TÖöeT> 37 Stuttgarter Beiträge zur Naturkunde aus dem Staatlichen Museum für Naturkunde in Stuttgart Stuttgart 1. März 1967 Nr. 171 Ornithologischer April-Besuch in Äthiopien, besonders am Tanasee Von Ernst Schüz, Stuttgart Mit 12 Abbildungen I. Einleitung Ein vierwöchiger Besuch in fremdem Land erlaubt nicht gar zu viele Befunde, zu- mal wenn sich die Tätigkeit fast ganz auf das Beobachten beschränkte. Aber es lockt doch zu vergleichen, was frühere Bearbeiter ermittelt hatten, und dieser Vergleich soll hier für den Tanasee gezogen werden. Für dessen Nordufer gibt es Reiseberichte von E. RürpeLL um 1832 und Tn. v. Heucuım 1853 und 1862. In Korata am Östufer soll sich nach STECKER 1881, der selbst einige Angaben macht, ein Europäer namens PıAccıA etwa 11/e Jahre der Ornithologie wegen aufgehalten haben; ich fand nichts über ihn. G.Ronırs berührte 1882 den Nordosten des Sees, berichtete aber über die Vogelwelt sehr wenig. Am Südzipfel, im Raum von Bahar Dar, hatten E. DEGEn vom 10. Mai bis 8. Juni 1902 und nicht weit davon am Westufer L. A. Furrtes und W. H. Oscoop vom 29. März bis 5. April 1926 gesammelt. R. E. CHresman, der im 2. Kapitel seines Buches (1936) auf die Forschungsgeschichte eingeht, war britischer Konsul in Dangila 60 km SW von Bahar Dar. Er hatte 1926 und 1928 den gesamten See auf Tangas (den dortigen Papyrusbooten) umrundet und dann noch weitere Besuche gemacht, so bei Bahar Dar vom 16. bis 25. März 1933. Meine Frau und ich durften vom 5. bis 18. April 1966 ebenda tätig sein. Über die Lage unseres Standorts bei Bahar Dar geben Abb. 1 bis 4 Auskunft. Unser Reiseweg sah so aus: Asmara (15.20 N 38.55 E) 1. April 1966 — Axum (14.07 N 38.43 E) 2. April — Gondar (12.37 N 37.28E) 3. April — Lalibela (12.01 N 39.03 E) 4. April — Bahar Dar am Tanasee (1800 m) 5. bis 18. April — Fahrt mit dem Auto nach Addis Abeba (570 km S) 19. April — Abstecher südwärts ins Rifttal zu den Seen Debre Zeit (8.50 N 39 E), Zwai, Abiata, Awasa 22. April, auf der Rückfahrt Shala- und Langano-See 23. April, und nach NE zum Termaberpaß (3124 m) am 24. April. Wir fanden freundlichste Förderung in Bahar Dar bei Dr. med. Fr. SchÄurreLe und Frau Dr. med. M. SCcHÄUFFELE, in Addis Abeba bei Oberstudienrat W. Buper (siehe Abb. 9, 12) und bei Dr. R. RAUSCHENBACH, Deutsches Kultur-Institut. Dr. E. K. Ursan (Faculty of Science) und der langjährig in Addis Abeba ansässige Mr. C. M. G. BıAır gaben dankenswerte Hinweise; wertvoll waren mir beson- ders die Anregungen von. Herrn C. W. Benson in Cambridge (England). Die Museen in Berlin, Bonn und Frankfurt legten mir auf Bitte einzelne Bälge vor. Unserem Botaniker Dr. ©. Sesaıp danke ich für die Photos Abb. 1, 3, 4 und 11. Beihilfen der Gesellschaft der Freunde und Mitarbeiter des Staatlichen uns für Naturkunde in Stuttgart und des Kultusministeriums Baden-Württemberg ermöglichten die Reise. Hier (II) nun eine Liste (die unvollständig ist; siehe III) von Beobachtungen, nach der Ziffernfolge von MAckwoRTH-PrREAD und Grant. Die Paläarkten (32 Arten) sind schon in einem vorausgegangenen Bericht (1966 b) behandelt. II. Einzelne Arten Lappentaucher und Ruderfüßer 2 Podiceps cristatus. Ein Haubentaucher Stausee Asmara, 2 Paare Debre Zeit. 4 P.ruficollis, Zwergtaucher. Gewöhnlich Bahar Dar, mehrere Debre Zeit, rufend im Awasa-See. an HSON, > JUL 18 1969 TE (2 fi ING /T:0eJV 37 Stuttgarter Beiträge zur Naturkunde aus dem Staatlichen Museum für Naturkunde in Stuttgart Stuttgart 1. März 1967 Nr. 171 Ornithologischer April-Besuch in Äthiopien, besonders am Tanasee Von Ernst Schüz, Stuttgart Mit 12 Abbildungen I. Einleitung Ein vierwöchiger Besuch in fremdem Land erlaubt nicht gar zu viele Befunde, zu- mal wenn sich die Tätigkeit fast ganz auf das Beobachten beschränkte. Aber es lockt doch zu vergleichen, was frühere Bearbeiter ermittelt hatten, und dieser Vergleich soll hier für den Tanasee gezogen werden. Für dessen Nordufer gibt es Reiseberichte von E. RüppeLr um 1832 und Tn. v. Hrucıım 1853 und 1862. In Korata am Ostufer soll sich nach STECKER 1881, der selbst einige Angaben macht, ein Europäer namens PıaccıA etwa 11/2 Jahre der Ornithologie wegen aufgehalten haben; ich fand nichts über ihn. G.Ronırs berührte 1882 den Nordosten des Sees, berichtete aber über die Vogelwelt sehr wenig. Am Südzipfel, im Raum von Bahar Dar, hatten E. Degen vom 10. Mai bis 8. Juni 1902 und nicht weit davon am Westufer L. A. Furrtes und W. H. Oscoop vom 29. März bis 5. April 1926 gesammelt. R. E. CHresman, der im 2. Kapitel seines Buches (1936) auf die Forschungsgeschichte eingeht, war britischer Konsul in Dangila 60 km SW von Bahar Dar. Er hatte 1926 und 1928 den gesamten See auf Tangas (den dortigen Papyrusbooten) umrundet und dann noch weitere Besuche gemacht, so bei Bahar Dar vom 16. bis 25. März 1933. Meine Frau und ich durften vom 5. bis 18. April 1966 ebenda tätig sein. Über die Lage unseres Standorts bei Bahar Dar geben Abb. 1 bis 4 Auskunft. Unser Reiseweg sah so aus: Asmara (15.20 N 38.55 E) 1. April 1966 — Axum (14.07 N 38.43 E) 2. April — Gondar (12.37 N 37.28 E) 3. April — Lalibela (12.01 N 39.03 E) 4. April — Bahar Dar am Tanasee (1800 m) 5. bis 18. April — Fahrt mit dem Auto nach Addis Abeba (570 km S) 19. April — Abstecher südwärts ins Rifttal zu den Seen Debre Zeit (850 N 39 E), Zwai, Abiata, Awasa 22. April, auf der Rückfahrt Shala- und Langano-See 23. April, und nach NE zum Termaberpaß (3124 m) am 24. April. Wir fanden freundlichste Förderung in Bahar Dar bei Dr. med. Fr. SchÄurreL£ und Frau Dr. med. M. ScHÄUFFELE, in Addis Abeba bei Oberstudienrat W. Buper (siehe Abb. 9, 12) und bei Dr. R. RAusCHENBACH, Deutsches Kultur-Institut. Dr. E. K. Urean (Faculty of Science) und der langjährig in Addis Abeba ansässige Mr. C. M. G. BıAır gaben dankenswerte Hinweise; wertvoll waren mir beson- ders die Anregungen von. Herrn C. W. Benson in Cambridge (England). Die Museen in Berlin, Bonn und Frankfurt legten mir auf Bitte einzelne Bälge vor. Unserem Botaniker Dr. ©. Sesaıo danke ich für die Photos Abb. 1, 3, 4 und 11. Beihilfen der Gesellschaft der Freunde und Mitarbeiter des Staatlichen aeums für Naturkunde in Stuttgart und des Kultusministeriums Baden-Württemberg ermöglichten die Reise. Hier (II) nun eine Liste (die unvollständig ist; siehe III) von Beobachtungen, nach der Ziffernfolge von MAckworTH-PreAD und Grant. Die Paläarkten (32 Arten) sind schon in einem vorausgegangenen Bericht (1966 b) behandelt. II. Einzelne Arten Lappentaucher und Ruderfüßer 2 Podiceps cristatus. Ein Haubentaucher Stausee Asmara, 2 Paare Debre Zeit. 4 P.ruficollis, Zwergtaucher. Gewöhnlich Bahar Dar, mehrere Debre Zeit, rufend im Awasa-See. MIHSONGG, JuL 18 1969 2. STUTTGARTER BEITRÄGE ZUR NATURKUNDE Nr. 171 Abb. 1. Abb. 2. Uferkarte der östlichen Bahar-Dar-Bucht des Tanasees, nach Unterlagen des Bundesamtes für gewerbliche Wirtschaft (Frankfurt 1961). Die Abkürzungen: Abag Abagarima-Insel — BN Blauer Nil — Ch Cheyraan (St.-Gabriel-Insel, 1827 m) — DeMa Debra-Mariam-Insel — Deb Debanki-Berg (1901 m) — Ent Insel Entons — Ho Feleghe Heiwot Hospital (Standort des Beobachter) — Ko Kotita-Berg (Steinbruchberg, 1853 m) — Ses Sesela Abo (Kirchberg, 1823 m) — Shi Shimbet — ShiM Halbinsel Shimbet Michael (siehe Abb. 1) — Shu Shumaba-Insel. — Die Punktlinien grenzen das Papyretum von der Küste ab. 1967 SCHÜZ, ORNITHOLOGISCHER BESUCH IN ÄTHIOPIEN Nr. 171/3 Abb. 3, 4. Abb. 1, 3 und 4. Südbucht des Tanasees, Blick von Nordosten auf einen Teil der Südküste. (NE also unten, SW oben.) Links außerhalb des Bildrandes die Stadt Bahar Dar. Die hellen Dächer (Abb. 1) be- zeichnen das Feleghe Heiwot Hospital. Rechts davon schneidet der von Dr. ScHÄUFFELE gebaute Kanal (ein dünner Strich, schwer sichtbar) den hier den See und seine Buchten umgebenden Papyrus-Saum. Auf der Landzunge (Shimbet Michael) Rastplatz vieler Rotkehlpieper (Anthus cervinus) und am Nord- ufer Aufenthaltsort von Sporengänsen (Plecopterus gambensis). Diese Aufnahmen sind im Oktober bei hohem Wasserstand gemacht. Hinter dem Hospital das Grasland mit Oenanthe bottae, Ortygospiza atri- collis, Merops nubicus usw., anschließend die Shimbet-Savanne. Der unauffällige schwarze Hügel rechts der Bildmitte „unser“ Kirchberg (Sesela Abo). Die Gras- und Papyrus-Insel Abagarima ist auf Abb. 1 und 3 angeschnitten. Auf Abb. 4 die — weiter als hier sichtbar — nach NW abgesetzten Wald-Inseln Entons und Chevraan; auf dieser das (neue) Blechdach der alten St.-Gabriel-Kirche. Nach Farbauf- nahmen von O. SesALp, Oktober 1966. 25 Phalacrocorax carbo lugubris. Der Weißbauch-Kormoran vor allem am Tanasee; Nilausfluß, Nilfälle; in diesem Gebiet offenbar zurücktretend gegenüber Nr. 27. Debre Zeit. 27 Ph. africanus, Riedkormoran. Allenthalben auf dem Tanasee, Nilfälle usw.; Rifttal. 28 Anhinga rufa, Schlangenhalsvogel. Häufig im Tanasee, bis Nilfälle. Junge (mit weißer Halsunterseite) selten. Schreitvögel 33 Ardea cinerea, Graureiher. Bahar Dar: Viel seltener als Nr. 34. Etwa 10 am Abiata-See (wo Nr. 34 fehlte). 34 A. melanocephala, Schwarzhalsreiher. Regelmäßig Bahar Dar. Ein schön blauer Jungvogel Tage hindurch auf Trockenwiese jagend. (Von Hrucıuım 1857 S.47, 104, und 1868 S. 295 sah ebenfalls diese Art im Norden des Tanasees „überall auf dürren Feldern Heuschrecken und Käfer fangen“.) 35 A. goliath. Jeweils einzelne bis zwei Riesenreiher öfters Bahar Dar, auch am Nilausfluß und an den NilfäNen, und einige am Awasa-See. (Von Heucım 1857 und 1868 hat diese wie die vorige Art auf Landjagd beobachtet.) 36 A. purpurea. Purpurreiher bei Bahar Dar spärlich. Auch Nilausfluß, Nilfälle. 37 Egretta alba. Ganze Anzahl Silberreiher auf einem Schlafbaum in Gondar. Je- weils zerstreut Bahar Dar: Bucht und Blauer Nil. Debre Zeit. Langano-, Abiata- und Awasa-See. 40 42 43 45 33 98 59 60 61 62 63° 65 67 STUTTGARTER BEITRÄGE ZUR NATURKUNDE Nr. 171 E. garzetta, Seidenreiher. Zahlreich auf einem Schlafbaum in Gondar. Bahar Dar vielfach, aber nicht so zahlreich wie Nr. 42. Bubulcus ibis, Kuhreiher. Zahlreich Bahar Dar (ebenda Schlafplatzflüge) und weithin sonst, auch am Stadtrand Addis Abeba. Ardeola ralloides, Rallenreiher. Bahar Dar fast täglich, einzeln. Zahlreich Awasa- See (abendlicher Schlafplatzflug). Butorides striatus, Mangrove-Reiher. Nilausfluß, ferner ? in Flügelmauser mit Follikeln bis 9 mm erlegt 17. April Bahar Dar. 209 g, im Magen 7 kleine Fische. Scopus umbretta. Der Hammerkopf lebt allenthalben, wo möglich! Natürlich Tanasee, die meisten am Awasa-See. Bei Axum an Sabas Bad einer mehrmals ganz niedrig über dem Wasser fliegend und vereinzelt etwas von der Oberfläche abnehmend. Ciconia [Sphenorhynchus] abdimi, Regenstorch. Obwohl jahreszeitlich eigent- lich noch zu früh, bei Axum 2 bis 3 kreisend und einer auf dem Monbolith auf- blockend. Drei am Flugplatz Gondar, einer bei Bahar Dar. In Gondar ein Paar eifrig Zweige aus dem Schloßpark zu einem schon weit gediehenen Nest auf einem Baum unweit vom Hotel zutragend und einbauend. Dies stimmt nicht ganz mit der üblichen Ankunftszeit (Ende April/Anfang Mai) überein, erinnert aber an eine im zeitlichen Rhythmus abgeänderte Population in Ost-Eritrea mit Brut im Winter bzw. Februar/März (Smırn 1955 S. 494). Cneesman (1936 S. 193) fand Kolonien der im Hochland spärlichen Art (Bruten 17. 5. 31) bei der Kathe- drale von Axum [ob dies die angebliche Ibis-Kolonie von Buxron 1951 ist?] und (mit Nestbau am 6.4.33) auf der Insel Mitraha an der Ostküste des Tanasees (etwa 12.09 N); auf Tana Kirkos war eine Überwinterungsstelle. A. E. BREHM nennt die Art den Hausstorch Innerafrikas (mit Angaben in Reiseskizzen NO-Afrika... Jena 1855, und Erg.Reise nach Habesch, Hamburg 1863). Von Heucıın (1857 S. 114) beschrieb sehr anschaulich das Verhalten bei Steppenbränden am West- ufer des Tanasees. Anastomus lamelligerus. Einzelne Klaffschnäbel am Blauen Nil bei Bahar Dar und an den Nilfällen; zwei bei Awasa kreisend. Ephippiorhynchus senegalensis. 2 Sattelstörche (wohl ein Paar) am Awasa-See. Leptoptilos crumeniferus. Kein Marabu am Tanasee, wo CHEEsmAn 1931 die Art spärlich gefunden hatte. Wohl 80 bis 100 am Abiata-See. Ibis ibis. Jüngerer Nimmersatt 11/2 Stunden Autofahrt N von Addis Abeba am 19. April. Threskiornis aethiopicus. Heilige Ibisse zahlreich am Schlafbaum in Gondar. Regelmäßig Bahar Dar; abends Schlafplatzflüge. Hagedashia hagedash. Mehrfach Hagedasche in kleiner Zahl Bahar Dar, auch an den Nilfällen. Eine Rupfung in der Trockensavanne am Hospital. Bostrychia carunculata. Der Klunker-Ibis ist von begrenzter Verbreitung: Von fast 17° N südwärts bis über 6° N hinaus; im Tiefland, nämlich an der eritrei- schen Küste, nur in kleiner Anzahl. Auf der Fahrt von Bahar Dar nach Addis Abeba südlich von Engiabara ab regelmäßig zu zweien oder dreien. Von Addis Abeba bis Debre Berhan und darüber hinaus, an der Auffahrt zum Termaberpaß noch etwa bei 2600 m, in kleinen Trupps bis höchstens 20. (Weitere Angaben zur longitudinalen Verbreitung siehe Brown 1965.) Im parkartigen, dichtbewach- senen Garten des Oasis-Hotels von Awasa (also südlich von Addis Abeba bei 1800 m) ein Paar rund 12 m hoch beim Bau eines Baumnestes. Als Nist- stoff dienten vor allem Nester des Webervogels Ploceus cucullatus, die offenbar abgepflückt wurden. Wir trafen den einen Ibis mit einem solchen Webernest auf dem Flug zum und dann neben dem Partner, der eine Wartestellung unweit des Ibisnestes einnahm; das Webernest hing als großer 1967 70 99 100 102 SCHÜZ, ORNITHOLOGISCHER BESUCH IN ÄTHIOPIEN Nr. 171/5 Beutel vor dem Schnabel. Beim Flug zum Ibisnest entfiel dem Ibis das Masken- webernest, und da an dieser Stelle noch mehr Webervogelnester am Boden lagen, war das Einbauen offensichtlich nicht immer von Erfolg. Platalea alba. Einzelner Afrika-Löffler am Abiata-See. Flamingos und Gänsevögel Alopochen aegyptiacus, Nilgans. Allenthalben wo möglich. In Axum eine größere Schar ausgewachsener junger „Hausgänse“ dieser Art, vermutlich 2 Gehecke. Am 7. April am Nil bei Beseit Familie mit halbwüchsigen Jungen. Im Rifttal mehrfach Einzelpaare. Plectropterus gambensis, Sporengans. Anzahl (Scharen bis rund 40) am Tanasee. Von Heucıın (1868 S. 288) schrieb für das Nordufer am 22. Februar 1862: Unter wahrem Höllenlärm fallen Tausende von Sporengänsen und Höckergänsen in den hoch aufrauschenden See. Ein solches Massenauftreten erlebten wir nicht; ob es noch möglich ist? Cyanochen cyanopterus, Blauflügelgans. Am 19. April mehrere im Fitche-Hoch- land und nochmals einige südlich davon. Auch Cnezsman fand die Art nicht nörd- lich von Engiabara (11° N), südlich davon aber „plentiful“. Greifvögel Geier spielen noch, spielten aber noch mehr in der Vergangenheit in Äthiopien eine große Rolle; Schüz 1966a. (Es gibt noch weitere dramatische Mitteilungen über Mas- sen von Leichen und Kadavern als Anziehungspunkte für Geier; siehe Ronırs 1869 S. 171, 175, und 1883 S. 172.) Krarr besuchte am 18. April 1855 den 6 Stunden von der Steinbrücke über den Erep (Reb) östlich vom Tanasee gelegenen Geierfelsen Amora Gadel (rund 11.56 N 37.42 E), „auf welchem Hunderte von Geiern aller Art über- Abb. 5. Amora Quedel (Amora Gadel), der Geierfels bei Ifag, über 100 m hoch. Luftaufnahme am 5. April. (Siehe Text oben.) 6 STUTTGARTER BEITRÄGE ZUR NATURKUNDE Nr. 171 nachten, weshalb er den Namen Geierfelsen erhalten hat. Da der König vor kurzem in der Nähe des Felsens sein Lager gehalten hatte und noch viele tote Esel und Pferde unbeerdigt herumlagen, so war es eine Wohltat für die Umgegend, daß die Geier das Totengräberamt von ihrem Felsen aus verwalteten“ (1858 S. 349). Von Heucıiın (1874 S.303) beschreibt denselben Felsen nicht weit von Ifag (Richtung Debra Tabor), und zwar als Brutplatz: „Einen fast ganz kahlen, wohl 300 Fuß hohen, domartig aus der Fläche emporsteigenden Fels, Amora Oedel, d.i. Geierfels, genannt. Sein Gipfel ist buchstäblich bedeckt von Aasgeiern, Raubadlern und Milanen, deren Guano die steilen Wände ganz weiß gefärbt hat. In einiger Entfernung östlich davon liegen noch drei ähnliche Felsmassen, alle in einer und derselben Richtung und Linie.“ Ronutrs (1883) besuchte ebenfalls den Amara Gedell (wie er sagt, eigentlich: Amba Tsunko), der aus Sandstein bestehe, unersteiglich und von einem herrlichen Laubdach bedeckt sei; Höhe mindestens 100 m. Eine dort wiedergegebene Zeichnung des in Abessinien tätig ge- wesenen Anhaltiners ZAnDer gibt ein gutes Bild und zeigt im Hintergrund eine zweite Kuppe. — Durch eine Gefälligkeit des Piloten konnten wir am 5. April 1966 auf dem Flug von Lalibela nach Gondar diese Reihe von Steilfelsen aus nächster Nähe sehen, so daß wir die Massen kreisender Geier erkannten. Die hier gezeigte Aufnahme stellt ziemlich sicher den Amora Oedel dar. Eine nähere Untersuchung dieser Brutplätze wäre sehr verlockend. (Abb. 5) 106 Gyps rüppellii, Sperbergeier. Zwischen Bahar Dar und Nilfällen. Brutkolonie mit dreiviertelwüchsigen Jungen in Felsen von Debre Libanos. 107 Pseudogyps africanus, Afrikageier. In kleiner Zahl Bahar Dar. 110 Neophron percnopterus, Schmutzgeier. Vereinzelt Bahar Dar, nahe Langano- See und Debre Berhan. im Jugendkleid mit zerschmetterten Schwingen an der Straße 180 km südlich Addis Abeba (23. April). 1967 111 113 123 132 139 149 159 160 162 167 170 178 185 211 216 221 225 239 242 243 SCHÜZ, ORNITHOLOGISCHER BESUCH IN ÄTHIOPIEN Nr. 171/7 Necrosyrtes monachus, Kappengeier. Häufigster Geier z.B. in Gondar, Bahar Dar und Gegend von Addis Abeba. Falco biarmicus, Lannerfalk. Auf der Straße bei Debre Berhan auffliegend. F. tinnunculus, Turmfalk. Asmara, Burg in Gondar usw. Milvus migrans (M. aegyptius), Schmarotzermilan. Allenthalben zahlreich, be- sonders viele in Gondar. Gelb- und dunkelschnäbelige Stücke. Ein letzteres im Rifttal überfahren gefunden. Aquila rapax, Steppenadler. Recht sicher dieser Art bei Bahar Dar; 2 ganz nahe bei Meki (Rifttal). Lophoaötus occipitalis, Schopfadler. Debre Zeit und halbwegs Awasa-See. Terathopius ecaudatus, Gaukler. Adult kreisend Bahar Dar. Ausgewachsener Jungvogel Auto-Opfer (Balg) nahe Langano-See (Abb. 6). Cuncuma vocifer, Schreiseeadler. Zahlreich Bahar Dar und an den Riftseen. Gypaetus barbatus, Bartgeier. In und bei Stadt Gondar mehrere Alte und Junge sehr vertraut. Debre Libanos an der Portugiesenbrücke ein oder zwei. Eine ganze Anzahl am Termaberpaß. — Von Heucım (1856) notiert ihn ebenfalls für Gondar und erhielt am Semyen-Gebirge in 7 Tagen 8 Bartgeier; ebensoviele waren ihm verlorengegangen! O. Reiser, „Neuer Naumann“ Band V S. 294, spricht von 50 „gleichzeitig untersuchten Exemplaren aus Abessinien“ — woher mögen sie stammen? —, und ziemlich neuerdings berichtet M. GAjpAcs von min- destens 50 auf Mageninhalte frisch überprüften Bartgeiern, die er im Verlauf von 30 Jahren erlegte, offenbar großenteils nur eine Reitstunde von Addis Abeba entfernt (Aquila 63/64, 1957, S.334). Brown (1965) führt ebenfalls den Ter- maberpaß („tunnel at Debre Sina“) (Abb. 8) als sehr günstige Beobachtungsstätte an und glaubt auf dieser Fahrt von Addis Abeba bis Dessie an einem Tag wohl 50 Bartgeier gesehen zu haben; außerdem wird ein Horstfund 40 Meilen SE von Addis Abeba beschrieben, und die Art sei gewöhnlich in Semyen. Buteo rufofuscus, Schakalbussard. Der am meisten ins Auge fallende Greif- vogel, z. B. Axum, Lalibela, Bahar Dar, Strecke Addis Abeba bis Awasa und bis Termaberpaß. Auch mehrere schwarze Stücke. Accipiter minullus. Am 7. April ein Zwergsperber auf der Vogeljagd in Beseit bei Bahar Dar. Micronisus gabar, Gabar-Habicht. Bahar Dar, Strecke bis Addis Abeba, von da bis Awasa mehrfach. Polyboroides typus. Eine noch nicht ausgefärbte Afrika-Höhlenweihe (Querbin- den unten beginnend) schwingt sich in eine große Maueröfinung von Burg Gondar ein. Hühner; Kranichvögel Coturnix coturnix, Wachtel. 13. 4. Bahar Dar (Savanne). Numida meleagris, Perlhuhn. Bahar Dar, nicht selten. Rougetius rougetü. 2 vertraute Abessinien-Wasserrallen an der Autostraße süd- lich Engiabara 19. April. Limnocorax flavirostra, Negerralle. Häufig im Papyrusgürtel bei Bahar Dar. Öfters auch hoch auf gebogenen Papyrusstengeln „aufbaumend“. Gallinula chloropus, Teichhuhn. Recht zahlreich am Papyrusgürtel Bahar Dar. „By no means common“ (CHrEEsMAn) gilt für diesen Platz nicht! Fulica cristata, Kamm-Bläßhuhn. 22. April Debre Zeit; nicht gesehen am Tana- see, wo auch CHEESMAN die Art vermißte; von HEucLın nennt sie aber für die Nordküste. Podica senegalensis. Nilausfluß, nahe erstem Katarakt, 8. April ein 2, 17. April zwei 66. Ein Ö trägt Blatt im Schnabel; Nestbau? Stein- und vegetationsreiche STUTTGARTER BEITRÄGE ZUR NATURKUNDE Nr. 171 Abb. 7. Blick über die „Portugiesenbrücke“ in ein Zubringertal des Blauen Nils bei Debre Libanos 100 km nördlich Addis Abeba: Lebensstätte von Geiern (Gyps rüppellii, mit Horsten) und Bartgeier (Gypaetus barbatus) (19. April). 244 247 261 264 271 281 286 291 296 367 Ufer, wie ähnlich an Zambesi und Kafue gesehen. Erstfeststellung des Afrika-Binsenhuhns für Äthiopien und damit erhebliche Ver- schiebung der Nordgrenze (siehe Benson & ScHüz, im Druck). Balearica pavonina, Kronenkranich. Einige Dutzend rastend auf Steininseln nahe Nilausfluß Bahar Dar. Da hat sich wohl manches geändert: Von HEUGLIN (1857 S. 110) sah am 2. April 1853 in der NW-Ecke des Sees „Millionen“! Bugeranus carunculatus, Klunkerkranich. 12. April zwei nahe Hospital Bahar Dar fliegend. Laro-Limikolen mit Blatthühnchen; Kampfwachteln Burhinus senegalensis, Nordafrika-Triel. Anzahl auf Steinen am Nilausfluß, in der Bucht und nahe Nilfällen (Bahar Dar) — offenkundig diese Art. Actophilornis africanus, Afrika-Blatthühnchen. Recht zahlreich an den Seeufern bei Bahar Dar. Debre Zeit, Zwai- und Awasa-See. Charadrius pecuarius. Zwei Hirtenregenpfeifer am Abiata-See. Stephanibyx coronatus. Ein Kronenkiebitz auf sandiger Wiese am Abiata-See. Hoplopterus spinosus, Spornkiebitz. Häufig bei Bahar Dar, besonders am Nil; Lake Zwai, Awasa-See, Abiata-See. Afribyx senegallus. Afrikakiebitze im Grasland der offenen Savanne von Bahar Dar (mehrfach). Himantopus himantopus. Etwa 30 Stelzenläufer am Abiata-See, einzelne am Zwai-See. Ortyxelos meiffreni, Lerchenkampfwachtel. Sehr kleines Laufhühnchen, mit stark durchscheinendem Weiß am Flügel, am 13. April im Grasland an der Savanne von Bahar Dar. 1967 377 379 392 393 396 400 404 406 407 416 421 425 438 451 458 465 466 470 471 473 479 SCHÜZ, ORNITHOLOGISCHER BESUCH IN ÄTHIOPIEN Nr. 171/9 Tauben Columba albitorques. Weißhalstauben von Gondar bis Addis Abeba nicht selten; große Scharen an den Nilfällen. Oft in Dörfern und an Brücken bis nahe Ter- maberpaß (zahlenmäßig Nr. 379 nachstehend). Columba guinea, Guineataube. Allenthalben, von Axum bis zum Awasa-See, zahlreich auch in Bahar Dar, Addis Abeba usw., in Scharen auch auf Dorfhütten, wie Haustauben; an den Brücken beim Aufstieg zum Termaberpaß. Stigmatopelia senegalensis, Palmtaube. Von Asmara bis über Addis Abeba hin- aus sehr verbreitet, besonders in gartenartigem Areal. Oena capensis. Kleine Scharen von Kaptäubchen bei Bahar Dar nicht selten. Turtur abyssinicus. Abessinien-Stahlflecktaube bei Bahar Dar, in Savanne und ursprünglichem Wald, auch auf Inseln, nicht selten. Treron waalia, Waalietaube. Bahar Dar, auch Insel Entons, nicht gerade selten. Kuckucksvögel, Papageien Cuculus canorus. 15. April in der Savanne (Schimbet) von Bahar Dar sehr ver- trautes Ö der afrikanischen Kuckucksrasse gularis mit gelber Schnabelbasis. C. solitarius, Einsiedlerkuckuck. Der Dreisilbenrufer einmal im Garten von Dr. SCHÄUFFELE in Bahar Dar und regelmäßig in den Eucalypten beim Hotel Bel Air in Addis Abeba. C. cafer, Schwarzkuckuck. Ein schwarzes & mit flötendem huhue (Ton auf zwei- 'tem u), manchmal ein Überschlagen zu weiterer Silbe, im Oasis-Garten Awasa. Chrysococcyx caprius, Goldkuckuck. Am Abiata- und Shala-See, mit dem be- zeichnenden Ruf. Centropus monachus. Der Mönchsspornkuckuck ist sehr verbreitet im Raum Bahar Dar, vom Papyrusgürtel bis zur trockenen Savanne. Er bewegt sich oft schreitend und ist recht vertraut; eigentümlich die Rufreihe wie dumpfes Kluckern aus einer Flasche. Tauraco leucotis, Abessinien-Helmvogel. Nicht selten im Raum Bahar Dar, vor- zugsweise in altem, ursprünglichem Baumbestand. Crinifer zonurus, Braunlärmvogel. Zahlreich, zahlreicher als Nr. 425, jedenfalls —- auch durch die unförmigen Rufe — sehr auffallend im Gebiet von Bahar Dar: in Baumbeständen, gelegentlich sogar im Papyrus. Agapornis taranta, Tarantinerpapagei. Gondar, kleine Trupps in Juniperus und Ficus des Schloßparks, ebenso „Kirchberg“ unweit Hospital Bahar Dar. Rackenvögel Coracias abyssinica, Abessinien-Blauracke. Vereinzelt, aber fast regelmäßig von Bahar Dar bis Raum Addis Abeba. Ceryle rudis, Graufischer. An Flüssen und Seen regelmäßig, vom Tanasee und vom Blauen Nil bis Awasa-See. C. maxima, Afrika-Großfischer. Blauer Nil (Beseit bei Bahar Dar). Dr. Scuäur- FELE fand eine Feder auf Insel Entons. Awasa-See. Corythornis cristata, Zwerghaubenfischer. Regelmäßig am Papyrus-Kanal Bahar Dar; Awasa-See. Ispidina picta, Zwerg-Eisvogel. Als Landvogel in Schimbet-Baumsavanne bei Bahar Dar. (Hinter dem Auge lebhaft lila, anders als Nr.470, doch folgt auf das Lila nahe Hinterhals weißer Fleck ähnlich Nr. 470, entgegen Tafel 37 von MACKWOoRTH-PREAD.) Halcyon senegalensis, Waldfischer. Landliest mit beim Öffnen prächtig blau- schwarzen Flügeln. Bahar Dar und nahe Abiata-See. H. chelicuti, Streifen-Eisvogel. Recht häufig Bahar Dar; ungemein vertraut, fast nicht zu verjagen. 10 Abb. 8. Auf dem Abbruch des Hochlandes 150 km NE von Addis Abeba, zwischen Debre Berhan und STUTTGARTER BEITRÄGE ZUR NATURKUNDE Nr. 171 EUR = i ES Se Debre Sina; Blick von der Höhe über dem Termaberpaß (3125 m) südwärts. Reich von (162) Bartgeier, anderen Geiern, (640) Alpensegler, anderen Seglern, (676) Galerida malabarica, (706) Anthus novae- hollandiae, (847) Weißfleckendrossel, (873) Pinarochra sordida und (1176) Erzrabe (Abb. 9); nicht weit entfernt (865) Abessinien-Steinschmätzer, (876) Thamnolaea cinnamomeiventris und (1012) Rötel- 484 488 501 504 505 516 517 920 schwalbe (24. April). Merops nubicus, Scharlachspint. Meist zu zweit da und dort auf Jagdposten bei Bahar Dar. Am 13. April ebenda rund 60 etwa 250 m hoch geschlossen see- wärts. Auch im Rifttal. Melittophagus pusillus, Schwarzkropfspint. Kleine Schar bei Asmara im Berg- land an der Massaua-Straße, als Form cyanosticta mit blauer Stirn erkennbar. Dann in Gondar und regelmäßig bei Bahar Dar, hier Stirn eher grünlich. Fitsche-Hochland. Debre Zeit. Bycanistes brevis, Trompeterhornvogel. Bahar Dar, auch Insel Chevraan, stets paarweise. Hinter folgender Art sehr zurücktretend. Ein Paar Finote Selam (etwa 10!/2° N) 19. April. Tockus nasutus, Weißschafttok. Bahar Dar. Gewöhnlich. T. erythrorhynchus, Rotschnabeltok. Shala-See. Bucorvus abyssinicus, Nord-Hornrabe. Asmara, Bahar Dar mehrfach, Finote Selam rund 101/2° N, Rifttal. Upupa epops, Wiedehopf. Regelmäßig und auffällig Asmara, Axum (hier ein Paar sich fütternd), Bahar Dar, Rifttal usw. Phoeniculus damarensis? Am 16. April kleine Schar Baumhopfe Savanne Bahar Dar. Ein Vogel rotschnäbelig, mit Violettglanz auf dem Rücken, ihm zugesellt ein Jungvogel mit viel kürzerem, schwarzem Schnabel. Andere Stücke des Trupps sind stark- und schwarzschnäbelig, also eigentlich zu Nr. 521 passend. Wie schwierig die Systematik ist, geht aus O. Nrumann, J. Orn. 53, 1905, hervor, wo eine schwarzschnäbelige Form zu erythrorhynchus (jetzt: purpureus) gerech- net ist, eine jetzt (siehe MAckworTH-PREAD) verlassene Auffassung. Möglicher- weise ist noch nicht das letzte Wort gesprochen. Siehe auch FrIEDMAnN S. 387 SCHÜZ, ORNITHOLOGISCHER BESUCH IN ÄTHIOPIEN Nr. 171/11 NEN Abb. 9. Blick etwa vom gleichen Standort wie Abb. 8, jedoch westwärts auf die Hochfläche, mit einem (1176) Erzraben oder Dickschnabelraben, Corvultur crassirostris (phot. W. Buper, 24. April). 921 923 (538 998 963 bis 391. — Unser Verband war sehr eng, ohne Verhaltensunterschiede. Dünne blecherne Einzellaute wie gei, ferner ein hohes, für den großen Vogel zu „klei- nes“ Bibbern oder Kichern (von mehreren?). Ph. somaliensis. Offenbar diese (schwarzschnäbelige) Art Axum und 13. April Savanne Bahar Dar. Scoptelus aterrimus, Waldbaumhopf. In der Savanne nahe Abiata-See. Eulen und Nachtschwalben Glaucidium perlatum, Perlkauz? 22./23. April im Oasis-Park Awasa nächtliche Flötenreihen, di-di ..., 10 bis 11 Silben, nicht so weich wie G. passerinum und keine Tonleiter; ob diese Art?) Caprimulgus poliocephalus. Ein am Tag in dürrem Laub der Trockensavanne bei Bahar Dar rastendes $ mit großer Sicherheit diese Art (12. April). Macrodipteryx longipennis, Flaggenflügel. Wir beobachteten am 14., 15. und 17. April am Papyruskanal beim Hospital 20. Min. nach SU (z.B. 18.55 bis 19.15 Uhr) und sahen jeweils 5 bis 7 Nachtschwalben vom Land her über den Papyrus einfliegen. Am 15. und 17. war ein ö dieser Art dabei, und Dr. SCHÄUFFELE hatte am 13. April eines gesehen. Das Bild ist höchst eigentümlich: Hinter einem größeren Vogel scheinen zwei kleine unregelmäßig flatternd in kurzem Abstand hinterherzufliegen! Furrtzs & Oscoop, die sehr anschauliche Beschreibungen brachten, sahen am 1. April 1926 viele über Wiesengelände, und CHEEsMAN (1935 S. 324) erfaßte im März 1934 mindestens 20 ö6 innerhalb einer halben Stunde am Tanasee-Ufer. 12 966 974 598 619 627 640 643 676 STUTTGARTER BEITRÄGE ZUR NATURKUNDE Nr. 171 Mausvögel, Bartvögel, Spechte, Segler Colius striatus, Braunflügel-Mausvogel. Allenthalben ein sehr verbreiteter, als Fruchtschädling wenig geliebter Vogel. Lybius guifsobalito. Recht verbreitet in Bahar Dar, an Papaya- u.a. Früchten. Ruft einzelne, lose gereihte, angenehme, etwas gedämpfte und tiefe bub und in Erregung eine lebhaft schnarrende Reihe. Pogoniulus chrysoconus. Zwergbärtlinge mehrfach in der Buschsavanne bei Bahar Dar. Ein Vogel hat die Stirn fast orange, gehört aber doch wohl zu den Gelbstirnigen. (In einem anderen Fall Verdacht auf Nr. 585 Tricholaema diadematum.) Campethera nubica. 6 Bahar Dar 9. April. Ipophilus obsoletus. Ein Pärchen dieses sehr kleinen, schlichten Spechtes am 14. April in der Savanne von Bahar Dar genau beobachtet. Apus melba. Alpensegler am Termaberpaß zu mehreren auf bestimmter „Straße“ am Fels entlang, gefolgt von weiteren, aber schwarzen Seglern. A. affinis. Mehrfach weißbürzelige Segler. Unter der Blau-Nil-Brücke große Schar mit trillerndem Schrillen, stimmlich dem Alpensegler ähnlicher als dem Mauersegler; offensichtlich affınis. Lerchen, Stelzen und Pieper Galerida malabarica (Frıepmann: Galerida theklae praetermissa). Am 24. April an einem Hügel nördlich Debre Berhan und bald darauf oberhalb des Termaber- passes (über 3100 m) mehrfach zu zweit eine recht schlichte, oben gefleckte, unten gestrichelte kleine Lerche mit ausgeprägtem Schöpfchen (das größer ist als bei Alauda arvensis). Einzelne Vögel tragen Futter. Zwitschergesang auf Felsgestein im Sitzen ein wenig der Haubenlerche ähnlich, aber nicht so voll. Sonst eigent- lich wenig Gemeinsames mit der Haubenlerche. Nach eingehendem Vergleich (auch eines Heucıın-Balgs) bleibt nur diese Art übrig, die OcıLvie-GrAnt 1900 (S. 138), ferner OcıLvie-GrAnt & Reıp 1901 (S. 633) („Alauda praetermissa“) als im Hochland sehr gewöhnlich bezeichnen. Merkwürdigerweise bei Bahar Dar keiner Lerche begegnet! Vorher aber 686 691 703 706 728 744 792 197 Calandrella cinerea, Kurzzehenlerche. Mit rostfarbenem Käppchen, Ruf ratternd oder knarrend, bei Asmara und Axum. Motacilla aguimp. Regelmäßig Bahar Dar. Anthus similis |?]. Im Raum Bahar Dar in teils trockener Savanne ein großer, recht dunkler Pieper mit ziemlich gleichmäßig dunklem Rücken und unten recht gebräunt und gezeichnet. Ein solcher Pieper füttert am 15. April ein flügges Junges, das weit heller wirkt, jedoch mit ausgeprägter Zeichnung auch auf dem Rücken. Offensichtlich diese Art (= A. sordidus, den ChEesman für das Tana- seegebiet „most plentiful“ nennt). Anthus novaeseelandiae |?|. Der dunklen Art steht eine ebenfalls große, rötlich- bis chamois-füßige, recht helle Art gegenüber, im trockenen Grasland nahe Hospital Bahar Dar und über dem Termaberpaß etwa auf 3150 m. Rücken deut- lich gestreift. Rauhe Stimme könnte ebenfalls zu Richardspieper passen. Timalien, Bülbüls und Fliegenschnäpper Turdoides leucopygia, Weißbürzel-Droßling. Verbreitet und auffallend Bahar Dar. Pycnonotus barbatus, Graubülbül. In allen Gebieten gewöhnlich. Bradornis pallidus, Afrika-Blaßschnäpper. Im Botschaftspark Addis Abeba; Be- schreibung paßt gut mit O. NEUMANN, J. Orn. 53, 1905, S. 204. Dioptrornis chocolatinus, Braunschnäpper. Mehrmals kleine Trupps in der Trockensavanne von Bahar Dar. Ruf zirpend. 1967 SCHÜZ, ORNITHOLOGISCHER BESUCH IN ÄTHIOPIEN Nr. 171/13 Abb. 10. Solche Sykomoren stehen nicht nur an der Straße 210 km südlich Addis Abeba (hier zwischen Schala- und Awasa-See), sondern auch im Hochland um den Tanasee. Sie sind als eine geschlossene Laubburg mit ihren Blüten und Früchten eine Grundlage inselartiger Lebensgemeinschaften, nicht zu- letzt für eine reiche Vogelwelt (23. April). 822 832 841 847 860 Platysteira cyanea, Blau-Lappenschnäpper. Dieses schön blauschwarze „Wattle Eye“ war mir schon als rätselhafter Flötenvogel in Bahar Dar angekündigt: Die 3 fallenden Molltöne oder auch eine längere Reihe sind sehr bezeichnend. Man hört sie dort, wo reicher ursprünglicher Waldbestand an den See stößt oder eine Insel (Entons) bedeckt. CueEsman gibt die Art nicht an, und OcıLvie-Grant 1904 (S. 271) versieht einen Nachweis von Zegi bei Bahar Dar mit der Notiz: Von E. DEGEN nur zweimal gefunden, „appears to be a very scarce bird“! Das stimmt für unser nahe der Zegi-Halbinsel gelegenes Gebiet (jedenfalls heute) nicht; cyanea ist nicht selten. Tchitrea viridis, Afrika-Paradiesschnäpper. In Gondar, ferner in Baumbeständen bei Bahar Dar reichlich; Biotop wie Nr. 822, aber vereinzelt auch in die trocke- nere Savanne ragend. Auch in Addis Abeba. Drossel- und Grasmückenartige Turdus olivaceus. Von Gondar über den Tanasee bis Addis Abeba eine Art Garten-Amsel bzw. „Robin“. Psophocichla litsipsirupa, Weißfleckendrossel. Axum, Bahar Dar (Hospital- gelände), Strecke nach Addis Abeba, von da nach Debre Berhan und Termaber- paß, ein weit verbreiteter Bodenbewohner. Am letzteren Berg ertönt noch 3200 m hoch im Felsgelände ihre auffallende Flötenreihe. Oenanthe leucopyga. Ein Weißbürzel-Steinschmätzer mit weißem Scheitel ziem- lich sicher bei Axum; Photo für Debre Zeit, also wohl nahe der Südgrenze des Vorkommens, siehe Abb. 12. Über vermutliche Dimorphie, wohl nicht nur Alters- 14 865 866 873 875 876 882 885 934 957 STUTTGARTER BEITRÄGE ZUR NATURKUNDE Nr. 171 unterscheidung, im Besitz oder Fehlen des weißen Scheitels siehe u.a. Mounrt- FORT (1965). Oenanthe lugubris, Abessinien-Steinschmätzer. Axum Ö, auch letzteres (das ?) übereinstimmend; Oberkopf des Ö allerdings recht deutlich weiß, dabei Rost- farbe vor dem Schwanz gut sichtbar. Gesang sehr hübsch, lebhafte Strophe wie leisere Dorngrasmücke. An der großen Kehre am Termaberpaß 1 oder 2 fast schwarzköpfige ÖÖ. Oe. bottae. Häufig auf dem Grasland vor dem Hospital Bahar Dar (? trägt Halme am 13. April), aber auch auf der ganzen Strecke bis Addis Abeba. Pinarochroa sordida. Der mir von den Kilimandscharo-Höhen (Petershütte) be- kannte Bergschnäpper belebt auch den Hotelgarten (Bel Air) in Addis Abeba und das Gebirge am Termaberpaß bis auf den Gipfel (über 3100 m). Stille Vögel von Rotkehlchenhaltung, die erst beim Schwanzzucken das weiße Abzeichen ver- raten. Pentholaea melaena. Beim Queren des Blauen Nils am Hang südlich der Brücke, ferner am Termaberpaß. Thamnolaea cinnamomeiventris. In Axum, Gondar, Lalibela, Nilfälle bei Bahar Dar, große Kehre am Termaberpaß wohl stets diese auffällige Art, die Felsen (oder Ruinen) benötigt. Über diesen Biotop-Unterschied gegenüber T. semirufa siehe Benson, Ibis 1946, S. 189. Saxicola torquata, Schwarzkehlchen. Dreimal Schlichtkleid bei Bahar Dar. Auf der Fahrt nach Addis Abeba im Fitche-Hochland und später das prächtig schwarz- weiße ö der albofasciata-Rasse. Cossypha semirufa. Lalibela, Gondar, Bahar Dar, auch Inseln Chevraan und Entons, Addis Abeba — nicht selten. Erythropygia galactotes, Heckensänger. 6 in dürftigem Buschwipfel von Axum Schlafplatz suchend. Acrocephalus gracilirostris [?]. Lyvnes 1934 tat dar, daß vom Obernil und Tschad bis zum Bangweolo-See jeweils eine große und eine kleine Art von Rohrsängern vorkommt (also im Grund ebenso wie in der Paläarktis). Diese Arten etho-öko- logisch zu analysieren, wäre sehr lohnend. Mein Beitrag ist nur gering, denn ich sah und hörte immer nur eine, aber im Papyrus bei Bahar Dar recht ver- breitete Art. Der bräunlich-rauchgraue Vogel mit seinen großzehigen, schwärz- lichen Füßen wirkte viel größer als der am gleichen Ort gastweise lebende Acro- cephalus schoenobaenus, weswegen es mir schwer eingeht, daß ich den Vertreter der kleineren Formenreihe vor mir haben sollte. Cueesman 1935 S. 611 be- zeichnete seine 7 Bälge vom Tanasee als Bradypterus brachyterus abyssinicus. Obwohl er seine Vögel plump und träge nennt, was ich für meinen Fall befremd- lich finde, handelt es sich doch offenbar um die Haupt-Art am Tanasee, die dann BAnnERMAN 1937 als Calamocichla leptorhyncha tsanae beschrieb. Ich selbst konnte keinen Vogel erlangen, beobachtete die Art aber täglich sehr genau und mußte trotz eines bleibenden Widerspruchs hinsichtlich der Größe zunächst auf leptorhyncha deuten. Der Gesang war recht einprägsam: Ein volltönend plau- derndes (orgelndes) Lied, das — zu dieser Zeit — nur wie in abgerissenen Bruchstücken vorgetragen wird; keine länger fortlaufende Reihe. Der Gesang ist also mehr ein „deep musical song“ und nicht ein „flute like yearp“ nach Pirol-Art, wie Lynes die Vertreter der Klein- und der Groß-Gruppe kennzeichnet. Lynes ist sich dabei seiner Sache zwar nicht ganz sicher, stützt damit aber doch die Zuweisung zu leptorhyncha. Beachtenswert seine Folgerung, daß für die Formenklärung nunmehr Verhaltensbeobachtungen wichtiger seien als noch so großes Balgmaterial. Wnıte 1960 geht auf diese Fragen nicht ein und gliedert anders. Für ihn sind die Tanasee-Papyrussänger Acrocephalus gracilirostris tsanae (Bann.). Der Zuweisung zu Acrocephalus kann ich nach der Freibeobach- 1967 SCHÜZ, ORNITHOLOGISCHER BESUCH IN ÄTHIOPIEN Nr. 171/15 tung nur zustimmen. Was MAcKwoRTH-PREAD & Grant 1955 als Greater Swamp Warbler, Calamocichla gracilirostris parva, bezeichnen und auf Tafel 71 so gut mit meiner Beobachtung übereinstimmen lassen, wäre nach WHıTE nicht artver- schieden vom Lesser Swamp Warbler, Calamocichla leptorhyncha (mit Rassen, nun ebenfalls Acrocephalus gracilirostris subsp.). Damit entfällt die mich am See ständig quälende Feststellung, daß alles auf gracilirostris paßt, aber es doch nicht sein „darf“. Der genannte A. g. parvus reicht nordwärts bis zu den Riftseen südlich Addis Abeba, und der Tana-Papyrussänger kann demnach als 450 km nördlich anschließende Vertretung gelten. Ganz offen bleibt die Frage, ob es im Tana-Papyrus überhaupt noch eine Parallelform aus der Reihe des eigent- lichen „Greater Swamp Warbler“, Acrocephalus rufescens, gibt. Nach Whıte reicht diese tropische Art nordwärts bis Tschadsee und Süd-Sudan. Man wird also in Äthiopien aufmerksam sein müssen. — Auf die Stimmenfrage gehen KeıtHn & Vernon 1966 ein, befassen sich aber mit Chloropeta. Sie bringen jedoch auch eine Wiedergabe eines Gesangs von A. rufescens nilotica, der gar nicht mit dem „Orgeln“ unseres Sängers übereinstimmt. 1003 Eremomela icteropygialis. Flügge Junge fütternd Langano. Sehr leises Zirpen. 1005 E. canescens. 16. April Schimbet-Savanne. Rufreihe wie tritritritri, mit wech- selndem Ausdruck, nicht gleichmäßig betont. Abb. 11 (links). (1177) Rhinocorax rhipidurus, aufgenommen von O. SesaLp am 22. November 1966 beim Dorf Grariya im Mayschaha-Tal unter 13.09.30 N 38.15.40 E, 2700 m hoch, im Semyen-Gebirge. Der Kurzschwanz- oder Fächerborstenrabe bewohnt hier felsige Hänge mit lockerer, heideartiger Vege- tation und einzelnen Brachfeldern, führt jedoch sehr weite und hohe Flüge aus. Die Kürze des Schwan- zes ist kennzeichnend. Mountrort (1965) macht über die Art aus Jordanien beachtenswerte Angaben. Abb. 12 (rechts). (860) Weißbürzel-Steinschmätzer, Oenanthe leucopyga, nach einer Farbaufnahme von W. Buper, Februar 1966, in Debre Zeit südlich Addis Abeba. 16 1011 1033 1045 1054 1061 1062 1063 1065 1073 1083 1088 1102 1104 1125 1131 1133 1166 1172 1173 1176 1177 STUTTGARTER BEITRÄGE ZUR NATURKUNDE Nr. 171 Camaroptera brevicaudata. Die „Buschziege“ mit dem kläglichen Ruf ist die häufigste Sylvide bei Bahar Dar, in Savanne und Gärten. Auch bei Addis Abeba. Cisticola galactotes. Die Gattung stellte vielfach unlösbare Fragen. Diese Art mit der sehr gegensätzlichen Färbung am Papyrus-Rand Bahar Dar wohl sicher. Prinia subflava. Sehr verbreitet und stimmlich auffallend in Bahar Dar, Addis Abeba usw. Schwalben Hirundo (rustica) rothschildi, Abessinische Rauchschwalbe. Flugplatz Lalibela. H.smithii. Gondar, Bahar Dar. Hier werden 2 flügge Junge gefüttert (15. April). H. daurica, Rötelschwalbe. Zahlreich am Termaberpaß, auch an Pfützen landend. H. senegalensis. Bahar Dar, auch Nest unter Verandadach anfliegend. H. abyssinica. Bahar Dar, auch Nistzeug tragend. Ptyonoprogne fuligula. Offenbar diese Art an Kirchen von Lalibela und Addis Abeba. Stachelbürzler, Drongos, Würgerartige Campephaga phoenicea, Mohrenraupenfresser. Bei Bahar Dar zweimal ein 9; ein ö hat Orangefleck. Dicrurus adsimilis, Trauerdrongo. Häufig bei Bahar Dar und im Rifttal. Lanius excubitorius. Durch Größe, Färbung, enge Geselligkeit und Lärm eine höchst auffallende Erscheinung: An den Seen Zwai, Abiata und Awasa (häufig). L. collaris, Fiscal. Im ganzen Gebiet verbreitet. Leniarius aethiopicus, Nord-Boubouwürger. Im ganzen Gebiet — nördlichster Verhörpunkt Axum — verbreitet und stimmlich sehr auffallend. Dryoscopus gambensis. In einzelnem Weidebaum bei Bahar Dar am 16. April ein Ö mit einem mannigfaltigen, an Acrocephalus palustris erinnernden Gesang. Tschagra senegala, Schwarzkopftschagra. Bahar Dar täglich, mit sehr wohltönen- dem, eiligem Gesang, ein gleitendes Flöten, das man einem kleineren Vogel zuschreiben möchte. Pirole und Rabenvögel Oriolus monacha, Mönchspirol. Nach Flügelsäumen usw. offenbar diese Art (nicht O. larvatus, den übrigens Frıepmann 2. Bd. S. 66 nicht in Äthiopien vor- kommen läßt) geradezu in Mengen (bis 4 ganz nah beisammen) an den Nilfällen 11. April. Am 16. April Anzahl auch oberhalb der Nilfälle, dabei auch ein flügges Junges, in dessen Nähe mit tschätschätschä gewarnt wird. Im Oasis- Garten von Awasa ein eifrig singendes Stück offenbar auch von ©. monacha. Der Gesang weicht nicht sehr von dem des O. oriolus ab. Corvus albus, Schildrabe. Von Asmara bis über Addis Abeba hinaus, aber nir- gends häufig; die meisten im Fitche-Hochland. C.capensis, Kapkrähe. Allenthalben, stets zu zweien. Im Flug (flache Schwingen- schläge) und durch Kopfgebärden (ausdrucksvoller Kinnbart) recht eigentümlich; doch wohl C. frugilegus nicht ganz nahe (vgl. ©. Kremschmipt, J. Orn. 1906). Corvultur crassirostris, Erzrabe. Axum, Gondar, Lalibela; wohl auch Addis Abeba, mehrere Awasa. Hier 2 Raben, offenbar ein Paar, sich zärtlich fütternd. Gern an Abfallhaufen. Im Gebirge nach Art der Kolkraben an Felshängen segelnd (Termaberpaß). Brown (1965) zufolge pflegen diese Raben mit verkehrt (upside down) gehaltenem Schnabel Dung von Vieh usw. zu zerschneiden und zerstreuen. Rhinocorax rhipidurus, Kurzschwanzrabe (Fächerborstenrabe). In Nord-Äthio- pien beobachtet (Platz entfallen, Gondar?); siehe auch Abb. 11. 1967 1184 1188 1196 1203 1207 1216 1218 1229 1235 1251 1263 1286 1287 1288 1300 1312 1323 1324 1403 SCHÜZ, ORNITHOLOGISCHER BESUCH IN ÄTHIOPIEN Nr. 171/17 Stare Cinnyricinclus leucogaster, Schuppenglanzstar. Bahar Dar, auch Nilfälle, mehr- fach und auch in Trupps, aber nicht häufig. Lamprocolius chalybaeus. Unter den wohl 2 Arten allgemein verbreiteter Glanz- stare diese die gewöhnliche. en purpuropterus. Auffällige Erscheinung im Rifttal (u.a. Zwai-See, wasa). Onychognathus morio, Zimtflügelstar. Scharen an den Nilfällen. Pilorhinus albirostris. Vorherrschend in Axum und Lalibela. Lautes, tönendes üu, das einem Bussard-hiäh nahekommt. Spreo superbus, Prachtglanzstar. Im Rifttal sehr zahlreich. Buphagus erythrorhynchus, Rotschnabel-Madenhacker. Allenthalben an Vieh- herden. Im Park der Burg Gondar (vielleicht dort Mauerbrüter?). Nektarvögel Nectarinia tacazze, Takaseh-Nektarvogel. In Lalibela und Bahar Dar d noch mit viel Grau. Dagegen voll ausgefärbt im Süden: Addis Abeba, wo zahlreich an den Blüten von Eucalyptus globulifera, und Awasa. N. pulchella. Dr. RauscHengach fand einst (Präparat gesehen) schönes Öö an der Rifttalstraße in Höhe des Abiata-Sees. Cinnyris venustus, Gelbbauch-Nektarvogel. Weithin von Asmara bis Addis Abeba die häufigste Art, doch die ö ö noch nicht voll ausgefärbt. Chalcomitra senegalensis, Rotkehl-Nektarvogel. Öfters in Bahar Dar; Nilfälle. Weber- und Finkenvögel Dinemellia dinemelli, Starweber. Zweimal an der Rifttalstraße südlich Koka (Meki). Plocepasser mahali, Mahaliweber. Häufig beim Nestbau von Meki bis Awasa. Pl. superciliosus: In kleiner Zahl in der Schimbet-Savanne bei Bahar Dar. Passer griseus, Weißkehlsperling. Im ganzen Gebiet häufig, eine Art Hausspatz. Ploceus cucullatus, Hausweber. Wenn STECKER 1881 berichtet, daß Weber auf der Insel Mitraha am Tana-Ostufer ungemein häufig und auf einer Akazie 827 der körbchenartig aufgehängten Nester zu zählen gewesen seien, so kann er nicht wie angegeben Textor alecto = Bubalornis albirostris meinen, sondern wohl nur Ploceus cucullatus, eher als die folgende Art. Auch Ronırs (1883 S. 240) erwähnt für das Ufer bei Mitraha „Bäume wie übersäet mit jenen kleinen birn- förmigen Nestern des Webervogels“. Der Hausweber war sehr zahlreich in den Gärten von Bahar Dar, nestbauend, ferner Gast im Papyrus; noch nicht voll aus- gefärbt. Die Ausfärbung schritt in den 2 Wochen sichtlich fort. Trotzdem war es ein Sprung, als es am 22./23. April im Oasishotelgarten Awasa zwei große Kolonien mit ausgefärbten Stücken gab. 8 6 pflücken eifrig Gras zum Nestbau; sie sitzen flügelzitternd neben dem Nest oder hängen flügelschlagend kopfab am Nest. Ibis carunculata nahm Nester für den eigenen Horstbau (siehe oben 67). Pl. baglafecht, Baglafechtweber. Zahlreich von Asmara bis Addis Abeba und darüber hinaus. In Bahar Dar einzelne Stücke ausgefärbt. Pl. luteolus. Nester in kleinen Gruppen an Shala- und Langano-See; ÖÖ aus- gefärbt. Ortygospiza atricollis, Wachtelastrild. Dichte, kleine Trupps am Papyrus-Kanal und auf dem Hospital-Grasland Bahar Dar, bis zu 25 Stück beisammen. In die- sem wohl unausgefärbten Zustand mit auffallender weißer „Brille“. Stimme insektenartig, im Wegfliegen wie gr gr gr. PEAseE beschreibt das eigentümliche Verhalten recht gut (OcıLvie-Grant & Rei 1900 S. 617). 18 STUTTGARTER BEITRÄGE ZUR NATURKUNDE Nr. 171 1413 Lagonosticta senegala, Amarant. Allenthalben häufig. Die weißen Punkte fehlen noch. In Bahar Dar werden flügge Junge gefüttert, noch mit weißlichem Fleck am Schnabelwinkel. Sie drücken vor dem Altvogel den Kopf seitlich auf den Boden und öffnen bettelnd den Schnabel. 1431 Uraeginthus bengalus, Schmetterlingsfink. Von Asmara bis zum Rifttal sehr ver- breitet, mit Goldhähnchenstimme. 1435 Hypochera ultramarina, Ultramarin-Witwe. Im Garten von Bahar Dar dunkles ö, gelegentlich in Umfärbung begriffene Stücke und ganze Anzahl der gestreif- ten Schlichtvögel. 1455 Serinus tristriatus, Dreistreifgirlitz. Nicht selten in Gondar und Lalibela. Im Botschaftsgarten Addis Abeba wohl häufigster Vogel. 1461 5. striolatus, Strichelgirlitz. Asmara, Axum, Gondar, Lalibela, Bahar Dar, Addis Abeba. 1464 S. [Ochrospiza] citrinelloides. Bahar Dar, Addis Abeba. (Über die Gattungs- zugehörigkeit siehe zuletzt P. Kunkeı, J. Orn. 107, 1966, S. 257—277.) 1465 S. [?] nigriceps, Mönchsgirlitz. Fitche-Hochland, Debre Berhan, von da bis zum Termaberpaß zahlreich. IN. Ergänzungen Die Liste unserer Beobachtungen (Abschnitt II) ist aus zwei Gründen unvollständig. Einmal reichte die Zeit nicht aus, um alles zu erfassen; noch zum Schluß brachte fast jeder Tag diese und jene für uns neue Beobachtung. Sodann: Wenn so manche erwar- teten Arten nicht vertreten sind, heißt das nicht, daß sie nicht gesehen wurden; es bestanden jedoch Zweifel, oft nur geringer Art, z.B. bei weiteren Geier-Species, bei 31 Pelecanus onocrotalus und 32 P. rufescens (Tanasee, Rifttal), und ich muß ge- stehen, daß wir mit den 5 Streptopelia-Arten nicht fertig wurden; offenbar waren alle vertreten, mehrere geradezu in Mengen in Savannen und Siedlungen. Als so gut wie sicher können zusätzlich zur Liste gelten: 3 Podiceps nigricollis (Axum) — 38 Egretta intermedia (Hospitalbucht bei Bahar Dar) — 300 Capella nigripennis, 452 Agapor- nis pullaria, 468 Alcedo semitorquata, 512 Tockus hemprichi, 573 Lybius bidentatus (Bahar Dar) — 996 Sylvietta brachyura (Lalibela, Bahar Dar) — 1091 Prionops cristata (Awasa) — 1165 Oriolus auratus (9. April Bahar Dar) — 1171a Corvus ruficollis (Axum) — 1190 Lamprocolius chloropterus (Axum, Gondar, Lalibela) — 1205 Ony- chognathus tenuirostris (Nilfälle, Insel Chevraan) — 1226 Zosterops abyssinicus (Trockensavanne Bahar Dar; Addis Abeba) — 1476 Fringillaria tahapisi (Axum). Ich wollte dieser Liste beifügen 81 Anas smithi, da ich am 6. April in der Kranken- hausbucht Bahar Dar 5 ganz schlichte Löffelenten sah. Obwohl dies nach der Karte von MACKWORTH-PRAED & GRANT nur eine geringe Ausweitung nach N bedeuten würde, kann ich mangels genauer Einsicht in die Kennzeichen daran nicht festhalten. Herr C. W. Benson macht micht freundlichst darauf aufmerksam, daß nördlich über Süd- Angola, Betschuanaland und westliches Süd-Rhodesien hinaus keine wirklich sicheren Funde vorliegen (laut Wnıte, A revised check list of African non-passerine birds, Lusaka 1965). Am Tanasee weilte Desen 1902 drei Wochen. Er sammelte vielerlei; an Vögeln brachte er 17 Arten ein. Von seiner Liste habe ich nicht (oder nicht sicher) registriert: 418 Chrysococcyx klaas, 570 Apaloderma narina, 581 Lybius undatus (= Melanobucco tsanae), 1219 Zosterops senegalensis, 1418 Estrilda astrild, 1422 E. paludicola. Chees- MAN (1935) besuchte seit 1925 den Tanasee oft, mit vielen Angaben. So konnte er für dieses Gebiet an Afrikanern noch nennen: 48 N. nycticorax, 57 Dissoura episcopus, 61 Leptoptilos crumeniferus (selten), 83 Anas undulata (1936 S. 183), 97 Nettapus auritus, 77 Aythya erythrophthalma, 94 Dendrocygna viduata, 146 Polemaitus belli- cosus, 180 Melierax metabates, 222 Rallus caerulescens (einmal), 369 H. himantopus, 330 Glareola pratincola, 630 Mesopicos goertae, 679 Eremopteryx leucotis, 692 Mota- 1967 SCHÜZ, ORNITHOLOGISCHER BESUCH IN ÄTHIOPIEN Nr. 171/19 cilla clara, 798 Melaeornis edolioides, 948 Bradypterus babaecula, 995 Phyllolais pul- chella, 1138 Chlorophoneus sulfureopectus, 1154 Parus leucomelas, 1337 Hyphantur- gus ocularis, 1405 Anomalospiza imberbis, 1421 Estrilda subflava. -— FuErTEs und Oscoop (1936) erwähnten u.a. noch Stephanaetus coronatus, offenbar Excalfactoria adansoni und (mit Bild) Lissotis melanogaster. Eine weitere Quelle sind die persönlichen Angaben unseres Gastgebers in Bahar Dar, Dr. med. Fr. ScHÄUFFELE, der auf dem Tanasee mehrere Arten Enten feststellte, darunter die oben erwähnte Ostafrika-Zwergente (97). Am 7. Oktober 1966 schrieb er: „Jetzt nach der Regenzeit sitzt jeden Abend (544) Bubo lacteus auf der Radio- antenne und äugt neugierig herunter. Ab und zu tut die Eule einen ihrer schrill- heiseren Schreie. Es ist ein Riesentier!“ Nicht beobachtet ist die Brachschwalbe Glareola [Galachrysia] nuchalis, die an felsenreichen Flüs- sen des südlichen und mittleren Afrika lebt und im Osten offenbar als Zuggast bis zum Blauen-Nil- Zubringer Didessa und bis Gondar festgestellt ist. C. W. Benson behandelt die Art in Puku 3, 1965, siehe besonders S. 54. IV. Vogelwelt des Papyretums Die Unterschiede der Vogelgemeinschaften nach Höhengliederung sind ohne wei- teres auffällig, sollen hier jedoch nicht näher behandelt werden. Es sei aber der Tana- see herausgegriffen — nach ChHeesmans treffenden Worten: mit der unendlichen Man- nigfaltigkeit seiner Landschaft, mit blauem Wasser, grünen Wiesen, baumbedeckten Inseln und Halbinseln, im Hintergrund das Gebirge als eindrucksvoller Rahmen. Der Papyrusgürtel sei hier kurz behandelt. Wer an das Phragmitetum gemäßigter Breiten gewöhnt ist, steht ehrfurchtsvoll vor diesem dichten Wald von Riesengras mit seinen die Oberfläche bildenden Schirmen. Sichtlich fanden hier einige besondere Ein- passungen statt. Unser Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoenobaenus, siehe 1966 b) vermeidet in diesem für ihn zu großmaßstäbigen Röhricht den eigentlichen Papyrus und bevorzugt den kleinen Unterwuchs, besonders aber das in Einschnitten zutage tretende Wurzelwerk des Papyrus; nur hier können die zarten Füße die Pflanzenteile umfassen. Der wirkliche Papyrus-Rohrsänger, Calamocichla, besser Acrocephalus gracilirostris (siehe 957), zeichnet sich durch besonders starke Füße aus; die ent- sprechend großen Zehen vermögen den gewaltigen Papyrus-Dreikant wenigstens über zwei Kanten hinweg zu umfassen. Am Boden treibt sich auch unser Blaukehlchen (Luscinia svecica) herum. Wo offene Stellen sind, wie an einem künstlichen Kanal- durchstich, ist neben Motacilla aguimp die Schafstelze M. flava feldegg nicht selten, erscheint gelegentlich der Rotkehlpieper (Anthus cervinus) und fallen bisweilen wie ein Haufen Schrote die winzigen Wachtelastrilde (Ortygospiza atricollis) vom Himmel, die sonst ihr Wesen im dürren Grasland treiben. Der prächtige Zwerghaubenfischer (Corythornis cristata) ist ständig auf Lauer. — Eigentliche Wasservögel wohnen im Papyretum ebenso wie bei uns im Phragmitetum, um nahrungssuchend auf die freie Wasserfläche zu schwimmen oder auf Blättern zu laufen: Zu Tauchern (Podiceps rufi- collis) und Rallen (Gallinula chloropus, Limnocorax flavirostra — die Negerralle schwingt sich auch mehrfach auf umgebogene Stengel zur Ruhe ein — u.a. Rallen) kommt das häufige Afrika-Blatthühnchen (Actinophilornis africana). — Nicht wenige Landbewohner erscheinen regelmäßig, aber doch mehr gastweise, im und am Papyrus, offenbar tagsüber ruhend, teils in Nahrungssuche, aber anscheinend auch beim Nacht- schlaf: Streptopelia-Arten, oft der Kuckuck Centropus monachus, ausnahmsweise der Lärmvogel Crinifer zonurus, regelmäßig und zahlreich der Bülbül Pycnonotus barbatus und der Weber Ploceus cucullatus. Endlich ist wahrscheinlich der Papyruswald eine Lebensstätte abendlich fliegender Insekten, denn der Zuzug von Nachtschwalben, dar- unter des auffälligen Macrodypterix longipennis, vollzieht sich allabendlich so, daß sie sich offenkundig fangend mit Vorliebe über dem Papyrusgürtel aufhalten. — Wie im übrigen die einzelnen Arten den Papyrusbestand nützen, sollte genauer untersucht werden. Vielleicht ist die Gestalt des Riesengrases und seiner Formation bestimmten 20 STUTTGARTER BEITRÄGE ZUR NATURKUNDE Nr. 171 Arten nützlich, aber ebenso wahrscheinlich dürfte auch die Bereitstellung gewisser Sämereien und Insekten mitsprechen. — Nicht einbezogen ist die mannigfache Vogel- welt auf Bänken von Lavagestein nah am Papyrusgürtel; hier könnten Ruderfüßer, Reiher, Limicolen und anderes genannt werden. V. Zyklenstand im April Der Jahreszyklus zeigt in den Tropen und Subtropen nicht ganz so scharfe Ein- schnitte wie in der gemäßigten und vor allem arktischen Zone. Immerhin war deut- lich, daß der April in den Beginn der Trockenzeit fiel (Tanasee) oder in die schwach ausgeprägte kleine Regenzeit; die Pflanzen- und insektenwelt war entsprechend wenig ergiebig, die Zeit für Brut und Jungenaufzucht ungünstig. MorrAu 1950 hat eine treffende Übersicht über die Abhängigkeit der Brutzeiten von ökologischen Faktoren in Afrika gegeben, wobei allerdings Äthiopien offenbar aus Mangel an Unterlagen kaum in Erscheinung trat. So sei hier erwähnt: Halbwüchsige Junge gab es bei Alopochen aegyptiaeus (Bahar Dar). Schon flügge, aber wohl nicht ganz selbständige Junge wurden gefüttert von Phoeniculus sp., Anthus similis, Eremomela icteropygialis, Oriolus monacha, Lagono- sticta senegalensis und Hirundo smithii (Bahar Dar). Futter trug Galerida malabarica (Termaberpaß). Paar sich fütternd: Upupa epops (Axum), Corvultur crassirostris (Awasa). Nester gebaut wurden von Sphenorhynchus abdimii (Gondar) — Bostrychia carun- culata (Awasa) — Ploceus cucullatus (Bahar Dar, später in Awasa viel fortgeschritte- ner) — Ploceus luteolus (noch grünes Einzelnest zwischen alten, braunen; Shala- und Langanosee). Nistzeug trugen Milvus aegyptius (Gondar), wahrscheinlich Podica senegalensis, ferner Oenanthe bottae und Hirundo abyssinica (Bahar Dar), wahrscheinlich auch H. daurica (Termaberpaß). Offenbar in Balz: Podiceps cristatus (Debre Zeit). Eifollikel von 8 mm war entwickelt bei Butorides striatus (Tanasee). VI. Veränderungen Die Natur Abessiniens hat seit der Zeit der ornithologischen Pioniere — die mit James Bruce 1770 beginnt — eine nicht geringe Wandlung durchgemacht. RoHLrs 1869 schrieb: „Wenn in Abessinien so fortgefahren wird mit Brennen und Sengen, so wird das ganze Land nach einigen Jahrhunderten eine Wüste sein, denn die meisten Berge sind zu abschüssig, um bei den tropischen Regengüssen die Humusschichten zu erhalten ...“ Vergleicht man weitere Angaben, so hat man den Eindruck, daß diese Entwicklung in den letzten Jahrzehnten besonders weitergeschritten ist. Allenthalben wird Holz geschlagen und weggeschleppt, und urtümliche Savanne verwandelt sich unter der Form einer bescheiden durchgeführten Landwirtschaft. Da und dort blieben Bäume stehen, offenbar mehr aus Zufall als nach Plan. Wie von jeher hat sich um die nicht seltenen Kirchen — bevorzugt auf Hügelgipfeln — ein Rest urtümlichen Waldes erhalten, und hier verdichtet sich dementsprechend die Vogelwelt. Auch unmittelbar am Ufer des Tanasees finden sich, begünstigt durch die Feuchtigkeit, noch manche schönen Baum- und Buschbestände, die eine gewisse Ursprünglichkeit vermuten lassen; der Eingriff des Menschen wirkt sich vor allem im Bereich der Straßen und wohl mehr abseits des Sees aus. Der Raum Addis Abeba erscheint dem Anreisenden vielleicht zunächst waldreich, indes ist alles Ursprüngliche verschwunden und beherrscht Eucalyptus (vor allem in der - Art globulifera) das Bild vollständig. Gewisse Vogelarten scheinen sich damit abge- funden zu haben; sogar der Takaseh-Nektarvogel zieht Nutzen aus diesem Baum. Es ist aber keine Frage, daß dieser einseitige und naturwidrige Bestand eine Verödung gebracht und viele an einen mannigfaltigen Wuchs ursprünglicher Bäume und Büsche 1967 SCHÜZ, ORNITHOLOGISCHER BESUCH IN ÄTHIOPIEN Nr. 171/21 angepaßte Tierarten schwer geschädigt hat. Entsprechende Vergleichs-Untersuchungen wären wichtig und sollten recht bald in Angriff genommen werden, da die für die Hauptstadt genannte Entwicklung unaufhaltsam weiterschreitet. In der Umgebung von Addis Abeba sind auch weite Savannengebiete innerhalb weniger Jahre völlig ab- geholzt worden. In folgendem scheint sich wenig geändert zu haben: Der Beobachter ist angenehm berührt von der erstaunlichen Vertrautheit der Vögel. Allerdings gehen die Ein- wohner barbarisch mit ihren Haustieren um, und auch gegenüber der Vogelwelt gibt es in einzelnen Fällen Ausschreitungen. So ist es mehr Gleichgültigkeit als Rücksicht, die sich hier günstig auswirkt. Bis auf Perlhühner, Frankoline und Tauben (CHEEsMAN 1936 S. 94, aber bei Bahar Dar scheinen auch Tauben geschont zu werden) wird von Vögeln kein Gebrauch für die Ernährung gemacht. VII. Literatur BAnnerMmAnN, D. (1937): Calamoecetor leptorhyncha tsanae, subsp. nov. — Bull. Brit. Orn. Club 57, Seal 72: Benson, C. W., and E. 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SCHÄUFFELE war. Siehe W. RıcHter, Bericht über eine Sammelreise in Äthiopien 1959/60, Stutt- garter Beiträge zur Naturkunde 111, 1963 (12 S.). Dazu kommen einzelne entomologische Bearbeitungen verschiedener Autoren ebenda: Nr. 55, 56 (1961), 97, 99, 121 (1963), 128 und 144 (1965). Anschrift des Verfassers: Professor Dr. E. Schüz, Staatliches Museum für Naturkunde in Stuttgart, 7 Stuttgart, Schloß Rosenstein u Wi Ya, Kr a IINIIUNININN 3 9088 01234 202