung, den in dem Werke vorkommen- den chinesischen Erklärungen, ferner aus einer deutschen Erklärung, wobei bemerkt wurde, dass im Allgemeinen sämmtliche in wissen- schaftlichen Werken der Japaner enthaltenen chinesischen Stellen beim Lesen japanich übersetzt werden müssen. Bei dem Umstände, dass viele japanische Pflanzen noch unbekannt sind und dass bei den früheren, übrigens sehr verdienstvollen Bearbeitungen der Flora Japans das sprachliche Element äusserst schwach vertreten ist, schien es nicht zweifelhaft, dass diese Arbeit, die schon als Beitrag zur Geschichte der Botanik einen gewissen Werth haben dürfte, auch für die Erweiterung botanischer Kenntnisse von Nutzen sein und dass selbst in den Fällen, wo es sich um bereits bekannte Pflanzen handeln sollte , manches Denkwürdige über Varietäten, Verbreitung und Eigentliümlichkeiten dieser Pflanzen zu Tage ge- fordert werden würde. — In einer weitern Sitzung am 27. Juli besprach Dr. Theodor Kotschy eine aus dem Innern Arabien« 330 vom ßcrglande Asyr und Jemen hersfamnjende , vor 30 Jahren von einem unbekannten dort gesloibenen deutschen Arzt abge- trocknete Pflanzensammlung. Die Bestimmungen samml Diagnosen der neuen oder wenig bekannten Arten werden vorgelegt und letztere mit gezeichneten Analysen erläutert. Unter diesen 107 arabischen Pflanzen befinden sich 30 solche Species, die bisher dem batanischen Hofkabinel in Wien gefehlt haben. — In Folge einer Einladung des Kaisers Dom Ped ro II. von Brasilien hat Prof. Agassiz eine wissenschaftliche Expedition nach dem oberen Laufe des Amazonen ström es und den Cordilleren der peruanischen Andes mit sechs Assistenten ange- treten. Nathan Cray er, ein Kaufmann aus Boston hat es über- nommen, sämmiliche Reisekosten der sechs Assistenten zu bezah- len. Als ferneres Beispiel der Liberalität der Amerikaner in Be- zug auf wissenschaftliche Unternehmungen ist zu erwähnen, dass die Dampfschifl-Gesellschafl von Kalifornien sowohl Herrn Agassiz als allen Theilnehmern der Expedition (12 Personen) die Fahr- plätze erster Klasse bis nach Rio Janeiro gratis gegeben hat. Die amerikanische Regierung hat allen Kriegsschiffen, Avelche sich an der Küste von Südamerika befinden, den Befehl ertheill, Herrn Agassiz bei allen seinen wissenschaftlichen Forschungen zu unter- stützen. Die Expedition , von welcher grosse Ausbeute zu erwarten ist, wird 5 — 7 Monale in Anspruch nehmen. — Die erste nieder österreichische Waldbauschule wird Anfangs October in der Hinterbrühl eröffnet werden. Sie wurde von der Wiener Landwirthschaflsgesellschaft aus eigenen Mitteln, ohne jedwede Subvention des Landes gegründet. Das k. k. Finanzminisleriiim hat die Benützung des Anninger Forstes als Schulforst bewilligt. Der k. k. Förster daselbst J. Pitasch, ist von der Gesellschaft zum Lehrer an der Schule ernannt wor- den. Ein Assistent wird ihm beigegeben. Zweck der Schule ist die Heranbildung guter Forstgehülfen und brauchbarer Leute zur Bewirthschaflung kleinerer, insbesonders bäuerlicher und Gemeinde- forsfe. Die aufzunehmenden Bewerber müssen wenigstens 15 Jahre alt und mit den nölhigen Volksschulkenntnissen ausgerüstet sein. Mit dieser Schule hat Nieder-Oesterreich drei landwirlhschafl liehe Fachschulen, deren Gründung der Landwirthschaftsgesellschaft zu A erdanken ist. Die zwei anderen, nämlich die Ackerbauschule zu Grossau und die Wein- und Obstbauschule zu Kloslerneuburg, sind bereits vom Landtage übernommen und zu Landesanstalten erklärt worden. Da in Grossau auch ausführlicher Unterricht über Drainage, Wiesenbau und Bienenzucht ertheilt und in Klosterneuburg der Seidenbau im Grossen getrieben wird, so kann mit Recht behaup- tet werden, dass Nieder-Oesterreich ungeachtet seines geringen Flächeninhaltes in Beziehung auf landwirthschaflliche Fachschulen als Muster dienen kann. 331 Literarisches. — „Flora Europaea Algarum aquae duicis et submarinac." Auetore Ludw. Raben hörst. Sect. II. Wgi^s phycochromaceas coin- pleclens. Leipzig 1865. Verlag von Ed. Kummer. Gr. Oct. 319 Seilen, mit gegen 100 Holzschnitten. — Als im vergangenen Jahre der erste Theil von Dr. Rab enh ors t's Alpenflora erschienen war, da wurde diese vortreffliche Arbeit, welche nur erst die Diatomeen behandelte von allen Freunden der Algenkunde auf das lelihalteste begrüsst und allseitig anerkannt, dass sie ganz geeignet sei, das schwierige Studium der Algen zu erleichtern und zu fördern. In Folge dessen sah man auch mit Verlangen dem Erscheinen des 2. Theiles entgegen , der das Werk abschliessen sollte. Da nun dieser und zwar wieder in sehr splendider Ausstattung erschienen ist, so dürfte er in kürzester Zeit im Besitze Aller jener sich be- linden, die sich auf dem ausgedehnten Gebiete der formreichen Algen zurechtfinden wollen. 3Iit Hilfe des Werkes werden sie es ohne besondere Schwierigkeit können, um su mehr, als sie in dem vorgedrucklen Conspectus generum die Gattungen nicht allein durch kurze Diagnosen scharf geschieden, sondern auch durch bildliche Darstellungen erläutert finden , was namentlich für den ersten Anfang vom Belang ist. Gewiss stellt sich der 2. Theil dem ersten würdig zur Seite und so sichern Anlage und Ausführung des ganzen Werkes demselben jene Popularität, welche sich sämmt- liche Publikationen R abe nli orst's stets zu erringen wussten. — Von J. Ch. 3Iühlefeld ist in Erfurt erschienen: „Vor- schule der Botanik. Anleitung zur Kenntniss der wichtigsten Ter- mini aus dem Bereiche der Phanerogamen." — „Beitrage zur näheren Kenntniss und Verbreitung der Algen" herausgegeben von Dr. L. Raben h erst. 2. Heft. Leipzig 1865. Verlag von Ed. Kum mer. (Quart, p. 40, 5Taf.) Das vorliegende zweite Heft der Beiträge zur näheren Kenntniss der Algen, welche Dr. Raben hörst, unermüdlich für die Förderung der Kryptogamenkunde thätig, her- ausgibt, bringt drei Aufsätze. Der erste kommt aus Grunow's gedieg- ner Feder und ist hauptsächlich systematischen Inhalts. Denn in ihm wird eine kritische Aufzählung der Süsswasser-Diatomaceen und Des- midiaceen gegeben, welciie Gerstenberg er auf der Insel Bonka im indischen Ocean sammelte und in Rabenliorsts Decaden vertheilte. Untersuchungen über die Gattungen FrustuUa und Ceratoneis scliliessen Grunow 's schöne Arbeit, zu welcher die beiden ersten Ta- feln geliören. — Die zwei letzten Aufsätze haben Professor Cohn aus Breslau zum Verfasser und beschäftigen sich mit Organographie und Anatomie von Meeresalgen, denn sie enthalten die Resultate von in Hel- goland gemachten Studien. Die eine der beiden Miltheilungen iiandelt über Dictyota und es kommt Cohn in Uebereinstimmung mit Thuret zu dem Resultate, dass diese Algengattung, trotz ihrer abweichenden Färbung bei den Florideen und zwar in der Nuhe von Ceramium un- tergebracht werden müsse, weil sie Antheridien, Vierlings- und Kap- 332 selfrüclite besitzt. Die zweite Mitlheilung inaclil darauf aufmerksam, dass bei Criioria pellita Fr. zwischen den einzelnen Züllfäden grüne Scliläuclie vorkommen, welche nicht Cruoria angehören, sondern wahrscheinlich keimende Zoosporen von Cladophora lanosa Kg. sind, die von Aussen eindrangen. Die Tafeln 3 — 5 liefern die nöthigen De- tails, — Möge recht bald wieder ein weiteres Heft dieser Beiträge erscheinen und möge dasselbe ebenso Gediegenes bringen, wie die beiden ersten. Dr. H. W. R. — „Les Ajuga pyramidalis el genevensis", ferner: „Observations sur quelques planlos rares ou nouvelles de la flore de ßelgique par M. Arm. Thielens." Brüssel 1864, (p.6 und 12, mit einer Tafel). — Die beiden vorliegenden kleinen Aufsätze sijid Separalabzüge aus dem 3.- Bande des Bulletin de la Societe royale de Botanique de Belgique. In dem ersten derselben theilt der Verfasser aus einem an ihn gerich- teten Schreiben Greniers einige Bemerkungen über den Unterschied von Ajuga genevensis und pyramidalis mit, welche das richtige Er- kennen beider erleichtern. In dem zweiten werden 50 für die Flora von Belgien neue oder seltene Arten aufgeführt, welche der für die Flora Belgiens so thätige Autor auffand. Beigegeben ist eine Abbil- dung von Corallorrhiza innuta R. Br. Dr. H. W. R. — Das Bulletin der Moskauer Naturforscher-Gesellschaft 1865 Band 2. enthält: ,, Beschreibung der Monopetalen Ostsibiriens, des Amurlandes, Kamtschatkas und des russischen Nordamerikas", von Ferd. v. Herder; dann Miltheilungen einer botanisch-entomologi- schen Reise in die nördlich von Sarepta an der Wolga gelegenen Gegenden", von A. Becker; endlich biographische Notizen über F. V. Fisc her und Stephan v. Trautvetter. — Die Bearbeitung der von dem verst. Wilh. v. Harnieram obern weissen Nil gesammellen Pflanzen wird demnächst in einem Werke Dr. Sc hweinfurth's veröfTenllicht werden. Dieses „Beitrag zur Flora Aethiopiens" von Dr. Ascherson forlgesetzte Werk soll 4 Tafeln enthalten, von denen 3 noch von Dr. Schweinfurth ge- zeichnet wurden. — Von Dr. Jul. Rossmann ist in Frankfurt a. M. erschienen: ,,Ueber den Bau des Holzes der in Deutschland wildwachsenden und häufiger kultivirten Bäume und Sträucher." Mit 43 Holzschnitten und 1 lith. Tafel. — Prof. Gimmerl gibt Beschreibung einer Bergfahrt auf die Felsenwälle des Rheinthaies" (in dem 7. Berichte des Museum-Vereins in Bregenz 1864). Ausser der Angabe der geologischen Verhältnisse finden wir auch die der von Prof. Gimmerl beobachteten Pflanzen, wie Physalis Alkekengi, Asperula taurina, Saxifragaaizoides, Crepis aurea, Crocus vernus, Lunaria rediviva, Pedicularis foliosa, Hiera- cium aurantiacum, Dianthus snperbus u. s. w. u. s. w. — Im Programme des k. k. Khünseitner Gymnasiums in Prag vom J. 1865 befindet sich ein Aufsatz von Professor Ed. Zahn über „Thiere und Pflanzen bei Horatius." 333 — Im 15. Programme des k. k. Gymnasiums zu Brixen g-ibt Di- reclor Bachlechner ein Verzeiclmiss der Plianerogamen und Kryp- togamen, welche im Brixer Gebiete aufgefunden wurden, mit betref- fenden Bemerkungen über diese Flora. — Eine Flora des tropischen Polynesien nach dem in England seit Cook's erster Reise aufgehäuften Materiale wird von Dr. B. See- mann bearbeitet. — Göthe's Abhandlung über die Metamorphose der Pflanzen ist von einer jungen Engländerin, Miss Emily M. Cox ins Englische übersetzt worden, welcher Uebersetzung Dr. Max weit T. Masters Anmerkungen beigefügt hat, welche die Ansichten der neuern Bo- taniker darleoen. Sammlung^en. — Von dem „Herbarium österreichischer Weiden", das be- kanntlich vor? den Brüdern Kern er in lobenswerther Vollkommen- heit der Exemplare herausgegeben wird, ist die 4. Dekade erschienen. Sie enihält nebst dem betreffenden Texte nachfolgenvildwachsendcn Pflanzen und zeigen nicht selten eine Vermehrung- einzelner oder aller Organe. Besonders sind die Blüthenblätter oft sehr zahlreich, wobei dann die inneren immer kleiner und grünlich werden. In diesem Frühjahre nun fand ich an einem der Stücke vier Stengel, deren einzelne Gipfclblüthen Proliferation zeigten. Die 344 belrefTendon Stengel waren stets blätterlos, bis auf ein dicht über der Basis stehendes grosses, normales Laubblatt. Nach der Spitze zu verdickten sie sich schwach, im übrigen waren sie normal. Ich werde nun einzeln die vier Fälle beschreiben. 1. Bei dem ersten Exemplare trug der etwa 14 Cmtr. lange Sten- gel an seiner etwas verdickten Spitze statt des Kelches einen Kranz von Blättern, die den oberen Stengelblättern normaler Pflanzen ähnlich waren und eine grosse, rosettenformig ausgebreitete Hülle bildeten, durch welche die Pflanzen vom weiten ein anemonenartiges Ansehen erhielten. Diese Hülle bestand aus 7 grösseren, am Grunde blattstielartig verschmälerten, lappig -gekerbten, weich behaarten Blattern, zwischen denen je 1 oder 2 kleinere, an der Spitze meist dreilappig -gekerbte standen, so dass von letzteren 9 vorhanden waren. Die grösseren Hüllblätter vertreten hier gleichsam die gros- sen Kelchabsclinilte der normal entwickelten Blüthe, während die kleinen an Stelle der zwischen den Kelchlappen eingefügten Neben- blältchen stehen. Eine derartige Ausbildung der Kelchtheile in Blätter finden wir im 3. Bde. der „Flora Deutschlands von Mortons und Koch" auf pag. 553 erwähnt, wo es heisst: „Eine üppige, wuchernde Pflanze mit in Blätter ausgewachsenem Kelche und 10—12 Blumenblättern ist: G hybridum Wulf, in Jacq. Mise. II. p. 33. Icon. rar. tab. 94. G. rwale luxurians Tratt. Anemone doderaphylla Krock. H. p. 35, tab. 20." In wieweit diese Pflanze mit den mir vorliegenden Bildungen übereinstimmt, kann ich nicht sagen, da ich leider die citirten Werke nicht vergleichen konnte. Unmittel- bar in dieser Hülle fand sich die ansehnliche, aus 5 Blaltkreisen bestehende, fast 2V2 Cmtr. im grössten Durchmesser haltende Blii- menkrone. Die zahlreichen Blätter derselben, theilweise hervorge- gangen aus der Metamorphose der Staubgefässe, waren meistens etwas grösser, als in der normalen Blülhe und dunkler roth gefärbt, als gewöhnlich. Die Platte war breit rundlich , oft ausgefressen gezähnelt, oft zierlich gekerbt, meistens etwas krausrandig und lang genagelt. In anderen Fällen zeigte sie sich ganzrandig, etwas umge- rollt und mit einzelnen Einschnitten versehen. An den inneren Kreisen konnte man deutlich die Umwandlung der Staubgefässe in Blumenblätter verfolgen. Hier waren die letzteren meist kleiner, bedeutend schmäler, oft bis zum Verschwinden der Platte; sie erschienen bleicher in Färbung, an der Spitze gekräuselt oder auch mehr oder weniger verbogen. An den Rändern trugen sie gewöhn- licli, namentlich die sehr schmalen, ein Slaubkölbchen oder auch nur ein Antherenfach, das sich in einigen Fällen nur als ein schmaler, etwas verdickter, gelber Rand zeigte. Ganz im Innern befand sich noch eine kleine Anzahl normal gebildeter Staubgefässe. Aus der Mitte dieser Blüthe erliob sich nun die zweite, proliferirende, jedoch nur unbedeutend hervor. Dieselbe war mit dem Stiele nicht ganz 2 Cmtr. lang. An dem kurzen Stiele fanden sich, spiralig gestellt, 315 14 Blätter, die mehr oder weniger das Ansehen der Blülhenblaller hatten. Einige waren mit ihrem oberen Tlieile nach unten gebogen, andere von grösseren verdeciit und dann meistens grünlich gefärbt; einzelne trugen in der Achsel ein normales Staubgefäss. An der Spitze des Stieles stand ein vielblätteriger Kelch mit lineal-lanzettli- rhen oder spateiförmigen, stark behaarten, an der Spitze meist zurückgekrümmten und dunkel blulroth gefärbten Blättern. Die unleren derselben waren au der Spitze meist blumenarlig erweitert, und die rofhe Färbung setzte sich von hier in einem breiten Streifen auf der Mittellinie des Blattes fort, so dass nur die unteren breiten Ränder grün erschienen. Die inneren Kelchblätter dagegen waren theilweise in eine fadenförmige, rothbraune, behaarte Spitze ausge- zogen, oder es fand sich ein solcher Lappen an einem Rande. Im Innern der zweiten, nur aus einem Kelche bestehenden ßlüthe fand sich dann die gewöhnliche Zahl der normal gebildeten Stempel. 2. An dem zweiten Exemplare trat die Proliferation noch deut- licher hervor. Auch hier befand sich dicht unter der Blüthe eine aus 15 grösseren und kleineren Blättern bestehende Hülle. Drei dieser Hüllblätter zeigten aber tbeilweise blumenblattartige Bildung, indem sie auf einer Seite hinunter oder theils auch in der Mitte eine den Blumenblättern ganz gleiche Färbung zeigten. Im Cenirum der Hülle standen 8 Blumenblätter, im Allgemeinen von gewöhnlicher Form, mit etwas schmalerer Platte, zierlich gekerbtem, mehr oder weniger gekräuseltem Rande , dabei etwas grösser und dunkler gefärbt als die Kronblälter gewöhnlicher Blüthen. Drei von ihnen waren auf der Miltelader zusammengefaltet, und zwar umfassle jedes der beiden letzten dieser 3 Blätter das vorhergehende mit seinen beiden Hälften. V^on Staubgefassen war hier keine Spur vorhanden, wohl aber zeigten einige der Kronblätter an ihrem JXagel an einer Seite, in einem Falle auch an beiden Seiten, etwas über der Basis einen starken, nach aussen gekrümmten Zahn, während bei einzelnen an derselben Stelle nur eine schwache Hervorragung bemerkbar war. Bei einem der Blätter war der Zahn in einen fadenförmigen Anhang Q-udimentäres Staubgefäss) verlängert. Aus der Milte die- ser Blüthe erhob sich dann, deutlicher wie in der bei I. beschrie- benen Blüthe, auf einem 3 Cmtr. langen, nickenden, behaarten Blüthen- stiele die proliferirende Knospe, y^ Cmtr. unter derselben standen, ziemlich einander gegenüber zwei laubartige, beinahe 1 Cmtr. lange Deckblätter, von denen das eine fast ganz blumenartig gefärbt war und nur den einen Rand grün zeigte, das andere nur einen schmalen rothen Streifen auf der Mitlelrippe hatte. Beide waren am Rande mit einigen starken Kerbzähnen versehen. Die Knospe nun unter- schied sich wesentlich von der vorigen proliferireuden Blüthe. Während sie dort nur eine Anzahl Kelchblatter und Stempel umfasste, war sie hier vollständig und dabei in allen Kreisen vermehrt. Der Kelch bestand aus 8 oder auch 10 Blättern, indem 2 der überhaupt 346 tief eingeschnilten-gesägten, fast gelappten Blätter einen so tiefen Einschnitt zeigten, dass man sie auch für je 2 ansehen konnte. Die Kelchblätter waren theils grün gefärbt, theils röthlich überlaufen, einige mit breiterem, röthlichen Streifen versehen. In dem Kelche befand sich eine aus 11 grünlichen Blättern gebildete Blumenkrone von halber Kelchlänge. Die einzelnen Blätter derselben waren fast rund, ganzrandig, gewölbt und ohne den langen Nagel der normalen Blumenblätter. Dann folgten als dritter Kreis zahlreiche Staubgefässe, etwa halb so lang als die Blumenblätter und unter sich ebenfalls an Länge verschieden und im Centrum zahlreiche nor- male Stempel von der Länge der Kronblätter. 3. Die dritte Blüthe hatte im Ganzen das Ansehen der zuerst beschriebenen. Die Hülle, aus 14 grösseren und kleineren Blättern bestehend, war etwas kleiner und umschloss eine aus zahlreichen, dunkelroth gefärbten Blättern gebildete Blumenkrone. Die Blätter derselben waren von der Form der unter L beschriebenen, am Rande gekerbt und etwas gekräuselt, wurden nach der Mitte zu kleiner und gingen hier theilweise in die etwas zahlreicher, als bei L vorhandenen Staubgefässe über. Der Stiel der proliferirenden Blüthe war 2 Cmtr. lang, etwas gekrümmt und wie bei I der Länge nach mit Blattgebilden besetzt. Zuerst kam ein Staubfaden ohne Anthere; dicht über demselben stand ein Blumenblatt mit einem spitzen , kelchblattartigen , seitwärts über der Basis eingefügten Anhängsel. Das ganze Blatt war mit seinem Rande dem Stiele zuge- wendet, und daneben stand ein zweiter, nach oben gebogener Staub- faden. Links daneben stand das nur zur Hälfte vorhandene, dafür aber um so grössere Blumenblatt, das an seinem, dem ersten zuge- kehrten, geraden Rande einen schmalen, grünen Saum zeigte. Die- sem gegenüber, fast auf gleicher Höhe, folgte das dritte Blatt, im unteren schmalen Theile grün, im oberen rundlichen roth gefärbt und (von aussen gesehen) auf der linken Seite mit einem schmalen, spitzen , kelchblattartigen Anhange wie das erste Blatt. Dem Grunde dieses Blattes war nach aussen zu ein Staubgefäss eingefügt, das an seiner unteren, sehr verbreiterten Staubfadenhälfte 2 blumen- blattartige Erweiterungen trug, eine untere, gerade, fast dreieckige und eine obere, eiförmige, zurückgebogene. Nun ist auf eine Höhe von y^ Cmtr. die Achse blattlos, und dann sind ihr etwa auf gleicher Höhe 3, an den Seiten mit 1 oder 2 lappigen Zähnen versehene, an der Spitze blumenblattartig erweiterte und gefärbte Kelchblätter eingefügt, denen der aus vielen, an der Spitze blumenartig gebil- deten Blättern bestehende Kelch folgt. Dieser schliesst eine aus 20 kleinen, grünlich weissen, meistens etwas verkrüppelten, aus den zusammengeneigten Kelchblättern nicht hervorragenden Blättern gebildete Blumenkrone mit zahlreichen kurzen Staubgefässen und zahlreichen normalen Stempeln ein. Von den kleinen Blumenblättern standen mehrere Gruppen so, dass sie mit den (durch die Krümmung 347 der Blätter um einander) eingeschlossenen Staubgefiissen kleine besondere Blumenkronen in der grossen allgemeinen zu bilden schienen. 4 Beim vierten Exemplare war der Kelch der unteren Blüthe am wenigsten verändert. Er bestand aus 6 etwas grösseren, laubartigen, jederseits mit 2 oder 3 Kerbzähnen versehenen Blättern, die die Blumenkrone an Länge nur wenig übertrafen und zwischen denen 7 ähnliche kleinere, von halber Länge und darunter, standen. Das siebente hatte sich durch Theilung des einen Blattes gebildet; alle Blätter waren schräg aufrecht. Die von diesem Kelche umschlossene Blumenkrone war ganz gleich der eben beschriebenen, nur waren die Staubgefässe zahlreicher vorhanden. Die Achse der sprossenden Blüthe war l'/3 Cmtr. lang, in der Mitte nur mit einem Blumenblatte versehen, in dessen Achsel ein Staubgefäss eingefügt stand. Ziemlich an der Spitze des Stieles begann eine Spirale zahlreicher, meist an der Basis nach aussen gekrümmter, blumenartiger Blätter, deren Platte nach aussen gebogen war, so dass die Blüthe dadurch nach üben sich flach ausbreitete. Nach dem Centrum zu gingen diese Blätter allmälig in kleine Kelchblätter, die sehr dicht gedrängt standen, über und umschlossen dann eine kleine, aus zahlreichen verkrüppeilen, grünlichen Blättern gebildete Blumenkrone, die, sowie auch die zahlreichen kurzen Staubgefässe, nur erst durch Auseinanderbiegen der einhüllenden Blattkreise deutlich hervortrat. Die zahlreichen normalen Stempel legten sich mit ihren Griffeln nach aussen. Fassen wir nun die an den 4 Zweigen beobachteten Bildungs- abweichungen übersichtlich zusammen, so stellen sich als wichtigste folgende heraus: 1. Vermehrung der Kelchtheile; Vergrösserung und laublatt- artige Entwickelung derselben bis zum Auftreten einer grossen, vielblättrigen Hülle. 2. Vermehrung, theilweise Vergrösserung der Kronblätter der unteren Blüthe; Umbildung der Staubgefässe in Blumenblätter. Fehlschlagen der Staubgefässe in einer Blüthe. 3. Proliferation. Auftreten von blumenblatt- und kelchblatt- artigen Gebilden an der proliferirenden Achse; einzelnes Auftreten von Staubgefässen ebenda. 4. Fehlschlagen der Blumenblätter und Staubgefässe in der oberen Blüthe oder Verkrüppelung und Vermehrung derselben. Ausser dem schon oben erwähnten, von Hertens und Koch angeführten Geum rivale luxurians Traft., bei dem jedoch, wie es scheint, nur eine laubartige Entwickelung des Kelches und Vermeh- rung der Blumenblätter stattfand, und der Bemerkung Dr. Ascher- son's (Flora d. Prov. Brandenbg. p. 179), dass sich Vergrünungen der Blüthe grade nicht selten finden, ist in der mir zugänglichen botanischen Literatur nur noch ein Fall bekannt, der sich direkt 348 auf Proliferation der Blüthe von Geum rivale bezieht. Derselbe findet sich im 8. Jahrgang der „Würteinberg. naturw. Jahreshefle", p. 67 mitgetheilt. Hier wird ein von Prof. Dr. Kur beobachtetes Exemplar beschrieben, das dem unter I geschilderten sehr nahe kommt, da namentlich auch in der sprossenden Blüthe ausser den Kelchblättern nur Stempel vorhanden waren. — In einer aus dem Jahre 1768 stammenden Abhandlung : „Hill, Abhandlung von dem Ursprung und der Erzeugung proliferirender Blumen etc.; aus dem Engl, übersetzt", wird im vierten Capitel Beschreibung und Abbil- dung „von dem proliferirenden Sanikel (Geumy gegeben. Die Abbildung eines pyrenaischen Exemplares, als Caryophyllala pur~ purea, montana oder palustris aufgeführt, zeigt uns eine doppelte Proliferation, indem aus der ersten, grossen Blüthe eine zweite, nur wenig kleinere, und aus dieser eine dritte hervorbricht. Ob die Pflanze ein Geum oder gar Cumarum palustre ist, ist mir aus der Beschreibung nicht klar geworden, indess sclieint mir die letztere Annahme nach Standort undBlüthenbeschreibung sehr wahrscheinlich. Bremen, am 15. Juni 1865. Gute und schlechte Arten. Von A. Kerner. VI. Ist die Zahl der im Früheren mitgetheilten Fälle, in welchen an Pflanzen der formwandelnde Einfluss des Bodens und Klimas durch Versuche nachgewiesen wurde, bisher auch nur eine geringe, so kann doch mit Bezug auf diese Fälle schon soviel mit Bestimmtheit behauptet werden, dass ein solcher Einfluss existirt und dass durch denselben die Pflanzen in so vielen und so wesentlichen Merkmalen geändert werden können, dass selbst unsere massgebendsten Syste- matiker diese in ihren Formverhällnissen geänderten Pflanzen mit- unter als selbstständige spezifische Typen auffassen, beschreiben und benamsen. — Wie weit sicli aber die formwandelnde Kraft des Klimas und Bodens ausdehnt, davon haben wir leider bis zur Stunde noch keine genügende Kenntniss, und was bisher über diese Frage bekannt geworden ist, kann vorläufig nur als Hypothese eine Geltung fin- den. Darin liegt aber meines Erachtens eben der Stein des Anstosses bei der Feststellung unserer systematischen Einheilen oder Arten. Nach dem jetzigen Standpunkt unserer Kenntnisse können wir wohl mit gutem Gewissen behaupten, dass durch die äusseren Verhältnisse, welche gegenwartig das Leben der Pflanzen beeinflussen, eine Buche nicht zur Eiche wird, ja wir werden allenfalls auch noch auszuspre- chen wagen, dass sich durch den Einfluss jetzt bestehender Verhalt- r{40 nlsse eino Eiche aus dor Gruppe Silber schwerlich in eine Eiche aus der Gruppe Robur umwandeln wird, — je engrer wir aber die Kreise ziehen, desto unsicherer und schwankender werden unsere Aussprü- che, und fast alles was über die Zusammenoehörig-keit oder spezifische Verschiedenheit der sogenannten Arten bis jetzt gesagt und geschrie- ben wurde, beruht nur auf subjektiver Anschauungsweise und per- sönlichem Dafürhalten. Wer kann sagen ob sich nichl Quercus pubes- cens unter bestimmten Einflüssen gerade so in Quercus Robur um- wandelt, wie Piimula suaneolens in Pvimula ojficinalis; wer kann sagen ob nicht Lychnis mscaria auf unsern Alpen gepflanzt gerade so zur Lychnis alpina wird, wie Saxifraga caespitosa in meinem Versu(^hsgarten am Patscherkofel binnen zwei Jahren zur Saxifraga exarata geworden ist; wer endlich kann behaupten, dass sich Dian- thus Segnerü nicht in Dianthus Carthiisianorum umwandeln kann, wenn durch einen Kultnrversuch aus dem Dianthus alpinus der Dian- thus deltoides hervorgegangen ist. Die Pflanze, welche der eine heute noch für eine gute Art er- klart, wird ein zweiter morgen in einem anderen Florengebiet durch Mittelglieder mit einigen weiteren Arten verkettet finden und Kulfur- versuche werden uns immer noch weitere Uebergiaige nachweisen, an wiche man bisher kaum zu denken gewagt hatte. Ich bin der festen Ueberzeugung, dass in dem Grade, als sich unsere Erfahrun- gen vermehren und unsere Kenntnisse erweitern , die Zahl der jetzt noch für „gut" erklarten Arten immer mehr und mehr zusammen- schrumpfen wird, weil sich immer mehr üebergänge und Zwischen- formen heraussteilen, durch welche die bis jetzt für gute Arten gehal- tenen Formen verkettet sind. Alles Suchen nach den „guten Arten" ist daher meiner Ansicht nach heutzutage ein überwundener Standpunkt, ebenso wie das Herauslesen sogenannter Stammformen oder Stammarten, welche man so gerne als Leithammel für ganze Formenreihen hinstellt und mit denen von unseren modernen Systematikern und Floristen so viel Unfug getrieben wird. — Wollten wir überhaupt von Stammarten sprechen, so müssten wir die Geschichte unserer Pflanzenwelt besser kennen, als diess bis jetzt der Fall ist. Wir müssten dann auf die Flora früherer Perioden zurückgehen und über die Gesetze, nach welchen sich im Laufe der Zeit die Pflanzen ihre Verbreitungsbezirke gebildet haben, im Klaren sein. Darüber sind wir aber bekanntlich noch lange nicht im Klaren, und ich zweifle auch, dass selbst dann, wenn wir et\'\as mehr darüber wüssten, als wir wiridich bis jetzt wis- sen, unsere Floristen die Lust haben würden, diese Verhältnisse ent- sprechend zu berücksichtigen. Das Wenige, was über die Geschichte unserer Pflanzenwelt bisher bekannt wurde, ist wenigstens von den- jenigen, welche das Wort „Sfammart" so häufig im Munde führen, ganz und gar unbeachtet geblieben. Statt zum Beispiel die Pflanzen der Gebirge, welche sich nothwendig erst nach dem Trockenlegen der Niederungen in den Alluvialgebieten verbreiten und dem Tief- landsklima entsprechend umwandeln konnten, als die Stammarten an- 350 zusehen und ihnen die nachträglich entstandenen Tiefiandsformcn unterzuordnen, führen die Verfasser fast aller modernen Floren noch immer die Pflanzen der Niederungen als die Stammarten an, denen sie die verwandten Bürger des Alpenlandes als „Alpenformen" anhängen *). Die Verfasser unserer Floren sitzen eben nicht in der Alpenre- gion, sondern auf dem Alluvialboden der Thäler und Tiefländer und haben zur Feststellung der „Stammarten", sowie der „guten und schlechten Arten" ihre ganz eigenen Massstäbe. Liegt ihnen eine Reihe von Pflanzen vor, welche durch Ueber- gänge verkettet sind, so wird mit Vorliebe dasjenige Glied dieser Kette , welches sie zuerst kennen gelernt haben als die „gute Art" oder „Stammart" angesehen, während die analogen erst nachträglich aufgefundenen Formen sowie diejenigen, welche in benachbarten Florengebieten als Vertreter ihrer einmal als Stammart aufgefassten Pflanze erscheinen, als Ableger betrachtet werden'^). Dabei kann es natürlich an Widersprüchen der in verschiedenen Florengebieten „zusammenziehenden" Floristen nicht fehlen, und es kommt auch in der That vor, dass der eine gerade jene Form als die Stammart und jene als den Ableger ansieht, welche der andere mit Rücksicht auf seine heimische Flora in entgegengesetzter Weise auffasst. — Von diesem Vorgehen wird nur dann eine Ausnahme gemacht, wenn ein Glied aus der vorliegenden Formenreihe zufällig das Glück gehabt hat, schon in alter Zeit von einem unserer Altmeister näher gekannt und beschrieben worden zu sein. In solchem Falle nämlich wird dann dieses Glied der Formenkette als die „Stammart" erklärt und muss dann die anderen verwandten Glieder ohne weitere Umstände in's Schlepptau nehmen, selbst dann, wenn es unter diesen vielleicht gerade das unpassendste sein sollte. — Eine Reihe der sonderbarsten Inkonsequenzen ist dann die Folge dieses scheinbar konsequenten Vorgehens. So z. B. müssen die „zusammenziehenden" Autoren nicht *) Bei diesem Verfahren sind übrigens die meisten Floristen niclit einmal konsequent. In Ledebours Flora rossica werden zum Beispiel von Treviranus Carex membranacea Hoppe, als ß. alpestris zu C ericetorum Po IL, C. Grypos Schk. als var. ß. alpina zu C. stellulata Good. und C. Gebhardi Hoppe. als var. ß. alj^e-^tris zu C. canescens L. gezogen, dagegen in demselben Werke und von demselben Autor Carece irrigua Sm., C. nigra All. und C. lagopina Wahlbg., welche sich zu C.limosa L., C. atrata L. und C. leporina L. ge- rade so, wie C. membranacea, C Grypos und C. Gebhardi zu C. ericetorum, C. stellulata und C. canescens verhalten, als Arten aufrecht erhalten. '^) So z. B. wird von Treviranus 1. c. Carex um'n-osa Host, als schlechte Alt zu C. praecox 3c q. und C. Oederi Ehrh. als schlechte Art zu C. flava L. gezogen, während doch von demselben Autor C. tristis M. B. und C. omitho- poda Willd. neben C. ferruginea Scop, und C. digitata L. aufrecht erhalten bleiben! ^ Norddeutsche Botaniker ziehen C. Schreberi Schrank als Var. zu C. brizoides L., w^eil die letztere in Norddeutschland häufiger und verbreiteter ist. Würden dieselben Botaniker in Ungarn botanisirt und eine ungarische Flora geschrieben haben, so halten sie wahrscheinlich C. brizoides als schlechte Art zu C. Schreberi gezogen, da in der letztgenannten Flora die erslere verhält- nissmässi? selten, die letztere dagegen sehr liäufis und verbreitet ist. 351 selten erklären, dass sich eigentlich die „alte gute Art" oder „Slamm- art" in ihrem Florengebiete nur höchst selten vorfinde und dass an der Stelle derselben nur schlechtes Gelichter sich herumtreibe. Oder der Autor muss, um den Schein der Konsequenz zu retten, indem Gebiete seiner Flora Pilanzen aufführen, die eigentlich dort gar nicht vorkommen. Mit Verwunderung findet dann derjenige, welcher das Buch durchblättert, Namen von Gewächsen, welche er gerade in dem betreffenden Florengebiete am wenigsten vermuthet hätte. Gehl er aber näher auf den Text ein, so stellt sich heraus, dass eigentlich der ihm auffallende Name nur der Aushängeschild für eine ganz andere Pflanze ist, welche der Autor als „schlechte Art" zu „der alten guten Art" gezogen hat und dass die „alte gute Art" selbst in Wirklichkeit gar nicht vorkomrae. Die Autoren der „alten guten Art" aber würden sich gewiss im Grabe umdrehen, wenn sie wüssten, welche Formenkapacität man ihren kurzen schliciiten Diagnosen zugemuthet hat, und wenn sie sehen könnten, was man alles unter den Mantel der von ihnen her- rührenden Namen zu bergen sucht. Manchmal ist übrigens selbst der Mantel eines alten Namens den „zusammenziehenden" Autoren noch nicht weit genug. Pflanzen, welche unsere Alten gerade so gut wie wir Jungen ohne Schwierig- keit als verschieden erkennen konnten und welche auch die „zusam- menziehenden" Autoren selbst ganz gut unterscheiden, werden, „weil man Uebergänge beobachtet hat", zusammengefasst und dann die so gebildete reichgliederige Gruppe mit dem beliebten Namen „vulgaris'^ bezeichnet. Dabei ist noch dazu die Erscheinung gar nicht selten, dass auf der einen Seite des Buches eine künstlich zusammengenähte „Species vulgaris" aufgeführt wird, während gleich auf der nächsten Seite lange Reihen von Pflanzen, welche eben so unzweifelhaft durch Uebergänge verbunden sind, auseinandergehalten werden. War näm- lich die Kette der durch Uebergänge verbundenen Pflanzen gar zu ausgedehnt, so wagte man sich am Ende doch nicht daran, sie alle unter einen Hut zu bringen und man musste sich damit begnügen, die aufgeführten Arten, nachdem man sie vorerst für hoffähig erklärt hatte, hintendrein in einer Note wieder anzustänkern. Man schlage nur irgend eine unserer modernen Floren auf. Fast jedes Blatt wird die Belege für das eben Gesagte enthalten; fast auf jeder Seite findet man die Erklärung: dass die eben beschriebene Art so manchem Zwei- fel unterliege, dass sie wahrscheinlich nur die Thal- oder Aipenform sei, dass sie schwerlich eine „echte" oder „gute" Art sein dürfte und dass sie höchst wahrscheinlich in die benachbarte oder zweit- nächste übergehe. In Erinnerung an das Sprichwort „Exempla sunt odiosa" wider- stehe ich der Versuchung, das, was ich so eben ausgesprochen habe, auch noch durch spezielle Beispiele des weiteren zu erörtern, und zwar um so mehr, als die Erfahrung gelehrt hat, dass gerade die Naturforscher in puncto ihrer Ansichten über „gute und schlechte Arten" keinen Spass verstehen. — Gewiss aber wäre es eine recht 352 pikante Aufgabe, eine Aehrenlese aus einem halben Dutzend unserer modernen Floren zu veranstalten, um das im Obigen mitgetheille entsprechend zu illustriren und zu zeigen, wie weit sich sonst grund- gescheidte Leute im Verfolge einer einmal vorgefassten Idee verren- nen können. Es erübrigt mir jetzt nur noch zu sagen, wie ich mir vorstelle, dass man künftighin die Sache anpacken soll, um endlich aus dem eben geschilderten Wirrsal herauszukommen. Aus dem Ober-Neutraer-Comitate. Von Jos. L. Holuby. Die vorige Woche machte ich eine Excursion nach Skalitz, und da mir am Wege so manche Pflanzen zu Gesichte kamen, die ich frü- her nicht beobachtet habe, will ich Einiges aus meinen Notizen her- vorholen, und in diesen Zeilen, als einen weitem Beifrag zurKennt- niss der Ober-Neutraer Flora, der Oeffentlichkeit übergeben. Bei dem Ziegelofen östlich von Bzince sammeile ich vor mehrern Wochen Avena tenuis, und auf einem Haferfelde unter Avena sativa auch Av. orientaiis. Von beiden Seiten des Fussweges zwischen Alt-Ttira und Myjava beobachtete ich: Trifolinm ßliforme, p-agiferum, Centaurea amara, Molinia coerulea, Avena ßcwescens, Sanguisorba officinaiis^ Euphrasia Odontites, Cirsium oleraceum, Epilobium roseuni, parvi- ßorum, hirsutuni, Inula britanica auf Wiesen. Das Cirmim cano-ole- raceum, welches ich in Podliragy an mehrern Stellen angetrolTen und gesammelt habe, konnte ich hier nicht finden, obwohl es sehr wahr- scheinlich ist, dass es auch da nicht fehlt, so wie es um Podhragy fast überall in Gesellschaft des Cirsium cnnum und oleraceum vor- kommt. Auf Stoppelfeldern mit einer Lössunterlage sind: Scandix pecten nur selten, dagegen Gypsophila muratis, Filago minima, ar- viensis, germanica, Lepigonum rubrum, Trifolium procumbens, Poly- cnemum orvense, Valerianella deidata, Crepis foetida, nicht seilen; an Ackerrändern blühte noch hie und da ein Hieracium bifurcum und Vicia angiistifolia, häufig dagegen Lactuca saligna, Crepis tectorum. Auf den weiter westlich von Alt-Tura gelegenen Aeckern wurde noch Sagina apetaln, Lolimn perenneß. ramosum, Raphanus Raphanisirum, Chondrilla juncea, Hieracium Auricula, Neslia paniculata , und an einem Kopanitzen-Hause Verbascum Blattarin, beobachtet. Auf den Myjavaer Kopanilzen: Orobanche ramosa in grosser Menge auf Hanffeldern, Chenopodium polyspermum, Leonurus Car- diaca, Brassica campestris, Gnaphalium uliginosum, Sherardia ar- vensis, auf Aeckern und Schutt. In einem kleinen Fichtenwäldchen: Picris hieracioides, Potentilla anserina var. sericea , Rubus hirtus, Phleum pratense, Trifolium agrarium, Carlina acaulis und vulgaris. 353 Von Umbelliferen war ausser Daucus Carola., Pimpinella Soxifraga und Pastinaca satimi, nichts zu sehen. Von Weiden sah ich nur ein- zelne Salix daphtioides, und fast durchgehcnds S. alba in Graben, an Bächen und Häusern. In einem kleinen Wäldchen unweit von Myjava: Hieracium umbellatum mit breiten Blättern, Rubus vülicaulis, am Bache Carex maxitna, silvatica, Angelica sylvestris überöFuss.hoch, üppige Festuca gigantea, Valeriana officinalis und exaltata., Hiera- cium boreale, Paris quadrifolia. Auf Ackerrändern: Potentilla collina., sehr häufig und noch immer blühend Hieracium Auricula, Ervum Iiir- sutum, Nasturtium silvestre, Poa compressa, Juncus buffunius waren am Wege selbst. Die Wiesen werden stellenweise wie mit einem Tep- piche mit blühenden Ononis spinosa bedeckt. Von Alt-Tura lagert längs dem Fusswege bis Myjava eine mächtige Lösschichte, nur hie und da treten Mergelkalke auf. In der Nähe des Myjavaer Friedhofes sah ich noch Xanthium strumarium und einzelne X spinosum, das noch vor wenigen Jahren hier ganz unbekannt war, jetzt aber auf den Gassen dieses volkreichen Marktfleckens massenhaft wächst; Hieracium stolonißorum, Rumex Acetosella, Hypochoeris radicata, in grosser Menge Carlina acavlis; dann bei dem Bräuhause: Chenopo- dium glaucum, rubrum., Bonus Henricus, urbicum unlereinand(;r wachsend. Um Myjava wird auch Linum usitatissimum im Grossen kullivirt, doch da der Lein schon ausgerissen war, konnte ich keine leinliebenden Pflanzen da beobachten, obwohl es sehr wahrscheinlich ist, dass Lolium linicola, Cuscuta Epilimim, Camelina dentata auch hier, sowie dies bei N. Podhragy der Fall ist, — wachsen können. Durch den Turoliskaer Pfarrer Herrn Semiän wurde ich auf einen Strauch Sambucus nigra aufmerksam gemacht, der in seinem Garten wächst und auch zur Fruchtreife grüne Beeren trägt. Der ganze starke Strauch ist voll mit Früchten behängt gewesen. Die Unterlage, darauf er wächst, ist Alluvium. Herr Pf. Semian versprach mir davon Samen zu trocknen, den ich solchen, die sich dafür interes- siren, mit Freudim mittlieilen werde. Von Turoliska ging es wieder am kürzesten Wege über das Feld gegen Wrbowce zu. Nahe bei Wrbowce wächst auf kahlen Hügeln Gentiana ciliata nicht selten, meistens nur in ein- selten inehrblüthi- gen Exemplaren. Polygala major.) Scabiosa ockroleuca häufig, Bu- pleurum falcatum sehr zerstreut, dagegen sehr häufig Picris hiera- cioides. Auf queliigen , nassen Stellen der Kopanitzen gegen das Skalitzer Gebirg Rasochaz zu wächst Carex hordeistichos Vi II. trup- penweise. Am Rasochäz selbst notirte ich: Calamagrostis Epigeios nicht gemein, Anthyllis Valneraria mit gelben Blüthen, wogegen die um N. Podhragy wachsende Form weissblühend und das SchilFchen am Ende roth ist (yl. Vulnerar. var. polyphylla Koch). Salix Caprea ist hier sehr häufig. Lalhyrus platyphyUos, Rubus hirtus und viliicaulis, Stachys alpina, Hypericum montanum und hirsutum, auf nassen Stel- len H. tetrapterum , Senecio erraticus, Molinia coerulea, Succisa pratensis, Serratula tinctoria, Siinguisorba officinalis wachsen in grosser Menge. Dagegen Rammculus bulbosus, Juncus conglomera- Ocäterr. botan. Zeitschrift. 11 Heft. ISri.) 20 nr)4 tus nur einzeln. In Holzschlägon bedeckt ganze Strecken Senecio silvaticiis. Gegen Skalitz zu ist zu erwähnen: Peucedanum Cervaria, Seli- nnm carvifolia, Silaus pratensis; im Thale unter dem Rasochäc: Nepeta nuda; auf Aeckern massenhaft Diplotaxis muralis, darunter hie und da ein Raphanus Raphanistrum. Am 6. Sept. stieg ich im Skalitzer Weingebirg herum, wo ich „V. Hlinnikoch" einige Hibiscus Trionum fand. Das übrige hier No- tirte ist mir schon längst bekannt und wurde im Corres{3ondenz-Blatte des Ver. f. Naturk in Pressburg 1863, März, veröffentlicht. An Häusern und Mauern der Stadt Skalitz wachsen in grosser Menge: Chenopodium alhum, rubrum, murale, nrbicum, Bonus Hen- riciis, hybridum, Atriplex rosea, patula an Zäunen Atriplex nitens. Unter den getrockneten Skalitzer Pflanzen, die ich mir von den Gym- nasialschülern Albert und Rudolpli Pavlik zeigen Hess, sah ich unter andern: Muscari racemosum, Corydalis solida, Convallariamnjalis, Salma verticillata und silvestris, Anemone silvestris, Allium acut- angulum , Pulmonaria mollis , Fragaria collinn, Veronica spicata, Potentilla anserina ß. sericea. Ich bedauere es, dass mir keine Zeit erübrigte, die Marchauen und Sümpfe zu besuchen. Die Rückreise machte ich über Radosovce, Hluboka, Myjava, zu Wagen. N.-Podhragy, den 11. September 1865. Einige Worte über die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mykologie des H. F. Bonorden. Von Stephan Schulzer von Müggenburg. (Schluss.) Dr. ß a i 1 nannte dieses in seinem Systeme die beste Ein- Iheil ung und verwies den Leser auf B onordeu, was um so nöthiger war, da er,aus leicht erraihbaren Gründen, die zweite Abtheilung gar nicht besprechend, von der ersten unmittelbar zur dritten tiberging. Ich war indessen in Betreff der aufgestellten Gattungen ande- rer Meinung. Sie befriedigten mich durchaus nicht, weil sie eben nichts anderes waren, als Fries's zu Gattungen erhobene Unterab- theilungen. Ob man aber sagt: Pyrenodochium oder Lignosae, kam mir für die Wissenschaft völlig gleichgiltig vor. Wie konnte man auch damals, wo man noch den inneren Bau von gar so wenig Sphäriaceen kannte, anders verfahren! Dass aber nur dieser bei Aufstellung der so nothwendigen neuen Gattungen massgebend sein könne, fühlte jeder Mykolog. ^55 Wie trefTlich die seitdem verstrichene Zeit von dem Herrn Ver- fasser und andern Forschern benutzt ward , zeigt ein Durchblick seiner zwölften Ordnung! Sind wir auch bei weitem noch nicht am Ziele, so kann man doch vor der Hand sehr zufrieden sein. Die völlige Trostlosigkeit, welche hier früher herrschte, ist gutentheils gehoben. Freilich wird man bei fortgesetzter Untersuchung noch viele Arten finden, die in keine der aufgestellten Gattungen passen und neue Gattungen creiren, deren übergrosse Zahl jedoch am Ende, wenn alle Untersu- chung vollbracht ist, durch angemessene Erweiterung der Dia-^nosen und mit Hilfe von Unterabiheilungen, leicht wieder auf ein billiges Mass reducirt werden kann, denn man wird im Besitze eines klaren Ueberblickes dieser mikroskopischen Heerde sein. Die Beibehaltung der ursprünglichen drei Abtheilungen ist sehr wesentlich, die Versetzung der Grypiolhecini und Erysiphei hieher so auffallend naturgemass, dass ich sie in meinem Werke schon vor ein Paar Jahren bewirkte. Nur dürften die ersleren als dritte Familie un- mittelbar vor den Perisporiacei vielleicht passender stehen. Das Einzige kann ich nicht billigen, dass man den so bezeich- nenden Namen „Sp/täz-ia" , von welchen) deshalb die ganze Ordnung ihre Benennung entlehnte, für keine Gattung reservirte, sondern fallen liess, was übrigens gewiss nicht vorsatzlich geschah, und leicht wieder gut zu machen ist. Auch in dieser Ordnung bedient sich der Verfasser, nebst an- deren Faktoren , der Spore zur Unterscheidung der Galtungen, weil er bei andern mikroskopisch zu bestimmenden Pilzen ihre ausneh- mende Tauglichkeit hiezu erprobte. Indessen dürfte dieses Verfahren eben hier weit eher als ander- wärts einige Verwirrung zur Folge haben, weil die Sporen, im Ver- laufe ihrer langsamem Entwicklung oft die Form sehr bedeutend ändern, daher dieselbe Art von einem Forscher hieher, vom andern dorthin eingetheilt werden könnte, je nachdem die untersuchten Indi- viduen mehr oder weniger gereift waren. So erwiihnt Bonorden S. 149 einige Sphärien , bei welchen Currey anders geformte Sporen antraf, als andere Forscher. Er fand sie z.B. he'\ Sphaeria lanciformis (Mong, artikulirl. Bonorden ovalrund und ich cylindrisch mit glatten Wänden , einfach; bei Sph. meloyramma: Currey spindelförmig, lang, seplirt, Fries kugelig und ich : gekrümmt-spindelförmig, gross, anfangs mit vielen Spori- diolen, welche sich spater zu 4 — 5 von einander geschiedenen Ker- nen vereinigen, wornach sie selbst noch bei 210maliger Vergrösse- ning septirt aussehen, bei 39()maliger sah ich jedoch deutlich, dass keine Scheidewände vorhanden waren, deren spätere Bildung ich indessen, nach meinen Erfahrungen an den Sporen anderer Filze nicht in Abrede stellen mag. Hiebei theile ich vollkommen des Verfassers Meinung, dass derlei Differenzen, bei fortgesttzlen Untersuchungen (die richtige Ansprache der Arten vorausgesetzt, was übrigens bei vielen sehr 26 * 356 problematisch ist), sich bald aufkhiiuMi werden, weil sie, wie erwähnt, in dem verschiedenen Alter der Sporen begründet sind. Einen recht schlagenden Beweis dafür haben wir an der Do- thidea Ribesia. deren Analyse ich in den Verhandlungen der k.k. zool. bot. Gesellschaft zu Wien im J. 1863 veröil'entlichte. Ihre spindel- förmigen, manchmal wohl auch gekrümmten Sporen sind je nach dem Grade der Reife: a. einlach, mit Sporidiolen und körnigem Plasma gefüllt; b. zweifächerig, in der Mitte geschnürt-septirt, in den zwei Zellen mit wenigen oder gar keinen Sporidiolen (^Plasmakügelchen); endlich c. dreimal septirt, an den Theilungsstellen gekerbt und völlig klar. Zufälligerweise wendete auch Dr. ßonorden diesem Pilze seine Aufmerksamkeit zu, und basirte die (nun zu erweiternde) Diagnose der früher so unsichern Gattung Dathidea Fr. auf den Befund. S. 162. Dieser stimmt mit dem meinigen vollkommen überein , bis auf den Umstand, dass er von Sp er m a tien höhlen nichts erwähnt, in den Schläuchen acht Sporen antraf, und dass diese biloculär, dabei fast cylin drisch, an den Enden verjüngt waren, und zwar an dem einen mehr als an dem andern , endlich der eine Theil den andern an Grösse bedeutend übertraf. Woher diese Differenz? Ich glaube sie in der erlangten Ausbil- dung der zur Untersuchung verwendeten Individuen suchen zu müssen, denn die sonstige Uebereinsliminung der beiderseitigen Befunde bei einem von den meisten Sphäriaceen durch den Bau des Stroma, den Abgang der Pyrenien und Paraphysen, trotzdem dass unsere Vorgän- ger das Dasein der letztern behaupteten, so sehr abweichenden Pilz, bürgt wohl für genaue Untersuchung. Ausser der Gestalt der Sporen dünkt mir auch der Umstand, ob die Schläuche concentrisch an der ganzen Innenwand, oder auf- recht stehend nur am Grunde entspringen, sehr wesentlich, und zur Tre nnung im Grossen berufen zu sein. Wenigstens ist es rathsam Sorge zu tragen, dass in dieser Beziehung verschieden gebaute Pilze nicht zufälligerweise in dieselbe Familie oder gar Gat- tung gerathen. Seite 80 drückt der Herr Verfasser Zweifel über die Beschaffen- heit des Stroma der Galiung Prosthecium aus. Er hat sie trotzdem völlig richtig eingelheilt, denn mein Prosth. carpineum ruht wirklich in einem Stroma spurium. Die Gattung Triblidium Bebt., bereits bei den Cenangiacei auf- geführt, erscheint hier wieder bei den Hysteriacei. Ich glaube, dass sie hieher gemeint ist, und das Ausstreichen dort vergessen wurde. In seiner Mykologie beschreibt der Verfasser eine Ascospora tripunctata, deren dortige Abbildung er hier, unter dem Namen Sphaeria repetis, bei Isothea Fr. citirt. Sie wird wahrscheinlich nicht dieselbe Sphaeria repens C. sein, welche er bei der Gattung Asco- spora Fr. nennt. 357 V. Spe cieUe Beil rage zur Verv ollkomm IUI n g- der Mykologie. Unter diesem Titel beschreibt der Herr Verfasser eine sehr l)cdeutende Zahl mikroskopisch untersuchter, meist neuer Pilze, mit einer Genauigkeit, die r'chts weiter zu wünschen übrig lässt, als alle bekannten kleinen Pilze, die man wegen der früher so mangel- haften Beschreibung sehr oft nicht wieder zu erkennen vermag, eben so trelfend geschildert zu sehen. Diese Beschreibung ist nocii durch zwei völlig gut ausgeführte Tafeln von Abbildungen illustrirt. Dass in einer so umfangreichen Arbeit mitunter auch einige Schreib- und Druckfehler unterlaufen, wird wohl Niemanden Wunder nehmen. Ich werde sie, soweit ich sie bemerkte, anführen, sowie auch nicht verschweigen, wenn hie und da meine Beobachtungen mit den seinigen nicht übereinstimmen. Einem unbedeutenden Verstösse ist es wohl zuzuschreiben, wenn die Nämasporee Miciopera zwischen Gliedern der Familie Pse- cadidei behandelt wird. Ebenso dürfte es auf einem Schreibfehler beruhen, wenn in der Anmerkung S. 144 anstatt Podosporiacei, Sporocadei sieht, und S.145 Haplosporium zu den Cryptotrichei gestellt wird. Indessen scheint mir in der Thal das Haplusporiuni atium (olim Fodosporium atrum) dort gut zu stehen, weil es seinem ganzen Baue nach ein CUnterium und kein Haplosporium ist. Abbildungen, welche den Innern Bau derSphäriaceen darstellen, wie T. I, F. 24, sind nicht bloss schön , sondern auch instructiv, und vor einigen Jahren zeichnete ich sie zu jeder Art, die ich damals in mein Werk aufnahm, aber in Berücksichtigung dessen, dass dieser Fürgang die Kosten der einstigen Herausgabe vermehren würde, ward ich später etwas sparsamer damit. Das Resultat meiner Untersuchung der Sph. Aquila Fr. weicht in einigen Punkten von jenem ab, welches der Verfasser erzielte. Die Pyrenien sitzen in einem dunkel purpurbraunen, aus derben, fast undurchsichtigen, sparrig-astigen , hin und wieder seplirten, locker verflochtenen Hyphen bestehenden Filze, von welchem sie oft zu zwei Drittlheilen bedeckt sind, haften jedoch an der Astoberfliiche, und bestehen, die innere Bekleidung, von welcher die Schläuche und Paraphysen entspringen, abgerechnet, aus zwei Hüllen. Die äussere gedrückt-kugelförmig, mit einer am Ende sich deutlich öfTnenden Pa- pille, hat '72 — Vi Linien im Durchmesser, ist dick, umberbraun, und besteht aus grossen Zellen. In dieser ist eine zweite, besonders im Alter völlig auslösbare, häutige, schwarzbraune, unregelmässig- kugelige eingelagert, welche aus länglich-maschenförmigen Zellen besteht. Die Bekleidung ihrer Innenwand ist ansehnlich, weissgrau und besteht aus einwärts zu Fäden werdenden Zellen, von denen die cylindrischen, achtsporigen Schläuche und sehr zahlreichen faden- förmigen, zuweilen stellenweise verdickten, oben bald spitzigen, bald stumpfen, im Innern einzelne Plasmakügelchen führenden Para- 358 physen enlsprinoien. Die Sporen sind länglich-oval, auf einer Längsseite platt, selbst eingebogen, gross, dunkelbraun, unseptirf, mit einem grossen , wenig durchscheinenden, einem Oel- troplen ähnlichen kugeligen Kerne. Diese Sporenform, die ich als länglich-oval, auf einer Längsseite gerade oder platt bezeichne, scheint Dr. Bonor- den unter dem Au.sdrucke „oblongo-fusiformis" zu verstehen. Hypo- xilon fiiscum und multiforme haben dieselbe Sporenform, wo er sie „obiongo-ellipticis" nennt, was am Ende eine so ziemlich gleiche Gestalt zu sein scheint. Obschon ich die Sporen unter Wasser beob- achtete, so sah ich doch keine hyalinen Spitzen, deren Dasein viel- leicht nur an ein gewisses Aller gebunden ist, oder aber erst bei einer starkem als 390maligen Vergrösserung wahrgenommen werden kann. Diese Erscheinung dürfte, wie beim Pt^osthecium Pres., vom Sciileime an der Oberflache herrühren, der zuletzt eintrocknet. Befreniflend kommt mir vor, dass des höchst ausgezeichneten doppellen Pyreniums kein Autor erwähnt. Zur Aufnahme der Sph, Aquila ¥r., sowie ich sie fand, lasst sich die Definition der Galtung Byssitheca noch herrichten, keines- wegs aber für die Sph aurantia P., die einen viel zartem Bau, keine Paraphysen und wasserhelle ganz eigenthümiich spindelförmige Sporen hat. Beide Spitzen verlängern sich nämlich auffallend. Dazu ist die Mitte bald sehr beträchtlich eingeschnürt, bald gar nicht. Im Innern sieht man einen Kern mit zwei grossen Oeltropfen, zuweilen auch noch einen dritten kleinern Tropfen. Sepia fand ich keine, obgleich die volle Reife schon da war, indem Sporen, selbst ganze Schläuche, beinahe rankenförmig in Menge ausgeslossen wurden. Ich werde so frei sein, auf Grund des Baues dieser schönen Art eine neue Galtung zu bilden, und sie Bonordenia nennen. Die Angabe S. 158, die allerdings sehr zarten Pyrenien der Sphaeriae synbiotici beständen nur aus einer einfachen Haut, von welcher nach innen concentrisch die Schläuche entspringen, erhält durch meine Beobachtungen eine kleine Berichtigung. Ich fand näm- lich bei Circinaria pvlchella, imVerhältniss zur Kleinheit der Pyrenien, eine sehr mächtige und beim Microstoma enter oleucum auch eine genug starke Auskleidung der Innenwand. Zur Seile 163. Es ward bereits erwähnt, dass sich mir die Spo- ren der Sph. lanctformis Fr. anders darstellten, als sie der Verfasser sah. Nun weichen aber meine Beobachtungen noch in andern, wesent- lichen Stücken von den seinigen ab. Bei sehr jungen Exemplaren sieht man deutlich, dass das Sfroma durch den Einfluss des Myceliums aus der Substanz des Multerbodens entsteht, indem sogar die zim- meti)raune Farbe des letztern vorschlägt. Es ist somit ein Stronia spurium und seine grumige Substanz hat überhaupt für ein Stroma verum zu wenig Consistenz. Die Pyrenien sind keine Locula- men te des Stroma, sondern wirklich vorhanden und inwendig mit einer zarten Bekleidung versehen, von w^elcher kon centrisch, nicht wie bei Doihidea Ribesia bloss vom Grunde aus, die Schläuche 359 entspringen. In reifem Zustande fand ich indessen auch hier keine Paraphysen, obschon man bei jungen Individuen, zwischen den bereits die Keulenform erlangenden vSchläuchen auch Fäden sieht, welche wohl nichts weiter sein mögen, als eben entstehende Schläuche. Somit wäre dieser Pilz nach dem Ergebniss meiner Untersuchung keine Dothidea. aber auch weder eine Diatrype noch eine Oostoma, sondern ein Microstoma. Man sieht, der kurz früher prophezeite Kampf bei Eintheilung neu untersuchter Sphäriaceen beginnt schon recht schön. Dieses schadet aber gar nichts; im Gegentheile liefert die unausbleibliche endliche Entscheidung eines jeden solchen Streites einen festen Stein zum Aufbau der \\ issenschaft. Am Ende meiner Bemerkungen angelangt, wünsche ich nur die Freunde der 3Iykologie recht oft durch ähnliche Arbeiten erfreuet zu sehen. — Mit der dem Verehrer der Wissenschaft geziemenden ÜfTeii- heit besprach ich alles dasjenige, was mir Versehen oder Irrlhum schien, und hie und da noch etwas mehr; hätte ich aber alles tiefge- fühlte Wahre, Gute und Verdienstvolle dieser Abhandlungim einzeln besprechen wollen, so hätte meine Arbeit an Volumen jene des Au- tors übertroffen, was glücklicherweise überflüssig ist, weil diese geng vernehmlich für sich selbst spricht. Vinkovce im Jänner 1865. Correspoudenz. Langenlois, den 30. September t865. Die Traubenernte, welche in hiesiger Gegend in dieser Woche vorgenommen wurde, ist für die BetrelFenden sehr traurig ausge- fallen. Der am 2. Mai eingetretene Frost zerstörte die jungen Reben- schösslinge bis auf wenige Reste und der durch die Dürre zw eier vorhergehender Jahre geschwächte ^^'einstock war nicht im Stande nochmals Früchte naciizutreiben und so geschah es, dass ein Viertel- joch Weingarten, das in mittelmässiger Ernte 12 bis 16, in guten Jahren aber 20 bis 25 Eimer Wein liefert, heuer einen halben bis höch- stens Einen Eimer gab, ja mancher das Erträgniss desselben Flächen- masses bequem in einem Handkorbe nach Hause tragen konnte. Uebri- gens sind die Trauben von vorzüglicher Süsse. Jos, Andorfer. Neusohl, den 10. Oktober 1865. Ende des vorigen Monates habe ich die Weinlese in Karpfen besucht, indem ich hoffte dort manches theils für die Phanerogamen beubachien zu können, theils und besonders für meine Algensamm- lung etwas zu gewinnen, — aber leider war die Flora bis zu Karpfen und auch dort w egen der anhaltenden trockenen Witterung fast ganz 3r)0 verschwunden. Was mich am meisten interessirte, war das massen- hafte Auftreten von Xanthium spinosuni auf der Strecke von Altsohl bis nach Karpfen — so dass die ganze Landstrasse zwischen den er- wähnten zwei Städten beiderseits, die zunächst liegenden Hügeln, selbst die Gassen der dazwischen liegenden Marktflecken und Dörfer von dieser lästigen Pflanze ganz bedeckt sind. Die Trauben waren heuer in Karpfen, welche Stadt nicht immer die besten liefert, aus- gezeichnet gut — nur Schade dass die, durch die Fröste stark gelit- tenen Weinstöcke nicht viel erzeugten. — Von Algen habe ich nur Synedra capitata erbeuten können. Alexander Markus. Szecseny in Ungarn, den 17. Oktober 1865. Zufolge einer sehr freundlichen Einladung bringe ich jetzt einige Tage bei Seiner Excellenz Dr. Haynald hier in Szecseny zu und bin vom frühen Morgen angefangen den ganzen Tag theils mit Benützung der ausserordentlich reichhaltigen Bibliothek, theils mit Besichtigung des grossartigen Herbars Seiner Excellenz beschäftigt. Mir ist hier die schon lange ersehnte Gelegenheit geboten, über manche im Laufe dieses und des vorhergegangenen Jahres gefundene kritische Pflanzen Rath einzuholen. Namentlich verschalTe ich mir jetzt Kennlniss über einige HeulFel'scIie neue, bisher nur sehr wenig gekannte Arten. — Um Polycnemum HeAiffelii zu sammeln, machte ich einen Riesenumweg hieher, indem ich meine Route zuerst über Gö- döllö und Veresegyhäz nach Kisujlak nahm und erst am zweiten Tag über Acsa, Nandor und Varsäny nach Szecseny gelangte. Leider verhinderte mich das schlechte Wetter, unterwegs etwas zu sam- meln. — Samstag kehre ich wieder nach Gyöngyös zurück, üeber unsere prächtigen Funde hat Ihnen Hr. Dr. Ascherson schon be- richtet. Ich füge nur noch hinzu, dass die an der Theiss gesammelte Cuscuta mit C. Rogowits Chiana Trautvett. identisch ist. Dem Bei- spiele C os so n's folgend, welcher die Gattung Giammica anerkennt, benenne ich unsere Pflanze Grammica Rogowitschiana. Trautvetter spricht seiner Art die epipetalen Schuppen ab; — auch ich konnte bei der Theisspflanze keine entdecken; daher kann man letztere keineswegs mit C. Cesatiana etc. identificiren, deren Schuppen sogar von beträchtlicher Grösse sind. — Fumaria micrantha in HeulTel's Enumeratio Banatus Temesien. ist, wie ich mich gestern überzeugt, mit der von mir im Biharer Komitat gesammelten, für F. media Harn mar (ni^lit Lois.) gehaltenen Pflanze identisch. Viktor V. Janka. Breslau, den 13. Oktober 1865. Mein Freund Fritze hat den Monat September wieder in der Tatra zugebracht, diesmal hauptsächlich der Kryptogamen halber. Seine Ausbeute an Phanerogamen ist nach seinem Bericht nicht sehr ergiebig gewesen ; der grösste Theil hatte schon vollständig abge- blüht, wohl in Folge der abnormen Witferungsverhältnisse im vergan- genen Sommer, da sonst um diese Zeit die Ausbeute in Hochgebirgen 361 noch ziemlich lohnend zu sein pflegt. Der interessanteste Fund Fritze s ist unstreitig die Saussurea macrophylla Sauter; erfand diese meines Wissens für die karpatische Flora neue Art an Felswän- den am N. 0. Abhänge des Gewont bei Zakopana in ziemlicher Menge, hielt sie aber für S. alpina^ unter welchem iVamen er mir auch Exem- plare mitgetheilt hat. Vielleicht ist die Angabe Hoborskis (österr. bot. Wochenbl. 1853. Nro. 2), dass S. discolor in den Alpen um Za- kopana vorkomme, auf diese Art zu beziehen, weichein der Blattform der S. discolor allerdings viel naher steht als der S. alpina, deren schwächere Bekleidung sie besitzt. Ich halte diese Pflanze mit Godron für eine gute Species ; sie scheint im Allgemeinen seltener, als die übrigen, obschon ihr Verbreitungsbezirk (Pyrenäen, Tirol, Tatra) ein ausgedehnter ist. — Von Freund Heuser habe ich end- lich, beinahe nach Jahresfrist, die erste Pflanzensendung aus Amerika erhalten. Dieselbe enthält viel Interessantes; auch sind die Exem- plare durchgängig gut präparirt und erhalten, und es werden alle die Herren, die von diesen Pflanzen bereits erhalten haben gewiss mit denselben zufrieden crewesen sein. Der Preis (4 Thaler pro Centurie) ist zudem ein so niedrig gestellter, dass sich schwerlich sobald Gele- genheit finden dürfte , dergleichen Sachen aus jenen Gegenden zu acquiriren. Da Heuser, wie er mir schrieb, vorhatte, im ver- gangenen Sommer jeden freien Augenblick zu botanichen Exkursio- nen zu benutzen, so dürfte die nächste Sendung voraussichtlich sehr umfangreich werden; mein Freund lässt alle die Herren, welche in Folge seines Berichtes in der österr. botan. Zeitschrift bei ihm Bestel- lungen auf Pflanzen gemacht haben, einstweilen bitten, sich bis zur Ankunft dieser Sendung gedulden zu wollen, durch die er dann allen Anforderungen genügen zu können hoflt. R. von Uechlritz. Berlin, den 21. Olitober 1865. Von Dr. Schweinfurth sind im August und September d. J. Nachrichten über seine Weiterreise von Suakin über Kassala und Gedarif nach Matamma, der Hauptstadt von Galabat, eines kleinen, sowohl dem ägyptischen als dem abyssinischen Reiche zinspflichtigen Fürstenthums, eingegangen. Die Regenzeit hatte Ende Mai daselbst begonnen und war der Reisende eifrig mit Sammlungen am letzge- nannten Orte, den er mehrere Monate zu seinen Standpunkten zu machen gedachte, beschäftigt. Unter den gefundenen Pflanzen nennen wir Cienkowskia aethiopica S ch w f. und Kosaria Barnimiana S c h w f., welche in seinem „Beitrag zur Flora Aethiopiens" abgebildet sind. Die eingegangenen Berichte werden in der Berliner Zeitschrift für allgemeine Erdkunde, ein Verzeichniss der zu Suakin und Kassala gesammelten Pflanzen vielleicht auch in Wien gedruckt werden. — Auch wir haben einen so dürren Herbst gehabt, wie ich mich nicht entsinnen kann, je erlebt zu haben — für uns nicht minder erstaunlich als die Austrocknung des Neusiedler Sees für Sie, war es, dass der grosse Hauptgraben der Hanelhmdischen Niederung, auf welcher sonst mitunter eine Art von Schilffahrt stattfindet, stellenweise ganz 362 trocken liegt. Leider leben wir nicht in einem Florabezirke, wo sel- tene Uferpflanzen diese Gelegenheit benutzeten, um „meteorisch," wie es Fries nennt, zu erscheinen. Nur Cyperus fvscus L, und flavescens L. erschienen hie und da schaarenweise an Orten, wo sie sonst selten oder gar nicht gefunden waren. AnfTallend ist mir die so sehr viel grössere Anzahl verwilderter Pflanzen, welche in der Flora unserer deutschen, namentlich norddeutschen Länder aufgeführt werden, gegen die in Oesterreich angegebenen. Ob wirklich bei Ihnen solche weniger vorkommen, oder ob man ihnen nur geringere ßeachtung schenkt? Ein neuer Zuwachs zu den unsrigen ist Calan- drinia pilosiuscula D. C. (^TuUnum ciliatum Hook., C. compressa S ehr ad.) eine kleine, einjährige Portulacacee aus Chile mit unschein- baren, purpurnen Blülhen, welche im und beim Garten des Försters am Schlachtersee im hiesigen Grünewald, sowie auch in Gärten der ehe- maligen landwirljjschaftlichen Akademie Möglin bei Wrietzen seit wenigstens 6 Jahren vorkommt. Herr Prof. Schenk aus Würzburg, der uns hier kürzlich besuchte, theilte mir indess mit, dass sie auch dort im botanischen Garten sich seit Jahren selbst aussäe und ausbreite. R. As c her so n. -^•«.C:©^^»- - Fersonalnotizen. — Dr. Franz Herbich. k. k. Regimentsarzt in Krakau starb am 29. September, — William Hooker, Direktor des Kew-Gartens starb am 12. August. — E. R. von Trautvetter ist an die Stelle Küster's bei der Verwaltung des kais. botanischen Gartens zu St. Petersburg getreten. — Dr. Ei c hier hat sich als Privatdocent für Botanik an der, Universität München habilitirl. Vereine, Gesellschaften, Anstalten. ■■■"'■ si-!- In der Sitzung der zool.-botan ischen-Gesellschaf t am 3. Okt. sprach Josef Knapp über die Ergebnisse seiner im Au- gust und September l. J. unternommenen botanischen Rundreise durch Slavonien. Er machte auf das Fehlen gewisser Pflanzen sowie auf einige pflanzengeographische Abnormitäten aufmerksam. Ausser Gefässpflanzen wurden auch Moose, Flechten und Charen gesammelt. Knapp wendet Herbich' s Ansicht über die Erforschung Galiziens auch auf Slavonien an und glaubt, dass nur einheimische Botaniker 363 bwrufen wären, ihr Gebiet genau zu erforschen, indem diess Aus- wärtigen bei ungenügender Lokalkenntniss nie gelingen kann. — Dr. H. W. Reichardt Iheille mit, dass Pfarrer Pa c her, Mimulus lu- teum L. in grosser Menge um Feldkirch in Kärnthen verwddert fand, ferner machte er darauf aufmerksam, dass das iui Ossiacher See vor- kommende Nupfiar, N. pumilum sei. — J. Juratzka legte einen von Dr. J. Milde eingesendeten Nachtrag zum Index Equisetorum vor. Derselbe enthält 36 Nummern und als Anhang die Bestimmungen einiger blos mit Nummern versehener Equiseten, welche in verschie- denen Sammlungen, z. B. v. Wei witsch (Iter angolense}, Popp ig (PI. peruv.), Kotschy, Pendler, Spruce u. a. ausgegeben wur- den. Ferner berichtet er, dass sich unter den von J. H. Knapp in Slavonien gesammelten Laubmoosen ein neues Leptotrichum vorge- funden habe, welches mit L. pallidum zunächst verwandt ist und von ihm zu Ehren des Finders L.Knappii genannt wird. Die Beschreibung desselben wird in Knapp 's Reisebericht aufgenommen werden. X. — Ueber Anregung des Direktors der meteorologischen Cen- Iral-Ansfalf, in Wien Dr. Karl Jelinek, ist eine Vereinigung von Freunden der Meteorologie zu Stande gekommen, die zum Zwecke verstärkter und vervielfachter Thätigkeit auf diesem Gebiete eine womöglich zahlreiche Gesellschaft zu gründen strebt. Der Sitz der- selben soll Wien sein und als Mittel zur Erreichung des angestrebten Zweckes geben die eben versendeten Statuten an: Periodische Ver- sammlungen, Herausgabe einer Zeitschrift für Meteorologie und Un- terstützung meteorologischer Untersuchungen. F'ür die wissenschaft- lichen Vorträge sind die Monats Versammlungen bestimmt, für den geschäftlichen Theil die Jahresversammlung und der Gesellschafls- Ausschuss. — Die Karst -Versa mm hing des österreichischen Rei chsforst Vereines. — Dem öslerr. Reichsforstvereine konnte die Wichtigkeit der Wiederbewaldung des Karstes nicht entgehen. Er hat daher seine diessjährige Wander- Versammlung in jener Gegend und die daran geknüpften Verhandlungen in Triest abgehal- ten. Die Herren: Hofrath Ritter v. Tommasini, Vorstand der municipalen Bewaldungskommission in Triest, Forstmeister Koller aus Görz und Statthalterei - Sekretär Riller von Mayers b ach, Referent der Karstbewaldung bei der küsleiiländischen Regierung, waren so gefällig, die bezüglichen lokalen Funktionen zu überneh- men, und so ging den die Karstversamndung am 4., 5. und 6. Septem- ber d. J. aufs Glücklichste von statten. Der Präsident und Präsiden- ten-Stellvertreter des Vereines und hervorragende Mitglieder aus Böhmen, Ungarn, Mähren, Oeslerreich und anderen Ländern Aes Kaiserstaates erschienen am 4. September Früh in Adelsberg (Krain), nm sich daselbst mit den Mitgliedern und Freunden des Forstwesens jener Gegenden zu vereinigen. Am 4. und 5. wurde der Karst bei Adelsberg, Prestranek, Sessana, Lippiza und in der Richtung nach Optschina begangen und daselbst die Verkarstung des Kulturlandes, die Natur dieser Steinwüsten und ihrer Bewaldung, 364 so wie dasjenig-o sliidirt, was bereits für die Wicdcrauflbrstung des Karstes gethan worden ist. Man fand bei diesem Anlasse, dass der Karst eig-entlich weit besser sei als sein Ruf, indem doch allenthalben noch die nothwendigsten Bedingungen zur Wiederanzucht des Wal- des vorhanden sind und bereits manches geschehen ist, um diese Anzucht einzuleiten. Die Verkarstung rührt zum Tlieil von der wahrhaft vandalischen Behandlung her, welche der Wald jener Län- der seit Jahrhunderten erfuhr und grossentheils jetzt noch erfährt; zum Theil von einer ganz eigenen Beschaffenheit des Standortes. Man denkt an keine Pflege, sondern nur an die rücksichtslose Aus- beutung- des Waldes. Es wird g-eholzf, so lang-e noch was vorhanden, und ist endlich alles Nutzwürdige ausgehauen, so belegt man die Schläge massenhaft mit dem Viehe, dessen Zahn keinen Nachwuchs mehr aufkommen lässt. So wird nach und nach der blühende Wald in kahle Weide und diese nur zu oft in jenes öde Steinmeer umge- wandelt, welches man den Karst im engeren Sinne heisst. Denn diese Gegenden haben fast durchweg einen Kalk zum Untergrunde, der wenig verwittert und meistens nur in seinen Spalten und Klüften nennenswerthe mineralische Erde birgt. Im wohlbestockten Walde ist das Ganze mit einer Humusschwarte überzogen, welche den Holzgewächsen einen genügenden Standort bietet. Wird aber der Wald ausgehauen und damit diese Humusschwarte blossgelegt, so verschwindet letztere bald; auch ihre wenigen mineralischen Bestand- theile werden von den Regen- und Schneewässern weggewaschen oder von der Bora weggeblasen und es bleibt nur jene Erde zurück, welche in den Klüften des Gesteines vorhanden ist, oder welche in den Mulden und Kesseln des Terrains von Wasser und Wind zusam- mengetragen wurde. Dieses Erdreich ist aber auf grossen Strecken bei weitem nicht genügend, um eine nur halbwegs zusammenhän- gende ßodendecke oder Grasnarbe herzustellen, und so bleiben denn endlich Flächen zurück, welche grösslentheils nur nackter, weiss- grauer Kalkslein sind. Die vandalische Behandlung des Waldes dieser Länder hat hauptsächlich in den unglücklichen Rechtsverhält- nissen desselben seinen Grund; denn entweder ist der Wald mit aus- gedehnten Einforstungen belastet, oder er ist als Gemeindegut der Ausbeutung der Insassen überlassen. Beide Fälle sind entschieden kulturfeindlich, indem sie das Grundeigenthum illusorisch machen und die Erhaltung und Pflege, kurz alle Lasten dem Titulareigenthümer zuweisen, der vom Walde keinen Nutzen und nicht einmal die Mittel hat, die vandalischen Nutzniesser in Schranken zu halten. In diesen Ländern beutet daher Jedermann den Wald aus, aber Niemand ist vorhanden ihn zu kultiviren. Darum hat man hier auch wenig Forst- wirlhe und selbst diese wenigen werden nicht viel beachtet. Die Reichsforstvereins- Versammlung konstatirle folgende Thatsachen: 1. Selbst die völlig verödeten Strecken des Karstes sind bewaldungs- fäliig, indem das Erdreich, welches sich zwischen dem nackten Fels befindet, sehr produktiv ist. 2. Ein grosser Theil des Karstes besteht aus blos devastirtem Walde, der nur der Schonung vor dem Zahne 363 topns konnte \om Verfasser noch nicht berücksichtiget werden, wesswcgcn Cystopus cavdidns als Koibklivart dasteht, lieber die systematische Stellung \on Rhizosporium Solani Wall, erklärt der Verfasser im Zweifel zu sein, ohne jedoch etwas Näheres hierüber anzugeben, üeber die Beziehungen von Myxonema assimile und Cephalothecium roseum werden Beobachtungen milgetheilt. Titber- cularia persicina D itm. wird mit zwei Fragezeichen bei dieser Gat- tung angeführt, und dabei bemerkt, dass der Verfasser über den Bau dieses Pilzes nicht ins Klare gekommen sei. Niessl erklart ihn ganz richtig weder für ein Caeowa oder eine Uredo, noch für eine Tuber- cularia, am allerwenigslen aber für Spermatieu-Form des Aecidium. Es scheint ihm aber entgangen zu sein, dass L.R. Tula sne ihn in der Ann. d. sc. nat. Bot. IV Ser. II. 83 für die Conidienform seiner Sphaeria loepophoga erklärt hat. Bei Fusidinm theilt Niessl seine Ansichten über n im Schalten von Akazien. Hier findet sich jeden Abend zahlreiche Gesellschaft und l'nlerhallung ein. — Donnerstag am Jo. Juni hatte ich Vormittags mit meinen Pflanzen zu Ihun; Nach- mittags aber ging ich zum (liiftenmal an (\en Hohentwiel und durch- streifte die Reben an seiner Südseite, v\obei ich t jedoch, als ich von Süden nach Norden über den Rücken des Berges ging, traten Dinge auf, die mir Hoffnung machten für die Befriedigung meines Wunsches; es kamen da Spiraea ÄrtincHS, Actaea spicata, Aconitum Lycoatonum, Lilium Martagon^ sog'AY Anchusa officinalis. Schon aber war icli auf der Nordseite des Berges ziemlich weit unten im Wald und die Hoffnung fing bereits an zu wanken, da liess er sich doch noch erbitten und machte sich sichtbar in ziemlicher Zahl, allein fast durchgängig schon in F'rüchlen. — Unter mir im Land sah ich jetzt das ßinninger Ried und dessen See, worauf sofort losgesleuert wurde. Aspidiurn Thelipteris, Cicuta virosa, Cladium Mdiiscus, Lathyras palustris, Orchis incaniata stellten sich mir da zu Diensten. Wegen der schon lange anhaltenden trockenen Witterung war das Ried ziemlich gut zu begehen, aber vielleicht auch die Ursache, warum ich mich nach 2 Dingen vergebens umsah. Ich konnte nichts ansichtig werden von Carex Pseudocyperus und Pedicularis Sceptrum. So gelangte ich nach einer in Welschin- gen zuvor noch genommenen Rast und Erfrischung gegen Abend nach der Amisstadt Engen. In der Sonne nahm ich mein Quartier. Es ist diess ein sehr guterund empfehlenswehrter GastJiof, verbunden mit einer grossen Bierbrauerei, die ein sehr gutes und gesundes Ge- tränk liefert. Hervorgerufen durch die schon oben berührte im Bau begriffene Schwarzwald-Högaubalm, die hart an dei' Stadt vorüber- zieht, fand ich hier ein recht reges Leben. Den 20. Juni. Das unmillelbar vor der Sladt ausmündende Kriegerlhai, durch welches sowohl die Land- wie die künftige Eisen- strasse ihren Zug nimmt, geniesst den Ruf eines reichen Fundorts für den Botaniker, und dahin ging natürlich auch mein erster Zug heute von Engen aus. Nur ^/^ Stunde von der Stadt entfernt unterwarf ich die erste Anhöhe, rechts über den Strassen, einer näheren Be- trachtung, und war nicht wenig überrascht da schon Laserpltium lati- folium zu bemerken und gleich nachher Rosa piin]>ineUijolia und Rhamus saxatilis, denen sieh noch Tliesium intermedium und Tlia- lictrum minus anschloss, und die oben anstossenden Aecker boten mir Adonis aestivalis, Bupleurum roiundifolium, Neslia paniculata, Caucalis daucoides und grand/ßora an. Meine Richtung über die Höhen nun beibehaltend und bis Hattingen fortsetzend, traf ich häufig Oesterr. botan. Zeitschrift. lU. Heft. 18ö5. 29 390 au^ Thesium tnontaniim; ob der Tlialmühle trat wieder Laserpitivm latifolium auf so wie auch zahlreicher CarrfwM*- defloratus. Weiterhin im Wald läng^s der Eisenbahn Stachys alpina. Auf einem wenig be- fahrenen steinigten hartgetreltenen Waldweg fiel mir ein nicht über 1' hohes zartes schlankes kleinblüthiges Tragopogon pratensis auf. Die Hülle hat die gleiche Länge der Blümchen, ist aber nicht 8 son- dern nur 6 blättrig. Der harte steinigte Boden muss die Ursache dieser Form sein. Die Seiten waldiger Felsschluchten waren mit Cystopteris fragilis bekleidet und unter Tannen hielt sich Daphne Cneorum auf. Das Wirtshaus in der Thalmühle bot mir Nachmittags eine sehr erwünschte Gelegenheit zum Ausruhen und Erfrischen. — Der Bau der Eisenbahn durch dieses Thal erfordert grossartige Ar- beiten durch Ueberbrückungen und einen Tunnel von sehr beträcht- licher Länge. Daher wimmelt es hier von daran beschäftigten Leuten, meistens Italienern, deren Wohnungen, ähnlich Indianer Camps, sammt ihren Weibern, die die Küche und Haushaltung besorgen, man häufig in den der Bahn nahen Waldungen zu begegnen Gelegenheit hat. Abends Heimkehr nach Engen. Den Vormittag des 21. Juni verwendete ich zu einer Excursion in den Zimmerholzer Gemeinde- wald, über 2 Stunden von Engen entfernt, die mir zwar nur zwei Pflanzen lieferte, deren Vorkommen hier mich aber dennoch interes- sirte. Es waren diess Cirsiuin eriophorum und Gentiana lutea. Nach gehaltenem Mittagsmal ging ich in den nahe bei Engen gele- genen Wald Scheren. Das erste was mir aufsliess war wieder der unvermeidliche Cytisus nigricans. Später aber kam ich auf eine Stelle, wie mir schien ein Sammelplatz von allerhand nicht gemeinen Pflanzen. Da fanden sich beisammen Bellidiastrum montanum, Cre- pis alpestris, Toßeldia calyculata, Orchis militaris, conopsea und odoratissima, Buphthalmum salicifolium, Inula salicina. Damit war es gellian für heute. — Am 22. Juni Vormittags war ich mit Verpacken beschäftigt, um Nachmittags abreisen zu können und zwar jetzt hinüber ins Donauthal. Und so geschah es. lieber Bergen und Mauenheim brachte mich ein Weg, berg auf, berg ab, durch Felder und Wälder nach Immendingen an der Donau, wo gerade an einer Eisenbahnbrücke gearbeitet wird, die da den Fluss überschreitet. Von Immendingen bis Möhringen ging ich beständig die Donau entlang, wobei mir Potamogeton densus und crispus, Ranuncubis paucistami- neus, Butomus umhellatus und R imex maritimus begleiteten. Von Möhringen weg schlug ich einen Fussvveg links durchs Wiesenllial ein, der mich, ohne etwas besonderes dabei gefunden zu haben, in die an der Donau gelegene würtembergisclie Oberamlssfadt Tuttlingen brachte, wo ich im Gasthof zum Hecht gut und billig bedient wurde. Eine schöne 1856 neu erbaute auf 7 Jochen ruhende hölzerne Brücke führt hier über die Donau. Die Stadt ist eine der gewerbreichsten in Würtembero-. Vornehmlich erfreuen sich die Fabrikate der Tuttlinger Messerschmiede eines ausgebreiteten Rufes. — Dan 23. Juni. Von nun an war meine Aufmerksamkeit doppelt in Anspruch genommen auf meine nähere wie ferner liegende Umgebung, denn von Tutllin- 391 gen bis Sigmaringen das ist derjenige Theil des Donaulhaies, auf den sich der Ruf des vielen Schönen, das dort zu sehen ist, bezieht. Voll Erwartung der Dinge die da kommen sollten, ^erliess ich nun heute früh Tuttlingen, ohne mich übrigens der LandsIrasse auf dem linken Donauufer zu bedienen. Ich zog es für meinen Zweck vor, über die theils mit Feldern, theils mit Tannen bekleideten Hoiien auf dem rech- ten Ufer meinen Weg weiter zu suchen. In den Hecken erschien sogleich Bupleurnm falcatum. In den Fruchtäckern höher oben war Bupleurum rotundifolium und Caucalis duucoides. Einen Flachs- acker, zu dem ich kam, inspicirle ich in Bezug auf S/7ewe linicola, die ich noch nie gesehen, jedoch \ergebens. Als ich mich aber darnach links wieder gegen das Donauthal hinabzog, traf ich in einem Tannen- wald auf Pyrola uniflora., iittil die secunda bedeckte stellenweis den ganzen Boden. Kurz ehe ich das Dorf Nendingen unlen im Thal erreichte, wurde ich aufs angenehmste überrascht durch Crepis al- pestris in schönster Blüthe. Von Nendingen fülirt die Strasse sanft bergann nach dem auf einem Hügel gelegenen alten Stadtchen Mühl- heim. Die Strasse verlässt nun für einige Zeit das Thal in Folge der vielen Krümmungen die die Donau durch die beiderseitigen nun ge- geneinander rückenden Bergkelten zu machen gezwungen wird. Schon in Tuttlingen hatte man mir gesagt, dass ich eine Stunde jen- seits Mühlheim die Hauplslrasse verlassen und links den Berg hinauf den Weg zum Heiland nehmen solle. Darunter ist eine auf einer dürren mit Kalkbruchsteinen überschütteten Hochebene gelegene KajDelle und Bauernhof verstanden, von wo dann wieder links ein Weg ins Donauthal hinabführt. Auf dem Weg also, um hinauf zum Heiland zu kommen, stand der schönste Carduus defloratus. Vom Heiland wieder ins Thal hinunter gestiegen kam ich auf der Strasse zuerst zur Friedinger ZiegelhüUe und von da zum Scheuerlehof. Nun aber heisst es die Augen aufgethan und die Gegend beti achtet. Das Schau- spiel beginnt. Nachdem die Donau um das Stadtchen Friedingen herum einen Halbzirkel beschrieben, macht sie bei der Ziegelliülte plötzlich wieder eine Wendung nach Nordost und bricht sich Bahn durch die Wä'ide und Felsenmaiiern, die, um ihr den Weg zu versper- ren, hier jetzt reihenweis vor- und zusammenrücken. Südwärts schauen die Trümmer der alten Vesle Kallenberg und das Schlösschen Bronnen von hohen Felsspitzen ins Thal herab. Die Gegend hat nun die grösste Aehnlichkeit mit den Jura- thälern in den Kantonen Solothurn und Basellaud; macht jedoch einen orösseren Eindruck auf den Fremden durch ihr plötzliches Auftreten und weil man bei uns an solche Scenen nicht gewöhnt ist. Der Ge- birgsformation entsprechend ist aber auch die Flora, die sich auf ein- mal nun dem Auge offenbart. Zum erstenmal auf meiner Reise sah ich von hier an wieder den Helteborus foetidus auftrelen. Zur Seite des Weges stand überall in schönster ßlüthe die liebliche Arahis arenosa, dazwischen Arabis hirsuta. An schattigen Felspartien hielten sich Saxifraya Aizoon, Valeriana tripteris. Lonicera alpigena, Hieracium Jacqumi, Keinera saxatilis, Campanula iiusilta, Viola co/lina, Anemone 29 * 392 hepalica. — Man ist jetzt wieder genöthigt, das Thal zu verlassen; links imlen sieht man 2 einzelne Häuser an der Donau. Zwischen Felsen rechts und links, an denen Thalictrum minus haftet, lührt der Weg auf die Höhe in der Nähe vom Schlüsschen Bronnen und einem dazu gehörigen Äleierhof vorüber. Einen Flachsacker, den ich da traf, besichtigte ich wiedei- wegen der Silene iitiicola, aber leider abermals umsonst. Dagegen war er gesegnet mit Camelina dentata. Von hier führt der Weg durch Wald bergab der Donau und nun dem nimmer fernen Beuron zu. Bis dahin hatte ich geglaubt, die Lobeserhebungen der Gegend seien ein wenig übertrieben, weil ich dergleichen im Jura mehr als einmal gesehen habe. Jedoch in dem Augenblick, wo ich zum erstenmal Beuron ei'blickle, ich muss sagen, da stand ich still vor freudiger Bewunderung ob der prachtvollen Scenerie, die hier sich nun entfaltet. Alles bis dahin Gesehene wird nun weit über- trolfen durch die ganz eigene Gestaltung und Gruppirung der Hörner und Felskuppen , wie sie in einander geschoben , die senkrechten weissen Wände überragen, gekrönt und durchzogen in ihren Spalten vom freudigsten Buchengrün. Am Fuss dieser Felsenkette, auf einem sanften, gegen die Donau sich neigenden Abhang liegen die statt- lichen Klostergebäude des ehemaligen, seit 2 oder 3 Jahren neu ins Leben gerufenen Augustinerklosters Beuron, Beuron war früher sig- maiingisch, ist seit 1849 aber bekanntlich preussisch, und wer's nicht wissen sollte, dem wird's bemerklich gemacht durch die davor aufge- richtete, schwarz und weiss angestrichene Hoheitstafel. Verwundert war ich, einen alten, graubärligen, geistlichen Insassen des Klosters mit dem Bikel in den Händen ein ödes, hartes, unbebautes Stück Land mit kräftigen Armen umbrechen zu sehen. Vor allem Andern lenkte ich nun aber meine Schritte dem grossen, geräumig<>n Wirlhschalts- gcbäude zu, verbunden mit einer stark besuchten JVIolkenkuranslalt, um da meinen leiblichen Bedürfnissen endlich auch Rechnung zu tragen. Ich war Willens gewesen, heute nach Werenwag zu gehen. Als aber der freundliche Gastgeber, Herr Zndrelli, mich fragte, ob ich auch die Androsace lartea gefunden? und nicht weit von da, auf dem ersten Tunnel weiter unten stehe die Stipa pennata, da brachten diese unerwarteten Eröffnungen eine Aenderung in meinen Enischluss, und jetzt Iiiess es Hall an! Androsace Inctea habe ich nur in den Kalkalpen und selten im Jura gesehen, dass sie hier im Donauthale vorkomme, war mir völlig neu. Jedes Jahr, sagte Zudrelli, kommen Botaniker dieser Pflanze wegen, und erst vor 14 Tagen sei desshalb einer dagewesen. Der Standort derselben sei dem Schlösschen Bron- nen gegenüber, auf dem linken Donanufer, im s. g. Ramsdal. Durch den Jäger des Schlösschens, dessen Wohnung in einem der beiden oben erwähnten einz<-ln gelegenen Häuser an der Donau sei, könne man übergefahren werden, und der kenne auch die Stelle (\e'i Vor- komiwens. Somit beschloss ich heute hier zu bleiben und morgen früh zurückzugehen, die Androsace zu suchen. Den Rest des Nachmittags verwendete ich zu einem Spaziergang nach der nur eine Viertelstunde 393 entfernten Felsengrolte „Pel^rsliöhle," ^voliin ein Fuss>veg (hinli den Wald geleilet. Um aber in die Höhle selbst zu gelangen, nmss man zuletzt noch eine Leiter hiuansleigen. Von dieser hellen, geräumigen, mit Ruhebänken versehenen Grotte erfreut man sich einer herrlichen Aussicht. Ein Geländer auf dem äussersten Vorsprung des Felsens schützt vor Unglück, und gerade diese Stelle bewohnt Sisynibrium mistriacum. Dass diese bei uns sehr seltene Pflanze hier noch nicht ausgerottet worden, wundert mich, denn die nuiss Jeder sehen, der da hinaufkommt. Die Felsen in nächster Umgebung sind mit Saxifraga Aizoon, Valeriana tripteris, Thlaspi inonianum, Dianthus caesius, Draba aizoides, Hieracium Jacquini, Anemone hepatica, Melira uni- flora, Bellidiastrum montanum versehen. Abends ins Wirthshaus zurück, wo ich mich bei guter Bedienung unter freundlichen Leuten ganz wohl und heimisch fühlte. — 24. Juni. Als ich heute früh aus meinem Zimmer herunterkam, fand ich Herrn Zudrelli schon im Saal an der Brente stehen und heisse Molken einschenken seinen auf- und abwandelnden Kurgästen. Da ich auf meinen vielen Reisen in den Schweizer Alpen Durstes halber in den Sennhüften täglich massweise die Molken unmittelbar aus dem Käskessel schöpfte, so liess ich mir jetzt wegen alter Bekanntschaft auch 2 Gläser voll reichen, und ich fand sie sehr gut und kräftig. Nachdem dann aber noch das regelmäs- sige Frühstück darauf gesetzt war, trat ich meinen Gang nach der Androsace an. Den Jäger traf ich nicht zu Hause, und die 2 Weibs- leute, die an der Donau mit Waschen beschäftigt waren, konnten mir den Standort der Pflanze nicht näher angeben, sie wussten nur, dass sie im Ramsdel sei. Ich liess mich nun durch eine von ihnen über- setzen und ging nach dem Ramsdel. Es ist diess ein von der Donau sich westwärts in die Berge hinaufziehendes enges Wiesenthal. Dort berieth ich mich mit 3 Mähdern, die ich da traf, den Felsen, tauglich zum Vorkommen der Androsace, standen hier keine an. Auch sie wusslen von der Pflanze zu erzählen. Schon vor vielen Jahren sei sie von einem Bauern entdeckt und einem Arzt in Mühlheim mitgelheilt worden. Sie wiesen mich aber noch einmal über einen Bergrücken in ein anderes Tobel hinüber. Hier kam ich zu hohen, senkrecht aus der Donau sich erhebenden Felswänden, kletterte weit hinauf und suchte emsig — aber umsonst. Ich konnte keine Spur von der Androsace sehen. Auf der Schneide des Grats hielt sich Dianthus caesius, und beim Herabsteigen fand ich dann im Tobel schöne Lunaria rediviva. Asarum europaeum belegte den Boden mit einem hübschen Teppich. Die Mähder, zu denen ich wieder kam, meinten ich sei zu hoch ge- stiegen, der Platz sei auf dem Mittelgrat. Als ich an die Ueberfahrt zurückkam, war der Jäger indessen heimgekommen, allein er wusste den Standort auch nicht genauer, wenigstens sagte er so. Sein Bruder habe früher den Dienst hier versehen, und der sei es gewesen, der mit den Botanikern gegangen und den Platz gewnsst habe. So kam ich um Mittag ohne Androsace lactea wieder nach Beuron zurück; ihr Vorkommen aber in jener Gegend ist gewiss und ausser Zweifel. Nachmittags ging's weiter. Ueber die Felswände stieg ich auf einem 394 steilen Fiisswt'ü liiiiauf nach Irrendorf auf dem linkseltigen Ufer des Flusses. Hier wiedei- Cytisus nigricans. Slall von Irrendorf auf der Höhe fort nach Werenwag zu kommen, ging ich irre und gerieth wieder ins Thal hinab, wo ich dann von Langenbrunnen aus den Fuss- weg nach Werenwag hinauf einschlug und bei dieser Gelegenheit Laserpitium latifolium, Libanotis montana und Bupleurum longi- folium fand. Prachtvoll erhebt sich das alte Ritterschloss Werenwag auf hoher Felsenzinne und schaut ins Thal hernieder. Ihm gegenüber auf dem rechten Donauufer ragt die alte Bergfestung Wildenstein über den Felsenkamm empor, noch wohl erhalten in ihren merkwür- digen, furchtbar starken Vertheidigungsanstalten. Gegen Abend kam ein Herr von Sigmaringen , ein wohlbekannter Gast hier, mit seinem Einspänner in den Schlosshof eingefahren, um ebenfalls hier zu übernachten und andern Tags, den Sonntagmorgen hier zu ge- niessen. Das ganze Werenwag besteht nur noch aus dem alten Schlosse und den zum Gut gehörigen Wirthschaftsgebäuden sanimt dem Gasthof, der sich dem Fremden nicht einmal durch einen Schild bemerklich macht, aber gleich nach dem Eintritt durchs Thor in den Schlosshof links dem Kommenden seine gastlichen Räume öffnet. Nach vielem Wechsel seiner Herren ist Werenwag jetzt das Eigen- thum des Fürsten von Fürstenberg. W^r beiden Gäste verstanden einander bald ganz gut. Mein Schlafzimmer war das Eckzimmer, in dem sich 4 Wandgemälde von der badischen Hofmalerin, der berühm- ten Maria Ellenrieder aus Konstanz, befinden. — Sonntag den 25. Juni. Wir zwei Gäsle machten diesen Morgen gleich einen Spa- ziergang- auf den alten Ritterfelsen und seine nächste Umgebung; gaben aber zuvor den Auftrag, bis zu unserer Rückkehr 3 Pöller- scliüsse bereit zu hallen. Es ist nämlich so Brauch in Werenwag wegen des wundervollen Echo's, das durch alle Felsen des Donau- thales wiederhallt, dass die Fremden sich ein paar Schüsse losbrennen lassen, vorne auf der äussersten Felsenspilze. Diess geschah denn auch wie verabredet, worauf mein Begleiter bemerkte: Jetzt werden sie in Beuron sagen: Aha, es sind auch wieder ein paar Fröhliche droben in Werenwag. Als er nach dem Frühstück abreiste, fuhr ich mit ins Thal hinab bis Hausen, wo das Gefährt stehen gelassen wurde und wir dann zusammen nach den Ueberresten des Schlosses Hausen wieder den Berg hinaufstiegen. Auf all diesen Felsenbergen und Zinnen geniesst man eine wundervolle Aussicht durch's Donaulhai und auf die gegenüberstehenden Felswände, so dass man nur mit Mühe sich losreisst. Mein Sigmaringer Freund kehrte vom Schloss ins Dorf Hausen zurück, hingegen ich auf meiner botanischen Wan- derung hinab nach Langenbrunnen, zur Thalmühle und nach Irrendorf kam. Von da war ich bemüht, von obenher einen Zugang ins Finster- thal aufzufinden, eine nordwärts von der Donau sich ins' Gebirg hin- aufziehende Felseiischlucht. Bei diesem Umherlaufen traf ich auf eine Menge der schönsten Rosa rubrifolia und auf Bergmatten fand ich Gentiana campestris, die meines Wissens in diesen Gegenden noch nie zuvor ist gefunden worden. 895 Auf meinem Gang- durch'ü Finslerlhal hinaus fand ich dann Aconitum Stoerkeamim, Laser pitium latifolium und Anthriscus syl- vestris tenuifolia DC. Nach meiner Rückkunft nach Werenwag wurde eingelegt, gegessen und getrunken, und unter dem Versprechen, nächstes Jahr wieder zu kommen, von den freundlichen Leuten Ah- schied genommen, und der Weg eingeschlagen nach dem nur l^/j Stunden von Werenwag entfernten Städtchen Stetten am kalten Markt. Dieser Ort war mir schon seines Namens halber von meiner Kindheit an von Wichtigkeit, besonders aber weil in Gmelin's alter Flora badensis der „Schaufels bei Stetten am kalten Markt" als Standort mancher seltener Pflanzen angegeben wird — Angaben, die sich freilich späterhin oft als unrichtig erwiesen haben, wie z. ß. bei Alyssum alpestre, das nichts mehr und nichts weniger als Alyssnm montanum ist. Ich kam also Sonnlag Abends nach Stetten am kalten Markt und nahm mein Logis in der Post, allwo ich zahlreiche Gesell- schaft traf. Als der Herr Posthalter hörte, dass mich die Botanik in diesen abgelegenen Winkel der Welt geführt, bekam ich sofort zu wissen, dass der Verwalter der hiesigen Apotheke, die ein Filial von Müsskirch ist, ebenfalls ein Botaniker und gerade mit den anderen Honoratioren des Städtchens drüben im Nebenzimmer sei. Also hin- über und sogleich die Bekanntschaft des Herrn Kollegen gemacht. Er war sehr erfreut, sich in seiner Einsamkeit wieder einmal botanisch unterhalten zu können. Abends gab er mir noch einen Pack Pflanzen zur Durchsicht. Vor 14 Tagen war er auf dem Schaufels gewesen und hatte Biscutella laevigata und Thlaspi montunum mit heim- gebracht. Der Schaufels ist ein etwas ins Donauthal vorspringender Ausläufer der grössten Felsenmasse des ganzen Thaies, die vom Fuss bis oberen Rand 504' misst und eine mehr als doppelt so lange Wand bildet. — In Gesellschaft des Herrn Doktors und einiger anderer Herren verbrachten wir den Rest des Abends noch ganz angenehm in der Post, und unter dem Versprechen, einander morgen früh wieder zu sehen, begab sich Jeder zur Ruhe. — 26. Juni. Den grössten Theil des heutigen Vormittags verbrachte ich in der Apotheke, besuchte auch den Herrn Doktor und den bekannten und geschickten Stock- schnitzer Herrn Schaub, bei dem ich mir zugleich als ein Andenken an Stetten am kalten Markt einen Stock bestellte. Nachmittags erfolgte dann die Weiterreise, verbunden mit dem Besuch des Scliau- fels. Der Weg dahin führte mich durch eine Felsenschlucht, die streckenweise geradezu angefüllt war mit blühendem Thaüctrum aquilegifoiium, an einer geräumigen Felsenhöhle vorüber, in deren Nähe ich Astrantia major bemerkte. An der hintern Seite durch den Wald nach dem Schaufels hinauf erschien wieder Laserpitiuni lati- folium, Polypodium Robertianum, Lilium Martagon, Melica unißora; und auf der Felsenzinne selbst angelangt, hatte ich bald Biscutella laevigata, Thlaspi montanum, Draba aizoides , Thaliclrum minus, Alyssvtn montanum — das Gmelin'sche alpestre — in Händen. Das Beste aber, und was mir am meisten Freude machte, weil ich diese Pflanze, wenigstens in authentischen Exemplaren, noch nie gesehen 396 hatte, das kam zulclzl, es war eben aiif<»^eblühtos Hieracium bupleu- roides Ginel. Auch ergab sicli noch auf Teucrium C/tamaedrys Oro^ handle Teucrii Vom Schaulels nahm ich meinen Weg an (Jen Ruinen des alten Schlosses Falkenstein vorüber nach dem früheren, sehr be- deutenden Hüttenwerk Thiergarlen , das aber in ganz neuester Zeit einging. Im noch existirenden Wirthshaus nahm ich mein Nacht- quartier. — Am 27. Juni brach ich früh auf, um heute bei Zeilen nach Sigmaringen zu kommen. Immer noch hat das Tiial den gleich schö- nen Charakter; man kann sich nicht satt sehen. Mehrmals durchs Thal lierunter war mir der Besuch des Schlosses in Sigmaringen als sehr interessant und sehenswerlh empfohlen worden. Keinesfalls aber, sagte der Herr Doktor in Stetten a. k. M., dürfe ich die Anlagen in Inzigkofen, einem fürstlich sigmaringischen Sommeraufenthalt, über- gehen, da es mir ohnediess keinen grossen Umweg verursache. Unterhalb Gulenstein sah ich links von der Strasse auf dem linken Donaufer schöne, grosse, sanft ansteigende, grüne Halden im Besitz von zahlloser Libanoüs montana und Baphthalmum salicifoUum. — Unterhalb der Mündung der Schmoje führte mich ein Steg auf das rechte Donauufer hinüber, und nach wenig Minuten lagen die Anla- gen von Inzigkofen offen vor mir. Kein Thor verschliesst den Zu- gang; Jedermann ist der Eintritt gestattet. Ich halte mir schloss- garleniderirende Arten in einer entsprechenden Anzahl von Exemplaren, zum Preise von 4 fl. uder 6 fl. (2 Thlr. iO Ngr, oder 4 Thlr.) abgegeben. Nach diesem Preise berechnet können auch ganze Herbarien nach bestimmten Florengebieten oder zu einem bestimmten Gebrauche zusan)mengestellt werden. Skofitz, Wieden, Neumannsgasse Nr. 7. Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Professor Markus in Neusohl,- mit Pflanzen aus Ungarn. — Von Herrn Dr. Hegelmaier in Tübingen, mit Pflanzen aus Würtemberg. — Von Herrn Pfarrer Holuby in N. Podhragy, mit Pflanzen aus Ungarn. — Von Herrn Baion Schlich ting in Schlichtings- heim mit Pflanzen aus Posen. — Von Herrn Dr. Lagger in Freiburg, mit Pflanzen aus der Schweiz. — Von Herrn Apotheker ßrittinger in Steyr, mit Pflanzen aus Oberosterreich. — Von Herrn Frietze in Breslau, mit Pfl. aus Schlesien. — Von Herrn Vagner in Huszt, mit Pflanzen aus Ungarn. — Von Herrn Dr. Reuss in Wien, mit Pflanzen aus Niederösterreich. Sendungen sind abgegangen an die Herren: Krenberger in Baden und Breidler in Wien. Mittheilung^en. — In Klattau wurde in diesem Jahre eine Gurke gezogen, welche nicht weniger als 15 Pfund wog, 1% Schuh lang war und 6 Zoll im Durch- messer hatte. — Dr. Chabrond behauptet, dass während der letzten zwanzig Jahre der Cretinismus im Arrondissement von Briangon im Abnehmen begrifien sei, und schreibt diese Verbesserung unter Anderem; dem Gebrauche von Kaffee zu. In einem böhmisclien Dorfe, in welchem die Leute sehr arm waren, und hauptsächlich von Kartoffeln lebten und einen sehr niedern Grad von Geistesthätigkeit zeigten, riethen die AerzLe den Gebrauch von Kaffee an, und derselbe hatte sich sehr wohlthätig erwiesen. — In dem Hause des Kaufmannes Schopf in Hernais bei Wien befin- det sich im Hofiraume ein Weinstock, welcher sich durch eine ausseror- dentliche Fruchtbarkeit auszeichnet. Dieser Stock trug in diesem Jahre über 1600 Stück Weintrauben. Er wurde vor 30 Jahren von dem Erbauer dieses Hauses gepflanzt. — Die Menge des im Weine enthaltenen Oenanthäthers, welcher vorzugsweise den eigenthümlichen Weingeruch bedingt, soll in dem W'eine nur in geringer Menge vorhanden sein und zwar nach Mulder in 40.000 Th. Wein, 1 Th. Oenanthäther. — Professor Brewer, Mitglied der Comraission zur geologischen Ver- messung Californiens, meldet die Entdeckung von Bäumen, an den westlichen Halden der Sierra Nevada unler 36 und 37 Grad nördlicher Breite, und schil- dert dieselben als sehr zahlreich vorhanden in einer Höhe von 600 bis 700 Fuss und auf einer Strecke von mehr als 25 englischen Meilen, zuweilen in Hainen und wieder aber auch durch die Wälder zerstreut. Einer der ijrössten Bäume, die Professor Brewer gesehen, mass 4 Fuss über dem Boden H6 Fuss im Umfange und war 276 Fuss hoch. „Sie können sich keinen Begriff machen," fügte er in seinem Briefe bei, „von der Grossartigkeit, welche die- selben der Scenerie verleihen, wo zuweilen hundert Bäume auf einmal in Sicht sind, über 15 Fuss im Duichmesser und mit ihrem reichen ßliitterschmucke einen schönen Gegensatz zu ihrer zimmlfarbigen Rinde bildend." Es ist erfreu- lich, lu erfahren, dass keine Gtfalir der schnellen Erlüsciiung der Art vorhan- den ist, denn man hat „unerme^sliche Mengen" von Schösslingen gesehen. — In Montecito bei Santa Barbara in Südkaiifornien steht ein Weinstock, der über 80 Fuss im Quadrat einnimmt und dessen Stamm 15 Zoll dick ist. Er trug manciies Jahr 6000 bis 8000 Pfund Trauben. Eine Mexikanerin pflanzte ihn ums Jahr 1780 und der Baum ernährte ihre ganze Familie. " — Von dem bekannten Forscher J. Hier wird aus China ein« ebenso merkwürdige wie ori.irinelle Weise erzählt, wie man es dort versteht, aus ge- wöhnlichen Erbsen Käse zu bereiten, welcher dem aus Ihierischen Stoffen hergestellten gewöimlichen Käse auf das genaueste ähnelt. Das Verfahren hie- bei ist aber ein ebenso einfaches wie praktisches. Zunächst werden die ge- trockneten Erbsen mittelst Wasser zu einem Brei gekocht. Dieser so gewonnt.ne Brei wird darauf durch ein Sieb geschlagen und hierauf (und darin scheint das . vornehmliche Geheimiiiss zu besUhen) mit Gypswiisser zum Gerinnen ge- bracht, was ziemlich schnell vor sich geht. Die geronnene Masse wird sodann ganz ebenso behandelt wie der gewöhnliche Käse, welchen man aus der Kuh- milch durch Zusetzung eines Stückes Kälberlabmagens gevvinnt. Es wird die feste Masse mittelst Pressen von ihrer Flüssigkeit getrennt, darnach Salz dazu gelhan und hierauf in den hiebei hergebrachten Formen zu einem Käse ge- staltet, der wunderbarerweise nach einiger Zeit ganz denselben Geruch und den Geschmack annimmt, wie der gewöhnliche aus der Kuhmilch bereitete Käse ihn hat. In der chinesischen Handelsstadt Canton wird solcher Käse unler [der Bezeichnung „Tao-foo" öffentlich auf den Strassen zum Verkauf ausgeboten; frisch namentlich ist er eine sehr gern genossene Speise für den gemeinen Mann. — In der Nummer 81 vom 11. October 1. J. der in Zara erscheinenden Zeitschrift „II Nazionale" gibt der Prof. Paolo Mentegazza in einar Reihe von 63 Aphorismen die Charakteristik der Cholera, dann Verhaltungsmass- regeln während einer Epidemie sowohl für die Gesunden als für die von die- ser Krankheit bereits Ergriffenen. Als von bedeutendem Einflüsse auf das Nervensystem und als besten Freund des Magens empfiehlt er schon lür die Gesunden heisse Aufgüsse der Coca, welche nach dem Essen genommen werden, sowie das Kauen der Coca während des Tages in Mengeii von 3—6 Grammen. Er empfiehlt ferner, hui Erkrankten Versuche mit einem Weingeist- exlrakte der Coca, da sie die Thätigkeit des Herzens verstärkt, die Nerven- Ihätigkeit unterstützt und der Asphyxie vorbeugen kann. Ueberhaupt sei eine Substanz wie die Coca, welche die Kräfte in einem Grade erhält, dass die Nahrung während 6 — 8 Tage entbehrt werden kann, welche Neurosen des Magens und der Gedärme heilt und leicht adstringirt, in hervorragender Weise berufen bei der Cholera sowohl vorbauend als heilend zu wirken. — Das spanische Journal „l'Eco de la ganaderia" gibt die Methode um aus Kastanien Zucker zu erzeugen. — 100 Theile getrocknete Kastanien geben 40 Theile Syrup oder rothen Zucker oder 6 Theile weissen Zucker. Es ver- bleiben 60 Theile Mehl, welches mit Kornmehl gemengt schmackhaftes Brod gibt. Ausserdem ist Kastanienmehl zur Verfülterung für Borsten- und Rindvieh sehr geeignet. — Süsse Eicheln und Haselnüsse können nach der Econ. rur. ebenfalls zu obigen Zwecken verwendet werden. 408 BerichtlgUBg:. — Wir ersuchen zu lesen: Seite 368, Zeile 24 von oben „Stoilzner" anstatt „Strilzner," Z. 34 v. o. „Peronosporeen" anstatt „Pereno- sporeen," Z. 38 v. o. „Melanconieen" anstatt „Melamonieen," Z. 42 v. o. „Puccinia" anstatt „Puninia," S. 369, Z, 16 v. o. „Polauerberge" anstatt „Pelauerberge," Z, 42 v. o. „Septoria" anstatt „Septaria," S. 370, Z. 13 v.o. „Dacrymyces" anstatt „Darymyces," S. 371, Z. 6 v. o. „Blox" anstatt „Blök," Z. 30 V. 0. „Ascomyceten" anstatt „Dlscomyceten" und S. 372, Z. 8 v. o. „Byssus" anstatt „Ryssus." Correspondenz der Redaktion. Herrn Dr. H. in K.: „Viel Dank." — Herrn U. in B.: „Der z.-b. G. 4 fl. gezahlt. Das Buch ist bei Braumüller erschienen uud kostet 5 11. 50 kr.** — Herrn G. in B.: „Mit Dank erhalten." — Herrn M. in E. : „Wird mit Dank benutzt." Inserate. Für Botaniker! Bei Eduard Kummer in Leipzig sind erschienen und durch C. Gero Id's Sohn in Wien, Stephansplatz 12, zu beziehen: Rabenhorst, Dr. I«., Flora eurapaea algaruiu aquae dulcis et snbmarliiae. Cum figuris generum omnium xylographice impressis. Sectio I. Algas diatom;iceas complectens. gr, 8. geh. 1864. 3 fl. 40 kr« „ n. Algas phycochromaceas complectens. gr. 8. geh. 1865. 3 fl. 97 kr- Beilläge zur näheren Kcnntniss und Verbreitung der Algen. Herausgegeben \on Dr. Ii. Babenhorst. Heft. II. Mit 5 lithographischen Tafeln, gr. 4. geh. 1865. 2 fl. 84 kr. Inhalt: 1. A. Grunow, Süsswasser-Diatomaceen und Desmidiaceen von der Insel Banka, nebst Untersuchungen über die Gattungen Ceratone'is und Frustulia. — 2. Dr. Ferd. Cohn, Algen von Helgoland. — 3. DertJelbe, grüne Schläuche im Innern der Cruoria pellita Fries. Heft I. der Beitrüge erschien im Jahre 1863 und kostet 2 fl. 27 kr. Von Dr. L. Rabeahorst sind ferner erschienen: Rryptogaiuen-Flora von Sachsen, der Ober-Lausitz, Thüringen und Nordböhmen. Erste Abtheilung. Mit über 200 Illustrationen. 8. geh. 1863. 5. fl. 44 kr. — Die Sfisswasser-Biatouiaceen. Für Freunde der Mikroskopie bearbeitet. Mit 10 lithographischen Tafeln, gr. 4. cart. 1853. 3 fl. 40 kr. — Deutschlands Rryptogaineu-Floia. 2 Bände und Synonymen-Register dazu. gr. 8. 1844 bis 1853. 14 fl. 34 kr. Verlag von B. F. Voigt in Weimar: Die l3otaiiisclie Systematik in ihrem Verliältniss zur Morpliologie. Kritische Vergleichung der wichtigsten älteren Pflanzensysteme, nebst Vor- schlägen zu einem natürlichen Pflanzensysteme nach morphologischen Grund- sätzen, den Faclig-^lehrten zur Beurtheilun:^; vorgelegt von Ernst Krause. Preis: 1 fl. 70 kr. ioeben erschienen und vorräthig in allen Buchhandlungen, in Wien: bei C. Gerold's Sohn, Stephansplalz 12. Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. Verlag von C. Gerold. Druck von C. Ueberreuter. Inhalt. »f,"*"-» I. Gallerie österreichisclier Botaniker.^'^'**''* ^ ^ _ I. T*i'\j'''IX. Jahresbericht des botanischen Tauschvereines 59 Aufzählung der Arien und. Varietäten die in Antoine's Werke über die Cupressineen-Gattungen Arceuthosy Juniperus.,. SaOina be- schrieben sich befinden . . . i^yau» »iU ---..n«/.iifl.-xy.,«i|^Ä Heinrich Schott .... ' ' . . . . . '. 162 Eilfte Versammlung ungarischer. Aerzte und Naturforscher 324 Anfrage von Ascherson 398 IV. Correspondenz. "^ Aus Aleppo von Haussknecht 226 „ Athen von Dr. Landerer. .>rtv . . ,. 86- „ Berlin von Dr. Ascherson 199, 361 „ Bern von Guthnik 2 2ii 411 Seit» Aus Bremen von Luersson 226 „ Breslau von Dr. Älilde 47 „ Breslau von Uechtritz 120, 225, 3C0 „ Giesmansdorf in Pr. Schiesten von Winkler 399 „ Grosswardein in Ungarn von Janka 197 „ Gsies in Tirol von Huter 22 „ Gyöngyös in Ungarn von Dr. Ascherson 323 „ Gyöngyös in Ungarn von Janka 225 „ Innsbruck von Dr. Kern er 16, 87, 120, 225, 268, 296 „ Karezag in Ungarn von Janka 198 „ Kirchheim in Würtemberg von Dr. Hohenacker 19,399 „ Langenlois in Niederösterreich von And orfer 359 „ Müllheim in Breisgau von Vulpius 122, 269 „ N. Podhragy in Ungarn von Hol üb y . 57, 87, 120, 195, 196, 267, 296, 399 „ Neunkirchen in Niederösterreich von Dr. Kr zisch 59 „ Neusohl in Ungarn von Markus 295, 359 „ Szecseny in Ungarn von Janka 360 „ Triebt von Tommasini 55 „ Walldürn in Baden von Reess 19 „ Wels in Oberösterreich von J. Kern er 268, 322 „ Wien von Knapp 68 V. stellende Rubriken. Flora austriaca 328 Personalnotizen 25, 62, 89, 124, 165, 228, 269, 296, 328, 362, 40.0 Vereine, Gesellschaften, Anstalten 25, 62, 90, 125, 165, 200, 229, 270, 297 329, 362, 400 Literarisches 68, 97, 134, 168, 237, 302, 331, 368, 403 Sammlungen 99, 239, 333 Botanischer Tauschverein in Wien 32, 100, 136, 170, 204, 240, 271, 304, 335 372, 406 Mittheilungen 136, 170, 204, 240, 304, 335, 372, 406 .iio./Iiicfn5I obst(:-doiS .Y ■HR ?♦ .- y» ikc^' ..-. ••^:'>-^- UNIVERSrrv of illinois-urbana 3 0112 084207510 ^> v..^ s^w h:.- v^-^ >*^ Mv-^ ...i^'r'^