*:Ä.^ ^:i>, , ■*' . ■■■;***% P . -^ 'dt^l^S^^ ^, i^-'. «t •'ii:^r- ^ fc^ •'■■: V S?*^" - J' ■'^V • H: ^6. i\rl. *'^^' ^^'^'^ ■■■• '-\;^ ^ 1 . , ■■ N? ^utA >v^ -^"^'^ '-'^ THE UNIVERSITY OF ILLINOIS LIBRARY 580.5 OS VZI 5=> S^a'w^^ uni/vi* S>7C>-' Ops1.Botaii.Zeilsrlinfl 18J %, V .^.<^'^ 2)^ £^.. ^^. Oesterreichische BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. Gemeinnütziges Organ für Botanik und Bofaiiiker,(värtncr,0ekonomeii,Forstinäiiiier,4ei'zte, Apotheker nnd Techniker. Mit Abi, Aschersoii, Barth, Bartsch, Berggrcii, Braiiik, ßrassai, Brolhuius, Celakuvskj, Cühii, Dedecek, Pocke, Gaickc, Gieiiili, Gsaller, flaiis, Ufideiiicich, Di'ldreii-fa, Uuheii- acker, Hoheiibuhel-Heiiflcr, üoliiby, Janka, Raiiitz, Karo, Reiner, Rieiiberger, Landeiei, Luriiiser, Magnus, Majer, Muiiiiaiin, Pittoni, Uadde, Rauscher, Rossi, Schur, Schütz, Sonder, Suiiklar, Strubl, Touiiuasini, llechtritz, Yagner, Val de Lievre , Vatke, Vulpius, Wallner, Wawia. Redigirt D"^- Alexander Skofitz, Magister der Pharmaeie, der kais. Leop. Carol. Akademie der Naturforaclier und melirerer wissenscliaftlichen Gesellschaften Mitglied. XXI. Jahrg^ang;. (Mit 1 Lithographie.) Wien 1871. Verlas- von O. Gferold. Oestcrreiclüsclie Botanische Zeitschrift. Gemeinnütziges Organ für Die ftstefreicblsclie ExeUpIare botanlschte ZeltscUilft ßniailiL- nii«1 ßnf an! L-At« die frei durcn die Postbe- erscheinr DUldUlü UUII DUldnilier, zageawerdensoUensind den F.rsten joden Monats. blos bei der Redaktion ^uStTrilr. öl"!v- Gärtner, Oekonoiiien, Forstmänner, Aerzle, ^^rp;änu::;?re^"-^ f.? Thlr. m Ngr.) _ Im Wege des p a n zj ä li r 1 ET. oder inAllinl'Pr linfl Tn/'hllilrPP Buchhandels übernimmt mit 2 fl. 63 kr. öst. W, -ipUllIthei UHU mUlllKer. Pränumeration halbjährig. C. Gprolcl's .Sühn Inserate _ in Wien, die ganze Petitzeile PM-' 1 *° '^^^ *^^® übrigen 10 kr. ösU W, *1- ^* Buchhandlungen. XXI. Jahigaiig. Wira. Jänner 1831. INHAIjT : Gallerie öslerr. Botaniker. Lad. Celakovsky. — lieber die Campanula W-landii. Von Dr Celakovsky. — Vegetationsverliä tnisse. Von Dr. Kerner. - Exkursionen in die Berner Alpen. Von Vulpms. (Scbluss.) — Cnrrespondenz. Von Tommasini, Dr. Celakovsky, Holuby, Dr Rausclier, v. Pittoni, Dr. Sonder, Dr. Helrireicli, Pr. 1, anderer. — Personalnolizen. -■ Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — Botanischer Tauscbvereio. — Inserat. Gallerie österreichischer Botaniker. XV. V Ladislav Celakovskj. (Mit einem lithographirlen Porträt). Ladislav Celakovsliy wurde den 29. November 1834 in Prag geboren, wo er auch den ersten Unterricht unter der sorgsamen Leitung seines Vaters Franz Ladislav C., hochgefeiert als Dichter und Schriftsteller, erhielt. In Folge der im J. 1842 stattgefundenen ehren- vollen Berufung seines Vaters als Professor der sjavischen Sprachen und Literatur an die Universität Breslau genoss C. seinen weiteren Unterricht am kath. Gymnasium zu Breslau, absolvirte dorten bis zum J. 1849 die vier unteren Klassen und bildete sich dabei in der deut- schen Sprache gründlich aus. Weilend an einer Stätte, wo die Naturwissenschaft, namentlich aber die Botanik zu allen Zeiten ihre Pflege fand , konnte es nicht fehlen, dass des begabten Knaben empfänglicher Sinn ^sich den gebo- tenen Anregungen zuwendete, und wirklich gewann C. schon damals unter dem Einflüsse des Gymnasiallehrers Di t trieb eine besondere Vorliebe für die Botanik. Nun wurde fleissig botanisirt, häufig auch Oeaterr. botan. Zeitschrift, t. Heft 1871. 1 5Ü4679 2 in Gesellschaft des Vaters, der ebenfalls ein grosses Interesse für die Pflanzen empfand, und ein erstes Herbarium wurde angelegt. Im J. 1849, nach jenem grossen hoffnungsreichen politischen Umschwünge kehrten C. und sein Vater in ihre Heimath zurück, letz- terer als Professor oben genannter Fächer an die ^Universität Prag. Doch schon im J. 1852 starb derselbe, bevor noch C. das Ober-Gym- nasium absolvirt hatte und hinterliess sechs Kinder, aber leider kein Vermögen. In dieser für Celakovsky's Zukunft so misslichen Lage, nahm sich des verwaisten Knaben Professor Purkyne, der berühmte Physiologe, als Mensch wie als Gejehrter gleich hoch stehend, väter- lich an. Er, der gleichzeitig mit Celakovsky's Vater Breslau ver- liess um in Prag zu lehren, bot dem Sohne seines dahingeschiedenen Freundes nicht allein den ganzen Unterhalt, sondern auch die Mittel zur Fortsetzung seiner Studien. Diese neuen Lebensverhältnisse ge- stalteten sich für C. um so freundlicher, als ein gleiches Streben in der botanischen Wissenschaft ihn mit Purkyne's Sohn Emanuel, der gegenwärtig als Professor an der Forstschule in Weisswasser fungirt, auf das innigste verband. Beider Genosse war Julius Sachs, der sich der Physiologie widmete. Nacli mit Auszeichnung abgelegter Maturitätsprüfung im J. 1853 besuchte 0. verschiedene naturwissenschaftliche Vorlesungen an der Prager philosophischen Fakultät, in der Absicht sich der Gymnasial- oder Realschulprofessur zu widmen. Dabei aber kultivirte er zumeist das Studium der Botanik, er unternahm morphologische Studien, durch- forschte das heimische Florengebiet , namentlich die Umgebung von Prag und übte sich im physiologischen Institute des Prof. Purkyne in elementaren mikroskopischen Untersuchungen. Nebenbei betrieb er auch die schone Literatur und bildete sich in der englischen Sprache derartig aus , dass er vier dramatische Stücke Shakespeare's (König Lear, Heinrich IV. 2 Th. , der Sturm) in die böhmische Sprache über- setzen konnte. Sie sind erschienen in der von der Matice-Gesellschaft veranstalteten böhmischen Shakespeare-Ausgabe. Ebenfalls in böhmi- scher Sprache abgefasst waren die ersten botanisch-literarischen Ver- suche Celakovsky's, welche er in der „Ziva" veröffentlichte, einer von Prof. Purkyne und Krejec redigirten, anfangs mehr populären, später streng wissenschaftlichen Zeitschrift für NaturAvissenschaft. Diese Abhandlungen betrafen theils monographische Bearbeitungen einzelner Pflanzenfamilien, theils morphologische und biologische Unter- suchungen. Im J. 1858 übernahm C. die sich darbietende Supplentur für Naturgeschichte am Obergymnasium in Komotau, wo er sich an den um die Erforschung der böhm. Flora viel verdienten Arzt Dr. Knaf anschloss. Dort hatte er Gelegenheit die Erzgebirgsgegenden in bota- nischer Hinsicht kennen zu lernen. Damals schrieb er auch für das Gymnasial-Programm einen Aufsatz allgemeinen Inhalts. Nachdem der von C. wegen Erkrankung supplirte Professor sein Amt nach Jahres- frist wieder angetreten hatte, nahm C. die ihm gebotene Stelle eines Hauslehrers in der Familie des Zuckerfabrikanten Richter in König- 3 saal an, gab dieselbe jedoch, so angenehm sie auch war, schon nach einem halben Jahre gerne auf, als ilim das durch Dr. Emanuel Pur- kyne's Berufung an die Forstlehranstalt zu Weisswasser im J. 1860 er- ledigte Kustodiat der botanischen Abtheilung am böhmischen 3Iuseum anvertraut wurde, obwohl sich dabei seine materielle Lage zunächst verschlechterte. C. musste nun wohl einen grossen Theil seiner Zeit und Thä- tigkeit der Instandhaltung und Vermehrung der Musealsammlungen widmen, dabei erweiterten sich aber seine speziellen Pflanzenkennt- nisse. Das Museum ist namentlich reich an böhmischen Pflanzen, diesen wendete C. eine besondere Aufmerksamkeit zu, indem er sie als Basis zu einem schon seit lange vermissten Werke über die Flora Böhmens zu vcrwerthen beabsichtigte. In Folge dessen schrieb er zu jener Zeit eine Reihe von Artikeln, welche in Beziehung zur böhmi- schen Flora stehen und ihre Veröffentlichung in dem „Lotos," in der ^Oesterr. botan. Zeitschrift'" in der „Ziva" und in der böhm. Museums- zeitschrift fanden. Auch einige populär belehrende Aufsätze in der „Kvety"' datiren aus jener Zeit. Obwohl Celakovsky's Zeit durch seine Arbeiten im Museum und durch seine Forschungen schon genugsam in Anspruch genom- men war, so supplirte er doch wiederholt Naturgeschichte an der böhmischen Oberrealschule für den anderweitig beschäftigten Prof. Kvejc), dem er für so manche Beweise freundschaftlicher Gesinnung zu DanKe verpflichtet war. Inzwischen wurde ihm der Gedanke, an einer Mittelschule zu lehren , wozu er sich schon länger vorbereitet hatte, immer mehr verleidet und er strebte nun dahin sich den Weg an die Universität oder Technik zu bahnen. Zu diesem Zwecke ent- schloss er sich, die philosopliischen Rigorosen abzulegen und wurde auch im J. 1863 zum Doktor der Philosophie promovirt. Im folgenden Jahre vermählte sich C. mit der Tochter seines väterlichen Freundes Dr. Knaf, allein schon im nächsten Jahre wurde ihm das traurige Geschick zu Theil seinen Schwiegervater durch den Tod zu verlieren. Im J. 1866 habilitirte sich C. an der Prager Technik in der Vor- aussicht, dass an dieser Anstalt eine Lehrkanzel für Botanik mit böh- mischer Vortragssprache errichtet werde. Wirklich wurde eine solche noch in demselben Jahre kreirt und C. erhielt die im Konkurswege ausge- schriebene honorirte Dozentur derselben. Im J. 1869 wurde er zum ausserordentlichen Mitgliede der Prager Gesellschaft der Wissen- schaften gewählt. Als im J. 186-4 ein Comite für die naturwissenschaftliche Durchfor- schung Böhmens in's Leben trat, wurde C. mit der botanischen Durch- forschung betraut, und da das Comite sich in verschiedene Sektionen theilte, wurde er zum Vorstande der botanischen Sektion ernannt. Seit dieser Zeit unternahm C. alljährlich , zumeist in den Ferien- monaten, botanische Bereisnngen, nach dem entworfenen Plane, zu- nächst von Nord- und Nordostböhmen, im vergangenen Jahre auch vom südlichsten Theile des Landes. Die hierbei gesammelten Pflanzen i * bleiben der von ö. separat aufgestellten speziellen böhmischen Samm- lung- einverleibt, welche die gesammte böhmische Flora repräsentiren soll und bereits sehr reich an Formen und Standorten ist. Kurze Berichte über obige Bereisungen sind in den Jahres- berichten des Comites niedergelegt. Die Resultate derselben aber be- nützte C. zu der schon früher in Angriff genommenen floristischen Arbeit eines Prodromus der Flora von Böhmen, von welchem das erste Heft, gedruckt im J. 1867, bereits erschienen ist. Ein zweites Heft, welches die Apetalen und Gamopetalen, Dicotyledonen umfassen soll, ist dem Abschlüsse nahe und wird noch in diesem Jahre er- scheinen. Nachfolgendes Verzeichniss der botanischen Publikationen Cela- kovsky's, welche sich durch ihren wissenschaftlich hohen Werth auszeichnen, macht jede weitere Hervorhebung der umfassenden bo- tanischen Thätigkeit desselben entbehrlich. Celakovsky veröffent- lichte an botanischen Arbeiten: 1. In der böhmischen Zeitschrift „Ziva" : 1855. Linne's Biographie. 1856. Die Amentaceen. — Die Leguminosen. (Populäre Monographien dieser Familien.) 1857. Ueber die morphologische Gliederung der Pflanzenaxen, insbe- sondere der Rhizome. (Nach eigenen Untersuchungen.) 1858. Die Rebe. — Die Rosaceen. (Besonders deren Axenverhältnisse, morphologische Analysen.) 1860. Entwickelungsgeschichte der Blüthentheile. (Dargestellt nach Payer's Organogenie vegetale de la fleur.) 1861. Die Ranunculaceen der Prager Umgegend. (Eine kleine Mono- graphie.) — Ueber Colchicum. (Morphologisch-biologische Abhandlung der Knollenbildung nach eigenen Untersuchungen.) 1862. Morphologische Uebersichten auf dem Gebiete der Botanik. 1863. Ueber Pflanzenbewegungen. (Zwei Abhandlungen aus der Pflan- zenphysiologie.) 1864. Die Orobanchen (Morphologie, Systematik und Verbreitung der Arten in Böhmen.) 1866. Ueber die geschlechtliche Fortpflanzung der niederen Krypto- gamen. — Ueber den Pleomorphismus der Fruktifikationsorgane der Pilze. — Ueber die pflanzengeografischen Formationen Böhmens. (Iden- tisch mit dem in „Lotos" deutsch veröffentlichten Festvortrage.) 1869. Die Entwicklung des Pflanzenreichs mit Rücksicht auf die Dar- win'sche Theorie. 1870. Flora der Prager Gegend. (Aufzählung der Arten, ihrer Stand- orte, allgemeine pflanzengeographische Schilderung.) (Die beiden letzten Abhandlungen erschienen als separate Schriften, die Flora von Prag dürfte überdiess von C. demnächst in deutscher Sprache herausgegeben werden.) 2. In der böhinischen Museumszeilschrift : 1865. Ideen über die Herkunft der böhmischen Flora. 3. In der „Oesterr. botanischen Zeitschrift" : 1861. Ueber Luzula pallescens Bess. und nächstverwandte Arten. 1863. Ueber Carex pediformis und C. Mairii. 1869 — 1870. Beobachtungen und Kritiken einiger Pflanzen der böh- mischen Flora. (1. Carex pilosa Scop., 2. Knautia silratica Dub., 3. Prunella, 4. Myosotis caespitosa C. F. Seh., 6. Poly- gala depressa Wend.) 1870. Ueber Rhinanthus angustifolius Gmel. — Sind Osrminda und Scolopendritim in Böhmen einheimisch? 4. In der Prager Zeitschrift „Lotos" : Gelegenheitliche Mittheilungen über die böhmische Flora, über neue Arten, neue Fundorte u. s. w. in verschiedenen Ji^hr- gängen, dann: 1862. Flora der Umgegend von Osseg, nach den Aufzeichnungen von P. Dom. Thiel. — Ueber die böhmischen Amarantaceen. — Die Equiseten Böhmens. 1863. Ueber Thesien. (Morphologie und Systematik, letztere bezüglich der böhmischen Arten.) 1864. Pflanzenmorphologische Mittheilungen. — Ueber die böhmischen Geranien. 1865. Ueber Veronica agrestis und verwandte Arten. — Ist Pulsa- tilla Hackelü Pohl, ein Bastart? 1866. Ueber die Pflanzenformationen und Vegetationsformen Böhmens. — Beitrag zur Kenntniss der Thyphaceen. 1867. Das Prioritätsrecht und der botanische Artname. — Eine in- teressante Blüthenabnormität bei Campanula patula. 1868. Die Orobanchen Böhmens. 1869. Ueber Corydalis pumila und Gagea piisilla. 1870. Ueber eine verkannte Veronica-? ovm. — Ueber Orchis mon- tana Schmidt. 5. Im Jahresprogramm des Komotauer Obergymnasiums. 1859. Ueber die Entwicklungsstufen des Pflanzenreichs. 6. In den Sektionsberichten der naturwissenschaftl.-mathem. Sektion der böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften: 1864. Ueber die böhmischen Orobanchen. 1865. Zur Morphologie der Bhizome der Carices. 7. Im Archiv für die naturwissenschaftliche Durchforschung Böhmens : 1867—1869. Prodromus der Flora von Böhmen (1. Heft, in beiden Landessprachen.) S. Ueber die Cmnpunula WeiandU Heuffel. Von Dr. Ladislav öelakovsky. Im VII. Jahrgang-e des österr. botanischen Wochenblattes (1857 Nr. 15) ist von Heuffel die Campanula Welandii als neue, an der Donau und bei den Herkulesbädern im Banat wachsende Art beschrie- ben worden. Jedoch hat sie neuerdings Neilreich in seinen verdienst- vollen „Diagnosen der in Ungarn und Slavonien bisher beobachteten Gefässpflanzen" mit den Worten: „species genuina omnino non est" als Art auf das bestimmteste verworfen und für eine Abart der Camp, patula erklärt. Bei der Bearbeitung der Campanulen für meinen Pro- dromus fiel mir unter den Museumsexemplaren von Camp. Rapunculus ganz besonders eine Form auf, welche Wierzbicki schon im Jahre 1843 auf dem Berge Domugled bei den Herkulesbädern gesammelt und als Camp. Rapunculus ß paniculata Wierzb. ausgegeben hat. Eine nähere Untersuchung ergab das positive Resultat, dass ich es mit einer sowohl von C. Rapunculus, als von C. patula zweifellos verschiedenen Art zu thun habe, und beim Nachschlagen der Literatur gewann ich aus Heuffel's guter und hinreichend ausführlicher Be- schreibung der C. Welandii die vollkommene Ueberzeugung, dass die Pflanze Wierzbicki's mit dieser Heuffel'schen identisch sei, so dass Fries, „der kompetenteste Richter und Meister," im vollen Rechte war, als er Heuffel die Aufstellung einer neuen Art anrieth. Gegenüber einer Autorität, wie Neilreich, ist es wohl gerecht- fertigt, wenn ich nochmals die Begründung der HeuffeTschen Art unternehme, und zwar in vergleichender Methode mit Rücksicht auf die beiden nächst verwandten bereits genannten Arten, was Heuffel, wie so viele Autoren, die eine neue Art aufstellen, leider unterliess. Im Vorhinein erregt schon der Umstand einiges Bedenken, dass dieselbe Pflanze von Wierzbicki, keinem schlechten Pflanzenkenner, als Campanula Rapunculus, dagegen von Neil reich und anfänglich auch von Heuffel selbst als C. patula bestimmt wurde. Diess erklärt sich aber genügend daraus, dass dieselbe wirklich in mehrfacher Beziehung mit der einen, in anderer Avieder mit der zweiten über- einkommt, was wohl auch Schur (in Enumeratio plantarum Transsil- vaniae p. 439) bestimmt haben mag, in der C. Welandii einen Bastart aus beiden zu vermuthen; derselbe sagt nämlich: „kommt mit Camp, patula gemeinschaftlich in ganz Siebenbürgen zerstreut vor, vielleicht C. Rapunculo-patula."" Die Wurzel der Camp. Welandii hat einen dicken, fast rüben- förmigen Körper, der sich tiefer unten in starke Aeste theilt, doch ist sie keineswegs so fleischig wie die ähnliche Wurzel von C. Rapun- culus, sondern holzig, erhält sich daher im Trocknen unverändert, während letztere einschrumpft und deutliche Längsfurchen erhält. Dagegen ist die Wurzel der , C. patula zwar ebenfalls holzig, doch dünn, spindelförmig und schickt sofort unter der Grundblätterrosette zahlreiche dünnere, ebenfalls holzige Fasern aus. Am meisten charakteristisch sind für C. Welandii die Blätter und der Bliithenstand. Die unteren Blätter (nach Heuffel verkehrt ei- rund und in den kurzen Blattstiel keilförmig verschmälert) sind an den zwei mir vorliegenden sehr vollständigen Pflanzen bereits voll- kommen zerstört und auch die nächsthöheren, länglichen, welche mit breiter, elAvas geöhrter Basis sitzen, erscheinen stark vertrocknet, also wie gewöhnlich bei C Rapunculus, während die unteren Blätter bei C. patula zur Blüthezeit meist noch frisch gefunden werden. Während der Blattrand der C. Welandii gekerbt ist und der drü- sige Sägezahn an der Spitze der Kerbe oder in der Kerbvertiefung, zu welchem ein Seitennerv verlauft, ganz verkümmert oder doch nur sehr wenig merklieh ist, erscheint der Blattrand der C. Welandii wegen deutlicher Entwicklung desselben Sägezahns deutlich gekerbt- gesägt, zugleich auch wellig gekraust, was C. Rapunculns ebenfalls in ähnlicher Weise aufweist. Ganz ausgezeichnet sind aber die oberen Blätter der C. Welandii, welche nach der Spitze des Stengels nur allmälig an Grösse abnehmen und daher noch in der Rispe selbst als Stützblätter ihrer Seitenäste ganz respektabel gross und breit (am Grunde noch 3—5'" breit) laubblattartig, eilanzettlich, lang- zugespitzt, mit geöhrt-gerundeter, den Stengel halbumfassender Basis sitzen. Bei den zwei anderen Arten sind die Blätter unterhalb der Inflorescenzzweige fast alle bereits viel kleiner, de ckblatt artig geworden, lineallanzettlich, mit verschmälerter oder doch nur wenig gerundeter Basis sitzend, aber nicht stengelumfassend. Bemerkenswert!!, obwohl weniger aufFallig und in der That auch von Heuffel ganz übersehen ist die Beschaffenheit der am mittleren und unteren Theile des Stengels herahlaufenden Blattspuren. Diese verlaufen bei der Campanula Welandii als je zwei schmale, aber deutlich naclnveisbare Membranen von den Rändern der Blattbasis, nach derselben Richtung wie diese dem Stengel angedrückt und an ihrem freien Rande mit steifen, kammförmig gestellten und ebenfalls dem Stengel anliegenden Borstenhaaren besetzt, die merklich kräftiger sind als an C. patula. Bei diesen zeigt sich die Blattspur höchstens eine ganz kurze Strecke membranartig, wird aber bald zu einer ver- tikalen, senkrecht am Stengel stehenden Leiste, die denselben kantig macht; ebenso ist es bei C. Rapunculus; die Haare stehen unregel- mässig nach zwei Seiten auf dieser Leiste. Man kann also den Sten- gel der C. Welandii schmal flügelkantig, den der C. patula und Rapunculus aber kantig berieft oder beleistet nennen. Die Inflorescenz aller drei Arten ist zwar eine Rispe (welclie durch Verkümmerung der Seitenknospen höheren als des ersten^ Gra- des auch, besonders bei C. patula, zu einer Traube sich vereinfachen kann), aber die Verzweigung derselben folgt bei jeder Art einem besonderen Gesetze. Die Seitenzweige erster Ordnung sind bei Camp. Rapunculus kurz und tragen zwei Deckblättchen an ihrem unteren Theile (woraut zuerst Grenier aufmerksam gemacht hat), welche je einer Seiten- blüthe den Ursprung geben ; da auch diese die Endblüthe des Zweiges 8 nie übergipfelt, sondern kürzer gestielt bleiben, so entsteht hierdarcli die schmale Form der Rispe. Wenn diese reich und üppig sich ent- wickelt, so folgen unter dem schmalen Rispentheile immer mehr und mehr verlängerte Seitenzweige, je tiefer man in der Rispe abwärts steigt, die Anzahl der Deckblättchen vermehrt sich ziemlich rasch; die Seitenzweige zweiten Grades erhalten in gleicher Weise auch ihre Seitenblüthen dritten Grades, und somit wiederholen die unteren Aeste ersten Grades den oberen einfacheren Rispentheil, die untersten der- s elben tragen wohl auch bei starker Verlängerung im unteren Theile sterile entfernte Deckblätter. Da alle Achsen straff und aufrecht ab- stehend sind, so erhält bekanntlich die Rispe einen sehr steifen Habitus. Betrachten wir dagegen eine wohlentwickelte, reichblütliige Rispe der C. patula. Es verlängern sich da die Seitenäste ersten Grades von oben nach unten an der Rispe stetig und mit rascher Zunahme, auch die Internodien der Hauptachse zwischen ihnen verlängern sich ungemein, so dass die Aeste weit von einander abstehen und darum selbst bei kräftiger Rispe nur wenige sind (ich zählte höchstens 7, gewohnlich sind ihrer weniger). Der Deckblättchen und der durch selbe bestimmten Sekundarzweige sind selbst an den unteren verlän- gerten Primarzweigen in der Regel nur 2, allein sie stehen um die Mitte oder über der Mitte der letzteren, mit andern Worten: ihr unterstes Internodium, bei C. Rapunc. so sehr kurz, ist hier sehr ver- längert, daher der Ast von der Basis bis wenigstens zur halben Länge nackt. Nur an sehr kräftigen Inflorescenzen tragen die untersten Aeste wohl auch 3 — 4 Sekundarzweige, aber auch diese erst etwa von der Mitte an. Ein wesentliches Moment im Baue der Rispe ist die Ueber'- gipfelung der Endblüthe des Stengels und der Aeste durch die zunächst stehende oder auch noch die zweitfolgende Seitenblüthe, wodurch der doldentraubige Habitus der Rispe bedingt ist. Endlich sind die Zweige nicht steif, sondern verschiedentlich gebogen und am Grunde bogig oder armformig von ihren Mutterachsen abgehend, wodurch die ab- stehende Form der Rispe (panicula patula) zu Stande kommt. Die Campanula Welandü unterscheidet sich von der C. patula im Rispenbaue durch Folgendes: Es nimmt nicht nur die Länge der Seitenäste, sondern auch die Anzahl der Sekundarzweige an denselben von oben nach unten stetig und gleichmässig zu, mehrere oberste Seitenzweige sind also einblütliig, dann folgen Sblüthige, zuunterst 5— 6blüthige Zweige. Die Blüthenstiele entspringen auch hier über der Mitte der Seitenäste, doch findet nie Uebergipfelung statt, indem der oberste Blüthenzweig stets kürzer bleibt als das die Endblüthe tragende Inter- nodium. Somit erhält jeder Primarzweig eine regelmässig pyramidal verjüngte Form, weniger deutlich die ganze Rispe, da die Hauptaxe des Blüthenstandes verhältnissmässig rasch beschlossen wird. Die unter- sten stark verlängerten Aeste erscheinen nicht so nackt in ihrer unteren Hälfte, wie bei C. patula, da sie daselbst 1--3 sterile Deck- blättchen tragen. Der pyramidal-straussartige Bau der Rispe ist von dem doldentraubigen der C. patula wesentlicii verschieden; jedoch 9 muss zur Vermeidung von Missverständnissen sofort bemerkt werden, dass an armbliit lügen, fast traubigen Inflorescenzen der C. paftila bis- weilen keine Uebergipfelung der Endbliithen durch die nächsten Seiten- zweige eintritt. Doch ist das in diesem Falle nur ein Zeichen verküm- merter Ausbildung des Blüthenstandes, indem die Zweige sich nicht gehörig verlängern können, — dagegen folgt eine reichlich entfaltete Rispe dieser Art stets dem doldentraubigen Typus. Wie schon gesagt, bleiben die Stützblätter der Rispenäste am Stengel bis weit hinauf in die Rispe noch laubartig, (nur die obersten, wie auch die an den Sekundarzweigen sitzenden, werden deckblattartig, lineallanzettlich), sie stehen auch einander weit mehr genähert, bei gleicher Länge der Rispe daher viel zahlreicher und demgemäss auch die Aeste erster Ordnung zahlreicher und mehr genähert, wodurch die straussartige gedrungene Form der Rispe entsteht. Ich zählte an einer kräftigen, etwa fusslangen Rispe 19 Primarzweige, während an einer ebenso langen und recht ausgebildeten Rispe der C. patula nur 6 — 7 dieser Zweige zu zählen sind. Da die Zweige bei C. Welandn auch bedeu- tend aufrechter und gerade stehen, so hält ihre Rispe in Bezug auf Steifheit die Mitte zwischen C. patula und Rapuncuhis. In der Blüthe sieht die C. Welandn der C. Rapnnculus ähn- licher als der C. patula. Ihre Kelchzipfel sind ebenso langpfriemlich ausgezogen, so lang oder fast so lang, seltener -/i so lang als die Korolle , diese ist kleiner als die C. patula in der Regel (mit Aus- nahme der ärmlichen Form var. flaccida Koch) besitzt, was aber bedeutungsvoller ist, sie hat eine schmälere, zilindrisch glockige, nach oben allmälig erweiterte Form mit aufrecht abstehenden, geraden und schmalen Zipfeln, während sie sich bei C. patula nach oben stark erweitert und die breiteren Zipfel sich nach aussen zurückbiegen. Die Drüsenanhängsel auf dem Kelche der C. Welandii, die nach Heuffel und ]Veilreich auch fehlen können, sind allerdings ohne Bedeutung, da sie auch bei C. patula nicht gar zu selten sich ausbilden. Uebri- gens sind diese fast kugelrunden Gebilde nur verkümmerte und meta- morphosirte Borsthaare, wie sie der Stengel besitzt, was die bisweilen vorkommenden Zwischenformen beweisen. Um die spezifische Vollständigkeit der Campanula Welandii ganz klar zu machen, sollen ihre Unterschiede von den beiden nächsten Verwandten kurz zusammengestellt werden. Von C. patula unter- scheidet sie: 1. die rübenförmig verdickte, obwohl ebenfalls holzige Wurzel, 2. die deutlicher flügelartigen Blattspuren und deren rauhere, kämmige Behaarung, 3. die am Grunde halbstengelumfassenden mitttlören und oberen, um die Blüthezeit vertrockneten unteren Blätter, der deut- lich sägezähnige und gekrauste Blattrand, die dichte Stellung und Grösse der Blätter im oberen der Rispe angehörenden Theile des Sten- gels, 4. die reichästige, straussartige (nicht doldentraubig übergipfelnde) steifere Rispe, 5. die langpfriemlich auslaufenden, im Verhältniss zur Korolle langen Kelchzipfel, 6. die schmale, oben allmälig verbreiterte Korolle mit geraden Zipfeln. 10 Diese zahlreichen und theilweise ganz schhigeuden Unterschiede, nebst der durch sie bedingten eigenen Tracht müssen meines Erach- tens auch einem rigorosen Speziesrichter genügen, um eine von Camp, patula verschiedene Art zu begründen. Die obigen Merkmale sind auch schon in der Heuffel'schen Beschreibung grösstentheils gut, wenn auch nur kurz ausgedrückt, enthalten: um so auffallender ist es, dass Neil reich für diese von ihm verworfene Art nur die klei- neren Korollen, die unwesentlichen Drüsen des Kelches und dessen meist längere Zipfel als unterscheidend angibt, was allerdings keine besondere Art geben könnte. Von C. Rapimcuhis, mit welcher sie Wierzbicki vereinigte, unterscheidet sie sich hinlänglich: 1. durch die holzige, wiewohl ver- dickte Wurzel, 2. durch die Blattspuren, 3. durch die halbstengelum- fassende Basis der mittleren und oberen Blätter, 4. durch den ganzen Rispenbau, besonders durch das verlängerte Internodium unterhalb der 2 Deckblättchen der Rispenzweige erster Ordnung. — Dagegen mahnt die Dicke der Wurzel, die abgestorbenen unteren Blätter, die Bezah- nung und Gekraustheit des Blattrandes, Behaarung, Kelch und Korolle nicht unbedeutend an C. Rapunculus. Die von Schur angeregte Frage, ob die Camp. Welandii nicht ein Bastart der beiden andern Arten sei, zwischen denen sie offenbar in manchen Stücken die Mitte hält, möchte ich doch verneinen, da die Vertheilung der beiderseitigen Merkmale der Bastartnatur nicht voll- kommen entspricht, und besonders wegen der den beiden andern Arten fremden Blattform und Phyllomorphose. Immerhin sind aber Beob- achtungen über das Vorkommen der Heuffel'schen Art in freier Natur noch wünschenswerth. *) Da so viele ungarische Pflanzen, die in Ungarn eben ihre west- liche Grenze finden, auch im ferneren Osten und Südosten verbreitet zu sein pflegen, so ist zu vermuthen, dass die Camp. Welandii nicht nur in Ungarn und Siebenbürgen, sondern auch im russischen Reiche zu finden sein dürfte. Ich vermuthete auch anfangs stark, dass die in Römer und Schultes's Systema vegetabilium V. p. 104 (1819) von Boeber aufgestellte Camp, calycina aus der Krim mit der HeuffeU- schen Art identisch sein möchte, wozu sowohl die zwar sehr kurze, unzulängliche Originaldiagnose, als insbesondere Ledebour's Bemer- kungen über die Pflanze hinreichende Anhaltspunkte boten. Der be- rühmte Verfasser der Flora rossica sagt (Bd. II. p. 888) von der im Wildenow'schen Herbar bewahrten Originalpflanze, das Stengelfrag- ment trage: „folia ovata, acuminata, basi subcordata amplexicaulia," das andere Bruchstück, ein Blüthenzweig, sei: „foliis aliquot linearibus pauciserratis , flores fulcrantibus instructus," was ebenso, wie die „calycis laciniae longissime subulatae" recht gut auf Campanula We- landii passt. *) „Die zierliche Varietät Haccida der Camp, patula mit einem ganz eigentlmmlichen Habitus," deren Herr M. Winkler in seiner Reise nach dem südöstlichen Ungarn und Siebenbürgen in der österr. bot. Zeitschr. 1866 p. 16 erwähnt, war wohl ebenfalls die C. Welandii. 11 Durch Herrn Dr. Asclierson's Güte erhielt ich die C. calycina des Wilde now'scheii Herbars zur Ansicht, und habe mich überzeugt, dass sie trotz der diagnostischen Uebereinstimmung von C. Welandii weit abweicht. Zwar die grossen, im unteren Theile bis V2'" breiten und sehr deutlich gesägten, ja sogar fiederschnittigen Kelchzipfel, denen die Pflanze ihren Namen verdankt, sind augenscheinlich abnormes Pro- dukt einer Verblattung, die bisweilen auch bei anderen Carnpanula- Arten sich zu finden pflegt. Auch haben einzelne der vorliegenden Blüthen ganz schmale, pfriemliche, am Grunde nur klein gezähnelte, die überdiess eingeschrumpfte Korolle wenig oder nicht überragende Kelchzipfel, daher diese denen der C. Rapuncuhis oder Welandii nor- mal ziemlich konform sein müssten. Die Blatter des offenbar der Sten- gelmitte entnommenen Fragmentes sind zwar von der Form, die Lede- bour angibt, jedoch kleingesägt nicht geker bt-gesägt, wie bei C. Welandii, wagrecht abstehend (bei C. Welandii aufrecht ab- stehend), kürzer zugespitzt. Besonders unterscheiden sich die Blatt- spuren, welche als dünne, stielrunde Leisten den Stengel belegen, der durch sie sehr stumpf-vielkantig erscheint, und ringsum (auf den Riefen nicht markirter) angedrückt feinflaumig ist. Der Achsel eines mittleren dieser Blätter entspringt abnormer Weise ein einzelner, schwacher Blüthenzweig, ein beigelegter kräftiger Seitenzweig der Rispe lässt auf einen ganz anderen Bau der Rispe schliessen, als die Camp. Welandii besitzt. Unter der Terminalblüthe der Zweige stehen 3 genä- herte, kurzgestielte Seitenblüthen, jede um die Mitte oder unter der Mitte des Blüthenstiels mit 2 Deckblättchen und theilweise mit Seiten- knüspchen versehen. In der Mitte des Zweiges durch ein langes Inter- nodium von dessen eben beschriebenem Gipfeltheil entfernt steht ein Seitenzweiglein, doppelt kürzer als dieses Internodium, es trägt ausser der Endblüthe um die Mitte 2 kurzgestielte und in gleicher Weise mit 2 Deckblättchen über dem Grunde des Stieles versehene Seitenblüthen. Endlich ganz am Grunde des ganzen Zweiges sind noch 2 schwache einblüthige Seitenzweiglein. Die Gliederung dieses Zweiges ist offenbar ganz anders als die eines Rispenastes der C. Welandii, und erinnert sogar mehr an die bei C. Rapunculus stattfindende. Die Kelchröhre (der Fruchtknoten) der Camp, calycina hat ferner die keulenförmige, gestreckte Form der C. Rapunculus, während sie bei C. Welandii und patula kurzkreiselförmig ist. Besonders eigenthümlich, wenngleich wahr- scheinlich ebenso wenig wie bei anderen Arten konstant ist die Be- kleidung der Interkostalflächen der Kelchröhre, an die der C. persi- cifolia var. eriocarpa Koch mahnend, und aus ziemlich grosssen dicht gesteUten, wasserhellen, aber etwas gelblichen, zilindrischen, stumpfen Auswüchsen bestehend. Hiermit habe ich die C. Welandii auch von dem möglichen Ver- dachte gereinigt, dass sie mit C. calycina zusammenfallen könnte. Letztere aber verlangt zu ihrer vollkommenen Aufklärung eine erneu- erte Auffindung und Untersuchung an ihrem Standorte. Prag, am 25. November 1870. 12 Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. Von A. Kerner. XXXIX. 819. Eiipatorium cannabinum L. — Am Ufer fliessender und stehender Gewässer, an quelligen Stellen auf sumpfigen Wiesen, in den Gräben längs den Eisenbalmdämmen und in Holzschlägen. In den Thälern und Thalweitungen, sowie am Saume des mittelungar. Berg- landes bei Diösgyör an der Nordgrenze unseres Gebietes, zwischen Nana und Waitzen, bei Visegräd, St. Andrae, Krotendorf und Altofen, am Velenczer See und bei Stuhlweissenburg. Auf der Csepelinsel. Auf der Kecskemeter Landh. bei R. Palota und am Rakos bei Pest, bei F. Gubacs, Soroksar, Sari und Monor. Am Rande der Debrecziner Landhöhe in den Ecseder Sümpfen. Im Bereiche des Bihariagebirges an der schnelUen Koros und Pecze bei Grosswardein, am Mühlbache bei Vasköh, im Valea mare bei Rezbänya, auf der Terniciore ober Valea seca, im Galbina- und Poienathale bei Petrosa und im Thalge- biete der weissen Koros bei Monesa, Buteni und Chisindia. — Sienit, Trachyt, Kalk, tert., diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden. 95— 910 Meter. 820. Adenostyles alpina (L.) — In felsigen von Quellbächen durchrieselten Schluchten im Rezbänyaer Zuge des Bihariagebirges am Südabhange des Vervul Biharii und auf der Margine bei Rezbänya. — Schiefer. 1375 — 1580 Meter. Im Gebiete seltener als die folgende Art. 821. Adtnostyles Alliariae (Go\\d,\\\\\visL [1773]) — A. tomen- tosa (Jacq. [1775]),—^. albifrons (L. fd. [1781]). — Im Gestände der Waldränder und Bachufer und in felsigen gerOllreichen schattigen Schluchten des Bihariagebirges. Im Rezbänyaerzuge nächst den Quellen im Valea cepilor unter der Cucurbeta; im Petrosaerzuge mit Rannnculns platanifolius und Lychnis diurna in grosser Menge am westlichen Abfall des Bohodi'ei; auf dem Batrinaplateau in dem Urwalde in der Umgebung des Kessels Ponora und an den Ouellen des Galbinabaches. — Porphyrit, Schiefer, Kalk. 725 — 1770 Met. —Die obere Grenze stellt sich für diese Art im Gebiete etwas höher als jene der A. alpina (L.). 822. Homogyne alpina (L.) — Zwischen Hypneen im Grunde der Wälder, in Sphagnumpolstern auf Hochmooren und auf den mit Nar~ dus stricta bestockten Alpenmatten im Bihariagebirge. Im Rezbänyaer- zuge auf der Scirbina und Ruginosa, am Vervul Biharii, auf der Margine, Cucurbeta und Gaina und auf der siebenbürgischen Abdachung dieses Zuges von den höchsten Rücken bis hinab in die Nadelholzwälder bei Negra. Im Petrosaerzuge vom Bohodi'ei über das Cornul muncilor und den Vervul britiei bis zum Vervul Botiesci und auf der'Vladeasa. Auf dem Batrinaplateau an der Ostseite der Pietra Batrina, auf der Gali- nasa, im Valea Isbucu und Gropili, in den Schluchten unter der Stäna 13 Oncesa, dann in der Umgebung des Kessels Ponora und der Quellen des Galbinabaches. — Porpliyrit, Schiefer, Sandstein, über Kalk nur im tiefen Humusboden. 945 — 1770 Meter. — Das Areal der H. alp'ma fällt im Gebiete genau mit jenem der Fichte zusammen. Obschon meh- rere Vorlagen des Bihariagebirges über die untere Grenze der H. al- pina aufragen, fehlt doch auf diesen Vorlagen die genannte Pflanze ebenso wie Äbies excelsa vollständig. 82 ;^. Tussilago Farfara L. — Auf lehmigen Erdabrissen, in Hohlwegen und an Dämmen, an Bach- und Flussufern, an Quellen, in Holzschlägen. Im mittelung. Bergl. auf dem Kis Eged bei Erlau; in der Matra bei Paräd; in der Magustagruppe bei Gross Maros; in der Pilisgruppe bei Visegrad, Set. Andrae, Pomasz, P. Csaba, Perbai, Hidegküt, Budakesz, in den zum grossen und kleinen Schwabenberge bei Ofen hinaufziehenden Hohlwegen. — Im Tieflande nicht beobachtet und wenn dort vorkommend, jedenfalls selten. Dagegen häufig im Bereiche des Bihariageb. auf dem tert. Vorlande von Grosswardein bis Belenyes, bei Fenatia, Bezbänya, Petrosa und Criscioru, auf der Bratcoea und Dinesa ober Monesa, auf den tert. Hügeln bei Körös- bänya und massenhaft auf dem durch Verwitterung des Trachyttuffes entstandenen tiefgründigen Lehmboden bei Chisindia nächst Buteni. — Trachyt, Schiefer, Kalk, tert., diluv. und alluv. Lehmboden. 95 — 820 aieter. 824. Petasites officinalis Mönch. — An den Ufern der Bäche, — Im mittelung. Bergl. selten; in der Matra; in der Magustagruppe bei Börzsöny; in der Pilisgruppe zwischen Visegrad, Szt. Kereszt, Pomasz und Altofen. Im Bihariagebirge massenhaft an den Zuflüssen der schwarzen Koros in der Sohle des Poiena-, Galbina- und Pulsathales bei Petrosa, bei Fenatia und Rezbänya; im Gebiete der weissen KörOs zwischen Desna und Monesa; im Aranyosthale bei Ober-Vidra und von Negra aufwärts bis gegen den Sattel Vertopu. An dem letztge- nannten Standorte beobachtete ich Blätter dieser Pflanze von so kolos- salen Dimensionen, wie ich solche sonst noch nirgends zu sehen Gelegenheit hatte. — Fehlt im Tieflande. — Trachyt, Sienit, Schiefer, Sandstein, Kalk, alluv. Lehm und Sand. 150—885 Met. 825. Petasites albus (L.). — An quefligen SteUen, Bachrinn- salen, überrieselten GeröUhalden im Bihariagebirge. Im Rezbänyaerzuge auf der Margine im Valea carului und im Valea mare bei Rezbänya; auf dem Batrinaplateau bei dem Eingange in die Geisterhöhle nächst der Stäna Oncesa, dann am Rande des Plateaus auf der Stanesa und Pietra lunga und bis herab zur Höhle ober Fenatia. Schiefer, Kalk. 630—1330 Met. — Fehlt im mittelung. Bergl. und im Tieflande. Steffek's Angabe, dass P. albus bei dem Bischofsbade nächst Gross- wardein vorkomme, ist jedenfalls unrichtig. 826. Linosyris vulgaris Cass. — An felsigen Bergabhängen, an steinigen Plätzen am Saume der Weinberge, auf trockenen Sand- hügeln. Im mittelung. Berglande auf dem Czigled bei Erlau; auf dem Nagy Galya in der Matra; am Fusse des Nagyszäl bei Waitzen; in der Magustagruppe auf dem Spitzkopf ober Gross Maros; in der Pills- 14 gruppe bei Visegrad und Set. Audrae, auf dem Piliserberge und der Slanitzka bei P. Csaba, auf dem Geissberge ober dem Leopoldifelde, im Wolfsthale, am Schwabenberge und Adlersberge bei Ofen. Auf der Csepelinsel auf Sandhügehi bei Toivöl und Csep. In der Stuhl- weissenburger Niederung bei Vajta und Keer. Auf der Kecskemeter Landhühe zwischen der Gubacs-Csarda und Soroksar, bei Monor und Pilis auf dem Erdohegy bei P. Sällosär und auf der Puszta Peszer. Im Bereiche des Bihariageb. bei Grosswardein. — Trachyt, Kalk, tert. und dihiv. Lehm- und Sandboden. 95 — 630 Met. 827. Linosyris nillosa (L.). — Auf salzauswitterndem lehmigem Boden im Tieflande, selten. Im Gebiete des Tapiobaches und der Za- gyva bei Tapio Szelle, Rekas und Szolnok. Diluv. und alluv. Lehm, 95—125 Met. 828. Aster alpinus L. — An felsigen Bergabhängen. Im Biharia- gebirge in der Vulcangruppe auf dem Suprapietra poienile bei Vidra und auf dem Vulcan. Kalk. 1100 Meter. 829. Aster AmeUus L. — An grasigen Plätzen und zwischen niederem Buschwerk an felsigen Bergabhängen, am Saume der Wein- berge und an den Böschungen der Hohlwege. Im mittelung. Bergl. auf dem grossen Aegydiusberge bei Erlau; in der Pilisgruppe am Geissberg, Schwabenberg, Adlersberg und Blocksberg bei Ofen, in dem Weingebirge bei Ercsin. Am Rande des Bihariagebirges bei Gross- wardein. — Kalk, tert. und diluv. Lehmboden. 150 — 400 Meter. 830. Aster Tripolmm L. — Zwischen Binsen und Röhricht am Rande stehender Gewässer, auf feuchten Wiesen und vorzüglich auf sandigen Natronsalze auswitternden Plätzen in der Umgebung kleiner Teiche und Tümpel. Am Saume des mittelung. Berglandes in der Niederung an der Granmündung bei Beny und Nana; in der Thal- fläche zwischen Set. Andrae und Krotendorf, in der Umgebung der Bittersalzquellen südlich vom Blocksberg bei Ofen, bei Ercsin, am Velenczer See, in der Stuhlweissenburger Niederung bei Stuhlweissen- burg, Aba, Kaloz, Set. Ivan, Ret Szillas. Auf der Csepelinsel. Auf der Kecs- kemeter Landh. häufig bei Waitzen, R. Palota, P. Szt. Mihäly, Pest, Soroksar, Sari; im Tapiogebiete bei Tapio Bicske, Tapio Szelle und Farmos; in der Tiefebene bei Czegled und Szolnok. — Diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden; mit Vorliebe an solchen Stellen, welche im Frühlinge durch Grundwasser reichlich durchfeuchtet, später beim Austrocknen Salze auswittern. 75—140 Met. — (Wechselt je nach dem Standorte ausserordentlich in der Grösse und Ueppigkeit der Exemplare, in der Breite der Blätter und in der Färbung der Strahlen- blüthen und des Hüllkelches. Zwischen Röhricht ist die Pflanze oft bis zu 60 Ctm. hoch, der Stengel aufrecht , schlank , unten bis zu 5"^™ dick, oben in eine ebensträussige Inflorescenz verzweigt; auf austrock- nendem, sonnigem, salzauswitterndem Sandboden erhebt sich dagegen die Pflanze oft kaum mehr als 5 — 6 Ctm. über den Boden, der Stengel ist dann aufsteigend oder liegend, vom Grund aus in zahlreiche auf- gerichtete Aeste aufgelöst oder manchmal wieder einfach nur 1""™ dick, fast fädlich und nur durch ein einziges Blüthenköpfchen abge- 15 schlössen. Die Blatter wechseln m ihrer Breite von 1 bis 12"'°; die Strahlenblüthen in der Regel schön blau, erscheinen mitunter auch blassviolett und durch alle Abstufungen von Blau und Violett bis zum reinsten Weiss; die Blättchen des Hüllkelches in der Regel gegen die Spitze zu roth-violett überlaufen, sind mitunter auch ganz grün. Mit Aster depressus Kit. Add. 99 meinte der Autor offenbar die erwähnten zwergigen armköpfigen Exemplare mit liegendem von Grund aus in Aeste aufgelösten Stengel, welche den sonnigen, salzauswitternden Sand- hoden bewohnen, also ohne Zweifel eine durch äussere Einflüsse bedingte Standortsmodification , welche aber nach meiner Auffassuno- nicht als Art begriffen werden darf.) 831. Aster punctatus W. K. — (Galatella insctttpta Nees.; G. punctata y insculpta DC. Prodr.). — Auf trockenen Berglehnen zwischen niederem Buschwerk, am Saume der Weinberge, vorzüglich aber auf Wiesen und grasigen Plätzen der Niederungen, welche im Frühlinge von Grundwasser durchfeuchtet, später austrocknen und stellenweise Salz auswittern. Im mittelung. Berglande auf dem Hügel Almagyar bei Erlau; in der Matra auf dem Särhegy, bei Gyöno-yös und zwischen Vecs und Verpelet. In der Tiefebene bei Dösa, P. Hat- rongyos, Szolnok, Czegled, Tarno, Szegedin, Tot Komlos. Im Inun- dationsgebiete der Donau auf der Tatherinsel bei Gran und bei Köhid Gyarmat nördlich der Granmündung. Am Saume des Bihariagebirges bei Grosswardein und Boros Jenö. — Trachyt, tert. diluv. und alluv. Lehmboden. 75—250 Met. — (An A. punctatus W. K. sind sämmt- liche Blätter und an getrockneten Exemplaren auch die Schuppen des Hüllkelches deutlich dreinervig, die Köpfchenstiele sind mit wenio-en zerstreuten etwas abstehenden linealen spitzen Blättchen besetzt, die Blätter und Stengel mit kurzen, haarförmigen Papillen dicht bekleidet*). An dem habituell sehr ähnlichen Aster acer (acris) L. part., Vi 11. Gren. et Godr. sind zu Folge der mir vorliegenden südfranzösischen Exemplare die mittleren und oberen Stengelblätter oder auch sämmt- liche Blätter ebenso wie die Schuppen des Hüllkelches einnervio-, die *) In Neür. Diag. p. 63 werden dieser Pflanze als besonders charalite- ri>tisch ^folia scabra ciliata caeterum glabra" zugeschrieben. Diese An«^. be welche der nicht ganz correcten Beschreibung in W. K. PI. rar. nachfelTildet sein dürfte, ist aber unrichtig. Man müssle auf Grund dieser Angabe o-lauben die Blätfer seien am Rande gewimpeit und auf den Flächen kahl," in Wirklicli- keit aber sind die Blätter an den Flächen und Rändern gleichmässig mit »las- hellen Papillen besetzt, welche die Länge von beiläufig 0-2 Mm. erreichen\nd am Blattrande nicht länger, nicht dichter und nicht anders gestaltet sind als auf den Blattflächen. — A. a. 0. wird von Neilr. auch als Syn. zu G. punctata DC. citirt: „4. punctatus Vi\ K. et suadente DC. etiam L. Sp. 1228. "■ Linne hat aber a. a. 0. keinen Aster punctatus beschrieben, und DC. äussert sich vielmehr dahin, dass nach Lindley im Li nnö'schen Herbar zwar Aster Tri- polium unter dem Namen A. acris liege, dass aber mit Rücksicht auf die von Linne citirten Synonyma, so wie mit Rücksicht auf Linne's Standortsangabe und die Bedeutung des Namens „acris," Aster acris L. Sp. 1228 auf Gala- tella punctata oder gc-nauer auf Galatella punctata var. a DC. zu beziehen sei, welche Ansiclit auch von Gren. et Godr. acceptirt wird. Köpf dienst iele mit zahlreichen anliegenden, schiippenrürmigen Blättchen dicht bekleidet und Stengel und Blätter nur mit warzenförmigen Pa- pillen besetzt. Ich halte A. acer und A. punctatus W. K. für speci- fisch verschieden. Dagegen scheint mir ^A. hypossifolius?^ in Kit. Add. 68 nur eine Standortsmodification des A. punctatus W. K. zu sein; denn die Merkmale, welche Kit. a. a. 0. zur Unterscheidung von A. punctatus angibt, sind doch wohl nur die Folge eines sterilen Bodens und finden sich an allen kleinen, gedrängten Exemplaren des A. punctatus von dürren Standorten auch in der oberen Theissnie- derung; ja was die von Kit. als Unterscheidungsmerkmal hervorge- hobenen aufrechten Blätter anbelangt, so finden sich diese auch an üppigen, grossen Exemplaren des A. punctatus, und abstehende Blätter, wie sie Kit. in den PI. rar. II. t. 109 abbildet und beschreibt, sind eigentlich nicht die Begel sondern viemehr eine Ausnahme.) 832. Aster canus W. K. — An ähnlichen Standorten wie die vorhergehende Art. In der Tiefebene bei Karezag, ' im Com. Bekes und bei Grosswardein. — Diluv. und alluv. Lehmboden. 75 — 150 Met. Aster sm2>?e^ W. beobachtete icli einmal verv^'ilderl in „Steinbruch" bei Pest, und stimmen die dort von mir gesammelten Exemplare auf das genaueste mit nordamerikanischen von Engel mann gesammelten Exemplaren überein. Aster festhiensis DC. = ripnrius Nees, welcher nacli Sadler l^'I. Com. Pest vor nun öO Jahren nächst der Franze. svur-tadt bei Fest v.'rwildert vor- kam, ist dort seit vielen Jahren wieder vollständig verschv\unden. ^Aster salignus,'-'- von dem Sadler in der Fl. Com. Pest. 394 sagt; „E parte tibiscana Comitatus plures retulerunt botanici. Hanc planlam vivam iiunquam vidi" ist wohl gleichfalls ein dort aus Garten ausgewanderter Aster; üb aber wirklich Aster salicifolius Scholl er = A. salignus W, oder eine andere Art vermag ich nicht zu entscheiden, da mir m der Theisrgegend eine in diese Gruppe der Astern gehörige Art niemals untergekommen ist und ich auch getrocknete Exemplare von dorther zu sehen keine Gelegenheit fand — Mit grösserer Waiirscheinlichkeit liesse si. h vielleicht annehmen, dass der y,Aster salignus'-'-, welcher in dem von Neilreich eingesehenen Herbar-Kata- log Kitaibel's als bei Gyöngyös gesammelt aufgeführt wird, der wahre A. salignus W. oder ri-^htiger A. falicifoUus Scholl er sei, da l^it. in Add. 70 ausdrücklich bemerkt, dass Willdenow diese Pflanze lür seinen A. salignus erklärt habe. ^ b aber dieser Aster wirklich bei Gyöngyös gesammelt wurde, muss dahingestellt bleiben, da Kit. a. a. O. selbst bemerkt: „in Hungaria legi sed loci non recordor. Videor mihi tarnen in pralo quod in monte prope viam inter Gyöngyös et Paräd est legisse.-'' — In neuerer Zeit wurde diese Pflanze in dem von Vrabelyi so sorgfältig durchforschten Gebiete zwischen Gyön- gyös und Paräd nicht mehr beobachtet. 833. Bellis perennis L. — An grasigen Plätzen. Im mittelung. Bergl. auf dem Nagyszäl bei Waitzen; in der Magustagruppe am Spitzkopf bei Gross Maros und von da aufwärts entlang der Sohle des Donauthales bis Parkäny; in der Pilisgruppe an der Strasse oberhalb Visegräd gegen Dömös, bei Szt. Läszlö, Pomäsz und Csev, am Kishegy und Ketägohegy und auf der Nordseite des Piliserberges gegen Szt. Kereszt zu auf grasigen Waldblössen und Waldwegen, zumal an etwas feuchteren Stellen häufig; in der Vertesgruppe auf dem Gerecseberg zwischen Gran und Totis. Fehlt im Tieflande, (nur einmal einige wenige allem Anscheine nach mit Grassamen eingeschleppte Exemplare vor- 17 übergehend im Stadtwäldclien bei Pest). Am Saume des Bihariageb. nach Steffek auf Wiesen bei dem Felixbad nächst Grosswardein auf einem beschränkten Areale; anderwärts aber auch im Bihariagebirge von mir nirgends beobachtet. — Trachyt, Kalk, diluv. Lehm. Im Ge- biete mit Vorliebe auf feuchtesn Lehmboden, der sich durch Verwitte- rung aus dem Trachyte oder aus thonigen Kalksteinen herausgebildet hat. 100—750 Met. 834. Stenactis belUdioides (Öder in Fl. dan. [1770]) — St. bellidiflora CW nU. [1822]) — In Auen und an feuchten grasigen Plätzen an Dämmen und Ufern. Im Inundationsgebiete der Donau bei Gran und Csenke und auf der Csepelinsel bei Ujfalu. AUuv. Sandboden. DO— 100 Met. 835. Erigeron canadensis L. — Auf bebautem Lande, an Däm- men und Wegen, auf wüsten Sandliügeln, Schuttplätzeu und Vieh- weiden, in Holzschlägen und im Gerolle der Bach- und Flussufer. — ■ Erlau, Gyöngyös, Waitzen, Gran, Set. Andrae, Ofen, Pest, Soroksar, Monor, Pills, Szegedin, Debreczin, Grosswardein, Belenyes, Rezbanya, Petrosa, Buteni, Halmadiu. — Tert., diluv. und alluv. Lehm- und Sand- boden. 75 — 500 31et. 836. Erigeron podolicus Besser. — Auf den Terrassen felsiger Abstürze im ßihariagebirge. Auf dem Batrina])lateau am Grate der Pietra Galbina und auf den Felsen bei der Geisterhöhle nächst der Stäna Oncesa. — Kalk. 1200 — 1330 Met. (Eine sehr seltene und von wenigen gekannte Pflanze, über welche sich Koch in trefi'ender Weise in der Flora 1835 S. 261 und 265 ausspricht. — Von vielen Bota- nikern Averden irrthümlich Exemplare des Erigeron acer L., deren Köpfchen eine mehr weniger ebensträussige Anordnung zeigen, für E. podolicus Besser gehalten. Zu diesem Irrthume scheint insbeson- ders Reich enbach Veranlassung gegeben zu haben, welcher derlei Exemplare des £. acer L. für E. podolicus Besser ausgab. Koch hat zwar hierauf schon a. a. 0. in der Flora und in der Synopsis auf- merksam gemacht, demungeachtet bildet Reiche nb. fd. in den Icones XXVI tab. 26 Fig. IV neuerlich einen E. acer mit ebensträussig gestellten Köpfchen unter dem Namen E. podolicus ab und versichert sogar a. a. 0. S. 11, diese Abbildung sei nach einem Originalexem- plare Besseres entworfen. Trotz dieser Versicherung muss ich den- noch hier ausdrücklich bemerken, dass die Reichenbach'sche Abbil- dung durchaus nicht den wahren E. podolicus Besser darstellt und daher entweder sehr schlecht ist, oder dass seiner Zeit irgendwie eine Confusion mit den Reichenbach's Angaben zu Grunde liegenden getrockneten Exemplaren stattgefunden hat.) 837. Erigeron acer L. — Im GeröUe der Schutthalden und Bach- ufer, auf Sandhügeln, Mauern, Erdabrissen, an grasigen Plätzen felsiger Bergabhänge, in Holzschlägen. Im mittelung. Bergl. in der Matra auf dem Nagy Galya bei Solymos; in der Magustagruppe am Spitzkopf bei Gross Maros; in der Pilisgruppe bei Visegräd und Szt. Laszlu, im Wolfsthale und auf dem Schwabenberge bei Ofen, bei Ercsin. Auf der Csepelinsel bei Ujfalu, Szt. Miklos, Schilling, Makäd. Auf der Kecs- Oesterr. botan. Zeitschrift. 1. Heft. 1871. 2 18 kemeter Landh. bei Pest, Monor, Pills, P. Peszer. Im Biliariageb. auf dem Somlyö bei Bischofsbad, auf dem Plateau von Vaskoh, bei der Schmelz hinter Rezbänya, bei Monesa und üesna am Fusse der Plesiu- gruppe und auf den tertiären Hügeln bei Halmadiu. Trachyt, Schiefer, Kalk, tert., diluv. und alluv. Sandboden. 95—570 Met. — (Stengel und Blätter dieser Pflanze erscheinen im Gebiete so wie anderwärts in allen Abstufungen bald mehr bald weniger behaart. Spärlicher behaarte Exemplare, deren Blätter nur an den Rändern gewimpert sind, wurden mir aus Ungarn wiederholt unter dem Namen „£. Drö- bachensis'' zugesendet. Sie stimmen auch mit der von norddeutschen und schwedischen Botanikern als „£. Dröbachensis-' erhaltenen Pflanze fast in allen Stücken überein und unterscheiden sich von dieser nur dadurch, dass an ihren Kopfclien die Zungenblüthen den Discus nicht überragen, während an der norddeutschen und schwedischen Pflanze die Strahlblüthen etwas länger als der Discus erscheinen. Die Abbil- dung des aus dem südlichen Norwegen stammenden E. Dröbachense 0. F. Müller in der Fl. dan. t. 8/4 stimmt mit der norddeutschen und schwedischen Pflanze ziemlich gut überein; dennoch bin ich zwei- felhaft, ob dieser ^Erigeroji Dröbachensis'' der norddeutschen und schwedischen Botaniker auch die genannte Pflanze der Flora danica ist, da F. 0. Müller a. a. 0 seinen E. Dröbachense mit E. cana- dense vergleicht, indem er sagt: ^Erig. canadensi accedit, sed robu- stior planta, tloribusque majoribus et paucioribus instructa." Ich lasse daher dahingestellt sein, ob „£. Drobachensis"^ der norddeutschen und schwedischen Botaniker, den ich für eine unbedeutende Moditication des E. acei'L. halte, wirklich die Pflanze Mülle r's ist; so viel möchte ich aber hier noch bemerken, dass sowohl der seltene und Wenigen bekannte im Sande der Gletscherbäche in den Centralalpen heimische E. angulosus Gaud., als auch der in Lappland und Sibirien verbrei- tete E. elongatus Ledeb., welche beide von vielen Autoren ohne weiters mit E. Dröbachensis auct. gcrm. et suec. zusammengeworfen werden, zwei ausgezeichnete Arten darstellen und mit E. Dröbachensis auct. germ. et suec. beziehungsweise E. acer L. nur von denen identi- ficirt werden können, welche jene beiden Arten nicht gesehen haben.) Exkursionen in die Berner Alpen im Sommer 1855. Von Vulpius. CSchluss.) Donnerstag, den 16. August. Heute Früh um 3 Uhr machte ich mich auf den Weg, um diessmal über die Günzenen und das Naki hinaufzusteigen. Nimmer weit von den Günzenen-Hütten traf ich Senecio lyratifolius an. Wie überall auf unseren Bergen in der Nähe der Sennhütten steht auch da Cirsium Eriophoriim. Jenseits 19 der Sennhütte im Naki zog ich mich auf der Schatlenseile den Fels- wänden entlang der Höhe des Walpersherges zu. Da fand ich RJio- dodendron intermedium, jedoch niclit so schön wie in der Lalreyen. Dann kam Salix hastata, reüculata und retusa-, in den Ritzen der Felsen blühte Hieracium Jacqu'mi. Auf der Höhe des Walpersherges, in der Einsattlung, kam ich zu einem schönen kalten Brunnen it» hübscher Lage, gerade über dem Tobel des Naki. In dessen jVahe blühten Hieracium villosum und Gaudini, und sehr schöne Rasen von Saxifraga muscoides. Mit dem letzten Schritt auf dem Rücken des Berges stand der gewaltige Felsenstock, das Stockhorn, vor mir, sein Felsenhaupt hoch gegen Himmel erhebend und hinaus- schauend in die weite Welt. An der Seite des Lasiberges hin wandte ich mich vorerst dem Sohlhorn zu. In den grasichlen Bandern zwischen den steil abstürzenden Felswänden seiner Rückseite und in deren Ritzen und Spalten blühten Carduus Personata, Impera- toria Oslrutliium, Bupieurum ranunculoides, Campanula thyrsoidea in Riesenexemplaren, Alsine verna, Arenaria ciliata und eine Masse Cerinthe alpina. Schon wieder kamen die alltäglichen Nebel und gerade über dem Kessel zwischen dem Sohlhorn und Stockhorn setzte sich eine Wolke fest. Ohne viel Zeit zu versäumen ging ich nun nach diesem Kessel, um mir einige Phaca frigida zu verschaffen, die ich dann auch in bester Bliithe traf. Das steile, scharf zuge- keilte Grätchen hinauf gings nun nach dem Stockenfeld und von da auf die höchste Spitze des Stockhorn selbst. Allein es war nicht mehr das Stockhorn von vor 6 Wochen — der ganze Berg bis oben hinaus abgeweidet vom Vieh; nur sparsam fand ich noch einige Erigeron alpinus. Diess und der Nebel waren die Ursache, dass ich mich nur kurze Zeit oben verweilte und bald den Rück- weg antrat, den ich nun vorn herunter nahm ohne noch Schnee am Kränzli anzutreffen. Hie und da stand noch eine Gentiana ni- valis. Nachmittags 4 Uhr kam ich nach Thun zurück. San)slao, den 18. August. Saxifraga mutata wählt sich gerne feuchte Nagelfluhwände zum Wohnort; davon kann man sich über- zeugen, wenn man z.B. von Thun in den Hünnibach geht, nur y^ Stunde von der Stadt. Weil aber in diesem Jahr nur wenige Stöcke da zum Blühen kamen, so machte ich heute Nachmittag einen Gang in die Nagelfluhschlucht bei Gunten und fand eine Menge blühender oder vielmehr bereits abgeblühter Exemplare. Dieser Nagelfluh- graben zieht sich von einem Bächlein durchschlängelt , das von der Sigriswyl Allmens herabgewanderl kommt, topfeben von Gunten in den Berg hinein, ganz kulissenartig von vorspringenden Wänden eingedämmt und stellenweise ganz davon überwölbt, so dass man da in Gefahr ist, von sich loslösenden Nagelfluhbrocken bombardirt zu werden. Ist wieder einmal so eine Kulissenwand passirt, so steht man plötzlich und ganz unerwartet vor einer Parthie hübscher Wasserfälle, die oben herabgesprungen kommen, und nun hat das Weitergehen ein Ende. Die Saxifraga mutata steht hier an-, durch- und beieinander mit Saxifraga aiz,oides in grosser Menge 2 * 20 und bildet mit dieser Büstarte durch alle Grade und Funnen hindurch, Dienstag, den 21. August. Bei guten Witterungsaussichten trat ich heute Morgen eine etwas weitere Aipenexkursion an. In der Latreyen, durch die der Weg mich fülirte, nahm ich Festuca Schevchzeri und llieracium Trachselianvm Christen er mit. Das schöne Aconitum rostratum Biu'nli. aher braucht noch einen ganzen Monat zur Vollkommenheit. Auf dem Inner Bergle traf ich die IJülten geschlossen, offen in der Alp Nessleren, Von da zieht sich der Weg üher den Weisshach S(;hrag am Berg aufwärts nach der Alp Bellen, wo ich auch eine Hütte fand. Die Alpe, 6000' hoch auf einer Terrasse an der Nordostseite der Sulek gelegen, ge- währt eine reizende Aussicht, Mittwoch, den 22. August. Nach genommenem Frühstück trat ich den Marsch nun an und sliei,' frohen Mulhes der Sulek zu. In der grossen schwarzen Schutthalde am Fuss der Tschingelfluh blühten Aroniciim scorpioides , Achillea atrata , Chrysanthemum Halleri , Cerastium latifolium , Muehringia pohjgonoides , Thlaspi rotiindifolivm. Die gegen Süden gekehrte bis auf den Grat der Sulek, 7422' hohe, mit Rasei bekleidete Seite, bereits von den Schafen durchgenommen, zeigte nur noch Alchemilla pentaphyllea, Chrysanthernum alpinum , Sibbaldia procumbens und Viola cal- carata blühend. Azalea procumbens, Pedicularis nersicolor, Sol- danella Clusii und eine Menge Anderer, die ich schon vor 5 Wochen hier getroffen, hatten jetzt verblüht oder waren ganz verschwunden. Im Schutt, womit die steile Nordseite überdeckt ist, blühten noch Cerastium latifolium , Galium helvcticum , Thlaspi rotundifolium, und einige Saxifragen, Bei meinem Weitergehen dem Grat entlang traf ich ausser Cherleria sedoides im Rasen weilhinein gegen die Lobhörner zu, Potentilla ininima. Die wilden Lobhörner auf ihrer Nordseite umgehend kam ich in den Uerschelen Schafberg oder kur2weg Uerschelen genannt, die höchste Schafvveide auf der Süd- ostseite der Schwalmeren, Es ist diess ein grosser weiter Kessel, umgeben von den wildesten Gebirgsmassen, in tiefer Kluft durch- strömt von dem unvergänglichen Schmelzwasser der Schwalmeren und der höchste Theil der weit ausgedehnten, die ganze Südseile der Sulek einnehmenden Alpe Suis. Wie ich schon zum voraus befürchtet hatte, fand ich diese Lokalität von mehr als 1000 Schafen in Besitz genommen, alle eifrig mit Kräutersammeln beschäftigt, so dass es mir fast bange wurde. Allein während sie Dinge nahmen, die ihnen süsser dünkten, griff ich nach Salix herbacea, Oxyria digyna, Rumex nivalis, Festuca pumila, Hieracium glanduliferum, Juncus Jacquini und so fanden wir uns gegenseitig ganz gut zu- recht. Da ich's nicht praktikabel fand, den Schneewassern nach von Uerschelen ins Sausthal hinabzusteigen, so benutzte ich den Schafueg, der von Suis auf Uerschelen führt und ging auswärts, das Thal von Saus rechts unter mir. In Schutthalden, die ich da durchzog, blühte Apargia Taraxaci. Der Sausbach, der diess Hoch- thal, das sich in verschiedenen Terrassen zur Ostseile des Schilt- 21 horns hinaufzieht, tlurchslrümt und dabei schöne Wasserfälle bildet, lUriicht die Grenze zwischen Suis und Saus. Als ich indessen eine grosse Vieiiheerde unter mir gewahr ward und Menschenstiminen hörte, so säumte ich nicht zu ihnen hinahzukomirien. Es war der Hirt von Suis mit 2 Hirlenbuhen. Von ihnen erhielt ich Auskunft über meine weiter einzuschlagende Richtung gegen Murren sowio ül)er die grosse uns hier umgebende Alpenwelt. Vor uns gegen. Süden und Westen la» die hohe, steile und wilde Gebirgskette des Schwarzgrats mit Weissbirg, Schwarzbirg und Schilthorn; im Grund unter uns das Alpenthal von Saus mit seinen Wasserfällen, gerade vor uns erliob sich in lothrecht abfallenden Wänden der schlanke Felsenthurm des Spaltenhorns unonerif()liuin Christen er und Phaca astragalina be- 22 merklich. Oben am Fuss vom BriinÜborn den Felswiinden entlang blühten Cacalia alpina, Achillea atrata und macrophi/lla, Phaca fri- gida, Gentiana bavarica, Chri/sanfhemum Halleri, Saxifraga sfelkiris, Veratnim album, Veronica alpina , Saxif. androsacea, Aconiten und Delphinhim elahim. Auf meinem Rückweg- nach Murren, den ich über Schilt nahm, fand ich nochmals Hieracium anrantiacum , Aconitum panindatinn, Hi/pochoeris helretica, Pedicularis tnberosa. Donnerstag-, den 23. August. In der Morgendämmerung verliess ich mein Ouai'tier, um mit dem Dampfschiff um 11 Uhr von Neuhaus nach Thun zurückzukehren. Montag den 27. August. Weil es an der Zeit war, Peucedanum aifsfriacum zu besuchen, so ging ich Vi uach 6 diesen Morgen aus. 5 Stunden sind's bis Weissenburg im Siminenthal, von da V2 Stunde in"s Bad und von dort noch einmal Vi St. bis zur Felswand, wo die Pflanze steht und von der ich nur 10 schöne Fruchtexemplare in die Büchse spazieren Hess. Nachmittags Avar ich schon wieder zu Haus, um 5 Uhr war eingelegt und der Tag verging ganz ohne Regen. Mittwoch, den 29. August. Ich fuhr mit den beiden Dampfbooten heute über den Thuner und Brienzer See hinauf, um eine Exkursion auf die Grimsel auszuführen. Um %1 Uhr in Brienz gelandet, setzte ich meinen Weg unaufhaltsam fort und erreichte um Ya? Uhr die 8 Stunden von Brienz am Grimselweg gelegene Handek. Donnerstag, den 30. August. Von der Handek bis auf die Grimsel war nichts häufiger wie Astrantia minor. Zwischen den umherliegenden Granitbrocken am Eingang vom Räderichsboden blühte Hieracium al- bidum; im Kies der Aar Chrgsanlhemum alpinum, Achillea moschata, Semperrii'um montanwn, Saxifraga aspera. Auf dem Hügel vor dem Grimsel-Haus, wo sie die Wäsche trocknen, stand Gnapkalium norve- gicum, Hieracium Avricula, fvrcafum. Hoppe, glanduliferum , Carex fnetida und Laggeri Wim m er, Nachdem ich gefrühstückt, setzte ich meine Reise über die Grimsel fort hauptsächlich in der Absicht Hie- racinm picroides Vill. zu suchen. Indem ich mich von der Passhohe weg immer höher hielt als der Weg, der nach Ober-Gestelen im Wallis führt, kam ich über die ganze obere Hälfte der Grimsel hin bis in ein Hochthälchen, das westlich am Fuss des Sidelhorns beginnt und sich gerade bei Ober-Gestelen in's Rhonethal ausmündet. Allein mein Suchen nach dem Hieracium war umsonst , ich konnte nichts von ihm verspüren. An anderen Pflanzen ergaben sich hingegen : Azalea procumbens, Soldanella Clusii, Carex foetida, cvrvula uud irrigua, Hieraciiim alpinnm, pumihim, albidnm, glanduliferum, prenanfhoides, Crepis grandißora, Erigeron vniflorus, Arenaria bißora, Stellaria cerastoides, Cardamine alpina und resedifolia, Hypochoeris helretica, Eriophorum Scheuchzeri, Salix herbacea. Im Rückweg kletterte ich eine Zeitlang in den Felsen bei der Maienwand umher und fand da Aronicum glaciale, Pedicularis rostrata und Salix helvetica. Beim „Toden See" ist der Boden mit Sibbaldia procumbens , AlchemiUa pentaphgllea, Salix herbacea und Eriophorum Scheuckzeri bedeckt. Beim Grimselhaus wieder angelangt blieb mir gerade noch Zeit an den Kes- 23 sitluirm zu gehen. Diess ist eine Lokalität steil abfallender Granitwände und Blöcke, untermischt mit einzelnen grünen Bändern und Halden, be- wässert von einer Menge kleiner Bächlein schmelzenden Schnees. Hier fand ich nun wieder Soldanella Clusii, Pedicularis recutita, Tozz4a alpina, schOne Oxyria digyna, Carex atrata, aterrima, frigida, Per- sona, fuliginosa, lagopina, Luzula nigricans. Dabei wurde es Abcnid. Die Grimsel fand ich reichlich besetzt mit Fremden. Freitag, den 31. August. Diesen Morgen ging ich zuerst hinten an den See beim Haus und durchstöberte die Carices. Es stehen dort Carex caespitosa, foetida, irrigua, slellulata. Rumex alpinus steht heute noch gleich hinter den Grimselhäusern in Massen im schönsten Stand; dann wurde eingelegt, gefrühstückt und abmarschirt wieder der Heimath zu. Bei Guttannen nahm ich im Hinabgehen Allosorvs crispus, der zwischen hier und der Grimsel in alten Mauern und zwi- schen den Granitblöcken einheimisch ist. Zienüich müde erreichte ich Abends mein Nachtquartier in Brienz. Samstag, den 1. Septend)er. Den Frühdampfer, der um V28 Uhr von Interlachen abfährt, um y^ auf 9 nach Brienz kommt und gleich wieder zurückkehrt, benutzte ich. Um 1 1 Uhr bestieg ich am Neuhaus das Thuner Boot und um V4 über 12 war ich in Thun. Samstag den 8. September. Ich benutzte den hübschen Nach- mittag zu einem Gang in das waldichte Ufer der Kander und ent- nahm daraus Aconitum Stoerkeanum T{c\ih. und das schönste Äsple- nium viride. Montag, den 10. Septbr. Obenher Hilterfingen holte ich mir heute Nachmittag Spiranthes autvnmalis. Beim Trocknen machte ich die Erfahrung mit ihr wie vor einigen Wochen mit der Neottia repens. Die ganze Pflanze mit Haut und Haar muss in's siedende Wasser ge- >\'orfen und eine Minute lang abgekocht werden, wenn sie schnell trocknen und ihre Farbe behalten soll. Nachdem Avir die erste Hälfte des September über mit Ausnahme nur weniger schöner Tage immer schlechtes Wetter gehabt , hellte sich der Hinunel am Sonntag den 16. allgemach, so dass ich beschloss morgen wieder einmal nach meiner alten lieben Latreyen zu wandern, denn jetzt musste Aconitum rostratiim Beruh, zum Nehmen recht sein. Gleich meiner vorjährigen letzten Exkursion dahin am 10. Septr. sollte nun auch diese ausgeführt werden, nämlich von dort weg über's Renggle in's Saxetenthal, hinaus nach Wilderswyl und Interlachen und um 4 Uhr Nachmittags an Neuhaus aufs Dampfschiff, das um y^ über 5 in Thun ankommt. Montag, den 17. Septbr. Früh vor Tag, da Hess es dem Vulp keine Ruh, hinaus treibt's ihn mit Kampfeslust und heiterm Sinn in seiner Brust, jetzt auf! der Latreyen zu! Schlag 6 Uhr ging ich schon durch Aeschi, wo mich die im Hintergrunde über die MiUelgebirg-e emporlauchcnden Zinnen der Eispaläste der Blümbisalp und des Dol- denhorns purpurroth übergössen, mit Wonne erfüllten. Das Sigriswyl- Rothhorn , die Gemmenalp mit dem Jüstisthal dazwischen und die Scheibe im Hintergrund schauten gewaltig herüber über den See, auf 24 dem eine Nebeldecke rulite. So marscliirle ich fröhlich durch das schüne, wildromantische Suldthal hinein. Hinter der Säge im Wald stand Calamagrostis Halleriana, und gleich wo die Felswände anfangen, stand auch das erste Aconitum rostrattim und blühte. Nun war ich sicher es hinten im Thal wo der Hauptplatz ist, nach Wunsch zu be- kommen. Und so war es denn auch. Dort sland es in der schönsten Blüthe. Nachdem ich 20 Exemplare davon sowie auch einige NapeUus und Gentiana asclepiadea in die Büchse hatte spazieren lassen, ging ich weiter. In den Latreyenhüften war nur noch der Gustehirt. Gelabt und geweidet auf dem nun bald erreichten Grat des Renggli an der herr- lichen mich umgebenden Alpenwelt, dem Brienzer See und Biideli unter mir, stieg ich nun in's Saxetenthal hinab, wobei ich mir einige Apargia alpina mitnahm. Auf dem Inner Bergli traf ich die Hütten geschlossen. Ich ging also weiter, doch nicht ohne mich nach meinem Senecio hjratifolius umzuschauen und diessmal zu meiner grossen Freude nicht umsonst. Da stand er wieder wie 1851 als ich ihn zum erstenmal fand; dass ich ihn seither nicht mehr finden konnte, kommt daher weil er so spät erst blüht. Mit ihm bereichert und mit Fesluca Scheuchzeri machte ich bald darauf, wo der Weg über ein Bächlein geht, die angenehme Bemerkung, dass da einige schöne Stöcke von Salix arbuscida stehen. Vorwärts durch Saxeten, Wilderswyl und Interlachen mochte es 2 Uhr sein, als ich beim Neuhaus am Thuner See anlangte. Zwei Stunden hier warten , um mit dem Dampf zu gehen, das wäre mir zu langweilig gewesen, wesshalb ich mich ent- schloss nun auch den Thuner See noch zu Land abzulaufen. Cijclamen europaeum bei der Beatenhöhle, beschloss für heute die Botanik und um 6 Uhr Abends kam ich nach meinem 15 Stunden betragenden Weg zu Haus an. Dienstag, den 18. Septbr. war schon Avieder Regen, so auch am Mittwoch Früh. Doch besserte es sich Nachmittags und weil mir das grosse, sciione aber unbekannte Hieracium, das ich am 22. August im Schiltthäli gefunden nicht aus dem Kopf wollte, so beschloss ich morgen nochmals eine Exkursion dahin zu machen, 11 Stunden von Thun. Damals war es gerade im Beginn der Blüthe; jetzt hoffte ich doch noch reife Samenexemplare zu bekommen, um vermittelst ihrer der Gewissheit näher zu kommen. So trat ich dann Donnerstag, den 20. Septbr. Früh 3 Uhr bei finsterer Nacht die Reise an. Der Himmel hatte keine Sterne, doch waren Niesen und Stockhorn sichtbar, was mich wenigstens einen passablen Tag hoffen liess. Beim Stammbach fing's allgemach an zu tagen; in Merlingen, 27, St. von Thun war's schon ein wenig heiterer, doch dauerte es bis zur Beatenhöhle, bis es völlig Tag war und zu- gleich mit der aufgehenden Sonne fing ein feiner Regen an sich nie- derzulassen. Ich hielt es für den feinen Niederschlag von Nebel und hoffte Besseres für später, daher schritt ich unentwegt vorwärts. Als ich nach Interlachen kam, um 7 Uhr war aber mittlerweile der feine Staubregen in einen scharf ausgeprägten, ordonanzmässigen überge- gangen. Regen und Schweiss reichten sich die Hände; nass also durch 25 und (lurcli mochte ich nicht das Dampfschiff abwarten und nach Thun zurückkehren, sondern allem Wetter zum Trotz musste das Ziel er- reicht werden. Also nur immer vorwärts über Wilderswyl und Zwey- lütschenen und Lauterbrunnen nach Murren und von da gleich weiter nach dem Schiltthäli, um dann, falls es die Zeit noch erlaubte, heute einen Theil meines Rückwegs wieder hinter mich zu bringen. Auf einem Inselchen im Schiltbach, reichlich überwachsen mit allerlei Alpenkräutern, hatte ich bald mein Hieracium ausgekundschaftet, theils verblüht mit reifen Samen wie ich's gewollt, theils auch schon mit ganz leerem Fruchtboden — aber freilich ganz nass vom Regen. Ich traf es da so häufig , dass der Gedanke an einen Bastart sogleich durfte fallen gelassen werden. Wie in der Natur, so muss es aber auch im System dem rillosum zunächst stehen. Das hauptsächlichste Unterscheidungszeichen zwischen diesen beiden bildet der ganz ver- schiedenartige Kelch. Zwischen diesem Eieracinm, aber seltener fand ich auch noch H. cijdoniaef'oUum Schi. 3Iit diesen beiden H. in der Büchse, stieg ich jetzt noch an Gimmelwäng bis zu den Felswänden hinauf, um unter den dort stehenden Aconiten nachzusehen, ob sich nicht das rostratum aus der Latreyen auch da auflialte; allein es war Alles, nur Napeüvs und auch sonst gab's nichts mehr, es war dahin und fertig für diess Jahr. Um y23 Uhr war ich wieder in Murren. In meinen noch ganz frischen Fussstapfen ward nun der Rückweg angetreten und % Stunde nach Sonnenuntergang erreichte ich das mir für heute gesteckte Ziel — das Neuhaus am obern Ende des Thuner Sees; aber auch müde genug, denn seit heute Früh 3 Uhr hatte ich in Allem kaum y2 Stunde geruht und 17 Stunden Wegs hin- ter mich geschafft. Freitag, den 21. Septbr. Mit Tagesanbruch war ich wieder im Freien, um auch diessmal zu Land am See hinab zu gehen. Schlag yjlO Uhr diesen Vormittag war ich in Thun. Nachdem ich mich umgekleidet, ging's sogleich an's Untersuchen meines Hieracivms und nun weiss ich so viel wenigstens, dass es ganz gut zu Gaudin's Be- schreibung vom Hier, valde pilosum Vill. passt. Sonntag, den 23. Septr. Heute unterwarf ich abermals mein Hieracium einer einlässlicheren Belrachtnng. Die Achenen, vollkommen reif und im Ausfallen begriffen, fand ich durchgehends taub. Dieser Umstand rief meine frühere Vermuthung, dass die Pflanze ein Bastart sei, neuerdings wach und zwar ein Bastart von rillosum und miran- tiacum; denn es steht mitten unter villosum und ganz in der Nähe hält sich ein starker Haufen des schinisten auranfiacum. Ich nahm nun aurantiacum von eben diesem Standort herstammend zur Ver- gleichung. Den dicken, hohlen, rauhborstigen Stengel haben beide ganz gleich, die Wurzelblätter sind lanzettförmig, ganz oder kaum gezähnt, am Rande und hinten auf der Rippe mit langen weissen Haaren dicht besetzt und verschmälern sich in einen langen geflügelten Blattstiel, im Ganzen wohl 6" lang; die untern Stengelblätter ebenso lang und gefranst, aber sitzend und fast stengelumfassend. Bis dahin ist Alles in bester Uebereinstimmung mit aitrantiac. wozu auch die Substanz 26 und grüne Farbe der Blätter zu rerlinen sind. Jetzt aber, von der Mitte des Stengels an aufwärts prägt sich mehr der Typus des f«7- losum aus. Die zahlreichen stengeluinfassenden Blätter nehmen je höher hinauf um so mehr die eiherzfi)rmige Gestalt des vUlosum an, wobei jedes folgende an Grosse al)nimmt. Der Blüthestand nimmt einen grossen Theil des Stengels ein, indem die ein- manchmal auch zweiblüthigen Blumenstengel aus den Winkeln der obern Biälter ent- springen; die Griisse der BlumenkOpfe ist ebenso die des rillosum; hingegen entfernt sich von diesem wieder das Involucrum, dessen Blättchen lineallanzettförmig, aufrecht, anliegend, zweireihig, bei weitem nicht so villos und die äussere Reihe nicht so schlapp, krautig und cilanzelllich wie die des vülosum sind; in der Mitte sind sie schwarz, die Ränder grün. Der obere Theil des Stengels ist grau bepudert, welcher Ucberzug aber gegen Ende der Vegetation der Pflanze sich wieder einigermassen verliert. Das Ganze bildet eine schöne, 2' hohe Pilanze mit intensiv gelben Blumen. Ein, wie mich meine Beobach- tungen lehren, ziemlich sicheres Merkmal, dass ein verdächtiges Ilierac. ein Bastart sei, ist das, dass wenn man eine Anzahl beisammen trifft, gerade nicht alle Individuen aber doch immer einzelne davon mit einem 2—3" langen, beblätterten schräg aufwärts in die Höhe sich streckenden Ausläufer versehen sind und dieses Merkmal trägt mein hier besprochenes Hieracium. Darüber waltet kein Zweifel, dass es das in Gaudin beschriebene H. ralde pilosum YiU. ist; aber dennoch lastet meinerseits der Verdacht auf ihm, dass es ein Bastart sei. Montag, den 24 Septbr. Früh 4 Uhr ging ich aus auf eine Farn- exkursion in den Wald, der sich vom Sigriswylgrat auf dem Weg herunterstreckt, der von Sigriswyl in's Jüstisthal führt, und mit Bäch- lein und Felsen wohl versehen ist, bekam aber doch weiter nichts als Aspidmm dilataltim und Ci/sfopferis fragilis. Freitag, den 28. Septbr. Weil ich auf meiner Exkursion am 4. Juli in's Lindenthal einen noch nicht iVuktifizirenilen mir unbekannten Farn beobachtet hatte, er hingegen jetzt im guten Stand sich befinden musste , so verliess ich heute Früh 4 Uhr meine Behausung und machte mich dahin auf den Weg, den der Mond mir freundlich be- leuchtete. Im Farnrevier angelangt, hatte ich bald gefunden, was ich wollte. Es ist Cystopteris montana in schönen grossen Exemplaren. Und damit haben nun meine mühe- und freudenreichen bot. Ex- kursionen für diess Jahr wieder einmal ihre endliche Erledigung ge- funden. In Bezug auf Murren will ich nachträglich noch bemerken, dass dieses 5055 par. Fuss ü. M. gelegene Bergdorf, gerade der Jungfrau gegenüber, nur durch die Felsenspalle des Lauterbrunnen-Thals von ihr getrennt, zu denjenigen Standpunkten gehört, die von den Freunden der Alpenwelt vorzugsweise verdienten besucht zu werden. Seiner Vorzüge und seiner nur 2 Stunden von Lauterbrunnen betragenden Entfernung ungeachtet war es aber bis vor 10 — 15 Jahren ziemlich unbekannt. Nur die Touristen, die die Bergreise von Lauterbrunnen nach Kandersteg über die Furgge und dem Hochthürligrat machten, 27 fiilirfo ihr Weg dahin. Weil es nun aber (h)ch in neuerer Zeit nacli und nach bekannter wurde und der ZulUiss der Fremden sich steigerte, so erschien die Erstellung eines förndichen Wirthshauses , das bis dahin noch gefehlt hatte, als ein Gebot der Nothwendigkeit. Seit un- gefähr 10 Jahren ist nun ein solches dort in Wirksamkeit und thut seine Dienste. Damit ging aber dann auch die Aufnahme und Be- wirthung mit kräftiger Alpenkost bei Vonallnien und Gertsch zu Ende. Correspondenzeu. Tri est, den 24. Novemb. 1870. Die von dem verstorb. Fräul. Elise Braig hinterlassenen bota- nischen Sanunlungen bestehen 1. aus dem Herbar, welches in beiläufig 45 Faszikeln, in kleinem Folioformat und schönem weissen Maschi- nenpapiere, wohl über 2000 Arten enthalt , darunter die Flora der Umgebungen von Triest und Istrien beinahe vollzählig vertreten ist, nebstdem viele Arten aus den übrigen österreichischen Provinzen,! aus Deutschland, der Schweiz u. s.w., durch Tausch erworben, vorkommen. Der grösste Theil davon, namentlich die küstenländischen Exemplare sind durch die Verstorbene eigenhändig mit der grössten Sorgfalt und Eleganz präparirt worden. Diese Sanunlung, welche unbedingt jedem Liebhaber anempfohlen werden darf, wird um einen billigen Preis von der Schwester der Verstorbenen , welcher die Verfügung darüber zu- stehet, überlassen werden. 2. Der Garten, in welchem Frl. El. Braig viele seltene Gewächse der küstenländischen und dalmatischen Flora mit Liebe pflegte, und in bestem Vegetationszustande zu erhalten wusste. Der Katalog, welchen die Wiener botan. Zeitschrift 1866, S. 238 u. fF. darüber brachte, hat zwar seitdem manche Einbusse er- litten, dagegen aber auch bedeutenden Ersatz erhalten. Die Acquisi- tion dieser Spezialitäten könnte freilich nur einem botanischen Garten anstehen; vielleicht fände sich die Leitung des der österreichischen Flora gewidmeten Gartens am Belvedere in Wien dazu berufen. T 0 m m a s i n i. Prag, den 25. Novemb. 1870. Herr Güterinspektor A. C. Mayer, der auch Ihrem Leserkreise bekannt ist, sendete mir vor Kurzem eine schöne Kollektion von ihm gesammelter Leitmeritzer Pflanzen, darunter auch eine Silene, die ich zu meinem grössten Erstaunen als Silene longiflora Ehrh. erkannte. Bekanntlich ist diese Art in der österreichischen Monarchie nur in Ungarn und Siebenbürgen zu Hause; sie ist also nicht nur für Böh- men, sondern auch für das ganze Gebiet der Koch'schen Flora neu. Herr Mayer fand sie sicherlich wildwachsend an zwei Stellen, auf einem Ackerraine zwischen Leitmeritz und dem Berge Badobyl und dann an einem Raine bei Sebusein am Wege nach Flutzen, obwohl 28 nicht sehr zahlreich. — Kaum minder interessant ist die Entdeckung des Tliesium roslratum Mert. et Koch, welche bisher nur in meh- reren Ländern am Nordabhange der Alpen gefunden wurde, im siid- licheren Böhmen. Bei Lukavice, zwischen Pilsen und Klattau sammelte es zufälliger Weise ein mit der Botaniii sonst nicht vertrauter Forst- adjunivt; die Pflanze gelangte zuerst in Prof. v. Purkyne's und durch diesen in meine Hände. Ich habe nun heuer bei meiner Bereisung Südböhmens die angegebene Lokalität, Zliner Revier genannt, unter- sucht, und die fragliche Art sehr zahlreich vorgefunden; ferner fand ich unter der auch sonst nicht uninteressanten Flora die Fesluca na- ginata Wald st. Kit., eine schöne für Böhmen ebenfalls neue Race der Festuca ovina, die merkwürdiger Weise in den Isarauen bei Mün- chen ebenfalls mit Thesium rostratum in Gesellschaft wächst. Ob das von C. B. Presl im Caslauei' Kreise, unbestimmt wo, angegebene Thesium macranthum Presl, Avelches allerdings von Thes. roslratum nicht verschieden ist, sich dort noch linden wird, ist noch eine andere Frage, aber nach dem Zliner Funde nicht mehr so sehr unwahr- scheinlich, wie früher. — Mit Befremden las ich in einem Berichte Hrn. M. Winkle r's über seine Reise in das südöstliche Ungarn und Siebenbürgen, im Jahrg. 1866 ihrer Zeitschrift, die Behauptung, die böhmische Potentüla Bouquoyana Heu f. sei „ganz sicher*' ein Ba- start von P. argentea (durch einen Druck- oder Schreibfehler steht dort sogar anserina) oder verna mit einer anderen Art. Hätte Herr Wink 1er die Pflanze an ihrem böhmischen Standorte gesehen, so würde er sich leicht überzeugt haben, dass an eine Hybride nicht im entferntesten zu denken ist. Sie gehört vielmehr mit P. thuringiaca zu einer und derselben Art, der P. heptophylla Mill., ist aber eine eigenthümliche Race. Daher der lange Streit um ihren Artenwerth. Dr. Lad. Celakovsky. Ns. Podliragy in Ungarn, am 27. Nov. 1870. Dieser Tage erhielt ich von Herrn C. v. Bränik aus Sobotyst im Neutraer Comitat zwei Foliobände Abbildungen von wildwachsen- senden und einigen kultivirten Pflanzen, die Herr von Rränik sehr genau und naturgetreu kolorirt , selbst angefertigt hat. Es sind da über 700 Arten , darunter Astragalus hypoglottis und Limodorum aborticum, beide nach Exemplaren, die bei Sobotyst gesammelt wur- den, abgebildet. Diese zwei letzteren erhielt ich auch wirklich in je einem gut getrockneten Exemplare von dem erwähnten Standorte, durch die Güte Herrn v. Bränik's. Jetzt hat sich dieser treffliche Zeichner der Mühe unterzogen, alle durch mich in der Nähe von N. Podhragy gesammelten ßwÖMs-Formen, in kolorirten Abbildungen für mich zu verfertigen. Es freut mich herzlich, in der Nähe des in bo- tanischer Beziehung nach Herrn Dr. Krzisch's Forschungen so sehr interessanten Hauran, einen Botaniker kennen gelernt zu haben, der es gewiss nicht versäumen wird, uns in Ihrem geschätzten Blatte über seine weiteren Funde zu berichten. Nach einer kleinen Sendung von Moosen, die ich durch Herrn v. Bränik erhielt, zu schliessen, dürfte 29 die Umgebung von Sobotyst eine interessanlc Moosdora aufweisen können. — Diese Tage sammelte ich liier abermals Hylocommm tri- quetrtim , Hypnuni purum, , Madotheca platyphylla , alle drei mit Früchten. Auf Brachen kann man noch immer Laminm amplexicaitle L. var. clandestinutn Rb. haben. Leptotrichum flexicaule fand ich dieses Jahr an mehreren Stellen auf den kahlen Hügeln Chümy an der Erde ziemlich reichlich fruchtend. Auf Felsen konnnt dieses Moos in grossen Polstern vor, aber immer steril. Jos. L. Holuby. Linz, am 8. Dezember 1870. Der Verein für Naturkunde zu Linz führt in seinem ersten Jahresbericht an, dass während dem ersten Jahre auch mehrere Vor- trage botanischen Inhalts in seinen Versaannlungen gehalten wurden. So sprach Prof. Kukula über die Befruchtung von Pflanzen nach Unger's Theorie, derselbe gab auch eine Anleitung zu phänologi- schen Beobachtungen nach der Methode der k. k. meteorologischen Reichsanstalt, und Vizebürgermeister Saxinger sprach über die Flora von Linz. Von Herrn Baron Handel erhielt der Verein ein Phane- rogamen-Herbarium zum Geschenk , ebenso von Herrn Bischof Rü- dig ier eine Kryptogamen-Sammlung aus dem Nachlasse des Herrn Domscholastikus Schropp, Moose und Flechten enthaltend. Bis jetzt zählt der Verein 175 wirkliche Mitglieder. Dr. Robert Rauscher. Graz, am 10. Dezember 1870. Die Baron Fürstenwärther'sche Sammlung , bestehend aus 44 Faszikeln ist zu verkaufen. Sie enthält vorzüglich schon getrocknete Exemplare aus den Alpenländern Oesterreichs, und ist überhaupt sehr schön ausgestattet. v. Pittoni. Hamburg, am 30. Novemb. 1870. In dem Juliheft Ihrer botanischen Zeitschrift , so wie in einem anderen Blatte lese ich mit Erstaunen die Notiz, dass Herr Dr. Fer- dinand V. Müller in Melbourne, seine Stelle als Direktor des bota- nischen Gartens aufgegeben haben und durch einen Herrn Fergusson ersetzt sein soll. Da Herr Dr. v. Müller in keinem seiner diessjäh- rigen Briefe mir eine Miltheilung davon gemacht, derselbe bei Abgang seines letzten Briefes vom 10. September auch noch in seinem Amte war und für den Melbourner botan. Garten Pflanzen requirirte , so fühle ich mich veranlasst, die obige Nachricht als unwahr zu bezeichnen. Dr. AV. Sonder. Atlien, den 10. Dez. 1870. Das endliche Erscheinen meiner Flora Cretica — die Früchte meines siebenmonatlichen Aufenthaltes auf der Insel Greta im J. 1846, — veranlasste mich diesen Sommer , nach 24 Jahren einen zweiten Ausflug nach der schönen Insel zu machen. Ich verweilte zwei volle Monate daselbst, Juli und August. Obgleich diese Jahreszeit für bo- tanische Untersuchungen nicht sehr günstig war, und der Ausflug 30 mehr zur Erholung diente, machte ich dennoch eine recht gute Aus- beute an interessanten Pflanzen, namentlich auf dem 7693 Fuss hohen Ida, den ich von 12. — 17. August besuchte, dessen höchsten Gipl'el am 15. August besteigend. Ich sammelte unter andern Blüthenexem- plare von der seltenen Scabiosa Sphakiotica R. et Seh., die ich auf meiner ersten Reise nicht gefunden hatte, ausserdem Origanum Di- ctamnus L., Dianthus arhoreus L. in schönster Blüthe an Felsen bei Candia u. s. m. Selbst zwei neue Arten war ich so glücklich noch zu finden, nämlich eine schöne Centanrea in der Nähe von Candia, die der Sektion Äcrolophus Enacrocentro7i DC. Pr. angehört, und die ich Centanrea Minoa nenne; ferner eine Carlina vom Ida, mit C. iti- vohicrata Poir. verwandt, jedoch sehr verschieden, der Typus einer ausgezeichneten reinen Art : C. Cur etiimU eldr. Noch verschiedene an- dere Arten hatte ich Gelegenheit zu sammeln und zu beobachten, die ich im Jahre 1846 nicht fand, und die zwar an sich nicht neu, aber in meiner Flora Cretica nicht enthalten sind. Ich kann somit einen kleinen Nachtrag liefern. — Meine Flora Cretica erst so spät (im vorigen Jahre) herausgekommen, erschien wieder nicht als selljststän- diges Werk, sondern in V. Raulin's Hisioire physique de Tile de Crete, 2 vol. et Atlas, Paris 1869, 8., mit 15 Abbildungen neuer von mir 1846 entdeckter und gezeichneter Pflanzenarten. Th. V. Heldreich. Athen, im Dezember 1870. Die Staphiden-Ernte ist vorüber und hat einen Ertrag von 30 Mil- lionen Liter geliefert, für welche wohl 7 — 8 Millionen Drachmen ge- löst werden. Oliven sind nicht sehr glücklich ausgefallen, besonders sparsam auf den jonischen Inseln und auch auf Mitylene und Creta, von wo das meiste Oel ausgeführt wird. — Die Ausstellung „Olympia" ist eine prachtvolle und liefert den anschaulichsten Beweis, welche gewaltigen Fortschritte die Industrie seit einigen Jahren in Griechen- land gemacht hat. In dieser Ausstellung befinden sich auch Samm- lungen von lebenden Pflanzen, so 36 bis 40 Fuss hohe Bananen, Or- chideen aus Brasilien , Ananas , die schönsten Veilchen und Rosen, auch alle möglichen Früchte, z. B. Cedern im Gewichte von 8 — 10 Pfd. u. a. — Zu den grössten Naturereignissen in geologischer Beziehung gehört das Auftauchen von 4 neuen Inseln in Santorin. Nachdem die Aulkani- schen Ausbrüche auf Santorin bis zum 12. September d. J. gänzlich aufgehört haben, regt sich der Vulkan wieder in letzter Zeit. Er sieht übrigens düster genug aus, ihn deckt kein Grün, kein PflanzeuAvuchs ist auf ihm zu finden , nur eine Arenaria ? und Hedisarum. Alhagi keimt kümmerlich zwischen dem vulkanischen Gestein empor. Das Auf- tauchen vulkanischer Inseln sagte ich schon vor 25 Jahren in einer kleinen Schrift, „Die Heilquellen Griechenlands," voraus und zwar mit folgen- den Worten: „Die vulkanischen Ergüsse sind noch nicht beendet und ich bin der Ueberzeugung, dass neue Inseln auftauchen werden , und ich wünsche, dass selbe ohne Furcht und Schrecken zu erregen, auf- tauchen möffen." Land er er. 31 Fersonaluotizexi. — Ludwig Freiherr von Hohenbühel-Heufler, unser Mit- arbeiter und bisherige Ministerialrath im Ministerium für Kultus und Unterricht, ist zum Präsidenten der statistischen Centralkoinmission mit dem Titel und Ranofe eines Sektionschefs befürdert worden. Vereine, Anstalten, Unternehmungen, — In einer Sitzung der kaiserl. Akademie der Wissen- schaften am 13. Oktober trug Dr. J. Pey ritsch seine weiteren Beobachtungen „über Pelorienbildungen bei Labiaten" vor. Wie in den beiden Vorjahren hat er auch diessmal zahlreiche Pelorien an Galeobdolon /«/fe?//« und ausserdem an Lamium maculatnm,BaUota nigra, Calamintha Nepeta und zweien Varietäten dieser Art, der C. subnuda und C. obliqua, Clinopodium vtilgare , Micromeria rvpesfris, Nepeta Mvssini, Nepeta Cataria und Prunella vulgaris aufgefunden. In der Mehrzahl der Fälle war der viergliederige Typus (der ersten drei Blüthenblätterwirtel) vertreten , in manchen Hess sich ungezwungen der scheinbar fünf- und sechsgliederige Blüthenblätterwirtel auf den viergliedrigen Typus zurückführen, in einem Falle waren sämmtliche Blüthenblätterwirtel zweigliederig. Während bei den unregelmässigen Blüthen die Blüthenwirtel aus verschieden geformten Blattgebilden zu- sammengesetzt w^erden, kommen in den Wirtein der Pelorien einerlei, seltener zweierlei Blattgebilde vor. Jene Gebilde, die in der unregel- mässigen Blüthe die geringere DilFerenzirung zeigen, erscheinen bei den Pelorienbildungen wieder. Von der unregelmässigen Blüthe lässt sich leicht die regelmässige Blüthe ableiten. Die Pelorienbildungen können wiegen der strengen Regelmässigkeit in ihrem Aun)aue nicht als zufällige abnorme Gebilde betrachtet werden, sie stellen Formen dimorpher Blüthen dar, Avelche am natürlichsten als Rückschläge zu älteren Typen zu deuten wären , die heut zu Tage normal durch Mentha aquatica und Teucrium campanulatiim repräsentirt werden. Letztere Pflanzen tragen zweierlei Blüthen , nämlich seifen ständige, unregelmässige und gipfelständige regelmässige Blüthen. Dass bei La- biaten achselständige Blüthen regelmässig sich ausbilden, gehört zu den grössten Seltenheiten. Solche regelmässige Bildungen können als Rückschläge zu noch älteren Typen angesehen Averden. Der Verfasser meint, dass der ursprüngliche Typus der Labiatenblüthe ein vielglie- driger gewesen sei, aus diesem habe sich ein fünfgliedriger Kelch- blattwirtel und durch Vergrösserung oder Spaltung eines Gliedes der Uebergang zum fünfgliederigen Korollen wirtel herausgebildet , der Staubblätterwirtel habe jedoch den ursprünglichen Typus bewahrt. Er 32 fand bei Lycopus europcteus ziemlich regelmässige Blütlien mit vier- gliedrigcm Kelche und zahlreiche Uebergänge von Aier- zum fünf- gliederigen Kelchblatt wirtel. Die Aetiologie der Pelorienbildungen betreflond, bemerkt er, dass er pelorientragende Exemplare von Galeob- dolon luteum, Lamium maculatum und Ballota nigra in grösserer Zahl an Stellen beobachtet habe , wo durch Abholzung veränderte physikalische Verhältnisse im Grossen hervorgerufen worden waren; auch macht er auf das häufige Vorkommen der Pelorienbildungen in botanischen Gärten aufmerksam. Literarisches. — Von H. Brockmiiller ist in Schwerin erschienen: „Die Laubmoose Mecklenburgs." — Ein 1. Heft von Beiträgen zur Biologie der Pflanzen hat Prof. Cohn in Breslau herausgegeben. Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Bassoji mit Pflanzen aus Frankreich. — Von Flerrn Plosel mit Pfl. aus Schlesien. — Von Herrn Doms mit Pfl. aus Ponjmtrn. — Von Herrn ßr. Thümen mit diversen Pfl. — Von Herrn Winter mit Pfl. aus Baiern. — Von Herrn Matz mit Pil. aus Nieder- üsterreich. — Von Herrn Kristot mit Pfl. aus Kärntlien. Sendungen sind abgegangen an die Herren Heidenreich und Dr. Taus eher. Inserat. Bei Wilh. Hans in Herrnhut (Sachsen) sind folgende Sammlungen frisch gesammelter Himalaya- Pflanzen käuflich zu haben und durch Ein- sendung des Betrages zu bezielien. Die Exemplare sind sämmllich sehr schön präparirt und in genügender Zahl aufgelegt. 1. Sammlung 147 Spec. — 13 TLIr. 5 Sgr. = 19 fl. 75 kr. Silber. 2. „ 105 „ - 9 „ 10 „ =14 „ - „ 3. „ 65 „ 5 „ 25 „ — 8 „ 75 „ „ 4. ,. Äo „ — "i ., 15 „ = 3 „ 75 ,, ,, Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von C. ©erold's Sohn. Druck uaJ Papier der C. Ueberreuter'sctien Buclidruckerei (M, Salzer}. Oesterreicliisclie Botanisclie Zeitschrift Gemeinnütziges Organ für «ie österreieiiisciie Exemplare botanische Zeitschrift Ha^qi»iL- nnil ßA^anilrAn die frei Jurcn die Post be- erscheinr DOiaillK Ulla DOiaUlKei , zDgenwerdensoUen.sinl den Ersten jeden Monats. blos bei der Reduktin:> ^;? ^t"^"^. oI«!^^ Gärtner, OekonoiiieD, Forslinänner, Aerzle, ^''^';ri:z:;^r:::'' (3 Thlr. 10 Ngr.) _ Im Wege des ET an zj ä h r i g;. oder infllliplpr llllll TpchllÜoi' BuchhaiideU übernimmt mit « fl. 63 kp. öst. W. .ipUmiKei UUÜ IClUlllIVU. Pränumeration h a 1 b j ä li r i ^. C. Gerold's Sohn Inserate in Wien, die ganze l'etitzeile rJ? 9 *° ^'® ^'^^ übrigen 10 kr. Ost. W. *;- Ä*« Buchhandlungen. XXI. Jahrgang. HIM, tebriiar I8?l. INHALT: Können aus Bastarten Arten werden? Von Dr. Kern er. — Besiei^jung des Rumer- jochs. Von Gsaller. — Pbytograpliische Fragmente. Von Dr. Schur. — Cnrrespoiidenz. Von Janka, "Or Kerner, Dr. Magnus, Hans, Dr. Landerer. — Personalnotizen. — Correspondenz der Re daklion. — Inserate. Wien, am 1. Februar 1871. Schon seit Monaten wirken die leidigen politischen Verhältnisse Mitteleuropas deprimirend auf alle Bestrebungsn wissenschaftlicher Thütigkeit. Im Kampfe um das Dasein in der Gegenwart, in der Sorge um die Heimsuchungen der niichsten Zukunft sinkt das Interesse für die Wissenschaft immer mehr und mehr, und mit diesem die noth- wendige Basis ilir gewidmeter Unternehmungen. Auch die „Oesterreichische botanische Zeitschrift" konnte sich dem nachtheiligen Einflüsse solcher Zustande nicht entziehen, um so weniger, als dieselben den Jahreswechsel, die Zeit der Pränumeration überdauert haben. In Wirklichkeit Iiaben sich bis jetzt von allen den seit Jahren der Zeitschrift treu anhängenden Pränumeranten gar a iele noch nicht eino;efunden. So aus Frankreich kein Einzig-er, aus Belgien. Holland, der Schweiz und aus England nur Wenige, ebenso aus Deutsch- land und selbst viele österreichische Botaniker scheinen sich vorläufig abwartend verhalten zu wollen. Eine solche Zurückhaltung trifft aber die osterr. botan. Zeitschrift um so schwerer, als sie jeglicher unter- stützenden Subvention entbehrend, seit dem Beginne ihres Erscheinens, also seit 21 Jahren, ausschliessüch auf den Umfang ihres Pränume- rantenkreises angewiesen ist. In dem Grade als sich derselbe verengert, in dem Grade wird auch ihr Bestand bedroht. In der Voraussetzung, dass nur die ausserordentlichen Verhält- nisse an dieser ausserordentlichen Abnahme der Pränumeranten schul- Oesterr. botan. Zeitschrift. 2. lieft 1871. 3 34 den und dass diese, wohl voräberg-ehende Krise el)en überstanden Averden muss, wird die Zeitschrift aiicli ferner noch erscheinen, allein sie niuss den Zeitstarmen Reclinung- tragen und sich bescheiden, ihren Umfang entsprechend zu reduziren, um überhaupt möglich bleiben zu können, sie muss es um so mehr, als durch die Arbeiterbewegung der letzten Jahre sich die Auflagskosten erheblich gesteigert haben! Hoffentlich wird dieser Ausnahmszustand nicht allzulang wahren und der Eintritt günsti- gerer Zeiten es dem Journale recht bald gestatten, das wieder einzuholen, was es aus Rücksicht auf seine Fortdauer ephemer zu opfern sich genöthigt sieht. Hat es doch ähnliche Krisen, wenn auch nicht so akute schon manche glücklich überstanden, so in den Kriegsjahren 1855, 1859, 1864 und 1866, in denen doch Oesterreich direkte in Mitleidenschaft gezogen war. Auch diesmal hofft die Redaktion ein Unternehmen nicht sinken zu sehen, dem sie in uneigennützigster Weise durch 20 Jahre ihre besten Kräfte gewidmet hat. Die Eedaktion. Können aus Bastarten Arten werden? Von A. Kerner. Es galt noch vor verhältnissmässig kurzer Zeit für eine aus- gemachte Sache, dass die durch hybride Befruchtung entstandenen Bastarte im Thier- und Pflanzenreiche nicht zeugungsfähig seien und — wie Kant sich ausdrückt — „in mehr oder weniger Gliedern der Zeugung erlöschen" *). Wenn von Bastarten die Rede war, so dachte man zunächst gewöhnlich an das Maulthier und den Maulesel und nahm keinen Anstand, die an diesen sicli darbietenden Erscheinungen der Fortpflanzungsunfiihigkeit auch auf alle anderen Lebewesen unbe- denklich zu übertragen. Nägeli glaubte noch in den „Cirsien der wSchweiz" sich daliin aussprechen zu müssen: die Bastarte seien „frucht- lose Versuche der Natur, sich mit ihren jetzigen Kr;;ften zu neuen spezifisclien Typen zu erheben" und diese Ansicht blieb denn auch bis in die jüngste Zeit diejenige, welcher ziemlich allgemein gehul- digt wurde. Kölreuter hatte zwar schon vor mehr als hundert Jahren auf experimentellem Wege gefunden, dass es auch Bastarte gebe, welche keimfähige Samen erzeugen; dieser Ausspruch passte aber nicht in den doktrinären Kram der damaligen Zeit und war den Systematikern, welche die Sache nun einmal anders im Kopfe hatten, *) Schon das Wort deutet darauf hin, dass man sich damit ein ill('2,i- times Erzeugniss, eine nichtsnutz'ge Art, eine Bast-Art vorstellte. „Bast'' drückt hier eben etwas haltloses, werthloses aus. Die Bedeutuno; des Wortes Bastart ist also analog dem Worte: Bankert (Bank- Art), worüber in Grimm nach- zulesen. ÄJan sslireibt darum auch mit Grimm richtiger Bastart und nicht Bastard. 35 sehr unbequem. Man lialf sich daher mit der Verdächtigung Köl- rcuter's, dass seine Angaben auf ungenauen Beobachtungen beruhen, und im besten Falle suchte man mit der Phrase „die Lösung der Frage müsse der Zukunft vorbehalten bleiben" über die Angelegen- heit hinwcgzugleiten. — Nach und nach wurden aber die Versuche Kölreuter's immer häutiger wiederholt. Gärtner, der die Arbeit eines ganzen Lebens der Bastartfrage gewidmet, und der nicht weniger als 10.000 Bestäubungen vorgenommen hatte, war schliesslich zu demselben Resultate wie Kolreuter gekommen und erzeugte Pflan- zenbastarte, welche selbst bei strenger Innzucht reichlichst keimfähige Samen hervorbrachten ''•'). — Nun glaubte man sich damit helfen zu können, dass man sagte: diese Fälle seien eben nur Ausnaiimsfälle, und bei der Mehrzahl habe die Selbstbestäubung eines Bastartes keine keimfähigen Samen im Gefolge. Freilich hatte Sprengel schon am Ende des vorigen Jahrliunderts das „Geheinniiss der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen'' entdeckt, wornach aucb bei der Mehrzahl der reinen Arten die Selbstbestäubung keine keimf.ihigen Samen im Gefolge hat. Sprengel's Beobachtungen konnten ja aber auch ungenau sein! Jedenfalls waren sie nicht bequem; denn ein einfaches Zusammenhalten mit den Ergebnissen der Bastartzüchter hätte ja eine Reform der herkömmlichen Vorstellungen noth wendig gemacht. Für Aenderungen derlei hergebrachter Ansichten sind aber mitunter auch Männer der Wissenschaft, die auf politischem Gebiete sich für Reformen unschwer begeistern lassen, nicht immer sehr empfänglich. — Wir können aber doch nicht fort und fort über die Frage zur Tagesordnung übergehen, und es scheint mir einmal an der Zeil, die Ergebnisse der Bast artzüchter mit den Ergebnissen Sprengel's, Hil- debrand's und anderer zusammenzuhalten. Als die wichtigsten Sätze haben sich aus den Experimenten ü])er die Fortpflanzung der Bastarte folgende ergeben: 1. Die Bastarte, welche aus je zwei Arten erzeugt wurden, ha])en häufig ganz unfruchtbare Fortpflanzungsorgane, und zwar trifTi man diese vollständige Unfruchtbarkeit vorzüglich bei denjenigen Baslarten, welche aus Arten her\ orgegangen sind, die in systemati- scher Beziehung verhältnissmässig dio geringste Verwandtschaft zeigen. 2. In der Mehrzahl der Fälle aber sind die Bastarte nicht absolut unfruchtbar. 3. Bald sind es die ersten Blüthen einer Infloreszenz, bald die mittleren, bald die letzten, aus welchen Bastarte keimfdhige Samen entwickeln. 4. Wenn man Bastarte mit ihrem eigenen Pollen bestiubt, so er- scheint in der Regel die Zahl der in Folge dieser Befruchtung erhal- *) Z. B. der Bastart aus Datura Stramonium L. und D. Tatula L., aus Diantims harhatus L. und D. superbus L., aus JXanthus Armeria L. und D. deltoidfs L., aus Geum rivale L. und G. urbanum L., aus Lobelia cardinaUs L. und L. fulgens L., aus Lychnis diurna Sibth. und L. vesper- Hna SilUh. u. m. a. 3* 36 tenen Samen vermindert. Bei reiner Innzucht (stetiger Selbstbefrueli- tung-) nimmt die Fruchtbarkeit von Generation zu Generation ab und der Bastart stirbt schliesslich aus. 5. Es gibt aber auch Bastarte, deren Fruchtbarkeit bei reiner Innzucht anfiinglich abzunehmen scheint, aber schon in der zweiten und dritten imd in den folgenden Generationen wieder zunimmt. ""') 6. Der Bastart wird durch den Pollen einer der Stammarten leichter befruchtet, als durch den eigenen Blüthenstaub, und es ent- stehen durch eine derartige Bestäubung goneiklinische Formen, welche durch ihre Merkmale der befruchtenden Stammart in systematischer Beziehung näher stehen als der primäre Bastart. 7. Individuen eines durch hybride Verbindung zweier Arten erzeugten Bastartes sind in ihren systematischen Merkmalen in der Begel unter einander iibereinstimmend, doch unterliegen sie der Varia- bilität geradeso wie reine Arten, und es können sich schon in der ersten Generation einzelne Varietäten bilden. 8. Ein Zurückschlagen der Art-Bastarte in die Stammarten findet nicht statt. Die Individuen, die man für Rückschläge angesehen, sind ntweder goneiklinische Bastarte oder Varietiiten. Vergleichen wir nun mit diesen Ergebnissen die Ergebnisse, welche man in jinigster Zeit durch Verfolgung des von Sprengel angehahnten Weges gewonnen hat, so stellt sich heraus, dass die Fruchtbarkeit der reinen Arten nicht anders ist als bei den meisten Bastarten. Zunächst wäre daran zu erinnern, dass es reine Arten, ja ganze Genera gibt, welchen gegenwärtig die Fähigkeit, sich auf geschlecht- lichem Wege zu vervielfältigen ganz abhanden gekommen zu sein scheint, wie namentlich melireren Laubmoosen und den Lycopodia- ceen^"''""'). Die Parallelisirung dieser Pflanzen mit jenen oben (1) er- Avähnten Fällen vollständig unfruchtbarer Bastarte ist zwar nicht gerade ganz trelfend, aber immerhin ist es hier am Platze, hervorzuheben, dass nicht nur einige Bastarte es sind, denen es unmöglich ist, sich auf geschlechtlichem Wege zu vermehren. — Jene vollständig sterilen Bastarte haben übrigens für die Frage, ob aus Bastarten Arten werden können, überhaupt keine Bedeutung. Wenn ein Ehepaar keine Nach- kommenschaft erhält, so beweist das noch durchaus nicht, dass auch andere Eliepaare keine Nachkommenschaft bekommen können. Wir haben uns also bei der Behandlung der oben aufgeworfenen Frage natür- lich nur um jene Bastarte zu kümmern, welche erwiesenermassen nicht unfruchtbar sind. — An diesen letzteren fand nun Gärtner, wie oben (3) bemerkt wurde, dass es bald die ersten Blüthen, bald die mittleren, bald die letzten Blüthen sind, welche Samen ansetzen. Das geschieht nun aber auch bei reiner Innzucht reiner Arten, Avenn diese protandrische oder protogynische Dichogamen sind. Ich erinnere hier beispielsweise nur an die protandrischen Umbelliferen und Saxifragen, *) Z. B. der Bostart aus Dianthus barbatus L. und I>. cliinen si". * '•'■) Vergl. hiermit meine Mittheilung in österr. bot. Zeitschr. XX., 380. 37 bei welchen eine ältere Blütlie immer eine jüngere nütliig hat, um von dieser den Blüthenstaub zu erhalten, so dass die letzten Bliithen an dem Stocke nicht mehr bestaubt werden, weil eben daraulFolgende Blüthen, die Pollen liefern konnten, fehlen, und weiterhin an die protogynisclien Hellebonis- und EupJiorbici-Ar[en, deren Narben zu einer Zeit kon- zeptionsftüiig sind, wenn die Antheren noch nicht verstäuben und deren zuerst geöffnete Bliithen daher bei reiner Innzucht immer steril bleiben müssen. — Wie sehr überdiess auf die mehr oder weniger reichliche Samenbildung bei dichogamischen Pflanzen — wenn sie auch reine Arten sind — die zur Zeit der Blüthe herrschenden Witte- rungsverhältnisse Einfluss nehmen, brauche ich wohl kaum des Näheren auszuführen. Von besonderer Wichtigkeit scheint die Angabe der Bastart- Züchter, dass die Bastarte mit ilirem eigenen Pollen bestäubt vernun- derte Fruchtbarkeit zeigen, und dass bei reiner Innzucht die Frucht- barkeit immer mehr abnimmt, bis endlich der Bastart wieder ausstirlit (4). Das trifft aber genau auch bei den reinen Arten zu. Würde man reine Arten in Topfe gepflanzt im Zimmer halten, wie es Gärtner zur Vermeidung der Fremdbestäubung mit seinen Pflanzenbastarten ge- than hat, und würde man die Blüthen der so gehaltenen Arten durch 5, 6 und mehr Generationen nur mit dem eigenen Pollen bestäu])en, so würden sie früher oder später gerade so aussterben, wie die Bastarte ausgestorben sind. Wenn in dieser Bezielumg etwas merk- würdig ist, so ist es nur der Umstand, dass man sich nicht längst an den alten Erfahrungssatz der Thier- und Pflanzenzüchter erinnerte : dass bei reiner Innzucht sich bei allen Lebewesen früher oder sp^iter die Fähigkeit geschlechtlicher Fortpflanzung vermindert. Die jüngste Zeit hat eine solche Fülle von experimentell erwiesenen Thatsachen der vermiedenen und unvortheilhaften stetigen Selbstbefruchtung im Pflanzenreiche zu Tage gefördert, dass Hildebrand mit gutem Grunde diese Erscheinung als ein Gesetz bezeichnen konnte, und dass es mir daher völlig überflüssig erscheint, hier aus der Masse der bekannt gewordenen Fälle Beispiele als Belege herauszugreifen. Einige Arten mögen allerdings ausnahmsweise diesem Gesetze nicht unterliegen und zeigen keine Verminderung der Samen, wenn bei ihnen nur Selbstbestäubung stattfindet, aber es gibt, wie oben (5) er^vähnt wurde, auch Bastarte, deren Fruchtbarkeit bei reiner Innzucht in den späteren Generationen durchaus keine Schwächung zeigte, und es findet sich also in Beziehung auf die Fruchtbarkeit zwischen Bastarten und reinen Arten kein Unterschied, der zu der landläufigen Annahme berech- tigen würde, dass die Arten bestehen, die Basfarte vergehen. Auch dass die Bastarte durch den Pollen einer der Stamm- arten leichter befruchtet werden als durch den eigenen Blüthenstaub (6), erklärt sich ohne Schwierigkeit aus dem Gesetze der unvortheil- haften und vermiedenen Selbstbefruchtung. Es gil)t ja auch reine Arten, die sich ganz analog verhalten, und es mag hier nur auf jene Arten verwiesen werden, an welchen man die Erscheinung beobachtete, dass der Pollen einer BKithe, auf die Narbe derselben Blüthe gebracht, auf 38 diese dosfriiirend wirl gemachten Beijbachfungen habe is-h dieselbe nur da gefunden, wo die Puls, patens mit der Puls, pratensis gemeinschaftlich einen und denselben Standort einnehmen und eine hyi)ride Bel'ruclitung dieser beiden, zumeist dem niU'dlichen uiul nordöstliclien Europa angehörigen Arten nicht nur recht leicht staitnnden kann, sondern, wie ein langjährig beo!)achtetes Vorkommen zeig!, auch wirklich stattfindet. Nachdem die Standorte der Pulsatilla patens aber mehr ^'erein- zelt und im Vergleiche zu jenen der Pulsatilla pratensis viel weniger und seltener gemeinschaftliche sind, so ist auch leicht erdärlich, warum bis jetzt nicht zahlreichere Fundorte der Pulsatilla Hackeiii Pohl, ja selbst in denen am meisten durchforschten Gegenden Bi>h- mens nur einige wenige bekannt geworden sind. Ich selbst habe dieselbe im J. 186) auf der südöstlich begrasten Lehne des kleinen Hradischlien-Berges auf dem schon von Pohl ange- gebenen Standorte, dann auf einer ebenfalls si!di)stlich abgedachten .Trift des vom grossen Hradisciiken-Berge ober dem Dürfe Hliney lünlaufenden Gebirgstraktes (Basalt. 1716' Meereshöhe) in nicht unbedeutender An- zahl unter ihren weit zahlreicheren Stammeltern aufgefunden. Nach den Angaben des verstorbenen Ingenieurs Malinsky 'lommt diesel!>o auch bei Sebusein zwischen Czernusek und Aussig, nach dem Presel- schen Herbar, noch vom Grf. Casp. Sternberg gesannnelt, bei Dlaschkowitz und Skalken vor; alles Standorte im b.*hmisclien Mittel- gebirge. Ausserdem wurde dieser Bastart in Bölnnen noch bei König- saal unfern Prag und durch Hauptmann Flippe! i bei Weisswasser 4 * 52 aufgofundcn. Nacli Dr. A. Garke's Flora Nord- und Milloldoiitscli- lands ist die Pulsatilla Hackelü Pohl ausser Böhmen noch bei Drieseii und Tapiau (Brandenburg) beobaclitet, wahrscheinlich aber noch mehr- orlig im Nordosten Deutscldands ül)ersehen worden, welche Vermu- thung- auch dadurch an Wahrscheinliclikeit gewinnt, dass nach den Beobachtungen der Neuzeit die Gattungen Anemone und Fulsatilla zur Hybridisirung geneigt sind, dem zu Folge auch Bastarte anderer An.- und Puls- Avicw >orkommen! Weil nun die Puls. Hackelü ?oh\ unzweifelhaft aus der gesciileciitlichen Vereinigung der Pnls. patens und der Pulsatilla pratensis als ein Bastart, der die verschmolzenen Formen der beiden Stammarten in seinem Habitus repräsentirt, her- vorg(!gangen ist, so ergil)t sich hieraus folgerichtig, dass alle an- deren hybriden Pulsatilla-Arten, so wie die durch andere als Z e u g u n g s - 1 n f 1 u e n z e n e n t s t a n d e n e n F o r m a b w e i c h u n g e n (Varietäten) derselben, jene der P. patens und pratensis nicht ausgeschlossen, alles Andere, nur keine Pulsatilla Hackelü Pohl sein können! Für die Hybridität dieser Pulsatilla spricht auch der an allen Exemplaren ihres Standortes am kl. Hra- dischken und am Hölienzuge bei Hliney beobachtete, immer wieder konslalirt gefundene Umstand, dass dieselbe niemals einen ausgebildeten keimfähigen Samen trägt, was als eine Folge unvollständiger, einer erfolgreichen Zeugung nicht fähiger Genitalien angesehen werden muss, und auch bei den meisten anderen Bastarten in dieser Weise vorkommt. Die Reproduktion der nun schon 62 Jahre beo])achtefen, in ihren einzelnen äusseren Formen und dem Gesammt- habilus wenig variirendcn, leicht zu erkennenden Pulsatilla Hackelü Pohl, kann daher auf keine andere Art, als durch hybrid befruch- teten Samen der Puls, patens oder pratensis geschehen, da die orga- nische Beschaffealieit (1(m- Wurzel eine Fortpflanzung durch dieselbe nicht anneinnen lässt. Ob nun diese hyl)ride Befruchtung immer nur bei Puls, patens durch die Puls, pratensis, ob umgekehrt oder ob geg(Miseitig geschehe, und so auch die Wiedererzeugung des Bastartes nur durch hybridisirten Samen der Puls, patens oder der pratensis oder bald dieser, bald jener stattfinde, ob also die erstere oder letz- tere als Vater oder Mutter zu betrachten sei? Dieses ist eine Frage, deren Beantwortung kiniftigen Beobachtungen und Versuchen vorbe- halten bleibt. Ich wage es nicht, hierüber auch nur eine Vermu- Ihung auszusprechen; (lass aber die Propagation der Pulsatilla Hackelü ?oh\ durch eigenen Samen nicht geschehe, glaube ich nach dem Vorangeführten mit Grund behaupten zu können! Ein getreues Bild der Puls. Hackelü P. zu geben, wie ich sie auf den zwei Standorten unfern Leitmeritz gefunden habe, und Avie selbes die über 30 Jahre alten, aus dem J. HackeTschen Herbar in meinen Besitz gelangten Exemplare eben von dort repräsentiren, lasse ich nun eine Beschreibung derselben folgen. Wurzel stock ausdauernd, holzig, braun, gewöhnlich etwas schief in der Erde stehend, einfach, öfter in zwei und auch mehrere 3.\ Vi" l»is 1" lange Köpfe getheilt, an denen meist noch Ueberreste vorjahrio-er vertrockneter Blatter gefunden werden. Bliitter zur Blüthezeit noch wenig entwickelt, treten nach derselben auf jedem gewöhnlich nur einen Stengel tragenden Wurzel- kopfe zu 5 — 10 aus häutigen, grauseidenhaarigen Grundscheiden auf 2 — 4" langen, dünnen Stielen hervor. Der äussere Unn-iss des aus zwei Fiederpaaren und einem Endlappen bestehenden Blattes, ist Iierz- eiförmig, kaum länger als breit. Die unmittelbar auf der Blatt rippe aufsitzenden Fiederblätter sind in tief eingeschnittenen Fetzen mit spitzen, lanzettlichen, etwas nach aussen gebogenen Zähnen getheilt. Farbe oben lebhaft, unterseits etwas matter grün. Die Blätter sind nicht, wie Dr. Pohl beschreibt, „sehr verän- derlich, sich bald mehr der Puls, patens, bald mein- der Puhatilla pratensis nähernd,'^ im Gegentheile ist ihre Eigen form eine selbst in der Breite der Blatlschnitte viel weniger abweichende als bei Puls, pratensis und Puls, vulcjaris. Im Ganzen stellt die Form und der Bau des Bialles aber, weil selbes ein gefiedertes isl, dem Blatte der Puls. prat. immer näher als dem der Puls, patens. Stengel wäiirend des Blühens 3 — 4" vollkomiiien entwickeil, bis 8" lang, aufrecht, einfach, stielrund, in der oberen Hälfte mit einer Blatt hülle umgeben, die in 8—10"' lange linienförmige, zu- gespitzte, einfache, zuweilen gefingerte Blättchen getheilt ist. Blut he endständig, aufrecht oder wenig überhängend, glockig, aus 6 — 7, selten mehr länglichovalen, etwas stumpfen Perigonblältern bestellend, die nach oben etwas nach aussen abstehen; von Farbe feurig-dunkehiolett, welches Koh)rit auch im getrockneten Zustande lange Jahre unverändert anshält. Die Angabe Dr. PoIiTs, dass die Blumenblätter weit „abslelien,^ ist ganz unrichtig und mag von getrockneten Exemplaren herrühren, deren einzelne Blumenblätter, wie in Herbarien oft zu finden, slern- f()rmig (d. i. ganz widernatürlich) auseinander gelegt worden sind. Die Perigonblätter sind im hiu-hsten Stadio des Blühens mit ihrer oberen Hälfte „etwas" aber niemals „weit" nach aussen abstehend. Bekleidung. Silbergraue Seidenhaare bedecken so zu sagen die ganze Pflanze, treten besonders an den Grundsiheiden der Wurzel- kitpfe, an den Blattstielen, an der BlaltliüUe, auf der Unterseite ^^ie am Saume der Blaltschnilte, am Stengel und an der Aussenseile der Perigonblätter hervor, wäiirend die oberen Blattflächen, die Innenseite des Perigons und der Blallhülle beinalie gar nicht behaart sind. Früchte sammt deren Schweife bleiben unausgebildet. Gewöhnlich stirbt noch im Laufe des beginnenden Sommers der unfruchtliare Stengel ab, während Puls, patens und pratensis reife Früchte tragen. Ich kann schliesslich nicht unerwähnt lassen, dass hier im Millel- gebirge die Puhatilla pratensis, deren vollständig ausgeliildete Blätter mindestens um ein Drittheil länger als breit sind und selten aus weniger als 3'/i Paar Fiederblällchen bestehen, mit schmäleren, ja linienförmigen und bis 3'" breiten Blatlschnilten vorkommen, auch in 54 der Grosse der Blüthe, deren Kolorit und in der Bekleidung- sehr bemerkbar variiren. Aehnliche Abweiciiungen, die aber ebenfalls keine Grenzen zwischen sich auffinden lassen, werden auch an der Pulsa- tilla patens beobachtet, sind aber nur nebensächlich und wegen ihres vielfachen Wechsels zur Bildung- eigener Varietäten oder Racen nicht ausreichend. Leitmeritz, im Dezember 1870. Zweimal auf der Javorina. Von J. L. Holuby. Die Neutraer Javorina (3100') an der ungr.-mährischen Grenze Hess mir auch heuer keine Ruhe, und lockte mich zu zwei Exkur- sionen daliin, um einig-e dort ang-eg-ebenen, aber von mir zu wieder- holten Malen vergebens gesuchten Pflanzen, wenn mitgiich aufzusuchen. Am 16. Mai und 11. Juli habe ich diesen meinen Lieblingsort kreuz und quer begangen, dabei wohl manche Neuig-keit für das Neutraer Komitat, aber weder Ärnica noch Gentiana acaiilis, Geraniuni luci- dum, Cerastkim syhaticvm gesammelt. Da ich aber die Angaben Herrn Dr. Krzisch's, die sicli auf das Vorkommen dieser Pflanzen beziehen, bisher zu bestätigen nicht so glücklich war, sie aber alle so ohne Weiters wegzuläugnen nicht wage, will ich auch das kom- mende Jahr die Umgebung der Javorina thunlichst durchforschen. Am 16. Mai beobachtete ich längs der Strasse im Mährich-Ljeskover Thale, an Zäunen und Häusern Lamium albiim L. in Menge, das auch noch am 11. Juli blühend und fruchtend ebendort zu haben war. An lichten massig feuchten Orten der Javorina-Abhänge von der Seite des genannten Ljeskover Thaies sammelte ich, nebst anderen Moosen, Eurrhynchium striatum. Pogonatmn urnigerwn, Hi/pmim pahistre, Barbula tortuosa , Didymodon riibeUus , Bryiim Pseudotriquetrum , alle fruchtend. In Schlägen, beiläufig in der Mitte der Höhe des Berges trieben sich ganze Heerden Kühe herum. Die Hirten bewahren deren Milch in kellerartig ausgehöhlten Erdlöchern auf, die mit Bre- tern bedeckt und noch überdies mit einer Rasenschichte belegt werden. Doch fand ich auch auf dieser Stelle Orchis pallens in Menge eben in schönster Blüthe, darunter hier und da ein Exemplar von Orchis fusca und macnlata. Da diese letzteren noch nicht blühten, nahm ich einige für meinen Garten mit und hatte die Freude, sie im Juni blü- hend täglicli sehen zu können. Nebenbei sei es bemerkt, dass ich im Jahre 1865 auch Orchis inoramca Jcq., militaris L. vom Turecko, dann 1866 0. satnbvcina mit gelben und mit purpurnen Blüthen in den Garten versetzt habe, die aber, nachdem sie durch zwei Sommer blühten, am dritten Sommer nur Blätter trieben und am vierten ganz eingegangen sind. 55 Carex pilusa, Luzula pilosa, diese letztere in grossen Rasen und eben in l)ester Eiitwicklimg, Primnla elatior, Aspidhim aculeatinn, Daphne Mezereum — noch immer blühend, — und eine Unzahl Stöcke von Ribes Grossularia, dessen spontanes Vorkommen hier wolil Niemand wird bezweifeln können, sind hier überall verbreitet. Unweit vom Triangulirungszeichen an der Spitze der Beckovskä (etwa 2800') kann man schon einzelne Petasites albus sehen, der dann, je mehr man sich der grossen Wiese am Kamme der eigentlichen Javorina nähert, desto häufiger wird. Ich habe einige schöne Exem- plare mitgenommen, die Blüthen und zugleich Blätter haben. Ueberall in Wäldern ist auch hier Viola sylrestris Kit., minder häufig V. Ri- viniana Rb., einzeln auch V. Incorum Rb., dagegen ist V. flavicoi'nis E. B. (F. canina ß breiüfolia Nlr.) wohl zerstreut, a!)er doch sowohl auf Bergwiesen als auch in Schlägen und an offenen Stellen der Wälder zu haben. Die um X. Podhragy auf Kalkhügeln allgemein ver- breitete Rosa dumetorum Thuill. (R. canina ß pubescens Nlr.) mit oberseifs dichtbehaarten Blättern, ist auch sowohl in Holzschlägen der Javorina, als auch auf den niedrigeren Kalk'.iiigeln an deren Fusse, eben nicht selten, und verräth sich schon von Weitem durch den grauen Ueberzug der Blätter. Alchcmida montana Wild., Gagea lutea, Ranunculus lanuginosus, aurir omus ß fallax W. Gr., Actaea spicata, Mi/osotis sylratica. Glechmia Iiirsuhan W. K., Euphorbia ami/gdaloides wanderten auch in die Mappe, dagegen w^ar AUium ursinum nur in Knospen. An einer Stelle fand ich auch das zierliche Maianthemum bifolium. Viel lohnender war der zweite Ausflug, den ich am 11. Juli bei schönster Witterung unternahm. Ohne der vielen, von der Javorina längst bekannten Pflanzen, die ich auch jetzt notirte, zu erwähnen, lasse ich hier nur die interessantesten folgen. Auf allen Bergwiesen wächst da Cirsium pannonicum und an sumpfigen Stellen C. rivulare. In Holzschlägen sammelte ich Senecio Jacqninianns Rb. und Fuchsii Gm. oft zusammen wachsend. Mnkjediiim alpinum war gi'össtentheils bereits verblüht. Sehr häufig ist in allen Sc'ilägen der Javorina Carex pallescens in bis über 2' hohen Exem'üaren, dann C. lepyrina. Chaero- phyllum aromaticiim, Hypericum hirsufuin. seltener H. monUtnuin, stellenweise massenhaft Hieracium prafense Twus -h., hin und wieder auch einzelne Hieracium vulgatum Fr. Auch Verbascum thapsiforme, Cirsium arvense steigen bis zum Kamme hinauf. Am Saume dos Waldes, wo die grosse Wiese anfängt, etwa 300 Schritte westlich. von der in der Umgebung bcrü!imten Quelle sammelte ich Orchis mascula, Valeriana sambucifolia, Epilobium trigonum, Bromus asper und Carex leporina ß argyroglochin. Es ist dies das erste Mal, dass ich diese letztere hübsche Carex-¥oxxi\ lebend zu sehen bekam. Sie stimmt mit den durch Herrn v. Ue cht ritz aus Breslau erhaltenen Exemplaren vollkommen überein. Unweit von der Javoiinaer obersten Quelle sammelte ich Plagiothccium silesiacum mit Früchten. Bei dieser Gelegenheit sah ich mich auch nach Brombeeren um. Ausser R. Idaeus. der grosse Strecken bedeckt, ist hier die häufigste 56 Art Rubus glandulosiis Beil., die reiclilich Früchte trägt. R. candi-- cans Whe. ist auch sowohl in Schläg-en als auf den niedrigeren Hügeln, an Weg- und Ackerrändern gemein. Ich sah viele Stöcke bereits abgeblüht, die aber keine, oder nur sehr spärliche Früchte ansetzten. Trotz dem eifrigsten Suchen ist es mir nicht gelungen R. fruticosus L. zu finden, so dass ich annehmen muss, dass diese Art auf der Javorina gar nicht vorkommt. Riibus hirtus W.K., — wofür icli eine Form der Glandulosen mit schwachem, niederliegendem Schössling, hin- und hergebogenen Blüthenstengeln, mit den Griffeln gleichhohen oder etwas kürzeren Staubbeuteln halte — wächst an schattigen Orten auch nicht selten. Auf dem Mährisch-Ljeskover Kalkhügeln am Fusse der Javorina sah ich an meln-eren Stellen R. sanctusyciomentos'us O.K. {R. elciüor Focke?) und an trockenen, sonnigen Stellen R. caesms'Xtojnentosvs O.K. Häufig sindfauch: Rubns tomentosi/s Borkh. sowohl die Form st eil iiius O.K. als auch glabratns Godr. dumetornmW.K. und ß tomentosusW K., dann R. nemorosus Hayne? mit unterseits weissfilzigen Blättern; seilen dagegen R. Ra- dnla W.K. Dass R. caesius L. an Bächen und feuchten buschigen Stellen, auf Aeckern auch vorkomme, versteht sich von selbst. Zwi- schen Sommersaaten sah ich auch unter der Javorina überall Lolkim speciosum Stev. (L. temulentnm ß leptochaeton A.B.) Beim Nach- hausegelien habe ich durcli einen Landmann in Erfahrung gebracht, dass in den Ljeskover Kopanitzen ein TrüfFelsocher (hubkär) wolme, der in den dortigen Eiclienwäldern durch dazu abgerichtete Hunde braune Trüffel suchen lässt. N. Podhragy, am 12. Dezember 1870. Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. Von A, Kerner. XL. 838. Solidago Virga aiirea L. — Im Gestäude der Waldränder, in Holzschlägen, im Grunde lichter Hochwälder und Niederwälder, auf den Terrassen felsiger Bergabhänge. Im mittelung. Berglande in der Matra auf dem Nagy Gallya bei Solymos, in der Magustagruppe auf den Bergen bei Gross Maros, in der Pilisgruppe bei Szt. Läszlö, am Piliserberg, auf dem Schwabenberg und im Wolfsthalc bei Ofen. Im Tieflande im Walde bei Cseuke, auf der Csepelinsel bei Tijköl und Csepele und auf der Kecskemeter Landhöhe in den vorherrschend aus Jtmiperus communis gebildeten Buschwäldern bei F. Sallosär nächst Tatar Szt, György. Auf der Debrecziner Landhöhe auf Sandhügeln bei Vasväri. Im Bereich*^ f''^« Büiarias-ebirges auf dem tertiären Vorlande 57 nächst dem Bischof- und Felixbade bei Grosswardein; am Rande des Batrinaplateaiis auf der Pietra lunga und dem Dealul vetrilor bei Rez- bänya, nächst dem Eing^ange in die Hidde ober Fenatia, auf dem VerAul Ferice und iui Galbinathale bei Petrosa; in der Plesiugrunpe auf den Höhen des Moma, auf der Bratcoea bei Monesa und auf der Kuppe des Plesiu; in der Hegyesgruppe bei Cliisindia nächst Buteni. — Sienit, Porpliyrit, Trachyt, Sclüefer, Sandstein, Kalk, tert. und diluv, Sand. 95 — 1200 3Iet. — (^Solidago arenaria Kit. ist von S. Virga aurea L. nicht verschieden.) 839. Solidago alpestris W. K. — Unter Krummholz, in felsigen Schluchten und auf grasigen Terrassen felsiger Abstürze im Biharia- gebirge. Im Petrosaerzuge auf dem Bohodei und im Rezbanyaerzuge in der Nähe der obersten Ouellen des Aranyos im Valea Cepilor unter der Cucurbeta, — Poryphyrit, Schiefer. 1550—1850 Met. 840. Solidago canadensis L. Von F eich tinger bei Nana in der Nähe der Granmündung im J. 1863 eingebürgert gefunden. — AUuY. 100 Meter. 841. Micropus erectus L. — Auf sterilen steinigen Abhängen im mittelung. Berglande. Auf dem NagysztU bei Waitzen; in der Pilis- gruppe bei Dorogli nächst Gran und in grosser Menge auf dem Ket- agohegy bei Csev; auf den Kalkhügeln ])ei Krotendorf und Uröm, im Leopoldifelde bei Ofen, auf dem Cerithienkalkplateau, der sogenannten „grossen Haide" ober Teteny und auf den Bergkuppen bei Budairs; in der Vertesgruppe bei Csakvar. — Im Gebiete nur in der südli- chen Flanke des mittelung. Berglandes und hier nur auf Kalk beob- achtet. 150—425 Met. 842. Telekia speciosa (Schreb.) — Im Gestünde der Waldränder, Bachufer. Obstgärten und Wiesen. Im Biliariagebirge im Rezbanyaerzuge bei Cristioru und im Poienathale bei Rezbänya, auf dem Batrinapla- teau im Valea Odinculia zumal in der Umge])ung der Mozzengehöfte ober Scarisiora, insl)esonders häufig aber in der westlichen zerrissenen Randzone des Plateaus bei Petrosa, im Pulsa- und GalbinatJiale und von der Stäna Galbina über die Höhen Terniciür> aldern bei Schottwien. — palmata JNees ) Blasia pusilla L. bei Wartenstein nächst Schottwien. Alicularia Scolaris Corda ). «r uu n i • o u *. • Scapania compacta Lindb. T ^^ «l^hohlwegen bei Schottwien. Chihscyphus polyanthus Nees j in Wäldern bei Wartenstein nächst Ptilidiwn ciliare Nees j Schott wien. 72 Algae. Palmella cruenta Ag. 1870 in Grinzing beobachtet. Nostoc commune L. auf den grasigen Felsen um Schottwien häufig. Chroolepus aureus Sprg. an schattigen Rainen um Schott wien häufig. Characeae. Chara foetida A. Braun. a subhispida im Teiche am Hiinmel bei Grinzing. ß bremhracteata übergehend in y longibracteata in stehendem Wasser der Abzugsgräben der Semmeringstrasse. — fragilis De sc. Prater im Donauarm beim Rondeau, Musci frondosi. Barbula ruralis Hdw. auf Felsen um Schottwien, mit Früchten. Trichostomum rigidulum Sm. am Semmering und im Atlitzgraben. Leucobryum vulgare Hampe. an einem Waldabhange oberhalb Baier- bach nächst Boleros. Rhabdoweissia fugax B r. an einem schattigen Felsen zwischen Schott- wien und Aue. Dicranum Schreberi Hdw. im Atlitzgraben. Hedwigia ciliata H. am Eichberg bei Schottwien. Encalypta streptocarpa H. im Atlitzgraben, — vulgaris H. im SchOnbrunnergarten von der Gloriette gegen Hietzing in Hohlwegen. Orthotrichum speciosum Nees. Wälder gegen Semmering. — patens Bruch ) c i tf • ^ „ um bchottwien. — pallens „ j Aulacomnion palustre Schwgr. Am Fusse des Göstritz bei Maria- Schutz. Georgia pellucida Rabh. in Wäldern bei Wartenstein. Polytrychum aloides H. oberhalb Boleros nächst Baierbach. — urnigerum L. in Waldhohlwegen bei Wartenstein, bei Klamm und Reichenau. Hypnum ruscifolium Neck, in einem Quellenwasser am Anfange des Atlitzgraben bei Schottwien, mit Früchten. Leskea complanafaE. j . ..,.. , ,. , TT im Atlitzgraben, iSeckera crispa H. ) ^ Lichenes. Variolaria communis Ach. auf Bäumen bei Pressbaum, Dornbach. Fertusaria communis „ auf Buchen bei Pressbaum. Urceolaria calcarea „ um Grinzing. Lecanora vittellina » w » ^^^ Schottwien. — pallida Schrb. „ „ — Parella Ach. „ „ — atra „ auf Bäumen und Steinen. Schottwien. Collema atrocaeruleum Hall, bei Schottwien auf Felsen zwischen Hypnum rugosum. Parmelia tiliacea Ach. auf Bäumen bei Grinzing und Pressbaum. Auf Steinen bei Schottwien. 73 So'lorina saccata Ach. in Hohlwegen bei Schottwien. Peltigera aphthosa „ in Wäldern oberhalb Station Klamm. Biatora sphaeroides Diks. bei Pressbaum. Ramalina calicaris Ach. im Eichwäldchen von Schünbrunn. Fungi. Uredo Caricis Pers. auf Carex humilis. Türkenschanze. — Tulipae ? auf Tulipa Gesneriana in Wiener Hausgärten. — Rumicum D C. auf Rumex scutatus. Schottwien. — Vitellina „ auf Salix grandifolia. „ — gyrosa Rbh. auf Rnhus Idaeus „ Aecidium Verbasci? auf Verbasc. phlotn. beim Dorfe Klamm, Cronartium asclepiadeum Fries, auf kultiv. Paeonia. Schott wien, Puccinia Caricis D C. auf Carex hirta. Schottwien. — Luzulae Lib. auf Luzula pilosa. Hainbach. — Compositarnm Schi, mit — Balsamitae Rabh. auf kultiv. Tanacetum Balsamita. Schottwien. — Dioscoidearum Lk. auf Artemisia Absinth. ^ — Pimpinellae „ auf Pimpin. magna „ — Lychnidearum „ auf Dianth. plum. Mödling. Phragmidium asperum Wallr. auf Rubus fruticosus. Schottwien. Torula fructigena Pers. auf abgefallenen Aepfeln. „ üeliocomyces roseus Link, auf einem an der Erde liegenden Baum- stamm. Schottwien. Tubercularia conßuens Pers. auf kult. Ficus carica in Wiener Haus- gärten. Periola dura Rbh. auf über Winter am Stamme gebliebenen Früchten von Ficus carica. Wien. Hypha elongata Pers. auf einem morschen Holzstücke in Pötzlcinsdorf. — flabellata „ auf morschem Holze in Wiener Hausgärten. — sulphurea Nees. auf Buchenholz im Keller. Ozonium stuposum Pers. auf alten Spalierhölzern in Wiener Haus- gärten. Rhizomorpha nerticillata Rbh. auf Bergwerkshölzern in Gypsgruben bei Schottwien. Erineum Oxyacanthae Pers. auf Blättern von Crataegus. Schott wien. Sporotrichum bombycinum Rbh. auf einem im feuchten Grase liegen- den Stengel von Helianfhus annuus. Schottwien. — fungorum Lk. auf ausgedorrten Pilzen in Wäldern bei Klamm. Cladosporium herbarum Lk. auf Holz im Keller. Mucor rufus?ers. (M. ramosus Bull.) auf Agaricus, beim Trocknen gewachsen. Depazea castanaecola D C. auf Blättern von Sorbus aria. Schottwien. — cruenta Fries, auf Blättern von Conv. polygon. „ Cytispora grisea Pers. auf dürrem Camus sang. „ — carphosperma Fries, auf Rinde von Tilia. „ Excipula Heraclei Rbh. auf Heracleum Sphond. „ Hysterium herbarum Fries, auf Conv. majalis. » 74 Sphaeria maculaeformis Pers. auf Blättern von Hieracium silvat. in Schottwien, Lysimachia vulg. Weidlingau. — punctiformis Pers. auf Blättern von Rihes ruh. Schottwien. — sanguinea Sibth. auf Weinreben in Wiener Gärten. — cinnabarina Tode, auf diversen Bäumen. Wien, Grinzing. — conigena Duby. auf Pinus-Zapfen, Schottwien. — macrostoma Tode, auf Cornus sang. Aesten. Schottwien. — disciformis Hffm. auf Aesten diverser Bäume. „ Erysibe depressa Link, a Bardanae auf Lappa „ — bicornis „ auf Acer Pseudopl. „ Aethalium septicum Fries a flavum auf moderndem Aesculus-SiSimm in Wiener Gärten. Arcyria umbrina Schum. auf morschem Holze einer Hütte zur Wasser- leitung in Schottwien. Stemonitis ferruginea Ehrh. auf morschem ^escw/ws-Holze in Wiener Hausgärten. Didymium herbar um Fries, auf an der Erde liegenden Zweigen von Corylus An. in Wäldern bei Schottwien. Polysaccum tuberosum Fries, in Wäldern um Schottwien. Geaster rufescens Fries. ) . ^iir u c i.«*t • « ' } m Waldern um Schottwien. — mamosus „ ) Thelebolus Sudans „ auf an der Erde liegenden Zweigen in Wäl- dern gegen Breitenstein. Tremella foliosa Pers. auf abgefallenen Aestchen in Wäldern bei Schottwien. Ciavaria aurea Seh ff. ) — palmata L. J in Wäldern gegen Semmering. — cinerea Bull. ) Peziza striata Nees. ) auf an der Erde liegenden Aesten, Schott- — fructigena Bull, j wien. — epiphylla Pers. auf faulendem Laube bei Boleros. — hemispkaerica Hffm. in Wäldern bei lüamm. — venosa Pers. in „ im Atlitzgraben. Helüella elastica Bull. in „ bei Schottwien. Thelephora lactea Fries. ) o ■ , t^ i, • • wt- ^ — stabularis emer morschen Dachrmne m Wien. — calcea Pers. bei Grinzing. — isabellina Fries, auf an der Erde liegenden Aesten, Schottwien. — cinerea Pers. auf Baumstumpfen, Atlitzgraben. — coralloides Fries, bei Grinzing. — cinnamomea Pers. auf morschem Buchenholze, Pressbaum. — ci'ustacea Schum. bei Grinzing. — terrestris Ehrh. im kurzen Grase bei Klamm. Odontia Barha Jovis Fries. ) auf Bergwerkshölzern in den Gyps- Grandinia crustosa „ ) gruben bei Schottwien. Hydnum rufescens Pers. Wälder um Schottwien. — aurantiacum Alb et Seh. Wälder gegen Semmering. 75 'Hydnmn compachim Pers. Walder gegen Seininering. — :jonatum Bull. „ bei Wartenstein. — cyathiforme ., „ bei Schüttwien. — laerigatuin Sw. „ am Semmering. — spadiceum Pers. „ bei Wartenstein. Trametes suaceolens Fries, an einer Weide, Gostritzgraben. Pohjporus ferrugineus „ I an sehr alten Spalierhölzern in Haus- — Radula „ ) gärten, Wien. — velntinus „ im Atlitzgraben. — radiatus „ Walder bei Wartenstein. — rufopaUidus Trog. „ gegen Boleros. — pinicola Wallr. auf gefälltem Holze Atlitzgraben. — ahitaceus Fries, auf Holz im Gostritzgraben. — alhidus „ in Wäldern bei Schottwien. — fulcus „ auf alten Rosenstöcken in Gärten, Wien. — salicimis „ auf Weiden, Schottwien, — Schweinigii ^ Wälder oberhalb Klamm. Boletus Uvidtis Bull. 1 c u »» • , ,. yr, , - um Schottwien. — giuhnosus Ivbh. ) " — badins Fries. „ am Göstritz, — elegans „ zwischen Moos am Semmering. Lenzites abiet'ma Fries , , , auf Holz um Schottwien. traoea „ ) Rnpiila fnrcata Pers. ) j,^ ^^^^^^ j^^. — (ragilis „ ) " Panus Saisotiii in Wäldern bei Grinzing und Schottwien. Rlujmoris panoides Rbh. „ bei „ Agaricus ßbrillosus Pers. „ am Semmering. — obtusatus „ „ bei Schottwien. — Silocens -n n rs — applanotns „ „ am Göstritz. — centuncnlus Fries. „ bei Schottwien. — pediades „ Hohlweg bei Klamm. — lateritius „ (nicht Batsch.) Wälder bei Schottwien. — badipus Pers. „ bei „ — janthimis Fries. Wälder bei Schottwien. — picreus Pers. auf morschem Holzstrunk bei Wartenstein. — flamdus Seh ff. bei Klamm. — corrugis Pers. im Grase um Schottwien. — repandus Bull, in Wäldern bei „ — spectabilis Fries, in einem morschen Baume bei Klamm. — castaneus Bull | nr \a c ^ „: . — Chalybaens Pers. 1 "^'^^'^ "'»"^ Semmenng. — decoloratus Fries. „ am „ — griseo-rubellus Lasch. „ um Schottwien. - pulrinatvs Pers. „ um „ — cochleahis „ auf Holz am Semmering. — plexipes Fries. Wälder bei Schott wien. 76 Agaricus atratus Fries. Wälder am Seinmering-. — capillaris Scluim. '■ — gracillimus Weim. — alcalinus Fries. ) Wälder bei Scholtwien. — rosellus „ — plancus y, — tnberosus Bull, auf verwesenden Pilzen in Wäldern bei Schottwien. — lancipes Fries. i — laccatus Scop. Wälder bei Schottwien. — astragalinns Yries. \ — bellus Pers. „ am Semmering. — angustissimus Lasch. ) — decastes Fries. | „ bei Schott witn — fumosiis Pers. ) — nebularis Batsch. Hausgärten in Wien. — luscinus Fries, im Atlitzgraben. — clavipes Pers. am Semmering. — zonarius Bull, j — carneus „ Wälder bei Schottwien. — jomaes „ ( — htridus Seh ff. ) — vaccinus Pers. am Gostritz. „ , " am Semmermg. — flavobrunneus „ ) ® — ustalis Fries. — strobilinus Pers. — melaleiicus „ — murinus Batsch. — tnurinaceus Bull. Wälder bei Schottwien. — Chlorophanus Fries. „ am Semmering. — ovinus Bull. ] — fncatus Fries. f c i ♦. • ' . Dil, ,, um Schottwien. — straimneus nhh. / " — vernus Fries. 1 Wien, im Jänner 1871. Zur Flora von Karlstadt. Von Ludwig Rossi. Bekanntlich hat der verstorbene Prof. Josef Sapetza in dem Programme der k. k. Ober -Realschule zu Rakovac vom Jahre 1867 ein Verzeichniss der in der Umgegend von Karlstadt vorkommenden Pflanzen veröffentlicht. In dem Vorworte des Verzeichnisses sagt er: „Ich hatte nun ursprünglich allerdings die Absicht, zur Veröffentlichung meiner Beobachtungen erst nach einer Reihe von Jahren zu schreiten, um dann sogleich etwas vollständiges bieten zu können. Eine Krank- am 77 holt, an welcher icli fast 6 Monate darniederlag-, erinnerte mich jedoch daran, dass die Parzen oft die Plane der Sterblichen durchkreuzen und den Lehensfaden zerschneiden, bevor wir unser Ziel erreichen, unsere Pläne ausführen konnten. Ich habe mich deshalb entschlossen, das Verzeichniss der von mir in jedem Jahre gesammelten Pflanzen sofort zu veröffentlichen, um wenigstens den Trost zu geniessen, Zeit und Mühe nicht umsonst angewendet zu haben." Da er von scliwacher und kranklicher Natur war und ausserdem sich viel anstrengte, musste er jederzeit bereit sein, dass ihn der Tod bald dahinraffen werde, und diess war der eigentliche Grund, warum er so früh zur Veröffentlichung seines Verzeichnisses geschritten ist. Hätte er diess nur auf ein Jahr hinausgeschoben, so hätten wir keine, wenn auch so unvollständige Flora von Karlstadt, und daher gebührt ihm alles Lob und volle Anerkennung für seine floristischen Vor- arbeiten. In demselben Vorworte bedauert er, dass, wegen neuerdings eingetretener Krankheit die Flora des Hochsommers schwach ver- treten sei, ,,ein Mangel, welchen bei hergestellter Gesundheit die nächsten Jahre beseitigen werden," wie er sich ausdrückte. Aber leider, der Mensch denkt, Gott aber lenkt, heisst das Sprichwort, und so traf ihn auch das bittere Loos. Den Abschluss des künftigen Jahres 1868 konnte er nicht erwarten, denn den 12. Juni 1868 endete der Tod sein wissenschaftliches Leben, und sein sehnlichster Wunsch — die Vervollständigung des Verzeichnisses — fiel dadurch in den Abgrund. Was ihm nicht glückte, ist Anderen vorbehalten geblieben seine Mängel zu verbessern und zu vervollkommnen, unter denen ich auch Einiges, insbesondere aus der Flora des Hochsommers, beitragen zu können im Stande bin, da es mir durch zwei Jahre nach Veröffentli- chung des Verzeichnisses gegönnt wurde die Ferien in Karlstadt zu- bringen zu können. In den Monaten August und September der Jahre 1867 und 1868 benützte ich die mir übriggebliebene Zeit zu botanischen Zwecken und botanisirte meistens in der Gegend von Rakovac, so dass ich einen Nachtrag von nahezu 30 Arten veröffent- lichen kann. Die Blüthezeit der unten angegebenen Pflanzen fällt in die zwei vorerwähnten Monate. Schliesslich bin ich dem Herrn Dr. Schlosser in Agram, der mir einige ihm übersandte Pflanzen be- reitwilligst bestimmte, zum grössten Dank verpflichtet. Bei einem Ausfluge wurde auf dem rechten Ufer der Kulpa in der Nähe von Vodostaj Chrysanthemum corymhosnm L. und im Fluss- bette im Sande wachsend Cyperus flarescens L., C. fuscus L. und PoJycarpon tetraphyllum L. gesammelt. Cypenis flavescens L. beob- achtete ich ausserdem auf den sumpfigen Wiesen vor dem Walde Luscic. Stachys rwcensis L. , Hieraciiim sobaudum ■ L. , Tragopogon major Jcq. . Euphorbia Peplis L. , Heliotropium europaeum L., Le- ontodon aufiimnale L. wuchern auf Aeckern und Wegen in der Nähe von Rakovac. Hinter dem Walde Luscic unter Gebüsch und auf sonnigen Häkeln wachsen : Verbascitm phoeniceum L. , Centavrea amara L., Solidago tirga aurea var. alpesfris W. K. , Erigeron 78 serotinns Whl., Linum aureum WK., Hypericum ScÄ/ossen" Heuffl. und ScuteUaria galericulata L. Die letztgenannte Pflanze habe ioJi auch in Maljevac, einem Orte in dem k. k. Sluiner Regimente, an der türkischen Grenze, sehr häufig an Gartenzäunen gefunden. Potamogeton crispus L., der sich in Gesellschaft mit P. per- foliatns L. aber etwas seltener vorfindet, habe ich aus der Korana bei der Schwimmschule herausgefischt. — In einem trockenen Graben längs der Strasse von Rakovac nach Luscie fand ich Sagina apetala L. und Polycnemum ai'vense L. beide aber sehr selten. Inula ger- manica L. , Se7iecio riscosus L. und Polygomim Persicaria L. bewohnen die dortigen Wassergräben. Dagegen wird P. Fagopyrum L., obwohl in kleinem Masse, kultivirt. — Cirsium arvense Scop. var. vestitum ist sehr häufig unter' dem Mais zu finden und eine der seltensten Pflanzen der hiesigen Flora ist Linum perenne L. Ich fand sie nur in wenigen Exemplaren auf dem „Richel" in Rakovac. Hiemit wiire meine nachträgliche Aufzählung der Hochsommer- flora erschöpft, und es wäre sehr Avünschenswerth, wenn sich Jemand finden möchte, der auch die übrigen Jahreszeiten hindurch die Gegend eingehender durchforschen könnte. Fiume, am 23. Janner 1871. Szobolist in Ungarn, am 21. Februar 1871. Limodorum abortimm Sw., diese seltene Orchidee wurde in einem Walde nahe bei Szobolist von drei Damen, den Baronessen Neustädter, welche sich für die Botanik lebhaft interessiren, im verflossenen Sommer aufgefunden. Ich selbst fand auf dem mir bezeich- neten Standorte mehrere Exemplare in schönster Blüthe. Ueberhaupt ist die Umgebung meines Wohnortes reich an schönen und interes- santen Pflanzen, namentlich das nahe Weingebirge. Da wachsen unter anderen Daphne Mezereum, Asarum europaeum, Aristolochia Clema- titis, Valeriana officinalis , Aster Amellus, Inula ensifolia, Vinceto- xicum officinale Mönch., Galeobdolon luteum Huds. etc. Der bewal- dete Ofcinetz bietet: Symphytum tuberosum, Verbascum nigrum, V. Blattaria, Digitalis ambigua Murr., Pyrola rotundifolia , Hacquelia Epipactis D C. (schon im März), Anemone sil-Destris, Aquilegia vul- garis, Corydalis cava Schw., C. solida Sw., Listera ovata R. Br., Neottia Nidus avis, Cephalanthera pallens Rieh., Plantanlhera bi- folia Reh., Convallaria majalis, Blajanthemum bifolium Dec, Paris quadrifolia, Lilium Martagon. Auf dem Havran blühen Orchis mili- taris, 0. Morio, 0. pallens, Epipactis latifolia Sw. Karl von Branik. Pest, am 13. März 1871. Die türkische Reise wird Mitte oder Ende April angetreten werden. — Ich wollte noch eher eine weitere Folge meiner Adno- 79 tationes in plantas europacas fertig machen, niuss es aber aufschieben. Aucii Ergebnisse meiner 1868, 1869 und 1870 Reisen habe ich noch nicht vollends niedergeschrieben. Auch für Siebenbürgen habe ich noch manches Neue aufzudecken. — Mein Freund Prof. Kerner spricht in einer Korrespondenz pag. 186 — 7 des vorigen Jahrganges von einer Lttznla Sieberi Rchb. sagt aber kein Wort dabei, wo und wann eine solche Art beschrieben Avard. Auch ich habe von Kerner Exem- plare erhalten. Von L. maxima DC. mochte ich sie allerdings für verschieden halten; das sonderbarste aber ist, dass die Tiroler Pflanze in gar nichts verschieden ist von einer Art, die bisher blos als Eigenthümlichkeit Siziliens galt, nämlich gar nicht verschieden von: Ltiznla sicula Pariatore in «nuove generi e nuove specie di plante monocotyledoni" (1854) pag. 59—60, „Flora italica" vol. II. p. 303— 304, von welcher Spezies ich ebenfalls Originalexemplare besitze. — Ich habe jetzt einige Tage die Gattung Nasturtium (mit Roripa) vor- genommen; aber es ist ein verdammt kritisches Genus! Janka. Raho in Ungarn, am 12. Älärz 1871. Da das Huszter k. Doinainen-Verwaltungs-Amt eingegangen ist, so wurde ich in meiner bisherigen Eigenschaft, nämlich als Ein- nehmer des Rahoer ung. k. Forst- und Domainen-Amtes übersetzt. — Eine Gegend unter den Alpen, wo ich mich dem Lieblingsstudium Botanik mehr als zu Huszt widmen kann. Ludwig Vägner. Kirchheim u. T., Würtemberg März 1871. Gegen frankirte Einsendung des Betrages können folgende Pflan- zensammlungen von mir bezogen werden, deren Preise in Gulden und Kreuzern rheinisch und in Thalern und Silbergroschen preuss. Kourant angegeben sind: — Blytt, Lange aliorumque pl. Scandinaviae. Sp. 40 — • 270. fl. 1.36—13.30, Thlr. 0.28—8.3. — Kühlewein, Herder, Besser aliorumque pl. Rossiae europaeae, praesert. borealis. Sp. 30 — 575. fl. 3.36—68.50, Thlr. 2.3—40.8. — Don Pedro del Campo pl. Hispaniae pr. Granatam et in Sierra Nevada collect. Sp. 70—88. fl. 8.24 — 10.34, Thlr. 4.27—6.5. — Bourgeau aliorumque pl. Hispaniae. Sp. 25 — 55. fl. 2.30 — 5.30, Th. 1.13—3.5. — Bordere pl. m. Pyrenaeorum altior. Sp. 25—200. fl. 2.30—20.0, Thlr. 1.13—11.14. — Endress pl. m. Pyrenaeorum central. Sp. 285. fl. 19.57, Thlr. 11.12. — Huet du Pavillon pl. m. Pyrenaeorum or. et centr. et Pedemontii. Sp. 200 — 220. fl. 23.20—25.54 Thlr. 13.10—14.24. Cauvet pl. Tolosanae et m. Pyrenaeorum vicinorum. Sp. 410. fl. 28.42, Thlr. 16.14. — Jordan, Kralik, Grenier aliorumque pl. Galliae, impr. australis. Sp. 20 — 1800. fl. 1.12—108.0, Thlr. 0.21—61.24. — Billot Flora Galliae et Germa- niae exsiccata. Sp. 1175. fl. 41.0, Thlr. 23—15. — Fachini, Haus- mann alior. plantae alpium Tirolens. Styriae. Sp. 50 — 960. fl. 3.30 — 67.12, Thlr. 2.0—38.12. — Janka, Heuff'el alior. pl. rariores Hunga- riae, Transsilvaniae, Croat,, Slavon. Sp. 20—525. fl. 1.24—36.45, Thlr. 0.24—21.0 — Tommasini, Petter, Noe alior. pl. Dalmatiae, Istriae, Carinthiae, Carnioliae. S. 50—635. fl. 3.30-44.27, Thlr. 2.0—25.0. - 80 PI. mont. Cenisii et m. Simploii. Sp. 100. fl. 7, Thlr. 4. — Cesati, Caruel, Savi pl. Italiae borealis. Sect. I— IX. Sp. 50—300. fl. 5.0— 30.0, Thlr. 2.26 — 17.6. — Rabenhorst alior. pl. Italiae praes. australis et mediae. Sp. 25—250. fl. 2.30—25.0, Thlr. 1.13—14.10. — HueX du Pavillon pl. Siciliao, Calabriae, mont. Abriüior. Sp. 217 — 551. "fl. 25.19—64.17, Thlr. 14.14.-36.22. — Todaro Flora sicula exsic- - cata Sp. 1200. fl. 112, Tlilr. 64.0. — Bbissier, Heldreich alior. pl. ^Graeciae. Sp. 20—96. fl. 2.24,-11.31, Thlr. 1.12—6.22. - Orpha- • nides Flora graeca exsiccata. Cent. I— III. fl. 57.48, Thlr. 33.0 — ""Spruner Fraas pl. Graeciae. Sp. 312. fl. 31.12, Thlr. 17.27. — Sie- ber pl. ins. Cretae. Sp. 150. fl. 22.30, Thlr. 12.25. — Huet du P. aliorumque pl. orientales. (Graeciae, Asiae min., Cretae) Sp. 101. fl. 18.51, Thlr. 10.23. — Buchhandlungen, die Bestellungen zu ver- mitteln die Güte haben, werden höflichst ersucht, sich Kosten für Trans- port und Geldzusendung, sowie Provision von den Abnehmern ver- güten zu lassen. Briefe und Geldsend, erbittet man sich frankirt. Dr. R. F. Hohenacker. Breslau, am 6. März 187t. Die Behauptung Prof. Kerner's, dass der Bastart zwischen Inula hirta und /. salicina, den er als /. spuria bezeichnet, noch nicht beschrieben sei, ist nicht richtig. Ich bitte Herrn Kerner, die Seite 1365 des dritten Bandes der Flora von Baden vergleichen zu woUen, wo Doli die Pflanze ausführlich (als /. rigidci) beschreibt. Auch Klinggräff und Bit sc hl erwähnen bereits dieses Bastartes aus W.-Preussen und Posen, und ich selbst habe ihn in einem der früheren Jahrgänge der bot. Zeitschrift aus Schlesien bekannt ge- macht. Er scheint überhaupt weit verbreitet, denn ich habe ihn auch aus Baiern von Schmiebus und aus Thüringen (Ekartsberg von Fritze) mehrfach gesehen. Uebrigens ist er oft sehr schwer, von der in östlichen Ländern nicht seltenen, bekleideten Varietät der Inula salicina, die C. A. Meyer (in den Beiträgen zur Pflanzenkunde des russ. Reiches, 5 Lieferung. Florula provinc. Wiatka) als /. salicina ß subhirta bezeichnete, zu unterscheiden, die letztere auch in Schlesien vorkommt, (Schieganer Berg, Sakraner Berg bei Gogolin, an letzterem Standorte ohne /. hirta). Ich hätte Ihnen schon früher einmal einen Aufsatz über diese Pflanze gesandt, aber meine langjährige Krankheit, die nun etwas nachzulassen anfängt, hat mich daran verhindert. — Dass Potentilla collina, Asplenium germanicum, Corydalis pumila etc. „constant gewordene" Bastarte sind, wie Herr Prof. Kern er will, ist eine Ansicht, deren Richtigkeit mit mir gewiss viele bezweifeln werden ! Das Veilchen aus dem Rabengebirge bei Liebek an der schlo- sisch-böhmischen Grenze, welches ich ehedem als V. sciaphila bekannt gemacht habe, halte ich jetzt, nach wiederholter genauer Prüfung, nachdem ich gute Kapselexemplare gesehen, für eine eigene Art, die ich (nach dem Substrat) als V. porphyrea bezeichne. Sie hält die Mitte zwischen V. sciaphila und V. collina; von ersterer, der sie in 81 der Tracht sehr nahe kommt, ist sie hauptsächlich durch die kugeligen, kurzhaarigen Kapseln verschieden, von letzterer weicht sie durch die Blüthenfarbe, die schon in der Jugend ganz kahlen, im Alter sehr derben, pergamentartigen, nur am Rande schwach gewimperten Blätter, durch die schvvacii kurzhaarigen, nicht rückwärts zottigen Blattstiele etc. ab. Die sehr wohlriechenden Frühlingsblumen dieser Art scheinen sämmtlich unfruchtbar, denn ich habe Ende April 186 '2, als ich, um jugendliche Kapseln dieser Pflanze zu holen, einen Ausflug in's Raben- gebirge machte, nicht eine einzige angetroifen, obscTion dieselbe reichlich geblüht hatte. Die ausführUche Beschreibung werde ich spä- ter geben. R. von LI echt ritz. — - -x>{~ — XXV. Jahresbericht des botanischen Tan$ch\ereiues in ^ien, im Jahre 1870. Bis zum Schlüsse des Jahres 1870 sind 466 Botaniker mit der Anstalt in Verbindung getreten. Von diesen haben sich im Laufe des Jahres 30 mittelst Einsendungen an derselben betheiligt und es wur- den im Ganzen von ihnen über 13.000 Ptlanzen-Exemplare eingelie- fert. Insbesondere haben die Herren: Andorfer, Josef, Mag. Pharm, in Langenlois. — Eingesendet 240 Expl. aus der Flora von Niederösterreich. Andree, Ad., Apotheker in Münder in Hannover. — Eing. 204 Expl. aus der Fl. v. Hannover und des Riesengebirges. Basson, J. H., in St. Etienne in Frankreich. — Eing. 267 Expl. aus der Flora von Frankreich. Boller, Adolf V., in Krems. — Eing. 147 Expl. aus der Flora von Niederösterreich. Csato, Johann v., Gutsbesitzer in Koncza in Siebenbürgen. — Eing. 306 Expl. aus der Fl. von Siebenbürgen. Doms, F. A., Seminarlehrer in Bartin in Preussen. — Eing. 7 1 0 Expl. aus der Flora von Hinterpommern. Falck, Dr. A., in Lund in Schweden. — Eing. 420 Expl. aus der Fl. von Schweden und Siebenbürgen. Halacsy, Dr. Eugen v., prakt. Arzt in Wien. — Eing. 138 Expl. aus der Fl. von Niederösterreich. Hans, Wilhelm, in Herrnhut in Sachsen. — Eing. 200 Expl. aus der Fl. von Amerika. Haussknecht, C, Professor in Weimar. — Eing. 312 Expl. aus der Fl. von Weimar und der Schweiz. Haynald, Dr. Ludwig, Erzbischof von Kalocsa. — Eing. 262 Expl. aus der Fl. des Banats. Holuby, J. L., Pfarrer in Ns. Podhragy in Ungarn. — Eing. 560 Expl. aus der Fl. von Ungarn. Janka, Viktor v., k. k. Oberlieutenant und Kustos am Nationalmuseum in Pest. — Eing. 238 Expl. aus der Fl. von Siebenbürgen. Oesterr. botai. Zeitjchrift. 4 Heft. 1871. " 82 Krenberg^er, J., Weltpriester in Raabs. — Eing. 652 Expl. aus der Fl. von Niederösterreich, Steiermark und Kärnthen. Kristof, Lorenz, Assistent am botan. Garten in Wien. — Eing. 911 Expl. aus der Fl. von Kärnthen. Lagg^er, Dr. Franz, in Freiburg. — Eing. 515 Expl. aus der Fl. der Schweiz. Leresche, Louis, in Rolle in der Schv\^eiz. — Eing. 235 Expl. aus der Fl. von Frankreich, Spanien und der Schweiz. Matz, Maximilian , Pfarrer in Höbesbrunn. — Eing. 255 Expl. aus der Fl. von Niederösterreich. , Mayer, A. C. Güterinspektor in Leitmeritz. — Eing. 137 Expl. aus der Fl. von Böhmen. Niessl, Gustav von, Professor in Brunn. — Eing. 207 Expl. aus der Fl. von Mähren, Steiermark und Istrien. Oertel, A., in Nauheim, — Eing. 400 Expl. aus der Fl. der Wet- terau und von Spanien. Fatze, C. A., in Königsberg. — Eing. 150 Expl. aus der Fl. von Ostpreussen. Flosel, J., in Falkenberg in Schlesien. — Eing. 319 Expl. aus der Fl. von Schlesien. Prichoda, Moritz, Beamter in Wien. — Eing. 100 Expl. aus der Fl. von Niederösterreich. Rauscher, Dr. Robert, k. k. Finanzrath in Linz. — Eing. 120 Expl. aus der Fl. von Niederösterreich. Strobl, P. Gabriel, Benediktiner in Admont. — Eing. 507 Expl. aus der Fl. von Steiermark. Tauscher, Dr. Julius, prakt. Arzt in Ercsin. — Eing. 1561 Expl. aus der Fl. von Ungarn. Thüxuen, Freiherr v., in Krems. — Eing. 1006 Expl. aus versshie- denen Floren. Tommasini, Mutius Ritter v., k. k. Hofrath in Triest. — Eing. 876 Expl. aus der Fl. von Istrien. Winter, Georg, in Leipzig. — Eing. 413 Expl. aus der Fl. von Baiern. XXIV. Continuatio E l e n c h i duplicatorum. Avena compressa He uff. Biscutella intricata Jord. Centaurea arenaria M. B. Crataegus intermedia Schur. Cytisus australis Kern. Hihiscus ternatus Cav. Hieracium gothicum Fr. Melica Magnolii Gr. G d r. Melissa Pulegium Roch. Nardurus Lachenalii Godr. Potentilla argentata Jord, Rubus dumetorum N. W. — nemorosus Hayn. Senecio adonidifolius L 0 i s. Sesleria fdifolia Hopp. Algae. Cystoseira barbata. Liagora versicolor. Sargassum Boryanum. Viva latissima. 83 Masci. Anoectangium compactum. Grimmia elatior. — elongata. — funalis. — unicolor. Hypnum alpestre. — Bamhergeri. — ochraceum. — pratense. Leakea nervosa. Mnium affine. — hymeno phylloides. — hymenophyllum. — orthorrhynchum. — subglobosum. Myurella apiculata. 0 rthotheci um chryf 84 sind sämmtliche Stationen nach dem Unterschied der Blütliezeit gegen Wien geordnet. Alle Stationen zusammen reprasentiren eine lange Reihe von Abstufungen der Blütliezeit zwischen den äussersten Grenzen von -\- 66 und — 53 Tagen, also eine Verschiedenheit von nicht weniger als 119 Tagen. Für jede Gruppe wurde sodann die mittlere geographische Breite und Länge, so wie die Seehöhe gerechnet einer- seits für die amerikanischen, andererseits für die europräsclien Sta- tionen. Aus der Vergleiclumg dieser beiden Mittelwerthe in jeder Gruppe ergibt sich für alle amerikanischen Stationen bei gleicher Blüthezeit eine um 5 — 10'' südlichere Breite als bei den europaischen Stationen, ja in ein paar Gruppen steigt dieser Unterschied sogar auf 13 — 14^. Die Höhenlage der Stationen ist hierauf bei Weitem nicht von dem Einflüsse als man erwarten sollte, indem bei Höhenunter- schieden von -|- 100 bis — 500 Meter die BreitendilFerenz innerhalb ziemlich enger Grenzen dieselbe bleibt. Die erwähnte Breitendifferenz ist bei den im Inneren von Nord-Amerika gelegenen Stationen kaum verschieden von jener an den Stationen in den Ländern der Ostküsle Nord-Amerikas. Demnach stellt sich ganz entschieden ein Einfluss des Seeklimas heraus. Vergleicht man nämlich die Stationen in den Küsten- ländern von Europa mit den amerikanischen, so erhält man Broiten- difFerenzen von — 8 bis — ii^, in den verschiedenen Gruppen, wäh- rend eine Vergleiclumg ohne diese Sonderung nur — 5 — 10*' ergab. — In einer Sitzung der schlesisclien Gesellschaft für vaterländische Kultur am 27. Oktober iiielt Prof. Dr. Göppert einen Vortrag über Einwirkung der Kälte auf die Pflanze. 1. Bei anhaltender Temperatur unter Null gefrieren nach und nach alle im Freien befind- liche Gewächsen früher oder später je nach Umfang der Masse oder weniger flüssigem Inhalt der Zellen, parenchymatöse Zellen daher früher als Gefässe und Holzzellen, krautartige Stengel und Blatter oft unter auffallenden Bewegungserscheinungen. Das Protoplasma kommt dabei besonders in Betracht, wie die Versuche von Nägeli und Sachs erwiesen. Die Wandungen der Zellen und Gef.isse selbst werden dabei ebensowenig wie nach dem Aufthauen zerrissen, selbst nicht bei den durch Frost getödteten Gewächsen , bei denen sie nur er- schlafft und für den wtlirend des Lebens der Pflanze so selbstständig agirenden DifFusionsprozess nicht mehr befähigt erscheinen. Daher unter anderen auch das freiwillige Austreten des Wassers auf der Oberflciche erfrorener Gewächse. Der Chemismus übt nun überall seine Wirkung aus; Cellulose und Chlorophyll werden zersetzt; -daher die Brciunung und endlich Schwärzung der Blätter, Anfang der Humill- kation. Letztere Veränderung tritt auch ein in den Markstrahlcnzellen der Stämme, welche bei höheren Kältegraden wegen ungleicher Zu- sammenziehung der Holzlagen in ihrer Drehungsrichtung oft bis über den Markcylinder hinaus gespalten werden. In Folge der Avagerechten fächerförmigen Verbreitung der Markstrahlen entstehen anfänglich oft eigenthümlich gestaltete Figuren im Inneren der Strinme, später auch, da Risse nie verwachsen, sondern nur äusserlicb überwallt werden, Zersetzung der Holzfasern und Gefässe, und Umwandlung in wahren 85 Hunuis, weswegen ich den ganzen durch tikltende Einwirkung- des Frostes veranlasste Veränderung der Pflanze von jener Briiunung- der Blatter an bis zu diesem eben g-eschilderten letzten Ausgange als Humificationsprozess auffasse und als solchen bezeichne. Dass auch alle anderen organischen Bestandtheile des Zelleninhaltes hierbei Veriinderungen erleiden, wie z. B. Amylum bei erfrorenen Kartoffeln in Zucker verwandelt wird, gilt als selbstverständlich. 2. Die ver- schiedene Empfänglichkeit der Gewächse für den nachtheiligen Ein- fluss der Kiilte beherrscht lediglich die Individualität, für die uns freilich jede Erklärung fehlt, daher allein nur die Wirkung verschie- dener Grade des Frostes, die sich für einzelne Pflanzen durch Ver- suche und Erfahrungen sogar feststellen lässt. Eine Art Gewöhnung an absolut höhere Grade findet sicher nicht statt, wie wir auch niemals Pflanzen, die in ihrem Vaterlande keinen Frost erfahren, bei uns an die Ertragung desselben gewöhnen oder sie im wahren Sinne des Wortes akklimatisiren können, worauf man bei unseren diesfalsigen Versuchen nur zu oft keine Rücksicht nimmt. Blätter und Stengel der Georgine erfrieren stets bei — 1 bis — 2'^, obschon sie schon seit fast 60 Jahren unsere Gärten zieren; ebenso die aus Indien stammenden Bohnen stets noch in Ober-Ilalien, obschon sie dort schon seit dem Anfange unserer Zeitrechnung und wohl noch darüber hinaus dort kullivirt werden. Nur von einer Akkommodation der zeitlichen Tem- peraturverhältnisse der Heimatli an die unsrigen darf man sich Erfolge versprechen. Welche Schwierigkeiten sich hier aber auch entgegen- stellen, davon liefert die gewöhnliche weisse, aus Süd-Pensylvanien stammende Akazie (Robinia Pseudacacia) einen Beweis, welche dort bei späterem Frühjahr und Winter als bei uns vegetirt. Sie schbigt deswegen bei uns auch trotz vorangegangener Frühlingswärme später aus als unsere Laubbäume, vegetirt aber auch länger als diese und verliert nur erst dm'ch Frost ihre Blätter, bevor sie ihren Vegeta- tionscyclus beendigt hat. In Folge dessen erfriert sie häufig, Avährend sie in ihrem Vaterlande stets höhere Grade ohne Nachtheil ertrügt. Man kann also aucli von diesem bei uns nun schon seit fast 200 Jahren in Deutschland kultivirten Baume nicht sagen, dass er voll- ständig akklimatisirt sei. 3. Es gibt viele Gelegenheitsursachen, welche auf die Empfänglichkeit der Pflanzen für Kälte von Einflues sind, wie a) verschiedener Feuchtigkeitsgehalt, b) Winde, c) Abwech- selung von Kälte und Wärme, d) Höhe der Kältegrade, und e) Standort-Verhältnisse, a) Verschiedene Beobachtungen über die besonders in Betracht koiiunende Einwirkung der Frühlingsfröste bei unseren Nutzbäumen wurden angeführt, von krautartigen, also -wasserreichsten Gewächsen bemerkt, dass es in der deutschen Flora nur 2 Pflanzen gibt, die in gewöhnlichen nicht über 20" kalten Wintern mit ihren krautartigen Stengeln über Boden und Schnee sich erhalten, nämlich Hellebonis foetidus und Brassica oleracea, der gemeine Kohl, vielleicht auch der Seekohl ((^rambe maritima), b) Winde schaden notorisch durch Herbeiführung kälterer Lufl, aber auch, wie weniger bekannt, durch Austrocknung, Verdunstung des Eises oder der 86 gefrorenen Zellenflüs sigkeit, die natürlich bei dem erstarrten Zustande aller Safte nicht ersetzt werden kann, c) Oefterer Wechsel von Frost und Wärme (Gefrieren und Aufthauen) wirken endlich tödt- lich. Wenig empfindliche Pflanzen, wie Lamium purpureum, Senecio vulgaris etc. ertrugen 5 — 6mal schnellen Wechsel von Gefrieren (bei — 4") und Aufthauen, aber nicht öfter, d) Die Grade der Kälte, welche die Vegetation zu ertragen vermag, wurden bisher noch nicht gehörig festgestellt wegen Nichtberücksichtigimg modifizirender Mo- mente. Middendorff schätzt sie für das Taimyrland auf 40— ÖO** R., die höchste wirklich gemessene, so viel mir bekannt, von Robert Kane unter 78-37^ n. Br. — 43-50 R. und MXlure gar — 470R. Ueber diesen Breitegrad hinaus fand Kane sogar bis zum 82.*^ noch üppige Vege- tation, freilich nur krautartiger Gewächse. Die Baum- und Waldgrenze liegt in viel niedrigeren Breiten, der nördlichste Wald der Erde aus der sibirischen (Larix Sibirica Ledeb). Lerche in Sibirien im Taimyrlande unter 72 V2 n. Br., in Europa im 70.^, in Nordamerika zwischen 68 — 69°. Nur die auf den über den Schnee hervorragenden Stämmen der Biiume der Baumgrenze vegetirenden Kryptogamen, einige Arten von Pilzen , Laub- und Leber-Moosen , dagegen eine grössere Zahl von Flechten, an 68 Arten, und die Blätter der Koni- feren haben die ganze Strenge jener winterlichen Temperatur zu er- fahren, ni'ht aber der unlere Theil der Stämme mit ihren im Boden haftenden Wurzeln. Diese befinden sich unter dem Schutze der Schnee- decke, der für die Erhaltung der Vegetation in jenen hohen Breiten nicht hoch genug anzuschlagen ist. R. Kane fand unter 78** 50' n. Br. bei 27"^ Temperatur im Schnee in einer Tiefe von 2 Fuss — \7^, in 4 Fuss Tiefe — 13"3<', und von 8 Fuss gar nur — 2-6"; im Boden war sie wahrscheinlich nur — 1**. Die ersten zusammenhängenden Beob- achtungen über Temperatur des Schnees habe ich in dem kältesten Winter unseres Jahrhunderts, 1829/30, im hiesigen botanischen Garten angestellt und dergleichen im Februar d. J. wiederholt. Unter der überaus gleichförmig gelagerten Schneedecke von 4 Zoll war die Temperatur erst nacTi 3 der kältesten Tage — 20 bis 21» Temperatur, ~- 5 bis 6«, der Boden in 4 Z. Tiefe 2«, in 12 Z. = 0». Aus allen diesen Beobachtungen geht hervor, dass in jenen hohen Breiten und sicher auch auf unseren Hochalpen die gesammte auf das Wurzelleben beschränkte Vegetation nur einem sehr geringen Kältegrad ausgesetzt ist, denn der bald nach der Beendigung der Vegetation fallende Schnee schützt den Boden vor zu grosser Erkaltung durch Verhinderung der Strahlung , sowie vor dem Eindringen allzu niedriger und abwech- selnder Temperatur. Es dürfte also eben nicht wunderbar erscheinen, wenn selbst unter dem Nordpole noch eine üppige Vege- tation angetroffen würde. In unseren Kulturen befinden sich arktische und Alpenpflanzen bei unbeständigen schneearmen Wintern in einer viel ungünstigeren Lage, und gehen daher auch häufig bei mangelndem Schneeschutze zu Grunde. In praktischer Hinsicht ist zu bemerken, dass Schneebedeckung fast allen anderen Schutz- mitteln vorzuziehen ist. Inzwischen verhindert die Schneedecke 87 nitlit das Gefrieren der Wurzeln. Monate lang, wie ich z. B. 1829/30 beobachtete, (vom 28. November 1829 bis zum 6. Februar 1830), können Wurzeln gefroren sein oder in einem scheintodtartigen Zu- stande so zu sagen verharren , ohne dadurch getödtet zu werden. Wachsthum im Winter erfolgt nur bei anhaltend frostfreier Temperatur und nur in sehr geringem Grade. Das rasche Blühen der Frühlings- pflanzen kommt von der fast vollendeten vorzeitigen Ausbildung ihrer Blüthen im Herbst, der grüne Rasen von der grossen Menge der Winterblätter sehr vieler krautartiger, also immergrüner Gewächse, wie ich bereits im Jahre 1831 zuerst nachgewiesen habe. Nicht bloss die arktische und alpine Flora wie Richardson und Kerner meinen, sondern auch die unsrige ist an solchen Vegetationsverhältnissen, über- reich, wie winterliche Exkursionen lehren. Wahre Winterblumen bei uns, ausser einigen einjiihrigen mehr zufälligen Vorkommens sind nur Beliis perennis und Helleborus niger, die mehrmals im Winter ge- frieren, aufthauen und wieder frieren, ohne Schaden zu leiden, trotzdem oft noch die in der Erde befindlichen Wurzeln gefroren sind. Aus- gleichung der Temperatur erfolgt hier nicht in Folge geringer Leitungs- fähigkeit der vegetabilischen Substanz. Wachsthum der Pflanzen in der Ebene ist abhängig von der Temperatur der Atmosphäre und der im Boden von der Besonnung noch zurückgebliebenen Wärme, auf felsigem Grunde, im Eisboden des arktischen Nordens nur Produkt der Wirkung der Sonne oder Insolation. Merkwürdige Fülle von dem Einfluss der letz- teren beobachtete Middendorff im Taimyrlande , dem nördlichsten Theile Sibiriens: unter anderen bei — 16" m. Temperatur im April über den Schnee hervorragende Spitzen blühender Waiden , deren unterer Theil gefroren war. Ebenfalls, meiner Meinung nach, ist Folge der Insolation die oft bewunderte Existenz der rothen Schneealge (Protococcus nivalis), welche im hohen Norden und auf den Alpen den Schnee roth färbt, die sicher nicht dem raschen Stoffwechsel ihre Existenz verdankt. Sie erfährt nur einen geringen Grad niederer Temperatur; denn im Winter ist sie, wie die übrige Vegetation, mit Schnee bedeckt. Dass es bei einmal gefrorenen Pflanzen nicht darauf ankäme, welchen Kältegrad sie erfahren, wie Nägeli behauptet, wider- legen Beobachtung und Erfahrung, e) Verhältnisse des Standortes von grösster Bedeutung. Nichtberücksichtigung derselben, insbesondere in physikalischer Hinsicht, ist Ursache der in dieser Hinsicht so sehr widersprechenden Erfahrungen, daher nothwendige Korrektion. Literarisches. — „Franz von Mygind, der Freund Jacquin's. Ein Bei- trag zur Geschichte der Botanik von Ludwig Freiherrn von Hohen- bühel-Heufler. Wien 1870. (Sep. Abdr. a. d. V. d. z. b. G. Bd. XX.) Comm. Verlag von C. Gerold's Sohn. 46 Seiten in Gr. Okt. — In Folge einer Anregung von Seite Tommasini's in Triest, dem wohl die Anwesenlieit Mygind's im Küstenlande vor dem J. 1760, nichts Näheres aber über dessen Persönlichkeit bekannt war. unterzog sich 88 der Autor einer Nachforschung über die Lebensverhältnisse des frag- lichen Autors und legte die Ergebnisse derselben in obiger Schrift uieder, wobei er noch feststellt, dass vor Mygind Istrien schon von Zanni- chelli in den Jahren 1722 und 1725 bereist wurde, ferner, dass Dr. Vit. Donati vor 1745 die Küsten von Istrien untersucht hat, endlich dass auch Jos. Agosti vor Mygind im österr. Küstenlande botani- sirte; während Tommasini annahm, dass zwischen Matthioli, der in der ersten Hälfte des 16 Jahrhunderts zuerst der Flora von Görz und Triest gedachte, und Mygind die botanische Durchforschung des Littorales brach lag. Die interessevolle Arbeit Hohenbühel-Heufler's zerfällt in nachfolgende Abschnitte: 1. Mygind in der Literatur; 2. Mygind's Herkunft, Jugend und Wanderjahre; 3. Mygind's Amts- leben; 4. Mygind zu Hause; 5. Mygind in den eigenen Briefen; 6. Mygind in den Briefen Hohenwart's; 7. Mygind in den Briefen Wulfen's; 8. Mygind's Testament und Tod; 9. Mygind's kurze Regesten. Ein Anhang „Wulfen's Bericht über seine auf Kosten Mygind's im August 1778 in die MoUthaler Alpen gemachte natur- historische Reise,'' schliesst die mustergiltige Abhandlung. Wer da weiss, welche Mühe, Ausdauer und Zeit es kostet, um die Quellen für eine solche Arbeit ausfindig und benutzbar zu machen, aber auch Avelcher Literaturkenntniss es bedarf, um sie überhaupt ausfindig machen zu kennen, der wird dem Autor für das Gegebene wohl seine Anerkennung zollen müssen und um so mehr, wenn er beachtet, mit welcher Gründlichkeit die zusammengelesenen Theilchen zu einem anschaulichen Ganzen verbunden worden sind. Berichtigung. In dem Artikel: „Ueber die Campanuta Welandii He uff." von Dr. Celakovsky, haben sich nachfolgende zwei sinnstörende Fehler einge- schlichen: Seite 7, Zeile 9 von oben soll statt „C. Welandii gekerbt," stehen „C. patula gekerbt;" Seite 9, Zeile 13 von unten statt „spezifische Vollstän- digkeit" soll stehen „spezifische Selbstständigkeit." — Ausser diesen soll noch Seite j!8, Zeile %l von oben statt „Heu f." stehen „Knaf." Inserat. In Unterzeichneter erschien soeben und ist durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Die Flora von Oberösterreich. Von Dr. Johann Duftschmidt. Herausgegeben vom oberosterreichischen Museum Francisco-Carolinura. I. Band, 1. Heft. Das Werk erscheint in 2 Bänden ä 10 Lieferungen. Preis jeder Lie- ferung — 80 kr. Oesterr. Währ. Linz, 15. März 1871. Franz Ig^naz Ebenhöch'sche Buchhandlun§^. (M. Qnirein.) Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von C. Gerold's Sohn. Druck und Papier der C. Uoberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). Oesterreicliische Botanisclie Zeitschrift Gemeinnütziges Organ für Die österreichische Exemplare botanische Zeitschrift Rnfflllik Hllll Rnfnilllrar diefrel durch die Poätbe- erschein. DOldlUÜ IIUU OUIrichtlichen Schritten gedroht. Al)er G 1 0 Av a c k i hat auch diese Frist verstreichen lassen und hat es sich nunmehr selbst zuzuschreiben, wenn Avir genöthigt sind, ihn hiermit öffentlich aufzufordern bis zum 15. Mai d. J. eine zufriedenstellende Erklärung über die Deckung der eingegangenen Verpflichtungen abzugeben. 112 Sollte diese nicht erfolgen, so hat er ebenso unbedingt, wie diese VeröfFentlicIiiing eintrat, zu gewärtigen, dass wir unser Recht gegen ihn gerichtlich geltend machen. Berlin, am 5. April 1871. Dr. A. Garcke, Dr. P. Ascherson, Kustos des ksl. Herbariums. Assistent am k2\. Herbarium. Gorrespondenz der Redaktion. Herrn v. U. in B. : „Rlit Danli erhallen. Wiid nach Wunsch gescliehen." Inserat. Aus dem Nachlass des f Hrn. Garteninspektors Hartweg in Schwetzingen ist ein Herbarium zentralamerikanischer, Icolunibischer und kalifotnisclier Pflanzen, von ihm selbst gesamm.elt und geordnet in 2042 Nummern, nach der Reihenfolge des Werkes: Plantas tlartwegianas imprimis mexicanas enumerat novasque describit Georg, ßenlham. Lond. 1840 — 50 nebst einer Anzahl Doubletten zu verkaufen. l)as Handexemplar gedachten Buches mit Notizen des Sammlers kann beigegeben werden. Ferner ein Herbarium cereale aus den 20ger Jahren und eine kleine Sammlung „mousses de la Suisse." Liebhaber wollen sich wenden an dessen Witwe Frau Sophie Hartweg in Karlsruhe, (Karlsstrasse 2'2). Bei Fduard Kummer in Leipzig sind erschienen und durch jede Buch- handlung zur Ansiclit zu beziehen: Babenhorst, Dr. L., Kryptogamen- Flora von Sachsen, der Ober- Lausitz, Thüringen und Nordböhmen, mit Berücksichtigung der benachbarten Länder. Erste Abtheilung. Algen im wcilcsfpii Sinne, Leber- und Laubmoose. Mit über 200 Illustration n , sämmtliche Algengattungen bildlich darstellend. 8. geh. 1863. Preis 3 Thir. 6 Ngr. Zweite Abtheilung. Die Flechten. Ätit zahlreichen Illustrationen, sämmiliche Flechtengattungen bildlich darstellend. 8. geh, 1870. Preis 2 Thlr. Iß Ngr. Babenhorst, Dr. L., Flora Europaea algarum aquae dulcis et sub- marinae. Cum figuris generum omnium xylographice impressis. Sectio I. Algas diatomaceas complectens 8. geh. 1864. Preis 2 Thlr. Sectio II. Al2;as phycochromaceas complectens. 8. geh. 1865. Presis ■■> Thlr. 10 Ngr. Sectio in. Al.L'as chlorophyllophiceas, melanophyceas et rhodophiceas complectens. 8. geh. 1868. Preis 3 Thlr. 10 Ngr. Babenhorst, Dr. L., Beiträge zur näheren Kenntniss und Verbrei- tung der Algen. I. Heft. Mit 7 lithographirten Tafeln, gr. 4. geh. 1863. Preis 1 Thlr. 10 Ngr. IL Heft. Mit 3 lithographirten Tafeln, gr. 4. geh. 1865. Preis 1 Thlr. 20 Ngr. Babenhorst, Dr. L., Die Süsswasser-Diatomaceen (Bacillarien). Für Freunde der Mikroskopie bearbeitet. Mit 10 lithographirten Tafeln. gr. 4. cart. 1853. Preis 2 Thlr. Redakteur und HcrausgeDer Dr. Alexander Sbofitz. — Verlag von C. Gerold's Sohn. Druck und Papier der C. Uoberreutsr'schen Buchdruckerei (M. Salzer}. OesteiTeichisclie Botanische Zeitschrift Gemeinnütziges Organ für Die Bsterreichlsclie Exomplare botanische Zeitgcbrirt RAfnniL ntlll RnfnniL'at» diefpel durch die Poätbe- erscheinr IfUlrtUlB. IIUU UUiaUlUCI) zogen werdeusollen. sind den Frstcn jeden Alonats. blos bei der Redaktion IT. iTzrul.tt't'. Cärlner, Oekonomon, Forslniäiiiipr. Aerzlc, '"ru'1';än«r"fre^: '^ (3 TMr. 10 Xgr.) Im Wege des g a n zj ä h r i ?. oder AniilllplpP llllll To/lllliLl'P Buchhandels übernimmt mit a H. 63 kr. Ost. W. .ipUlUChCl UHU lUUUlMl. Pränumeration halbjährig. C. Gerold's Sohn Inserate in Wien, die ganze Petitzeile Pi °' ß ^o wie alle übrigen 10 kr. ösl. W. AI- \ft Buchhandlungen. \XI. Jahrgang. WIK. Juni 1871. INHALT: Zur Kenntaiss der Ranunculaceen. Von Val de Li e vre. — Zur Flora von Schlesien. Von Üechlritz. — Beiträjce zur Kenntoiss scüweizerischer Brombeeren. Von G rem 11. — Botanisctie VerllSllni^se in Istrien. Von Tommasini. — VegelatiousTerhäliuisse. Von Ür. Kerner. — Der Rad- slä'lter-Tauern. Vun P. Strobl. — Correspondenz. Von Janka, Dr. Kerner, Karo. — Personal- notizeii. - Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — Liierarisches. — Sammlungen. — Botanischer Tauschverein. — Correspondenz der Redaktion. — Inserat. IVien, am 1. Juni 1871. Mittelst hohen Erlasses des 3Iinisteriums für Kultus und Unter- richt an siinimtliche Landesschulbehörden ddo. 28. Murz 1871 Z. 26-40 wurde die Oesterr. botanische Zeitschrift ihres »anerkannten wissen- schaftlichen Werthes" und des Umstandes wegen, dass sie „so ziem- lich das gesanimte 3Ialerial der Forschungen in Oesterreich seit zwei Dezennien auf dem erwähnten (botanischen) Gebiete enthält." zur Pränumeration für die Lehrer- und Schülerbibliotheken der Mittel- schulen empfohlen. Auf die „Oesterreichische botanische Zeitschrift" pränumerirt man mit 5 fl. 25 kr. ö. W. (3. Rthlr. 10 Ngr.) auf den ganzen Jahr- gang oder mit 2 fl. 63 kr. ö. W. auf einen Semester und zwar auf Exemplare, die frei durch die Post bezogen werden sollen, nur bei der Redaktion: Wien, Neumanngasse, Ar. 7. Alle Buchhandlungen des In- und Auslandes nehmen ebenfalls Pränumerationen an. Die Versendung an die Buchhandlungen hat die Verlagshandlung C. Gerold's Sohn in Wien übernommen. Von den bereits erschienenen Jahrgängen können noch voll- ständige Exemplare gegen nachfolgende Preise bezogen werden: 1. Jahrgang 2 11. (1 Thlr. 10 Ngr.) — 2. und 3. Jahrgang zu 1 fl. (20 Agr.) — 8. bis 18. Jahrgang zu 3 fl. (2 Thlr.) — 19. und 20. Jahr- gang zu 5 fl. (3 Thlr. 10 Ngr.) Bei Abnahme sämmtlicher Jahrgänge, wenn direkte von der Redaktion bezogen, 20 Prozent Nachlass. Oesterr. botan. Zeitschrift. U. Heft IbTl. 9 114 Beiträge ziir Kennlöiss der Ranunculaceen-Fonnen der Flora Trideiiliiia. Von A. Val de Lievre. I. Ein beinahe zehnjähriger Aufenthalt in Trient bot mir Gelegen- heit, mich mit der Flo'a der hiesigen Umgebung, in der sich die mediterrane und alpine Vegetation die Hände reichen, näher vertraut zu machen. Wenngleich die Zeit, die ich botanischen Studien zu wid- men in der Lage bin, ziemlich kurz bemessen ist. so unterliess ich doch nicht, die Avenigen Mussestunden fleissig zu benützen. Der Lan- destheil, welcher zunächst das Terrain für meine botanisciie Thätigkeit bildete, wird zwar nach den verschiedenartigen geographischen, etlmo- graphischen und politischen Anschauungen der Botaniker bald zu Deutschland, und speziell zu Tirol, bald zu Italien, also zu Gebieten gerechnet, über welche bereits treffliche floristische Werke bestehen, und die sich schon lange rühmen durften, zu den best durchforschten Gegenden unseres Welttheiles zu gehören. Allein diess gilt nicht mehr unbedingt nach dem gegenwärtigen Standpunkte der Wissenschaft. Mag man was immer für einer Ansicht über Artbegriff und Artbe- grenzung huldigen, das von der Natur Gegebene, die Pflanzenformen, dürfen nicht mehr ignorirt werden. Wenn man sich aber nur etwas in unserer reichen Flora umsieht, so wird man sich bald überzeugen, dass die allgemein angenommenen Arten-Diagnosen auf so manche unserer Pflanzenformen nicht genau passen, und dass wieder so manche Diagnose auf recht sehr verschiedene Formen passt. Ich machte es mir daher zur Aufgabe, die allgemein angenommenen Diagnosen der Arten nach den in der hiesigen Flora gemachten Beobachtungen einer Prüfung zu unterziehen und die in den mir zu Gebote gestandenen floristischen Werken nur kurz und mit wenigen Zügen oder auch gar nicht erwähnten Formen mögUchst genau, so dass eine Verwechs- lung mit andern zu demselben Art-Komplex gehörigen Formen nicht leicht möglich wird, festzustellen und so viel thunlich die Bedingungen ihres Vorkommens und ihrer Verbreitung zu erforschen. Da die ur- sprüngliche Absicht, diese Forschungen auf den ganzen Bezirk, der in Hausmann's Flora „Wälschtirol", von den einheimischen Schrift- stellern ..Trentino" genannt wird, auszudehnen, an unüberwindlichen Hindernissen scheiterte, so entschloss ich mich, mit Verzichtleistung selbst auf eine relative Vollständigkeit, meine auf eigene Beobachtungen im Freien gestützten Resultate mit Benützung der mir von andern Bota- nikern freundlichst zu Theil gewordenen Mittheilunffen, als ein wenn auch unbedeutendes Material für den Floristen oder Pflanzen-Geogra- phen der Oeffentlichkeit zu übergeben, zufrieden, die Aufmerksamkeit auf diese oder jene weniger bekannte Forüi gelenkt oder Anregung zu weiterer Beobachtung gegeben zu halben, in der angedeuteten Richtung und mit Berücksichtigung der Beschränktheit der mir zur Verfügung 115 stellenden wissenschaftlichen Hilfsmittel bitte ich, meine Arbeit, die vorläufig sich nur auf die Familie der Ranunculaceen erstrecken wird, die ich aber, falls sie Anklang finden, und mir Zeit und Kraft noch ferner gegiaint sein sollte, auch auf andere Familien auszudehnen beabsichtige, nachsiciitig zu beurtheilen, wobei ich mir nur noch die Bemerkung erlaube, dass mich bei meinen eigenen Forschungen, die Sich grüsstentheils auf die Umgebung von Trient selbst (die Flora Tridentina im engeren Sinne) beschrankten, und wofür die Belege in meinem Herbar hinterlegt sind, das Streben nach objektiver Walirheit und Genauigkeit meiner Angaben, die nur auf Autopsie beruhen, stets unverriick])ar leitet. Dort, wo ich fremde Mittheilungen benützte, wird diess stets ausdrücklich bemerkt werden. i. Clematis recta L. Die ihrem Namen entsprechende Form mit geradem aufrechtem Stengel kommt vorzugsweise auf freien sonnigen Plätzen in der Nähe von buschiger Umgebung vor, und erreiclit hier eine massige Hübe von l'/z — '^ Fuss. In üppigster Entwicklung, oft 4 — 6 Fuss hoch, erscheint sie im dichten Hügelgebüsch und Nieder- wald, in der durch das Vorherrschen der Quercus pubescens charak- terisirten, in unserem Florengebiete weit verbreiteten Flaumeichen- formation. Hier tritt auch an dieser Art der rankende Charakter der Waldrebe hervor; der Stengel, die Blattstiele und Blüthenästchen sind oft bogig gekrümmt, und die Blatt- und Blättchenstiele umschlingen nicht selten rankenformig die Nachbarpflanzen. So ein Prachtexemplar beobachtete ich einmal im Gebüsch am Fusse einer steinigen hügel- artigen Erhöhung in Piazzina, das bei 6 Fuss Höhe aus einem Wirtel von 5 Blättern und 8 BUithenrispen prangte. Allgemein werden dieser Art von den deutschen Autoren gefiederte Blätter zugeschrieben; Bertoloni dagegen in seiner Flora italica (Bd. V. S. 478) nimmt schon in die Diagnose auf .,foliis inferioribus simplicibus ovatis, supe- rioribus pinnatis.'' Nach meiner Beobachtung sind auch schon die ersten Blätterpaare in der Regel gefiedert, nur an letzterer die Fiederblätt- chen, besonders die Endblättchen oval mit einem Stachelspitzchen. Doch fand ich auch einmal auf der Kuppe des Kalisberg (34UÜ') ein vollkommen entwickeltes, 1%' hohes Exemplar in Blüthe, mit ein- fachen Blättern der 2 untersten Paare, die grösser als die Fieder- blättchen, breit-eiförmig mit herzförmiger Basis waren. Sollte dieses Auftreten einfacher Blätter die südlicheren Formen kennzeichnen? — Die Form der Blättchen ist, wie sie Neilreich angibt, „eiförmig oder eilanzettlich, manchmal herzförmig" — aber auch manchmal in den Blattstiel verschmälert — „zugespitzt" — oder spitz. Was die Beklei- dung der Pflanze betrifft, so ist sie in der Jugend starkflaumig, die Unterseite der Blättchen beinahe filzig. Mit der fortschreitenden Ent- wickelung und dem Alter verliert sich dieser Ueberzug immer mehr, so dass sie zuletzt fast ganz kahl erscheint. — Der Blüthenstand ist, wie ihn Bertoloni beschreibt, eine panicula terminalis, modo soli- taria (sehr selten), — modo cum axillaribus proximis brachiata (die gewöhnlichste Form). Die Kelchblättchen sind fast nie länglich, sondern keilförmig mit abgerundeter oder stumpf dreieckiger Spitze, kahl, am 9^^ 116 Rand der Aussenseite dicht weissfliuimig. Die Stützblättchen unter den unteren Rispenästen sind nicht, wie sie Bertoloni angibt, lanzettlich oder lincal, sondern gefiedert wie die Stengelblätter, jedoch viel kleiner, die Fiederblättchen elliptisch-lanzettlich, bisweilen länger zugespitzt, nur Vs so lang als an den unteren Blättern. Nur einmal fand ich die untersten Rispenäste durch einfache breit eilanzettliche Blätter gestützt, bedeutend grösser als die Fiederblättchen. Die Früchtchen werden all- gemein als kahl angegeben. Ich fand sie wenigstens vor der vollen Reife angedrückt kurzhaarig, am meisten gegen den Rand. Um Trient im ganzen Gebiete des Kalisberg von der Thalsahle bis auf die Kuppe, am Ost- und Nordabliange des Bondon bis in die Voralpenregion, auf den steinigen Hügeln am Terlago-See, auch Kalk und Dolomit, im Hügelgebüsch von Mesiano und Pietropiana auf Por- phyr. 600—4000 Fuss; höchster Standort bei der oberen Sardagna- Alpe. Blüht vom halben Mai bis halben Juli, in Frucht von Juli bis August. Auffallend ist es, dass die im Ganzen nicht seltene Pflanze nach Hausmaun's Flora in Tirol die nördlichste Grenze ihrer Verbreitung im Etschthale bei Margaeid und Neumarkt findet (46*^ 19" n. B.), während sie nicht bloss im nördliclieren Oesterreich vorkommt, son- dern nach Koch selbst bis Barby (52" n. B.) reicht. Auch die Boden- Elevation in den Thälern des zentralen und nördlichen Tirols kann ilu'er Ausbreitung nicht hinderlich sein, da sie bei uns, wie erwähnt, bis in die subalpine Region hinaufsteigt. Vielleicht ist der Grund dort in dem Abgang ausgedehnter Laubholz -Niederwaldungen zu finden? Nach hiesigen Verhältnissen würde die Diagnose lauten: C. recta caule erecto vel flcxuoso, foliis pinnatis, inferioribus et supremis (sub- flüralibus) interdum simplicibus. foliolis foliisque simplicibus ovatis, acutis vel acuminatis, sepalis oblongis vel cuneato-oblongis apice rotun- dato vel triangulär! obtusa, glabris margine pubescentibus. Varietät: « homophylla, foliis Omnibus pinnatis cca gemäna, minor, caule, stricto, erecto ßß flexuosa, major, caule petiolis, ramisque floralibus flexuosis vel subcirrhosis. ß heterophylla, foliis inferioribus simplicibus, reliquis pinnatis. 2. Clematis Vilalha L. Bei dieser auch bei uns nicht seltenen Pflanze ist nichts veränderlicher als das Blattorgan. Die Zaiil der Fiederpaare ist gewöhnlich 2 oder 3, doch kommen an den Rispen- ästen auch Szilhlige und einfache Blätter vor. Der Abstand der Blutter- paare wechselt von 2 — 7", der Abstand der Fiederpaare von 8— 3C'", die Länge der Fiederblättcheu von 9 — 43'", die Breite \o\\ 6 — 27"'. Wenn auch im Ganzen die eiförmige, zugespitzte oder spitze Gestalt derselben vorherrschend ist, so geht sie doch gar nicht selten in die eilängliche, efliptische, lanzettliche, verkehrteiförmige über. Die seicht herzförmige Basis wird abgestutzt, abgerundet, verschmälert, keilig. Das ganzrandige Blatt wird am Rande geschweift, ungleich grob ge- 117 sägt, eingesclinüten gos'igl, endlich gelappt. Bald ist wieder das Blatt von der Basis bis zur Mitte gesagt, nach oben ganzranditr, bald an der Basis ganzrandig und nach oben gesagt. Bisweilen wird das dreilappige Endbliittchen durch tiefere Theilung zum 3z;ihligen mit an der Basis verschmälerten, ganzrandigen oder gesägten mittleren und schief- und breit-eiformigen Seitenabschnitten. In diesem Falle wird das in der Regel 2paarige Fiederblatt 3paarig. Die hart an der Basis des Endblätt- chens stehenden Fiedern des obersten Paares lassen aber nach Form und Stellung den Ursprung durch tiefere Theilung des Endlättchens un- schwer erkennen. Alle diese zahlreichen Abänderungen sind aber nicht geeignet, um hiernach bestimmte Formen charakterisiren zu können. Denn man Avird schwerlich eine ältere ausgewachsene Pflanze finden, die nur eine einzige Blattform zeigt; ja die Fälle sind gar nicht selten, in denen man an Einem Blatte zwei bis drei verschiedene Fornien der Fiederblättchen wahrnehmen kann. In den übrigen Organen herrscht •wenig Verschiedenheit ; mehr oder minder reichbliithige (3 — 21 Bliithen) end- oder seitenständige Rispen, stärkere oder scliwächere mit dem Alter schwindende Pubescenz der Stengel, Blattstiele und Unterseite der Blätter. Dagegen bringt die Verschiedenheit des Standortes und das dadurch bedingte Bestreben, sich den Aussenverhaltnissen anzupassen, eine habituelle Verschiedenheit hervor, die zur Unterscheidung be- stimmter Formen einige Anhaltspunkte bietet. Das bei weitem gewohnlichste Vorkommen der Pflanze ist in Gebüschen und Hecken. Hier im Schutze der nachbarliclien Sträuclier steigt ihr Stengel bis zur Höhe ihrer Stützen empor, von wo er sammt den Seitenästen im sanften Bogen herabfällt und im Schmuck der weissen Blüthen und der langbeliaarten Fruchtschweife zierliche Guirlanden bildet, die nicht unterlassen, um die erreichbaren Zweige der eigenen oder benachbarten Pflanzen mit ihren Blättchenstielen eine Schlinge zu werfen. Diess ist die Heckenform (forma sepium), die sich durch hohen, üppigen Wuchs, reichblüthige Rispe, grossere, sehr veränderliche Blattformen auszeichnet. In IS'ichts verschieden ist die an den aus lose übereinandergelegten Steinen bestehenden Güter- mauern vorkommende Pflanze, nur dass sie sich durch aus den Knoten des Stengels in die Mauerspalten entsendete Würzelchen einen Halt zu verschafl'en sucht. Wenn es auch im Charakter der Pflanze liegt, dass sich die Blatt- und Blättchenstiele um Theile anderer Pflanzen schlingen, so gehitrt es doch zu den selteneren Fällen, avo sich die Rispenäste oder Blüthenstiele in firmliche verholzende Ranken, nach Art der Äfragene alpino umwandeln. Ob es sich hier nur um eine individuelle Abnormität oder um eine eigenthümliche Form, welche man die rankende (forma scirrhosa) nennen könnte, handelt, wage ich noch nicht zu entscheiden. Uebrigens boten die von mir in der Hügelregion von Piazzina beobachteten seltenen Fälle keine Unter- schiede von der mit ihr vermengten Heckenform. Diese ist gemein in der Hügel- und unteren Bergregion (im Gebiete des Kalisberg: Piaz- zina. 3Iartignano, Cognola, Chiagna; im Gebiet des Bondon: Weg nach Sardagna). Kalk. 600—2000'. 118 Dort, wo aber die Pflanze die Anhalfspunivte natürlicher oder Idinstliclier Stützen entbehrt, wie auf nacktem Gestein, sucht sie ihren Halt am Boden, über den sich ihre oft klafterlangen Stengel und Aeste liinstrecken. Trifft sie Gesteinsspalten, so treibt sie aus den Knoten des Stengels bisweilen tiefreichende Würzelchen in die Spalte und nach ausAViirts zahlreiche, mit armblüthigen Rispenästen bedeckte Zweige und büschelig gehäufte Bl.itter, aus deren Achseln sich wieder ein- zelne langgestreckte Schosse entwickeln und das Gestein im raschen Wachsthum überziehen, bis sie an einer neuen Spalte angelangt den gleichen Prozess Aviederholen. So trifft man sie in aufgelassenen Stein- brüchen oder auf den Platten der zur Formation des Nonsperger Mer- gels gehörigen dünn geschichteten Kalke in der Hügelregion am Süd- und Westabhang des Kalisberg (Piazzina, Fontana santa, 700 — 1400'). — Wo aber die Spalten des festen Gesteins keinen passenden An- haltspunkt zum Anwurzeln bieten, bleibt die Pflanze mit ihren lang- gestreckten Stengeln und Zweigen lose auf dem Boden hingestreckt. So fand ich sie in Schuttlialden am Südabfall des Kalisberg, wo der auf der steilen Unterlage leicht abrutschende und stets veränderliche Gebirgschutt keinen beständigen Haltpunkt gewährt (Kalk 25(0'). Diese beiden Formen, wovon ich die erste forma ra die ans, die zweite forma prostrata nennen möclite, haben v»'eit entfernte Blätter- und Fiederpaare, kleine, breit-eiffirmige, grobgesägte FiederbliUtchen mit meist herzförmiger Basis und armblüthige Rispenäste mit einander gemein. Die grössere Entfernung der Blätter- und der Fiederpaare gegenüber der Heckenform ist nur eine relative im Verhältniss zur Grösse der Fiederblätter. So beträgt im mittleren Durchschnitt der Abstand der Blätterpaare bei diesen Formen 60'" bei einer mittleren Länge der (seitlichen) Fiederblättchen von 15'", also das 4fache der Blättchenlänge, der Abstand der Fiederblättchen durchschnittlich 16'", also etwas mehr als die Blättchenlänge, die Breite der Bläftchen (11'") beträgt mehr als V3 der Länge. Nur die Endblättchen sind in eine verlängerte, ganzrandige Spitze vorgezogen und daher noch einmal so lang als breit. Bei der Keckenform ist im Mittel der Blätterab- stand 54'", also im Verhältniss zur Blättchenlänge (26'") nur ungefähr das Doppelte, der Abstand der Fiederblättchen (19'") ungefähr V3 f'er Blättchenlänge. Die Blättchenbreite beträgt im Durchschnitt 16'", also weniger als V3 der L nge. Ausserdem zeichnen sich unsere beiden niederliegenden Formen durch einen auf der Sonnenseite nebst den Blattstielen purpurbraun gefärbten Stengel und durch eine anliegende, dicht rauhhaarige Bekleidung der Blatt- und Blüthenstiele, der Nerven auf der Unterseite der Bluter und häufig auch des Stengels aus. Die Blüthenzweige, welche bei der forma radicans aus den Gesteinsspalten hervortreten, sind kurz und gedrungen und haben das Ansehen reich- blüthiger Rispenäste. Die Blätter derselben sind viel kleiner, meist einfach in Deckblätter übergehend, nur selten 1 paarig fiederig, die einzelnen Rispenäste jedoch gewöhnlich nur 3blüthig. Wenn die über die Gesteinspltitten hingestreckten Schosse Blüthen treiben sowie über- haupt bei der forma prostrata, sind die aus den Blattachseln entsprin- 119 genden Rispenäste gewöhnlich verlängert, länger als das sie stützende Blalt (bei der Heckenform kürzer) und gerade vorwärtsgestreckt, wäh- rend bei der Heckenlbrm die ebenfalls aus den Blattachseln entsprin- genden Rispenäste der überhängenden Stengel und Zweige nach auf- wärts, also eigentlich nach rückwärts bogig aufsteigen. Wenn im Ganzen genommen bei diesen niederliegenden Formen keine so grosse Veränderlichkeit hervortritt, wie bei der Heckenform, so dürfte der Grund in der grösseren Gleichförmigkeit der Umgebung und Aussenverhältnisse zu suchen sein, während in den Hecken durch die Entwicklungsphasen der Nachbarsträucher der Einfluss von Licht, Wärme, Feuchtigkeit, bewegter Luft beständig modifizirt wird und bei dem raschen Wachstlium der Pflanze in den mannigfaltigsten Aende- rungen in Richtung und Gestalt des wuchernden Blattorgans den Aus- druck findet. Allgemeine Blüthezeit: Juni, Juli — Fruchtreife: August bis Oktober. Die Blättchenform dürfte wegen ihrer grossen Veränderlichkeit nicht in die Diagnose einbezogen werden, die also lauten könnte: C. Vitalba L. caule scandente vel procumbente. fruticoso, foliis pinnatis, sepalis cuneatis, vel oblongis utrinque tomentosis. a Forma sepium alta, scandens, foliolis grandioribus, forma variabilis, panicula multiflora. ß radicans procumbens, ex nodis caulis radiculas fasciculasque foliorum et ramos florigeros, exserens, paniculis paucifloris, foliis pinnis- que distantibus, foliolis parvis, late-ovatis, acuminatis, grosse serratis. y. prostrata ut /?, radiculis nullis. 3. Atragene alpina L. Abänderungen zeigen sich zunächst in der Gestalt der Blätter und der Kelchblätter. Erstere sind zwar in der Regel doppelt 3zählig, und diess kann auch als allgemeines Merkmal gelten. Denn wo einfach 3zählige Blätter auftreten, sind sie offenbar nur durch Verwachsen der Fiederblättchen entstanden, was auch Neil- reich (Flo a von Wien, Nachtr. S. 247) andeutet. Meist sind sie dann tief dreitheilig und nur an der Basis verwachsen, bisweilen geht aber diese Verwachsung viel weiter, dann präsentirt sich das Endblättchen als ein an der Basis abgerundetes oder gestutztes, nach oben ver- kehrt-eiftirmig verbreitertes, etwa bis zur Mitte gespaltenes Blatt; die Seitenfiedern sind dann gewöhnlich tiefer 2spaltig mit weit abstehenden Abschnitten, deren äussere bedeutend kürzer sind als die inneren. Die Kelchblätter sind bald lanzettlich, bald elliptisch-länglich mit auf- gesetztem Spitzchen. Im Allgemeinen sind die Blüthenstiele kürzer oder kaum so lang als das stützende Blatt, die Fetalen halb so lang oder noch länger als die Hdlfte der Kelchblätter. Im Durchschnitt stellen sich die Dimensionsverhältnisse nach meinen Beobachtungen wie folgt: Länge der Blattstiele: 9 — 24'", Länge der Blätter (ohne Stiel) 21—30'", Länge der Blättchen 12 — 18'", deren Breite 5 — 7'", Länge der Blüthenstiele 27—48'", Kelchblätter 13—16"', Fetalen 7—8'". Schlingt sich um Sträucher und junge Bäumchen {Salix grandi- 120 folia, mn'ita, Jnniperns nana, Pinus sllrestris) der Voral|3en- und Alpenregion auf Kalk (Mendel, Monte Roen, Bondon, Chegal) und Porphyr (Voralpenwald der Costaita) 3 — 5000' einzeln, zerstreut. Bliithezeit: Juni — Fruchtreife: August. Trient, am 12. März 1871. Zur Flora von Schlesien. Von R. V. Uechtritz. Mit schlesischen Pflanzen habe ich mich seit einigen Jahren meiner Krankheit halber fast gar nicht mehr befasst und habe selbst von den seither neu für unsere Landesflora aufgefundenen Arten nur die wenig- sten zu Gesichte bekommen. Dr. Engler hat sich übrigens in dan- kenswerther Weise der Mühe unterzogen, die seit drei Jahren bekannt gewordenen neuen Arten, resp. aufgefundenen Standorte unserer Flora zusammenzutragen (in den Jahresberichten der schles. Gesellschaft und eine, übrigens unveränderte, noch nicht vollständig erschienene Zusammenstellung des dort getrennt Gegebenen in den Verh. des märkischen Vereins); nur wäre zu wünschen gewesen, dass er die ihm von Andern mitgetheilten Notizen sorgfältiger mit den bereits vorhandenen gedruckten Quellen für die schlesische Flora verglichen hätte, denn so Manches ist bereits, zum Theil als von Andern ge- funden, bekannt. Es ist diess freilich eine langweilige und für Jeden, der nicht sehr genau mit dem vorhanrlenen, oft sehr zerstreuten Material bekannt ist, auch sehr zeitraubende Arbeit, aber sie ist durch- aus nOthig, wenn anders solche Notizen nicht viel von ihrem Werthe einbüssen sollen. Es ist manches recht Ueberraschende unter den Novis; so hätte kein Mensch ahnen können, dass sich in unserem Gebiete Digitalis media Rth. vorfindet! Uebrigens ist mir das ursprüng- lich wilde Vorkommen einer ihrer Stammeltern, der D. lutea in Schle- sien noch sehr zweifelhaft! Die Gnadenfelder allerdings sehr interes- sante Flora beherbergt so manche Pflanze, die erweislich nicht zu den bei uns spontanen gehört; und die der Fürsorge der dortigen Botaniker, wenigstens der früheren (namentlich des verstorbenen Met- tetal!) ihre Existenz verdankt. Avie z. B. Afragene alpina. Digitalis lutea gehört wie alle Digitalis- Arien zu denjenigen Pflanzen, die, einmal verwildert, hartnäckig ihre Standorte behaupten; im schlesi- schen Vorgebirge hat sie sich auf diese Weise an verschiedenen SteUen (Fürstenstein, Schmiedeberg, Landshut) wie es scheint, dauernd angesiedelt. — Ob Freund Engler mit der Bestimmung des von Peck bei Schweidnitz gefundenen Hi/pericum als H. veronense Schrk. das Richtige getroff'en, möchte ich doch noch sein- bezweifeln; annä- hernde Formen des R. perforatum habe ich auch schon bei uns, ferner im südlichen Mähren (bei Bisenz) gefunden. Uebrigens scheint 121 mir der Artwerth der Sclirank'sc.hen Pflanze, die ich am Origiual- slandort des Autors, der Veroneser Arena, selbst gesammelt habe, ebenso wie Freund Ascher son und Andern noch sehr verdächtig-! Carex füiformisXjcesicaria Kohts habe ich bereits im Jahre 1856 in zwei Exemplaren in der Tzschocke bei Kunitz bei Liegnitz gefunden und gleich an Ort und Stelle richtig erkannt, doch habe ich den Fund nur beiläufig publizirt (in den Verhandl. des miirk. bot. Vereins 1861/62, S. 225), ohne eine ausführliche Beschreibung zu geben. Ohne Zweifel ist dieser Standort der niimliche, wie der, von welchen Kohts seine Pflanze hat, denn C. ßliformis, eine in Mitfel- schlesien seltene Art, findet sich meines Wissens nirgends weiter in den Umgebungen von Liegnitz, als in der Tzschocke, aber dort in un- glaublicher Menge. Icii glaube daselbst auch ein Exemplar eines Baslarts zwischen C. fiUformis und C. stricta gefunden zu haben! Wie bei an- deren Gattungen, in denen Hybride häufiger vorkommen, so haben auch bei den Carices gewisse Arten vorzugsweise die Fähigkeit, mit anderen, oft sehr unähnlichen, Blendlinge zu bilden; derartige Bastart- bildner sind namentlich C. fiHformis und C. remota. Die Tzschocke, ein kleines Wiesentorfmoor (Caricetum), besitzt überhaupt eine sehr merkwürdige, bereits ganz norddeutsche Flora {Calamagrostis stricta etc.), die zu der der übrigen llmge])ungen von Liegnitz, in denen schon die spezifisch scldesische, echt mitteldeutsche Flora vorherrscht, wenig passt. Im Jahre 1859 habe ich dort auch Orchis Traunsteineri Saut er, eine früher in Schlesien nicht beobachtete Pflanze gefunden, die, wenn ich nicht irrre, von F. Schultz in seinen Beiträgen zur Phytostatik der Pfalz für eine Hybride von 0. latifolia und 0. incarnata erklärt wird. Das spärliche Vorkommen der schlesischen Pflanze in der Mitte zahlreicher Exemplare der beiden letzteren Arten spricht um so mehr für die Richtigkeit dieser Deutung, als sie in ihren Charakteren so ziemlich das Mittel hält. Verbascum BlattaricOKphoeniceum Kittel, einen der seltensten Bastarte der ganzen Gattung, habe ich im Spätherbste des Jahres 1854 an einem trocknen Wegrande beim Dorfe Gr. Kniegnitz unweit Pslmptsch in einem Exemplare unter den dort nicht seltenen Eltern gefunden, was ich meines Wissens ebenfalls noch nicht bekannt ge- macht habe. Hieracium mrescens Sonder, mit Originalexemplaren des Autors übereinstimmend und auch von Fries für richtig erklärt, sammelte ich 1867 in Gebüschen der Hügel bei Obernigk spärlich. Trotz der abweichenden Blattform, der grossem Kopfe etc. halte ich es mit Fries für eine, allerdings extreme, Varietät des H. trideutatum, welches ich um Obernigk überhaupt in so verschiedenen Formen beob- achtet habe, wie ich sie früher noch nirgends gesehen halte. Das andere Extrem (/f. dryadeum Jordan?) zeigt fast ganzrandige, nur undeutlich und sehr entfernt gezähnelte, kürzere und breitere Blätter und gleicht ohne nähere Untersuchung eher den gewissen Formen des H. milgatum. Die Mehrzahl der Formen findet sich bei Obernigk 122 immer nur sehr spärlich, wahrend der Typus der Art in den dorlig-eti Waldungen weit verbreitet ist. — Ein anderes bei Obernig-k gesam- meltes Hieracium aus der Sektion Pulmonarea halte ich für neu; es steht in einigen Stacken mitten inne zwischen H. murorum und H. mügatum, weicht aber durch die Form der oberen und mittleren Blätter, durch die reichlich um ein Drittheil kleineren Köpfe, eigen- thümliche Tracht etc. von beiden ab, und wurde von mir ursprüng- lich irrigerweise für H. fastigiatum Fr. gehalten, doch theilte mir der Autor, dem ich meinen ganzen Doublettenvorrath mitgetheilt habe, brieflich mit, dass letzteres eine von der meinigen verschiedene Pflanze sei. Zu //. vulgatwn, für dessen Form sie Fries erklärt hat, gehört indessen die Obernigker Pflanze, die ich während ihrer ganzen Entwick- lungsperiode täglich beobachtet habe, ganz entschieden nicht; lebend erinnert sie einigermassen durch ihre eigenthümliche Tracht an die Arten der Gruppe der Alpestria. Die Taufe der Art verspare ich mir auf bessere Zeiten, in denen es mir vielleicht möglich wird, sie noch- mals lebend zu sehen und die Resultate meiner Beobachtungen zu notiren, denn letzteres gestattete mir im Jahre 1867 meine schon damals grosse Kränklichkeit leider nicht und nach den wenigen im Herbar befindlichen Leichnamen mag ich bei einem so intricaten Genus keine neue Art begründen. Hieracium aurantiacum'X.PiloseUa., welches früher in den Su- deten stets vergeblich gesucht wurde, ist nach einer freundlichen Mit- theilung, die mir der selige Ritschi kurz vor seinem für seine Freunde sowohl wie für die Wissenschaft viel zu früh erfolgten Ende machte, von demselben in Gesellschaft des nun gleichfalls verewigten Wim- mer auf den Saalwiesen bei Landeck (Grenze von Schlesien und Mähren) bei etwa 3000 Fuss unter den dort häufigen Eltern gefun- den worden. Ich kann Neilreich's früherer Ansicht, der auch Na- ge li gefolgt ist, immer noch nicht beipflichten, nach welcher dieser Bastart identisch mit Hieracimn stolonifiorum WKit. sein soll. Die Abbildung, die die Autoren der letzteren in den Icon. geben, stellt ganz entschieden, die Blüthenfärbu ng abgerechnet, die in der schlesischen Ebene sehr häufige, von Wimmer für H. stolonifiorum gehaltene Pflanze dar und eine von mir für meinen Privatgebrauch verfertigte Kopie ist, da hier das vielleicht übertriebene Kolorit nicht täuschte, noch von jedem hiesigen Botaniker, dem ich sie zeigte, für ein getreues Büd unserer Pflanze erklärt worden, die der unterseits roth gebänderten Ligulae halber vor dem Aufblühen nicht selten ganz roth gefärbte Köpfchen zeigt. Die Pflanze W. und Kitaibel's kann schon der an- sehnlichen Köpfe wegen, die die des H. Pilosella an Grosse über- treff'en, keine Hybride sein. VieUeicht trägt Freund Janka, der schon so manche unklare ungarische Pflanze entziffert hat, bald einmal Siche- res zur Lösung dieser Frage bei. Viola suavis MB. ist eine in den Vorstädten Breslaues, sowie in den benachbarten Dörfern (Scheitnick etc.) an schattigen Plätzen, auf verlassenen Kirchhöfen, in Hecken etc. meist mit V. odorata vor- kommende, durchaus nicht seltene Pflanze, indessen gehört sie bei 123 uns ^vie in ganz Deutschland diesseits der Alpen nicht zu den wirk- lich wilden Gewiichsen"*) sondern ist nur (in Folge ihres häufigen Anbaues als Zierpflanze) als verwildert zu betraciiten. Bei dieser Gelegenheit will ich auF einen in den Büchern weines Wissens nicht erwähnten Unterschied der Viola siiavis von V. odorata aufmerksam machen. Wahrend nämlich bei letzterer die Deckblättchen des Blüthen- sfiels ungefähr in der 3Iitte desselben oder selbst etwas näher inserirt sind, stehen sie bei V. suaris stets tief unterhalb der 3Iitte; durch dieses Merkmal ist die Pflanze auch getrocknet sicher und schnell zu erkennen. Lebend unterscheiden sich beide Arten schon von weitem durch die Bliithenfarbe, die bei V. sucn'is eigentlich mehr blau als violett ist; auch ist der ganze Schlund weiss, wesshalb die Krone gescheckt erscheint. Ueberdiess ist bei Viola suacis das gespornte untere Kronenblatt viel deutlicher ausgerandet wie bei V. odorata. EiTum monanthos L. wurde einer Mittheilung Jüngeres zufolge von Kabath bei Obernigk gefunden. Bekanntlich hat Ale fei d in der Osterr. botan. Zeit. 1859 für diese Pflanze, die bei uns nur als einge- schleppt gelten kann, die Gattung Parallosa gegründet, wogegen nichts Wesnntliches zu eriiuiern sein dürfte; nur ist zu bemerken, dass schon viel früher die nämliche Pflanze von Todaro (plant, rar. Sicil. Decas I.) als besonderes Genus Coppoteria (nach dem um die Flora Siziliens verdienten Engländer C o p p o 1 e r) beschrieben worden ist. In einem Päckchen Pflanzen von Schlawa im nördlichen Schle- sien, wo früher noch Niemand gesammelt hatte, welche mir der auch um die schlesische Phanerogamenflora sehr verdiente Bryolog Lim- pricht vor einiger Zeit mittheilte, fand ich unter vielen anderen sehr interessanten meist an die Flora der angrenzenden Mark erinnernden Sachen auch etwas mich sehr Ueberraschendes. nämlich unter der Bezeichnung Nitella flexilis die merkwürdige Ohara stelligera Bauer, die ich in unserem Gebiete nimmer vermutliet hätte. Seitdem ich im Jahre 1866 in den Yerh. der schles. Gesellschaft die erste genauere Zusammenstellung der schlesischen Characeen gegeben, ist diess die erste neu hinzugekommene Art. Die Za!il der somit aus Schlesien bekannten Armleuchtergewächse beläuft sich nunmehr auf 13 Arten; es sind diess ausser der erwähnten folgende: 1. Nitella f/racilis Ag. (Nimkau, Görlitz), 2. N. tenuissiina Tiesv. (Koberwilz bei Breslau), 3. N. intricata Ag. (Breslau), 4. N. mucronata A. Br. mit den Var. flabellatn Ktz. und heteromorpha A. Br. (Breslau, Obernigk), 5. iV. capitata Nees (Breslau, Hoyerswerda, Görlitz), 6. JV. opaca Ag. (Breslau, Striegau), 7. iY. flexilis Ag. (nicht selten), 8. Chara con- traria A. Br. (Hoyerswerda), 9. Chara aspera W. (Strehlen, Schlawa), 10. Ch. foelida A. Br. (gemein, cum forma elonr/ata Rab., subhi- spida A. Br.. brevibracteafa A. Br.), 11. Ch. fragilis T)esv. (gemein; c. var. tenuifolia, brach>/ph!/lla et 7najor A. Br.), endlich 12. Chara *) In Südtirol (Meran, Bolzen) ist sie dagegen vielleicht bereits ursprüng- lich einheimisch. 124 hispida W. (Breslau, Strehlen, Si'hlawa). — Eine oder die andere Art dürfte wohl mit der Zeit noch gefunden werden, so namentlich Nitella si/ncarpa Thuill., Ohara intermedia A. Br. und Ch. cerato- phylla Wallr., von denen die letztere nach Golenz im angrenzen- den Schwiebuser Kreise gemein ist. — Diess wären für heute etwa die wichtigsten Nachträge, die ich noch für die schlesische Flora geben kann, für welche ich in Zukunft schwerlich mehr besonders thätig sein werde! Breslau, am 11. April 1871. Beiträge zur Kenntiss der schweizerischen Brombeeren. Fortsetzung der „Vorarbeiten zu einer Monographie der schweize- risclien Brombeeren." (Siehe: Beiträge zur Flora der Scliweiz. Ein Nach- trag zur Exkursionsflora dess. Verf. Aarau bei J. J. Christen. 1870). Von A. Gremli. (Selilusä.) 8. Gruppe. •J- Staubblätter zuletzt deutlich niedriger als die GrifTel. § Fruchtknoten kahl. * Stacheln auch die grösseren fein. Schössling rundlich. Kelch- zipfel nach dem Verblühen aufrecht. /X Griffel roth. Kronblätter weiss, vorn stumpf oder stumpflich. Blüthenstand verlängert, sehr schmal, übergeneigt, oft unter- brochen (bei entwickelten Exemplaren dann die Blüthenstände oft auffallend lang gestielt, wie bei saltunm\). Staubblätter halb so hoch als die Griffel. Schössling fast haarlos. Stiel- drüsen zahlreich, dunkel purpurroth. — Luzern. 35. R. inclinabilis m. AA Griffel gleichfarbig. Kronblätter vorn spitz oder selbst stachel- spitzig. Blüthenstand wenigblüthig, sehr schmal, mit hin- und hergebogener Achse. Staubblätter etwas kürzer als die Griffel. Schössling wenig behaart. Stieldrüsen kurz. — Luzern. 36. R. acutißorus m. *■"" Stacheln die grösseren verhältnissmässig (d. i. im Ver- gleich zur Dicke des Stengels!) ziemlich robust, etwas gekrümmt. Schössling stumpfkantig. Kelchzipfel an der Frucht wenigstens z. Th. zurückgeschlagen. — Griffel unterwärts roth. 37. R. dimorphus m. §§ Fruchtknoten (wenigstens theilweise) behaart. ■"' Blättchen unterseits sternfilzig-grau (Siehe R. saltuum Nr. 21). ** Blättchen unterseits nicht sternfdzig. 125 /^ Slarheln sdnvach, mehr oder weniger gekrümmt. Blätter 3zählig, Slieldriisen ungleich, wenigstens die längeren mit seiir deutlichem Stiel. — Schössling dichtbehaart. [j Kronhlätter weiss, sehr schmal. Griffel unterwärts roth. Frucht- knoten zerstreutbehaart. Schössling etwas bereift. Blilttchen beiderseits gleichfarbig. Blüthenstand rispig, ziemlich breit, übergeneigt. — Luzern. 38. R. gracilicauUs m.*) □□ Kronhlätter weisslich, breitelliptisch. GrifTel gleichfarbig. Frucht- knoten dichtbehaart, Schössling unbereift. Blättchen unter- seits weisslichgrau. Blüthenstand armblüthig, schmal, gerade, — Die sterilen Stengel gleichen denen der vorigen; die Endblättchen mit breiter vorgezogener Spitze. — Luzern. 39. R. rarißorus m. A A Stacheln (die grösseren) zahlreich, gleichförmig, ziemlich robust, gerade. Blätter 5— 3zählig. Stieldrüsen sehr kurz, besonders im Blüthenstande fast sitzenden Drüsen gleichend! Blättchen beiderseits grün, oberseits mit zahl- reichen Haaren, das endständige elliptisch-verkehrtei- formig, plötzlich in eine lange, schmale Spitze zusam- mengezogen, am Grunde abgerundet oder fast keilig, nie herzförmig. Blüthenstand reichblüthig, verlängert, pyramidal, schon zur Blüthezeit mit dem Stiel in einem M'eiten Bogen auf die Erde geneigt; Aeste und Aestchen ausgeprägt, mit wenigen kurzen Stacheln. Kronblälter weiss, oder sehr blass rosa, lang, schmal. GriiTel unter- wärts roth, lang, herabgekrümmt. Fruchtknoten an der Spitze mit langen Haaren. — Schafifiiausen, Wilchingen an einer Stelle neben tardißoi'us, dlmorphus und vielen anderen. Früchte bilden sich sehr vollkommen aus. Blüht sehr spät, nämlich erst Mitte Juli, mit salhiwn, also zu einer Zeit, wo fast alle Riibi, einige Spätlinge ausge- nommen, verblüht haben ■'''''^). 40. R. curcistylus m. •J-J- Staubblätter so hoch oder höher als die Griffel. § Fruchtknoten behaart (Siehe auch R. mitis Nr. 30!). * Blätter Szählig, Blättchen unterseits graufdzig oder sammtig. Griffel gleichfarbig. Staubblätter reichlich so hoch als die Griffel oder höher. A Staubblätter die Griffel weit überragend, ausgebreitet. Blüthen- stand verlängert, schmal, mit hin- und hergebogener Achse, beblättert. Schössling sehr lang, fast ganz gestreckt, ver- *) Eine ähnliche Form, aber mit unterseiis graufil/.igen jüngeren BUittern, fand ich, bisher jeiJoch nur im Fruchtzu^tiinde im KanI,. Schaffhausen. Aehn- Üch scheint aucii li. Sprenge' ü Fisch.-Oost. , niclit W. u. N. **) Ob Bastart von saltuum'f. Dann müsste die andere Stammart i:rüne Blätter, gleichförmige Stacheln und kahle Fruchtknoten besitzen; also li. pHe- tostacliijs"^ R. brachyandrus-piletostachys hat ganz ähnliche sterile Stengel und ebenfalls an der Spitze behaarte Fiurhtknoii n. i26 worren-kurzliaario-. — Slieldrüsen mit weissen, filzähnlichen Koptchen. — Zürichberg. 41. R. longicaulis m. A A Staubblätter grifFelhoch oder Avenig höher, aufrecht oder schwach abstehend (trichterig). Blüthenstand wenig verlängert, mit ausgespreizten, langen, Sgabligen Aesten. Schössling bogig, abstehend-behaart. 42. R. fratei-nus Grml. ^■'^ Blätter Szählig. Blättchen beiderseits grün. Griffel unter- wärts roth. Staubblätter genau griffelhoch oder fast etwas niedriger. — Kronblätter weiss, länglichverkehrteiförmig- keilig, leicht abfallend. Stieldrüsen blass. Blüthenstand verlängert, schmal, mit straffer Achse. — Luzern. 43. R. stricticaulis m. §§ Fruchtknoten kahl. * Stieldrüsen (äusserst zahlreich) dunkel- fast schwarz-purpur- roth, zum Theile sehr lang. Schössling fast kahl, bereift. — Kronblätter weiss, verkehrteiförmig-keilig. Staubblätter stark ausgebreitet, grifJFelhoch oder zuletzt fast etwas niedriger. Griffel gleichfarbig. Grössere Stacheln schlank, gerade. Blü- thenstand fast einfach-traubig, locker, straff". — Luzern. Eine schöne Art! 44. R. coloratus m. *■'*■ Stieldrüsen grünlich oder blass rostgelb. Schössling behaart, A Schössling unbereift. Griffel unterwärts röthlich. Q Fruchtboden zottig, die Haare zwischen den Früchtchen vor- ragend. Blätter Szählig, Blättchen unterseits graufdzig. Sta- cheln die grösseren ziemlich kräftig. Blüthenstand locker, beblättert. Kronblätter rosa aufblühend, dann weiss, verkehrt- eiförmig-keilig. Staubblätter die Griffel etwas überragend. — Zürichberg. 45. R. pilocephalus m. □ □ Fruchtboden ohne vorragende Haare, Blätter 3zählig, Blättchen unterseits grün. Stacheln die grösseren fein nadelig, gerade. Blüthenstand verlängert, schmal, mit straffer Spindel. Kron- blätter weisslich, sehr schmal. Staubblätter zuletzt kaum so hoch als die Griffel. — Luzern. 46. R. remotus m. AA Schössling schwach bereift. Griffel gleichfarbig. — Kron- blätter weiss, ziemlich schmal. Staubblätter griffelhoch. — Zürichberg. 47. R. inamoenns m. A A A Schössling unbereift, Griffel gleichfarbig. Siehe R. foliosus Nr. 60. 9. Gruppe, f Schössling bereift. 48, R. densiflorus Grml.*) 49. R. helüeticus Grml. ff Schössling unbereift. — Kronblätter weiss, verlcehrteiförmig-keilig, sehr verbogen (wellig). Staubblätter kaum griffelhoch. Frucht- knoten füzig. Stacheln schlank, gerade und fast rechtwinklig ab- *) 1870 fand ich eine Form mit sehr verlängerter aber äusserst schmaler Inflorescenz. 127 stehond. Stieldrüsen sehr vereinzelt, fast nur noch an den Blatt- stielen der blUthensländigen Blatter. Bliithensfand verlängert, Achse und deren Verzweigungen schlank, anliegendbehaart. — Luzern. 50. R. monticolus in. 10. Gruppe, Schliesst sich an die 7. Gruppe an. •}• Fruchtknoten und Schüssling behaart. § Kelchzipfel nach dem Verblühen aufrecht. Griffel unterwärts roth. Biiitter Szählig. — Kronblätter weiss, verkehrtciformig- keiüg. Staubblätter griffelhoch. Blüttchen unterseits grauweiss- sammlfilzig, die älteren fast gleichfarbig. Stacheln die gros- seren lang, schlank. Stieldrüseu purpurroth, häufig auf der Oberseite der Blätter, besonders der blüthenstaudigen. — Schaffhausen, Wilchingen. 51. R. spinulifolius m. §§ Kelchzipfel nach dem Verblühen zurückgeschlagen. Griffel gleich- farbig. Blätter 3 — özählig. * Blattchen unterseits dünn, graufilzig. Blüthenstand kurz, langästig. Kronblätter stets rüthlich. Stacheln die grös- seren kurz, breit, gekrümmt. Siehe R. brecis Nr. 33. ** Blättchen unterseits grün, beiderseits mit zahlreichen, glän- zenden Haaren, am Bande tief und unregelmässig ein- geschnitten-gezähnt (fast wellig). Blüthenstand verlän- gert, mit kurzen Aesten. Kronblätter weiss. Stacheln die grosseren schlank, gerade und fast rechtwinklig abstehend. — Scliössiing dicht mit abstehenden Haaren. — Schaffhausen, Wildlingen, nur an einer Stelle und sehr selten. 52. R. cannabinus m. •j-f Fruchtknoten (und Schüssling) kahl. — Kronblätter weiss oder schwach rosa, schmal, länglichverkehrteifijrmig. Staubblätter griffel- hoch. Griffel gleichfarbig. Kelchzipfel nach dem Verblühen auf- recht. Stacheln sehr zahlreich, im Ganzen kurz, alle, auch die grösseren Stieldrüsen, am aussersten Grunde verdickt. Bl.Utchen oberseits dunkelgrün, unterseits in der Jugend dünngraufilzig, aus- gewachsen gleichfarbig, Endblättchen von der Mitte gegen den Grund keilförmig (also von rhombischem Zuschnitte, was beson- ders an den Blättern der Blüthenzweige deutlich ist!) Blüthen- stand steif, z. Th. mit einfachen Blättern durchsetzt. — Schaff- hausen, Wilchingen, nicht zahlreich. Früchte bilden sich gut aus, daher kaum rudis — Bellardi! 53. R. rigklahis m. 11. Gruppe. -{• Staubblätter kürzer als die Griffel, wenig zahlreich. § Staubkolben hellröthlicligelb. Blättchen unterseits dicht weiss- filzig. 54. R. albicomiis Grml. §§ Staubkolben weisslich. Blättchen unterseits von dichtstehenden Haaren etwas sammtig, fast gleichfarbig oder nur graulich. — Kronblätter weiss, klein. Griffel gleichfarbig. Fruchtknoten filzig. Schössling oft mehr als 5kantig, sehr dichtbehaart. Stacheln die grosseriMi nicht zahlreich, kurz, mit breitem !28 Grunde, stark gekrümmt. Stieldrüsen blass, kürzer als die Haare. Blättclien weich, mit breiten abstehenden Zähnen. Blüthenstand schmal, die Aeste (oder Blüthenstiele) auffallend verkürzt; ein grosser Theil derselben von Laubbliittern ge- stützt. — Schaffhausen, Wilchingen an einer Stelle in sehr geringer Menge'"'). 55. R. angulosus m. tt Staubblätter so hoch oder höher als die Griffel, zahlreich. Siehe R. pilocephalus Nr. 45. 12. Gruppe. Die vorliegenden bilden unter den slieklrüsenführenden gleichsam die vollkommensten; namentlich streift R. radula in der Tracht schon ganz an die grösseren der gleichstachligen stieldrüsenlosen Arten, f Schössling bereift (gänzlich kahl). Stieldrüsen (und kleinere Sta- cheln) am Schössling ziemlich sparsam. — Kronblätter weiss, kurz, breit, fast eiförmig. Staubblätter griffelhoch. Fruchtknoten kahl. Blätter 3zählig, unterseits weissfdzig. Blüthenstände kurz. --- Zürich, Luzern. Blüht frühzeitig. 56. R. indotatus m. ff Schössling unbereift. Stieldrüsen zahlreicher. § Fruchtknoten dichtbehaart. Blätter 3zählig. Siehe R. inseri- catus Nr. 61. §§ Fruchtknoten kahl. Blätter 3— özälilig. '^ Staubblätter griffelhoch. A Schössling dichtbehaart. Kronblätter weiss, oval, ziemlich breit. Blüthenstand lang, schmal, traubig oder nur die untersten Aeste wenigblüthig. — Schaffhausen, Wilchingen, nicht zahl- reich. 57. R. racemigerus m. A A Schössling kahl. Kronblätter meist röthlich, ziemlich schmal. Blüthenstand breit, rispig — vielblüthig. 58. R. riidis W. u. N. '"""') ** Staubblätter die Griffel weit überragend. 59. R. radula W. u. N. 13. Gruppe. Bildet den Uebergang von den ungleichstachligen stieldrüsen- reichen zu den gleichsiachligen, stieldrüsenlosen, namentlich nähert sich R. vestitiis unverkennbar einigen Arten aus der Gruppe 15, wäh- rend R. foUosus gewissermassen in der Mitte steht zwischen den Glandulosen und den Badulae (daher R. medius Bayer.) 60. R. foliosus (W. u. N.?) 61. R. insericatus Müll. 62. R. vestitus W. u. N. 63. R. conspicuus (Merc?) Anmerkung. Man vergleiche auch die stieldrüsenarmen : R. *) Friichtclien sehr zahlreicti aber klein, ob reif werdend? Man könnte an eine Hybride von brachyandrvs und foliosus denken. **) Ist R. rudiformis Genev.; dessen M. ruJis stimmt weniger gut mit unserer t'orm, die aber auch ganz übereinstimmend in Norddeutschland gefundeil wird. 129 densiflorus, helv>eticus, monticoius, indotatus und pile lo- st achys. 14. Gruppe. Die kleineren Arten dieser Gruppe erinnern in der Traclit nocii an die niedrigeren, stieldriisenfiihrenden Arten. R. villicaulis W. und N. gehört wohl besser iiieher als zur folgenden Gruppe. Sonst könnte hier noch gesucht werden R. ceslitns und conspicnns. 64. 71. pUetostacht/s Gmil."*'') 15. Gruppe. Die hierhergehörigen Arten — gleichsam die gritssten und voll- kommensten unserer Brombeeren — sind im Leben leicht zu unter- scheiden; aber die Systematik, die nach festen scharfen Unterschei- dungsmerkmalen sucht, hat hier einen schweren Stand. 65. R. macrophyllus W. u. N. 66. R. bi frans V est. -''"") 67. R. discolor W. u. N. 68. R. argentens W. u. N. ***) 69. R. candicans Weihe. 16. Gruppe. Einzige Art : 70. R. fruticosus L. III. Uebersicht der Bastarte. A. Blättchen oberseits zwischen den Nerven mit kleinen Stern- haaren, ausserdem fast stets mit einfachen Haaren; unterseits immer grau- oder weissfüzig. *) Nicht Gren. und Godr. ; die gleichnamige Pflanze der genannten Autoren hat nach Gene vier Szäliiige zentrale Blättchen, rosenrotlie Kron- blätter, die Griffel überragende Staubblätter und einen kurzen von dem ober- sten Laubblatte überragten Blülhenstand; ist also, wie es scheint, dem B. ma- crophyllus näher verwandt. Godron schreibt der Art noch einen hochbogigen Stengel zu. **) Auch im Kanton Basel [Dr. Alioth) und bei Luzern. — Genevier beschreibt eine ganze Reihe nahe verwandter Formen: K. serrieulatus Ri- part. mit die Gritfei überragenden StrUibblättern und fussförmigen Blättern, unterscheidet sich aber nach der Bescluvibung von bifrons durcii fast sitzende untere Seitenblättchen; R. IVeiheanus und calcareus Rip. haben griffelhohe Staubblätter und fussförmig özälilige Blätter, also die Blätter von bifrons und die Staubblätt<^r von amoenus; R. anchostachys Rip. hat die Griffel über- ragende Staubblätter und Blätter, welche bald fingerförmig, bald fussförmig sind; R. controversus Rip. hat abweichend von allen obigen kahle Frucht- knoten. Es sind also weitere Beobachtungen und namentlich Vergleichung sämmllicher Formen mit einander nothwendig, um entscheiden zu können, ob wir es hier mit verscliiedonen einander sehr nahe verwandten Arten oder aber mit einer einzigen Stammart, welche in eine Reihe von anscheinend konstanten Scheinarten zerfallen ist, zu thun haben. ***) R. pnbescens W. und N. halte ich nach neueren aus Westphalen erhaltenen Exemplaren allerdings für verschieden : der Schössling ist stumpf- kantig, dicht kurzliaari.L', die Fruchtknoten behaart etc. Oesterr. botan. Zcit^ichrifr. 6. Heft. 1871. lÜ 130 * I. Unzweifelhafte Bastarte des R. tomentosus. Vergl. Beitr. S. 19 und (F. 1. R. tomentosus-caesius. 2. R. tomentosus-vestitus'''^. 3. R. tomentosus-rudis. 4. R. tomentosus-bifrons'"^^'''}. 5. R. tomentosus-discolor . 6. R. tomentosus-argenteus . II. Zweifelhafte Formen. Siehe Beitr. a. a. 0. 7. R. ohlusangulus. 8. R. tumidtis. B. Blättchen oberseits zwischen den Nerven ohne Sternhaare. I. Seitenblättchen sitzend oder fast sitzend. Blätter bisweilen gefie- dert'"""""'). — Bastarte von R. caesius oder Idaeus mit andern Arten. a) Blätter öfter gefiedert. Fruchtknoten fdzig (immer?). 9. R. Idaeiis-caesius. b) Blätter nie eigentlich gefiedert. Fruchtknoten kahl (immer?). 1. Früchtchen auch bei der Reife roth. Blätter (an stärkeren Exemplaren wenigstens theilweise) durch Theilung des Endblättchens 7zählig. Blättchen unterseits grün. Stacheln klein, schwarzviolett. Keine Stieldrüsen. Schossling hocli- bogig, fast aufrecht. 10. i?. Idaeus- fruticosus. 2. Früchtchen schwarz oder schwarzblau. Blätter 3 — 5zählig, nur sehr selten und ausnahmsweise 7zählig. Blättchen unterseits häufig weiss- oder graufilzig. Stieldrüsen bald vorhanden, bald fehlend. Schossling meist niedrigbogig, seltener bogio- pufsteiffend. f Früchtchen matt oder kaum etwas glänzend, meist wenig zahlreich und oft aufgetrieben (gross). — Bastarte von R. caesius mit verschiedenen Arten -"""-^>'*). Siehe Beitr. S. *) Hierher auch R. undulatus v. cinereus Merc. nach Dr. Pocke i. Br. **) Hierher R. albidus Merc. nach Dr. Pocke. ***") Das 3zählig-gefingerle Blatt lässt sich strenggenommen hier vom Szählig- oder einpaarig-gefiederten nicht unterscheiden. Aus dem Szähligen Blatte entsteht das Szählig-gefingerte dadurch, dass sich die beiden Seiten- blättchen spalten; das Szählig-gefiederte hingegen bildet sich, wenn das Endbliittchen in 3 Theile sich theilt. Bei den eigentlichen schwarz- und glanz- früchtigen Brombeeren kommen nur gefingerte Blätter; das Endblättchen theilt sich bei diesen nur in sehr seltenen Ausnahmen. Aber auch in diesem Falle ist kein eigentliches gefiedertes Blatt vorhanden, da sich die 4 unteren Blätt- chen kreuzen und gestielt sind. Bei R. caesius scheinen beide Arten der Ver- mehrung der Theilblättchen vorzukommen. Spaltet sich bei dieser Art das Endblättchen vollständig in 3 einzelne, so haben wir i:enau ein Szähiig-gefie- dertes Blatt, da hier die SeitenbläLt(^.hen sitzend sind. Bis auf den Grund voll- ständig getheilte Seitenblättchen, also wirklich Szäldig-gefingerte Blätter, sah ich bislang bei R. caesius nicht. In diesem Falle scheinen auch die mittleren Blältchen stets sitzend zu sein. ***-•■) Bisher sind mir jedoch nur solche mit den gleichstachligen, slieldrü- senlosen und stieldrüsenarmen vorgekommen. Siehe unten. 131 11. R. raesins-restitus. 12. R. caesius-bifrons^'). 13. R. caesius-discolor? 14. R. caesius-argenteus. 15. R. caesius-fruficosus. ff Früchtchen schwarz, glänzend, meist zahlreich und normal ent- wickelt (?). § Stacheln o-leiclifi>rmi(r. Stieldrüsen fehlend oder sehr sparsam, (SchGssUng kantig?) — Bisher fand ich nur einmal eine hierher gehih-ige Form; sie glich am meisten der unter R. caesius-discolor beschriebenen Form. §§ Stacheln sehr ungleich. Stieldrüsen zahlreich (Schössling rund- lich?). — Es ist möglich, dass hierher die Bastarte von R. caesius mit den Glandulosen zu stehen kommen. Bisher habe ich jedoch Bastarte von caesius mit den stieldrüsenreichen Arten nicht gefunden. Es ist indess möglich, dass dieselben sich ganz anders verhalten als die mit den gleichstachligen Stieldrüsenlosen, welche in so grosser Zahl und Mannig- faltigkeit vorkommen; nämlich, dass in denselben die andere Stammart mehr vor- und R. caesius mehr zurücktritt; dass also solche Formen glänzende Früchtchen und ungleiche Stacheln mit vielen Stieldrüsen führen und der R. caesius in densel])en fast nur noch durch suhsessile Seitenblättchen (und etwa Reif am Schössling. aufrechten Fruchtkelch etc.) zu erkennen wäre. Diese Formen würden somit in die Gruppe 5 fallen. Was jedoch z. B. R. Villarsianus und pra- sinus betrifft, so sind das jedenfalls keine Bastarte. Es ist übrigens auffallend, dass auch R. tomentosus sich so wenig mit den stieldrüsenreichen Arten zu kreuzen scheint. — Vielleicht gehört hierher J6. R. serpens Grml. Beitr, 11. SeitenbUittchen deutlich gestielt. Blätter nie eigentlich gefiedert, a) Stacheln sehr ungleich (meist zahlreich und schwach, nadelig), Stieldrüsen zahlreich. Frucht Reiche aufrecht. Schössling rund- lich oder stumpfkantig. Blätter unterseits grün, f StaubliUitter zuletzt deutlich niedriger als die Griffel. § Fruchtknoten behaart. 17. R. brachyandrus-Bellardi? §§ Fruchtknoten kahl. 18. R. brachijandrus-celtidifolius? ff Staubblätter so hoch oder höher als die Griffel. — Fruchtknoten dichtbehaart. Stieldrüsen blass. 19. R. Weihean us-brachyandrus ? b) Stacheln wenig ungleich, nämlich die grösseren ziemlich gleichförmig und aus den ül)rigen vortretend — oder die Stacheln sind zwar ziendich ungleich, aber die grösseren dabei etwas robust oder kräftig. Stieldrüsen zahlreich, selt- ner sparsam, f Staubblätter zuletzt deutlich niedriger als die Griffel. ') Flierlier R. dumetorum Merc. nach Dr. Pocke. 10 * 132 § Schüssling rundlk-h oder stumpfkantig. Blätter Szälilig', iinter- seits blasser und spärlich behaart, nicht filzig. Kronblätter (breitelliptisch) an der Spitze 2spaltig. — Fruchtknoten an der Spitze behaart. Die sterilen Stengel gleichen denen von R. curvisti/his, &.her die Stieldrüsen sind blass, etwas länger. 20. R. piletostachys-hrachyandrus. §§ Schössling kantig. Blätter 3 — özählig, unterseits — wenigstens die jüngeren — sternfilzig-graulich. Kronblatter ganz. * Kronblatter verkehrteiforinig, blass rosa. Fruchtknoten kahl. 21. -ß. rvdis-brachyanclrus? ^"""^ Kronblätter weiss, länglich -keilförmig. Fruchtknoten mit zerstreuten Haaren. 22. R. rudis-tardiflorus? ff Staubblätter so hoch oder höher als die Griffel. § Blätter unterseits nicht filzig, höchstens etwas sammtig. * Stieldrüsen mehr oder weniger zahlreich. A Stacheln ungleich. Schössling kahl, Blatter Szählig. 23. R. rudis-piletostachys. A A Stacheln die grösseren gleichförmig. Schössling dichtbehaart. Blätter 3— özählig. □ Schössling stumpfkantig. Blättchen am Grunde seicht herz- förmig, unterseits reichlich behaart. Kronblätter meist röthlich. . Kronblätter verkehrteiförmig-keilig (blass rosa). 24. R. nestitus-rudis z. Th. . . Kronblätter ziemlicli breit, fast eiförmig. Stieldrüsen blass, von den Haaren überragt. „ Fruchtkoten behaart. Kronblätter einfarbig, weiss oder sehr blass rosa. Staubblätter genau griffelhoch. 25. R. foüosus hyhr. I. „„ Fruchtknoten kahl. Kronblätter zweifarbig, sehr blass pfirsich- blüthfarben, am Grunde dunkler. Staubblätter reichlich so hoch als die Griffel, unterwärts rosa. 26. R. foliosns hyhr. IL □ □ Schössling kantig, mit ebenen oder gegen die Spitze etwas gerinnten Seitenflächen. Blättchen (gleichfarbig- grün) breit, am Grunde tief herzförmig, unterseits schwach behaart. Kronblätter reiuAveiss, breit, verkehrteiförmig. — Haare die blassen Stieldrüsen überragend. . Staubblätter zuletzt trichterig-abstehend und fast etwas niedriger als die Griffel. Blüthenstand armblüthig. 27. R. foüosus hyhr. III. . . Staubblätter fast griffelhoch. Blüthenstand reichblüthig, breiter. 28. R. foliosus hyhr. IV. *'"' Stieldrüsen sparsam. — Siehe R. vestitns-rudis Nr. 24. §§ Blätter unterseits filzig, bisweilen jedoch schwach oder nur in der Jugend. * Kelchzipfel nach dem Verblühen aufrecht. — Fruchtknoten behaart. Staubblätter genau griffelhoch. J33 A Griffel unterwärts rotli. Kronl»laller läno-licliverkehrteifitrinig— keilio;, weiss. Scliössling- (ruiul) imbereifl. Slaclielii wenig- inigleicli, mittlere fast fehlend. 29. R. hyhridus 1. A A Griffel gleichfarbig. Kronblatter verkehrteiförnjig, rosa. SchOss- ling bereift. Stacheln sehr ungleich. 30. R. pi/ocarpus Grnil. ** Kelchzipfel nach dem Verblühen zurückgeschlagen. A Stacheln ungleich, die grösseren von verschiedener Grösse. [J Kronblätter weiss, breit, fast eiförmig, am Grunde breit abgesetzt. Staubblätter die Griffel überragend. — Scliöss- ling kantig-gefurcht, ganz kahl, Blätter 3zählig. 31. ß. rudis hyhr.? [jQ Kronblätter rosa, länglichverkehrt eiförmig. Staubblatter die Griffel weit überragend. — Schössling rundlich. Blüthenstand verlängert, schmal, steif. 32. R. hi/bridtis IL □ □□ Kronblätter weiss, länglichverkehrteiförmig. Staubblätter griffelhoch. 33. R. rudis-mi/riacanthus. A A Stacheln die grösseren fast gleichgross. Qi Schössling kahl, besonders getrocknet grauviolett ange- laufen. Stieldrüsen sehr zahlreich. 34. R. ntdis-saltumn !''■') □ □ Schössling behaart. Stieldrüsen sparsamer. . Schössling stumpfkantig. Stieldrüsen sehr sparsam. 35. R. bifrons-vestifus. . . Schössling kantig-gefurcht, Stieldrüsen bald sehr sparsam, bald zahl- reicher. — Kronblätter fast wie bei rudis. Staubblätter stark ausgebreitet, griffelhoch. Bläter 3zählig. Blüthenstand pyramidal. 36. R. bifrons-rudis? c) Stacheln gleichförmig. Stieldrüsen fehlend. 37. R. discolor-candicans? 38. R. urgent eus-fruticosus? IV. Anhang. Zu obigen konnnen nun noch folgende mir bisher nur aus ge- trockneten Exemplaren bekannte Formen: 1. R. amoenus Portenschi. 2. R. sobaudus Pocke. 3. R. sphenoideus Pocke. R. cuneifolius Merc. stimmt nach Dr. Pocke i. Br. nicht ganz überein. 4. R. Collums DC. 5. R. Mercierii Genev. R. spectabilis Merc. mit Ausschluss der var. frondosus , welche nach Pocke dem macrophyllus ver- wandt ist. Was in meinen Beitr. S. 54 von dieser Art steht, bezieht sich wohl auf diese Varietät. *) Ist rudis-saltuum'! ßeitr. Blüht ebenfalls sehr spät! Beslachlung erinnert sehr an rudis. 134 6. R. Reuten Merc. 7. R. tomentosus-amoenus Pocke. Dazu R. fhyrsoidens de- gener Merc. 8. R. caesins-amoenvs Focke. R. patens Merc. Ich erhielt diese Pflanze durch Hrn. Favrat von Stalden aus dem Wall. Nach Focke ist dieser Bastart in den K. Waadt, Genf und Wallis ziem- lich häufig-. 9. R. caesius-candicans Focke. Es sind somit in der Schweiz bisher nachgcAviesen worden 76 Arten und 41 Bastarte. Davon wadisen 40 Arten und 32 Bastarte in meiner Umgebung. Ausserdem besitze ich noch gegen 20 unbe- schriebene Formen, welche ich aber noch genauer beobachten mochte. Ueber alles das hoffe ich nächsten Winter ausführlicher berichten zu können. Für einmal genug! Unterhallau (Schweiz), am 15. März 1871. Botanische Verhältnisse in Istrien. Von Mutius Ritter von Tommasini. Vielleicht ist es Ihnen nicht unangenehm wieder einmal etwas über die botanischen Zustände in der Terra illyrico-litoralis zu ver- nehmen; sie gestaltet sich nach und nach in erfreulicher Art. Das Herbar des Frln. Elise Braig, dessen Tod betrauert wird, ist von ihrem Erben, dem Freiherrn von Lutteroth, Generalkonsul Deutschlands, dem hiesigen städtischen Ferdinand Maxiinilians-Museum zum Geschenk gemacht worden, es enthält über 3000 meistens der Landesflora angehörige und von der Besitzerin Hand mit der bekannten Meisterschaft eingelegte Arten, nebstdem viele durch Tausch erwor- bene der europäischen Flora. Es wird mit den früher im Museum vorhanden gewesenen Sammlungen vereiniget ein recht stattliches Ganzes bilden, zumal wenn das von Dr. Biasoletto dem jüngeren ebenfalls dem Museum zugedachte Herbar seines Vaters dazu kömmt, mit dessen Ordnung eben der Besitzer beschäftiget ist. Ferner sind die von E. Braig in ihrem Gärtchen kultivirt ge- wesenen selteneren Pflanzen der Litoral- und dalmatinischen Flora von dem Freiherrn v. Lutteroth zur Verfügung des Karstbewaldungs- Komites gestellt, und von diesem in ein zu ihrer Aufnahme geeig- netes Grundstück übertragen worden, wo sie bereits im scliiMisten Flor stehen. Es wird iiiermit der Anfang zur Anlage eines botanischen Gartens für die Landesflora gemacht als Ersatz für jenen, der durch Dr. Biasoletto des älteren vor Jahren angelegt und erhalten wurde, nach seinem Tode aber einoinff. Die Botanik zählt in unseren Gegenden schon mehrere Pfleger: namentlich sind es in Görz: Gymnasial-Professor J. Krasan, der 135 bereits mehrere inlercssante Aufsätze über die dortige Flora in pllanzeii- g-cograpliiseher oder phänologischer Beziehung verOflentlichtc, gegen- wärtig zwar bei dein Gymnasium in I\rainl)urg angestellt ist, die Ferienzeit aber in dem Vaterlande zubringt und seine Beübaciilungen dort fortsetzt. Ferner Hr. Rittmeister Alb. Li>lir, Hr. Breindl, Sta- tionschef der Südhahn, Hr. Gtovaeki, Sup|)lent an der Realschule, der auch bereits einen Theil der in der Bereisung im J. 1869 bezüg- lich auf Lichenen gemachten Beobachtungen zur Oeffentlichkcit ge- bracht hat. — In Triest haben wir nebst verschiedenen älteren an jüngeren Kräften Hrn. Ant. Loser, durch das Verzeichniss der Flora von Capo d'Istria bekannt, den wackeren und fleissigen v. Marche- setti. Med. Stud. — In Miramare weilt als Veteran der Wissenschaft der viel bewanderte H. Bilimek, — der Hofgärtner C. Nopl. Auch in Istrien rühren sich allmälig einige Lie!)lial)er der Scientia amabilis. Es geht also, wie Sie sehen, wenn auch nach dem bekannten etwas langsam voran. Im Fache der Algenkunde kann man von wirklich namhaften Fortschritten sprechen. Es befassen sich damit zwei tüchtige Kenner und Forscher. Gymnasial-Professor Accurti hat seit längerer Zeit seine Studien vorzugsweise den Diatomeen zugewendet und darüber gründliche Forschungen angestellt, deren Resultate nach mühsamen mikroskopischen Untersuchungen in einer Reihe von Zeichnungen niedergelegt sind, von denen es sehr zu wünschen wäre, dass ihm die Mittel zur VerüfFentlichung derselben geboten würden. — H. Ferd. Hauk, Beamter des hiesigen Telegraphen-Amtes, widmet seine Frei- stunden dem Studium der Meer- und Süsswasser-Algen, und liat die umfassendsten Sammlungen davon angelegt. Ein vollgiltiges Zeugniss über seine Verdienste in diesem Fache gibt Zanardini von Venedig, einer der ersten Algologen Italiens, in der Vorrede zu dem in der Ausgabe begriffenen zweiten Bande seines Werkes über die seltenen Algen des adriatischen Meeres; er räumt hierin dem Hrn. Hauk den Vorrang unter allen Algen-Sammlern der italienischen Küsten ein — denn so wie er über die geringe Unterstützung, die ihm von Seite dieser zu Theil wurde, klagt, spricht er sich über Hauk in der rüh- mendsten Weise aus. Ich kann mir das Vergnügen nicht versagen, seine betreffenden Anschauungen wörtlich wieder zu geben. Er sagt nämlich in obgedachter Vorrede : „Es ist mir erfreulich, anzuzeigen, dass hinsichtlich des adria- tischen Meeres Hr. Hauk zu Triest die anerkennendste Erwähnung verdient. Er hat in der neuesten Zeit mit Vorliebe und lobenswerther Thätigkeit die eingehendsten Untersuchungen an den Küsten Istriens angestellt, die einen wahrhaft bewunderungswürdigen Reichtiuim an den seltensten Arten besitzen. Er hat bewiesen, dass zu Miramare, an der Landspitze von Grignano, die unterseeische Vegetation die grüsste Analogie mit jener der dalmatinischen Küsten hat, und selbst in Be- zug auf die; seltensten Arten des adriatischen Meeres dieser gleich- konnnt. In der Thal hat er daselbst zu meinem grossen Erstaunen sehr schöne Exemplare meiner Galosaura adriatica und der Naccuria Vido- 136 ^l^cA^^Menegh. angetroffen, Avelche Arten kaum an den Korallenfelsen der entlegensten Inseln Dalmatiens gefunden werden. Ferner fand er mehrere nicht geineine Arten, wie: Nereia ßliformis Zan., Nitophi/Uum Vidovichn und Nit. conferraceiim Meneghini, Delesseria pennicillata Zan., Chrysimenia Chiajeana Menegh. (Chrys. dichotoma Agh.) Halodyction mirahUe Zan., Polysiphonia ßexella J. Aghd., Darya plana u. D. spinella C. Aghd., Gloiocladia furcata J. Aghd., Griff ith- sia Schousbei Mengh., Chilocladia mediterranea Zan. Chil. acicu- laris J. Aghd., Agloozonia parvula Zan. Ueberdiess hat er mittelst seiner emsigen Untersuchungen mehrere Arten aus jenen Gewässern erlangt, die bisher im adriatischen Meere nicht gefunden worden waren und die, nachdem er die Freundschaft gehabt hat, sie mir mit- zutheilen, im gegenwärtigen Bande erscheinen werden. Ich ergreife daher mit Freude diese Gelegenheit, ihm öffentlich meine Erkenntlich- keit zu bezeugen, und zu ersuchen, mit gleicher Beharrlichkeit seine Untersuchungen, die bereits von so günstigen Erfolgen begleitet waren, fortzusetzen." Soweit Herr Zanardini. Gewiss eine sehr anregende An- erkennung! Was mich betrifft, kann ich nur berichten, dass ich fortan mit der Durchsicht meines Herbars der Landesflora und mit der Ausscheidung aus demselben dreier vollständiger Sammlungen für die zoolog.-botan. Gesellschaft in Wien und für die Museen zu Laibach und Triest voll- auf beschäftigt bin, einer Arbeit, die bei der Masse des vorhandenen zu untersuchenden Materials viele Zeit erfordert und nur langsam vorschreitet. Ein in den ersten Tagen des 1. Monats in Gesellschaft des Hrn. Präsidenten Bitt. v. Josch, eines alten Freundes, und des Admonter Benediktiners P. Gabr. Strobel, welchem sich auch Hr. Kriech- baum er, Entomolog aus München, anschloss, unternommener Ausflug nach Fiume und den Ouarnerischen Inseln war von meiner Seite vor- züglich dem Aufsuchen des in der Flora croatica in der Umgegend von Piket angegebenen Bulbocodium vernum als pflanzengeographi- scher Barität gewidmet, doch hatte ich nicht das Glück, es anzu- treffen. Vielleicht war es schon zu spät im Jahre! Triest, am 19. Mai 1871. Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. Von A. Kerner. XLIII. 875. Artemisia pontica L. — Auf trockenen Plätzen an Wald- rändern, am Saume der Weinberge, zwischen niederem Buschwerk auf 137 felsiffon Bersfrückon und Bero-a])liänyilldenow die Identität der A. ochroleuca Ehrh. mit der gleichnamigen Pflanze Waldstein's und KilaibePs bezweifelt, scheint in der hier beschriebenen Pflanze die ^A. ochroleuca Ehrh." gesucht zu haben, und A. ochroleuca Reichb. Excurs. 230 exclus. syn. scheint die hier genannte Pflanze und zugleich die dem südl. Europa angehörige A. eridania Bert, zu lieoreifen. Ich vermag jedoch mit Sicherlieit keinen der Namen, welche dieser Pflanze von anderen Botanikern bereits beigelegt wurden, in 142 Anwendung zu bringen; denn A. pubescem L., A. micrantha M, B,, A. paradoxa Bernli., A. ochroleuca Ehrh. bezeichnen ganz andere Arten als die hier beschriebene Pflanze, und ich glaube daher für diese Achillea, als deren westlichste Standpunkte mir der Zöbinger Berg in Nied.-Oesterr. und das Mittelgebirge bei Leitineritz in Böh- men bekannt geworden sind, den Namen A. Neilreichii in Vorschlag bringen zu sollen.) — An grasigen Berglehnen zwischen niederem Buschwerk, auf Blossen in den Niederwäldern, am Saume der Wein- berge, an wüsten Pliitzen in der Nahe der Dörfer, mit Vorliebe auch auf sandigen, bei hohem Grundwasserstande feuchten Wiesen in den Niederungen. — Im mittelung. Berglande in der Matra bei Farad und auf dem Särhegy bei Gyöngyös; auf dem Nagyszäl und den niederen Hügeln bei Waitzen; in der Magustagruppe bei Gross Maros und Zebegeny; in der Pilisgruppe auf dem Visegrader Schlossberg, bei Szt. Läszlö und Pomasz, in grosser Menge bei Set. Andrae, am Ketä- gohegy bei Csev, am Piliserberg, auf den Hügeln bei Krotendorf und Altofen, auf dem Blocksberge bei Ofen, bei Nadäp und auf den Quar- zitporphyrhügeln längs dem Velenczersee und bei Stuhlweissen])urg ; auf der Csepelinsel bei Tököl und Schilling. Auf der Kecskem. Landh. auf der P. Csörög, ])ei R. Palota, Pest, Peczel, Monor und Pills. In der Tiefebene bei Egyek und Ujvaros, auf der Debrecziner Landh. bei Nagy K«roly unti in den Ecseder Sümpfen. Im Bihariageinrge in der Plesiugruppe bei Desna und im Thale der weissen Koros von Chisindia bei Buteni über Plescutia einwärts bis nach Valea Liesa bei Halinadiu. Im Vorlande des Bihariageb. auf dem Köbänyaberg, Somlyö und allen niederen Höhen bei Grosswardein. — Trachyt, Kalk, tert. diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden. 80 — 755 Met. Der Radstädter -Tauern als Repräseutaut der Eiinsthaler Kalk- und lJrgebirg;skette. Von P. Gabriel StrobL Im Osten Salzburgs nahe der steirischen Grenze erhebt sich der Radstädter-Tauern, ein gewaltiges Gebirge , auf dessen Höhen die zwei wichtigsten Flüsse von Obersteier, die Enns und Mur, ihren Ursprung haben. Westlich und östlich von ihm bestehen die Gebirge aus Gneiss und Schiefergestein, der Tauern selber aber zeigt auf seinen Höhen grösstentheils reinen Kalk oder Dolomit, und nur die Unterlage bildet Schiefer oder Kalkschiefer. Diese eigenthümlichen Verhältnisse, besonders aber sein altbewährter botanischer Ruf bewogen mich, ihm meine Aufmerksamkeit zu schenken und Ende Juli des verflossenen Jahres ihn zu besuchen. In den folgenden Zeilen will ich zuerst seine Voralpenflora von Untertauern bis auf die Passhöhe (3219 — 5500'), dann zwei in entgegengesetzter Richtung auf ein Schiefer- und ein Kalkgebirge unternommene Ausflüge schildern, und 143 ondlich daran anknüpfend, den Florenunterschied des Kalk- und Ur- ijebirjjes, wie er im Enns- und Paltcngebiet von 5000' aufwärts bisher konstatirt wurde, oeuauer erinnern. I. Von Radsladt auf die Passhöhe \\n Morgen des 28. Juli ^erliess ich das kleine Radstadt, be- stieaf den schon bereitstehenden Postwagen, und fröhlich o-ing- es quer durch das griinende Thal, in welchem die Enns ihre stillen Fluthen wäl/fe, dem Tauern zu. Ein frisches Lüt"tchen Avehte mir von dorther entgegen, imd die Nebel an dem Thalgelände begannen sich allmälig zu heben, während die Sonne am hohen Himmel mit den Wolken um die Herrschaft kämpfte. Bald war das weite Thal durchflogen, und nun ging es langsamer aufwärts, bis wir nach beinahe zweistündiger Falirt das D:)rflein Untertauern (3219') erreichten. Hier im äussersten AVinkel des Seitenthaies, welches von der Tauernache durchflössen ist, stand das alte massive Postgebäude, umgeben von einer Gruppe hölzerner Häuschen ; links eine von Zirben überschattete Kapelle, ringsum grünbewaldete Hohen, im Hintergrunde die weissen, thurudiohen Tauernberge. Hier stieg ich ab, übergab dem Kutscher nuMn Gepäck zur Weiterbeförderung, mich selber aber vertraute ich meinen Füssen an, und beschloss rüstig emporzusteigen. Doch bald begannen die Kalkwände, und die mit ihnen reichlich erscheinenden Alpenblumen verstanden es, meine Schritte zu hemmen. So zog ich denn langsam längs den Wegrainen daliin, und notirte Thesinm alpimim, Polygonum i'ii'ipanun, Phyleuina orbiculare, Sesleria caerulea , Valeriana saxa- tilis, Polypodium calcarettm, Pinguicula alpma , Campanula pusilla, Hnk., Saxifraga aiz^oides, Dryas ocfopefala, Rhododendron hirsutum, Carex capillaris, Moehringia miiscosa, Sekiginella helcetica, Toßeldia calyculafa, Helianthemnm vulgare^ grandißoruni Kch., nebst zalil- reichen, grünenden Moosen: Grimmia apocarpa, Leptofrichum flexi- caiile, Barhula tortuosa, Bryum caespiticium, pseudotriqnetriim, En- calypta streptocarpa ^ Hypnum commutatnm; von Flechten sah ich besonders Peltigera aphtosa und Solorina saccata. — Dazwischen gewöhnliche Thalpflanzen, wie Galium silresfre PoU., Gentiana vertia, Gnaphalium dioicum, Listera ovafa, Melica nutans, Äspleninm Tri- cht»))anes und andere. Weiter hinauf versciiwanden die Bürger des Tieflandes noch mehr und zu den erwähnten Kalkpflanzen trat noch hinzu Salix nigricans und grandifolia, Crepis paludosa, Silene qua- drißda, Valeriana inontana, tripteris, Carduus defloratus, Personata, Veronica urticaefolia , Adenosfyles alpitia , auf deren Blättern die glänzende Chrysomela speciosissima sich wiegte, an alten Ahorn- bäumen (Acer Pseudoplalanus) Ortliofrichum ohtusifolium und spe~ ciosunh an einer Qnelle die lichtgrünen RasiMi der Bartramia calcarea. Nun rücken plUzlich die Bergwände ganz nahe zusannnen, und durch eine enge Klamm , die .,tauernklamm" , knapp neben der schäumenden Ache, windet sh-h die Strasse, links überragt von der dunklen „Kesselwand". Schwarze Kalkschieferwände, die mit ihren düsteren Schatten die ganze Schlucht erfüllen, starren uns überall entgegen, Bäche tosen von den Zinnen nieder, und das Rauschen des 144 Giessbaclis bricht sich zehnfach an den Felsenmauern. Aber die solid gebaute, mit Ouaderweliren geschützte Strasse gibt uns ein ])ehagli- ches Gefühl der Sicherheit, und ruhig sammeln wir an den nassen Felsvorsprüngen schwammige Moose und liebliche Alpengewächse. Da traf icii Hypnum ßlicinum, Bryum pallens, Webera nutans, Saxi- fraga Burseriana, caesia, rotundifolia , Arabis pumila und c'äiata, Bellidiastrum Michelü, Hieracinm villosum, Erica carnea, Cardamine impatiens, Ca^'ex ßrma , glmica, mucronata, Chieraria crispa und Cystopteris fragüis. Weiter hinauf, wo die Kalkwände mit grasigen und waldigen Abhängen wechselten, zogen sich die Alpenkinder mehr zurück und an ihre Stelle treten die schattenliebenden Hain- und Waldpflanzen, besonders Melampynim sücaUcum, Senecio nemorensis, Gymnadenia odoratissima, conopsea, Spiraea Aruncus, Myosotis pa- lustris, Hylocomium splendens, triquetrum, Hypnum crista castrensis, stellatum, molluscum, rugosum, purum, Thuidium delicatulum, Dicra- num scoparium, auf Kalkblöcken Collema multifidum und Gymnosto- mum curmrostrum,, an Aliornbäumen besonders Leucodon sciuroides: den Eremodon Rudolphianus, der von seinem Entdecker Rudolph i hier angegeben ist, konnte ich leider nirgends erblicken, so viele alte, moosbewachsene Ahornbäume ich auch untersuchte. Hie und da waren die Abhänge weithin mit den dunkelrothen Blüthen der Alpen- rose (Rhod. Urs.) überkleidet. AUmälig verlor die Szenerie ihren romantischen Charakter beinahe gänzlich, und an einem schönen Wasserfalle, dem „Poscha- cherfalle" vorüber, treten wir in rings umwaldetes Gebiet, durch welches sich die Strasse hoch ob dem ruhigen Wasser ziemlich eben dahinzieht. Da schauen wir Orchis maculata, Poa alpina und var. •civipara, Lonicera alpigena, coerulea und nigra, Epilobium montanum und var. verticillatum, Galeobdolon luteum, Leontodon hastilis, Salix reticulata unter jN adelbäumen, Pyrola secunda, Moehringia polygonoides Älnus incana, Luzula albida DC v. cuprea, Phyteuma spicatum, Festuca rtibra, Aira flexuosa, Agrostis stolonifera, Geranium phaeum, silvaticum., Triticum caninum, Lychnis vespertina, diurna, Conmil- laria verticillata , Aconitum Lycoctomim und Cammarum, Atragene alpina, Geum ritale, Ptumex alpinus , Knautia silcatica, Calamintha alpina, Cynanchum Vincetoxicum, Lilium Martagon, Asplenium Filix f'emina, Polypodium Phegopteris und an den Ouader-Schutzmauern sehr häufig Rhacom.itrmm canescens Brid, Grimmia apocarpa mit schwarzgrünen Blättern, und alpestris, Barbula failax und Bryum caespiticium. Endlich nach längerem Gange zwischen Wald- und Ahorn- bäumen drängen sich die Felswände wieder zusammen und der Bach bildet tausend malerische Stürze, indem er von Abgrund zu Abgrund schäumend hinabrollt und unten klare, grüne Becken bildet. Zur Linken stehen hier die dunklen Kalkmauern senkrecht , ja sogar meist überhängend, daher auch ihr Name; „die Hohlwand." — Noch eine kurze Strecke weiter, — und ein herrlicher Katarakt, der pracht- volle -Schaumfall" tost uns entoeuen. Von bedeutender Hiihe stürzt 145 sich die Ache, zwischen Felsbänke eingeengt, hina^ anf den Felsen- vorsprung, von da auf einen zweiten Querriegel und nun endlich wirft sie sich tief hinunter in den dritten Kessel, wo sie ein grosses, weites Becken bildet. Rechts und links davon schauen wir grüne Gehänge, mit Weiden, Fichten und Lärchen überwachsen. Diesseits und jenseits der Brücke, welche wir jetzt überschreiten und dabei geduldig den reichlichen Wasserstaub uns vom Gesichte wischen, sowie über den steilen ,. Wasserfallbühel" hinauf, finden wir Carex flava, ferruginea Scp., das auf Kalkfelsen gemeine Hier a dum murorum \., glaitcescens Nlr. , praeallnm b. ohscurum Rchb., Crepis alpesiris, Salix glahra, Primula farinosa, Firnis Pumilio, Jnncus alpinus und triglumis. Von der Tauernklamm bis hieher sind wir stets in einer engen, meist von hohen Wänden überragten Schlucht gewandert, nun aber endigt dieselbe und Avir treten hinaus in ein weites, grünendes Ge- filde, „das Nassfeld. " Herrlich liegt es da vor unseren Blicken, be- leuchtet von den freundlichen Strahlen der Sonne; im Hintergrunde von hohen, malerischen Bergen umgeben, die mit ihren anfangs be- waldeten, dann bematteten, endlich kahlen, weissgrauen Wänden und abentheuerlichen Hörnern in der Brust des kühnen Alpenwanderers Furcht und Hoffnung zu erregen wissen. — Nun wendet sich der Weg nach links über die „Gnadenbrücke", und zieht sich längs eines Waldsaumes dem HOhenrande der grünen Wiesen entlang. Kehren wir uns nochmals um, be-sor Avir um eine windige Ecke nach Osten biegen. Gerade unter uns schauen Avir die Sennhütten der „Gnadenalm", nach Salzburger Sitte auf den ziemlich flachen Dächern mit zahlreichen Steinen belastet, ringsum grüne Triften, auf denen braune, Aveissge- fleckte Rinder Aveiden und in deren Mitte ruhig die Ache gleitet. An die Stelle der tosenden Wasserstürze ist das Geläute der Heerden und das Jodeln der Hirten getreten, — doch auch die Flora hat sich verändert, denn die Kinder des Tieflandes haben bedeutend an Ter- rain geAvonnen, und nur allmälig gelingt es den Alpenbürgern sie zu verdrängen. Ausser den schon erwähnten Pflanzen sammelte ich die seltene Malaxis monophyllos, Carex digitata, Calamagrostis mon- tana, Halleriana, Rhinanthus alpinus Bmg. und die var. angusti- folius Gmel., Avelche vielfach in die Hauptform übergeht, Laserpi/iM»* latifoUum, Heracleum asperum — Avahrscheinlich bloss Alpenvarietät von Spondylium, Veronica aphylla. saxatilis, Hippocrepis comosa, Kernera saxatilis, Epipactis riihiginosa, Gypsophila repens, Rumex scutatus, Campanula Scheuchzeri, Distichium capillaceum und Fissi- dens taxifolins — beinahe durchgehends Pflanzen, die ausschliesslich oder beinahe ausschliesslich der Kalkkrume angehören. Jetzt ertönt Avieder, Anfangs schAvach, dann immer stärker, das Rauschen der Ache, und verkündet uns nochmals einen Wasserfall. Ein Wegweiser mit der Aufschrift: „Nach dem Johannesfall" zeigt uns die Richtung, und nach einigen Kreuz- und Onergängen zwischen kurzem Gestrüpp erblicken Avir den höchsten aller Tauernfälle. Das felsige Bett der Ache bricht hier plötzlich ab, und die Gewässer stürzen, einen Aveiten Bogen bildend; wohl über 100 Fuss tief, in den Oesterr. botan. Zeitschrift. 6. Heft. 1871. 1 1 146 Abgrund. Die weissen, einem ausgebreiteten Schleier gleich majestätisch niederwallenden Wogen bieten einen herrlichen Anblick, und heben sich prächtig ab von den dunklen, mit Fichten umränderten Fels- mauern des Hintergrundes. Beim Rückwege von dieser erhabenen Stätte, dem unser vielgefeierter Erzherzog Johann den Namen ge- liehen, sammeln wir Coeloglossum viride, Campanula barbata, Arnica montana und der wiedergewonnenen Strasse entlang die kalkliebenden Juniperus nana, Crepis aurea, Gentiana nerna, Senecio abrotanifolius, Erigeron alpinus v. glabratus, Hieracium viUosum, Phleum Micheln, Sedum atratum, Biscutella laemgata, Daphne Mezereum, Helianthe- mum oelandicum, Myosotis silv. v. alpestris und die eben blühende, pomeranzengelbe Saxifraga mutata. Jetzt sind wir im Tauernkahr, einem muldenförmigen Thale, welches auf der Passhöhe zwischen den ringsum amphitheatralisch aufsteigenden Bergen sich ausbreitet und bald allmälig, bald jäh sich zu ihnen erhebt; nur im Südosten ist der Felsengürtel durch die „Tauernscharte," den Uebergangspunkt in das Lungau, unterbrochen. In diesem öden Kahre auf einer Seehöhe von 5250' liegt das Tauern- haus Wiesenegg nebst einem Kirchlein und der Wohnung eines Priesters. Gleich den Ländern des hohen Norden dauert auch hier der Winter 7 — 8 Monate und selbst zur Sommerszeit geschieht es nicht gar selten, dass sich die Triften bis ins Thal herab mit Schnee bekleiden. Hier wollen wir also einige Tage zubringen, und einige der um- liegenden Höhen besuchen. — Bevor ich das Tauernhaus betrat, be- schaute ich noch einen isolirten Schieferfelsen und fand Arahis alpina nebst Silene acaulis v. excapa All. Sodann setzte ich mich mit dem Wirthe ins Einvernehmen, Hess die vom Postillon unterdessen abge- gebenen Effekten auf mein Zimmer bringen, begab mich nach kurzem Imbiss hinüber zum Vikar, stellte mich als Kräutersammler aus Steier- mark vor, und erfreute mich der herzlichsten Aufnahme. Bald waren wir in ein eifriges Gespräch verwickelt; der freundliche, etwas ältliche Herr war froh, wieder einen Bewohner des Tieflandes zu schauen, ich hinwiederum freute mich einen höhenkundigen Freund und Ge- sellschafter gewonnen zu haben, und so verflossen die Stunden gar schnell, bis wir gegen Abend uns aufmachten um die etwa 20 Minuten entfernte Passhöhe zu erreichen. Hier auf dem höchsten Punkte des Ueberganges (5500') liegt der Gottesacker, die stille Wohnstätte der Tauernbe wohner und der durch Schnee oder Lavinen verunglückten Wanderer. Hier auf diesem windumsausten Rücken ist die Grenzscheide zwischen Enns und Mur, zwischen den grossartigen, prachtvollen Landschaftsbildern des Pongau und den ernsten eintönigen Fluren des Lungau, von hier aus erblickt der Geognost westlich die Tauern im Kalkgewande, östlich aber im Schieferkleide, hier sammelt der Botaniker über den Moderstätten der Todten die farbenreichen Blüthen der lebensvollen Alpengewächse, hier erwärmt auch der Geschichtsforscher, denn auf dieser Kante soll ein römisches Gebäude die mansio in alpe gestanden sein. Treten wir ein durch das Gitterthor in den ummauerten Friedhof und betrachten 147 wir die heilige Stätte! In der Mitte stellt eine Kapelle, wo der erste Erbauer des gegenwärtigen Tauernhauses — Wolfgang Wiesen egger — begraben liegt; daneben auf den Grabsteinen die zwei tiefsten Symbole des christlichen Lebens : Christus, der Gekreuzigte und Christus, der Erstandene. Dazwischen aber auf den Grabeshügeln schauen wir mannigfaltige, theils lieblich blühende, theils mit Früchten gezierte, meistens zwergige Pflänzchen, besonders Dryas octopetala, Erigeron alpitius V. glabratus, Azalea procumbens, Campanula pnsüla, pulla, barbata, Gentiana bavarica, Aconitum Napellus, Hieracium viüosum (bes. gemein), Myosotis alpestris, Coeloglossum viride, Silene acaulis, Poli/gonum vicipanim, Gnaphalium dioicuin, Pinguicula alpina, Pri- mtila minima, Phyteuma orbiculare, Pulsatilla Burseriana, Homogyne alpina, Bartsia alpina, Tofieldia calyculata , Trifolium pratense v. nivale, Vacciniitm uliginosum, Salix reticnlata, arbuscula a. Wald- steiniana, Juniperus nana, Carex capillaris, ferruginea, atrata, ßrma, Poa alpina und vivipara, Botrychimn Lunaria. — Doch schon hat die Sonne uns verlassen, die Tauern werfen riesige Schatten zu uns herunter, und die Nebel beginnen herabzuwallen. Verlassen wir also die schwermüthige Stätte und kehren wir heim in die Wohnung der Lebendigen ! (Fortsetzung folgt.) Correspondenz. Pest, am 4. Mai 1871. Es freut mich herzlich, dass sich mein Freund Ue cht ritz wieder rührt. — Die diversen Angaben über Längenverhältniss der Perigon- blätter zur Kapsel bei Luzula Sieberi Tausch und L. sicula Pari., machen mir keine Skrupeln. Ich habe freilich nur die sicilische Pflanze mit reifen Kapseln vorliegen, die anderen in Blüthe. Aber ich sehe an meinen sehr zahlreichen Exemplaren von Luzula Forsteri DC. von verschiedenen Gegenden im reifen Stadium, dass die Kapsel bald so lang als die Perigonblätter ist, bald aufiallend kürzer auch bei anderen Luzula-\v{en. — Milium vernale M. aB. befindet sich in Friwaldsky's Herbarium lurcicum des hiesigen Herbars auch aus der Gegend von Philippopel vor, wo es nach der Bemerkung des Sammlers in den Weingärten gemein ist. Es finden sich überhaupt auch etliche sehr interessante Vorkommnisse aus der Türkei vor, die noch nirgend be- kannt sind, so z. B. Lophosciadium meifolium DC. , das ebenfalls bei Karlova am Südabhange des Balkan unweit Philippopel gemein ist. — Ächillea clypeolata Sibt. u. Sm. ward auch von den Sammlern Fri- waldsky's im Balkan gefunden (diese Pflanze kann mi)glicherweise noch im Banater-Donauthale vorkommen, da sie Pancic am Stol, 6 Meilen von der Südspitze der Banater Militärgrenze hiiufig sah); eine prachtvolle Celsia aus der Gegend von Varra, ebenfalls von Fri- Avaldsky gesammelt, noch unbestimmt; Ornithogalum olygophyllum Clark c mit 2 Bl ittern, ganz denen von Gagea lutea ähnlich, von den Sammlern im Balkan beobachtet. — Bei dieser Gelegenheit füge 11 * 148 ich bei, dass AchiUea grandifolia Friw. = Ä. peucedanifolia Gris eh. = A. pallescens DC. ist. — Uebermorgeii trete ich die Türkenreise an. Den Montag verbringe ich bei Prof. Pancic in Belgrad, Dienstag komme ich in Orsova an. Am 13. Früh geht's dann donauabwarts bis Rustschuk, von da an direkt über den Balkan nach Kalofir, wo eine Station gemacht wird. Hier beginnt mein Suchen nach der Uaberlea. Von da ziehe ich dann nach Philippopel, meine Haupt- station, von wo aus ich Radial-Ausflüge , besonders in die Rhodope mache. Anfangs Juli will ich über Salonich auf den Athos, dann wieder nach Philippopel zurück, auf die Alpenspitzen. Mitte August endlich über Konstantinopel (oder wenn's geheuer ist durch Albanien) hieher retour. Ausgedehnte Reisedokumente, ein grossherrlicher Fer- man etc. etc. schützen mich nach jeder Seite. Janka. Innsbruck, am 13. Mai 1871. Mit Bezug auf die Korrespondenz in dem letzten Hefte Ihrer geschätzten Zeitschrift S. 103 erlaube ich mir die Bemerkung: Wenn Schur die von Barth in Siebenbürgen gefundene hmla erst am 4. März 1869 in litt, hiula Barthiana getauft hat, so kann die Prio- rität des Namens Inula Vrahelyiana nicht zweifelhaft sein, da dieser letztere Name bereits im Julihefte des Jahrg. 1868 der Oest. bot Zeitsch. p. 297 publizirt erscheint. Kern er. Losice, bei Siedlec in Polen, am 1. IMai 1871. In diesem Jahre beabsichtige ich 5 — 6 Centur. aus der Flora von Polen zu sammeln und eine Centurie zu 2 Rth. pr. Cour, abzu- geben. Da ich schon einige Bestellungen von Freunden erhielt, hoffe ich, dass noch mancher Botaniker sich für unsere Flora interresirt. Damit aber allen Wünschen Genüge gethan werde, ersuche ich um zeitige Bestellung. Der Betrag wird nach Empfang der Pflanzen ge- wünscht. Ferdinand Karo, Apotheker. Personaluotizen. — Dr. A. Engler wurde als Kustos der botanischen Anstalten an der Universität München angestellt. — Dr. N. W. P. Rauwenhoff, Lektor an der medizinischen Schule in Rotterdam ist zum Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens an der Universität Utrecht ernannt worden. — Hilse. Lehrer in Breslau, ein um die Erforschung der schle- sischen Algenflora sehr verdienter Botaniker, der auch eine Anzahl von Arten selbstständig unterschieden hat, ist Ende März in Breslau gestorben. -xx- Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — In einer Sitzung der k. k. geologischen Reichsanstalt am 21. Februar wurde aus einem Schreiben des Barons A. de Zigno 149 an Direldor v. Hauer Nachfolgendes mitg-etheilt : Sie erinnern sich wohl, dass schon vor mehreren Jahren Herr C. v. Ettingshausen die Güte hatte, die mikroskopische Untersuchung- des GeAvehes einiger Stücke einer höchst eigenthümlichen fossilen Pflanze, die ich ihm zu- gesendet hatte, vorzunehmen. Der gestreifte Stamm hat einige Analogie mit jenem von Calamifes, die Anordnung der Blätter zu einem End- büschel erinnert einigermassen an Cordaites, und die Längsstreifung der Blätter ohne Mittelnerv lässt sich mit jener von Noeggerathia ver- gleichen, aber die Struktur des holzigen Zylinders, welcher den Stamm bildet, nähert unsere Vorkommen nach Ettingshausen entschieden den Cycadeen. Ich kann hinzufügen, dass ich isolirte Blätter fand mit den Stamm umfassender Basis und einer Form ähnlich jenen der Yucca, welche ähnliche Streifen zeigen, doch habe ich nicht genügende Anhaltspunkte, um mit Sicherheit zu sagen, ob sie derselben Pflanze wie die erst erwähnten Stücke angehören. Seither konnte ich er- mitteln, dass die mächtigen Bänke von grauem, weissgeadertem Marmor, welche unter den Schichten mit der Flora von Rotzo liegen, von diesen Pflanzen erfüllt sind und dass die weissen Adern derselben durch die in Kalkspath umgewandelten Stämme und Blätter hervor- gebracht werden. Ich habe die Schichte allerorts im Vicentinischen und Veronesischen verfolgt und überall die Ueberzeugung gewonnen, dass die weissen Kalkspathadern von einem vegetabilischen Organismus herrühren, der sich überall dort deutlich erkennen lässt, wo das Ge- stein durch atmosphärische Einwirkungen verwittert ist. An einigen Orten sind diese Pflanzen in so grosser Menge übereinandergehäuft, dass sie Schichten fossüer Kohle bilden, welche man namentlich im Val d'Assa bei Tanzerloch in den Sette communi auszubeuten ver- suchte. Ich habe Musterstücke und Zeichnungen dieser Pflanzen an verschiedene Gelehrte gesendet, doch keiner derselben wagte es, sich über die Natur dieser seltsamen Pflanzen auszusprechen. Bei meinem letzten Aufenthalt in Wien, im Jahre 1869, sah ich Stücke davon in den Sammlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt und nun, eben beschäftigt den 2. Band meiner Flora zu beendigen , möchte ich mir erlauben die Aufmerksamkeit der Geologen des Institutes auf diese vegetabilischen Reste zu lenken. Ich kann hinzufügen, dass dieselben bereits von einigen älteren Autoren erwähnt wurden. In dem alten Werke von Spada Cat. Lapid. Veronen. Edit. 1739 p. 28 et Maut. Edit. 1740, Tab. 3, pag. 11, finden sich rohe Figuren, welche sie ganz gut darstellen und der Verfasser spricht sich, wie folgt, ül^er sie aus: _Lapides monstruosi, folia cujusdem plantae repraesentantes, subcinerei plerumque latitud. unc. 4, Longitud. unc. 6. crass. unc, semis. Abunde In lapides occurrunt in valle vulgo dell'anguilla agri Veroncnsis."' Ich bin geneigt eben hierher die Formen zu ziehen, die man in grosser Zahl in einem jurrassischen Kalkstein bei Altdorf findet und die Schlotheim in seinen Nachträgen z. Petref.-Kunde p. 49—51, II. Tab. VII, Fig 1—2, Tab. V, Fig. 3. abbildet. — In einer Sitzung der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur am 24. November 1*^70 berichtete G. Lim- 150 pricht über eine botanische Exkursion an den Schlawa-See. — Der Schlawa-See, der grösste schlesische See, umfasst 4600 Morgen. Seine Länge beträgt IV2 Meile, die grosste Breite V4 Meile und die bedeu- tendste Tiefe 6 Klftr. — Er besitzt nur einen Zufluss, die Scharnitz, doch kommunizirt er südlich durch den Hammer-See mit dem Tarnauer-, dem Ogglische- und dem Ogglisch-Mühlen-See. Nordwestlich von letzteren liegt isolirt der Katternsee, der ebenfalls mit dem Schlawa- See in Verbindung steht. Diese Seengruppe zeigt die grösste Ueber- einstimmung sowohl in dem thonig-schlammigen Grunde als in den Uferbildungen, die meist von schwammigen, oft schaukelnden Sümpfen eingenommen und südlich von Kieferhaiden begrenzt werden; nur am Ogglisch-Mühlen-See und am Nordufer des Schlawa-See's fallen sandige Hügelwellen steil zum Wasserspiegel ab. — Zahlreiche Schilf- und Binsengebüsche schieben sich gegen die Mitte der Seen hin und be- reiten neue Landbildungen vor, an denen Diatomeen wesentlichen An- theil nehmen. Nur der östliche Theil des Schlawa-See's hat kiesigen Grund, dessen Rollstücke dem Kiese des Ostseestrandes entsprechen. Eigenthümlich sind hier die den See durchziehenden Kalkbiinke (See- kreide) und das Vorkommen kleiner Iserine, Korunde, Hyazinthe bei Schlawa und von Goldstaub bei Riidchen. Die Umgegend des Städtchens Schlawa trägt das Gepräge der breiten, nur von niedrigen, sandigen Hügelwellen und tief eingerissenen Schluchten früherer Wasserläufe unterbrochenen Ebene, die zu den weiten Seenbecken entweder all- mälig oder steil abfällt. Bemerkenswerth ist das Fehlen erratischer Blöcke und grösserer Feldsteine, ein Mangel, welcher auch den Bau der Chaussee noch immer verzögert. Die Flora passt in das Vege- tationsbild, welches wir von der rechten Oderseite unterhalb Breslau besitzen; sie repräsenfirt, entsprechend den vorherrschenden Boden- formen, vorwiegend Sand-, Sumpf- und Wasserpflanzen in grosser Gleichförmigkeit. Die Letzteren stimmen mit der Vegetation unserer Oderlachen überein durch Unmassen von Stratiotts, Nymphaea, Nuphar, Potmnien, Batrachien, Ceratophijllnm, Cliara hispida etc. Von seltneren Pflanzen wurden bemerkt am sandigen Ufer: Hierochloa odorata und Scirpns Tabernaemontani; in Sümpfen und Torfstichen : Carex limosa, dioeca, paradoxa und disticha, Limnochloa paucißora, Calla, Vale- riana dioeca, Cineraria palustris, Menyanthes , Cicuta , Oenanthe fistulosa, Berula, Comarum, Polygala amara, Calamus und Triglo^ chin maritimum ; in Kieferhaiden : Chondrilla , Teesdalia , Sarothamnus, Alsine viscosa , Potentilla opaca und P. silesiaca Uechtritz, in Haidesümpfen : Ändromeda, Oxycoccos, Ledum, Drosera longifolia etc. In der unmittelbaren Umgebung von Schlawa sind zu erwähnen: Equi- setnm hiemale, Poa bulbosa, Senecio vernalis, Anthriscus vulgaris, Lepidium ruderale; ferner wurden bei Pirschgau gesammelt: Oro- banche ramosa (auf Hanf), Gladiolus imbricatus , Crepis praemorsa^ Trollins, Pinguicula, Vincetoxicum, Galeobdolon montanum etc. Eine besonders reiche Fundgrube botanischer Seltenheiten ist die Umgebung von Bienemil. Hier gedeihen auf sterilen Sandhügeln; Dianthus are- narius , Pulsatilla pratensis und vernalis, Scorzonera kumilis, auf 151 nassen Wiesen: Blysmus compressns und Sedum riUosnm, in Gräben: Potamogeton rufescens; in Haidetiiuipeln : EHophorum gracile und Scheuchzeria; in Heren Sümpfen; Liparis Loeselii, Orchis incarnata, Scirpus Tahernaemontani; an bewaldeten Diluvialiiiio-eln: Änthericnm ramosnm und Liliago, Orchis militaris, Astrantia, Dianthus superbus, Scor:ionera pnrpnrea, Geranium sangvineum , Potentilla alba etc. Aus der Mooswelt ist vor allem das Wiederauffinden der für Schlesien verschollen geglaubten Meesia Älberfini von Interesse, die in Gesell- schaft von Meesia tristicha und uliginosa, Paludella, Hypnum v>er- nicosum etc. auf tiefen schaukelnden Sümpfen bei Bienemil vorkommt. F. Cohn, Sekret, d. S. Literarisches. — J. Sachs hat in Leipzig ein 1. Heft der Arbeiten des bota- nischen Instituts in Würzburg herausgeg-eben. — Von W. v, Fricken ist in Arnsberg erschienen: ,,Exkur- sionsflora zur leichteren und sicheren Bestimmung der höheren Ge- wächse AVestphalens." — Von Langmann's Flora von Mecklenburg ist eine 3, Auf- lage erschienen. — Von P. Magnus sind in Berlin „Beiträge zur Kenntniss der Gattung Najas" erschienen. — Eine „Zusammenstellung der Lichenen der Provinz Preussen" ist von A. 0hl er t in Danzig erschienen. — J. Schult es hat ein „Vollständiges Register zu J. A. Schul- tes Grundriss einer Geschichte und Literatur der Botanik" in München herausgegeben. — Von Fischer's Flora in Bern ist eine dritte Auflage er- schienen. — Eine neue Garten- und Obstbauzeitschrift erscheint unter dem Titel „Flora" in polnischer Sprache in Lemberg und wird redigirt von Prof. Tiniecki. — Von 0. Brefeld ist in Halle erschienen: „Untersuchungen über die Entwickelung der Empusa rmiscae und Empnsa radicans."' — Von L. Pfeiffer ist in Cassel erschienen: „Synonymia bo- tanica locuplelissima generum, sectionum vel subgenerum ad finem anni 1858 promulgat." — Dem mit Schluss des Jahres 1870 ausgegebenen Verlags- Kataloge des um die österreichisclie namentlich botanische Literatur so hochverdienten Buclihändlers Wilhelm Braumüller in Wien ent- nehmen wir, dass derselbe an Herstellungskosten für den innerhalb der letzten 22 Jahre geschaffenen wissenschafilichen Verlag die Summe von 1,600.000 fl. (davon 562.000 fl. für Honorare) verausgabte. Die kais. Akademie der Wissenschaften in Wien hat während des gleichen Zeitraumes auf ihre Publikationen (jährlich 20.000 fl.) 440.000 fl. auf- gewendet, in welcher Ziffer jedoch die Honorare nicht inbegrilTen sind, 152 welche in letzter Zeit indessen in der math.-naturwiss. Klasse nur mehr an die Akademiker selbst ausbezahlt werden. — Dr. Ascher son hat im 8. Bande der Zeitschrift der Ge- sellschaft für Erdkunde in Berlin einen Bericht über die in den letzten Jahren angestellten Forschungen und bekannt gewordenen Ergebnisse botanischer Reisenden veröffentlicht. Bammlungen. — Die Orchideensammlung des verst. Konsuls Schiller in Ham- burg hat Linden in Brüssel erworben. Linden besitzt jetzt die grösste aller bestehenden Orchideensammlungen. — Das Herbarium des verst. J. Bayer, welches besonders reich an Rubus- und Tiliaformen ist, hat Med. Cand. Pantocsek in Press- burg käuflich an sich gebracht. Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind abgegangen an die Herren: Dr. Czech, Wallner, Dr. Tauscher, Mayer, Leresche, Dr. Lerch, F. Strobl. Correspondenz der Redaktion. Herrn Dr. H. in T. : „Wird mit Dank benützt. Das Gewünschte folgt." — Htrrn Dr. S. in A: „Wird mit Dank benützt."- Inserat. Aus dem Naclilass des f Hrn. Garteninspektors Hartweg in Schwetzingen ist ein Herbarium zentralamerikanischer , kolunibischer und kalifornischer Pflanzen, von ihm selbst gesammelt und geoidnet in 204*2 Nummern, nach der Reihenfolge des Werkes: Planlas Hartwegianas imprimis mexicanas enumerat novasque describit Georg, ßentham. Loiid. 1840 — 50 nebst einer Anzahl Doubletten zu verkaufen. Das Handexemplar gedachten Buches mit Notizen des Sammlers kann beigegeben werden. Ferner ein Herbarium cereale aus den 20ger Jahren und eine kleine Sammlung „mousses de la Suisse." Liebhaber wollen sich wenden an dessen Witwe Frau Sophie Hartweg in Karlsruhe, (Karlsstrasse 22). Wir erlauben uns hiemit die geehrten Leser dieses Blattes auf den der heutigen Nummer beiliegen ien Prospekt der Flora Oberösterreichs von Johann Duftschmid, ergebenst aufmerksam zu machen. Fr. Ignaz Ebenliöch'sche ßuchliandlung in Linz. Redakteur und Herausgeoer Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von C. Gorold's Sohn. Druck unJ Papier der C. Ueberreuter'sclien Buchdruckerei (M. Salzer).; Ocsterri'ichisclie Botanische Zeitschrift Gemeinnütziges Organ für 1>ie österrelchlsclie Exemplara botanische Zeitschrift RÄianiL iinfl HaiunWat die frei daron dio Post be- erscheint ÜOiaillK lllltt DaidlllKer, zagonweriea^yllen sni den Ersten jeden Monats. blos bei Her Hednktlon iTt l'aT/ul.tl'[y. Gärliier, Oekonomon, Forsimäiiiier, Aerzlc, ''''^';^i::Z'r(.:::'' (■V Thlr. 10 Ngr.) Im Wege des !r a n z j ä h r i p, odiT AnftlllploP llllll TpcIlIlll'Or Buchhandels übernimmt mit 2 11. 63kr. öst. W. .lllUllllhU UllU leUMÜKU. Pränumeration halbjälirig. C. Gerold'« Sohn Inserate __ ^^ in Wien, die ganze Petitzeile rJ ? / ^° ^^® ^^^^ übrigen 10 kr. Ö3t. W. A' - • • Buchliaudlungei.. XXI Jaliigaiig. WIM. Juli 18^1. ZNHAI.T: Lieber Sarcosphaera macrocalyx. Von H o h e n b ii h e I. — Vegetationsverbältoissc- Von Dr. Kerner. — ßolaniscbe Beobachtimgeii. Von Prof. Üedecek. — Silene parvißora und Po- tentiUa digitato-flaheUata. Von H. Heidenreicb — Der Radsläilter-Tatiern. Von P. Strobl. (Forl- setzung). — Die Waldenibeeren. Von Dr. Abi. — Correspoudenz. Von Dr. R auscber, Holuby, Kren- berger. — Personalnolizen. — Vereine, Anstalten, Unteroebmungen. — Literariscbes. — Berichtigung. Heber Sarcosphaera macrocalyx Awd. Von Ludwig Freiherrn von Hohenbühel-Heufler. Deschmann hat mir mit einem Briefe ddo. Laibach 16. Mai 1871 mehrere lebende Exemplare eines Pilzes mit folgenden Bemer- kungen geschickt: ^Derselbe zog schon vor mehreren Jahren meine Aufmerksamkeit auf sich, als ich ihn in einem Wäldchen (Eichen mit Fichten) auf dem Laibacher Felde zwischen Kaltenbrunn und Hrastje in der Nähe der von der Artillerie zu Schiessübungen aufgeworfenen Erdwerke, nicht weit vom Kaltenbrunner Exerzierplatze antraf, woselbst er ein sehr beschränktes Plätzchen einnimmt. Durch mehrere Jahre hindurch machte ich auf ihn vergebens Jagd, heuer erst gelang es mir ihn wieder in grösserer Menge auf besagter Stelle zu finden. Er scheint mir identisch zu sein mit der Jacquin'schen Pez>iz>a coronaria Tdf. 10, der Miscellanea austriaca Tom. I. Die Beschreibung auf S. 140 des Werkes. Rabenhorst zog die Jacquin's.-he Spezies zur P. repanda des Wahlenberg, p. 373 seiner Kryptogamenflora Deutschlands, \. Bd. Seine Beschreibung passt jedoch nicht zu den vorliegenden Exemplaren. Uebrigens reiht er die P. repanda unter Oesterr. botaa. Zeit'schrift. 7. Heft IfcTl. \'l eine Unterabtlieiliuig-, die immer offen und in der Jugend zusammen- geneigt ist. Diese Art jedoch ist im ersten Entvvicklungsstadium ganz ge- schlossen, sie wuchst unter Moos an schattigen Stellen, beim Grösser- werden der Pflanze zerberstet die Moosdecke und es gucket der Pilz, einer KartoffelknoUe ähnlich, z^yischen der Berstung hervor. Ich habe Stücke von FauslgrCsse gesammelt. In der weiteren Entwicklung zer- springt der Pilz in mehrere mehr oder minder tief reichende Lappen und konnte füglich als eine prächtige Erdtulpe bezeichnet werden. Wenn man ihn in die Hand nimmt, so beginnt eine sehr lebhafte Schleuderung der Sporen, d. i. es dringen selbe in dichten Staub- wolken heraus." Dieser Pilz ist in der That sehr interessant. Riess hat ihn zu- erst in den Beitrügen zur Mykologie von Fresenius, II. Heft, Frank- furt 1852, S. 75 unter dem Namen Pez4:ia macrocalyx beschrieben und auf Tafel IX dieses Werkes abgebildet. Auerswald stellte hie- für (Hedwigia 1869, 82) ein neues Genus unter dem Namen Sarco- sphaera auf, nannte den Pilz Sarcosphaera macrocahix und zog dazu Rabenhorsfs Pezha Geeister (Sitzungsber. der „Isis" in Dresden 1867. 22. Tafel 1. und in Gonnermann's und Rabenhorst's Mycol. eur. III. 6. Taf. 3. Fig. 5). Fuckel nahm dieses Genus in seinen Symbolae mycologicae, Wiesbaden 1869, Seite 329 an. Deschmann's Exemplare stinnnen voUkonnnen mit den Diagnosen, Beschreibungen, sonstigen Observationen, Abbildungen und den Exemplaren der Exsic- calensammlungen Rabenhorst's und Fuckel's überein. Er ist bisher bekannt von der Gegend von Kassel (Riess a. a. 0.), von Arn- stadt in Thüringen (Dr. Fleischhack laut „Isis" und Gönn, und Rabh. Myc. eur. an den angeführten Orten, sowie Auerswald a. a. 0.), von Budenheim im Grossherzogthum Hessen (Fuckel Fung. rhen. exs. Nr. 2196!), von Neustadt unweit Koburg (Dr. Gonnermann laut Rabenhorst in „Isis" a. a. 0.), aus dem Jura (Morthier laut Fuckel Symb. mycol. S. 329), endlich aus der Zips bei Wallendorf (Kai chb renn er in Rabenhorst Fung. europ. exsicc. Nr. 806, wobei auch eine Habitusabbildung), dort bisher nur in dem Forste Malucska (Kalchbrenner in den naturw. Mitth. der ung. Akad. III. 235). Die Grössenangaben in den zitirten Stellen Auerswald's und Fuckel's zeigen wesentliche Unterschiede. Z. B. Auerswald gibt die Sporen- länge mit 4V2 Mikromillimeter, Fuckel hingegen mit 16! Mikromilli- meter an. Fuckel's Angaben werden durch meine Beobachtungen bestätiget. Ich habe mit dem Mikrometer von Gundlach (Optikus in Berlin, Genthinerstrasse 8; sehr gut und sehr billig; Preisverzeichnisse werden auf Verlangen gratis zugeschickt) und einem seiniger Mikro- skope nachgemessen. Nach der bisher bekannten Verbreitung ist diese riesige und prächtige, leicht kenntliche Pezizee wahrscheinlich zer- streut in ganz Mitteleuropa anzutreffen, allein, besonders weil sie ein Frulilingspilz ist, meist übersehen. Was die von Auerswald ange- nommene Identität von Sarcosphaera macrocalyx und Peziza Geaster betrifft, habe ich zwar Exemplare von Pezha Geaster nicht gesehen; 155 jilloiii die Abliildiiiigon und B('S(li)t'il)iint>en Itrstiitig^eii Auorwnld's Hcliauptung-. Dass der \(m Ricss aniiooehene Slicl nur sein* uiieiueiit- liili so genannt werden koini(\ indem er mir etwas Ivünipakteres My- celiuni sei, hat schon Auerswald auseinandergesetzt. Manchmal fehlt auch dieser unechte Stiel, wie ich an den sehr zahlreichen Exem- plaren aus Laibach, woran sich alle Uebergänge fanden, beobachten konnte. Ein weiterer Unterschied soll in der Farbe des Hymeniums liegen. Allein ich sah bei dem halben Hundert frischer Stücke aus Krain eine wahre 31nsterkarte von Farbennuancen, vom lichtesten, weisslichen Braun angefangen bis in's schönste V^eilchenblau. Der in der „Isis" angeoebcne Unterschied, dass die Parapliysen bei P. Ge- aster einfach, bei Sarcosphaera macrora!i/.t' aber gegliedert seien, behebt sich durch die Bemerkung, dass die (iliederung dort slallhnde, wo ein Ast sich abzweigt, was bei beiden Pilzen der Fall ist, und auch in der -Isis" so abgebildet wird. Nach Rabenhorst soll auch die Gestalt und Grösse der Sporen verschieden sein. Die ovale Ge- stalt ist jedoch in den Abbildungen und Beschreibungen beider Pilze nicht verschieden und damit stimmt die Gestalt der krainischen Exem- j»l;;re überein. Was die Grösse Ijetrift't, ist zwischen der relativen und absoluten zu unterscheiden. Die relative Grosse wird von Raben- horst, Auerswald und Fuckel gleich angegeben, nämlich noch eimnal so lang als breit, was richtig ist. Die absolute Grosse wird von Rabenhorst (Mycol. eur. a. a. 0.) mit 9 — 10 Mikromillimeter angegeben hält also die Mitte zwischen Fuckel's und Auerswald's Angaben. Die Rabenhorst'schen Habitusbilder unterscheiden sich von Sarcosphaera gar nicht. In der „Isis" ist ein grosses, ausge- wachsenes Exemplar ai)gebildet, in ihrer ,,xMYCologia europaea" sind kleine, junge Exemplare gege])en. Was Rabenhorst im Vorworte der Mycol. eur. III über die Mangelhafligkeil ilirer mikroskopischen Bilder sagte, gilt in vollem Maasse von den bezüglichen Figuren der Peziz>a Ge- aster. Ferner ist zu bemerken, dass Pez-ha macrocalyx nicht, wie in der „Isis" steht, im I., sondern im II. Hefte der Beiträge von Fre- senius, also nicht im Jahre 1850, sondern im Jahre 1852 zuerst veröfFentlicht wurde. Schliesslich sei erwähnt, dass allerdings meist zwei Oeltropfen in den einzelnen Spoien sind, dass seltener ein ein- ziger Oeltropfcn vorkommt, dass es aber auch Fälle gibt, in welchen ein grösserer uiul zwei gleich grosse, kleinere Oeltropfen zu sehen, sowie wieder andere Fälle, in welchen zu beiden Seiten des einzigen grossen Oeltropfens zahlreiche winzige Oeltröpfchen verschiedener Grösse beobachtet ^verden. 12 150 Die VegetationsVerhältnisse des mittleren und östlichen Ungarns und angrenzenden Siebünaürgens. Von A, Kerner. XLIV. 8S4. Achillea tanacetifolia All. — Auf grasigen Plätzen zwi- schen Krummholz und mit anderen hochwüchsigen Stauden und Grä- sern in felsigen Schluchten des Biliariagebirges sehr verbreitet. Im Rezbänyaerzuge von der Margine angefangen über den Vervul Biliarii und Cucurbeta bis auf den Tomnatecu; im Petrosaerzuge vom Cornul muntilor über den Bohodei bis zum Vervul Britiei beobachtet. — Schiefer, Porphyrit. 1310 — 1770 Met. 885. Achiliea dentifera D C. — Im Grunde und am Rande lichter Laubwälder, in Holzschlägen. Im miltelung. Bergl. auf dem Kiralyüt und Kecskeor bei Felso Tärkäny; bei Paräd und Bodony in der Matra; auf dem Xagyszäl bei Waitzen und auf den vom Nagy- szäl östlich auslaufenden niederen Höhenzügen; in der Magusta- gruppe auf dem ^pitzkopf bei Gross Maros; in der Pilisgruppe auf dem Visegrader Schlossberg, bei Domüs, Szt. Läszlo und Set. Andrae, auf dem Ketägohegy bei Csev nächst Gran, auf dem Piliserberg, auf dem Lindenberg und im Auwinkel bei Ofen. Im Bihariageb. im Ara- nyosthale bei Negra, Distidiul und Scarisiöra und iin Valea Odincutia gegen den Vertopu zu. — Trachyt, Kalk. 180 — 1180 Meter. — Im Tietlande nicht beobachtet. (Wird in Sadler's Fl. Com. Pest, als ^A. tanacetifolia All.'' aufgeführt und wurde auch von mir, bevor ich die echte A. tanacetifolia All. gesellen hatte, auf die Autorität anderer Autoren hin, in den Verh. d. z. b. Ges. VII. 267 und in Oest. bot. Zeitsch. VII. 399 als A. lanacelifolia aufgezählt.) 886. Achillea critlwiifolia W. K. — An grasigen Plätzen steiniger Bergabhänge, an den Lehnen lehmiger Hügel und an den Bischungen der Eisenbahndämme. Im mittelung. Berglande auf den Vorbergen der Matra sehr häufig; auf den niederen Hügeln am Fusse des Nagyszäl bei Waitzen, in grosser Menge im Donauthale zwischen Gran und Visegrad bei Dömüs und am Eisenbahndamme zwischen Zebegeny und Gross Maros. Im Bereiche des Bihariageb. auf den Trachytfelsen unter der Ruine Des na in der Plesiugruppe, im Thale der weissen Koros bei Chisindia, auf den Trachytfelsen bei Plescutia und im Valea Li^sa bei Halmadiu. — Trachyt, tert. und diluv. Lehm. 95 — 300 Met. — (Die an den zuletzt genannten Standorten im Bereiche des Bihariage- birges gesammelten Exemplare haben etwas schmälere Blattzipfel als jene aus dem mittelung. Bergl,: A. banalica Kit.) 887. Achillea setacea W. K. — Auf grasigen Plätzen an den Böschungen niederer Hügel und auf trockenen Wiesen in der Ebene. Am Saume des mittelung. Bergl. am Fusse des Särhegy bei Gyöngyös, bei Csenke in der Nähe der Granmündung; bei Dorogh nächst Gran 15'/ und auf dem Ceritliienkalkplateau zwisclieri deiu Kanimerwalde und Proinonfor. Auf der Kecskem. Laiidh. nächst dem Lag-erspilale, dann auf dem Henninenfelde und den sandigen Hügeln längs dem Rakos- bache bei Pest, bei Soroksar, Alberti und F. Peszer bei Also Dabas. In der Tiefebene bei Kisujszällas. Nach Kit. Itin. der ßcregher Reise auch auf der Debrecziner Landh. — Kalk, diluv. und alluv. Sand und sandiger Lelim. 75 — 250 Met. 888. Ächillea lanata S\ireng\. — An grasigen sonnigen Platzen. Im miltelung. Bergl. auf dem kleinen Aegydiusberg- bei Erlau; bei Csenke unrl auf dem Nagyszf^l bei Waitzen; in der Pilisgruppe auf dem Adlersberg und Blocksberg bei Ofen. Auf der Kecskem Landh. auf der P. CstM-ög bei Waitzen, bei Soroksar und Alberti. — Kalk, tert. und diluv. Lehm- und Sandboden. 95 — 220 3Iel. 889. AchiUea Millefoltum L. — Auf Wiesen und grasigen Platzen im Grunde und am Rande der W.dder, an den Bijscliungen der Dämme, an Feldrainen und Flussnlern durch das ganze Gebiet vom Tieflande bis zu den Gebirgshöhen verbreitet. Erlau, Parad, Gyongyös, Waitzen, Gran, P. Csaba, Set. Andrae, Ofen, Stuhlweissenburg, Pest, Alberti, Nagy-Käta, Tapio Szelle, Egyek, Kisujszälhis, Debreczin, Grosswardein, Belenyes, Rezbiinya, Monesa, Halmadiu, Körösbänya. Der höchstgele- gene im Gebiete beobachtete Standort: die trockenen grasigen Ge- hänge am südlichen Abfalle der Cucurbeta des Rezbänyaerzuges im Bihariagebirge. — Auf allen im Gebiete vorkommenden geognost. Substraten. 75—1770 Met. 890. AchiUea asplenifolia Vent. — {A. rosea Des f., A. crnstata Rochel var., A. scabra Host.) — Auf feuchten Wiesen und an grasigen Platzen in den Gräben längs den Eisenl)ahndämmen, vor- züglich aber in den Mulden des sandigen welligen Hügellandes, deren Boden bei hohem Stande des Grundwassers durchfeuchtet wird, im Sommer aber gewöhnlich austrocknet und dann regelmässig Salze auswittert. Am Saume und in den Tlialweitungen des mittelung, Bergi. auf den ^yiesen l:ngs dem Fli;ssihen Eger bei Erlau; bei GyöngyOs am Fusse derMalra; bei Set. Andrae und nächst der Pulvermahle bei Altofen; auf der Csepelinsel; auf der Kecskem. Landh. sehr häufig und verbreitet von R. Palota über Pest, Soroksar, Säri, Alberti, Alsc- Dabas bis Czegled. Diluv. Sandboden. 90— 200 Mel. - (Der älteste Name dieser dnrch die breite, geflügelte, dreiner^ige Blatlspindel, die breiten, starren, knorpelig verdickten weisslichen Zähne der eilanzett- liciten, ganz kahlen Fiederabschnitte der Blätter sehr ausgezeichneten Pflanze ist A. asplenifolia Ventenant Descript. des pl. nouv. cult. dans le jardin de Cels. Paris 1800. — Das Vaterland der beschrie- benen AchiUea war Ventenant nicht näher bekannt. Dieselbe wurde aus Samen gezogen, welche Bosc. aus Nordamerika mitgebracht hatte. De Candolle bemerkt aber im Prodromus VI. 26 „ex Amer. bor. semina retulit d. Bosc, sed longe ante Boscium in horfis europaeis cuUa et verosim. ex iis ad Americanos translata.'* — Was ich in älteren Herbarien und in botanischen Gärten als A. asplenifolia Vent. bezeichnet sah, ist genau die an feuchten halbsalzigen Siellen loS der ungarischen Niederung so ungemein häufige Achillea cmstata Rochel var. (1828), A. scabra Host (1831), und auch Vent. Be- schreibung und Abbildung stellen diese Pflanze dar. Wahrscheinlich ist daher diese Pflanze ursprünglich aus Ungarn in die botanischen Gärten des westlichen Europas gekomuen. Auch A. rosea Des f. hört, Paris, und A. rosea Kit. in Addit. 78 bezeichnen zuverlässig dieselbe Pflanze. An der zuletzt zitirten Stelle bezweifelt zwar Kitaibel, dass seine A. rosea mit A. rosea Des f. identisch sei, indem er bemerkt ^A. rosea h. paris., A. asplemfolia Venten. est di versa, utpote in America crescens." Kitaibel hat sich aber off'enbar nur durch die Angabe, dass A. asplenifoUa aus amerikanischen Samen gezogen wurde, zu dieser Muthmassung verleiten lassen und die Achillea der Pariser Gärten nicht verglichen; denn diese Vergleichung würde ihn von der Identität der ungarischen Pflanze mit der A. rosea D e s f. und A. asplenifoUa Vent. überzeugt haben. — A. cristata in Kit. Itiner. der Marmar. Reise bezieht sich aller Wahrscheinlichkeit nach gleichfalls auf A. asplenifoUa Vent. = A. crustata Rochel var. Ich gründe diese Muthmassung darauf, dass zu Kitaibel's Zeit diese Pflanze mehrfacli mit „J. cristata Retz" verwechselt wurde. Im Herb. Trattinik's finde ich z. ß. dieselbe auf zwei Folien mit der Bezeichnung ^A. cristata Retz." — Retzius's A. cristata ist aber eine andere Pflanze aus der Verwandtschaft der A. Ptarmica und A, impatiens.') 891. Tanacetum vulgare L. — In dem Gestände der Flussufer und Waidränder, auf zeitweilig überschwemmten sumpfigen Wiesen, in den Gräben längs der Strassen und Eisenbahndämme. Im Inun- dationsgebiete der Donau bei Csenke, Nana, Gran, Set. Andrae, Ofen, Pest, auf der Csepelinsel und bei Stuhlweissenburg. Im Inundations- gebiete der Tlieiss bei Poroszlö und Szolnok. Auf der Debrecziner Landhöhe bei Debreczin und Mäjteny. In der Tiefebene in grosser sonst nirgends von mir gesehener Menge als tonangebende Pflanze einer eigenen Massenvegetalion auf sumpfigen Wiesen in der Bcrcltyö Särret bei P. Ecseg nächst Kisujszälläs. Im Bereiche des Bihariageb. am Ufer der schnellen Koros bei Grosswardein und auf dem tert. Vorlande bei Lasuri, Hollodu und Belenyes. Im Thale der weissen Koros bei Monesa, Joszäsz und insbesondere häufig in der Umgebung von Körüsbänya. — Tert. diluv. und alluv. Sand- und sandiger Lehm- boden. 75 — 500 Meter. — Wird im Bihariagebirge von den Romanen auch häufig in (Härten gepflanzt und findet sich noch bei den höchst- gelegenen Häusern von Vidra unter dem Dealul boului bei 1160 Met, im kuUi^irten Zustande, Tanacetum Balsainita \j. — Mit Tanacetum vulgare gepflanzt in den Gärten bei den Gehöften der Moczcn im ßihariagebirge. Die höchstgelegene beobachtete Kulturstäite im Gebiete IJSO Meter. 892. Tanacetum corymbosnm (L.) — Im Grunde und am Rande lichter Hoch- und Niederwälder, auf staudenreichen Bergwiesen und in Holzschliigen. Im mittelung. Berglande in der Blatra auf dem Gälya und dem Särhegy bei Gyöngyös; in der Magustagruppe bei Gross 159 Maros und CstMiko; in der Pilisgruppo bei Szt. LkszIü, Set. Andrae und Csobanka, auf dem Piliserbero^ und auf der Slanitzka bei P. Csaba, auf dem Lindenberg, im Auwinkel, auf dem grossen und kleinen Sohwabenberg und im Wolfsthale bei Ofen, auf dem Meleghegy bei Nadäp. Im Tieflande selten, auf der Kecskemeter Land hübe in dem Waldreviere zwischen Monor und Pilis. Im Bihariagebirge auf dem tertiären Vorlande bei Grosswardein, Lasuri, Hollodu und Belenyes und auf den Ceritbienkalkbänken bei Chisindia nächst Buteni. — Trachyt, Kalk, tert. und diluv. Lehm- und Sandboden, 95 — 630 Met. 893. Tonacefiim Clusii (Fisch.) — Auf staudenreichen Berg- wiesen im Bihariagebirge. Am Rande des Batrinaplateaus auf dem Rücken der Tataroea zwischen Petrosa und Rczbänya häufig. — Kalk. 900-1000 3Ieter. 894. Tanacetum Parfhenium (L.) — Nach Janka in Oest. bot. Zeitsch. XIII. 114 zwischen Elesd und dem Schwarzwalde bei Gross- wardein am Saume des Bihariagebirges. 150 Met. 895. Tanacetum serotinum (L.) — Zwischen Röhricht und Wei- deugebüsch mit anderen hohen Stauden im Ufergelände der Theiss von T. Füred bis Szegedin an zerstreuten häufig wechselnden Stand- orten, aber wo dasselbe auftritt, gewijhuUch in grosser Menge. — Alluv. Sand- und sandiger Lehmboden. 75 — 100 Met. 896. Tanacetum \yaldsteinii Schultz Bip. — (^Chrysanthemum rotnndifoüum W. K.) — Im moosigen Grunde schattiger Nadelholz- wälder. Im Bihariagebirge auf dem Batrinaplateau in den Gräben und Schluchten unterhalb der Stäna Oncesa, im Valea Gropili und Valea Isbucu westlich von der Batrina \m Quellengebiete der Szanios, dann in den Fichtenurwäldern in der Umgebung des Kessels Ponora im Ouellengebiete des zur schwarzen Koros ablliessenden Galbinabaches. — Kalk, Sandstein. 885— 1330 Met. 897. Tanacetum Leucanlhemum (L.) — Auf Wiesen und an grasigen PlTitzen im Grunde lichter Wälder vom Tieflande bis zu den höchsten im Gel)iete sich erhebenden Bergrücken sehr verbreitet. Parad, Waitzen, Gran, Set. Andrae, Szt. Läszlo, P. Csaba, Ofen, Stuhlweissen- burg, Csepelinsel, R. Palota, Pest, Soroksar, Alberti, Monor, Pilis, Nagy Koros, Grosswardein. Belenyes, Petrani, Savoieni, Petrosa, Rez- bänya, Halmadiu, Kür(»sbänya, Plescutia. Monesa, Vidra, Negra. Die hiichstgelegenen im Gebiete beobachteten Standorte auf den mit ]Sar- dus strkta bestockten Grasmatten des Petrosaer und Rezbänyaerzuges auf dem Bohodei und der Cucurbeta. liu Tieflande nur auf feuchten Wiesenfldchen und auf den mit PoUinia bestockten Grasfluren, dagegen dort niemals in der Pflanzenformation, in welcher Stipa als tonan- gebende Pflanze erscheint. — Trachyt, Porphyrit, Sienit, Schiefer, Sandstein. Kalk, tert, diluv. und alluv, Lehm- und Sandboden. 90 — 1770 Meter. 898. Änthemis montana L. — {A. montana var. minor Guss,, Ä. montana a Linnaeana Gren. et Godr., A. saxatilis DC, Kit.) — An felsigen Stellen auf der Kuppe des Vilägos in der Hegyesgruppe des Bihariagebirges. — Schiefer. 300 Meter. IGO 899. Anthemis tinctoria L. An grasigen Plätzen in Niederwäl- dern, im Steinschiüte felsiger Bergabhänge und am Saume der Wein- berge, auf Brachäckern und an den Böschungen der Damme. Im mittel- ung. Berglande auf dem Nagy Eged bei Erlau, auf dem Särhegy bei GyöngyOs und bei Paräd in der Matra; in der Magustagruppe bei Gross Maros; in der Pilisgruppe bei Visegrad und Set. Andrae, auf dem Kishegy bei Csev; auf dem Plateau des Schwabenberges, auf dem Spissberg und Blocksberg bei Ofen. Auf dem Lüssrücken des Viniszni vrch bei Gomba. Auf der Kecskemeter Landh. bei P. Csörog, Monor und Pills. Auf der Debrecziner Landhühe bei Käräsz und Bököny. Am Saume des Bihariagebirges auf dem tert. Vorlande bei Gross- wardein, Katonaväros, Hollodu, Belenyes und auf dem Bontoskö bei Petrani. — Trachyt, Kalk, tert. und diluv. Lehm- und Sandboden. 95—560 Met. 900. Anthemis rigescens Willd. — (,A. macrantha Heuffel). — Am Rande und im Grunde der Hochwälder, in Holzschlägen und Yorzüglich auf den mit hohen Stauden bewachsenen in die Buchen- wälder eingeschalteten Bergwiesen im Bihariagebirge. Im Petrosaer- zuge hinter der Schmelz im Poienathale bei Petrosa; im Rezbänyaer- zuge bei Negra und Distidiul und im Poienathale bei Rezbänya; in der zerrissenen Randzone des Batrinaplateaus häufig auf der Ta- taroea, im Valea seca, auf dem Vertopu, Pietra muncelului und Dealul vetrilor und auf siebenbürgischer Seite im Valea Odincutia gegen die Eishöhle bei Scarisiora; auf dem Vasköher Plateau auf dem Vervul ceresilor; in der Plesiugruppe auf der Bratcoea und Dinesa am Nord- fusse des Plesiu; in der Vulcangruppe auf dem Rücken des Supra- pietra poienile bei Vidra. — Vorherrschend auf Kalk, seltener auch auf Porphyrit, Sienit, Schiefer und Sandstein. 490—1330 Meter. — iAnthemis macrantha Heuffel vermag ich von A. rigescens Willd. nicht zu unterscheiden. Ich habe A. rigescens W. aus Samen, die ich in Istrien gesammelt, und A. macrantha Heuffel aus Samen, die ich aus dem Bihariagebirge mitgebracht, im Innsbrucker botan. Garten gezogen und neben einander kultivirt und die kultivirten Pflanzen in allen Stücken übereinstimmend gefunden. Exemplare, wie sie in schat- tigen Wäldern des höheren Berglandes aufwachsen, und Exemplare, wie man sie in den Weinhergen Istriens antrifft, weichen allerdings habituell von einander ab, die Abweichung ist aber dieselbe, welche alle Pflanzenarten zeigen, je nachdem deren Individuen an schattigen oder sonnigen Standorten vorkommen. Zudem fand ich auch im Biha- riagebirge an sonnigen melir trockenen Abhängen Exemplare, welche mit schweizerischen, oberitalienischen, istrischen, serbischen und kau- kasischen Exemplaren auch hahitueU ganz übereinstimmen. — Die Strahlenblütlien sind nur selten jy2mal, höchst selten zweimal so lang, in der Regel kaum länger als der Ouerdurchmesser der Scheibe; an der Mehrzahl der aus Samen gezogenen Exemplare der A. macrantha Heuffel zeigten sie sich auch nur so lang als der Ouerdurchmesser der Scheibe, und zwischen Exemplaren, deren Strahlenblütlien so lang, und solchen, an denen sie ?mal so lang sind als der Ouerdurchmesser der 101 Scheibe, liissl sieh eine Grenze nicht ziehen, ja Exemplare, an wel- chen man die verschiedensten Liing-enverhältnisso zwischen den eben anoregebenen Grenzwerthen findet, sind eine sehr gewöhnliche Er- scheinung. — Die Angabe in Reichenb. Icon. XVI. p. 63, dass den Achenien der A. macrantha Heuffel der häutige, kurze, kronchen- artige Pappus fehle, ist unrichtig; ich finde auch in dieser Beziehung keinen Unterschied. — Die Pflanze ist zuverlässig ausdauernd, hat aber so wie ^iele andere Synantheren nur eine kurze Lebensdauer und stirbt gewöhnlich im 3. oder 4. Jahre ab.) 901. Anthemis Triumfetti All. — Im mittelung. Berglande auf Brachäckern und grasigen, unkultivirten steinigen Plätzen auf dem Plateau des Sclnvabenberges bei Ofen gegen M. Eichel zu mit An- themis austriaca und A. tinctoria in grosser Menge, vereinzelte Exem- plare einmal auch auf dem Blocksberge bei Ofen. Tert. und diluv. Lehm- und sandiger Lehmboden. 180 — 380 Met. — (Ich kann Koch nicht beistimmen, welcher A. Trinmfetti kW. \x\\A A. rigescens V\^ iWA. für identisch erklärt. — So viel ist gewiss, dass zwei Anthemis- Arten mit weissen Strahlenblüthen existiren, welche sich naturgemäss zwischen A. tinctoria L. und A. austriaca Jacq. einreihen, und von welchen die eine ein ausdauerndes Wachsthum, sehr steife, verlän- gerte, aufrechte Aeste, lanzettliche allmälig in eine starre Spitze ver- schmälerte Spreublättchen besitzt und sich in der Tracht mehr der A. tinctoria nähert, während die zweite ein- oder zweijährig ist, nach dem Abreifen der Früchte abstirbt, ohne an der Basis des Stengels Sprossen entwickelt zu haben, aufrecht-abstehende nicht verlängerte Aeste und lanzettliche, plötzlich in eine starre Stachelspitze zusammen- gezogene Spreublättchen besitzt und sich in der Tracht mehr der Anthemis austriaca Jacq. nähert. — Da nun AUioni seine A. Trium- fetti ausdrücklich und wiederholt einjährig nennt, und da derselbe überdiess in der Fl. pedem, I. 187 die Abbildung der A. austriaca Jacq. in Fl. austr. tab. 444 citirf"). so lässl sich hieraus entnehmen, dass AUioni mit seiner A. Triumfetti jedenfalls eine in der Tracht der A. austriaca Jacq. sehr nahe stehende Pflanze gemeint haben müsse. Ich glaube daher jene monocarpische Anthemis, welche ich auch in dem hier behandelten Gebiete auf dem Schwabenberge bei Ofen fand, und die in der Tracht und durch die plötzlich in eine starre Spitze zusammengezogenen Spreublättchen mit A. austriaca Jacq. übereinstimmt, sich aber von dieser durch die grössere Zahl der Fie- derabschnitte (6 — 8), durch die fast doppelt so grossen Köpfchen, 12—15 Mm. lange Strahlenblüthen schon auf den ersten Blick als *) In der Fl. pedem., in welcher die Pflanze als Chamaemelum Trium- fetti aufgeführt wird, bemerkt AUioni S. 188 am Schlüsse nochmals „Annuum. Ab Antheyi^i tinctoria distinxi (Mise. Taur.). Cl. Jacquin Antheniim austriacam dixit." — Wenn nun diese letzte Bemerkung AI Honigs, dass nämlich seine A. Triumfetti m\l A. aws^aoca Jacq. identisch sei, sich auch nachträglich als nicht richtig herausgestellt hat, so geht doch die grosse .\ebnlichkeit beider .\rti.'n aus dieser Bemerkuns hervor. 162 verschieden darstellt, unbedingt für A. Triumfetti All. halten zu müssen. Auffallend ist allerdings, dass Allioni die von den östlichen Pyrenäen durch das ganze südliche Europa bis in die Krim und weiter- hin in den Kaukasus weit verbreitete A. rigescens Willd. sollte über- sehen haben, und es ist mir nicht unwahrscheinlich, dass Allioni beide Arten überhaupt nicht sorgfältig geschieden hat. Bei der Be- schreibung der A. Triumfetti aber hatte er jedenfalls nur die der A. austriaca Jacq. näherstehende Art vorliegen, und da wir uns doch vor allem an seine Beschreibung halten müssen, so ist jedenfalls auch der von ihm vorangesetzte Name: A. Triumfetti auf diese mono*- carpische der A. austriaca Jacq. näher stehende Anthemis zu be- ziehen. — Das Vorkommen der A. Triumfetti All. in Gesellschaft der A. tinctoria L. und A. austriaca Jacq. liess mich auf einen hybriden Ursprung aus diesen beiden eben genannten Arten denken; dagegen spricht aber der Umstand, dass die Strahlenblüthen der A. Trimnfetti in ihrer Grösse sowohl jene der A. tinctoria als auch der A. austriaca übertreffen und in dieser Beziehung also nicht die Mitte halten, was doch der Fall sein sollte, wenn die Pflanze ein Bastart der erwähnten Arten wäre.) 902. Anthemis austriaca Jacq. — Auf bebautem Lande, an den Böschungen der Dämme, in aufgelassenen Weingärten und an steinigen Plätzen am Rande der Weinberge, auf trockenen Bergab- hängen und auf Sandflächen und Sandhügeln der Niederung. Im mittel- ung. Berglande auf dem Hajduhegy und Nagy Egedhegy bei Erlau; in der Matra bei Paräd; in der Pilisgruppe bei Gran, Set. Andrae, P. Csaba, Vörösvär, Ofen, Budaörs, Promontor, Stuhlweissenburg. Auf der Kecskemeter Landhöhe bei P. Csörög nächst Waitzen, R. Palota, Pest, Steinbruch. Auf der Debrecziner Landhöhe bei Bököny, Hugyai, Nyiregyhaza, Hajdu Böszörmeny, Teglas, Debreczin. Am Saume des Bihariageb. bei Grosswardein. In der Tiefebene bei T. Füred. — Tra- chyt, Kalk, tert. diluv. und alluv. Sand- und sandiger Lehmboden. 80—420 Meter. Botanische Beobachtungen. Von Professor Josef Dedecek. I. Ueber den Abortus des Androeceum von Brassica Napus oleifera DG. Der Weg führte mich am 9. Mai d. J. an einem in voller Blüthe stehenden Rapsfeld bei Dobesic, wo ich einige Anomalien, die Stauborgane^ der Brassica betreffend, wahrgenommen habe. Um meine Bemerkungen darüber verständlicher zu machen, muss ich da ein kurzes Schema der Cruciferen-Blüthen rezitiren. Bekanntlich 163 haben sie o-cwrdinUcli al)()rtirte Brakteen und Braktcolen, 4 Kelcliblalter, •i BluinenblaUer, 6 tetradynamische Slanborgane — Androecea — und ein bicarpellares Pistill. Gegen die Analogie mit Calix und Corolla haben sie also 2 Stamina mehr, welche Mehrzahl man aus der bweifs in der Knospen- periode stattfindenden Verzweigung zweier längerer Stauborgane erklart. Ferner ist bekannt , dass die zweigliedrigen Wirtel eine , die Cruciferen eben charakterisirende Kreuzstellung ainiehmen, so zwar, dass 2 untere Kelclil)liitter eine mediane (in den BUithenstiel und sein fehlschlagendes Deckblatt fallende) — und 2 obere eine um 90"* verschobene oder laterale Lage belialten. Jedes der 4 CoroUen- blattchen liegt zwischen 2 Kelchblattern oder diagonal. Die 2 kür- zeren unteren Androecea stehen lateral und die 2-J-2 längeren oberen median. — Die beiden Carpellen liegen lateral. Dieser Voraussendung habe ich Folgendes zuzufügen: An beinalie 100 betrachteten Blüthen der Brassica erwies sich eine gute Hälfte abnorm. Die meiste Abweichung erlitten die längeren also medianen Androecea, und das wieder in verschiedener Hinsicht und zwar: a) in den meisten Fällen waren nur 2 mediane Stamina, (also in [ursprünglich] regelrechter Anzahl), wobei noch anzugeben ist, dass es die linken von jedem Paar zu sein schienen, wenn mich nicht die Neigung ihrer reifen Antheren, links vom Pistill ab- zustehen, betrogen hat. — Wenigstens hatten sie in tedradyna- mischen Blüthen jene Lage. Man kann also sagen, dass die tetradynamischen Bl, der Brassica N. oleifera durch Abortus der rechten medianen Androecea didynamisch werden. b) weniger häufig fand man nur ein vornstehendes, das rechte (mediane) Androeceum, gänzlich abortirt, ohne dass man an- nehmen könnte, es wären beide in Eins verwachsen. Oder c) beide Paare kamen mit verwachsenen Filamenten und zur Hälfte oder Vi verwachsenen Antheren vor , so dass also diese oben durch einen mehr oder weniger tiefen Einschnitt ge- trennt blieben, und jede durch eine Furche deutlich halbiert er- schien, so wie auch die verschmolzenen Filamente durch eine deutliche Längsfurche sich als verwachsen darstellten. Zuweilen waren nur Filamente verwachsen, oder d) die Slamina nur eines Paares, die des vorderen (wobei manch- mal hinten eines abortirte). oder die hinteren. e) Die lateralen oder kürzeren Stamina waren ge wohnlich in ge- höriger Zahl und Länge. Einstweilen abortirten ihre Filamente, oder es fehlte das ganze, oft das rechte, oder aber, es fehlten beide kürzeren Androecea (nur zweimal). Auch bei tetradynamischen fehlten zuweilen den medianen die Filamente, oder sie waren oft nur kurz entwickelt, sowohl bei tetra- als bei di-dvnamischcn Blüthen fehlte manchmal auch der Griffel. 164 Die Brassica Napus oleifera DC. gibt uns also ein Bei- spiel, wie die durch Duplikation entstandene Tetradynamie durch einen Abortus wieder zur Didynamie werden kann. An zur selben Zeit besichtigten BUithen anderer gewöhnlichen Cruciferen so der Cardamine pratensis, Capsella B. pastoris, Arahis arenosa et hirsuta Scop. fanden sich sehr seltene Abortus. Bei Car- damine war einmal das rechte, hintere mediane Stauborgan abortirt, und bei Ärabis hirsuta fehlten die beiden lateralen. II. Eine Alternative in den Asarum-^XnWiew. Am Pfingstfest des Jahres 1868 machte ich aus Prag einen Ausflug nach Habr bei Sclnvarz-Kosteletz, wo ich in den dortigen gemischten Wäldern an Asaruin europaeum L. sehr konsequente Blii- then-Gliederverhältnisse vorgefunden hatte. Bekanntlich hat Asarum , das zu den Monochlamydeen oder Pflanzen mit einem HiiUkreis gereiht wird, ein röhriges dreitheiliges Perigon mit später einwärts gebogenen Zipfeln, 12 Stamina am schei- benförmigen Ovarium, von den 6 untere kürzer, 6 obere länger sind, eine 6strahlige Narbe und einen 6fächrigen vielsamigen Fruchtknoten. Unter solchen blühenden Exemplaren fand ich ebenso häufig andere mit folgender Abnormität: Sobald zwei Perigonzipfel der ganzen oder fast ganzen Länge verwachsen vorkamen, fanden sich nur 5 untere und 5 obere also 10 Stamina. Die Narbe war östrahlig und der Fruchtknoten f5fächerig. — Andere Merkmale waren bei beiderlei Formen vollkommen identisch. Seit der Zeit ist es mir nicht geglückt, — auch nicht heuer, wo ich deswegen einige hundert BUithen der hiesigen Asarum-¥\w?i beobachtet hatte, — die erwähnte Abweichung wiederholt vorzufinden. Pisek, am 30 Mai 1871. Silene parvlflora (Ehrh.) Pers. und Potentilla digitato-flabellafa A. Braun et Beuche im Memelgebiet. Von Dr. Heidenreich. Nachdem ich in Folge anderweitiger Abhaltung mehrere Jahre nichts von mir hatte hören lassen, hofile ich mit Meldung zweier bisher nicht beobachteter Bewohnerinnen der Flora Deutschlands wieder ein Lebenszeichen von mir geben zu können. Obwohl nun diese Hoff- nung nicht in Erfüllung gegangen ist, kann ich es mir doch nicht 165 vrrsiio-cn. von den beiden IMlanzen, nm welche es sich handeile, Jliüheiinn«- zu niaclien, da diese wohl aucli Cur weitere botanische Kreise Interesse haben dürfte. 1. Silene parrifhra Pers. (Cucnbalns panriflorus Ehrh; Si- lene Otites S m. ß. panicula pedunculis calycibusque pubescenti- scabris Ledebour. Fl. ross. I. p. 310), wurde mir im Juli 1869 durch Dr. Reidenieister gebracht vom „Sandkruge" auf der Nord- spitze der kurischen Nehrung der Stadt Memel gegenüber. Die Pflanze wäre neu für die Flora Deutschlands, da sie soAiel ich weiss daselbst noch nicht beobachtet ist. Sie findet sirh nach Ledebour (1. c.) im mittleren und südlichen Russland (Kaukasus , Gouv. Pensa , Gouv. Cherson, Podolien) und nach Neil reich (Aufzählung der Pfl. in Ungarn und Slavonien p. 290) in Ungarn (westl. Banat., Milit.-Gr., Com. Szabolcs, Com. Borsod, Jazygien, Com. Pest). Die Fundorte der Pflanze liegen wie man sieht weit auseinander und wenn dies auch zum grossen Tlieil an mangelnder Durchforschung des betreffenden Floren- gebiets liegen mag, so könnte doch eben diese mangelnde Durchfor- schung der dazwischenliegenden Länderstrecken wohl den weiten Sprung ihres Vorkommens nach Ostpreussen in das Memelgebiet er- klären. Es hätte also ihr Auftreten in unseren Gegenden gerade nichts Befremdendes; dennoch ist mir zweifei iiaft geworden ob sie hie'r wirklich autochthon sich findet, weil an eben derselben Lokalität Gypsophila panicidata L. gemeldet wird und dieses Consorlium einer gleichfalls aus dem Osten Europas, aus Russland und Ungarn stam- menden Pflanze, welche ohne Zweifel bei uns nicht zu Hause ist, den Verdacht der Einschleppung erregt. Das Indigenat der Silene parvi- ßora (Ehrh.), Pers. in der Flora Deutschlands bedarf also noch der Bestätigung durch genauere Beachtung der Verhältnisse am Fund- orte selbst. Die preussische Pflanze ist bedeutend kräftiger und hoher als Silene Otites Sm., nicht niedriger wie M. K. Dtschlds. Fl. IIL p. 228 angeben. Aus der spindelförmigen Wurzel erheben sich etwa 4 ver- hältnissmässig dicke Stengel, deren mittlere 50 — 66 Ctm. hoch sind; bei Sil. Otites Sm. beobachtete ich meist nur einen seltner, zwei oder höchstens drei viel dünnere Stengel von 30 — 40 Ctm. Länge. Bei der hiesigen Sil. parviflora (Ehrh.) Pers. ist fast die ganze untere Hälfte der Stengel blattreich, indem die 5 — 6 untern Gelenke verhältnissmässig nahe stehen, die Blätter länger sind, nach oben an Grösse nicht abnehmen und in den Blattwinkeln sich noch Büschel kleinerer Blätter entwickeln. Die obern Gelenke des Stengels stehen nicht weniger entfernt wie M. K. (l. c.) angeben, sondern auf den untern blattreichen Theü des Stengels folgen bis zur Rispe zwei bis drei entfernter stehende Gelenke mit nur wenigen kürzeren Blättern auch wohl einzelnen kurzen Seitenästen, welche eine quirlige Traube tragen. Nur dieser mittlere Theil des Stengels, welcher etwa Va des ganzen misst, erscheint dadurch fast nackt. Bei Sil. Otites Sm. zähle ich am Stengel bis zur Rispe überhaupt nur drei, seltener vier Ge- lenke, welche meist nur zwei gegenübergestellte Blättchen tragen, 166 so dass der ganze Steag-el bis zur Rispe fast nackt erschient. Bei unserer Sil. parrißora (Ehrh.) Pers. sind die BliUhen augenfällig kleiner als bei S. Otites Sm.; die ganze Rispe, die Blüthenstiele und Kelche schärflich-flaumig. Ob man Sil. parvißora (Ehrh.) Pers. für eine eigene Spezies oder nur für Varietät halten will, bleibt Geschmacksache, so lange wenig- stens, bis wiederholte sorgfältige Prüfung ihres Verhaltens in freier Natur darüber entschieden hat. Auf mich macht die Pflanze einen so befremdenden Eindruck, dass ich mich schAver überreden kann, sie für eine Form der Sil. Otites Sm. zu halten, obwohl ich ausser der Be- kleidung, ausser dem abweichenden Habitus und den kleineren Blüthen keinen spezifischen Unterschied nachweisen kann. Doch sollten diese Unterschiede, falls sie nämlich keine Uebergänge zeigen und namentlich bei der Aussaat unverändert bleiben, nicht hinreichend sein um eine eigene Art zu begründen. Ledebour (1. c.) gibt keine Gründe für die Einziehung der Art und Neilreich folgt ihm ohne weiteres auf seine Autorität hin. Wollten nicht vielleiclit Ungarns Botaniker, welche Gelegenheit haben, die Pflanze in loco natali zu beobachten, ihre dabei in Betreff des Artrechtes gewonnene Ueberzeugung in dieser Zeitschrift mittheilen. 2 Potentilla digitato-flabeUafa A. Braun et Bouche. Spec. novae et minus cognitae hört. bot. Berol. in Add. ad Ind. sem. hört, bot. Berol. 1851 collect, p. 3. Der Schuhmacher Schön fei d, welcher seinen Leisten bei Seite geworfen hat und eifriger und erfolgreicher als mancher durch seine Stellung dazu berufene Gelehrte wie Apotheker und Lehrer der Na- turwissenschaften mit Botanik sich beschäftigt, fand im Juni 1870 hier am Memelufer eine Potentilla, welche ich nicht zu enträthseln wusste. Nach den Bücherdiagnosen und den wenigen dürftigen Exem- plaren, durch welche die Gattung überhaupt in meinem Herbarium vertreten ist, war mir nur soviel zweifellos, dass die Pflanze der Pot. incliaata Vill. nahe stehe. Zu derselben verhält sie sich in Bezug auf Bekleidung, in welcher der Unterschied beider zunächst in die Augen fällt, ungefähr so wie Pot. vernaL. zu Pot. cineria Cliai.v'"'). Meine Pflanze ist keineswegs eine Pot. canesccns , wie Besser *) Ascherson Fl. d. Fr. Brandenburg p. -194 nennt diese Pflanze Pot. incana Mönch, weil nach Mitlheilung des Herrn E. Perrier in Sa- voyen die brandenburgische Pflanze von der dort (in Savoyen) vorkommenden Pot. cinerea Chaix verschieden sei. Fr. Körnicke (.,zvveiler Bericht zur Flora der Prov. Preussen" in den Schriften der physik.-ökon. Ges. zu Königsberg 4864 p. 82 und 83) konnte nach einem Exemplar der Pot. cinerea Chaix, vom Originalstandort Chaix's einen spezifischen üntersclied nicht herausfinden. Sollte aber dennoch die von Ascherson ~ wohl gemerkt — nicht selbst beobachtete, sondern nur auf Perrier's Autorität gemeldete Verschiedenheit der Pflanze Norddeutschlands von P. cinerea Chaix sich bestätigi-n, so müsste für erstere doch wohl ein anderer Name als P. incana Mönch ge- ^^ählt werden, denn Lehmann (Revisio Potentill. p. H4), welcher bei "P. cinerea unter den Synonymen P. incana Mch. anfüiirt, sagt dabei „in Herb. Mönch, sub hoc nomine P. argenf. variet. asservalur.'- 167 (Priinil. Fl. Galii\ aiisiriac. ulr. 1809) die Pot. incUnatu Vill. — mit Riu•l^si('Ilt auf die Bekleidung- wohl treffend — genannt hat, wenn nicht anders beide Autoren verschiedene Pflanzen meinen sollten, wie (H'isebach Linnaea 18 ')2 und Garke Fl. Aon Nord- und Miltel- dtschld. 3. Aufl. 1854 p. 111 behaupten, wovon jedoch Lehmann (Re^is. Pot. 1856) schweigt *). Nichts desto weniger konnte meine Pflanze eine — vielleicht durch den leuchten Standort bedingte, so weit mir die Literatur zugiinglich war bisher nicht beobachtete aber höchst bemerkenswert he — Varietät der Pot. inclinata sein. Die bis- herige Kenntniss der geographischen Verbreitung dieser Art hatte nicht gerade gegen ihr Vorkommen bei Tilsit gesprochen, da sie fast rings um Ostpreussen wenn auch in grösserer Entfernung beobachtet ist, niimlich bei Petersburg, in Liefland und Kurland, in Volhynien und Ungarn, bei Bromberg (an der Weichsel), in Schlesien, Böhmen, Thüringen, vereinzelt in Schweden. Gerade der Standort am Meniel- ufer konnte das Erscheinen von Pot. mclinafa Vill. (variet.) in unserer Gegend nicht befremden lassen. Auch andere Pflanzen, welche sonst nur in weiterer Entfernung von Tilsit beobachtet werden, wie Plan- tago arenaria W.K., Salsola Kali L., Gratiola ofßcinalis L., Cheno- podium Bofrys L. , Sisymbrium pannoniciim J c q. , Coenolophiinn Fischeri Koch u. a. kommen bei uns am Memelufer vor und ist ihr Auftreten daselbst wohl von dem Strome abhängig, da sie auf das ]\Iemelufer oder wenigstens auf das 3Iemelthal beschränkt bleiben und die einjährigen unter ihnen nur als vorübergehende Gäste das vom Hochwasser bestaute Terrain in einzelnen Jahren besuchen, in anderen dort gänzlich vermisst werden. So wäre auch das Auftreten der Pot. inclinata Vill. am Memelufer nicht gerade auff'allend gewesen, beson- ders wenn man den spezielleren Standort der dafür zu haltenden Pflanze näher in das Auge fasste, wie wir sogleich thun wollen. Das Flüsschen Tülszele ergiesst sich zwischen der eigentlichen Stadt Tilsit und der Vorstadt ,.Freiheit'' in die Memel. Der letzte Theil des Flüsschens ist durch künstliche Erweiterung und Vertiefung zu einem Winterhafen für die Memelkähne eingerichtet und von der Memel selbst bis auf die Einfahrt durch einen Damm getrennt. Bei hohem Wasserstande wie im Herbste und namentlich im Frühjahr vor und nach dem Memeleisgange befindet sich dieser Damm, wie ein grosser Theil der Dossirung des Hafens unter Wasser. Die fragliche Potentille fand sich nur auf der gegen die Strömung der Memel ge- richteten Seite der Hafendossirung an einer begrasten, bei hohem Wasser unter demselben befindlichen Stelle nicht weit von der Mün- dung des Hafens in die Memel, wo also leicht von oberhalb herge- schwemmte Pflanzen, Samen etc. haften bleiben konnten, auf welche Weise wohl auch unsere Pflanze dorthin gekommen sein mochte. *) Nach M. K. (Dtschlds. Fl. III. p. 523), welche gleichfalls der Ansicht sind, dass die Pflanzen beider Autoren sich nicht wesentlich unterscheiden, wird übrigens der angebliche Unterschied auf den aufrechten oder aufstrebenden Stengel begründet, also nicht etwa auf Verschiedeniieit der Bekleidung. 168 ♦ Andererseits waren aber auch Verhältnisse vorhanden, welche eni etwa durch den Strom vermitteltes Auftreten der Pflanze am bezeicli- neten Standorte zweifelhaft machen konnten. Die erwähnte Dossirung-, welche obwohl ziemlich steil nur theilweise durch Weidenpflanzung gegen die Schälung geschützt ist, macht häufige Reparaturen erfor- derlich; so konnte die Pflanze mit Schutt, Gartenerde etc. dorthinge- kommen, also auch wohl ein Gartenflüchtling sein. Zur Gewissheit wäre dies geworden, sofern sie sich als eine Spezies herausgestellt hätte, welche in fernen Erdtheilen zu Hause ist. Dies waren meine anfänglichen Reflexionen in Betreff" der mir kritisch bleibenden Potentille. Nachdem ich namentlich durch die Güte des Herrn Pfarrers Holuby zu N. Podraghy mehrfache vollständigere Exemplare von Pot. inclinata Vi 11. erhalten hatte, wurde mir die spezifische Ver- schiedenheit meiner Pflanze von dieser Art zur Gewissheit und schon war ich im Begriff" dieselbe als nova species zu veröff'entlichen. Um jedoch nicht die botanische Literatur mit einem überflüssigen Namen zu bereichern, deren sie schon genug hat, Hess ich mir Lehmann's Monographia und Revisio Potentillarum senden. In letzterem Werke finde ich nun meine Pflanze als Pot. digitato-flabellata A. Braun et Bouche, welche Lehmann gleich hinter Pot. inclinata aufführt, deren Vaterland aber — Nordamerika ist. Somit wäre denn auch in Betreff dieser Pflanze die Hoffnung vernichtet, sie als bisher nicht beobachtete Bewohnerin der Flora Deutschlands verkünden zu können. Da wohl nur wenige Ihrer Leser Leb mann 's Revisio Potent, zur Hand haben, so erlaube ich mir für den Fall, dass sie später meine Potentille erhalten und meine Diagnose prüfen wollen, Leh- mann's meisterhafte Charakteristik der Pot. digitato-ßabellata hier wiederzugeben. Durch dieselbe wird auch meine Pflanze so treffend gezeichnet, dass ich nur wenige Bemerkungen hinzufüge. Zur beque- meren Vergleichung stelle ich die Merkmale der Pot. inclinata Vill. gegenüber. Potentilla inclinata Vill. caulibus erectis vel e basi decum- bente adscendentibus molliter vil- losis et simul tomentosis apice corymbosis, pedicellis defloratis erectis; foliis inferioribus quinatis superiori- bus ternatis s u p r a viridiusculis incumbenti-pilosis, subtus ca- nescentibus tomento tenui vil- lisque longioribus mollibus; foliolis oblongo - lanceolatis basin versus attenuatis circum inciso- neato-flabelliformibus trifi- Pot. digitato-ßabellata A. Br. et Bouche. caulibus adscendentibus elatis fo- liosis molliter piloso-tomentel- lis supra ramosissimis laxe co- rymbosis, pedicellis in fructu elongatis erectis; foliis inferioribus quinatis longe petiolatis superioribus ternatis sessilibus summis §implicibus bracteiformibus supra pillos ellis subtus subcanescentibus to- mentellisque; foliolis in foliis inferioribus cu- 169 serratis segmentis suhaequa-jdis vcl inciso-lobat is segirien- libus (lanceolatis?) aculiusculis tis iiiaequalibus anilis iiiargine margine planis; planis, in roliissuperioribusüblongo- laiicoühUis grosse iiiciso-serratis; stipulis oaulinis lanceolatis acunii- 1 stipulis caulinis late ovatis oblique natis integerrimis rarius pauciden- ' acutis grosse paucidentatis incisisve; tatis; sepalis aequilongis aculis externis sepalis subaequilongis acutiusculis linearibus reliquis ovatis; externis oblongis reliquis ovatis; Ipetalis obovato - subcuneiformibus petalis obovatis leviter emarginatis ' subretusis calycem b?si villosum oalyceni tonientosum villosumque aequantibus v. paullo superantibus. paullo superantibus. | Die Exemplare meiner Pot. digitato-flabellafa unterscheiden sich von mir vorliegenden der Pot. inc/mafa durch Schlankheit sämmtliciier Theile. Der Stengel ist dünner, schlaffer, hülier, reichblüthiger. Die höchsten Stengel der P. inc/inota bei Fruchtreile messen 45 — 55 Ctm., die der P. dic/ifato-ßabellata bei beginnender Bliithe durchschnittlich 65 Ctm. und die Hi»he würde noch viel bedeutender sein bei voll- ständigen Fruchtexemplaren , welche ich aber leider nicht erhalten konnte, da die Pflanze im vorigen Sommer zweimal, im Juli und Sep- tember der Sense verfiel. Der Stengel isi nicht blattreicher, vielmehr stehen die untern langgestielten Blätter entfernter von einander als bei P. incünata. Die Blatter sind dünner, die etwas ungleichen Säge- zähne länglich, wie bei P. incünata , wo Lehmann wohl aus Ver- sehen sie lanzettlich angibt. Die obersten Stengelblätfer und selbst die unteren der Doldentraube sind dreizählig, erst die obersten der Doldentraube brakteenfürmig. Die Wurzelblätter sowie die unteren Stengelblätter waren bei Beginn der Blüthezeit schon dahin. Die unleren Nebenblatter sind lineal-lanzettlich ganzrandig, die mittleren breit- eilVirmig mit 3 — 4 eingeschnittenen Sägezähnen, die oberen länglich- lanzetllich ganzrandig. Die reichblüthige Doldentraube ist zur Blüthe- zeit schlaff, ihre Aeste mehr abstehend, die dünneren Blüthenstiele erst bei der Fruchtreife straff, etwas abstehend einen breiten Corymitus bildend, in welchem die kleineren Blüthen entfernter stehen. Die dicken straffen Blüthenstiele der P. inclinata stehen fast gerade auf- recht, die Blüthen grösser, gedrängter. Ich habe von meiner Pflanze reifen Samen (fein zierlich ge- runzelt, unmerklich berandet) erlangt, welcher vor etwa drei Wociien ausgesäel, jetzt zaldreiche Pflänzchen enlwickelt , ich hoffe sie im Garten gross zu ziehen für den Fall, dass der Standort am 3IemeI- ufer eingehen sollte. Mein Freund C. J. v. Klinggräff, dem allein ich bisher Mit- theilung von meiner Pflanze machte, ist vorbehaltlich eines positiven Urtheils bei vollständigeren Hilfsmitteln geneigt dieselbe für Varietät der P inclinata, welche spontan am Memelufer aufgetreten wäre zu halten. Oenerr. botan. Zeitschrift. 7. Heft. 1871. 13 170 Stellt nun auch, erlaube ich mir zu bemerken, Pof. digitato- flabellata wolil eine Parallelform der P. inclinata Europas und (des altaischen) Sibiriens dar, dieselbe in Nordamerika vertretend, so ist doch durch die von Lehmann (1. c.) aus nordamerikanischen Samen erhaltenen Pflanzen ausser Zweifel gestellt, und ich hoffe es durch meine Aussaat zu bekräftigen, dass die Charaktere der Pot. digitato-flabel- lata bei der Aussaat konstant bleiben, dass sie also keine etwa durch den Standort bedingte Variet;it der P. inclinata ist und es wird letztere nie unter welchen Verliällnissen es immer sei die Form der P. digi- tato-ßabellata annehmen, auch nicht auf dem bezeichneten, zeitweise so ungemein feucliten Standorte am Memelufer, wo die Pflanze im Frühjahr und Herbst unter Wasser steht. Andererseits scheint es mir höchst unwahrscheinlich, dass P. digifafo-flabellata spontan in Europa oder Nordasien vorkomme , da sie bisher daselbst nicht beobachtet wurde. Davon aber, dass meine Pflanze P. digitato-flabellafa ist, überzeuge ich mich immer mehr, je öfter und sorgf^vltiger ich die Charaktere in Lehmann's Revisio Potent, vergleiche. Tilsit, im Mai 1871. Der Radstädter-Tauern als Repräsentant der Ennsthaler Kalk- nnd Urgebirgskette. Von P. Gabriel Strobl. (Fortsetzung.) II. Auf den Seekahrspitz. Der nächste Tag war einem grösseren Ausfluge auf einen der ostwärts liegenden Schieferberge bestimmt, und der Sohn des Tauern- wirthes, ein absoh irter Sextaner, war so gefällig, sich als Führer an- zubieten. Ich beschloss, den höchsten dieser Gipfel, den Seekahrspitz (7840') zu besteigen, zumal die Aussicht von demselben ausserordent- lich erhoben wurde. Wohl lagerten am Morgen rings um die Thal- wände dichte, festaufliegende Nebelmassen, allein, wie der Mensch schon ist, man hofft stets auf besseres, so lang uns noch ein Herz zum Hoffen bleibt, und so brachen wir denn getrost auf, von langen Blicken und reichlichen Segenswünschen der Eltern begleitet. Beim sogenannten Aubrückel verliessen wir die gebahnte Strasse und folgten einem Kühwege , welchen nasse Wiesen umränderten. Auf ihnen standen die gewöhnlichen Bewohner solcher Flächen, nämlich zahl- reiche Riedgräser: Carex stellulata, vulgaris, flava, Davalliana, pa- nicea und die in Steiermark noch nie gefundene dioica, Scirpus caespi- tosus, Eriophorum latifolium, Juncus alpinvs, triglumis, Nardus stricta und Willemetia apargioides; als zur Linken trockene, mit häufigen Schiefersteinen überdeckte Abhänge begannen, kam dazu Potentilla 171 mtrea, Saxifraga ai:ioides, Azt von Braconnot untersucht und so benannt. A. ***) Von denen ich nur der vorzüglichsten erwähne, als: die Ananas- Erdbeeren, die in Surinam wild wachsen und durch die Niederländer aus Südamerika nach Europa verpflanzt wurden; degeneriren - in unseren Gärten; ebenso die wildwachsenden Biesen-Erdbeeren und Zimmt-Erdbeeren aus Chili. Die indischen Erdbeeren aus Indien, welche in Europa in Mistbeete gepflanzt fast das ganze Jahr Blüthen und Früchte tragen, degeneriren eben so leicht, wenn sie nicht sehr oft versetzt werden. A. 171) wel('lie sich mit dieser „Ohsfkur" belasslen, haben die Erfahrung-en gemacht, dass die Wald-Erdheeren insbesimdere heilsam sind und nützen: gegen Gicht, Unterleibsstocivungen, Nieren- und Blasensteine unil auch gegen Eingeweidewürmer. Jedoch die Wald-Erdbeerenkur muss mit der vegetarianischen Lebensweise genau im Einklänge stehen und soll durch die ganze Zeit, in welcher dieses Obst zu Markte ge- bracht wird, fortgesetzt werden. Correspondenz. Linz, am 21. Mai 1871. Ende des verflossenen Monates folgte ich einer Einladung meines Freundes Dr. Schiedermayer in Kirchdorf und benützte die Eisen- bahn bis Wels und von da bis Kirchdorf den Poststellwagen. Am 28. April fuhren wir nach Leonstein. Da meinem Begleiter die Stand- orte der Pflanzen seiner Gegend genau bekannt sind, so haften wir nur zeitweise anzuhalten, um uns hie und da einer interessanten Pflanze zu versichern. Auf diese Weise sauunelte ich auf Felsen an der Strasse Möhringia muscosa, an torfigen Stellen Pinguicula alpina und Sclioenus ferrugineus, an buschigen Bergabhängen Cineraria al- pestris Hopp., an grasigen Abhängen Bellidiastrum Micheln, im Ge- sträuche am Bächlein Valeriana tripteris, an Waldrändern Glubularia nudicaulis und verspätete Helleborus niger. Des Nachmittags unter- nahmen wir eine Exkursion in den Klausgraben. So heisst ein von der Steyr durchflossenes Thal, welches in die Stodergegend am Fusse der beiden Priel führt. Hier sammelten wir auf einem Felsenabhange Ranunciilus anemonoides , R. alpesfris und R. montanus; am Ufer der Steyr im Wells.mde Hutchinsia alpina und Arabis pumila; an felsigen Uferstellen Primula Clusiana, Soldanella alpina, Arabis bel- lidifolia und Carex ßrma; im Gestrciuche Vinca minor und Carex humilis, auch Daphne Mex>ereum und Pefasites albus; auf einem Waldabhange Erica carnea und Pulmonaria a-iurea. Am 29. April fuhren wir über Michelsdorf zu dem Kremsursprunge, einer sehr pit- toresken Gegend , welche von mehreren Gebirgsb.ichen durchrieselt wird. Hier fanden wir auf Felsblöcken Carex alba und an deren Fusse Polygala Chamaebuxus ; an Bachr.indern Petasifes niceus und Cardamine trifolia, an Waldrändern Arabis alpina und Ltiz-ula ma- xima. Noch muss ich eines Fundes bei Leonstein erwähnen, nämlich der Viola lutea Sm., welche wir abseits der Strasse unter Bäumen, in vielstengligen und reichblüthigen Exemplaren sammelten. Dr. Robert Rauscher. Hluk, in Mähren am 1. Juni 18*1. Den durch Herrn v. Janka im Jahre 1866 unweit Myjava auf- gefundenen Astragalus hypoglottis sammelte auch ich heute ober 180 Strany auf Bergwiesen. In Wäldern bei Strany und Ober-Nemci sah ich Lonicera Xylosteum, Dentaria hulbifloi'a, Orchis maculata, Pyrola rotundifolia und Cephalantera ensifolia. J. L. Holuby. ScIjIoss Tentschach bei Klagenfurt am 18. Juni 1871. Was die botanische Ausbeute betrifft, so sind die Aussichten für das laufende Jahr durch die fast unerhört schlechten Witterungs- verhältnisse des Mai, der heuer eher alles Andere nur kein Wonne- monat war, und durch die Kälte des Juni, der in seiner ersten Hälfte nicht besser als sein Vorgänger war, ziemlich trübe. Erst seit einigen Tagen ist Hoffnung vorhanden, dass wenigstens der grösste Theil des Schnees, der bisher noch immer Gipfel und Rücken der Alpen be- deckt, an schattigen Stellen und in Schluchten tief herabgeht und schuhhoch liegt, endlich doch weggehen Averde. Noch vor wenigen Tagen stand zu befürchten, dass die Alpen ihr winterliches Kleid gar nicht abzulegen gesonnen seien. Glücklicher Weise ist es jetzt, wenn auch erst spät, anders geworden, und die zierlichen Alpenblumen, die mit wunderbarer Schnelligkeit wachsen, gehen uns wenigstens nicht ganz verloren. Da ich in der zweiten Hälfte des Mai einige freie Tage hatte, so benützte ich selbe zu einem Ausflug in mein Lieblingsthal, das Raiblthal bei Tarvis. Ich besuclie es so gern, weil man dort bei einem Spaziergange von einer Stunde von Raibl bis auf das Geröll und die Gräben hinter dem See Wiesenblumen der Ebene mit subalpiner und alpiner Flora in schöner Vereinigung findet. Ohne die Beschwerden des Bergsteigens kann man hier Anfangs Juni Cy- tisus piirpweus und radiatns, Dianlhus Sternbergü und sihestris, Rhododendron hirsutum und Chamaecistus, Gentiana acaiilis und titriculosa, Dryas octopetala, Paederota Ageria, Hutchinsia alpitia, Aethionema gracile, Moehringia polygonoides, Papaver alp'mum albi- floriim, Asperula longiflora, Astrantia carmoUca, Achülea Claeennae und atrata, Crepis incarnafa, Scrophularia Hoppii, Linaria alpina, Arabis pumila, Gypsophila repens, Betonica Alopecurus, Rumex scn- tahis, Gymnadenia odoratissima, Polygonum vitnpariim, Luzula nivea, Limim alpinum und so manche andere schöne Pflanze sammeln. Einige Pflanzen, wie Thlapsi cepaefolium, Salix myrsinites, Alyssum Rochelianum Andrz. sind um diese Zeit schon in Samen, andere, wie Campanula Zoysii^ Peucedanum rablense, Armeria alpina, Hie- racium villosum etc. blühen etwas später. Rechnet man dazu noch den Naturgenuss, dass man dabei immer an einem schönen Gebirgs- see, umgeben von herrlichen Bergen, fortwandelt, so stellt sich dieser Ausflug gewiss als ein sehr lohnender dar. — Heuer sollte das frei- lich anders sein! Kurz vor meiner Ankunft, nämlich am 18. Mai, war eine grosse Masse Schnee gefallen und das Thal bot noch immer das Bild einer Winterlandschaft. Der Schnee war von den Wiesen des Thaies wieder wohl schon weggeschmolzen, die Berge aber waren bis tief herab von demselben bedeckt, die Gräben hinter dem See unzugäng- lich und selbst bei einem Spaziergange auf den Predil hatte man an seiner Seite den Schnee zum steten um diese Zeit unliebsamen Be-- 181 gleiter. Es ist bogreiflirli, dass unter solchen Umstünden die bota- nische Aiislieule nii,- eine geringe sein konnte. Und doch war es wieder nicht ohne Interesse, neben Pflanzen der allerersten Frühlings- zeit, wie Helleborus nigei\ Crocus rernns, Primula Auricula und acaulis. Erica carnea etc. auch Pflanzen zu finden, die schon griis- serer Warme zu ihrem Gedeihen bedürfen, wie Thlapsi cepaefotium, Gentiana rerna und accniiis, Arabis alpina und Halleri, Primula eJolior und officinaUs, TroUins enropaevs. Dryas octopetala, Belli- diastrum Michelii, Valeriana tripteris, Anemone trifoiia, Saxifraga Bnrseriana, Alijssum Borhefü Andrz., Rhododendron Chamaecistns, Banunndus alpesfris, Pingvicnla a/pina, Sesleria caerulea, Draba ai'zoides var. montana Koch {elongata Host.), ja selbst Pflanzen zu finden, die auf den Alpen viel spater blühen, wie Hutchinsia alpina, Paederota Ageria, Arabis pumila und vocJiinensis, Bammcuhis hy- bridus etc. Es war auf diese Art Vorfrühling, Frühling und selbst ein kleines Stückchen Sommer vereinigt. Jeder Tag, ja jede warme Stunde lockte neue Blümchen aus dem Schoosse der Erde hervor. Der spiiter am 3. Juni abermals gefallene Schnee , der auch in Tentschach einen ganzen Tag lang liegen blieb, wird im Raiblthale wohl viel von der aufkeimenden Vegetation zerstört haben! J. A. Krenberger. Fersonalnotizen. — Dr. August Neilreich ist am 1. Juni seiner vieljährigen Krankheit, der Lungentuberkulose erlegen, nachdem er ein Alter von 67 Jahren erreicht hatte. Die Oesterr. botanische Zeitschrift brachte im J. 1859 das Portriit nebst einer biographischen Skizze dieses her- vorragenden Botanikers. Seit jener Zeit bereicherte N. die botanische Literatur mit mehrfachen trefflichen Arbeiten, die theils selbstständig, theils in verscliiedenen Fachschriften, mehrere auch in dieser Zeit- schrift erschienen sind. Aber auch so manche ehrenvolle Anerkennung seiner ungewöhnlichen Leistungen wurde ihm inzwischen von mass- gebender Seite zu Theil. Alle diese Phasen in den letzten Lebens- jahren Neilreicirs verzeichnete die botanische Zeitschrift seiner Zeit in ihren Heften und vermied es nur zu bemerken, unter welchen Leiden einer verhängnissvollen Krankheit, über deren unvermeidlichen Verlauf sich Neilreich nie einer Täuschung hingab, er seine Arbeiten zu f()r- dern wusste, indem jeder karge Augenblick temporärer Erleichterung seines Siechthums von ihm benutzt wurde, das Angefangene der Vollen- dung zuzuführen oder Neues zu beginnen. An Lichtpunkten in diesen düstern ausschliesslich zwischen der Arbeit und zwischen der Sorge nach einer Abwehr des verheerenden Uebels getheilten Jahren, blieben ihm nur jene zahlreichen Auszeichnungen für seine wissenschaftliche Thätigkeit. Lieferten sie ihm doch den Beweis, dass er nicht vergebens gestrebt, sich nicht zwecklos gemühet hatte den reichen Fond seines 182 Wissens auch Anderen erreichbar zu machen, und dass ihm dafür der Dank der Mitwelt gezollt werde. Mit Neil reich ist den botanischen Genossen nicht allein ihr bedeutendster Florist, sondern auch ilir lie- benswürdigster mittheilsamster Freund, dem jede Missgunst fremd war, verloren gegangen. Seine Bibliothek testirte Neil reich der zoologisch botanischen Gesellschaft, sein Herbarium dem kais. botanischen Mu- seum; warum nicht auch letzteres der z. b. Gesellschaft, wer weiss es, im Willen hatte er es wenigstens gehabt nach seinen Aeusserungen in früherer Zeit. — — Charles Darwin wurde von der Akademie der Wissen- schaften in Wien zu ihrem auswärt, korresp. Mitgliede gewählt, Vereine, Anstalten, Unternehmung^en. — In einer Sitzung der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur am 8. Dezember 1870 legte Professor Dr. Goeppert ein bei Landeck gefundenes monströses Exemplar von Carlina acaulis vor, welches drei BUithenköpfe, zwei seitliche klei- nere fast normal gebildete, und einen terminalen, saiteiförmig in die Länge gezogenen, ähnlich der bandförmigen Stengelbildung, entwickelt hatte Hierauf ferner eine pflanzengeographische Karte Norwegens A'on Professor Dr. Schübeier. Sie ist nicht weniger als 8 Fuss hoch und 7 Fuss breit, und liefert nach den besten vorhandenen Messungen die Umrisse des ganzen Landes mit seinen Binnengewässern und bekanntlich so ausserordentlich zerrissenen Küsten und Fjords, die in ihrer ganzen Erstreckung von der Südspitze vom öS** bis zum Nord- kap überall von einem wahren Heere von grossen und kleinen Inseln eingefasst werden. Die grosse Fläche der Karte gestattet nun dem Herrn Verfasser, in das genaueste Detail des Vorkommens und der Verbreitungsgrenzen der einzelnen Arten einzugehen, deren Namen, an 340, an den betreffenden Punkten überall eingetragen sind. Beim Vergleiche der Flora der Küstengegenden mit der in gleicher Breite liegenden Flora des Innern des Landes oder des benachbarten Schwe- dens erstaunt man über das unerwartete Vorkommen und Gedeihen sämmtlicher Kulturpflanzen, wenn man sich nicht alsogleich des an diesen Küsten dahinströmenden Golfstromes erinnerte, welcher sie von der äussersten Härte des nordischen Winters bewahrt. Unsere Karte veranschaulicht unter andern die Zusammensetzung der Wälder, welche hier aus Kiefern, Fichten und Birken bestehen und ihre äusserste nördlichste Grenze, die Verbreitung der Kulturpflanzen (Borstorfer Aepfel reifen noch unter dem 68<>, Mandeln unter 59** 7', selbst echte Kasta- nien unter 59** 54', Wallnüsse 6'i^ 5' etc.), die sich auf die zahlrei- chen, von Sc hübet er schon früher veröffentlichten höchst werthAollen Beobachtungen beziehen, die Nordgrenzen der zahlreichen deutschen Pflanzen der Ebene und der Alpen, welche letzteren sich hier mit den arktischen vermischen und den grössten Theil der Polarflora beider Hemisphären bilden. Von den 500 Phanerogamen, welche die Polarflora enthält, können bekanntlich nur etwa 200 als ihr eigenthümlich zuge- sprochen werden. — Dr. W. G. Schneider beschreibt zwei neue in 183 Sohlesien gefundene Arten aus der Familie der Uredineen und zwar: 1. Vromyres Pninellae n. sp. auf Pninella riiUjaris mit seinen drei Generationsformen (Ufomi/ces, Aecidinm, Uredo). 2. Puccinia caulin- co/a n. sp. auf Thymus SerpijUum von Dr. Sehröter bei SibyUenort und von Lehrer Gerhardt bei Liegnitz gefunden. Ferner. legte der- selbe eine Anzahl für Schlesien nouer Arten und Formen aus der Familie der Peronosporeen vor. welche im J. 1870 gefunden worden sind. — Um das Andenken ihres langjährigen Sekretärs, des am 12. Miirz 1868 verstorbenen Sehulralh Professor Dr. Wimmer, dessen Flora von Schlesien für die botanisciie Erforschung der Provinz Grund legend gewesen ist. dankbar zu ehren, beschliesst die Sektion, die Errichtung eines Denkmals auf seinem Grabe in die Hand zu nehmen und für diesen Zweck die Freunde und Schüler Wi mm er*s, so Avie insbeson- dere die Botaniker Schlesiens zu Beiträgen aufzufordern. F. Cohn, Sekretär der botan. Sektion. — Die 9. Jahresversammlung des preussi sehen botanischen Vereins fand am 30. Mai in Königsberg statt. Im Auditorium des kimigl. botanischen Gartens eröffnete der Vorsitzende des Vereins, Prof. Dr. Caspary die Sitzung mit einem Rückblick auf das letzte Vereinsjahr, welchem die Debatte über den im v. J. gefassten Be- schluss: „die Mittel zur botanischen Durchforschung der Provinz zu gewähren", folgte. Es wurde beschlossen: 1. mit dem Kreise Heilsberg zu beginnen; 2. dem Konrektor Seydler-Brauns- berg die Durchforschung des gedachten Kreises zu übertragen; 3. ein Exemplar der gesammelten Pflanzen dem Herbar des hiesigen botani- schen Gartens und ein zweites dem Herbar der naturforschenden Gesell- schaft in Danzig zu überweisen, und 4. jedem Mitgliede gegen Zahlung von 3 Thlrn. eine Centurie zu überlassen. — Caspary rief sodann dem verstorbenen Dr. Ohlert ehrende Worte der Anerkennung nach. — Apotheker Hildebrand regt die Frage an: „Wie schützt man Herbarien gegen Insekten?" Caspari theilt mit, dass Pilze und Weiden durch Ouecksilbersublimatlösung nicht genügend geschützt werden; Apotheker Helm empfiehlt Blechkasten, in welche Benzin oder Aether zu tröpfeln sei, — Dr. Böttcher das Naphthalin und Dr. Baenitz die streng riechende Ärchangelica als Anziehungsmittel frei in die Pflanzenschränke zu legen und, nachdem die Larven des Anobium sich in denselben zahlreich entwickelt haben, zu vernichten. — Apotheker Wais hat eine Arbeit eingesandt, nach welcher die Frost- risse der Bäume mit Steinkohlentheer zu bestreichen wären. Caspary und Richter empfehlen dagegen schwedischen Theer. — Seydler spricht über neue Fundorte der Ori/z-a clundestina AI. Br., — welche auch Prof. Caspary bei Gumbinnen oft und zahlreich beobachtet hat, — und legt eine Form des Chri/santhemum Leucmithemum L. mit verkürztem Strahl und zwei für die Provinz neue Flechten vor (fV«- bilicaria cylindrira L. : Liebsladt und Platysma w/rrt/c L.: Rossen). — Richter zeigt einen Pilz {Physoderma Pini) welclier die Weymuths- kiefer befällt. — Nach der Pause erfolgt die Rechnungslegung durch Apotheker Naumann. Das Vermögen des Vereins betrügt 1000 Tlilr. 184 — Da das Pfmgstfest so viele thätig-e Mitglieder des Vereins hindert, die Versammlungen zu besuchen, so wird einstimmig der erste Sonn- tag im Oktober als Versammlungstag angenommen; der nächste fällt auf den 1 . Oktober d. J. ; der Verein tagt in Insterburg. — Hierauf spricht Dr. Baenitz über seltene und kritische Pflanzen der Provinz und legt Aspidium Thelypteris Sw. v. Rogaetziannm Bolle, Lamium intermedium Fr,, Pulsatilla patensyCpraiensis^ Pulmonaria officinalisXangnstifolia, Carex caesp. L. v. pendula Baenitz und Chara cönnivetis Salzm. vor, welche letztere in Nord-Afrika heimisch, von ihm hier entdeckt wurde. — Caspary spricht zum Schluss über die Befruchtung der Corydalis-Arten. Literarisches. — „lUustrirte deutsche Flora. Eine Beschreibung der in Deutschland und der Schweiz einheimischen Blüthenpflanzen und Ge- fässkryptogamen." Von Herrn, Wagner. Stuttgart 1871. Verlag von Jul. Hoffmann. 68 und 939 Seit, in Gr. Oct. mit 12"i0 Holzschnitten. — Dieses Werk, welches bisher lieferungsweise in Heften erschien, wurde nun mit der 17. — 18. Lief, abgeschlossen und dürfte zu Folge seiner zweckmässigen Anlage und Ausstattung sich bald einer weiten Verbreitung erfreuen, namentlich als brauchbares Handbuch für An- fänger, welchen in den zahlreichen in den Text gedruckten, beiläufig ein Drittheil aller im Werke beschriebenen Arten veranschaulichenden Pflanzenabbildungen ein Avichtiger Behelf zur richtigen Bestimmung der verschiedenen Formen geboten wird. Diese Abbildungen grossten- theils Benthams „Illustrated Handbook of the British Flora" ent- nommen, erscheinen korrekt ausgeführt. Die Beschreibungen umfassen die im Gebiete von Deutschland und der Schweiz wildwachsenden Arten mit ihren vorzüglichem Varietäten und enthalten aussser deren auffälligsten Unterscheidungsmerkmalen auch noch Angaben über ihre Synonymik, ihr Vorkommen, ihre Blüthezeit, Verwendung u. a. Als Einleitung befinden sich dem beschreibenden Theile vorgesetzt eine allgemeine Pflanzenkunde mit besonderer Berücksichtigung der deut- schen Flora und eine Uebersicht der Familien der deutschen Flora nach dem natürlichen Systeme. Schliesslich noch die Bemerkung, dass namentlich jene Bücher einer fördernden Beachtung zu empfehlen sind, welche wenn sie auch auf einen besonderen wissenschaftlichen Werth minder Anspruch machen, doch ganz dazu geeignet sich erweisen, die Neigung zu einer Wissenschaft anzuregen und das Eindringen in die- selbe zu erleichtern. Zu diesen verdienstvollen Büchern muss man unstreitig auch Wagner 's illustrirte deutsche Flora zählen. Berichtig^ung^en. Seite 92 Zeile 3 von oben lese: nie statt wie « "5 n ^'^ n " 55 " 55 1 „ 95 „ 23 „ unten „ Pocke „ Grral. „ 125 „ 24 „ oben „ ausgespreitzt statt ausgeprägt „ 133 „ 22 „ „ „ bifron s-saltuum st. rudis-saltuum Kedaktpur und Herausgeber Dr. Alexander Skofltz. — Verlag von C. Gerold's Sohn. Druck und Paoier lier C, Ueberreuter'schen Buchdruckerei (M, Salzer). OesteiTeichische Botanisclie Zeitschrift Gemeinnütziges Organ für Die »sterrelchlsclie Exemplare botanische Zeitschrift ßofanik 1111(1 RafAlliLf^r frei durci, die Pojtbe- erschcint WUldlllH IIUU UUlrtUlliei , zogen werdeasollen sind den Krsien joden Monats. hlo» bei der neduktlon Man p'-^n-erm auf^seibe ^--^^^^^ Momm, Forslmännpr. AerzU', ^?u";;.:^Z:"fre'r-^ (3 Thh: 10 Xgr.) Im Weje des ? an z.j ä h i i p. oder Annlhplpl' linfl TpchniL'PP Buchhaudelä übernimm» mit s n. 63 kr. JVst. W. .HJOlUeKCi UUU leiUlllMI. Pränumeration halbjährip. C. Gerold'g Sohn Inserate in Wien, die eanze letitzeile TJ- 8 ^° ''^'' ' ''"^ übrigen 10 kr. Ö5l. W. A'- V/i Buchhandlungen. XXI Jahrgang. WM. August 1871. INHALT: üeber Pi*j F. Schultz (Grundzüf;e zur Pliytostatik der I^falz, p. 68) unter- scheidet von 'S", aquaticus Huds. noch eine aS'. Richten, zu dem er S. pra- tensis Richter und S. barharaeifolius Rchb. als Synonyma zitirt. Diese soll 3—5' hocli werden und ce>preizt ästig sein, im Gegensatze zu S. aquaticus Huds., der bei fiüherer Blülhezeit nur 1 — 1 V>' hoch werden und nicht ästig seinsoll. Dazu bemerke ich, dass nach dieser Definition die von mir für -S'. aqxia- ticas Huds. gehaltene die richtige Pflanze sein muss, üass aber dazu auch unzweifelhaft die bei Leipzig und Halle in den Auen der Elster und Saale gemeine gehört, auf welche Richter seinen S. pratensis gründete. Icl) habe sie dort selbst zahlreich gefunden und kann mit gutem Gewissen die Versi- cherung geben, dass diess ganz und gar dieselbe Art, ist, wie die von mir bei Berlin und in Oherbaiern beub.ichtete. Aber auch aus anderen Gegenden er- hielt, ich nie eine andere ; die Hlüthezeit dieser fällt ührigens früher als bei S. errot'iciis^ denn bei Herlin habe ich den S. aquaticus sclion Mitte Juni blühend gefunden, wo in Schlesien an S. erraticus noch nicht zu denken ist. Doch wird die PPanzc; gewöhnlich durch die erste Heuernte verstümmelt und man findet .später bis in den Herhst auf den Wiesen fast nur Specimina pu- tata, die daim eine andere Tracht zeigen. Ob Chegal Chegul. Trient, am 4. Juni 1871. Altdeutsche mythische Pflanzennamen. Von Dr. Fr. W. Lorinser. Nicht nur die hauptsächlichsten altgermanischen Feste haben sich, in christliche Formen eingehüllt, bis in unsere Tage erhalten, nicht nur die Nameu unserer Wochentage erinnern uns an die Gottheiten unserer heidnischen Stammväter, sondern insbesondere die Namen vieler deutschen Pflanzen sind es, welche in Verbindung mit dem noch hie und da bestehenden altherkömmlichen Gebrauche derselben und dem an sie geknüpften Aberglauben deutlich Zeugniss abgeben für die alt- germanische Gütterlehre. Es ist nicht zu verkennen, dass man es bei der Verbreitung des Christenthums als eine Hauptaufgabe betrachtete, alle Spuren des alten heidnischen Gütterdienstes zu vernichten, und so wurden denn auch viele Pflanzennamen, die an die alten Gottheiten erinnerten, durch neue christliche Namen ersetzt, oder es wurden neue Namen dafür erfunden, welche die den Göttern geweihten Pflanzen mit dem Begriffe des Bösen, Gemeinen oder Thörichten umgeben sollten. Wir finden daher oft die Namen der alten Götter oder Göttinnen einerseits auf christliche Heilige, insbesondere die h. Maria übertragen, anderer- seits aber in die Namen: Teufel, Hund, Wolf, Narr verwandelt. Doch haben sich trotzdem hie und da die alten Namen, wenn auch oft verderbt und verunstaltet, sammt den uralten heidnischen Gebräuchen erhalten, oder es hat sich der alte Aberglaube an die Zauberkräfte der den Göttern geweihten Pflanzen fortgepflanzt und diese Kräuter bei allmäligem Erblassen der alten Göttersage wenigstens noch im Allgemeinen als dämonische bezeichnet. Eine grosse Anzahl von Pflanzen trug früher oder trägt noch heute den Namen altgermanischer Gottheiten. An Odin (Wodan) den Gott des Himmels erinnern: Odins köpf, Inula, Alant, wegen seiner der Sonne ähnlichen Blüthen so genannt, verscheucht den Alp, |verhütet Zauber und Behe- xung und schützt vor Gewittern. Wodansbart oder Godesbart, Sempermvum tectorum, die 195 Hauswurz ; diese Pflanze war eigentlich dem Donnergotle Donar ge- weiht und hiess auch Donnerbart; dem Hause, auf welchem sie wuchs, konnte weder Blitz noch Donner schaden. Wodans kraut, Heliotropium, Sonnenwende, dem Wodan ge- weiht, weil sie sich immer nach der Sonne wende (am Unterrhein heisst sie noch immer Godeskraut). Sie macht unsichtbar und bildet einen Bestandtheil der Hexensalben. Wuotansbeere, Vaccinium oxycoccos, die Moosbeere, führt in der Schweiz noch gegenwärtig diesen Namen. Von Frigga, der w^eisen Gemahlin Odins, welche die Sprache der Thiere und Pflanzen verstand, erhielten die folgenden Pflanzen den Namen: Die Hagrose, Rosa canina, welche am Niederrhein noch immer Friggadorn heisst. Die von Insektenstichen entstehenden moosar- tigen Auswüchse derselben nannte man Schlafkunze, einen solchen legte Odin unter das Haupt der Brunhilde, damit sie entschlief. Diese Rose heisst auch Schlafdorn. Der lateinische Name Rosa canina (Hunds- rose) scheint absichtlich von den Verbreitern des Christenthums er- funden zu sein, um die Hagrose verächtlich zu machen, im Volke hat das Wort ,,Hundsr(ise'' niemals Anklang gefunden. Eine Orchideengattung — Gymnadenia — führte nach Grimm's Mythologie den Namen Friggagras, ebenso hiess das niedliche Pflänz- chen Sonnenthau {Drosera') (weil es die Thautropfen länger als andere Pflanzen hält) Friggathau, und wenn ein Jäger diese Pflanze bei sich trug, so verfehlte er nie sein Ziel, Dem gewaltigen und gefürchteten Donnergotte Thor (Donar) verdankten sehr viele Pflanzen ihren Namen. Der Eisen- oder Sturmhut, Aconitum hiess Thorshut, von den Hexen zu ihrer Salbe benutzt. Die Mistel Viscwn hiess Donarbesen, sie war früher ein be- rühmtes Zauberkraut, welches selbst auf dem entlaubten Baume im grössten Froste grün bleibt und daher allen Einflüssen Trotz bietet. Alle Pflanzen, Thiere und Steine haften dem Odin einen Eid leisten müssen, dem geliebten Gotte Balder nicht zu schaden, nur die Mistel war im Laubwerk verborgen übersehen worden. Der tückische Loki wusste diess, und als sich die Götter damit belustigten, auf den un- verwundbaren Balder Pfeile und Speere zu werfen, nahm Loki den Mistelzweig, gab ihn dem blinden Hüdur, richtete dessen Hand, und als dieser warf, fiel Balder todt zu Boden. Die Mistel hat übrigens ihren poetischen Nimbus heutzutage ganz cingebüsst, man gebraucht sie jetzt nur noch zu Fliegen- und Vogelleim. Die stachelige Mannsstreu (Eryngivm), welche in älteren Zeiten von den Frauen unter das Leintuch ihrer Männer gestreut worden sein soll, damit sich diese nicht allzusehr — dem Schlafe ergeben — hiess Donardistel, der zeitig im Frühlinge blühende Lerchensporn (Corydalis) hiess Denar fluch oder Donner fing; diese Pflanze soll vor dem Donner so erschrecken, dass sie ihre Blüthen fallen lässt. Der Wasserdost (Enpatorium cannabinum) hiess Donarkraut, lue weicher Name spater in Alpkraut (von Elfen) Drachenkraut und end- lich in Kunigund kraut Aerwaudelt wurde. Die dem Donar geweihte Gundelrebe {Glechomci) führte aucii den Namen Donnerrebe oder Gundram, sie schlitzte vor allem Zauber; wenn man am Walnurgistag- einen Kranz von Gundram aufsetzt, er- kennt man alle Hexen. Der Stechapfel {Datura Sfratnontum), dessen Samen zu Räu- cherungen, um Hexen zu verscheuchen, benutzt wurde, hiess auch Donnerkugel — gegenwärtig Dorrenapfel, Teufelsapfel. Die wildwachsende Wald- und Karthäusernelke wurde Donner- nelke, die Alpenrose, welche den Blitz anziehen soll, wurde Donner- rose genannt. Die Osterluzei (Arislolochia Clematitis) hiess Donner würz oder Fobwurz, der dem Donar geweihte Tragant (Ästragalns) hiess Wirbelkraut, ^ielleicllt wegen des dem Donner vorliergehenden Wir- belwindes; es war eine jener geheiligten Kräuter, die in die festliche Flamme der Osterfeuer geworfen wurden. Von dem milden, sanftmüthigen Gotte Bai der, dem liebenswür- digen Sohne Odins — hatte eine Kamillenart CÄnthemis Cotula) den Namen Balder's Augenbraue bekommen, ebenso scheint der Naine Baldrian, der von den Kräutlern später als Valeriana latinisirt wurde, auf GoU Balder zu deuten; die Göttin Hertha trug, wenn sie auf ihrem mit Hopfenranken gezäumten Edelhirsche ritt, einen ßaldrian- stengel als Gerte, und da diese Pflanze auch von dem mythischen Schmiede Wieland zu Heilungen benützt wurde, führte sie auch den Namen Wielandswurz. An die schönste und tugendhafteste Liebesgöttin Freya erinnert das bekannte Farrenkraut Freyashaar — jetzt Frauenhaar genannt. Dieses Kraut konnte jeden Zauber zerstören, wesshalb es auch Wider- tan (Entgegenthun) geheissen wurde; weil es auch die Kraft der Verjüngung und der Bewahrung der Jugend besass, flocht man es in den Brautkranz. Das Knabenkraut (Orchis) führte nach derselben Göttin, die um den entfernten Gemahl goldene Thränen vergoss, den Namen Freyas- thräne und deutete auf trauernde Liebe; mit der Verbreitung des Christenthums wurde diese Benennung auf die h. Maria übertragen, man nannte die Pflanze: Marienthräne oder Unserfrauenthräne. Zu Ehren des Schlachtengottes Tyr wurde der Sturmhut C^co- nitum) Tyrshelm — genannt, ein Name, der später in Mönchs- kappen oder Narrenkappen verwandelt wurde. Auch das wohlriechende Veilchen (Viola odoratd) war dem Tyr geweiht und hiess Tyrs viele; da der Schlachtengott Tyr als römischer Mars aufgefasst wurde, übersetzte man es ins Lateinische mit Viola Martis, woraus dann wieder die naive deutsche Ueber- setzung Märzenveilchen hervorging. Ob der Tyrlizbaum (Cornus mas)^ der in Oesterreich Dirndl- baum genannt wird, auf Gott Tyr zu beziehen ist, bleibt zweifelhaft. Nach dem tückischen und boshaften Gotte Loki wurde früher 197 der beliiubende TaumcllDlch (Lolinm temvlentum) Loke's Haler ge- nannt; viol lano;er hat sich der Name (iaucldiafer erhalten. Der GiUtin dos Lichtes Ostara war der Steinklee OJelilotus^ ge- weiht, und «Icssliall) heissl (>s noch geg-enwärliji- Fr auensc hüch lein, Krinze aus dessen Blüthen gewunden wurden in die Osterfeuer geworfen. An den diimonischen Riesen Forniot erinnert die in dem ani^el- sächsischen Medizinalbuche vorkommende Fornlotes folme — d. i. Forniol's Hand, welches wahrscheinlich das gefleckte Knabenkraut (Orrhis viacnlofa) sein dürfte, das einen handfrirniig getheilten Wur- zelknollen besitzt und später den Namen Cliristushand (Palma Christi) erlialten hat. Auch die gelbe Trollblume CTrollius enropaeus) und die weisse Trollblume (Ranunculus acotiitifolins) erinnert durch ihren Namen (Troll bedeutet einen Riesen oder Zauberer) an die altger- nianische Göttersage. Die genannten Pflanzen galten als Zauberkriiuter, die letztere wurde im Angelsachsisclien .Sator lade (d. i. Safftrni tne- dimn) genannt. Die Wielands würz (Baldrian, Valeriana) und die Wielands- beere (Seidelbast. Dapfme) erhalten das Andenken an den nordischen Helden Wieland, den uniiberfrelfliclien Meister aller Schmiede, den sein Vater auf der Schulter durch das Meer zu kunstreich schmie- denden Zwergen in die Lehre getragen hatte, und der. — mit einer Schwanenjungfrau vermi.hlt, seine Kunst so vortrefflich verstand, dass er, an den Fusssehnen gelahmt, sich ein Fliigelkeid schmiedete und durch die Lüfte entfloh. Beide genannten Krauter haben schon im grauen Alterthume eine Rolle in der Heilkunde gespielt und scheinen von dem heilkun- digen Schmiede angewendet worden zu sein. Der Seidelbast hiess auch Ziolanl (jetzt noch Zielant) und scheint dem Gotte Zio (Tyr) gewidmet gewesen zu sein; auch die blasenziehende Kraft der innern Rinde dieses Strauches ist sicher schon bekannt gewesen, denn das Wort laut (von linla) deutet auf Bast. Die Tollhirsche (Atropa Belladonna^ führte den Namen Wal- kyrenbeere (am Niederrhein jetzt noch Walkerbeere) zur Erinne- rung an die Walkyren, jene göttlichen Jungfrauen, welche auf der Walstatt die gefallenen Helden auswählen (küren) um sie nach Walhalla zu geleiten und ihnen dort den Becher zu kredenzen; die Pflanze heisst auch Schlafbeere und Teufelsbeere. Sehr zahlreich sind die Pflanzen, welche durch ihre Namen an die verschiedenen dämonischen Wesen, (Eiben, Elfen, Alben, Bitze, He.\en, Gauche, Truden) der alten Germanen erinnern, und in der Regel als Zauberkräuter gebäuchlich waren. Beispiele davon sind: Das Alp kraut (Eupatorium cannahinum, Wasserdost) war ein Schutzmittel gegen den Blitz. Die Alpranke (Bittersüss, Solanum dulcaiuara) wurde den Kin- dern als Mittel gegen Verzauberung in die Wiege gelegt. 198 Der Alpstrauch oder Elfenstrauch (^Prunus Padus, Elexen) vertreibt ebenfalls die Hexen und Unholden; wer unsichtbar werden will, muss ein Kreuz von Elfenholz besitzen, um die Anfechtungen des Teufels abzuhalten. Der Strauch heisst auch Trudenbaum, Die Alpruthe CViscum, Mistel) g-alt als Werkzeug des Bösen und wurde zu geheimen Künsten und Zauberreien gebraucht; mit der Mistel konnte man Schlusser sprengen, aber auch Diebe fest- bannen; weil sie auf Bäumen nistet, nannte man sie den Mahr (Alp) der Bäume und glaubte, sie wüchse nur auf jenen Aesten, auf denen die Nachtmahr geritten sei. Der Elfenhandschuh (Aquilegia Aglei) hilft gegen das Nestel- knüpfen und gegen die Unfruchtbarkeit der Frauen. Der Elfenhut (Digitalis, Fingerhut). Die Blüthen, welche von den Elfen statt des Hutes getragen wurden, stehen mit der Geister- welt in Verbindung und grüssen jedes vorüberkommende überirdische Wesen, so dass sich dann der ganze Stengel beugt. Der Elfen rauch (Fumaria, Erdrauch) wurde von Hexen und Zauberern benützt, um sich unsichtbar zu machen oder um die Geister der Verstorbenen herbeizurufen; wenn ihn ein Mädchen beim Jäten findet und in's Mieder steckt, begegnet ihr auf dem Heimwege der künftige Bräutigam. Die Else (Erle, Alnus) ein Gespensterbaum, in dessen Zweigen der Erlkönig und seine Töchter sitzen. Die Götter hauchten der Erle Leben ein und daraus entstand das Weib, sowie aus der Esche der Mann. Der Elsebeerbaum (Sorbits torminalis') hatte die Kraft den Wellenzauber zu brechen und die Stürme zu mildern; mit seinen Blättern wurde der verwundete Bock des Donnergottes geheilt. Der Wermuth (^Artemisia Absynthium) führt auch den Namen Elsen oder Eltz, hilft gegen das Beschreien der Kinder, gegen den Alp und gehört zu den neunerlei Zauberkräutern, welche noch heut zu Tage hier und da in ein Büschel gebunden am Tage Maria Him- melfahrt (15. August) in der Kirche geweiht zu werden pflegen. Eine Art von Gänsefuss (Chenopodium) heisst guter Heinrich, weil dessen Blätter den Gänsefüssen ähnlich sind, und weil mehrere der Kobolde, die sich gern Heinrich oder Heinz nannten, ebenfalls Gänsefässe hatten. Die Pflanze ist ein Hexenkraut, welches den Aus- satz vertreibt. Es gibt übrigens auch einen bösen Heinrich (^Orobanche, Sommerwurz), einen grossen Heinrich (^Inula Helenium, Alant) und einen stolzen Heinrich (Echium vulgare gem. Natterkopf). Der Gauchheil (Anagallis) vertreibt, im Vorhofe aufgehängt, Gauch und Gespenster und stillt das aus der Ader fliessende Blut. Der Gauchklee (Oica/es, Sauerklee) schützt gegen Liebestränke und wurde zum Feien der Waffen benützt. Das Gauchbrod (Tragopogon, Bocksbart) und die Gauchblume (Cardamine pratensis, Wiesenschaumkraut) haben ihren Namen von dem weissen Schaume, der biswelen an ihren Stengeln klebt, und der von einem Gauche herrührt. 199 Die Rauschbeere {Empetrum nigruni) heisst auch Hexenbeere, das Bilsenkraut {Hyosciamus niger) Hexenkraut. Letzteres war ein berühmtes Zaubermittel; die Hexen tranken den Absud dieser Gilt- pflanze und bekamen dann jene Traume, für die sie gefoltert und hingerichtet Avurden; auch zur Hexensalbe, zum Wettermachen und Geisterbeschwüren wurde der Bilsen verwendet. Der Name Bilsen soll von dem celtischen Sonnengotte Biel herstammen. Die Pflanze heisst auch Teufelsauge. Das Frühlingsfeuerröschen {Adonis iiernaJis) führt den Namen Bitzwurz, der Bärlapp (Lyco/jorfm/n c/ffpa/w/«) heisst auch Truden- fuss. Beide waren wohl ohne Zweifel auch als Zauberkräuter im Gebrauche. Der Kreuzenzian {Gentiana cruciata) wurde allgemein mit dem Namen Madelgar bezeichnet und erinnert dadurch an den mit drei Hunden und vier Ellbogen begabten Helden Heimo, dessen Vater Ma- delger geheissen hat. Madelger heisst auch der Sohn einer Meerminne, welche im Berge Elsabe über Zwerge herrscht. Er war selbst Zwerg und seines Zeichens ein (vielleicht heilkundiger) Schmied. Die Pflanze spielte eine grosse Rolle als Heilmittel und Zauber insbesondere bei Liebestranken. „ Madelger ist aller Wurzel ein Eer." Die Binse (Scirpvs) führte im Norden den Namen Juelhalm, weil bei dem mitten im Winter gefallenen Juelfeste, wobei dem Son- nengotte ein Eber geopfert werden musste, die Gemächer mit Binsen bestreut wurden. Die Elfen reiten auf Binsenstengeln, die durch die Berührung ihrer Hand in kleine, muntere Pferde verwandelt werden, sowohl auf der Erde als in der Luft. Auf die Binsenspitze ist bis- weilen ein Teufel gebannt. Das mit goldgelben Blüthen sich schmückende Hartheu (Hype- ricum) wurde bei dem grossen Feste der Sommersonnenwende, auf welches jetzt der Johannistag verlegt ist, zum Schmuck der Götter- bilder, Altäre und Opferthiere verwendet. Die Verehrung der Sonne wurde hauptsächlich durch angezündete Feuer zum Ausdrucke ge- bracht, und darin haben auch die in späterer Zeil gebräuchlichen Jo- hannisfeuer ihren Grund. Die Pflanze aber heisst desshalb auch Johan- niskraut. Der um die Johannisfeuer tanzte, musste einen Kranz von Hartheu — die s. g. Jokanniskrone tragen. Das Kraut galt als ein treflliches Mittel gegen Zauberei und den Teufel, daher es auch Jage- teufel genannt wird. Der Saft dieser Pflanze Avurde den Hexen ein- gegeben, damit sie bei der Tortur die Wahrheit sagen und die Gewalt des Teufels in den Gefolterten vernichtet werde. 200 Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. Von A. Kerner. XLV. 903. Anthemis ruthenica M.B. — QA. Neilreickü Ortm.) — Auf den mit Stipa bestockten Sandhügeln und Sandflachen, insbesondere aber in Gesellschaft annueller Bromus-Arlen auf wüstem und bebau- tem Boden bei Gran und Ofen, auf der Csepelinsel und sehr häufig auf der Kecskemeter Landhöhe von Waitzen über R. Palota, Pest, Soroksar, Steinbruch, x\Ionor, Pills nach Also Dabas. Gemein in den Sand- gegenden des Heveser Komitates. Am Saume des Bihariagebirges bei dem Felixbade bei Grosswardein. — Tert. diluv. und alluv. Sandboden. 90—120 Meter. 904. Anthemis arvensis L. — Auf bebautem Lande. Im Gebiete seltener als die vorhergehende Art. Nana, Gran, Waitzen, Pest, Ofen, Grosswardein, Belenyes. — Tert. und diluv. Lehm- und Sandboden. 90—500 Meter. 905. Anthemis Cotula L. — Auf bebautem Lande, an Wegen und auf Schuttplätzen in den Dörfern. Gyöngyos, Paräd, Csany, Muszla, Gyärmat, Pomasz, Ofen, Pest, Nyir Bätor, Balkäny, Majteny, Debreczin, Grosswardein. — Tert. und diluv. Lehm- und Sandboden. 90 — 500 Met. 906. Matricaria inodora L. — Auf bebautem Lande, in Strassen- gräben; auf Schuttplätzen in der Nähe bewohnter Orte und an Fluss- ufern im Niederlande und in den tiefer gelegenen Thälern des Berg- landes sehr verbreitet und oft massenhaft auftretend. Gyöngyos, Al- mas, Csäny, Nana, Gran, S. Andrae, Ofen, Stuhlweissenburg, Waitzen, Pest, Csepelinsel, Cinkota, Szt. Märton Käta, Jäsz Apäti, Heves, Egyek, T. Ujläk, Szolnok, Szegedin, Ujväros, Teglas, Debreczin, Majteny, Grosswardein, Buteni. — Tert. diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden. 75—380 Meter. 907. Matricaria Chamomilla L. — Auf austrocknendem Schlamme an Flussufern und vorzüglich auf den im Frühlinge inundirten oder durch Grundwasser durchfeuchteten Gelanden, welche später austrocknen und dann Salze auswittern; hier oft in grosser Menge und gesellig mit Lepidium- Arien weite Strecken als Massenvegetation bedeckend; seltener auch auf bebautem Lande, an Wegen und auf Schutthaufen in den Dörfern. Gran, Waitzen, Set. Andrae, Ofen, Stuhlweissenburg, Ret Szilas, Csepelinsel, Pest, Monor, Pills, Abony, Czegled, Tapio Szeile, Szolnok, Török Szt. Miklos, Kisujszälläs, Hortobägy, Grosswar- dein, Buteny. Diluv. und alluv. Lehm- und lehmiger Sandboden. 75 — 300 Meter. 908. Doronicum cordatum (Wulf.) — (D. cordifolium Sternb. — D. Pardalianches Kit. Itin. der Biharer Reise, nicht L.) — In Buchen- wäldern, auf den Terrassen schattiger feuchter Felsenabstürze und auf 201 l)erieselten Geritlllialden. Im Biliariagebirge in der zerrissenen Rand- zone des Balrinaplateaus zwischen Rezhiinya und Petrosa häufig, zu- mal auf der Sirbina und Pietra muncelului, im Valea seca, auf dem Carligata und auf siebenbürgischer Seite im Valea Odincufia und an den feuchten Wänden der Doline, durch -welche man in die Eishöhle bei Scarisi()ra gelangt. — Im Gebiete nur auf Kalksubstrat beobachtet. 820—1265 Met. 909. Duronicmn anstriacnm Jacq. — In dem Gestände der Waldränder, Bachufer und felsigen Schluchten, seltener im Grunde schattiger Hochwälder. Im Bihariagebirge im Petrosaerzuge in den Schluchten unter dem Gipfel des Bohodei; im Rezbänyaerzuge auf der Cucurbeta, Gaina, Tomnatecu, Vervul Biharii, Margine, Scirbina und abwärts in die Gräben und Thäler dieses Bergzuges auf siebenbürgi- scher Seite bis Distidml und Vidra und auf ungarischer Seite bis in das Poienathal, Werksthal und Valea mare bei Rezbanya; auf dem Batrinaplateau im Valea Isbucu im Ouellengebiete der Szamos und in den Fichtenurwäldern in der Umgebung des Kessels Ponora im Ouellen- gebiete des Galbinabaches und diesem Bache entlang bis Petrosa. Auf dem Vasköher Plateau auf dem Vervul ceresilor, und in der Plesiugruppe auf der Bratcoea ober Monesa. — Sienit, Porphyrit, Schiefer, Sand- stein, seltener auf Kalk. 330—1770 Meter. 910. Doronicvtn Imngaricum Reichb. fil. — {D. plantagineum Kit., Sadler und der anderen älteren ungar. Floristen, nicht L.) — Auf Bergwiesen und an grasigen Plätzen im Grunde lichter Hoch- und Niederwälder. Im mittelung. Berglande auf dem Agärdi bei Erlau; in der Matra nächst dem Sästö bei Solymos und bei Gyongyös; in der Pilisgruppe bei Visegrad, Szt. Läszlö und Set. Andrae; auf dem Dobügokö zwischen Dömi)s und P. Szt. Kereszt, bei Dorogh, M. Ein- siedel, nächst dem Leopoldifelde und auf dem Schwabenbergplateau bei Ofen und insbesondere häufig im Kamerwalde bei Promontor; in der Vcrtesgruppe auf dem Rücken des Gerecse zwischen Gran und Tütis, auf dem 3Ieleghegy bei Nadäp. In der Stuhlweissenburger Nie- derung bei Vajta. Fehlt ebenso wie die beiden früher aufgezählten Dornniciim-Ar\en auf der Kecskemeter und Debrecziner Landhöhe und in der Tiefebene, ist dagegen wieder hi.ufig am Saume des Biharia- gebirges nächst dem Felixbade und Bischofbade, am K()bänyaberg und im Wolfswalde bei Grosswardein und bei Szekelhid im Nord- Biharer Komitate. — Trachyt. Kalk, tert. und diluv. Lehmboden. 150 — 630 Meter. 911. Äniica montana L. — Auf Wiesen, insbesondere auf den mit Nardus bestockten Bergwiesen im Bihariagebirge. Im Petrosaer- zuge auf dem Rücken des Ver\ul britiei, Cornul muntilor und Bohodei; im Rezbänyaerzuge auf dem Kamme, welcher die Cucurbeta mit dem Vervul Biharii verbindet, namentlich in der Umgebung des Sattels La Jocu und im Valea Cepilor, in grosser Menge auf dem Vertopu an der Nordseite des Rezbänyaerzuges an dem Saumwege, welcher von Valea seca nach Negra führt; auf dem Batrinaplateau in der Umge- bung der Eishöhle bei Scarisiöra, auf der Varasoea, auf den Höhen Ueslerr. botan. Zeitschrift. 8. Heft. \i'\. 15 202 ober dem Valea Isbiicii und häufig auf der Talaroea zwischen Petrosa und Rezbänya. — Auf Porphyrit, Schiefer, Sandstein und auf der leh- migen Bodenkrume, welche sich über thonreichen Kalksteinen durcli Verwitterung herausgebildet hat. 820—1770 Meter. 912. Senecio crispus (Jacq.) — (S. rivularis [W. K"]) — Am Rande kalter Bächlein im mittelung. Berglande. In der Matra im Kallo- völgy oberhalb Bene bei Gyöngyös, bei Kisküt und Pata. — Trachyt. 380 — 700 Met. — Wurde im Gebiete ausserhalb der Matra weder in den südlicher gelegenen Gruppen des mittelung. Berglandes noch im Bihariageb. noch im Tieflande beobachtet. — (Kit. hat diese Pflanze der Matra als Art von C. crispa Jacq. geschieden und in den PI. rar. III. 265, t. 293 als C. rkularis beschrieben und abgebildet. Er gründete diese Trennung vorzüglich darauf, dass C. crispa Jacq. mehr gezälmte und mitunter gekrauste Blattstiele, C. rimilaris aus der Matra dagegen ganzrandige oder doch nur wenig gezähnte Stiele der unteren Stengelblätter besitzen soll. Die unteren Stengelblätter der von Vrabelyi in der Matra gesammelten und mir freundlichst mitgetheilten Exemplare zeigen aber zum grössten Theile breitgeflü- gelte, grobgezähnte und theilweise auch gekrauste Blattstiele, und Exem- plare, welche zugleich breiter und schmäler geflügelte, ganzrandige, weniggezähnte, reichlicli gezähnte und gekrauste Blattstiele zeigen, sind sowohl in der Matra wie in den nordöstlichen Alpen und auf dem Plateau des böhmisch-mährischen Gebirges keine Seltenheit. C. ri- vularis W. K. ist daher jedenfalls als Syn. zu C. crispa Jacq. zu ziehen. Kit. bemerkte auch nachträglich selbst in den Add. S. 85 bei C. rivularis: „An est C. crispa.'^) 913. Senecio alpester [Hoppe (1806)], S. crassifoUus [Kit, (1814)] nicht Willd., S. otnrensis [Koch (1823)], S. alpester DC. Prodr. VI. (1837). — An steinigen Plätzen im Grunde lichter Vi^älder. Im Bihariageb. in der zerrissenen Randzone des Batrinaplateaus auf den Bergen zwischen Rezbänya, Valea seca und Petrosa, namentlich auf der Stanesa, Pietra muncelului und Tataroea häufig. — Im Ge- biete nur auf Kalksubstrat beobachtet. 950 — 1300 Meter. — (Dass die von Kit. in Add. 85 auf dem Vflägos in der Matra angegebene „C integrifolia^^ hierher gehöre, wie Neilr. in Aufz. 116 annimmt, halte ich für unrichtig, und ich glaube Aielmehr, dass C. integrifoiia Kit. Add. 85 auf im Schatten ausgewachsene üppige Exemplare der folgenden Art zu beziehen sei, welche habituell der C. alpestris niciit unäl'.nlich sehen und auf den Bergen der Matra an den Rändern der Wälder nicht selten vorkommen. Dass Kitaibel unter „C integri- foiia"' die C. campestris Retz, verstanden habe, wird auch aus dessen Bemerkungen in dem Itin. der Croat. Reise S. 99 sehr wahrscheinlich. Mit C. integrifoiia Kit. Itin. d. Marmar. Reise, die ,,in pratis fertilibus ad Poroszlü" angegeben wird, kann wohl auch nur die folgende Art, nämlich C. integrifoiia L. var. = C. campestris B. ei z. gemeint sein.) 914. Senecio integrifolius [L. Sp. pl. ed. II. 1243 (1763) als var.] — S. integrifolius pratensis [Jacq. Fl. austr. II, t. 171 (1774)] — S. campester [Retz. (1779)] — Auf Wiesen und auf grasigen sonni- 203 gen Plätzen iji liclilen Wi.ldern, seltener auch an sehattig-en Wald- rändern. Im iiiitlehmg. Berglande auf dem Varhegy bei Szarvaskü nächst Erlau: in der Matra aui" dem Vilägos, auf der Veronkaret bei Gyöngyös und auf dem Nagy GiUya bei Solymos; in der Pilisgruppe auf der Slanitzka bei F. Csaba, auf dem Kopäszhegy und auf dem Plateau des Sehwabenberges. In der Stuhhveissenburger Niederung bei Keer; auf der Csepelinsel bei Kodäny. Auf der Kecskemeter Land- hohe liäufig auf den mit Pollinia und Stipa bestockten Grasfluren bei R. Palota, P. Szt. Mihaly, längs dem Rakosbache bei Pest und in dem WaldrcA iere zwischen Monor und Pills. In der Tiefebene bei Poroszlö. — Trachyt, Kalk, tert. und diluv. Sand- und sandiger Lehmboden. 90— 700 Meter. 915. Senecio palvdosiis L. — Auf sumpfigen staudenreichen Wiesen, zwischen Röhricht und Weidengebiiscli und im sumpfigen Grunde der Eschenwälder in der Niederung. Im Inundationsgebiete der Donau in der Nähe der Granmündung bei Pärkany und auf der Cse- pelinsel bei Ujfalu; auf der Kecskemeter Landh. bei Waitzen, R. Pa- lota, Pest, Säri und Also Nemethi. In der Stuhhveissenburger Niede- rung bei Stuhlweissenburg; in der Tiefebene bei Szegedin. Am Rande der Debrecziner Landh. in den Ecseder Sümpfen. Nach Kit. auch in Jazygien und auf den Ebenen des Heveser, Bekeser und Biharer Komitates. — Diluv. und alluv. Sandboden. 75—300 Met. 916. Senecio Sadleri Läng. — An ähnlichen Standorten wie die vorhergehende Art im Inundatiimsgebiete der Theiss bei Szolnok. — Alluv. sandiger Lehmboden. 75 — 95 Met. 917. Senecio Doria L. — Auf Wiesen und an grasigen Plätzen zwischen niederem Gebüsch in Auen. In den Thalweitungen des mittel- ungar. Berglandes und im Stromgelände der Donau bei Csenke, Gran, Waitzen, Set. Andrae. Krotendorf, nächst der Pulvermühle bei Alt- ofen, bei Budaiirs, auf der SchifFswerftinsel, Margaretheninsel und Csepelinsel. In der Stuhhveissenburger Niederung bei Nagy Läng und zwischen Alap und Szt. Iväny. Auf der Kecskem. Landh. bei Pest und Ecser; im Tagiogebiete bei Szt. Märton Käta und bei Jäszbereny. — Diluv. und alluv. Sandboden. 9"i — 250 Meter. 918. Senecio fluriatilis Wallr. in Linnaea XIV. 616 (1840) — [S. salicetonnn Godr. Fl. Lor. II. 11 (1843)] S. saracenicus Koch, Reichenb. et pl. auct. — Im Gestände der Auen im Inundations- gebiete der Donau; auf der Csepelinsel bei Ujfälu. — Alluv. Sand- boden. 95 Meter. 15 204 Der Radstädter-Tauern als Repräsentant der Eunsthaler Kalk- und Urgebirgskette. Von P. Gabriel Strobl, (Fortsetzung.) IV. Florenunterschied der Ennsthaler Kalk- und Urgebirgskette von 5000' aufwärts. Nach Stur *) besteht der Boden aus Kalk-, Kiesel- und Thon- erde, welche in der unteren Region des Zertrümmerten, gleichmässig miteinander vermischt, in der oberen Region des Felsigen aber von- einander gesondert sind. Betrachten wir nun unsere zwei Partien, welche offenbar in der Region des Felsigen gemacht wurden, so müssen wir erkennen, dass der Anflug auf der Seekahrspitz fast nur auf Glimmerschiefer, also auf Thon- und Kieselerde, die auf das Windfeld aber auf Kalk, also auf Kalkerde vor sich ging, dass aber der letzte Theil der Partie, welcher grusstentheils aus Ouarz oder quarzreichem Glimmerschiefer bestand, vorzüglich in das Gebiet der Kieselerde, weniger in das der Thon- oder Kalkerde zu rechnen ist. Demgemäss war aber auch die Flora bedeutend verschieden, und wir brauchen nur obige Daten aufmerksam durchzugehen, um zur Ueberzeu- gung zu gelangen, dass auch die Pflanzen sich in drei Gruppen sonderten, welche den drei Gesteinsarten entsprachen. Allerdings mochten durch die jährlichen Schneeabrulschungen durch Lavinen, Stürme und Ge- wässer die Erden und dem zu Folge die Pflanzen etwas durcheinander gebracht worden sein, wesshalb besonders die tiefer liegenden Alpen- triften eine mehr gemischte Flora besassen, im Ganzen stimmte aber doch der Charakter auch der Triften mit dem des Steingebirges überein, welches sich über ihnen erhob, wie in der That selbst die Wirths- wiese und noch viel tiefer liegende Abhänge vorwiegend mit Kalk- pflanzen sich bekleidet hatten, während die Triften links ob dem Tauernhause grösstentheils mit der geschilderten Seekahr-Flora iden- tisch waren. Wenn man daher auf Kalkalpentriften- auch Schiefer-, auf Schieferalpentriften aber auch Kalkpflanzen findet, so darf man desshalb nicht gleich die Pflanze für eine bodenvage erklären, sondern man wird bei genauerer Untersuchung oft finden, dass das Terrain einen Anflug der betreffenden Erde besitzt, oder dass eine fremd- artige Einlagerung vorliegt, durch welche Umstände die Unterlage eine völlig gemischte wurde, oder geradezu der gegentheiligen Ge- steinsart angehört; so erklärt sich z. B. das Vorkommen der Arabis coerulea Hnk. auf dem Kalkplateau des steinernen Meeres nach Kern er durch ein Substrat von gelblich rothem Thone und Quarz- körnern — also Kiesel und Thonerde, — ähnlich das von Sibhadia *) Sitzungsberichte der math.-naturwissenschaftlictien Klasse der k. Aka- demie der Wissenschaft. 1856 und 1857. 205 proriimhcns L. im so(i;(Mianiilon Toffol dos Hocliknhr (Kerner), so (la.s ^()ll AlchemiUa fissa iiiul Jiinciis Jacqiii/iä im Kreuzkaiir des Kalbling. Man darf also niolit wie Dee and olle in seiner ^.Pflanzen- geoirrapliie-, die Verschiedenartigkeit der geognostisclien Unterlage für ein nntergeordnetes Moment ansehen, sondern nuiss mit Sendtner, Stur und Kerner sie ausserordentlich betonen und als gewisser- massen in Kausalnexus mit der Verschiedenarligkeit der Pflanzen stehend, oder besser, wie Bedingendes zum Bedingtem l)etrachten. llntcMSUcluMi wir nun niiher, welche Pflanzen auf Kalk, und welche auf Sciiiefer sich finden, so werden wir eine grossartige Ueberein- slimmuug der aus gleichem Felsen bestehenden Gebirge finden; ich sehe hier vom Radstadter-Tauern speziell ab, ebenso auch von der dritten Gruppe der quarzreichen Gesteine, da sie doch nur eine Modi- fikation des Schiefercharakters ist, und betrachte in Parallele mitein- ander die IxMden Höhenzüge der Kalk- und Tauernberge, soweit sie dem Klussgebiete der Enns in Steiermark angehören. In der ersten Rui)rik sind die Pflanzen verzeichnet, welche bloss auf Kalk, also auf den nördlichen Kalkgebirgen: ^Dachstein (9490') '''Kamspitze (6570') Gross-Traoel (6833') Grimming (7432'), Hochwölbling (7300'), Thor- stein (7631'). Bosruck (5943') "'"•Pyrgas (7088'), Scheiblstein (6932'), NatterrieiTi (6342'). *Kalbling (7083'), Buchstein (7020'), *Hochthom (7200'), ^"^Hund (ca 6000'). Damischbachthurm (6425'), sowie auf den Kalkeinlagerungen der Zentralkette: am """Wiudfeld, Gumpeneck, im *Sunk etc. gefunden wurden. — Die ZAveite Rubrik entluilt die Pflanzen, welche bloss auf Urgestein, also auf den Zentralgebirgen: ""'Seekahr- spitz (7840'), ■'^Hochgolling (9047'), Hochwildstelle (8676'), Plimitz- zinken (6662'), ^Kessel (ca. 7500'), Knallstein (8207'), ■'^Sahafkahrl- spitz(ca. 7500'), -^'Tuchmakegel (ca. 7400'), ""-Hochhorn (761]'), "'•'Hohen- wart (7455'), *Hochschwung (6550'), ^Steinamandl (6454'), ""'Hochhaide (ca. 7300'), ■'■^Bösenstein (7731'), Griesstein (7378'), '"'Kettenthalalm ((iOOO'), sowie auf den Schiefereinlagerungen der Kalkkette gefunden wurden ; die dritte Rubrik endlich enthalt die beiden Gesteinsarten genieinsamen und zwar die mit K bezeichneten solche, die häufig auf Kalk, selten aber auf Urfels, natürlich mit Ausnahme von Urkalk, die mit U bezeichneten solche, die häufig auf Urgestein, selten aber auf Kalk, und die zeichenlosen endlich solche, die auf beiden gleich hiiufig. oder gleich selten gefunden wurden. Der Buchstabe A gibt an. (lass die Pflanze fast ausnahmslos nur von 5000' aufwärts oder noch höher sich findet , die aber , welchen er fehlt , wurden auch tiefer herab hiiufig gesammelt oder haben dort ihren gewöhnlichen Standort. Die mit * bezeichneten B(M-ge wurden auch von mir, die übri- gen vorzüglich von M. A n g e I i s und Stur bestiegen, welche auch nebst Hatzi, Gassner. Sommerauer, Simoni, meinem mir gleichnamigen Onkel und andere viele der mit * bezeichneten besucht hatten. 206 Kalk. Anemone narcissifl. A Pulsatilla Burseriana Scp. Ramme, hybrid. Bir. A Aconitum NapellusD o d. Lob. A. Cammarum Jcq. Papaver pyrenaicum v, albißorum A P. Burseri Crantz. Arabis ciliata A Br. A. pumila Jcq. A Dentaria enneaphyllos PetrocalUs pyrenaica R. Br. A Draba aizoides A D. steUata Jcq. A D. tomentosaWhlg. A Kerner a saxatilis R c h b . Thlaspi alpinum Jcq. T. rotundifoUiim G d. A Biscutella laevigata Hutchinsia alpina R. Br. A Aethionema saxatile R. Br. Helianthemum vulgare G r t n. S. grandiflorwn Kch. Polygala amara Jcq. y. alpestris Koch. Diantlms alpinus L. A Silene inßata Sm. y. alpina Kch. UrfaJs excl. Urkalk Thalictrum alpinum A Pulsatilla alba Lobel. Ramme, rutaefolius A R. glacialis A R. crenatus WK. A Aconitum tauricum Wlf. A. Koelleamim Rclib. A Papaver aurantiacum Lois. A Arabis bellidifolia Jcq. A. coerulea Hnk. A Cardamine alpina Wild. A C. resedifolia L. Erysimum, strictum Fl. d. W. A Draba Zahlbruckneri Hst. A D. Johannis Hst. A D. frigida Saut. A D. fladnitzensis Wlf. ^ Hutchinsia brevicaulis Hpp. A Niola luteaSm y. gran- dißora Vill. A Dianthus glacialis Hnk. A Silene Pumilio Wlf. A Kalk und Urfels. Thalict. aquilegifol. L. T' minus L. Anemone baldensis L, A Ranunculus alpestr.L. K R. aconitifolius L. R. montanus L. Trollius europaeus L. K Aconit. Lycoctonum L. Arabis alpina L. A. Halleri L. Cardamine pratensis L. Helianthemum oelandi- cum Whig. A K Parnassia palustris L. Viola biflora L. Gypsophila repensL. Ä Silene inßata Sm. v. genuina ^== msicaria Schrad.) 207 Kalk. S. arnnlis L. Ä S. quadrißda L. Siebera cherlerioides Sclird. A Alsine austriaca M K. Ä Moehringia polygonoi- des MK. Ä Cerasfium oratnm Hpp. Liniim aipimmi L. Anthyllis ulneraria L Trifolium cacspitosum \\c\\. A Oxijtropis monlana DC. A Hippocrepis cumosa L, Ruhus saxatifis L. Püt. minima Klb. A Alckemilla alpina L. A Cotoneaster Lndl. Sorbus Chamaemespi- lus Crtz. Urfels cxcl. Urkalk. S. excapa All. A S. rupesiris L. Arenaria biflora L. A Stellaria cerastoides L. A Cerastium, alpinum L. A C. lanatum Lam. A Trifolium pallescens Schrb. A Phaca au.stralis L. A Ph. astragalina DC. A Oxytropis campestris Dr. A 0. trißura Hpp. A Kalk und Urfels, Sagina saxatilis Wirnm. Cherleria sedoides L. yl Alsine Gerardi Wild. A. K Arenaria multicaulis Wlf. A. K Cerast. latifolium L. K C. arvense L. ß. stric- tum Hnk. Geranium silraticum L. Trifolium pralense L. V. nivale Sieb. r. 6«J«MWi Schrb. 1/ Phaca frigida L. t/ il Gei^AÄ reptans L. ^ (Potent, frig. Vill. ^;? Sibbaldiaprocumbensh. AlchemiUa pubescens MB. ^ ^. ßssa. Seh um. lomentosa Cotoneaster 'vulgaris Lndl. A Uerniaria alpina Vill. A Montia riimlaris Gtnel. Sedum villosum L. A S. annuum L. S. repens L. yl Sempercivum Wnlfenii Hpp. ^ S. Funkii Braun A S. montanum L. A Hedgsarum obscurum L. A Dryas octopetala L. Gf"«/» rirale L. G. montanum L. Potentilla aurea L. P. alpestris Hall. fil. yl f/ P. Clusiana Jcq. jfif ^4 AlchemiUa inilgaris L. V, subsericea. Epilobium trigonum Schk. /T £. origanifolium Lam. £. alpinum L. A. U Callitriche vern. Kützg. Rhodiola rosea L. il Sedum atratum L. A K 208 Kalk. Saxifraga mutata L. S. Burseriana L. S. caesia L. A S. stenopetala God. A S. sedoides L, A Athamanta cretensis L. Meum athamanticum Jcq. A Heraclenm austriac. L. Laserpitium latifo- lium L. Chaerophyllum hirsut. L. ß. roseum. Lonicera alpigena L. Galium lucidum All. ^ G. haldense Spreng. A G. helveticum Weig. A Valeriana montana L. V. Saxatilis L. V. supina L. A V. elongata Jcq. A Adenostyles alpina Bl. und F. Petasifes nineus Bmg. Erigeron alpinus L. v. glabratus. Urfels excl. Urkalk. S. arachnoideum L. Saxifraga Rudolphiana H. A S. bißora AU. A S. Kochii Horng. A S. aspera L. S. bryoides L. A S. muscoid. v. moschata Wlf. A S. Hieracifolia W. K. A Erigeron Villarsii Ell. A Kalk und Urfels. Saxifr. Aizoon Jacq.^Ä" S. oppositifolia h. AU S. aizoides L. S. stellaris L. S. muscoides W\ f. A S. androsacea L. A S. rotundifolia L. Meum Mutell. Grt. A U Gay a Simplex Gd. AU Imperator. Ostruthium L. U Heracleum asper. Kch. Caeroph. Villar. Kch. A Pleurosp. austr. Hffm. Lonicera coerulea L. Galium silvestre Poll. v. alpestre K Scabiosa lucida Vill. K Valeriana tripteris L. V. celtica L. A Adenostyles albifr. Reh. Homogyne alpina Cass. F. discolor Cass. ^ ^s^er alpinus L. ^ Bellidiastrum Michelii Cass. ^ Erigeron alpinus L. v. hirsutus. E. uniflorus L. A U Solidago V. a. v. a/pe- s^ris W. /if 20'J Kalk. Urfels excl. Urkalk. AchiUea Clarenae L. A A. atrata Kch. A A. Clusiana Tsch. A Chrysanthemum coro- nopifolinm \ iW. und var, ceratophylloides All. Aronicnm Clnsii Kch. s. glabrescens A A. scorpioides Kch. A Senecio ahrotamfolius L. A S. Doronicum L. A Cirsium carnioUcum Scp. A Artemisia Mutellina Vill. A A. spicata Wl f. ^4 AchiUea moschata Wlf. A Chrysanthem. Leucan- fiiem. ß. atrat. Kch. A C. alpimtm L. A Aronicum Clusii Kch. A Kalk un"i'riihrl. Bartsch. .Botaniiiclics Kxkursionsbufh für die deulscli-usterreiclii- schen Länder und das ans^renzende Gebiet. !Nach der analytischen Methode bearbeitet von Dr. Gustav Lorinser." 3. Auflage, durchge- sehen und erofanzt von Dr. Friedricli ^Vilhel^l Lorinser. Wien 1871. Verlag von Karl Gerold's Sohn. (Seilen J0(* und 540). Der Vorlauler dieses ExKursionsbuches war ein von den Brü- dern Fr. und G. Lorinser verl'asstes und im Jahre 1847 in Wien erschi(Mienes „Taschenbuch der Flora Deutschlands und der Schweiz." Diesem folgte im Jahre 1854 das von G. Lorinser bearbeitete „Bo- tanisches Exkursionsbuch für die deutsch-österreichischen Kronli.nder und das angrenzende Gebiet", und im J. 1860 dessen zAveite Autlage, vermehrt durch die Flora der Grenzkomitate Ungarns. Als in jüngster Zeit sich die Nothwcndigkeit einer 3. Auflage ergab, so übernahm Dr. Friedr. Lorinser. da dessen Bruder inz-wisihcn ^erstorben war, die Redakti(in derselben. Diese neueste Auflage blieb unverändert in der Anordnung des Inhaltes, in dem Umfange der Pflanzenformen und deren Analysen und Charakteristik; dagegen wurde sie durch Zusätze nach zwei Richtungen liin vermehrt. So lindet man den analytischen Tabellen vorgedruckt einen .Versuch einer Eintheilung der Geftiss- 1 flanzen nach den Fruihtl.noten und Eichen.'' Zu Folge dieser Ein- theiluntr grenzen sich die einzelnen Klassen der 3Iono- und Diko- tyledonen ab. je nachdem sie einen unterstandigen. einen oberstiindigen oder mehrere Fruchtknoten in einer Blütiie besitzen, daini je nachdem ein Fruchtknoten ein-, zwei- oder mehrfacherig erscheint, weiters je nachdem die Fächer ein- oder mehreiig sind, endlich je nachdem die Eichen mittel- oder seitenstiindig sich befinden. Weitere Zusätze he- trelFen die deutschen Pflanzennamen, welche Lorinser einer soro-- falligen Prüfung unterwarf und insbesondere solche ältere Namen be- rücksichtiafle. die einen mythologischen Ursprung besitzen oder min- destens Beziehungen zum G(>tterkultus der alten Germanen andeuten. Für die Ausstattung des Werkes hat die Verlagsbuchhandlung rmige Hidien, von dunlder Farbe, mit welligen, abgerundeten Formen und Tortlautenden, nur durch geringe Einbuchtungen getrennten Rückenkanten; nur wenn es eine Hohe von 7000' und darüber er- reicht, da treten auch schroffe, steilabfallende Wiindc mit zackigen Spitzen und Oden Steinablagerungen auf. Das Kalkgebirge aber erhebt sich in schroffen, wcissgrauen, ja meist senkrechten Mauern aus grosser Tiefe, ja oft beinahe unmittelbar aus der Thalsohle, so dass die grünen Triften an seinem Fusse wie abgeschnitten erscheinen; am Fusse der- selben lagern sich meist o-ewaltio-e Schuttfelder und Steintrümmer, in bedeutenderen Hohen aber verliert es beinahe ginzlich seinen Ptlanzen- wuchs, so dass man oft wtMthin nichts, als ()de, unwirthbare Felsen erblickt: die Verbinduno-slinien der Hithen sind meist durch tiefe Scharten und groteske Zacken unterbrochen', seine Ginfeiformen aber sind oft grossartig um! abenteuerlich — kühue Horner oder nadeiför- mige Zinken. W.r kommen jetzt zum Schlüsse: Es ist also wirklich, wie Stur begrün<:ete, und an einigen Beispielen durchführte, bei gleicher Hi)he, gleicher geographischer Liinge und Breite, und gleicher xVb- dachuug in der Kalk- und Tauernkelte die Flora der oberen, felsigen Region grosstentheils verschieden, was man bei gleicher Beschaffen- heit der übrigen Faktoren nur auf Rechnung der petrographischen Eigenschaften der Unterlage schreiben kann, und diese muss man daher in einen mehr als zufälligen Zusammenhang damit bringen. Den Satz aber, in welchen Stur diese Wahrheit einkleidete: „Das Gestein erzeugt die Formen der Pflanzen" kann ich in dieser Fassung nicht acceptiren, da es gleichsam herausk.ime, als sei das Gestein die mater parens der Pflanzenlormen, was doch nur der allweisen und alliniichfigen Vorsehung zugeschrieben werden kann; aber jedenfalls erhellt, dass das jeweilige Gestein der Pflanze so convenirte und so bestimmend auf sie einwirkte, dass zur Zeit als die Welt noch in der Bildung begriffen war, nur sie und zwar nur in dieser Form nach der Idee der Schöpfung aus dem Samen sich entwickeln und behaupten konnte. — ■ Gegen diese petrographische Deduktion liesse sich zWiir wegen der grossen Zahl der indifferenten Arten eine nicht verachtenswcrtlie Einwendung erheben , allein diese Pflanzen sind weitaus überwiegend (niimlich circa löO von 197) Bewoiner der Alpentriften also eines Substrates bei welchem man keine so genaue Sonderung der Bodenarten vornehmen kann; zudem sind viele davon, nämlich 47 -f- 42=89. der einen Bodenart viel geneigter als der anderen, so dass man wenigstens einen massigen Einfluss des Ge- steins annehmen darf, und einige von diesen sind wirklich nach der Bodenart etwas modifizirt; so is[ z. B. Rumex scufatus auf Kalk meer- grün, auf Schiefer grasgrün, Nigrilella onguslifolio auf Kalk i)ur|)urn, auf der Centralkette schwarzpurpurfiirbig etc. Endlich kann man das Vorhandensein bodenvager, d. h. solcher Pflanzen, die sowohl auf ge- mischtem , als auch blossem Kalk- oder blossem Thon- und Kiesel- Oesterr. batan. Zeitschrift. 9. Heft. 1871. 18 242 boden sich fortbringen, nicht g-iinzlicli liiugncn, man muss daher die ganze Menge der Pflanzen in 3 Gruppen theilen. I. Solche, für die eine einzige Bodenart zur nothwendigen Lebensbedingung gehört — bodenstete, II. Solche, auf die eine bestimmte Bodenart einen so be- deutsamen Einfluss übt, dass sie auf ihr sich am liebsten ansiedeln und am besten gedeihen — bodenholde, endlich III. solche, die mit mehreren Bodenarten gleich gern vorliebnehmen — bodenvage. Admont, den 31. Jänner 1871. Berichtigung zur Kryptogamen-Flora. Heft 4. Seite 72 Zeile 4 statt Rainen lies: Steinen. zuLichenes: Verrucaria nitida Ach. \ ^uf Buchen Biatorarosella Fries pressbaum.' „ anomala Kbh. | „ 73 „ 7 statt Uredo Tulipae : Puccinia Prosta M o u g. „ 10 einzuschalten: Uredo Candida Pers. b. Co7npositar. auf Chrysanth. Parthenium in Wiener Gärten. „ 12 statt asclepiadeum: Paeoniae Gast. „ 24 einzuschalten: Myxosporium crocceum Lk. Pressbaum, Schottwien. „ aurantiacum Rbh. Wiener Gärten. „ 39 Cladosporium zu streichen. j, 74 „ 19 statt Polysaccum: Rhizopogon rnbescens Tul. „ 39 statt cinerea: mesenterica Pers. „ 44 und 45 zu streichen. „ 75 „ 10 statt radiatus: Schiveinizii Fries. „ 15 statt fulvus : Ribis F r. „ 17 statt Schiceinizii : Boletus campes Op. „ 24 statt Rupula lies Russula. „ 26 lies Sainsonii Lev. „ 33 statt Hohlweg bei Klamm soll stehen in Wiener Hausgärten. „ vorletzte Zeile statt cochleatus: lepideus Fr. Seite 76 Zeile 6 plancus zu streichen. Durch die Güte des Herrn Baron Hohenbühel-Heufler bin ich im Stande, die meisten dieser Aenderungen geben zu können. Josef Wallner. 243 Einiges zur Flora von Polen, insbesondere des Städtchens l'.osice. Von Ferdinand Karo. Im Jahre 1867 veröffentlichte ich in dieser Zeitschrift ein Ver- zeichniss von Pflanzen, die ich durch zwei Sommer in der Umgegend von Warschau gesammelt habe und versprach in Zukunft dieses Ver- zeichniss fortzutühren. Der Imstand jedoch, dass ich in einem 16 Meilen von Warschau entfernten Stadtchen eine Apotheke kaufte und diese Stadt daher verlassen musste, machte es mir unmöglich, meinem Versprechen nach- zukommen. Da je(hich für unsere heimatliche Pflanzenwelt noch viel zu thun ist, übergebe ich hiermit ein Verzeiciiniss von Pflanzen, welche ich um tosice im Jahre 1869 und 1870 gesammelt habe mit genauer Ortsbeslimnunig. Da ich hier in diesem Stadtchen auf längere Zeit ansiissig geworden, hoffe ich mit der Zeit die Flora Podlaska genauer zu erforschen. Losice liegt 4 Meilen von der Gubernialsladt Siedlec entfernt, zum Bug. der lithauischen Grenze haben wir auch nur 3 Meilen. Die Gegend ist eben, ungemein waUh'eich, theiis Laub- theils Nadelhölzer, bei Losice etwas torfreich, bei Siedlec dagegen meiir sumpfig. Von Pflanzen sammelte oder notirte ich folgende: Achillea cartilaginea Ldbg. Am Ufer des kleinen Flüsschens Toczna, an zwei Stellen gleich bei -Losice. jedoch nur sparsam. — MUlefolium L. Auf Wiesen an Wegen. Acorus Calamus L. An der Toczna. an Teichen. Adcnophora liliifolio Ledebg. In dem Laubwalde bei dem Dürfe Szawly bei .Losice ungemein zahlreich, sonst in keinem Laub- walde bemerkt. Agrinionia Eupaforia L. An einem Damme gleich bei Losice, auch bei Zaimce. al)er sehr sparsam. Agrastemma Gifliago L. Im Getreide. Ajuga reptans L. Laubwald bei Dorf Chotycze. — genetensis L. - bei Dorf Chotycze, Majöwka. Algsina Plantago L. An faulen Wiesen, Teichen. AnagaUls arrensis L. Auf Aeckern. Anchusa officinalis. Brachfelder, Raine. — arrensis. Im Getreide, Losice, Artych, Zakrze. Anemone nemorosa L. Zahlreich bei Dorf Stok, bei Siedlec, Chotycze, Patkow. — ranuncnloides L. In einem Erlengebüsch bei Polinöw bei iosice, sparsam. Anthcmis tinctoria L. In Getreidefeldern Artych, Jözefow bei Losice. — arrensis L. An allen wüsten Orten um Losice ungemein häufig. Aquifegia ruigaris L. Im Laubwalde, Dorf Chotycze, zahlreicher in Gebüschen an der Chaussee bei dem Dorfe Stok bei Siedlec. 18* 244 Ärabis hirsnta Scop. Auf einer Wiese, Dorf Palkow. Arenaria serpyllifolia L. Im Getreide luiiifig, Patköw, fiosice, Dorf Artych. Artemisia Ahsinthinm L. An wüsten Orten häufig. — 'Vulgaris L. Dämme, Wege. Asarum enropaevm L. Auf Corylns, Dorf Patköw. Asperugo procumbens L. An Zäunen, «Losice. Atriplex roseuni L. Auf dem Kirchhof und um die Kirche herum in dem Städtchen i.osice selbst zahh'eich. — patulum L. An Gräben, Dämmen, Starostwo. Ballota nigra h. An Dämmen, Gebüsch Starostwo. Bidens cernuus var. radiatus L. An feuchten Gräben bei dem Sta- rostwo bei "Eosice häufig. Briza media L. Auf Wiesen. Callvna vulgaris Salisb. An Waldrändern, Dorf Stok bei Siedlec an der Chaussee sehr häufig. Caltha palustris L. Sümpfe, Starostwo, Rudniki. Campanula patula L. Laubwald zwischen Dorf Chotycze, Szawty. — persicifolia L. Laubwälder, vereinzelt bei Dorf Chotycze, zahl- reicher Dorf Stok bei Siedlec. — glomerata L. Auf Wiesen, im Gebüsch an der Chaussee nach Siedlec bei dem Dorfe Stok. Carex paludosa Good. Wiesen bei •Losice. — pallescens L. Auf Waldboden, Dorf Zakrze. — ericetorum Poll. Waldstellen, an sandigen Hügeln Dorf Zakrze. — praecox Schreb. Auf Wiesen um Losice. Carlina vulgaris L. var. longifolia. An der Chaussee nach Siedlec hinter der Osada Mordy auf Sandboden, sparsam. — acaulis L. Im Walde auf sonnigen Stellen bei dem Dorfe Szawty vereinzelt. Centaurea maculosa Link. An Dämmen. Zakrze, Polinow, Chotycze, Artych, gemein. — Cyatms L. Im Getreide. — Scabiosa L. Hin und wieder im Getreide. Chotycze, Glüchöw. — austriaca L. Auf einer sumpfigen, gebüschreichen Wiese bei dem Dorfe Stok bei Siedlec an der Chaussee. Exemplare zu 3 Ellen Höhe häufig. Cerastium arvense L. Am Rande des Waldes, Dorf Chotycze im, Getreide. — semidecandrum L. An Dämmen, Starostwo, zahlreich. Chelidonium majus L. An Zäunen. Clinopodium vulgare L. Auf einer Wiese wie auch im Gebüsch beim Dorf Wyczolki, Chotycze, zahlreich bei Dorf Stok bei Siedlec. Chenopodium album L. Getreidefelder an Dämmen. — urbicum L. An wüsten Plätzen in Losice häufig. Chrysanthemum Leucanthemum L. Wiesen, gemein. Chrysosplenium alternifolium L. In einem sumpfigen Erlengebüsch hinter Polinöw bei Losice. 245 Cichnriitm Intt/biis L. An Dcimincn. Cimicifuga foelida L. Laul)\val(l, Dorf Chotycze, sparsam, zahlreicher im Wähle liei dem Dürfe Szawly. Cirsium ric ulare Lk. Auf sumpfigen Wiesen bei -fcosice zu Tausenden, ebenso hei Dorf Palkow. — oleraceum Sep. Auf sumpfigen Wiesen bei Dorf Patköw. — arrense Scp. In Getreidefeldern. — palustre Scp. Auf sumpfigen Wiesen, Dorf Wojnöw, häufig. Clematis recta L. Soll für Polen selten sein. An der Chaussee nach Siedlec bei dem Dorfe Wyczolki in einem Gebüsch gegen 6 Strau- cher, ungemein reichbliitliig. Conrallana majalis L. Laubwald. Chotycze, Majöwka. Convo/rttlus ariensis L. Sonnige Dämme. Curonilla raria L. An D.immen. Crepis tectorum L. Bra -hfehler, Dorf Artych, Zakrze. Datura Stramonium L. An Zäunen in tosice. Dactfflis glomerata L. An Wegrändern. Delpfiiniuin Consolida L. Im Getreide um -tosice. Dianthus deltoides L. An Dämmen, Zakrze. — carthusiatwrum L. Wahhviesen, Szawly, Artych, Stok. — superbus L. flor. alb. In Gebüschen an der Ciiaussee nach Siedlec bei der Osada Mordy. Draba rerna L. Brachfelder. Chotycze, gemein, Echium vvlgare L. Auf Brachfeldern. Epilobium hirsutiitn L. In Weidengebüschen an der Toczna. — palustre L. An Gräben an der Chaussee bei dem Dorfe Stok bei Siedlec. Epipactis latifolia All. In einem Walde bei dem Dorfe Zakrze sehr sparsam. Erigeron acris L. Auf sandigen Dämmen, Artych. — canadensis L. Wüste Orte. Eriophorum angustifoUum Rth. Sumpfige Wiesen um i,osice häufig. Starostwo. Erodium cicutarium L'Herit An Dämmen. Erythraea Centaurium Pers. An Waldrändern, Chotycze, Szawty. — ramosissima Pers. An Rändern von Getreidefeldern an der Strasse nach Dorf Szawly sehr häufig. Eupalorium cannabinum L. Im Weidengebüsch an der Toczna bei f-osice. Euphorbia angidata Jcq. Für Polen neu, fand ich ungemein häufig in dem Laubwalde bei Dorf Chotycze. Euphrasia officinalis L. Wiesen. — Odontites L. Feuchte Wiesen bei Dorf Zakrze. Eront/ntus rerrucosus Scp. Laubwald Dorf Chotycze. Equisetuni palustre L. Feuchte Wiesen, Starostwo. — arrense L. Aecker. — hiemale L. Auf Waldboden bei Dorf Nemöjki, sparsam. Farsetia incana R. Br. An Dämmen. 246 Filago arvensis Fr. Auf Getreidefeldern sehr häufig. — minima Fr. Auf Getreidefeldern ungemein zahlreich. Fragaria vesca L. Laubwälder. Ftmiaria officinalis L. An Zäunen auf Feldern, Gaga lutea Schult. Auf Brachfeldern, gemein. Starostwo, Polinöw, Chotycze. Galeopsis pnbescens Bess. An einem Damme, Starostwo. — Ladamim L. Im Getreide, Nowo Siedlec. Genista tinctoria. L. Laubwald, Chotycze, Szawty. — germanica L. Laubwald, Chotycze, gemein. Gentiana Pnemnonanthe L. Auf Wiesen an der Chaussee nach Siedlec bei dem Dorfe Stok zahlreich; im Walde bei Szawly. — Amarella L. Auf kleinen Anhuhen auf Wiesen vor Polinöw bei tiosice. Geraniwn piisillmn L. Auf wüsten Orten, Dämmen, — sylvaticum L. Laubwald bei Dorf Chotycze. — pratense L. Auf einer Wiese bei Dorf Patköw, — sangvineum L, Lauljwald bei Dorf Chotycze. Gemn urbanum L. Sumpfige Wiesen, Starostwo, Patköw. Gladiolus imbricatus L. Auf einer buschigen, sumpfigen Wiese an der Chaussee nach Siedlec bei dem Dorfe Stok ziemlich zahlreich. Glechoma hederacea L. An Dämmen, Gebüsch. Gnaphalium dioicum L. Laubwald, Chotycze. — uliginosmn L. Auf lehmigen Aeckern, Polinöw. — sylvaticum L. Waldstellen, Chotycze, Zakrze. Gypsophila muralis L. Auf Aeckern. Heleocharis palustris R. B. In einem ausgetrockneten kleinen Teiche in iiosice, Starostwo. Helianthemum riilgare Gärtn. Auf sonnigen Waldstellen, Zakrze, Artych, Szawiy, Chotycze. Herniaria glabra L. Auf Feldern häufig. Hieraciwn Pilosella L. An Dämmen, Starostwo. — floribundum Wmr. et Grab. Auf einem Hügel im Walde bei Dorf Artych. — murorum L. Laubwald bei Chotycze. — stoloniflorum W. K. Auf sonnigen Wiesen, Dorf Artych, nicht häufig. — praealtum Vill. Auf kleinen Waldhügeln im Walde bei Dorf Chotycze. — umbellatum L. Auf Rainen bei £osice und längs der Chaussee gegen Siedlec. Humulus Lupulus. Wald, Majöwka, Hyoscyamus niger L. Wüste Orte. Hypericum perforatum L. An der Chaussee nach Siedlec häufig. Inula Brittanica L. An Wegen an der Chaussee Siedlec, Dorf nach Szawty. Iris Pseudo-Äcorus L. An Teichen, Artych, Siedlec, Stok. — sibirica L. Auf einer sumpfigen Wiese an der Chaussee nach Siedlec bei dem Dorfe Stok zahlreich. 247 Juncus bufonus L. var. ranarhts. In dem Chausseegraben auf sandigem Boden gleich bei Siedlec. Knatifia arvensis Cou\[ Im Getreide, Chotycze. Lumium macnlatum L. An einem Graben, Dorf Patköw. — album L. Gebüsch. — purp\ireum L. Auf Getreidefeldern. — amplexicaule L. Auf „ Lappa fomentosa Lmk. An wüsten Orten. Lathjfnis rernns Brnh. In dem Laubwalde bei Chotycze. — pratensis L. Wiesen. Leontodon kastilis. L. Am Rande des Waides bei Chotycze, gemein. Leonurus Cardiaca L. An Dämmen, Starostwo. Lmaria vulgaris Mill., Auf sandigen Orten. — minor Du f. Auf lehmigen Getreidefehlern, Dorf Artych, sehr häufig. Lithospermum arvense L. Auf Getreidefeldern, Polinovv. Lonicera Xylosteum L. Laubwald, Chotycze, selten. Lotus corniculatus L. An Wegen. Liizula pilosa Willd. Im Laubwald, Dorf Chotycze. — campest ris DC. Auf Wiesen. Lychnis flos Cvculi L. Wiesen, gemein. — viscaria L. Am Rande des Laubwaldes bei dem Dorfe Chotycze. Lysimachia vulgaris L. Auf einer Wiese an der Chaussee nach Siedlec bei dem Dorfe Stok im Gebüsch, Lycopus europaeus L. Im Chausseegraben bei dem Dorfe Stok bei Siedlec. Lycopodium complanatum L. Im Walde, Dorf Zakrze. — annotinum L. Laubwald, Chotycze. — clavatuni L. Laubwald, Chotycze, Stok. Lythrum Salicaria L. An Gräben, an der Toczna. Majanthemum bifoHum DC. Laubwälder, Chotycze, MajÖAvka. Maka Alcea L. Ein Strauch an einem Damme, Starostwo. Matricaria Chamomilla L. Ungemein häufig in der ganzen Gegend Lipiny, Biernaty. Medicago falcata L. In Gebüschen. — lupulina L. An Dämmen der Toczna. Melampyrum nemorosum L. Laubwald, Dorf Chotycze, Szawly, Stok. Melica nutans L. Laubwald, Chotycze, häufig. Mellitis Melissophyllum L. Laubwald, Dorf Chotycze, sparsam. Mentha aquatica L. Im Gebüsch am Ufer der Toczna. — — var. subspicata. An Gräben an der Chaussee bei dem Dorfe Stok bei Siedlec. — — var. satica. An Gräben, Starostwo. — arvensis L. Feuchtes Gebüsch, Starostwo. Menyanihes trifoliata L. An Gräben auf sumpfigen Wiesen, Patköw, Artych. Monotropa Hypopytis L. Fichtenwälder, Zakrze. Myosotis palustris L. Wiesen, Sümpfe. — arenaria Sehr ad. An Dämmen auf Feldern, Polinöw bei Losice. 248 Myosurus minimus L. Felder, Aecker. Nuphar luteum Lm. Teiche, Artycli. Ononis spinosa L. An Diiinmen sehr häiififf. Orchis incarnata L. Sumpfige Wiesen, Artych. — Morio L. Am Rande des Waldes bei Chotycze auf Wiesen. Origanum vulgare L, Auf Waldstellen, Stok bei Siedlec. Orobus niger L. Laubwälder an der Ghaussee nach Siedlec bei Osada Mordy, nicht häufig. Oxalis Acetosella. Feuchte, schattige Wälder. Papaner Rhoeas L. Im Getreide häufig. Parnassia palustris L. Sumpfige Wiesen, Zakrze, häufiger bei Helenka bei Siedlec. Pedicularis Scepfrum Carolinum L. Auf einer sumpfigen Wiese hin- ter Osada Mordy an der Chaussee nach Siedlec, aber äusserst sparsam. Phyteuma spicatum L. Auf einer buschigen sumpfigen Wiese an der Chaussee nach Siedlec bei Dorf Stok zahlreich, selten im Walde bei Chotycze. Pimpinella Saxifraga L. An Dännnen, Polinövv. Phalaris arundinacea L. Am Ufer der Toczna. CSchluss folgt.) Correspondenz. Cawalla (am ägäischen Meere), am 19. Juli 1871. Soeben habe ich eine türkische Barke ausgehandelt, die mich heute Abends 7 Uhr aufnimmt und während der Nacht bis an den Fuss des Athos hiniiberbringt. Ich brenne vor Begierde, auf der Spitze des Athos die Saxifraga sancta Gris. einzusammeln, eine Pflanze, nach der ich mich viele Jahre vergeblich sehnte, da sie mir Niemand mittheilen konnte, deren Besitzer gewiss ebenso wenige sind, als die z. B. von Orchis Compäriana. — Ich glaube, dass ich der fünfte Bo- taniker bin, der den Athos besteigt; denn ausser Sibthorp, Aucher- Eloy, Grisebach und Friedrichsthal wüsste ich keinen andern. Doch, ich darfs nicht verschreien; ich bin noch lange nicht oben und habe noch eine Sstündige Meeresfahrt zu überstehen. Das Wasser ist mir hier entschieden das Unangenehmste. Auf der Fahrt gestern von Lagos hieher ward ich unwohl. Ich wollte, das Meer bestände hier aus lauter Bier. — Doch, es ist wahrlich ein Wunder, dass ich noch so gut aufgelegt bin bei all' den Strapazen, die ich ausstehe. Ich bin in 5 Tagen von Philippopel über's Rhodopegebirge an die Küste des äg:;ischen Meeres, grössentheils zu Fuss gelangt. Ich hatte Maulthiere mit, die mein Papier und die gesammelten Pflanzen trugen. Trotz zweitägigem Regen während dieser Zeit habe ich doch die Pflanzen mit unsäglicher Mühe gut getrocknet; ich führe von Stanimak, vom Antritfstage meiner Athos-Reise an, Pflanzen mit. Dort sammelte ich 249 imltM- andcM'tn Marriibiiim Friira/dsZ'kyaninn Büi ss., eine schinie Gypso- phila, die noch iiiiht blühte, vielleicht (i. globulosa M a B. dann den priiclitioen Ästragalus gladiatus Bo'iss., den Grisebach in der Flora ruineiica als Varictiit von A. nchn/osiis Maß. bchandell. Ich fand ihn ganz in reifem Znsfande. — Haberlea rhodopensis fand ich auch wirk- lich in der Rliodope bei Staniniak und eine Tagreise tiefer im Gebirge; bei Staniinak häufiger, aber an letztgenannter Station nur sehr verein- zelt. Sehr gefreut hat mich das wunderschöne Geum coccineum mit rothen, grossen BUnnen. Eine Cephalaria, die ich vor einem Monat im Balkan in ganz jugendlichem Zustande, jetzt in der südlichen Rhodopc zwar auch noch nicht in Blüthe, aber häufiger und viel entwickelter antraf, wird wahrscheinlich C. graeca R. et Seh. sein, die bisher nur am Athos angegeben ist. Sonst wüsste ich nicht sie unterzubringen; denn sie hat durchaus abgerundet-stumpfe pale;is und C. leucantha oder C. radiafa ist sie ganz gewiss nicJit. ■Chamaepencc afra und Cirs'mm candelabntm sind in der Rhodope ziemlich verbreitet; letzteres ist aber no'h nicht recht im Aufidühen. Auch Si/ene Sendlneri oder eine dieser zum Verwechseln ähnliche sammelte ich vorvorgestern. — Um den Hafen Lagos herum botanisirte ich gestern auf den Salinen. Halhno- rnemis sfrobilaceum ist sehr häufig, dann Halimocnemis glavco, Sali- rornia fnificoso, eine Schoberia und eine desgleichen behaartbhUlrige Pllanzc, vielleicht eine Kochia, die aber noch unentwickelt ist. Auch war mir hier die Slatice collina Gris. interessant, die ich in reifem Zustande antraf, während ich sie bei Pliilippopel in Blüthe sammelte. Es ist rein unbegreiflich, wie Boi ssier in Pancic's letzter Dekade über das Gotüolimon serbicum Vis. et Panß. sagen kann, dass dieses identisch mit G. coUinum sei. Statice collina ist schon durch den Mangel der rothen Korollen augenblicklich aulTallend ; im Fruchtzustand durch die zurückgebogenen Brakteen. Sfatice rirgata ist sehr häufig, St. Li- monium blühte noch nicht. Sideritis rcmota sammelte ich im Sande am Meeresufer. Zwischen Juncus acutus einem Cynanchum und mit Sta- tice collina sah ich auch ein mir unbekanntes Hypericum mit langge- ftansten Kelchblättern und rosmarinähnlichen Blättern. Leider habe ich «las einzige und unentbehrlichste Werk: Grisebach's Spicilegium florae rumelicae durch ein Malheur nicht auf der Reise mit. Ich jtackte es natür- lich in Pest zusammen, um es mitzunehmen. Als ich in Kalofer das >ermeintliche Packet öffnete, um nachzusehen, was Grisebach ander Fri waldszk y'schen Abbildung der Haberlea rügt, finde ich - hor- ribile dictu — Putsche's lateinische Grammatik!! Bald wäre ich auf dieses hin vom Schlag getroffen worden. Hat mir mein Famulus statt Grisebach's Flora rumelica also Putsche's lateinische Grammatik eingewickelt! Nun schliesse ich. Nach dem Athos ein Mehreres. Janka. Salonich, am ägäischen Meere am 8. August 1871. Am Abend desselben Tages, an welchem ich Ihnen von Cavalla aus schrieb, segelte ich nach dem Athos ab. Nach lostündiger Fahrt auf einer kleinen Barke landete ich beim Kloster Pandokratoros am 250 20. Juli Nachmittags. Wahrend der ganzen Fahrt war das Meer ziem- lich stürmisch, und mir erbärmlich katzenjammerlich zu Muthe. Doch als ich bei Pandokratoros den Fuss ans Land setzte und auf den Mauern und Felsen Silene Fabaria S. et Sm. und Trifolium cry~ ptoscias Gris. erblickte, da war alle Seekrankheit verschwunden. Aber beinahe wäre ich wieder rezidiv geworden, als ich mich auf Dr. Rohrbach's Artikel erinnerte, in welchem Silene Cserei Baumg. mit S. Fabaria S. und Sm. als Formen Einer Art vereinigt werden. Ich habe nun beide Silene-Arten lebend gesehen und kann versichern, dass das zwei in der Tracht sehr ähnliche, aber sonsten himmelweit verschiedene gute Arten sind! die Blätter sind von starker fleischiger, dicker Konsistenz und brechen sehr leicht. Diess Merkmal würde, da Seestrandformen meist fleischigere Konsistenz haben , nicht in die Waagschale fallen, wenn nicht gleich neben und unter S. Fabaria die gewöhnliche S. inflata vorkäme, und zwar ganz unverändert wie bei uns zu Hause. Aber von allmälig nach oben verdickten, gleichsam in den Kelch verlaufenden Blüthenstielen findet sich bei S. Fabaria keine Spur; da ist also S. Cserei schon einmal bedeutend verschieden. Dann ist die griechische Pflanze entschieden ausdauernd. Die jungen Triebe könnte man, wenn sie nicht so auffallend gewimpert wären, leicht mit Euphorbia Myrsinites halten. Ich habe Samen mitgebracht und werde die Pflanze kultiviren. Bei Pandokratoros sah ich auch zum erstenmale lebend: Heliotropium macrocarpon Guss.! von H. europaeum ausgezeichnet verschieden. Ich fand es übrigens dann auf ganz Hagiosoros verbreitet, nicht nur am Meeresufer, sondern auch tiefer landeinwärts in Ortschaften, hie und da mit H. europaeum vermischt. Von Pandokratoros marschirte ich noch am selben Tag bis Karaes, wo ich im russischen Kloster auf Anempfehlung des russi- schen Vizekonsuls in Cavalla ausgezeichnet aufgenommen wurde. Am andern Tag Abends traf ich im Kloster Lavra, am Fuss des Athos ein. Für den folgenden 22. Juli war die erste Besteigung bestimmt. Was ich nun besonders aufnotirte, habe ich Alles gesammelt. Es ist manche Art darunter, die seit Sibthorp nicht gefunden wurde. Ich fand: Stachys leucoglossa Gris. schon im Verblühen, Erysimum ca- lycinum Gris. in Frucht, Hypericum vesiculosum Gris. in Frucht, Cnidium athoum Gris., Arenaria ßlicaulis Fenzl, Aubrietia eru- bescens Gris., Podospermum loreum Gris. nur in etlichen Exemplaren, Sideritis perfoliota, wegen der Verwendung zum Theetrinken von den zahlreich auf den Athos pilgernden Russen der Ausrottung nahe ; Arenaria rotundifolia MsiB. Saxifraga sancta Gris., Eunomia rotun- difolia Gris., Arabis drahiformis Gris., die spassige Viola delphi- nantha, die von Friwaldszky's Sammler hier zuerst entdeckt und von Friwaldszky Delphinium nanum genannt ward!! endlich He- lichrysum 'cirgineum, eine äusserst zierliche Art, von den Anwohnern für heilig gehalten. Sonst traf ich noch an Senecio Athonvae S. und Sm. , Crataegus tanacetifolia, eine prachtvolle neue Festuca, die ich F. sancta nenne. Ich habe noch keine ähnliche gesehen. Sie kommt auf der höchsten Erhebung ober der Baumregion vor. Zuerst 251 sah ich bloss sterile Rasen, und liiell das Gras fiir eine sehr starke Form von Scsfcria feiiuifolia, da die verwelkten Blaltsclieiden ebenso auHallend netzailerig- zerfetzt sind, und die Blatter aucii zusammengerollt und starr, glatt. — Am merkwürdigsten kam ich mit Saxifraga sancta Gris. an, ich sah die ungeheuren, polsterfiirmigen Rasen, die Felsblocke am Nordabsturze des Athosgipfels bekleiden, hielt die nianze für einerlei mit der gewissen Saxifraga, die ich auf den Alpen von Kaloler entdeckte, von der ich Ihnen schrieb, dass sie neu und so verschieden ist. dass ich sie nicht einmal mit einer andern Art zu vergleichen wüsste, — und nahm bloss des Originalstand- ortes von Grisebach halber ein paar Exemplare mit. Beim Um- legen am anderen Morgen sah ich alles genau an und siehe da: mir kam iS. sancta doch anders vor als meine Kaloferer Pflanze. Ich hatte zufallig in meinem Noiizbuche einige Stengel von der letzteren, ver- glich sie mit der Athospflanze und fand wirklich ausgezeichnete Ver- schiedenheiten, so, dass meine Saxifraga Psendo-sa7)cla von S. sancta ganz gut verschieden ist. S. sancta war bereits verblüht. Ich weiss also nicht wie die Blüthen aussehen, auf Grisebach's Besclireibung kann ich mich nicht genau erinnern, ob die Blüthen ansehnlich sind oder nicht Bei S. Pseudo-sancfa sind sie unansehnlich, die Petala viel kürzer als die Stamina und stets aufrecht, nie abstehend. Soviel ist aber gewiss, dass durch meine Entdeckung die Stellung der iS. sancta Gris. bei S. Aizoides erschüttert wird und die Pflanze eine neue Eintheflung erfahren muss. Meine Pflanze glaube ich irgendwo in der Nidie von S. Vandellii unterbringen zu können. — Noch kann ich erwiihnen, dass die Bliitter von S. sancta weich zu nennen sind im Verhältniss zu denen von S. Pseudo-sancta, deren Blatter so starr und verletzend sind, dass man sie nicht anfassen kann. Der erste Rasen, den ich auf dem Rücken meines Pferdes stehend, mit dem Siibel meiner Saptiehs von der Felswand herunterstach, fiel mir ins Gesicht und zerkratzte mich so, dass ich die Pflanze aus Rache bei- nahe S. furiens genannt hätte ! Auch sind die Ciliae am Rande der Blatter von S. sancta auffallender, bei S. Pseudo-sancta yndeutlich, die Stengelbliltter von S. sancta viel mehr breiter spatelig, die In- florescenz bei ihr eine Cyma, nei S. Psendo-saricta ein Racemus. — Der Umstand also, dass ich Saxifraga sancta am 22. Juli so ver- kannte, veranlasste mich, am 24. Juli den Athos zum zweitenmale zu besteigen, um von S. sancta eine grössere Anzahl von Exemplaren mitzunehmen. Ausser bereits erwähnter Sachen fand ich da eine neue Deschampsia mit fadenförmigen sehr zarten Blattern, und Phytheuma rumelicuni Gris. in schönster Blüthe. Cephalaria graeca R. et Seh. war erst im ersten Aufbiüben begriffen, und ist sehr hiiufig, ebenso wie die herrliche riesige C. macrophijUa Gr'xs., die im besten Blühen stand. Ich sah manches Exemplar, das über 2 Klafter H()he hatte. Die gewöhnliche Höhe ist IV2 Klafter. Von Athos kam ich auf Maul- thieren in 6 Tagen hieher. Das Unterbringen der Pflanzen auf den Thieren war sehr beschwerlich. Mit Entsetzen denke ich an den Rück- marsch nach Philippopel, der übermorgen oder Freitag angetreten 252 werden iniiss. Von Strassen ist hier keine Rede, ja man kann das nicht einmal Weg-e nennen, dabei manchmal so schmale Felseneng-en, dass die Pflanzenpackete g-anz verrissen worden können. Der sonstigen Unannehmlichkeiten will ich gar nicht gedenken, wie z. B. der Ent- behrungen, Bivouakirenmüssen auf den Strassen türkischer Ortschaften, da die Türken Fremde, weg-en Besorg-niss für ihre Weiber nicht in ihre Hiiuser aufnehmen. — Heute und Morgen bleibe ich noch hier. Ich wollte gestern Phacehirus digitatus Gris. aufsuchen gehen; aber das Meer war stürmisch und es regnete obendrein. Zur Ueber- fahrt zu den Salinen brauche ich 3 Stunden. Phacelurus und Alopecurus crypsoides mochte ich noch gerne finden; auch der thessalische Olymp lockt mich stark an. Man sieht den Koloss hier ganz nahe. Die Haberlea Heldteichii zieht mich ganz besonders dahin, aber ich muss mir doch einmal eine Grenze setzen, denn vom Olymp könnte ich vielleicht mich auf den Ossa verlangen etc. und zuletzt komme ich gar nicht mehr zurück. Janka. Stift Melk, am 8. August 1871. Das Viertel 0. W. W. und speziell die Flora von Melk haben einen neuen floristischen Bürger erhalten, es ist die in Nied.-Oesterr. überhaupt seltene, bisher nur im V. 0. M. B. gefundene Pyrola um- hellatah. M. Seeland, Schüler am hiesigen Gymnasium brachte sie als unbekannte Pflanze dem hochw. Herrn Prof. Vinzenz St auf er, der sie mir mittheilte. Hr. Prof. St auf er besuchte sofort den einige Stunden entfernten Standort im sogenannten „Albrechtsberger Hölzel, Pfarre Gerolding, traf aber nur einige wenige Exemplare, von denen nur circa 10 eingelegt wurden, um den kaum gefundenen Standort nicht sofort wieder zu verlieren. Trotz sorgfaltiger Behandlung beim Wechseln der Zwischenlagen etc. schwärzten sich die meisten voll- kommen; bei einigen blieben die Blätter bis auf wenige Flecken ganz grün, eine Erscheinung, die öfter vorkommt, aber, wie manche andere, noch ihrer Erklärung harrt. — Am Standorte der Jurinea mollis, dem trockenen, schotterigen Abhänge der sogen. Sallitereihügel bei Melk fand ich die Medicago lupulina ß. glandulosa Neilr. in sehr schö- nen Exemplaren. Auch sammelte ich Exemplare von Poa bulbosa var. mcipara, die sich dadurch auszeichnen, dass die Rispenäste ent- gegen der Angabe fast aller Autoren nicht zu zweien oder einzeln, sondern quirlförmig zu fünfen stehen. Die Bulbi sind stark, bis 10""" im Durchmesser, auch die blattartigen Auswüchse, die bis 4blättrig vor- kommen, zeichnen sich durch besondere Länge aus. Unter 100 Exem- plaren, die sorgfältig in dieser Hinsicht gemessen, traf ich 34 mit Knospen von 24°"° Länge. — Der Standort ist nach der Angabe des Hrn. Prof. St auf er schon seit vielen Jahren konstant. — Im Sep- tember werde ich das Bachergebirge besuchen, um dort namentlich reife Früchte zu sammeln. Otto Murmann. Ns, Podhragy, am 9. August 1871. Fräulein Ludvine von Warczewska fand bei Stortek auf bu- schigen Weinbergtriften Himantoglossum hircinum, das ich in dieser 253 Gegend hisluM- veigcluMis oosiidil hatlo. Ich selbst ftind dann an der- S(!ll)en Lokaliliil nur 1 Exein|)Iar, das aber gruud- und slengelstiin- dige Bliitler halle, welche sonst während der Bliithezeil zu verwelken pflegen. J. L. Holuby. Schloss Schneeberg im Gschnitzthale, am 12. August 1871. Angeregt durch eine von mir im Jahrgange 1S69 der Oesterr. botanischen Zeilschrift ausgesprochene Bemerkung, dass das auf dem Haglersberge bei Winden am Neusiedlersee vorkommende Semper- rivnm das S. assimile Schott sein dürfte, unternahm Hr. Spreitzen- hofer Ende des letzten Monats eine Exkursion an den Standort der fraglichen Pflanze und war so freundlich, lebende Exemplare des dort von ihm eben in voller Blüthe angetroffenen Sempervinims an den botanischen Garten in Innsbruck einzusenden. Der botanische Giirtner übermittelte mir einige Rosetten und blühende Exemplare dieser Sen- dung auch hieher, und so viel ich hier ohne litt. Hilfsmittel zu ent- scheiden vermag, ist dieses Sempervivum nicht S. assimile Schott, sondern das wahre S. tectorum L. — Im verflossenen Jahre habe ich an meine Korrespondenten unter dem Namen Erigeron neglectus ein Erigeron vertheilt, welches ähnlich dem E. alpimis einen mehrfachen Kreis fädlicher w^eiblicher äusserer ScheibenbUUhen besitzt, aber durch den stets einkitpfigen Stengel und die lang und dicht zottigen äusseren Hidlblätler mit E. unifloriis übereinslimmt, sich so zwischen diese beiden Arten zwar einreiht, aber von beiden durch die dicklichen, kurzen, grundständigen Blätter, den schlanken Stengel und eine an- dere Anordnung der Hüllblätter unterscheidet. Dieses auf den Kalk- bergen der Centralalpen sehr häufige Erigeron steht gegenwärtig auf den Alpenwiesen oberhalb meines derzeitigen Wohnortes in unzäh- ligen Exemplaren gerade in voller Blüthe. Diese Alpenwiesen, welche mit Orchideen stellenweise förmlich bedeckt erscheinen, sind auch eine reiche Fundgrube für hybride Orchideen, und ich sammelte dort dieser Tage neben Gi/mnadenia intermedia von den Bastarten, welche Nigrifella angustifolia mit den drei Gymnadenia-Arlen unserer Flora bildet : Nigr. micranlha, Nigr. Hettfleri und Nigr. suaveolens. Auch fand ich dort unter der Höhe des sogenannten Blaser an einer felsigen Stelle, zum ersten Male in Tirol, die im vorjährigen Sommer von Engler am Baldo entdeckte und mir von dort gütigst mitgetheilte Saxifraga patens und zwar eben in schönster Blüthe. Am meisten aber erfreute mich die l)isher von mir noch nicht lebend gesehene Pedicularis atroruhens und ein der Kombination JacqmniX.tnherosa entsprechender Pedicularis-^As\nv\, welchen icli Pedicularis erubescens nenne, der hier auf den Alpenwiesen östlich vom Blaser zu Hunderten von Exemplaren zwischen seinen Stammeltern vorkommt und gerade in voller Blüthe steht. Kern er. Breslau, am 27. Juli 1871. Carex secalinaWsihlenb., Willd. und C. hordeiformis W\ihg' werden von allen neueren Schriftstellern als einfache Synonyme be- 254 trachtet, aber mit Unrecht. Ich hahe mich überzeugt, dass in der That zwei verschiedene Arten existiren, welche ohne Zweifel den Wahlen- berg'schen entsprechen. Auch Schkuhr bildet auf Tafel S sub Nr. 65 C. secalina Whbg. ziemlich kenntlich ab, während er C. hordeifor- mis auf Taf. Ddd Nr. 121 in der sehr rohen Abbildung von Villars kopirt, dessen C. hordeistichos dieser Art genau entspricht. Indessen hat Schkuhr offenbar diese Arten selbst nicht genauer gekannt, was auch daraus zu ersehen ist, dass er auf Taf. Kk sub Nr. 98 noch- mals beide zusammen abbildet. Dass die späteren Schriftsteller Wah- lenberg's Arten nicht nur nicht anerkannt, sondern sogar für iden- tisch erklärt haben, mag seinen Grund darin gehabt haben, dass die Diagnosen die charakteristischen Unterschiede beider Pflanzen nicht genügend hervorheben, und dass die eine, nämlich C. secalina um Vieles seltener scheint als die andere und gewiss nur den Wenigsten bekannt geworden sein dürfte. Denn während ich in meiner Samm- lung C. hordeistichos Vill. (C. hordeiformis Whbg.) von etwa einem Dutzend Standorte vertreten habe *), besitze ich C. secalina nur von einem einzigen, von Mönitz bei Brunn, von wo ich sie vor Jahren von Makowsky zugleich mit der andern Art unter der Bezeichnung C. hordeiformis Whbg. erhalten habe. Ihre Gesammtverbreitung scheint indessen ebenfalls eine ziemlich ausgedehnte, denn Freund Ascher- son hat sie im Herbar von Schlechtendal auch von Pest und aus dem Altai vorgefunden. Auch in Siebenbürgen scheint die letztere Art vorzukommen, denn C. .hordeistichos a. microstachys Schur Enum. transs. pag. 710 u. 711. = C. Lerchenfeldiana Schur 1. c. gehört nach der kurzen Beschreibung wahrscheinlich hierher. — C. secalina ist eine weit zierlichere Pflanze als die C. hordeistichos, namentlich sind die weiblichen Aehrchen viel schlanker, weniger dick (wegen der nur halb so grossen Schläuche) und mehr gleichmässig am ganzen Halme vertheilt. Die weiblichen Aehrchen sind überdiess unregelmi^ssig vielzellig, bei der anderen Art dagegen sehr deutlich und fast regel- mässig 4 — özeilig, ein Merkmal, an welchem sich beide sehr leicht und sicher erkennen lassen. Bei C. secalina sind die kaum halb so grossen Nüsse schwarz und matt, bei C. hordeiformis dagegen sind dieselben kastanienbraun und deutlich glänzend. In Bezug auf die Mündung der Blattscheiden verhält sich letztere zu jener ähnlich, wie C. divulsa zu C. muricata autor. Da ich Willens bin, an einem an- deren Orte Ausführlicheres über diese Pflanzen zu berichten, so wären mir weitere Mittheilungen über das Vorkommen der C. secalina, wo- miiglich auch getrocknete Exemplare, sehr willkommen. Höchst wahr- scheinlicher Weise dürfte sie ausser an weiteren Standorten in Ungarn *) Wetterau: Gräben bei Niedervveisel unweit Butzbach (Schlick um), Miltelhausen bei Erfurt (Hinneberg), Mönilz bei Brunn (Makowsky), bei Sailz und Nusslau im südlichen Mähren!!, Moosbrunn bei Wien (Juratzka), Komitat Trencsin [am Berge Straszov (Kochel) und bei Bosäca (Holuby)], Ung-Skahtz im Kom. Neutra (Holuby), Dorogh bei Gran (Grün dl), Sieben- bürgen (Pavai, Fuss.) SofFdagh (Cyrrhe, Kl. Asien, leg. Haussknecht). 255 und Siebenbürgen aucli in der Wiener Gegend zu er^vi^rte^ sein und bilte icii daher speziell die dortigen Beohacliter und Sammler, auf diese so lange verkannte Art ihr Augenmerk richten zu wollen. R. von U echtritz. Fersonalnotizen. — Dr. A. Garcke, Privatdocent an der Universität Berlin ist zum ausserordentlichen Professor ernannt worden. — Dr. Arnold Dodel hat sich als Privatdocent an der Uni- versität und dem Polytechnikum zu Zürich hahilitirt. — Dr. Franz Unger's Biographie ist in Graz unter dem Titel: ^.Leben und Wirken des Naturhistorikers Dr. Franz Unger" von A. Beyer erschienen. Vereine, Anstalten, Unternehmung^en. — In einer Sitzung der kaiserl. Akademie der Wissen- schaften am 20. April überreichte Prof. Dr. Konstantin Freiherr von Ettings hausen eine Abhandlung über die Biattskelelte der Loran- thaceen. Der Verfasser hat Reste von Lorantliaceen aus mehreren Lagerstätten der Tertiärformation erhalten. Bei der Untersuchung dieser Fossilreste stellte sich die Nothwendigkeit heraus, das bisher noch unbeachtet gebliebene Blattskelett dieser Ordnung zum Zwecke der ])aläontologischen Forschungen zu bearbeiten. Es gelang hierdurch nicht nur die den vorweltliclien Arten nächstverwandten jetzt lebenden Lorantliaceen nachzuweisen, sondern auch aus dem Vorkommen dieser Schmarotzerpflanzen auf die Gattungen und Arten der von denselben bewohnten Gewächse zu schliessen. So setzt z. B. das Vorkommen einer mit Lorant hus ßlifolius Cunn. nächstverwandten Spezies in der fossilen Flora von Sch(>negg in Steiermark die Gattung Casuarina voraus; eine andere dem Loranthus miraculosus analoge Art der fossilen Flora von Sagor deutet auf eine Eucalypf us- Arl hin, welche schon früher aus den Resten letztgenannter Flora erkannt wurde. Prof. Dr. Ad. Weiss legte eine Arbeit vor, betitelt: „Beitrag zur Kenntniss der Perforationen an Pflanzengefässen", w^elche Dr. Tangl in dessen Museum in Lemberg ausfidirte. Der Verfasser hat durch eine systematische Untersuchung der Gefässperforationen nicht nur die bereits bekannten Verhältnisse erweitert und zum griissten Theile be- richtigt, sondern auch eine Menge neuer Perforationen entdeckt, welche wohl geeignet erscheinen, unsere Kenntniss über die Verdickung der Zellwand sowohl als des partiellen und lokalen Wachslhumes derselben zu erweitern. 256 In einer weiteren Sitzung am 11. Mai übersandte Dr. August Neilreich eine „Kritische Zusammenstellung der in Oesterreich-Un- garn bisher beobachteten Arten, Formen und Bastarte der Gattung Rieracium.'^ — Der Verfasser bemerkt, dass die Hieracien von jeher der beschreibenden Botanik Hindernisse bereitet haben, wie nicht leicht irgend eine andere Gattung in Europa. Die Ursache davon liegt in dem grossen Reichthum und in der Veränderlichkeit der Formen, welche sich so vermehren, dass die meisten in einander übergehen. So sehr auch die ausgezeichnetsten Botaniker besonders neuerer Zeit bemüht waren, die Hieracien in der Darstellung auf jene Stufe zu bringen, wie andere Gattungen, so hat doch keiner diese Aufgabe zu allseitiger Befriedigung gelöst. Einige Botaniker gingen von der An- sicht aus, jede unterscheidbare Form müsse als Art beschrieben und benannt werden. Allein da die Natur stets neue Formen hervorbringt, und die Botaniker noch mehr neue Formen finden, so müsste zuletzt alle Uebersicht verloren gehen. Andere Botaniker stellen den Grund- satz auf, alle Formen, die durch Uebergänge verbunden sind, müssen in Eine Art vereinigt werden. Diese Methode ist aber bei den Hiera- cien sehr unpraktisch. Denn da, wie gesagt, die meisten Formen in einander übergelien, so müssten die Arten auf ein unnatiirlicbsles Minimum zusammengedrängt werden. Es erübrigt also nichts anderes, als einen Mittelweg einzuschlagen und künstliche Arten zu bilden, zu dem Behufe, Ruhepunkte für die Bestimmung zu gewinnen. In diesem Aufsatze werden daher nur die in Oesterreich-Ungarn vor- kommenden Hieracien hier aufgezählt, ihre Synonyme richtig gestellt, ihre geographische Verbreitung angegeben, vorzugsweise aber der Werth der aufgestellten Arten geprüft, da es nicht zu läugnen ist, dass bei Aufstellung neuer Arten oft mit einem grossen Leichtsinne vorgegangen wurde. — Der Verein für Naturkunde in Oesterreich ob der Enns zu Linz hat am 22. Juni seine zweite Generalversammlung abge- halten, die nach Verlesung des Jahresberichtes die Neuwahl von zwei Ausschussmitgliedern zum Gegenstande hatte, welche auf den k. k. Landesschulinspektor Dr. Nacke und den k. k. Finanzrath Dr. Rau- scher entfiel. In dem Jahresberichte wurde hervorgehoben, dass der Verschönerungs-Verein zu Linz den dem Vereine für Naturkunde gehörigen botanischen Garten mit Beiträgen unterstützt habe, dass Herr Eduard Saxinger Vortriige in den Monatssitzungen abgehalten, und endlich, dass der Verein als Publikation die Aufzählung der um Linz wildwachsenden Samenpflanzen lierauszugeben beschlossen habe, welche Zusammenstellung das Mitglied Dr. Robert Rauscher über- nommen hat, die vor der Hand nur die ersten 63 Ordnungen nach dem Systeme Decandolle's enthält, — In einer Sitzung der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur in Breslau am 2. März 1871 legte E. Jun- ger jun. den merkwürdigen Fall eines hybriden Rosensämlings (Ge- neral Jacqueminot) vor, dessen erster Trieb in einem Zeiträume von 0 Moiralon imiic Endbliillio (Milwickcllo und damil abscliloss. i")er liypo- kotylo Arlis(Milli(Ml diosos r(l;iiizch(>ns war fi-I(>irli dor Wurzel braun g(»i"iirl)l, wiilirend der opikotylo AcIisrnlluMl, a-riiu und slaclicllos, nur K()|)IV!i(Miii:!aro trusx. Auf zwei (ieoenstiin(liL>e Kolyli'doiuMi IoIocmi in s|)ir('r Auordiuuio- (i Laul)bl;iltclien, von denen das erslo dreilappig-, die anderen unpaarig- fiedertheilig; sind. Ueber dem sechsten Bliitlchcn verbreitert sich der Stengel alliniilio;- und wird (Midlieh zur Kclchrühre. Von den KeU'ld)iiiltern war der vierte und fünfte Zipfel zu einem bis zur Hälfte zweisjjaltigen Kelchbhifte verwachsen. Die Blütlie bcsass fünf molinarliiie. intensiv rothe Rlumenblätfer, 17 wohl ausg-ebildete Slaubiiefiisse, 7 Grillel und war von ang-enelinien Gerüche. Ferner wurde festi>estellt, dass die zwei Kotyledonen der PhyIloI)lasten zu einem Oroau \erwaclisen köinien, wie diess aussergewidinlich durch Wanderuno- einseitig- verwachsene Keimblätter verschiedener Pflanzen zeigen. Diese aussergcwöhnlichen Pscndomonokotylen, wie dieselben genannt zu werden verdienen, machen keinen Anspruch auf Konstanz wie Banvncuhis Ficaria, eine konstant auftretende Pseudomonokotyle. Dass das sog. eine Keimblatt dieser Pflanze in Walu'lieit durch zwei an den anstossenden Rändern zum Theil zusannnengeflosseno Keim- blaltspreiten ge])i!(let wurde, wird durch die kla|)|iige Lage der gleich grossen Keimblatlhälften in fridier Jugend und durch die* Nervatur dieser Blalthälften genügend erhärtet. Ais Anhang zu diesen Erschei- nungen wurden einige Beobachtungen an trikotylen Ein])ryonen liinzu- gefügt und 17 weitere trykotyle Fälle aus anderen Gattungen aufge- ITihrt, so dass zur Zeit dergleichen Bildungen in 60 Gattungen festgestellt sind. Diese 17 Fälle wurden in den Gattungen Agerafnm, Äniaranfhus, Arnica, Äfriplex. Auhriciia, Centranthus, Convolru/us, Erigeron, Hibiscus, Ilicrarifüii, Laiirus, Lonicei'a, Melampijrum, Phaseolus, Ribes, SoncJms Trarhi/Dwue nachgewiesen und an mehr oder wenio-cr zahlreichen Individuen beobachtet. Dr. Engler verlas einen von Uech- tritz eingesendeten Aufsatz über eine von diesem am Rabenfelsen bei Liebau, ca. 1800—2000 Fuss hoch, entdeckte neue Veilchenart iViola porphi/rca v. U. n. s.), welche zwischen V. sckiphUa Koch und V. colliiia Besser in der Mitte steht. Der Sekretär besprach eine von Brefeld so ebcMi erschienene Abhandlung ühcr Einpusa 7'ndtra7is und Empusa Musrae, erstere Art ist spezifisch ganz Nerschieden von der Enipusn onlirae Reichh., welche Referent am 30. A])ril 1870 bei Euprepia anUca, in diesem Jahre am Ende März bei Euprepia villica untersucht hatte; in beiden Fällen, deren Kenntniss er Herrn Assmann verdankt, w.ircn die aus dem Winterschlafe herauskrie- chenden Biirenraupen durch Ai^w Pilz in e|)i(lemischer Erkraiikun«- befallen und getiidtet worden. Hierauf gab derselbe Bericht über die Schrilt(% welche wegen des von der Sektion am 8. Dezember a. p. beschlossenen, auf dem Grabe des Schulratli Dr. NVimmer zu errich- tenden Denkmals gellian sind; in Folge einer durch Zirkularschreiben ergangenen Einladung sind von Seiten der Schider und Freunde Wim- mer"s zaldrcithe zum Theil Ixuleutende G(d(lboilräge eingezahlt worden, welche die Ausfidu'ung des Ihiternelnnens in erfreulicher Weise sichern. Op^torr. botan. Zoil-clirirt. i'. llpft l**?!. | !' Buchhandels übernimmt mit « n. e:t kr. Ast. W. .'l|MMIIU(l Ullll IKIIIIIMI. Pränumeration halbjährig. C. Gerultl's i^olin Inserate ^. in Wien, die janze Petitzeile rJ - I II ^° ^''^ ^^^^ übrigen 10 kr. Ost. W. **" AV« Buchhandlungen. XXI. Jaliigaiig. WIISN. Oktober 1871. INHALT: Eine neue Filago. Von Holuby. — Zur Flora von L'ngarn. Von Ueclitritz. (Fort- sulzimsj.) — Vegetationsverhältnisse. Von [)r. Kerner. — Bidens radiata. Von Dr. Hei d en re ich. — Zur Flora von Polen. Von Karo. (.Scliluss.) — Eskursiou nach Siiiltirol. Nach Sonklar. - Li- teralurberichle. Von Dr. B rassai. — Correspoudinz. \ on J a nka, Dr. H eideiireich. Dr. Landerer. — Personalnolizeu. — Vereine, Anstallen, Unternelimiingeu. — Literarisches. — Botanischer Tausch- verein. Eine neue FUago. Von Jos. L, Holuby. Durch Herrn v. Uetlitritz"s Bemerkung- über FUago canescens Jürd. und F. apiculata Sm. (Oest. bot. Zeitschr. 1871 Nr. 8) \vurdo it.'h aiilgenuintert, diese l)eiden P'ormen, da sie liier auf liidier gele- genen Brachen oft massenhaft und an vielen Orten zusammen vor- kommen, in möglichst vielen Exemplaren und von verschiedenen Standorten zu sammeln. In meinem Herbar liegen Exemplare Beider, die ich noch im Jahre 1864 eingelegt hatte, und darunter zwei Exem- plarchen, deren Bekleidung vollkommen so beschaffen ist wie bei F. arrensis L., die Köpfchenkniiule aber sogleich an eine nahe Ver- wandtschaft mit F. canescens Jord. erinnern, so dass ich es mit einem Baslart zu thun zu haben vermuthete. — Daher spiihte ich unter der Menge von F. canescens Jord. und F. arrensis L. diesem muthmasslichen Bastarte nach, und es gelang mir wirklich — aber stets nur dort, wo die muthmasslichen Ellern zusammen wachsen — von mehr als zehn Lokalitäten über 200 In(Ii\idiien dieser schönen Pflanze zusammen zu bringen. Der gabelspailig-iistige Stengel, die Kitpfchenkniiule, die an der Spitze trockenhäuligen Hiillscliuppen und der eimeiliige Pappus nähern meine Ptlanze zu F. canescens Jord.; Oesterr. botan. Zeitschrift. 10. Heft. 1871. 20 262 der (lichtweisswollige Uel^erziig- der ganzen Pflanze und die zur Zeit der Fruchtreife stcrnforjnig- abstellenden Hüllschuppen, sowie die Blatt- form nähern sie der F. arvensis L. Doch verleihen unserer Pflanze die durch die Last der Kopfchenl-aiäule bogig-, oft bis zur Erde herab- hängenden Aeste kräftigerer Exemplare eine eigenthümliche Tracht,' dann sind die Köpfchen meist grösser wie bei F. canescens, aber niemals so zahlreich und so dicht in Knäule zusammengedrängt wie bei dieser letzteren, doch stets zalilreicher als bei F. arcensis L. Ueppige Exemplare waren so gross, dass sie in einem Bogen Papier nicht untergebracht Averden konnten. Ich nenne diese Pflanze Filago mixta (= canescensX,ai'vensis), die ich in Folgendem be- schreibe: Filago mixta (= canescensXarvensis). Wurzel spindlig; Stengel aufrecht oder aufsteigend, gabelspaltigästig, dichtweisswollig Avie die ganze Pflanze; Aeste wagrecht abstehend, oft bogig herab- hängend, selten aufrechtabstehend; Blätter lanzettlich; Köpfchen in kugiige ga])el-, seilen- und endständige Knäule zusammengedrängt; Hiillschuppen zur Zeit der Fruchtreife sternförmigabstehend, an der Spitze trockenhäutig, weiss; Pappus einreihig. — Auf Brachen der Ro- dungen bei Bosäca, Ns. Podhragy und Ivanovce, an vielen Orten, jedoch nur sehr zerstreut und stets in Gesellschaft von F. canescens Jord. und F. arvensis L. Juli — Sept. Ns. Podhragy, am 2, September 1871. Zur Flora Ungarns. Von R. von Uechtritz. (Fortsetzung.) Thymus SerpyUum autor. Bei dieser Pflanze gilt das unter Gen- tiana Gesagte ebenfalls; eine Kollektivspezies erscheint der Natur gegenüber, die bestimmt eine Anzahl verschiedener Formen ange- deutet, ein Unding, Aviewohl gerade bei dieser Gattung fast alle zur Unterscheidung benutzbaren Charaktere Schwankungen unterworfen sind. Dass Thymus pannonicus All., Th. Chamaedrys Fr., Th. Ser- pyUum. L., Th. acicularis WK., endlich Th. pulegioides Läng Glieder einer und derselben Art sein sollten, kann ich mir wenigstens nicht vorstellen; unter sich sind sie doch im Ganzen gut genug abgegrenzt, wenngleich fast jede Art einen oft bedeutenden Formenkreis durch- läuft. Th. pulegioides Läng {Th. sudeticns Opitz) halte ich übrigens nach Vergleich mit der Pflanze des Kaukasus für identisch mit Th. nummularius MB. Es ist lebend eine Prachtpflanze mit grossen lebhaft purpurnen Blumenkronen und (wenigstens beim Typus!) fast kreis- rundlichen, oft querbreiteren sehr kalden Blältern. Th. Chamaedrys a. 6 und Asilierson. Yerh. des inTirk. bot. Vereins 180(5 p. 108). Wenn der lelzlere alter eltenso wie Garcke trotzdem den iXamen (-. i/ifer- itu'dut. jedoeli mit dem Autorenzitat Patze, Meyer und Kl kau hei- lielialten will, so kaini ich ihm nicht heipllicliten. Ich ziehe den IVülier iihlicIuMi Namen C. fahacea Pers. (atiocleitet von Finiiaria f'abarea Retzius) vor, da nach meinem Dariirhallen nicht die Bezeichnung (h'sjenigeu Schriftstellers voranzustellen ist, der die Pflanze zuerst gekannt, aber als Varietät einer anderen beschrieben, sondern dessen, der ihr zuerst das Artenrecht vindizirt hat. tForlsctzuiig folgt.) Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. Von A. Kerner. XLVI. 919. Seneeio saracenieus L., nicht Koch und der meisten deutschen Fhtristen. — («S. Fuchsü Gmel.) — In dem Gestünde der WahhMiuler, an den Ulern der Bergbache, in felsigen Schlucliten und auf berieselten Schutthalden. Im Bihariagebirge in der Randzoue des Batrina[ilatcaus, im Valea Odincutia bei der Eishohle niichst Scarisiöra, auf der Pietra Galbina. dem Carligalu, der Tataroea und Stanesa und \or der lliihle ober Fenatia; in der Plesiugruppe bei Monesa und in der Vulcangruppe auf dein Suprapietra poienile bei Vidra. — Im (Ge- biete Norherrsciiend auf Kalk. 290 — linO Meter. — Im miltelungar. Berghinde und im Tiellande nicht beobachtet. — (Ich kann (lodron nur vollständig beislimnuMi, welcher abweicliend \on Koch und n. zumakjn sub dpinen Ge- genden sehr hviuligen Seneeio Furhsii Gmel. bezieht. Linne hat seinen 5». saracenieus auf Sadidago saracenieus Fuchs Ilist. 7'i8 gegrinulet, womit unzweifelhaft die früher erwähnte subalfiine Art genu'int ist. Auch gibt Linne (Sp. pl. ed. 1. p. 87) aiisdrückliih von seinem S. saracenieus an: „Habilat in Helvetiae moutaiiis nemorosis." In der Schweiz aber fehlt jener flussuferbewolinende Seneeio, welchen 266 Koch irrthümlich für S. saracenicns L. hielt, vollständig'!, während dort Senecio Fuvhsii Gniel. sehr luinfig ist. Was endlich Linne's der Diagnose des S. saracenicns beigesetzte Bemerknng „Dignoscilur facie, latis foliis, magnitudine, radire maxiaie reptatrice" anbelangt, so passt diese gerade so gut auf S. fluc ialil is Wtillr. (S. salicetorum Godr.), wie auf S. Fvchsii Gmel. In der Breite der Blätter und in dem hohen Wüchse stimmen nämlich beide miteinander ganz überein, und was die ,.radix maxime reptalrix" anbelangt, so passt auch dieser Ausdruck ganz gut auf S. Fnchsii Gmel. Es ist allerdings richtig, dass die unterirdischen Stämmchen der zuletzt genannten Art sich nicht so selir verlangern wie jene des S. ßiwiatilis Wallr., es ist aber andererseits auch ebenso unrichtig, wenn dem S. Fuchm Gmel. nur ein schiefer, kurzer, abgebissener Wurzelstock zugeschrieben wird. In Wirklichkeit entwickelt Senecio Fuchsii 5 — 10 Ctm. lange, 4 — 5 Mm. dicke unterirdische Sprossen, welche sich noch lange erhalten, so dass man bei dem Nachgraben die unterirdischen Theile der benachbarten blüthentragenden Stämme, welche sich aus jenen Sprossen entw ickeln, wie durch Spangen miteinander verbunden sieht und manchmal ganze Bestände dieses Senecio durch ein ausgedehntes Netz unterirdischer Rliizomc verstrickt findet, auf welches die oben erwähnte Bemerkung Linne's ganz zutrifft.) 920. Senecio nemorensis L. — In dem Gestäude der Waldr^inder, in Holzschlägen an Bachufern und auf GeröUhaldcn. Im Bihariagebirgo im Petrosaerzuge in den felsigen Schluchten unter dem Gipfel des Bohodei und auf dem Timpul balchvdui bei Petrosa. Im Rezbänyaerzuge unter dem Sattel La Jocu und im oberen Aranyosthale zwischen Ne- gra und Dtstidiul. Nach Steffek bei dem Bischofsbade nächst Gross- wardein und nach Vrabelyi auch im mittelungar. Bergl. in der Matra bei Parad. Fehlt im Tiefiande. — Porphyrit, Schiefer, Sandstein, sel- tener auf Kalk. 475—1650 Meter. 921. Senecio anricnlatus (Jacq. Fl. aust. II. 47, t. 177, als var.) — (S. subalpinus Koch). In dem Gestäude, welches die Rinn- sale der Ouöllen und Bäche in der alpinen Region des Bihariagebirges besäumt. Im Rezbänyaerzuge in den felsigen Runsen an der Südseite des Vervul Biharii mit Swertia pvnctatci; im Petrosaerzuge in den Schluchten unter dem Gipfel des Bohodei. — Porphyrit, Schiefer. 1260—1650 Meter. 922. Senecio harhareaefolius Krocker (1790) — [S. aquaticus Kit. Add. 88, non Huds.] — Auf sumpfigen zeitweilig beschlämmten Wiesen, in Strassengraben und auf dem Geschiebe der Bach- und Fluss- ufer. Im Inundationsgebiete der Donau und in den Thalweitungen am Saume des '.ritlelung. Bergl. bei Nana, Pest, Set. Andrae und Kroten- dorf, ober Altofen gegen die Pulvermühle und nächst den Bittersalz- qucllen bei Ofen. Zwischen Gyüngy()s und Parad in der Matra. Im Bereiche des Bihariagebirges auf dem tert. Vorlande zwischen Gross- wardein und Belenyes, im Thale der schwarzen Koros bei Petrani; im Thale der weissen Körüs bei dem Bade Monesa und von Buteni über Liesa und Halmadiu einwärts bis Körösbänya. — Alluv. sandiger 267 Li'hnibodon : si'heut auch nicht dtMi saIzauswitt(M'n«len Boden und erreicht iiuf (hesem letzteren Substrate oll Kaum die H.ilie einer Spanne. 90 — 315 Met. ^^Trotz der Bemerlvunir Ueclitritz's in Oesl. Iiot. Zeilsch. XVI. IbS halte ich es l'ur das z\veckin;issi<,'-ste und richtiirsle. diese IMl inze mit «lern 'Smiwn .S. barbareacfo/iits Kr oi-ki'v" zu bezeicimen. Krocker jiat allerdinirs die Art 6'. Barbarcae foliis iienannt. Die A(la|)lirunir dieses Namens entsprechend der später allgemein liblicli ocwurdenen BezeicIiiumtjsNveise, ist aber gewiss eben so gerechtfertigt, als «lio L nianderunt»- des älteren Linnesclien ^Aesnilus Hippo Castanum in Aesc. Uippocastanuiii oder des Linne'sclien Lit/wspcniniiu piirpii- roroeruh-um in L. purpureo-cocruleum u. d. g. Zudem lial Krocker's Name den Vorzug, dass man ganz bestimmt weiss, welche Pllanzen- arl mit diesem Namen genuMut ist, während dasselbe von Bertolonis späterem Namen „S. erraticus' (1819) durchaus nicht so ausge- macht ist, wie Uechtritz a. a. 0. darstellt. Dass 6\ barbareaefolius Krocker in Italien vorkonimt, ist allerdings richtig; aus Exemplaren «les ^S. erraticus Berlol.", welche ich erst jüngst von Parlatorc erhalten habe, geht aber auch hervor, dass von den italienischen Bo- tanikern zwei nahe \erwandle Foruu'U unter dem Nanu^n 'S. erraticus Bert. \ erstanden werden, von welchen nur die eine mit dem im mittleren Europa weit verbreiteten S. barbareaefolius Ki'ockcr iden- tisch isl.) 923. Senccio Jacobaea L. — Auf Wiesen und Grasplätzen, am Bande und im Grunde lichter trockener Wälder, in Holzschlägen und am Bande der Weinberge. — Paräd, Gyimgyös, Gyarmat, Cseuke, Pariväuy, Gran, P. Csaba, Ofen, Ujfälu, B. Paluta, Pest, Ecser, Monor, l'ilis. Peczel, Szt. ^lärton Käta, P. Sällosär bei Also Dabas, Egyek, Szäkoly, Grosswardein. ßeleuyes. Pelrosa, Bezbänya. Die hiichstgele- genen im Gebiete l)eobachteten Standorte auf der Tataroea und dem Dealul ^etrilo^ im Bihariagebirge. — Tert. diluv. und alluv. Sand- uud sandiger Lehmboden, vorzüglich aber über Kalksubstrat. 90 — 1205 Meter. 924. Senecio tenvifolius Jacq. — Auf Wiesen und Grasplätzen, in Auen, au Bach- und Flussufern, an den Biischuugen uiul Bändern der D.Minne, Strassen und Weinberge, im Gebiete sehr verhreitel. — ("senke, Dorogh bei Gran, Ofen, Ercsin, IjlVdu, B. Palota, Pest, So- roksar, Nagy Köriis. Grosswardein, Bohauaui, Belenyes. Chisindia nächst Buleui. Bouliesci, Jüsäsz, Plesculia. Nirgends hauliger als isn Thalge- liinde der weissen Koros. Trachyt, tert. diluv. und alluv. Saud- uiul sandiger Lelunboden. 9^ — 260 Meter. — (S. erucifolius auct. germ., mit welchem «S'. tenuifolius Jacq. von vielen Autoreu als eine Ab- art mit sdunalen Blattabschnilten vereiniget wird, wurde im Gebiete bisher nicht beobachtet.) 925. Senecio nebrodensis L. — (S. rupesfris ^^'. K.) — Auf Schutthalden in felsigen feuchten Berirschluclili'U und auf den Terras;.en felsiger Abhitnirc. im (Jcr.dle am l fcr der (Je! irgsb .che uiul im Bi- hariagebirge, auch hi.ullg auf gedüngtem feuchten Boden in der L lu- gebung der Alpenhütlen. — lui mitteluug. Berglande auf ilem Disz- 268 nokö in der Matra. Im Bihariagebirge im RezMnyaerziige bei der Stana Scevea, auf der Margine, am südlichen Abfall des Vervnl Biharii und bei Rezbanya; auf dem Batrinaplateau bei der Stana Oneesa und vor dem Eingang in die Geisterh()lde, dann auf der Pietra Galbina, bei der Stana Galbina und auf dem Cärligata ober Valea secca. — Schiefer, Trachyt, Kalk, alluv. Schotter. — 460—1430 Meter. 926. Senecio riscosus L. — In Holzschlägen, auf Erdabrissen und auf sandigen und gerüUreichen Stellen am Ufer der Bachrinnsale. Im Gebiete selten. Im miftelung. Berglande in der Matra und in der Pilisgruppe bei Dorogh niichst Gran, so wie am Fusse des Piliser- berges oberhalb P. Szanto. Im Bereiche des Bihariagebirges in Holz- schlagen bei dem Bischofsl)ade nächst Grosswardein. — Tert. diluv. u. alluv. Sandboden. 200—450 Meter. 927. Senecio silraticns L. — In Holzschlägen und auf sandigen Aeckern. Im Gebiete selten. Am Rande der Debrecziner Landhühe auf sandigem Waldboden bei Ecsed und Nagy Käroly; im Bereiche des Bihariagebirges bei dem Bischofsbad nächst Grosswardein und bei Negra im Aranyosthale. Nach Kit. Add. 87 auch „in silvis caeduis Budae." — Von mir weder im mittelung Berglande noch im Tief- lande beobachtet. — Schiefer, tert. diluv. und alluv. Sandboden. 150—850 Meter.' 928. Senecio v>ernalis W. K. — Auf bebautem Lande. Im süd- lichen Theile des Tieflandes bei Sikula nächst Boros Jenö im Gebiete der weissen Koros. (Im benachbarten Banate häufig.) Nach Kanitz mit S. vulgaris, aber häufiger als dieser auch bei Nagy Koros auf der Kecskemeter Landhöhe. — Diluv. und alluv. Sandboden. 100 — 150 Meter. 929. Senecio vulgaris L. Auf bebautem Lande. Durch das ganze Gebiet. Erlau, Gyöngyi'js, Waitzen, Nana, Gran, Set. Andrae, Ofen, Pest, Nagy Koros, Grosswardein, Rezbanya. Tert. diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden. 90— 460 Met. Calendula officinalis L. — Nach Steffek in Weingärten bei Gross- wardein verwildert. 930. Echinops sphaerocephahis L. — Im Gestäude der Wald- ränder und Niederwälder, in Holzschlägen und Auen, an den Bü- schungen der Dämme und am Rande von Weinbergen. Im mittelung. Berglande bei Parad in der Matra; am Fusse des Nagyszäl bei Waitzen; in der Pilisgruppe auf dem Viscgrader Schlossberg, an der Südseite des Piliserberges zwischen Eichengebüsch ober P. Szanto, bei dem Königsbrunnen am Schwabenberge bei Ofen. In der Nähe der Gran- mündung bei Csenke; auf der Margaretheninsel und Csepelinsel. Auf der Kecskemeter Landhöhe auf dem Damme der Eisenbahn zwischen Pest, R. Palota und Waitzen. — Kalk, tert. und diluv. Sand- und sandiger Lehmboden. 95— 480 Meter. — (Wird von Steffek in Oest. b. Z. XIV. 177 auch als .,gemein" bei Grosswardein angegeben. Ich fand bei Grosswardein nur den von Steffek in seinem zitirten Ver- zeichnisse nicht erwähnten E. commuta fus 5ur. und ich zweifle daher 269 nicht, (lass SIeffck diese letzlere Echinnps-Xv\ für E. sphaeroce- phnliis L. g-ehallen hat.) 931. Erhinops cnmmutahis UiralyA'a. — In dein Gestünde der Fluss- und Bachnter, am Saume uud im Grunde lichter Lauhgehülze. Im millelung. Berolande nach Janka auf Hügeln in der Nahe des Csal()-Garten.s hei Gyiingyös. — Im Bereiche des Biliariagebirg-es auf dem tert. Vorlande häufig- in der Umgebung von Grosswardein bei dem Felixbade und Bischolsbadc, bei Lasuri und Hollodu; an der schwarzen Kiu'iis im Valea pulsului hinter Pelrosa und sehr \ erbreitet im Tlialgelände der weissen Koros 1km Juszasz, Guravaii, IMesculia uud einwiirts über Halmadiu bis k'iirösbanva. — Tert. diluv. u. alluv. Lehm- und lehmiger Sandboden. 150 — 48 • Met. 932. Erhinops Bilro L. In dem Gestände, welches an wüsten Pliitzen, an den Böschungen steiniger Hügel, an lehmigen Abrissen niederer Berge, am Saume der Weinberge und in aufgelassenen Wein- gärten den Boden bekleidet. — Selten. — Im niittclung. Berglande in der Pilisgruppc auf den Hügeln bei den Kohlengruben nächst Do- rogh bei Gran, an der Südseite des Adlersberges und zwischen dem Adlersberge und Schwabenberge bei Ofen. Auf der Kecskem. Landh. zwischen Waitzcn und Pest und bei Sajtös nächst Nagy Koros. — Kalk, diluv. Sandboden. 95—300 xMeter. 933. Cirsiiim Boujarti (Pill, et Mitterp.) — In Auen, auf grasigem Steppenboden und an Wegen. Am Fusse der Matra bei Gyöngyös und Paräd. Im östlichen Theile des Tieflandes sehr häufig bei Karezag und Gyula, dann bei Szöllos nächst Grosswardein, in den Körös-Auen zwischen K. Tärjan und Szt. Ivan und bei Szekelyhid. — Diluv. und alluv. Lehmboden. 95—220 Met. 934. Cirskim spathiilatum (Morclli), Gaud., Rchb, — (C. de- cussatuin Janka, C\ eriophorum Sadl., non L.) — In dem Gestände der Waldränder, Holzschl-ige und Wegränder. — In den Niederungen und Tlialweilungen am Saume des mittelung. Berglandes zwischen Arokszälhis und Csany und bei Koka in der Ebene am Fuss der Matra, bei Nana in der Nähe der Granmündung, bei Ofen auf dem Schwabenberge und zwischen dem Leopoldifelde und den Ziegeleien nächst dem Stadtmaierliofe, bei Promontor im Kammerwalde. Auf der Csepelinsel bei Tokül; auf der Kecskemeter Landhohe in dem Wald- reviere zwischen Monor und Pills; auf der Debrecziner Landhiihe bei Szakoly. — Diluv. Lehm- und Sandboden. 95-200 Meter. — (Der spinuwebige Ueberzug des Anthodiums zeigt sich an der ungarischen Pflanze bald reichlicher bald spärlicher entwickelt, ist aber inuner lockerer als an C. eriophorum L. und beschränkt sich gewöhnlich mehr auf die untere Hälfte der Schuppen. Die Anthodialschuppen sind bald mehr bald weniger, die oberen häufig gar nicht nach auswärts gekrümmt und sind immer unter der dornigen gelben Spitze zu einem rothbraunen Anhängsel verbreitert. In der Mittelhöhe des Anthodiums sind diese Anhängsel manchmal nur l'""' breit und länglicli, in der Regel aber erscheinen sie 2""" breit und rhombisch-spatelig. Innner ist der Rand dieser Anhängsel von abstehenden Dörnchen kämmig 270 ^ewiinpert und hicdureh C. spafhulatum von C. eriophoruin leiclit zu unterscheiden. Der piemontesisclien Pflanze fehlt isngeblich der spinnwebige Ueberzug- nahezu ganz ^>'j, doch liegen mir von dort so wie aus der Südschweiz auch Exemplare vor, deren Anthodien ebenso spinnwebig sind, wie an den ungarischen und siebenbiirgischen von Czetz „in subalpinis rodnensibus" gesammelten Exemplaren und ich halte daher C. decnssatum Janka Adnot. 582 und C. spathulalum (Morctti) für spezifisch nicht verschieden.) 935. Cirsium kmceolatiim (L.) — In dem Gestände der Weg- ränder, Holzschläge, Flussufer und Waldränder. Durch das ganze Ge- biet verbreitet. Waitzen, Gran, Set. Andrae, Ofen, Csepelinsel, R. Pa- lota, Pest, Soroksar, Monor, Pills, Jakohalma, Arokszalhis, T. Füred, Böszörmeny, Debreczin, Ecsed, Nagy Käroly, Grosswardein, Rezbänya, Monesa, Halmadiu, Vidra. — Schiefer, Kalk, tert, diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden. 80—1100 Meter. 936. Cirsium canum (L.) — Auf Moorwiesen. In den Thal- weitungen so wie am Saume des mittelung. Berglandes an der Gran- mündung bei Nana, bei Krotendorf und nächst der Pulvermühle ober- halb Altofen, in der Nähe der Bittersalzquellen südlich vom Blocksberg bei Ofen, insbesonders häufig enllang dem Rakosbache bei Pest, im Stadtw^äldchen, bei der Teufelsinühle, auf der P. Szt. Mihäly, bei R. Palota und Vöriisegyhaz, unterhalb Pest in der Nähe der (Quellen bei der Gubacs-Csarda und bei Soroksar. Im Bereiche des Biharia- gebirges auf dem tertiären Vorlande von Grosswardein über Lasuri bis Bclenyes und im Becken von Belenyes auf den Wiesen längs der schwarzen Koros bei Scei und Savoieni; in grOsster Menge im Tlial- gelände der Avcissen Koros bei Boros 'Sebes und Buteni und einwärts über Halmadiu bis Kürösbänya. — Tert. diluv. und alluv. Lehm- und lehmiger Sandboden. 95 — 2^5 Met. 937. Cirsium pannonicum (L. fil.) — Auf Waldwiesen und auf grasigen Platzen am Rande und im Grunde lichter Hoch- und Nieder- Wcildcr. Im mittelung. Berglande auf dem Kis Eged bei Erlau; auf dem Nagyszäl bei Waitzen; in der Pilisgruppe bei Gran und Märoth, bei Szt. Läszlö zwischen Yisegräd und Sei. Andrae, auf dem Piliser- bergc, auf dem Kopaszhegy, auf der Slanitzl.a bei P. Csaba und ins- besonders häufig bei Ofen bei dem Leopoldifelde im AuwinLel und von da über den kleinen und grossen Scliwabenbei'g ins Wolfsliial; in der Vertesgruppe bei Csak\ar. Auf den Veillachungen des ßerg- landes gegen das Tiefland zu bei Gndollo. — im Bihariagcbirge niciit beobachtet. — Trachyt, Kalk, Sandstein, tert. und diluv. Sandboden. 160—400 Meter. *) Gaudin, der, wie er selbst sagt, nur ein einziges mangelhaftes Exem- plar vorliegen hatt.e, beschreibt die Antliodialschuppen „siibl'usca, arida ex magna parte penitus reflesa, glabriuscula nee araclinoidoa." — lieiclib. fil. nennt die Sciiuppen „leviter arachiioidea." — Iteichb. pat. in Excurs. 285 bemerkt: „anthodii sqiiamis ante apicem spalhulavO-dilatafis, cui transitoria specimina comparo e Hungaria atque Thunngia. Planta Moretliana lomento denudala est." 271 938. Cirsivm poltisfre (L.) — Auf smupfijjen Wiesen, an Wasser- gräben, Fluss- und Hacliurcrn, an (|uolli<>en Pliit/,(Mi an \\'al(lriin(lern und in Holzscliliijr^'n. !n den Tlmlern und Tlial\V(Mluii<>('n am Sauine des mittelung-. Berolandes bei Csenke. Krttlendorf und Altofen. Auf der Ketslvenu'ler Landliiibe bei R. Palola uiuJ bei Pest entlang dem Rak(>sha( lie auf den mit Srhoenus nigricans und Carex sfricta be- slticl ten Mooren, sowie bei d(Mi Oueüen n;ielist der Gnl)acs-Csarda an der Strasse nach SoroUsar. Auf (h'r Debrec/iiier Landliolie hei Dc- breczin und in den Ecseder wSiimplen. Im Bereiclie des Bihariageb. im I{e/l)i'inya('rznoe im VaU^i Poiena niui Valea carului und im Ara- nyostliale hei Negra; am Rande des Batriiiaidateaus im (Jalbina- und Pulsalhale i>ei Pelrosa, daini auf dem Dealul mare bei Criseioru; in der Plesing"rn|)i)e auf der Rratcoea oberhalb Jlones i und auf dem tert. Vorlande bei Wolfswald iiiichst Grosswardein. — Eine Ahart mit rein weissen Bliitlien sammelte ich bei der Stäna Galbina in der Nahe von Pelrosa im Bihariageb. — Sehiefer, Sandstein, Kalk, tert. und diluv. Sand- und sandiger Lehmboden. 95— llOü Meter. Bidens rnfUaius T hui 11. a in. ]VE emelufer bei Tilsit. Von Dr. Heidenreich. Erst gestern Abends spät kam ieb dazu, Ascherson's Mitthei- lung über diese Pflanze in Ihrer Zeitschrift 1869 p. 296 zu lesen. Ich bedauerte dahei unendlich, nur ganz kürzlieh erst eine grosse Anzahl >on ßitWcws- Exemplaren deui Feuer übergeben zu haben, welche ich vor Jahren hier bei Tilsit von den verschiedensten Formen und an verschiedenen Standorten gesammelt halle, während ich nach der Form mit Strahlblüthen von Biilens triparlitus L. — leider ver- geblich — suchte. Vielleicht hätte sich niuniich unter ihnen Bidens radiattts Tb. finden können. Als ich heute Vormittag bei meinen Krankenbesuchen in die Nähe des Memelufer kam (es war gerade die Stelle des vorjährigen Standorts der Potentilla digifafo -flabellata Bouche et A Br.), Konnte ich trotz überhäufter Beschäftigung wegen hier beginneinler Cholera-Epidemie nicht umhin, nach Bid. radiatus dort mich etwas umzusehen, obwohl ich kaum Holl'nung hatte, eine so seltene, bisher nur an so wenigen Stellen in Deutschland beob- achlete Art so im Vorbeigehen zu finden, ^^'ie gross war aber meine Freude, bald eine Pllanze zu entdecken, welche sich durch die breiten flachen Kiipfe scharf und deutlich von der dort zaidreich vertretenen Bidens Iriparlitus unterschied. Zu Hause wurde die Diagnose durch die verhällnissmässig grössere Länge der Spreublältchen bestätigt 272 Kurz vor Sonucminterg-cUig fand ich noch ein Ständchen Zeit, mit Scliönfeld das Memelufer unterhalb der Stadt auf der „Mühlen- insel"' zu durchforschen. Da unsere Bemühungen eine Zeit lang erfolg- los blieben, wollte Schönfeld schon umkehren, und nur auf mein Zureden arbeiteten wir uns weiter über Holztriften, durch Weiden- gebüsch, durch Pfützen und Lachen. Es wälu-te auili nicht lange, als Schön fehl mich heranrief, da er eine Pflanze gefunden hatte, wie sie ihm von mir bezeichnet war. Es war in der That Bidens radiatns Thuill., wenn auch nur eine kleine oben abgebrochene Pflanze. Doch noch vor giinzlich einbrechender Dunkelheit war ich so glücklich, noch eine g-rössere vollständige zu finden. Bidens radiatus Thuill. ist leicht und sicher durch die breiten, flachen Köpfchen von Bid. tripartilus zu unterscheiden. Weniger in die Augen fällt die hellere gelbliche Farbe, welche man erst bemerkt, wenn man die Pflanze mit Bid. tripartihis zusammenhält. Gleichfalls nicht so hervortretend finde ich „die schmäleren Blattabschnitle." Von grösserer Bedeutung ist dagegen die verhältnissmässig grössere Länge der Spreublättchen, welche die Spitzen der Pappusgrannen erreichen, obwohl auch bei Bidens tripartilus und Bidens cernuus L. die Spreu- blättchen häufig die Ach.inen überragen, ohne allerdings die Spitzen der Grannen zu erreichen. Am charakteristischesten finde ich aber die Form der Blüthenköpfchen, welche breit und flach ist in Folge der grösseren Zahl und geringeren Länge der einzelnen Blüthen. Dieses letzte Merkmal, welches, da es keine Uebergänge zeigt, die Pflanze scharf und deutlich von Bidens tripartitus unterscheidet, wäre allein schon hinreichend, die spezifische Differenz der Art zu begründen. — Wesshalb hat nun aber Thuillier dieser Spezies den Namen „radiatus^' gegeben? Meine drei Pflanzen wenigstens haben keine Strahlblüthen; wohl aber finde ich die äusseren Hüllblättchen in grösserem Maasse stengelblattartig und verhältnissmässig länger als bei unseren anderen beiden Arten Sollte sich aber diese grossere Ausbildung der Hüli- blättchen auch konstant zeigen, immer wäre Oersted"s Name y,Bid. platycephala^' ^ie\ bezeichnender. Das Aon mir konstatirte Vorkommen der Pflanze am Memelufer bildet ein Ver])indungsglied zwischen den bisher bekannten Standorten im Westen und denen im Osten Mitteleuropa's, nämlich zwischen denen in Deutschland (Böhmen, Sachsen, Schlesien), Frankreich, Dä- nemark einerseits und denen in Russland andrerseits. Ohne Zweifel werden wir nun bald von ihrem Vorkommen in den dazwischen lie- genden Länderstrecken Deutschlands hören, da man doch nun Grund hat, dort sorgfältiger nach ihr zu forschen. Tilsit, am 22. August 1871. •273 Einiges zur Flora von Polen, insbesondere des Städtchens Isosice. Von Ferdinand Karo. (ScI.lus*.) Pi/rola rhlornnfha S\v. Wald. Dorf Zakrze, sparsam. — niinor I.. Wald, Dorf Zakrze, Cliotvcze, sparsam. — vnijlora L. Selir lii ulig im Walde bei Zakrze. — rotundifolia L. Laubwald, Cliotycze, häufig-. Plant (ujo media L. AA' lesen bei .tosiee. — laiireolala L. Wiesen, Starostwo. — arenaria W. K. Sandboden an der Chaussee nach Siedlec bei Wyczolki. Gluehöw. Piatanthera bifolia Rhb. Laubwald, Cholycze, häufig-. Poa pratensis L. var. angvslifolia. Laubwald, Cliolyeze. Polygala vulgaris L. Auf Wald wiesen, Dorf Cholycze. — cnmosa Schk. An einem Damme, Starostwo. Pohjgannm ariculare L. Brachfelder. — Conrolvulus L. Im Getreide. Nowo Siedlec, Dorf. — Bistorta L. Sumpfige Wiesen, häufig, Dorf Artycli, Patköw, — Persiearia L. Im Getreide, Nowo Siedlec. Poli/ganafnni offirinale All. Laubwald, Chotycze, sparsam. Potentilla Anserina L. An Wegen, Starostwo. — alba L. Laubwald, Dorf Chotycze. — argen tea L. An Wegen, Dämmen bei Losice, gemein. — cinerea Chaix. An Dänunen, Starostwo. — Tornienfilla Sclirk. Wälder, Chotycze, Zakrze. ■■ — Giititheri? oh]. Für unsere Flora neu, an einem kleinen Damme Starostwo. Um Warschau suchte ich sie vergebens. Primula reris L. Laubwald, Dorf Chotycze, Stok bei Siedlec. Priinella vulgaris L. Wiesen an Dämmen. Prunns spinosa L. Wälder, Chotycze, Zakrze, Stok. — Padus L. Wälder, Majöwka. Ptilicaria vulgaris Gi\r\n. Ueberschwemmte Orte, Polinow bei f,osice Siedlec, Nowa wies, Pnlmonaria azurea Bess. Laubwald, Dorf Chotycze an der Chaussee nach Siedlec, Osada Mordy, Dorf Stok. Ranunriiliis repens L. Sumpfige Wiesen, Starostwo. — Philonotis Ehrh. Lehmige Getreidefelder, Dorf Lipiny, Biernaty. — pobjanthemos L. Im Walde bei Dorf Chotycze in grosser Menoe, wie auch auf Wiesen vor diesem Walde, — bulbnsus L. An einem kleinen Danuue, Starostwo, sehr sparsam, sonst nicht bemerkt. — sreleratus L. Am Rande von Teichen bei Starostwo. Bhinanthiis major Kchb. Wiesen, häufig. — minor Ehr eh. 274 Rumex Acetosa L. Wiesen. — Acetosella L. Brachfelder, Wiesen, häufig. Salix repens L. Auf Rainen, Dorf Chotycze. Salvia pratensis L. Laubwald, Chotycze, an dem Wege nach dem Dorf Wozniki. Sambiicus nigra L. In Gärten angepflanzt, Saxifraga granulata L. Auf Rainen und am Rande des Waldes bei Chotycze. — tridactglites L. Auf einer Wiese, Starostwo, Senecio palustris D C. Auf torfigem Sumpfboden, Torfstich bei Staroslwo, Polinöw, Siedlec, häufig. — vulgaris L. Schutt an Zäunen. — Jacohaea L. An Dämmen, Starostwo, vereinzelt. Scabiosa ochroleiica L. Sonnige Waldhügel Zakrze, Chotycze. Scirpus sykaticus L. Am Ufer der Toczna. Scleranthus perennis L. Auf Getreidefeldern häufig. Scorzonera kumilis L. Auf sandigen Waldstellen Dorf Stok bei Siedlec, aber sehr sparsam. Scrophularia nodosa L. Gebüsch am Ufer der Toczna, an Teichen, Starostwo, Artych. Scutellaria galericulata L. An Gräben der Chaussee nach Siedlec, bei dem Dorfe Stok. Serratula tinctoria L. Wälder, Chotycze sehr sparsam, häufig bei Stok. Silene nutans L. Laubwälder, Chotycze, selten, — Otites Sm. An einem Damme bei Patköw. Sinapis arvensis L. Auf Getreidefeldern sehr häufig. Sisymbrium Thalianum Gay. Auf Brachfeldern bei Chotycze. — officinale Schi. Auf Schutt, Wegen, Solanum nigrum L. An Gartenzäunen. Sonchus arvensis L. v. uliginosus. In Getreidefeldern häufig, Starostwo Solidago Virgo aurea L. An der Chaussee nach Siedlec. Spergula Morisonü Bes. Sandige Getreidefelder. Lipiny, Zakrze häufig, Starostwo. — rubra Presl. Getreidefelder, Zakrze. Spiraea Ulmaria L. Sumpfige Wiesen im Gebüsch an der Chaussee nach Siedlec bei Dorf Stok. Stachys recta L. LaubAvald, Chotycze selten. — palustris. An der Toczna, Gebüsch. Stellaria graminea L. Wiesen, Dorf Artych, häufig. — media Vill. Auf Aeckern. — Holostea L. Laubwald, Chotycze, nicht häufig. — glauca With. Sumpfige Wiesen, Artych. Succisa pratensis Mnch. Waldwiesen, Szawiy, Stock. Symphytum officinale L. Wiesen, häufig. Tanacetum vulgare L. An der Chaussee nach Siedlec sehr zahlreich, sonst um r Wiese 1)(M Slok. Tlilaspi arrciKse L. Gelrcick^fchlor, liüuliff. Th>/)inis Scrpi/l/uin L. WiiUIlt, SandhoihMi trcmein. Trh-ntaJis eiiropaea L. Laul)\vaUl bei Chütycze, .Lysöw. Trifolium repe/is L. Auf Wiesen. — agrarium L. v. avreum Pol. An einem Damme bei Zakrze, zahl- reicher im Walde bei Chi)tycze. — monlanum L. hiuifii(lefelder, sehr gemein. — fvayifevum L. Wiesen an Graben, feuchten Orten, sehr gemein. Trollius europaeus L. Auf einer Sumpfwiese an der Chaussee nach Siedlec bei Dorf Stock sparsam. Tussif(ig(f Farfara L. An der Toczna. Vlmus cffiisa L. Ange[)llanzt. Urlira urcns L. SchutI, Zaune. — dioica L. Zäunen, Gelnisch. Vaccinium Mt/rfillus L. W^alder um £osice. — Vitis Idaea L. Wiilder, Cholycze, Stok. — uliginosum L. Sumpfige Walder, Dorf Stok. Valeriana officinalis L. Gebüsch an sumpfigen Stellen bei dem Dorfe Nowo Siedlec sparsam. Valcrianclla nliforia j\Inch. Auf einer Wiese bei Patköw vereinzelt. Verbascum phocnivcum L. An Feldrainen, Hügeln, in der ganzen Um- gegend sehr gemein. Veronica triphi/llas L. Brachfelder, gemein. — scrpijllifolia L. Wiesen, Waldboden, häufig. — officinalis L. Wiilder, Zakrze. — Bercabunga L. Torfstich bei Starostwo an einem Graben. — persica Poir. Auf Aeckern, Polinchv, häufig. — polifa Fr. Auf Getreidefeldern, Rudniki. Viburnuni Opnlus L. Laubwald, Cholycze, gemein. Vicia scpium L. Gebüsch, Laubwald, Cholycze, Patkow. — rillosa Rth. Getreidefelder, Biernaty, Li[)iny. — antjiisfifolia Rlh. Wiesen. Viola ranina L. Waldorte an Wegen, Zakrze, Cholycze. — canina var. htcorum. Zakrze, s|)arsani. — tricolor L. Brachfelder. — arenaria L. Waldboden bei Dorf Zakrze, sparsam. Xanihium Slrumarium L. An Wegen, Zäunen um und in tosice sehr gemein. ^osice, am 20. Febr. 1871. 276 Exkursion von Innsbruck nach Südtirol. Von Oberst Karl v. Sonklar. Ich habe im verg-angenen Spätsommer eine nicht ganz drei- wöchentliche Exkursion nach Siidtirol, und zwar nach Riva und dem Val di Ledro, nach der Valsugana und auf den Schiern bei Bozen unternommen. Obgleich die Jahreszeit vorgerückt und die Witterung- im Ganzen eine ungünstige war, so war ich dabei doch in der Lage eine Zahl Pflanzen zu sammeln und eine Zahl anderer in meine Schreib- tafel als gesehen zu notiren. Ueber diese Dinge möchte ich nun hier ein Paar Worte sagen. Ich war am 8. August ungefähr um 6 Uhr Abends in Mori un- fern Roveredo eingetroffen und fand hier am Bahnhofe einen Postwagen von Riva vor, den ich auch alsogleich zur Weiterfahrt benützte. Von Mori bis Torbole führt die Strasse durch jenen tiefen und merkwür- digen Gebirgsdurchbruch, der in den zwisclien der Etsch und der Sarca liegenden Alpenkamm bis auf das Niveau von 600 Fuss über dem Spiegel des Gardasees einschneidet und seinen höchsten Punkt zwischen dem Loppiosee und dem Dorfe Nago hat. Nördlich dieses Durchbruchs steht der Monte Stivo (6502 W. F.) und südlich der nahe an 7000 Fuss hohe Altissimo die Nago, der nördlichste Gipfel des Montebaldo-Massivs. Alles Terrain besieht hier aus Kalk, der in den Umgebungen von Nago fast karstartig hervortritt. Gleich ausser- halb Mori zeigten sich neben der Strasse das schöne Eri/ngkwi ame- thystinum und das gelbe aber bereits im Verblühen begrilFene Kentro- phylluni lanatiini. Unfern dem Schlosse Loppio stand ein Tabaksfeld in schönster Blüthe und an den Felsen am Loppiosee wuchs hie und da die Corydalis lutea. Hat man das Fort von Nago passirt, so geht die Strasse schräg über eine fast kahle und ebenflächige Felsflucht nach Torbole hinab, wo sie bald darauf die ebene Fläche des Sarca- thales betritt. Auf jenem Felslalus wächst in Menge die schöne gross- blüthige Alsine laricifolia ß. glandulosa = Arenaria liniflora Bert., zuweilen in mächtigen hundert- und mehrstengligen Büscheln; auch sah ich hier einige verblühte Pflanzen von Scabiosa graminifoUa. Diese letzterwähnten Wahrnehmungen konnte ich jedoch erst auf der Rückfahrt nach Mori machen; denn dermalen war es bereits dunkel als ich hier vorüberfuhr, und düstere Regenwolken bedeckten den Himmel. Riva, ein freundliches aufstrebendes Städtchen, liegt am Nord- ende des Gardasees und am Südende einer reichbebauten kleinen Thalebene, die die Breite des Sees hat und nordwärts bis über Arco hinaus reicht. Prächtige Bergformen, darunter vor allen der stolze lano-o-estreckte Kamm des Monfebaldo, umstehen dieses kleine Para- dies dessen sch;)nster Schmuck jedoch immer der See mit seinem wunderbar blauen Wasser bleibt. Bei der tiefen und geschützten Lage dieser klehien Ebene ist das Klima ungewöhnlicli mild. Selten bleibt im Winter der Schnee mehr als einen Tag lang liegen; Fröste sind 27? (lalior nicht li.iiilig und di«« Temperatur des Sees stelif noch im 0!\foi)er oft auf 16— ir" H., so (lass im Freien fi^ehadet werden kann. Dass unter solchen Umst.inden die Vegetation dieser Gegend eine reiche und interessante sein muss, versteht sich wohl von selbst. Leider war es für die Flora des tieferen Landes schon sehr spät im Jahre und diesmal, wegen der grossen Hitze, die hier in den Monaten Juni und Juli geherrscht jiatte, relativ noch sp.Uer als in anderen Jahren. Die Sache war jedoch nicht zu ändern und musste mit Resi- gnation hingenommen werden. Am Tage nach meiner Ankunft regnete es noch iminer tüchtig und ebenso am folgenden, doch traten an diesem zweiten Tage reo-en- freie Intervalle ein, welche kurze Spaziergange zuliessen. Ich sam- melte hierbei an den steinigen Abhängen der Giumela das weiss- bl übende Verbascum Mönchii, den Centranthus ruber, der sehr häutiur vorkommt, und das Alliiim carinatum. Ausserdem notirte ich die in Südtirol weit verbreitete Caknnintha officina/is. die Stackys recta, das Andropogon Ischaemum, Galhun sUrestre, Thalictrutn minus u. a. Am nächsten Tage war die Witterung schon und warm und die Gegend strahlte in vollem Glänze. Ich bracii desshalb mit einem Manne, der mir als Führer und Tr; ger diente, schon um 6 Uhr Mor- gens auf, um mir die nächste Umgebung des Städtchens botanisch zu besichtigen, zu welchem Ende ich den Weg gegen den Dos Brione einschlug. Dieser Dos Brione ist ein etwa 1200 Klafter langer, schmaler, der Kreideformation angehOriger Sandsteinrücken, der die Sarca, dicht an ihr rechtes Ufer angeschlossen, begleitet und am Gardasee enditrt. Es ist ein isolirter. beinahe mitten aus der Ebene aufsteigender Fels- klotz, dessen höchster an seinem ni>rdlichen Ende liegender Punkt die Ebene nebenan um circa 900 Fuss überragt. Zwischen diesem Hügel und dem See läuft die Strasse von Torbole nach Ri\a und hier liecrt auch das Fort S. Xicolo, welches diese Strasse zu sperren den Zweck hat. In Riva selbst wächst an den Mauern überall die Parietaria diffusa und stellenweise das Lepidium graminifuUum. Auf dem Exer- zierplatze fand ich die weniger betretenen steinigen Stellen mit einem dichten Rasen von Galium purpureum bedeckt, während auf den Wiesen nebenan die bald hellgelbe, bald blassgrüne und helhiolette Varietät der Medicago sativa (ß. versicolor) nicht selten vorkam. Auf den Dämmen der Wasserleitung, die den Exerzierplatz östlich ein- schliesst, fand sich unter Gesträuchen häufig Ptychntis heterophf/lla, an unbebauten steinigen Orten die Chondrilla juncea, in nassen Gräben den Senecio erraticus und an Ackerrändern die Lactuca sativa^ Pirris hieracioides, Ächillea millcfo/ium L. y. silrafica Beck u. a. Am Dos Brione selbst, der theils mit Wein, theils mit Wald und Gebüschen bewachsen ist, häufig aber auch felsige und schroffe Ab- stürze zeigt, wurden gesammelt und notirt: Eryngium amethystinum in ungemein grossen schönfarbigen Exemplaren, Centanrea amara, Inula squarrosa, Tanacefum eulgare, Artemisia Absynthium, Hiera- ciuni umbellatum, Tanacetum Parthenium, Sempercicuni tectorum, Oestexr. botan. Zeitächrift. 10. Heft. 1871. 21 278 Quercus Hex, C er eis Siliquastriim, Hex aquifolium, Calamintha offi^ cinalis, Galeopsis Ladanum, bifida, SaroiJiamnus imlgaris, Ziziphus vulgaris, Euphorbia nicaeensis, Allium carinatum, Dianthus Seguleri, Eragrostis pilosa und am westlichen Fusse des Hügels auch Jas- minum officinale. Auf dem Rückwege nach Riva fand ich am Ufer des Sees den Cyperus longus in grosser Menge, ferner Angelica sil- vestris u. a. In den zwei folgenden Tagen unternahm ich eine Exkursion in das Val di Ledro, die in jeder Beziehung sehr lohnend ausfiel. Ich nahm dabei meinen Weg über die Dürfer Pranzo und Campi, über- stieg von hier aus die circa 6000 Fuss hohe Bocca del Tratt (süd- lich des Monte Pichea), kam dabei zunächst nach Lenzumo im Val Concei, einem nordlichen Nebenthaie des Val di Ledro, und brachte die Nacht in Pieve di Ledro zu. Am folgenden Tage kam ich über Barcesino und auf der Ponalstrasse wieder nach Riva zurück. Zwischen Riva und Campi zeigten sich: Ficus carica, Scrophu- laria canina, Dianthus Seguieri und monspessulanus, Corydalis lutea, Potentilla caulescens, Lathyrus siketris, Centranthus ruber, Gram- mitis Ceterach, Ononis Natrix, Thalictrutn syhaticum u. a. m. Von Campi angefangen erhebt sich der Weg ziemlich rasch in die Alpen- region und auf die Passhölie und steigt dann auf der anderen Seite eben so rasch in die Val Concei hinab. Gleich jenseits Campi, etwa in der absoluten Hohe von 2400 W. Fuss fand ich neben dem Wege eine Form der PruneUa grandißora, regelmässig mit zwei . blüthentragenden gegenständigen Nebenaxen, die sich bogenförmig aufwärts krümmten und ungefähr die Höhe der ebenfalls blüthen- tragenden Hauptaxe erreichten. Die Alpenregion war, der vorherge- gangenen Hitze wegen, sehr arm an blühenden Pflanzen. Euphrasia minima, Raminculus monfanus, Genista finctoria, Cytisus radiatus, TormentiUa erecta, Scabiosa longifolia und Senecio Fuchsii Avar bei- nahe alles, was sich auf dem Ostgehänge des Kammes sehen liess. Erst in der Nähe des Sattels traten Luzula nitea, Linum viscosum (in grosser Menge), Senecio Cacaliaster und etwas Aveiter am West- hange abwärts Digitalis lutea auf. Noch tiefer fand sich auf einer sandigen Stelle am Wege eine zahlreiche Kolonie der schonen Lasia- grostis Calamagrostis und an Felsen auch wieder die Potentilla cau- lescens und die Calamintha grandiflora ein. Das Val di Ledro ist in hohem Grade anmuthig und nichts gleicht an Lieblichkeit dem Ledrosee, der von Pieve bis Molina eine Stunde lang die Thalsohle bedeckt. Schöne waldige Berge meist von ansehn- licher Höhe umstehen ihn in Nord und Süd und spiegeln sich in seiner klaren grünen Fluth. Ich beeilte micli desshalb auch nicht von Pieve wegzukommen, sondern flanirte am Morgen des zweiten Tages ver- gnüglich umher, besuchte später den als guten Botaniker bekannten Pfarrer Pietro Porta in dem nahen Locca und trat erst um 4 Uhr nach Tisch, als sich die Hitze des Tages bereits etwas gemildert hatte, meinen Rückmarsch nach Riva an. 279 Am SciHJlVr sah ich t'inig-(^ ocwuUjoc Kxciiiithire von Cladium Dlariscus, an sliMiiiycu Orten hiiutii»- (Uc Othinis .\(ifrix und sarnnielle aus einiMu Gebüsch am Woge das Thalictniin si/lraiicuiii, mit seinen diclvon, fasernreichen, weit kriechenden Wurzehi und seinen freudig griinen Blattern. Erst am Pönale, wo das Ledrotlial mit einem tiefen grausigen Schlünde in das Becken des Gardasees austritt, wo der Spiegel des letzteren sich indigoblau vor dem Bücke des Wanderers ausbreitet und die wundervolle von der Stadt Biva erbaute Ponal- strasse beginnt, wird auch die Vegetation wieder reicher und mannig- faltiger. Leider war an den Felshimgen bereits das Meiste abgeblüht. Ich notirte Quercus Hex und Cerris, Cenfranthus ruber, Scabiüsa (/ramini/'olia, Euphorbia nicaecnsis, Moehringia glaucorirens, Poten- tUla caulesccns u. a. Am zweiten Tage nach diesem Ausflüge fuhr ich nach Trient zurück. Nerweilte hier einige Tage und benützte diese Zeit zu einem Absteciier in die Valsugana. In Trient selbst genoss ich bei einigen Spaziergängen in die nächste Umgebung der freundlichen Führerschaft des Herrn Finanzrathes Val de Li e vre, den wohl die meisten meiner Leser als guten Botaniker kennen, und ;eii- o;arfeiis ein interessanteres C!e|)r.iüe. Das Tierser Had ist in einsamer Berggegend etwa 4500 Fuss ii. M. und gewährt den Ausi)lick in die wiidon Doloniitscliroffen des Tschaminthales. welches der Name l'ür die obere Fortsetzung des Tierser Thaies bis zu den siidliihen Abstürzen der Rosszähne ist. Die botanisclie Aus!)eute zwiscIuMi IHumau und dem Tierser Bade war unbedeutend. Centavrea amara und nigresrens, Hi/pericurn veronense und eine weissbliiliende Galcopsis Ladanurn war alles, was sich in dieser Strecke sammeln Ifess. An iWn Mauern dt>s Badhauses selbst fanden sich einige Exemiiiare von Blitiun ca- pifafiim. Auf die leidlich hübsche Witterung dieses Tages war der Morgen des folgenden trüb und neblig. Ich Hess mich jedoch diesmal von der Ausffidiruno- meines Vorhabens nicht abhalten und trat entschlossen meinen Marsch durch das Tschaminthal an. Schrecklich blickten die himmelhohen und unsäglich wilden Dolomitwände des Tlialsclilusses unter dem verfinsternden Nebel hervor, der die Luft bedenklich abküldte. Das Klettern that der Kälte wegen wohl. Auf dem Tierser Alpl litt es der schneidend kalte Wind bereits nicht mehr, dass wir einen Ind)iss im Freien einnahmen; wir mussten in die enge rauchige Hütte tliiclilen. Tnd als wir eine Stunde später das Schiernplateau betraten, da schienen alle Dämonen der Witterung losgelassen. Eine dichte Wolke lag auf dem Berge, so dass wir niclit zehn Schritte weit sahen, der Wind blies mit eisiger Schärfe aus West, und da es nun zu schneien anfing, so trieb er uns die fallenden Graupeln prickelnd in das Gesicht. Die Kälte machte jetzt auch die Handhabung des Berg- stockes schwierig und nur der verhältnissmässigen Ebenheit des Pla- teaus verdankte ich die 3Ii)glichkeit meine Hände in den Rocktaschen bergen zu können. So erreichten wir endlich die über alle Vorstellung unllathige Schlernalpe. wo wir das Unwetter vorübergehen Hessen und von wo wir dann im Regen den Abstieg nach Vols bewerk- stelligten. An diesem Tage habe ich nachstehende Pflanzen gesammelt: Aconitum paniculatum und raricgnfum, Paederota Bonarofa (ver- blidit), Aquilegia pyrenaico, Saxifraya caesia und squarrosa, Are- naria ciliata ß. frigida. Pofenfilla nitida, Achillea magna, Leontodon Taraxa^-i, Sedrim atratum, Sesleria sphaerocephala. Gypsophila re- pens, Cystopteris regia und montana , Gaya simplex, Cerastium al- pin um. Linaria alpina, Valeriana supina. saxatilis, elongata u. a. m. Am folgenden Tage fuhr ich nach Bozen und von da nach Inns- bruck zurück, wo ich am 27. August ankam. Literaturberichte. Neulich erhielt ich einen Pack Novitäten von meinem Buch- händler. Darunter befand sich unter Andern auch das 6. Heft de« 282 VII. Bandes von „Walper's Annales Botan. System, fortgesetzt v. C. Müller." Dergleichen Bücher, da sie eigentlich zum blossen Nach- schlagen dienen sollen, pflegt man in der Regel uneingesehen beiseite zu legen; doch warf ich diessmal einen neugierigen Blick hinein. Das Erste, was mir in die Augen fiel, war: „Iconesaddenda!" Muss wohl ein Druckfehler sein, dachte ich, verglich aber nichts destoweniger die Parallelstellen. Und es ergab sich, dass ich im ganzen Hefte mit sehr wenigen Ausnahmen überall denselben Fehler beobachten konnte. Hiedurch aufmerksam gemacht, durchlas ich mehrere Artikel und fand zu meinem grössten Befremden eine so grosse Menge grammatischer Sclmitzer und stylistischer Gebrechen, dass ich mich bewogen fühlte dieselben öffentlich zu rügen und einige Belege zur obigen Anklage '"") anzuführen. Die zitirten Stellen befinden sich sämmtlich auf den 60 ersten Seiten des besagten Heftes. Es ist noch zu erinnern, dass Druckfehler, die sich auf den ersten Blick als solche erwiesen, nicht angemerkt wurden. Seite 802. E. Persica Buhse. — „In valle qaodam . . . ." „ 805. Myroxylon Hanhuryanum. — "Species memoriae pharma- cognosti celeberrime D. Hanbury Londinensi dicat." „ 805. Myroxylon peruiferum. — „ex(c)l. synonyme Lama(r)ckii.'' „ 806. M. robiniaefolium. — „E cortice indigenae resinam extra- hunt, quem vocant Balsame " „ 807. Swartzia Schreb. — „Genus in sectiones sequentes, ab auctoribus nonnullis genera nuncupata dividitur." „ 809. Caesalpinia L. — „Inter secliones sequentes plurimae ab auctoribus pro generibus sumuntur." '"'"'') „ 810. Haematoxylon Brasiletto. — „A specie usqiie adhuc sin- gula H. Campechiano differt pilositate, petalorum forma inter se inaequali racemorumque florum difius florentium." „ 815. C oligophylla. — „In h)cis arenoso-rupestribus secus ripas ostium fluminis Victoriae versus " „ 815. C. notabilis. — „C. venustae F. Müller proximum." „ 816. — „Icones addenda." „ 817. Bauhinieae. — „Ovula 2=^indefinita'' *^"'-"'). „ 819. „Icones addenda," (bis.) „ 819. Cercis Japonica. — „Hab. Japonia, unde in hortos intro- ducit cel. Siebold." „ 819, Amherstieae. — „Ovula 3 vel indefinita." „ 820. Lysidici rhodostegia. — „Ad ripas scepulosas praeruptas omnis,"... „Stirps eximia floribus calyce rubre coroUaque atroviolacea spectabilibus." *) Dass der Ausdruck nicht zu hart ist, werden sogleich die Citate beweisen. **) Sumuntur pro " im angeführten Sinne ist unlateinisch. ***) „Indefinita" statt plura vel plurima ist durchaus unzulässig. In- definitus = unbestimmt beisst nicht: in unbestimmter Anzahl. 263 Seile S20. Macrolobium fli/ridum. — ^Fauce calloso et pilosulo." y,^ 821. „Cresi il . . . in siha liumida. . .inonlis „Cuinbre Cliiquita'' appellalis." ^ 821. Pahudia Hasskarliana. — „Ad huc Macrolobiuni bijugurn Cülelir. in li. Booor?" „ 822. Trachijlobium Mossanibicense. — ^Planta resinam procreat, eleilron band diisüiniiiluin." ^ 823. «Kones addonda." „ 824. Gorskia Bolle. — (Xula.) „Genus ad niemoriam Prof. Gorski Wilneensis creatum." ., 824. Gorskia conjugota. — „In lapidos pr. Sena et Tette." „ 824. — .,Icones addenda.'' „ 825. Dimorphandreae. — .Ovar, multo - ovulaluin." „ 826. Pari/phosphaera Karst. — „Pollinis granula sulenadena connata." ^ 827. Prosopis L. — „Sectioncs sequentes interduni pro generibus „ sunuintur." „ 830. Acacia. — „Species e genere Acacia excludendae auctor p. 68. haec enuincrat.~ „ 832. A. BasaJtica F. Müller. — „Conferuntur sub Albizzia.'' „ 835. Zeile 4 — 5. — _ln planiliebus ... legit Maitl. Brown sub expedi(;ii)one Francisci Gregorii" *). „ 837. A. pravissima F. Miill. — „In vallibus tractus Buffalo- Range siruti """"") secus partes superiores fluvii...." _ 837. A. Subeana Buclil. — „In ripas fluni. San Sobe." „ 839. _Icones addenda." „ 841. C, ghnicrulata Karst. — „legiuninibus ad marginem *'^'*) incrassalis." „ 841. Codonandra Karst. — „Ad Calliandram genus referendum." „ 842. — _lc(»nes addenda." „ 843. — „Icones addiMida." , 843. Pilhecolobium M a r t. — „Formae sequentes, ex babitu et inflorescenlia suniptae.'" f) „ 845. Rosaceae. — ..ab auctoribus permultis species 1500 ad- nunieranlur." j-j-) „ 847. Hirtella Linn. — „in Brasilia media et aliter fff) in Ame- rica tropica rarae."^ _ 847. Pruntis Linn. — „Sectiones sequentes, pro generibus ab auctoribus variis desumptae (sie!) "* *) Sub soll wohl „wahrend'* heissen? **) Ein verunglückter Ausdruck für: „wie auch" oder „dessgleichen." ***) „Ad" in der hier gemeinlen Bedeutung ist nicht lateinisch. f) Charaktere oder Diagnosen können „ex habitu etc. sumi", aber die ^Formen" schuf die Natur „Formae sum|)tae" ist Unsinn. tt) „Adnumerare" heisst bloss hinzuzählen. Hier wird „aufzählen" gemeint. iit) „Aliter" statt alibi oder alio loco, ist unstatthaft. Ahter bedeutet mitunter, sonst. Aber „umgekehrt" ist hier nicht „gefahren." 284 Seite 848. A. Stocksiana. — „Sectio Chamaemygdalus "'^). „ 848. — „Icones addenda." ^ 850. — „Icones addenda. „ „ 851. Sp. chamaedrifolia L. — „Spiraeam flexiiosam prorsus eandem esse specimina Herbarii Fischeriani docent, quod sub nomine S. flexuosae var. latifoliae formam vulgarem grandifoliam et sub nomine S. flexuosae var. angustifoliae formam foliis minoribus instructum a cL Cambessedes de- pictam conservavit." (Das konstruire wer es kann). „ 852. S. Nobleana — „planta hybrida primum errona dicta." „ 853. Rubus L. — (in) '"''"') „regionibus temperatis copiose vigent , in America borealis , India occidentalis et australi sat numerosae. . .in Africa. . .rariores evadunt" ^^'•'•"•). „ 854. Rubi Gallo-Germanici. — „Auetor illius f) monographia 1. c non minus quam 239 species diagnosi in lingua ger- manica semper adhibita hie profert. Liceat mihi species illas secundum ordinem quem ab autore persequutus est hie nomine tantum enumerem." Dieses Kauderwälsch mag die vorgelegte Distellese der Sprach- fehler würdig abschliessend ich wiederhole dabei, dass die beträcht- liche Anzahl der reinen Druckfehler ausser Acht gelassen wurde. Ich brauche wohl nicht erst zu sagen, wie eng in einem wis- senschaftlichen Werke Stoff und Form zusammenhängen. Unrichtigkeit der Sprache erschwert das Verständniss, verwiiTt oder verwischt gar den Sinn der betreffenden Stelle und erzeugt mitunter Missverständ- nisse. Was werden die Botaniker des Auslandes, — wo Sprachfehler sogar in einem unbedeutenden Romane, ja in einem Kinderbuch scharf gerügt werden ff), — dazu sagen, wenn sie im Lande 'der klassi- schen Philologie ein sprachlich so verunstaltetes litterarisches Er- zeugniss erscheinen sehen? Wir dürfen diese grammatischen Sünden nicht dem verdienten Verfasser der Walper's-Fortsetzung zur Last legen; aber wenn sein bedauernswürdiger Gesundheitszustand eine Beihilfe nothwendig machte, so hätte der Verleger doch dafür sorgen sollen, dass dieses Geschäft nicht einem etwa unkundigen Anfänger anvertraut werde fff). Der *) Dass man das sprachwidrige ^^ChamorcMs'^ hat hingehen jlassen, ist kein Grund dafür, dass wir das viel schlechtere y^Chamaemygdalus adoptiren. **) Die nothwendige Präposition fehlt a. a. 0. *■■'*) Soll wohl heissen: kommen immer seltener vor. t) Statt: huius. — Bemerken wir noch die triple-emploi: „Haec mo- nographia," „1. c." und „hie." ff) Diese nützliche Aufsicht der Kritik erstreckt sich bis auf die von Schriftstellern und -stellerinnen gebrauchten lateinischen oder anderen fremden Floskeln. ttt) Indem ich bei dieser Veranlassung die nächst vorhergehenden Hefte durchblickte, glaubte ich hie und da das Schalten und Walten der nämlichen Hand darin zu erblicken. Z. B. S. 600 Stenodiscus. — „ob faucem tubi angustantem.« (In der Erklärung des Namens: ^^Stenodiscus'-'' heisst es: 285 Preis von l^:^ Tlilr. für ein Helf von 160 Seilen ist beträchtlich genug um ein geringes Opfer für die gehin-ige Korrektheit ibrdern zu kimnen, S. Brassai. Klaiisenburs. am 27. August 1871. Correspondenz. Philippopel, am 30. August 1871. Am 15. August d. J. brach ich von Salonich auf und gelangte nach vielen Strapazen über Seres, Nevrekop und Batak in 1 1 Tagen, meist per pedes apostolorum hieher nach Philippopel. Ich hatte eigent- lich bloss 8 Marschtage gebraucht, aber einen Tag hielt ich mich wegen Phacelnrus in der Stadt Seres auf und von Nevrekop hatte ich wiederum einen so prächtigen Anblick des Perim-Dagh mit seinen zahlreichen zackigen, noch viel Schnee bergenden Gipfeln, dass ich unmöglich der dadurch bewirkten Verlockung zu einer Besteigung dieses Gebirges und umsoweniger widerstehen konnte, als ja diese Alpen ohnehin von keinem Naturforscher noch betreten wurden. Dazu verwendete ich nun den 20. und 21. Juli. — Phacefurns digitafvs Gris. habe ich bald nach meinem Wehklagen in meiner letzten Korrespon- denz wegen Nichtaufiindung dieses Grases bei Salonich. dennoch bald darauf gefunden und zwar an den zwei Tagen der Route Salonich- Seres. Ich stellte mir aber in der Pflanze lange nicht ein so kolos- sales Gras vor, wie es sich mir präsentirte : ein Gras, das in Bezug auf Höhe mit dem Mais wetteifert!!!, während ich an den Gestaden des ägäischen Meeres höchstens nach P/io/e, wie durch Beohach- Umg überwaillor Insclirilien, lerner an Tfropf- und Küpulationsstellen von Obstbäumen bewiesen wird, nocii selbst mit Rindenfläciien, wie sie beim Okuliren auf die entblusste Holzfläche gebracht werden. Er wies schliesslich auf das merkwürdige Verwachsen ganzer Stumme ot!er Aeste mit einander hin. Diese findet nur statt, wenn beide be- rindet sind und an einander gedrückt werden. Dabei schwindet die zwischen ihnen liegende Rinde auf eine noch nicht ganz erklärte Weise, die Holzschichten berühren sich, die neu entstehenden gehen vollständig in einander über. Frostrisse wachsen nur bei Gegenwart von Rinde zu. Lehrer Rupp (Schweidnitz) bemerkt, dass ein Frost- riss in einer Linde in Ober-Weistrilz durch wiederholtes Fortschneiden der Rinde zum Verwachsen gebracht worden sei. Forstmeister Tr am- nitz (Breslau) demonstrirte den von dem Hofrath Press 1er in Tha- rand konstruirten Zuwachsbohrer, durch welchen die Dicke der auf einander folgenden Jahrringe eines Baumes ohne erhebliche Verletzung desselben festgestellt werden kann und daher umfangreiche Beobach- tungen über den jährlichen Holzzuwachs, die Stärke der einzelnen Jahresringe und die fördernden oder hemmenden Ursachen (Maikäfer- und Raupenfrass, Witterungsverhältnisse u. s. w.) möglich gemacht werden. Schliesslich legt derselbe ein ebenfalls von Pressler erfun- denes, zu höchst mannigfaltigen Messoperationen geeignetes kleines Instrument vor, das den Namen „botanisches Aschenbrödel oder Inge- nieurmessknecht" führt. Prof. Colin theilte mit, dass das königliche Ober-Bergaml zu Breslau an 6 Volksschulen Mikroskope vertheilt habe, für welche er selbst eine Sammlung von 40 der wichtigsten Präparate aus dem Thicr- und Pflanzenreich ausgewählt und eine kurze Anleitung zum Gebrauch des Mikroskopes und der Präparate geschrieben habe. Derselbe zeigte eine Anzahl von Präparaten vor, welche beweisen, dass die Fäulniss nicht auf einer freiwilligen che- mischen Zersetzung der organischen Substanz beruht, sondern durch die Thätigkeit von mikroskopischen Organismen (Bakterien) hervorge- rufen wird. Obwohl noch mehrere Vorträge angemeldet waren, mussle die Sitzung gegen 12 Uhr geschlossen werden, um unter Führung des gräflichen Förster Sauer, sowie der Herren Oberlehrer Pinzger und Apotheker Fick aus Reichenbach eine Exkursion anzutreten in die Anlagen von Ulbrichshöhe und durch den zur Majoratsherrschaft Peiskersdorf gehörigen Forst. Stenzel. Cohn. Literarisches. — -Der Einfluss der Winde auf die Verbreitung der Samen im Hochgebirge." Von A. Kerner. München 1871. (I72 Seiten in Okt. Sep. Abdr. a. d. Zeitsch. d. deutschen Alpenvereins). — Indem Dr. Kerner seine gemachten Beobachtungen über oben bemerkten Gegenstand mittheilt, zieht er aus denselben folgende Schlüsse: Nur 292 staubarlig' kleine Gebilde können durch Luftströmungen über entfernle Strecken verbreitet werden. Früchte und Samen der Phanerogamen mit gespinns- und fallschirmartigen Flugapparaten , werden zwar an sonnigen Tagen emporgeführt, sinken aber nach Sonnenuntergang in geringer Horizontaldistanz wieder zu Boden. Häutige Einfassungen und Flügel der Früchte und Samen begünstigen den liorizontalen Transport derselben durch Winde, doch nur in geringere Entfer- nungen. Früchte und Samen ohne alle den Flug begünstigende An- hängsel werden durch Luftströmungen kaum influenzirt, ausser wenn sie sehr klein und gering sind. Der Inhalt von Kerner's Abhandlung, hier mit den wenigsten Worten nur angedeutet, gewinnt an hohem Interesse durch die Darlegung des Autors seiner vielen Beobachtungen und der geistreichen Schlüsse, die er denselben entnimmt. — Von Th. M. Fries ist in Upsala erschienen: Lichenographia Scandinavica, sive dispositio lichenum in Dania, Suecia, Norvegia, Fennia, Lapponia Rossica hactenus collectorum. — Unter dem Titel „Der Führer in die Pilzkunde," hat P. Kummer eine Anleitung zum methodischen, leichten und sicheren Bestimmen der in Deutschland vorkommenden Pilze mit Ausnahme der Schimmel- und allzu winzigen Schleim- und Kernpilzchen , mit 80 lith. Abbildungen herausgegeben. — „Botanischer Taschenbegleiter der Alpenklubbisten. Eine Hochalpenflora der Schweiz und des alpinen Deutschlands, ein Hilfsmittel für Anfänger und Liebhaber in leichtfasslicher Weise und in kürzester Zeit den botanischen Namen einer Hochalpenpflanze auf- zufinden." Von Dr. R. T. Simler. Zürich 1871. Verlag von Scha- belitz, (164 Seiten in Okt. mit 4 lith. Tafeln). — Weniger für Bo- taniker von Fach als für jene Touristen berechnet, welche die Alpen besuchen und von den schönen Pflanzen derselben entzückt, das Ver- langen haben, sich in der wundervollen und formenreichen Vege- tation jener Höhen zu orientiren, bietet das nettausgestattete Büchel- chen die Möglichkeit nach einer analytischen, oder wie sie der Autor hier nennt „physiognomischen" Methode, die verschiedenen Arten zu bestimmen, auch wenn man keine besonderen botanischen Vorkennt- nisse sich eigen gemacht hat. Im Ganzen werden 256 Formen an- geführt. Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Rossi mit Pflanzen von Fiuoae. — Von Herrn Dr. Halacsy mit Pflanzen aus Niederösterreich und Steiermark. — Von Herrn ür. Godra mit Pflanzen aus der Militärgrenze. — Von Herrn Holuby mit Pflanzen aus Ungarn. Sendungen sind abgegangen an die Herren Hinterhub er, Matz, Dr. Halacsy, Val de Lievre, Rossi. Kedakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofltz. — Verlag von C. Gerold's Sohn, Druck und Papier der C. Ueberreuter'schen Buchdruckerei (BX, Salzer). OcstciTcicliiscIie Botanische Zeitschrift Gemeinnütziges Organ nie ;js»«>prelflil«cl Exemplare crsci.ein. DUIttlUK llllll OUIltlllHei , 7. .gcM. werden sollen. si..,l den Krsteii, joden Monats. hlos bei der liedaktlon Man präiiumcriit auf Silbe r.\-„innp nnl-AKAiunn VakoImi.':!. ■...•• lni..ii,> rii''>rfe". AVtHHonj,. av. 7; mit sn. askr. tt«t. W. Uarlner, UPkOIlOlllPn, rOrSllliailllCr. Aor/lC, zu pranumerire.,. (.? nir. 10 ypr.) Im Wege des JT an zj ä I. t i (r. oder AnftlllPKPP lllllj TocIlIliLpP Buchhandels übernimmt mit a n. a.lkr. a«t. W. -ipOIIH^K»'! (Hill ItdllllKer. Pränumeration h a 1 b j a h r i fr- C. nerold'fi Solin Inserate »▼„ -«4 in Wien, die ganze l'etitzeile N - 11 '" ^^'^ *1'^ übrigen 10 kr. ösl. W. *^- A.X.I Buchhandlungen. \XI Jalii-gaii;;. WIW. Xoveiiiber 1821. INHALT: Rin neues Hicraciiim. Von Ueclilritz. — l'liylosrapliische Beiträge. Von Dr. Cela- kovsk.v — Vefretationsverhaltnisse. Von Dr. Kernor. — Zur Kiora von Ungarn. Von Uechtriiz. Fortseizuiig.) — Ein deulsclier Urwald. Von Dr. Pocke. — ICr.vptopranien von Sclioitwien. Von Wallner. — Corrcspondonz. Von Dr. Celakovsky. .lanka, Dr. Landerer, — Personalnotizcn. -- Literarisches. Botanischer Tauscliverein, — Corrosponflenz der Redaktion. - Inserate. Ein neues Hieraciuni der schlesischen Hochgebirge. Von Rudolf V. Uechtritz. Hieraciuni Engleri {Pulmonareum e sectione Alpeslriunt) Syn. H. albinum Uechlr. (In Verli. des bot. Ver. riir die ProA. Branden- burg J868 p. 160) nee Fries; H. dovrense Engler (Jaiircsber. der schles. Gesellsch. für vaterl. Kullur 1869 [p. 36 — 38] und Verh. des bot. Ver. für die Prov. Brandenb. 1870, p. 60 — 63), nee Fries. Hi/pophyllopodum. Caii/is erectus, siinplex, rix pedalis, re~ mote f'oliosus. basi plerumque rufescens^ sparsim pilosus, oligocephalvs, apice in pedunculos paticos (2 — 4) erecfos, cano-pubescetites, eglandw- lüso-pilosos\ dirisus. Folia laete viridia, siibtus pallidiora, admo- dum vigida, superne subglabra, inferne spa7'sitn, sed in margine et in nervo medio densius molUter pilosa, lanceolata, apiculata. subin- tegra vel remote colorato-denticulata, basilaria pauca (2 — 3) in anthesi saepe eniarcida, ut cavlrna inferiora in petiolum mediocrem pilusum sensim attemiata; caulina snperiora e basi plerumq%ie orata semiamplexicaulia. Involucra nigricantia. egiandulosü-pilosa, squa- inis nunierosis, (circiter 20)^ nigricantibus, margine pallide viridibus, Oesterr. botan. Zeitschrift. 11. Heft. 1871. 22 294 elongatis , setaceo-cuspidatis, flores virgineos adhue ri- rides longo super antibus, more H. bifidi Kit., extimis mino- ribus laxis. Ligulae parce ciliatae vel subglabrae, intense aureae. Stylus fuUgineus. Achaenia matura non vidi, sec. cl. Engler baclio-fusca. Habit u, foliorum figura et colore aliisque notis accedit ad H. dovrense Fries, sed involucri fabrica omnino diversa, majore squamariim numero, pedunculis eglandulosis certe distinctum. Habitat in rupestribus praeruptis faucis alpinae herbidae „Kessel"' in Sudetis orientalibus, substr. micaschist. alt. 4000 ped. Detexit Augusto anni 1867 amicissimus Engl er, meritissimus Saxi- fragarum monographus. Das vorstehend besprochene mit keinem der übrigen deutschen Arten recht verwandte Hieracium wurde von mir bald nach der Ent- deckung an Fries mitgetheilt, der es für sein H. albinum erklarte, wesshal!) ich in den Verh. des botan. Vereins für die Prov. Branden- burg 1868 (p. 160) diese Pflanze olnie Bedenken unter diesem Namen bekannt gemacht habe. Engler hat jedoch später '"') die Richtigkeit dieser Bestimmung, trotzdem dieselbe, wie gesagt, vom Autor selbst ausgegangen, angezweifelt; nach ihm wäre die von Knaf im Riesen- gebirge entdeckte Pflanze, aufweiche Fi'ies sein H. albinum gegründet, von der von ihm im Gesenke gefundenen verschieden und vielmehr, wenigstens die von Knaf selbst herrührenden in Besitz des Museum Pragense befindlichen Exemplare zu H. bohemicum Fries [H. cy- doniaefoliwn Koch syn. nee Vill. et Fr.; H. carpathicum Griseb., Wimm. nee Besser; H. sudeticiim Sternbg. Icon. (descr. ex p.)] gehörig. — In der That ist Knafs Pflanze, wie ich mich selbst später durch die Ansicht seiner Exemplare überzeugt habe, von der von Engler gefundenen vollständig verschieden, aber letzterer irrt, wenn er die Riesengebirgsart für identisch mit H. bohemicum erklärt, wie diess bereits der verdienstvolle Reformator der böhmischen Flora, Celakovsky, in den Verhandl. des botan. Vereins für die Prov, Bran- denb. 1870 (p. 88—92) zur Genüge dargethan hat. Den Auseinander- setzungen des Letzteren schliesse ich mich nach wiederholter Prüfung der Pflanze des Riesengebirges vollkommen an ; nach meiner Ansicht ist diese eine nahe Verwandte des H. juramim Fries, einer den westlichen Alpen eigenthümlichen, übrigens nach der Höhe und der Beschaffenheit des Standortes sehr polymorphen Art, und zwar kommt sie dessen Form b. in Fries's Epicrise {H. elatum Grenier, Reuter etc. nee Fries) am nächsten. Wie dieses und das verwandte H. car- pathicum Besser ist H. albinum Fr. ""•""') ein Mittelglied zwischen H. *) Jahresbericht der botanischen Sektion der schlosischen Gesellschaft für valerl. Kultur 1869 und Verh. des botan. Vereins für die Provinz Branden- burg 1870. y ''•"•') Ausser an den beiden von Celakovsky erwähnten Standorten (in der kleinen Sclmeegrube: Knaf und an der Kesselkoppe: Tausch) findet sich diese Art noch in der Melzergrube und bei der alten schlesischen Baude, aber nicht „ad fontes Albis", wie Fries angibt. 29') prenanthoidea und U. ruh/aln»/. wiilirend die Pflanze dos Kessels mit diesen i)eiden wenig- AelinlicIiKeil besitzt. Sie stcilit vielnieiir, wie schon erwiiluil, dem H. durrense l'vies sowohl iiahituell als auch den Cha- rakteren nach so nahe, dass si«; Aon Eng 1er sogar für entschieden identisch mit ihm erkliirt worden ist, da sich indessen mehrere diirch- greilende Dillerenzen zwischen beiden zeigen, so habe icli die schle- sische IMlanze als besondere Art abgezweigt. Die Flora des Gesenkes zeigt im Gegensätze zu der des Riesengebirges id)erdiess auch so geringe Analogien mit der der skandina\ischen Hochgebirge, dass es wunderlich wäre, weiui eine in den letzleren so weit verbreitete Arl wie H. docrense in jenem Gebirge vereinzelt wieder auftreten sollte, während sie doch dem Riesengebirge und dem Karpathenzuge lehlt. U. Engleri ist bisher ebenso wie das gleich ausgezeichnete H. silesia- rum nur im Kessel des Gesenkes beobachtet worden; beide leiciit kenntliche Arten scheinen aullallig genug auf diese einzige Lokalität beschränkt, deren Pflanzenreichthum das ihm so oft gespendete Lob in jeder Hinsicht in hohem Grade verdient. — Weini Engler endlich die Vernuithung ausspricht, dass das H. silesiacum Krause eine höchst seltene, von Wenigen gekannte Pflanze vielleicht eine Hybride zu der von ihm für ü. dorrense gehaltenen Art und dem H. prenan- Ihoides sein möchte, so kann ich iinn auch hierin nicht beipflichten. Einmal sprechen die 3Ierkmale des H. silesiacum gegen eine solche Annahme; diese Art zeigt ausser einer abweichenden Tracht nament- lich so breite und stumpfe Hiillschuppen, wie kaum eine andere der verwandten Formen. Auch miisste es sonderbar zugegangen sein, wenn Krause, der Entdecker der letzteren, nur diese in circa üü Exemplaren, aber nicht das H. Engleri gefunden haben sollte, welches letztere notorisch bis zum Jahre 1^67, wo es Engler auffand, aus C canina ist) scheint mir ganz die nämliche; V. motitana L., die der Autor in Lappland, Oesterreich und auf dem Baldo zu Hause sein lässt, gehört wohl gleichfalls hierher; aus Linne's Diagnose und Ci- taten ist freilich wenig Sicheres zu entnehmen, doch sind die Pflanzen, die man aus Skandinavien unter der Bezeichnung V. montana zu erhalten pflegt, mit den Kerner'schen identisch. Ich besitze Exem- plare aus Lulea-Lappland, gesammelt von Laestadius und Ceder- strähle. Was Reichen bach in den Icones (XCVIII als V. montana abbildet, ist nicht diese, sondern V. stagnina, vergl. auch Koch syn. I. 99. Dagegen würde das Bild der V. Ruppü in Rchb. Icones (XCVII), namentlich das grössere Exemplar rechts, die V. stricta Hornem.: Kern er eher richtig wiedergeben, wenn nicht die Basis des Blattes undeutlich herzförmig dargestellt wäre, wie diess mehr bei den Bast- arten der V. stagnina mit V. canina der Fall zu sein pflegt. Vielleicht gehört auch wirklich V. Ruppü All. pedem tab. XXVI hierher; das Bild ist freüich äusserst unvollständig, aber der Text weist mit Aus- nahme der Worte: Caulibus procumbit angulatis, qui se erigunt, im Ganzen auf ein mit V. stricta Hornem. verwandtes Veilchen hin. lieber diese und die verwandten Formen existirt schon eine ganze Literatur; trotzdem ist noch lange nicht alles erledigt und die im Ganzen den Gegenstand recht gut behandelnden Auseinandersetzungen von Kützing^ Koch, F. Schultz etc. scheinen, wenn man sie mit manchen der neueren, selbst der besseren Floren vergleicht, geradezu *) 1. Luleä-Lappland: Njemats (Anderson), 2. Böhmen: Nixdorf (Neu- mann), 3. Nied.-Oesterr.: Sendelbachgraben bei Mautern (Kern er), 4. Ungarn : Farad ^Vrabölyi). **) Ritschi, der wie Petermann die Pflanze als V. canina var. mon- tana bezeichnete, hat sie in seiner Flora von Posen (p. 27) sehr gut be- schrieben. 309 umsonst niedergeschrieben. — Bastarte der V. canina mit den Persi- cifoliis scheinen übrigens in Ungarn bisher noch nicht gefunden, doch werden sie dem Flachlande, nan)entlicli der Donauniederung nicht fehlen. Zu diesen kann V. stricta Hornem.*) nicht gehören, wie F. Schultz (Grundziige zur Phytostalik der Pfalz p. 18.) meint, da in Danemark nach Lange (Haandbog i den Danske Flora ed. I.) die Persicifoliae fehlen; die Beschreibung der V. stricta bei Lange (p. 157) passt übrigens recht gut auf die Pflanze Kerner's, die man daher, wofern man nicht den Namen V. montana L. vorziehen will, getrost als r. 5/Wc/a Hörne m. bezeichnen darf. Zu V. canina kann man sie nicht füglich als Varietät bringen, wie es von der Mehrzahl der deutschen Floristen, die sie gekannt, geschehen, ohne den Formenkreis dieser Art unnatürlich zu erweitern. Durch die V. stricta wird eine wichtige Lücke in der Formenreihe der mitteleuropäischen zweiaxigen Veilchen mit gestreckter Hauptaxe ausgefüllt, die sich ihrer Verwandtschaft nach in folgender Weise gruppiren lassen: Caninae. 1 . Viola canina L. (hier- zu scheint nach den Exemplaren des Herb, normale auch V. Ein- seieana F. Schultz zu gehören.) 1. b) V. canina var. lu- corum Rchb. 2. V. montana L. (F. stricta Hornem., V. canina var. montana aut nonnuU., V. ca- nina V. macrostipula F. Schultz? V. ne- moralis Jordan, P u- gill?(nonKützing.) V. lactea Sm. (non aut. germana) = V. lancifolia Thore. V. Schultzii Billot. 3. Formae hybridae. iV. stricta autor. plur. nee Hornem.) 5. V. caninaX,stagnina Ritschi. ( V. canina Xpersicifolia F. Schultz.) V. canina X pumila. V. catiinaXpratensis. Ue cht r. (in Verh. d. Ver. f. (1. Prov. Brand. 1867) V. caninay<^elatior F. Schultz (F. ne- moralis Kützing in Linnaea ex icone descr.) Persicifoliae. (K. recta Garcke.) 8. V. stagnina Kit. (F. persicifolia Schreb., ein von Späteren viel- fach irrthümlich ge- brauchter , desshalb besser zu beseitigen- der Name.) 8. b) V. stagnina v. ma- crostipula F. S c h u 1 1 z (V. Billot ii¥.Sc\\\i\iz olim, ex ipso et K o c h syn.) 9. b) V. pumila v. falla- cina Uechtritz. (F. stagnina X pratensis Fuckel.) 9. F. pumila Chaix ap. Vi 11. (F. pratensis M, et K.) 10. F. elatior Fries. (F. persicifolia aut. ex p.) Diese Tabelle zeigt, dass zwischen dem Typus der V. canina einerseits und der F. elatior andererseits in der Natur eine vollstän- dige Reihe von Zwischengliedern existirt, deren Werth indessen ver- schiedenartig ist, indem sich neben einer Anzahl echter Arten auch Hybride sowie bemerkenswerthere Varietäten finden. Scheidet man et **) Die Flora danica konnte ich leider noch nicht vergleichen. Oejterr. botaa. Zeitschrift. 11. üeft 1871. 23 310 diese nicht sehr sorgfältig-, so wird man konsequenter Weise gezwun- gen, alle in eine Kollektivspezies zu verbinden, wie diess z B. faktisch von Doli geschehen ist. Dass damit aber der Natur dieser Gewiichse nicht entsprochen wird, muss Jeder zugeben, der V. canina und V. ela- tior nur einmal im Freien gefunden hat, denn will man diese unter einen Hut bringen, dann Avird man ebenso gut die grössere Hälfte aller beschriebenen Pflanzenspezies überhaupt kassiren müssen. In der Darstellung durch die Analysis hält es allerdings schwer, ja es ist olme naturwidrige Formenverbindung fast unmöglich, solcher Herr zu werden, aber meiner Meinung nach ist die Ursache davon mehr die Einseitigkeit der sonst in vieler Hinsicht vorzüglichen Methode; die Natur lässt sich eben in so vielen Fällen nicht schematisch bemeistern. Viola mixta Kern er (F. sylvestrisXstricta Kern er) kommt nach dem einzigen vorhandenen vom Autor mir freundlichst zur An- sicht mitgetheilten Exemplar der V. stricta in der Tracht nahe, aber sie unterscheidet sich deutlich durch die kleinen, deutlich gefransten Nebenblätter, durch die mehr geschweift-z\igespitzten Blätter und die schmäleren Kelchblätter. Die Farbe des Sporns scheint lebend violett gewesen zu sein wie bei V. sihestris, an welche die Pflanze über- haupt durch die angegebenen Charaktere erinnert, aber sie entfernt sich von dieser durch die Tracht erheblicher, denn ihr fehlen wie den Caninis die bodenständigen Laubblätter und der Stengel ist viel höher und schlanker. Die V. mixta ist auf alle Fälle ein sehr merkwürdiges und ausgezeichnetes Veilchen und Kerne r's Deutung derselben als Hybride wohl richtig, zumal sie der Autor unter den muthmasslichen Eltern gefunden hat. (Fortsetzung folgt.) Ein Stück deutschen Urwaldes. Von Dr. W. O. Focke in Bremen. Das Land des Grossherzogs von Oldenburg ist nicht eben reich an Naturschönheiten. Wenigstens gilt diess von dem Haupttheile seiner Stciaten, dem Herzogthum Oldenburg; die beiden weit entfernten Fürstenthümer, welche dem Herzogstitel das Gross hinzufügen, näm- lich Eutin und Birkenfeld, erfreuen sich einer lieblicheren und rei- cheren Naturausstattung. Das eigentliche Herzogthum darf sich indess nur bescheidener Reize rühmen. Die üppigen grünen Marschen an der Unterweser und Seeküste ernähren zwar herrliche Rinderheerden und glückliche Menschen, aber ihr Anblick ist doch auf die Dauer recht einförmig; das Zauberwort „Meer" verliert an den oldenburgischen Gestaden jede Spur von poetischem Reiz, sobald man das nur zur Fluthzeit überschwemmte Schlammbecken des berühmten Jadebusens überblickt oder wenn man von den wangerländischen Teichen aus, in jene Wüstenei von Sand, Wasser und Schlick hinausschaut, welche 311 die sogonannlen Watten der siidlKlien Nordseeküste bildet. Gehl mau aller von der Marsrli aus landeinwärts, so gelangt man in die endlos gedelinlen, sclnvarzbraunen Moor- und lleidegegenden, die nur slriili- weise von nielancliolisclien Kieferiiflanzunoon und kiimmerlicli be- bauten Ackertleckclien unterbrochen werden. Die einzige Veränderung erleidet der Anblick dieser eintönigen, braunen Landstriche im wun- derschönen Monat Mai, indem dann aus der in Brand gesteckten schwellenden Torferde dicke qualmende Rauchwolken aufsteigen, sich Alles verlinsternd über die Heide hinwalzen und auch den angren- zenden grüneren Landstrichen mit ausgesuchter Bosheit die sonst so allgemeinen Woidlhaten von Licht und Luft, Sonnenschein und Regen entziehen. Aber diese Rauchplage, die sich der Mensch selbst bereitet — nein, die vielmehr eine kleine aber hungrige Minorität iliren glück- licheren Mitmenschen auferlegt, ist gesetzlich auf einen bestinunlen Theil des Jahres beschränkt. Es gibt auch in Oldenburg Sonunermonale; dann erscheinen die Baume nicht mehr in das inoorbrennerisclie Grau der Theorie gekleidet, sondern sie prangen im safiigen lebensfrischen (Jrün; dann sieht die Sonne nicht mehr aus, wie ein rothangestri- cliener Theatervollmond, sondern sie scheint hell und klar vom Himmel, vorausgesetzt, dass es überhaupt gutes Wetter ist. Das ist freilich an der Nordsee in manchem Sommer nicht allzu häufig der Fall. In solchen guten Zeiten sucht man aber gern die landschaflliclien Reize der Gegend auf, um sich der schonen Natur zu freuen. Grosse Ansprüche wird man in Oldenburg nicht machen. Ein vvaldumkritnzter kleiner Landsee und eine hübsche Klost(n'ruine gelten als die schönsten Punkte des Landes, dessen Hauptschmuck jedoch unstreitig in seinen herr- lichen Waldungen besteht. Vorzüglicli in den Grenzgebieten zwischen Marscii und Haide liegen diese meist aus Eichen und Buciien beste- llenden Gehölze, von denen ein jedes seine eigenthümlichen Schön- heiten besitzt. Besonders berühmt durch seine oewalligen Eichen ist das Hasbruch, ein ansehnlicher, zwischen den Städten Bremen und Oldenburg gelegener Wald. 3Ierkwürdiger und noch reicher an ma- lerischen Baumgruppen ist jedoch der Neuenburger Forst. Nalie dem südlichen Ufer des Jadebusens an der von Oldenburg nach dem deut- schen Kriegshafen führenden Eisenbahn liegt das Sti.dtchen Warol. Von dort geht man grossenlheils auf anmuthigcn Waldpfaden in westlicher Richtung in etwa zwei Stunden nach Bockliorn, einem am Ostrande des Neuenburger Forstes gelegenen Dorfe. Dorthin gelangt man auch auf einer guten Klinkerchaussee in einer Stunde von der Eisenbahn- station Ellenserdamm. Von Bockliorn führt ferner ein Weg in west- licher Richtung in einer Stunde duicli den Wald nach dem Dorfe Neuenburg, wo man, ebenso wie in Bockliorn, ein gutes Unterkom- men findet. Der Neuenburger Forst ist ein ziemlich ausgedehnter Wald- distrikt, in botanischer Hinsicht bekannt als einer der wenigen deut- schen Standorte der Wa/ilenbergia hcderarea lii-hh. Der grössti; Theil des Waldes ist der regelrechten Forslkultur unterworfen, dovh hat man hie und da einzelne schöne Baume und BauingrupiuMi stehen :>3 * 312 lassen. Eine nicht ganz unbedeutende Partie ist indess von der Kultur fast unberührt geblieben. In diesem sogenannten „Urwalde" darf nach Anordnung des Grossherzogs kein Baum gefällt werden, nur das vom Sturme gebrochene Holz v^^ird nach einiger Zeit entfernt. In der That ist das urwüchsige Leben des norddeutschen Laubwaldes dort vor- trefflich erhalten. Der Boden des Neuenburger Forstes ist grösstentheils völlig eben, einige unbedeutende Bäche fliessen in flachen, kaum merklich geneigten Mulden hindurch. Das Niveau ist an den verschiedenen Stellen nur etwa 4 bis 12 Meter über dem mittleren Spiegel der Nordsee erhaben. In der Umgegend von Bockhorn und auch weiter ent- fernt bis über Warel hinaus finden sich ausgedehnte Lager eines milden Lehms , die von zahlreichen grossen Ziegeleien ausgebeutet werden. Ein solcher Lehmboden scheint auch in einem Theile des Forstes und namentlich in der Urwaldspartie vorhanden zu sein. Die umliegenden Dörfer haben das Recht, Vieh im Forst und daher auch im Urwalde weiden zu lassen. Diess ist ein Umstand, der für die Vegetation des W^aldes von grosser Bedeutung ist. W^enn man in die Urwaldspartie eintritt, so hören die breiten geraden, von Gräben eingefassten Forstwege plötzlich auf. Grasbe- wachsene, gewundene, kaum erkennbare Pfade treten an ihre Stelle. Statt der in regelmässigen Reihen gepflanzten Bäume von gleicher Art und gleichem Alter sieht man sich umgeben von mächtigen knorrigen Eichen und dichtbelaubten Buchen, die bald in Gruppen zusammengedrängt sind, bald einzeln stehen, bald auch grössere grüne Rasenflecke frei lassen. Neben den alten Bäumen findet sich junger Nachwuchs von allen Altersstufen. Das Untergebüsch der Urwalds- partie ist nicht sehr verschieden von dem im übrigen Forste ver- breiteten. Das weidende Vieh lässt nämlich nur stachliches Gebüsch aufkommen. Unbedingt vorherrschend ist die Hülse Ilex Aquifolium L., mit ihrem schönen dunklen und doch glänzenden Laube, welches den hellen zarten Farrnkrautwedeln des Bodens zu einer prächtigen Folie dient. Der erste Eindruck, den man beim Eintritt in den Urwald empfängt, ist keineswegs der einer grossartigen Wildheit. Eine Scho- nung in den vom Vieh beweideten oldenburgischen Waldungen, die nach einer Reihe von Jahren vor Kurzem wieder den Einbrüchen der Heerden Preis gegeben ist, sieht im Einzelnen ungleich mehr ver- wildert und zerzaust aus. Im Urwalde dagegen wird man zunächst an schöne Parkszenerieen erinnert. Man fühlt sich daher auch keines- wegs fremdartig berührt; die ganze Umgebung hat nichts Schauer- liches, vielmehr sieht man sich überall nur von naturwüchsiger Frische und Anmuth umringt. Die Gruppirungen und Gestaltungen der Bäume sind ausserordentlich mannigfaltig und malerisch. Vorherrschend ist im Allgemeinen die Eiche, an einzelnen Stellen aber auch die Roth- buche und überall finden sich einzelne Roth- und Weissbuchen eingesprengt. Diese drei Baumarten kommen allein im Urwalde vor. Die Eichen zeigen die mannigfaltigsten und groteskesten Formen, die mächtigen Stämme strecken ihre knorrigen, oft ganz entlaubten Arniö 313 in die Luft, dicke Aeste, die an der Nordwestseite nicht selten iioih oben dicht mit Moos und Farrnkraut (Pohjpudium rufgare L.) l)e- wachsen sind, in anderen Fallen von Epheulaub umrankt werden. Von den Baumruinen, den ihrer Aeste und Krone beraubten Eichen- stämmen, aus deren Innerem im Holzschutt manchmal eine junge Eberesche hervorwächst, bis zu den in aller Kraft grünenden mäch- tigen Kerneichen finden sich alle möglichen Zwischenstufen des Baum- lebens Einen völlig anderen Charakter haben die Buchen (Fagus) mit ihren herrliclien dichten Kronen. Durch ihr Zusammenleben mit den Eichen entstehen die eigenthiimlichsten Gruppirungen. Wo eine Eiche inmitten einer Anzahl Buchen emporgeschossen ist, wurde sie gezwungen ihren Charakter zu ändern, mit schlankem Stamme strebt sie ihren Gefährten, Licht suchend, nach, bis sie schliesslich ganz von ihnen überwuchert wird, endlich umsinkt und dann oft noch im Tode von den Buchen umfangen gehallen wird. Die Hainbuche oder Weissbuche iCarpinus) ist bei kräftiger Entwicklung ebenfalls ein ansehnlicher Baum, der sich im Xeuenhurger l'rwald in schönen Stämmen lindet. Charakteristisch sind diese Bäume besonders dadurch, dass sich ihr Stamm meistens schon in geringer Hohe in vier bis fünf steil aufsteigende starke Aeste auflöst. So herrlich der Baumwuchs des Urwaldes auch ist, so werden die einzelnen Exemplare doch leicht von denen anderer Gegenden übertrofien. Die Eichen des Hasbruch sind weit riesiger als die Xeuenburger. Der Umfang des Stammes der starken Eichen des Urwaldes beträgt in der Regel in IV2 Meter Höhe gegen 5 Meter. Die starken Buchen haben in gleicher Stammhöhe durch- schnittlich etwa 3V2 bis 4 Meter Umfang, während die stärksten Weissbuchen kaum mehr als 2 Meter erreichen. Der Umfang der stärksten Eiche, welche ich gemessen habe, betrug in der genannten Stammhöhe 5-78 Meter, der "der stärksten Rothbuche 4*32 Meter. Während somit der eigentliche Baumwuchs des Urwaldes von drei Holzarten, Eiche, Rothbuche und Weissbuche iQuercus pediin- culata Ehrh., Fagus sUvatica L., Carpinus Betulus L.) gebildet wird, in deren Laub sich das Grün eines hohen Schlingstrauchs, des Epheu (Hedera Helix L.) einmischt, so wird das untere Stockwerk des Holzwuchses wenigstens vorzugsweise ebenfalls von drei Ge- büscharten und einem Schlingstrauch gebildet. Hülsen, Schlehen und Weissdorn (Hex Acjuifoüuin L., Prunus spinosa L., Crataegus Oxya- cantha L.) durchschlungen und zum Theil überwuchert von Jelänger- jelieber (Lonicera Periclymenum L.) bilden die Hauptmasse der un- durchdringlichen Dickichte, welche sich unter den Bäumen ausbreiten. Die Hülse ist, wie gesagt, vorherrschend; im Mai machen sich jedoch auch die beiden anderen Arten durch ihren Blüthenschnuick sehr be- merklich. Rosen und Brombeeren verstricken diese Dornengebüsche noch dichter, in denen dann ausser der Lonicera noch junge Bäume und einzelne wehrlose Sträucher Schutz finden, so namentlich Eberesche, Hasel und Faulbaum. (Pirus aucuparia Gär In., Cori/lus Avellana L. und Rhamnus Frangula L.) Die Eberesche und Lonicera vergelten den ihnen gewährten Schutz durch den Schmuck ihrer Blüthen und 314 Früchte. Niedriges Gesträuch findet im Urwalde kaum noch Platz, nur Vaccinium Myrtillus L. drängt sich hin und wieder unter den schützenden Schlehen und Hülsen hervor. Bemerkensvverth ist, dass sammtliche Holzgewächse des Urwaldes mit Ausnahme der Hasel und der drei hohen Bäume beerenartige oder doch mit einer fleischigen Hülle umgebene Früchte tragen. Unter den Stauden des Urwaldes spielen die Farrn die erste Rolle, indem sie sich massenhaft unmittelbar an das Dornengebüsch anschmiegen. An einigen Stellen sind es die hohen Wedel des Adler- farrn (Pteris aquilina L.). an anderen das zierliche Laub der rei- zenden Polypodien und Polystichen, welche sich durch Wuchs und helle Färbung bemerklich machen. Pohjpodium DryopterisL., P. Phe- gnpteris L., Polysticlwm spinuloswn DC, P. montanum Rth., Blech- num Spicant Roth, sind neben Pteris die häufigsten Arten. Die Gräser und Kräuter des Urwaldes dienen den Rinderheerden zur Nahrung, und es gelangen daher nur wenige Arten zu voller Entwicklung. Von Gräsern sieht man fast nur Milium effusum L. in Blüthe, während die Hauptmasse des kurzen Rasens der Lichtungen und Pfade zwischen den Gebüschen durch Poa~ und Agrostis-AHen gebildet zu werden scheint. Die niedrige, dem Boden angedrückte Veronica montana L. hat von den Kräutern des Urwaldes vielleicht die weiteste Verbreitung. Andere Arten wie Viola silvatica Fr., Oxalis AcetoseUa L., Geranium Robertianum L., Stellaria Holostea L. , Moehringia trinerma Clairv. flüchten sich unter den unmittel- baren Schutz des Strauchwerks. Von sonstigen Kräutern, die an lich- teren Stellen wachsen , seien z. B. Ranunculus repens L. , Pru- nella milgaris L. , Viola palustris L. , Cardatnine pratensis L., C. silvatica LK., Sanicula europaea L., Glechonia hederacea L. und Lysimachia nemorum L. genannt. Der Blumenschmuck einiger ande- ren Theile des Neuenburger Forstes und seiner Umgebung ist ungleich reicher; ausser Wahlenbergia seien noch Scutellaria minor L. und Polygala depressa Wender, als bemerkenswerth für die Gegend erwähnt. Das Wegschaffen des gefaflenen Holzes und das Weiden der Viehheerden sind Momente, welche dem Neuenburger Urwalde Etwas von seinem wirklich urwüchsigen Charakter nehmen. Wohl mögen indess in der Vorzeit, ehe noch der Mensch an den Nordseeküsten mächtig wurde. Urstier und Elen in ähnlicher Weise in den Wal- dungen gegrast haben, wie jetzt das zahme Rind. Und dieses weidet vermuthlich auch bereits seit einigen Jahrtausenden im Neuenburger Forst. Zu Arminius Zeiten dürften die Kühe von Grabhorn und Bock- horn von Zetel und Astede (jetzt mit Neuenburg vereinigt) im Walde schon ebenso mit den Hülsen und Schlehen um ihre Nahrung ge- kämpft haben wie heute. So ist der Neuenburger Wald ein Stück Vorzeit, welches uns erhalten ist und welches die Grossherzoge von Oldenburg hoffentlich auch der späten Nachwelt unverändert über- liefern werden. In allerneuester Zeit hat Jemand in forstwirthschaft- lichem Eifer einige kleine Ulmen, Akazien und Weimuthskiefern in den 315 Urwald Iiineingepflanzt und sich so eine Vcrballliornung der Natur er- laubt, die ein reinerer Gesehniaek und ein edleres Seli()nlieil.sgetidil ge- wiss bald beseitigen wird. Die Oldenburger Fitrster haben ausser ihren eigentliilien Faeharbeiten noch ein kleines Nebenamt zu versehen, indem ilmen der Schulz und die Erhallung der vorchristlichen Denk- mäler des Landes anvertraut ist. Gewiss haben Waldreste der Urzeit doch noch ein Imheres Interesse für sie als die alten Steingrin)er. Wo noch in Mitteleuropa ein Rest des alten Urwaldes erhalten ist, da möge man trachten, es vor dem Untergange zu bewahren. Schlossruinen werden überall konservirt, ausgebaut und nachgeahmt; hat nicht der Urwald mindestens die gleiche kulturgeschichtliche Be- rechtigung, bietet er nicht ebenso malerische Schönheiten? Zum Schluss noch eine Bemerkung. Ich erwidinte, dass der Neuenburger Urwald an einen Park erinnere. Freilich wird nicht leicht ein künstlicher Park sich ahnlicher Baumgruppen rühmen können. Aber in den besten landschaftlichen Nachahmungen nahern wir uns der Natur. Im Osten Deutschlands jenseits der Weichsel oder im Süden an den Abhängen der Alpen trägt der urwüchsige Wald einen völlig verschiedenen Charakter, ohne in seiner Eigenthümlichkeit weniger schitn zu sein. Auch diese Arten des Waldwuchses werden mitunter in landschaftlichen Anlagen nachgeahmt. Sollte sich die Land- schaftsgärtnerei nicht überhaupt an solche Vorbilder halten? Ich glaube sie wird es in Zukunft thun und wird dann auch die süd- europäischen und amerikanischen Baumarten unter sich geschmackvoll zu gruppiren wissen. Jetzt pflanzt man noch vielfach amerikanische und europäische Arten bunt durcheinander. Man kann noch viel mehr von der Natur lernen, wenn man sie treuer beobachten und nach- ahmen wül. Im dichten Walde hat das Unterholz Beerenfrüchte, am Waldrande, an Bächen, Felsen und steilen Gehängen walten Bäume und Sträucher mit Flügelsamen voi. In Wäldern von grossfrüchtigen Bäumen finden sich im Allgemeinen nur spärliche Arten mit Flügel- samen eingesprengt, ursprünglich füllen sie die gelegentlich entste- henden Lücken aus. Auch diese Art der Pflanzengruppirung wird, so weit sie das Innere des Waldes betrifft, durch den Neuenburger Ur- wald trefflich erläutert. Die Landschallsgärtnerei kann solche Regeln nicht ignoriren, ohne gegen die Naturtreue zu Verstössen. Und nimmt sie keine Rücksicht darauf, so verstösst sie, da sie die Natur nach- ahmen will, sowohl gegen die Wahrheit, als gegen ein feiner gebil- detes Schönheitsgefühl. Somit lässt sich noch Vielerlei von dem ur- wüchsigen Walde lernen, den man überall, wo er sich noch findet, heilig halten sollte. 316 Kryptogamen aus der Flora von Schottwien in Mederösterreich, IV2 Stunden im Umkreise, beobachtet im Juli, August und September 1868, 1869 und 1870 von Josef Wallner. Lycopodiaceae. Lycopodium helneticum L, in der ganzen Umgegend sehr häufig. Ophioglosseae. Botrychium Lunaria S w. auf Felsen im mittleren Atlitzgraben einzeln. Polypodiaceae. Polypodium vulgare L. auf der Hinterleiten zwischen Payerbach und Reichenau. — Dryopteris L. ß. glandulosum. zwischen Steinen an der Semme- ringstrasse. Äspidimn aculeatnm Doli, in Wäldern bei Wartenstein nächst Weis- senbach. — ßlix mas Sw. ebendaselbst. — — femina L. ebendaselbst. — Oreopteris Sw. im hinteren Göstritzgraben. Cystopteris fragilis Doli. a. rupestris auf Felsen, selbst in der Nähe der Häuser. Asplenium Trichomanes L. — niride Huds. häufiger wie voriges. — Ruta muraria L. Pteris aquilina L. häufig bei Maria-Schutz, am Semmering, Göstritz und Atlitzgraben. Equisetaceae. Equisetum arvense L. — palustre L. am Semmering. — silvaücum L. im Göstritzgraben beim schwarzen Berge. Musci frondosi. Funaria hygrometica H. am Semmering, Atlitzgraben. Barhula unguiculata H. auf Felsen um Schottwien. — tortuosa W. et K. gemein. — suhulata Brid. Auf Felsen in Schottwien. — muralis Timm, gemein. — ruralis H. in Wäldern gegen Himmelreich. Trichostomum rigidulum Sm. auf Felsen, Atlitzgraben, an der Erde am Semmering. — rubellum R a b. am Göstritz bei Maria Schutz , Atlitzgraben, Semmering. — flexicaule Br. et Seh. im Atlitzgraben. 317 Trichotonum homomaUum Br. et Seh. am sog. Bau (siehe Nachtrag). — pallidum -H. » » » jj Dislichium capillaceum ßr. et Seh. „ „ „ „ Leucohryum rulgore Hampe in einem abgeholzten Walde gegen Küh. Weissia fugax H. auf einem Felsen in der Nahe der Auer Fabrik mit Chro< It'pus aureus. Ceratodon pvrpureus Brid. im Atlitzgraben und auf der Höhe bei Klamm. Dicranum Schreberi H. im Atlitzgraben. — heteromallum H. bei Wartenstein und am Semmering. — scoparlum H. häufig. Hedwigia ciliata H. am hinteren Eiehberg oberhalb Weissenbach. Anodon rentricosus Rabh. auf Felsen bei Maria Schutz. Schistidium con ferf um Br. ei Seh. „ „ „ — apocarpum „ „ im Göstritzgraben. Bacomitrium canescens Bridel. am hinteren Eichberg. Grimmia pulvinata Hook et Tayl. Giimbelia orbicularis Hampe. auf einem Felsen in der Nahe der Aus- sicht selten. Encalypta streptocarpa H. im hinteren Atlitzgraben häufig. Orthotrichum anomalum H. auf Steinen und Bäumen sehr häufig. ■ — pumihim Schwg. auf Obstbäumen. — fastigiatum Bruch, auf Bäumen selten. — speciosum Nees. auf Bäumen am sogenannten Bau. — pallens Br. et Seh. auf Bäumen selten. — patens „ „ „ „ Bryum capillare H. im Atlitzgraben. — argen feum L. „ bei einem Kohlenmeiler, silber- glänzend. Mnium hornum L. in einem feuchten Hohlwege nach Klamm, sehr spärlich. — stellare H. — undulatum H. — cuspidatum H. Aulacomnion palustre Schwgr. an sumpfigen Stellen am Göstritz bei Maria-Schutz. Tetraphis pellucida H. in Wäldern bei Wartenstein. Catharinea Callibryon Ehrh. Polytrichum aloides Hdwg. Hohlweg nach Klamm. — urnigerum L. Wälder gegen Küb und Hohlweg bei Wartenstein, Hinterleiten bei Reichenau. — piliferum Schrb. Wälder gegen Küb. — formosum H. — juniperinum W. Loptohymenium filiforme Hüb. Anomndon viticulosns Hock et Tayl, Leskea romplanata H. im Atlitzgraben. Bypnum abietinum L. auf Felsen. 318 Hypnum recognitum H. Fuss des Güstritz. — tamariscinum H. an Bäumen. — splendens H. auf Waldboden. — aduncum L. im Atlitzgraben. — fluitans L. bei der Quelle im Eingang des Atlitzgraben unterhalb der Ruine Klamm. — rugosum Ehrh. — palustre L. in Waldbächen massenhaft, im Güstritzgraben, Sem- mering. — cupressiforme L. gemein. — — var. ßliforme. bei Wartenstein. — pulchellum Dicks. Hohlweg bei Wartenstein, selten. — incurvatum Schrd. häufig. — uncinafum H. auf nassem Holz. -- molluscum H. auf Felsen etc. — commutatum H. am Semmering. — filicinum L. „ — squarrosum L. Semmering, Göstritzgraben. — triqnetritm L. — pohjmorphum Hook, et T. Atlitzgraben, Semmering. — strigosum Hoffm. — denticulatum L. Hohlwege um Schottwien. — sylvaticvm L. — depressum Bruch. — ruscifoUum Neck, in der Quelle am Eingang des Atlitzgraben, unterhalb der Ruine Klamm in 5 Zoll langen Exemplaren mit Früchten. — purum L. — serpens L. an nassen Orten auf Holz und Steinen. — fluvitaiale Sw. auf nassem Holze. — albicans Neck. — salebrosum Hoffm. — lutescens H. am Semmering. — celutinoides Br. an Baumwurzeln, selten. — velutinutn L. Leucodon sciuroides Schwgr. Necker a crispa H. häufig. Fissidens adianthoides H. Hepaticae. Fegatella conica Corda. am Semmering, Marchantia polymorpha L. Metzgeria furcata Nees. — pubescens Raddi. Semmering, Atlitzgraben. Aneura pinguis Dum. in feuchten Hohlwegen. — palmata Nees. auf nassem Holze einer Wasserleitung. Blasia pusilla L. Hohlweg bei Wartenstein. Alicularia scalaris Corda Hohlweg am Bau. Plagiochila asplenioides Nees. — interrupta .. auf Felsen. 319 Srapania com pacta Lindb. Holihveg am Bau. Jungcrmd/inid incisa S dir ad. mit Tetraphis pelucida, sehr gemein. — trichnphylla L. „ „ „ Lophocolca hidentafa Nees. sehr gemein. — hctcrophi/l/a Nees. (Infosci/phns polyanfhos Nees. Plilidin»! ciliare Nees. Wiilder bei Wartenstein. liadiila conip/anafa Dum. Madothcca plati/phi/lla Nees. Trichocolca Tomentella Nees. Senmiering. Frullania dilatata Nees. auf der Rinde von Abies, (welche auf all(Mi Bergen abgeschält, als Gerber-Material verwendet wird) in ver- schiedenen Formen. Algae. Nosfnc commune Vauch. nach Regen massenhaft. Hijdnirus penicillatus Ag. im Atlitzgraben. C/iroolepus aureus Sparg. auf feuchten Steinen an der Semmering- sfrasse, Atlitzgraben. Oedogonium capillare Ktzg. bei Wartenstein. Spirogyra decimina Link, in stagnirenden Wassergräben am Sem- mering. Vaucheria clarata DC. in den hölzernen Wasserbehältern in Schottwien. — cespitosa Ag. „ „ „ „ Characeae. Chara foetida A. Br. in stagnirenden Wassergräben am° Semmering Liehen es. Variolaria communis Ach. auf Buchen am Bau. Pertusaria communis „ „ „ „ Graphis scripta „ „ „ ^ Verrucaria nitida „ „ „ „ Opegrapha atra Pers. „ „ „ Urceolaria scruposa Ach. var. hryophila. Atlitzgraben, Göstritz. Gyalecta cupularis Krbr. an Steinen, selten. Endocarpon miniatum Ach. an Felsen. Lecanora atra Ach mit L. subfusca Ach. und L. Hageni Fl. auf Abies am Seinmering. — subfusca Ach. a) vulgaris c) glabrata, Biiume, c) pinastri auf Holzplanken. — Parella Ach. var. corticola. selten. — ritetlina Ach. an Bäumen und Holzplanken. — murorum Ach. an den Barrieresteinen am Semmering, auf Felsen im Nasswald. Gyrophora polyphylla Rabh. an Felsen. Cullema atro-coeruleum Hall, zwischen Hypnum rugosum. An Felsen 320 gegenüber der Ruine Klamm am Eingang in den Atlitzgraben links mit Apothecien. — crispum Hoffm. — Verspertilio Hoffm. — granosum Rabh, — multißdum Sc, Parmelia parietina Ach. v. citrina. im Atlitzgraben. — — V. fulva Auf Obstbäumen. — centrifuga Schaer. hinteren Eichberg, häufig. — caperat a Ath. auf Bäumen bei Klamm. — fahlunensis Ach. nicht selten. — olivacea Ach. Atlitzgraben und bei Klamm. — saxatilis Fries, auf Ahies massenhaft. — ceratophylla Wallr. „ „ — tiliacea Ach. auf Steinen am Eichberg oberhalb Station Klamm. — ohscura Fries. — stellaris „ — pulchella Schaer. — pulverulenta Fries. Solorina saccata Ach. auf Felsen und in Hohlwegen. Peltigera aphtosa Ach. Wälder gegen Küb. — polydactyla Flk. AtHtzgraben. — horizontalis Hffm. — canina Hffm. Lecidea albo-atra Schaer. — fumosa Ach. — atro-alha Ach. bei Maria-Schutz. — vesicularis Ach. Atlitzgraben. Biatora aurantiaca Fries an Popul. pyram.^ Poststrasse. Cladonia rangiferina Hffm. — fimhriata Fries. Atlitzgraben. — pyxidata Hffm. Cetraria islandica Ach, im Schlagl. Hagenia ciliaris Eschw. E^ernia furfnracea Ach. häufig auf Abies-Rinde. — prunastri „ „ „ — divaricata Ach. einzeln unter den vorhergehenden. Bryopogon jubatus Lk. von verschiedener Färbung seltener als die folgende. Usnea barbata Fries, massenhaft auf Abies-Rinde. a. florida. — — ß. hirta. — — y. ceratina. — — 8. plicata. Fungi. Uredo sitophila Ditm. in einem Felde am Semmering häufig. — segetum Pers. in Avena- und Hör deum-¥ eidern. — receptaculoriim DC, an der Semmeringstrasse, 321 l'redo suaveolens Pers. im Himmelreich. — flosrulosorum A. et Seh. „ — Rumicum DC. auf wihlvvachsendem und kultivirtem Runiex scu- tafus L. — Leguminosarum Lk. auf Phaseolus, Lafhyrus, Medicago. — Linl DC. auf Wiesen am Semmering. — Euphorbiae Pers. auf Euphorb. Peplus. — Caprearum DC. — Salicis y, Atlitzgraben. — Vilellinae y, „ — PotentiUarum DC. auf Tormentilla häufig. — Labiatarum „ auf Mentha silvest. — Campanulanim? er s. auf Catnp. rapuncnloides in Aeckern häufig, auf Camp, rolundif. auf Felsen, seltener Atlitzgraben. — Bhinanthacearum DC. auf Rhinanthus am Semmering. — gyrosa Rebent. auf Rubus Idacus in Gärten. — miniata Pers. auf kultiv. und wilden Rosen. — Rosae DC. „ „ ., „ — fulva Schum. auf Tussilago, Petasites alba und officinalis, Son- chus arvensis und Adenosfyles alpina. — Candida Pers. a) gegen Payerbach auf Capsella; b) an der Sem- nieringstrasse auf Tragopogon. Aecidivm Compositaru7n Mart. auf Tussilago. — Vej'basci aiü Verbasc. phlomoides., vielleicht zu Aec. elongatumhk. gehörig; in der Nähe des Dorfes Klamm. — cornutum Pers. auf Sorb. Aucup. am Bau. Cronartium asclepiadevm Fries, auf Cynanchum. — Paeoniae Castag. im Posthausgarten auf Paeonia iSphaeria flaccida A. und S.)- Puccinia gram in is Pers. auf Hordeum distich., Sesleria caerulea. — Caricis DC. auf Carex hirta am Semmering. — Asari Link, am Semmering, selten. — Polygonorum Schlecht, auf Polygomim aviculare und dume- torum. — Menthae ?ers. auf Clinopodivjn, selten. — Betonicae DC. auf Salvia verticill. — Composilarum Schi, auf Lampsana com. — Balsamitae Rab. mit voriger auf Tanacetnm Balsamita im Post- hausgarten: aufr.iliig durch lichtere Färbung und im Kreise ge- stellte Häufchen. — Disroidearum Lk. auf Artemisia Absinth. — Pimpinellae Lk. auf Pimpin. magna an der Semmeringstrasse. — Fabae Lk. auf Vicia faba, Pisum arvttise. Phragmidinm incrassatum Lnk. auf Rosa canina und centifolia. — asperum Wallr. in violetten Häufchen auf Rubus fruticosus, am Wege vom Orte Klamm zur Kapelle oberhalb der Station. Torula pinophila Chev. — fructigena Pers. auf abgefallenen Aepfeln. 322 Helicomyces roseus Lnk. auf faulendem Baumstamm. Mijxosporium croceum Lnk. auf g-eschlichtetem Brennholze. Tubercularia vulgaris Tode. ß. Fraxini im Atlilzgraben; a. auf Pru- nus Armeniaca und Pyrus Malus in Gtirten. Rhizomorpha verticillata Rb. auf Bergwerksliülzern der Gypsgruben, Atlitzgraben. Erineum Cxyacanthae Pers. auf Crataegus. — alneum Pers. am sog. Bau bei der Station Klamm. fagmeum „„„„„„„ „ Sporotrichum bombycinuml^hh. auf einem im nassen Grase liegenden Stengel von Helianthus annuus. — fungorum Lk. auf Pilzen, in Wäldern bei Küb. Mucor rufus Pers. (M. ramosus Bull.) auf Agaricus beim Trocknen gewachsen. Depazca castaneaecola DC. auf Sorbus Äria. — cruenta Kunze auf Concall. in Wdldern. — Äegopodü Rab. auf Aegopodium häufig. Cytispora grisea Pers. auf Cornus sang, und Berberis \. — leucosperma Fries, auf Acer. — carj^hisperma Fries, auf Tilia. Excipida Heraclei Rab. auf Heracleum häufig. Hysterium herbarum Fries. 2l\x[ Conc. majalis selten. Leicht zu über- sehen, weil gewöhnlich mit Sclerotium sanguineum. Phacidium alneum Fries, auf Alnus glutinosa. Rhytisma acerinum Fr. sehr häufig. Polystigma rubrum DC. Sphaeria alnea Fr. bei der Station Klamm. — punctlformis Pers. auf Ribes rubrum. — maculaeformis „ auf Hierac. silcat. — picea Pers. auf cult. Lepidium sativum. — conigena Duby. auf Pmws-Zapfen. — disciformis Hoffm. auf diversi. — verrucaeformis Ehrh. auf Pyrus Malus. — macrostomum Tode, auf Cornus sang. — deusta Hoffm. auf Pyrus malus. — multiformis Fries, auf Buchenrinde. — fusca Pers. auf Pyrus Malus. Rypoxylon polymorphum Lk. Wälder am Bau. Erysibe macularis Schb. auf. Rosa centifol. — depressa Lk. a. Bardanae. auf Lappa. — communis Lk. auf verschiedenen Pflanzen. — guttata Lk. am Wege nach Wartenstein, auf Corylus und am Semmering auf Berberis. — bicornis Lk. auf Acer beim Posthaus. Sclerotium Clavus DC. in einem am Walde gelegenen Acker bei Maria-Schutz. — sanguineum Fr. auf Convallaria häufig. Aethalium septicum Fr. b) vaporarium auf Gerberlohe beim Lederer- 323 liaus, (I) riolaceum auf am Boden liegenden Aestohen von Corylvs im Himmelreich-Wald. Aryria unibrina Selim. auf faulem Holze der Wasserleitungsluitle. Trirkia fallax Pers. bei Wartenstein. Didymium herbarum Fries, an Co/-*//MS-Aestchen. Diderma ochraceum Hffm. Hohlweg bei Klamm. Rhizopogon rubcscens Tul. in Nadelwäldern, Göstritz, Atlitzgraben, Semmering. Scleroderma vulyare Fr. bei Breitenstein. Lycoperdon geinnialvm Bi\lsc\i &) excipulifonne, h) perlatum c) evhi- natum f) papillatutn. Lycoperdon Borista L. — caeküum Bull, am Semmering. Bot ist a plumbea Pers. Geaster mammosum Fr. Walder gegen Payerbach. — riifescens Fr an mehreren Orten. Thelebohts Sudans Fr. auf faulenden Aesten in Wiildern bei Brei- tenstein. Cyathus Olla Pers. hinter den Planken des Posthausgartens. — Cruc'ibulum Hffm. im Schlagl. Phallus impudkus L. in allen Hohlwegen nach Klamm; durch seinen Geruch sich bemerkbar machend. Exidia glandulosa Fr. im Scldagl. — Anriculae Judae Fr. ausserhalb des Posthausgartens. TremeUa foliacea Pers. selten. Gnepinia lielvelloides Fr. nicht selten. Calocera i'iscosa Fr. selten. Clararia formosa Pers. am Semmering. — anrea Schff. am Bau. — coralloides L — muscoides L. am Semmering. — fasligiala L. — palmata Pers. am Semmering. — cinerea Bull, bei Maria-Schutz. — Botrytis Nees. — flava Pers. Lecanidion atruin Rab. auf Obstbäumen. Peziza epiphylla Pers. auf morschen Blättern bei Boleros. — scutellata L. auf Holz an der Wasserleitungshütte, — heniisphaerica Hffm. in Wäldern nicht selten, — repanda Wahl. „ „ „ — pustutafa Flers. ,, „ „ — venosa Pers. im Atlitzgraben, einzeln, Helrella elastica Bull, im Walde beim Posthause, selten, Thelephora mesenlerica Pers. am Aufgange vom Atlitzgraben nach Klamm. — hirsuta W. in Wäldern. 324 Telephora terrestris Ehrh. zwischen Dorf und Station Klamm. — caryophillaea P. Semmering. Craterellus cornucopioides P. bei Klamm, selten. Hydnum zonatum Bat seh. bei Wartenstein. — cyathiforme Bull. Wälder, im Göstritzg-raben. — spadiceum Pers. einzeln bei Wartenstein. — aurantiacum A. u. Seh. am Bau häufig. — compactum Pers. sehr häufig. — rufescens Pers. nicht selten. — candidum Schm. einzeln am Semmering. — repandum L. häufig. — laevigatum S\v. selten. — imbricatum L. einzeln bei Wartenstein, am Semmering. Trametes suaveolens Fries. Göstritzgraben. — rnbescens Fries. Atlitzgraben. Polyporus versicolor Fr. Atlitzgraben. — zonatus Fr. „ — velutinus Fr. „ — albidus Fr. sehr selten; Atlitzgraben. — Schweinizü Fr. bei Wartenstein. — rufo-pallidus Trog, einzeln gegen Küb. — pinicola W allr. auf gefällten Bäumen häufig. — salicinus Fries, im Göstritzgraben. — igniarins Fr. selten. — betulinus Fr. selten, Atlitzgraben. — hispidus Fr. auf Fraxinus bei Klamm. — adustus Fr. Atlitzgraben. — fumosus Fr. „ — alutaceus Fr. häufig. — lucidus Fr. bei Boleros nicht häufig. — perennis Fr. oft in Erdhühlungen versteckt; hie und da in Nadel- wäldern. — subsquamosus Fr. am Semmering, einzeln. leptocephalus Fr. selten. (Schluss folgt.) Correspondenz. Prag, am 6. Oktober 1871. Herr von Uechtritz hat in der Septembernummer Ihrer Zeit- schrift auf die bisher vernachlässigte Verschiedenheit der Carex seca- lina und C. hordeiformis Wahlenb. aufmerksam gemacht und zu weiteren Mittheilungen über das Vorkommen derselben aufgefordert. Erlauben Sie mir daher einige Bemerkungen in dieser Angelegenheit. Die böhmische Pflanze, die ich in meinem Prodromus als Carex hor- deiformis aufgeführt habe, und die Dr. Reuss fil. unweit Budin im 325 nördlichen Biiliinen gcsainnielt Iialtc, ist niclit die echte Form dieses Namens, sondern die, wie es scheint, seltenere C. secalina. Als ich sie bestiininle nnd beschrieb, war mir allerdinys die Kleinheit der Friichte im Verfrlcich mit den meisten anderen Exemplaren der Mu- senmssammiung- aulFilliir, doch hielt ich selbe damals bei der grossen sonsliijen Lebereinstimmung lür nicht wesentlich, da auch bei anderen Arten nnd Kacen, z. B. der C. ru/yaris Fries die Grösse der Friichte uiul Fruchtschlauche variirt. Von dem durch Hrn. v. üechtritz neu eröffneten Gesichts|)unkte untersuchte ich beide Formen nochmals und bin jetzt auch geneigt sie für zwei freilich nahe verwandte Arten anzuerkennen. Die Nüsschen besonders sind sehr verschieden. Auffallig ist die Neigung der C. secalina von allen meinen Standorten zur Bildung zusannnengesetzter Aehren. so dass sehr oft 2 — 3 Aehr(Jien aus einer Blattscheide iierauskoninien, was bei C. hurdeifonnis gar nicht ^orzukommen scheint. Die Blattfasern der letzteren sind \iel derber und bleiben langer als Faserschopf zurück, wahrend sie bei C. secalina leichter zerstört werden. — Das Museuinsherbar besitzt die C. secalina noch vom Grafen Waldstein aus Ungarn nnt der Etiquette: „bei Ofen und von dem Balatoner (? ist sehr unleserlich) See." Der Xame ist dazu richtig C. secalina gesetzt mit dem Citat C. hordeiformis Host. Gram. t. 7fi, die Abbildung Hosts, obwohl nicht fein, gehört wohl zu ihr. Wallroth besass die C. secalina kultivirt aus dem bot. Garten zu Halle unter dem Xamen C. Michelü Host. Für die echte C. hordeiformis kann ich zu den Standorten Hm v. Uechtritz's noch hinzufügen: Neusiedler See („ad lacum Poson." Schenk), Angern in Niederösterreich (Matz). — Wenn'" Herr v. Üechtritz ferner den Senecio aquaticvs Hudson für Nieder- iislerreich langnet und für Ungarn in Frage stellt, so kann ich ihm nur beipflichten; auch ich^habe mir schon längere Zeit dieselbe Ueber- zeugung gebildet. Der echte Senecio acjuaticus scheint eine durchaus westlichere Pflanze zu sein. Auch in B<»hmen, welches Hr. v. Üech- tritz noch in ihren Verbreitungsl)ezirk zieht, wuchst sie nicht. Was sonst unter diesem Namen in Böhmen verstanden wurde, ist überall nur S. erraficvs oder, wie ich ihn lieber nenne, S. barbareaefoUus K rock er. — Als interessante Novität her böhmischen Flora habe ich Ihnen heuer mitzutheilen. dass Anthemis montana L. in einer mit der alpinen Varietät A. stf/riaca bis auf geringe durch den nic-ht alpinen Standort erklärliche Aiiweichungen übereinstimmende Form im mitt- leren Böhmen bei Dobins auf einer von Pribramer Schiefern (Thon- schiefer) gebildeten hitchstens 1200 Fuss hohen Abhang in grosser Menge vorkommt. Zuerst fand sie Prof. ¥.m. Purkynö auf einer Ex- kursion der Forstscimle von Weisswasser in etlichen Exemplaren. Ich habe später die Lokalität genauer botanisch untersucht und vcm der völlig ursprünglichen und massenhaften Verbreitung der Art auf jenem Abhang mich überzeugt. Sollte Jemand Exemplare von daher wünschen, so kann ich mit einer Anzahl zu Diensten sein. Dr. L. Celakovsky. Oesterr. botan. Zeitschrift. 11. Heft 18T1. 24 326 Sl. Gotthärd in Siebenbürgen, am 14. Oktober 1871. Ich halte mich geg-envvärtig zur Erholung hier auf, mich von den türkischen Reisestrapazen erholend. In meinem Garten traf ich hier noch öeberreste der Centaurea alpina, die ich vor drei Jahren aus Samen anbaute, die ich von Hrn. v. Tommasini erhalten. Sie vertrügt die hiesigen strengen Winter recht gut und pflanzt sich nun von selber fort. Ich habe sie zwischen einer Masse von Centaurea ruthenica stehen, die ich ebenfalls 1868, aber in Rhizomen herver- pflanzte. Kitaibelia, stand in prächtigen Exemplaren da. — Hepatica transsihianica versetzte ich in mehrere Gehölze der Umgebung; icii sah sie überall noch vorhanden. Gevjii rwale wuchert hier recht üppig. Meinen Freund Kern er wird es interessiren, dass ich im Rhodope- ge4irge 1 Tag weit südlich von Philippopel einen Bastart von Geii7n rirale und G. coccineum in zwei Exemplaren auffand. — Ueber- morgen kehre ich nach Pest zurück und mache mich sogleich an die Vertheilung der türkischen Ausbeute, die ich im November beendigt haben will. Meine Herren Korrespondenten hoffe ich mit den heurigen Sachen freudig zu überraschen. — Vorgestern sammelte ich hier reife Früchte der Iris hiimilis M. a B., die heuer zahlreich geblüht haben muss. Doch ist das Aufsuchen recht ermüdend, da die fast stengellosen Kapseln ganz in der Erde drinnen stecken und obendrein zwischen Cra?ae'iederösterreich. — Von Hrn. An dorfer mit Pfl. aus Niederösterreich. Sendungen sind abgegangen an die Herren: Sekera, Dr. Ha- lacsy. Eingesendete Pflanzen. Aus N i e (1 e r ö s t e r r e i c h : Crypsis alopecuroides, Jirnms sphae- rocarpus, Seriecio Doria. Kochia scoparia, Succisa ausfralis, Alliunt siiaveoletis. Adenophora lilifolia^ Campamda alpina. Heracleum austria- cum, Diantfuis afphms. AchUlea Clavennoe. A. Chisiana, Pedicu- laris Jacquinii. Senecio abrotanifoUus, Antieria alpina, Hieracium glabratum, Saxifraga stelloris. S. caesia, S. rotundifolia. Potentilla Clusiana, Arena distichophylla, A. alpestris, GalateUa cana, Arte- tnisia Scoparia, A. maritima, Gypsophila paniculata, Cnidium teno- svm. Peucedanum officinale u. a. eing. von Dr. Halacsy. Aus Oberungarn: Alyssum saxatile, Draba aiz>oides. Filago apiculata, F. cariesretts, F. mixta, Hieracium racemosum, Valeriana tripteris, Meesia Albert ini u. a. eing. von Holuby. Aus der Militärgrenze: Echiiim italicvin, Glycirrhiza echi- nata, Verbascum floccosum. Yeronica anagaUioides, livmex pnlcher. Anchusa italica, A. Barrelieri, Anthriscus trichosperma, Cyperus pa- 328 tulus, Euclidium syriacum, Hesperis runcinata, Oenanthe banatica, Ornithogalum stachyoides, Vicia pannonica, V. serratif'olia u. a eing. von Dr. Godra. Aus Frankreich: Salvia offic, CapseUa rubella, Pterotheca nemauensis, Melica nebrodensis, Phleum asperum^ Senecio adonidi- folius, Scirpus supinus. Lepidium graminifolium, Poa megastachia. Eing. von Hervier-Basson. Aus Oberösterreich: Impatiens pai'viflora, Omphalodes scor- pioides, Ononis repens, Senecio alpestris, Typha minima u. a. eing. von Dr. Rauscher. Correspondenz der Redaktion. Herrn C. in K. : „Kann vorläufig nicht dienen." — Herrn H. in E.: „Alles erhalten." Inserate. Oeffentliche Frage an Herrn F. €. Dacommun, Professor in Solothnrn in der Schweiz. Ich habe Ihnen in Folge ihrer brieflichen Einwilligung, im Tausche gegen schweizerische Pflanzen, im Jahre 1869 am 20. August und 1870 am 2. Februar je zwei, somit zusammen vier Centurien getrocknete siebenbürgische Pflanzen frankirt gesendet. Indem ich aber bis zu heutigem Tage weder Pflanzen noch eine Antwort auf mein mehrmaliges Schreiben von Ihnen erhielt, bin ich genöthigt, mein Herr, Sie öff'entlich zu fragen: was ist die Ursache der Nichibeantvvortung meiner Sendungen und Briefe? und auf welche Art glauben Sie ein solches Benehmen entschuldigen zu können. Koncza in Siebenbürgen, den 27. September 1871. Johann v. Csatö. Im Selbstverlage des Dr. C. Baenitz in Königsberg in Pr. und im Kommissionsvrerlage der Remer'schen Buchhandlung in Görlitz ist er- schienen: Herbarium meist seltener und kritischer Pflanzen Deutschlands und der angrenzenden Länder. Lief. XI und XII. 266 Nummern. Da jede Pflanze auch einzeln — direkt vom Selbstverleger zum Preise von lYg Sgr. im Buchhandel 2 Sgr. abgegeben wird, so findet jeder Botaniker hier Gelegenheit sein Herbar durch die seltensten Pflanzen Deutsch- lands, Ungarns, Siebenbürgens, Schwedens etc. zu vervollständigen. — In- haltsverzeichnisse durch jede Buchhandlung und den Selbstverleger. Im Selbstverlage des Gefertigten ist soeben erschienen: Herbarium transsilvanicum. Lieferung 1, enthaltend in 50 Nummern die Laubmoose Siebenbürgens. In IVlappe in eleganter Ausstattung 1871. Preis 5 fl. öst. W. Demnächst werden weitere Lieferungen enthaltend die Lebermoose und Flechten Siebenbürgetis erscheinen. Josef Barth, ev. Pfarrer A. B. in Langenthai bei Blasendorf in Siebenbürgen. Ein Botaniker, zugleich tüchtiger Oekonom sucht eine dauernde Stelle entweder als Verwalter oder Rentmeister: nähere Auskünfte ertheilt be- reitwilligst die Redaktion dieses Blattes. Kedakteur und Herausgeber Dr. Alezander Skofitz. — Verlag von C. Oerold'8 Sohn. Druck und Papier der O. Ueberrenter'schen Buchdruckerei (W. Salzer). Oesterreicliisclie Botanisclie Zeitsclirift Gemeinnützig-es Org-an l'iir i»ie Jistcpreiciiisciie Exemplare botnnlRrlie /..■Itsclirllt Rnijinib nilil Rn^anibni* liiefrel Jurci. die I'ostbc- erscheiQ. DOldniK IIIIU UOianlKCI , z3feawcr,lcnsollcn .sin.l den Krsten jeden Monats. blo!> bei der Redaktion Jl^?St"«T:.t.^^^- Gärtner OekoiioiuoD, Forsluiännor, Aerzlo, ^'r";^^:r?r^ '^ (.V mir. JO Xijr.) Im Weje des p a n zj ä h t i sr. oder inülliplop llllil TocIlMilpP Buchhandels übernimmt mit « II. e:l kr. öst. W. .1|)UII1U11 UllU llUllllkU. Pränumeration Ii a 1 b j .^ li r i r. Wawra. — Kryplopamen von .Schnttwien. Von Wallner. — Literiturberichte. Von Kanitz. — Correspondenz. Von Vit ton i, Briitlicrus, Dr. Heiden reich, Uadde, Dr. Uohenacker. — Per- sonalnotizen. — Sammlungen. — Bot.misclier Tauschverein. - Inserate. Einladung; zur Pränumeration auf den XXII. Jahrgang (1872) der Oesterreicliischen Botanischen Zeitschrift. (Oeslorr. bolan. WotliPnb'aC) Auf die „Oesterreicliische botanische Zeitschrift," welche von den hohen österreichisch-ungarischen Ministerien für Kultus und IJnterriclit den Mittelschulen empfohlen wurde, priinumerirt man mit 5 fl. 2ö kr. ö. W. (3 Rtlilr. 10 Xgr.) auf den ganzen Jahrgang oder mit 2 fl. 63 kr, ö. W. auf einen Semester und zwar auf E.vem- plarc, die frei durch die Post bezogen werden sollen, nur bei der Redaktion: Wien, Xeumanngasse. Nr. 7. Bei der Zusendung des Pranumerations-Betrages ersuchen wir um die genaue und deutlich geschriebene Adresse mit Angabe der letzten Post. 0«sterr. boiau. Zeitächrift 12. Hefi 1S71. • 25 330 Alle Buchhandlungen des In- und Auslandes nehmen ebenfalls Pränumerationen an. Die Versendung- an die Buchhandlungen hat die Verlagshandlung C. Gerold''s Sohn in Wien übernommen. Von den bereits erschienenen Jahrgiingen können noch voll- ständige Exemplare gegen nachfolgende Preise bezogen werden: 1. Jahrgang 2 fl. (1 Thlr. 10 Ngr.) — 2. und 3. Jahrgang zu 1 fl. (20 Ngr.) — 8. bis 19. Jahrgang zu 3 fl. (2 Thlr.) — 20. und 21. Jahr- gang zu 5 fl. (3 Thlr. 10 Ngr.) Bei Abnahme sämmtlicher Jahrgänge von der Redaktion, 20 Procent Nachlass. Dr. Alexander Skofitz, Wie d en, Ne um an n g as s e Nr. 7. Phytographische Beiträge. Von Dr. Lad. Öelakovsk;^. II. Hieracium setigerum Tausch. Eine sehr wenig gekannte und vielfach unrichtig aufgefasste Pflanzenform ist das in der Ueberschrift genannte Hieracium. Tausch hat es zuerst 1828 in der Regensburger Flora (I. Ergänzungsblatt p. 61) unter einer nicht geringen Anzahl sogenannter neuer Arien veröffent- licht, von denen nur H. pratense allgemeine Anerkennung erwarb. M^n muss gestehen, dass Tausch sein H. setigerum sehr ungenügend aufgefasst und beschrieben hat. Koch zog es als einfache Varietät zu H. echioides. Noch weiter ging Fries (in den Symbolae und der Epicrisis), indem er es für ein blosses Synonym Aon H. echioides erklärte und daneben ein eigenes hievon verschiedenes H. setigerum aufstellte. Eine ganz abweichende Deutung gab der Tausch'schen Form A scher son (in Flora v. Brandenburg S. 393), der sie für einen Bastart von H. echioides und H. pilosella betrachtet. Ich habe die Ueberzeugung erlangt, dass die in Rede stehende Pflanze eine eigenthümliche, von ü. echioides verschiedene Form dar- stellt, der man nach den geltenden Prinzipien in der Artbegrenzung innerhalb der Gattung Hieracium^ das Artrecht nicht wohl verweigern darf, da sie um nichts schlechter ist als H. echioides, cymosum., praecil- tnm u. s. w. Ich gebe zunächst die unterscheidenden Merkmale, welche Koch, Fries und A. grösstentheils übersehen haben. H. echioides. Stengel hart, holzig, reich, nach oben abnehmend beblättert (10 bis 20blätterig). Grundständige Blätter und selbst die untersten Stengelblätter zur ßlüthezeit schon vertrocknet. H. setigerum. Stengel schaftarfig , unten meist 3blättcrig (seltener bis öblätterig), oberwärts nackt. Grundständige Blätter gross, zur Blülhezeit frisch. 331 Borstliaaro auf Steiiffol und Bl.illern selir zaiilri'ii'h und dirlil, sleif anjriMlriickt oder aul'wiirls ge- krinnmt. Blülhonsfand ffipfolstiindig' , meist godrunoon. oder die Haupliisle verliiuoreit; Kopie milteigross. Borsthaare auf Stengel , Blattern und Kopl'i'u zcrsfreuf, ahsleliend. nur auf der Oherseile der Bliiller angedriiekl, daseliisl dicker und steifer, in Verliefungen stehend. Bliitliensland meist arnik(ii)rig, ga- helrispii»-. mit enlfernlercMi ver- längerlen Kopfslielen, seilen el- ■Nvas kurzi.slig; K()pfe grösser, bauchiger, als bei //. ec/üoides. H. echioidi's erscheint wieder in 2 charakleristichen Formen: a) albocinerciiiii, Kiipfe und iiire Stiele wegen der sehr spiir- liihen, Kaum bemerkbaren, kurzen, und bleichen Borsthaare glatt anliegend crraufilzig ß) setosum, Köpfe und ihre Stiele zwischen dem Filze borst- haarig zotUg. Diese Varietiilen verhalten sich zu einander ungefähr Avie //. pi/osella f/cfniimini zu //. PcUeterianum Merat; die var. ß. nähert sich mehr dem //. scligerum, dessen Kopfe stets langzollig sind. Hieracivm cchioides und setigerum unterscheiden sich vorzüglich durch ein verschiedenes Wachsthum, in welchem letzteres mit H. praealtiim, ci/inosnin u. s. w. übereinstimmt. Wollte Jemand diesen Unterschied auf kr.ifligere und kümmerlichere Entwickelung zurück- führen (was auch s;'hon geschehen ist), so ist dagegen zu i)emerken, dass dann am Standorte unter H. cchioides einzelne E\em|)lare //. scfif/cruni sein miissten und umgekehrt. wäln*end in Wirklichkeit beide Formen besondere Standorte bewohnen: dass H. setigerum ebenso oft kriiftig und bis 1 Vi' hoch gefunden wird, als H. cchioides niedrig und schwächlich , dass endlich H. seiigeniin aus der var. setosvm entstanden sein müsste, Avährend von «. albociuereum eine dem //. setigerum entsprechende Form vermisst wird. Die Wachstliumsunterschiede sind folglich für spezifisch anzusehen. Der nächste Verwandte des //. se~ iigerum unter den übrigen Arten von gleichem Wachsthum ist U. pracaltuin. und zwar jene eigenthümliche borstige Form desselben, die Tausch 1828 und vor dem schon Gochnat //. collinum ge- nannt hat und Koch später als var. e. hirsutum und f. setosvm unter H. praealtum aufstellte. Wenn nuiu auf die Farbe des Blattes grosses Gewicht legen darf, (Wimmer theilt darnach die Arten ab) so dürfte H. collinum selbst für eine eigene Art anzusehen sein, wegen der grasgrünen Blatler, da bei dem typischen IL praealtum die Blätter bekainillich eine graugrüne Färbung zeigen. Dieses H. collinum steht nun dem //. setigerum sehr nahe, seine Iv()pfe sind jedoch mehrmals kleiner, nicht so langzottig, minder siernlilziir. der Blüthen- sland kurzästig, reichköpfiir. Stengel und Blatlunterseite minder dicht sternhaariy. die Borsthaare auch feiner, milder, kürzer. Wie zu sehen, sind die rnterschiede ziemlich relativ, oln\()hl der Habitus beider be- sonders wegen der Grösse der Kiipfe doch eigenlhinnlich ist. H. se- 25* 332 tigerum steht deinnacli ziemlich in der Mitte zwischen H. colUnum und H. echloides, dem crslercn sogar niilier; ja es g"il)t eine Form dos IL collinum, die ich in meinem Prodromiis als y. sef osissimum bezeichnet habe, bei der die Köpfe etwas grosser sind, als gewöhnlich, die Borsten starrer und länger. ü. praealtuni genuinum, H. collinum, H. seiigerum, H. echioides a. setosum, ß. albocinereiun bilden eine fast kontinuirliche Reihe, deren Endglieder sich allerdings weit von einander entfernen. Die Anwendung eines strengen SpeciesbegrifFes wird hier schwierig. Wären nur 2 Clieder dieser Kelte gegeben, so würde man sie getrost in eine Art vereinigen; thäte man es jetzt wirldich, so zieht jedes Glied der Reihe bei konsequentem Vorgehen die anderen nach sich und man erhält eine ganz monströse Species. Ausserdem ist die Kette noch nicht zu Ende, indem H. praeallum durch H. floribundum Wimmer ebenfalls enge mit H. auricula zusammenhängt. H. cgntosu/n, pratense, aurantiacum sind Seiteng inge der Hauptreiho, ersteres grenzt nahe an H. collinum, die letzteren beiden an H. floribundum. Ich ld)ergehe zur Bcnrtheilung der Ansichten, die man bei den botanischen Schriftstellern über Eier, setigerum Tausch findet. Tausch selbst hob als einzigen wesentlichen Unterschied dieser Art von //. echioides das anthodium canescenli-villosum hervor, und schrieb dem H. echioides ein anthodium tomentosum zu. Nach der Diagnose würde er meine var. setosiun zu echioides gerechnet haben, indessen hat er diese Varietät kaum gekannt, da sein H. echioides im Herb, hohem, die var. albocinereum und sein H. echioides die oben beschriebene Art darstellt. Das Hier, cinereum Tausch, be- reits 1819 in der Flora veröffentlicht, ist von //. setigerum spezifisch nicht verschieden, eine Form mit blühenden Läufern und noch grös- seren K()pfen. Nach strengster Priorität nuisste der Name H. cinereum vorgezogen werden, ich glaube aber, dass der Name der Normalform wenn auch jünger, beizubehalten und der der abnormen Form ihm unterzuordnen ist. Koch beachtete die abstehenden Haare des H. setigerum und die angedrückten des H. echioides ganz richtig, übersah aber ganz die Wachsthumsverhällnisse, was um so sonderbarer ist, da er doch von //. collinum, seinem H. praealtum s. hirsutum be- merkt: „ab H. echioide haec varielas diftert foliis caulinis paucis, non sensim decrescentibus." Ob Fries im Rechte ist, wenn er das H. setigerum Tausch als Synonym zu H. echioides setzt, mag der Leser aus meiner obigen Auseinandersetzung beider Arten beurtlicilen. Mir ist das um so un- begreiflicher, da der berühmte Verfasser der Epicrisis die Taus ch'schen Originalpflanzen gesehen hat und da er das H. cinereum Tausch als eine besondere ausgezeichnete Form aus der Verwandtschaft des H. echioides anerkannt. Die Stelle lautet: H. cinereum Tausch! est forma valde insignis, pumila, statura fere H. dubii, foliis radicalibus multis persistentibus, cauihiis paucis (2—3), caule subfurcato oligo- cephalo, at rami inferiores folio fulcrati ad Echioidea ducunt. — Alles das (bis auf den niedrigen Wuchs, der durchaus nicht wesentlich ist) gilt vollstiindiiT von //. tfcfit/cruin. weil eben diese Form und //. ci- ticreiiiii gar nichl wesenllicli versi'liieden sind. Als sein //. crltioidcs lial Fries eine Anzahl E\ein|ilrtre des l)(iliniis(lien .Musenins besliinint, von denen die nn'isten dem >>' all- rot lisilien ller!)ar entstammen und von \>'allroth als II. cchioicles bezeithnet sind. Aueli sah ich ein übereinstimmendes schwedisches Exemplar der Friesschen Pilanze von Dr. l'eterson an Knat" mit- ffetheilt. Danach ist diese wohl Wenigen bekannte Pllanzc eine stark zu H. sctigerum Tausch hinneigende Form des II. coUinum mit merklich grusseren Kiipl'en. die aber doch die von manciien Formen des echten //. praealttaii (II. radiocaule jUifenim Tausch erreiihte (Jriisse nicht iU)erschreiteii, und mit einer lockeren, mehr verlängerten Doldentraube. Fries konnte \o\\ dieser Form mit Reciit sagen: inier //. cymosum et ec/iioides omnino medium, priori meo sensu proprius. — Für //. echioides ist aber besser H. setigerum Tausch zu setzen und unter //. cijmosum genuinum versteht Fries das II. cullinum., wie ich weiterhin zeigen werde. Wie nahe andererseits das H. se- tigerum des Fries dem des Tausch steht, beweisen 2 (jedenfalls bidimische) Flxempliire von //. setigerum Tausch der Upizschen Samndung, welche Fries ebenfalls für sein H. setigerum bestimmt hat. Ich liabe in meinem Prodronius desshalb die Fries'sche Pllanze mit der Tausch'schen indentilizirl, glaube aber jetzt, dass letztere Bestimmung als blosser Irrthum nicht in die Waijschale üfolegt werden darf. Ebenfalls eine Irrung ist es, wenn Fries das H. echioides Wallr. in der Epicrisis für die echte Pflanze Luiunitzer's erklart, nachdem er es in dem bülim. ^luseumsherbar für sein //. setigerum bcstiunnt hat. Ein //. echioides findet sich im Herbar AVallroths gar nicht vor. ist also nie von Wallroth in Thihüngen gesammelt worden, nicht einmal H. setigerum Tausch, wohl aber die besprochene Form von //. collinum, die W allrot li für //. echioides hielt. Hiemit kliirt sich auch ein yflanzengeographisclier Zweifel auf. Die Angaben ühcv H. echioides in Thüringen sind den deutschen Botanikern zweifelhaft (siehe z. B. GarcKes Flora), da es neuerdinas niciit mehr oefuntleu wird. Sofern die Angaben auf obiger Bestimuunig ^^'allroth's und ähnlichen Bestinnnungen beruhen, ist II. echioides aus der Flora Thü- ringens einfach zu streici'.en. Zu H. setigerum Tausch wird von Meyer, Koch und Anderen auch das //. liolhianum \\ üWy. zilirt, \on Fries hingegen letzteres nach Ansicht der Originalpllanze für eine Spielart des H. cymosum L. (genuinum) mit sehr starren Borsten erklärt. Fries sagt in der Epicris. p. 37: das H. liothiaiium liege im Wall rot h'schen Her bar zwischen echtem H. cymosum als ,/f. cymosum liotlüanum Wallr." Im Wallroth"schen Herbar gibt es aber keine solche Etikette, viel- mehr findet sich daselbst das II. Rothianum mit folgenden 2 Zetteln. Auf dem einen stellt von Wallroths Hand: ,,kann weder zu II. flo- rentiuum noch zu //. cymosum gerechnet werden. Snijar von //. echioides weicht die Infloreszenz, die in Hinsicht der Dichotomie sehr 334 eigenthümlich ist, sehr ab." Mit Bleistift zug^eschriehen steht H. Ro- thianum mihi, darunter eine Anmerkung- von Koch's Hand: non differt ab H. echioides etc. Die zweite Scheda von Wallroth's Hand lautet: „//. echioide Lumn. var, ramosa. H. Rothianmn Wallr. sched. ex agro hallensi." — Die Deutung dieser Pflanze verursachte mir anfangs viel Kopfzerbrechen, ich vermuthete einen Bastart (das gewöhnliche Aus- kunflsmittel in zweifelhaften Fallen), habe mich aber scliliesslich über- zeugt, dass die Pflanze allerdings zu //. echioides Wallr., d. h. H. collinum gehört. Die beiden vorliegenden Exemplare sind nur untere Stengeltheile, aus deren Blaltacliseln dünne Aeste hervorkommen, die in einen gabelig-langästigen, wenigköpfigen (4 - 7köpfigen) Blüthen- stand endigen. Durch einen äusseren Eingriff, wahrscheinlich durch Absicheln der Kauptstengel, wurden die unteren zahlreichen Aeste erzeugt und hat sich der Blüthenstand ärmer und gabelig gestaltet. Im Uehrigen stimmt da? H. Rothiamim, ganz mit dem H. echioides Wallr. = setig er um Fries = H. collinum var. überein. Dieses Resultat harmonirt sehr wohl mit der Deutung, die Fries dem H. Rothianum gab, bis er sie für eine Form seines H. ci/mosum genvimnn erklärte. Fries unterscheidet nämlich von H. cymosum zwei Formen: geniiinum und pubescens Lindbl., welche er gesondert als wie besondere Arten beschreibt, aber ausdrücklich als nicht spe- zifisch verschieden anerkennt. Das H. cymosum pubescens der Synopsis ist das E. cymosum des Villars und nacli der Beschreibung wohl auch Linne's, oder das E. Nestler i Koch; '"') das E. cgmosimi genuinum ist dagegen nach Fries' Bestimmungen im böhm. Herbar und nach dem Texte der Epicrisis dieselbe Pfl.aize wie das E. collinum Gochn. (Mit Unrecht zitirt Koch und Fries das E. collinum Tausch zu E. praeallum var. decipiens Koch). Die Fries'sciie Auffassung des E. cymosum, beziehungsweise die Vereinigung des E. collinum mit demselben kann ich durchaus nicht billigen. Das echte E. cymosum treibt nie Läufer, sondern hat einen kurzgliedrigen, sogenannten abgebissenen Wurzelstock („Radix praeniorsa'' der Spec. plantar.), collinum treibt sehr häufig Läufer. Ausser durch die charakteristische Behaarung des Krautes unterscheiden sich die beiden Pflanzen : E. cymosum hat kleine, sehr weich behaarte Köpfchen in doldenartiger Rispe, indem die Hauptäste zahlreich fast aus einem Punkte entspringen; E. collinum (wie auch das eigentliche E. praealtum) hat grossere Köpfe mit steifen Borsthaaren und die nicht sehr zahlreichen Aeste des Blüthenstandes sind ungleich, mehr we- niger auseinander gerückt. Diese beiden sicher spezifisch verschiedenen Pflanzen werden übrigens oft zusammengeworfen, auch in Wallroth's Herbar. Vielleicht gehört auch E. poliotrichum Wimmer nicht zu cymosum, sondern zu E. collinum. Noch bleibt die Annalane, dass E. setigerumTa.iisc\\ ein Bastart von E. echioides und pilosella sei, zu besprechen. Das E. cinereum '■") Das H. Nestleri \ill. ist nur eine besondere, reicher beblätterte Form des H. cymosum. 333 hat schon Taiiscli fiir hybrid crkliirl imd \i('lo Aulorcii sind iihcr- zt'ii^l von (Ut Hi( lilioKeil dieser Aiisidil. Die l'llanzo, wehiic Ascherson als IL pihsfllayc crhioidcs aullVihrl, ist nach einem l£\(Mii|»l(ir an.s des Anlors Hand von den Dielower Herren allerdinirs //. sctif/cniin Tansch. Das Vorkommen dieser Pllaiize in Böhmen widersprich! eiilschie(hMi einem iiyl)ri(hMi rrspi'nn»- (h'rselhen; sie {\\u\ol sicli im Mohiaullialo hei Prai>- nnd im nnleren Elhliiale nirhl sellener als II. ccliioides, in der Ui'i>('| in Menge heis.immiMi, sehr hiUiliii- von lel/lerem itrllieh »•anz yelrennt. So z. B. ist es haiilii>- aul' (h'in llUihoeeper Keisenkammo l)oi Prag nnd aneh anl' (k'in Lohosili hei Lohosilz. Nvaiirend an l»ei(h'n Orten H. echioklcs ganziieli leiiK. Oh (his //. setk/eruiii aneh der Bil- dnnir aanz enlspriclit, (he man a [iriori ans einer Vermisehunt»- von H. i'chiohles nnd pilosclla er\>arlen könne, lasse icli (hiliiiiyeslellt. ^'nr möge noeli anf die grosse Konstanz des ü. scfigcntm in Ceslait und Behaarnng hingewiesen werden. Da von //. erhioidcs (He genannten 2 \'arielaten Iiestehen, und da //. pilosclla in der Ui>gel keine langen Borstliaare auf dem Hüllkelche ausbildet CH. Pclcleriamnn ist bei uns sehr selten), so müsste man nach der Behaarnng der Kopie 2 Va- rietäten des //. setigcnüH erwarten; und da die var. alborinereiim hei uns bei weitem häuüger vorkonnnt, so sollte der Bastart eher glatte borstenlose Kopie besitzen, wahrend doch die Kopfe des U. selujerum stets borsthaarig sind. L'ebrigens ist die Annahme hybriden Ursprunges auch ganz über- üiissig, nachdem //. scl'ujt'rum in der besprochenen Si)eziesrei!ie ein natürliches Bindeglied zwischen H. coUinum und cchiuides bildet. Chronik der Pflanzenwanderungen. Von A. Kerner. Zu öfteren Fialen wurden mir aus dvn verschiedensten Gegenden Oesterreichs, Ungarns, Deutschlands und b^-ankreichs IMlanzen zuge- sendet, welche an den Fundorten, wo sie gesannnelt worden waren, erst vor ganz kurzer Zeit sich eingebin'gert hatten. Die diesen IMlanzen beigefügten Aolizen waren mitunter von liohem Interesse, wurden aber von den betrellenden Findern in der Regel nicht fin* wichtig genug eraclitet, um sie besonders zu publiziren. — Aus einigen dieser No- tizen entnahm ich auch, dass den Schreibern derselben noch ganze Reihen einschläuiger Erfahrungen bekannt sein müssen, über welche bisher keinerlei Mittheilungen in Fachschriften genuicht wurden. Wie scha(h! um so viele derlei Beobachtungen, die mit dem Scheiden desjenigen, der sie gemacht hat, verloren gehen! So lange die Beobachtungen vereinz(>ll dastehen, ini)gcn selbe allerdiniJ-s fast werthlos scheinen ; wie anders aber, wenn sie mil gleichartigen oder verwandten Beobachtungen zusannnengehalten, an- 336 einandergereilit und von einem übersichtlichen Standpunkte aus auf- gefasst werden. Wir sehen dann einzehie Pflanzen und ganze Pflanzen- gruppen von Stelle zu Stelle wandern und sich ein neues Feld erobern, wir sehen diese Pflanzenarten auf ihren Wanderungen an klimati- schen Schranken anlangen, welche sie nicht zu bewältigen im Stande sind, und so neue Vegetationslinien entstehen und neue Hohengrenzen sich bilden; wir bemerken weiterhin, dass gewisse Gewachse an jener Bewegung wenigstens zeitweilig nicht theilnehmen, obschon sie ihrer Organisation nach nicht weniger zur Wanderung geeignet sein wüi-den, als jene anderen gegenwärtig auf der Wanderschaft begriffenen Pflan- zenarten; wir finden endlich viele dieser stabilen Arten durch die Eindringlinge mehr und mehr zurückgedrängt und manche derselben in allmäligem Aussterben begriffen. Ja noch mehr: es ergibt sich, dass ganze Floren sich analog verlialten, wie die einzelnen Pflanzen- arten; dass nämlich die eine Flora gerade gegenwärtig im lebhaf- testen Umgestaltungsprozess begriffen sein kann, während eine benach- barte Flora von dieser Bewegung gleichzeitig unberührt bleibt, obschon zahlreiche Erscheinungen dafür sprechen, dass diese jetzt zeitweilig stabil gewordene Flora einst gleichfalls einen sehr lebhaften Gestal- tungsprozess durchgemacht hat. So werden unscheinbare Einzelbeobachtungen in ihrer Gesammt- heit wichtige Beitriige zur Geschichte der Pflanzenwelt und insoferno auch unschätzbare Beiträge zur Losung der wichtigsten Probleme der Naturforschung. Diese Erwägungen aber veranlassen mich hiermit, meinem wer- then Freunde Skofitz, dem Redakteur dieser Blätter, den Vorschlag zu machen, in der „Oesterreichischen botanischen Zeitschrift" eine eigene Rubrik mit der Ueberschrift „Chronik der Pflanzenwanderungen" zu eröffnen und die Botaniker, welche sich für die Sache interessiren, dringendst zu bitten, alle einschlägigen Entdeckungen, Beobachtungen und Notizen, so unbedeutend dieselben auch scheinen mögen, in dieser Chronik zu verzeichnen. Die Gegenwart, in welcher sich die meisten Fachmänner ein- seitig einer Richtung botanischer Forschung zugewendet haben, welcher floristische Beiträge und Notizen über die Aenderungen der Pflanzen- decke werthlos sind, mag dieselben wohl wenig beachten und dürfte sie auch kaum schon verwerthen. Auch in der Wissenschaft wechselt aber die Mode, indem bald diese bald jene Reihe von Untersuchungen mit Vorliebe kulti^irt wird, und so kommt gewiss auch wieder eine Zeit, welche die in der „Clu'onik der Pflanzenwanderungen" verzeich- neten Beobachtungen mehr zu schätzen weiss, als die von der „Schei- telzelle" beherrschte Jetztzeit, und die uns für die Aufspeicherung von Daten, an deren Hand die allmäligen Aenderungen der Pflanzen- decke verfolgt werden können , zum grüssten Danke verpflichtet sein wird. Es sei mir nun gestattet, die Reihe der Beiträge zur „Chronik der Pflanzenwanderungen" mit einigen Notizen über die Einbürge- rung der Ruilheckia Incinitda L. in Europa zu eröffnen. 337 Im al)o;claufencn Sommer crliiell iili vi»ii dein Gulsbcsilzer auf Sdiloss Fridi'oi»- in Oheriisterreicli, llorrn C. Keck, Exemplare der Rudberkia lacinlala mil der Bemerkuiiir ziigeseiulet, dass er diese rihinze iicucr im liimidalionsg-ebiele der Wald-Aist, eines ivlelnen, den Siidrand i\cs oberiislcrieirliischen Granilmas.si\s durchzielienden Flusses, soAvohl aui" dem (jeriille des Flussbetles sell)st, als aucli im irerfjelando von Seliwertl)erg- stromaufwärts bis Ueiehenstein in stundenweiter Erstreekung eingebürgert gefunden habe. Die genannte rflanze finde sich dort in so grosser Menge, dass durch sie zur Zeit der Bliithe die ganze Landschaft ein eigenthümlidu'S fiepriige erhalten habe. — Auf welche Weise dieselbe an die erwähnten Standorte gelangle, sei unschwer zu erkeinu'u; längs der Wald-Aist existiren nämlich eine L'nzahl von Miilden und Eisenwerken, die fast alle in den Gärten die Rudbcckia laciniata als Zierpflanze kulliviren, und aus diesen Gärten müsse sie auf das benachbarte Ufergelände ausgewandert sein. Durch diese Mittheilung Keck's angeregt, habe ich versucht, die Geschichte der Ei.nvanderung der in Rede stehenden Pflanze in Europa weiter zu verfolgen und bin nun zu folgenden Resultaten gelangt. Rudbcckia laciniata L. entstammt dem nordlichen Amerika, wo sie in Viroinien und Canada im Ufergelände der Flüsse und Seen heimisch ist. Sie wurde von dort im ersten Viertel des 17. Jahrhun- derts nach Euro])a und ZAvar zunächst nach Paris in den Pri- vatgarlen Vespasiau Robin's gebracht, der nach damaliger Sitte seine Pflanzenschätze in mehreren AVerken theils selbst beschrieb, theils von anderen Botanikern aufzählen und beschreiben liess. Wie aus den Katalogen dieses Gartens hervorgeht, wurden daselbst im zweiten Dezennium des 17. Jahrhunderts eine ganze Reihe nordamerikanischer Pflanzen eingeführt und kulti\irt, uiui in diese Zeit fallt auch die erste Uebersiedlung der Riidbcckia laci- niata auf europäischen Boden. Kaspar Bau hin hat diese Pflanze aus Robin's Garten durch Dr. Sporlin und zwar, da er derselben erst im Anhange zu seinem Pinax gedenkt, offenbar erst während des Druckes dieses Buches zwischen 1622 und 1623 nach Basel zuge- sendet erhalten und beschreibt dieselbe a. a. 0. S. 520 Cnicht 516 wie Linne zitirt) als Doronicum americamim laciniato folio. — Cor- nuti beschreibt dieselbe Pflanze im Jahre 1635 in seiner in Paris erschienenen „Canadensium plantarum.historia" und Morison in seinem 1680 — 1699 erschienenen Werke über die in Oxford kultivirten Ge- wächse. Ob Rudbcckia laciniata nach England von Paris aus oder direkt wieder aus Nordamerika gebracht wurde, ist schwierig zu er- milleln und im Grunde auch gleicligiltig. Zu Ende des 17. und in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde die Pflanze, wie aus Garten- katalogen zu ersehen ist. nicht nur in Frankreich und England, son- bereits auch in Amsterdam, Leyden und Upsala kullivirt. Dagegen ist sie allem Anscheine nach in den Gärten Deutschlands dauuils noch unbekannt gewesen. In Schwertius's Florilegium (1612) in dem berühmten grossen Ilortus eystadteusis von Res 1er (1640) und in 338 „Des schlesischen Gärtners lustigem Spaziergang" (1692) und in zahl- reichen anderen von mir durchgesehenen Werken aus dem 17. und dem Anfange des 18. Jahrhunderts, in welchen alle damals in den deutschen Garten kultivirten Pflanzen beschrieben und viellach auch abgebildet erscheinen, finden sich zwar schon ziemlich viele aus Nord- amerika eingeführte Zierpflanzen, aber der Rudbeckia wird noch nir- gends erwähnt. Erst im Laufe der zweiten Hälfte des 18. Jahr- hunderts wurde diese Pflanze allmälig auch in Deutsch- lands Gärten als Zierpflanze verbreitet und gelangte wohl kaum vor Anfang des 19. Jahrhunderts auch in die kleinen Gärten der einsam in den Gebirgsthälern liegenden Hammerschmieden, Mühlen und Bauerngehofte, in denen sie (wenigstens in den Osterreichischen Ländern) gegenwärtig nicht selten angetroffen wird. Von den Gärten der Städte, Dörfer und einzelnen Gehöfte wan- derte sie nun an die Ufer und auf die ang-renzenden AUuvionen der Bäche und Flüsse, an welchen Plätzen sie einen sehr zusagenden Standort fand, da sie, wie schon bemerkt, auch in Canada und Vir- ginien an den Ufern der Flüsse und Seen, an Wassergräben und in feuchten Auen vorkommt. Wo sie in Europa zuerst die Zäune der Gärten überschritten hat, dürfte schwer zu ermitteln sein; wahrscheinlich fand die Flucht an mehreren Orten nahezu gleichzeitig statt. — In den Floren aus der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts finde ich noch nirgends eine ausdrückliche Bemerkung , dass diese Pflanze in Europa verwildert vorkomme. Burkhardt aber erwähnt bereits in seiner Abhandlung über eingewanderte und einheimisch gewordene Pflanzen in der Flora Jahrg. 1851 p. 165 der Rudbeckia laciniata ?ds „an Ufern aus Gärten verwildert" und seit der Mitte unseres Jahrhunderts häufen sich die Angaben über die Einbürgerung dieser Rudbeckia im mittleren Europa in ganz merkwürdiger Weise. — In Norddeutschland findet sie sich jetzt an der Wanse hinter Wandsbeck bei Hamburg, an der Trave bei Lübeck; bei Berlin; bei Lützschena und Leulitz nächst Leipzig; in Schlesien bei Obernik nächst Breslau, an der Neisse bei Görlitz, im Schlesierthale am Oueis, an der Iser, in Thüringen (Garke Fl. N. u. M. Deutschi. 10. Auflage 205; Wimmer Fl. Schles. 3. Aufl. 255; 0. Kuntze Fl. Leipz.. 137; Uechtritz in sched.); in Böhmen im Bunzlauer Kreise (Lotos 1853 S. 48; 1859 S. 122.); in Ober-Ungarn bei Betler nächst Rosenau (Geyer Göm. 27), an der Waag im Com. Neutra (Neilr. Ung. 105); in Siebenbürgen bei Gyergyo-Szt. Miklos, Paraid und zwischen Freck und Girlsau (Fuss Siebenb. 320); in Slavonien am Bache bei Vucin im Com. Ve- rovitic (Schulz, Kan. und Knapp. Slav. 99); in Untersteiermark am Ufer des Seggaubaches bei Eibiswald (Maly Steierm. 2. Aufl. 86); an der steirisch-niederöst. Grenze unterhalb Gschaid und längs dem Schlatlenbache von Scheiblingkirchen, bis weit über Bromberg hinaus; an der niederöst.-ungarischen Grenze bei Eisenstadt; im Gelände der Donau im Prater bei Wien (Neilr. Nacht, zur Fl. N. Oest. 46); in Oberosterreich in dem oben erwähnten Thalgebiete im Mühlviertel 339 (K'ci-k brk'll. Millli.l Auch in der Schweiz wurtle sie au Uleru vcr- uiltlort aiioetioircu (Gronili Nacht. 77). — Gewiss ist sie auch noch an manchen anderen Punkten bereits in Deutsciilaiul, Oesterreich und luirarn einh die IMlanze in lüu-opa bereits erobert hat. Immerliin zeiiit aber dieses Verzeichniss, dass si;h die Eiubürireruno- bisher auf einen iieslimmt'Mi Tiieil des centralen Europas beschrankte, welcher durch eine Linie umgren/t wi rden kann, die M»n Hamburg über Breslau nach Uosenau In Überungarn, Gyergyo-Szt. Mixlos in Sieben- l)ürgcn, von da durch Slavonieu nach Eibiswald in Lntersteiermark und in die Schweiz und dann in nördlicher Richtung durch Thüringen wieder nach Hamburg zieht. — Die höchsten gegen wart ig von der Pflanze besiedelten Standorte liegen in einer Seeluhe von 630 Met. Sehr beachtenswert!! ist, dass aus dem westlichen Europa keine Angaben über die Einbürgerung der in Rede stehenden Rudbcckia vorliegen, obschon wie oben gezeigt wurde, gerade der Westen Europas es war, in dessen Garten die Pflanze zuerst aus Canada ge- langte. Ebenso scheint mir sehr bemerkenswerth, dass diese Pflanze sich im Bereiche der Kalkalpenthaler nicht über die Grenzpfahle der Garten verbreitete, obschon sie auch dort niclit seltener als Zierpflanze angetroffen wird, als in den Thalern der Schiefer- und Granitgeliirge. In den Thalern der ostlichen Kalkalpen in Obersteiermark und Xieder- üsterreich, wie z. B. im Erlaflhale uud Traisenthalc, sah ich sie wie- derholt in den zahlreichen, dort mit besonderer Sorgfalt gepflegten Blumengärten, aber niemals beobachtete ich sie in jenen Gegenden auf dem KalkgeritUe und den Bi>schungen av«! Ufer der Bäche und Flüsse, in deren Xähe jene Gärten und Gärtchen sich finden, im ver- wilderten Zustande. Wo sie im Ufergelände eines Baches oder Flusses in einem Gebirgsthale ausgewandert ist und sich nuturalisirt bat, wie bei Eibiswald in Untersleiermark, am Gschaid an der österr.- steirischen und im Bereiche des Wechsels an der ostern.'ichisch-un- garischen Grenze , im Waldaislthale im oberösterreichischen Mühl- viertel, sowie bei Rosenau in Oberungarn u. s. f. ist die geognoslische Unterlage des ganzen Geländes und somit auch der von der Pflanze besiedelten Plätze anstehender Granit oder Schiefer, Granit- und Scliie- fergeridle und Quarzsand. Es kann nicht bezweifelt werden, dass die Früchtchen der Rudbeckia in den Kalkalpenthälern ebenso gut auf die AlLi\ innen der an den Garten vorüiierfliessenden Gewässer gelangen, wie im Bereiche der Schiefer- unil (jranitgebirge; während aber die aufkeimenden 7?j/(/6crA7V/-Pflanzchen auf dem ihnen zusagenden kalk- loseu oder doch kalkarmen sandigen Boden üppig gedeihen, und die Konkurrenz der anderen dort schon seit längerer Zeit heinnschen Pflanzenarten mit Erfolg aufnehmen und bestehen, mnss auf den» we- niger zusagenden Kalksand und Kalkgeridle ihr Aufkommen durch die (Kirt herrschenden mehr bevorzugten Mitbewerber unmöglich oder doch sehr tchwierig gemacht werden. 340 Rudbeckia laciniata ist demnach ein sehr interessantes Beispiel einer Pflanze, die bereits vor 2 50 Jahren in die Gärten Europas eingeführt wurde, aber erst seit 20 bis 30 Jahren aus den Gärten ausgewandert ist, sich in diesem kurzen Zeitraum von höchstens drei Dezennien nicht nur vollständig einge- bürgert und einen bestimmten Verbreitungsbezirk im cen- tralen Europa geschaffen hat, sondern innerhalb dieses Verbreitungsbezirkes ähnlich vielen indigenen Pflanzen bestimmte Standorte und auch ein bestimmtes Substrat be- vorzugt. Zur Flora Ungarns. Von R. von Uechtritz. CSchluss.) Sclerantlms annmis L. var. biennis Fries (ex eo ipso in litt.) (= S. biennis Reuter). Bei Rima-Szombat im Kom. Gomur (Fäbry exsicc. als S. annuus) und sicher auf sandigem Boden durch das ganze ungarische Tiefland verbreitet. Lebend leicht durch die brei- teren und kürzeren Kelchzipfel von S. annuus zu untersclieiden, die kaum so lang oder höchstens so lang als die Röhre sind, aber in getrocknetem Zustande ist dieses Merkmal weniger deutlich wahrzu- nehmen, da die Kelchzi[fel einschiumpfen. Dann kann man aber diese Form immer noch an dem dichter geknäuelten Blüthenstande, an dem deutlicher feinflaumigen Stengel und den kurzen Blättern erkennen, die die Internodien an Länge nicht erreichen. Magere Exemplare, bei denen die untersten Blüthenstiele sehr verkürzt sind, bilden einen scheinbaren Uebergang zu dem von Kerner in der Pester Gegend entdeckten S. certicillalus Tausch (S. pseiidopolycarpus De]&croix, Bullet, soc. bot. 1859), der aber durch die Kleinheit der Kelche einen viel zierlicheren Bau etc. von allen Formen des S. annuus bedeutender abweicht. Potentilla pilosa W. In dieser in der Mehrzahl ihrer Merkmale zwischen P. recta und P. canescens Besser in der Mitte stehenden Pflanze vermuthet Kern er einen Bastart von P. recta var. obscura und P. canescens (jincUnata aut.) und gibt zugleich an, dass er sie in seinem Gebiete nur sehr selten und vereinzelt beobachtet habe. Desshalb vermuthet Neilreich, dass die im südl. Trencsiner Komi- tate häufige Pflanze eine andere sein müsste; dazu muss ich bemerken, dass die Bestimnumg der letzteren von mir herrührt und jedenfalls richtig ist, denn die zahlreichen mir von Freund Holuby als P. in- clinata mitgetheilten Exemplare gleichen vollkommen denen von Arn- stadt, Erfurt und Hamlmrg. Die deutsche Pflanze kann aber unmöglich eine Hybride sein, denn sie findet sich niigends in Gesellschaft von P. recta und P. canescens; bei Hamburg fehlen beide letztere Arten o-änzlich und P. pilosa ist in Thüringen (cf. Ilse Flora von Mittel- 341 tluiriniron) viel hüiifijj^cr als jene. Die Pflanze ist überdiess gewöhnlich sliiiiiiiii^cr uiul roliuster als selbst P. recta, von weldier sie durch die Ncri.clirk'ironniii-liiniiiiclien unteren Bhitter und eine etwas ab- weicliende Tracht leicht zu untersciieiden ist, dessenungeachtet ist mir noch zweilelhart, ob sie eine eigene Art oder nur, wie Manche wollen, eine Varietät der vielgestaltigen P. recto ist. Wenn Kerner's P. pi/osa von der Trencsiner verschieden wäre, zu welcher Annahino kein Grund vorhanden ist, so niiisste eher seine Pllanze verschieden sein. Bei den Potentillen sind übrigens nach meinen langjidn-igen Beob- achtungen trotz der oft grossen V\M"wandtschal"t der Arten Bastarlo im (jaiizen sehr selten und 31. W in kl er irrt ganz gewiss, wenn er in dieser GattuMg der Bastartbildung eine besonders wichtige Holle zusi iu'eibt. Seine Beiiauptung, dass Pol. ßoiiquoiana Knal" eine Hy- bride sei, hat bereits iler treiriiche Celakovsky gebührend zurück- gewiesen. y,P. collina."' Nicht nur die mittelungarischc Pflanze gehiirt, wie Kerner, der sclilesische Exemplare verglichen, dargethan hat, zu P. Wiemanniana Günth. etSchumm. Cent, siles (P. (jüntheri?o\\\) sondern auch die von Holuby bei Mnesice im Kom. Trencsin gefun- dene, wie ein von demselben gesammeltes durch den schlesischen Tauschverein erhaltenes Exemplar zeigt. Icii besitze diese Art lerner aus dem Kom. GOm )r (Rima-Szomhat, von Fäbry als P. recta^) (sie!) bezeichnet. — P. ]Vieniünniana, welche von manchen Autoren ohne genügende Gründe für Hybride der Pol. argentea und der Put. venia gehallen wird, findet sich ausser in Ungarn noch sicher in Ga- lizien!, Böhmen, bei Görlitz!, in Niederschlesien (in der Ebene, na- mentlich im Alluvialircbicle der Oder verbreitet, docii mehr am linken Odcruferü), in der Mark Brandenburg (hin und wieder!!) in Posen! (selten) und vielleicht auch in Preussen (die Pflanze des Weichsel- gebietes sah ich noch nicht, wohl aber ein \ollstandiges von Sa nie bei Lvek**) gesammeltes Exemplar, welches hierher zu gehören scheint). Aus Polen (Gegend von Losice) erhielt ich von Karo eine verwandte, doch durch den Ueberzuü" etc. erheblicher abweichende Form, welche ich im Herbar als P. ]yiemanniana ß. canescens bezeichnet habe; sie verhidt sich zur Grundart etwa wie die P. argentea var. totnen- losa zur Hauptform und scheint auch in Überschlesien (bei Gleiwitz) vorzukommen. — P. (Jiuitheri Doli EI. von Baden (III. p. 1101), zu der der Autor selbst P. praecox F. Schultz in Pollichia 1S58 und 1859) zitirt, ist nach den von Schultz mitgetheilfen Originalen eine von unserer P. Wiemanniana vollständig verschiedene Pflanze, die *) Indessen nur diis eine Individuum, das andere ist P. canescens Bess. — Neiireicli hat sehr wohl daran gethan, wenn er den Fäbry''schen An- gaben wenig Glauben sclionkt, denn seine Bestimmungen sind den von ihm verlheilten Exsiccaten nach oft wunderlich faL-;ch. **) Bei Lyck Gndet sich übrigens autli die von mir in dem Jahresber. der schlesischen Gesellschaft vuii Istiü als P. öUesiaca beschriebene, mir ausserdem nur aus iS'iederschlesieu und der Gegend von Schwiebus bekannt gewordene von P. Günthcri sehr verschiedene l'tlanze. 342 man elier wie jede andere der unter dem Kollektivnamen P. coUina aut. verstandenen Arten (P. Schultzii P. F. Müller, P. leucopohtana ejusd.'"') etc. für eine Hybride der P. verna mit einer andern Art, etwa mit P. argentea halten kimnte, wenn sie nicht nach brieflichen Mittheilungen des Autors an ihren Standorten stets ohne andere Arten vorkäme und im Garten stets reifen und keimfähigen Samen brächte. „P. collina''' von Oeland, von Fries brieflich für identisch mit meiner P. silesiaca erklärt, ist nach Originalen aus der Hand des berühmten nordischen Floristen entschieden die nämliche Pflanze wie P. Schult zu P. J. Müller, die übrigens auch in Polen gefunden wurde. Im südlichen Tirol finden sich zwei verschiedene Arten der P. colliiiae; die eine, die seilen scheint, habe ich in wenigen Exem- plaren an sonnigen Lehnen des Kiechlberges bei Meran selbst gesam- melt; diese steht der P. Wiemanniana Gth. et Schumm. nahe und ist vielleicht nicht als Art verschieden. Die andere, von welcher Hausmann zahlreiche Exemplare aus der Gegend von Bozen mittheilte, verhält sich zu den übrigen Collims ähnlich wie P. tetiuiloba Jordan zu der übrigens nicht wesentlich verschiedenen P. argentea. Diese Bozner Pflanze dürfte sich wahrscheinlich bei genauerer Prüfung (in der Kultur habe ich sie nicht beobachtet) als eine eigene Art er- weisen, für die ich alsdann den Namen Pot. Hausmanni vorschlagen möchte. — Pot. collina Wibel ist wie F. Schultz und Doli dar- gethan haben, von allen diesen verschieden und schliesst sich durch Tracht, s; äte Blüthezeit etc. näher an P. argentea L. an, mit welcher sie Doli vielleicht mit Recht vereinigt. — Aus Ungarn habe ich von allen besprochenen Arten bisher nur P. Wiemanniana gesehen. Trifolium procerum Rochel. Freund Janka hat in der Oest. bot. Zeitchr. XVIII, p. 69 die Vermuthung ausgesprochen, dass diese von dem Autor selbst später für identisch mit T. pallidum W. K. erklärte Art mit T. reclinatum W. K. (T. supinum Sa vi) zusammen- fallen dürfte. Diese Vermuthung wird durch ein von dem Original- standorte Alt-Moldowa herrührendes Exemplar meiner Sammlung voll- kommen bestätigt, welches Rochel im Jahre 1819 meinem Vater mit der Bezeichnung Trifolium pratense microphjllum niitgetheilt hat. Da mir diese Bezeichnung sonderbar vorkam, ebenso wie bereits meinem Vater, der die Pflanze handschriftlich als T. Rochelianum bezeichnet **) Zu dieser sonst nur auf Diluvium der Rheinebene bei Weissenberg im Elsass beobachteten, durch die Form der Blättchen sehr ausgezeichneten Art gehört nach F. Schultz, dem ich so wie Andern Exemplare unter der interimistischen Bezeichnung P. Körnickei mittheilte, aucli eine von Körnicke bei Waldau unweit Königsberg gefundene Pflanze, die ich kultivirt beständig gefunden habe. Eine andere als „P. collina^'- von Fuchsliöfen bei Königsberg von K. gesendete Form mit meist aufrechten Fruciitstielen, die sonst in man- cher Hinsicht an P. Schult zu C'- innert, ist mir, obschon ich auch diese kulti- virt ha!)e, noch nicht genügend klar. Kör nicke hat übrigens über beide Pflanzen bereits selbst Mittheilungen gegeben (2 Beitr. zur I^'lora von Preussen) und ist überhaupt der erste, der in Ostdeutschland das Vorkommen mehrerer Formen aus der Gruppe der P. collinae nachgewiesen hat. 343 liiillt*, so tlicillo ich einen Ast nicineui knudigen Freunde Aseherson mit, der. SDgloieli das Rieliliye Ireirend, uiieli auf den erwiduilen von uiir während meiner Krankheit übersehenen Aufsalz Janka's auf- merksam n\aciile, der (He L(')suno- (k>s Rätiisels in vollkounnen befrie- digender AN'eise i)raelite. Diese Ptlanze hat somit offenbar (h'm braven Roeiiel ar«r miloespielt, (hi er sie zu verschiedenen Zeilen so ver- schieden tfcdeutel hat. Beitriij^e zur Kenntniss der Ranunculaceen- Formen der Flora Tiidentiiia. Von A. Val de Lievre. 6. Thalictrum vulgatum Schultz. (T. vulgare Kitt.) Wenn man einen Blick auf die Geschichte dieser Art wirft, auf (Ue verschiedenen Spaltungen und Zusammen- ziehungen, die ihrer Aufstellung vorangingen, auf die vielen Synonyme, die hier untergebracht wurden, auf die gleichnamigen Synonyme ver- scIiiedemM- Autoren, denen sicher verschiedene Pflanzen vorgelegen sein nuissten, so geriith man fast in die Versuchung, anzunehmen, dass man es hier mit einer bequemen Sammelspecies zu thun habe, ganz geeignet, um mit dem Bestinnnen der heterogensten Formen bald fertig zu werden. Diese Annahme wird noch verstärkt, wenn man sich anschickt, nach und nach Exkursionen nach verschiedenen Rich- tungen unseres schonen Gebirgslandes zu unternehmen. Obwohl mit dem Namen der „gemeinen" getauft, sind doch die hieher gehörigen Pflanzenformen keineswegs so allgemein verbreitet, wie etwa Löwen- zahn oder Täschelkraut. Man kann oft weite Strecken durchschreiten, bis man solche trifft. Ihr Auftreten ist nach meinen Beobachtungen ein rasenartiges, oft ganz vereinzelt, oft an passenden Standorten in griisserer Zahl zerstreut, oder zu kleineren Gruppen vereinigt, nie Massenvegetalionen bildend. An jedem einzelnen Standort ist gewöhnlich Eine Form vertreten, l)lsweilen mit Andeutungen von Uebergängen in andere Formen. Bei genauerer Beobachtung wird man bald verleitet, an jedem neuen Standorte eine neue abweichende Form (vielleicht gar Art?) zu v€rmutlien. Noch aulFallender treten diese scheinbar zahllosen Verschiedenheilen in Herbarien hervor, wo beinahe jeder Bogen dif- ferirende Formen birgt, die man weder mit den Bezeichnungen auf den Etiquetten, noch mit den im Freien gemachten Beobachtungen in Einklang zu bringen vermag. Der Schlüssel zur Lösung dieser sich aufdrängenden Zweifel liegt in den verschiedenen Vegetationsstadien, welche die Charaktere der nämlichen Püanzenform wesentlich modi- fiziren. In der jugendlichen Periode sind es die Wurzclblätter, welche die Fülle ihrer Entwickelung zeigen. Die zarten Organe der Stipellen 344 und der Blattscheidenährclien sind oft nur in diesem Stadium deutlich wabrnelimbar. Im Stadium der Blütiie entwickelt sich der Stengel mit seinen BUütern, die hier ihre normale Stellung und Form zeigen. Die Rispe mit ihren an zarten Stielen herabhängenden ßlüthen hat noch die Gestalt eines mehr verflachten Strausses, da sich die oberen Blütiien und Blütheuciste erst später allmälig entwickeln, die Ver- zweigungen des Blütlienstandes noch weicli und biegsam sind. Dagegen fangen die Wurzelblätter, Stipellen und Blattahrchen an zu welken und endlich abzufallen. Nach vollendeter Bliithe werden die Bliithen- stielchen steifer und gewöhnlich auch länger; diess gilt überhaupt von dem ganzen Astwerk des BUUhenstandes, dessen Architektonik in diesem Stadium sich in höchster Vollendung darstellt. Der Unter- schied zwischen gross- und kleinfrüchtigen Formen ist nun deutlich erkennbar. Dagegen sind die Wurzelblätter ganz verschwunden, nur Schuppen an der Stengelbasis, die zurückgebliebenen Blattscheiden- reste, lassen noch ihre vormalige Stellung erkennen. Bei uns gehören diese Pflanzen zu den ersten Sommergewächsen. Wenn daher ihr Hauptstengel auch nicht schon früher der Sense erliegt, — (was bei dem gewöhnlichen Vorkommen auf Wiesen sehr häufig der Fall ist und die im Verhältniss zur grossen Samenzahl geringe Ausbreitung erklärt) — sondern seinen Lebensprozess bis zum gänzlichen Ab- sterben durchmacht, so ist doch unter unseren klimatischen Verhält- nissen die Jahreszeit noch lauge günstig genug, um der perennirenden Pflanze neue Reproduzirungsversuche zu ermöglichen. Es kommen neue Wurzelblätter, beblätterte Seitenstengel, auch oft seitliche Blüthen- stände, die es noch bis zur Samenreife bringen, zum Vorschein. Allein alle diese sekundären Organisationen weichen in der Regel von den normalen Entwickelungsformen der Pflanze mehr oder weniger be- deutend ab. Ganz besonders gilt diess von dem Bau des Blüthenstandes, der gewöhnlich nicht wieder zu erkennen ist. Im Allgemeinen werden die Stengel, Blatt- und Blättchenstiele dünner, gestreckter, die Blätt- chen selbst zarter, weniger getheilt, häufig ganzrandig. Kurz der späte Nachwuchs nimmt oft eine so veränderte Gestalt an , dass es bisweilen ohne genaue Bekanntschaft mit der Pflanze sehr schwer wird zu erkennen, welcher normalen Form sie angehört. Kehren wir nun von dieser Abschweifung zurück, so wird es begreiflich, dass, wenn wir auf unseren Exkursionen derselben Form an verschiedenen Standorten in verschiedenen Entwicklungsstadien begegnen, wir anfänglich verschiedene Formen oder Arten vor uns zu haben meinen. Noch mehr ist diess in Herbarien der Fall, wo ge- wöhnlich unter einer Etiquette nur einem einzigen Entwicklungssta- dium angehurige Exemplare und besonders bei grösseren Pflanzen gar nur Bruchstücke erliegen. Nimmt man aber auf die Modifikationen der Entwickelungsstadien gehörig Bedacht, so wird sich die Anzahl der vermeintlichen verschiedenen Formen oder Arten bald merklich vermindern. Indessen bleibt unser T. vufgatum immer eine formen- reiche Art und unser Gebiet scheint zur Beobachtung besonders ge- eignet zu sein und eine ziemliche Anzahl von Formen zu beherbergen. 345 Manche derselben \veiclicn wohl voneinander viel weiter ah, als «^ar viele „gwte Arten," und die Bestandigiveit und Wichtigkeit der Unler- scheidungsmerkniale ist sicher nicht geringer als hei mancher jener Arten (ich erinnere z. B. an die Drahen). Gleiciiuuhl würde ich es nicht wagen, mich jetzt schon auf eine Beantwortung der Frage, ob Art oder Form, einzulassen, nicht bloss wegen des xMangels wissen- schaftlicher Hilfsmittel, sondern vorzugsweise wegen des Abganges hinreichender Beobachtungen. Dazu halte ich es niindich fiir uner- l.isslich, jede Form in allen ihren vier Entwi.kelungsstadien wiederholt genau zu beobachten. Diess ist nun für einen einzelnen Botaniker, der zudem nicht Herr seiner Zeit ist, bei Pflanzen, die sich nicht in nächster Nähe seines Standortes belinden, eine sehr schwere Aufgabe, die ich bisher noch bezüglich keiner Form vollständig zu lösen ver- mochte, aber als Gegenstand fortgesetzter Beobachtung für die Zu- kunft im Auge behalten werde. Was ich daher in dem Folgenden üJjer die hiesigen Formen auf Grund meiner bisherigen Beobachtungen anführen werde, soll nur dazu dienen, die Aufmerksamkeil anderer BolaniÄcr auf die nähere Erforschung und Prüfung derselben zu lenken. Im Allgemeinen neige ich mich jedoch den von Bar. Hausmann schon im 1. B.-ude seiner Flora von Tirol bei T, cu/gatum ausge- sprochenen Ansicht auch speziell für unser Gebiet hin, nändich dass alle hiesigen Formen, die ich übrigens trotz ihrer habituellen Ver- schiedenheit der unverkennbaren Uebergänge wegen als Formen Einer Art ansehe, zu dem T. coUinum, (T. vulgare Kitt. ß. ciride in Neilreich Wiener Flora S. 451) gehören und dass das echte T. minus L. (T. vulgare cc. glaucum, ebenda) hier gar nicht vorkommt. Wenn ältere italienische Botaniker, deren Werke sich auch auf das Trienler Gebiet erstrecken, wie Pollini (Flora Veronensis 1822) und Ber- toloni (Flora Italica 1842) das T. niiiius L. ohne weiteres in unserm Gebiete und zwar ersterer am Monte Bälde, Val delle Ossa und Scanuceia, letzterer (nach Facchini) in Fleims und Fassa vorkom- mend anführen, so zeigt wohl die Allgemeinheit ihrer Diagnosen, dass sie ihr T. 7ninus in einem ganz anderen Sinne aufgestellt haben, als diess bei den neueren Autoren (namentlich an der angeführten Stelle bei Neilreich) der Fall ist. Berloloni insbesondere führt das T. cuUinum Koch und T. ßexuosum Reich, als Synonyme seines T. minus L. auf. Bei Durchgehung der hier vorkommenden Formen sollte wohl vorerst untersucht und ermittelt werden, ob und mit welchen von früheren Autoren als Arten aufgestellten , jetzt unter T. vulgatum vereinigten Formen dieselben identisch seien. Da mir jedoch Original- exemplare zur Vergleichung nicht zu Gebote stehen, erübriget nichts Anderes, als dieselben unter j)ro\isorischen, dem Standorte oder einem liersorstehenden Merkmale entlehnten Benennungen, mit möglichst ge- nauen Beschreibungen vorzuführen. Um einige Ordnung in die Reihung zu bringen, schien mir der Bau des Blüthenstandes den passendsten Anliallspunkt zu bieten. Das Blattorgan ist allzuveränderlich, die Sti- pellen, die hier nur selten deutlich ausge[»rägl vorkonnnen, sind bei üesterr. botan. Zeitschrift. 12. Heft. It'l. 26 346 dieser Art von viel zu imtcrgeordnotem Belange. Die Früchte könn- ten vielleicht, wenigstens sekundär zur Eintheilung benützt werden. Allein da mir nicht von allen Formen Früchte im Zustande vollkom- mener Reife vorliegen, musste ich auf die Benützung eines darauf gegründeten Unterscheidungsmerkmales verzichten. Unter gleichzeitiger Benützung der Blattform ergibt sich für die hiesigen, mir bisher bekannt gewordenen Formen folgendes Schema: * Rundblättrige: ^"""" mit gedrungenen Rispen, geraden aufrechten Rispenästen: T. Br essimense. *""" mit etwas lockeren, länglichen Rispen; *-;}-!!- j^jf aufrecht abstehenden, nach aufwärts bogigen Rispenästen: T. subalpinum. *** mit aufrecht abstehenden bogigen Rispenästen und aufAvärtsbo- gigen Blattstielen: T .Bondonii. ^^^ mit Aveitschweifigen, lockeren unregelmässigen Rispen und weit- abstehenden Aesten ; **'"" Stengel und Unterseite der Blättchen bläulich angelaufen: T. Yaccinense. -;;-■;;-* gfengel und ßlättchen grün: T. Meanense. * Gemischtblättrige (rundliche und keüformige Blättchen) läng- liche Rispen mit abstehenden Aesten: T. Tridentinum. '"' Keilblättrige: """"" mit länglichen Rispen, abstehenden Aesten : T. Silleanum. """"" mit länglichen gedrängten traubenformigen Rispen : T. Lumacense. '■''■' mit lockeren pyramidalen Rispen, abstehenden geraden Aesten. ■"'■'""""■ kleinblättrige: T. Athesiamtm. -5.^-;.--;.- grossblättrige : T. Banchianum. Trient, am 1. November 1871. Er ig er on Hueisenii Vatke. Ein neuer Bastai't ans der Posener Flora. A'on Vatke. Canle stricto superne ramoso itwohwrisqne hispido, foliis linea- rihus acntis margine ciliatis, omnibus svbmtegerrimis , paniculae laxae ramis elongatis oUgocephalis , capitulis inaequalibus, involucri squamis Icixis, exterioribus siibreflexis fere omnibus margine sca- riosis hirsutis, ligulis discnm superantibus pulchve lilacinis. Diesen interessanten, anderwärts, so viel ich weiss, noch nicht beobachteten Bastart erhielt ich von dem Herrn Prediger R. Hülsen zu Staykowo in der preussischen Provinz Posen, im getrockneten Zu- stande und auf meine Bitte später auch in frischen Exemplaren, wo 347 er (lonselhcii im Kruczcr und Slaykower Walde im vorflosstMicn Sommer in ziemlicher Anzahl andand. Die mir mitirel heilten Exemplare stehen in der Tracht dem E. arris naiier, ducii sind die Hlaller sammllicii spitz nnd mit zerstreuten rauhen Ilaaren (nicht aul" /a odorata L. 354 Viola hirta L. — mirabilis L. Strezenice, selten. — silvestris Kit. — Riciniana Rb. seltener. — montana L. Wälder, selten COn.) ■ — flaüicornis E. B. liäufig-er. Moehringia trinerüiaQ>\'eäx\. Walder. Arenaria serpyllifolia L. Diantlius vaginatus Rb. Saponaria Vaccaria L. Silene nutans L. Lychnis Flos cuculi L. Polygala comosa Schk. Strezenice. Euphorbia virgata WK. Püchov, selten. Geranium pratense L. — sanguineum L. (P-V.) — columhimim L. (P-V.) — Robertianum L. Epilobium montanum L. (On.) Crataegus Oxyacantha Jcq. — monogyna Jcq. Poterium Sanguisorba L. fiosa canina L. gemein. /?. pubescens NIr. seltener. — rubiginosa E. B einzeln. — gallica L. sehr seilen. Riibus caesius L. — caesius'Xtomentostis OK. (P-V.) Fragaria elatior Ehrh. Wälder. Potentilla Tormentilla Scop. — • opaca L. häufig. — argentea L. — inclinata Vill. Ackerränder. Spiraea Filipendula L. Strezenice. Cytisus nigricans L. Anthyllis V'ulneraria L. a. aurea Nlr. selten. /3, ochroleuca Nlr. gemein. y. rnbrißora DC? ein Exem- plar auf dem ev. Friedhofe in Püchov. Melilotus off'icinalis Desv. Trifolium alpestre L. — montanum L. Lotus corniculatus L. Hippocrepis comosa L. gemein. (P-V.) Fic/a dumetorum L. — Cracca L. — villosa Sturm, nicht gemein. — sepium L. Lathyrus pratensis L. Orobus vernus L. Podväpennä. Die auf dem ev. Friedhof gefundene Anthyllis mit rotlien Blumen ist ein kräftiges Exemplar und von der /?. ochroleuca bloss durch die Farbe verschieden. Nur finde ich die Farbe nicht „orangenroth in das Safranfarbene ziehend"-' (Neilr. Fl. N. Oe. p. 931), sondern purpurn, das Schiffchen auch von derselben Farbe, nur dunkler. Am 20. Mai unternahm ich, begleilet von dem Herrn Lehrer Ondrcka, bei günsligem Wetter den längst beabsichtigten Ausflug nach Löwenstein-Pruskau. Um ja möglichst viele Lokalitäten besich- tigen zu können, wurden die Fahrvk^ege sorgfältig gemieden und der Weg dahin quer durch die Wälder eingeschlagen. Bei dieser Tour berührte ich Strezenice, Hrabovka, Hornia, Breznica, Lednic, Podzämskä Lehota, Rothenstein (Cervenkamen), Hornie Podhradie mit den Lüwen- steiner östlichen Klippenkalkfelsen, dann Mikusovcc, Kvasov, Dolnia, Breznica und Medne. Auf diesem Wege traf ich meist auch die bei Püchov gesehenen Pflanzen an, so dass ich hier nur einige zu er- wähnen brauche. Unweit von Hrabovka fand ich Orchis maculata L., Daphne Mc:>ereum L. Am Saume einer kleinen buschigen Bergwiese zwischen Hrabovka und H. Breznica sah ich noch: 355 Banunculus lafuiginosits L. Mcrcurialis perennis L. üxd/is Aci'fosella L. Haccjuctia Epipaclis DC. in Menge. Anomodon (ilfciiiialHS HrUn. Barhula siibuhila Brid. Bnirhythecium relutinum Schpr. Bnjum capilhire L. Ceralodon piirpureits Silipr. Dicramnn scoparium Ildw. Ihiptium iiioI/kscuiii lldw. — reptile Mitli.x. Jsotheciiiin Mj/unim Brid. Lcskea iierrosa 31 yr. Plaf/iotlieciuiii. silcatictim Schpr. Pohjtrichum jnmperinnm Hdw. Im Bnchenwalde südlich von Bezdedov : An lichten Stellen des Waldes sammelte ich Luznla pilosa Wild., die ich, so wie Anemone nemorosa, bis zu den Pruskauer Wäldern sehr häufig' angetroffen habe. Bei Breznica sind ganze Birkenwaldungcn, dalier der Name beider Ortschaften (Breznica = Birkendorf). Bevor man das Lednic- thal erreicht, nmss man noch einen langweiligen, Aveil kahlen Hiigel- grat überschreiten, wo nur ausnahmsweise kleine umzäunte Gras- plätze angetroffen werden. In den erwähnten Birkenwäldern, dann auf einer circa 2 Joch grossen sumpfigen Bergwiese sannnelle ich: Dicranuni undulatum Br. eur. Grinnnia apocarpa Hdw. Ihjlocomium splendens Schpr. Ihjpnum connnuUiluni Hdw. — i'upressif'orme L. ß. filiforme — ß Hein um L. — Schreberi Wild. — Sommerfellii 31 yr. An Phanerogamen bestand die granze Ausbeute aus Mnium euspidatiim Hdw. — insigne Mitt. steril. — undulatum Hdw. Bharomitrium caneseens Brid. Thuidinm delicatulum Schimp. Ci/sfopteris fragilis Beruh. Lycopodiuni clavatum L. Actaea spicata L. Cardamine amara L. Carex ornithopoda Wild. — paniculdta L. Cirsium paluslre Scop. Eriopliorum anguslif'olium Rth. Eroni/mus europaeus L. Genisla germaniea L. Gnaplialium dioieum L. Ligustrum vulgare L. Lonicera Xglosfcum L. liäufig. Luzula pilosa Wild, massenhal't. Poli/gala uliginosa Rb. Sumpfwiese. Pyrola rotundifolia L. liäuiig. Rihes Grossularia L. Salix cinerea L. Valeriana simplicifolia Kab. Sumpf- wiese, dort wo Pohjgala uli- ginosa. Viburnum Opulus L. Ins Ledniclhal herabgestiegen richteten wir unsere Schritte den uns eiiliicgensehendeu Felsen zu. Im Bache luihm ich eine Alge mit (Nielleitht Conferva rirularis?), auf den Thalwiesen, deren es auch hier nur wenige gibt, war ausser Trifolium minus Sm. nichts Bcmer- kenswerthes. Zu Mitlag wurde in Lednic Umschau gehallen. Auf die Burgruine führen 46 ludzerne Stufen, die die Freiin von Skribensky — ■ wie mir erzählt wurde ^ anfertigen Hess, so dass man ganz bequem durch den etwa drei Klafter hoch von der Erde in den Felsen ein- 356 gebrochenen tiinellartigen Eingang in den Hof, und Non da bis zut* höchsten Spitze der Burg gehingen kann. Unmittelbar an die Ruine stosst ein noch höherer, gegen Lednic senkrecht abfallender Fels, zu dem von der Burs- eine hölzerne Brücke führt, um zu den durch den Grat des letzteren Felsen tief eingemeissclten 80 Stufen, und auf diesen bis zur höchsten Spitze ohne jede Gefahr hinaufsteigen zu kitnnen. Hier angelangt lindet man in einer niuldenf*)rmigen Vertiefung einen kleinen Tisch mit zwei Bänken zum Ausruhen. Hier geniesst man eine herrliche Aussicht über die ganze Umgebung. Unter dem Felsen die Getreidefelder und wenige Wiesen, das nicht besonders einladende Städtchen Lednic und das Dorf Podziimskti Lehota mit den eigenthümlichen Blockhäusern, die an Vegetation äusserst armen V^eg- iind Ackerränder — bieten einem Botaniker wohl wenig, was wertli wäre in der Mappe einliergeschleppt zu werden. Dafür findet man aber auf Lednic eine reiclie Entschädigung. Alle Ritzen der steilen Felsen sind mit Alyssum saxatife , Saxifraga ÄiZ'Oon, Seniperrirmm Jiirtum und eine mächtige Felswand mit einem riesigen Busche der Hedera Helix überzogen. Wir bekrochen so gut es eben ging, die Ruine und die bedeutend höheren Nachbarfelsen. Hier wurde gesam- melt und notirt: Lcptotrichum flexicauJe Scliwgr. Enco/ypta streptocarpa Hedw. Homalothccmm Philippeanum Br. Schp. Asplenium Trichomanes Hoffm. — Ruta muraria L. Ajnga genercnsis L. Ällium flavum L. in Blättern. Alyssum saxatile L. massenhaft. Arabis arcnosa Scop. Arenaria serpyUifolia L. Artemisia lednic ensis Roch, in Blät- tern. Asper ula galioides MB. Carex digitata L. praecox Jcq. Corydalis solida Sw. Cotoneaster vulgaris Lindl. Dianthus plumariu^ L. Galeohdohm hitcum Huds. Galiiim rernum Scop. Hedera Helix L. Lonicera Xylosfeiini L. Potentilla opaca L. Riibtis Idaeus L. Saxifraga Ai:zoon Jcq. — tridaclyUles L. Sedum alhnm L. Semperrirum hirtum L. Scseli glanciim L. Thlaspi perfoliatum L. Valeriana tripteris L. häufig. Viola hirta L. Cerastium brachypetalum Desp. Von Lednic ging es weiter den Rothensteiner Felsen zu. Auf den wenigen Grasplätzen, die bis dorthin durchschritten wurden, fand ich Alchemilla montanaW. Angelica silvestris L., diese in Blättern, dann die bereits bei Püchov erwähnten: Aquilegia, Puhnonaria und Arnm. Unter der höchsten Spitze der Rothensteiner Felsen l)lühte noch Anemone ranunculoides L. , die hier zu den Seltenliciten zu gehi>ren scheint, da ich sie nur an dieser einzigen Stelle angelrollen habe. Auch auf den Rothensteiner grössten, schroffen Felsen kommt Alyssum saxatile, Saxifraga Aiuwn, Semperrirwn hirfum >or, und von einem Blocke habe ich einige Stücke Endocarpon miniatum Ach. abge- 357 rissen. Diese Flcclile sah ich in Lednic nicht und auch hier kommt sie nur selten vor. Einen eigenthiimiichen Anblick g^ewahren die ruinenalnilichen Klippenkalkfelsen um Rothenstein. wenn man sie von der geffenüber- liegenden Berglehne betrachlet. Die Schichten der untersten Pyramide, hier »tervenä skala*^ genannt, sind an der fast senkrechten Wand wie ein langes S gekrümmt. Ober dieser ragt die zweite Pyramide — sivä Skala (grauer Fels) — empor, dessen senkrechte Wand glatt gemeisselt zu sein scheint. Wieder ging es einem steilen Hügel zu, der von den langersehnten grossartigen Löwenstein-Pruskauer Klippenkalkfelsen gekrönt ist. Hier sieht man schon schöne, geschonte Walder und mehr Bergwiesen, die aber um die Zeit meines Besuches nur Myusotis silcatica Hoffm. Viola silveslris Kit., Lathraea Squamaria L. , Arabis hirsuta Scop., Ranunculus lanuginusus L., auricomus L. mit /?. f'allax W. Gr. : Po- lygala comosa Schk.. und Pulmonaria mollis Wolf f. an buschigen Stellen, hier aber in Menge boten. Doch da es schon ziemlich spät >»'achmitlag war, durften wir in den schönen Wald nicht treten und uns in dem Buschwerk der Wiesen herumtreiben, sondern gleich den Felsen zusteuern, um das was jetztdort zu bekommen war, einzulegen. Zu dem nördlichsten Kolosse der Löwenstein-Pruskauer Felsen angekommen, begab sich Freund Ondrcka sogleich hinauf, um Ses- leria caerulea und Draba aiz>oides zu suchen, ich aber besichtio-te die .Barto-sovä" von unten. Nach einer Weile machte auch ich mich auf den Felsen, der ohne besondere Schwierigkeit ersteigbar ist. Hier wurde nun iresammelt: Asplenium Trichomanes L. — riride Huds. nicht selten. Cystupteris frayilis Beruh. Sesleria caerulea Ard. massenhaft. Pua alpina L. Arabis arenosa Scop. — Turrila L. Draba aizoides L. in Menge. Dentaria enneaphyllos L. — bulbifera L. Mercurialis perennis L. Glevhoiiia hirsulu/n WK. Ranunculus montanus Wild. — nemorosus DC. Valeriana tripteris L. häufig. Potenfilla opaca L. Viola hirta L. — tricolor L. ß. grandiflora Hayne. Mit gelben Blumen, aber auch mit unteren Blu- menblättern von gelber, und den 2 oberen von noletter Farbe; beide Formen wachsen zusammen. Auf der Rückreise nach Püchov bemerkte ich noch auf einer Bergwiese unweit von Krasov Potenfilla alba L. In Medne hatte ich Gelegenheit Herrn v. Mednyansky's grossartigen Obstgarten, fast könnte man sagen Obstbaumwald zu be- wundern , der an der Xordostseite eines Hügels angelegt ist. und Tausende von herrlichen Obstbäumen zählt. Wie anders würden sich die vielen, jetzt sterilen, nur mit niedrigem fast unbenutzbarem Ge- strüpp bewachsenen Hügelabhänge ausnehmen, wenn Herrn v. 31 ed- nyänsky's rationelles Verfahren viele Nachahmer fände. Das Auge 358 ruht mit Befriedigung auf diesen Anlagen und den trefflich bestellten Aeckern dieses rastlos thätigen Mannes und findet reichliche Ent- schädigung für den traurigen Anblick von unzählbaren sterilen, höch- stens als Schafweide benutzbaren Hügeln. Als ich am 19. Juni von Püchov bei Medne vorbeifuhr, sah ich viele Eichen- und Obstbäume von Maikäfern fast zu Besen kalilge- fressen. Hätte ich es vermuthen können, dass ich von Pruskau bis Nemsovä — ich machte nämlich die Heimreise von Püchov bis Trencsin mit der Post — auf einem uralten gewaltig ächzenden Fahrzeuge, mit noch fünf anderen Personen zusammengedrängt — von welchen jedoch zwei gleich unterhalb Pruskau ausstiegen, um nicht etwa aus dem Wagen ausgeschüttet zu werden — in immerwährender Angst sitzen muss, so hätte ich von Pruskau aus die Löwensteiner Felsen an diesem Tage noch besucht und erst den nächsten Tag die Heim- reise angetreten. Erst von Nemsova bis Trencsin bekamen wir auf der Post einen bequemen Wagen. Meine Reise über Trencsin nach Sülov vom 9. — :14. Juni, machte ich von Trencsin aus bei Predmier mit der Post. Hier sind die Postwagen fahrsicher und ganz bequem eingerichtet. Ueber diese Reise und meine dort gemachten Funde be- richte ich ein anderes Mal. N. Podhragy, 25. Juni 1871. 8k izzeu von der Erdumseglung S. M. Fregatte „Donau". Von Dr. Heinrich Wawra. An der sogenannten „Ostasiatischen Expedition" beiheiligten sich zwei Schilfe, die Fregatte „Donau'' und die Korvette „Friedrich"; sie liefen am 18. Oktober 1868 aus dem Hafen von Triest aus und trenn- ten sich vor Jocohama, „Friedrich" mit der Bestimmung, in den chi- nesischen Gewässern als Stationsschiff zu verbleiben, die „Donau" sollte die Reise ostwärts fortsetzen, und durch die Magelhaenstrasse zurückkehren. — Der Zweck der ostasiatischen Expedition war ein ausschliesslich handelspolitischer, daher begleiteten sie nur Mitglieder der Diplomatie (auf der Freg. „Donau" — ) für den Abschluss der Handelsverträge und technische Berichterstatter (auf der Korvette „Friedrich" eingeschifft) für die Explorirung der Naturprodukte, ihrer technischen Behandlung etc. und der Absatzquellen für österreichische Artikeln in den Ländern, mit welchen die Verträge abgeschlossen wer- den sollten, Fachmänner für wissenschaftliche Forschungen wurden diessmal der Expedition nicht beigegeben, auch war der rein handelspolitische 359 Zweck dieser Mission wissenschaniichen Bestrebunoren nicht «riinsliff, denn koininerzielle Interessen lassen sicli doch vorwiesrend nur iu l)esuchter(>u Iviislenpliitzen verlbloeu, die "•erade dessliallt, weil See- städte und weil sehr besucht — keinen ffrosson lleichtlnuu au neuen oder sonst für die Wissenschaft bedeutsamen Acquisitionen erwarten lassen. Trotzdem war auf diesem Gebiete in den fernen Ländern iniiuerhin noch etwas zu leisten, und es blieb auch den einzelneu ^lilirlicdcru unbenoiunien, das naturhistorische Feld auszuheulen, so yut es die Umstäiule erlauben wollten; die Zooloo-ie, gerade so wie auf der Novarareise, erfreute sich sooar einer besonderen Pfleo-e, indnn nicht lun* ^lanner wie Dr. Syrski, Baron Bansonuet un(i Xantus die Expedition beo-leiteten, sondern diese auch durch nam- hafte, aus Staalsiuilleln fliessende Subventionen in ihren Sammelbe- slrebungen unterstützt Avurden. Die botanische Ausbeutung blieb dem Privatfleisse zweier Schiffs- iirzte überlassen; allerdiuos fügte sich das nicht g-auz zufällisf. denn ich und nuMu Kollege am ..Friedrich'^. Dr. Weiss, wurden absichtlich eingeschifft, weil man mit vollem Becht erwarten konnte, dass wir ausser dem Borddiensl auch die botanische Ausbeutung der zu besu- chenden Striche — >ersleht sich ex propriis besorgen werden. Dr. Weiss starb auf der Beise. die früher genannten Gelehrten verliesscn alle iu Jocohama die Expedition, und die Pflege der AVissenschaften blieb für den Best der Beise mir allein anheimgestellt; freilich konnte bei meinen wenig ausreichenden I\riiften auf den zoologischen etc. Gebieten nur wenig geleistet wei-den, abgesehen davon, dass die Fruchtbarkeit dieser Gebiete viiu Jocohama au bedeutend abnahm; die botanische Aus- beutung uuisste nach wie vor meine Hauptaufgabe bleiben, und die botanischen Erfolge — wenigstens die quantitativen — sind es auch, welche uns in diesen Blättern ausschliesslich beschäftigen werden. Bevor wir an diese Aufgabe gelien, sei es mir erlaubt hier ein Wort des Nachrufs meinem dahingeschiedenen KoUesfen Dr. Enuinuel Weiss zu widmen. Wir werden im Verlaufe unserer Erzählung wiederholt auf die Schwierigkeilen zurückkoiiuneu. welche sich dem Sammler in fernen Ländern, besonders in den Tropen entgegenstellen, Schwierigkeiten, die selbst ein eiserner Wille und der feurigste Wlsseuschaflseifer nicht zu überwinden vermag. Da ist Zeitmangel, ungeniigende oder ganz fehlende Konununikationsmittel. anhaltendes Begenwetter, die gewöhnlich crasse Unkenntniss der europäischen Ansiedler, welche meist nur auf Gelderwerb bedacht, nicht über die allernächste Um- gebung ihrer Wohnsitze Aufschluss zu geben wissen, die A|)al!iie und oft Feindseligkeit der Eingebornen, die Schranken des B(»rd(lit>usles und endlich der nervus rerum, der zu allerc^rsl in Ileciinunti- zu briu- iTciiih.' IvoslenpnuM; eine einzige dieser l''atalität(»ii braucht einziilreten, und man ist ge/wuugen die schimsle und verhu-kendsle Gegt.Mid bei- seile liesren zu lassen, oder es sind die Hindernisse alle glücklich um- scliini. emilich luxh Nielen Mühen ist man drin in der vielverheissendcn Begion — und üudet sie botanisch wüst und ode. Ich selbst fand 360 beim Antritte meiner Reiselaufbahn diese Schwierigkeiten gleich- falls vor, aber offen gesagt, damals jung und entsprechend leicht- sinnig , wusste ich mich für so manche Enttäuschungen durch anderweitige Reisegenüsse schadlos zu halten ; auf diese Art nach und nach mit den FataUtäten vertraut Hess ich später geduldig über mich ergehen, was nicht zu ändern war. Dr. Weiss kam in einem viel reiferen Alter zu überseeischen Reisen, seine trotzdem lebhafte Phantasie malte ihm den künftigen Schauplatz seiner Thätigkeit mit glühenden Farben, — und in Wirklichkeit folgte Enttäuschung auf Enttäuschung, und er, der Mann, der in Entsagung jedes andern Genusses nur der Wissenschaft lebte, fand sich oft zur peinlichsten Unthätigkeit verdammt, denn alle seine riesigen Anstrengungen, der unverhofften Hindernisse Meister zu werden, blieben fruchtlos. Schon vor Jahren waren an Dr. Weiss Gehirnkongestionen, überhaupt be- denkliche Symptome geistiger Ueberanstrengung merklich; dazu kam der übermässig lange Aufenthalt in dem botanisch ziemlich sterilen Singapore; das Zusammensinken der glänzenden Erwartungen und die berüchtigte Tropenhitze thaten hier das ihrige und führten schliesslich zur Katastrophe vom 25. Mai 1870; Dr. Weiss starb, ein Opfer hei- ligen Wissenseifers, betrauert von seinen Kollegen und Allen, die den Ehrenmann kannten. Die Mission S. M. Fregatte „Donau" war nur zum Theil eine ostasiatische, alle von mir nicht nur in Ostasien allein aufgebrachten Sammlungen bilden für sich ein Ganzes und fiossen anderen Bestim- mungen zu als die Kollektionen der die Expedition bis. Jocohama be- gleitenden Forscher; daher kann auch hier nicht die Rede sein von der wissenschaftlichen Ausbeute auf der ostasiatischen Expedition, — sondern lediglich von jener der Erdumseglung S. M. Fregatte „Donau." Schon früher wurde gesagt, dass dabei die botanischen Sammlungen resp. Herbarien meine Hauptsorge bilden mussten, während die mir später gleichfalls zukommende Acquisition von anderweitigen Natura- lien nur so weit verfolgt werden konnte, als es die Umstände ohne Beeinträchtigung der Herbarien erlaubten; den kleineren Rest der Zeit widmete ich schliesslich noch einigen anderen nicht stricte natur- historischen Gegenständen. Um gleich mit diesen letzteren zu beginnen, sei vor allem an- dern bemerkt, dass ich hier nur mitnehmen konnte, was gerade auf dem Wege lag, mehr zu leisten, dazu fehlte es mir nicht nur an Zeit, sondern auch an eingehender Sachkenntniss. Am besten ging es noch mit der Münzkollektion; sobald wir in einer Station ankamen, suchte ich mich sogleich mit irgend einem grosseren Geschäftshaus zu befreunden, gewöhnlich mit der unser Schiff verproviantirenden Firma, und überliess dieser die Zusammenstellung sammtlicher kur- sirender und seltener Landesmünzen. Was Linguistik anbetrifft, ver- säumte ich nicht das uns mitgegebene von Dr. Scherzer verfasste Wörterverzeichniss überall anzubringen, wo sich eine linguistische Acquisition erwarten Hess; freilich waren solche Gelegenheiten ziem- 301 lieh selten und leiden hlieh rs auch da meist hei Versprechungon, doch wäre es ini>glich, dass ein oder das andere Vol\al)nlarinin noch einjje- sendet wird. — Tnd endlicli wnrde auf alte wissenscIiaflMche Zeit- schrillen gefalnulet , die einmal vor Jahren in den helrelTendcn Städten erschienen sind. Als Leitfaden diente mir hiehei ein in den Novara-lnstiuktionen entliallenes Verzeichniss ausl.indischer Fach- schrillen; doch mnsste ich die traurige Erfahrung machen, dass fast alle diese Bhitler im Laufe der Zeiten verscliwnnden vernichtet und im eigenen Valerlande meist schon vergessen sind. Nur den ^ler- curio pcruano. eine wissenschafllitWie, in den letzten Dezennien des vorigen Jahrhunderts in Lima erscluMuende Zeitschrift fand ich im Abdruck \or, den Herr Manuel a Fuentes, ein strebsamer perua- nischer Literat nach dem einzigen deni Verderbniss entrissenen Exem- plar aus der Limener Stadlbihliothek besorgte. Von den nicht botanischen Naturalien sei einer sehr reichen Sammlung hawaischer Landconchylien erwähnt, welche ich der Be- kanntschaft des berühmten Conchologen Dr. Pease auf Honolulu ver- danke; die auf meinen botanischen Exkursionen hier aufgebrachte Insektensannnlung konnte nicht sehr reichhaltig ausfallen bei dem Umstände, dass die hawaischen Inseln ursprünglich totaj oder nahezu ganz insektenlos waren; die Gallensammlung bis Jocohama von Ran- sonnet besorgt, suchte ich auf der Weiterreise fortzusetzen, und end- lich gelang es mir eine freilich nicht übermässig grosse Mineralien- sammlung zusammenzubringen, deren Hauptstock eine Kollektion von Kupferstufen aus den Gewerken Atacamas bildet. Zu alle dem kommt noch ein Pärchen damals ö Monate alter amerikanischer Lüwen (Puma, Felis concolor), die ich von dem Direktor des botanischen Gartens in Lima, Herrn Kluge v. Waldeck zum Geschenke erhielt. Ihr Trans- port von Lima bis Triest, 8 Monate dauernd, unter den auf Kriegs- schillen obwaltenden Lnständen machte mir viel Kummer und Sorgen, besonders fatal war mir ihre Geschmacksrichtung, die immer nur nach Fleisch und zwar frischem Fleisch verlangte *). Alle diese Sammlungen, deren Acquisition ich endlich und schliesslich doch nur meiner Stellung als k. k. Marinearzt verdanke, habe ich gleich den auf früheren Reisen**) gemachten Kollektionen *) Ausser diesen aufgezähilen Leistiin2;eM auf S. M. Freiratle „Donau" sei noch eine treffliclie antliropulogisclie Aiboit von meinem Ivollegen am Bon), Dr. Janka, erwäliiit, nämlich seine Körpenu'. ss'ingeii an Individuen der verscliie- denen Racen, mit denen wir auf imserer Reise zusammenkamen; die Instrumente hierzu vvusste er sich sinnreich aus Bonimilteln anzufertigen, sie erlaubten fast eben so genaue Messungen, wie der später von Dr. Scherzer nach Singaporo gebrachte sehr elegante Apparat. Die Zahl der vollständigen Messungen (an KalTern, Hottentotten, Javanern, Siamcsen, Chinesen, Japanesen, Flawaiern, Indianern und Palagonicr:,) helrägl melir als 100. Zu bedauern ist, dass das anfängliche Zusammenarbeiten mit dem der ostasiatischen Expedition beigege- benen i'hotügraphen niciit w(Mter verfolgt wurde. **) Mit S. M. Kurv. „Karolina-' 1857 — 1858 nach Südamerika und Süd- afrika, mit S. M. Dampfer , Klisabeth'-' 1859—1860 in [3egieitung S. Hoheit des ocsterr. botan. Zeitschrift. 12. Heft l8TI. 27 362 den k. Museen bedingungslos nur mit der einzig<3n Bitte übergeben, dass mir die Bearbeitung des botanischen Tlieiles derselben vorbe- halten bleibe. Ich gebe hier das Verzeichniss aller auf der Weltumseglung S. M. Fregatte „Donau" von mir acquirirten, den k. Museen über- lassenen Sammlungen. a) Für das botanische Kabinet. 1. Das Herbarium bestehend aus 3182 Nummern (resp. Spezies) in mehr als 20.000 vollständigen Herbarsexemplaren; hierzu eine Kollektion von Samen und von in Spiritus aufbewahrten Tropen- früchten, etc. 2. Das Herbar der Flora von Lima, sämmtliche Pflanzenord- nungen umfassend, gesammelt und mir überlassen von Dr. Barranca in Lima. 3. Eine Holzsammlung von 102 verschiedenen Arten ; nachdem ich sie selbst angelegt habe, so ist jedes Holzgewächs auch im Her- bar durch Blüthen- und Fruchtexemplare vertreten. b) Für das zoologische Kabinet. 4. Eine 'Conchyliensammlung, vorwiegend Landschnecken der ozeanischen — zumeist der hawaischen Inseln, bestehend aus 444 Spe- zies, bestimmt und beschrieben von Dr. Pease in Honolulu. 5. Eine Gallensammlung, vorwiegend von den hawaischen — und eine kleine Insektensammlung, ausschliesslich von den hawaisclien Inseln; beide in Spiritus. c) Für das Mineralienkabinet. 6. Eine Sammlung von mineralogischen und geologischen Hand- stücken. d) Für die Hofbibliothek. Vokabularien der Buschmanns-, siamesischen und Palisprache; sie wurden Hrn. Hofrath Dr. Sc herz er noch während der Reise übergeben. 8. Den Mercurio peruano in 9 Bänden. e) Für das Münzkabinet: 9. Eine Kollektion der kursirenden und zum Theil seltenen Münzen aller von S. M. Fregatte „Donau" besuchten Länder, sammt der Beschreibung und Schilderung des Münzfusses und Münzwesens, sie ist so komplet gehalten als es die Umstände ermöglichten und besteht aus 142 verschiedenen Münzsorten in 209 Exemplaren. f) Für den Thiergarten in Schönbrunn: 10. Ein Pärchen amerikanischer Löwen. Erzherzogs Ferdinand Max nach Brasilien, mit S.M.Fregatte „Novara" 1864 18G5 in IJegleitung des Kaisers Max nach Mexiko. 3f)3 Zu den» l)t)tanis(licii Theil der Saimillungen erlaube ich mir Fol- peudes zu bemerken: Unter dem — nicht eben glücklichen Ausdruck „Herbarsexem- plar" verstehe ich im Gegensatze zum Pllcsuzenexemplar Ein — oder von kleinen (Gewächsen so viele Exemplare als hinreichen, um die Spezies in einer grosseren Sammlung würdig zu vertreten. Etwa Vö der Herbarien wurde durch Schenkung acquirirt; einen Haupttheil der letzteren bildet eine Kollektion von 315 Arten aus den chilenischen Kordilleren, gesammelt von unserem Landsmann, dem aus früheren Jahrgangen dieser Zeitschrift wohl bekannten Herrn Ley- boldt, Apotheker in Santiago. - Die anderen Schenkungen enthalten Pflanzen von den Umgebungen Cantons (von Hrn. Simson in Canton), den hawaischen Inseln (von Dr. Hillebrand) und einige Gramineen aus den peruanischen Kordilleren (von Prof. Raimondi in Lima). Der Rest wurde von mir allein gesammelt, getrocknet und mit aller Sorgfalt behandelt. Leider stand mir kein gemauerter Backofen am Bord zur Verfügung, mittelst dessen die Pflanzen in den heissen feuchten Tropen hatten rascher zum Trocknen gebracht werden können. Ich behielt die Sammlungen immer bei mir und suchte sie durch wiederholte Revisionen vor Schaden zu bewahren. Gegen Insekten und Schinuuel wurden starke Sublimatlosungen mit gutem Erfolg an- gewendet, vorzüglich bewahrte sich das Sublimat zur Konservirung von saftigen Früchten an den Herbarspflanzen; sie wurden bei jedes- maligem Umlegen damit befeuchtet, bis sie zu einer liornartigen 3Iasse erhärtet und vollkommen trocken waren. Die auf einer Exkursion eingeheimsten Pflanzen wurden, wenn trocken, nach Spezies sortirt, jede Spezies erhielt ihren Umschlag- bogen (in Grossfolio) und ihre eigene Nummer, korrespondirend der Journalnummer; die Herbarsexemplare waren durch eingeschossene Blatter getrennt, um sie vor Druck zu bewahren. In das genau ge- führte Journal wurde der Standort etc. und an der noch frischen Pflanze alles eingetragen, was an der trockenen nicht mehr abzulesen wäre. Das Herbarium war schliesslich zu einem Umfang von 90 dicken Packeten angewachsen, und seine Instandhaltung gab Midie genug, Bei diesen Manipulationen wurde ich von unserm Stückmeisler Alois Kraus auf das tluitigste unterstützt, und es sei mir erlaubt, die Verdienste dieses Mannes hier mit der gebührenden Anerkennung her- vorzuheben. Schon der ersten Novara-Expedition und jener des Dampfers „Eli- sabeth" als Ausstopfer beigegeben, brachte er auch diessmal eine ansehn- liche Kollektion von Vogelb.dgen und Conchylien zusammen; die Ver- wendung seiner sehr bescheidenen 31ittel zu derlei löbliciien Zwecken verdient gewiss die vollste Anerkeinunig; ihm hahe ich auch vor- zugsweise zu verdanken, dass die Pumas trotz den allerunginistig- sten Verhältnissen wohlbehalten die Reise überstanden, denn er widmete diesen seinen Pfleglingen eine unausgesetzte nicht ermüdende Sorgfalt. 27 - 36r Mit der Holzsammlung" wurde erst auf den liawaischen Inseln begonnen; während der flüchtigeren Exkursionen in den vorher be- suchten Landern war das äusserst fatiguante Sammeln von Holzproben nicht recht thunlich, und bei der grossen Verwandtschaft der japane- sischen und chinesisclien Holzgewächse mit den bei uns vorkommenden Arten auch nicht rentabel. Erst auf den Sandwichinseln gestattete mir unser verlängerter Aufentiialt daselbst diesem Gegenstande mehr Auf- merksamkeit zu widmen und die Verschiedenartigkeit der Holzge- wächse lohnte auch reichlich meine Mühe. Von allen Holzpflanzen (94), deren ich hier habhaft werden konnte, wurden Holzproben mitgenommen, 8 Zoll lange und wo möglich armstarke Stücke, so dick als gerade die kleine Handsäge reichte, die ich auf den Exkursionen immer mit mir führte. Die einzelnen Holzarten erhielten die Journalnummern der die Spezies im Herbar vertretenden Blüthen- oder Fruchtexemplare. Die Pflanzensammlung des Dr. Barranca zählt an 800 Arten, ist jedoch nicht numerirt. Dr. Barranca, Professor der Naturge- schichte an der Universität S. Marcos zu Lima, obgleich indianischer Herkunft, ist ein strebsamer, um die Verbreitung der Naturstudien in der Hauptstadt Peru's wohlverdienter Mann, dessen Wissenseifer und seine echt indianische Zähigkeit auf Exkursionen gewiss noch zu werthvollen Errungenschaften auf botanischem Gebiete führen werden. Er hat mir seine Sammlungen überlassen mit dem Ersuchen, für deren Beschreibung in Wien zu sorgen und ihm dann von der so beschriebenen Kollektion ein kleines Normalherbar zurückzusenden. Dafür verpflichtet er sich, für die Wiener Anstalten in den peruani- schen Kordilleren zu sammeln und allen diessbezüglichen Forderungen und Anfragen nach Kräften nachzukommen; sein gerader, offener Charakter und reger Sammeleifer bürgen für das gegebene Wort, und es wäre sehr zu wünschen, dass eine solche Kraft für die He- bung unserer Museen erhalten bleibe. Ich musste auf meinen Reisen — besonders in Südamerika — • wiederholt die traurige Erfahrung machen, dass im fernen Ausland man nur selten Männer findet, welche Sinn für Naturstudien und die Ausdauer haben, sich mit dem Sammeln von Naturalien zu befassen. Nachdem ferner die Acquisition von Pflanzen aus dem botanisch so wichtigen, nahezu ganz undurch- forschten Plateau der Ando-Kordilleren für unser Museum von hoher Bedeutung sein muss, so wäre es von Seite unserer Botaniker ange- zeigt, durch fleissige Betheiligung an der Arbeit des limenischen Herbars Herrn Dr. Barranca zu weiteren Einsendungen zu er- muntern. Wir kommen nun zu unserer eigentlichen Aufgabe, nämlich zur Schilderung meiner botanischen Reiseerlebnisse, doch sei mir am Schluss der langen Einleitung noch erlaubt, dem Kommandanten der Expedition Herrn Vizeadmiral Baron v. Petz und dem Kommandanten der Fregatte Herrn Linienschiffskapitän Ritter von Wiplinger in schlichter doch tiefgefühlter Art Dank zu sagen für die Bewilligung wiederholter und längerer Urlaube, welche es möglich machten meine Thätigkeit weit über die Grenzen unseres Stationsortes auszudehnen. n6 3 \\n(\ für die Anwoisunfr geeigneler Plülze zur Aufhowahrung ineiiicr Samiiilunüfon auf dein überfüllten, in Bezug auf Räumlielikeilen stark beengten SehilFe. Die Beschreibung der lieinigebraelüen Pflanzen nuiss einer sp.'i- teren Arbeit vorbehalten bleiben, aber auch ein tieferes Eingehen in die VegetationsNerhaltnisse der besuchten Cegeiulen liegt nicht in dem Plane der \orliegendeu Schrift: zur Losung einer solchen Aufgabe genügt das lUuhtige Durchstreifen der weiten Gebiete nicht, dazu gebort ein längerer wohlbenützter Aufenthalt, auch nuisste diesem Ver- suche wenigstens die Bearl)eitung der Herbarien \orangegaiigen sein, i. e. die genaue Ivenntniss der in den fraglichen Gebieten aufge- lesenen Pllanzeu. Weder das eine noch das andere ist hier der Fall, und bezüglich des zweiten Punktes in()chte ich nicht gerne leicht- sinniger Weise falsche Angaben machen, die Zahl der unabsichtliclien wird schon genügen, freilich niuss durch das spärliche Einstreuen lateinischer Püanzennamen meine Arbeit sehr an wissenschafllicliem Timbre verlieren, aber das ist noch lange das Schlimmste nicht, einige Artikel sind sogar ganz unbotanischer, sie sind rein profaner Natur, doch will ich zur Beruhigung des orthodoxen Lesers sogleicli hinzu- fügen, dass sie ihre Existenz nicht unverbesserlicher Geschwätzigkeit, sondern anderen ^iel solideren >loti\en verdanken; diese profanen Artikel beschreiben zunächst nur Merkwürdigkeilen (z. B. in China, Sandwichinseln), die von unserer Gesellschaft Niemand anderer ge- sehen hat als ich allein, und nicht gewohnt in Itellelrislische etc. Bliilter zu schreiben, andererseits aber bedacht meine Erfahrungen doch zu Kutz und Frommen der Menschheit zu verwerthen, versuchte ich diese iinbotanisdien Findlinge unter meinen botanischen Skizzen, die gerade auch nicht allzuwissenschaftlich gehalten sind, in die OefTentlichkeit einzuschnuiggeln. Sonst verspreche ich bis auf die wenigen oben angedeuteten Abschweifungen mich möglichst an meine Aorlaufige Aufgal)e zu halten, nändich an die einfache Erzählung meiner botanischen Erlebnisse auf der Erdumseglung Sr. M. Fregatte .. Donau, ~ damit der Leser erfährt wo uiui wieviel (iuif das was konuut es ^()rderlland nicht an) und unter welchen Umständen gesannnelt — und mich ent- schuldigt, wenn manchmal nicht mehr geleistet wurde. Pflanzenbe- schreibungen und Vegetationsskizzen werden den Gegenstand einer späteren umfassenden Arbeit bilden; tun- bei den liawai'schen Inseln habe ich versucht hier etwas tiider in die physiognomischen Verhüll- nisse ihrer Vegetation einzugeiicii. Ihre eng umsihriebenc Flora gibt dem Zeichner die Farben in die Hand zu einem üi)ersiclilliclien Vc- gelationsgemahle und \ielleiclit gelingt es mir. gestützt auf die \u'\- fachen bei meinen Kreuz- und (^)uerzi!gen durch die Inseln gencachten Erfahrungen diese Farben richtig anzui>ringen und jetzt schon einige vielleicht ziendich naturgetreu«; Bildi-r zu entwerfen. (^Kortsetxung fjlg' ) 366 Kryptogamen aus der Elora von Schottwien in lieder Österreich, IV2 Stunden im Umkreise, beobachtet im Juli, August und September 1868, 1869 und 1870. von Josef Wallner. (Sehluss ) Boletus scaber Fries, oberhalb der Station Klamm häufig, — siibtomentosiis L. selten. — lividus Bull, gegen Küb. ^ piperafus Bull, einzeln. — glutinosus Rbh. — badius Fries nicht häufig. — bovinus L. oberhalb Station Klamm. — flavidus Fries. ' — luteus L. — granulatus L. — cavipes Op. gegen Küb. — elegans Fr. am Semmering selten. Lenzites abietina Fries, auf hölzernem Brückengeländer am Eicliberg bei Weissenbach; auf Baumstammen am Semmering. • — sepiaria Fr. an der Wasserleitungshütte. — trabea Fr. an Holzplanken, Güstritzgraben. — betuUna Fr. an Baumstämmen am Bau, an Holzplanken, Güstritz- graben, an den Bergwerksholzern, am Eingange der Gypsgruben. Schizophyllmn commune Fries, auf gefällten Bäumen, auch an den Strassenschranken, im Güstritzgraben. Cantharellus Cibarius Fr. in den Gebüschen um Klamm massenhaft. — umbonatus Pers. Semmering selten. Hiissula emetica Fr. sehr häufig. — integra L. ■— Xerampelina Seh ff. einzeln. — furcata Pers. — fragilis Pers. selten. Gomphidms glutinosus Fr. Rhymovis atrotomentosa Fr. gegen Küb selten. Panus Sainsonü Lev. auf einem abgeschnittenen Baume am Bau, mit Lenzites betulina Fr. selten. Agaricus fimetarius L. in Wäldern. — comatus Müll, im Atlitzgraben nur an einer einzigen Stelle, nur im Jahre 1869 in schuhhohen Exemplaren. — atramentarius Bull. — disseminatus Pers. im Güstritzgraben, häufig. — titubans Bull, in Wäldern einzeln. — fibrillosus Pers. am Semmering selten. — microrhizns Lasch, in Wäldern zerstreut. 367 Agaricus obhisalus Pcrs. in Wähler einzeln. — corrugis Pers. auf Wiesen. — silacetis Pers. Semniering- seifen. — stercorariiis Seh um. auf Aeekcrn bei Klamm. — cretareiis Fries, einzeln. — applanalus Pers. i)ei Maria-Schulz einzeln. — tener Seh ff. bei Klamm, — laterit'ms Fr. (nicht Batsch.)in Wählern. — badipus Pers. in Wählern einzeln. — melinokles Bull. Fuss des Gosiritz, selten. — Centunculus Fries, in Wählern. — sapin US 1). hi/bridus Fries, hei Warfenstein. — picreus Pers. „ „ — flaridiis Seh ff. an mehreren Stellen. — a^tragalinus Frs. hei Klamm. — rimosus Bull, in Wi.hlern häufig. — repandus ^ „ „ „ — jimfabifis Seh ff. nicht seifen. — bombgcitius Seh ff, in hohlem Fraxinus hei Klamm. — casfaneus Bull, am Seinmering-. — subferrugineiis Bat seh. einzeln. — riolacect-cinereiis Pers. in Wählern. — rioUtceus L. seilen auf Wahlwiesen. — decnlorofiis Frs. am Bau seifen. — elegant ior Fr. am Semmering. — turbinatus Bull. Wälder im Güsfrilzgrahen. — griseo-rubellus Lasch, auf Wiesen. — pascinis Scop. in AVäldern einzeln. — chahjbaeus Pers. - „ „ — perpnsi/lus Lumm. seifen. — pulrinatus Pers. am Semmering". — lepideus Frs. auf Bäumen und den Holzschranken, Semmering. — gracillimus Weinm. in Wäldern. — umbilicatus Seh ff. am Weg nach Klamm; häufig. — capillaris Schm. nur einzeln. — ritrinellus Pers. in Wäldern selten. — galopus Pers. nicht häufig. — janthinus Fries, am Semmering. — alcalinus Fries, auf Wiesen in Wählern selten. — roselhis Fr. einzeln, Himmelreich-Wahl. — strobilinus Pers. Wälder am Semmering einzeln. — epiphyUus Pers. auf Taraxacum-Vs'yxviaX. — ranicalis Bull., auf Griväwurzeln. — androsaceus L. und A. Rofula Scop. häufig. — alralus Frs. mit — iniiriniis Batsch. und Ag. plexipes Fries, auf Wiesen, hei Maria-Schulz. — oreadcs Bolt. bei Warienstein, Semmering etc. 3Ü8 Agaricus tuberosus Bull, uiif faulenden Pilzen, — confluens Pers. am Bau sehr häufig. — fuslpes Bull, auf morschem Holze bei Kiib, — lancipes Fries, einzeln in Wäldern. — laccatus Scop. bei Klamm. — belliis Pers. einzeln am Semmering-, — angifstissimus Lasch, einzeln. — cgathiformis Bull, sehr gemein. — flaccidus Sow. „ „ — gibbus Pers. in Wäldern häufig. — candicans Pers. etwas seltener. — decastes Fries. Wälder am Gostritz. — hiscinus Frs. im Allitzgraben einzeln. — fimiosus Pers. (nicht Bab.) am Semmering einzeln, — clavipes Pers. Wälder am Gostritz. — volenms Frs. bei Klamm selten. — deliciosus L. massenjiaft. — piperatus L. einzeln. — pergamenus Frs.^ häufig. — zonarins Bull, am Semmering selten. — cilicioides Frs. Semmering und bei Klaiiun. — torminosiis Seh ff. sehr häufig. — scrobiculatus Scop. seltener Göstritzgrabeu, — melaleucus Pers. in Wäldern. — albellns Fries, im Atlitzgraben. — carneus Bull, in Wäldern nicht häufig, — jonides „ „ „ „ „ — terreus Seh ff. im Grase am Semmering, — tiaccmus Pers. Walder am Gostritz- — luridus Seh ff. (nicht Pers.) bei Klamm. — albo-brumieus Pers. Wiesen am Semmering, — flcwo-bnmneus Pers. „ „ ^ — tistalis Fries. Wälder am Semmering. — fucatus Fr. im Göstritzgraben. — micrmaceus Bull, sehr gemein. — psittacinus Seh ff. im Göstritzgraben, — chlorophanus Fries, am Semmering — conicus Scop. einzeln bei Klamm, etc, — miniatus Fries, am Semmering. — ceraceus Wulf, überall häufig. — fragilis Pers. am Semmering einzeln, — oünus Bull, einzeln. — pratensis Pers. einzeln. — stramifieifs Bbh. einzeln im Göstritzgraben, — procerus Scop. in Wäldern gegenüber dem Posthause. — vaginatm Bull, in Wäldern nicht häufig, — rnbescens Frs. einzeln gegen Boleros, — muscarivs L. gegen Küb. — wenius Frs. einzeln in Wäldern. 369 Nachtrag. Zum Sihliissc einii>e Bomerkuntren über die Lage der minder neKunnton Fundorte. Am Bau heisst der Gebirgszug, weUher am oberen Ende des Marktes redits beginnt und sich bis auf die Hohe der Semmering- strasse fortzieht. Er biklet die Scheide zwisclien dem Atlitzgraben und dem Seminerin^thal. Auf seiner Höhe lindet man im Steingerijlle Archaiiyclica officinalis Hoffm.; von dieser Stelle aus eine Viertel- stunde Weges konunt ein abgetriebener Wald, von wo man den Schneeberg und die Raxalpe sieht. Hier kommt Uibes (jrossularia L. vor. uiul eine solche Masse von Bubus saxatilis L. , dass zur Frucht- zeit alles roth ist. Von diesem Platze kommt man gerade zur Gypsstampfc im Atlitzgraben hinab. Das sogenannte Himmelreich befindet sich auf der gegen- überliegenden, sich nach Osten ziehenden Hidie, welche schon hinter dem l'osthause beginnt, wo sich der Himmel reich wähl bis zur H(»he der Hauser hinzieht; von hier geht der Weg auf der Höhe des Göstritzorabens fort, bis er sich auf dem UeI)ero-an »bei Aecidium Verbasci beizusetzen Cesati, die Worte „vielleicht zu Aec. elong. gehörig," zu streichen, „ 322 bei Rhhomorpha statt Atlitz- lies Göstritzgraben. „ „ bei Erineum alnemn, die Worte „am sog. Bau" geliören zu fagineum, „bei der St. Klamm" gilt nur für al~ neum allein. „ 73 u. 322 nach Sporotrichum einzuschalten: Peronospora gangliotiiformis Tuln, auf Sonchusblattern in sein' dichten Getreidefeldern bei Aue. „ „ „ släli Depazea castanaecolaVies Roestelia penicUlataFs. „ 74 u. 322 „ Sphaeria punctiformis lies Gloeosporium Ribis. Mont. et Desm. (Leptothyrium Ribis Libert.) ^ 74 u. 323 einzuschalten : Ciavaria abietina Pers. an Baum- stumpfen nicht häufig. Thelephora isabellina zu streichen. statt Polyporus ferrugineus lies ferruginosus. „ Agaricus spectabilis lies bombycinus Seh ff. nach „ picreus einzuschalten: „ sapineus Fs. b. hybridus, in Wäldern bei Schottwien. Josef Wallner. Literaturberichte. Schulflora von Deutschland. Nach der analytischen Methode be- arbeitet von Otto Wünsche, Oberlehrer am Gymnasium zu ZAvickau. Die Phanerogamen. Leipzig. Druck und Verlag von B. G. Teubner. XLVII. u. 326 S. 8. Als wir das Vorwort durchgelesen und in diesem nachfol- genden Passus antrafen: „Was den Umfang des in Betracht gezogenen 55 74 W 75 n r> r> n 371 Gebietes anbelangt, so uinfassl dasselbe Deulschland von der Nord- iind Ostsee bis zu den Alpen (ausser dem neuen deutsehen Reich also auch Böhnieu, M.ilireii, und den grösseren Theil des Erzherzoo-- thuins Oesterreieh). Alle in diesem Gebiete nur in cinio-er Verbreitung vorküininenden wikhvaelisenden und häufiger angebauten Phanerogamen sind erwähnt, und nur seltene, auf nur wenige Standorte beschrankte Arten, sowie die selteneren Abarten und Bastarte wurden ausge- schlossen, was bei einem lediglich für Anfanger bestimmten Buche wohl Keinen Tadel finden dürfte. Denn abgesehen davon, dass durch Aufnahme der letzteren der Umfang des Buches nicht unbedeutend erweitert worden wäre, würde auch die scharfe Unterscheidung der Arten dadurch vollständig beeinträchtigt worden sein." Als wir also dies lasen, fiel uns unwillkürlich ein Gespräch ein, welches wir vor einigen Tagen mit einem jungen aber gediegenen Philologen führten. Derselbe bemerkte nicht mit Unrecht, Oesterreich habe seinerzeit viel zur Ver- stünnnelung der lateinischen und griechischen Klassiker in den sog. Schulausgaben beigetragen, und er bedauere, dass in Deutschlami neuerer Zeit auch diese vollständig zu verdammende Richtung gepflegt werde. Wenn ein Autor für den Schulgebrauch verstünnnelt wird, ist diess zwar eine fatale Geschichte, aber kein ganz zu verdanunender Vorgang, wenn man bedenkt, dass man nie einen Autor ganz in der Schule lesen kaiui; wenn man aber die Flora eines Landes verstüm- melt zum Schulgebrauche, so begeht man ein Attentat an der Landes- kunde und an der Naturwissenschaft, welches wir nicht besser als mit dem Ausdruck eines an der Natur begangenen Hochverrathes be- zeichnen können. Hier wird nicht etwas ausgelassen, weil es gegen die gute Sitte anstössig, sondern weil es wegen Unkenntniss des Autors schwieriger scheint wie das übrige, weil vieles in den Sammel- werken nicht zusammengestellt und der Autor auf die Originalquellen nicbt zurückgehen kann. Floren können nicht ausschliesslich bei dem Schreibtische abgefasst werden und man darf nicht den Mund als Lehrer vollnehmen, wenn man nicht die ganze Materie beherrscht und mit der Sicherheit eines Kenners imponiren kann. Ein Florenwerk soll einen doch in die Möirlichkeit versetzen, jede Pflanze, welche im Lande \(U'komint, bestimmen zu können, es steht keiner Pflanze .,auf der Stirne geschrieben", d.iss sie selten ist und in des Verfassers Werk darum nicht angeführt ist. Wie vielen Ausreden, Zweifeln und Unein-lichkeiten bietet nicht diese Methode Gelegenheit und wie wird niclit eben durch diesen Vorgang das Entgegengesetzte einer ehr- lichen naturwissenschaftlichen Richtung einer gesunden Naturanschauung erreicht. Der Verf. hat auch sonst in der Vorrede manche Probe seiner eigenthüinlichen Auffassung geliefert, z. B. als er sich äusserte: „Ebenso war aber auch die Anwendung der analytischen Melliodo schon durch ihre besondere pädagogische Wichtigkeit geboten. Demi wie das Gefühl für Sicherheit und Schärfe leidet, wenn sich der Lernende durch eine Menge nahezu gleichlautenden' Beschreilnmircn durcharbeiten muss, um endlich auf diejenige Diagnose zu konimen, 3*2 die auf die von ihm gefundene Pflanze passt, so wird nach jener Methode, welche den Lernenden fortwahrend zur genauen Beobach- tung bestimmter Pflanzentheile nöthigt, ihn von einem Gegensatz zum andern und zuletzt mit Nothwendigkeit zum gewissen Ziele führt, das Auge für scharfe Auffassung des Sichtbaren, der Verstand für strenges, logisches Denken, klare Unterscheidung der Dinge und Sicherheit des Untersclieidens auch auf anderen Gebieten des Lebens und Wissens herangebildet." Die analytische Methode hat ihre Vorzüge, und wenn die analytischen Uebersichten kompletten Diagnosen vorangehen, so sind sie, wenn gut gemacht, ein wahrer Schatz, wenn aber Sparsam- keitsrücksichten diess nicht möglich maclien, dann ist viel besser Diagnosen zu geben, und damit man sich nicht immer durch eine Reihe von untergeordneten Merkmalen durcharbeiten müsse, jene Merk- male, welche die Differentialcharaktere in sich schliessen, mit auffallen- deren Leitern setzen zu lassen. So kann man dann sich analytisch und synthetisch von der Richtigkeit der Bestimmung überzeugen. Er- innern wir uns recht, so haben nur zwei Autoren aus ihren grösseren floristischen Handbüchern selbst Auszüge angefertigt resp. geleitet bei Bearbeitungen zum Schulgebrauch, Koch und Ascherson, und doch haben diese keine analytischen Tabellen angefertigt, doch haben sie keine für das Florengebiet unzweifelhafte Pflanze ausgelassen. Fragen wir daher, ob Herr Wünsche einem langstgefühlten Bedürfnisse mit seiner originellen Idee einer Schulflora Deutschlands entsprochen, so müssen wir mit Bedauern sagen; Nein! Die Teubnersche Verlags- buchhandlung möge, wenn sie es gut finden sollte, zugestutzte Autoren für Schulen ediren, sie können ihre Berechtigung haben, aber sie möge uns nicht mit Floren beschenken, — welche in Wirklich- keit nicht existiren. Wir hatten vielleicht nicht so viel über dieses Buch geschrieben, aber der Verfasser hat vor nicht zu langer Zeit eine im Grossen und Ganzen brauchbare Exkursionsflora von Sachsen herausgegeben; die Verlagshandlung ist eine der angesehensten in Deutschland, wenn also von solchen literarischen und buciihändlerischen Kreisen ein Werk wie das vorliegende dem Publikum geboten wird, da bleibt nichts anderes übrig, als energisch dagegen zu protestiren. Es wird eben nöthig, dass die reinen Fachblätter sich etwas mehr um den naturwissenschaftlichen Unterricht kümmern, da speziell jener in der Naturgeschichte einer Auffrischung bedarf. Die Ausstattung des Buches ist eine wirklich praktische, was wir in diesem Falle mit Be- dauern bemerken, da diese nette Hülle zum Ankaufe des Inhalts bewegen wird. A. K — tz. Correspondenz. Graz, am 11. November 1871. Unser wackere Thomas Pich 1er beabsichtiget im Jahre 1872 abermals eine Reise in noch undurchforschte Gebiete Dalmatiens zu machen; vorzüglich beabsichtigt er den in botanischer Beziehung inter- 37;} essantcMi Sroglio Foino zu Iu'sucIkm». Jene Herren Botaniker, die an der Auslieute dieser Reise Theil n(>liinen Avollen, l)eliei)en sieh direlvle an Tluinias Pich 1er, Naturalisten /.u Lienz in Tirol, zu wenden und an ihn Gulden zehn ö. W. pr. Aktie, wofür sie 150 Spezies seiner Ausbeute erhalten, einzusenden. Pieliler i>-(>l)rauc-ht keiner weiteren Eniprehlunor. er hat noch jederzeit seine Aktionaire zufrieden ir(>slellt. Ritter von Toininasini in Triest hat die Zusage geiuachl, unseren Pich 1er auch bei dieser Reise mit Rath und That zu unterstützen. J. C. Ritter v. Pitloni. Kajana in Finland. am 22. Oktober 1871, Im nächsten Sommer beabsichtig-e ich eine speziell bryologische Reise in die fernen Gegenden des Russiscli-Lappland zu unternehmen. Da die Kosten zum Theile durch Aktien gedeckt werden so lade iidi hiermit ein, meine Reise durch Aklienzeichnung möglich zu uuiciien, wofür ich den entsprcchendtMi Antheil an der Ausbeute verspreche. Meine gr()sste Aufmerksamkeit wird vorzüglich den Moosen zuge- wendet sein, doch werde ich die Phanerogamen nicht ausser Acht lassen und von ihnen ebenfalls grosse Aufsammluugen machen. — Die Aktien kosten: 1. für eine vollständige Moossammlung (150 bis 200 Arten) die Centurie a 3 Tli. 2. für 75 Moose und 50 Phanero- gamen 5 Tli. : 3. für 50 der seltensten Phanerogamen, speziell asia- tische und arktische Formen, wobei der Subskribent mit Sicherheit auf Arten, wie: Aster Sibiriens, Chrfjsanthemum arcticiim, Pi/rethrum bipinnatum, Valeriana capitata, Polemon pulcheUnm, Castilleja pal- lida, Paeonia anomala, Sangnisorba poli/gaina, Colpodium latifolium etc, rechnen kann, 8 Th.; 4. für 75 der seltensten Moose 3 Th. Herr J. Juratzka (Wien, I. Salvatorgasse Nr. 12, 3. Stock) hat ge- fälligst versprochen, die Beitrüge der Herren Subskribenten zu über- nehmen, welche sonach gebeten werden, sich sj)ätestens bis Ende Februar k. J. zu melden. Die Sammlungen werden spätestens im Frühjahre 1873 vertheilt werden. N. F. Brotherus, Cand. Phil. Tilsit, am 2ö. Oktober 1871. Bidens radiatusl\\y\'\\\ habe ich seither zahlreich gefunden am Tilsiter Mühlenteich. Da dieser nur als Erweiterung des FUisschens Tilszeln zu betrachten ist, welches bei Tilsit in die Memel sich er- giesst, so beziehen sich sämmtliche bisherige Fundorte auf Flussul'er. Ol) «lie Pflanze hier auch in Torfbrüchen vorkommt, wo Bidens fri- partitus L gemein ist. habe ich zu untersuchen noch keine Müsse gefunden. Ich bin jetzt so reichlich mit Exemplaren versehen, dass ich sie zum Tausche anbieten kann. Dr. Heidenreich. Pless in Pr. Srhlesion, am 7. November 1871. Da ich meine Stellung in Tiflis anfgegi^lxMi habe, kehre ich auf einige Zeit nach Deutschland zurück und verkaufe 5 Centurieu kauka- sischer und süduralis(;her Pflanzen zum Preise von 4 Rthlr. oder 8 fl. österr. \V. ä Centurie. Ebenso nehme ich Pränuuierationen für eine beabsichtigte im Monate .I.uuum- anzufangende Reise nach Spanien an, 374 Preis für 2 Centurien 10 Rthlr. = 20 fl. ö. W. Bestellungen ei bitte bis zum 20. Dezember poste rest. Pless O./Schl. Gegen Nachnahme kann ich nicht versenden, da ich am 25. Pless verlasse, ich bitte daher der Bestellung den Preis beizufügen. Gustav Radde. Kirchheim u. T. November 1871, Gegen frankirte Einsendung des Betrages können folgende Pflan- zensammlungen von mir bezogen werden, deren Preise in Gulden und Kreuzern rheinisch und in Thalern und Silbergroschen preussisch Courant angegeben sind: Plantae Germaniae, praes. borealis et Hel- vetiae. Sp. et formae 200—5200. fl. 3.30—104.0, Thlr. 2.0—59.13. — Plantae alpinae Helvetiae. Sp. et formae 100—1600. fl. 3.30—112.0, Thlr. 2.0 — 64.0. — Breutel pl. Groenlandiae et terr. Labrador. Sp. 220. fl. 23.6, Thlr. 13.6. — A. Gray, Torrey alior. pl. Americae borealis. Sp. 20—315. fl. 2.0-31.30, Thlr. 1.4—18.10. — Kumlien pl. civit. Amer. bor. Wisconsin. Sect. I. II. Sp. 20—200. fl. 2.24— 24.0, Thlr. 1.12 — 14.0. — Frank, Moser aliorumque pl. Americae borealis. Sp. 20—75. fl. 2.0-7.30, Thlr. 1.5-4.9. — Geubel pl. Americae borealis e civit. New-York et New-Jersey. Sp. 40 — 200. fl. 4 — 20, Thlr. 2.9 — 11.14. — Durand aliorumque pl. Louisianae. Sp. 20—250. fl. 2—25, Thlr. 1.5—14.10. - Schaffner pl. Mexi- canae. Sp. 20—65. fl. 2.24 — 7.48, Thlr. 1.12—4.17. — Sartorius pl. mexicanae pr. Mirador. prov. Veracruz coli. Sp. 10 — 185. fl. 1.30 — 27.45, Thlr. 0.26—15.17. — Sieber pl. ins. Martinicens. Sp. 115. fl. 13.48, Thlr. 8.2. — L. Hahn pl. ins. Martinicens. Sp. 100—200. fl. 14—28, Thlr. 8—16. — PI. Indiae occidentalis. Sp. 112. fl. 11.12, Thlr. 6—13. — Ramon de la Sagra pl. ins. Cubae. Sp. 20—100. fl. 2.48—14.0, Thlr. 1.18—8.0. — E.Otto pl. ins. Cubae, Columbiae, Venezuelae. Sp. 460. fl. 59.48, Thlr. 34.6. — Fräser pl. territ. rei publ. Ecuador. Sp. 20—35. fl. 3.12—5.36, Thlr. 1.25—3.6. — Kapp- ler pl. surinamens. Sp. 20—185. fl. 3.12—27.45, Thlr. 1.25—15.25. Clausen, Riedel pl.Brasiliae, Sp. 20— 200. fl.2.24— 32.0, Thlr. 1.12— 18.8. — Clausen pl. Brasiliae. Sp. 125. fl. 20.0, Thlr. 11.13. — Lechler pl. peruvianae. Sp. 10— 30. fl. 2.0—6.0, Thlr. 1.4—3.13. — Philipp! pl. chilens. Sp. 25—70. fl. 1.30-10.30, Thlr. 0.26-6.0. - Lechler pl. chilens. Sp. 25—120. fl. 3.45—18.0, Thlr. 2.4-10.9 — Germain pl. chilenses Sp. 28—96. fl. 5.14—17.55, Thlr. 3.0—9.20. — Lechler aliorumque pl. antarcticae (Ins. Maclovian. et Freti Ma- gellan.). Sp. 20—100. fl. 4.0—20.0, Thlr. 2.9—11.13. — Verrieux aliorumque pl. Novae Hollandiae. Sp. 18—50. fl. 3.15—9.0, Thlr. 1.26— 5.5. — Preis s. pl. Novae Hollandiae austro-occid. Sp. 85. fl. 12.45, Thlr. 7.0. — Müller et Lenormand. Algae marinae Australiae felicis. Sp. 33—50. fl. 5.27—8.10, Thl. 3.4—4.20. — PI. cult. in hört, bot. Germaniae. Sp. 100—5000. fl. 3.30—175.0, Thlr. 2—100.0. — Compositae cultae e herbariis C. H. Schultzii, Bip., C. G. Neesii ab E. et G. W. Bischoffii. Sp. 50—200. fl. 1.45—7.0, Thlr. 1.0— 4.0. — Herbarium normale pl. off'icinalium et mercatoriarum. Mit kurzen Erläuterungen von Prof. Dr. Bischoff und von Prof. Dr. von 375 Schlochteiulal. Scd. I-IV. Sp. 074. II. 105, Tlilr. 00. Die V. Lüv feruuir Avird geoiMiwartig ziirei'hl «>(Miii3S>3^- «S^r^^^LUNO«^ URBANA 30112084207692 M^ i%. ^iX:A^ M atM. .^.. ■ .^^■ r%^ /.■^■'^H- ♦ '■y^er' j^^> >>^ .^ U: