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TEXTE UND ÜNTEESÜCHÜNGEN

ZUR GESCHICHTE DER

ALTCHRISTLICHEN LITERATUR

HERAUSGEGEBEN

VON

OSCAE VON GEBHAEDT und ADOLF HAEMCK

DREIZEHNTER BAND

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LEIPZIG

J. C. HINRICHS'SCHE BUCHHANDLUNG 1895

INHALT DES DREIZEHNTEN BANDES.

Harnack, Adolf, Eine bisher niclit erkannte Schrift des Papstes Sixtus II. vom Jahre 257/8. Zur Petrusapokalypse, Patristisches zu Luc. 16, 19. VI, 78 S. 1895.

Iselin, L. E., P]ine bisher unbekannte Version des ersten Teiles der Apostellehre (Didache). Übersetzt von A. Heusler. 30 S. 1895.

Gebhardt, Oscar von, Die Psalmen Salomos, zum ersten Male mit Benutzung der Athoshandschriften und des Codex Ca- sanatensis herausgegeben. VII, 151 S. 1895.

Wentzei, Georg, Die griechische Uebersetzung der viri inlustres

des Hieronymus. 63 S. 1895. Harnack, Adolf, Das Edict des Antoninus Pius. 64 S. 1895. Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's vom Jahre

249/50 [„Cyprian", de laude martyriij. 58 S. 1895.

Heft 1

\ Heft 2.

Heft 3.

Heft 4.

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in 2011 with funding from

University of Toronto

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^

EINE BISHER NICHT ERKANNTE SCHRIFT

DES

PAPSTES SIXTÜS IL

VOM JAHRE 257/8, ZUR PETRÜSAPOKALYPSE, PATRISTISCHES ZU LUC. 16, 19

DREI ABHANDLUNGEN VON

ADOLF HARNACK

EINE BISHER ÜNBEKAMTE VERSION

DES

ERSTEN TEILES DER „APOSTELLEHRE"

GEFUNDEN UND BESPROCHEN VON

L. E. ISELIN

IN RIEHEN ÜBERSETZT VON A. HETJSLER IN BASEL.

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LEIPZIG

J. C. HINRICHS'SCHE BÜCHHANDLUNG

1895

Verlag der J. C. HlNRICHS'sclien Buchliandlung in Leipzig.

Texte und Untersuchuugen zur Gescliiclite der

Altchristlichen Literatur

herausgegeben von Oscar von Oebhardt und Adolf Harnack.

I-III. IV 1/3, V— IX. X 1/2. XI XII XIII 1 M. 283

I, 1/2. Die Überlieferung der griechischen Apologeten des zweiten Jahrhunderts in der alten Kirche und im Mittelalter, von Adolf Harnack. YIII, 300 S. 1882.

M. 9

I. 3. Die Altercatio Simonis ludaei et Theophili Christiani nebst Untersuchungen

über die antijüdische Polemik in der alten Kirche, von Adolf Harnack.

Die Acta Archelai und das Diatessaron Tatians, von Adolf Harnack.

Zur handschriftlichen Überliefei'ung der griechischen Apologeten. I. Der

Arethascodex, Paris. Gr. 451, von Oscar v. Gebhardt. III, 196 S. 1883. M. 6

I, 4. Die Evangelien des Matthäus und des Marcus aus dem Codex purpureus

Rossanensis, herausgegeben von Oscar v. Gebhardt. Der angebliche Evangeliencommentar des Theophilus von Antiochien, von Adolf Harnack, LIV, 176 S. 1883. M. 7.50

II, 1/2. Lehre der zwölf Apostel , nebst Untersuchungen zur ältesten Geschichte der Kirchenverfassung und des Kirchenrechts von Adolf Harnack. Nebst einem Anhang: Ein übersehenes Fragment der Jufaxn in alter lateinischer Über- setzung. Mitgetheilt von Oscar v. Gebhardt. 70 u. 294 S. 1884. M. 10

II, 3. Die Offenbarung Johannis, eine jüdische Apokalypse in christlicher Be-

arbeitung, von EberJi. Vischer. Mit Nachwort von Adolf Harnack. 137 S. 1886.

M. 5 (II, 1/2 u. 3. einzeln nur in anastatischen Drucken käuflich.)

II, 4. Des heil. Eustathius, Erzbischofs von Antiochien, Beurtheilung des Origenes betr. die Auffassung der Wahrsagerin l. Könige [Sam.] 28 und die dies- bezügliche Homilie des Origenes, aus der Münchener Hds. 331 ergänzt und verbessert, mit kritischen und exegetischen Anmerkungen von Alb. Jahn. XXVII, 75 S. 1886. (Einzelpreis M. 4.50) ; M. 3.50

II, 5. Die Quellen der sogenannten apostolischen Kirchenordnuug, nebst einer

Untersuchung über den Ursprung des Lectorats und der anderen niederen Weihen, von Adolf Harnack. * 106 S, 1886. [Nicht mehr einzeln.] M. 4 I, 1/2. Leontius v. Byzanz und die gleichnamigen Schriftsteller der griechischen Kirche von Friedr. Loofs. 1. Buch: Das Leben und die polem. Werke des Leontius v. Byzanz. VIII, 317 S. 1887. M. 10

III, 3/4. Aphrahat's des persischen Weisen Homilien, aus dem Syrischen übersetzt

und erläutert von Georg Bert. Die Akten des Karpus, des Papylus und der Agathonike. Eine Urkunde aus der Zeit Marc Aureis, von Adolf Harnack. LH, 466 S. 1888. M. 16

IV, Die griechischen Apologeten.

1. Tatiani oratio ad Graecos. Recens. Ed. Schwartz. X, 105 S. 1888. M. 2.40

2. Athenagorae libellus pro Christianis. Oratio de resurrectione cadaverum.

Recens. Ed. Schwartz. XXX, 143 S. 1891. M. 3.60

3. Die Apologie des Aristides. Recension und Reconstruetion des Textes von

Lic. Edgar Hennecke. XX, 64 S. 1893. M. 3

Partiopreis M. 2

4. Theophili libri tres ad Autolycum. Recens. Ed. Schwartz. "I t t- u

5. lustini martyris apologia et dialogus cum Tryphone ludaeo. ^InNorbe-

Recens. 0. de Gebhardt et A. Harnack. j reitung.

Diese Ausgaben dor Griechischen Apologeten sind nur mit kurzem sprachlichen Commentar und Registern versehen und sollen zum Gebrauch bei Vorlesungen oder in Seminaren dienen, weshalb auch deren Preise möglichst niedrig gestellt wurden.

V, 1. Der pseudocyprianische Tractat de aleatoribus, die älteste lateinische clirist- liche Schrift, ein Werk des römischen Bischofs Victor I. (saec. 11.) , von Adolf Harnack. V, 135 S. 1888. M. 4.50

V, 2. Die Abfassungszeit der Schriften Tertullians von Ernst Noeldechen.

Neue Fragmente des Papias, Hegesippus u. Pierius in bisher unbekannten

Excerpten aus der Kirchengeschichte des Philinpus Sidetes von C. de Boor.

184 S. 1888. M. 6

V, 8. Das Hebräerevangelium, ein Beitrag zur Geschichte und Kritik des hebräischen

Matthäus von Rud. Handmann. III. 142 S. 1888. M. 4.50

Fortsetzung auf Seite III des Umschlags.

EINE BISHER NICHT ERKANNTE SCHRIFT

DES

PAPSTES SIXTUS II.

VOM JAHRE 257/8, ZUR PETRÜSAPOKALYPSE, PATßISTISCHES ZU LUC. 16. 19

DREI ABHANDLUNGEN VON

ADOLF HARNACK

EINE BISHER UiNBEKANNTE VERSION

DES

ERSTEN TEILES DER „APOSTELLEME'!

GEFUNDEN UND BESPROCHEN VON

L. E. ISELIN

IN RIEHEN ÜBERSETZT VON A. HEUSLER IN BASEL.

LEIPZIG

J. C. HINRICHS'SCHE BUCHHANDLUNG 1895

SEP 3 0 1957

TEXTE UND UNTERSUCHUNCtEN ZUR GESCHICHTE DER ALTCHRISTLICHEN LITERATUR

HERAUSGEGEBEN VON OSCAR V. GEBHARDT UND ADOLF HARNACK.

XIII. BAND. HEFT 1.

EINE BISHER NICHT BEKANNTE SCHRIFT

DES

PAPSTES SIXTUS IL

VOM JAHRE 257/8, ZUR PETRUSAPOKALYPSE, PATRISTISCHES ZU LUC. 16, W

DREI ABHANDLUNGEN VON

ADOLF HARNACK

THEODOR MOMMSEN

GEWIDMET

Seit Jahren haben Sie, hochverehrter Herr und Kollege, vom Mittelpunkte des vt^eiten Gebiets aus, das Sie beherrschen, den Limes ins Auge gefasst, den massiven aus Holz und Stein, aber auch jene Grenze, an der sich die Kirchengeschichte und ihre Litteratur mit der profanen berührt. Das jüngste Unternehmen unserer Akademie, die Herausgabe der vornicänischen griechischen Kirchenschriftsteller, ist von Ihnen zuerst geplant worden, und Sie vor Allen haben es ins Leben gerufen. Es ist mir ein Be- dürfnis, Ihnen dafür meinen herzlichen Dank auszusprechen und in diesen Dank alles das einzuschliessen, v^as ich aus Ihren Ar-

ßQ .TB

beiten und von Ihrer Arbeitsweise gelernt und im persönlichen Verkehr empfangen habe: nehmen Sie, bitte ich, die folgende Abhandlung, deren Abschluss in die Geburtsstunde unseres Unter- nehmens gefallen ist, freundlich auf als ein Zeichen der herzlichen

Verehruncr

Ihres

sehr ergebenen

Adolf Harnack.

über eine bisher nicht erkannte Schrift des Papstes Sixtns IL vom Jahre 2578.

1.

Die cyprianischen oder unter Cyprian's Xamen gestellten Schriften haben eine sehr verschiedene Bezeugung, und während manche von ihnen sich in vielen Dutzenden von Handschriften finden, sind andere nur in wenigen Abschriften auf uns gekommen. Zu den seltensten Stücken gehört der Tractat „Ad Novatianum". Er ist zuerst in der Editio Daventriensis (c. 1477) der Werke Cyprian's veröffentlicht worden (nach der Schrift „de bono pu- dicitiae" und vor dem „Sermo Augustini de S. Cipriano martire"), unter dem Titel: „Ad Novatianum hereticum quod lapsis spes veniae non est deneganda". Die Handschrift, aus der er stammt, ist verschollen. Als Erasmus seine Ausgabe der Werke Cyprian's veranstaltete (a. 1520), konnte er für „Ad Novatianum" keine Hand- schrift finden und sah sich daher genöthigt, den Text der editio princeps (mit Verbesserungen) abzudrucken ^) nach „de bono pudicitiae" und vor „Orationes I. H und dem „Sermo Augustini de S. Cypriano martyre". Seine Ausgabe ist die Grundlage der zahlreichen späteren Drucke geworden. Bis zum J. 1S71 ist keine neue Handschrift verwerthet worden; Gravius (Kölner Ausgabe der Editio Erasm. v. J. 1544) spricht zwar in seinen Annotationes von den Kölner Codices Carthusiae et S. Panta- leonis und bringt auch eine Lesart (ihm nachsprechend Pame- lius); aber Näheres hat er nicht mitgetheilt, und von diesen Codd. ist später nichts bekannt geworden. Erst Hartel hat die

1) S. Hartel, Opp. Cypr. Prolegg. p. LXXIII sq. Als Hartel den Text der Schrift (T. HI p. 52 sq.) druckte , war ihm noch nicht bekannt, dass die editio princeps nicht die Ausgabe des Erasmus, sondern die Da- ventriensis ist; er hat aber nachträglich (Prolegg. p. LXl) die LAA der Daventriensis mitgetheilt.

Texte u. Untersuchungen XIII, l. 1

2 Harnack, Cber eine Schrift des Papstes Sixtus IL

Ausc^abe der Schrift auf eine neue Handschrift stellen können^ indem er den Vossianus lat. 40 saec. X (= K) verwerthete. Dieser Cypriancodex ') enthält die libelli IV. VI. V. XII. XIII. VIII. X. IX. XI und dazu zwischen IV u. VI die Schrift „De bono pudici- tiae", zwischen IX u. XI die ep. 11 und unseren Tractat mit der Aufschrift „Ad Xovatianum." '^) Die Ordnung ist allem Anschein nach eine sachliche; denn „De bono pudicitiae" ist nach „De habitu virginum" gestellt, und „ep. 11" „Ad Novatianum" und „De opere et eleemos." fXI) behandeln alle drei, wenn auch in verschiedener Weise, das Bussthema.

Damit ist bereits erschöpft, was wir über die handschrift- liche Überlieferung des Tractats zur Zeit wissen: er findet sich im 10. Jahrh. unter den Schriften Cyprian's^), und er hat in seiner Geschichte einen gewissen Zusammenhang mit „De bono pudicitiae"; denn wir dürfen vermuthen, dass er in der Hand- schrift, welche in der editio Daventriensis benutzt ist, nach dieser Schrift gestanden hat, und auch in dem Vossianus steht er ideell mit ihr zusammen; denn diese beiden Tractate sind die einzigen, die dort in die Reihe der echten Cypriantractate hinein- gestellt sind. Die Schrift de bono pudicitiae aber ist mit guten Gründen von Weyman^) und Demmler^) dem Novatian vin- dicirt worden, ist also eine römische Schrift. Auch sonst aber

1) S. Hartel, 1. c. p. LX not.

2) Also ohne den Zusatz: „haereticum quod lapsis spes veniae non est deneganda". Dass dieser Zusatz wirklich in dem Codex, der der Edit. Daventr. zu Grunde liegt, gestanden» hat, ist unwahrscheinlich.

3) Ob er ihm dadurch förmlich beigelegt werden sollte, ist mindestens fraglich. In K ist Cyprian's Name nicht genannt und in D wahrscheinlich auch nicht. Ich bemerke, dass auch bei de spectac. Cyprian's Name weder in dem „Incipit"' noch in dem „Explicit" steht; dagegen steht er bei de bono pud. im „Exjtlicit" in Z, bei de laude martyrii im „Incipit" in P und im „Explicit" in dem sehr alten S, bei de rebapt. im ..Expl.", bei adv. aleat. im „Inc." in QT u. im „Expl." in T, bei de duobus mont. im ..Expl." in MT, bei ad Vigilium in der Adresse und im „Expl." in Z, bei adv. Jud. im „Expl." in QT, bei Orat. I im „Inc." in T u. im .,Expl." in E, bei Orat. II im „Inc." in YBNn und im „P]xpl." in ]MBNY, bei de pascha im „Inc." in V), U.S.W. Aber wenn auch die Codd. KD den Tractat dem Cyprian nicht förmlich beigelegt haben, so haben sie doch den Namen des wahren Ver- fassers nicht mehr gewusst.

4) Histor. Jahrbuch Bd. XIIT (1892) S. 737tf.

5) Theolog. Quartalschr. Bd. LXXVl (18941 S. 223 tf.

Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II. 3

sind römische Schriften in die Cyprian-Sammlung gekommen, nämlich „De spectaculis'', „Adversus aleatores" und „Adversus Judaeos" (höchst wahrscheinlich auch de laude martyrii, wenn es, wie ich vermuthe, von Novatian herrührt), und unter den Cy- prian-ßriefen befindet sich eine ganze Anzahl römischer Schreiben.^) Was nun das Verhältniss des Cod. K zu der Handschrift betrifft, die der Ed. Daventriensis zu Grunde liegt, so sind sie verschieden und nur weitläufig verwandt. K ist bereits durch viele Fehler entstellt, und es scheint, dass der Cod., den die Ed. Daventr. benutzte, vorzüglicher gewesen ist; doch ist ein sicheres TJrtheil nicht möglich, weil dessen Herausgeber gewiss zahlreiche Fehler stillschweigend verbessert hat. K ist durchcorrigirt, aber schwerlich nach einer zweiten Handschrift; leider bricht ei: im 17. Cap. p. 67, 26 ab. Die Editio princeps bringt noch 44—45 Zeilen; aber auch sie ist verstümmelt, wenn auch nicht mehr viel zu fehlen scheint. Somit besitzen wir den Schluss des Tractats überhaupt nicht. Die Verwandtschaft der beiden Codd. ist nicht mehr leicht festzustellen. Die Zahl der gemeinsamen Fehler, so- weit sie uns heute noch entgegentritt, ist verschwindend gering (c. 2 p. 54, 22, c. 3 p. 55, 22, wo Hartel darauf verzichtet hat, den Text herzustellen, ist nicht hierher zu rechnen, wohl aber scheint in c. 2 p. 55, 4 ein gemeinsamer Fehler zu stecken, ebenso c. 3 p. 55, 25 u. c. 10 p. 60, 28). Somit haben wir in K u. D zwei selbständige alte Zeugen anzuerkennen. Sie setzen uns in den Stand, einen lesbaren Text zu constituiren, und die Hartel'sche Ausgabe bietet einen solchen.

Vergebens habe ich mich eine Ausnahme abgerechnet, s. unten nach Testimonia Veterum umgesehen; die Schrift wird, soviel bisher bekannt geworden, von Niemandem citirt oder be- nutzt, so dass die Codd. K u. D ihre ältesten Zeugen zu sein

1) Auch sehr alt sind ein grosser Theil der dem Cyprian beigelegten Schriften: de pascha computus ist aus dem J. 242/3; de montibus Sina et Sion, adv. aleat. und adv. Judaeos sind m. E. älter als Cyprian, minde- stens nicht viel jünger; de bono pud., de spect. und de laude mart. sind wahrscheinlich von Novatian, dem Zeitgenossen Cyprian's; de rebaptism. ist auch z. Z. Cyprian's geschrieben.

1*

4 Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II.

scheinen ^). Um so erfreulicher ist es , dass die Abfassungszeit aus inneren Gründen sehr genau bestimmt werden kann. In c. 5 p. 56, IS sq. heisst es: .,cataclysmus ergo ille qui sub Noe factus

1) Auch in der Zeit, seitdem die Schrift gedruckt vorliegt, ist sie sehr •wenig berücksichtigt worden. Was bis zum Ende des 17. Jahrh. über sie vermuthet und gesagt worden ist, hat Tillemont (Memoires lY [169öj p. 135. 622 zusammengefasst. In späterer Zeit ist m. W. nichts von Belang hinzugefügt worden; die Meisten erwähnen sie nicht einmal (Bardenhewer in seiner eben erschienenen Patrologie streift sie nur). Doch hat Zahn in letzter Zeit auf ein interessantes Citat aus dem Henochbuche in der Schrift aufmerksam gemacht. Tillemont's Worte lauten: „L'ecrit contre Novatien (er stellt es z. J. 255) qui est dans S. Cyprien, peut avoir este fait dans les premieres annees de Valerien, peu de temps apres la persecution, qui comme un deluge avoit inonde toute la terre, c'est ä dire, comme la suite l'explique, apres celle de Dece, et celle de Gallus qui la suivit. Erasme juge que cet ecrit est egalement plein de doctrine et d'eloquence, et tout ä fait digne de S. Cyprien. On le met neanmoins au rang des douteux, peutestre parceque le style en paroist un peu plus fort, moins diffus et moins facile que celui de S. Cyprien. Hors cela nous ne voyons rien qui empesche de croire qu'il soit de luy, comme Bellarmin l'a cru; et Rivet paroist estre dans le mesme sentiment. Erasme a pense qu'il pouvoit estre de S. Corneille. Mais ce Saint est mort avant la fin de la persecution de Gallus [„Exemplo boni pastoris" c. 6 semble bien marquer 8. Corneille; ainsi il ne peut pas estre de luy], et il paroist plutost que c'est l'ouvrage d'un Africain, puisqu'en un endroit il semble marquer le parti de Feli- cissime (c. 2). Ces autres paroles que l'Eglise seule a receu le pouvoir de celebrer le battesme quoiqu'elles soient peutestre capables d'un sens veritable et catholique tiennent neanmoins beaucoup du sentiment de S. Cyprien touchant le battesme des heretiques. Et S. Augustin condanne une expression toute sembable". Tillemont schliesst also nicht bestimmt die Autorschaft Cyprians aus lediglich gewisse Stilverschiedenheiten machen ihn stutzig , doch hält er es für wahrscheinlich, dass die Schrift in Afrika von einem Gesinnungsgenossen Cyprian's verfasst ist. Harte 1 (Cypr. Opp. III Prolegg. p. LXsq.) hat sich Tillemont angeschlossen: ,,Hunc tractatum ab episcopo cum Cypriano adversus Stephanum (v. c. 2 p. 55, 4) et Felicissimi schisma (v. e. 2 p. 54, 12) staute paullo post Decianam persecutionem (v. c. 6 p. 57, 25) conscriptum postquam editio Daventriensis* Cypriani oi)eribus adiecit, editores cum ad res de quibus Cyprianus maxime agit explicandas non nihil conferre viderent, retinuerunt.'' Möhler (Patrol. 1840 8.847) bemerkt: Erasmus und Tillemont, sowie auch Maranus, sind nicht geneigt, die Schrift, so wenig sie sonst Widersprechendes enthält, dem Cyprian zuzueignen, weil nicht bloss die grossartige und fliessende Sprache desselben vermisst wird, sondern namentlich der Eingang mit Cy- prian's Verhältnissen kaum vereinbar ist."

Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL 5

est figuram persecutionis quae per totum orbem nunc nuper supereffusa ostendit"; sodann genauer c. 6 p. 57, 24 sq.: „duplex ergo illa emissio (seil, der Taube Noah's) duplicem nobis per- secutionis temptationem ostendit: prima in qua qui lapsi sunt victi ceciderunt, secunda in qua hi ipsi qui ceciderunt victores extiterunt. nulli enim nostrum dubiuni vel incertum est, fratres dilectissimi , illos qui prima acie id est Deciana persecutione vulnerati fuerunt hos postea id est secundo proelio ita fortiter perseverasse, ut contemnentes edicta saecularium principum hoc invictum haberent quod et non metuerunt exemplo boni pastoris animam suam tradere, sanguinem fundere nee ullam insanientis tyranni saevitiam recusare". Mithin ist der Tractat nach der „Verfolgung" des Gallus undVolusianus geschrieben und empfängt aus den Briefen Cyprian's 57 (s. bes. c. 1. 5) 58 (1. 9) 59,6. 60 u. 61 eine gewisse Beleuchtung; denn diese Briefe berichten uns, dass man in Afrika im Hinblick auf die bevorstehende Verfolgung („proe- lium") die lapsi absolvirt habe, um ihnen Gelegenheit zu geben, ihre Scharte auszuwetzen, ferner dass wirklich die Haltung der Christen in Rom in dieser zweiten „Verfolgung" (des Gallus ^)) eine bessere gewesen ist als in der ersten (Verfolgung des Decius). Als unser Tractat geschrieben wurde, konnten diese beiden Ver- folgungen als „nunc nuper" geschehen bezeichnet w^erden; anderer- seits hatte die Verfolgung unter Valerian augenscheinlich noch nicht begonnen; denn der Verfasser schreibt in einer Friedenszeit. Hieraus scheint mit Noth wendigkeit zu folgen, dass der Tractat zwischen August 253 denn bis dahin ungefähr dauerte die ,,Verfolgung" des Gallus 2) und dem ersten Edict Valerian's,

11 Die edicta saecularium principum sind dieselben, die Cyprian ep. 58, 9 „edicta feralia" ins Auge gefasst hat.

2) Lucius wurde im Juni 253 zum Bischof von Rom gewählt und sofort von Gallus verbannt (s. die ep. 61 Cyprian's an Lucius, wo Cyprian c. 1 daran erinnert, er habe „nuper" dem Lucius in einem u. demselben Schreiben zu seiner Wahl und zu seiner Verbannung gratulirt; dieses Schreiben ist leider nicht mehr erhalten). Lucius kann aber nur sehr kurze Zeit in der Verbannung geblieben sein; das zeigt der 61. Brief, und das folgt aus der Thatsache, dass Gallus sehr bald nachher in der Schlacht gegen den Usurpator Aemilianus gefallen ist. Bereits am 22. Octbr. 253 waren Valerianus und Gallienus Kaiser (s. die afrikanische Inschrift im CIL VIII 2482; hiernach ist die ältere Annahme wiederherzustellen, dass Gallus schon im Spätsommer 253 fiel; Bernhardt, Gesch. Rom's I S. 267 suchte

6

Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL

also dem August 257 ^) verfasst ist. Allein wir müssen noch ein weiteres Jahr offen lassen. Sicher ist das erste Edict (sein Wortlaut lässt sich aus den Proconsularacten Cyprian's z. Th. reconstruiren: „qui Romanam religionem non colunt. debere Ro- manas caeremonias recognoscere'' .,ne in aliquibus locis concilia- ])ula fiant nee coemeteria ingrediantur" ,,non solum de episcopis verum etiam de presbiteris". Strafen: Verbannung und bei offen- barem Ungehorsam Todesstrafe) in einigen Provinzen, vor allem in Rom selbst, ohne Wirkung geblieben. Nicht nur ist der rö- mische Bischof Stephanus am 2. August 257 eines natürlichen Todes gestorben 2) das kann noch unmittelbar vor dem Er- lass des Edicts geschehen sein , sondern noch im August (am 24. oder 31.) 257 wird Sixtus IL gewählt, und nicht nur hören wir nicht, dass er (wie Cyprian) verbannt worden sei, sondern wir wissen, dass er in Rom geblieben ist, dass er die Coemeterien nach wie vor betreten hat, und dass er erst in Folge des 2. Edicts (Cypr. €p. SO) dort aufgegriffen und am 6. August 25S zum abschrecken- den Beispiel im Coemeterium hingerichtet worden ist. Dass Sixtus IL 11 Monate ruhig in Rom regieren konnte, erklärt sich nur durch die Annahme, dass Gallienus das erste Edict seines Vaters,

die Ansicht zu begründen, dass Gallus im Frühjahr 254 gestorben sei), und dazwischen liegt noch die ganz kurze Regierung des Aemihanus in Rom. Die Ansicht, dass die Verfolgung nach der Zurückberufung des Lu- cius noch fortgedauert habe (Lips ins, Chronol. d. röm. Bischöfe S. 211), hat an Cypr. ep. 61, 2 extr. 4 extr. keine Stütze und erledigt sich durch die Einsicht, dass Gallus bereits so bald gestorben ist.

1) Das erste Edict Valerian's fällt höchst wahrscheinlich in den An- fang August 257; denn am 30. August dieses Jahres wurde Cyprian auf Grund desselben vor den Proconsul Paternus geführt. Diejenigeu. welche das Edict um einige Monate früher setzen, berufen sich auf Dionysius von Alexandrien, der (bei Euseb. h. e. VII, 10) Apoc. 13. 5 auf Valerian's Verfolgungszeit angewendet hat (..es sind ihm gegeben 42 Monate'')- Sie setzen nun die persische Gefangenschaft Valerian's; in den Herbst 260 und rechnen von dort rückwärts 3V2 Jahre, gelangen also zum Frühjahre 257. Allein gegen diese Rechnung ist mehr als ein Einwand zu erheben: 1) das Jahr der Gefangenschaft Valerian's ist ganz unsicher i^die Zeit von Ende 258 an steht offen; vielleicht ist er im Sommer 259 gefiingen worden), 2) die 42 Monate des Dionysius werden wohl nur ungefähr zutreffen. 3) in Ägypten hat vielleicht die Verfolgung später geschlossen als im Westen; jeden- falls sind die ägyptischen Verhältnisse für das übrige Reich nicht massgebend.

2) Die späteren Nachrichten über sein Martyrium sind unglaubwürdig.

Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus 11. 7

welches dieser vom Orient aus eriassen hatte, nicht ausgeführt, resp. es geduldet hat, dass der römische Präfect es nicht ausführte ^). Erst das zweite schärfere Edict, welches Ende Juli oder in den ersten Tagen des August 258 erlassen wurde, ist auch in Rom durchgeführt worden. Dass in Rom zwischen dem August 257 und Juli 258 Friede herrschte, wird aber schliesslich durch die reiche Correspondenz bestätigt, die zwischen Rom und Alexandrien in dieser Zeit stattfand. Eusebius hat uns (h. e. VII, 5 9) Regesten aus derselben mitgetheilt. Nicht weniger als sieben Briefe hat Dio- nysius in dieser Zeit nach Rom gerichtet, nämlich drei an Sixtus und je zwei an dessen Presbyter Dionysius (den nachmaligen Bischof von Rom) und Philemon, und hat von ihnen Briefe em- pfangen. Das Hauptthema dieser Briefe war die Frage der Ketzer- taufe; aber ausserdem handelten sie noch von anderen die Zeit bewegenden Fragen, nämlich von der Häresie des Sabellius und der durch sie erweckten Erregung in der Pentapolis und von Novatian und seiner Lehre. Irgend eine Spur aber, dass damals in Rom eine Verfolgung herrschte, ist nicht zu finden: der Bischof und die Presbyter sind nicht im Exil, sondern an Ort und Stelle, und sie haben augenscheinlich Zeit und Müsse, sich mit der inner- kirchlichen Streitfrage der Ketzertaufe zu beschäftigen 2). Hätte Eusebius in den Briefen etwas von Verfolgung gelesen, so hätte «r schwerlich unterlassen, uns davon Mittheilung zu machen 3). Hiernach müssen wir annehmen, dass unsere Schrift (wenn sie in Rom oder in einer Provinz geschrieben worden ist, die von

1) Gallienus befand sich in jener Zeit höchst wahrscheinlich in Gal- lien, und die Verantwortung für die Nichtausführung des Edicts mag daher dem Präfecten resp. den Magistraten zugefallen sein. Allein andererseits ist daran zu erinnern, dass Gallienus nach dem Tode seines Vaters dessen Edicte gegen die Kirche sofort zurückgezogen hat. Also bleibt es doch wahrscheinlich, dass er, der den Christen günstig war, selbst die Aus- führung des Edicts suspendirt hat.

2) Der 2. Brief an Sixtus über die Ketzertaufe ist nach VII, 9, 2 höchst wahrscheinlich nach Ostern (Ostern 258) geschrieben; die Briefe führen also bis nahe zum Datum des 2. Edicts.

3) Auch Fechtrup, Cyprian I S. 255 bemerkt: „Das (erste) Edict des Kaisers hatte wenig oder gar keinen Erfolg .... in der Hauptstadt wurde mit dem Verbannungsdecrete nicht viel ausgerichtet. Dieser Misserfolg musste naturgemäss den Kaiser Valerian zu schärferem Vorgehen gegen die Christen reizen u. s. w."

g Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II.

dem ersten Edict nicht betroffen wurde) auch noch in der Zeit bis Ende Juli 258 verfasst sein kann; aber mehr als fünf Jahre stehen nicht offen (c. Aug. 253 Ende Juli 25S). Stammt sie dagegen aus Afrika, so ist das letzte Jahr ausgeschlossen. Diese Zeitbestimmung wird bestätigt, wenn man dem Sokrates (h. e. IV, 2S) Glauben schenkt, dass Xovatian unter Valerian Mär- tyrer geworden sei {ovtoq fihv vOtsqov am OvaXaQiavov rov ßaoutcog öiw/fibv xara XgtOrtavdjv XLv/]OavTOQ efiaQTVQ7]öev); denn in unserem Tractat wird Novatian als noch lebend vor- ausgesetzt (s. u.) ^). Man könnte endlich noch behaupten, dass der terminus a quo für die Abfassung der Schrift um c. 2 Jahre herabgerückt Averden müsse: die Verfolgungen unter Decius und Gallus werden zwar als „nunc nuper" geschehen bezeichnet; aber andererseits heisst es c. 1 p. 52, 11, dass die Gefallenen bereits „per longam temporum seriem" die Strafbusse geleistet hätten. Zwei bis drei Jahre konnte der Verfasser schwerlich, so dürfte vielleicht Jemand folgern, eine „longa temporum series" nennen. Daher seien mindestens fünf Jahre seit der Verfolsrnnsj anzu- nehmen und der terminus a quo c. 255 anzusetzen (so Tille- mont); allein sicher ist diese Erwägung keineswegs 2).

3.

Dass unser Tractat von einem Bischof herrührt, beweist sofort der Eingang: „Cogitanti mihi et intolerabiliter aestuanti quidnam agere deberem de miserandis fratribus etc." So konnte sich in der Mitte des 3. Jahrh. nur ein Bischof ausdrücken^).

1) Dass er jedenfalls i. J. 257/8 noch lebte, zeigt der Brief des Dio- nysius an den römischen Presbyter Dionysius aus diesem Jahre (bei Euseb., h. e. VII, 8): man beachte das Praesens in der zweiten Hälfte des von Eu- sebius ausgeschriebenen Stücks. Pacian leugnet das ^Martyrium Novatian's.

2) Es wird sich indess unten zeigen, dass in unserem Tractat Cyprian's Schrift de opere benutzt ist. Dann ist er nicht vor d. J. 254 geschrieben; denn jene Schrift fällt frühestens 253/4, wie auch Fechtrup, Cyprian I S. 177 annimmt. Aber noch mehr es wird sich zeigen, dass unsere Schrift bereits den Ket/>ertaufstreit voraussetzt, und damit ist die Zeit ihrer Abfassung, da sie vor die Valerianische Verfolgung fällt, durch die engsten Grenzen, nämlich 257/8. umschrieben.

3) Ein hohes Selbstgefühl spricht auch in c. 3 p. 55, 18 sq., wo der Verf. in Bezug auf seine Ausdeutung der Taube Noah's bemerkt, er deute nicht ver- wegen und nach menschlicher Weisheit, „sed ut caelesti domini dignatione necessarie et pertinenter mentibus nostris concipere permittitur".

Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II. 9

Was aber den litterarischen Charakter des ganzen Schriftstücks anlangt, so ist ein sicheres Urtheil ebenso sichwierig wie bei dem Tractat adv. aleatores. Gerichtet ist er an die „fratres" (c. 18 p. 68, 34) resp. an die „fratres dilectissimi" (c. 1 p. 53, 1; 3 p. 55, 18; 6 p. 57, 27; 16 p. 66, 19), nicht etwa an Novatian selbst, wie es nach c. 1 p. 53, 17; c. 2 p. 53, 19 sq. 55, 2; c. 9 p. 59, 9; c. 12 p. 61, 25. 62, 7; c. 13 p. 62, 20; c. 14 p. 64, 1 scheinen könnte, oder an die Novatianer (c. 2 p. 54, 20; c. 8 p. 58, 26 sq.; c. 12 p. 62, 12); denn diese Anreden erweisen sich sämmtlich als rheto- rische, wie zum Überflnss aus c. 1 p. 52, 13. 53, 11; c. 2 p. 54, 12; c. 13 p. 63, 8 deutlich wird. Ob diese „fratres dilectissimi" aber die Gemeindeglieder des Bischofs sind oder bischöfliche CoUegen oder andere Christen überhaupt, ist nicht sofort deutlich. Auf Grund von c. 1 p. 52, 19 sq. möchte man vielleicht an Bischöfe denken, aber die Stelle c. 18 p. 68, 34 ist der Deutung auf Christen über- haupt, resp. auf die Gemeinde günstiger. Eine genauere Unter- suchung des Inhalts wird ein sichereres Urtheil über diese Frage und die andere, ob unsere Schrift eine Predigt oder ein Tractat oder ein Brief ist, ermöglichen. Indessen ist in Bezug auf die letztere Frage zu sagen, dass auch Cyprian „Briefe" geschrieben hat, die eigentlich Tractate sind und bereits von der ältesten Tradition als „libri" bezeichnet wurden, ferner dass diese Brief- Tractate z. Th. rhetorisch -homiletischen Charakter haben. Die Begriffe „Predigt" „Tractat" „Brief schliessen sich also nicht aus. Doch da unser Schriftstück keine Briefadresse trägt ^), so muss man vom „Brief" absehen und es als einen homiletischen Tractat bezeichnen, vielleicht als eine von vornherein für die Veröffentlichung durch die Schrift bestimmte 2) (und desshalb für ein grösseres Publicum als für die eigene Gemeinde des Bischofs ausgearbeitete) Predigt.

4.

Der genaueren Untersuchung sei eine Analyse vorausgestellt; der Verf. geht sofort mediam in rem: Während ich in schwerer Unsicherheit bedenke, wie ich die in der Verfolgung nicht frei- willig, sondern durch den Ansturm des Teufels verwundeten

1) Der Schluss fehlt leider, s. o.

2) S. das „sicut superius diximus" c. 5 init. c. 6 init.

10 Hamack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL

Brüder, die nun eine lange Reihe von Zeiten Strafbiisse gethan haben, behandeln soll, stellt sich mir ein zweiter Feind, der Gegner der göttlichen Barmherzigkeit, der Häretiker Xovatian entgegen, der nicht nur wie der Priester und Levit im Evange- lium an dem Verwundeten vorübergehen, sondern ihn durch Zurückweisung seiner Busse vollends todtschlagen will. Leichter freilich sieht Einer den Splitter im fremden Auge als den Balken im eigenen. Uns aber, geliebteste Brüder, darf der grimme Wahn- sinn jenes treubrüchigen Häretikers nicht erschüttern, der, wäh- rend er sich bereits in dem so entsetzlichen Verbrecherzustande der Spaltung und des Schismas befindet und von der Kirche ge- trennt ist, sich in gotteslästerlicher Verwegenheit nicht scheut, uns der Verbrechen zu zeihen, deren er schuldig ist. Er, der jetzt durch sich selber unrein geworden und von gottesläster- lichem Schmutz besudelt ist, behauptet jetzt, wir seien die Un- reinen, und während geschrieben steht, dass die Hunde draussen bleiben werden, und der Apostel gelehrt hat, man solle eben diese Hunde meiden wie wir lesen: „sehet die Hunde, sehet die schlimmen Arbeiter" , hört er nicht auf, seine Wuth durch Bellen zu steigern imd wie die Wölfe das nächtliche Dunkel zu suchen, damit er die dem Hirten entrissenen Schafe in seiner dunklen Höhle mit thierischer Grausamkeit ungestört zerfleischen könne. Wahrlich „das Gold" zu sein, rühmt er von sich und von den Seinen, die er sammelt ^) ; nun auch wir zweifeln nicht, dass die, welche die Kirche verlassen haben und Apostaten geworden sind, sich jetzt leicht in „Gold" verwandelt haben mögen, aber in jenes Gold, an welchem die ersten Sünden des Volkes Israel getadelt worden sind 2), Dagegen die goldenen und silbernen Gcfässe, welche den Ägyptern genommen wurden, bleiben unver- rückt in der Gewalt des Herrn d. h. in der Kirche Christi, und wenn du, Novatian, in diesem Hause geblieben wärest, wärest du ein Gefäss, vielleicht sogar ein kostbares, gewesen, nun aber bist du Spreu und Stroh geworden, und weisst es nicht und be- weinst es nicht. (C. 2) Was pochst du also auf diesen jämmer- lichen Besitz? Schaden, nicht Gewinn wirst du einbringen. Wie glaubst du reich geworden zu sein, seitdem du ärmer geworden

1) Das „Gold" nach 1 Cor. 3, 12 (11 Tim. 2, 20).

2) Der Verf. denkt an die Geschichte vom goldenen Kalb.

Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL j 1

Mst? Höre des Herrn Stimme in der Offenbarung: „Du sprichst, ich bin reich und habe viel Vermögen und bedarf keines Dings, und du vveisst nicht, dass du der Elende und der Jämmerliche und der Blinde und der Arme und der Nackte bist". Als Be- sitzer dieser Schätze, dieser Reichthümer der Armuth soll sich ein Jeder zweifellos wissen, der die Kirche Christi verlässt und in blindem Sinn nicht davor zurückschaudert, zu jenen verwegenen Führern der Schismen und Urhebern der Spaltung überzutreten. Johannes nennt sie Antichristen, der Evangelist (der Täufer?) ver- gleicht sie mit Spreu, der Herr Christus bezeichnet sie als Diebe und Räuber, wie er selbst im Evangelium erklärt (Joh. 10, 1). ^ er sind diese Diebe und Räuber, wenn nicht die, welche den Glauben verlassen und aus der Kirche Gottes heraustreten, sie, die wider die Amtsverleihung Gottes anstreben? Mit Recht schilt sie der h. Geist durch den Propheten: „Ihr habt einen Rathschlag ausö;eführt nicht durch mich und einen Gedanken nicht durch meinen Geist, Sünden zu häufen auf Sünden". Was vermögen jene völlig verkehrten Novatianer vel nunc infelicissimi pauci ^) hierauf zu antworten? sie die zu einem solchen Wahnsinn der Wuth vorgestossen sind, dass sie weder Gott noch Mensch mehr respectiren: dort wird unverschämt und ohne jedes Gesetz der Amts Verleihung der Episkopat erstrebt, hier aber werden die eigenen Amtssitze und der Lehrstuhl, der ihnen anvertraut war, preisgegeben. Dort erfüllt sich der Spruch: „Sie verachten mich, mir zu opfern, und bringen nicht die h. Darbringungen der Söhne Israels noch treten sie herzu, um das Heilige darzubringen, aber sie werden ihre Schande empfangen in dem Irrthum, in dem sie gewandelt sind". Es mag genügen, mit wenigen Worten bewiesen zu haben, was sie sind. Höret also, ihr Novatianer, bei denen die himmlischen Schriften vielmehr gelesen als verstanden doch das genügt noch nicht sogar interpolirt werden 2); denn eure

1) Ich lasse diese schwierigen Worte (D liest übrigens „infelicissime") hier noch unübersetzt (s. u.).

2) Die Stelle lautet: „audite, Novatiani, apud quos scripturae caelestes leguntur potius quam intelleguntur , parum (so D, param K) et si (so D, etiamsi K, si Editt.) non interpolentur (interpoliantur KD)". Hartel er- klärte sie für verderbt; er setzte in den Text: „palam etiam . . . si non inter- polentur", und bemerkte in der Note: fortasse „poliuntur si non inter- poliantur". Allein so einschneidender Conjecturen bedarf es nicht, sobald

\2 Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II.

Ohren sind verschlossen und eure Herzen verblendet und ihr lasst aus geistlichen und heilsamen Ermahnungen kein Licht zu, wie Jesajas spricht: „Verblendet sind die Knechte Gottes", und zwar mit Recht verblendet; denn der Sinn der Schismatiker ist nicht beim Gesetze; denn dieses Gesetz hier geht der Verf. von der Einleitung zur Ausführung über bezeichnet uns schlechthin eine einzige Kirche, nämlich in jener Arche, die unter Noah vor der Sintfluth nach der Vorsorge Gottes erbaut wurde, in der, wie wir finden, nicht nur reine Thiere, sondern auch unreine da- mit du, Novatian, sofort deine Antwort hast eingeschlossen waren. Nur diese Arche mit dem allen, was in ihr war, ist im Wasser gerettet worden, aber das Übrige, was in ihr nicht ge- funden wurde, ging in der Fluth unter.

Nun deutet der Verfasser den Raben und die Taube aus: der Rabe, der nicht wieder zurückkehrte, bedeute diejenigen Apo- staten, die, wenn sie auch wollten, nicht mehr umkehren können, unrein sind und verloren gehen. (C. 3) Die Taube aber der Verf. versichert, dass seine Auslegung keine verwegene mensch- licher Weisheit sei, sondern „ut caelesti domini cHgnatione neces- sarie et pertinenter mentibus nostris concipere permittitur' be- deute etwas doppeltes. Erstlich bedeute sie und das ist ihre eio;entliche Bedeutuno; durch ihr Schweben über dem Wasser das Taufsacrament, welches allein der Kirche gegeben sei ^). und zwar genauer noch durch ihren dreimaligen Ausflug die Geheim- nisse der Trinität, wie ja auch der Herr Christus dem Petrus, aber auch seinen anderen Jüngern befiehlt und spricht: ..Geht und predigt den Völkern das Evangelium und tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des h. Geistes". (C. 4. 5) Sodann muss man beachten, dass die Taube hinausgelassen wird, während noch die Sturmfluth die Erde befehdet. Diese Sturmfluth bedeutet die Verfolgung, die jüngst die Kirche auf dem ganzen Erdkreis

man sich erinnert, dass „parum (est) si non" bei Tertullian eine sehr häufige Redewendung ist. Ich lese also: „apud quos scripturae leguntur potius quam intelleguntur, parum (est) si non iutei-polentur", und übersetze nach der Analogie der tertullianischen Stellen, s. Apolog. 21 : „praedixerat (Jesus) et ipse ita (Judaeos) facturos, parum si non et prophetae retro". Umgekehrt gestellt de idolol. 7: „Parum sit, si ab aliis manibus accipiant quod con- taminant. sed etiam ipsae tradunt aliis quod contaminaverunt". 1) Über diese verdorbene Stelle s. u.

Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL 13

betroffen hat; die ungeheuren Wasser sind die Völker, die sich zur Verwüstung der Kirche erhoben haben (Apoc. 17, 15), die Taube aber, die nicht fand, da sie ihren Fuss hinsetzen konnte, sind die Gefallenen, die da uneingedenk der göttlichen Vorher- sagungen ^) „vel simpliciter ignorantes vel audaciter dissimulantes" gefallen sind. Diese Deutung (columba = lapsorum persona) sucht der Verf. aus Sophon. 3, 1. 2 zu erweisen. (C. 6) Dass aber die Taube nicht Fuss zu fassen vermochte, bedeutet auch desshalb die Sacrificati, die, durch das Gift der schlüpfrigen Schlange ver- wundet, gefallen sind, weil ja der Herr nur den treuen Jüngern die Fähigkeit verliehen hat, auf Schlangen und Basilisken zu treten (Luc. 10, 19). Aber wie jene Taube dann wieder in die Arche aufgenommen wurde, so ist auch den Verwundeten der V\^eg er- öffnet worden, sich gegenüber dem Ansturm der teuflischen Mächte wieder in ihr Lager zurückzuziehen, um dort durch geist- liche Mittel ihre V^unden wieder auszuheilen, und wie die Taube dann, zum zweiten Mal entlassen, nicht nur festen Fuss fassen konnte, sondern auch einen Ölzweig, das Zeichen des (wieder- gefundenen) Friedens und Siegs zurückbrachte, so haben auch die Gefallenen, nachdem sie in der ersten, der Decianischen, Ver- folgung verwundet und besiegt w^orden sind, in der zweiten sich, w^ie ihr, geliebteste Brüder, sicher wisst, als Sieger bewährt; sie ha])en so tapfer ausgehalten, dass sie die Edicte der weltlichen Machthaber verachtet und sich nicht gefürchtet haben, nach dem Beispiel des guten Hirten ihr Leben darzubringen, ihr Blut zu vergiessen und jeglicher Grausamkeit des wüthenden Tyrannen zu begegnen 2).

(C. 7) Siehe da! diese mit Ruhm Bedeckten, diese theuren Freunde Gottes w^agen jene Schismatiker „Holz, Heu und Stroh" zu nennen, und sie verweigern denen, die ihnen gleich sind d. h. die in demselben Zustande der Gefallenen als Verbrecher noch immer verharren*^), die Zulassung zur Busse, indem sie sich auf

1) „Praedicationura" bietet die Überlieferung; die Conjectur des P am e - lius „praedictionum" ist aber einleuchtend, da gleich darauf der Satz folgt: ,,quorum ruinam dominus in evangelio futuram bis verbis significaverat etc."

2) Überliefert ist „meruerunt", Hartel schreibt „non metuerunt", und allerdings ist jenes bei „nee ullam insanientis tyranni saevitiam recusare" kaum erträglich. De laude mart. 29: „nee fundere sanguinem metuas".

3) Das ist ein verwegener Übergang, der einem Advocaten alle Ehre

\4: Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II.

das Wort des Herrn berufen: „Wer mich verleugnet vor den Menschen, den werde ich verleugnen vor meinem Vater, der im Himmel ist". 0 Schmerz! wie können sie sich so oce^ren das, was der Herr beschlossen hat, erheben, dass sie, die nova- tianische Brut, das, was Christus zur Zeit seines Gerichts thun wird, nun, dem Beispiel ihres Vaters des Teufels folgend, selbst zu thun sich unterfangen, während die Schrift doch sagt: „Mein ist die Rache und ich werde vergelten, spricht der Herr".

(C. 8. 9. 10) Damit ist der Verf. zum zweiten Theil seiner Ausführung übergegangen, zur Widerlegung der novatianischen Auslegung von Matth. 10, 33. Er bemerkt wider sie: 1) der Spruch bezieht sich auf das jüngste Gericht, 2) er bezieht sich vor allem auf die Häretiker und Schismatiker, auf euch Xova- tianer, die ihr, einst Christen nun Xovatianer und nicht mehr Christen, euren ersten Glauben in nachfolgender Unt^'eue durch die Änderung des Namens verändert habt, 3) den verleugnenden Petrus hat Christus wieder angenommen. Die Xovatianer lassen aus der h. Schrift fort, was sich auf die Barmherzigkeit bezieht und lesen nur, Avas sich auf den Verlust des Heils bezieht. Der Verfasser führt dagegen die Troststellen Ezech. 18, 30; Joel 2, 12^ 13; Ps. 88, 31—34; Ezech. 3(5, 18—23: 33, 10. 11; Jes. 57. 16—18 und Jerem. 10, 24 an, und entnimmt (C. 11) dem Evangelium die Geschichte von der grossen Sünderin. „Erröthe nun (C. 12), wenn du es kannst, Xovatian, lass ab mit deinen gottlosen Argumenten die Unerfahrenen zu täuschen, lass ab, sie mit der aus einem Satze geschöpften Einwendung zu schrecken. AVir lesen und ver- ehren und übersehen nicht den göttlichen Ausspruch des Herrn, der da sagt, er Averde den Verleugner verleugnen, aber auch den Bussfertigen? Doch was bedarf es langer Beweisführungen in Bezug auf die Fälle göttlichen Erbarmens, da sich Gott selbst der fremden Xiniviten und des Pharao (Exod. 9. 28) erbarmt hat. wäh- rend du, Xovatian, richtest und verkündigst, dass die Gefallenen keine Hoffnung auf Frieden und Barmherzigkeit haben, und dem

macht: (liejenigen, die hier als ,,pares" in Bezns: auf die Confessoren (in der Verfolgung des Gallus) bezeichnet werden, sind ihnen doch nur insofern gleich, als jene Confessoren auch einst (nämlich in der Verfolgung des Decius) Gefallene waren; aber in dem Hauptpunkt sind sie ihnen nicht gleich, sondern ganz von ihnen verschieden; denn jene haben eine zweite Verfolgung siegreich überstanden.

Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II. 15

Schelten des Apostels (Rom. 14, 4) dein Ohr nicht leihst! Im Namen eben dieser Gefallenen schilt Euch der h. Geist und spricht (folgt Micha 8, 8. 10), und (C. 13) hast du nicht I Reg. 2, 3. 8; I Cor. 10, 12; I Petr. 5, 5; Mtth. 23, 12; Ps. 9, 7. 11; Mtth. 7, 2; I Joh. 7, 2 gelesen? Daher ist es mir ganz unbegreiflich, wie der so frevel- hafte, verderbte, in seiner schismatischen Wuth v^ahnsinnige Novatian auftreten konnte, er, der (früher) stets in dem einen Hause d. i. in der Kirche Christi die Sünden seiner Nächsten wie seine eigenen beweint, die Lasten der Brüder, wie der Apostel ermahnt, auf sich genommen, die im Glauben Schwankenden durch himmlischen Zuspruch gestärkt hat; jetzt aber, seitdem er jene Kains-Häresie \), welche nach nichts anderem als nach Mord trachtet, zu üben begonnen hat, schont er neuerdings seiner selbst nicht mehr; denn wenn er gelesen hätte, dass „die Gerechtigkeit des Gerechten den nicht befreien wird an dem Tage, da er in die Irre geräth, und die Ungerechtigkeit des Gottlosen dem nicht schaden wird, von dem Tage an, da er sich bekehren wird", hätte er schon längst in Asche Busse gethan er, der immer die Büssenden bekämpft, der lieber daran arbeitet die feststehen- den Gebäude zu ruiniren, als die in Trümmern liegenden Ruinen aufzurichten, er, der viele tief Elende aus unseren Brüdern durch die falschen Gegensätze (die er einführt) in Schrecken versetzt und wiederum zu Heiden gemacht hat, indem er erklärt, dass die Busse der Gefallenen nichtig ist und ihnen zum Heil nicht nützen kann, während doch die Schrift, sagt: „Gedenke, von wo du ge- fallen bist und thue Busse usw." (Apoc. 2, 5). Werden doch jeder der sieben Gemeinden ihre besonderen Verbrechen und Sünden vorgehalten und allen zugerufen: „Thut Busse". Wem gilt's? nun eben denen, die er um den th euren Preis seines Bluts erkauft hat. (C. 14) 0 du gottloser und verbrecherischer Mann, Häretiker Novatian in früherer Zeit, als du selbst noch, bevor du Apostat wurdest, im Hause Gottes (der Kirche) warst, da hast du wohl gewusst, dass in der Kirche zahlreiche und sehr grosse Verbrechen von Einigen freiwillig begangen worden sind, und hast gelehrt, dass sie doch aus dem Gedächtniss ausgetilgt werden können, nämlich durch ein darauffolgendes Gute, nach dem zuverlässigen Ausspruch der Schrift: „Wenn der Verbrecher sich bekehrt usw."

1) S. darüber unten.

j^(j Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II.

(folgt Ezech. 18, 21) denn „die Sünden, die er begangen hat, werden aus dem Gredächtniss ausgetilgt Averden durch darauf folgende gute Handlungen" ^). Und heute ziehst du es in Zweifel, ol) die Wunden der Gefallenen geheilt werden sollen, die vom Teufel entblösst und zu Fall gebracht worden sind „durch die Ge- walt des Wassers, das der Drache aus seinem Maule dem Weibe nachspie" (Apoc. 12, 15). Der Apostel sagt: „Lobe ich Euch? darin lobe ich Euch nicht, weil ihr nicht zum Besseren, sondern zum Schlechteren vorgeschritten seid" (1 Cor. 11, 22. 17); denn „wenn Streitigkeiten und Spaltungen unter Euch sind, seid Ihr nicht fleischlich und wandelt nach der Menschen Weise?" (I Cor. 3, 3). Doch es darf uns nicht wundern, dass Novatian jetzt wagt, so Schändliches und Schweres gegen die Gefallenen zu verüben; wir haben dafür ja Beispiele: Saul war vorzüglich gut, nachher aber fiel er durch Neid und trachtete darnach, David alles Schlimme und Feindselige anzuthun; Judas war ein erwählter Apostel und lebte stets im Hause Gottes einmüthig und gläubig, nachher verrieth er Gott. Hat doch auch der Herr angekündigt, dass viele reissende Wölfe in Schafskleidern kommen werden. Wer sind diese reissenden Wölfe, wenn nicht die, die verschlagenen Sinns darnach trachten die Heerde Christi zu befehden? wie wir bei Sacharjah (9, 16) und Ezechiel (34, 3. 4. 10. 11. 16) lesen (diese Stellen folgen). (C. 15) Wer spricht diese Worte? nun der, der die Gleichnisse vom verlorenen Schaf und vom verlorenen Gro- schen gesprochen und gesagt hat, dass Freude vor den Engeln Gottes ist über einen Sünder, der Busse thut. Es ist derselbe, der Luc. 13, 1 5 denen, die nicht Busse thun, das Gericht an- kündigt: „Ich sage Euch, wenn Ihr nicht Busse thut, werdet Ihr in derselben Weise umkommen".

Der Verfasser ist durch dieses Citat bereits zur Schluss- ermahnung übergegangen (C. 16 18). Er leitet sie ein mit fol- genden Worten: Ermuntern wir uns daher, geliebteste Brüder, mit allen Kräften, lasst uns den Schlaf der Trägheit und Sorg- losigkeit abwerfen und wach sein in Bezug auf die Beobachtung der Gebote des Herrn! Lasst uns mit ganzem Herzen suchen, was wir verloren haben, auf dass wir es finden können; denn

1) Dies scheinen Worte Novatian's gewesen zu sein aus der Zeit, da er noch in der Kirche war.

Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II. 17

„wer da bittet", sagt die Schrift, „dem wird gegeben und wer da anklopft, dem wird aufgethan". Lasset uns unser Haus reinigen auf geistliche Weise, auf dass unser geheimstes Innere, erleuchtet durch das wahre Licht des Evangeliums, sprechen möge: „Vor Dir allein habe ich gesündigt und Unrecht vor Dir gethan"; denn „der Tod der Sünder ist schlimm und in der Unterwelt giebt es keine Busse". Vor allem wollen wir den Tag des Gerichts und der Vergeltung vor Augen behalten, an dem Gott ohne Ansehen der Person das müssen wir fest glauben (Rom. 2, 11; Deut. 1, 17 u. 16, 19; Ezech. 18, 4) richten wird. Den müssen wir verehren, festhalten und durch unsere vollkommene und würdige Beichte uns gnädig stimmen, der Macht hat, Seele und Leib in die Feuer-Gehenna zu schicken. Um den Ernst des Gerichts vor Augen zu malen, werden nun citirt 1) die Henochstelle, die auch Judas 14. 15 citirt ist, 2) Daniel 7, 9. 10, 3) Apoc. 6, 12—17, 4) Apoc. 20, 1 1 13, 5) Ephes. 5, 6. 7. Geben wir also (C. 18) mit allen Kräften unseres Glaubens Gott Lob, lasset uns eine voll- kommene Beichte leisten, da ja über unsere Busse sich freuen die Gewalten der Himmel, sich freuen alle Engel, sich freut auch Christus, der uns, die wir aufs neue mit Sünden beladen und von Vergehungen überschüttet sind, mit vollkommener und gütiger Sanftmuth von der Unthat abzulassen ermahnt, indem er spricht: „Bekehret Euch usw." (es folgt sehr geschickt ausgewählt Ezech. 18, 30—32 und Jes. 43, 25. 26). Solange, o Brüder, der Zugang zur Nachsicht offen steht, wollen wir Gott durch voll- kommene Satisfactionen anflehen; wir wollen uns erniedrigen, damit wir erhöht werden können. Wir wollen uns jene Ermah- nung des Herrn zur sicheren Beruhigung gedeihen lassen, die uns dem Tag des Herrn und seinem Zorn zu entgehen verstattet (folgt wiederum sehr wirksam ausgewählt Sirach 2, 10 12). Gott erklärt somit: „Beichte deine Unthaten vorher, damit du gerechtfertigt werdest". Stets möge jenes Wort vor uns stehen^), das ein vollkommenes Beichtbekenntniss enthält. Hier bricht der Text ab. Die Schrift ist somit streng disponirt; sie zerfällt in eine Einleitung (c. 1 c. 2 p. 54, 26), in einen ersten positiven Theil (Ausführung über die Arche und die Taube c. 2 p. 54, 26 c. 7 p. 58, 5), in einen zweiten negativen Theil (Widerlegung der nova-

1) Ich lese „nobis'' statt des überlieferten „vobis". Texte u. Untersuchungen XIII, l.

j^g Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL

tianischen Auslegung von Matth. 10,33 mit angehängten biblisclien Beweisstellen, dass Gott den bussfertigen Verleugner annimmt c. 7 p. 58, 5 c. 15 p. 66, 18) und in einen admonitorischen Schluss (Ermahnung zur Busse in Hinblick auf das Gericht c. 16 p. 66. 19— 18 p. 69, 9).

5.

Als die Verfolgung des Gallus in Sicht war, bcschloss die karthaginiensische Synode von 42 Bischöfen unter Führung Cyprian's allen in der Verfolgung des Decius Gefallenen, die bis dahin Busse gethan hätten, den kirchlichen Frieden zu geben, und sie zeigte diesen Beschluss in einem officiellen Schreiben dem Cornelius von Rom an (Cypr. ep. 57, 1) '). Es w^ar dies gegen- über dem bisher beobachteten und mit Rom besprochenen Ver- fahren, die libellatici zwar aufzunehmen, die bussfertigen sacri- ficati aber nur in der Todesstunde zu absolviren -) (Cypr. ep. 55, 17), ein unficeheurer Schritt und eine «"ewaltisfe NeuerunQ-, Sie musste natürlich die Kluft zwischen der katholischen und der novatiani- schen Kirche noch vergrössern. Cyprian hat sie daher in jenem Schreiben ausführlich und sorgfältig zu begründen versucht und auch sein letztes Mittel die Berufuns; auf die Eino-ebuno- des h. Geistes und nächtliche Gesichte ^) dabei nicht missen zu können geglaubt. Am Schluss des Briefs spricht die Synode die Hoffnung aus, dass man in Rom das Verfahren billigen werde: „quod credimus vobis quoque paternae misericordiae contempla- tione placiturum. quod si de collegis aliquis extiterit qui urgente certamine pacem fratribus et sororibus non putat dandam, reddet

1) „Necessitate cogente censuimus eis qui de eeclesia domini non re- cesserunt et paenitentiam agere et lamentari ac dominum deprecari a primo lapsus sui die non destiterunt, pacem dandam e?se et eos ad proelium quod inminet (cf. 58, 1) arniari et instrui oportere".

2) Ob ausnahmsweise auch einige Sacrificati absolvirt worden sind vor dem casus mortis, darüber s. Fechtrup. Cyprian I S. 128 f.

3) C. 5: „Placuit nobis sancto spiritu suggerente et domino per visione;« multas et manifestas admonente, ut quia hostis nobis imminere praenuntiatur et ostenditur, colligere intra castra milites Christi et examinatis singulorum causis (jedenfalls auch, ob sie wirklich in der ganzen Zwischenzeit Busse gethan und sich zur Kirche gehalten hätten) pacem lapsis dare, immo pugnaturis arma suggerere".

Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL 19

ille rationem in die iudicii domino vel inportuDae censurae vel inhiimanae duritiae suae". Die Synode schiebt also die Beantwor- tung der Frage den einzelnen (auch ausserafrikanischen) Bischöfen ins Gewissen; aber sie will ihnen nichts vorschreiben. Schwer genug mag es Cyprian geworden sein, seine ursprünglichen, so lange verfochtenen Grundsätze, nach denen die Absolution in casu mortis die äusserste Concession war, preiszugeben; aber er hatte in Karthago eine starke laxe Partei neben sich^); sollte die afri- kanische Kirche möglichst einheitlich und gefestigt den neuen Stürmen entgegen gehen, so war es nöthig, sowohl den gerade in Afrika sehr zahlreichen Gefallenen als der laxen Partei entgegenzukommen und so dem Schisma die Unterlage zu ent- ziehen '^).

1) Eine strengere Partei war in Afrika nicht oder kaum (s. Antonian) mehr vorhanden. Fechtrup, Cyprian I S. 121 ff., urtheilt, dass der Synodal- beschluss v. 251 gegen eine strengere, bedeutende Minorität durchgesetzt worden ist. Aber später ist jedenfalls von einer solchen strengeren Rich- tung in Afrika wenig mehr zu spüren.

2) Cyprian's Stimmung und Verfahren gegen die. Gefallenen hat sich zweimal verändert. Die erste Periode, die der Strenge, reicht bis zum 52. Briefe, und sie hat ihren kräftigsten Ausdruck in dem IVactat de lapsis gefunden (s. wie hier der Fall der sacrificati durchaus als ein „freiwilliger" gefasst wird und eine Hoffnung für sie kaum auftaucht; c. 17 lautet ganz „novatianisch": „nemo se fallat, nemo decipiat. solus dominus misereri potest. veniam peccatis quae in ipsum commissa sunt solus potest ille lar- giri . . . nee remittere aut donare indulgentia sua servus potest quod in domi- num delicto graviore commissum est . . . dominus orandus est, dominus nostra satisfactione placandus est, qui negantem negare se dixit, qui omne iudicium de patre solus accepit. credimus quidem posse apud iudicem plu- rimum martyrum merita et opera iustorum, sed cum iudicii diesvene- rit"). Yom 54. an (der Antwort auf die Anzeige der römischen Presbyter ep. 53, dass sie von Novatian zu Cornelius übergegangen seien) macht er gegen Novatian mit Cornelius gemeinsame Sache und urtheilt nun über das Vergehen der lapsi viel milder. Hauptdocument dieser Stimmung ist der 55. Brief an Antonian (die Gefallenen sind vom Teufel verführt, sind arme Verwundete, denen man helfen muss usw., s. ep. 54, 3; 55. 3: er muss sich vertheidigen, „ne me aliquis existimet a proposito meo leviter recessisse, et cum evangelicum vigorem primo et inter initia defenderim, postmodum videar animum meum a disciplina et censura priore flexisse". ep. 55, 6. 13. 17. 22. 28). Diese Stufe ist durch die scharfe Unterscheidung der libellatici und sacrificati, die generelle Absolvirung der ersteren, die freundliche Be- handlang der letzteren bezeichnet: er und Cornelius von Rom sind dabei völlig einverstanden. Der Beginn der dritten Periode ist durch die zweite

2*

20 Havnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL

Anders lagen die Dinge in Rom und in vielen orientalischen Gemeinden. Die Grundsätze der novatianischen, strengen Partei, die in Rom bereits eine Gegenkirche gebildet hatte, besassen viele Sympathien auch in der grossen Kirche. Nur schweren Herzens und halb widerwillig waren in Rom mehrere Confessoren und Presbyter noch in letzter Stunde auf die Seite des Cornelius gegen Novatian getreten, um ein Schisma zu vermeiden. Von einer Partei in Rom, die laxer gewesen wäre als Cornelius selbst, hören wir schlechterdings nichts: nur mit Strengeren hatte er es zu thun. Die Massregel, die in Karthago die äusserste Concession an die Gegenpartei war (Absolution der Gefallenen in casu mor- tis), durch welche sich Cyprian glücklich noch auf seinem Sitze zu halten vermochte, w^ar in Rom der Stein des Anstosses: ein jeder weiterer Schritt über diese Linie hinaus zu Gunsten der Gefallenen musste den Bischof vollends in seiner Stellung er- schüttern und dem Novatian neue Anhänger zuführen. Wir hören denn auch nicht, dass ein solcher Schritt in Rom beim Ausbruch der Verfolgung des Gallus gethan worden ist. In dem Brief des Cyprian an Cornelius (ep. 60) und in dem an den römischen Bischof Lucius (ep. 61) müsste etwas davon stehen, wenn die römische Kirche einen ähnlichen Beschluss gefasst hätte, wie die afrikanische. Allein nichts dergleichen ist zu lesen: augenschein- lich ist die afrikanische Generalabsolution in Rom nicht nach- geahmt worden. Wohl aber und das ist wichtior kann Cyprian seine Freude darüber ausdrücken, dass Viele von den z. Z. des Decius Gefallenen nun Bekenner geworden sind und da- durch ihre frühere Stellung wieder errungen haben (^ep. 60, 2: „quot illic lapsi gloriosa confessione sunt restituti. stete- runt fortes et ipso dolore paenitentiae facti ad proelium fbrtiores: ut appareat nuper subitatos esse et novae adque insuetae rei pavore trepidasse, redisse ad se postmodum fidem veram et vires suas de dei timore collectas ad omnem patientiam constanter et firmiter roborasse nee iam stare ad criminis veniam sed ad pas- sionis coronam"). Mit hinreichender Deutlichkeit geht aus diesen AVorten hervor, dass jene Bekenner in Rom nicht als Absolvirte. sondern als Pönitenten in den Kampf eingetreten waren, ihn be- afrikanische Synode und den 57. Brief eröffnet: alle Gefallenen werden ab- solvirt. Eine solche (leneralabsolution ist in Rom, wie sich zeigen wird, damals (unmittelbar vor der Verfolgung des Gallus) nicht ertheilt worden.

Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II. 21

standen hatten und damit ipso facto in integrum restituirt worden sind. Von denjenigen Grefallenen der decianischen Zeit, die nicht die Gelegenheit gehabt haben, Confessoren zu werden, ist nicht die Rede; wir müssen sie uns auch nach der Verfolgung des Gallus in ihrem früheren Zustande als kirchliche Pönitenten weiter lebend denken.

Welches geschichtliche Bild zeigt uns unser Tractat? Die Decianische und die Gallische Verfolgung sind vorüber (c. 6) nur die erste erscheint dem Verfasser als Sindfluth (c. 5), die zweite mehr nur als ein heilsames Nachspiel ; in der zweiten Verfolgung sind zahlreiche Gefallene der ersten Sieger geworden (c. 6): „nulli enim nostrum dubium vel incertum est" (die That- sache selbst liegt also bereits etwas zurück, sonst hätte sich der Verf. wohl anders ausgedrückt), „illos qui prima acie id est De- ciana persecutione vulnerati fuerunt, hos postea id est secundo proelio ita fortiter perseverasse, ut contemnentes edicta saecula- rium principum hoc invictum haberent, quod et non metuerunt exemplo boni pastoris ^) animam suam tradere, sanguinem fudere nee ullam insanientis tyranni saevitiam recusare". Das stimmt vollkommen mit Cypr. ep. 60, 2. Allein das Wichtige ist, dass der Verfasser trotzdem vor einer grossen Gruppe von Gefallenen steht, die sich noch eben im Stande der Pönitenten befinden (c. 7: „pares, h. e. in eodem crimine lapsus sui adhuc usque con- stituti"), dass er als Bischof sich bis zur Stunde in schwerer Un- sicherheit befunden hat, wie er sie behandeln soll (c. 1 : „cogitanti mihi et intolerabiliter animo aestuanti quidnam agere deberem de miserandis fratribus qui vulnerati non propria voluntate sed diaboli saevientis inruptione adhuc usque h. e. per longam tem- porum seriem agentes poenas darent"), nun aber sich zu der El'- kenntniss durchgerungen hat, dass er sie absolviren müsse, und diesen Entschluss eben durch unsere Predigt ankündigt. Ein Generalpardon ist also in der Kirche, deren Bischof unser Ver- fasser ist, bisher nicht erfolgt. Daraus ergiebt sich, dass

1) Tillemont, Memoires T. IV (1696) p. 135 erwägt die Möglichkeit, dass unter dem „bonus pastor" der Bischof Cornelius gemeint sei; allein diese Hypothese ist mit T. abzuweisen; denn 1) ist die Beziehung auf Joh. 10, 12, also auf Christus, die nächstliegende, 2) ist Cornelius nicht gemartert worden, sondern in der Verbannung gestorben. Übrigens liegt in der Hypothese des Erasmus, Cornelius sei der Verfasser unserer Schrift, eine particula veri.

22 Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II.

unser Tractat nicht aus Afrika stammt; denn dort ist ein solcher erlassen worden. Dagegen kann die Schrift sehr wohl aus Rom sein; denn, wie oben gezeigt worden ist, ist in Rom keine Generalabsolution vor der Gallischen Yerfoltfunö; ertheilt

o CD

worden; ja wir wissen noch mehr: Unter den Briefen Cyprian's befindet sich ein Schreiben an den römischen Bischof Stephanus (254 oder 255), welches dem gründlichen Verständniss bisher ein nicht geringes Räthsel bot (ep. 68). Cyprian muss diesen römi- schen Bischof aufs ernstlichste und nachdrücklichste ermahnen, er solle den Bischof Marcianus von Arles, der die novatianischen Grundsätze befolgte, ja sich offenkundig zu dem Schismatiker hielt, preisgeben und auf seine Absetzung hinwirken. Aus dem Briefe erkennt man, dass Stephanus, obgleich er bereits Briefe im Sinne Cyprian's von Faustinus von Lyon und von anderen gallischen Bischöfen erhalten hatte, gezögert hatte, irgend welche Schritte zu thun, ja man erkennt, dass dieses Zögern ein absicht- liches gewesen ist, und dass er gewiss in der Hoffnung, die Novatianer so leichter zurückführen zu können von der Bahn seiner Vorgänger in Sachen der Gefallenen etwas zu Gunsten einer strengeren Auffassung abgewichen ist. Muss ihm doch Cy- prianus (ep. 68, 5) zurufen: „Servandus est antecessorum nostro- rum beatorum martyrum Cornelii et Lucii honor gloriosus, quo- rum memoriam cum nos honoremus, multo magis tu, frater carissime, honorificare et servare gravitate et auctoritate tua debes, qui vicarius et successor eorum factus es. illi enim pleni spiritu domini et in glorioso martyrio constituti dandam esse lapsis pacem censuernnt et paenitentia acta fructum communicationis et pacis negandum non esse litteris suis signaverunt. quam rem omnes omnino ubique censuimus (also mindestens in Afrika war dar- über kein Streit mehr, s. o.). neque enim poterat esse apud nos sensus diversus, in quibus unus esset spiritus: et ideo manifestum est eum spiritus sancti veritatem cum ceteris non teuere, quem videmus diversa sentire". Diese Worte streifen schon hart an die Drohung mit einem Bruch heran, und wenn wir sehen, das Cyprian dem Stephanus Ezech. 34, 4— 6." 10. 16; Matth. 9, 12; Habac. 2, 5 vor die Augen stellt, so kann das nicht absichtslos geschehen sein. Es ergiebt sich, dass Stephanus in seiner Politik ein ge- wisses Entgegenkommen gegen die Novatianer gezeigt hat (es gab [s. o.] zu seiner Zeit noch immer Gefallene aus der Decia-

Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II. 23

nischen Verfolgung; hier konnte er seine strengere Haltung that- sächlich bewähren). Dieses Verhalten steht in vollem Einklang mit seiner Stellung im Ketzertaufstreit; denn die Anerkennung der Ketzertaufe sollte es den Häretikern unzweifelhaft auch er- leichtern, zur katholischen Kirche zurückzukehren. Es steht end- lich auch in Einklang mit seinem calixtinischen Eintreten für die Unabsetzbarkeit der Bischöfe (s. Cypr. ep. 67); denn durch dieses hat er seine Absicht bekundet, die Unverletzlichkeit der Priesterwürde zu verstärken und damit die Kirche zu sichern und zu festigen.

Wir müssen somit annehmen, 1) dass in Rom vor der Ver- folgung des Gallus keine Generalabsolution wie in Afrika erfolgt ist, dass also nach derselben noch eine beträchtliche Gruppe von büssenden Gefallenen in der Kirche vorhanden war, 2) dass Stephanus die Grundsätze der Behandlung derselben eher ver- schärft als gemildert hat, um nicht noch mehr Terrain an die Novatianer zu verlieren, dass also auch z. Z. seines Todes (t 2. August 257) noch immer büssende Gefallene in Rom auf den Frieden warteten. Was aber unseren Tractat anlangt, so kann er nicht aus Afrika stammen ^), wohl aber aus Rom, jedoch

1) Für den afrikanischen Ursprung wird regelmässig die Stelle c. 2 p. 54, 11 sq. angeführt. Nach Anführung von Jesaj. 30. 1 heisst es: „quid ad ista respondeant perversissimi isti Novatiani vel nunc infelicissimi pauci: qui ad tantam furoris dementiam proruperunt, ut nee deo nee homini reve- rentiam habuerint? iUic inpudenter et sine uUa ordinationis lege episco- patus adpetitur, hie dum (D: autem) propriis sedibus et cathedrae sibi traditae a deo renuntiatur. ilHc veritas: „aspernantur me, ut sacrificent mihi nee offerunt etc." (Ezech. 44, 10. 13). satis sit paucis probasse quidnam sint. audite igitur, Novatiani etc." Man meint hier unter den „infelicissimi pauci" die Anhänger des Felicissimus, des Hauptes des karthaginiensischen Schismas, verstehen zu müssen, und damit sei der afrikanische Ursprung unserer Schrift indicirt. Dagegen ist zu bemerken: 1) die LA „infelicissimi" ist nicht sicher; K bietet sie zwar, aber D bietet „infelicissime" ; jenes konnte leichter aus diesem entstehen als umgekehrt, und „infelicissime" giebt einen vortrefflichen Sinn; der Verfasser redet ja auch sonst an vielen Stellen den Novatian direct an: „jene Novatianer, die nun bereits, o Un- glückseligster, ganz zusammengeschmolzen sind. 2) aber auch wenn man die LA „infelicissimi" vorzieht, ist kein Grund vorhanden, an die Spaltung des Felicissimus zu denken; denn a) ist es sehr auffallend, dass sie ironisch durch ,, infelicissimi bezeichnet sein sollten wer kann denn das neben den ohne ironische Bezeichnung eingeführten Novatianern verstehen?

24 Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL

wenn aus Rom, dann nicht von Stephanus; denn sein Verfasser bekundet nicht nur kein Entgegenkommen gegen Novatian und

b) unmittelbar vorher ist das Adjectiv perversissimi gebraucht, also ist es wahrscheinlich, dass auch „infelicissimi'^ Adjectiv ist. c) in dem ganzen Tractat ist schlechterdings nur von den Novatianern die Rede; sie werden auch in dem gleich Folgenden allein angeredet; wie soll der Verf. darauf kommen, hier nebenbei sich auch gegen die Spaltung des Felicissimus zu wenden? d) das folgende „illic hie", welches ohne Zweifel dazu verführt hat, im Vorangehenden, zwei Adressaten anzunehmen, ist bei näherer Be- trachtung dieser Hypothese ganz ungünstig; denn sein Inhalt lässt sich nicht auf zwei Parteien vertheilen, sondern bringt zwei correspondirende Seiten derselben Sache zum Ausdruck : einerseits . d. h. wenn man ihre Gemeinschaft betrachtet haben sie willkührlich und wider alle Ordnung das Bischofsamt zu erreichen gesucht (,,episcopatus adpetitur" sagt unser Verfasser von Novatian; Cornelius braucht von ihm denselben Ausdruck bei Euseb., h. e. VI, 43, 13: x'lolv sQyoiq ij tlol noXiztiaiq x^&aQQi]üwg dvTS7ton]S-Tj xfjg imaxonijg), andererseits d. h. wenn man die Stellung betrachtet, die sie bei uns früher besessen haben haben sie ihre (Pres- byter^sitze und den bischöflichen Lehrstuhl, der ihrer Obhut anvertraut war, preisgegeben. Das ist dieselbe Unthat, nur in doppelter Beleuchtung, und sie passt vorzüglich auf die Novatianer; denn Novatian und einige seines Anhangs waren Presbyter in der katholischen Kirche gewesen; aber sie gaben ihre Sitze preis, erkannten den Episkopat des Cornelius nicht an, und Novatian wurde zum Gegenbischof erhoben. Der Verfasser setzt nun noch einmal mit „illic" ein und bringt eine Schriftstelle; aber das ,,hic" fehlt dann. Möglicherweise ist in unserem Text etwas ausgefallen; viel- leicht aber hat es der Verf. fallen lassen, weil jenes „illic hie" ihm über- haupt nur als eine rhetorische Wendung gedient hat. Als solche finden wir sie auch an einer Stelle in der Schrift adv. aleatores (c. 6), wo eine streng disjunctive Bedeutung nicht angenommen werden darf; es heisst dort von den Spielhöllen: „hie eonerepat aleae sonus, illic silentio operatur ineestus ; hie sine ullo dignitatis suae respeetu" [man vgl. die formelle Ähn- lichkeit mit unserer Stelle: „illic sine ulla ordinationis lege"] sine ulla ex- cusatione pestifero studio eedere bonis suis eoguntur, illic seereto mortale venenum bibitur". Ahnlich ist auch hier das „illic hie" zu verstehen. Aus allen diesen Gründen ist es ganz unwahrscheinlich, dass unter „infeli- eissimi" wenn so gelesen werden müsste die Anhänger des Felicissi- mus zu verstehen sind. Dazu kommt noch, dass das „vel nunc . . . pauci", von den Novatianern gesagt, eine Parallele in dem Brief des Cornelius bei Euseb., h. e. VI, 43, 20 besitzt; denn aus dieser Stelle geht hervor, dass der Anhang des Novatian am Anfang in Rom am grössten war und allmäh- lich geringer wurde: ^'Hötj 6h i'aS^i yeyvf.tvwa&ai xal apyjßov yeyovivai, xaicc- ÄijunavovTCDv avrov xaO^^ i](j.bQav hxäozrjv xwv döE).(pä)v xal elq r/}v txx?.fj- alav STiaveQ'/Ofievwv. 3) Aber selbst wenn es glaublich wäre, dass unter ,,infelieissimi" die Anhänger des Felicissimus zu verstehen seien, so läge

Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IT. 25

seine Grundsätze, sondern er zeigt sich als sein grimmigster, un- erbittlichster Gegner ^).

6.

Unser Tractat stammt wirklich aus Rom das zeigt vor Allem das Verhältniss zu Novatian. Die grosse persönliche Er- bitterung des Verfassers gegen ihn, die wuthschnaubende Polemik, die gute Kunde seines Thuns, seiner Worte, seiner Absichten der gegenwärtigen und der früheren die in Zorn und Hass umgeschlagene ursprüngliche Hochachtung, das Gefühl, ganz direct von ihm in dem eigenen Kreise gestört und geschädigt zu w^er-

noch kein sicherer Grund vor, den Verf. der Schrift für einen Afrikaner halten zu müssen; eine so beiläufige Erwähnung des Schismas des FeHcissi- mus könnte sich wohl auch in einer römischen Schrift der fünfziger Jahre des 3. Jahrhunderts finden. Beiläufig bemerke ich, dass der Ausdruck „cathedra sibi (d. h. den Presbytern) tradita" ein m. W. ungewöhnlicher und desshalb interessanter ist. Die „cathedra'' kann nur die bischöfliche sein; denn mit ,,sedes" sind bereits die Amtssitze der Presbyter bezeichnet. Das Auffallende ist, dass es von den Presbytern heisst, ihnen sei die cathedra „tradita'' gewesen. Selbst wenn man das in dem Sinn = „zur Beschützung und Bewachung anvertraut", nimmt, bleibt die Sache auffallend, weil 1) tra- dere bei cathedra und den synonymen Worten im Sinn von „zum Besitz übergeben" ganz gewöhnlich (= conferre), ja fast term. techn. ist, und weil 2) die Vorstellung, dass die Presbyter die Hüter des bischöflichen Stuhls sein sollen, sonst nicht belegt werden kann. Allein sobald man sich erinnert, dass vor der Bischofswahl des Cornelius eine 14 monatliche Sedisvacanz in Rom gewesen ist (21. Jan. 250— Anfang März 251) und dass während dieser Zeit die Presbyter unter Führung Novatian's das Bisthum verwaltet haben, so erklärt sich der Ausdruck vortreff- lich. Die cathedra war in dieser Zeit wirklich dem Novatian und den an- deren Presbytern „übergeben" (tradita). Ist diese Erklärung richtig, und ich sehe nicht ein, welche andere man an ihre Stelle setzen kann, so folgt, dass unsere Schrift aus Rom stammt; denn nur in Rom selbst konnte sich ein Verfasser so kurz ausdrücken und doch darauf rechnen, verstanden zu werden. Ausserhalb Roms musste der Ausdruck von der cathedra, die den Presbytern übergeben gewesen, unklar sein. Zur Sache aber s. die frap- pante Parallele Cypr. ep. 73, 2: „quia et honorem cathedrae sacerdotalis Novatianus usurpat, num idcirco nos cathedrae renuntiare debemus?"

1) Ist unsere Schrift nicht aus Afrika, so ist schon entschieden, dass sie nicht dem Cyprian angehört, dessen Namen sie übrigens auch (s. o.) nicht trägt. Die Gründe es sind vornehmlich sprachliche , die man anführen kann oder angeführt hat, um in Cyprian den Verfasser zu er- kennen, werden unten mitgetheilt werden.

26 Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II.

den alle diese Monumente vereinigen sich, um es jedem, der zu lesen versteht, klar zu machen: Novatian selbst lebt noch, er lebt in der unmittelbarsten Nähe des Verfassers, er ist sein per- sönlicher Gegner und der Feind seiner Kirche. Doch es wird nützlich sein, das sorgfältig zusammenzustellen, was wir über Novatian und seine Kirche aus der Schrift erfahren; sie ist als geschichtliche Quelle bisher niemals benutzt worden, und sie ent- hält doch nicht unwichtiges Material:

Nicht jetzt zum ersten Mal, während der Verfasser über seine bischöflichen Pflichten gegenüber den Gefallenen nachdenkt und sich zu einer milden Behandlung derselben entschlossen hat, erhebt sich Novatian, sondern er ist schon seit geraumer Zeit aus der Kirche ausgeschieden; er ist erklärter Schismatiker und Häretiker 1); er hat schon seine eigene Kirche 2) und seine ,.spe- lunca tenebrosa" ^). Seine Anhänger besitzen schon einen eigenen Namen sie nennen sich, so behauptet der Verfasser wenig- stens, ausdrücklich „Novatianer" ^); er selbst aber nennt sie „die Reinen", seine Gegner „die Unreinen" ^), und er nennt sie nach I Cor. 3, 12 „das Gold" und nach II Tim. 2, 20 „die goldenen Ge- fässe", während er seine Gegner (nach denselben Stellen) als „Holz, Heu und Stroh" und als „die irdenen Gefässe", die zu Un- ehren dienen, bezeichnet^). Er ist als ,.Feind der göttlichen Barm-

1) C. 1 u. sonst: „haereticus Novatianus", auch „Apostat" an mehreren Stellen, „perfidus", etc.

2) C. 1: ,,se suosque quos colligit".

3) L. c.

4) C. (3: „qui enim aliquando Christiani nunc iam non Christiani pri- mam fidem vestram perfidia posteriore per nominis appellationem mutastis". Das kann nicht ganz aus der Luft gegriffen sein. Der Verf. sagt stets „Novatiani"; der Name ist incorrect gebildet, als hiesse der Mann Novatus; aber „Novatian-' ist selbst schon eine Ableitung, und daher machte eine neue Ableitung Schwierigkeit. Cyprian braucht m. W. nie- mals den Ausdruck „Novatiani"; er umschreibt ihn in der Regel; Ju- biijan (ep 73, 2) spricht von „Novatianenses". Nannten sich die Anhänger des Novatian in Rom selbst „Novatiani", so versteht man es, dass bald namentlich im ganzen Orient der Stifter des Schismas stets „Novatus" genannt worden ist.

5) C. 1.

C) C. 1. 7. Ich vermuthe, dass die Schrift de laude martyrii von No- vatian geschrieben ist, und zwar vor dem Schisma. Dort findet sich nun c. IG der Satz: „auro, ut ipse dixit, similes esse debemus".

Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II. 27

herzigkeit'V als „Verächter der Busse" längst erkannt; aber nicht genug er, der doch von der Kirche geschieden ist, erhebt sich jetzt noch einmal. Früher war er, wie der Priester und Levit, an dem Verwundeten vorübergegangen, jetzt will er ihn „inge- niosa ac nova crudelitate" gar vollends todtschlagen ^). Das ist die Situation. Es handelt sich also jetzt um einen mehr oder weniger unerwarteten neuen Angriff des Mannes auf die Kirche, obgleich er ausserhalb der Kirche steht. Der Angriff erfolgte in dem Momente, wo der Bischof diejenigen absolviren will „qui per longam temporum seriem agentes poenas dederunt" ^). Dieser Augenblick scheint dem Häretiker günstig, um aufs neue als Wolf in die Heerde Christi einzufallen, die Schafe zu rauben und zu zerfleischen. Dass der längst zum Schismatiker, Häretiker, Apostaten gewordene Novatian noch einen Angriff* versucht, das entflammt den Bischof, den es am nächsten angeht, zum grimmigsten Zorn. Der Zorn entspringt indess mindestens zum Theil der Sorge, dass N. Eindruck machen wird: ,,nos autem, fratres dilectissimi, non moveat aut turbet haeretici istius perfidi abrupta dementia, qui cum in tam ingenti dissensionis et schismatis sit crimine constitutus et ab ecclesia separatus, sacrilega temeri- tate non dubitet in nos sua crimina retorquere". Novatian's be- stechende Argumentation, dass die Kirche „rein" sein müsse, also keine Gefallenen in sich dulden dürfe, dass sie „Gold" sein müsse, sucht der Verfasser damit zurückzuweisen, dass er vielmehr ihn als „a semet ipso factus immundus" bezeichnet und ironisch be- merkt, er sei wohl Gold, aber das goldene Kalb^). Allein mit solcher Entgegnung ist es nicht gethan; der Angriff des Feindes muss nachdrücklicher zurückgeschlagen werden. Wie das ge- schehen ist, hat unsere oben gegebene Analyse der Schrift ge- zeigt. Wir heben aber aus ihr noch das heraus, was zur näheren

1) C. 1.

2) C. 1. Ein Theil von ihnen hat in der Verfolgung des Gallus sich selbst durch das Bekenntniss wiederhergestellt (c. 6); sie sind „gloriosi'' „victores" „domino cari'' geworden; aber ein anderer schmachtet noch immer ausserhalb der Kirche (c. 7).

3) Diese Art Ironie ist dem Cyprian fremd; sie findet sich bei unserem Verfasser noch einmal c. 2 p. 53, 24: „has opes, has divitias pauper- tatis (ähnlich später Augustin in der Confess.) pro certo possidere se credat etc."

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Harnack, "über eine Schrift des Papstes Sixtus IT.

Kenntniss Novatian's dient: Mit Novatian hat es einst anders gestanden, bevor er die Kirche verlassen und sich zum Bischof aufgeworfen hat; er war Presbyter, ihm war sogar zeitweilig (mit den anderen Presbytern) die cathedra episcopalis anvertraut^); er hätte ein „vas pretiosum" werden können 2); er hat in früherer Zeit, als er noch in der Kirche war, stets die Sünden seiner Näch- sten, wie seine eigenen beweint, er hat die Lasten seiner Mit- brüder getragen, er hat die im Glauben Schwankenden durch himmlischen Zuspruch gestärkt 3). Ja noch mehr: er hat damals in zahlreichen Fällen muthwilliger und schwerer Verbrechen (w^ahrscheinlich sind Fleischessünden gemeint) ausdrücklich ge- lehrt, dieselben könnten vergeben werden; der Verf. erinnert sich sogar noch der Worte, die Novatian damals gebraucht hat, und zwar häufig und formelhaft: „delicta quae commisit abolebuntur de memoria succedentibus bonis factis", so lauteten sie^). Nun aber ist nicht nur durch den ersten Bruch bereits Alles anders geworden, sondern darüber hinaus setzt er „iam" „nunc" „novis- sime" „hodie" *^) seinem Wahnsinn die Krone auf. Nun treibt er sein Bellen weiter, nun wdll er die Verwundeten vollends tödten, nun will er dem einst am jüngsten Tage richten^den Christus das Amt abnehmen 6), nun führt er kein anderes Wort im Munde als „Wer mich verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater" (in der That finden wir diesen Spruch bereits in einem früheren Brief Novatian's^

1) C. 2.

2) C. 1.

3) C. 13; das Letzte wohl auch eine Anspielung auf seine schriftstelle- rische Thätigkeit; ich vermuthe, er meint besonders die Schrift de laude martyrii. De bono pudicitiae 14 nennt Novatian diesen seinen Tractat eine „adlocutio" (s. c. 1).

4) C. 14. Die doppelte Anführung der Worte lässt kaum einen Zweifel darüber, dass es Worte Novatians sind, resp. dass er den calixtinischen Grundsatz von der Tergebbarkeit der Fleischessünden vertreten hat und zwar speciell durch die Theorie, die auch Cyprian im Tractat de op. et eleemos. vorgetragen hat, sie würden getilgt ,. succedentibus bonis factis''. Er hat übrigens auch nachmals diesen Grundsatz festgehalten; denn er behauptete stets nur die Unvergebbarkeit der Sünde des Abfalls zum Götzendienst.

5) Zu beachten ist vor allem der Satz c. 14: ,,tu hodie retractas an debeant lapsorum curari vulnera".

G) C. 7.

Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL 29

€p. 30, 7, s. auch de trinit. 14), als gäbe es in der h. Schrift nur diesen Spruch und enthalte sie nichts von Barmherzigkeit, son- dern nur vom Gericht^); nun ist er allen Bussfertigen feindselig, erklärt die poenitentia lapsorum für nichtig, schreckt die armen Brüder durch seine falschen Behauptungen und macht sie wie- derum zu Heiden, arbeitet nicht, um was da gestürzt ist, auf- zurichten, sondern um niederzureissen, was steht 2), und erklärt, dass die Wunden der gefallenen Brüder überhaupt nicht geheilt werden dürften: „tam nefanda tam gravia in personam lapsorum excercere nunc audet" ! ^) Statt dass er „iam olim" Busse gethan hätte, „novissime nee sibi parcit" ^). So ist es mit ihm gegangen wie mit Saul und mit Judas ^). In der Ausführung dieser Gleich- nisse zeigt sich noch der hohe Respect, den der Verf. dem ehe- maligen Novatian gewidmet hat: Saul war „prae ceteris bonus", Judas „inter apostolos electus semper in domo dei unanimis et fidelis".

Dass diese Schilderung oder vielmehr Erinnerung aus eigener Anschauung geflossen ist und der Verfasser mitten im Kampfe mit diesem Gegner selbst steht, scheint mir unwidersprechlich also redet hier ein römischer Bischof. Was aber den eigenen Standpunkt betrifft, so sagt er zwar im Eingang seiner Schrift ^,cogitanti mihi et intolerabiliter animo aestuanti Cjuidnam agere

1) C. 8. 9. 12: „Desine unius capituli praescriptione terrere". Worauf ■sich der c. 2 p. 54, 22 ausgesprochene Vorwurf der Verfälschung der h. Schriften bezieht, wissen wir nicht.

2) C. 13. Ob Novatian absolut gesagt hat „paenitentia lapsorum vana €st nee potest eis proficere ad salutem", kann man bezweifeln; er meinte doch wohl nur ,,in terris". Oder sollte er wirklich gelehrt haben, jeder Verleugner gehe rettungslos verloren und keine Busse helfe ihm mehr?

3) C. 14.

4) C. 13. In den Worten „at nunc ex quo carinam (so K, caninam D) illam haeresim. quae non nisi tantum occidere gestit, exercere coepit, nee sibi novisse parcit", hat Erasmus die Conjectur „Cainam" (Häresie Kain's) gemacht, und die späteren Herausgeber, auch Hartel, haben sie adoptirt; denn das „quae non nisi tantum occidere gestit" passt vortrefflich. Allein auch „canina" ist nicht übel, da der Verfasser c. 1 p. 53, G sq. „Hunde" ge- nannt hatte. An „Gaiana" dann wäre eine Abhängigkeit von Tertull. de baptism. 1 gegeben zu denken, liegt kein Grund vor, obschon es bemer- kenswerth ist, dass Tertullian von der haeresis Caiana sagt: ..optime novät pisciculos necare de aqua auferens".

5) C. 14.

30 Harnack, tJber eine Schrift des Papstes Sixtus IL

deberem de miserandis fratribus"; allein die Schrift selbst zeigt von diesem Schwanken gar nichts, vielmehr kennt der Ver- fasser schlechterdings keine Schranke der Vergebung mehr. Sowohl seine Ausführung über die i^rche Noah und die Taube, als seine Behandlung des Spruchs: „Wer mich ver- leugnet" usw., als seine Sammlung von Bibelstellen hat ledig- lich den Zweck zu zeigen, dass Gott jedem Bussfertigen gnädig ist ^), und dass es die vornehmste Aufgabe der Hirten (d. h. der Bischöfe) ist, die verwundeten Schafe zu pflegen und die ver- irrten wiederzubringen. Seine Schlussermahnung lautet daher auch nicht: „Hütet euch vor Todsünden", sondern „leistet eine plena confessio" „dum patet indulgentiae aditus, deum plenis satisfactionibus deprecemur"; ja er schliesst mit dem Tröste: „Christus nos denuo peccatis oneratos, delictis obrutos plena et clementi moderatione cessare a facinore hortatur". Das Vercjehen der „lapsi" aber wird in einer Weise geschildert, dass man er- kennt, wie sehr der alte strenge Massstab bereits abgedankt ist. Der häufigste Ausdruck ist „die Verwundeten" ^j (nicht die „Todten"), und zwar verwundet nicht „propria voluntate, sed dia- boli saevientis inruptione" '■^). Damit wird ihre Verantwortlich- keit bedeutend abgeschwächt. Doch wird an einer Stelle^) deut- lich, dass es sich um solche handle, qui immemores divinarum praedictionum vel simpliciter ignorantes vel audaciter dissi- mulantes ceciderunt". Dass nicht etwa libellatici, sondern „sacri- ficati" gemeint sind, geht aus c. 6 hervor^). Dennoch sagt der Verfasser einfach ^) : „provisa est vulneratis salutis via ut quibus-

1) Was er c. 2 p. 55, 10 sq. sagt, widerspricht dem nicht. Wenn er hier eine Kategorie von Menschen kennt, die dem Raben d. h. dem unreinen Geiste ähnlich, nicht mehr zurückkehren können, auch wenn sie wollten, so ist dieses „et si voluerint" hypothetisch gesetzt, und das Charakteristische dieser Leute besteht eben darin, dass sie, dem Teufel verfallen, nicht Busse thun.

2) C. 1 p. 52, 10. 15; c. 6 p. 57, 11. 18. 20. 28; c. 14 p. 64, 10.

3) C. 1 p. 52, 10; c. 6 p, 57, 11: „lubrici veneno serpentis sauciati in lapsum conversi"; c. 0 p. 57, 16: „istis tot et tantis malignis spiritibus in- festantibus et in lapsorum necem insurgentibus; c. 14 p. 04, 10: „nudati a diabolo ceciderunt". Dagegen c. 14 p. 64, 2: „Novatian vergiebt die crimina voluntarie commissa (Fleischessünden).

4) C. 5 p. 50, 26.

5) C. 0 p. 57, 10: „Vestigia negantium hoc est sacrificatorum".

6) C. 6 p. 57, 18 sq.

Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II. 31

ciimqne viribus possent toto se corpore protrahere, castris suis recipere, quibus recepti possent medellis spiritalibus vulnera sua curare" i), und c. 12 p. 62, 11 sq. lässt er sogar den heiligen Geist ,,ex persona lapsorum" die Worte Micha 8, 8. 10 sprechen!'^) Diese ganze Auffassung der Gefallenenfrage schliesst sich an die- jenige an, die Cyprian seit ep. 55 besonders seit ep. 57 gewonnen hatte 3).

Das ist nicht mehr der Standpunkt, wie man ihn in der Zeit der brennenden Krisis in den JJ. 250 252 einnahm, das ist mindestens nicht der Standpunkt, wie man ihn damals öffentlich vertreten durfte. Er zeigt vielmehr, dass die Entwicklung vor- gerückt ist und dass wir uns in einem zweiten Stadium befinden ganz entsprechend dem oben gefundenen Datum für unsere Schrift (nach 254 bis 257/8). Das Neue, was wir bisher nicht wussten, be- steht aber darin, dass in diesem zweiten Stadium Novatian noch einmal eine Rolle gespielt hat, dass man daher in Rom noch immer mit ihm rechnen musste, und dass der Fortschritt von der Ab- solution in casu mortis zur Generalabsolution nicht ohne eine zweite heftige Zurückweisung Novatian's erfolgen konnte, weil er sich aufs neue regte und weil, wenn man ihn nicht als

1) C. 16 p. 66, 24 spricht er vom „verum evangelii lumen" vielleicht im Gegensatz zu Novatian, der- sich als „adsertor evangelii"stets gab.

2) Vorher heisst es: „tu iam, Novatiane, nullam spem pacis ac miseri- cordiae habere lapsos praedicas".

3) S. z. B. ep. 68, 1: „ad fovenda vulnera admittantur vulnerati . . . sine spe pacis et communicationis relicti ad luporum rapinam et praedam diaboli proiciuntur". Auch in der Beurtheilung Novatian's sind grosse Übereinstimmungen, s. besonders Cypr. ep. 55, 24; ep. 69, vor allem aber ep. GO, 3 (während der Verfolgung des Gallus geschrieben): ,;Quid ad haec (die glänzenden Bekenntnisse katholischer Christen) Novatianus, frater ca- rissime? utrumne iam deponit errorem? an vero, qui dementium mos est, ipsis bonis et prosperis nostris plus adactus est ad furorem et quo magis ac magis dilectionis ac fidei hie crescit gloria, illic dissensionis et zeli reciu- descit insania : nee vulnus suum miser curat, sed adhuc gravius et se et suos vulnerat („nee sibi novissime parcit" sagt unser Verfasser c. 13), in perniciem fratrum lingua sua perstrepens et facundiae venenatae iacula contorquens, magis durus saecularis philosophiae pravitate quam sophiae dominicae leni- tate pacificus, desertor ecclesiae, misericordiae hostis, interfector paeni- t(!ntiae, doctor superbiae. veritatis corruptor, perditor caritatis? adgnoscitne iam qui sit sacerdos dei, quae sit ecclesia et domus Christi, qui sint dei servi quos'diabolus infestet, qui sint christiani quos antichristus inpugnet?"

32 Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II.

Apostat und Hund, als wahnwüthig und gotteslästerlicli brand- markte, Gefahr vorhanden war, dass er mit seinen Mahnungen, zur alten Praxis zurückzukehren, Eindruck machen werde.

Der römische Ursprung unserer Schrift ist aus dem ganzen Verhältniss derselben zu Novatian deutlich; diese Erkenntniss wird unterstützt 1) durch den Nachweis, dass sie nicht aus Afrika stammen kann, wo vor der Verfolgung des Gallus eine General- absolution erlassen worden ist, und 2) durch die Beobachtung, dass unsere Schrift höchst wahrscheinlich zusammen mit einer römischen Schrift, nämlich Novatian's Tractat de bono pudi- citiae, in die Cyprian-Sammlung gekommen ist. Aber noch zwei Erkenntnisse sind der Annahme des römischen Ursprungs sehr günstig. In c. 14 heisst es von Judas (p. 64, 20) rund und ohne dass diese Ausdrucks weise durch den Context motivirt wäre: „ludas postmodum deum prodidit". Das ist römische Christo- logie; hier zeigt sich das Fortwirken des alten modalistischen Geistes; man darf es bezweifeln, ob sich Cyprian je so ausge- drückt hätte '), obschon er natürlich (s. Testim. II, 6) Christus das Prädicat „deus" gegeben hat. Wichtiger noch ist die zweite Stelle. In c. 3 (p. 55, 27) lesen wir: „Unde et dominus Chri- stus Petro sed et ceteris discipulis suis mandat dicens: Euntes evangelizate gentibus, baptizantes eos in nomine patris et filii et spiritus sancti". Nicht dass hier Mtth. 28, 19 unter dem Einfluss von Marc. 16, 15 citirt ist, ist das Wichtigste, sondern dass der Auftrag, obgleich im Evangelium nichts davon verlautet, so angeführt ist, als sei er in erster Linie dem Petrus, erst in zweiter den übrigen Jüngern gegeben worden. Diese schwerlich unabsichtliche Behauptung ist im Munde keines anderen Bischofs so wohl verständlich wie in dem eines römischen. Befinden wir uns doch in der Zeitnähe des Ketzertaufstreits, in welchem sich Cyprian gegen den An-

1) Man vgl. dagegen die christologische Lehre des Novatian de trinit. 13 und des Dionysius Romanus, wie wir sie aus seinem Lehrbrief (bei Athanas., de decret. Nie synodi c. 26, Routh, Reliq. IIP p. 373 sq.) kennen. Diony- sius war unter Sixtus II. ein einflussreiches Mitglied des römischen Pres- bytercollegiums und dann der Nachfolger des Sixtus. Cyprian schreibt de Unit. 22: „ludam inter apostolos dominus elegit et tarnen dominum ludas postmodum tradidit". Die Abweichung („deum") ist um so wichtiger, als (s. u.) unser Verfasser den Cyprian hier ausgeschrieben hat.

Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL 33

Spruch des Stephanus „se primatum tenere et obtemperari sibi ab (ecclesiis) novellis et posteris oportere"^), ernstlich verthei- digen rausste^). Jenes „Petro sed et ceteris discipulis" schliesst den Beweis für den römischen Ursprung unserer Schrift ab •^), und nun dürfen wir auch die Frage, die wir oben (im 3. Ab- schnitt) unerledigt gelassen haben, wieder aufnehmen: die Leb- haftigkeit der Beziehung auf Novatian und seine AngrifiPe in unserem Tractat, die ernste Sorge des Verfassers, dass er wirk- lich Erfolg haben könnte, die Schlussausführungen endlich mit ihren Ermahnungen machen es überaus wahrscheinlich, dass die „fratres dilectissimi" die römische Gemeinde selbst ist, und dass wir in unserer Schrift eine, wenn auch von vornherein für die schriftliche Verbreitung bestimmte Ansprache (adlocutio) zu er- kennen haben.

7.

Nachdem erwiesen ist, dass unsere Schrift eine Predigt eines römischen Bischofs aus der Zeit frühestens d. J. 254 bis Ende Juli 258 ist, fragt es sich, welches Bischofs? Lucius (Juni 253-5. März 254), Stephanus (12. Mai? 254—2. Aug. 257) und Sixtus IL (24? 31? Aug. 257—6. Aug. 258) können allein in Betracht kommen. Unter ihnen wird zunächst Lucius gestrichen werden müssen; denn wenn sich auch Cvprian ausdrücklich auf seine freundliche Gesinnung gegen die Gefallenen bezieht (ep. 68, 5),

1) Ep. 71, 3.

2) S. auch ep. Firmil. c. 17 (Cypr. ep. 75): „. . . Stephani stultitia, quod qui sie de episcopatus sui loco gloriatur et se successionem Petri tenere contendit etc."

3) Einen äusseren Anlass sich so auszudrücken gab dem Verf. die Stelle Cypr. de unit. 4: „hoc erant utique et ceteri apostoli quod fuit Petrus" ich würde das nicht annehmen, wenn nicht bewiesen werden könnte (s. u.), dass unser Verfasser von diesem Tractat ausserordentlich stark abhängig ist Bei Cyprian hat der Satz einen guten Sinn; denn er argumentirt von jene Stelle aus (Matth. 16, 18 ff. neben Joh. 20, 21 ff.), die Petrus einen Vor- rang giebt oder zu geben scheint, weil zuerst ihm allein die Binde- und Löse- gewalt übertragen wird, dann erst den übrigen Aposteln. Unser Verfasser hat diese zeitliche Rangordnung auch auf den Missionsbefehl übertragen. Zu Cyprian's ürtheil über Petrus im Verhältniss zu den anderen Aposteln vgl. noch ep. 59, 7; 66, 8; 73, 11; 75, 16 (Firmilian).

Texte u. Untersuchungen XIII, i. 3

34 Harnack, Über eine Sclirift des Papstes Sixtus II.

SO spricht gegen ihn 1) dass die Pönitenten, am die es sich han- delt, bereits „per longam temporum seriem agentes ^) poenas dederunt", 2) dass Lucius selbst in der gallischen Verfolgung, deren Confessoren er als „victores" „gloriosi" „domino cari" preist, Confessor geworden ist. Wer c. 6 extr. u. 7 init. liest, wird aber nicht annehmen können, dass der Verfasser selbst zu ihnen ge- hört; er hätte anders sprechen müssen, wenn das der Fall ge- wesen wäre. Dazu kommt 3), dass, wie sich zeigen wird, in unserer Schrift Cyprian's Tractat de opere benutzt (dieser Tractat aber ist selbst schwerlich vor d. J. 253/4 geschrieben), ja dass dessen Formel, dass die Taufe allein der Kirche gegeben, voraus- gesetzt ist. Somit bleiben nur Stephanus und Sixtus IL zur Aus- wahl. Zeitlich würde es sich nun sehr empfehlen, an den ersteren zu denken; ja man könnte vielleicht meinen, dass die Regierung Sixtus IL bereits etwas spät falle, sofern eine siebenjährige Busszeit der Pönitenten angenommen werden müsste. Allein gegen Stephanus als Verfasser erheben sich sehr ernste, ja schlechthin ausschliessende Bedenken: 1) wie bereits oben be- merkt wurde Stephanus hat gezögert, gegen den Bischof Mar- eianus von Arles, der die Grundsätze Novatian's befolgte und für ihn Partei nahm, einzuschreiten, und Cyprian musste ihn (ep. 68) in einer Weise an die Grundsätze seiner Vorgänger Cornelius und Lucius erinnern, die da zeigt, dass Stephanus die Politik in der Gefallenen -Frage leise, aber zu Gunsten der strengeren Praxis, geändert hatte; unser Verfasser aber ist in dieser Frage von der grössten Milde, 2) in der Correspondenz über die Ketzertaufe tritt nirgends hervor, dass Novatian aufs neue in den JJ. 254 257 durch Angriffe der Kirche Rom's zu schaffen machte doch will ich dieses Argument nicht sehr betonen, da unsere Kenntniss doch trotz der Briefe Cyprian's hier eine lückenhafte ist , 3) unsere Predigt ist von dem Tractat de unitate ecclesiae Cyprian's in der stärksten Weise abhängig 2); man vergleiche:

1) Auffallend und vielleicht nicht absichtslos gebraucht ist der allge- meine Ausdruck „agentes" ( cf. Cypr. ep. 55, 5 „clerus sine episcopo agens" ; ep. 32, 1 „Romae agens").

2) Cyprian selbst hat die Schrift de unitate nach Rom geschickt, s. ep. 54, 4.

Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL

35

Ad Novat. 1 p. 52, 19 sq.; nos non moveat aut turbet haeretici istius perfidi abrupta dementia.

Ad Novat. 2 p. 54, 14: sine ulla ordinationis lege episcopatus adpetitur.

Cypr. de unit. 17 p. 225, 12 sq.:

non tarnen nos moveat aut turbet multorum nimia et ab- rupta perfidia.

Cypr. de unit. 10 p. 218, 25 sq.: sine ulla ordinationis lege se praepositos constituunt, qui ne- mine episcopatum dante episcopi sibi nomen adsumunt.

Ad Novat. 1 p. 53, 6 sq.: Cypr. de unit. 9 p. 217, 27 sq.:

canes ...rabiem suam non luporum feritas et canum ra-

cessat latratibus excitare, lupo- bies. (ep. 45, 2: latratibus per-

rum more . . ferina crudeli- strepere). täte etc.

Ad Novat. 12 p. 61, 26: desine unius capituli prae- scriptione^) terrere.

Ad Novat. 14 p. 64, 21:

in domo dei unanimis fidelis.

et

Cypr. de unit. 12 p. 220, 8:

(haeretici) capituli unius sen- tentiam scindunt.

Cypr. de unit. 14 p. 223, 6; c. 24 p. 232, 1:

in ecclesia dei unanimes . . . j&deliter sibi unanimitatis nexi- bus.

Ad Novat. 7 p. 58, 6; 18 p. 68, 34. Cypr. de unit. 19 p. 227, 10 sq.: in crimine lapsus constituti qui tamen in paenitentia cri-

1) Das Wort „praescriptio" hat unser Verf. vielleicht aus dem Tractat Tertullian's, den er an zwei Stellen fast wörtlich wiedergegeben hat. C. 14 schreibt er: „. . . sub pellibus ovium rapaces lupos. qui sunt isti rapaces lupi^ nisi sensu subdolo conspirantes ad infestandum gregem Christi?" Ter- tullian aber sagt de praescr. haer. 4; „Qui lupi rapaces, nisi sensus et Spi- ritus subdoli, ad infestandum gregem Christi intrinsecus delitescentes ?'^ C. 13 schreibt er: ,,qui in ruina facilius aedificatorum stantium operatur quam in structione iacentium ruinarum"; TertuUian aber sagt 1. c. 42: „ita fit, ut ruinas facilius operentur stantium aedificiorum quam exstructiones iacentium ruinarum". Kein Zweifel der Verfasser hat diesen Tractat Tertullian's gelesen. Cyprian hat denselben Gedanken anders ausgedrückt, s. ep. 60, 3; 61, 3.

3*

36

Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL

... ad paenitentiam admittendi minis constituti deum plenis

. . . deum plenis satisfactionibus satisfactionibus deprecantur. deprecemur (c. 1 p. 53, 2: in dis- sensionis crimine constitutus).

Ad Novai 14 p. 64, 17: Cypr. de unit. 20 p. 227, 24 sq.:

tarn nefanda tarn gravia exer- tarn nefanda tarn gravia pec-

cere audet. care.

AdNovat. 6 p.57, 11: veneno serpentis.

Cypr. de imit. 21 p. 229, 15; serpentis venena.

Ad Novat. 8 p. 59, 1: Cypr. de unit. 21 p. 229, 19:

primam fidem vestram perfidia fidem primam perfidia poste- posteriore mutastis. riore mutaverit.

Ad Novat. 14 p. 64, 20 sq.:

Judasinter apostolos elec- tus ... postmodum deum pro- didit.

Ad Novat. 16 p. 66, 24: vero evangelii lumine radiata.

Ad Novat. 16 p. 66, 19 sq.: excitemus itaque nos quantum possumus, fratres dilectissimi, et abrupto inertiae et securitatis somno ad observanda domini praecepta vigilemus.

AdNovat. 5. 2:

Erst wird die Sintfluth mit ihren aquae insurgentes auf die die Kirche anfeindenden Völker gedeutet, dann wird Matth. 7, 26. 27 citirt. Die Arche als die Kirche.

Cypr. de unit. 22 p. 229, 23 sq.: Judam inter apostolos do- minus e 1 e g i t , et tamen dominum Judas postmodum tradidit.

Cypr. de unit. 22 p. 230, 10 sq.:

vero inluminati evangelii lu- mine, pura . . . luce radiati.

Cypr. de unit. 27 p. 232, 27 sq.: Excitemus nos quantum pos- sumus, dilectissimi fratres, et somno inertiae veteris abrupto ad observanda et gerenda do- mini praecepta vigilemus.

Cypr. de unit. 2 p. 210, 17 sq.: 6 p. 214, 24 sq.:

hos contra omnes tempestates et turbines saeculi inmobili et inconcussa firmitate solidatos, folgt Matth. 7, 24 sq. Die Arche als die Kirche.

Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IT.

37

AdNovat. 3 p. 56, 1: Petro sed et ceteris apostolis.

Ad Novat. 16 p. 67, 1: firmiter est tenendum.

Ad Novat. 1 p. 53, 5: a semetipso inmundus, sor- dibus sacrilegis inquinatus.

Ad Novat. 2 p. 54, 8: qai contra ordinationem dei nituntur.

Ad Novat. 1 p. 53, 10 sq.: oves a pastore direptas.

Ad Novat. 7 p. 58, 4: domino cari.

AdNovat. 13 p. 63, 8: in domo una id est Christi ecclesia.

Cypr. de unit. 4 p. 213, 2: hoc erant et ceteri apostoli quod fuit Petrus.

Cypr. de unit. 5 p. 213, 14: teuere firmiter.

Cypr. de unit. 11 p. 219, 21; 17 p. 226, 1: non abluuntur illic homines sed potius sordidantur. a se- metipso damnatus.

Cypr. de unit. 17 p. 226, 10: qui contra ordinationem dei nititur.

Cypr. de unit. 19 p. 227, 17 sq.: ille oves a pastore sollicitat.

Cypr. de unit. 20 p. 228, 7: deo carior.

Cypr. de unit.: variis locis.

AdNovat.lp.53,2sq.;2p.53,25sq.: Cypr. de unit. 23 p. 230, 17:

dissensionis et schismatis . . . schismatum duces et dissen-

apud schismatum duces et dis- sionis auctores. sensionis auctores.

Ist es wahrscheinlich, dass Stephanus, der Gregner Cyprian's, so eingetaucht in die Gedanken und in die Sprache Cyprian's, so sklavisch abhängig von ihr gewesen ist (man vgl. besonders die capp. 1. 2. 14. 16 unserer Schrift)? Angenommen auch, die Schrift sei noch vor dem Ausbruch des Ketzertaufstreits verfasst, obschon derselbe wahrscheinlich bald nach dem Amtsantritt des Stephanus provocirt worden ist ist es glaublich, dass ein Bischof, der dem Cyprian so viel verdankte und eben noch in seinen Worten geredet hatte, so gegen ihn aufgetreten ist, wie Stephanus? 4) Es giebt aber noch eine Beobachtung, die es aus- schliesst^ dass dieser Bischof der Verfasser ist. Zwar auf die

38 Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II.

Worte c 2 p. 55, 1 sq. („in arca non tantum munda animalia sed et inmunda invenimus esse reclusa. quae arca sola [om. D] cum his quae secum fuerant liberata est in aqua, at [qua, et KD] ceteri qui in ea inventi non sunt diluvio perierunt") darf man sich nicht berufen; denn Stephanus konnte dieses alte, von TertuUian (de idolol. 24), Calixt (Philos. IX, 12) und Cyprian (z. B. de unit. 6; ep. 69, 2; 74, 11; 75,15) gebrauchte Bild sehr wohl brauchen, obgleich es Cyprian im Sinne seines Standpunkts im Ketzertauf- streit verwerthete. Allein die andere Stelle c. 3 p. 55, 21 sq. wäre im Munde des Stephanus höchst auffallend. Leider ist sie ver- derbt, so dass der letzte Herausgeber auf eine Heilung verzichtet hat: „columbam duplicem nobis per semet ipsam significare figuram, primam quidem et principalem suam hoc est spiri- talem (späle K) olim id est ab initio divinae administrationis insistit et sacramentum baptismatis, quod in salutem geueris humani pro vis um et soli ecclesiae (catholicae add. K) caelesti ratione celebrare per os suum praeostendit". Hartel nimmt nach „spiritalem" und nach „celebrare" eine Lücke an; die zweite sucht er durch „permissum" auszufüllen^ auf die Aussfüllung der ersten verzichtet er. PERMISS VM ist eine ingeniöse Conjectur, da es vor PEROSSWM leicht ausfallen konnte; aber selbst wenn diese Conjectur nicht die richtige sein sollte, so ist es doch höchst wahrscheinlich, dass der Verfasser gesagt hat, die Taufe sei allein der Kirche zur Feier übergeben. Dieser Satz ist ohne das soli nicht unrichtig (im Sinne derer, die die Ketzertaufe anerkennen); denn z. B. Augustin hat de baptismo c. Donat. VI, 21 (36) anerkannt, dass der Satz „unura baptismum quod est in ecclesia sancta credimus", richtig' verstanden, zu- treffend ist ^). Allein das „soli" ist mit dem Sinn des Stephanus kaum oder nicht mehr zu vereinigen und auch später von Augustin ausdrücklich verworfen worden 2). Also kann Stephanus nicht der Verfasser unserer Schrift sein^).

1) „Potest et mea esse sententia. sie enim librata est, ut nihil habeat contra veritatem. nam etnos unum baptisma quod est in ecclesia sancta credimus."

2) Augustin flihrt a. a. 0. fort: „Si autem dixisset, quod est m sola ecclesia sancta credimus, respondendum erat sicut ceteris", d. h. so hätte er falsch geredet.

8) Ich kann übrigens die Stelle nicht für so corrumpirt halten wie Hartel. Zwischen „spiritalem" und „olim" scheint mir nichts ausgefallen;

Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IT. 39

Aber reicht das Argument nicht weiter, schliesst es nicht auch den Sixtus, den Nachfolger des Stephanus, als Verfasser aus? So scheint es, und dennoch darf das nicht behauptet werden; denn 1) es war schon dem Augustin nicht mehr bekannt, wie der Ketzertaufstreit geendet hat ^), 2) Cyprian hat mit Sixtus II. wieder in freundlicher Communication gestanden 2), 3) Sixtus IL hat in Afrika trotz seiner kurzen Regierung das beste Andenken hinterlassen als „bonus et pacificus sacerdos ac propterea beatissimus martyr"^); sein Verhalten muss also im Gegensatz zu dem seines Vorgängers gestanden haben, 4) wir haben oben gesehen, dass Stephanus den lapsi gegenüber eine andere Hal- tung eingenommen hat als Cornelius und Lucius; er hat sie streng behandelt; er hat novatianisch gesinnte Bischöfe ertragen, und er hat die Taufe der Novatianer anerkannt alles zu dem Zweck, die Novatianer zu gewinnen , während der römische Bischof, der unsere Schrift verfasst hat, den lapsi aufs freund- lichste entgegenkommt und die Novatianer aufs grimmigste als Hunde und Wölfe bekämpft. Somit hat unter allen Um- ständen zwischen Stephanus und dem Verfasser der Schrift ad Novatianum es bleibt aber nur Sixtus, sein Nachfolger, als solcher übrig in der Frage der Gefallenen ein durchgreifender Gegensatz bestanden: wie kann man sich dann wundern, dass auch in der Frage der Ketzertaufe Sixtus dem Cyprian näher gekommen ist, da doch die beiden Fragen eng zusammenhingen, und in Wahrheit die Frage nach der Giltigkeit der novatiani- sch en Taufe vor allem die brennende war? Unser Verfasser hat

man muss nur nach „figuram" schwach und nach „spiritalem" mit einem Doppelpunkt interpungiren: die Taube hat eine doppelte Bedeutung, näm- lich erstlich und hauptsächlich ihre specifische d. h. die geistliche (dieser Bedeutung steht c. 4 die secunda persona columbae entgegen, sofern sie die bussfertigen Gefallenen bedeutet; aber diese Bedeutung ist eben nicht „sua", sondern ist eine bloss angenommene): einst d. h. vom Anfang der göttlichen Ökonomie an fusst sie auf der göttlichen Ökonomie usw. (ich lese „administrationi" für „administrationis").

1) Was Hieron. adv. Lucifer. 23 darüber sagt („denique illi ipsi episcopi, qui rebaptizandos haereticos cum Cypriano statuerant, ad antiquam con- suetudinem revoluti novum emisere decretum"), hält auch Fechtrup nicht für glaubwürdig.

2) S. Cypr. ep. 80, 1. Vita Pontii 14.

3) Vita Pontii 14.

40 Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II.

den cyprianischen Satz, dass die Taufe allein der Kirche gegeben sei, anerkannt. Wieweit er ihn praktisch geltend gemacht hat, das wissen wir nicht. Aber für Cyprian war der Friede herge- stellt, sobald dieser Satz anerkannt war; denn das praktische Verfahren anlangend, so ist Cyprian nicht müde geworden zu wiederholen, dass er da in keines Bischofs Rechte eingreifen, sondern es Jedem überlassen wolle, zu handeln, wie er es vor Gott verantworten könne („habet omnis episcopus pro licentia libertatis et potestatis suae arbitrium proprium tamque iudicari ab alio non potest, quam nee ipse potest alterum iudicare", Sen- tent. episcop. praef. p. 436). Umgekehrt ist in unserem Tractat von der Geltung der novatianischen Taufe weder zustimmend noch ablehnend die Rede; aber denken wir uns, Cyprian habe noch diese Predigt des römischen Bischofs zu Gesicht bekommen, was gar nicht unwahrscheinlich ist mit welcher Genugthuung muss er sie nach dem ärgerlichen Handel mit Stephanus gelesen haben, wie muss er sich gefreut haben, dass sein eigenes Wort nicht leer zu ihm zurückgekommen ist!

Dass Sixtus IL der Verfasser unserer Schrift ist, ist eine nothwendige Folgerung unserer bisherigen Ausführungen. Können Lucius und Stephanus sie nicht verfasst haben und ist sie doch von einem römischen Bischof innerhalb der Jahre 254 258 verfasst, so bleibt nur Sixtus IL übrig. Das „bonus et pacificus" braucht uns angesichts der entschiedenen Haltung gegen die Novatianer nicht stutzig zu machen; es bezieht sich eben auf die Afrikaner, and ausserdem nachdrückliche Bekämpfung der Häretiker hat noch keinen Bischof bei seinen Collegen um das Epitheton or- nans „pacificus" gebracht. Wohl aber wird sich Mancher nicht so rasch davon überzeugen wollen, das Sixtus wirklich die Hal- tung in der Ketzertauffrage geändert hat, und die neue Erkennt- niss entgegennehmen, dass Rom zeitweilig in dieser Frage ein- lenkte ^). Allein es giebt bisher m. W. wenig beachtete directe äussere Zeugnisse dafür, 1) dass zur Zeit des Sixtus IL die ex- clusive Stellung des Stephanus in Rom in der Ketzert auf frage nicht mehr festgehalten wurde, 2) dass genau zu dieser Zeit

1) Dagegen darf man aus der Art, wie Sixtus Matth. 28, 19 citirt hat (s. oben), wohl annehmen, dass er das römische Selbstbew^usstsein des Stephanus, Nachfolger Petri zu sein, auch geltend gemacht hat.

Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL 41

Novatian sich aufs neue in der römischen Kirche gerührt hat und aufs neue kräftig zurückgeschlagen worden ist:

1) Aus Euseb., h. e. VII, 5 wissen wir, dass Dionysius von Alexandrien gleich nach dem Antritt Sixtus' IL einen Brief über die Haltung der Ketzertaufe an ihn gerichtet hat. Er beklagt sich in demselben über die Haltung des Stephanus und sucht den neuen Bischof für die orientalische Ansicht zu gewinnen; dabei bemerkt er 6): „aber auch an unsere geliebten Brüder und Mitpresbyter Dionysius und Philemon, welche früher die Ansicht des Stephanus getheilt {övfiipijcpocg jtQoxsQOV 2re(pav(p yevofiavoig) und über denselben Gegenstand an mich (eben) ge- schrieben haben {yQa(pov6i\ habe ich geschrieben". Hieraus er- fahren wir, dass die beiden römischen Presbyter Dionysius und Philemon ihre Haltung in der Ketzertauffrage, nachdem ihr Bischof gestorben und der neue Bischof Sixtus H. angetreten war, irgendwie geändert, der cyprianisch-orientalischen Auffassung sich genähert und dies dem alexandrinischen Bischof mitgetheilt haben. Das kann doch nicht ohne Beziehung auf den Bischofs- wechsel geschehen sein; wir können vielmehr daraus mit grosser Wahrscheinlichkeit auf die mindestens vermittelnde Haltung des Sixtus selbst schliessen.

2) In h. e. VII, 7, 6 erzählt Eusebius, dass Dionysius seinen vierten Brief über die Ketzertaufe z. Z. des römischen Bischofs Sixtus IL also 257/8 an den damaligen römischen Presbyter Dionysius gerichtet habe, der selbst bald darauf Bischof in Rom geworden sei. Aus diesem Brief theilt uns Eusebius nichts anderes mit als eine fanatische Digression, die der alexandri- nische Dionysius macht, um die Verdammung über Novatian auszusprechen: Noovriavw ^uhv yag svXoycog ajisx^ccvof/s&ay öcaxoipavTC xrjv exx/.rjöiav xai rivag xmv aösXcpcov slg aoeßslag xal ßXaög)^f4iag tlxvoavn xal jisqI rov ^eov öiöaöxaXlav av-

OÖLCOTCLTTIV £Jl£COXVxXTjöaVTL Xol TOP XQrjÖTOTaXOV XVQLOV ?lfl(j5r

^Irjöovv Xqlötov cog dvrjlErj Ovxo(pavTovvti, hjtl jtaot ös rovrotg t6 Xovtqov a^STOvvTi t6 ayiov xal rrjv re Ji^b avrov jilötlv xal ofioloylav dvaxQejiovtL^ zb re ütvsv^xa rb ayiov avxmv, et xai Tig ijv aXjtlg rov jcaga^ialvat rj xal ajcaveX^slv jtQog avTovg, üiavxaXmg (pvyaösvovTi. Wie kommt Dionysius darauf, jetzt im J. 257/8 diese Philippica gegen Novatian zu halten, der- selbe Dionysius, der früher einen freundlichen Brief an Novatian

42 Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II.

gerichtet hat (bei Euseb., h. e. VI, 45), und der doch auch wusste,^ dass Novatian seit 6 7 Jahren aus der Kirche ausgeschlossen war? Die Antwort darauf giebt unsere Schrift, zumal wenn wir sehen, dass der Brief des alexandrinischen Dionysius auf einen Brief des römischen Dionysius gefolgt ist. Ich verweise auf die Situation in Rom beim Antritt des Episcopats des Sixtus, wie ich sie geschildert habe, als er es unternahm, die letzten Ruinen der Decianischen Verfolgung wieder aufzurichten und sich dabei durch „das Bellen des Hundes", Novatian, gestört sah. Diese Verhältnisse hat der römische Dionysius dem alexandrinischen geschildert vielleicht hat er ihm dazu eben unsere Schrift übersendet , jedenfalls sind die Worte des Alexandriners ihr Echo. Allein sie sind noch mehr sie sind das Echo einer Mit- theilung, die augenscheinlich beabsichtigte, die Taufe Nova- tians für ungiltig zu erklären, ohne den allgemeinen Grund- satz zu verlassen, dass eine rite gespendete Taufe giltig ist. Längst hat man die Worte des Dionysius in Bezug auf Novatian: ejcl jiäöi ÖS rovTOLg ro Xovtqov (xO-stovvtl t6 ayjLov xdl rrjv ra jiqo avTov jilöTiv xal ofioXoylav dvazQSjtovTL, x6 rs jcvstfia rb ayiov 8^ avTcov JtavrsXcog cpvyaösvovrc, auffallend und räthsel- haft gefunden. Allein sie sind es nicht, wenn man sie unter dem angegebenen Zweck betrachtet. Wer bisher die Taufe der Novatianer für giltig. erklärte, that das mit der Motivirung, dass sie „mit demselben Symbolum taufen wie wir". Welche Schwierig- keit diese Position dem Cyprian gemacht hat, zeigt ep. 69, 7 u. 70, 2. Er musste sich mit der Gegenbemerkung behelfen: „sie lügen, wenn sie fragen: credis in vitam aeternam etc. per sanctam ecclesiam?" Das war kein eindrucksvolles Argument. Aber nun scheint in der Folgezeit wirklich von Novatian etwas an der jtlörtg xal ofioXoyla geändert worden zu sein. Der ener- gische, von glühendem Eifer für seine Kirche der Reinen erfüllte Mann hatte schon früher nach dem Zeugniss des Cornelius die Abendmahlshandlung hie und da soviel wollen wir dem schlimmen Zeugen glauben missbraucht, um seine Anhänger beim Leibe und Blute des Herrn schwören zu lassen, ihn nicht zu verlassen und nicht zu Cornelius überzugehen (bei Euseb., h. e. VI, 43, 18); eine ähnliche Verpflichtung mag er später bei jeder Taufe aufzunehmen und in die 6fio2.oyla einzusetzen für nöthig befunden haben, oder er mag eine Formel in die jtiorig xal

Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IT. 43

ofioXoyla recipirt haben, durch die er seine Grundsätze für die Kirche der Reinen unzweideutig zum Ausdruck brachte. Eine solche Anordnung Novatian's muss der Mittheilung des alexan- drinischen Dionysius, die ihm natürlich von Rom aus geworden ist, zu Grunde liegen, und es ist wohl verständlich, dass sie für den römischen katholischen Bischof der Anlass werden konnte, die novatianische Taufe nun zu beanstanden: „fidem et symbo- lum mutavit et spiritum sanctum fugavit", lautete jetzt das Ur- theil, und damit war mindestens die Möglichkeit gegeben, die Giltigkeit dieser Taufe in Zweifel zu ziehen und sich mit den Afrikanern zu versöhnen. Aber mag dem sein wie ihm wolle dass im J. 257'8 aufs neue zwischen Rom und Alexandrien über Novatian gesprochen wird und zwar in den stärksten Aus- drücken, fügt sich trefflich zu unserer Schrift aus demselben Jahre.

3) Der fünfte Brief des alexandrinischen Bischofs Dionysius über die Ketzertaufe ist wiederum an Sixtus IL von Rom ge- richtet. Eusebius hat ein grosses Stück aus ihm (VII, 9) mit- getheilt. Das Wichtige ist hier, dass der Orientale Dionysius den Sixtus, den römischen Bischof, wie eine Autorität in der Ketzertauffrage anspricht und um seinen Rath bittet 2): xal yäg ovrwg, aöeXcpi, xal ovfißovXrjg ösofiai xal yvcQfirjv alrco jtaQa öov, TOiovTOV rcvög fioi jtQoöBld-ovxoc, üiQayiiaxoq, 6z6io^q, (iTj aga (jq)aX?.ofiac. Von einem Zwiespalt ist also keine Rede mehr unmöglich kann Sixtus die Haltung des Stephanus ein- genommen haben, ja der Schluss des Briefs lässt, wenn ich mich nicht täusche, annehmen, dass Dionysius hofft und erwartet, dass ihm Sixtus rathen wird, den einst von Häretikern getauften und um seine Taufe nun besorgten Convertiten wiederzutaufen!

Diese Zeugnisse zeigen also, dass Sixtus den Standpunkt des Stephanus nicht streng festgehalten hat, dazu, dass zu seiner Zeit noch einmal ein Kampf mit dem schon längst excommunicirten Novatian ausgebrochen ist. Somit ist das einzige Argument widerlegt, das man gegen die Annahme, Sixtus IL sei der Ver- fasser unserer Schrift, erheben könnte. Wir dürfen daher mit Bestimmtheit sagen: da unsere Predigt von einem römischen Bischof aus den JJ. 254 258 stammt und da sie nicht von Lu- cius oder Stephanus verfasst sein kann, so ist sie von Sixtus IL, also im J. 257 8 verfasst worden.

44 Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL

8.

Doch wir sind in diesen! Fall nicht nur auf innere Gründe angewiesen: es giebt ein äusseres Zeugniss dafür, dass Sixtus IL gegen Novatian zu Gunsten der Gefallenen geschrieben hat. Im liber Praedestin. 38 lesen wir: „XXXVIII. haeresis est Catharo- rum, qui se ipsos isto nomine quasi propter munditiam super- bissime appellarunt. secundas nuptias non admittunt. paeniten- tiam denegant, Novatum sectantes haereticum, unde etiam Nova- tiani appellantur. contra hunc beatus Xystus martyr et episcoj)us et venerabilis Cyprianus martyr Christi, tunc Cartha- giniensis pontifex, scripsit^) contra Novatum librum de lapsis, quod possint per paenitentiam recuperare gra- tiam quam labendo perdiderant, quod Novatus adserebat fieri onmino non posse". Wie gewöhnlich ist die erste Hälfte dieses Stücks aus Augustin de haeres. 38 abgeschrieben'-^), die zweite ist des Verfassers Eigenthum^).

Der liber Praedestinatus taucht für uns erst im 9. Jahrh. auf (Hinkmar), aber er ist im 5. Jahrb., und zwar um die Mitte desselben, geschrieben'*). Gegen die Augustiner gerichtet, ist er doch nichts anderes als eine Bearbeitung der augustinischen Schrift de baeresibus, aber diese Bearbeitung ist zu einem grossen Theile räthselhaft, sofern den Häresieen bis zur 58. (d. b. so weit als das Panarion des Epiphanius reicht) je ein Bestreiter ent- gegengestellt wird, und sofern sich der Verfasser auf ketzer- bestreitende Werke des Hyginus, Polykrates, Afrikanus und He- siodus beruft (neben Epiphanius und Philaster), die wohl nie existirt haben, während er seine Hauptquelle, den Augustin, ver- schweigt. Wie weit er selbst schuldig an der Täuschung ist, wie weit bereits von Anderen abhängig, braucht hier nicht unter-

1) Zu diesem „scripsit" s. „scripsit" Praedest. h. 88 p. 266, 2 (0 eh 1er).

2) „Cathari, qui se ipsos isto nomine, quasi propter munditiam, super- bissime atque odiosissime nominant, secundas nuptias non admittunt, pae- nitentiam denegant, Novatum sectantes haereticum, unde etiam Novatiani appellantur."

3) Auf den Wechsel zwischen „beatus" und „venerabilis" ist schwer- lich Gewicht zu legen.

4) Die letzten Häresieen sind Nestorianer und Prädestinatianer; Mono- physiten fehlen.

Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II. 45

sucht zu werden. Es mag genügen, dass jene Berichte über die specifischen Gegner jeder einzelnen Häresie erfunden und daher ohne jeden Werth sind^). Allein ich habe bereits an einem anderen Ort darauf hingewiesen 2), dass man von jenem trügerischen Be- richt die wenigen Fälle unterscheiden muss, wo der Verf. sich ausdrücklich auf schriftliche Widerlegungen beruft oder zu dem erstgenannten Bestreiter einen zweiten hinzusetzt (oder eine weitere Bemerkung). Hier hat er gute Quellen resp. gute Erinnerungen benutzt. Es handelt sich um folgende Fälle:

1) Heracleon (h. 16) „Alexander urbis episcopus . . .

librum contra Heracleonem ordinans ferventissimum ingenio Sabinianum presbyterum destinavit, qui et scriptis episcopi et adsertione sua ita eum confuta- ret etc."

2) Marcioniten (h. 21) Ihr Bekämpfer ist Origenes, „item

post aliquantos annos iam devicti atque detecti in Africanis partibus pullulabant, quos TertuUianus modis Omnibus ita obtinuit, ut ipsos faceret contra sectam suam publice praedicare".

3) Apelliten (h. 22) Origenes ihr Bekämpfer; dann eine

Bemerkung über die Verfälschung seiner Schriften mit dem Zusatz: „quod ita esse s. Pamphilus mar- tyr in suo Apologotico declaravit" ^).

4) Kathaphryger (h. 26) Nach einer Schilderung der Mon-

tanisten nach Augustin, wird dessen Bericht über sacramentale Greuel als unsicher abgelehnt („cetera quae dicuntur quasi incerta praetereo, de infantis sanguine eos accipere; quod ideo dicimus, ne videamur ignorare omnia quae de eis dicuntur. hi enim qui contra eos scripserunt, nihil hinc penitus memora- runt"). Dann fährt er fort: „scripsit contra eos librum s. Soter papa urbis et Apollonius Ephesiorum an- tistes. contra quos scripsit TertuUianus presbyter

1) S. die Übersicht über dieselben in meiner Abschrift. Litt. Gesch. I S. 791 f.

2) A. a. 0.

3) Pamphilus und seine Vertheidigungschrift für Origenes wird h. 43 noch einmal erwähnt in einem Zusammenhang, der kein ganz gutes Vor- urtheil für die Wahrheit des Berichteten erweckt.

I

Hamack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL

Carthaginiensis. qui cum omnia bene et prime et incomparabiliter scripserit, in hoc solum se reprelien- sibilem fecit, qiiod Montanum defendit, agens contra Soterem supradictum urbis papam, asserens falsa esse de sanguine infantis, trinitatem in unitate deitatis, paenitentiam lapsis, mysteriis eisdem unum pascha nobiscum. „hoc solum discrepamus", inquit, „quod secundas nuptias non recipimus et prophetiam Mon- tan! de futuro iudicio non recusamus". obiciunt quidam Tertulliano, quod animam ex traduce, i. e. animam dixerit ita gigni ex anima sicut ex corporibus corpus; quod catholica fides vehementer execratur.

5) Katharer (h. 38) hier die oben ausgeschriebene Angabe

über Sixtus und Cyprian.

6) Paul V. Samosata (h. 44) ganz beiläufig werden hier

die Donatisten und Parmenianer erwähnt; von letzteren heisst es: „Parmenianos a Parmeniano, qui per totam Africam libros contra nos conficiens et novos psalmos faciens circumibat, contra quem noster scripsit Op- tatus"!).

7) Proclinianisten (h. 60) 2) his Tertullianus vehementer

occurrit, ostendens dei filium impassibilem esse etc. Es folgt eine längere Ausführung dogmatischer Art, die augenscheinlich aus TertuUian genommen sein will; dabei ist von einer „lectio sequens", also von zwei „lectiones" Tertullians die Rede.

8) Jovinianisten (h. 82) „contra hunc suscepit s. Ambro -

sius Mediolanensis episcopus quique edidit librum ad destruenda omnia commenta adinventionum eins. quo lecto in media Romana, i. e. ecclesia Lateranensi, una voce et populus Romanus et sacerdotes in eisdem Jovinianistis et ipso Joviniano anathema clamaverunt, in ipso initio quadragesimae, s. Anastasio episcopo

antistite scripsit etiam contra hos Hierony-

mus presbyter certos libros etc."

1) Cf. h. 61: „Donatistas . . . contra hos Optatus legitur egisse".

2) Man beachte, dass das künsthche System von Widerlegern bereits bei h. 58 geendet hat.

Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II. 47

9) Helvidianer (h. 84) „isti quidem nuper i. e. sub Siri- cio Romanorum antistite orti sunt . . . contra hos scripsitHieronymus doctor egregius duoslibros etc."

10) Paternianer (h. 85) „hos dum Damasus damnaret

episcopus detectos in scelere huiusmodi, de his in relatione sua ad Valentinianum maiorem scripsit di- cens: „Scire volumus pietatem vestram Venustianos in scelere turpissimo detectos ab apostolica sede esse damnatos". quorum etiam confessiones simul direxit. contra hos postea lex specialis egressa est etc."

11) Tertullianisten (h. 86) Erst: „TertuUianistas olim a

Sotere papa Romano damnatos legimus"; dann folgt eine lange Geschichte über eine Matrone Octaviana und einen tertullianistischen Presbyter, dem es unter dem Tyrannen Maximus in Rom gelang, „collegium sibi extra muros urbis facere" und die Gräber der Märtyrer Processus und Martianus als gewesener Mon- tanisten für seine Kirche in Anspruch zu nehmen; allein Theodosius nahm ihm nach dem Siege über Maxi- mus den Besitz wieder. Dann heisst es : „TertuUianus autem fuit civis et presbyter Carthaginiensis. opuscula eloquentissima et ferventia in defensione edidit veri- tatis. .... Tertullianum autem catholica hinc repre- hendit auctoritas, quod animam ex anima nasci dicit, et defendit Montanum et Priscam et Maximillam contra fidem catholicam et contra Apollonium episcopum orientis et contra Soterem papam urbis Romae, ut supra diximus, dum Cataphryges haere-

ticos detegeremus nihil tamen in fide mutavit.

.... nos catholicos psychicos titulat. ubicumque autem legeris Tertulliani adversum psychicos, scias eum contra catholicos agere".

12) Pelagianer (h. 88) ~ „LXXXVIII. haeresim in Pelagio

se invenisse sedes apostolica sub papa s. Innocen- tio docuit .... restitit ei quidam Pauli nus diaconus, defensor et procurator' ecclesiae Mediolanensis . . . . tunc ad relationem paene omnium Afrorum episco- porum papa Innocentius damnationem et Pelagio et Caelestio conscripsit .... contra hos suscepit sine

4g Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL

scriptura quidam Cons tantin s tractator. post hunc autem scripsit contra hos et Augustinus Hippo- niensis episcopus et Hieronymus presbyter Bethle- mites".

Das sind die Stücke, die weder aus den Werken der frü- heren Häresiologen abgeschrieben sind, noch zu dem künstlichen System von Bestreitern gehören. Soweit wir sie zu controliren vermögen, sind sie sämmtlich probehaltig bis auf das erste Stück ^) , und das erweckt ein günstiges Vorartheil für die wenigen Stücke, die wir nicht direct controliren können. Zu controliren ist Mehreres von dem, was über Tertullian gesagt ist. ferner das über Pamphilus, Apollonius, Cyprian-), Optatus, Ambro- sius, Anastasius, Hieronymus, Siricius, Damasus ^), Innocentius, Pau- linus. Augustin Gfesagte. Nicht direct zu controliren ist Einiges von dem, was über Tertullian mitgetheilt ist, sodann das über Soter und Sixtus Bemerkte. Allein es ist längst bemerkt und von Zahn jüngst in trefflicher Weise erörtert worden -*), dass die Nachrichten über Soter und über Tertullian auf guter Kunde

1) Allein auch dieses Stück ist vielleicht keine Fabelei, sonder Hera- cleon ist mit Heraclius verwechselt, dem römischen Schismatiker aus dem Anfang des 4. Jahrb., s. Sbaralea, de sacris prav. hom. ordinat. Florenz 1750 p. 325, Lipsius, Chronol. d. röm. Bischöfe S. 254, meine Litt. Gesch. I S. 661. Freilich muss dann an Stelle des römischen Bischofs Alexander ein anderer Bischof gesetzt werden, nämlich Eusebius oder Marcellus. Ich ver- zichte hier auf eine nähere Untersuchung.

2) Der liber Cypriani „contra Novatianum de lapsis quod possint per paenitentiam recuperare gratiam" ist nicht, wie man zunächst vermuthen wird, der Tractat de lapsis; denn dieser richtet sich 1) nicht gegen Nova- tian und ist 2) keine Trostschrift, sondern (s. o. S. 19) eine strenge Ermah- nung an die lapsi. Gemeint ist vielmehr der liber ad Antonianum (so das Mommsen'sche Verzeichniss) = ep. 55, der in den Codd. BCLR die Auf- schrift trägt: „ad Antonianum de Cornelio et Novatiano (s. die gleiche Unter- schrift in BCLRP) und der in der That das ältere Seitenstück zu der Schrift des Sixtus in Absicht und Haltung ist (sowohl gegenüber Novatiau als gegenüber den lapfsi). Dieser liber ad Antonianum steht im Momm- sen'schen Verzeichniss an 13. Stelle der Werke Cyprian's, gleich nach den Testimonien und vor dem liber de calice dominico (^= ep. 63). In dieser Stellung fand ihn schon Lucifer (s. Altchristi. Litt. Gesch. I S. 694).

3) Hier ist ein sonst m. W. unbekanntes Fragment eines Damasus- Briefs mitgetheilt.

4) Forschungen V S. 51 ff.

Harnack, Über Qine Schrift des Papstes Sixtus IL 49

beruhen 1): der Verf. des Prädestinatus hat noch die verlorene Schrift Tertullian's de ecstasi gelesen: aus ihr hat er seine Nach- richten über Soter und Apollonius geschöpft; ja er hat höchst wahrscheinlich uns einen Satz aus der Schrift wörtlich erhalten-). Aber ausserdem hat er (h. 60) noch eine andere, uns verlorene Schrift eingesehen; er weiss dazu über den Erfolg des Werks Tertullian's gegen die Marcioniten etwas zu berichten und zeigt sich auch sonst über Tertullian speciell orientirt. Somit erweisen sich alle jene Nachrichten, die fast sämmtlich römische und afri- kanische sind, als zuverlässig. Also ist auch die Mittheilung, Sixtus II. habe einen liber contra Novatianum de lapsis verfasst, für zuverlässig zu erachten"^). Die Überlieferung bei Praedesti- natus aus der Mitte des 5. Jahrhunderts schliesst mithin unseren Beweis, dass der unter den Werken des Cyprian stehende an- onyme Tractat „ad Novatianum" vom Papst Sixtus IL stammt, ab und erhebt diese Hypothese auf die Höhe einer sicheren ge- schichtlichen Erkenntniss. Um die Mitte des 5. Jahrh. kannte man den Verfasser noch; aber eben die Zusammenstellung mit dem liber ad Antonianum de Novatiano Cyprian s zeigt uns, wie unsere Schrift unter die Werke Cyprian's gekommen ist und dann in den folgenden Jahrhunderten ihren Verfasser verloren hat, den der Schreiber des Cod. K saec. X nicht mehr gekannt hat. Er las die Schrift auch nicht neben ep. 55, indessen doch neben zwei durch ihren Inhalt ihr ebenfalls sehr verwandten Schriften, nämlich neben ep. 11 und dem Tractat de opere et eleemosynis.

I. Excurs : Sprachliches, litterarische Yerwaiidtschaft.

Da die starke Abhängigkeit unserer Schrift von Cyprian's Tractat de unitate bereits oben nachgewiesen wurde, so hat es kein grosses Interesse mehr zu zeigen, dass unser Verfasser auch

1) Das Hysteron-Proteron h. 86 init. fällt nicht ins Gewicht, s. Zahn, a. a. 0. S. 52.

2) S. oben h. 26.

3) Fügt Praedestinatus hinzu: „quod possint per paenitentiam recu- perare gratiam quam labendo perdiderant", so ist das kein Buchtitel, am wenigsten ein diplomatisch treuer, zumal da er auch für Cyprian's Schrift gilt.

Texte u. Untersuchungen XIII, 1. 4

50 Hamack;, Über eine Sclarift des Papstes Sixtus II.

sonst von Cyprian's Sprache und Stil abhängig ist. Indessen mögen im Folgenden doch noch einige Beobachtungen hierüber stehen. Von vornherein sei bemerkt, dass keine andere Schrift Cyprian's so auf den Verfasser eingewirkt hat, wie de unitate; ja man kann nicht sicher nachweisen, welche Cyprian- Schriften er sonst noch abgesehen von de opere, s. unten gelesen hat. Die Abhängigkeit von Tertullian's Tractat de praescriptione haer. wurde ebenfalls bereits bewiesen; doch tritt sie längst nicht so stark hervor wie die von der Schrift de unitate. Mit dem Nach- w^eise von Übereinstimmungen mit Cyprian's Sprache verbinde ich im Folgenden noch einige andere Observationen:

C. 1 p. 52, 9 aestuare = dubitare | Cyprian, z. B. ep. 55, 2 u. Pseudo- cypr. de pascha comp. 1. de laude mart. 1: Minuc. Felix.

p. 52, 11 diaboli inruptione | Cypr. ep. 2S, 2: evangelium inrumpere.

p. 52, 13 paterna pietas | Cypr. öfters (cf ep. 57, 1. 5: 68, 4), aber auch adv. aleat. 1. de laude mart. 18.

p. 52, 17; 62, 3 denegare ] Cypr. z. B. ep. 55, 22.

p. 53, 1 fratres dilectissimi ] so redet Cyprian häitfig seine Ge- meinde an; Novatian aber nennt sie höchst bezeichnend „fratres sanctissimi''. Auch der Bischof redet seine Mit- bischöfe so an, s. Sentent. episcopor. num. 71.

p. 53, 1 abrupta dementia | Cypr. ep. 16, 1: abrupta praesumptio. Novat. de trinit. 25: abrupta dementia.

p. 53, 3 u. 62, 4 sacrilega temeritate | ähnliches öfter bei Cyprian, z. B. ep. 52, 2: sacrilega fraude. adv. aleat. 7: sacrilega medi- tatio. Novat. de cib. iud. 1 : sacrilegae calumniae.

p. 53, 9 latratibus excitare = Cypr. ep. 45. 2 latratibus perstre- pere.

p. 53, 12 desertores ecclesiae (54, 7 desertor fidei) | Cypr. ep. 52, 5: ecclesiae desertor: ep. 60, 3.

p. 53. 13 apostata öfters | Cyprian öfters z. B. ep. 55, 12.

p. 53, 14 denotare = reprehendere | Cypr. de hab. virg. 19.

p. 53, 16 domus = ecclesia oft | auch bei Cyprian häufig.

p. 53, 15 dominica potestas, p. 53, 21 dominica vox, p. 58, 10 do- minica statuta etc. | bei Cyprian häufig.

C. 2 p. 53, 20: audi in Apocalypsi dominicam vocem iustis te ob- iurgationibus increpantem, dicis, inquit, dives sum etc. 1 Cypr. de op. et eleem. 14: audi in Apocalypsi domini tui vocem

Hamack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II. 51

. . . iustis obiurgationibiis increpantem, dicis, inquit, dives sum etc. (s. auch de hab. virg. 10. 1 1). Also hat Sixtus den Tractat de opere benutzt. Auch das folgende „ut esse aurum mundum possis" klingt in unserer Schrift wieder. Zu pro certo credere p. 53, 25 s. ep. 41, 2; ep. 49, 3 (Brief des Cornelius!); 52, 3.

p. 54,7 transgressores ecclesiae | Cypr. de pat. 11: transgressor legis. Tertull. adv. resurr. 39.

p. 54, 13 furoris dementia | Cypr. öfters (s. ep. 60, 3; de laps. 26; ad Donat. 9), aber auch adv. aleat. 6.

p. 54, 13 ad dementiam proruperunt | Cypr. de zelo 4: in zelum prorupit; ep. 74, 7.

p. 54, 14 sq. illic hie | adv. aleat. 6.

p. 54, 16 cathedrae renuntiatur, s. Ron seh Itala u. Vulg. S. 379 | Cypr. ep. 73, 2: cathedrae renuntiare debemus?

p. 54, 21 scripturae caelestes | bei Cyprian nur einmal, bei Nova- tian häufiger (s. Demmler, Üb. d. Verf. der Tractate de bono pudic. etc. 1894 S. 35 f ). Sixtus liebt das Beiwort caelestis, s. p. 55, 19: caelestis dignatio; 55, 25: caelestis ratio; 62, 4: caelestibus plagis; 61, 27: caelestis sententia; 63, 11: caelestis adlocutio, ebenso Novatian. Adv. aleat. 2: caelestis sapientia, medicamen caeleste.

p. 54, 25 lex = Altes Testament resp. = h. Schrift | Cypr.; adv. aleat. 6.

p. 55, 9 und sonst figuram (imaginem) portabat | Tertull. Cypr.

p. 55, 14; 61, 7; 62, 6 in continenti = continuo | bei Cyprian ep. 80, 1 ; de rebapt. 4.

C. 3 p. 55. 19 caelestis dignatio | adv. aleat. 1. 2. 5; dignatio bei Cypr. häufig.

p. 55, 19: consjDirans, s. Cypr. 35, 1 u. unsere Schrift p. 64, 24.

p. 55, 20 necessarie et pertinenter, p. 62, 11 pertinenter et neces- sarie | bei Cypr. fehlt es m. W.

p. 55, 23 administratio divina = olxovofila.

p. 55, 25 praeostendere | fehlt m. W. bei Cypr.

p. 56, 4 trinitas operata est ... operatur | adv.aleat.5: operatur deiectio.

C. 4 p. 56, 6 der Gebrauch von „persona" ist hier bemerkenswerth : „sumamus secundam personam columbae" == „lasset uns die zweite Erscheinungsform d. h. die zweite Bedeutung der Taube betrachten" (für den trinitarischen Gebrauch von „per-

sona" wichtig).

4*

52 Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II.

p. 56, 9. 21. 22 excrescere | Cypr. ep. 74, 8. ati Demetr. 10.

p. 56, 16; 57, 17 infestare | Cypr. z. B. ep. 60, 3.

C. 5 p. 56, 26 audaciter dissimulare | Cypr. ep. 63, 1 audaciter ad-

sumere. Zu sirapliciter ignorantes s. ep. 63, 1. C. 7 p. 58, 4 gloriosi von Märtyrern | bei Cypr. fast term. teclin. C. 8 p. 59, 1 iam non Christiani | Tertull. de praescr. 30: Apelles

iam non Marcionites. p. 59, 5 zum Citat Job. 6, 68 s. Cypr. ep. 59, 7; 66, 8. C. 9 p. 59, 11 clamante scriptura et dicente cf. p. 63, 21 | Cypr.

z. B. de laps. 15. C. 11 p. 61, 23 delicta donare | Cypr. p. 61, 24 remissa peccatorum | so fast stets bei Cypr. Dagegen

kann icb micb nicht erinnern, ..remissor" und „receptor" (s.

unsere Schrift p. 61, 8) bei Cyprian gelesen zu baben. C. 12 p. 62, 7 suspendebatur ira | Cypr. de oper. 6 mors suspen-

ditur. C. 13 p. 63, 7 discordiae furore vesanus | Cypr. ep. 60, 4: furore

discordiae. p. 63, 19 adversationibus = gegensätzlicbe Behauptungen \ Ter- tull., Scorp. 5: adversatio idololatriae et martyrii, mortis et

vitae. p. 63, 20 iterum fecit ethnicos | Cypr. ep. 68, 1; 55, 6. 17: 57, 3 etc. p. 63, 25 ingerens | Cypr. öfters z. B. ad Demetr. 1. p. 63, 25 sq. illis quos pretio magno sui sanguinis redemerat | Cypr.

ep. 68, 4; de oper. 1. C. 14 p. 64, 10 nudati a diabolo | Cypr. ep. 44, 2 baeresim fecisse

nudati sunt, p. 64, 18 praevaricatio = fraus \ Cypr. ep. 49, 3: scbismatici et

haeretici dolus et praevaricatio; ep. 43, 3: praevaricatio veri-

tatis. Novat. ep. 30 praevaricatores evangelii. p. 64, 19 Saul livore evertitur | Cypr. de zelo 5 Saul furias de

livore concepit. p. 64, 21 (63, 8) in domo dei unanimis ... in domo una id est

Christi ecclesia | Cypr. oft, s. ep. 60, 4 in domo dei inter un-

animes; de orat. 23 p. 284, 22. C. 15 p. 65, 20 peccatricem delicatam | Cypr. oft, s. de mortal. 15:

delicata matrona = schwach. Novatian de pudic. 12: mu-

lieres delicatae. C. 16 p. 66, 24 secreta quaeque et abdita pectoris nostri | Cypr.

Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II. 53

ep. 57, 3 arcana cordis adqae abdita; de zelo 7 cordis secreta; de oper. 17 secreta et abdita mentis; ep. 31, 7 secreta cordis.

C. 16 p. 66, 27 habentes in contemplatione (p. 58, 1 invictum ha- bere) I dieser Gebrauch von habere ist in jener Zeit bereits häufig, s. Cypr.

p. 67, 9 propitiandus deus 1 Cypr. de oper. 5.

C. 18 p. 68, 22 gaudeant virtutes caelorum (gaudeant angeli omnes), dieser an Matth. 24, 19 erinnernde Ausdruck ist hier unge- wöhnlich; man darf sich wohl daran erinnern, dass die rö- mische Bibel in dieser Zeit, wie uns Novatian belehrt, in Coloss. 1, 16f. las: „throni sive dominationes sive virtutes sive potestates". Die Afrikaner lasen (wie die Vulg.) „prin- cipatus", s. Demmler, a. a. 0. S. 47. Doch schreibt auch Cy- prian de oper. 21: „ubi ad spectaculum conveniunt caelorum virtutes, conveniunt angeli omnes etc." Diese Stelle hat Sixtus wohl nachgebildet. Zu vgl. ist auch de laud. mart. 26.

p. 68, 24 clementi moderatione | Cypr. ep. 55, 6 salubri modera- tione.

p. 68, 34 indulgentiae aditus | Cypr. ep. 5, 2 introeundi aditus. „Indulgentia" bei Novatian ep. 30, 5. 6 und bei Cyprian öfters.

p. 68, 34 sactisfactionibus | bei Tertull. u. Cypr. häufig. Alle wich- tigen termini der geordneten Bussdisciplin kommen am Schluss der Predigt vor: „plena et digna confessio" „exomo- logesis'" „propitiare" „deprecari" „plenae satisfactiones" „in- dulgentia".

Verbindet man mit dieser Übersicht die oben über das Ver- hältniss unserer Schrift zum Tractat de unitate gegebene Tabelle und bedenkt man dazu, dass die grössere Hälfte der Schrift (etwa '^5) aus Bibelstelleu besteht, so bleibt für unseren Schriftsteller an Originalität gegenüber Cyprian nicht viel übrig. In der That, er lässt sich weder mit Cyprian ^) noch mit Novatian 2) vergleichen. Sein Stil und seine Sprache sind durch keine Vorzüge ausge- zeichnet: sie reichen weder an die gezügelte Kraft Novatian's noch

1) Ausser der Benutzung von de unit. und de opere lässt sich die Verwerthung keiner anderen cyprianischen Schrift und keines Briefs sicher nachweisen; doch ist es wahrscheinlich, dass Sixtus mehrere Briefe gelesen hat (besonders die von ep. 54 an).

2) Von Novatian's eigenthümhcher schriftstellerischer Art ist Sixtus noch mehr entfernt als von der Cyprian's.

54 Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL

an den eleganten Fluss der Cyprianischen Diction heran. Nur das darf man dem Bischof nachrühmen, dass er sich klar und leicht verständlich auszudrücken versteht. Er hat das von Cyprian gelernt, an dem er seine Theologie und seine Sprache gebildet hat und dessen Tractat de unitate ecclesiae er auswendig gelernt zu haben scheint. Die beiden ironischen Wendungen, die Nova- tianer seien in der That „Gold", nämlich „das goldene Kalb", und sie dünkten sich mit Recht die Reichen, sie besässen näm- lich die „Reichthümer der Armuth'- (Apoc. 3, 17), sind die be- merkenswerthesten Eigenthümlichkeiten des Verfassers; die alle- gorische Deutung der Taube Noah's (c. 2 6) ist jedenfalls das eigentliche Hauptstück der Schrift und wohl das geistige Eigen- thum des Verfassers: die Widerleojunsj der novatianischen Deu- tung von Matth. 10, 33 ist viel w^eniger originell. Schliesslich ist noch zu bemerken, dass der Eingang unserer Schrift: „Cogi- tanti mihi et intolerabiliter animo aestuanti" eine Nachbildung ist von Minucius, Octav. 1, 1: „Cogitanti mihi et cum animo meo , . . recensenti". Noch zweimal ist der Eingang des Octavius co- pirt worden. Lactantius beginnt das 4. Buch seiner Institutiones „Cogitanti mihi et cum animo meo saepe reputanti", und Victorin schreibt de fabrica mundi 1: „Cogitanti mihi (et) una cum animo meo conferenti". Eigenthümlich, dass man in dem kurzen Tractat des Sixtus die Leetüre von Cyprian, Tertullian and Minucius nachzuweisen vermag, d. h. ungefähr der ganzen christlichen Litteratur, welche die arme abendländische Kirche damals neben der h. Schrift besass! Immerhin erweist sich Sixtus so als ein homo litteratus (vgl. den stilistisch vorzüglichen ersten Satz der Schrift).

II. Excurs: Bibelcitate.

Die Anzahl der Bibelcitate, der ausdrücklichen und der An- klänge, ist in unserer Schrift sehr gross; ich stelle sie zunächst hier zusammen, da in Hart eis Ausojabe einifife fehlen: nur bei letzteren füge ich die Zeilenzahlen hinzu, sonst gebe ich die Hartel'schen Seiten (die Kreuze bezeichnen die wörtlich citirten Stellen).

Genes. 6. 8 (54, 26 f.). Exod. 11. 2; 12,35 Num. 5, 2 (55)1- Genes. 6, 5— 7 (56)t. (53, 141'.). Deut. 1, 17: 16, 19

Exod. 9, 28 (62)t. Exod. 32 (53, 14). (67)1-

I

Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II. 55

Deut. 32, 35 (58, 12). Sachar. 9, 16 (64)t. Joh. 10, 8 (54)t.

I Sam.2, 3. 8 (62)t. Henoch (Jud. 14. 15) Joh. 10, 12 (58, 2).

I Sam. 18 (64, 19). (67)1- Joh. 21, 15 f. (59, S\

Ps. 9, 7. 11 (63)t. Matth. 3, 12 (54, 2). Rom. 2, 11 (67)t.

Ps. 33, 22 (66)t. Matth. 7, 2 (63)1- Rom. 2, 16 (58, 18).

Ps. 50, 6 (66)t. Matth. 7, 3 (52, 19). Rom. 12, 19 (58, 12 if.

Ps. 88, 31— 34 (59)t. Matth. 7, 13 (55, 7). Rom. 14, 4 (62)t.

Ps. 90, 13 (57). Matth. 7, 15 (64). I Cor. 3, 3 (64)t.

Ps. 118, 176 (65)t. Matth.7,22. 23 (58)t. I Cor. 3, 12 (53, 11. Sirach2,10— 12(69)t. Matth. 7,26. 27 (56)1- 18; 58)1-

Jesaj. 30, 1 (54)t. Matth. 10, 28 (67)t. I Cor. 10, 12 (62)t.

Jesaj. 42, 19 (54)t. Matth. 10,33(58.61)1- I Cor. 11, 22. 17 (64)1-

Jesaj. 43, 25.26(68)1. Matth. 11, 21 (63, 16). II Cor. 5, 10 (58, 19).

Jesaj.57,16— 19(60)t. Matth. 13, 14 (54). Gal. 6, 2 (63, 10).

Jerem. 10, 24 (60)t. Matth. 23,12 Lac. 18, Ephes. 5, 6. 7 (68)1-

Ezech. 18, 4 (67)t. 14 (62. 68, 35). Philipp. 3, 2 (53)t.

Ezech. 18, 21 (64)1- Matth. 24, 19 (68, 22). II Tim. 2, 20 (53, 17).

Ezech. 18, 30 (59)t. Matth.26, 14(64,20£) I Pet. 1, 19 (63, 25).

Ezech.18,30— 31; 33, c. parall. I Pet. 3, 20 (55, 4).

11 (68)t. Matth.26, 75 (p.59,8). I Pet. 5, 5 (62)t.

Ezech. 33, 10.11(60)1. Matth. 28, 19 (56)t. I Joh. 2, 11 (63)t.

Ezech. 33, 12 (63)1- Marc. 16, 15 (56, 1). I Joh. 2, 18 (54, 1).

Ezech. 34, 3.4. 10.11. Luc. 7, 36—47 (61)t. Jud. 14. 15 (67).

16 (65)t. Luc. 10, 19 (57)t. Apoc. 2, Iff. (63, 23).

Ezech. 36, 18—23 Luc. 10, 31 f. (52, 14). Apoc. 2, 5 (63 )t.

(59)t. Luc. 11, 10 (66)t. Apoc. 3, 17 (53 if.

Ezech. 44,10. 13(54)1- Luc. 13, 1—5 (66)t. Apoc.6,12— 17 (67)t.

Daniel 7, 9. 10 (67)t. Luc. 15, 4f. (65, 17 f.). Apoc. 12, 15 (64)t.

Joel 2, 12. 13 (59)t- Luc. 15, 6—10 (65)1- Apoc. 17, 15 (56)t.

Jona 3 (62, 1). Joh. 6, 68 (59)t. Apoc.20,1 1—13(68)1.

Micha 8, 8. 10 (62)t- Joh. 8, 44 (58, 11). Apoc. 22, 15 (53)t. Zephan. 3, 1. 2 (57)t. Joh. 10, 1 (54)t-

Aus dem N. T. sind 15 Schriften citirt (auch der unechte

Marcusschluss ist p. 56, 1 vorausgesetzt); durch sie sind auch sieben weitere [Act. Coloss. L IL Thess. I. Tim. Tit. Philemon ^)]

1) Immerhin verdient es Erwähnung, dass sich in keiner Schrift

Novatian's und in keiner der älteren pseudocypr. Schriften mit Ausnahme von de rebapt. ein Citat aus Act. findet.

55 Hamack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL

indirect bezeugt, so dass sich ein Kanon von 22 Schriften sicher für die römische Kirche im J. 257/8 feststellen lässt. Da Jacob. II Petr. und Hebr.^) schwerlich Bestandtheile dieser Sammlung waren, so bleibt nur wegen (IL u.) III. Job. ein Zweifel. Der Hirte des Hermas ist nicht citirt, obgleich es p. 64, 25 sq. sehr nahe lag, ihn anzuführen. Auch das stimmt mit dem, was wir für den Kanon der römischen Kirche in der Mitte des 3. Jahrh. vermuthen dürfen. Immerhin ist die urkundliche Bezeugung des ümfangs des N. T.'s in Rom für das angegebene Jahr von Wichtig- keit. Die starke Benutzung der Apokalypse verdient eine beson- dere Hervorhebung 2).

Was die Geltung der h. Schriften anlangt c. 12 sagt der Verf. von einem Herrenwort „adoramus" , so ist die Stelle c. 13 p. 62 f. am wichtigsten; hier werden nach der Reihe stets mit der gleichen Formel „non legisti?" citirt I Sam., I Cor., I Pet., Matth., Psal., Matth., I Joh. Man erkennt, dass alle Theile der beiden Testamente sich völlig gleichstehen und die eine h. Schrift bilden^). Der Papst schreibt auch: „Christus hortatur dicens", und dann folgen Stellen aus Jesajas und Ezechiel p. 68; doch sind die gewöhnlichen Citationsformeln für das A. T.: ..Spiritus s. (dominus) per prophetam (Ezechielem, David etc.) dicit" ,,scri- ptura (clamat et) dicit" „dominus praecepit in Deuteronomio", daneben „propheta (Ezechiel, Jesajas etc.) dicit" „legimus apud Sachariam positum" etc. Die Evangelien werden citirt mit „in evangelio significatum est" „in evangelio declarat (dominus) di- cens"'*) „dominus dicit (ait)"^) „legimus in evangelio"; doch eiu-

1) Die Verweisung Hartel's auf Hebr. 10, 30 p. 58, 12 ist zu streichen und dafür Deuter. 32, 35 resp. Rom. 12, 19 zu setzen.

2) Sie wird als „Apocalypsis" ohne jeden weitern Zusatz p. 52 und p. 56 citirt, wie bei Cyprian und schon in der Schrift de pascha comp. 14. Auch die Bezeichnung „Deuteronomium'' findet sich p. CT.

3) Wie der Verf. Bibelstellen mit einander verbinden kann, dafür bietet p. 60, 18 27 ein schönes Beispiel.

4) Merkwürdig ist die Stelle p. 54: „quos Johannes (im Brief) anti- christos appellat, quos evangelista paleis similat (Joh. der Täufer bei Matth.), quos dominus Christus fures designat (Joh. Ev.). Ist baptista zu lesen?

5) BemerkensAverth ist, dass sich dreimal p. 54, 20. 55, 27 und p. 58, 26 die Formel „dominus Christus" findet; sie ist nicht gewöhnlich. C. 15 wird Luc. 15, 4 f. so angeführt, als habe sich der Herr dort selbst als den guten Hirten bezeichnet.

Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II. 57

mal heissfc es „ait scriptura" (p. 66, 22). Die Apokalypse wird p. 53 mit „scriptum est" und „dominica vox in Apocalypsi", p. 56 mit „Apocalypsis docet", p. 63 mit „clamante scriptura et docente" (also wie sonst das A. T.), p. 67 mit „Johannes declarat dicens", p. 68 mit „Johannes in eadem Apocalypsi dicit" citirt. Bemerkens- werth ist, dass sich Sixtus p. 63, 24 so ausdrückte, als sei Chri- stus- selbst auch der Schreiber der Apokalypse („ad Septem ecclesias scribens singulis sua quaeque facinora . . . ingerens „pae- nitemini" dicebat. quibus ? nisi illis seil, quos ^) pretio magno sui sanguinis redemerat"). Die Briefe endlich werden citirt mit „apostolus dicit" resp. „Johannes appellat", niemals das ist doch nicht gleichgiltig mit „scriptura dicit" oder „scriptum est"; denn mit den beiden Stellen c. 7 p. 58, 12 und c. 16 p. 67, 10 hat es eine besondere Bewandtniss. Bei der ersten „dicente scriptura: mihi vindictam et ego retribuam, dicit dominus" hat der Verf. an Deuteron. 32, 35 gedacht und ist nur in der Form des Citats von Rom. 12, 19 beeinflusst; bei der zweiten: „sicut scriptum est: ecce venit cum multis etc.", hat er die Henoch- apokalypse citirt. Gewiss ist er durch Judas 14. 15 auf diese Stelle geführt worden, aber er hat sie im Original und zwar in einer lateinischen Übersetzung nachgeschlagen: dem Henochbuch, nicht dem Judasbrief gilt das „scriptum est". Das hat uns Zahn jüngst gezeigt 2). Die Benutzung der Henoch- Apokalypse als „scriptura" ist die kanonsgeschichtlich wichtigste Thatsache in unserer Schrift. Sie zeigt uns, dass die jüdisch-apokalyptische Litteratur in der 2. Hälfte des 3. Jahrh. unter den abendländischen h. Schriften nicht nur durch die Esra-Apokalypse vertreten ge- wesen ist. In unserer Schrift wird Daniel unmittelbar nach Henoch citirt. Man wird daraus allerdings nicht schliessen dürfen, dass Henoch und Daniel im Bibelexemplar des Verfassers zusammengestanden haben, sondern nur dass er die Henoch- apokalypse als wahre und darum heilige Prophetie an sich und auf Grund des Zeugnisses des Judasbriefs geschätzt und

1) Die Handschriften bieten so und so hat Hartel gedruckt; in der That ist „quas" unnöthig.

2) Gesch. d. NTHchen Kanons II S. 797 fl". Forschungen V S. 158, s. auch James, Apocr. Anecdota (Cambridge 1893) p. 146 sq.

5S Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II.

ihre innere Verwandtschaft mit der Danielapokalypse richtig er- kannt hat ^).

"Was endlich die Text g estalt der Bibelcitate des Verfassers anlangt, so erhebt sich vor allem die Frage, wie sich dieselbe zu der der Citate Cyprian's verhält Benutzte Sixtus denselben Bibeltext wie Cyprian? Würde man diese Frage zu bejaheii haben, so wäre damit zwar nicht ein sicheres Gegenargument gegen den Ursprung unserer Schrift aus Rom gewonnen, wohl aber ein Verdachtsmoment; denn es ist wahrscheinlich, dass be- reits um die Mitte des 3. Jahrh. die Texte in Afrika und Rom verschieden w^aren. Andererseits darf man nicht vergessen, dass Sixtus den Cyprian benutzt und die Schriften de unitate und de opere ausgeschrieben, Avohl auch gewisse Briefe, z. B. den 55., 60; 61 etc. gekannt hat. Wie sollte er da an den Bibelcitaten Cyprian's vorübergegangen sein und nicht manche von ihnen in der Textgestalt aufgenommen haben, die er dort vorfand? Sahen wir doch, dass selbst sein „Petro sed et ceteris discipulis" (p. 56, 1) durch Cyprian beeinflusst gewesen ist. Mit dem 55. Brief (ad Antonianum de Novatiano) hat er die Citate Gal. 6, 2 (ep. 55 c. 18), I Cor. 10, 12 (55, 18), Rom. 14, 4 (55, 18), Apoc. 2, 5 (55, 22). Luc. 15, 7 (55, 22), Joel 2, 12. 13 (55, 22), Ps. 88, 33. 34 (55, 22), II Tim. 2, 20 (55, 25) gemeinsam.

Es lässt sich aber sofort an einem grossen Citat zeigen, dass Cyprian's und Sixtus' Text mindestens nicht in allen Büchern zusammenstimmte, nämlich an dem Citat Ezech. 34, 3 ff.: Cyprian bringt es ep. 57, 4 u. 68, 4, ein Stück davon auch Testim. I, 14: und zwar bringt er es an diesen Stellen identisch. Ich bezeichne ep. 57, 4 = A, 68, 4 = B, Testim. I, 14 = C.

Cyprian Sixtus (p. 65, 2 ff.)

A allein: „ecce lac consumitis 0 pastores, quare lac ebibitis

et lanis vos tegitis , et quod et coagulatum comeditis et forte

crassum est interficitis, et oves ad nihilum perduxistis et inJör-

meas non pascitis". A und B: mum non visitastis et claudi-

1) Man darf vielleicht annehmen, dass Sixtus' Citat des Henochbuchs durch Tert. de cultu fem. I, 3 heeinflusst ist; denn indem er die Stelle citirt, die auch im Judashrief citirt ist, sie aber nach dem Original selbst anführt, hält er sich auf der Spur Tertullian's, der geschrieben hat: „Eo accedit, quod Enoch apud Judam apostolum testimonium possidet".

Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL 59

,,quod infirmatum est non con- cantem non curastis et errantem

fortastis, et quod male habiüt uon revocastis, et permisistis

non conroborastis, et quod con- populum meum errare inter spi-

tribulatum est non consolati nas et tribulos? propterea haec

estis, et quod errabat [B erra- dicit dominus: ecce ego veniam

Yit] non revocastis, et quod perit adversus pastores et exquiram

non inquisistis". A allein: „et oves meas de manibus eorum,

quod forte fuit confecistis la- et repellam eas ut non pascant

bore". A und B: „et dispersae oves meas, et non erunt eis

sunt oves meae, eo quod non amplius oves meae in devora-

sint pastores, et facta [factae, tionem, et exquiram eas sicut

facti] sunt in comestura [ä] om- pastor gregem suum in die qua

nibus bestiis agri, et non fuit fuerit caligo et nebula: sie ex-

qui inquireret neque qui revo- quiram oves meas et exquiram

caret". A4-B-fC: „propterea eas de omni loco quocumque

haec dicit dominus: ecce ego dispersae sunt: et quod perierat

super pastores et inquiram oves requiram et quod erraverat re-

meas de manibus eorum et aver- vocabo et quod claudicaverat

tam eas, ut non pascant oves curabo et quod infirmum est

meas: et iam non pascent eas, custodibo et pascam oves meas

et extrabam oves meas [B eas] cum iudicio. de ore eorum et pascam eas cum iudicio".

Dass hier ein ganz anderer Text vorliegt als bei Cyprian, ist offenbar i).

Es empfiehlt sich ferner das Citat Matth. 7, 23 zu betrachten :

Sixtus (c. 8): „discedite a me omnes qui operati estis iniquitatem,

non novi vos". Adv. aleat. (c. 10): „recedite a me omnes qui operamini iniusti-

tiam, nescio vos". Cjpr., testim. III, 26: „non (nunquam WLMv) vos novi (novi vos

B, cognovi WL), recedite a me, operarii iniquitatis (qui

operamini iniquitatem WLMBv)".

1) Wieder einen anderen Text bietet Tertullian de pudic. 7 : „Pastores, ecce lac devoratis et lanis vestimini; quod forte est occidistis, quod in- firmum est non curastis, quod comminutum est non ligastis, quod expulsum est non convertistis, quod periit non requisistis".

50 Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL

Cypr., de unit. 15: „nunquam vos cognovi (novi M), recedite a

me qui (omnes qui V) operamini iniquitatem (iniustitiam

RMV)".

Ich habe hier den Cyprian so gegeben, wie ihn Hartel re- censirt hat; allein, Sanday's Schätzung des Cod. L folgend, ver- muthe ich, dass an beiden Stellen geschrieben werden muss:

„numquam vos cognovi, recedite a me qui operamini ini- quitatem".

Der Sixtustext unterscheidet sich von dieser Fassung 1) durch die Umstellung, 2) durch das omnes, 3) durch „non" statt „nun- quam", 4) durch „discedite" für „recedite", 5) durch das Per- fectum „operati estis", 6) durch „cognovi" statt „novi".

In den drei ersten Merkmalen stimmt er mit dem ebenfalls aus Rom stammenden Text der Schrift adv. aleat. überein (es ist zugleich das einzige Citat, das er mit ihr gemeinsam hat). Der Text in der Schrift de rebapt. 7 stimmt dagegen wesentlich mit Cyprian's Text zusammen; er lautet:

„numquam cognovi vos, discedite a me qui operamini ini- quitatem" ^).

I Sam. 2, 3. Sixtus: „nolite gloriari et nolite loqui excelsa, et ne exeat magniloquentia ex ore vestro": Cypr. Testim. III, 4: „nolite gloriari neque loquamini elata, et non procedat magni- loquentia ex ore vestro". Der Unterschied ist bemerkenswerth.

Ps. 88, 31—34 kommt bei Cyprian Testim. III, 57 {= A); II, 1 (= B); ep. 11, 2 (= C): ep. 55, 22 (= D) und de laps. 6 (=E) vor. In AB ist der Text sehr schwankend überliefert (aber Cod. L = Sixtus); inCDE stimmt er ganz wesentlich mit dem des Sixtus überein; nur bietet dieser statt „iudicia" vielmehr „mandata" nnd statt „observaverint" vielmehr .,custodierint".

1) Matth. 7, 22 weicht Sixtus vom Cyprian-Text in de unit. 15 kaum ab (doch Sixtus: ,,in tuo nomine vivtutes multas": Cypr.: ,,in nomine tuo virtutes magnas"). Mit dem Text aber, wie in Hartel für Testim. III, 20 construirt hat, difterirt er an keinem Punkte; indessen ist es wahrscheinlich, dass auch hier mit LM „nomine tuo" und mit WLMv „magnas" zu lesen ist. In de rebapt. 7 lautet der Text: „in nomine tuo daemonia eiecimus et in nomine tuo virtutes magnas fecimus". Man darf hiernach vielleicht urtheilen, dass das „multas" römisch, das „magnas" afrikanisch ist.

Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL

61

Jesaias 30, 1 bietet Sixtus: „fecistis consilium non per me et cogi- tationem non per spiritum meum''; Cypr. ep. 59, 5: „habuistis consilium non per me et fecistis conventionem non per spi- ritum meum ^).

Ezech. 33, 10. 11. 12:

Sixtus :

„fili hominis, die populo Is- rael: quare locuti estis dicentes: erroribus nostris contabescimus, et quomodo salvi esse poteri- mus? die eis: vivo ego, dicit do- minus, quia non desidero mor- tem peccatoris, sicut desidero ut avertatur peccator a via sua pes- sima et vivat. redite ergo a via vestra pessima. quid morti vos traditis domus Israel? . . . iustitia iusti non liberabit eum in die qua erraverit et iniquitas impii non nocebit eum ex qua die con- versus fuerit."

Cyprian :

(Testim. III, 114): „malo pec- catoris paenitentiam quam mor- tem".

(de laps. 36): „nolo mortem morientis (Cypr. ist durch c. 18, 32 hier bestimmt), dicit dominus, quantum ut revertatur et vivat".

(ad Fortun. 8): „iustitia iusti non liberabit eum in quacumque die exerraverit" (ebenso de bono pat. 13).

Joel. 2, 12 13:

Sixtus : et convertimini ad me in toto corde vestro in ieiunio et ploratione et planctu: et scindite corda vestra et non ves- timenta: convertimini ad dominum deum ve- striim. quoniam miseri- cors est et miserator et multae miserationis.

Cyprian:

(de lapsis 29): „Revertimini ad me ex toto corde vestro simulque et (in) ieiunio et fletu et planctu, et discin dite (scindite v) corda vestra et non vestimenta (vestra)" (genau so auch ep. 55, 22).

(de lapsis 36): „Revertimini ad domi- num deum vestrum, quoniam misericors et pius est et patiens et multae mise- rationis" (genau so auch de bono pat. 4).

1) Leider findet sich das Citat Jesaj. 57, 16—19 (Sixtus c. 10} bei Cy- prian nicht. Bei Sixtus ist p. 60, 27 etwas ausgefallen.

g2 Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL

Man sieht, Cyprian bleibt constant, dagegen weicht der Text

des Sixtus ab.

Matth. 7, 26.27 bietet Cyprian (Test. 111,96) folgende Abweichungen von Sixtus: ..(omnis Cyp.) qui audit verba mea et non facit ea similabo illum (eum Cypr.) viro stulto qui aedificafivit do- mum suam super harenam: venerunt tempestates (dafür Cypr.: „descendit pluvia, venerunt flumina, flaverunt venti", cf. de Unit. 2 ähnlich) et inpegerunt in domum illam, et cecidit et facta est ruina eins (domus illius Cypr., aber die Codd. WLMBv eins) magna". Das ist derselbe Text.

Matth. 10, 28 schreibt Sixtus: „qui habet potestatem animam et corpus mittendi in gehennam ignis"; Cyprian aber schreibt an vier Stellen (Testim. 111, 16; ad Fortun. 5; ep. 6, 2; ep. 58,7) identisch: qui potest (et) animam et corpus occidere in ge- henna(m)".

Matth. 10, 33 ist bei Sixtus und Cyprian fast identisch; doch schiebt dieser „et ego" ein; Novatian dagegen schreibt ep. 30, 7: „negabo et ego eum coram patre meo et coram angelis eius".

Matth. 28, 19 lässt sich nicht vergleichen, Aveil Sixtus hier will- kührlich den Marcustext eingemischt hat.

Luc. 15, 7 schreibt Sixtus: „dico, inquit, vobis, quia tale gaudium erit in caelo super peccatorem paenitentiam agentem"; Cypr. ep. 55, 22: „dico, inquit, vobis, sie erit gaudium in caelo super peccatore paenitentiam agente".

Joh. 6, 68 „numquid et vos vultis ire" schreiben Sixtus und Cypr. (ep. 59, 7; 66, 8).

Rom. 12, 19 fügt Sixtus „et" ein (gegen Cypr. Testim. 111, 106; ad Demetr. 17): „mihi vindictam et ego retribuam, dicit do- minus".

Rom. 14, 4 bietet Cypr. (ep. 55, 18) folgende Abweichungen von Sixtus: „tu quis es qui iudicas servum alienum (..al. serv." Cypr.)? domino suo stat aut cadit. stabit autem: potens est („enim" Cypr.) deus stabilire illum (.,eum" Cypr.). Testim. 111, 21 bietet sonst wie ep. 55, 18, aber am Schluss: „(^iterum) statuere eum".

1 Cor. 3, 3 bietet Cypr. (Testim. 111, 3) folgende Abweichungen von Sixtus: „ubi enim (in vobis hier bei Cypr.) aemulationes et disseusiones („aemulatio et contentio et dissensiones" Cypr. der Cod. M bietet „et contentio" nicht) in vobis, norme car-

Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II. 63

nales estis et secundum hominem ambulatis?" In de zelo 13 lautet der Anfang: „ubi enim in vobis zelus [hier absicht- lich gesetzt] et contentio et dissensiones"; das Übrige ist identisch. I Cor. 10, 12 Sixtns: „tu qui stas vide ne cadas"; Cypr. (ep. 55, 18): „et qui se putat stare, videat ne cadat'' (genau so auch Testim. III, 21). Ephes. 5, 6. 7 ist bei Sixtus und Cyprian (ep. 43, 6; 65, 5; de anit. 23) identisch, ausser einem bei diesem eingeschobenen „ergo". Da sich dieses „ergo" aber in allen drei Stellen findet, so ist es bedeutsam, dass es bei Sixtus fehlt. Apoc. 2, 5 schreibt Sixtus: „memento unde excideris et age paeni- tentiam". Cyprian schreibt ep. 19, 1, de laps. 16, ep. 34, 1, ep. 55, 22 constant „cecideris". Apoc. 3, 17: obgleich Sixtus (s. o.) die Einleitung zu diesem Citat aus Cypr. de oper. 14 abgeschrieben hat, stimmt er nicht völlig im Texte überein. Er schreibt: „miser et miserabilis et caecus et pauper et nudus", Cypr.: „miser et pauper et caecus et nudus".

Dies sind, soviel ich sehe, alle Bibelstellen, die den beiden Bischöfen gemeinsam sind. Die Vergleichung ergiebt das Re- sultat, dass der Bibeltext des Sixtus keineswegs mit dem Cyprian's zusammenfällt; an einigen Stellen weicht er sogar erheblich von ihm ab.

Zwischen den Parallel-Citaten in den verschiedenen echten Werken Cyprian's besteht eine grössere Verwandtschaft in der Regel sogar Identität als zwischen den Citaten in unserer Schrift und in irgend einem der Cyprian-Tractate. Tiefer in die Frage nach dem Bibeltext des Sixtus mich einzulassen, habe ich hier keine Veranlassung ^). Was die Citate betrifft, die keine Parallele bei Cyprian haben, so ist, abgesehen von dem Henoch-Judas- Citat, dessen Text Zahn (a. a. 0.) genau besprochen hat, das Citat in c. 11 = Luc. 7, 36 47 desshalb wichtig, weil hier dreimal statt Simon (des Pharisäers) vielmehr „Petrus" (resp. „Petre") steht. Diese sonderbare LA bietet der Cod. K (die edit. Daventr. hat sie nicht). Sie findet sich nach Tisch endo rf in v. 40 auch in

1) Nur das stelle ich fest, dass der Lucastext des Sixtus ein Zwillings- bruder des Textes im Palat. Vindob. (e) ist.

ß4 Hamack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IL

dem Cod. f * = Brixensis (Itala) und bei Ulfilas („dixit ad Petrum"), ferner im Palat. Viudob. (Itala); in den vv. 43. 44. 47 ist sie aber bisher nirgends nachgewiesen (Cod. K hat sie in v. 40. 43 und schiebt sie in v. 47 ein: 44a fehlt überhaupt im Citat). Sie stammt entweder aus dem Interesse, möglichst viele Worte an Petrus in dem Evangelium zu finden, und weist dann ihrem Ursprung nach auf Rom, oder sie ist als eine Gedankenlosigkeit zu beurtheilen.

III. Excurs : Dem Sixtus beigelegte Scliriften.

Es lässt sich nicht nachweisen, dass Sixtus ausser unserem Tractat ad Novatianum etwas geschrieben hat, es sei denn Briefe nach Alexandrien und Afrika. Allein nicht erst von Pseudo- isidor, sondern schon früher sind ihm verschiedene Schriften bei- gelegt worden. 1) hat man ihm im 4. Jahrh. die Sixtus-Sprüche beigelegt; Rufin, der sie lateinisch edirt hat, fand diese (falsche) Überlieferung schon vor: „Sextum in Latinum verti", sagt er in der Einleitung, „quem Sextum ipsum esse tradunt, qui apud vos id est in urbe Roma Xystus vocatur, episcopi et martyris gloria decoratus". Der Gleichklang des Namens verführte zu dieser Übertragung^). 2) sind im Cod. Vatic. 3S34 saec. IX X ein pela- gianischer Tractat und drei pelagianische Briefe aus der ersten Hälfte des 5. Jahrh. fälschlich dem „S. Sixtus episcopus et martyr" zugeschrieben (s. Caspari, Briefe, Abhandl. u. Predigten 1890 S. 227 ff. 329 ff.). Die Zeit jener Schriften steht fest; denn Jovi- nian ist in ihnen citirt und auch andere Momente schliessen jeden Zweifel darüber, dass die Schriften erst nach Ablauf des 4. Jahrh. geschrieben sind, aus. Wie und wann sie aber zu der Aufschrift: „Sixtus episc. et mart." gekommen sind, darüber hat auch Cas- pari nur Vermuthungen aufstellen können. Vielleicht war ur- sprünglich Papst Sixtus III. gemeint. 3) Im Cod. Mus. Brit. Syr. Add. 12151 fol. la u. 12152 fol. 5 b befindet sich ein Fragment eines Briefs des Dionysius von Alexandrien an Sixtus mit der Aufschrift: „Ex ep. ad Sixtum, Papam Romae, cuius epistolae initium est: ,Suscepi epistolam vestram"* (das Stück beginnt: „Deum absconditum Jesum"). Hier ist also ein vorangehender Brief des Sixtus an Dionysius vorausgesetzt. Allein da das Frag-

1) Auch Pelagius hielt unseren Bischof für den Verf.; Hierouymus bekämpfte die Annahme; Augustin zog sie zurück.

Hariuick, Über eine Schrift des Papstes Sixtus 11. ß5

ment augenscheinlich gefälscht ist (denn die areopagitischen Schriften werden in ihm beglaubigt), so ist jener Brief des Sixtus wohl nur eine Fiction ^). 4) Von den Syrern sind dem Sixtus noch eine Reihe von Tractaten beigelegt. Ebedjesu (bei Asse- mani, Biblioth. Orient. III, 1 p. 48) schreibt ihm einen Tractat „de amantibus deum" zu, von dem m. W. sonst nichts bekannt ist. In verschiedenen syrischen Handschr. des Brit. Mus. ist der Name des Sixtus mit Schriften in Verbindung gebracht: Cod. Mus. Brit. Add. Syr. 14612 bietet fol. 82 a eine „Instruction" des Mar Xustos. Cod. 12155 fol. 88 a enthält einen Theil von einem Briefe. Endlich ist im Cod. 14581 fol. 3^ von einer späteren Hand der Name des Sixtus einem Tractate „On the perfection of the Path of the Fear of God" vorgesetzt. Eine Anaphora des Sixtus ist in dem maronitischen Missale (Rom. 1594) veröffentlicht (auch lateinisch bei Renaudot, Liturg. Orient, coli. I p. 134, vgl. II 142. 398), vgl. hiezu Assemani 1. c. III, 1 p. 48. Die Anaphora findet sich in fünf Handschriften des Brit. Mus. syrisch ^j. Unter- sucht ist diese Oberlieferung bisher noch nicht. 5) Nach Sige- bert Gemblac. (Catal. Script, inl. 47) soll Sixtus einen „liber de vita hominis perfecta" verfasst haben. Man darf vielleicht aus allen diesen Beilegungen schliessen, dass Sixtus durch einen Tractat eben durch unsere Schrift in der alten Kirche als Schriftsteller bekannt gewesen ist. Aber näher liegt es, an seine Briefe nach Alexandrien, resp. an die Sixtus-Sprüche zu denken.

Schliiss.

Das Ergebniss, dass der bisher nicht identificirte Tractat „ad Novatianum" dem römischen Bischof Sixtus gehört und aus dem J. 257 8 stammt, ist für die genauere Erkenntniss der römi- schen Kirchengeschichte im sechsten Jahrzehnt des 3. Jahrhun- derts — einem der wichtigsten in der ganzen vorkonstantinischen Geschichte von hoher Bedeutung ^). Erstlich wissen wir nun,

1) Näheres s. i. meiner Litt. Gesch. I S. 425 ft'.

2) S. meine Litt. Gesch. I S. 769.

3) über die Zustände in Rom am Anfang dieses Jahrzehnts habe ich gehandelt in den ,. Theologisch. Abhandl." für Weizsäcker 1892 S. 3 30: „Die Briefe des römischen Klerus aus der Zeit der Sedisvacanz i. J. 250".

Texte u. Untersuchungen XIII, i. 5

ßß Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II.

dass die Gefallenen -Frage in Rom anders verlaufen ist als in Afrika: während hier unmittelbar vor der Verfolgung des Gallus allen Gefallenen Generalabsolution ertheilt worden ist, hat man in Rom die Sacrificati, sofern sie nicht in der Verfolgung des Gallus Bekenner wurden und sich damit selbst restituirten, sieben Jahre lang (bis z. J. 257) Büsser sein lassen: erst Sixtus, nicht Lucius oder Stephanus, hat sie wieder aufgenommen. 2) Die Geschichte des Novatianismus in Rom endigte bisher für uns eigentlich mit ihrem Anfang; denn nach dem Ausbruch des Schismas wussten wir von ihm so gut wie nichts: nun erfahren wir. dass Novatian mit seiner Kirche der katholischen Kirche in Rom mehrere Jahre lang höchst gefährlich gewesen ist, dass es Stephanus darum vermieden hat, durch neue Absolutionen die Kraft der Gegenpartei zu stärken, und dass im Zusammenhang mit dem Generalpardon des Sixtus Novatian einen neuen Vor- stoss gegen die grosse Kirche in Rom unternommen hat, resp. ein solcher Vorstoss zu befürchten war; die abgerissene fana- tische Ausführung des Dionysius Alex, in seinem Brief an den ^resbyter Dionysius über Novatian z. Z. des Sixtus erhält nun eine Folie; 3) in Bezug auf den Ketzertaufstreit erhalten wir nun die überraschende Einsicht die wir den Briefen des Dionysius Alex, nach Rom und der Vita Cypriani per Pontium zu ent- nehmen doch Bedenken tragen mussten (c. 14 „Xistus bonus et pacificus sacerdos ac propterea ^) beatissimus martyr") , dass Sixtus wirklich eingelenkt und die Formel Cyprian's „baptisma soli ecclesiae caelesti ratione celebrare permissum" anerkannt hat. Wie er sich dabei mit seinem Vorgänger auseinandergesetzt und w^elche praktische Consequenzen er gezogen hat, das wissen wir nicht; indessen scheint aus dem Brief des Dionysius Alex, an den Dionysius Presb. Rom. hervorzugehen, dass Sixtus die nova- tianische Taufe nicht anerkannt hat, w^eil er eine Corruption des Taufbekenntnisses bei den Novatianern annahm -). 4) Die Ge-

ll Man kann sich dem Eindruck nicht entziehen, dass das „propterea" seine Spitze gegen Stephanus kehrt: dieser ist nicht jMärtyrer geworden, denn er war kein „bonus et pacificus sacerdos".

2( In späterer Zeit ist die Taufe der Novatianer wieder anerkannt worden, s. Concil. Nie. can. S, Laod. c. 7. Der S. Kanon von Arles zeigt , dass die Taufe stets wiederholt werden musste, wenn die interrogatio sym- boli bei einem Häretiker ein zweifelhaftes Resultat gab.

\

Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II. 67

stalten der römischen Bischöfe Stephanus und Sixtus treten jetzt deutlich hervor: Stephanus' Verhalten gegenüber Marcian von Arles, seine Anerkennung der novatianischen Taufe, seine rigo- ristische Zurückhaltung gegenüber den lapsi, sein Verhalten in der Frage der spanischen Bischöfe, endlich die Mahnung, die er von Cyprian entgegennehmen muss, sich auf der Spur seiner Vorgänger Cornelius und Lucius zu halten und nicht dem Ge- richt Ezech. 34, 4 ff. über die unbarmherzigen Hirten zu verfallen (ep. 68) alle diese Momente stimmen zusammen und berech- tigen zu dem Urtheil, dass Stephanus wirklich die Politik seiner Vorgänger verlassen und durch Entgegenkommen gegen die Grundsätze der Novatianer diese zu gewinnen versucht hat, selbst auf Kosten eines Bruchs mit Cyprian und anderen Bischöfen ^). Das Gegengewicht gegen dieses conciliante Ver- halten in Bezug auf die Novatianer bildete die kräftige Behaup- tung seines Primats, der Successio Petri. Sein Nachfolger Sixtus zeigt ganz andere Züge. Zunächst erwähnt er in seinem Tractat seinen Vorgänger überhaupt nicht; schon dieser Umstand beweist, dass er dessen Politik den Gefallenen gegen- über geändert hat. Damit wird eine bisher undurchsichtige An- gabe des Dionysius Alex., die römischen Presbyter Dionysius und Philemon seien „früher" Gesinnungsgenossen des Stephanus ge- wesen, plötzlich klar: sie machten eben den Umschwung einfach mit, den der Amtsantritt des neuen Bischofs bezeichnete. So- dann erscheint Sixtus in jeder Hinsicht als Schüler des grossen afrikanischen Bischofs Cyprian. Nicht nur hat er dessen Schriften „de unitate ecclesiae" „de opere et eleem." und einige Briefe ge- lesen und jenen Tractat in sklavischer Weise copirt, sondern er schliesst sich auch in Allem an Cyprian an (und lenkt damit zugleich wieder zur Politik des Cornelius zurück). Er nimmt dessen Theorie von der „domus una id est Christi ecclesia" an; er giebt zu, dass die Taufe der Kirche allein gegeben sei; er ver- kündigt den Gefallenen jene Generalabsolution, die in Afrika schon vor fünf Jahren ausgesprochen worden war; er wendet sich gegen Novatian und seine Anhänger mit demselben Fanatismus wie Cyprian im 69. Brief ad Magnum; er hat aller Wahrschein-

1) Stephanus wird also ähnUch gesinnt gewesen sein, wie Maximus, Urbanus, Sidonius, Macarius in Rom, die lediglich um des Friedens willen den Cornelius anerkannt und den Novatian verlassen hatten; s. ep. 53.

5*

g<^ Hamack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II.

lichkeit nach eben in jenem Brief (c. 7) das Mittel gefunden, um die novatianische Taufe für ungiltig zu erklären ') , ohne gegen die römischen Traditionen zu sehr zu Verstössen, und er hat die Kirchengemeinschaft mitCyprian sofort wieder hergestellt "^ i. Wahr- lich mit Recht konnte Pontius, der Biograph des Cyprian. den Sixtus „bonus et pacificus" nennen! War dieser römische Bischof doch nichts anderes als der ergebenste Schüler Cyprian's, ob- gleich er seinen Namen nirgends genannt hati ^)

Über diese hier kurz zusammengefassten geschichtlichen Er- kenntnisse hinaus leistet uns unsere Schrift nach ihrer Identifici- rung noch folgende Dienste: sie lehrt uns, dass nicht nur Cyprian schon i. J. 257 8 geistig den römischen Stuhl durch seine Schriften beherrscht hat, sondern dass auch TertuUian's Schrift de prae- scriptione haereticorum damals in Rom gelesen worden ist; sie zeigt uns, dass Sixtus darin seinem Vorgänger nicht unähn- lich — den Missionsbefehl Matth. 28, 19 so citirt hat, als gelte er in erster Linie dem Petrus, erst so zu sagen in zweiter auch den anderen Aposteln; sie fordert uns auf, indem sie uns einen bestimmten römischen Bischof des 3. Jahrh. nennt, der den Cyprian copirt hat, auch andere pseudocyprianische Schriften (die von Cyprian abhängig sind und von einem römischen Bischof herrühren) zu untersuchen, ob nicht auch sie von Sixtus stam- men"*), und sie giebt uns endlich einen Fingerzeig in Bezug auf die Erforschung der Uberlieferungsgeschichte cyprianischer Schrif- ten, sofern ihre Geschichte uns lehrt, dass sie noch in der Mitte des 5. Jahrh. (s. den liber Praedest.) nicht für cyprianisch ge- golten hat, sondern ihr wahrer Verfasser, Papst Sixtus. noch be- kannt gewesen ist.

1) Man vgl. mit diesem Capitel den Ausdruck des Dionysius von Alex, in dem Brief an den Presbyter Dionysius über die geftüschte TtioTiq aal ofzo?.oyici bei Novatian.

2) So ist auch Sixtus' Name in die Diptychen der afrikanischen Kirche gekommen und Cyprian's Name in den Kanon der römischen Messliturgie.

3) Wie die Dinge dann weitergegangen sind (nach dem frühen Tode des Sixtusj, darüber ist uns leider nichts bekannt.

4) Diejenigen, welche die Schrift adv. aleat. für römisch und zugleich für nachcyprianisch halten, werden untersuchen müssen, ob sie nicht auch von Sixtus herrührt.

Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus IT. ()9

Epiiiietriim.

C. 2 p. 53, 26 f.: „apud temerarios schismatum duces converti"; dieser Ausdruck ist wohl nicht = „ad . . . duces converti", sondern = „conversari apud", s. Cyprian, de dominica orat. 11p. 274, 13, wo mit Cod. S wahr- scheinlich „convertamur" zu lesen und dieses im Sinn von „conversemur" (so die übrigen Codices) zu fassen ist.

C. 2 p. 54, 1 : Die Novatianer als' Antichristen auch schon bei Cyprian^ s. ep. 69, 1 p. 749, 14; 750, 3 sq.; c. 10 p. 759, 3; ep. 70, 3 p. 770, 7.

C. 2 p. 54, 12: Zu „vel nunc" s. den im Vulgärdialect geschriebenen Brief des Celerinus an Lucian (Cypr. ep. 21), wo „vel" stets = „et" ist und wo sich „vel nunc" zweimal (p. 529, 14 f., p. 530, 9) findet.

C. 2 p. 54, 15: Die Stelle „hie dum propriis sedibus et cathedrae sibi traditae a deo renuntiatur" ist vielleicht doch anders zu verstehen, als ich sie oben S. 25 not. auszulegen versucht habe. Unter den „propriae sedes" sind allerdings gewiss Presbytersitze zu verstehen; aber der folgende Ausdruck mag sich auf solche Bischöfe beziehen, die zu Novatian über- getreten sind und denen deshalb Nachfolger gegeben werden mussten; s. den Brief des Cornelius an Cyprian (Cypr. ep. 50): „omnibus innotescat .... Euaristum cum auctore schismatis (seil. Novatiano) fuisse et succes- sorem plebi cui antea praefuerat Zetum in locum eius episcopum esse con- stitutum". Auffallend ist nur, dass cathedra im Singular steht. Hat Sixtus den Plural absichtlich vermieden oder hatte er einen bestimmten Bischof, der zu Novatian übergetreten war und ihm jetzt in Rom zu schaffen machte, im Auge?

C. 7 p. 58, 6 : „in crimina lapsus sui constitutos" (cf. c. 1 p. 53, 2 f.). Dieses „constitutus" = xad^eoxcöq kommt bei mehreren Schriftstellern des Zeitalters vor, s. Cyprian (häulig), Cornelius (ep. 49, 2), Celerinus (ep. 29, 1), und den Anonymus, de rebapt. 1 p. 70, 10. 26.

C. 14 p. 64, 23: „rapaces lupi" (cf. c. 1 p. 53, 9). Auch Pacian von Barcelona ep. III, 19 sagt: „Novatiani ipsi sunt rapaces lupi". Sollte er unseren Tractat gelesen haben? Derselbe Pacian bemerkt ep. III, 22, dass sich Sempronian. der Novatianer, auf Cyprian's Tractat „de lapsis" berufe („nam quod Cyprianum beatum mihi pro contrario teste proponis, quia in epistola, quae De lapsis est, Moysen [lege Noej et Danielem et Job orasse pro peccatoribus dicat nee impetrasse etc." Die Stelle steht de laps. 19). Damit bestätigt es sich, dass der im Praedestinatus h. 38 genannte Tractat Cyprian's „de lapsis ad Novat(ian)um" nicht die Schrift „de lapsis" ist, sondern, wie S. 48 not. 2 gezeigt worden ist, der 55. Brief. Eben diesen Brief hält auch Pacian dem Novatianer Sempronian entgegen (ep. III c. 24) : „Lege igitur diligentius Cyprianum meum, lege totam De lapsis episto- lam, lege aliam quam Ad Antonianum (ep. 55) dedit, ubi exemplis omnibus Novatianus urgetur: iam scias quid de paenitentium curatione pronuntiet".

Zu S. 63: Der alt-lateinische Evv.-Codex Palatinus-Vindob. (e), „textus optimae notae" saec. V. vel IV., wird häufig zur Versio Africana gerechnet

7() Harnack, Über eine Schrift des Papstes Sixtus II.

(s. z. B. Westcott u. Hort, N. T. Vol. 11 p. 81 § 113; Wordsworth, N. T. Latine P. I Fase. 1 p. XXXIIl); doch hat Gregory (Prolegg. p. 955) ein vorsichtiges „ut>idetiir'' hinzugefügt, und Westcott und Hort sagen, der Codex habe ,,an admixture of other readings" (s. auch die Untersuchungen von Sanday). Eben die Erkenntniss der Verwandtschaft der Evv.-Citate in der Schrift „ad Novatianum", die man für afrikanisch hielt, mit dem Cod. Palat. mag jenes Urtheil herbeigeführt haben. Es wird auf Grund der Einsicht, dass der Tractat römischen Ursprungs ist, aufs neue zu prüfen sein. Einige Abweichungen zwischen beiden Zeugen finden sich allerdings; aber die Übereinstimmung ist viel grösser: in der Mitte des S.Jahrhunderts hat der römische Bischof aus einer Evangelien- handschrift citirt, die de,m Palat.-Vindob. aufs nächste ver- wandt gewesen ist. Der Palatinus selbst aber ist nur c. 150 Jahre jünger als die Zeit jenes Bischofs.

Zu S. 67: 0. Ritschi hat unter seinen Promotionsthesen (1885) die Behauptung (nr. 3) aufgestellt: „Der Bischof Cornelius v. Rom hat sich im Widersprach zu den echten Vertretern der römischen Tradition Kallistus und 'Stephanus befunden". Diese, allerdings zu scharf formulirte Behaup- tung wird durch unsere Nachweisungen bestätigt. Cornelius und Sixtus gehören als grimmige Gegner Novatian's, als milde Richter der Gefalleneu, als Freunde Cyprian's zusammen und stehen dem Bischof Stephanus gegenüber.

Die Petriisapokalypse in der alten abendländischen Kirche.

Dass die Petrusapokalypse im Abendland bez. in Rom in ältester Zeit bekannt gewesen und für eine heilige Schrift ge- halten worden ist, ist bestritten worden. Die beiden directen und das indirecte Zeugniss für ihre Geltung im Abendland hat man zu entkräften versucht das eine directe Zeugniss m. E. nicht ohne Grund, nämlich das des claromontanischen Katalogs, obgleich noch jüngst Juli eher (Einleitung in das N. T. S. 334) für den abendländischen Ursprung dieses Verzeichnisses mit grosser Bestimmtheit eingetreten ist. Dagegen sind die Angriffe, die Zahn gegen die einfachste Auslegung der bekannten Worte im Muratorischen Fragment („Apocalapse etiam Johannis et Petri tantum recipimus quam quidam ex nostris legi in ecclesia no- lunt") gerichtet hat, nicht zu billigen, und auch die Abhängig- keit eines umfangreichen Abschnitts in Hippolyts Schrift ,,/7()oc niarcDva rj xal jisqI tov jtavxog^'' (Lagarde p. 68 sq.) ist wahr- scheinlich ^). Ist nun durch das Muratorische Fragment die An- erkennung der Petrusapokalypse in Rom gesichert, so zeigt doch eben jenes Verzeichniss, dass sie bereits Widerspruch bei katho- lischen Christen zu erfahren hatte, und die Art, wie Hippolyt von dieser Apokalypse stillschweigend Gebrauch macht ohne sie je unter den h. Schriften zu citiren , weist darauf hin, dass jene „quidam ex nostris", welche das Ansehen des Buchs beanstan- deten, bald die Oberhand in der römischen Kirche bekommen haben '^).

1) Diese Abhängigkeit ist zuerst von Bunsen divinirt worden, und die Hypothese ist durch die Entdeckung des akhmimer Fragments der Petrusapokalypse wahrscheinlich geworden,

2) Eine stillschweigende Abhängigkeit Hippolyts von der Apokalypse des Petrus findet sich auch im Sclilusscapitel der Philosophumena (X, 34):

72 Harnack, Die Petrusapokalypse i. d. alten abendländ. Kirche.

Es giebt aber noch ein indirectes Zeugniss aus der abend- ländischen, ja höchst wahrscheinlich aus der römischen Kirche» In der Schrift „de laude martyrii", die schon Lucifer und der Verfasser des Mommsen'schen Verzeichnisses unter Cyprian's Schriften lasen und die aus der Mitte des 3. Jahrh. und zwar, wie ich wahrscheinlich machen zu können hoffe, von Novatian stammt, liest man c. 19: .,Datur sanctis omnibus praemium dum infliguntur iniustis tormenta factorum. igitur quae suis promiserit dominus nemo qui nesciat, dubium sed nee quantis minetur. et quoniam ita se adtulit sermo ut de utrisque habeatur ratio, paucis^ ut de utrisque dixi, breviter exponam". Nun folgt eine Schilde- rung der Hölle und des Himmels (c. 20. 21);, die sich frei an die Petrusapokalypse anschliesst, ohne sie zu nennen. Sie war also damals kein autoritatives Buch mehr:

„Saeviens locus gehenna cui nomen est magno plagentium murmurat gemitu, et eructantibus flammis per horrendam spissae caliginis noctem nova semper incendia camini fumantes expirant, globus ignium artatus obstruitur et in varios poenae exitus relaxatur. tunc saeviendi plurima genera cum in se ipse convoluit quicquid ardoris emissi edax flamma cruciarit. his quibus recusata vox domini et imperia fuere contempta disparibus coercet exitiis: proque merito salutis exactae vires suas suggerit, dum par sceleri discrimeninponit. et alios quidem moles intolerabilis curvat, alios per abruptum clivosi tramitis collem vis saeva praecipitat et catenarum stridentium uexum grave pondus inclinat. sunt et quos agens strictim rota et indefessa vertigo et (pios tenaci inter se densitate constrictos adhaerens corpori corpus includat, ut et absumat incendium et gravet ferrum et se cruciet turba multorum. Quibus autem inquisitus semper deus fuit aut notus, numquam excidit Christi locus, ubi iacet gratia, ubi virentibus campis terra luxurians alumno se induit gramine et redolenti pascitur flore etc." (es folgt eine breite Schilderung, die nicht mehr hierher gehört).

ix(psv^€oS^8 iTCeQXOixkvriv nvQoq XQiaswg dnsüSjv y.(u xaQxÜQOV 'C.otffQOv nfx^a d(f('hiaTOv, vno ?.öyov (pwvfiQ fxrj xüxaXaiKfS^hv, xal ßgaof^ov dev- vüov /jf.ivr]g ysbvvrjg <f?.oy6c, xal raQzaQOVxiov dyytlojv xo?motiöv ojifjua uel utvov fcV aneiXy. xal Gxw).rixu awfxaxog dnovolav i7iioxQe(f6/j.eyor. iTil t6 bxßgdnav oiöjua log iniaxQecpiov (der Text ist verdorben).

Harnack, Die Petrusapokalypse i. d. alten abendländ. Kirche. 73

Die Abhängigkeit von der Petrusapokalypse ist sowohl im Allgemeinen als im Besonderen deutlich. In letzterer Hinsicht kommi vor Allem der v. 32 des neuentdeckten Fragments in Be- tracht: aXloi avÖQsg xal yvi'arxsg ajto xgrjf^vov fieyaXov xara- öTQScpOfisvoL fiQyovTO xaxo) xal jtaXiv rjXavvovTO vjto tcqv kjiL- xsifisvcov avaßT/vat avco em xov xQTjfivov xal xaTS6TQt(povTO exeld^ev xarco xal rjovyiav ovx elyov ajto xavTrjg zijg xoXaoscog. Somit darf man vielleicht annehmen, dass auch jene Strafen, die Pseudocyprian erwähnt, die sich aber in dem Fragment nicht finden, in der vollständigen Schrift gestanden haben.

Die Schrift „de laude martyrii" bringt nicht das einzige Zeugniss für die Bekanntschaft des Abendlandes mit FA., auch in Märtyreracten finden sich solche. In den gallischen Acten des Felix (von Valence), Fortunatus und Achillaeus c. 3 (B oll and., 23. April) liest man eine Vision des Felix, die er selbst erzählt: „Vidi locum siderei splendoris coruscatione micantem, inefFabilium florum diversitate vernantem, fragrantibus quoque aromatibus redolentem". Das ist eine verkürzte Übersetzung von PA v. 15: xal 6 xvQiog söei^e fiot f/tyiorov ymQOV . . . vjtegXafiJZQOP T(p <f)COTt, xal TOP dsga top ixet üxtIolp rjXlov xaraXafiJtofiSPOP, xal rrjp yt]p avrrjp ccpOovöap dfiagawoig dp&sot xal aQWfidxmp jth]Qrj xal (pvTcop evapd-cop xrX., s. auch die Acta Ferreoli et Ferrutionis c. 3 (Bolland., 16. Juni); Acta Dorotheae et Theo- phili 10. 12. 13 (1. c, 6. Febr.).

Der Name des reichen Mannes in Lnc. 16, 19.

In der Legende, auch in der urchristlichen , herrscht der horror vacui; so erträgt sie nicht leicht unbenannte Personen. In der Zeit vor der Kanonisirung der h. Schriften des Neuen Testaments, aber auch später noch, sind daher nicht wenige Personen, die in den Evangelien namenlos auftreten, auf Grund naiver oder gelehrter Reflexion mit Namen bezeichnet worden, und diese sind z. Th. sogar in die Texte gedrungen. Die beiden Schacher, der Hauptmann unter dem Kreuz, der fliehende Jüngling, das Kind, das Jesus gesegnet hat, der zweite der Emmausjünger, die Wächter und viele Andere sind mit Namen versehen worden. M. W. aber ist die Thatsache bisher weniger beachtet worden, dass auch der reiche Mann in der Parabel Luc. 16, 19 ff. seinen Namen erhalten hat. Hier lag es besonders nahe, nach einem solchen zu suchen; denn auffallender Weise ist ja der arme Mann (Lazarus) mit einem Namen bezeichnet. Was dem Einen Recht war, ist auch dem Anderen billig. In der exegeti- schen Tradition freilich sucht man vergebens nach einem Namen ^), und auch die griechischen Majuskelcodd. des Lucas sowie die lateinischen, syrischen und armenischen Versionen bieten, soviel bekannt, keinen. Dagegen liest man in der sahidischen Über- setzung Luc. 16, 19 den Zusatz: „cuius nomen erat Nineve", und in den Evangeliencodd. 36, 37 '^), die mit einem Commentare ver-

I

1) Die Namenlosigkeit wird in der Catena Oxon. (Gramer II j3. 124) ausdrücklicli motivirt: Elnmv Ö6 dri ,.avS-g(ü7i6g zig ijv nkoiGiog'^ (bg dcfi?.- OLXziQ(j.ova Tovxov dvcovi/uojg iorjfxave, xaS^ojg did xoi 7iQ0<fTJT0v negl Tüjv fXT] (poßoifxevüjv avxov (prjolv b d-sog' .,oti ov ^iq /j-vriaS-öj xdJv ovo- lJidxü)v avxwv öid /eikicov fÄOv^'.

2) Paris. Coisl. 20. 21 (saec. X. resp. XI/XII."); jener stammt vom Athos; der andere ist ihm aufs nächste verwandt (Abschrift?), s. Gregory, Pro- legg. p. 471.

76 Harnack, Der Name

sehen sind, heisst es: svgov ös xLvsg xai rov JiXovotov ev tlölp avTLyQa(poLQ rovvofia NINEYH^ Xeyoiitvov. Der Verfasser des Commentars berichtet also, dass Andere in einigen Hand- schriften den Namen des reichen Mannes gefunden haben. Es ist derselbe Name, den die sahidische Version nennt, nämlich ,,Nineve(s)". Diese Übereinstimmung lüsst uns annehmen, dass der Name schon im 3. Jahrhundert bekannt war und in einige Handschriften gedrungen ist '). Nun berichtet die Catena Oxon. (1. c): ex^^ ^^ ^^^ loyov cog r/ tojv Eßgalcov JtaQaöoolg (prjOi, Aa^aQOP sivai ziva xar^ txstvo rov yMigov Iv hgooolv^oig toxccTfji^ jioiovvra jtTor/dav xal aggcooriav, ov iiVf]fJovevoac rov Tcvgiov, cyg dg jiagaßoh)v Aaßcjvra avrov elg l[i(pav£<jTtgav rov Xsyofisvov övvafziv. Der Name des reichen Mannes wird wohl mit jener „hebräischen Überlieferung" zusammen hängen. Aber wie ist dieser Name zu deuten? kann er überhaupt Nine- ve(s) gelautet haben? Es ist doch kaum glaublich, dass man dem reichen Mann den Namen der berüchtigten Stadt gegeben hat. Also muss das Wort verschrieben sein freilich ein altes Ver- schreiben, denn der Athoscodex des 10. Jahrhunderts und die thebanische Version (wohl aus dem 3. Jahrh.) stimmen genau zu- sammen.

Von unerwarteter Seite kommt uns Hülfe. In der pseudo- cyprianischen Schrift „de pascha computus'', die im J. 242 3 (s. c. 22) in Afrika oder in Rom geschrieben und in zwei Hand- schriften auf uns gekommen ist 2), liest man (c. 17 p. 265, 1 sq. Hartel): „Omnibus peccatoribus a deo ignis est praeparatus, in cuius flamma uri ille FINAEVS dives ab ipso dei filio est de- monstratus" '^).

Ein abendländischer Theologe vor der Mitte des 3. Jahr- hunderts nennt den reichen Mann ohne weiteres „Finaeus"; so hat er also in seinen Handschriften gelesen. Das entspricht einem griechischen <Ptveog oder, da die Endung gleichgiltig, ^iveeg. Dieses ^iveeg steht dem Ntvev?j{g) des Griechen und Agyptiers lautlich so nahe, dass es unbedenklich für diesen unverständ- lichen Namen eingesetzt werden darf. Das ..N" am Anfang ist

1) Über die sahidische Version s. Gregory. Prolegg. p. 859 f. SOS f.

2) Die eine, der Remensis saec. IX., deren LA uns interessirt, ist leider jetzt verschollen (wahrscheinlich verbrannt).

3) Nur der Remensis bietet ,,Finaeus", der Cotton. lässt das Wort aus.

des reichen Mannes in Luc. 16, 19. 77

ein alter Fehler er geht, s. o., allerdings schon auf das 3. Jahr- hundert zurück, vielleicht ist er als Volksetymologie zu deuten (der „Ninevit") ; der Name, der dem reichen Manne gegeben worden ist, lautete ^iveeg i<Peiv8sg). Das ist in der That eine „hebräische Überlieferung"; aber wir können noch einen Schritt weiter gehen.. Im 4. Buch Mosis c. 25, 7 ist von einem ^iresg die Rede, und er w^ird dort als Sohn des Eleasar, d. h. des Lazarus, be- zeichnet. Die Annahme liegt daher sehr nahe, dass die- jenigen, welche den reichen Mann in der Lucasperikope <Pive6g genannt haben, damit ausdrücken wollten, dass er der Sohn des Lazarus gewesen sei ^). Num. 25, 7 einerseits und der Wunsch, den Namen des reichen Mannes zu kennen, scheinen die Namengebung bestimmt zu haben. In dem Momente aber, wo man im naivsten Verfahren Num. 25, 7 und Luc. 16, 9 €ombinirte, stellte sich die Auslegung von selbst ein, der arme Lazarus sei der verstossene alte Vater des reichen Mannes ge- wesen-). Dadurch erschien die Schuld desselben nicht nur grösser, sondern es schienen auch manche Züge in der Erzäh- lung nun einen strafferen und besonderen Sinn zu empfangen (dass der reiche Mann es nicht wagt, den Lazarus anzusprechen, u. V. 27).

Diese Auslesfung der Erzählunor muss freilich bald unter- gegangen sein; wir finden sie nirgends; aber sie ist unzweifel- haft uralt und weist auf die Anfänge der Evangelienlectüre. Eine Spur des Gedächtnisses an eine „hebräische Überlieferung", die in Lazarus einen bekannten jerusalemischen Bettler bezeugt, hat sich übrigens in späterer Zeit noch erhalten (s. o.).

Ein doppeltes lernen wir aus der curiosen Geschichte, selbst wenn wir die Annahme, dass der reiche Mann als der Sohn des Brmen Lazarus erscheinen sollte, auf sich beruhen lassen. Erst- lich liegt uns hier ein Fall vor, wo wir den Ursprung des ur- ■christlichen Targums noch deutlich zu erkennen vermögen: denn dass der Name aus Num. 25, 7 geflossen ist, wird man nicht in Zweifel ziehen können. Zweitens haben wir hier ähnliche Fälle sind in letzter Zeit mehrfach hervorgetreten eine Überlieferung,

1) In der Lucasperikope bieten Tertullian (de idolol. 13 und de anima 7 Agobard.) und Cyprian (Testim. III, 61) wie die codd. c u. e „Eleazar".

2) Oder ist die Hypothese, Lazarus sei der Vater des reichen Mannes gewesen, das Prius?

78 Harnack, Der Name des reichen Mannes in Lue. 10. 19.

die durch drei gauz aiiseinanderliegende Zeugen, einen lateinischen^ einen ägyptischen und einen späten griechischen, bezeugt ist und ohne Zweifel in das 2. Jahrhundert hinaufreicht. Nur der alte La- teiner aus dem J. 242 3 hat den Xamen treu bewahrt, dessen Corrup- tion in „Nineves" bereits dem 3. Jahrhundert angehört und be- weist, dass schon damals der Ursprung und Sinn des Namens sich- völlig verdunkelt hatte. Die parabolische Fassung der Erzählung hat sich bald durchgesetzt, resp. behauptet gegenüber der ge- schichtlichen (obgleich nach Robinson noch jetzt auf der Via dolorosa die Häuser des Reicheu und des Armen gezeigt werden). Zwar tritt Tertullian (de anima 7) für die geschichtliche Erklä- rung ein: „Imaginem existimas exitum illum pauperis laetantis et divitis maerentis? et quid illic Eleazari nomen, si non in veri- tate res est?" (also nur den Namen „Eleazar", nicht den des Phinees hat Tertullian gelesen; auch Clemens Alex. Paedag. II, 10, 105 kennt den Namen des Reichen nicht). Allein auch er ist seiner Sache nicht sicher; denn er fährt fort: ,,Sed etsi imago credenda est, testimonium est veritatis", und man hat sogar die Bezeichnung der Erzählung als Parabel in den Text des Lucas aufgenommen. Schon der Cod. D und bodl. schicken dem 19. Verse die Worte voraus: sijtev de ^aül eregav jiaQaßoXrjv. In M mg. und in Evangelistarien liest man: eljisv o xvqioq rrji/ jtaQaßoXrjv TavTtjV. Der Scholiast in den codd. 36. 37 (nach Ti sehen dorf auch in anderen) bemerkt: // xov jiXovö. y.ai xov XaCccQ. jtsQioyj] jcaQaßoX// eort -/ml jcagaßo/uxcog eigrjrat, ec xac o svayyeXiöTyjg ,w// jtQooeO^r/xs tavT/jV rt/v jrQoöfjyogiav reo öu]- yri^aTL, und in der Cramer'schen Catene (1. c. p. 124) heisst es: Mrjöeig voftiCtTco xcov ravra a-AovovTcov, ort yeyovs tlolv arr- ajtodooig r) jiovijqwv Igycov // ayad-wv tote yag Jcagaßo/S] ro HQrjfiivov aöTsUog oiaga Xqlötov tov d-eov ?]ficov Loy^7]^aTLO' fiev7] xtX. Auf die Frage, ob das ..ovoiiari AdCagog^' im Text des Lucas ursprünglich ist, will ich nicht näher eingehen; doch scheint mir, trotz des auffallenden Umstandes. dass in einer Pa- rabel nur die eine Hauptperson benannt ist, die Ursprünglich- keit des Namens sowohl durch die einheitliche Überlieferung als durch V. 23 25 gewährleistet.

EINE BISHER UNBEKANNTE VERSION

DES

ERSTEN TEILES DER „APOSTELLEHRE

I

i

GEFUNDEN UND BESPROCHEN VON

L. E. ISELIN

IN RIEHEN. ÜBERSETZT VON A. HEUSLER IN BASEL.

Texte u. Untersuchungen XIII, ib. Leipzig 1895.

Beim Suchen nach Überresten der Petrus- Apokalypse wurde der an erster Stelle genannte Verfasser dieser Abhandlung durch eine Bemerkung von Prof. Krüger in der Theol. Lit.-Zeit. 1889 No. 2 auf das Werk von Amelineau aufmerksam gemacht, be- titelt: Monuments pour servir ä l'histoire de l'Egypte Chretienne auxIV® et siecles, erschienen im vierten Band der Memoires pub- lies par les Membres de la Mission Archeologique Fran^aise auCaire. Paris 1888. Obwohl dort die einzelnen Stücke dieser Veröffent- lichung an Hand der Einleitung kurz besprochen wurden, so scheint doch der Recensent von dem genaueren Inhalt wenig Notiz genommen zu haben, es hätte ihm sonst unmöglich können entgangen sein, dass in der arabischen Version des Lebens Schnudi's eine deutlich erkennbare Parallele zum ersten Teil der Lehre der J2 Apostel enthalten war. Aber auch sonst scheint die Forschung an diesen Veröffentlichungen Amelineau's vorbei- gegangen zu sein, obwohl jene Dokumente, wie selbst Krüger zugiebt, geeignet sind, ein Licht auf sonst fast unbekannte Er- eignisse zu werfen. Amelineau selbst hat nicht bloss durch eine französische Übersetzung der koptischen und arabischen Texte das Studium derselben erleichtert, sondern auch, w^as in Deutsch- land ganz unbekannt zu sein scheint, in einer besonderen Publi- kation das Leben des Mönches Schnudi und der ägyptischen Mönche beschrieben (vgl. Annales du Musee Guimet. Bibliotheque de vulgarisation. Les moines Egyptiens par E. Amelineau. Vie de Schnoudi. Paris 1889). Dieses Buch ist wert, gelesen zu werden. Man gewinnt daraus von jenen Mönchsniederlassungen in der Thebais, die sich z. T. bis auf diesen Tag erhalten haben, ein lebensvolles Bild. Der Verfasser, welcher den historischen Wert der koptischen Heiligen-Biographien mit scharfer Kritik aber auch mit grosser Besonnenheit festzustellen sucht, ganz im Gegensatz zu Revillout, kann doch mit Recht in der Einleitung

6*

4 . L. E. Iselin,

zu dem genannten Werke (p. XXII) schreiben: ,.que nous avons une connaissance approfondie de la vie de ces monasteres de la Thebaide dont on a tant parle Sans les connaitre. Je crois meme que dans aucun cas la vie intime d"une communite ceno- bitique, d'un ordre et aussi de toute une contree, n'a ete connue avec un pareil luxe de details". Auch dadurch bildet dieses Buch eine wertvolle Ergänzung zu der anderen grösseren Publi- kation, dass darin Auszüge aus einzelnen Reden des Apa Schnudi mitgeteilt werden, welche sonst bloss im Urtext bei Zoega (Cata- logus Codicum Copticorum Ms.) zu finden sind.

Die Nachforschungen nach Spuren der alten, füher fast völlig verlorenen Offenbarung des Petrus ergaben ein sehr dürf- tiges Resultat (s. Zusätze), obschon, w^ie man jetzt weiss, gerade in der Umgebung des Schnudi diese Offenbarung lange noch bekannt war und gelesen wurde; denn die neu entdeckten, 1892 zuerst veröffentlichten Fragmente stammen aus einem Grabe in Akhmim in der Thebais, welche Stadt nur ein paar Meilen vom Schauplatz des Lebens Schnudi's entfernt ist. Dagegen fand sich ungesucht, in ein arabisches ..Leben des Anba Schnudi" eincre- fügt, eine selbständige Version des ersten Teiles der sog. Didache. oder genauer eine vollständige Parallele zu jener Schrift von den beiden Wegen, welche Harnack als eine, ursprünglich jüdische, Grundschrift der Apostellehre aufgefasst hat, während Hilgenfeld darin eine selbständige christliche Schrift erblickt. Obschon aber diese unsere Entdeckung schon vor vier Jahren gemacht wurde und damals schon alle wesentlichen Folgerungen daraus gezogen worden waren, so unterblieb doch bisher eine Veröffentlichung aus äusseren Gründen. Nachdem diese Hinder- nisse beseitigt sind und A. Heu sie r die Übersetzung der Ame- lineau'schen Texte nochmals einer genaueren Revision unterzogen hat, so stand unsererseits einer Bekanntgebung dieser neuen Version nichts mehr im Wege. Da der arabische Text bereits veröffentlicht ist und uns verschiedene Recensionen dieses Textes nicht zur Verfügung stehen, da es sich zudem um eine Super- version handelt, so sehen wir davon ab, denselben nochmals im Original wiederzugeben und begnügen uns, die nachfolgende wortgetreue Übersetzung mitzuteilen.

„Die beiden Wege" bilden gewissermassen die Einleitung der arabischen Version des „Lebens des Anba Schnudi", Archi-

Eine bisher unbek. Version d. ersten Teiles d. Apostellehre (Didachej. 5

mandriten des Cönobitenklosters beim alten Athribis in der The- bais, gegenüber von Akhmim (Schnudi f 451 p. Chr. nach Amel.). Diese Vita des ^ivov&iog, wie der Name griechisch wiederge- geben wird, ist nicht eine Biographie, sondern eine Art Ge- dächtnisrede und Panegyrikus des Archimandriten Visa auf seinen grossen Lehuer und Amtsvorgänger und ist nach der Weise aller jener Leben der Heiligen hauptsächlich eine Zusammenstellung der ausserordentlichsten Wunderthaten und Visionen des heiligen Auba Schnudi. Amelineau teilt zwei solche, von einander un- abhängige Lobreden auf Schnudi mit, welche beide auf Visa zu- rückgehen sollen; die erste, koptisch und zwar im Dialekt von Memphis geschrieben (p. 1 91), scheint ein Auszug aus einer grösseren, ursprünglich im Dialekte von Theben geschriebenen Lobrede zu sein. Leider fehlt ihr gerade der Anfang; sie bietet darum zu unserem Abschnitt keine Parallele. Im späteren Teile berührt sie sich fast wörtlich mit der arabischen Fassung. Die zweite, arabische Version ist sicher eine Übersetzung einer im sahidischen also oberägyptischen Dialekte verfassten Arbeit (p. 289 478), welch' letztere nach Amelineau's Untersuchungen in die Zeit von 685 690 fällt, aber auch auf eine Originalarbeit Visa's zurückgeht.

Für^) den arabischen Text sahen wir uns, wie bereits be- merkt, auf Amelineau's Ausgabe angewiesen; textkritische An- merkungen finden sich zu den von uns übersetzten Stücken nicht. Amelineau erwähnt vier Handschriften:

1) Die der koptischen Kirche .von Naggadeh,

2) die der koptischen Kirche von Luksor,

3) die der Bibliothek der koptischen Patriarchen zu Kairo,

4) die des Klosters Moharraq.

Er hat No. 1 und No. 2 im Namen der französischen Re- gierung abschreiben lassen und No. 3 selbst gesehen und be- nutzt. No. 1 ist voll von Fehlern. Der Schreiber hat ungenau gelesen oder gehört, die diakritischen Punkte nicht unterscheiden können, ja in vielen Fällen einen geradezu unverständlichen Text gegeben. An einigen Stellen sind aber doch seine Lesarten

1) Der folgende Abschnitt, betr. den arab. Text, stammt vom Über- setzer A. H.

ß L. E. Iselin,

wertvoll. No. 2 ist riacli Amelineau's Eindruck fehlerlos ge- schrieben, enthält aber einige schwer verständliche Lesarten; ein Teil derselben lässt sich mit Hülfe von No. 1 richtig stellen. Eine Charakteristik von No. 3 giebt A. nicht. Ferner erklärt er, nicht in der Lage zu sein, das Alter der Handschriften zu bestimmen. Die beiden für ihn kopierten hält er für ziemlich jung. Für die Feststellung des arabischen Textes hat er AliEffendi Bahgat beigezogen; aber über die Grundsätze, von denen er sich dabei leiten Hess, spricht er sich nicht aus. Im arabischen Text finden sich ziemlich viel Sprachfehler, z. B. sind Prädikate in den Accusativ statt in den Nominativ gesetzt. A. führt dies und Ahnliches hauptsächlich auf sklavische Wiedergabe des kop- tischen Originals zurück. Wo wir uns zu Konjekturen genötigt sahen, ist in der Übersetzung darauf aufmerksam gemacht.

Nach einer kurzen Einleitung des Schreibers (p. 290) wird angeknüpft an die Rede, welche Visa am 7 Abib vor den Mönchen, den Bewohnern der umliegenden Klöster und der Be- völkerung der Städte Qäu, Akhmim und Absa gehalten hatte. Visa will darin alle Wunder und Zeichen erzählen, welche Gott durch die Hand seines reinen Vaters Anba Schnudi ausgerichtet hat, obschon er nur einen kleinen Teil dessen, was Schnudi ge- than und erlebt hatte, erzählen könne. Dann fährt Visa wört- lich fort wie folgt:

I' 1- (p. 291 1. 6) Und nun pflegte er zu jeder Zeit zu lehren

und zu sagen, dass die Bahn leicht sei und der Weg aus zwei Wegen bestehe; einer [führe] zum Leben und der andere zum Tode, und zwischen diesen beiden Wegen sei ein gewaltiger Unterschied.

T, 2 Und dies ist der Weg des Lebens: Vor allen Dingen

sollst du den Herrn, deinen Gott lieben von deinem gan- zen Herzen, von deiner ganzen Seele, mit allen deinen Ge- danken und sollst deinen Nächsten lieben wie dich [selbst] und mit allen deinen Gedanken; und was du für dich selbst nicht wünschest, das füge keinem Andern zu.

1,3 (?) Du sollst folgende Thaten vollbringen, eine um die andere. Die erste derselben ist:

I

Eine bisher unbek. Version d. ersten Teiles d. Apostellehre (Didache). 7

Du sollst nicht töten, du sollst nicht huren'), du H, 2 sollst dich nicht verunreinigen durch Liebe zu Un- reinem, du sollst nicht ausschweifend sein [p. 292], du sollst nicht stehlen, du sollst nicht Zauberei treiben, du sollst nicht ein Weib abortieren lassen durch irgend eine Arznei, du sollst nicht das eben geborene Kind töten, du sollst nichts vom Besitze deines Genossen und deines Nächsten begehren.

Du sollst nicht als Eidbrüchiger schwören, du n, 3 sollst nicht als Lügner einen Eid leisten, du sollst nichts Schlechtes wider irgend einen Menschen aussprechen, auf dass nicht der Herr über dich zürne.

Hüte dich^ dass du nicht ein geteiltes Herz habest in II, 4 allen deinen Angelegenheiten.

Du sollst nicht lügenhaft sprechen und nicht mit II, 5 eitler Rede; du sollst nicht den Lohn des Tagelöhners beschneiden. damit er nicht um Hilfe rufe vor dem Herrn und erhört werde, denn der Herr Jesus Christus ist nicht ferne von uns.

0 mein Sohn, werde nicht ein Räuber, nicht ein II, 6 Dieb, nicht ein Wucherer und nicht ein Ableugner des Bösen. 0 mein Sohn, werde nicht stolz, denn der Stolz ist verwerflich vor Gott. Bringe nichts Verderbliches gegen deinen Genossen, deinen Nächsten und deinen Schuldner zur Sprache; hast du es gethan, dann wird ihn Gott mehr lieben als dich.

0 mein Sohn, hasse nicht einen Einzigen unter den II, 7 Menschen, weil sie das Abbild Gottes und ihm ähnlich sind. Wenn ein Mensch ausgleitet und durch sein Straucheln in eine Sünde fällt, so weise ihn zurecht zwischen dir und zwischen ihm allein, wie dies auf Grund des Verhaltens anderer zu Recht besteht, und liebe ihn 2) wie dich selbst.

Fliehe vor jedem Bösen und pflege nicht Gemeinschaft III, 1 mit einem Uebelthäter, damit nicht dein Leben verkürzt werde [p. 293] und du vor der Zeit sterbest.

0 mein Sohn, werde nicht neidisch, nicht händelsüchtig, HI, 2

1) Vielleicht: du sollst nicht ehebrechen.

2) Eigentlich: sie.

3 L. E. Iselin,

betrügerisch^), weil diese Dinge den Menschen zum Morden leiten.

III. 3 0 mein Sohn, deine Sorge soll sich nicht auf

die Begierden richten, denn die Begierde leitet zur Hurerei. 0 mein Sohn, führe nicht schändliche Worte, sei nicht begehrlichen Auges, denn aus diesen Dingen entsteht falsches Zeugnis.

ni, 4 0 mein Sohn, frage nicht'. .,Wei' ist er?'^ und mclit:

Warum ist erf" denn diese Dinge führen zum Götzen- dienst; und sei nicht ein Beobachter der Stunden, weil Wehe, Klage, Angst und Schrecken bei solchen einl^ehren. Mein Sohn, tritt nicht zu den Zauberern, nicht zu den Beschwörern, nahe dich ihnen nicht, nicht ihreu Unterredungen, durch solches kommt ja der Mensch Gott nicht nahe.

111,5 0 mein Sohn, werde nicht ein Lügner, denn das

Lügen verleitet zum Diebstahl. 0 mein Sohn, liebe nicht das Geld, noch rühme dich, denn von diesen Dingen kommt der Mord her.

ni, 6 0 mein Sohn, sei nicht ein Murrer. denn das

Murren führt zur Lästerung. 0 mein Sohn, sei nicht kleinmütig und hege keine böse Absicht.

III, 7 Sondern sei gelassen, denn die Gelassenen werden das Erdreich ererben.

111,8 0 mein Sohn, sei geduldig^ langmütig, barmherzig,

schlichten Herzens, rechtschaffen in allem deinem Thun [ . . . Y), zu jeder Zeit dich fürchtend, und zitternd vor dem Worte Gottes und vor seinen Geboten.

in, 0 Sei nicht stolz in deiner Seele, sondern sei stets de-

mütig. 0 mein Sohn, klebe nicht an den Reichen^ um ihnen nahe zu sein, sondern pflege Gemeinschaft mit den Frommen und Demütigen, denn durch die Demut ist David, der Prophet, mehrmals errettet worden.

111,10 Und so oft irgend ein Glück oder Unglück bei dir ein-

kehrt, nimm es mit Dank auf, denn du weisst: Nichts trifft dich ohne Gottes, deines Gottes, Befehl.

^^^ 1 0 mein Sohn, gedenke in deinem Herzen des Wortes

1) Statt mutahattanan lesen wir mutahajjinaii.

2) Ein zweites sälih, rechtschaften, ist jedenfalls als Dittographie zw streichen.

\

Eine bisher unbek. Version d. ersten Teiles d. Apostellehre (Didache). 9

Oottes bei Nacht und bei Tag, weil der Herr an einem Orte wohnet, wo man seines Namens gedenJd; er ist würdig der Huldigung und sein Lob [währet] in Ewigkeit.

0 mein Sohn, wandle stets auf dem Wege der Reinheit, TY, 2 so wirst du stark und mächtig sein durch tugendhafte Lebens- haltung, du wirst dich erfreuen an der Güte ihrer Rede ■und an ihren wohlthuenden Berichten ^).

0 mein Sohn, mische dich nicht in Streit und Gezänk IV, 3 von Brüdern, sondern trachte zwischen den Zankenden Frie- den zu stiften; dann richte gerecht und schäme dich nicht, den Frevler wegen seines Frevels zu tadeln und den Sünder wegen seines Vergehens.

0 mein Sohn, nicht öffne deine Hand beim Nehmen IV, 5 und schliesse sie beim Geben; hüte dich solches zu thun.

So lange du kannst, gieb den Armen, auf dass deine IV, 6 vielen Sünden mögen aufgewogen werden.

Aber sei bei deinem Geben nicht geteilten Herzens, IV, 7 sodann, wenn du gegeben hast, werde nicht traurig und be- reue es nicht, wenn du Barmherzigkeit geübt hast; du sollst wissen, dass es der Wahrhaftige, der Redliche, der Herr Jesus, der Vergeber der Sünden ist, welcher belohnt.

0 mein Sohn, wende nicht dein Gesicht vom Armen IV, 8 w^eg, sondern gieb ihm gemäss deinem Vermögen, und geselle dich zu jedem Betrübten und jedem ^ der deiner bedarf. Und wenn wir in den vergänglichen Dingen Gemeinschaft haben mit denen, welche entbehren müssen, so werden wir mit ihnen Anteil haben an den bleibenden, ewigen [Gütern].

Wenn wir diese Gebote halten, so wandeln wir auf demR', I4c(?) Wege des Lebens und auf dem gesegneten Pfade zur Ewig- keit, welche dem einzigen Könige, dem Gebieter Jesus Christus angehört, der gnädig ist denen, die seiner begehren.

Und was den Weg des Todes angeht: nun, wer seine Spur V, 1 verfolgt und in seinen Bahnen wandelt, wahrlich 2) der wird den Vernichtungstod sterben wegen aller seiner Übeln Thaten, welche sind: der Fluch, der Mord, die Plünderung, die Entfüh- rung, die Heuchelei, jede verderbliche That.

1) AmeUneau denkt an Mönchsbiographieen, welche im V. Jahrh. stark verbreitet waren. „Reinheit" giebt er wieder mit „die reinen Väter".

2) Statt fa'innü lesen wir fa'innahu.

1^0 L. E. Iselin,

VI, ] Und was wir dargelegt haben, soll dazu dienen, dass nicht

einer irre gehe, auf den Weg des Todes gerate und seine Bahnen wandle in Folge seiner verderblichen Thaten. und dass nicht das Verderbliche übermässigen Einfluss gewinne, auch, ohne dass jemand dazu verführt.^)

Bemerkungen zur arabischen Yersion der beiden Wege.

1. Inhalt und Zweck des Stückes.

Auch ohne die durch besonderen Druck hervorgehobenen Stellen, an denen sich die neue arabische Version mit den bisher bekannten Versionen des ersten Teiles der Didache deckt, und ohne die zur leichteren Vergleichung am Rande angebrachten Vers- und Kapitelzahlen des entsprechenden Abschnittes des Bryennios-Textes der Apostellehre (in der grossen Harnack'schen Ausgabe) erkennt man sofort, dass hier eine selbständige Version jener alten Anweisung zu einem sittlichen Leben vorliegt, die uns anderweitig durch Vermittlung der sog. Kirchen-Ordnung {Kav6v£Q 8xxX?]ötaaTixol, von Hilgenfeld Duae viae vel Judicium Petri genannt) 2), der Lehre der zwölf Apostel^), des Barnabas- briefes und der Apostolischen Constitutionen ^) bekannt ist. Ob diese Anweisung gewissermassen das Grundgesetz war, auf dem die klösterlichen Stiftungen Schnudi's und Visa's standen denn eine eigentliche Klosterregel gab es in den Cönobitenklöstern nicht wird nicht leicht auszumachen sein, denn was uns bei Amelineau (p. 229 287) von koptischen Klosterordnungen er- halten ist, betrifft mehr die Verwaltung als das innere Leben.

1) Diese Uebersetzung ist allein 'dem arabischen Text entsprechend, obschon auch so der Sinn nicht völlig klar wird.

2) Der Text in der Harnack'schen Ausgabe der Apostellehre S. 225—237 und in Hilgenfeld's Novum Testamentum extra canonem receptum, 2. edit. 1884 S. 111—119.

3) Wir verweisen immer auf die Harnack'sche Ausgabe: Die Lehre der zwölf Apostel nebst Untersuchungen zur ältesten Geschichte der Kir- c-henverfassung und des Kirchenrechts. Lpz. 1884. Der griechische Text 8.3—64, die von Gebhardt entdeckte lateinische Version S. 277 278.

4) Die entsprechenden Abschnitte aus dem siebenten Buche der Con- stitutionen abgedruckt bei Harnack a. a. 0. S. 178 192 und bei Hilgenfeld a. a. 0. S. 94-1(13.

Eine bisher unbek. Version d. ersten Teiles d. Apostellehre (Didache). \i

Wahrscheinlich ist es immerhin, da ganz ausdrücklich dieses Stück vorangestellt ist und Visa mit seiner Gedächtnissrede auf Schnudi zugleich gewissermassen seine Antrittsrede gehalten hat. Aber was auch immer diese Ordnung für eine Bedeutung haben mochte, jedenfalls bezweckte Visa damit nicht eine Neuerung, sondern stellte etwas, was bisher Geltung gehabt hatte, nur wieder in den Vordergrund. Wie anderswo die „zwei Wege" die Grund- lage für verschiedene Rechts- und Kirchenordnungen wurden, so galten sie für Schnudi und Visa als eine Art von Sittencodex für das Gemeinschaftsleben der Mönche.

2. Selbständigkeit des Stückes.

Das Stück fällt so deutlich aus dem übrigen Zusammenhang heraus, dass sogar, wenn kein direkter Beweis möglich wäre^ dessen ursprüngliche Selbständigkeit vermutet werden müsste. Das ist selbst Amelineau aufgefallen (p. LVIII), obgleich er von der wahren Herkunft dieses Stückes keine Ahnung hatte. Da nun die koptische Grundschrift, auf welche der arabische Text zurückgeht, nach Amelineau's Zeugniss aus dem Ende des siebenten Jahrhunderts stammt und der Biograph Schnudi's erst in der zweiten Hälfte des fünften Jahrhunderts lebte, so ist von vorne herein die Wahrscheinlichkeit gross, dieser arabische Text sei nur eine durchaus späte und sekundäre Bearbeitung der alten Schrift von den beiden Wegen, nämlich ein Stück aus irgend einer jener Rechtsordnungen oder Kirchenordnungen, welche im Morgenland wie auch in Abessynien Geltung erlangt hatten und vielfach unter dem Namen des Clemens oder unter der Autorität der zwölf Apostel eingeführt worden waren ^). Da eine thebaische und eine memphitische Version der sog. Kirchenordnung existirt, möchte man denken, Visa habe sich in seiner Gedächtnissrede einfach auf eine derselben berufen. Allein die Wahrheit ist, dass keine, weder eine bisher bekannte, noch eine neue Form der Kirchenordnung, vorliegt. Der Beweis liegt darin:

1. Es fehlt unserem Texte die Verteilung der einzelnen Sprüche auf die Apostel, die sonst allen Versionen der Kirchen- ordnung eigentümlich ist.

1) Ueber die verschiedenen apost. Kirchenordnungen s. Hamack a. a. 0. S. 193 ff. Vgl. Harnack, Die Quellen der sog. apostol. Kirchenordnung, in „Texte und Untersuchungen II, 5" und desselben Geschichte der christl. Literatur 1893.

12 I'- E. Iselin,

2. Es fehlt sowohl am Anfang wie am Ende der Aufzäh- lung von Satzungen ganz wie im Barnabasbrief der Hinweis darauf, dass Lehren der Apostel vorliegen. Das ist um so be- merkenswerter, als eine solche Einführung ganz im Sinne Schnudi's gewesen wäre, der sonst manche seiner Verfügungen durch besondere Offenbarungen und Visionen, die er angeblich von Propheten und Aposteln erhalten hatte, zu stützen suchte. Wollte man einwenden, dass der Panegyriker Visa zum grösseren Lobe seines Vorgängers dies alles auf Schnudi selbst zurück- zuführen bezwecke und also wissentlich und absichtlich die Autorität der Apostel verschweige, so ist dem entgegenzuhalten, dass eine solche Absicht in keiner Weise bemerkbar noch über- haupt wahrscheinlich ist. Auch am Schlüsse heisst es einfach (S. 296 f.): „dies ist die Unterweisung {ÖLÖayjj)^ mit welcher uns unser Vater, der heilige Anba Schnudi beständig zu jeder Zeit ^u unterweisen pflegte, und wir haben sie euch, o ihr Söhne, in diesem Augenblicke dargelegt" etc.

3. Während in den verschiedenen Versionen der apost. Kir- chenordnung der Weg des Todes gar nicht beschrieben wird, so findet er sich hier wie in der Didache und im Barnabasbrief, nur etwas kürzer.

Bei einem solchen Thatbestande ist also die Annahme, es handle sich im vorgelegten Texte einfach um einen Auszug aus einer ägyptischen Kirchenordnung, nicht haltbar. Dafür ist nun an zweiter Stelle zu prüfen, ob etwa eine L^eberarbeitung der entsprechenden Stücke der Didache (Apostellehre) vorliegt wie z. B. in dem sog. Syutagma des Athanasius und der Fides Nicaena^). Eine solche Bekanntschaft mit der Apostellehre hätte auch für spätere Zeiten nichts Befremdliches, da diese Schrift wahrscheinlich in Aegypten verfasst wurde und ihre Verbreitung daselbst nach den neuesten Nachweisen von Funk gar keinem Zweifel mehr unterliegt-). Allein hier ist doch das Verhältniss ein ganz anderes. Während jene ächten oder gefälschten Schriften des Athanasius eine völlige Anweisung für das Mönchsleben dar-

1) Beide Stücke bei Äligne t. 28. Athanasius IV col. 835—846. col. 1637— 1Ü44. Vgl. Haniack in Tlieol. Lit.-Zeitung 1887 Nr. 2. Batiffol, Didascalia CCCXVIII Patrum Pseudepigrapha. Paris 1887; Batiftbl-Hyvernat, Studia Patristica. Paris 1890: Le Syntagma Doctrinae dit de S. Athanase.

2) Theologische Quartalschrift' 181)2 S. r)22. 1894 S. 601-604.

Eine bisher unbek. Version d. ersten Teiles d. Apostellehre (Didache). ]'^

bietcD, in welcher die Stellen der Didache nur sozusagen den leitenden Text bilden, so kehrt in unserem Falle der Inhalt der Didache fast wortgetreu wieder. Auch kann man keinerlei Aus- nahmen beobachten, wo die Tendenz der Mitteilung eine Aenderung im ursprünglichen Wortlaut herbeigeführt hätte. Es fehlt auch jede Anspielung auf das Mönchstum, obschon Visa's oder Schnudi's Worte in erster Linie an Mönche gerichtet und die von ihnen aufgestellte Ordnung gerade für Mönche berech- net war.

Der Abschnitt Didache I, 3 II, 1 ist ausgelassen wie bei Barnabas, Pseudo-Athanasius, bei der Kirchenordnung und der lateinischen Version der Didache. Aber auch eine Bekanntschaft mit dem ganzen zweiten Teil der Didache fehlt vollständig. Mann kann höchstens noch eine Anspielung auf Did. VI, 1 finden. Darum muss man sich notgedrungen zur Annahme be- quemen, dass hier bloss jener Teil der Didache, der unter dem Titel „die beiden Wege"' bekannt ist, vorliegt in unserm kopto- arabischen Text, oder besser, dass bei den Mönchen und Klöstern Schnudi's dieses Stück der Lehre von den bei- den Wegen selbständig existirte.

Freilich wird man nicht verlangen dürfen, dass eine Schrift, die ursprünglich jedenfalls in die erste Hälfte des zweiten Jahr- hunderts zurückreicht, uns aber nur in der Uebersetzung einer Version des siebenten Jahrhunderts erhalten ist, unverändert, ohne Abstriche und Zuthaten auf uns gekommen sei. Geradezu notwendige Voraussetzung ist vielmehr, dass ein irgendwie modifizierter Text vorliegt. Wenn freilich nur der kleinste Teil solcher Modifikationen den arabischen Uebersetzer trefi'en mag, der nach Amelineau's Urteil seine koptische Vorlage sklavisch wiedergegeben hat, so lagen solche dagegen dem Kopten, welcher die erwähnte Vorlage komponierte und dazu das Original einer Gredächtnissrede Visa's benützte, überaus nahe. Da nun aber Amel. einen arabischen Text ohne Varianten giebt, während ihm doch solche oftmals zur Verfügung standen, so ist nie genau aaszumachen, ob eine Abweichung des arabischen vom griechi- schen bezw. lateinischen Text durch alle vier arabischen Hand- schriften gestützt wird oder bloss durch eine, oder ob vielleicht der Herausgeber selbst durch Kombination den Text, den er giebt, hergestellt hat. Wir haben uns in der deutschen Ueber-

14

L. E. Iselin.

Setzung noch viel genauer als Amelineau an den arabischen Wortlaut angeschlossen und uns sorgfältig gehütet, zu Gunsten eines Anklanses an bekannte Stellen der Didache irgend eine Konzession zu machen, die nicht durchaus berechtigt gewesen wäre, geschweige denn einen falschen Schein von Verwandtschaft zu erwecken, wo nicht deutlich solche vorliegt. Dennoch wird eine genaue Vergleichung sofort das durchaus überraschende Er- gebniss, das wir soeben mitgeteilt haben, bestätigen,

3. Vergleichung des arabischen Textes mit den bis- her bekannten Versionen.

A. Der Umfang der Schrift.

Bei einer Vergleichung handelt es sich einmal um die voll- ständige griechische Form, wie ihn das Manuscript des Bryen- nios (M) darbietet und um die fragmentarische lateinische Form (Lat.) der Didache, sodann um die verschiedenen Versionen der Kirchenordnung (KO), Avie sie griechisch in den Codices Mos- quensis (Mosq.), Ottobonianus (Ott.) und Vindobonensis (Vind.) und in den Uebersetzungen: Versio Syriaca (Syr.\ Thebaica (Theb.), Memphitica (Memph.), Aethiopica (Aeth.) vorliegen. Die arabischen Versionen der Kirchenordnung, w^elche Grabe, Asse- man und Tattam in Handschriften nachgewiesen haben ^j, haben wir, weil nicht veröffentlicht, nicht vergleichen können.

Wenn wir als Massstab die griechische Form der Didache im Manuscript des Bryennios nehmen, so ergiebt sich folgendes Verhältniss:

Arabischer Text der Vita Schnudi = Did. I. 1. 2; II, 2— IV, 8;

IV, 14C. (V, 1; VI, 1). Lat. (Didache = Did.1,1.2; II, 2—11,6 (fragm.)

KO. Cod. Mosq. = Did.1, 1. 2; 11,2— IV, 8 mit

wenigen Zusätzen und ein-

geschobenemKapitel 14 KO.

KO. Ott. = Did. 1, J . 2 ; II, 2-IV, 8 (IV,

9. 12. 13. 14) mit w^enigen Zusätzen, aber beigefügtem Kap. 14 KO. KO. Syr. = Did. 1, 1. 2; 11, 2— IV, S mit

1) Vgl. HariKick, Lehre der /wölf Apostel S. 194. 195. 19S.

Eine bisher unbek. Version d. ersten Teiles cl. Apostellebre (Didache). 15

reichlichen Zusätzen und

beigefügtem Kap. 3 u. 1 4 KO.

KO. Vind. = Did. 1, 1. 2; II, 2— IV, 8 mit

reichlichen Zusätzen und vermehrt durch KO Kap. 1-3 und 14-30. KO. Theb. Memph. Aeth. ähnlich wie Vind. Barnabas Cap. 19. 20 = Did. I, 1. 2; II, 2— VI, 2.

Syntagma und Fides Nicaena setzen die ganze Didache ausser Did. Kapitel I, 3 II, 1 voraus. Der arabische Text der Vita ist also der kürzeste unter allen Versionen, abgesehen vom Lateiner, welcher nur fragmentarisch erhalten ist. Ob diese Kürze ein Zeichen der Ursprünglichkeit oder der Ueberarbeitung ist, wird aus der Art der Textdifferenzen hervorgehen. Die Weglassung von Did. I, 3 II, 1 ist ihm mit dem Lateiner und mit Barnabas, den drei kürzeren Versionen der KO und mit Äthan, gemeinsam und kann daher nicht ohne weiteres für sekundäre Textüberlieferung sprechen. Andrerseits fehlt, wie schon bemerkt, die Beschreibung des Weges des Todes nicht völlig wie in allen Ueb erliefe run gen der KO, sondern sie findet sich, wenn auch in kürzerer Form als bei Barn, und in der Did. Das spricht für eine relative Ursprünglichkeit des Arabers. Auffallende Besonderheiten in grösserem Massstab sind aber folgende:

B. Motivirte Abweichungen von der Textform der Didache.

II, 5b wird die Wendung der Did. II, 6 : ovx eö?] jiXsovexzrjg^ welche gleichmässig bei Barn. Ap. Const. KO (ausser Mosq.) Lat. bezeugt ist, durch eine längere Anweisung ersetzt, dass man dem Arbeiter seinen Lohn nicht verkürzen solle. Inhaltlich ist diese Stelle abhängig von dem ähnlichen Gebot 3. Mose 19, 13 und 5. Mose 24, 15, wo auch ähnliche Gedankenzusammenhänge vor- liegen. Aber es ist fraglich, ob auf Grund dieser Bibelstellen hier eine ursprüngliche Version korrigirt wurde und so die all- gemeine Warnung vor Habsucht durch ein specielles Verbot ersetzt wurde; denn im Verzeichniss der Laster im soff. Weg des Todes, Did. V, 1 2, wo ein kurzes aber doch ziemlich genaues Gegenstück zum Wege des Lebens gegeben wird, wird ausdrück- lich als eine besondere Kategorie der Sünder aufgeführt: ov

L. E. Iselin,

yivcoöxovreg fiiod^bv 6iyML0övvi]Q und ganz ebenso im Bar- nabasbrief 20, 2. Es ist darum nicht unwahrscbeinlicb, dass ursprünglich in einer, vielleicht sehr alten Form der beiden Wege eine solche Warnung gestanden hat, wie wir sie jetzt in der Version des Schnudi besitzen.

Nach der Warnung vor Habsucht folgt in Did. II, 6 ovöe (XQjia^ ovöh vjioxQLTiiq in Uebereinstimmnng mit Lat. KO. und Const. Dagegen hat unser Text: „sei nicht ein Räuber, nicht ein Dieb, nicht ein Wucherer." Das agjta^ scheint in zwei Syno- nyma aufgelöst und das vjtoxQir/ig in ein öavtLörrjq verwandelt worden zu sein. Letzteres könnte ein Uebersetzungsfehler sein oder ein absichtlicher Zusatz im Hinblick auf 5. Mose 24, 14, wo man das Bedrücken leicht im Sinne des Wuchers fassen konnte wie auch 3. Mose 19. 13^. Allein die Parallele bei Athanasius im Syntagma Doctrinae p. 840. 3. BC, wo es zuerst heisst: ß)) yivov g)iXd()yvQog, firj alöyQoxeQÖTJg, /u?) g^iXoxrrjficov, p) (piXojtlovtog und dann nach einem Zwischensatz (,m^ jtQayfiarevov) fortgefahren wird: totcov fi/) XafAßavs. macht doch auch hier wahrscheinlich, dass irgend eine ältere Version sich mit dem Araber deckte (cf. Fides Nicaena 1641 B xoxovg fi?) ),d^ußav8).

II, 7 „0 mein Sohn, hasse nicht einen Einzigen unter den Menschen" deckt sich genau mit dem ov {^no/ioeig üidvxa avß^gco- jtov der Did. Ap. Const. und KO, aber in den nächstfolgenden Worten weichen alle Versionen und Rezensionen unter einander weit ab. Nur so viel ist allen gemeinsam, dass einerseits vom hliyy^iv, andrerseits vom dyandv des Nächsten die Rede ist. Did. unterscheidet drei Sorten von Sündern (2, 7): ,.die einen sollst du überführen, für die andern beten und andere mehr als deine Seele lieb haben". Damit stimmt so ziemlich KO Ott., die andern Rezensionen der KO dagegen unterscheiden noch eine vierte Kategorie ovg 6\ eXerjösig. Eine Abhängigkeit von Judae 22 f. liegt dabei kaum vor; eher könnte die bekannte Unsicher- heit in der Lesart jener Verse durch unsere Stelle verursacht sein. In den Const. Ap. ist bloss eine Sorte übriggeblieben, denn man liest dort VlI, 5: iXsy^io) sXty^eig rov döeXg)6v öov xal ov X7/tp7] öt' avxbv dfiagriav, xal eXsyys oo(pov xal dyajtij- ö€i öE. Bei Barnab aber findet sich ganz zerstreut 19, 4: ov Xfiinpi] Jigöocojror tXty$,ai xivd tJtl :raQa:TTc6^iaTi. 19, 5: dya- jr/jOtig TOI' jtX7]Oiov oov vjrtg Tt]v xpvyt'iv oov. 19, 11: dg rtXog

Eine bisher unbek. Version d. ersten Teiles d. Apostellehre (Didache). 17

f/i07]ösig T()v jiov7]Qov. In ähnlicher Weise unterscheidet auch Athanasius, Syntagm. 840, 3 C: ayajia jiavra avd^Qcojiov, xal dQf'jVsve ftsra jiavrwv, vmI fi£i)-'cdv ovx svyjj, sl öwarov rb ax 60V, xcoglg atQiöscog (cf. Fides Nie. 1G41 B: xcoQig alQSTLTCcöv). Bei dieser Verschiedenheit kann es nicht auffallen, dass auch die arabische Version ihre Besonderheit hat. Der schwerfällige Satz des vielleicht verdorbenen arabischen Grundtextes lehnt sich formell an Matth. 18, 15 an, vrobei wohl 3. Mose 19, 17 f. zu Grunde liegt. Dem Inhalt nach stellt sich unser Text durch- aus auf die Seite der Didache, besonders wenn man die unmittel- bare Fortsetzung noch in 's Auge fasst. Freilich wird in Did. III, 1: (psvyf- ajio jtavrog Jiovr]QOv xal djto Jtavxbg ofioiov avrov gewöhnlich neutrisch verstanden mit Berufung auf Barn. 4, 1. Aber das ist ein Irrtum. Vielmehr schliesst sich III, 1 ganz enge an II, 7 an und bezeichnet die Grenze, bis zu der die Nächstenliebe zu gehen hat (Vgl. Tit. 3, 10- 1. Tim. 6, 5 und Ath. a. a. 0. ;^cö()fg aigerixcov); denn mit dem ausgesprochenen Übelthäter und unverbesserlichen Sünder soll der Christ keine Gemeinschaft haben, wie auch Matth. 18, 16 f. lehrt. Die maskulinische Fassung liegt zweifellos an unserer Stelle vor wie in KO Mosq. und Const. Ap. VII, 5. Die richtige Parallele aber bei Barnabas ist sicherlich 19, 11: slg xiXog [iLöfiöeLg top jiovriQov.

Obschon in Did. III, 2 10 die Übereinstimmung unserer Ver- sion mit Did. M. fast wörtlich genau ist, so sind doch auch da einige kleinere Abweichungen zu konstatieren. Statt Crjlmxrjg Did. III, 2 und KO (Mosq. Ct]Xeva)v) im Sinne von „eifernd" zu nehmen, wie Harnack thut, möchte ich lieber mit dem Araber „neidisch", „eifersüchtig" übersetzen und zwar besonders auch mit Rücksicht auf das entsprechende C,t]).0TV7iia im Lasterkatalog Did. V, 1. Diese Übersetzung wird auch in Const. Ap. VII, 5 durch die angeführten Beispiele und Ausführungen gefordert.

Dem £Qi6TLx6g III, 2 entpricht genau das „streitsüchtig" des Arabers, dagegen deckt sich dessen „betrügerisch'' nicht mit ^Vfitxog (al. {)^Vfic6örjg, {)^vfiavTix6g, fcavixog, {^-Qaövg) und muss, weil im Zusammenhang nicht passend, als Übersetzungsfehler ■des Arabers angesehen werden. Aber unsere Übersetzung beruht überhaupt auf Konjektur; das Originalwort ist unverständlich.

Ganz isoliert steht die Fortsetzung (III, 4): „Frage nicht: wer

Texte u. Untersuchungen XIII, 1 7

j[§ L. E. Iselin,

ist er? und warum ist er? denn diese Dinge führen zum Götzen- dienst." Im griechischen Texte der Didache steht parallel: fi?] ylvov oicovooxojtog, bjtSLÖy odr^ytl elg xriv elöco/.oZaTQlav. Der identische Nachsatz und der gleiche Zusammenhang an beiden Orten wie auch die biblischen Parallelstellen LXX 3. Mose 19, 26 und 5. Mose 18, 10 führen darauf, in den zwei Fragen unseres Textes einfach eine Umschreibung für das griechische ogvid^o- oxojiBlöd^aL zu erblicken, was auch durch eine anderweitige Be- obachtung nahe gelegt wird. Im Leben Schnudi's findet sich nämlich gelegentlich (p. 436 cf. p. 78. 171) folgende Mitteilung über die Mantik des Vogelfluges:

„Einmal sass mein Vater in einer Versammlung mit einer Menge von Gläubigen, da schrie ein Rabe über ihnen. Nun erhob ein Mann seinen Blick in die Höhe und sprach: Welcher Art ist die gute Nachricht, die du uns berichtest, o Babe? Da seufzte unser Vater, der Prophet, und sprach: 0 diese Unwissenheit, welche über die Menschenkinder Gewalt bekommen hat! Nicht ist unter ihnen der Gutes thue auch nicht Einer. Kennst du denn den, der dir die gute Botschaft von deinem Vater bringt, und woher weisst du die Botschaft? Nein, mein Sohn, du sollst nicht auf die Vögel des Himmels achten und nicht sie beobachten etc."

„Der Beobachter der Stunden" 111, 4 entspricht einem griechi- schen coQOöxojtog, welches Wort höchst wahrscheinlich in der koptischen Grundschrift gestanden hat.

Eine wesentliche Abweichung vom griechischen Text der Didache findet sich erst wieder III, 6, wo M. lautet: fir]Ö£ av&d- Ö7]q, (iT/dh jtovrjQocpQWV, ax jag tovtcov auiävxcDv ßXaog)rj^iat ysvpcöi>zai. Der Ar. giebt dies so: „0 mein Sohn, sei nicht klein- mütig, denke nie an Übles." Nun ist kleinmütig etwa das Gegen- teil von avdaörjg, dennoch ist auch hier die Abweichung nicht unmotiviert, denn Ap. Const. VII, 7 lesen ebenfalls nach avd^aÖ7]g und jiov7]Qo(pQ(Dv: fi?jöh öxX7]()oxagöiog, firjöh {)^vfic66?]g, firjöe fiixQoipvxog, ravta jag jidvra odf/ysl jrgog ßXaog)f/fJLav. Auch KO Ott. hat im Vergleich zu Did. M. den Zusatz von ^vfKDÖfjg und beweist darum indirekt, dass auch fiixgotpvyog nicht einfach eingetragen ist. ^

III, 8 besteht in der Reihenfolge der einzelnen Ausdrücke wie auch im Wortlaut wenig Übereinstimmung zwischen den verschiedenen Versionen. Den Worten f/axQoOvfwg, iXs/jficoi^

Eine bisher unbek. Version cl. ersten Teiles d. Apostellehre (Didachei. 19

<Cixaxog, ^övxiog, ayad-oq in Did. M. und Ap. Const. stehen in KO. 11 gegenüber: fiaxQod^vfioc, kXsrjfKDi;, alQTjvoJtoiog, xad^agoq rfj xaQÖia ajio Jiavroc xaxov, axaxog. ^jovxf^og, ayad-og. Da- gegen hat Barnab. 19, 2: eoi] ajtXovg r?/ xaQÖla; 19, 4: e07] 7'jov- yiog. Die Athanasiustexte 840 D und 1641 D: yivov xaüiuvog xal 7)övXLog. Die arabischen Ausdrücke entsprechen am ehesten den griechischen: 7]c)VXiog^ ftaxgo&^vfiog, eXeriixmv, ajiXovg rfj xagöia bezw. axaxog, dya{^6g. Das darauf folgende: „dich fürch- tend und zitternd vor dem Worte Gottes und vor seinen Geboten" entspricht dem (pvlaoöcov xal rgsficov rovg Xoyovg ovg 7jxovöag in KO. Als weitere Parallele sei hier Acta Pauli et Theclae Cap. 6 (ed. Lipsius, Acta apostol. apoc. I, 239) erwähnt, wo unter den dem Paulus in den Mund gelegten Makarismen auch der Satz vorkommt: (laxagioL ol rgifiovreg ra Xbyia rov d^sov xal (pvX- Xaööovreg avzov zag evroXäg, ort avzol jtaQaxX7]&7]oovzai (nach Cod. M. Vatic. 1190).

In III, 9: Sei nicht stolz in deiner Seele, sondern sei stets demütig, wo Did. und Ap. Const. lesen: ovx vipojösig oeavzov ovöe öcoösig rij ^^^XV ^^^ ^Qaöog, geht der Araber mit dem Barnabasbrief (19, 3): ovx '^V^o^osig ösavzop, £(J^ 6s zajiuvocpQmv xaza jiavza.

Die wichtigste Änderung oder besser Abweichung vom her- kömmlichen Text liegt unstreitig in IV, 1 vor. Hier reden alle Versionen und Recensionen von der Ehre, die man denen schuldig ist, die das Wort Gottes lehren. Sie versteigen sich dabei z. T. zu starken Forderungen, z. B. zov XaXovvza 001 zov loyov zov ^sov dyajt7'j66ig mg x6q7]v otp&aXfiov öov zifi7]ö£ig mg xvQLOv fiv7]öü^7]07] avzov vvxza xal i^fiagav. Diese pleonas- tischen Vorschriften haben etwas Auffallendes an sich. Auch scheint in einer Version durchzuschimmern, dass ursprünglich nicht von den Lehrern, sondern von der Lehre die Rede war (vgl. Barn. 19, 10: fiV7]öO^Tj07j 7)n^Qav xgiösmg vvxzog xal t]fit- ^örg). Unter keinen Umständen darf man die Abweichung des Arabers für zufällig oder für eine absichtliche Abschwächung ansehen. Die Einfügung einer Stelle, wie sie der Text der Di- dache bietet, in das Grandgesetz der Mönche von Athribis lag ja auf's höchste im Interesse der mönchischen Disziplin und der Autorität des Vorsteheramtes. Vielmehr bleibt keine andere An- nahme übrig, als dass die Version, die A^isa vorlag, keinen be-

OQ ^ L. E. Iselin,

sonderen Paragraphen über das Anselin der Lehrer hatte, sondern einen solchen über die Verpflichtung zum Lesen des Gotteswortes. AVenn nun grössere Einfachheit auch schon ein Beweis für höheres Alter wäre, so würde hier jedenfalls die ursprünglichere Fassung bei dem Araber vorliegen. Auch könnte eine Empfeh- lung zum häufigen Gebrauch des Wortes Gottes in einer jüdi- schen Schrift über die beiden Wege sehr wohl gestanden haben (vgl. Psalm 1, 2. Sirach 6, 36). Dagegen reichen die Parallelen, die man aus dem Sirachbuche (7, 30 ff.) anführt zur Rechtferti- gung der Forderung im Didachetext, doch lange nicht an eine solche Verehrung der Lehrer, wie sie dort als Pflicht aufgestellt wird. Erscheint IV, 1 als einfach und ursprünglich, so macht dagegen IV, 2 des Ar. den entgegengesetzten Eindruck. Aller- dings ist es mehr als fraglich, ob man bei dem Ausdruck ..Rein- heit" sofort an Orthodoxie zu denken hat, und die Auffassung von Amelineau ist sicher falsch. Reinheit wird vielmehr einfach dem ayioc der Did. entsprechen; auch zeigt die Konstruktion des Nachsatzes im Arabischen, dass im Vordersatz ein Abstrak- tum statt eines Konkretum gebraucht wurde. Bei alledem bleibt doch der Eindruck, dass hier ein einfacherer Text, sei es durch den Übersetzer, sei es durch den Herausgeber, etwas verändert worden ist, und es ist gerade in einem solchen Falle sehr zu be- dauern, dass Amel. keine Varianten mitgeteilt hat. Dagegen ist, um das noch nachzuholen, der Passus in IV, 1: ..weil der Herr an einem Orte wohnet, wo man seines Namens gedenkt", obschon er vom Text der Didache M. abweicht, doch begründet durch die Fassung in Const. Ap. VH, 9: ojtov yüQ ?/ jitgl d^eov öiöaoyM/Ja. exsl 6 &s6q jiccgeöTtv.

Während kleine Abweichungen vom gewöhnlichen Wortlaut der Did. M. in IV, 6 7 einfach auf Rechnung des arab. Über- setzers zu schreiben sind, enthält IV, 8 Arab. eine recht eigen- tümliche Wendung. Das griechische: ovx avaOTQa(pi)ö}} xoir tvötöiisvov. övyxotrcovf'jOeig Öh Jicwxa xm döeXfpqy öov xal oitc tQ8iQ 16 La sirai wird in der neuen Version so ausgedrückt: Wende nicht dein Gesicht vom Armen weg, sondern gieb ihm gemäss deinem Vermögen, und geselle dich zu jedem Betrübten und zu jedem, der deiner bedarf. Die letzte Wendung hat keine direkte Parallele in einer andern Version, doch liest KO. Ath.: ..habe Gemeinschaft mit den Armen". Achtet man aber auf die Be-

Eine bisher unbek. Version d. ersten Teiles d. Apostellehre (Didache). 21

Schreibung des Weges des Todes (Diel. V, 2), wo es heisst: di^a- öTQ£q)6fievoL zov evöeofisvov, yMxajzovovvxsg rov ^ZißofJtvov^ und weiter vorn: ovx i-Xeovvrsg jiTwyov^ ov jtovovvreg tJil xara- jiovovfiavqj (cf. Barn. 20, 2), so liegt die Annahme doch nahe, dass in dem Wege des Lebens nicht bloss das Verhalten gegen den Armen, sondern auch das gegen den Unterdrückten und Be- trübten ausdrücklich besprochen worden sei.

Da, wie bereits bemerkt, eine Parallele zu Did. IV, 9 14 fehlt, ebenso wie in KO Mosq. Syr. Vind., so schliesst der Weg des Lebens mit einer kurzen Schlussermahnung. Daran reiht sich die Beschreibung des Weges des Todes, welche summarisch aber noch kürzer gehalten ist als in Did. M. und Barn. Auch geht hier der ursprüngliche Wortlaut der Rede Schnudi's ziem- lich verloren, wie eine Vergleichung der vorhandenen Versionen zeigt. Doch entsprechen die Merkmale des Todesweges beim Ar.: Fluch, Mord, Plünderung, Entführung, Heuchelei und jede verderbliche That, den griechischen Ausdrücken: Tcardgag fieörrj, (povoL, xXojtai, aQjtayai. vjioxQiosig, jiav^afiaQTriToi, die sich in derselben Reihenfolge in Did. M. vorfinden. Auch in den Schluss- worten, die so gut übersetzt worden sind, als es der schlimme arabische Text erlaubte, blickt bei dem: „auf dass nicht Jemand irre gehe", das ft/j rig jtXav//ö7] des M. VI, 1 durch. Dann aber hört, mit den angeführten Worten Schnudi's, jede Berührung mit der Didache plötzlich auf.

C. Sekundäre Abweichungen.

Hier sind vorerst einige Zusätze zu erwähnen, die durch keine anderen Versionen gestützt sind und nichts Wesentliches zum Inhalte hinzufügen, sondern mehr eine Erweiterung und eine umständlichere Ausdrucksweise genannt werden müssen. Sie gehen wohl samt und sonders auf den koptischen Schrift- steller zurück, welcher die Rede Visa's kopierte und dabei er- weiterte. Die wichtigeren Stellen sind folgende:

I, 2. Die Fassung des Gebotes der Gottesliebe in deutlicher Anlehnung an Luk. 10, 27.

II, 3. „auf dass nicht der Herr über dich zürne." II, 6. „denn der Stolz ist verwerflich vor Gott."

II, 6. „hast du es gethan, dann wirdihn Gott mehr lieben als dich." II, 7. „weil sie das Abbild Gottes und ihm ähnlich sind."

22 L. E. Iselin,

III, 1. „damit nicht dein Leben verkürzt werde und du vor der Zeit sterbest", mit Anlehnung an Sprüche 10, 27 und Sirach 30,24.

III, 4. „weil Wehe, Klage, Angst und Schrecken bei solchen einkehren."

III, 9. „denn durch die Demut ist David, der Prophet, mehr- mals errettet worden."

IV, 1. „er ist würdig der Huldigung und sein Lob währet in Ewigkeit."

IV, 2. „und an ihren wohlthuenden Berichten." IV, 3. „und den Sünder wegen seines Vergehens." IV, 5. „hüte dich solches zu thun." IV, 7. „der Herr Jesus, der Vergeber der Sünden." Gänzlich willkürlich ist endlich die häufige Anredeformel: „0 mein Sohn."

Unter dieselbe Kategorie von sekundären Abweichungen rechne ich sodann folgende Stellen, welche m. E. Fehler des arabischen Übersetzers oder Korrekturen desselben auf Grund eines unverstandenen koptischen Grundtextes sind:

II, 2. „du sollst nicht ein Weib abortieren lassen durch irgend eine Arznei", wo der Araber aus den urspr. getrennten Ausdrücken ov (paQiiaxevöeLQ, ov cpovevosig rbxvov ev (fd^oga ein einziges Gebot gemacht hat

III, 3. „aus diesen Dingen entsteht falsches Zeugnis." Der Araber hatte fior/sla schon vorher erwähnt.

III, 4. „durch solches kommt ja der Mensch Gott nicht nahe " Das ist eine Umschreibung für das gleichfalls bereits angeführte döcoXolaTQia des griechischen Textes.

III, 5. „denn von diesen Dingen kommt der Mord her." Un- streitig ist xXojiaL des Griechen richtiger.

III, 9. „an den Reichen" statt (lera vrp7]Xwv (so Did. u. Barn.); aber im Lasterverzeichnis liest auch Did.: jtXovolcoif jtaQccxhjToi.

Ungewisser sind endlich einige andere Stellen.

II, 3 fehlt die Parallele zu ov fzvrjor/cax/ioetc, aber es ist unsicher, ob dies bei allen Handschriften Amel.'s der Fall war. Hier könnte ebenso gut eine Nachlässigkeit des koptischen Schrei- bers als eine solche des arabischen Kopisten, ja selbst des fran- zösischen Herausgebers vorliegen; denn das unmittelbar darauf folgende: „und hüte dich" in Arab. II, 4, ist jedenfalls nicht irgend eine Entstellung eines anderen Wortes, weil auch die Athanasius-

Eine bisher unbek. Version d. ersten Teiles d. Apostellehre (Didache). 23

Versionen schreiben (837 A. 1639 D): g)vXaTTSO0-al rs p] elvai ölZoyov.

II, 1 ist die numerische Aufzählung der Gebote angefangen, aber sie wird nicht fortgeführt. Im Koptischen und so auch in der arabischen Übersetzung wird immer bloss mit „und" verbunden.

IV, 4 ist das schwerverständliche ov öi^pvx^jöeig jiotbqov förac rj ov weggelassen wie in KO Mosq.

IV, 5 ist der Arab. formell abhängig von Sirach 4, 31.

In diesen letzten Fällen kann ebensowohl der koptische Uber- arbeiter der ursprünglichen Lobrede Visa's wie der arabische Übersetzer sich Freiheiten gestattet haben.

4. Ergebnis.

Auch wenn man den umstand, dass bloss eine Superversion aus verhältnismässig später Zeit vorliegt, durchaus in den Vorder- grund stellen will, so bleibt doch der grosse Wert dieser neuen Version für die Geschichte und Kenntniss der Apostellehre und der damit verwandten Literatur bestehen. Sie ist das erste Bei- spiel für die Selbständigkeit der Schrift von den beiden Wegen, wobei auch der Weg des Todes mit eingeschlossen ist. Sie be- weist aufs neue, dass die Version dieser Schrift in der Didache M. nicht eine primäre ist. Sie spricht für die grössere Origi- nalität der kürzeren Versionen der Kirchenordnung besonders für die Form des Cod. Mosq. Sie enthält einen selbständigen, man- nigfach ursprünglichen Text. Sie hat mehr noch als die anderen Versionen jüdische Färbung. Sie bezeugt auf's neue, dass das Vaterland dieser Literatur Ägypten ist.

Zusätze.

1. Anklänge an die Petrusapokalypse.

Vita Schnudi arab. p. 331:

„Und unser Vater, der Heilige, war ein Prophet, der unter seiner Hand 2200 Mönche und 1800 Nonnen hatte, ohne die Novizen und die Diener mitzuzählen, und unser Vater pflegte für sie alle zu beten, dass nicht eine Seele verloren gehe, denn alle seine Sorge ging darauf aus, Fürbitte zu thun für die Seelen der Menschen. Darnach kam der Engel des Herrn zu ihm und nahm ihn bei seiner rechten Hand mitten in der Nacht und gieng mit ihm hinweg, um ihm alle Züchtigungen zu zeigen

24 L- E. Iselin,

und den Ort, wo man sie erduldet. Und als der Engel ihn diese Orte durchlaufen liess, sah er dort unten Jungfrauen, welche man züchtigte und er sprach: Was ist ihr Vergehen? Warum sind sie in diesem grossen und unauslöschlichen Feuer? Und man erzählte ihm und sagte ihm: Sie sind jungfräulichen Leibes, aber ihre Zungen waren spitzige und zweischneidige Schwerter. Sie durchstreiften alle Orte und raubten den Menschen ihren guten Namen durch jede Art von Verleumdungen [p. 332], da- rum, wegen ihrer Zungen, peinigt man sie."

Die Fortsetzung kann man in der hier ziemlich genauen franzö- sischen Übersetzung p. 332 333 finden und hierzu die kleine Aus- gabe p. 147 vergleichen. Man sieht daraus, dass der Verfasser die Petrusapokalypse kennt, wenn er sie auch nicht wörtlich zitiert und, wie es eben seine Gewohnheit ist, absichtlich verschweigt, woher er seine Kenntnisse hat, da es ihm ja darauf ankommt, seine eigene Person in einem möglichst wunderbaren Lichte zu zeigen. Aehnlicher Art ist eine andere Stelle im arabischen Text p. 396, wozu man die koptische Version p. 48 vergleichen möge :

„Und einmal ersaun gegen meinen Vater eine Lüge ein götzendienerischer und sehr heuchlerischer Mann, dessen Name Casius war, und er trat mehrere Male gegen den Herrn Christum auf. Aber mein Vater verbot es und sagte ihm: „Deine Zunge wird an deiner grossen Zehe angebunden werden tief unten in der Totenwelt". Darauf legte sich dieser Heuchler hin [starb] und der Heilige bezeugte uns: .,Wahrlich, ich habe ihn in der Totenwelt gesehen, wie seine Zunge an seine grosse Zehe au- gebunden war und er sich in gar schwerer Pein befand, indem man ihn ohne Erbarmen züchtigte."

Die Berührung mit Ap. Petri 22 (ed. A. Harnack 1893) ist unverkennbar, obschon auch hier keinerlei Zitat vorliegt. Man beachte auch die Parallele für die Strafe der Lästerer in Pistis Sophia, p. 3S0, 385 (ed. Scliwartze). Weitere Parallelen zu dieser wie zu anderen Stellen der Ap. Petri werde ich bei anderer Ge- legenheit nachweisen. Nocb allgemeinerer Art sind gelegent- liche Schilderungen vom Zustand der Seligen und Verdammten in Vita Schnudi arab. p. 347:

„Was das Kennzeichen der Sünder betrifft, so werden ihre

Eine bisher unbek. Version d. ersten Teiles d. Apostellehre (Didache). 25

Leiber die Farbe des schwarzen Kotes ^) haben und der Gestank ihrer Sünden wird sich weit verbreiten. Was die Wahrhaftigen anlangt, so werden ihre ^Gesichter glänzen wie- die Sonne im Königreich ihres Vaters und der Duft ihres Wohlgeruches wird sich weit verbreiten wegen ihrer frommen Thaten. Ihrer werden sich die Engel freuen und werden sie mit herrlichen Gewändern bekleiden.

Hier wmrde man überhaupt von einer Beziehung auf die PetrusofPenbarung absehen, würden nicht die vorher angeführten Stellen dafür sprechen und wäre nicht eben das Papyrusfragment, welches diese Apokalypse enthält, in nächster Nähe von Athribis nämlich in Akhmim gefunden worden. Der oben erwähnte Casius p. 396 oder Gesios, wie er im koptischen Texte heisst (p. 48. p. 66. Vgl. kleine Ausgabe p. 309 ff-, p. 327 f.), war das Haupt der heidnischen Bevölkerung in Akhmim. Eine Ab- hängigkeit dieser Vorstellungen über den Zustand des Jenseits von den Angaben in Ap. Petri 7 17. 21 ist darum höchst wahrscheinlich. Immerhin bleibt die Ausbeute für die Kenntniss dieser jüngst erst entdeckten und immer noch in unvollständiger Form bekannten Apokalypse eine geringe. Die eigentliche um- fangreiche in der Vita Schnudi (gr. Ausg. p. 340 346, cf. introd. Lin LVI) enthaltene Apokalypse, von der sich Krüger viel ver- sprochen hatte ^), hat mit der Petrusoffenbarung nichts gemein; sie geht an einigen Stellen auf die koptische Apokalypse des Sophonias zurück, ist aber im ganzen eine selbständig kompo- nierte Arbeit mit Bezug auf die Verhältnisse Aegyptens im VII. Jahrhundert.

2. Ein bisher unbekannter Ausspruch Jesu über Petrus.

[Am. p. 312 Text, arab.] „Sodann setzte er [Schnudi] auch eine Rede auf voll von Worten des Tadels, der Traurigkeit und der Zerknirschung über die Zeit des Todes und des Abscheidens der Menschen. Daraus zogen viele Leute Nutzen, aber die Un- o'läubiscen zweifelten und erkannten Gott nicht. Dies kam nun vor die Leute zu Alexandria; da nahmen sie die Rede, nämlich

1) Amelineau: gäte, in der kl. Ausg. unrichtig : de la couleur du Messie noir (p. 236); arab. el-masih, also „was abgewischt wird", „Schweiss", aber wegen der Beifügung am ehesten „Kot".

2) Th. Lit.-Zeit. 1889 p. 33.

2(^ L. E. Iselin,

das Wort unseres Vaters, des Heiligen, und zogen damit vor die Leiber der Apostel Petrus und Paulus nacli Rom. denn der Herr Christus hat [zu Petrus] gesagt: „Wahrlich dein Auge wird in Ewigkeit nie geschlossen werden für das Licht dieser Welt" [p. 313]. Und jenes geschah, wie unser Herr Jesus Christus verheissen hatte. Darum hatten sie seinen Körper ganz verhüllt, ausgenommen sein Antlitz, und so blieb es, wie der Herr gesagt hatte. Als sie nun das Buch an die Leichname der reinen Apostel herangebracht hatten, streckte der Apostel seine Hand aus den Leichentüchern heraus, nahm es, küsste es dreimal und sprach: „Sei gegrüsst bei deiner heutigen Ankunft hieher, o unser Freund, du Lehrer und reiner Apostel! Der Lehrer Paulus ist der dreizehnte Jünger geworden und du also der vierzehnte. Du wirst sitzen und richten deine Söhne, die Mönche, weil dich die Heiligen dazu eingesetzt und dich dessen würdig erachtet haben". Als nun die Leute dies gehört und Gott gepriesen hatten über das, was der reine Apostel gesprochen, über die Lehren des heiligen Vaters, siehe da priesen viele von den Rechtgläubigen Gott und seinen Heiligen um deswillen, was sie als Zeugen gesehen hatten und was in der grossen Stadt Rom geschehen war."

Dieses nicht uninteressante Agraphon ein petrinisches Seitenstück zu Joh. 21, 23 lässt sich sonst nirgends nach- weisen. Es ist daher nichts als eine Vermutung, dass es dem Evangelium der Aegypter entnommen sein könnte. Da indessen in diesem Agraphon gerade ein apokryphes Wort an Petrus er- halten ist und, wie schon oben bemerkt, Akhmim die Fund- stätte der Bruchstücke des Evangeliums und der Apokalypse des Petrus, unweit vom eigentlichen Schauplatze der Thätigkeit Schnudi's und Visa's ist, so liegt die Annahme noch näher, diese Tradition sei dem alten Petrusevangelium entnommen.

3. Die Beiträge zur Legende über das Leben des Herrn.

a. [p. 333]. „Und es sprach der Erlöser [in der Vision] zu unserm Vater, dem Wahrhaftigen: ,.Belehre deine Kinder, die Nonnen und die Übrigen, dass sie nicht einen solchen Weg zu solchem verderblichen Leiden wandeln". Da sprach der Wahr- haftige: ,Jch habe die Entscheidung getroffen, o Herr, dass meine Kinder Jerusalem besuchen, dass sie vor deinem heiligen Kreuz

Eine bisher unbek. Version d. ersten Teiles d. Apostellehre (Didache). 27

niederfallen und am Orte der Spuren deiner Füsse, auf dass sie sich reinigen*'.

Hierzu vergleiche man, was A. Resch in seinen Agrapha (Texte u. Unters. V, 4) S. 458 aus einem Bericht des XV. Jahr- hunderts über die angeblichen Spuren der Füsse Jesu in einem Pflasterstein im Chor der Kirche des heiligen Grabes mitteilt.

b. [p. 468]. Da antwortete ihm der Herr, der Erlöser: „Heil dir, o mein Auserwählter Schnudi, dir wird Glück widerfahren. Wie lange hat es gedauert, dass du von Schmerz zerrissen wärest um meinetwillen und meines Kleides willen, so wie auch [zer- rissen war] meine Tunica, über welche die Juden das Loos geworfen und einen Teil davon unter sich geteilt haben, während sich ein solcher [anderer Teil] samt anderen Kostbarkeiten in den Schätzen der Könige befindet. Zuletzt aber werden sie ^) sich zeigen in der Stadt Akhmim. Dann, wenn du dich zur [letzten] Ruhe gelegt hast, wird in Wahrheit ein Engel vor deinem Kinde Visa hergehen, wird sie ihm zeigen und sie zu deinem Leichnam bringen, um dir Ehre zu erweisen auf ewig".

Aus dem Zusammenhange ergiebt sich das Verständniss dieser seltsamen Stelle. Schnudi ist sterbenskrank und der Erlöser er- scheint ihm und unterhält sich mit ihm an seinem Lager. Er hatte den Wunsch ausgesprochen, noch das Konzil in Chalcedon besuchen zu dürfen, aber der Herr erklärt ihm, auch dort werde sein Name gelästert wie einst Arius gethan habe. Damals sei er, der Erlöser, dem Patriarchen Petrus von Alexandria, dem letzten Märtyrer erschienen: „mein Kleid war zerrissen und die zwei Teile desselben hielt ich zusammen um meine Blosse zu bedecken. Mein treuer Diener Petrus fragte mich: Wer hat dein Kleid zerrissen, o mein Herr? Und ich sprach zu ihm: Arius hat es zerrissen, indem er mich vom Vater und vom heiligen Geiste weggerissen hat." Schnudi als strenger Monophysite drückt darauf seine heftige Entrüstung aus. Gewissermassen als Lohn und als Sinnbild seiner Rechtgläubigkeit sollen nun an seinem Leichnam durch Engelshände die zwei Teile des zer- rissenen Rockes Christi wiedervereinigt werden. Dass der Leich- nam geradezu darein eingewickelt werden soll, wie Amelineau übersetzt, steht nicht im Text. Hieraus ergiebt sich, was ge-

1) Vermutlich beide Teile der Tunica.

28 L. E. Iselin,

meint ist unter dem Ausdruck oben: „dass du von Schmerz zer- rissen wärest um meinetwillen und meines Kleides willen." Für unseren Zweck ist folgendes zu beachten: Über den Rock des Herrn existierte in der Umgebung Schnudi's eine Lokalsage, dass der Rock Jesu nach Akhmim gekommen sei, was sonst nirgends berichtet wird. Eine andere Legende, wonach ein Teil des Kleides ,,in den Schätzen der Könige'" sich befinde, ist auch anderweitig bezeugt, denn aus dem syrischen Buch der „Schatzhöhle" (ed. Bezold 18S3, S. 65) erfährt man, dass der Rock des Herrn an den „König Tiberius" gekommen sei. Wichtiger als dies ist jedoch die hier zu Grunde liegende Version der Passionsj]feschichte. Ausdrücklich werden die Juden, nicht die Kriegsknechte, genannt, die den Rock des Herrn verlosen, und ebenso deutlich w^ird erwähnt, dass er in zwei Teile zerrissen worden sei. Das steht in Widerspruch mit dem kanonischen Bericht über die Kleider und den ungenähten Rock, stimmt aber mit der Relation des Petrusevangeliums, wo es 'einfach heisst v. 12: xa\ re&tixoTeg [sc. oc lovöalot cf. v. 1] evöviiara 'ifiJtQOO^^^ev avrov öisfjeQioavro y.al /.ayjiov IßaXor hjt avTOlg (Vgl. Harnack, Bruchstücke des Evangeliums und der Apokalypse des Petrus 1893 S. 9).

c. Schliesslich sei noch auf eine Legende über den Auf- enthalt der Maria und des Jesuskindes in Aschmunein *) aufmerksam gemacht, wo schon das kleine Christuskind seine Gottheit durch vielfältige Heilangswunder beweist. Der koptische Text findet sich auf Seite 80, der arabische auf Seite 438 der Vita Schnudi. Zu letzterem geben wir hier die Übersetzung, da sie bei Amelineau unvollständig ist und die Stelle überhaupt für das Lebensbild Schnudi's typisch ist.

[p. 437J. „Einmal wanderte mein Vater mit dem Erlöser durch die Wüste. Da fand er das faulende Gerippe eines Mannes, das in die Erde geworfen war bei einem Berge-). Da warf sich mein Vater vor dem Herrn nieder und sprach : „Es sind nun viele Jahre her, dass ich bei diesem daliegenden Toten vorbei- gehe und den wahren Grund seiner Lage nicht kenne". Da

1) Aschmunein, in der kopt. Version 8cbmun. liegt nördlich von Asiut, gegenüber von Melawi-el-Ariscli und ist das alte Hermopofis Magna, jetzt Kschmun.

2) Der aral). Text ist nach dem koptischen durch Amel. korrigiert.

Eine bisher unbek. Version d. ersten Teiles d. Apostellehre (Didache). 29

erweckte der Herr den Toten wie einen, der aus dem Schlafe erwacht. Der warf sich vor dem Erlöser nieder und er sprach zu ihm: „Erzähle alles, was dir geschehen ist, meinem Auser- wählten Schnudi". Es antwortete der Tote und sprach: „Siehe, ich war ein Mann von den Bewohnern Asiut's, ein Glasarbeiter; mit meinen Genossen betrieb ich diesen Beruf. Da machten wir uns auf und wanderten aufwärts in der Richtung nach Süden und kamen in die Landschaft Akhmim, um darin zu bleiben und daselbst unserer Beschäftigung nachzugehen. Und nach wenigen Tagen wurde mein Leib angegriffen und die Krankheit nahm an mir zu, während ich mit ihnen zusammen war, und das Un- vermeidliche wurde über ihn [den Leib] verhängt. Da warfen sie mich unter diese Scherben und gingen ihres Wegs, weil ich unter ihnen keinen leiblichen Verwandten hatte". Da sprach mein Vater zu ihm: „Glaubst du, dass der Erlöser ist zur Welt gekommen in jener Zeit?" Es antwortete der Glaser und sprach: „Ja es ist zu uns ein Bericht gelangt von den Vorübergehenden, dass ein Weib nach Aschmunein hereingekommen ist, an ihrem Busen ein kleines Kind, und so oft jenes Kind zu Jemand sprach, ging es in Erfüllung und erwies sich als richtig, und man hat uns berichtet, dass es die Toten auferweckte, die Gelähmten aufstehen machte, die Ohren der Tauben öffnete, den Stummen reden Hess und die Augen der Blinden öffnete. Als ich nun dies gehört hatte, entschloss ich mich in meinem Herzen, ein Schiff zu besteigen und nach Norden zu reisen und ihn anzu- beten, da hielten mich aber die Sorgen dieser eiteln Welt zu- rück". Darauf nun warf er sich vor dem Erlöser nieder und sprach: „Dass mich dein Erbarmen erreichen möchte, o Herr, und dass du ihm nicht mehr erlauben möchtest, mich in die Strafe zu werfen!"' Ferner: „Wehe mir! Warum denn wurde mir nicht der Leib meiner Mutter zum Grab, bevor ich in diese schmerzliche Strafe fiel?" Da erbarmte sich der Herr über ihn und sprach zu ihm: „Nachdem du mich und meinen Knecht Schnudi gesehen hast, so wirst du Ruhe und Ausruhen finden bis zum Tage des gerechten Gerichts". Da schlief der Tote wieder ein und wurde wie zuvor. Und der Herr^ der Erlöser, wanderte mit meinem Vater, bis er zu seiner Wohnung gelangte, welche in der Wüste liegt, indem sie sich über grosse Geheim-

30 L. E. Iselin, Eine Version cl. 1, Teiles d. Apostellehre (Didache).

nisse besprachen. Darauf stieg der Erlöser zum Hiromel empor, während ihn die Engel priesen."

Zu diesem Legendenstoff vergleiche man das arabische Evan- gelium infantiae Salvatoris Cap. XI XXV (bei Tischendorf, Evang. apocr. ed. IL lS76j und das Evangelium Pseudo-Matthaei Cap. XXll in der Version des Codex D (bei Tischendorf 1. c), ausserdem die Bemerkungen bei Thilo, Codex apocryphus N. Testamenti 1832 p. XXX VII. f. Amelineau verweist auch auf eine koptische Rede des Theophilus von Alexandria über den Besuch der h. Familie in Moharraq. Aber auch Salomon von Bassora weiss in seinem ,.Buch der Biene" (ed. Budge. Kap. 40j vom Einzug der Maria und des Kindes in der Stadt Hermopolis zu erzählen.

Druck von August Pries in Leipzig

VI,

4.

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1.

VII,

2.

VII,

3/4

VIII,

1/2

VIII,

3.

VIII,

4.

A^erlag der J. C. HINRICHS'schen Buchhandlung in Leipzig.

Band I— V, 3 auf Seite II des Umschlages. V, 4. Ägrapha. Aussercauouische Evaiigelieufragmente, gesammelt u. untersucht von Alfred Resch. ~ Anhang: Das Evangelien fragment von Fajjum von Adolf Harnack. XII, 520 S. 1889. M. 17

VI, 1. Die Textüberlieferuug der Bücher des Origenes gegen Celsus in den Hand- schriften dieses Werkes und der Philokalia. Prolegomena zu einer kritischen Ausgabe von Paul Kötschau. YII, 157 S. u. i Tafel. 1889. M. 5.50 VI, 2. Der Paulinismus des Irenaeus. Eine kirchen- und dogmengeschichtliche Unter- suchung über das Terhältnis des Irenaeus zu der Paulinischen Briefsammlung und Theologie von Jobs. Werner. V, 218 S. 1889. M. 7

VI, 3. Die gnostischen Quellen Hippolyts in seiner Hauptschrift gegen die Häretiker von Hans Staehelin. Sieben neue Bruchstücke der Syllogismen des Apelles. Die Gwynn'schen Caius- und Hippolvtus-Fragmente. Zwei Abhandlungen von Adolf Harnack.

III, 133 S. 1890. - M. 4.50 Die ältesten Quellen des orientalischen Kirchenrechts. 1. Buch:

Die Canones Hippolyti von Hans Achelis. VIII, 295 S. 1891. M. 9.50

Die Johann es- Apokalypse. Text kritische Untersuchungen u. Textherstellung von Bernh. Weiss. VI, 225 S. 1891. M. 7

üeber das gnostischeBuch Pistis-Sophia. Brod u. Wasser: die eucharistischen Elemente bei Justin. 2 üntersuchgn. von Adolf Harnack. IV, 144 S. 1890. M.4.50

Apollinarios von Laodicea. Sein Leben u. seine Schriften. Nebst e. An- hang: Apolliuarii Laodiceni quae supersunt dogmatica. Von Jobs. Dräseke. XIV, 494 S. 1892. M. 16

Gnostische Schriften in koptischer Sprache aus dem Codex Brucianus heraus- gegeben, übersetzt u. bearbeitet von Carl Schmidt. XII, 692 S. 1893. M. 22

Die katholischen Briefe. Textkritische Untersuchungen und Textherstellung von Bernh. Weiss, VI, 230 S. 1892. M. 7.50

Die griechische Übersetzung des Apologeticus TertuUians. Medicinisches

aus der ältesten Kirchengeschichte. Zwei Abhandlungen von Adolf

Harnack. III, 152 S. 1892. M. 5

IX, 1. Untersuchungen über die Edessenische Chronik. Mit dem syrischen Text

und einer Übersetzung herausgegeben von Ludwig Hatlier. VI, 170 S.

Die Apologie des Aristides. Aus dem Syrischen übersetzt und mit Beiträgen zur Textvergleichung und Anmerkungen herausgegeben von Richard Raabe.

IV, 97 S. 1892. M. 8.50 Bruchstücke des Evangeliums und der Apokalypse des Petrus von Adolf

Harpack. Zweite verbesserte u. erweiterte Aufl. VIII u. 98 S. 1893. M. 2 Die Apostelgescliichte. Textkritische Untersuchungen und Textherstellung

von Bernh. Weiss. 313 S. 1893. M. 10

Aussercanouische Paralleltexte zu den Evangelien gesammelt u. untersucht

von Alfred Resch.

1. Textkritische u. quellenkritische Grundlegungen. VII, 160 S. 1893. M. 5

2. Paralleltexte zu Matthäus und Marcus. VIII, 456 S. 1894. X. M. 14.50 Das Kerygma Petri. Kritisch untersucht von Ernst von Dobschütz. VII. 162 S.

1893. M. 5

Acta SS. Nerei et Achillei. Text u. Untersuchung von Hans Achelis. IV, 70 S.

1893. M. 3 Das ludulgenz-Edict des römischen Bischofs Kaliist kritisch untersucht und

reconstruiert von Ernst RolfFs. VIII, 139 S. 1893. M. 4.50

Textkritische Studien zum Neuen Testament von Wilhelm Bousset. VIÖ,

144 S. 1894. M. 4.50

Der Chronograph aus dem zehnten Jahre Antonius. Von Adolf Schlatter.

IV,. 94 S. ZurÜberlieferungsgeschichte der altchristlichen Litteratur. VonAdolf Harnack.

32 S. 1894. M. 4

Tertullian's Gegen die Juden auf Einheit, Echtheit, Entstehung geprüft von

E. Noeidechen. IV, 92 S Die Predigt und das Brieffragment des Aristides auf ihre Echtheit unter- sucht von Paui Pape. 36 S. 1894. M. 4 Ignatius von Antiochien als Christ und Theologe. Eine dogmengesehicht-

liche Untersuchung von Eduard Freiherrn von der Goltz. X, 206 S. Griechische Excerpte aus Homilien des Origenes von Erich Klostermann. 14 S.

1894. M. 7.50 Urkunden aus dem antimontanistischen Kampfe des Abendlandes. Eine

quellenkritische Untersuchung von Ernst Rolffs. VII, 167 S. 1895. Zur Abercius-Inschrift von Adolf Harnack. 28 S. 1885. M. 6.50

Eine bisher nicht erkannte Schrift des Papstes Sixtus II. vom Jahre 257 '8.

Zur Peti'usapokalypse , Patristisches zu Luc. 16, 19. Von Adolf Harnack.

78 S. 1895. Eine bisher unbekannte Version des ersten Teiles der Apostellehre (Didache).

Gefunden und besprochen von L. E. Iselin in Riehen. Übersetzt von A. Heusler

in Basel. 80 S. 1895. M. 3.50

IX,

2.

IX,

3/4

X.

XI,

1.

XI,

2.

XI,

3.

XI,

4.

XII,

1.

XII,

2.

XII,

3.

xn.

4.

XIII,

1.

TEXTE UND UNTERSUCHUNGEN

ZUR GESCHICHTE DER

ALTCHRISTLICHEN LITERATUR

HERAUSGEGEBEN VON li

OSCAR VON &EBHAIIDT und ADOLF HAMACK

xni. ba:n^d, heft i

ÜBER EINE BISHER NICHT ERKAT^NTE SCHRIFT

DES

PAPSTES SIXTUS IL

VON

ADOLF HARNACK.

EINE BISHER UNBEKANNTE VERSION DES

ERSTEN TEILES DER „APOSTELLEHRE"

GEFUNDEN UND BESPROCHEN VON

L. E. ISELIN

IN RIEHEN. ÜBERSETZT VON A. HEUSLER IN BASEL.

LEIPZIG

J. C. HINRICHS'SCHE BUCHHANDLUNG

1895

•^FAAMOI 20A0MSiNT02

; {

DIE

PSALMEN SALOMO'S

ZUM ERSTEN MALE

MIT BENUTZUNG DER ATHOSHANDSCHRIFTEN

UND DES CODEX CASANATENSIS

HERAUSGEGEBEN

VON

OSCAR VON GEBHARDT

LEIPZIG

J. C. HINRICHS'SCHE BUCHHANDLUNG

1895

Verlag der J. C. HINRICHS'schen Buchhandlung in Leipzig.

Texte und Untersuchungen zur Geschichte der

Altchristlichen Literatur

herausgegeben von Oscar von Oebhardt und Adolf Harnack.

I-III. IV 1/3. V— IX. X 1/2. XI XII XIII 1/3 M. 290 -

I, 1/2. Die Überlieferung der griechischen Apologeten des zweiten Jahrhunderts in der alten Kirche und im Mittelalter, von Adolf Harnack. VIII, 300 S. 1882.

M. 9

I, 3. Die Altercatio Simonis ludaei et Theophili Christiani nebst Untersuchungen

über die antijüdische Polemik in der alten Kirche, von Adolf Harnack.

Die Acta Archelai und das Diatessaron Tatians, von Adolf Harnack.

Zur handschriftlichen Überlieferung der griechischen Apologeten. I. Der

Arethascodex, Paris. Gr. 451, von Oscar v. Qebhardt. III, 196 S. 1883. M. 6

I, 4. Die Evangelien des Matthäus und des Marcus aus dem Codex purpureus

Bossanensis, herausgegeben von Oscar v. Gebhardt. Der angebliche Evangelieiicommentar des Theophilus von Antiochien, von Adolf Harnack. LIV, 176 S. 1883. M. 7.50

II, 1/2. Lehre der zwölf Apostel, nebst Untersuchungen zur ältesten Geschichte der Kirchenverfassung und des Kirchenrechts von Adolf Harnack. Nebst einem Anhang: Ein übersehenes Fragment der Jtfiaxn in alter lateinischer Über- setzung. Mitgetheilt von Oscar v, Gebhardt. 70 u. 294 S. 1884. M. lO

II, 3. Die Oflenbarung Johannis, eine jüdische Apokalypse in christlicher Be-

arbeitung, von Eberh. Vischer. Mit Nachwort von Adolf Harnack. 137 S. 1886. (II, 1/2 u. 3. einzeln nur in anastatischen Drucken käuflich.) M. 5

II, 4. Des heil. Eustathius, Erzbischofs von Antiochien, Beurtheilung des Origenes betr. die Auffassung der Wahrsagerin 1. Könige [Sam.] 28 und die dies- bezügliche Homille des Origenes, aus der Münchener Hds. 331 ergänzt und verbessert, mit kritischen und exegetischen Anmerkungen von Alb. Jahn. XXVII, 75 S. 1886. (Einzelpreis M. 4.50); M. 3.50

II, 5. Die Quellen der sogenannten apostolischen Kirchenordnung, nebst einer Untersuchung über den Ursprung des Lectorats und der anderen niederen Weihen, von Adolf Harnack. *106 S. 1886. [Nicht mehr einzeln.] M. 4

I, 1/2. Leontius v. Byzanz und die gleichnamigen Schriftsteller der griechischen Kirche von Friedr. Loofs. l. Buch: Das Leben und die polem. Werke des Leontius v. Byzanz. VIII, 317 S. 1887. M. lo

III, 8/4. Aphrahat's des persischen Weisen Homilien, aus dem Sjrischen übersetzt

und erläutert von Georg Bert. Die Akten des Kai-pus, des Papvlus und der Agathonikc. Eine Urkunde aus der Zeit Marc Aureis, von Adolf Harnack. LH, 466 S. 1888. M. 16

IV. Die griechischen Apologeten.

1. Tatiani oratio ad Graecos. Recens. Ed. Schwartz. X, 105 S. 1888. M. 2.40

2. Athenagoi'ae libellus pro Christianis. Oratio de resurrectione cadaverum.

Recens. Ed. Schwartz. XXX, 143 S. 1891. M. 3.60

3. Die Apologie des Aristides. Recension und Reconstruction des Textes von

Lic. Edgar Hennecke. XX, 64 S. 1893. (Partiepreis für Seminare M. 2 ) M. 3

4. Theophili libri tres ad Autolycum. Recens. Ed. Schwartz. \

5. lustini martyris apologia et dialogus cum Tryphone ludaeo. > InVorbe-

Recens. 0. de Gebhardt et A. Harnack. j reitung.

Diese Ausgaben der Griechischen Apologeten sind nur mit kurzem sprachlichen Commentar und Registern versehen und sollen zum Gebrauch bei Vorlesungen oder in Seminaren dienen, weshalb auch deren Preise möglichst niedrig gestellt wurden.

V, 1. Der pseudocyprianische Tractat de aleatoribus, die älteste lateinische chiist- liche Schrift, ein Werk des römischen Bischofs Victor I. (saec. n.), von Adolf Harnack. V, 135 S. 1888. M. 4.50

V, 2. Die Abfassungszeit der Schriften Tertullians von Ernst Noeldechen.

Neue Fragmente des Papias, Hegesippus u. Pierius in bisher unbekannten Excerpteu aus der Kirchengeschichte des Philippus Sidetes von 0. de Boor. 184 S. 1888. M. 6

V, 8. Das Hebräerevangelium, ein Beitrag zur Geschichte und Kritik des hebräischen Matthäus von Rud. Handmann. III. 142 S. 1888. M. 4.50

V, 4. Agrapha. Aussercanonische Evangelienfragmente, gesammelt u. untersucht von Alfred Resoh. Anhang: Das Evangelienfragment von Fajjum von Adolf Harnack. XII, 520 S. 1889. (Einzelpreis M. 25 ) M. 17

Fortsetzung auf Seite III des Umschlages.

TAAMOI 20A0M2NT02

DIE

PSALMEN SALOMO'S

ZUM ERSTEN MALE

MIT BENUTZUNG DER ATHOSHANDSCHRIFTEN UND DES CODEX CASANATENSIS

HERAUSGEGEBEN VON

OSCAR VON GEBHARDT

LEIPZIG

J. C. HINRICHS'SCHE BUCHHANDLUNG 1895

TEXTE uro imTERSUCHrmGEN ZUR GESCHICHTE DER ALTCHRISTLICHEN LITERATUR

' HERAUSGEGEBEN VON

OSCAR V. 9EBHARDT UND ADOLF HARNACK.

XIII. BAND. HEFT 2.

FRANZ DELITZSCH

ZUM GEDÄCHTNISS

I

i

VORWORT.

Nicht ohne schmerzliches Bedauern kann ich heute der Verbindung gedenken, in welcher die Ausgabe der Salomopsalmen, welche nun allein hinausgeht, vor Jahren geplant war. Sie sollte die Vorarbeit und Grundlage bilden für eine Rückübersetzung ins Hebräische, welche Franz Delitzsch herauszugeben beab- sichtigte. Dass es zur Ausführung dieses Planes nicht kam, lag wesentlich an der Beschaffenheit des handschriftlichen Materials. So lange mir nur die Handschriftengruppe HVMP bekannt war, konnte ich mich zur Veröffentlichung des Textes nicht ent- schliessen, da an den entscheidenden Stellen jeder dieser vier Zeugen immer nur die falschen Aussagen der drei anderen be- stätigte. Durch den Hinzutritt der Vaticanischen Handschrift aber wurde der Entschluss eher erschwert als erleichtert. Denn wäh- rend bis dahin die Überlieferung wenigstens in Bezug auf Ein- heitlichkeit nichts zu wünschen übrig Hess, trat jetzt ein Zeuge auf, welcher zwar viel Neues und unter dem Neuen manches zweifellos Richtige aussagte, daneben aber auch wieder so viel Unglaubwürdiges und geradezu Verkehrtes einfliessen Hess, dass es unmöglich schien, auf dieser schwankenden Grundlage Halt- bares zu erbauen.

So galt es denn, weiter zu forschen, ob sich etwa Mittel- glieder finden Hessen, welche geeignet waren, die beiden so weit auseinandergehenden Ströme der Überlieferung auf eine gemein- same Quelle zurückzuführen. Und wirklich bot sich nach längerem Ausschauen in der Handschrift von Iwiron ein solches Mittel- glied dar. Aber bald nachdem ich diese kennen gelernt, ward mir die Kunde von der Existenz einer zweiten Handschrift auf dem Athos, welche weitere Aufschlüsse zu geben versprach. So legte ich die Arbeit zurück, bis es gelingen würde, auch jene für

VI Vorwort.

meine Ausgabe zu verwerthen. Lange schien hierzu keine Aus- sicht, bis im vorigen Sommer, als mir eben auch der Codex Casanatensis bekannt geworden war, aus dem Laurakloster eine über Erwarten vollständige Collation eintraf. Nun endlich schien mir der Zeitpunkt gekommen, die so oft unterbrochene Arbeit wieder aufzunehmen. Aber, im Verein mit dem theuren Freunde, von dem ich, neben reicher Förderung der eigenen Arbeit, den krönenden Abschluss des Ganzen erhofft mit Franz Delitzsch zusammen das Werk zu Ende zu führen, sollte mir nicht ver- gönnt sein.

Was ich unter diesen Umstanden auf den folgenden Blättern biete, will nichts weiter sein als ein Versuch, die Überlieferung des Textes der Salomopsalmen genauer, als bisher geschehen, zu untersuchen und auf Grund dieser Überlieferung, mit vorsichtiger Anwendung der Conjectur, einen möglichst lesbaren Text herzu- stellen. Wenn ich dabei über ein ungleich grösseres Material verfüge als meine Vorgänger, so habe ich dies zu einem guten Theile der Beihülfe von Männern zu danken, welche, obwohl mir, mit nur zwei Ausnahmen, von Angesicht fremd, mich dennoch in der liebenswürdigsten Weise unterstützt haben. Ihnen auch an dieser Stelle meinen tief empfundenen Dank auszusprechen, ist mir eine angenehme Pflicht. Es sind die Herren Chr. Bruun, Oberbibliothekar der Grossen Königlichen Bibliothek in Copen- hagen, und Professur J. L. Heiberg ebendaselbst, Dr. Alfred Göldlin von Tiefe nau, Custos der k. k. Hofbibliothek in Wien, Studiendirector Philipp Meyer in Erichsburg bei Mark- oldendorf, Herr Alexandros, Bibliothekar des Lauraklosters auf dem Athos, und Dr. Karl Holl in Berlin. Auch des so früh aus dem Leben geschiedeneu Charles Graux, welcher mir im Jahre 1879 mit seltener Selbstlosigkeit seine Collation der Copen- hagener Handschrift zur Verfügung stellte, gedenke ich in auf- richtiger Dankbarkeit.

Leipzig, den 23. Februar 1895.

INHALTSÜBERSICHT.

Seite

Vorwort VI

Einleitung -. 1

I. Die Ausgaben der Psalmen 1

1. Die Editio princeps und ihre Quelle .... 1

2. Die übrigen Ausgaben 8

3. Die Übersetzungen 12

II. Die Handschriften der Psalmen 14

1. Die Gruppe HVMP 14

2. Die römischen und die Athos- Handschriften 25

3. Die Genealogie der Handschriften 30

4. Das Zeugenverhör 42

5. Die Fehler des überlieferten Textes 70

Liste der Handschriften 90

Der Text der Psalmen 91

Erklärung der abgekürzten Citate 139

Index 140

Verbesserungen und Zusätze 151

Einleitung.

I. Die Ausgaben.

I. Die Editio princeps und ihre Quelle.

Bei der Nachlese auf dem Gebiete litterarischer Entdeckungen, welche das Zeitalter der Renaissance dem 17. Jahrhundert übrig gelassen, kam unter anderen längst verschollenen Schriftdenk- mälern des Alterthums auch das merkwürdige Büchlein zum Vor- schein, welches uns hier beschäftigt. Der um die Erforschung der griechischen Litteratur verdiente Augsburger Bibliothekar David Hoeschel war es, welcher die damals kaum noch dem Namen nach bekannten Psalmen Salomo's in einer aus Constantinopel stammen- den Handschrift aufspürte. Von Antwerpen aus, wo er wie es scheint kurz zuvor einen Brief Hoeschel's empfangen, berichtete darüber am 23. October 1614 der gelehrte Jesuit Andreas Schott an Job. Meursius Folgendes: „Hoeschelius Graece pollicetur edi- turum se Cyrilli Alexandrini adversus Julianum Ttagaßari^v libros. Nactum se quoque Salomonis exemplar vetustiss. Cp. adlatum, in quo Psalmi XVIII. Salomonis hactenus avixöoTOL, et invisi. Judicabimus, an yvrjCioi^ cum lucem adspexerint". \) Drei Jahre später (1617) starb Hoeschel, ohne weder die Schrift Cyrill's noch die Psalmen Salomo's veröffentlicht zu haben. Letztere erschienen erst neun Jahre nach seinem Tode und zwar als Anhang zu den Adversaria sacra des Jesuiten Jo. Ludov. de la Gerda, Lugd. 1626. Über die Herkunft seines Textes äussert sich de la Gerda (p. 3) wie folgt: „Misit ad me Reverentissimus Pater Andreas Schottus Societatis Nostrae hos Psalmos Salomonis recens in membranis antiquissimis Bibliothecae Augustanae repertos, Graece solum manu

1) Joaniiis Meursii operiim vol. XI. ex recensione Joannis Lamii. Flor. 1763, col. 249. •• . -.•

Texte u. Untersuchungen XIII, 2. \

2 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

scriptos etc." ^) Danach kann es einem Zweifel nicht unterliegen, dass de la Cerda s Abdruck auf eben die Hs. zurückgeht, von welcher Andr. Schott durch Hoeschel Kenntniss erlangt hatte. Es fragt sich nur, ob diese Hs. in der That der Augsburger Bibliothek angehört und ob sie de la Cerda im Originale vorgelegen hat. Ersteres hat man bisher als ausgemacht angesehen. Man hat sich bemüht, den ehemaligen Codex Augustanus in München, wohin bekanntlich zu Anfang dieses Jahrhunderts die Augsburger Hss. gekommen sind, wieder aufzufinden; aber alle Nachforschungen waren umsonst. 2) Wäre die von den neueren Herausgebern ver- tretene Annahme richtig, dass die Hs. selbst durch Sxihott's Ver- mittelung in de la Cerda s Hände gelangt war,^) so könnte sie auf diesem Wege in Verlust gerathen sein. Aber gegen diese Annahme spricht zweierlei. Erstens muss es als sehr unwahr- scheinlich bezeichnet werden, dass man um der wenigen Blätter willen, welche das Psalterium Salomonis umfasst, den ganzen Codex von Augsburg nach Toledo gesandt haben sollte, und zwei- tens spricht fast alles, was de la Cerda über die von ihm benutzte Hs. aussagt, und vieles von dem, was er aus derselben mittheilt, gegen eine unmittelbare Benutzung der alten Handschrift. Schon die oben aus dem Vorwort angeführte Äusserung ist kaum anders zu verstehen, als von einer Abschrift aus dem Augsburger Codex. Hätte er diesen selbst empfangen, so würde' er nicht ge- schrieben haben: „Misit ad me Andreas Schottus hos Psalmos Salomonis recens in membranis antiquissimis Bibliothecae Au- gustanae repertos"; er würde gewiss nicht unterlassen haben, die alte Handschrift selbst als ihm vorliegend zu bezeichnen. Und auch in den Anmerkungen zum Texte bezieht sich de la Cerda

1) Ähnlich im Vorwort (Ad lectorem): „Keperti hi Psalmi in Biblio- theca Augustana antiquissimis membranis sine interpretis nomine ex He- braeo etc."

2) Dass in den von Hoeschel selbst in den Jahren 1575 und 1600 herausgegebenen Katalogen der Augsburger Bibliothek die Psalmen Salo- monis nicht vorkommen, könnte sich daraus erklären, dass die Hs. erst später nach Augsburg gelangte. Sie fehlen aber auch in den späteren Ka- talogen, von Ehinger (1633), Reiser (1675) und Mezger (1842), s. Franz Delitzsch, Commentar über den Psalter. Th. II. Lpz. 1860, S. 451.

3) So Ryle und James in der weiter unten zu nennenden Ausgabe, Cambridge 1891, S. Xlll.

Einleitung. 3

nirgends ausdrücklich auf den Codex Augustanus. In der Regel drückt er sich hinsichtlich seiner Quelle ganz unbestimmt aus:^) „Graece" (so zu II, 24. VI, 5. VIII, 9. XVI, 1), „in Graeco" (so zu II, 4. III, 12. VII, 4. XIII, 10. XVII, 9), oder auch nur „scrip- tum erat" (so zu IV, 21. VIII, 40. XI, 6. XVI, 11), „inveni" (zu X, 8). Zweimal bedient er sich allerdings des Ausdrucks „Codex", nämlich zu IV, 19: „in meo Graeco Codice", und zu V, 16: „in Codice quem vidi"; aber hieraus wird gewiss niemand schliessen wollen, dass er einen alten Pergamentcodex im Sinne gehabt. Ebenso irrelevant ist es, wenn dreimal fehlerhafte Lesarten auf den „librarius" zurückgeführt werden, nämlich zu VI, 7: „nam barbare, seu inscite ä librario inveni exaratum", zu VIII, 13: „perperam scriptum ä librario", zu IX, 7: „multa incuria librarii scriptum videbatur". Entscheidend aber fallt gegen die unmittel- bare Benutzung der alten Handschrift die Beschaffenheit des de la Cerda vorliegenden Textes ins Gewicht, wie sie aus einer Anzahl von Anmerkungen sich zu erkennen giebt. Hierfür einige Beispiele. Zu II, 4 wird bemerkt: „Perperam scripta haec in Graeco ut legere nequirem, suspicor scriptum ovx svojöcoöst sv(X)6la". Zieht man die handschriftliche Überlieferung, wie sie jetzt vorliegt, in Betracht, so ergiebt sich, dass dies Conjectur und zwar eine wenig glückliche Conjectur ist. Was in de laCerda's Hs. wirklich gestanden hat, lässt sich nicht mehr ermitteln; nur soviel ist klar, dass der Schreiber seine Vorlage nicht lesen konnte und daher einen Unsinn niederschrieb. Zu IV, 21 notirt de la Cerda: „Quidquam huius dictionis perperam scriptum erat, ut tantum sineret legi ajtoXrjQlwv, sed vel caecus videt legendum äyro &i]qI(dv^\ Letzteres ist, abgesehen von dem Schreib- oder Druck- fehler djto für vjtö (so richtig im Text), die Lesart aller Hss.: ist es wohl denkbar, dass der antiquissimus codex Augustanus dafür ajioXriQLcov geboten haben sollte? Zu VII, 9 lautet die An- merkung: „Vix permittit Graecum legi, credo scriptum sjtayyslXco^^. W^arum konnte de la Cerda nicht lesen? Lag es an dem Alter der Hs., deren Schriftzüge etwa verblichen oder verwischt waren, so hätte er das sicher nicht unerwähnt gelassen. So wie geschehen konnte er sich nur ausdrücken, wenn durch

1) Ich citire hier nach de la Cerda's Versz'ählung, welche neben der von mir eingeführten angegeben ist.

1*

4 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

Corrigiren oder Überschreiben das Wort verunstaltet war. In der Vorlage des Schreibers stand natürlich inqyyüXco^ wie alle Hss. bieten. Zu VIII, 37 findet sich angemerkt: „Prima vox huius versiculi deleta; apparet exclamationem aliquam esse, forte ex- clamatio aliqua obsoleta Icä^ quam potiüs credo e«, Ah, vel coniunctionem xal rescribendam, illam omisi, tum quia non in- tegre percepi etc.", und ähnch zu XIV, 4: „Initio huius versiculi praecessit vox quaedam partim deleta, fortasse exclamatio ip- sissima ac supra Ps. 8. vers. 37. quam ob eandem rationem prae- terii". In der That hat de la Cerda an der ersten Stelle xat drucken lassen, während er es an der zweiten wegliess. Die Hss. haben es hier und dort; der Schreiber wird auch hier, wie so oft, gepfuscht und die Correctur nicht deutlich ausgeführt haben. Zu XVII, 6 wird wiederum eine unklare Correctur notirt: „Partim male scriptum, partim deletum fuerat hoc, ubi nil aliud quam OVY. BJiayyBiXco legi potuit." Also auch hier stolperte der Schreiber über das sjtrjyyelXcü seiner Vorlage (vgl. zu VII, 9). Zu XVII, 9 liest man: „Divinandum erat quid in Graeco scriptum; vide- batur legi tiqlt^v. ego credo legendum d-r^gircov etc." Die Hss. bieten übereinstimmend i^ficavl Doch hiermit sei es genug. Für den Kundigen bedarf es keiner weiteren Beweise dafür, dass wir es hier nicht mit dem Werk eines geschulten Librarius aus der Zeit der Pergamenthandschriften zu thun haben, sondern mit der mangelhaften Leistung eines flüchtigen, des Griechischen nur wenig kundigen Schreibers aus dem 17. Jahrhundert.

Wenn also de la Cerda den Codex Augustanus nicht selbst in Händen gehabt hat, so finden wir uns aufs neue vor die Frage ge- stellt, was denn aus dieser Hs. geworden ist. Wir haben gesehen, dass^ sich weder in Augsburg uoch in München eine Spur da- von gefunden hat (S. 2). Da lohnt es sich vielleicht, der Frage näher zu treten, ob wirklich die Augsburger Bibliothek einst eine die Psalmen Salomo's enthaltende Hs. besessen hat. Der einzige Gewährsmann dafür ist de la Cerda. Nur er erwähnt ausdrücklich, dass der Text in membranis antiquissimis Biblio- thecae Augustanae gefunden worden sei. Wie, wenn er sich darin irrte? Was er wusste, hatte er aus dritter Hand, von Andreas Schott, Dieser wird mit Hoeschel direct in Verbindung gestanden haben, wie wir aus dem oben angeführten Briefe an Meursius schliessen mussteu. Hier aber ist von einer Augs-

Einleitung. 5

burger Hs. gar nicht die Rede. Es wird nur erwähnt, dass Hoeschel einer alten, aus Constantinopel herübergebrachten Hs. der Salomonischen Schriften habhaft geworden sei, welche auch die 18 Psalmen Salomo's enthielt. So konnte sich Schott recht wohl ausdrücken, wenn Hoeschel die Hs. ausserhalb Augsburgs ein- gesehen oder sie leihweise empfangen hatte. Im Mittelpunkte des geistigen Lebens seiner Zeit stehend, unterhielt Hoeschel weit ausgebreitete gelehrte Verbindungen. Nehmen wir an, dass er, von einem Freunde auf den einer anderen Bibliothek zugefallenen seltenen Schatz, ein avsxöotov Salomonis, aufmerksam gemacht, die Hs. selbst entliehen oder eine Abschrift daraus sich verschafft hatte, so entspricht das „Nactum se quoque Salomonis exemplar etc." den Thatsachen, ohne dass es jemals einen Codex Augustanus der Psalmen gegeben hätte. War aber einmal die Entdeckung des Salomo-Psalters an Hoeschel's Namen geknüpft und hatte Schott gar durch ihn eine Abschrift desselben empfangen, so konnte leicht die Meinung entstehen, dass das Original der Augs- burger Bibliothek angehöre, welche Hoeschel durch glückliche Erwerbungen zu einer der berühmtesten in Deutschland gemacht hatte.

Diese Erwägungen veranlassten mich schon vor Jahren, als ich die ersten Vorbereitungen zur Herausgabe der Psalmen Sa- lomo's traf, den vermeintlichen Codex Augustanus ausserhalb Augsburgs zu suchen. Und nicht lange suchte ich vergebens. Schon J. A. Fabricius hatte auf eine Hs. der Kaiserlichen Biblio- thek in Wien hingewiesen, „ubi medii hi Psalmi inter librum Sa- pientiae et Sirachidis leguntur". ^) Da diese Hs., von welcher weiter unten mehr die Rede^ sein wird, ausserdem das Buch der Sprüche, den Prediger, das Hohelied und die Weisheit Salomonis enthält, konnte sie recht wohl, wie in dem Briefe Schott's an Meursius, als „Salomonis exemplar" bezeichnet werden. Auch das „vetustiss." stimmt, da die Hs. wohl noch dem 11. Jahrh. angehört, und nicht minder trifft das ,,Cp. adlatum" zu, denn der Codex gehört zu denjenigen, welche Aug. Gislain v. Busbecke (f 1592) in Con- stantinopel erworben hatte. Bibliothekar der Kaiserl. Bibliothek in Wien war zu Hoeschel's Zeit Sebastian Tengnagel, weicher

1) Codex pseudepigraphus Veteris Testamenti. Hamb. et Lips. 1713, p. 973.

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V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's,

mit jenem auch in brieflichem Verkehre stand. Es kam nun darauf an, zu ermitteln, ob mit Hilfe des erhaltenen „Commer- cium litterarum" Tengnagel's ^) der Nachweis geführt werden konnte, dass Hoeschel die Wiener Hs. in Händen gehabt. Ich wandte mich zu diesem Zweck an den stets hilfsbereiten Scriptor der k. k. Hofbibliothek Herrn Dr. Alfred Göldlin von Tiefenau, und bald empfing ich von ihm die erwünschte Bestätigung des von mir vermutheten Herganges und in überraschender Voll- ständigkeit die urkundlichen Belege dafür. „Der Codex", so schrieb mir Herr von Tiefenau am 2. April 1885, „ist wirklich leihweise an David Hoeschel in Augsburg gesandt und von diesem benützt worden, wie sich seiner in unsern Codd. 9737^^ ent- haltenen Correspondenz entnehmen lässi. Es finden sich da elf Briefe Hoeschel's an Tengnagel, deren Daten vom 10. Februar 1600 bis zum 18. Februar 1617 reichen. In dem Schreiben vom 13. Juli 1609 erscheint die erste Bezug habende Erwähnung: ,Animus est, ovp &ecp ö'slxelv, ea forma edere libmm Sapien- tiae, Proverbia Salomonis, et Cantica, qua Siracides a me editus est, et quum e Bibliothecae Caes. m. s. Codicibus suppetiae pos- sent ferri: velim cogites de ratione libros mittendi, vel de hac de- liberes cum D. Hafnero, si adhuc istic commoretur. fidem resti- tutionis poUiceor quin pro me fidejubere non gravabitur Jacobus Lenz, aurifaber aulicus affinis meus.' Im nächstfolgenden (dem fünften) Briefe dd. 27. October 1610 und im siebenten dd. 31. August 1611 kömmt Hoeschel in ganz ähnlicher Weise auf dieses sein Anliegen zurück, ein Billet aber vom 19. April 1614 zeigt, dass nun seinem Ersuchen willfahrt worden ist: ,Profectus sum, cl. dn. D. Francofurdum; ubi postquam audii adesse Biblio- polam Viennensem, rogavi amicos [neque enim morari licuit diu- tius, ipse ut expedirem] exemplum opusculi recens a me editi ad te curarent, quod öcoqlöiov boni velim consulas, dum suavius aliquod syngramma, teque dignius nostri prelo subjiciant. Bene vale et Laconismo ignosce. Salva sunt, quae misisti, domi meae; et sarta reddentur tectaque. Raptim, 13. Cal. Maii

1) Vgl.Tabulae codicuto manu scriptorum inBibliothecaPalatinaVindo- bonensi. Vol. VI (1873) p. 79: 9737r, s et t [Caps. Koll. II, III, XIII, XIV, XVII, XXI et XXIV] eh. XVI. et XVII. 291 (a. 1594—1614), 334 (a. 1615 —1624) et 354 (a. 1625—1635): Sebastianus Tengnagel, Commercium litte- rarum (unter den Con-espondenten D. Hoeschel u. Andr. Schott).

Einleitung. 7

1614. E.T. O.David Hoeschelius'. Im neunten Briefe, dd. 7. März 1616, heisst es: ,Codicibus tuis maxiraam sum usus partem, nisi quod in uno extant Psalmi avexöoroc Xll[X] Salomoni ad- scripti. Quos nondum descripsi. Hos si forte prelo adomarem: velim scire, quibus verborum JteQiördöeOiv uti liceat ne ingrati animi vitium incurranius'. Am deutlichsten aber ist der Hinweis auf unsern in Rede stehenden Codex im zehnten Briefe, dd. 30. Sept. 1616, gegeben: ,Literis quibusdam tuis, Doctor clarissirae, pe- tieras exemplar Eclogarum Legationum; id occasione hac oblata mitto. Adjunxi Alexiados VH! libros quum dubitem prius missos acceperis necne. Alia, Deo adjuvante, ad te curabo ut primum lucem aspexerint. Sunt qui velint primum locum Proverbiis Sa- lomonis cum tribus m. s. quae contuli, ut dem, imprimendis forma qua ante Siracidem, iisque subjungam Psalmos XVpH] avexöoTOvg qui in codice membranaceo, Constantinopoli empto, leguntur eidemque Salomoni adscribuntur. Quem librupi calamo exaratum abs te quum habeam elg XQ^^^^t certiorem me velim facias, ut caveatur animi ingrati nota, qui citra offensam mentio vel tui vel Codicis [sive Bibliothecae in qua hie tanquam xsifii^Xcov servatur] fieri possit, ne fraudi sit. Nisi usum per te manu scriptorum autorum concedere liceat aliis quorum de fide in reddendo certus sis: quod a me quoque non semel, elg xoc- vcod-eXeiav, est factum'. Wenn hiernach noch ein Zweifel be- stünde, so kann ich solchen durch die Mittheilung beheben, dass in unserer Handschrift Theol. gr. XL f. Ug^erso col. 2. lin. 16. HO^IA "iHIJOf'FIOf i:iPÄX bis f. im^^^^^ die Capitel am Rande von Hoeschel's Haud, genau nach der Einth eilung in seiner Ausgabe des Ecclesiasticus 1604, nummerirt sind".

So weit Herrn von Tiefenau's werthvolle Mittheilungen. Die Identität des „Codex Augustanus" mit der Wiener Handschrift war hiermit erwiesen. Nur ein Punkt blieb noch unaufgeklärt, nämlich die Herkunft der durch Schott an de la Cerda gelangten Abschrift der Psalmen. Dass Hoeschel sich bis zuletzt mit der Absicht getragen, diese selbst zu veröffentlichen, ist nach dem Briefe vom 30. Sept. 1616 wahrscheinlich.^) Aber angewiss bleibt,

1) Vgl. dazu den letzten Brief Hoeschel's an Tengnagel, vom 18. Febr. 1617, dessen Kenntniss ich ebenfalls der Güte des Herrn von Tiefenau ver- danke. Hier klagt Hoeschel: „Hac hieme nihil prelo adornare potui, sed avv ^fdJ brevi aliquid parabo".

g V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

ob er überhaupt noch dazu gekommeo ist, für sich eine Abschrift anzufertigen. Die Hoffnung, dass ein in Tengnagel's Briefwechsel enthaltenes Schreiben Schott's hierüber Aufschluss geben möchte, hat sich nicht erfüllt,^) und auch darüber konnte mein freund- licher Helfer in Wien nichts ermitteln, ob die von Hoeschel ent- liehene Hs. noch zu dessen Lebzeiten an die Kaiserl. Bibliothek zurückgesandt wurde. Jedenfalls spricht de la Gerdas Angabe, dass das Original der von ihm benutzten Abschrift der Psalmen sich in der Augsburger Bibliothek befinde, dafür, dass sein Ge- währsmann Schott letztere von da her und nicht etwa aus Wien bezogen hatte. Vielleicht war nach Hoeschel's Tode eine von ihm hergestellte Copie an Schott und in mangelhafter Abschrift durch diesen an de la Gerda gelangt. Auf Hoeschel scheint das TsXog övv d-em zu führen, welches de la Gerda am Schluss seiner Abschrift vorfand; „das övv d-eco ist das immer wiederkehrende Lieblingswort., das Motto Hoeschel's." 2) Aber Hoeschel's eigene Abschrift war es schwerlich, die de la Gerda vorlag; man müsste denn annehmen, dass er sie in seiner letzten Krankheit hergestellt und so unleserlich geschrieben, dass sie sich wie das Machwerk eines unwissenden Anfängers darstellen musste. Wie dem nun aber auch sein mag: sicher ist, dass es einen Godex Augustanus der Psalmen Salomo's nie gegeben hat, und nicht minder gewiss, dass die letzte Quelle de la Gerdas in der Wiener Handschrift gefunden ist. Die Editio princeps mit ihrem Ballast von schlech- ten Lesarten ist also aus der Reihe der Texteszeugen zu streichen.

2. Die übrigen Ausgaben der Psalmen.

Die Editio princeps des Salomo-Psalters behauptete sich lange als die einzige.^) Erst Joh. Alb. Fabricius lieferte in seinem Godex pseudepigraphus Veteris Testament! (1713) eine neue Ausgabe,

1) Andr. Schott's Brief dd. Antwerpen, 28. Juli 1628, nicht an Teng- nagel, sondern an Corderius gerichtet, bezieht sich in keiner Weise auf die in Frage stehende Sache (Mittheilung Göldlin's v. Tiefenau vom 5. Mai 1885).

2) Aus einem Briefe Göldlin's von Tiefenau, welchem ich diese Wahr- nehmung verdanke.

3) Nur den 1. und 18. Psalm mit lateinischer Übersetzung und kurzer Einleitung gab Jo. Eus. Nieremberg, De origine Sacrae Scripturae libri duodecim. Lugduni 1641, p. 336—339.

Einleitung. 9

welcher bald ein zweiter, nur wenig veränderter Abdruck *) folgte (1722). Abgesehen von der Verbesserung einiger augenfälliger Druckfehler, an denen es in de la Carde's Ausgabe nicht mangelt, ist für den Text der Psalmen hier wenig geschehen (s. zu XVIII, 3 vlovg) Man muss sich darüber um so mehr wundern, als Fabri- cius durch Lambeck's Katalog von dem Vorhandensein der Wiener Hs. Kenntniss hatte (s. o. S. 5).

Mit diesen mangelhaften Texten begnügte man sich durch andert.halb Jahrhunderte. Erst Hilgenfeld besorgte wieder eine neue Ausgabe, welche zuerst im 11. Jahrgange der Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie (1868) und dann noch einmal im Messias Judaeorum (1869) erschien. Er bediente sich dabei einer von Joseph Haupt (f 1881 als Custos an der Wiener Hofbiblio- thek) gelieferten Collation der Wiener Hs., welche an Genauig- keit viel zu wünschen übrig liess.^) Dennoch kann diese Aus- gabe, zu welcher Paul de Lagarde Beiträge geliefert hatte, als eine wesentlich verbesserte gelten.

In kurzem Zwischenräume wurden im Jahre 1871 die Psalmen zweimal herausgegeben: von 0. F. Fritzsche im Anhange der Libri apocryphi Veteris Testamenti, und von Ed. Ephr. Geiger in einer ausführlichen Monographie u. d.T.: Der Psalter Salomo's, herausgegeben und erklärt (Augsburg). Neues handschriftliches Material stand weder dem einen noch dem andern Herausgeber zu Gebote. Während Fritzsche bemüht war, durch Conjectur den griechischen Text zu bessern (s. z. B. zu V, 18. X, 1. XVI, 12. XVII, 45), legte Geiger das Hauptgewicht auf Erklärung der Schwierigkeiten im handschriftlich Überlieferten durch Zurück- gehen auf das hebräische Original. Doch fehlt es auch bei Letzterem nicht an mehr oder weniger glücklichen Emendationen (s. z. B. zu II, 26, XVn, 22).

Die im Jahre 1883 in The Presbyterian Review (p. 775—812) erschienene Ausgabe von Bernhard Pick schliesst sich bald an

1) Druckfehler der ersten Ausgabe, wie IT, 17 (16) xara sgya, 33(29) iv laxvi avxov fxeydX^, sind in der zweiten nicht verbessert, sondern durch neue Incorrectheiten vermehrt, z. B. III, 11 (9) ^oj^v u. dergl.

2) Eine Anzahl Lesarten, welche Hilgenfeld und de Lagarde durch Conjectur gefunden, sind nachträglich durch die Wiener Hs selbst be- stätigt worden, so z. B. IV, 19 axoQ7iiaS-sii]accv, VII, 4 «Ji; ivTsXfj^ VIII, 16 inevxTTj (de Lagarde), XIII, 1 iaxinaas.

IQ V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo'e

Hilgenfeld, bald an Fritzscbe, bald an Geiger an, ohne einen neuen Beitrag zur Herstellung des Textes zu bringen.

Unter dem Titel „WaXfiol ZoXo(ioivxoq. Psalms of the Pha- risees, commonly called the Psalms of Solomon. The text newly revised from all the MSS. Edited, with introduction, English translation, notes, appendix, and indices by Herbert Edward Ryle and Montague Rhodes James" erschien im Jahre 1891 in Cam- bridge eine neue Ausgabe der Psalmen, in welcher zwar nicht, wie der Titel besagt, alle, wohl aber drei neue Hss. benutzt worden sind: die Copenhagener, die Moskauer und die Pariser Hs. Für die Wiener Hs. (V), welche bei der Herstellung des Textes nach der fehlerhaften Collation Haupt's benutzt wurde, haben die Herausgeber sich nachträglich eine neue Vergleichung verschafft, welche in der Einleitung (S. XCII ff) mitgetheilt wird. Durch dieselbe wird aber nur etwa die Hälfte der übernommenen Fehler verbessert, und in den letzten Capiteln verliert sie ihren Gegenstand insofern aus dem Auge, als sie sich lediglich auf solche Fehler des vermeintlichen Codex Augustanus (A) bezieht, von welchen schon Haupt die Wiener Hs. freigesprochen hatte. Die Identität von A und V haben die Herausgeber zwar ver- muthet (S. XXXIV), aber zuletzt doch wieder in Zweifel gezogen (S. XXXVI f.), und so wird auch hier noch im kritischen Apparate bald A gegen V ausgespielt, bald V gegen A. Für die Moskauer Hs. (M) stand den Herausgebern eine Abschrift zur Verfügung, welche nicht frei von Ungenauigkeiten and an einzelnen Stellen vom Hilgenfeld'schen Texte abhängig isi^) Besser als über V und M zeigen sich die Herausgeber über die Copenhagener (H) und die Pariser Hs. (P) unterrichtet, und diesem Umstände ist es zu danken, iass sie verhältnissmässig selten solche Lesarten aufgenommen haben, welche einer handschriftlichen Grundlage überhaupt entbehren (s. zu II, 19. V, 5. X, 1. XI, 7. XVII, 4). In der Aufnahme von Conjec^uren in den Text sind die Heraus- geber mit Recht zurückhaltend gewesen. Wenn sie aber III, 3 öiaaLovOLv ev aivsoei, IV, 9 XaXcjv, X, 1 jtXyjd^vvd^fjvaiy XII, 3 q)Xoyi^ovörjg yXcoöörjq, XV, 7 jtoXefilov, XVI, 8 Jcäv rb ovyxsl- fiSifov, XVI, 9 €P Xoycp, XVII, 33 jtXoiotg aufnahmen, hätten sie

1) So stammt II, 12 xaxa, IV, 3 in' ai'ziov, XVI, 9 iv (p6ß(o aus dem Hilgenfeld'scben Texte, nicht aus M.

JQinleitung. l\

SO sichere Emendationen wie IV, 10 ajteOrr] und XIV, 2 (sp vofico). (p nicht verschmähen sollen.

Eine weitere Bereicherung hat der kritische Apparat in der neuesten Ausgabe unserer Psalmen erfahren, mit welcher uns Swete im Anhange zum dritten Bande seiner Ausgabe der Sep- tuaginta (S. 765 787) beschenkt hat. Hier ist zum ersten Male der Codex Vaticanus 336 (R) benutzt, und zwar ist diese Hs. dem Abdruck des Textes in der Weise zu Grunde gelegt, dass in der Regel nur offenbare Schreibfehler verbessert wurden. Zu bedauern ist, dass dem verdienten Herausgeber die beiden Athos- handschriften und der Codex Casanatensis unbekannt geblieben sind. Hätte er sie benutzen können, so würde ohne Zweifel noch mancher Fehler des Codex Vaticanus als solcher erkannt und in die Noten verwiesen worden sein.^) Noch mehr aber ist zu be- dauern, dass das Bild des Codex Vaticanus, welches Swete's Aus- gabe gewährt, an Treue zu wünschen übrig lässt.^) Dass nicht alle Abweichungen der Hs. unter dem Texte notirt sind, 3) fällt dabei weniger ins Gewicht als die Thatsache, dass in mehreren Fällen Lesarten im Texte stehen, die der Hs. fremd sind. Gleich zu Anfang des ersten Psalms bietet R nicht, wie bei Swete zu lesen, v. la jtQog d-eov und v. ib jtgbg top d-eov, sondern an der

1) Ein schlagendes Beispiel hierfür findet sich II, 25 (29), wo R iv altiafila statt iv dxifiia. (vgl. v. 21. 27. 31) schreibt und Swete iv alxia fjiiä dnickt. Ps. IV, 17 (19) lässt Swete einen ohne Zweifel ursprünglichen Textbestandtheil weg, nämlich die Worte ev dti^ia' xsvog ;cf()ö2v avxov eiasXd-oi eiq xov oixov avxov, welche R, durch Homöoteleuton irregeleitet, übersehen hat, und XVII, 18 bietet er mit R eine unverkennbare Dittographie.

2) Ob die Schuld an der Collation liegt, deren Swete sich bediente, oder an der Benutzung derselben, vermag ich nicht zu entscheiden.

3) Es fehlen nicht nur Schreibfehler wie II, 19 (ovlöijaav, 25 xQOvij- arjQ, 29. 36 LüxvEi, 33 imaxi/xi], III, 4 oliyogriasi, 6 dXi]&ia, 12 ixXeixpij, IV,5o;f', 2l7iaQ(OQyTjaav, Y^SnivciGü), I0 7itvdoü>aiv, 13 S^ctvfidaiag, llnkeia- fiovrjv, VII, 2 Ttaxiodxü}, 9 naiöiag, VIII, 6 öovg, 8 dvaxdkvxpev, IX, 11 iXe- fxoavvi], X, 3 diaTtQsxpet, XIII, 6 6iv^, 11 ovx, XVI, 5 iXoytjocDfjiai, 8 dvo- (psXovgj sondern auch Lesaxten wie II, 5 i^ovS-evc^&i] , III, 8 y^vxh'^ (ohne avxov), IVi 12. XV, 5 oXs^^evaai, IV, 17 iXXemlg, V, 1 aTiiaxafxevcDv (ohne Xüiv), 9 iQTjfjLoig (ohne iv\ 16 avxagxlag, VI, 4 TjvXoyrjasv, VIII, 17 avxov (st. atTwv), IX, 4 ^€Qyoig (ohne iv), XIII, 5 naQanxiufxaxa (ohne xd), 6 ^ xaxaaxQOiprj, XV, 8 xaxaX^fiipovxai, 9 xaxaXr]fZ(p&i^aovxai (R*), welche Swete, wenn er sie gekannt, wohl sämmtlich in den Text auf- genommen hätte.

12 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

ersten Stelle ngoq xvqcov, an der zweiten jtQog ^sov. Im zweiten Psalm hat v. 17 (18) R, wie alle Hs., dvexaZvipag, nicht djtexa- Xvtpag, und v. 27 (31) öiatpsQOfievov, wie JL, nicht öisq)&^aQf/evov, wie H. Im selben Psalm lautet v. 19 (20) bei Swete:

xaTSOJtaoev ro xdXXoq avrrjg dno ^qovov öo^rjg, ojveiÖLöav ydg Id-vrj ^hQovöaXi](i ev xaTajüaT?]Osi' xareöJtaoev rb xdXXog avrrjg djto d^Qovov (56§rjg.

R aber hat, wie alle Hss., xartöjcaösv . . . öo^rjg nur an der zweiten Stelle. Ps. IV, 8 (10) glaubt Swete seiner Hs. zu folgen, wenn er fiovov fiercc ö6?.ov Statt voftov (lera öoXov schreibt; aber R bietet (lovov fjterd öovXov. In v. 12 (15) desselben Psalms hat Swete im Texte dvajiXT]Qc6o6cog, als ob diese Conjectur Hilgen- feld's durch R Bestätigung gefunden hätte; in der That aber bietet auch R dvajiTSQCOöewg.^)

Von Conjecturen hat Swete, wenn ich nichts übersehen habe, nur an drei Stellen Gebrauch gemacht, nämlich XIV, 2 (1), wo er mit Ryle und James ev vofico cp statt ev voficp (s. u. zu d. St.), XV, 7 (9), wo er mit denselben jtoXefiiov statt (djto) Xif/ov und XVIII, 3 (4), wo er mit Fabricius vlovg statt vlov liest.

3. Die Übersetzungen.

Eine lateinische Übersetzung der Psalmen lieferte schon de la Gerda; sie wurde von Fabricius fast unverändert übernommen.

Die erste deutsche Übersetzung, welche nach Fabricius, Bibliotheca Graeca. Ed. IIL T. XIV p. 162 s. im Jahre 1716 in Leipzig veröffentlicht wurde, habe ich nicht zu Gesichte bekommen. Eine zweite erschien 1742 im VIII. Theile der Berlenburgischen Bibel (S. 271 279) und noch einmal, von Hoenius verbessert, in der „Auswahl der besten apocryphischen Schriften, welche noch ausser den biblischen vorhanden sind". 1. Sammlung. Coburg 1776 (S. 189 236). Wie diese, so macht auch die im Jahre 1850 erschienene Übersetzung von Richard Akibon anf wissen-

1) Nur ungern und nach längerem Schwanken habe ich mich dazu entschlossen, die unrichtigen Angaben meiner Vorgänger über den hand- schriftlichen Befund ausdrücklich namhaft zu machen. Den Ausschlag gab die Erwägung, dass mein Schweigen leicht so gedeutet werden könnte, als ob ich selbst nicht gut unterrichtet oder meiner Sache nicht sicher wäre.

Einleitung. 13

schaftlichen Werth keinen Anspruch.^) Anders die von text- kritischen Anmerkungen begleitete Übersetzung, welche Hilgen- feld im 14. Jahrgange der Zeitschrift für wissenschaftliche Theo- logie (1871) S. 3S3— 418 veröffentlichte. Zwar der Versuch, das Griechische als die Ursprache der Psalmen zu erweisen, ist dem Verf. nicht geglückt; aber die mitgetheilten Conjecturen, darunter auch solche von M. Schmidt, verdienen Beachtung. Letzteres gilt in noch höherem Grade von der drei Jahre später erschienenen Über- setzung, weiche J. Wellhausen seiner meisterhaften Monographie über die Pharisäer und die Sadducäer (Greifs wald 1874) einverleibte (S. 131 164). Obgleich für die Emendation des Textes hier ver- hältnissmässig wenig geschehen isi (s. jedoch zu III, 5. VIII, 25. XII, 3. XIII, 5), so hat doch das Verständniss desselben durch stetes Zurückgehen auf den durch das griechische Gewand hindurch- scheinenden hebräischen Urtext eine nicht hoch genug zu schätzende Förderung erfahren. Die im kurzgefassten Kommentar zu den h. Schriften Alten und Neuen Testamentes. A. Abth. 9. München 1891 S. 405 420 enthaltene Übersetzung der Psalmen von 0. Zöckler setzt wieder den griechischen Text als Original voraus, ohne einen Beitrag zur Verbesserung desselben zu bringen. 2)

In englischer Übersetzung erschienen die Psalmen zuerst in William Whiston's Collection of Authentick Records belonging to the Old and New Testament. Part I. London 1727, p. 116 156. Aus neuerer Zeit kenne ich nur die Übersetzungen von Pick und von Ryle und James, welche den oben erwähnten Aus- gaben des griechischen Textes beigegeben sind.

Schliesslich ist noch eine französische Übersetzung zu er- wähnen, im Dictionnaire des Apocryphes ou collection de tous les livres apocryphes relatifs ä l'Ancien et au Nouveau Testa- ment etc. par M. l'abbe Migne. Paris 1856. T. I. Col. 939—956.

Ob noch Übersetzungen in andere Sprachen erschienen sind, habe ich nicht in Erfahrung zu bringen vermocht.

1) Achtzehn Psalmen Salomo's, welche sich in unserer Bibel nicht finden. Aus einer alten geheimgehaltenen Schrift in's Deutsche übertragen und mit Anmerkungen begleitet von Dr. Richard Akibon. Kassel, 1850. Nach Weller, Lexicon Pseudonymorum. 2. Aufl. 1886, S. 11 wäre Richard Akibon = Ludwig Noack.

2) Eine Übersetzung von Ps. 1. 9 und 17 findet sich bei J. Winter und Aug. Wünsche, Die jüdische Litteratur seit Abschluss des Kanons. Bd. I. Trier 1894, S. 688—692.

14 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

II. Die Handschriften.

I. Die Gruppe HVMP.

Die Voranstellung dieser Gruppe hat lediglich darin ihren Grund, dass sie die zuerst bekannt gewordenen Hss. der Psalmen umfasst. Der Werth ihres Textes im Verhältniss zu dem der übrigen Hss. wird sich aus der Vergleichung mit diesen ergeben.

1. Der Codex Hauniensis 6, in der grossen Königlichen Bibliothek zu Copenhagen (H). Auf den Text der Psalmen Sa- lomo's in dieser Hs. machte zuerst Charles Graux aufmerksam, bei der Anzeige von Chr. Bruun's Aarsberetninger og Meddelelser fra det Store Kongelige Bibliothek, in der Revue critique. N. S. T. IV (1877) p. 291—293. Er gab sodann eine ausführliche Be- schreibung der Hs. in seinen Notices sommaires des manuscrits Grecs de la Grande Bibliotheque Royale de Copenhague. Paris 1879, p. 1—4.

Die aus 232 Blättern (darunter zwei moderne, 1 und 232) in Folio bestehende Pergamenthandschrift gehört dem X. XL Jahrh. an. Sie setzt sich aus 28 Quaternionen zusammen, welche von lA bis AH beziffert sind, und einem Temio mit der Ziffer AS; es fehlen also zu Anfang 10 Quaternionen.^) Den Anfang macht fol. 2 Hiob mit einer Catene (ine. H x^Q^ ^ Avoirig x^Q^ ^^ tov Höav); dann folgen, ebenfalls mit Catene, fol. 84^ die Sprüche, fol. 126^ der Prediger, fol. 142^ das Hohelied, und hierauf, ohne Catene, fol. 15 1^ das Buch der Weisheit, fol. 170^^ die Psalmen Salomo's, fol. 183^ das Buch Sirach. Der nicht stichisch an- geordnete Text ist von einer und derselben Hand sehr correct geschrieben. Von den Abschnitten, in welche die meisten Psalmen getheilt sind, wird weiter unten die Rede sein, desgleichen von der fehlerhaften Zählung von Ps. IV— VIII. Erwähnt sei hier nur noch, dass die Ziffer stets links am Rande, etwas höher als die Überschrift, angebracht ist. Das i subscr. kommt nicht vor, wohl aber das i adscriptum. Die von mir benutzte Collation

1) Am Fasse von fol. 231 liest man: ^Exst rj nagovoa ßlßXoq rergdöia TQidieovxa xal ivvia, cpvXXa XQiaxoata öwöexa. Die ebendaselbst Vv^n späterer Hand eingetragene Notiz [io]Tiv iXXinig beruht auf einem Irrthum, wenn sie dem Schluss gelten soll. Das Buch Sirach ist in der Hs. vollständig. Den Inhalt der verloren gegangenen 10 Quaternionen habe ich nicht zu ermitteln vermocht. Für den Psalter hätte der Raum nicht gereicht.

Einleitung. ]^5

rührt von Ch. Graux her. WerthvoUe Mittheilungen verdanke ich ausserdem Herrn Oberbibliothekar Chr. Bruun und Herrn Prof. J. L. Heiberg in Copenhagen.

2. Der Codex Vindobonensis Theol. Gr. 11 (Lambeck 7, früher 56) in der k. k. Hofbibliothek zv Wien (V). Von der Erwähnung durch Fabricius und der Benutzung durch die neueren Herausgeber war schon die Rede (S. 5 u. 9), desgleichen von der Provenienz der Hs., welche durch die fol. 3^ (oben) und noch einmal fol. 166^ eingetragene Notiz: „Augerius de Busbecke com- parauit Constantinopoli" beglaubigt wird.^)

Die Hs. besteht aus 167 Pergamentblättern 2) in Folio und gehört wohl dem XL Jahrh. an. Sie setzte sich ursprünglich aus 28 Quaternionen und einem Ternio zusammen; jetzt sind nur noch 21 Lagen vorhanden, da die Quaternionen E bis IB in Ver- lust gerathen sind.^) Der Inhalt deckt sich genau mit dem der Copenhagen er Hs., nur dass infolge des eben erwähnten Defects Hiob von XIII, 10 bis zum Schluss und Prov. I, 1 bis XII, 22 {nXTjöd-riöovTai xaxwv) hier fehlen. Auch die Zählung der Psalmen und die Art der Bezifferung ist die gleiche wie in H. Wie dort, so kommt auch hier nur das t adscr. vor. Ich habe die Hs. selbst verglichen, verdanke aber Herrn Dr. Göldlin von Tiefenau werth- voUe Mittheilungen inbetreff des Inhalts und der Zusammensetzung.

1) Auf eine Anfrage schrieb mir Herr Göldlin von Tiefenau am 2. April 1885: „KoUar ist mit seiner Behauptung zu Lambeck's Commentare III col. 45, nach welcher der Cod. th. gr. 11 [resp. 7] im Besitze Tengnagel's sich befunden hätte, gewiss im Irrthum. Ein unbegreiflicher Lapsus, da das Manuscript eines jener Manuscripte ist, welche Busbecke in Constanti- nopel gekauft hatte, und welche durch dessen Schenkung, in eine. Zeit, in der Tengnagel noch nicht geboren war, bereits Eigenthum der Hofbiblio- thek geworden waren. Demgemäss findet er sich im Cataloge von Teng- nagel's eigener Bibliothek [9539] natürlich nicht verzeichnet, wohl aber in den von ihm angelegten Catalogi codd. mss. graec. theolog. etc. biblio' thecae C. R. Pal. Vindobonensis [12594] f. 24r no. 56: „Job. Salomonis Sapientia et Ecclesiasticus. fol. membr."

2) Lambecius-Kollar und Nessel zählen 166 Blätter, wobei sie das erste, in der Grösse differirende, einzeln eingeheftete Vorsteck- oder Schutz- blatt mitrechnen, das letzte, allerdings eingeschnittene, leere, aber zur letzten Lage gehörige Blatt unberücksichtigt lassen (Mittheilung Göldlin's von l'iefenau).

3) Die irrige Angabe Lambeck's, dass der Hs. 22 Blätter fehlen, be- ruht auf einer unerklärten älteren Foliirung.

16

V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

3. Der Codex Mosquensis 147 (früher 148), in der Synodal- bibliothek zu Moskau (M), von Matthaei, Accurata codicum Grae- corum mss. bibliothecarum Mosquensium Sanctissimae Synodi notitia et recensio. T. I. Lips. 1805, S. 80 beschrieben, zuerst von Ryle und James nach einer Abschrift des Archimandriten Wladimir benutzt (s. o. S. 10).

Die aus 225 Blättern bestehende Pergamenthandschrift stammt aus dem XII. XIII. Jahrb.; sie ist aus dem Kloster Iwiron auf dem Athos durch Arsenius Suchanow i. J. 1653 nach Moskau gekommen. Der Inhalt deckt sich mit dem des Cod. Hauniensis und des Cod. Vindobonensis. Zu Anfang der Abschnitte, von welchen weiter unten die Rede sein wird, fehlt oft der rothe An- fangsbuchstabe. Auch die Überschriften, mit Ausnahme derjenigen des dritten Psalms, hat der Miniator einzutragen versäumt. Ich habe die Hs. im Jahre 1874 selbst verglichen.

4. Der Codex Parisinus Gr. 2991 A, in der Nationalbiblio- thek zu Paris (P), im Catalogus codicum manuscriptorum Biblio- thecae Regiae. T. IL Paris 1740 und von Omont, Inventaire sommaire des manuscrits Grecs de la Bibliotheque Nationale, P. III. Paris 1888 p. 81 s. beschrieben, zuerst von Ryle und James nach einer CoUation Pierre Batiffol's benutzt.

Die vom Jahre 1419 datirte Papierhandschrift enthält auf 495 Blättern kleinen Formates, mit der Rede des Isocrates ad Demonicum beginnend, verschiedene profane und kirchliche Schrif- ten. Auf Reden und Excerpte aus Josephus (fol. 173 ss.) folgen von einer zweiten Hand fol. 195^^ das Buch der Weisheit, fol. 224v die Psalmen Salomo's und fol. 244^ das Buch Sirach. Daran schliessen sich wiederum Excerpte und Tractate verschiedenen Inhalts. Über die Eintheilung der Psalmen in dieser Hs. s. u. Hinsichtlich der Zählung gilt das zu H Bemerkte. Ich habe die Hs. im Jahre 1877 selbst verglichen.

Von diesen vier Hss. decken sich drei, nämlich HVM, dem Inhalte nach vollständig. Nur in der Ausstattung unterscheiden sie sich dadurch von einander, dass H an künstlerischem Schmuck V Übertrift, ^ während auf die Herstellung von M am wenigsten

1) Über den künstlerischen Schmuck der Copenhagener Hs. vgl. be- sonders Chr. ßruun, Aarsberetninger og Meddelelser fra det störe Kongel.

Einleitung. 17

Sorgfalt verwandt wurde. In allen drei Hss. ist der Text des Buches Hiob, der Sprüche, des Predigers und des Hohenliedes von einer Catene umgeben; bei den drei übrigen Büchern sind die entsprechend breiten Ränder unbeschrieben. Mit Ausnahme des Buches Hiob, wo der umfangreichen Catene wegen verhält- nissmässig wenig Text auf eine Seite entfällt, sind die Seiten in zwei Columnen getheilt. Der Text ist nicht stichisch angeordnet.^) Letzteres gilt auch von der Pariser Hs., in welcher, wie erwähnt, nur die drei catenenlosen Bücher, diese aber in derselben Reihen- folge wie in HVM, enthalten sind.

Besondere Aufmerksamkeit verdient die zw^ischen H und V bestehende Ähnlichkeit. Schon die Zahl der Pergamentlagen ist in beiden Hss. die gleiche, wenn wir H in seiner jetzigen Gestalt nehmen und in V die ausgefallenen Quaternionen ergänzen. In H sind, wie w4r sahen, die Pergamentlagen von lA bis beziifert, vorhanden sind also 29 Lagen. In V haben wir A bis A und ir bis K&, also ursprünglich auch 29 Lagen. Und die letzte Lage besteht in beiden Hss. nicht aus 8, wie die übrigen, sondern nur aus 6 Blättern. Eine DifiPerenz begegnet uns nur beim letzten Blatt der letzten Lage, welches in H beschrieben, in V leer ist. Man könnte daraus schliessen, dass der Schreiber von V im Laufe der Arbeit den Raum einer Seite gespart hätte. Es bietet sich aber noch eine andere Erklärung dafür. In H ist fol. 83^' unbeschrieben, während fol. 83^, also die dem Beginne des Buches der Sprüche zugekehrte Seite des Blatts, von einer Abbildung eingenommen wird, welche den König Salomo dar- stellt. In V ist, wie wir sahen, nebst einem grossen Theile des Buches Hiob auch der Anfang des Buches der Sprüche ausgefallen. Es könnte also auch hier an der entsprechenden Stelle eine Ab- bildung Salomo's enthalten gewesen sein. Doch spricht das leere Blatt am Schluss vor V dafür, dass es nicht der Fall war. Diese

Bibliothek. T. III (1876) S. 25 ff. und Graux a. a. 0. S. 3. Die hier er- wähnte Abbildung Salomo's fällt zwar in den Theil der Hs., welcher in V fehlt; es lässt sich aber mindestens sehr wahi-scheinlich machen, dass eine solche Abbildung hier nie vorhanden war. Ausserdem sind in H alle Über- schriften und Initialen in Gold ausgeführt, während dieses in V nur bei der Überschrift und den Initialen des zweiten Capitels des Buches Hiob Anwendung gefunden hat, um später durch Minium ersetzt zu werden. 1) S. jedoch das unten über die Interpunction in H und V Bemerkte. Texte u. Untersuchungen XIII, 2. 2

j^o V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

Annahme wird fast zur Gewissheit, wenn wir die einzelnen Buch- anfänge in beiden Hss. nebeneinander stellen:

H V

Hiob fol. 2r 1) fol. 2r 1)

Sprüche fol. 84^ Lücke

Prediger fol. I26r fol. 125r

Hoheslied fol. 142v fol. 141v

Weisheit fol. 151^ fol. 150^

Psalmen Salomo's fol. 170^ fol. 169v Buch Sirach fol. 183^ fol. 182^

Dass alle controlirbaren Buchanfänge, mit Ausnahme des ersten, in V um je ein Blatt hinter H zurückbleiben, erklärt sich am befriedigendsten bei der Annahme, dass in V die Abbildung Salomo's, welche H fol. 83 darbietet, fehlte. Denn, da Prediger, Hoheslied, Weisheit, Psalmen und Sirach in Y genau denselben Umfang haben wie in H, muss man annehmen, dass das Gleiche auch bei Hiob und den Sprüchen der Fall war, und daraus ist weiter zu schliessen, dass H und V, von dem Gemälde abgesehen, sich Blatt für Blatt decken. Dass dieses Zusammentreffen nicht zufällig sein kann, liegt auf der Hand; es fragt sich nur, wie es zu erklären ist.

Das Verhältniss von V zu H wäre ohne Weiteres klar, wenn es mit einer Beobachtung Graux' seine Richtigkeit hätte, welche sich an den Anfang des Buches Hiob in H knüpft. Er schreibt nämlich a. a. 0. S. 3: „Le manuscrit commence aujourd'hui avec le debut du texte de Job et le debut de la Chaine. 11 manque la protheorie du ler chapitre, qui devait se trouver sur le dernier des feuillets perdus en tete du manuscrit" (s. o.). Hiernach müsste man, da V genau ebenso beginnt wie H, annehmen, dass erstere Hs. aus letzterer abgeschrieben wurde, nachdem diese bereits die ersten 10 Lagen eingebüsst hatte. Dass zu der hier vorliegenden Hiob-Catene, wie zu den sonst bekannten, ursprünglich ein Prolog gehörte, unterliegt keinem Zweifel. 2) Die angeführte Beobachtung

1) Man erinnere sich, dass in beiden Hss. ein modernes Schutzblatt als fol. 1 gezählt ist.

2) Vgl. z. B. die im Cod. Vindob. theol. Gr. 147 (früher VI) enthaltene Catene, welcher der Prolog des Polychronius (ine. ''H iv xcüq d^siaiq y^atpalq dodipeia noXkrjv exsi trjv ahiav, vgl. De resurrectione speciatim Jobi etc. meditationes quas cum paralipomenis Magni Crusii emittit David Otto

Einleitung. 19

Graux' aber ist nicht unanfechtbar. Denn die Verzierung in Gold und Farben, womit jetzt Hiob in H beginnt, gleicht derjenigen zu Anfang des Buches der Sprüche fol. 84.^) Es bleibt also die Möglichkeit offen, dass die der eigentlichen Catene vorausgehen- den Stücke schon in der Vorlage von H fehlten. Wir müssen uns daher nach anderen Merkmalen umsehen, um das Verhältniss der beiden Hss. zu einander zu bestimmen.

Da H die ältere Handschrift ist, 2) so kann die Frage nur sein, ob V Abschrift von. H ist, oder ob beide aus einer dritten Hs., die wir nicht mehr besitzen, abgeschrieben sind. Letzteres wird desto unwahrscheinlicher je vollständiger die Überein- stimmung beider Hss. ist. In der That erstreckt sich diese so weit, dass man geradezu von einem Facsimile reden kann.

Dass H und V sich Blatt für Blatt decken, müssten wir schon aus dem gleichen Umfange der Bücher in beiden Hss. schliessen. Sie decken sich aber nicht nur Blatt für Blatt, sondern Zeile für Zeile. Ohne die beiden Hss. neben einander oder Photo- graphien identischer Blätter vor Augen zu haben, kann man sich hiervon auf Grund der folgenden Thatsachen überzeugen.

1. Von den vier Seiten der Copenhagener Hs., welche Graux in dem oben angeführten Kataloge im Facsimile veröffentlicht hat, betreffen drei, nämlich Taf. I. III und IV, solche Stücke, die auch in der Wiener Hs. erhalten sind. Auf meine Bitte verglich Herr Göldlin von Tiefenau diese drei Tafeln mit den betreffenden Seiten in V und konnte das Resultat der Vergleichung (20. IX. 1894) dahin zusammenfassen, „dass unser Manuscript mit dem

Wahrendorf. Gotting. 1738, p. 124 s.) und ein ^YTioßvij/xa elq xov ßaxa- Qiov xal dixaiov 'Iwß vorausgehen, und die Catene im Cod. XXIX Plut. X der Laurentiana, welche durch drei vTtod-iosig eröffnet wird (eine ttqo- &e(x)Qia zum ersten Capitel scheint auch hier au fehlen). Noch reicheres Material findet sich an dieser Stelle in der von Patrick Young veröffent- lichten (jüngeren) Catena Graecorum Patrum in beatum Job collectore Niceta Heracleae Metropolita. Londini 1637.

1) Aus einer brieflichen Mittheilung Chr. Bruun's, welcher hinzufügt: „Es scheint mir zweifelhaft zu sein, ob eine TtQO&scDola zum Capitel 1 auf einem vorangehenden Blatt, welches jetzt mangelt, gestanden hat."

2) Graux datirte die Copenhagener Hs. in der Revue critique (1877) aus dem X., im Kataloge (1879) aus dem X.— XL Jahrhundert. Die Wiener Hs., obgleich jener auch in der Schrift sehr ähnlich, wird eher dem XI. als dem X. Jahrh. zuzuweisen sein. Namentlich in der für die Überschriften, Prologe u. dergl. verwandten Semiunciale tritt der Altersunterschied zu Tage.

2 *

20 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

Copenhagener in den Initialen, in der Zeilenlänge, Zahl der Zeilen einer Seite, in der Interpunction, ich möchte hinzufügen, auch im Charakter der Schrift zusammentrifft".

2. Die zweite Columne der letzten Seite in V ist, um mit der letzten Zeile bis an den Schluss der Seite zu gelangen, in eine Figur gebracht, so zwar, dass die Zeilen 5 1 1 sich von der vollen Zeilenlänge bis zu einem einzelnen Buchstaben verjüngen, Zeile 12—16 voll ausgeschrieben sind, Zeile 17 22, mit drei Buchstaben beginnend, bis nahe an die volle Zeilenlänge sich erweitern und Zeile 23 27 wiederum voll ausgeschrieben sind. Eine Pause dieser Figur, welche ich der Güte Göldlin's von Tiefenau verdanke, verglich Herr Oberbibliothekar Chr. Bruun mit der ent- sprechenden Columne der Copenhagener Hs. und fand diese (6. X. 1894) „ganz identisch mit der übersandten Durchzeichnung, so- wohl was die Abkürzungen, als das Arrangement und die Linien- Abtheilungen belangt".

3. Mit Ausnahme von Ps. I und Ps. VI ist der Text der Psalmen in den Hss. der Gruppe HVMP in Abschnitte getheilt, welche durch grosse rothe, in H mit Gold überzogene, vor die Zeile gestellte Anfangsbuchstaben kenntlich gemacht sind. Wo der Anfang eines neuen Abschnitts nicht mit dem Beginn einer neuen Zeile zusammentrifft, ist der erste Buchstabe der folgenden Zeile ausgerückt, auch wenn damit kein neues Wort beginnt. Ich stelle, um den Thatbestand zu veranschaulichen, diebetreffenden Stellen aus H und V zusammen und füge M zur Vergleichung hinzu. Wo hier die Eintragung des Anfangsbuchstaben vom Miniator unterlassen worden ist, habe ich ihn in Klammern eingeschlossen. Den Bestand in P notire ich unter dem Texte, da in dieser Hs. die Kennzeichnung der Abschnitte wiederholt vernachlässigt worden ist.

H und V M

II, 7 xa II rag ofiaQT. [K]aTd rag cftaQT.

11 i II JSrrjOsv Tovg vlovg ['E]öTr]0£ zovg vlovg

15 sycD öixai \\ ^oco oe ['E\yco öixaicooco oe

18 *0 &sbg XQirrjg ['O] d-sog XQLTTjg

22 Kai kyco elöov xal xal syco elöov || Ka\ 25 ^17} xQOViOXjg || 'O d^eog wie HV

II. P hat nur v. 7 xaxa || Taq afjLtxQZ., v. 11 sarrjas r. vi. Uq. sIq ifi II naiyfibv, v. 22 xal iyw \\ Elöov, v. 28 ovx iXoylaato l"Oti

Einleitung. 21

H und V M

28 ovK sXoyl \\ Saro 6t l Ovx ekoyloaro ort 32 Kai vvv wie HV

III, 5 JzQOösxotpsv II 'O ölxaiog IlQoOsxoxpev 6 ölxaiog

9 JCQOOexoxpsv a\\MaQT(DX6g ÜQooixo'ipev a(iaQT(oXbq

IV, 4 OL II '0(pd^aX(jLOL avTOv ol 0(p&aX{i0L \\ Avxov 6 e^agat 6 d-eoq || Tovg s^ccQat \\ 'O ßsbg rovg

10 ov II K dvsöTTj Ovx aveorrj

13 ovx sfjjtijiXa II Tai Otx efijiijtXarat

19 OxoQjttW^&slrjöav oaQxeg oxogjno^elrjOav \\2JaQX6g 23 MaxaQioc ol ^oßovfi. wie HV

V, 5 6V TW d-Xl 11 Bsöü^ac r^iäg ev tw d-Xißeod^at || ^HpLag

9 jcE II 2'et^'o; Ta jiSTSivä 13 ifiT ;^()?yöror?yc wie HV

16 /M«x« II P(tog Maxagiog

VII, 6 -ß*!^ T^ xaxaoxTjvovv [E]v T(p xaTaöxtjvovv

VIII, 6 eijtov xaTsv^v \\ Novoiv etjtov \\ [K]aTev0^vvovöiv

10 ^Efiot/copTO 8X. yvv, sftoi \\ [X]65vto tx, yvv.

15 tjyays top an \(iy(a\lLOV rjyays top djt eö/aTov \\

TTjg [T]rig

18 siörjXd^EP II *i2g jtax. elg slorjX^sp de jtaT. \\ [E\lg

22 enolrjoap || KaTO. ijtolrjoap \\ [K]aTd

27 SJtlöTQS II WOV [^E]jllOTQ€lf)OP

IX, 4 sQya ij^mp to. Igya || ['H]fi<5p

6 Tlpi XQ^OTEvor] 6 ß-eog tLpl XQrjöTBvör} || ^0] d^eog

8 xal PVP II Uv 6 d-ebg [K]al vvv öv 6 ^sbg

X, 5 öl II Kaiog xal [J\lxaiog xal

XI, 7 epövöac hg. \\ Ta \''E]vövöaL Isq. to.

XII, 4 fiaxQvvaL || Ö i9^£og [i>fJax(>i;ro:^ o i9^fog

XIII, 5 STagax^ri 6 \\ 'Aösßrjg \jE]TaQdyßrj 6 dosßrjg

XIV, 3 '^'OöiOL xvqIov ['0]öioc xvqiov

III. P hat nur v. 5: wie M. IV. P hat nur v. 6: wie HV, v. 13: wie M, V. 23; (xaxdgiOL || Ol (poßov^evoi V. P hat nur v. b'Ev x(5

^Xiß., V. 13: wie HVM. VII. P hat keinen Abschnitt. VEI. P hat

nur V. 10 ^fxoLX- ex. || FwaCxa, v. 18 eiafjX^^ev atg nax. elq\ Olx., v. 27: wie HV. IX. P hat nur v. 8 xal vvv. . . rjfieig \\ Aaog X. P hat keinen Abschnitt. XL P v. 7 ev6. Uq. tcc tfx. \\ T^g XII. T> hat keinen

Abschnitt. XIII. P v. 5 iraQ. 6 aaeß. öia ta naga \\ Uxwix. XIV. P hat keine Abschnitte.

22 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

H und V M

XIV, 6 ical ovx ovTCog \\ Ol [K]al ovx ovrwq ol

XV, 8 9)Aog II UvQog (pX6§ \\ [n]vQ6g

8 xaTaöc(D^srai öe \\^AfiaQT. xaraöiw^stac \\ [A]s äfiagr, XVI, 5 ^E^o(ioXoy7^öo(ial ooi s^ofioZo \\ [r]i^öoßal öoc

9 II "Egya rmv x^i-Q^^v ra egya rmv || [X]blq^v 11 eav afiagz. \\ ^Ev rm öe sav ofiagr. ev reo || {2]b

XVII, A ov xe tJqstIöcq t. \\ Aa6 ov xvgis \\ (HiJQerloio xrX. 7 xal ov o &o\\KaTaßaXeig wie HV

11 'HQrj(i(oöev 6 av. rrjv i^QTJfKoösv 6 av. || Triv

15^ xal sjtexQ. avr. \\ Ol vlol wie HV

21 i II Je xvQLB LÖS II KvQie

23 6^(56. afi. ajco xXtjq. \\ 'Ex- wie HV

zgltpai 30 Kai 8§ec wie HV

34 xvQ. avr. ßa\\2iX6vg avr. xvq. avr. ßaöiX. \\ Avr. 39 rj eXjtlg || Avrov ^H sXytlg avrov

42 avTTj ?] svjtQS II Ileia Avttj rj evjüQEJteia

XVIIl, 6 fiaxd II PcoL MaxagiOL

10 Meyag wie HV

Während M und P, wie man sieht, fast überall abweichen, ist in V an sämmtlichen 53 Stellen der gleiche Buch- stabe als Initial ausgeworfen wie in H.^)

Aber, so gut wie V Facsimile von H, könnten H und V Nachbildungen einer dritten Handschrift sein: die Möglichkeit, so unwahrscheinlich sie ist, muss zugestanden werden. Es gilt daher zuzusehen, ob etwa auf Grund des Textes ein zwingender Beweis dafür erbracht werden kann, dass V wirklich aus H ab- geschrieben ist.

Der Text der Psalmen ist in beiden Hss. a.usserordentlich correct geschrieben. In V habe ich nur drei Schreibfehler im engeren Sinne gefunden, nämlich VIII, 23 agvlai statt agvla, IX, 11 alcQvai statt almva und XVIII, 11 (pwßmL statt (poßcp. Von

XV. P hat nur v. 8 xcctaSioj^. de ccfxaQ || TwX. XVI. P hat nur

V. 11: wie M. XVII. P hat nur v. 4 ah. . . 6äS || BaoiXia, v. 11 ^pjy-''

(jL<üaiv . . . yrjv ||"^f//Mt5v, v. 21 l'ös . . . avaar. || AvzoTg, v. 30: wie HVM, v. 34 XVQ. avr. II BaaiXeig, v. 89 ['H] iXTtlq avrov, v. 42 avTrj . . . ßccat \\ Aiwg XVIII. P hat V. 6: wie HV, v. 10: wie HVM.

1) Herr Prof. J. L. Heiberg hatte die Güte, dies zu constatiren.

Einleitung. 23

diesen Fehlem findet sich nur einer auch in H, nämlich VIII, 23 agvlai, während andere Versehen dieser Art hier nicht vorzukommen scheinen. ^) Aber der gemeinsame Fehler ist auffallend, und noch bemerkenswerther die Thatsache, dass das a am Schluss von alcöva IX, 11 in H in einen senkrechten Strich ausläuft, welcher einem L nicht unähnlich ist. Dazu kommt, dass II, 23 beide Hss. fehler- haft fiTjVf'jöemg statt firjvtcscoq und IX, 1 djtotxrjoiai statt ajcoi- xsölat schreiben. Kann auch dies Zufall sein, so fehlt es doch nicht an einer Stelle, welche zur Bestimmung des Verhältnisses beider Hss. zu einander eine sichere Handhabe bietet. In Ps. XVI lautet V. 13b nach den für die Überlieferung massgebenden Zeugen ttg vcps^erai Jtaiöüav Iv üievla. In H ist jtaiöelav SV jtevlat von erster Hand aus 6V jtevlai jcaiöelav hergestellt und zwar in folgender Weise. ,Das sv ist mit der braunen Dinte des Textes von erster Hand übergeschrieben; daneben steht, ebenfalls mit derselben Hand und Dinte, ein wegen Raummangels verunglücktes ß, das eher wie ein Strich oder Klecks aussieht, aber- sicher als Gegenstück zu dem über jcaiöelav mit derselben Hand und Dinte stehenden a gemeint ist. Das i in jtevlai'^) steht auf Rasur mit erster Hand; darauf folgt eine Rasur von 2—3 Buchstaben. Ohne Zweifel ist der Hergang dieser: der Schreiber schrieb (durch Vermengung von jtaiöelav und jisvlai^) jrsvlav ev, wurde dann auf den Irrthum aufmerksam (durch die Endung von jtaiöslav) und stellte die Wortfolge der Vorlage her: naiÖElav kv jcevlai^^) Wenn nun V hier ev JtsvtaL Jtat- öelav bietet und ebenfalls durch a und ß die Umstellung be- wirkt^ so ist klar, dass der Schreiber zuerst das undeutliche ß über kv {jtsvlca) übersah und erst durch das über jtacöelav stehende deutliche a auf die Correctur in der Vorlage aufmerksam wurde. Damit ist erwiesen, dass V in der That eine Abschrift von H ist. Und dieselbe Stelle lässt uns auch erkennen, woher M und P stammen.

1) Ich verlasse mich hierbei auf Graux' Collation. Auch Ryle und James haben aus H keinen Schreibfehler notirt.

2) H und V haben auch das gemeinsam, dass sie nur das i adscr., nie das i subscr. anwenden, s. o.

3) Vielleicht war in der Vorlage, wie in R, nsöiav statt naiöeiav geschrieben.

4) Aus einem Schreiben Prof. J. L. Heiberg's, welchem ich die Kennt- niss des von Graux nicht erwähnten Thatbesta,ndes verdanke.

24

V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

Dass M und P aus der gleichen Vorlage abgeschrieben sind, ergiebt sich theils aus der geringen Zahl von Stellen, an welchen sie von einander abweichen, theils aus einer Anzahl Lesarten, in welchen beide gegen H und V, mit denen sie sonst eng verwandt sind, zusammenstimmen. Es kommen dabei die folgenden Stellen in Betracht.

HV

MP

M

P

I,

5

nioojöLV

jteomoi

n,

5

avTov

avT7}g

wie HV

11

eorrjöev

löTTjöe

22

ajuxymyfi

ijcaycoyf]

in,

1

ipaXatB

tpdXXars

wie HV

IV,

9

evörad^sla

svorad-la

4

15

djcoQlaig

ajioQLa

16

ajcojitOOL

djrojreoei

XBLQCOV

X^^Qog

V,

1

TCO ovofiari

t6 ovofia

VI,

4

evözad-sla

evörad^la

4

VIII,

12

acpeÖQO)

dfpmÖQO)

wie HV

21

eyivvTjoav

hydvvrjoev

wie HV

28

hXtov

wie HV

hXalov

XI,

5

eaxiaoav

IdxiQTriOav

XII,

2

aXcp

wie HV

aXXqj

4

axaxcov

xaxSv

XVI,

1

xarafp^OQcc

wie HV

xaTa(poQa

12

epiöxvoai

wie HV

löxvöai

13 JtaLÖeiav hv

ev jtevia

jtevla ex corr.

jtaiöeiav

XVII,

21 olöeg

olöag

25

tv djtsiXf] . . . avTov

ausgelassen

32

ölxaiog

wie HV

ölxaiog xal

41

wie HV

av^SL

Nicht aufgeführt ist in der vorstehenden Zusammenstellung, ausser den oben erwähnten Schreibfehlern in H und V, nur das xal hinter xgarawc II, 29 in M, da es alsbald wieder gestrichen wurde. In derselben Hs. fehlt II, 18 das *0 vor ^sög durch Schuld des Miniators, wie in P XVII, 39 das ^H vor eXjt\g.

Einleitung. 25

Von den wenigen Varianten zwischen MP einerseits und HV andrerseits, welche nach Abstrich der rein graphischen Verschieden- heiten übrig bleiben, ist ejtayatyTJ 11, 22 offenbar eine Ver- besserung, während sich über den Werth von eöxiQT7]0av XI, 5 und von olöag XVII, 21 allenfalls streiten Hesse. Wir werden aber später sehen, dass nur sjtayojyf] durch die massgebenden Zeugen Bestätigung findet, und um dieser einen guten Lesart willen wird sicher niemand den Archetypus von MP jenseits HV verlegen wollen. Die Sonderlesarten von M und P spielen dabei ohnehin keine Rolle, wenn auch M -mit avTr/g II, 5 einen guten Griff gethan haben mag, wie P mit xaracpoQo. XVI, 1 fraglos einen Fehler der gemeinsamen Vorlage berichtigt hat. So wie die Dinge liegen, bleibt nur die Alternative, ob die MP gemeinsame Vorlage, welche an den angeführten Stellen von HV abwich und XVII, 25 die Worte av djtsiXf] . . . avrov vermissen liess, aus H oder aus V geflossen ist.^) Und hier ist wiederum das sv nevia jtatöeiav XVI, 13 entscheidend. Eine Abschrift von V hätte die deutliche Correctur nicht unberücksichtigt gelassen, während das deutliche a über jiHÖsiav in H unverstanden blieb, nachdem das undeut- liche ß über SV {pteviat) übersehen worden war. Wir gewinnen somit für die Hss. dieser Gruppe die folgende Genealogie:

H

M P

Für die Überlieferung des Textes kommt also nur H als Zeuge in Betracht. Die Lesarten der drei übigen Hss. haben im günstigsten Falle .den Werth von Emendationen.

2. Die römischen und die Athos-Handschriften.

Ausser HVMP war bisher nur noch eine Hs. unserer Psalmen bekannt, nämlich die Vaticanische. Der Codex Casanatensis und die Athos-Handschriften werden hier zum ersten Male verwerthet.

1. Der Codex Vaticanus Gr. 336 (R), von Erich Kloster- mann, Analecta zur Septuaginta, H^xapla und Patristik. Leipzig

1) Dass P, die jüngste Hs. der Gruppe, nicht aus M abgeschrieben sein kann, ergiebt sich schon aus dem Vorhandensein der Überschriften in P, welche in M, wie wir gesehen haben (S, 16), bis auf eine fehlen.

26 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

1895, S. 17 ff. beschrieben, von Swete zuerst benutzt (s. o. S. 11), von mir im Frühjahr 1882 verglichen.^)

Die aus 194 Pergamentblättern in 4. bestehende Hs. gehört dem XL XXL Jahrhundert an. Sie enthält dieselben Bücher wie H und in der gleichen Reihenfolge, aber (1 4) ohne Catene:

1) Hiob fol. ir— 40^

2) Sprüche fol. 4ör— 79v

3) Prediger fol. 79v— 92^

4) Hoheslied fol. 93^—99^

5) Weisheit Sal. fol. 99v— 122^

6) Psalmen Sal. 122v-136v

7) Jesus Sirach fol. 136v— 194v

Hiob ist in 32 Capitel eingetheilt, das Buch der Sprüche in 15.^) Am Rande stehen in Hiob selten, im Buch der Sprüche öfter liturgische Notizen, wie ri] ueyaXr] ß, rfj ö xTJg 1 eßöo- fiaöog u. dergl. Weisheit, Psalmen Sal. und Sirach werden als 'Adiad^BTa eingeführt.^) Am Schluss des Predigers sind die Stichen notirt {tpvy)^ ebenso am Schluss des Hohenliedes (rvy) und der Psalmen Sal. (tpv), örixVQ^Q ist aber nur ein kleines Stück im Buche Sirach geschrieben. Im letzteren Buche findet sich eine von 8,6 djfo a^agvlaq bis 11, 10 rexpop' fii] Jisgl jtoXXa reichende, anscheinend durch Blattausfall in der Vorlage verschuldete Lücke, auf welche eine spätere Hand durch Xeijcei jtoXXa (foL 145v) auf- merksam gemacht hat. Die Quaternionen sind zu Anfang, rechts oben, gezählt, a unten rechts, am Schluss. Die Hs. ist das Werk eines Schreibers. Abkürzungen sind selten, Spiritus und Accente oft fehlerhaft, das c subscr. oder adscr. fehlt ganz. Verstösse gegen die Orthographie, meist durch den Itacismus verschuldet, sind häufig. Es werden verwechselt:

i und ei: II, 17 k^rjXirpag. 19 coplörjoav, 31 djtcoXiav, III, 6 dXrid^La^ IV, 9. VI, 4 evorad^la, V, 8 jupdoco, 10 Jti- vdöcoöip, 13 d-avfidoiag, 16 avraQxlag, VII, 9 Jtaiöiag,

1) Über die Bedeutung dieser Hs. (Holmes 253) für die Kritik des Textes der LXX s. E. Nestle, Marginalien (I) S. 32. 48 f. E. Klostei-mann, De libri Coheleth versione Alexandrina. Kiel 1892, S. 15.

2) Die Überschrift des Buches der Sprüche lautet nagoiixiaio oo'/.o- fXüivToa; ebenso 1, 1 na (jo t/u lata aoXofxwvzoa viov ^^äö.

3) Das Buch der Weisheit ist überschrieben 'AöiÜS^ezcc + ao<pla aolo fxwvzoo -|-

Einleitung. 27

XIII, 6 öcvrj, XVI, 13 jcsöiap (1. jtaiö.), XVII, 21 Mag, XVIII, 4 jcaiöla, 10 ^0(>/a;

II, 7 syxareXsiJtsv, 29. 36. XVII, 36. 38 laxvei, IV, 5 oixslav, 17 eXXeijcTjg, VIII, 13 :;ra()€7€fjroi^, XII, 6 i:7ray- yeXsiag, XIV, 4 IxTuXrjöovTaL.

sc und jy: II, 21 djtsQQicpsi, 23 sjtiTifii^asig, V, 17 jtXsiöfiOVi^Vj VII, 8 ajrcüöft;

III, 12 BxXelxpri, IX, 2 £>i;?y, XVII, 37 xarrjQyaaaro. 7} und t: II, 19 mvlörjöav, 25 XQovrjörjq, 26 ixQovrjOa, IV, 21

jtaQooQyrjöav, VIII, 7 dpeXoyi^ödfirjv, XVI, 5 kXoy^ötx),

XVII, 4 riQBrrioc6\,

II, 33 sjttörlfirj, VII, 2 JtatiödTa), XII, 6 xXtjqovo-

liloaLOav^ XVII, 5 ejtiyyeiXoi. ai und £*. VIII, 15 aioxdrov, XVI, 5 eXoyi^owfiai (st. eXoylaco fie);

II, 11. XVU, 12 efijteyiibv, XVI, 13 jr€(^/ai^. .t« und ?;: XVII, 45 raxvvrj, XVIII, 5 xaO^aglörj. Tj und 6: IX, 7 dtpeoecy XVII, 9 s^sqsvvtjOsv. 0 und cö: III, 4 dXtyoQrjOEi, IX, 2 öixaioötjg (st. öixaicod^fjg)^

X, 3 dyajtovrag, XIII, 9 jiqoxotcxov, XIV, 4 £()(>£-

^oii6P/j^ XV, 10 «jro-^e/a, XVI, 8 a3uo9)£2oi;$;

11, 34 dvafitawv, VI, 3 JtToi7jd^7]C6Tai^ VIII, 11 (!£?/(>-

und ov: XV, 11 e^egruimcmötv.

Auf die Herkunft der Hs. aus dem Orient oder aus Grriechen- land weisen Eintragungen eines früheren Besitzers, aus dem An- fange des 15. Jahrhunderts, am oberen Rande zweier Seiten.^)

Obgleich ich den Codex Vaticanus selbst genau collationirt hatte, habe ich doch, um völlig sicher zu gehen, in mehreren Fällen, wo ich bei Swete abweichende Angaben fand, die Hand- schrift noch einmal einsehen und die in Frage kommende Lesart verificiren lassen, so namentlich I, 1 JtQoq xvgcov (la) und JtQog d^sbv (Ib), II, 17 dvexdXvipag, IV, 12 dvajtrsQcoascog, V, 1 ^v /isaca ejtiörafievcop^ XVII, 23 oxsvr}.

1) Man liest fol. 39v: iysvvi]&rj 6 a6e),(f6(i (jlov xvQioq ötjfiijTQiog o aÖQiavoq iv azei ^s'^xa<^ Ivö (die Zahl fehlt) xaxi fx^va fidiov rjfisQcc xv- QLüxri: Tb öe iniöv szoq eXaßa xaycj xi^v yvvalxa iv r^ W^Q^ '^^^ äyiov nva: ferner fol. 40r: exotui^ij rj xvgia ßov rj fi^TijQ (jlov, iv ^zei /•TTi;?^" Lvö. xaxa fx^va ipevQovagiov x^ xgiaxoaxfi a xov avxov fii]- vog. rifiiga xqixtj (oga ^' xijg vvxxög'.

28

V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

2. Der Codex Iberiticus 555, im Kloster Iwiron {rcöv 'iß/jQwv) auf dem Athos (J): eine Bombycinhandschrift kleinen Formates (24 X 17 cm.) aus dem XIV. Jahrhundert, von Herrn Studien- director Philipp Meyer in Erichsburg bei Markoldendorf im Jahre 1886 entdeckt und abgeschrieben.

Der Inhalt des ersten Theils der Hs. (Nr. 1 7) deckt sich mit dem des Codex Vaticanus, nur dass Jesus Sirach die sechste, die Psalmen Salomo's die siebente Stelle einnehmen. Dann folgen noch: 8) oxoXia eiq rbv exxk^jOiaoTi^i^, 9) oxoXta dg x6 aopLa rdöv aCfiazcov, 10) oxoXia elg zag jtaQoifuag, 11) rQTjyoQiov Nvörjg Xbyoi rj elg xovg fiaxagiöfiovg, 12) jisqI aylcov xal Xsi- ipavcDv, 13) jceqI sixovcov.

Die Hs. unterscheidet sich von allen bisher bekannt ge- vv^ordenen dadurch, dass sie örcx^gcog geschrieben ist. Doch vp^ird, da das kleine Format nur selten einen ganzen orlxog auf eine Zeile zu bringen gestattete, der Raumersparniss wegen oft auf derselben Zeile fortgefahren, wie z. B. Ps. X, 1: Maxagiog dvrjQ ov 6 x~g efivrjoS-T] s

vsXsyfic^ -\- Kal BxvxXmd^rj djto o6ov jtovrjgäg sv fidöTcyL KaO-aQtöB^TJvai djto afiaQ rlag rov fi9] jcXrjB-vvat + Die grossen . Anfangsbuchstaben sind überall roth; zuweilen hat der Miniator die Eintragung unterlassen, z.B. IV, 2b. XHI, 8b. lOa. Bei der Abschrift von Ps. I hat der Schreiber die Stichen- abth eilung wiederholt vernachlässigt; in den übrigen Psalmen sind solche Fehler seltener. Ich habe alle Abweichungen meiner Anordnung des Textes von der in J vorliegenden gehörigen Orts angemerkt.

An Schreibfehlern und Verstössen gegen die Orthographie ist auch in dieser Hs. kein Mangel. Verwechselt werden: i und er, IV, 9: evoxad-la (wie R), V, 8 jcivdocD (wie R);

II, 36 löxvet (wie R), XII, 6 enayyeXelag (wie R), XVIII, 4 dfiad^eiag. £1 und 7]: V, 6 ßaQvveig; XII, 3 tpsvÖTJ. Tj und r. II, 21 fir/rgav, XVI, 5 eXoy?)oofjai (st. iXoylöco fie^

vgl. R); XVII, 5 ejicyyeiXoo (wie R). ai und e: UI, 2 yjccXac (s. u.), XVI, 5 fiai (s. unter r] und i); XVII, 31 £Qxeo&e (auch L).

Einleitung. 29

Tj und £: III, 12 ejnöxsjtretai, XI, 1 eXii}öev^ XVII, 11 £()?;-

tj und 0^:" XI, 4 oqol st. o()//. f und v\ IX, 3 xQißrjöerai; IV, 22 t5jr£X()t;2^oi^TO. V und o^: IX, 8 öol st. öv.

o und cö: II, 19 ovelöcoav, 32 xqIpov^ VIII, 17 6f/dXioav, XV, 9 äjcoXslaq und fierojtoVf XVI, 1 ro st. tc5, XVI, 5 eXoyrjOofiac (s. unter ?; und t), 8 avo(peXovq (wie R); XII, 2 aj^a^TTTCöi^, 4 ajrco^otro, XVI, 9 rcöjrco, 1 1 oXt- ycoxpvxiccp. w und ov: X, 7 dogßöo9ö^

Das L subscr. oder adscr. fehlt, wie in R. Meine Kenntniss dieser Hs., welche leider infolge Blatt- ausfalls von V, 14 xal jiXovöiov bis VIII, 12 djco Jtdörjg dxa- d-agolag eine Lücke aufweist, beruht auf einer Abschrift, welche Herr Director Meyer die Güte hatte mir zur Verfügung zu stellen.

3. Der Codex des Laura-Klosters (xTJg legag fiovrjg (leylorrjg Äavgag) auf dem Athos (L): 310 Blätter in gr.-4^., aus dem XII. Jahrhundert. Die am Anfang und Schluss defecte Hs. ent- hält nach der von 'AXs^avÖQog AavQicorrjg im Jahrg. 1892 der ^ExxXrjOiaörLxi] dXrjd-eia^ p. 134 gegebenen Beschreibung:

1) ^EQiirjveia slg zovg ipaXfiovg dQXO(ievr] djio xov 11 tpaXfiov,

2) AI (pöal, CUV rj jigwr?] //f^' tQfirjvslag ev rf] hcpa.

3) WaXfiol tri 2aX6^ovog.

4) EvqlXXov \4Qxie:itiöx6jtov 'AXe^avögeiag eig ro 'Acöfia

T(DV ^AiOfidrcov.

Schreibfehler sind in L seltener als in R und J; sie mehren sich auf den letzten Seiten. Das c subscr. scheint in der Regel zu fehlen.

Herr Alexandros hatte die Güte, mir durch Vermittlung Phil. Meyers eine vollständige CoUation der Psalmen Salomo's in dieser Hs. nach dem Hilgenfeld'schen Texte zur Verfügung zu stellen.

4. Der Codex Casanatensis 1908 (olim G. IL 1; antiquius A.R. I. 10. I, et etiam 0. 1. 10 in cc. sa. Manuscript.m) in Rom (C), beschrieben von Francesco Bancalan im 2. Bande der Studi italiani di filologia classica. Firenze 1894, p. 201 203.

Der grösste Theil der aus 310 Blättern (38,4x24,9 cm.) bestehenden Papierhandschrift gehört nach Bancalari dem XII. XIIL, fol. 4. 8—9. 298v— 301. 306— 10 dem XIIL-XIV. Jahrh.

30 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

an. Viele Blätter und ganze Lagen sind verbunden, die Schrift oft durch Nässe beschädigt und unleserlich. Schreibfehler sind verhältnissmässig selten. Das l subscr. oder adscr. fehlt, wie in R und J.

Die Hs. beginnt mit dem Fragment eines Commentars über die Worte {Xqlötb) 6 d^ebg eXerjöov rj^aq, dfirjv. Darauf folgen:

1) fol. 2 296v, unterbrochen durch die unter 2) und 4) an- geführten Stücke: die Psalmen mitCatene. Voraus gehen mehrere Prologe, u. a. von Eusebius, Hippolyt und Theodoret.

2) fol. 225— 240V, 247— 248v, 297— 298^: die Lieder aus den historischen Büchern des Alten und Neuen Testaments nebst den Seligpreisungen nach Matthäus.

3) fol. 302— 305v: die Psalmen Salomo's von II, 27 6 d^djt- Toov bis XVI, 8 vjtoxstfievov (der Rest der Seite ist unleserlich).

4) fol. 4, 8— 9v, 298v— 301v, 306— 310^: Fragmente eines Evangeliencommentars, von späterer Hand.

Herr Dr. Joh. Tschiedel in Rom hatte die Freundlichkeit, die Psalmen Salomo's nach dem Fritzsche'schen Texte für mich zu coUationiren. Weitere Mittheilungen, namentlich inbetreff der Interpunction (s. u.), verdanke ich Herrn Dr. Karl HoU.

3. Die Genealogie der Handschriften.

Von den fünf Handschriften, welche für die Überlieferung des Textes unserer Psalmen in Betracht kommen (CHJLR), ist H die älteste. Dennoch empfiehlt es sich, bei der Untersuchung des Verhältnisses der Hss. zu einander von der nächstältesten, nämlich von R auszugehen. Denn der Text dieser Hs. zeigt ver- schiedene Merkmale, welche darauf hinweisen, dass sie der allen gemeinsamen Quelle näher steht als die übrigen. Hierher gehört, um mit dem Unwesentlichsten zu beginnen, der Gebrauch des v eg)6JixvOTix6p vor Consonanten. Mit Ausnahme weniger Fälle ^) setzt R es überall, während von den übrigen Hss. L hier und da, J zweimal, H nur einmal, C niemals secundirt. Im Hinblick auf den Gebrauch der ältesten Bibelhandschriften wird man annehmen

1) R bietet II, 1 xarsßaXXe, 9 ißagv^vjJLriae und inoirjoe, IV, 13 näai, 21 anaai, VIII, 28 ovvijyaye, IX, 7 rjficiQzrixoai, XVII, 10 näoi, 14 TtoXeat. An einer dieser Stellen (II, 9 ißagv^.) findet sich in J und L, an einer anderen (IX, 7) in L allein das v ^cpsXxvavixov.

Einleitung. 3|

dürfen, dass R hierin den gemeinsamen Archetypus am treusten wiedergegeben hat. Ebenso wird über Lesarten wie II, 21 jts- QisiXaro, XVII, 5 atpeiXavro, VIII, 16 eloeXd-are^ IV, 8 avalim- tpcv, XV, 8 xaraZi] fttpoptac und xaTaX7]fi(p^rjoovTai (hier wurde das fi später ausradirt), XII, 3 ovvx£(xi, II, 4 djtOQL^pars (vgl. z. B. Act. 27, 43), IX, 1 ajteQiiprjoav und wohl auch über IV, 12. XV, 5 oXsd'QSvöac zu urtheilen sein. Die Einmüthigkeit, mit welcher alle übrigen Hss. diese Formen ablehnen, führt zu dem Schluss, dass sie bereits in der ihnen gemeinsamen Quelle ausgemerzt waren. Bestätigt wird dieser Schluss durch folgende Thatsachen.

Für eljtov 1. Sing, bietet R in zwei von drei Fällen eljta (VIII, 3. 6), die übrigen Hss. haben überall eljtov (so II, 22 auch R); für eijcov 3. Plur. hat R an beiden Stellen, wo es vorkommt (I, 5 und VIII, 16), sijtap, die übrigen Hss., mit einer einzigen Ausnahme,^) an der ersten Stelle eljcav, an der zweiten Eljtov.

Der nur mit dem Artikel vorkommende Nominativ von eXeog lautet in allen Hss. (II, 33. IV, 25. V, 15. X, 3. XI, 9. XUI, 12 bis. XVIII, 1) ro eXsog, nie 6 sXsog; der Genetiv in R überall (II, 8. Vm, 28. XIV, 9. XVII, 3. XVIH, 3. 5. 9) iZeovg, in den übrigen Hss. sXiov; der Dativ in R überall eZeei, in den übrigen Hss. einmal (V, 12) sXecp, zweimal (X, 4 und XVI, 3) sXhi; der Accusativ in R überall (t6) eXsog, in den übrigen Hss., mit einer einzigen Ausnahme, 2) sechsmal (II, 36. VI, 6. VIII, 27. XVI, 6. XVII, 15. 45; VI, 6 und XVII, J5 ohne Artikel) Ueog, einmal (IX, 8, ohne Artikel) eXeop.

Von C,rjXog kommt nur der Dativ und zwar zweimal (II, 24. IV, 3) vor: an beiden Stellen bietet R ^i]Xei, die Gesammtheit der übrigen Hss. C,rjXcp.'^)

Wenn hierbei noch an ein Spiel des Zufalls gedacht werden könnte, so wird durch die folgende Wahrnehmung jeder Zweifel beseitigt.

Eine Anzahl Verbalformen, deren Ursprünglichkeit durch das Vorkommen ähnlicher Bildungen in der ältesten Überlieferung

1) Nur L hat I, 5 sItcov statt einav.

2) Nur H hat VI, 6 das artikellose skeog durch skeov ersetzt.

3) Im Briefe des römischen Clemens, wo ?^Ao? bald als Neutrum, bald als Masculinum gebraucht wird, setzt die jüngere Hs. gern auch da die masculinisclie Form, wo sich in der älteren die neutrische findet.

32 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

der LXX verbürgt wird, findet sich, mit einer Ausnahme, in R allein, nämlich II, 2 xareTtarovöav st. xarBnarow^ II, 3 eßeßrj- Xovöav st. eßeßi^Xovv, II, 13 sfiiaicoöav st. sfilaivov, VIII, 11 ÖLTjQjia^oöav {-C^cooav R) st. öirjQjüa^ov, VIII, 12 ijtarovoav st. ejtdxovv, VIII, 25 uöoöav st. eiöov, IX, 7 rjftagrooav st. ^fiag- TOP, XI, 4. XVII, 16 Ifpvyooav st. £g)t;yoi^, XlII, 3 ejteÖQafxooav st. ejteögafiov und f-TuXooav st. bxlXXov, XVII, 15 ejtexga- Tovoav st. ejisxQarovv, IV, 8 öixaccooaioap st. dixatoooaisvy IV, 20 exxoipaioav st. sxxoipsiav, XII, 6 xX?]Qovofiijöaioap {-ftl- oaioav R) st. xXrjQOVOfirjöatep. ^) Fände sich von all di-esen Formen in den übrigen Hss. keine Spur, so könnte, man meinen, sie wären überhaupt von R erst eingebracht worden. Dagegen aber spricht die oben angedeutete Ausnahme. Während an 14 Stellen alle übrigen Hss. die gewöhnliche Form darbieten, liest IV, 8 J wie R öixaicooacöap , C öixaicooaLap, L öixaicog slsp, und nur H dixaicooaiep.

Dieser Befund setzt diesseits der Hs., aus welcher R ge- flossen ist, eine Abschrift voraus, welche für eXsovg überall eXeoVy für das dreimal vorkommende eXssL einmal eXecp, für das dreimal ohne Artikel gebrauchte sXeog einmal sXsop, für ^rjXei an beiden Stellen J^/lo? bot and von den 15 Formen auf -öai^ nur das eine ÖLxaicooaioap IV, 8 beibehalten hatte. Nennen wir den Arche- typus z, die Hs., aus welcher R geflossen ist, y, und die Ab- schrift, auf welche CHJL zurückgehen, x, so ergiebt sich das folgende Schema:

■1

/\

R 3

CHJL

1) Vgl. in LXX z. B. Ps. 97, 3. Jes. 41, 5 eiöoaav, Jos. 2, 8 f$»yA- ^ooav B, e^TjX^ov AF, 3, 14 tjQoaav B, ?/()«v AF, ü 23 e^rjyayoaav B, e^rjyayov AF, 8, 19 rjkd^oaav B, siarjX^ov AF, 11, 19 eXaßoaav B, sXaßov F, skccßsv A, Neh. 9, 25 xateXdßoaav, Ps. 34, 25 sinoicav, 77, 29 6(payoaav B, etpayov kRT, Tob. 3, 11 fvXoyijoaiaav B, svXoyTjaazcDaav k, vgl. im N. T. Jo. 15, 24 fl'xoaav kBL* al.

Einleitung.

33

Es fragt sich nur, ob CHJL direct aus x geflossen sind oder nicht. Um dies zu ermitteln, haben wir auf das Verhältniss der Hss. zu einander näher einzugehen.

Da IV, 8 J allein mit R öixaicoöaiöav bietet, während die übrigen Hss. abweichen, so liegt die Vermuthung nahe, dass diese beiden Hss. auch sonst näher mit einander verwandt sein wer- den. Ich stelle daher zunächst diejenigen Lesarten zusammen, welche sie gemeinsam vertreten, und füge zur Vergleichung LCH hinzu. ^)

L H

xdyco wie L

xartßaXe

xara

aXZa iv

driuia ,♦

RJ I, 7 xal lyco n, 1 xarsßaXZe 16 xal xara

24 dXX' ev

25 alrlafila R, drifiia f/iä J

36 loxvsi ni, 2 dyad-TJg

12 TOP XVQIOV

IV, 2 xaraxQLvaL

8 öixatcooaioav

9 evöraO^la V, 3 GxvXa

8 jtLväöco

10 JtQOOCOTtOV

IX, 4 eQyoig

LC iöxvi oXrjg

XVQIOV

xaraxQivec dixaimoaiav C, ötxai-

cog elev L svörad-ela Lücke üiHvdccD

JlQOöCOTia

iv sgyoig

wie

LC

xaraxQivov öixaccoöatev

wie LC

öxvXa dvO^Qcojtog

wie LC

6 e^ayoQiaig (J h^r^yogiatg iva^ayoQ.)

X, 1 xaO^aQioO^^vac xal xaf^aQioO^ijvai

XII, 2 orQO(prjg tqo^tjc

6 kjiayytXeiag hjtayysXiag

XV, 7 djto Xufiov Xifiov

XVI, 5 sXoyylocofiai (J hXoyiöoD fie -Oouat)

öiaOTQO<pfjg wie LC

1) Man erinnere sich, dass C I, 1— II, 27 u. XVI, 8 bis zum Schlnss und J V, 14— VIII, 12 u. XVIII, 5-12 fehlt.

Texte u. Untersuchungen XIII, 2. 3

L

H

dvaxpeXovq

wie L

ör7]Qi^0V

»

avT?]g

«

enrjyydXco

VJC£OT)0)CtVlCtV

TjyLaö^ivovq

riyLaö[i£V(DV

em

wie L

34 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

RJ XVI, 8 avo(feXovQ

12 OXTjQLÖOV

14 at;rou

XVII, 5 EJtiyydXco

13 hv vJt£Qrjg)avi 35 xara^sc 43 i^yiaOfievov

XVIII Überschr. k^

Dass R und J einander nahe stehen, ist hiernach zweifel- los. Es gilt nur noch zuzusehen, ob R etwa auch zu LC und H nähere Beziehungen hat. Ich übergehe bei der folgenden Zu- sammenstellung die Fälle, wo R mit L im Gebrauch des p h(peXx. zusammentrifft.

I, 3 jtoXXrjv RL (C fehlt): jzoXvp JH

III, 1 xal alvov RLC: xaivov JH 10 afiagziaig RLC: af/agzlag JH

IV, 1 oolcp RLC: 6öi(Dv J, om. H 8 oöiot RLC: oi ooiot JH

21 ajtaoc RLC: Jtäoi JH V, 5 ccjioorQs^pi] RL (C?): d:ioötQey)rjg J, -öTQijpeLg H

13 xal eav RLC: xal kav xal JH VI, 1 ejtixaXtOaöd^at RC: sjttxaXelöO^ac LH (J fehlt)

3 oaXop RLC: ö«;io?^ H (J fehlt)

4 rc5 opofiari bis RLC: to ovo^a H (J fehlt) 6 £;i£o^ RLC: eXeov H (J fehlt)

VIII, 4 £^§ RLC: £i; H (J fehlt) IX, 11 eXerj^oövvrj RC: ?/ eXsrjfioövprj JLH XII. 3 jcagapofiovg RLC: jcagavo^ov JH XIV, 5 xXrjQovofiia RLC: ?) xXrjQovofila JH

XVI, 1 xarag)OQ'a RL: xatacpd^oQa JCH

XVII, 23 afiagrojXov RL (C fehlt): afiaQrnjXcjv J, --^ov^ H 30 xa&agiel RL (C fehlt): xa^aglosi JH

XVIII, 8 ercöjTfoj; RL (C fehlt): Jr 96^0? H (J fehlt)

Zu streichen sind in dieser Liste diejenigen Stellen, wo J fehlt. Denn hier handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um Souderlesarten von H. So bleiben nur 14 Lesarten übrig, welche R mit LC oder mit einer dieser Hss. gegen die übrigen vertritt, während die Zahl der Fälle, wo R mit J alleinsteht.

1

Einleitung. 35

mehr als doppelt so gross ist (29). Noch seltener geht R mit H allein zusammen, nämlich nur an den folgenden 11 (7) Stellen: II, 23 avTolq RH: avxovq JL (C fehlt) VII, 7 hnaocovöTi RH: sjiaxovösig LC (J fehlt) VIII, 3 avTOP RH: avrrjv LC (J fehlt) 7 'ayvco RH: 'eyvcoöav LC (J fehlt) 9 xQv<f)toig RH: xQvtpolg LC (J fehlt) IX, 6 ;c()?^ör£t;ö?y RH: xQrioxevOBt LC, XQV^'^f^^^^^^ "^ XV, 3 äjtaQX^jP RH: ajtagx^g J, ccjiaQX^ LC 7 ooicQV RH: ^f/G)r JLC XVII, 4 sxXsijtscv RH: exXijceiv JL (C fehlt). 23 t^coöa^ RH: s^coöov JL (C fehlt) 31 sQxso^at RH: £()X«ö^f JL (C fehlt) Hieraus ergiebt sich, dass J der Quelle, aus welcher R ge- flossen ist (y), näher steht als LC und H, und nichts steht der Annahme entgegen, dass x die unmittelbare Vorlage für J war. Entscheidend sind namentlich Lesarten wie HI, 2 ayaO^rjg, IV, 8 öixaicoöaiöaVy XV, 7 djtb Xi/iov, XVII, 13 €V vjtBQrj(pavLa^ 35 xar- a^si. Standen diese, wie in y (R), so in x (J), so können LCH nicht direct aus x geflossen sein. Bevor wir uns aber nach der diesen drei Hss. gemeinsamen Quelle umsehen, haben wir das zwischen L und C bestehende Verhältniss näher ins Auge zu fassen.

Die nahe Verwandtschaft zwischen L und C ergiebt sich schon aus der Liste S. 33 f. Sie tritt in ein noch helleres Licht, wenn wir diejenigen Lesarten zusammenstellen, mit welchen die beiden Hss. alleinstehen:

LC

n,

33 avrov, C am

Rande xv

III,

8 ^etov

IV,

2 xaraxQLVBi

20 JtoXXmv

V,

3a Lücke

13 ^avfiaöidöco

vn.

7 sjtaxovösig

vni,

3 avrrjv

7 syvcooav

9 xQvcpolg

RJ

H

xvqIov

wie RJ

OötOV

11

xaxaxQivat

xaraxQivoDV

ütoXXovg

wie RJ

ov ycLQ . . , övvarov

11

d^avfidaiag R, -öeiagJ

wie J

öv hjtaxovörj R ( J fehlt)

wie R

avTov R (J fehlt)

11

syvo) R (J fehlt)

11

XQvtploig R (J fehlt)

11

3*

36

V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

LC VIII, 33 svöozia IX, 3 öixaioövvai 6 ;f()?yöTf^ö£^ X, 2 XQV^'^og

RJ

7) evöoxia

al öixaioövvat

s. o. S. 35 XQ^]OTdg yag

XI, 7 tö()a?)^nach£T^ nach ayad^ä

9 iXeoq XII, 2 TQO(prjg

XIII, 6 Toi? ÖLxalov 6bf. Lücke

XIV, 2 c5

8 xa^uisla XV Überschr. tpaXfibq oaX 3 ajtaQyi]

TO £/€0^

OVÖtV . . . ÜUaQTOjXcül^

6v J, om. R

ohne

xpaXfi. rS oaX. (isra

djcagxijv R, -^^^ J

TCVOLOV

H

wie RJ wie RJ

XQ7]0T£VÖ7]

wie RJ

ÖiaOTQO^TJg

wie RJ

cog

wie RJ

wie J

wie R wie RJ s. u. S. 46 wie RJ

8 Tov d^eov

13 ot anaQTG)loi afiagzcoZol XVI, 1 xaTag).ohneev hv xararp.

Bemerkens werth ist ausserdem, dass beide Hss. zu rb ohg (lov Vlll, 1 die Randlesart /} 'ipvxf'i [lov bieten, welche sich sonst nirgends findet. Nimmt man dazu die L und C gemeinsamen Lücken V, 3 und XIII, 6, so liegt, bei der Übereinstimmung in z. Th. recht auffallenden Lesarten (z.B. 111,8. V, 13. XI, 7. XII, 2), die Vermuthung nahe, dass die eine Hs. aus der anderen ab- geschrieben sein möchte. Um hierüber Gewissheit zu erlangen, müssen wir noch die Stellen betrachten, wo L und C von ein- ander abweichen. Ich sehe auch hier von dem v hg)£XxvOTix6v ab.

L

C

RJ

11,

29 xgaraiog

xal (?x^?) xQazawg

wie L

31 avTÖjv

avTov

?,

IV,

1 xadrjöf:

xad^Tjoai

wie C

8 ötxaicog siev

ötxaicooaiav

ÖLxaicooaioar

17 kXXeiJtiig

hXXtjt?)g

R wie L, .1 wie C

20 JioXXcüv av-

avd^Qmjtcov jtoXXöJv

jioXXovg av-

d-Q(X)JtG)V

d^QCOJTCOV

V,

9 TQtcpug

add. x£? ^)

wie L

1) ,Nach xQt<p€ig Raum für 2 Buchstaben ; xg scheint mir wahrschein- licher als x£' Holl. Vielleicht hat der verwischte Doppelpunkt irregeführt.

Einleitung.

37

L

C

RJ

VI, 1 hjcixaZeloO-at VIII, 2 cog dveftov jtoXXov

sjrixaXeöaod^ai zweimal geschr.

R wie C, J fehlt R wie L, J fehlt

9 yMTayah]g 28 fist hXtov

xarayaioig fiera eXeov (aus

jtaiö

R wie C, J fehlt wie L (R hXeovg)

corr.)

33

XVQ16

XVQLOg

wie L

IX,

11

7] eXsTjfioOvvr]

ohne rj

R wie C, J wie L

XI,

5

ÖQVfiOl

ßovvol

wie L

8

hv ieQovoaZr}fi

ohne ev

wie C

XII,

1

öoXeQa

öoXia (aus JiovrjQo)

öoXia

3

jcagavofiovg OLxovg

olxovg nagav.

wie C

6

OOlOl

ol OOLOL

R wie L, J wie C

XIII,

3

IxiXXov

ETElXoV

R erlXXoöap, J wie L

fivX. avTCov

ohne avrmv

wie C

4

XVQLOg

6 XVQLOg

R wie L, J wie C

XIV,

7

hi^pf^oB-Tjöav

hfiPTjoO^. avTOV

efivrjöO-. Tov ^sov

8

ysveöat

yeviöd^aL

wie C

XV,

4

SQyrj

fehlt

wie L

9

xaraXrjcpd^rj- öovrat.

xaTaXrj<f)d^i]öt]TaL

»

XVI,

1

coXioOrjöav

(üXlöd^rioa

R wie C, J 2jr- pcoöa

xaTag)OQa

xaracpd^oQo,

R wie L, J wie C

Dazu kommt noch die Differenz in den Überschriften von Ps. XI XVIII, wo L oaXoyfLcov schreibt, C oaXoficov.

Nach der mir überlieferten Datirung stammt L aus dem XII., C aus dem XII. XIII. Jahrhundert. Hat es damit seine Richtig- keit, so ist nur zu fragen, ob C aus L abgeschrieben sein kann. Um völlig sicher zu gehen, haben wir aber auch das umgekehrte Verhältniss in Betracht zu ziehen. Machen wir hiermit den An- fang, so muss die Entscheidung negativ ausfallen. Denn, wenn auch die Möglichkeit zuzugeben ist, dass L XI, 5 für das fehler- hafte ßovvol (C) durch Conjectur ÖQVfiol herstellte, so ist doch das Gleiche gegenüber dem XV, 4 in C fehlenden ogyfj aus- geschlossen. Eher Hesse sich denken, dass C aus L abgeschrieben

38

V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

ist. Aber auch dies ist unmöglich, da IV, 8 öixatwöaiav (C) nicht wohl aus dixalcog eiev (L) entstehen konnte und die Über- einstimmung zwischen C und R VI, 1 für die Vorlage von C Iüil- xaXeöaod-aL voraussetzt. Dazu kommt die C eigenthümliche, nicht aus L stammende Interpunktion, von welcher später die Rede sein wird. Es bleibt also nur die Annahme übrig, dass L und C aus einer dritten Hs, abgeschrieben sind, die wir nicht mehr besitzen. Dass hierbei an x nicht zu denken ist, ergiebt sich, von Anderem abgesehen, schon daraus, dass die LC gemeinsame Quelle an mindestens zwei Stellen (V, 3^ und XTTT, 6b, s. o. S. 35 f.) Lücken gehabt haben muss, von welchen x, wie J erkennen lässt, frei war. Aber auch die unmittelbare Quelle der Hs., aus welcher L und C abgeschrieben sind, kann x nicht gewesen sein. Denn die oben (S. 35) angeführten charakteristischen Les- arten, durch welche L, C und H sich von J und R unterscheiden, setzen diesseits von x eine Hs. voraus, deren Abweichungen von X (RJ) sowohl in die Vorlage von LC als auch in H übergegangen sind. Nennen wir diese Hs. w und die daraus abgeleitete, L und C gemeinsame Quelle v, so ergänzt sich das oben (S. 32) dargestellte Schema in der folgenden Weise:

H

Da H den Text vollständig darbietet, während v, wie wir gesehen haben, an zwei Stellen lückenhaft war, kann H nicht aus V abgeleitet werden. ^) So finden wir uns vor die Alternative gestellt, ob H unmittelbar aus w geflossen ist oder nicht. Um

1) Ob V auch die Lücken enthielt, welche L in den Partien aufweist, wo C fehlt (XYI, 11. 12, s. u.), muss dahingestellt bleiben.

Einleitung. 39

diese Frage beantworten zu können, müssen wir das Urtheil über H, welches sich uns im nächsten Abschnitt, bei Musterung der Sonderlesarten dieser Hs., ergeben wird, anticipiren.

Der Schreiber von H war ein ausgezeichneter Kalligraph, der in dem Cod. Haun. 6 ein wahres Meisterwerk der Schön- schreibekunst geliefert hat. Dass er aber nicht nur auf schöne Schrift, sondern auch auf Correctheit Werth legte, davon haben wir uns schon überzeugt (S. 22 f.). Auffallend ist dem gegenüber die grosse Zahl von Sonderlesarten, welche sich fast ausnahmslos als Depravationen zu erkennen geben. Sie erklären sich zum Theil aus flüchtiger Lesung einer in Uncialen geschriebenen Vor- lage; andere verrathen eine Nachlässigkeit, wie man sie dem Schreiber von H nicht wohl zutrauen kann. Dieses Urtheil wäre nur dann unzutreffend, wenn die Schrift in w im Laufe der Zeit etwa undeutlich geworden und so zu Missverständnissen Anlass gegeben hätte. Es kommt aber noch ein weiterer Umstand hinzu, welcher die unmittelbare Herkunft von H aus w unwahrschein- lich macht. Der Text der letzteren Hs. war, wie noch aus L und C zu erkennen, stichisch angeordnet (s. u.). Statt dieser An- ordnung bietet H eine Eintheilung der Psalmen in Sinnabschnitte, von welcher sich weder in R und J noch auch in L und C eine Spur findet, und die Art, wie diese Abschnitte kenntlich gemacht sind(s. 0. S. 20ff.), legt dieVermuthung nahe, dass sie der Schreiber von H nicht selbst ersonnen, sondern seiner Vorlage entnommen hat Nennen wir diese Vorlage u, so ergiebt sich für die bisher bekannt gewordenen Hss. unserer Psalmen folgende Genealogie:

Wenn ich H die richtige Stelle angewiesen habe, so müssen y, X und w Uncialhandschriften gewesen sein. Die Richtigkeit dieser Voraussetzung bestätigt sich für y durch eine Anzahl Lesarten in R, von denen im nächsten Abschnitt die Rede sein

40 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

wird. An dieser Stelle mag es genügen, zwei Varianten anzu- führen, von denen die eine für w, die andere für x und w zu- gleich beweisend ist. In Ps. III, 8 lesen RJH xal o xvQtog xad-agl^ei jtdvxa avöga oöiov xal rov otxov avxov : statt öoiov bieten L und C dtiov. Diese Variante erklärt sich nur aus der Uncialschriffc, da für OCION leicht ©G/OiVgelesen werden konnte, während eine Verwechselung von oöwv und d-elov in der Mi- nuskel nicht wohl denkbar ist. Da nun H richtig oölov bietet, muss V den Fehler gemacht und folglich einen uncialen Text (w) vor Augen gehabt haben. Der gleiche Fall wiederholt sich XV, 7 in dem Satze (ptv^ovxac ydQ...ajt6 oolcov, nur dass hier und dies ist für x entscheidend ausser LC auch J d-almv statt oolcov bietet.

Dass V eine Minuskelhandschrift war, ist wahrscheinlich,^) da unter den Abweichungen zwischen L und C keine auf eine unciale Vorlage weist. Auch u kann, wenn ich H richtig be- urtheilt habe, als Minuskelhandschrift gedacht werden.

Es gilt jetzt noch die Frage zu beantworten, ob der Text in y stichisch angeordnet war oder nicht. Von allen bisher bekannt gewordenen Hss. ist, wie wir gesehen haben, nur J öTix^()c5g geschrieben. Aber auch L und C machen die Stichen kenntlich, L bald durch einen einfachen, bald durch einen Doppel- punkt, worauf ein wenig Raum im Texte freigelassen ist, C stets durch einen Doppelpunkt. Daraus ergiebt sich, dass x und w OTix^Qcog geschrieben waren. Da nun R die stichische Anordnung nicht erkennen lässt, könnte man meinen, dass diese erst von x eingeführt worden sei. Dagegen aber spricht die Wahrnehmung, dass die Interpunktion in R in vielen Fällen die gleiche Stichen- theilung voraussetzt, die wir in JLC finden. Hierfür nur einige Beispiele. Ps. II, 4 f. theilt J ab:

Ovx €v66coxsv avTOlg ro xdXXoq rrjg 66§7]g avxov:

'E^ovO^svooß-tj lv(DJtLOv xov d^eov. 7]xifjc6d^?] iojg dg xeXog:

Ebenso theilt L (C fehlt), und auch R interpungirt nach

avxolg nicht, sondern erst nach avxov. Dieser Fall ist besonders

lehrreich, wenn, was ich nicht bezweifle, evoöcoxsv aus evöoxco

1) Dafür spricht auch der Umstand', dass L und C zuweilen in auf- fallender Accentuirung zusammentreffen, vgl. z. B. VII, 1. LX, 8 kniOwv- Tai, Vlll, 5 Alvov.

Einleitung. 4|

av verdorben ist (s.u.), so dass also mit t6 xaXXoq ein neuer Stichos Latte begonnen werden müssen. Im selben Ps. v. 6 theilt J ab: Ol vlol xal al d-vyaxtQsq Iv aixfiaXcoola jtov/jQa ev ö(pQäyi6i. 0 XQCtXijXoq avrmv, tv sjtcoij^ucp ev xolq Id-vsöt: Dieselbe, offenbar fehlerhafte Interpunktion hat nicht nur L, sondern auch schon R. Wiederum in demselben Ps. v. 35 theilt J ab:

[0] aviöTcop ifis elg öo^av xal xoifii^wp vjtSQrjgxxvovg Elg ajtcoXeiav alcoviop iv drifilcc xrZ.

Während L nach vjtsQrjcpdvovg nur leicht interpungirt, zeigt C das Ende des Stichos durch den Doppelpunkt an, und auch R trennt vjt£Q?]g)dvovg von dem Folgenden durch ein Kolon. Ps. III, 8 theilt J ab:

E^iXdoato jisqI dyvoiag ev vrjOxela

Kai xajteivcüoet '(pv/fiv avxov xal o xvQtog xad^aglC^et:

ndvxa dvÖQa ooiov xal xov olxov avxov.

Auch hier interpungirt L an den entscheidenden Stellen nur leicht, während C nach v?jOxela und xa&aQi^et den Doppelpunkt setzt: R hat an beiden Stellen ein Kolon. Ahnliche Beispiele Hessen sich aus jedem Psalm anführen. Aber die angeführten werden genügen, jeden Zweifel daran zu beseitigen, dass y oxt- yjiQcag geschrieben .war.

In H fehlt, wie in R, ein bestimmtes Zeichen für den Stichen- schluss; doch findet sich in der Regel an dieser Stelle ein Kolon, während für die Interpunktion innerhalb des Stichos der gewöhn- liche Punkt verwandt wird, s. dit Tafeln bei Graux, Notices sommaires des manuscrits grecs de la grande bibliotheque royale de Copenhague. Paris 1879.^) Bei den auf die Interpunktion der Hss. bezüglichen Noten unter dem Texte führe ich H in der Regel nicht an, weil mir das Material für diese Hs. nicht voll- ständig zu Gebote steht. Man wird aber mit einiger Sicherheit überall das aus V Angemerkte auf H zurückführen können, da nach den angestellten Stichproben V auch hinsichtlich der Inter-

1 ) Durch den Punkt werden in H viele Stichen in zwei Theile getheilt, z. B. IV, 2 nsQLöobq ev koyoig. nsQiaoog iv GTjfieiaJoec vtisq nuvzaQ' o GxKriQog €v /.oyoig. x'azuxQivüJV afxaQxwXovq iv xqlobi. Wenn diese Halb- stichen in der Unterschrift von H (und V) als enri gezählt sind, so mag die Zahl 1000 wohl stimmen (s. u.).

42 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

punktion ein treues Abbild von H darstellt. Wenn z. B. Ps. II, 4 f. und 6 V ebenso interpungirt wie R (v. 6 ocpQayiÖL' aber TQCcx^^og avTcov.), so ist nicht zu bezweifeln, dass diese Inter- punktion aus H übernommen ist.

Übrigens war schon in y die stichische Anordnung hier und da fehlerhaft, wie aus der Übereinstimmung der Hss. an Stellen wie 11, 31. III, 8. 10 f., IV, 20 f., VI, 3. VII, 9. VIII, 29 f. er- sichtlich ist.

4. Das Zeugenverhör.

Wenn die bisherigen Ausführungen richtig sind, ist der älteste auf Grund der handschriftlichen Überlieferung für uns erreichbare Text (y) durch zwei Zeugen vertreten: R und x. Der Text von X ist aus JLCH zu gewinnen. Wo diese vier Hss. untereinander übereinstim.men, können wir sicher sein, x vor uns zu haben. Wo J fehlt (V, 14— VIII, 12. XVIII, 5—12), müssen wir uns mit LCH begnügen, wenn auch das vereinte Zeugniss dieser drei Hss. nicht über w hinaufführt. Weniger hat der Aus- fall von C (I, 1— II, 27. XVI, 8— XVIII, 12) zu bedeuten, da L allein nicht viel weniger leistet als LC (s. o. S. 35 if.). Gehen JLCH auseinander, so zwar, dass der eine Theil mit R stimmt, so wird in der Regel diese Übereinstimmung für x ausschlag- gebend sein, aber doch nicht ausnahmslos. Wir haben gesehen, dass R und J die gleichlaut enaen Vocale oft mit einander ver- tauschen (S. 26 f. 28 f.). In solchen Fällen können RJ gegen LCH stehen, ohne dass daraus ein Schluss auf x (oder y) gezogen wer- den dürfte, und auch sonst, wie z. B. bei einer Dittographie oder einer Auslassung, kann das Zusammentreffen ein zufälliges sein. Fehlt es beim Auseinandergehen von JLCH an einer Überein- stimmung mit R, so wird J durch LCH (w) nicht überstimmt, wohl aber LC durch JH, H durch JLC u. s. w. Wir werden also zunächst R mit JLCH (JLH, LCH) zu confrontiren haben, um sodann die Sonderlesarten von J, LC und H darauf anzusehen, ob sich aus ihnen etwa noch Weiteres für unsere Kenntniss von X ergiebt.

Eine Anzahl Sonderlesarten von R haben wir bereits kennen gelernt, nämlich die dialectischen Verbalformen auf -Oav (S. 32), die orthographischen Besonderheiten (S. 31) und die durch den Itacismus verschuldeten Fehler (S. 26 f.). Zu den letzteren gesellen sich noch weitere Versehen, die als solche sofort ins Auge fallen:

Einleitung. 43

1) III, 8 Jtäv {avÖQo) statt jtavra

2) IV, 5 6x statt oix

3) IXagoTL wöaxxog statt IXagorrjTC cog axaxog

4) 16 s. ev arifila . . . oixov avrov ausgelassen

5) 21 sfivi^öd^rjodvov statt sfivfjO&^rjOav d^eov ^)

6) V, 12 sjtaxovörjg statt ejtaxovö7]

7) 14 ovx statt ov

8) VIII, 6 öovg statt oöovg

9) 8 avaxaXvxpBV statt dvexaZvipsv

10) 16 ^JtdpT7]öav statt djirjVTtjöav

11) 20 jr«i^ {poipov) statt ^a^•ra

12) IX, 2 ?J^ öixaioöTjg statt iVa öcxacm&fjg

13) „11 sXs^oovvTj statt sXsrjfioövvr]

14) XIII, 11 ot;;c statt ov;^

15) XV, 4 oi;;x: statt ot;^

16) XVII, 18 £g)i;yoöai^...öt;ra/. o<J/cöJ^ aus v.l6a wiederholt

17) 21 vl(5 statt vlov

Ebenfalls ohne besonderen Commentar geben sich die folgen- den Lesarten als fehlerhaft zu erkennen:

1) n, 22 XBlQag öov sjtl iöga^X R: x^^Q^ ^^^ ^^^ hgovoa-

Xrjfi x^)

2) IV, 3 {Iv üiolxlXIo) äiiagxcoXcöv R: afiagriSv x

3) 8 fiovov fisrd öovXov R: vofiov (isrd öoXov x

4) „15 Jtevia djtogla R: jcevia xal djtogla x

5) „16 djtojtaöotep R: djüOJteooc x

6) 20 7jg^ficQO£V,.Jöx6g7itö6PeJtc0^viilaU: rigruKoOav...

iöxogütiöav iv iüiid-vula x

7) „21 Jtagco^vvsv R: jtag(6$,vvap x

8) V, 2 svxgrjOroQ R: ov ;^()?^örog x^)

9) „11 öTg£q)sig R: rg£(pBig x

10) VII, 10 ev a^R: hv ^ yf (J fehlt)

11) VIII, 22 eiilavev R: e/ilapav x

12) 26 rrr ÖLxaioövvrjp R: t/Js öixaioOvvr]g x

13) X, 3 öiajtgtipsi R: öiaörgetpei x

1) Dieser Fehler erklärt sich aus dem uncialen eMNHCeHCANOY, wofür R eMNHCOHCANOY las.

2) R las XeiPACCOY statt XeiP^COF und Jfl^^ statt lAUM.

3) R las eYXPHCTOC statt CY^P/fCTOC.

44 V- Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

14) X, 4 (ivrjOeraL R: (ivi^od^rjOeraL x

15) XI, 2 ajto xvQiov R: i;jro xvQtov x

16) XII, 5 ovvxiccc olxovq (aus v. 3) xai (pvXa^ai xvQtog

avÖQog jioLOvvTog R: (pvla^ai xvQtog . . . avÖQa jiOLomna x

17) XV, 1 löcod-riv R: rjXjiLöa x

18) XVI, 5 avreXaßero R: dvrsXaßov x

19) XVII, 5 i^cooavTo R: l'^cööai' x

20) 34 «VTOv dfi^arou R: xov öwarov x

21) 37 öixaLOOvvjjv R: 6ixatoOvm]g x

22) 43 (o£ Xoyoc) avrcov R: ai;rou x

23) XVIII, 1 £^l öoftarog R: ^era öofiarog x

24) 8 «2^(^()a$ R: avÖQa w i)

Hier ergiebt sich die Fehlerhaftigkeit überall aus dem Con- text. In den Fällen, die etwa verschieden beurtheilt werden könnten, habe ich die für mich entscheidenden Gründe gehörigen Orts angegeben. Abgesehen von diesen leicht erkennbaren Fehlern bietet R noch die folgenden Sonderlesarten:

1) II, '11 jtoQEvofievog R: jtaQajtoQevo^usvog JLH^)

2) 13 avrag R: mvrag JLH

3) 25 xal [iTj R: ^li] JLH

4) 27 e^ov^EVWösv R: s^ovötvcooev JLCH

5) 31 aicQVog R: aicovtov JLCH

6) III, 1 y^dXXsTs R: ipäXare JLCH

7) 4 eravTi R: evavriov JLCH

8) 8 'ipvx^jv R: ipvx^v ccvrov JLCH

9) n ov (ii) R: ov JLCH

10) „12 ovx R: xal ovx JLCH

11) IV, 1 ßeß'iße xm^öai R: xd^rjOai ßißijXe JLCH

12) 3 ev dxQaoiaig R: xal tv dxQaolaig JLCH

13) 4 yXmOöa R: yXcjööa avxov JLCH

14) 10 dölxcjv R: döixov JLCH

15) 18 fiovla R: fiovcoou JLCH

16) 20 oipO: txxotp.xoQ. ]i: axxötp.xoQ. 6 g)d^. dp 0^Qc6:jt(D v JLC^

17) 23 xal 6 xvQiog R: 6 xvQiog JLCH

18) V, 5 sjcixaXeöofiB&a R: IjtLxaXeoofteO^d oe JLCH

1) R las ANzIPACeN statt ANJPAeN.

2) C fehlt bis II, 27 o {hanziov.

II

Einleitung. 45

19) V, 5 o ^eog 7]fid5v sl R: sl 6 ^sog rifimv JLCH

20) 9 eQTjfioig R: ev Igruioig JLCH

21) 14 ?) IXjtlg im ö£ R: em öt, xvgie, 7) IXjtig LCH ^)

22) „18 7jvcpQav0^r]aav R: ev(p()dvd-7]öav LCH

23) T?) ßaotXsla R: £i; tj] ßccoiXsla LCH

24) VI, 3 o()a(>fcö$ R: oQaöscDv LCH

25) 4 7]v?.6y?]öer R: svX6yrjöB{v) LCH

26) Toi; T^foi; R: rov d-eov avxov LCH

27) VII, 1 ot 6filö7jöav R: o^ ficorjöavrsc LCH

28) VIII, 11 o3? ^7) R: oi^x LCH

29) 12 sfiiavav R: sfilatvov JLCH

30) 21 a ty£ppt]öav R: ag ly^vv7]0av JLCH

31) 30 xaramcootv R: xaramr] JLCH

32) (DQ (iTj R: ^7) JLCH

33) 31 7; eXjtlg rj^icov R: T^XjtioafiEV JLCH

34) 32 elg 7][^ag R: Iq) 7)fjiag JLCH

35) IX, 3 aÖLxa R: xaxa JLCH

36) 5 avTco R: tavzcß JLCH

37) 8 Xaog oov R: Xabg JLCH

38) oIxtsIq7]6ov R: oIxtsiqov JLCH

39) X inscr. sv vfivoig R: v^vog JLCH

40) 2 xal xaO-aQtoO'7/öeTai. R: ohne xal JLCH

41) XII, 4 oxoQjtio^eiTjOav R: öxoQjttod^eirj JLCH

42) 6 sjtayysXeiag R: tjtayysX. xvqIov JLCH

43) XIII, 6 ovdev ex jiavrojv tovxojv R: tx jzavrcor xov-

Tcov ovöev JH2)

44) 7 rov afiagzwXov R: tSj' afiagrcoXwv JH

45) 12 qoßovfxtvovg R: g)oßovfitvovg avxov JLCH

46) XIV, 8 xaixBla R: xafics7a JLCH

47) XV, 7 djio 6ix. (iaxQav R: iiaxgdv djtö öix. JLCH

48) 8 xaxaÖL(D^ovxat...xaxaX7'if^xpovxaLR: Sing. JLCH

49) 11 dfiaQxlai R: dvoftlai JLCH

50) XVI, 6 JtsQL oov R: oov JLCH

51) xaQÖlag R: xagölag fiov JLCH

52) XVII, 1 ov R: öv avxbg JLH^)

1) J fehlt von V, 14 xal nXovaiov bis VIII, 12 xal iv ä(fsÖQO).

2) Das ovdkv an dieser Stelle und u(jL(iQr(x)).<I)v bezeugen auch LC. da die Auslassung sich durch Homöoteleuton {xovxwv-äfAaQXiülvjv) erklärt,

3) C fehlt von XVI, 8 unb äfjLagxiag bis zum Schluss.

46 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

53) XVII, 1 6 ^eog i]ii6v R: o ^boq JLH

54) 3 ed-vr} R: ra ed^vrj ev xqlosi JLH

55) 4 OJceQfiarog R: OJteQfiarog avrov JLH

56) 9 ovx R: praem. xaxä sgya avrcov JLH

57) 11 £Jtl TTjv yijv R: t?Jz^ y^i^ JLH

58) 14 Tovg d^eovg R: rolg ^solg JLH

59) 15 £V fZEOCD ivavTolg evR: £P avTolg ev fisöo) JLH.

60) 27 £^ötx^ aurcoz^ R: avrcöi^ elöi{v) JLH

61) 33 ovöe aqyvQLov R: xat aqyvQiov JLH

62) 36 Zaovg fisydXovg R: ^aov fxsyaZov JLH

63) ,, 43 TO jcQmrov rlfiiov R: tI(j,iov t6 jiqcotov JLH

64) >laoi; R: Xaovg JLH

65) ,, 44 ysvofiBvoi R: yivonevoi JLH

66) XVni, 2 BJtaxovsi R: sjcaxovoei JLH

67) 6 ysvofispoc R: yivofievot LH^)

68) 10 ?J^coj^ o ^£0$ R: o ^£og ?)^coi; LH

69) 12 ocJcöj^ R: djto oöov LH

An allen diesen Stellen stimmen JLCH (JLH, LCH) ge- schlossen gegen R. Sie th eilen sich an den folgenden Stellen:

1) II, 25 ev alrlafiia R: ev drifila fitä J, ev drifila LH

2) V inscr. xpaXfiög rS öaX. R: reo oaX. ip. Jte^nxog J,

tpaXfiog oaX. LC (öoX.) H

3) IX, 6 ev e^ayoQiaig R: eva^ayoQiaig J, ev e$,rjyoQlaig LCH

4) 9 xarajtavöeig^: xarajtavöei elg JLCy xarajravör] etgIL

5) X, 8 elO(X)g)QOövvTjv R: elg svtfQoovvrjv JLC, elg owcpgo-

Ovvrjv H

6) XIV, 2 €v vofico R: £j^ v6fi(x> ov J, ev voficp (o LC, ev

vofim cog H

7) XV, 13 xal dfiüQT. djtoX. elg r. ai. XQ- K,* ^«^ a:7ro.^. (add.

ot LC) dfiaQT. elg r. al, xQ- JlfC. H lässt die Worte aus, hat aber dafür am Schluss von v. 12 den Zu- satz: djcoöovvac aftaQxojXotg elg r. al. XQ- An der ersten Stelle ist es schwer zu entscheiden, ob x die Dittographie aus y übernommen {alxia in R ist offenbar Schreib- fehler) oder J zufällig mit R den gleichen Fehler gemacht hat. Im ersteten Falle könnte w das ursprüngliche ev dxifila wieder-

1) J fehlt von XVIII, 5 xa^agloai bis zum Schluss.

Einleitung. 47

hergestellt habeD, im letzteren wäre es unversehrt auf L und H gekommen. Für die Ursprünglichkeit des Artikels in Nr. 2 spricht der constante Gebrauch in den übrigen Psalmenüber- schriften. Aus der von R abweichenden Wortfolge in J ist aber vielleicht zu schliessen, dass er schon in x fehlte. In Nr. 3 ist 8V s^ayoQcaig für y gesichert. Das seltene Wort findet sich bei Ptolemäus in der gleichen Form, während LXX an den beiden Stellen, wo es vorkommt, l^^rjyoQia schreiben (Hiob 22, 22. 33, 26). Mit Nr. 4 werden wir uns im letzten Abschnitt zu beschäftigen haben; ob y hier xarajtavoeiö oder xarajtavöei sio bot, mag dahingestellt bleiben. In Nr. 5 liegt das Richtige so nahe, dass J und v unabhängig von einander darauf kommen konnten. Aber ausgeschlossen ist auch die Möglichkeit nicht, dass R und u (H) zufällig an derselben Stelle strauchelten. Die Varianten in Nr. 6 setzen für y und x GNNOßm, für w ^NNOM^S>, voraus. Das coq in H erklärt sich aus dem auf 52 folgenden eNereiAATO, woraus u SiCeNGTeiAATO machte. An der letzten Stelle kommt nur die abweichende Wortfolge in R und X in Frage, wobei v. 13^ für R den Ausschlag giebt. Wenn u für

AnOAOYNTAIAMAPTS2AOieiC

AnOAOFNAlAMAPTS^AOICeiC gelesen hatte, lag die Versetzung nahe, da die Worte in dieser Fassung nicht an den Schluss des Psalms passten.

Schwankend ist die Überlieferung auch inbetreff der Schrei- bung des Namens Salomo in den Überschriften der Psalmen. Betrachten wir zuvor die Gresammtüberschrift, so ist zu constatiren, dass eine solche sich nur in den äussersten Zweigen des Stamm- baumes findet, nämlich

in L: ipaX^oi öoXofiwvog^ in H: ipaX^oi oo?.ofia)vroq.

In R folgt auf die Unterschrift des Buches der Weisheit (öO(pia OolofiwPTog) sofort der erste Psalm ohne jede Überschrift; in J, wo die Gesammtüberschrift ebenfalls fehlt, trägt der erste Psalm die Aufschrift: ipaXfibg reo oaXofKov: jiQwrog. Dass letztere von J frei componirt ist, unterliegt keinem Zweifel;^) sie müsste, wenn aus x übernommen, in der späteren Überlieferung

1) Auch sonst hat J sich in den Überschriften manche Freiheit ge- nommen, vergl. zu Ps. V. IX. X.

48 V- Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

wiederkehren. Aber auch eine Gesammtüberschrift kann in x nicht gestanden haben, da J sonst nicht zu einem solchen Aus- kunftsmittel gedrängt worden wäre. Ergiebt sich somit aus der Übereinstimmung von R und x, dass in y eine Gesammtüberschrift fehlte, so kann dieser Mangel doch nur auf ein Versehen zurück- geführt werden. Dass man ein Buch ohne Titel der Bibel ein- verleibt haben sollte, ist durchaus unwahrschemlich, und in der That finden wir einen solchen in der Unterschrift unserer Psalmen. Leider ist diese in J (und C) nicht erhalten; sie lautet, mit Weg- lassung der Stichenzählung in R und H,

in R: ooXo^öJvroq ipaXuol,

in L: ipaXuol ooZofiotvog i?],

in H: ipaXfiol öoZofKDVTog U]. Wenn aus der Unterschrift mit Sicherheit auf die Überschrift geschlossen werden kann, so hat die von R dargebotene Fassung den ersten Anspruch auf Ursprünglichkeit. Aber, abgesehen von der Ungewöhnlichkeit dieser Wortstellung, spricht zu Gunsten von H (L) die Übereinstimmung mit der sonstigen Überlieferung des Titels, wie er uns zuerst im Codex Alexandrinus begegnet (s. u. Abschn. 5). Aus dieser Übereinstimmung, die doch auf Ab- hängigkeit nicht zurückgeführt werden kann, folgt mit einem hohen Grade von Wahrscheinlichkeit, dass die in y ausgefallene Gesammtüberschrift ipaZfiol ooXofjdüj^rog lautete. Eine andere Frage ist, woher dieser Titel stammt: ob von demjenigen, der unsere Psalmen ins Griechische übertrug, oder von einer späteren Hand. Für Letzteres spricht die verschiedene Behandlung des Namens Salomo in dem Titel (und der Unterschrift) einerseits und den Überschriften der einzelnen Psalmen andrerseits. Dort ist die gesammte Überlieferung darin einig, dass der Name declinirt und in der ersten und zweiten Silbe mit o geschrieben wird, hier erscheint er überall in der undeclinirten Form und in abweichender Schreibung. Mit dieser Thatsache müssen die- jenigen sich auseinandersetzen, welche die Überschriften sämmt- lich für spätere Zuthat halten.^) In der Schreibung des Namens finden sich folgende Abweichungen: 2)

1) So z. B. Ewald in den Götting. gel. Anz. 1S71 S. 845 f.

2) Auch der Accent wechselt, so zwar, dass bei R der Circumflex, bei den übrigen Hss. der Acut überwiegt.

Einleitung. 49

R bietet 12 mal oaXcoficov, 4 mal ooXofimp, 1 mal öaXo^cov

J überall oaXoiimp

L 8 mal öaXofia>v^ 8 mal oaXcoficov, 1 mal ooXofiwv

C überall öaXofKOP^ nur 1 mal (mit L) goXo^kov

H Überali oaXofiwv

Gesichert ist das a in der ersten Silbe; ooXofimp ist als die geläufigste Form hier und da einmal einem Schreiber in die Feder gekommen,^) Schwieriger ist die Entscheidung zwischen o und m in der zweiten Silbe. 2) Da aber R mehr dazu neigt, o för m zu schreiben als umgekehrt (s. o. S. 27), so kann man annehmen, dass y, wenn nicht überall, so doch in den meisten Überschriften JaXcoficov bot. Wenn x die gleiche Neigung hatte wie R (und auch J, s. o. S. 29), so erklärt sich das Überwiegen des o in der weiteren Überlieferung. 3)

Wenden wir uns nun zu der langen Reihe derjenigen Va- rianten, welche uns R auf der einen und JLCH (JLH, LCH) auf der anderen Seite zeigen, so ist die Entscheidung am schwierigsten in den Fällen, wo die Abweichung in der Wortfolge liegt. Es sind die folgenden: 11) IV, 1 tW Ti av, ßißfjXe, xä^}^aai tv GvpsÖQim ooim R

Ypa XI öv xdd^rjöai, ßeßrjXs, xtX. x 16) 20 6g)d^aXfiovg exxotpaiöap xoQaxsg vjtoxQiPOfisvcop R sxxoipecap xoQaxeq 6g)&^aXftovg dpd-QcoJtcop vjtoxQtvo-

flBPCDP X

19) V, 5 ort ÖV 6 ^sbg f'jfimp ei R

ort ÖV bI o d-ebg ijfiSp x 21) 14 xal ovx (1. ov) Iöxlp r) eXmg esä öi, ov (peiöBtai h

öo^axL R

xal ov BöTLV im ob, xvqlb, ?} iXmg, ov xxX. w

1) Für das Neue Testament ist ooloixmv fast ausschliesslich bezeugt; nur Act. 7, 47 hat Tischendorf mit AC (gegen BDEHP) aakütfiatv auf- genommen (» hat aa).o^iov).

2) Bei LXX wechseln in den ältesten Hss. beide Formen mit einander ab. So bietet B in der Überschrift von Ps. 71 oaXofjuov, aber Prov. 1, 1 aa?.<oß(ovT0O, Cant. 1, 1. 5. 3, 7. 9. li. 8, 11. 12 aakiüfxatv, s Ps. 71 aaloj- ß(ov (so auch Bab), Prov. 1, 1 aaXmßütvxoo, aber Cant. 1, 1 oaXof^mv (Cant. 1, 5. 3, 7. 9. 11. 8, 11. 12 aokofiwv).

3) Merkwürdig, aber der vorgetragenen Vermuthung eher günstig als hinderlich, ist das 8 malige aaXojfjuov in L; wenn man nämlich daraus schliessen darf, dass auch x und w nicht überall aaXof^wv boten.

Texte u. üntersuchungeu XIII, 2. 4

^Q V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

43) XIII, 6 Tcal ovx aipszai ötxalov ovÖev Itc jtavxwv tovtcov R

xal ovx «^e^«^ öixalov Ix siavxmv tovtcov

ovo SP X 47) XV, 7 Xcfidg %al QO^(paia xal &avaToq ajzo dixaicov

fiaxQav R

XcpLoq xal Q0^(paia xal B^dpaTog fiaxgav ajto

öcxaiwv X

59) XVII, 15 ovx r/v o jzouop iv ftiöco ep avTOlg ev hgov-

oaXtj/i sXsog xtX. R

ovx rjp 6 jeotcop ep avTOig Iv niöcp IsQOVOa-

Xrjfi xtI. X

60) 27 oTi jidvTSg vlol d^sov slotv avxSv R

OTi jrdpTsg viol &sov avrcop uüiv x 63) 43 To. QTjfiaTa avTov jcsjiVQWfiipa vjzeg xqvölop t6

jiQcoTOv rifitop R

Q^fiaxa . . . vjcsQ ;(()^ö/o^' Ttfiiop to jtQojTOP x 68) XVIII, 10 fieyag 7^fic5p 6 d-ebg xal evöo^og R

fiiyag 6 ^eog tj^cop xal svSo^og w Offenbar im Nachtheil ist R nur an einer dieser zehn Stellen, nämlich XVII, 15 (Nr. 59). Aber auch x scheint nicht die richtige Reihenfolge zu haben; man erwartet ovx tjp ep avTOlg o JtoiSvxTX. Wie hier, so scheinen auch XIII, 6 (Nr. 43) und XVII, 43 (Nr. 63) R und X durch eine Randschrift der Vorlage irregeführt worden zu sein; ich werde im letzten Abschnitt auf diese drei Stellen zurück- zukommen haben. Schwieriger ist die Entscheidung hinsichtlich des von R und x V, 5 (Nr. 19) an verschiedener Stelle dar- gebotenen sL Dass es zu missen ist, beweist XV, 1, wo nur J es einschaltet (vgl. auch IX, 8); aber VIII, 29 bieten alle Hss. xal ov jtaiöevTTjg rj^mv sl. Wenn also das ei an unserer Stelle ursprünglich ist, wird es mit R an den Schluss zu setzen sein, vgl. auch Jer 3, 22 oxt öv xvgtog 6 d^eog 7)fiSp el. An den übrigen Stellen hat man nur die Wahl zwischen R und x. Die Mehrzahl ist so beschaffen, dass ein Grund zur Änderung weder in der einen noch in der anderen Richtung ersichtlich ist. Nur IV, 20 (Nr. 16), wo x ohnehin an exxorpaiöav Anstoss nahm und ein Nomen vermisste, liegt die Absicht zu Tage, und V, 14 (Nr. 21) wird mit dem eingeschalteten xvQie (es folgt v. 15) auch die Wortstellung in w verdächtig. Indessen muss ja nicht jede Abweichung in der Wortstellung auf eine bewusste Absicht

Einleitung. 5 j

zurückgeführt werden. Wenn R IV, 1 (Nr. 11) ßeßrjXe und XV, 7 (Nr. 47) f/axQCcv wie es scheint an richtiger Stelle hat, so kann man sich dabei beruhigen, dass x aus Versehen von der Vorlage abgewichen ist. Vielleicht würde in einzelnen Fällen die Rück- übersetzung ins Hebräische zur Ermittelung der ursprünglichen Wortfolge dienen. Doch müsste von diesem Hülfsmittel ein sehr vorsichtiger Gebrauch gemacht werden. Sonst wäre XVIII, 10 CNr. 68) fieyag rjiimv 6 d^eog zu verwerfen, weil das hebräische Suffix das geläufigere, aber gerade dadurch weniger empfohlene o d^eoq rincov verlangt, und XVII, 27 (Nr. 60) müsste man aus demselben Grunde vlol d^sov döiv avrmv preisgeben, obgleich auch hier die gewähltere Wortstellung schwerlich auf R zurück- zuführen sein wird.

Eine zweite Gruppe von Varianten stellt uns vor die Alter- native, ob R oder x ein einzelnes Wort ausgelassen oder hinzu- gefügt hat. In den folgenden Fällen findet sich das Plus auf Seiten von x (w).

8) III, 8 l^iXaöaro JtsQi dyvolag Iv VTjörsla xal xajtBivcoou

\pvy7]v (1. tpvx^g) [avrov] 10) 12 xal 7) C^corj avrSv sv ^cori xvgiov [xal] otx exXsltpsc ETI

12) IV, 3 xal avTog evoxog ev jtoixiXia af/agriojv [xai] iv

axgaoiaig

13) 4 OL ocpd-aXfiol avrov sjtl Jiäoav yvvalxa avev Öia-

öToXijg, Tj yXmööa [avrov] ipevörjg ev övvaXXdy-

fiarc fisd-' oQxov. 18) Y, b ev T(p ^Xißeod-ai rifiäg emxaXeöOfied^d [öe] eig ßof]-

d-etav 20) „9 ev rw öMvac öe verov [ev] eQ/jfioig sig dvaroX^v

xX6?]g 23) „18 xal ?] xQ7jör6rrig oov ejtl iOQarjX [ev] rf] ßaöi-

Xeia öov 26) VI, 4 eji evorad^eia xagölag avrov e^vfivrjöev rm ovo-

[zari rov d^eov [avrov] 42) XII, 6 xal oöioi xvgiov xXrjQovofiriöatöav IjtayyeXlag

\xvqIov] 45) XIII, 12 iütl de rovg ooiovg ro eXeog xvqLov

xal ejcl rovg (poßovy,evovg [avrov] ro eXeog avrov.

4*

52 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

51) XVI, 6 firi ajiooTi^mjg ro eXsog Oov ajt efiov, 6 ^sog^

ß?]d6 trjv fivi^ftrjv Cov djto xagöiag [fiov] Icoc d-a- vd'sov,

52) XVII, 1 xvQie, ov [avrbg] ßaoiXevg ruimv dg rop almva

xal sri

54) 3 xal rj ßaaiXeta rov d-sov f]ftmp sig top almva exl

za ed-Wi [Iv KQiOei]

55) 4 %al 6v m/iöcag avT'tß 3zeQl tov C3ziQf£ax<Q>g [avtov\

sig TOP aiwva

Wenn y onx^gmg geschrieben war (s, Oc S. 40 f«), so könnte sich der viermalige Ausfaii eines Wortes am Ende des Stichos (Nr. 8, 26, 42, 54) aus eioer Beschädigung der Hs. an den Rändern erklären, von welcher sie in den Jahrhunderten, weiche zwischen x und R liegen, betroffen wurde. Da x m Üncialen geschrieben war {s, o. B. 39 f.), kann diese Hs. der Zeit von y noch nahe gestanden haben, während R frühestens dem XI. Jahrh. angehört. Die Vermuthung, dass in der Zwischenzeit y an be- sonders gefährdeten Stellen hier und da einen Textveriust erlitt, findet in dem Umstand eine Stütze, dass, abgesehen von Nr. 42, die m Frage kommenden Stichen zu den längeren gehören, deren Schiuss vielleicht über die eigentliche Textcolumne hinausragte. An der Mehrzahl der übrigen Stellen wird man R den Vorwurf der Flüchtigkeit nicht ersparen können. Ganz unentbehrlich ist V, 5 (Nr. 18) das öa, XIII, 12 (Nr. 45) das avrov, XVII, 4 (Nr. 55) das avTOv, und auch das avrov IV, 4 (Nr, 13), das fiov XVI, 6 (Nr„51), das avrcgXYH, 1 (Nr, 52) möchte man nicht missen. In Nr. 23 ist rf] ßaOiXeia ohne sv unmöglich; es müsste t?]p ßaöiXdav heissen, vgl. II, 33. 'iV, 25. VIII, 32. IX, 7. 11. X, 3. Unsicher ist die Entscheidung inbetreff des IV, 3 (Nr, 12) in R fehlenden xcä:, in Nr. 10 erklärt sich der Ausfall vielleicht durch das vorher- gehende %v. Nur das kv vor egi^fioig V, 9 (Nr. 20) scheint x hinzugefügt zu haben, vgl. Deut. 11, 14 xal ömOBi top vstov T?] yfi öov, 28, 12 dovvai top vstop Tfj yfi oov, Ps. 146, 8 to) kTotfid^opTi Ti] yxt ^^"^op.

Konnten wir hier meist x Vertrauen schenken, so entscheidet an der folgenden Stelle der Zusammenhang zu Gunsten von R:

56) XVII, 8 xaTa ra afiaQTrjfiaTa avToZp djioÖcooug avTOlg,

6 ^sog, evQEd^rjvai avzolg xaTCc to. sgya avzcöp. 9 [xaTa zd egya avTcop] ovx eXetjoet avTOvg o d-sog

Einleitung. * 53

6§i]Q£vmjö6v t6 OjziQf/a avxcov xal ovx a^rjxsv

avxiop tva.

Hier handelt es sich offenbar um eine Dittographie in x. Fraglich ist nur, ob das v. 9a überlieferte bXai]6ei nicht aus /jZir^oep verdorben ist (s. u„).

Ein Plus auf Seiten von R bieten die folgenden Stellen: 3) 11, 25 \xal] fif] XQOPio?jg, 6 {^sog, rot djtoöovvai xrX. 9) 111,11 xalov[fi?]]fiPfjad-'3^6sraioTav6JtcöX€jtT7]TaL6ixawvg 17) IV, 23 [xal] o xvQiog Qvösxai avrovg ajto dv^Qcojtov

37) IX, 8 xal PVP ov 6 dsog xal rj^elg Xaog [oov] op iqydjtrjoag 40) X, 2 0tT0iuä^mppSt0VBigiiaöTiYag[xaX\xad-aQt6d-t]6ETat 50) XVI, 6 nrj aMOOr/jö^jg %o IXeog oov dji* kfiov, 6 ^60g,

fi?]S6 T7jp f£P7]ft7]P [jteqI] öov djio xuQÖlag xrX. 53) XVII, 1 on BP GoL o d^ebg [^^d5i^], xavxf'jasTac rj ipvx"^ rjiimv 57) 11 TjQt}fico6£P o apofiog [im] t?}p yijp rjiicoip xtX.

Die Erwartung, dass hier R, wie bei der vorigen Reihe x, im Vortheil sein werde, bestätigt sich nicht. Doch lässt sich in den meisten Fällen die Herkunft des zugesetzten Wortes nach- weisen» Das zweimal zu Anfang der Zeile auftretende xal setzt wiederum die stichische Schreibung von y voraus: der Schreiber von R wird in Nr» 3 von v. 24 h auf v. 26 a und in Nr. 17 von V, 23h auf V. 23 c geblickt haben. Das dritte xal (Nr. 40) erklärt sich aus dem auf ßaortjag folgenden xad^aQto&rjosTai^ vgl. in demselben Ps. X v. 1 c, wo w (LCH) den gleichen Fehler beging. In ähnlicher Weise erklärt sich III, 11 (Nr. 9} das ///} als Ditto- graphie aus fipj]ö&^/]6£Tai. Das r^fimp in Nr. 53 stammt aus V. la (ßaoiXevg ^mSp) wie das em in Nr. 57 aus v. 10h {loil TTJp yfjp). Auch das öov IX, 8 (Nr. 37) ist ein unwillkürlicher Zusatz, vielleicht durch das vorhergehende öv, vielleicht durch die in AAOGON enthaltenen Elemente veranlasst. Unerklärlich, aber gewiss nicht ursprünglich ist das jisgl in Nr. 50; wenige Zeilen weiter hat auch R ip -t(] fi^WV ^^^ (j- ^)'

Von vier Fällen, wo R und x (w) im Numerus auseinander- gehen, sind zwei zu Gunsten von R, zwei zu Gunsten von x zu entscheiden:

14) IV, 10 o^ Xoyoi avTov jtaQaXoyiOfiol elg jiga^tp ejti&vfilag dölxcop R: dSixov x

54 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

24) VI, 3 ajtb ogaöacog JtovijQoov bvvjivLcjv avrov xrX. R:

OQCiöewp w (J fehlt) 44) XIII, 7 ort ovx oftola 7] jtaiöeia tcov ÖLxaimv ev ayvoia xal ri xaraöTQog)rj rov afjtaQxmXov R: rmv afiagrcoXcop x 48) XV, 8 xaraötm^ovrac öe afiaQTcoXovg xal xazaXrjfitpovrai R: xaraÖKo^srai . . . xazaXrjipsraL x An der ersten Stelle (Nr. 14) wird dölxwv in R als Nach- wirkung des 7taQav6[ia)v v. 9h zu erklären sein; für aölxov ent- scheidet sjccd-v/ilag jcaQavofiov v. IIa. An der zweiten Stelle (Nr. 24) ist w durch den folgenden Plural irregeleitet worden. In Nr. 44 wird tc5v af/agrcoZc^p im zweiten Versgliede durch T(DV öixalwv im ersten empfohlen; den Singular hat R wohl aus V. 6^ {rj xazaöTQog)?} rov a^agzwXov) wiederholt. An der vierten Stelle (Nr. 48) sind Xifiog xal go^cpala xal d^avazoq Subject; x scheint Gott als den Verfolgenden gedacht und deshalb den Sin- gular eingetragen zu haben, vielleicht in Erinnerung an Stellen wie Ps. 17, 38: xazaöcco^m rovg sx^Qovg fxov xal xazaXf'jfiy)oftai. Meist zu Ungunsten von x (w) ist in den folgenden Fällen abweichenden Ausdrucks zu erkennen: 1) II, 11 Trag o JcoQevo^evog eloejtoQsvezo xazivavzi zov

rjXlov R: jcaQajtoQSvofisvog x 5) „31 xal xoifil^cop vjcegrjcpdvovg dg djrcoXeiav aicovog

SV azifiia R: alcovcov x 7) III, 4 ?/ ecöoxia avzov ötä jtavzbg tpavzi xvglov R: tvavziov X 15) IV, 18 av fiovia dzsxvLag z6 yijgag avzov elg dvdX7]fiipiv R: 6V fiovcoöet x

27) VII, 1 Iva firj ejtid^atvzai 7)filv ot tf/l07]öav 7]fiäg öcogedv

R: ol (iiörjöavzag w

28) VIII, 11 ra dyia zov d^eov öujgjrd^woav cog fii] ovzog xX7]-

govofiov Xvzgovfisvov R: ovx ovzog (ohne cug) w

32) 30 fii] vjtsglörjg Tjfiäg, o d^sog 7)f/cöv,

iva iirj xazamoöiv '^fidg ed^vii atg fi)) ovzog Xv- zgov^uevov R: ohne cog x

33) 31 xal sjtl ol i) kXjtig tjuSv, xvgis, R: rjXjtioafjitv x

34) 32 ozL ygtjözd zd xglfiazd oov elg ri(.idg R: b(p fjfddg x

35) IX, 3 ov ydg xgvßtjoezai djto zTjg yvo^oscog oov Jtäg

jtoiojv döixa R: xaxd x 39) X inscr. ev vf/voig zS oaXcofimv R: vf/j^og x

Einleitung. 55

49) XV, 11 ßi 7«() äfjaQTiai 6$,€Qi]fic6oovoiy o'ixovg aftaQTCo-

Xcov R: al yag dvofilai x 58) XVII, 14 xal Jtdvra 6oa ejioirjoav ev IsQOVoaXi^fi, xad^coq

xal rd ed^vrj sv ralg jzoXeöl rovg d^sovg avrcov

R: Toig d-6olg x

61 ) 33 ovöh jtX?j&vpei avrco x(>^ö/oi^ ovöh dgyvQiov slg

jtoXe^ov R: tcol ccQyvQiov x

62) 36 xal avrdg xad-aQog djtb a/nagrlag, rov Sqxsiv

Xaovg uejdXovg R: Xaov fisydXov x 64) 43 SV övvaymyalg öiaxgivel Xaov g)v2dg i^yiaofisvov

R: Xaovg x 69) XVIII, 12 ajio yevecov ag^alwif ovx djttörrjoav oömv avzcov

R: ajto 060V avTcov w Zu II, 11 (Nr. 1) könnte man etwa Ezech. 23, 44 vergleichen: slöejtoQBvovro jtQog avri^jv ov tqojiov dojtoQevovtai jtgbg yv- valxa üi6qvi]v xtX. Dann aber müsste man statt jcogevofisvog vielmehr elöJzoQSvofisvog erwarten. Es liegt jedoch ohnehin näher, an Stellen wie Ps, 79, 13 (xal rgvymOiv avrrjv Jtdvrsg ol jtagajtoQSvofievoi t7]v oöov) oder Jer. 19, 8 {jtdg o jtagajto- gsvofisvog xtX) zu denken, und die Auslassung des jtaga vor jtog ist ganz im Charakter der Fehler, wie wir sie auch sonst in R antreffen, vgl. z. B. IV, b iXagon coodxxog, 20 soxog- jtioev statt soxogjttoav ev, X, 4 nvrjOBraL statt fip?]od-7}östai. In Nr. 15 lag kein Grund vor, fiovla durch fiovcoösc zu ersetzen; wohl aber konnte das folgende dxBXVia zur unwillkürlichen Änderung des ftovcoöei führen. Dass in Nr. 34 slg rjfidg (R) fehlerhaft ist, unterliegt keinem Zweifel, vgl. z. B. XVIII, 3 f. rd xgifiard 6ov sjtl jtdöav rrjv yfjv . . . // jtacösia oov s<p* f]fiäg. In Nr. 58 scheint weder R noch x das Richtige bewahrt zu haben. Mit rovg ^sovg (B.) giebt v. 14h keinen Sinn, und rolg d^solg (x) wäre nur dann haltbar, wenn sv ralg JtoXsotv avrcov vorher- i?inse. Ich komme auf diese Stelle noch zurück. Dass in Nr. 62 X mit Xaov fisydXov das Richtige hat, ist ohneWeiteres klar.

In Nr, 5 hat x den Hebraismus der Vorlage durch Änderung des alcopog in alcoviov beseitigt; dass jenes ursprünglich ist, be- weisen Stellen wie Thren. 3, 6 ojg vsxgovg almvog (abi^ '^tl'^ia^), Ezech. 26, 20 Jtgog Xaov alojvog (nbl5? 5:?"b^), Sir. 1, 15 d^sfis- Xtov alojvo^, 2, 9 sig svxpgoövvrjv alcovog, 15, 6 ovofia alcovog (al. alcovwv), 17, 12 öiad^7jX7]v alcovog (al. alcoviov). Zwischen

5g V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

evavTi und evavrlov (Nr. 7) schwanken die Hss. bei LXX oft und auch im Neuen Testamente Lc. 1, 8. Act. 8, 21, so zwar, dass in der Regel das seltenere Ivam durch das geläufigere evavriov verdrängt wurde. So wird, trotz VIII, 8 (evavrlov Tov i^Xlov), auch hier ivavrt (R) vorzuziehen sein. Zu VII, 1 (Nr. 27) ist J nicht erhalten; es steht also nicht x, sondern w (LCH) gegen R. Aber selbst, wenn es gewiss wäre, dass x die Participialconstruction bot, müsste man R recht geben. Aller- dings haben auch LXX an den parallelen Stellen das Participium, aber nicht im Aorist, sondern im Präsens, vgl. Ps. 34, 19. 68, 5 Ol fiiOovvTsg fis öcogeav, Ps. 37, 20 ol fnCovvreg fis aöixcoq. Dagegen entspricht es ganz dem Sprachgebrauche der LXX, in ähnlichem Zusammenhange das verb. fin. im Aorist statt im Präsens zu setzen, also sfilorjöa statt fttow, vgl. z. B. Ps. 25, 5. 30, 7. 44, 8. 49, 17. 100, 3. 118, 104. 113. 128. 163. 138, 21. Und je näher es lag, das auf Iva firj Inid-cövrai i^filv folgende Ol als Artikel zu fassen, desto unwahrscheinlicher ist es, dass R hier geändert haben sollte. Was eben für ifilorjOav angeführt wurde scheint VIII, 31 (Nr. 33) für 7}Xjilaafisv (x) zu sprechen, vgl. auch XV, 1 slg ßorjd-eiav rjXjtioa xov ß^eov 'laxcoß. Aber der Gebrauch des Hauptworts ist in diesem Zusammenhange dem Psalmisten ungleich geläufiger, vgl. V, 11 xal Jtrwxov xai Jtt- vrjxog ri sXjtiq riq söriv et firj öv, xvgie; 14 xal ov eöriv 7] ^Xmq EJtl öfc', ov (pelöerat ev öofiari, XVII, 2 xal ?] sXjrlg avrov t:t avTOV. Der Änderung verdächtig ist x (w) durch die begleiten- den Umstände VIII, 11 und 30. An der ersten Stelle (Nr. 28) schien das anstössige ötrigjcaCcoöav (s. o. S. 32) durch öi?jQjtaCov^ an der zweiten (Nr, 32) xarajtioöiv durch xarajtii^ (s. u.) ersetzt werden zu müssen; dabei ist dort ovx für a)g (ii) ge- schrieben, hier das coc gestrichen worden. Für die Beurtheilung der Variante Nr. 35 ist die Überlieferung von Hiob 22, 23 lehr- reich. Hier bietet B jtOQQW sjtoirjoao ajto 6iaiTt]0 oov aöixov: statt aöixov hatte &^* xaxov, A* wie es scheint ro xaxov (fc^cc Aa TO aöixov). Für die Ursprünglichkeit des aöixa spricht ausserdem der Umstand, dass ro xaxov (das Adject. xaxog fehlt ganz), wenn wir von dieser Stelle absehen, in unseren Psalmen nur in der Bedeutung Ungemach oder Verderben vorkommt, vgl. XV, 4. XVII, 17. In der Überschrift des X. Psalms (Nr. 39) ist iv Vftvoig ohne Zweifel ursprünglich, vgl. LXX Ps. 6. 53.

Einleitung. 57

54. 60. 75. Den Anlass zur Vertaiischung von aftagriai mit dvofiiai XV, 11 (Nr. 49) gab v, 10^ xal al dvoftlai; der Aus- dnick dfiagrla kommt in diesem Psalm sonst nicht vor. In Nn 61 ist der gewähltere Ausdruck (R) durch das geläufigere XQvalov xal ccQyvQiov (vgl, z„ B, 1 Es„ 4, 18. 8, 16. Prov, 3, 14. 8, 1 1. Sir. 40, 25. Hab. 2, 19. Sach, 14, 14) verdrängt worden. Dass R XVII, 48 (Nr. 64) mit Xaov tpvXag ^yiaOfisvov recht hat, be- weist im selben Ps, v. 26 ^vXdg Xaov rjyiaöiiivov. An der letzten Stelle endlich (Nr, 69), wo wiederum J fehlt, liegt es näher ajto oöov für eine Emendation als 6dc5v für einen Fehler zu halten, obgleich der Gebrauch von diplöTtifn mit ajto im Griechisch der LXX der herrschende ist.

Lediglich die Wortform oder die Grammatik betreffen die folgenden Varianten:

2) II, 13 avral hfiiaimöav avrdg R: savrdg x

4) 27 e^ovQ-ivmöBV R: i^ovödvwosv x

6) III, 1 'ipaX^ov xmvov xpdXXere rm d^eco xrX. R: tpdXars x 22) V, 18 TjVfpQdvd-Tjöav R: evffQdvd^rjOav w

25) VI, 4 TjvX6yr]aev R: evXoyrjCsp w

29) VIII, 12 sftiavap R: sfiiairov x

30) 21 dji^yaysp rovg viovg xal %dg d-vyareQag avxmv

d eyivv7}0av ev ßeßrjXcoöet R: dg ayevvrjOav x

31) «30 xarammöiv riiiag eO^vr] R: xarajthj x 36) IX, 5 d-i]aavQlC,6c C,<x)rjv avrco R: eavrw x 38) 8 olxTslgrjöov R: oXxtsiqov x

41) XII, 4 OxoQjziO^elTjCav oörä tpid-vgcov R: öxoQjticd-slT] x 46) XIV, 8 rafisla R: rafiiela x

65) XVII, 44 f/axagiot ol yepofispoi ev ralg tjfiiQaig exeivaig R:

yivofJievGi X

66) XVIII, 2 td mxd Cov sjtaxovßj, üg ötvöiv jcrcoxov R:

sjtaxovöei x

67) 6 fiaxagioi ol ysvofievoi xrX. R: yivofisvot w

Das viermal vorkommende Reflexivpronomen erscheint in R überall in der contrahirten Form (mit spir. lenis), in x zweimal in der contrahirten (VIII, 10 övpsd^svro avrotg Ovpd-tjxag, XVII, 33 ovöh ütXrjd^vvBl avrco xqvoIov xrX.), zweimal in der nicht contra- hirten Gestalt, nämlich II, 13 (Nr. 2) und IX, 5 (Nr. 36). Dass R hier das Ursprüngliche erhalten hat, ist mindestens wahr- scheinlich. — Dasselbe gilt von den Fällen, wo R beim Neutrum

58 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

im Plural das Verbum im Plural, x im Singular hat, Nr. 31 und Nr. 41,^) sowie von den das Augment betreffenden Varianten Nr. 22 und Nr. 25, in welchen R und w einander gegenüber- stehen; nur dass V, 18 (Nr. 22) aller Wahrscheinlichkeit nach schon y fehlerhaft war (s, u.j. Ob II, 27 (Nr. 4) j l^ovd^evcoöev (R) bot oder k^ovöivmöev (x), ist nicht leicht zu entscheiden. Das Wort kommt nur im IL Psalm vor und zwar dreimal. An der ersten Stelle (v. 5) schreiben es alle Hss. mit ^, an der zweiten (v. 26) alle mit d, an der dritten R allein mit ^, JLCH mit ö. Die Einmüthigkeit aller Zeugen an der ersten Stelle spricht für die Ursprünglichkeit der Schreibung mit ^, doch wird II, 26 schon y e^ovdsyo^fisvov geboten haben. Statt y)dXXsT6 haben LXX im Psalter stets ipaXarB^ z. B. 9, 12. 29, 5. 32, 3. 46, 7. 8. 65, 2. 67, 5. 34. Es ist anzunehmen, dass diese Form auch unserem Übersetzer geläufig war. Zu Nr. 29 vgl. II, 3. VIII, 22, wo im gleichen Zusammenhange alle Hss. kfiiavav bieten, In Nr. 30 ist ag kyevvrjöav und in Nr. 66 sjcaxovoti aus der uncialen Vorlage zu erklären, wie XIV, 2 (Dg everMaro in H (s. o, S. 47). Dass IX, 8 (Nr. 38) R mit oixTtiQijOov recht hat, beweist VIII, 27, wo alle Hss. so lesen. Die Form raftetov (Nr. 46) bieten im N. T, Mt, 6, 6. 24, 26. Lc. 12, 3. 24 sowohl als bei LXX z. B. Prov. 20, 21 .(27). 24 (30) die besten Hss.2j und auch yevo^svoL (Nr. 65 und 67) wird gegen yLVOf/svoi zu halten sein.

Es erübrigt uns jetzt noch die in der Liste S. 44 ff. nicht be- rücksichtigten Varianten zu betrachten, nämlich diejenigen, welche den Artikel und diejenigen, welche die Elision des Endvocals der Präpositionen «jto, smI u. s. av. betreffen. Beginnen wir mit dem Artikel, so ergiebt sich, dass er ungeföhr ebenso oft von R gegen

1) Die Fälle dieser Art sind zu wenig zahlreich, um daraus sichere Schlüsse für den Gebrauch des Übersetzers zu ziehen. Der Plural in Nr. 31 kann mit II, 19 (ovsiöiaav s&^vrj und XIII, 3 d^rj^la i7ie6^(Xfj,oaav belegt werden. Dagegen liest man VIII, 5 TtapeXv&i] yövaxä fiov . . . irapu/ßi] ta oaxä (xov und XVIII, 2 xa wxa aov inaxovsi. Immerhin ist auch in Nr. 41 die Annahme einer Emendation durch x wahrscheinlicher als die einer Änderung durch R.

2) Trotzdem mag xa/nistov die richtige Form sein, vgl. Cobet in der Einleitung zum Nov. Testam. ad fidem codicis Vaticani edd. Kuenen et Cobet. Lugd. Bat. 18G0 p. LVIII.

Einleitung. 59

X wie von x gegen R dargeboten wird. An den folgenden Stellen fehlt in R der in Klammern eingeschlossene Artikel:

1) I, i 'Eßorjoa jtQog xvqiov hv reo d^Xißeod-ai fie elg rskog,

JCQog [rbv] d^eov ev rS ejci^eod^ac aftaQrcoXovq.

2 ) II, 6 [ol] vloi xal [al] d^vyartQsg ev alxf^aXcooia jiovTjQa

3) III, 6 d^jjß-eia rcov 6ixnla>v jtaQcc d^eov ocQztJQog avrcop^

ovx avXi^srac ev olxm [tov] öixaiov a/uagria l(p dfiagrlap.

4) VIII, 28 OTi [?Jj JtlöTig Oov fisO^* rjfxcöv

5) 29 xdl Tjfietg eOxXrjQvvafisv [top] TQdyjjXop rjfi(5p ß) X, 5 ölxaLog xal oöiog [o] xvqloq ?jfi(ßv xtä.

1) XIII, 5 eragdx^i] o svOsßrjg öia [rd] jcaQajtro^fiara avrov

8) XV, 10 xal \al] dvo^ulai avrcop öico^oprai avrovg xtX

9) XVII, 7 xal öv, 6 ^sog, xaraßaXelg avrovg xal dgelg [rd]

OJtsQfja avTcop djto r^g y^g

10) 15 xal tJtexQarovöap avrcop [ol] vlol t?}c ötad^)]-

x?jg xtX.

11) 18 sie jtaöav ttjp yijp tyeprjd^i] [o] oxoQJiiO^ubg avrwp

12) XVIII, 3 rd xQifiard oov hm jtaoav zrjp yijp f/era tXeovg,

xal [?]] dydjt)] oov hm OJttQfza l4ßQadfc, vlovg ^löQarjX.

13) 6 fiaxdgioi ol yevofisvoi hp [ralg] r/fiegaig hxeipaig. Die Regellosigkeit im Gebrauch des Artikels, welche uns auf

Schritt und Tritt in diesen Psalmen begegnet, erschwert die Ent- scheidung. Immerhin darf man hier vielleicht, nach dem vor- herrschenden Gebrauch, in den Fällen, wo auf das Nomen ein Pronomen possess. folgt, den Artikel erwarten. Damit erledigen sich die Nummern 4, 5, 6, 7, 8, 9, 11, 12 zuungunsten von R, abgesehen davon, dass in den meisten Fällen die Ursache der Auslassung erkennbar ist.^) Wenn ferner XVII, 15 (Nr. 10) das ol nicht wohl zu entbehren ist, so wird auch II, 6 (Nr. 2) an einen Ausfall des Ol vor YIOI (vgl. II, 3, wo J den gleichen Fehler beging) zu denken sein, zumal hier, wie XV, 10, das AJ nach Kj4I leicht verloren gehen konnte. Nr. 13 erledigt sich durch XVII, 44, wo auch R hp ralg 7}fi£Qatg bietet, und 111, Ob

1) So konnte VIII, 28 (Nr. 4) das H zwischen I und 11 leicht über- sehen werden, X, 5 (Nr. üi das 0 nach C, XVlI, 18 [Nv. 11)- 0 vor C, XV, 10 (Nr. 8) AI nach KAI u. s. w.

(50 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

(Nr. 3) erwartet man nach 6^ (vgl, v. 5 und 7) ebenfalls den Ai-tikel. Endlich wird auch I, 1 (Nr. 1) top ß-eov ursprünglich sein, da ^foc, im Gegensatz zu xvQtog (s, u.), in der Regel den Artikel bei sich hat.

Günstiger gestalten sich für E die Fälle, wo in x der Artikel fehlt.

1) II, 8 djteöeQsrpsv yag [ro] JtQOüwnov avrov ano kXiovg

aVTCQP

2) 32 xal PVP tdere, ol fisyioräpsg rrjg yrjg^ ro xolfia

[tOv] TCVQIOV

3) III, 3 öixaioi ftprifiopsvovöip öih jtaptbg rov xvglov, bp

B^o^oXojridBt 7ta\ dixaiw6Bi xa xQifiata [tov] xvgiov,

4) 4 ovx oXiywQi^oei ölxmog jzaidevo^evog V7i6 [rov]

xvqIov, 7j evöoxia avrov öia jtaptog epapri xvqiov.

5) „12 avTT] [i^] fisglg rmv apiaQxmXmp elg top aimva

6) VI, 6 xal jtäp alrrj^a pvx^g eXjti^ovorjg jiQog avrov

ejtireXsl [ol xvQiog

7) VIII, 10 BfJiOix^vro BxaOTog [rr]p] yvpalxa rov jzXTjOtop

avrov

8) 19 ori [6] d^sog jjyayBP avrov fisrä aötpaXsiag xrX.

9) XIII, 6 ort ÖBLvri [if\ xaraorQotprj xov afiaQrcoXov

10) XIV, 3 6610C xvQiov ^rjöovrac bp avrfo Big rop alcvpa'

6 jtaQaösiOog [rov] xvgiov^ ra §vXa rrjg C^coTjg^ ooioi avrov.

11) XVII, 30 xal B^et Xaovg hd^vcöv öovXbvblp avroj vjto [rop]

^vyot* avrov über Nr. 5 und Nr. 9 kann kein Streit sein, da die Ursache der Auslassung auf der Hand liegt. Auch II, 8 (Nr. Ij, VIII, 10 (Nr. 7), 19 (Nr. 8) und XVII, 30 (Nr. 11) wird x den Artikel aus Versehen übergangen haben. Schwieriger ist die Entscheidung in den Fällen, wo es sich um den Artikel bei xvgiog handelt. Wenn auch hier der vorherrschende Gebrauch zur Richtschnur genommen werden müsste, so würde überall x recht zu geben sein. Denn, abgesehen von den streitigen Fällen, findet sich in unseren Psalmen, wenn ich nichts übersehen habe, 56 mal xvQiog ohne Artikel und nur 16 mal mit dem Artikel. Andrerseits liegt die Auslassung an sich näher als die Einschaltung, und gerade bei R lassen sich Zusätze verhältnissmässig selten nachweisen. Es

Einleitung. 6 1

scheint daher gerathen, nur da gegen R zu entscheiden, wo für die Hinzufugung ein Anlass gegeben ist, wie III, 3. 4 (Nr. 3. 4), wo rov xvQiöv unmittelbar vorhergeht, in den übrigen Fällen aber, wo ein solcher Anlass fehlt (Nr. 2, 6, 10), den Artikel beizubehalten.

In einem Falle handelt es sich um verschiedene Stellung des Artikels, nämlich XVII, 3 '^fistg Sh eXjziov^BV hm rov d^sov acDtfjga i^fiSv R:

^sop top X (aber L top ß^eov zop) Vielleicht ist hier der Artikel überhaupt zu streichen, vgl. III, 6 d^eov omrTJQoq avrSv,

Die gleiche Regellosigkeit wie beim Gebrauch des Artikels lässt sich in unseren Psalmen mit Bezug auf die Elision des Eudvocais der Präpositionen djto, ejd u. s. w. beobachten. Man liest z. B. in allen Hss. VIII, 15 äjt iöx^TOV, aber XI, 4 ajto slöoöov; VI, 4 ejc" svörai^eia, aber X, 4 em Söovg; IV, 4 //eö-' oQxov, aber VIII, 10 fiera oqxov. Nur bei Verbindungen mit dem Pronomen ist die Elision regelmässig durchgeführt; bei Verbindungen mit dem Nomen überwiegt die Unterlassung im Verhältniss etwa von 3 zu 2. Danach w^erden die folgenden Sonderiesarten von R zu beurtheilen sein:

1) IX, 11 ejs" oixop R: sM oixov x

2) X, 8 sju oixov R: ex olxov x

3) XV inscr.) ^ >j.- o > >i?-

^ Q !" ßsza (ooriq K: /i£r roöriq x

4) « ^ I

5) ,5 5 a^ dßagtmXovg R: sm dßaQtmXovq x

6) XVII inscr. i&eta mö?jg R: fisz cßöfjg x

Besonders lehrreich ist die Vergleichung der Nummern 1 und 2. Sie lässt kaum eine andere Erklärung zu, als dass an beiden Steilen j ejti omov hatte. So wird auch ^Bta mdfjg an allen drei Steilen ursprünglich sein und XV, 5 Im dfiaQrmXovg (vgl. X, 1. XVI, 7. 8. XVII, 36 djzo dfiagriag).

Blicken wir nun zurück, so ist es schwer zu sagen, welche von beiden Hss. die bessere ist, R oder x. Ein günstiges Vorurtheil für R erweckte der Umstand, dass eine Anzahl Verbal- und Nominalformen, deren Ursprüngiichkeit uns von vornherein fest- stand, in dieser Hs. sich unversehrt vorfanden, während sie in der anderen mit wenigen Ausnahmen beseitigt waren (s. S. 30 ff.). Daraus ergab sich zugleich für x eine Neigung zu willkürlicher

62

V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo^s.

Änderung, welche wir insbesondere in den Fällen abweichender Wortstellung constatiren mussten (s. S. 50). Aber bei der weiteren Vergleichung kam in R eine nicht unerhebliche Zahl von Fehlem zum Vorschein, welche auf Flüchtigkeit des Schreibers schliessen liessen (s. S. 43 f.), und auch unter den 69 Varianten, die einer näheren Erörterung bedurften, fanden sich mehrere Versehen dieser Art (s. namentlich S. 51 f. und S. 59). Indessen wäre es unbillig, wenn wir hier die Zahlen allein sprechen lassen wollten. Wie R thatsächlich, so kann auch x Fehler gehabt haben, deren Verbesserung sehr nahe lag. Dass diese insgesammt in die ab- geleiteten Quellen, auf welche wir für unsere Kenntniss von x an- gewiesen sind, übergegangen sein sollten, ist gamicht anzunehmen. Von den vier hierbei in Betracht kommenden Hss., JLCH, ist aber eine, wie wir gesehen haben, unmittelbar aus x abgeschrieben, nämlich J. Unter den Sonderlesarten dieser Hs. konnte also am ehesten noch wenigstens ein Theil der Fehler der Vorlage zu finden sein. Allerdings ist die Aussicht, solche Fehler im Einzelnen nachzuweisen, eine sehr geringe.^) Aber zur Vervoll- ständigung des Bildes, welches wir uns bisher im wesentlichen auf Grund der einstimmigen Überlieferung in JLCH von x ge- macht, ist es unumgänglich, auch diese Varianten zu mustern. Und noch aus einem anderen Grunde ist es nothwendig. Nächst R steht J der allen Hss. gemeinsamen Quelle (y) am nächsten. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass in den Fällen, wo R, J und LCH auseinandergehen, J allein die Lesart der Quelle bewahrt hat. Endlich liegt auch die Möglichkeit vor, dass J durch glück- liche Conjecturen uns einen Beitrag zur Herstellung des ursprüng- lichen Textes liefert. Unter diesem Gesichtspunkte werden wir schliesslich auch noch die Sonderlesarten von LC und H zu betrachten haben.

Ich übergehe in der folgenden Übersicht das v eg)eXxvörix6p, sowie die schon erwähnten Vocalvertauschungen (s. o. S. 28 f.). Hiervon abgesehen steht J mit folgenden Lesarten allein:

n, 4 djteQQitpare J: ajroQirpaxs R, ajtoQQitpaTs LH 2)

1) Dass J wie R IV, 9 svava&la, V, 8 mväao), XII, 6 inayysXeiaq, XVII, 5 iniyyeikcD, XVI, 8 avoipekovq liest (s. o. S. 28 f.), kann Zufall sein; auffallender ist XVI, 5 iXoyrjaofiaL J, iXoy^awfiai R, statt ikoyioa) fis. Hier müsste aber schon y den Fehler gehabt haben, s. u.

2) C fehlt bis U, 27 6 ^äntcDv.

Einleitung. ß3

II, 8 axo sX. avrov J: djto sX. avrmv RLH

10 öiTc. üiavxa J: navxa xa ölx. RLH

19 xaxajtax^öai J: €v xaxajcaxi^oei RLH

22 xvQiov xov d-eov J: xvqIov RLH

xayco sijtop J: xal sljtov RLH

x^^Q^ <J*ot> Tov ßagvv. J: ?e^()ee, rov ßaQVP. x^^Q^ <^ov RLH

24 exxtag J: exxscci RL, exxsat H

25 dxifila fuä J: alxiafiia R, äxi^la LH

26 £0?^ ov J: ?cö§ RLH

35 ajtoöovpai . . . sQya avxmv aus v. 34^ wiederholt

36 jtaQaöxdvai J: jtaQeoxdvai RLCH HI, 2 tpa>la^ J: ipdXXe xal RLCH

xvQLw J: ^ec5 RLCH

10 cjtsQfia J: stxwfia RLCH IV, 1 oölcov J: oö/o> RLC, om, H 9 ol 6g)0: avxov J: ol 6(pd'. avxmv RLCH 15 BytQöiq J: k^ijSQöK; RLCH

V inscr. xm oaX, xpaXfibg Jtefijtxog J: 'ipaX^og reo OaX. R, paXftog öaX. LC (öo^.) H

1 x6 ovofia (wie MP) J: xm ovofiaxi RLCH

3 djco J: jtagd RLCH

13 (peiöol J: g)sid(p RLC, ^IXo) H Vni, 15 Jtalovxa J: toj^ jtaiovxa RLCH i) 18 fisxaog)aXelag J: fiexd dotpaXslag RLCH 20 olxqvv J: oIxovpxop RLCH 24 XTjp J: xrjp yTJv sp RLCH 33 svSoxia avxmp J: evöoxia RLCH 34 öxofiaoiv J: oxo^axi RLCH IX inscr. reo öaX. elg vlxog tpaXfiog ß xal elg sXsyx^'^ "^^

oaX. elg sXeyxop RLCH 1 LEQovoaXrjfi J: ioQatjX RLCH 6 X(>^ö£/££t;öf4 J: XQV^'^^'^^V ß'H, %()?yör€vö£^ LC epa^ayoQiaig J: sp e^ayoQlaig R, £j^ ^S^yoglaig LCH ,, Jtdvxov J: djidpxwp RLCH X, 5 BP xglfiaötp J: xQlftaötp RLCH XVQIOV elg top alcova J: xvqIov RLCH

1) J fehlt von V, 14 xal uXovoiov bis VIII, 12 xal iv dq)iÖQ<o.

ß4 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

XI, i avtov J: avtwv RLCH

2 aj£a^ J: eioajta^ RLCH

6 avrmp J: d-sov avtSv RLCH XH, 3 'ipid^vQODV J: Tpid-vQoig RLCH

6 Jtaiömv J: jtalöa RLCH XIV, 2 BP dxaxla xal ev 6txaio6vp?] J: sp ömaioovvx} RLCH ov J: m LC, mq H, om. R 4 exxiXXrjCovrai J: axiX^coptac LCH, Iserat^. R XV, 1 ov d J: öv RLCH

2 e^ofioloyi^öao^ai J: s^oftoXoy?]6aaß^al coi RLCH

3 aycüQXfjg J: djtagxyp RH, djtaQX^ ^^

7 öimxofisvot J: StoDxo^dpov RLCH

10 pcarcöraroi; J: searco RLCH

11 xal J: at RLCH XVI, 1 vj£P(oöa J: mZloO-rjöa RCH, €oXlo&-f]öap L 5, fiaxQav yspiod-ac J: (xaxgap RLCH 3 i^eo^ J: xvQioq RLCH

dpxekdßETo ftov sigömrrjQLapJ: aptslaßero /^ouRLCH 4 BPvB,ep fi6 . . . öcotr/glav 5 a ausgelassen 7 dsto afiaQTiag . , o xal pr. v. 8 a ebenso XVII, 1 €ig TOP almva o d-soq hinzugefügt xal dq J: eiq RLH^) 3 iXmC,ofiSP J: sXjtiovfisp RLH 5 dßaQrlaiq rjiitp J: aftanviaiq ?ifi(DP RLH vjtid-ePTo J: ejte^evxo RLH xat (jtBTa J: //er« RLH 10 d^Boq J: xvQioq RLH sjtoiTjOBP J: ^o££? RLH 12 avTcoi^ J: avrov RLH

15 «jr£2e()aro"t;i^ J: BJtaxgaTOvöap R, i^f3t()«T0vi^ LH 18 BPB6XBP J: dpEOxsp RLH » ^^? 7^? J: rrjp yrjp RLH 20 avTov J: avrcöi^ RLH

20b und 21a hinter üialöd öou 21h J: hinter 20a RLH 23 afiaQTcoZmp J: diiaQxmXov RL, -Xovq H

,1 BP ÖXBVTj J: (Dq ÖXBVTj RLH

24 ovpxQixpop J: ovpzQiipai RLH 1) C fehlt von XVI, 8 «tto hfxuQxluq bis zum Schluss.

Einleitung. g5

XVII, 26 cvpcc^at J: övpa^ec RLH

32 ori JcdvTtg . . . xvQiog ausgelassen 33 f^p' iJtJiop J: em ijtjtov RLH 37 avzov J: avrov öwarov RH, avxov övvafiip L 40 ag)fj6ai J: dfprjosc RLH

42 roi; ßaocX. isQOvöalr)(i J: rov /^aö^-^. iOQarjX RLH 43 /loyot J: cog Xoyoi RLH 44 hgovöaXi]^ J: loQarjX RLH XVHI, 5—12 lässt J weg und bring^c dafür Sir. 33 (36), 1—13.

Dazu kommen noch 15 den Artikel betreffende Varianten, und zwar 9 Zusätze^) und 6 Auslassungen. 2)

An Fehlern, deren Verbesserung sich von selbst versteht, ist hier kein Mangel Aber nur wenige sind so beschaffen, dass man geneigt sein wird, sie auf x zurückzuführen, und in den wenigen Fällen, wo eine solche Vermuthung nahe liegt, wie z. B. bei drißla fiiä II, 25, könnte der Fehler schon in j enthalten gewesen sein (s. o. S. 46). Für die Dittographie H, 35, die Umstellung XVII, 20 f. und die Auslassungen XVI, 4. 7. XVII, 32 (vgl. auch VIII, 24. XI, 6. XVII, 37. 43) kann selbstverständlich nur J verantwortlich gemacht werden. Die Neigung, willkürlich zu ändern, tritt hier noch stärker hervor als bei x; in keiner anderen Hs. begegnen uns so viele Zusätze wie in J, vgl. II, 22. 26. VIII, 33. X, 5. XIV, 2. XV, 1. XVI, 1. 3. XVn, 1. Dass diese nicht aus x stammen, beweist das Fehlen derselben in LCH sowohl als in R (y). Dasselbe gilt von den wenigen guten Lesarten, welche sich in J finden. Wenn wir diesen vor der sonstigen Über- lieferung den Vorzug geben, so geschieht es in dem Bewusstsein, dass wir es nur mit gelungenen Emendationen zu thun haben. Von den vier Stellen, welche hierbei in Betracht kommen (IV, 1. V, 13. X, 5. XV, 7), wird weiter unten die Rede sein.

Die übrigen Hss. (LCH) stehen x so fern, dass aus ihren Sonderlesarten eine wesentliche Erweiterung unserer Kenntniss von X von vornherein nicht zu erwarten steht. Indessen ist es

1) J fügt hinzu III, 5 ^, 9 o und t^v, IV, 8 zov, 13 6, IX, 1 6, XV, 1 ZTiv, XVII, 11 Tcc, 35 Tov. .

2) J lässt aus II, 3 ol, VIII, 15 tov 2«, IX, 2 t^, XI, 2 t«, XVII, 13 TOV, 28 tfjg. Ausserdem fehlt IV, 2 o und XVIII, 1 rj durch Schuld des Miniators.

Texte u. Untersuchungen XIII. 2. 5

QQ V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

nicht ausgeschlossen, dass auch sie uns gegebenen Falls zur Er- mittelung der ursprünglichen Lesart dienlich sein können.

Die Sonderlesarten von L und C sind schon in anderem Zu- sammenhange zur Sprache zu kommen (S. 35 f.). Durchmustern wir nun die nicht umfangreiche Liste, ob sich vielleicht für uns Beachtenswerthes darin findet, so ist der Ertrag ein sehr geringer. Nur in einem Falle, auf den wir noch einmal zurückzukommen haben werden, liegt hier jedenfalls das Richtige vor, nämlich XIV, 2 ev vofio) CO (s. o. S. 47). Ansprechend ist VIII, 3 avT?)v statt avTov (jtov aga xQcvst avrov 6 ^eogy), da gleich darauf Jerusalem genannt wird (v. 4); es könnte aber auch an Israel (vgl. V. 26) zu denken oder ein Übersetzungsfehler anzunehmen sein (s. zu d. St.). Der Vollständigkeit wegen haben wir jetzt noch die Sonderlesarten von L aus den Stücken zu betrachten, welche in C fehlen. Es sind die folgenden:

I, 4 ?J öo^a avTov L: r/ öö^a avxcöv RJH

5 jitöcüot filv L: jtBöcoOLv RH, jteocoot J XVI, 1 1 yoyyvouop . . . ajt' efiov ausgelassen

12 £r T(p . . . \pvxf]v juov ausgelassen XVII, 4 ev löQa7]X L: ejii logay)). RJH

eütl öv L: xai ov RJH

djtevavTL ro ßaolX. L: anivavrl oov ßaoU. RJH

5 oig L: otg ovx RJH

16 ccjto TOVTcov L: ajc' avrmv RJH

ovvaycQyaq L: ovvaywyaq oötwv RJH

ebener aoav L: 8^ajt£rao^9j]Oav RJH

21 löQaijX L: am loQaijX RJH

28 ev avTotg L: avroig RJH

37 övvafiLV L: övvarov RH, om. J

,, 40 avrS L: avrdjv RJH

43 y/ytaojusvovg L: riyiao^evov RJ, -f/avcov H

45 QVöccL L: QVOeraL RJH XVni, 2 ejttßXejtovötv L: ejtißXejtovxeg RJH

4 JTQcoTOToxov novoyevovg\i\:tQ(DT6toy.ovnovoyevri^^}i Der sonst recht sorgfältige Schreiber von L hat sich in den letzten Psalmen arge Versehen zu Schulden kommen lassen. Beachtenswerth ist nur I, 5 die Lesart jteowot fiev. In der Vor- lage (v) wird fisv nicht hinter jteöcoöt gestanden haben, sondern über der letzten Silbe als Emendation: jtiocDftev. Diese Emen-

Einleitung. ß7

dation liegt so nahe, dass man sich wundern muss, ihr nur hier zu begegnen, s. jedoch u. S. 73.

Weit zahlreicher als in L und C sind die Sonderlesarten in H. Die Erklärung ist, wie schon oben angedeutet, entweder darin zu suchen, dass die Hs., aus welcher erst v und dann u ab- geschrieben wurde (w), in der Zwischenzeit zum Theil unleser- lich geworden war, oder darin, dass der Schreiber von u seine Aufgabe ungenügend gelöst hatte (s. o. S. 39). Im Hinblick auf die Sorgfalt, welche der Schreiber von H augenscheinlich auf sein Werk verwandte, können wir diesen wenigstens für die Mehrzahl der vorliegenden Fehler nicht wohl verantwortlich machen. Ich übergehe auch in dem nun folgendenVerzeichnisse die das V e<psXxvOT. betreffenden Varianten und bemerke inbezug auf die Zählung der Psalmen, dass, abweichend von RJLC, Ps. III nicht beziffert ist, Ps. IVmit P, Ps. V_mit J, Ps. VI mit G, Ps. VII mit f , Ps. VIII mit Z, Ps. IX mit Q und weiter ohne Abweichung. I, 4 ÖLiXd^oL H: öudod^T} RJL ^) II, 4 £V(£6a)X£v H: bvoöcoxbv RJL 5 eB^ovd^ev/jd^Tj H: l^ovdspcod-rj RJL slg H: tco^ ilg RJL 11 £0T7]0£v H: löTTjoav RJL 22 ajtayo3yfi H: Ijtaywyf] RJL 23 (xrjvrjOEmq H: firjpiöswg RJL 27 öis^d^aQfievov H: ötafpEQo^evov RJL 36 /M£T avTOt H: oolocg avrov RJLC III, 10 JtQOöi&Tjxav H: jtQoöid^rjxev RJL (C unleserlich) IV inscr. ipaXfiog xm H: öiaXoyrj rov RJLC 1 Iv ovveÖQLO) H: add. oöimv J, oolo) RLC 2 xaxaxQircov H: xaraxQivai RJ, xazaxQivsi LC 8 6ixac(6oatsv H: öixaimoatoav RJ, LC s. o. S. 33. 9 tp olxq> H: Ijt olxov RJLC 10 aviöTi] H: ajztor?] RJLC 11 ijQrj^oDöEv H: add. olxov RJLC 13 ^ ^v^Tj avTOv H: add. cog adrjg RJLC 15 €2^ Jtevia H: jtBvLa RJLC oövvaig H: Xvjtatc RJLC V, 2 ei H: ^ RJLC 3 öxvZa avO^Qotjiog H: oxvXa RJ (LC fehlen)

1) C fehlt bis II, 27 6 ^anxmv.

5*

ßg V. Gebhardt, Die Jfsaimen Salomo's.

V, 4 ool H: öov RJLC

5 ajtoOTQerpsic H: asioöxoixpxi RL(C?), -^^§ J

7 aXXa sjtl H: dXX' im RJLC

11 Tovq (XQXOVTaq H: agxovzag RJLC

13 g)lXq) H: ^Sfdqo RLC, (pstöol J

16 avraQxsölag H: avra^jx/a^ R, -xek^ LC i) VI, 3 öaJlcöj; H: adXov RLC

4 TO oVo//te bis H: reo ovofiaTC RLC

6 £A£Oi> H: e/fog RLC VIII, 4 lj^ IsQovC. jtoXip H: ff()oi;ö. jr6^i2> RLC 14 sjtOT. avTOlg H: ejtor. avrovg RJLC 17 avTc5v H: ßi;roi; RJL(C?) 23 ccQviac H: '^()j^/o: RJLC 25 ai;rcöt' H: rjfiSv RJLC 34 ov ^vXoyrjfievog H: svXoyrjfiivog RJLC IX, 1 djtoixrjöla H: djtotxsöia RJLC

2 £jrl öiaöjtoQa H: ?J öcaöJtoQd RJLC

5 a(^£?ca H: aötxlav RJLC

9 ;eara;rtti;ö?^ £tg fl: xarajtavoei dg JLC, xarajravöf^^ R

X, 4 ?J fiaQTVQia E: ?) /«() fiaQzvgla RJLC

5 TO oi^oficc H: reo ovofiarc RJLC

8 eig ö(Dg)QOövprjv H: Blocoq)QOövvrjv R, «Z^ evtpQoövvqv

JLC XI, 1 £^ iöQa/jX H: tOQarjX RJLC

Xn, 2 fx' noiriöBL 6iaöTQog)7Jg H: ei^ JcoixcXla CtQO^fjg RJ, £i^ :7roi5c. rQO(prjg LC «yla? und xaXdfiTjV H: Aaco und xaXXovriv RJLC XIV, 2 0?^' H: w LC, oj; J, om. R

5 o iogariX H: i(jf()o:?/;i RJLC

7 £z^ sjttd-vfila H. ?5 ejtt&vf/la RJLC XV, 3 xal a/roi^ H: xa^i^oj^ RJL(C?)

12 djioöovvai . . . xqovov H: RJLC s. o. S. 46- XVII, 6 dXaXdyiiaxog H: dXXdyfiarog RJL^)

8 evQed^eir] H: evQed^rivai RJL

9 eXerjOst H: oi;>c eXsrjöec RJL at;Tot;^ H: ai;rQ5r tva RJL

1) J fehlt von V, 14 bis VIII, 12.

2) C fehlt von XVI, 8 bis zum Scbluss.

Einleitung. 69

XVII, 11 avBuoq H: apofiog RJL

21 olösg H: töeg Rj elösg JL

23 afiaQT<x)Xovg H: afiaQzmZov RL, -^(»r J

27 avXLöd-^vai H: add. eVi RJL

37 ^£r' tö;c^o$ H: ii^ra loxvog RJL

43 iqyLaöuivcov H: ^ytaöfisvov RJ, -2>ot;§ L

44 S jtoii^öst H: jtocTJöat RJL XVIII, 3 -M£T £2. H: ^era eX, RJL

4 vjiijxoov H: evixoov RJL

8 1«^ 9)6i5<» H: ivcojtiov RL (J fehlt) Bei Durchmusterung dieser Liste fällt ein Doppeltes auf: einer- seits die geringe Zahl von Verstössen gegen die Orthographie (vgL II, 23 firjvi^öscog, IX, 1 ajtoixrjoLa) und sonstigen Schreib- fehlern (vgl. VIII, 23 agvlai), andrerseits die Menge schlechter Lesarten. Ein Theil davon ist schon von früheren Herausgebern, namentlich Hilgenfeld, als fehlerhaft erkannt und glücklich ver- bessert worden, so II, 22 aüiaymy% IV, 10 dveorr], V, 16 avtag- xsölag, VIII, 14 avroig, X, 8 oaxpQOOvvr^v^ XIV, 2 «Sg, XVII, 11 o.vsfiog. Man sieht jetzt, dass die Zahl der Fehler noch weit grösser ist. An mehreren Stellen fehlen einzelne Wörter, an deren Ursprünglichkeit nicht gezweifelt werden kann, so II, 5 ecog, IV, 1 oöimv (ooicp\ 11 oixov, 13 o?g a^rjg-, X, 4 yag, XVII, 9 ovx^ 27 STi. Andere Fehler erklären sich aus flüchtiger Lesung der in Uncialen geschriebenen Vorlage oder aus schlechter Er- haltung der letzteren (s. o.), so

I, 4 AIGA&OI statt AIGAO&H

II, 27 Aie^OAPMGNON statt AIA^GPOMGNON IV, 15 OAYNAIC statt AYHAIC

V, 13 ^lAQ statt ^eiAQ (1. ^eiAOI)

VIII, 34 creYAorEMeNOc statt eFAorHMeNoc

XII 2 eNnOIHCeiAIACTPO^HC statt GNnOIKIÄIA- CTPO^HC AAS2 . . . KAAAMHN statt AAQ . . . KAAAONHN^) XIV, 2 S^CeNereiAATO statt QGNGTeiAATO XV, 3 KAIAINON statt KAINON 12 AnOAOYNAI statt AnOAOYNTAP)

1) Auf diese Variante komme ich im nächsten Abschnitt zurück.

2) Hierbei zugleich eine Umstellung, s. o. S. 46 f.

70 V. Gebhaxdt, Die Psalmen Salomo's.

XVII, 6 AAAAArMATOC statt AAAAFMATOC 11 ANGMOC statt ANOMOC 23 AMAPTS^AOYCS^C statt AMAPT^ÄOY^C

Zu X, 8 eiCCi^^POCFNHN statt eiCeV^POCYNHN

s. 0. S. 47. Bei unversehrtem Zustande der Vorlage schwer erklärlich sind Lesarten wie II, 36 fier avrov statt ooloiq avrov, XVII, 9 avTOvg statt avrcov eva. Absichtlich geändert wurde in der Überschrift von Ps. IV öiaXoyTJ rov in das geläufige rpaXfiog to5, IV, 8 öixaicoaaiöav in ötxatcoöaiev (s. o. S. 32), vielleicht auch IV, 2 xaraxQlvat in xaxaxQivcov^ V, 2 ^ in et, 5 djtoöTQetprj in ajtoorQkipeiq, VI, 6 e'/lfog in eXeov (s. o. S. 31), VI, 4 u. X, 5 To5 ov6,uaTt in ro ovofia. Auch das V, 3 hinzu- gefügte avd-QWjtoq gehört hierher; wir werden im nächsten Ab- schnitt sehen, dass eine andere Ergänzung des in den übrigen Hss. fehlenden Subjects näher liegt. Zur Hälfte unausgeführt gebliebene Änderungen begegnen uns VIII, 4 und XVII, 21. An der ersten Stelle ist das elq der Vorlage durch iv ersetzt, aber die Änderung des davon abhängigen jioXlv in üioXu unterblieben. An der zweiten sollte das überlieferte Elöeq (l'df§) in olöaq ge- ändert werden; es blieb aber bei olSeq^ und erst h (MP) hat die Emendation ganz ausgeführt; ob sie richtig ist, werden wir im nächsten Abschnitt zu untersuchen haben. Nach diesem Befunde wird man auch diejenigen Sonderlesarten in H, welche sich nicht geradezu als fehlerhaft zu erkennen geben, als Abirrungen von der ursprünglichen Überlieferung zu betrachten haben, z. B. II, 5 e^ovd^svrjd^T], IV, ]b ev Jtevla, V, 11 rovq agxovraq^ IX, 5 CLÖLxa u. s. w. Nur in einem einzigen Falle hat H, wenn ich recht sehe, allein das Richtige, nämlich XVII, 44 mit a jtot7]ösi (statt noiTjOat): eine ausnahmsweise gelungene Emendation, von welcher im nächsten Abschnitt die Rede sein wird.

Wir sind hiermit am Ende des Zeugenverhörs angelangt und haben nun zuzusehen, inwieweit dem überlieferten Texte Ver- trauen geschenkt werden kann.

5. Die Fehler des überlieferten Textes.

Die Vergleichung der beiden Abschriften (R und x) des ältesten auf dem Wege der Überlieferung für uns erreichbaren Textes (y) ergab das wenig erfreuliche Resultat, dass sie an mehr

Einleitung. 71

als 200 Stellen von einander abweichen.^) Allerdings entfällt ein nicht unerheblicher Theil dieser Abweichungen auf Schreibfehler in R. Aber auch nach Abzug dieser Fehler sahen wir uns vor eine lange Reihe von Variai;ten und damit vor die nicht immer leichte Wahl zwischen R und x gestellt. Schon hierbei trat die Frage nach der Lesart von j zuweilen in den Hintergrund. Denn nach Massgabe der ims zu Gebote stehenden Kriterien konnten wir in einzelnen Fällen eher das Ursprüngliche zu ermitteln hoffen als die vielleicht fehlerhafte Lesart von y. Das gilt namentlich von den Stellen, wo wir uns weder bei R noch bei x beruhigen konnten. Wenn beide fehlerhaft waren, kam es weniger darauf an, welchen Fehler y gemacht, als darauf, wie der Fehler zu ver- bessern sein möchte.

Die Thatsache, dass y eine Anzahl solcher Fehler enthält, die durch Conjectur beseitigt werden müssen, überhebt uns der Nothwendigkeit, zu beweisen, dass diese Hs. mit dem Originale der Übersetzung nicht identisch gewesen sein kann. Dafür spricht ausserdem die Stelle, an welcher wir unsere Psalmen in y an- treffen. Wenn wir auch über die frühesten Schicksale dieser Lieder seit ihrer Übertragung ins Griechische sehr wenig wissen, so besitzen wir doch im Codex Alexandrinus ein Zeugniss dafür, dass sie im V. Jahrhundert noch keinen festen Platz in der griechischen Bibel gefunden hatten. 2) In y aber standen sie, wie

1 ) Den S. 43 ff. aufgeführten (17 + 24 + 69 + 7 + 13 + 11 + 0 =) 147 Sonderlesarten von R sind die c. 60 Vocalvertauschungen S. 26 f. und die c. 40 abweichenden Wortformen S. 31 f. zuzuzählen. Von den das v eq)sX- xvaxLxov betreffenden Varianten ist dabei ganz abgesehen.

2) Das dem Codex Alexandrinus vorgesetzte Inhaltsverzeichniss nennt nach der Apokalypse des Johannes zunächst die Clemensbriefe, zieht sodann die Summe der aufgeführten neutestam entlichen Schriften mit Ofiov ßißkia [xS''] und fügt endlich als vereinzeltes Anhängsel xpaXfjLOi ooXOfxwvToa i?j hinzu. In welchem Zusammenhange sonst in älterer Zeit unsere Psalmen abgeschrieben wurden, ist nicht mit Sicherheit zu ermitteln. In der fälschlich den Schriften des Äthan asius beigesellten Synopsis scripturae sacrae begegnen sie uns unter den Antilegomenen des Alten Testaments an siebenter Stelle, rnit den Makkabäerbüchern und Susanna durch ein zwischeneingeschobenes GW ixslvoig 6s (nämlich mit Weisheit Sal., Sirach, Esther, Judith und Tobit) xal xavxa (sc. xpaXfxol xal (oör/ SoXoßcövTog) j]Qi&fi7]VTai zu einer minderwerthigen Gruppe zusammengefasst. Ebenfalls unter den alttesta- mentlichen Antilegomenen, jedoch schon an vierter Stelle, zwischen Sirach

72 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

aus der Übereinstimmung zwischen R und H (vgl. auch J) mit Sicherheit zu entnehmen ist, ^) unter den poetischen Büchern des Alten Testamentes, zwischen Weisheit Salomo's und Jesus Sirach. Wären sie von vornherein hier untergekommen, so wäre die Stellung, welche der Codex Alexandrinus ihnen zuweist, vollends räthselhaft. Diese setzt voraus, dass das merkwürdige Büchlein, das schon durch die Verherrlichung des Messias, worin es aus- klingt (Ps. XVIII), früh die Aufmerksamkeit kirchlicher Kreise auf sich gezogen haben wird, bald hier, bald dort den biblischen Schriften beigesellt wurde, bevor man ihm unter den alttestament- lichen Hagiographen eine Stelle anwies. Haben wir uns demnach j durch eine Anzahl Mittelglieder von der Urschrift (z) getrennt zu denken, so ist es nicht zu verwundern, wenn der Text kein fehlerfreier ist. In der That liegt an einer nicht unbeträchtlichen Zahl von Stellen die Fehlerhaftigkeit am Tage. Das Geschäft der Emendation aber wird in diesem Falle dadurch wesentlich erschwert, dass wir es mit einer Übersetzung zu thun haben, welche das hebräische Original oft missverstanden und dadurch manche Verwirrung angerichtet hat. Man wird daher stets auf der Hut sein müssen, dass man nicht etwa den Übersetzer corrigirt statt des überlieferten Textes. Ich beabsichtige in der folgenden Zusammenstellung nicht alle Stellen zu besprechen, deren Ande-

und Esther, werden in dem der Chronographie des Nicephorus (f 828) angehängten Verzeichnisse der biblischen Bücher ypaXfxol y.al w&al ' (al. c^örf) SokofÄ(DvTog [oxix- ßg) aufgeführt. Anders das in einigen Hss. auf die ^EQüJZTjaEig xal dnoxQiasiq des Anastasius Sinaita folgende anonyme Kanonsverzeichniss {nsQl x(öv ^' ßißXuov xal oaa tovtcdv ^xTog). In der bunten Gesellschaft von 25 Apokryphen haben hier zwischen der ÄvdXrnpig MwaecDg und der Apokalypse des Elias die Psalmen Salomo's [xpaXßol 2oXou(vvTog) ihren Platz. Zu erwähnen ist endlich das Scholiou des Zonaras zum. 59. Kanon von Laodicea, woraus jedoch nicht zu erkennen ist, ob unsere Psalmen dem Verfasser anders als dem Namen nach bekannt waren. Es lautet: ^Exxog zcüv qv xpaXfji<5v rov Aaßlö svQiaxovxai xal Tiveg STBQOL Xeyousvoi zov SokofKÖviog slvai, xal aXkcDV rivcüv, ovg xal iÖKüTixovg (ovöfjiaaav ol naxsQsg, xal fj.?] Xiyea&ai iv ty ixxXrjalrc öisxd- ^avTO. fii^TS (iriv ßißXia dvayivwaxeo&ai dxavovioxa, ixova ÖB xd xavovixd (Guil. Beveregius, 2vvo6ix6v s. Pandectae Canonum SS. Apostol. T. I. Oxon. 1672 p. 4SI).

1) Diese Übereinstimmung ist für x und w entscheidend. Es hat daher nichts zu bedeuten, dass J die Psalmen dem Buche Sirach nachgestellt und V (LC) sie in ganz anderem Zusammenhange abgeschrieben hat.

Einleitung. 73

rung jemals in Vorschlag gebracht worden ist, sondern nur die- jenigen, deren Fehlerhaftigkeit nach meinem Dafürhalten zweifel- los oder doch nicht unwahrscheinlich ist.

1) I, 2 a^ajttva rjxovöß-rj xpavy?) JtoXsßov Ivcojiiov ßov

sJcaxovasTal uov^ oxt sjc/LtjoO^tjV ötxatoovvrjq. M. Schmidt schlug elna 'Axavoeral fiov vor. Dagegen spricht der Umstand, dass der Übersetzer in diesem Sinne nur das Com- positum gebraucht, vgl. V, 12. VIT, 7. XVIII, 2. Aber vor GUA konnte GIIIA leicht ausfallen, und in dieser Form ist die Con- jectur nicht zu beanstanden. Ich lese daher sljca' sjraxov- ösral fiov.

2) I, 5 vtf:c6^T]0av smg rwv aozgcov,

eijtav, ov ^7] jttöwoiv. Für djtav wollte Hilg. eijiov oder eljta lesen. Näher liegt es, mit V ütiöcootv in jteooDßsv zu ändern (s. o. S. 66). Aber der überlieferte Text ist nicht unerträglich, vgl. Ryle und James zur Stelle.

3) II, 1^ 6P rm vjtSQTjcpavsvsoO^ac rbv a^uagzwlbv ev xgiS

xartßale Tir/^j] ox^Q^» Wenn das Zusammentreffen von R und J in der Lesart xarsßaXXs nicht zuföllig ist, so liegt in LH eine Emendation vor, die aber wohl unbedenklich acceptiru werden kann.

4) II, 4 SV6XSV xovxcov SiJiEV djtoQLipars avrä fiaxgav

djt ajuov,

ovx svöoxm EV avTolg. Obgleich Hilg. diese Conjectur neuerdings aufgegeben hat (s. Zeitschr. f. wissensch, Theol. Jahrg. 35. 1892, S. 383), be- zweifle ich ihre Richtigkeit nicht. Das überlieferte ovx svo- öcoxsv avTOig giebt keinen befriedigenden Sinn, mag man nun nach avTolg interpungiren oder nicht. Der von Ryle und James erhobene Einwand, dass die Änderung graphisch nicht zu erklären sei, fällt jetzt weg, da aus GYAOK^GN ^ohx wohl GYÜASIKGN (so RJL) entstehen konnte. Der Umstand aber, dass die Hss. nach avTOtg nicht interpungiren, sondern erst nach avtov (avTTJg) V. 5, beweist nur, dass der Fehler alt ist. Zum Ausdruck vgl. z. B. Jer. 14, 12: ovx svöoxi^aco (§5Q svöoxco) av avrotg, Ps. 151, 5: ovx ev66x7]öap av avrolg xvQiog.

5) II, 5 a To xaXXog rrjg do^rjg avtrjg a^oi^O^SPco&rj avmniov

xov d-sov.

74 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

Nachdem einmal v. 4 svöoxS ev durch evoöwxev verdrängt war, wurde die 66^a auf Gott bezogen, statt auf Jerusalem (vgL zu JtoXXrjv I, 3), und so entstand die überlieferte Lesart r^g- ö6§T]g avTOv. Dass der Schreiber von M mit avrr/g das Richtige getroffen hat, lehrt v. 19 ro xaXXor; avzTJg, vgl. auch v. 21 und V. 31. Fritzsche änderte weniger glücklich avrov in avrcov.

6) n, 19 covslöiöav yag Id-vrj %QovöaX^fi ev xarajcarrjöei,

xareOJtaösv xb xaXXog avrrjg ajto d-govov öo^rjg^ Entsprechend dem covEtÖLOav der ersten Vershälfte, erwartet nian in der zweiten xarsojtaoav. Aber das einstimmig über- lieferte xartöjtaöEv weist auf ein ursprüngliches xazeojtaod-rj^ vgl. V. 5 e^ovd-6V(Dd-7] . . .'^TifKüd^Tj. Aus KATGCnACßH konnte leicht KATecnACGN entstehen.

7) n, 25h Tov eijielv rrjv vjtSQTjcpaviav rov ÖQctxovxog fV

aniiia. Statt arifila hat R alzlafila, J arcftlcc fiiä. An der Richtig- keit der Lesart aTifila (LH) ist nicht zu zweifeln; es fragt sich nur, ob nicht der Archetypus unserer Hss. (y) hier fehlerhaft war, s. 0. S. 46 f.

8) II, 26 a xdl ovx exQOVLöa ewg eöst^ev (zoi 0 d^ebg rrjv

vßQLV avTOv xrX. Hilgenfeld u. a. corrigiren exQoviösp (de la Gerda distulit). Ryle und James lehnen diese Änderung mit Recht ab, haben aber für exQOViOa eine vöUig befriedigende Erklärung nicht zu geben vermocht. Vielleicht ist ecpQovTcöa zu lesen.

9) II, 26c vjtsQ eXaxiOTOV i^ovöevojfievov im yrjg xal

^aXaoorjg. Das überlieferte v:jt£Q eXaxlOrov ist so unerträglich wie Hilgenfeld's vjt eXaxlorov. Zu der naheliegenden Emendation Geigers, vjteQ eXdxiOTOV, vgl. IV, 2 vjteg jtdvrag, XVII, 43 VJCSQ xQ^<^^ov.

10) III, 3 ölxatoi fivrjfiovsvovöiv ötd jtavrog rov xvQiov,

ev e^OfioXoyrjöei xal öcxatcjoei xd xQiftaxa xvglov. Ryle und James ziehen ev e^oiioXoyrjoet zu v. 3^ und ändern V. 3b

xal ötxatovöiv (ev alveoei) xd xQlfiazu xvgiov. Danach wäre öixaLcoöei Correctur eines 'by an error of sight' aus öixacovöivevaiveoet entstandenen öixaiovoet. Wenn man nur die Wahl hätte, dixaiovoi unmittelbar aus 6txai(D0ec ent-

Einleitung. 75

standen zu denken oder auf dem Umwege über €V alveösi, so könnte die Entscheidung um so weniger fraglich sein, als dixacovöi xa xQifiara xvqIov (ohne ev aivsoei) an IV, 8 xal dixaicoömoav öotoc ro xQifia rov d-eov avrSv eine Parallele hat. Es ist aber die Frage, ob der überlieferte Text mit dem Substant. öixaccoösi in der That fehlerhaft ist. Im Hinblick auf Stellen wie IV, 5 und 7 vermag ich mich nicht davon zu überzeugen.

11) III, 8 a e^iXaOaro JtsQl dyvolaq ev vrjörela xal rajiBt-

vcoOH ipvx^P avTov. Die in diesem Satze liegende Schwierigkeit glauben Ryle und James durch Versetzung des xal beseitigen zu können. In- dem sie V. 7h nach aöixlav interpungiren und ev üiaQaüzxco- liaxi avTOV zum Folgenden ziehen, gewinnen sie die folgende wenig anmuthende Strophe:

ev jtaQajtT(D(iaTL avtov e^iXdöaro Jtegl ayvoiaq xal ev vrjOrela rajtecvoooei r^jv tpvx^v avtov. Nach e^iXaöaxo erwartet man exajteivcoöev, nicht xajteivcoöei, Irre ich nicht, so wird, wie in v. 3 ÖLxaicoöei, so auch hier xajtecvcoöec als Substant. (vgl. II, 35) gemeint sein, und dann liegt es nahe, y)vxT^v {xrjv ist nicht überliefert) durch tpvx^g zu ersetzen. Der Fehler ist auf einen Schreiber zurückzuführen, welcher xajtetvaxseC als Futurum fasste und demgemäss ipvx^g in rpvx^v änderte. Zur Construction vgl. z. B. IX, 4 xa eQya fj^mv ev exXoyfi xal e^ovöia xrjg ipvx^jg ruicov.

12) IV, la tW XL öt;, ßeßrjXe, xad-rjöat ev owedgLcp cöimv. Den Gen. o6la)v bietet nur J; RLC haben oölo) und dies

bezeugt auch H, wo das Wort durch Homöoteleuton ausgefallen ist. Daraus ergiebt sich, wenn auch nicht sicher, so doch mit einem hohen Grade von Wahrscheinlichkeit, dass y sowohl als x ooio (statt ooccö) hatten. Die durch J allein vertretene Lesart empfiehlt sich aber im Hinblick auf XVII, 16 övvaycoyag 06ca)v,

13) IV, 9 xal Ol 6(pd^aXiiol avxmv olxov avÖQog ev ev-

oxaO^ela,

(6g 0(pig ötaXvöac öotplav aXX7]Xmv ev Xoyoig

jtagavöfiojv. Das unerträgliche aXXTqXcov hat Geiger mit wenig Glück als Übersetzungsfehler zu erklären versucht {^T[^^_ ^^PH = Oocplav xov JtXrjOlov). Aber auch die von anderen Herausgebern vor- geschlagenen Emendationen befriedigen nicht. Wenn ayyeXmv

76 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

(so Hilgenfeld) überliefert wäre, so müsste man sich damit ab- finden; aber dass daraus aXXrjXcov entstanden sein sollte, ist mindestens unwahrscheinlich. Eher Hesse sich denken, dass statt COmANÄAÄ^N (so Ryle und James) CO^IANAAAHAQN gelesen wurde (vgl. Sach. 10, 9, wo A ev aXXrjXoto statt ev Xaoio hat). Aber, abgesehen von der syntaktischen Schwierigkeit, welche XaXcov an dieser Stelle bereitet, wird man sich dabei auch des- halb nicht beruhigen können, weil öowlav den Xoyoig nagarofimv gegenüber einer Näherbestimmung kaum entrathen kann. Am nächsten läge es, an axaxcov (vgl. XII, 4) zu denken, wenn dies sich nicht zu weit vom Überlieferten entfernte, und das Gleiche gilt von öixalaiv. Passend wäre auch ajtXcop, und aus C-O^IAN AnA!2N könnte man sich C0^IANAAAHA2N allenfalls ent- standen denken. Aber die Wahl dieses in unseren Psalmen sonst nicht vorkommenden Ausdrucks, mit Umgehung der dem Über- setzer geläufigen Synonyma, ist schwer erklärlich.^) In Betracht kämen ausserdem Conjecturen wie a6i]Xov (A AH AON, vgl. Ps. 50, 8: aÖTjXa xal xa xQvwta rrjq oocpiag oov körjXcoGaq fiot) oder avd^Qcojtcov (AN^N) oder jtaXaimv (vgl. Sir. 39, 1: oocpiav jtavraw ag^aicov 6x^rjT7}ö£i); jedoch auch von diesen befriedigt keine völlig. Unter solchen Umständen habe ich es nicht gewagt, den überlieferten Text zu ändern. Auch cog 6mg habe ich un- verändert da belassen, wo die Hss. es bieten, obgleich dafür vielleicht a)g o^sig zu lesen und dieses an den Schluss von V. 9 a zu setzen ist.

14) V, Sa- ov yaQ XrßpBraL öxvXa Jtaoa avÖQog övvarov. Dies ist die überlieferte Lesart (JR, LC fehlen), s. o. S. 70.

Wenn H av^Qcojtog einschaltet, so hat diese Ergänzung des fehlenden Subjects nur den Werth einer Vermuthung. Ungleich näher liegt die Annahme, dass zwischen Xi]\pETat und oxvXa ein Tig ausgefallen ist, vgl. LXX Jes. 49, 24: fi?] Xrjtperai zig Jtaga yiyavTog oxvXa; Mt. 12, 29: r] jcwg ötvaral rig eiaeXd^elv elg T^v olxtav Tov loyvQov xrX.

15) V, 10 a trotuaoai xoQTCcOfiaza Iv tQi^ficp Jtavrl ^ojvtl Das überlieferte hzoifidoai ist namentlich im Hinblick auf

V. lOh sehr störend; ich habe kein Bedenken getragen, es durch

1) LXX haben anXotrjg 2. Kön. 15, 11 für -tt- und 1. Chr. 29, 17 für BP; aber für ^»^ sowohl als für dp standen dem Übersetzer andere Ausdrücke zu Gebote.

Einleitung. 77

Txolfiaöag zu ersetzen, vgl. Ps. 64, 10 rjzolfiaoag rtjv rQog)r]v avTwv.

16) V, 13 a Tj XQrjöroxrjq avd-QWJiov sv (pnöol xal rj

avQtov. Aus ^GIAOI scheint früh <PGI/i2 (RLC) geworden zu sein, und daraus entstand "^lA^ (H). Das ursprüngliche (fisiÖol hat J wiederhergestellt. Das befremdliche ri avQiov ist aller Wahr- scheinlichkeit nach auf einen Irrthuna des Übersetzers zurück- zuführen, s. d. Anm. zu d. St.

17) V, 18 a rjvcpQavd-Yjöav ol g)oßov(/£voc xvqwv hv a-ya^olg. Da J fehlt, ist nicht mit Sicherheit zu bestimmen, ob y

7jvq)Qav^/joap (R) bot oder ev(pQav^r}Oav (LCH). Jedenfalls ist mit Fritzsche avtpQavd^drjOav zu lesen, vgl. lY, 19 f., XII, 4. 6.

18) VI, 3 b £j^ öiaßdöH jtorafKDV xal öaXov d^aJMOOmv ov

jcTor/^/jösrac. Statt des überlieferten ödkop (RLC) bietet H odXwv. Aber mit dieser Änderung ist nicht geholfen; der Zusammenhang er- fordert öaXo) (de Lagarde). Der Vermuthung von Ryle und James, dass d^aXaoöcQV eine in den Text eingedrungene Glosse zu odXmv sein möchte, kann ich nicht beitreten.

19) VIII, 3 Tcal eljta rfj xagöla fiov x-cX:

So kann der Übersetzer sich unmöglich ausgedrückt haben. Ich lese mit Hilgenieid ev tJ xagöia fiov, vgl. z. B. Ps. 4, 5. 9, 27. Eccl. 2, 1.

20) IX, 4b rov Jtoiijoat öixacoövprjv xal äöixiav sv eQyoig

XeiQcov rjy,wv. So lesen LCH, während in J und R das ev fehlt. Da die Eintragung des Hebraismus durch einen Abschreiber (w) nicht sehr wahrscheinlich ist, möchte man vermuthen, dass das Zu- sammentreffen ^on J und R in der Auslassung ein zufälliges ist. Andernfalls würde sv egyoig auch als Emendation zu accep- tiren sein.

2i) IX, 6 ripc ;f()/^örti;(>^, o d-sog, sl fi^ xolg sjcixaXov^ue- voig rov xvqiov;

xad^aglöu ev dfiagriatg xpvx^jv ev e^ofioXoyfjöet xrX. 7 xac ZIVI dcprjöec dfiagrlag, ei firi rolg rmaQzqxoöLV, Ötxalovg evXoyrjOeig, xal ovx ev^vveig jcegl wv rjfiaQTOOav.

78 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

Für den Wechsel zwischen der 2. und 3. Person kann ich den Übersetzer nicht verantwortlich machen. Das Versehen er- klärt sich daraus, dass ;f()ryöT£^ö^ v. 6^ fälschlich als 3. Person Fut. verstanden wurde, vgl. LC x(>^öT£i;ö£i, J x(>^öi//£i;ö£t. So wurde v. 6h aus xad^aQtetg (vgl. XVII, 30) xad^agioet und v. 7a o.<pr}öei. aus acprjösic, bis v. 7 b die 2. Person wieder in ihr Recht trat.

22) IX j 7 c xal ri xQr^öTOxrjQ oov Jtsgl afiaQtdvovrag ev

fisrafielda. Das jtSQL ist wie es scheint aus v. 7b eingedrungen; nach dem Sprachgebrauch des Übersetzers muss es im heissen, vgl. z. B. V, 18 xal Tj xQTjöTOTriq oov sjcl 'lOQarjX xrX. Die Ver- wechselung von sm und jtsgl ist häufig.

23) IX, 9 xal sß-ov ro ovofia oov ecp' 7]fiäg, xvqls,

xal ov xarajtavöec slg rov alcova. So lasen allem Anscheine nach j und x; R bietet xaxa- jtavoeig statt xarajtavösc elg, und H hat xarajravö^] emendirt. Aber damit ist der Fehler nicht beseitigt: ov xarajtavoec ist offenbar aus ovx ajtwörj verdorben, vgl. VII, S xal ovx ajKDöi]. Ps. 43, 24 firj ajtwö?^] elg reZog. 76, 8 fi^ dg rovg alcovag ajKBöexai xvQiog.

24) X, 5^ ölxaiog xal oöiog o xvQiog rjfjöJv ev xQifiaöiv

avTOv xrX. Der Fall ist dem unter Nr. 20 besprochenen ähnlich, nur dass hier J allein das sv vertritt, während es in RLCH fehlt. Dass der Übersetzer es geschrieben, wie schon Hilgenfeld ver- muthete, lehrt die Vergleichung von XVII, 10 jziozog 6 xvQcog ev jiaOL Totg xQlfiaöcv avrov.

25) X, 8 rov xvqlov t) ocoT7]Qia ejrl olxov logaijX elg ev-

(PQOÖVVTJV aicovLov. Statt elg evcpQOövvrjv (JLC) hat R elöaxpgoövvyjv^ H £tc ooKjpgoovvriv. Auch hier ist nicht mit Sicherheit zu entscheiden, ob wir es mit einer Emendation zu thun haben, oder mit richtiger Überlieferung, s. o. S. 47.

26) XII, 2b mojieg ev Xam jtvg avajirov xaZXovTJv avrov.

Dass dies der überlieferte Text (y) ist, kann bei der Überein- stimmung von RJLC nicht bezweifelt werden. Es fragt sicli nur, ob die von H gebotene Lesart nicht etwa als Emendation unseren Beifall verdient. H liest nämlich:

coöjceg ev aXco jtvg avdjcrov xaXdfi?]v avTov.

Einleitung. 79

Ich gestehe, dass ich mich hierbei, ira Hinblick auf Stellen wie Joel 2, 5. Sach. 12, 6. Sap. 3, 7, lange beruhigt habe, obgleich das abundirende avrov ^) stutzig machen musste. Aber auch der Gedanke, dass ein Schreiber, welcher sich so oft irrte (s. o. S. 69 f.) und eben noch ev jtoi?]ö8L öiaO'CQocpTJg statt ev jtoixcUa öTQoq)^c gelesen hatte (y. 2 a), hier den ursprünglichen Text durch Con- jectur hergestellt haben sollte, hat, reiflich erwogen, wenig Wahr- scheinlichkeit. Es gilt daher zuzusehen, ob der überlieferte Text sich etwa aus dem vorauszusetzenden hebräischen ableiten lässt, oder, wenn das nicht der Fall sein sollte, ob für üas unmögliche XaS sich vielleicht ein in den Zusammenhang passender Aus- druck darbietet, neben dem auch das avrov in sein Recht tritt.

Mindestens ebenso geläufig wie das Bild von den brennen- den Halmen ist den biblischen Schriftstellern das Bild vom Wald- brande, vgl. z. B. Sach. 12, 6 cog öaXov jzvgog tv ^vXoig^ Jer. 21, 14. 27 (50), 32 avaxpm jcvq bv rm ÖQVfiw avrijg, Ez. 20, 47 (21, 3) löov tyco avanxco ev ool (sc. ev reo ögvfiS Nayeß) jcvq, xal xarag)ayerai ev öol Jtäv §vXov xXwqov xai nav ^vXov $.7]q6v, TcrX. Auch Jac. 3, 5 wird man vergleichen dürfen: iöov j^Xlxov JtvQ TjXlxTjv vXrjv avdjtrei' xal tj yXwOöa jcvq xrX. Die hiervon ausgehende Conjectur scheitert jedoch an dem über- lieferten XaS, welches weder aus ÖQVfiw noch aus ^vXco noch auch aus vX'^ verdorben sein kann. Aber wenn ev Xam Über- setzung von ''iaä ist, so könnte man sich denken, dass im Hebräischen statt dessen "jSfi stand. Dann hatten wir das gesuchte Bild, und auch die öevöga evxpQOövvrjg in v. 3h, welche Geiger durch jioXeig {^"M^ statt ^1'$) zu beseitigen suchte, fänden eine befriedigende Erklärung. Zu xaXXovfjv wäre Joel 1, 19 zu ver- gleichen: orc JCVQ avrjX(X)(jBV (v. 20 xaretpayev) ra coQala rijg eQTj^ov.

Aber die vorausgesetzte Verwechselung von ^Ä^ mit '^15121 liegt doch nicht so nahe, dass wir auf den Versuch, ob der Fehler vielleicht in dem überlieferten griechischen Texte stecken möchte, verzichten dürften. Wie aus AAQ>, so könnte A i^ auch aus JAA2 verdorben sein, vgl. Ez. 24, 9, wo B AAOh für AAAON gelesen hat. Neben öaXm giebt freilich xaXXovrjv keinen Sinn.

1) Das Genus ist der Beziehung auf aXw nicht hinderlich, da bei LXX a).(oq aucb als Masc. vorkommt, vgl. z. B. Deut. 16, 13 (B rov aA.), Ruth 3, 2. 3. 6. 1. Kön. 19, 22. 23, 1.

$0 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

Wenn ich trotzdem daran festhalte, so geschieht es unter der Voraussetzung, dass xakXovrjp auf einem Übersetzungsfehler beruht. Entspricht in dem Vergleiche dem äv^Q siovrjQoq die Fackel und der Zunge das Feuer, so erwartet man als Correlat der Worte {ol koyoi) die Glut, welche das Feuer entfacht. Bot an dieser Stelle der hebräische Text etwa in^n, so könnte daraus durch ein Versehen ifTlian geworden sein, was der Übersetzer durch xaXXovijv avrov wiedergab, wie LXX Jes. 2, 16 nilpn durch xdXlog. Die Stelle müsste also lauten: woneg ev öaXq jtvQ äpäoiTov To xav^ia avtov. Die Lesart von H wäre dann, wie so viele andere, auf ein Versehen zurückzuführen. War einmal AAS^ für das aus AAA52 verdorbene AAS2 gelesen, so lag die Änderung des neben aXcp sinnlosen KAAAONHN m KAAAMHN nahe genug. Ich wage aber auch an dieser Stelle den über- lieferten Text nicht zu ändern.

27) XII, Z^ 7j jtagoixia avtov efiTcXrjoai olxovg ev yXcoOöi^

tpevöel, Ryle und James ziehen rj jtagoixla avzov zum Vorher- gehenden und übersetzen: 'even as fire in a threshing-fioor, that burneth up the straw thereof, so is his sojouming among mm. So wenig wahrscheinlich wie diese künstliche Deutung, ist Hilgenfeld's Vermuthung, dass jtaQOiPta statt jtaQOixia zu lesen sei: 'seine Trunkenheit ist, zu verbrennen Häuser mit lügnerischer Zunge'. Näher liegt die Annahme, dass der Über- setzer n^ü las, während i"liä^ gememt war: der Schrecken, der von ihm ausgeht, besteht darin, dass er u. s. w. Dagegen ist Hilgenfeld zuzustimmen, wenn er das matte enJtXTjöat durch kfiJtQrjoat ersetzt.

28) XII, 3b exxo^pai öivÖQa ev(pQO<jvvi]g g)Xo'/i^ovörjg jta-

gavo^uovg, c öv^x^at oLxovg jcagapofiovg ev jtoXe^cp ;(e/Xfö4J^ 'ipid^VQOLg. Wenn in v. 3 b RLC mit jiagavofiovg recht haben (J und H bieten jiagavoftov), so ist vielleicht an diesem Satze nichts zu ändern, da für fpXoyiC^ovöJjg der Übersetzer verantwortlich gemacht wer- den könnte. Hilgenfeld conjicirte früher (pXoyl C^rjXovg jtagavofiov und neuerdings nicht glücklicher (Berl. Philol. Wochenschrift. Jhrg. 12. 1892, Col. 522) q)Xoyl Ceovo?] Jtaga vofiov. Ryle und James schwankten zwischen dem jetzt durch RLC bestätigten

Einleitung. gl

(pXoyc^ovorjg jtagavofiovg und g)Xoyi^ov07jg (yXcGöOrjc) naQavo- fiov, entschieden sich aber für den stärkeren Eingriff'. An dem jtaQavofiovg in v. 3^ hat Wellhausen mit Recht Anstoss ge- nommen und jtaQavofZOog vermuthet. Man konnte auch an jtagafiopovg denken. Wahrscheinlicher aber ist, dass dieses Wort aus V. 3 h fälschlich hier wiederholt ist.

29) XIII, 5 eragccx^'i] 6 aoeßi^g öiä xa ütaQaüiTm^axa avrov,

fi7]jior6 öviiJiaQaXrjcpd'Xl f^sra rwv afiagratXmv. Dass aosßrjg in v. 5^ unmöglich ist, lehrt v. 5b. Dies hat Wellhausen richtig erkannt und svösßrjg vermuthet. Es fragt sich nur, ob damit auch dem Wortlaute nach der ursprüngliche Text wiederhergestellt ist. Wie oft auch in unseren Psalmen von den Frommen und Gerechten die Rede ist, so braucht der Übersetzer doch nie den Ausdruck EVö6ßj]g, so wenig wie daeßr/g für die Gottlosen. Diese sind ihm dfzagrcDXol oder aöixoi, jene öixaioi oder oölol. Vielleicht wurde durch einen ungeschickten Emendator das ursprüngliche ölxatog (oder ooiog), welches im Hinblick auf die jtaQajtrcofiaTct avrov fehlerhaft zu sein schien, kurzer Hand durch döeßijg ersetzt.

30) XIII, 6b xal ovx axperat öixalov ovöhv ex jidprmv

TOVTWV.

So R, während x (J[LC]H) das ovöev an den Schluss setzt (s. o. S. 50). Vielleicht fehlte hier, wie V, 3 (Nr. 14), in y das Subject. Dann könnte das zur Ergänzung an den Rand gesetzte ovöev von R und x an verschiedener Stelle in den Text gebracht worden sein, welcher ursprünglich lautete: xal ovx dtpezal (xi) öcxalov ex jtdvxcov xovxcov. Ich wage aber nicht zu ändern.

31) XIV, 2 b £2; vo^m co hvexeiXaxo fi^lv alg Ccdtjv i^fic5v. Dass das co (LC) in y und x fehlte, ist oben S. 47 gezeigt

worden. Das Richtige vermutheten schon Ryle und James.

32) XV, 7b (pev^ovxai yag mg öicaxo^evov djco Xcfiov

djio oöicov. So R, und dies wird auch in y gestanden haben. Denn das erste ajto^ welches LCH auslassen, findet sich auch in J, und öicoxofievov bezeugen ausser R auch LCH. Wir haben daher in dem durch J allein vertretenen öicoxofispoc eine Emendation zu erblicken. Aber mit dieser Emendation allein ist es nicht gethan ; wenn auch das ajto (statt vjtb) nicht undenkbar ist, so kann doch Xcfiov hier nicht ursprünglich sein, da Xifibg xal gofifpaia

Texte u. Untersuchungen XIII, 2. Q

82 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

xal d-avaxoq (v. 7 a) nicht wohl coq 6i(Dx6fi£VOt vno Xifiov fliehend dargestellt sein können. Hilgenfeld vermuthete Xoifiov; aber seine Übersetzung, 'wie wenn sie Pest verfolgt', setzt ausserdem öico- xovToq für 6ca)X0fi£P0V voraus und lässt das überlieferte djto, welches seine Hs. (V) ihm nicht darbot, unerklärt. i) Ryle und James lehnen diese Conjectur ab, führen aber mit cog öiojxofievov jtoXsfilov ('as an enemy that is pursued') einen unerträglichen Gen. absol. ein. 2) Irre ich nicht, so ist hier ein Hebraismus die Ursache der Varianten: «5^ 6t(Dx6fi£VOt jtoXsfiov (wie Verfolgte des Krieges = wie vom Kriege Verfolgte). Kann öcoxofievov statt ÖLOxo^ievoL in j Schreibfehler sein, so wäre weiter das un- verstandene nOAGMOY in ^/ZOJ/^fOF-verwandelt worden.

33) XVI, 1 f. tv TW vvörd^ai ipvx^v f^ov djto xvqiov jtagd fiLXQCv (oXlöd-TjOa EV xaTag)OQa vjtvov rq fiaxgdv djto ß-sov jiag oXiyov £^£X"^^^ 'J tpvx^ fiov elq d-dvarov xxX. Abgesehen von den Fehlern einzelner Hss. (s. zu d. St.), ist dies der überlieferte Text, auch hinsichtlich der Interpunktion. Eine auffallende Variante findet sich nur in J, nämlich rb fia- XQOLV yepsöd^ai statt rw fiaxgdv: offenbar ein Versuch, und zwar ein wenig gelungener, den fehlerhaften Text zu berichtigen. Nicht viel glücklicher sind die neueren Emendations versuche. M. Schmidt schlug £V TCO vagxäv vor, Fritzsche kv reo y,axQvvai ^£, Ryle und James hv rS fiaxQav. Es bedarf aber nur einer sehr geringen Änderung, um den Anstoss zu beseitigen, wenn, wie ich vermuthe, YUNOFTSi aus YJlNOYTll entstanden ist. Mit der über- lieferten Interpunktion und der Stich entheilung in J ist dann freilich zu brechen. Hier liest man nämlich: Ev reo ...vjtvov.^ Tb (laxgdv yEvsod^ai djtb d^eov || Ilag oXiyov xxX. Gegenüber der ungewöhnlichen Länge des ersten Stichos fällt die Kürze des zweiten auf, zumal wenn man bedenkt, dass yevtod^ac von J hinzugefügt ist. Wenn meine Vermuthung richtig ist, wird man wie folgt abzutheilen haben:

1) In der Berliner Philol. Wochenschrift. Jhrg. 12. 1892, Col. 522 hat Hilgenf. die noch weniger überzeugende Änderung in Xyarov vor- geschlagen.

2) W. G. Headlam (bei Ryle und James) hatte wg öiojxofisvoi vno nokefxiov vorgeschlagen.

Einleitung. g3

iv tS vvöra^ai '^)vxt)v [zov ajto xvqIov Jtagä fiixQOP coXloB^rjöa, ev xarafpoga vüivovvxmv [iaxgav djto d^eov'

jtag' oXiyov e^syv^rj r^ ipvyy] (iov slg d^dvarov, Ovvsyyvg jtvXcov aöov fisra d^aQxcoXov.

34) XVI, 5 b xa\ ovx eXoylöO) fie fierd rcöv dfiaQrmXwv xrX. Statt sXoyioo) fis (LCH) bietet R sXoyi^öatfiac, J hXoyrjöo^ai.

Danach scheint der durch den Itacismus verschuldete Fehler aus y in X übergegangen und erst von w verbessert worden zu sein.

35) XVI, 8 xal firj d^tarrjodTco fia xdXXog yvvaixbq jtaga-

vofiovöTjg

xal jtavrbg vjtoxsifiarov dno dfiagvlag dvm-

g)6Xovg, Ryle und James ändern jcavxog vjioxeifievov in ütav x6 ovy- xelfievov. Man könnte sich an jtäv ro vjioxslfievov genügen lassen, wenn nicht mit der Möglichkeit zu rechnen wäre, dass der Übersetzer das Hebräische missverstanden hat. Hilgenfeld, welcher früher vjtoxaiofievov vermuthete, will jetzt nach vjto- xeifievov interpungiren, so dass an 'ein männliches subiacere' (Päderastie) zu denken wäre (Berl. Philol. Wochenschrift 1892, Col. 522). Aber diese Deutung verbietet sich schon dadurch, dass djto dfiagrlag dv(XKpeXovg unmöglich mit dem Folgenden verbunden werden kann.

36) XVI, 9 rd egya rcov x^f'Q^^'^ l^ovxarsvd-vvov hv xojtcp Oov

xal rd öiaßrif/ard fiov ev rfj iiV7]{.nj oov öia^v-

Xa§ov. Die Angabe der englischen Herausgeber, dass M g)6ßcp statt rljcm biete, ist irrig (s. o. S. 10 Anm. 1). Die einzige Variante findet sich in J, nämlich tcöjto?, mit einem undeutlichen co (statt o), welches fast wie ein a aussieht. Hilgenfeld vermuthete zuerst g)6ßq), dann rvjccp, Ryle und James Xoycp oder Xoylo). Für ^oßco spricht XVIII, 8 xatsvd-vvac dvöga ev egyoig öixaio- ovvYjg (poßm ^eov, für Xoylcp Fs. 118, 133 rd öiaßii^axd fiov xaxevd^vvov xaxd x6 Xoyiov oov; aber beide Conjecturen sind graphisch nicht unbedenklich, und mit xvjicp vermag ich mich vollends nicht zu befreunden. Wenn xcoütm (J) überliefert wäre, läge es nahe an tot nvevuaxi [T^IINI) zu denken, vgl.Ps. 142, 10 TO Jtvsvfid oov xb dyiov 66rjy?jöet fie ev x(] evd^ela. Aber rojro? ist zu gut bezeugt, als dass man m der Lesart der einen Hs. etwas anderes als einen Schreibfehler erblicken dürfte. Denkbar

6*

84 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

wäre kv tqojico oov als Übersetzung von 7]^;^I03, vgl. 1. Sam. 25, 33 evXoyrjTog 6 zQOJtog oov. Ich wage aber nicht zu ändern und bescheide mich auch hier mit einem non liquet.

37) XVI, 12a svöoxia de fieza iXagoxriroQ OttjqlOov ttjv

^pv/rjv fiov.

Fritzsche änderte Iv evöoxla, vielleicht richtig, da ev an dieser Stelle leicht ausfallen konnte.^) Indessen ist svöoxla ohne Iv nicht unerträglich , vgl. XVIII, 8 xarevd-vvaL avÖQa . . .

38) XVII, 3 a riy,elg de tXjtiov^sv enl rov d-eov owxrjQa rj^mv. So R; J und H haben d^ebv top öcöt., L top d^eov rbv oatr.

Vielleicht ist der Artikel hier überhaupt zu streichen, s. o. S. 61.

39) XVII, 9 ovx sXetjosc avrovg 6 d-eog'

£^7]Qevvr/0£v TO OJteQfia avrcov xal ovx a^rjxsv

avTcop eva. Über das in x zu Anfang des Verses aus v. 8b wiederholte xarä €Qya avrcov s. o. S. 52 f. Das Futurum iXerjoei erklärt sich aus v. 7 und 8: xaraßaXslg, agslg, ajioöcoöELg. Im Hinblick auf V. 9h ist nicht zu bezweifeln, dass hier der Aorist i^Xtrjösv stehen muss. Ob der Übersetzer so das Original richtig wieder- gegeben hat, soll damit nicht entschieden werden. Für e^rjQSv- vTjöev ist vielleicht e^rjQld-firjösv zu lesen, vgl. am Schluss avrcoi' eva. Ich wage aber nicht zu ändern.

40) XVII, 13 £V aXXoTQiorrjTc 6 ex^Qog ejtoirjoev vjteQrj-

(pavlav. So LH; R und J bieten ev vjteQTjtpavla (nach ständigem Gebrauch ohne i subscr.). Eine noch auffallendere Dittographie in RJ begegnete uns II, 25 (s. o. Nr. 7). Wie dort, so ist es auch hier fraglich, ob das Zusammentreffen der beiden Hss. ein zufälliges ist, oder ob schon in y und x der Fehler enthalten war. Ahnliche Verbindungen mit jcoielv s. IX, 4. 5 (mit öixaio- ovvt]\ XII, 5 (mit elQTjvrj).

41) XVII, 14 xal jtavra 6oa ejtolrjoev ev *IeQ0v0aXf]fi,

xaO^cog xal ra e^vf] ev xalg jioXeöi rotg d^eotg avTcov.

1) Vgl. Sir. 9, 12 f^rj evöoxTia^q iv Evöoxia dasßöiv, wo das iv (B) von kAC, und Sir. 41, 4 xal zl dnavaivy iv evöoxia iiplarov, wo es von w* ausgelassen wird.

Einleitung. §5

Zu ooa werfen Ryle und James die Frage auf, ob es wohl aus ooia verdorben sein möchte. Man könnte eher an a^sa denken, da aus nANTAAQGA leicht UANTAOCA entstehen konnte. Aber oöa wird gestützt durch II, 9 otl ovx ejcoirjos jtäg avO^Q(Djtog sjt avzTJg ooa ejiolrjöav. Fraglicher ist, ob wir in Tolq O^solg den ursprünglichen Text vor uns haben. Die Ge- sammtheit dessen, was der avofiog in seinem Übermuthe in Jeru- salem sich zu thun erlaubte, kann doch nicht wohl mit dem verglichen worden sein, was die Heiden ihren Göttern zu thun pflegen. Und was soll ev ralq Jz6?.eöL? Da avrSv nicht dabei steht, muss man annehmen, dass das Folgende eine nähere Be- stimmung zu jtoXeöL enthielt. Jerusalem, der Stadt Gottes (vgl. Ps. 45, 5. 47, 2. 9. 86, 3), könnten die den Heidengöttern ge- weihten Städte gegenübergestellt gewesen sein. Dann wäre Iv ralg jtoXeöc xcov O^scqp (statt roig d^solg) avzcov zu lesen. Es bietet sich jedoch noch eine andere Lösung dar. Statt rolg d^Bolg (JLH) liest R xovg d-eovg. Das giebt keinen Sinn, aber es führt uns vielleicht auf die Lesart der Vorlage (y), aus welcher die Variante entstehen konnte. Meine Vermuthung ist, dass in y £V Talg jioXeoi rov od^ivovg avxmv zu lesen war. Der Sinn wäre dann, dass der avofiog in Jerusalem sich so betrug, wie die Heiden in den von ihnen besiegten, ihrer Macht unterworfenen Städten. Als Übersetzung von nillÄ brauchen LXX od-ivog Job 26, 14. Statt TOYC&eNOYC konnte leicht TOFCßGOYC gelesen werden. Dies wird in y gestanden haben und von R unverändert beibehalten worden sein, während x den sinnlosen Accusativ durch den allenfalls erträglichen Dativ ersetzte.

42) XVII, 15 b ovx Tjv 6 JtotcDV ev avtolg hv fieöcp ^Ieqov-

(jaXrjfi sXeog xal dXrjd^stav.

So JLH; R liest 6 Jtoicov ev fieOco ev avtolg ev legovoa- Xrjfi xtX. Man erwartet ovx rjv ev avrolg o Jtocc5v ev legov- oaJirjfi. Die Fehler werden dadurch entstanden sein, dass in y ev avrolg ausgefallen und statt dessen ev fieoq) aus y. Ib^ ein- gedrungen war. So konnte das später an den Rand geschriebene ev avrolg von R sowohl als von x an falscher Stelle eingesetzt werden.

43) XVII, 21 löe, xvQie, xal avaOrrjOov avrolg rov ßaOiXea

avrcov, vlov Aavid,

gg V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

sig Tov xaiQOv ov elöeq ov^ 6 d-eo^^ xov ßaoiXsvoai

8jtl lOQttTJX Jtalöa öov. Ob in V. 21^ y elösg (JL) oder töeg (R) bot, muss dahin- gestellt bleiben. H hat dafür olösg und h (MP) olöag, wie Hilgen- feld corrigirte. Zu letzterer Lesart vergleichen Ryle und James Sach. 14, 7 ?) ^JfisQcc exeivr] yvcooxrj reo xvqIo). Aber mag man diese Parallele auch gelten lassen (s. den Urtext), so könnte da- durch olöag doch nur als Conjectur empfohlen werden. Es fragt sich, ob die Überlieferung nicht auf etwas Anderes führt. Sehe ich recht, so ist elösg aus slXov verdorben. War einmal das A in GIAOF für A gelesen, so konnte aus GIAOYCY leicht G/JGCCF entstehen. In der That wird der Psalmist nicht sowohl die von Gott gesehene oder ihm bewusste, als vielmehr die von ihm erwählte Zeit im Sinne gehabt haben, vgl. rov ßaoiXsvoai xrX. Für nna brauchen LXX öfter algszlCeiv, aber auch aiQslöd^ai, vgl. z. B. 2. Kön. 15, 15. Jer. 8, 3.

44) XVII, 22 xal vJtoC^möov avxov löxvv, rov d^gavöai dg-

Xovraq aöixovg,

xad^dgiCov %QovöaXr]ii djio ed-vwv xaxana-

TovvTcov 6V djKDXeia.

4

Dass für xad-dgioov v. 22 h xad-agloai zu lesen ist, hat Geiger richtig gesehen. Die Neigung, nach dem vorhergehenden vjto- ^(ooov zu conformiren, hat in JL noch v. 23 nachgewirkt (egcööor statt e§(DOat\ in J auch noch v. 24 (ovvrgirpov statt övvrgltpai). Dass die Reinigung Jerusalems zu den Aufgaben des Messias gehört, lehrt v. 30 c xal xad^agieZ %govoaXrjfi ev ayiaOfiS xrX,

45) XVII, 23 a Iv öog)ia, ev öixaioGvv^ e^woac dfiagrco-

Xovg xtX. Für ev öixaioövvj] ist vielleicht öixacoövvTjg zu lesen, vgL V. 29. XVIII, 7. Ich wage aber nicht zu ändern.

4^) XVll, 31 egxeöd^ai e&vrj an dxgov rrjg y?jg iöslv ttjv öo^av avTOV,

(pigovxeg öcoga xovg e^rjod^evrjxoxag vlovg avxijg^

xal iöelv xrjv öo^av xvgiov ?}v eöo^aöev avxrjv

6 d^eog.

Für 9)e()0i^r£g'vermuthete Geiger (pegovxa^ während Hilgen-

feld g)egovxag änderte. Vielleicht ist v. 31^ egxeod^ac aus egxsö&e

(so JL) verdorben und v. 31^ iöelv aus löexe; ich wage auch

hier nicht zu ändern.

Einleitung. 87

47) Xyil, 33 c xal JcoXXolq ov övva^ei eXjttöag sig rifieQav

jcoXefiov. Ich lese jtnXXolg (Xaolg). Nach ÜOAAOIC konnte AAOIC leicht übersehen werden. Man suchte den Fehler bisher in JtoXXolg, wofür Hilgenfeld ^ viXXoig oder jtaXxolg oder oJtXoig vorschlug, während Ryle und James jtXoloig änderten. Hilgen- feld ^ übersetzt: 'und zu Larnzen (jcaXrolg) wird er nicht Schilde {aojiiöag für hXjtlöag) sammeln.

48) XVII, 34h xal hXei^öec Jiavxa s^vtj svcojciov avrov

ev g)6ß(p. Nach M. Schmidt wäre eXerjöst aus sXsy^si verdorben; man könnte auch an hXaöet denken. Ich ändere nicht, da vielleicht eine Verwechselung von 'jn^* mit "jh^l vorliegt, vgl. Prov. 21, 26, wo LXX ir)^ mit eXsa xal oIxtslqei wiedergeben. Dann hätte Hilgenf.^ mit örrjösc den Sinn des Verfassers getroffen.

49) XVII, 35a jtara^si yäg yrjv reo Xoycp zov örofiarog

avTov dg alcova. Für jtaza^si (LH) bieten RJ xavd^ei; der Fehler muss sich also schon in y (und x) gefunden haben. Offenbar schwebte dem Psalmisten Jes. 11, 4 vor: xa) MaraB^ei y^v xco X6ya> zov 6x6- fiaxog avxov, und aus der Erinnerung an diese Stelle stammt wohl auch die Emendation in w.

50) XVII, 43«- xa Qr^iaxa avxov JtejcvQcofieva vjieg XQ'^cif^ov

xb jtQmxov xlfiiov. So R; JLH lesen xlf/iov x6 jtQcäxov. Allem Anschein nach ist xlfiiop Glosse zu xo jtQwxov, von R dahinter, von x davor in den Text gesetzt.*)

51) XVII, 44 fiaxagcoi ol ysvofispoi ev xalg ruiegaig hxelvacg,

iÖBlv xa ayad^ä hgariX ev övvayoyf] ^vXcov,

a noLTjöei 6 d-eog. Statt a jtoii]Oet (H) bieten RJL jtot^öai\ es liegt also eine Emendation vor, die w noch nicht hatte, deren Richtigkeit aber durch XVIII, 6 (löetv xa dyad-a xvqIov a jtoii^csi ysvsa xfl EQxoy^ivxi) bestätigt wird.

1) Wenn ich Ryle und James recht verstehe, so sehen sie xe 7tQ(5rov als Glosse an; aber rifiiov bedurfte keiner Erläuterung, s. Ps. 18, 11. Prov. 8, 19.

gg V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

52) XVII, 45 raxvvai 6 d^ebq B:!t\ ^löQarjX xb eXeoq üvtov,

Qvosrat Tjfiäg djtb axad-aQolaq hyßgcjv ßsßfjXcov. Für Qvöerat (RJH) bietet L gvoai. Wenn man nicht mit Fritzsche gvoacro lesen will, muss man sich entschliessen, ra- Xvvai V. 45 a in raxwet zu ändern.

53) XVIII, 3 h xal ?] ayauiri oov hjcl öJitQfia ^Aßgaafi vlov

^lOQarjX. Das fehlerhafte vtov findet sich in allen Hss.; es wurde schon von Fabricius durch vlovg ersetzt.

Wenn der Text unserer Psalmen, wie er jetzt mit Hülfe der beiden römischen und der Athos-Handschriften hergestellt werden kann, gegenüber dem aus H gewonnenen als ein vielfach ver- besserter gelten darf, so lehrt doch das vorstehende Verzeichniss, dass die Überlieferung, mit welcher wir zu rechnen haben, an Zuverlässigkeit viel zu wünschen übrig lässt. Überdies war der Archetypus unserer Hss. (y) aller Wahrscheinlichkeit nach am Schluss defect, s. zu Ps. XVllI. Allerdings ist ein nicht unerheb- licher Theil der überlieferten Fehler bereits mit Glück verbessert worden. Aber gar manches Räthsel harrt noch der Lösung, und nur eine mit voller Beherrschung des Gegenstandes unternommene Rückübersetzung ins Hebräische kann hier Hülfe bringen.

T'AAMOI 20A0MßNT02

Liste der Handschriften.

C: Codex Casanatensis 1908, s. o. S. 29 f. H: Codex Hauniensis 6, s. o. S. 14. J: Codex 555 des Klosters Iwiron, s. o. S. 28 f. L: Codex des Laura-Klosters, ') s. o. S. 29. M: Codex Mosquensis S. Synodi 147, s. o. S. 16. P: Codex Parisinus Gr. 2991 A, s. o. S. 16. R: Codex Vaticanus Gr. 336, s. o. S. 25 ff. V: Codex Vindobonensis Theol. Gr. 11, s. o. S. 15.

Die Genealogie der Handschriften veranschaulicht das folgende Schema:

Von den sieben mit kleinen Buchstaben bezeichneten Hss. stellt z den Archetypus dar; y, x und w sind als Uncial-, v, u und h als Minuskelhss. zu denken, s. o. S. 39 f.

1) Die Nummer, welche diese Hs. trägt, habe ich nicht in Erfahrung zu bringen vermocht.

I

«PAAMOI 20A0MßNT02

1 'Eßorjöa JtQOQ xvQiov ev rcß d-Xlßeod^al fje elg reXog,

jüQog Tov d-eov ev z(p ejciS-iöd-ai afiaQvcolovg'

2 e^ccjtcva rjxovöd^rj XQavyrj jtoXsfiov 6P(6jtc6v fiov

(sljta'} ijtaxovösTal fiov, ort ejüXrjod'rjv dixaioövvijg.

3 eZoyioccfiijv ev xagöla fiov ort ejtXi^öd-rjv öixaioövvrjg,

ev rm evd-rjvrjöal fie xal jtoXXrjv yersöO^at ev Texvoig.

4 o jtXovrog avzcov öieöod-rj elg Jtaoav rrjv yrjv,

xal ri 66^a avrcov ecog iöx^TOV zrjg yrg.

Inscr. xpaXfjLol aoXoßcSwog L (-fi<5vog) H] om. RJ

(«') in marg. LH] om. R, inscr. ipaX/iiog xm aaloficov: TiQWTog J

l TOV JLH] om. R 2 slna M. Schmidt] om. codd. 3 noXXrjv RL]

noXvv JH 4 öieöo^ri RJL] öiiX&oi H | avrwv sec] avrov L | zrjv yfjv]

add, xal rj So^a avräiv a(og eaxdzov trjv yrjv R, sed expunxit pr. m.

Zur Gesammtüberschrift s. das 1. Nicht für xvqlov v. la (Swete),

oben S. 47 f. Bemerkte. sondern für xov S^sov v. Ib hat R

Ps, I. Die Überschrift, welche de &e6v; s. o. S. 60. J und L inter-

la Cerda dem ersten Ps. gab: ^aX- pungiren nicht nach xeloq, sondern

(jibg X(5 SaXofiiov a\ entstammt nicht erst nach ^eov. seiner Quelle, denn V bietet, wie H 2. ibta' inaxovasxai fiov. M.

(und L), nur eine Gesammtüberschrift Schmidt vermuthete elna Äxovasxal

und bezeichnet den Ps. durch ein a [jlov^ s. o. S. 73. am Rande als ersten. Zu der Über- 3, xal noXX^v yeveaS-ai, Ob-

schrift in J s. o. S. 47. gleich auch J noXvv bietet, ist an

Dass der Ps, in acht zweigliedrige der Richtigkeit des Femin. nicht zu

Strophen zerfällt, ist einleuchtend, zweifeln, da Jerusalem spricht; vgl.

J beginnt nur v. 2a, 3a, 4a und b, 5a, 11, 5, wo ein ähnlicher Fehler in alle

6a, 7a und 8b eine neue Zeile mit Hss. (bis auf M) eingedrungen ist. grossem Anfangsbuchstaben. 4. Zu ötedo&ij s. o. S. 69.

92

V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

5 vtp(60^7]Oav fc'cog T^v aoxQcov,

üüiav^ ov fiij jteöcoöiv

6 xal 6§,vßQtOav sp rolq aya&olq avrcov,

xal ovx rjvsyxav

7 al a^uaQTiai avrmv ev ajcoxQv^oiq,

xal eym ovx 7]öeiv'

8 al avofiiaL avrcov vJtsQ jiqo avrcjv Id^vrj,

eßeßrjlwöav ra ayia xvqlov kv ßsßtjXcoöBt.

TaXiiog rw 2aXcofio?p jtsQL '^hQOVöaXrjii.

1 Ev reo vjtSQr]^avevsö^ai rov afiagrcokov tv xqkd xare- i

ßa?.s Tsix^ oxvQa, xal ovx excoXvöaq.

2 dvsßrjoav tjtl rb ^voiaorfjgiov oov Id^vi] aXXoTQia, 2

xarejiarovoap kv vjcoöi^fiaöiv avrcöv ev vjt£Qr](pavla-

3 dvO- cov oi vlo\ leQOVOaXijf/, £f/iavav ra dyta xvqlov, 3

ißsßrjXovöav ra öwga rov &eov tv dvofilaig.

5 sinov L | neacoatv RH] niacüai J, nkowai (jlsv L 7 xal iyw RJj xayca LH

*B] Bo<i J Inscr. aaXwfjLujv R] aaXofiütv JLH

1 xatsßaXs LH] xaxeßaXXe RJ 2 xaTenaxolaav R] xaxEndxovv

rel. 3 Ol] om. J | ißeßrjXoiaav R] ißeßtjkovv rel.

5. L interpungirt nicht nach a- axQiüv, sondern erst nach einov. EL710V statt einav bietet nur L, nicht auch V<=o" und P (Cambr.). Zu nsamöL (jlsv (L) s. o. S. 78.

6. Das schwierige yjveyxav er- klären Ryle u. James nach Jer. 20, 9 xal ov övva/uai (pegsiv, unter Ver- gleichung von Hiob 31, 23. Jer. 2, 13. 10, 10. Joel 2, 11. Vielleicht ist an eine Verwechselung von sran (hatten keine Einsicht) mit "»"an {yjveyxav, vgl. z. B. Num. 15, 25) zu denken.

7. Swete's Angabe, dass H hier avofxicLL für aßäQxiai und v. 8 a/uag- xiai (so de la Cerda) für dvo/uiai biete, ist irrig.

Ps. II, In der Eintheilung des Ps. bin ich H gefolgt, nur dass hier nicht V. 19 und V. 26, sondern v. 18 und V. 25 abgesetzt wird, s. 0. S. 20 f. R hat V. 15b oxi II 'Ev xoig und v. 29c xQaxaioq iv iayyi \\ Avxov.

1 f . J setzt erst v. 2b mit grossem Anfangsbuchstaben ab. Zu xaxi- ßaXe V. 1 s. 0. S. 73.

Psalm 1, 5-8. II, 1—10. 93

4 4 8V6X6V TOVTcov 6LJt6V' ajtOQLtpaxe avra (iaxQav dji kfiov,

ovx evdoxöj £v avrolg.

5 5 t6 xaXXog T?jg öo^rjg avtr/g h^ovd^evcod^rj hvcojtiov rov

d-EOV,

7]rific^d^7] tcog elg teXog.

6 Q oc vlol xal al d-vyarsQsg hv alxf^ccXcoöia JcovrjQa,

Iv ög)Qayl6i o TQax^rjXog avxcjv, iv ejtioi^fiqy hv rolg

ed^VEÖLV.

7 7 Kaxa rag a^uagrlag avrcov ejioirjoev avrolg^

oTi hyxareXcjtsv avzovg aig x^^Q^? xariöxvovzcDv. H 8 djteOTQeipev yccQ xb jiqoöcdjiov avxov djio hXeovg avxwv^

viov xal JtQSößvxTjv xal xixva avxmv stödjta^, 9 6x1 jtovrjgd hjtoiTjöav slödjia^, xov fi?} dxoveiv.

10 9 xal o ovQavbg eßagvO-v/iT^osv xal rj yij eßdeXv^axo avxovg,

11 oxc ovx hjtolrjos Jtag dp&-Qcojtog hjt* avxrjg 6oa enoirjOav.

12 10 xal yvcoöBxaL tj yrj xd xgifiaxd oov jidvxa xd ölxata, 6 ß-sog.

4 djtOQixpaxe R] änoQQiipaxe LH, aTtSQQlxpaze J | eiöoxd) iv Hilgen- feld] evoöwxev RJL, evwöiüxsvH 5 «vr^g M] aiToi; RJLH j i^ovQ^tvüj&tj RJL] i^ov^svi^^rjE | ewg] om. H 6 Oi et al JLHj om. R \ s&veaiv R]

sS-vsai rel. 7 iyxaTtksmev R 8 dnaaxQexpev RL] -xpe rel. | xo R]

om. JLH I ikiovg R] iXsov rel. | avxwv pr.] avxov J 9 Ißagvd^vfxriaEv JLJ •oe RH] I oaof] o ex ov corr. R (ras.) 10 xa ölxaia udvxa J

4: f. J theilt ab: Ovx evoöwxev 0 XQuxrjXogxxL und aMchdieührigen

avxoTg x6 xdkXog x^g öo^rjg avxov: \\ Hss. (nicht nur R) ziehen iv o<pQa-

^E^ovd^sviü^ ivcimov xov S^sov. i^xi- yl6i zum Vorhergehenden.

^cti^w f cog f /g re'Aoc? : und so interpun- o ^i ' j j . .

. ' ' ' ... T-. ,\ ^^ ö. f/foi;? m der ed. prmc. stammt

giren auch die übrigen Hss , s. o.S.40. , , y. allen Hss liest so

4. Zu ovpr evio>,a,ev avvotg so „^^ ^ ^ ^ g 3^ _ g^^^^ ^,^„,

S^ ^a. Die Angabe (Cambr.)dass H ^j^j^^ ^j^ ^^i^j^„ g^^ ^, « r .va,rfa,«v (so auch M, nicht ...rf«,«v) ^; ^„„^ _ p;^ ^^ ^e, dass M Su

w avTOtc biete, ist irrig. Vgl. Ch.Graux > > , > » ^ i

.' , ' .,. ^ °^„„ ^^„ novTiga enoiriaav etaana^ auslasse

in der Revue critique 1877 p. 293. ,0 V \ 4.

/M 1. ,1 .,, « /. (Swete), ist irrig.

Genau dieselbe Abkürzung für ev (m

svcjöcDxev) findet sich auch in V, von 10. Dass 6 &€6g an den Schluss

TJ keine Spur , geschweige denn von von v. 10 gehört, kann nach Wieder-

de la Cerda's eiwöcoösi svcDÖla. herstellung des ursprünglichen eaxrj-

5. Zu xijg öo^rjg avxT,g s. 0, oav in v. 11 keinem Zweifel unter- S. 73 f. liegen. Übrigens interpungiren alle

6. Zu Ol und al s. 0. S. 59. Hss., auch M und V nicht ausgenom- J theilt ab: novrjQu iv OipQaylöi. || men (s. Swete), nach ^eog.

94 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

11 ^Eörrjoav rovg vlovc %QovoaXijfi slg efijtaiyfibv ccvrl

JtOQVmV tv avTTJ' jtäg 6 jtagajtoQSvofievog siöejtoQsvsro xarevavrc 13 TOv r}Xlo.v.

12 kvsjcai^ov ralq dvo^iaig avrcov xad-ä sjtolovv avroL u

ajiivavTL rov rjXlov jcaQSÖsiyfiarioav döixiag avrcov.

13 xal d-vyareQsg IsQovoaXijfi ßeßrjXoi xard t6 xQtfid oov, J

dpd^* cov avTal ef/iala)öav avzdg kv (pvQficö dva^i^ecog. 15

14 rriv xocXiav fiov xal xd anXdyx^^^ f^ov jcovdt km

Tovxoig.

15 ^Eym öixaiwöo) os, 6 d-sog, hv ev&vtrjrc xagölag,

oTi kv TOlg XQifiaolv oov rj öixaioovvrj oov, 6 d^sog.

16 ort ajttömxag xolg afiaQTwXolg xazä xd egya avxcQV 17

xal xaxd xdg aptagxiag avxcov xdg jtovTjgdg o^oöga.

17 apsxdXvxpag xdg d^uagxlag avxcov, iva (pavi] xc xgl^id oov, is

a^TjXscipag x6 fivrjfioovvov avxcov djto xrjg yrjg. 19

18 0 d-edg xgtxrjg ölxaiog, xal ov d-avfidoei Jtgoocojior.

11 äovtjoav RJL] yazTjasv H | efxneyfibv R | naganoQSVoixevoq JLH] noQSvofisvog R 13 ^(iialwaav R] i/aiaivov rel. | avzag (sie) R] kavtdg

JLH 14 anXdxva J 15 XQtfiaaiv R] -oi rel. IG xal RJ] om. LH

17 e^riXixpaq R

11. Für noQVüiv [tcoqvcdv L, so 13. avzal accentuirte zuerst Hil-

Fritzsche) iv avxiq schlug de Lagarde genfeld; die Hss. (auch M) bieten

noQvwvoi avxri vor ; aber durch avxai (R avxai, L avzai). Zu avzäg

eazTjaav wird diese Conjectur gegen- s. o. S. 57.

standslos. - Zu naQanoQSvöfi. s. 0. ^5^ j ^^^-^^ ^ y^y, ^^f derselben

S. 55. -In V. IIb ziehen auch die 2^^^ ^^ ^ ^5^ ^n.

Hss. xaxhavxL xov tjXIov zum Vor- \ v t-, ,

hergehenden. . ^^' ^«^ ^?>'« ^^^^^ ^^' ^^^^^-

12. Nach dem ersten avxtöv inter-

cius, nach dejssenTextRyle dieCopen-

,. ^^ . , T^ -, hagener Hs. collationirt zu haben

pungiren die Hss gar nicht (R) oder ^^^^^^^ ^.^^^ -^ g ^g^^^^

nur leicht; J beginnt den neuen

Stichos mit 'ATiivavri. - xaU bietet 1^' «»'f^ß^^Vas bietet auch R,

auch M, nicht xaxu (Swete); dies ist ^^^^^ anexdkvipag (Swete), s. o. S. 12.

Hilgenfeld's Conjectur, s. o. S. 10. 18. Das '0 zu Anfang des Verses

Für naQeöeiyfidxiaav schlug de La- fehlt in M durch Schuld des Mi-

garde na^sösiyjudxiasv vor. niators.

Psalm II, 11—24. 95

20 19 SlvelÖLOav yag ed^v?] %QovoaXr]fi ev xarajcarrjosi,

xaxeojtaöd^r] tb xaXXog avT?jg ajro d^Qovov öo^rjg.

21 20 jcsQis^wöaro oaxxov avrl evövfiarog evjzQSjtsiag,

öyoLviov JiBQi rrjv xscpaXrjv avrrjg dvvl orsfpavov.

22 21 jiBQLdXaro fiirgav öo^rjg rjv jcEQced^rjxev avr(] o ^eog'

23 6V arifila ro xaXXog avrijg^ ajteQQi(prj km rrjv yrjv,

24 22 Kai eycb slöov xal eöeyjO-rjv rov JtQoocQJtov xvqiov xaX

eijtov Ixavooöov, xvQis, rov ßagyrsö^ai x^^Q^ öov enl ^kgov- OaXrjfi ev knaycDyfi eO^vcöv

25 23 OTL £vsjcai§ap xal ovx £g)£LöavTO, ev ogyfj xal ß-v/id)

fierä firivlöecog'

26 xal övvTsXeod-rjöovrat, eav fi?) öv, xvQie^ ejnTifi?]G7jg

avrolg ev ogyij oov.

27 24 ort ovx ev ^rjXei ejcoirjöav^ aXX^ ev ejiiO^vfzla ipvx^g.

28 ex^eat xrjv OQyTJv avxmv eig rj^äg ev aQjcdy^axL

19 (vvelöiaav LH] (ovlörjoav R, oveiöioav J | iv xazccnati^aei RLH] xazanax^aat J | xatsojcdad^i] ego] xaxeanaaev R, xaxbanaae JLH 21 negi- siXaxo R] negielkexo rel. | (jltixqUv J j dnEQQLKpet R 22 xvqLov] add.

xov ^80 V J I xay(o elnov J | xvgie] om. J | x^^Q^ JLH] x^^g^'i ^ I X^^g^ oov xov ßagvv. J | ''hgovoaXriij] ltjI {'lagarjX) R | inaycDy^ RJL] anaywy^ H 23 fxtjvy'iascag H | inixi/ui^asig R | avxolq RH] avxovq JL 24 ^jjAft R]

t;^X(p JLH I aAA' RJ] aXXa LH | ^exysai RL, exxsccg J

19, Das Versehen der ed. princ, aavxo. Zu x^^g^? <^ov und 'agccrjX

in welcher V. 19 1) vor v. 19 a gestellt in R s. o. S. 43. iTiaywy^ (so

ist, hat sich bis in die neuesten Aus- auch MP) hatte bereits Hilgenfeld

gaben fortgeerjot. Die umgekehrte conjicii-t.

Reihenfolge findet sich nicht nur in 9^ T th *lf h- *F ' W " ^

MP (Ryle u. James), sondern, wie in ^'^ n ^ ,' ^7 1 \ )

OTT 1. TT j T7 / 1 r> ^"' ^v(x(u (X. ixrivloeoio, xal ovvxs-

KJL, so auch in H und V (vgl. Beer i a ' n '17* ^ 1 j

V ü 1 T v/^TTT^ T-11, Xso&Tjoovxai. Eav fitj xxX., und

bei Ryle u. James p. XCIII). Über , .. -it-Tj-,^

■3- J ■, , ^ .r^^. , . ebenso mterpungirt auch R nicht

die Verdoppelung von v. 19d bei 1 > ^ . 1

o i. o -.n r7 ' n ^^<^" fXTjvtaecog, sondern erst nach

Swete 8. o. S. 12. Zu xaxsanaoB-n 1 a' /i,- . tn

o ^ ' ovvxeMad-TiaovTai (hier auch L).

ovvxeXea^aovxai wird mit Ryle

20.,(jxofv/ov hat richtig auch M, u^a James auf ein missverstandenes

nicht oxiviov (Swete). ^'„,t zurückzuführen sein; Fritzsche

22. J theilt ab: Kai iyü)...xvgiov änderte avvxeXEad-Tjoö/LteS^a, Hilgenf.

xov ^eov.\\ Kdya> elnov Ixdvcoaov ov avvxEXead^r/aovxai. Für enai^av

xxX. R interpungirt nach IrjX (s. 0.) statt ivenai^av ist Fabricius ver-

und dann erst wieder nach itpsl- antwortlich, nicht H (Cambr.).

96

V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

25 117] X(>oWö?/r, o ^f oc, Tov anoöovvai avrotg elq x£q)aXdg,

Tov eljiBlv rriv vjtegrjipaviav tov ÖQaxovrog ev drifila. 29

2G Kai ovx exQovcöa ecog eöet^iv fioc 6 d-eog t7]v vßQiv avTov, 30 ExxexsvTTjfievov ejtl rcov ogecov Alyvjtrov, vJtsQ sXdxiOTOv e^ovösvcofiBVOv ejtlyrjg xal d-aXdöOrjg'

27 t6 öwfiaavTOv 6iaq)SQ6fiEV0V ejtlxvfidrwp svvßQ6CJto/,X(], 31

xal ovx tjv o d^djiTCov^

ort, e^ovd^evwoev avxov ev drifila. 32

28 Ovx eXoyiöaro ort avO-Qcojtog iöriv,

xal To vöxsQov ovx iXoyloaro.

29 djcev syco xvQtog yrjg xal d^aXdoorjg eöofiai, ss

xal ovx ijtiyvfo ort o d^ebg [iiyag, xQaracog Iv löxvi avxov xrj fieyaZ^;].

25 jbiT] JLH] xal /u^ R | x^ov^atjg R | dzifxla LH] ahiafila R, ätifxia /uiä J 26 ixQOvrjija R | ewg ov J | eösi^ev RL] -^e rel. | iXdxtotov Geiger] eXa/lazov codd. 27 öiacpeQOßevov RJL] öiecpd-agfihov H | 0 ^dnxwv]

ine. C I i^ov^hmaev R] i^ovöevioaev JLCH 28 iativ RJL] iaxc CH

29 fZ^rf V RJH] eItislv L (C latet) | x^araiog] praem. xal vel. xg C | laxvsi R

u. James auf Dio Cassius (XLII, 5),

25* Zu /uj} (ohne xal) s. o. S. 53. SLTisZv erklärt sich aus einem Miss- verständniss des Übersetzers, sei es dass er iziV» (Geiger) oder, was wahr- scheinlicher, -!ös^ (statt "^"""oT^h, Wellh. S. 133) vor Augen hatte, vgl. Ryle u. James zur Stelle. Fabricius rieth auf LÖSLV, Hilgenf.i auf ei'xeiv, Hilgenf.2 auf TQ67i€tv. Zu dzifiia (vgl. v. 21. 27. 31) s. o. S. 74. Zu v. 251) hat L die folgende Randbemerkung: ögdxovza Xsyei zov dnoaxdzriv öid- ßoXov. noXXaxov yccQ rj ^ela yQa(prj ögdxovza zovzov inovofxdt^ei, öid zo anXi](jzov zfjg V7t€ QTjcpavlag. vnsQtjipa- vor yccQ 0 ögdxcov xal hafxov zo nd- &og r^? vnfQtjipaviag cog TiQoelno/jiFv.

26. Statt ^^('onaa ist vielleicht iifQÖvzioa zu lesen, s. o. S. 74. b^xfxsvzTjfASVov mit Hilgenf.i und Fritzsche in ixxexevzrj/iiivijv und i^ov- devcü/nsvov mit Carriere in e^ovöevcD- fxtVTjv zu ändern, liegt kein Grund vor. Zu 0Qtü)v verweisen Ryle

welcher den Pomp ejus ngog Z(5 Kaooia) ogei seinen Untergang finden lässt. Hilgenf.2 wollte oqIwv ändern. Zu vTiSQ iXdxiozov s. o. S. 74. NachdaA«(7a7ycinterpungiren alleHss.

27. J theilt ab : To aw/xa . . . iv vßQBi noXXr] (sie) xal ovx tjv b Q^dn- za/v. II "Ozi xzX. R interpungirt nach d-dmcDV nicht. Statt 6ia(peQ6fx6vov hat noch Swete das fehlerhafte öiecp- d-aQfjL€vov, 8. 0, S. 12. Zu i^ov- &€Vü)aev s. 0. S. 58.

28. C hat den das Ende eines Stichos bezeichnenden Doppelpunkt nicht nach iXoyioazo, sondern erst nach eineXv (s. 0.) v. 29a'.

29. J schliesst v. 29 c auf der- selben Zeile an v. 29 1> an, aber C hat V. 29 b nach /usyag den Doppelpunkt und auch RL (nicht V) interpungiren hier. Das in C vor xguzaiog stehende Wort (c. 2— 3 Buchstaben) ist unleserlich; in M findet sich an der-

Psalm II, 25-37. 97

34 30 avTog ßaoiXsvg km rcov ovQavcov

xal XQivcov ßaoiXelg xal aQ^ag'

35 31 o dviOTCQV tfis Big öo^av

xal xoifil^atv vjtEQ7]cpdvovg eig ajtooXetav alojpog ev avi/ila^ oxi ovx eyvcooav avrov.

32 Kai vvv lÖers, ol fieyLöräveg r^c ///<;, t6 xQtfiarov xvqlov, ort (leyag ßaOLlsvg xal öixaiog, xqiv(dv rrjvvjt ovgavov.

37 33 evXoyelTS rov d-sov, ol (poßovfi£Voc rov xvqlov ev ejii-

OTi To tXeog xvqlov km rovg (poßovftevovg avrov fierd x^ifiarog'

38 34 rov öcaorslXai dvd ^iöov ÖLxalov xal auagroyXov,

djcoöovvaLdfiaQrmXolgsigrov aicjvaxardTaeQyaavrwv

39 35 xal kXefjöaL dixaiov ajto rajcetvcooecog afiaQrcoXov,

xal djtodovvai a^aQrcoXcp avü- cov kjtOLrjötv ÖLxaiq).

40 36 ort XQ7]OTog o xvQiog rolg kjütxaXovf/tvoig avzov Iv

VJlOflOVTJ,

jtocijoai xard ro sXeog avrov rolg oöioig avrov, jtaQsördvaL 6id Jiavrog Ivcojtiov avrov ev Iöxvl.

41 37 evXoyrjrbg xvgtog eig rov aimva evcojtiov öovXmv avrov.

31 6 RLC] om. JH | ktküäiuv R | alwvoq R] alioviov JLCH j avrov avziov L 32 rov R] om. JLCH | xqlvov J 33 87iLazi/j,i] R | xvqlov

RJCnagH] avzov LCtxt 34 üvafzeacov R 35 af/.aQTa)?.ov] add. dno-

doi'vai a^aQXioXolq eig rov aicöva xaxa xa iqya avxwv (v. 34) J | hcoiri- OBv RL] -08 rel. 3ii baioiq RJLC] (xsx^ H | naQaaxuvai J | laxvei RJ

selben Stelle ein durchgestrichenes «Vfdrtyvin v. 31a auf ;tfO/(a/^ö>i' führen.

xul. Zu anwXeiav aldivoq s. 0. S. 55.

31, J theilt ab: dviaxoiv (das *^0 32. Zu xov xvqlov s. 0. S. 60 f.

fehlt zu Anfang der Zeile durch 33. R interpungirt noch avxov

Schuld des Miniators) e^ue flq öo^av und verbindet fxtxa xQifxaxoq mit

xal xoLfjLit^wv v7ieQr](pdvovq-\- \\ Elq xov ÖLUOxeÜML v. 34. aTHoleiav alwvLOV ev dxL/xla, oxl 36. Statt Tro^^traf bieten die Hss.,

ovx XX?.. Auch R interpungirt nach mit Ausnahme von C und M (wo

vneQr](pdvovq('). C hat den Doppel- noL/^aaL aus 7ioi?}oai corrigirt zu sein

punkt nach vneQ7}<fdvovq und wie scheint), tto^ T/acc^ und so lesen Hilgen-

es scheint nach dxifjLUc, während L feld und Fritzsche. hier und dort nur leicht interpungirt. 37. evLouLOv öovXwv avxov. Ryle

xoifjiLi^wv. Wenn statt dessen xo- u. James geben mit Berufung auf

fjLLt,wv (so Fritzsche und nach ihm (A und) P xäJv öovXüjv; aber auch

Pick) überliefert wäre, so müsste das P hat öovXiov ohne Artikel.

Texte u. Untersuchungen XIII, 2. 7

98

V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

WaXfiog Tcp 2aXcoy.cov jtBQi öixaiwv.

1 ^7va tI vjtvolq^ V^'^XVi ^^'' ^^^ evXoyslg rbv 7cvqiov\

vfivov xaivov ipdXars reo d^sw reo alverm.

2 tpaXXs xal yQTjyoQrjoov isn rrjP yQTjyoQTjöiv avrov,

Ott ayad^bg ipaXftog tc5 ^£o3 gg dyad^ijg xagöiag.

3 dlxaiot fivTj^ovevovöiv öcd ütavrbg rov xvqlov,

SV e^OfioXoyrjöec xal Sixaiwosi rd xQliiara xvglov.

4 ovx oXiycoQTjöec ölxaiog jcaiöevofisvog vnb xvgiov,

ri svdoxia avrov dtd jtavxog svavri xvgiov.

5 Ilgöosxoipsp 6 Ölxaiog, xal eÖcxaicoöev rbv xvgiov sjteosv, xal dstoßXinei ri jtoiriösi avrS 6 ^eog, djtoöxojcsvsi od-sv rjB^ei omrrjgla avrov.

T (/) in marg. RLC, 7^°« J] om. H | Inscr. aaXwfiütv R] aalo/zwv JLCH 1 ovx evloyeiQ ex ov XoyeTg corr. R | xaivov JH] xal aivov RLC | \pd)iat8 JLCH] ipakXsTS R 2 xpdXXs xal] ipdXai J | d^ew] xvqio) J] dyad-l^q RJ] oXriq LGH 3 fxvrjfxovsvovaiv R] -ot rel. [ xvgiov sec. JLCH] zov

xvgiov R 4 oXiyoQ^asL R | xvgiov pr. JLCH] xov xvgiov R | evavxi R] ^v- avxiov JLCH«""' 5 iöixaicaaev R] -os rel. | eneaev RL] -ae rel. | rj gcd-

XTigia J I avzov JLC'^^^H] avx(JJ RC*

Ps. III, Die auch von Beer (bei Ryle u. James) nicht berichtigte Angabe Hilgenfeld's, dass die Über- schrift in V fehle, ist irrig; es fehlt nur das F, statt dessen von späterer Hand ^ an den Rand geschrieben wurde.

Die Eintheilung des Ps. in drei Abschnitte ist der Copenhagener Hs. entnommen, s. o. S. 21. R hat v. 9b zu Anfang der Seite Trjv ^/nsgav.

1, Zu xaivbv vgl. XV, 3, wo nur H das ai repetirt, Zu ipakats s. o. S. 58.

2, i^ dyaS^TJg xagöiag. Die Les- art oXyjq (w) erklärt sich aus Deut. 6, 5 (Mc. 12, 30. Lc. 10, 27).

3, Auch die Hss. interpungiren V. 3* nach xvgiov und verbinden

V. 3 b SV e^ofxoXoyjJGei xal 6ixai(oo€i. Ryle u. James ziehen iv i^ofxoXoy^aei zum Vorhergehenden und ändern di- xatovaiv iv alvsasi, s. o. S. 74. Zu rd xgi(x. xvgiov s. o. S. 60 f.

4, Zu vnb xvgiov s. o. S. 60 f., zu svavTi S. 56. Ob H zuerst ivwTCiov wollte (Swete), muss dahingestellt bleiben. Zu erkennen ist nur, dass das a in ivä \\ xiov in Rasur (auch darüber) steht; am x zu Anfang der folgenden Zeile ist nicht corrigirt.

6, J schliesst v. 5 » auf derselben Zeile, aber mit grossem Anfangs- buchstaben, an V. 4 b an. Das avx(t> nach awxrjgia beruht in C* auf einem Versehen, da die Vorlage (vgl. L) gewiss avxov hatte; aber auch

Psalm III, 1—10.

99

10

6 dXrjd-eia rwv ötxalwv ytaQcc {^sov öa)rrJQog avrc5v,

ovx avXl^srai ev olxco rov öixaiov afiagrla 6(p äfiagtlap'

7 sjtiöxsjtTsrai 6iä Jtavtog rov oixov avrov o öixaiog,

rov e^ägat aöixlav ev jcaQajttcofiarc avrov.

8 e^iXdoaro Jtegl dyvolag ev vrjöxeia xal rajceivcooei xpvx^jg

avrov, xal 6 xvQiog xa&agi^ei xdvra avöga oöiov xal rov oixov avrov.

11 9 ÜQOOexoxpev dftagrcoXog, xal xaragärai Corjv avrov,

rrjv rifiegav yeveöea)g avrov xal ojölvag firjrgog.

12 10 ^QOöe&Tjxsv d^agrlag e(p^ df/aoriag rf] ^o)f] avrov'

13 ejteöev, ort jcovtjqov rb Jtrcofia avrov, xal ovx dva-

orrjoerai.

6 dXri^La R | xov JLCH] om. R 8 xpvxnQ ego] V^v^riv codd. | ctvxov pr. JLCH] om. R | navza] näv R | oaiov RJH] d^Hov LC 9 6 afiag-

xcoXoq J I xriv ^wr/v J 10 n^oos^rjxsv RJL (C latet)] nQoae^rjxav H |

afxaQtiaq JH] äfiaQzlcctq RLC | nrdifxa] ansQ/iia J

dem Zeugniss von R ist hier nicht zu trauen, danach aattT^gia (ohne Artikel) eher ccvtä) vermuthet werden konnte als avTOv, vgl. Ps. 120, 1 no&sv tj^ei

6. d^eov hat richtig auch M, nicht ^ebv (Cambr.). Zu xov öixaiov s. 0. S. 59 f.

7 f. Ryle u. James interpungiren V. 7^ nach döixiav, ziehen iv na- Qanxcifiaxi avxov zum Folgenden und stellen das xal v. 8 a vor iv VTjaxsia:^ s. o. S. 75.

8, J theilt ab: ^E^iXuaaxo nsQl dyvolaq iv vrjoxsla \\ Kai xa nei- Vüiasi (sie) xpvxtjy avxov xal 6 xvQioq xaO-aQi^si : || Ildvxa avÖQa xxX. Ebenso theilen R (•), L (.) und C (:), nur dass L und C auch nach avxov V. (leicht) interpungiren. Nach vrjaxeia interpungirt auch V, aber nicht nach xa9^aQit,€i. Zu ipv/rjg s. o. S. 75; rpvx^v bietet auch V,

nicht XT]V ipvxriv (Ryle u. James). Zu avxov pr. s. o. S. 52.

9. R interpungirt nach avxov 9 b. fxriXQoq war in der ed. princ. aus- gefallen; es fehlt aber auch in V nicht (Cambr., Beer schweigt).

10, TiQoatd^Tjxev. de la Cerda's Emendation wird jetzt durch RJL bestätigt; die von H abhängigen Hss. haben alle (auch M) nQoaed^rjxav. Zu ccfjtagxlaq s<p* afiaQxiaq vgl. v. 0 ctfiaQxia i(p afJiaQxiav, Jes. 30, 1 ngoad-uvai afiapxiaq e<p' ccfiaQxlaq. Bei Jes. findet sich, wie an unserer Stelle, zum zweiten ccfiagxlaq (B) die Variante afxaQxiaiq (sAQJ^.

10 f. J theilt ab: ^'Eneoev oxt no- vtiQOv x6 anegfxa (sie) avxov \\ Kai ovx dvaax-^aexai rj dnwXeia xx).. Die gleiche Abtheilung setzen die übrigen Hss. voraus, indem sie nach avxov interpungiren (C:) und xal ovx dvaoxriasxai mit dem Folgenden ver- binden.

100

V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

11 ?J ajt€62.€ia xov af/aQzcoXov eiq zov alcöva,

xal ov (ivrjöd-i^öSTaL orav ejtioxejtTrjxaL öixalovg. u

12 avTTj ri fieglg rcov a^agrcolcov uq rbv aicova' 15

oi ÖS g)oßovfjsvoi rbv xvgiov dvaOT7]öovTai slg C,(X)?)v 16

aicovLoy, xal 'q ^CQ?) aixmv ev (pcoxl xvgiov xal ovx exXsLJpeL sxi.

JiaXoyri xov 2aXconcbv xolq dpß-gcojtagiOxoig.

1 'Ipa XL öv, ßeßrjXe, xd&rjOai ev övveöglw oolcov, 1

xal 7] xagöla öov fiaxgdv dtjpeoxr/xev djto xov xvgiov, av jtagavofiiaig jiagogylC(ov xov d-eov 'lögarjX\

2 negiooog Iv Xbyoig, jtegtöoog ev orjfisiojoei vjtsg Jtdvxag, 2

o öxXrjgbg ev Xoyoig, xaxaxglvai af^agxcoXovg sv xgloet'

11 ov JLCH] ov ßTj R \ enLOxi-Tirezai J 12 ^ pr. R] om. JLCH \

xov RJ] om. LCH | xal sec. JLCH] om. R | ixXslxpr] R

*J (d') in marg. RJLC] P H | Inscr. diaXoy^ zov RJLC] ipaXfj.bg ra' H 1 aaXwfidiv R] aaXoßwv JLCH \ dvd^QcoTiaQsaxoig] add. xsiaQioq J

1 ßeßrjXe xäd^rjo. R] xdQ-TjO. ßißrjXe JLCH | xdd^rjoe L | baicjv J] balü) RLC, om. H 2 0] om. J | xaxaxQivai RJ] xaxaxQivei LC, xaxa-

XQLVIOV H

11, Zu ov fxrj fxvrjoS-Tjoexai [R] s. 0. S. 53.

12. Zu ccvxrj ?] fiSQtg xxX. vgl. Hiob 20, 29. 27, 13 avxri rj fxsQlg dvd-QüjTcov doeßovq Ttagd xvgiov. Wie hier nach avxri , ist XIIl, 6 nach öfivri in x das ^ ausgefallen, s. 0. S. 60. V. 12 c theilt J ab: Kai Tj t,wrj avxüiv, iv <pioxL xvQiov-\- [K]aL ovx tx).eixpei an (das eingeklammerte K fehlt durch Schuld des Miniators). Nicht so die übri<jren Kss. Zu dem xal vor ovx ix?., s. 0. S. 52.

Fs, IV, Die Angabe, dass der Psalm in V und P als vierter [6') gezählt werde iRyle u. James), ist ebenso irrig wifi-^die

in der Überschrift xoig dvd^QcünaQsa- xoig auslasse (Cambr.). Das 6ia).oyr] der Überschrift findet sich bei LXX nur Ps. 103, 34 Tjövvdsir] ahw 7} 6ia- Xoytj (XOV.

H theilt den Ps. nicht eben glück- lich in sieben Abschnitte: v. 1 3, 4. 5, 6— loa 10b— 12, 13—18, 19—22, 23—25, s. 0. S. 21. In R begegnet uns v. 8 in Kai eine vereinzelte Ini- tiale.

1, Zu ooicüv s. o. S. 75.

2. Das/0 zu Anfang der Zeile fehlt in J durch Schuld des Miniators, welcher vor Gx).riQog ein grosses 'S gesetzt hat. Nach ndvxag inter-

t auch R.

Psalm III, 11. 12. IV, 1-9. 101

3 3 xal rj x^f^Q cc'^t^ov ev JtQCOTOtg 6jt avrov cog tv C,7]Xei^

xal avTog Ivo^og ev jtoixiXla afiaQTicov xal ev dxQa- ölaig.

4 4: Ol (xpd^aXuol avTOV tüil Jtaoav yvvalxa avsv diaöToZrjg,

Tj yXwöOa avTOv ipsvö'^g av ovvaXXajf/ari. fieO-^ oqxov,

5 5 £1^ vvxzl xal SV ajtoxgxxpoig aiiaQxavu cog ovx OQmfievog,

ev o(pd'aXfiolg avrov XaXsl jtaOT;] yvvaixl ev ovvrayfj xaxiag '

6 raxvg slooöcp elg jcäoav olx'iav ev lXaQ6T7]Ti mg axaxog,

7 6 ^E^aQai o d^eog xovg ev vjtQXQlöei L^mvxag fjerä oölcov.

ev (pd^OQo. oagxog avrov xal jtevia ri]v C^mrjv avrov.

8 7 dvaxaXvipai 6 d-eog ra egya avd^Qcojtcov dvd^QwjiaQeöxmv^

ev xarayeXorc xal (ivxrrjQiO(i<x> rd egya avrov.

9 8 xal Sixaimoaioav oöiol ro xQtfia rov d^eov avrmv^

SV reo s^aigeöB^aL afiagrcoXovg ajto JtgoOconov öixalov,

10 dvd-gojjtdgeöxov XaXovvra vo^iov ^lera öoXov.

11 9 xal OL 6q)d^aX^ol avrcov ejt' oixov dvögog ev evora^ela,

wg o<pig öiaXvöat öog)iav aXXrjXmv ev ).byoig jtagavoiimv.

3 ^jjAa R] ?»?Aa' JLCH | a/naQziwv JLCH] afxaQxtülwv R | xal tert.] om. R 4 avzov sec. JLCH] om. R 5 oi;/] oy^ R | oixeXav iXagoxi

(haaxxog R 8 öixaiojaaiaav RJ] dixaictjoaiav C, öixaiwq ehv L, öixaiw- aaisv H | ogiol RLC] oc oaioi JH | rov ötxalov J | vofiov fiEzcc öokov JLCH] (jLovov juezu öovlov R 9 avxüiv] avrov J | iii' o'ixov RJLC] kv

oi'xü) H I svoza&sla LCH] evaza^ia RJ

3. Zu in^ avzbv vergleichen Ryle LXX (16, 4) otküq dv firi Xalijoy zo

u. James Deut. 13, 9. Die Angabe azöfxa ixov. Zu (xovov fjisza öoXov

(Cambr.), dass M dafür tV ai'ziov bei Swete s. o. S. 12. biete, ist irrig; so conjicirte Hilgen- 9, evGza&la: (wie RJ) hat nicht

feld, s. 0. S. 10. Zu dem xal vor nur P (Cambr.), sondern auch M.

iv dxQaa. s. o. S. 52. Statt öiaXvoai (so LC?) accentuiren

8. XaXovvza. Man könnte 6ia- RJV (auch MP) öiaXvara. Statt

?.vovza vermuthen, vgl. v. 9 öialvaai dlXriXmv liest Hilgenf.2 dyyÜMV, Ryle

aocpiav, oder auch dXXoiovvza, vgl. u. James XaXdiv, s. o. S. 75 f. Viel-

Dan. 7, 25 xal TiQOüde^ezai aXloLÖi- leicht ist Xaäiv zu lesen, als Über-

aai xaiQovq xal v6(jlov Wahrschein- Setzung eines aus ä""«n verdorbenen

lieber aber ist, dass der Übersetzer c^s?, vgl. die S. 76 zu Sach. 10, 9

-129 {nagaßatvo}) mit "^rt verwech- angeführte Variente aX?.rj?.oiG statt

selte, vgl. Ps. 17, 3 *£— '^v^-Va •P'st; Xaoia.

1Q2 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

10 oi Xoyoi avTOv jcaQaXoyiOfiol elg jtQa^Lv ejn^vfilag 12

döixov, ovx ajiBOTTj tGjq svlxrjoev, öxoQJtlöai coq bv oQq)avla' 13

11 xai ^Q7jficoaev olxov evexep ejcid^filag jtaQavofiov,

jtaQsZoyiöaro ev Xoyoig, ort ovx eötlv oqcov xai u xQlva)p'

12 BJtXrjöd^ri BV jtagavofii^ ev zavri;], 15

xai Ol og)&aXfiol avrov BJt olxov btbqov, oXBd^QBvoai BV Xoyoig ävajtTBQfDöBcog.

13 ovx BfimTiXaraL ri rpvx^ avzoVf wg aörjg, ev Jtäöi rov-

Toig.

14 rivoiTO, xvQiB, Tj fiBQig avrov bv drifila ejtcojtiov Oov, le

?) B^oöog avrov bv orBvayfiolg xai rj Biöoöog avrov BV dga'

15 BV oövvaig xai jiBvla xai anogia tj C,o}^ avrov, xvqib' n

o vjtvog avrov bv Xvjtacg xai t) B^ByBQOig avrov BV ajtOQiaig.

16 d<paiQB&Blr] vjtvog djto xgorcKpoov avrov bv vvxri, 18

djtojtBOot ajib navrog Bgyov x^f^g^ov avrov bv drif/la.

10 ddixov JLCH] döUo)v R ] ansarri RJLC] dviozTj H | ivUrjaev RL] -as rel. 11 olxov RJLC] om. H 12 oXe&QSvaai R] oXoO^Qevaai

JLH (C latet) 13 (hq (add. 6 J) aörjq RJLC] om. H 15 nevia {nsvia) RJLC] iv nevia H | xai sec. JLCH] om. R | Xvnaic RJLC] oöivaiq H | sysQaiq J IG dnonsooi JLCH] dnoniooiiv R 16 s. iv dxifila . . .

olxov avxov JLCH] om. R

10. Zu döi'xov s. 0. S. 54. Die Fritzsche auf evtav&a, Hilgenf.2 auf

Angabe Beer's (Cambr.), dass V ov ^vravt], in' hat auch H, nicht inl

statt ot'^tf biete, ist irrig; das Ä" steht (Cambr.). Zu dvanxeQotoeajq {an.

(wie in H) zu Anfang der folgenden Xey.) vgl. dvanzsQOü) Prov. 7, 11.

Zeile, s. 0. S. 21. ansoxt} hatte Cant. 6, 4 (5). Sir 31 (34), 1. Hilgen-

schon Hilgenf. richtig vermuthet. feld wollte dvalrjQwaemq (so Swete,

12. J theilt ab: 'EnX^od^i] iv na- s. 0. S. 12) oder dvanavasioq, Fritz-

Qavoßia + II 'Ev xavxTj xai ol 0(f&ak- sehe avankuoEwq, fÄol avrov: \\ 'En olxov sxeqov oXo- 15. R interpungirt v. 15* nach

&QSvoat xxX. Ebenso interpungiren avxol\ nicht nach xvQie, und v. 15^

R u. V, dagegen nach iv xavxfj (nicht nach Xvnaiq.

auch nach avxov) L und C (:). Für 16 f. iv dxLßia . . . olxov avzov.

iv xavxQ wird der Übersetzer verant- Dass diese Worte in R durch Ho-

wortlich zu machen sein, vgl. Ryle u. möoteleuton {aixov avxov) ausge-

James zur St/Clle. Hilgenf.* rieth auf fallen sind, ist nicht zu bezweifeln,

iv avky [iv xoixy'i iv öialxji'^), s. 0. S. 11, Anm. 1.

Psalm IV, 10—23. 103

19 17 xsvbg /e()öli^ avtov eloeXd^oi slg rov oljtov avzov,

xal eXXiJtrjq o olxog avtov äjcb jcavzbg ov efiJtXrjöst '(pvx^^v aviov'

20 18 6P fiovmöBL ccTexvlag xo yrjgag avrov slg dvaXi]fiy)iv.

21 19 2xoQmöd^slr}0av ödgxeg avO-QcojtaQsaxcop vjtb d-rjQLCov^

xal oöta jtagavoficov xarivavTL zov i^Xlov ev drifila.

22 20 6q)0-aXizovg exxotpatöav xoQaxeg vjtoxQivo/ievcov

23 OTC 7]Qrjft(Döav olxovg TtoXXovg dp&gcojteov ev dxiiila xal eöxoQJCiOav ev ejtidvfila'

24 21 xal ovx efiv7Jad-i]0av d-eov,

xal ovx eg)oßrjd'i]Oap zov ^eov ev ajtaoi rovxoig^

25 xal jtaQCJQytoav xbv d^sbv xal Ttagm^vpav. 22 e^^dgai avxovg a;ro xr^g yi]g^

oxL tpvxdg dxdxatv JtaQaXoycOficp vjtexglvovxo.

26 23 Maxdgcot ol (poßoviievoL xov xvgcov ev dxaxla avxcDV

27 6 xvgiog gvöexac avxovg ajro dvO-g(6jtwv öoXioDV xal

dfiagxwXcQVy xal gvöexai ^fiäg djto navxog oxavödXov jtagavofzov.

17 iXXin^g JCH] ikXsin^q RL 18 fiovioasi JLCH] (jLOvia R | dvd- Xrjfixpiv R] ävdkTjipiv JLCH 20 Oip^aXfjLOvq ixxoxpaioav xogaxeq R]

ixxoyjsiav xogaxsq ocpd-aX^ovq dvd-Qconwv JLCH | iJQijf/ioasv R | TtoXXovg dvS^QWTKDV RJH] TtoXXwv dvB^QOJTcwv L, dv^QiOTtwv noXXdiv C | iaxoQTuaccv ev JLCH] iaxoQTCiaev (ex iaxon. pr. m.) R 21 ifxv^a&rjaav d^eov JLCH] sfivrjad^ijadvöv R | anaai RLC] naai JH | TtaQcoQyrjaav ((o ex o corr.) R | nuQw^vvsv R 22 vnsxQvvovvo J 23 6 xvQioq JLCH] praein. xal R

17. ifÄ7iXrJG€i hat auch V, nicht zovvoiq-}- \\ Kai nagiogy. t. d^sov x. evTiXTJaei (Ryle u. James). nagw^vrav i^ägai avtovq dno tijq

18. Zu fiovcoaei s. o. S. 55. ^^^ " H "^^* ^^^- dieselbe Stichen- ^ , , ^ theilung markii-t C durch Doppel- 20. Zu o<p&aXf,ovq xrX. s. o. S. 50. ^^^^^ ^^^^ ^^^.^ ^^^^ ^^>^^^^ ^^^

- Die Singulare nQnßiooev und ic- ^^^ ^-^^ r interpungirt nach ^m^

xogmaev m R sind mcht anders zu ^^^.^ ^^ gOc nicht, sondern erst nach

beurtheilen als das durch das vorher- ^>— ' ^^ ^^ ^ gla und nach ^e6v

gehende 7r«(>ce>^y.(;«v gerichtete Tta^- ^ gib, und trennt, wie die übrigen

a>^vvev m V. 21 welches Swete allein ^^^ ^^^^ Ausnahme von L?) ^^dgac

opfert,, vgl. auch VIII, 22b. .^^ ^.^ Mehrzahl) avx. dn6 T^q yrjq

20 f. J theilt ab: Kai iaxogn. iv v. 22* nicht von Ttagio^vvav v. 21b.

eni^vfxia xal ovx ifivtja^. d-sov + \\ 23. Zu. 6 xvgioq (ohne xal) s. o.

Kai ovx i<poßijS^. x. &sdv iv nüai S. 53.

1^04 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

24 e^agai o d^eoq rovg Jtoiovvxaq kv vJttQrjtpavla jtäoav 28

6x1 XQLxiiq ^tyaq xal xQaxaiog xvQiog 6 d^sbg rjficöv 29 kv öixaioövvr].

25 yivoLXO^ xvQie, xo tXeog öov ijtl nainag xovg dyajtcov-

xag oe.

E

WaXpiog xqj 2^aX(Df/(Dv.

1 KvQie o &s6g, aivtöw xcn ovofiaxl oov tv ayalliaou^ 1

kv yiiO(o kjcLOxa[ievcov xa xQLf/axa öov xa öixaia'

2 oxi ov XQV^'^^? ^^^ aXsTJficov, ?] xaxacpvyr} xov Jtxcoyov' 2

ev x(p xexQaytvat (le JiQog oe (irj JtaQaOta>JtrjOr]g 3 ajt^ sfjov.

3 ov yag Xj'jxpexal {xtg) oxvla jtaga dvÖQog övvaxov' 4

xal xig Xrjtpsxai djto ndvxcov mv tJtoi?]Oag, eav fif] 5 Ov 6 mg;

4 6x1 avO^Qoyjtog xal ?; f^SQlg avxov Jtagd oov Iv oxad-ficp' 6

ov jtQood-?jOet xov JtXeovdoat jraQcc xo xglfid oov, 6 ^eoQ.

*E (f') in marg. RJLC] z/ H | Inscr. xi^alfioq T(ü oakwfiaiv R] zw ouXofxwv xpalfxoq nsixnzoq J, xpaX/uog oo/.o/^ojv LC. yj. occXo/lküv H

1 ToJ ovofjLaxL RLCH] xb ovofxa J 2 av pfpT/aro? JLCH] svxQriOxoq^ tj RJLC] 6lR 3 ov yuQ . . . övvaxov] om. LC [ xig axvXa ego] oxvXa RJ,

axvXa avS^Qionoq H | naga] djio J 4 aov RJLC] aol H

24. In J sind ^EqÜQui (sie) und bietet auch R, nicht ziüv eniaxafJLt-

ozL (klein) vielleicht mit Rücksicht vo)v (Swete).

auf den verfügbaren Raum nur durch g. C hat, abweichend von J, nach

Interpunktion vom Vorhergehenden .^^,^^^ ^^^ Doppelpunkt, und auch

getrennt. Nach xgazaioq hat V, wie ^ ^^^-^^ ^.^^, _ ^^ ^ . ^^^^^ ^^.

die ed. prmc, einen Punkt (nicht ■, t/tt ^ <■' ' 5i ' ^ n

Kolon, s. o. ö. 41), L interpungirt ^ •> ^ ^>i ' "■ a^A^ ^i'

^'„ r, w, ^ ,'.^ ^ ygvGxog in R ist Lesefehler, s. 0.

Ps.V. Zur Überschrift s.o. S. 46 f. g 43

In der Eintheilung des Ps. bin

ich H gefolgt, s. 0. S. 21. ^- -^•'l^'fTOf/ rig oxV.a. Der Aus-

1. J schliesst V. Ib auf derselben ^^^^ ^e«. ^^? '^^^ ^^ie^^^ stelle ist leicht

Zeile, aber mit grossem Anfangsbuch- erklärlich, s. o. S. 76.

staben, an v. la an. iTtiOxafxivwv 4. Zu naga aov vgl. III, 6.

Psalm IV, 24. 25. V, 1—11. 105

7 5 ^Ev reo d-Xlßeodai ?y,Mac tjnTcaXeoofjeO-a oe dg ßorjd^eiai'

xal ov ovx djtoöTQttpi^] r^v 6t7j6iv 7j^udjv, ort Cv 6 ^eog rmmv ei.

8 6 ^u7] ßaQvvxig rtjv xsTga oov kep ?/wäc,

tva 117] öl dvdyx?]v afiaQTCofiev.

9 7 xal hdv fi?) tJtiörQbtprjg ?}//«?, ovx dcpe^of/e&^a,

a/./. 6JtL oe 7]§ofiev.

10 8 eav yccQ üteivdöG)^ jiqoq oe xexQa^ofiai, o O-eoc,

xal öv öcoöeig fioi.

11 9 Td 'jterBiva xal rovg lyßvag Ov TQetjpeig,

ev rm öiöovai oe verbv egi^f/oig elg dvarolijv yX6r\g' 10 7}Toip,aoag yograOfiara ei> eQ7]fiq) üiavxl ^Svzi,

12 xal edv jteivdocoatv, jtQog oe dgavoiv jtgoocojtov avTcov.

13 11 rovg ßaoiXelg xal agxovrag xal Xaovg Ov rgecpeig, o ^eog.

xal jiTcoxov xal Jtev7]T0g rj IXjug rig eoriv et fi7] Ov, xvgie;

5 OS JLCH] om. R | anoaxgexp^ RL (C latet)] dnoazQeipi^Q J, djio- OTQSxpEig H I 6 &e6g tj/lkDv el R] sl 6 &s6g rjfzwv JLCH 6 ßaQvveiq J 7 cck)J RJLC] dV.cc H 8 mvdo(o RJ 9 r^eipeig] add. ;^ C(?) |

ig^iuoig R] praem. iv JLCH 10 rixoiixaaag ego] sTOi/btdoai codd. |

TcivdawGiv R, TiecvdoüJGi JLCH | aQOvoiv R] -öl rel. | ngooconov RJ] tiqo- acDTta LCH 11 d^yorrccg RJLC] praem. zovg H j tQscpeig JLCH] gtqs-

<psig R

5. In J bilden v. 5b und c einen 7. Zu [xi] iuioxQixp^g ^fxag vgl. Stichos und auch C scheint nicht zu z. B. Ps. 79, 8. 20. Um mit Fritzsche theilen. dnoaxgtxp^ xrjv derjotv rjfi. ngog rjfiäg lesen zu können, müsste Das ftit. med. dnooxQixpOfxai (mit man eniaxQeipi^/g in ^TnaxQsxp^ än- Accus. des Gegenstandes der Abwen- dern. d(fe^6fx£&a hat auch Y, düng) scheint bei LXX nicht vor- nicht dcpf^ojfisS^a (Swete). zukommen, es ist aber gut griechisch. 9, Zu XQ£(peig xe (?) in C s. o. S. f^ bieten alle H?s. Die auch von 36 Anm. 1, zu i^rj/xotg (ohne iv) S. 52. Beer nicht berichtigte Tradition, dass 10. Zu fjxol/uaaccg s. o. S. 76 f. in V eig zu lesen sei (Cambr.), be- Der Sing, tiqoowtiov neben avxuiv mht auf einem Irrthum. Zur Wort- findet sich z. B. auch Ps. 20, 13 er Stellung s. 0. S. 50. xotg negilolnoig oov exci/jidoeig x6

6. J theilt diese Strophe und die nQooojitov (xvxwv. Jedenfalls lag es beiden folgenden nicht; auch C hat näher, ngooconov in nQÖooiua zu den Doppelpunkt nur am Schluss von ändern als umgekehrt.

V. 6, 7 und 8 (ebenso wie es scheint 11. R interpungirt weder nach

L). Statt cLfidQXüyiJSv hat Fabri- xvQie v. IIb noch nach inaxotorig cius (nicht H) u[X(XQxdvü)[jLev. (s. o.) v. 12*.

106

V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

12 xal ov sjtaxovoyf oxl zig XQV^'^^Q 5Cßi ejcieixrjg äXX tj ov\ u

BvxpgavaL \pvxf]v rajteipov ev zcß avol^ai x^^Q^ öou 6v 6/ esc.

13 ^H XQ^<^'^OTr]g dvO^Qcojzov ev cpeiöol xal rj avQiov, 15

xal eav 66VTeQ(DOi;j avev yoyyvöftov, xal tovto d-av- fiaöstag.

14 TO de 66fia öov JtoXv fieva xQ^f^T^orrjvog xal jtXovöiop, le

xal ov EOTLV 7] iXnlg Inl öe, ov (peiöBxaL ev öofiarc.

15 sjtl Jtäoav rrjv yi]v ro iXeog Oov, xvgis, ev xC^^^ötotj^t^ 17

16 Maxagtog ov uv7]fiovevec o O^eog ev ovfifierQca avraQxelag' is

eav vJieQ:tXeovaöri o avd-gojtog^ e^anagravei. 19

17 Ixavbv TO fiexQiov ev öixaioovvj;}, 20

xal ev TOVTCp ri evXoyla xvqiov eig jtXrjöftovrjv ev

ÖLXatOÖVVT].

18 evq>Qav^eh]Oav ol (poßovfievot xvqcov ev dyaO-olg, 21

xal 7] xQ^^'^oTTjg oov ejtl lögarjX ev rf/ ßaoiXela oov.

19 evXoyfjfievtj i) öo^a xvqIov^ ort avrbg ßaoiXevg rjßcov. 22

12 iTiaxovarjg R | iXesi R] iXi(p JLCH 13 (pnöol J] (fsiöcS RLC,

(fUip H I xal hciv RLC] xal iäv xal JH | d^avßdaeiag JH] ^avfjLaaiaq LR, &avfzaaiaa(o LC 14 xal nXovaiov] lacuna in J, v. infra | oh

LCH] ovx R I ri iXnlg inl ae R] inl es, xvqis, ij iknlg LCH 16 av-

zaQxeiag LC] avraQxiag R, avzaQxsaiag H 17 n^.eia/uovrjv R 18 fi;- (pgav&Eirioav Fritzsche] riV(pQdv&r]Gav R, €i(pQdv&Tjoav LCH | iv xy LCH] om. tv R

13, Zu (peiöoZ s. 0. S. 77. Statt a'vQiov liest Hilgenf. 67i' avgiov^ Ryle u. James arifiegov xal avQiov. IiTe ich nicht, so liegt hier wiederum ein quid pro quo vor: das hebr. ipai wurde "»p.ia: gelesen, während "^pzi beabsichtigt war. Die Obersetzung müsste also lauten: ri ^Qriaxöxrig dv- S-Qojnov iv (fsiöoT xal ipvxQoxTjxi (in Kaltsinn, Gleichgültigkeit).

14, xal nXovGiov. Von hier an bis Vni, 12b ist in J 'eine Lücke.

Zu ri iXnlg inl ae s. o. S. 50. Für (felosxai schreibt Fritzsche <peiaei', man könnte eher an (psiay denken.

16, avxagxeiag. Geiger's Con- jectur avxageaxiag (als Übersetzung von ttJ£3 im Sinne von Ps. IV, 19) be- ruht auf der nun beseitigten Lesart von H: avxagxealag.

18, Zu svipgavd^slTjaav s. 0. S. 77. Das ^v vor ry ßaaiXsla ist un- entbehrlich, s. 0. S. 52.

Psalm V, 12—19. VI, 1—5. 107

F

^Ev eXmÖL rm UaXoficov.

1 1 MaxaQLoq dvrJQ ov ri xagöia avrov erolfirj ejiixaXiöaod-ai,

t6 ovofia xvQiov

2 €V tS fiV7]fioveveiv avrov ro opofia xvglov öa)0-?]öeraL

3 2 al oöol avrov xartvd^vvovrac vjio xvqIov,

xal jt6(pvXay(jieva sQya x^f^Q^^ avrov vjio xvqiov d-sov avrov.

4 3 äüio oQaöewg JtovrjQoZv IvvjivlafV avrov ov raga^^riCerai

ri y)vx^ avrov,

5 6V öiaßdöei Jtoraficov xal ödXq? d^aXaöömv ov jr,rorj-

d^rjösrai,

6 4 6§av£<jrrj ig vjtvov ävrov xal rjvX6yf]ösv reo ovoftari

xvglov,

7 sjc' Bvörad-eia xagölag avrov s^vfivfjasv T(p ovofiari

rov d-eov avrov'

5 xal eösTjd-T] rov jtgoöcojtov xvglov jtsgl jtavrbg rov olxov avrov,

8 xal xvgtog dörjxovoev Jtgoöevx^v navrog sv ^oßcp d-sov.

^F W) i^ marg. LC] E H, om. R | Inscr. aaXoj^wv] aokoßwv R, aa- Xofiüjv LCH

1 inixaXeaaaSai RC] iTHxaXEiaS^ai LH 3 OQaaecDq R] oQuastov

LCH I aa?.ü) de Lagarde] adXov RLC, oaXcov H | 7iT(oij9^j]ü€Tai R 4 ijv- XÖYTjasv R] evXoyrjaev L, evloytiae CH | tw ovo/xari bis RLC] z6 ovo/ua H I svataS^ela LCH] svaza&ia R | i^vßvrjaev R] -as rel. | avzov sec. LCH] om. R 5 elöTixovaev R] -as rel.

Ps. VI. Das Zahlzeichen am xai und verbinden tj xpv/ji avxov

Rande fehlt nur in R, nicht auch in mit dem Folgenden; C hat nach ra-

P (Cambr.). Qccx^^OEzai und nach nozaßwv den

1. Zu imxaXsaaa&ai vgl. z. B. Doppelpunkt. Zu adXog ^aXaaawv

s^ofjLoXoytiaaad^aL XV, 2. Die Ände- vgl. besonders Jon. 1, 15 xal eazrj i)

i-ung in imxaXHa&ai lag so nahe, ^cxXaaoa ix zov aaXov avt^c. Die

dass der Abfall von L zu H nicht Gründe, welche Ryle u. James gegen

überraschen kann. oaXo) und für adXcDv anführen, sind

3. Zu bQdae<og s. o. S. 54. - Die ^^^^* überzeugend, s. o. S. 77.

Hss. interpungiren nach zccQuxB^rjae- 4. Zum letzten avzov s. o. S. 52.

IQg V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

6 xal Jtäv alrrjfia ipvx^g eXjci^ovörjq jtQoq a \6v aJiireXsl o xvQiog' 8v1oy7]t6c; xvqloc 6 jtoio3v eksog toIq ayauicöoiv 9 avTov SV dXrj&sla.

Z

Top 2a}.(D(ic6v' ejiiOTQOtprjg.

1 M?] ajcoOx?]vojöi]g a<^ 7](icov^ 0 d^sog, 1

iva fi?) IjtLd^cövrai rmlv oi afiiOTjöav 7jfiäg öcoQeav.

2 OTL djtwöco avTOvg, 0 ^sog'

l-iTj jüaTTjödroj o jtovg avrmp xXrjQovofiiav ayiaOfta- 2 Tog öov.

3 ov Iv d^eXrifiarl öov jtalÖsvoov 7]fjäg, 3

xal fiTj öopg Id^vaöLV.

4 lav yaQ djioörüXrig ddvatov^ 4

Ov evxeXij avrw jteQi 7]f/cdv'

5 oTi Ov eX67jfia>v,

xal ovx oQyLöd^yjöYj rov owreXeoai rjiiäg.

6 ^Ev rq xaxaoxrjvovv t6 ovo^d oov Iv fieocp rj^iwv eXsrjO-rj- •?

OOfisd^a, xal ovx ioxvosi ütQog t](iäg sO^vog. 6

G o xvQiog R] om. o LCH e?.sog RLC] €?-eov H

*Z (^') in marg. RLC] ? H | Inscr. caXiü/biiov] 00X0 (xdiv R, aa7.0(Xti)v LCH

1 61 ifzlaijaav R] ol fiia^accvteg LCH 2 itaTiadxü) R

6, Zu 0 xvQtog s. 0. S. 00 f. 1. L u. C accentuiren inlS-tovrai.

, - Zu 0^1 i/biionaccv s. 0. S. 56.

PS. VII. Die imge Angabe dass ^ ^.^^^^ j.^^^ ^^^^ ^,^ ^.^^^ ^._

V m der Überscbrift t;.«;,^o? habe ^,^ (Swetel - R und V interpun- wird auch bei Ryle u. James p. XCHI ^.^.^^ ^^^^^^ ^^^^ ^.^^^

nicht berichtigt. ^ ^. ivreXy {RCEY ivTeXy) bie-

In der Theilung des Psalms bin ten alle Hss. ; das avv ivroXy der

ich H gefolgt, s. 0. S. 21. Der das ed. princ. beruht auf einem Versehen,

Ende des Stichos anzeigende Doppel- welches schon Hilgenf. berichtigte,

punkt ist in C nur v. ll>, 2», 3b, 9l> ohne die Lesart von V zu kennen, s.o.

{(idoriyu:) und lOa- zu erkennen, aber S. 9 Anm. 2. R interpungirt nach

V hat z. B. auch ^^ nach T/.wäc und rj^äiv v. 4b und nach oQyio&TJoy v. 5b 5a nach l).Eiq(A(üv ein Kolon. nicht, wohl aber nach i).erjß(i)v v. 5a.

Psalm VI, 6. VII, 1—10. VIII, 1—3. 109

7 6xL öv VTcegaOüiLOTTiq 7]ficQP,

xal )^]fi6ig sjtixaXsöofiS&d oe, xal Ov ejraxovoyj tniSv. i S oxL ov olxTeiQ/jösig ro ytvog ^löQarjX dg rov aicova, s

xal ovx ajicjoi]. 9 xal f]fi€tg vjco ^vyov oov rov aic5va

xal fidoTiya jiatöeiag oov. 10 xaTtvd-vvelg t](iäg tv xaiQco dvriX^ipewg oov, 9

rov iXtfjoai top olxov ^laxcoß eig tjuigav ev ?} hüir\y- ytiXa> avTolg.

H

TS 2^aXa>fi(6v' eig vlxog.

1 GXltpiv xal ^ojvTjV jtoXtfiov tjxovosv x6 ovg y,ov^ i

(pojvriv odXütiyyog ijiovor^g 0(payrjp xal oXsd^gov'

2 (pcovj) Xaov jioXXov cog dvefiov jtoXXov otpoÖQa, 2

ojg xazaiylg jcvgog JioXXov (pego^tvov Öl egi^fiov.

3 xal eljta (tv) rf] xagöia fiov jtov. aga xqlvbI avxbv

o d^sog; 3

7 ov sec, RH] om. LC | inaxova^ RH] inaxo vasig LC 8 dnojaei R 9 naiöelag R {-ölag) H] naiöfia L (C latet) 10 ^ LCH] w R

*H {tj') in marg. R^«"- (R* 6) LC)] Z H | Inscr. oa?.wß(üv] aoXofxöiv R, aaXofzcov LCH

1 ijxovaev R] -as rel. | to ovg (jlov\ in marg. 7/ t/;t/// ^ov LC 2 (og dvefjLOv nokXov bis scr. C 3 slncc R] slnov LCH | iv Hilgenf.] om. codd. j avTov RH] avx'tjv LC

9. rov aliöva bietet auch P, nicht gaide) accentuiren die meisten Hss. elg xov alwva (Ryle u. James), wie xazsv&vvtig: R interpungirt nach Fritzsche änderte; ähnlich VIII, 33 laxojß.

xov alwva ygovov, vgl. auch (mit Ps. VIII. H theilt den Psalm in

Ryle u. James) Ez. 43, 9 xal xaxa- sieben Abschnitte: v. 1 5, 6—9,

axrjvwGü) iv fieato avxüiv xov (A eig 10-14, 15—17, 18—21, 22—26, 27—

xov) alwva. Vor fxdaxiya ist vno 34, s. 0. S. 21. In R beginnt v. 12

aus V. 9a zu suppliren; Fritzsche u; a. mit A^l/uaxog und v. 23 mit 'Eöixai-

setzen es (nach de Lagardel in den wd^r/ eine neue Seite. Text. L bietet xal ^ßsTg vno t,v- 1, xo ovg fiov. Das in L und C

yov aov xov alwva xal /udoxiya' am Rande beigeschriebene r/ ipv/ij

naiöeia oov xaxevd-vvelg xz?.. Dass fiov stammt wohl aus Jer. 4, 19 ort

C ebenso las, erkennt man aus dem cpwvrjv od?,Tiiyyog rjxovosv rj \pv/jq

Doppelpunkte nach [xdaxiya. Nach fxov, xgavyrjv noXsfjLOv. alwva interpungirt auch V nicht, 3. Zu iv xf/ xagöla fiov s. o. S. 77

10, Statt xuitvd^vvelg (de La- zu uvxov {avxrjv LC) S. 66.

110 ^' Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

4 (pcovi}v rjxovöa slg ^IsQovoaXrjfi jtoXiv ayiaofiaroq' 4

övvETQlßrj Tj 6oq)vq fiov ajto dxoTJg' 5

5 jtaQsXv^T] ybvaxa fiov, a(f)oß7]^rj tj xagöla fiov, e

sraQCLxi^rj xd oora fiov cog Xivov.

6 eljta' xarsvO-wovOip oöovg avrcov sv öixaioovvi;]. ?

7 'AvsXoyiodfiTjv xd xQi^axa xov &eov djtb xxloscog ovQa-

vov xal yTJg, eöixaloctöa xbv d-sov iv xolg xgcfiaoiv avxov xolg ajt aicövog.

8 ap£xdXt)tpsv o ^^sog xdg dfiaQxiag avxwv evavxlov xov s

7jXiov, lyvco jtäoa 7) yri xd xglftaxa xov d^sov xd dlxaia.

9 ev xaxayaloig xQV(pioig al jtagapofiiai avxcov iv jtagoQ- 9

yiöjiKp ' vlo^ fisxd fiTjxQog xal jtaxrjg ^uexd d^vyaxQog övv- lo

e(pvQovxo. 10 e^OLX(^vxo exaorog xrjv yvvalxa xov jtXr]ölov avxov, 11 ovved^evxo avxolg ovv&7]xag (jexd oqxov jtsql xovxcov.

4 £ig RLC] iv H 6 elna R] slnov LCH | böovg] dovg R 7 dveXoyTi- acc/jiTjv R 8 dvaxukvipev R | eyvcD RH] ayviooav LC 9 xurayaiTjg L XQVifloig RH] xQv<poLg LC 10 xriv R] om. LCH | avxoTg L] avxoXg rel.

4. Zu eig ''IsQovaaXrjfi noXiv vgl. Hss., welche nach slna [flnov) nicht

z. B. Num. 35, 33 x^v y^v eig ^v interpungiren, bieten xazevd^vvovoiv.

vfxsTg xatoixeTze. Tob. 14, W fitixiu 7, r bietet avsXoyrjadfx^v, nicht

avXia&fjze eig Nirev^ Jn H ist eig dveXoyijaafiev (Swete App. p. 874).

in ^v geändert, aber ttoAzv unberührt ^^ ^^ ;rapo(>y.a^<5 verbinden R

geblieben, s. 0 S 70. -- Ryle u. Ja- ^^^ g ^^^^ ^^^ Vorhergehenden, L

mes (im gnechischen Texte, nicht m j n / j - 2 1 \ -i. j t? i

j yv, ° . , '. und C («tTcu»': ev xrA.) mit dem Fol-

der Übersetzung) fassen iv leoovaa- j r? - i nr 1

. , ,, . ^ , ,. . Z*'^''"" genden. Zu nagogyiafio) vgl. IV, 1;

/??/U TToAf/ (so, nach Vollziehung der j 1 /> , i-tT 1

, ,, ' ^ , _ ^ de la Cerda vermuthete naoa/.o-

nur halb ausgeführten Correctur) - u-i *••> - d

c , n . , . ,. yiOf^tpi Hilgeni.2 nagogiauüj. K

ayiaa/uarog als Antwort auf die . . ^ . . ^ , ^ j ia^

■r, y , , i , interpungux nach ixrjxQog und v. 10»

Frage ^o^ «p« xp,v« «vrov o »««; „^.^ fj,,,, _ ^„;„;pi, h^t auch

5. Nach yovaxd fiov interpungirt M, nicht &vyazegog (Swete).

R nicht, wohl aber nach xagdla fzov. j^. neoi xovxiov hatte de la Cerda

7 :'T;T.^i!^ accentuiren theils ,^^ Folgenden gezogen; die Hss.

Xcvov (RHVMF), theils Xcvov (LC). g^^en Hilgenf. recht, welcher es zu-

6. xarevB-vvovciv (Fnizsche). Die erst mit demVorhergehenden verband.

Psalm VIII, 4—18. Hl

12 11 ayia rov d^eov öirjQjra^oöaVy

wg fi?] oPTOg xXrjQovofiov XvTQovfiivov.

13 12 sjrarovoav rb d^voiaöTTjQiov xvQiovdjtoJtaöTjqdxaO-aQölag

xal hv d(pi6Q(p a^fiarog efilavav rag d-volag cog xQta ßißr}Xa.

14 13 ov jtagsXiJtov dfiagrlav rjv ovx sjtolrjOav vjtSQ rd ed-vr],

15 14 Jcd TovTO exigaOEV avrolg 6 d^sbg nvevfia jtXaptjoscog,

BjtOTiösv avtovg noxrigiov oivov dxgdrov slg f/td^rjv.

16 15 riyaytv rov djt eoxdrov T?jg y?jg, rov jialovra xgaraicog,

17 exgivsv rov jtoXefiOV sjtl %govöaXrjfi xal rrjp yijv avrijg.

18 16 dnrjvxrjöav avrcp ol dgxoprsg rrig yrjg ftsra X^Q^^i

sljtap avrcp' knevxrr] // oöog oov, ösvrs sioikd-are ^er' eigiiprig.

19 17 (DfidXiCav oöovg rgaxsiag djto eiöoöov avrov,

ripoi^ap nvXag ajtl %govöaX7]fi, eoretpdpcoöap ruxrj avrijg.

20 18 ElötjXd^sp (Dg starrig slg olxov vlcop avrov fisr slgi^VTjg,

löTTjösv rovg Jioöag avrov fisrd docpaXslag JtoXXrjg.

11 öiTjQTtcc^coaav (sie) R] ön^Qna^ov LCH | (hg /zrj R] ovx LCH 12 ina- tovaav R] inarovv LCH 1 dxaS^aQolag] ^aga in ras. scr. R | xal iv d<p^ÖQ(o {acpsÖQü) R)] acced. J, v. infra | ifjtiavav R] ifxlaivov JLCH 13 nagiksi- Ttov R 14 avTOvg RJLC] avzoTg H 15 rjyaytv RL] -ye rel. | drcaiayd- rov R I rov sec] om. J | sxQivev R] -ve rel. 16 7{7iccvzrjaav R i elnav R] slnov JLH (C latet) | eiaeX^ate R] elotX^exe JLCH 17 bfidXiaav J |

avtov RJL (C latet)] avrwv H 18 satriaev RL] oe rel. | post noöag

c. 3 litt. eras. R | /istaotpaXsiag J

11, Zu (bg fiT] s. 0. S. 56. teten Hss., mit Ausnahme von M,

ta lin'i. ^ 2 > '* i. -Ai. T zum Folgenden. insvxtrj (de La-

12. Mit xal ev awedom tritt J , , ^ j •^ i..\, tti

, , T .. 1 / \T earde, snavxrv ed. pnnc.) hatte Hil-

nach der «rrossen Lücke (s. o. zu V, ^ ' __ , .. ^ ,

-.V j r7 j f geni. aus V schöpfen können, wenn

14) wieder em. Zu iulavav s. o. ° . 5^ ,, .. ,. tt

a -o ihm eine genaue CoUation dieser Hs.

> < , . . vorgelegen hätte. Es ist die Lesart 14. inoTLCZv avxovg las richtig g^mmtlicher Hss. - Mit ösvxe be- schon Hilgenfeld; die aus H abge- ^^^^ -^ j ^^ ^ ^^^ ^^^^^ g^.^j^^^^ leiteten Hss. haben alle, auch P nicht ^ , iedoch v 17b ausgenommen (so Cambr.), a^xolg, - \^^ Nach aiTc5v (so auch V statt Nach (le^riv interpungirt R nicht. ^^^^. ^ ^ ^^ interpungirt V nicht. - 16. fJLSta XfXQäg ziehen RJLC zum Mit iaxsipdvcoaav beginnt in C ein Vorhergehenden, die aus H abgelei- neuer Stichos, nicht auch in J.

112 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

19 xazeXdßeTO rag jtVQyoßaQSig avTr/g xal ro reixog legov- 21

oaXrjfi, OTL o d-sog 7jyayev avrov iisrd dofpaXslag kv xrj 22 jiXai^/jOet avTOJV.

20 djtcoXeösv agxovzag avrcöv xal jtdvra ootfov Iv ßovX(]. 23

t^r/eev ro aifta xöjv olxovt^Tcov'lsQOVöaXijfi cogvöcoQ uxa&aQöiag.

21 ajirjyayev zovg vlovg xal rag O^vyartQag avrcov, d \yiv- 24

v)](jav kv ßsßr]Xc6o6c.

22 Ejtotf/öav xaxd rag axad^agoiag avrcöv xad^cog ol na- 25

ziQ^g avTOfv, If/lavav leQovoaXrjii xal xl ^yiao^dva xro ovo [tax i 26 xov d^sov.

23 höixaicod^T] o d^ebg ev xolg zglfiaoiv avxov sv xolg ed^- 27

V6ÖIV xtjg yijg, xal ol oöiOL xov d^eov (ag dgvia ev dxaxla ev fisoqj 28

avxcöv.

24 aivexog xvQiog o xfuvcov jidoav xrjv yJjv Iv öixaioovv)] 29

avxov.

25 löov ö?}, o &s6g, eöec^ag r/fAcv x6 xQifid oov tv xf] 61- 30

xaioövv?] oov, eldooav ol 6<p&aX(Jol 7/fi(äv xd xQiuaxd oov, 0 i9-£oc. 31

26 eötxuicooafzev xb ovofid oov x6 Ivxl^ov dg aldüvag,

oxt öv o d-tög xr/g 6ixaioOvv?ig, xnivojv xov ^IöQaf)X 32 tv jiaiöeUi.

19 6 &€og R] om. b JLCH 20 ndvia JLCH] näv R | i^ex^sv RL] Xss rel. I oixovvxüjv] olxovv J 21 dni^yayEv R] -ys rel. ] « R] dq JLCH 22 t/ularev R 23 e&vsoiv R* (alt. v eras.)] -ai rel. 1 (xQvlai H 24 yfjv iv] om. J 25 tl'öooav R\ ehhv JLCH 1 r,fx(öv RJLC] avicDv H 26 zriv öixaioaivrjv R

21. Zu a kyhvtjaav s. 0. 8. 58. 26. Zu 0 ^eoq rjy? öixaioovvrjq

25. ol 0(f&a?.uol 7J/XÜJV Well- vgl. Ps. 4, 1 0 (^eög r?]c öixaioovvrjq

hausen's einleuchtende Emendation fzov Der Accus, in R, den Swete

(T^^üjvstnitavTüJv, \g\.\OY\ievedei^aq beibehält, kann nur auf einem Ver-

rj/ulv , von Ryle u. James verschmäht, sehen beruhen.

wird durch die neuen Hss. bestätigt.

Psalm VIII, 19—34. 113

33 27 ejtlöXQeipov, 6 deog, ro eXeog öov ecp rj/zäg

xal olxteiQrjOov rjfiäg'

34 28 owayays t7]v öiaojtoQav 'logarjX (isra eksovg xal XQV'

öTorrjTog, S5 oTi rj jtiOTig öov fieO-^ rmmv.

29 xal ri^Elg hoxZrjQvvafiev rov TQdxf]Xop rjfiwv, xal öv jtaiösvrrjg i](icov sl.

36 30 fiTj vjtsglörjg i^fiag, o O^sog i^ficQV,

liva [17] xaraji'KDöLV rjfiäg ed-prj, (Dg fii] ovxog Xvrgov- fievov,

37 31 xal öv 6 d^eog '^ficQV ajt aQx^jg^

xal hjtl 06 7] hXjtlg rjficov^ xvQis'

38 32 xal Tjfislg ovx ag)6^6fisO-a öov,

ort ;(()?yöTa ra xQiuara öov acp' 7]fiäg.

39 33 7jfilv xal totg xixvoig 7]ficop rj svdoxia elg rbv alcova,

xvQis ö(DX7]Q TjfiSv, ov öaXsvO^Tjöofis^a sxi xov aiajva XQovov.

40 34 alvexog xvQtog ev xolg xQifiaöiv avxov Iv nxofiaxi oöimv,

41 xal svZoy7]fievog ^löQarjX vjto xvqLov elg xov almva.

28 loQariX] ü.rifJL C* I fifxa RC] fiet' JLH | iXeovQ R] ^Xeov JLCH (ex naiö corr. C) 1 ^ JLCHJ om. R 29 xov JLCH] om. R 30 xaxa-

nicjaiv R] xazani^ JLCH | cog fii] R] om. co? JLCH 31 rj iXnlg Tjfidiv

R] riXniaafzev JLCH 32 i(p' JLCHj etq R 33 ^] om. LC | svSoxin]

add. avTcäv J | xvQioq C 34 azofzaaiv J | svXoyrj/utvog RJLC] praem.

ov H

27, J und C theilen diese Strophe hat aber C den Doppelpunkt und R nicht. das Kolon.

28. Zu Tj Ttlarig s. o. S. 59. R 30. Zu xaxamooiv s. o. S. 57, zu interpungirt nach rifAdiv v. 28b nicht, f^g „^ g 5(3

wohl aber nach rp«/ >J^«> v 29a. 3,^ j ^^^ ^ ^^^^^^ ^^^ ^^

o«; ^VZ T'^l u'^ "' ' "'«'"*■ - Z" V ^A«is iiM<Sv s. 0. S. 56.

290 1. J theilt ab: Kai av nai- «« r t i <>

x^^^^ *- - - ^ (^ 'S ^ ' 32, In J besfinnt mit Oxl ein

6 ^edg ^(xdiv. 'Iva fiij xaxanirj ^f,äg f f f ^^^^^^^^ ^^^^^ ^^^^ ^^ C- " ^^^

e&vrj fi^ Svxog kvzQOVuevov -\- \\ Kai ^'^ ^^«? s. o. S. oo.

av ö d-Eog Tjfxwv dna^xn?' ^«^ ^^t ^^* ^^* tov alöjva XQovov. Statt

(Je ;^rA. Wie J, so verbinden auch ^'^* möchte man elg vermuthen, vgl.

R und C d (sie) v. 29b mit ^jJ vneQ- Jedoch VII, 9.

%e V. 3üa. Nach ^eoq tj/uüJv v. 30a 34, Zu evXoyrjfievog s. o. S. 69.

Texte u. Untersuchungen XIII, 2. ß

W^ V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

e

TS I^aXcanmv slg iXzyyov.

1 ^Ev Tcp ajtax^^vac ^logar^X kv djtotxsöia elg yijv dXXo- i

SV TW ajtoörrjvai avrövg djtb xvglov rov Xvtqco-

oafievov avrovg, djcsQi^rjOav djtb xXrjQovofiiag 7jg eömxev avrotg 2

xvQiog.

2 ev Jtavrl e&vsi, rj diaojcogä rov ^IOQa?]X xarä xb Qrjf^ct

rov d-eov' Lva dixat(Dd^f]g, o ^eog, ev rfj öcxaioövvij oov kv 3

zaig dpofiiacg rjucöv^ 6t L öv xQixrig öixaiog hm ndvxag rovg Xaovg rrjg yrig. 4

3 ov yccQ xQvßrjOtTat djtb rrjg yvcoöBcog oov nag Jtoiwv 5

aötxa, xal al dixaioövvai rcov oöicov oov Ivcoüilov oov, xvqlb' e xal Jtov xQvßrjosrai avd-gmjtog d^co xrjg yvcoöecog

oov, 6 d^sog;

Inscr. TW aako/jL(ov slg vXxoq xpaXfjiog 0 xal elg ^sXeyxov J | aak(OfZ(üv] aaAOfXüfv [-fiüiv R) codd.

1 ^IcgariX] Isgovoak^/n J | dnoixsalcc RJLC] anoixrjaio: H | dnsQi- (prjoav RJ dneQQltprioav JLCH j 6 xvQiog J 2 ^id^vri R | ^ ötaanoQa.

RJLC] inl öiaanoQÖ. H | /Va öixaiwd^^g JLCH] tV öixai6ai]g R | t^] om. J 3 XQvßi^asvcci pr.] x^ißt/aszai J | döixa R] xaxa JLCH 1 al] om. LC

Ps. IX. Abgesehen von J, wo die J und C ein neuer Stichos , und RL

Überschriften von Ps. VIH und Ps. IX interpungiren ebenfalls v. Ic nach

miteinander verschmolzen sind, hat xvQiog; dagegen ziehen die aus H

keine Hs. in der Überschrift xpaXfxog abgeleiteten Hss. diese Worte zum

(so noch Ryle u. James). Vorhergehenden und beginnen den

Die Eintheilung des Psalms in neuen Satz mit sv öiaanoQä (s. 0.).

vier Abschnitte ist H entnommen, Nach ^eov v. interpungirt R

8. 0. S. 21. nicht.

1, dnoixsala. Die Lesart dnoi- 8, Zu aöixa s. 0. S. 56. In v. 3c XTjala findet sich nicht nur in P interpungiren alle Hss. (nicht nur (Ryle u. James) oder in HMP (Swete), HV, s. Cambr.) nach 6 ^eog; mit ra sondern in HVMP. egya v. beginnt in H der zweite

2, Mit iv navxi e&vei beginnt in Abschnitt und in JC ein neuer Stichos.

Psalm IX, 1—7. 115

7 4 Ta sgya ^jfxcov hv hxXoyf] xal l^ovoia xTjq xpvxrc fjfiwv,

Tov TtOLTJoat ÖLxaLOövvrjv xal döcxlav hv SQyoig x^^Q^^' rjumv

8 xal SV TTj öixaioovvi] oov ejciöxejtrxi vlovg avB^Qconmv.

9 5 0 jtoiSv öixaLOOvvTjv d-TjöavQL^SL ^corjv avTcp jtaga xvqIw,

xal o Jüoccov aöixlav, avrog alriog rrjg y)vx^]g iv ajtcoXsia'

10 yag xgl^ara xvgiov tv 6ixaioovv7j xar^ avöga xal

OLXOV.

11 6 TlvL xQV^'^^^^Th o d^Eog^ ei firj rolg ejtcxaXov^utvoig top

xvgtov;

12 xad-agcelg ev af/agriaig xpvx^jv ev l^ofiojLoyyjösc, iv

e^ayoglaig,

13 ort aioxvvT} rj/jlv xal rolg JtgoOcoTcoig i^ficöv jcegl

ajtavTcop.

14 7 xal rli^c acpi^ösig afiagrlag^ et firj rolg i^ftagrTjxooip;

15 öixaiovg BvXoyrjOeig^ xal ovx evd^vvEig Jtegl cbv ^]fiag-

TOöav, xal 7] ;|r()^(jroT?y$ oov tJtl aftagrdvovrag er fiera- fieXeia.

4 h sec. LCH] om. liJ 5 avtcü (sie) R] kawäi JLCH | döixlav

RJLCj äöixa H C X9^<^'^^^'^V ^9] Z(>»7(7tfV(7ff LC, xQV^^f^^^^^^ J !

xa^agieXq ego] xa^agiasL codd. | h i^ayoglaig RJ iva^ayoglaig J, iv i^TjyoQlaig LCH | ndvxcav J 7 dcp^aetg ego] dcpeaet R, d^i^asi

JLCH I rjfittQTi]x6aiv L] -ai reL | rifiaQxoaav R] rjfxaQZOv JLCH | inl ego] nsgl codd.

4, i^ovaia (-aiai) bieten HVMP; 6, Zu xa&agisTg s. o. S. 77 f., zu in RJC (und L?) kommt das i adscr. i^ayoQiaig S. 47. J schliesst v. 6c oder subscr. überhaupt nicht vor. auf derselben Zeile an v. 6b an, aber Zu iv egyoig s. o. S. 77. vibg C hat nach i^rjyogiaig den Doppel- (Cambr.) statt vlovg habe ich in M punkt.

nicht gefunden.

5. Den Punkt nach öixatoavvrjv ^- ^^ ^^V^eig s. o. S. 77 f., zu inl V. 5a wird V aus H haben; RLC in- S;^?' " ^^^^^ ^v&vvetg accentuirt R tei-pungiren nicht, J nur leicht. Zu ^»^^^^^^S-

avzdi s. 0. S. 57.

8

\\Q V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

8 Kai vvv Ov o d-sog xal rjfzelg Xaoq ov rjyajirioaq' le

I6e xal oixrsiQrjöov, o d^sog ^iGgarjA^ oxl ool

€OflSV,

xal firj ajioöxriöxig iXeog Oov a(p rjficöv, Iva fi^ ejti- d^covzat Tj^lv.

9 ort ov t^qstIöo) t6 öjcsg^a Aßgaäfi jtaga jtavra ed-vfj, 17

xal ed^ov t6 ovofid oov ecp' ^fto^g, xvqif, is

xal ovx ajtwöij elg top alcöpa. 10 ev öiad^Tjxi] ötid-ov rotg jcargaoiv tjuSv jzsqI rjficov, 19 xal rjtjislg hXjtiovfiev ejtl öe ev sjtLOTQO(pxi fpvx^g

TJH^V.

11 xov xvQiov 7] £X67]fJOövv7j ejtl OLXOV lOQaTjX elg Tov 20

al(ßpa xal in.

8 av\ Gol J I Xuoq JLCH] Xaoq oov R | olxzsiQrjaov R] olxxbiqov JLCH I eXeoq R] eXeov JLCH 9 ovx anwarf ego] ov xaranavoeiq R

(om. elq sq.), 01; xatanavoei JLC, ov xaxanava^ H 11 ^ JLHJ om.

RC I iXsfioavvTj R | M JLCH] en (sie) R

8, Zu Xaoq ov s. 0. S. 53, zu olx- es fehlt auch in V nicht (Ryle u. Ja- teiQrjaov S. 58. Der Artikel, den mes). J und C trennen v. 9c nicht Ryle u. James vor Xaoq einschalten, von v. 9^. Zu ovx aTtciay s. 0. ist entbehrlich, v^l. z. B. XVII, 35b. S. 78.

In J folgt v. 8b auf derselben ^ < r7 c ,. . 1 tt o Zeile, aber mit grossem Anfangsbuch- ^^' ^^ "i iXetifioavp vgl. X, 8 Stäben. - '6tl ooi Wsv. Da^s M ]f f^^^^^ n aoxnQ^a ^l olxov oov statt coL biete, haben Ryle u, f^'^^'f^M^' ^^l f ^^ov/vqlov zo James mit Recht bezweifelt. - v. 8c ^^- ^C) eXsoq inltov logar}) xtX i.i-ii^/-ij i-j T^ 1 li. i. Das Zusammentrenen von K und 0 theilt C durch den Doppelpunkt nach . , . , ., 1

c- -v, T 'n- TTnin der Auslassung des Artikels wird

riuü)v, nicht so J. em^cüvraf. JLC „., . . °. , ,, .,

, . , ,n man lur ein zufälliges halten dürien.

accentuiren eTtid-cDvrai. t^ c , , -,• n

Das T], welches die ed. princ. auf

9, ^()5Tt(Ta> schreiben nur L(?) und iXsijfj.oavvT] folgen lässt, findet sich P, jj()fr/(7a> M, 7/pezr/(7ö> RJHV(C?). weder in V (Cambr.j noch in R a/^()aa^ haben HV, a/9()a«;U RJLCMP. (Swete). Zu inl o'lxov s. 0. S. 61;

Das in der ed. princ. ausgefallene hei zbv o'lxov (Ryle u. James) bietet TcaQa hatte Fabxicius richtig ergänzt; keine Hs.

Psalm IX, 8-11. X, 1—4.

117

^Ev vfivoig' rd ^aXmncov.

1 Maxagtog avrg ov 6 xvQiog ein^r/öO-T] ev f-XeyfKp,

xai sxvxXcqO^t] ajio oöov JtovrjQag ev ^aoxLyc^ xad^agiöd^TJvai djco af/agriag, rov fzr] jtXrjd-vvaL.

2 o axoifia^cov vmxov elg fiaortyag xad^agLöd-i^oerai,

XQ^OTog yccg 6 xvgiog rotg vjiOfievovöLV jtaiöeiav.

3 ogd^coöSL yag oöovg ÖLxalcov x^l ov öiaorgetpet ev jtaideia,

xal TG eXeog xvgiov ejtl rovg ayajtwvrag avxov ev aXrjd^ela. 4 xal (jvTjöd-ijoerai xvgiog rwv öovXcov avrov ev eXeei' ?} yag fiagrvgla ev vo^Ko ÖLad^rjxrig alcovlov, 7] fiagrvgia xvgiov ejtl oöovg av&gwjtatv ev ejtiöxojt^.

Inscr. ev ^fivotg tw acckwfxcüv R] vfivog zw aaXofxaiv (add. tpa?.- fiog i J) JLCH

1 xaS^aQiod-^vat RJ] praem. xal LCH 2 xa&ccQiad^ijasTai JLCH]

praem. xal R | yccQ] om. LC \ vnofxsvovaiv R] -ai rel. 3 öiaazQsyfsi

JLCH] öia7iQ€\p6i R 1 dyanovrag R 4 /xvrja&^astai JLCH] finjaevai R | yag RJLC] om. H

Ps. X. Zur Überscbrift s. o. S. 56. Die Theilung des Psalms ist H ent- nommen, s. 0. S. 21.

1, iksy/nü} bietet auch Y, nicht iXayxcji (Cambr.). sxvxXwd-t] beruht ■wohl auf einem missverstandenen ao'^i (zu lesen 30^5 = xal dneoxQatpri). Fritzsche dachte an ixwXvd-r], fürch- tete aber mit Recht, damit den Über- setzer zu corrigiren. J schliesst V. Ic auf derselben Zeile , aber mit grossem Anfangsbuchstaben, an v. Ib an. xaS^aQiüS^TJvai (ohne xal) hatte schon de Lagarde vermuthet; Hil- genf. schrieb zuerst xal exaS^a^laS-i], dann rov xaS-aQiaS^^vai. Für nXr]- &.vvai bieten alle Hss. (auch P) n?.r]-

d-vvai. Hilgenf. änderte nkrjoS-^vai, Ryle u. James nXrjd^vv&TJvai. Es steht aber m. E. nichts im Wege, rov firj 7t?.7]&vvai im Sinne von fZTJTKog nXrj- &vvy (sc. T?^v dfxaQxiav) aufzufassen.

2, C hat nach fidaziyag einen Doppelpunkt, aber, wie es scheint, auch nach xaS-agiad-rjasTai. Zu xa&aQiad-rja. (ohne xal) s. o. S. 53.

3, J schliesst v. 3a auf derselben Zeile, aber mit grossem Anfangsbuch- staben, an V. 2b an.

4, fxvTjo&i^oerai bietet III, 11 auch R; ßvi^aszat ist hier offenbar Schreibfehler, wie IX, 2 öixaiöotjg statt 6ixaiü)&yg.

118

V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

5 Jlxaiog xal oöiog 6 xvgiog i^ftcov hv xQlfiaöiv avrov e

elg Tov aicova^ xaViöQarjX alviöei reo ovoiiaxi xvqIov sv evtpQOövvj;].

6 xal oococ e^ofioXoyrjöovzaL ev kxxX7]öia Xaov^ 7

xal jtroxovg kXei]öeL 6 ß-eog kv ev<pQOövvr] 'logai^X'

7 oTc x(>^ö70$ xal eXeri(X(ov 6 d^eog eig tov aldova, s

xal ovvaycDyal ^löQarjX öo^döovöiv ro ovofia xvqiov.

8 TOV XVQIOV ri ooüTTiQia em olxov ^löQarjX sig svcpQo- 9

ÖVV7]V alcovLov.

TS 2aXwii(6v' elg JiQoööoxlav.

1 SaXjtloaTB ev Hlcov ev caXjtiyyi arjfiaoiag dyioDV, i

xrjQv^aTS ev ^ hQOvoaXrj (i cpa)vijv svayysXi^o/isvov' 2 ort ^lerjöev 6 d-eog ^logarjX ev ti] ejtiöxojc^ avrcov.

2 OTrj&c, ^leQOVöaXriii, eq^ vrprjXov xal I6e rd Texva oov %

djib dvaToXcov xal övoficov övv?]yfieva eiodjia^ vjto

XVQIOV.

3 djto ßoQQa BQXOVTat t(] evg)Qoovvi;] tov d-eov avTcov, 4

ex vr/öcov fiaxQO&ev övvrjyayev avTOvg o d^eog.

5 o JLCH] om. R | ev pr. J] om. RLCH | tüJ ovS/Liazi RJLC] xo ovofxa H 1 xvQiov] add. elq zov aicova J 6 oaioi ex ozioi corr. R 7 6oB(x- oovGLV R] öo^äaovOL LCH, öo^dacoai J 8 iTcl R] art' JLCH | etg sv(pQO- avvT]v JLC] slaoxpQoavvTiv R, eiq acDcpQoavvrjv H

Inscr. aakü)(JL(üv L (C latet)] aokofxcöv R. aa?.oßwv JH 1 tXstjGSv J 1 loQarjk RJLC] praem. iv H | avzaiv] avzov J 2 za] om. J I SLaaTia^] ana^ J [ vno JLCET] uno R

5. Zu 6 xvQioq s. o. S. 59. Der Artikel fehlt in R, nicht aach in H (Cambr.). Zu ev xQißaoiv s. 0. 8.78. Nach alüiva interpangirt R nicht.

8. Zu tnl OLXOV s. 0. S. 61, zu elg ev(pQ0OvvT]v S. 78.

Ps. XI. Die Eintheilung des Psalms ist H entnommen, s. 0. S. 21.

Die Stichen in J und C bieten keine Abweichung, nur dass in J V. 4a, 7b (das 'E fehlt durch Schuld

des Miniators) und 7c auf derselben Zeile, aber mit grossem Anfangsbuch- staben, fortgefahren wird.

1, 'loQarjl ohne iv (so richtig Ryle u. James) wird durch die neuen Hss. bestätigt; Hilgenf. vermuthete zov 'laga^k.

2, Nach v\pT]?.ov interpungirt V voll, JLC leicht, R gar nicht; nach zexva aov R (JC) voll, L leicht, V gar nicht.

Psalm X, 5--8. XI, 1-9. XII, 1. 119

5 4 OQfj viprjXa kxajtaivoDöev eiq 6{ia?.iöfibv avrolg,

6 Ol ßovvol ecpvyooav ajto elöoöov avrcov

5 OL ÖQVfiol eöxiaöav avrolg ev rij jtagoöcp avTCov,

7 jcäif ^vXov svcoölaq dvezeiZev avrolg o ^eog'

6 Iva jtaQsXd-xi ^logarjX ev ejciöxojtfj öo^fjg d^eov avxmv.

7"

'Evövoai, '^IsQOVöaXrjfi, xa Ifidxta xrjg 66^f]g Oov, exolfiaoov xf)v oxoXrjv rov äyiaöfiaxog öov oxL 6 d^eog sXaXriöev dyaO-a ^lOQarjX dg rov aimva

xal exi.

9 8 jcotrjöai TCVQLog a eXdXrjösv km 'iCQarjX xal IsgovOaX?] (i^

dvaox7]öai xvQiog xov ^lögarjX ev ovofiaxt öo^rjg avxov'

9 xov xvglov x6 eXeog ejtl rov ^lögarjX eig xov aicova xal ext.

IB

TS ^aXwjLKDV ev yXwOöxi üiagavbncov,

1 1 Kvgie^ Qvcai xrjv ipvx^v fiov djto dvögog jragavofiov xal jtovrjgov, dno yXcoöOTjg jtagavofiov xal tpid-vgov xal XaXovör/g ipevörj xal öoXia.

4 oQTj] OQOL J I i<pvyooav R] scpvyov JLCH 5 ÖQVßol] ßovvol C |

iaxiaaav] iaxl^zrjaav MP 6 &€0v] om. J 7 dyad-cc sig rov cclwva

xal szi lagaijX {Irj}^ ex oir] corr. C) LC 8 i€QOVoaX'^/j, RJC] praem.

€v LH 9 t6] om. LC

Inscr. aaX(jDßü)v RL] aaXo(iü)v JCH

1 öokLa ex novTiQo. corr. C, öoXsQa L

5. iaxiaaav. Die Variante iax'iQ- dvaaf^aai bieten RJ noi^aai und

TTjaav (Reminiscenz aus Ps. 113, 4 ta dvaaxrjaai.

hvMQTncav^iXQw!) findet sich p^ ^II. Die Theilung des Psalms

mcht nur in P (Ry e u James) son- j^^ ^ ^„^„„^^ ,. o. g. 31. dem auch m M (r ist bei Swete Druckfehler für p). ^^ ^^^ stichischen Schreibung

7. Zu dya&a vgl. XVII, 44. So bi®*^* ^ ^^i'^® Abweichungen von

lesen auch HV, nicht dyad-ov (ed. unserem Texte. In C dagegen scheint

princ. und Cambr.). Die falsche An- v. Ib der Doppelpunkt nach xpi^vQov

gäbe erklärt sich aus Unkenntniss ^^ ^^^^^n, und auch R und L inter-

des tachygraphischen Zeichens für pungiren hier nicht, V nur mit dem

a, welches in beiden Hss. ange- Punkt (s. o. S. 41). wandt ist. 1, V theilt durch ein Kolon nach

Statt Ttoiijaai (Hilgenf.) und ipv/riv fiov.

120

V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

2 ev jtoixiXia orQO^rjg ol Xoyoi TTJg yXcoöotjq avÖQoq jco- 2

VTjQOV,

äojtsQ ev Xacp jtvQ avajixov xaXXovi^v avrov.

3 ?J jtaQOtxia avrov efucgr/oat olxovg ev yXoyöOi;] ipevösi, 3

exxo'ipai öevöga evtpgoövvfjg (pXoyt^ovCrjg jcaQavofiovg, ovvxBccc oixovg [jcagavof^ovg] ev jtoXefiO) ;f£/^£ö^r 4 tpi&VQOig.

4 MaxQvvat 6 d^eog djzo axaxow X^^^V ^'^Qcc^oficov Iv

ajtoQla, xal öxoQjiLöd^elrjöav oörä tpid-vgcov ano (poßovfievcov

xvgiov ev Jtvgl g)Xoy6g yXcoööa xpid-vgog djtoXocto djro 5

60l03V.

5 ^vXd^ai xvgiog ipvx^/v i^Ovxiov fitöovöav dölxovg, 6

xal xarevd^vvai xvgiog dvöga jtoiovvra elgrjvrjv ev olxco.

2 ^v noixtXia aTQO(pfjQ RJ] iv noixiXia tQocpTJg LC, ev Tton^aei 6iu- aTQO(pijg H I Xacp RJLCJ ccko) H ] dvämtov J | xaV.ov^v RJLC] xaXäfATjv H

3 ißTi^aai Hilgenf.2] iß7i?.fjaai RJLC, ifinX^aai H ] tpEvdfj J ] nagavö- fxovg pr. RLC] naQavofiov JH | ovvx^cci R] ovy/Jai JLCH | oi'xovg nagavo- (jLovq RJC] nagavofjLovq oi'xovg LH 1 xf/Afa^v R] -ai reL | xpiS^vgcDV J

4 oxognio^eirioav R] axoQnia&eiT] JLCH | dnwXoixo J 5 (pvkd^ai . . . noiovvra JLCH] avvxiai oixovg xal (pvlcc^ai xvgiog dvögog noiovvxog R

2. Zu noixiXia vgL IV, 3, zu axgocpri Prov. 1, 3. Sap, 8, 8. Für AaaJ ist vielleicht öaXw zu lesen, s. 0.

S. 78ff.

3. Alle Hss. inteipungiren nach xaXXov^v avTov v. 2b und verbinden rj Ttagoixla avrov mit dem Folgen- den. — Zu nagotxta, ifingriöai, (pXo- ytt,ovöTjg nagavöfjiovg und zu naga- vofxovg V. Sc s. 0. S. 80 f.

4. xax(öv statt dxaxojv bietet nicht nur M (Cambr.), sondern auch

Zu oxogniod^elriaav s. 0. S. 57.

5. Die Verwirrung, welche R theils

durch Wiederholung aus v. 3c, theils durch Überspringen von dem xvgiog V. 5a auf das xvgiog v. 5b angerichtet hat, glaubt Swete dadurch lösen zu können, dass er bei R ovvxsai oixovg streicht und aus HVMPi/^fX^v herüber- nimmt. So liest er statt v. 5a u. b: xal (fvXd^ai xvgiog ipvxv'^ dvögog Tcoiovvzog figt'jvrjv iv oi'xip. Näher liegt die Ph-gänzung bdovg {dvögog xtX.), s. VIII, G. Dass aber die Worte T]ov/iov . . . xvgiog nicht etwa Zu- that von H sind, beweist jetzt die Übereinstimmung von JLC. Zu xarev^ivai xvg. dvöga vgl. XVIII, 8.

Psalm XII, 2—6. XIII, 1-3. 121

7 ö rov xvQiov Tj öatTrjQia ejtl 'lögaijZ jtalöa avrov da top

alSva'

8 xal ajtoXoLVTO ol a^aQTwXol ano jtQoöwjtov xvqIov

ajta§, xal oöLOL XVQIOV xX7]Qovofir)aai6ap ejtayyeZiag xvqIov.

IT

Ta 2aXcofi(DV ipaXfiog' JtaQaxZrjöcg rwv öcxaicov.

1 1 As^id xvqLov eOxEjtaöiv fis^

öe^id XVQLOV sipsloazo rjfiSv

2 2 o ßgaxicov xvQiov eöcoösv rj^aq djto QOfi(paiag öiajtOQsvo-

fisvrjg, djtb Zifiov xal d-avdxov afiaQzojXcop.

3 3 d-TjQia ejteÖQafioöav avrolg jtovrjQct'

Iv Tolg oöovClv avTCDV srlXXoöav occQxag avzf^v xal ev ralg fivXatg ed-Xmv ooxä avzcov'

6 7iai6(ov J I OL oaioi JC | xXrjQovoßlaaiaav (sie) R] xlriQOvo^riaaL €v J, xlrjQOvofi^aaiev LCH | inayyeXeiag RJ | xvqIov qu.] om. R

*ir\ TQEig xal öüxaxoq J | Inscr. aakcoucjv RL] oaXofjLmv JCH | xpaXfiog RJHj om. LC

1 iaxtnaaev R] -as rel. 2 ßgayjcov] (o in ras. scr. R 3 ineöga- (jLoaav R] STieÖQafxov JLH (C latet) | itllkoaav R] stlIXov JLH, stsiXov C I ßvXaig RJC] add. avtaiv LH | zcc oaxa. J

6. Zu orTr«! (Hilgenf.Wermuthete nicht überall erkennbar; er findet

iiadna^) vergleicht Hilgenf.2 LXX sich aber, im Gegensatz zu J, auch

Jos. 6, 3. 1. Kön. 26, 8. Zu dem am Schluss von v. 6a. In R fehlt die

xvqIov am Schluss von v. s. o. Interpunktion nach aßUQzojXüiv v. 2^

S. 52. und nach afA.aQT(o/.ov (s. o.) v. 7b.

Ps. XIII, Keine Hs. hat in der ^ t^ -, ^ > . i

f-Tv V Tj. 1 ^ - ^ 1 / Für das corrupte soTteaaos der

Uberschnft xpaAuog vor Ta> aal. (so , . ,.-■>»

, D 1 T N ed. princ. schrieb eaxenaae schon

noch Ryle u. James). ^^., ^ ,. . , , , _.

Die Theilung des Psalms ist H ^'I^'"*'. L .T^'^r ^^]^?'^'^ ^^/^ ^ , o oi unbegreiflicher Weise ^TrwdTraae über- entnommen, s. 0. S. 21. TP

T i. io V, Po v^ rv. liefert war. J vereinigt v. la u. d, 6a u. d, <^t)

u. 8a zu je einem Stichos und zeigt 3. fiv?Mic (ohne aiT(öv) ist durch

v.8b, Qa u. 10a den Beginn eines neuen RJC für y gesichert. Die Hinzufügung

nur durch den grossen Anfangsbuch- des avtcüv (LH) lag nach oöovaiv

staben an, welcher v. Sb ('I) und avxöiv nahe, während für die Weg-

V. 10a ('0) vom Miniator vergessen lassung ein Grund nicht ersicht-

wurde. In C ist der Doppelpunkt lieh ist.

122 ^- Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

4 xal ex rovrcov anavTcov sQQvOaro 7]fiäg xvQiog.

5 ^Eragax^J] 6 evöeßrjg 6iä xa üiaQaüixc6{iaxa avxov, 4

(irjjtoxB OVfijiaQaXrjq)d^xi i^^^cf xcjv afiagxwXcoV

6 oxi öeiv?) rj xaxaöxQOcprj xov afiagxoyXov, 5

xal ovx ci'ipexat öixalov ovöev ex jtavxcov xovxcov,

7 oxc ovx ofioia rj jtaiöela xcqv ÖLxaicov Iv ayvola g

xal 7] xaxaöxQocp^ xcov afiagxooXwv.

8 ev jcEQiOxoXxi üiaiöevexai dlxaiog, i

Lva jiTj ejtcxagf] 6 afiagxcoXog xco öixalco'

9 6x1 vovO-ex^oec ölxatov cog vlop ayajcrjoecog^ 8

xal 7] jtaLÖeia avxov wg jtgcoxoxoxov.

10 oxt (pelöexat xvgiog xmv oöIcqv avxov, 9

xal vtagajtxwfiaxa avxöov e^aXel^si ev Jtaiöela.

11 Tj yag ^wi] xcov ötxalwv elg xov alwva'

aftagxo^Xol 6e agdrjoovxai elg djtojXeiav, lo

xal ovx Evged^Tjöexat fivTjfioövvov avx<nv exr

12 ejcl öe xovg oölovg xb eXeog xvgiov, n

xal ejtl xovg q)oßovfievovg avxov xb eXeog avxov.

4 b xvQLoq JC 5 evaeßrjq Wellhausen] daeßrjg codd. | JLCH]

om. R 6 öiVTJ R I ^ R] om. JLCH \ xov öixalov LC ] ovöhv ix ndvxcov xovTCDV R] ix ndvxcDV xovzwv ovölv JH (LC v. infra) 6 s. ovSh . . . afiaQ- Xü)X(öv V. 7] om. LC 7 xiSv afiaQxwXuiv JH] xov afxagxwXov R

9 TCQOxoxoxov R 11 ovx] ö^^ ^ 12 avxov JLCH] om. R

6. Zu evasßrjg s. o. S. 81, zu xu Lesart der Gruppe HVMP (Ryle u.

naQanxüJfxaxa S. 59. James), sondern ein von Fabricius

6. Zu r/ xaxaoxQOcpri vgl. IIT, 12 nicht verbesserter Druckfehler der avxri Tj lueglg. An beiden Stellen ist ed. princ, welcher beim Collationiren der Ausfall des rj (x) leicht erklär- übersehen wurde.

m rv - t , . ^, 12, Zu xal inl xxX. vgL II, 33

7. Z<u xwv auagxwXwv s. o. S. 54. a , v, > jt ^ y n

TW T r> x. ^ T TT ön xo slsoq xvgiov eni xovg woßov-

Dass L u. C ebenso lasen wie J u. H, , , , ^ , , o ^

, . . , j . , usvovq avxov uexa xgiuaxoq. Swete

ergiebt sich aus der Auslassung pro- \^ , -.-d s j ^ < n >

, V ,1, , , \\est xmiK xal ^nlxovQ wo ßovuBvovq

^texhomoeoieiAxoviiov-auagnolwv). y ■,,. , _ - t f <-

11 > /D\ i. i-i. TT, ... xo e/.eoq avxov.

11. ovx (R) statt ovx ^^t nicht

Psalm XIII, 4—12. XIV, 1-7. 123

M

'Yfipog TCO 2aXa)ficQV.

1 1 UiOtog xvQiog rolg dyajtcoöiv avTov ev äXrjO-sla,

xolg vjto(i6Vov(jcv jtaiöelav avrov' 2 rolg JtoQSvofidvoig ev öixaioövv^ jtQOOrayfidrcov avxov^ Bv vofio) CO everelXaro ^fiTv sig C^corjv rjfidov.

2 3 ooioi xvQiov C^rjoovrai ev avxco elg rbv alcova'

6 jtaQaöscöog rov xvqIov, ^vXa rrjg ^corjg, oölol avrov»

3 4 ?5 (pvxeia avrcov 6QQcC,a)fi6vr] elg rov alcova^

ovx exrtXTJOovrat jtaoag rag rjfieQag rov ovQavov' 5 ori 'q fieglg xal xXr^QOVOftla rov d^eov eörtv logaijX.

4 6 Kai ovx ovratg ol afiagrcoXol xal jtagavofcoi,

ot ^yajtT^oav r^iigav ev fieroxv afiagriag avrcov* 7 kv fiixQorrjri öajtgiag tj ejtc&^vfiia avrcov,

5 xal ovx efivrjöd^fjoav rov d-eov.

*I/1] yjaXfiog i^ J | Inscr. aaXw/uciv R {-fiwv) L] caXofi(üv JCH 1 VTtofievovaiv R] -ai rel. 2 TioQevofiivoig] add. iv dxaxla xal J | (0 LC] ov J, (üQ H, om. R 3 rov RJ om. JLCH 4 SQQi'Qoixhri R |

exTSiXrjaovTCci R, ixziXk^aovzcii J 5 xXtjQOvofxla RLC] praem. ^ JH \

LOQaijX RJLC] praem. 6 H 7 tj imdvfiia RJLC] iv ini&vfila H | rov

S^sov] avtov C, om. L

Ps. XIV, In der Überschrift hat niss hat, wird hierauf wenig Werth

auch H vfivog, nicht vfivoi (Swete). legen, auch wenn ich nicht ausdrück-

H theilt den Psalm in drei Theile: lieh constatire, dass ich in keiner

V. 1. 2, 3 5, 6 10, s. 0. S. 21 f. der genannten Hss. ein Merkmal für

J trennt v. 4^ und v. 6l> nur durch die Verschmelzung in ein Wort ge-

den grossen Anfangsbuchstaben vom funden habe. Zu w s. o. S. 47.

ersten Gliede; v. 2a fehlt das T zu Das Richtige vermutheten schon Ryle

Anfang der Zeile durch Schuld des u. James. Miniators. 3^ y ^j^^q^ ^^^^-^ ^^^ j^^^^^ ^^^Yi

2.^ TCOQSvofiivoig. Den Zusatz iv ^^^.^^ ^^ ^ g 4^) _ 2,, ^^. ^^^>^^

axaxla hat J aus Ps. 83, 12. iv g q S 60 f.

vofiw verbinden MP, nicht MV , ,1 tt

(Swete), mit dem Vorhergehenden. *• to^ ov^«voi; bieten alle Hss.;

Nach Ryle u. James sollen V und M, ^'^ ^"g^^^; ^^f M avd(,a>7roi; {avov

nach Swete auch R ivvo^^ip (so ver- ^*^** ^^^^^) ^^^^ {^^^^^-\ ist img. muthete Hilgenf.^) statt iv vofjLco 7, L und C theilen diese Strophe

bieten. Wer da weiss, was es mit nicht. Zu fiixQOTTjzi vgl. Well-

der Worttrennung in den älteren hausen S. 137. Hilgenfeld änderte

griechischen Hss. für eine Bewandt- mxQozrjn.

124 ^' Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

8 OTL oöol avB-Q(üJt(DV yvcoöTal evcojtiov avrov öia jtavrog,

xal rafisla xccQÖiag ejtlöTarac jtqo tov yeveo^ai. , 9 öid TOVTO 7] xX7]Qovofiia avTCov aÖTjg xal oxorog xal 6 ajicoXsia, xal ovx svQsd-ijoovrai ev ^f^i^Qcc eXeovg öixaicov'

10 ol Ö6 OÖLOi XVQLOV xXtjQOVOUTjÖOVÖLV CcoijV ev 6Vg)QOÖVV7;j. 7

iE

WaXfiog TW J^aXcoficbv jusza cpöfjg.

1 ^Ev TCO d-XißeoO^al fts 6JcsxaX£ödfi?]v ro ovofia xvqiov, i

slg ßoTjd-eLav rjXjttOa tov d^eov ^laxcoß, xal 6öc6d-7]V' OTL sXmg xal xaTacpvyii tcov jito^xcöv ov, o d^eog. 2

2 Ttg ydg loxvet, 6 {^eog, et fi^ e^ofioXoyyjoaod^al 00c ev 3

dXr]&eia; xal TL SvvaTog dvO-QotJtog, el (irj l^o^oXoyrjöaod-ai 4 Tm ovofiaTL öov;

3 tpaXfiov xaivov fieTCc wöfjg ev evxpQOövvi] xagöiag, 3

xaQjcov x^^^^^^ ^^ OQydvco riQy.oöiiivcp yX(6ö07]g, djcaQx^v ;j£fA£coz^ ano xaQÖiag oolag xal dcxalag'

4 o jcoicov zavza ov oaXevd^ijoeTai eig tov aicöva ajto 0

xaxov, (pXo^ jtvQog xal ogy?) döixcov ovx (^V^^t^ccc avTOV'

8 xal Tot/M. LC I xafjLHtx R] za(jLitIa LCH, ra ßisla J | ysveaaL L 9 iXiovg R] sk^ov JLCH 10 xkrjQOvof^ijaoioiv RJL] -ai CH

Inscr. Ta>] om. LC | oaXojfÄWV R {-fzcüv) L] aaXofj.(i)v JCH | (xetcc (R, (isx^ JH) wöfiq] om. LC

1 elq Ti)v ßoT^S^siav J \ TJkniaa] saojS-rjv R | ov] add. sc J 2 rlg] xi J |

ool] om. J 3 xaivov JRL (C lateti] xal a'ivov H | (leza R] (xer JLCH I dnaQxriv RH] aTiaQ^fJQ J, anaQX,ri LC 4 OQyri] om. C [döixüiv) | oi'/j

ovx R

8. R interpungirt nach dv^QOi- angeschlossen wird. C hat v. 4a auch

niov. Zu la/nela s. 0. S. 58. nach alcJva einen Doppelpunkt, aber

Ps. XV, H theilt den Psalm in wie es scheint von späterer Hand. dreiTheile: v. 1— 4a, 4b— 7b, 8a— 13, 2. rlg. Fritzsche's ri (so J) ist

s. o. S. 22. keine Verbessening.

Die stichische Schreibung in J 3* Zu xpaXfjLOV xaivbv s. HI, 1 u. 0.

bietet keine Abweichungen, nur dass S. G9. Das Richtige vermutheten

V, 6 auf derselben Zeile, aber mit schon Ryle u. James. Zu (XExa hier

grossem Anfangsbuchstaben, an v. 5b und in der Überschrift s. 0. S. 61.

Psalm XIV, 8—10. XV, 1-13. 125

7 5 oxav e^iXdi] tJti af/agrcoXovg aJto jiqoöcojiov xvqIov,

olsd^QBvöai jiaöav vjiooraoiv afiagtcoZcov' a G ort TO ör]iieiov xov d^eov ejtl öixalovg slq owrrjQiav.

7 Aifiog xal QOU(paia xal ^avaxoq ajto öixaicov fiaxQccv, 9 (pev^ovrai yag cog öiwxofitvoi jtoXefxov ajtb oolcov'

8 xaxaÖLW^ovTai de a^uaQxoXovg xal xaxaX?] fixpopxai,

xal ovx hx^sv^ovxat ol jioiovvxsg avo^iav x6 xgl^a

XVQLOV

9 (Dg vjto jtoXsfilcov sfiJtsiQwv xaxaXTjficpt^r/Oovxac,

10 x6 yag orjfietov xrjg ajcwXsiag hjtl xov fiexcojtov avxwv,

11 10 xal Tj xXrjQovofcia xcov afiaQxatXSv anwXjtia xal oxoxog,

xal at avofilaL avxwv öico^ovxai avxovgtcogaöov xaxco.

12 11 7} xXrjQovoftia avxcöv ovx ^vged^rjöexai xolg xixvoig avxcQV,

13 al yag dfiagxiai i^SQrjficoöovoiv olxovg afiagxwXcör

12 xal djcoXovvxat dfiaQxcoXol ev riiitga xQlöewg xvglov sig xov alc5va,

14 oxav sjtLOxejixTjxaL 6 d-eog xrjv yrjv ev xQifiaxi avxov '

15 13 Ol öe ^oßovfisvoi xov xvqlov eXerjf^r/oovxat, ev avxfi^

xal ^i^öovxai ev xf/ eXerjfioövv?^] xov d^eov avxwv xal dfiagxwXol djtoXovvxai elg xov alcöva xqovov.

5 ^nl JLCH] ^(p R 1 oXe^Qevaai R] oXo&Qsvaai JLCH 7 dno

öixalwv fiaxgdv R] ^axQctv dno ötxaicov JLCH | dicoxofxsvoi J] öicDXOfisvov RLCH I noXsfzov ego] dno Xifxov RJ, Xifxov LCH | volwv RH] ^eicDV JLC 8 xaxaönt>^ovxaL°^] xaraöiaj^szai JLCH | xarak^fÄXpowai R] xaraX^xpeTai JLCH I xvQiov RJH] xov d^sov LC 9 xazaXtjfx^&i^oovTai R* {fi eras.)]

xaxaXriifd-fiaovxaL JLH, xaxaXi](p&i^oi]Tai C | dnoXelaq J | (xexonov J 10 dnoXsia R | cu JLCH] ofii. R | xuxw RLCH] xaxwxdxov J 11 ovx

evgeO'qoexaL exe. litt, ai in ras. scr. R | ai] xal J | afiaQxiac R] dvofÄiai JLCH I i^SQTj/bKoowaiv R 12 ccfjiaQXOjXol RJC] praem. o\ LH | h xQifiaxi avxov RJLC] add. dnoöovvai afiaQxwXoTg eiq xov alwva Xi^ovov H 13 xal a/ÄaQXü)lol . . . XQOvov RJLC] om. H ] afzaQXwXol dnoXovvxai R] dnoXovvxai (add. ol LC) ajuaQXcukol JLC

5. Zu inl a.(xaQXO)Xovq s. o. S. 61. 10. Zu al dvo/ulai s. o. S. 59.

7. Zn 6ca>x6f.evoc noXsfxov s o. ^^ gu ^fiagxlac s. o. S. 57. S. 81 1. Ryle und James schreiben

wg 6i(oxofi6vov noXsfxlov. 13. Zu afiagxfoXol dnoXovvxai s.

8. Zu xaxaÖKo^ovxuL und xaxa- <>• S. 46 f. X^fixpovxai 8. o. S. 54.

126

V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

IF

^'Y(iVoq TO) SaXw^coV sig avriXrjipLV oöIoiq.

1 ^Ev TCO» vvöra^ac ipv/jjv fiov djto xvqiov jcaQO, ixlxqov i

(üXiöd-rjOa, 6V xatatpogä vjivovvtwv fiaxgav ajto ß-eov'

2 jtaQ" oXlyov s^exvd'r] ?/ 'ipvx^] fiov eig d-ai^arov, 2

ovvsyyvg jtvXmv aöov fisra afiagrcoXov'

3 ev T(p öisvsx^fj^ccf^ tpvx^^v fiov djto xvqiov ^eov ^IöQai]X' 3

ei firj 6 xvQLog dvreXdßtro /aov reo aXeet avrov eig rbv aimva.

4 Bvv^iv fis (Dg xivTQOV ijtjcov Im rrjv yQTjyoQTjOiv avrov, 4

6 OODTTjQ Xal dvTLXrjJtTCDQ f/ov tv jcavTC xatQw SOCOÖtP fiB.

5 ^E^oiioXoyrjOOfiai ool^ 6 ^eog, an dvreXdßov fiov eig 5

öa>T7]Qlav, xal ovx eXoyiöo) fie fierä rmv dfiagra/Xcov eig djtcoXsiav.

Inscr. vfivog zip aa).. slg dvtlXr]ipiv ooloiq RJLCJ ipaXfiog xw aa?.. €ig dvzlkt]\piv H 1 oalcDßiov R (-fzwv) L] aaXofzü>v JCH

1 wUaS^Tjoa RCHJ (oXlaS-rjaav L, vnvwaa J \ iv] om. LC | xaxacpoQa R {xaxdipÖQo) L] xazacfid-ogä JCH | vnvovvzwv fxaxgav ego] vnvov zw (ro J, C latet) (xaxQav (add. yevsa&ai J) codd. 3 xvQiog] &s6g J | /xov sec] add. eig owzijQiav J 4 s. evv^sv . . . acazrjQiav v. 5] om. J 4 swcev RL] -^6 rel. | eacaaev RL] -ae rel. 5 dvzsXdßezo (xov R | iXoyiao) /aa

LCH] sXoyTjacD/xcci (sie) R, iXoyi^ao/jtai J

Ps. XVI. H theilt den Psalm in vier Theile: v. 1—4, 5—8, 9— lU, IIb— 15, s. 0. S. 22.

Die stichische Anordnung in J bietet in v. 1, v. 7 f. und v. 13 Ab- weichungen (s. u.); V. 3a und v. 6t> sind nur durch den grossen Anfangs- buchstaben vom Vorhergehenden ge- schieden. In C ist der Doppelpunkt nur V. 2a u. b, 3a u. b, 4a u. b^ 5a u. b erkennbar.

1, J theilt ab: *Ev zui . . . vnvov. II T6 fxaxQav yevia&ai dnb &sov. \\

Auch die übrigen Hss. interpungiren nach vnvov, aber nicht, oder doch nur leicht, nach i^eov, R auch nach XVQIOV. xaxa(pd-OQä bietet mit H nicht nur M (Cambr.), sondern auch V; dagegen hat P richtig xazacpoQä, s. 0. S. 24 f. Zu vnvovvzüiv s. 0. S. 82.

B. {dvxekaßezö) fiov bietet auch M, nicht fiOL (Cambr.).

5. dvzekdßezo statt dvzsXdßov hat R wohl aus v. 3b; wenn nicht etwa dvxeldßeoo beabsichtigt war.

Psalm XVI, 1—15. 127

6 6 /"^ djtoOTf]07]g t6 eXsog Oov ajt tfiov, o d^sog,

fi7]6e rijv fivijfi7]p öov ajto xagöiag fiov tcog d^avarov.

7 7 ejtixQarrjOov fiov, 6 ^sog, djto dfiagzlag jtov7jQäg

xal djto JtdoTjg yvvaixog ütovrjQag oyMVÖali^ovorjg acpQOva.

8 8 xal nij djtarrjodrco fie xdXXog yvvaixbg jtaQccvofiovörjg

xal jtavTog vjcoxecfiivov djto df/agriag avccxpeXovg.

9 9 Ta sgya rcov x^f-Q^^ f^ov xarsv&vvov kv rojtqy oov,

xal rd ÖLaßrinard fiov hv rf] f^t^^f^i;] oov öiacpvXa^ov.

10 10 rrjif yXwöodv fiov xal rd x^^^V ."^^ ^^ Xoyoig dXi]^üag

JtEQlOzeLXoP,

6Qy7]v xal dvfibv dXoyov (laxQav jioh]öov du sfiov.

11 11 yoyyvOfiov xal öXiyoipvxlav ev d^Xitpsc fidxgvvov an ej/ov,

edv duaQTTjöa) ev reo oe jraiöeveiv elg sjttöTQO(prjp.

12 12 svöoxia öe fierd iXaQorrjrog Ottjqlöov ttjv rpvxrjv fiov

ev reo evLOxvoal ös xrjv xpvx^^v fiov dgxeoei fioi zb öod^iv.

13 13 OTL edv p) ov evLöxvöxig,

rlg v(pe^eTac jcacöeiav ev jrevla;

14 14 ev To3 eXeyxeod^at tpvx^P ^v x^^Q'- öajr()/a^ av%ov,

7] öoxLf/aoia oov ev oagxl avrov xal ev d^Xlxpec neviag'

15 15 ev TCO vjtofielvat öixaiov ev rovrocg, eXetjO^ijoerai vjtb

XVQIOV.

6 oov sec. JLCH] tisqi oov R | //ov JLCH] om. R 7 dno afiag-

xlaq. . xal pr. v. 8] om. J 8 dno ccfiaQtiag xzX.] deficit C, v. infra '

avo^skovg RJ 9 totko] tcüttw J 10 ä?.oyov] v ex corr. in ras. J

11 yoyyvcfjiov . . . tfjLov] om. L | oXiycaxpvxi'ccv J | naiöevsiv ex navö. corr. J

12 cxriQLaov RJ] oxrigi^ov LH | iv ta)~' iviax- t. tpvxv^ /"^^j ^^- L

13 ivLOxvariq ex iviaxvöaig corr. R | Tiaiösiav imölav R) iv nevia RJLH<^°"^] iv nevia naiösiav H* 14 avrov RJ] avttiq LH

6, Zu neQL (sie) (ToD in R s. o. S. 53. 9. Zu iv ronat (so auch M, nicht

7 f . J schreibt: ^Emxgdrrjaov fiov (poßui) öov s. o. S. 83. o -^soQ (Lücke) /xtj dnaxriadxa} fie 11. V hat v. IIb f'marpoyjyV statt

xdXXog yvvaixog nacQavoßOvaijg' xal imaxQ0(priv'

navxog . . . dvo<p£Xovg.\\^\e C ab- -.o v ^s > (jt >i >

theilte,lä^8t sich nicht erkennen, da ^ . ^\ ,^^ '^f^f'^ ^^^ ^^'^^^^^

die Schrift am Schluss der Zeüen Fntzsche) s. o. S. 84. von V. 6 an unleserlich ist. V hat IB. J theilt die Strophe nicht,

V. 7a novTjQäg. statt novr/gag- ^^^ auch V hat nach iviöxva^g'Pmiki,

8. Zu navxog vnoxsifisvov s. o. nicht Kolon. Zu natöslav iv nevia

S. 83. In C folgen auf vnoxeißi- s. o. S. 23

vov noch 2 3 unleserliche Zeilen; 14, V hat am Schluss von v. 148-

der Rest fehlt. Punkt, nicht Kolon.

128

V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's^

IZ

1 KvQLS, Ov avTog ßaoiXevg i^ficov eiq top alcova xal err i

ort 6V öol, 6 d^eog, xavx^osrat rj ipvxf) ^(icov.

2 xal rlg 6 XQOvog ^corjg dv&Q(6jtov am rrjg yrjg; 2

xarä Tov xQovov avxov xal rj sXjtlg avrov ejt avxov,

3 rjUBlg ÖB eXjtioviiev sjtl rbv d-sov öwxfJQa rj^mv 3

OTi xb xQaxog xov d^eov rmmv sig xbv alcova //er'

iXsovg, xal 7] ßaöiXeia xov d^eov r/ficav slg xbv alcova am 4

td-vr] SV XQiösi.

4 2v, XVQ16, xiQBxlöG) XOV Aavlö ßaöiXia im ^löQarjX^ 5

xal ov cofioöag avxS jtsgl xov öJtSQfiaxog avxov slg

xbv alSva, xov firj axXsiJceiv djtsvavxi öov ßaoiXaiov avxov.

Inscr. aaXüifxwv R {-(xdiv) L] aaXofxutv JH | fzera R] fiez* JLH 1 avTog JLH] om. R | ßaaiksvg] add. ei'g tov atwva b S-sbg J [ tjfjidiv pr.] add. xal J | y^eog JLH] add. rjfxcSv R 3 iXniQofiev J | xov

S^sov R] &8dv TOV JH, TOV d^sov TOV L I ikaovg R] iXiov JLH | iv xqlou JLH] om. R 4 r/QSZi^aio R | öavlö JL, daö RH | inl] iv L | xal] inl L j avTOv pr. JLH] om. R | ixXsineiv RH] ixkinsZv JL | aot] t6 L

Ps. XVII. Zu dem /jista in der

Überschrift s. o. S. 6L

In der Eintheilung des Psalms bin ich H gefolgt, nur dass ich nicht, wie hier, v. 23b (g. 0. S. 22), sondern erst V. 26 einen neuen Abschnitt be- ginnen lasse. R hat v. 17 aeawoßeW Nri, V. 30 Kai k'^ei und v. 44 Maxa-

QlOl

Die Abweichungen der stichischen Schreibung in J sind gehörigen Orts angemerkt, abgesehen von v. 2b, 42b und 45a, wo die Theilang nur durch den grossen Anfangsbuchstaben kennt- lich gemacht ist.

1, xvQie, ov avxbg xzX. Wie der Ps. begonnen, so schliesst er v. 46 xvQiog avTog xtX., vgl. auch v. 34. Man wird also das Fehlen des avTog

in R nur auf ein Versehen zurück- führen können, vgl. ausserdem Ps. 43, 5 av sl avTbg b ßaaiXevg (jlov. V hat V. la sti. statt sri' Zu 6 d^iog (ohne rj/näiv) s. 0. S. 53.

3. Zu TOV d-ebv s. 0. S. 61 ; &ebv xbv bietet nicht nur H (Swete), son- dern auch (ausser J) VMP. Die Angabe, dass M fzsT^ i?.eovg v. 3b bis alwva v. 3c auslasse (Cambr.), ist irrig. Zu iv XQioei s. o. S. 52. V hat V. 3b iXiov. statt iXsov

4. J theilt ab: Kai av . . . alwva TOV fXT] ixXiTteZv -\~ "jiTiEvavTi aov ßa- alXeiov avTov. Aber RLV inter- pungiren nach alwva (V alwva.), nicht nach ixXelnsiv {ixXm'eiv). ßaal- Xeiov hat auch P, nicht ßaaiXslav (Cambr.).

Psalm XVII, 1—9 129

6 5 xal tv raig af/aQTiaig 7]fimv Ijcavsörrjöav i](ilv a^aQrmXol'

eJttßsvTO 7jiJtv xal t^cooav 7]ft(xg oig ovx sjtfiyysiXco,

7 fiera ßlag d(p8iXavTo, xal ovx töo^aöav tu ovofia oov

t6 avTifiov.

6 ev ^0^1] £0-£VTO ßaölXsiov avzl vxpovg avrSv,

8 iiQi'inoDOav rov d^Qovov Aavlö tv vjieQrjfpavia aXXay-

[iarog.

7 Kai ov^ 6 ^sog, xaraßaXslg avrovg xal dgelg ro öJctQßa

avTcöv djio zfjg yyjg,

9 iv TCO EJtavaOTt^ivaL avTOlg avd^Qcojiov aXXoTQtov yi-

vovg ripic^v.

10 8 xaTO. TO. dfjaQTrjiiaTa avTCjv djtoöcioELg avTolg, 6 d^sog,

EVQSihfjvat avTolg xazd £()/« avTcov.

11 9 ovx iqXtijOev avTovg o ^sog'

EsTjQ^vvrjöev TO ojtbQfia avTcov xal ovx acprjxev av- Tcov tva.

5 rifxlv pi*.] rjfjLÖiv J | 'YTTi-^f vro J | t^cüoav JLH] e^ojaavto R ] ovx pr.] om. L I eniyyti?.w RJ | insza] xal /ueza J | affeilavzo R] dcpeü.ovio JLH 6 'EQii/ucDoav J | davlö JL, däö RH | cilkäyfjiaxoq RJL] aXa).äy' fxaxog H 1 zo JLH] om. R 8 svQsS^^vai RJL] svpsS^ei't] H 9 ovx pr. R] praem. xaza za t^ya avzwv JLH ] ovx pr.] om. H ] 7]Xeriaev ego] elfrioEL codd. | s^EQSvvrjasv (sie) RL, s^rjQevvTjas JH j avzwv b'vu RJL] avzovg H

5. ''YnsS^svzo in J beruht auf s. Jer. 30 (49), 3 aD.u^ov B, a}.a- einem Versehen des Miniators. " Acfgov nAQ. Übrigens kommt aka- Nach r,(jiuq interpungiren die Hss. Xay^xa (s. H) bei LXX nicht vor, denn garnicht (RJH) oder nur leicht (L?). Ps. 43, 13 iststatt «AaAa7^acr^vjeden- 6. Nicht nur P (Cambr.) und R falls uü.dyiiaGLV (cnin-noa) zu lesen. (Swete), sondern alle Hss. verbinden iv 7. Zu zo ontg^a s. o. S. 59. üo^l] mit a&evzo. Vor eO^evzo wollte ysvovq hat auch H, nicht ysvoq (Ryle Ewald (1873) ovx einschalten. Dem u. James). Statt rifiüiv fand de la überlieferten «AA«/^«ro? liegt, wenn Gerda in seiner Hs. T^gizüiv, wofür ich recht sehe, ein missverstandenes Hitzig aiQezcäv lesen wollte (vgl. auch nsEh^ [avazQonri) zu Grunde. Die Carriere p. 42) und Ewald (1873) Formen von a^XaGoeiv und von dXa- tjqwcdv. Aber die Hss. haben alle Xdt,eiv werden in den Hss. oft mit (auch V) rjfjLÖJv. einander verwechselt, vgl. z. B. Jes. <), Zu ovx ijXtrjaev und zu igtj- A\,l a?J.a^ovaivBAQr, aka/M^oi aiv Qtvvrjaev s. o. S. 84. Texte u. Untersuchungen XIII. 2. 9

X30 ^' Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

10 ütLOtbq o xvQiog ev jcäöi rolq xQifiaöiv avtov olg jiolbI 12

EJtl rj]v ytjv.

11 ^Hgrifioodev 6 avofiog rijp yTJv ri(icöv a^to ivotxovvxcov 13

TjipavLCav VEov xal jrQSößvrrjv xal texva avxSv afia'

12 ev OQyfl xaXXovg avtov e^ajceörsiXev avrä tcog am u

ÖVÖfiWV,

xal Tovg (XQXovrag rrjg yijg eig e/ujcaiyfiov, xal ovx F.(peiöaxo.

13 ev aXXoxQiOTTjtL o Ix^Qog enobjoev vjtSQtj^avlav, 15

xal 7] xagöla avxov dXXoxQia ajto xov d^eov 7)fi(5v.

14 xal jcavxa oöa Ijtolrjöev ev legovoaXt'jfi, u

xad^cog xal xa e&-V7] ev xalg jtoXeoi xov od^evovg avxcöv.

15 Kai ijcexQaxovöav avxcov ol vlol xTJg Scad-rixrjg ev fieöm 17

ed^vmv övfifilxxcov ovx rjv ev avxolg 6 Jtoicov ev Ifidöco] 'hgovoaXi^f/ eXeog xal aXrjd^eiav,

10 xvQioq] d^eog J | inoirjaev J 11 ^Egrifjuaatv J | avouoq RJL]

avsfjiog H j ttjv JLH] inl zt]V R | xa tsxvcc J 12 avtov] avraiv J j

i/Äneyfiov R 13 inoirjoe J | vTtSQrjcpavlav LH] iv vTtiQrj^avla RJ | tov] om. J 14 TOV ad^svovg ego] tovq S^eovg R, rotg Ü-eoig JLH 15 ^Tif- xgatovaav R] insxQaxovv LH, dnexQaxovv J | oi JLH] om. R | iv avxolg 6 noiwv iv ego] o noiwv iv /xiaw iv avxolg iv R, 6 noiwv iv avxolg iv fjtsao) JLH

11, ävofzog hatte schon Ewald 13. Zu vneQTj<paviav (V v7iSQi]<pa-

(1867) vermuthet. Die Übergehung viav.) s. 0. S. 84.

von V unter den Zeugen für avsfiog 14, J schreibt Kai navxa xzk.

beruht bei Swete auf einem Versehen, fortlaufend bis avzdiv v. 15» und be-

Dafi in R folgende inl ist Repetition gjnnt erst mit Ol vlol einen neuen

^e^inl V. 10, s. 0. S. 53. Für Stiches. Auch V hat nach Uqov-

rjtpaviaav (so auch MP) schrieb Hü- aaXrifi (am Schluss der Zeile) keine

genf. T^cpdviaev; ich wage nicht zu Interpunktion, nach avx<5v v. 14b

ändern. nur Punkt und erst nach avx(5v v.

13. Für xdXXovg wird der Über- 15» Kolon. Zu ndvxa oaa inolrjaev

setzer verantwortlich zu machen sein, {inoitjaav Hilgenf.2) und zu xov

s. Ryle u. James zu d. St.; Hilgenf. a&svovg s. 0. S. 84 f.

rieth auf ^^kovg. 15. Zu o 7ioit5v iv avxolg s.o.S.85.

1

Psalm XVII, 10-22. 131

18 16 eg)vyoöav an avrmv ol ayajcSvrtg ovvaycoyag oolwv,

cog öTQOvd^ia i^sjctrccod^ijoav ajio xolxfjg avrmv.

19 17 sjiXavmvTO Iv eQ?/(ioig, öayß^rjvai ipvxag avxmv ajtb xaxov,

xal TLiiLOV kv ofpd^aX^olg Jtagocxiag ^pv^i] osowousv?] ig avTwv.

20 18 elg näöav rfjv yrjv tysvrid^rj 6 oxoQJtiOfibg avrcov vno

av6iiG)v, 6x1 aviayßv 6 ovgavog rov ora^ai vsrov sm njvyrjv.

21 19 jtr]yal owBOx^^^oav alwvtoi aßvoocov djcb oQimv

vxpr]?.(ibv, ort ovx ijv iv avzoig Jtoiwv ötxaioovvTjv xal xglfia. 20 ajto agxovTog avrmv xal Xaov eXax'iorov ev Jüccorjafiagria.

22 o ßaoiXsvg tv nagavonia xal 6 XQirrjg ev djtsiO^tia

xal 6 Xaog ev dfiagrla.

23 21 lös, XVQ16, xal dvdörrjöov avrolg rov ßaoiXta avrmv,

vlov Aavlöf Big rov xaiQov ov eiXov öv, b d^sog, rov ßaoiXsvoai kjtl 'JoQarjX xalöä öov

24 22 xal vjto^wöov avrbv loxvv, rov d^gavoai dgxovrag dölxovg,

25 xa&aQiaai ^IsQOvoaXrjfi äjtb ed^vmv xarajtarovvrmv ev

djtwXsia.

1£) i<pvyoGav R] a<pvyov JLH | «tt' avtojv] and tovtcdv L | oalcov] oin. L I i^sTievccaav L 18 slg jcäaav xrX.] praem. e<pvyoa(xv dn avr<ov Ol dyanwvTeg avvaywyag baiatv R | 6 pr. JLH] om. R | ivsaxsv J | rovo td^ai R I itjg yT^g J 20 avxmv] avrov J 20 s. 6 ßaoiXevg . . . vlov öavid V. 21 post Big tov xaigov . . . naZöd aov (v. 21) pon. J 21 viov] vw R I öaviö JL, darf RH I eUov egoj Ueg R, slöeg JL, o'iÖEg HV, olöag MP \ ^ni\ om. L 22 xa&aQiaai Geiger] xad^dgiaov codd.

18. R wiederholt i<pvyoaav ... v. 20^ durch Kolon nach nagavofzia. amü>v aus v. 16, vgl. zu XII, 5. annHla bieten alleHss.; das aA??- Zu o axoQTtiafiog s. o. S. 59. Die &eia der ed. princ. haben erst Ryle Angabe, dass das o vor ovgavog in u. James definitiv beseitigt.

HV (Ryle u. James) oder in VP

(Swete) fehle, ist irrig. ^1' ^ ^^^ "^^^ ^^'^'^ ®i^ ^^^on.

19. Nach xQlfia interpungiren alle " ^" ^''^^^ ^- ^' ^' ^'

Hss. (s. dagegen Geiger). 22. Zu xa^agiaai vgl. v. 30c.

30, xal Xaov xrX. Vor )mov Nach ino^waov conformiren JL

schaltete Hilgenf.2 fa>? ein; vgl. je- weiter v. 23 s^waov, J sogar noch

doch Wellhausen S. 133. V theilt v. 24 avvtgitpov, s. o. S. 86.

9*

132 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

23 ev öo^ia, ev ötxaioovm^] s^woai afiagrcoXovg ajto xXrj- 26

Qovoiiiaq, eTCTQitpac vjiSQTjcpavlap afiagrco^.ov 03göxevr] xegafiecog'

24 6V Qaßöq) öiörjQa ovvTQiipai jiaöav vjtooraoiv avTcJv,

oXoO^QSvöaL ed^vi] jcagavofia av loyoi OTO^aroq avzov' 27

25 ev ajceiXi] avrov <pvystv td-vr/ djto jiqoO(X)jcov avrov,

xal eXey^at afjagrcoXovg Iv loycp xagölag avrcöp.

20 Kai övva^ei Xaov ccytov ov atpr^yriösrac ev öixaioovvyj, 28 xal xQLvel (pvXag Xaov r/yiaofi^i^ov vjcb xvqlov d^eov avTOv'

27 xal ovx d^rjöei dÖLxiav ev (leoqy avrwv avXiod-fjvat erc, 29

xal OV' xaTOtxfjoet jtäg avd-Qwjcog ^er avrcov eiöcog

xaxlav ' yvcoöerac yag avrovg ort jidvreg vlol deov eiöiv 30

avTcov.

28 xal xarafJSQioeL avzovg ev ralg (pvXalg avrcov ejil zrjg yijg,

xal jcccQocxog xal dXXoyevrjg ov jtaQOLxi)öeL avroig err 31

29 xQivel Xaovg xal eß-v?] ev 6og)la dixaioovvr/g avrov.

öidtpaXfia

.23 i^cüacu RH, s^coaov JL | a/ua^zcoXov RL] a/ua^TwXüJv J, aixuQ- TCüXovg H I wg] iv J 24 ovvt^lipai] avvTQixpov J 26 avvd^ai J

27 Sil RJL] om. H [ elaiv aizwv RJ avxwv eloiv JL. avzdiv slai H

28 TTJg] om. J | avToZg] praem. ip L

23.f. J theilt ab: ^Ei ao(fla iv tet M, wie HVP, äfiaQtcoXovg, nicht

öixaioavvr]: W'E^cjoov afiaQTü}?.. dnb äfxaQxwXüiv (Cambr.). oxsvtj hat

xX^QOvofzlag: \\"ExzQirpai . . . xega- auch R; die entgegengesetzte Angabe

ßiüjg iv QÜßdü) . . . avxüiv + i| 'OAo- Swete's beruht auf einem Versehen

d-QSvoai xx'k Ebenso interpungirt L, (das Wort fehlt in keiner Hs.). nur dass hier der Punkt nach xiga- 26. V theilt v. 26a durch Kolon

iiimg nicht fehlt. V hat v. 23b Ko- nach uyiov.

Ion nach vnsQrnpavlav , nach xeoa- 27, Zu eIoiv avicüv s. o. S. 51.

/xiiüc keine Interpunktion. 28. Für xaza/uezQiaei ist die ed.

23. Zu iv öixaioavPii s. 0. S. 86. pi'- verantwortlich, nicht H (Cambr.). t^aJöfttaccentuirt nicht nurM(Cambr.), 29. J schliesst xqiveZ xzL auf

sondern die Gruppe HVMP, wie v. 24 derselben Zeile, ohne grossen An-

o?,oO^Qevöat (auch R], In v. 23b bie- fangsbuchstaben, an v. 28b an.

Psalm XVII, 23—36. 133

32 30 Kai e^EL Xaovq ed-vcov dovXsveiv avrS vjib zov t.vyov

avTOv' xal t6i> xvqlop öo^aöst ev BJtiOrj(icp Jtaötjq rrjq yrjg,

33 xal xaOaQisl ^l6QOVOaX7]fi ev ayiaoiiS coq xal ro ajt

34 31 Igxeöd^aL Id^vTj an axQOv rrjg yrjg löslv rrjv öo^av avzov,

^SQOvreg öcoga rovg s^rjöd-svrjxorag vlovg avrrjg,

35 xal löelv rrjv öo^av xvQiov tjv löo^aösv avrrjv o dsog. 32 xal avTog ßaöLlevg öixaiog öiöaxrog vjto ^sov en avrovg'

36 xal ovx eOTiv döixla ev ralg ruiegaig avrov ev fieöoy

avrmv^ ort jidvteg dytoi, xal ßaöiXevg avrwv xQLörog xvgiog.

37 33 ov yccQ eXjiiel ejtl Xjijiov xal dvaßdrijv xal ro^ov,

ovöe JtXrjd^vvel avrm xqvölov ovöe agyvQiov elg JtoXefiov, xal jtoXXolg (Xaolg) ov övvd^et eX^niöag elg f^uegav jtoXefiov.

38 34 KvQLog avTog ßaöiXevg avzov, eXjt\g rov övvarov eX-

jtiöi d^eoVy xal eXer/öei jidvra rd e&v?] evmjnov avrov ev g)6ßqi.

39 35 jtard^eL ydg yrjv rm Xoyco rov oro^atog avrov elg alcova,

40 evXoyrjOet Xabv xvglov ev öo(pia ^ler evg)Q06vv7]g'

41 36 xal avrog xad-agog djto aßagriag, rov dg^eiv Xaov fteydXov,

eXey^ac dg^ovrag xal e§ägai d^uagrmXovg ev löxvi Xoyov.

30 Tov t,vy6v R] om. zov JLH | xad^agisl RL] ,xa0^aQiaet JH 31 SQXio^ai RH] e^x^^^^ JL 32 ozi ndweg . . . xvqioc] om. J 33 i(p^ Ynnov J I ovöe sec. RJ xal JLH | ^.aolg addidi] qm. codd. 34 rov JLH] avzov R 35 ncczä^ei LH] xazd^ei RJ 1 8ig zov aldiva J 36 ).aov

[xsydXov JLH] Xaovq fxsyäXovg R [ loxvel R

31. (psQOvzsg hat auch M, nicht statt Kolon. Zu ovöh dgyvQ. s. o. (fSQOvzag (s. Ryle u. James), wie S. 57, zu noXXolg Xaolg S. 87. Hilgenf. änderte. Vielleicht ist v. 31» 34. Zu iXE^oei s. o. S. 87. (:QX,Bod^£ .und V. 31c ]!6ezs zu lesen, 35. Zu nazd^ei s. o. S. 87.

s. 0. S. 8ü. V hat nach aviifg 36. R interpungirt nach a/xagzlag,

Punkt statt Kolon. nach fieydXovg (s. o.) und nach ccq-

32. V hat V. 32b nach avzäjv ;coi'rag. V hat Kolon nach afxaQziag Punkt statt Kolon. Zu yQLOzbg und nach (xeydXoVy nach dg'/ovzag xvQLog s. Wellhausen S. 132. Carriere Komma. Für Xaovg fieydXovg (R) wollte x()<(Troi? xvqlov ändern. wird man den Übersetzer so wenig

33. V hat nach noXefiov Punkt verantwortlich machen können, wie

J34 V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

37 xal ovx dod^evtjOei er ralg i^fiigaig avzov sjtl B-eco avrov' 42

oTi d d^ebg xaTsigyaOaro avzov övparov ev nvzv-

(xari aylcp xal öog)6v SV ßovXfi övveoecog fiera loxvog xal 61-

xaioovvTjg.

38 xal evXoyia xvqIov fisr avzov ev Idxvc, 43

xal ovx dö&6vi^oei.

39 ^H sXjtlg avzov em xvQiov, 44

xal zig övvazat jtgbg avzov;

40 iöx^Qog ^v egyoig avzov xal xgazaiog ev (p6ß(p d^eov,

jiGifialvojv z6 jiol^viov XVQIOV ev Jtiozei xal öl- 45

xacoOvvxi^ xal ovx d<f>i](ieL äod-evtjöai ev avzolg ev zfi vofi^j

avzcöv.

41 kv löozrjzi jcavzag avzovg a^ei, 46

xal ovx eczai ev avzolg vjt6Q7]g>avla zov xazaöv- vaOzevB-fjvac hv avzolg.

37 xaxriQydaato R | övvaxov] övvafiiv L, om. J | fiexa RJL] //fr' H [ Stxaioavvijq JLH] öixatoavvijy R 38 la'/yeL R 40 dtp^aai J j avtaiv] avtö) L 41 (aoTTjTi RJL™*«-«] baiottrci L'^^'H | u^si] av^si P

für den Accus, dixaioavvtjv v. 37c, muthete Hilg. övvatsZ; vgl. jedoch'

welchen auch Swete preisgiebt. z. B. Jer. 1, 19 xal noXefx^aovaiv as

Statt i^&gai accentuiren die meisten xal ov /nrj övvwvrai ngog as.

Hss. (auch R) i^dgai. ,^ „_. , ^r / . , . tn

^ ' *^ 40. Wie R und V (nicht L), so

38. J theilt die Strophe nicht, interpungirt auch J nach avzov, be-

und auch H hat nach laxi'i Punkt, ginnt aber den neuen Stichos erst

nicht Kolon. xal ovx da&evrjasi mit üotfiaivcov.

verbinden beide Cambridger Aus- .^ , ., ... ,»,-,»

, .. t >, , > . , ^r^ *!• J theilt ab: Ev loottiti . . .

gaben mit w eAmg avtov xzX. v. 39. >-,. ,1, vv x , > v , ?

T\- TT / 1-i. -»«^ j. «sf* (R a^ei.) xal ovx sazai ev av-

Die Hss. (nicht nur M) mterpungiren . \ ~ , ^ .

, > o ' TT 1- i -i. trr TOtc VTisgrjwavia: Tov xazaovva-

nach aad-eviiaei; H beginnt mit H «- T > 1 > > /

j, , . Av 1 vLi. / ozevS-Tivai ev avzoLg. ev ioozrizi

SATtlc einen neuen Abschnitt (s. 0. . , -Ai , '

c „rtx T CL- 1 Wird Übersetzung von o-^^ü-^tta sein,

ö. 22), J einen neuen Stichos. i r> n n r vv\? »a ' " "'t u 1

vgl. Ps. 9, 9 LXX ev sv&vztjzi. L hat

39. J theilt diese Strophe nicht das Richtige wenigstens noch am und auch H hat nach xvqiov Punkt, Rande bewahrt, während es in H nicht Kolon. Für övvazat ver- ganz verloren gegangen ist.

J

Psalm XVII, 37-46. 135

47 42 AvTTj rj evjtgejisia rov ßaOiXicog ^ICgai^X ?]v lyvo)

6 d-sog, dvaOTTJöai avxov hjt olxov 'lagai^Z, jtaiöevcai avrov.

48 43 Q7jf4aTa avrov jtsjtvgwfieva vjteg xQ'^^^ov ro jigmrov

[ri^iov] ' kv ovvaymyaTg öiaxgcvel Xaov q)vXaq rjyiaöfisvov,

49 ol Xoyoi avToi cog Xoyot aylcov hv /ieoq> Xamv r^yiaö-

fiivcov.

50 44 fiaxagioi ol ysvofisvoc hv ralg i^fiigatg hcelvaiCj

idelv dyad'd ^Icgai^X ev ovvaycayxi g)vX(5v, a jioii^oei 6 d-eog.

51 45 raxvpai 6 d-sbg ejtl ^IcgarjX xo eXaog avrov,

gvoairo ^fiäg djtb dxad-agoiag ex^gööv ßsßrjXmv.

46 xvgiog avrog ßaOiXevg 7]fic5v slg rov almva xal In.

42 ^loQctriX pr.] XeQOVcaXrifi J 43 tb nQoixov tifitov R] xifxiov xo

Ttgdtxov JLH | Xaov R] Xaovq JLH | 7]yiaafi6vov RJ] ^ytaaßsvovg L, ^yiaofjiivatv H | avxov sec. JLH] avxwv R | ü>q\ om.. J 44 ysvofXEvoi

R] yivofievoi JLH | 'lagariX] IsgovaaX^fjt J | a nonqaei H] noi^aai RJL 45 xaxvvri R | Qvaaixo Fritzsche] Qvcexai RJH, Qvaai L

42, Hilgenf. setzt ntich d^eoq einen 44. Zu « noi^aei s. o. S. 87. Punkt und accentuirt dvaaxi]aai . . » 45 ^{,aaixo. Die von Fritzsche nawevüai. empfohlene Änderung ist eine so

43, Zu x6 TtQüixov xifXLOv s. o. leichte und naheliegende, dass es der S. 87, zu Xaov tpvXaq rjyiaa/zevov theilweisen Bestätigung durch L nicht S. 57. Statt ÖLaxQLVH accentuirt bedurft hätte, um sie zu empfehlen, R öiaxQivsi. s. 0. S. 88.

136

V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

IH

1 KvQis, t6 sXboq oov 8Jil ra eQya tojv yei^wv oov de i

Tov alcova, 7] yQTjöxorrjc oov fiera öof/aroc jtlovolov tjcl löQat)),' 2

2 OL o(p&al^oi oov i-JtißXijtovrsg h:ji avra^ xal ovx voxe-

Qrjöet £5 avTCüV ra (DTO. oov ejtaxovec elg ötrjoiv jtrco/ov Iv eXjtlöi. 3

3 ra xQifiaTa oov Im jiäoav x?)v yrjp f/erä iXtovg,

xal rj ayajiTj Oov sjtl OjtaQfxa ^AßQaafj, vlovg lOQar/X. 4

4 rj jtaiösla oov fc^' 7jfiäg cog vioi^ jzQcoxoroy.ov fiovoyevrj,

anoOTQ^ipai rpvyijv eviqxoov ano dfia&lag ev ayvoia. 5

5 xa&aQioai d Osbg ^lOQarjX elg TjfieQav IXtovg tv evXoyla, e

sig rj(j,tQav axXoyrjg hv apa^ei ygiozov avrov.

Inscr. aaXw/uwv RL] occlofxcov JH | eti RJ] enl LH 1 7/] om. J l fjLeza] i-jil R 2 ^mßXbnovaiv L j Ina-Aom- R] Ina-

xovosi JLH 3 fiercc RJL] /ust^ H | iXaovg R] sltov JLH | ^ JLH| om. R ] tnl onsQixa äß^acc/u exe. litt, t et a^ in ras. scr. R | viovg Fabricius] viov cocld. 4 naiölu R | tcqidzozoxov [jLOvoyevovq L | em'ixoov RJL]

vn-rf/coov H I afiaS^Eiaq J 5 xa&aQiorj R | i?.tovg Rl €?Jov LH

Ps. XYIII, Die Eintheilung des Psalms ist H entnommen, s. 0. S. 22. R hat V. loa Mtyac und v. 10c (/u Anfang der Seite) Kul.

Ryle u. James lassen den Psalm mit V. 9 scbliessen und betrachten v. 10 12 als Fragment eines 19. Psalms. Aber abgesehen davon, dass die Über- lieferung nur 18 Psalmen kennt (schon das Citat in dem Buche Pistis Sophia: 'per Solomonem in eins de- ciraa nona ode' scheint unsere 18 Psalmen vorauszusetzen), erscheint es niisslich. auf Grund so weniger Strophen ein Urtheil zu fällen. Nur darin wird Ryle u. James recht zu geben sein, dass M'ir den Schluss der Psalmen Salomo's nicht mehr be- sitzen.

In der Stichentheilung bietet -i

bis V. 4b (s. u.) keine Abweichungen, nur dass v. 2b keine neue Zeile beginnt.

1, Das '^H zu Anfang der Zeile fehlt in J durch Schuld des Minia- tors. Zu fxezci ööfxazoq vgl. V, 14 zo ÖS öofÄU oov no).v (jlszo. /jjtjgto- ztjzog xz)..; R hat aus der vorigen Zeile Gov etil repetirt.

2. ic, avzüiv. Hilgenf.2 ergänzt [V oder T/; aber die Schuld kann auch am Übersetzer liegen. Zu inaxomi (R bnaxovn') s. 0. S. 58.

3. Zu ?/ dycmri s. 0. S. 59. ccßQuaf.1 haben JHV, aßgad/u RLMP. Zu vioig s. 0. S. 88.

4, clyroui hat auch M, nicht droia (Cambr.). Mit v. 4b bricht J a)). s. o. S. 65.

Psalm XVIII, 1—11. 137

7 6 Maxagioi ol y^vo^tiVOL ev ralg ijiitQaiQ sxelvatg,

lÖElv ra ayaüa xvqLov a jtoirjOsc yEvea zf] tQxo^dvri.

8 7 vjto gaßöov jtaiöeiag ;^()föro{5 xvglov av cpoßo) deov

avrov, svOotpia Jtvevfiarog xal öixaioövv7]g xal lo^vog'

9 8 xarevd^vvaL avöga tv Igyoig ÖLxaioovvijg (poßcp ^tov,

xaraöTTJoai jtavxag avrovg Ivwjilov xvgiov.

10 9 yevsä dyad-rj ev (poßcp d^eov ev ruitgaig eXtovg.

öidy^aXfia

11 10 Mayag ruimv 6 ^sog xal evöo^og, ev vrpiöroig xa-

TOLX(DV'

12 6 öiard^ag ev Jtogeia q)a>6Trjgac elg xaigovg coqcqv

d(p iineg^v elg j/fiegag, xal ov Jtageßrjöav djib oöov rig evexeiJfX) avrolc.

13 11 ev (poßcp d^eov ry oöog avrmv xaO-* bxdöTrjv 7^jfiegav,

d^ yg TJfiegag exrtöev avrovg o O^eog xal ea>g

ai(jovoc.

6 yevofxevoi R] yivofxevoi LH | tcäg LH] om. R 8 avÖQa LH]

avÖQaq R ] hvioniov RL] ^v (poßw H 9 eliovQ R] IXeov LH 10 tkxüjv 6 d^eog R] o S^ecg r^/ucüv LH | noQia R

6. Zu bv xalq i}fieQ. s. o. S. 59. Angabe ist iiTeführend, da in M hier,

V hat nach extivcuq Punkt, nicht wie nach XVH, 29, nur der Raum

Kolon. freigelassen ist, in welchen der Mi-

8. Hilgenf. accentuirt xatev&vvai niator das öidipalfia setzen sollte. . . . xaiuaxrioai (so L, nicht auch M). Den grossen Anfangsbuchstaben v. 10 Zu ävdQOLq (R) s. o. S. 44; avijQ aber hat M mit HV gemein, s. o. (tti"s) kommt in unseren Psalmen nur S. 22.

im Singular vor. - xvgiov hat auch ^^ ^ interpungirt nach xaiQOvc.

M, nicht xvQiio (Cambr.). ^^^^. ^^^^^ ^^^^ .^^,^^^ y ^^^ ^^^^^

9. 'M om. ÖLaxpaXfxa sed ita mter- ^^,^^^ ^^^^^, ^.^^^ ^^^^^ _ ^^ pungit quasi Psalmus his verbis fini- ^-^^^^ ^^ ^^^^ ^^^^ y ^^^ p^ ^i^^^^ retur, et sequentem versum litera ma- <-' fCambr )

uscula inchoat' Ryle u. James. Diese

138

V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

12 xäl ovx e:tXavrjd^r}6av a<p rjg i^fiegag bxtcCsv avTOvg, djto yepecöv agyalmv ovx djtearTjOav oöwv avrcov' et [tri 6 d-Bog svstslXaTO avzoTg sp sjttToyf] dovXmv

avTOv.

14

12 66mv R] ccTto oSov LH | Subscr. aoXoumvxoq \paXf4ol axi \pv tpaXfjtol aoXofjKovog nj L, xpccXfiol aoXofAwvrog irj' sxovaiv stitj a H

12. Zu böüiv s. 0. S. 57. Nach avTwv hat V Punkt, nicht Kolon.

In der Unterschrift bieten, wie H, so auch V und P aoXoudSvzoq, nicht aaXouüivTog (Cambr.), s. o. S. 48. P liest \paX(Jt,ol GoXofKvvzoq SBxaox- X(o' exovaiv sTttj XQiaxovxa (alöo X' statt a). Mit der Stichenzählung in H wusste Graux nichts anzufangen. 'Si cette indication etait exacte, le stique serait reduit ä 23 ou 24 lettres. Notez que, dans la table de Nic^- phore et d'Anastase, les Psaumes et Cantiques de Solomon figurent pour 2100 stiques. II n'y a pas moyen de faire usage de ces donn^es' (Revue de

Philologie, de litt^rature et d'histoire anciennes. N. S. T. II. 1878 p. 117.). Vielleicht sind unter den enri hier Halbstichen zu verstehen, s. o. S. 41 Anm. 1. Da noch nicht die Hälfte der Stichen durch den Punkt getheilt vdrd, so mag die Zahl 1000 wohl zutreffen. Denn die Gesämmtzahl der vollen Stichen beträgt 650 (+ 350 = 1000). Die 750 Stichen, welche R unseren Psalmen giebt, setzen einen Stichos von c. 32 Buchstaben voraus: eine Zahl, welche hinter dem Nor- malmasse (34—38 Buchstaben) nur wenig zurückbleibt.

II

Erklärung der abgekürzten Citate.

Beer: CoUation des Cod. Vindobon. bei Ryle und James p. XCIl -XCIV, s. o. S. 10.

Cainbr.: die beiden in Cambridge erschienenen Ausgaben der Psalmen, von Ryle u. James und von Swete.

Carriere: De Psalterio Salomonis disquisitionem historico-criticam scripsit AugustuS Carriere. Argentor, 1870.

Ewald: Conjecturen desselben in den Götting. gel. Anzeigen 1867 S. 109 und 1873 S. 239.

Fabricius: Ausgabe der Psalmen im Codex pseudepigr. Veteris Testamenti, s. o. S. 8.

Fritzsche: Ausgabe der Psalmen im Anhange der Libri apocryphi Veteris Testamenti, s. o. S. 9.

Geiger: Der Psalter Salomo's. Augsburg 1871, s. o. S. 9.

Hilgenfeld: Ausgabe der Psalmen im 11. Jahrg. der Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie und im Messias Judaeorum, s. o. S. 9, und Übersetzung derselben im 14. Jahrg. der Zeitschr. f. wissensch. Theol., s. o. S. 13. Wo auf die Ausgabe oder die Übersetzung besonders Bezug genommen wird, bedeutet Hilgenf. 1 die erstere, Hilgenf.^ die letztere.

Hitzig: Geschichte des Volkes Israel. Th. 1. Leipz. 1869 S. 494.

de la Cerda: Adversaria Sacra. Lugduni 1626, s. o. S. 1 ff.

de Lagarde: Conjecturen desselben, mitgetheilt von Hilgenf.^

Pick: Ausgabe der Psalmen in The Presbyterian Review, 1883 p. 775—812, s. o. S. 9f.

Ryle u. James: TaXfcol ^JoXouwvrog. Cambridge 1891, s. o. S. 10.

M. Schmidt: Conjecturen desselben, mitgetheilt von Hilgenf.^

Swete: Ausgabe der Psalmen im 3. Bande der LXX, s. o. S. 11.

Wellhausen: Die Pharisäer und die Sadducäer. Greifswald 1874 S. 131 ff., s. 0. S. 13.

Die LXX citire ich nach Swete's Ausgabe, deren Verszählung namentlich in den Psalmen oft von der hergebrachten ab- weicht.

Index^).

AßQadfji IX, 9. x^^TI, 3. aßvaaog xvii, 19. dyaS^ög in, 2 bis. x\^II, 9.

dyad-a {rcc) i, 6. v, 18. xi, 7. xvii, 44. XVIII, 6. uyaD.iaaig v, i. dyanäü) iv, 25. vi, 6. ix, 8. x, 3. xiv,

I. 6. XVII, 16.

dyuTTTj x\'ni, 3.

dyänrjaig xiii. 9.

ayiätoi VIII, 22. nvn, 26. 43 bis.

hyiuofxa vii, 2. viii, 4. xi, 7.

ayiaofxog xvii, 30.

dyiog XVII, 26. 32, 37.

04 «V^Ot XI, 1. XVII, 43.

ta ayia xvqlov s. tov d^eov i, 8.

II, 3. VIII, 11.

ayvoia in, 8, xiii, 7. xviii, 4.

aycy viii, 15. 19. XVII, 41.

adrjg iv, 13. xiv, 9. xv, 10. xvi, 2.

döl'Au II, 12. in, 7. IV, 24. IX, 4. 5. XVII,27. 32.

a.öixogi\\\o. IX,3. XII,5. XV,4. XVII,22.

Al'yvnxog ii, 26.

aiijLa vin, 12. 20.

aivBZog ni, 1. viii, 24. 34.

aivbo) V, 1. X, 5.

aivog v. ;(ran'0(? in, 1. xv, 3.

*ai()to/uai xvii, 21.

alQtTl'i^Ui IX, 9. XVII, 4.

uiQio y, 10. XIII, 11. XVII, 7.

(xiayhVTj ix, 6. al'rrjfia ^^, 6. alriog ix, 5. alxf^ci^.coGiu n, 6.

atoJv n, 31. 34. 37. III, 11. 12. VII, 8. 9. VIII, 7. 26. 33 bis. 34. IX, 9. 10. X, 5. 7. XI, 7. 9. XII, 6. XIII. 11. XIV, 3. 4. XV, 4. 12. 13. XVI, 3. XVII. 1. 3 bis. 4, 35. 46. XVIII, 1. 11.

alüjviog ni, 12. x, 4. 8. xvii, 19. axa^agala viii, 12. 20. 22. xvii, 45. dxaxia iv, 23, viii, 23. axaxog iv, 5. 22. xii, 4. dxoT} vni, 4,

dxOVÜ) I, 2. II, 8. VIII, 1. 4,

dxQaaia iv, 3.

dxQuxog VIII, 14.

axQOv xvn, 3i.

d).d).ay[JL(x v. dV/.ayfjLa

dX^&Eia in, 6. vi, 6. x, 3. xiv, 1. xv, 2.

XVI, 10. xvn, 15. «AAa II, 24. V, 7, 12. aXXuyfxa xvn. 6. dkXriXojv IV, 9. dU.oysvTjg xvn, 28. dXXöxQiog II, 2. IX, 1. xvn, 7. 13. dXloTQLOxrig xvn, 13. dkoyog xvi, 10, «Acy? V. Aao'c: xii, 2. a/Lia xvn, 11.

1) Die Stellen sind nach der von mir eingeführten Verszählung ver- zeichnet; die kleineren Ziffern am inneren Rande S. 91 13S geben die ältere Zählung an. Conjecturen sind durch ein beigesetztes * kenntlich gemacht.

Index.

141

dfia^ia xvjii, 4.

afittQxdvti) IV, 5. V, 6. IX, 7 ter. 15 bis.

XVI, 11. C(flUQTT]/ua XVII, 8.

ccfxa^zla i, 7. n, 7. 16. 17. iii, 6 bis.

10 bis. IV, 3. VIII, 8. 13. IX, 6. 7. X, 1.

XIV, 6. XV, 11. XVI, 7. 8. XVII, 5.

20 bis. 36. CCfiaQTOjXoQ I, 1. II, 1. 16. 34 bis. 35 bis.

III, 9. 11. 12. IV, 2. 8. 23. XII, 6. XIII,

2. 5 bis. 6. 7. 8. 11. XIV, 6. XV, 5 bis.

8. 10. 11. 12. 13. XVI, 2. 5. XVII, 5.

23 bis. 25. 36. dvußaivü) II, 2. dvaßdxriq xvii, 33. dvdyxTi V, 6.

dvaxaXvnrw ii, 17 iv, 7. viii, 8. dvdXri/xxpiq iv, 18. dvaXoyiC,Ofjtai viii, 7. dvd (xeaov ii, 34. dvd/Lii^ig II, 13. dva^ig XVIII, 5. dvajiTSQCDGiq iv, 12. dvanro) xu, 2. dvazikküj XI, 5. dvatoXi^ V, 9, XI, 2. av8f4.og VIII, 2.

«Vf V IV, 4 V, 13. dv€X(0 XVII, 18.

dviJQ III, 8. IV, 9. V, 3. VI, 1. IX, 5. X, 1. XII, 1. 2. 5. XVIII, 8.

dvS^QwnaQeaxoq iv inscr. 7. 8. 19.

dv&Qonoq II, 9. 28. IV, 7. 20. 23. V, 4. 13. 16. IX, 3. 4. X, 4. XIV, 8. XV, 2.

XVII, 2. 7. 27.

dviarrjfii ii, 31. in, 10. 12. xi, 8. xvii,

21. 42.

dvolyvvfxi V, 12. vin, i7.

dvofiia l, 8. II, 3. 12. IX, 2. XV, 8. 10. dvofzoq XVII, 11. 18.

dvTl II, 11. 20 bis. XVII, 6. dvS^ (UV II, 3. 13. 35.

dvviXafißdvofiai xvi, 3. 5.

dvtlXl^7tZü)Q XVI, 4.

dvTiXtjipiq VII, 10. XVI inscr. dvüxpeX^q xvi, 8.

dndyo} viii, 2i. ix, i. dnavTccü) viii, 16. «7ra§ xii, 6.

eladna^ ii, 8 bis. xi, 2. dnaQXV ^^j 3.

«TT«? IV, 21. IX, 6. Xlll, 4.

dnuxäu) XVI, 8. dnel&eia xvii, 20. dneiXri xvii, 25. dnsvavxL ii, 12. xvii, 4.

dnk'lU) V, 7. VIII, 32.

dnoßkenuj in, 5.

dnOÖldüJfAL II, 16. 25. 34. 35. XVII, 8.

dnoixeola ix, i.

dnoxQVffoq i, 7. iv, 5.

dn6XXvp.L VIII, 20. XII, 4. 6. XV, 12. 13

dnomnxu) iv, 16.

dnogla iv, 15 bis. xii, 4.

dnoQQiTcxü) II, 4. 21. IX, 1.

dnoaxrjvoü) vii, 1.

dnoaxonevcD iii, 5.

dnoaxeXXii) vii, 4.

dnOOXQEfpü} II, 8. V, 5. xviii, 4.

«7rra> xiii, 6. xv, 4.

dncDS^sw vn, 2. 8. ix, 9*.

dn(üXeia 11, 3i. iii, 11. ix, 5. xiii, 11.

XIV, 9. XV, 9. 10. XVI, 5. XVII, 22.

dgd, IV, 14.

aga viii, 3.

dgyvQLOv xvii, 33.

dgxeü} XVI, 12.

dQfjLotü) XV, 3.

agviov viii, 23.

agnayfxa 11, 24.

dg^aloq xviii, 12.

«VyC^ II, 30. VIII, 31. xvu, 30.

a(>;(a> xvii, 36.

dgxiov V, 11. VIII, 16. 20. xvii, 12. 20.

22. 36.

doeßijq V. evaeßriq daS^eviü) xvu, 37. 38. 40. aaxQov I, 5. dacpdXfia viii, I8. 19. Kxexvia IV, 18.

dxifXia II, 21. 25. 27. 31. IV, 14, 16. 19. 20.

142

V. Gebiiardt, Die Psalmen Salomo's.

aXlfJLOÜ) 11, 5. avUQOfjLUL III, 6. XVII, 27. avQiov V, 13. avzccQxsia v, 16. d(patQ60fiai IV, 16. xvii, 5. d(pavit,ü) XVII, 11.

atfSÖQOQ VIII, 12.

(I(pT]yto/xai XVII, 26.

dipirjfil IX, 7. XVII, 9. 27. 40.

d(pLaxri(jii iv. i. lo. ix. i. 8. xvi, 6.

XVIII, 12.

€i(p(j<av XVI, 7.

ßaQvQ-vfieo) ii, 9.

ßagvvQ} II, 22. V, 6.

ßaöi)Ma V, 18. XVII, 3.

ßaallsLOv XVII, 4. 6.

ßaaiksvg ii, sobis. 32. v, ii. 19. xvii

inscr. l. 4. 20. 21. 32 bis. 34. 42. 46.

ßaaiXsvü) XVII, 21. ßöeXvaoü) II, 9.

ßEßrjkOQ II, 13. IV, 1. VIII, 12. XVII, 45.

ßsßrjXoü) I, 18. II, 3.

ßeßi]X(ooig I, 8. VIII, 21.

^m XVII, 5.

ßodo) I, 1.

ßori^eia V, 5. XV, 1.

ßoggäg xi, 3.

/9oi;A»J VIII, 20. xvii, 37.

ßovvog XI, 4.

ßgaxiüfv xiii, 2.

yevf a vni, a. 9. 12. yheotg iii, 9. yevvuo} vin, 21. yeVo? VII, 8. XVII, 7.

y^ I, 4 bis. II, 9. 10. 17. 21. 26. 29. 32. IV, 22. V, 15. VIII, 7, 8. 15 bis. 16. 23. 24. IX, 1. 2. XV, 12. XVII, 2. 7. 10. 11. 12. 18 bis. 28. 30. 31. 85. XVIII, 3.

y'^Qag iv, i8.

ylyvofjiai i, 3. rv, 14. 25. xiv, 8. xvii,

18. 44. XVIII. 6.

yiyviöaxo) ii, lo. 3i. viii, 8. xvii, 27.

42.

y),waaa iv, 4. xii inscr. i. 2. 8. 4. xv,

3. XVI. 10.

yvöiöig IX, 3 bis. yvmaxog xrv, 8. yoyyvGiiog v, 13. xvi, ii. yovv VIII, 5. yQTjyoQsa) iii, 2. yQTjyoQTjaig iii, 2. xvi, 4.

yVVI] IV, 4. 5. VIII, 10. XVI, 7. 8.

JaviS XVII, 4. 6. 21. ötrjatg v, 5. xviii, 2.

SelxWfÄl II, 26, VIII, 25.

öetvog XIII, 6.

dsvÖQOV XII, 3.

Ö€^id XIII, Ibis. öiofiai II, 22. VI, 3.

SSVTS VIII, 16.

SevtfQOü) V, 13.

Sidßaaig vi, 3.

öidßTjtjia XVI, 9.

diaöiöiüfii I, 4.

6iad-i]XTj IX, 10. X, 4. XVII, 15.

ÖLaXQIVO) XVII, 43.

SiaXoyj] IV inscr. 6ia?.v(o IV, 9. öianoQSvofAai xiii, 2. d£a(>7rd^w viii, ii.

ÖKXOnOQU VIII, 28. IX, 2.

diaatb?./.(o ii, 34. öifiaxokri IV, 4. diaoxQk(p(j) x, 3. dmTaa(7tt> xviii, lo. 6iaxl^ri,ui ix, lo. ÖtaifSQÜ) II, 27. XVI, 8.

dia^v?.daa(o xvi, 9. öidxpakfxa xvii, 29. xviii, 9. Arfa>rro? xvii, 32.

rfMty^f V, 3. 8. 9. VII, 3. IX, 1. XVI, 12.

ölxaiog II, 10. 18. 32. 34. 35 bis. III inscr.

3. 4. 5. 6 bis. 7. 11. IV, 8. V, 1. VIII,

8. IX, 2. 7. X, 3. 5. xiu inscr. 6. 7.

8 bis. 9. 11. XIV, 9. XV, 3. 6. 7. XVI,

15. XVII, 32. SlxaiOGVVT] I, 2. 3. II, 15. IV, 24. V, 17

bis. VIII, 6. 24. 25. 2«. IX, 2. 3. 4 bis.

Index.

143

5 bis. XIV, 2. XVir, 19. 2b. 26. 29. 37. 40. XVIII, 7. 8. SlxaiOü) U, 15. m, 5. IV, 8. VIII, 7. 23. 26. IX, 2.

öixaiwaiQ ui, 3.

SlWXÜ) XV, 7. 10.

öoxifiaaia xvi, u.

ÖÖXlOg IV, 23. XU, 1.

<fdAo^ IV, 8.

Sofjia V, 14 bis. xviii, i,

ÖO^a I, 4. II, 5. 19. 21. 31. V, 19. XI, 6.

7. 8. xvn, 6. 31 bis. 6o^dt,io X, 7. xvn, 5. so. 31. öovXevü) xvn, 30. dovlog n, 37. x, 4. xvui, la.

ÖQÜXÜiV U, 25. ÖQVflOq XI, 5.

&üvafJLai xvn, 39.

rfrvaro's V, 3. xv, a. xvn, S4. 37.

&va(i,T) XI, 2. xvn, 12.

6itiQsdv VII, 1.

SivQov II, 3. xvn, 81.

iyxata?.ein<o u, 7.

«^»»oe 1, 8. II, 2. 6. 19. 22. vn, 3. 6. vni,

13. 23. 30. IX, 2. 9. xvn, 3. 14. 15. 22. 24. 25. 29. 30. 31. 34.

EIJi2:

eldov n, aa.

sUsg'i xvn, ai.

SLÖoaav vm, 85.

elöwg xvn, 27.

iösiv I, 7.

löe IX, 8. XI, 2. xvn, 2L

iöetv xvn, si bis. 44. xvm, 6.

idere n, sa.

löov vni, as. elnov (slna) i, a*. 5. n, 4. 22. as. 89.

vm, 3. 6 16. SLQIJVIJ vm, 16. 18. XU, 5.

flg XVII, 9. 8taaxov(o vi, 5. siadna^ v. a7ta| ilasQxo^ai rsr, 17. vm, I6. 18. ffaodos IV, 6. 14. vm, 17. xi, 4.

ELGTtOQSVOfiai II, 11.

txaaxog vm, lo. xviii, ii. ixeivog xvn, 44. xviii, 6.

ixX8VT6ü} n, 26.

ixxkrjaia x, 6. ixxontct} IV, 20. XII, 3. ixXsina) in, 12. xvn, 4. ixkoyri ix, 4. xvm, 5. ixntxdvvvfiL xvn, 16. ixrlXXw XIV, 4. ixxQlßü) xvn, 23. ixifsvyw XV, 8. ^;f;C^o^ ^^) 24. vm, 20. xvi, a. sXdxiotog n, 26. xvn, 20. ikeyfiog x, 1. e?.eyxog ix inscr. iXeyxo* xvi, 14. xvn, 25. 36. ^Aettt> II, 35. VII, 6. 10. X, 6. XI, 1. xv, 13. XVI, 15. XVII, 9. 34.

ekeijfioovpij IX, 11. xv, 13. ike^fjicüv V, 2. VII, 5. X, 7.

Sksog II, 8. 33. 36. IV, 25. V, 18. 15. VI, 6. VIII, 87. 28. IX, 8. X, 3. 4. XI, 9. Xill, 12 bis. XIV, 9. XVI, 3. 6. XVII, 3. 15. 45. xvm, 1. 3. 5. 9.

eV.mi^g iv, i7.

iXTiit^ü) VI, 6. IX, 10. XV, 1. xvn, 3. 33.

einig v, ii. 14. vi inser. vin, 31. xv, i.

XVII, 2. 33. 34 bis. 39. XVHI, 2.

ifjtTtaiyfiog n, ii. xvn, 12.

ifinaCQü) II, 18. 83.

B/jLneiQog xv, 9.

ifjmifinXrifjLi iv, 13. 17. (xii, s.)

* ifinifjLTiQri^i xn, 3.

svavti UI, 4.

ivavTiov VIII, 8.

^vSo^og xvm, lo.

Mvövfia II, 20.

ivövü) XI, 7.

evsxev 11, 4. iv, 11.

iviaxvü) XVI, 18. 13.

ivoixsü) XVII, 11.

^voxog IV, 3.

ivTskXofiäi vn, 4. xiv, a. xvm, 10. 12.

^vtifiog vm, 86. xvn, 5.

ivvnviov VI, 8.

144

V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

evoJTllOV I, 2. II, 5. 36. 37. IV, 14. IX, 3. XIV, 8. XVII, 34. XVIII, 8.

s^ayoQla ix, 6.

S^aiQü) III, 7. IV, 6. 8. 22. 24. XVII, 36.

sSa?.ei(p(o II, 17. XIII, lo. i^afxaQTCxvü} v, 16. i^avLOZTjßi VI, 4. i^dniva i, 2. e^aTcoüvskXo) xvii, 12. i^ao^evect) xvii, si. ^^eysQOiq iv, 15. e^SQEVvaü) XVII, 9. e^SQTifjtoo) XV, 11. i^e^X^fxai xv, 5. i^TjyoQicc V. e^ayoQia i^iXdaxofxai in, 8.

S^OÖOQ IV, 14.

i^ofxo?.oy6oiJ.ai x, 6. xv, 2 bis. xvi, B. i^ofxoXoyrjaig iii, 3. ix, 6. ^^Otvff VOö> (-ÖfVOö>) II, 5. 26. 27. i^ovaia ix, 4.

i^vßQlt,(0 I, 6. i^V^VSW VI, 4.

i^(o&ia) XVII, 5. 23.

inayyeXla xii, 6.

inayykXlw vii, lO. xvii, 5.

inayoiyri 11, 22.

enaxovQ) i, 2. v, 12. vii, 7. xviii, 2.

enaviazTjfxt xvii, 5. 7.

STcevxTog viii, 16.

imßXtTiü) xviii, 2.

67liyiV(6aXü) II, 29.

tniEixrjq v, 12.

im&vfiia II, 24. IV, 10. 11. tO. XIV, 7.

imxakso/nai 11, 36. v, 5. vi, 1. vii, 7.

IX, 6. XV, 1.

imxQazect) xvi, 7. xvu, 16. inlarjuGV 11, 6. xvii, 3y. inioxtTiTo/Lcai iii, 7. 11. ix, 4. xv, 12.

tTliaxOTlIj X, 4. XI, 1. 6.

iniGX(X(j.aL v, 1. xiv, 8. imoirj/iiT] II, 33.

i7llOTQ€(pü) V, 7. VIII, 27.

^niOXQO<p^ VII inscr. ix, 10. xvi, 11. iniiayT] xviii, 12. hciieksü) VI, 6.

STiLXi&rjfxi I, 1. VII, 1. IX, 8. xvn, 5. inirißdü) 11, 23.

S7llTQ6X(0 XIII, 3.

anixaiQü) xiii, 8.

e()yov II, 16. 34. IV, 7 bis. 16. VI, 2. IX,

4 bis. XVI, 9. XVII, 8. 40. XVIII,

1. 8. S^TJfXOg V, 9. 10. VIII, 2. XVII, 17. iQrjflOO) IV, 11. 20. XVII, 6. 11.

%Qyoy.aL xi, 3. xvii, 3i. xviii, 6.

taxccTog i, 4. viii, 15.

ttegog iv, 12.

6T1 III, 12. IX, 10. XI, 7. 9. xni, 11. xvii,

1. 27. 28. 46. XVIIIi^scr. STOlfl(xt,(0 V, 10. X, 2. XI, 7.

^oif.wg VI, 1.

tvayy6?.lt,0fxai xi, 1.

*€v6oxeü) II, 4.

evöoxLa iii, 4. viii, 33. xvi, 12.

evrixoog xviii, 4.

Ev9-r]vs(o I, 3.

ev&vvü) IX, 7.

svO^vTTjg II, 15.

SvXoyiu) II, 33. III, 1. V, 19. VI, 4. VIII» 34. IX. 7. XVII, 35.

svXoyrjrog 11, 37. vi, 6.

evXoyia v, 17. xvii, 38. xviii, 5.

fvodow v. svdoxaio 11, 4.

EvnQbneia 11, 20. xvii, 42.

ev()iox(o xm, 11. xiv, 9. xv, 11. x^ai, 8.

* svoeß^g XIII, 5.

evozä&eia iv, 9. vi, 4.

£V(fQuivu) V, 12. 18.

ev(pQoaivri x, 5. 6. 8. xi, 3. xii, 3. xiv^

10. XV, 3. XVII, 35.

eiiüöia XI, 5. ex^Qog XVII, 13. 45.

iX<» XVII, 30.

ewg I, 4. 5. II, 5. 26. IV, 10. XV, 10. XVI, 6. XVII, 12. XVIII, 11.

^«a> IV, 6. V, 10. XIV, 3. XV, 13. ^riXog II, 24. IV, 3. 'Qvyog vii, 9. xvii, 3o.

Z,ü)t] III, 9. 10. 12 bis. IV, 6. 15. IX, 5. XIII, 11. XIV, 2. 3. 10. XVII, 2.

Index.

145

jyxai UI, 6. V, 7. rjXwQ II, 11. 12. IV, 19. VIII, 8. TJfiSQa UI, 9. VII, 10. XIV, 4. 6. 9. XV, 12. XVH, 82. 38. 37. 44. XVIIl, 5 bis.

6. 9. lObia. 11 bis. 12. TiavxiOQ xn, 0.

ijx^at vin, 1.

^dXaaaa n, 26. 29. vi, 3.

^dvatoi vn, 4. xiii, 2. xv, 7. xvi, 2. 6.

d^dmaf n, 27.

d^avfid}^(o u, 18. V, 13.

d-BXrifia VII, 3.

^eoq saepe. ol ^eoi xvii, 14 codd.

B^tiQiov IV, 19. xui, 3.

d-Tjoavgi^ta ix, 5.

^Xdw xiu, 3.

9^Xiß(o I, 1. V, 5. XV, 1.

^kiiptg vin. 1. XVI 11. 14.

d^pawo xvn. 22.

9^Q6vog n, 19. xvn, 6.

^vydxriQ 11. 6. 13. vm, 9. 21.

^vixoq II, 23. XVI, 10.

^vaia vni, 12.

^vaiaaxriQiov n, 2. vni, 12.

^Iax(oß vn, 10. XV, 1. I60V V. EIJSi

^legovaak^fi iiinscr. 3. 11. 13. 19. 22. vm, 4. 16. 17. 19. 20. 22. XI, 1. 8.

7. 8. xvn, 14. 15. 22. 80.

Ixavog V, 17. Ixavoat n, 88.

IkttQOTtjQ TV, 5. XVI, 18.

Ifidtioy XI, 7.

'iva II, 17. in, 1. IV, i. v, 6. vn, i. vm,

so. IX, 2. 8. XI, 6. XIU, 8.

Innog xvi, 4. xvu, S8.

laoxriq xvn, 4i.

*IaQatjX IV, 1. V, 18. VII, 8. vm, 26. 28.

84. IX, 1. 2. 8. 10. X, 5. 6. 7. 8. XI, 1. 6. 7. 8 bis. 9. XU, 6. XIV, 5. XVI,

8. XVII, 4. 2t. 42 bis. 44. 45. XVm, 1. 8. 5.

laxrjfAi n, 11. vm, i8. xi, 2.. lajiyQoq xvn, 40.

T«xle a. Uotersuohangen XIII, 2.

lüXVq n, 29. 36. XVII, 22. 36. 37. 38.

xvm, 7. laxvio vn, 6. XV, 2. Ix^vg V, 9.

xa^d n, 12.

xa^a(fiC,io m, 8. ix, 6. x, 1. 2. xvn. 22.

so. xvm, 5. xa^aQoq xvn, S6. xd&^fiai IV, 1. xaMaxrnAL xvm, 8. xa^wq vm, 22. xvu, 14. xatvoq m, 1. xv, 3. xaiQoq VII, 10. XVI, 4. xvn, 21. xvm, 10. xaxla IV, 5. xvn, 27, xaxoq XV, 4. xvn, 17. xaXdfirj v. xaXXovi^ xn, 2. xeeXXov^ xn, 2.

xdXXoq n, 5. 19. 21. xvi, 8. xvUj 12. xaQÖla I, 3. 15. m, g. iv, 1. vi, 1.

4. vm, 3. 5. XIV, 8. XV, 3 bis. XVI, 6. XVII, 13. 25. XUQTlOq XV, 8.

xaxaßdXXiit n, 1. xvu, 7. xatdyaiog vm, 9. xaxayiXütq iv, 7. xaxadiioxüi xv, 8. ' xaxaövvixcxiXKo xvn, 41. xaxaiylq vm, 2. xataxQivm iv, 2. xoixaXafjißdvm vm, 19. xv, 8. 9. xatafjiSQl^w xvn, 28. xaxanaxea» 11, 2. xvii, 22. xaxandxrjaiq n, 19. xaxanavüt v. dmoS-io) ix, 9. xatanivio vm, so. xaxuQdoßai in, 9. ;ear<rcr;ri7V0C(; vn, 6, afara<j;rcfcö n, i9. xaxaaxQO(pri xiii, 6. 7. xaxa^ogd xvi, 1. ;faTa^i;yjy v, 2. .xv, 1. xaxivavxt n, 11. iv, i9. xax€Qydt,ofiai xvn, S7. xaxev&vvQf vi, 2. vn, 10. vm, e. xn, 5. XVI, 9. xvm, 8.

10

146

V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

xaziaxvüf ii, 7.

XaZOlXtÜ) XVII, 27. XVIII, 10. .

xatct) XV, 10. xavxocofxai xvii, i. xevoq IV, i7.

XeVCQOV XVI, 4.

xegafxevq xvii, 23.

XSQCCVVVfXl VIII, 14. X€<paXri II, 20. 25.

xTjQvaaw XI, i. xlrjQOvofxiü) XII, 6. XI V, lo.

xkrjQOVOfjlia VII, 2. IX, l. XIV, 5. 9. XV, 10. 11. XVII, 23.

xXriQOVofioq viii, ii. xoiXia II, 14.

X0lfilt,(O II, 31.

;fo/r?y XVII, 16.

XOQa^ IV, 20.

Pfpof^O) V, 2. 8.

xQaxaioq II, 29. IV, 24. XVII, 40.

xQazaiQjg viii, 15.

xgäxoq xvii, 3.

XQKvyri I, 2.

xQsaq VIII, 12.

XQLfXa II, 10. 13. 15. 17. 32. 33. lU, 3.

IV, 8. V, 1. 4. VIU, 7 bis. 8. 23. 25 bis.

32. 34. IX, 5. X, 5. XV, 8. 12. XVII,

10. 19. XVIII, 3. XQivU) U, 30. 32. IV, 11. VIII, 3. 15. 24.

26. XVII, 26. 29. XQLOq II, 1.

XQlOiq IV, &. XV, 12. XVII, 3. XQiXriq II, 18. IV, 24. IX. 2. XVU, 20. XQ6z(X(poq IV, 16.

XQvntu) IX, 3 bis. xQVipioq vin, 9.

XtlC,ü} XVIII, 11. 12.

xiiaiq VIII, 7. xvx?.6u) X, 1. XVfjia II, 27.

xvQcoq de Deo saepe, de homine u, 29.

XCdXvü) II, 1.

XakecD IV, 5. 8. XI, 7. 8. xii, 1. kafißavcD V, 3 bis.

Xctöq V, 11. VIII, 2. IX, 2. 8. x, 6. XU, 2.

XVII, 20 bis. 26 bis. 29. 30. 33*. 35.

36. 43 bis. klfjlOq XIII, 2. XV, 7. XIVOV VIII, 5.

Xoyi^Ofiai I, 3. II, 28 bis. xvi, 5. koyoq IV, 2 bis. 9. lo. ii. 12. xii, 2. xvi,

10. XVII, 24. 25. 35. 36. 43 bis. ?.V71T] IV, 15. XvZQOCt) VIII, 11. 30. IX, 1.

fiaxaQioq iv, 23. v, 16. vi, i. x, i. xvii,

44. xvin, 6. [laxQav II. 4. IV, 1. XV, 7. xvi, i. lo. (jLaxQO^ev XI, 3.

(XaXQVVQ) XII, 4. XVI, 11.

fjLaQZVQia X, 4 bis

fxccazi^ VII, 9. X, 1. 2.

fieyaq n, 29 bis. 32. iv, 24. xvii, 36.

XVIII, 10.

(jieyLOzüveq ii, 32.

flb^Tj VIII, 14.

(MSgiq III, 12. IV, 14. V, 4. XIV, 5. ^eaoq II, 34. V, l. VU, 6. VIII, 23. XVII, 15 bis. 27. 32. 43.

lxexa(JL(:).fioi IX, 7.

fXiZOXn XIV, 6.

(jLezQioq V, 17.

fxixCJTCOV XV, 9.

fXTjviaiq II, 23. (ir^xrjQ III, 9. VIII, 9. fZialvw II, 3. 13. VIII, 12. 22.

(iiXQoq XVI, 1.

fXlXQOXtjq XIV, 7.

/bllflVI^aXü) III, 11. IV, 21. X, 1. 4. XIV, 7.

fiLoew VII, 1. XII, 5. ^/rpa II, 21. ^vri(xri XVI, 6. 9. fjLVTifjLoveva) m, 3. v, 16. vi, i. fivTjixoovvov II, 17. xni, ii, fjioixccü) VIII, 10. fiovoyevijq xviii, 4. fAOvojoiq IV, 18. fjLVXXTiQiafxoq iv, 7. /^t'Ajy XIII, 3.

ii

Index.

147

veoq II. 8. XVII, il. vrjüoq XI, 3. vrjateia m, 8. vixdw IV, 10. VLXoq VIII inscr. vofjti] xvn, 40.

VOfiOq IV, 8. X, 4. XIV, 2.

rov^eziü) xiii, 9.

VVV II, 32. IX, 8. VV^ IV, 5. 16.

vvoact) XVI, 4. vvaxät,it) XVI, 1. vattog X, 2.

^vAov XI, 5. XIV, S.

böog VI, 2. vm, 6. 16. 17. X, l. 3. 4. XIV, 8. XVIII, 10. 11. 12.

oöovg XIII, 3. oSvvT] IV, 15. o&ev III, 5.

01X60) VIII, 20.

o6f/a IV, 5.

oheog m, 6. 7. 8. iv, 9. ii. 12. 17 bis. 20.

VI, 5. VU, 10. Vni, 18. IX, 5. 10. X, 8. XII, 3 bis. 5. XV, 11. XVII, 42.

oixxeiQO) vn, 8. viii, 27. ix, 8.

olvoq VIII, 14.

oXs^gevü) {6X0-) iv, 12. xv, 5. xvii, 24.

olsS^Qog vm, 1.

oUyoQ XVI, 2.

oXtyoxpvxia xvi, 11.

0?.iyWQ€<O III, 4.

okia&aivü) xvi, 1. oXo&QSvo) V. oXeS-gevo) b/xaXl^ü) VIII, 17. ofjtaXiajbidg xi, 4.

OfJLVV[JLL XVII, 4.

ofiotog XIII, 7.

oVftrf/^tt> II, 19.

ovofia V, 1. VI, 1 bis. 4 bis. vii, 6. viii,

23. 26. IX, 9. X, 5. 7. XI, 8. XV, 1. 2. XVII, 5.

OQaaig vi, 3.

o()aft> IV, 5. 11. V. Eldii

OQyavov xv, 3.

OQyri II, 23 bis. 24. xv, 4. XVI, 10. XVII, 12.

ogyü^ofiai vii, 5. oqO^oü) X, 3.

OQXOg IV, 4. VIII, 10. OQOg II, 26. XI, 4. XVII, 19.

OQipavla IV, 10.

OfffO? II, 36. III, 8. IV, 1. 6. 8. VIII 23. 34. IX, 3. X, 5. 6. XII, 4. 6. XIII, 10. 12. XIV, 3 bis. 10. XV, 3. 7. XVI inscr. XVII, 16.

ooiotrjg V. laorr^g öaog II, 9. XVII, 14.

OaZ€OV IV, 19. VIII, 5. XII, 4. XIII, 3.

oacpvg VIII, 4.

oxav III, 11. XV, 5. 12.

ovöeig XIII, 6.

OVQavog II, 9. 30. 32. VIII, 7. XIV, 4. XVII, 18.

ovg VIII, 1. XVIII, 2.

OVXOg II, 4. 14. IV, 12. 13. 21. V, 13. 17. VIII, 10. XIII, 4. 6. XIV, 9. XV, 4.

XVI, 15. XVII, 42.

ovxfog XIV, 6.

0(p&aXfÄ6g IV, 4. 5. 9. 12. 20. vm, 25.

XVII, 17. XVIII, 2.

6(pig IV, 9. oxvQog II, 1.

naiöeia vii, 9. vm, 26. x, 2. 3. xiii. 7.

9. 10. XIV, 1. XVI, 13. XVIII, 4. 7.

naiÖEVxrig vm, 29.

naiösvo) III, 4. VII, 3. xiii, 8. xvi, 11.

XVII, 42.

Tiaig xn, 6. xvii, 21. natu) vm, i5. naQaßaivü) xviii. 10. naQaöeiyiJLaxLt,o) 11, 12. TcaQccösioog xiv, 3. TtaQuxXrjaig xiii inscr. nagaXeLTKx) vm, 13. 7iagaXoyit,Ofiai iv, 11. nagaXoyiauog iv, 10. 22. TiagaXvct) vm, 5. nagavofxad) xvi, 8. TtaQavofiia iv, 1. 12. vm, 9. xvii, 20. nafiävofiog iv, 9. 11. 19. 23. xii inscr. 1 bis. 3 bis. 4. XIV, 6. xvii, 24. 10*

148

V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

ntxQanogevofiai ii, ii. naQantiüfjLa in, 7. xni, 5. lo. napcciJiamccü) y, 2. naQSQX^iiai xi, 6. TtttQiatrjfu n> 86. naQoSoq xi, 5. n<xooix€<a xvii, 28.

TtCCQOtxia XII. S. XVII, 17.

ndgoixoq xvn, 28.

7ra()o|i;vtt> iv, 2i.

7ia(>o^y/^ttf IV, 1. 21.

nagoQyiauoq vm, 9.

näq I, 4. II, 9. 10. 11. III, 8, rv', 2. 4 5

bis. 13. 16. 17. 88. 24. 25. V, 8. 10. 15.

VI, 5 bis, 6. VUI, 8. 12. 20. 24, IX,

2 bis, 3. 9. XI, 5. xni, 6. XIV, 4.

XV, 5. XVI, 4. 7. 8. XVII, 10. 14. 18.

20. 24. 27 bis. 90. 33. 34. 41. XVUI,

3. 8.

6ih navxoq u, 86. m, 3, 4. 7. xiv, 8. naxacsam xvii, 35. natsü) VII, 2. vin, 12. nat^Q VIII, 9, 18. 23. IX. 10. neivdo} v, 8. 10. ;t^vj?g V, 11. Tcsvia IV, 6. 15. XVIj 13. 14.

negiaiQ^ouai 11, 21. Ttegi^wywfzi 11, 20. nsQLGCoq rv, 2 bis. nSQiaxhkXü) xvi, 10. nsQiarokiq xin, 8. n£Qt,riB-ri(it ii, 21. nexsivov v, 9. TTjyyiy xvn, 19. TtlfinXrifiL I, 2. 3. IV, 12. nlnxü) I, 5. in, 5. 10. niazig vin, 28. xvn, 40. niaxog xiv, 1. xvn, 10. nXttvfio} xvn, 17. xvin, 12. nldvt]aig viii, 14. 19. nXeova^m v, 4. nXTj^vvo) X, 1. XVII, 33. nXrjalov viii, 10. nXrja/jiovi^ V, 17. nXovaioq v, 14. xvin, 1. nXovxoq i, 4.

nvevua vni, u. xvn, 87. xvm, 7. noisw u, 7. 8. 9 bis. 12. 24. 85. 86. ni, 5.

rv, 24. V, 8. VI. 6. VIII, 18. 22. IX,

8. 4. 5 bis. XI, 8. Xn, 5. XV, 4, 8.

XVI, 10. XVII, 10. 18. 14. 15. 19. 44.

xvm. 6. noixiXla IV, 3. xn, 2. Ttotfiaivü) xvn, 40. noifiviov xvn, 40. TtoXifuoq XV, 9. noXsfwq i, 2. viu, 1. 15. xn, s. xv, 7*

xvn, 33 bis. noXtq vni, 4. x\Ti, 14. noXvq I, 8. n, 27. rv, 20. v, 14. vni, 2

ter. 18. XVII, 83. nov6(o H, 14. novriQoq n, 6. 8. 16. ra, 10. vi, 8. x, 1.

xn, 1, 2. xiii, 8. XVI, 7 bis. nogda xvm, 10. noQSvofiCLi xrv, 2. noQvri II, 11. noxctfjLoq vi, 8. norriQiov vni, 14. 7ioxtc,(o VIII, 14. nov VIII, 3. IX, 8. novq viL 2. vm, I8. ngä^iq iv, 10. ngsoßvxTjq n, 8. xvn, 11. ngoadoxla xiinscr. TiQoasvx^ VI, 5. ngoaxoTixo) in, 5. 9. TCQoaxayua xrv, 2. TiQoaxid^fiL m, 10. V, 4. TiQoaajTtov n, 8. 18. 22. iv,8. v, 10. vi,

5. IX, 6. XII, 6. XV, 5. xvn, 25.

nQwxoq IV, 8. xvn, 43.

ngwxoxoxoq xiii, 9. xvm, 4.

nxoBouai vi, 3.

nxcSua in, 10.

nxioxoq v, 2. 11. x, 6. xv, 1. xvin, 2.

TtvXrj vin, 17. xvij 2.

nvg vm, 2. XII, 2. 4. XV, 4.

nvQyoßaQiq vm, 19.

nvQow XVII, 43.

gdßöoq xvn, 24. xviii, 7.

Index.

149

^rjßix IX, a. xvn, 4S.

^li^OÜ) XIV, 4.

^ofjKpaia xiu, a. xv, 7.

QvofiaL IV, 88 bis. xn, i. xin, 4. xvii, 45.

aaxxog n, ao aakevo) vm, is. xv, 4. cakoq VI, 8. adXmy^ viii, i. xi, i. aaA:i/^w XI, 1. aangia xiv, 7. xvi, 14.

aaV^ IV, 6. 19. XIII, 8. XVI, 14.

atffjiaölcc XI, 1. OIJflSLOV XV, 6. 9.

aijfielataig rv, a. *od^hog XVII, 14. oiörigeog xvn, 84.

2i£CUV XI, 1.

asiavöakCC^o) xvi, 7. axccvöaXov iv, as. <TXf;ra^a> xni, i. axevog xvn, as. (r;;mt;a) xi, 5. axXriQoq rv, a.

axlriQVVü) VUI, 89.

axognü^io iv, lo. 19. ao. xn, 4.

axogniofiog xvn, 18.

<j;foroc XIV, 9. xv, lo.

axvXov V, 3.

ao(pla IV, 9. XVII, as. 89. 85. xvin, 7.

G0(p6g vin, ao. xvn, 87.

ansgfia ix, 9. xvn, 4. 7. 9. xviii, 3.

anXayxva n, 14.

ard^ü) xvn, 18.

axai^fxog v, 4.

atevayfidg rv, 14.

axiipavog n, ao.

ate^avoü) vm, 17.

aTTjQl^Ü) XVI, 18.

<TroA^ XI, 7.

(TroVa VIII, 84. XVII, 84. 85.

axQovd-LOv xvn, 16. oxQo<pri xn, 8. avyxso) v. awxi(o avfißBXQla V, 16. ovfifiixxog xvn, 15.

avfiTtagccXaßßdvot) xni, 6.

avfi<pvgofji(xi vni, 9.

ffvifayty vni, 88. xi, a. 8. xvn, 86. 33.

awaywy?/ x, 7. xvn, 16. 43. 44.

avvdXXayfia iv, 4.

<7vv6yyv§ XVI, a,

avveögiov iv, i.

avveatg xvn, 87.

avvQ-iqxri vin, lo.

aviray»^ iv, 5.

avvxsXso) u, 88. vii, 5.

ovvxl^rißL vm, lo.

avvxglßm vin, 4. xvn. 84.

awxsct) XII, 8.

üipay^ vin, i.

a<p66ga ii, 16. vm, a.

aipgayig n, 6.

axoivlov n, ao.

(jceJ^cw VI, 1. xm, 8. XV, 1. XVI, 4. xvn,

17 bis. (To^^ec n, 87.

awxrig m, 6. vm, 83. xvi, 4. xvn, 8. awxT^gicc m, 5. x, 8. xn, 6. xv, 6. xvi, 5.

XafJLHOV XIV, 8.

xaneivog v, la.

xansivoü) xi, 4,

xanelv(i)Oig n, 85. m, 8.

xagdaam vi, 3. vm, 5. xni, 5.

xaxvvo) xvn, 45.

Ta;ri;c iv, 5.

xelxog u, i. vm, 17. is.

X6XV0V I, 3o II, 8. VIII, 83. XI, 8, XV, 11. XVII, llo

x^Xog 1, 1. II, 5. xid^rifii IX. 9. xvn, 6. xiXXd) xm, 8.

XlfJLlOg XVII, 17. 43.

Xig m, 5. V, 3. 11. 18. IX, 6. 7. XV, 8 bis.

XVII. 2. 89. XO^OV XVII, 83.

xonog XVI, 9. xgdxTjXog ii, 6. vm, 89. T()axr$ vm, i7. xg8(p(j) V, 9. 11.

150

V. Gebhardt, Die Psalmen Salomo's.

vßgiq II, 26 27.

v6o)Q VIII, 20.

leroq v, 9. xvn, 18.

VtOq II, 3. 6. 11. VIII, 9. 18. 21. IX, 4.

xni, 9. XVII, 15. 21. 27. 31. XVIII, 3. 4. v/jLVoq III, 1. X inscr. xiv inscr. xvi

inscr. vneQaanioxriq vii, 7. vnsQTj^avsvofjtai n, i. v7ieQTj(pavla ii, 2. 25. iv, 24 xvii, 6. 13.

23. 41.

vTifQTjipavoq II, 31.

vnsQOQao) viii, 3o.

vTiiQuleovat^o) v, 16.

vTceym xv, 13.

vnvoq IV, 15. 16. vi, 4. (xvi, i v.

vnvoa)) vTivoü) ni, 1. XVI, 1*. vnoörifxa n, 2. vnot,(6vvviJLL xvu, 22.

VTtOXSlfiai XVI, 8.

VTioxgivofiai iv, 20 22. v7ro;f()t<yf5 rv, 6.

VTlOflSVCD X, 2. XIV, 1. XVI, 14.

vnofiovT^ .n, 36. vTioataaiq xv, 5. xvii, 24. vflrrf()€ft> xviii, 2. vazsQoq ii, 28. vxptjXoq XI, 2. 4. xvn, i9. vxpiata XVIII, lo.

vVoe XVII, 6. VlpOü) 1,5.

palvofxai n, 17.

(fslSoiJiai II, 23. V, 14. XIII, 1. 10. XVII, 12.

(feiöoi V, 13.

^f pö> I, 6. VIII, 2. XVII, 31. (pevyo) XI, 4. XV, 7. XVII, 16. 25. (fiS-OQU IV, 6.

(pXoytX<o XII, 3.

^Ao^ XII, 4 XV, 4.

(poßeofxai II, 33 bis. m, 12. iv, 21. 23. v,

18. VIII, 5. XII, 4. Xin, 12. XV, 12. (poßoq VI, 5. XVII, 34 40. XVIII, 7. 8. 9. 11.

(fvXdaöü) VI, 2. XII, 5.

(fvXri XVII, 26. 28. 43. 44.

(fVQfxoq II, 13.

(pvxeia xiv, 4.

(fwvri VIII, 1 bis. 2. 4. XI, l.

(peäq III, 12.

(fioaxriQ XVIII, 10.

;ca()a viii, 16.

;(6rAo$ XII, 3. 4. XV, 3 bis. xvi, lo.

X,dQ II, 7. 22. IV, 3. 16. 17. V, 6. 12. VI, 2. IX, 4. XVI, 9. 14. XVIII, 1.

xXori V, 9. XOQxaafia v, lo.

XQI^OXEVü) IX, 6.

XQn^'^Oq II, 36. V, 2. 12. VIII, 32. X, 2. 7. XQtjaxoxTjq v, 13. 14. 15. I8. VIII, 28. IX, 7. XVIII, 1.

XQLGxoq XVII, 32. xvm inscr. 5. 7.

XQOvlt,0} II, 25. 26.

XQÖvoq VIII, 33. XV, 13. XVII, 2 bis.

XQVOiov XVII, 33. 43.

tpdkXo) III, 1. 2.

jpakfzoq III, 2. XV, 3. Inscr. 11. iii. v.

XIII. XV. XVII. xvm. xpevÖTiq IV, 4. xn, 1. 3. rplS-VQoq XII, 1. 3. 4 bis. ipvxij n, 24. ni, 1. 8. IV, 13. 17. 22. V,

12. VI, 3. 6. IX, 4. 5. 6. 10. XII, 1. 5. XVI, 1. 2. 3. 12 bis. 14. XVII, 1. 17 bis. XVIII, 4.

ipöi^ XV inscr. 3. xvn inscr.

wÖLveq in, 9.

üjga VIII, 10.

wq IV, 3. 5 bis. 9. 10. 13. VIII, 2 bis. 5.

12. 20. 23. XIII, 9. XV, 9. XVI, 4.

XVII, 16. 23. 30. 43. XVIII, 4.

woTteg XII, 2.

Verbessenmgen und Zusätze.

S. 12 Z. 2 1. Hss. statt Hs.

13 12 ist III, 5 zu streichen.

22 3 1. XV, 4 statt XV, 8

26 1 ist nach 'Swete' hinzuzufügen: nach Klostermann's Collation*

52 1 V. u. 1. d^eog, statt d^sog

60 7 1. dneaxQexpev statt dn^oeQSxpev

63 ist nach II, 10 einzuschalten: 11,14 ankdxva J: ankdyxva RLH

64 ist zu XV, 2 hinzuzufügen: tl J: zig RLCH

65 Z. 9 ist nach 'dafür* hinzuzufügen: *mit der Überschrift svxi^*

66 4 1. * gekommen' statt 'zu kommen*

74 „10 ist 'einstimmig' zu streichen (s. d. Note au d. St.).

101 ,. 2 (r.) V. u. 1. 'Variante' statt 'Variente'

141 32 (r.) 1. dgßo^cj statt dQ/x6t,(o

Abgesprungene Buchstaben, Accente und sonstige Lesezeichen sind wie folgt zu ergänzen: S. 11 Z. 2 w, S. 26 Z. 15 t^, S. 45 Z. 14 firj, S. 49 Z. 27 iknlg, S. 56 Z. 23 ikTtlg, S. 62 Z. 1 Änderung, S. 77 Z. 1 rjToifiaaag, Z. 2 V. u. <Lv, S. 92 Z. 19 xdyw, S. 97 Z. 21 avzöv], S. 102 Z. 9 (r.) v. u. dvanXdas(og, S. 103 Z. 1 xsvog, Z. 4 dvdX7]/x\piv, S. 104 Z. 11 ort, Z. 23 tj, S. 107 Z. 5 ovofia, S. 108 Z. 1 avrov, S. 111 Z. 6 ^V, S. 112 Z. 5 ao<p6v, Z. 12 ra, S. 113 Z. 20 '/<j()ai;.] t'A^, S. 114 Z. 3 tw, S. 119 Z. 8 (1) v. u. dya^d, S. 120 Z. 12 sv, S. 121 Z. 5 xXrjQovo/n^Gaiaav, S. 134 Z. 18 övvcctov, S. 140 Z. 2 "Aßgadfi.

pfK>to>(DfffH^ru(f von Hdfd; Sc tDintec, Cetpsig.

Verlag der J. C. HINRICHS'schen Buchhandlung in Leipzig.

Band I— V, auf Seite II des Umschlages. VI, 1. Die Textüberlieferung der Bücher des Origenes gegen Celsus in den Hand- schriften dieses Werkes und der Philokalia. Prolegomena zu einer kritischen Ausgabe von Paul Kötschau. VII, 167 S. u. l Tafel. 1889. M. 5.60 VI, 2. Der Paulinismus des Irenaeus. Eine kirchen- und dogmengeschichtliohe Unter- suchung über das Verhältnis des Irenaeus zu der Paulinischen Briefsammlung und Theologie von Jobs. Werner. V, 218 S. 1889. M. 7

VI, 3. Die gnostischen Qu eilen Hippoly ts in seiner Hauptschrift gegen die Häretiker von Hans Staehelin. Sieben neue Bruchstücke der Syllogismen des Apelles. Die Gwynn'schen Cajus- und Hippolytus-Fragmente. Zwei Abhandlungen von Adolf Harnaok. m, 133 S. 1890. M. 4.50

VI, 4. Die ältesten Quellen des orientalischen Kirchenrechts. 1. Buch:

Die Canones Hippolyti von Hans Aohell«. VIII, 295 S. 1891. M. 9.50

VII, 1. Die Johannes-Apokalypse. Textkritische Untersuchungen u. Textherstellung von Bernh. Weiss. VI, 225 S. 1891. M. 7

VII, 2, Ueberdas gnostischeBuch Pistis-Sophia.— Brodu. Wasser: die eucharistischen Elemente bei Justin. 2 Untersuchgn. von Adolf Harnaok. IV, 144 S. 1890- M.4.50 VII, 8/4. Auollinarios von Laodicea. Sein Leben u. seine Schriften. Nebst e. An- nang: Apollinarii Laodiceni quae supersunt dogmatica. Von Jobs. Dräseke. XIV, 494 S. 1892. *M. 16

VIII, 1/2. Gnostische Schriften in koptischer Sprache aus dem Codex Brucianus heraus- gegeben, übersetzt u. bearbeitet von Carl Schmidt. XII, 692 S. 1893. M. 22 VIII, 8. Die katholischen Briefe. Textkritische Untersuchungen und Textherstellung von Bernh. Weiss. VI, 230 S. 1892. M. 7.50

VIII, 4. Die griechische Übersetzung des Apologeticus Tertullians. Medicinisches aus der ältesten Kirchengeschiclite. Zwei Abhandlungen von Adolf Harnaok. lU, 152 S. 1892. M. 5

IX, 1. Untersuchungen über die Edessenische Chronik. Mit dem syrischen Text und einer Übersetzung herausgegeben von Ludwig Hallier. VI, 170 S. Die Apologie des Aristides. Aus dem Syrischen übei'setzt und mit Beiträgen zur Textvergleichung und Anmerkungen herausgegeben von Richard Raabe.

IV, 97 S. 1892. M. 8.50 IX, 2. Bruchstücke des Evangeliums und der Apokalypse des Petrus von Adolf

Harnaok. Zweite verbesserte u. erweiterte Aufl. VIII u. 98 S. 1893. M. 2

IX, 3/4. Die Apostelgeschichte. Textliritische Untersuchungen und Textherstellung

von Bernh. Weiss. 313 S. 1893. M. 10

X. Aussercanonische Paralleltexte zu den Evangelien gesammelt u. untersucht

von Alfred Resch.

1. Textkritische u. quellenkritische Grundlegungen. VII, 160 S. 1893. M. 5

2. Paralleltexte zu Matthäus und Marcus. VIH, 466 S. 1894. X. M. 14.50 XI, 1, Das Kerygma Petri. Kritisch unters, v. E. v. DobsohUtz. VII, 162 S. 1893. M. 5 XI,. 2. Acta SS. Nerei et Achillei. Text u. Untersuchung von Hans Achelia. IV, 70 S.

1893. M. 3 XI, 3. Das Indulgenz-Edict des römischen Bischofs Kallist kritisch untersucht und

reconstruiert von Ern$t Rolffs. VIII, 139 S. 1893. M. 4.50

XI, 4. Textkritische Studien zum Neuen Testament von Wilhelm Bousset. Vin,

144 S. 1894. M. 4.50

XII, 1. Der Qhronograph aus dem 10. Jahre Antonius. Von Adolf Sohiatter. IV, 94 S. ZurÜberlieterungsgeschichte der altchristlichen Litteratur. VonAdolf Harnaok. 32 S. 1894. M. 4

XII, 2. Tertullian's Gegen die Juden auf Einheit, Echtheit, Entstehung geprüft von E. Noeldechen. IV, 92 S. Die Predigt und das Brieffragment des Aristides auf ihre Echtheit unter- sucht von Paul Pape. 36 S. 1894. M. 4 XII, 3. Ignatius von Antiochien als Christ und Theologe. Eine dogmengeschicht- liche Untersuchung von Eduard Freiherrn von der Goltz. X, 206 S. Griechische Excerpte aus Homilien des Origenes von Erich Klostermann. 14 S.

1894. M. 7.50

XII, 4. Urkunden aus dem antimontanistischen Kampfe des Abendlandes. Eine

quellenkritische Untersuchung von Ernst RoHfs. VII, 167 S. 1895. Zur Abercius-Inschrift von Adolf Harnack. 28 S. 1885. M. 6.50

XIII, 1. Eine bisher nicht erkannte Schrift des Papstes Sixtus II. vom Jahre 257/8.

Zur Petrusapokalypse, Patristisches zu Luc. 16, 19. Von A. Harnack. 78 S. Eine bisher unbekannte Version des ersten Teiles der Apostellehre (Didache), Gefunden und besprochen von L. E. Iseiin in Riehen. Übersetzt von A. Heusler in Basel. 30 S 1895. M. 3.50

XIII, 2. Die Psalmen Salomo's, zum ersten Male mit Benutzung der Athoshaud- schriften und des Codex Casanatensis herausgegeben von Oscar v. Qebhardt.

V, 150 S. 1895,. M. 5 XIII, 8. Die griechische Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus von Qeorg

Wentzel. G3 S. 1895. M. 2

TEXTE UND UNTERSUCHUNGEN

ZUR GESCHICHTE DER

ALTCHRISTLICHEN LITERATUR

HERAUSGEGEBEN VOI(

OSCAE von GEBHARDT und ADOLF KARNACK

Xm. BAND, HEFT 2 ^AAMOI 20A0M2NT02

DIE

PSALMEN SALOMO'S

ZUM ERSTEN MALE

MIT BENUTZUNG DER ATHOSHANDSCHRIFTEN

UND DES CODEX CASANATENSIS

HERAUSGEGEBEN VON

OSCAR VON GEBHARDT

LEIPZIG

J. C. HINRICHS'SCHE BÜCHHANDLUNG

1895

DIE GKIECHISCHE ÜBERSETZUNG

DER

YIRI INLUSTRES

DES HIERONYMÜS

VON

GEORG WENTZEL

LEIPZIG J. C. HINRICHS'SCHE BUCHHANDLUNG

1895

Verlag der J. C. HINRICHS'sclien Buchhandlimg in Leipzig.

Texte niid Untersuchnugen zur Geschichte der

Altchristiichen Literatur

herausgegeben von Oscar TOii Grebhardt und Adolf Harnack.

I— III. IV 1/3. V— IX. X 1/2. XI XII XIII 1/3 M. 290

I, 1/2. Die Überlieferung der griechisclieii Apologeten des zweiten Jahrhunderts in der alten Kirche und im Mittelalter, von Adolf Harnack. VIII, 300 S. 1882.

M. 9

I, 3. Die Altercatio Simonis ludaei et Theophili Christiani nebst Untersuchungen

über die antijüdische Polemik in der alten Kirche, von Adolf Harnack.

Die Acta Archelai und das Diatessaron Tatians, von Adolf Harnack.

Zur handschriftlichen Überlieferung der griechischen Apologeten. I. Der Arethascodex, Paris. Gr. 451, von Oscar v. Gebhardt. III, 196 S. 1883. M. 6 I, 4. Die Evangelien des Matthäus und des Marcus aus dem Codex purpureus Rossanensis, herausgegeben von Oscar v. Gebhardt.

Der angebliche Evangeliencommentar des Theophilus von Antiochien, von Adolf Harnack. LIV, 176 S. 1883. M. 7.50

II, 1,2. Lehre der zwölf Apostel, nebst Untersuchungen zur ältesten Geschichte der Kirchenverfassung und des Kirchenrechts von Adolf Harnack. Nebst einem Anhang: Ein übersehenes Fragment der Ji.d'uzn in alter lateinischer Über- setzung. Mitgetheilt von Oscar v. Gebhardt. 70 u. 294 S. 1884. M. 10

II, 3. Die Offenbarung Johannis, eine jüdische Apokalypse in christlicher Be-

arbeitung, von Eberh. Vischer, Mit Nachwort von Adolf Harnack. 137 S. 1886. (II, 1/2 u. 3. einzeln nur in anastatischen Drucken käuflich.) M. 5 II, 4. Des heil. Eustathius, Erzbischofs von Antiochien, Beurtheilung des Origenes betr. die Auffassung der Wahrsagerin 1. Könige [Sam.] 28 und die dies- bezügliche Homilie des Origenes, aus der Müncheuer Hds. 331 ergänzt und verbessert, mit kritischen und exegetischen Anmerkungen von Alb. Jahn. XXVII, 75 S. 1886. (Einzelpreis M. 4.50) ; M. 3.50

II, 5, Die Quellen der sogenannten apostolischen Kirchenordnung, nebst einer

Untersuchung über den ürsurung des Lectorats und der anderen niederen Weihen, von Adolf Harnack. ^106 S. 1886. [Nicht mehr einzeln.] M. 4 I, 1/2. Leontius v. Byzanz und die gleichnamigen Schriftsteller der griechischen Kirche von Friedr. Loofs. 1. Buch: Das Leben und die polem. Werke des Leontius v. Byzanz. VIII, 317 S. 1887. M. 10

III, 3/4. .•^phrahat's des persischen Weisen Homilien, aus dem Syrischen übersetzt

und erläutert von Georg Bert. Die Akten des Karpus, des Papylus und der Agathonike. Eine Urkunde aus der Zeit Marc Aureis, von Adolf Harnack. LH, 466 S. 1888. M. 16

IV, Die g^riechischeu Apologeten.

1. Tatiani oratio ad Graecos. Recens. Ed. Schwartz. X, 105 S. 1888. M. 2.40

2. Athenagorae libellus pro Christianis. Oratio de resuiTectione cadaverura.

Recens. Ed. Schwartz. XXX, 143 S. 1891. M. 3.60

3. Die Apologie des Aristides. Recension und Reconstruction des Textes von

Lic. Edgar Hennecke. XX, 64 S. 1893. (Partiopreis für Seminare M. 2 ) M. 3

4 Theophili libri tres ad Autolycum. Recens. Ed. Schwartz. "1 t v v>

5. lustini martyris apologia et dialogus cum Tryphoue ludaeo. \ In Vorbe- Sk

Recens. 0. de Gebhardt et A. Harnack. f reitung. vg

Diese Ausgaben der Griechischen Apologeten sind nur mit kurzem -t

sprachlichen Commentar und Registern versehen und sollen zum Gebrauch r?

bei Vorlesungen oder in Seminaren dienen, weshalb auch deren Preise U

möglichst niedrig gestellt wurden. * :j

V, 1 Der pseudocyprianische Tractat de aleatoribus, die älteste lateinische Christ- >

liehe Schrift, ein Werk des römischen Bischofs Victor I. (saec. U.), von ^

Adolf Harnack. V, 135 S. 1888. M. 4.50 /*

V, 2. Die Abfassnngszeit der Schriften Tertullians von Ernst Noeldechen.

Neue Fragmente des Papias, Hegesippus u. Pierius in bisher unbekannten Kxceii)ten aus der Kirchengeschichte des Philippus Sidetes von 0. de Boor. 184 S. 1888. M. 6

V, 3. - Das Hebräerevangelium, ein Beitrag zur Geschichte und Kritik des hebräischen Matthäus von Rud. Handmann. III. 142 S. 1888. M. 4.50

V, 4. Agrapha. Aussercanonische Evangelienfragmente, gesammelt u. untersucht vun Alfred Rasch. Anhang: Das Evangelienfragment von Fajjum von Adolf Harnack. XII, 520 S. 1889. (Einzelpreis M. 25 ) M. 17

Fortsetzung auf Seite III des Umschlags.

DIE GRIECHISCHE ÜBERSETZUNG

DER

VIRI INLUSTRES

DES HIERONYMÜS

VON

GEORG WENTZEL

LEIPZIG J. C. HINRICHS'SCHE BUCHHANDLUNG

1895

TEXTE Ü^^D rXTERSrCHUNGEN

ZUR GESCHICHTE DER ALTCHRISTLICHEN LITERATUR

HERAUSGEGEBEN VON OSCAR V. GEBHARDT UND ADOLF HARNACK.

XIII. BAND. HEFT 3.

Der älteste Zeuge für den Text der viri inlustres des Hiero- nymus ist die griechische Übersetzung, die ein Zeitgenosse und Freund des Verfassers Sophronios, verfasst hat. An der Echt- heit dieser zuerst von Erasmus herausgegebenen Übertragung, von der wir keine Handschrift kennen, ist nicht zu zweifelu, seit- dem sich herausgestellt hat, dass sowohl Suidas (S) als auch Photios (P) Stücke davon in ihre Schriften aufgenommen haben. \) Bei beiden Kompilatoren finden sich die aus Sophronios ent- lehnten Bestandteile häufig nicht in reiner Gestalt, sondern durch- setzt mit Erweiterungen inhaltlicher Art. Da nun der Text des Sophronios in seinem Umfange durch das hieronymianische Ori- ginal fest umgrenzt ist, muss die Frage beantwortet werden, auf welchem Wege er zu P und zu S gelangt ist: erst dann wird es möglich sein, das Zeugnis dieser beiden Leute für die recensio des Sophronios, mittelbar also für die des Hieronymus, zu ver- werten.

Das Lexikon des S enthält bekanntlich eine grosse Anzahl biographischer Artikel, die durch mehrere gemeinsame Merkmale von den andern Quellen des S, insbesondere auch von den aus der konstantinischen Encyklopädie entlehnten Historikerexcerpten, sich absondern und ihre Zuo;ehörisckeit zu einer und derselben besondern Quelle deutlich an der Stirn tragen. Sie betreffen aus- schliesslich litterarisch thätige Männer (oder Frauen), zum grösseren Teil aus dem griechischen Altertum, zum geringeren aus der christlichen Litteratur. Als Lemmata dienen die Namen der be- handelten Persönlichkeiten; an der Spitze des Artikels werden aufgeführt die Vaterstadt (meist durch das Ethnikon bezeichnet)

1) Meursius, Eusebii, Poly chronii, Pselli in cant. expositiones (Leyden 1617), p. 172. Huet, Origenis in sacras scripturas comment. (Köln 1685) I p. 11. Vallarsi, Ausgabe des Hieronymus (Verona 1735) II p. 806. Tb. Zahn, Forschungen 118. III 35. Ad. Harnack, Gesch. d. altchristl. Litt. I 298. 440. 550. 552. 616.

Texte u. Untersuchungen XIII, 3. 1

2 Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.

und die Litteraturgattung, der sie angehören; dazu treten die Kamen der Eltern, bisweilen auch der Kinder, ferner die der Lehrer und der Schüler, Angaben über Zeit und Ort des Wirkens, über persönliche oder litterarische Beziehungen zu Zeitgenossen. Vorgängern oder Nachfolgern, hin und wieder auch über be- sondere Lebensumstände, gegebenen Falls ein Bericht über Zeit, Ort und Art des Todes. Am Schlüsse steht regelmässig ein Schriftenverzeichnis, oft ausführlich, oft stark zusammengestrichen, ja ersetzt durch nichtssagende Wendungen, wie sjQaxps öiacpoga. eyQaxpt üiolla u. Ahnl. Als Beispiel des feststehenden Schemas möge die erste, beste Vita dienen:

revtd-XiOc, revs^Aiov, IJaZaiörlvog Itc IIetqcdv, oocpiöT7jg, liad^rjTiiQ MivovxLavov xal AyajcfjTOv, dvTLjiaiösvoag xara rag ^A^/jvag KaVuvlxq^ reo öiaoijfiqy,

Ö£^Log rrji> (pvotv xal oXr/v nsltrrjv djtofivr/fiovevoag Iv axQodosL.

rsltvra de vtog krmv i] xdi x . ^) syQaipe öh 7.alidg TjroL ÖLaXe^eig xal [/sXtrag, cov loriv o ajioXiv tavrov djioxrjQvrrcov fisrd rr/v rcQV Qrjßojv xaraoxag)?'/p, jiQOjtSfijtrixbv jcQog rovg aavTov traiQovg Aadovy^ov xal lioxhjjiLdörjv, Jiavrj- yvQLxovg. Nicht alle Biographien enthalten alle die genannten Bestand- teile, auch ist deren Reihenfolge im Einzelnen nicht immer die gleiche, aber stets ist die Gesamtstruktur der Artikel dieselbe. Seit langem pflegt man mit Recht diese Biographien des S auf den ^Ovonarohr/og des Hesychios von Milet (H) zurückzuführen. Richtet man die Untersuchung auf die unmittelbare Vorlage des S, so ist auszugehen von dem Artikel

'^Hövyiog MiX7]Oiog' vlog '^Hovyiov Öixtjyoqov xal ^iloöoefiag, yeyovcog ejil 'Avaoraoiov ßaoiXecog, lyQa^^ev 'OvofiazoXoyop // jtivaxa rcxjv tv jiatöela ovo[iaorcüv. ov tjcirofifj ton roiro ro ßLßXiov, xal yQovLx/)v loroQiav. 7]v riva öislXev dg e$, öiaor?'/- fiara {ovrw yaQ xaXel txaorov ßcßXlov), Lv oig tiKptQovrac al xara xaiQovg jiQCc^eig rcov Pco^alcov ßaöü.tcov xal al övvaorstai rcQV xard tfH'og xQarfjödvrcor rvQavvcov xal rd xard ro Bv-

1) So der Parisinus 2625.

Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 3

C,dpTiov JiQax^i^^vxa t(X)q rfjg ßaoiXslag AvaöTaölov zov ajtovof/a- ^Ofierov Alxoqov. elg dh tov jclvaxa rcov tv jcaiöela Xa^uipav- rmv 8xxl?]öiaöTixcov ötöaöxalmv ovötvoq fiV)]ftoveveL, cog tx TOVTOV vjtovoLav jiaQtisiv f/?] sivat avxov yQioziavop, aXla xrig 'kXh]Vixrig iiazaionovlag avanXtmv.

Die Schlussbemerkung des Artikels, wer auch immer ihr Ver- fasser gewesen sein mag, bezeugt ausdrücklich und in nicht misszuverstehender Redeweise, dass das Werk des H keine Bio- graphien von Kirchenschriftstellern enthielt. Nur scheinbar steht hiermit die Thatsache in Widerspruch, dass S derartige Biogra- phien enthält von unzweifelhaft derselben Struktur, also auch von derselben Herkunft wie die Viten der heidnischen Autoren. Denn die biographische Quelle des S ist ja nicht das Original- werk des H gewesen, sondern ein Auszug daraus: ov tjiixoiirj eOTi TOVTO To ßLßXiov, heisst es in dem angeführten Artikel. Die Worte gehören der Quelle des S an und sind von diesem mitsamt der ganzen Hesychvita gedankenlos in sein Lexikon aufgenommen worden. Eine andere Interpretation ist vor dem gesunden Menschenverstände unmöglich. Das Richtige hat, zum Teil nach dem Vorgange Anderer, Ad. Daub ^) dargelegt. Der Epitomator muss also seine Vorlage nicht nur gekürzt, sondern gelegentlich auch aus anderen Quellen erweitert haben: ein Ver- fahren, das in der Excerptorenlitteratur manche Parallelen hat. In der That kann schon die angezogene Biographie des H un- möglich von diesem selbst herrühren. An sich wäre es ja denkbar, dass H, über dessen persönliche Eigenschaften wir nur ungenügend unterrichtet sind, sich selbst unter die tv jiaiösla ovoftaorol auf- genommen habe. Auch der hl. Hieronymus z. B. hat seine eigene Biographie dem Corpus seiner viri inlustres einverleibt (135). Aber man braucht nur die Art des Hieronymus, von sich selbst zu reden, mit der Biographie des H bei S zu vergleichen, um den wesentlichen Unterschied sofort zu erkennen. Der Wortlaut jenes Hesychartikels, vor Allem die Art, wie der Inhalt der Schriften bezeichnet wird, zwingen zu der Annahme, dass diese Biographie von einer anderen Person geschrieben ist als von H selbst. Die christlichen Viten des S gehen zum Teil auch weit über die Zeit des H hinab. Die späteste ist die des Ignatios,

1) Fleckeisens Jahrbb., SuppL, XI 405.

4 Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronjmus.

s. V. 'lyvaTLoq,^ die unter den Schriften des Ignatios auch die Biographie des im Jahre 829 verstorbenen Patriarchen Nike- phoros aufzählt.

Es ergiebt sich ferner, dass die Schlussworte derHes3^chvita da. de Tov jiiva'/M avanXi.03V weder von S selbst noch etwa von einem Interpolator des S herrühren können. In beider Munde wür- den sie eine Unwahrheit enthalten. Denn die Struktur der christ- lichen Viten zeigt, dass diese in demselben Buche gestanden haben müssen, wie die heidnischen, dass S sie also schon in seiner Quelle vorgefunden hat. Ein Interpolator des S hätte sie aber im S selbst erst recht vorfinden müssen. Jene Worte können nur von demselben Manne geschrieben worden sein, der gesagt hatte: ov Ihltoili] Iötl tovto to ßißllov, d. i. von dem Epi- tomator des H. Der Epitomator nahm also Anstoss an dem Fehlen aller christlichen Biographien in dem Uiva^ des H, und der Anstoss ist so stark, dass er den gewiss ungegründeten Verdacht ausspricht, H sei wohl ein Heide gewesen. Sollte er dabei wirklich nur die Absicht gehabt haben, lediglich seinem christgläubigen Herzen Luft zu machen? Oder weisen die Worte nicht vielmehr mit aller Deutlichkeit darauf hin, dass ihr Urheber auch des Willens gewesen ist, den von ihm bemerkten Mangel seiner Vorlage auszufüllen? Ich glaube, sofern man nur die einzelnen Thatsachen und Indizien unbefangen als das nimmt, als was sie sich geben, schliesst sich alles ohne Schwierigkeit an einander. Im sechsten Jahrhundert hat H seinen IUva^ rwv 8V jtaiöeia ovo/iaöTcov verfasst, eine Zusammenstellung der Bio- graphien sämtlicher berühmten Schriftsteller der hellenischen Welt. Frühestens im zweiten Viertel des neunten Jahrhunderts ist dieses Buch von einem unbekannten Manne in der Weise über- arbeitet worden, dass er es einerseits auszog und kürzte, anderer- seits aber um die von ihm vermissten Biographien hervorragender Kirchenschriftsteller erweiterte. Diese Bearbeitung des H ist die Quelle der biographischen Artikel des S gewesen. Jede andere Ausdeutung der Zeugnisse führt dazu, an irgend einem Punkte offenkundigen Thatsachen, unverdächtigen Angaben Gewalt anzuthun.

Mit dieser Erkenntnis gewinnen wir zugleich den richtigen Standpunkt zur Beurteilung eines bisher nicht herangezogenen Zeugnisses. Ch. F. Matthäi hat in einer Ausgabe zweier Heden

Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 5

des Gregor von Nazianz (S. Gregorii Nazianzeni binae orationes graece et latine ed. Ch. F. Matthäi. Mosquae 1780) p. 106 aus einem Moskauer Gregorcodex, den er mit N bezeichnet und dem zehnten oder neunten Jahrhundert zuweist, eine Biographie des genannten Kirchenschriftstellers herausgegeben, als deren Autor Hesychios lllustrios ausdrücklich namhaft gemacht wird. Da das Matthäische Buch, dessen Kenntnis ich der Güte U. v. Wila- mowitz' verdanke, selten ist und die Auszüge bei Migne (36, 933 ff.) sich nur auf Niketas und den Katalog der Moskauer Handschriften erstrecken, setze ich die Gregorvita hierher, daneben den ent- sprechenden S-Artikel.

Matthäi p. 106 xaös Ji£()l Tov jisyalov Fgriyo- Qiov (prjolv Ilövyioq 1X2.0V- öTQLoq 0 Tovg ßiovg tcop öo(pmv ajtavrojv (j'/,iayQa<:p7]öaq.

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rQrjyoQtog, NaUavCov ajtloxo- jiog oraüfzog dh ovrog Kaji- jtaöozlag , avf]Q aXXoytiico- rarog, avayzalog 6h cpUog Baöildov TOV zT/g KaLOageLag sjiLöxojiov xTjg tv Kajijiaöoxla. ovTog ov liovov ygaiiiiaTixog xal xa hg rrjv jioirjoiv ös^Log,

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fzvQLCcöag özly^ojv za ovvzay- fiaza avzov ovvtd^rjxev, a(p cov syvcofisp fisygt vvv ow^OfievoDV. (So!)

fiaza avzov ovvtd^rjxav^ a(p cuv eiöL zdÖ£' Ttegl zrjg zeXevzrjg zov aÖ8X(pov KatoaQslov, ejit- zd(pLog eig zov tavzov jcazega. tzsQog dg zf)v aöeXcpijv Fogyo- vlav, jcsqI (pLXojizmyiag. tjiai- vovg zcjv 3Iaxxaßaio^p , ajiai- vovg KvjtQtavov\ Ijialvovg^Äd-a- vaöLOV, ejialvovg Hgmvog (piXo- ö6(pov, xazä lovXiavov zov

6 Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.

Matthäi p. 106.

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Wentzel, Die griech. Tbersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 7

Mattbäi p. 106 ^ijvai Tov ji^avaoiov. rrjg re yag l^coi^ev TcaXovjitvrjg jtaiöevöscog Iju JtlelöTOV ovTOc jiQoelriXvd^eiöai' xal Tcov IsQcov yQag)(DV, ojtooa slg avayvmöiv ytdi ttjv jcqoxsiqov fiv7]fi7]v arsXei, jtoX)j)v uxov TJiv EfutsiQiav, xal fzaXtöra ys avTcov o rgrjyoQtog. xal fir)v xal övyygdcpsip txaörog avrcov eg tov savzov xqojiov r}v Ixavcorarog. tov (itv ye 'AjtolLvaQiov To vjtofivTjiia- TLxov slöog TTJg Xe^scog fiaxQm cLQLOTa dys, BaoUstog öh jcavrjyvQiöat laiiJtQoxaTog fjv^ TGp öi ys rQTjyoQin xal jzaQ a^cpOTSQovg e^STaC^ofievm fisl^cD ßaoiv dg ovyyQa(p?)v dx^v 6 Xoyog, xal 7]v djtelv !AjtoXtvaQLOV fihv aögoTsgog, BaöiXdov 6s öTad-sQOfxeQog. TOOavTTjg öh avTOlg ev tcö Xeysiv övvdfxswg ovörjg xal TO rjd^og ovösv tjttov Jtagsi- yovTO üiQog ttjv tcov jzoXXwv d^tav Ijiaymyov ^ ojOts xal oig (DQCQVTO xal oig sXsyov jcdvTag dg ttjv avxSv r/gow xoLVCOviav.

ToOavTa jiegl avTwv o ^tXo- OTogyiog, xal TavTa Ageiavog mv. STt yovv jisgicov dg tov olxelov TOJiov o Fgrjyogiog Ijii-

Tov 'AO^avdöiov. TTJg ts ydg l^wd-BV xaXovfitv7]g jtaiöev- oewg £jtl jcXelOTov ovtol jigoeXrjXvd^SLOav xal tcov legSv yga(pwv^oüio6a elg avd- yvmCiv xal ti)v Jtgoysigov fivrifirjv ItsXel, jtoXX/jv d^ov TTJV s^jisigiav, xal ndXiöTa ye avTCQV o FgrjyogLog. xal fiTjv xal övyygdcpsiv txaöTog avTcöv lg TOV savTov Tgojiov rjv IxavoDxaTog. tcü [liv ys ^ÄTtoXivaglm to vjro^vyjiia- TLXOV slöog TTJg XtQScog ftaxgco dgiöxa slys. BaölXsiog ös jiavTjyvgloac XafijtgoTaTog y]v, TCO ÖS ys FgriyoglcQ xal jiag d^KpoTsgoig s^sTa^ofisvco fisl- Coj ßäöiv slg övyyga(prjv slxsv 0 Xoyog, xal rjv sljislv Ajio- Xtvagiov [isv dögoTsgog, Ba- öiXsLOv ös OTad^sgooTsgog. TOöavTTjg ös avTotg sv Tcp Xsystv xal ygdcpsiv övvanscog ovOTjg xal TV i]d^og ovösv 7JTT0V OL avögsg jtagslxovTO jigog TTjV Twv jtoXXcov d-sav sjiayooydxaTOV, coözs xal oig cogSvTO xal oig sXsyov xal ojtoöa ygdcpovTsg ötsölöoöav, öid jtdvTCOv TTjgovv slg Tt)v savTwv xotvcoviav Tovg xad- oTiovv avTcov sv^agsöTsgov dXlöxsö^ai övvafisvovg. TOOavTa jtsgl avTwv cog sv jtagaögoiifi ^PiXoOTogyiog xal TavTa Agsiavog Sv sygaxpsv. STL yovv jtsgicov slg tov olxslov

g AVentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.

Matthäi p. 106 1 S

oxojtov yMraOTf'jöaQ ev ttj la- xojtov o rQTjyogcog ajtlöxojtov X0VÖ7] avTov iTcxXrjöla avroq xazaöTrjöaQ ev zrj Xayovo?] ev ajQm xlvl ßlov fiovaöixbv avxov exxh]Oia avrog ev clygco ajtrjveyyMTO. eXaoag öh Jtegl rivc ßlov fiovaötxov djt?jvey- ra evev/jxovra Irrj xailnexeiva xaxo. eXaoag 6e jteQL xa evevi]- &S0600I0V TQLTov xal öexazov xovra ezf] xal ejtexeiva ßeo- ezog ayovzog xazaZvet zov öoölov tqlzov xal öexazov ezog ßlov ava^iov zovzo zrjg avzov \ ayovzog xazaZvet rbv ßlov av- jtaü^cbv agezfjg z6 zfjg xad-eögag a^tov zovzo zTJg avzov jiad^cQv ajtoxgovo&rjpat zr/g ßaGiliySig ccQezijg zb zrjg xad^tögag ajto- zcöv jibXecDV. xQOvö&fjvat zrjg ßaotZevovö7/g

zdiv jioZecov xal jtQOXQtO^rjvai fcäZZov zovg tpavZozegovg 7) zbv ejt dgezfi ^<^^ )M{ijig6zrjzL ßlov üidvzcov [laXZov vjtegave- yovza.

Aus der Nennung des H in dem Moskauer Gregor folgt nicht, dass H selbst die Viten der christlichen Schriftsteller auf- genommen hat das wtirde mit dem ausdrücklichen Zeugnis des Epitomators bei S s. Hövyiog unvereinbar sein , sondern nur, dass dem Schreiber des Moskauer Codex dieselbe Epitome vorlag, die S ausschrieb, und dass der Epitomator seinen Namen nicht genannt hatte, so dass das Buch unter dem Namen des H gehen konnte. Auch das wird begreiflich, sobald man sich nur vergegenvrärtigt, dass die kaum drei Dutzend christlicher Biographien, die in der Epitome hinzugekommen sind, gegen- über dem alten hesychianischen Bestände von mehr als S50 Bio- graphien kaum in Betracht kommen.

Ist das richtig, so gewährt die Moskauer Gregorbiographie einen Fingerzeig für den Weg, auf dem man weitere Reste des H zu suchen hat. Sie gehört nicht zu den Scholien des Codex, sie ist vielmehr von einem späteren Besitzer der Handschrift ^ ) den in dieser gesammelten Reden beigegeben worden, als Ein- leitung, zur Orientierung. In dem Corpus der Gregorscholien also wird man kein hesychianisches Gut finden, wie denn in der

1) „scripta sunt a manu recentiore, sec, ut videtur, XV. aut XIV." Mattbaei 105, 3.

f

Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 9

That die bisher veröffentlichten Scholien zu Gregor nichts ent- halten, was auf H zurückgeführt werden könnte. Dafür er- öffnet sich aber eine andere Aussicht. Der Moskauer Codex stammt, wie fast alle griechischen Handschriften in Russland, vom Athos, aus der Lawra des hl. Athanasios. Folglich muss es irgendwann einmal auf dem Athos ein Exemplar der Epitome des H gegeben haben. Es gilt zunächst, den Gregorcodex selbst zu durchsuchen, ob sich in ihm ausserhalb des darin überlieferten Scholiencorpus noch biographische Randnotizen finden. Dann aber dürfte es notwendig sein, alle vom Athos stammenden Handschriften, deren ausser dem 'Ayiov 'Oqoc, selbst vornehmlich die Bibliotheken von Paris und Moskau eine grosse Anzahl be- sitzen, kurz einzusehen, um zu prüfen, ob sie entweder die Epi- tome selbst, sei es auch nur in kurzen Bruchstücken, oder, wie der Moskauer Gregor, aus ihr stammende Biographien der in ihnen abgeschriebenen Autoren enthalten.

Das Citat des Moskauer Gregorcodex gestattet auch, die Überlieferung der Epitome bei S zu kontrolieren. S hat seine Vorlage vollständiger wiedergegeben als der Schreiber des Mos- kauer Gregor. Bei diesem fehlt der Eingang des S-Artikels (bis ovTog 845 A 8 Gaisford), desgleichen der Schluss von den Worten xal jtgoxQtO'T'jpac (846 D 8) ab, ebenso der Schluss des Philostorgioscitates. Dazu kommen kleinere Auslassungen (xal YQCccpEtv 846 C 1, OL avÖQsg 846 C 2, (Dg iv jtaQaÖQo^uTJ 846 C 7, tygaxptv 846 C 8). Von diesen Kürzungen lässt sich nicht sagen, ob sie der Schreiber des Gregorcodex nicht schon in seiner Vor- lage gefunden hat. Er selbst ist es aber sicher gewesen, der das bei S noch erhaltene Schriftenverzeichnis gestrichen hat. Bei S wird es eingeleitet durch die Angabe: dg yaQ TQetg fivQiaöag orlxcov ra owrayfiara avrov ovvtd^ijxsv^ atp'cov elöi xdös, worauf die Titel folgen. Bis ovvtdrjXE stimmt auch der andere Zeuge, er fährt jedoch fort: «gp' cüv eyj^wftsv l^^XQ^ ^^^ 6coC,ouiv(DV. Die Worte syvwfzev fi^XQ^ ^^^ öco^ofievcov sind in der Verbindung mit dg) cov grammatisch nicht recht verständ- lich. Sie sollen offenbar die Auslassung des Schriftenverzeich- nisses mit der Berufung auf die Existenz der Schriften Gregors motivieren. Darin verrät sich der Schreiber oder Besitzer eines Gregorcodex: jene Moskauer Handschrift enthält nach Matthäi a. a. 0. 51 Reden Gregors, auf dem Athos gab es eine grosse

IQ Wentzel. Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.

Menge von Gregorhandschriften; da war es allerdings unnötig, die einzelnen Titel in der Biographie nochmals aufzuzählen. In derselben Weise ist es zu beurteilen, dass bei der Erwähnung der tziQa ßlßXog 6i s^afitxQOJV jiaQd-evlaq y.ai yanov y.a^^ kav- rovg ötaXeyofievcov im Moskauer Gregor gerade der Titel der Schrift fehlt. Im Ganzen zeigt sich , dass die Überlieferung der Biographien genau so variabel ist, wie die der lexikalischen Glossen und die der historischen Schriften, speziell der Chrono- graphen aus byzantinischer Zeit.

Das Moskauer Citat aus der Epitome verhilft uns dazu, die Quellen des Epitomators für neue Zuthaten zu ermitteln. Für das grosse Mittelstück wird am Anfang und am Ende Philostorgios ausdrücklich genannt. Es ist von Wichtigkeit, dass dieses Citat auch im Moskauer Gregor erhalten ist. Damit ist gesichert, dass S einen Teil seiner Philostorgioscitate durch die H-Epitome empfangen hat. Er benutzt auch bekanntlich von der Konstan- tinischen Encyklopädie die Bände a% rcov Ixy.hpiaöTLxmv^ denen er u. A. die grossen Bruchstücke aus der Chronik des Georgios Monachos verdankt. ^) In ihnen waren die Kirchenhistoriker excerpiert, darunter ausser Sokrates, Sozomenos, Theodoret, Theodoros Anagnostes auch Philostorgios. Es ergeben sich keine Schwierigkeiten, im einzelnen Falle zu bestimmen, ob S ein Philostorgiosbruchstück aus H oder aus der Encyklopädie hat, da die Artikel der H-Epitome unverkennbare Kriterien des In- haltes und der Form haben.

Zieht man die Philostorgiosstelle ab, so erweist sich als eine Hauptquelle für den Rest des Artikels die Biographie des Gregor von Sophronios. In der nun folgenden Gegenüberstellung des H und des Sophronios, die selbstverständlich von dem Philostor- giosfragmente absieht, sind die Bestandteile des H, die bei Sophronios fehlen, in kleinerem Drucke gesetzt.

H rQTjyoQLoq' Na^iav^ov ejtioxo- jtog OTa&jnog öa eoxiv ovxoq

Sophronios 117 rQ?]y6Qioc, ^aolficov jzqotsqoi^, eha NaCtccvCov sjtiöxojTog,

Kannaöoxiaq , av}iQ eXXo- avijQ tXXoytf/coTaTog, o sfiog yif/coraroQ, dvayxalog de (flloq \ öiöaozaZog, ov i:$.?]yoi\utPOV Bcwiltlüv Tov zriq Kaiaageiag i zag &eiag tyvcov ygafjpag,

1) de 15oor, Hermes XXI 1.

Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. \ \

H

imaxonov xrjg iv KannaöoyJa. ovTOQ ov fxovov yQafAfjLUTfyioq xal TU ig Tj/v TtoiTjoiv öe^iöq, (x)J.(x 7toXX(p nXelov xal elq (piXoaocplav s^i^axTjTo xal Qy'jXojQ ijv dfzcpiös^iog. OVTOQ sy^aips xaTaloydörjv noXXd. slg yccQ TQsiq fiVQiaöag ötIxcov ra (JvvxajuaTa avrov Ovvs- d^Tjxev, a(p ojv elöl raöe' j[8qI rrjg xsXevrijg rov aöeX- (fov KatöaQSLOV, sniTccfpiog slg

TOV SaVTOV TtCCTEQCi, bTSQOg Eig T7jV

d6eX<priv FoQyovlav, jtSQL <ptXo- jtTcoyJag, sjtalvovg rcöv Max- xaßaicov, ejialvovg KvjiQia- vov, ejcalvovg 'A&avaölov^ ejialvovg HQCovog (pLXo(j6(pov,

Sophronios

xara ^lovXiavov rov ßaotZecog Xoyoi övOy xara EvvofJiov Xoyot ß' , jcsqI SeoXoylag a , JtsQc viov Xoyoi ß' , jisqI tov aylov nvtvnaxog Xbyog slg, navriyvQixol koyot öixa xal aze-

QOL TtXSLGTOL xal TCCtöi yvojQiuoi.

'?]xoXovO-?]6s ÖS TCO noXsfico- vog y^agaxTrjQL tov Aaoöixscog TOV aoipiöTEvaavTog iv 2f/.vQVjj, og iysyövei öiödaxaXog ^AgiaTsldov TOV QriTOQog. syQacfTj 6s avTcp xal STsga ßißXog öc s^afis- TQCOV jtaQ^svlag xal yafiov xa^ savTovg öcaXsyoftsvcov xal slg kxbQag vTioS-ioEig iv nav~ Toloig xal öiacpoQoig /usTQOig

slg TQElg fivQiaöag orlycov jtavra ra öwrayfiara avrov ovvid^Tjxsv, ag) ojv slol raös. jcsqI rrjg rsXevzTJg rov dösXtpov KaLöagslov,

jtsQl cpiXoJtrmyiag, sjialvovg rojv Maxxaßaiojv, sjiaivovg KvjtQtavov, sjtaivovg Ad^ava- ölov, sjialvovg Ma^lfiov (piXo- ö6(pov iisra rrjv s^oQiav ava- C^sv^avrog, ov riva ipsvöcog rivsg HQwvog sjtsyQaipav. sorc yaQ xal aXXr} ßißXog xarayvcoöiv rov avrox Ma- ^If/ov jisQLsyovöa cog fi^ s^ov slvai rov avrov xal snaivsöat xal ips^ac SV xaigw, xal ßißXog Öl t^afisrQwv jcagd^svlag xal ya^ov xa^^ tavrcov öiaXsyo- rsvmv, xara Evvoiiiov Xoyog n , jtsgl Jtvsvfiarog aylov Xo- yog slg, xara lovXtavov rov ßaötXswg Xoyog d , iqxoXovd^ips ÖS rm noXsiim- vog yaQaxrii]Qi,

12 Wentzel, Die gi-iech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.

H

Sophronios

xat JZ8Q10JV SiQ TOP OIXSIOV

TOJtov sjtioxojcov xaTaöTi'iöaz

tv ccfQcZ ßlov fzovaöcxov ajtrjveyxazo,

xal tTe?.svTr]Os jiqo TQterovg XQovov ßaOiXsvovTog Cieoöo- olov.

axLva ovvayovTat siq sjtcov fiVQidöag ZQalg. 846 D 1 tzt yovv jcsqlcov dg TOP olxslov TOJtov 0 Fqtiyo- QLog IjtiöxoJiov xaraOT/jOag iv zy ?M'/ovay/ avxov ixyJ.rjoia avtbq Ev cr/Qrp tlvl ßlov fio- vaÖLXOV ajii]viyxaxo, f^^.äaaq öh nsQL xa ivev/jxovza ai?] y.al ensy.tiva &8odoolov TQixov ■xal ötyMxov tTog ayovTog xara-

XVU TOV ßlov dvu^lOV TOVTO

zrJQ avzov nad-(i)v aQezrjq zo ZTJg xaS-sÖQaQ dnoyQOVod-rjvat zfjq ßa- oiXevoiorjQ Z(vv n6?.€ü)v xal tiqo- XQi&rjvat fj.ä?J.ov zovg (pav?.ozb- Qovg T] zov in (XQSzf^ xal Xafi- TtQozrjZL ßlov nävzwv fxuX?.ov vTtEQavt'/ovza.

Bei flüchtigem Zusehen könnte es scheinen, als benutze der Biograph nicht den Sophronios, sondern dessen Quelle. Handelte es sich bei Sophronios um ein griechisches Original- werk, so würde dieser Schluss gezogen werden müssen. Aber des Sophronios Buch ist eine Übersetzung aus dem Lateinischen. Folglich steht sein Wortlaut fest, und wo sich wörtliche Über- einstimmung mit Sophronios findet, ist er benutzt. Denn es kann weder auf die Quelle des Sophronios zurückgegriffen werden diese, Hieronymus, ist lateinisch, und eine von Sophro- nios unabhängige zweite Übersetzung würde doch schwerlich auf genau dieselben Ausdrücke verfallen sein , noch auf die Quelle des Hieronymus denn es ist undenkbar, dass Sophronios in seiner Übersetzung mit ihr sich wörtlich berühren sollte; die Vergleichung des Eusebius vollends, wo dieser die Vorlage des Hieronymus gewesen ist, schliesst in der That diese Möglichkeit aus. Folglich hat der Epitomator des H, da er mehrfach genau mit dem Wortlaute des Sophronios stimmt, den Sophronios selbst anssjeschrieben. Dann müssen die Überschüsse, die die Gregor- biographie bei S gegenüber der des Sophronios aufweist, ent- weder eigene Bemerkungen des H-Epitomators oder Zusätze aus

Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 13

anderen Quellen sein. Der eigenen Thätigkeit des Epitomators verdankt die Biographie den Satz ovzog ov (lovov yQafifiazcxog xal za £g ztjv jtohjöLV Ö£^i6g, aXXa JtoXlcp jtZslov xal ag (piXo- oo<pLav s^?]öyC7]Z0 xül QijzcoQ 7]v ccficptöe^tog. Zur Abfassung dieser Worte war keine quellenmässige Unterlage, sondern nur ein allgemeiner Überblick über die Haupttitel der Schriften des Gregor von Nazianz nötig. Der Zweck des Satzes ist, den Gregor nach den verschiedenen Gattungen der jiaiöda zu klassifizieren. Ich darf daran erinnern, dass, wie bereits C. Wachsmuth^) ge- sehen hat und später kurz dargelegt werden soll, das Original- werk des H nach litterarischen Kategorien geordnet war: die Poeten waren von den Prosaikern geschieden, die Unterabteilungen innerhalb der Poeten waren die ejtcxoi, XvQr/Col, zQayixol, xcofii- xol, sXsysiojtoiol u. s. w., innerhalb der Prosaiker die yQafifia- zixol, die Q7]zoQ6g, die lözoQixol, die (piXoöog^oL, diese letzten wiederum nach einzelnen Sekten geordnet, u. s. w. Von Gregor wird hervorgehoben, dass er nicht zu einer einzigen dieser Gat- tungen gehörte, sondern in allen thatig gewesen sei, in der Grammatik, in der Poesie, in der Philosophie, in der Redekunst. Das ist einerseits Nachahmung des H, Anschluss an dessen Gruppierung des Stoffes, an das Ziel seines Buches, die in der jiaiöüa ovofiaözol zu behandeln, andererseits aber ein nicht zu verkennender Gegensatz gegen H. Zunächst formell: in den Viten aus dem alten Bestände des H wird allemal auf die denk- bar kürzeste Weise die Gattung des betreffenden Autors an- gegeben {q/jzwq, (pt?.6oog)og Ozco'Cxog, jtot?]zi]g, tOzoQtxog, xmiii- xog etc.) möglichst unmittelbar nach dem Namen und dem Ethnikon, höchstens nach den Namen der Eltern; nicht ein ein- ziges Mal findet sich bei ihm eine Angabe dieser Art zu einem ausführlichen Satze stilisiert. Der Verfasser der Gregorvita aber redet wortreich, unter sorgfältiger Beobachtung des von W. Meyer entdeckten rhythmischen Gesetzes {(pcXo(jog)iav s^rjöxrjzo, fjv aii(pL- öt^iog). Diese Ausführlichkeit in der Bezeichnung der litterar- ischen Gattung wiederholt sich bei den christlichen Biographien nicht selten. Auch dadurch wird erhärtet, dass der Verfasser der Gregorvita nicht H selber ist. Es ist ein Mann gewesen, der die Vielseitigkeit seines christlichen Helden mit einem ge-

1) Symb. Bonn. 139.

14 Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.

wissen Hochgefühle hervorhebt: Gregor, der sich auf allen Ge- bieten hervorthut, steht nach seiner Meinung den Schriftstellern der heidnischen Zeit zum Mindesten völlig gleich. Das ist das- selbe Interesse, derselbe Standpunkt, den wir oben aus der Hesych- vita für den Epitomator des ülva^ erschlossen haben.

Der Verfasser der Gregorbiographie hat ferner im Anfange des Artikels hinter den Worten NaC^tavC^ov sjilöxojioc die bei Sophronios fehlende Bemerkung: OTa{^fidg öh ovzog Kajuiaöo-Aaz. aus dem folgenden Philostorgioscitate wiederholt. Über Gregors Verhältnis endlich zu Polemon sagt Sophronios nur ?/xoXovd7j08 ÖS Tcp Ilo^tficovog ;^ß()axT//()i. Das hat die Epitome des H auch, aber sie fügt (und zwar sowohl bei S als auch in dem Moskauer Gregor) hinzu: zov Aaodtxeojg rov öog)iöT£voaPTog ev ^JfivQv?]. 6g aysyopsc öcöaoxaXog 'AQLOTelöov rov QrjzoQog, Das ist ein- gefügt aus dem Anfang der Polemonbiographie des H selber, bei

S s. IloZtficop: IIoXtf/cQv Aaoötxsvg ootpcozevoag kv

^fivQvrj, öiödoxaXog ^Agtoxsldov toZ gr/zogog.

Auch der Schriftenkatalog ist in der Gregorvita des S gegen- über der Fassung des Sophronios abgeändert. Bei Sophronios steht mitten unter den prosaischen Schriften Gregors die ßlßZog dl t§ai/8ZQco2' jiagd^tVLag xal yafiov xa{)-' tavzcöv öia?.£yofievojv. Der Epitomator des H hat die prosaischen und die poetischen Schriften Gregors getrennt. Die prosaischen Titel erscheinen zuerst, eingeleitet durch die bei Sophronios fehlende Bemerkung ovzog lygaxpe yMzaXoyaöriv üiollä, an zweiter Stelle die Dich- tungen: lyga(p7] de avzo^ xal tztga ßißXog 6i' s^afiezgojv jiagd^evlag xal yd^ov xad-' tavzovg ÖLaXeyoy.ev(ov xal sig tztgag vjto&tosig tv JtavzoioLg xal ÖLa(p6goig fiezgotg, aztva övvdyovzai eig Ijtöjv fivgtdöag zgelg. Die Angabe (von den 30 000 Versen) steht auch bei Sophronios, aber vor dem Schriftenkatalog, und an derselben Stelle hat die H-Epitome sie auch, zum zw^eiten Male: durch die Wiederholung wird die redi- gierende Thätigkeit des Epitomators besonders deutlich. Die von Sophronios abweichende Gruppierung der Schriften des Gregor in der Biographie der Epitome hängt zusammen mit dem Be- streben, die litterarische Thätigkeit des Gregor nach Gattungen zu klassifizieren. Sie kann also erst vorgenommen sein, als die Sophroniosbiographie dem IUva^ des H einverleibt wurde, d. h. von dem Epitomator selbst. Im übrigen ist dies eine rein redak-

Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 15

tionelle Änderung, desgleichen auch die Zusammenziehung der Angaben über das lyxcD^LOv auf Maximus und die erläuternde Erweiterung, die in den Worten Iv ttj Xa^ovo?] avxov txxXrioia nach tjtiöxojtov xaTaOT?'iöag liegt. Nicht zu beurteilen vermag ich die rein textlichen Varianten i) der H-Epitome, da weder eine Handschrift des Sophronios vorliegt noch eine geeignete Aus- gabe des lateinischen Originals existiert.

Indessen die Gregorvita des H-Epitomators geht auch materiell über die des Sophronios hinaus. Schon in dem Schriftenkatalog erscheinen mehrere Titel, die Sophronios nicht kennt: 8JtiTd(pL0c eiq TOP tavTOV Jcartga, tzegog dq ttjv a6el(priv roQjoviav^ jiavrjyvQLXOi Ibyoi ötxa und die allgemeine Angabe über die Ge- dichte in vermischten Versarten. Ich darf schon hier darauf hin- weisen, dass in der parallelen Überlieferung der Kirchenhistoriker diese Titel nicht wiederkehren, sondern dem Epitomator ganz eigentümlich sind, eine Erscheinung, die sich in ähnlichen Fällen wiederholen wird. Ferner fehlen im Sophronios die Angaben über Gregors Verbindung mit Basileios, über die Vertreibung aus Konstantinopel am Ende der Biographie des Epitomators. Dem Epitomator haben also neben dem Sophronios und dem Philostorgios noch andere Quellen zur Verfügung gestanden. Um diese zu ermitteln, ist es nötig, die anderen christlichen Viten der Epitome heranzuziehen.

Von ihnen ist keine einzige durch ein ausdrückliches Citat für den H so gesichert, wie die des Gregor. Aber diese führt uns weiter. Wir wissen jetzt, dass, wo bei S Sophronios uns begegnet, die Epitome vorliegt. In der Gregorbiographie wird Gregor von Nazianz mit Basileios dem Grossen und mit ApoUi- narius von Laodikeia zusammengestellt. Die Zusammenstellung wiederholt sich in den Biographien dieser beiden Männer bei S, 719 A 1 und 487 C 7. Beide Artikel enthalten dasselbe Philostorgios- bruchstück wie der über Gregor, mit geringen Kürzungen und unbedeutenden Varianten, eingeführt durch die fast gleichlautende Wendung: xov ös ys Baoilelov ['AjiolivaQiov] zal <Pi?.o6T6QyLoq livrjfiTjv jisjiolrjtat iv rij xaz avxov löTOQia yQCcgjcov [xal ^r/Ot],

1) Zu ihnen gehört u. a. wohl auch die Differenz über das Todesjahr des Gregor, das bei Sophronios-Hieronymus in das dritte, bei S in das dreizehnte Jahr des Theodosios verlegt wird.

1 5 Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.

und geschlossen durch dieselbe Formel, der wir schon s. v. FQjiyoQiog begegneten: TOöavxa jisq! avrcov coa Iv jraQaögofif] fpiXoöTOQyiOQ 6 \4QSLav6q lygaip^v. In dem Artikel über Baol- ksioc, steckt ausser dem Citate aus Philostorgios noch die ent- sprechende Biographie des Sophronios, vermengt mit eigenen Bemerkungen des Epitomators und Zusätzen aus anderen Quellen.

S Sophronios 116

BaoUsiog' KacOaQELagTfjgKajt- BaolZstog Kaioagslag rijg Kajz-

jtaöoxcov, rjTig jzqcotov Mä-

jtaöoxoJv ejtloxojiog, ?iTig jtQc6r]v Ma^axa exaXecTO^ szüLQOQ rQtjyoQiov xov ]SaC,iav- "C^ov bTcioxoTiov. ybyove öh yovicov Ti^QKf-avöiv. BaGi?.elov xe xal Eß- (xü.eiaq, wv avcoS-ev t] avyyheia. dvriQ tU.oyifJLiotaxoq y.al ndoriQ naidsLug etg axQOV t).ri).a>c<i>q. ovrog ayQaxpe nksLora, iv olq S^av- fzdgsrai xa eiq xtjv '^EqaT^fxsQOv. xal xar Evvoulov 6e h^ai- QbTOvg övvtra^s Xoyovg, xal jisqI xov aylov Jivevftarog revyog, xal xuq slg rr/v t^a?]- fj£QOV OfitXiag evvla' txsQov TEVXOg aöXfjTlXOV n^Ql nag- d^evlaq aX?.o, tnaivov elq xovq fx IxccQxvgaq, exsQOv sie roQÖiov, ä?.?.ov slq Baglaäfz, bXEQOV slq ^tov?.ixxav, elq öiacpoQOvq xpa?.juovq

)]d^iy.0l ).6yOL ÖldcpOQOl, i7llOXO?Ml,

(ov ovdhv üfzsivov , TtQoq xs xov ao(piGXT]v ÄLßäviov y.al riQÖq xov (plXov FQriyÖQiov yal siq d?.kovQ

7i?.eiovaq

(Folgt das Philostorgioscitat) TsZsvrä öe BaolXsiog Fga- riavov T.a Pcofialcov OxTjjtxQa

ÖtSJtOVTOQ.

Caxa exaXelTO, sjtioxojtog

xara Evvofiiov a^aiQsrovg ovvtTaB,£ Xoyovg xal jrsgl jtJ'svfiaTog aylov rsvyog xal slg T))v t^a/jfi8Qov oficXiag ivvtaxal aoxr/TLXoV xal ßga- Xslccq ycil noixD.aq ofxü.Luq.

xeXsvTä ßaoiZstovTog Fga- Tcavov.

Auf beiden Seiten ist durch kleineren Druck kenntlich ge- macht, was nur der eine der beiden Zeugen hat. Es ergiebt sich, dass von dem Epitomator fast die ganze Sophroniosvita aufgenommen ist: nur die ßgayelai xal jtoixiXaL cftiXiaL hat er

Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. j[7

weggelassen. Ausserdem hat der Epitoniator die Sclilussworte des Sophronios ßaoiXsvovrog Fgaztapov durch die Umschreibung Fgartarov Pcoftaicov oxfjjtzQa öisjzovzog ersetzt: gewiss, um nicht nebeneinander BaöiXHoq ßaöiXsvovrog zu stellen, wo doch die Einfügung des Subjektes BaolXstog nach dem langen Philo- storgioszitate unumgänglich nötig war. Die Zusätze des Epito- mators entsprechen genau denen in der Gregorbiographie. De suo hat er den Satz avrjg eXZoyifiojzarog xdi naorjg jtaLÖelag elg axQOP 8X9]laxc6g eingefügt: hier zeigt sich wieder der Ver- fasser eines Buches über die iv jtaiöela ovofiaözol, und die Be- zeichnung des Basileios als tXXoytficozazog (eloquentissimus) nach dem Muster zahlreicher Sophroniosartikel dient dazu, den Basileios unter die Vertreter der Beredsamkeit unterzubringen. Auch das Schriftenverzeichnis ist bei dem Epitomator erweitert: die Verzahnung des Sophronios mit den hinzugekommenen neuen Titeln ist in der V^eise erfolgt, dass an das zsvxog dözTjzixov, das auch Sophronios erwähnt, die verwandte Schrift jzsqI jtaQd-s- vlag angefügt und vor das erstere ein tzEQOv gesetzt ist, dem hinter jieQi jtaQd^avlag ein alXo entspricht. Voraufgeschickt ist dem Schriftenverzeichnis die Notiz, dass das gefeiertste Werk des Basileios za elg zfjv t^arjfisQOv sei: infolge dessen wird in dem aus Sophronios entlehnten Kataloge der Titel elg zrjv e^a- r/fiegov evvea oficXtag mit dem bei Sophronios fehlenden Artikel zag versehen, um anzudeuten, dass davon schon die Rede war. Im übrigen brauchte der Epitomator auch zu dieser Bemerkung keine quellenmässige Unterlage. Wiederum kann konstatiert werden, dass die von dem Epitomator der Sophroniosvita hin- zugefügten Titel in keiner Parallelüberlieferung wiederkehren. Ausser diesen Elementen hat die Biographie in der H-Epitome zwei Angaben, die bei Sophronios fehlen: 1) die Notiz, dass Basileios der Freund des Gregor gewesen sei; das steht auch in der Gregorvita; 2) die Namen der Eltern des Basileios.

W^eit geringer und zweifelhafter ist die Übereinstimmung der H-Epitome mit Sophronios in der Biographie des Apolli- narios :

S ; Sophron. 104

AjtoXivaQiog' Aaoöixevg zijg 2vQLag, yeyovmg Iv 9]{ie- gaig Kcovözavzlov xal ^lovXta-

^AjtoXXcvaQLog' Aaoöcxelag zrjg SvQODV ejilöxojtog^ Jia- zQog jtQeoßvzegov h^ ztj veo-

Texte u. Untersuchungen XIII, 3. 2

18 Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.

Sopliron. 104 xt)v rjöxrjosp, votsqov öh

elq xaq ß^slag ygacpag avagld [ir]Ta ovprd^ag T6VXV) ^£OÖoölov ßaoc- XsvovTog STsZsvrrjöev. slölv avTov xarä Ilogg^v- QLov >/ Xoyoty oLTLVEg f/sra- ^v rcöv alXojv avrov ovy- YQafifidzwv [idlXov axQL&7]' oav.

S vov Tov Hagaßdrov xal tcng T/jg aQX^iQ Qeoöoölov tov ^sydXov, övyxQovog Baoi- Xdov Jtal rgrjyoQiov xcav ex Kajtjcaöo'/clag {)^avfiaCof^tV(Dr. eysvsro öh yvcoQifiog dfKportQcov xal ÄißavLOv rov öog)töTOv xal aXXcov TLVcöv. ovTog ov fiovov ygaufiartxog xal zd ig xrjv jzolrjötp ös^iog,) alXa üiollo) jrXsLOV sc cptlooocßiav a§i]Ox?]zo xal grjzcoQ rjv dij(ptöt$,iog. ovzog eyQaipe xazaXoydörjv xazd noQCpVQiov TOV övöösßovg TOfiovg X xal 6l iiqcocov ejtwv jidöav TTjv tSv Eßgalojv yga- g)7]v. tygaips öh xal sjttöToXdg xal dXla jioXXd sig t?)v yga- (p7]v vjtOfivf]fiaTa. (Es folgt das Bruchstück aus Philostor- gios). ^

Siclier aus Sophronios hat der Epitomator nur die jtoXXa slg T?)p ygacptjv vjiofzv/jfiaza, die er am Schlüsse aufzählt. Im übrigen ist die Übereinstimmung beider nirgends eine wörtliche. Immerhin glaube ich, dass Sophronios auch noch die Zeitbe- stimmung des Todes des Apollinarius und die Bücher gegen Porphyrios dem Epitomator geliefert hat: Sophronios ist die einzige in Betracht kommende Quelle, der er sie entnehmen konnte. Die formelle Verschiedenheit erklärt sich dadurch, dass der Epitomator im ganzen nicht den Sophronios, sondern andere Quellen zu Grunde gelegt hat: die wenigen Stückchen Sophro- nios hat er diesmal nur sekundär eingefügt, also mussten sie sich irgendwie in den Tenor des Ganzen fügen. Zur Klassifizie- rung des Apollinarius wird genau derselbe Satz verwendet, wie in der Biographie des Gregor : ovzog ov fiovov ygajifiazLXog d(i(ftöt^tog. Das ist nicht etwa eine von S, wie sonst öfters, vorgenommene Wiederholung eines Bruchstückes einer andern Glosse: an beiden Stellen hat der Epitomator den Satz ge-

I

Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. XQ

schrieben. Denn bei Basileios, der doch schon durch das Phi- lostorgioszitat den Biographien des Gregor und des Apollinarius verbunden ist, fehlt dieser Satz, und zwar mit gutem Grunde; Basileios war nicht Dichter, wie die beiden andern, sondern nur Rhetor. Erwägungen dieser Art aber pflegt S nicht anzustellen. Die Hand des Epitomators erkennen wir auch in der Gruppie- rung des Schriftenverzeichnisses: wie bei Gregor sind Prosa- schriften {xaraXoydötjv) von den poetischen {öc rjQcpcov ejtmv) ausdrücklich gesondert, natürlich von dem, der im Anschluss an H den Iliva^ vervollständigt. Dann aber muss der diese Sonde- rung vorbereitende Satz (ovzog ov [lovov afiq)t68^iog) dem- selben Manne gehören, nicht dem S. Mithin liegt kein Grund vor, die Wiederholung des Philostorgioszitates in den Biographieen des Apollinarius und Basileios dem S auf die Rechnung zu setzen : der Epitomator konnte es an allen drei Stellen sehr wohl brauchen. Den Schriftenkatalog des Sophronios hat auch beim Apollinarios der Epitomator erweitert. Es ist das einzige Mal, dass die von ihm hinzugesetzten Titel bei den Kirchenhistorikern wiederkehren, und dieser Umstand giebt uns einen Fingerzeig für die Quelle, die der Epitomator neben Sophronios herangezogen hat. Ich stelle zusammen, was er in den drei zu einander gehörenden Artikeln über Gregor, Basileios und Apollinarius über Sophronios hinaus an thatsächlichen Angaben bietet, abgesehen natürlich von den Titeln der Schriften des Gregor und des Basileios. I. Über das Verhältnis der drei Männer zu einander:

s. V. rQrjyoQLog: avayyMiog öh (pllog BaöcXaiov tov trjg KaiOageiag ajtioxojiov rijg sv Kajtjiaöoxla.

s. V. BaolXHog: sraigog rQ?]yoQlov tov NaC^tavC^wv sjti-

OXOJZOV

s. V. jijiohi^aQiog: ovy/Qovog BaötXdov xal Fgr^yoglov zmv ex KajiJtaöoxiag d^avfiaC^ofievcov. eyevsTO öh yvojQifiog aiKpoTägcop IL Über das Ende Gregors: s. v. Fgr^yogiog .... xaxaXvEL xov ßiov , avd^LOP TovTo Tijg avrov jcad-cov dQszfjg x6 TTJg xad^eögag djtoxQovo&rjvac zTJg ßaoiX6vovö7]g xwv üzoXacov . . . III. Über die Eltern des Basileios:

s. V. BaöiXsLog: yeyovs öh yovicov ji£QL(pav(DV^ BaöiXdov TS xal ^EiifceXelag, cov dvcod^ev rj ovyyivua.

2*

20 Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.

IV. Über Apollinarius: s. v.

. . . yeyovcoQ, Iv ?ji/bQatg KowOzapriov xal lovliavov Tov jiaQaßäxov [xal tojg T//g ^Q'/Jl^i &6odoölov rov HeyaXov, dies aus Sophronios], ovyyQovoc, BaotXsiov Tcal rQTjyoQiov T(DV tx KajtJiaöoxlaq &avy.aCoiitV(X)j'. tysvsTO ÖS yvc6()tfj.og aficpozegcDv tcoI Atßaviov tov

öocpLöTov xal äZXcQv rivcov ovzog sygaips

yMzakoyaÖTjv (folgt Titel aus Sophronios) yMi öl' riQopojv ejicov Jtaoap z?/v zcov^Eßgalcov yQa(p?]V. eyQaipa

Ö£ xal sjiiözoläg ,

Auf die unter I. gegebenen Mitteilungen würde an sicli nicht das Mindeste zu geben sein, denn eine Kenntnis von dem freundschaftlichen Verhältnisse des Gregor und des ßasileios kann man für einen Byzantiner, der Interesse für die Kirchen- schriftsteller zeigt wie der Epitomator des H, ohne weiteres voraus- setzen. Auch die Gleichzeitigkeit der drei Männer war durch das Philostorgioszitat gegeben, und von da war es nur ein Schritt zu der Charakteristik des Apollinarius als eines yvcoQLfiog der beiden andern. Aber die übrigen Angaben über Apollinarius setzen doch positive Nachrichten voraus. Sie sind nichts als die Tradition, die in den Kirchenhistorikern, die diese Zeit behandeln, fortge- pflanzt ist. Nicht dass der Epitomator einen dieser Männer w^Örtlich ausschriebe wie den Sophronios: aber seine Angaben bilden mit denen vornehmlich des Sokrates und des Sozomenos eine einheitliche Überlieferung.

Die Zeitbestimmung des Apollinarius auf die Regierung des Constantius war dem Zusammenhange zu entnehmen, in dem seine und seines Vaters Schriften bei Sokrates II 46 besprochen werden; dass er unter Julian gelebt hatte, ergab sich aus Sozo- menos V 18; ebenda findet sich die Angabe tXvjtsi yag avzbv (nämlich den Julian) ov f/szQicog 'AjiolivaQtog 6 ZvQog JiQog jiavToöa:jit)v elö?]Ocv y.al Xoywv lötav jraQSöxsvaOfttvog, Baoi- Xuog zs xal FQ^yogiog oi KajTjiaöoxaL jiaQsvöoxi^wvvzsg zovg z6z£ ()7jzoQag, also die Erwähnung des gemeinsamen, gleich- zeitigen Wirkens der drei Männer und dieselbe Charakteristik ihrer geistigen Veranlagung, die der Epitomator seiner Klassi- fizierung- dieser Leute zu Grunde gelegt hat. Das oben ange- führte Kapitel des Sokrates (II 46) behandelt die beiden Apolli- narius, Vater und Sohn: dfig^ozeQoc öh 7)öav 'EXXtjvixojv Zoycov

Wentzel. Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 2 1

ötödoxaXoc, YQafif/aTixojv fisv o jtaxrjQ, q/]toqixcov de o vlog. 6 fihv ovv jcarriQ AXe^avögevg cov xo ylvog, jiqotsqov öh av ttj Br/QVTo) öiöa^ag, slza jxeraöTag slg Äaoöixeiav xal yrjiiag sxel Loxsi TOP vlov 'AjiolivaQLov. a{/g)co ös oficog tots övvrjxfiaC^ov Ejucfavlcp TCO öo^Löxrj xal yvrjOLOi ovreg (pllot ovvsxqotovv avxov. Bei S steht an Stelle des Epiphanios der Libanios: zweifellos ist der berühmtere Mann an die Stelle des weniger gekannten getreten, ob auf dem Wege textlicher Korruptel oder eines schon vom Epitomator begangenen Irrtums, ist nicht mehr zu erkennen. Auch an dieser Stelle wird Apollinarius als qi]xu)q charakterisiert. Am Schluss des Kapitels verweist Sokrates auf eine spätere Stelle seines Werkes, wo er Näheres über die bei- den Apollinarius mitzuteilen gedenkt, III 16. Daselbst erzählt er: o iitvxoi xov ßaöLlämg vo^iiog, og xovg XQCoxtavovg EXlri- vixfjg jiaLÖslag ft£X8y£Ci> excoXvs, xovg Ajtohvagiovg, cov xal JTQOXEQOV eiivrjuovevoaiisv ^ cpavsQcxtxegovg ajteösi^sv. eng yag ay.cpco ?]öxr]i> sjriöxrjfiovEg loycov , o yiev JiaxijQ yganiiaxLXcöv, öocfLöxLxcnv 6s o vcog , ygetcoösig tavxovg jcQog xov Jiagovxa xaiQov xolg XgLOxiavolg ajisödxvvov o fihv yäg svd-vg, ygafi- f/axixbg axe, xt]v xtyvriv ygafifiaxtxrjv ygiöxuxvixco xvjico övve- xaxxs xd xs Mcovöacog ßcßXla öid xov ijgco'ixov Xsyof/avov fiexgov ftsxeßaXs, xal oöa xaxd xf)v jcaXMidv öiad^?]xr]v ev löxoglag xvjtcp övyyeygajtxai, xal xovxo fihv öaxxvXixco fisxgcp övvs- xaxxs. Das ist anscheinend zunächst ein starker Widerspruch gegen die Epitome; denn hier wird, was diese dem jüngeren Apollinarius zuschreibt, die Bearbeitung des alten Testamentes in epischem Versmass, von dem älteren berichtet. Allein es ist zu beachten, dass eine flüchtige Lektüre der Sokratesstelle leicht zu dem Irrtum verführen kann, unter o fiev den berühmten jüngeren Apollinarius zu verstehen. Zu bemerken ist ferner, dass die Abgrenzung des Inhalts der epischen Gedichte genau dem Epitomator entspricht, der da berichtet lygaips . . . . 6i* rjgcpoov sjtcov Jtdöav X7]v xwv ^Eßgalcov ygacpjjv. Die Haupt- sache ist aber, dass eben diese Gedichte nicht nur von dem Epitomator dem jüngeren Apollinarius zugeschrieben werden: dieselbe Angabe steht auch bei Sozomenos V 18: fjvixa 6?] AjcoXu'dgiog ovxog aig xaigov XTJ jtoXvfiaß^la xal xfi cpvCai ygy](jd{ievog avxl fiev xrjg 'Of/Tjgov jtoirjoacog ev ejzeöiv ^gcooig X7]v EßgaCxrjv dgyaioX.oylav oweygdipaxo fteygi xfjg xov ^aovX

I

22 Wentzel, Die griecli. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.

ßaöiXdaq. Im Ausdrucke steht diese Stelle der Epitome so nahe wie möglich, nur die eine inhaltliche Abweichung ist zu konsta- tieren, dass Sozomenos den Inhalt des Gedichtes durch n^XQ'- TTJg Tov 2aovX ßaOiXdaq begrenzt, während die Epitome, darin dem Sokrates näher stehend, jtäoav ttjv tcqv '^EßgatcDV yQa^)i]v nennt. Endlich die von dem Epitomator dem Apollinarius zu- geschriebenen hjiiörolai finden in demselben Sozomenoskapitel einen Beleg, indem dort ein Brief des Apollinarius an Julian erwähnt wird, allerdings mit dem Bemerken, dass die Autor- schaft streitig sei.

Nach allem diesem kann es mir selbstverständlich nicht ein- fallen, zu behaupten, dass der Epitomator den Sokrates oder den Sozomenos einfach aufgeschlagen und schlankweg abgeschrieben habe. Aher ich erachte es für festgestellt, welcher Art die von dem Epitomator weitergegebene Tradition ist. Wer sie ihm vermittelt hat, darüber wird später eine Vermutung gestattet sein. Allein es handelt sich nicht nur um die Überlieferung der Thatsachen, auch das Urteil über die litterarische Befähigung des Apollinarius ist bei den Kirchenhistorikern im ganzen das- selbe, wie bei dem Epitomator. Auch der Bericht über Gregors Abdikation von dem bischöflichen Stuhl zu Konstantinopel giebt nur das wieder, was bei Sokrates V 7 (hier aus Rufin II 9) und Sozomenos VII 7 erzählt wird.

Nicht bei den Kirchenhistorikern genannt sind die Eltern 'des Basileios: sie werden uns in anderem Zusammenhange wieder begegnen.

Von den übrigen Biographien des S, die den Sophronios benutzen, geben ihn drei, Aafiaöog (= Sophr. 103), 'lovörlvog (Sophr. 23), 'lovöTog (Sophr. 14) ohne jede inhaltliche Erweite- rung wieder. Kleinere redaktionelle Änderungen zeigt fast jede Sophronios vita bei S. Ausser blossen Auslassungen und der häufigen Einfügung des Pronomens ovrog (z.B. 720 C 3. 1782 C 2. 1787 A 4. 1798 B 2) finden sich bei S nicht selten einige Worte mehr als bei Sophronios oder geringfügige Änderungen des Wortlautes, meist zu dem Zwecke der Deutlichkeit oder der Klarlegung des Zusammenhanges, ohne jeden sachlichen .Inhalt. So sagt S 720 C 2 BaoiXsLog \4yxvQav6g^ sjrloxojiog ztjg avxrjg jtoXecog, während Sophronios 89 nur B. liyxvQavog ejtiöxojiog hat. In der Biographie des Gregor von Nyssa ist in der Epitome

\

\

Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 23

(bei S 847 A 5) die auf Hieronymus beruhende persönliche Fassung des Schriftenkatalogs bei Sophronios (128: JtQo oUymv ivtavTcov sfiol xal rQTjyoQlco rm NaC^iavC^rjVqy xara Evvofilov aviyvcQ Xoyovq, oOTig xal aXla jiolXa y£yQa(ftvat xal yQa(psiv XtysTai) in die nüchterne sachliche Aufzählung verwandelt:

ovTog öwaxa^s y.ax Evvoiztov Xoyov h^alQbxov aXla

TS JtoXXcc y£yQa(prjX£t. Dasselbe Verfahren hat der Epitomator in der Biographie des Euagrios beobachtet. Sophr. 125: dtaq)6- Qojv vjüoO^eösoDv ofiiXlag aviyvm noi\ S 1479 A 5: ovzog syQaxpe öidcpoQa. Rein exegetisch sind folgende Zusätze bei S:

S

Sophronios 81 elg ^HcaCav

s. V. Evöeßiog 1527 C 6: slg rov jigocp?)-

TTjV ^Höd'Cav s. V. 'lovoztvog 1782 C 4: rf] övyxXrjrqD

1782 C 6: tygaips xal tzagav ßlßXov, Tjv xal 6J18ÖC0XS rolg Av- rcovLvov öiaöoxoig s. V. ^codvvrjgllSl A 2: jzQSOßvxsQogfihv

SV jtQcoxoLg ^AvTcoxelag s. V. 'l(D07]jtog 1798 B 4: ovzog dXovg jiaQcc OvsojcaöLavov fiszd Tlzov zov vlov avzov im zij zcop IsQOöoXvfiojv aXco- 06L xaz eX£L(p0^7'i , xal övv \ kXd^ojv avzcp slg Pojfi7]V sXü-cov 1798 B 7: zolg ßaoiXsvoc

C 1: sygaips ös xal zrjg 'fov- öaCxijg AgyaLoXoyiag X6- yovg X C 4: xal ßf ßißXovg ezsgag 'Aq- yaiozrjzog

s. V. Msd^oöcog 2436 A 1: jtsgl dvaöza- \ 83 nsql dvaozdöswg öscog Xoyov üqlözov xazcc I Xoyov (xqlozov xazd "SlgtysvovgxaltzsQOVxazd S^Qtyavovg, xazd zov zov avzov jtsqI Ilvd^co- ' avzov :iisqI UvO^oj- vloö?]g j vlöö7]g

2436 A 3: sygaips ös xal slg z?]v ' slg z)]v Fersotv Fsveotv i

23 zrj övyxX7]zqo

xal aXXrjv ßißXov zolg AvTcovivov öcaöoxotg

129 'Avztoxsiag jiqs-

oßvzsQog

13 jiagd OvsöJtaöia-

vov dXovg (iszd Tlzov

zov vlov avzov xazs-

XsLCpO^f]. og slg PoDfirjv

zcözs jiazQi xal zcp vlw lygaips ös xal zrjg dg- XaioXoyiag Xoyovg x

xal ß' dgxacozTjzog

24 Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.

s

Sophronios 17 'icodpvov djtoöTO- Xov

yvcoQtCs rjfiäg

xbv JtQCOTOTOTCOV TOV

ötaßokov.

s. V. UoXvxaQjtog 3034 A 7: ^Icoavvov

TOV EvayyeliöTov Tcal

Saoloyov

C 4: yvcoQiCe ^]f^äg UoXvxagjtF.

C 5: TOV jtQcoTOToyMv TOV öia-

ßoXov viov

In dieselbe Kategorie gehört die Hinzufügung stellender Phrasen wie lygaipe aX?M jtoXZd s. v. Adftaöog (861 C 4; vgl. Sophr. 103) und jiaoav cocpiXeiav ejoPTa am Schlüsse der Philon- vita, ebenso die Einführung des Schriftenverzeichnisses bei Philon durch den Satz xal tolvvv yiyQajiTai avTco ßißUa djistga, 65 cov xal TavTa (3810 B 2). Ein Teil dieser Verschiedenheiten wird vielleicht, wenn erst einmal genaueres über die Überlieferung des Hieronymus bekannt sein wird, sich auf rein textlichem Wege erklären. Zu den rein redaktionellen Änderungen gehört auch die alsbald zu besprechende Umstellung in der Vita des Philon, ferner die Zusammenziehung der Erzählung von dem Martyrium des hl. Polykarp (3034 B 2 4; Sophr. 17), endlich einige wenige Fälle, in denen der Epitomator einen Ausdruck des Sophronios durch einen verwandten ersetzt:

S Sophr.

s. V. ^lovöTlvog 17S2 D 3 TSTag- 23 xsTagTov loyov xr] ß'ißXog

s. V. ^Icoörjjiog 1799 A 1 ^lovöalwv s. V. ^llmv. S 3810 B 4 ji^qI

cbv xaTO. vovv Tig

svxsTat 3810 C 2 jisqI ovelqojv

3810 C 6 Jt£Q\ TOV iöiov Xo-

yiOfiov tyjiiv to. aXoya.

3811 A 1 uii-Qi TOV jtag a-

(pQCOV ÖovXog bÖTL

3911 A 2 üi£Qi TrjgöiayoDyrjg

T(DV XQtöTiaVCüV

jtSQ) ßiovd-sayQtjTi- xov [:^sqI] IxETCüV.

13 ^aQLöaicov

11 JI80I (DV xaTcc vovv evyo' [led^a xal ajtofiaQTVQOVfisO^a

jisqI TOV Tovg ovsiQOvg nagd

x^^sov Ji£fiJteö&aL

Ötl lÖLOv Xoycönov exst

aXoya.

oTt Jtdg d(pQcov öovXog eotl.

jtegl 6caya>yfjg Tmv7j(.i£TtQ(xtv^ jieqI ov tf/jTQOöd^sv s'i:;tofiev,

TOVTtÖTL TCOV ajtOÖToXoJV,

Xoyog a, ov aneyQatps jieqI

i

Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 25

S Sophr.

ßiov ^scDQr/rr/COv Ixsrwv, TOvreöTiv ort xa sjtovgdvia azeviCovöc xal ad svyovrat

Sonst giebt der Epitomator den Sophronios wörtlicli wieder, aber fast in allen Artikeln durchsetzt mit Elementen anderer Herkunft. Am deutliclisten wird dies bei der Biographie des Origenes.

S hat s. V. ^ÜQiyivriq zwei Artikel, den der H-Epitome (2784 A 4 2788 D 1) und einen aus Georgios Monachos 346, 1 (2788 D 2—2792 A 3). Mitten in dem Artikel aus der Epitome steht ein grosses Stück (2786 B 8—2788 C 5) aus der Kirchen- geschicht^ des Eusebios, kenntlich gemacht durch die Über- schrift l'/i Tcop Evosßlov rov UaiKpllov Iötoqlojv jisql ^ilqiyivovq. Es ist zusammengesetzt aus mehreren Kapiteln des sechsten Buches VI 16. 18. 19. 30. 32. 24. Wie ist dieses Stück aus Eusebios in den S gekommen? S hat die Kirchengeschichte weder selbst gelesen noch durch Vermittelung der konstan- tinischen Exzerpte benutzt^), denn ausser unserer Stelle finden sich in dem ganzen Lexikon keine Spuren dieses Buches. Wo eusebianisches Gut erscheint, ist es aus den Chronographen entnommen, also als eusebianisch für S nicht mehr kenntlich gewesen. Dagegen ist in dem Artikel der Epitome auch ausser- halb jenes durch eine besondere Überschrift kenntlich gemach- ten Abschnittes das Buch des Eusebios ausgiebig benutzt: dazu kommt, dass die aus Eusebios ausgezogenen Stellen jenes Ab- schnittes ausschliesslich die Schriftstellerei des Origenes angehen, also auch durch ihren Inhalt die Zugehörigkeit zu dem Uiva^ beweisen. Dass gerade bei diesem Abschnitte die Herkunft aus Eusebios besonders vermerkt wird, hat seine Ursache darin, dass er die einzige Partie ist, die ein Stück Eusebios zusammenhängend giebt, ohne Unterbrechung durch andere Quellen oder durch eigene Bemerkungen des Epitomators. Es zerlegt sich danach die Vita des Origenes in folgende Bestandteile.

S 2784 A 4 ^9.Qiyivriq b xal ^A6a-

HavTioq aus Sophr. 54

1) Das Zitat s. v. ^Ayanr^zoq ist falsch.

26 Wentzel, Die griecli. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.

s

A 4 avf'jQ A 5 e§t]6x7]-

lilvoc eigene Bemerkung des Epito-

mators.

A 6 azQoaTrjQ B 2 exXrj-

Qcoöaro aus Euseb. h. eccl. VI 19 ^)

(262, 31 Di.)

B 2 övi^TJv C 1 TQOJiov aus Euseb. h. eccl. VI 19 (263,

10 Di. aus Porpbyrios).

C 1 xa\ C 6 (pvöemc, eigene Bemerkung des Epito-

mators, bestimmt, zu der folgen- den Sophroniosstelle überzu- leiten ; zu vgl. ist Euseb. VI 2, 7. 8.

C 6 oTi JTtQ D 3 yivE- ^

o&ai aas Sophronios 54

D3 Tovöeye Db<pf]Oiv. überleitende Bemerkung des

Epitomators, bestimmt, das fol- gende Porphyrioszitat mit dem vorangebenden Sopbronios-

stücke zu verbinden.

2784 D 5 0 2785 A 5 öiaöe-

öorai aus Euseb. VI 19 (262, 22 Di.)

2785 A 5 xcd 7 lyßQmv eigene Bemerkung des Epito-

mators

A 7 TavTa ^^lxjtEOelv aus Euseb. VI 19 (263, 17 Di.) B 6 ravra C 8 hnay-

yeXloiisva aus Euseb. VI 19 (264, 2 Di.)

C 8 ;c«l - D 1 HQTjTaL aus Euseb. VI 19 (264, 24 Di.)

D 1 Tcaxa tovtov D 5 zusammengescbweisst aus So-

Xoyov pbronios und Euseb. VI 21, 3/4.

2785 D 6 £g txävov 2786

A 5 ovvxa^Lv aus Euseb. VI 23.

2786 2) A 6 Tooavxriv B 7

txöoöiv aus Sopbronios.

1) An dieser Stelle hat der Epitomator einen etwas vollständigeren Text des Euseb gehabt: die Worte zov tnlxhjv Saxxä (nach ^AfXfxcjvlov xov (ptXoa6(pov) fehlen wenigstens in den bisherigen Ausgaben des Eusebios.

2) In diesem Stückchen hat S 2787 B 2 ein paar Worte, die bei So- phronios nicht stehen: zwv ^Eßiitivalayv aiQSOig öi ioziv atzcüv ipikov

I

Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 27

s

2786 B 8 2788 C 5 aus Eiiseb. VI 16. 18. 19. 30. 24

2788 C 6 £^r]6s C 8 Irafpi] aus Sophronios

C 8 o de D 1 Ixelsimd^y] aus Euseb. VI 2, 12. Die Entlehnungen aus Sophronios und Eusebios sind wört- liche, nur an der einen Stelle, wo der Epitomator bei beiden Autoren dieselbe Begebenheit, die Begegnung des Origenes mit der Mammaia, erzählt fand, ist er im Ausdruck seinen beson- deren Weg gegangen (2785 D 1 5). Von seinen eigenen Zu- thaten trägt die erste (2784 A 4, bald nach dem Lemma: avr]Q eXXoyificQTarog xal xara jtaoav jtaLÖelav eiq axQOV e^rjözrjfievog) den Stempel ihrer Herkunft an der Stirn: hier redet wieder der Ergänzer des hesychianischen jTTfVag To5z^ sv jtaiösla ovoftaormr: der Ausdruck {£§r]ö/C7]fiei>og) war uns schon in den Biographien des Gregor von Nazianz, des Basileios und des Apollinarius be- gegnet. Die andern Zusätze des Epitomators haben samt und sonders den Zweck, als Füllstücke die einzelnen Fragmente der beiden Quellen zu verbinden. Nachdem er erklärt hatte, Origenes sei xatä jtäoav jtatöelav e^rjoxrjfiavog, spezialisiert der Epito- mator dies, indem er zunächst nach Eusebios die philosophischen Studien des Origenes darstellt. Dann betont er, dass Origenes es bei den heidnischen Philosophen nicht habe bewenden lassen: 2784 C 1 xal ajca^ajrZcog jto?J,rjp £ö/£ rrjv £jnOTr]fi7]p tcüp Iv g)iXo6og)ia öoyi/arcov, ov [iovcdv twv EXItjvlxSv, aXXa xal rcäv d^dmv rs xal i^fisxsQcov, tovtsoti tcov Xgcöriavcov: Ori- genes ist eben in jeder Art von jtaiösia zu Hause gewesen. Nebenbei bemerkt: ri^eregcov erklärt der Epitomator durch XQiöTiavcov\ das liefert den Schlüssel zum Verständnis einer Änderung in der Philonbiographie, wo der Epitomator den Aus- druck seiner Vorlage JteQl rfjg öiaycoytjg tcov ruiertQcov er- setzt durch jieqI zrjg dLaycoy7]g xcov XQiOriavojv, dort aller- dings sehr mit Unrecht. Doch die Philosophie ist ja nicht das einzige Arbeitsgebiet des Origenes, darum fährt der Epito- mator fort: xal rl äv rtg Xiyoi Jtsgl Tfjg Ixhvov fiixQov öslv ad^avcLTOv ts xal fiaxaglag g)vö£cog; Die Antwort auf diese Frage giebt er mit den Worten des Sophronios (2784 C 6 ort

Tov Xqiotov avd^Qoynov doga'QovTOJV. Davon ist rwv ^EßicovaLiov durch Hieronymus für Sophronios gesichert, der Rest entweder aus vollständigerem Sophronios-Hieronymus oder aus Euseb. III 27 (vgl. Y 8).

28 Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.

jteQ D 3 ylveoü^at), in denen die ganze Mannigfaltigkeit der Studien des Origenes dargelegt wird. Damit ist die Klassifizie- rung des Origenes nach den verscliiedenen Gattungen der jtaiösla erledigt. Der Epitomator reiht nun das Zeugnis des Heiden Porphyrios für die Bedeutung des Mannes an. Er führt es ein mit den Worten: rov Ö£ 'S2Qr/ei^ovg y.al Trjg fisyaXocpviag av- Tov y.al IIoQcpvQiog o zazä XQLOnavmv XvTTt'iöccg fivjjfiopsvst Tcai (priöLV (2784 D 3 5), und er schliesst es ab mit den Worten: yMl avrat ftev jtaQO. rcöv tB^coOsv f^aQTvgiat rov avögog, xal fiaXiöra rcov syßgojv. Genau in demselben Sinne hat der Epi- tomator das Zeugnis des Arianers Philostorgios für den recht- gläubigen Gregor von Nazianz angerufen: zoöavza jc8qI avzcov mg ev Ttagaögo^iij ^iloozogyiog, 'xal zavza Agetavbg (dv, tygaipev. Wir erkennen also überall denselben Standpunkt, die gleiche Arbeitsweise: die Persönlichkeit des Epitomators wird uns immer einheitlicher und greifbarer.

In der Biographie des Juden Philon ('3S10 A 1) hat der Epitomator das durch seine Quelle, Sophronios XI, überlieferte Material zwar ebenso wörtlich benutzt, wie sonst, aber in einer anderen Reihenfolge gegeben als seine Vorlage. Bei Sophronios stehen an der Spitze die Eltern und die Herkunft des Philon, daran schliesst sich unmittelbar eine kurze Motivierung der Auf- nahme des Philon unter die viri inlustres der christlichen Kirche (idcirco a nobis fuisse credentes, bei Hieronymus, 6i' avzov [lies öiä zovzo] zovg Jttozovg y^y^vrjod^ai bei Sophronios). Dann folgen an dritter Stelle die Gesandschaft nach Rom und die dortige Begegnung des Philon mit Petrus und Marcus. An vierter Stelle steht der Schriftenkatalog, an fünfter und letzter wird die sprichwörtliche Redensart )] Ulazcov (piXcoviC^Ei rj ^lXojv jtZazcoviC^ec mitgeteilt. Bei S dagegen stehen zwar, wie bei Sophronios, an der Spitze das Ethnikon, die Vaterstadt und das Geschlecht des Philon (^IXwv lovöatog, zsx^Eig ^v AZe^arögsia, yevovg legtcov), dann aber kommt die in der Epitome übliche Klassifizierung des Philon, der unter die Philosophen gestellt wird, gegeben mit den eigenen Worten des Epitomators: (piXo- oocffjöag de za EXh'ivoov eig fitya jrgovßtj jraiöelag, cog fiszeZ- i)elv jtaoav EXh]i'L-/:t)v Jtaiöevotv, Z7ji' zs zSr tyxvxXlcov xaXov- [dvojv xal zag Xoiitag IjtLOzij^ag^ övv dxgißsl yMzaX)]^peL. Das ist die Manier des Epitomators, die wir zur Genüge kennen: er

Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 29

betont die jtacösia, die er hernach in die tyxvxkiog und in die XoLJcal ejiiöT/jfiaL zerlegt. Wiederum wird im Gegensatze zum H die Klassifikation des-Philon nicht mit einem Worte {(piloöocpoQ), sondern mit umständlichem Redeschwall dargelegt. An diese Zuthat des Epitomators schliesst sich das Sprichwort 7j nXaxcov cptZcQvlCsc ?] ^lXa>v jiZarcopiC^ei^ das bei Sophronios den Schluss des Ganzen bildet. Von der Charakteristik der jracösla des Philosophen Philon gewinnt der Epitomator einen Übergang zu dem Sprichworte in dem Satze 6JtkovT7]0£ rs Xoyov nag ofioiov IlXärcovi, coq xal de, JtaQOLiilav xcogrioat. Auf das Sprichwort folgt unmittelbar der Schriftenkatalog, der bei Sophro- nios voraufgeht: um ihn hier anzuknüpfen, schiebt der Epito- mator ein paar Worte ein xal rolvvv yeygajiTac avzm ßißXia ajitiQa, 65 cbv xdi zavra. Der Schriftenkatalog ist am Schluss (3811 A 4) bei S gegenüber Sophronios um einige Titel erweitert jisQi Tov Mcovoewg ßlov, slg ra Xegovßifi, rovreört t?]v (pXo- yivr]v gofi^aiav, slg jiBVxaTsvyov Mmvötcog, xal slg avrov Mcovötjv Xoyovg s . Die Wahrnehmung wiederholt sich, dass die vom Epitomator dem Sophronios hinzugefügten Titel in keiner parallelen litterarischen Überlieferung erscheinen. Nach der Auf- zählung der Schriften berichtet der Epitomator von Philons Ge- sandtschaft nach Rom und seinem Verkehr mit Petrus und Marcus: bei Sophronios stehen diese Notizen vor dem Katalog. Den Beschluss bilden bei dem Epitomator die Worte, mit denen Sophronios den Schriftenkatalog einleitet: siölv ovv, cog jiqobl- jioiisv, JieQKpavTj xal avagld-fiTjTa avrov owrayf/ara xal jtäoav co^sXsiav sxovra; nur ist hier der Satz cog jiQosiJtOfisv einge- schoben, weil der Epitomator vorher durch eine ähnliche eigene Bemerkung den Schriftenkatalog eingeleitet hat, und am Schluss das eigene Urteil des Epitomators über die Brauchbarkeit der philo- nischeu Werke angefügt: auch diese Worte haben ihre Parallelen, z. B. in der Biographie des Rhetors Eudem, wo die ähnliche Wen- dung (xal liav cog)8hfiov) in den Untersuchungen über die Affilia- tion der griechischen Lexikographen verhängnisvoll geworden ist.

Ich gehe nunmehr der Reihe nach die thatsächlichen Zusätze des Epitomators in den aus Sophronios entlehnten Viten durch.

s. V. Afifimviog fehlt bei Sophronios 55 die Bezeichnung 6 ajtlxXrjv JSaxxäg: der Epitomator hat sie aus seinem Eusebios- texte, den er s. v. ^SlQiyevt]g ausgeschrieben hat (oben S. 26, 1).

30 Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.

Über die Biographie des Julius Africanus werde ich in anderem Zusammenhancre das Nötige sagen, desgleichen über die des Hippolytos.

s. V. FQijyoQiog Nvöö7]q Ijcloxojioq (846 E 3) stammt nur der Anfang Nvoorjc, tJtiözojrog, aöeXcpoq Baöildov rov Kaioa- Qbcog und im Schriftenkatalog die Erwähnung der Bücher gegen Eunomios {ovzog ovvtTa^s zar Evi'Ofilov Xoyov iB^aigerov) so- wie die Schlussbemerkung aXXa re jiolXa yi:yQa(^i]xu aus Sophro- nios 128^ dessen Kapitel aber inhaltlich nicht mehr enthält (siehe oben Seite 23). Der Rest besteht aus einer klassifizierenden Be- merkung des Epitomators in der bekannten Weise: avr]Q xal avTvg sXXoyL^cozaxog xal Jtaorig vJtaQymv jtacöelag ava- jiXemg, jtQooxelfispog 6h fzäXXov xolg xfi QTjTOQixy yalgovor xal yovv svöoxifiog av ravxr] ysyevrjxat xal XMfiJtQog sc rig äXXog xcüv jtdXat yeyEvrjf^ivcov und aus der Aufzählung von sieben Titeln^ die dem Epitomator eigentümlich sind gegenüber allen in Betracht kommenden Parallelquellen.

Die bei S sich unmittelbar anschliessende Biographie Gregors des Thaumaturgen enthält, abgesehen von der in späterer Zeit Jedermann geläufigen Bezeichnung dieses Gregorios als Oavfia- xovQyog, die bei Sophronios (65) fehlt, nur zwei kleine Zusätze. Bei Sophronios heisst Gregor NeoxaiöaQdag ejiLoxojiog, bei S dagegen Neoxatöagslag xrjg tv reo Uovxcp ejtloxojtog. Aus Euse- bios stammt das kleine Plus nicht, denn dieser nennt den Gregor nie Bischof von Neokaisareia , sondern nur xd5v xaxa Uovxov IxxXrjOLmv (VI 31. VII 14. VII 28, 1). Quelle ist vielmehr die bei Sokrates IV 27 vorliegende Überlieferung. Ferner die Datie- rung des Todes Gregors {axsXsvxtjösv ejtl AvQTjXuavov) steht weder bei Sophronios, noch bei Euseb oder den andern Histo- rikern. Ich komme darauf in anderem Zusammenhange zurück.

s. V. EjtL(paviog Kwvoxavxsiag ist hinter den aus Sophr. 114 entlehnten Worten 1412 B 1 xaxa jiaocov xcov algioecov Xoyovg der Satz eingefügt a jiavcQLa Xeyovxai: dieser Satz ent- hält den eigentliche?j Titel des Buches.

s. V. Evaygiog (= Sophr. 125) hat der Epitomator nur einen Titel {vjt6fip?]fja elg xag jtaQoin'iag ^oXoficovxog) dem Sophro- nios zugesetzt: auch dieser Titel ist aus keiner parallelen Über- lieferung aufzutreiben.

s. V. Evotßiog (= Sophr. 81) steht ein geringfügiger Zu-

Weiitzel, Die griecli. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 31

Satz uübekannter Herkunft o nafiq)iXov jtgooxeifievog rfj ^Aqsi- avixTJ.

In der Biographie des hl, Johannes Chrysostomos begegnet bei S am Anfang ein geringer Überschuss über Sophronios (129): bei diesem heisst Johannes jivr Loy^eictg JiQsoßvzsQog^ dasselbe bietet S, aber vorher noch die Notiz, dass Johannes aus Antio- cheia stamme und den Beinamen XQvooOTOfiog führe {livztoxsvg, o 8JctxX?]0^slg XgvooöTOfxog). Für den Beinamen Chrysostomos braucht man nach einer besondern Quelle nicht zu suchen. Die Herkunft aus Antiocheia aber steht bei Sokrates VI 3. Bedeu- tender ist die Erweiterung der Johannesbiographie am Schluss. Sophronios endet so: jtoXXd ovy/gdipat leysTai, d(p cdv jisqI legcoövvTjg ^uovov dviyvcov. Bei S ist das ausgeweitet wie folgt: ovTog üzolXd övyyQatpai Xsysxai, dg/ cov ol JtSQt ItQwovprjg vjisq- ßdXXovöi Xoyoi rm re vipsi xal rij gjQdosi xal xfi XetorrjXL xal TCO xdXXu Tcöv ovofidzcov. Tovroig scpdfitXXoi xal ol aig rovg WaX^ovg Tov Jaßlö Xoyot, xal r] rov xard Icodvv7]v evayysXlov or/fiaola xal rd dg xov Maxdalov xal Mdgxov xal Äovxdv vjionvrj(.iaTa. rd 6s XoLjzd avrov övyyQaftfiara xgelzTOva dgi- d^fiov Tvyxdvet^ djiaoav ydg ^lovöa'Cxrjv yQa(pr]V xal Ägiöriavt- xTjv vjt8fiV9]fidTiö£V^ ojg dXXog ovöeig. rag rcov fiaQxvQwv öh jtavTjyvQSig £jt?]vB,7]öei> ev toi öx^^LdC^HV dvsf/jtoölöTcog xal Ti]v yXmööav avTOV xaTaggelv vjieg Tovg NaiXcpovg xaTaggdxTag^ ovöelg ovv tSv djt alcövog T0LavT7]v Xoyov r]vjt6g?]0£V svgotav, 7]p fiovog avTog (lies ovTog) sjüXovttjös xal [lovog dxißÖTJXwg t6 xQ^<^ovv TS xal d^slov £xXrjgoi^6f/7]ösv ivoiia. tcov 6s övy- ygafifidxwv avTOv xaTaXsyecv tov dgid-fiop ovx dv^gcojtov, ^sov 66 fidXXov TOV Ta jidvTa yivcoöxovTog. In diesen zahl- reichen, wohl stilisierten und genau rhythmisierten Worten steht nur wenig Inhalt 1) eine Anzahl Titel: wiederum kennt diese keine Parallelquelle; 2) die Versicherung, dass die Schriften des Johannes zahlreich seien das ist nur eine etwas hyperbolische Ausführung des sonst üblichen sygatpsv dXXa jtoXXd; 3) eine kurze Lobpreisung der Beredsamkeit des Heiligen. Diese beiden letzten Teile sind ohne Bedenken dem Epitomator zuzuschreiben: ästhetische urteile dieser Art sind uns in anderer Form schon mehrfach begegnet.

In der Biographie des Flavius Josephus, S s. v. Icoorjjtog 1798 A 7 1799 C 3 ist die Biographie des Sophronios von

32 Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.

zwei Zusätzen eingerahmt. Im Anfange stehen, gleich nach dem Lemma, die Worte (pLXaA?]&7]g, liyoov ji^.qI tov IIqoöqo^ov xai 2(DT7]Qog 'ir/oov Xqiötov, und auch am Schlüsse nach einem auch bei Sophronios stehenden Zitate aus Flavius Josephus TOöavra ^Ic6ö?]Jtog jtegl Xqlöxov tv rq ttf loym ^7]öiv. Hieronymus - Sophronios nennt die Buchzahl nicht. Beide Zu- sätze stammen aus Euseb. I 11. In der Mitte ist eingefügt (1798 B 2): o ygccxpag riiv 'lovöatyJ/v aQyaioXoylav Iv ßtß?uoig x: das braucht nur eine Wiederholung aus Sophronios selber zu sein, der von Josephos sagt syQaipe xal T?jg lovöacy.ijg agyaio- Aoylag Xoyovg x.

s. V. Ms^oöiog hat S im Anfange: ßhd^oötog, ^OXvfijtov Avzlag, ?]tol Ilaragcov, xal ffsra ravra Tvgov ajtloxojtog. Sophronios 83, von dem der gesamte Rest des S- Artikels entnommen ist, hat nur: Ms&^oötog, 'OXvfiJtov Avxiag xal heto. ravra Tvqov ejiiöxojtog. Woher der Epitomator die Angabe Tjrot nardQa)v, die weder bei Euseb noch bei den andern Historikern wiederkehrt, genommen haben mag, wird uns die einzige Biographie, die noch zu besprechen ist, die des Polykarp, zeigen.

S s. V. IIoXvxaQjtog stammt, von den oben verzeichneten redaktionellen Erweiterungen abgesehen, ganz aus Sophronios XVll mit Ausnahme zweier Angaben. Polykarp heisst bei S öidöoyog ds BovxoÄov, rov jiQcörov IjiiOxojirioavrog rrjg 2JfiVQvaicov exxh]öiag' og xal fier avrov ÖEvrsQog rrjg ejiiöxojcfjg exQdr?]08. Ausserdem kommen bei S noch unter den Schriften des Poly- karp Briefe hinzu jtQog rov [liyav Jlovvölov rov ^AQ£OJtaylr?]v xal jiQog dXlag exxXrjolag, Die Titel begegnen in der sonstigen Litteratur überhaupt nicht. Aber Bukolos, der erste Bischof von Smyrna, hilft allerdings w^eiter. Bukolos ist weder den Kirchenhistorikern noch sonstigen Kirchenschriftstellern bekannt: er ist aus der theologischen Litteratur soweit sie wirklich Litteratur ist verschwunden. Wir erfahren von ihm nur noch aus den Menologien und Synaxarien^j. Hierher gehört zunächst die grosse Polykarpvita des Pionius aus dem Codex Parisinus gr. 1450 (bei Ligthfoot II 2, 1005—1047): dort ist Bukolos nicht nur der Vorgänger Polykarps (1023, 41 o jcqo avrov sjtloxojtog.

1) Bolland, Febr. I 707. Lequien, Orieiis Chr. I 73S. Tillemont II 634.

M

Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 33

1023, 32 BovxoXog ars ör/ jtQoyvcoQLOavrog avrm JioXlay.iq öl ogdfiaTog xov xvqlov, ort oxolr] tolovtov ötaöoyov; bes. 1033 103S), sondern geradezu sein Berater und Führer auf dem ganzen Lebenswege (1023—1025. 1029. 1030). Diese Vita steht inmitten einer Sammlung von Legenden für den Monat Februar, ist also menologischen Ursprungs. In demselben Monat hat Bukolos seinen Tag bei Basileios. Ich setze her, was bei diesem zum sechsten Februar vermerkt ist:

BovxoXog, 6 av ayiotg JtarrJQ ?]fiSv^ ex vaagäg 7jXtxiag lojiovöaöe yaviöd^at avXaßrjg (wohl svösßijg) xal (poßov(iEvog Tov d^adv. xal dxovoag jtagl avTOV o dyiog Imdvvrjg o d-ao- Xoyog jtQooaXdßazo avzov xal ajioirjöav aavxov fiaü^i^T})v xal ötaxQißa fiat avtov, ora i]v av ^Eipaoo). xal löcov avrov avaga^ TOV xal av jtäoi xolg jtvavfiaxixolg agyotg ÖLaXdfijtovxa xal xaxsXaicDfiavov ajcoi7]öav ajrloxojtov xfjg ^nvQvrjg xal vjio xov jtvavfiaxog xov aylov oörjyovfiavog jtoXXovg xmv ajtlöxcov ajio xfjg jtXdvrjg ajtiöXQaxpag xal ßajixlöag xm aXjid^LVcp d-ao) jzqoö- 7)yayav. ovxco öa ayavaxo fiayag, ojg xal xa (laXXovxa xal jtgoßXajtaiv xal jigoXiyaiv. xal yag xS jtgocprjxtxw ;^«()/(J,waTi jtgoyvovg xov ayiov UoXvxagjtov öcdöoxov avxov aöeöd-ac axL ^mv avxog axatgoxovrjüav avxov xal xaxaöxrjoev ajtloxojiov dvd-^ avxov xal jtoifiava. aXXd xal ajtod^avwv xal xag)alg (pvxov ajioLrjOav avaßXaöxrjOac ajidvm xov xd(pov avxov Jiagäyov Idöaig jioXXdg. Es braucht, trotz der Ähnlich- keit der Ausdrücke, nicht gerade die Fassung des Basileios ge- wesen zu sein, die dem Epitomator vor Augen war: aber der Umstand, dass Bukolos in der gesamten Litteratur eben nur in den Menaeen vorkommt, lehrt, dass der Epitomator seine Kenntnis von Bukolos auf diesem Wege erhalten hat. Auch Nikephoros Kallistou, der III 34 (Anfang) in einem sonst, wie gewöhnlich, aus Eusebios (IV 15) abgeschriebenen Kapitel den Satz einschiebt: og (laxd xov ^avfiaxovgybv BovxoXov xfjg ^livgvaimv axxXrjOlag 7]y7]öaxo^ kann nicht als selbständiger Zeuge gelten; der Zusatz d^avfiaxovgyov zeigt, dass er die Wunder des Bukolos kennt, und diese stehen gleichfalls nur in den Menaeen, nicht einmal bei S. Nunmehr ist auch für einige oben ausgesonderte Zusätze des Epitomators die Gegend, aus der sie stammen, klargelegt. Der Thaumaturge Gregorios soll nach S unter Aurelian gestorben sein: die sonst ermittelten

Texte u. Untersuchungen XIII, 3. 3

34 Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.

Quellen des Epitomators, sogar auch Eusebios, Hessen uns gegen- über dieser Angabe im Stich. Aurelian wird wiederum nur in den Menaeen genannt. Z. B. bei Basileios zum 17. November: livrjiir} Tov hv ayiotg JtazQog 7]{io3v rgr/yogiov ijtiöxojtov Nso- xaiöagslag, tov ^avfiarovQyov. ovzog r/v £Jt AvQTjXiavov rov ßaOtXeojg, und am Schluss der kurzen Erzählung steht, ohne dass eine andere Zeitbestimmung inzwischen gegeben wäre, yMt ovTcog tTeX8tc6&7], woraus jeder unbefangene Leser schliessen muss, dass auch der Tod des Wunderthäters unter Aurelian er- folgte. — Ferner: die Eltern des hl. Basileios des Grossen werden bei den Kirchenhistorikern nicht genannt. Wohl aber stehen sie in dem Menologion des Kaisers Basileios unter dem 1. Januar: . . . r]v öh o ii8yag BaölXscog vlog BaotZelov tov ajtb üovzov Tcal ^Ennelelag r/yg ajio TTJg Kajtjiaöoxlag. Endlich Patara als Bischofssitz des Methodios findet sich wiederum nicht bei den Kirchenhistorikern, sondern in den Menologien. Basileios zum 20. Juni: "A&XriöLg tov oölov agofidgTVQog Medoöiov

sjtiözojüov UciTaQcov und spater: xal Trig ev UaTaQoig

hxTiXriöiag sjiioxojtog yeyovcogA)

Es ergeben sich also als Quellen des Epitomators Sophronios, Philostorgios, Eusebios und irgend ein Menologion. Ausserdem ist beobachtet worden, dass er mehrfach die bei den späteren Kirchenhistorikern, insbesondere bei Sokrates und Sozomenos vorliegende Tradition weitergiebt. Was er über die schriftstelle- rische Thätigkeit des Apollinarius weiss, waren die Notizen, die in den entsprechenden Kapiteln des Sokrates und des Sozomenos standen. Das Verhältnis war nicht so geartet, dass er einen beider Autoren ausschliesslich oder wörtlich benutzte, sondern er folgte in manchen Dingen dem einen, in manchen dem andern, und stand im Ausdruck beiden frei oreorenüber. Aber dieselbe Zusammenstellung von Thatsachen, die Sokrates und Sozomenos geben, giebt auch er. Ausserdem hatte er in verschiedenen Biographien ein paar vereinzelte Notizen, die gleichfalls bei jenen Autoren zu finden waren. Wer hat ihm dies Material geliefert? Die Antwort giebt die Biographie des Diodoros von Tarsos:

1) Vgl. W. Bonwetsch, Methodios von Olympos I. p. 47. Allerdings heisst Methodios auch in den Überschriften seiner einzelnen Schriften Bischof von Patara.

Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 35

AtoöcoQog' liova^wv, ev rolg XQ^^^^^ 'lovZiavov

xal OvaXevTOQ, ejttöxojc/jOag TagöSv rr^g Kilixiag.

ovTOg lyQaipBV^ cog q)rjöL OsoÖcoQog ^AvaYvwöxrjg ev

rfj 6xxZ?]öiaöTi7cf] löTOQia, öiacpoga.

slöl ÖS raÖ£' folgen 37 Titel. Theodoros Anagnostes ist in der That der Verfasser einer Kirchengeschichte. Man nahm in der Regel an (vgl. de Boor, Zeitschr. f. Kircliengeschichte VI 484), dass Theodoros zwei kirchengeschichtliche Werke verfasst habe: eine sogenannte historia tripartita für die ältere Zeit und eine Kirchengeschichte für spätere Epochen, von dem Tode Theodosios des Jüngern an. Nach den Angaben Jeeps (Fleckeisen, Suppl. XIV 158. 159) aber will es scheinen, als ob beide Werke als eine ezz/i7]öiaöTtxrj loTogia in dem codex Marc. 344 überliefert sind, w^omit sich die Zitate anderer Schriftsteller aus Theodoros vereinigen lassen. Aber Jeeps Ausführungen sind so unklar, dass aus ihnen kaum etwas Sicheres zu entnehmen ist: es wird nötig sein den Kodex nochmals zu vergleichen. Publiziert sind nur die Exzerpte aus den zwei letzten Büchern durch H. Valesius hinter seinem Theodoret: für die uns nicht beschäftigende Zeit von dem Tode des jüngeren Theodosios an ist Theodoros Anagnostes Originalquelle. Dagegen steht für die sogenannte historia tri- partita, mag sie nun von ihrem Verfasser als besonderes Werk herausgegeben sein oder nur als Teil der gesamten 'Exxl?]OtaOTtxrj löTOQLa, aus der bei Valesius unter den testimoniis veterum vor dem Theodoret mitgeteilten Vorrede und den im Apparat des Valesius (dann bei Hussey) zu Sokrates, Sozomenos und Theo- doret ausgezogenen Varianten so viel fest, dass sie kein selb- ständiges Werk, sondern eine Kompilation aus Sokrates, Sozo- menos und Theodoret ist: und zwar hat Theodoros diese drei Autoren nicht ineinander verarbeitet, sondern unter ausdrück- licher Nennung der jedesmaligen Vorlage lange Exzerpte aus ihnen unvermittelt neben einander gestellt. Das Wesentliche aus Sokrates, Sozomenos und Theodoret war also bei ihm zu finden, ausser diesen drei Autoren jedoch keine andere Quelle. In der Diodorvita, deren Herkunft aus der Epitome des H durch ihre ganze Struktur verbürgt wird, ist Theodor so zitiert, dass nach dem Wortlaute des S er nur als Gewährsmann für den Satz ovTog r/gaips öcdg)OQa angesehen werden kann. Trotz des deut-

36 Wentzel, Die griecli. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.

liehen Wortlautes der Anführung bat Flach den ganzen folgen- den Schriftenkatalog auch auf Theodoros zurückgeführt (Rhein. Mus. XXXVI 624 ff., vgl. ebda. XXXV 199, und in der praef. zur Ausgabe des Onomatologus p. LXVl), und von diesem Irrtum aus war es leicht, den Theodoros zur Hauptquelle für die christ- lichen Viten neben Sophronios zu befördern. Das erledigt sich durch das, was wir über Theodoros wissen. Für die Biographie des Diodoros von Tarsos kommt nur die historia tripartita (also eventuell die ersten Bücher der axxXrjOiaoxiy.^ lörogla in Be- tracht, nicht die zwei späteren Bücher, die aus den valesianischen Exzerpten bekannt sind: denn Diodor lebte im 4. Jahrhundert. Diese historia tripartita aber giebt nur den Sokrates, den Sozo- menos und den Theodoret wieder, und in keinem dieser drei Autoren steht der Schriftenkatalog als Ganzes oder die einzelnen Titel so, dass sie aus ihnen vom Epitomator hätten zusammen- gestellt werden können. Theodoros Anagnostes ist also nicht die Quelle des Schriftenverzeichnisses gewesen. Vielmehr steht dieses gegenüber den kirchenhistorischen Schriftstellern genau so unabhängig da, wie wir das bei den Schriftenkatalogen der andern Autoren mehrfach gefunden haben. Gleichwohl ist zu fragen, ob nicht die biographischen Angaben über Diodoros, die vor dem Schriftenkataloge stehen, aus Theodor stammen. Die Frage ist zu bejahen. Zunächst die Notiz ovrog eygaxps ÖLCKpoQa^ für die Theodoros ausdrücklich als Gewährsmann genannt ist, steht bei Sokrates VI 3, in demselben Kapitel, in dem der Epito- mator die Notiz über Antiocheia als Vaterstadt des hl. Johannes Chrysostomos finden konnte, und zwar in folgender Fassung: JioöcoQog de avrov voregov i-jilöxojiog TaQOov ysvofisvog jioXXa ßißlia ovvtyQaipe; wohlgemerkt, von den 37 Titeln bei S stellt kein einziger da. Aus derselben Stelle (ebenso übrigens aus Theodoret V 4) war zu entnehmen, dass Diodor Bischof von Tarsus war. Unmittelbar vorher wird bei Sokrates von Theodoros von Mopsuliestia und von Maximus gesagt: fiaB^7jT8vovoiv elg ra aox?]Ti7ca JioöcoQO) xal KaQzsQicp, ot nveg totb fitv aöx/iT?jQiq? jiQotöTavTo [AioöooQog öl avrov vortgov xrX). Daraus konnte der Epitomator sein f/ovd^cov entnehmen. Die Datierung endlich auf Julian und Valens ergab sich aus Theo- doret IV 27. Der Epitomator hat also den Theodoros Anagnostes wirklich benutzt; dieser exzerpierte den Sokrates, Sozomenos und

Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 37

Theodoret; Benutzung des von diesen Autoren überlieferten Materi- ales ist dem Epitomator an mehreren Stellen nachgewiesen worden; folglich ist seine Mittelquelle Theodoros Anagnostes gewesen. Dabei macht es nichts aus, dass S sowohl von Sokrates als von Theodoros Anagnostes mehrere Abschnitte durch die Vermittelung der Konstantinischen Enzyklopädie erhalten hat. Diese Artikel aus Theodoros haben mit der historia tripartita nichts zu schaffen, sie gehen auf die späteren Bücher der sxxXTjöiaöTtx^ löxogia zurück und sondern sich, ebenso wie die aus Sokrates, von denen des H ohne Weiteres durch Form und Inhalt; das Verhältnis ist hier dasselbe wie bei Philostorgios. Auch diesmal kommt dazu, dass Elemente dieser Herkunft sich auch in der Gregor- vita (und in den damit zusammenhängenden Artikeln über Apol- linarius und den grossen Basileios) finden, also durch den Mos- kauer Gregor für H gesichert sind.

Es restieren nunmehr nur noch die zahlreichen Schriften- titel, die der Epitomator mehreren Biographien des Sophronios hinzugefügt hat. Zuverlässig sind sie alle. Trotzdem aber be- gegnet keiner in irgend einer der genannten Vorlagen. Es ist überhaupt keine Quelle aufzutreiben, der sie der Epitomator entnommen haben könnte. Dann bleibt nichts übrig, als anzu- nehmen, dass er sie selbst zusammengetragen hat. Ist das möglich und w^ahrscheinlich ?

Es kommen in Frage Schriften von Basileios dem Grossen, Gregor von Nazianz, Gregor von Nyssa, Diodoros von Tarsos, Epiphanios dem Haereseologen, Euagrios, Johannes Chrysostomos, von Hippolytos und von dem Juden Philon. Ein Teil dieser Schriftsteller gehört in byzantinischer Zeit zu den beliebtesten, uns noch heute in zahllosen Handschriften erhaltenen Autoren. Kein einziger ist darunter, von dem sich die Möglichkeit leugnen Hesse, dass er im neunten Jahrhundert noch in Kloster biblio- theken oder in Privatsammlungen vorhanden gewesen wäre. In der That bestehen mehrere Artikel des Epitomators im wesent- lichen aus nichts als aus Büchertiteln.

181 A 5 'AZs^avÖQog, ^hganolsrnq snioxojcoq yMi fiaQxvg. syQaips, rl xaivov eiörjveyxe Xgcöroq slg rov Tcoöfiov, xs(paXaLa t9-', Xoyog vorniarcov yipLcov. Allerdings ist am Schlüsse dem Titel hinzugefügt ein Urteil über den Wert des Buches: aber gerade dies haben wir schon mehrfach beim Epitomator ange-

38 Wentzel, Die giiech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronvmus.

troflPen. Es beweist zugleich, dass er das Buch wirklich gelesen hat. Ebenso steht am Anfange noch hQajiblzcoc, ejiloxojcog xal fiüQTVQ. Wer nur einige Bände Migne durchmustert hat, weiss, dass in den Handschriften dem Titel der Werke kirch- licher Schriftsteller ausser dem Namen des Verfassers noch dessen kirchliche Würde, eventuell der Zusatz f^ccQxvQog vorgesetzt wird, etwa in dieser Form: rov öelva rrjg öslva jioXscog ejttoxojtov xal fiaQTVQog Xoyog jieqI

1412 B 6 ^EjtKpavLog^ Ijiiöxojiog 2?]/.vßQiag ?} ^OXvßgiag, syQaxps Xoyov avTiQQiixixov xax H'AovoyMvxwv, llav o)g)tXi^uov: das ist genau dasselbe Verhältnis wie bei ^AXic^avÖQog.

Die Biographie des Ignatios ist oben S. 3 f. besprochen: auch sie enthält ausser dem Schriftenverzeichnis nur die kircl> liehen Würden des Ignatios.

1820 A 8 ^lölöcoQog, jtQSößvreQog, o nsXovöL(DT7]g. av?)Q aX- XoyL[iog, (pLX6()0(p6g re xal QtjrcoQ. ejitöroXag tQfi7]V6vovöag rr/v ^eiav YQacpijv y yiyQa^)B xal aXXa xiva. Ausser Name, Bei- name, kirchlicher Würde und Schrifttitel, also lauter Dingen, die in jeder Handschrift auf dem Titelblatte stehen, enthält der Artikel nur die vom Epitomator herrührende Klassifizierung des Isidoros in den bekannten Formeln.

Nur ein wenig über diese Elemente hinaus geht der Artikel über Basileios von Eirenupolis 720 C 7: Baö'iXuog azsQog, tJti- xojtog ElQ7]vovjr6Xeojg xTjg KiXtxiag, im 'Apaoraolov ßaoiXacog, T7\v (pQeva xal rtjv aoxiiOLV to5 oficoi^viio^ BaoiXHop Kaioagsiag aoLxcog. aygaxpa xara ligyaXaov jiQaoßvrtQov KoXojpsiag. Da- raus, dass der Epitomator diesen Basileios mit dem Grossen vergleicht, schliesse ich, dass er von beiden wenigstens die eine oder die andere Schrift kennt. Dann konnte er gewiss auch die Zeit des Basileios auf Anastasios bestimmen. Sonst enthält die Vita nichts als den Titel und den Biscliofssitz des Basileios.

1790 A 6 Iwavviig o zlafiaoxrivog, o ljtLxXi]d^alg Mavoovit, avi)Q xal avTog aXXoytiicoTaTog, ovösvog öavTegog rwr xar avTov Iv jtaiöaia Xafiipavtcoi^. ovyyQaniiara avrov Jtdrv jioXXa xal naXiöra (piX6oog)a' alg ra t))v d-aiav ygacft^v nagdXXfjXoi xar azXoy7]v, xal ol aofiarixol xavovag, lafißixol ra xal xara- Xoyd6?jv. övv7)x{iaL^a da avTco xal Koof.iag o a^ laQoooXvamv, avtig avcpvköTarog xal jtväcor novoixfji^ oXcog t))v avagfiovcor. Ol yovv (iöfiarixol xavovag 'icodvrov ra xal Koofiä ovyxQtoiv

Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 39

ovx sös^avTO ovdh öe^atvro (av) fityQtg \av] 6 yMd^ riliac, ßlog jt6Qaico0^rjö£Tai. Nach Namen und Beinamen folgt eine Be- merkung über die jiaiöbia, des Mannes, in der wir unsern Epito- mator sofort erkennen, danach die TiteL Angehängt ist eine Zusamraenstelhmg des Johannes mit Kosmas von Jerusalem, nebst einer Lobpreisung beider: der Verfasser dieser Notiz die von dem Vorhergehenden loszureissen nicht der mindeste Grund vor- liegt — ist mit den Kavov^g des Johannes und des Kosmas anscheinend vertraut; so wie er von ihnen, spricht man nur von Dingen, mit denen man in unausgesetzter Berührung steht.

Dass nun der Epitomator wirklich selbst die Schriften der von ihm behandelten Kirchenschriftsteller gelegentlich einge- sehen, dafür giebt es noch zwei Zeugnisse, den Artikel über Dio- nysios von Alexandreia 1018 A4

JiovvOLoq jile^avÖQELaq, ov svqov vji6fii-7]fia slq xov Ix- xh]öiaöTi]v 2oXoncövrog, Xiav ^v(pQaöiq,

und die Biographie des Areopagiten Dionysios 1011 C 3 1014 F 2. Diese beginnt mit der Bezeichnung des Mannes als Bischofs von Athen; daran reiht sich die gewöhnliche Bemerkung des Epitomators aviiQ lXXoyi[imxazoq Tcal r^s EÄXrjpixijg jtat- öslag elg axQov ll'i]XaxcDg^ worauf die aus Act. ap. 17, 34 jeder- mann geläufige Bekehrung des Dionysios durch Paulus und in Verbindung damit seine gleichfalls allgemein bekannte, übrigens aus Euseb. 111 4 zu entnehmende Ernennung zum Bischof er- zählt wird, unterbrochen durch eine die Hand des Epitomators gleichfalls verratende Bemerkung jiQog ö\ Ti]v jiaxQiov rwv EXXijVLxmv fiaO-fj^idzcop aö'/C?jöLV jiavzcov JiQOvxtxQLTo' txaörtjg yag cog djtelv algtoecog xTjg vjt avrcDV jtQsoßevofisvr^g hv jtoXXtj xa^eLöTtjxEt rfi jtslga. Daran reihen sich biographische Einzel- heiten (1012 A 5 xara yovv B 8 jcgay^iarcov), in deren Mitte die Erwähnung des Sophisten Polemon Anlass wird, denselben Zusatz aus der Polemonbiographie des H (o Aaoötxevg Iv ^fivQv?], 6 öiöaöxaXog ^AqlöthÖov) einzuflechten, den wir in der Gregor- vita schon einmal angetroffen haben. Am Schlüsse aber dieser Notizen steht die sich bestätigende Bemerkung C 1: [xvr]- (lovevsi 6e tovtwp ajiavxcov o avzog (lies avrog 6) JiovvöLog 6V rfj JiQog LIoXvxaQjtov rov [liyav ejtiöroXTJ rov ^{ivQvr^g tJtlöxojtov; und dann wird die ganze Stelle aus dem genannten Briefe (VII) abgeschrieben. Hierauf folgt wieder eine vom Epito-

40 Wentzel, Die griecla. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.

mator in bekannter Manier abgefasste Bemerkung, die zu dem Schriftenverzeichnis überleitet: xijg de ys öocpiag avrov xal ri'jg evyXcoTzlac Ivöet^iq axQtßrjg ?) xcov nag' avrov fQacpBLömv ßlßXcov avvjt£QßX7]Tog (pQaöig. ri] rs ydg jiaga tojv e^wß^ev xaXovfitvi] jiaLÖela r?/ re d-ela xal 7]fteTtQa jto)Jj]v sr/^s TrjV £jtiOr?]fi7]V £V txartQa. ei yag zig ajtldoi jrgbg rd xdXh] rcov avTov Xoy(DV xal rd ßdd-rj rcov vor]fidro3V, ovx dvd^Qwjtivrjg (pvöecog ravra vo/xiöot (lies av vofilöat) yevvrj^ara^ dXXd rivog dxr]()drov xal d-dag övvdfzswg. Ahnlichen Lobpreisungen sind wir beim hl. Johannes Chrysostomos und bei Johannes von Daniaskos schon begegnet. Auf den sich anschliessenden grossen Schriftenkatalog (1014 A 1— D 5) lässt der Epitomator eine Notiz folgen (lörsov de, ojg rivsg rcop l^m oo(pcov xal [laXcora IJgoxXog -d-ecoQfjfiaöi jioXXdxtg rov fiaxaglov Alovvölov xeyjQrirai^ xal av- ralg de ^fjQalg ratg Xs^sOt, xal löriv vjtovoiav Ix rovrov Xaßelv^ (Dg OL kv Ad^7]raig jtaXaiorsQOt rcov cptXoö6(pcov öq)£rtQiödfi8Vot rag avrov Jigayfiarelag, cuv avrog [ivrjuovevec jtgog Ttfio^eov ygatpcop, ajiixQvtpav, 'iva jiariQeg avrol 6(p0^co(ji rcov ^slcdv avrov Xoyatv), deren Herkunft ich nicht feststellen kann: in ausführlicherer Gestalt pflegt sie als „scholion alius cuiusdam viri docti" hinter dem jtQoXoyog des hl. Maximus zu seinen Scholien zum Dionys in den Ausgaben seit Alters abgedruckt zu werden, ohne dass über ihre handschriftliche Überlieferung und den Zusammenhang mit Maximus irgend etwas bekannt wäre. Den Beschluss der vita bildet eine kurze Mitteilung von dem Martyrium des Dionysios, die ihre Herkunft aus menolo- gischer Quelle deutlich an der Stirn trägt \).

In dieser Biographie hat also der Epitomator, um Einiges über die Lebensumstände des Dionysios mitteilen zu können, thatsächlich wie das Zitat beweist wenigstens eine von dessen Schriften, den Brief an Polykarp, nachgeschlagen. Dann aber lässt sich annehmen, dass er auch sonst die ihm zur Ver- fügung stehenden Handschriften der von ihm behandelten Autoren, zum wenigsten auf ihren Lihalt hin, eingesehen hat. Übrigens beruht auf der angeführten Epistel des Dionysios an Polykarp auch der s. v. UoXvxaQjtog erwähnte Brief des Polykarp an

1) Die sonstige CberHeferung setzt das Martyrium unter Hadrian oder Domitian: Tillemont II ]23. 524. Der Epitomator nennt Traian.

Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 4 {

Dionysios, von dessen Existenz sonst nichts bekannt ist ^): natür- lich, wenn Dionys an Polykarp schreibt, hat auch Polykarp an Dionys geschrieben.

Die Thätigkeit des Epitomators ist uns bis in die kleinsten Einzelheiten klar geworden, so weit sie die christlichen Biogra- phien angeht. Viele Mühe wird sie ihm nicht verursacht haben: diesen Teil seiner Arbeit konnte der Epitomator innerhalb weniger Tage bewältigen. Sein Verhältnis aber zu dem Uiva^ des H, der ausschliesslich heidnische Schriftsteller enthielt, gehört in einen andern Zusammenhangt).

Ausser bei S ist die Epitome aus H nur wenig benutzt worden : vielleicht in der vita Menagiana des Aristoteles, die sich mit der Fassung des S wörtlich deckt, aber allerdings den bei S fehlenden Schriftenkatalog enthält, sicher in der vita Ambro- siana des Aristophanes (Hermes XIV 461), die genau mit S stimmt, nur dass dieser aus seinem Aristophaneskodex die Titel der 11 aristophanischen Stücke anhängt 3), endlich in der Biblio- thek des Photios.

Es ist bekannt, dass P, der eifrige Förderer klassischer und kirchlicher Studien, einen Kreis von Schülern und Freunden um sich zu versammeln und mit ihnen Bücher der verschiedensten Art gemeinsam zu lesen pflegte. Zu diesem Kreise gehörte Tarr- hasios, der Bruder des P. Als Tarrhasios eine Zeitlang verhindert gewesen war, den Vorlesungen beizuwohnen, ersuchte er den P, die Bücher, die in seiner Abwesenheit durchgenommen waren, schriftlicb zu verzeichnen und zu besprechen. So ist die Biblio- thek entstanden. P hat das Buch so fertig gestellt, dass er es kurz vor seiner Abreise nach Assyrien, wohin er als Gesandter geschickt war, dem Bruder überreichen konnte als ttjc. öia^sv- ^scog, 9]p ßaQtcog cptQScg, jtaQaiiv&LOV (Vorrede 1, 2 Bk). Bei diesem Anlass der Abfassung des Werkes sollte man erwarten, dass P den Inhalt aller von ihm aufgezählten Schriften einiger- massen vollständig wiedergäbe. Dem ist aber nicht so. P er- klärt schon in dem Widmungsbriefe, dass es sehr schwierig sei,

1) Maxiraus in seinem Prolog, Migne IV p. 17 C, zitiert HoXvxaQTCoq iv xy TiQoq H&rjvaiovc sniöxol^ avxov. Was das für ein Brief sein soll, weiss ich nicht

2) Die Anmerkung folgt als Nachtrag.

3) Flach, Rhein. Mus. XXXV 193. 235.

42 Wentzel, Die griecli. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.

nacli dem Verlaufe einiger Zeit sich zu erinnern, dass der Bruder Ungenauigkeiten und lückenhafte Partien finden werde, dass er mehrere Werke nach Willkür flüchtig behandelt habe (1, 13 18). Das Geständnis entspricht vollkommen dem Sachverhalt. P ist recht ungleich verfahren. Von vielen Büchern giebt er genaue Exzerpte, in denen sogar einzelne Phrasen, die ihm besonders gut gefallen haben, zur späteren Benutzung herausnotiert werden, von anderen teilt er den Inhalt summarisch, bei recht zahl- reichen überhaupt nur Einzelheiten mit. Nicht selten hat er nur die Vorrede oder Widmung des besprochenen Buches eingesehen; manchmal beschränken sich seine Mitteilungen auf den Titel und einige gleichgültige Redewendungen: in solchen Fällen hat er bei Abfassung der Bibliothek das betreffende Buch überhaupt nicht wieder in die Hand genommen. Fast regelmässig fügt P sein Urteil über die Schreibweise des Autors hinzu. Das ist begreiflich bei den stilistischen Interessen, die er sein Lebelang gehabt hat. Aber wirklich gelesen zu haben braucht er in solchem Falle das Objekt seines Urteils nicht; es konnte ihm genügen, ein paar Seiten durchzublättern.

Neben den Angaben über den Inhalt der Bücher finden sich in der Bibliothek bisweilen biographische Notizen über die Ver- fasser: nur ein Teil davon (cod. 62. 68. 70. 79. 175. 180. 181. 199) stammt aus der Lektüre der behandelten Autoren, zumal aus den Vorreden, oder aus Schriftstellern, die P nachweislich gelesen hat (cod. 33 Justus von Tiberias), die meisten Angaben dieser Art aber sind anderer Herkunft. Sie stimmen mit den biographischen Artikeln des S, die dieser aus H entlehnt hat, in einem Grade überein, dass dem P dieselbe Quelle vorgelegen haben muss, wie dem S. Die Übereinstimmung erstreckt sich auf die heidnischen und auf die christlichen Schriftsteller. Folg- lich hat P nicht das Original des H benutzt, sondern die Epitome. In der Auswahl der Biographien ist P natürlich abhängig von seiner Bibliothek; wir dürfen nicht erwarten, bei ihm z. B. eine Sophokles- oder Epikurvita zu finden, und uns nicht wundern, dass das christliche Material auch in den Biographien überwiegt. Aus dem Vergleiche des Moskauer H-Citates mit dem ent- sprechenden Artikel des S hat sich ferner ergeben, dass die Überlieferung der Epitome variabel genug sein konnte. Wir werden also nicht erstaunen, wenn sich herausstellt, dass P bald

Wentzel, Die griecli. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 43

weniger, bald aber auch mehr als S hat: zumal wir gar nicht in der Lage sind, zu kontrollieren, inwiefern S seinerseits seine Vorlage gekürzt hat. Dieses Mehr braucht sich, wie man von vornherein sagen kann, keineswegs auf Zusätze innerhalb einzelner Artikel zu beschränken, es kann auch in ganzen Biographien bestehen; denn so gut, wie bei S einzelne Sätze fehlen, können auch vollständige Artikel weggeblieben sein, sei es durch Schuld des S, sei es durch Schuld der handschriftlichen Überlieferung der Epitome vor ihm.

Von H von Milet selbst hat P zwei Bücher gekannt (cod. 69), die Weltchronik, die bis zum Tode des Anastasios reichte, und ihre Fortsetzung, die die Regierung des Justinus und von^ der des Justinianus noch einige Jahre umfasste. Von jenem Buche giebt P summarisch den Inhalt an: mehr als die Kapitelüber- schriften, wie sie in den historischen Werken der späteren Zeit den einzelnen Büchern vorausgeschickt wurden, braucht er dazu nicht gelesen zu haben. Von der Fortsetzung giebt er an, sie reiche bis in den Anfang der Regierung des Justinian hinein: dann aber breche sie ab, weil der Verfasser, tief erschüttert durch den Tod seines Sohnes, die Stimmung zum Schreiben ver- loren habe. Derartiges pflegt der Autor in der Vorrede oder in dem einleitenden Kapitel seines Werkes zu sagen: die Quelle für P ist also auch hier ohne weiteres klar. Aber er beginnt, indem er den Titel des Buches mitteilt: avbyvojöQ^i] ftoi ßißUov iöroQLXov coq hv övpoipsc Tcoofiixrjg lözoglag o 6h övy/Qacpevc, HövxLoq o 'lX?.ovöTQiog^ Mch']ötog fihv ex jiaTQiöog, Jialg de '^IIövxlov xal ^tXoOo(plag ^ za^' o xal ?) ejiLyQafpi) rov ßtßklov fisrd Tov löToglag PojfiaCxfig rs zal Jtavxoöajtijg xvyyavu. Das Relativum %a^ o xal schliesst an den Ausdruck öwoipec xoöi/txrjg löToglag unmittelbar an: „gelesen wurde ein Buch gewisser- massen eine Übersicht der Weltgeschichte, wie auch der Titel des Buches ausser dem Worte lörogla noch die Zusätze ^Pcof/aixrj und üiavroöajiri trägt". Daraus erhellt, dass die Zwischen- bemerkung über den Verfasser als Parenthese zu fassen ist, d. h. als Einlage. Den Namen H mit dem Zusätze o IZZovöxQiog hat P selbstverständlich aus dem Buche selbst. Aber Vater und gar Mutter pflegen in Büchertiteln nicht angegeben zu werden. Wenn nun die H-vita der Epitome beginnt: ^Hovxiog Mch]Oiog ^'log Höv^iov öixijyoQov xal ^iXoöo^lac, so ist, denke ich, die

44 Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.

Quelle des Zusatzes des P mit schlagender Deutlichkeit dar- gelegt, i)

cod. 13 enthält des Eusebios sXeyxog xal djtoZoyia, eine apologetische Schrift. Nach einer kurzen oberflächlichen Be- zeichnung des Inhaltes, die, nur zeigt, dass P ganz flüchtig das Buch angesehen hat, giebt er eine ebenso kurze Charakteristik des Stiles des Eusebios, die natürlich von ihm (P) selbst her- rührt. Daran schliesst er die Bemerkung, dass die dxQcßsia av öoyf/aot dem Eusebios überhaupt gefehlt habe: xal yag xdv TovTOig'^) 8V jtoXXolg sötiv avrov löelv rov vlov ß)Mö(prj^ovvxa xal ösvTSQov alriov xaXovvra xal aQyiöTQaxriyov xal dXXa Xivd Z7]g AQeiavLXTjq ZvOöijg ßXaOrijfiaTa. Er beschuldigt also mit Berufung auf einen bestimmten Ausdruck {ösvxfQov alxiov xal dgyLöxQaxT^yov), den er sehr wohl der Schrift entnommen haben kann, den Eusebios des Arianismus. Unmittelbar daran knüpfen sich rein biographische Notizen: örjXov cog sjtl Kcov- öxavxivov Tov ftsydXov ovxog rjv&rjöa. yayovs ös xal xijg Ilafi- fplXov xov IsQOfiaQxvQog dgsxijg öidjcvQog agaöxi^g, öl t/v airlav (paöi rtveg avxbv xal xrjg xov IJafKpiXov ajtcQvvfilag fiaxa- öX'7]X8vai.^) Die Biographie des Eusebios bei S s. v. beginnt mit der Bemerkung: Evoaßtog 6 IIa fiep l Xov, jtQOöxaifiavog x(] Agaia- VLxfi algaöai, und schliesst folgendermassen:

rjvü^rjoa [idXtöxa am Kwvöxavxlvov xov ßaöiXacog xal Kcovöxavxlov xal öid xi/v (ptXiav xrjv jtQog Ild^- (piXov xov fidgxvga xrjg ajta>pvf/lag avxov )]^cc6&?]. Die Übereinstimmung mit P bedarf wohl keiner Hervor- hebung. Nun stammt der angeführte Schluss des S- Artikels aus Sophronios, die Bemerkung über den Arianismus des Euseb aber nicht. Folglich benutzen P und S dieselbe Kontamination des Sophronios mit einer andern Quelle, d. i. die Epitome des H. P cod. 34 enthält das löxogixov des Africanus. Durch kleineren Druck mache ich bemerkhch, was von den Angaben des P auf das Buch selber sich bezieht: dvayvcood^rj 'AcpgLxavov ioxogixov. ovxog aöxtv o xal xovg Xayoy.arovg xaoxovg av

1) Geahnt hat den Zusammenhang Daub, Studien z. d. Biogr. d. S. II 3, ohne seine Erkenntnis auszunutzen.

2) d. i. iv öoyfxaai, nicht „in der vorliegenden Schrift", der Zusam- menhang lässt keinen Zweifel.

3) Gekürzt wiederholt P alle diese Angaben Cod. 196 (p. 160 b 30).

Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 45

Xoyoiq, Ovvrd^ag 16' . eon dh avvxofxog (xtv, d).la fxrjösv xwv dvayxalcov lOZOQTjd-^vat naQaXL^ndviüv. aQX^taL 6h and xrJQ Mwvoa'Lxrjg xoofxoysvelag xccl xazEiaiv h'cog xfiq Xqloxov nagovolaq. miZQoydörjv 6h öiaXafjLßdvfi xal xd dnb Xqloxov iJf-i'iQi x^g MaxQivov xov '^Pw/naiwv ßaai?J(og ßaai- keiag, oxs avxcö, wg (priaiv, xal t]6s tj ovyyQa<pri avvexekeZxo txaiv ovaa ,t\pxy'. xivyri 6h xb ßißXlov e. ovTog xal JCQOq, Slgiyivrjv YQdg)£i jtSQL rov xazä 2coödvvav öiriyrjuaroq^ coq ovx elrj avrop hv TOlg EßgaCxotg avsypcoOfisvov, xal coq ovÖ axoZovüov rf] 'EßQaCxfj ezv/ioXoyla ovre zo ajio zov jiqIvov jiQlöai ovzs djüo zov oxivov öxiOaL, a xal sjtLlvofievog ^^iQcytvrjg avztygatpe. ygacpet ös \4(pQixav6g xal jiQog 'Aqiözslötjv, hv oig Ixavcog zrjv vofic^ofievrjv dta(pcorlav Jtagd Mazß^alcp xal Aovxa jisqI zf/g zov 6cozf]Qog 7]fio3v ysvsaXoylag oviKpcovov sösi^ev. Die Notizen über die Chronik selbst beruhen nicht auf nochmaliger Lektüre des Buches, sondern nur auf üüchtigem Ansehen des Einganges. Die Angaben über die Schriften gegen Origenes und Aristeides und ihren Inhalt konnte P unmöglich aus dem Chronikon ent- nehmen. Er hat sie aus Sophronios 63: £(jzt ds xal hjtiözoh) jiQog ^iQtyevrjv svsxsv zrjg xazd Ucoodvvav C^rjz?] öewg. Ityei yccQ kv zo5 '^EßQaixm zovrov firj elvac zov (ivd^ov firjöh övvaöuv zf] ^EßQaCxfj azvfioXoyla djto zov jiqlvov jiQLöai xal ajio zov oxivov cx^oacj JcQog ov 6eöoxifiaöy.evr}v sitiözolyv ygdcpu ilQi- yevrig. löziv avzov xal jiQog 'Aqcozsiötjv dXXi] ejnözoX?], ev ^/ üiegl zijg ötag)covLag z)]g öoxovörjg slvac kv z^ yeveaXoyla zov 2^cozfjQog Jiagd Mazdalco xal Aovxa aQxovvzmg 6La)JyBzai. Die Quelle des Hieronymus, die Kirchengeschichte des Eusebios (h. eccl. VI 31, 1 3j, kommt für P als Vorlage nicht in Be- tracht: überhaupt nicht, weil er von ihr (cod. .27) höchstens die in den Handschriften vorausgeschickten Indices der einzelnen Bücher eingesehen hat, und in unserem speziellen Falle nicht, weil Eusebios die Inhaltsangabe des Briefes über die Susanna (von Xty£L bis öxioat) nicht enthält. Dazu kommt, dass P sich im Ausdrucke möglichst nahe an Sophronios anschliesst. Nicht aus Sophronios dagegen stammt die Angabe, dass Africanus der Verfasser der xeozoi gewesen sei. Sicher auch nicht aus dem Chronikon. Ebensowenig aus Euseb. Denn dieser erwähnt zwar die xaozol a. a. 0.: aber ohne die bei P erhaltene Zahl der Bücher. Nun lautet der entsprechende Artikel bei S: AcpQixavog' 6 2^£§zog ;(()?y^ar/ö«c, cptldöocpog, Alßvg, 6 zovg Ksözovg ysyga- fpcog 6v ßißXlocg xd'. eiöl öe olovel cpvöcxd, lyx>vza Ix Xdycov

46 Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.

Ö£ xal tJtaoLÖcöv y.al yQajzTOJV tlvcov yaQay.xriQow laosig rs xal aXloLCOV svsQysuov. yMza rovrov tygail^sv '^Qiytvr/g svora- öLV jtoirjodfisvog jcsql tov rtjg Swodvvrjg ßtß/Jov, rov dg rov Aavü'iX. Hierin ist zunächst der Schluss von yMTO. rovrov aus Sophronios, diesmal, wo die ganze Vita kontaminiert ist, wie öfter schon in ähnlichem Falle, in freier Gestaltung des Wort- lautes. Ferner enthält der Artikel Namen, Beinamen und Her- kunft des Afrikanus und dieselbe Angabe über die Ksorol wie P: denn die Variante in der Zahl der Bücher (xö' cö') ist nur textlich. Auch für S kann Eusebios in keiner Weise die Primär- quelle gewesen sein. Die Inhaltsangabe der Esorol fehlt bei P; das wird uns nicht beirren. Nun sind in dem S- Artikel die Bestandteile aus Sophronios stark gekürzt: P hat diesen Teil der Vita noch vollständiger gelesen. Zum ersten Male also tritt uns entgegen, dass entweder S oder schon die von ihm benutzte Handschrift den Text der Epitome unvollständig wiedergiebt.

cod. 58 des P enthält Arrians Hagd-Lyd. Der dürftigen Bezeichnung des Inhaltes folgt eine Biographie, der ich aus dem S- Artikel die entsprechenden Stellen zur Seite setze:

P S

17 b 11: ovrog 6 \4QQLav6g (pLX6öO(pog ' ÄQQLavog'Nixo^riösvg. [ihv Tjv rrjp 8jn0rt'ifi?]v, slg rcov ofziXrj- i (piXoöofpog Eüiixri - rojv 'Ejtixr/jrov, xara ö\ rovg XQOvovg rsiog, 6 eütixXrjd^Hg 'AÖQiavov xal Avrmvlvov rov ULov xal vsog ^svotjpcov. tjv öe Mdgxov rov ^Avro^vivov tyvcoQiCero. ev Poj^i] ajtl Aögcavov eTKDVOfta^ov dh avrov ^svo^covra vaov. xal Mdgxov xal Av- öid ÖS ro rrjg Jtaiöelag sjtlorjfiov aXXag \ rwvivov xal a§,Lcofid- jioXirLxdg agyctg ejttorsv^?] xal slg I ro:)v fcsraXaßcov xal ro rcöv vjidrcov dvsßt] rsXog. sygaips öh l^^XQ^^ avrov rov vjta- ßißXla xal srsQa rcov [isv öiarQißcav rsvoai, xad^d g)7]0tv ^EjcLxrrjrov rov ÖLÖaoxdXov öoa löfcsv EXtxcoviog, ötd rijv ßißXla oxroj, rojv öh ofitXtcov rov av- rov EjtLxrr)rov ßißXla öcoösxa. loyvog de ryv (pQdöLV aorl xal fiifirjrijg cug dXrjd-mg Asvo(pcovrog. (paöl 6s avrov syQaif's 6s ßißXla jrafi- xal srsQa ygaipai, a ovjig) slg 7}fisrsQav jiXt]d^t]. acpixsro yvwöiv. 6?jXor 6s mg ovös ()i]ro- QixTjg ov6s öog)lag rs xal övvd^isojg ajtsXsijtsro.

rrjg nai6siag ös^lo- rijra.

Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 47

Trotz des grossen Wortreichtnms hat P im allgemeinen weniger als S: nur die Titel der epiktetischen Schriften gewinnen wir aus ihm für H. Die Urteile des P über den Stil des Arrian rühren von ihm selbst her, zum Teil aber sind sie von H beein- flusst.

Über den Juden Philon spricht P gelegentlich des Buches gegen Flaccus, cod. 105. Nachdem er den Titel (mehr nicht!) angegeben und den Stil mit wenigen Worten charakterisiert hat, fährt er fort: hv de rolg y^Qovotg yzfiaös FaCov xov Kaioagog, jiQoq ov vjtsQ Tov lölov Id^vovc, yQmfH jtQeößsvOai AyQijtjta Ttjq ^lovöaiag ßaOcXsvovrog. Schon dies klingt an das, was S nach Sophronios XI mitteilt: Xiyovoi xovxov sjüI rd'Cov Kalli- yoXa 8V tfi '^Pcofit] xcvövvevöai, oJtrjvlxa JtgsößsvTfjg rov olxslov Id^vovg ajrsoraXT]. Aber mehr wie die Form des Satzes kann P nicht der Epitome verdanken, denn er beruft sich auf Philon selber und erwähnt den Agrippa, den weder S noch Sophronios nennen. Jedoch in allem, was folgt, ist die Übereinstimmung des P mit der Epitome nur noch grösser. Ich setze neben die Worte des P die entsprechenden Stellen des S-Artikels und des Sophro- nios; was Qiir vonP selbst herzurühren scheint, ist durch kleineren Druck hervorgehoben.

g)6QSTac öh av rov Jtoh Xa xal jtoixiXa ovv- xayiiaxa^ r\d^ixovg X6- yovg JteQiixovra xal Tfjg jtaXaiäg vjiofiv/j- [laza, Tcc TtXstaza ngdg dXXi^yoQiav zov y^ä/x/za- zog sxßia'QofjLEva, iS, ov oifjiciixai TcäqodXXriyoQL- xoq.. . XöyoQ uqx^v sg'/sv ecGQvrjvai. XeysraL öh avTOV xal tccXqiötc- avmv iiV7]{hEVTa vote- Qov rovTcop öia Te- va XvjtTjv xal oQyrjv exjteoslv. aXXa jzqo- regovys avt6vg)aöiv

S 3811 B 5: siölv ovv, cog jtQosijto- H8V, Ji8QL(pavri xal dvaQlO^U7]Ta avrov öwrayfiava

Sophronios 11. siöl Tovrov JI8Q1- (pavri xal avagid^- fir]Ta öwrayuaxa.

}

48 Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.

tJil KlavÖLOv rrjv 'P(6fi7]v xazaXaßovra

IltTQCp TW XOQVCpalcp

rmv ajioöTolmv ev- xvy^Blv Tcal ^iXlcog öcars&^vaL, ig ov xal Tovg fta&fjTccg McLQxov Tov svayys- XlOtov axQoazr^g d' 6 MaQxoQ nizQOV fzmjfit]g yML ev- (pi][iiag d^uooai.

Ixslvovg yag Xi- ysiv avTOv (paöi jtaQcc lovöatoig Jte- (piXoöocprjyJvaL. cov xal rag öcaxQLßag [iOvaöTTiQia TS xaXel xal TOV dox7]Tixbv dtavveiv avTOvg dva- xrjQVTTei ßlov vrj- OTsla xal jiQoösvxxi xal dxTrjöia jtQOOavE- XOVTag.

S 3811 B 1 xal oT£

TO ÖSVTSQOV i]k&6

jtQog EZavöiov, ev r?7 avTfi JtoXsL öiaXe'/ß^rivai rm aylcp ajtoOToXo) UeTQcp xal Tov- Tov[g] aOyj]X8Pat, (ptliav , xal öia

TOVTO TOVg ÖJtOV-

öaöTag MaQxov, TOV fia&r/Tov üst- Qov, ev AXs^av- ÖQsla ejtsöi xexo- öfiTjxevac

Sophronios 11.

xal 6t8 t6 ÖeVTEQOV

riXd-e jtQog KXavöiov, ev TJ] avTij üioXh ÖLaXeyd^rivai tw djto- öToXcp nezgqy xal TOVTov eGyr/xavac g:i- Xlav xal öid tovto TOvg öJiovöaOTag

MCCQXOV TOV fiaO^T]- TOV IltTQOV Iv

AXeBavöoela tjteoi xexoöiiTjxevai.

ejteiJteQ jteQt Tf]g jiQ CO T7]g Mdgxov

evayyeXiOTov ev lAXe- ^avdgela exxXrjOiag ygdcpwv slg ejiaivov TOJV ijfieTeQOJi> dva- XO)Qel, ov [iovov av- Tod^i avTOvg aXXd xal ev jioXXalg ejiaQylaig eivai (pdöxojv^ xal Tag aöxijöeLg avTwv xaXel fiovaöT7]Qia acf wv ö?]Xovvrat TOiav-

TTjV TCOV T(X) XqLÖTCiJ

jtLOTevodvzcov exxX?^- ölav yeveoü^at. ojtolot OL vvv novayoi elvai C^?]Xovöt xal ejti&v- ^UOVÖl, COÖTB fi?]öev

löiov eyeiv Tivd ^i]6e elvai elg avTovg jtXovoiov fj jtevTjTa^ Tag de ovo lag TOlg

I

Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 49

s

3810 A 1 <PUcov lovöalog TExO^Blq SP ^AXe^avÖQsla, yivovq legem v .... ejtZovxrjös rs Xo- yqv üiagofiOLOV nxdrcovt, mg xa\ dg jtaQOiiilav jiüq EXlrjöL TOVTO

XmQTJöar „?} UXa- Tojp cptlmvl^ei 7] ^iXmv üilarm-

Sophronios 11. Id^VEöL öiaveiiovreg evxcctg öxoXaC^ovOi xal ipaXfiotg jtaiöevöei 18 xal ayxQaTsia. . . ^llmv 'lovöalog rey- d^elg tv ^Xs^apÖQala, ysvovg UQtmv

JieQL TOVTOV eÖTLV 7]

jiaQotftia rmv EXXrj- Vixmv „7j nXarmv g)iXmvlC^6i 7] <pLXmv jtXaTmviCsc^' ....

eöTi öh 10 yevog fg legimv xaiayo- fisvog, ^AXs^avÖQSvg Ö6 iTjv jtaiQida. 100- 0V10V ö aviov lolg EXXrjViOialg jtüQa- 6X£tv ^avfia irjg ev lolg Xoyotg övvd- ^emg, mg xal Xiyuv aviovg J} nXarmv cpiXmvl^si 7] ^IXmv jtXaimviC^ei.

P hat auch diesmal eine Kleinigkeit aus Sophronios und eine Notiz anderer Herkunft mehr als S, und statt des Schriften- kataloges hat er nur die Gattungen angegeben, denen die Schriften Philons angehören, wozu er nur die bei S aufgezeichneten Titel zu lesen brauchte. Aber gerade aus dieser Vita ergiebt sich schlagend, dass P die Hesychepitome benutzt. Denn, wie oben (S. 29) dargelegt worden ist, steht das Sprichwort 7] ÜXdiojv q)iXmpl^6c 7] ^IXmv jtXaimvlCei bei Sophronios am Schluss der ganzen Biographie, bei S aber (also in der Epitome des H) ist es an den Anfang gezogen^ und durch einige überleitende Phrasen mit den Angaben über die Vaterstadt und das Geschlecht des Philon verbunden. In derselben Verbindung mit dem Anfang der Vita hat P das geflügelte Wort gelesen, sogar von der Überleitung des Epitomators hat er wenigstens die Schluss- wendung augenscheinlich gekannt.

Die von Pamphilos dem Märtyrer verfasste, von Eusebios vollendete Apologie des Origenes (cod. 118) hat P gelesen. Er beginnt mit der Bücherzahl und zitiert dann die beiden Autoren 92 b 8 mit cpaol (das nicht auf die vorhergehenden dXXoL 6h jtXsiöiOL gehen kann) und 92 b 14 tpaol ... 6 ndf/g)cXog ficcQivg xal eiBQOL jtXelöiot: dies letzte Zitat betrifft die Zeit des Todes

Texte u. üntersuclaungen XIII, 3. 4

50 Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des ffieronymus.

des Origenes. Wenn also P unmittelbar darauf eine abweichende Angabe über denselben Gegenstand mit ol ös einführt, so ist klar, dass er hierbei eine andere Quelle im Auge hat: 92 b 19 OL öt cpaoiv avzov tcog raXXov vmI BoXovöiavov öiag- xtöavra xal lc,r/xoöTov evaxov ezog Tt]g ?]?uxlaq ayovxa Iv TvQcn yMi zeAsvxTJoac xal xacpi] Jtagaöoü-ijvai. Das ist der Schluss der Sophroniosvita, bei S 27S8 C 6 eC,f]a6 ÖS tcog FaXXov xal BoXovöiavov , xovxeoxip tcog ^' xal 5' 8XOJV xrjg r]Xixiag avxov, xal ixoifi/j&t] hv I'vqoo, Iv ?} xal lxa(prj.

Den Widerstreit der Meinungen entscheidet P selbst, unter Berufung auf die nach der decianischen Verfolgung geschriebenen Briefe des Oripjenes:

92 b 22 löXL ÖE ^aXXov ovxog 0 Xbyog dX7]0-?]g, et ys al (ptQO- (zsvac avxov f/exä xov Aexlov ölco'/^ov i-jtioxoXal ovx eyovöi xo üiXaöxov. Dann kehrt er zu der vorher benutzten Quelle mit einem cpaolv zurück: 92 b 24 jiavxog öe .uaO^r/fiaxog löeav cpaolv avxov xal j^exeXd-etv

xal ÖLÖaöxeiv. Das ist, nur in aller Kürze zusammengefasst, dasselbe, was der Artikel der Epitome im Anfange, teils aus Eusebios, teils aus Sophronios, in aller Breite auseinandersetzt: S 27S4 A4 D 2. Auch der Anfang des folgenden Satzes deckt sich mit dem Be- ginn des Epitomeartikels : P 92 b 25 xovxov xolvvv x6v'S2Qty£V)]v, ov xal\4öa^iavxiov

£jtovoffaC,£oO-al (pa<ja\ S (Sophr. 54) 'S2Qiyevf]g o xal 'Aöafiavxiog,

aber die von P gegebene Erklärung des Beinamens: oxl aöa- {lavxlvoig öeoiiolg acoxsoav, ovg av örjöete Xoyovg, steht weder bei S noch sonst bei einer irgend in Betracht kommenden Quelle, sie ist ein Autoschediasma des P. Die daran gefügte Angabe : axQoaxijv xal öiaöoyov Xtyovöt ysvtö&at KXfjfievxog xov oxqco- fiaxewg xal xov xaxa xtjv 'AXs^avögeiav ExxXrjöiaoxixov öl- öaöxaXeiov, wiederholt nur die Angaben der einen Quelle der Epitome, des Sophronios 38. Daran knüpft P die Notiz:

KX/jfitvxa ds Uavxaivov yevtüO^ai Xtyovoi xal axgoaxtjv

xal xov öiöaOxaXetov ÖLaöoyoi', die weder bei S noch bei Sophronios steht. Aber wir können

Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 51

den Weg nachweisen, auf dem P zu ihr gekommen ist. Cod. 109 bespricht P die '^Fjcoxvjcojöetg des Klemens, und aus ihnen führt er 88 a 38 an: liad-rjTTjq ös, cog xal avzog ^t]Oi, yeyovs Ilavrai- vov, und aus derselben Quelle wird also wohl auch der eng- verbundene folgende Satz entnommen sein: UavTatvov öh rcov rs Tovg ajtoöToZovg swQaxorcov axQoaoaO\}-at, ov p]v alXa xal Tivcov avTcöv axeivcov öiaxovöat. Von dem Reste des P- Artikels gehört die unmittelbar folgende Partie 92 b 34 93 a 22 der Apologie des Pamphilos an, der Schluss (von riv de IJafitptXov) wird uns in anderem Zusammenhange beschäftigen. Um jedem Einwände zu begegnen, bemerke ich noch, dass die Kirchenge- schichte des Eusebios als unabhängig neben Sophronios von P be- nutzte Quelle nicht an einem einzigen Punkte in Betracht kommen kann: selbst wo verwandte Angaben bei Euseb stehen, hat er in der Regel weniger als P oder er weicht von ihm materiell ab.

Ganz deutlich wird das Verhältnis von P zu Sophronios und Eusebios bei Hippolytos. Eusebios giebt VI 20, 2 ein Verzeichnis der Schriften des Hippolytos und VI 22 die kurze Bemerkung: woavTwg ÖS xal '^IjtüioXvrog hregag Jtov xal avxog jtQosöTcog IxxXriölag. Beides hat Hieronymus, und nach ihm Sophronios 61, benutzt, aber zugleich auch erweitert. P aber giebt cod. 121 zunächst einen Auszug aus der Vorrede des antihäretischen ovvrayua des Hippolytos, 94 a 24 32. Darauf behauptet er, dass Hippolytos die Echtheit des paulinischen Hebräerbriefes bestritten habe: das steht bei Sophronios, fehlt bei Eusebios. P fährt fort: 94 a 34 ItjeraL Ö£ ovrog xal jiqoöoihXslv reo Xacp xaxa [iiiiri^LV ^SlQiyevovg^ ov xal övvt]d-7jg (idltora xal tQaOxrjg rmv loycov vjtrjQiev^ (Dg xal jtQozQtipaO^at avxov x?]v d^nav vjiofxvTjfiaxlöac YQag)r]v, lyxaxaöxrjoag avxco xal vjtoyQa(p£ag, bjixa xayvyQa(povg xal extgovg xoiovxovg yqa^povxag dg xaXlog^ mv r\v xal xrjg öajtav7]g avxog yßQr/yog. xal xavxa vjtrjQexov- fisvog avxcp ajiaLxäv avxov ajtaQaLxrjxoog sgyov, tg ov xal egyoÖKDxxrjv ev fita t65v ajiLöxoXmv ^SlQiyevovg xXrjO^TJvai. jiXelöxa 08 xal ovxog Xtyexai ovryyayQafpivai. Die Angabe, Hip- polytos habe in seinen Predigten den Origenes nachgeahmt, stammt aus Sophronios, der am Schlüsse des Schriftenkatalogs bemerkt: .... ti^qI xov JcciOxa, xaxa jcaöSv xcöv algtöecov, jiQO0OfitXi(DV (lies jigoGoiiiXiav) jisqI xcov Ijialvojv xov Kvqlov

Tjfiojv ^Irjöov Xqcöxov, ev oig jtagovxog 'S^Qtyevovg tavxov atfit-

4*

52 Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.

XrjTCbvaL y.axa {ii[ii]Oiv avrov tv zTJ txxXTjola örjXol. Unmittel- bar daran fügt Hieronymus- Sophronios: 'Af^ßQoöiog . . . JtQOETQt- ipaxo ^^iQiyivu rag, &eiag vjioßvrjßarlöai, y^acpag Jtageoyrjxcog avTcp ejird xal jiluovg voraQiovg xal rag tovtojv öajtavag xal xaXXf/Qcccpovg rov löov agiü^fibv xal, ojieq sotI fietCov, avvjioiöTcp öjtovöij exaöroTe eQyov jtaQ avrov ajtatzcov, 6i6 kv fiiä ejiiörolfi iQjoöicöxTriv avrov i^Qiyevfjg xaXsl.

Genau dasselbe hat P, der zum Teil dieselben Ausdrücke braucht, in seiner Quelle hinter der Angabe, dass Hippolytos den Origenes nachgeahmt habe, vorgefunden. Nur, was Sophro- nios von Ambrosios berichtet, überträgt P auf Hippolytos selbst: er hat ^^giyersi bei Sophronios für ^ilgiyivri gefasst oder das letztere in seiner Handschrift vorgefunden. Allein gerade dieser Irrtum zeigt, dass P beide Notizen, die über die Nachahmung des Origenes und die über Ambrosios, in demselben Zusammen- hange gelesen hat, wie sie bei Sophronios stehen : nur dann wird die Entstehung des Versehens begreiflich. Eusebios nun weiss davon, dass Hippolytos den Origenes in seinen Homilien nach- gebildet habe, überhaupt nichts. Das Verhältnis des Origenes zu Ambrosios kennt er (VI 23), er hat es auch hinter seinem Kapitel (VI 22) über Hippolytos, aber ohne jeden Zusammenhang mit diesem, ja ohne den Hippolytos in Verbindung mit dem Ambrosios überhaupt zu erwähnen. Die Entwickelung des Irr- tums von Stufe zu Stufe ist also klar ^), von Euseb zu Hiero- nymus und Sophronios, von Sophronios zu P. Ebenso klar ist, dass Eusebios nicht die Vorlage des P gewesen ist, sondern Sophronios. Denn auch die Schlussbemerkung des P zeigt deut- lich, dass dieser das reichhaltige Schriftenverzeichnis des Sophro- nios gekannt hat. S hat nur zwei Titel des Hippolytos in seinem Artikel, sonst keine Angabe. Beide Titel stehen bei Sophronios, folglich ist dieser auch hier die Primärquelle der Vorlage des S gewesen. Nur liegt wiederum das Verhältnis so, dass P die gemeinsame Quelle reiner und reicher bewahrt hat.

cod. 125 berichtet P den Inhalt der beiden Apologien des Märtyrers Justin, in aller Kürze. Daran knüpfen sich ausführ- liche biographische Notizen'-^), die sich mit der aus Sophronios XXIII entlehnten Vita bei S genau decken: P 94b 38 ricöagag

1) Vgl. Heinieben zu Euseb. b. eccl. VI, 23, not. 1.

2) A. Hcirnack, Gescb. d. altcbr. Litt. I 106.

Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 53

ÖS jcgayfiarsiag d^avarov dvsöe^azo = S 1782 C 2 ovrog vjteQ T?]g d-QTjöxelaq tjv covofiaöa ipaXxrjv^ 1783 A 5 ou p/i^ dXXa xal £V reo ^AjtoXoyrjzixw, 1782 B 7 'lovörivog IIqIö- xov Tov BaKxeiov, 1783 A 8 ovrog ötazQißdg, 1782 B 7 (pLÄoöOtpog )(^Qc6{i£vog, 1783 B 1 evd^vvmv I{ql6x?]v vjiIq Xqlöxov ejtad-£v. P lässt einige Titel aus dem ScLriftenkatalog weg, lehnt sich aber häufig wörtlich an H an, nur den Schluss, das Martyrium des Justin, stilisiert er freier. Die bei Sophro- nios sich findende Erwähnung des Eirenaios [cbv tivcov Elgr/- valog av rm e loyop rcov xard xcov algarixcov fiafivrjrai) lassen P S gemeinsam weg: beide geben also dieselbe Redaktion des Sophronioskapitels wieder.

In der kurzen biographischen Notiz, mit der P die MsZerac des Himerios begleitet:

S '^IfieQiog, \4neLvlov Q7]TOQog, Ffgovöid- öog zrjg Bid^wiag, 6og)iöTrjg xcov sjtl lovXiavov TOV ßaöcXacog^dvTCJtacösv- 6ag IJQoaiQsolq? ev ^A^?]vaig, jifjQog rag oxpeig ev y^QCi. lygaipa MeXazag hat P eine Kleinigkeit mehr, die Nennung des Kaisers Constantius; dass Himerios die Rhetorenschule in Athen geleitet hat, ergab sich aus den Worten dvztJicuöavöag av Ad^i]vaig\ Julian wird bei P und bei S erwähnt.

Den Theopomp von Chios (cod. 176) hat P selbst gelesen, wie zahlreiche Zitate zeigen (120 b 30, 121a 7, a 11, a 14, a 22; dazu Xayazai 120 b 20, 121 a 24). Zwei Stellen sondern sich durch die Art der Anführung von dem aus Theopomp Heraus- notierten ab, die eine durch ein folgendes <pvyalv öa layazat, welches das theopompische Gut einleitet, die andere durch die Wendung ctXXd Qaojto^Jtog f/av zavza, cpaol da, die den Ab- schnitt aus Theopomp schliesst; beide Stellen sind aus H:

P 109 a 2 fjX^aöa 6a am Kmvözav- ziov xal zov övöoaßaozd- zov lovXiavov xal zov av Adrjvrjöi xazd grjzoQalav jtQovOZTj ötöaoxaXaiov

P

120 b 19 aözt öa Gaojtofijtog Xlog fiav zo yavog, vlog Ja^ia- oiözgdzov

121 a 23 g)aol 6a avzov za xal 'E<poQOv ^löoxgdzovg yavaoO^ai ^ad^rjzdg

S 0a6jüO(iJiog Xlog, Qi]zcoQ, vlog AaiiaöLözgdzov

1867 B 7 ^laoxgdzovg dxovöz?]g afia E^oQcp.

54 Wentzel, Die griecli. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.

cod. 189 bespricht P einen Xoyoq 'Hqojö?] rm ^lovöaioDv ßaöiXel jiQOöJtegxDVTjfitvog, Iv o) uiagaöo^mv td^wv sozc owaycoy?]. Xacli einigen wenigen Angaben über den Inhalt des Buches folgen biographische Notizen, die sich wiederum mit S decken.

P I S

146 a 8 6 hx Jafiaöxov ö eöriv i Nix6?moc, Jafiaoxrjpog, yrojQi-

ovrog, olfiat, Ä'ixoXaog, o am fiog'^HQojöov rov rojv^lovöalow

Tcov AvyovöTOV xqovcdv ax- ßaoiXsoDg xal Avyoiorov Kai-

fiaöag yMt cplXog avrq ygrjfia- \ öagog, g)iXooog)og jtEQLjtaxrjxL-

TLöag. 6^ ov xal jiZaxovvrcov xbg rj jtXazcovLxog ov-

Ti slöog, a ÖL£jtsfiJC8 Kalöagt, elg Ttfifjv Tov öe^tov\uevov vt- xoXaovg o Kaloag exaXeoev.

Tcog ÖS TjöJiaöaxo avrov 6 Kai- öaQ, ojg Tovgvji exdvov jisfi- Jtofisvovg Jt?MxovvTag vlxo- Xdovg avxov xalüv.

Diesmal hat P weniger als S. Wenn er dann fortfährt:

ovTog xal AööVQLax7)v loTorjlav tv jioXvot'ixg) ßtßXlo),

ooa üiaXaiav iivi]y.y]v arayvoDönarojv txofisv, xaxa-

XeXotJiev,

so stimmt das allerdings nicht ganz zu S, der die löxogia xaO-o-

Xtx)] in 80 Büchern erwähnt. Aber S geht für diesen Punkt auf

die konstantinische Encyklopädie zurück.

Bei Dion von Prusa (cod. 209) hat P die biographischen Notizen dem Bericht über die Handschrift vorangeschickt. Ich gebe in kleinerem Drucke, was von P selbst herrührt:

S

1027 A 7

Aicoi^ o IJaötxQaxovg

IlQovöasvg

dveyv(oad^i] /Jlwvog ßißklov iv ).6yoiQ n.

ovTog töxL fitv xi)v naxQLÖa IlQovöaavg,

<pvyag 6 lyayövu xavxr^g xvgavvlöog

IxxXivcov öovXelav xal jioXXijv tJtijXd-s

jiXavcoiitvog yyjv. ös^iog öh tceqI zovg Äo-

yovg eöo^ev elvai xal fiä/ucza tovq ogol qvQ-

(jLit,Eiv ovfjißovXtiovaL za 7]d-Tj. jjxfiaöe de 1027 B 2

xaxä rovg xgovovg xov ßaötXtcog Tga'C- 1 xal öisxgiipe x6 jtXet-

avov xal jcXelOxov ÖLaxgirps ygovov nag oxov JtagaTgaiavcp,cDg

avxcp xal xTjg oxi y.aXi6xa xL[itig xal xal ovyxa&a^töd-ai Iv

dt^iojö£a)g txv/sv, cog xal övyxa^tCso&aL xco ßaöiXixm oyj'jfiaxi.

avxov xw ßaciXelo) oyjjfiaxi. jialg fiev ! 1027 A 7 Aicop 6 Ua-

ijv ovxog üaöixgaxovg, 00(jpi0x))g öh oixgaxovg, Ugovoasvg,

Wentzel, Die griecli. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 55

s

öO(piöX7)q xal (ptXoOo- (poq.

1027 A 8

dvTSjtoislro Ö8 ösftvo- T9jTog, cog y.di ZeovzTJi' g)OQ(ßp jtQOitvai. rjv öh IsjiTog ro ömiia.

1027 A 8

ov Xqvöoöto^ov l/ca-

Zeöav.

xal g)iX6oog)og ro sjttTfjöevfia. Ijil roöov- Tov ö' avTOV rrjg xatä Tf Oy/jfia (paoc öe(^v6T7]rog avriJtotHOOai-, cog xal Xtov- rr/P JioXXaKig h>rjii^^vov Jioielödai t?]p jtQooöov. (pmvi]v ös yQsiiaiav f]g)l£i xal öTad-egäv. xal oxolalov fzsv aX7^ ovx ava- ßsßXt]fcevoi^ ßddtöfia, xal xaXla tcdv xiv?]- lidrcov ovx dövfi^ojva. iöyvog de ?)v xal ovöh fisyag ro ö65fia. rovrov jtoXXovg (paOL xal jioixlXovg ygatpac Xoyovg' ol 6 elg rjuETBQccv (pd^aoavisq yv(öaiv zov n tzrA?/- ^ovv (XQtO^/uov. Xqvöoöto^ov ö avTOV ol XoyoL xfi xar avrov jEvm öaöcoxaatv ejtovoffdCsii^.

Thatsächliches Material hat P nur wenig mehr als S, die Erweiterungen sind bei ihm überwiegend stilistischer Natur. Den Schriftenindex des H thut er mit einer allgemeinen Redewendung von jioXXol xal jioixiXot X.6yoL ab, weil er selbst die 80 Reden in seinem Kodex besitzt.

cod. 210 enthält die x£(pdXaia exxXrjöiaörixa des Caesarius. Auch da steht am Schlüsse eine kurze biographische Notiz, die sich mit der nur wenig ausführlicheren Vita des S deckt: P 168 b 19 BivaL döeXcpov = S Kaiöagstog.

Endlich cod. 74 bezeichnet P kurz den luhalt der jtoXtrtxol Xoyoi des Themistios, charakterisiert noch kürzer ihren Stil und bestimmt die Lebenszeit und Stellung des Themistios (52 a 8 14), dies aus Themistios selbst, den er zitiert. Daran schliesst sich bei ihm (52 a 15 tovtov tov &£(iiOTLOi) OJtovöaOTrjg (pcXo- öo^iag) derselbe Katalog der Schriften des Themistios, zum teil ausführlicher, zum teil gekürzt, dieselbe Einreihung des The- mistios unter die Philosophen wie bei S s. v.

Ich glaube, nunmehr den Beweis erbracht zu haben, dass die Epitome aus H die biographische Vorlage des P gewesen ist. Vielleicht ist es nunmehr möglich, über eine Stelle zu urteilen, die als Beweismaterial nicht verwendet werden durfte, cod. 40 der Bibliothek des P enthält die Kirchengeschichte des Philostorgios. P hat sie irgend einmal wirklich ganz gelesen,

56 Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.

seine Exzerpte sind von Valesius herausgegeben. Wenn uns also in der Bibliothek ein Zitat aus Philostorgios begegnet, werden wir zunächst geneigt sein, es der eigenen Lektüre des P zuzu- schreiben. Aber in der Bibliothek zitiert er nur eine einzige Stelle aus Philostorgios, nach der Besprechung des Buches. Er hat von diesem nur eine dürftige Inhaltsangabe gegeben; ob er es für die Bibliothek von neuem eingesehen hat, ist mindestens zweifelhaft. Und jene einzige Stelle geht den Philostorgios selbst obendrein gar nichts an, es ist dieselbe Stelle, die der Epitomator in den Biographien des Gregor, Basileios und Apol- linarius ausgezogen hat, nach jener Inhaltsangabe von P so ein- geführt, wie vielfach die Mitteilungen aus der biographischen Quelle, ovTog öe 6 ^iloöTOQytoq etc. Es ist vielleicht nicht zu viel vermutet, wenn ich annehme, dass er diesmal das Philostor- gioszitat nicht aus dem Buche selbst, sondern aus der Epitome des H genommen hat.

Da P einzelne Viten vollständiger hat als S, ist zu fragen, ob er nicht auch ganze Biographien enthält, die bei S unterge- gangen sind. Es sind nur wenige Viten, die in Betracht kommen: eine heidnische, Appian, cod. 59 (17 a 13 15), die bei S s. v. durch ein Stück aus der konstantinischen Enzyklopädie ersetzt ist, und einige christliche:

cod. 14 Apollinarius von Hierapolis = Sophron. 26. cod. 48 Gaius (IIb 40 12 a 9 svörjlov aus den von P erwähnten jtaQayQa(pcd\ der Rest aus Sophronios 59, kontami- niert mit Euseb. II 25, und erweitert um ein paar Titel: die Hand des Epitomators ist ganz deutlich), cod. 112/113 (90 b 5— 17) Clemens Romanus = Sophron. 15 (nicht

aus Euseb. h. eccl. III 15. 16. 38) cod. 118 (93 a 26—28) Pamphilos = Sophr. 75. >) cod. 119 (93 b 19—30) Pierios = Sophr. 76. cod. 120 (94 a 11—22) Eirenaios = Sophr. 35 (nicht aus Euseb. V 4. 5. 24). Die Verschiedenheit der Überlieferung der Epitome bei P und S darf um so weniger auffallen, als zwischen der Abfassung der Bibliothek des P und dem Lexikon des S ein Jahrhundert liegt.

1) Die von Ad. Harnack Gesch. d. altchr. Litt. 1 550 angezogenen S-Artikel betreffen den Kirchenschriftsteller Pamphilos nicht.

Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 57

Wir können nunmehr die H-Epitome ziemlich genau datieren. Nach 829 muss sie verfasst sein, da sie s. v. ^lyvaxLoc, dessen Biographie des in jenem Jahre verstorbenen Patriarchen Nike- phoros erwähnt (s. 0.). Die Bibliothek des P ist kurz vor dessen assyrischer Gesandtschaft im Jahre 857 geschrieben. Zwischen 829 und 857 n. Chr. ist also die Epitome aus dem Illva^ des H entstanden. Das war jene Zeit, in der, zum grossen Teil unter Einwirkung des P, in Byzanz eine Art von Renaissance klassi- scher Studien heraufstieg. Sie konnten nur gefördert werden, indem man sie in den Dienst der christlichen Kirche stellte. So ist P verfahren, so hat er gedacht (quaest. Amph. XXI). Da- mals lag es nahe, das alte biographische Handbuch des H neu zu bearbeiten: es wird den Eindruck der Brauchbarkeit gemacht haben. Natürlich musste es auf die Höhe der Zeit gebracht werden: so ward es gekürzt, in alphabetische Ordnung gebracht und um die christlichen Viten bereichert.

Der Ertrag unserer Untersuchungen erstreckt sich nach zwei Richtungen hin. Nach unten hin ist für die Quellenanalyse des S und des P, desgleichen für die Arbeitsweise des letzteren, ein kleines, aber nicht unwichtiges Stück erledigt. Nach oben hin ist für die recensio des Sophronios die Erkenntnis gewonnen, dass P und S nicht zwei, sondern nur eine Handschrift der Hieronymusübersetzung repräsentieren, und zwar eine Handschrift des neunten Jahrhunderts. Sache des künftigen Herausgebers der viri inlustres wird es sein, von dieser Erkenntnis Gebrauch zu machen.

Nachtrag.

Die eine Seite der Arbeit des Epitomators an dem Original- werke des H ist selbstverständlich das Epitomieren im eigentlichen Sinne gewesen. Er hat den Uiva^ einer durchgreifenden, stark kürzenden Redaktion unterworfen. Wenigstens zeigen die Reste des vollständigen H in den (alten) Platonscholien i) eine von S erheblich abweichende Fassung.

Sodann aber hat der Epitomator die Biographien, die er bei H nach sachlichen Gesichtspunkten geordnet vorfand, in alpha- betische Reihenfolge gebracht.

1) Vgl. einstweilen Mettauer, de Plat. schol. fönt. 57.

58 Wentzel, Die griecli. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.

Die Epitome, die dem S vorlag, hatte lexikalische Form: ich halte die von A. Daub i) für die alphabetische Ordnung der Quelle des S angeführten Gründe für durchschlagend, besonders die Glosse "E^iJtJrog. Von dem Originalwerke des H gilt nicht das Gleiche. Nach den verdienstlichen Beobachtungen C.Wachs- muths^) und A. Daubs'^) steht fest, dass es die einzelnen Lebens- beschreibungen nach litterarischen Kategorien gruppierte. Ins- besondere hat Daub^) darauf hingewiesen, dass, wo mehrere Leute desselben Kamens bei S Biographien erhalten, regelmässig die Dichter vor den Prosaikern stehen. Die verschwindenden Ausnahmen von der Regel sind zumeist noch von der Art, dass Prosaiker und Dichter streng von einander geschieden sind. Aber es lässt sich wenigstens für die Prosaiker die Reihenfolge der einzelnen Kapitel bei H noch ermitteln. Auch innerhalb der Prosaiker ist bei S eine bestimmte Reihenfolge der Homonymen beobachtet. Als litterarische Gattungen erscheinen in den H- artikeln die Philosophen, die Historiker, die q/itoqsc und ooq:i- oral, die Grammatiker, die Arzte und endlich Schriftsteller- spezialitäten, w^ie Verfasser von ovslqoxqltlxcc, oipaQTvrixa u. dergl. Dabei ist zu bemerken, dass unter dem Ausdrucke QTjTCOQ sowohl die Redner als auch die Lehrer der Beredsamkeit zusammengefasst werden, und dass nach spät-antiker Anschauung dann naturgemäss die als öocfLöral bezeichneten Männer derselben Klasse zuzurechnen sind^). Die Reihenfolge der Homonymen bei S veranschaulicht folgende Tabelle:

Dichter | Philosoph | s. v. 'ÄQQiavog, "EiiJteöoyJSjq^

EvcpoQLCDv. 'ijiJiaQyoq. KQaT7]g, MvQco. Ilavvaööig. ^Jififtlag, 2coTaÖ7]g, ^TQaTCOV. Dichter ! Philosoph Sophist s. v. 'AXe^avÖQog.^) Dichter 1 Philosoph Grammatiker s. v. IlTOÄSiialog.

1) Fleckeisens Jbb., Suppl. XI 408.

2) Symb. Bonn. 139.

3) a. a. 0. 406.

4) a. a. 0. 407, 6.

5) Man vergleiche die Bloi oocfiazüjv des Philostratos.

6) Vgl. unten p. Gl f.

Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 59

Philosoph Philosoph

Grammatiker Grammatiker

Dichter Philosoph | Grammatiker | Spezialität {lozoQtxbg xal

(XQxiSQSvg): s.v. ^AjioXIowloq. Dichter | Philosoph | Arzt \ s. v. NLZOiiaxoq.

Philosoph I Historiker [ Sophist-Rhetor | s. v. Alojv,

Philosoph I Historiker | s. v. ^Ava^iftavÖQoq. ^Exaraloc.

^laöcov. Kqlxcdv. Mavat/fiog. !Esvo(pö}v. Tlfiaiog. Philosoph I Rhetor-Sophist j s. v. ^Ava^cf/bV7]c, Aloyl-

VJ]g, AgiöTOxlf/g, Aqjco-

xQazLcop, EQfiayoQag, Zco-

öLfiog, 'lovXiavog, Oacor,

Aecov, Nr/c6?Mog, Ävv-

fi?]vtog, Iloösidcoviog.

Spezialität | s. v. Alövfiog

s. V. ^Axvlag, ^Afifiojvtog,

z/?]firjTQcog, /iixaiaQxog, '^Ilga-

xlslörjg, nafig)iZog, UgoXicop

Dichter j Historiker | s. v. ^^rgdtrig.

Dichter | Historiker | Grammatiker | s. v. IJalalcparog.

Historiker | Rhetor-Sophist | s. v. Ilavöavlag, ^üujt-

jtog. Dichter | Rhetor-Sophist | s. v. Oeojto^jzog. MivavÖQog.

Dichter | Rhetor-Sophist | Spezialität | s. v. AvTig)cov.

Rhetor-Sophist j Arzt j s. v. Js^tjijtog, ßlccQxs^.Xog,

2JaZovöTtog. Rhetor-Sophist | Grammatiker | s. v. A7]fioo^tvrjg.

Rhetor-Sophist | Spezialität | s. v. nayxQCCTCog.

Dichter | Grammatiker | s.Y/AjioV.6öcDQog,'AQtöTog)dvr]g/EQ-

ficjijtog, Aqccxcov, 'Of.i?]Qog, TcfioO^sog,

<pLl6B,svog,

I Grammatiker | Spezialität | s. v. ^D.evxog.

Dazu kommt s. v. AvxovQyog die vereinzelte Bezeichnung

des einen Lykurgos als vofiod^szrjg, dem der Redner folgt: der

Gesetzgeber wird unter den Philosophen gestanden haben.

Es ergiebt sich nun, dass die Dichter allemal vor den Philo- sophen, vor den Historikern, vor den Rednern und Sophisten, vor den Grammatikern, vor den Ärzten, vor den Schriftstellern über Spezialitäten stehen. Die Philosophen stehen nach den

ßQ Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.

Dichtern, aber vor den Historikern, vor den Rednern und Sophi- sten, vor den Grammatikern, vor den iirzten und vor den Spezial- schriftstellern. Regelmässig stehen die Historiker nach den Dichtern und nach den Philosophen, aber vor den Rednern und Sophisten und vor den Grammatikern. Die Redner und Sophisten erscheinen durchgehends nach den Dichtern, nach den Philo- sophen, nach den Historikern, aber vor den Grammatikern, vor den Ärzten, vor den Spezialschriftstellern. Die Grammatiker treten stets auf nach den Dichtern, nach den Philosophen, nach den Historikern, nach den Rhetoren und Sophisten und vor den Schriftstellern über Spezialitäten. Die Regelmässigkeit dieser Anordnung der Homonyme lehrt, dass sie nicht auf Zufall be- ruhen kann, urasoweniger als vielfach von einer der Gattungen mehrere Vertreter behandelt werden, ohne dass die Reihenfolge eine Störung erlitte ^) und als daneben zahlreiche Homonymen bei S existieren, die alle einer und derselben Kategorie angehören-). Der Epitomator hat also, als er den Illva^ des H in ein alpha- betisches Lexikon umwandelte, gethan, was das Natürliche war, nämlich bei Leuten desselben Namens denjenigen zuerst gesetzt, den er bei H zuerst fand, und so in der Anordnung der Homonymen die Reihenfolge der Kapitel des H beibehalten. Das erste Kapitel des H muss die Dichter unbekannt, nach welcher Disposition im einzelnen , das zweite die Philosophen, das dritte die Historiker, das vierte die Redner und Sophisten enthalten haben; darauf folgten die Grammatiker und die Arzte, nur dass sich nicht sagen lässt, welche von diesen beiden Kategorien vor der andern stand; den Beschluss bildeten die Varia, also Schriftsteller

1) Z. B. s. V. l-ilti^avÖQog. 'AnoXXööwQoq. ^AnoXlcövioq. HqiotoxX^q. AQ7ioxQaxio)v. /llövfiog. Alaxivr]?. Zijvcov. '^HQaxlelötjQ. ^lovkiavoQ. InnaQ- '/OQ. 0€ü)v. KgatriQ. KqItwv. NixoXaoq. ISLXOiiayoq. ^evocpdiv. '^'OfxtjQog, no?Jf/.ü)v. IloosiöioviOQ. IlüjXiiov. IIxoXsixaLoq. ^BXsvxoq.

2) s. V. AXxaloq. \'i?,xifievr]q. ^AXxfxdv. i-ivTifza^oq. \Avxi(pävriq. 'Aqigxo- ysvrjq. 'A^/ißioq. lAoTiccoioq. lioxvöäfiaq. \Aipiv7jq. BwXoq. JLoyeveiavöq, EXXavixoq. EvQiniörjq. ZwQodaxQrjq. ^iTinoxQccxTjq. ^laoxQccxrjq. OaXi^xaq. Oealxrjxoq. OeoSfxxTjq. 07]QafxivT]q. Ka.6j.ioq. KccQxivoq. KaQVfdötjq. KoQivva. Mc'c^ifioq. MaQovaq. MelavinTilöiiq. MrjXQ0(pdv7]q. Movoaloq. Mvla/OXviiTioq. ^ÖQfftvq. OilTiiavoq. ^Si^iojv. Tlavaixioq. IlaQS^brioq. Ilsioavö^oq. IllvöaQoq. UvQQojv. ^ccTKpco. Ssgxoq. ^iixioviöriq. I!o(poxX^q. ^ojTtaxQoq. 2^ü)Qav6q. ^ü)X7]^l6aq. Ti'/Lnov. 4»8Q£xv6fjq. *Pih)fxojv. <InlöaxQaxoq. Xd^mv. Xqlöxo- öcDQoq. XoiQiloq.

Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. Q\

über Fscogyr/cd, ^OpstQoxQtrixa, OIcovooxojilxo., Astrologen, aQ- XieQELQ und dergleiclien , Leute, die sonst nicht zu rubrizieren waren. Die Stellen, die sich dieser Ordnung nicht fügen, sind an Zahl verschwindend wenig und meist so geartet, dass ent- weder die Entstehung der Abweichung erkenntlich ist oder die ursprüngliche Ordnung noch deutlich durchschimmert. Unter 'ÄQioraQXoq steht der Grammatiker (559 C 6) vor dem Tragiker (560 C 8 von ovzog ab): aber zwischen beiden steht (560 B 3 C 8) ein Fragment aus Aelian Jtsgl jtQovolag (Küster z. St.), das den Tragiker angeht, und unmittelbar an dieses Fragment ist der H-Artikel über denselben Mann angehängt, der sachlichen Zu- sammengehörigkeit wegen. Die Abweichung von der ursprüng- lichen Reihenfolge ist also durch denjenigen verursacht, der die Aelianstelle hier eingesetzt hat, d. i. durch S selber.

S.v. 'AXe^avÖQog beginnt die feststehende Abfolge der Homo- nymen erst bei Alexander Atolus (181 C 3), der zwar als yga^- fiarixog bezeichnet, aber als Tragiker behandelt wird; ihm folgen zwei Philosophen und vier Sophisten des Namens (181 C 7 182 B 2). Vorher stehen lauter sichere Zusätze des Epitomators (oder des S selbst): Alexander, Bischof von Hierapolis, Alexander von Antiocheia (dies, 181 A 7, aus Theod. bist. eccl. V 35, also vielleicht erst von S eingesetzt) und an der Spitze Alexander Polyhistor: von diesem aber wird nur eine Schrift genannt: jisgl 'P(Dfir]g ßißXla jievxs. Iv xovxoig Xeysi cog yvpr/ yeyovsv 'Eßgaia Mwöm, 7jg iöTi övyygafifia 6 Jtag '^Eßgalotg vofiog. Das Einzige also, was von der litterarischen Thätigkeit des Alexander Poly- histor näher angegeben wird, ist eine Notiz, die die fünf Bücher Mosis angehen: das hebt entweder ein Jude hervor oder jemand, der Interesse am alten Testamente hat als an der ältesten Ur- kunde der in Christus vollendeten Religion. Nur die letzte Möglichkeit kann in Frage kommen; die Hand des Epitomators ist deutlich sichtbar, er hat diesen Alexandros in Verbindung mit den beiden Bischöfen an die Spitze der Namensvettern ge- stellt. — Bei den zahlreichen Schriftstellern des Namens Jlovv- öiog steht an erster Stelle die Biographie des Dionysios ^Agem- jcayirrjg (1011 C 3), also ein Zusatz des Epitomators ; dann folgt eine Gruppe, die der regelmässigen Disposition entspricht: der jüngere Dionysios von Halikarnass, als oog^iörrjg eingeführt, Dionysios Thrax und Dionysios, der Sohn des Glaukos, beide

g2 Wentzel, Die griech. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus.

YQafifiaTixol. Nur der folgende Artikel stört die Reihenfolge, Dionys von Halikarnass der Altere (1016 C 4). Aber dieser Dionys wird eingeführt als Q7]t(dq tcol jtavrolcog Zoyiog: er hat also bei H unter verschiedenen Rubriken seine Stelle gehabt, nicht nur unter den Rhetoren; so ist der Epitomator dazu ge- kommen, ihn ausser der Reihe hierher zu setzen. Den Beschluss bildet eine Gruppe, die der vorauszusetzenden Anordnung wieder- um völlig Genüge leistet: erst drei Dichter {ALovvöioq o MvTLhj- vaToc sjtojtoiog 1016 C 8, Aiovvöioq BvC^avriog ejtojioiog 1016 D 4, Aiovvötog Koglv&iog sjtojtoLog 1017 A 1), dann der ältere Dionys von Syrakus (1017 A 6 7), als Tragiker und Historiker eingeführt, also den Dichtern angeschlossen, der jüngere Dionys von Syrakus (1017 B 3), als (pLlooocfog bezeichnet, endlich zwei löTOQCxoi, Dionysios von Milet (1017 B 6) und Dionysios, der Sohn des Musonios (1017 C 2). Nach einer kurzen Bemerkung über den Periegeten, die Suidas selbst angefügt hat (oder ein Interpolator 1018 A 2), steht nur noch ein kurzer Artikel über Dionys von Alexandreia, den Verfasser eines Kommentars zum Prediger Salomons, vom Epitomator verfertigt (1018 A4). Das ursprüngliche Dispositionsprinzip leuchtet klar hervor.

s. V. 8s6öcoQog nimmt den ersten Platz der Byzantier ein, als oog)iöT7]g bezeichnet. Er ist aber einer der alten Sophisten, gehört also zu den Philosophen; es folgt ihm also mit Recht Theodoros o "Ad-sog (1863 C 6), und diesem der Sophist Theo- doros von Gadara (1864 A 1). Die Ordnung innerhalb der Pro- saiker ist also auch hier gewahrt. Ihnen reiht sich aber ein obskurer Dichter Theodoros an, aus unbekannter Zeit: da un- mittelbar danach die vom Epitomator hinzugefügte Vita des Theodoros Anagnostes (1864 B 5) steht, wird wohl auch der Dichter Theodoros erst vom Epitomator hinzugefügt sein. Ahnlich folgt s. v. Geoöoöiog auf den Philosophen (1860 B 8) ein ganz obskurer Poet, von dem nur ein Titel öc' sjtojv dg t6 laQ angeführt wird (1860 C 6): auch hier ist vielleicht eine Zu- that des Epitomators anzunehmen. Nur scheinbar widerstreiten der angenommenen Disposition des Uiva^ des H die Homonymen s. V. Ka?JJiiayog, nXovraijxog, TQvcpioöcoQog^ TvQavvlcov. Unter KaXUncc/ug steht der grosse Kyrenäer an erster Stelle, als yrtafjfiazLxog charakterisiert, während ihm sein Neffe, der ejto- jroiog, folgt. Aber Kalli machos der Altere musste ebenso unter

Wentzel, Die griecli. Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. 63

den Dichtern stehen, wie sein Neffe, s. v. UXovxaQXoq steht zunächst ein arg zusarnmengestrichener Artikel über den Chae- roneer, dann folgt die Vita des Atheners, der als g)U6GO(poq bezeichnet ist. Der Historiker Plutarch ist indessen nicht nur auch Philosoph, sondern er ist es auch in seinen historichen Schriften. Von den beiden Trjphiodoros ist der erste, der Ver- fasser der IX'iov aXcoöig, als yQafifiaTcxog bezeichnet, daneben aber auch als jroir/Ttjg sjüojv, es ist also keine Störung der Ordnung, wenn ihm ein zweiter ijiojioiog folgt, s. v. TvQavvlcov aber finden wir zunächst die beiden Grammatiker und nach ihnen einen (ptXoöocfog, von diesem aber nur einen Titel, Oloovoöxo- jtLTca: Tyrannion gehört also vielmehr zu den Schriftstellern über Spezialitäten und Kuriosa, die bei H erst nach den Grammatikern behandelt sind. s. v. UXaxcov folgt der Dichter (3001 B 1) auf den Philosophen (2999 ß 5): aber an die Vita des Komikers sind Notizen aus Athenaios (3001 C 2 5) angehängt; S selbst ist also der Urheber der Umstellung, wie in dem ähnlichen Falle s. V. 'AQiöTaQxog- Unter Ilavlog werden zuerst ein Arzt und ein Rhetor behandelt: der Rest der Homonymen aber bewahrt die richtige Ordnung, er besteht aus einem (f)cl6oo(pog, dem zwei Sophisten folgen. Eine wirkliche Durchbrechung der Ordnung findet nur bei verschwindend wenigen Lemmata statt: s. v. &£avc6 und ©soxQLTog steht der Dichter, bezw. die Dichterin hinter den prosaischen Namensvettern, einmal, s. v. ^Qvvtxog, ist der Sophist mitten unter die Dichter geraten, s.v. 'lafißhxog steht der Roman- schriftsteller, also ein Sophist, vor dem Philosophen, s. v. Tifia- yivi]g ein Q?]rojQ vor zwei lötoqixoL Das sind also nur fünf Abweichungen von der Regel, und in zweien dieser Fälle (s. v. Oeavco und Tiiiayevrjg) stehen wenigstens noch je zwei Vertreter derselben Kategorie dicht bei einander.

Druck von August Pries in Leipzig.

f

Verlag der J. C. HlNRICHS'schen Buchhandlung in Leipzig.

' _.-,., /?';,

Band I— V, auf Seite II des Umschlages.

VI, 1. Die Textüberlieferung der Bücher des Origenes gegen Celsus in den Hand- schriften dieses Werkes und der Philokalia. Prolegomena zu einer kritischen Ausgabe von Paul Kötschau, VII, 157 S. u. 1 Tafel. 1889. M. 5.50

VI, 2. Der Paulinismus des Irenaeus. Eine kirchen- und dogmengeschichtliche Unter- suchung über das Verhältnis des Irenaeus zu der Paulinischen Briefsammlung und Theologie von Johs. Werner. V, 218 S. 1889. M. 7

VI, 3. Die gnostischen Quellen Hippolyts in seiner Hauptschrift gegen die Häretiker von Hans Staehelin. Sieben neue Bruchstücke der Syllogismen des Apelles. Die Gwynn'schen Cajus- und Hippolytus-Fragmente, Zwei Abhandlungen von Adolf Harnack.

III, 133 S. 1890. M. 4.50 VI, 4. Die ältesten Quellen des orientalischen Kirchenrechts. 1. Buch:

Die Canones Hippolyti von Hans Achelis. VIII, 295 S. 1891. M. 9.50

VII, 1. Die Johannes-Apokalypse. Textkritische Untersuchungen u. Textherstellung von Bernh. Weiss. VI, 225 S. 1891. M. 7

VII, 2. UeberdasgnostischeBuchPistis-Sophia. Brodu. Wasser: die eucharistischen Elemente bei Justin. 2 Untersuchgn. von Adolf Harnack. IV, 144 S. 1890. M. 4.50 VII, 3/4. Apollinarios von Laodicea. Sein Leben u. seine Schriften. Nebst e. An- hang: Apollinarii Laodiceni quae supersunt dogmatica. Von Johs. Dräseke. XIV, 494 S. 1892. M. 16

VIII, 1/2. Gnostische Schriften in koptischer Sprache aus dem Codex Brucianus heraus- gegeben, übersetzt u. bearbeitet von Carl Schmidt. XII, 692 S. 1893. M. 22 VIII, 3. Die katholischen Briefe. Textkritische Untersuchungen und Textherstellung von Bernh. Weiss. VI, 230 S. 1892. M. 7.50

VIII, 4. Die griechische "Übersetzung des Äpologeticus Tertullians. Medicinisches aus der ältesten Kirchengeschichte. Zwei Abhandlungen von Adolf Harnack. III, 152 S, 1892. M. 5

IX, 1. Untersuchungen über die Edessenische Chronik. Mit dem syrischen Text und einer Übersetzung herausgegeben von Ludwig Hallier. VI, 170 S. Die Apologie des Aristides. Aus dem Syrischen übersetzt und mit Beiträgen zur Textvergleichung und Anmerkungen herausgegeben von Richard Raabe.

IV, 97 S. 1892. M. 8.50 IX, 2. Bruchstücke des Evangeliums und der Apokalypse des Petrus von Adolf

Harnack. Zweite verbesserte u. erweiterte Aufl. VIII u. 98 S. 1893. M. 2 IX, 3/4. Die Apostelgeschichte. Textkritische Untersuchungen und Textherstellung

von Bernh. Weiss. 3i3 S. 1893. M. 10

X. Aussercanonische Paralleltexte zu den Evangelien gesammelt u. untersucht

von Alfred Rasch.

1. Textkritische u. quellenkritische Grundlegungen. VII, 160 S. 1893. M. 5

2. Paralleltexte zu Matthäus und Marcus. VIII, 456 S. 1894. X. M. 14.50 XI, 1. Das Kerygma Petri. Kritisch unters, v. E. v. Dobschütz. VII, 162 S. 1893. M. 5 XI, 2. Acta SS. Nerei et Achillei. Text u. Untersuchung von Hans Achelis. IV, 70 S.

1893. M. 3 XI, 3. Das Indulgenz-Edict des römischen Bischofs Kaliist kritisch untersucht und

reconstruiert von Ernst RolfFs. VIII, 139 S 1893. M. 4.50

XI, 4. Textkritische Studien zum Neuen Te^^tament von Wilhelm Bousset. VIII, 144 S 1894. M. 4.50

Xll, 1. Der Chronograph aus dem 10. Jahre Antonius. Von Adolf Schlatter. IV, 94 S. ZurÜberliei'erungsgeschichte der altchristlichen Litteratur. Von Adolf Harnack. 32 S. 1894. M. 4

XII, 2. Tertullian's Gegen die Juden auf Einheit, Echtheit, Entstehung geprüft von E. Noeldechen. IV, 92 S Die Predigt und das Brieffragment des Aristides auf ihre Echtheit unter- sucht von Paul Pape. 36 S. 1894. M. 4

XII, 3. Ignatius von Antiochien als Christ und Theologe. Eine dogmengeschicht-

liche Untersuchung von Eduard Freiherrn von der Goltz. X, 206 S. Griechische Excerpte aus Homilien des Origenes von Erich Klostermann. 14 S.

1894. M. 7.50 XII, 4. Urkunden aus dem antimontanistischen Kampfe des Abendlandes. Eine

quellenkritische Ufatersucbung von Ernst RolfFs. VII, 167 S. 1895.

Zur Abercius-Inschrift von Adolf Harnack. 28 S. 1885. M. 6.50

XIII, 1. Eine bisher nicht erkannte Schrift des Papstes Sixtus II. vom Jahre 257, '8.

Zur Petrusapokalypse, Patristisches zu Luc. 16, 19. Von A. Harnack. 78 S.

Eine bisher unbekannte Version des ersten Teiles der Apostellehre (Didache).

Gefunden und besprochen von L. E. Iselin in Riehen. Übersetzt von A. Hausier

in Basel. 30 S. 1895. M. 3.50

XIII, 2. Die Psalmen Salomos, zum ersten Male mit Benutzung der Athoshand-

schriften und des Codex Gasanatensis herausgegeben von Oscar v. Gabhardt.

V, 150 S. 1895,. M. 5 XIII, 3. Die griechische Übersetzung er viri inlustres des Hieronymus von Georg

Wantzal. 63 S. 1895. M. 2

TEXTE UND UNTERSUCHUNGEN

ZUE GESCHICHTE DER

ALTCHRISTLICHEN LITERATUR

HERAUSGEGEBEN VON

OSCAE VON ÖEBHAELT und ADOLF HARIfACK

Xin. BAND, HEFT 3 - DIE GRIECHISCHE ÜBERSETZUNG

DER

A^RI INLUSTRES

DES HIERONYMUS

VON

GEORG WENTZEL

LEIPZIG

J. C. HINBICHS'SCHE BUCHHANDLUNG

1895

DAS EDICT DES

ANT0NINU8 PIU8

VON

ADOLF HARNACK

EINE BISHER xNICHT ERKAMTE SCHRIFT

NOVATIAN'8

VOM JAHRE 249/50 [„OyPRIAN", DE LAUDE MAETYRII]

VON

ADOLF HARNACK

LEIPZIG J. C.HINRICHS'SCHE BÜCHHANDLUNG

1895

Dieses Heft enthält Titel und Inhalt zu Band XIII der T. & U.

Verlag der J. C. HINRICHS'schen Buchhandlung in Leipzig.

Texte und Untersuchiingen zur Gescliiclite der

Altchristlichen Literatur

herausgegeben von Oscar Ton Gebhardt und Adolf Harnack.

I— IX. X 1/3. XI— XIII M. 321 .

Achelis, Hans, Die ältesten Quellen des orientalischen Kircheni'echts. 1. Bucli: Die Canones Hippolyti. (VIII, 295 S.) 1891. [VI, 4.] M. 9.50

Acta SS. Nerei et Achillei. Text und Untersuchung. (IV, 70 S.) 1893. [XI. 2.]

M. 3-

Bert, Georg, Aphrahat's des persischen Weisen Homiljen, aus dem Syrischen über- setzt und erläutert. (LH, 431 S.) 1888. [III 3f4.] M. 16

Boor, C. de, Neue Fragmente des Papias, Hegesippus und Pierius in bisher unbe- kannten Excerpten aus der Kirchengeschichte des Philippus Sidetes. (18 S.) 1888. [in V, 2. M. 6 ]

Bousset, Wilhelm, Textkritische Studien zum Neuen Testament. (VIII, 144 S.) 1894. [XI, 4.] M. 4.50

Dobschütz, Ernst von, Das Kerygma Petri. Kritisch untersucht. (VIT, 162 S.) 1893. [XI, 1.] M. 5

Dräseke, Johs., Apollinarios von Laodicea. Sein Leben und seine Schriften. Nebst einem Anhang: Apollinai-ii Laodiceni quae supersunt dogmatica. (XIV, 494 S.) 1892. [VII, 3/4.] .. M. 16

Gebhardt, Oscar von, Zur handschriftlichen Überlieferung der griechischen Apolo- geten. I. Der Arethascodex, Paris. Gr. 451. (42 S.) 1883. [in I, 3. M. 6 ]

Die Evangelien des Matthäus und des Marcus aus dem Codex purpureus

Rossanensis. (LTV, 96 S.) 1883. [I, 4.) .. M. 7.50

Ein übersehenes Fragment der Jidu^rj in alter lateinischer Übersetzung. (12 S.)

1884. [in II 1/2. M. 10 ]

Die Psalmen Salorao's, zum ersten Male mit Benutzung der Athoshandschriften

und des Codex Casanatensis herausgegeben. (VII, 151 S.) 1895. [XIII, 2.]

M. 5

Goltz, Eduard Frh. von der, Ignatius von Antiochien als Christ und Theologe. Eine dogmengeschichtliche Untersuchung. (X, 206 S.) 1894. [XII, 3.] M. 7.50

Hallier, Ludwig, Untersuchungen über die Edessenische Chronik. Mit dem , syrischen Text und einer Übersetzung. (VI, 170 S.) 1892. [IX, i.] M. 8.50

Handmann, Rud., Das Hebräerevangelium, ein Beitrag zur Geschichte und Kritik des hebräischen Matthäus. (III, 142 S.) 1888. [V, 3.] M. 4.50

Harnack, Adolf, Die Überlieferung der griechischen Apologeten des zweiten Jahr- hunderts in der alten Kirche und im Mittelalter. (VIII, 300 S.) 1882. [I, 1/2.]

31. 9

Die Altercatio Simonis ludaei et Theophili Christian! nebst Untersuchungen

über die antijüdische Polemik in der alten Kirche. (136 S.) Die Acta Archelai und das Diatessaron Tatians. (16 S.) [I, 3.] M. 6

Der angebliche Evangeliencommentar des Theophilus von Antiochien. (80 S.)

1883. [in I, 4. M. 7.50]

Lehre der zwölf Apostel, nebst Untersuchungen zur ältesten Geschichte der

Kirchenverfassung und des Kirchenrechts. (70 u. 294 S.) 1884. [II, 1/2.] M. 10 (Einzeln nur in anastatischem Druck käuflich.)

Die Quellen der sogenannten apostolischen Kirchenordnung, nebst einer

Untersuchung über den Ursprung des Lectorats und der andern niederen Weihen. (106 S.) 1886. [II, 5.J M. 4

(Nicht mehr einzeln.)

Die Akten des Karpus, des Papylus und der Agathonike. Eine Urkunde aus

der Zeit Marc Aureis. (32 S.) 1888. [in III, 3/4. M. 16 ]

Der pseudocj'prianische Tractat de aleatoribus, die älteste lateinische christ- liche Schrift, ein Werk des römischen Bischofs S'ictor I. (saec. II.). (V, 135 S.) 1888. [V, 1.] M. 4.50

Das Evangelienfragment von Fajjum. (38 S.) 1889. [in V, 4. M. 17—]

Sieben neue Bruchstücke der Syllogismen des Apelles. (10 S.) Die

Gwyuu'schen Cajus- und Hippolytus-Fragmente. (13 S.) 1890. [in VI, 3. M. 4.50]

Über das gnostische Buch Pistis-Sophia. (IV, 144 S.) Brod und Wasser:

die eucharistischen Elemente bei Justin. (28 S.) 1890. [VIT, 2.] M. 4.50

Die griechische Übersetzung des Apologeticus TertuUians. (III, 36 S)

Medicinisches aus der ältesten Kirchengeschichte. (116 S.) 1892. [VIII, 4.] M. 5

Binichstücke des Evangeliums und der Apokalypse des Petrus. Zweite ver- besserte u. erweiterte Aufl. (VIlI, 98 S.) 1893. [IX, 2.] M. 2

Fortsetzung auf Seite lU des Umschlags.

DAS EDICT DES

iNTONINÜS PIÜS

VON

ADOLF HARNACK

EINE BISHER NICHT ERKANNTE SCHRIFT

NOVATIAN'S

VOM JAHRE 249 50 [„CYPRIAN", DE LAUDE MARTYEII]

VON

ADOLF HARNACK

LEIPZIG J. C. HINEICHS'SCHE BÜCHHANDLUNG

1S95

TEXTE UND UNTERSUCHUNGEN ZUR GESCHICHTE DER ALTCHRISTLICHEN LITERATUR

HERAUSGEGEBEN VON OSCAR V. GEBHARDT UND ADOLF HARNACK.

XIII. BAND. HEFT 4.

DAS EDICT

DES

VNTONINUS PIU8

VON

ADOLF HARNACK

Texte u. Untersuchungeu XIII, 4 a. Leipzig 1895.

Es mag vermessen erscheinen, die Frage nach dem Ursprung bez. der Echtheit des Edicts, welches Eusebius seiner Kirchen- geschichte IV, 13 einverleibt hat und welches sich in einer anderen Recension im Cod. Paris. Gr. 450 (Justin) findet, noch einmal auf- zuwerfen, da die ünechtheit seit 100 Jahren als eine ausgemachte Sache behandelt wird ^). Allein da sich doch einige, wenn auch wenig zahlreiche, Forscher durch die gegen die Echtheit vor- gebrachten Gründe nicht für überzeugt erklärt haben und an der Authentie des ganzen Edicts oder doch grosser Theile des- selben festhalten 2) , da ferner eine genaue^ auf alles Einzelne eingehende Untersuchung seit mehr als siebzig Jahren m. W. nicht erschienen ist, und da sich endlich unsere Kenntnisse des Verhältnisses von Staat und Kirche in den letzten Jahren vertieft und verändert haben -^j, so ist es nicht nur erlaubt, sondern ge- boten, die Probleme aufs neue aufzunehmen, welche das Edict stellt 4).

1) Auch ich habe sie früher so angesehen.

2) Die zweite Hälfte des Edicts hat jüngst Victor Schnitze in einer lehrreichen Abhandlung vertheidigt (Neue Jahrbb. f. deutsche Theol. II. Bd. S. 131 ff.), die erste aber preisgegeben.

3) Hauptsächlich verdanken wir diese Vertiefung der Abhandlung von Mommsen ,,Der Religionsfrevel nach römischem Recht" (Histor. Ztschr. C4. [28.] Bd. 3. Heft S. 389 ff.).

4) Schnitze hat bereits die Mo m ms en'sche Abhandlung zur Kritik des Edicts verwerthet und nicht wenige richtige Folgerungen gezogen ; aber er hat die Untersuchung nicht zum Abschluss gebracht und ist auch nicht, was die Urkunde selbst betrifft, von der richtigen Voraussetzung ausge- gangen.

Texte u. Untersuchungen XIII, 4. 1

Harnack, Das Edict des Antoninus Pius. Eusebius, h. e. IV, 13.

AvroxQarcoQ KaiöaQ MaQxog Av()7puog Avrmvlvoq 2e- ßaöTog l^jQf/evtOQ, ^Aq^i^Q^vq M^ytörog, örjuaQyixi'iq l^ovoiag t6 jrifiJiTOV xal ro ötxaroi^, vjtaroc ro t()/to2'] reo KoiV(o Tijg ^Aölag yjuQsiv.

5 'Eyw fihv otöa ort xcä rotg d^eoig sjn/JüXeg lört fi?) Xavd^avsLv Tovg roLOVTOvg' jtolv yciQ fiälXov exeli^OL xoZaöaisv av rovg {o) ßovXof/h'ovg avzolg jtQoöxvvsiv ?} vfjslg, ovg slg TaQayj}v tUßaHere ßsßaiovpreg t)}v yvconriv avrmv^ rjvneQ tyovöu\ (Dg rlO-tcoi^ xarrjyoQovvxhg. elrj d' av exslvotg acQsrov ro 10 öoxaiv xaT7]yoQOVfierocg red^i^avca [iaX)MV i} Cß]v vjtsg rov olxsiov d^eov, od^ev xal vixcoöi jiQoa^uEvoi rag tccvrcov ipvyag, /jjcsQ jt£L\9^6ft£VOi oig a^LovTS JcQaxTUV avTOvg.

IJsQi ÖS Tcov öeiöficüv Tcöv ysyovoTwv xal yivoiievcor

ovx (CTOJiov vptag vjtofjvijöat adv^ovvTag fih^, oravjteQ wCi.

jcaQaßdXXovrag de xa vfitxsga jtQog xa exeivmi'. ol fthv ovv

{:VjiaQQrjöiaöx6x£Q0i yiyvovxai jtQog xov d^sov^ vfielg öh jiaQcc

Tiavxa xov X()o^'Oi^, xad- ov ayvoElv öoxslxs, xcov xe decjv

2 ^AgfÄSVLog usque tqitov Codd. Gr. omnes, Rufin.; om. Syr. (Ms. Mus. Brit.; Ms. Petropol. lacunam hoc in loco habet; ex errore Lightfootius dixit. Syrum verba illa continere) et Armen.; Chron. pasch, om. 'ÄQ/neviog A()/- iSQtvQ Mlyioxoq 3 ro sec. om. A 7 amolq EaF^GHO, cdxovq ACFaRa 8 sx^v^i nsQL Tjßwv Niceph. Ruf. 9 ro] zcu CDFabRa 10 xaxrjyoQOi- /uivovg A 14 ovx om. Chron. pasch, 15 7jf.iiTf()a Codd. 17 xrd zwr (xXliov &ewv Codd. exceptis (iHORa Ruf. ; xal xöjv akkwv Uqlöv Chron. pasch.

Die Zeugen.

3

In Justini Opp. (Appendix). t6 Kolvov rfjg ^Aoiaq.

AVTOXQCCTCQQ KcUÖdQ TiTOq

AlXiOQ ^AÖQiavog Avrwvlvog IJsßaöTog Evosßrjg, ^AgxiSQ^vg MeyiöTog, öriiiaQXLxrjg t^ovolag To xa\ vjiarog to ö' , IlaTrJQ UarQiöog^ reo KocvS TTJg'Aoiag XcdQBiv.

^Eyco (X)iit]v, 6x1 xccl rovg {)^60vg sjitftsXstg sosodac fit] Xavd^aveiv rovg Toiovrovg' jtoXv yccQ fiäXZov txdvovg xoXaöoiev, stJtSQ övvaipzo^ rovg fii] ßovXofiavovg avrolg jtQOO- xvvslv^ oig raQax^Jv vfielg ky. ßdlZexs xal Trjv yvc6(ii]v avzcov, TjpjtSQ sxovöip, cog ad^smv xax- rjyoQstTe, xm) aregd riva sfißdX- XsTS, axtva ov övvdfisda ajtoöü^aL. siTj ö av Ixdvoig

XQt'lÖLliOV TO ÖOXelV iiJtl TCp

xaTt]yoQOVfi8Vcp Ted-vdvca^ xal VLxmöLV vfiäg jtQOUfievot tag

taVTOJV XpVXCCg, 7]JC£Q JCUd^OflEVOi

oig a^Lovre Jigdöoeiv avxovg. IIsqI de rmv östOfimv tcov ysyopoTCQP xal rcov yivofiEvcov ovx alxog vjto/ivrjoai vftäg at)v- [iovvrag, oxavüi^Q wötv^ jtaga- ßdXXovxag xd vfiexega jcQog xd

6 örifÄCiQX' ^^ov. vTicaog Tid\ na- rrjQ naxQ. xb xa Ms., corr. Momm- sen (Theol. Jahrbb. XIV p. 431). 25 ELTteQM^s,. 30 naQaßdXXovTeq Ms,

Rufinus, hist. eccl. IV, 13 ed. Cacciari.

Imp. Caesar. Marcus Aure- lius Anton iuiis Aug. Armeniens Pont. Max.Trib. Pot. XV. Cos.III. universis simul plebibus Asiae S.

Ego quidem non ambigo 10 etiam diis ipsis curae esse, ne quis noxius lateat; multo enim magis illis convenit punire eos, qui ipsis immolare nolunt, quam vobis; sed vos confirmatis eorum. 15 quos persequimini, sententiam, quam de vobis babent, dicentes vos impios et sine deo esse, unde et optabilius babent ani- mam ponere pro deo suo et 20 mortem libenter amplecti, quam vobis talibus acquiescere et in vestrae religionis iura conce- dere.

25

De motibus autem terrae, qui vel facti sunt vel etiam nunc fiunt, absurdum non erit maerorem vestrum iusta com- 30 monitione solari, quoniam qui-

6 universae plebi: Duo Codcl. Vatic.

1*

Harnack, Das Edict des Antoninus Pius.

rcoi^ aXXoDv ccfjsXstrs xal r/jg ^Q}jOX8Lag rr/c jisqI top dü^a- vaxov, ov öij rovg XQioriavovg d^QrjOxsvovrag hXavvers xal ÖLcoxazt tcog d^aväxov.

Yjieg de rwv toiovtcop ?i6r] ocal JtoZXol rmv jisqI rag osjtaQXiccg r]y£fi6po)v xc/l rm ^sioraroo rj^icov tygatpai' jrargi, otg xcä dvrsyQcixps fjrjöh' Ivox^-^iv Tolg roioiroig, si j^irj (^ai- voLVTo xi jTtQl TTjv '^Pojficucov ?]yefiovLa7^ syx^iQovvTsg. xal Ifwl 61 jteQi rwv toiovtcop jtoXXol loy'i^avap^ oig Ö7j xal dpz- eygaTpa, xaTctxoXovd^Sp t^ tov JtaTQog ypco^i].

10 Ei da Tig ajiiftspoi tipu tSp toiovtcop elg jrQayfjaza cft()cop cog ö?i TOiovTOP, Ixaipog o xaTacpagouapog ajroXaXtod^co tov lyxh'inaTog^ xal aap cpaipr/Tac toiovtoq cüp, o 6h xccTa- (ftijojp tpoxog töTai 6ixrjg.

IlQooaTaf}?] ap 'E(fjaöcp ap tw Kolpco Trjg 'Aoiag.

2 Ol' (Vj rovg {zovq om. CFaRa] XpiUTKcroig Codd. (ir., Ruf., 8yr., oin. C'lnon. pascli. (1 firjölv {(falvoivto) CFaKRa, foitasse recte tfitfulvoivro AKaFb, fortassse recte n addidi cum Rufino (sed si /ntjötv legitur, delen- dum est) 7 T/}r tmi> CnilKRa.

Die Zeugen.

exuvcov^ ort tvjiaQ()?jOiaOT()T£- QOL vfiSv yivovxai jiqoc, xov d^Bov. Tcal vfislg fihv dyvoelv öoxslTs JcaQ^ ETcelvov xov XQ(^- vov xovg &£ovg xal xcov Isqqjv dfisXeixe, d^QrjOxeiav öh xtjv jieqI xov d-sov ovx ijilöxaoßs, öd^ev xal xovg dQTjöxtvovxag hCjjXm- xaxe xal öicoxsxs ea)g d^aväxov.

YjcIq xcov xoiovxcov xal dXXoi xiveg xcov jieqI xdg sjiag- Xlccg rjysfiovwv xw d^eioxaxcp (lov jiaxQi sjQaipav, oig xal avxeyQaipe firjösv svox^slv xolg xoLOvxoig, ei ^t] (paivoivxo xi am xt)v rjysfiovlav ^Pwfialcov

T(X>V XOIOVXCOV JlolXol £07]fia-

vav, oig ötj xal dvxeygaipa, x(] xov JtaxQog fiov xaxccxoXov- d^wv yvcofii;!.

El öe xig syst jiQog xiva xcov XOIOVXCOV jiQccyfia xaxa- (pBQELV mg xotovxov, ixElvog o xaxa(psQ6fisvog djiolsXvöd^oo xov kyxlriiiaxog^ xav (pa'ivrixai xoiovxog cov, exelvog 6s 6 xaxcc- (peQcov Ivoxog eöxai xrj öixrj.

dem comperi, quod in huiusce- modi rebus ad illorum invidiam communes casus transfertis. in quo illi quidem maiorem fidu- ciam accipiunt apud deum, vos 5 autem in omni tempore, quo de talibus ignoratis, caeteros qui- dem deos negligitis, cultum vero immortalis dei, quem Christiani colunt, expellitis et deturbatis 10 usque ad mortem cultores illius observantiae persequentes.

Super quibus plurimi ex pro- vinciis iudices etiam venerabili patri uostro scripserant. quibus 15 rescriptum est ab eo, ut nihil omnino molestiae huiuscemodi bominibus generarent, nisi forte arguerentur aliquid adversum Romani regni statum moliri. 20 sed et mihi ipsi de bis quam plurimi retulerunt, quibus ego paternam secutus sententiam pari moderatione rescripsi.

Quod si quis persistit huiusce- 25 modi bominibus absque ullo crimine movere negotia, ille qui- dem, qui delatus pro hoc no- mine fuerit, absolvatur, etiamsi probetur id esse, quod ei obici- 30 tur, Christianus. Is autem, qui crimen obtendit, reus poenae ipsius, quam obiecit, existat. Proposita Ephesi publice in conventu Asiae. 35

17 fii]dev ox^stv Ms.

5 Harnack^ Das Edict des Antoninus Pius.

1. Die Übeiiiefernug.

Über die Zahl der selbständigen Zeugen für das Edict kann man schnell ins Klare kommen. Zonaras (Annal. XII, 1), Nice- phorus etc. scheiden aus; denn sie sind von Eusebius' Kirchen- geschichte abhängig. Auch vom Chronicon paschale gilt das, obgleich es das Edict, aus dem es eine Regeste giebt, zum 10. Jahr M. Aurel's stellt und sich damit von Eusebius unterscheidet, der es bei Antoninus Pius bringt. Allein die Übertragung war durch Eusebius selbst (s. u.) nahegelegt, und wenn auch der Text der Regeste einige beachtenswerthe Abweichungen von dem euse- bianischen zeigt, so ist doch kein Grund zu der Annahme vor- handen, dass der Verfasser des Chronicon das Edict anderswo kennen gelernt habe, als bei Eusebius^). Der lateinische Text, den Rulin bietet, kann einen Augenblick zu der Frage veran- lassen, ob er nicht der Originaltext des Edicts ist^), allein der nächste Augenblick genügt, um die Frage bestimmt zu verneinen: Rufin bietet dieselbe fehlerhafte Titulatur für M. Aurel wie Eu- sebius (s. u.); er lässt ihn von „vestrae religionis iura" sprechen, und das soll die griechisch-römische Religion sein; er bringt eine augenscheinlich falsche Übersetzung in dem Satze: „sen- tentiam, quam de vobis habent, dicentes vos impios et sine deo esse"; denn Subject zu dicentes können nur die Adressaten sein, die die Christen als Atheisten verklagen. Diese Gründe genügen wohl; aber es ist ausserdem noch zu bemerken, dass Rufin in diesem Stück des Übersetzungs Werkes seiner paraphrasirenden Willkür die Zügel in bedenklichster Weise hat schiessen lassen*^), so dass man ihn zur Feststellung des Textes des Eusebius hier

1) Für die Feststellung des eusebianischen Textes kommt es mitbin in Betracbt

2) Rufin bat in seiner Übersetzung der cuseb. KGescbiebte an einigen Stellen die dort griecbiscb gegebenen Citate aus Tertullian nicht zurück- übersetzt, sondern den Originaltext des Apologeticum substituirt (s. Texte u. Unters. VIIT, 4); er hat ferner das ist wenigstens höchst wahrschein- lich — auch dem Briefe des Hadrian an Minucius Fundanus, den er bei Eusebius griechisch las, den Originaltext substituirt und ihn nicht selbstän- dig ins Lateinische zurückübersetzt. Doch sind nicht alle Bedenken gegen diese Annahme bereits gehoben.

3) S. besonders die paraphrasirende Willkür in der Übersetzung des letzten Viertels des Edicts.

1. Die Überlieferung. 7

nur mit grosser Vorsicht benutzen darf. Somit besitzen wir höchstens zwei selbständige Zeugen, nämlich Eusebius und den Justin -Codex Paris. Gr. 450, der unser Edict nach der sog. Apologia maior zusammen mit dem ihm nachfolgenden Brief des Marcus über das Regenwunder (fbl. 239 y- sq.) und vor der Schrift De mouarchia enthält. Der Codex bekanntlich die einzige Handschrift für Justin's Apologie und Dialog ist jung, nämlich vom J. 1364 (= 6872 mundi, wie die Unterschrift lautet). Mit Justin's Schriften haben die beiden Actenstücke keine Ver- bindung; sie sind aus nicht bestimmter Überlieferung der Apo- logie nachgestellt, weil diese mit einem Schreiben Hadrian's, welches den Christen relativ günstig ist, schliesst. Diesem hat der gelehrte Schreiber die beiden sachlich verwandten Stücke zugesellt.

Die beiden Recensionen zeigen ausserordentlich viele und schwer w^iegende DiflPerenzen. Die Differenzen beginnen schon bei der Aufschrift: nach Eusebius' Recension hat M. Aurel das Edict erlassen, und seine volle, auf ein bestimmtes Jahr gestellte Titulatur (doch s. den Syrer und Armenier) eröffnet es; nach dem Cod. Paris, steht der volle Name des Antoninus Pius am Anfang, und es ist ebenfalls ein bestimmtes Jahr seiner Regierung angegeben. Die Kritik hat sich demgemass gewöhnt ich weiss keine Ausnahme , von zwei selbständigen, wesentlich gleichwerthigen Recensionen des Edicts zu sprechen i), wenn sie auch dabei einige offenkundige Vorzüge der eusebianischen Re- cension anerkennt.')

Allein dieses Verhalten der Kritiker ist höchst verwunder- lich; denn man hätte sich die Frage vorlegen sollen, ob es glaublich ist, dass ein gelehrter Schreiber des 14. Jahrhunderts das Edict mitgetheilt hat, ohne die Recension in Eusebius' Kirchen- geschichte zu kennen. Die nächstliegende Annahme ist doch die, dass ein Actenstück, welches in einem griechischen Codex des 14. Jahrh. auftaucht und ausserdem nur noch in Eusebius' Kirchengeschichte vorhanden ist und zwar dort ebenfalls unmittelbar nach Justin's Apologie , eben dieser KGe-

1) So auch noch V. Schultze.

2) Am nächsten ist Light foot (Ignat. and Polyc. I p. 469) der rich- tigen Schätzung der beiden Recensionen gekommen, aber den wahren Sach- verhalt hat auch er nicht durchschaut.

3 Harnack, Das Edict des Antoninus Pius.

schichte entstammt. Der hat den Gegenbeweis zu erbringen, der das leugnet. Aber, wird man erwidern, die Differenzen zwischen beiden Actenstücken sind so gross, dass die Annahme, Eusebius' Recension sei die Vorlage für das Stück im Paris., einfach ausgeschlossen ist; dazu komme, dass die Zusammen- stellung der justinischen Werke und die Einfügung des Edicts in sie keinesw^egs auf das J. 1364 zu datiren sei; zeige doch der offenkundige, sinnlose Schreibfehler in der Titulatur des Antoninus Pius {ötjiiaQXt^fjg s^ovolag vjtaxoq ji^ jiaTrjQ jta- rgiöog rb xa für ör]fi. i^ovo. ro xa , vjtarog xo d\ jtaxrjQ jiazQiöog, wie Mommsen, Theol. Jahrbb. 1854 S. 431 sicher corrigiren konnte), dass jedenfalls nicht erst der Schreiber des Codex die Einfügung besorgt hat. Letzteres ist gew^iss richtig; bei dem Schreiber des J. 1364 darf man nicht stehen bleiben, sondern muss über ihn hinaufgehen aber wie viele Jahrzehnte oder Jahrhunderte, ist zweifelhaft. Die grosse Anzahl junger Schriften, die hier dem Justin beigelegt ist, macht es nicht rath- sam, über das 9. Jahrhundert weit hinaufzusteigen. Dazu kommt, dass unser Edict zusammengestellt ist mit der famosen ^EjclötoXi] MaQxov ßaöiXeojg JiQog rrjv ^vyxXrjxov, ev 7] fiagxvQsl Xgioxia- voig alxlovg yeyevrjöd^at xrjg vlxrjg avxSv. Über diesen Brief habe ich jüngst (Sitzungsber. d. K. Preuss. Akad. d. Wissensch. 1894 S. 857. 862 ff. 878 ff.) gehandelt; ich habe gezeigt, dass er nicht gefälscht, sondern verfälscht ist, und dass diese Ver- fälschung nicht in eine sehr frühe Zeit fällt, sondern höchst wahr- scheinlich jüngeren Datums ist.

Indessen lässt sich andererseits von diesem Actenstück aus zu Gunsten der Unabhängigkeit der Recension unseres Edicts von Eusebius argumentireu. Den Brief über das Regenwunder hat der Redactor der Sammlung justinischer Schriften, von der Paris. 450 eine Abschrift ist, jedenfalls nicht bei Eusebius gefunden; also besass er noch andere Quellen, also kann auch unser Edict von anderswoher genommen sein. Gewiss die Möglichkeit ist zuzugestehen; allein diese Möglichkeit wird sehr unwahr- scheinlich, wenn man dagegen erwägt, 1) dass unser Edict eben bei Eusebius steht, 2) dass der Redactor der Samm- lung Paris. 450 in Justin's Apologie unmittelbar be- vor er unser Edict bringt den dort, wie wir aus Eusebius wissen, lateinisch mitgetheilten Brief des

i

1. Die Überlieferung. 9

Hadriaii au Minucius Fundanns gestrichen und durch die aus Eusebius' KGeschichte stammende griechische Übersetzung ersetzt hat. Unmittelbar also, bevor er unser Edict mittheilt, beweist er sich als von Eusebius' KGeschichte abhängig. Der Hadrianbrief steht dort Buch IV, 9, unser Edict IV, 13; somit kann kaum bezweifelt werden, dass er das Edict in der Fassung des Eusebius gekannt hat.^)

Allein es könnte ihm ausserdem noch aus einer zweiten Quelle zugekommen sein und er sich nach einer Vergleichung der beiden Recensionen für die zweite Fassung entschieden haben. An und für sich ist diese Annahme nicht eben sehr wahrschein- lich; sie wird aber hinfällig, wenn sich erweisen lässt, dass alle Abweichungen zwischen der Recension des Paris. 450 und der des Eusebius entweder tendenziöse Entstellungen oder absichtliche, aus mangelndem Verstandniss des Textes geflossene Correcturen oder solche Varianten sind, wie sie sich in einem verwahrlosten Text im Laufe von c. 1000 Jahren einzustellen pflegen. Dass das Verhältniss zwischen A (Euseb.) und B (Paris. 450) wirklich ein derartiges ist, scheint mir aber offenkundig zu sein. Dass das bisher noch nicht bemerkt worden ist, hat wohl hauptsächlich darin seinen Grund, dass man die Adresse, welche die Rec. B bietet, für die richtige Überlieferung hielt und sich deshalb die Frage gar nicht stellte, ob B nicht letztlich aus A geflossen ist. Ich werde die Frage nach der Adresse, die allerdings grosse Schwierigkeiten macht, zunächst auf sich beruhen lassen und die beiden Recen- sionen des Briefes selbst mit einander vergleichen.

1) An sechs durchschlagend wichtigen Stellen zeigt B ein- schneidende und tendenziöse christliche Interpolationen.

a) A bietet: tyco fiev olöa otl rolq &6olg sjtifisXsg iözi iiij Xav&avsiv roig roiovrovg, B setzt dafür: syw q^/i9]v\

b) A schreibt: jtoZv yccQ ^allov Ixelvoi (die Götter) xo?MöaiBV av Tovg [irj ßovlofitvovg avrolg JtQoöxvvsiv t] vfietg, B setzt dafür: jtoXv yag ^aXlov STceivovg (die Christen) xoXdöoiev

1) Noch Eusebius fand in seinem Justin-Exemplar das Hadrian-Edict in lateinischer Sprache. Dass der, welcher es durch' die griechische Über- setzung Euseb's ersetzte, derselbe ist, der das Antoninus-Edict hinzufügte, ist freilich nicht ganz sicher, aber wahrscheinlich.

j^Q Harnack, Das Edict des Antoninus Pius.

(die Götter), sIjisq dvvaivro, rovg fiij ßovXoiiivovq avrolg jtQoöxvvbiv {rj vfJeig fehlt natürlich nun).

c) A schreibt: wg ai^lcov xaTTjyoQOvvreg, B fügt hinzu: 'xal tre(>a riva IfjßaZXers, axiva ov övvafieß^a ajtoöel^atl (also der Kaiser schliesst sich mit ein! gemeint sind die thyestischen Mahlzeiten etc.\

d) A schreibt: vlxcqOl (die Christen) jrQoufievoi rag bavxcöv ipvxc^g, B setzt nach vixcooc ein „vfiäg"' ein und vergröbert damit tendenziös den Sinn.

e) A schreibt, dass die Christen bei den Erdbeben svjraQQrjOiao- TOTSQOt jTQog Tov d Eop Werden; auch hier schiebt B ,,v(.iwv^^ ein und vergröbert wiederum tendenziös den Siun.

f) A schreibt: tojv ts deojv rSv aXXcov dfteZslze xmI T?jg d^Qfjöxtiag Tfjg jisqI top aO^avarov, B: tcop lsqcqv afisXelre, &QrjOxeiav öh rr/v jcsql tov deov ovx ljciöTaöO^£\ Durch diese Zusätze charakterisirt sich B als eine freche

Fälschung des Edicts; irgendwie Ahnliches in A (dass umgekehrt B vor jenem im Vorteil wäre, weil minder christlich) lässt sich nicht nachweisen.

2) Ausserdem finden sich eine grosse Reihe von Varianten zwischen dem Text von A und B, die aber nicht anders zu be- urtheilen sind, wie die ebenso zahlreichen Varianten, die sich in derselben Handschrift finden zwischen dem Text von Justin's echten Schriften und deren Citaten in Eusebius' KGeschichte, nur dass in unserem Fall ab- sichtliche Änderungen, um den vermeintlich unverständlichen Text lesbar zu machen, noch hinzukommen. Ich habe bereits in meiner Abhandlung über die Überlieferung der griechischen Apologeten (Texte u. Unters. I, 1 [1883J S. 79. 135 f.) nachgewiesen, wie schlecht der Text der justinischen Apologie in dieser einzigen uns erhaltenen Handschrift bewahrt ist, und wie zahlreich deshalb die Variauten zwischen ihm und den Eusebius-Citaten aus der Apo- logie sind. Dasselbe gilt hier. Ich stelle die Varianten zwischen A und B zusammen und lasse dann eine Versjleichunsc der Va- rianten in solchen Stücken der justinischen echten Werke folgen, welche uns auch Eusebius in seiner KGeschichte aufbewahrt hat.

g) A bietet (s. Satz) als 2. Wort ein (lev^ welches in B fehlt, h) A: OTL xai TOlg x^eoig hjn^eXtg tOTi, B: otl xal Tovg O^eovg

sjti/^tXiig eöeodai.

1. Die Überlieferung. {]

i) A: txtlvoL xoXaöaiEV av, B: txtirovg xoXdooiev (hängt mit der tendenziösen Fälschung der Stelle, s. sub b, zusammen).

k) A: ovg slg raQairjV IfißalXeTS ßeßaiovvTtq ttjv yvcoiir/v avTcov, 7jvjceQ h^ovöiv^ wg aOtmv xarrjyoQOvvrsg, B: oig TüQaxtJv xj^elg h^ißaXXeT8 xal rrjv jVG)[it]v avrojv, rivjtsQ ly^ovöLV, mg ddtmv xaTT/yoQSlTS (das vfielg steht hier; kurz vorher war es ausgelassen, s. sub b. Das ßtßai.ovvT£g, welches A bietet, ist unentbehrlich; B hat es nicht verstanden '). oig raQailjv l^ißaHere ist eine stilistische Diorthose).

1) A: algerov, B: XQt)^L^iov.

m) A: xaTTjyoQov^ivoLg, B: hjti reo xartjyoQovfitvq?.

n) In B fehlt nach redvcwai: .^(iaXXov ?j C^i]p vjisq tov oIxhov {^eov, oü^£v'\ Die fehlenden Worte (31 resp. 32 Buchstaben) bilden eine Zeile, die durch Homöoteleuton in B ausgefallen ist 2). Diese Annahme scheint mir die einfachste zu sein; es kann aber auch darauf hingewiesen werden, dass die be- treffenden Worte einem Verfälscher nicht gefallen konnten, der den Kaiser kurz vorher die Machtlosigkeit der Staats- götter und damit indirect das Bekenntniss zum Christengott hat aussprechen lassen; denn hier ist der Christengott ab- schätzig als o oixelog O^eog bezeichnet.

o) A: xal yivoiievcov, B: xal xcov yivoiitvojv.

1) Schultze a. a. 0. S. 144 schreibt: „Bei A ruht also der Schwer- punkt auf ßißaiovvxeq, bei B auf xazTjyo^elxe. Die Entscheidung kann nur zu Gunsten von B ausfallen, wo Inhalt und Construetion durchaus klar sind, was bei A nicht der Fall ist. Das ßEßaiovvzeq glebt keinen Sinn". Allein er muss die Sätze nicht hinreichend überlegt haben. Ungelenk ist der Ausdruck in A wohl, aber durchaus sachgemäss: 8ußaX?,eTE ßeßaiovv- xsq ist nach bekannter griechischer Ausdrucksweise hier = sfxßccllovzEg ßeßaiovxe (so hat auch Rufin übersetzt); das Partizip xaxriyoQOvvzEq ist dem Partizip ßeßaiovvztQ untergeordnet. Dagegen ist das von B gebotene: xal X7]V yvo)(xriv . . . xazrjyoQSiXE „ihr verklagt die Gesinnung" unerträglich.

2) Schultze, a. a. 0. S. 144: „Die Worte in A sind ein schleppender Nachtrag, der den Gegensatz gegen xe&vavaL nicht richtig versteht, da derselbe doch nicht „leben", sondern „verleugnen" ist. Dagegen macht B den Eindruck der Ursprünglichkeit". Allein Schultze hat nicht überlegt, dass auch „o^fj^" in B fehlt, und dass dieser Verlust hier ein Homöo- teleuton anzeigt. Dass die Worte „schleppend" sind, ist ein Geschmacks- urtheil. Der Gegensatz, den Schultze zu xe&vdvai wünscht, ist durch ,,doxHv'' ausgeschlossen und wäre an sich im Munde des Kaisers viel weniger passend als ,,^^v".

j2 Harnack, Das Eclict des Antoninus Pius.

p) Der ungelenke Satz in A, über den später noch zu reden sein wird: ovz aroutov vf/äg vjiofivrjOaL ad^viiovvraq ^tv, OTavjctQ wöL, naga^aXlovrac, de xa ruitTSQa (lies {\uhsQa) jiQoq To. Ixelrcov, besagt jedenfalls, dass der Kaiser den Asiaten, die bei den Erdbeben in verzagte Stimmung ge- rathen, eine Ermahnung geben will, vfiäq ist also Object zu vjtouvt'iöai. Allein der Stümper B hat das nicht verstanden, was doch selbst Rufin verstanden hat; er hat v^aq als Sub- iect zu vjio^vTjOaL genommen. Nun konnte er das ovx axojtov nicht mehr stehen lassen; denn der Kaiser kann sich doch nicht eine Erinnerung seitens seiner Unterthanen ge- fallen lassen. Frischweg schreibt darum B: ovx sixbg vjtOfivTJoai vfiac. Das filv ... ös lässt er weg.

q) A: OL fiev ovv -/lyvoinai . . . vfisig öe, B: ort yiyvovxai . . . xal V 116 lg fier.

r) Der Satz in A: vfieig öh uiaga jiavxa xov xqovov^ y.ad-' ov ayvoHV öoxelxe, xcov xs d^emv xcov alXow aiieXelxs xal xrjg &QrjOX8iag xrjg Jitgl xov dO^avaxov , ist unverständlich und fordert daher zu einer Correctur auf, wenn man nicht ver- steht, dass ayvotlv hier intransitiv gebraucht ist = „insanire". ^) ß hat es nicht verstanden^ demgemäss einen Fehler vermuthet und deshalb xSv d-ecov in ,,xovg d^eovg" verwandelt, um zu ayvoeip ein Object zu haben. Das folgende afieXslxs hat nun aber kein Object mehr; B schiebt daher uqcov ein; nun aber schien dem „xFg &Qf]6xeiag^^ das Verbum finit. zu fehlen; unbesorgt schrieb B: dQTjOxdav öe xt)v jibqI xov dsov ovx ejtlöxaö&e (s. sub f). So entstand der Satz: xal v(/eig [ilv ayvoblv öoxelxe JiaQ^ exelvov xov yjQovov xovg &eovg xal xmv leQwv afieXelxe, d^Qrjöxeiav 6e rijv jtegl xov deov ovx ejTiOxaoO^el Das xcqv aXXwv musste nun natürlich wegfallen und damit auch das xs xal in A. Als kleinere Varianten sind noch anzumerken jiavxa xov XQ^^^'O^ und exelvov xov xqövov,, ferner neql xov a&avaxov und jteQi xov &e6v.

s) A: ov d-Q)]öxevovxag eXavvexe^ B: od^ev xal xovg d-Q7]öxev- ovxag 6^7]Xojxax6.

1) Dass dyvosiv so gebraucht werden kann, belegen die Lexica ledig- lich aus Lucian. Der Beweis reicht vielleicht nicht aus. Jedenfalls lag der Rec. B schon uyvotiv vor.

1. Die Überlieferung. 13

t) A: vjtsQ (^e, B: vjt^Q. u) A: 7jöfj xal jiolXol, B: xal aXZoi rivtc. v) A: xal rS O^siorazcp //fimv r/Qaipav jiarQi, B: to) O^siozccrq)

fiov jtaTQt s-ygaipav. w) A: JtSQi T7\v P(x>fialcop Tjyefiopiav, B: im xr/v riysfiovlap

Pcofialcov. x) A: xaraxolovd^cöv ri] rov JiaxQoq yvcofi?], B: rrj z. jtazQ.

fzov xarax. yvcofir], y) A: si de rig £jtifi£vot nva tcöv roiovrcov slg jtQdyfiara ^SQcov (X)q öi) TOiovTOV, B: si 6t riq sx£t JtQog XLva tcop roiovrcov JiQay^a xaracptQuv cog roiovrov. z) A: exslvog o xaraipegonevog . . . 6 öe xaratpsQcov, B: hxelvog

o xaracpeQoiiEvog . . . exslvog de o xaracpsQOJV. TL) A: Ivoyog sörai 6lx7]g, B: svo^og lorai rfi ölx?].

Das Verfahren des Verfassers der Rec. B ist nach dieser Tabelle wohl offenbar. Ausser den (1.) sechs tendenziösen Ein- schiebungen, um das Edict zu „verchristlichen", hat man (2.) die Fälle zu unterscheiden, in denen er die Partikeln weglässt oder verschiebt und so das Gefüge des Textes vergröbert (so g p q r t u V y); hierzu gehören auch die Fälle s (wo in B d^QTjOxsvovrag nun kein Object hat), z (mit dem plumpen doppelten sxslvog in B) und i (wo der reine Gegensatz in A: sxslvol . . . vfisig in B gestört ist). Nirgendwo sieht man sich hier in der Lage, die Lesart in B der in A vorzuziehen. Eine (3.) Gruppe bilden die gewöhnlichen Varianten der Wortstellung, Construction und der Synonyma-Vertauschung, wie sie sich überall in den Handschriften finden. Hierher gehören die Fälle h k (ovg sig und olg) 1 m o r (jcavra rov iqovov = sxslvov rov XQ^^vov und a&^avarov = \}^s6v) s {sXavvsrs = s^rjZwxars) u v w x y zz. In solchen Fällen pflegt in der Regel eine Entscheidung aus inneren Grün- den kaum möglich zu sein; allein bei 6 von diesen 14 Stellen liegt es auf der Hand, dass A das Richtige hat. Das ort xal rovg &sovg sjtifisZslg sösöd^ai (h) ist überhaupt kaum erträglich (doch s. Otto zu Justin Dial. 45) und ist sicherlich aus ori xal rolg dsolg sjtifislsg lori entstanden; XQjjöiiiov (1) ist eine tendenziöse Vergröberung und Verfälschung von algsrov, die gute Construction xarrjyoQOVfisvoig (m) ist durch sjcl rm xar- rjyoQOVfisvo) unerfreulich aufgelöst; das dunkle „rov aß^avarov^^ [y), das auch Rufin durch „immortalis deus" glaubte präcisiren

14 Hamack, Das Edict des Antoninus Pins.

ZU müssen, ist durch ^^rov ^f02^" ersetzt; das feinere jieq'l (w) ist durch das gröbere tjil ersetzt; der ungewöhnliche Ausdruck d öe riq hjnfitvoi riva sie jTQdyftara <ptQcov war dem Verfasser von B nicht verständlich; ausserdem Hess er das örj weg. Die acht Stellen, die nachbleiben, sind ohne jeden Belangt) Eine (4.) Gruppe endlich bilden die grossen, das ganze Satzgefüge und Sinn ändernden Lesarten in B, wie sie sich abgesehen von den tendenziös christlichen Interpolationen in k p r finden. Es ist oben bereits nachgewiesen, dass sie willkürliche Eingriffe sind, die den von Eusebius gebotenen Text voraussetzen, ihn aber, weil er unverständlich erschien, umgestalten.

Aus diesen Nachweisungen folgt, dass kein Grund vorliegt, die an sich (s. o.) wahrscheinliche Annahme ab- zulehnen, dass der in B vorliegende Text letztlich aus A (Eusebius) geflossen ist und lediglich eine theils dreist und tendenziös, theils aus Unverstand verfälschte Re- cension desselben darstellt, der, da wir den Eusebius- text besitzen, schlechterdings gar kein Werth zu- kommt. 2)

Dieses Ergebniss würde erhärtet werden, wenn sich gemein- same Fehler in A und B fänden; es würde in Frage gestellt sein, wenn B auch nur an einer einzigen Stelle gegen A nach- weisbar den ursprünglicheren Text bewahrt hätte. Es würde aber ferner bedroht, wenn auch nicht in Frage gestellt sein, wenn die Zahl der „harmlosen" Varianten als eine übermässig grosse bezeichnet werden müsste. Diese drei Punkte müssen zur Ver- vollständigung des Beweises somit noch untersucht werden.

Was den ersten betrifft, so bin ich zwar weit von der Meinung Eichstädt's entfernt, der über das Edict geäussert hat: „oratio non modo horrida, verum etiam inepta est"; aber eine gewisse Ungelenkigkeit des Ausdrucks (in der ersten Hälfte) ist anzuerkennen. Wir werden auf die Sprache unten einzugehen haben. Eben diese Ungelenkigkeit aber fordert zur Vorsicht in der Annahme von Fehlern auf. Indessen scheint es doch von

1) Über u {nolXoi aXloi) s. u. Übrigens ist aXXoL im Coiitext gar nicht am Tlatze und nur scheinbar vorzüglicher als nolXol.

2) Man beachte übrigens noch, dass die wesentlichen Varianten sich lediglich in der ersten Hälfte des Kdicts linden. Auf Grund der zweiten lliilfto hätte wohl Niemand daran gedacht, dass 13 von A unabhängig sei.

1. Die Überlieferung, 15

dem ayvouv abgesehen, das vielleicht erträglich ist , dass an einer Stelle ein gemeinsamer Fehler in A und B anzunehmen ist. Beide haben ^.JtaQaßaXXovxaq'* in dem Satze gelesen, den A so bietet: TleQi de tcqv ostOfiSv toqv yeyovoTwv xal yivo- Hev(DV ovx, CiTOjtov vfiäg vjtofivTJoai dO^vfiovvtag fzsv, oravüieQ moi, jiaQaßalXovraq de xa viiixeQa nQog xa hxsivcov. Dieses ^^jiaQaßdXXovxag*" ist aber unmöglich. Man kann zwar zur Noth den Satz übersetzen: „es ist nicht unangemessen, euch eine Er- mahnung zu geben, die ihr, wenn sich die Erdbeben ereignen, muthlos werdet, aber euer Verhalten mit dem jener vergleicht (zu vergleichen pflegt)" ^); allein diese Übersetzung streift doch an das Sinnlose nahe heran, und was noch schwerer wiegt sie verwirrt das Folgende; denn im Folgenden giebt der Kaiser selbst ihnen eine Ermahnung in Form einer Vergleichung ihres Verhaltens mit dem der „Atheisten". Hieraus folgt, dass „jraQaßdZXoi>xag^^ aus seiner unerträglichen Verbindung mit „ddvfjovpxag^^ zu befreien und als das Ziel, auf welches hin sich die Ermahnung richtet, anzuerkennen ist. Es muss also „jtaQaßdXksiv"' heissen.^) B aber hat nicht anders gelesen als A, ist also von dem fehlerhaften Text A hier abhängig.

Den zweiten Punkt anlangend, so haben wir oben nicht eine einzige Stelle gefunden, an welcher B vor A zu bevorzugen ist^); doch haben wir drei Stellen bei Seite gelassen, die jetzt zu erörtern sind. Erstlich bieten alle unsere Eusebius-Handschr. jiaQaßdXXovxag de xd 7]fiaxsQa jigog xd sxelvcov, B dagegen bietet vfiexega. Man kann nicht daran zweifeln, dass dieses das Richtige ist; allein die Verwechselungen der beiden Worte sind bekanntlich so zahlreich, dass sich aus ihnen weder auf Unab-

1) S. Heinichen, ad bist. eccl. Euseb. Melet. VI. Overbeck, Stu- dien z. Gesch. d. alten Kirche S. 128.

2) Oder es ist ein Verb, nach zu exsivojv ausgefallen oder sonst eine Störung anzunehmen. Sollte sich freilich herausstellen, dass das nccQcc- ßdXXovxaq eine ungeschickte christliche Interpolation ist, die vor Eusebius gemacht worden ist, so würde die gemeinsame falsche Lesart in A u. B nichts beweisen (s. u.).

3) Beachtenswerth ist auch, dass nur Eusebius das „TlQoaETS&T] iv ^E(psöo) iv T(ö Koivcö xrjq 'Aolag" bietet, während es in B fehlt. Das spricht auch nicht dafür, dass in B eine eigen thümliche Überlieferung anzuneh- men ist. Ephesus war die eigentliche Metropole Asiens, wenn auch die Landtage abwechselnd in den Hauptstädten tagten.

'[ ß Harnack, Das Edict des Antoninus Pius.

häiigigkeit zweier Handschriften von einander noch auf die Vor- züghchkeit der Handschrift, welche das Richtige bietet, schliessen lässt. Dasselbe gilt von dem „t^" in dem Satze: el fif) cpalvocvro TL Ji£()l TTjv 'Pcof/aUov T/ys^ioviav hyx^cQovvTsg. Jenes „Tf" bietet heute keine Eusebins-Handschrift, wohl aber Paris. 450. Allein Rufin hat es noch in seiner Eusebius-Handschrift gefunden („nisi forte arguerentur aliquid"), und einige Eusebias-Handschriften lesen (iTjötv statt //?y, was vielleicht sogar das Ursprüngliche ist. Für die Unabhängigkeit des Textes in B von A lässt sich hieraus nichts folgern. Mehr Gewicht scheint die dritte Stelle zu haben. Die Christen werden in der Recension B nie als solche genannt, sondern stets durch ,^tolovtoi^ oder „txHPoi'^ bezeichnet (so zehnmal). Auch in der Rec. A finden wir dasselbe (neunmal); allein an einer Stelle bieten alle unsere Eusebiushandschriften und Rufin: ov ö?) rovg XQLötiavovq &Qt/öxsvovTaq t^Mvrsre. Nach der ganzen Haltung des Edicts ist es nicht eben wahr- scheinlich, wenn auch keineswegs unmöglich (s. das Hadrian- Edict), dass die Christen, die sonst nirgends genannt sind, an dieser einen Stelle mit diesem ihrem Namen bezeichnet gewesen sein sollen; also ist B hier gegen A vielleicht im Rechte. Allein das „ö?) XiiLöTiavovq^^ in dem Eusebius-Text ist schleppend und sieht ganz wie eine alte, früh (s. Rufin) in den Text des Eusebius gekommene Glosse aus, die aber in dem Exemplare nicht ge- standen hat, welches zur Anfertigung von B benutzt wurde. Dies wird auch durch das Chronicon paschale nahe gelegt; in der Regeste, welche dieses bietet, fehlt das j,6ri rovg X(^hoti- avovg^' auch. Der Text dieser Regeste im Chronicon ist über- haupt interessant; denn während er im Allgemeinen die Text- fassuug von A bezeugt, nähert er sich, abgesehen von dem eben besprochenen Falle, noch an zwei anderen Stellen dem Text in B'). Erstlich nämlich bietet er statt ovx axojrov i\uäg vjio- firfjOai vielmehr arojtov xtL und bereitet somit bereits die Les- art und das falsche Verständniss von B: ovx elxog vjio/Ji'fjoai vfiag vor. Zweitens bietet er das Jsqojp"', welches sich in B findet, ninnnt aber insofern eine Mittelstellung zwischen A und B ein, als er das „aXXwr' (A), das B nicht bietet, noch wieder- giebt, indem er die J^'assung: xal tmv aXXcov hQcov dfJt).eiTe

1) iiber eino dritte Stelle in der Adresse s. u.

1. Die Überlieferung. 17

vorlegt. Wir dürfen hiernach vielleicht vermuthen , dass es zwischen dem Text von A und B Zwischenstufen gegeben hat, und dass nicht eine Hand alle die Entstellungen vorgenommen hat, die wir jetzt in B lesen. Aber dass ein anderer Text als der eusebianische zu Grunde liegt, der in B irgendwo besser bewahrt sei als in A diese Hypothese ist völlig grundlos. Es erübrigt noch in Bezug auf die grosse Anzahl der „harm- losen" Varianten zwischen A und B zu zeigen, dass ein ganz ähnliches Verhältniss zwischen dem Text der Apologie des Justin in unserer einzigen leider so schlechten Handschrift und den Citaten aus ihr in Eusebius' K Gesch. obwaltet.

Zuerst sei bemerkt, dass der Redactor des Paris. 450 das Hadrian-Edict, indem er es dem Eusebius entnahm, nicht ver- fälscht hat; allein 1) hat er ihm die falsche Überschrift gegeben „^AÖQiavov vjiIq XQLöxiavmv ajitOroX/], 2) finden sich folgende Varianten zwischen Eusebius und Paris. 450. A: liot ovv, B: ovv [iOL. A: ei övvapzat, B: av övrcovrat. A: kjtaQXi^Tai^ B: EjiaQxecÖTca. A: ajtoxQivao&cu, B: ajtoxQLVSöO^ai. A: OQcC^e, B: ÖloqlC^s. Nun mögen einige Proben der Varianten im Text der Apologie folgen:

Justin Ms. Paris. 450. Justin bei Eusebius, h. e.

Apol. I, 26 rrjv dveXsvöiv rov H, 13, 2 sq. rijv dvdXrjipcv rov XqlOtov xvqlov

övvdfisig JtOLf]öag fiayixdg övv. fiay. jrot^Oag.

jtag vfiojv üiaQ vfztv

og dvÖQLag dveyriyeQTai Glosse, die bei Eusebius fehlt.

ütdvxeg (liv [isv Jtdvrsg

exslvov xal Glosse, die bei Eusebius fehlt.

orad^Eiöav araO^slöav ev Tvqco rrjg

^OlVLX7]g

vjt^ avxov ajt avrov

tvvoiav jTQcoTijV YSP0fiev7jv jtgwxrjv Ivvoiav

ev£Qy?jü^tvxa xal vjto xcov HI, 26, 3 oloxQfjd^svxa xal av-

daifiovlcQi^ xov vjio xwv öaifiovcov.

eioi xtveg xivsg suu.

vofii^etv IV, 11, 9 sivai vofii^siv

Texte u. Untersuchungen XIII, 4. ' 2

18

Harnack, Das Edict des Antoninus Pius.

og xaza Jiav ysvog

JC8Jl0i7/X£

ßXaOcpr/filag

cog ovra fiel^ova ra fiel^ova

üisjtotrjxtvaL jcavreg OQUcoiievoi

£<prjfl£V

OL xoivcQPOvvTeg xwv av-

Tcöv öoyfiarcDV sjiixaxTjyoQOVfisvov xotvov e^ovöLV

og xat X. ji. ytvog.

JltJCSLXE

ßXaö(p7]ixa

jiarsQa elvai rov Xqlötov

fehlt iiEiC,ova (Fehler).

xal Jtavreg

(DQlirjlltVOi

ovxoivwv ovTwvöoyfiarojv sjnxaZovfievov

XOiVOV £6TC

Diese Varianten finden sich auf c. 30 Zeilen, Nehmen wir noch eine zweite und dritte Stelle Eusebius hat c. Vi 4- des Textes der Apologieen citiert hinzu:

Justin Ms.

Apol. I, 68 djtoörolrig

ovx ex rov xEXQloiyai rovro

vjto ^AÖQiavov ölxaia a^iovv i:t]v jiqoö-

(p(X)V7]öLV xal t^r}y7](jiv

jiejtoL7jfi£{)a. xarä TOVTO xal Ion t6 avrlyQacfjOV

TOVTO

Diese Varianten stehen auf 7 Zeilen

Justin bei Eusebius, h. e. IV, 8. 7 sq. sjctOTOArjg

TOVTO ovx ^S ''^^o AÖQta-

vov xeXsvo&h^ öixaiav a^iovv ti^v üiqoö- (pmvriöLv.

TOVTO

xal iOTL Toöe

Justin Ms.

Apol. 11, 12 ÖE aXla

av{)^Q(Dmvow aya\)ov i]yov(ievog Tcöv avTov ayadcQV öT/y-

ye xaT)]yyBiXf:

Justin bei Eusebius, h. e.

IV, 8, 5 08 xal om.

avf^QOJJidmv 1 y. aya^ov TGJV tavTOv öTSQrjd^eh] sjti-

d^VfllSv

om. om. xaTfiyysXXe

1. Die Überlieferung. j[g

Diese Varianten stehen auf 8 Zeilen. Durchschnittlich kommt überhaupt in den c. HO Zeilen füllenden Citaten aus Justin bei Eusebius eine Variante auf die Zeile, und zwar so, dass fast in allen Fällen sämmtliche Eusebius-Handschriften zusammenstehen gegen den Justintext in Paris. 450 (B).

Hiernach dürfen wir den Beweis für abgeschlossen erklären: wir besitzen das christenfreundliche Edict höchst wahrscheinlich nur aus einer selbständigen Quelle, der KGeschichte des Eusebius; die Fassung im Justin-Codex kann für die Untersuchung nicht weiter in Betracht kommen. Nur bei der Feststellung der richtigen Adresse werden wir auf jene Fassung zurückkommen müssen. ^)

Aber wir dürfen das Kapitel über die Überlieferung unseres Edicts noch nicht schliessen. Es bleibt noch zu untersuchen, wie und in welchem Zusammenhang es bei Eusebius überliefert ist. Auch diese Frage ist bisher nicht scharf gestellt und daher auch nicht ausreichend beantwortet worden.

Erstlich ist es bemerkenswerth, dass Eusebius in seiner Chronik das Edict überhaupt nicht erwähnt, während er sonst auch dort die Actenstücke über das Verhältniss von Kaiser und Staat, welche er in der KGesch. mittheilt, verzeichnet. Sollte er das Edict noch nicht gekannt haben, als er die Chronik ver- fasste aber zwischen beiden liegt ein kurzer Zwischenraum, und sie sind auf Grund derselben Excerpte gearbeitet? Hat er das Edict in der Chronik absichtlich ausgelassen, weil er es chronologisch nicht unterbringen konnte, da es ihm als ein Edict des Marcus überliefert war, er es aber für ein solches des Pius hielt (s. u.)? Oder war ihm das Edict verdächtig? Das wird man nicht annehmen dürfen; denn dann hätte er es auch in der KGe- schichte nicht gebracht. So ist die Annahme die wahrschein- lichste — Sicheres lässt sich nicht sagen , dass er es in der

1) Die Einsicht, dass das antoninische Edict im Paris. 450 tendenziös überarbeitet ist, kommt auch der Kritik des dritten Actenstücks in jenem Codex, welches unserem Brief folgt, zu gut, dem Brief des Marc Aurel. Die von mir schon früher geäusserte Annahme, dass ihm ein Actenstück zu Grunde liegt, welches aber stark verfälscht ist, erhält nun eine Stütze. Übrigens ist der Satz, der sich hier findet: xov ös z o lovrov avfißovXsvo), 6ia t6 t 0 lOvTOv eivai Xqlgtkxvov, (xrj syxaXsLod^ai , dem Antonin-Edict nachgebildet. Die drei im Paris. 450 dargebotenen Christen freund liehen Actenstücke der Kaiser Hadriau, Pius und Marcus stellen eine Klimax dar.

2*

2Q Harnack, Das Edict des Antoninus Pius.

Chronik fortliess, weil er über den Kaiser nicht ins Reine kom- men konnte.

Zweitens ist zu beachten, dass Eusebius kein lateinisches Original des Edicts zur Verfügung hatte, sondern es ihm grie- chisch zugekommen war. Das Edict des Hadrian (IV, 9), das des Gallienus (VII, 13) und das des Galerius (VIII, 17) hat er lateinisch in Händen gehabt und sie, wie er bemerkt, selbst ins Griechische übersetzt. Bei den anderen Erlassen hebt er aus- drücklich hervor, dass er eine ihm vorliegende Übersetzung gebe (s. IX, 1; IX, 9, 14 sq.; IX, 10, 7 sq.; X, 5, 2 sq. 15 sq. 18 sq. 21 sq.; X, 6. 7). In Bezug auf das Apologeticum Tertullian's sagt er, dass er eine griechische Version benutze. Dagegen hier bemerkt er nichts über die ursprüngliche Sprache des Edicts. Er scheint das Griechische also für das Original gehalten zu haben eine Annahme, die schwerhch richtig ist; denn das Edict ist höchst wahrscheinlich aus dem Lateinischen übersetzt (s. u.). Unser Edict, sofern es Eusebius nicht als aprlygacpov ßaOiXcxojv öiata^eojv 8X 'PojficäxTJg yXc6ao?]q fisraXrjcpd^stödjv bezeichnet, steht, soviel ich sehe, in der KGeschichte ganz isolirt. Hieraus ist zu schliessen, dass er es nicht aus der Originalquelle kannte, sondern dass es ihm lediglich aus christlicher Überlieferung zugekommen war.

Drittens lässt sich über diese Überlieferung noch etwas er- mitteln, wenn man beachtet, in welchem Contexte das Edict in der KGeschichte steht. Zwar aus dem, w^as Eusebius nach Mit- theilung desselben geschrieben hat, lässt sich nichts Sicheres er- kennen. Er fährt fort: „Dass dieses also geschehen '), bezeugt Melito, Bischof der Gemeinde von Sardes, der zur damaligen Zeit lebte; man kann dies deutlich aus dem ersehen, was er in seiner an den Kaiser Verus zu Gunsten unseres Glaubens ge- richteten Schutzschrift sagt''. Hier zieht Eusebius selbst eine Verbindungslinie, die augenscheinlich nicht durch die Überliefe- rung geboten war. Hätte er das Edict in extenso bei Melito gefunden, so hätte er es gesagt (s. seine Mittheilung über das Hadrian-Edict) und sich nicht mit dem allgemeinen Ausdruck „Torro/c ovTCQ x^q) öaöi^'' begnügt. JVIelito bezeugt ihm nur, entweder dass unter Pius die im Edict vorgeschriebene Praxis

1) H. e. \\\ 13, 8: Tovxoiq ovro) /<j)Q7jaaan' tmnaQXVQwr.

1. Die ÜL erlief er ung. 21

geherrscht habe oder dass von ihm Schutzedicte ausgegangen sind, und beides versichert ja Melito wirklich mit klaren Worten. Aber interessant ist die Einleitung, die er dem Edict vorgesetzt hat. Nachdem er von Justin's Apologie an den Kaiser Pius ge- sprochen und ihre Adresse wörtlich wiedergegeben hat, fährt er (h. e. IV, 12) fort: Eprsv^^elg öa xal v(p^ IxtQcov o avtog ßaötXevg sjcl TT/g Aöiag aÖBlcpmVj jtavTolcag vßQeoc ji:()6g zwv IjilxcoqIojv örjficov xatajiovovfievcov, TOtavrr] rj^lwös xo Koivov xiig ^Aoiag öiard^eatg. Eusebius will also sagen, dass Justin's Apologie und andere christliche Petitionen das Edict veranlasst haben. Woher hatte er aber das ^^evTtvx^dg v(p' Ixegcov hjtl xijg 'Aöiag döa?.cpG)V^^? Aus dem Edict selbst war es nicht nur nicht zu entnehmen, sondern dieses widerspricht vielmehr diesem Pragmatismus; denn es zeigt, dass es eine Antwort ist auf die Petition des Koivov xijg Aöiag, es möge gegen die Christen mit Sacralprocessen vorgegangen werden (Anklage auf „Atheismus"). Also sind jene Worte entweder eine werthlose^ weil unrichtige Combination des Eusebius selbst, oder aber sie deuten die Quelle an, aus der er das Edict empfangen hat. In christlichen Kreisen als eine Art von Toleranzedict wurde es aufbewahrt und ist so an Eusebius, resp. in die Bibliothek von Caesarea gelangt. Diese Tradition ist der Echtheit resp. Integrität des Edicts zwar keines- wegs tödtlich, aber doch nicht eben günstig ^).

1) Auch die Frage muss aufgeworfen werden, ob Eusebius nicht etwa das Edict bereits hinter der justinischen Apologie in seinem Exemplar der- selben gelesen hat. Die Stellung, die er ihm in der KGeschichte gegeben, unmittelbar hinter der Apologie, ist dieser Hypothese günstig, und unter dieser Voraussetzung würde es sich auch erklären, wie er es in der Chronik übergangen hat er hatte es eben noch nicht bemerkt. Allein hätte es Eusebius am Schluss der justinischen Apologie gefunden, so hätte er das, seiner sonstigen Gewohnheit gemäss, gesagt. Ferner im Paris. 450 steht nicht nur unser Edict hinter Justin's Apologie (nach dem Hadrian-Edict), sondern auch der Brief des Marcus über das Regenwunder. Es ist in sich wahrscheinlich, dass beide Schriftstücke zusammen dorthin gestellt worden sind. Jenen Brief kannte aber Eusebius noch nicht Endlich der Re- dactor der Sammlung Paris. 450 hat jedenfalls die eusebianische KGeschichte gekannt; denn er hat das Hadrian-Edict in der Übersetzung Euseb's der Apologie des Justin einverleibt. Kann man also der Annahme doch nicht ausweichen, dass Paris. 450 von Eusebius abhängig ist, so ist die Hypothese, Eusebius sei seinerseits von der Vorlage des Paris. 450 abhängig gewesen, höchst unwahrscheinlich. Es bleibt also dabei, was oben S.SflF. con-

22 Harnack, Das Eclict des Antoninus Pius.

Schliesslich ist noch des Kaisernamens zu gedenken. Hier- bei stossen wir auf eine capitale Schwierigkeit, die übrigens be- reits aus der Überlieferungsgeschichte zur Exegese des Edicts überleitet. Ich will gleich bemerken, dass ich eine befriedigende Lösung der Schwierigkeit so wenig zu geben weiss, wie meine Vorgänger. Thatsache ist, dass Eusebius mit klaren Worten den Pius (o avxog ßaoiXevg, nämlich derselbe, dem Justin seine Apologie eingereiht hat) als den bezeichnet, der das Edict er- lassen hat, und dass er ihn IV, 13, 8 von dem Kaiser, dem Melito seine Schutzschrift übergeben, unterschieden hat, endlich dass er erst IV, 14, 10 zur Regierungszeit des Marcus übergeht und sich also mit seiner Geschichte von IV, 10 an in der Zeit des Pius befindet ^). Dennoch giebt er das Document als ein Edict des Marcus und schweigt über den Widerspruch, in den er sich damit verwickelt, vollkommen. Die Annahme, dass er ihn selbst gar nicht gemerkt hat, weil er auch sonst in seiner KGeschichte die Antonine verwechselt hat, ist höchst unwahrscheinlich; denn im Context werden hier Pius und Marcus bestimmt unterschieden. i\.lso steht man vor einem vollkommenen RäthseP). Die wahr-

t

statirt worden ist, dass die Verwandtschaft zwischen Euseb. u. Paris. 450 auf der Benutzung jenes durch diesen beruht.

1) Dagegen darf man sich nicht auf IV, 14, 1 [enl xwv 6r}Xov(xh(t)v) berufen und behaupten, Eusebius zeige durch diesen Ausdruck, dass er die Zeit der Antonine überhaupt im Auge hat; denn, wie ich an einem anderen Orte zeigen werde, ist stiI T(3v dr]?.ovfAtv(ov nicht zu ergänzen KaioccQwv, sondern x^ovcav = in der angegebenen Zeit, seil, in dem durch den Kaiser- Tiamen bezeichneten Zeitraum.

2) Wahrscheinlich liegt den widersprechenden Angaben des Eusebius über die „zwei" Apologien des Justin auch eine Confusion über die Anto- nine zu Grunde; doch ist das nicht sicher. Jedenfalls aber bezeichnet V, 4, 3 neben V, 5, 1 eine starke Confusion : Buch IV, 14, 10 hatte Eusebius den Amtsantritt des „Marcus Aurelius Verus 6 xal ^AvzcDvlvoq^^ angegeben avv xal Aovxiu>'\ Im Folgenden abgesehen davon, dass er Justin's zweite Apologie an einer Stelle an zwei Herrscher gerichtet sein lässt (IV, 16, 1) spricht er nur von M. Aurel, „in dessen Regierungszeit wir uns befinden". Er nennt ihn Antoninus Verus und betont die Gleich- namigkeit mit seinem Vater Antoninus Pius (IV, 18, 2; 2G, 1; 2(3, 2; 27; 30). Dass dieser Antoninus Verus M. Aurel ist, geht aus Buch V Prooem. hervor, wo vom 17. Jahr des Antoninus Verus gesprochen wird als dem Jahre der gallischen Verfolgung. Der Abschnitt schliesst V, 4, 3 mit den Worten: „Unter Antoninus geschah das". Nun folgt der grobe Fehler; denn Eusebius

1. Die Überlieferung. 23

scheinlichste Lösung ist, dass Eusebius die Aufschrift des Edicts für unrichtig gehalten und wohl in Hinblick auf die Mitthei- lungen des Melito, s. u. in Pius den Verfasser gesehen hat. Er hielt sich aber nicht für berechtigt, die Aufschrift zu corri- giren, sondern theilte das Actenstück mit, wie es ihm zugekommen war. Hieraus folgt, dass er nicht etwa wie auch angenommen worden ist das Edict in doppelter Form (als das des Marcus und das des Pius) vor sich gehabt hat; denn hätte er auch eine Pius-Recension gekannt, so hätte er diese unzweifelhaft bevor- zugen müssen. Lediglich also historische Reflexion kann ihn dazu bewogen haben, es trotz der Aufschrift dem Pius zuzu- weisen.

Diese Reflexion kann richtig sein. Ist sie es, so ist das für das Actenstück nicht günstig; denn es wäre damit bewiesen, dass das Edict in der christlichen Überlieferung^ aus der es Eusebius zugekommen war, nicht intact geblieben ist. Nun aber zeigt die Aufschrift wirklich einen groben Fehler, der ihre Echtheit schwer gefährdet ^). Alle griechischen Handschriften des Eusebius und Rufin geben dem Marcus den Beinamen ,,^AQfi£viog^^^), trotzdem sie einstimmig ^^örjuaQXixrjq e§ovöiag ro is', vjtarog rb y schreiben und damit das Jahr 161 als das Ursprungsjahr des Edicts be- zeichnen. Allein 1) 'AQfjeviog ist überhaupt nichts; es muss \4Qii£VLax6g heissen, 2) im J. 161 führte Marcus den Namen „Armeniacus" noch nicht, 3) im J. 161 hätte in einem kaiser- lichen Edicte, namentlich in einem nach Asien gerichteten, Lu- cius Verus mit genannt sein müssen. Somit ist die Aufschrift auch in sich verdächtig und kann nicht für ursprünglich erachtet werden. Dieses Urtheil besteht freilich nur dann zu Recht, wenn

fährt fort : „dem Bruder dieses Kaisers, dem Marcus Aurelius" (passirte das Regenwunder). Augenscheinlich hatte Eusebius von Lucius Verus die Glocken läuten hören, und so entstand die Confusion. Es ist aber doch sehr fraglich, ob man deshalb auch in der Vertauschung von Pius und Marcus an unserer Stelle nur eine Confusion sehen darf.

1) Dieser Fehler war es natürlich nicht, der den Eusebius veranlasst hat, das Edict dem Marcus zu nehmen und dem Pius zuzuschreiben; Euse- bius hat ihn gewiss gar nicht bemerkt.

2) Das Chronicon paschale bietet „'AQ/A,eviog^' nicht, aber es lässt auch ,^AQXieQtvq Meyioxoq"^ aus und zeigt damit, dass die Worte durch Homöo- teleuton fehlen (voransteht Seßaazog). Übrigens hat das Chronicon Euse- bius gegenüber überhaupt keine Selbständigkeit.

24 Harnack, Das Edict des Antöninus Pius.

vom Syrer, der die Worte ^Aqu^vloq xtL iiiclit enthält, abgesehen wird; s. darüber unten.

Fassen wir zusammen: Das Edict an das Eoivov xrjg Aöiag besitzen wir nur in einer einzigen selbständigen Überlieferung, nämlich bei Eusebius, h. e. IV, 13; die Fassung im Paris. 450 ist eine tendenziös verfälschte Tochterrecension der eusebianischen. Eusebius hat das Stück nur in griechischer Übersetzung gekannt und es aus christlicher Überlieferung als ein Schutzedict für die Christen erhalten, entweder ohne jede begleitende Tradition oder mit der falschen, es sei eine Antwort auf die Bitten christlicher Brüder. Es ist in seiner Kirchengeschichte das einzige kaiser- liche Actenstück, bei dem er nicht vermerkt, dass es eine Über- setzung ist. Das Edict trug die Aufschrift „Marc Aurel etc." Diese Aufschrift hat Eusebius nicht für richtig erachtet, vielmehr das Schriftstück dem Pius zugewiesen, wahrscheinlich weil er es zu den bei Melito verzeichneten Edicten dieses Kaisers gerechnet hat. Nach der negativen Seite bestätigt sich seine Kritik durch eine nähere Untersuchung der Aufschrift, wie sie in den grie- chischen Codd. und bei Rufin erhalten ist; denn diese kann ur- sprünglich nicht so gelautet haben, wie sie Eusebius überliefert erhalten hat und mittheilt. Damit ist aber Marcus als der Ver- fasser selbst gefährdet.

2. Conimeutar.

'EycQ fthp oLöa xrL] Der Charakter des Schreibens als eines Rescripts tritt hier sofort klar hervor. Das ist der Echtheit günstig. Ein Fälscher hätte wohl auch die Petition mitgefälscht, auf welche das Schreiben eine Antwort sein sollte; er hätte es auch deutlicher gemacht, dass es sich um Christen handelt. Über die Form der Eingaben der Landtage in Sachen der Christen und der kaiserlichen Antworten, s. Euseb. h. e. IX, 7 und die Inschrift von Arykanda (M o mm s e n in den ArchäoL-epigraphischen Mitth. aus Österreich 1893 S. 93—102. lOS).

oTi xal Tolg d^toh; tjcifisX^g tOrt fi?] Xav&dvaiv rovg roiov- TOf>g] „diis curae esse". Der griechische Ausdruck befremdet etwas; unwillkürlich denkt man an eine Übersetzung aus dem Lateinischen. Man beachte das „jcra'" und das später folgende „jtoXv yctQ liaXXov. sie sind nicht rhetorisch zu verstehen. Mag auch den Kaiser der Hintergedanke bestimmt haben, dass die Götter allein

f

2. Commentar. 25

den Religionsfrevel zu rächen haben, so hat er sich doch so nicht ausgedrückt. Zur Sache s. Tacitus, Annal. I, 73: „deorum iniurias dis curae" (Ausspruch des Tiberius); Tertull. ad Scapul. 2: „Hu- mani iuris et naturalis potestatis est unicuique quod putaverit colere, nee alii obest aut prodest alterius religio". Apolog. 28: „Nolo mihi Jovem propitium; tu quis es? meconveniat Janusiratus ox qua velit fronte; quid tibi mecum est?" Zu jtolv jag fiäXXov xtX. Apol. 13: „Vos e contrario impii et sacrilegi et inreligiosi ergo deos vestros deprehendimini, qui, quos praesumitis esse, neg- ligitis". Mommsen (der Religionsfrevel nach römischem Recht i. d. Histor. Ztschr. 64. Bd. (28.) 3. Heft S. 392 f.). Zu roi- ovTOvg ^), welches öfters im Edict vorkommt und den Charakter des Rescripts vor Allem deutlich macht, s. die Parallele in Melito's Apologie bei Euseb., h. e. IV, 26, 9 : ... NIqwv zal ziof^tericcvog, afp cov xcd ro rrjg OvxotpavTiag dXoycp övvrjO^sla jtsqI rovg Toiovrovg Qvrjimt övfzßißrjXE ^8vöog. Übrigens nimmt der Kaiser die „Atheisten" d. h. die Christen hier keineswegs in Schutz; er übergiebt vielmehr ihre Ermittelung und, wie das folgende zeigt, ihre Bestrafung den Göttern. Der Fälscher der Recension B hat das wohl gemerkt und deshalb den Text durch cpfi?]v verfälscht.

IIoXv yccQ [laXXov xrZ.] deutlich ist, dass der Kaiser keine Processe wegen Religionsfrevel wünscht, deutlich aber auch, dass er Religionsfrevel für Frevel hält. Das xolaöcusv av hat Rufin richtig durch „convenit punire" wiedergegeben. Im Lateinischen lautet der Satz weniger ungelenk als im Grie- chischen, wenn man übersetzt: „multo enim magis illis convenit punire eos, qui ipsos colere nolunt, quam vobis." Der Fälscher der Rec. B hat durch „ajrf() Svvcuvto^^ den Text in sein Gegen- theil verkehrt.

ovg dg ragccx^/v^) h^fßaXXezs ßeßcuovvxeg rrjv yvco[i7]v avrmv, rjvjtsQ s^ovou^, cog d^ecov xarrjyoQovvTsg] Dieser Satz ist ganz besonders ungeschickt stilisirt: 1) weil das Re- lativum ovg unklar ist, da rj vftsig vorhergeht, 2) weil ßeßat- ovpreg nicht im Particip stehen durfte, sondern im Verb, finit.,

1) Auch in dem langen Rescript des Maximinus Daza an die Tyrier in Sachen der Christen (Euseb., h. e. IX, 7) kommt der Name „Christen" nicht vor.

2) Cf. Mart. Polyc. 5: IIolvxaQTtoq ovx sraQcc/ßrj.

2(j Harnack, Das Edict des Antoninus Pias.

3) weil das Participium 7cart]yoQOvvrec, asyndetiscli neben dem Participium ßeßawvvrsg steht, während es ihm untergeordnet ist, 4) weil man sich erst besinnen muss, ob das xarrjyoQovvTtq sein Subject in sxovöiv oder was das Richtige ist in sfi- ßaXlsTS hat. Der Satz scheint ein missglückter Versuch zu sein, einen vorliegenden lateinischen Text möglichst gedrungen wieder- zugeben, und muss also aufgelöst werden: „Diese Leute beun- ruhigt ihr schwer und bestärkt sie, indem ihr sie als Atheisten verklagt, in der Meinung, welche sie haben nämlich dass die Götter, die sie nicht anerkennen, keine sind und deshalb auch ihre Verachtung nicht zu rächen vermögen". So ist das yvojfir/v, i'jvjtSQ r/ßvöLV, zu verstehen. Der Zusatz des Rufin „de vobis" ist augenscheinlich unpassend und falsch. Den Inhalt der Pe- tition des Koivov T7]q 'Aöiag an den Kaiser lernen wir hier kennen. Sie hatten die Christen als .„Atheisten" verklagt und beantragt, dass sie aufgesucht und der Sacralprocess gegen sie angestrengt werde. Der Kaiser lehnt diesen Antrapf ab. Denn „deorum iniurias dis curae"; ausserdem würden diese Processe die Beschuldigten nur in ihrer Gesinnung bestärken. Eine günstige Beurtheilung der Christen seitens des Kaisers hat erst der Fälscher ß hinein getragen, indem er hinzufügt: xccl ttSQü TLva £f^ßaX?.STS, axiva ov öwaftsO^a ajroösi^ai. Alle Anklagen gegen die Christen werden damit als unbeweisbar be- zeichnet. V^on dieser Auffassung ist der Text A weit entfernt. £U] d' av sxslvoig alQexov rb öoxetp xaT?]yoQOVfi£Voig raOrd- vai iiäXXov 7] C^ijv vjtsQ rov oixslov ^€ov] Sprachlich ist zunächst das aiQerov ungelenk und anstössig. Der Fälscher B hat das wohl l)emerkt und es durch xQ^^^!^ov ersetzt, wodurch der Ge- danke eine „pastorale", ausgesprochen christliche Färbung erhält. Auch dieser Satz sieht nicht wie ein ursprünglich griechisch concipirter aus, sondern wie eine Übersetzung. Was die Sache betrifft, so sagt der Kaiser nur das, was bereits Plinius cou- statirt hat, was Epiktet, Galen, Marc Aurel und Lucian bezeugt haben, und was als Urtheil der Heiden über die Christen aus Justin's Apologie, Tertullian's Schriften (Apolog. und ad Sca- pulam) und dem Octavius des Minucius Felix hervorgeht. •)

1) Die Stellen sind /u bekannt, als dass sie ausgeschrieben 7A\ werden braucliten; doch sei besonders hingewiesen auf Justin, Apol. 11, -4, wo der Apologet den Heiden sprechen lässt; ndvTfg ovv lavzoig (povevaavreg

2. Commentar. 27

Dazu bemerke man wohl, dass der Kaiser nicht schreibt ro red^vavai, sondern ro öoxelv x^d-vccvca^ also: „es ist ihnen erwünscht, sich den Anschein zu geben, als zogen sie den Tod dem Leben für ihren Gott vor. Man darf hier wohl M. Aurel, Confess. XI, 3 vergleichen, wo er von der Todesbereit- schaft der Christen nicht nur sagt, sie geschehe ';caT« ipLlrjv jtaQara^iv, sondern ihr auch das XeloyLöntvcoq xcä osfivwg, vor allem aber das drQccyqjöcog entgegenhält. Galen dagegen sagt rund: „quod Christiani mortem contemnunt, id quidem ante oculos habemus", während Epiktet die Furchtlosigkeit der „Gali- läer" vor dem Tode auf ein eigenthümliches sdog zurückführt, was dem vjisq tov oixelov O^eov unserer Stelle nahekommt. Dieser Ausdruck ist letztlich noch zu beachten. In B fehlt er, sei es, weil er dem Fälscher anstössig war, sei es, was mir wahr- scheinlicher ist (s. o.), durch Homöoteleuton. Der Kaiser, weit entfernt sich für den Christengott günstig zu erklären, beurtheilt ihn in diesem Ausdruck, wie zu erwarten, abschätzig (jeder „deus proprius" ist als solcher anstössig: „privatim nemo habessit deos"). Ein Widerspruch aber besteht hier nicht. „Atheisten" sind die Christen in Bezug auf die Staatsgötter und den Staatscultus; aber das schliesst nicht aus, dass sie „ihren eigenen Gott" haben, der eben durch diesen Ausdruck als ein verächtlicher gekennzeichnet wird. Soweit ist Alles in Ordnung. Die Echtheit der bisher unter- suchten Sätze, die in ihrer ungelenken Fassung einen schlechten Übersetzer verratlien, erscheint nirgends gefährdet: so spricht kein Christ, auch kein christlicher Fälscher wie ein solcher sich ausdrückt, zeigt die Rec. B , so spricht über die Christen ein Heide und zwar ein heidnischer Staatsmann, warum nicht ein Kaiser wie Hadrian oder Antoninus Pius?

Anders dagegen steht es mit dem folgenden Satze: o{)^8V Tcal vixcoöi jiQod[i£VOL rag tavtcov ipv^^g, fjjtsQ Jist- ß^6fi£roi, oig a^iovxs JiQarxHV avTOvg\ Der Gedanke ist auch aus heidnischer Feder als Ausdruck zahlreicher Beobach- tungen an sich nicht anstössig, vgl. Plin. ad Trai.: „quoruni nihil

noQ8vt6^8 TJÖTj naga. xbv S^eov xccl rifXLv TtQccyfxaza fAtj TiccQe/eTe, sowie Tertull. ad Scap. 5: „Arrius Antoninus in Asia(!j cum persequeietur in- stanter, omnes ilHus civitatis Christiani ante tribunalia eius se manu facta obtulerunt. tum ille, paucis duci iussis, reUquis ait: 'i2 6ti?.oi, et d-iXetf:

28 Harnack, Das Eclict des Antoniiius Pius.

posse cogi dicuutur, cjui sunt re vera Christiani". Allein an- stössig ist 1) das vikwol in heidnischem Munde (dem Fälscher B war es freilich noch nicht deutlich genug, und er setzte ifiaq hinzu), 2) der Ausdruck jigoiejusvoc rag 'ipvyac^ 3) das Verhält- niss, in welchem der ganze Satz zu dem vorhergehenden Satze steht. Es ist ganz undenkbar, dass ein römischer Kaiser des 2. Jahrh. den Christen ein vLxav zugesprochen, noch undenk- barer, dass er dieses vixäv in der Hingabe des Lebens anerkannt hat. Mit vollem Recht hat Victor Schnitze (a. a. 0. S. 137) Atheuagoras Supplic. 3 verglichen: vix/joofisv avrovg vjteg aX?]- deiaq aoxvcoq rag tpvyäg sjiiöiöovTsg.^) Es ist möglich, dass eben diese Stelle der unsrigen geradezu zu Grunde liegt. Nun beachte man aber noch das Verhältniss unseres Satzes zu dem vorhergehenden. Der Hauptgedanke dort und hier ist einfach identisch: die Christen geben ihr Leben preis. Aber dort heisst es: „bei gegebener Gelegenheit wünschen sie sich den An- schein zu geben, lieber für ihren Privattgott zu sterben als zu leben"; hier dagegen: „sie gehen als Sieger hervor, indem sie ihr Leben opfern statt dem Ausinnen zu entsprechen, das ihr an sie stellt". Dort spricht der Heide, hier spricht der Christ (man beachte auch den halbironischen Optativ mit av [elrj av (uq^tov] in dem einen, den bestimmten Indicativ [vlxwoiv] in dem anderen Fall). Der Christ konnte aber den ersten Satz doch stehen lassen; denn durch die Hinzufügung des zweiten erhielt er uoth wendig einen anderen Sinn. Jetzt kann das ..to öoxilv^^ nicht mehr als „sich den Anschein geben" verstanden werden, sondern muss pleonastisch, resp. im Sinn von „erscheinen" genommen werden, und auch der Ausdruck olxslog d^eog verliert alles Verächtliche, wenn man dadurch zum Sieger Avird, dass man an ihm festhält. Bemerkt man letztlich noch, dass der be- treffende Satz griechisch vortrefflich stilisirt ist und nichts von den Anstössen zeigt, die die früheren Sätze so zahlreich auf- weisen, so darf man nicht anders urtheilen: dieser Satz ist die christliche Interpolation eines Griechen in einem ungelenk über- setzten fremden Text.-^) Man kann ihn auch aus dem Zu-

1) Athenagoras fährt fort: öri filr ovv ovx ia/xh' aS^eot xrX.l Ähn- liche Stellen sind bei den Apologeten nicht selten.

2) Man mag die M()glichkeit offen lassen, dass im Lateinischen etwas Ertriiglichereü gestanden hat, aber wie sollte das gelautet haben?

2. Commentar. 29

sammenhang herausnehmen, ohne den Fortgang der Rede zu verletzen. ')

Die nun folgende Satzgruppe ist die schwierigste des ganzen Schriftstücks 2). Nachdenkende Exegeten hat sie zur Verzweiflung gebracht; einen erträglichen Sinn hat ihr weder der Fälscher B, der an ihr herumcorrigirt hat, noch sonst irgend Jemand ab- zugewinnen vermocht (s. Heinichen, Melet. z. d. St.). Die Ge- schichte der Auslegung lässt bereits nur das Facit zu, dass die Satzgruppe deshalb unverständlich ist, weil zwei Hände an ihr gearbeitet haben und die zweite noch zu viel Rücksicht auf die erste genommen hat. Die Worte lauten: ^FjtsQ 6h rcov osiOftojv rSv ysyovoTcov xal yivofievcov ^) ovx arojtov ^) vfiäg vjrofirijoat

1) Bemerkenswert!! ist es, das Rufin beide Sätze, den echten und un- echten, in einen zusammengezogen hat; er fühlte also richtig, dass sie identisch sind und daher einer von ihnen überflüssig ist.

2) Über Erdbeben in Asien z. Z. des Pius s. Dio Cassius 70, 4, Capi- tolin., Vita 9. Leider lässt sich das Jahr nicht bestimmen. Noch Maxi- minus Daza hat in seinem Erlass an die Tyrier (Euseb., h. e. IX, 7) die Christen für die Erdbeben verantwortlich gemacht.

3) Dass der Kaiser die Erdbeben erwähnt, kann nur dadurch ver- anlasst gewesen sein, dass die Provincialen in ihrer Petition von ihnen ge- sprochen hatten. Die Art, wie der Kaiser auf sie eingeht, zeigt, dass der Landtag die Christen für diese Calamitäten verantwortlich gemacht hatte. Wir vermögen demnach den Inhalt der Eingabe des Koivov aus der kaiser- lichen Antwort zu reconstruiren. Er lautete etwa: „Wir ersuchen Dich, die Christen aufsuchen und ihnen als Atheisten den Process machen zulassen; denn sie haben den Zorn der Götter erregt, weil sie ihnen die schuldige x\nbetung verweigern; deshalb sind die Calamitäten der Erdbeben über uns gekommen". Vergleicht man die Petition des Landtags von Lycien und Pamphylien (Mommsen, a, a 0.) an Maximinus Daza in Sachen der Christen mit der unsrigen, wie man sie aus der Antwort des Pius zu divi- niren vermag, so springt die formelle Ähnlichkeit in die Augen. In jener bildet die Betonung der Vortheile und Segnungen, welche der pünktliche und ungestörte Götterdienst gewährt, den Anfang und Schluss, das Mittel- stück aber das Gesuch, gegen die „Atheisten" d. h. die Christen vorzugehen. In der Petition an Pius muss umgekehrt, aber entsprechend, dieselbe Peti- tion in Bezug auf die Atheisten umschlossen gewesen sein von der Dar- legung, wie sich der Zorn der beleidigten Götter in den schrecklichen Calamitäten der Erdbeben zeige. Die Petition der Pauiphylier war vom Kaiser bestellt, und er antwortete daher in der liebenswürdigsten Weise; die Petition der Asiaten traf auf den gerechten Sinn des Kaisers Pius, und er antwortete mit einem Strahl kalten Wassers.

4) Vgl. Justin., Apol. I, 29: ovx azonov 87nfiv7io&r/vai.

30

Harnack, Das Edict des Antoninus Pius.

ad^vfiovpxag fiep, oravjteg coöi, jiaQaßaXXovraq 6e xa vfiereQa jTQoq ra IxslvojV ol fisv ovv 8VJiaQQ7]öLaOT6TSQOL yiyrovTcu jtQog TOP d^tov, vfiHc ÖS jcaga jravra xdi^ ygovov, xad^* ov ayvoeiv öox8iT£, Tcov ^twv Twv cdlcov afieXsiTS xcd rrjg ^QrjOxsiag TTjg jihQl rov a{>avaTOV, ov [d// xovg XQionavovg] ^qtjöxsvov- rag llavvete xal ölcoxsts tojg ^avarov. Allem zuvor ist fest- zustellen, dass der Ausgang des Satzes, der doch als das Ziel der ganzen Ausführung erscheint, nur von einem Christen ge- schrieben sein kann; denn dass die Asiaten „den Cultus des unsterblichen (Gottes) vernachlässigen, aber die Anhänger des- selben bedrängen und bis zum Tode verfolgen"^ kann nur ein Christ sagen. Allein andererseits kann kein Christ in einem Athem „die anderen Götter und den Cultus des Unsterblichen" geschrieben haben, auch nicht, wenn er die Maske des Heiden vornahm. Endlich ist es mehr als störend, dass der augen- scheinlich wichtigste Gedanke siehe das Folgende : ov dQTiöxsvovrag xrX. in einem Relativsatz angeknüpft ist. Es er- giebt sich hieraus, dass zwei Hände, eine heidnische und eine christ- liche, an dem Satz gearbeitet haben. Eine ähnliche Beobachtung kann man machen, wenn man mit dem Anfang des Satzes be- ginnt. In Anlass der Erdbeben hält es der Schreibende für an- gemessen, den Adressaten, welche in Angst gerathen, sobald sich Erdbeben ereignen, eine Erinnerung zu geben. Soweit ist Alles klar und gut; auch ist die erinnernde Ermahnung, die man er- wartet, zwei Zeilen weiter deutlich ausgeführt: „ihr vernachlässigt in der ganzen Zeit, in der ihr wie wahnsinnig seid, die übrigen Götter usw." Allein was dazwischen steht und seinen Einfluss syntactisch auf den eben genannten Satz ausübt, spottet aller Erklärung. Die Adressaten werden nämlich, wenn sich Erd- beben ereignen, nicht nur als muthlose (ängstliche, verzweifelnde), sondern auch als solche bezeichnet, „die das Ihrige mit dem Jener (der Christen) vergleichen" (beachte das ,w£i-' 6t), und nun wird in einer Antithese fortgefahren: „Jene steigern ihr A^ertrauen auf Gott; ihr dagegen vernachlässigt usw."

Wie kann Jemand mit hellen Sinnen aO^xmovvzag [itv . . . JiaQaßalXovTag öi geschrieben und damit zwei schlechterdings nicht zusammengoliörige Begriffe verbunden haben? Wie kann er die, welche er ermahnen will, als solche bezeichnen, die sich mit Anderen vergleichen, und wie kann er dann das bringen,

2. Commentar. 31

was er ihnen zu sagen hat, wie wenn es Resultat ihrer eigenen Vergleichung wäre? Oder wenn er sagen wollte: „ihr vergleicht euch wohl, aber ihr vergleicht euch mit falschem Ergebnisse", wie kann er diesen an sich höchst unpassenden Gedanken so ungeschickt, ja unverständlich ausdrücken? Endlich, wie kann der heidnische Kaiser von den Christen sagen, dass sie EVTiaQQT}- öiaöTOTSQOL yiyvovTai jigog xbv d-eov und damit 1) den Christen ein hohes Lob spenden, 2) ihren Gott, den er eben verächtlich als olxslog deoq bezeichnet hat, mit der Gottheit, mit dem Gott identificiren ? So ergiebt sich auch von hier aus, dass zwei Hände hier thätig gewesen sind, eine heidnische und eine monotheistische, christliche. Es ist aber auch nicht schwer, die beiden Hände reinlich zu sondern. Vorgefunden hatte der Christ folgenden Satz: IIsqI öl rwv ö£i6ftcov tcqv yeyovoTOJV xcä yLvofitvcov ovx azojiov vfcäg vjiofivTJöcu a&vfiovpzag, otav- jiBQ coöcv, (oTi) jiaga utavxa xov jqovov^ xad- ov ayvoüv öo- x£ir£, TCQV d^swv TCöi^ üXlcov afieXslxe xdl xrjg d^Qrjöxeiag xxX. Da er in diesem Satz richtig einen Tadel der Heiden fand, so fühlte er sich veranlasst, ihn durch ein Lob der Christen zu ergänzen. Die Einfügung war nicht leicht, und sie missglückte ihm syntactisch vollkommen; aber ganz deutlich tritt der Ge- danke hervor, dass die Christen bei der Calamität muthiger und gottvertrauender werden und sich auch hierin das „vlxcJqOl^'' bewährt. Mit einem fisv nach d&v^ovvxag heftete er demgemäss folgende Worte dem Satze an: ^,jraQaßaXZovxag öh^) xcc vfaxega jtQog xa Ixdvmv ol [ilv ovv svjiaQQfjaiaöxoxsQoc ylyvovxai JiQog xov üsop, vfjiBlg (5f". Löst man diese Worte wieder aus, so kommt alles in Ordnung. Der lateinische Ursprung des übrig bleibenden Satzes hat an dem auffallenden ^^xad^ ov dyvoelv 6o- x£LX£^\ über welches schon oben gesprochen wurde, eine starke Stütze. Es liegt ihm, wenn nicht Alles trügt, „insanire" zu Grunde. 2)

1) Diese Anknüpfung war die bequemste, wenn auch unsinnigste; der Infinitiv naQaßaXk^LV wäre viel passender gewesen; allein vßäg vTioiivijaai d&v/LiovvTag nuQaßäXleiv lautet auch nicht schön.

2) Die syrische Handschrift des Brit. Museums der K Gesch. des Elise- bius bietet: „but ye in all the time wherein ye err, also other gods ye are despising and against the service of Hirn who dieth not ye are sinning in that [ov] the Christians who serve him ye drive and pursue unto death". Der Syrer hat also genau wie unsere griechischen Euseb-Mss. gelesen und

'^2 Harnack, Das Edict des Antoninus Pius.

Aber wir sind mit dem Satze nocli nicht fertigt): „rcov rs &imv Tcov aXlmv afieXelre xal rrjg dQ?jöxeiaq Tijg ji8qI tov ad^uvaxov, ov \}QrjOxtvoPTag iXavpazs xal öicoxezs twg &ara- rov^\ Wir sahen oben, dass auch dieser Satz von zwei Händen stammt. Ist aber, wie evident, bis zum Wort dOavarov der Satz nicht aus christlicher, sondern aus heidnischer Feder TCQV d^ecöv T(x>v aXXcov konnte nur ein Heide schreiben , so folgt, dass in dem „ddavarop xtI." die Interpolation stecken muss. Was ursprünglich neben dem „addvarop^'' gestanden hat, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit zu vermuthen der Juppiter aeternus. Ein Satz, der da lautet: „Ihr vernachlässigt die anderen Götter und den Cult des ewigen . . .", darf nur ergänzt werden „den Cult des ewigen Juppiter". Neben ol Osol ol aXXoc, die alle d&dpaxoi sind, ist ein 6 aß^dvarog nur als Juppiter er- träglich. Umgekehrt, nimmt man an, dass 6 d^dvarog von einem Christen herrührt, der den Kaiser so sprechen lässt, so ist das „Tcwi^ d^Eojv TCOV dXXwv dfieXslre als Vorwurf eines Christen unmöglich. So bleibt schlechthin nur die Annahme, dass hier zwei Hände zu unterscheiden sind und ursprünglich vom Juppiter die Hede gewesen ist.^) Diesen hat der Christ ausgemerzt und nun den farblosen Ausdruck „o dü^dvaxog'' übrig behalten, den er für seinen Gott in Anspruch nehmen konnte. Der ursprüng- liche Text warf dem Landtag Asiens vor, dass die Provincialen

auch dyvoHv als „insanire" verstanden. Gütige Mittheilung von G. Mc Leane in Cambridge durch Herrn Ropes.

1) Da wir wahrscheinlich gemacht haben, dass nagaßdXXovzaq xzX. eine Interpolation ist, die Eusebius vorfand, und kein Schreibfehler, so darf man sich für die Abhängigkeit des Paris. 450 vom Text des Eusebius nicht auf diese Stelle berufen. Die oben S. 15 hypothetisch vorgetragene Erwägung trittt daher nicht zu. Aber jene Abhängigkeit steht auch sonst fest.

2) An den Kaisercult wird, obgleich der Landtag diesen besonders zu pflegen hatte, nicht /u denken sein; denn neben den „cfeteri dii" erwartet man .luppiter und nicht den Kaiser. Nur wenn man annehmen will, dass au unserer Stelle mehr ausgefallen ist, mag der divus Augustus oder mögen die divi neben Juppiter gestanden haben; s. den Treuschwur der Aritienser vom J. 37, Corp. Inscr. Lat. 11, 172 (bei Hirschfeld. Sitzungsber. d. K. l'reuss. Akad. d. Wissensch. 1888 S. 833 ff. 847 ff.): „Juppiter 0. M. ac divus Augustus ceterique omnes dii immortales". In diesem Fall könnte man sich an Tacit., Annal. IV, 30 erinnern: „Obiecta publice Cyzicenis incuria caeremoniarum divi Augusti .... amisere libertatem".

2. Commentar, 33

in den Zeiten der Erdbeben die Götter überhaupt und den Cultus des Juppiter aeternus vernachlässigen; der Christ Hess die Götter stehen, verwandelte aber den ewigen Juppiter in den „Ewigen" und Hess den Kaiser sagen, dass die Christen diesen verehren und d esshalb von den Provincialen verfolgt würden. Statt tcov TS d^ecöv rmv aXXmv a^eXslre xal rijg ■d^grjaxelag rrjg jisql rov ad^avarov Aia, ixehovg öe^) eXavvere xal Öi(dx8ts, schrieb er: Tcop re O^smv tcov aXXcov aneXelre xal T?jg ^Qrjöxeiag rijg Jtsgl rbv ad^avaxov, ov d^Qi]OxevovTag eXavvsrs xal öicoxere.'^) Inhalt- lich ist so Alles in Ordnung, und das Folgende schliesst sich gut an.

^Yjcsq öe Toiovra>v 7'jöt] xal jroXXol xrX.] Ist das Edict von Pius, so haben wir eine Bestätigung dieser Mittheilung in dem Brief des Hadrian an Minucius Fundanus („Accepi litteras ad me scriptas a decessore tuo Sereno Graniano etc.'*j. Das jioXXoL kann in Hinsicht auf die lange Regierungszeit Hadrian's nicht befremden; das aXXoL xivig der Rec. B ist kaum erträg- lich, da vorher keine Statthalter genannt sind. In Bezug auf das d^siordro) hat V. Schnitze (a. a. 0. S. 136) daran erinnert, dass Pius dieses Epitheton in Bezug auf seinen Vater auch in einem Edict bei Hänel (Cod. Legum p. 106: 0 ^eiorarog jtavjjg fnov) gebraucht hat.

oig xal dveyQa^)s f/rjdev IvoxXilv rolg roiovrocg, h fi?] (oder fi?]68v) (pahoiVTO [tl] jisql Tt]v 'Pco^aicov rjyeiioviav lyx^LQOvvreg] Zu /irjöhv Irox^^tv s. das Gallienus-Edict bei Euseb.^ h. e. VII, 13, wo Eusebius übersetzt hat: xal vfietg rijg dvxijQacpyg rrjg ifirjg TCO TVJtcp XQ^P^f^f^ övvaoü^s, coore ^iriötra vulv (vfioDv) tvoxXstr. Die Bedingung: el firj xrX., ist die echt römische und gut kaiser- liche. Der Ausdruck ?] ^Pcofiaicov r^ye^uovla ist, wie Schnitze mit Recht bemerkt, nicht von der Strasse zu nehmen.^) Zu dem

1) Der Name „Christen" mag an dieser Stelle genannt gewesen sein; sicher ist es nicht (s. 0. S. 16). Das iojq d^avaxov scheint ein christlicher Zusatz zu sein. Es ist vielleicht auch mehr ausgefallen, als oben an- genommen worden ist.

2) Zu elaivexs yMc btivxixi s. Melito bei Euseb., h. e. IV, 20, 5: vvv öiwxExa.L x6 X(öv &eooeßwv yevog xcuvoTg eXavvo/Ltsvov öoyfxaoi xaxa x?jv 'Aalav.

3) „Ich finde ihn", schreibt er a. a. 0. S. 136, z. B. im Monumentum Ancyranum in der Form'Pw,M«/ojv rjye/Lcovia und riyefxovia ö^f^ov'^Paj/jialojv; dafür der lateinische Text: ,, Imperium populi Romani'^ Eusebius selbst schreibt (h. e. VI, 34): rj '^Pojualüjv rjyefiovia.

Texte u. Untersuchungen XIII, 4. 3

^^ Harnack, Das Edict des Antoninus Pius.

folgenden Satz: y.al Sfiol de jisqI tcqv tolovtcov jioXlol iorniarav vgl. das Fragment aus Melito's Apologie, und zu dem ange- schlossenen Relativsatz: olq Örj xal avrr/Qaxpa, xavaxoXovd^cov rfi Tov jtatQoq yvojfir], erinnere man sich der besonderen Pietät, die Antoninus seinem Vater bewahrt hat. Dieser ganze Ab- schnitt erregt im Einzelnen nirgendwo Bedenken. Eine andere Frage ist, ob er es im Ganzen thut; darüber s. das folgende Capitel. Dort wird auch der Schlusssatz des Edicts genau er- örtert werden müssen. Der Kaiser verbietet, den Christen als Atheisten den Criminalprocess zu machen. Das eyxXrjfia be- zieht sich ganz deutlich auf die im Anfang des Rescripts ge- nannte Anklage: cog a&£cor, und auf nichts anderes; vorbehalten bleibt: d //// (paLvoLvro xi jzsqI t)]v Pcofiaicov riyenoviav ijyßt- QOvvTsg. Sprachlich bietet der Satz recht viel Ungewöhnliches. Das zweimal (in Rec. B sogar dreimal) gesetzte xarafp^geiv ist m. W. in dieser Bedeutung im Griechischen nicht gebräuchlich, während das genau entsprechende „deferre" der hier noth- wendige terminus technicus ist. Auch das ,^£jtifXtvoi (pegcov" und der Ausdruck „elg jtQayfiarci (peQStv'' ist fremdartig. Beide sind in der Rec. B ersetzt, aber nicht verbessert; denn dort wird xaracpEQeiv dicht hinter einander in einem doppelten Sinn ge- braucht. In der Phrase: jiQog riva jtQäyj/a xarafpegsiv ist es = „gegen einen einen Process bringen", im Folgenden ist es technisch = deferre (aliquem).

Ich stelle nun die Ergebnisse zusammen. In der ersten Spalte erscheint das Edict in der Gestalt, die es in unserer Unter- suchung gewonnen hat. In die zweite Spalte sind die Sätze gestellt, die wir für christliche Interpolationen halten mussten, die aber schon dem Eusebius vorlagen. In die dritte Spalte habe ich, um eine Übersicht über die ganze Geschichte des Edicts zu ermöglichen, die weiteren Fälschungen und Änderungen gestellt, die der Fälscher B an dem bereits interpolirten Exemplar, das er der KGeschichte des Eusebius entnahm, vorgenommen hat.

2. Commentar. 35

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36 Harnack, Das Edict des Antoninus Pius.

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3. Die Echtheit, geschichtliche Stellung und Aufschrift des Edicts. 37

Übersetzung.

„Ich weiss, dass auch die Götter (selbst) dafür sorgen, dass solche Leute nicht verborgen bleiben; denn sie dürften wohl viel mehr als ihr die bestrafen, welche ihnen die Verehrung ver- weigern. Diese beunruhigt ihr schwer und bestärkt sie in der (götterfeindlichen) Gesinnung, welche sie haben, indem ihr sie als Atheisten anklagt. Es wäre ihnen aber (nur) erwünscht, sich, wenn sie angeklagt werden, den Anschein zu geben, lieber für ihren Privatgott zu sterben als zu leben.

Betreffs der Erdbeben aber, die sich ereignet haben und noch ereignen, ist es angemessen, euch, die ihr verzagt werdet, so oft sie eintreten, erinnernd vorzuhalten, dass ihr während der ganzen Zeit, in der ihr wie wahnsinnig seid, die anderen Götter und auch den Dienst des ewigen Juppiter vernachlässigt, jene (die Christen) aber hetzt und verfolgt.

Betreffs dieser Leute haben bereits auch viele Provincial- statthalter an unseren göttlichen Vater geschrieben, und er ant- wortete ihnen, sie sollten sie in keiner Weise belästigen, sobald offenbar sei, dass sie nichts gegen die römische Herrschaft unter- nehmen. Auch mir haben Viele über sie Bericht erstattet, denen ich ganz im Sinne meines Vaters geantwortet habe.

Sollten aber Etwelche fortfahren, einen jener Leute als solchen (nämlich als Atheisten) vor Gericht zu bringen, so soll der Angeklagte von der Anklage frei gesprochen werden, auch wenn er offenbar ein solcher ist, der Ankläger aber soll bestraft werden."

3. Die Echtheit, geschichtliche Stellung und Aufschrift

des Edicts.

Das vorstehende Ergebniss der Kritik empfiehlt sich zunächst deshalb, weil es fast das gesammte Edict conservirt, nur an zwei Stellen die Annahme einer Interpolation nöthig macht und ausserdem nur eine Stelle retouchirt sein lässt. Dazu kommt, dass die beiden Interpolationen unter sich aufs nächste verwandt sind. Beide ziehen eine offenbar aus christlicher Feder stammende Vergleichung zwischen den Christen und Heiden zu Gunsten der Christen. Die erste sagt, dass die Christen die Oberhand gewinnen, indem sie ihr Leben dahingehen; die zweite behauptet, dass sie z. Z. öffentlicher Calamitäten durch

38

Harnack. Das Edict des Antoninus Pius.

Gottvertrauen gegen die feigen Heiden abstechen. So plump tritt hier die Christlichkeit hervor. Was aber die retouchirte Stelle betrifft, so vrar die Annahme einer Überarbeitung zwingend; denn so wie das Edict bei Eusebius lautet, kann es weder ein Heide noch ein Christ geschrieben haben.

Aber ist das von diesen Zuthaten gereinigte Schriftstück wirklich ein echtes, kaiserliches Edict? Dass das Einzelne kein Bedenken erregt, suchten wir bereits eine genauere Unter- suchung der Aufschrift und des Schlusssatzes vorbehaltend im Commentar zu zeigen. Auch haben wir auf ziemlich deutliche Spuren hingewiesen, die ein lateinisches Original wahrscheinlich machen. Allein damit ist der Aufgabe noch nicht genügt. Es ist nothwendig, das Edict als Ganzes zu betrachten und sowohl die gegen die Echtheit gerichteten Argumente zu entkräften, als den Nachweis zu führen, dass es innerhalb der concreten Ver- hältnisse aus denen es herrührt, wohl verständlich und unan- stössig ist.

Was zunächst die Form betrifft, so wissen wir, dass der Provinciallandtag das Recht hatte, direct ohne Yermittelung des Proconsuls dem Kaiser Petitionen zu übersenden, und dass der Kaiser in solchen Fällen auch direct geantwortet hat. Dem entspricht unser Schriftstück, welches den Proconsul nicht er- wähnt. Die Petition enthielt eine Klage gegen die Christen als Atheisten mit dem Ersuchen, sie aufspüren und den Sacralj^rocess gegen alle einleiten zu lassen. In dem Falle, der dem Schreiben des Hadrian an Minucius Fundanus zu Grunde liegt, scheint sich der Landtag mit derselben Petition an Serenus (Licinius?) Grania- nus, den Proconsul, gewandt und dieser den Kaiser um Instruc- tion ersucht zu haben. Die Antwort erginof daher an den Pro- consul. In unserem Fall aber wird eine directe Petition direct beantwortet. Bei der Beurtheilung des Schriftstücks hat man sich daher gegenwärtig zu halten, dass sie keine richterliche Instruction giebt wie das Schreiben an den Proconsul Minu- cius, sondern den Bescheid auf die Petition einer Körper- schaft, die von der Staatsverwaltung hauptsächlich zu dem Zwecke conservirt wurde, den Staatscultus und mit ihm die Loyalität zu pflegen, jedenfalls richterliche Befugnisse nicht besass.^) Die

1) Eine gewisse Controle über die römischen Beamten sollten die Landtage allerdings ausüben, s. Mommsen, Rom. Gesch. V S. 243.

Die Echtheit, geschichtliche Stellung und Aufschrift des Edicts. 39

Erregung dieses Landtags gegen die Christen und ihren von keiner staatspolitischen Erwägung gezügelten Fanatismus gegen die „Atheisten ^)" hatte schon Hadrian zurückweisen müssen: Er- pressungsversuche durch „preces et adclamationes", Unter- nehmungen, die Richter imd die Polizei hierdurch zu heein- flussen, durften nicht geduldet werden. 2) Nun hatten sie sogar eine directe Eingabe an den Kaiser gemacht, hatten offenbar auf die durch die häufigen Erdbeben herbeigeführten Calamitäten hingewiesen als auf eine Strafe der von den Christen beleidigten Götter und stürmisch nach dem Staatsanwalt und Atheismus- Processen geschrieen. Unser Edict ist die Antwort des Kaisers. Es ist streng disponirt und zerfällt in drei Theile, die sich in trefflicher Folge an einander reihen. In dem ersten Theile bereits wird das Gesuch, alle Christen aufsuchen zu lassen und den Sacralprocess gegen sie einzuleiten^), indirect abgewiesen, resp. der Kaiser bereitet die ausdrückliche Ablehnung der Petition mit drei Argumenten vor: 1) die Götter sorgen selbst dafür, dass ihre Verächter ans Tageslicht gezogen und bestraft werden, 2) die Beunruhigung und Anklage der Atheisten hat nur die Folge, dass sie in ihrer Gesinnung bestärkt werden (pertinacia et obsti- natio), 3) die Verfolgung würde der Ostentation der Christen, ihrem Coquettiren mit dem Todesmuth nur Vorschub leisten. Nach dieser Vorbereitung wendet sich der Kaiser im zweiten

1) Mit dem Rufe „aiQS xovg dd^sovg"' bricht in Smyrna die Christen- hetze aus, der Polycarp zum Opfer gefallen ist (Mart. Polyc. 3), und ,,(xlqs Tovg dd-iovg'' auszurufen, wurde dem Polycarp zugemuthet (1. c. c. 9). Nach seiner Verurtheilung ruft der Pöbel aus: b twv rjfzatagwv &8ü)V xaS-aige- Tr]g, 6 noXXovg öiödaxwv fxrj Q-vsiv fiyjds ttqogxvvhv. Die Datirung des Todes dieses Bischofs auf 155/6, die bereits gesichert schien, ist übrigens in letzter Zeit wieder stark erschüttert worden.

2) S. Paulus Sentent. V, SOa-: „petiturus magistratus vel provinciae sacerdotium si turbam suffragiorum causa conduxerit, servos advocaverit aliamve quam multitudinem conduxerit, convictus ut vis publicae reus in insulam deportatur'^ An diese Stelle soll nur einer gewissen Analogie wegen erinnert werden.

3) Die Petition hat das „conquirere" von den Magistraten verlangt, wie aus dem ersten Satz der kaiserlichen Antwort hervorgeht, resp. sie hat verlangt, dass eine generelle Anklage der Christen seitens der Provinz vom Statthalter entgegengenommen und nach ihr verfahren werde. Über eine Anklage „quasi ex consensu provinciae" s. d. Inschrift von Thorigny (Hir Sehfeld, Sitzungsber. d. K. Pr. Akad. d. Wissensch. 1888 S. 853 n. 90).

40 HaiTiack, Das Edict des Antoninus Pius.

Theil zur Ermahnung: sie selbst haben sich in jenen Tagen der Erdbeben (für die sie die Christen verantwortlich gemacht ^ )), keineswegs musterhaft benommen; feige sind sie gewesen, haben den Kopf verloren und in diesem Zustand sogar ihre höchste Pflicht, für den Cult der Götter zu sorgen, vernachlässigt, da- gegen Christenhetzen in Scene gesetzt. Nun folgt im dritten Theil die positive, ausdrückliche Ablehnung der Petition. Sie ist verhältnissmässig ausführlich eingeleitet durch den Hinweis darauf, dass bereits der kaiserliche Vorgänger in vielen Fällen bei gegebener Gelegenheit das ,.fi7jÖ8P Ivoy^Xtiv'' angeordnet habe in Bezug auf die Christen, natürlich mit der bekannten (elastischen) Restriction: et ,w/} (^aivoivro rc jteQl r^v 'Pwfialojv f/yefxoviav syXiLQOvvTSc. Eben denselben Bescheid habe er selbst bereits oftmals in ähnlichen Fällen ertheilt ganz im Sinne seines Vaters. Hierin ist die positive Antwort gegeben also in der Form eines längst feststehenden, erprobten Grundsatzes. Noch aber erübrigte eine Bestimmung in Bezug auf die Contra- vention; sie scheint etw^as Neues zu sein; denn der Kaiser beruft sich hier nicht auf seine Vorgänger. Sie ist nachdrücklich als richterliche Instruction gefasst, hat aber hier die Bedeutung einer Androhung: wenn trotz der erlassenen Verfügung die Versuche nicht eingestellt werden, den Christen Sacralprocesse wegen Atheismus an den Hals zu werfen, so soll der delatus frei aus- gehen, auch wenn er Atheist ist, der delator aber soll bestraft werden.

Was kann gegen diese Anordnung eingewendet werden? Warum soll sie von einem Christen gefälscht sein?

Man erwidert: die beiden Bestimmungen, welche den eigent- lichen Inhalt des Edicts bilden das fir/öev eroylelv und das Verbot der Anklage der Christen mit hinzugefügter Bedrohung des Delators sind unglaubwürdig, weil sie gegen feststehende Thatsachen, d. h. gegen den bekannten Verlauf der Christen- processe und gegen das Edict des Trajan an Plinius, Verstössen.

1) Es ist ein Zeichen der Echtheit der Urkunde, dass der Kaiser die Christen gegenüber dem Vorwurf, sie seien schuld an den Erdbeben (an der Strafe der Götter), nicht in Schutz nimmt. Dieser Vorwurf ist un- zweifelhaft in der Petition erhoben worden; man begreift sonst nicht, warum der Kaiser auf die Erdbeben eingeht. Seine Behandlung dieses Punktes ist höchst bezeichnend.

3. Die Echtheit, geschichtliche Stellung und Aufschrift des Edicts. 41

Dem gegenüber könnte man sich einfach auf die Echtheit des Schreibens Hadrian's an Minucius Fundanus berufen; aber da die Echtheit dieses Schriftstückes noch keineswegs trotz Momm- sen's Nachweisungen allgemein anerkannt ist, so ist es nöthig, etwas weiter auszuholen. Die Abhandlung Mommsen's wird dabei den Ausgangspunkt bilden.

1) Ein generelles Verbot des Christenthums oder ein Ge- setz, welches das Christsein als todes würdiges Verbrechen be- zeichnete, ist in der ganzen Zeit von Nero bis M. Aurel weder vom Senat, noch viel weniger vom Kaiser jemals erlassen wor- den — aus dem einfachen Grunde, weil die notorische Ableug- nung der Staatsgötter ipso facto ein crimen maiestatis war und deshalb selbstverständlich der entsprechenden Strafe unterlag. Hatte sich also auf Grund einer Reihe wiederholter Fälle heraus- gestellt, dass die Christen bei gegebener Gelegenheit die Staats- götter regelmässig ableugnen und dabei mit pertinacia et in- flexibilis obstinatio verharren und das war beim Übergang des 1. zum 2. Jahrhundert notorisch , so war damit das nomen Christianum als ein todeswürdiges Verbrechen offenbar geworden.

2) Das Schreiben des Trajan an Plinius hat weder seiner Form noch seinem Inhalt nach die Bedeutung eines Gesetzes und kann sie gar nicht haben. Es setzt, ebenso wie die An- frage des Plinius, die Geltung dessen voraus, was sub 1) fest- gestellt worden ist, und beantwortet auf diesem Boden folgende Fragen des Plinius: a) ob dem reuigen Christen Verzeihung ge- währt werden soll, oder ob auch der der Capitalstrafe unterliegt, der je einmal Christ gewesen ist; b) ob das „nomen ipsum" be- straft werden soll, auch wenn im Process dem Verklagten keine flagitia nachgewiesen werden können, oder ob nur die „flagitia cohaerentia nominr' der Bestrafung unterliegen.^) In gewissem Sinne bilden beide Fragen nur eine einzige, nämlich die: soll in allen Fällen der Majestätsprocess, also das Criminalverfahren, gegen die Christen in Anwendung kommen, oder soll man sich mit der polizeilichen Coercition begnügen und nur in Fällen nachgewiesener „flagitia"' das war selbstverständlich

1) Die 3. (1.) Frage des Plinius; „sitne aliquod discrimen aetatum an quamlibet teneri nihil a robustioribus diti'erant" hat der Kaiser zu beant- worten unterlassen.

42

Harnack, Das Edict des Antoninus Pius.

criminell vorgehen. Im ersteren Falle war das ^conquirere*' ebenso geboten wie der Nachweis besonderer „flagitia'- über- flüssig und die, sei es auch glaubwürdige, Behauptung des An- geklagten, er sei nicht mehr Christ, unerheblich; denn das crimen maiestatis war ja an sich das höchste Vergehen und, einmal begangen, war es nicht wieder gut zu machen. Im letzteren Fall war von dem „conquirere" abzusehen; das Verfahren hatte sich auf Repressivmassregeln in allen Abstufungen zu be- schränken — unter Umständen hatte natürlich auch die Todes- strafe einzutreten , ein Criminalprocess war erst anzustrengen, wenn die polizeiliche Untersuchung auf „flagitia" stiess, und die venia ex paenitentia war, wo jene fehlten, selbstverständlich; denn der Betreffende war kein gefährliches Subject mehr. Plinius, der im Laufe der Untersuchungen sich davon überzeugt hatte, dass der Criminalprocess nicht in allen Fällen am Platze sei, fürchtete, wie sein Brief zeigt, der Kaiser werde sich doch für ihn generell entscheiden und demgemäss anordnen, dass er in allen Fällen rücksichtslos anzuwenden sei.

Die Entscheidung des Kaisers bezeichnet einen Mittelweg. Auf einen solchen deuten auch die Worte : „neque enim in Universum aliquid, quod quasi certam formam habeat, constitui potest". Generelle Anstrengung von Criminalprocessen wird abgelehnt in den Worten: „conquirendi non sunt," sowie in der Bestimmung, dass „venia ex paenitentia" gewährt wer- den solle und zwar in allen Fällen, selbst in dem, dass der Verklagte „quam vis suspectus" gewesen ist. Somit hat die polizeiliche Coercition einzutreten; aber dieser giebt der Kaiser eine Richtlinie, die sie von dem Majestätspro- cess f actisch wenig unterscheidet; denn der Richter wird instruirt, Klagen (die Denuntiation) anzunehmen, ferner im Falle einer ordentlichen (nicht anonymen) Denuntiation nicht den Nach- weis besonderer flagitia zu verlangen, sondern die beharrliche Verweigerung der Verehrung der Staatsgötter (als Majestätsver- brechen) zu bestrafen.

Ein complexer Zustand war damit geschaffen: im Obersatz waren Bestimmungen getroffen , welche die Criminalität des Christenthums aufzuheben schienen; im Untersatz war sie bei- behalten! Recht eigentlich eineKautsclmkverordnungl Mit Recht haben die Christen in dem „conquirendi non sunt" und der

3. Die Echtheit, geschichtliche Stellung und Aufschrift des Edicts. 43

„venia ex paenitentia" eine Art von Toleranz erblickt; aber eben- falls mit Recht haben sie die Klage erhoben, dass über ihnen eine lex sibi ipsi contraria schwebe; denn sobald ein Verfahren gegen sie in Scene gesetzt werde, würde ihr „nomen", als in- volvire es in sich schon das crimen laesae maiestatis, bestraft, ohne dass ihnen die Möglichkeit gelassen sei, ihre Schuldlosig- keit in concreto zu erweisen.

Der Widerspruch war nur in den Augen der passiv Be- theiligten ein Widerspruch; die Magistrate empfanden ihn so nicht. Für sie bezeichnete die Verfügung lediglich die An- weisung zu relativer Milde. Waren die Christen als solche Ab- leugner der Staatsgötter (Verächter des Kaisercultus!), so stand ihre Criminalität fest; verfügte der Kaiser trotzdem das ,,con- quirendi non sunt", so war offenbar, dass er Christenprocesse nicht wünschte, und dass sich die Magistrate darnach zu richten hatten. 1) Ausserdem gab ihnen der Hinweis auf die „venia ex paenitentia" die Richtung, in der sie im Process selbst auf den Angeklagten einzuwirken hatten: er war mit allen Mitteln in seinem und in des Staates Interesse zum W^iderruf zu bewegen.

Der unsichere, ich möchte sagen der ungeklärte Punkt in dieser Anordnung war die Klageerhebung. In ruhigen Zeiten, wenn die Christen in den Provinzen nicht die Aufmerksamkeit ihrer heidnischen Landsleute erregten und ihren Fanatismus nicht wachriefen, waren keine Anklagen zu gewärtigen. Aber wie, wenn der religiöse Fanatismus sich erhob oder der Provinciale seinen christlichen Nachbar, dem er vielleicht auch aus privaten Gründen übel wollte, als Christen verklagte? Offenbar konnte von hier aus die kaiserliche Absicht, die Christenprocesse in die Hände der Polizei zu beschliessen und zugleich zu erschweren, durchkreuzt werden. Hier war eine Lücke, die um so empfind- licher erscheinen musste, je energischer die trefflichen Kaiser des 2. Jahrh. den Kampf gegen die calumnia und Denuntiation aufnahmen; hier ist daher auch die Stelle, wo die Verfügungen, die unter dem Namen des Hadrian und Antoninus auf uns ge-

1) Anders lag natürlich die Sache im Militär obschon auch hier häufig ein Auge zugedrückt worden sein muss und in der Stadt Rom, zumal wenn es sich um Personen handelte, die durch Amt und Stand zum Patriotismus verpflichtet waren.

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Harnack, Das Edict des Antoninus Pius.

kommen sind, einsetzen, von wo sie daher auch verstanden wer- den müssen. Bevor wir aber auf sie eingehen, ist festzustellen,

3) dass die christlichen, völlig unverdächtigen Quellen, die wir in den Apologien besitzen, darüber keinen Zweifel lassen, dass in der ganzen Zeit von Trajan bis M. Aurel die Christen- processe, so oft sie [selten genug] in Scene gesetzt wurden, regel- mässig so verliefen, dass der Beklagte sich nur darüber zu äussern hatte, ob er Christ sei und dabei verharre, oder ob er die Staats- götter verehren wolle. Edicte, in denen ein anderes Verfahren angeordnet wird, d.h. welche den Magistraten förmlich das Recht nehmen, gegen die Christen als Christen einzuschreiten, könn- ten daher schwerlich echt sein; Edicte, die es unverständlich machen, wie die Christen noch immer behaupten, ihr „nomen" sei das Verbrechen, unterlägen begründeten Bedenken.

In Bezug auf das Hadrian-Edict sagt Mommsen: „Aus- gesprochen hat die Rechtsgleichheit der Christen einzig derjenige Kaiser, der wie kein anderer modern und kühl gedacht und von der Verehrung wie von dem Banne der Vergangenheit sich gelöst hat, der Kaiser Hadrianus: indem er in seinem be- rühmten Erlasse an den Statthalter von Asien anordnete, dass der Christ nur wegen des ihm zur Last gelegten nicht religiösen Verbrechens zur Rechenschaft gezogen werden dürfe und den falschen Ankläger auch in diesem Falle unnach- sichtlich die gesetzliche Strafe treffe^), gab er den Christen- glauben geradezu frei."

Wäre dies wirklich der Inhalt des Hadrian-Edicts, resp. wäre diese Fassung Mommsen's zu pressen, so dürfte man nicht an- stehen, das Edict für unecht zu erklären; denn es würde gegen das Verstössen, was sub 3) festgestellt ist. Allein weder ist von einem Frei-Geben des Christenthums im Edict die Rede 2), noch von der Rechtsgleichheit der Christen im Allgemeinen 3), noch endlich ist der Satz, dass der Christ nur wegen des ihm zur

1) Hierzu die Anmerkung a. a. 0. S. 420: „Anders kann das Rescript an Minucius Fundanus nicht gefasst werden, dessen grundlose Verdächtigung der beste Beweis ist, wie wenig sich die Neuern in den Standpunkt der römischen Regierung dem Christenthum gegenüber zu finden vermögen''.

2) Das einschränkende Wörtchen „geradezu" in Mommsen's Erklä- rung ist wohl zu beachten.

3) Die polizeiliche Stellung der Christen wird durch sie nicht betroffen.

3. Die Echtheit, geschichtliche Stellung und Aufschrift des Edicts. 45

Last gelegten nicht religiösen Verbrechens zu bestrafen sei, ganz genau. Die concrete Situation ist bestimmter ins Auge zu fassen: die asiatischen Provincialen haben durch stürmische und wiederholte Petitionen den Statthalter aufgefordert, gegen die Christen einzuschreiten wir dürfen bestimmt annehmen als gegen Atheisten. Der Statthalter, unsicher gemacht durch die Aufregung in der Provinz, berichtet an den Kaiser. Dieser rescribirt, den Provincialen solle der Weg der Accusation so wenig wie bisher verschränkt werden; aber hier ist nun der Unterschied dass das nomen Christianum ipsum ein Verbrechen bedeute, soll nicht als crimineller, sondern als polizeilicher Grundsatz gehandhabt werden, d. h. (die Magistrate können von sich aus und sollen, wo es ihnen im Interesse des Staates nöthig erscheint, selbstverständlich wie bisher die Christen als Christen bestrafen, aber) gegenüber den Provincialen, falls dieselben den Accusationsprocess gegen die Christen anstrengen, soll die Regel gelten, dass sie beweisen müssen „adversum leges quidquam [man beachte den allgemeinen Ausdruck, der das Religionsverbrechen keineswegs bestimmt aus- schliesst] agere memoratos homines" und dass sie bei falscher An- klage Strafe zu gewärtigen haben.

Durch diese Anordnung und nur durch sie behält der Staat die Leitung der Christenprocesse wirklich in der Hand; im anderen Fall nützt das „conquirendi non sunt" Trajan's nichts; denn es kann jeden Augenblick durch gehäufte Anklagen der Christen lediglich als Christen seitens einer fanatischen Menge factisch umgangen werden, und der Richter wäre verpflichtet ge- wesen, diesen Anklagen einfach Folge zu geben. Der wirkliche Zustand muss dieser Anordnung entsprochen haben. Man be- greift die Spärlich keit der Christenprocesse nicht, wenn man nicht annimmt, dass die Anklage den Privatpersonen sehr häufig

nicht regelmässig und überall ausserordentlich erschwert war. Andererseits war dabei die Stimmung der Christen, sie seien vogelfrei, doch durchaus gerechtfertigt: beliebigen Privatpersonen

ihren Nachbarn und den Leuten der Strasse gegenüber waren sie es gewiss nicht immer; aber den Magistraten gegen- über waren sie es; diese konnten erstlich, so oft sie es vom po- lizeilichen Standpunkt aus im Interesse der Provinz oder Stadt für nöthig hielten, gegen sie als Christen einschreiten, und sie

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Harnack, Das Eclict des Antoninus Pius.

konnten zweitens den Accusationsprocess erleichtern oder er- schweren, sowohl indem sie die Anklagen selbst beförderten oder zurückdrängten, als auch durch ihre Forderungen in Bezug auf den Beweis. Das „adversum leges quidquam agere'' sollte vom Kläger in Bezug auf den Beklagten bewiesen werden. Nun, der Kläger wird sich dreimal besonnen haben, einen Christenprocess in Scene zu setzen, w^enn er selbst die Anklage auf calumnia zu gewärtigen hatte. Und wie drohend schwebte diese über ihm, sobald z. B. der Richter das religiöse Verbrechen als solches nicht gelten liess! Man wird gegen diese Darstellung einwenden, erstens dass im Hadrian-Edict das fortbestehende, unumschränkte Recht und die Pflicht der Richter zur Coercition der Christen nicht zum Ausdruck gekommen sei, zweitens dass wir Christen- processe nicht kennen, in denen der Beweis, dass die Christen „adversum leges quidquam egerunt", vom Kläger verlangt worden sei. Der erste Einwurf erledigt sich durch die Erwägung, dass jenes Recht kein Gesetz eines einzelnen Kaisers hatte dieses Recht, d. h. diese Pflicht, geschaö'en, kein Gesetz konnte sie aufheben so selbstverständlich war, dass es nicht aus- gesprochen zu werden brauchte, und dass in dem Edict nichts steht, was ihm zuwider läuft. Die Anordnung des Kaisers, welche den Accusationsprocess einschränkt, entspricht nur dem all- gemeinen Zuge der Rechtspflege und Verwaltung, diesen Process immer mehr durch das richterliche Inquisitions verfahren und die magistratische Coercition zu verdrängen. Der zweite Einwurf verliert sein Gewicht, wenn man bedenkt, 1) dass Hadrian's Er- lass eine Verordnung für eine bestimmte Situation enthält, 2) dass Niemand ein Interesse hatte, über eingestellte Christenprocesse zu berichten doch besitzen wir Beispiele in Lucian's .,Pere- grinus Proteus" und in Tertullian's Schrift ad Scapulam ^) .

1) Tertull. ad Scap. 4: ... Asper (praeses), qui modice vexatum ho- minern et statim deiectum nee sacrificium compulit facere, ante professus inter advocatos et assessores dolere se incidisse in hanc causam. Pudens (praeses) etiam missum ad se Christianum in elogio concussione eins intellecta dimisit, scisso eodem elogio, sine accusatore negans se audi- turum hominem secundum naandatum. In dem Klagefall, den Justin, Apol. II, 2 erzählt, hat die Matrone von Antoninus Pius einen Aufschub ihres Processes erlangt und zugleich das Recht, sich ordentlich zu ver- theidigen. Der Kläger, ihr eigener Mann, sah darin seine Absichten bereits durchkreuzt.

3. Die Echtheit, geschichtliche Stellung und Aufschrift des Edicts. 47

3) dass die Processe, wenn der Richter ihre Hintertreibung wünschte, gewöhnlich schon in der Vorverhandlung ge- scheitert sein werden. Auch darf man nie vergessen, dass es ganz dem Ermessen des Richters anheimgegeben war, ob er im Accusationsprocess die Opferprobe vornehmen Hess, und ob er nicht schon in der Verweigerung der Anbetung der Staatsgötter an sich jenes „adversum leges agere" gegeben fand, dessen Nach- weis Hadrian verlangt hatte. ^) Einem armen Schlucker in der Provinz gegenüber mochte das noch nicht ausreichen und der Richter liess ihn trotz seines „Atheismus" laufen; eine Standes- person in Rom aber war gewiss damit bereits des stärksten Ver- stosses gegen die Gesetze (maiestas) schuldig, und es musste der Majestätsprocess eröffnet werden.

Dass die Anklage gegen die Christen erschwert war, dafür sind aber das Hadrian-Edict und unser antoninisches Edict nicht die einzigen Zeugen. Melito (bei Euseb., h. e. IV, 26, 5) setzt voraus, dass die Gesetze gegen die Calumniatoren , wie sie seit Nerva (speciell in Bezug auf die Gottesleugner) ergangen waren (Dio Cassius 68, 1; M. Aurel, Vita 11, 1. 2), sich auch auf die frivolen Ankläger der Christen bezogen haben, und beklagt es, dass diese Anwendung jetzt nicht mehr gelten solle. Tertullian legt (Apol. 5) dem Tiberius und M. Aurel solche Verfügungen bei (der falsche Name des Tiberius thut nichts zur Sache); in dem Apolloniusprocess wird der Ankläger bestraft (Euseb., h. e. V, 21, 3). Diesen Berichten muss doch etwas Thatsächliches entsprochen haben. 2)

1) Der Spielraum der Magistrate blieb nach wie vor ausserordentlich gross; s. Tertull. an den Statthalter Scapula 4: „Potes et officio iurisdictionis tuae fungi et humanitatis meminisse". Dabei sind solche Fälle noch nicht berücksichtigt, wie (1. c): ,,Cincius Severus (praeses) Thysdri ipse dedit re- medium, quomodo responderent Christiani, ut dimitti possent; Vespronius Candidus (praeses) Christianum quasi tumultuosis civibus suis satis facere dimisit''.

2) Prof. Mommsen, dem ich dies; Stellen vorlegte, schrieb mir am 2. Dec. 1894 Folgendes: ,,Die Delation, d. h. die Ahndung des gegen den Staat begangenen Verbrechens oder Vergehens in Form der von einem Privaten angestrengten Klage (vgl. meinen Abriss des Rom. Staatsrechts S. 244) ist das rechtliche Fundament des Strafrechts der späteren Republik und der Kaiserzeit und der Anlage nach nicht bloss Bürgerrecht, sondern bis zu einem gewissen Grade Bürgerpflicht. Als dann im Lauf der Kaiser-

48 Harnack, Das Edict des Antoninus Pius.

Nach dem Ausgeführten können die Bestimmungen im Hadrian-Edict („ne et innoxii perturbentur et calumniatoribus

zeit allmähUch das Inquisitionsverfahren den republikanischen Accusations- process zurück- und schliesslich verdrängte, verwandelte sich die Klage- erhebung in die Denuntiat ion, wobei indess die für jene geltenden Normen wesentlicb auch auf diese Anwendung finden.

Der Accusationsprocess gehört zu den Heilmitteln, die ungefähr ebenso schlimm sind wie die Krankheit. Es wurde also noth wendig, dem Miss- brauch der Accusation und später der Denuntiation nach iSIöglichkeit zu steuern. Diese Einschränkungen sind dreierlei:

1. Bestrafung der wissentlich falschen Anklage, resp. Anzeige, der calumnia. Diese ist so alt, wie der Accusationsprocess selbst.

2. Ausschliessung gewisser Personen von der Accusation, resp. der Denuntiation. Die wichtigste Kategorie bilden die Sklaven. Diese waren von dem Accusationsprocess von Rechtswegen ausgeschlossen, da der Sklave kein Klagerecht hat. Bei dem Inquisitionsverfahren stellte sich früh die Beschränkung ein, dass Anzeige der Sklaven gegen den Herrn nicht oder doch nur in Ausnahmefällen statthaft ist. Regelmässig wird dies verschärft durch Bestrafung des eine solche Anzeige machenden Sklaven.

3. Ausschliessung gewisser Vergehen und Verbrechen von der Dela- tion, so dass deren Verfolgung nur dann stattfindet, wenn sie dem Ma- gistrat im Lauf seiner Amtsführung zur Kenntniss kommen. Dahin gehören vornehmlich die fiscalischen Contraventionen, z. B. die Zolldefraudatiou; auf diese zunächst bezieht sich der juristische Begriff der unzulässigen de- latio; der Administrativbeamte kann in diesem Fall entweder im Wege der Administrationsjurisdiction oder auch bei dem Prätor klagen, aber Anzeigen nimmt die Behörde nicht an.

Demnach lässt sich das Verfahren gegen die Christen wohl verstehen. Ableugnung der Staatsgötter ist nach meiner und ich denke auch nach Ihrer Auffassung crimen maiestatis und unterlag im Allgemeinen der ent- sprechenden Denuntiation. Eine Ausnahme hiervon machte, wenn unsere Überlieferung correct ist, Nerva, insofern er den Gottesleugner (denn dies ist die doißtia und der Judenglaube des Nicht-Judeni zu denunciren unter- sagte. Straffrei war er darum nicht; der Christ, dem von Amtswegen der p]id auf die Staatsgötter abgefordert wurde und der ihn verweigerte, verfiel damit dem Gesetz.

Die allgemeine Praxis der Herrscher, die die Christen nicht verfolgten, ging nicht so weit, die Anzeigen zu verbieten [doch s. über Pius unten Anmerk. d. Verf.], aber sie begünstigten sie nicht und verfuhren also prak- tisch ungefähr ebenso; dies wird der Zustand unter Hadrian und Pius ge- wesen sein, wie Melito ihn schildert. Die Verschärfung, über die derselbe klagt, dürfte wesentlich in Einschärfung der Anzeige- Annahmen bestanden haben. Charakteristisch ist es. dass diese in der senatorischen Provinz Asien durch Senatsbeschlüsse veranlasst waren; die öiaTäyunra werden

3. Die Echtheit, geschichtliche Stellung und Aufschrift des Edicts. 49

iatrqcinandi tribuatur occasio" . . . „si evidenter provinciales huic petitioni suae adesse valent adversum Christianos, ut pro tribu- nali eos in aliquo arguant, hoc eis exsequi non prohibeo" . . . ,,si quis accusat et probat adversum leges quidquam agere me- ruoratos homines, pro merito peccatorum etiam snpplicia statues. illud mehercule magnopere curabis, ut si quis calumniae gratia quemquam horum postulaverit reum, in liunc pro sui nequitia suppliciis severioribus vindices") und die Verordnung in unserem Edict (firjöhv spoyj.slv Tolg roiovTOtg, ei ^rj (paivoivro tl jzsqI rijv P(D{.ialmv ?]ysfi0JHav lyyeiQOvvTsg) niclit befremden. Dagegen geht allerdings die letzte Bestimmung in unserem Edict noch um einen Schritt über das Hadrian-Edict hinaus. Dieses lässt die begründete Klage frei (ob der Religionsfrevel ausgeschlossen ist von der Klage, wird nicht ganz deutlich; jedenfalls ging Hadrian's- Tendenz in dieser Richtung) und bestraft nur die calumnia; jenes scheint zwischen begründeter und calumniöser Klage in Bezug auf die Christen keinen Unterschied zu machen

nicht kaiserliche sein, sondern proconsularische, die jene Beschlüsse publi- <:;irten und specialisirten ; dagegen wird die Hülfe des Kaisers angerufen {el fisv oov xsXsvaavToq zavxa Ti^dzTEzai, eaxco xa?.wg yivo/usvov). Hiervon abgesehen ist durch positive Gesetzgebung den Christen wohl nur insofern Hülfe zu Theil geworden, dass (nach 1) die Strafe der calumnia verschärft, <^ie Gefahr für den Ankläger, resp. den Denuntianten gesteigert und dadurch ■die Menge der Anzeigen gemindert wurde. Man wende nicht ein, dass dadurch der begründeten Anklage nicht gewehrt war; auch eine solche vorzubringen scheute man sich um so mehr, je schwerer das erkennende Gericht gegen den abgewiesenen Ankläger verfuhr. In diese Kategorie kann man den Bericht über Tiberius bringen, der freilich anderweitig unglaub- würdig erscheint, und gehört sicher der Erlass Hadrian's, der die supplicia severiora dem Calumnianten in Aussicht stellt, sowie was wir über Marcus erfahren. Der Biograph sagt es geradezu, dass er die falsi delatores be- straft wissen wollte, und nichts Anderes sagt Tertullian. Dass die Christen bestraft werden sollen, spricht er ebenso bestimmt aus, als dass die Strafe auch die accusatores trifft, ja dass diese schwerer bestraft werden als die Christen. Wenn unter den accusatores diejenigen verstanden werden, die ihre Klage nicht durchführen, so tragen wir sicher in die Stelle nur hinein, was sich von selbst versteht, obwohl zuzugeben ist, dass Tertullian in seiner Advocatenmanier das abschwächende „falsi" absichtlich unterdrückt hat, kräftigerer Antithese wegen. Soweit wäre Alles in Ordnung. Aber ich muss dabei bleiben, dass Eusebius' Darstellung (in Bezug auf Apollonius) nicht correct ist usw."

Texte u. Untersuchungen XIII, 4. 4

5Q Harnack, Das Edict des Antoninus Pius.

und beide zu verbieten. Allein zunächst ist das „et ^t] (paivoivro TL JtSQL Trjv 'PcoiiaicDV riysfioviav kyxsiQOvvTeg'' zu beachten; die Klage bleibt natürlich unbeschränkt, wenn das Imperium bedroht ist. Ausserdem aber darf nicht übersehen werden, dass nicht schlechthin jede Delation der Christen verboten wird, sondern wie das emphatisch wiederholte „cog rotovrog^^ (roLovrog cQv) deutlich macht, die Delation in Bezug auf Atheismus. Nur das ,,a&£og^' kann gemeint sein. Dieses allein entspricht dem „cog d&ecov yMrr/yoQOvvTeg^'' im Anfang des Schreibens und ist unter dem .,8yxX7]fia^^ zu verstehen: Der Kaiser verbietet den erregten Provincialen Asiens (nicht allen Unterthanen im Reiche) generell, den Atheismus-Process gegen die Christen anzustrengen.^) Nicht weniger, aber auch nicht mehr besagt das Edict. 2) Augenscheinlich beurtheilte der Kaiser die augenblickliche Situation in Asien so, dass er in den stür- mischen Anklagen gegen die Christen auf Atheismus eine Gefahr für die Ruhe der Provinzen erkannte. Eben deshalb unter- drückte er sie gänzlich, indem er den Delatoren die Strafe der Calumniatoren nur diese kann gemeint sein androhte. Er hat damit nur wesentlich dasselbe angeordnet, was nach Dio Cassius 68, 1 schon Nerva befohlen hatte: y.al o Nsgovag rovg XQLVOftsvovg Iji cüsßeicc c((pfjxe xal rovg g^svyovrag xar-

1) Antoninus Pius war selbst einmal Proconsul in Asien gewesen, kannte also den Charakter der Provincialen aus eigener Anschauung; Ca- pitol. Vita 3.

2) Es ist vielleicht nicht gleichgiltig, dass in dem Process gegen Po- lykarp von Smyrna einem der Christenprocesse des 2 Jahrh., die wir am genauesten kennen die Zumuthung, die Götterbilder zu verehren, nicht gestellt wird, sondern nur der Kaisercult in Betracht kommt. [Das „aiQS zovq dd-eovg'^ das er sprechen soll, ist eine Concession, die der Pro- consul der Volkswuth macht). C. 8: „t/ yaQ xaxov iözi elnelv' Kvqioq KaTauQ, xul tnid^voai. C. 9 (der Proconsul spricht): öi^iodov ztjv Kaloagog

TV'/jjv, ßezavörjGov, elnov aiQS zovg dd-eovg ofiooov, xal dnoXiaü)

oe. C. 10 (ders.): "Ojuogov zi]V Kalaagog zvy^riv''. Da Polykarp dies ver- weigert, erklärt der Proconsul die Form ist charakteristisch '^s. das Trajan-Edict): UokvxaQitog a>jno?.6y)]a£v havxov XQioziavov slvai. L'bri- gens ist Polykarp nicht das Opfer einer Accusation (Denuntiation) gewor- den, sondern der Proconsul, allerdings gedrängt vom Fanatismus der Menge, hat ihn aufsuchen lassen und zur Rechenschaft gezogen. Polykarp ist also der Sicherheitspolizei zum Opfer gefallen. Diese Erkenntniss ist von Wichtic'keit.

I

3. Die Echtheit, geschichtliche Stellung und Aufschrift des Edicts. 51

rjyays, rovg xs öovXovg xal rovg £^8X8x^{)8()ovg roic rolg ösojto- raig 0(pa)V ejiißovXevöavrag jidvrag ajttxzstve' Tcal rolg fihv TOtovTOig ovo aXXo n eyxXr/f/a sjiupeQSLv em rovg ösöjtozag £g)7jxe, TOlg öh ö?) aXXoig ovx dasßelag ovre 'lovöa'Cxov ßlov xaratTLaö^al xivag övvsxco Q^os.

Die bekannte gefährliche Neigung der Griechen ein Zeichen ihrer Schwäche , Atheismusprocesse anzustrengen, entsprach dem Zuge der römischen Criminalpolitik längst nicht mehr. Wenn der Kaiser ihnen dies Handwerk legte und auch die Christenfrage nicht ausnahm, hielt er die Richtlinie inne, die seine Vorgänger vorgezeichnet hatten. Auf die polizeilichen Massregeln, die die Magistrate gegen die Christen in Anwendung zu bringen haben, bezieht sich das Schreiben schlechterdings nicht; sie bleiben gänzlich unberührt, und deshalb ist auch nichts an der allgemeinen Lage der Christen gegenüber der Staats- polizei geändert. Somit ist von hier aus die Echtheit des Edicts m. E. nicht zu beanstanden.^) Dieselbe empfängt aber noch eine starke Stütze aus den Fragmenten der Melito-Apologie, die in der zweiten Hälfte der Regierungszeit M. Aurel's verfasst worden ist. Erstlich geht aus ihnen hervor, dass bis vor Kurzem die Lage der Christen in der Provinz Asien längere Zeit hindurch eine besonders befriedigende gewesen sein muss; Melito kann sogar schreiben: xo yccQ ovös Jicojtoxs ysvofisvov^ vvv ölco- xsxat xo xcov ß^eoosßcov yivog xaivolg eXavv6y.Bvov öoynaöt xaxd xrjv jiolav. Der bisherige Zustand war also der gewesen, dass keine oder so gut wie keine Accusationsprocesse vor- gekommen waren, d. h. dass die Behörde Anzeigen nicht annahm, die deshalb wohl auch unterblieben waren. Aber die „neuen Verordnungen" wie Mommsen (s. o.) annimmt, proconsula- rische, auf senatorischen Verfügungen beruhende hatten die Accusation entfesselt. Das besagen die Worte: ol ydg dvaiöüg övxocpdvxat xaLs:mv dXXoxQicov kgacxaV^) xf)v ex xcöv diaxay-

1) Man beachte, dass der Absatz von '^YnhQ 6h zolovzwv bis yviä^i^ das enthält, was der Kaiser den Statthaltern (Richtern) zu sagen hatte und gesagt hat, der letzte Abschnitt sich dagegen an die klage- lustigen Provincialen richtet.

2) Für die richtige Erklärung des dlXozQiBniGxonoq 1 Pet. 4, 15

(s. Crem er, Wörterbuch 8. Aufl. S. 890, Zell er, Sitzungsber. d. K. Pr.

4*

52

Harnack, Das Edict des Antoniniis Pius.

lUiTOJV lyovTEQ dg^oQfif/v (pavsQOjg hprtvovOL, vvy,T(DQ y.di ,w£^- ijpttQav ÖiaQjtd^ovTsg rovg fiyöev ddixovvzag. Der Zustand vor den „neuen Verordnungen" hat also der Situation entsprochen, wie wir sie uns als Folge unseres Edictes zu denken haben. Wodurch der Wechsel in der inneren Politik herbeigeführt worden ist, wissen wir nicht; a.ber wir wissen aus anderen Quellen, dass Marcus auch in anderen Provinzen gegen die Christen vorge- schritten ist, d. h. die Anzeige-Annahme eingeschärft und die Magistrate an ihre Pflicht erinnert hat. Zweitens behauptet Melito in seiner Eingabe, dass frühere Kaiser, und zwar die ..jtQoyovot'' des Marcus, „unsere Philosophie" jiqoq ralg a/,Zaic ^QrjOXHaLq geehrt hätten [£Tifi?]öav)', gemeint können nur Hadrian und Pius sein, und mag man auch festhalten, dass Melito sich in dem ganzen Abschnitt gewisser Übertreibungen schuldig macht, so muss doch jene Behauptung irgendwie begründet sein. Welche Begründung aber liegt näher als die, die aus unserem Edicte zu ersehen ist, welches den Provincialen die Anklage der Christen auf Atheismus untersagte? Das konnte wirklich als eine ,.Ehrung"' von den Christen gedeutet werden, indem sie es positiv wandten: unsere ,,d^QrjO'/,da^^ ist damit als eine ,,{)^QrjOxsia^^ anerkannt wor- den I Drittens beruft sich Melito ausdrücklich nicht nur im All- gemeinen auf viele Edicte Hadrian's und Pius' {jio/./M7cig jtoV/.olg. s. die frappante Parallele in unserem Edict) in dieser Angelegen- heit und speciell auf das Hadrian-Edict, sondern er zählt auch einzeln einige Pius-Edicte auf: o de jcariiQ oov xal oov ra ovfi- jtavxa ÖLOixovvTog avxoj. zalg jioIböl jteQi rov fi?]68V J'tro- TtQL^eiv jregl rj^cor r/Qaii'tv, ev oig xcu jzqoq AaQLOOaiovg y.di jTQog O^ooalovixeTg xal 'u4&7/valovg xal JzQog Jiävrag EXhp'ag. W enn er als Inhalt dieser Edicte des Pius ,.to fi?/Ö8v i'ScoTSQiCeiv jt8Ql ii^cov'^ angiebt, so darf man das nicht durch ..Neuerungen machen", sondern muss es durch „tumultuiren" übersetzen; es ist dasselbe, was Hadrian im Rescript „perturbare", Pius in unserem Schreiben durch T(iQay))v sfißdXlHv ausdrückt. Die einzeln genannten Edicte des Pius für christliche Fälschungen zu er- klären, wäre ein thörichter Gewaltstreich. Hat Pius aber trotz der Hadrian-Edicte noch solche Verfücrunoen erlassen, so erklärt

Akad. 1S03 S. 129 ff. i ist unsere Stelle (man beachte das ovxocfävzai) nicht

ohne Bedeutung.

3. Die Echtheit, geschichtliche Stellung und Aufschrift des Edicts. 53

keine Annahme ihr Motiv besser als die, welche sich aus einer Vero-leichuno' unseres Edicts mit dem Hadrian-Schreiben an Minu- cius von selbst ergiebt, nämlich dass Hadrian noch nicht den Provincialen jede Klage auf Atheismus ausdrücklich untersagt und die Übertretung dieser Anordnung ohne Weiteres unter Strafe gestellt hatte, obgleich seine Tendenz bereits darauf ging, den Religionsfrevel von den Christenprocessen auszuschliessen. Allein die Mittheilung des Melito scheint doch eine nicht geringe Schwierigkeit zu bieten. Er führt Edicte von Pius an die Land- tage der Larissäer, Thessalonicher, Athener (warum das jcqoc, hier fehlt, ist nicht ersichtlich) einzeln an und beschliesst die Auf- zählung mit den Worten: Tcal jiQoq Jiavxaq Elh]vaQ,. Das Edict an das Koivov ttjc, 'Aoiag^ unser Edict, ist nicht genannt! Ist das nicht seiner Echtheit tödtlich? Oder steckt, unser Edict in den Worten „Jtgdg jtavrag 'E?.lr]vag^^? Allein dieser Ausdruck ist entweder gleich einem „et cetera" so hat ihn Rufin ver- standen — und geht dann w^ohl auf andere Landtage in Griechen- land, schwerlich auf den Landtag der Provinz, in der Melito schrieb, oder er bezeichnet das Kotvov der Achäer ^). In beiden

1) An und für sich kann der Ausdruck „n^ög 7idvTag^'E?.Xr]vag" vier- fach verschieden verstanden ;sverden. Man kann 1) an die ,, Panhell enen" zu Athen denken, die Hadrian gestiftet hat; aber diese waren keine poli- tische Körperschaft auch nicht in dein beschränkten Sinne, in dem es die Landtage waren , sondern bildeten eine Art „Schützenfest"; auch wäre es sehr auffallend, dass sie neben Athen besonders genannt sind. 2) könnte man versuchen „zfjg liolag'' zu suppliren; allein das wäre ein Gewaltstreich, da sich nicht nachweisen lässt, dass sich der Landtag Asiens selbstbewusst ,,nävz£g"E).Xriveg"' je genannt hat. 3) Kann man die Worte als ohne specielle Beziehung deuten. So hat sie Rufin verstanden, wenn er übersetzt: „Omnibus quidem generaliter civitatibus, maxime tamen ad Lariss. et Thessal. et Athen, pro his mittit edicta". Immerhin ist auch dann an den Landtag von Asien ein Asiate schreibt nicht zu denken. 4) Endlich hat man sich za erinnern , dass der Landtag der Achäer auf einer Inschrift aus der Zeit des Caligula (s. Guiraud, Les Assemblees Provinciales dans l'empire Romain. Paris 1887 p. 116) sich Ilav£).Xr]veg, ndvrsg ol EXXrjvsg, avvoöog zdiv E?J.^v(vv nennt; s. Foucart, Inscript. de Messenie 219: oVEV.rjvsg. Da der grosse Landtag der Achäer (Böotier, Lokrer, Eaböer etc.) in der Aufzählung fehlt, so liegt es sehr nahe, an ihn zu denken. Allein andererseits ist doch zu fragen, ob ein Asiat diesem Landtag die Ehre hat anthun wollen, ihn als nävzsg '^'ElXipeg zu bezeichnen.

54

Harnack, Das Edict des Antoninus Pius.

Fällen schweigt also Melito von dem Christen-Edict an den asia- tischen Landtag! Wie lässt sich die Echtheit unseres Edicts unter solchen Umständen halten ? Eine genaue Erwägung aller Theile des Satzes bringt Hülfe. Melito schreibt: „Dein Vater und zwar in der Zeit, als du sämmtliche Reichsgeschäfte ihm verwaltetest schrieb den Städten, sie sollten in Bezug auf uns schlechterdings keine Unruhen anfangen, darunter an die Laiissäer und an die Thessalonicher und Athener und an alle Griechen." Melito be- zieht sich hier also lediglich auf solche Edicte des Pius, die zur Zeit der Mitregentschaft des Marcus (seit 1. Januar 147), ja noch mehr, die zu jener Zeit erlassen worden sind, da Marcus factisch schon den grössten Theil der Regierungsgeschäfte zu besorgen hatte. ^) Als Pius ihn zum Mitregenten annahm, war Piusbereits 60 Jahre alt. Gestorben ist er als hochbetagter Greis von 75 Jahren. Da ist es kein Wunder w^enn wir es auch von Niemandem anders als eben von Melito hören , dass in den letzten Jahren des Pius bereits Marcus die Hauptlast der Regierungsgeschäfte getragen hat. Es ist aber sehr Avohl verständlich, dass Melito eben an die Edicte erinnert, die in dieser letzten Zeit ausgegangen sind, nämlich die nach Griechenland; denn so nagelte er, indem er des Pius gedachte, gleichzeitig den Marcus auf die früheren Entscheidungen fest, für die er die Verantwortung getragen hatte. Dazu war das Edict an das Commune Asiae, welches, wie unsere Urkunde zeigt, von Pius allein erlassen ist^), durch die „neuen Dogmen" factisch aufgehoben; eine Erinnerung an dieses Edict war an dieser Stelle also nicht zweckmässig, vielleicht geradezu deplacirt.

1) Valesius hat zu .^y.al oov xa avfjLTcavxa dioixoivzog avzä) (Rufin sehr frei: „Pater tuus tecum pariter Romani regni apicem gerens") die elegante und bestechende Conjectur gemacht: .^xal oov xa nävxa avvöioi- xovvxoq avxw"; sie trifft vielleicht wirklich das Richtige; allein sicher- bin ich dessen nicht. Melito kann sehr wohl den stärkeren Ausdruck gewählt haben, um dem Marcus die volle Verantwortung aufzubürden.

2) Wüssten wir, wann sich die Erdbeben in Asien ereignet haben, die den Anstoss zum Edict des Pius gegeben haben und die auch Capitolinus erwähnt (c. 9: „terrae motus, quo Rhodiorum et Asiae oppida conciderunt, quae omnia mirifice instauravit"), so w^üssten wir auch, wann unser Edict erlassen ist; aber es ist mir nicht bekannt, dass man sie zu datiren ver- mag. Nichts spricht dagegen, dass sie sich schon vor der Zeit der Mit- regentschaft des Marcus ereignet haben.

3. Die Echtheit, geschichtliche Stellung und Aufschrift des Edicts. 55

Eben die factische Aufhebung dieses Edicts wird den Ausgangs- punkt der ganzen Apologie des Melito gebildet haben, ohne dass Melito auf dasselbe einzugehen brauchte. Wir entscheiden uns somit dafür, dass das Edict echt ist und dass es Pius erlassen hat. Gekannt hat es Melito gewiss, wie die frappanten sprach- lichen Übereinstimmungen in den letzten Absätzen der Melito- Fragmente mit dem Edict beweisen.^) Dass Pius noch am Ende seines Lebens Edicte erlassen hat, die mit dem Rescript des Ha- drian an Minucius zusammengestellt werden konnten, dass unser Edict ein Beweis für die auch sonst bezeugte Thatsache ist, wie sehr er sich die Rechtspflege hat augelegen sein lassen ^j, dass die Provinz Asien erst recht abkühlender Verordnunoren bedurfte, endlich dass die auch sonst bezeugten Erdbeben hier erwähnt sind, das Alles fällt schwer ins Gewicht.

Mit einer jeden Zweifel ausschliessenden Sicherheit kann die Echtheit des Edicts immerhin nicht behauptet werden; denn erst- lich mussten wir Sätze ausscheiden, bevor wir an die Echtheit denken konnten solche Manipulationen, so evident ihr Ergeb- niss auch scheinen mag, beeinträchtigen immer die Überzeugungs- kraft — ; sodann ist an die singulare Stellung zu erinnern, die das Edict unter den von Eusebius mitgetheilten Actenstücken einnimmt (s. oben S. 19 ff.); ferner ist zu erwägen, dass die Echt- heit nur gehalten werden kann, wenn das „roiovrog'^ streng auf den Begriff des ad^eog eingeschränkt wird; endlich kommt die Unsicherheit der Aufschrift in Betracht.^) Aber alle diese Gegen- gründe treffen doch die Hauptsache und den Kern der Frage

1) Die scharfsinnige Hypothese, die Seeberg jüngst im Theol. Lit.- Blatt aufgestellt hat, das Edict sei eine aus der Melito- Apologie heraus- geschnittene Fälschung, bedarf complicirter Hülfsannahmen , um einiger- massen glaublich zu werden. Seeberg geht einfach von der notorischen Unechtheit des Schriftstücks aus,

2) Über des Pius Sorge für die Rechtspflege s. Schiller, Gesch. der röm. Kaiserzeit I. S. 630.

3) Einen erheblichen Gegengrund gegen die Echtheit vermag ich allerdings in dieser Unsicherheit nicht zu erkennen. Ein echtes Actenstück kann ebenso leicht in der Tradition in Bezug auf die Aufschrift Fährlich- keiten erlebt haben, wie ein unechtes.

56 Haniack, Das Eclict des Antoninus Pius.

nicht 1), und jedenfalls verwickelt die Annahme, es sei von An- fang bis zu Ende gefälscht, in viel grössere Schwierigkeiten, als die sind, die wir übrig behalten haben.-) Von der Aufschrift ist noch ein Wort zu sagen. Wir gehen dabei von der Annahme der Echtheit und der Abfassung durch Pius aus die Möglich- keit der Abfassung durch Marcus widerlegt Melito schlagend. Hätte Marcus ein solches Edict für Asien je erlassen, so hätte Melito nicht nöthig gehabt, sich auf Edicte an Landtage zu be- rufen, die Pius öiotxovvzog Müqxov xa ovfiJiavTa erlassen hat. Verwechselungen von Trajan und Hadrian, Hadrian und Pius, Pius und Marcus in Bezug auf die Datirung von Schriftstücken sind in der altchristlichen Literatur nicht selten. Dass Hadrian auch den Namen Trajan, Pius den Namen Hadrian, Marcus den Namen Antoninus führte, hat sie wohl hauptsächlich veranlasst. Hier aber liegt der Fall insofern singulär, als in dem Actenstücke selbst die Vertauschung vorgenommen worden ist. Indessen ist Folgendes zu constatiren: Gemeinsame von allen Zeugen gebotene Aufschrift ist: (AvxoxQaTcoQ Kalöag) Avrojvlvoq [^eßaOTog) reo Koivo) TTjq \4oiaq ;^ß/()£ii^. In Bezug auf diese Worte besteht kein Schwanken noch Zweifel. Man wird annehmen müssen, dass der Christ, welcher das Edict in die christliche .,Litteratur" gebracht hat, von der Aufschrift nur so viel übersetzte oder sie in dieser kurzen Gestalt vorfand. Ein zweiter oder er selbst glaubte irrthümlich den Namen jIvtcovciwc durch Vor- setzung von Mc.QTCLoq AvQ7]Xiog ergänzen zu müssen.^) In dieser

1) Die eifrige Fürsorge des Pius für die Staatsreligion kann gegen die Echtlieit des Edicts nicht ins Feld geführt werden; denn er wollte diese Fürsorge selbst und vermittelst der ]\lagistrate ausüben, sie aber nicht dem Fanatismus erregter und eigensüchtiger Provincialen überlassen. Übrigens muss man sich hüten, die Berichte über die persönliche Stellung der Kaiser zum Staatscult, aber auch die Folgen dieser Stellung in Bezug auf die Religionspolitik zu überschätzen. Von Hadrian heisst es (Yita2'2): „Sacra Romana diligentissime curavit, peregrina contempsit".

2) Diese Schwierigkeiten fallen nur dann fort, wenn man die Er- klärung der Unechtheit eines Schriftstücks für einen Freibrief erachtete der von jeder weiteren kritischen Rechenschaft dispensirt.

3) Vielleicht hat die Melito -Apologie ihn dazu bei flüchtiger Leetüre verführt. Melito sagt dort von Marcus: oh öh xal fxä/J.ov Tiepl Toixojv TTjv avTijV i/iSivoiQ (seil. Hadrian und Pius) S'/ovza yvc6fi7]v, und in unserem Edict sagt der Kaiser, er entscheide xcaccxoXovS^wv xfj xov TiazQog

3. Die Echtheit, geschichtliche Stellung und Aufschrift des Edicts. 57

Gestalt kam das Schriftstück zu Eusebius. Es ist namlicli frag- lich, ob er die oben S. 23 in sich als fehlerhaft nachgewiesenen Worte „'AQfievtog, 'AgxtSQSvg Mtycöroc, ör]f.iaQxtxrjg k^ovölag rb iE, vjcaTog To y " gelesen und geboten hat, da sie in dem Syrer (s. 0.) fehlen. Doch da sie bei Rufin stehen und in sich ebenso falsch sind, wie das MaQxog AvQ/]Xwg an sich, so ist die An- nahme die einfachere, dass nicht zweimal, sondern einmal ein Fehler gemacht worden ist, dass also derselbe, der „M. Aurel*' hinzufügte, auch für die weiteren Zusätze verantwortlich ist, und dass somit bereits Eusebius auch die Zusätze zusammen mit dem falsch ergänzten MaQxog AvQ7]hog gelesen und ge- boten, der Syrer sie aber absichtlich oder unabsichtlich aus- gelassen hat.

Eusebius schrieb die Urkunde mit der falschen Aufschrift ab') er wagte nicht zu corrigiren; aber aus Melito, auf den er ausdrücklich und mit Recht verweist, hatte er gelernt, dass der betreffende Kaiser vielmehr Pius sein müsse, und hat das mit dürren Worten gesagt. Wenn er demgemäss seinen Lesern einen vollkommenen Widerspruch auftischte, ohne etwas zu demselben zu bemerken, so ist er entweder momentan ver- wirrt gewesen (wie bei h. e. V, 4, 3; V, 5, 1) und hat eine noth- Avendige, den Widerspruch erklärende Bemerkung, die er machen wollte, zu machen unterlassen, oder er hat darauf gerechnet, dass seine Leser unter den Antoninen noch weniger Bescheid wissen, als er selber, und daher den Widerspruch gar nicht be- merken werden 2). Indessen ein Leser, nämlich der, auf den die Fassung des Edicts im Paris. 450 zurückgeht, hat den Wider- spruch bemerkt. Nach der Anw" eisung des Eusebius hat er den

yvcü/xy. Ferner erwartet Melito, der Kaiser werde seine Petitionen er- füllen (n£7teiOfj.ed^a ndvza tiqccgoslv ah 00a oov öeofxed-a). Unser Edict konnte bei flüchtiger Leetüre als diese Erfüllung betrachtet werden. Mit dieser falschen Deutung, als ein von Christen erbetenes Edict, ist es zu Eusebius gekommen.

1) Hiernach hat dann der Verf. des Chron. pasch, die Urkunde zum 10. Jahr des Marcus gestellt. Diese Datirung ist natürlich werthlos. Ebenso ist es unerheblich, dass er lAg^bVLoq lAg/jeQevg Meyiozog aus- gelassen hat.

2) Bei Rufin und vielen Anderen hat er sich auch wirklich nicht getäuscht.

Harnack, Das Edict des Antoninus Pius.

„Marcus Aurelius Antoninus Augustus" in der Aufschrift in „Titus Aelius Hadrianus Antoninus Pius" verwandelt. Damit war Eusebius gebührt in Wahrheit das Verdienst das Edict wieder zu seinem wirklichen Verfasser zurückgeführt. Eine Schwierigkeit bleibt nur noch: woher nahm der Redactor, der zugleich das Edict gründlich verfälscht hat, die nähere Be- zeichnung ,,ö?]fia()yLxrjg e^ovolag xo za, vjcaxoc ro ö'. llazijQ nccTQiöog? (So steht es allerdings nicht in unserer Handschrift; aber den Unsinn, der dort zu lesen ist, kann nur ein schlechter Copist verbrochen haben; die Correctur ist einfach). Steht es fest und ich glaube das oben S. 7 ff. bewiesen zu haben , dass der Redactor aus Eusebius' KGreschichte das Edict entnommen hat, so darf man sich vor der Consequenz nicht scheuen, zu erklären, dass jene nähere Bezeichnung, obgleich sie in sich correct ist, keinen Werth hat, sondern erfunden ist. ^) Der nicht ungelehrte Redactor B man vgl. den Brief über das Regenwunder fand in seiner Vorlage bei Eusebius im Actenstück eine ge- naue Angabe über die tribunicische Gewalt und das Consulat M. AureVs vor. Da er entschlossen war, diesen Namen, nach Anweisung des Eusebius, durch den des Pius zu ersetzen, stattete er diesen analog mit einem vollen Titel aus. Es ist ihm ge- lungen, dabei keinen historischen Verstoss zu begehen (dem, der das Edict dem Marcus beigelegt hat, ist das nicht gelungen), sondern das Actenstück richtig auf ein bestimmtes Jahr (158 p. Chr.) zu datiren. Allein die Fehlerlosigkeit besagt nichts für die Urkundlichkeit der Angabe. Aus welchem Jahre der Re- gierungszeit des Pius unser Edict stammt, wissen wir somit nicht die Annahme, dass B von irgendwoher eine richtige Kunde erhalten hat, schwebt wenigstens völlig in der Luft ; aber dass es wirklich ein Edict des Pius ist, ist eine an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit. Diese Erkenntniss bestätigt im W^esentlichen nur die Auffassung, die im Aufsatze über ..den Religionsfrevel nach römischem Recht" von Mommsen in Bezug auf das Ver- hältniss von Staat und Kirche im 2. Jahrh. vorgetragen worden ist, und widerspricht der Auffassung, die Overbeck vor zwanzig

1) Overbeck, Studien z. Gesch. d. alten Kirche (1S75) S. 132: „Ein Abschreiber, welcher die ursprüngliche Überschrift des Edicts änderte, kann dabei mit Sorgfalt und guter Quellen sich bedienend verfahren sein".

3. Die Echtheit, geschichtliche Stellung und Aufschrift des Edicts. 59

Jahren in seiner Abhandlung über die Kaisergesetze (a. a. 0.) so scharfsinnig und eindrucksvoll entwickelt hat, an einem wichtigen Punkte. Zwar dass die Rechtsunsicherheit der Christen gegenüber den Statthaltern und Magistraten im ganzen 2. Jahrhundert unverändert dieselbe gewesen ist, ist ge- wiss, und Overbeck betont das mit vollem Rechte; aber den Provincialen gegenüber sind die Christen— mindestens in Griechen- land und Asien, wahrscheinlich aber auch sonst von Hadrian und Pius geschützt worden, indem der erstere jede calumniöse Klage, der letztere überhaupt jede Anklage auf Atheismus gegen sie verboten hat, beide aber Privatleuten die Anstrengung des Accusationsprocesses nur unter der Bedingung gestatteten, dass sie den Beweis für Yergehungen der Christen zu erbringen ver- möchten. Das geschah um den religiösen Fanatismus der Griechen zu dämpfen und die Christenprocesse nicht dem Pöbel auszu- liefern; es stand im Zusammenhang mit der allgemeinen Politik jener Zeiten und jener Kaiser, die Denuntiation überall einzu- schränken und allein den Staatsbeamten die Wahrung des Ge- setzes und der Rechtspflege anzuvertrauen. Die entsprechenden Rescripte des Hadrian und des Pius nach Griechenland und Asien sind aber bereits von Justin und Melito als Toleranz-Edicte auf- gefasst worden. Ihrem Wortlaut nach waren sie es nicht, aber factisch muss ihre Wirkung derTolerirung ziemlich nahe gekommen sein. Fasste man sie aber als Toleranz-Edicte^ so war die Ver- suchung gross, sie zu retouchiren, um die Züge aus ihnen zu entfernen, die der runden Anerkennung der christlichen Religion, resp. der Tolerirung widersprachen. Das ist mit dem Rescript des Pius an den Landtag von Asien geschehen, und zwar ist, wie das Verhältniss der Rec. B zu A zeigt, fortgesetzt an demselben corrigirt worden. Bereits Eusebius hat ein interpolirtes Exemplar in Händen gehabt und für seine KGeschichte abgeschrieben. Später^ in einer Zeit, in der die Sache keine actuelle Bedeutung mehr hatte, ist noch viel energischer an dem Edict corrigirt worden, wie die Recension B beweist. Auch in nachkonstanti- nischer Zeit bestand noch das Interesse, die ,, guten Kaiser" als Christenfreunde darzustellen.

Das, was die Apologeten des 2. Jahrhunderts über die voll- kommene Rechtsunsicherheit der Christen klagend erzählen, macht die Annahme noth wendig, dass die Magistrate während dieser

QO Harnack, Das Edict des Antoninus Pius.

ganzen Zeit das Richtbeil in jedem Augenblick auf die Christen niederfallen lassen konnten; aber die notorische Spärlichkeit der Christenprocesse macht die andere Annahme ebenso nothwendig, dass ausser der factischen Zurückhaltung der Magistrate in Bezug auf Einleitung der Processe den Provincialen das Klagerecht erschwert, ja unter Umständen ganz verschränkt gewesen ist. Andernfalls müssten die Christenprocesse bei dem Fanatismus der Massen, namentlich -im Orient, viel zahlreicher gewesen sein. Dass das Klagerecht aber wirklich erschwert, resp. sogar in Bezug auf den „Atheismus" zeitweilig verschränkt gewesen ist (trotz des Fortbestehens der Gleichung: nomen Christianum = crimen maiestatis), das lehren uns die Rescripte des Hadrian und des Pius, und darin besteht ihr hoher Werth für die Kirchen- geschichte.

Epimetrum.

Ich bin bei der Untersuchung des Rescripts des Pius an das Commune Asiae auf die Landtage im Allgemeinen und den Land- tag von Asien im Besonderen nicht eingegangen, weil das Re- script uns nichts lehrt, was nicht auch andere Quellen über die Verfassung und Corapetenzen jener Landtage bezeugen, und was uns nach dem Vorgang von Marquardt besonders Mommsen im 5. Bande der Römischen Geschichte S. 317 ff. und in um- fassender Darstellung Guiraud (Les Assemblees Provinciales dans l'Empire Romain. Paris 18S7) gelehrt haben (vgL auch Monceaux, De Communi Asiae Provinciae. Paris 1885). Dass die Landtage überhaupt, vor allem der in mancher Beziehung eine Sonderstellung einnehmende Landtag von Asien, die „fontes persecutionum" für die Christen gewesen sind, lag in der Natur der Sache; denn diese Landtage sie waren nicht eigentlich politische Körperschaften, sondern lassen sich richtiger als pro- vinciale collegia im grossen Stil bezeichnen hatten ihren Mittel- punkt am Cultus der Koma und des xlugustus, und ihre Aufmerk- samkeit lenkte sich demgemäss auf das Religionswesen überhaupt. Mit Mommsen wird man es für wahrscheinlich halten dürfen, dass der provinciale Hohepriester Asiens sogar die Oberaufsicht über die Religionsangelegenheiten überhaupt besessen hat. „Als dann der alte und der neue Glaube im Reiche um die Herrschaft

Epimetrum. Ql

zu ringen begannen, ist deren Gegensatz wohl zunächst durch das provinciale Oberpriesterthum zum Conflict geworden. Diese aus den vornehmen Provincialen von dem Landtag der Provinz bestellten Priester waren durch ihre Traditionen wie durch ihre Amtspflichten weit mehr als die Reichsbeamten berufen und ge- neigt auf Vernachlässigung des anerkannten Gottesdienstes zu achten und, wo Abmahnung nicht half, da sie selber eine Straf- gewalt nicht hatten, die nach bürgerlichem Recht strafbare Hand- lung bei den Orts- oder den Reichsbehörden zur Anzeige zu bringen und den weltlichen Arm zu Hülfe zu rufen, vor allem den Christen gegenüber die Forderungen des Kaisercultus geltend zu machen. In der späteren Zeit schreiben die altgläubigen Regenten (Mommsen denkt an Maximinus Daza und Julian) diesen Oberpriestern sogar ausdrücklich vor, selbst und durch die ihnen unterstellten städtischen Priester die Contraventionen durch die bestehende Glaubensordnung zu ahnden, und weisen denselben genau dieselbe Rolle zu, welche unter den Kaisern des neuen Glaubens der Metropolit und seine städtischen Bischöfe einnehmen. Wahrscheinlich hat hier nicht die heidnische Ordnung die christ- lichen Institutionen copirt, sondern umgekehrt die siegende christ- liche Kirche ihr hierarchisches Rüstzeug dem feindlichen Arsenal entnommen (das Fundament, die allgemeine Oberaufsicht des Oberpriesters der Provinz über das Cultwesen ist keineswegs eine neue Einrichtung)."

Diese Ausführung ist kirchen geschichtlich sehr wichtig, ja man wird noch einen Schritt weiter gehen dürfen: In Asien war die Organisation des Landtags die ausgebildetste, die Stellung des Pro- vincial-Oberpriesters die entwickeltste; aber in Bezug auf die Kirche ist Asien ebenfalls dieProvinz, wo zuerst die Verfassung mit monar- chischen Bischöfen und dem Metropoliten (inEphesus!) ausgebildet worden ist, wo zuerst Synoden gehalten worden sind, wo der Con- flict mit dem Kaisercult (s. die Apokalypse) zuerst hervorgebrochen ist. Blickt man auf die Stellung des Polykarp von Sm5a'na in der Mitte des 2. Jahrhunderts, dem der heidnische Pöbel zuruft (Euseb. h. e. IV, 15, 26): „das ist der Lehrer Asiens, der Zer- störer unserer Götter", oder auf die des Polykrates, Bischofs von Ephesus am Ende des 2. Jahrh., wie sie uns aus seinem Briefe entgegentritt (bei Euseb. h. e. V, 24) wer erkennt hier nicht die Parallele zum Oberpriester Asiens! Aber überhaupt die

62 Harnack, Das Edict des Antoninus Pius.

KoLva To3v XQiöTcavcov nicht nur in Asien, sondern auch überall im Orient, wie die Geschichte der Passahstreitigkeiten beweist, entwickelten sich immer mehr als Parallelen resp. als Antithesen zu den Koiva von Asien, Macedonien, Thessalien etc. Beide sind provinciell organisirt; beide sind keine politischen Körper- schaften und doch innerhalb des Lebens in den Provinzen von Bedeutung; beide sind religiöse Gemeinschaften u. s. w. Über- griffen der Landtage konnte die kaiserliche Gewalt leicht wehren, indem sie sie in dem Kreise der Competenzen festbannte, die durch die Pflege der Loyalität im Zusammenhang mit dem Kaiser- cultus bezeichnet waren das Recht, durch direct an den Kaiser gebrachte Beschwerden eine gewisse Controle über die römischen Beamten auszuüben und so die Centralstelle zu orien- tiren, hat, wie es scheint, selten oder nie Schwierigkeiten her- vorgerufen. Aber von den Koiva der Christen prallte die Staats- gewalt ab.

Seit dem Ausgang des 2. Jahrhunderts stehen sich die Koiva der Christen, d. h. die provincialen Synoden alle wichtigen Angelegenheiten werden nicht mehr in der Einzelgemeinde ver- handelt, sondern auf den Provincialsynoden und die Landtage gegenüber. Siebzig Jahre später haben bereits Gallienus und wahrscheinlich auch Aurelian an die Synoden resp. an die vor- stehenden Priester geschrieben (Euseb. h. e. VII, 13; VII, 30, 19), wie sie an die Landtage schrieben! Die Organisation der Kirche im Osten hat sich zuerst und vorbildlich in Asien an die Organisation der Koiva angeschlossen; in Italien und in Aegypten hat die Entwicklung einen anderen Lauf genommen, und das ist nach der politischen Verfassung dieser Länder wohl ver- ständlich. —

Den ersten Zusammenstoss des Kolvov von Asien mit den Christen lernen wir aus dem Schreiben Hadrian's an Minucius Fundaaus kennen, kurz nachdem uns die Ignatiusbriefe über die ausgebildete Organisation der asiatischen Kirchen belehrt haben^ und nachdem uns die Apokalypse z. Z. Domitian's gezeigt hat, dass bereits damals in Asien der Kaisercult, also das Heiligthum des Kolvov, den Conflict heraufführte. Der asiatische Landtag hatte an Serenus Granianus das Ansinnen gestellt, eine allgemeine Christenverfolgung auf Grund genereller Anklagen in Scene zu setzen. Auf seinen Bericht an den Kaiser in solch wichtiger

l

Epimetrum. ß3

Sache erhielt sein Nachfolger den ablehnenden Bescheid, der in gleicher Weise von der Gerechtigkeit und der staatsmännischen Weisheit Hadrian's Zeugniss ablegt: „precibus in hoc solis et acclamationibns andere Mittel standen ihnen aber als Landtag überhaupt nicht zur Verfügung uti provincialibus non per- mitto." Einige, vielleicht wenige Jahre später, nachdem Erdbeben die Volksstimmung erregt hatten, wählt der Landtag einen anderen Weg: er wendet sich direct an den Kaiser, Das war sein Recht, aber es enthielt ohne Zweifel eine versteckte Anklage gegen den Statthalter und die Maximen seiner Rechtspflege. Die Eingabe der Provincialen ist uns nicht erhalten, wohl aber die Antwort des Kaisers. In formeller Hinsicht bestätigt eine genaue Ver- gleichung dessen, was Guiraud und Monceaux über die Land- tage und ihre Competenzen zusammengestellt haben, die Echtheit unseres Edicts: 1) das Recht des Landtags, direct an den Kaiser zu gehen, 2) die Religionsfrage als besonders zur Competenz der Landtage gehörig, die Pflicht des Landtags, über die Staatsreligion zu wachen, und sein Recht, den Kaiser über die Stimmung in der Provinz zu orientiren, 3) den Aufschwung, den der asiatische Landtag unter Hadrian und Pius genommen hat (ein Edict des Pius an den Landtag Asiens in den Digesten XXVII, 1, 6), 4) die Praxis, dass die Kaiser direct den Landtagen geantwortet haben,

5) was die Sprache betrifft, in der sie antworteten , so wird man anzunehmen haben, dass sowohl lateinisch als griechisch geantwortet worden ist. Die Inschrift von Arykanda beweist, dass selbst noch Maximinus Daza dem Landtag von Lycien und Pamphylien lateinisch geantwortet hat; denn auf dem Stein von Arykanda ist die provinciale Eingabe griechisch, die Antwort des Kaisers lateinisch eingemeisselt (s. auch Euseb., h. e. IX).

6) Aber die Geschichte lehrt auch, dass m Asien das Religions- wesen und -Unwesen im 2. Jahrhundert neben dem Kaisercult in höchster Blüthe stand (s. Mommsen, a. a. 0. V S. 322 f.), und dass eine verständige Politik noth wendig die Regel befolgen musste, jeden Ausbruch religiösen Fanatismus kräftig zu dämpfen, selbst wenn er sich mit dem Deckmantel des Staatscultus zu drapiren suchte. Das hat Pius in unserem Edicte gethan, und zwar in wahrhaft erleuchteter Weise, indem er den Landtag gewiss auf Grund von Berichten des Statthalters darauf auf- merksam machte, dass er in der letzten Zeit, in der Zeit der

(34 Harnack, Das Edict des Antoninus Pius.

Erdbeben, seine nächste Pflicht, den religiösen Dienst, selbst vernachlässigt habe. Indem er die Provincialen von der Christenfrage ablenkt, weist er sie so wenig nimmt er der Sache nach das Christenthum in Schutz auf die gewissen- hafte und ruhige Pflege des Staatscults. Diese Lösun g der die Ruhe der Provinz bedrohenden Krisis ist das Ei des Columbus. Und doch soll hier eine Fälschung vorliegen!

Der Nachweis, dass die Einschränkung, resp, das Verbot der Anklage der Christen nicht Straflosigkeit der Christen bedeutete, dass vielmehr die Competenzen und Pflichten der Magistrate, gegen die Christen einzu- schreiten, durch jenes nur den Privatpersonen geltende ^'erbot gar nicht betroffen wurden dieser Nachweis wird besonders überzeugend illustrirt durch die Acta proconsularia Cyprian's (Hartel, Opp. Cypr. III p. CX sq.i. Nachdem der Proconsul den Cyprian verhört und die Verbannung über ihn verhängt hat, fährt er fort: ,,Non solum de episcopis, verum etiam de presbyteris mihi scribere limperatores) dignati sunt, volo ergo scire ex te, qui sint presbj^teri qui in hac civitate consistunt.'' Cj^prian erwidert: „Legibus vestris bene atque utiliter censuistis delatores non esse, itaque detegi et deferri a me non possunt. in civitatibus autem suis invenientur." Darauf der Proconsul: ,.Ego hodie in hoc loco exquiro'". Der Proconsul bestreitet also nicht, dass sich die Ge- setze gegen die Delatoren auch auf die Christenprocesse beziehen; allein er wendet und zwar mit Recht ein, dess es sich hier nicht um De- lation handele, sondern um eine richterliche Inquisition (man beachte die präcisen Bestimmungen: „ego" ,. hodie" ..in hoc loco"). Diese Scene bestätigt es, dass Delationen gegen die Christen in der Regel nicht statt- haft waren und nicht angenommen wurden. Annehmen konnte sie natür- lich der oberste Richter, wenn es die Ruhe der Provinz zu verlangen schien. Aber die Zahl der Christenprocesse, die auf Delationen von Privat- personen hin angestrengt worden sind, ist gewiss niemals gross gewesen, wie das empörte Geschrei der Christen zeigt, wenn sie doch hie und da einmal erfolgten, und wie die echten Märtyreracten ausweisen. Doch ver- dienen eben diese Acten in Bezug auf die Frage, wie es in jedem einzelnen Fall zum Process gekommen ist, noch ein eingehendes Studium.

EINE BISHER NICHT ERKANNTE SCHRIFT

NOYATIAN'8

VOM JAHRE 249/50

[„CYPRIAN'-, DE LAUDE MARTYRII]

VON

ADOLF HARNACK.

Texte u. Untersuchungen XIII, 4 b.

Leipzig 1895.

1. Die Überlieferung der Schrift.

Das Mommsen'sclie Verzeichniss der Schriften Cyprian's V. J. 359 ^) bietet nach den Traetaten (zuletzt die drei Bücher ad Quirin.) folgende Briefe (Schriften):

(ep. 55) ad Antonianum (650 vers.)

(ep. 63) de calice dominico (450 vers.) de laude martyrii (S30 vers.) . (ep. 10) ad confessores martyrum (140 vers.)

(ep. 28) Moysi et Maximo (70 vers.)

(ep. 37) ad eosdem alia (120 vers.)

(ep. 11) de precando deum (190 vers.)

(ep. 38) ad clerum (54 vers.)

(ep. 39) Aurelio lectori pro ordinato (140 [Sangall. 111] vers.)

xA.ugenscheinlich schliessen sich epp. 55. 63 als grössere, tractatartige Briefe an die Tractate an, so dass wenn wir von de laude martyrii absehen die Briefe 10. 28. 37. 11. 38. 39 an der Spitze der Episteln stehen. Diese Gruppe nun steht auch in den Handschriften zusammen. Bereits der verlorene Codex Veronensis saec. VIL bot sie, ferner der Archetypus der Familien MQT etc. und LNP, von denen der erstere dem 8. Jahrhundert angehört, der letztere wohl noch älter ist. Beide bieten ausser- dem noch vor jener Gruppe von Briefen die drei BB. ad Qui- rinum und die epp. 63, 6. 55, stimmen also mit Ausnahme der Vertauschung von ep. 6 für de laude mart. ganz mit dem Mommsenianus überein (der Archetypus MQT etc. stellt die ep. 55, wie der Mommsenianus vor 63. 6, schiebt aber dann noch ep. 58 ein). Die Schrift de laude mart. lässt der Archetypus von LNP erst nach einigen anderen Briefen folgen, während der Archetypus von MQT etc. sie gleich nach ep. 39 aber als dritte unter drei nicht cyprianischen Schriften (adv. Jud. , adv. aleat.,

]) In der Zeitschrift „Hermes'^ Bd. XXI S. 142 tf. XXV S. G36 ff.

4 Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.

de laude) anheftet. Wieder anders ist die Stellung der Schrift im uralten Cod. Seguierianus (saec. VIVIL), wo sie nach ep. 63. 69. Sentent. episcoporum und ep. 13 steht. Dagegen stimmt Lucifer von Cagliari in seiner Schrift „Moriendum esse" mit dem Mommsenianus überein. Stillschweigend und fortlaufend schreibt er nämlich (s. die Hartel'sche Ausgabe) aus:

p. 287, 24—26 de laude mart. p. 28, 6

p. 288, 1—20 Cjpr. ep. 6 p. 481, 4—482, 7

p. 288, 21-22 de laude p. 28, 8

p. 290, 23-291, 2 de laude p. 29, 9-21

p. 293, 24 25 de laude p. 31, 9 sq.

p. 293, 26—31 de laude p. 32, 15 sq.

p. 293, 31—294, 9 Cypr. ep. 10 p. 490, 9 sq.

p. 295, 21—25 Cypr. ep. 10 p. 492, 5 sq.

p. 295, 26—296, 4 Cypr. ep. 10 p. 491, 10 sq.

p. 298, 18—22 de laude p. 34, 13 sq.

p. 298, 28—31 Cypr. ep. 37 p. 578, 14 sq.

p. 299, 26—30 de laude p. 37, 8 sq.

p. 301, 3—7 de laude p. 37, 17

p. 302, 21-25 Cypr. ep. 55 p. 630, 16

p. 307, 1—2 de laude p. 46, 1 sq.

p. 307, 4 sq. vielleicht Cypr. ep. 58 p. 664, 16 sq.

p. 308, 7—9 de laude p. 46, 16. Lucifer hat also ein Exemplar der Werke Cyprian's benutzt, in welchem die Schrift de laude mart. mitten unter den Briefen 6. 10. 37. 55 (vielleicht auch 58) gestanden hat, d. h. er hat ein Exemplar zu Händen gehabt, das mit dem dem Mommsenianus zu Grunde liegenden wesentlich iden- tisch war.

Hiermit ist erwiesen, dass die Gruppirung ep. 55. 63. de laude mart. ep. 10. 28, 37. 11. 38. 39 im Mommsenianus nicht eine Singularität ist, sondern eine alte verbreitete Ordnung, die min- destens der Zeit um 350 angehört.

Aber wir können noch einen Schritt weiter gehen. Die Archetyp! von MQT etc. und LNP stimmen sonst mit Lucifer und dem Mommsenianus überein; aber die Schrift de laude martyrii haben sie noch nicht in der Gruppe jener auf das Martyrium sich beziehenden Briefe. Sie bieten sie überhaupt nicht in jener Abtheilung, sondern bringen sie an

1. Die Überlieferung der Schrift. 5

ganz verschiedenen Stellen nach, MQT sogar neben offenbar nicht - cyprianischen Schriften. Also ist die Einschiebung von de laude martyrii in den Exemplaren des Lucifer (Luc.) und Mommsenianus (Momms.) eine spätere Manipulation; die Arche- typi von MQT und LNP führen uns somit noch über den Arche- typus von Luc. und Momms. hinauf zu einer Sammlung von Cyprian-Briefen höchst wahrscheinlich der ITrsammlung , in welcher die Schrift de laude mart. noch keine Stelle gehabt hat.^) Aber noch sind wir nicht am Ende. Bei Lucifer und in den Archetypi von MQT und LNP gehört ep. 6 zur alten Samm- lung, im Momms. scheint ep. 6 zu fehlen. Dass de laude mart. an ihre Stelle getreten ist, ist nicht wahrscheinlich; denn bei Lucifer steht sowohl de laude mart. als ep. 6. Die richtige Lösung hat Goetz (Gesch. d. cypr. Litt. 1891 S. 55) gesehen. Die Schrift de laude mart. soll nach dem Mommsenianus 830 Stichen umfassen. Das wären = c. 620 Hartel'sche Zeilen. Allein bei Hartel umfasst die Schrift nur c. 530 Zeilen. Es fehlen also c. 90 100 Zeilen. Der 6. Brief Cyprian's um- fasst aber c. 95 Zeilen! Somit steckt in der Nummer des Momms. „de laude martyrii 830 vers." die Schrift de laude mart. und der 6. Brief. Anders ausgedrückt: nach der Zeit des gemeinsamen Archetypus von MQT und LNP und vor d. J. 350 ist die Schrift de laude martyrii in die Sammlung der Cyprian- Schriften dadurch gebracht worden, dass sie der ihr sach- lich sehr verwandten ep. 6 angeheftet wurde. Dort lasen sie Lucifer und der Mommsenianus. Aber diese Einschiebung der Schrift de laude ist natürlich nicht in alle Handschriften gelangt; indessen einmal in die Cyprian-Sammlung aufgenommen, konnte es nicht ausbleiben, dass sie in der Folgezeit auch mit abgeschrieben wurde, als man möglichst vollständige Cyprian- Handschriften herzustellen suchte und nichts von der Über- lieferung verloren gehen lassen wollte. So taucht sie in den Handschriften ohne feste Stelle bald hier bald dort auf. Aber ein uns noch erhaltener junger Codex giebt sie noch eben an der Stelle, wo wir sie für den Momms. ver-

1) Die ün Wahrscheinlichkeit der umgekehrten Annahme, dass in dem Archetypus MQT, LNP die Schrift de laude mart. aus kritischen Gründen gestrichen und an eine andere Stelle gesetzt worden ist, braucht nicht erst nachgewiesen zu werden.

ß Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.

muthet haben, nämlich nach ep. 6, und bestätgt so unsere Hypothese. Es ist das der Monac. 18203 (,w) saec. XV., der allein die Reihenfolge bewahrt hat: ad Quirin., ep. 63. 55. 6. de laude mart. 10. 28. 37. 11. 38. 39. Wie der Schreiber dieses Codex, der für einen Sprössling von T gilt (s. Hartel, Prolegg. XL VI) T selbst aber hat die Schrift de laude an viel späterer Stelle , im Stande gewesen ist, die uralte Ordnung des Lucifer und Momms. herzustellen, entzieht sich leider z. Z. noch unserer Kenntniss.^) V\^ahrscheinlich ist [i doch nicht direct aus T ge- flossen, sondern aus dem Archet3^pus von T.

Diese Übersicht über die Geschichte der Schrift de laude mart. in den Handschriften ist ihrer Echtheit in hohem Masse un- günstig. Sie zeigt zwar, dass die Schrift spätestens bereits in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts dem Corpus Cypriani ein- gefügt worden ist und zwar an die Stelle, wohin sie sachlich gehört , aber sie zeigt auch, dass sie nicht ursprünglich an dieser Stelle gestanden, ja ursprünglich überhaupt gefehlt hat. Bereits diese Thatsache, dass eine Schrift von dem Umfang und der Bedeutung der unsrigen, keine feste Stelle unter den Cyprian- Briefen besessen hat und in die Zahl der Tractate, wohin sie doch eigentlich gehört, nicht aufgenommeii worden ist, genügt, um die stärksten Bedenken gegen ihre Echtheit hervorzurufen, ^j

1) S. über die Ordnung im Cod. ^i und sein Verhältniss zu T und Momms. Turner in den Stud. Bibl. et Eccles. Oxon. III (1891) p. 310 ff. Auch Turner (p. 319) zeigt, dass in den 880 Stichen, die im Momms. für de laude mart. angesetzt sind, ep. 6 steckt.

2) Unter den Tractaten hätte allerdings anfangs unsere Schrift eine feste Stelle besessen, wenn die Worte, in denen Pontius in der Tita Cy- priani die Schriften Cyprian's charakterisirt , am Schluss auf sie zielten, (xoetz (a. a. 0. S. 35 ff".) hat gemeint, die Worte: „quis denique tot con- fessores frontium notatarum secunda inscriptione signatos et ad exemplum martyrii superstites reservatos incentivo tubae caelestis animaret" bezeich- neten die Schrift de laude mart. Es lässt sich nicht leugnen, dass diese Beziehung etwas verlockendes hat, da sich eine andere passende Einzel- schrift nicht findet. Aber 1) braucht hier keine Einzelschrift gemeint zu sein, ja kann schwerlich gemeint sein, da Cyprian die Confessoren öfters angefeuert hat, 2) müsste doch in irgend einer Handschrift die Schrift de laude an die Tractate angeschlossen sein, wenn Pontius sie dort gelesen hätte; es giebt aber keine einzige solche Handschrift, 3) müsste die Schrift de laude wirklich von Cyprian herrühren, wenn sie hier genannt war denn Pontius müsste um die Schriftstellerei Cyprian's Bescheid wissen, und

1. Die Überlieferung der Schrift. 7

Ob die Schrift, iudem sie der Cypriaii-Sammlung eingefügt wurde, geradezu als von Cyprian herrührend bezeichnet worden ist, ist nicht ganz sicher auszuroachen. Jedenfalls verlor sie den Namen ihres wahren Verfassers; in der ältesten Handschrift (S) ist sie im Explicit ausdrücklich als von Cyprian stammend bezeichnet. ^) Dagegen hat sie der Archetypus von MQT etc. schwerlich als Cyprian-Schrift betrachtet, sondern nur als eine Schrift, die neben den Cyprian-Schriften „gut und nützlich zu lesen sei". Das beweist die Stellung, die er ihr gegeben hat.

Sichere Spuren der Leetüre unserer Schrift finden sich im Alterthum nur bei Lucifer, der sie, wie bemerkt, iu seinem Tractat „Moriendum esse" stillschweigend geradezu geplündert hat. Eine Anspielung bei Augustin ist nicht sicher (c. Gaudent. I, 30 [34]); ist sie anzuerkennen, so hat Augustin die Schrift unbedenklich als cyprianisch citirt. Dass ein fränkischer Theologe des 9. Jahr- hunderts sie für cyprianisch gehalten hat, fällt natürlich nicht ins Gewicht.

Obgleich der Tractat uns in zahlreichen und alten Hand- schriften vorliegt, im Seguierianus (S) saec. VI/ VII. (aber die erste Hälfte fehlt), Lauresham. (L) saec. IX., im Paris. 1647 (P) saec. IX., im Cassinas 204 (N) saec.X, im Monac. 208 (M) saec. IX., im Trecensis 581 (Q) saec. VIII/IX., im Reginensis 118 (T) saec. X., dazu in mehreren englischen Handschriften, die Hartel nicht benutzt hat (s. die Editio Oxoniensis), und in sehr vielen jüngeren Handschriften, so ist doch der Text in höchst verwahrlostem Zu- stande auf uns gekommen. Der Grund liegt in der Schwierigkeit des Textes, den die Abschreiber nicht verstanden haben und des- halb theils unabsichtlich entstellten, theils falsch emendirteu. Die Schrift ist nämlich eine der schwierigsten lateinischen Kirchenschriften, die wir kennen, weil sie z. Th. ein poetischer Erguss in Prosa ist: dem waren die mittelalterlichen Ab- schreiber nicht gewachsen. Hartel hat sich ein ausgezeichnetes Verdienst um die Reinigung der Überlieferung und die Klärung

an eine Interpolation ist nicht zu denken ; aber die Schrift ist nicht von Cyprian. Turner hat daher Recht (Classical Rev. VI 1892 S. 205), dass Pontius nicht die Schrift de laude meint, und ihm hat sich Weyman (Histor. Jahrb. 1892 S. 738 n. 3) angeschlossen.

1) Auch in der Aufschrift von P, sonst aber fehlt der Name Cyprian's, wenig-stens in den alten Handschriften.

3 Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schvift Novatian's.

des Textes erworben, um den vor ihm kaum Einer sicli bemüht hat; aber er selbst bemerkt (Praefat. p. LX), nachdem er von seinem Apparat Rechenschaft gegeben: ..his praesidiis in hac demum recensione permulta quae antea intelligi non poterant rectius constituta sunt, pkira restant adhuc obscura et restabunt. nam utrum ea contorto genere dicendi quo scriptor utitur ex- plicanda sint an librariorum erroribus debeantur vix potest decerni.'' So ungenügend der Text vor Hartel bearbeitet worden ist, so wenig ist der Inhalt der Schrift bisher untersucht und sind die Abfassunc^sverhältnisse klarojestellt worden. Da man frühe eingesehen hat, dass die Schrift ihres Stils wegen nicht von Cyprian herrühren könne ^ und die Zeugnisse (Lucifer, Momms.) nicht kannte, die ihr ein hohes Alter sichern, so schob man sie als „apokryph" einfach bei Seite. Selbst dort ist das geschehen, wo man richtig erkannte, dass die Schrift von einem Zeitgenossen Cyprian's herrühren müsse! Wie viel mehr dort, wo man be- hauptete (Du Pin), die Schrift sei eine blosse declamatorische Stilübung (so auch die Edit. Oxon.). Dieses Urtheil wird freilich durch nicht wenige breite poetische Ausführungen in der Schrift nahe gelegt, die in einer Ermahnungsschrift für solche, die in den Tod gehen, sehr befremden müssen. Allein wenn die Schrift trotzdem actuell ist, so ist sie doppelt interessant, da sie dann ein litterarisches Genre repräsentirt, welches sich sonst nirgends findet. Alles, was bisher in der Litteratur über die Schrift ge- äussert worden ist, lässt sich bequem auf ein Quartblatt schreiben und findet sich bereits bei Tillemont, Mem. IV p. 84. 607. Kur ein Punkt sei noch kurz besprochen. In den Drucken vor Hartel und demgemass auch bei allen älteren Gelehrten, die sich mit ihm beschäftigt haben, trägt der Tractat die Überschrift: „De laude martyrii ad Moysen et Maximum". Hartel hat die letzten Worte weggelassen, ja nicht einmal im Apparat erwähnt. Also hat er sie in seinen Handschriften nicht gefunden. Sind sie überhaupt handschriftlich bezeugt? Die Edit. Oxon. setzt zu den Worten „ad iMoysen et Maximum" vorsichtig ,,vulgo adscripta" hinzu und bemerkt: „Exercendi styli gratia haec videntur scripta . . . Inepte ergo librarius ut pretium operi adderet, Moysi et Maximi et Confessorum in Deciana persecutione nomina apposuit, quae quidem in codicibus vetustis Lambethano, Eboracensi et Novi Collegii omittuntur." Der Editor Oxoniensis sagt nicht.

2. Form, Adresse und Inhalt der Schrift. 9

dass er die Worte in anderen Handschriften Avirklicli gefunden habe. In der That nur im Cod. B (saec. XL) sind sie bisher nachgewiesen, sofern dort De laude nach ep. 37 (ad Moysen et Maximum) folgt mit der Aufschrift: „item ad eosdem". Dennoch wird sich zeigen, dass diese Adresse sachlich richtig ist. Die Schrift ist wirklich an die ersten Opfer der decianischen Ver- folgung in Rom, also unter Anderen auch an Moses und Maxi- mus, die bekannten römischen Confessoren, gerichtet.

Wer hat die Schrift verfasst? Die Überlieferung schweigt. Nur indirect giebt sie einen Fingerzeig. Dem Cyprian sind der Tractat Adv. aleatores, der Tractat des Sixtus IL Ad Novatianum, ^) die novatianischen Schriften De spectaculis, De bono pudicitiae^) und Quod idola dii non sint, ^) ferner die Schrift Novatian's De trinitate [das berichten Rufin, ^) der sie selbst irrthümlich für ein Werk Tertullian's hält, und Hieronymus ^)] beigelegt worden. Das Alles sind römische Schriften. Ist nicht auch unser Tractat eine römische Schrift? Stammt nicht auch sie von Novatian?

2. Form, Adresse und Inhalt der Schrift.

Unsere Schrift ist eine Predigt über das Martyrium, resp. eine kunstmässige Rede. So bezeichnet sie der Verfasser selber (c. 24: „Quid igitur, fratres carissimi, potissimum referam quidve dicam? sie in unum convenientibus titulis dignitatis turbatur animus, deducitur sensus et in ipso conatu nitentis eloquii impar sermo vanescit"^ cf. c. 30 init.); er gesteht, die schimmernde Kunst der Beredsamkeit angewendet zu haben, wenn er auch

1) S. meine Abhandlung über diese Schrift in den „Texten u. Unter- such." Bd. XIII, 1.

2) S. Weyman, Histor. Jahrbuch Bd. XIII S. 737 ff., und Demmler, Theol. Quartalschr. Bd. LXXVI S. 223 ff., haben den Ursprung dieser beiden Schriften von Novatian bewiesen.

3) Haussleiter, Theol. Lit. Bl. 1894 Nr. -11 hat den novatianischen Ursprung dieser Schrift höchst wahrscheinlich gemacht. Derselbe hat auch a. a. 0. Col. 483 einige gate Bemerkungen über die Schrift de laude mart. mitgetheilt und beschliesst sie mit den Worten: „Da cyprianischer Ursprung ausgeschlossen erscheint, sind die etwaigen Beziehungen zu Novatian zu prüfen"'.

4) S. Origen. Opp. ed. Lommatzsch Bd. XXV p. 3ü5.

5) Hieron. de vir. inl. 70: „de trinitate . . . quod plurimi nescientes Cypriani aestimant"'.

10 Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Noratian's.

immer wieder liinzufügt, dass alle Beredsamkeit der Grösse der Sache nicht gewachsen sei. Nach einer Einleitmig (c. 1 3) kündigt er formgerecht drei Theile an (c. 4): „Igitur quoniam res summa martyrium, tria sunt quae ex eo nobis proposuimus esse dicenda, quid sit, quantum sit, cui rei prosit?", und führt diese Theile c. 4-12, 13— IS, 19—29 wirklich durch;') c, 30 bildet den Schluss. Es lag aber in der Natur der Ein- theilung, dass er die Theile nicht scharf von einander zu scheiden vermochte. Wiederholungen fehlen in den Ausführungen nicht. Diese zeichnen sich nicht durch Reichthum der Gedanken aus, vielmehr sind sie fast dürftig zu nennen. Die Dürftigkeit in der Sache steht in einem gewissen Contrast zu dem Reichthum im Ausdruck. Nicht wenige Sätze sind so überladen, dass man sich nur schwer durch sie hindurch findet. Auch verräth der Ver- fasser an mehreren Stellen keinen ganz sicheren Geschmack: er wendet dort profane und breit gezeichnete Bilder an, wo der Ernst der Sache überhaupt keine Bilder verträgt oder wo nur ein Prophet Bilder verwerthen durfte; er wird dort weitschweifig, wo Kürze im Ausdruck geboten ist, und verletzt sogar einige Male durch frostige Ausführungen an Stellen, wo nur Schlicht- heit, Einfalt und Wärme erträglich sind. Kein Wunder, dass man an eine blosse Stilübung gedacht hat: in der That giebt es in der ganzen vornicaenischen lateinischen Litteratur kein Schrift- stück, das diesem ähnlich ist, das so sehr Kunstleistung ist wie unsere Predigt. Selbst der Octavius des Minucius Felix kann hier nicht verglichen werden; denn Niemand wird bei der Leetüre dieses Büchleins an eine blosse Stilübung denken.

Indessen wäre es doch sehr ungerecht zu sagen, dass die Predigt in allen Ausführungen den Charakter einer blüthenreichen Stilübung trägt. Man kann vielmehr nicht verkennen, dass der Verfasser auch mit wirklichem Ernst und mit Wärme seinen Gegenstand, das Martyrium, umfasst, und dass ihm die schweren Forderungen des Evangeliums wirklich am Herzen liegen; ja er lebt in ihnen. Das ist das Paradoxe in dieser Prediget, dass sie das Widersprechende verbindet, die Eloquenz des Kunst- und

1) Die Anfänge der einzelnen Theile sind markirt; c. 4: „quid est ergo martyrium"; c. 13: „nunc iam ad eam rem, f. c, veniam ex qua ostendere satis possim quanta martyrii virtus habeatur"; c. 10: ,,iam superest, c. f., ut debeamus ostendere cui rei martyrium prosit".

2. Form, Adresse und Inhalt der Schrift, l\

Schönredners mit dem Ausdruck einer Stimmung, die wirklich in ihrem Gegenstande lebt. Diese Paradoxie verlangt eine Er- klärung. Vielleicht genügt schon die Erwägung, dass der Ver- fasser das Beste, was er besitzt, in den Dienst der heiligen Sache Anfeuerung zum Martyrium, Lob des Martyriums stellen wollte, und die Beredsamkeit, die er schulmässig gelernt hatte, für sein bestes Theil hielt. Er wollte „Gold, Weihrauch und Myrrhen" dem Martyrium darbringen; daher der „conatus nitentis eloquii". Er ist nicht der Einzige, der das gethan hat. Wer kann verkennen, dass auch Gregor v. Nazianz und Augustin nicht selten heilige und wahrhaftige Stimmungen in einem Strom kunst- mässiger Beredsamkeit zum Ausdruck bringen, der uns heute keineswegs entzückt, sondern vielmehr abstösst! Aber vielleicht werden wir den Verfasser noch mehr entschuldigen können, wenn wir ermittelt haben, woher seine kunstmässige Beredsamkeit stammt. Davon wird im nächsten Capitel zu handeln sein. Übrigens ist seine Beredsamkeit nicht überall eine schwülstige; es gelingt ihm vielmehr an einigen Stellen wirklich einen er- habenen Ton zu treffen und seine innere Wärme in der Kraft seiner Sprache zu zeigen. Diese ist einige wenige Vulgarismen abgerechnet grammatisch rein und sehr gut. Gerichtet ist die Predigt an die „fratres carissimi" ; allein der Inhalt der Predigt in jedem Capitel und speciell c. 22 lehrt, dass unter ihnen nicht alle Gemeindeglieder zu verstehen sind, sondern die Christen, die in dem Gefängnisse schmachten und in nächster Zeit den Richter- spruch erwarten. ^) „0 boni martyres" werden sie c. 22 angeredet. Ihnen allein gilt die Predigt, sei es, dass sie geradezu im Ge- fängniss gehalten, sei es was wahrscheinlicher , dass sie ihnen schriftlich in das Gefängniss geschickt worden ist. 2) Sehr beachtenswerth ist, dass die Predigt aus dem Anfang einer Verfolgungszeit stammt. Noch scheinen erst wenige Christen aus der Gemeinde hingerichtet worden zu sein. Wo der Ver- fasser von bereits vollendeten Märtyrern vspricht, spricht er (c. 26) von ,.iam pridem acciti e saeculo martyres", ohne es hervor-

1) Ganz deuthch sind die Gefangenen einer bestimmten Gemeinde vorausgesetzt. Die Predigt richtet sich nicht an ein gedachtes Publicum.

2) Man hat nicht den Eindruck, dass der Verfasser seinen Zuhörern Angesicht gegen Angesicht gegenüber steht.

\2 Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.

zuheben, dass ihnen jüngst eine Schaar beigesellt worden istJ) Er selbst befindet sieb nicbt im Gefangniss. Das zeigt die ganze Haltung der Predigt, vor allem aber der Schluss (c. 30): „et iitinam perabiecto aliquando istud (der himmlische Triumph der Märtyrer) mihi videre contingat". Der Ausdruck ist so stark, dass man noch etwas anderes hinter ihm vermuthet, als nur die Aussage, dass er selbst nicht das Glück habe, den Confessoren zugesellt zu sein (s. darüber unten cap. 4).

Den Inhalt der Schrift Capitel für Capitel anzugeben lohnt nicht, dazu ist er zu einförmig. Doch seien folgende Punkte hervorgehoben: Ganz besonders weitschweifig und abschreckend ist die erste Hälfte der Einleitung (c. 1)-); der Verfasser hüllt den einfachen Gedanken, dass man das Martyrium preisen soll, dass aber keine Beredsamkeit im Stande ist, seiner Grösse ge- recht zu werden, in einen Schwall von Worten. Aus der zweiten Hälfte der Einleitung (c. 2. 3), in der vorläufig die Glorie des Martyriums geschildert wird, hebe ich den Ausdruck „conscientiae robur" hervor. Beide Worte liebt der Verfasser. C. 4 p. 29, 5 spricht er von „fidei robur", c. 8 p. 31, 11 von „devotio robusta", c. 15 p. 37, 6 von „fides firma, devotio robusta [auch „devotio*' ist ein Lieblingsausdruck von ihm], c. 17 p. 40, 12 von „durati roboris pectus". ^) C. 18 p. 41, 7 braucht er den Ausdruck

1) C. 2(5: „Ecce in passione cuiushbet vocati gaudent iam pridem acciti e saeculo martyres, gaudent bonorum omnium nuntii (die Engel), gaudent pariter electi". In c. 23 heisst es freihch: „sed et ahos frequenter aspeximus interritos stetisse, ut admissi peccati redimentes cruore suo loti haberentur in sanguine et reviviscerent interempti, qui viventes computa- bantur occisi". Aber unter der Voraussetzung, dass unsere Schrift aus Rom stammt, kann diese Mittheilung nicht gegen das im Texte Angeführte ver- werthet werden. In Rom gab es zu allen Zeiten christliche Martyrien; auch lag die Verfolgung unter Maximinus Thrax, an die der Verfasser viel- leicht besonders denkt, kaum 15 Jahre zurücK,

2) Bemerkt sei, dass in der ersten Zeile „in hoc favore dicendi-' fest- zuhalten und nicht etwa durch „fervore'' zu ersetzen ist (so schlägt Hartel in der Note vor). Der Verfasser bezeichnet die Gelegenheit, die ihm geworden ist, sich durch eine „adlocutio" an die Märtyrer zu richten, als einen „favor dicendi". Aöectirt ist das ,,nisi fallor", welches der Verfasser öfters einstreut, s. c. 2 p. 27, 11; c. 1 p. 20, 15; c. 10 p. 33, 9; c. 17 p. 39, 19.

3) Ebenso oft, wie in unserer Schrift der Ausdruck „robur", kommt in dem Brief Novatians (= Cypr. ep. 30) der synonyme Ausdruck „vigor''

2. Form, Adresse und Inhalt der Schrift. 1^3

„conscientiae ratio";') c. 29 p. 50, 12 schreibt er: „vincitur con- scientia humilitatis exemplo". „Couscientia" ist bekanntlich ein stoischer terminus, den der stoisch beeinflusste Novatian gern gebraucht hat, s. de bono pudic. 3 p. 16, 5 „incendium conscientiae bonae"; Novat. epist. inter epp. Cypr. 30, 1 p. 549, 8: „conscientiam deo soli debere"; ibid. c. 7 p. 555, 5: „conscientiae letalis plaga"; c. 1 p. 549, 4: „bene sibi conscins animus". Novat. de pudic. 3: „bene sibi conscia de pulchritudine". Am Schluss der Einleitung wird bereits ein Gedanke angeschlagen, der sich durch die ganze Predigt zieht, dass Christus in dem Märtyrer leidet, dass darum der Confessor, indem nur er Christum wahrhaft nachahmt^ der Christ ist, und dass in dem Bekennen Christi der ganze Christen- stand beschlossen ist; vgl. c. 3: „hoc sokim secum ipse con- volvens, quod in illa crudelitate carnificum plus pro quo patitur Christus ipse patiatur"; c. 4: „quicquid sub persona tua in in- iuriam Christi profanus sermo iactaverit"; c. 6: „totum hoc in laudem martjrii spectat, totum gloria passionis inluminat, in qua spes futuri temporis cernitur, in qua Christus ipse operatur . . . quid enim nobis amplius potuisset larga pietate largiri quam ut in se primus ostenderet quid in aliis coronaret? mortalis factus est ut inmortales esse possemus et humanae sortis exitum per- tulit per quem reguntur humana: ut nobis videatur prae- stitisse quod passus est, confessionem tribuit, martyria subiecit. Mit diesem Satze vgl. man Novat. ep. inter epp. Cypr. 30, 3 p. 551, 8: „cum totum fidei sacramentum in confessione Christi nominis intellegatur esse digestum". In c. 9 unserer Schrift heisst es: „licet non sim nescius etiam vos plenissime nosse statum omnium nostrum iudiciis contineri neque ignorare hanc esse nobis traditam disciplinam, ut sine ullo terrore militiae vim tanti nominis tueamur". C. 11: „hoc nos utique magis debet hortari quod confessio vocis unius , Christi' perpetua confessione servetur", cf. c. 24: „confessione vocis unius adversa succumbunt, laeta proveniunt etc." C. 14; „consortem 2) passionis

vor; aber auch „robustus" fehlt nicht, s. c. 5 p. 552, 18: „animi robusti"; ferner „nervi severitatis" c. 3 p. 551, 17.

1) Vgl. den Ausdruck Novatian's in epp. Cypr. nr. .30, 2 p. 550, 4: „disciplinae ratio".

2) C f. Novat. de bono pudic. 2 p. 14, 15: „consortes spiritus sancti".

14 Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.

(Christi) existere". C. 18: „quid enim carius eo (seil. Christo), )quam< qui ne quid invitus hodie sustineres, prius passus est quod doceret? quid eo dulcius, qui cum ipse sit deus noster ac dominus tarnen patientem pro se hominera regni caelestis efficit coheredem?" . . . si iniuriis ageris, prior actus est ille. si con- tumeliis premeris, dei niunus imitaris. unde et parum est, quid- quid pertuleris pro eo, qui nihil amplius potes facere, nisi quod in hoc Salus universa consistit, quia martyrio totum ille promisit." C. 26: „praeferatur licet bono fidei custodita iustitia melioremque se inter omnium laudes virginitas immacu- lata cognoscat, cedant tamen necesse est martyrio universa ac sanguini submittanturque cruori. illi elegerunt bonum, hi imitati sunt Christum." C. 29: „nunc vero, ne quis nie arbi- tretur omnem salutem non alio statu quam martyrio coUocasse, hoc primo profecto respicite neque me tantum esse qui loqui videor neque ita se habere ordinem rerum, ut inmortalitatis spes repromissa unius partis latere nitatur". Ebendort heisst es am Schluss: „(martyr) velut socio Christi cruore decoratur". Die ganze Schrift legt Zeugniss dafür ab, dass sie von einem Manne geschrieben ist, der in besonders ausgeprägter Weise jenes Christen- thum vertritt, welches der Valentin-Schüler Herakleon als unrich- tio-es bezeichnet hat nämlich dass die Imitatio Christi in dem Martyrium beschlossen liegt und dass deshalb das Bekennen des Namens Christi vor der Obrigkeit die wichtigste Function des Christenstandes sei. „Per martyrium et testimonium nomini reddi- tur et maiestas nominis ampliatur" (c. 4), „martyrium dominicae promissionis et muneris totum est" (c. 30), und noch stärker c. 2: „omnis consummatio et status vitae in martyrio est collo- catus. hoc fundamentum vitae et fidei, hoc praesidium salutis, hoc vinculum libertatis et honoris".')

Am Schluss der Einleitung fällt noch die Dialektik des Satzes auf: „Nam quando, si negaverit dominum, pro eo crimen subeat pro quo vicisse debebat, necesse est eum cuncta tolerare cui victoria debetur ex [?] -) poena.'' Solche dialektisch gebildete Sätze

Im Brief der römischen Confessoren an Cyprian (ep. 31, 3 p. 559, 10) wird der Ausdruck „coUega passionis cum Christo" gebraucht.

1) So hat sich weder Tertullian noch Cyprian ausgedrückt. „Martyrio totum necesse est cedat", ruft unser Verfasser aus.

2) Vielleicht ist doch mit LNQTv „et" zu lesen; es ist acuminös gesagt,

2. Form, Adresse und Inhalt der Schrift. 15

sind nicht selten, ebenso Antithesen wie c. 7: „qui morte vitam contemnat ut vitam morte custodiat". ')

Der erste Theil der Predigt (c. 4—12) beantwortet die Frage „quid est martyrium?'* zunächst mit einem Erguss: „delictorum finis, periculi terminum, ^) dux salutis, patientiae magister, domus vitae". Es zeigt den geschulten Rhetor, dass er seine ausführ- liche Analyse mit solchen asyndetisch aneinander gereihten Aus- sagen schmückt. Dergleichen findet sich bei ihm noch öfters s. c. 2 (den oben ausgeschriebenen Satz); c. 24: „confessione vocis unius adversa succumbunt, laetaproveniunt, patent regna, parantur imperia, deviciuntur poenae, mors subigitur, vita profertur et in- festantis inimici repugnantia arma solvuntur", oder c. 29: ,,mar- tyrii inaestimabilis gloria, infinita mensura, immaculata victoria, nobilis virtus, inaestimabilis titulus, triumphus inmensus", oder c. 23: „sanctis hoc dei aptum, miseris necessarium, omnibus gratum, quo laetantur boni, relevantur abiecti, curantur electi". Ganz ebenso aber schreibt auch Novatian, de bono pudic. 3: „pudicitia est honor corporum, ornamentum morum, sanctitas sexuum, vinculum matrimoniorum, fides generis, propugnaculum pudoris, fons castitatis, pax domus, concordiae caput". Die asyn- detische Verbindung braucht er häufig, s. z. B. ep. 30, 6 p. 554, 5: „nos invicem foveamus, custodiamus, armemus, oremus etc." In c. 4 findet sich der Ausdruck „gloriae cumulus" (zum zweiten Mal c. 11 p. 34, 9), den ich sonst noch in dem Briefe der ge- fangenen römischen Confessoren an Cyprian ep. 31, 1 p. 558, 5 finde; Novatian braucht den Ausdruck „criminum cumulus" ep. 30, 6. ^) Zum Erguss im 8. Cap. "*): „Quid enim tam eximium etc." ist die frappante Parallele in dem eben genannten Schreiben der römischen Confessoren (ep. 31, 3): „Quid enim gloriosius etc." zu vergleichen. Der Ausdruck „inter ruinas orbis iam iamque per- ituri" (c. 8) findet sich ähnlich in Novatian's Schreiben (ep. 30, 5

„poena'' steht für „martyrium" = „er, dem der Sieg gebührt und das Leiden" (s. den Gebrauch von „poena" c. 2 Schluss).

1) Man vgl. dazu den Stil Novatian's.

2) So schreibt der Verfasser, wie er auch „paradisum" im Nomin. c. 11 p. 34, 4 schreibt; s. Rönsch, Itala und Vulg. p. 269.

3) Derselbe Ausdruck bei Cyprian de lapsis 9 p. 243, 9: „criminis cumulus".

4) In c. 6 findet sich die Construction „caruerunt labern".

1(3 Hainack, Eine bisher niclit erkannte Schrift Novatian's.

p. 553, 18 sq.): „aspice totum orbem paeiie yastatum et ubique iacere deiectorum reliquias et ruinas'", und in dem der römischen Confessoren (ep. 31, 1 p. 557, 6): ..per totum paene orbem ruinas". Der Verfasser deutet in demselben Capitel darauf hin, dass zu der Zeit, in der er schreibt und die Verfolgung im Gange ist, auch eine schwere Seuche wüthet: „tibi iam et mundus ipse succumbit et terra cedit qui morientibus cunctis ad hoc reservatus es ut martyr esse potuisses. aut non cotidiana cernimus funera, cernimus novos exitus diuturnos factos, sed et saevientibus morbis inexperta cuiusdam cladis exitia et stragem populatarum urbium intuemur, unde possimus agnoscere quanta martyrii habenda sit dignitas, ad cuius gloriam nos cogere etiam lues coepit." ^) Die Bedeutung, die der Verfasser dem Tode Christi zollt, tritt in c. 11 und noch einmal in c. J8 hervor: ,.porro autem contemnenda tibi mors est, cui Christus occisus est", heisst es an der ersten Stelle. An der zweiten aber wird in Bezug auf die Bereitschaft Abraham's, seinen Sohn zu opfern, ausgerufen: ,.et adhuc pro eo Christus non fuerat occisus!" Christus selbst heisst für gewöhnlich „dominus", jedoch c. 18 p. 41, 5 ,.deus noster ac dominus", c. 18 p. 41, 14 rund „deus' und ebenso c. 29 p. 50, 7 sq. („Paulus apost. passus est ut imitaretur deum; utique et nos ad hoc voluit pati, ut per ipsum imitaremur Christum, si iustus es et deo credis, quid pro eo fundere sanguinem metuis, quem pro te totiens passum esse cognoscis?") Merkwürdig und fast be- denklich, weil an die pseudoclementinische Christologie heran- streifend, erscheint der weitere Satz (c. 29): „(Christum) pro te totiens passum esse cognoscis: in Esaia sectus, in Abel occisus, in Isaac immolatus, in Joseph venundatus, in homine crucifixus

1) Auch noch an anderen Stellen seiner Predigt kommt clor Verf. auf das grosse Sterben zu sprechen; s. c. 13: ,,igitur cum sit sublime excel- sumque martyrium, nonne magis est necessarium; cum mundus ipse sub- vertitur partimque orbe concusso natura deficiens ultimi ex- itus monumenta testatur?" c. 14: „quanta sit gloria . . . carere exitiis imminentis saeculi nee inter cruentas morborum populantium strages communi cum ceteris sorte misceri*'; c. 27: ..non enim movere nos debent caduca quae semper et quae iam eversione sua non modo lege proposita sed etiam ipso fine temporis urguentur . . . ultimam esse rerum omnium senectutem". Ähnliche Ausführungen Cyprian's in ver- schiedenen Schriften sind bekannt.

2. Form, Adresse und Inhalt der Schrift. 17

est". Allein es lässt sich dieser Aussage doch ein orthodoxer Sinn abgewinnen.

Bereits in dem 1. Theil, in welchem sich schon alle Ge- danken der folgenden finden, werden die Verleugner hart bedräut; c. 1 1 : „non poteris confiteri nisi scias C[uantum noceas, si negaris. caelo martyres gaudent, veritatis inimicos ignis adsumet. para- disum dei testibus floret, negatores gehenna complexa [?] aeternus ignis inardescit. et ut de ceteris taceam, hoc nos utique magis debet hortari c^uod confessio vocis unius Christi perpetua con- fessione servetur, sicut scriptum est: ..ctui me confessus fuerit etc." Dieses Wort, das der Verfasser bereits c. 3 p. 28, 12 im Sinne gehabt hat, ist ihm das durchschlagende Wort Jesu, welches weitere Zeugnisse überflüssig macht. Bekanntlich (s. ep. 30, 7 u. sonst) ist das auch die Meinung Xovatian's. Der mehr stoische als christliche Gedanke, was es für eine grosse Sache sei, Gott ein Schauspiel zu geben durch das Martyrium (vgl. Minucius, Cyprian), fehlt auch nicht: ..Magna est claritas, vitam salutis aeternae honestate passionis ornare, magna sub- limitas ante ora domini aspectumque Christi potestate summa tormenta contemnere nee horrere".

Der 2. Theil (c. 13 15) bedeutet keinen Fortschritt in der Ausführung. In c. 14 befremdet der nüchterne, ja schlimme Satz: „consider(a) quanta sit poena negare eo tempore quo frui saeculo nequeas (weil es bereits durch die Seuche zusammen- bricht), cuius causa negaras". Werthvoll aber ist es, dass uns der Verfasser ic. 15) eine Episode aus der Verfolgung erzählt. Er selbst hat Stimmen von Heiden jüngst gehört, die sich, als sie die Standhaftigkeit sahen, mit der Christen die schwersten Foltern ertrugen, auf dem Richtplatz also äusserten: „Magnum istud est profecto nescio quid, non doloribus subigi, non poenis augentibus frangi", so sagten die Einen; Andere aber sprachen: ..Et puto liberos habet; nam est illi societas in peuatibus coniux, et tamen nee vinculo pignerum cedit nee obsequio pietatis ab- ductus a proposito suo deficit. ') noscenda res est, virtus penitus scrutanda visceribus; nee enim levis est ista quaecumque confessio,

1 Bis hierher lässt Hartel in seiner Ausgabe das Citat reichen; aber ort'enbar gehört auch noch der folgende Satz hinzu, wie zum Uber- fluss der Anfang des 16. Cap. beweist.

Texte u. Untersuchungen XIII, 4. 6

Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.

propter quam homo patitur, et mori posse". \) ..Fürwahr'", fährt der Verfasser (c. 16) fort, „so gross ist die Kraft des Martyriums, dass durch dasselbe auch der zum Glauben gezwungen wird, der dicli tödten wollte." Nun ermahnt er auf Grund von Sirach 2, 4. 5 („per ignem probatur aurum et argentum"), dass die Christen sich wie das Gold durch die Prüfungen läutern lassen sollen. Der Satz, den er dabei ausspricht (p. 38, 11): „auro, ut ipse dixit, similes esse debemus", wird uns für die Bestimmung des Ver- fassers wichtig werden. In c. 17 werden die Fälle ins Auge gefasst, dass sich Christen durch die „dignitas ambitiosa" oder die „congregata in thesauris pecuniae magnitudo", ^j also durch Ehre oder Besitz, vom Bekenntniss könnten abhalten lassen. 3) In c. 18 macht der Verfasser eine dogmatisch wichtige Unter- scheidung zwischen „salus aeterna" (sie sei an sich schon ein hohes Gut; er identificirt sie mit der „perpetuitas vivendi") und dem „caelum [regnum caelestej ac iudicii de ceteris facultas perenni saeculo". Diese Unterscheidung*) wird sonst in der Dogmengeschichte nur bei Pelagius verzeichnet. Jenes ..regnum caeleste" bezeichnet der Verfasser als ein so hohes Gut, dass es ein „nefas" gewesen wäre, es auch nur zu wünschen. ^)

Der 3. Theil (c. 19 29) beginnt mit einer ausgeführten Schilderung der Gehenna und des Paradieses. Ich habe anderswo ^) nachgewiesen, dass hier die Petrus-Apokalypse benutzt ist; aber die Hauptquelle wird sich uns im nächsten Capitel eröffnen. Zur ganzen Ausführung s. die kurze, gedrungene Aussage im Brief Novatian's (ep. 30, 7): „paravit caelum, sed paravit et tartarum.

1) Das „et mori posse" ist nicht leicht erträglich; doch bieten es alle Handschriften (das „possit" in Q ist aus dem folgenden ,,et" entstanden). Ist der Text in Ordnung, so ist zu übersetzen: ,,denn nicht verächtlich ist jenes Bekenntniss, wie es auch immer lauten mag, um dessen willen Einer Leiden auf sich nimmt; (nicht leicht ist) die Todesbereitschaft."

2) „Quae semper", setzt der Verf. hinzu, „propositum bonae mentis avertit et devotam pro domino suo animam furiali egit honore".

3) Zu dem Satz „licet pretiosarum vestium more purpura in imagines currat", vgl. die Sachparallele in Tertull. de pudic. 8 init., die zugleich als Erklärung dienen kann.

4) Er drückt sie auch so aus: „ut ei cui sufficeret morte carere non tantum salutis daret praemium, sed et conscendere caelum''.

5) In c. 17 p. 40, G findet sich die metaplastische Form ,,intirmis".

6) Texte u. Unters. XIII, 1 S. 72 f.

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2. Form, Adresse und Inhalt der Schrift. 19

paravit refrigeria, sed paravit etiam aeterna supplicia. paravit inaccessibilem lucem, sed paravit etiam perpetuae noctis vastam aeternamque caliginem." Bemerkenswerth ist, dass in c. 23 jedes Martyrium zwar als eine göttliche Grabe bezeichnet, aber also unterschieden wird: „aliis illud pro merito eorum tribuit, aliis pro misericordia sua tradidit". Es kommen einerseits die „fide nobiles" zu demselben („ut devotionis obsequium mors honestaret"), andererseits „alios frequenter aspeximus interritos stetisse, ut admissi peccati redimentes cmore suo loti haberentur in sanguine ^) et reviviscerent interempti qui viventes conputa- bantur occisi". Bereits in c. 24 kehrt der Verfasser zum Ge- danken der Einleitung c. 1 zurück, ^j fahrt aber doch noch fort zu reden in sechs weiteren Capiteln. In c. 25 sq. führt er den Gefangenen die Herrlichkeit des Tages vor Augen, der ihnen den Sieg im Martyrium bringen wird, „cum spectante populo atque intuentibus cunctis contra terrenas cruces et minas saeculi incon- €ussa devotio reluctetur"; die Richter werden dabei „illa pestilens ac furibunda consessio" genannt. „Ibi laetatur milite suo dominus, laetatur teste nominis (f/aQTvg) sui Christus!" Doch halt es der Verf. für nöthig (c. 27) eine Einschränkung anzubringen, um nicht den Schein zu erregen „omnem salutem non (in) alio statu quam in martyrio collocasse". Die Unsterblichkeit wird auch Anderen zu Theil werden; aber die Plätze sind verschieden; denn „bei dem Vater sind viele Wohnungen". ^) Noch einen anderen Spruch aus dem Johannesevangelium reiht er daran: „Ambulate, dum lumen habetis, ne vos tenebrae conprehendant". Er deutet das „ambulate" als „excedere e saeculo". Nun folgen noch Sprüche aus Paulus"^) (c. 28) zum Lob des Martyriums •') mit den harten

1) Der Text ist allerdings kaum erträglich, der Sinn deutlich.

2) Auch c. 26 kommt er wieder auf ihn: dass die Beredsamkeit zu schwach sei, die Herrlichkeit des Martyriums auszusagen (s. auch c 29—30).

3) Der eigenthümliche Ausdruck „incentivo quodam mercis [= mer- cedis, s, Ron seh, Itala u. Vulg. S. 265] agitati" hat eine Parallele an Pontius, Cypr. Vita 7: „incentivo tubae caelestis animare''.

4) Auf sein Martyrium wird c. 29 angespielt.

5) Der Verf. hat in Bezug auf Paulus c. 29 init. die Formel gebildet, €r habe gelitten, um Gott (nämlich Christus) nachzuahmen ,,et nos ad hoc voluit [seil. Paulus] pati, ut per ipsum [seil. Paulum] imitaremur Christum". Er denkt an I Cor. 7, 7!

6*

20 Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.

Antithesen: ,,nec poteris optare martyrium. nisi ante oderis sae- culum nee pervenire ad dei praeminm, nisi amaveris Christum, qui autem amat Christum, non amat saeculum; Christus enim ahiectus est saeculo, sicut et saeculum Christo." In c. 29 wird Christus als .,exemplum humilitatis*' vorgeführt und Averden rhe- torisch die Vorgänge bei seinem Tode geschildert. Dabei findet sich die antike Ausdrucks weise „turbati manes" für die, welche aus den Grräbern hervorgingen. ^) Erhaben ist die Schlussfolge- rung: ..unde magnum est imitari eum qui moriendo arguit sae- culum". In dem Schlusscapitel (30) bittet der Verfasser die Con- fessoren um ihre Fürbitte: ,,Erit hoc benivolentiae vestrae, erit caritatis et amoris, si volueritis nostri memores esse, cum in vobis dominus martyrium coeperit honorare. vos intra se sanctum illud altare, vos intra se magna illa venerandi nominis sedes veluti sinu quodam gremii amplectentis includit. vos imperia perennis temporis sustinent et illud quod regnaturi semper estis et victuri. o beati et quibus vere sunt dimissa peccata, si tarnen qui Christi conpares estis aliquando peccastisl-) o beati quos a primordio mundi domini sanguis infecit ^) et quos merito splen- dor iste nivei amictus induerit et candor stolae ambientis ornarit." Mit einer Art Vision schliesst der Verfasser: er sieht im Geiste, wie .,ille verus nobilis numerus Christi sui gloriam iterque co- mitetur; ibit ante ora eins felix caterva victorum et se densantibus turmis velut solis exortu totum inluminatum agmen inferet potestatem". „0 möge mir", fügt er hinzu, „dem einmal (bei gegebener Gelegenheit) gänzlich verworfenen, jener AnbUck ge- währt werden doch der Herr wird das bewirken können, was er, so glauben wir, nicht versagt, wenn ihr bittend eintretet."

3. Die Quellen der Schrift.

Als erste Quelle kommt die h. Schrift in Betracht; doch sind die directen Citate und die Anspielungen nicht sehr zahl- reich; folgende sind zu verzeichnen:

1) Für „resurgere'' braucht der Verf. den vulgären Ausdruck „resistere*'.

2) Das ist der stärkste Ausdruck, den der Verfasser braucht; man sieht noch einmal, wie er das Martyrium beurtheilt.

3) Diese Ausdrucksweise stammt augenscheinlich aus Apoc. 13, 8

TO CCQVIOV t6 iocfCCyfXBVOV CCTIO XarußolriQ XOGflOV.

I

3. Die Quellen der Schrift.

21

Anspielungen finden sich auf Isaak's Opferung (c. 18 p. 40, 17 f.), auf Daniel in der Löwengrube und die drei Männer im Ofen (c. 12 p. 34, 16 f), auf Ps. 32, 1 (c. 30 p. 51, 17), auf Matth. 27, 51 ff. (c. 29 p. 50, 13 f.), auf Luc. 12, 9 (c. 3 p. 28, 12), auf Luc. 18, 29. 30 (c. 17 p. 40, 14 f.) und auf vier Stellen der Apoc. Job. (20, 4 = c. 28 p. 49, 14 und sonst; 6, 9. 13, 8. 7, 13. 14 == c. 30 p. 51, 14—19).

Citate finden sich aus dem A. T. nur 5 (6) und aus dem N. T. 16, nämlich:

1) Ps. 115, 5b 6a corabinirt mit Jesaj. 6, 10 = c. 5 p. 29, 15 f.

2) Sap. Sah 3, 4. 5 = c. 16 p. 39, 4.

3) Sap. Sal. 3, 7. 8 = c. 11 p. 34, 10.

4) Sirach 2, 1. 2 = c. 14 p. 37, 2.

5) Sirach 2, 4. 5 = c. 16 p. 38, 6.

6) Matth. 3, 10a = c. 27 p. 48, 18.

7) 5, 26 = c. 13 p. 36, 2.

8) 10, 39 = c. 28 p. 49, 22.

9) 16, 26 = c. 17 p. 40, 3.

10) 19, 29 = c. 17 p. 39, 13.

11) Luc. 12, 8 (Mtth. 10, 32) = c. 11 p. 34, 7.

12) Job. 12, 35 = c. 27 p. 49, 2.

13) Job. 14, 2 = c. 27 p. 48, 11.

14) Rom. 8, 17 = c. 28 p. 49, 10.

15) Rom. 8, 18 = c. 18 p. 41, 18.

16) I Cor. 7, 7 = c. 28 p. 50, 4.

17) 9, 24 = c. 28 p. 49, 7.

18) 11, 1 = c. 28 p. 50, 3.

19) GaL 6, 14 = c. 28 p. 49, 19.

20) Philipp. 1, 21 = c. 14 p. 37, 5.

21) Coloss. 2, 20 = c. 28 p. 49, 11.

Mit „Scriptum est" wird citirt Nr. 1. 5. 7. 11. 19. „Sanctus Spiritus ait": Nr. 9. „Dens dixit (ait) (inquit) (per prophetam)" Nr. 2. 3. 4. „Christus (dominus) dicit": Nr. 8. 10. 12. „Ex- clamat Johannes (baptista) et dicit": Nr. 6. „(Beatissimus aposto- lus) Paulus dicit": Nr. 14. 15. 16. 17. 18. 20. 21. Wichtig ist, dass somit ein Spruch Jesu mit „Sanctus Spiritus ait" eingeführt ist, und ein Spruch des Paulus einfach mit „scriptum est*' (zwei- mal sind Sprüche Jesu so citirt). Das A. T., die Evangelien, die Paulusbriefe stehen also durchaus auf einer Fläche. Bemerkens-

22 Harnack, Eine "bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.

werth ist, dass der Verfasser der Sap. Sal. „propheta" genannt wird, und dass einmal ein Spruch (Mt. 19, 29) durch „verba caelestia" eingeführt wird. Diesen Ausdruck liebt Novatian (resp. scripturae caelestes), s. Weyman, im histor. Jahrbuch 1892 S. 740 und 743.

Was den Text der Citate anlangt, so interessirt natürlich vor Allem das Verhältniss zu Cyprian's Bibel. Es ist sehr zu bedauern, dass das Material nicht reichhaltiger ist.

Nr. 1: Jesaj. 6,10 (nachCypr., Jesaj. 6, 10 (nach de laude)

Testim. I, 3)

ingrassavit enim cor populi eins gravatum est cor (insipiens) eo-

. . . . ne forte . . . revertantur et rum, ne quando convertantur et

eurem illos. salvem illos. Hier liegt ein anderer Text vor.

Nr. 2. 3: Sapient. Sal. 3, 4— 8 Sapient. Sal. 3, 4—8 (nach

(nach Cypr., Testim. III, 15; de laude)

ad Fortun. 12: ep. 6, 2) i)

et si coram hominibus tormenta et si coram hominibus tormenta

passi sunt, spes eorum immorta- passi sunt, tamen spes illorum

litate plena est: et in paucis immortalitate plena est, et vexati

vexati in multis bene disponen- in paucis in multis bene dispo-

tur, quoniam deus [dominus] nentur, quoniam deus [dominus];

temptavit illos et invenit illos temptavit eos [illos], et invenit

dignos se .... et quasi holo- illos dignos sui [se] et quasi ho-

caustam hostiam accepit illos locaustam hostiam accepit illos.

iudicabunt nationes et fulgebunt etiam tamquam scin-

dominabuntur populis tillae in arundinetum discurren-

tes, iudicabunt nationes et do- miuabuntur populis.

Hier liegt augenscheinlich dieselbe Übersetzung vor; aber weder hat unser Verfasser das Citat von Cyprian, noch um- gekehrt; denn Jeder bringt etwas, was der Andere nicht hat->

1) Die Stelle steht an den drei Orten absolut gleichlautend.

2) Cod. W hat in Fortun. 12 den Zusatz: „fulgebunt tanquam scin- tillae in arundineto discurrunt".

3. Die Quellen der Schrift.

23

Nr. 4. 5. 6. 8. 9. 10. 12. 13. 20 fehlen bei Cyprian. Nr. 7: Matth. 5, 26 (Testim. Matth. 5, 26 (nach de laude)

III, 57) donec solvas ^) novissimum qua- quadrantem ultimum reddere. drantem.

Hier liegt eine andere Über- setzung vor.

Nr. ll:Luc. 12,8. Matth.10,32. Luc.12,8. Matth. 10,32 (nach

(de laps. 20) de laude)

qui confessus me fuerit coram qui me confessus fuerit in terris

hominibus , et ego confitebor coram hominibus, et ego confi-

eum coram patre meo qui est tebor eum coram patre meo et in caelis.

Der Text ist verschieden.

Nr. 14. 15: Rom. 8, 17. 18

(Cypr. vv. 11. darunter ep. 6) coheredes Christi non sunt coheredes Christi aestimo non condignae passiones huius tem- esse condignas passiones huius poris ad superventuram clari- temporis ad superventuram cla- tatem quae revelabitur in nobis. ritatem quae revelabitur in nobis. Der Text ist identisch.

Nr. 16: I Cor. 7, 7 (Testim.

III, 32) volo omnes homines sie esse ut me.

coram angelis eins.

Rom. 8, 17. 18 (nach de laude)

I Cor. 7, 7 (nach de laude)

volo vos omnes si fieri potest, imitatores meos esse.

Diese Stelle darf nicht in Betracht gezogen werden. Unser Verfasser hat augenscheinlich (s. das „si fieri potest") absichtlich frei citirt, obgleich er so thut, als citire er genau.

Nr. 17: ICor.9,24 (Test.111,26; I Cor. 9, 24 (nach de laude)

Fortun. 8; ep. 10, 3)

nescitis quia qui in stadio cur- nescitis quoniam qui in agone

runt omnes quidem currunt, currunt multi certantur et unus

unus tamen accipit palmam? sie accipit palmam? vos autem sie

currite ut oceupetis. currite ut omnes coronemini.

Der Text ist verschieden. ,,Agon" kommt auch im römischen Schreiben (Cypr. ep. 8, 1) vor. Wichtiger aber noch ist, dass

1) So LMB, reddas AW.

24 Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.

Novatian in der Schrift de bono pudic. c. 2 unsere Stelle frei umschreibt durch: „coronae collocat praemia". Da haben wir das „coronemini", welches wir in de laude mart. lesen.

Nr. 18: I Cor. 11, 1 (ep. 55, 15) I Cor. 11, 1 (nach de laude)

imitatores mei estote, sicut et imitatore mei estote, sicut et ego

ego Christi. Christi. Der Text ist identisch.

Nr. 19: Gal. 6, 14 (Testim. Gal. 6, 14 (nach de laude)

III, 11. de hab. virg. 6) mundus mihi crucifixus est et mihi mundus crucifixus est et ego mundo. ego mundo.

Der Text ist identisch.

Nr.21: Coloss. 2,20 (Testim. Coloss.2,20 (nach de laude)

III, 11) si mortui estis cum Christo ab si cum Christo commortui [mor- elementis [huius] mundi, quid tui S' estis, quid tamquam vi- tamquam viventes in mundo ventes in hoc saeculo (so S, vana sectamini? mundo cett.) decernitis [cernitis

Der Text ist verschieden. S^]?

Cyprian und unser Verfasser haben also 12 oder wenn man, wie oben geschehen ist, zweimal zwei Citate zusammenfasst, 10 Citate gemeinsam. Dass der Eine von den Citaten des Anderen abhängig ist, tritt nirgends hervor. Nur viermal er- scheinen die Texte identisch, fünfmal dagegen sind sie verschie- den, i) nämlich bei Nr. 1 (Jesaj. 6, 10), Nr. 7 (Matth. 5, 26), Nr. 11 (Luc. 12, 8), Nr. 17 (I Cor. 9, 24) und Nr. 20 (Coloss. 2, 20). Hier fällt am meisten ins Gewicht, dass die so viel gebrauchten evangelischen Stellen Matth. 5, 26 und Luc. 12, 8 nach einem anderen Text citirt sind. Es wird dadurch wahrscheinlich, dass Cjprian und der Verfasser unserer Schrift nicht in derselben Kirchenprovinz geschrieben haben oder, anders ausgedrückt, dass unsere Schrift nicht afrikanisch, sondern römisch ist. Diese Wahrscheinlichkeit wird aber zur Gewissheit durch folgende frappante Beobachtung. Unser Verfasser citirt (Luc. 12, 8); „. . . et ego confitebor eum coram patre meo et coram angelis eius". Dieser Text ist in keiner Bibelhandschrift bisher

1) Von Nr. 16 sehe ich ab.

3. Die Quellen der Schrift. 25

naclige wiesen; er ist eine Combination aus Matth. 10, 32 und Luc. 12, 8 {liiJiQOOd^ev rov jtaxQoq fiov xov Iv zolg ovQavoig und £fiJtQOö&sv Tcov ayyilcov rov ^eov). Cyprian hat sie nicht, und auch im folgenden Verse Matth. 10, 33 = Luc. 12, 9, den er öfters citirt, bietet er sie nicht; ebensowenig bietet sie Sixtus in seiner Schrift adv. Novat. c. 7 (s. Texte u. Unters. XIII, 1 S. 62), ebensowenig der Verfasser der pseudocyprianischen Schrift de rebaptism. 12. Dagegen bietet Novatian, dessen Haupt- spruch bekanntlich jener Spruch gewesen ist, ep. 30, 7: „Qui me negaverit coram hominibus, negabo et ego eum coram patre meo et coram angelis eins." Also stimmt unser Verfasser in einer merkwürdigen Singularität des Bibeltextes mit Novatian überein! ^) Leider sind wei- tere Vergleichungen nicht möglich; denn weder in den uns er- haltenen Tractaten Novatian's (de trinit., de cibis lud., de spect. de bono pudic, quod idola dii) noch in den Briefen kommen Citate vor, die sich auch in unserer Schrift finden (auch mit Sixtus sind keine Citate gemeinsam).

Zweitens hat der Verf. unserer Schrift den Tertullian (ad mart.) und den Irenäus gelesen. Jenes folgt aus c 22 („cui [dem gefangenen Christen] semper hie mundus loco carceris"), cf. Tertull. ad mart. 2: „recogitemus ipsum mundum carcerem esse". 2) Dieses ergiebt sich aus dem Satze c. 6: „mortalis factus est ut immor- tales esse possemus"; denn das ist der Hauptsatz der Theologie des Irenäus. Wiederum frappirt es, dass wir auch bei Novatian Kenntniss des Iren, finden, und zwar nicht nur in der Schrift de

1) Ausser jener Singularität findet sich in dem Citat des Spruchs noch die andere: „qui me confessus fuerit in terris coram hominibus^'. Das blosse ,, coram hominibus" war unserem Verf. augenscheinlich noch nicht bestimmt genug; er setzte „in terris" hinzu ganz die Tendenz Novatians! Ebenso präcisirte er den Spruch Matth. 10, 39 also (wider alle Über- lieferung): „Qui in hoc saeculo amaverit animam suam, in futuro perdet illam: qui autem in saeculo oderit illam, in futuro inveniet eam". Man sieht leicht, dass unser Verf. die Tendenz gehabt hat, jeden Zweifel, dass das Bekenntniss auf Erden gemeint ist, auszuschliessen. Das ist aber die Tendenz Novatian's, und Sixtus hat adv. Novat. 2 p. 54, 22 den Novatianer Interpolationen in der h. Schrift vorgeworfen!

2) Aber abgesehen von dieser Spur einer Leetüre Tertullian's finde ich in der ganzen Schrift nichts, was auf Abhängigkeit von Tertullian deutet.

26 Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.

trinit., sondern auch in der Schrift „quod idola", s. c. 11: ,.hic deus noster, hie Christus est, qui mediator duorum hominem in- duit, quem perducat ad patrem. quod homo est, esse Christus vo- luit, ut et homo possit esse quod Christus est", und c. 15: „quod est Christus, erimus, si Christum fuerimus secuti". Werke Cyprian's sind in unserer Predigt nirgends benutzt; nur sachliche Übereinstimmungen finden sich, die nicht auffallen können, da Cyprian über ähnliche Themata öfters geschrieben hat.

Drittens hat unser Verfasser, wie ich Texte u. Unters, XIII, 1 S. 72 f. gezeigt habe, die Apokalypse des Petrus in c. 20. 21 benutzt (s. auch c. 30 ..splendor iste nivei amictus" mit A.poc. Petr. V. 8); er hat sie aber nicht als kanonische Schrift citirt oder gebraucht.

Mit dem allen ist aber die Hauptquelle des Verfassers noch immer nicht bezeichnet woher hat er seine Eloquenz, den Schwung und die Poesie der Rede, sowie die zahlreichen über- ladenen Bilder und die schwülstige Sprache? Merkwürdig, dass das noch nicht nachgewiesen ist: sie stammen, soviel ich sehe, fast alle aus der Aeneis und dem Georgicon Vergips. In wenigen von den 30 Capiteln finden sich keine Spuren des Einflusses Vergil's; in sehr vielen zeigt sich nicht nur ein Einfluss, sondern Plagiat folgt auf Plagiat. Hier sind zum ersten Mal in der Geschichte der christlich-latei- nischen Litteratur die Werke VergiPs, die ja das poe- tische Hauptbuch der Römer waren, umfassend ver- werthet. ^) Die „Laienbibel" ist in den Gebrauch der Kirche genommen.

Es ist nicht meine Aufgabe, sämmtliche Parallelen, die sich zu Vergil in unserer Predigt finden , nachzuweisen -) ; aber ich werde im Folgenden soviel Material beibringen, als zum Beweise der oben aufgestellten Behauptung nöthig ist. Im Allgemeinen gilt als sichere Regel: wo unser Autor poetisch wird, wo er

1) Cyprian ist als Schriftsteller kaum älter als Novatian, und er macht von Vergil nur einen spärlichen Gebrauch.

2) Abhängigkeit auch von Ovid ist a priori wahrscheinlich; aber sie kann nur ganz secunclär sein. Dass Vergil aufs stärkste benutzt ist, ist einem Sachkenner wie Weyman nicht entgangen (s. Histor. Jahrbuch 1892 S. 741).

3. Die Quellen der Schrift. 27

schwülstig wird, wo er Bilder anwendet, da sucht man fast nie- mals umsonst nach der Quelle = Vergil.^)

C. 1: gloriam infringere (c. 4 magnitadinem infringere), s. Aen. VII, 332: infracta faraa.

C. 1: laudem exsequi, s. Georg. IV, 1: caelestia dona exsequar (durch Worte).

C. 1 : exsequendae laudis cupiditate succenditur, s! Aen. VII, 496 : eximiae laudis succensus amore.

C. l: facultas ingenii . . . debilitata ac fracta, s. Aen. IX, 611: debilitat vires; VII, 594: frangimur fatis.

C. 1: Der poetische Gebrauch von fundere im Satze: „fides ipsius operis ratione (oratione?) munita vage fundit (= weithin ausströmen lassen, aussprechen), quod a dicendo inpar ingenii conscientia summovet", ist vergilisch, s. Aen. IV, 621; VI, 55; V, 842; III, 344; VIII, 584: dicta fundebat.

C. 1: inpar: das Wort wird von unserem Verfasser und von Vergil gern gebraucht.

C. 1: summoveat, s. Aen. VI, 316; VII, 226.

C. 1: non vereor ne quo ignaviae metu territus vel revocer vel extinguar, s. diesen Gebrauch von extingui bei Vergil, Aen. IV, 606; VI, 457; VII, 662; XII, 599; Georg. I, 466; Eclog. V, 20.

C. 1: expendere im Sinne von ponderare, considerare (so auch c. 14. 16), s. Aen. XII, 21: expendere casus.

C. 2: concreta contagia, s. zu contagia Eclog. I, 50; Georg. III, 469 und zu dem Gebrauch von concretus Aen. VI, 746: con- cretam exemit labem. Letzteres Wort hat auch unser Verf. c. 6: „caruerunt omnem hanc mundi deterrimam labem".

C. 2: unius ictus remediis; ictus ist ein bei Vergil besonders beliebtes Wort.

C. 3: praedurantibus costis, s. Georg. II, 531: corpora praedura.

C. 4: minis frendentis invidiae, s. Georg. IV, 452: graviter frendens.

C. 4: mens crescit in pugna, s. Aen. XII, 799: vis crescit.

C. 4: ut cum adverso mari moles opposita reluctatur, feriant licet fluctus et revolutum aequor identidem pulset, tamen haeret

1) Ich benutze Vergil nach der Ribb eck 'sehen Ausgabe (Leipzig 1889) und zugleich das Koch- George s' sehe Wörterbuch zu Vergil (Hannover 1885).

28 Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.

inmobilis virtus nee undis circumspumantibus adoperta succumbit, donec per scopulos vis digesta se supprimat et superiacens in aperto litoris spatia ictum[?] aequor evadat; hier ist das Meiste vergilisch, s. Georg. IV, 301: reluctanti obstruitur. Aen. X, 660: revoluta per aequora, Aen. III, 55: pulsata saxa, Aen. II, 654: sedibus baeret in isdem, Aen. III, 405: adopertus amictu, Aen. IV, 19: succumbere culpae, Georg. II, 267: seges digesta, Aen. XII, 333: aequore aperto; evadere (s. auch c. 12 unserer Schrift) ist bei Vergil häufig.

C. 5: pectoris feritas; unser Verfasser braucht pectus häufig für Charakter, Sinn, Gemüth, wie Vergil. Feritas von Menschen Aen. XI, 568.

C. 5: instigantur pariter ac feruntur, s. Aen. XI, 730: (fertur equo) variisque instigat vocibus alas.

C. 7: ... lactentibus stipulis distenta imbribus frumenta turgescunt, fecundae messes coguntur aestate, sie quotiens ferro vitis abscinditur, erumpentibus pampinis melius uva vestitur; s. Georg. I, 313 fi*.: vel cum ruit imbriferum ver, spicea iam campis cum messis inhorruit et cum frumenta in viridi stipula lactentia turgent; zu distenta = strotzend Eclog. IV, 21: ubera lacte distenta; Georg. IV, 164: distendunt neetare cellas; Eclog. VII, 3; IX, 31; messes Georg. I, 49. 103. 161; cogere = einheimsen öfters bei Vergil, z. B. Georg. IV, 231: bis gravidos eogunt fetus; Georg. I, 448: tum mitis defendet pampinus uvas; Aen. VI, 640: campos lumine vestit purpureo. Das „erumpentibus pampinis" ist eine Übertreibung, die sich Vergil schwerlich hätte zu Schulden kommen lassen; er braucht erumpere öfters, aber von Bienen, Soldaten, Flüssen u. s. w.

C. 7: flammas quippe plerumque agris iuvit inmittere quo calor evagantis incendii caeea terrae spiramenta laxaret: iuvit leves stipulas crepitanti igne torrere, ut sie se altius gravida seges toUeret, parturientibus culmis densior arista floreret. Das ist eine leichte Umbildung von Georg. I, S4 fi".

saepe etiam steriles ineendere profuit agros, atque levem stipulam crepitantibus urere flammis: sive inde occultas vires et pabula terrae

pinguia coneipiunt

89 seu plures calor ille vias et caeea relaxat spiramenta

3. Die Quellen der Schrift. 29

gravida seges, s. Georg. I, 319: gravidam late segetem; zu partur. culmis dens. arista floreret s. Georg. I, 111: ne gravidis procumbat ciilmus aristis, Georg. II, 330 : parturit almus ager, Eclog. III, 56 : ager parturit, arbor parturit; Aen. VII, 720: densae aristae.

C. 10: spoliis onustus miles ingreditur, s. Aen. I, 289: spoliis orientis onustus, Aen. VI, 156: Aeneas ingreditur, Aen. VIII, 85 5 f.: insignis spoliis Marcellus opimis ingreditur.

C. 10: litora tuta, s. Aen. I, 164: aequora tuta.

C. 10: tempestatibus fatigatus, s. Aen. X, 304: fiuctus fatigat.

C. 11: negatores gehenna complexa, s. Aen. II, 514: urabra complexa penates.

C. 11: ignis inardescit, s. Aen. VIII, 623: caerula nubes solis inardescit.

C. 13: nam et cum caelo imber incumbit (s. Georg. III, 196: aquilo incubuit, Aen. XII, 367: venti incubuere, Aen. I, 84: venti incubuere mari), pluvias aer triste praetendit (das Wort ist auch vergilisch), et quotiens atra tempestas (Aen. II, 516: atra tem- pestate) horrenti imminet pelago (Aen. I, 246: pelago sonanti; Georg. III, 161: campus horrens), per interaperta nubium ante coruscantium fulmina relucescunt (Georg. IV, 98: fulgore corus- cant; Georg. IV, 385, Aen. II, 312, XII, 300: relucere, s. in unserer Scbrift auch c. 16: relucentibus terris): sed et cum magnis mare fluctibus volvitur (Aen. I, 86: volvont fluctus, III, 196: con- tinuo venti volvont mare magnaque surgunt aequora), paulatim unda se tollit paulatimque aequor albescit (Aen. VII, 528 f.: fluctus uti primo coepit cum albescere vento, paulatim sese tollit mare et altius undas erigit; Georg. III, 237: medio coepit cum albescere ponto), donec cernas ita postmodum ruere, ut in illis quibus re- tunditur saxis spuma altius iaceat Cjuam unda tumidura pelagus exspuebat (Aen. I, 142; V, 820: tumida aequora; V, 125: tumidis fluctibus; VIII, 671: tumidum mare).

C. 14: sublimis ac fortis, s. Aen. XII, 788.

C. 15: insequentium fremitus, s. Aen. V, 152, wo es ebenso wie hier von Menschen und verbunden mit turba steht.

C. 16: iacentibus campis, s. Georg. III, 343: tantum campi iacet.

C. 16: obliqui colles, s. Georg. IV, 298: obliqua lux.

C. 16: in colles se erigunt, s. Aen. IIL 575: scopulos avolsa- que viscera montis erigit.

^0 Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.

C. 16: tremulo videris splendore sub lumine, s. Aen. VII, 9: splendet tremulo sub lumine pontus.

C. 16: ros in liquidum flammis torrentibus resolvi, s. Aen. VI, 550: flammis ambit torrentibus; Georg. 1,44: zephyro putris se glaeba resolvit.

C. 16: caminis quotiens anbelantibus aestuans ignis evomitur, s. Aen. VIII, 418 f.: caminis ... et fornacibus ignis anhelat; Georg. IV, 263: aestuat ut clausis rapidus fornacibus ignis; Aen. VIII, 253: fumum evomit.

C. 16: flammis elicitur et refluentibus glaebis arena retinetur, s. Georg. IV, 262: refluentibus undis, s. ausserdem den Gebrauch von glaeba bei Vergil.

C. 18: devotio armavit manus, s. Aen. IX, 115: armata manus.

C. 18: caelum quod nee fugata lux cogit in noctem nee alternis vicibus dies aperit in lucem, sed aeris liquidi serena temperies per sudum igneo fulgore rutilantem puram explicat claritatem, s. Aen. III, 521: rubescebat stellis Aurora fugatis; V, 42: Stellas fugarat clara dies; X, 257: dies noctemque fugarat; V, 20: in nubem cogitur aer; Aen. VIII, 528: arma inter nubem caeli regione serena per suidum rutilare vident; Georg. I, 404: liquido in aere; igneus sehr oft bei Vergil (sol igneus Georg. IV, 426); Aen. VI, 707: aestate serena.

C. 19: agricola non ante felici terram suscitat vomere quam in pulverem imbre concepto putris glaeba solvatur, s. Georg. I, 97: proscisso quae suscitat aequore terga, rursus in obliquom verso perrumpit aratro; Aen. VII, 635: bonos vomeris; Georg. I, 44: zepliyro putris se glaeba resolvit (s. o. c. 16).

Die nun (c. 20) folgende Schilderung der Gehenna und des Paradieses ist ganz wesentlich nach Vergil, besonders nach seiner Schilderung des Ausbruchs des Aetna, Aen. III, 570 ff"., und seiner Beschreibung der Strafen in der Unterwelt gegeben eine auch dogmen- geschichtlich wichtige Thatsache; ich setze die Vergil'schen Parallelen hier in die Noten: Saeviens ^) locus, gehenna cui nomen

1) Aen. V, 257: saevit canurn latratus in auras.

3. Die Quellen der Schrift. 31

^st, magno plangentium i) murmurat-) gemitu, ^) et eructantibus flammis per horrendam ^) spissae caliginis noctem ^) nova semper incendia camini fumantes expirant, ^) globus ignium artatus ob- struitur ^) et in varios poenae exitus relaxatur. ^) tiinc saeviendi plurima genera, cum in se ipse convolvit ^) quicquid ardoris ^^) emissi ^ i) edax flamma ^ -) cruciarit.

C. 20: coercet exitiis, s. Aen. VI, 439: Styx coercet.

C. 20: clivosi tramitis, s. Georg. I, 108: clivosi tramitis unda.

C. 20: praecipitat, s. Aen. II, 37.

C. 20: catenae stridentes, s. Aen. VIII, 420; VI, 558: Stridor ferri tractaeque catenae.

C. 20: nexus, s. Georg. III, 423.

C. 20: inclinat, s. Aen. XII, 59: domus inclinata. S. über- haupt die Schilderung der Unterwelt Aen. VI, 557 ff., z. B. v. 616: „saxum ingens volvont alii, radiisque rotarum districti pendent." Dazu in unserem Cap.: „alios moles intolerabilis curvat . . . sunt et quos agens strictim rota etc." Zu indefessus vertigo s. Aen. XI, 651. Ferrum ist auch in cap. 20 = catena, wie Aen. VI, 558.

C. 21: virentibus campis, s. Aen. VI, 679: convalle virenti,

C. 21: se induit gramine, s. Georg. IV, 143.

C. 21: terra luxurians, s. Georg. III, 81: luxuriat.

C. 21: redolenti, s. Georg. IV, 169.

C. 21: altum tolluntur in verticem, s. Aen. VII^ 674: vertice montis ab alto; XII, 702 f.: nivali vertice se attollens.

1) Aen. XI, 145: plangentium agmina.

2) A^om Aetna III, 581: intremere omnem murmure Trinacriam.

3) X, 674: gemitus cadentum, XI, 633: gemitus morientum, VI, 557: hinc exaudivi gemitus (Unterwelt).

4) Ist vergilisch.

5) Aen. II, 621: et spissis noctis se condidit umbris.

6) Aen. II, 259: incendia vomere.

7) Aus III, 570 ff. sei hervorgehoben: attolit globos flammarum . . . . avolsaque viscera montis erigit eructans . . . cum gemitu glomerat .... Aetnam impositam ruptis flammam expirare caminis . . . caelum subtexere fumo.

8) Georg. I, 89. 419.

9) Aen. II, 474; Georg. III, 426.

10) ardor ist poetisch, resp. vergilisch.

11) Aen. I, 125: hiems emissa.

12) Aen. II, 758: ignis edax.

32

Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.

C. 21: arborum conia, s. Aen. II, 629: comam concusso ver- tice nutat.

C. 2 1 : quicquid curvantibus ramis scena (Landschaft) deiacens inumbrarit, s. Aen. I, 164: tum silvis scena coruscis desuper horrentique atrum nemus imminet umbra. Zu inumbrare s. Georg. IV, 20, Aen. XI, 66 (oleaster inumbret toros inumbrant).

C. 21: autumno arva requiescant, s. Georg. I, S2: mutatis requiescunt fetibus arva.

C. 21: tellus vere novo fecunda parturiat, s. Georg. I, 43: vere novo, Georg. II, 330: parturit almus ager.

C. 21: in noctem lux fugata concedat (cf. c. 29 in tenebris lux cuncta concessit), s. Aen. X, 215: iamque dies caelo con- cesserat, X, 257: rubebat dies noctemque fugarat.

C. 21: sinu alvei prorumpentis emergit, s. Georg. I, 203; Aen. VII, 33; IX, 32; VII, 32: . . . prorumpit . . . fluminis alveo . . .

C. 21: rauco per intervalla circuitu, s. Aen. V, 320; raucus vom Wasser Georg. I, 109 und Aen. VI, 327.

C. 21: sinuosis flexibus, s. Aen. XI, 753: sinuosa volumina^ Georg. I, 244: flexu sinuoso.

C. 21: ora nascentium fluminum^ s. ora von Flüssen Aen. III, 696; I, 245. Im Hinblick auf die cc. 20. 21 hat Weyman (a. a 0. S. 738 n. 3) von der „derb heidnischen Eschatologie" unserer Schrift gesprochen sehr begreiflich; denn hier redet im Grunde Vergil!

C. 23: cum arantibus sementa defecerint et herbis terra morientibus aestuarit, s. Georg. I, 107: exustus ager morientibus aestuat herbis.

C. 23: supinis e collibus fluvium iuvit elicere, s. Georg. II, 276: collesque supinos, III, 555: collesque supini; Georg. I^ 106: deinde satis fluvium inducit; Georg. I, 109: uudam elicit.

C. 23: scaturientibus rivis arva sitientia temperare, s. rivus = Canal Georg. I, 106. 269, Eclog. III, 111; Georg. I, 110: scate- brisque arentia temperat arva,

C. 23: quo se in uberes culmos victa agri ieiunitas funderet, s. Georg. I, 111: ne gravidis procumbat culraus aristis; II, 212: ieiuna clivosi glarea ruris.

C. 23: et pluviali imbre mentito seges densior inhorreret, s. zu pluvialis Georg. III, 429, Aen. IX, 668; aber ..pluvialis imber" ist das unerfreuliche Eigenthum unseres Verfassers. Zu imbre

4. Zeit, Ort und Verfasser der Schrift. 33

mentito s. Eclog. IV, 42: nee varios discet mentiri lana colores. Seges densior ist ein vergilscber Ausdruck. Auch inhorrere, von Ähren gebraucht, ist ein solcher, s. Georg. I, 314: spicea iam campis cum messis inhorruit.

C. 24: nitentis (eloquii) ist ein vergilscher Ausdruck.

C. 26: ita magna mihi ratio in hoc genere dicendi ac moles admiranda suscepta est. „Moles" ist vergilisch

C. 29 die Schilderung der Vorgänge bei dem Tode Christi ist in der Sprache Vergil's gegeben: tellus dissiluit, s. Aen. III, 414: haec loca . . . dissiluisse ferunt, cum protinus utraque tellus una foret.

C. 29: turbati manes: „turbare" ist vergilisch, ebenso ,,mo- numenta nudata sunt".

C. 29: sepulchris in hiatum dehiscentibus terrae: hiatus ist vergilisch; vgl. auch Greorg. I, 479: terrae dehiscunt, u. sonst.

C. 29: mundus intremuit, s. Aen. III, 581.

C. 29: templum omne mugiit, s. Aen. III, 92: mugire adytis cortina reclusis, Aen. IV, 490: mugire terram, VI, 256: solum mug-ire.

C. 30: densantibus turmis . . . agmen, s. Aen. VII, 794: ag- mina densentur.

4:. Zeit, Ort und Verfasser der Schrift.

Unsere „Ansprache" ist im ersten Anfang einer Verfolgungs- zeit ^) nach einem längeren relativen Friedenszustand -) im Abendland, aber ausserhalb Afrikas, -^j von einem Manne ge- schrieben, der zwar ein kirchliches Amt bekleidet haben kann, aber nicht Bischof gewesen ist. 4) Als er schrieb, wüthete in der Stadt und auch im Reiche eine schwere Seuche.^) Er be- trachtete das Öffentliche Bekenntniss Christi als den eigentlichen Christenstand ^ die Märtyrer als compares et consortes Christi,

1) Es ist oben S. 11 f. bemerkt worden , dass die Schrift noch nicht das volle Wüthen der Verfolgung voraussetzt.

21 Das geht aus der ganzen Predigt hervor; im Einzelnen kann es nicht leicht belegt werden.

3) Das zeigt der vom afrikanischen abweichende Bibeltext.

4) Wäre der Verfasser der „Hirte" der Gemeinde, so müsste das hervortreten.

, 5) S. oben S. 15 f.

Texte u. Untersuchungen XIII, 4. 7

34

Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.

das Blutzeugniss als die reclite, ja einzige imitatio Christi, i) Er bevorzugte Luc. 12, 8 f. (Mtth. 10,32 f.) in einer ganz eigenthüm- lichen Textfassung resp. ähnlich lautende evangelische Stellen"^); ausserdem erklärte er es als göttlichen Befehl, dass die Christen dem (geläuterten) Golde ähnlich seien. '^) Christum selbst nannte er einfach „deus"."^) Mit einer entschieden evangelischen Haltung verband er eine nicht geringe Bildung namentlich in Vergil war er sehr belesen^) und machte in seiner „Ansprache" den Versuch, das Martyrium mit allen Mitteln classischer Beredsamkeit zu feiern und so die Confessoren zu stärken.^) Der Stil seiner schulmässig disponirten Schrift ist correcter und „classischer" als der irgend einer anderen lateinischen Schrift des 3. Jahrh. mit Ausnahme des „Octavius" des Minucius und der Schriften Novatian's.'') Den Tertullian und Irenäus hat er gelesen; dagegen lassen sich sichere Spuren einer Leetüre des Cvprian nicht nach- weisen.^) Er selbst befand sich nicht unter den Gefangenen^ sondern war frei, als er seine „Ansprache'* niederschrieb; mit

1) S. oben S. 13 f.

2) S. oben S. 21 f. Was die Auswahl der Stellen aus den synoptischen Ew. betrifft, so beachte man, dass der Verf. nur folgende Verse citirt:

„Es ist schon die Axt dem Baum an die Wurzel gelegt."

„Wir müssen den letzten Heller bezahlen."

„Wer in dieser Welt seine Seele liebt, wird sie in jener verlieren; wer

sie aber in der Welt hasst, wird sie in der zukünftigen finden." „Wenn du den ganzen Weltkreis gewinnst und deine Seele verlierst,

was wird's dir nützen, oder was kann der Mensch als Ersatz für

seine Seele geben?" „Wer seine Seele verliert für meinen Namen, wird in dieser Welt das

Hundertfache empfangen und in der zukünftigen wird er das ewige

Leben haben." „Wer mich bekennt auf Erden vor den Menschen, den werde auch ich

bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln usw."

3) S. c. 16: ,,auro, ut ipse dixit, similes esse debemus.

4) S. oben S. 19 n. 5.

5) S. oben S. 26 ff".

6) Er selbst sagt es ausdrücklich, und mehr als einmal, dass seine Arbeit ein „conatus nitentis eloquii" ist.

7) So hat auch Miodoiiski (Anonymus, adv. aleatores. Erlangen 1889 S. 24) geurtheilt: ,. Weitaus am besten lateinisch sind die Schriften: „De laude martyrii" „De duplici martyrio" (die letztere ist von ErasmusI).

8) S. oben S. 26.

4. Zeit, Ort und Verfasser der Schrift. 35

Schmerz gedenkt er selber dessen am Schluss seiner Rede.^) Auf Grund dieses Thatbestandes darf das Urtheil mit Sicherheit gefällt werden: Diese Ansprache stammt von Novatian, und ist beim Beginn der decianischen Verfolgung, wahrscheinlich bevor noch der Bischof Fabian den Märtyrertod erlitten hatte, also kurz vor dem 20. Ja- nuar 250,2) in Rom für die dort gefangenen Christen niedergeschriebenen worden. Die Überlieferung, wie alt oder jung sie auch immer sein mag, die Schrift sei an Moses, Maximus und ihre Genossen in der decianischen Verfolgung gerichtet, ist demnach zutreffend .

Die Beweise für die Behauptung sind bereits in den vor- stehenden Anmerkungen angedeutet; die wichtigsten seien hier

1) S. c. 30: ,,utinam perabiecto aUquando istud mihi videre contingat!"

2) Wäre der Bischof bereits hingerichtet gewesen, so müsste das un- mittelbar vorher geschehen sein. Davon müsste doch etwas gesagt sein. Aber es scheint (s. o.), als seien überhaupt noch keine Executionen erfolgt. Auch das entscheidende Decret des Decius, welches generell die Christen betraf, scheint noch nicht erlassen worden zu sein; denn von ihm hören wir noch nichts. Aber bevor dieses Edict erschien, müssen bereits Sisti- rungen, Foltern, Quälereien aller Art vorangegangen sein. Dass jenes Decret die Verfolgung, die bereits im Gange war, nur gekrönt hat, ersehen wir für Aegypten aus Dionysius Alex, bei Euseb., h. e. VI, 41, 1 tf., für Afrika aus den ersten Briefen Cyprian's. Der stärkste Beweis dafür aber, dass wir uns mit unserer Predigt im ersten Anfang der Verfolgung und noch vor der Zeit des Erlasses des verhängnissvollen Edicts befinden, liegt darin, dass unser Prediger noch keine Verleugner ins Auge fasst. Da wir wissen, dass das Edict überall sofort Schaaren von Ver- leugnern zur Folge hatte und eine furchtbare Katastrophe über die Kirche brachte, so kann es damals noch nicht erlassen gewesen sein. Nur vor- beugend, aber doch noch völlig ahnungslos in Bezug auf das, was kommen sollte, schreibt der Verfasser (c. 17): „Quod si te dignitas am- bitiosa deterret et congregata in thensauris pecuniae admonet magni- tudo, quae semper propositum bonae mentis avertit et devotam pro domino tuo animam furiali egit honore, quaeso repetas verba cae- lestia etc." Zum Beginn der decianischen Verfolgungszeit fügt es sich end- lich auch, dass Novatian noch nicht mit dem amtlichen Selbstbewusstsein (ep. 30. 36) spricht, welches er zum Ausdruck bringt, nachdem der römische Klerus an Stelle des hingerichteten Bischofs die Zügel der Regierung der römischen Gemeinde ergriffen und er selbst in dem Klerus die führende Rolle übernommen hatte. In unserer Predigt spricht Novatian so zu sagen als Privatmann und als freier Seelsorger, um die Gefangenen zu stärken.

7*

36 Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's,

ausgeführt. Die Zahl der Beobachtungen^ die für die These sprechen^ ja sie fordern^ ist gross; dagegen habe ich nicht eine einzige Gegeninstanz gefunden. Ich ordne die Beweise, indem ich vom Allgemeinen zum Bestimmteren fortschreite:

I) Die Überlieferungsgeschichte der Schrift ist der Annahme^ sie gehöre dem Novatian, lediglich günstig; denn sie macht es sehr unwahrscheinlich, dass sie von Cyprian stammt, sie zeigt aber, dass die Schrift bereits vor der Mitte des 4. Jahrhunderts den Cyprian-Schriften beigesellt worden ist und somit bei ihrer Einstellung (2. Hälfte des 3. oder 1. Hälfte des 4. Jahrh.) hohes Ansehen genossen haben muss. Ferner lehrt die Überliefe rungs- geschichte der pseudocyprianischen Schriften überhaupt, dass die grosse Mehrzahl der älteren aus Rom stammt (De spectac, De bono pud., Quod idola, Ad Novatianum^, Adv. aleat.) und zwar De Spectac, De bono pud., Quod idola von Novatian. Endlich sagen uns Rufin und Hieronymus, dass Novatian's Schrift De trinitate Rufin hielt sie für tertullianisch in das Corpus Opp. Cypr. gekommen sei, resp. für ein Werk Cyprian's ge- halten werde.

H) Aus der Schrift selbst ergiebt sich, dass sie am Anfang einer Verfolgungszeit, während zugleich eine Pest wüthete, ent- standen ist. Jene Pest wüthete im Decennium 250 260 (s. Cyprian, de mortalit., Dionys. Alex, bei Eusebius). Somit könnte sowohl die decianische, wie die valerianische Verfolgung gemeint sein (auch die des Gallus kommt in Betracht). Allein weder z. Z. der Verfolgung des Gallus noch zu der des Valerian konnte irgend Jemand im Reiche 30 Capitel über das Martyrium schreiben, ohne der „Lapsi" zu gedenken. Diese kommen aber in unserer Predigt schlechterdings nicht vor. Also ist es sicher, dass sie in die decianische Verfolgung gehört, und zwar in die Vor- geschichte derselben, als die grosse Katastrophe der „Lapsi*' noch nicht eingetreten w^ar. Diese Datirung wird durch die Beobachtung verstärkt, dass Cyprianschriften nicht benutzt sind. Dass Cyprian (in Afrika) die Pest erst c. 2 Jahre später er- wähnt, ist keine Instanz gegen die Datirung; denn

III) Unsere Schrift stammt nicht aus Afrika: a) der Bibel- text weist aus Afrika hinaus, b) hätte die afrikanische also doch wohl karthaginiensische Kirche am Anfang des J. 250 einen Mann besessen, der fähig war, eine solche Schrift wie die

4. Zeit, Ort und Verfasser der Schrift. 37

iinsrige zu schreiben, so wäre dieser Mann in den Schriften und Briefen Cyprian's nicht verschwiegen worden, und seine d h. unsere Schrift hätte in den zahlreichen ähnhchen Ansprachen Cyprian's gewiss einen Widerhall gefunden.

IV) Dass unsere Schrift aus Rom stammt, lässt sich nicht erweisen, wenn man von der Verfasserfrage absieht (nur die römische Christologie, das runde Christus-deus fällt ins Ge- wicht) ; aber dass sie von Novatian herrührt, lässt sich erweisen, und damit ist auch die Frage des Orts erledigt. Hieronymus (de vir. inl. 70) zählt allerdings unter den neun Titeln von Werken Novatian's unsere Predigt nicht mit auf; allein er nennt auch nicht De bono pudic, De spectac, Quod idola und andererseits bemerkt er, dass „plurimi" de trinitate für ein Werk Cyprian's halten. Von der Schrift „Quod idola" wissen wir, dass Hiero- nymus sie bereits als eine Cyprian-Schrift gelesen hat (ep. 70, 5 der Hieron.-epp., s. meine Lit.-Gesch. I S. 705); es ist daher und nach dem Catal. Mommsen. und Lucifer sehr wahrscheinlich, dass Hieron. auch andere Novatian-Schriften speciell die Schrift de laude, den Ursprung von Novatian einmal vorausgesetzt bereits nicht mehr als solche Novatian's, sondern unter den Cyprian-Schriften gelesen hat. Ausserdem sagt aber Hieron., Novatian habe auch noch „multa alia" geschrieben, was er nicht aufzählt. Jedenfalls kann also des Hieronymus negatives Zeug- niss nicht ins Gewicht fallen. Für Novatian spricht:

l)Dass sowohl seine ungewöhnliche Bildung, als speciell seine Beredsamkeit ausdrücklich bezeugt ist. Hierher gehören a) die höhnischen Ausdrücke des Cornelius in seinen Briefe an Fabius (Euseb., h. e. VI, 43, 5: o &ca\uaötog, 7 6 ^MfUtgoTcixog, 17 o lafijiQog ovTog) und an Cyprian (ep. 49, 2: loquacitas captiosa)^), b) Cyprian's Zeugniss (ep. 51, 2: verba loquacia; 55, 24: iactet se Novatianus licet et philosophiam vel eloquentiam suam su- perbis vocibus praedicet; 60, 3: in perniciem fratrum lingua sua perstrepens et facundiae venenatae iacula contorquens, magis durus saecularis philosophiae pravitate quam sophiae dorainicae lenitate pacificus), c) Hieronymus ep. 36, 1: eloquentissimus vir Novatianus, d) Ambrosiaster zu I Cor. 13, 2: Novatianus non parvae scientiae. Am wichtigsten aber ist, dass Sixtus IL in der

1) Eine nicht ganz unzutreffende Charakteristik unserer Schrift 1

38 Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.

Schrift ad Novatiannm nicht nur zugesteht, Xovatian wäre ein „vas pretiosum" gewesen, wenn er in der Kirche geblieben wäre (c. 1), sondern c. 13 auch von der früheren Zeit Novatian's schreibt: „qui semper in domo una id est Christi ecclesia proxi- morum delicta ut propria flevit, ouera fratrum, sicut apostolus hortatur, sustinuit, lubricos in fide caelesti adlocutione corroboravit''. Sixtus sagt nicht: ..caelestibus adlocutionibus", sondern er braucht den Singular; zugleich setzt er zu „adlocutio" das höchste Prädicat „caelestis" hinzu und hat damit eine Predigt im Auge von ungewöhnlichem geistlichem Schwung und evan- gelischem Ernst. Damit ist doch wohl eben unsere Schrift bezeichnet, die somit noch bei Lebzeiten Novatian's als sein Eigenthum bezeugt ist.^) Sehr gut passt die kurze Inhaltsangabe zu unserer Schrift; denn „robur'' (s. o. S. 12) ist geradezu ein Hauptbegriff in ihr, und das hohe Lied des Mar- tyriums, welches sie enthält, ist noch nicht ein Lobpreis vollendeter Märtyrer, sondern soll den Glaubensmuth der Gefangenen stärken und sie vor Abfall bewahren. Die ganze Anlage der Predigt Hess es nicht zu, in Details zu gehen, auch hatte die Ent- scheidungsstunde noch nicht geschlagen, sondern stand noch bevor; aber es fehlen doch nicht Ausführungen gegen die latenten „lubrici in fide", s. c. 17: „quod si te dignitas ambitiosa deterret et congregata in thensauris pecuniae admonet magnitudo etc."

2) Unsere Schrift ist von einem Manne geschrieben, der in Vergil's Schriften lebte und sie in den Dienst der christlichen Schriftstellerei stellte. Nun alle unzweifelhaft von No- vatian herrührenden Briefe und Tractate zeigen reich- liche Spuren der Leetüre Vergil's, und zwar in einem Masse, das weit über die Verwerthung VergiFs bei Tertullian und Cyprian hinausführt. Selbst das Werk de triuitate, das durch seinen Gegenstand von Vergil so weit abliegt, beginnt mit einem Hymnus, der grösstentheils aus Phrasen dieses Dichters zusammengesetzt ist, ja selbst der ernste, kurze Brief, den No- vatian nach Carthago gerichtet hat (ep. 30), zeigt den Vergil- scliüler. Dazu kommt eine ITbereinstimmung in der Ausdrucks- weise, im Stil, im Wortschatz zwischen De spectac, De bono

1) Das „semper" hindert diese Annahme nicht; denn die „adlocutio" (Novatian selbst nennt seine Schrift De pudic. so) ist fort und fort gelesen worden.

I

4. Zeit, Ort und Verfasser der Schrift. 39

pudic, De trinitate, De cibis Jud., den epp. 30. 36 einerseits lind unserer Schrift andererseits, die an und für sich schon die Abfassung aller dieser Werke durch einen Autor sicher stellt. Wenn einmal alle Schriften, die dem Novatian gehören, zusammen- gedruckt und mit einem Index versehen sein werden, wird man von jener Übereinstimmung ebenso frappirt sein, wie ich es war, als ich erst Demmler's Nachweise des sprachlichen Verhält- nisses von De bouo pud. und De spect. einerseits und De trinit. und De cibis andererseits studirte und dann als fünftes Stück die Schrift de laude hin zunahm. Novatian hat einen ganz charak- teristischen Stil, der sich bestimmt von dem Cyprian's unter- scheidet. Dass dies in Bezug auf De laude noch nicht erkannt worden ist, liegt wohl daran, dass hier der Stil in den Blüthen vergilscher Poesie gleichsam versteckt ist und die Schrift desshalb einen einzigartigen Eindruck macht. Es wäre nicht angebracht, hier das gesammte Material vorzuführen Einiges ist oben S. 12 fP. schon hervorgehoben worden ; aber einige Nachweise in Bezug auf die Vergilismen in Novatian's Schriften seien gegeben:

De spect. 5: dum cruor etiam de iugulo calidus exceptus spumanti patera; s. Aen. III, 66: inferimus tepido spumantia cym- bia lacte sanguinis et sacri pateras, Aen. I, 738: ille inpiger hausit spumantem pateram.

De spect. 7: clangores tubae bellicos alter imitatur raucos. Dazu vgl. man 1) desselben Novatian ep. 30, 6: „resumant precum suarum tubam, sed qua non bellicum clangant, 2) Virg. Georg. IV, 71: aeris rauci canor increpat; Aen. II, 545: rauco aere; Aen. II, 313: clangor tubarum; VIII, 526: tubae clangor; XI, 192: clangor tubarum.

De spect. 9: Die folgende Schilderung ist z. Th. ein Cento Vergilianus; ich verzichte darauf, die einzelnen Parallelen zu markiren: „solis ortum aspiciat, rursum occasum mutuis viclbus dies noctemque revocantem, globum lunae temporum cursus in- crementis suis detrimentisque sonantem, astrorum micantes choros et assidue de summa mobilitate fulgentes, anni totius per vices membra divisa et dies ipsos cum noctibus per horarum spatia digestos et terrae molem libratam cum montibus et profusa flu- mina cum suis fontibus, extensa maria cum suis fluctibus atque litoribus, interim constantem pariter summa conspiratione nexibus- que concordiae extensum aerem medium tenuitate sua cuncta

40 Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.

vegetantem, nunc imbres contractis nubibus profundentem, nunc serenitatem refecta raritate revocantem et in omnibus istis incolas proprios, in aere avem, in aquis piscem etc." Es mag hier gleich der Eingang der Schrift de trinitat-e angeschlossen stehen, sowohl um die Einheit der Verfasser als um die Abhängigkeit von Vergil zu beweisen (p. 2): „(deus) coelum alta sublimitate suspen- derit, terram deiecta (Aen. VI, 862) mole solidaverit (Georg. 1, 179), maria soluto (Georg. IV, 302) liquore (Georg. III, 484) diffuderit (Verg.) . . . nam et in solidamento coeli luciferos (Verg.) solis ortus (Verg.) excitavit, lunae candentem globum (Aen. VI, 725) ad solafcium (Verg.) noctis mensurnis incrementis (Eclog. IV, 49) orbis implevit, astrorum etiam radios variis falgoribus micantis (Aen. IX, 189. I, 90) lucis accendit, et haec omnia legitimis meati- bus (Aen. VI, 849 f.) circumire totum mundi ambitum voluit . . . In terris quoque altissimos montes in verticem sustulit (Verg.), valles in ima deiecit, campos aequaliter stravit, animalium greges ad varias hominum Servitutes utiliter instituit (Verg.). silvarum quoque robora (Verg.) humanis usibus profutura solidavit, fruges in cibum elicuit (Georg. I, 109), fontium ora (Verg.) reseravit (Verg.) et lapsuris fluminibus (Georg. IV, 366) infudit (Verg.). post quae ne non etiam ipsis quoque deliciis procurasset oculorum, variis florum coloribus (Ovid) ad voluptatem spectantium cuncta vestivit (Verg.) .... Quibus non contentus ne forte fremitus et cursus aquarum (Georg. IV, 136) cum dispendio (Verg.) posses- soris humani alienum occuparet elementum, fines litoribus inclusit (Verg.), quo cum fremens fluctus (Aen. XI, 299) et ex alto sinu spumans unda (Aen. III, 268; XI, 625) venisset, rursum in se rediret nee terminos concessos excederet."

De spectac. 10: Novatian giebt Regesten der Geschichte des Manna-Regens, des Durchgangs durch das rotlie Meer, der drei Männer im Feuerofen, Daniels in der Löwengrube und zwar in der Sprache Vergils: „spectabit de caelo descendentes messes (zum Plur. s. Georg. I, 49. 103. 161; IV, 330; Eclog. VIII, 99), non ex areis aratro impressas (Aen. V, 536: crater impressns signis); inspiciet flumina transitus siccos refrenatis aquarum (Ovid. her. VI, 87: aquas refrenat) agminibus (Georg. I, 322: agmen aquarum) exhibentia; videbit in quibusdam fidem cum igne luctantem (Aen. \ll, 28: luctantur tonsae, I, 53: luctantes venti), religione superatas feras („fera" ist vergilisch) et in mansuetudiuem conversas etc."

k

4. Zeit, Ort und Verfasser der Schrift. 41

De Dono pud. 10: flos aetatis (Aen. VII, 162: flos iuventutis).

De bono pud. 10: naturae flammas accendat et in raedullis versata caeca incendia (Aen. IV, 209: caeci ignes; IV, 66: est mollis flamma medullas iuterea).

De bono pud. 10: concordia mariti dotata (Aen. VII, 318).

De bono pud. 12: mens attonita (Aen. VII, 580 : attonita nemora).

De bono pud. 12: ruinae conlapsi generis resarcinuntur (Georg. IV, 249: generis lapsi sarcire ruinas).

De bono pud. 12: deformis atque deiectus peccati pudor (Georg. IV, 478; Aen. III. 320; VI, 862; XI, 480).

Ausser dem oben ausgeschriebenen Eingang der Schrift de trinitate s. noch p. 7: soluta (ausgelassene) libertas = Georg. II, 386: risus solutus; p. 18: tantae molis = Aen. I, 33: tantae molis erat; p. 23: oculorum acies hebescit = Aen. II, 605: mor- talis hebetat visus, Aen. VI, 200: acie oculi; p. 25: causas nexas = Aen. IX, 219: causas nectis; etc. etc.

De cibis ludaicis p. 257: evaugelium excretum ab omni labe, cf. Aen. VI, 746: concretam labem; p. 260: mollior cibus, cf. Eclog. I, 81: castaneae molles; p. 263: iustitia, ignium more, . . . sopita, cf. Aen. V, 743: ignis sopitus, VIII, 542: sopitae ignibus arae; p. 270: lucifugas veritatis, cf. Georg. IV, 243: lucifugis blattis; p. 272: effusis habenis, cf. Aen. V, 818: manibusque omnis effundit habenas; p. 272: luxuria exedens Patrimonium, cf. Aen. V, 725: urbem exedisse.

Aus der Schrift Quod idola hebe ich die vergilsche Stelle c. 8 hervor: „vex unus est apibus, et dux unus in gregibus et in armentis rector unus".

Ep. 30, 1: geminata laus, cf. Georg. II, 509: plausus geminatus.

Ep. 30, 2: tempestates negotiorum, cf. Aen. VII, 223 (tem- pestas vom Kriegssturm).

Ep. 30, 2: navem inlidat in scopulos, cf. Georg. III, 261: scopulis inlisa.

Ep. 30, 2: laudum et gloriae degenerem, cf. Aen. II, 549; IV, 13.

Ep. 30, 3 (5) (6): fratrum ruinae, auch Vergil braucht „ruina" von Kämpfenden (Aen. XI, 613. 888).

Ep. 30, 5: caeca temeritate . . . incauti, cf. Aen. XI, 781: caeca sequebatiir totumque incauta per agmen.

Ep. 30, 6: resumant precum suarum tubam, sed qua non bellicum clangant, cf. was oben zu de spect. 7 bemerkt ist.

42 Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.

Ep. 30, 7: pectoris . . . letalem plagam et sinuosi vulneris altos recessus: das ist ganz vergilisch, sowohl „pectus"' als „letalis'^ als „plaga" als der letzte xlusdruck, s. Georg. I, 244: flexu sinuoso^ Aen. XI^ 753: sinuosa volumina, YIII, 193: vasto recessu.

Ep. 30, 7: paravit caelum, sed paravit et tartarum, cf. Vergil siib „tartarus".

Ep. 30, 7: noctis vasta caligo, cf. Aen. II, 7S0; VI, 237; VIII, 193; V, S21: vasto aethere.

Ep. 30, 8: ardor persecutionis, cf. Aen. IV, 581.

Ep. 36, 1: gemino dolore et duplici maerore, cf. Aen. IV, 470: videt solem geminum et duplices se ostendere Thebas.

Ep. 36, 1: inmatnro atque acerbo tempore (unzeitig), cf. Aen. VI, 429: XI, 28: acerbum funus (unzeitiges Grab), Aen. XI, 166: inmatura mors.

Ep. 36, 2: fracta iam et iacens maiestas, cf. Georg. IV, 240: res (Macht) fractae, Aen. VII, 297: numina fessa iacent.

3) Dem Novatian wird auch eine philosophische Schulung theils nachgerühmt, theils vorgeworfen (Cornelius, Cyprian); von dieser legen die strenge Disposition und die dialektischen Aus- führungen in seinen Schriften Zeugniss ab. Auch die Schrift de laude martyrii ist streng disponirt, wenn auch mehr formell als stofflich.

4) Der hervorstechendste Zug an Novatian's Christenthum ist der „vigor evangelicus"', die ..fides robusta", der Ernst, mit dem er auf die evangelische Vollkommenheit und die imitatio Christi hält, und die unerschütterliche Überzeugung, dass sich in dem „Bekennen Christi auf Erden vor den Menschen" das Gesetz Christi zusammenfasst und dass an dieses Bekennen die „salus legitima" gebunden ist. Höhnend hat ihn deshalb Cornelius im Brief an Fabius (Euseb. h. e. VI, 43, 8) öoyfiaTLOT9]c, rija kxy.h}- OiaOTcySjg £jtiöT7j/^?]g vjtEQaöJiLOrj'iq, £xöi7C7]Trig vov evayysXtov genannt, ähnlich hat Cyprian geschrieben („durus saecularis philosophiae pravitate"; ep. 44, 3: „se adsertores evangelii et Christi esse confitentur", cf. ep. 46, 2), und Sixtus (ad Novat. 9 12) hat ihm Härte u. s. w. vorgeworfen. Das Alles" ist in der Schrift de laude mart. vorbereitet. Hier spricht ein Mann, der Alles im Christenthum auf die Karte des oifenen Be- kenntnisses vor der Welt setzt, so dass man es vollkommen ver-

4. Zeit, Ort und Verfasser der Schrift. 43

steht, wie er die Entwicklung nehmen musste, wie wir sie bei Novatian finden. Aber noch mehr:

5) Sixtus sagt uns ausdrücklich^ dass Matth. 10, 32 f. (Luc. 12, 8 f.) der Hauptspruch Novatian's gewesen sei, als gebe es in der ganzen h. Schrift keinen anderen c. 12: „desine unius capituli praescriptione terrere" , Novatian selbst hat im 30. Brief c. 7 diesen Spruch angeführt. In der Schrift de laude aber ist er c. 11 auch citirt und zwar genau in derselben singulären Form, wie sie nur Novatian bietet („corani patre meo et coram angelis eins"). Dies ist ein schlagender Be- weis der Identität der Verfasser. Aber auch die anderen evan- gelischen Citate in unserer Schrift sind der Stelle Matth. 10, 32 f. innerlich verwandt. Dem Novatian ist von Sixtus (ad Novat. 2) vorgeworfen worden, dass sein Schriftgebrauch an Interpolation streife. Bereits in unserer Schrift finden wir merkwürdige Zu- sätze zu einzelnen SchriftsteUen, um sie eindringlicher zu machen. So das „in terris" Matth. 10, 32 (Luc. 12, 8), so die eigenthüm- liche Ausprägung von I. Cor. 9, 24 (s. o. S. 23).

6) Novatian ist, weil er selbst etwas zu sagen hatte, kein Schriftsteller gewesen, der mit Bibelstellen um sich geworfen hat. Das zeigen seine Briete und die Tractate de spectac, de bonopud. Auch in de trinit. und de cibis ludaicis führt er nur solche an, die er wirklich nöthig hat (wie anders Sixtus!). Der Verf. der Predigt de laude macht ebenfalls von der h. Schrift einen sehr knappen Gebrauch. In Bezug auf den Umfang der Bibel dort und hier lassen sich Unterschiede nicht bemerken.

7) Nach Sixtus (ad Novat. 1) hat Novatian „von sich und den Seinen, die er sammelt, gesagt, sie seien (geläutertes) Gold"; der Verf von de laude schreibt: „auro, ut deus dixit, similes esse debemus".

8) Kenntniss des Irenaus ist ebenso bei Novatian (in den Schriften De trinitate und Quod idola) nachzuweisen wie in der Schrift De laude.

9) In dem berüchtigten Brief des Cornelius über Novatian an Fabius (Euseb., h. e. VI, 43) steht Folgendes: „Aus Feigheit und Liebe zum Leben hat Novatian zur Zeit der Verfolgung ge- leugnet, dass er ein Priester sei. Er wurde nämlich damals von den Diaconen dringend gebeten und aufgefordert, er möge doch das Gemach, worin er sich eingeschlossen hatte, verlassen und

44 Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.

den Brüdern beistehen, soweit es für einen Priester Pfliclit und möglich sei, den in Gefahr befindlichen Brüdern zu Hilfe zu kommen. Allein statt der Aufforderung der Diaconen zu folgen, ging er vielmehr unwillig fort und machte sich davon mit den Worten, er wolle nicht weiter Priester sein; denn er sei Anhänger ■einer anderen Philosophie.'' Eusebius lässt einige Sätze aus und fährt dann in den Worten des Cornelius also fort: „Dieser herr- liche Mann verliess {ycaTahjccov) die Kirche Gottes, in welcher er, gläubig geworden, durch die Güte des Bischofs des Presbyter- amts gewürdigt worden war, da ihm dieser zur Ertheilung der Priesterweihe die Hand auflegte. Zwar suchten der ganze Klerus und auch viele Laien den Bischof davon abzuhalten; denn es war nicht gestattet, dass einer, 'der, wie eben dieser, im Bette wegen Krankheit durch Besprengung getauft worden war, in den Klerus eintrete. Allein der Bischof bat, nur diesem allein die Priester- weihe ertheilen zu dürfen."

Unbedenklich dürfen wir aus diesen Mittheilungen als sicher annehmen: 1) Novatian stand sich gut mit dem römischen Bischof Fabian dieser ist doch wohl gemeint und ist von ihm zum Presbyter geweiht worden.^) 2) Mit dieser Weihe war bereits ein grosser Theil des römischen Klerus unzufrieden (warum, wissen wir nicht; der Grund, den Cornelius angiebt, ist schwer- lich der einzige und der durchschlagende gewesen); Fabius setzte sie aber um der hervorragenden Eigenschaften Novatian's willen durch. 3) Beim Beginn der decianischen Verfolgung ist in Bezug auf Kovatian etwas vorgefallen, was von der Verleumdung so ausgebeutet werden konnte, als habe sich Novatian feige zurück- gezogen. Dass es sich um eine Verleumdung handelt, folgt a) aus der Unklarheit des Berichts des Cornelius (was heisst: er sei iVnhänger einer anderen Philosophie? was hat es mit dem „Gemach" für eine Bewandtniss? wie kann in einem Athem er- zählt werden, er habe sich eingeschlossen und er sei fort- gegangen?), b) aus der Stellung, die Novatian wenige Monate später als Leitender im Presbytercolleginm in Rom erhalten hat, c) aus seinem Brief (ep. 30), dessen Haltung schlechthin uner- klärbar wäre, wenn nur ein Schatten von Feigheit und Mar-

1) Dass er sich gut mit ihm gestanden hat. folgt auch aus seinem eigenen Brief, ep. 30, 5: ,,post excessum nobilissimae uiemoriae viri Fabiani"'.

4. Zeit, Ort und Verfasser der Schrift. 45

tyriumsscheu Novatian's Haltung je getrübt hätte, d) aus der That- sache, dass ausser Cornelius keiner seiner erbitterten Gegner, weder Cyprian^ noch Sixtus, noch spätere Bestreiter ihm je Feig- heit vorgeworfen haben. Ja Cornelius selbst kann Cyprian gegen- über niemals diesen Vorwurf gegen Novatian erhoben haben; nur in das ferne Antiochien hat er ihn getragen, wo Niemand ihn so leicht zu controliren vermochte. Ist es demnach gewiss, dass Novatian von jeder Feigheit und Martyriumsscheu freizu- sprechen ist, so niuss doch wohl etwas Peinliches vorgefallen sein. Andere Mitglieder des römischen Presbytercollegiums, wie Moses und Maximus, sind gefänglich eingezogen worden, der Bischof ist hingerichtet worden wie ist es gekommen, dass No- vatian frei blieb? Hatte er, wie unzweifelhaft, wirklich ein gutes Gewissen, so bleibt nichts übrig als anzunehmen, dass er gegen seinen Willen übergangen worden ist, und ist eine Ver- muthung auf Grund des verleumderischen Berichts des Cornelius gestattet, so ist er als „Philosoph" übergangen worden. Nicht er hat „die andere Philosophie" vorgeschützt, sondern die Obrigkeit hat den Philosophen geschützt. Diese Auslegung em- pfängt eine überraschende Stütze durch den Schluss der Predigt de laude martyrii. In einem schmerzlichen Satze klingt sie aus: „utinam perabiecto aliquando istud [der Zug der trium- phirenden Märtyrer im Himmel] mihi videre contingat; sed hoc dominus poterit efficere quod vobis petentibus creditur non ne- gare". Schmerzlich lautet der Satz, aber er ist gewiss kein Aus- fluss eines befleckten Gewissens; wie hätte er auch sonst so über das Martyrium schreiben können, wie er geschrieben hat! Ein- mal, als die Gelegenheit da war^) (nämlich jüngst), da ist er verworfen worden: man hat ihn nicht genommen. Wie ein ganz und gar Verworfener empfindet er sich; aber er hofft, dass ihm das noch zu Theil werden werde, was er ohne seine Schuld jetzt entbehren muss. Das ist der Commentar zu der Verleum- dung des Cornelius, die sich freilich im Einzelnen schlechter- dings nicht mehr aufhellen lässt. Dass die Obrigkeit den No- vatian nicht ergriffen hat, folgt auch aus seinem Bericht. Mit einem Theil des Klerus war Novatian schon von seiner Wahl

1) Der Gebrauch von aliquando in diesem Sinn ist klassisch. Viel- leicht aber bezieht man es doch richtiger auf „videre contingat".

46 Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.

her zerfallen. Dass dieses Zerwürfniss ihn vorübers^eliend den veranlasst hat, sein Presbyteramt niederzulegen oder auf die Aus- übung desselben zu verzichten, ist wohl möglich. Jedenfalls hat er es bald wieder aufgenommen und, gestützt auf einige hervor- ragende Confessoren, die er angeblich vernachlässigt haben soll, sofort die führende Stellung im römischen Klerus in der Zeit der Sedisvacanz erlangt. In der Zwischenzeit ist er den Ge- fangenen nahe gekommen so wie er es vermochte, nämlich occulta via tacitarum litterarum durch die Predigt de laude martyrii. Von hier aus begreift man es leicht, wie der sonst so strenge Mann die Situation, in der sich Cyprian während der Verfolgung seiner Gemeinde gegenüber befand, freundlich beurtheilt hat. „Maximas tibi", schreibt er ihm, „adque uberes gratias referre debemus et reddimus quod illorum carceris tenebras litteris tuis inluminasti, quod ad illos venisti quomodo introire po- tuisti, quod illorum animos sua fide et confessione robustos tuis adlocutionibus litterisque recreasti, quod felicitates eorum condignis laudibus prosecutus accendisti ad multo ardentiorem caelestis gloriae cupiditatem, quod pronos inpulisti, quod ut cre- dimus et optamus victores futuros viribus tui sermonis ani- masti: ut quanquam hoc totum de fide confidentium et de divina indulgentia venire videatur, tamen in martyrio suo tibi ex aliquo debitores facti esse videantur" (ep. 30, 5). Es war sein eigener Fall; sie beide hatten nur durch Schriften wirken können nur lag die Sache für ihn günstiger wie für Cyprian: Cyprian hatte sich absichtlich vor der Verfolgung zurückgezogen und damit die Grenze des kirchlich Zulässigen gestreift, Novatian war wahr- scheinlich vom Richter übergangen worden.

5. Ergebnisse.

Sind unsere Nachweise, dass Novatian der Verfasser der Predigt de laude martyrii ist, überzeugend und ich sehe nicht, dass es ihnen an Stringenz gebricht , so ergeben sich aus ihnen wichtige geschichtliche Erkenntnisse. Bisher kannten wir No- vatian nur aus seinen Briefen in der Zeit der Sedisvacanz und aus den beiden Tractaten de trinitate und de eibis ludaicis, von denen der letztere bestimmt der Zeit nach dem Ausbruch des Schismas angehört. Nun ist nicht nur die Gegenschrift des Papstes Sixtus II. gegen ihn hinzugekommen und die beiden

5. Ergebnisse. 47

Tractate de bono pudic. und de spectac. (die auch nach dem Schisma geschrieben sind), sondern auch ausser der kleinen Schrift „Quod idola'' die umfangreiche Predigt de laude martyrii, aus der wir nicht nur seine Haltung am Anfang der decia- nischen Verfolgung (noch vor den epp. 30 u, 36) kennen lernen, sondern die uns überhaupt in den Stand setzt, seine religiöse und schriftstellerische Eigenart zu beurtheilen. Ausserdem haben wir die überraschende und für die lateinisch-christliche Litteratur- geschichte wichtige Thatsache zu verzeichnen, dass einer der ältesten christlichen Schriftsteller in Rom in Yergil's Werken lebte und die Beredsamkeit und Poesie Vergil's in den Dienst der Kirche gestellt hat. Mit Novatian beginnt, wie wir nun wissen, der Einfluss Vergil's auf die kirchliche Litteratur, nicht erst mit den Versen, die Constantin in seiner Rede ad s. coetum aus Eclog. IV angeführt hat (s. meine Lit.-Gesch. 1 S. 879 £). ^) Weiter aber erklärt die Schrift Novatian's de laude martyrii auch, wie ein Theil der Presbyter- Confessoren so lange fest an ihm hielt, ja vielleicht hat er es eben dieser „Ansprache" zu ver- danken gehabt, dass er wenige Wochen darauf der Führer im Presbytercollegium in der Zeit der Sedisvacanz geworden ist. Die neidischen und höhnischen Bemerkungen seiner Gegner über seine anmassliche Eloquenz, seine „harte Philosophie", seine „evangelische Ritterschaft" finden an der Schrift de laude ihre volle Erklärung. Evangelischer Ernst und Vergil's Aeneis und Georgica wie verträgt sich das? Nun Vergil's Bücher gal- ten nicht als ünterhaltungsbücher im gewöhnlichen Sinn; er war der lateinische Homer; erhabene Gedanken, lebendige An- schauung und stolze Sprache lernte man von ihm, aber auch Himmel und Hölle lernte man durch ihn kennen. Wie ernst- haft muss schon Novatian den Vergil beurtheilt haben, wenn er, der Christ, seine Schilderung der Gehenna und des Himmels zum grössten Theil ihm, dem Heiden, entnahm! Novatian steht am Anfang der kirchlichen lateinischen Litteratur in Italien, Dante beschliesst sie: beide sind Schüler Vergil's, und beide lassen

1) Auf die Abhängigkeit der Schriften Novatian's von Ovid habe ich meine Untersuchung nicht gerichtet; einige Stellen haben mir aber gezeigt (s. auch Demmler's Nachweise), dass auch Ovid benutzt ist mir scheint aber nur secundär. Dass Seneca in De cibis benutzt ist, hat Weyman (Philologus 1893 S. 728 f.) gezeigt.

4S Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.

sich von ihm über Himmel und Hülle belehren, beide verbinden die heilige Schrift und die Schilderungen des Poeten I Wahrlich, wenig zahlreich sind die Hände gewesen, aus denen die Mensch- heit dauernde Güter empfangen hat! Mehr als ein Jahrtausend liegt zwischen Novatian und Dante, und noch immer ist es die h. Schrift und Vergil! Doch dazwischen ist der christliche Kaiser, ist Augustin, ist Franciskus eingetreten; ohne sie w^äre Dante nicht Dante.

Jetzt ist es angezeigt, Novatian in einer Monographie dar- zustellen, seine Schriften neu herauszugeben, ihre Eigenthümlich- keiten zusammenzustellen und aus ihnen und den ältesten Gegen- schriften des Cyprian, Cornelius, Sixtus, Dionysius Alex. usw. den persönlichen und schriftstellerischen Charakter des bedeuten- den Mannes, sowie seine Kirchenpolitik zu entwickeln. Bisher kannten wir ihn nur zur Hälfte und unsicher; jetzt kann wirk- lich ein Charakterbild und eine Geschichte entworfen werden. Allein bevor das geschieht, ist noch eine versteckte Schrift zu untersuchen, die, wenn nicht Alles trügt, ebenfalls der Mitte des 3. Jahrhunderts angehört und noch einige neue Aufschlüsse über Novatian verspricht.

Excurs I.

Citate aus der römischen Bibel in der Zeit 250 bis c. 260 p. Chr. nach Novatian, Römischen Briefen, Cornelius, Stephanus Sixtus H. und Dionysius Rom.\) Anspielungen auf verschiedene Erzählungen in I V Mos. Spect. 10.

Gen. 1, 3 etc. Trin. 127. Gen. 1, 26. 28 Trin. 6. 128. 197.

1, 6 Trin. 55. 1, 27 Trin. 5. 128. 175. 197.

1, 14 Trin. 2. 1, 29 Cib. 259. 260.

1) Für diese Sammlung sind benutzt: 1) Novatian de trinitate, 2) der- selbe, de cibis ludaicis (beides nach den Seiten der Ausgabe von Jack- son, London 1728), 3) ders., de laude mart., 4) ders., de bono pudic, 5) ders., de spectaculis, G) ders., quod idola, 7) ders., ep. 30 in Cypr. epp., 8) ders., ep. 86 in Cypr., epp., 9—14) die römischen Briefe in Cypr., epp. 8. 21. 81. 49. 50. 53 (die Stücke 3—14 sind nach HartePs Ausgabe citirt und nach Capiteln), 15) der Brief des Cornelius an Fabius bei Euseb., h. e. VI; 48, 16) ein Stück aus einem verlornen Brief des Stephanus bei Cyprian

Excurs 1.

49

Gen. 1, 31 Trin. 32 Gib. 262. 2, 7 Trin. 6. 2, 9 Trin. 52. 2, 16. 17 Trin. 7. 3, 4. 5 Trin. 11. 3, 17 Trin. 12. 5, 24 Trin. 52. 6. 8 Sixt. 54. 6, 5—7 Sixt. 56. 7, 2 Gib. 262. 8, 21 Trin. 43. 9, 3 Gib. 260. 11. 7 Trin. 132 f. 7 Trin. 135.

7 etc. Trin. 139 etc.

8 Trin. 59.

I Trin. 143. 24 Trin. 145. 197. 17 Trin. 147. 18. 19 Trin. 147. Land. 18. 12 Trin. 52. 11.12.13 Trin. 149. 150.

24 Trin. 59. 152. 26—31 Trin. 152.

156.

25 Trin. 152. 7 Pud. 8. 14—16 Trin. 157. 10 Trin. 59.

II Trin. 171. 9. 10 Trin. 52.

12 16 17 18 19 21 21 22 22 31 32 32

32

39 48 49 49

Exod. 3

153.

Exod. 3, 14 Trin. 35.

4, 13 Trin. 61.

7, 1 Trin. 163.

9, 28 Sixt. 62.

11, 2 Sixt. 53.

12, 35 Sixt. 53.

31, 18 Trin. 43.

32 Sixt. 53.

33, 20 Trin. 135. Levit. 11,3. 4.9.10.13 Gib. 261.

11, 4. 7 Gib. 268.

11,6. 15.16.18.19.29.30. Gib. 269 f.

20, 10 Pud. 6. Num. 5, 2 Sixt. 55.

11, 5. 6 Gib. 272. Deut. 1, 17 Sixt. 67.

4, 24 Trin. 49.

4, 39 Trin. 26.

5, 15 Trin. 43.

6, 4 Trin. 233.

8, 3 Gib. 275.

16, 19 Sixt. 67.

18, 5 Trin. 61.

28, 66 Trin. 62.

29, 5 Trin. 54.

32, 6 Dion. p. 376.

32, 8 Trin. 133.

32, 35 Sixt. 58. I Sam. 2, 3. 8 Sixt. 62.

18 Sixt. 64. I Reg. 8, 39 Trin. 97.

(ep. 75 Firmiliani c. 25), 17) die Schrift Sixtus IL ad Novatianum (eben- falls nach Hartel's Ausgabe und zwar nach den Seiten, 18) Reliquiae Dionysii Romani bei Routh, Rel. Sacr. 2. Aufl.* III p. 373 sq. Trin. = de trinitate; Gib. = de cibis lud.; Land. = de laude mart.; Pud. = de bono pudic; Spect. -= de spectaculis; Idol. = Quod idola dii non sint; die 8 Briefe nach den Nrr. ^ ep. 8. 21 etc.; Steph. = Stephanus; Sixt. = Sixtus ad Novat. ; Corn. = Cornelius; Dion. =^ Dionysius Romanus. Texte u. üntersucliungen XIII, 4. 8

50 Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.

II Reg. 2 Spect. 2. Jesaj. 3, 27 Irin. 46.

19, 16 Trin. 43. 6, 10 Land. 5.

I Paral. 15, 28. 29 Spect. 2. ,, 7, 14 Trin. 63. 86. 87.

Ps. 2, 7 TriD. 197. 198. 8, 3 Trin. 211.

2, 8 Trin. 66. 198. 9, 6 Trin. 142. 148 etc.

9, 7. 11 Sixt. 63. 11, 1 Trin. 63.

19, 5. 6 Trin. 96. 11, 2. 3 Trin. 221.

20, 5 ep. 21, 3. 11, 10 Trin. 65. 66.

22, 17. 18 Trin. 212. 30, 1 Sixt. 54.

32, 1 Land. 30. 35, 3. 4 Trin. 87. 88.

34, 16 Trin. 43. 35, 5. 6 Trin; 63. 88.

34, 22 Sixt. 66. 37, 20 Trin. 229.

45, 1 Trin. 93. 94. 111. 126. 40. 12 Trin. 27. 229.

128. 40, 22 Trin. 27

45, 8 Trin. 222. 42, 2. 3 Trin. 64.

51, 6 Sixt. 66. 42, 8 Trin. 28.

68, 18 Trin. 57. 42, 19 Sixt. 54.

69, 22 Trin. 212. 43, 25. 26 Sixt. 68.

72, 1 Trin. 66. 44, 6. 7 Trin. 229.

82, 1. 2 Trin. 162. 45. 1 Trin. 198.

82, 7 Trin. 163. 45, 7 Trin. 30.

89, 31—34 Sixt 59. 45, 21 Trin. 28. 229.

91, 13 Sixt. 57. 48, 11 Trin. 28.

99, 1 Trin. 55. 53. 2. 3. 5. Trin. 65.

104, 24 Trin. 26. 53, 7 Trin. 64. 212.

104, 32 Trin. 27. 55, 3—5 Trin. 64.

110, 1 Trin. 66. 198. 201. 57, 16—19 Sixt. 60.

110, 3 Dion. p. 376. 61, 1 Trin. 222.

115, 5. 6 Land. 5. 65, 2 Trin. 65. 212.

119, 176 Sixt. 65. .. 66. 1. 2 Trin. 29. 43.

139, 8—10 Trin. 43. 44. Jerem. Kl. 24 Sixt. 60.

Prov. 8, 22 Dion. p. 376. 17, 5 Trin. 104. 118.

8, 26 Dion. p. 376. Ezech. 1, 18. 22 Trin. 56. 55.

Sap. Sal. 3, 4. 5 Land. 16. 10, 12 Trin. 56.

,. 3, 7. 8 Land. 11. 18, 4 Sixt. 67.

Sirach 2, 1. 2 Land. 14. 18, 21 Sixt. 64.

2, 4. 5 Land. 16. 18, 30 Sixt. 59.

2, 10—12 Sixt 69. ., 18, 30—31 Sixt. 68.

Jesaj. 1, 20 Trin. 43. 33, 10. 11 Sixt. 60.

Excurs I.

51

Ezech. 33, 11 Sixt. 68.

33, 12 Sixt. 63.

34,3.4.10.11.16 Sixt. 65.

34, 3. 4 ep. 8, 1.

36, 18—23 Sixt. 59.

44, 10. 13 Sixt. 54 Daniel 3, 27 Trin. 54.

6 Spect. 10 Laud. 12.

7, 9. 10 Sixt. 67. Zusätze Z.Daniel Spect. 10 Pud.

9 Laud. 12. Hosea 1, 7 Trin. 85.

6, 3 Trin. 66. Joel 2, 12. 13 Sixt. 59.

2, 28 Trin. 218. Arnos 4, 11 Trin. 145. Jona 3 Sixt. 62. Micha 8, 8. 10 Sixt. 62. Habac. 3, 3 Trin. 89. 90. Zephan. 3, 1. 2 Sixt. 57. Sachar. 7, 6 Gib. 275.

9, 16 Sixt. 64. Malach. 3, 6 Trin. 34. (Henoch Sixt. 67, s. unter

Judasbrief). Matth. 1, 23 Trin. 186.

3, 10 Laud. 27.

3, 12 Sixt. 54.

3, 16 Trin. 221.

5, 3. 6 Gib. 277.

5, 8 Trin. 215 Cornel. ep. 49, 2.

5, 10—12 ep. 31, 4.

5, 26 Laud. 13.

5, 32 Pud. 6.

7, 2 Sixt. 63. 7, 3 Sixt. 52.

7, 13 Sixt. 55.

7, 15 Sixt. 64.

Matth. 7, 22. 23 Sixt. 58.

7, 26. 27 Sixt. 56.

9, 4 Trin. 97.

10, 18. 21. 22 ep. 31, 4.

10,28 Sixt.67 Trin. 194.

10, 29. 30 Trin. 53. 54.

10, 32 Laud. 11.

10, 33 Trin. 104 f. Sixt. 58. 61 ep. 30, 7.

10, 37. 38 ep. 31,4.

10, 39 Laud. 28.

11, 21 Sixt. 63.

12, 32 Trin. 225

13, 14 Sixt. 54.

16, 16. 17 Trin. 200 f.

16, 26 Laud. 17.

18, 32 ep. 30, 7.

19, 5 Pud. 5.

19, 16 Trin. 234.

19, 17 Trin. 230. 233.

19, 29 Laud. 17.

22, 43. 44 Trin. 83.

23, 8. 10 Trin. 233.

23, 12 [Lc. 18, 14] Sixt. 62. 68.

24, 19 Sixt. 68.

24, 24 Steph.

26, 14 c. parall. Sixt. 64.

26, 75 Sixt. 59.

27,51f. Laud.29 Spect.lO

28, 19 Sixt. 56.

28, 20 Trin. 87. Marc. 2, 5 Trin. 98.

7, 19 Gib. 275.

16, 15 Sixt. 56 Trin. 53 Luc. 1, 35 Trin. 186 f. 2, 7 Trin. 92. 6, 5 Trin. 83. 6, 24 Gib. 277. 8*

52 Luc.

V

Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.

Joh.

7, 36—47 Sixt. 61. 10, 19 Sixt. 57. 10, 22 Trin. 201.

10, 31 f. Sixt. 52.

11, 10 Sixt. 66.

12, 8 Laud. 11.

12, 9 Laud. 3 ep. 30, 7.

13, 1—5 Sixt. 66. 15, 4 f. Sixt. 65.

15, 6—10 Sixt. 65.

16, 19 etc. Gib. 278. 18, 19 Trin. 32.

18, 29. 30 Laud. 17.

19, 7 ep. 8, 3.

20, 38 Trin. 195.

1, 1 Trin. 94 f. 231.

1, 3 Trin. 94. 107. 112 et

passim. 1, 10 Trin. 84. 94. 1, 11 Trin. 94. 1, 14 Trin. 74 et passim. 1, 15 Trin. 105.

1, 18 Trin. 148. 136.

2, 19 Trin. 166.

3, 13 Trin. 96. 3, 32 Trin. 166.

3, 34. 35 Trin. 165.

4, 21 Trin. 44.

4, 24 Trin. 42. 48.

4, 34 Gib. 275.

5, 19. 26 Trin. 105.

5, 21. 22 Trin. 83.

6, 26. 27 Gib. 275. 6, 38 Trin. 166. 198.

6, 46. 51. 62 Trin. 106. 6, 68 Sixt. 59.

8, 14. 15 Trin. 107 f. 8, 17. 18 Trin. 200. 8, 23 Trin. 109.

Joh. 8, 42 Trin. 110. 8, 44 Sixt. 58. 8, 51 Trin. 112. 8, 58 Trin. 83. 114. 10, 1 Sixt. 54. 10, 8 Sixt. 54. 10, 11 Trin. 234. 10, 12 Sixt. 58. ep. 8, 1. 10, 18 Trin. 166. 10,27. 28 Trin. 115. 10, 30 Trin. 98. 116. 202, Dion. p. 377. 10, 32 Trin. 117. 10, 33. 36 Trin. 206. 208.

10, 35. 36 Trin. 117.

11, 26 Trin. 118.

11, 42 Trin. 201.

12, 28 Trin. 200.

12, 35 Laud. 27.

13, 5 Trin. 145.

14, 2 Laud. 27. 14, 6—8 Trin. 210. 14, 9 Trin. 209. 14, 10 Dion. p. 377. 14, 11 Dion. p. 375. 14, 12. 15. 16. 23. 26. 28 Trin. 213 f. 14, 16. 17 Trin. 218f.

14, 28 Trin. 199.

15, 1. 2. 9. 10. 15. 21 Trin. 214.

15, 26 Trin. 220.

16, 7. 13 Trin. 220.

16, 14 Trin. 119.

17, 3 Trin. 120f. 201. 17, 4 Trin. 201. 17, 5 Trin. 83. 96. 122.201. 20, 17 Trin. 199 f. 20, 22. 23 Trin. 218.

II

Excurs I.

53

Job. 20, 28 Trin. 99. 231.

21, 15f. Sixt. 59. ep. 8, 1. Rom. 1, 3 Trin. 83.

1, 8 ep. 30, 2.

1, 20 Trin. 31.

2, 11 Sixt. 67.

2, 16 Sixt. 58.

7, 14 Trin. 43 Gib. 258.

8, 9. 26 Trin. 222.

8, 9 Pud. 2.

8, 17 Land. 28.

8, 18 Land. 18.

8, 21 Trin. 31.

8, 35—37 ep. 31, 4.

9, 5 Trin. 99. 231.

11, 33 Trin. 57.

,, 11, 36 Trin. 31.

12, 19 Sixt. 58.

14, 4 Sixt. 62.

14, 17 Gib. 274. I Gor. 2, 9 Trin. 49.

2, 12 Trin. 224.

3, 3 Sixt. 64.

3, 6—8 Trin. 204.

3, 12 Sixt. 53. 58.

3, 16 Trin. 222.

6, 9. 10 Pud. 6.

6, 13 Gib. 274.

6, 15 Pud. 6.

6, 18 Pud. 6.

6, 19. 15 Pud. 2.

7, 7 Land. 28.

7, 40 Trin. 224.

9, 24 Land. 28. Spect. 2.

10, 12 Sixt. 62.

10, 20. 21 Gib. 280.

10, 25 Gib. 274.

11, 1 Laud. 28.

11,3 Pud. 5.

I Gor. 11, 17. 22 Sixt. 64. 12, 3 Trin. 225.

14, 32 Trin. 224. 15, 50 Trin. 75.

II Gor. 3, 17 Trin. 222. 4, 13 Trin. 219.

5, 10 Sixt. 58. 11, 13 Stepb. Gal, 1, 1. 12 Trin. 100. 3, 20 Trin. 230. 4, 4 Trin. 83. 5, 17 Trin. 223. 6, 2 Sixt. 63. ,, 6, 14 Laud. 28. Epb. 4, 10 Trin. 134. 135. 5, 6. 7 Sixt. 68. 5, 23. 28. 29 Pud. 5. 5, 24 Pud. 2. 6, 12 Gib. 257 Spect. 2 ep.

30,6. 6, 14 ep. 31, 5. Pbilipp. 1, 21 Laud. 14. 2, 9 Trin. 178. 2, 6—12 Trin. 174. 175. 3, 2 Sixt. 53 Stepb. 3, 14 Gib. 257. Goloss. 1, 15 Trin. 137. 166. Dion. p. 376. 1, 16 Trin. 94. 103. 1,24 ep. 31, 3. 2, 15 Trin. 168, 2, 20 Laud. 28. 2, 18. 19. 21. 23 Gib. 276. I Thess. 4, 3 Pud. 6. I Tim. 1, 17 Trin. 31.

2,5 Trin. 168f. Idol. 11. 4, 1.2 Trin. 224 f. 4, 1—5 Gib. 274. 6, 8. 10 Gib. 278.

54 Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.

I Tim. 6, 12. 13 Corn. ad Fab. Apoc. 2, Iff. Sixt. 63.

6, 16 Trin. 136. 230 ep. 2, 5 Sixt. 63.

30, 7. 3, 17 Sixt. 53.

II Tim. 1, 11 Trin. 233. 3, 21 ep, 31, 4. 2, 20 Sixt. 53. . 6, 9 Laud. 51.

Tit. 1, 15 Gib. 273. 6, 12—17 Sixt. 67.

2, 11. 3, 4 Corn. ad Fab. 7, 13. 14 Laud. 51.

I Pet. 1, 19 Sixt. 63. 12, 15 Sixt. 64.

3, 20 Sixt. 55. 13, 8 Laud. 51.

5, 5 Sixt. 62. 17, 15 Sixt. 56.

I Job. 1, 5 Trin. 48. 20, 4 Laud. 28.

2, 11 Sixt. 63. 20, 11 13 Sixt. 68.

2, 18 Sixt. 54. 22, 15 Sixt. 53.

4, 8 Trin. 48. 22, 18. 19 Trin. 123.

Jud. 14, 15 Sixt. 67.

Es ist docb ein ziemlicb bedeutender, c. 390 400 Stellen umfassender Bestand von Citaten aus der römiscben Bibel, der sich für das 6. Jahrzehnt des 3. Jahrhunderts ermitteln lasst, und für die Itala-Forschung ist es wichtig, diesen Bestand zusammen- hängend übersehen zu können. Aber auch für die Geschichte des Kanons ist die Übersicht von Belang. Erstlich ist es be- merkenswerth, dass schlechterdings keine „apokryphen" Citate vorhanden sind. Weder jüdische Apokalypsen (über die Stelle aus Henoch s. Texte u. Unters. XIII, 1 S. 57) noch NTliche Apokrypha kommen hier vor (auch nicht der Hirte des Hermas, auch nicht die Apokalypse des Petrus, obgleich sie Novatian ge- kannt hat); die ATliche Sammlung umschliesst zwar auch Sap. Sal. und Sirach, aber sie sind Bestandtheile der Septuaginta. Diese Reinheit des Kanons macht z. B. die Hypothese, die Schrift adv. aleatores sei römisch und zugleich nach d. J. 250 geschrieben, unmöglich; denn sie wimmelt von apokr3^phen Citaten. Zweitens bestätigt die Übersicht die Erkenntniss. dass der Hebräer-, Jakobus- und 2. Petrusbrief damals in dem römischen Kanon gefehlt haben; über 2. und 3. Johannesbrief lässt sich nicht urtheilen. II Thess., Philemon und Acta fehlen nur zu- fällig unter den Citaten; immerhin aber ist es auffallend, dass sich unter c. 227 Citaten aus dem N. T. kein solches aus den Acten findet. Allein wie vorsichtig man in Schlüssen aus diesem negativen Thatbestand sein muss, geht daraus hervor, dass nach

1

Excurs IL 55

Hieron. ep. 36, 1 (ad Damasum) mit einer gewissen Wahrschein- lichkeit gefolgert werden kann, dass sich Novatian in einem seiner Briefe über Act. 10, 15 f. geäussert hat. Drittens geht aus den Citationsformeln hervor, dass das A. T., die Evangelien und die Briefe sich im Ansehen wesentlich gleich gestanden haben, und aus der Zahl der Citate folgt, dass das N. T. bereits häufiger citirt wird als das A. T.; die Citate verhalten sich wie 9 : kaum 7. Doch soll darauf kein besonderes Gewicht gelegt werden, da hier Zufälligkeiten mitspielen.

Excurs IL

Zur Überlieferungsgeschichte pseudocyprianischer

Schriften.

Wie das „Indiculum Cecili Cipriani" beweist, waren im J. 359 (in Afrika) in das Corpus Opp. Cypriani bereits aufgenommen (s. Mommsen, a. a. 0. S. 347f.)

1) Novatian's Schrift de laude martyrii,

2) Novatian's Brief (Cypr. ep. 30 ed. Hartel) unter dem Titel „Romani resc."

3) Die Schrift ,,adversus ludaeos" (s. Hartel, Cypr. Opp. T. HI p. 133 ff.),

4) die Vita Cypriani per Pontium.

Die übrigen Schriften gehören sämmtlich wirklich Cyprian an. Dass in der Mitte des 4. Jahrh.'s Novatian's Schrift de laude martyrii unter den Cyprianschriften gestanden hat, bezeugt auch Lucifer (s. o. S. 4). Da die „Vita" als Appendix angehängt ist und Niemand bei ihr an cyprianischen Ursprung denken konnte, und da der 30. Brief ausdrücklich als ein römisches Antwort- schreiben, nicht aber als Cyprian-Brief bezeichnet und dem 20. Brief Cyprian's angehängt ist, so ergiebt sich, dass nur die beiden Stücke „de laude martyrii" und „adv. ludaeos" Contrebande sind. Die letztere Schrift stammt aber, wie ich wahrscheinlich zu machen mir getraue, von Hippolyt (sie ist eine Übersetzung), ist also auch römisch.

In den nächsten Decennien hat sich der Process, der mit der Ein Schiebung von Novatian's Schrift de laude mart. begonnen hat, fortgesetzt. 1) Hieronymus citirt die novatianische Schrift „Quod idola dii non sint" bereits als cyprianisch, 2) er zählt deshalb sie

56 Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.

(und de laude) nicht in seinem Verzeichniss der Novatian-Schrifteu auf (de vir. inl. 70), aber er übergeht dort auch die novatianischen Tractate de bono pudic. und de spectaculis. Nun hat er freilich 1. c. nicht alle ihm bekannten Novatian- Schriften aufzählen wollen (von einer Briefsammlung Novatian's, die er einsehen möchte, spricht er ep. 10, 3); aber es besteht doch eine gevt^isse Wahr- scheinlichkeit, dass schon damals de bono pudic. und de spectac. nicht mehr unter Novatian's Namen standen, sondern unter dem Cyprian's, vreil man sie gerne lesen wollte, aber unter Novatian's Namen nicht lesen durfte^); bei Quod idola ist das gewiss. 3) Hieron. sagt 1. c. ausdrücklich, Viele hielten das Buch de trinitate für ein Werk Cyprian's, Rufin hat es in Cyprian-Handschriften gefunden und hat es selbst für ein Werk TertuUian's gehalten. So war auch diese Schrift um 400 nahe daran, ihren wahren Autor zu verlieren. Hätten Hieronymus und Rufin nicht so be- stimmt protestirt, so würden wir sie heute vielleicht als Cyprian- oder Tertullian-Schrift lesen. 4) Hieronymus kennt einen Schriftsteller Sixtus II. Bischof von Rom nicht mehr: er hätte ihn sich für seinen „Katalog" gewiss nicht entgehen lassen, wenn er von ihm gewusst hätte. Also war die Schrift ad Novatianum des Sixtus um 400 schon unter den Cyprian- Schriften untergebracht, und es ist nur ein dankenswerther Zu- fall, dass Prädestinatus noch ihren wahren Verfasser gekannt hat (s. Texte u. Unters. XIII, H. 1 S. 44 K). Da daran nicht gedacht werden kann, dass man absichtlich den Verfasser dieser Schrift umgestempelt hat wer hätte einen Tractat des hochverehrten Märtyrerbischofs missen wollen! , so erkennt man, dass die Unterbringung von kleinen gern gelesenen Schriften in das viel gekaufte Corpus Opp. Cypriani auch aus harmlosen buchhänd- lerischen Absichten erfolgt ist (sie waren zu klein, um einzeln

1) De spectac. ist bis jetzt nur in jungen Handschriften nachgewiesen und hat kein altes Testimonium (die älteste Handschrift ist Z = saec. XIV., freilich trotz ihrer Jugend eine vortreffliche Handschrift). De bono pudic. ist im Vossianus lat. 40 saec. X. überliefert, der auch den Sixtus. also eine gleich alte, ebenfalls römische Schrift enthält (s. Texte u. Unters. Xni, 1 S. 1 ff"). Ausserdem hat de bono pudic. ein altes Zeugniss im 2. der von Caspari edirten pelagianischen Briefe (Briefe, Abhandl. u, Pre- digten usw. 1890 S. 21), aber leider ist unsere Schrift ohne Citationsformel stillschweigend benutzt.

Excurs II. 57

weiter zu leben), dass diese Schriften aber bald ihren Verfasser- namen an den des Cjprian abtreten mussten Gedankenlosig- keit der Abschreiber ist hier wohl die Hauptursache gewesen.

Das Ausgeführte hat sich bereits in der Zeit bis zum An- fang des 5. Jahrhunderts abgespielt, und zwar in Rom; denn Quod idola, De spectac, De bono pudic, De laude mart.. Ad No- vatianum. De trinitate sind sämmtlich römische Schriften. Aber unter Cyprian's Namen stehen noch folgende vier alte d. h. mindestens vorkonstantinische Schriften: Adv. aleatores, De re- baptismate, De montibus Sina et Sion, De pascha computus.^) Wie steht es mit ihnen? In Bezug auf Ad\^. aleatores habe ich (Texte u. Unters. V H. 1) wahrscheinlich gemacht, dass der Tractat römischen Ursprungs ist (die Gegenbemerkungen haben mich nicht überzeugt), und nachgewiesen, dass er um d. J. 700 in einer übervollständigen, wahrscheinlich römischen Recension der Werke Cyprian's als Cyprian- Schrift eine Stelle hatte (a. a. 0. S. 5). Damit ist nicht gesagt, dass er erst damals in das Corpus Cypr. eingestellt worden ist; aber Näheres ist z. Z. nicht zu er- mitteln. Über die Überlieferung des Tractats de rebajDtismate er soll handschriftlich nicht mehr existiren [?] ; im verbrannten Cod. Remensis stand er sachgemäss bei Cypr. ep. 74 enthalte ich mich z. Z. jeden ürtheils; aber wichtig ist, dass die Schrift den römischen Standpunkt in der Tauffrage vertritt und bei Lebzeiten Cj^prian's geschrieben zu sein scheint. Der Tractat de duobus montibus ist ebenso im Vulgärdialect geschrieben wie adv. aleat. und hat genau dieselbe Überlieferungsgeschichte wie dieser,-) d. h. er taucht für uns im Archetypus MQT, der eher älter als jünger wie das Jahr 700 ist, als Cyprian- Schrift auf und seine Geschichte verzweigt sich nun ebenso wie die der Schrift adv. aleat. Er scheint bereits in der Schrift de pascha com- putus benutzt zu sein; diese ist selbst schon i.J. 242/3 geschrieben,

1) Mit den jüngeren Schriften unter Cyprian^s Namen, Ad Vigilium episcopum, De singularitate clericorum, De XII abusivis saeculi, hat es eine besondere Bewandtniss. Ich gehe auf sie daher nicht ein. Die Schrift de duplici martyrio ist, wie jüngst Lezius abschliessend bewiesen hat, unter Cyprian's Namen von Erasmus gefälscht worden.

2) Er hat auch sonst noch Manches mit ihm gemein, z. B. die Frei- heit in den Schriftcitaten.

58 Harnack, Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatian's.

ruht auf den chronologisclien Arbeiten Hippolyt's und weist schon deshalb nicht nach Afrika, sondern nach Rom. Die schmale Überlieferungsgeschichte dieser Schrift muss noch geprüft, resp. ermittelt werden. Aber nach dem bisher Festgestellten ist bereits sehr wahrscheinlich, dass alle fremden Schriften, die im Alter- thum zum Corpus Cypriani hinzugetreten sind, römische Schrif- ten waren, und dass sich der Process der Einstellung dieser Schriften in die Cyprian-Sammlung in Rom und nirgendwo anders abgespielt hat.

Achtzehn Handschriften von De Laude sind bisher bekannt geworden, nämlich, chronologisch geordnet (s.Hartel'sProlegg.: SQLPMNTO2BO3O4O5- ßgfjLv (über O2— 5, die englischen Codd. s. Sanday, Old biblical Texts Vol. 2), dazu der Augustanus (Kreisbibliothek 05) und der Cod. Gembla- censis, nach welchem Erasmus die editio princeps herstellte (er hat den Tractat mit der Überschrift „Ad Moysen et Maximum et ceteros confessores" bereits den unechten [vor De bono pudic] zugesellt). Wahrscheinlich steht die Schrift auch im Matrit. Nat. Bibl. Q. 138 und in einem Bologneser Codex (ob auch im Vatic. 199?); dagegen fehlt sie in WGCOjRHZi usw. sowie in den drei Admonter Codd., die ich eingesehen habe. Was ihren Ort in der Überlieferung betriÖt, so stand sie [\) in der Sammlung, die Lucifer und der Mommsenianus benutzten, bei ep. 6, resp. in der uralten, ihr sachlich verwandten Briefgruppe 6. 10. 28. 37. 11. 38. 39; hier findet sie sich auch noch in (.iv und in B (aber in letzterem zwischen ep. 37 u. 10, also angeschlossen an den Brief an Moses und Maximus und ausdrücklich als ebenfalls an sie gerichtet bezeichnet). (11) In dem ältesten Cod. S und in dem ausgezeichneten Archetypus LNP steht sie nicht in dieser Gruppe, wohl aber auch bei einem an die Confessoren gerichteten, sachlich ver- wandten Brief, dem 13. (III) In dem Archetypus QM steht sie tief unten neben unechten Schriften Adv. Jud. u. Adv. aleat., aber es folgen dann noch echte Briefe; in O3 steht sie eben dort, aber ep. C. 58 gehen vorher. (IV) In TO2 steht sie mitten unter den Briefen ohne jede Beziehung zwischen ep. 12 u. 40. (V)In den jungen Codd. ßg ist sie an den Schluss der Tractate gerathen. (VI) In O4. 5 folgt sie auf Adv. aleatores.

Druck von August Pries iu Leipzig.

Verlag der J. C. HINRICHS'sclaen Buchhandlung in Leipzig.

Harnack, Adolf, Zur Überlieferungsgesehichte der altchristlichen Literatur. (32 S.) 1894. [in XII, 1. M. 4— ]

Zur Abercius-Inschrift. (28 S.) 1895. [in XII, 4. M. 6.50]

Eine bisher nicht erkannte Schrift des Papstes Sixtus II. vom Jahre 2.57/8.

Zur Petrusapokalypse, Patristisches zu Luc. 16. 19. (VI, 78 S.) 1895. [XIII l.]

M. 3.50

Das Edict des Antoninus" Pius. (64 S.) Eine bisher unbekannte Schrift

Novatians. (58 S.) 1895. [XIII, 4.] M. 4

Hennecke, Edgar, Die Apologie des Aristides. ßecension und Reconstruction des Textes. (XX, 64 S.) 1893. [IV, 3.] M. 3

Partiepreis M. 2 .

Jahn, Alb., Des heil. Eustathius, Erzbischofs von Antiochien, Beurtheilung des Origines betr. die Auffassung der Wahrsagerin l. Könige [Sam.] 28 und die diesbezügliche Homilie des Origenes, aus der Münchener Hds. 331 ergänzt und verbessert, mit kritischen und exegetischen Anmerkungen. (XXVII, 75 S.) 1886. [II, 4.] M. 3.50

(Einzelpreis M. 4.50.)

Jselin, L. E., Eine bisher unbekannte Version des ersten Teiles der „Apostellehre". Getunden und besprochen von J. Übersetzt von A. Heusler. (30 S.) 1895. [in XIII, 1. M. 3.50]

Klostermann, Erich, Griechische Excerpte aus Homilien des Origenes. (14 S.) 1894. [in XII, 3. M. 7.50]

Kötschau, Paul, Die Textüberlieferung der Bücher des Origenes gegen Oelsus in de^ Haudschriften dieses Werkes und der Philokalia. Prolegomena zu einer kritischen Ausgabe. (VII, 157 S. u. l Tafel.) 1889. [VI,i.] M. 5.50

Loofs, Friedr., Leontius v. Byzanz und die gleichnamigen Schriftsteller der griechischen Kirche, l. Buch: Das Leben und die polem. Werke des Leontius V. Byzanz. (VIII, 317 S.) 1887. [III, 1/2.] M. 10

Noeldechen, Ernst, Die Abfassungszeit der Schriften TertuUians. (164 S.) 1888. [V, 2.] M. 6

Tertullian's Gegen die Juden auf Einheit, Echtheit, Entstehung geprüft.

(IV, 92 S.) 1894. [XII, 2.] M. 4

Pape, Paul, Die Predigt und das Brieffragment des Aristides auf ihre Echtheit

untersucht. (36 S.) 1894. [in XII, 2. M. 4 ] Raabe, Richard, Die Apologie des Aristides. Aus dem Syrischen übersetzt und mit

Beiträgen zur Textvergleichung und Anmerkungen. (IV, 97 S.) 1892. [in IX, l.

M. 8.50] Resch, Alfred, Agrapha. Aussercanonische Evangelienfragmente, gesammelt und

untersucht. (XII, 480 S.) 1889. [V, 4.] M. 17

(Einzelpreis M. 25—) Aussercanonische Paralleltexte zu den Evangelien gesammelt u. untersucht. [X.]

1. Textkritische u. quellenkritische Grundlegungen. (VII, 160S.) 1893. M.5

2. Paralleltexte zu Matthäus und Marcus. (VIII, 456 S.) 1894. M. 14.50

3. Paralleltexte zu Lucas. (XII, 847 S.) 1895. M, 27 RolfPs, Ernst, Das Indulgenz-Edict des römischen Bischofs Kallist kritisch unter- sucht und reconstruiert. (VIII, 139 S.) 1893. [XI, 3.] M. 4.50

Urkunden aus dem antimontanistischen Kampfe des Abendlandes, Eine quellen- kritische Untersuchung. (VII. 167 S.) 1895. [XII, 4.] M. 6.50

Schlatter, Adolf, Der Chronograph aus dem zehnten Jahre Antonins. (IV, 94 S.) 1894. [XII, 1.] M. 4

Schmidt, Carl, Gnostische Schriften in koptischer Sprache aus dem Codex Brucianus herausgegeben, übersetzt u. bearbeitet. (XII, 692 S.) 1893. [VIII 1/2.] M. 22

Schwartz, Ed., Tatiani oratio ad Graecos. (X, 105 S.) 1888. [IV, 1.] M. 2.40

Athenagorae libellus pro Christianis. Oratio de resurrectione cadaverum.

(XXX, 143 S.) 1891. [IV, 2.] M. 3.60

Staehelin, Hans, Die gnostischen Quellen Hippolyts in seiner Hauptsehrift gegen die Häretiker. (III, 108 S.) 1890. [VI, 3.] M. 4.50

Vischer, Eberh., Die Offenbarung Johannis. eine jüdische Apokalypse in christlicher Bearbeituug. Mit Nachwort von Adolf Harnack. (137 S.) 1886. [II, 3.] M. 5 (Einzeln nur in anastatischem Druck käuflich.)

Weiss, Bernh,, Die Johannes-Apokalypse. Textkritische Untersuchungen u. Text- herstellung. (VI, 225 S.) 1891. [VII, 1.] M. 7

Die katholischen Briefe. Textkritische Untersuchungen u. Textherstellung.

(VI, 230 S.) 1892. [VIII, 3.] M. 7.50

Die Apostelgeschichte. Textkritische Untersuchungen u. Textherstellung.

(313 S.) 1893. [IX, 3/4.] M. 10

(Die 3 Arbeiten von Bernh. Weiss zus . auch u. d. T. : Das Neue Testament. Bd. I. M. 20 .)

Wentzel, Georg, Die griechische Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus. (63 S.) 1865. [XIII, 3.] M. 2

Werner, Johs., Der Paulinismus des Irenaeus. Eine kirchen- und dogmengeschicht- liche Untersuchung über das Verhältnis des Irenaeus zu der Paulinischen Brief- sammlung und Theologie. (V, 218 S.) 1889. [VI, 2.] M. 7

TEXTE UND üNTEßSUCHüNGEN

ZUR GESCHICHTE DER

ÄLTCHRISTLICHEN LITERATUR

HERAUSGEGEBEN VON

OSCAR VON &EBHARDT und ADOIP HARMCK

Xm. BXm, HEFT 4 DAS EDICT DES

ANTOXIjSTUS pius

VON

ADOLF HARNACK

EINE BISHER NICHT ERKANNTE SCHRIFT

?s^OYATIAN'S

VOM JAHRE 249/50 [„CYPRIAN", DE LAUDE MARTYRII]

VON

ADOLF HARNACK

LEIPZIG

J. C. HINRICHS'SCHE BÜCHHANDLUNG 1895

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