N nie Wien iA u, ee, by | Held LA“. 2 Ha, Kiougk le Committee formen \. ,, | baden baun, E, ,, eue, ly | Ihe dirastious Irre . bee, he 3% 90 * vr * * * — * — = 1 * >» ; / 8 Fr 7 - * . 7 3 > 4 j * 4 . fi 2 23 — 3 = * 3 . * * 20 9 — * 2 4 5 9 f N K . 2% B 7 * - > j n u 7 Eon, * u, — 8 VV. + — 1 2 —— TE * TR 8 . >. va ’ 45 a Topographiſche und naturwiſſenſchaftliche Reiſen durch Java, von Dr. Friedrich Junghuhn, Mitglied der Kaiſerl. Leop.- Carol. Akademie der Naturforſcher. > Für die Kaiſerl. Leopold.-Carol. Akademie der Naturforſcher zum Druck befördert und bevorwortet durch Dr. C. G. Nees von Eſenbeck, Praͤſidenten der Akademie. > Mit einem aus 38 Tafeln und 2 Höhenkarten beſtehenden Atlaſſe. Magdeburg, 1845. Verlag von Emil Baenſch. In Rotterdam In Amſterdam bei &. Baedeker bei J. Müller — FTT N 7 er 1 85 — * 2 want Geenen ed nde 8 nee 10 9 40% «43% No 777.8 92 en W 5 g u . 1 75 a, > he an 40D hg io ir A Bi ip I dc i — £ * 15 6 6 5 "9 1 N i + mh „ a 5 N manga He 11 \ ir Mm N Br“ N 11 2 * 1 * ei, 5 De g rw Vorwort. Die Reiſen durch die Inſel Java, welche wir hier dem Publicum vorlegen, wurden von dem Herrn Verfaſſer unſerer Akademie zur Aufnahme in ihre Denkſchriften oder, wenn dies nicht angehe, zur Bekanntmachung auf andere Weiſe übergeben. Die Aufnahme in die „Verhandlungen der Kaiſerl. Leop.-Carol. Akademie der Naturforſcher“ würde eine Zerſtückelung des Inhalts herbei— geführt haben, und das Format der dieſe Reiſeberichte begleitenden Ta— feln hätte, der Einrichtung unſrer Verhandlungen gemäß, viele Ver— änderungen erleiden müſſen. Es wurde daher beſchloſſen, die Heraus— gabe auf anderem Wege zu bewerkſtelligen. Der erſte Verſuch hierzu galt einer. vollſtändigen Bekanntma— chung des ganzen Materials, welches nicht bloß auf das Bedürf— niß naturhiſtoriſcher Forſchungen beſchränkt, ſondern auch mit dem Schmuck landſchaftlicher Darſtellungen bereichert iſt und in dieſem außer dem Intereſſe des Gegenſtandes ſelbſt noch insbeſondere durch das künſtleriſche Talent des Reiſenden, das mit dem zarteſten Sinn für die Reize der Landſchaft die in ihr waltenden höheren Momente des Lichts, der Farben, des tropiſchen Himmels und ſeiner Contraſte uͤberraſchend, oft kühn, wiederzugeben weiß, einen eigenthümlichen und ſeltenen Werth erhält. Die für eine ſolche Ausſtattung erforderlichen Koſten, welche kein Verleger aufs Spiel ſetzen wollte, traten dieſer Abſicht entgegen. Dagegen zeigte ſich Herr E. Baenſch, der ſeinen Verlag mit Glück und Vorliebe den geographiſchen Wiſſenſchaften widmet, geneigt, die Herausgabe ſämmtlicher in den Händen der Akademie befindlicher Reiſe⸗ Iv berichte dieſes ihres geſchätzten Mitgliedes zu übernehmen, wenn den: ſelben nur diejenigen Zeichnungen, Profile und Plane in lithogra— phiſchen Copien beigegeben würden, welche in rein wiffenfchaftlicher Beziehung für lehrreich und weſentlich zur Sache gehörig erkannt ſeien. Die Akademie glaubte, im Intereſſe des Publicums dieſen Vor— ſchlag dankbar ergreifen zu muͤſſen. Der Text wurde, bis auf kleine Verbeſſerungen oder Zuſätze, welche wir größtentheils einer Reviſion des Manuſcripts durch unſre Herren Collegen Schauer und Oſchatz verdanken, unverändert beibehalten; von den ihn begleitenden Ta⸗ feln aber wurden nur diejenigen ausgehoben, welche ſich auf die Topographie des Javan'ſchen Gebirges und beſonders auf die ge— naue Darſtellung der Vulkane dieſer Inſel beziehen, und hierin eine Vielſeitigkeit der Betrachtung und eine Wahrheit der Darftellung _ zeigen, wie ſie auf dieſem wichtigen Gebiete der Erdkunde noch nicht entwickelt worden iſt. Freilich vermißt man hier oft die Farbe und Ausführung der Originaltafeln, — aber Beſchränkung führte ja nur allein zum Ziele der Bekanntmachung. Nach dieſer kurz gefaßten Geſchichte der Herausgabe des vorlie— genden Werks kommt es uns zu, einige Worte über den Geiſt und den Inhalt deſſelben zu ſagen und dadurch das Intereſſe, welches es der Akademie einflößte, zu rechtfertigen. Wir können aber dieſe Worte nicht ausſprechen, ohne des Verfaſſers, unſeres Freundes und Collegen, der jetzt in glücklichen Verhältniſſen auf Japa lebt, zu ge— denken und ihn beim Hervortreten ſeines Werks mit Hochachtung zu begrüßen. Das Werk ſelbſt zeigt Herrn Junghuhn, wie er, ungünftigen Verhältniſſen im Vaterlande entfliehend, jugendlich raſch zwar und enſchloſſenen Muthes, aber mit der Vorahnung künftigen Sehnens in der Bruſt, eine Anſtellung für Java in Holland ſucht und fin⸗ det. Er iſt ausgerüſtet mit allen Eigenſchaften, welche zu Leiſtungen auf Reifen befähigen, er iſt geuͤbt in geodätifchen und hypſometri⸗ ſchen Arbeiten, er iſt nicht nur ein vortrefflicher, ſondern auch ein ſehr behender Plan- und Situationszeichner, er hat eine große V Ausdauer in dieſen Arbeiten, er iſt geſchickt und glücklich in land— ſchaftlichen Darſtellungen, er iſt Naturforſcher, insbeſondere Gegognoſt und Botaniker, er iſt vertraut mit der phyſikaliſchen Erdkunde, er iſt endlich mit dem rechten Sinn für die Natur, mit dem Sinn, der in die Tiefen ihres Lebens führt, begabt. Auf Java findet er Unter— ſtützung, Freunde und beſonders durch den jetzt ſchon verſtorbenen Director des Medizinalweſens in Niederlandiich- Indien, Dr. Fritze, die erforderliche Beihülfe zu fruchtbaren Reiſen in die wichtigſten Theile der Inſel. ö So lebte er denn auch in den Jahren 1836 bis 1839 faſt ganz auf Reiſen, mit Javaniſchen Begleitern verſenkt in die Tiefen der Gebirgswälder, oder auf den Hochebenen oder Gipfeln der Berge von 3000 bis 9000 Fuß Höhe, auf den Mauern, welche die theils ausgebrannten, theils noch dampfenden und arbeitenden Krater um— geben. Er verweilt hier lange genug, um die Gegenſtände von allen Seiten unterſuchen und von mehreren Seiten abbilden, barometriſche und audere Meſſungen anſtellen, Witterungsbeobachtungen aufzeich— nen, Compaßrichtungen aufnehmen, ja, den größten Theil des Werks, welches wir hier liefern, an Ort und Stelle niederſchreiben zu können. Seine botaniſchen Sammlungen ſind reich und ausgezeich— net. Sie werden von ihm und andern Mitgliedern der Akademie künftig an einem andern Orte ausführlich beſchrieben werden. Der Reiſebericht enthält aber nur diejenigen Anführungen aus dem Gebiete des Gewächsreichs, welche zum Bilde der Oertlichkeit gehören, die er ſchildert, und dieſe Anführungen, beſonders die am meiſten cha— rakteriſtiſchen, ſind nicht bloß in abſtracter Weiſe benannt, ſondern gemeinfaßlich mit kurzen Zügen zur Anſchauung gebracht und fo hingeſtellt, daß fie bei der Wiederkehr ähnlicher Vegetationsverhält— niſſe als ſtehende Typen gebraucht werden und den aufmerkſamen Le— ſer in den Stand ſetzen können, ſich ein, ſchon früher mit dem Ver— faſſer betrachtetes Bild bei den erſten Worten wieder vor Augen zu ſtellen und in den beſuchten Gegenden, gleich dem Reiſenden, einhei— VI miſch zu werden. In dieſem vertraulichen Umgange mit dem Ver— faſſer und ſeinen Umgebungen verſteht man theilnehmend die Anklänge eines tiefen Gemüths, das ſich, ſchwelgend in der Hingebung an die Herrlichkeit der tropiſchen Natur, dem wehmüthig-frohen Zuge nach der Heimath überlaͤßt, wenn das Gebirg bei ſteigender Höhe die vaterländiſchen Formen der Pflanzenwelt wieder hervorruft. | Mit dieſem ſei unfer Werk dem größeren Publicum gebildeter Leſer empfohlen, für welches es einer Empfehlung bedurfte, weil es von dieſer Seite über den Kreis einer naturwiſſenſchaftlichen Socie— tät im ſtrengeren Sinne hinausreicht und demnach eben dieſer Mit— wirkung wegen, muthmaßlich als bloß phyſikaliſchen oder naturhi— ſtoriſchen Inhalts, leicht von einem größern Leſerkreiſe überfehen werden könnte. 9 Was der Naturforſcher von Fach hier finden wird, und was die genauere Topographie, Gebirgs- und Florenkunde Java's durch dieſes Werk gewonnen hat, wird dem Kenner nicht entgehen. Es ziemt der Akademie nicht, ſich rühmend hierauf einzulaſſen. Bald nach der Reife in das Gedegebirge, welches dieſen Band ſchließt, verließ der Verfaſſer Java, um ſich nach Sumatra zu be— geben, wo er einige Jahre hindurch unter Herrn Mercus, dem damaligen holländiſchen Reſidenten auf jener Inſel, jetzt General— Gouverneur des holländiſchen Indiens, geographiſche Vermeſſungen und naturwiſſenſchaftliche Unterſuchungen anzuſtellen hatte. Wir zürfen über die in naturwiſſenſchaftlicher, wie in topographiſcher Rückſicht noch fo wenig gekannte Inſel Sumatra ähnlichen reichhal— tigen Mittheilungen unſeres Collegen entgegenſehen. Zunächſt aber beſchäftigt ihn eine größere Arbeit über die Vulcanität Java's und vielleicht der Sundainſeln überhaupt, welches in holländiſcher und deutſcher Sprache zugleich erſcheinen dürfte. Geſchrieben im September 1844. Fur die Leop.⸗Carol. Akademie Uees von Eſenbech. Inhalts verzeichniss. Seite Seite Reiſe nach Holland. Aufenthalt Samarang mit ſeinen Umgebungen 60 daſelbſe nnd, 1 Reiſe nach Djocjokarta . 61 Reiſe durch die Binnenwaſſer Die Flaͤche von Djocjokarta mit der Hollands; Seereiſe » 5 Stadt und ihren Umgebungen 72 Ueberblick der Winde, die uns auf Gunong Gambing, Kalkfelſen bei unſerer Fahrt getrieben hatten 21 Djocjokartaa 76 Ankunft in den javaniſchen Meeren 26 Die Suͤdkuͤſte bei der Mündung des Batavia und Weltevreden; Fluſſes pak 5 5 80 Skizze dieſer Stadt . 1 320 Imogiri e 86 Anblick des Landes; phyſiſche Ruinen von een Gebirgsket⸗ Beſchaffenheit deſſelben, Natur: ten bei Brambanan und Blitoran 88 phyſiognomie, Vegetation, Art des Reiſe in die Gebirgskette der Bodens 38 Suͤdkuͤſte bei Rankop . 95 Chineſiſche Kirchhö fe, Ruinen Das Tauſendgebirge Gunong Sebu 102 Jakatra's, Suͤmpfe von Anjol 43 Erſte Reife auf den Mer api 113 Chineſiſche Kampongg . 47 Wiederankunft auf Andong . 128 Herrſchende Krankheiten zu Batavia 48 Zweite Reife auf den Merapi 13! Noch ein Wort uͤber Klima und | Ueberblick. a V 5 . 141 Temperatur. a i 8 52 Reife auf den Merbabu . 14 Ein Abenteuer in Batavia 353 Chronik des Merbabu rr Ein Abenteuer auf der Rhede von | Noch ein Wort über das Klima Batavia 0 2 56 | Djocjokarta's . . 1 Seereiſe nach Sam u 58 2 Ueiſe durch die weſtlichen Provinzen Java’s, unternommen von Dr. E. A. Fritze und Dr. Fr. Junghuhn; nebſt einem Anhange 7 * Analyſen von Waitz Seite 161. Seite Vorwort des Mittheilers 101 Bemerkungen uͤber d Wynkvops-Bai 8400 Reife von Weltevreden über Reiſe v. Tjanjor auf den Vul⸗ Buitenzorg und Tjanjor kan Patuha (vom 18 — 22. Juli nach der Wynkoops-Bai | 1837). Berg Gunong = Kendang. (vom 11. — 16. Juli 1837) „ 163 Ausſicht von demſelben. Ausſicht vom Paſſir-Goong. Bergſee Tes laga,Patengan am weftl. Abhange des Patuha. Doͤrfchen Tjiſondari See auf dem Patuha mit alumini— ſchem Waſſer und Schwefel-Sedi⸗ ment. Taman-Saat, Krater des Patuha. Geſchichte des Patuha 1 Reiſe von Tjiſondari auf den Vulkan Tankuban-Prahu (vom 23. — 26. Juli 1837). Ebene zwiſchen den Gebirgen Gunong— Tilo, Malabar, Tankuban-Prahu und Marungung Dorf Bandong mit einem Theegarten und einer Anlage zur Seidenzucht. Berg Bu⸗ vang= Rang. Bergausſicht beim Dorfe Tjambutipa. Waſſerfall des Kali Tjimai bei demſelben. Lau⸗ warme Quelle am Fluſſe Tjiboͤrum. Telaga Werna, zur Regenzeit ein See, mit einer ſehr dicken Schicht goldgelber Ockererde auf dem Bo: den. Beſteigung des Tankuban⸗ Prahu. Geſchichte des Vulkans. Ruͤckreiſe nach Bandong. Maleri⸗ ſcher Waſſerfall des Kali-Tjikapun⸗ dung . P Reife von Bandong aut den Vulkan Gunong= Guntur. (am 28. u. 29. Juli 1837). Berg Gunong-Guntur. Dorf Trogon. Beſteigung des Guntur. Ausſicht von der hoͤchſten Kuppe deſſelben. Truͤmmermaſſen am Suͤdoſtfuße des Berges. Hiſtoriſche Notizen uͤber den Gunong> Guntur . P Reiſe vom Tjiſirupan auf den Vulkan Papandayang (am 30. u. 31. Juli 1837). Hiſtoriſche Seite Bodas (weißer See). Chronik def- ſelben. Reife nach dem Dorfe Taſ⸗ ſik⸗Malayo am Galungung Befteigung des Schlamm vul— 73 kans Galung ung (am 5. u. 6. Auguſt 1837). Huͤgelland, aus den Auswurfsmaterien des Berges ge— bildet. Urſpruͤngliche Huͤgel am oͤſtl. Fuße des Berges, mit Urwald bedeckt. Wildniſſe von ſchilfigem Graſe (Klaga). Waldvegetation am Eingange der Kraterkluft. Be⸗ ſchreibung des Kraters. Notizen zur Geſchichte des Galungung; Schil⸗ derung ſeiner Eruption am 8. Okt. 1823. Mineralquelle Siſoppan bei Tjitjukka . P Reiſe von Taſſik⸗ Malen pi 185 | 194 Notizen über den Papandayang 204 Beſuch des Kraterſees Telaga⸗ Bod as (vom 1. bis 4. Aug. 1837). Patjak⸗Gallang, eine wegen Exha⸗ lationen von Schwefelwaſſerſtoffgas merkwürdige Stelle. See Telaga⸗ den ausgebrannten Vulkan Tjermai (vom 7. bis 16. Aug. 1837). Gebirge Sawal. Gebirge Manguſewuh. Warme Quelle beim Dorfe Panggerango. Thal des Fluſſes Tjimanok. Keſſelthal von Garut, Trogon u. ſ. w. Dorf Pa⸗ wenang; Ausſicht von dort. Berg Tampomas. Dorf Sumadang. Wilde Ebene am oͤſtl. Fuße des Tampomas. Niederlaſſung Tomo. Tectonia-Waͤlder. Staͤdtchen Che⸗ ribon am Seeſtrande; chineſiſches Kunſtwerk dabei. Weg auf den Tjermai. Affen werden im Walde von den Javanen gefuͤttert. Rie⸗ ſige Feigenbaͤume (ficus religiosa) in den Doͤrfern. Bauart der letz⸗ tern. Zimmtpflanzung. Dorf Ar⸗ galinga am Tjermai. Kaffeegaͤrten. Scharfe Grenze der Wälder. Be: getation in den hoͤheren Regionen. Krater des Tjermai. Chronik des Vulkans LER Ruͤckreiſe vom je mai nach | Weltevreden (8.17. — 23. Aug. 1837). Schroff abgeſtuͤrzte Tra⸗ 210 214 225 IX chytkuppen am weſtl. Abhange des Tjermai. Naphthaquelle im Bache Tjibodas. Dorf Telaga. Thal des Fluſſes Tjilutung. Dorf Kunnin⸗ gang. Warme Quelle am Fuße des Tjermai beim Dorfe Sankanu— riep. Kalkgebirge zwiſchen dem An h Seite [ { ra Brite Tjermai und dem Meere mit einer warmen Quelle. Petroleum-Quelle. Grotte Goa-Jallam, deren Boden kohlenſaures Gas aushaucht; Co— lonie zahmer Affen dabei. Fluͤſſe Kali-Tjitarum und Kali-Tjiſokkan 240 | ang. Einige Mincralwalfer Java s, analyfirt von A. Waitz. ©. eite | J. Waſſer der Quelle Siſoppan beim Dorfe Taſſik-Malayo am Fuße des Berges Galungung (ſ. S. 224) 245 II. Waſſer einer kleinen, lauwarmen, Ocker abſetzenden Quelle am Fuße d. Berges Burang-Rang (ſ.S. 187) 251 | IH. Waſſer einer 1460 F. (50,67 R.) warmen Quelle am oͤſtl. Fuße der Bergkette des Tjermai . 254 245. Seite IV. Waſſer am oͤſtl. Fuße des Tjermai, aus einer Quelle entſpringend, welche 1050 F. Temp. beſitzt (ſ. S. 241) 250 V. Waſſer eines Fluſſes, der am Fuße der weſtl. Kratermauer des Berges eee entſpringt (ſ. S. 1 261 VI. Waſſer aus dem Ex Telaga⸗ Bodas (ſ. S. 212) 204 Reife durch die öſtlichen Provinzen Java's; mit einem meteorologiſchen Journal und vier Hoͤhenprofilen der Inſel, von Dr. A. Fritze und Dr. Seite 269. . Seite Einleitung 8 269 Reiſe von Vasia nach Sa⸗ marang (den 12. April 1838) 271 Chronik des Ungarang 286 Berg Lawu 290 Warme Quelle am weſtl. Late des Lawu . 317 Chronik des Bamwu . y 319 Reſidenz Magelang . 320 Sumbing - 323 Sindoro 330 Chronik des Sindoro u. Sumb i ing 334 Merapi 335 Berichtigungen zur Chronik b. Mer api 337 Zum Merbabu . . 337 F. Junghuhn.“ . Seite Madiun 338 Wilis 340 Schlammvulkane 352 Gunong Ringgit - 355 Chronik des Gunong ER 358 Lamongang 358 Gunong Tingger 365 Chronik des Gunong Tingger 372 Gunong Prahu oder Dieng 376 1) Kawa Scorowedi oder Tringo 378 2 Patereman oder ö 369 3) Telaga Leri. 380 4 Plateau Dieng 5 382 5) Kawa Djondro di Muka 384 6) Kawa Pakkuodjo oder Goa-upas 387 Seite 7) Telaga Woͤrdode = Jol | Chronik en e ee 8) Telaga tringes 1 303 Gunong Tagal (Stamat, Gede 396 Ueberblick der Seen und Kra⸗ Chronik des Zagal . . 3099 ter dieſes Gebirges; J. Krater Beobachtungen uͤber Tempe⸗ (Solfataren, Fumarolen). II. Ent⸗ ratur und Luftdruck. Zur wickelungen von Kohlenſaͤure III. Reiſe durch die oͤſtl. Provinzen Heiße Quellen. IV. Seen ſuͤßen Java's, nebſt tabellariſcher Ueberſicht Waſſers . 5 . 393 zahlreicher Hoͤhenpunkte Java's 399 f durch die Waldgebirge Gunong Panggerango, Manellawangie und Gedé; unternommen im Jahre 1839 von Dr. Fr. Junghuhn. Nebſt einem Anhange, enthaltend ein meteorologiſches Journal und Compaßrichtungen Seite 412. Seite Seite Einleitung 8 x 8 412 die meteorologiſchen Erſcheinungen Erſter Streifzug £ 424 dieſer Gegenden überhaupt . 459 Zweiter Streifzug. . 435 Allgemeine meteorologiſche Bemer— Beobachtungen uͤber die Abnahme der kungen zu den vorſtehenden Beob⸗ Temperatur u. des Luftdrucks vom achtungen. - . 465 Seeſtrande bei Batavia uͤber Bui⸗ Dritter Streifzug . 472 tenzorg, Tjibogo und Bodjong⸗ke⸗ Chronik des Gede:Gebirges . 490 ton auf den Gipfel des Manella⸗ Letzter (vierter) * 2 des Ge⸗ wangie und uͤber das Klima und birges 492 Anhang. Meteorologifches Reiſejournal zu den Streifzügen durch das Waldgebirge Gedé Seite 497. Compaßrichtungen i x g - » . 3:52 Reife nach Holland. Aufenthalt dafelbft. Ich weilte im November 1834 in den Wäldern am Laacher See. Weit ſchaut man von dort in die Gebirgskuppen der Eifel hinein. — Unten im keſſelfoͤrmigen Thale glaͤnzt die Spiegelflaͤche des Sees. Kein menſchlicher Laut unterbricht die Stille dieſer Einoͤde. Nur hie und da, wo bemooſ'te Lavamaſſen und Tuffſteine im blauen See umherliegen, vernimmt man das ſanfte Plaͤtſchern der Wellen und das Rauſchen des Windes, der durch das Uferrohr ſtreicht, oder durch die Wipfel der alten Buchen, die jenes beſchatten; — ein Geraͤuſch, wie entfernte Muſik oder lispelnde Stimmen! „Es laͤchelt der See, er ladet zum Bade.“ Wie wohl war mir in dieſer Einſamkeit, im Waldesdunkel, wo Tauſende räthſelhafter Pilzgeſtalten — Sproͤßlinge des Herbſtes — den feuchten Boden bevoͤlkerten, wo nur die grauen Ruinen der Abtei Laach, von den waldigen Bergen des jenſeitigen Ufers heruͤberſchauend, mich er— innerten, daß ich mich in einer von Menſchen bewohnten Welt befaͤnde! Und warum verließ ich dieſen ſchoͤnen Ort? was fehlte meinem Süd? — — — ein Mantel. Ein der Natur entfremdeter Körper verlangt Beduͤrfniſſe, die ihm eine ſolche Einöde nicht darbietet. — Der entblätternde Hauch des Herbſtes ſtrich ſchon durch die Wälder, und verkuͤndigte das Herannahen ſeines rauhen Genoſſen, des Winters, der hie und da ſchon einige der unwirthbaren Hoͤhen mit bleicher Schminke uͤberzog. Waͤre ich ein Murmelthier oder ein Siebenſchlaͤfer geweſen, ſo haͤtte ich mich in die erſte, die beſte Höhle oder Steinkluft verkrochen, um dort den kurzen Winter: traum zu verſchlafen, und dann beim Wiedererwachen die herrliche Na— tur vor mir im Fruͤhlingsſchmuck zu erblicken, neugeboren in neuge— ſchaffner Welt; aber ſo gluͤcklich war ich nicht; ich mußte darauf bedacht ſein, mich auf andere Art zu bergen. — Von dem Inſtinkt, der alle Thiere, jedes auf feine Art, antreibt, ſich gegen die Rauheit des Win: ters zu waffnen, fuͤhlte ich nichts in mir; — wie gern haͤtte ich mich auf eine unbewohnte Inſel des Südens verſetzt, um fern vom Menſchen⸗ verkehr am Buſen der wohlthaͤtigen Natur zu leben, welche dort frei— willig ſpendet, weſſen der Leib bedarf. Ich blickte umher. Keine Fruͤchte an den Baͤumen — kein Wild im Feld; — die Jagd iſt verpachtet, — die ganze Welt iſt verpachtet. — Nichts gehoͤrt mir, als ich ſelbſt! Junghuhn, Java. 1 2 So beſchloß ich denn, heimathlos, wie ich war, in das Thal hinabzu— ſteigen, wo der Rhein ſeine Fluthen dahinwaͤlzt, und mich dieſen zu vertrauen. — Schweren Herzens warf ich einen letzten Scheideblick uͤber dieſe Hoͤhen und ging hinab. Bald waren die Gebirge und die romantiſchen, ſteilen Ufer des Stroms verſchwunden, und das flache Land, naturarm und eintönig, brei— tete ſich aus, ein Vorbild des Meeres, in deſſen Boden es allmaͤhlich uͤberlaͤuft. Nach einer kurzen Fahrt auf einem Dampfſchiffe kam ich in Holland an und begab mich ſofort von Rotterdam nach Leyden und Utrecht. In letzterer Stadt giebt es eine mediziniſche Lehranſtalt fuͤr Aerzte, die ſich dem Koͤniglich Niederlaͤndiſchen Militairdienfte widmen wollen. Ob nun gleich aus dieſer Schule jährlich eine beträchtliche Anzahl wohl eingeuͤbter Zoͤglinge hervorgeht, ſo reichen dieſe doch nicht hin, um auch die weitlaͤufigen außereuropaͤiſchen Beſitzungen genuͤgend zu verſorgen, und man ſieht ſich daher genoͤthigt, auch Ausländer anzuſtellen. Gluͤcklicher— weiſe zeigen ſich die Nachbarlaͤnder ſehr gern bereit, Holland aus dieſer fatalen Verlegenheit zu ziehen; vor allen zeichnet ſich Deutſchland darin aus, was jedem Unparteiiſchen um ſo lobenswerther erſcheinen wird, wenn man bedenkt, wie empfindlich es ſelbſt darunter leiden muß, und wie ſein eigner Mangel an Aerzten von Tag zu Tage immer groͤßer zu werden anfaͤngt! — — Was indeß mich betrifft, ſo hatte ich mich nur mit großer Schwierigkeit den Armen meiner wohlmeinenden Lands— leute entreißen koͤnnen! In Holland angekommen, benutzte ich um ſo freudiger die Gele— genheit, Europa zu verlaſſen, als ſchon in fruͤher Jugend die Begierde in mir entbrannt war, die herrlichen Gefilde Oſtindien's zu ſehen und ihre Vegetation zu unterſuchen: eine Begierde, die nach widerwaͤrtigen Schickſalen, die mich getroffen, nur noch lebhafter hervortrat. Doch halt, mein Herr! — das geht ſo ſchnell nicht, — erſt in's Examen! — Wer ſchildert mein Entſetzen? — Schon drei Jahre war ich in der Welt umhergeirrt und hatte nicht mehr an Medizin und ihre — Lehrſaͤtze gedacht! — Examen! Es packte mich wie ein Fieberſchauer an Leib und Seele, und es fehlte wenig, ſo zitterten alle meine Glieder. Faſt hätte ich reſignitt; aber Mephiſtopheles fluͤſterte mir in's Ohr: „Mein Freund, das wird ſich Alles geben; Sobald Du Dir vertrauſt, Sobald weißt Du zu leben.“ 5 So geſtaͤrkt betrat ich alſo den verhaͤngnißvollen Ort, wo ſich ſechs Gelehrſamkeiten in ſchwarzen Roͤcken um eine lange Tafel niedergelaſſen. Weisheit blitzte aus ihren Augen und ſtach das kleine Flaͤmmchen auf— glimmenden Muthes beinahe wieder matt. — Gluͤcklicherweiſe fiel mir jetzt gerade manch guter Spruch ein, als: „Wo Begriffe fehlen, da ſtellt ein Wort zu rechter Zeit ſich ein“ und „es giebt kein Wiſſen, der Seele Bildung im Geſicht zu leſen“ und „es iſt nicht alles Gold, was glaͤnzt“ ꝛc. — Hieraus zog ich denn ſo viel Troſt, als mir in 3 der Geſchwindigkeit möglih war und ruͤſtete mich zur Gegenwehr. — Der Angriff war ſehr hitzig. Wie die Laͤrmkanone den Anfang einer Schlacht verkuͤndigt, fo ging ihm ein dreimaliges Raͤuſpern voran; un: willkuͤrlich wollte ich es nachmachen, aber der Schleim blieb mir vor Angſt in der Kehle ſtecken. Doch, wie ſich das elektriſche Feuer der Gymnoten allmaͤhlich erſchoͤpft, “) fo ſchien auch die eifrige Strenge mei— ner Herren Examinatoren allmaͤhlich nachzulaſſen. — Zwar manipulir— ten ſie mich erſchrecklich, von Kopf zu Fuß, fuͤhlten mir auf die Zaͤhne, touſchirten mich mit Kathedern, verfaͤnglichen Fragen, großen und kleinen Sonden und anderm Geraͤthe mehr, um verborgene Klippen, Sandbaͤnke, Untiefen und andere gefaͤhrliche Stellen im Fahrwaſſer meines Wiſſens zu erforſchen. — Aber zum Gluͤck war das Bischen Schnee auf den Gletſchern meines Gehirnes (wo es Jahre unberuͤhrt geruhet hatte) ge— rade zur rechten Zeit geſchmolzen — naͤmlich durch die Angſt und Hitze, die mir jene inquiſitoriſchen Anſtalten, der Anblick von getrockneten Maͤ— gen, von Helleboruswurzeln, Kreuzbeinen und Queckſilberpraͤparaten ver— urſachte — und hatte alle jene Sandbaͤnke und verſteckte Klippen in dem Alpenſee meines Gehirnes ſo hoch mit Waſſer uͤberſchwemmt, daß fie von dem Senkblei der Herren Ingquiſitoren nicht erreicht wurden. N „Ich bitt' Euch, Freund, es iſt ſpaͤt in der Nacht; \ Wir wollen's diesmal unterbrechen.“ Ich huͤtete mich, zu ſagen: „Ich haͤtte gern noch laͤnger fortgewacht, Um ſo gelehrt mit Euch mich zu beſprechen.“ obgleich meine Angſt ſpezifiſch leichter geworden war und jetzt in einem gewaltigen Seufzer ſich Luft machte. — Ich ließ fie laufen. Um kurz zu ſein, ich wurde nach kurzem Aufenthalte zu Leyden und Haag als Militair-Arzt (Offizier van Gezondheid) für die Nie: derlaͤndiſch-Oſtindiſchen Beſitzungen angeſtellt und nach Harderwyk abge— ſchickt, um dort auf Schiffsgelegenheit zu warten. Ich wartete auch wirklich vom Januar bis zum Juni 1835 in einer Stadt, die eben ſo einſam iſt, als ihre naͤchſten Umgebungen kahl ſind, gewiſſermaßen von der Natur verwahrloſt. Har derwyk liegt am Strande des Zuyder-Zee's, deſſen flacher Sandboden nur ſehr allmaͤhlich in das Land uͤberlaͤuft. Keine Waſſerpflanze, kein Fucus ge: deiht in dieſem beweglichen Sande. Kein gruͤnes Gebuͤſch beſchattet ſeine Ufer. Nur hie und da ſind kleine Strecken mit niedrigem Rohr be— wachſen, das nach innen zu in gruͤne Wieſen uͤbergeht. Aus Wieſen, Gaͤrten und unfruchtbaren Sandſtrecken wird daher das flache Land ge— bildet, welches Harderwyk zunaͤchſt umgiebt, und auf dem man nur eine kuͤmmerliche Vegetation wahrnimmt. Nur an den zahlreichen Graͤben, *) Man kann darüber beliebig nachleſen: A. v. Humboldt, Rel, hist. t. II. p. 173 — 191 und deſſen Anfichten d. Natur, I. p. 39. 1 4 die es durchſchneiden, findet man einiges Gebuͤſch, aus Erlenſtraͤuchern und verkruͤppelten Weiden beſtehend. In dieſer Stadt nun mußte ich (deſſen Fuß noch vor Kurzem den klaſ— ſiſchen Boden des Atlas und die romantiſchen Thaͤler des Hundsruͤcken und der Eifel betreten) ſechs Monate lang leben, bevor ich meine Reiſe nach Oſtindien antreten konnte. Denn Harderwyk iſt die oſtindiſche Pforte, der Eingang nach Java, den alle Doctoren und Offiziere, die im Hol— laͤndiſchen Dienſte nach Oſtindien gehen, paſſiren muͤſſen. Es befindet ſich naͤmlich hier das Depot der Hollaͤndiſch-Oſtindiſchen Militairmacht; daraus aber, daß die zuerſt angekommenen Offiziere auch zuerſt abreiſen und doch nur in der Regel jedem Schiff ein Arzt zugegeben wird, er— klaͤrt es ſich, warum ich ſo lange warten mußte. Die Dienſtgeſchaͤfte, welche mir im Hoſpitale zu Harderwyk anheim fielen, waren keinesweges geeignet, mir großes Intereſſe zu erwecken oder mir fuͤr die Freuden, welche der Aufenthalt in einer ſchoͤnen Natur oder der Umgang mit gebildeten, dem Naturſtudium ergebenen Männern ge⸗ waͤhrt, Erſatz zu leiſten; ich haͤtte denn die Biegſamkeit der menſchlichen Natur bewundern muͤſſen, die hier unter dem Schlamme von bittern Extracten und Honig dieſelben Krankheiten der Geneſung zuſuͤhrt, auf welche in franzoͤſiſchen Hoſpitaͤlern ganze Compagnien Blutegel losgelaſ⸗ fen werden. Doch fand ich eine gewiſſe edle Einfachheit im Hötel Dieu von Harderwyk lobenswerth. Die vorkommenden Krankheiten (am haͤu— figſten Rheumatismen, gaſtriſche und nervöſe Fieber, Wechſelfieber) wur: den nach ziemlich allgemeinem Schnitt behandelt und in der Regel mit bittern Extracten (zur Verbeſſerung des Geſchmacks mit Honig! und aether sulfuricus verſetzt) beſtuͤrmt. Der Kürze wegen machte fie der Apotheker auf einige Tage im Voraus. Geſchah' es nun, daß ein neu angekommener Fremder hiervon abzuweichen ſich erdreiſtete, ſo mußte dies natuͤrlich großen Laͤrm verurſachen. Der Apotheker beſchwerte ſich zuerſt, daß feine vorraͤthig gemachten Arzneien verduͤrben, Nr. 3 huſtete, Nr. 2 murrte und Nr. 1 erhob ſeine Bullenbeißerſtimme: „Mein Herr, ich bin auf meine alte Art immer am weiteſten gekommen.“ — Es mußte beim Alten bleiben. Je weniger Intereſſantes aber Harderwyk dem Fremden darbietet, je monotoner man das Leben daſelbſt findet, je ſtiller die Einwohner und je oͤder die naͤchſten Umgebungen der Stadt find, um fo angeneh— mer wird man durch einige zuſammenhaͤngende Laub- und Fichtenwaͤlder uͤberraſcht, die ſich 11 Stunden von Harderwyk entfernt in der Rich— tung von Nordoſt nach Suͤdweſt hinziehen. Um in dieſe Walder zu gelangen, muß man eine weite Strecke zerriſſener und mannichfaltig ges ſtalteter Sandhuͤgel (Duinen) durchwandern, die, vom Strande mehr als 4 Meile entfernt, ein Spiel des Windes, nur unvollkommen durch Carex arenaria und andere Sandpflanzen zuſammengehalten werden. Oft, wo die Duͤnen-Moosdecke, z. B. von Orthotrichum crispum ober von Cladonien und andern Flechten, fehlt, treibt der Wind von den entbloͤßten Sandhuͤgeln dicke Wolken auf, die den Wanderer einhuͤllen 5 und zu erſticken drohen. Tiefe Thaͤler hat der Wind auf dieſe Weiſe ausgefurcht, die ſich labyrinthiſch zwiſchen den Hügeln hinziehen und ſich taͤglich neu geſtalten. Endlich gelangt man in den Wald, der gleich einer grünen Oaſe die Sandwuͤſte begrenzt und in feinem Innern viele feuchte Plaͤtze einſchließt, auf denen Baumſtaͤmme und abgefallene Zweige vermodern. Hier fand ich reiche Ausbeute an ſeltenen Pilzen. Die ge— wohnliche Baumart, Pinus silvestris, wird nicht ſelten durch das dunk— lere Grün der Pinus Abies verdrängt. Hie und da findet man (an: gepflanzt) auch Taxus baccata. — Das ausgetretene Waſſer der Graͤben bildet hin und wieder kleine Seen, in denen ſich die dunkeln Pyramiden der Fichten ſpiegeln, und, Inſeln gleich, hoͤhere mit Fichten bewachſene Hügel ſich erheben. Dieſe Seen, ſpiegelklar, wechſeln mit grünen Grasebenen, welche mitunter zwiſchen den Baͤumen uͤbrig bleiben, ab, und geben dem Walde ein freundliches, hoͤchſt eigenthuͤmliches Anſehn. — Schaaren von wilden Enten, die aus den Suͤmpfen und kleineren Seen aufſteigen, beleben die einſame Scene. Reife durch die Dinnenwafer Holland's. Seereiſe. Endlich war der Tag meiner Abreiſe gekommen. — Den 3. Juni 1835 Nachmittags waren zwei kleine einmaſtige Schiffe (Pavillonenſchiffe) bereit, uns aufzunehmen. Ein leiſer Wind blies in die Segel und trieb uns vom Ufer weg, auf dem die Muſik der Garniſionstruppen von Harderwyk immer leiſer erſcholl. So wie ſie ferner und ferner erklang, er— griffen die Hornblaͤſer unſeres Schiffes ihre Inſtrumente und accompag— nirten, gleich einem Echo, jene verhallenden Toͤne am Ufer, welches all— gemach immer weiter zuruͤcktrat. Der Transport beſtand außer mir aus noch drei Offizieren und 130 Mann Jaͤgern. Der Kolonel van Cleerens (bisheriger Komman— dant des ſeinen Namen fuͤhrenden Jaͤgercorps) ſollte erſt an Bord des großen Schiffes zu Helvoetsluis zu uns ſtoßen. Wir fuhren in geringer Entfernung an der Kuͤſte hin, die uns je: doch bald die einbrechende Nacht verbarg. Am andern Morgen, (dem 4.) als die erſte Daͤmmerung anbrach, waren wir in dem Y angelangt und erblickten uns zur Seite die rieſenmaͤßige Stadt Amſterdam, welche ſich, noch in tiefer Stille, mit ihren Pallaͤſten und Thuͤrmen laͤngs dieſes Seearmes in langer, faſt unuͤberſehbarer Reihe hinzog. Die vor Anker liegen: den maͤchtigen Schiffe mit ihren hoch in die Luft emporragenden Maſten vermehrten noch das Erhabene des Anblicks. Er erfuͤllte uns mit Ehr— furcht und Staunen vor der Groͤße menſchlicher Kunſt und Induſtrie, die hier in dieſem flachen, ſumpfigen Erdwinkel eine Hauptſtadt der Welt erbaute! 6 Unſer Weg ging durch Haarlem hindurch und von da auf einem Fahrwaſſer (einem breiten natürlichen Kanale) in das Haarlemer Meer. Die Gegend zwiſchen der Stadt und dieſem Binnenſee iſt, obgleich völlig eben, doch ſehr ſchoͤn, vielleicht die ſchoͤnſte in Holland. Nirgends findet man wohl ein friſcheres, herrlicheres Gruͤn der Wieſen, als hier. Mit praͤchtigen Gebuͤſchen und Waͤldern wechſeln dieſe ab, aus deren ſchattigen Spalten das helle Weiß zierlicher Landhaͤuſer hervorſchaut. Selbſt das Waſſer der Gräben und Kanäle iſt mit Grün überzogen. Aus dem Haarlemer Meer gelangten wir durch verſchiedene Fahr— waſſer, die ſich häufig zu Seen erweitern, bis Gouda, wo wir eine Schleuſe paſſirten und in die Yffel einfuhren. Der Strom war uns aber entgegen und zwang uns bald, am hochaufgeworfenen Ufer anzu— legen, um die Ebbe abzuwarten. Der Hitze des Tages, die auf dem Verdeck, auf welches die Sonne frei herabbrannte, doppelt fuͤhlbar gewe— ſen, war nun die erquickende Kuͤhle des Abends gefolgt. Aus den Suͤmpfen und Gewaͤſſern hatten ſich eine Menge von Duͤnſten erhoben, deren Niederſchlag nunmehr die Atmoſphaͤre mit Nebel erfuͤllte. Zau— beriſch ſchoͤn war der Schein des Mondes, deſſen Strahlen zweifelhaft durch dieſe Duͤnſte fielen. Laut erſcholl das Gequake der Froͤſche, eine einzige murmelnde Muſik, weit umher durch die Luft. Den andern Tag (den 5.) fuhren wir aus der Yſſl in die (neue) Maas, und aus dieſer wiederum in die Noord (ſo wird jene von der Stelle an genannt, wo ſich der Leck, von Arnheim kommend, darein muͤndet). Bei Dortrecht legten wir einige Stunden am Ufer an, und unſere Soldaten kochten ſich Suppe und Fleiſch. Je weiter wir nun auf der alten Maas hinabfuhren, deſto mehr erweiterten ſich die flachen Ufer, welche von breiten ſumpfigen Schilf— ſtrecken begrenzt werden, in denen Fiſchreiher umherwadeten. Auch viele Enten, die unter das Waſſer tauchten, wurden hier ſichtbar. Es war bereits Abend, und am weſtlichen Horizont wogte ein roͤth— licher Dunſt, hinter dem in feuriger Gluth die Sonnenſcheibe hinabſank, als wir in ein anderes Fahrwaſſer (Spy) gelangten. Da uns aber die Fluth auch hier wieder entgegen war, ſo legten wir bald darauf am dichtbewachſenen Ufer an, deſſen gruͤnes Laub die letzten Strahlen der Sonne durchdrangen. Wir lagen nahe an einem Dorfe, deſſen Bewoh— ner ſich zahlreich am Ufer verſammelten und uns mit halb mitleidigen Augen betrachteten. Einem Juͤnglinge, der ſich nicht genug wundern konnte, wie ich mich freiwillig entſchließen koͤnne, mein Vaterland mit dem fernen Indien zu vertauſchen, ſuchte ich meine Gruͤnde begreiflich zu machen. Doch ſehr naiv ſah er mich an und meinte: „ich wuͤrde doch lieber in unſerm lieben Hollandchen bleiben.“ Gern haͤtte ich ihm ant⸗ worten moͤgen: Du biſt des einen Trieb's Dir nur bewußt; O lerne nie den andern kennen! Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Bruſt. Zum erſten Male fuͤhlte ich hier, wie auch flache Landſchaften, wie 7 Holland, ihre Schönheiten, ja ihre eigenthuͤmlichen Naturreize haben koͤnnen. Den andern Morgen (am 6.) erblickten wir bereits die Rhede von Helvoetsluis und das Schiff Jacob Cats, welches zu unſerer Ueber— fahrt nach Oſtindien beſtimmt war, einen Dreimaſter (Kauffahrer- Fre— gatte), erſt neu erbaut und einer Rhederei in Dortrecht gehoͤrig. Er fuͤhrte 10 Kanonen auf dem Verdeck und ſollte mit uns ſeine erſte Reiſe machen. Die Hollaͤndiſche Regierung pflegt fuͤr ihre Militairtrans— porte ſolche Schiffe zu miethen, naͤmlich das Zwiſchendeck zum Aufent— halte der Soldaten und einen kleinen Raum vor der Hinterkajuͤtte für die Offiziere. Jeder Ofſizier bewohnt dann eine von den kleinen Zellen oder Schlafkojen, die zu beiden Seiten dieſes Raumes, den man die Kirche (Kerk) nennt, liegen. Der untere Schiffsraum bleibt ſtets dem ausſchließlichen Gebrauche der Eigenthuͤmer uͤberlaſſen und iſt mit Gü- tern aller Art angefuͤllt. Wir konnten uns erſt einen Tag ſpaͤter an Bord begeben und waren ſehr zufrieden, die kleinern unbequemen Schiffe zu verlaſſen. Wir hätten vielleicht gleich auslaufen koͤnnen, denn Wind und Wetter waren gut, wenn uns nicht die verzoͤgerte Ankunft anderer Paſſagiere daran gehindert haͤtte. Es blies in dieſen erſten Tagen ein Oſtwind, der hei— teres, warmes Wetter mit ſich brachte. Eine zahlloſe Menge von In— ſekten (aus der Familie der Hymenoptera) flogen waͤhrend dieſer Zeit uͤber das Verdeck, ſich uͤberall, an die Kleider, das Geſicht und die Haare, anhangend. Doch nun drehte ſich der Wind immer mehr nach Nord, in demſelben Grade groͤßere Kuͤhlung mit ſich bringend, und es begannen wiederholt fehlſchlagende Verſuche, aus der Rhede zu kommen; ein hoͤchſt veraͤnderlicher Wind ſtellte unſere Geduld faſt einen Mo— nat lang auf die Probe. Jeden Augenblick ſahen wir nach den Wim— peln der Maſte; denn fuͤr groͤßere Schiffe, die in dem engen, durch Sand— baͤnke geſperrten und mit flachen Ufern umgebenen Fahrwaſſer nicht la— viren koͤnnen, iſt Oft: (wenigſtens Nordoſt- oder Südoft:) Wind noͤthig, um auszulaufen. — Eine ſolche Gemuͤthsſtimmung, in Folge von lan— gem Warten auf guͤnſtigen Wind, iſt hoͤchſt unangenehm. Voller Hoff— nungen und Erwartungen ſehnt man ſich in die Ferne und ſieht ſeinen Lauf durch ein Ankertau gehemmt und ſich an einen beſchraͤnkten Platz gebannt. Ich erinnere mich noch deutlich, wie wir, alleſammt in Trau— rigkeit, in wirkliche Melancholie verfielen! wenn wir, von einem fehlgeſchla— genen Verſuch, das hohe Meer zu gewinnen, zuruͤckgekehrt, wieder an der alten Stelle vor Anker gingen. — Dabei war die Witterung ſehr ver: aͤnderlich; hatte eben noch warmes trockenes Wetter geherrſcht, ſo trat plöglich ein kalter, rauher Nordwind ein, der Regenſchauer zuſam— mentrieh. Ein ſolches beſonders feuchtes Klima iſt dieſer Kuͤſte eigen— thuͤmlich, und mit Recht ſteht Helvoetsluis in dem Rufe von Unge— ſundheit. Unter andern lichteten wir auch am Morgen des 16. bei Nordoft> wind und heiterem Wetter die Anker und trieben langſam in dem Fahr— 8 waſſer (dem Flacker Haring vliet) hinab. Majeſtaͤtiſch braufite das Dampfſchiff Curagao, ein Kriegsſchiff am Schlepptau nach ſich zie⸗ hend, an uns vorbei und wurde durch dreimaliges Heraufziehen unſerer Flagge begrüßt. — Wir ſchwammen langfam der Stadt Helvoetsluis voruͤber und hatten Zeit genug, ſie zu muſtern. Sie iſt mit einem feſten Walle umgeben, beſteht jedoch faſt nur aus zwei Reihen von Häuſern, die zu beiden Seiten eines breiten Kanales (des Hafens) er— baut find. Unter mehren kleinern Schiffen, welche darin lagen, ragte das dreimaſtige Wachtſchiff empor. Auf dem rechten ſeiner Daͤmme, die aus eingerammten Pfaͤhlen beſteyen und weit in das Waſſer vor- ſpringen, erhebt ſich ein ſchmaler runder Leuchtthurm, deſſen blendendes Weiß am Tage eben ſo fern ſtrahlt, als fein helles Feuer des Nachts. Der Wind aber wurde immer ſchwaͤcher, bis ihm eine gaͤnzliche Stille folgte. Wir mußten daher in der Nähe des Gates van Goree Anker werfen, obgleich die Stadt bereits eine halbe Stunde hinter uns lag, und konnten ſpaͤter ſelbſt von dem Beiſtande des herbeigeeilten Cu— ragao keinen Nutzen ziehen, da ein eingetretener Nordwind dem Auslau— fen gaͤnzlich entgegenſtand. \ Am folgenden Morgen gingen wir wieder zuruͤck und hatten vom 21. bis zum 28. einen heftigen Suͤdweſt- und Nordweſtwind auszuhal— ten, der ſich öfters zu wirklichem Sturme erhob. In einer ſolchen Nacht riß eine andere Fregatte (Batavia) vom Anker und wurde auf den Strand getrieben, und uns ſelbſt drohte eine gleiche Gefahr. Doch wurde jenes Schiff durch Ausladen ſeiner Anker und dadurch bewirkte Er— leichterung wieder flott gemacht und in Kurzem reparirt. Endlich am 29. fing der Wind an, ſich nach Nordoſt zu drehen und die Wolken zu verſcheuchen, fo daß unter ungemeinen Freudenbezeu: gungen neue Anſtalten zur Abreiſe getroffen wurden. Zum letzten Mal vielleicht fuͤr immer) betrat ich heute den euro— paͤiſchen Boden, indem ich das Staͤdtchen Helvoetsluis noch ein Mal beſuchte. Es wurde hier gerade Kirmes gehalten, und aus den Kaffee- haͤuſern erſcholl freudige Muſik. Eine Dame traf ich da, die das Wald— horn blies, und eine andere, die an den Extremitaͤten mit lepra behaf: tet war und ſich als „Groß Wunder der Natur — halb Fiſch, halb Menſch“ für Geld ſehen ließ. — — N Als ich am Abend die Stadt verließ, beſtrebte ih mich, um meine Neigungen zu prüfen, alle Herrlichkeiten und Freuden Europa's (von denen Helvoetsluis nur einen ſchwachen Wiederſchein gab) alle feine Buchläden, feine Gemaͤldegallerien, feine Kirchen- und Schauſpielhaͤuſer, in denen wahre und falſche Comoͤdie geſpielt wird, feine Weisheitsquel— len, die den Kathedern entſtroͤmen, ſeine Journale, Geſellſchaftszimmer, Dampfbaͤder, anatomiſche Muſeen, feine Beichtſtuͤhle und romantiſchen Glockengelaͤute, feine Palaͤſte, Feſtungen und ſpitzen Thuͤrme, nebſt ande: ren Herrlichkeiten mehr — in einem Gedanken aufzufaſſen, in ein Bild zu vereinigen und mir die Exiſtenz dieſer Schoͤnheiten, die ich nun alle verlaffen ſollte, recht lebhaft vorzuſtellen; — und ich muß bekennen, 4 daß mich wirklich eine Art von Wehmuth uͤberfiel, wenn ich an dies bunte, ſich ſelbſt betruͤgende Menſchengewuͤhl dachte, in deſſen Strom ich ſo lange mit fortgeſchwommen. — Doch nein, ich will mich retten in die freie Natur. Leb' wohl! ſandiger Strand; — ſeid mir gegrüßt, ihr flatternden Wimpel meines Schiffes; — weite Welt, nimm mich auf, mich, einen Buͤrger der Natur!! Gar froͤhlich und das Herz erhebend war am heiteren Morgen des folgenden Tages (des 30. Juni) der Anblick der Rhede, die von ſiebzehn Schiffen der verſchiedenſten Größe, und unter den verſchiedenſten Flaggen, ſaͤmmtlich mit ſchwellenden Segeln, belebt war. Alle, durch den eingetretenen guͤnſtigen Wind aus der Unthaͤtigkeit erweckt, hatten ihre Anker gelichtet und ſich dem Meere zu in Bewegung geſetzt. Unter ihnen befanden ſich auch zwei ebenfalls nach Java beſtimmte Dreimaſter, die Eliſabeth und die Batavia. Die Schnelllaͤufigkeit unſeres Schif— fes, das alle anderen einholte und ihnen zuvorkam, erfüllte uns mit Hoff⸗ nung auf eine kurze Reiſe. So glitten wir unter dem Schall der Hoͤr— nermuſik zum zweiten Male an dem Städtchen Helvoet und feinem Leuchtthurm vorbei. Aber der Wind wurde abermals immer ſchwaͤcher und ging zuletzt in Todtſtille uͤber, die uns noͤthigte, zum zweiten Male in der Nahe von Gat van Gorce die Anker zu werfen. — Das Waſ— ſer war vollkommen glatt, und gab ſpiegelnd die Himmelsblaͤue zuruͤck. Wir warteten bis Mittag, wo ſich der Curagao in Bewegung ſetzte und uns ins Schlepptau nahm. Doch bedurften wir ſeines Beiſtan— des nur kurze Zeit, denn es fing ein friſcher Nordoſt von Neuem an zu wehen, der uns ſo ſchnell vorwaͤrts trieb, daß wir uns vom Schlepp— taue frei machen mußten und dem Dampfſchiffe weit zuvorkamen. Der Nordweſtſpitze von Goree — niedrigen Sandduͤnen, die mit Carex arenaria bepflanzt find — gegenüber entließen wir den Lotſen von unſerem Schiff, der das herbeieilende Lotſenboot baſtieg, wanden die Schaluppe, welche mir noch nachſchleppten, und ſchickten dem Curagao, der uns waͤhrend dieſer Verzoͤgerung wieder eingeholt hatte, unſer letztes Lebewohl hinuͤber, welches von ihm mit lautem Hurrah-Geſchrei erwie— dert wurde. Nachdem uns der Schiffskapitain durch Darreichen ſeiner Hand auf See willkommen geheißen hatte (ein nie vernachlaͤſſigter Gebrauch), ſpann— ten wir wieder alle Segel auf und trieben in den ſich immer blauer faͤr— benden Wogen fo ſchnell dahin, daß wir den Curagao, der nordwaͤrts nach dem Helder ſteuerte, und die flache ode Kuͤſte von Goree, deren Sand ein falbes Licht zuruͤckſtrahlte, bald aus dem Geſichte verloren. Die Nacht verbarg uns die fernere Ausſicht. — Um ſo uͤberraſchender war uns am anderen Morgen der Anblick der milchweißen Kuͤſte England's, die im erſten Sonnenſtrahl erglaͤnzte. Gleich einer langen Mauer, ungleich erhoben und mit mannichfaltigen Vorſpruͤngen verſehen, dehnte ſie ſich 10 vor uns aus, ſchroff aus dem Meere aufſteigend, mit deſſen Blaͤue ihr blendendes Weiß einen grellen Kontraft bildete. Nur wenig ſpielt es in's Gelbliche und nur in der mittleren Hoͤhe der Kreidewand bemerkt man dunklere Stellen, die ihr ein geflecktes Anſehen geben. Noͤrdlich ſenkt ſich die Kuͤſte unter den Horizont, da wo noch einige Gebaͤude des Staͤdtchens Gray hervorſchimmern. Suͤdlich bildet ſie einen Vorſprung, eine ſenkrecht abſtuͤrzende Wand, die uns den Anblick der Stadt Dover noch entzog. Von jenem Rande an erhebt ſich das dunkle, fanft anſteigende Hochland, welches uns zuerſt wie ein Wolkenſtreifen vorkam, bis wir naͤher ruͤckend bebaute Felder, Waͤldchen und fernleuchtende weiße Thuͤrme unterſchieden. Wir waren eben zwei Seemeilen von der Kuͤſte entfernt und ſteuer— ten ſuͤdweſtlich. — In Kurzem befanden wir uns jenem Kuͤſtenvor— ſprunge gegenuͤber und erblickten die Stadt Dover, die ſich am Fuße freundlicher Berge, in einer mehr umgruͤnten Bucht laͤngs dem Meere hinzieht. Mit Erſtaunen haftet das Auge auf den finſtern Mauern des weitlaͤufigen Kaſtells, das ſich noͤrdlich uͤber die Stadt erhebt. An der helleren Farbe erkennt man die kuͤnſtlichen Wege, welche von ſeinen Zin— nen im Zickzack den ſteilen Berg herabfuͤhren. Die Reiſe durch den Kanal gewaͤhrte uns in ſo fern angenehme Unterhaltung, als wir uns ſelten uͤber zwei Seemeilen von der engliſchen Kuͤſte entfernten und daher ihren Anblick von Dover an bis zur aͤußer— ſten Suͤdweſtſpitze England's genoſſen. — Ueberall ſtuͤrzt ſich das feucht: bare Hochland ſteil in das Meer hinab und bildet Felſenwaͤnde, die in dem verſchiedenſten Colorit erſcheinen und nur hie und da durch zugaͤng— lichere Buchten unterbrochen ſind. Schon bei Portland faͤngt die blen— dende Weiße der Kreidefelſen an ſich zu verwiſchen und in eine braͤun— liche Farbe uͤberzugehen. Voͤllig roth erſcheinen die Felſenwaͤnde bei Sidmouthz; in ſcharfer Linie ſcheiden fie ſich von dem Hochlande, def: ſen gelb und gruͤne Streifen bebauter Felder lieblich mit der rothen Farbe der Kuͤſte kontraſtiren. Auch zahlreiche Staͤdte und Doͤrfer ließen ſich erkennen; freundlich blicken fie aus dem Hintergrunde ſanft ausgewaſche— ner Buchten hervor oder lehnen ſich an die Abhaͤnge der hohen Kuͤſte an. Gern weilte unſer Blick auf ihren roͤthlichen Daͤchern und weiß— lichen Haͤuſern, die aus dem Gruͤn, welches ſie umgiebt, hervorſchimmern. Sie ſind der Sitz gluͤcklicher Menſchen, die ſich am Abend ihres eigenen Heerdes freuen; ich aber habe meine Heimath verloren und treibe raſt— los dahin! Am folgenden Tage erhielten wir auf der Hoͤhe des Cap Stert einen Beſuch von einem kleinen offenen, mit fuͤnf Mann beſetzten Kahne. Sie brachten uns Fiſche, Seekrabben und einige Gemuͤſe zu Kauf. Hie— mit bedeckten fie aber nur die kleinen Branntweinfaͤſſer, mit denen fie Schleichhandel treiben, und die ſie beſonders an vorbeiſegelnde franzoͤſiſche Schiffe vortheilhaft verkaufen. Erſtaunlich iſt die Kuͤhnheit dieſer Men⸗ ſchen, die ſich des Geldgewinſtes halber in einem ſolchen Kahne auf's offene Meer wagen, und ſich nicht ſelten drei Meilen vom Lande entfer⸗ 11 nen, Ein ploͤtzlich eintretender Wind, der das ruhige Meer in wenigen Augenblicken in eine ſchaͤumende Fluth verwandelt, wuͤrde ihnen den ſichern Untergang bereiten. Wir naͤherten uns nun immer mehr dem Ausgange des Kanales und befanden uns am Abend des 5. Juli (am ſechsten Tage unſerer Reiſe) dem Cap Lizard gegenuͤber, hinter dem man noch im blauen Dufte die letzte Suͤdweſtſpitze Englands (Landsend) erblickt. Duͤſter iſt der Anblick dieſes Caps mit ſeinem nackten ſchwaͤrzlichbraunen Ge— ſtein. Es ſenkt ſich mit einem ausgezackten Kamme ſteil in die Fluth hinab, aus der noch weit vom Lande entfernt ſeine Klippen emporragen. Sie waren uns auf dem Hintergrunde des verloͤſchenden Abendroths er— kennbar, gleich ſchwarzen Geſpenſtern, die dem Schiffer drohen. Aber freundlich warnt dieſen das Licht der beiden Leuchtthuͤrme, welche ſich auf dem Ruͤcken des Caps erheben, und die zu brennen anfangen, ſo— bald der letzte Sonnenſtrahl verbleicht. So war das Letzte, was wir von Europa erblickten, das Feuer jener Thuͤrme, deren Licht, gleich zwei bruͤderlichen Geſtirnen, durch die weite Nacht zu uns heruͤberdrang. Doch bald verſchwand ihr ſanfter Schimmer, denn die Wogen umrauſchten uns hoͤrbarer, und ein ſtaͤrkerer Wind trieb uns davon. Wir durchſchifften nun in einer Zeit von 14 Tagen den Golf von Biskaya und die ſpaniſche See und genoſſen zuerſt am 9. den Anblick von zahlreichen Braunfiſchen. Das Geſchrei der Matroſen: „Der Bauer mit ſeinen Jungen iſt da!“ lockte uns auf das Verdeck. Wir ſahen ganze Heerden von Delphinus Phocaena, die das Schiff umſchwaͤrmten. Sie umwaͤlzten ſich ſcheinbar in den Vertiefun— gen der Wellen; denn ſo oft ſich das Meer aushoͤhlte, wurde ihr brauner Koͤrper ſichtbar, der ſich nach unten wendend, wie ein Rad uͤber— ſchlug, ſo daß man den Schwanz zuletzt erblickte. Sie unterhielten uns am Tage. Des Nachts dagegen ergoͤtzten wir uns an den guuͤnlich leuchtenden Koͤrpern der Mollusken, die, obgleich das Meer nicht phos— phorescirte, zahlreich am Schiffe vorbeiſchwammen. Beſondees haͤufig ſahen wir die ringförmige, rings mit Faͤden beſetzte Medusa aurita, ohne ſie jedoch fangen zu koͤnnen. — So waren wir nun fuͤr lange Zeit nur von Luft und Waſſer umgeben, und ſo beſchraͤnkte ſich unſere Aufmerkſamkeit nun ausſchließlich auf dieſe Elemente. Oft behielt das Firmament wochenlang ein gleiches Colorit, oder das Meer denſelben Wellenſchlag; keine Veränderung trat ein, und nur ſelten wurde die Ein: foͤrmigkeit der Ausſicht durch ein fern am Horizont erſcheinendes Schiff unterbrochen. Aber für die andern Genüffe, die wir entbehrten, für den Anblick der Laͤnder und der vergaͤnglichen Denkmaͤler der Menſchheit entſchaͤdig— ten uns die himmliſchen Lichter, die treuen Begleiter des Seefahrers. So bewunderten wir am Abend des 11. und 12. (in der ſpani— ſchen See) das praͤchtige Schauſpiel des aufgehenden Mondes. Es lag auf dem Meer eine Schicht wogender Duͤnſte, die den oͤſtlichen Horizont undeutlich begrenzte und die tiefern Geſtirne unſern Blicken verbarg. Nur 12 auf der tiefen Blaue des Zeniths glaͤnzten die Sterne in völliger Klar: heit. Der Mond wurde erſt einige Grade uͤber dem Horizonte ſichtbar, wo ſeine Strahlen, eine dunkle blutrothe Scheibe darſtellend, durch die Dunſtſchicht fielen. Mit zuſehends wachſender Gluth und immer hel⸗ ler faͤrbte ſich dieſe Scheibe, je hoͤher ſie emporſtieg. Bald ſtand ſie klar uͤber den Duͤnſten, die Wellen erzitterten in ihrem ſilbernen Lichte, und die Sterne verblichen, die vorhin auf dunklem Grunde gefunkelt hatten. Wenn unſer Gemuͤth in bewohnten Laͤndern, vom Gewuͤhl der Städte umbrauſ't, unzähligen Eindruͤcken dahin gegeben — bald freudig erwärmt oder durch Mitleiden erweicht — bald durch Feindesliſt beun— ruhigt oder durch Gewalt erſchreckt — bald wieder durch neu aufſtrah— lende Hoffnung belebt iſt — ſtets unruhig, aber ſelten befriedigt, — ſo vergißt man, ſich ſelbſt verlierend und fortgeriſſen in dem Strome der Zeit, nur zu leicht die erhabenen Schoͤnheiten der Natur. ö Aber auf dem unendlichen Ocean, nur vom gleich unendlichen Him: mel begrenzt und fern von den wechſelnden Schickſalen der Menſchen, ſinkt man mit unendlich erhabenem Genuſſe in Betrachtung jener Welten zuruck, die aus weiter Ferne zu uns herniederſtrahlen. j Wenn dann im Farbenſpiel ihr aͤtheriſches Licht durch den Dunft- kreis dringt und, dem Pinſel keines Malers nachahmbar, als ein optiſcher Zauber daſchwebt, ſo ſchoͤpfen wir, durch keine Stoͤrung unter⸗ brochen, wie aus dem Anblick einer uͤberirdiſchen Schoͤnheit, zagleich Er⸗ quickung und Entzuͤcken für unſern tiefinnerſten Sinn. — In ruhiger Groͤße, durch nichts zum Wanken gebracht, wandeln die Geſtirne ihre Bahn; ſuͤße Ruhe bemaͤchtigt ſich unſerer Seele; alle Leidenſchaf— ten ſchweigen und in Ahnung eines Ewigen glimmt eine ſichere Hoff⸗ nung im Innern fort und fort. Am 13. (wir befanden uns faſt in der Breite von Liſſabon) be— gegneten wir einem kleinen hollaͤndiſchen Schiffe, Namens Flora, das von Cette in Frankreich nach Amſterdam zuruͤckkehrte. Ein ſolches Zu— ſammentreffen auf weitem Meere gewaͤhrt viel Unterhaltung; man ergoͤtzt ſich an dem gegenſeitigen Hurrah-Geſchrei, an dem Auf- und Mieder: ſteigen des andern Fahrzeuges, welches man am eignen Schiffe weniger ge— wahr wird, und an der ungemeinen Durchſichtigkeit des Seewaſſers, die ſelbſt den unterſten Kiel des vorbeiſegelnden Schiffes erkennen laͤßt. Außer⸗ dem benutzten die meiſten unſerer Paſſagiere dieſe Gelegenheit, um Briefe an die Ihrigen zu ſchreiben und ſie in einer Schaluppe nach je— nem Schiffe zu ſenden. — Wir gingen dann ſuͤdlich, während jenes noͤrdlich ſteuerte und bald aus unſeren Augen verſchwand. Die Nacht brach ein, und mit Recht konnte man ſagen: — — — es zieht ein Feuerſtrudel Auf unſern Pfaden hinterdrein!“ denn zum erſten Male auf dieſer Reiſe bemerkten wir einen gewiſſen 13 Grad der Phosphorescenz des Meeres. Sie erſchien wie leuchtende Sterne und Funken, die uͤberall, wo das Waſſer durch das einſchneidende Schiff zur Seite geworfen wurde, zu Tauſenden in der dunkeln Fluth aufſpruͤheten und ein blitzaͤhnliches Licht verbreiteten. Beſonders hell leuchtete der Schaum. Am ſchoͤnſten aber zeigte ſich die Erſcheinung am hintern Theile des Schiffes, wo die getheilten Wogen wieder zuſammen— ſchlugen. Hier fuhren, wie Schwaͤrme lebendiger Inſekten, Millionen kleiner Funken im Waſſer herum und bildeten jenen hellleuchtenden ge— raden Schweif, der dem Schiffe nachzog und erſt in großer Entfernung, wo die Reibung des zuſammengeſchlagenen Waſſers allmaͤhlich aufhoͤrte, verblich. Zuweilen erſchienen auch groͤßere leuchtende Maſſen (Mollusken), die ſich wie Kugeln in dieſem Strudel mit fortwaͤlzten. “) Schnell legten wir unſere Reiſe, ohne eine Inſel zu erblicken, bis in das Kanariſche Meer zuruͤck und genoſſen am 19. Juli das Vergnuͤ— gen, dem Schiffe Batavia zu begegnen, welches mit uns an einem Tage von Helvoet unter Segel gegangen war. Sein Kapitain ſtattete uns ſogar einen Beſuch ab und begab ſich erſt ſpaͤt wieder an Bord feines Schiffes, das ſchon in geringer Entfernung unſichtbar wurde. Denn die Atmoſphaͤre war an dieſen Tagen auffallend mit waͤſſerigen Duͤnſten überladen, die, od fie gleich weder Wolken noch Nebel bildeten, doch an dem falben, geſchwaͤchten Lichte der Sonne und an der undeutlichen Be— grenzung des Horizontes erkennbar waren. Nur im Zenith zeigte ſich die reine Blaͤue des Himmels. Prachtvoll war bei dieſer Luftbeſchaffenheit das Phaͤnomen der un— tergehenden Sonne. Sie verbreitete einen ſchmutziggelblichen Schein in den Dunſtſchichten des weſtlichen Horizontes, hinter denen ſie hinabſank, und erſchien zuerſt wie eine citronengelbe Scheibe, die von ihrem blen— denden Glanz verlor und ſich ſichtbar dunkler faͤrbte, je tiefer ‚fie hinab— ſank, und in je dichteren Dunſtſchichten daher ſich ihre Lichtſtrahlen bra— chen. Die Citronenfarbe ging bald in ein Orangengelb uͤber und dieſes wiederum in ein ſchmutziges Braun, das ſich vom untern Rande aus uͤber die Scheibe verbreitete. Bald war nur noch ihr oberer Rand ſicht— bar — ſichelfoͤrmig, wie der aufgehende Mond — bis auch dieſer letzte Reſt ihres Glanzes, in braͤunlichen Duft gehuͤllt, verſchwand. Doch konnte ihr unterer Rand den Horizont noch nicht erreicht haben. — Haͤufig kehrte dieſe Erſcheinung der großen Quantität in der Luft aufgelöf’ten Waſſers und des Farbenſpiels der untergehenden Sonne unter den Tro— pen wieder. *) Dieſer mäßige Grad von Phosphorescenz des Meeres wiederholte ſich auf unſerer ferneren Reife bis Java zu vielen Malen; doch in der größeren Anzahl von Naͤchten war entweder gar kein Leuchten zu bemerken, oder es glimmten in dem Schaume der Wellen kaum einige ſchwache Fuͤnkchen auf, ohne daß man das Daſein oder Nichtdaſein des Leuchtens von der geogra- phiſchen Breite, von den Yußendingen, von der Temperatur, von der Be: wolkung des Himmels oder von der hygroſkopiſchen Beſchaffenheit der Luft hätte ableiten konnen. Nur ein Mal beobachtete man einen hoͤhern Grad von Phosphorescens. (ſ. unten beim 13. Sept.) g 14 Den 23. Juli. — Wir erblickten ploͤtzlich, kaum 3 Seemeilen entfernt, die Nordweſtkuͤſte von St. Antonio, einer der Gap = verde’fhen Inſeln. Die unteren Luftſchichten waren mit Duͤnſten uͤberladen und verbargen den Anblick der niedrigen Regionen des Eilandes, ſo daß wir nur den Saum ſeiner Gebirge ſahen, die uns in der taͤuſchenden Geſtalt einer hochgewoͤlbten am Horizonte aufſteigenden Wolke erſchienen. Ein langer weißer Wolkenſtreifen ſchwebte an ihnen hin. Wir ſteuerten ſuͤdweſtlich von der Inſel, deren gebirgigen Abhaͤnge, ſo weit man ſie erkennen konnte, ſehr kahl und oͤde ausſahen. Am folgenden Tage bot ſich uns zum erſten Male die Erſcheinung der fliegenden Fiſche (Exocoetus volitans) dar. Sie erheben ſich ent⸗ weder einzeln oder in ganzen Schwaͤrmen aus dem Waſſer, uͤber dem ſie in geringer Hoͤhe 50 — 200 Fuß weit hinfliegen; dabei richten ſie ſich nach den Unebenheiten der Wogen und erheben und ſenken ſich in einer wellenfoͤrmigen Linie. Gewoͤhnlich erhoben ſie ſich nicht uͤber einige Fuße; zuweilen flogen ſie aber auch viel hoͤher, ja es ereignete ſich öfters, daß fie auf unſerm Schiffe, deſſen Verdeck 18 Fuß über dem Waſſer lag, niederfielen. Wir bemerkten hier mehre Voͤgel mit braunem Gefieder, die ihnen nachſtellten. — Fliegende Fiſche und Braunfiſche wurden nun zu den gewoͤhnlichſten Erſcheinungen, welche uns zwiſchen den Wendekreiſen beluſtigten, ſo wie wir Seeſchwalben (Sterna Hirun- do) faſt taglich und in allen Meeren erblickten. Den 25. Juli. — 12“ 40° noͤrdlicher Breite und 249 57“ weſt⸗ licher Laͤnge von Greenwich. Es war eine Todtſtille eingetreten, kein Luͤftchen regte ſich; das Meer war ein vollkommener Spiegel, von wel⸗ chem das Sonnenlicht zuruͤckſtrahlte und der nur in großen Entfernun⸗ gen einige ſanfte, weit ausgeſtreckte Erhebungen und Vertiefungen zu erkennen gab. Eine ſolche voͤllig glatte Oberflaͤche des Meeres, die ſo ruhig, gleichſam unſchuldig ausſieht, waͤhrend in der unergruͤndlichen Tiefe doch alle Schreckniſſe hauſen, erregt den bangen Eindruck der Unendlichkeit; viel freundlicher iſt ſein Anblick, wenn ein ſanfter Wind die gruͤnlichen Wellen kraͤuſelt. — Jetzt fing auch die Waͤrme an uns bereits fuͤhlbar zu werden; das Fahrenh. Thermometer ſtieg des Mittags (im Schatten) von 78 zu 83° (20 — 22 R.), während es in Helvoet unter gleichen Umſtaͤnden zwiſchen 60 und 65° (12 u. 14 R.) ge⸗ ſchwankt hatte.“) Wir fingen an dieſem Tage einen jungen Hai (Squalus Carcha- rias). Obgleich ihm, ſowie er am Angelſtrick auf das Verdeck gezogen war, Kopf und Schwanz abgehauen wurden, ſo ſchlug er doch noch ge— waltig um ſich; er war 7 Fuß lang; zwei Saugfiſche (Echineis Re- mora) klebten an feinem Körper. Das Fleiſch, obgleich es thranig ſchmeckt, wird von den Matroſen gegeſſen; ich bemaͤchtigte mich ſeines *) Acht Tage fpäter, als wir den Aequator durchſchnitten, ſtand das Thermo⸗ meter wieder tiefer und erreichte in den Mittags ſtunden hoͤchſtens 78°, (20,44 R.) woran wohl weniger die nördliche Declination der Sonne, als die Bewoͤl⸗ kung des Himmels und friſchere Winde Schuld waren. i 15 Herzens, welches eine halbe Stunde nach feiner Trennung vom Koͤrper ſich noch mit ſo großer Lebhaftigkeit zuſammenzog und ausdehnte, daß die zufam: mendruͤckenden Finger der Kraft nachgeben mußten. Selbſt nachdem der Ventrikel geſpalten und die Musculi papillares blosgelegt waren, dauerten die Diastole und Systole in gleichen Tempo's noch fort. Sie wurden aber verftärft und beſchleunigt, wenn man irgend einen Theil des Her— zens mit der Spitze eines Meſſers reizte; beſonders empfindlich gegen die geringſte Beruͤhrung war eine tendinoͤſe Ausbreitung, die ſich zwiſchen der Muͤndung der Aorta in dem Ventrikel herumzog. Ich zerſchnitt das Herz in mehre Stuͤcke und beobachtete noch eine Stunde und 20 Mi⸗ nuten nach der Trennung vom Koͤrper, wie ſich alle dieſe Stuͤcke rhyth— miſch bewegten, ſich ausdehnten und zuſammenzogen. An laͤngerer Be— obachtung wurde ich gehindert. Wer bewundert nicht einen ſo hohen Grad von Reizbarkeit und ſelbſtſtaͤndigem Leben eines von ſeinem Koͤr— per getrennten Organs? f Den 26. fruͤh erblickten wir in betraͤchtlicher Entfernung vom Schiffe eine Waſſerhoſe. Sie hing in etwas ſchiefer Richtung von einer dunkel: grauen Wolke herab und bildete einen ſchmalen Kegel, deſſen Spitze wie abgeſchnitten war, und in betraͤchtlicher Hoͤhe uͤber dem Meere ſchwebte. Keine Bewegung war auf dem Waſſer zu bemerken. Durdy die Länge: are des dunkelgrauen Meteors zog ſich ein hellerer weißlicher Streifen. — Man ließ ſogleich unſere Bramſegel einziehen, doch blieb die Erſcheinung nur noch ein Paar Sekunden ſichtbar; dann erweiterte ſich die Waſſer— hoſe nach den Seiten hin und ſchmolz, in die Hoͤhe ſteigend, mit den uͤbrigen Wolken zuſammen. In dieſen Tagen, bis zum 2. Auguſt hin, wo wir den 5. Grad noͤrdlicher Breite erreichten, hatten wir gelinden Wind und warmes Wet— ter. Mit fernen, ſchwachen Donnerſchlaͤgen und naͤchtlichem Wetterleuch— ten vergeſellt, traten haͤufig wiederkehrende Regenſchauer ein, die 1 bis 2 Stunden lang anhielten und die ſchwuͤle Luft auf kurze Zeit erfrifchten, Waͤhrend des Regens fiel das Thermometer gewoͤhnlich nur 3 bis 5 Grade, z. B. des Mittags von 81“ auf 78 und 76° (von 22 auf 21,5 und 19,5 R.). Am 3. Auguſt (Br. 40 43°, L. 19015) holten wir eine engliſche Brigg ein, an der wir fo nahe vorbeiſegelten, daß zwiſchen ihrem Capi— tain und dem unſrigen eine Unterredung Statt finden konnte. Wir er fuhren, daß fie nach Rio Janeiro ſegle. Sie ſchickte uns ſchneller Vor: auseilenden ein lautes Hurrah nach, welches aus den Kehlen unſeres Volkes wie ein Echo zuruͤckprallte. Ein paar Tage ſpaͤter erblickten wir wieder ein Schiff, das die engliſche Flagge aufzog, aber bald wieder, quer vorbeiſteuernd, unter dem Horizonte verſchwand. In der Nacht vom 5. zum 6. Auguſt durchſchnitten wir den Ae⸗ quator. Wir hatten keine Gelegenheit, von den ſonſt unter der Linie ge— braͤuchlichen Ceremonien, von der Seetaufe, welche die Matroſen an den Paſſagieren auszuuͤben pflegen, und dergleichen mehr, etwas zu erfahren, da der Capitain des Schiffs, um uͤbeln Auftritten mit den Jaͤgern vor 16 zubeugen, den Durchgang durch den ae dem Schiffsvolke ſtreng verſchwiegen hatte. Unter dem 6. Grade ſuͤdl. Br. lernte ich zuerſt eine Erſcheinung kennen, die, ſo oft ſie auch ſpaͤter in allen Meeren wiederkehrte, ſtets mein bewunderndes Auge auf ſich zog. Ich meine die Regenboͤgen im Wellenſtaube. — Der Luftkreis iſt aͤtheriſch klar, und ein friſcher Wind packt den ſpitzen Kamm der Wellen, die zu den Seiten des Schiffes an— ſteigen, und zerſchlaͤgt ihn in Staub. In dieſem fein zertheilten Staube, mit Blitzesſchnelle wiederkehrend und verſchwindend, erſcheinen alle Far— ben des Regenbogens die auf dem blauen Meeresgrunde mit ungemei— ner Klarheit wiederglaͤnzen. Sie wiederholen ſich jeden Augenblick, ſo oft der Wind eine neue Welle zerſtaͤubt. Dann erſcheinen ſie, wie hin— gezaubert, luftige Bilder eines Augenblicks, ſo lange daſchwebend, als der Staubregen auf das Meer herabfaͤllt. Ob der Salzgehalt des Waſſers zur Verſtaͤrkung des Farbenglanzes etwas beitrage, wage ich nicht zu entſcheiden. Mir iſt keine freundlichere Erſcheinung zur See bekannt, die das Gemuͤth heiterer ſtimme, als dieſe Bilder des getheilten Sonnenſtrahls. Sie zeigen ſich meiſtens nur in der Naͤhe der Schiffe, wo die ſeitwaͤrts getriebenen Wellen ſpitz anſteigen und vom Winde leichter zerſtaͤubt werden. — So begleiteten uns far— bige Regenboͤgen am Tage, ein feurig nachziehender Strudel bei Nacht! Nicht minder ſchoͤn war nach Sonnenuntergang der Farbenſchmelz am weſtlichen Himmel. — Ich erwaͤhne feiner, weil er die Beſchaffen— heit der Seeluft unter dieſen Breiten ſo ſehr charakteriſirt und uns bis zum 300 ſuͤdl. Br. fo haufig erſchien. Beſonders unter den Wende: kreiſen kehrte er in mannichfachen Schattirungen faſt taͤglich wieder. Zu unterſt ruht auf dem Horizont ein tiefer dunkelbrauner Strei— fen, dann folgt ein ſchwefelgelbes Licht, dann eine weit verbreitete Roſen— roͤthe, dann ein Lilafarben, was allmählich in die Azurblaͤue des Zeniths uͤberfließt. Zuſehends, je tiefer die Sonne unter den Horizont ſinkt, ſteigt dieſe Roſenroͤthe tiefer und ſchmilzt zuletzt mit dem dunkler wer— denden Gelb in ein Orangenroth oder Feuerroth zuſammen. Noch lange glaͤnzt dies am weſtlichen Horizonte, während ſich, wegen der aͤußerſt kurzen Daͤmmerung unter den Tropen, der uͤbrige Himmel ſchnell ver— dunkelt. Oefters, kaum nachdem die Sonne unter dem Horizonte ver ſchwunden war, ſtand auch ſchon die helle Mondſcheibe am oͤſtlichen Himmel und leuchtete auf's Meer herab. Auf der einen Seite des Schiffes erglaͤnzte daher das Abendroth in den Wellen, die man auf der andern Seite im ſilbernen Mondlicht erzittern ſah, und aus dem reinen Azur des Zeniths blinkten funkelnde Sterne herab. Auch die gebrochenen Strahlen der auf gehenden Sonne veranlaſſen auf den tropiſchen Meeren einen aͤhnlichen Schein des Himmels, nur daß hier der Farbenſchmelz in anderer Ordnung auf einander folgt. Eine auffallende Zunahme der Himmelsblaͤue von den noͤrdlichen Breiten nach dem Aequator hin, wie ſie großen Continenten eigen iſt, konnten wir nicht bemerken; ſie iſt auch ſicher auf dem Meere minder * 17 wahrnehmbar — der Werkſtatt der Wolken — wo ſich in der Luft, wenn dieſe auch noch ſo rein erſcheint, doch ſtets eine große Quantitaͤt waͤſſeriger Feuchtigkeit aufgeloͤſt findet, welche die Tiefe der Himmelsblaͤue mindert. | Am 9. Morgens ſegelten zahlreiche Flotten portugiefifcher Kriegs: ſchiffe neben uns hin, ſo naͤmlich nannten die Matroſen ein kleines Weichthier (Holothuria Physalis), das mit ausgeſpannter, purpurro— ther Segelhaut auf den Wellen dahinſchwamm— So blieben Geſchoͤpfe des Meeres oder Phaͤnomene des Luftkreiſes noch lange Zeit die ausſchließlichen Gegenſtaͤnde unſerer Betrachtung. Am 11., Abends, lagen wir unter 200 27“ ſuͤdlicher Breite und 350 21“ Lange. — Es war eine Windſtille eingetreten. Der Himmel war ganz mit Wolken uͤberzogen, die einen finſtern Schatten auf die Meeresflaͤche warfen. Nur am weſtlichen Himmel, unmittelbar uͤber dem Horizonte, blieb ein ſchmaler heller Streifen uͤbrig, dort, wo die Sonne unter dem Rande dunkeln Gewoͤlkes in das Meer hinabſtieg. Horizon— tal glitten ihre Strahlen, aus dieſer Spalte hervordringend, auf dem ver— finſterten Waſſerſpiegel hin, der ſich nur in flache, weit ausgeſtreckte Wo— gen erhob. Sie glaͤnzten wieder auf den ſchiefen Flaͤchen dieſer Wogen und bildeten goldene, querhinzitternde Streifen, die ſich hintereinander, immer kleiner und kleiner, bis zum Horizonte hinzogen. Eine Beleuch— tung, die mit dem Schatten, der auf dem Meere lag, einzig kontraſtirte. — Leider naͤherten wir uns der Kuͤſte von Braſilien nicht hinlaͤnglich, um etwas von ihr zu erblicken. Schon vom Sten Breitegrade an beob— achteten wir einen parallelen Kurs mit der Richtung der Kuͤſte, bis zum 23. Grade, den wir am 16. Auguſt erreichten. Wir wuͤnſchten in Rio— Janeiro einzulaufen, das wir in weniger als einem Tage haͤtten errei— chen koͤnnen, aber ein eintretender ſehr guͤnſtiger Nordwind verbot uns dieſe Verzoͤgerung. Zwei Schiffe, die dorthin zu eilen ſchienen, ſahen wir am Horizont. Als wir uns dem 26ſten Grade ſuͤdlicher Breite und dem Z34ſten weſtlicher Laͤnge naͤherten, erblickten wir (es war am 17. Auguſt) zuerſt einige von jenen ſchwarz und weiß gefleckten Voͤgeln, die unſere Matro— fen kap'ſche Tauben nannten (Procellaria capensis.). Unſere bis: herigen Begleiter unter den Tropen, die Braunfiſche und Heringe, hatten uns ſchon laͤngſt verlaſſen. Dagegen fingen nun Procellarien und Al— batroſſe an das Meer zu beleben. Sie wurden taͤglich zahlreicher, je weiter wir nach Süden ruͤckten. — Die Albatroſſe (Diomedea exu- lans) fallen beſonders auf durch die Groͤße ihres Koͤrpers, der einem Schwan gleicht, und die Schmalheit ihrer außerordentlich langen Fluͤgel. Die wir hier erblickten, waren von ſchwarz-braͤunlicher Farbe. Dieſe Voͤgel finden ſich gern in der Naͤhe der Schiffe ein, denen fie, im Kreiſe hin und her ſchwebend, nachfliegen. Gewoͤhnlich ſchweben ſie nur in Junghuhn, Java. 2 18 geringer Höhe, einige Fuß über dem Waſſer, nach deſſen Ungleichheiten ſie ſich ſehr geſchickt zu heben und zu ſenken wiſſen. Nur bei ſtarkem Winde oder Sturme fliegen ſie hoͤher und ſteigen etwa bis zur Haͤlfte der Maſten empor. Nie beißen ſie im Fluge nach einem Gegenſtande, z. B. einem Stuͤck Brod oder Speck, das man in das Waſſer warf, ſondern ſtets laſſen ſie ſich auf das Waſſer nieder, um danach zu ſchnap⸗ pen. Dann bilden kap'ſche Tauben und Albatroffe mit einander ſchwim— mende Gruppen, die ſich von den anrollenden Wellen emporheben und wieder ſenken laſſen, wobei fie ihre Flügel in einem Winkel von 45° emporhalten, ohne zu flattern, was ihnen ein hoͤchſt eigenthuͤmliches Anſehn giebt. Nur bei ſehr ruhiger See oder gaͤnzlicher Stille ſchwim— men ſie mit an den Koͤrper angelegten Fluͤgeln; dann gelingt es auch, ſich ihrer mittelſt ausgeworfener Angeln, an die man Speck befeſtigt, zu bemaͤchtigen. Auf dieſe Art fingen wir 14 Tage ſpaͤter, unter dem 3öſten. Grade der Breite, außer zahlreichen Procellarien, zwei Albatroſſe, von denen der groͤßte zwiſchen den Spitzen der ausgeſpannten Fluͤgel zehn Fuß maß. Sein Gefieder war, mit Ausnahme der ſchwarzen Fluͤgel und des ſchwarzen Schwanzendes, ſchneeweiß. Solche weiß gezeichneten Individuen erblickten wir unter dieſen hoͤhern Breiten faſt eben fo zahl- reich als die ſchwarzen; auch fanden ſich noch andere, deren Farbe ge— wiſſermaaßen zwiſchen beiden mitten inne ftand, fo daß es ſcheint, als bildeten fie nur eine Art und als hänge die Farbenverſchiedenheit ihres Ge⸗ fieders nur von dem relativen Alter ab. Die weißen Individuen waͤren dann die jungen Voͤgel, welche auch wirklich ſtets mit gelbem Schnabel und weißen Beinen verſehen ſind. Sie ſind auffallend groͤßer als die ſchwarzen, was von groͤßerer Dicke ihres jungen Gefieders herruͤhren kann. (Oder ſind es doch verſchiedene Arten?) Der Art, wie dieſe Voͤgel ſtundenlang neben den Schiffen herflie— gen, ohne ſich auf das Waſſer niederzulaſſen, kann man feine Bewunz derung nicht entziehen. Man kann eigentlich nicht ſagen, daß ſie fliegen, da fie ihre Fittiche nur höchft ſelten auf und nieder bewegen, fie ſegeln vielmehr, und zwar ſehr geſchickt, indem ſie bei demſelben Winde durch anders gerichtete Fluͤgel) nach allen Richtungen hinſteuern. Ein ſolches Vorkommen zahlreicher Voͤgel auf der Mitte des Oceans, auf dem ſie, wohl 300 Meilen vom naͤchſten Lande entfernt, noch ihre Nahrung finden, regt beſonders lebhaft den Gedanken des allver— breiteten Lebens an! Der Nordwind, welcher uns auf der Hoͤhe von Rio-Janeiro ge— troffen, hatte uns am 21. (in 6 Tagen) neun Grad ſuͤdlicher gebracht. Hier holten wir (unter dem 319 der Breite) ein dreimaſtiges Schiff ein, welches die engliſche Flagge aufzog. Als wir hart an ihm vorbeigingen, erfuhren wir, daß es das Schiff Aeolus ſei, von London kommend und nach Botany-bai in Neuholland ſegelnd. Wir ließen es bald hinter uns zuruͤck; denn wir liefen 12 Meilen in 4 Stunden. Am folgenden Tage ſetzte der Nordwind ploͤtzlich in einen ſtuͤrmiſchen SW. um, der graues Regengeſtoͤber vor ſich hertrieb und das Thermometer, welches noch am 19 vorigen Mittag im Schatten auf 71 ftand, von 680 auf 62 F. her: abdruͤckte, Dieſe auffallend zunehmende Kälte war uns um fo empfind⸗ licher und noͤthigte uns um ſo mehr zum Hervorſuchen waͤrmerer Klei— der, je ſchneller der Uebergang erfolgt war. Denn vor 18 Tagen befan— den wir uns noch unter dem Aequator, wo das Thermometer im Schat⸗ ten zwiſchen 73 bis 830 F. ſtand. Ein ſolcher Wind blies auch am Morgen des 24. Auguſts, wo wir uns unter dem 37“ ſuͤdlicher Breite und 93 weſtlicher Länge, alſo faſt in der Mitte des ſich weit nach Suͤden ausbreitenden Oceans, zwiſchen Amerika und der Suͤdſpitze Afrika's befanden. Der Himmel war mit grauen, truͤben Wolken uͤberzogen; die See ging hoch; weiße Schaum— ſtreifen, gleich friſchgefallenem Schnee, bedeckten ringsum ihre ſtahlblauen Fluthen und ſtiegen bald hoͤher als unſer Schiff zu Bergen hinan, welche die Ausſicht beengten, bald ſenkten ſie ſich in weit ausgefurchte Thaͤler hinab. Große Schaaren kap'ſcher Tauben mit zahlreichen Albatroſſen untermiſcht, umflogen unſer Schiff, hinter dem fie ſich in bunten Grup- pen auf das Waſſer niederließen. Es war heute der Jahrestag Sr. Majeſtaͤt des Königs von Hols land, der auch auf unſerm Schiffe gefeiert werden ſollte. Die ſaͤmmt⸗ liche Mannſchaft fuͤllte daher das von Wellen uͤberſpritzte Verdeck, ob— gleich ſich das Schiff von einer Seite auf die andere legte und ein Eals ter ſtuͤrmiſcher Suͤdweſt, in dem das Thermometer auf 56“ F. herabs ſank, durch die Maſten blies. Der Kapitaͤn beſtieg eine Erhoͤhung und hielt eine Anrede an die Jaͤger und Matroſen, die, unter dem Schmet— tern der Hoͤrner, ein dreimaliges Hurrahgeſchrei erhoben. Sonderbar erklangen dieſe wilden Aeußerungen der Freude, nur von Gott und den Albatroſſen gehoͤrt, auf dem unwirthbaren Ocean, wo unten die Wogen brauſten und oben der Sturm in dem Tauwerk toſte. Der rauhe Suͤdwind hielt mit gleicher Heftigkeit fünf Tage lang an und thuͤrmte die Wogen immer hoͤher. Wild war die See anzuſchauen. Aber der Himmel war freundlich und klar, und die Sonne, welche im Norden ſtand, zauberte auch hier wieder jenes wunderliebliche Farben— ſpiel auf das Meer. Denn die Wellen drangen aus fernem Suͤden zu uns heran, die wir oͤſtlich ſteuerten. Ehe ſie dann unſer Schiff erreich— ten, zerſtoden ihre Spitzen, vom Winde gepeitſcht, in Staub, der, ſich in der Luft ausbreitend, bald wieder als ein feiner Regen herabfiel. Hier im Wellenſtaube erſchienen jene Regenbogen, die auf dem dunkelblauen Grunde in aͤtheriſcher Klarheit glaͤnzten. Den 28. Auguſt. — Die Heftigkeit des Windes laͤßt nach, das Meer wird ruhig und erhebt ſich nur noch von Zeit zu Zeit in eine ſanfte, weit ausgeſtreckte Welle. Kaum erkennt man noch an ſeiner ſtillen Flaͤche jene ſchaͤumende See, die ſich vor zwei Tagen zu wil⸗ den Bergen erhoh. Des Nachts erſchienen viele leuchtende Koͤrper im Meere, die aller Augen auf ſich zogen. Das Firmament war vollkom⸗ men klar und ließ alle feine Sternbilder erkennen. Tief geſenkt, naͤherte ſich in NW. das ſuͤdliche Kreuz dem Meere, während in NO. die Mond⸗ 9 * 20 ſichel, ihre Hoͤrner nach oben gekehrt, uͤber dem Horizonte ſchwebte. Ihr entglitt der ſanfte Schimmer welcher auf dem Waſſer wiederglaͤnzend, eine lange, zitternde Straße bildete. Der uͤbrige Tyeil des Meeres lag ſinſter; auch fand kein Leuchten des Waſſers Statt. Deſto prachtvoller erſchien das weißlich-graue Phosphorlicht jener Körper, die in der fhwars zen Fluth dahin ſchwammen und einen hellen Schein um ſich verbrei— teten. Sie erſchienen oft in Schaaren von 50 und mehren beiſammen; ihre Geſtalt war laͤnglich, an beiden Enden abgerundet; ſie waren etwa 14 Fuß lang und warfen ein ſo lebhaftes Licht, daß man es noch in der Entfernung don 5 Schiffslaͤngen erkennen konnte. Obgleich ſie nicht über 10 Fuß unter dem Waſſer zu gehen ſchienen, fo konnten wir fie doch, bei der Hoͤhe unſeres Verdeckes, nicht erhaſchen. Dieſe Erſcheinung, ein zweites Firmament in tiefer Meeresfluth, wiederholte ſich die ganze Nacht hindurch und kehrte auch in den folgenden Naͤchten wieder. Den 1. September. (350 427 ſuͤdlicher Breite, 99 147 oͤſtlicher Länge.) Es tritt voͤllige Windſtille, Todtſtille, ein. Alles ſtand gegen Abend auf dem Verdeck und bewunderte die Schoͤnheit des Mee— res. Der Himmel war klar; im Azur des Zeniths glaͤnzte der halbe Mond. Das Meer glich einem freundlichen Spiegel, von dem die Helle des Firmamentes, des Mondes und der ſinkenden Sonne wiederſtrahlte; ruhig ſchwammen die zutraulichen kap'ſchen Tauben um das Schiff; die Bewegung, die ſie im Auffliegen machten, wie wilde Enten mit den Fuͤ— ßen über dem Waſſer hinplatfchernd, war die einzige, welche man auf der ebenen Flaͤche wahrnahm. Rings um den Horizont lagerte eine Reihe niedriger Wolken, die ſich in Weſten dunkel faͤrbten und vor der untergehenden Sonne eine vollig ſchwarze Farbe annahmen. Sie bildes ten einen ſeltſamen Kontraft mit dem hellleuchtenden Meer und deſſen Horizontallinie, die ſich auf ihrem Dunkel in großer Schaͤrfe hinzog. Ringsum das Meer umgebend und die Form gebirgiger mit Wald be— deckter Kuͤſten nachahmend, beengten fie gewiſſermaaßen den in die Ferne ſchweifenden Blick und ſpiegelten der ſich gern betruͤgenden Phantaſie das Bild eines großen Alpenſees vor. Und, wunderbar! weilte das Auge ſtets dort am liebſten, wo die Taͤuſchung der ſcheinbaren Kuͤſte am. voll: kommenſten war. Die Sonne ſank, aber noch lange ſtrahlte ihr ge— brochenes Licht hinter jener ſchwarzen, wolkigen Kuͤſte hervor und erhellte im weiten Halbkreiſe den weſtlichen Himmel mit einem gelben, roſen— und lillafarbigen Schein, deſſen majeſtaͤtiſchen Schmelz kein nachahmen⸗ der Pinſel darzuſtellen vermag. Ich war im Anſchauen verloren, als ſich auf der jenſeitigen Gal— lerie das Geſchrei erhob: ein Wallfiſch werde ſichtbar. In der That er— blickte man weſtlich vom Schiff, da, wo der Schein jener Lillafarbe auf dem Meere lag, einen großen Fiſch, deſſen dunkle Maſſen, bald Kopf, bald Ruͤckenfloſſe, bald der ganze Ruͤcken ſich von Zeit zu Zeit aus dem Waſſer hoben. Zuweilen tauchte er ins Meer hinab; dann ſah man feinen mächtigen zweiſpaltigen Schwanz ſenkrecht aus dem Waſſer em— porragen. Oefters naͤherte er ſich dann wieder in einer andern Gegend 21 der Oberflache. Wir hielten ihn für einen Nordkaper (Delphinus Orca). Ueber feine Größe wagten wir nicht zu urtheilen, da eine ſolche Schaͤ— gung auf der vollig gleichen Meeresflaͤche, die keine Vergleichungspunkte darbietet, hoͤchſt truͤgeriſch iſt. So erſchienen uns die erſten Albatroſſe, die wir in ziemlicher Naͤhe beim Schiffe ſahen, wenig groͤßer als die Ra— ben, da ſie doch, getoͤdtet auf das Verdeck gebracht, ſich von der Groͤße eines Schwanes zeigten. Veraͤnderliche Winde folgten dieſer Stille. Sie trieben uns zu den Meeren, welche die Spitze Afrikas ſuͤdlich begrenzen und wegen ihrer Stuͤrme beruͤchtigt ſind. Hat man erſt dieſe Meere durchſchifft und die Spitze Afrikas im Weſten zuruͤckgelaſſen, ſo gelangt man in der Regel bald in den Paſſatwind, mit dem man ſich wieder noͤrdlich wendet und ſicher dem gewuͤnſchten Lande zutreibt. Wir aber ſollten noch einiges Unwetter erdulden. Am 5. hatten wir die hoͤchſte ſuͤdliche Breite auf dieſer Reiſe er: reicht, 400 2“ bei einer Laͤnge von 18% 54. Zwei Tage ſpaͤter wurde es wieder ſehr ſtill, ſo daß wir uns Alle der Ruhe uͤberließen. Auf ein— mal wurden wir des Nachts durch einen heftigen Stoß, den das Schiff erlitt, als renne es gegen eine Klippe an, und durch ein gleichzeitiges Wummern aus dem Schlafe geweckt. Es war ein orkanaͤhnlicher Sturm aus NNO., der urploͤtzlich losbrach und Segel und Maſte mit ſich fortgeriſſen haben würde, wenn nicht der vorſichtige Schiffskapitaͤn an den am Horizonte ziehenden ſchwarzen Wolken und auf dem Meere hin— treibenden Regenſchauern ſein Herannahen vorausgeſehen haͤtte. Er warf ſich mit ſolcher Wuth in das Segel des Beſaanmaſtes (Grietchen), daß die eiſerne Klammer, an welche die von jenem Segel herabgehenden Ket— ten befeſtigt ſind, aus dem Verdecke riß, was jenen Stoß verurſachte, den wir empfanden. Doch ließ die Wuth des Sturmes nach einer halben Stunde nach. Er ging dann in einen NW. über, der ſechs Tage lang, bis zum 13. September, unter 340 44 Br., 450 54“ L. mit Heftig⸗ keit anhielt und oft zu kurzen aber heftigen Stuͤrmen anwuchs. Ueber— haupt war die Witterung in dieſen Tagen (ſeit dem 5.) hoͤchſt launiſch, unſerm Fruͤhlingswetter im April vergleichbar. So aber war der Himmel noch heiter, oder die Sonne ſchien wenigſtens durch die blauen Zwiſchen— räume der Wolken; einen Augenblick ſpaͤter uͤberzog ihn ein duͤſtres Grau und Regenſchauer mit Sturm trieben einher. Die Kaͤlte, welche dieſe mit ſich brachten, war empfindlich; das Thermometer fiel in ihnen ge⸗ woͤhnlich auf 46 bis 450 F. (6,22 — 5,78“ R.) Den 9. Sept. — Eine große Menge von Voͤgeln fuel auf, die beinahe den ganzen Ocean bedecken. Hie und da ſitzen ſie zu vielen Hunderten beiſammen, um einen todten Koͤrper verſammelt, und ſchwim— men dahin. Beſonders zahlreich unter ihnen find die Procellaria ca- pensis und kleinere ſilbergraue Voͤgel mit weißem Bauche. Auch Alba: troſſe und Seeſchwalben geſellen ſich zu ihnen. In der Nacht vom 10. zum 11. nachdem die Sonne hinter Wol⸗ ten untergegangen war, die, von ihrem falben Scheine erhellt, ſich in 22 Regen aufloͤſten, brach wieder ein Orkan los, der zwar, wie der vom 7., nur von kurzer Dauer war, jedoch aͤußerſt heftig wuͤthete. Er trat mit ſtarkem Hagel auf. Fuͤrchterlich war die See zu ſchauen, deren gepeitſchte Wogen, vom Grau der Nacht bedeckt und vom Regen und Hagel uͤber⸗ ſtroͤmt, man kaum an dem durchſchimmernden, hocherhobenen, weißen Schaum erkannte. 8 f Den 11. Sept. — (37° Br., 400 L.) Der Wind hielt an. Wir ſegelten nur mit 2 bis zur Haͤlfte eingerefften Segeln, dem Fock⸗ und Marsſegel. Vier Matroſen hielten das Steuerrad. Wir liefen vor dem Winde, und ob wir gleich in 4 Stunden 8 Meilen zuruͤck⸗ legten, ſo rollten doch die Wogen noch ſchneller. Lang hingedehnt und parallel auf einander folgend waͤlzten ſie hinter uns her. Ihr hochan⸗ ſtrebender Kamm wurde nicht ſelten halbdurchſichtig, wie grünes Glas. Er loͤſte ſich, uͤberſtuͤrzend, in Schaum auf, der einem Walle friſch gefal— lenen Schnees glich, vom Winde zuſammengehaͤuft. Erſchien eine ſolche Welle hinter dem Schiff, ſo ſah man wirklich zu ihr, die das Schiff zu uͤberſchuͤtten drohte hinauf. Doch ſie glitten ſtets unter demſelben weg, indem fie es in die Höhe hoben, fo daß man fie bald darauf am vor: dern Ende deſſelben erblickte, wo ſie, die Ausſicht hemmend, nicht ſel— ten zu der Höhe der Fockmaſtraa anſtiegen. Das Meer glich einem gro: ßen Gebirgslande, in dem ganze Ketten und einzelne Berge ihre ber ſchneiten Haͤupter erhoben. In ihren langen, weit ausgefurchten Thaͤlern trieb der Wellenſtaub, wie Schneegeſtöber hin. Ein großartiger Anblick! Der Horizont verſchwand oͤfters ganz; zuweilen erblickte man ihn dann wieder durch die Zwiſchenraͤume der Wolken hindurch, gleich einer eben» falls bewegten Linie. An dieſem Tage, des Mittags, erhob ſich wieder plotzlich, von Mes gen begleitet, ein Orkan aus NW., der an Heftigkeit alle vorigen uͤbertraf. Wir befuͤrchteten alle Augenblicke, daß er unſere beiden, bis zur Haͤlfte eingerefften Segel mit ſich fortreißen und die Maſte zerbrechen würde. Auf dem Verdeck konnte man ſich kaum aufrecht erhalten, ſo wuͤthend ſtrich er daruͤber hin. Das Brauſen des Meeres drang nicht mehr zum Ohr; man hoͤrte nur ein Geraͤuſch, dies war das Heulen des Sturmes, und nur ſchwach vernahm man darin die ſchreiende Stimme des Kapitains, der den Matroſen mit dem Sprachrohr Befehle zurief: gyt het Marsseil! gy op, gy op! — Doch auch dieſer Sturm ging bald und gluͤcklich vorüber und kurz darauf erblickte man am ſuͤdoͤſtli⸗ chen Himmel das tröftliche Zeichen des Regenbogens, der auf dunkel⸗ grauem Gewoͤlk mit großer Pracht erglaͤnzte! Auch noch in der Nacht, welche dieſem Tage folgte, beunruhigten uns ſolche Stürme, kurz anhaltende Windſtoͤße, die jeden Augenblick wiederkehrten. Sie traten gewoͤhnlich mit heftigem Hagel ein, der ſich fingerdick auf dem Verdeck anhaͤufte und den ſich beluſtigenden Matroſen Stoff zu Schneebaͤllen lieferte. Den 12. Sept. — Die Stuͤrme ließen nach. Ihnen folgte am Abend des 13. (unter 340 44 Br. und 450 54“ L.) eine Windſtille. 23 Dennoch ſah man, während im heitern Weſten die Sonne unterging, im Oſten noch Regenſchauer über das Meer treiben. Des Nachts beobach- tete man einen auffallend hohen Grad von Phosphoreſcenz des Meeres, Denn ob es ſich gleich in Folge der Stuͤrme der vorigen Tage nur noch ſchwach erhob, ſo glimmte doch uͤberall ein ſtarkes Licht im Waſſer auf, ein heller Schein, wo nur die geringſte Bewegung Statt fand. Unbeſtaͤndige Winde, von zwei Todtſtillen unterbrochen, hielten bis zum 25. Sept. an, wo wir 36% 24 Br. und 830 17“ L. hatten. An dieſem Tage fanden ſich außerordentlich zahlreiche Schwaͤrme von Albatroſſen ein, die das Schiff umflogen. Sie waren ganz ſchwarz mit ſchwarzem Schnabel und Beinen, und zeichneten ſich dadurch von den fruͤher geſehenen aus, daß ſie auffallend hoch flogen, nicht ſelten in glei— cher Hoͤhe mit unſern Maſtſpitzen hinſchwebend. Noch auffallender war ein ungeheuerer Zug vieler Tauſend kleiner, ſilbergrauer Voͤgel, die dicht uͤber dem Meere hinflogen. Sie bildeten eine lange, unabſehbare Reihe, die von SSO. nach NNW. gerichtet war, und ſchienen auf die klei— nen Inſeln St. Paul und Amſterdam loszuſteuern, in deren Felſenufern ſie vielleicht ihre Neſter hatten. Auch ein Schiff wurde uns dieſen Abend, doch in großer Entfer— nung, ſichtbar; es war das ſiebente und letzte, das wir auf offener See erblickten. Den 29. Sept. — Auffallend ſtill. Vergebliches Hoffen auf den Eintritt des Paſſatwindes, der in dieſen Jahreszeiten hier zu wehen pflegt. Den 30. Sept. — (30% Br. 101% 23) oͤſtlicher L.) — kap'ſche Tauben und Albatroſſe, die 44 Tage lang unſre Begleiter geweſen, wa— ren ſchon an den vorigen Tagen immer ſeltener geworden und flogen nur noch einzeln dem Schiffe nach. Ihr Verſchwinden zeigte, beſſer als das Thermometer, die allmaͤhlich ſteigende Waͤrme und unſer Herannahen an die Wendekreiſe an. Schoͤn beleuchtete am Abend der halbe Mond unſer Schiff. Er ſtand hoch im Zenith und fandte fein filbernes Licht auf die ſchwellenden Segel herab, deren obere Haͤlfte er beſchien. Dieſe Beleuchtung der Segel und Maſte bildete mit der Blaͤue des Meeres und dem dunkeln Schmelze des Abendrothes einen Kontraft, deſſen eigen— thuͤmlichen Zauber meine Feder nicht zu beſchreiben vermag. Den 3. Oktober. — (290 39“ Br. 102° 40“ L.) Man erblickt in der Ferne zahlreiche Nordkaper, kennbar an ihren von Zeit zu Zeit emporragenden Koͤpfen und an den Staubwoͤlkchen, die ſie in die Hoͤhe trieben. Den 5. Oktober. — Es bietet ſich zum erſten Male wieder die Erſcheinung von Braunfiſchen und fliegenden Haͤringen dar. Den 6. Oktober. — Unter 20% 36“ Br. und 1040 18“ L. trat endlich der laͤngſt erſehnte Paſſatwind ein, der aus SSD. in unſere Segel blies und uns nun immer mehr dem erſehnten Lande zutrug. Gleichſam, um uns zu bewillkommnen, erſchienen auch ſchon indi— ſche Vögel, Wir ſahen fie zuerſt unter 16% 43“ Br. und 1040 7“ L. Es waren Tropikvoͤgel (Phaethon aethereus), weiß von Gefieder, mit 24 zwei außerordentlich langen horizontal gerichteten Schwanzfedern, die in großer Hoͤhe uͤber dem Schiffe hinflogen. Zu ihnen geſellten ſich andere Waſſervoͤgel von ſchwarzer Farbe (Sterna stolida), die ſich auf die Spit⸗ zen der Naaen und Maſte niederließen und dort Stunden lang ſitzen blieben. Sie ließen ſich von den Matroſen mit Haͤnden greifen, ohne wegzufliegen. In einen Stall geſperrt, erhoben ſie ein widerliches Ge: ſchrei, dem Grunzen junger Schweine nicht unaͤhnlich. Am Morgen des 9. Sept. (10 20° Br., 105 L.) erblickten wir, als ein freudiges Zeichen von der Nähe Java's, die Inſel Ehrift: mas. Wir ließen ſie rechts liegen. Die Entfernung aber und die in der Luft wogenden Duͤnſte hinderten, daß wir mehr als die Umriſſe ihres Hochlandes erkannten. Sie erſchien uns daher wie eine hingeſtreckte Wolke, deren Saum ſich zu ſanft gewoͤlbten Ruͤcken erhebt. Sie iſt ganz unbewohnt, ob fie gleich (nach der Verſicherung unſeres Kapitains) Neid): thum an gruͤnen Waͤldern und Quellen haben ſoll. Am Abend dieſes Tages, als die Sonne untergegangen war, nahm das Firmament eine hoͤchſt eigenthuͤmliche Faͤrbung an, die uns lebhaft erinnerte, daß wir uns nun unter dem ſchoͤnen indiſchen Himmel befaͤn⸗ den. Milchweiße Wolken, geballt und ſchichtenweiſe hintereinander, ſchweb— ten auf der Lilablaͤue des oͤſtlichen Firmaments, mit der fie wunderbar contraſtirten. Weſtlich, wo der Schein der geſunkenen Sonne das Fir⸗ mament noch erhellte, faͤrbten ſich die Wolken dunkler. Aber zinnober— rothe Streifen, offenbar viel hoͤher als ſie, zogen ſich zwiſchen ihnen hin und weit verbreitete feurige Scheine, rothe Nebelwolken, ſtiegen bis zum Zenith hinan. Schon im atlantiſchen Ocean, in der Naͤhe der Linie, hatten wir zuweilen nach Sonnenuntergang ſolche milchweiße Wolken auf lilablauem Grunde bemerkt. a j ueberblick der Winde, die uns auf unfrer Fahrt getrieben hatten. Sie waren vom Kanale an bis zum 280 nördlicher Breite und 180 weſtlicher Laͤnge unbeſtaͤndig geweſen; von dort (dem Kanariſchen Meere) an bekamen wir Nordoſt-, zuweilen Oſtwind, der 8 Tage lang anhielt, bis wir uns unter dem 12“ noͤrdl. Br. und 24% weſtl. Länge befanden. Jetzt, nach einer 24ſtuͤndigen Todtſtille, trieben uns wieder unbeftändige, ſchwache Winde noch 40 ſuͤdlicher, bis unter 8“ Br. und 230 L. ein friſcher Suͤdweſt zu wehen anfing und uns in 6 Tagen zum Aten Grade der Breite und 19ten der Länge brachte. Hier tauſchte er mit einem Suͤdoſt- zuweilen Suͤdſuͤdweſtwinde, der uns durch den Aequator trieb und ununterbrochen (nur zweimal war es windſtill) 14 Tage lang anhielt. Erſt unter 23“ ſuͤdl. Br. und 35 weſtl. Länge (fern von der Braſilianiſchen Kuͤſte) fing er an, ſich nach Norden zu drehen. 25 Dieſer Nord (zuweilen NNO.) hielt 7 Tage lang an, bis wir ung unter 330 4“ ſuͤdl. Br. und 17° 27° weſtl. L. befanden. Hier wurde er ploͤtzlich von einem kalten Suͤdweſt verdraͤngt, der 6 Tage lang ſtuͤr— miſch anhielt und unter 35% 42“ Br. 9° 14“ L. in eine 24ſtuͤndige Todtſtille uͤberging. Dieſer folgten unbeſtaͤndige Winde und unter 390 49“ Br. und 220 45/ öͤſtl. L. eine neue Stille, die ploͤtzlicher NND. ſturm aufhob. Er ging in einen Nordweſt uͤber, der 5 Tage lang wehte und ſich zu außerordentlich heftigen Orkanen erhob, die von Fur: zer Dauer waren, aber haufig wiederkehrten. Sie ließen erſt unter 34° 44“ Br. und 450 54“ L. nach und endigte in einer Todtſtille. Dann veraͤnderliche unbeſtaͤndige Winde, von noch 2 Stillen unterbrochen, 23 Tage lang. Erſt unter 20 36“ ſuͤdl. Br. und 104° 18“ L. (am 6. Oktober) trat der Paſſatwind ein, der aus SSdO. gleichmaͤßig anhielt und uns bis in die javaniſchen Gewaͤſſer brachte. Wir hatten alſo im Ganzen ſieben Todtſtillen (doch nie laͤnger als 24 Stunden anhaltend) gehabt. Stuͤrme ſuchten uns in den ſuͤdlichen Breiten, in der Nähe Suͤdafrika's (zwiſchen dem 33% — 390 füdl. Br. und 170 weſtl. bis 45 oͤſtl. L. v. Greenwich) heim. Wir ſind nun (am 10. Oktober 1835) bereits 103 Tage in See und 126 Tage an Bord, fern vom Getuͤmmel der Welt, nur von Wind und Wellen umrauſcht. Unfere Aufmerkſamkeit beſchraͤnkte ſich auf Him— mel und Waſſer; aber je weniger der Gegenſtaͤnde waren, die ſich un— ſerm Geſichtskreiſe darboten, je einfoͤrmiger ſich Himmelsdecke und Mee— resfluthen ausdehnten — jeden Morgen dieſelben wiederkehrend —, deſto mehr zogen uns die Veraͤnderungen an, welche Luft und Waſſer erlitten, und mit deſto groͤßerm Intereſſe haftete das Auge, das nach Abwechſelung ſucht, auf den Erſcheinungen, die ſie darboten. Selbſt atmoſphaͤriſche Meteore, die man auf dem Lande, von andern Gegenſtaͤnden gefeſſelt, weniger beachtet, erlangen hier ein groͤßeres Intereſſe und werden mit groͤßerm Genuſſe betrachtet. Bald ſind es Stuͤrme, die ploͤtzlich losbrechen und das ruhige Meer in Schaum zerſchlagen, bald ſind es Ungeheuer, die aus dem Meere auftauchen, bald finſtere Wolken, die am Horizonte emporziehen und das bange Auge auf ſich lenken; doch oͤfters auch lieb— lichere Meteore, farbige Boͤgen im Waſſer, prachtvolle Beleuchtung des Firmaments oder zierliche Mollusken, die mit ausgeſpannten Segeln, wie lebendige Flotten, auf dem Waſſer dahinſchwimmen. Sollten dem Leſer die Bilder, welche ich mit ſchwachem Pinſel da— von entwarf, nur einen Theil des Genuſſes gewaͤhren, den ich bei ihrer Anſchauung empfand, ſo waͤre der Zweck dieſer Blaͤtter erreicht. Unſer Leben auf dem Schiffe bietet nichts Intereſſantes dar. Wenn kein hinderndes Unwetter eintritt, ſo hoͤren wir jeden Morgen und Abend Reveille und Zapfenſtreich blaſen, eben ſo, wie es im Garniſonsdienſte auf dem Lande uͤblich iſt. Tritt Sturm ein, ſo vernimmt man die ein⸗ 26 förmige, halb aͤngſtliche, halb beſaͤnftigende Melodie des Matroſenliedes, das eigentlich gar keinen Text hat, doch alle Arbeiten dieſer rauhen Soͤhne des Neptuns begleitet. Ziehen fie dann eine Schaluppe in die Höhe oder gyen ſie ein Segel, ſo werden ihre rauhen Kehlen melodiſch und ſtimmen faſt unwillkuͤrlich jenen Geſag an, deſſen Zauber fie eben fo we⸗ nig widerſtehen koͤnnen, als die Orgelpfeifen dem Winde, der gemein⸗ ſchaftlich in dieſelben blaͤſt. Zuweilen hoͤrte man auch, an ſtillen Abenden, wenn der Mond das Verdeck beſchien, deutſche Lieder, deren heimelicher Klang halb freus dige, halb wehmuͤthige Erinnerungen an die Berge der Heimath in mir erweckte. Erklangen dieſe Lieder, von einem Chor Jaͤger harmoniſch ge— ſungen, ſo vergaß ich Alles, was mich umgab, und eilte auf das Ver— deck, als triebe eine liebliche Zauberei ihr Spiel mit mir, gleich Fernando, der auf jener wuͤſten Inſel die Stimmen Ariel's und ſeiner Engel in der Luft vernahm. Wenn ich mich dun unter dem ſanften Rauſchen der Wellen, ih: rem ſuͤßen Klange überließ, fo ſchweiften meine Gedanken zurück ins ges liebte, romantiſche Vaterland, wo geiſtiges Leben blüht, wo Muſik und Sang alle Luͤfte erfuͤllt und wo ein goͤttlicher Drang nach dem Ueber— irdiſchen, Schoͤnen, Erhabenen, alle Gemuͤther beſeelt. Ankunft in den javaniſchen Meeren. Weſſen Blick vier Monate lang auf Himmel und Waſſer beſchtaͤnkt war, und weſſen Phantaſie ſich vier Monate lang, Tag und Nacht, ſelbſt im Traume, mit den Bildern des erſehnten Landes beſchaͤftigte, der wird die Freude begreifen, welche mich beim erſten Anblick der Kuͤſte Java's erfüllte. — Freude beſeelte alle Paſſagiere und Soldaten, die ſich nur bei Jedem verſchieden aͤußerte; dieſe ſchrieen Hurrah, jene umarmten ſich und ſprangen empor, noch andere kletterten an den Maſten hinauf, während in den Augen unſeres Generals eine Thraͤne erglänzte. L Es war 10 Uhr (am 10. Oktober 1835). Wir erblickten zuerſt denjenigen Theil der Suͤdkuͤſte Java's, der ſich weſtlich von der Bay Palabuan-Rata hinzieht. Es iſt ein gebirgiges Hochland, von dem uns die in der Atmoſphaͤre angehaͤuften Duͤnſte nur den ſchwachen Umriß erkennen ließen. Bald aber tauchte vor uns in Nordweſt das Trawers⸗ Eiland aus dem Meere auf, ein dunkler Streifen mit ungleichem, hie und da ausgezacktem Lande, gleich als wenn Klippen daraus emportage ten. Als wir näher kamen und ihm weſtlich, kaum eine Seemeile ent: fernt, vorbeifuhren, gab ſich uns eine außerordentliche Fülle des Pflan⸗ 27 zenwuchſes zu erkennen. Die ganze flache Inſel iſt von einen undurch⸗ dringlichen Wald bedeckt, der, von der Brandung beſpruͤtzt, ſich bis an das Ufer hinzieht. Kaum daß ein ſchmaler Sandſtreifen zwiſchen Meer und Wald übrig bleibt und auch dieſen uͤberhaͤngt noch hier und da das Laubgewoͤlbe. Dem Meeresufer zunaͤchſt erkennt man, an ihren ſchlan⸗ ken hellgrauen Staͤmmen und an dem Buͤſchel ihrer großen glaͤnzenden Blaͤtter, die Kokospalmen, welche hier, in wilder Unordnung ſtehend, ganze Waͤlder bilden. Hinter ihnen, die ganze Inſel bedeckend, woͤlbt ſich die Maſſe der Laubbaͤume empor, einen Teppich bildend, der hie und da zu runden Kuppeln anſteigt: eine Natur, deren Schoͤnheit und wilde Größe alle meine Vorſtellungen weit uͤbertraf. Wir ſegelten zwiſchen dieſem und dem Kalappa » Eiland hindurch, das uns (um 12 Uhr) weſtlich liegen blieb. Es ſtimmt mit dem vori⸗ gen, ſowohl in ſeiner Groͤße als flachen Beſchaffenheit und uͤppigen Be— laubung voͤllig uͤberein. Dem Reichthum an Kokosbaͤumen, die ſich uͤberall am Strande erheben, verdankt es ſeinen Namen. Es liegt von Travers (das wir von hier aus in Suͤdweſt noch erblickten) nur 24 See⸗ meilen entfernt. Beide Inſeln ſind unbewohnt. Die Gebirge des feſten Landes, noͤrdlich und nordoͤſtlich von dieſen Inſeln (Binwangan), erblickten wir hinter den Duͤnſten der Atmoſphaͤre weniger deutlich; doch konnte man die Waldbaͤume, mit denen ſie dicht uͤberzogen ſind, an ihrem hohen Saume wohl erkennen. Sie ſenken ſich nach Weſten zu mehr herab und verflachen ſich in tieferes Land, welches jedoch bald wieder in der ſogenannten Palembang— Spitze anſteigt. Bieler hervorragenden Ede Java's hatten wir uns gegen 4 Uhr bis auf 4 Seemeile genähert und ſahen fie daher in aller ihrer Schönheit und Größe uns nordoͤſtlich zur Seite liegen. Ein dicht verwachſenes Gebuͤſch hoher Waldbaͤume folgt den Bergen bis auf ihren hoͤchſten Kamm und ſenkt ſich mit ihnen in alle ihre Kluͤfte und hervorragenden Felſenruͤcken hinab. Hoͤchſt impoſant und ſchoͤn iſt der Anblick dieſer ſich ſteil vom Gebirge herabſtuͤrzenden, weit in das Meer vorſpringenden Steinmaſſen, an deren ſchwaͤrzlich-grauen, mannigfach zerſtuͤckelten Waͤn— den der weiße Schaum der Brandung in die Hoͤhe ſpritzt, waͤhrend auf ihrem Ruͤcken ſich das ſchoͤnſte Grün von Baͤumen und Straͤuchern erhebt. Um 5 Uhr erblickten, wir in noch geringerer Entfernung als die vorige, die aͤußerſte Nordweſtſpitze von Java: weit in das Meer hinauss ragende, mannigfach zerrifiene und zerkluͤftete Felſen, auf denen überall die uͤppigſte Vegetation emporſproßt. Die Kuͤſte, welche in dieſe Klip— pen auslaͤuft, iſt minder hoch als die ſogenannte Palembangſpitze, jedoch überall, ſoweit das Auge reicht, mit dichter Waldung bedeckt. Praͤchtige Bäume treten an vielen Stellen fo tief herab, daß ihre Stämme von den Wellen beſpuͤlt werden. Hier ſchwebten mehre Schwaͤrme von Tau⸗ ſenden kleiner, weißer Voͤgel über dem Waſſer hin, die ſich wie Muͤcken— ſchwaͤrme gleichſam nach einem gemeinſchaftlichen Willen bewegten und hin und her flogen. 28 Nachdem dieſes felſige Kap umfahren und dem Schiffe eine noͤrd— liche Richtung gegeben war, hieß uns der Kapitain mit Darreichung ſeiner Hand in der Sundaſtraße willkommen. Wir ſegelten nun zwiſchen der Kuͤſte Java's und der Prinzeninſel hin, die uns mit ihrem kleinen Kegelberge ſeitwaͤrts liegen blieb; es erhebt ſich dieſer Berg in der ſuͤdoͤſtlichen Gegend der Inſel, während ſich ihre Suͤdweſtkuͤſte mehr ver: flacht und mehrere Klippen in das Meer hinausſendet. Wir verfolgten unſere Fahrt laͤngs der Nordweſtkuͤſte Java's, die ſich immer mehr verflacht, und befanden uns gegen 7 Uhr der zweiten Spitze Java's (in der Sundaſtraße) gegenuͤber. Dieſe iſt flach, aber wie die ganze Kuͤſte, mit Wald bedeckt. Sie begrenzt gegen Weſten die Welkomebay. Die einbrechende Nacht verbarg fie aber unſern Blik— ken und nur die lilienduftenden Geruͤche, welche der friſche Suͤdoſt her— überführte, gab uns von der Nähe des Landes und feinem Bluͤthen— reichthum Kenntniß. Als wir am folgenden Morgen (den 11. Oktober) das Verdeck be: traten, ſahen wir, von der aufgehenden Sonne erhellt, eine lange gebir— gige Kuͤſte vor uns liegen. Es waren die Gebirgszuͤge von Anjer, die ſich ſuͤdſuͤdoͤſtlich erheben, ſich oͤſtlich hin in etwas tieferes Land verflachen und erſt in der St. Nikolas-Spitze wieder anſteigen, die wir oͤſtlich er— blickten. Ueber ihren ungleich erhobenen Saum ragen die Waldbaͤume hervor. Wir lagen etwa 1 Seemeile von dieſer Kuͤſte entfernt, zwiſchen ihr und dem kleinen, flachen Eiland Dwars in de weg, das von einem zuſammenhaͤngenden Walde bedeckt iſt. Hinter ihm erkennt man noch im blaͤulichen Dufte die gebirgige Kuͤſte Sumatra's. Noch zwei In⸗ ſeln oder Felſenmaſſen erblickt man in der Fluth, die eine nordoͤſtlich, das Brabantshoetje: eine abgerundete Maſſe, die ſich ſteil, wohl 200 Fuß hoch, aus dem Waſſerſpiegel erhebt und von einem Wald uͤppiger Baͤume bedeckt iſt, die ſich hie und da an den ſchroffen Waͤnden bis zum Meere hinabſenken; die andere, das Tappershoetje, erblickt man mehr ſuͤdoͤſtlich, nach der Richtung hin, wo wir an der Kuͤſte den Ort Anjer vermuthen. Unausloͤſchlich wird mir der Eindruck ſein, den mir der Anblick aller dieſer Yändermaffen gewährte, die, mit den herrlichſten Reizen der Natur geſchmuͤckt, ſich nach einer ſo langen Seereiſe auf ein Mal dar— ſtellten. Man kann ſein Entzuͤcken nicht verbergen, man beſteht ganz aus Hoffnung und ſchwellender Erwartung Dabei lag das Schiff voll: kommen ſtill und das Waſſer glich dem freundlichſten Spiegel. Wir luden ein Geſchuͤtz und feuerten es nach jener Gegend hin los, wo ſich das Tappershoetje erhebt, um Strandbewohner zu uns ein: zuladen. Nachdem jener Schuß gefallen, waͤhrte es nicht lange und es kamen aus dieſer Gegend einige Kaͤhne auf uns zu gerudert, denen in kurzen Zwiſchenraͤumen andere folgten, fo daß ihre Anzahl in Kurzem beträchtlich anwuchs. Sie waren mit Fruͤchten aller Art, Piſangs, Man: ga's, Mangoſtans, Tamarinden, Ananas, javaniſchem Zucker, Reis, Ko: 29 - kosnuͤſſen, mit zahlreichen Huͤhnern, großen Seeſchildkroͤten, Affen, Fis ſchen, aus Bambus gewebten Matten, Seemuſcheln, Voͤgeln und andern Gegenſtaͤnden beladen, die wir fuͤr billige Preiſe kauften. Am meiſten erfreuten uns die herrlichen Früchte, von denen die Mangoſtans *) über alle Beſchreibung wohlſchmeckend und erquickend ſind. Huͤhner kauften wir fuͤr ſo billige Preiſe und in ſo großer Anzahl, daß jedem Soldaten und Matroſen eins fuͤr den Tag zu Theil wurde. Die Affen und Voͤgel befanden ſich in zierlichen Koͤrben und Kaͤfigen, die aus Bambus und den Blattſtielen der Kokospalme geflochten ſind. Auch die Fruͤchte und Obi⸗Wurzeln (Arum esculentum) befanden ſich in aͤhnlichen, und aus den Fiedern der Kokosblaͤtter verfertigten Koͤrben. Die Voͤgel waren theils ganz kleine, aber ſehr ſchoͤn gezeichnete Papageien (Psittacus ver- nalis), theils ſogenannte Reisdiebe (Fringilla oryzivora), die an Ge— ſtalt und Groͤße einem Sperlinge gleichen, aber viel ſchoͤneres Gefieder haben. Dieſe ſchmalen, langen Kaͤhne beſtehen aus einem Stud und find aus einem halbirten, ausgehoͤlten Baumſtamm verfertigt. Sie enthalten außer dem bunten Gemiſche der Ladung, je nach Verſchiedenheit ihrer Groͤße, zwei, drei bis ſechs rudernde Javanen. Ja, einer von dieſen Kaͤhnen war fo wunderbar klein, daß er nicht viel größer als ein Waſch— trog erſchien. Auf der einen Seite deſſelben waren zwei gekruͤmmte Stangen befeſtigt, an deren Ende ſich ein dickes Bambusrohr befand, das parallel mit dem Kaͤhnchen uͤber dem Waſſer ſchwamm und ihn vor dem Umſchlagen ſicherte. Es ſaß zwiſchen ſeinen Fruͤchten nur ein Ja— vane darin, der auf beiden Seiten des Kahns mit einem Ruder ruderte; dies war nehmlich an beiden Enden mit Schaufeln verſehen; er hielt es in der Mitte mit beiden Haͤnden und wußte es ſehr geſchwind zu handhaben, indem er es, in ſtets gleichem Takte, bald auf dieſer, bald auf jener Seite des Kahns in das Waſſer tauchte. Eben ſo fremd, als ihre Sprache und die Produkte, welche ſie uns zufuͤhrten, war uns der Anblick der Javanen ſelbſt. Sie waren meiſt klein von Statur (Berg-Javanen), kupferbraun von Farbe und außer einem Tuche, das um ihre Lenden gewickelt und zwiſchen den Schenkeln durchgezogen war, und einem andern, nur nachlaͤſſig um ihre langen ſchwarzen Haare gebundenen, unbekleidet; ſo daß man ihre muskuloͤſen Glieder ungehindert betrachten konnte. Einige trugen ſtatt eines Lenden— tuches eine kurze Hofe, wie man fie in Europa beim Schwimmen ans zieht. Ihre Zaͤhne waren kurz abgefeilt und ſchwarz gebeizt, was gegen ihre von Betel geroͤtheten Lippen ſehr widerlich abſtach. Nur wenige von ihnen trugen noch irgend ein Stuͤck europaͤiſcher Kleidung an ſich; die laͤcherlichſte Karrikatur aber von dieſen bildete Monſieur Orang-Poſt; ſo wurde ein kleiner ſtaͤmmiger Kerl genannt, der in einem etwas groͤßern mit einer Flagge verſehenen Kahne zu uns ) Garcinia Mangostana. 30 gekommen war. Er war bis auf das Lendentuch, wie alle Uebrigen, voͤllig nackend, hatte aber eine weite blaue Tuchjacke uͤbergezogen, die nebſt dem großen Briefkaſten aus ſchwarzem Leder, der von feinen Schul: tern herabhing, den laͤcherlichſten Aufzug bildete. Der Mann war bei der Pferdepoſt, welche zwiſchen Anjer und Batavia beſteht, im Dienſte der Regierung; er uͤberbrachte Briefe aus Batavia, worin ein Offizier des Cleerens'ſchen Corps meldete, daß er mit ſeinem Transport auf dem Schiffe Amſterdam vor 5 Tagen die Sundaſtraße paſſirt habe und zu Batavia angekommen ſei u. ſ. w. Dieſe Briefe waren mit einem + notirt; durch die Zahl der Kreuze bezeichnet man dem Beſteller die Ges ſchwindigkeit, mit der das Pferd laufen muß. Steht nur ein Kreuz, ſo kann er Trapp reiten, ſtehen aber drei oder gar vier, ſo muß das Pferd laufen, was es kann, um den Weg bis Anjer oder Batavia in größter Geſchwindigkeit zuruͤckzulegen. Wir haͤndigten dem Orang-Poſt wieder ein Paket anderer Briefe nach Batavia ein und entließen ihn dann. Erſt gegen 11 Uhr wurde die Stille durch einen ſehr gelinden Nordnordweſt- (ſpaͤter Suͤd-) Wind verdrängt, der uns nahe am Bra— bantshoetje vorbei trieb und uns von der St. Nicolasſpitze, welche ſich ſuͤdͤͤſtlich hin verflacht, langſam entfernte. Gegen 6 Uhr befanden wir uns dem flachen, waldigen Eiland Baby (Varkeneiland) gegenuͤber, wel⸗ ches etwa 3 Seemeilen entfernt, nordoͤſtlich liegen blieb. In Suͤdweſt zog ſich hinter einer Anzahl unbewohnter und, wie Baby, flacher und waldiger Inſeln, halb in Duft verſchwindend, die Kuͤſte Java's hin, die von der Nicolasſpitze an immer flacher auslaͤuft. Als es Nacht gewor⸗ den, erblickten wir am Strande der Inſel Baby mehre kleine Feuer, die wahrſcheinlich von Fiſchern herruͤhrten, welche die Schildkroͤten damit auf das Ufer zu locken pflegen. Gegen 9 Uhr nöthigte uns die eingetretene gaͤnzliche Windſtille nebſt der großen Finſterniß bei einer Tiefe von 90 Fuß vor Anker zu legen. N Die Hitze des Tages hatte wegen der in der Atmoſphaͤre verbreites ten Duͤnſte, welche die Sonnenſtrahlen nicht ganz durchdringen ließen, ungeachtet der Windſtille, keinen hohen Grad erreichen koͤnnen; und doch war uns die milde Abendluft, welche im Vergleich mit der Tageswaͤrme kuͤhl genannnt werden konnte, aͤußerſt wohlthaͤtig. Am folgenden Morgen gegen 5 Uhr (12. Oktober) lichteten wir, ob es gleich noch eben ſo ſtill war, die Anker. Wie erblickten Baby in Nordweſt hinter uns. Ihr öͤſtlich gegenuber ziehen ſich, dicht an einander⸗ gereiht, mehre kleine flache Inſeln hin, die Hoornseilande, und in der Mitte zwiſchen ihnen und Java zeigte ſich noch eine andere Inſel, die große Kombuis. Suͤdlich die flache Kuͤſte Java s. Endlich gegen 12 Uhr erhob ſich ein ſehr gelinder Nordweſt, der unſer Schiff langſam vorwärts trieb, fo daß uns jene kleinen Hoorns⸗ eilande, deren wir 7 oder 8 zaͤhlten, weit im Norden liegen blieben. Aber andere Inſeln, flach und waldig, nur einen Wald bildend, wie alle, die wir in der Sundaſtraße bis Batavia hin erblickten, erhoben 31 ſich ſtets von Neuem dor uns, wenn die vorigen hinter uns in Duft zuruͤcktraten. So erblickten wir jetzt die kleine Meaſchenfreſſer⸗ Inſel, der wir gezen 2 Uhr links vorbeiglitten, kaum 4 Meile von ihr entfernt. Unſer Lauf (OSdO.) ging zwiſchen ihr und der großen Kombuis durch, die uns zur Linken (alſo noͤrdlich) in etwas größerer Entfernung liegen blieb. Die Kuͤſte Java's, welche ſich ſuͤdlich, dieſen Inſeln gegenüber, darſtellt, zeigt eine ſehr niedrige, flache Beſchaffenheit; man erkennt ſie nur an den einzelnen, ſich an einander reihenden Baͤumchen oder Waͤld— chen, die ſich uͤber den Horizont erheben; deutlich unterſcheidet man an ihren ſchlanken Staͤmmen die vereinzelten Palmen. Hier ſahen wir zu— erſt jenes ſonderbare Phaͤnomen der Luftſpiegelung, das ſich bei allen flachen, entfernten Kuͤſten darbot. Ueber dem dunkeln Meeresſaume zog ſich noch ein hellerer, glaͤnzender Streifen hin und auf dieſem Strei— fen erſchienen, gleichſam in der Luft ſchwebend, die Waldbaͤume der Kuͤſte, hier vereinzelt, dort wieder ſtreifenfoͤrmig zuſammenhaͤngend. Doch eigent— lich umgekehrt ſahen wir keinen. Das Meerwaſſer nahm nun zuſehends eine hellere, mehr ins Gruͤn— liche ſpielende Farbe an, geringere Tiefe des Bodens anzeigend. Indem wir, von einem ſchwachen Suͤdwinde getrieben, auf ſeiner ruhigen Flaͤche langſam dahinſchwammen, kamen ſchnell hinter einander die Inſeln: die kleine Kombuis, Middelburg und Amſterdam zum Vorſchein, die uns zur Linken liegen blieben. Dieſen Inſeln gegenuͤber faͤngt die Kuͤſte Java's wieder an ſich mit dichter Waldung zu bedecken, die ſich ununter: brochen bis Batavia hinzieht. Vor uns in Suͤden liegen wieder andere zahlreiche Inſeln, die uns Vorwaͤrtstreibenden zuſehends naͤher ruͤckten; es find, von der Linken zur Rechten gezaͤhlt, Haarlem, Hoorn, Rotter— dam, Schiedam, Kerkhof, Onruſt und noch eine kleine neben der vorigen liegende Inſel ohne Namen. Zbwiſchen dieſer letztern und der Kuͤſte Java's ſahen wir ſchon die Maſtbaͤume der auf der Rhede von Bas tavia liegenden Schiffe über den Horizont emporragen. Indem wir uns langſam weiter bewegten, oft nur in ſchmalen Fahrwaſſern, zwiſchen auf Sandbaͤnken errichteten Kreuzen hin, gelang⸗ ten wir der Inſel Schiedam und gegen 5 Uhr der Inſel Onruſt rechts vorbei. Letztere unterſcheidet ſich vortheilhaft von den übrigen, voͤllig uns bewohnten durch mehre weiß uͤbertuͤnchte, mit Ziegeln gedeckte Gebaͤude; auch lagen hier 2 Kriegsſchiffe, die ausgebeſſert wurden, am Strande, auf dem ſich eine hohe Stange mit der hollaͤndiſchen Flagge erhebt; es iſt das Schiffszimmerwerft von Batavia. Die andere kleinere Inſel neben Onruſt traͤgt, außer Baͤumen, nur eine armſelige Hütte. Wir ſchwammen der Rhede von Batavia nun immer naͤher zu, wo zahlreiche Briggs und dreimaſtige Schiffe im bunten Gewimmel verſam⸗ melt waren, und gingen gegen 7 Uhr, nachdem die Sonne ſchon hinter der Waldkuͤſte Java's in dunkler Glut verſunken war, vor Anker. Bald verbarg ſich die Kuͤſte in die Dunkelheit der Nacht. Nur die zahlrei— EEE En Me 32 chen Lichter zeigten uns noch die Menge der Schiffe an, zwiſchen denen wir uns befanden. — Raubvͤͤgel, melancholiſchen Anſehens, von braͤun⸗ licher Farbe, mit außerordentlich breiten, am Rande tief eingeriſſenen Fluͤgeln (Falco pondicerianus) zeigten ſich einzeln in der Naͤhe des Schiffes, das ſie ſchweigend umflogen. — Fernes Wetterleuchten erhellte von Zeit zu Zeit den Horizont. — Tiefe Stille bedeckte das Meer, nur zuweilen durch das Plätſchern von Rudern unterbrochen, wenn noch ein verſpätetes Boot uͤber die ruhige Flaͤche hineilte. Batavia und Weltevreden. Skizze dieſer Stadt. Am andern Morgen (am 13 October 1835) ſchifften wir uns aus. Wir beſtiegen eine von den zahlreichen Praauwen (ſpr. Prauen), die neben unſerm Schiffe angelegt hatten und trieben, vom leiſen Seewinde bewegt, langſam uͤber die ruhige Flaͤche des Waſſers hin. Praauwen nennt man hier kleine Schiffe ohne Verdeck, die einen flachen Boden haben und nicht tief im Waſſer gehen. Ihre Fuͤhrer ſind Inlaͤnder (Javanen oder Maleyen). Sie ſind in allen Gegenden Java's, die nie⸗ drige Kuͤſten haben, zum Aus- nnd Einladen der Guͤter unentbehrlich, indem die geringe Tiefe des Waſſers die groͤßern Schiffe vom Lande zu— ruͤckhaͤlt. Bald langten wir am Hafenkopf an, deſſen beiden Daͤmme, aus eingerammten Pfählen gebildet, weit in das Waſſer hinausragen. Wir fuhren zwiſchen ihnen hinein und ſahen nun den langen, ſchnurge— raden Kanal vor uns, den man den Hafen nennt. Das Meer, wel— ches feine Daͤmme umgiebt, läuft erſt in beträchtlicher Entfernung in den niedrigen Strand aus, auf dem weiße Reiher“) umherwandern und in deſſen ſchwaͤrzlichem Schlamme zahlreiche Kaimans hingeſtreckt liegen. Hier, wo der Hafen in das Land ſelbſt eintritt, beginnen jene weitberu⸗ fenen, gefuͤrchteten Moraͤſte, die ſich bis zur Stadt hinerſtrecken, der Länge nach aber, ſtets dem Seeſtrande folgend, ſich viel weiter ausdeh— nen. Sie find mit einem ewigen Grün niedriger Straͤucher bedeckt, die ſich bald inſelfoͤrmig zwiſchen umgebendem Waſſer erheben, bald durch ei— nen gleihmäßigen Ueberzug den ſumpfigen Boden verbergen; (3. B. Acanthus ilicifolius L.) Muſik erſcholl, als wir vor 4 Monaten Harderwyk verließen. — Muſik toͤnte dort unſerm Abſchied, — und Kettengeklirr empfing uns hier. Denn die erſten Menſchen, denen wir auf dem Boden Java's begegneten, waren ſogenannte „Kettenjungens“, welche in Eiſen geſchmie⸗ ) Ardea egrettoides. 33 det auf den Hafendaͤmmen umherkrochen. Es ſind Javanen oder Ma— layen, die zu den Hafenarbeiten gebraucht werden und die ihren eiſernen Schmuck allerhand Vergehen, beſonders aber Diebſtaͤhlen verdanken. Etwa in der Mitte des Hafens bemerkt man zu beiden Seiten kleine Batterien, die ſich auf jenem Sumpfterrain erheben. Ihnen rei— hen ſich ein paar kleine Haͤuſer an, die einigen inlaͤndiſchen Soldaten zur Kaſerne dienen; es iſt die Welkomsbattery, von wo die ankommen⸗ den Schiffe begruͤßt werden. Von der Stadt erblickten wir noch nichts als Gebuͤſch; auch ſtießen wir auf der fernern Fahrt durch den Kanal, (außer einer Anzahl Praau— wen, einer Hafenreinigungsmafchine und einem noch nicht vollendeten kleinen Fort, das zur linken Seite des Hafens mitten im Morafte liegt), auf keine abwechſelnden Gegenitände. Erſt wenn man am Ende des Hafens angelangt iſt, gewahrt man einige Gebaͤude der Stadt, die aus dem umgebenden Gruͤn deutlicher hervortreten. Beſonders eins faͤllt ins Auge, an deſſen Vorderfront man die Worte lieſt: „In en uitgaande reegten“. Aber vergebens ſpaͤht das Auge nach der Pracht und Schoͤnheit Batavia's, wie es ſich die Phantaſie nach fruͤhern Reiſebeſchreibungen vorſtellte; nein, Schmutz, Elend, alte Truͤmmer und neue Armſeligkeiten geben ſich uͤberall zu er— kennen. Oeſtlich von jenem Hauſe lagen noch einige Ueberreſte der fe— ſten Waͤlle, die das ehemalige Fort Demant bildeten; es waren ſo eben eine Anzahl Arbeiter beſchaͤftigt, fie vollends zu zerſtoͤren, um die Back— ſteine, aus denen ſie zuſammengekittet ſind, zu gewinnen. Dem Zollhauſe gegenuͤber liegen die Gebaͤude des Arſenals. Zwi— ſchen beiden ſtroͤmt der kleine Fluß von Batavia hin, der fruͤher di— rect durch jenen Kanal, den man den Hafen nennt, in das Meer floß, jetzt aber durch einen Damm von ihm geſchieden iſt. Seine Waſſer ſind dadurch ſeitwaͤrts geleitet und entfernen ſich in einem rechten und linken Arme vom Hafen, um durch jene Moraͤſte ſich in das Meer zu ergießen. Ueber den rechten Arm fuͤhrt nach dem Zollhauſe hin eine hölzerne Bruͤcke; der linke Arm aber iſt durch eine Schleuſe mit dem Hafen in Verbindung geſetzt. Der ſchnelle Ablauf des Waſſers aus dem Fluſſe und den zahlrei— chen mit ihm communicirenden Kanaͤlen ſcheint durch jenen Dan der ihn vom Hafen trennt, bedeutend geſchwaͤcht zu ſein; ſein Niveau ſteht ſelbſt in der trockenen Jahreszeit höher als das im Hafen, fo daß es leicht begreiflich iſt, wie dadurch (beſonders in der Regenzeit) die Stagna⸗ tionen und Ueberſchwemmungen, welche dieſe Kuͤſte ohnehin heimſuchen, noch vermehrt ſind. Er führt ein truͤbes braͤunliches Waſſer, das beſonders in der Re— genzeit, wo der rothe Lehmboden der Flaͤchen uͤberſchwemmt und aufge— Löft wird, for dick iſt, daß es nicht felten in einem Bierglaſe einen Boden: ſatz von einigen Linien bildet; es iſt nicht ſchwer einzuſehen, wie dadurch dem Seeſtrande ſtets neuer Boden zugefuͤhrt, das Land vergroͤßert und die See zuruͤckgedraͤngt wird. Dies ſcheinen auch die eiſernen Ringe zu bewei— Junghuhn, Java. 34 fen, die man noch an einigen Mauern in der Mähe des Arſenals er: blickt; denn hier ſtand vor nicht gar langer Zeit noch die See und große Schiffe legten hier an. Indem wir jene Schleuſe langſam paſſirten, hatten wir Muße, das Gewuͤhl von Javanen, Malayen und Chineſen, die ſich um uns ver⸗ ſammelten, zu betrachten. Ihre kupferbraunen, nur von einem Lenden— und Kopftuch bekleideten Koͤrper glaͤnzten in der gluͤhenden Sonne; dor Allen bewunderten wir die langgezopften Chineſen, welche den Sonnenſtrahl nicht zu fühlen ſchienen, der auf ihre glattgeſchornen Koͤpfe herabbrannte; doch ſtand das Thermometer (es war 12 Uhr) im Schatten auf 90° F. (32,22 R.) Wir betraten das Land auf einem kleinen zwiſchen dem linken Ufer des Fluſſes und dem Arſenale, — einem alten balbverlaſſenen, mit Saͤulenhallen umgebenen Gebaͤude, — gelegenen Platze. Hier ſtehen mehte hohe Baͤume und verbreiten einen angenehmen Schatten; namentlich Tamarinden, deren feingefiedertes Laub den blauen Himmel nicht ganz verbirgt und Hibiscus tiliaceus, der mit ſeinen großen, gold— gelben Bluͤthen prangte. Ueber die Mauern heruͤber blickten die Kro— nen junger Kokospalmen. Unſere Soldaten zerſtreuten ſich unter dem Schatten der Baͤume und in den kuͤhlen Hallen des Arſenals, um die Mittagshitze voruͤber⸗ gehen zu laſſen und ſich gegen 4 Uhr auf den Marſch nach Weltevre⸗ den zu begeben. Es wurden ihnen Erfriſchungen an Wein und Brot gereicht. — Auch ich zog es vor, den kuͤhlern Nachmittag abzuwarten, und begab mich in das einzige Wirthshaus von Batavia, das ſich in der Nähe des Arſenals befindet. Dieſes Wirthshaus, das Arſenal und Zollhaus ſind die einzigen anſehnlichen Gebaͤude, die man hier findet. Alte Mauern, halb eingeſtuͤrzte ſteinerne Haͤuſer und Bambus: Hütten, die ſich, von Piſangſtauden beſchattet, zwiſchen jenen verſtecken, bilden die uͤbrige Ausſicht. Alles, ſelbſt die armſeligen Spuren ehema⸗ liger Pracht, die man noch in dem Innern einiger Gebaͤude wahrnimmt, deutet auf den Verfall des weltberühmten Batavia's, das mit immer ſchnellern Schritten ſeiner Umwandlung in einen Schutthaufen entgegen geht. Gruppen von Kokospalmen, die es umgeben und alte Tamarin⸗ denbaͤume, die iht ſchoͤnes Laub daruͤber ausbreiten, ſpotten ſo der Schoͤpfungen des Menſchen. Voll Verlangen nach dem, was ich noch ſehen und erfahren wuͤrde, begab ich mich auf den Weg nach Weltevreden. Eine ſehr bequeme Einrichtung fuͤr neue Ankoͤmmlinge hierſelbſt iſt das Beſtehen von Mieth⸗ wagen, die man in Batavia ſowohl, als in Weltevreden (bei Europaͤern und Chineſen) um den Preis von 3 Gulden für einen halben Tag be: kommen kann. Ich benutzte dieſe Gelegenheit und fuhr ſchnell das ver: laſſene und veroͤdete Batavia hindurch, in dem ich keine andere Men: ſchen wahrnahm als Chineſen und Malayen. Denn die wenigen alten, noch aufrecht ſtehenden Haͤuſer, (oben mit vorſpringenden Daͤchern oder mit ſchattigen Vorſchuppen verſehen, die auf hölzernen Stügen ru⸗ * 35 hen), werden nur von Chineſen bewohnt, welche darin ihre Kram- und Arbeitslaͤden aufgeſchlagen haben. Dieſe Krambuden geben den Straßen daher ein ſehr buntes, liederliches Anſehen. — Nur wenige europaͤiſche Kauflaͤden befinden ſich noch daſelbſt, in denen ſich ihre Eigenthuͤmet, die auf Landhaͤuſern wohnen, nur einige Stunden des Tages aufzuhal— ten pflegen. Ein einziges Gebaͤude, das in einem edlen Stil erbaut und mit einem Thuͤrmchen verſehen iſt, — das Stadthaus, — zieht die Aufmerkſamkeit an! Vor demſelben dehnt ſich ein kleiner gruͤnee Platz aus mit einem trockenen Baſſin, in dem ehemals eine Fontaine ſpru— delte, während jetzt das Gras hinein wuchert. Von dieſem Platze führt ein fahrbarer Weg (ſonſt eine Straße), in gerader Richtung nach dem Marinethor, dem einzigen noch ſtehenden Thore Batavia's. Doch auch dies wird ſich bald zur Erde neigen, da ſeine Mauern an vielen Stellen bereits einen Winkel von 15° mit der Vertikallinie bilden. — Ueberall, wo man hinſieht, erblickt man Veroͤdung; die Kanaͤle ſind mit einem Teppich von Pistia Stratiotes L. bedeckt, der das Waſſer ganz ver: birgt und truͤgeriſch das Anſehen einer gruͤnen Wieſe nachahmt; viele verſchlammen und überziehen ſich von ihren grünen Ufern aus mit Vegeta— tion; wo ehemals Palaͤſte ſtanden oder Wagen rollten, da wuchert jetzt Asclepias gigantea; die noch ſtehenden Mauern und Portale (Ueber— reſte praͤchtiger Vorzeit), von ſechsmonatlichem Regen durchweicht und von zahlreichen Pflanzen auseinander geſprengt, die in den Steinfugen wurzeln, zerfallen allmaͤlig in Schutt; morſch geworden oder von Amei— ſen und Kaͤfern zerfreſſen, brechen die Balken unter der Laſt des ein— ſtürzenden Daches; — die Menſchen verlaſſen den Heerd; Eidechſen, Schlangen und Kroͤten nehmen ihren Platz und ſaftſtrotzende Pflanzen wuchern ſchnell in die Hoͤhe. So ſcheint es, wenn man zwiſchen den Haͤuſern hindurch auf das uͤppige Gebuͤſch blickt, welches Batavia von allen Seiten umgiebt und auf die Wälder der Kokospalmen, in deren gelblichen Wipfeln der Wind rauſcht, daß die Natur ſich immer naher draͤnge, um endlich alleinigen Beſitz von der Stadt zu nehmen. Auch wird Batavia, da man Nichts mehr auszubeſſern, viel weni— ger neue Baue aufzuführen pflegt, nicht lange mehr beſtehen; denn viel ſchneller als in kalten Klimaten wirkt der zerſtoͤrende Zahn der Zeit un— ter den Tropen, wo die Vegetation, ausgezeichnet durch Groͤße, Pracht und Mannigfaltigkeit, alle tedte Maſſen und Trümmer mit lebendigem Schmucke uͤberzieht und ewig neues Leben aus allen Ritzen hervortreibt. Schnell legt man die Fahrt durch die oͤden Raͤume und Halbſtra— ßen der Stadt zuruͤck und gelangt auf den lange in gerader Richtung fortlaufenden Weg, den (oder die Haͤuſer, die ihn begrenzen) man Mo: lenvliet nennt. Auf ſeinet linken Seite fließt zwiſchen höher aufgedaͤmm⸗ ten Ufern, durch eine Reihe von Orangebaͤumen (Citrus javanica) da: von getrennt, der Fluß von Batavia hin, deſſen jenſeitiges Ufer ein dich— ter Wald von Fruchtbaͤumen einnimmt; zahlreiche Kokospalmen uͤberragen dort mit ihren Wipfeln das Laubholz, in deſſen Schatten man, vom + 2 36 fhönen Grün der Pifangblätter umgeben, die niedrigen Bambushütten der Javanen erblickt. Hie und da erhebt ſich dazwiſchen die ſchlanke Areca communis oder die Areng-Palme (Gomutus Rumphii.), deren Laub dunkelgruͤn hervorſchimmert. Die rechte Seite des Weges faſſen weiße Mauern oder hoͤlzerne Gelaͤnder ein, aus deren Thoroͤffnungen zierliche Landhaͤuſer, von Baͤumen umgruͤnt und von Saͤulenhallen um— geben, hervorſchauen. Sorgfaͤltig angelegte Gaͤrten fuͤllen den Raum zwiſchen ihnen und der Straße aus, in denen unter andern Straͤuchern und Zierpflanzen mancherlei Art Caesalpinia pulcherrima, Hibiscus, Rosa-sinensis, Ixora-Arten, Jatropha multifida, Dracaena termi- nalis und andere ihre Bluͤthenpracht zur Schau tragen. Denn hier fangen die gegenwaͤrtigen Wohnungen der Europaͤer be— reits an und ziehen ſich unter verſchiedenen Namen (Molenvliet, Rys⸗ wyk, Nordwyk, Gunong-Saharie, Koningsplein, das eigentliche Welte— vreden, Kramat) meiſtens laͤngs der Flußarme oder doch in der Naͤhe der Fluͤſſe hin, um das neue Batavia oder Weltevreden zu bilden. Sie liegen ſo vereinzelt und ſind oft ſo weit durch Zwiſchen— Terrain, durch Gärten, Wälder oder große ebene Plaͤtze, z. B. Water« looplein, Koningsplein, von einander getrennt, daß fie keine eigentliche Straßen, viel weniger eine zuſammenhaͤngende Stadt darſtellen. Das Eigenthuͤmliche dieſer Niederlaſſungen wird daher beſſer be— zeichnet, wenn man ſagt, es iſt ein Wald, theils von Frucht-, theils von wilden Bäumen und Kokospalmen, der von zahlreichen Flußarmen durchſchnitten und von mehren freien Plaͤtzen unterbrochen iſt und in dem unzaͤhlige Landhaͤuſer und kleine Pallaͤſte weitlaͤufig zerſtreut liegen; nur einige Offizierwohnungen und Kaſernen reihen ſich mehr an einans der. Alle Gebaͤude ſind auf teraſſenfoͤrmig erhoͤhtem Grunde angebracht, haben gewoͤhnlich nur eine Etage und ſind entweder ringsum, oder nur an der Vorder- und Hinterfront mit Vorhallen umgeben, die auf zier— lichen Saͤulen ruhen. Sie liegen meiſtens im Vordergrunde eines Gar— tens, der fie rings umgiebt und mit ſchattigen Bäumen geziert iſt. Als Mittelpunkt aller dieſer weitlaͤufigen Wohnungen, die ſich von Batavia aus, mit zahlreichen javanſchen Doͤrfern (Kampong's) unter⸗ mengt, wohl 4 Stunden landeinwaͤrts erſtrecken, bis zu dem ehemaligen Fort Meeſter Cornelis hin, ja bis Buitenzorg ſelbſt, das 38 Paale *) (Pfaͤhle) von Batavia entfernt liegt, — it Waterlooplein zu betrach⸗ ten, ein freier Platz, deſſen Mittelpunkt eine Säule mit dem niederlän: diſchen Loͤwen ziert. Auffallender als die Säule iſt ein großes, in erhabenem Stil er: bautes Gebaͤude, het Gouvernementshuis, welches den Platz von der einen Seite ganz begrenzt und wohl das ſchoͤnſte und größte im Niederlaͤndi⸗ chen Indien iſt. Die zweite Etage endigt ſich in ein plattes Dach; 2 Thore fuͤhren in ſein Inneres. Es enthaͤlt außer allen Bureaux der *) Drei Paale auf eine Stunde gerechnet. 37 Regierung in feinem Erdgeſchoß noch die Landesdruckerei, das Poſtbureau, mehrere Gefaͤngniſſe für Militairs und Wachtſtube. Die anderen drei Seiten des Platzes find von Offizierwohnungen umgeben, welche nach Art von Kaſernen mehr zuſammenhaͤngen und ver— ſchiedene Reihen bilden. Auch eine roͤmiſche Kirche befindet ſich auf der einen Ecke. Ich erhielt noch denſelben Tag eine Wohnung angewieſen. Dies war ein Zimmer in einer Offtizierkaſerne, die Meeß genannt, deſſen In— neres ohngefaͤhr ſo ausſah, wie die Welt, ehe ſie erſchaffen wurde. Die Thuͤr war mit Bindfaden zugebunden, die Fenſteroͤffnungen waren durch zarte, graue Vorhaͤnge geſchloſſen, welche Spinnen verfertigt hatten; Eidechſen liefen an den Waͤnden hinan und in den feuchten Ecken huͤpf— ten Froͤſche herum, mißvergnuͤgt, durch den neuen Ankoͤmmling aus ih— ren Schlupfwinkeln verſcheucht zu werden. Zahlreiche große Loͤcher, von ausgezogenen Nägeln entſtanden, befanden ſich reihenweis in den Waͤn— den, die mit roth, braun, ſchwarz und grau ſo uͤberfleckt waren, daß man nicht mehr unterſcheiden konnte, welche Farbe ſie fruͤher eigentlich gehabt hatten. 0 Zwei Stricke, aus den Faſern der Kokospalme geflochten, hingen von den Waͤnden herab, gleichſam fuͤr Liebhaber beſtimmt, die ſich ſo— gleich aufzuhaͤngen wuͤnſchen. Durch Erkundigung erfuhr ich, daß ſie fuͤr Lampen beſtimmt ſeien, die laͤngſt zerſchlagen waren. Dieſes Zimmer betrat ich in Begleitung eines javanſchen Aufſehers (Mandor), der mir mit Darreichung von Tinte und Feder ein Buch vorlegte, um ſogleich mein erſtes Geſchaͤft in der neuen Wohnung zu verrichten. Denn ob ich gleich feine Sprache nicht verſtand, fo nahm ich doch fo viel aus feinen Pantomimen wahr, daß ich hier unterzeichnen muͤſſe: Alles in gehoͤriger Ordnung gefunden zu haben. Ich dachte: Laͤndlich, ſittlich, vielleicht iſt dies javanſche Ordnung und unterzeichnete ſchnell, zumal da ich bedacht ſein mußte, meine eben anlangenden Guͤter in der Geſchwindigkeit etwas zu ordnen, ſo lange man ſich des Tages— lichtes noch efreuen konnte. Denn ſobald die Sonne aus dem Geſichtskreiſe entwichen war, ſenkte ſich auch in weniger als einer halben Stunde ſchwarze Finſterniß herab. Dieſer ſchnelle Uebergang vom hellen Tageslicht in finſtre Nacht un— ter den Tropen erregt eine ſonderbare Empfindung bei dem neuen An— koͤmmling, der gewohnt iſt, ſich in ſeiner Heimath einer lieblichen Daͤmmerung zu erfreuen, waͤhrend der ſich die Natur langſam in Ruhe verſenkt und naͤchtliche Stille uͤberhand nimmt. Hier anders. Kaum iſt das Sonnenlicht untergegangen, ſo nimmt die Finſterniß ſichtbar zu; mit der Helle des Tages verſchwindet auch deſſen Stille, und ein Orcheſter von Millionen der verſchiedenartigſten Geſchoͤpfe, von Reptilien, Heuſchrecken und Inſecten aller Art beſetzt, be— ginnt ſein Concert. Es iſt ein Geraͤuſch, das, aus ſo vielen Stimmen es auch zuſammengeſetzt, doch ſo gleichmaͤßig toͤnt, ein ſo unaufhoͤrliches Klingen und Schwirren, daß man nicht weiß, ob man es einſchlaͤfernd 38 oder wachhaltend, troſtlos oder befriedigend nennen fol. Die ganze er— waͤrmte Atmoſphaͤre (die kaum um ein Paar Grade abgekuͤhlt iſt) ſcheint zu ſingen und zu klingen. Es iſt ein allgemein verbreiteter Ton, der die ganze Nacht anhaͤlt, alle Naͤchte wiederkehrt und in dem ſich nur von Zeit zu Zeit einige andere Toͤne vernehmen laſſen, ſei es das taktmaͤßige Geſchrei der Gecko's (Lacerta Gecko) die unter den Daͤchern der Ge: baͤude mit durchdringender Stimme ihren Namen verkuͤndigen oder das dumpfe Rufen der Unken und Froͤſche, deren melodiſcher Geſang alle Pfuͤtzen belebt; auch von dieſen unterſcheidet man dem bloßen Gehoͤr nach zahlreiche Arten, feinere und tiefere Stimmen, die wirklichen Takt mit einander halten und rhytmiſch auf einander folgen. Die Verhältniffe, in denen ich zu Weltevreden ſtand, erregen kein allgemeines Intereſſe, fo daß ich fie am Beſten mit Stillſchweigen uͤber⸗ gehe. — Genug geſagt, das ich 14 Tage nach meiner Ankunft Theil an dem aͤrztlichen Dienſte im großen Hoſpitale daſelbſt nahm, der mei: ſtens darin beſtand, jeden Morgen und Abend nebſt einem Chicurgien- major Viſite in einigen der Saͤle zu halten und alle 4 Tage die Wache zu uͤbernehmen. — Alle Zeit, die mir uͤbrig blieb, benutzte ich, um mich aus dem Menſchengewuͤhl und ſeinem Treiben hinaus zu retten in die freie Natur, hinaus in die blühende Pflanzenwelt, die mir frei⸗ gebig ihre Schoͤnheiten darbot. Anblick des Landes. Phyſiſche Beſchaffenheit deſſelben — Naturphyſiognomie — Vegetation — Art des Bodens. Weltevreden liegt etwa 2 Stunden vom Seeſtrande entfernt, ſuͤdlich von Batavia. Beſtimmte Grenzen, gleich einer Stadt, hat es nicht; es iſt freies, Wald bedecktes Land, in dem ſich die Gebaͤude nach allen Richtungen hin zerſtreuen und ſich je weiter vom Mittelpunkte ab, um ſo mehr von einander entfernen. Noͤrdlich haͤngt es mit Batavia durch die Haͤuſer des Molenvliet's zuſammen, ſuͤdlich dehnt es ſich laͤngs der ſchoͤnen Buitenzorg'ſchen Straße 2 Stunden weit bis Meeſter Corne: lis hin aus und beiderſeits ſchimmern ſeine weißen, mit Säulenhallen verſehenen Gebäude aus dem Gebuͤſch hervor. — Von Meeſter Cornelis an, einem ehemaligen Fort, jetzt einer kleinen Beſatzung, die ein Pulver⸗ magazin bewacht, entfernen ſich die Gebaͤude mehr von einander, um in weitläufiger Aufeinanderfolge die Straße bis nach Buitenzorg hin zu be— gleiten. Sie wechſeln ab mit zahlreichen Kampongs (javanſchen Dörfern) oder einzelnen Bambus: Hütten, die, von Piſangſtauden umgeben, im Schatten der Baume verſteckt liegen. 39 Dieſe Gegend, in der Weltevreden mit allen dazu gehörigen Lands haͤuſern liegt, beſteht aus einer weitausgedehnten Ebene, welche ſich vom Seeſtrande ſuͤdlich hin bis an die Vorhuͤgel jener Centralgebirgskette, (deren hoͤchſte Kuppen hier der Gagak, Salak und Geds find) erſtreckt, etwa 10 — 15 Stunden weit, ſich der Laͤnge nach aber, uͤberall dem Seeſt rande folgend und niedriges Moraſtufer bildend, bis in das Ban— tam'ſche und Dſcheribon'ſche ausdehnt. Die Gegenden an der See ſind wegen ihrer geringen Erhebung uͤber dem Meeresſpiegel, die an vielen Orten wohl kaum ein Paar Fuß be— traͤgt, haͤufigen, weitverbreiteten Ueberſchwemmungen ausgeſetzt, wenn in der Regenzeit den Flußbetten mehr Waſſer zuſtroͤmt, als in das Meer fließen kann. Dann ſtehen namentlich die Staͤdte Batavia und Sama— rang ſo tief unter Waſſer, daß man mit Kaͤhnen in den Straßen fah: ren muß; wenn endlich, oͤfters erſt nach Monaten, das Waſſer abgelau— fen iſt, fo bleibt in den Straßen und Hausfluren fußhoher Schlamm zuruͤck und grüne Anfluͤge von Prieſtley'ſcher Materie und Conferven bekleiden noch lange die durchweichten Waͤnde. Die Erhebung der Ebene nach den Gebirgen zu iſt kaum merklich, ſo daß ſie in einer Entfernung von 4 Stunden vom Ufer z. B. bei Meeſter Cornelis kaum an 50 bis 60 Fuß betragen kann. Die Uneben⸗ heiten, die man in ihr bemerkt, ſind ſehr unbedeutend; kaum gewahrt man einige ſanfte, wellenfoͤrmige Erhebungen und Vertiefungen; je naͤher nach der See, deſto mehr naͤhert ſich die Ebene einer voͤlligen Horizontalflaͤche. Doch einen ſo einfoͤrmigen Anblick viele Ebenen in andern Welttheilen gewähren, wo fie kahl und oͤde hingeſtreckt liegen, einen ſolchen Reich thum von immer neuen Schoͤnheiten bietet dieſe Flaͤche dar, die weit und breit mit der uͤppigſten Vegetation bedeckt iſt, ſo daß ſie von einer Anhoͤhe aus (z. B. vom Gouvernementshuis auf der Waterlooplein aus) betrachtet, wie ein einziger, zuſammenhaͤngender Wald erſcheint, der ſich uͤberall, ſo weit das Auge nur reicht, in die Ferne erſtreckt. — Dieſe uͤppige Belaubung beſchraͤnkt daher die Ausſicht, ſo daß man vom ebenen Boden ſeinen Blick (ein Paar grasbewachſene Flaͤchen ausgenommen) ſelten weiter als 100 Fuß weit vor ſich ſenden kann und ſich an dem Weiterreiſen durch vorſtehende Baumgewoͤlbe gehemmt ſieht. Aber die Schoͤnheiten der Vegetation, die große Zahl bluͤhender Straͤucher und Kraͤuter bieten den freundlichſten Erſatz für die Ausſicht, die fie hindern. Dieſer große Wald (ſo erſcheint er dem Auge), beſteht aus einem bunten Gemiſch dichtbelaubter Fruchtbaͤume, unter denen ſich die Ge: baͤude und Kampongs verſtecken. Wenn man eine Wildniß, einen Ur⸗ wald vor ſich zu ſehen glaubt, fo ſieht man ſich getaͤuſcht, wenn man ſein Inneres betritt und zwiſchen den weitlaͤufigen Staͤmmen hoher Fruchtbaͤume hingeht, nun durch Piſangſtauden oder Siripflanzungen (Piper Betle), die ſich an den ſchlanken Staͤmmen der Hyperanthera Moringa W. hinaufranken, oder durch Kaffeeſtraͤucher und Ananas⸗ Stauden (Bromelia Ananas) in ſeinen Schritten gehemmt! Von dieſen Baͤumen kommen am zahlreichſten vor Gareinia Man- 40 gostana, Mangifera indica und andere Arten dieſer Gattung, Arto- carpus incisa und integrifolia, Nephelium lappaceum, zahlreiche Citrus-Atten, Averrhoa Bilimbi, Morinda citrifolia, viele Eugenien, (Jambos) Anona muricata, tuberculata, Persea gratissima, Lan- sium domesticum, Durio Zibethinus, Carica Papaya, und unzählige Kokospalmen, die ſich theils zwiſchen jenen zerſtreuen, theils gruppen= weiſe, in kleinen Waͤldern vorkommen. Mehr zerſtreut zwiſchen den übrigen finden ſich Areca communis und die Arengpalme (Gomutus Rumphii), deren Stamm zahlreiche Farrenkraͤuter überziehen. Ferner erblickt man in der Nähe von Weltevreden: Tamarindus indica, Ci- trus decumana und Canarium commune, die hohe, herrliche Alleen bilden; an vielen Wegen iſt Morus indica und Hibiscus tiliaceus angepflanzt, ein kleiner Baum, deſſen große, gelbe Blumen das Auge erfreuen. Auch Musa paradisiaca und Bambusgebuͤſch (Bambusa arundinacea) kann man ihren Dimenſionen nach zu den Bäumen rech⸗ nen. Dieſes findet ſich beſonders am Anfange der Doͤrfer in zahlreichen Gruppen und an den Flußufern, denen es eine eigenthuͤmliche Phy⸗ fiognomie ertheilt, die den Ausdruck von Schönheit, Leichtigkeit und Kraft in ſich vereint. Seine ſchlanken, armdicken Stengel ſchießen 40 bis 50 Fuß hoch empor und verzweigen ſich in ein Laub, das, ſich uͤberwoͤlbend, den angenehmſten Schatten giebt. An den Seiten der Chauſſee, die nach Buitenzorg fuͤhrt, (wie an vielen andern Straßen Java's) findet man Bixa Orellana angepflanzt, kleine, runde Baum: chen mit rothhaarigen Fruͤchten bedeckt, die ihnen aus der Entfernung das Anſehn von bluͤhenden Roſengebuͤſchen geben. Als Zierpflanze in den Gärten erhebt die Casuarina equisetifolia ihre ſchlanken nach Art unſerer Fichten zertheilten Zweige und hie und da auf hohen Laubgewoͤlben erblickt man die praͤchtigen lilafarbigen Bluͤthen der Lagertrömia Reginae Roxb. — Ixora- Arten Dracaena terminalis, Jatropha multifida etc. ſchmücken die Seiten der Wege. Der Anblick dieſes Ganzen, dieſer verſchwenderiſchen Fuͤlle zuſam⸗ mengedraͤngter Baumgruppen, gewaͤhrt einen Genuß, deſſen Eindruck ſich beſſer durch die nachahmende Kraft des Pinſels als durch die Feder wie— dergeben laͤßt. — Man verſetze ſich z. B. in den Schatten einer hoch⸗ gewoͤlbten Mangifera, ſchluͤrfe die Wohlgeruͤche, welche die Bluͤthen “) verbreiten, ein und werfe ſeinen Blick auf den Wald, welcher ſich auf der andern Seite des ſchmalen Fluſſes erhebt. — Junges Bambusge⸗ buͤſch, kraus und rund, begrenzt zunaͤchſt das Ufer; dann erblickt man auf dunklerm Grunde das lichte Grün der rieſenmaͤßigen Pifangblätter, die aus ihren ſchwammigen Stämmen emporſtehen und von gelinden Luͤftchen langſam bewegt werden; hinter ihnen ſchließen dicht verwebte Laubbaͤume die Ausſicht, unter denen man an ihrem glaͤnzenden Laube *) Der Uvaria odoratissima, der Michelia Champaca oder der Plumeria obtusa. 41 zahlreiche Citrus-Arten erkennt. Artocarpus ineisa an ihren großen, eingeſaͤgten Blaͤttern, und Bombax pentandrum an feinen horizontalen Aeſten; dazwiſchen ragt das blaulich gruͤne Laub der Arengpalme hervor; — aber Alles wird noch uͤberragt durch die Kronen der Kokospalmen, deren graue, mit Flechten bedeckte Staͤmme ſenkrecht aus dem Dunkel des Laubes in die Hoͤhe ſtreben, um majeſtaͤtiſch mit ihren hohen Wipfeln auf die Woͤlbungen der Laubbaͤume herabzuſchauen; goldgelbe Fruͤchte, ſo groß wie Kuͤrbiſſe, glaͤnzen zwiſchen ihren langen, gefiederten Blaͤttern, die leicht und luftig im Winde rauſchen. Zwiſchen Waͤldern und Anpflanzungen ſolcher Art bleiben noch hie und da kleine Zwiſchenraͤume uͤbrig, bewaͤſſerte Reisfelder, die im liebli— lichen Schmelze der jung aufſchießenden Graͤſer daliegen; hier entfaltet Pontederia vaginalis ihre azurnen Bluͤthen. — Die Wege der Stadt aber und die duͤrren Grasplaͤtze, welche hin und wieder zwiſchen den Ge— baͤuden uͤbrig bleiben, ſind mit dem Unkraut von Sida-Arten (S. acuta, retusa, elongata etc.) von Urena lobata, von einigen Compositis, ferner von Mercurialis-, Celosia-, Achyranthes= Arten und von Por- tulaca oleracea L. bewachſen, zwiſchen denen ſich hie und da auf ſandig⸗ſteinigem Boden die kleine Portulaca quadrifida C. verſteckt. Wo es fruchtbar iſt, am Rande der Gräber, trifft man Heliotropium indicum an. — Die kleinen Gebuͤſche, welche oberhalb Weltevreden den Saum einiger Fluͤßchen umgruͤnen, beſtehen aus Psidium- Arten und Melastoma Malabathricum; mit ihnen vereinigt ſich die Mussaenda glabra V. deren feurig gelbe Bluͤthen und milchweißen, gelben Kelch: bracteen das Auge des Wanderers auf ſich locken. — (Hier konnte nur von denjenigen Gewaͤchſen die Rede ſein, welche die Phyſiognomie der Ge— gend bedingen und durch Maſſe imponiren.) Eigentliche Waͤlder finden ſich in den naͤchſten Umgebungen Batavia's nicht mehr; wohl aber am feuchten, unwirthbaren Seeſtrande (ſchon bei Anjol), ſich einen großen Theil der Nordkuͤſte entlang ziehend. N Was den Boden betrifft, dem dieſe Vegetation entſprießt, fo beſteh er aus einer eigenthuͤmlichen braͤunlich rothen, fetten Erde, die zwiſchen Letten und Thon die Mitte haͤlt, ſich durch große Feinheit auszeichnet, ſich mit dem Waſſer innig vermengt und, wieder getrocknet, zu ſteinhar— ten Kruſten wird. Ueberall an den Flußufern, oder den ſchmuzigen Karabauenwegen und andern von Vegetation entbloͤßten Orten fällt ihre roͤthliche Farbe ins Auge; ſie iſt es, die das Waſſer der Fluͤſſe ſo truͤbe und faſt untrinkbar macht und ſich in der Regenzeit auf den Karabauen— wegen fo erweicht, daß die ſcheibenartigen Mäder den tiefen, ſteifen Dreck kaum durchſchneiden koͤnnen. Denn waͤhrend die meiſten Chauſ— ſeen, die von Batavia nach allen Richtungen auslaufen, z. B. die nach Buitenzorg führende Straße, in ihrer Güte mit den beſten europaͤiſchen wetteifern koͤnnen und durch kleine, mit jener Erde vermengte Steine und darauf geſchichteten Sand, zu einer im Regen faſt unaufloͤslichen Maſſe geworden ſind, ſo ſind die Nebenſtraßen, die neben jenen und parallel mit ihnen laufen, deſto ſchlechter und laſſen ſich in der Regen- 42 * zeit, wegen der zu bedeutender Tiefe erweichten Erde, in des trocknen Jahreszeit wieder wegen der verhärteten Unebenheiten und der tiefen aus: getrockneten Gleiſe, gleich ſchwer befahren. Auf ihnen bewegen ſich die zahlreichen Karren der Javanen langſam fort, die nicht minder durch ihr bambuſenes Dach und ihre beiden ſcheibenfoͤrmigen, aus einem Stuͤck verfertigten Raͤder als durch das plumpe Geſpann der großen, roͤthlich— weißen Karabauen die Aufmerkſamkeit des neuen Ankoͤmmlings auf ſich ziehen. Dieſe rothe, lehmartige Erde, welche den Boden der Weltevreden'⸗ ſchen Ebene bildet, wird, je naͤher nach dem Seeſtrande hin, um ſo mehr von einem dunkler gefaͤrbten, braͤunlichen Humus verdraͤngt, der an man— chen dem Meere nahen Gegenden, z. B. dem ſumpfigen Anjol, eine wirk- lich torfartige Beſchaffenheit annimmt. Kein Sandkorn iſt in dieſen Gegenden am Meeresufer zu entdecken; Alles iſt fette ſchwaͤrzliche Erde, jg der untiefe Grund des Meeres ſelbſt, in dem die Schiffe ankern (wie auf der Rhede von Batavia und vielleicht aller Plaͤtze der Nordkuͤſte Java's), iſt ein dunkler moraſtiger Schlamm. Sobald daher nur eine geringe Brandung ſtatt findet, truͤbt ſich das Meer laͤngs dem Strande und nimmt eine braͤunliche Farbe an. Mehrere kleine Fluͤſſe durchſchneiden dieſe Ebene und waͤlzen ihr truͤbes, lehmiges Waſſer zwiſchen flachen, waldbedeckten Ufern hin— durch ins Meer. Erſt in betraͤchtlicher Entfernung vom Strande, z. B. oberhalb Meeſter Cornelis, ſind die Flußbetten tiefer ausgewaſchen und die Ufer, aus lockerer Erde beſtehend, ſteiler abgeſtuͤrzt; ja einige der kleinen Stroͤme gleichen dort tiefen Graͤben, in die ſich die Vegetation hinabdraͤngt. Nach Weltevreden und Batavia hin werden die Ufer ims mer flacher, faſt gleich mit der Ebene, dem uͤbertretenden Strome in der Regenzeit kein Hinderniß mehr darbietend. Hier beginnen daher die zahl— reichen Sümpfe, die in den Vertiefungen des Bodens und der Gräben zuruͤckbleiben, wenn bei zunehmender Trockenheit ſich die Fluͤſſe wieder in ihre Betten zuruͤckziehen. Dann überziehn fie ſich mit grünen Pflanzenmaterien, mit Lemma minor, Pistia Stratiotes L., Marsilea quadrifolia u. A. ), und beleben ſich mit Myriaden von Froͤſchen, denen ihre Feinde, die Reiher und Stoͤrche, nachſtellen. Je naͤher nach dem Seeſtrande zu, um ſo mehr nehmen die Mo— raͤſte überhand, bis an die Muͤndungen der Fluͤſſe, die, halb in Schlamm verſteckt, zahlreiche Kaimans umlagern. ) Hier fand ich auch eine neue, der Lemma am nächſten ſtehende Gattung und Villarsia indica Vent. 43 Chineſiſche Kirchhöfe. Ruinen Jakatra''s — Sümpfe von Anjol. Es befinden ſich zwei chineſiſche Kirchhoͤfe bei Batavia; ein kleinerer bei Kramat. oͤſtlich der Biutenzorger Straße; ein groͤßerer zwiſchen Ba: tavia und Gunong Saharie, in der Gegend, wo man noch auf zahlreiche, halb im Gruͤn verſteckte Mauern des alten Jakatra ſtoͤßt. Letzterer iſt eine Strecke Landes von 4 Stunde im Durchmeſſer und rings von hohen, waldigen Ufern umgeben, aus den uberall die ſchlanken Palmen hervorragen. — Die merkwuͤrdigen Graͤbſtaͤtten einer merkwuͤrdigen Nation enthaltend, bietet es einen hoͤchſt eigenthuͤmlichen Anblick dar. Man blickt naͤmlich uͤber Tauſende kleiner, abgerundeter Huͤgel hin, die ſich, nur durch ſchmale Thaͤler oder Vertiefungen von einander ge— trennt, überall zu einer Höhe von 10 — 20 — 30 Fuß erheben. Manche reihen ſich auch an einander und bilden kleine Huͤgelruͤcken. Ihre abgerundeten, hemiſphaͤriſchen Scheitel ſind durch die gewoͤlbte Decke des Grabes gebildet, deren in ſonderbarem Stil ausgemauerter und ver— zierter Eingang ſich an der einen Seite des Huͤgels darſtellt. Gewoͤhn— lich ſind es einige, (zwei oder mehrere,) halbzirkelfoͤrmige, ſich ſchraͤg an den Huͤgel anlehnende Kreiſe, die, deſſen eine Seite bedeckend, einer den andern einſchließen und in ihrer Mitte eine kleine convere Platte, (eine flache Kuppel,) uͤbriglaſſen. Dieſe Halbkreiſe, (niedrige Mauern oder Leiſten) find unten offen, da wo ſich das Grab ſenkrecht abſtuͤrzt und den Eingang enthaͤlt, welcher mit einer oder zwei großen aufgerich— teten Steinplatten dicht verſchloſſen iſt. Vor dieſem Eingange, der eigent— lichen Front des Grabes, die eine Hoͤhe von 6 — 10 Fuß erreicht, bleibt meiſtens noch ein kleiner Platz (oder ein Gang) uͤbrig, den zu beiden Seiten gemauerte Baͤnke und niedrige Mauern umgeben, ſo hoch, als der gruͤne Rand des Huͤgels, der hier in die Ebene herablaͤuft. — In den Steinplatten, welche den Eingang verſchließen, befinden ſich wunderbar geformte Zeichen eingegraben, (chineſiſche Buchſtaben,) die mit ſchwarzer Farbe oder mit Gold ausgemalt ſind. Alles iſt mit dem blen— dendſten Weiß uͤbertuͤncht, das mit dem friſchen Gruͤn der Huͤgel einen grellen Kontraſt bildet. Viele Gräber find jedoch bereits verfallen und ihre Inſchriften erloſchen. Die ganze Fläche iſt bedeckt von der uͤppigſten Vegetation, die, wie die Haare eben fo vieler Schädel, alle Hügel überzieht. Laͤßt man feine Augen nun darüber hinſchweifen, fo kann man ſich nicht fättigen an dem eben fo neuen, fremdartigen als ſchoͤnen Anblick, der ſich darbietet. Tau— ſende kugelfoͤrmiger Huͤgel von einem engverflochtenen Dickicht ſchoͤner Straͤucher bedeckt, — die ſich in alle Vertiefungen hinabſenken und ſich auf alle Huͤgelruͤcken erheben und durch deren friſches Gruͤn hie und da das helle Weiß der Gräber hervorſchimmert. Eilt man nun hinzu und drängt ſich in das Dickicht hinein, das herrliche Wohlgeruͤche, ſuͤße Pflan— +44 zenduͤfte erfüllen, fo wird man uͤberraſcht durch die außerordentliche Fülle mannigfaltiger, bluͤhender Straͤucher und krautartiger Pflanzen, die uͤberall zwiſchen jenen aufſproſſen. Eigentliche Baͤume findet man im Bereich der Gräber nicht. — Memecylon laxiflorum Dl., Psidium pyrife- rum, ftacheliae Acaciae mit gelben Bluͤthenkoͤpfchen, Leea sambucina, Melastoma Malabathricum, Abrus precatorius, Rubiaceae (Jxorae) und Carissa Carandas L. beſonders find es, welche das Strauchdickicht bilden, in dem Gloriosa superba ihre farbigen Bluͤthen entfaltet. — Auch ein ſtinkender Strauch mit weißen Bluͤthendolden“) begegnet dem Wanderer, den beim Durcharbeiten die Stacheln der Carissa Carandas verlegen. — Arum-Arxten, deren einſame Schaͤfte ſich im Gebuͤſch ver ſtecken, verbreiten kadaveroͤſe Duͤfte umher. — Auf dem Scheitel der Gräber erhebt ſich hier und da die Calotropis gigantea R. Br. (mit ihren großen, weißlich-grünen Blättern), während am Rande der Suͤmpfe die braunen Spitzen des Acrostichum inaequale W. hervorragen. — Denn in den Vertiefungen zwiſchen den Graͤbern hat ſich hier und da Regenwaſſer angeſammelt, welches ſich mit Marsilea quadrifo- lia überzieht. — Verlaſſen wir dieſen merkwuͤrdigen Ort, um den Schatten ſeines waldigen Ufers, das ihn, gleich einem Saume, umgiebt, zu betreten und den Boden, den das alte Jakatra bedeckte, zu durchwandern. Zwei breite Wege naͤmlich durchſchneiden den Kirchhof, einer der nach Batavia, ein anderer, der nach Anjol fuͤhrt, bis dahin, wo man ein kleines Fort erbaut hat. — Sie kreuzen ſich mit zahlreichen andern Wegen, die das Gebuͤſch nach verſchiedenen Richtungen durchlaufen und zu beiden Seiten von Menus 8 ugs nov? (Conf. Aurantiacearum genus Sclerostylis Be By dr. 3, p. 133, atque Rutacearum genus Barraldeia DC, prodr. I. p. 732.) Calyx: dentes 5 breves, obtusi. persistentes, Corolla: petala 5 demtibus calyeinis alterna, lineari-lanceolata. obtusa, per aestivationem valvata, dein revoluta, decidua. Stamina decem, cum petalis annulo glanduloso inserta, 5 bre- viora petalis opposita, 5 longiora, petalis alterna; filamenta subulata. erecta: antherae cordatae. Germen toro brevissimo stipitatum, ooideum, stylo elongato crasso mox deciduo coronatum ; stigma capitatum. Frutex 5—7 pedalis, foliis alternis ad apicem ramulorum rosu- lato congestis, cymam florum intermediamam bientibus. Folia impari- pinnata, 8 — 9 juga; foliola breviter petiolata, alterna, saepius versus basin rachis communis opposita. Pedunculus communis (ra- chis) pubescens. — Folio la glaberrima, nitida, pellucido - punctata, ovata, apice aequaliter attenuata, margine recurvo glanduloso remote- subserrulato. Glandulae versus marginem majores, pellucidae Foliolum impar et foliola lateralia superiora apice subtilissime incisa. — Flo- res cymosi. Cyma foliis dimidio brevior, intermedia, erecta, pedunculis gla- bris. — Bracteae lineares ad basin pedunculorum. Odor florum, foliorum totiusque frutieisfortis graveolens! 45 E Laubbaͤumen und Kokospalmen umgeben find, deren Zweige. öfters bis in die Mitte der Wege uͤberhaͤngen, und ein hohes Laubgewoͤlbe bilden, in deſſen Schatten man luſtig dahinfaͤhrt. Die meiſten ſind breite, ebene Fahrſtraßen, die mittels kleiner hoͤlzerner Bruͤcken uͤber haͤufige Graͤben und Suͤmpfe hinwegfuͤhren. Viele ſolcher Bruͤcken ſind indeß vermodert und eingeſtuͤrzt; große Schwaͤmme (Polypori) wuchern auf allen ihren Bal⸗ ken; viele Wege find bewachſen und unfahrbar und bluͤhendes Gebuͤſch von Caͤſalpinien draͤngt ſich von beiden Seiten ihrer Mitte zu. Doch mehr als die Bruͤcken und die ſich verlierenden Wege deuten die zahlrei— chen Ueberreſte von Haͤuſern, die man überall antrifft, auf den ehemali— ligen Wohlſtand der Stadt, welche dieſen Boden bedeckte, auf die erlo— ſchene Pracht des alten Batavia's und Jakatra's. Denn vom Kirch— hofe bis nach Batavia, und von Batavia bis nach Anjol, das 2 Stun— den von der Stadt entfernt liegt, ſtoͤßt man uͤberall auf Ruinen, die ſich zu beiden Seiten der Wege im Gebuͤſch verſtecken. Bald ſind es verfallene Mauern von Clitoria Ternatea uͤberrankt, bald Pfeiler von Thorwegen und halb eingeſtuͤrzte Portale, deren zierlich bearbeitete Steine auf Kunſtſinn hindeuten, der einſt hier bluͤhte und den man in den modernen Haͤuſern Weltevreden's nicht mehr bemerkt. Die vielen Kanäle find verſchlammt oder enthalten nur ein grünes, ſtinkendes Waſ— ſer; die herrlichen Gaͤrten verwildern, kaum erkennt man ſie noch an den Zierpflanzen, welche, nicht mehr durch die modelnde Hand des Gaͤrt— ners in Schranken gehalten, die Ruinen freundlich umfaſſen; oder an den Fiſchteichen und Baſſins, in denen jetzt Krokodille lauern und deren Ufer ſchoͤne Plumerien beſchatten; die Gebaͤude ſind verſchwunden und traurig blicken ihre Ueberreſte durch die uͤppige Vegetation hindurch, die ſie faſt ganz verbirgt, als wollten ſie aus dem Schooße des Lebens hervor den Wandrer an den Tod, an die Vernichtung erinnern. Naͤhert man ſich nun auf ſolchen einſamen Wegen, wo der Tritt keines Menſchen erſchallt und nur Voͤgelgeſchrei die Stille unterbricht, dem feuchten Anjol, ſo ſieht man wie die Graͤber, Suͤmpfe und ſtehen— den Waſſer immer häufiger werden. Nicht fern vom Campong Anjol ergießt ſich ein kleiner ſchiffbarer Fluß ins Meer, deſſen Niveau kaum einen Fuß unter den angrenzenden Wegen ſtand. Noch an feiner Muͤndung, mitten im Sumpfe, von einem einfachen Walle umgeben, erhebt ſich ein kleines Fort, ein einfaches Achteck, mit deſſen Auffuͤhrung man noch beſchaͤftigt war. Hier finden die haͤufigſten Ueberſchwemmun— gen Statt, theils durch den austretenden Fluß, theils am Strande durch das Meer ſelbſt, wenn Fluth eintritt oder wenn ſtarke Winde die Wo— gen landeinwaͤrts treiben. Hier giebt es daher auch die zahlreichſten Moraͤſte, gepaart mit der uͤppigſten Vegetation. — Bald ſind es tiefe, mit Waſſer angefuͤllte Gräben, durch kuͤnſtlich aufgeworfene Daͤmme von einander getrennt, bald ſchlammige Strecken, die nur zur Zeit hohen Waſſers uͤberſchwemmt werden, bald Wieſen aͤhnliche Flaͤchen, in denen Schaaren ſchneeweißer Reiher umherwaten. Je naͤher nach dem Strande zu, um ſo zahlreicher werden dieſe Moraͤſte, in denen ſich das Salzwaſ— 46 fer des Meeres (das hier zahlreiche kleine Buchten bildet), mit dem trü- ben Waſſer der ausgetretenen Fluͤſſe vermiſcht. — Bald ſind weite Strek— ken mit Nipa fructicosa bewachſen, die gleichſam Kokoswipfel ohne Stamm darſtellt; ihre mit Schlamm üͤͤberzogenen Laubſtiele zeugen noch von den ſtattgehabten Ueberſchwemmungen, und kaum darf man es wa— gen, den lockern Sumpfboden zu betreten, in dem Feuchtigkeit und Hitze mit einander kaͤmpfen und aus dem ein eigenthuͤmlicher, unangenehmer Geruch emporſteigt; — bald mit Acanthus ilicifolius bedeckt, der ein undurchdringliches, ſtacheligtes Dickicht bildet. — Viel freundlicher und ſchoͤner aber als Nipa und Acanthus ſind die kleinen Gebuͤſche, welche den Rand der Suͤmpfe und Buchten umgtuͤnen; — denn, wandert man auf den Waͤllen entlang, welche Suͤmpfe von einander trennen, ſo be— gegnet man bald der Bruguiera caryophylloides BI., bald der Bruguiera Rhedii Bl., deren große, glänzende Blatter mit dem feiner gewebten, hellern Laube der vorigen contraſtiren; prachtvoll leuchten ihre rothen, hängenden Kelche aus der Lau bkrone hervor, welche rundlich iſt und an Orangenbaͤumchen erinnert! Aber eigenthuͤmlich ſind ihre Staͤmme, die ſich zuweilen kandelaberaͤhnlich theilen und ſich mit Stuͤtzen umgeben, welche tief im Schlamme ruhen. — Eigentliche Rhizophorae findet man hier nicht. — Auf andern Dämmen aber, über die Ipomoea maritima R. Br. bald mit rothen, bald mit weißen Blumen hinwegkriecht, trifft man Aegiceras-Arten an, namentlich Aegiceras obovatum Bl., das nicht minder liebliche Straͤucher oder Baͤumchen bildet, aus deren Laube die weißen Bluͤthendolden ſehr angenehm hervorſchimmern. — Verbe- sina⸗Arten ranken ſich überall umher und Loranthi hängen an vielen Aeſten. — Dies find die vorherrſchenden Formen in dieſem Strauch: dickicht, über welches hier und da ein einſamer Borassus flabelliformis ſeinen Wipfel erhebt. Dieſe ſo eben betrachtete Gegend iſt ihrer Ungeſundheit wegen be= ruͤchtigt und wird ſelten betreten. Es warnen davor die feindliche Sumpf⸗ luft, welche die Mauern Jakatra's ſtuͤrzte, — und der Tod, der mit bleichen, bösartigen Fiebern bewaffnet, die Menſchen von hier vertrieb und die alte Stadt, (in der ſich Reichthum, Luxus und uͤppige Sitten umarmten) in einem Schauplatz des fteien Pflanzenlebens verwandelte. Doch wer ſich eine Anſicht von der Schoͤnheit indiſcher Natur in Strandgegenden, von der eigenthuͤmlichen Phyſiognomie ſolcher Suͤmpfe verſchaffen will, der durchwandere die ſtillen Laubgaͤnge Anjols, das er nicht unbefriedigt verlaſſen wird. Die Kirchhoͤfe der Javanen, wie man fie in der Nähe der Kam⸗ pongs uͤberall ſieht, bieten ein nicht minder ſonderbares, wenn gleich we— niger impoſantes Anſehn dar. Es ſind kleine Grasplaͤtze, in denen ſich, eng an einander gedraͤngt, die kleinen, laͤnglichen Grabhuͤgel erheben, mit verſchieden geformten Denkmaͤlern von ergrauten Hoͤlzern bezeichnet. Cambodja-Bäume, Plumeria obtusa breiten ihre Aſtgewirre daruͤber aus, und werfen einen angenehmen Schatten auf die Graͤber, waͤhrend ihre großen, weißen Bluͤthen die Luft mit Wohlgeruch erfuͤllen. 47 Chineſiſche Kampongs. Nicht minder ſehenswerth, als die Graͤber der Chineſen, ſind auch ihre Wohnungen der Lebendigen. Sie liegen theils zwiſchen europaͤiſchen Haͤuſern und javanſchen Hütten zerſtreut, z. B. bei Weltevreden, theils find fie zu kleinen Städten oder Dörfern vetſammelt. Das größte von dieſen iſt das chineſiſche Kampong, weſtlich bei Batavia, als deſſen Vor— ſtadt man es betrachten kann. Sehr intereſſant iſt ein Spaziergang in dieſer kleinen, ganz in chineſiſchem Stil erbauten Stadt, deren Straßen krumm, doch breit genug ſind und meiſtens in der Mitte von einem Kanal fahrbaren Waſſers durchſchnitten werden, uͤber den zahlreiche Bruͤk— ken führen. Ihre Haͤuſer find einſtoͤckig mit vorſpringenden Daͤchern, deren oberer Rand, (die Firſte,) concav iſt und ſich nach beiden Gie— beln erhebt. Auf den ſanftgeneigten Flaͤchen der Ziegeldaͤcher erblickt man hie und da (angepflanzt) die mehr ſonderbaren, als ſchoͤnen Geftalten des Cactus ficus indica. Dies iſt der Ort auf Batavia, in dem man die meiſten Spuren von Kunſt und Induſtrie, zwar in fremden Kolorit, doch oft in großer Vollkommenheit antrifft. Hier findet man Hand werksleute aller Art, Maler, Blechſchmiede, Tiſchler, Uhrmacher u. ſ. w., die ihre Arbeiten alle in offenen Laͤden zur Schau ſtellen. Ein Kramla— den reihet ſich an den andern; da erblickt man mancherlei Eßwaaren, Obſt, Eiſenwerk, Kattune und ſeidene Zeuge, Regenſchirme aus gefirnißtem Papier gemacht, niedliche Apotheken und die mannigfaltigſten chineſiſchen Arbeiten in buntem Wirrwarr unter einander. Auch an Speiſehaͤuſern gebricht es nicht, wo fortwaͤhrend gekocht und gebraten wird und wo ſich öfter ſelbſt Europaͤer einfinden, die ihren abgeſtumpften Gaumen durch ein fremdes Gericht zu kitzeln wuͤnſchen; das beilebteſte von dieſen iſt Ke— melo, eine Art dicker Suppe, ein wahres Quodlibet, ein mixtnm com- positum aus allen Arten von Fleiſch, Fiſch, Krebſen, Auſtern, Quallen und mancherlei verſchiedenen Pflanzenſtoffen. f Vor jedem anſehnlichen Kaufladen hänge ein großer aus Papier ver- fertigter Ball, oder mehrere Baͤlle, die mit grellen Farben bemalt und mit Gold beklebt ſind, von denen die meiſten eine laͤngliche oder prismatiſche Geſtalt, nach Art unſerer Laternen, haben. (Was man, aus dem Be— reiche der Kuͤnſte, z. B. Farbenmaterialien, in einem ſolchen chineſiſchen Kramladen nicht findet, wird man ſchwerlich in einem Toko von Bata: via erfragen.) 48 Herrſchende Krankheiten zu Batavia. Es iſt ſehr viel über die Ungeſundigkeit Batavia's geſchrieben und ge: ſprochen; ſeine boͤsartigen Fieber ſind beinah in der ganzen Welt beruͤch— tigt und ſchon der Gedanke an Batavia macht Manchen ſchaudern, der ſein gewohntes Vaterland nie verlaͤßt. Auch iſt es nicht zu laͤugnen, daß die Mortalität der Europaͤer zu Batavia ungeheuer war; allein ob davon die nothwendige und alleinige Urſache in dem Klima und der Luftbeſchaf— fenheit lag, iſt ſehr zu bezweifeln vielmehr als wahrſcheinlich anzunehmen, daß die verkehrte, dem Klima durchaus nicht angemeſſene Lebensart der Europaͤer die Hauptſchuld davon trug. Es ſei mir erlaubt, nur Folgendes daruͤber zu bemerken. Daß in faſt allen moraſtigen Gegenden (auch Europa's, z. B. in Potsdam, Weſel), endemiſche Fieber herrſchen, beweiſt den nachtheiligen Einfluß der Sumpfluft auf den menſchlichen Organismus; daß aber ſolche ſtagnirende Waſſer, ſolche Strecken feuchten, moraſtigen Grundes ihren ſchädlichen Einfluß unter den Tropen in einem noch höhern Grade aͤußern muͤſſen, wird ſchon durch die Betrachtung wahrſcheinlich, daß hier die Sonne, welche ſcheitelrecht auf die grünen mit Waſſerpflanzen über: zogenen Flächen herabſticht, eine größere Kraft ausuͤbe, das hier die Menge des verdampfenden Waſſers in einer gegebenen Zeit ungleich groͤßer ſei, daß die Verdunſtung ſelbſt mit größerer Geſchwindigkeit erfolge und daß daher die elaſtiſchen Daͤmpfe, welche aus den Suͤmpfen in die Atmoſphaͤre aufſteigen, auch eine groͤßere Quantitat aufgenommener, heterogener Be— ſtandtheile, die der Gaͤhrungsprozeß vermodernder Thiere und Pflanzen entband, enthalten. Schon der Waͤrmegrad, der es moͤglich macht, daß ſich in gleich großen Luftraͤumen eine größere Menge waͤſſriger Feuchtig⸗ keit aufgelöft halte, als in kaͤltern Klimaten, macht den groͤßern Nach— theil von Suͤmpfen und feuchten Gegenden unter den Tropen wahrſcheln— lich. Und die Erfahrung beweiſt es. Wenn man daher auch die Exiſtenz von Miasmen nicht beweiſen und die Stoffe, welche ſich der atmoſphaͤ— riſchen Luft impraͤgnirt haben, als ihrem normalen Miſchungsverhaͤltniſſe⸗ fremd, nicht ſichtbar darſtellen kann, fo macht doch das häufige Vor: kommen von endemiſchen Krankheiten in ſumpfigen Gegenden die Unge— ſundheit einer ſolchen Luft wahrſcheinlich. Batavia iſt aber rings von Suͤmpfen und Moraͤſten umgeben. Einen Antheil alſo an der Mortalitaͤt der Europaͤer zu Batavia kann man der ungeſunden Lage nicht abſprechen. Namentlich jene boͤsarti— gen Fieber ſcheinen eine Folge der Sumpfluft zu ſein. Doch ſind hierbei folgende Punkte nicht außer Acht zu laſſen: 1. Das enge Beiſammenwohnen in an einander gedraͤngten, hohen Haͤuſern, in ſchmalen Straßen, in von hohen Mauern umgebenen Staͤdten, in Zimmern, die mit Glasfenſtern verſchloſſen ſind, iſt fuͤr tropiſche Laͤn— der ganz unpaſſend. — Die ungeſundeſte Periode Batavia's, wo die Sterblichkeit ſtets am groͤßten war, war die, als die Stadt noch als 49 Feſtung beſtand und von hohen Waͤllen umgeben war. Damals wohn— ten die Einwohner in engen Straßen zuſammen, in Häufern, die auf hollaͤndiſche Art erbauet und mit Glasfenſter verſehen ſind. Faſt alle Straßen waren von Kanaͤlen durchſchnitten. Als im Jahre 1810 die Citadelle abgebrochen und die Stadtmauern gefchleift wurden, verließen die meiſten Europaͤer die Stadt und ſie— delten ſich, (da das Land nun ſicherer wurde), in mehr zerſtreuten Wohnun— gen an. Und von dieſer Zeit an nahm auch die Sterblichkeit immer mehr ab und man hoͤrte Nichts mehr von jenen allgemein herrſchen— den moͤrderiſchen Fiebern, die faſt keinen Bewohner verſchonten. 2. War die Lebensart der alten Bewohner Batavia's ſehr ausſchwei— fend und dem Klima unangemeſſen. Es wurde geſchwelgt von früh bis ſpaͤt, die Tafeln waren mit europaͤiſchen Gerichten aller Art überladen und Trunkenbolde gehörten zur Tagesordnung. Ein jeder glaubte, die ungewiſſe Zeit feines Daſeins fo vollkommen als moͤglich noch genießen zu muͤſſen, fuͤrchtend vom Schergen der Zeit, deſſen Senſe er auf allen Seiten mahen ſah, vielleicht ſchon morgen einen Beſuch zu erhalten. So ergaben ſich die meiſten dem Genuß, hoffend dadurch ihre truͤbe Gemuͤthsſtimmung zu vertreiben. Es leben noch Altgaͤſte, die ſich jener Zeit erinnern und verſichern, daß gegenwaͤrtig, im Vergleich mit damals, gar keine geiſtigen Getraͤnke mehr genoſſen wuͤrden. (Und doch ſind die Mehrzahl der jetzigen Bewohner eben nicht enthaltſam!) Wirklich hat auch die verminderte Conſumtion niedrigere Preiſe des Weines zur Folge gehabt, ſo daß man jetzt eine Kiſte von 50 Flaſchen rothen Weines zu 25 Gulden kauft, der früher ungleich theurer war. — Die Mortalität hat ſich ſeit jener Zeit außerordentlich vermindert, Batavia iſt, wie man ſich hier ausdruͤckt, geſunder geworden; richtiger geſagt: ſeine Bewohner haben angefangen, eine vernuͤnftigere, maͤßigere Lebensweiſe zu befolgen. 3. Muß man bedenken, was fuͤr Menſchen es waren, die Batavia in jener Zeit bevelkerten, wo Europa mit dem Rufe von deſſen toͤdlicher Luft uͤbertaubt wurde. Wohlhabende Niederländer waren damals kaum zu vermögen, ihr Vaterland mit Batavia zu vertauſchen. Die damals, (als Civilbeamte, Kaufleute, Soldaten und Offiziere), nach Batavia ka— men, waren ſehr oft aufgegebene Maͤnner, Menſchen, die meiſtens durch allzu freien Lebenswandel ihre Habe und ihre Geſundheit verloren hit: ten. Dieſe entſchloſſen ſich nach Indien zu gehen, um dort ihr Gluͤck von neuem zu machen. — Was konnte man von ſolchen Menſchen ei— warten, die, für die einfachſte Wahrheit blind, den Grund jener toͤdtli— chen Krankheiten in der Luft und in den Suͤmpfen ſuchten, da er doch viel näher, nämlich in ihren arakduftenden Magen zu finden war? 4. Wenn man Batavia vor andern Platzen Java's vorzugsweiſe ungeſund nennt, ſo iſt dies inſofern nur relativ, als ſich auf Batavia beftändig- eine größere Objectenzahl zum Krankwerden findet, als ander— warts; ich meine eine größere Menſchenzahl, mehr Beamten, eine ſtaͤr— kere Garniſon. Batavia oder Weltevreden, (der Hauptplatz vom nieder— laͤndiſchen Oſtindien), iſt das allgemeine Depot fuͤr alle Truppen, die in Junghuhn, Java. + 50 den Beſitzungen vertheilt find, Alle aus Europa ankommenden Solda— ten treten hier zuerſt ans Land und bleiben daſelbſt mehrere Monate bis ſie nach andern Gegenden verſchickt werden. Wenn nun zu Batavia mehr Krankheiten herrſchen, als anderwaͤrts, hat dies nun einen andern Grund, als daß dort mehr Menſchen ſind, die krank werden koͤnnen? naͤmlich, daß ſich dort alle neu angekommenen Soldaten befinden, die noch nicht an das Klima gewoͤhnt ſind und deren Lebensart ein ſchnel— leres Erkranken beguͤnſtigt? — Wuͤrden dieſe Neulinge unter jenen Um— ftänden nicht eben fo gut krank werden, wenn man fie z. B. nach Bui⸗ tenzorg eder nach jedem andern Poſten verſetzte? Es ſcheint daher, daß bei gleicher Menſchenmenge Batavia eben ſo geſund ſein wuͤrde, als jeder andere Ort auf Java. Waͤhrend der fünf Monate, die ich zu Weltevreden verweilte, habe ich, (unter der europäifchen Bevölkerung), nur ſechs Fülle vom ſ. g. Ba⸗ taviaaſchen Koorts, einem bösartigen, gaſtriſch-bilioͤſen Fieber wahrgenom⸗ men; und zwar, einen dem Trunke ergebenen Militair ausgenommen, ſaͤmmtlich an Matroſen, die nach ſchneller Reiſe kuͤrzlich aus Europa ange— kommen und ſo eben erſt die rauhe Kapluft mit der erſtickenden Hitze der Rhede von Batavia vertauſcht hatten. Dort erkrankten ſie, wurden in das Hoſpital gebracht und ſtarben unter ſchnellem Sinken der Kräfte, (febris cum torpore). Vielleicht mag die Lebensart der Matroſen, ihre ſchwere Koſt, der Speck, den ſie genießen, einiges zu ihren haͤufigern Erkrankungen an dieſem Fieber beitragen. Alle andern Krankheiten, die ich ſah, leichte Katarrhalfieber, Rheu⸗ matismen u. a. ausgenommen, die man dem Klima nicht zur Laſt zu legen pflegt und von denen man in Europa eben ſo leicht befallen wird, — waren Dyfenterien. Von dyſenteriſchen Soldaten lagen gewoͤhn— lich ein bis zwei ganzer Saͤle des Hoſpitales voll, jeder zu 50 Schlafſtellen. Der Umſtand, daß dieſe Krankheit vorzugsweiſe nur bei Soldaten und unter andern Staͤnden nur bei ſolchen Perſonen anzutreffen iſt, die wegen unmaͤßigen Genuſſes geiſtiger Getränke, (des Genevres, Branntweins, Araks), bekannt ſind, deutet ſchon als Wegweiſer nach der veranlaſſenden Urſache derſelben hin. — Dieſe ſcheint in der That keine andere zu ſein, als der haͤufige Gebrauch des Araks, dem ſich das Militair, auch das neuangekommene, ergiebt. Denn nicht nur wird jedem Solda⸗ ten von Seiten der Regierung taͤglich eine Ration Arak gereicht, (fie erhalten jeder vier und 3 Unzen), nein, fie wiſſen ſich auch, wenn ſie ſchon in Europa Saͤufer waren, oder ſich einmal einen luſtigen Tag machen wollen, noch hinreichende Quantitaͤten dieſes Getraͤnkes neben ihrer Ration zu verſchaffen. — Dann jubeln ſie in den Kantinen, — werden des Abends nach Hauſe geſchleppt, — den andern Morgen in das Hoſpital, — und oft ſchon den Zten oder öten Tag auf den Kirch— hof, wo ſie ihren Rauſch verſchlafen. — Es ſcheint in der That nicht zweckmaͤßig zu ſein, den neuangekommenen Soldaten, — kaum haben fie ihren noch ſchwankenden Fuß ans Land geſetzt! — Arak oder andere geiftige Getränke zu reichen. Viele unter ihnen, ordentlicher Leute Kin- 51 der, haben nie geiſtige Getraͤnke genoſſen; der Arakgeruch widerſteht ihnen; aͤltere Kameraden reden ihnen zu: „trink Bruder, es iſt noͤthig in die— ſem Lande; hier mußt du einen Schluck trinken, wenn du geſund blei— ben willſt““ — So trinken fie in der Meinung, daß ihnen die Regie— rung nichts Nachtheiliges geben werde, dieſes Gift, das ihnen zum zwei— tenmale ſchon beſſer ſchmeckt und ihnen nur leider! zu ſchnell zum Be— duͤrfniß wird. — Wie viel zweckmaͤßiger waͤre es und das Wohl der Soldaten eben ſo ſehr als den Vortheil der Regierung befoͤrdernd, wenn man den neuen Ankoͤmmlingen ſtatt des Araks ein Glas Limonade reichen wollte, zur erſten Erquickung, wenn ſie, ſonnenverbrannt, an das Land treten? Wie aber das Araktrinken Dyſenterie veranlaſſe, macht die plethora abdominalis, an der alle neu angekommenen Europaͤer in Indien mehr oder weniger leiden, leicht begreiflich. Das Blut iſt durch den hohen Waͤrmegrad expandirt, der ganze Körper befindet ſich in febriler Aufre— gung; wegen verminderten Oxydationsprozeſſes und geſchwaͤchter Cirkulation in den Lungen ſind aber beſonders die Unterleibsorgane der Heerd von Stockungen und Blutanhaͤufungen geworden. Welcher geringen Urſachen bedarf es, um dieſen Congeſtionszuſtand zur Entzuͤndung zu ſteigern, und welches heftige irritans iſt nicht der Arak, der die Saͤfte noch mehr zu den Gedaͤrmen lockt und die Schleimhaͤute reizt? N Daß ader Dyſenterie, die Blutdyſenterie, wie ſie hier auf Weltevreden vorkommt, auf wirklicher Entzuͤndung der Schleimhaͤute der Gedaͤrme beruhe, (des colons, ja des ganzen tractus intestinorum), beweiſen alle hier angeſtellten Leichenoͤffnungen. Die Schleimhaut iſt ge— roͤthet, verdickt, und da bei den Geſtorbenen, die man öffnet, die Krank— heit ihren Verlauf vollendet hatte und dem Leben durch Erſchoͤpfung, uns ter gaͤnzlichem delapsus, ein Ende machte, — reichlich wit vereiterten Stellen und Geſchwuͤren verſehen. Oefters iſt die ganze innere Flaͤche der Gedarme in eine eitrige Maſſe aufgeloͤſt; oft (in chroniſchen Fallen) ungeheuer verdickt, mit Auswuͤchſen, Tuberkeln, Faſern, Membranen, die mit Geſchwuͤren abwechſeln und in allen Farben ſpielen, ſo beſetzt, daß kaum noch ein ſchmaler Kanal in der Mitte uͤbrig bleibt, durch den fluͤſſige Stoffe hindurchdringen koͤnnen. In den hoͤchſt acuten Faͤllen fterben die Kranken unter ſtetem Blutabgang bei ſehr ſenſibelm Un— tetleib am Zten bis Sten Tage; die Schmerzen laſſen dann ploͤtzlich nach, der Kranke glaubt ſich beſſer, aber das Geſicht faͤllt ein, die Stuhlgaͤnge werden unwillkuͤrlich und der Tod klopft an der Thuͤr. In andern acu— ten Faͤllen dauert die Krankheit 8 Tage; die mehr chroniſchen Formen koͤnnen ſich Monate lang hinziehen. Die ziemlich einſeitige Behandlungsart dieſer Krankheit, wie ich ſie im Hoſpitale zu Weltevreden ſah, beſtand meiſtens darin, daß man an— fangs 3j Oleum Ricini gab, auch wohl wiederholte, Blutegel auf den Unterleib fegte, zu wiederholten Malen und innerlich, in ſchleimigen Emul— fionen, Extractum Hyoscyami reichte. Doch ſah ich nur wenige auf dieſe Art geneſen; nur die leichtern Faͤlle, die mehr einer Diarrhoͤe gli— 4 * 52 chen, gingen in Geſundheit uͤber. Die Exkremente wurden bei allen Kranken mit Aufmerkſamkeit betrachtet und fo verſchieden fie auch aus— ſahen, doch immer dieſelben Mittel gereicht; was mich unwillkuͤrlich an jene Charlatane erinnerte, die mit bedenklicher Miene den Urin beſehen und Scheinpülverchen aus Saccharum album reichen! — Das Hoſpital zu Weltevreden beſteht nicht aus einem einzigen gro— ßen Gebäude, ſondern aus mehreren von einander getrennten Haäuſern. Jedes Haus bildet einen langen ſchmalen Saal, der mit einem niedrigen Ziegeldache gedeckt iſt und in zwei langen Reihen die Bettſtellen der Kranken enthält. Nur an dem einem Ende des Saales find noch zwei kleine Eckkammern zur Wohnung der Krankenwaͤrter angebracht. Uebri— gens läuft eine fchattige Gallerie um das Gebäude, deren Dach auf hoͤl— zernen Saulen ruht. Solcher Saͤle, die parallel mit einander in zwei Reihen und in gehoͤtiger Entfernung gebaut find, find bis jetzt vier vollen— det. Sie liegen auf einem graſigen Terrain, das an 3 Seiten von dem ſich kruͤmmenden Fluſſe und vorn von einem Geländer umgeben iſt. Es umſchließt derſelbe Raum noch eine Apotheke, mehrere Wohnungen fuͤr Aerzte und vorn, dem Eingang gegenuͤber ein ſchoͤnes Gebaͤude, welches den Offizieren zum Hospitale dient. Obige Bauart, welche die Saͤle von einander trennt und iſolirt, mag in heißen Landern wohl ihre Vortheile haben; wenigſtens fuͤhrt ſie größere Reinlichkeit der Luft und größere Kühlung herbei. Noch ein Wort über Klima und Temperatur. 1 Ich befand mich bereits 34 Monat zu Weltevreden, ohne ſonder— liche Beſchwerden von der Hitze zu erleiden. Denn obgleich der gewoͤhn— liche Stand des Thermometers in den Mittagsſtunden von 86“ O bis 920 F. war, (am haufigſten ſtand er 909) und ob er gleich des Nachts nicht leicht unter SO bis 750 ſank, (eine außerordentliche Wärme, ver: glichen mit der, die wir in Deutſchland zu ertragen gewoͤhnt ſind,) ſo wird man doch nicht ſonderlich, ſelbſt nicht in den erſten Tagen, davon incom— modirt. Es ſcheint, als wenn ſich der Körper an dieſen hohen Wärme: grad außerordentlich ſchnell gewoͤhne, fo daß die unangenehme Empfindung einer zu hohen Temperatur ſich baldj verliert, und man nicht mehr fuͤhlt, wie warm es iſt, ſondern es nur am Thermometer wahrnimmt. Doch ſtieg das Thermometer jetzt, (im October, November, December und Januar,) nur an den regenfreien Tagen zu jener Mittagshoͤhe, waͤh— rend es an den übrigen Tagen, an denen unaufhörlicher Regen herab: ſtuͤtzte, um die 80 behauptete. Viel mehr als die Waͤrme ſind es dieſe haͤufigen Regen, dieſe große Feuchtigkeit in zweien Monaten, welche dem neuen Ankömmling läftig fallen. Zuweilen ſtroͤmt 24 Stunden lang ein heftiger Regen in großen Tropfen herab, der kaum einige + Stunden lange Paufen macht und Tag und Nacht ein ſolches Plaͤtſchern veranlaßt, 53 daß man in den Zimmern einander näher ruͤcken oder einander in die Ohren ſchreien muß, um feine Worte zu hören. Dann dringt der Wafı ſerſtaub der auf den Steinen zertheilten Tropfen bis in die Zimmer, uberall ſammelt ſich Waſſer zu Baͤchen, zu Seen an und kein trockner Platz iſt in den Haͤuſern mehr zu ſinden. Da es dazu dienen kann, denjenigen Leſern, die keine Gelegenheit hatten, in Indien zu fein, auf manche Eigenthuͤmlichkeit des Landes und ſeiner Gebraͤuche aufmerkſam zu machen und zu zeigen, in welche miß— liche Situationen ein neuer Ankoͤmmling hier gerathen kann, — fo duͤrfte es nicht unſchicklich ſein, einige Nebenumſtaͤnde bei meiner Abreiſe von Batavia naͤher hervorzuheben und ein paar Abenteuer zu erzaͤhlen, die mir dabei aufſtießen. Ein Abenteuer in Batavia. \ Ich hatte meine Beſtimmung nach Samarang erhalten und lag in der Nacht vom 19. zum 20. Januar 1836 neben meiner bereits ein— gepackten Matraze zwiſchen meinen Kiſten und wartete auf die Ankunft eines Wagens, der meine Guͤter bis zur Werfte von Batavia bringen ſollte. Ich hatte Ordre bekommen, mich mit Tagesanbruch am Bord des Dampfſchiffes van der Capellen zu begeben und deshalb um 3 Uhr von Weltevreden aufzubrechen. Ein vierſpaͤnniger Artilleriewagen wurde mir von Seiten der Regierung zum Transport meiner Guͤter geliefert und einen andern für mich hatte ich um dieſelbe Zeit vom Verleiher bez ſtellt; auf der Werfte von Batavia lag eine Praauwe fuͤr mich bereit, um mich und meine Guͤter an Vord zu bringen. So wartete ich einſam; Nichts hoͤrte man als das Geraͤuſch des unaufhoͤrlich herabſtroͤmenden Regens; ein froſtiger, feuchter Wind ſtrich durch das Bambusgeflecht der Fenſteroͤffnungen und drohte die Lichter zu verloͤſchen, die im Zimmer brannten. Mein Junge (d. h. Javaniſcher Bediente,) lag am Boden und ſchnarchte. Endlich kam der Wagen, dem ich die Guͤter unter Aufſicht meines Bedienten anvertraute und den ich vorausſchickte, da ich ſelbſt noch auf die Ankunft des zweiten, fuͤr mich beſtimmten Wagens warten mußte. — Als dieſer erſchien und meinem ungeduldigen Warten ein Ende machte, fo begann die muͤhſeligſte Fahrt, die wohl je gefahren worden! Ich ſtieg ein; aber noch keine fuͤnf Minuten waren vergangen und die Pferde hatten ſich aus dem tiefen Schlamm mit Huͤlfe des nachſchiebenden Kutſchers herausgearbeitet, ſo erloſchen von den unaufhoͤrlichen Regenguͤſſen die Bambusfackeln und wir ſahen uns in ſtockfinſtrer Nacht allein, ohne Licht und in Gefahr, die ſchmale Bruͤcke zu verfehlen und in tiefe Graͤben zu ſtuͤrzen. Dazu kam, daß die Pferde 54 don Zeit zu Zeit ſcheu wurden, gänzlich ſtill ſtanden und zu jedem Schritte, den ſie dann wieder thaten, wenigſtens mit 2 Schlaͤgen wie— der angetrieben werden mußten. Ich war durch und durch naß; der Regen drang von allen Seiten in den Wagen und mein Zaͤhneklappern haͤtte einen aufmerkſamen Hoͤrer, (wenn der fallende Regen nicht zu großen Laͤrmen verurſacht hätte,) auf 100 Schritt weit verrathen koͤn— nen, daß ich mich nicht in dem behaglichſten Zuſtande befaͤnde. Doch kam ich gluͤcklich nach einer mehr als Stunden langen Fahrt in Batavia an und hörte ſchon das dumpfe Donnern der Brandung, das durch die Nacht nicht eben einladend zu meinen Ohren drang, als ich auf einmal Waſſer unter dem Wagen rauſchen hoͤrte und im Scheine der wieder angezuͤndeten Fackel ſah, daß alles uͤberſchwemmt war, und wie Straßen, Platze, Wege weit und breit einen einzigen Waſſerſpiegel dar— boten. Der Wagen ftand bis an die Axen im Waſſer und durch nichts waren die Pferde zum Fortgehn zu bewegen. So mußte ich ſelbſt ins Waſſer ſpringen, um meine Kraͤfte mit denen des Kutſchers zu vereini— gen und den Wagen weiter zu ſchieben. — Endlich kamen wir, (Dank ſei es der Lokalkenntniß des Fuͤhrers, der, ſich nach den Haͤuſern rich— tend, mit Sicherheit die truͤgeriſche Waſſerflache durchfuhr,) — bei jenem Gaſthauſe an, das nahe bei dem Werfte liegt und in dem ich Menſchen, Licht und meine Guͤter zu finden hoffte. Doch nichts von alle dem. Alle Fenſter und Thuͤren dicht verſchloſſen, kein Fuͤnkchen Licht weit und breit zu entdecken; tiefe Einſamkeit, Nichts hoͤrbar als das Geraͤuſch des Regens. Ich ſprang ungeduldig ins Waſſer und watete, (bis uͤber die Knoͤchel im Schlamm,) muͤhſam umher, um einen Eingang zu finden oder meine Kiſten zu entdecken! Nichts; ich rief nach meinem Jungen, aber es antwortete mir nur das leiſe Gekrächz von Raubvoögeln, (Falco pondicerianus.) Endlich fand ich meinen Jungen in einem nahen Ge: baͤude, wo er ſich mit den Kiſten unter einen etwas erhoͤheten Schup— pen geborgen hatte und, vom kalten Fieber befallen, an allen Glies dern bebte. ’ Ich mußte mich alfo ſelbſt aufmachen, die Praauwe zu ſuchen und Traͤger fuͤr meine Kiſten herbeizuſchaffen. Ich begab mich nach dem Arſenal, um mich dort in einer Wachtſtube, die mir bekannt war, nach den Oertlichkeiten zu erkundigen; hier ſtand das Waſſer bis dicht unter die Pritſche; die Soldaten, (Inlaͤnder,) waren weder durch Geld noch durch gute Worte zu bewegen, ihr trodnes Lager zu verlaſſen. So was tete ich ſelbſt jener Gegend zu, wo ich die Praauwen vermuthete, als plotzlich der Grund unter mir ſchwand und das Waſſer uͤber meinen Scheitel zuſammenſchlug. Ich war ins Flußbett, das hier von Kaiman's wimmelt, gerathen und rettete mich durch Schwimmen, fo daß ich eine Strecke tiefer wie— der Grund und Boden gewann. Hier traf ich auch mehre Praauwen mit Javanen, denen ich zuſprach, die aber von mir nichts wiſſen wollten, (vielleicht verſtanden ſie mich auch nicht ganz), ſo daß ich unverrichteter Sache, mich ſtets durch einen fußtiefen Schlamm und 3 Fuß tiefes — — 0 Waſſer durcharbeitend, zuruͤckkehren mußte. Endlich gelangte ich an einen trockenen Platz, zu dem mehrere Treppen hinauffuͤhrten und wo aus einem kleinen Haͤuschen ein ſchwaches Licht hervorglimmte. Aber hier brachte mich (mehr als das Waſſer und der Regen) die ſchreckliche In— ſolenz der Javanen faſt in Verzweiflung, über deren ſchlafende Körper ich 3 bis 4 Mal hinwegſtuͤrzte, ehe ich ſie zum Aufſtehen bewegen konnte. Erſt das Verſprechen von Geld machte ſie gaͤhnen und ſich lang— ſam erheben. Ich hatte ſie durch mehre Gulden gewonnen, mir mein Fahrzeug aufzuſuchen und meine Kiſten dahin zu tragen. — Die Praauwe kam langſam an, die Kiſten wurden an das Uſer geſchafft und an einem trockenen Platze zuſammengeſtellt. An dieſem Platze ließ ich den Kut— ſcher und begab mich ſelbſt an den andern, wo mein Junge mit den uͤbrigen Guͤtern zuruͤckgeblieben war. Aber die nicht geringe Eile, mit der ich dies verrichtete, war noch nicht groß genug, um Diebſtahl zu verhindern. Ich fand bei meiner Ruͤckkehr die eine Kiſte ohne Deckel und einen Theil meiner Kleider entwendet. Doch gern verſchmerzte ich dieſen Verluſt, um nur endlich in den runden Bauch des Schiffes unter ein ſchuͤtzendes Dach von Bambus zu gelangen und trockene Kleider an— ziehn zu koͤnnen. Denn von 3 Uhr an war ich nun im Waſſer um— hergewatet und vom ſtuͤrzenden Regen uͤberſchuͤttet worden. Jetzt war es halb 6 Uhr, der Regen ließ nach und der Himmel fing an, ſich alle maͤhlich zu erhellen. Nun hatte ich gehofft, ſogleich ausfahren zu koͤnnen, aber bis 7 Uhr mußte ich warten, weil erſt das Jawort eines Commis noͤthig war, der erſt um dieſe Zeit in das Bureau zu kommen pflegt und die Guͤter vi— ſitiren laͤßt; (ein Beweis, wie gut die Herren in Weltevreden, die mir meine Ordre gaben, von den Verhaͤltniſſen zu Batavia unterrichtet waren.) Nicht genug, hierauf warten zu muͤſſen, auch das Oeffnen der Schleuſe, die von zahlreichen Fahrzeugen dicht umlagert war, hielt uns noch lange auf. Doch endlich waren wir durch und fuhren den Hafen hinaus. Je mehr wir uns aber der See naͤherten und je lauter das Brauſen der Brandung erfholl, um fo öfter aͤußerten meine Schiffer ihre Zweifel, durch die Brandung kommen und bei ſo hohen Wellen in See ſtechen zu koͤnnen. Endlich, als wir ſchon dort angelangt waren, wo der Schaum der Brandung uͤber den Hafendamm wegſpruͤtzte, weigerten ſie ſich hartnaͤckig, weiter zu gehen. Kein Bitten half, kein Versprechen; fie gingen zuruck, legten im mittleren Theile des Hafens an und erflärs ten, fo lange hier liegen zu bleiben, bis beſſerer Wind eingetreten und, die See ruhiger geworden ſei. — So endete dies naſſe Abenteuer — 56 Ein Abenteuer auf der Rhede von Vatavia. Bald darauf erfuhr ich, daß das Dampfſchiff die Rhede verlaſſen und ſich nach der Inſel Onruſt begeben habe, um einen kleinen Scha⸗ den auszubeſſern, den es durch die ſtuͤrmiſche See erlitten hatte. — Da die Ruͤckkehr deſſelben nun ganz unbeſtimmt war, ſo ſahe ich mich ge— noͤthizt, mich wieder nach Weltevreden zu begeben und meine Güter den Fuͤhrern der Praauwe anzuvertrauen — denn die Lebensart dieſer Men— ſchen zu theilen und Wochen lang in einem kleinen ſtets von dichtem Rauche durchdrungenen Schiffe zu wohnen, deſſen Boden mit Waſſer angefuͤllt iſt, deſſen Bambusdach den Regen nur unvollkommen zuruͤck— haͤlt, war wohl einem Europaͤer nicht zuzumuthen. Dazu kam noch die ungeſunde Lage in dem ſtinkenden Hafen Batavia's. / Ich ging alſo, von allen meinen Gütern getrennt, zurüd und war: tete, nachdem ſich das Dampfſchiff wieder auf der Rhede poſtirt hatte, mit Ungeduld auf guͤnſtigeres Wetter; denn immer noch wehte auf dem Werfte die blaue Flagge, die allen Fahrzeugen der Regierung wegen Ge— fahr zu hoher Brandung das Auslaufen verbietet. Da es nun moͤglich war, daß ſich das Wetter plotzlich änderte, ich aber davon in Welte— vreden zu ſpaͤt haͤtte benachrichtigt werden koͤnnen, ſo mußte ich mich faͤſt einen um den andern Tag nach der Rhede begeben und mich erkun— digen. So war ich noch am 28. Januar am Hafen geweſen und hatte mich verſichert, daß noch keine Moͤglichkeit zum Auslaufen ſtattfand, als ich am 29. durch Zufall erfuhr, daß alle Praauwen in See geſtochen ſeien und das Dampfſchiff noch denſelben Abend abreiſen wuͤrde. Ich machte mich alſo, ob es gleich ſchon 4 Uhr war, auf und be— gab mich ſchnell nach dem Hafen. Es war wieder ein friſcher Seewind eingetreten und die Brandung ſtand hoch. Auch koſtete es nicht geringe Muͤhe, eine Schaluppe aufzutreiben, da alle hier liegenden Fahrzeuge entweder Praauwen der Regierung ſind, die nicht vermiethet werden, oder fremden auf der Rhede liegenden Schiffen zugehoͤten, deren Capitains dem Lande öfter Beſuche abzuſtatten pflegen. Eine ſolche Schaluppe hatte ich endlich gewonnen; fie war mit 4 inlandifchen Matroſen be— mannt, die ihren Kapitain erſt ſpaͤt in der Nacht erwarteten und die daher dieſe Gelegenheit, einige Gulden zu verdienen, nicht verſchmapten. Doch mußte ich ſelbſt den Steuermann ſpielen. Die Sonne war bereits untergegangen; das Krachen der Brandung wurde hoͤrbarer und nur an der matten Rauchſaͤule, die man in der uͤberhandnehmenden Daͤmmerung unterſchied, erkannte man noch die An— weſenheit des Dampfſchiffes. — Ich hoffte es noch zu erreichen und trieb meine Matroſen an, die unter dem tactmaͤßigen Schlage der Ruder den Kahn dahin trieben; dabei fangen fie einen hoͤchſt eigenen Geſang, der mit den übrigen Umgebungen, mit der Stille der Nacht, mit dem dumpfen Brauſen des Meeres, mit der Milde der Luft, mit dem ge— ſtirnten Firmament, aus deſſen reinem Aether der ſilberne Mond herab— ſchaute, einen Eindruck auf mich machte, der ſich wohl empfinden, aber 57 nicht beſchreiben laͤßt. — Ihr Geſang beſtand in der rhythmiſchen Wiederholung eines hoͤhern und tiefern Lautes, den drei der Ruderer abſatzweiſe, zu gleicher Zeit und in gleich langen Zwiſchenpauſen ausſtie— ßen, waͤhrend der vierte darin mit vibrirender bald hoch hinaufſteigender, bald wieder tief herabſinkender Stimme mehr zuſammenhaͤngende Toͤne erſchallen ließ. So avancirten wir ſchnell und ſpuͤrten ſchon die Naͤhe des Meeres, das die Fläche des Hafens wellenfoͤrmig zu bewegen anfing. Die Wel— len wurden immer kuͤrzer und ſchneller, als wir dachten, befanden wir uns in der heftigſten Brandung, deren ſchaumbedeckte Wogen gegen uns heranſtuͤrzten. Unſer Kahn bildete öfters einen Winkel von 45, ſo ſteil ſtrebten die Wellen an, die, gleich ſchneebedeckten Mauern, gegen uns herantrieben. Doch gluͤcklich, obgleich unter ſteter Gefahr umzuſchlagen, kamen wir hindurch und ruderten emſig jener Gegend zu, wo wir das Dampfſchiff vermutheten. Unſer Cours fuͤhrte uns zwiſchen zahlreichen Schiffen hindurch, die von der unruhigen See bewegt, langſam hin und her ſchwankten. — Auf einigen hielt man Gottesdienſt, und der dumpfe Geſang geiſtlicher Lieder drang aus ihrem Bauche hervor; auf andern erſcholl militaitiſcher Zapfenſtreich mit Trommeln und wirbelnder Pfeife, auf noch andern hoͤrte man ſingen und tanzen, bis ploͤtzlich der Kanonenſchuß, der auf dem Wachtſchiffe fiel, die einſame Fläche der Rhede erſchuͤtterte und alle jene Laute zum Schweigen brachte. — Es war 8 Uhr; vergebens ſuch— ten wir das Dampfſchiff; wir hatten uns bis an die aͤußerſten Schiffe gewagt und uns einigen genaͤhert, um Erkundigungen einzuziehen, ohne Antwort zu bekommen, oder Antwort in Sprachen, die wir nicht ver— ſtanden. — Endlich gelangten wir in die Nahe eines Dreimaſters, dem wir ſo lange zuſchrieen, bis ſich einige Menſchen auf dem Verdecke zeig— ten, die uns in hollaͤndiſcher Sprache bedeuteten, daß das Dampfſchiff bereits vor einer halben Stunde die Anker gelichtet und ſich in Bewe— gung geſetzt habe; wohin, ſei ihnen nicht bekannt. Das Dampfſchiff war für uns nicht mehr erreichbar; in truͤber Stimmung ruderten wir wieder dem Lande zu. ; Unheimlich, gefahrdrohend iſt der Eindruck, den ber nächtliche An: blick dieſer einſamen, weitläufigen Rhede hervorbringt; der ſanfte Schein des Mondes macht den flachen Ruͤcken der heranwaͤlzenden Wogen ſicht— bar und beleuchtet die dunkeln Koͤrper der Schiffe, die ſich, gleich See— ungeheuern, hie und da aus der Fluth erheben. Nachdem wir, gluͤcklicher als bei der Ausfahrt, die Brandung am Hafenkopfe überwunden hatten, begab ich mich zum zweiten Male nach Weltevreden zuruͤck. So lief dieſer zweite Verſuch, an Bord zu kommen, wie wohl zweck— los, doch noch gluͤcklich genug fuͤr mich ab. 58 Seereiſe nad) Somarang- Endlich am 13. Februar 1836, nachdem das Dampfſchiff aus Sa- marang zuruͤckgekommen war, gelangte ich wirklich an Bord deſſelben. Wir blieben zur Erwartung von Truppen und andern Paſſagieren, welche durch zu hohe Brandung am Auslaufen gehindert, 5 Tage auf der Rhede lie— gen und traten am 18. Vormittags bei regnigtem, trüben Wetter die Reiſe an. — Die Fahrt bot nichts Intereſſantes dar, um ſo weniger, da uns wegen des Regens und der dunſterfuͤllten Luft die Kuͤſte Java's groͤß⸗ tentheils verborgen blieb. Auch bietet ihr flacher, waldbedeckter Strand keine Abwechſelung dar. N Den 19. Vormittags waren wir der Kuͤſte von Indramayu gegenüber und naͤherten uns am Vormittag des 20. der Rhede von Samarang. Anfangs erblickten wir Nichts durch die feuchte, dunſtige Luft hin— durch, als den zweifelhaften Schimmer der Maſtbaͤume, und die kaum erkennbaren Umriſſe der hohen, gebirgigen Kuͤſte. Doch bald heiterte ſich das Wetter auf, die freundliche Sonne drang durch die Nebel und hin— gezaubert, gleich einem lieblichen Gemälde, einladend, Sehnſucht erregend, lagen in der ſchoͤnſten Beleuchtung die Berge Samarang's vor uns. — Wer, wie ich, noch nie bepflanzte Hügel unter den Tropen ſah (denn die wilde Kuͤſte von Bantam gewaͤhrte einen mehr furchtbaren als lieblichen, einen mehr impoſanten als ſchoͤnen Anblick), wer ſich ſchon 15 Monate in meeresgleichen Ebenen aufhalten mußte, fern vom vertraulichen Ge— birgsboden, und wer nun ſeit 7 Tagen gar Nichts ſah, als neblige Luft und gruͤnliches Waſſer, der wird das Entzuͤcken begreifen, welches ich em— pfand, als ſich der Nebel ploͤtzlich theilte und ſich die ſchoͤnſte Kuͤſte mit allem tropiſchen Schmuck in uͤberraſchender Nähe vor mir ausbreitete. Sie erhebt ſich ſteil aus dem Meere, um ſich in ſanfte, mit ein⸗ ander zuſammenhaͤngende Huͤgel abzurunden, die nach innen zu immer höher werden und ſich bis zu dem Kegelberg Ungarang hinziehen, deſſen Gipfel man in der Ferne erblickt. — Die Berge Sumbing und Sin⸗ doro, den Schiffern unter dem Namen der zwei Bruͤder bekannt, blieben uns hinter Gewoͤlk verborgen. i Der Anblick dieſer Kuͤſtenberge iſt ſehr freundlich; ſie erſcheinen in einem hellen, friſchen Grün, das mit dunklern Stellen kleiner Wälder und einzelner Baumgruppen betuͤpfelt iſt; ſie ſind durch ſanfte, geſchlaͤn⸗ gelte Zwiſchenthaͤler getrennt, aus denen blaͤuliche Nebel emporſteigen, welche den Hintergrund der Tiefen mit geheimnißvollem Schleier ver— huͤllen. Von den Abhaͤngen einiger leuchten helle, weiße Punkte heruͤber, die ſich dem bewaffneten Auge als chineſiſche Graͤber darthun. Viele tragen kleine Walder auf ihrem Gipfel und die hintern Berge erſcheinen in dem Dunkel ausgebreiteter Waldung. Ihr Fuß iſt an vielen Stellen nur durch ſchmale Flaͤchen vom Mecresufer getrennt, Flachen, die waldaͤhnlich mit Kokospalmen bedeckt 59 ſind und ſich gen Oſten hin (wo ſich die Gebirge von der See entfernen und ſich weiter in das Innere zuruͤckziehn) in eine große Ebene aus— breiten. In dieſer Ebene liegt, etwa eine Stunde von dem nächſten Berge entfernt, in geringer Entfernung vom Meere, an einem kleinen ſchiffbaren Fluͤßchen, die Stadt Samarang, von der nur ein paar Ge— baͤude aus dem Dickicht der Baͤume hervorſchimmern. Denn Waͤlder, aus Fruchtbaͤumen gebildet, verbergen alle fernere Ausſicht in die Ebene. Lebhaft erinnerten mich dieſe Huͤgel an Nordafrika und an die Vor— gebirge des Atlas. Beide haben gleiche Geſtalt, gleiche Umriſſe, ſie ſind mit gleich friſchem Gruͤn uͤberzogen, aber dieſe ſind waldbekroͤnt, mit dunkelm Gebuͤſch geſchmuͤckt, jene baumlcfer, kahler; hier find die Abhaͤnge mit Pifanggebüfchen bepflanzt, dort nur mit den ſchmalen, buͤ— ſchelfͤͤrmigen Blättern des Asphodelus ramosus überzogen; hier find die Thaͤler und Ebenen in Reisfelder abgetheilt, dort bilden ſie ausge— breitete Grasfluren, in denen ſich nur hie und da der einſame Stamm einer Dattelpalme erhebt; hier brechen die Quellen aus dem Schatten hochgewoͤlbter Laubbaͤume hervor, dort ziehen ſich Feigen- und Otangen— bäume längs den bewaͤſſerten Gründen hin; hier deckt ein unermeßlicher Kokoswald die Uferflaͤche, dort wuchern aus den Felſenritzen am Meere nur Stachelfeigen hervor. Wahrend ich im Anſchauen dieſer Huͤgel verloren und in der Er⸗ innerung an Nordafrika vertieft war, war unſer Anker gefallen. Bald kamen zahlreiche kleine Kaͤhne vom Ufer auf uns zu geſegelt, deren Fuͤhrer (Javanen) ſich zu unſerer und unſerer Guͤter Ausſchiffung erboten. Obgleich dieſe Fahrzeuge außerordentlich klein waren, und aus nichts anderem beſtanden, als einem ausgehoͤhlten Baumſtamm, kaum ſo lang als ein Waſchtrog und fo breit, um darin ſitzen zu koͤnnen, fo zog ich es doch vor, mich eines ſolchen zu bedienen, um nicht lange auf die Schaluppe des Schiffes warten zu muͤſſen. Ihr Inneres iſt uͤbrigens reinlich und enthält zum Sitzen einen kleinen Stuhl, freilich im ver— juͤngten Maßſtabe, nicht uͤber einen Quadratfuß haltend. 5 Die Geſchicklichkeit aber, mit der die Javanen dieſes winzige Fahr— zeug auf der bewegten See durch alle Vertiefungen der Wogen hindurch geſchickt zu lenken wußten, war zu bewundern; man haͤtte glauben ſollen, daß das große Segel, das fie ausſpannten, ſchon durch feine eigne Laſt den Kahn umwerfen muͤſſe. — Sobald wir in die Brandung kamen, die hier eine breite Strecke der See bedeckt, ſo wurde das Segel einge— zogen und das ſchief gerichtete Fahrzeug (das mit den ankommenden Wellen weder einen rechten Winkel bildete, noch ihnen parallel lief) der Brandung uͤberlaſſen und jetzt begann eine fuͤr mich hoͤchſt neue und intereſſante Sabre. — Sobald naͤmlich eine ſolche langgezogene, an ihrem Kamme weiß gekraͤuſelte Welle ankam, ſo packte dieſe den Kahn und trieb ihn unter Brauſen und Schaͤumen mit der Geſchwindigkeit eines Pfeiles voraus, fo daß die Waſſerſtrahlen vor dem einſchneidenden Kiel in die Hoͤhe ſpritzten und mir Hoͤren und Sehen verging. Nur der Anblick der ruhig bleibenden Javanen hob meine Beſorgniß. Eilte auch 60 einmal eine Welle dem Kahne voraus, und gerieth er in die Vertiefung zwiſchen zwei Brandungen, ſo packte ihn doch bald die folgende Welle, die ihn mit gleicher Geſchwindigkeit, wie die vorige, vorausſchleuderte. — So langten wir außerordentlich ſchnell in der untiefen Muͤndunge des Fluſſes an und fuhren in demſelben hinauf, bis wo ich bei einem Freunde, an deſſen Wohnung der Fluß vorbeilaͤuft, ans Ufer ſtieg. Samarang mit feinen Umgebungen, Es liegt etwa eine halbe Stunde vom Seeufer entfernt, und wird weſtlich von den ſchon erwaͤhnten eine oder einige Stunden entlegenen Huͤgeln begrenzt. Die Ebene, die das Land hier bildet, iſt gleich der von Batavia, waldaͤhnlich mit Fruchtbaͤumen und Palmen bedeckt; nur ſuͤdlich und oͤſtlich von der Stadt lauft fie in weit verbreitete Reisfelder aus, in denen ſich die Dörfer mit ihren Baͤumen wie ſchattige Oaſen zerſtreuen. Es iſt ein kleines, freundliches Staͤdtchen, auf der rechten Seite eines Fluſſes erbaut, deſſen truͤbes Waſſer ſtets mit zahlreichen Praauwen ber deckt iſt, ſo daß in der Mitte kaum ein freier, fahrbarer Kanal uͤbrig bleibt. Seine Häufer find zuſammengedraͤngt und bilden gerade Stra: ßen, oder laſſen kleine Plaͤtze zwiſchen ſich frei, ſo daß man glauben koͤnnte, ſich in einer europaiſchen Provinzialſtadt zu befinden, wenn die Gipfel der Palmen, die uͤber die Gebaͤude heruͤber blicken, nebſt der Hitze nicht an den indiſchen Himmel erinnerten. Die Temperatur erreicht in den ſchmalen, enggebauten Straßen, von deren erhitzten Waͤnden die Waͤrme beiderſeits zuruͤckſtrahlt, einen hohen Grad. Es iſt von mehren Kampongs umgeben, in denen, wie zu Batavia, der Kleinhandel, die Handwerke und alle Induſtrie zuſammengedraͤngt iſt. Das größte der— ſelben iſt mit Thoren verſehen und zeichnet ſich durch ſchoͤne reichver— zierte Haͤuſer aus. Um zu dieſem Kampong zu gelangen, muß man ſich auf die linke Seite des Fluſſes begeben, über den eine hölzerne Bruͤcke führt. Dieſer Bruͤcke gegenüber erblickt man ein anſehnliches, in europaifchem Ge: fhmaf aufgeführtes Gebaͤude, das aus dem Schatten hoher Kanarien— baͤume hervorleuchtet. Es iſt das Hoſpital. Ihm zur Linken bleibt ein geraumiger, freier Platz uͤbrig, der ſich bis zum chineſiſchen Kampong hinzieht, und auf dem nur einzelne Feigenbaͤume (Ficus religiosa) ihr dichtes Laub erheben, durch das kein Sonnenſtrahl hindurchdringt; ihre gedrehten, gleichſam aus Tauwerk zuſammengewundenen Stämme find mit kleinen Mauern oder Gallerien umgeben, ein Beweis des Werthes, in dem dieſer Baum bei den Javanen ſteht. Ungleich groͤßer iſt die Anzahl javaniſcher Kampongs in den Um— gebungen von Samarang. Ueberall verſtecken ſich ihre Hütten zwiſchen den Stämmen der Kokospalmen und Piſangs, oder in dem Gruͤn der ULULBC 2 ˙——Ä—I— 61 Bambusgebuͤſche, die ſich am Ufer erheben und gewoͤlbeartig den ſchmalen Fluß uͤberſchatten. Mehrere fahrbare Straßen, von Kanarienbaͤumen beſchattet, fuͤhren in verſchiedenen Richtungen durch die Ebene Samarang's, welche ſuͤdlich bald durch die anſtoßenden Hügel begrenzt wird, oͤſtlich (und nordoͤſtlich) aber bis an den Fuß des Berges Japara (etwa 10 Stunden weit) aus— laͤuft. Dieſen Straßen folgen noch bis in gewiſſe Entfernung zahlreiche Landhaͤuſer, die ſich, mit inlaͤndiſchen Hütten untermengt, deiderſeits unter den Schatten der Baume zuruͤckziehn ). | Reise nach Djocjokarta. Schon nach achttaͤgigem Aufenthalte zu Samarang erhielt ich meine fernere Beſtimmung. Ich war befehligt, mich nach Djocjokarta zu be— geben, um dort an den aͤrztlichen Dienſtverrichtungen Theil zu nehmen, und ruͤſtete mich zur Abreiſe. . Ganz anders, als in Europa, iſt die Art hier zu Lande zu reiſen. Denn die geringe Anzahl von Europaͤern, und der Mangel an guten Wegen hindert die Anlage regelmaßiger Fahrpoſten und macht es noͤthig, alle Güter durch Tagelöhner (Kuli's) tragen zu laſſen, deren man für jede Kiſte, nach Verſchiedenheit ihrer Größe, 2 bis 6 noͤthig hat. Sich ſelbſt ſetzt man zu Pferde, oder laͤßt ſich ebenfalls in einer aus Bam— bus verfertigten Saͤnfte (Pikkelkaſten, Tantu) von Kull's tragen. Man pflegt dieſen Saͤnften eine ſolche Einrichtung zu geben, daß man nicht „) Der Zwiſchenraum zwiſchen Samarang und dem Meere iſt mit Suͤmpfen und Gräben ausgefüllt, die, je näher dem Meeresſtrande zu, um jo mehr an Anzahl zunehmen. Es ſind Moräfte, in denen ſich das Waſſer der austretenden Fluͤſſe mit Salzwaſſer des Meeres miſcht. Sie ziehen ſich große Strecken an der Nordkuſte Java's entlang. Hier (bei Samarang) find fie von höherm Baumwuchs entbloͤßt, und durch Kunſt in einzelne Becken oder Graͤben abgeſondert, indem man (um verſchiedener Zwecke, beſonders der Fiſcherei willen) Daͤmme zwiſchen ihnen aufgeworfen hat. — Schwarzer, ſchlammiger Boden. — Geruch nach verfaulten Fiſchen. — Hier trifft man keine andern Weſen an, als Reiher und Stoͤrche, die in den Suͤmpfen umher waten, oder ſich (öfters in ganzen Schaaren) auf den Rhi⸗ zophoren niederlaſſen. Denn die Mehrzahl der Daͤmme, welche die einzel⸗ nen Waſſertuͤmpel trennen, ſind mit der eigenthümlichen Vegetation von Rhizophora-u BruguierasXrten bedeckt, beſonders mit Brugniera caryophyl- loides Bl., die ſehr liebliche, rundliche Gebuſche bildet. Lang ziehen dieſe ſich auf den Dammen hin. — Im Schlamme der Pfügen ſelbſt wuchert Acanthus ilicifolius L., der ein undurchdringliches, ſtachliges Dickicht bil: det. — Die mehr trocknen und graſigen Ufer aber bekleidet das 5 bis 7 Fuß hohes Aecrostichum inaequale W., welches ſolchen Sumpfgegenden eigen⸗ thuͤmlich anzugehoͤren ſcheint. ‚ ’ 62 nur bequem darin ſchlafen, ſondern auch noch allerlei Reiſebedarf darin bergen kann. Ein Dach, aus den Blättern der Kokospalme bereitet, oder aus Bambus geflochten, ſchuͤtzt ſie vor Regen und Sonne. Ich begab mich in der Fruͤhe des 1. Maͤrz 1836 auf die Reiſe. Zwanzig Kuli's zum Tragen meiner Kiſten und meines Tantu's, nebſt einem Pferde und einigen Begleitern bildeten meinen Reiſezug. Bald war die Straße zuruͤckgelegt, die von Samarang bis zum Fuße der nächſten Hügel (ſuͤdlich) fuhrt und eine Ebene durchſchneidet, die hier etwa eine Stunde breit und in Reisfelder mit darin zerſtreuten, befchatteten Kampongs abgetheilt iſt. Die Kanarien- und Tamarindenbaͤume, welche fie zu beiden Seiten einfaſſen, verbreiten weit in der Luft ihr ſchattiges Laub, das ſich in der Mitte begegnet. So gleicht die Straße einer Gallerie, deren hohe Decke das Baumgewoͤlbe iſt und deren Boden ein buntes Gewimmel unzahli— ger Javanen in verſchiedener Richtung durchwogt. Einige gehen nach Samarang, um dort ihre Waaren (Bambus, Hühner, Enten, Reis, Gemuͤſe, Früchte aller Art) zu verkaufen; andere kommen von dort zuruͤck. Nur ſelten gewahrt man unter ihnen einen Chineſen, der auf einem mageren Klepper einhertrabt oder ſich in einer Haͤngematte (an einem Bambusſtabe befeſtigt und von einem kleinen Dache beſchattet) tragen laßt. Am Fuße der Huͤgel machten meine Kuli's Halt und lagerten ſich, nachdem ich durch ihren Haͤuptling, den Kapala Kuli, Geld unter ſie hatte austheilen laſſen, um eine Hütte herum, in welcher Fruͤchte und inländiſche Eßwaaren aller Art (Reis, ſpaniſcher Pfeffer, geſchabte Ko— kosnuß, geſalzene Eier, hart gebratues Fleiſch u. dgl. m.) vorraͤthig war ren. Solche Eßbuden — javanifhe Speiſehäuſer — trifft man an den großen Straßen ſehr zahlreich an. Als Wirthin ſitzt gewöhnlich eine Frau mitten unter ihren Herrlichkeiten auf ebenem Boden und theilt das Ver— langte nach allen Seiten hin aus; die Speiſen ſind ſehr wohlfeil; fuͤr 6 Deute (Pfennige) kann man ſchon eine reichliche Mahlzeit erhalten. Sie wurden von meinen Kuli's fleißig beſucht, ja ich bewunderte die Ge— fräßigkeit dieſer Menſchen, die aller halbe Stunden eſſen konnten, um ſo mehr, da ich ſtets die Genuͤgſamkeit der Javanen hatte ruͤhmen hoͤren. Doch ſind die Kuli's auch die ſchlechteſten und verdorbenſten des Volkes. Kaum hatten ſie ihr Geld erhalten, ſo ſchloſſen ſie einen Kreis, lagerten ſich und fingen an zu ſpielen; erſt nachdem das Spiel beendigt war, be: gaben fie ſich ans Schmauſen. Dabei ereignete es ſich öfters, daß einige zu kurz kamen und alle ihre Deute verloren; ſie mußten dann den Tag über von der Gnade der andern leben, was ſie nicht ſehr zu verdries ßen ſchien. Dieſe Menſchen haben kein bleibendes Obbach; fie find überall zu Haus, wo ſie hinkommen und ſchlafen unter freiem Himmel. Ihre Habſeligkeiten find ein Kopf- und Lendentuch, ihr Werkzeug ein Bam⸗ busſtab, den fie im erſten beſten Gebuͤſche abſchneiden. Als wahre Phi- loſophen verachten ſie den Reichthum, leben ohne Sorgen und fragen nicht, ob es auch ein Morgen gebe. Was ſie jetzt verdienen, verzehren 63 fie noch in derſelben Stunde, weil es ihnen zu muͤhſam ift, ſolch ent behrliches Gut, als das Geld, mit ſich herumzutragen. — Sie ſind die Eckenſteher Javas — leichte Infanterie, (ſobald ſie die Laſt von ihren Schultern werfen) — ein durch die ganze Inſel ſchweifendes Corps. Die Straße geht hier in einen beſchwerlichen, ungleichen mit zer— ſtreuten Steinmaſſen und Felſentruͤmmern beſaͤeten Weg über, der fid) den Huͤgel hinanwindet. Oft bildet er enge Hohlwege, deren Waͤnde aus einer roͤthlich-braunen Erde beſtehen, die mit unzähligen, abgerun= deten, braͤunlichen Kieſelſteinen vermengt iſt; überall ragen dieſe Steine aus dem vom Regen abgeſpuͤlten Erdreich hervor. Wenn man die erſten Huͤgel uͤberſchritten hat und auf einer freien Anhoͤhe angekommen iſt, wird man durch eine entzuͤckende Ausſicht uͤber die vordern Huͤgel hinweg auf die Ebene Samarang's und das Meer uͤberraſcht. Denn amphitheatraliſch, ſuͤdlich anſteigend, erhebt ſich hier immer ein Hügel hinter dem andern, den er überragt. Sie find alle mit Gras bewachſen und erſcheinen in einem lichten Gruͤn, mit dem das Dunkel einzelner Baͤume, die auf ihrem Ruͤcken zerſtreut ſtehen, freund— lich contraſtirt. Ihre Abhaͤnge find hie und da mit ſchoͤnen Gärten und ſchattigen Wäldern bedeckt und laufen in kleine Keſſel oder enge, labyrinthiſche Thaͤler zuſammen, in denen die Bache hinfließen. Mehrete ſind auch in Reisfelder umgeſchaffen und man muß die Geſchicklichkeit der Javanen bewundern, die das Waſſer an den ſteilſten Abhaͤngen ſicher zu leiten wiſſen, von Terraſſe zu Terraſſe, bis hinab ins bewaͤſſerte Thal. Ueberall erblickt man Spuren zahlreicher Kampongs, deren Rauch aus den waldigen Tiefen aufſteigt, oder deren gelblich-braune Huͤtten aus dem dunkeln Gebuͤſch hervorſchimmern. Ueber dieſe Berge hinweg fallt der Blick „hinab auf die Ebene, welche ſich bis zum Meere hinzieht. Sie iſt theils von Kokoswaͤldern bedeckt, die man an ihren gelblichen, glänzenden Blättern erkennt; theils mit Reisfeldern uͤberzogen, deren friſches Gruͤn mit kleinen Waſſer— ſpiegeln abwechſelt, da wo einzelne Terraſſen oder Felder noch uͤber— ſchwemmt ſind und der gruͤnen Pflaͤnzchen noch entbehren. — Oaſen— foͤrmig in dieſer Reisflaͤche, in dieſem kuͤnſtlichen, grünen Sumpfe, zer— ſtreuen ſich in ſcharfen Umriſſen die kleinen, runden Wälder von Frucht— baͤumen und Palmen, in deren jedem ein Kampong verſteckt liegt In weitem Hintergrunde, da wo man einige Gebaͤude aus dem Gebuͤſch her— vorſchimmern ſieht, vermuthet man die Stadt Samarang; hinter ihr, das Ganze wie einen Edelſtein einfaſſend, erglaͤnzt die ſilberne See, das Bild der Unendlichkeit, die, ſcheinbar anſteigend, den Horizont begrenzt; dort erſcheinen, wie dunkle Flecke, die vor Anker liegenden Schiffe. Ich ſah das Dampfſchiff mit ſeinem ſchwaͤrzlichen Rauchfang, daſſelbe, von deſſen Verdeck ich noch vor 8 Tagen ſo ſehnſuchtsvoll nach dieſen Ber— gen ſah, von denen ich jetzt, ſchon gluͤcklicher, hinabſehe, doch ohne Verlangen; meine Sehnſucht zieht mich nach innen; hinauf! Der Weg fuͤhrte nun Berg auf, Berg ab, bald auf mehr gebahn— 64 tem fahrbarem Boden, bald Über hervorragende Felſenbaͤnke und zerſtreute Steinmaſſen, bald an den ſchroffen Abhaͤngen der Huͤgel und bald in den fünften Thalgruͤnden hin, bis wir den hoͤchſten Rüden dieſer Huͤ— gel oder Vorberge erreicht hatten. An den graſigen Abhängen vieler ders ſelben liegen eine Menge groͤßerer und kleinerer abgerundeter Baſalt-⸗ maſſen zerſtreut umher, die eine ſchwaͤrzlich-braune Farbe haben und durch eine ungeheure Schleuderkraft hieher gerathen zu ſein ſcheinen. Sie erinnern an die Naͤhe des Berges, deſſen Fuß alle dieſe Hügel um— geben, des Gunong Ungarang, eines erloſchenen Vulkans. — Wir erblickten ihn plotzlich, als wir auf dem letzten Rüden angekommen was ren, in frappanter Nähe. Sein Anſehn iſt majeſtatiſch, impoſant. Er erhebt ſich einzeln, alle nahen Berge beherrſchend, ringsum frei, ein ab— geſtumpfter Kegel. Auf feinem Gipfel hatten ſich Wolken gelagert, die uns die oberſten Umriſſe verbargen. Aber ſeine Abhange lagen, — durch weitläufige, huͤgelige Zwiſchenthaͤler von uns getrennt, — deutlich und klar vor uns. Hunderte von kleinen, abgerundeten Firſten (Kammen) oder ſchmalen Bergruͤcken laufen gleich den Strahlen eines Regenſchirmes vom oberſten Gipfel nach allen Seiten hin herab, indem ſie ſich, je nase her dem Fuße des Berges, um fo mehr vervielfältigen, veraſteln und zu: gleich ausbreiten; — ſie ſind durch ebenſoviele gleichgerichtete, ſchmale Kluͤfte oder Thaler getrennt, die einen tiefen, ſcharfen Grund haben, der den rieſelnden Stroͤmen zu Betten dient. So beſteht der Berg aus uns zähligen Gräten, die vom Gipfel aus nach allen Richtungen hin diver— giren, ſich ſtets in gerader Linie herabſenkend, gleich als ſeien fie einſt aus herabfließenden Lavaſtroͤmen erhaͤrtet, und als ſeien die Thaler durch eben ſo viele Stroͤme ausgefurcht, die nach allen Weltgegenden hin her— ablaufen. Er iſt bis auf die Mitte ſeiner Hoͤhle herab mit duͤſterer Waldung bedeckt, die ſich in ſcharfen Grenzen, in faſt gerader Linie (gleich der Schneelinie der Alpen) von dem untern hellgruͤnen Theile des Berges trennt; denn dieſe tiefern Abhaͤnge des Berges (die ſich erweiternden Strahlen) erſcheinen in einem lichten Grün (wie Graspläge) nur mit dem Dunkel kleiner Wäldchen oder einzelner Baumgruppen betuͤpfelt. In den aͤſtigen Klüften und engen Thaͤlern aber, der groͤßern Kühle und Feuchtigkeit folgend (ahnlich wie der Schnee der Alpen), ſenkt ſich die Waldlinie tiefer hinab, ja einige Klüfte begleitet waldiges Dunkel bis zum Fuße des Berges hin. Den öftlihen Fuß des Ungarang begrenzen zuſammenhaͤngende Kam— pongs⸗Waͤlder, aus deren Laubwoͤlbungen überall die Wipfel mächtiger Ko⸗ kospalmen hervorragen und in deren ſchattigem Innern eine Menge Dörfer verſteckt liegen, vermuthbar an dem Rauche, der über die Baͤume empor wirbelt. Sie ſcheiden den Berg von den Reisfeldern, die das abſchuͤſſige Thal bewaͤſſern. Suͤd⸗oͤſtlich reihen ſich dem untern Abhange des Centralberges mehrere, ſonderbar geftaltete, kleinere Berge an, nach dem Orte Bawen zu; theils kegelfoͤrmige Zwillingskuppen oder abgeflachte, breite Ruͤk⸗ 65 ken, die ſich hier auf den auslaufenden Strahlen des Berges erheben oder ſich ihnen anreihen; fie erſcheinen ohne Waldung, in demſelben lich— ten Gruͤn, das der ganzen untern Haͤlfte des Ungarang ein ſo W 1 liches (kultivirtes) Anſehn giebt. Noͤrdlich dachen ſich die einzelnen Rüden noch ſanfter ab und ai fen, ſich immer ausbreitend, in das Land über. Um 3 Uhr langte ich in Ungarang an, einem großen Kampong, 13 Paale von Samarang entfernt.“) Es liegt am Fuße des gleichna⸗ migen Berges, den wir eben betrachtet haben, an einem Bache, der zwi: ſchen Steingewoͤlben dahinſtroͤmt, und enthaͤlt nichts, als die ſchmutzigen Huͤtten der Javanen; nahe dabei liegt aber ein kleines niedliches Fort, dem ſich einige beſſere Bambus-Haͤuſer anreihen. Das eine derſelben dient einem Lieutenant zur Wohnung, das andere iſt ein Wirthshaus mit Schlafſtellen fuͤr Reiſende, von einem Sergeanten gehalten. Ich fegte meine Reiſe ohne Zoͤgerung fort, in der Hoffnung, den: ſelben Tag noch Bawen zu erreichen. Der Weg fuͤhrt an dem ſuͤdoͤſt— lichen Fuße des Ungarang hin, welcher rechts liegen bleibt, abwechſelnd uͤber Huͤgel und flache Ruͤcken hinweg und dann wieder eben ſo viele Thaler hindurch, in denen in weiten, unregelmaͤßigen Flußbetten kleine Ströme dahinbrauſen. Sie kommen aus den Laͤngsfurchen des Unga- rang und fließen hier zwiſchen Steingeroͤllen hin, die, von dem kleinſten Sandkorn bis zu der Groͤße eines Wagens anwachſend, das Flußbette uͤberſaͤen. Sie ſind von abgerundeter Geſtalt und haben eine ſchwaͤrzlich-braune Farbe. Bald ſind die Flußbette breit und flach, bald verengen ſie ſich und werden ſchroff; ſolche ſteilen Ufer, wo die Geroͤlle mit Erde bedeckt ſind, die der ſchwellende Strom nicht erreicht, ſind mit einem Ueberfluß zahlreicher Arten von Farrenkraͤutern (aus den verſchie⸗ denſten Gattungen) bewachſen, die an ſolchen Orten ihren uͤppigen Heerd aufſchlagen. Waͤhrend ſo die Ufer einiger Stroͤme wild mit Farrenkraͤu— tern umwuchert ſind, trifft man wieder andere, welche die Kultur in fruchtbare Reisfelder verwandelt hat; man ſieht nicht ſelten die ſteilſten Abhaͤnge, die ſich beinahe ſenkrecht abſtuͤrzen, in Terraſſen abgetheilt, welche ſich vom oberſten Rande an bis tief hinab ins Flußbett erſtrecken, — zuweilen kaum 3 Fuß breit. Sie folgen allen Winkeln und Kruͤm— mungen des Ufers und laſſen ſich von den kleinen Plateau's aus von Stufe zu Stufe dis hinab in die Tiefe des Flußbettes ſicher uͤberſchwem⸗ men, — eine merkwuͤrdige Anlage, der man ſeine Bewunderung nicht verſagen kann. Nachdem man acht bis zehn ſolcher Ströme nach und nach durch- watet hat, begegnet man wieder mannigfaltigen grünen Hügeln, die mit ſanften Thaͤlern und Niederungen abwechſeln. Die Huͤgel ſind kahl, mit Gras bewachſen und hie und da bedecken juͤngere Piſangpflanzungen oder Kaffeegaͤrten ihre Abhaͤnge; aus der Tiefe aber woͤlben ſich Palmen und ) Drei Paale machen eine Stunde. Junghuhn, Java. 5 66 hohe Laubbaͤume empor, welche die Dörfer beſchatten. Kokospalmen und Piſangs find ſtets untruͤgliche Zeichen, an denen man bewohnte Platze ſchon von ferne erkennt. Die Sonne war bereits geſunken und die Daͤm⸗ merung breitete ſich aus, als ich auf Bawen oder Tangatiga ankam. Es iſt 22 Paale von Samarang entfernt und liegt zwiſchen Huͤgeln in waldiger Tiefe. Ein Hohlweg fuͤhrt von den letzten dieſer Hoͤhen hinab; zu beiden Seiten umgiebt ihn das ſchoͤne glänzende Grün der Kaffeegarten, aus deren dunkelm Laube uͤberall die ſchlanken Zweige der Erythrina indica emporragen. — Vorn in blaͤulicher Ferne, ihre Gipfel in Wolken verſteckt, ziehen ſich die Gebirgsmaſſen des Merbabu und Telemejo hin; hinten droht der finſtre Ungarang, von dem dumpfe Don- ner herabrollen; aber in zutraulicher Tiefe, freundlich nah, von Baͤumen und Sträuchern umſchattet, ſenkt ſich das Thal hinab, — ein gruͤnen⸗ des, waldiges Paradies, — in dem ſich die Hütten Tangatiga's zerſtreuen. Es iſt ein großes Kampong, in dem ſich nur ein paar Europaͤer (unter dieſen ein Gaſtwirth) aufzuhalten pflegen. Die Nacht war ſchon hereingebrochen, als ich in dem Wirthshauſe ankam. Ich vertraute meine Guͤter der Aufſicht meines Bedienten an und beſchloß, mich noch denſelben Adend eine Stunde weiter, nach Ambarawa, zu begeben, um dort bei einem Freunde zu übernachten. Meine Kuli's ſollten ſich fruͤh⸗ zeitig auf den Marſch begeben und da, wo der Nebenweg nach Amba⸗ rawa abgeht, auf der Hauptſtraße warten, bis ich ſelbſt dort ein⸗ treffen wuͤrde. ö N Ich mußte lange auf ein anderes Pferd warten. Endlich kam es gegen 10 Uhr an, und nun begann ich meinen einſamen Ritt. — Man hatte mich verſichert, daß ich den Weg nicht fehlen koͤnne, der zwiſchen Gebuͤſchen fortführe und jenſeits einer Bruͤcke, die ich uͤberſchrei⸗ ten muͤſſe, links nach Ambarawa abgehe. dune Ich ritt daher getroſt dahin. Es war finſtre Nacht; zu beiden Sei⸗ ten umgab mich hohes Dickicht von Laubbaͤumen und Bambusgebuüſch, das, ſich oben umbiegend, die Straße beengte. Kaum wuͤrde es im Dun: kel erkennbar geweſen ſein, wenn ſich nicht unzaͤhlige lebendige Lichter, wie fliegende Sterne, in dem Laube herumbewegt und einen hellen Schein um ſich verbreitet haͤtten. Es war das Phosphorlicht gefluͤgelter Inſecten, die die Scene vom feuchten Boden an bis zum Gipfel der Baͤume hinauf illuminirten. 0 Wunderbare Melodien erfuͤllten die Luft, verwirrte Lieder, von Ins ſectenchoͤren geſungen. Die ganze Natur ſchien melodiſch geworden zu ſein, die Blaͤtter ſchienen zu beben, die Baͤume zu trillern. Man glaubte zuſammenſtimmende Concerte zu hoͤren und unterſchied die ver⸗ ſchiedenſten Toͤne vom feinſten Triller bis zum tiefſten ſummenden Baß. Einige glichen einem beſtändigen Klingen, wie von einer ſchwingenden Violinſaite, andere ahmten die feine, zitternde Stimme eines Mäd⸗ chens nach. So ritt ich mit bezaubertem Ohr den Toͤnen unſichtbarer Muſiker lauſchend dahin; Alles einſam, ich das einzige menſchliche Weſen in die⸗ = 67 fer Einoͤde, in dieſem Thalkeſſel, den hoher Pflanzenwuchs erfüllt, den Berge umgeben und Waͤlder umlagern; kein verwandtes Geſchoͤpf in der Nähe; Fledermaͤuſe umkreiſen mich, Inſectenſchaaren und Tiger; denn rechts, wo ſich die waldigen Hoͤhen des Ungarang erheben, vernimmt man ein dumpfes Gebruͤll, das von Zeit zu Zeit durch die Nacht her: uͤberdringt, ein unheimliche Ton, der das Pferd ſcheu macht und zu unaufhaltbarer Eile antreibt. Vorn am finſtern Firmament erkannte man die Umriſſe der Ge: birge Merbabu und Telomojo, doch nur auf kurze Augenblicke, wenn Blitze in den Gewoͤlben auffuhren, die fie umhuͤllten und ſich im Zick— zack laͤngs ihres Gipfels hinſchlaͤngelten; — dann erſchienen ploͤtzlich ihre dunkeln ſchwarzen Umriſſe in den erleuchteten Wolken, gleich naͤchtlichen Geſpenſtern, ſchnell durch die Nacht verſchlungen. Jetzt rannte mein Pferd uͤber eine Bruͤcke hin, deren ſchwankendes Gebaͤlk unter dem Hufſchlag ertoͤnte; tief unten vernahm man das Brau— fen eines Stromes. — Es konnte keine andere Brüde fein, als die mir bezeichnete. — und wirklich erblickte ich zur linken vor mir ſchon einzelne Lichter, die aus ſanfter Tiefe heraufſchimmerten. Sie erſchienen mir wie Freundesaugen, beruhigend, einladend; ich folgte N Schimmer und erreichte Ambarawa. Hier traf ich mehrere Ingenieur-Offiziere, die daſelbſt mit der Ausfuͤhrung eines Forts beſchaͤftigt waren, das im Thalkeſſel erbaut wird. Es liegt mitten in Reisfeldern und kann ganz unter Waſſer geſtellt werden. Die Offiziere bewohnen gut eingerichtete Haͤuſer, die nebſt mehren hölzernen Kaſernen für die Wohnungen der Arbeiter und Sol— daten ein anſehnliches Campement bilden, was ſich in der Naͤhe des Forts befindet. Ich traf auch hier eine Sammlung mathematiſcher und phyſikaliſcher Inſtrumente, nebſt einer kleinen Bibliothek mathematiſcher und naturhiſtoriſcher Schriften, denen ſelbſt das Prachttoere Humboldt's nicht fehlte — und war uͤberraſcht, hier in dem Herzen Java's, rings von Wildniſſen umgeben, noch wiſſenſchaftliche Kultur anzutreffen. Ungern trennte ich mich daher von dieſem Plaͤtzchen wiſſenſchaft⸗ lichen Treibens, von dieſer Geſellſchaft gebildeter, liebreicher Maͤnner, als am andern Morgen mein Bedienter erſchien, um mich zu meinen ſchon wartenden Kuli's zu geleiten. Noch einmal blickte ich nach Ambarawa zuruͤck, das, — eine ein— ſame Gruppe .. Gebäude, — unten in der fanften Thalebene liegt, und verfolgte dann in ſüdweſtlicher Richtung meine Reiſe. Der Weg führt an dem Fuße des niedrigen Gebirgruͤckens hin, der den Na: men des Jombusſchen Gebirges hat und ſich von Bawen bis Medona hinzieht, zwiſchen dem Ungarang und Telomojo zu denen er Verbin— dungszweige ausſchickt.“) *) (Spätere Anmerkung.) Betrachtet man die keſſelfoͤrmige Lage des Thales Ambarawa, das ringsum von zuſammenhaͤngenden Gebirgszuͤgen 5 * 68 Zu beiden Seiten der Straße befinden fi; Gärten, die jedoch mehr einem Walde gleichen, da dichtes Gebuͤſch und große Bäume fie erfüllen, in deren Schatten ſich zahlreiche Hütten und Dörfer zerſtreuen. Beſon— ders ſind es Cicca disticha, Bombax pentandrum, Ficus religiosa, Erythrina indica und die mannichfaltigſten Arten von Fruchtbaͤumen, die ſich hier erheben und die Straßen beſchatten. In den Zaͤunen und Hecken erblickt man Jatropha Curcas, Jatropha Manihot, Euphorbia antiquorum, Euphorbia Tiracalli, Justicia Betonica und andere. Auch die Arengpalme (Gomutus) erhebt ſich hie und da zwiſchen den uͤbrigen und ſendet auf geradem Stamm, zwiſchen deſſen Schuppen zahlreiche Farren wurzeln, ihr blaͤulich-gruͤnes ſchlaffes Laub empor. An den Seiten der freiern Wege iſt uͤberall Bixa Orellana angepflanzt, kleine Baͤumchen mit einfachem Stamm und rundem Kopf, deſſen roth— behaarte Früchte ihnen aus einiger Entfernung das taͤuſchende Anſehen bluͤhender Roſengebuͤſche geben. Wo trockene Grasplaͤtze übrig bleiben, da ſchlagen Asclepias gigantea (Calotropis R. Br.), Cassia Sophora und andere ihre Wohnplaͤtze auf. — Ein ſo beſchatteter Weg fuͤhrt uͤber Hügel weg und durch Tiefen hindurch bis zu dem Thal des Jambus'⸗ ſchen Gebirges, das ſich ſuͤdlich wendet und zu dem Telomojo heruͤber— läuft. Hier windet ſich, oft von Felſenmaſſen beengt und von hervorra⸗ genden Steinen geſperrt, der Pfad den ſteilen Berg hinan, an deſſen Abhaͤngen man noch in betraͤchtlicher Hoͤhe uͤberſchwemmte Reisfelder er— blickt, die ſich allmaͤhlich in das Thal Ambarawa herabziehen. Andere Abhaͤnge ſind mit dem tiefern Gruͤn von Kaffeepflanzungen uͤberzogen. Uebrigens ſind dieſe Berge, kleine Pflanzungen und einzelnes Geſträuch oder zerſtreute Kampongwaͤldchen ausgenommen, kahl und nur mit Gras bewachſen. — Durch ſolche Umgebungen in mannichfachen Kruͤmmungen auf und abſteigend, oft zwiſchen hohlen Wegen hindurch, fuͤhrt der Pfad bis auf die Höhe des queren Ruͤckens, der den Ungarang mit dem Te— lomojo verbindet und den wir um 10 Uhr (am 2. März; 1836) er: reichten. Hier wird man durch eine majeftätifche Ausſicht uͤberraſcht. Man erblickt hinter ſich in OND., rings von Gebirgen umgeben, in weiter Tiefe den Thalkeſſel von Ambarawa, der wie ein theilweiſe ausgetrockne— — umgeben ift, betrachtet man ferner die waſſerreichen Bäche, die von allen Seiten her in das Thal hinabrieſeln, — ſo wundert man ſich, nirgends ei— nen Abfluß dieſer Gewaͤſſer zu entdecken, die ſich doch offenbar zu einem See anhaͤufen muͤßten! — Und wirklich ſcheint auch dieſes Thal fruͤher einen See gebildet zu haben, der ſich erſt ſpaͤter nach Oſten hin einen Durchbruch bahnte. — Denn hier iſt das Gebirge (noͤrdlich von Salatiga) an einer einzigen Stelle unterbrochen und bildet eine Kluft, durch welche ſich der ganze Waſſerreichthum von Ambarawa entlaſtet; er bildet einen romanti⸗ ſchen Fluß, der ſeiner Groͤße nach fuͤr Kaͤhne fahrbar ſein wuͤrde, waͤre ſein Lauf nicht fo reißend und bildete er nicht von Zeit zu Zeit Kaskaden über Felſen hinab, — Er biegt ſich fpäter noͤrdlich um und ergießt ſich bei Ja⸗ para in das Meer. 69 ter See erſcheint. Er beſteht ganz aus Reisfeldern, von denen einige von dem hellgruͤnen Schmelze junger Reispflaͤnzchen uͤberzogen, andere noch mit Waſſer uͤberſchwemmt find; deren Flächen das Sonnenlicht zuruͤck— ſpiegeln; — darin zerſtreuen ſich nur einzeln die dunkeln Palm- und Fruchtbaumwaͤldchen der Doͤrfer, wie Inſeln in einem See, oder Oaſen in einer Wuͤſte, und unter ihnen erkennt man an dem Schimmer eini— ger mit Kalk uͤbertuͤnchter Gebaͤude das Campement Ambarawa. Noͤrdlich erhebt ſich der Ungarang, auf dem ſich duͤſtre Wolken ge— lagert haben, die nur ſeine untern Regionen erkennen laſſen. In SD. ziehen ſich die Gebirgsmaſſen des Telomojo und Jogo Peke hin und gehen, das Thal Ambarawa von dieſer Seite begrenzend, in den Merbabu uͤber, deſſen Gipfel uns neidiſche Wolken verbergen. Aber deſto deutlicher liegt der Telomojo vor uns, von dem wir nur durch ein weit ausgedehntes, tiefes Thal getrennt ſind. Seine Kuppe ſteigt, wie die aller uͤbrigen Berge, die ſich im Umkreiſe erheben, kegelfoͤrmig an und ſendet nach allen Richtungen hin, zwiſchen ſtrahlenfoͤrmigen Furchen, kleine Bergruͤcken hinab, die, ſich verflachend, in niedrigere Huͤgel uͤber— gehen oder ſich mit den benachbarten Bergen vereinigen. Solche Ver— bindungsarme, Ambarawa in SW. begrenzend, laufen auch durch das breite Thal hindurch zum Jambus'ſchen Gebirge heruͤber, von deſſen Hoͤhe wir jetzt hinabblicken. Der Gipfel des Berges liegt im Dunkel ewiger Waldung da, waͤhrend ſeine Abhaͤnge, nur mit zerſtreuten Baum— gruppen betuͤpfelt, von einem freundlichen, lichten Gruͤn uͤberzogen ſind. Vorn in WSW. , jenſeits eines weiten Thales, erhebt ſich, am— phitheatraliſch anſteigend, der ſtumpfe Kegel des Sumbing, eines maͤch— tigen Berges, von dem ſtrahlenfoͤrmige Ruͤcken herablaufen, wie von allen andern Kegelbergen Java's, die ich ſah. Seine untern Abhaͤnge, ſich nur unmerklich ſenkend, laufen weit in das Land aus und geben dem Berge einen außerordentlichen Umfang, der es unmoͤglich macht zu beſtimmen, wo eigentlich der Fuß deſſelben beginnt. Tauſende gluͤcklicher Menſchen haben auf dieſen auslaufenden Ruͤcken ihre Wohnſitze. In klarer Beleuchtung lagen die Kaͤmme vor uns. Aber hoͤher oben hat bleicher Nebel eine Linie gezogen, die dem ſpaͤhenden Auge Grenzen ſetzt und den unerſtiegenen Gipfel des Berges in das Reich der Wolken verlegt. Ihnen zur Linken, in duftiger Ferne, beginnt eine minder hohe Ge: birgskette, die den ſuͤdweſtlichen Horizont begrenzt. Es find Kalkgebirge, die ſich vom Sumbing gegen die Suͤdkuͤſte Java's hinziehen und deren ausgezackter, ſich in häufige Spitzen erhebender Kamm [don eine andere geognoſtiſche Bildung anzeigt. Spater erblickten wir, hinter dem Merbabu und Telomojo hervor: tretend, den Merapi und Gunongandong. Alle dieſe Berge hängen durch huͤgeliches Hochland zuſammen und bilden einen Centralgebirgsſtock, aus dem ſie als einzelne Kuppen hervorragen. Der Merbabu ſoll nach Ba— rometermeſſungen der Offiziere zu Ambarawa 9000 Fuß hoch ſein, ſein Krater ift erloſchen. Nur aus dem Merapi ſteigt eine permanente Rauch⸗ ſaͤule empor. 70 Die Berge, über die unſer Weg weiter führte, und die zum Jam⸗ bus'ſchen Gebirge gehören, boten uns nur wenig Gegenſtaͤnde der Be: trachtung dar. Es ſind kahle Huͤgel, mit Gras bewachſen und nur mit aͤrmlicher Vegetation verſehen. Ihre Abhaͤnge find hie und da mit Reis: feldern, mit Kaffeegaͤrten oder mit Mais- und anderen Pflanzungen bedeckt. Als wir uns den Abhaͤngen des letzten dieſer Berge naͤherten und bereits Medona erblickten, was, von Piſanggruppen umgeben, in dem vertieften Lande liegt, das ſich zwiſchen dem Sumbing und Merapi aus: dehnt, erhob ſich (es war 3 Uhr Mittags) ein orkanaͤhnlicher Sturm. Erſt fingen die Wolken des Sumbing an tiefer zu ſinken, die ſcharfe Grenzlinie loͤſte ſich auf und die untern Berge überzogen ſich mit Re genduft; das Thermometer ſtand noch auf 89“; bald zogen Regenſchauer in den Thaͤlern hin, die ſichtbar näher ruͤckten, ohne uns zu treffen; man erkannte an den Bäumen ganz naher Thaler die Gewalt ſtreichen— der Windzuͤge, als plotzlich der Sturmwind losbrach und meine Saͤnfte ſammt den Kulis uͤber den Haufen warf. Das Thermometer fiel in dieſem Winde auf 76°, alſo in wenigen Minuten um 13“. — Wir hatten uns alle unter den ſteilen Abhang eines Raines gerettet, uͤber den der Wind wegſtrich, ohne uns zu hart zu treffen. Seine Wuth ließ jedoch, ohne ganz aufzuhoͤren, ſchon nach einer halben Stunde nach, ſo daß wir unſre Reiſe fortſetzen konnten und um 4 Uhr auf Medona anlangten. Es liegt 6 Paale von Baawen entfernt, jenſeits eines Stromes, der in einem tiefen Thale brauſt, auf dem ſanft geneigten Terrain, wel⸗ cher durch die auslaufenden Ruͤcken des Merapi und Sumbing, die ſich hier begegnen, entſteht. Gegen Suͤden und Suͤdoſten dreht es ſich allmaͤhlich ab, faſt in derſelben Richtung, in der unſer Weg fortläuft. Es iſt ein großes Campong, in dem ein einziger Europaͤer (ein Con⸗ trolleur) ſeinen Wohnſitz hatte. Ich ſetzte meine Reiſe ungeſaͤumt fort. Der Merbabu und Me: rapi traten zur Linken deutlicher hervor Sie haͤngen durch ein ſich ſuͤd— weſtlich abdachendes Hochland zuſammen, deſſen freundliches, grün und braunes Golorit ſchon weit gediehene Kultur des Bodens anzeigt. Rechts blieb uns der Sumbing liegen, an deſſen ſuͤdlichem Abhange ein ſonder— bar geſtalteter Berg die Augen auf ſich lenkte. Es iſt ein ſtumpfer Dom, voͤllig kahl, nur mit lichtem Gruͤn bekleidet, deſſen Abhaͤnge auf die wunderlichſte Art zerkluͤftet find. (Sehr ähnliche Berge bemerkt man. am Fuße des Ungarang und Merapi). Der Weg bildet nun eine ſich unmerklich gen Suͤden neigende Straße, deren ebene Richtung durch keine Hügel und Kluͤfte mehr unter: brochen wird. Bald fuͤhrt ſie zwiſchen den Baumgruppen und dem Bambusgebuͤſche der Kampongs dahin, bald durch ausgedehnte Meis: felder, deren Waſſer ſich in Kanaͤlen mittheilt, welche unter der Straße weglaufen und nur nachlaͤſſig mit Holz und Erde bedeckt ſind. — Ehe 71 wir die Hälfte des Weges nach Mazellon zuruͤckgelegt hatten, uͤbereilte uns die Nacht. i Ueber die Gebirgskuppe des Merbabu ſtieg der Mond in die Hoͤhe und beleuchtete den Saum der Wolken; nur wenige Augenblicke waren verfloſſen und die Sonne warf noch ihren Abendſchein auf dieſe Berge; jetzt ſtand dort der goldene Mond am blauen Himmel und erhellte die duftige Nacht. Hell blinzelnd drangen ſeine Strahlen durch das Laub der Bambusgebuͤſche, der Kaffeeſtraͤucher und Erythrinen, die den Weg begrenzen, oder ſtrahlten auf dem Waſſer der Reisfelder wieder, aus de— ren Spiegel das ganze Firmament, der Mond mit allen Sternen her— vorſah; aber auch lebendige Sterne flogen zwiſchen dieſen Sternbildern umher und ſchwirrten wie Irrlichter auf dem Waſſer hin. Es waren leuchtende Inſekten ), deren Phosphorlicht nicht minder in den Reis⸗ ſuͤmpfen, als auf den graſigen Wegen und in dem Dickicht der Ge— buͤſche aufglimmte, gleich kleinen Blitzen, oder Flaͤmmchen, die das Dun⸗ kel erhellten. a Sco wie die Nacht ihrem Lichte Glanz verlieh, eben fo machte fie auch ihre Stimme hoͤrbar, denn Tauſende von Muſikchoͤren erhoben wieder ihre alte Melodie. Wir kamen des Abends ſpaͤt auf Mazellan an, einem 9 Paale von Medona entfernten, von zahlreichen Europaͤern bewohnten Orte, von dem wir nichts als den Schimmer aus einigen Haͤuſern erkannten. Es befindet ſich daſelbſt auch, von einem altersgrauen Englaͤnder gehalten, ein Wirthshaus, in dem ich mein Nachtlager aufſchlug. Es lag noch ein blaͤulicher Duft uͤber den Gebuͤſchen, als ich am andern Morgen (am 3. Maͤrz) meine Reiſe fortſetzte. Die Straße, welche ſich ſuͤdoͤſtlich umbiegt, hat durch die kleinen Baͤumchen der Bixa Orellana, die zu beiden Seiten des Weges angepflanzt find, ein freund: liches Anſehen. — Zur linken liegen bie drei Kegelberge Merbabu, Me— rapi und Andong, von denen der letzte der kleinſte iſt. Je mehr wir uns Mondillang naͤherten, einem 9 Paale von Ma— zellan entfernten Kampong, um ſo haͤufiger wurden die kleinen, aber rei— ßenden Baͤche, die von jenen Gebirgen herabſtroͤmen und fi in faſt paralleler Richtung der Suͤdkuͤſte zuwenden, um dort ihr Waſſer in das Meer zu ergießen. Nur einige ſind mit hoͤlzernen Bruͤcken verſehen, die die Gewalt des Stromes unbtauchbar gemacht hat. Die zertruͤmmerten Balken beweiſen, wie der Bach in der Regenzeit zu einem reißenden Strome werden und große Felſengeroͤlle mit ſich forttreiben kann. Ihr Gefaͤlle iſt groß, da es keine Ebene iſt, durch die ſie ſtroͤmen, ſondern ein Boden, deſſen Flaͤche ſich vom Merapi aus bis zum Suͤdſtrande hin allmaͤhlich abdacht. — Sie haben weit ausgewaſchene, wilde, unregelmä- ßige Flußbetten, in deren Mitte ſich der rauſchende Bach zuruͤckgezogen hat, waͤhrend ihr uͤbriger Theil trocken iſt. Sie ſind mit abgerundeten later noctilacus, 2 72 Steingeröllen, Baſaltkieſeln von ſchwaͤrzlich-grauer Farbe, dicht beſaͤet. In wilder Unordnung liegen ſie umher, vom kleinſten Sandkorn bis zur Groͤße einer maͤchtigen Tanne anwachſend. — Bei einigen ſind die Ufer ſteil und mit uͤppigem Gebuͤſch bewachſen, das ſich bis in das Flußbett, ſelbſt zwiſchen die Steine herabdraͤngt, bei andern ſind ſie kahler und flacher aus⸗ laufend. Beſonders reich ſind dieſe Flußbetten an Farrenkraͤutern und Mooſen; man findet bei Mondillang ausgedehnte Strecken, wohl 2000 Fuß breit, von ſolchen Steinen uͤberſaͤet, die der Fluß laͤngſt ver⸗ laſſen hat und die ein uͤppiger Heerd für zahlreiche Farrenkraͤuter ſind, die ſolchen Boden zu lieben ſcheinen. — In der Nahe von Mondillang gewinnen mehre ſolcher Betten durch eine Pflanzenart ein eigenthuͤmli— ches Anſehn, die nicht nur uͤberall an ihren Ufern, ſondern auch auf Grasplaͤtzen, auf trockenen Rainen wuchert und die Phyſiognomie der Gegend bedingt. Es iſt Pandanus littoralis, deſſen ſparrig getheilte, meiſtens aber ganz einfache Struͤnke kleinen Palmenſtaͤmmen gleichen, während die Blaͤtterbuͤſchel, die er trägt, an die Aloe erinnern. Der groͤßte dieſer Stroͤme fließt nur 3 Paale von Djocjokarta ent⸗ fernt; eine Bruͤcke, die über ihn führt, lag zertruͤmmert. Nie ſah ich bis da eine reichere ſchoͤnere Natur, als die ſeine ſteilen Ufer ziert, — nie etwas Wilderes und Herrlicheres. Dies war der letzte Strom, den wir mit Gefahr, zwiſchen den Ge⸗ toͤllen auszugleiten und zu ſtüͤrzen, zu durchwaten hatten. Wir hatten nun von Mondillang 15 Paale zuruͤckgelegt und naͤherten uns Djocjo⸗ karta, meinem kuͤnftigen Wohnſitze. Ich wuͤnſchte mich jetzt um ſo ſchneller dahin, da es ſchon 8 Uhr war und ein gleichmaͤßiger Regen her⸗ abzuſtroͤmen anfing. Maͤchtige Alleen hoher Feigenbaͤume, (Ficus reli- giosa), die gleich einem Gewoͤlbe den Weg uͤberhaͤngen. Die ſchimmern⸗ den Lichter wurden haufiger und eine rauſchende Muſik, die aus einem Gebaͤude hervorſcholl, verſicherte uns unſerer Ankunft auf Djocjokarta. Die Flache von Djoejokarta mit der Stadt und ihren Umgebungen. Der Boden, auf welchem Djocjokarta liegt, bildet eine Flaͤche, welche ſich oͤſtlich bis Klaten und Solo hinzieht; noͤrdlich ſteigt fie alls maͤhlich gegen den Merapi an, deſſen Fuß daher voͤllig unbegrenzt iſt; nordweſtlich geht ſie in das weite Zwiſchenthal zwiſchen dem Merapi und Sumbing über, waͤhrend fie ſich weſtlich bis zu einer ausgezackten Ges birgskette hinzieht, die vom Sumbing in faſt ſuͤdlicher Richtung dem Meere zuläuft; ihre ſuͤdliche Grenze aber iſt theils das Meeresufer ſelbſt, theils der ſteile Fuß der Gebirgskette, die mit der Kuͤſte parallel laͤuft. Nur weſtlich von Djocjokarta, kaum 1 bis 2 Stunden von dieſem Orte entfernt, ziehen ſich einige ſanfte Huͤgel hin. Hier liegen auch jene maleriſchen Kalkfelſen, aus deren Mitte eine thurmaͤhnliche Säule empors 73 ragt. Dieſe Hügel und die weit und tief ausgewaſchenen Flußbetten, die faſt alle mit Trachytgeroͤllen uͤberſaͤet ſind, ausgenommen, iſt die Flaͤche ziemlich eben, — eben, aber nicht horizontal; denn ſie hat eine Neigung von mehren Graden nach Süden, was das ſtarke Gefaͤlle der Fluͤſſe be⸗ weiſt und die Terraſſen der Reisfelder, welche ſich ſuͤdlich hin immer mehr hinabſenken; ſelbſt ſchon der bloße Anblick zeigt es deutlich, wie ſie ſich nach jenem ſuͤdlichen Gebirgszuge hin allmaͤhlich abdacht, wie dieſer tiefer liegt, wie ſie nach dem Merapi zu aber immer mehr anſteigt. Zahlreiche kleine Stroͤme durchlaufen dieſe Flaͤche und wenden ſich ſaͤmmtlich in faſt paralleler, ſuͤdlicher Richtung dem Meere zu. Ja, die ganze Flaͤche wird durch nichts anderes gebildet, als durch jene herablau— fenden Laͤngsrücken, die ſich, wie von allen Kegelbergen Java's, fo auch vom Gipfel des Merapi herabſenken, — anfangs (am hohen Gipfel) ſteil abgeſtuͤrzte, ſchmale Felſenjoche bildend, ſich aber immer mehr aus— breitend und verflachend, je mehr ſie ſich von der Spitze entfernen. Die Stroͤme, die in den Zwiſchenfurchen, die ſie trennen, hinlaufen, anfangs ſchaͤumend, über Felſen ſtuͤrzend, entfernen ſich dann immer mehr von einander und bewaͤſſern die gruͤnenden Reisfelder, die das ſich immer mehr ebnende Terrain bedecken. Waͤhrend dort in einer Hoͤhe von 3000 bis 5000 Fuß nur wilde Thiere hauſen, erfreuen ſich hier Millionen Menſchen ihres Daſeins. Auf einem ſolchen auslaufenden, ſich ebnenden Joche des Merapi, zwiſchen zwei parallelen Stroͤmen, die hier einen queren Raum von der Breite einer halben Stunde zwiſchen ſich laſſen, liegt auch Djocjokarta. Die ganze Ebene bis an die angegebenen Grenzen hin iſt mit Reig: feldern bedeckt, in denen die Doͤrfer (Kampongs) zerſtreut liegen. Die Kampongs felbft aber erblickt man nicht, ſondern nur ihre Waͤlder; man darf ſie Überall vermuthen, wo man Kokospalmen aus dem Gebuͤſch hers vorragen ſieht. Denn der gluͤckliche, leicht befriedigte Javaner umgiebt feine kleine Hütte mit allen Beduͤrfniſſen feines Lebens. Dieſe beſtehen in Bambusrohr, von dem er feine Hütten baut, Piſangſtauden, deren Fruͤchte ihm eine nahrhafte Speiſe gewähren, Kokospalmen, aus deren Nuͤſſen er Oel preßt, das ihm eben ſo zur Bereitung der Speiſen als zum Brennen in den Lampen dient, nebſt einer unendlichen Mannig— faltigkeit von erquickenden Fruͤchten, die überall in Ueberfluß wachſen, 3 B. Artocarpus incisa, Garcinia Mangostana, Eugenia - Arten, Mangiſera-⸗Arten, Nephelium lappaceum, Citrus: Arten und andere, So werden kleine Gruppen gebildet, die ſich bald oaſenaͤhnlich zerſtreuen, bald anaſtamoſirend mit einander verbinden und als dunkles Laby— rinth das lichte Grün der Reisebenen durchziehen. In ihren Schatten liegen die Kampongs verſteckt. Aus dem Laubgewoͤlbe der Fruchtbaͤume ragt die Majeſtaͤt der Palmen empor. Weit hin glaͤnzen ihre gelblichen, gefiederten Blaͤtter. Den Rand der Walder bilden undurchdringliche Zäune von Bambusgebuͤſch, deſſen gelbliche Rohrſtengel 40 bis 50 Fuß hoch emporſchießen und, oben überhaͤngend, ſchattige Laubgange bilden, 74 Sie begrenzen die Wälder in ſcharfen Umriſſen und trennen fie von den Reisfeldern, die alle Zwiſchenraͤume ausfuͤllen. Solche Umgebungen ſind es auch, zwiſchen welchen die Gebaͤude des Hauptplatzes ſelbſt, naͤmlich Djocjokarta's, zerſtreut liegen. Als Mittelpunkt iſt ein kleines, viereckiges Fort zu betrachten, um welches ſich in gewiſſen Abſtaͤnden hohe Alleen von Kanarien- und Feigenbaͤumen herumziehen. Ihr dunkles Laubgewoͤlbe, das ſich oben uͤberbiegt, beſchattet wie ein Bogengang die ſchoͤnen breiten Wege, die ſich unter ihnen hin— ziehen. — Die ſteinernen Gebaͤude der Europaͤer liegen theils an den Seiten der Wege zerſtreut, theils ſind ſie ſtadtaͤhnlich in ein kleines Viereck zuſammengedraͤngt, das nur von einigen parallellaufenden Gaſſen durchſchnitten iſt und groͤßtentheils von europäifchen Abkoͤmmlingen (Lipp⸗ lappen) bewohnt wird. Die Haͤuſer ſind niedrig und ſchlecht gebaut. Nur ein freier Grasplatz trennt dieſes ſogenannte europaͤiſche Kampong vom Fort. Von viel groͤßerm Umfange find die Gebäude inlaͤndiſcher Herrſcher, die jedoch nur noch als Ruinen beſtehen. Faſt ſtundenlang ziehen ſich oͤfters die gebrochenen Mauern hin, die früher zu Umzaͤunungen ihrer Gehoͤfte dienten. Von Luſthaͤuſern und kuͤhlen Gewoͤlben findet man noch Spuren umher. Am beſten iſt der Palaſt des gegenwaͤrtigen Sultans erhalten. Es iſt eine 15 Fuß hohe, ziemlich dicke, von einem Graben umgebene Mauer, die ein laͤngliches Viereck umſchreibt und die man (wenn man gut zu Fuße iſt) wohl in einer Stunde umgehen kann. Sie iſt an ihren Ecken mit pfeileraͤhnlichen Thuͤrmchen verziert und mit mehren uͤberbauten Thoren durchbrochen. Das Innere iſt ausgefüllt nicht etwa mit Palaͤſten, ſondern mit zahlreichen Doͤrfern, die unter dem Dickicht der gewoͤhnlichen Fruchtbaͤume und Palmen verſteckt liegen und die Tau— ſende von Menſchen beherbergen. Die moderniſirten Gebaͤude des Sul— tans ſind mit beſondern Umzaͤunungen umgeben und nehmen nur einen kleinen Theil dieſes ſogenannten Kratons ein. — Aber ſehenswerth iſt ein amphitheatraliſch auf immer hoͤher ſteigenden Terraſſen aufgefuͤhrtes Gebäude, welches innerhalb des Kratons liegt und welches wie eine In— ſel tingsum mit Waſſer umgeben iſt. Es iſt das Waſſerkaſtell, ein fruͤheres Luſthaus oder Feſtung des Sultans, jetzt aber nur noch von Fledermaͤuſen bewohnt. Die alte Pracht ſchimmert noch aus den ver— goldeten Balken und Fenſterſtaͤben hervor und aus den reichen Verzie— rungen der doppelten Portale. Um in das Innere zu gelangen, muß man 24 Stufen hinabſteigen, wo man in einen geraͤumigen Gang kommt, der unter dem Waſſer hin zur ſuͤdlichen Front des Ge— baudes führt; dieſer Gang wird erhellt durch die Fenſter von vier Thuͤrm— chen, die ſich uber das Waſſer erheben. Von einem der Daͤcher hängen bereits Cissus-Arten herab und Carica Papaya wuchert in den Ecken * 75 empor. Auf der untern Teraſſe find Mangoſtanbaͤume (Garcinia Man- gostana) angepflanzt, die einen angenehmen Schatten verbreiten. Strauch- artige Urticeen, Farrenkraͤuter und Graͤſer wuchern an der aͤußern Mauer, während Lemna: Arten, Pistia Stratiotes und Ipomoea repens Rotli. den ruhigen Waſſerſpiegel bekleiden. Mit dem Waſſerkaſtell haͤngt ein kreisrunder flach-kuppelfoͤrmiger Tempel zuſammen, zu dem man auch nur unter dem Waſſer hin ge— langen kann; aber außerhalb des Beckens in Suͤden iſt das Kaſtell mit einem Labyrinthe terraſſenfoͤrmiger Anlagen und kleiner Gebaͤude umgeben, deren zahlreiche, oͤfters doppelte Portale reich verziert ſind und durch Sphinxe und andere Figuren bewacht werden, waͤhrend ſich Phoͤnixvoͤgel mit der Herrſcherkrone auf dem Haupte auf einigen Giebeln erheben. Kühle Badeplaͤtze mit tief ausgemauerten Waſſerbaſſins, rings mit Eleis nen Gebaͤuden umgeben, machen es wahrſcheinlich, das ſich hier die Frauen des Sultans aufhielten, ſo oft er in das Waſſerkaſtell einkehrte; auch ein etwa 50 Fuß hoher Thurm erhebt ſich hier. — Zahlreiche Frucht— baͤume und Baͤume mit wohlriechenden Bluͤthen (Uvarien, Michelien) verbreiten einen angenehmen Schatten auf den labyrinthiſchen Terraſſen, die hie und da mit Zierpflanzen in großen Urnen geſchmuͤckt ſind. Ein anderes, aͤhnliches, jedoch kleineres und minder reiches Kraton liegt auf der andern Seite des Baches, der Djocjokarta im Oſten be: grenzt; es wird von dem (vom Sultan) unabhaͤngigen Prinzen Pak⸗ kualum bewohnt. — Viele andere folder Kratons, früher von eben fo vielen Prinzen bewohnt, ſind zerſtoͤrt; die Ueberreſte ihrer Mauern liegen zwiſchen den Reisfeldern und Dorfwaͤldchen umher. — Aehnliche Ruinen bilden auch die fruͤhern Luſtgaͤrten der Sultane, Bawaridjo, Bonoſado, Bonowadridjo und Rodjowinangon, die drei Paale oͤſtlich von Djocjo— karta entfernt einen großen Flaͤchenraum einnehmen. Es ſind kleine Ge— baude, aͤhnlich denen des Waſſerkaſteils, von Frucht- und andern Baͤu— men umringt und mit weitlaͤufigen, oͤfters doppelten und dreifachen Mauern umgeben. Am praͤchtigſten und größten waren die von Rodjo- | winangon, doch ſind ſie ihrem Verfalle nahe und nur noch Schwalben und Fledermaͤuſe bewohnen ihr Inneres. Bei allen bemerkt man eine Vorliebe zur terraſſenfoͤrmigen Anlage und zur Verzierung der Eingaͤnge; unter dieſen Verzierungen faͤllt beſonders ein Geſicht auf mit fletſchen— den Zaͤhnen und ausgeſtreckter Zunge, das man uͤber den Thuͤren faſt aller kaiſerlichen Gebäude antrifft. Lieblich iſt der Contraſt, den das Weiß der kalkuͤbertuͤnchten Mauern mit dem uͤppigen Gruͤn der Pflanzen bildet, welche die Ruinen umge— ben. Hohe Baumwoͤlbungen bedecken ſie mit ihrem Schatten; Cissus erenata Bl. und andere Schlinggewaͤchſe umſpinnen fie wie mit Netzen, junge Feigenbaͤume (Ficus religiosa) haben an den glattſten Wänden Wurzel geſchlagen und treiben die Steine auseinander, waͤhrend die alten Hofräume mit Psidium- Arten, mit Melastoma malabatricum L., mit zahlreichen Farren (Acroſtichen, Polypodien, Gymnogrammen), mit Rhamnoideen, Leea-Arten und Calotropis gigantea R. Br. ausgefüllt 76 find, Pflanzen, die ein kleines, dichtverwortenes Geſtraͤuch bilden, aus dem ſich hie und da der Kolben eines einſamen Arum cadaverinum oder ein Amorphophallus erhebt. It Minder ſehenswerth, aber den Javanen heiliger, find die Gräber der kaiſerlichen Familie, die ſich 3 Paale SO. links von Djocjokarta beim Dorfe Paffar gede befinden. Es ſind terraſſenfoͤrmig erhöhte, mehrfach mit Ziegelſtein-Mauern umgebene Raͤume, in denen ſich unter dem Schatten von Nangaſari-Baͤumen (Acacia pedunculata; Nanga- sari Rumpf.) und von Zierpflanzen verſchiedener Art, von Punica Gra- natum, Sanseviera fruticosa u. A. umringt, die kleinen Grabhuͤgel befinden. Sie bilden ein laͤngliches Viereck, kaum 1 bis 14 Fuß breit, das entweder aus Steinen gemauert oder nur aus aufgeworfener Erde beſteht, und in letzterem Falle mit ein paar gitteraͤhnlich verbundenen Balken belegt iſt. An dem einen Ende befinden ſich auch viele kleine, einfache, etwa drei Fuß hohe Grabſteine oder aͤhnlich geſtaltete, beſchnitzelte Hoͤlzer. Die Gräber der regierenden Sultane ſelbſt aber find mit einem höl- zernen Schuppen bedeckt, welcher durch beſondere Beamten ſorgfaͤltig be— wacht und verſchloſſen wird. Sie ſind groͤßer und hoͤher als die uͤbrigen und gewoͤhnlich aus einem weißen, ſehr weichen, thonartigen Sandſtein gehauen, der fi im ſuͤdlichen Strandgebirge findet. Außer der ſaͤmmt⸗ lichen Anordnung von Ecken und Spitzen der laͤnglich- viereckigen Sarko⸗ phage bemerkt man keine Kunſtverzierungen oder Sculpturen im Geſtein; die meiſten ſind von einem Geruͤſt umgeben, und mit Vorhaͤngen aus gewöhnlichen Linnen behangen, fo daß fie Himmelbetten gleichen und man glauben koͤnnte, ſich in einer altfraͤnkiſchen Schlafkammer zu befinden. Gunong Gambing, Kalkfelſen bei Diociokarta. Drei Paale weſtlich von Djocjokarta erhebt ſich, einſam in der Ebene, ein Haufen wild uͤber einander geworfener Felſen. Sie liegen jenſeits eines kleinen Stroms, den man durchwaten muß, um zu ihnen zu gelangen. Noch zwei andere ſolcher Stroͤme durchſchneiden die Flaͤche zwiſchen den Felſen und Djocjokarta, um ſich nach der Suͤdkuͤſte zu wen den und ſich mit dem Fluſſe Opak zu vereinigen. Ihre Ufer find grün und belaubt, nur die des letztern ſind in der Gegend der Felſen kahl und beſtehen aus einem beweglichen, ſchwaͤrzlich- grauen Sande. Ihr Waſſer nimmt nur einen kleinen Theil der weitausgewaſchenen Betten ein, in oeren Mitte es zwiſchen Trachytgeſchieben dahinmurmelt. Große Strek— ken derſelben find ganz trocken und nicht ſelten in grünende Reisfelder umgeſchaffen. Hat man den letzten dieſer Stroͤme, an deſſen ſteilem Sandufer gebrochene, horizontale Schichten zu Tage gehen, durchwatet, ſo gelangt man auf kleine Flaͤchen, deren Sandboden mit Gras und kriechenden Leguminoſen uͤberwachſen iſt. Außerdem finden ſich zahlreiche kleine Stauden der Asclepias gigantea auf ihnen zerſtreut, deren große, 5 dd apfelgruͤne Blätter dieſen Flächen eine nicht minder eigenthuͤmliche Phy— fiognomie geben, als der Gunong Gambing der ganzen Gegend ein ſonderbares, groteskes Anſehen verleiht. So nennen die Javanen eine Felſenmaſſe, die ſich kaum einige hundert Schritt vom Strome entfernt, erhebt. Ihr Anblick mahnt an grauſe Naturrevolutionen. Es find gewaltige häuferhohe Felſen, die hier wie Truͤmmer eines eingeſtuͤrzten Gebirges umher liegen und ſich in wil— der Unordnung auf einander thürmen. Einige ſtehen ſenkrecht, andere liegen quer oder ſchief über einander geworfen, fo daß tiefe Kluͤfte zwi⸗ ſchen ihnen uͤbrig bleiben und mannigfaltige Aushoͤhlungen und ſchattige Gewoͤlbe unter ihnen wegfuͤhren. So bilden ſie einen unregelmaͤßigen Haufen, aus deſſen Mitte ein thurmaͤhnlicher Felſen emporragt, gleich einer Kryſtallſaͤule, die von kleinern Conglomeraten umgeben iſt. Er er— hebt ſich ſenkrecht, etwa 150 Fuß hoch, und haͤngt nur wenig nach der einen Seite uͤber. Seine weißlich-gelben Waͤnde ſind kahl, aber mit maͤchtigen Spalten verſehen und durch den Bruch abgefallener Maſſen ungleich vertieft. Seine Vorſpruͤnge und ſein abgeſtuͤrzter Scheitel ſind mit wucherndem Geſtraͤuch bedeckt. Zwei Empfindungen zugleich erregt der Anblick dieſer Felſen: zuerſt erſcheinen die wilden zerſtoͤrenden Naturkraͤfte, die unfruchtbar ſind und nur zernichtend wirken, — man glaubt das Gekrach der Felſen zu hoͤren und das Gebruͤll der tobenden Fluthen; dann kommen jene ſtillen, freund: lichen, verborgen wirkenden, fortwaͤhrend thaͤtigen Kraͤfte, jene ſanften Keime der Pflanzen, welche ſchaffend auftreten, wohlthaͤtig, fruchtbar, welche das Todte umwandeln in treibenden Saft und das oͤde Geſtein mit einem lebendigen gruͤnen Teppich umziehen. Denn der ganze Felſenhaufen mit allen ſeinen Aushoͤhlungen und Kluͤften iſt mit einem zuſammenhaͤngenden Gewirre der uͤppigſten Straͤu— cher und Schlingpflanzen bedeckt, die ſich von Fels zu Felſen weben und alle finſtern Tiefen truͤgeriſch uͤberziehen. Es iſt ein dickes, undurchdring— liches Polſter, aus dem ſich Hunderte der verſchiedenartigſten Bluͤthen erheben und aus dem beſtaͤndig Duͤfte in die Hoͤhe ſteigen. Beſonders ſind es einige Piper Arten, deren Stengel das Geſtein umklammern und deren aromatiſche Bluͤthenkolben die felſigen Raͤume durchwuͤrzen. — Armdicke Zweige von Cissus-Arten kriechen an den ſteilen Waͤnden hinauf, deren Gruben und Spalten ſaftige Pflanzen verſchiedener Art, z. B. Begonien, ausfuͤllen. Richtet man ſeinen Blick von der Höhe eines Felſen, den man nicht ohne Gefahr erklommen hat, auf dieſe wildverworrene Maſſe, aus der kaum hie und da das weißliche Geſtein hervorſchimmert und deren Zu— ſammenhang nur einige dunkele Kluͤfte unterbrechen, ſo erſtaunt man über die furchtbar allgewaltigen Kräfte, die fo ſtill beginnen und fo un: widerſtehlich heranwachſen, alles uͤberwaͤltigend, die Herr des Geſteins wer— den, das ihre Wurzeln zerſpalten und auseinander treiben, das aber zu⸗ gleich freundlich ihre duftenden Bluͤthen uͤberziehen. Dieſe Felſen beſtehen aus einem harten, weißen Kalkſtein, deffen 78 Oberflaͤche mit kleinen Gruben und Vertiefungen aller Art verſehen ift, zwiſchen denen ſpitze Zacken und ſcharfe Kanten hervorſtehen. Sie ſind zertruͤmmerte Reſte eines groͤßern Felſen. Nur zwei ſtehen noch aufrecht und erheben ſich ſenkrecht aus den uͤbrigen; dies iſt jene thurmaͤhnliche Saͤule und eine andere nur 40 Fuß hohe, aber eben ſo dicke Maſſe, die ſich in einer kleinen Entfernung von dem eben beſchriebenen Haufen, dem Flußbette naͤher erhebt. Nur eine ſchmale, graſige Vertiefung trennt beide. Die Scheitel dieſer Felſen ſind abgeſtutzt, kleine Plateaus bildend und von Sträuchern bewuchert, deren Zweige an den Waͤnden herabhaͤngen. Grell contraſtirt ihr ſchoͤnes Grün mit der Farbe des Geſteins, deſſen helles Weiß abwechſelnd in das Ockergelbe und Braune uͤbergeht. Die andern Felſen liegen ganz unter der Pflanzendecke verborgen. Am ſuͤdlichen Fuße der Felſen befindet ſich eine Grube, in welcher die Javanen Kalk brechen und in kleinen, von Karabauen gezogenen Karren verſenden. — Auch Kalkſpathkryſtalle findet man zahlreich auf dem Geſtein. Dieſen Felſen reihen ſich noch zwei andere Hügel an, deren Kern zwar auch aus Kalkſtein beſteht, deren Scheitel ſich aber ſanfter abrun⸗ den und mit fruchtbarer Erde bedeckt ſind. Der eine liegt in geringer Entfernung gegen Suͤden, iſt minder hoch, aber von hohen Baͤumen, unter andern Feigenbaͤumen (Ficus re- ligiosa) beſchattet. Er ſtuͤrzt ſich auf der einen Seite (ſuͤdlich) ſchroff hinab und bildet ſenkrechte Waͤnde, an denen ſich die Wurzeln jener Baͤume hinabſchlaͤngeln; ſie winden ſich bis in die tiefen Gruben und ſchattigen Hoͤhlen hinein, die ſich am Fuße der Felſen oͤffnen und auf deren Boden ſich Regenwaſſer anſammelt. Hier liegen die Ruinen eines kleinen Palaſtes des Sultans von Djocjokarta. Man erblickt einfache Mauern, die ſich hart an jene ſchat— tige, ausgehoͤhlte Felſenwand anlehnen, mit mehren Eingaͤngen durchbro— chen find und einen viereckigen Raum einſchließen. Dieſer Raum ent: hält die Reſte einiger kleinen, niedrigen Gebäude, die ſich auf terraſſen- foͤrmig erhoͤhtem Grunde befinden. Sie ſind ſehr einfach, mit gewoͤhn— lichem Dach und ſpitzen Giebeln verſehen. — Ueber einigen Eingaͤngen, die durch die Ringmauern führen, erblickt man allerhand ſymmetriſche Fi— guren, die in Kalk ausgearbeitet und mit lebhaften, noch nicht erloſchenen Farben bemalt ſind. Sie erinnern an die untergegangene Bluͤthezeit javan'ſcher Kultur. Aehnliche Ruinen bedecken den zweiten Hügel, der ſich auf der linken Seite des Fluſſes in SO. vom Gunong Gambing erhebt. Es iſt ein viereckiges, einfaches Gebaͤude, das ſich mit mehren Mauern um— geben, etwa 30 Fuß erhebt. Es iſt in ein unteres und oberes Zimmer abgetheilt, zu welchem letztern man auf Treppen gelangt, die außerhalb des Gebäudes zu beiden Seiten hinanfuͤhren und, ſich in einem Winkel 79 umbiegend, oben vor dem Eingange in das Zimmer zu einer kleinen Platte vereinigen. Außen begrenzt ſie eine Mauer, ihr innerer Rand aber iſt eine Lehne, deren kuͤnſtlich bearbeitetes Geſtein die wohlgelungenen Figuren von Krokodilen, Sphinxen ꝛc. zeigt. — Hat man ſich durch das mannshohe Geſtruͤpp von Schlingpflanzen, ſaftigen Kraͤutern und Straͤuchern hindurch gearbeitet, das die Treppen uͤberzieht, und das obere Zimmer betreten, ſo genießt man durch die vier Oeffnungen, welche ſeine Waͤnde durchbrechen, die ſchoͤnſten Ausſichten. Man ſieht, wie die alten Herren von Djocjokarta ihre Luſtſchloͤſſer wohl zu waͤhlen verſtanden. — Rings uͤberſchaut man die grüne Ebene, durch die ſich der kleine Strom windet. Kokos- und Bambusgebuͤſche erheben ſich uͤberall und verbergen die bewohnten Plaͤtze. In SW. ziehen ſich niedrige Huͤ— gelruͤcken hin, nur mit einzelnen Baͤumen bewachſen, waͤhrend in Suͤden der Blick auf der waldigen Kuͤſtenkette ruht, die den Horizont begrenzt. Vorn im Norden und Nordweſten aber ragen in auffallender Klarheit mit ihren parallelen Ruͤcken und Furchen der Sumbing, der Merbabu und der dampfende Merapi empor. Ja, man erkennt noch zwiſchen ihnen in weiter Ferne den blaͤulichen Scheitel des Ungarang. Suͤdlich und ſuͤdweſtlich vom Gunong Gambing erheben ſich nie— drige, kaum ein paar hundert Fuß hohe Huͤgel, die ſich in verſchiedenen Zuͤgen nach Suͤden und Weſten hin ausdehnen. Ihr noͤrdlicher Fuß liegt faſt in gleicher Breite mit Djocjokarta und Gunong Gambing; in dieſer Richtung erſtrecken ſie ſich bis zum linken Ufer des Fluſſes Progo, welches 10 Paale von Djocjokarta entfernt liegt. Sie ſtreichen im All— gemeinen nach S., erreichen jedoch das Meeresufer nicht. Sie ſind auf— fallend kahl und duͤrr, quellenlos und gewoͤhnlich nur mit Grasarten bewachſen, durch deren dünne Decke an vielen Stellen ihr weißes Ge: ſtein hindurchſchimmert. — Sie beſtehen theils aus Kalk, der in der Regel minder hart iſt und in dem ich keine Muſchelabdruͤcke finden konnte, theils aus einem ſehr feinen, zerreiblichen Sandſtein, der fo weich iſt, daß man ihn faſt mit dem Meſſer ſchneiden kann. Nimmt man ſeinen Weg weſtlich hin am noͤrdlichen Fuße dieſer Huͤgel, ſo ſieht man, wie 5 bis 6 Paale von Djocjokarta entfernt, der feine, hellgraue Sand und Aſchengrund (größtentheild aus den Aus: wurfsmaterien des Merapi beſtehend), welcher in der ganzen Djocjokarta'⸗ ſchen Ebene vorherrfcht und ſich vom Meeresufer bis noͤrdlich zum Me: rapi, weſtlich aber bis Raten und weiter erſtreckt, aufhoͤrt und durch eine dunkelbraune, oͤfters voͤllig ſchwarze Erde verdraͤngt wird. Dieſe Erde bildet in den Reisfeldern eine außerordentlich tiefe Schicht, während am Fuße des Huͤgels Überall der weiße Kalkboden durch fie hindurchſchimmert; zur Regenzeit loͤſt fie ſich völlig auf und verwandelt ſich in Schlamm, durch den man nur mit Mühe hindurchdringt, während fie in der sradr. 80 nen Jahreszeit uberall aufſpringt, klafft und unzählige Spalten und Riſſe bildet. | Man verfolgt fie bis zum Kalisprogo, der am Berge Sindoro ent: ſpringt und ſich ſuͤdlich dem Meere zuwendet. Sein Flußbett, das bei einer Tiefe von 15 bis 30 Fuß und daruͤber (je nachdem es Ebenen durchſchneidet oder ſich zwiſchen Huͤgeln hinwindet) hier in gleichem Pa— rallel mit Djocjokarta und 15 Paale vom Strande entfernt, eine Breite von 200 Fuß hat, zeigt an mehren Stellen deutlich die Schichtung des Bodens. Zu oberſt liegt eine Schicht fruchtbarer braͤunlicher Erde, wel— cher unzählige Trachytgeſchiebe eingeknetet ſind; hierauf folgt eine Schicht zuſammengebackenen grauen Sandes, der ebenfalls noch ſolche Geſchiebe enthält; tiefer unten liegen Conglomerate von Sandſtein und kleinen Ge: roͤllen, zum Theil auch wirklicher, weißer, jedoch ſehr weicher Sandſtein. Den Boden des Flußbettes ſelbſt bildet ein grauer Sand, der offen: bar aus zertruͤmmertem Trachyt entſtanden iſt; auch Geſchiebe von dieſer Steinart liegen noch zerſtreut umher, die aus hoͤheren Gegenden herab— gefpült fein muͤſſen, da die ſteil abgewaſchenen Flußufer hier nirgends mehr Trachytmaſſen zeigen. — Die Vegetation iſt karg und durch Nichts ausgezeichnet, es ſeien denn lange, ſchimmernde Conferven, die den Se: ſchieben des Stroms angeheftet find. " Die Südküſte bei der Mündung des Fluſſes Opak. Zwei Wege führen durch die Fläche von Djocſokarta nach der Südküfte, wo ſich der Fluß Opak in das Meer ergießt; der eine läuft öftfih nach dem Gebirge Mandjinnang zu, an deſſen Weſtfuße vor: bei er zum Strande führt, der andere richtet ſich mehr weſtlich und bringt zum Kampong Samas, welches an der rechten Seite des Aus— fluſſes des Opak liegt. Dieſer Theil des Stromes iſt 20 Paale von Djocjokarta entfernt. Es erhebt ſich dort, 3 Paale oͤſtlich von der Muͤndung des Opak, ein Bergruͤcken, der parallel anſteigt und anfangs, wo er den Namen Gunong Mandjinnang führt, nur ſchmal ift, ſich aber immer mehr aus: breitet, je weiter er ſich gegen Oſten und Nordoſten hinzieht. Schon bei Brambanan, in einer Entfernung von 6 Meilen von ſeiner Spitze (dem Gunong Mandjinnang), iſt fein noͤrdlicher Fuß 5 deutſche Meilen vom Meere entfernt. Seine ſuͤdliche Begrenzung bildet überall die ſteil abgeftürzte Küfte ſelbſt, die von W. nach O. gerichtet iſt, während fein entgegengeſetzter Fuß, der zahlreiche Vorhuͤgel bildet und ſich in die Reis⸗ ebenen herabſenkt, nach NO. auslaͤuft. | So entſteht ein weites, faſt dreiediges Plateau, das von zahlreichen Thaͤlern und Vertiefungen unterbrochen iſt und deſſen hoͤchſte Ruͤcken ſich nicht über 1500 — 2000 Fuß über das Meer erheben. Der Kern des Gebirges iſt ein harter Kalkſtein, der nur in einigen Gegenden, z. B. 81 zwiſchen Awu-Awu und Kebo-Kuning mit Sandſteinlagern und vulka— niſchen Felsarten, Obſidian, Trachyt u. dgl. abwechſelt, der aber beſon— ders in der Naͤhe des Meeres vorherrſcht, wo er ſchroffe Waͤnde bildet, an denen ſich die Fluthen brechen. — Auch an ſeinen noͤrdlichen Ab— haͤngen gehen ſolche ſteile Wände, deren weißliche Farbe maleriſch mit der gruͤnen Wildniß contraſtirt, haͤufig zu Tage aus. — Alle Ruͤcken und Thaͤler des Gebirges ſind mit uͤppigen Waldungen bedeckt, in wel— chen Tiger, wilde Ochſen und Schweine hauſen; nur hie und da ſind ſie von hellgruͤnen Stellen unterbrochen. Dies ſind Strecken 5 bis 7 Fuß hoher Grasarten, die unter dem Namen Allang-allang bekannt und faft noch beſchwerlicher zu durchdringen find, als jene Urwaͤlder; uns ter ihrer Decke ragt das graue Geſtein in ſcharfen Zacken hervor; ſeine Gruben und Loͤcher fuͤllt eine braͤunlich-rothe, fruchtbare Erde aus, der jene Grasarten entſprießen; der ſchwaͤrzlich-graue Ueberzug dringt kaum 10 Linie tief in das Geſtein, das an ſich eine weißliche Farbe hat. Weſtlich von dieſem Gebirge, das unter dem Namen des Zuider— Gebergtes bekannt iſt und deſſen weſtliche Spitze ſich als Gunong-Mand— jinnang herabſenkt, nimmt der Seeſtrand eine flache und ebene Be— ſchaffenheit an, bis etwa in einer Entfernung von 6 Meilen (jenſeits der Muͤndung des Kali-progo) ſich die Gebirge Begaleens erheben. Drei Paale oͤſtlich vom G. Mandjinnang und etwa 6 Paale von der Muͤndung des Opa entfernt, ragt das Gebirge ſteil in das Meer hinaus und bildet eine nackte, weiß, gelb und braun ſchattirte Wand, an welcher der Schaum der Brandung in die Hoͤhe ſpritzt. Hier beginnt nun die Kuͤſte bis nach Pachitan und noch weiter oͤſtlich hin eine un— gleich hohe, ſteile Mauer zu bilden, die nur hie und da von kleinen Fel⸗ ſenbuchten unterbrochen iſt. Weſtlich von dieſer Felswand aber bis zu ſeiner Spitze hin (G. Mandjinnang) entfernt ſich das Gebirge etwas vom Meere, deſſen Flu— then ſeine Abhaͤnge nicht mehr erreichen, ſo daß zwiſchen beiden ein ſchma— les 200 bis 500 Fuß breites Sandufer uͤbrig bleibt. Der Opak iſt ein breiter, aber untiefer Strom, der, aus dem Zu— ſammenfluſſe einer Menge anderer Gebirgsſtroͤme des Merapi entſtanden, ſich eine Strecke weit an dem nordweſtlichen Fuße jenes Gebirges hin— wendet und ſich erſt bei Mandjinnang davon entfernt, um ſich noch einige Paale weſtlicher zu begeben. Hier laͤuft er faſt parallel mit dem Meeres— ſtrande hin und bildet eine Landzunge beweglichen Sandes, die zwiſchen ſeinem Bette und dem Meere uͤbrig bleibt, ſo ſchmal, daß bei hoher See die Brandung daruͤber hinwegſpritzt. Endlich wendet er ſich ſeewaͤrts und durchbricht in ſchiefer Richtung den Sand, um gegen die Brandung anzukaͤmpfen, deren geſchwaͤchte Wirkung man noch in betraͤchtlicher Ent— fernung am rechten Flußufer erkennt, wo kleine parallele Wellen ruͤck— Junghuhn, Java. 6 82 waͤrts rollen und fich, leiſe plätfchernd, an den Stämmen der Pandanen brechen. ke Ufer zwiſchen der Mündung des Opak und jener in das Meer hinausragenden Felſenwand, etwa 6 Paale lang, gewaͤhrt einen hoͤchſt eigenthuͤmlichen Anblick. Ich befand mich daſelbſt einſt an einem trüs ben nebligen Morgen *) und richtete meine Schritte oͤſtlich nach jenen Felſen zu. Rechts neben mir donnerte die Brandung, obgleich kein Luͤftchen wehete. Die Wogen bildeten blaue ſenkrechte Waͤnde, deren gruͤnlich durchſcheinender Kamm ſich uͤberſchlug und in weißen Schaum auflöfte. Fein zertheilter Waſſerſtaub flieg aus der Brandung empor und ſchwebte gleich einem Nebel über dem Strande; er wurde mir ſicht— bar, da ich ſeine ganze Tiefe durchblickte und der Laͤnge nach laͤngs dem Strande hin ſah. Nur undeutlich ſchimmerte jene Felſenwand hindurch. Selbſt dem Allgemeingefuͤhl gab ſich die große Feuchtigkeit der Luft zu erkennen durch ein widriges Froͤſteln, welches den Koͤrper bei einer Tempe— ratur von 800 Fahrh. (21 R.) befiel. Links erheben ſich eine Reihe Sandduͤnen, die beim Opak be: ginnen und den Strand anfangs von den Suͤmpfen und gruͤnenden Reis— feldern trennen, die ſich hinter ihm befinden, ſpaͤter ihn von dem Gebirge ſcheiden, welches ſich mehr dem oͤſtlichen Meere naͤhert und die Duͤnen ver— draͤngt, um ſeine Felſen ſelbſt, als ein feſteres Bollwerk, gegen die Flu— then zu ſtemmen. Die Suͤmpfe, welche hinter den Duͤnen in der Naͤhe des Kampong Depok liegen, ſind ein Schlupfwinkel vieler wilden Enten, mit Seirpus- und Cyperus- Arten bewachſen und mit den ſchwimmenden Blättern des Nelumbium speciosum bedeckt. Die vo: ſenrothen Bluͤthen dieſer Pflanze erinnern an unſere Nymphaea, ſo wie die Geſtalt der Dünen an die Sandhuͤgel der hollaͤndiſchen Kuͤſte mahnt. Sie ſind gleich geſtaltet, gleich ausgefurcht und laufen auf gleiche Art in das vom Waſſer geglaͤttete Sandufer über, als todte Wirkungen todter Kraͤfte; aber wie verſchieden iſt die Vegetation, die ſie bedeckt, wie anders iſt die Phyſiognomie, welche ihnen die lebende Natur aufdruͤckt! Ja, nirgends ſo lebhaft als hier wurde ich an den indiſchen Himmel gemahnt, deſſen gluͤhende Sonne auf eben ſolchen Duͤnen, auf demſelben Sandboden, den dort nur Carex arenaria bewaͤchſt, die herrlichſten Ge: ſtalten der Pflanzenwelt ausbruͤtet. Statt Carex kriechen hier die lan— gen Zweige der Ipomeca maritima R. Br. über den ſchwaͤrzlich-grauen Sand, den ſie begruͤnen und mit deſſen dunkler Farbe ihre großen roſenrothen Bluͤthen angenehm contraſtiren; ſtatt Hippophaè rhamnoi- des grünt hier Pandanus littoralis, der, kleine Hecken oder Waͤldchen bildend, die Hügel und deren Vertiefungen uͤberzieht. Das gefättigte Grün feiner Blätter, die fi buͤſchelfoͤrmig auf palmenaͤhnlichen Staͤmm— chen vereinigen, geben der oͤden Gegend ein freundliches Anſehen **). — die wachſt auch 54 bei Rumphius 6 ier w au ufig das bei Rumphius 6. t. 2. ſ. J. abgebil⸗ dete, ſtachliche Gras (Spinifex squarrosus Linn.). g 83 Der geglaͤttete, abwaͤrts geneigte Strand ſelbſt gewinnt durch zahl— reiche Sandhaufen, die ihn in Zwiſchenraͤumen von 50 — 200 Schritten bedecken, ein ſonderbares Anſehen. Es ſind ſtumpfkegelfoͤrmige Huͤgel von 4—6 Fuß Höhe, hier in der Abſicht aufgeworfen, um Salz zu bereiten. Man läßt erſt das Waſſer verdampfen, und überfchüttet dann den trockenen, mit den Salztheilchen geſchwaͤngerten Sand mit ſuͤßem Waſ— ſer, welches das Salz wieder aufloͤſt und in Gefaͤßen geſammelt wird. Mit dieſer geſaͤttigten Aufloͤſung fuͤllt man eiſerne Keſſel, die man uͤber Feuer bringt, um das Waſſer verdampfen zu laſſen. Hineingeworfene Grashalme oder Reiſer befoͤrdern die Kryſtalliſation. So wird ein reines, ſchneeweißes Salz gewonnen, welches die Javanen auf den Maͤrkten verkaufen. Viele arme Familien haben ſich dieſes Geſchaͤftes wegen am Strande niedergelaſſen. Ihre Huͤtten bilden theils ein kleines Kampong (Patok), welches auf dem duͤrren Ruͤcken der Dünen liegt; keine majeſtaͤtiſche Pal— men überragen fie, nur duͤrre Sandpflanzen und die Stauden des Pan- danus ſtehen um ſie her, zu niedrig, um ihr Dach vor der Sonne zu ſchuͤtzen; theils liegen ſie auf dem Strande zerſtreut, bis gegen die her— vorragende Felſenwand hin. Nie ſah ich armſeligere Huͤtten als dieſe; ihre Waͤnde und Daͤcher beſtehen aus aneinander gereihten Pandanus— blaͤttern, die von fortwaͤhrender Feuchtigkeit geſchwaͤrzt und halb vermo— dert ſind. Andere hat die zunehmende Aufloͤſung beinahe ſchon auf den Boden herabgeſenkt, der nichts anderes iſt, als der bewegliche Sand ſelbſt. . Solche Huͤtten nebſt den Duͤnen zur Linken, das ſchaͤumende Meer zur Rechten, wandelt man auf dem Strande hin, den kleine, halbdurch— ſichtige Krabben bewohnen, welche, der Quere laufend, mit der größten Ge— ſchwindigkeit ihre Loͤcher oder das heraufſteigende Waſſer der Brandung zu erreichen wiſſen. N g „Immer naͤher tritt nun das Gebirge dem Meere und verſchmaͤlert den Strand. Es iſt ſteil abgedacht, oͤfter ſo ſchroff, daß ſich die ſchwaͤrz— lichen Felſenwaͤnde nicht ganz mit Vegetation uͤberziehen konnten. — Am Fuße eines ſolchen Abhanges, auf einem ſchmalen, wieſenaͤhnlich mit Kraͤutern aller Art bedeckten Grunde, der, kaum 20 Fuß breit, zwiſchen den Felſen und den Duͤnen uͤbrig bleibt, ſprudelt eine heiße Quelle hervor, Karang-pannas der Strandbewohner. Sie liegt etwa 4 Paale von der Mündung des Opak entfernt, in derſelben Gegend, wo ſich jen— ſeits der Duͤnen auf dem geglaͤtteten Strande mehrere ſchwaͤrzliche Klippen erheben, die das Waſſer ſelten erreicht. Dieſe Quelle hat der Sultan von Djocjokarta in ein tiefes, vier eckiges, etwa 3 Fuß im Durchmeſſer haltendes Baſſin faſſen und mit einem Dache verſehen laſſen. Neben dem Baſſin aber ſprudeln aus dem Sande noch andere, kleinere Quellen hervor, in denen das Thermo— meter auf 1350 F. (46 R.) flieg, waͤhrend das Waſſer im Baſſin nur 1270 F. (420 R.) zeigte. Das auslaufende Waſſer ſammelt ſich in einen kleinen Bach, der ſich bald im Sande verliert. Ueberall, wo das Waſſer hinläuft, findet man eine gelblich-graue, lockere, ſchlammige Maſſe abgeſetzt. Es riecht und ſchmeckt nach Schwefelwaſſerſtoffgas. 6 * 84 Noch mehr gegen Oſten, jener Felſenwand zu, in geringer Entfer: nung von Karang⸗pannas, findet ſich eine Tropfſteinhoͤhle, Karang⸗ tritis der Javanen. Es iſt ein kleiner Felſenruͤcken, der vom Bergab— hange vorragt und nicht hoͤher als 40 Fuß iſt. Seinen flachen Scheitel uͤberziehen, nebſt anderm Geſtraͤuch, die Stauden des Pandanus littora- lis. Suͤdlich ſtuͤrzt er ſich in eine ſenkrechte Wand herab, die nach dem Meere hinſieht und die Oeffnung einer Hoͤhle enthaͤlt. Der Eingang iſt etwa 7 Fuß hoch und breit. Fruchtbaͤume, die den Felſen an Hoͤhe noch uͤbertreffen, beſchatten ihn. Er iſt, wie die ganze Grotte, unregel— maͤßig ausgezackt. Die Grotte ſteigt ſchief nach innen an, iſt etwa 15 Fuß lang, 7 Fuß breit und, wo ſie am hoͤchſten iſt, 10 Fuß hoch. Von ihrer Decke haͤngen zahlreiche Stalactiten herab, in Geſtalt von Eiszacken, Orgelpfeifen oder kleinen Pyramiden. Ihre Farbe iſt weiß, ins Blaͤuliche ziehend; ihr Klang metalliſch; fie find aus concentrifchen Schichten gebildet, deren eine ſich um die andere angelegt hat. Die Waͤnde der Hoͤhle bilden Leiſten oder hervorragende Saͤulen mit tiefen, dazwiſchen uͤbrig bleibenden Furchen, in denen Waſſer herab— ſickert. Dies traͤufelt auch beſtaͤndig von den Zacken der Decke herab und macht die Hoͤhle zu einem natuͤrlichen Tropf- oder Regenbade. Es ſammelt ſich in den Vertiefungen des Bodens, wo es kleine, kryſtal— lene Baſſins bildet und endlich zur Hoͤhle hinausrieſelt. Zwiſchen dieſen Gruben und Baſſins, deren Boden mit lockerem Grand von weißer Farbe angefuͤllt iſt, hat das inkruſtirende Waſſer kleine Stufen gebildet, die ſich in Schichten uͤbereinander gleichſam terraſſenfoͤrmig erheben. Das Thermometer ſtand in freier Luft auf 800 F. (21 R.) und fiel in dem regenartig herabtriefenden Waſſer der Grotte und ihrer klei— nen Becken nicht tiefer als 780 F. (200 R.), obgleich das Waſſer dem badenden Koͤrper aͤußerſt kuͤhl vorkam. Zwei Farrenkraͤuter und eine Moosart (die ich wegen Abweſenheit von Fruchthaͤufchen und Kapſeln nicht näher beſtimmen konnte) wachſen zahlreich am Eingang der Höhle. Es ſcheint ans ihrem Daſein hervor— zugehen, daß die Grotte nicht immer Waſſer traͤufelt, und daß zu der Zeit, wo ſie entſtanden und bis zu einer gewiſſen Groͤße heranwuch— ſen, kein kalkhaltiges Waſſer die Hoͤhle befeuchtete. Denn ſie in— kruſtiren ſich von ihrer Baſis an nach oben immer mehr. Die Struͤnke der Farren find bereits mit einer dünnen Rinde überzogen, während ihre Blaͤtter noch fortgruͤnen; viele Raſen des Mooſes find bereits in eine feſte kryſtalliſche Maſſe zuſammengeſchmolzen, die noch Stengel und Blaͤt— ter unterſcheiden laͤßt, andere ſind oben noch gruͤn oder nur mit duͤnnen Ueberzuͤgen bedeckt, waͤhrend ihre Baſis bereits durch das inkruſtirende Medium vereinigt iſt. Dieſe Menge des herabtraͤufelnden Waſſers und deſſen großer Kalk: _ gehalt iſt um ſo auffallender, da die Decke der Hoͤhle nur duͤnn iſt und das obere, mit Geſtraͤuch bewachſene Plateau der Felſen nicht mehr als 40 Fuß über den Boden erhaben iſt. \ Man kann das Waſſer, welches aus der Grotte ſtroͤmt, an dem 85 weißen Schlamme, den es uͤberall abſetzt, noch in bedeutender Entfernung erkennen. Neben der Grotte bildet es einen kleinen Sumpf. Ehemals ſtand hier ein Pallaſt des Sultans von Djocjokarta, deſ— ſen Stelle man noch an einem Brunnen und den Ueberreſten von ein paar Mauern erkennt. = Ungern trennte ich mich von dieſer Gegend; gern hätte ich jene Bergabhaͤnge beſtiegen, die mit ſo einladender Waldung geſchmuͤckt ſind. Aber ich durfte es wegen der Tiger nicht wagen, indem ich nur zwei mit Pflanzen beladene Bedienten bei mir hatte. Haͤtten jene Beſtien ein menſchliches Herz, ſo haͤtten die wehmuͤthigen Blicke, die ich nach jenen Waͤldern und nach ihrem tauſendfaͤltigen Grün, das wie ein Schleier die kryptogamiſchen Schaͤtze des Bodens verbirgt, hinaufſchickte, fie erweichen muͤſſen und ſie haͤtten mir den Platz geraͤumt. Aber mein Glaube an ihre Barmherzigkeit war gering und bewirkte meinen Ruͤckzug. Ich begab mich nach dem Deſſa Depok, wo ich des Inſekten— fanges wegen meinen dritten Diener zuruͤckgelaſſen hatte. Denn Depok liegt in der Naͤhe jener Suͤmpfe hinter den Duͤnen, wo Inſekten aller Art die Luft durchſchwirren. — Kokospalmen, wie gewöhnlich, beſchatten es. Auch Feigenbaͤume (Ficus religiosa) ſtehen am Fluſſe, in deſſen Waſſer ſie ihre Luftwurzeln und Nebenſtaͤmme, die den Hauptſtamm wie Stutzen umgeben, hinabſenden. — Der Opak iſt hier, obgleich. feine Breite die der Moſel an ihrem Ausfluſſe uͤbertrifft, ſehr untief, ſo das man ihn ohne Gefahr durchwaten kann. Dies thaten auch wir (meine Diener und ich), und begaben uns nach Samas, das am rechten Ufer des Fluſſes, unfern von ſeiner Muͤndung liegt. Die Vegetation iſt aber im Umfange dieſes Dorfes ſehr duͤrftig und lieferte mir außer einigen Cyperus⸗Arten, welche in der Sumpfſtrecke zwiſchen Dorf und Duͤnen wachſen, und einigen Pilzen, welche ich auf vermoderten Staͤmmen des Pandanus fand, nichts Neues, ſo daß mir hinlaͤngliche Muße blieb, mich mit dem Unterfuchen der Fruktifikationsorgane meiner übrigen Pflan— zen zu beſchaͤftigen. Viel groͤßer war die Ausbeute, die mir am folgenden Tage eine Ereurfion auf den Gunong Mandjinnang darbot. — Am Fuße dieſes Berges liegt ein chineſiſches Grab, in demſelben Stile erbaut wie die Graber zu Batavia; es iſt, außer einigen Mauern am Ufer des Opak, der einzige Ueberreſt der chineſiſchen Cultur, die einſt hier blühte. Denn es ſtand hier vormals, von Chineſen bewohnt, ein anſehnliches Dorf, welches in einem Kriege zerſtoͤrt wurde. Die Abhaͤnge des Berges ſind mit jungen, aufſchießenden Staͤmm— chen der Tectonia grandis bedeckt, die ihnen, aus der Entfernung ges ſehen, das Anſehen eines Weinberges geben; die hoͤhern Ruͤcken aber ſind mit dichtem Gebuͤſch und mit Allang-Allang überzogen, der faſt noch un— durchdringlicher als jenes iſt. 86 Imogiri. Wenn man von Djocjokarta aus die Reisfelder in ſuͤdlicher Ric): tung durchſchreitet, etwa 12 Paale weit, und den Kali Opak durchwatet, ſo kommt man in die Gegend des nordweſtlichen Fußes vom Strandge— birge, die unter dem Namen Imogiri bekannt iſt. — Sanft, nur mit Graͤſern, kleinerem Geſtraͤuch und hie und da mit einem zerſtreuten, ab: geriſſenen Waͤldchen bedeckt, erhebt ſich das Gebirge, deſſen Fuß nicht in gerader Richtung fortlaͤuft, ſondern welches von ſeiner Weſtſpitze beim Mandjinnang an (die wir bereits kennen gelernt haben) bis nordweſtlich über Blitaran nach Brambanan zu, zahlreiche Vorhuͤgel oder Ruͤk⸗ ken bildet, die nordweſtlich vorſpringen und zwiſchen denen, mit Reis⸗ feldern bedeckt, kleine flache Buchten gelegen ſind. Auf einem ſolchen, einige hundert Fuß hohen Ruͤcken (Imogiri) liegen, von Gebuͤſch beſchattet, die gemeinſchaftlichen Graͤber der Sultane von Djocjokarta und Surakarta; denn zu Paſſar Gédé liegen nur einige juͤngere Kaiſer des Zweiges Djocjokarta begraben, waͤhrend Imogiri die Gruft faſt aller Herrſcher des alten Reiches Mataram enthält. Zweihundert und vierzig aus Ziegelſteinen gemauerte Stufen, die jetzt mit Marchantia- Arten und ſonſtigen Pflanzen (Begonien ꝛc.) ver⸗ ſchiedener Art uͤberwuchert ſind, fuͤhren auf die Hoͤhe des Ruͤckens, der in breite Terraſſen, welche ſich amphitheatraliſch hinter einander er— heben, umgearbeitet iſt. Durch die aͤußeren Terraſſen, die von Nanga— ſaribaͤumen befchattet find, ſtroͤmt eine Waſſerleitung, welche einige große Becken füllt, in denen ſich in früheren. Zeiten die frommen Ja— vanen wuſchen, ehe ſie das heilige Innere betraten. Vorſichtig, in betender Stellung, öffnen die Javanen die großen, hoͤlzernen Thuͤren, die mit kuͤnſtlichem Schnitzwerk verſehen ſind; man tritt in die innern Terraſſen und erblickt, gleich wie zu Paſſar Gédé, zahlreiche koͤnigliche Grabhuͤgel, die mit Gewürznelken (Caryophyllus aromatica) und Zimmtbäumchen bekleidet find. Durch wieder neue Thuͤren gelangt man in immer hoͤhere Terraſſen, in deren innerſter und hoͤchſter ſich die vor— nehmſten und aͤlteſten Gräber befinden. Ein hoͤlzernes Gebäude, das ringsum ſorgfaͤltig verſchloſſen wird, beſchattet fie; einige find wie ein Himmelbett, mit Vorhaͤngen umgeben, andere mit einem hölzernen Ka— ſten bedeckt, in deſſen Inneres man durch Glasfenſter hineinblickt. Die Gräber ſelbſt find länglich viereckige Sarkophage aus Stein, gewöhnlich aus Sandſtein, gemeiſelt und, außer einigen parallelen Leiſten und ſym— metriſchen Ecken, ohne weitere Verzierung. Solche in Terraſſen getheilte Raͤume, durch hohe Mauern von den nebenanliegenden getrennt, jede Terraſſe eben deſſelben Raumes durch Thuͤren mit der höher liegenden zuſammenhaͤngend, finden ſich mehrere nebeneinander, wahrſcheinlich eben ſo viele, als Stammhaͤuſer oder Zweige der kaiſerlichen Familie waren, deren Gruͤfte fie enthalten. Die kuͤnſt— lich geſchnitzten Thuͤren, die hohen aus Ziegelſteinen aufgefuͤhrten 87 Mauern, die jede Terraſſe umgaben, jetzt freilich verfallen find, zeugen von der Ehrfurcht, welche der Javane den Graͤbern ſeiner Vorfahren zollt. Um einen Ueberblick der herrlichen Gegend zu genießen, verſetze ſich mein Leſer mit mir auf eine der vorderſten Terraſſen, deren Mauern laͤngſt eingeftürzt find, und ſende feinen Blick hinweg über die Woͤlbun— gen der Baͤume, welche den Abhang des Huͤgels bedecken. Da erblickt man die weite, tiegerfleckige Ebene Djocjokarta's, die in N. von den duf— tigen Gebirgen des Merapi und Merbabu, und in NW. vom Sumbing und Sindoro, zwei ſtumpfen Kegeln, begrenzt wird, von deren erſterem, ebenfalls halb in Duft verborgen, ſich faſt von N. nach S. eine aus— gezackte Gebirgskette dem Meere zuwendet. Entzuͤckend iſt die Ausſicht uͤber die vorgeſchobenen Huͤgel des Ge— birges hin nach WSW. — Sanft ſenkt ſich der waldige Ruͤcken hinab. An ihrem Fuße windet ſich ſchlaͤngelnd um die vorſpringenden Huͤ— gel der Silberſtrom des Kali Opak, rechts von der Ebene, links vom Gebirge begrenzt; vorn in WSW. erblicken wir den blauen, ſcheinbar anſteigenden Meeresſpiegel und erkennen die Muͤndung des Fluſſes an den weißen Streifen des Schaumes und aus dem dumpfen Donnern der Brandung, das von dort her (aus einer Entfernung von faſt 15 Paalen) zu unſern Ohren dringt. Beſteigt man die Hoͤhe des Gebirgsruͤckens hinter Imogiri, auf Wegen, die zwiſchen hohen Grasarten mit ſchoͤnfarbigen Orchideen und Baͤumchen der Emblica officinalis Gärtn, hindurchfuͤhren, fo ſtoͤßt man überall auf Sandſteinfelſen, die aus dem Grün hervorragen und oͤfters, mit Geſtraͤuch geſchmuͤckt, ſehr maleriſche Gruppen bilden. Es iſt ein weißer, ſehr weicher Sandſtein, der öfters, conglomerataͤhnlich, kleine Tra— chytbrocken enthaͤlt und den man auch bei Blitaran und Bramba— nan antrifft, ſo daß es ſcheint, als ſeien alle mehr noͤrdlichen Zuͤge des Strandgebirges bis zu deſſen nordweſtlichem Fuße hin aus dieſer Stein— art zuſammengeſetzt, waͤhrend deſſen füdlichere Zweige (Gunong Kidol, Gunong Sebu), die gegen das Meer abſtuͤrzen, aus Kalk beſtehen. Nur gering ſind die Fortſchritte, welche die Kultur auf den unglei— chen Bergruͤcken hinter Imogiri gemacht hat. Weit verbreitet ſind die Wildniſſe hoher Grasarten, zwiſchen denen ſich Acacia-, Emblica- und Rhamnus⸗Baͤumchen zerſtreuen, und in denen Tieger verſteckt liegen, waͤh— rend Turteltaͤubchen auf den Zweigen girren. Nur hie und da erhebt ein vereinzeltes kleines Waͤldchen ſein Laubgewoͤlbe. Muͤhſam arbeitet man ſich durch den Allang-Allang hindurch, um in einen ſolchen Walb zu gelangen, deſſen Decke, aus den Zweigen verſchiedener hohen Ficus- Bäume gewebt, kaum einen Sonnenſtrahl hindurchdringen läßt. Die holzigen Stränge der Lianen füllen die Zwiſchenraͤume der Stämme und bilden ein Gitterwerk, das man wohl zerhauen aber nicht entwirren kann; bis in die hoͤchſten Wipfel der Waldcieſen ſchlingen fie ſich hinauf und erft hoch oben, nur leider zu oft für den Botaniker unerreichbar, entfal— ten ſie ihre Bluͤthen. Einſt war ich erſtaunt, mitten in einem ſolchen Waͤldchen einen 88 kleinen, viereckigen Platz anzutreffen, wo die Waldbaͤume ausgerottet wa— ren und daher die Sonnenſtrahlen eindrangen. Das Plaͤtzchen war mit einem hoͤlzernen Gitter umzaͤunt, und re— gelmaͤßig mit Nangaſari-Baͤumen bepflanzt. Ringsum ſtand dunkler, hoch⸗ gewoͤlbter Wald. Die Javanen erzaͤhlten mir, daß dies die Einſidelei eines alten Sultans, Namens Nakong, geweſen ſei, der hier wochenlang ganz allein mit Buß- und Betuͤbungen zugebracht habe. Fuͤr mich wurde dieſe Gegend intereſſant wegen des Reichthums an Scitamineen, an Zingiber-, Amomum- und Coſtus-Arten, deren ſchoͤngefaͤrbte Bluͤthen— zapfen überall aus dem feuchten Waldesboden hervorbrachen. Auch zahl: reiche Pilze, große hemiſphaͤriſche Pezizeen u. a., bevoͤlkerten den ſchat⸗ tigen Boden. Nur ein paar kleine, arme Doͤrfchen, von Piſang und Carica-Pa⸗ papa umgeben, liegen hier auf dem Gebirge zerſtreut, das ſich ſuͤdlich wieder in ein tiefes, weites Laͤngenthal hinabſenkt, durch welches in wild— ausgewaſchenem Flußbette von O. nach W. der Kali-Oyo hindurchbrauſt, um ſich in den Kali Opak zu muͤnden. — Ueppige Vegetation erfuͤllt das Thal, das jenſeits wieder von einem waldigen Bergruͤcken begraͤnzt wird, der einen praͤchtigen Anblick gewaͤhrt. Hie und da bildet er ge— raͤumige Vorſpruͤnge, kleine Hochebenen, welche im ſchoͤnſten Wieſengruͤn daliegen und mit den dunkeln Waldesufern, die ſie umgeben, einen lieb— lichen Kontraſt bilden. An einigen Stellen leuchten gelblichweiße Felſen⸗ waͤnde hervor und beurkunden die Steinart (Kalk), aus welcher der Ruͤcken beſteht. Tiefer unten, wo der Strom brauſt, bildet das Thal einen ſteilen Abhang, und hier ragen aus dem Waldesgruͤn mehrere ſenk— recht abgeſtuͤrzte Felſenmaſſen hervor. Aber weiße, undurchſichtige Nebelſchichten (es iſt noch fruͤh) entſtei— gen dem Grunde des Thales und breiten ſich immer hoͤher aus, wie ein Schleier, der mit dem Steigen der Sonne uns den Anblick der ſchoͤ— nen Bergwand verbirgt. Ruinen von Brambanan, 5 bei Brambanan und aran. Etwa 12 Paale oͤſtlich von Djocjokarta entfernt ſchiebt ſich von dem ſuͤdlichen Strandgebirge, deſſen Fuß, von ſeiner Spitze bei Mand— jinnang bis hieher ſich von SW. nach NO. richtete, ein kleiner Neben— zweig in querer Richtung vor, ſo daß ſeine Spitze noͤrdlich nach dem Merapi hinblickt. Es iſt der Gunong Brambanan, der von ſeinem Zu— ſammenhange mit dem Hauptgebirge an bis zu ſeiner Spitze nicht über - 6 Paale lang iſt und deſſen ungleich vertiefter, waldbedeckter Ruͤcken eine Höhe von 4 — 700 Fuß erreicht. Vom Fuße feiner nördlichen Spitze, welche die Javanen Batu qudik nennen, ſteigt die große djocjokarta'ſche Ebene gleichmaͤßig gegen den ſtum⸗ \ 89 pfen Kegel des Merapi an, deſſen Abhaͤnge, ſich zuletzt nur ſanft, faſt unmerklich, ſenkend weit und breit das Land einnehmen. — In dieſer mit Reis- und andern Feldern bedeckten und abwechſelnd mit Dorfwaͤld— chen beſchatteten Ebene liegen, einige Paale von Batu qudik entfernt, die merkwuͤrdigen Ruinen von Brambanan. Um zu ihnen zu gelangen, verfolgt man einen breiten, fahrbaren Weg, der von Djocjokarta in ONO .-Richtung bald auf hölzernen, ſchwankenden Bruͤcken uͤber Stroͤme, die zwiſchen Trachytgeroͤllen nach Suͤden brauſen, hinwegfuͤhrt, bald Reisfelder, Pflanzungen von Ri⸗ einus, Indigo und Dolichos-Arten durchſchneidet, bald in das Innere der Dörfer (Kampongs), deren Fruchtbaͤume ihn zu beiden Seiten um— ſchatten, eintritt. — Bemerkenswerth iſt eine ausgedehnte Pflanzung von Salakbaͤumen (Calamus Zalacca Gärtn.), die fi) 3 Paale von Djoc— jokarta zu beiden Seiten der Straße von hohen Artocarpus - und an⸗ Baͤumen beſchattet, hinzieht. Ihre Fruͤchte gelten fuͤr die ſchmackhafte— ſten der ganzen Umgegend. Hat man 8 Paale auf dieſem Wege zuruͤckgelegt, fo gelangt man zum Kampong Kalaſſan. Hier liegt in geringer Entfernung vom Dorfe, ſuͤdlich neben der Straße, der erſte Tempel dieſer Gegend, Djandi Kalaſſan, der einer von Quaderſteinen aufgethuͤrmten, zwoͤlfeckigen Pyramide gleicht. E Ihre Spitze iſt zertruͤmmert und ihre Ecken find zerfallen, doch nicht ſo ſehr, daß man die alte Form des Gebäudes nicht mehr erkennen koͤnnte. Ein innerer, groͤßerer viereckiger Raum, zu dem man nur durch den einzigen Eingang in O. gelangen kann, iſt von vier andern kleinern Raͤumen umgeben, die mit ihm nicht zuſammenhaͤngen. In allen Raͤu— men findet man Altaͤre zum Opfern, und an den aͤußern Waͤnden des Tempels zahlreiche Niſchen, in denen ſich aus Trachyt gehauene Bilder (Budha⸗Abbildungen ꝛc.) befinden. (Man ſehe darüber Raffles hi- story of Java.) Auch alle Ecken und Thuͤreingaͤnge find mit Verzie— rungen und Basteliefs verſehen. Die Quaderſteine, aus denen der ſo kuͤnſtliche Tempel ohne Kitt und Bindungsmittel aufgebaut iſt, ſind alle ſehr regelmäßig, von gleicher Größe und beſtehen aus nichts anderem, als aus jenem grauen, poröfen Trachyt, deſſen Gerölle die Betten aller Baͤche ausfuͤllt, welche dem Merapi entſtroͤmen. — Junge Feigenbaͤume haben ſich auf dem Tempel angeſiedelt, deſſen ſchwaͤrzlich-graue Maſſen aus der Entfernung nur noch einem Truͤmmerhaufen gleichen; ihre Wurzeln treiben die kubiſchen Steine immer mehr auseinander und beſchleunigen den voͤlligen Untergang der Ruinen. Als ich einſt den innern, ſich nach oben zu verſchmaͤlernden Raum betrat, der kein Gewoͤlbe bildet, ſondern deſſen kubiſche Steine mit ihren ſcharfen Kanten nach innen vorſtehen (wie eine umgekehrte Treppe) und ſich nach oben kuppelfoͤrmig zuſammenneigen, fiel oben aus der kleinen Oeffnung der Kuppel ein gebrochenes Licht herab; Alles war ſtill und eine außerordentlich kuͤhle Luft wehte mir entgegen, denn das Thermo— 90 meter fiel in 10 Secunden von 88“ F. (25 R.) auf 79“ F. (20 R.) herab; aber durch meinen Eintritt in ihrer Ruhe geſtoͤrt, fingen Hunderte von großen Fledermaͤuſen, die oben an den Steinkanten hingen, an, ſich zu bewegen und umherzuflattern; ſonderbar klangen ihre Fluͤgelſchlaͤge und ihr pfeifendes Geſchrei in der ſtillen Tempelhalle wieder. Ihr Miſt bedeckt fuͤnf Fuß hoch den Boden der Halle und bildet eine brei— artig weiche Maſſe, die truͤgeriſch mit grünen Pflanzenmaterien uͤber⸗ zogen iſt. N Ein zweiter Tempel, Djandi Sari, liegt, von Geſtraͤuch bewu— chert, nordoͤſtlich in einiger Entfernung von erſterem, auf der andern (noͤrd— lichen) Seite der Straße. Es iſt ein viel einfacheres, obſchon größeres, viereckiges Gebaͤude, deſſen einziger Eingang ſich in Oſten befindet, und wie das vorige und wie alle Tempelruinen der Hindu's, die man bei Brambanan findet, aus kubiſchen Trachytbloͤcken ohne Kalk und Kitt aufgeführt; es hat 5 bis 6 Fuß dicke Mauern, die mit mehreren klei— nen, viereckigen Fenſteroͤffnungen durchbrochen und außen mit zahlreichen Figuren des Budha in Basrelief geſchmuͤckt find. Das Innere iſt in drei Raͤume getheilt, die oben £uppelförmig zuſammenſchlagen und deren Waͤnde mit mehren Niſchen verſehen ſind. Drei Paale oͤſtlich von Kalaſſan liegt, nahe am Fuße des Batu qudik, das Dorf Brambanan. Von dieſem Dorfe geht man einige tauſend Schritte noͤrdlich ab, um zu den Ruinen von Brambanan zu gelangen. Es ſind fuͤnf pyramidale Truͤmmerhaufen von ungleicher Hoͤhe, die man ſchon aus der Entfernung erblickt. Aus Trachyt gehauene Quaderſteine, von denen die groͤßten vier Fuß hoch, lang und breit ſind, liegen wild uͤbereinander gethuͤrmt und bilden Haufen, von denen der hoͤchſte 70 Fuß hoch fein mag. Maͤchtige Feigenbaͤume, die ſich halb aus den Trümmern hervorheben, breiten ihr Laub darüber aus und zahlreiche Schlingpflanzen, Cissus- Arten, Cucurbitaceen und andere, umranken ſie. Es ſcheint, als wenn es heftige Erdbeben geweſen ſeien, welche die alten Tempel fo verwuͤſtet und in die gegenwaͤrti— gen Steinhaufen verwandelt haben. Nur an einem von ihnen, dem Tempel Lorro Djungran, iſt noch die obere Haͤlfte zu erkennen. Er bildet ein Viereck, das fruͤher oben in eine pyramidale Spitze auslief, und umfaßt noch vier kleine dunkele Raͤume, die ſich nach den vier Weltgegenden hin öffnen und in Stein gehauene Figuren ent⸗ halten *). f Viel größer und praͤchtiger als dieſe Tempel und als ein anderer, der Ojandi Lombok, der ſich (in doppelten, ein Viereck umſchreibenden Mauern) in einiger Entfernung vom vorigen erhebt, war der Tempel Djan di Sebu, deſſen umherliegende Truͤmmer jetzt noch unſere Bewunderung erregen. — Man erblickt in der Mitte vieler Steinhaufen eine pyrami— *) Siehe die Abbildungen in Raffles History of Java. 91 dale Maſſe, die wie alle übrigen aus Quaderſteinen aufeinander gethuͤrmt und mit halbverfallenen Mauern und Terraſſen umgeben iſt. Sie ent— haͤlt nur einen innern Raum, deſſen Eingang ſich im Oſten befindet und in welchem viele nur ſchwach am Islam haftende Javanen jetzt noch zu opfern pflegen. Einhundert und ſechsundſiebzig kleinere Tempel umgeben in einer vierfachen Reihe und in regelmäßigen Entfernungen von einan— der dieſes innerſte Heiligthum, ſo daß ſich in der erſten Reihe 28, in der zweiten 36, in der dritten 52 und in der vieten und aͤußerſten 60 befin— den. Sie ſind alle auf gleiche Art erbaut und bilden einfache, viereckige Kapellen, die ſich oben in eine pyramidale Spitze endigen. Sie haben nur einen Eingang, ſind aber, ſo wie der Haupttempel ſelbſt, mit hoͤchſt kuͤnſtlichen Verzierungen und in Basrelief gehauenen Figuren ſehr reich geſchmuͤckt. Nur wenige ſtehen noch aufrecht, ſo daß man ihre alte Ge— ſtalt erkennen kann, die uͤbrigen ſind in Schutthaufen verſunken und mit Straͤuchern und Schlingpflanzen bedeckt, welche ſich beſtreben, alles graue und ſchwarze Geſtein umher unter ihren gruͤnen Teppich zu verbergen. Vier Hauptwege fuͤhren von den vier Weltgegenden her durch die Reihen der kleinern Tempel hindurch, um auf den Centraltempel zu-flo: ßen; zu beiden Seiten ihrer aͤußern Eingaͤnge ſitzt, aus einem Felſen— ſtuͤck gehauen, 10 Fuß hoch und am Bauche 4 Fuß dick, ein Waͤchter mit drohend erhobener Keule, gleichſam um alle Uneigeweiheten vor dem Betreten des Heiligthums zu warnen. Es ſcheint nicht, daß die Ruinen noch lange in ihrem gegenwaͤrti⸗ gen Zuſtande bleiben werden, indem die Vegetation immer mehr Wurzel zwiſchen den Quadern ſchlaͤgt, die ſich verſchieben und umher zecſtreuen. Kaum erkennt man noch die jetzige Ruine in der Abbildung, welche ſich in Raffles History befindet. Verlaſſen wir dieſe Ueberbleibſel des alten Hindukultus, und wenden unſere Schritte ſuͤdlich dem Gebirge Brambanan zu. Ziemlich ſchroff er— hebt es ſich aus der Ebene. Weiche, halbverwitterte Sandſteinmaſſen, die hier, wie uͤberall in den noͤrdl. oder nordweſtl. Zuͤgen der Strandgebirge vom Kali- Dyo an vorherrſchen, gehen hier und da zu Tage aus. — Den verflachten Ruͤcken des Gebirges bedecken ſchattige Waͤlder, die reich an Tectonien, Calamus-Arten und andern Schlingpflanzen ſind; aber befonders ein Baum, der Pahon ploſſo der Javanen (2 Erythrina), bedingt die Phyſiognomie des Waldes, da ſeine feuerfarbenen Bluͤthen— trauben ſtundenweit aus den Gebuͤſchen hervorſchimmern; das Roth der Bluͤthen iſt ſo hell und licht, daß man da, wo ſie auf dem Boden zerſtreut liegen, gluͤhende Kohlen zu erblicken glaubt. Mitten in einem ſolchen Walde, in tiefſter Tiefe verſteckt, traf ich auf die uralten Ruinen eines Pallaſtes, eines Kratons, von einem Hin— dukoͤnig, den meine javaniſchen Begleiter Radja Baka nannten. — Es find Trümmer von eben folhen Quaderſteinen, wie man fie bei den Tem: pelhallen Brambanan's antrifft. Weit liegen ſie im Walde umher zer— 92 fireut und zeugen von der großen Ausdehnung biefes alten Pallaſtes; nur eine geraͤumige Terraſſe und einige Thuͤrpforten ſtehen noch gut er— halten. — Alles iſt aus Trachyt gehauen, einer Steinart, die ſich in dieſem Gebirge ſelbſt nicht findet. Steigt man in ſuͤdlicher oder ſuͤdweſtlicher Richtung vom Berge Brambanan hinab, ſo gelangt man in das Thal oder die Ebene, welche den Fuß des Gunong Hid ju, oder den Theil der Gebirgskette begrenzt, von welchem ſich das Gebirge Brambanan in querer Richtung vorſchiebt. Auch hier, wie uͤberall (es war im Auguſt), leuchten die feurigen Blu— men des Ploſſobaumes aus den Gebuͤſchen hervor, welche die Bergwaͤnde bekleiden, und erinnern an die Beeren der Sorbus Aucuparia, welche auf aͤhnliche Art die Herbſtwaͤlder des Nordens ziert; mehrere liebliche Thaͤler durchbrechen den Gunong Hidju, an deſſen ſanften Abhaͤngen hie und da ungeheure, abgerundete Sandſteintruͤmmer von grauer Farbe umherliegen. Auch gebrochene Schichten dieſes Geſteins gehen ſtellen— weiſe an den untern ſanftern Abhaͤngen des Gebirges zu Tage aus; es ſind parallele, nur ſanft geneigte Lagen von weißlichgrauer, ſelbſt ſchwaͤrz— licher Farbe, die eine ſenkrechte Hoͤhe von 50 bis 70 Fuß erreichen. Dieſer Gegend des Gebirges gegenuͤber (kaum 1000 Schritte von deſſen Fuße entfernt), nicht weit vom Kampong Dfino, liegen noch die Ruinen eines andern Tempels, des Djandi dſino, den bebaute Felder umge- ben. Seine zertruͤmmerten Bloͤcke laſſen nichts mehr von der fruͤ— heren Geſtalt des Tempels erkennen. Sie ſind von Feigenbaͤumen be— ſchattet, deren rieſenmaͤßige Wurzeln die Steinmaſſen wie ein Flechtwerk umklammern. Acht Paale ſuͤdweſtlich vom Gunong Brambanan entfernt, ſchiebt ſich ein ähnlicher, zweiter Querruͤcken vom Hauptgebirge vor, der Gu— nong Blitaran. In dem Raume zwiſchen beiden erheben ſich (ifo: lirt in der Ebene) zahlreiche kleine, abgerundete Huͤgel, die ſich mehr oder weniger vom Fuße des Hauptgebirges entfernen, und deren Stein— art (ein weicher, thonartiger Sandſtein von weißer Farbe) haͤufig zu Tage geht. Der Gunong Blitaran bildet einen zungenfoͤrmigen, etwa 500 Fuß hohen Ruͤcken, der ſich in der Richtung von SSW. nach NNO. vom viel hoͤhern Hauptgebirge entfernt; er laͤuft, ſich immer mehr verſchmaͤ— lernd und herabſenkend, dem Gunong Gompol, einem ſteilen Huͤgel, welcher ſich iſclirt in der Ebene erhebt entgegen. Die WNW. Seite des Blitaran iſt ſteil und ſchroff abgeſtuͤrzt; hier bildet fein oberſter Kamm eine 50 bis 100 Fuß hohe Felſenwand mit parallelen Schichten, deren weißliches Grau und Schwarz mit dem Gruͤn der Umgebungen contra— ſtirt. Denn unterhalb dieſer Wand erhebt ſich ein uͤppiges Waldgebuͤſch, das, nur hie und da von Allang-Allang-Strecken unterbrochen, ſich bis zum Fuße des Blitaran hinabzieht. Hier, am Fuße des Blitaran, dem ſich die Reisterraſſen anlehnen, liegen eine Menge ungeheurer Felſentruͤm— mer zerſtreut umher, von denen die größten 50 Fuß lang und 20 Fuß breit und hoch ſind. Einige von ihnen beſtehen aus einem mehr oder weniger 93 feinen Sandſtein, andere ſtellen ein Conglomerat dar, in welchem Tra— chytbrocken durch ein weiches Cement von Sand zuſammengebacken ſind. Flechten verſchiedener Art bekleiden ſie und kleine Strauchvegetation zieht ſich um ſie herum. Aehnliche Felſenmaſſen von mehr oder weniger weichem, oͤfters halb— verwittertem Sandſtein oder aus Conglomeraten trifft man an, wenn man die waldbewachſene Hoͤhe des Bergruͤckens erklimmt. Hier bildet das Geſtein am Rande der ſich nach WNW. abſtuͤrzenden Wand kleine Flaͤchen, die von zahlreichen queren Kluͤften durchſchnitten ſind, welche bei einer Breite von 3 bis 5 Fuß ſich 20 bis 40 Fuß tief hinabſenken; ja einige reichen bis an den Fuß jener ſenkrechten weſt— nordweſtlichen Wand. Kleines Geſtraͤuch beſchattet ihre Raͤnder und aus ihrer Tiefe ſtreben die Staͤmme maͤchtiger Sterculien hervor, um ihre ſchoͤnen Zweige daruͤber auszubreiten. Außer dieſen Kluͤften iſt der Zu— ſammenhang der Sandſteinmaſſen noch durch zahlreiche Loͤcher unterbro— chen, von denen ſich zwei durch ihre Regelmaͤßigkeit auszeichnen. Von einem kreisrunden Rande, der 10 Fuß im Durchmeſſer hat, ſenken ſie ſich 8 Fuß tief in den Felſen, und erweitern ſich unten bauchig, ſo daß man glauben ſollte, ſie ſeien kuͤnſtliche, durch Menſchenhand erzeugte Ci— ſternen. Wir fanden ſie halb mit Regenwaſſer angefuͤllt. Weißliche und ſchwaͤrzliche Flechten (Lecideen und Verrucarien) bedecken uͤberall umher die halbverwitterte Oberflaͤche der Felſen. Die DSD. Seite des Bergruͤckens ſenkt ſich ſanft und allmaͤ— lig hinab, — doch ehe wir hinabſteigen, treten wir noch ein Mal an den hoͤchſten Rand der WN.-weſtlichen Mauer [und werfen einen Blick auf unſere Umgebungen. Wir uͤberſehen die weite Flaͤche Djocjo— karta's mit ihren Reisfeldern und Doͤrfern, zwiſchen denen ſich der ſil— berne Strom des Opak dahin ſchlaͤngelt; ſie iſt im Norden vom Merapi begrenzt, von deſſen Saume einige Streifen aus den lichten Wolken her— vorſchimmern, die ihn umhuͤllen. Nur in WNW. erheben ſich kleine Huͤgelzuͤge in der Flaͤche, die von da, wo, von hieraus kaum erkennbar, die Felſen des Gunong Gambing hervorragen, ſuͤdwaͤrts nach dem Meere zu laufen; die hoͤhere ausgezackte Gebirgskette, die ſich hinter ihnen erhebt, verliert ſich ſchon im Dufte des bewoͤlkten Luftkreiſes. Weſtlich uͤberſehen wir, dem Fuße des Gebirges entlang, die zahlreichen kleinen Huͤgelruͤcken, die, flaͤchere Bucht enzwiſchen ſich laſſend, in die Ebene vorſpringen. An ihren Fuß lehnen ſich die Reisterraſſen an, oben ſchmal, treppenaͤhnlich, nach unten zu ſich aber immer mehr erweiternd und ausbreitend. Es ſind dieſe Huͤgel kahl, nur mit Gras und kleinerem Gebuͤſch bewachſen, waͤh— rend das Hauptgebirge, von dem ſie auslaufen, mit zerſtreuter uͤppiger Waldbedeckung verſehen iſt. Tief zu unſern Fuͤßen erheben ſich die Kokospalmen des Doͤrfchens Blitaran; es wird vom Kali-Opak beſpuͤlt, welcher nördlich herabſtroͤmt und hier den Kali-Buntaran aufnimmt, der von O. her ſich um die zungenfoͤrmige Spitze des Berges, auf dem wir ſtehen, herumwindet; dann dreht ſich der Opak weſtlich (ſuͤdweſtlich), um in ſeinem geſchlaͤngelter. 94 Laufe laͤngs den Vorhuͤgeln des Gebirges alle jene Baͤche aufzunehmen, die vom Merapi herabſtroͤmen. In ON. blicken wir über die mit zahlreichen Dörfern erfüllte Zwiſchenbucht zwiſchen den vorgeſchobenen Ruͤcken des Blitaran (auf welchen wir ſtehen) und des Brambanan hinweg. Hier ſehen wir, wie ſich zahlreiche Huͤgel erheben, die an der Spitze vom Blitaran mit dem Gunong Gompol beginnen und bis an die Spitze vom Brambanan hin faft eine parallele Linie bilden, welche die zwiſchen ihm und dem Fuße des Gebirges liegende Bucht von der uͤbrigen Flaͤche trennt. Sonderbar ſteigen alle dieſe Hügel von der Seite des Gebirges her ſanft und allmaͤ— lig an, waͤhrend ſie ſich nach der großen Ebene zu, nach NWN., viel ſteiler und ſchroffer hinabſenken. Verlaſſen wir nun unſern hohen Standpunkt und ſteigen an der ſanften, weitauslaufenden OSO.-Seite des Blitaran hinab. Dieſer Abhang iſt mit ausgedehnten, hohen Graswildniſſen bedeckt, in denen ſich außer kleinerem Geſtraͤuch von Rhamnus-Arten u. a., viele Jatibaͤume (Tectonia grandis) erheben. Obgleich hier auf dem Boden große Trok— kenheit herrſchte (wie gewoͤhnlich in den Tectonia-Waͤldern) und außer duͤrrem Gras (Allang-Allang), nichts wuchs, ſo fanden wir doch einen großen Reichthum an Farrenkraͤutern, die auf den Baͤumen ſchmarotzten. Namentlich prächtige Niphobolus-Arten (3. B. N. fissus Bl.) hingen in Menge von den Zweigen herab. Doch kann die Hoͤhe uͤber dem Meere kaum 700 Fuß betragen. An dieſem oſtſuͤdoͤſtlichen Abhange ſenkt ſich, von ſteilen Sandſtein— truͤmmern umengt, ein Thal hinab, in deſſen Tiefe während der Regen zeit ein Strom zu brauſen ſcheint. Hierauf deutet ein kleines Flußbett hin, welches ſtufenfoͤrmig in Sandſtein ausgewaſchen iſt. Ich fand hier an der rechten Seite des Flußbettes eine uͤberhaͤngende Bucht, in deren Tiefe, ganz einſam und verlaſſen, eine kleine aus Sandſtein ge— meiſelte Huͤtte ſtand. An den Waͤnden der Bucht bemerkt man die ver— ſchiedenartige, parallele Schichtung des Geſteins; am tiefſten lag ein fei— ner, leichter, doch ziemlich feſter Sandſtein (derſelbe, in dem das Fluß— bette ausgewaſchen iſt), dann kam ein weicheres, groberes Sandgeſtein und daruͤber lag eine grobkoͤrnige Maſſe, ein Conglomerat von Trachyt— brocken mit Sandcement zuſammengebacken. Die kleine Hütte, welche ſich dem Hintergrunde der Bucht anlehnte, beſtand aus kleinen, laͤnglichen Steinen, die man ſehr regelmäßig aus jenem weißen, leichten Sandſtein geſchnitten hatte. Die ganze Bucht, deren Boden mit gleichen Steinen belegt war, war mit Jatiholz ‚umzäunt und gutgearbeitete Thuͤren von gleichem Holze führten in das Innere. Pflanzungen von Agave-Stauden und andern Zierpflanzen zeugten von dem Kunſtſinn der fruͤhern Bewohner, von denen keine Spur mehr zu finden war. Alles umher iſt wildes Geſtruͤpp, das nur Tiger und wilde Buͤffel durchſtreichen. Kein Javane konnte etwas uͤber den Urſprung der Huͤtten berichten. 95 Reise in die Gebirgskette der Südküste bei Wankop. Ich verließ Djocjokarta in Begleitung zweier meiner Bedienten am 20. Mai (1836), um eine Reiſe in das ſogenannte Zuider-Gebergte“) anzutreten. 0 Es war ein truͤber, nebliger Morgen; es fiel kein eigentlicher Re— gen herab, aber die Atmoſphaͤre war ſo mit waͤſſrigen Duͤnſten ange— füllt, daß die Kleider feucht wurden und man vor dunkeln Gegenſtaͤnden die ſtaubaͤhnlich feinen Tropfen des Nebels ſah. Die Erſcheinung eines ſo dicken Nebels iſt unter den Tropen ſelten (in niedrigen Gegenden), wo entweder die Luft rein iſt, oder das condenſirte Waſſer in heftigem Platzregen herabfaͤllt. — Er war mir daher um ſo auffallender, da nach der Jahreszeit ſchon laͤngſt trockene Witterung haͤtte eintreten muͤſſen. Der Weg fuͤhrt zuerſt oͤſtlich in gerader Richtung 3 Paale weit bis zu den ehemaligen Luſtgaͤrten des Sultans, die jenſeits eines Stro— mes liegen, deſſen weit ausgewaſchenes tiefes Flußbett mit feiner gegen- waͤrtigen Waſſermenge in keinem Verhaͤltniſſe mehr ſteht. Die Bruͤcke jedoch, welche aus Balken darüber geſchlagen war, liegt halb zertruͤm— mert und beurkundet bedeutendes Anſchwellen des Baches nach gefallenem Regen. Wie in allen Gebirgsſtroͤmen dieſer Gegend liegen auch in ſei— nem Bette eine Menge Trachytgeroͤlle umher, welche das Durchwaten des uͤbrigens ſeichten Baͤchleins muͤhſam machen. Stauden der Ascle- pias gigantea draͤngen ſich von den benachbarten Grasebenen in ſein Flußbette hinab. Hier ſteht noch auf dem diesſeitigen Ufer eine 15 Fuß hohe Pyramide aus gebrannten Steinen, die dem ehrfuͤrchtigen Javanen vormals anzeigte, daß er ſich hier den Gebaͤuden ſeines Kaiſers nahe. Es ſind mit weitlaͤufigen Mauern umgebene Raͤume, die zuſam— men wohl eine Quadratmeile Raum bedecken und mit üppig anſtreben— den Fruchtbaͤumen und Palmen ausgefuͤllt find. Aus ihrem Grün ſchimmert hie und da das blendende Weiß eines halbverfallenen Gebaͤu— des hervor. Kunſtmaͤßige, zierlich durchbrochene Mauern, die oͤfters lange, gerade Gallerien bilden, mannigfach verzierte Thurmeingaͤnge, Portale mit Sculpturarbeit bedeckt und andere Ruinen mahnen wehmuͤthig den Ja— vanen an feine verſchwundene Pracht, an die zerfallene Größe feiner ins laͤndiſchen Herrſcher. Denn dieſe Gärten und Luſthaͤuſer find ſeit dem Kriege im Jahre 1826 verlaſſen und verwildern nun immer mehr, werden ..) Das ſuͤdliche Strandgebirge zwiſchen der Bai Parhitan und der Muͤndung des Kali-Opak (Mandjinnang). 96 dadurch aber für den Naturfreund um fo fehöner, indem die Ruinen den lieblichſten Kontraft mit der Pracht und Ueppigkeit der Pflanzen bilden. Dieſe vereinigen ſich hier in ein gruͤnes, duftendes Polſter, das die wei— ßen Mauern umrankt, dort erheben ſie ſich majeſtaͤtiſch und beſchatten die Gebaͤude. Der Name dieſer Gaͤrten iſt Panawadridjo, Rodjo-winan⸗ gan, Wonoſado und Poroworidjo. Mehr ſuͤdlich, etwa einen Paal ent— fernt, liegt ein ähnlicher Platz, Bazar Gede, der Begraͤbnißplatz der Kai⸗ fer von Djocjokarta (f. oben). Eine Allee hoher Feigenbaͤume (Ficus religiosa), deren Haupt⸗ ſtamm nicht ſelten von kleinern Staͤmmen umgeben iſt, welche ſaͤulen— artig ſeine Zweige unterſtuͤtzen, fuͤhrt aus dem Bereiche der Gaͤrten und bringt auf einen Weg, der zwiſchen Reisfeldern hindurch in ſuͤdoͤſtlicher Richtung fuͤnf Paale weit bis Pydjungan fuͤhrt. Zahlreiche kleine Stroͤme muß man durchwaten, ehe man zu dieſem Kampong gelangt. Sie haben ihren Urſprung ſaͤmmtlich auf dem Merapi und laufen ſuͤd— lich dem Meere zu. Große Strecken ihrer Betten ſind in fruchtbare Reisfelder verwandelt. Der letzte unter ihnen iſt der Kali-Opak, der hier nur noch klein iſt und zwiſchen Kieſeln brauſt, der aber auch noch nach feiner Vereinigung mit den übrigen bei feiner 200 Fuß brei⸗ ten Muͤndung dieſen Namen fuͤhrt. Jenſeits dieſes Baches erhebt ſich etwa 200 Fuß hoch ein iſolirter Felſenklumpen, Gunong Gompol, deſſen parallele Schichten ſich von Suͤ— den her ſanft erheben, etwa in einem Winkel von 459, um ſich dann an ſeiner noͤrdlichen, dem Merapi zugekehrten Seite ſteil hinabzuſtuͤrzen. Er iſt mit Gras und kleinem Geſtraͤuch bewachſen. Noch andere ſolcher kleinen Berge finden ſich in dieſer Gegend zwiſchen Reisfeldern zerſtreut und entfernen ſich bis eine halbe Stunde weit vom Fuß des Hauptge— birges. Sie erſcheinen wie hohe Felſenkuppen deſſelben, die hier aus dem angeſchwemmten Erdreiche wie Inſeln aus dem Meere emporragen. Dem Gunong Gompol entgegen laͤuft von Suͤden her ein kleiner ſchmaler Arm des Gebirges, Gunong Blitaran, der ſich, etwa 500 Schritte vom vorigen entfernt, prallig herabſenkt. Er iſt mit zerſtreuter Waldung geſchmuͤckt und zeigt aͤhnliche, ſchief anſteigende Felſenſchichten. Gegen Oſten hin erblickt man noch mehre ſolcher kleinen Ruͤcken (niedrige Kaͤmme), die in querer Richtung von Suͤden nach Norden auslaufen, waͤhrend ſich die Hauptkette mit der Kuͤſte parallel von W. nach O. zieht. Zwiſchen beiden hindurch fuͤhrt der Weg nach Kampong Pydjungan, deſſen Palmenwald wir nahe vor uns am Fuße des Bergruͤckens erblik— ken. Es iſt etwa 8 Paale von Djocjokarta entfernt. Die Kraft der Sonne hatte bereits die Nebel aufgeloͤſt und alles Gewoͤlk verſcheucht. Dicht vor mir lag die ſteile noͤrdliche Wand des Gebirges, das ſich links und rechts mit ungleich erhobenem Kamme aus: dehnt und hier Gunong Rokkolabu genannt wird. Sein ganzer Abhang iſt mit ſchoͤner, prachtvoller Waldung ge: ſchmuͤckt, die ſich vom oberſten Saume herab bis faft an die Reisfelder 97 hinzieht. Nur einige Zwiſchenraͤume unterbrechen fie, die, wie gewoͤhn— lich, ihr helleres Gruͤn dem Allang-Allang verdanken. Ich fuͤhrte einen in javaniſcher Sprache verfaßten Paß von Raden— adi- patie, dem erſten Miniſter des Sultans, bei mir, der allen Haͤupt— lingen, durch deren Kampongs ich meine Reiſe nehmen wuͤrde, befahl, mir allen moͤglichen Beiſtand zu leiſten. Auch erzeigten mir Alle die groͤßte Unterwürfigkeit. Gewoͤhnlich waren, wenn ich in ein Kampong einritt, gleich eine Menge Menſchen bereit, um meine Pferde nach dem Hauſe des Demang oder Rongo zu fuͤhren. War ich in der Huͤtte angelangt, ſo erſchien der Haͤuptling mit ſeiner maͤnnlichen Familie, breitete eine Matte aus und kauerte ſich mit untergeſchlagenen Beinen ſchweigend vor mir hin, um meine Auftraͤge zu erwarten. Draußen hoͤrte man ſchon die Kokosnuͤſſe plumpen, deren Bäume in der Geſchwindigkeit Einige ers klommen hatten, um mir ihren erquickenden Saft darzureichen. So hat der Javane lebendige Quellen auf dem Gipfel der Baͤume. Kam ich durch ein Kampong, wo meine Ankunft vorher bekannt geworden war, fo wurde ich mit Muſik empfangen, die Schläge des Ga: malan erklangen, gedeckte Tiſche waren mit Reis, gebratenen Huͤhnern, Eiern, Kaffee und Fruͤchten uͤberladen, Tanzmaͤdchen waren fertig zum Spiel und mit Matten belegte Bali-Bali's ſtanden zur Ruhe bereit. Ueberall, wo mein Weg durch Waͤlder und unwegſame Gegenden führte, begleites ten mich die Haͤuptlinge mit einigen ihres Volkes. Ich erwaͤhne dieſer Umftände nur, um die gewillige Gemuͤthsart der Javanen zu zeigen, und die ungemeine Achtung, mit welcher ſie den Befehlen ihrer einhei⸗ miſchen Herrſcher nachkommen. Ich ließ meine Pferde auf Pydjungan zuruͤck und ſetzte die Reiſe mit kleinen Kleppern, die ich aus dem Dorfe erhielt und die an das Erklimmen der ſteilen Berge beſſer gewoͤhnt find, fort. Hart am Fuße des Bergruͤckens ſtroͤmt ein kleiner Fluß, der Kali Pydjungan oder Buntaran hin, welcher weiter oͤſtlich, in der Naͤhe von Brambanan, aus der Gegend des Gebirges hervorbricht, welche Gunong Gidjo heißt. Sein Flußbett zeigt mächtige Schichten eines weißlichen Geſteins, das theils plattenfoͤrmig zu Tage geht, theils hohe Stufen und Terraſſen bildet, zwiſchen deren Spalten ſich der Pfad am ſteilen Ge— birge hinanzieht; es iſt ein feiner ſehr weicher und leicht zerreiblicher Sandſtein. Abwechſelnd mit ihm findet man zahlreiche Partien grauer Steine (Trachyt), die theils als Geroͤlle umher liegen, theils an den Seiten der Hohlwege in braͤunlichen Letten eingeknetet erſcheinen, und das Erklimmen dieſer Bergſeite nicht minder muͤhſam machen, als jene Sandſteinſchichten, die ſtufenfoͤrmig hervorragen. J Waldaͤhnlich dichtes Gebuͤſch ſchmuͤckt den Bergabhang; beſonders fallen ins Auge die großen, glaͤnzenden Blaͤtter des Sumpubaumes, das ſchoͤn gefiederte Laub der Emblica officinalis Gärt n. und mehrerer Baͤumchen aus der Familie der Leguminoſen. Hat man den hoͤchſten Rand erſtiegen, wo noch einige Feigenbaͤume ihr ſchattiges Laub ausbreiten, ſo gelangt man auf kleine Plateau's, welche Junghuhn, Java. 7 98 mit hohem Graſe, das alle Zwiſchenraͤume unter den zerſtreuten Baͤum— chen ausfuͤllt, bedeckt find. Hier (etwa 1000 Fuß uͤber dem Kampong Pydjungan) bietet ſich eine entzuͤckende Ausſicht dem Auge dar. Weit gegen Süden hin, uns abſehbar, ſo weit das Auge reicht, breitet ſich das wellenfoͤrmig ungleiche Hochland des Gebirges aus. Es erſcheint dem Auge als ein dichter Wald, der ununterbrochen zuſammenhaͤngt, aber ſich abwechſelnd in keſ— ſelfoͤrmige Vertiefungen oder laͤngliche Thaͤler hinabſenkt, aus denen ein blaͤulich duͤſtrer Duft emporſteigt; links ragt ein höherer Felfenkamm empor, deſſen ſenkrecht abgeſtuͤrzten Waͤnde mit gruͤner Waldung ab— wechſeln; es iſt der hoͤchſte Punkt des Gebirges in dieſer Gegend, etwa 2000 Fuß hoch. Sendet man aber feinen Blick noͤrdlich zuruͤck, fo uͤberſieht man das weit bebaute Land, mit feinen gruͤnenden Reisfeldern und laby— rinthiſch darin Izerſtreuten Dorfwaldungen in der Tiefe ausgebreitet. Nur in der Naͤhe des Gebirges liegen einige kleine Huͤgel darin zerſtreut, die, wie der Gunong Gompol, ſteil anſteigen; uͤbrigens iſt ſeine Oberflaͤche eben und gleicht einem gruͤnen, mit dunklern Flecken betuͤpfelten Teppich, aus dem die Silberſtreifen mehrer geſchlaͤngelter Fluͤſſe, z. B. des Kali-Opak, hervorſchimmern. Die dunkeln Waͤldchen erſcheinen anfangs in dem lichten Grün der Ebene (wo man ſie in groͤ—⸗ ßerer Naͤhe erblickt) mehr vereinzelt und zerſtreut, fließen aber (ſcheinbar) immer mehr in einander, je mehr ſie ſich entfernen, bis ſie endlich mit den hellen Zwiſchenraͤumen in ein allgemeines, duftiges Blau verſchmel— zen, das ſich bis zum Horizonte hinzieht. Dieſer bildet eine langgezo— gene Linie, die von beiden Seiten, von O. und W. her, anfangs kaum merf- lich anſteigt, ſich aber immer mehr erhebt, um den Gunong Merapi zu bilden, einen Kegelberg, deſſen vulkaniſche Daͤmpfe ſich mit den Wolken vermiſchen. Von dieſem Bergrande ſteigt das Terrain ſanft nach SSO. hinab. Es iſt abwechſelnd geſchmuͤckt mit jungen Bäumen der Tectonia gran- dis, deren rieſenmaͤßige Bluͤthenrispen den Wald mit Wohlgeruͤchen ans fuͤllen, und mit kleinen Baumarten, deren zartes, feingefiedertes Laub freund— lich mit den großen Blaͤttern der Tectonia contraſtirt. — Alle Zwi— ſchenraͤume der Stämme füllt ein Dickicht hohen Graſes *) aus, *) Die Javanen bezeichnen die fo vorkommenden Grasarten mit dem gemeinſchaftlichen Namen Allang-⸗Allang. Ich ſammelte bis jetzt 7 ver⸗ ſchiedene Arten derſelben, die zu eben fo vielen verſchiedenen Gattungen gehoͤ⸗ ren“). Wo eine Allang⸗Allang⸗Art vorkommt, pflegt fie mit andern Arten nicht untermiſcht zu fein, — Sie werden zum Decken der Haͤuſer benutzt. *) Der hier genannte iſt Sorghum tropicum. Die andern find Saccharum Klaga, Jungh.; Anthistiria Junghuhniana, N. ab E.; Rottborlia exaltata, L.; Imperata Allang, Jungh.; Andropogon grandis, N. ab E. und Androscepia gigantea Presl. (Note d. Herausgebers.) 99 das nicht ſelten Roß und Reiter uͤberragt, und in dem nur, von Tigern gebahnt, einzelne Pfade verlaufen. Nur die ſchmalen Thalgruͤnde, in denen von W. nach O. kleine Bäche hinabrieſeln, zeigen Spuren menſch— lichen Fleißes. Hier findet man gruͤnende Reisfelder, die dem Laufe der Bache folgen und, in Bambusgebuͤſche verſteckt, einzelne Hütten, die aber weder Piſangs noch Kokospalmen, die ſonſtigen treuen Begleiter der Javanen, beſchatten; ein Beweis von der Neuheit der Anſiedelung. Ich langte des Abends, 4 Paale von Pydjungan entfernt, in einem kleinen, kaum aus drei oder vier Huͤtten beſtehenden Kampong, Namens Kebd⸗Kuning an, welches ſehr reizend an dem ſanft geneigten Bergab hange liegt. Ein kleiner Bach ſtroͤmt hier von O. nach W. in einer Thalvertiefung zwiſchen uͤppigen Straͤuchern hin, aus deren Gruͤn die goldnen Bluͤthentrauben der Cassia alata hervorleuchten. Sein Fluß⸗ bett zeigt Lagen eines weißen, grobkoͤrnigen leicht zerreiblichen Sandſteins, der mit Partien von Trachytgeſchieben, in braͤunlichen Letten geknetet und mit Maſſen von baſaltiſchen und aͤhnlichen vulkaniſchen Felsarten abwechſelt. Er muͤndet ſich in den rechten Arm des Kali Kebokuning, einen etwas groͤßern Strom, der eine halbe Stunde ſuͤdlich vom Kam— pong entfernt in entgegengeſetzter Richtung von O. nach W. fließt. Seine beiden Arme bilden hier eine kleine, flache Inſel, die mit einem Dickicht von Allang⸗Allang und kleinem Geſtraͤuche bedeckt iſt. Ich brachte die Nacht in einer von jenen Huͤtten zu, vor deren Thuͤroͤffnungen ich große Feuer anzuͤnden ließ, theils um die Mosquiten zu verſcheuchen, theils gegen die Tiger, die nach der Ausſage meines Wirths ſich nicht ſelten bis in die Umzaͤunung der Huͤtten wagen. Als noch ein nebliger Duft uͤber den Buͤſchen ſchwebte, ſetzte ich am andern Morgen (den 21.) meine Reiſe fort und betrat nach Durch— watung jener beiden Flußarme einen Wald, der ſich hier hoch empor woͤlbt und deſſen duͤſteres Innere mir eine reiche Ausbeute ſeltener Pilze lieferte. Das Vorkommen der Pilze unter den Tropen ſcheint an keine be— ſondere Jahreszeit gefeſſelt zu ſein; der Unterſchied zwiſchen der Tempe— ratur in der naſſen und trocknen Jahreshaͤlfte iſt ſehr gering, zumal in den Gebirgen, wo auch in der trockenen Jahreszeit haͤufige Regen fallen. Waͤrme (der erſte Impuls zur Erzeugung alles Vegetabiliſchen) iſt alſo beftändig vorhanden; Feuchtigkeit des Bodens, das zweite Moment, das die Bildung der Schwammgewaͤchſe erheiſcht, hat ebenfalls Jahr aus Jahr ein in dieſen Urwaͤldern ſtatt, durch deren dickes Laubgewoͤlbe kein Sonnenſtrahl dringt. — Der fette, braͤunliche humusreiche Boden iſt beſtaͤndig durchweicht und ſchlammig locker; die waͤſſerigen Stoffe der Atmoſphaͤre, welche die Kuͤhlung der Nacht niederſchlug, und die Menge des ſelbſt ausgehauchten kohlenſauren Waſſers befeuchten mit ihren Thau⸗ tropfen alle Blaͤtter, ſo daß man ſich kaum in der Mitte eines trockenen Tages in den Wald begeben kann, ohne durchnaͤßt zu werden. Dazu kommt die Menge von abgefallenen Zweigen, Reiſern und ganzen Baum: ſtaͤmmen, die am Boden verfaulen und deren Inneres nicht ſelten ſchon 7 * 100 in wirkliche fette Erde verwandelt iſt, wenn ihre aͤußere Rinde ſich noch als eine duͤnne leicht zerbrechliche Kruſte erhalten hat. So ſind die aͤuße⸗ ren Bedingungen zur Entſtehung der Pilze. (Waͤrme, Feuchtigkeit und Ueberfluß verfaulender organiſcher Subſtanzen) in den Tropenwaͤldern jederzeit gegeben und wirklich ſchmuͤcken ſie auch mannigfaltige Geſtalten der Pilze Jahr aus Jahr ein, ohne daß man zu irgend einer Zeit ein haͤufigeres Vorkommen derſelben, wie im Herbſte der gemäßigten Zo⸗ nen, bemerken koͤnnte. Selbſt die einzelnen Arten ſind an keine Zeit ge⸗ bunden und das Entftehen derſelben Species wiederholt ſich unauf⸗ hoͤrlich. Dagegen findet man die Pilze unter den Tropen auch minder ſchaarenweiſe, minder geſellig als bei uns, wo ſie im Herbſte vorzugsweiſe die Waͤlder bevoͤlkern. Hier finden fie fi fich mehr zerſtreut und vereinzelt, wenn auch in allen Jahreszeiten erſcheinend; auch ſind es hier vorzugsweiſe die auf den Zweigen ſchmarotzenden Polypori, welche beſonders zahlreich vorkommen und mit ihren hoͤchſt lebhaften Farben das Auge ergögen. Im mittleren Europa ſind es die Agarici, die Agarici terrestres, welche vorherrſchen und die Phyſiognomie eines herbſtli⸗ chen Waldes beſtimmen. Deßhalb gelten die geiſtreichen Worte uns ſeres Nees: „in' den Pilzen ſinkt der Herbſt herab, die Pflanzen- welt traͤumt ihren Fruͤhling nach!“ — nur von den gewaͤßigten Zonen; denn hier im Suden. „weilt der Sommer, die Blaͤtter bleiben gruͤn und ewig umarmen ſich Fruͤhling und Herbſt; — der jungfraͤuliche Hauch des Jungen. toͤdtet das Alte; — pilzliche Kraͤfte treten auf, gleich Schma⸗ rotzern, die vom Reſte der Hochzeittafel ſchmauſen und junge Brut erzeugen. So wird die Hochzeit im zweiten Grade fruchtbar, — ein durchlaufender Herbſt im ewigen Sommer, der den Schatten des Waldes bevölkert.” Von Kebo Kuning an ſteigt das Terrain abwechſelnd in die Hoͤhe und bildet zahlreiche kleine Rüden. oder abgerundete. 1 durch ſchmale Thaͤler getrennt, in denen, meiſtens von W. nach O verſchiedene Baͤche rieſeln. Hier beginnen ausgedehnte Waͤlder der Tectonia grandis, die Berg und Thal bedecken und vom Gekreiſche der Pfauen wiederhallen. An den Abhaͤngen der Berge und in den Flußbetten geht das Geſtein zu Tage aus, mächtige Bloͤcke bildend, die ſich nicht ſelten terraffenförmig von Stufe zu Stufe erheben. Es iſt ein weißer Sand⸗ ſtein, grobkoͤrnig und weich, deſſen Spuren man vom noͤrdlichen Fuße des Gebirges bei Pydjungan bis neun Paale ſuͤdlich von Kebo Kuning, wo ſich die Tectoniawälder endigen und ein graſiges Plateau beginnt, verfolgt. Mehr zetſtreut zwiſchen ihnen findet man vulkaniſche Fels⸗ arten (Trachyte). . Das Waſſer, welches in den ſanften Gruͤnden zwiſchen den Berg: ruͤcken hinrieſelt, iſt (wie das zu Kebo Kuning) truͤbe, milchig; es be⸗ waͤſſert die Reisfelder, die man hier mitten in der Wildniß antrifft und die mehteren der kleinen Thaͤler ein freundliches Anſehn geben. Kleine Kampongs ſchließen ſich ihnen an. * Hat man dieſe Waͤlder verlaſſen, die immer lichter werden und ſich durch immer ausgedehntere Strecken von Allang-Allang zu trennen 101 anfangen, ſo gelangt man auf ein ſanft gegen Suͤden hin geneigtes, nur von geringen Unebenheiten unterbrochenes Plateau, das von NW. nach SD. bis zum Gunong Sebu hin vier Stunden im Durchmeſſer Ant und deſſen Quadrat⸗Inhalt an 12 bis 16 Stunden betragen mag. iſt dicht mit hochaufgeſchoſſenem Allang bedeckt, aus dem ſich nur s einzelt kleinere Baͤumchen emporheben. Unter dieſen bemerkt man bes ſonders häufig den Pohon ploſo (aus der Familie der Leguminosae) mit feuerrothen Bluͤthentrauben und großen ſtumpfen Blaͤttern, die in Verbindung mit dem Allang dieſer Gebirgsebene ein eigenthümliches An⸗ ſehen geben. Viele kleine, flache Suͤmpfe liegen zwiſchen enn Allang⸗Allang, bes. ten Umkreis zahlreiche ſchoͤne Cyperus- Arten ſchmücken. Nur wenige Kampongs liegen in dieſem Plateau zerſtreut, das in Europa der be⸗ gluͤckte Sitz hochthurmiger Städte fein wuͤrde, zwiſchen denen ſich zahl⸗ reiche Doͤrfer zerſtreuen und ſorgſam bebaute Felder hinziehen. wuͤr⸗ den, — hier iſt eine Wildniß, mit 6 Fuß. hohem Allang-Allang bewu⸗ chert. Unter den Doͤrfern iſt Awu-Awu das anſehnlichſte; es liegt, 12 Paale von Kebo-Kuning und 2 bis 3 vom noͤrdlichen Anfang der Ebene entfernt, in einem Palmengebuͤſch verſteckt, deſſen Dunkel ſich in ſchar⸗ fen Umriſſen von minder geſaͤttgtem Grün der Grasebene trennt. Un⸗ fern von dieſem Kampong gewaͤhrt eine kleine Erhebung, eine freie Aus⸗ ſicht auf die flachen Bergruͤcken, die ringsumher das Plateau begrenzen: in NNW. liegen die wenig. erhabenen waldigen Rüden, über. die man hierher gelangt; ihnen reihen ſich in N. und NND. zwei zuſammen⸗ haͤngende ausgezackte Kaͤmme an (Gunong Allang und Katonau), die ſich von WSW. nach ONO. hinziehen und deren Abhaͤnge bald mit Waldungen geſchmuͤckt ſind, bald nackte Felſenwaͤnde bilden, die ſich jaͤh abſtuͤrzen. Sie liegen merklich höher als alle umliegenden Berge; ich ſchaͤtzte fie auf. 2000 Fuß uͤber dem Meeresſpiegel. Vorn in O. und Sd, iſt das Plateau von einer Bikini Berg: maſſe begrenzt, die fich zu beiden. Seiten hin in die Ferne zieht und durch die unzaͤhligen einzelnen Ar aus denen fie. beſteht, ein hoͤchſt fonderbares Anſehn erhält. Ihr Saum erſcheint am Horizonte wie gekerbt; im Kleinen koͤnnte man fie mit einem flachen Erdruͤcken ver: gleichen, auf dem Maulwuͤrfe ihre dicht gedraͤngten Hügel aufgeworfen haben. Dies iſt der Gun oing Sebu, dem ſich links, in ONO. noch die ausgezackten Ruͤcken des Kutukan und Weri onteihen, miichet letztere ſich bereits in duftiger Ferne verliert. — Dem Gunong Sebu zugerichtet, durchſchnitt: ich das Plateau, deſ⸗ fen oͤſtliche Gegenden ein mehr bebautes Anſehn annehmen. Die haͤu— figer werdenden Dorfwaͤldchen fangen an, es mehr zu beleben und die angebauten Felder betraͤchtliche Strecken des Allang zu unterbrechen. Hier liegt an der oͤſtlichen Grenze des Plateaus, kaum eine halbe Stunde von den nächſten Bergen des Gunong Sebu entfernt (12 Paale von Awu⸗ Awu), das Kampong Semanu; ehe man zu ihm gelangt, muß man dutch einen tiefen Abgrund dringen, in deſſen Schlucht zwiſchen 102 Steingeröllen ein Strom brauſt; hohe Bäume biegen ſich vom Rande her uͤber die ſchmale Kluft und beſchatten ihre mit Farrenkraͤutern und Lycopodien uͤberzogenen Wände. Ich wechſelte meine Pferde auf Semanu und ſprengte nach Eur: zem Mittagsmahle dem lachenden Gebirge zu, das fich gleich einem Pa: radieſe vor mir aufthat. Das Tauſendgebirge Gunong Sebu. Zahlreiche Heerden von Kuͤhen graſeten hier am Fuße der Huͤgel; ſie trugen viereckige Glocken am Halſe, deren Gelaͤute mich an die wan— dernden Melodien in den Waͤldern des Harzgebirges erinnerte. Hier dienen ſie zur Verſcheuchung der Tiger. — Nachdem man einen kleinen Strom durchwatet hat, der, von Baumgewoͤlben uͤberſchattet, in einer Kluft hinrauſcht, gelangt man zwiſchen die erſten Huͤgel. Man trifft hier im Schatten ſich uͤberwoͤlbender Baͤume eine tiefe Grube an, eine Senkung, wie durch einen Erdfall entſtanden, in deren Hintergrunde, ſich zwiſchen Steinmaſſen verlierend, ein gewoͤlbtes Felſen⸗ thor ſich aufthut. Bis zu dieſer Hoͤhle iſt ein Weg gebahnt. Man bemerkt an dem Geſtein, daß die umliegenden Dorfbewohner hier Kalk zu holen pflegen. Nach der Verſicherung meiner Begleiter laufen hier in der Regenzeit alle Gewaͤſſer zuſammen und verſchwinden auf un— terirdiſchen Wegen. Man nennt ſolche Hoͤhlen Luwang's und ſie befinden ſich in zahlloſer Menge im Tauſendgebirge. Entweder iſt ihr Boden geſchloſſen und ſoͤhlig; dann ſammelt ſich das Regenwaſſer in ihnen an und dient den Bewohnern, in Ermangelung aller Quellen und Baͤche, zu Trink⸗ und Kochwaſſer, obgleich feine truͤbe, milchige Farbe nicht eben zum Genuſſe einladet; oder, was bei weitem haͤufiger der Fall iſt, ihr ungleicher Boden dringt tiefer in die Erde ein, mit welcher er durch ſchmale Spalten und zackige Kluͤfte in Verbindung ſteht; dann verlaͤuft ſich das Regenwaſſer ſchnell in ihnen. — Gewoͤhnlich oͤffnen ſich dieſe Hoͤhlen oder Loͤcher in den Thalvertiefungen zwiſchen den Huͤgeln und ſind mit uͤppiger Vegetation, mit Baͤumen und Geſtraͤuchen truͤgeriſch uͤberwachſen. O koͤnnte ich meinen Leſern ein Bild geben von dieſem einſamen Gebirge, von dieſem ſtillentlegenen Erdwinkel, der an Schoͤnheit Alles, was ich bis jetzt auf Java ſah, uͤbertrifft! Man denke ſich abgerundete, halbkugelige Berge von 100 bis 200 Fuß Hoͤhe, die ſich einer neben dem andern weit und breit zu Hunderten erheben und die nur durch ſchmale, labyrinthiſch mit einander verbundene Zwiſchenthaͤler getrennt ſind. Einer gleicht dem andern; alle ſind mit der uͤppigſten, dichteſten Waldung geſchmuͤckt, mit Baͤumen der verſchie— denſten Arten, die ſich hoch emporwoͤlben! Man kann das Auge nicht abwenden von dem mannigfaltigen Gruͤn, das ſich darbietet! In den 103 Zwiſchenthaͤlern waͤchſt hochaufgeſchoſſenes Gras, das nicht felten Roß und Reiter uͤberragt, die in den ſchmalen, hineingehauenen Pfaden dahineilen. Hier breiten ſich, hoch uͤber dem Wandrer, die ſchirmartigen Zweige einer Acacia (ſ. oben) aus, durch deren zartes, wie aus Flor gewebtes Laub der blaue Himmel gar lieblich durchblickt. Die Abhaͤnge der Huͤgel ſchmuͤcken hie und da wilde Piſangpflanzen (Musa paradisiaca), die ſich oͤfters an dem ſchroffſten Geſtein hinaufziehen. — Maleriſch ragen ihre lichtgruͤnen, maͤchtigen Blaͤtter aus dem Dunkel umgebender Ge— buͤſche hervor. — Kein ſtoͤrender Laut unterbricht hier die heilige Stille; nur von Zeit zu Zeit vernimmt man das Girren einer Turteltaube oder das Gekreiſch eines wilden Hahnes, der in den Gebuͤſchen niſtet. Wandert man zwiſchen ſolchen Umgebungen einſam dahin, ſo erhe— ben ſich immer neue Berge im Vordergrunde und immer bieten ſich maleriſche Ausſichten dar. Zwar. find fie, ihrer Höhe und ihrer abge— rundeten hemiſphaͤriſchen Geſtalt nach, einander außerordentlich aͤhnlich, auch liegen ſie in faſt gleichen Entfernungen auseinander, aber deſto mannigfaltiger iſt die Waldespracht, welche fie bedeckt; einer ſcheint den andern an Schönheit zu übertreffen. Das hohe Gras, das alle Thäler ausfüllt, zieht ſich zwiſchen den Baumſtaͤmmen und Sträuchern bis in die Waͤlder hinein und macht hier die Wildniß noch undurchdringlicher. Der Boden, der dieſe uͤppige Vegetation hervorbringt, iſt ein har— ter, milchweißer Kalkſtein, der das ganze Gebirge mit allen ſeinen Huͤ— geln zu bilden ſcheint. Ueberall, ſowohl in den Thaͤlern als an den ſchroffen Abhaͤngen der Hügel, geht er unter der truͤgeriſchen Decke hoher Allangs zu Tage aus. Er bildet Klippen, die aus dem Boden hervor— ſtehen und mit unzaͤhligen, ausgerundeten Vertiefungen, kleinen Gruben, Loͤchern und wirklichen Durchgaͤngen verſehen ſind, zwiſchen denen uͤberall ſcharfe Zacken und ausgefurchte Kanten hervorſtehen. Nicht ſelten glei— chen ſie Korallen oder zeigen eine ſolche Beſchaffenheit, daß man glauben ſollte, ſie ſeien durch Menſchenhaͤnde ausgekraͤuſelt. Zwiſchen ihren Spal— ten wurzeln die maͤchtigſten Baͤume, und dem braͤunlichen Humus, der ihre Gruben und Vertiefungen ausfuͤllt, entſprießen ſaftige Kraͤuter und Straͤucher der verſchiedenſten Art. Ehe man Bedojo erreicht, ein 12 Paale von Semanu entferntes Kampong, fangen die Abgaͤnge der Huͤgel an, ſich hie und da ſchroffer abzuſtuͤrzen und ſenkrechte Felſenwaͤnde zu bilden. Maleriſch contraſtirt ihr blendendes Weiß mit dem herrlichen Gruͤn der Vegetation, aus der ſie, wie Gebirgsaugen, hervorblicken. Nicht ſelten biegen ſie ſich aber uͤber und bilden kleine uͤberhaͤngende Buchten, von deren Decke Stalac— titen, wie Eiszacken, herabhangen; auch kalkhaltiges Waſſer ſickert be— ftändig hindurch. Aber die Scheitel der Berge find überall abgerundet und gruͤn. In dieſer Gegend fangen die Waldungen an lichter zu werden und ſich mehr in einzelne Baumgruppen aufzuloͤſen; der Allang-Allang da— gegen faͤngt an auf den Bergen vorzuherrſchen und den alleinigen Ueber— zug vieler derſelben zu bilden. 104 Schon biefe Beſchaffenheit beurkundet die Nähe bewohnter Pläge, in deren Umgegend man zur Vertreibung der Tiger und Schlangen die Waͤlder abzubrennen pflegt. Noch ſicherer erkennt man dies an den kleinen Gebuͤſchen der Plumeria obtusa, deren ſich hier einige am Fuße der Huͤgel befinden. Es ſind Kirchhoͤfe, uͤber deren Grabhuͤgeln ſich die ſperrigen, lichtgrauen Zweige dieſes Baumes als Gewoͤlbe ausbreiten. Sie waren jetzt von Blaͤttern entbloͤßt und gewaͤhrten einen um ſo ſon— derbareren Anblick, da große weiße Bluͤthen auf ihrem kahlen Aſtgewirre prangten und die Luft umher mit Wohlgeruch erfuͤllten. (Bei wenigen Baͤumen der Tropenwelt bemerkt man eine ſolche periodiſche Entlaubung.) Die Grabhuͤgel der Javanen ſind auffallend klein, alle mit hoͤlzer— nen, im Viereck zuſammengelegten Balken umgeben, viele auch mit einem kleinen Dache verſehen; nie vermißt man wohlriechende Pflanzen und den Schatten jener Baͤume, die den Begräbnißplatz fhon von Weitem verrathen. Es war ein ſchoͤner Abend. Ich erblickte das Doͤrfchen Being oder vielmehr den Palmenwald, in dem ſich die Hütten verſtecken, vor mir in ſanfter Tiefe Die Daͤmmetung warf bereits ein blaͤuliches Halb— licht über das Thal, das mir in dieſer entlegenen Gegend fo freundlich einladend, das Gemuͤth beruhigend, erſchien: „Wenn ſpaͤt in unſ'rer engen Zelle Die Lampe freundlich wieder brennt, So wird's in unſerm Buſen helle ꝛc.“ Zahlreiche Berge umgeben das Doͤrfchen von allen Seiten; auf ihren ab— gerundeten Scheiteln ruhte noch der letzte Schein der Sonne, die ſich ihrem Untergange nahete. — Meine Pferde wieherten; wohl erkannten ſie die gaſtfreundlichen Toͤne, die mir das Willkommen der Javanen ſchon in die Ferne entgegentrugen. Es waren die taktmaͤßigen Schlaͤge des Ga— melang, deren laute Melodie aus dem Dunkel, der Palmen hervordrang. Die Berge ſuͤdlich von Bedojo, die ich am andern Morgen durch— ſtrich, glichen vollkommen den bis jetzt geſehenen. Ein blaͤulicher, halb durchſichtiger Nebel bedeckte ihre Zwiſchenthaͤler und ſchwebte an ihren Abhaͤngen hin, die er ſchon in geringer Entfernung dem Auge verbarg. Aber ihre Scheitel ragten, vergoldet vom Strahl der aufgehenden Sonne, daraus hervor. — Erſt gegen acht Uhr loͤſten ſich dieſe Duͤnſte auf und wurden unſichtbar, indem ſie, in die Hoͤhe ſteigend, ſich im Dunſt— kreiſe ausbreiteten. Dicht hinter Bedojo findet man in einem kleinen, von Bergen um— ringten Becken einen Teich, der durch zuſammengelaufenes Regenwaſſer entſtanden iſt. — Von hier fangen die Wälder wieder an ausgebreiteter zu werden und faſt alle Huͤgel zu bedecken; ja, in dieſer Gegend des Gebirges erreicht das kuͤhn anſtrebende Laubgewoͤlbe der dicht gedraͤngten Staͤmme ſeine groͤßte Ueppigkeit. 105 Erſt drei bis vier Paale füdlicher werden die Berge kahler und ver: lieren von ihrer majeſtaͤtiſchen Wildheit; oͤder Allang vertritt abwechſelnd die Stelle der Wälder. — In den Zwiſchenthaͤlern trifft man hier auf viele Spuren beginnender Kultur, auf kleine Gebuüſche des Quhteh— Strauches (Cytisus Cajan L.), deſſen Bohnen der Javane mit Reis zu eſſen pflegt, oder auf friſch gepflügte Felder, deren braͤunlicher Humus mit Tauſenden loſer, durchloͤcherter oder gekraͤuſelter Kalfkfelſenſtuͤcke bedeckt iſt. Die Berge ſind in dieſer Gegend weniger iſolirt, weniger regelmaͤ— ßig von einander getrennt; viele haͤngen durch kleine Zwiſchenruͤcken zu— ſammen und mehre verbinden ſich ſelbſt roſenkranzaͤhnlich zu kleinen Ket— ten. Doch ihr vegetabiliſcher Ueberzug bleibt derſelbe. Aus ihren Thaͤlern blicken von Zeit zu Zeit die Kokospalmen klei— ner Kampongs hervor; geſellig draͤngen ſich die kleinen Huͤtten zuſam— men, gluͤcklich und unbekannt der Welt; aber oft ſtoͤßt man auch auf verlaſſene Palmenbaͤume, deren Staͤmme ſich einſam erheben und dem Wanderer die traurige Geſchichte ihres Doͤrfchens erzaͤhlen, das Krank— heiten verheerten oder rauher Krieg verwuͤſtete, der ſich nicht ſcheute, auch in dieſe geſegneten Sitze des Friedens einzudringen. — Aehnliche Anſichten dieſer Art wiederholten ſich unaufhoͤrlich auf der Reiſe, die ich in ſuͤdlicher Richtung fortſetzte. An dem rieſenmaͤßigen Stamme eines Wabu-Baumes (einer Ficus— Art), der ſich in einem Thale hochemporwoͤlbt, erkannten meine Beglei— ter die Naͤhe vom Kampong Djero Wudal, in dem ich beſchloſſen hatte, einige Tage zu bleiben. Es wohnt nämlich hier, ganz allein, mitten uns ter Javanen, ein Aufſeher der Regierung, deſſen aus Brettern erbaute Wohnung ſich vortheilhaft vor den Huͤtten ber Javanen auszeichnet. Seine Beſtimmung iſt, uͤber die Hoͤhlen der Suͤdkuͤſte zu wachen, die eßbaren Schwalbenneſter, deren ſie eine reiche Ausbeute liefern, von Zeit zu Zeit pfluͤcken zu laſſen und an die Regierung abzuliefern. Ich be— gab mich in ſein Haus, das einer Sennhuͤtte der Schweizer Alpen nicht unaͤhnlich ſieht. Muſik toͤnte mir ſchon entgegen und herzlich war der Empfang des alten Mannes, der uͤber den ſeltenen Beſuch eines Euro— paͤers ſehr erfreut ſchien. 1 Ich hatte bereits von Bedojo bis hierher 20 Paale zuruͤckgelegt; da es jedoch erſt Mittag war und der Felſen Rangkop nur drei Paale von hier entfernt liegt, ſo brach ich, meiner Neugier folgend, nach ſchnell ge— nommenem Mahle, in ſeiner Begleitung dahin auf. Die ganze Maſſe des Gebirges ſenkt ſich von hier auffallend nach S. hin; deutlich bemerkt man dies, wenn man eine der Hoͤhen erklimmt und die Unzahl der waldigen Hügel, die ſich ri ingsum erheben, uͤberſchaut; die Neigung der Zwiſchenthaͤler iſt daher, obgleich die Berge an und für ſich dieſelbe Höhe behaupten, ſehr bedeutend. An einigen Huͤtten, die nahe bei Djero Wudal zwiſchen den Staͤmmen der Palmen hervorblicken, voruͤber, fuͤhrt der Weg in mannigfaltigen gruͤmmungen nach Süden. Ihm folgend, gelangten wir in eine Tiefe, 106 wo ſich die Thaͤler kreuzen und wo ein hoher Mimoſenbaum feine Zweige ausbreitet. Hier hatte der Aufſeher unfern des Pfades eine Tigerfalle im Ge— buͤſche ſtellen laſſen, weil, nach ſeiner Verſicherung, die Tiger auf ihren naͤchtlichen Streifzuͤgen dieſes Kreuzthal beſonders zahlreich zu paſſiren pflegen. Die Maſchine war aus Bambus gemacht, einem viereckigen Kaſten gleich, ſo eingerichtet, daß eine aufgezogene Thuͤr zufallen mußte, nachdem das Thier ihr Inneres betreten hatte; das Schreien eines Lam— mes, das darin angebunden war, hatte, fo ſchien es, auch wirklich einen Tiger hineingelockt, doch war er mit ſeiner Beute entwiſcht und hatte die zu ſchwachen Bambusſtaͤbe zerbrochen. Bald nachdem man dieſes Thal verlaſſen hat, erblickt man rechts die Kokospalmen eines andern Kampongs, die aus dem engen Zwiſchen— raume zweier Huͤgel hervorſchauen. Es iſt das letzte, das ſich hier be— findet und bezeichnet die Haͤlfte des Weges zwiſchen Djero— wudal und Rankop. Weiter ſuͤdlich begegnet man einem Becken zuſommengetadee Regenwaſſers, das von dem aufgeloͤſten, lettenartigen Boden der Thal— gruͤnde eine truͤbe, roͤthlich-gelbe Farbe angenommen hat. Hohe Wald— baͤume begrenzen ſein weſtliches Ufer und woͤlben ihre Zweige, auf denen ſich Affen ſchaukeln, darüber hin; ſuͤdlich bildet es ein ſchmales Rohr: geſtade von verſchiedenen Graͤſern. Die Hügel zeigen hier in dieſer dem Meere nahen Gegend noch dieſelbe Höhe und Geſtalt, auch denſelben Pflanzenuͤberzug, wie bei Semanu, wo ich zuerſt in dieſes ſonderbare Gebirge trat, das ich nun 35 Paale weit in querer Richtung durchſtrichen hatte; nur wachſen hier beſonders häufig die kleinen, felten über 3 Fuß hohen Sträucher eines Hedysarum, die viele Thaͤler ausfüllen. Auch kleine Suͤmpfe, die der Richtung der Thaͤler folgen und deren Ufer mit Polygonum pulchrum Bl. bewachſen iſt, trifft man hier an. Ueber ihnen fliegen große Schwaͤrme kleiner Schwalben (Hirundo escu- lenta) hin und her; man bemerkt deutlich, wie ſie den Libellen und andern Inſecten nachſtellen, deren ſummender Chor uͤber dem ſtinkenden Waſſerſpiegel ſchwirrt. In geringer Entfernung von dieſen Suͤmpfen ſenkt ſich in einer Thalvertiefung zwiſchen zwei ſteilen Huͤgelwaͤnden, trichterförmig ein tiefes Loch hinab. Sein oberer Rand iſt mit hohem Geſtraͤuch bewachſen, das den gefaͤhrlichen Abgrund truͤgeriſch uͤberwoͤlbt. Unten öffnet ſich eine Spalte, ein ſchmaler, zackiger Gang, zwiſchen den Kalkfelſen, welcher mit ungleichen Kruͤmmungen, ſich mehr oder minder von der verti— kalen Richtung entfernend, in die Tiefe dringt. Ich folgte ihm, an den ausgefreſſenen Zacken des Geſteins hinabklimmend, ziemlich weit; meine Begleiter aber behaupteten, daß ſeine Tiefe nicht zu ergruͤnden ſei. Sie erzaͤhlen, daß die kleinen Stroͤme, die ſich nach anhaltenden Regen bilden, ſich alle in ſolche Höhlen, Luangs, ergießen und darin verſchwinden. Die Menge der Luang's iſt ungezaͤhlt; überall trifft man fie im Gu— 107 nong Sebu an. Sie öffnen fich meiſtens in der tiefftgelegenen Gegend der Thaͤler, wo ſich diefe zwiſchen den Hügeln keſſelfoͤrmig hinabſenken. Sie erwaͤhnten ferner als einer im Regenmouſſon ſehr gewoͤhnlichen Erſcheinung, des ploͤtzlichen Emporſteigens truͤben Waſſers aus der blauen Fluth des Meeres, wenn man aaf dieſes von der 200 Fuß hoch hinabgeſtuͤrzten Kuͤſte in die Tiefe blicke. „Wenn es dann lange Zeit ſtark geregnet habe, ſo fange das Meer, oft in großer Entfernung von der Kuͤſte, an zu kochen, und ein roͤthliches Waſſer ſteige empor, das die Blaͤue des Meeres umher treibe.“ Von dieſer Hoͤhle rechts aufſteigend, gelangt man auf einen kleinen, von Hügeln umgebenen Raum und erblickt zwiſchen den grauen Stäm: men gedraͤngter Palmen hindurch den blauen Meeresſpiegel, der tief un— ten aus der Zwiſchenſpalte der zwei vorderſten Berge hervorleuchtet. Auf dieſem Plaͤtzchen ſteht ein geraͤumiges, hoͤlzernes Gebaͤude, das von keinem Sterblichen bewohnt wird, ſondern der Niay Rankop, einem Geiſte, der uͤber die Hoͤhle Rankop herrſcht, zum Aufenthalte dient, ſo oft es ihr gefaͤllig iſt, einige Stunden daſelbſt des Nachts zu verweilen. Es wird ſorgfaͤltig rein gehalten; ein Bali-Bali ftand da zum Ruhen, und indiſche Klei— der (Saron und Kabaie) hingen wohlgeordnet an der Wand, wenn ſich der Geiſt derſelben bedienen wollte. (Es iſt auffallend, wie die meiſten Geiſter der Javanen, z. B. auch der Geiſt von Mandjinnang, welcher die ſchwere Brandung daſelbſt veranlaßt, weiblichen Geſchlechts ſind.) — Ehe man die zweite, vorderſte Thalvertiefung erreicht, die, wie jene, mit Ko— kospalmen dicht bepflanzt iſt und kaum 200 Schritte von jener entfernt liegt, vernimmt man ſchon das Donnern der Brandung unter feinen Füßen. Noch einen kleinen, flachen Raum, den im Schatten eines Tama— rindenbaumes ein paar leere Huͤtten bedecken, durchſchreitet man und gelangt dann an den Rand des Felſen Rankop, welcher eine kahle ſenkrechte Wand bildet, die ſich 30 Klafter tief abſtuͤrzt. — Tief unten erblickt man das kochende Meer. Der Fuß der Felſen aber und die Brandung blei— ben unſichtbar, da ſich der untere Theil der Wand betraͤchtlich nach in— nen biegt. Man erkennt nur an den concentriſchen Kreiſen des zuruͤck— tretenden Meeres und an einer Staubwolke, die horizontal hervorbrauſt, die heftigen Wirkungen des zertheilten Waſſers, das ſich in der Hoͤhle und in den uͤberhaͤngenden Buchten zerſchlug. Vom obern Rande der Felſenwand ragen ſchwaͤrzlich-graue, ausge: zackte Steinmaſſen empor und begrenzen die kleine Flaͤche, die hinter ihnen uͤbrig bleibt. Sie ſind mit niedrigem Gebuͤſch und kleinen, ſpar— rigen Baͤumen (Sterculia Balanghas W.) bewachſen, die eine natuͤr— liche Schutzwehr bilden; wo dieſe fehlt, da hat man ein Flechtwerk von Bambus errichtet, das dieſen aͤußerſten Rand bedeckt. An ihren Zacken und in den natuͤrlichen Loͤchern, die ſie burchbohren, ſind die Rotang— ſtraͤnge einer Leiter befeſtigt, welche an dieſer Felfenwand bis 30 Fuß uͤber das Meer hinabhaͤngt. An dieſer Leiter pflegen, die Javanen hin— abzuklettern, um zu der Hoͤhle Rankop zu gelangen und die Vogelneſter, die ſie enthaͤlt, zu pfluͤcken. 108 Von dieſem Felſenrande aus genießt man einen überrafhenden Ans blick. Man ſieht im Oſten der langen Suͤdkuͤſte Java's entlang, faſt bis Pachitan hin, wo ſie ſich in duftige Ferne verliert. Es ſind die gruͤnen Huͤgel des Gunong Sebu, die ſich hier ploͤtzlich endigen und ſich ſenkrecht in das Meer hinabſtuͤrzen. Es erſcheint das Gebirge, das einſt viel groͤßer geweſen ſein muß, wie abgeſchnitten; viele ſeiner Huͤgel ſind mitten durchgeſpalten und ſtehen nur noch halb; aber bis zum ſcharfen Rande hin draͤngt ſich ihr freundliches Grün, gleichſam den Verluſt der andern Halfte bedauernd, die im Meer begraben liegt. So entſtehen Felſenwaͤnde, deren einige in das Meer hervorragen und die hinter ihnen liegenden verbergen. — Da das Tauſendgebirge ſelbſt eine ungleiche Hoͤhe hat und feine Hügel ſtets ſich 100 bis 200 Fuß über feine Zwifchen: thaͤler erheben, fo iſt auch dieſe Kuͤſtenwand, die gleichſam den vertikalen Durchſchnitt des Gunong Sebu darſtellt, ungleich hoch und ſteigt von 100 zu 300 Fuß und daruͤber an; ſie muͤßte viel hoͤher ſein, wenn die Gebirgsmaſſe nicht ſchon bei Djero-wudal anfinge ſich gleichmaͤßig herab— zuſenken. Nur einige Felſenbuchten, die zwiſchen hervorragenden Waͤn— den uͤbrig bleiben und zwiſchen denen die Brandungen hineinrollen, zn von geringerer Hoͤhe. Alle diefe Wände ſtuͤrzen ſich ſenkrecht herab, bis etwa 40 bis 30 Fuß uͤber dem Meere; hier wenden ſie ſich nach innen und bilden uͤber⸗ haͤngende Buchten, tief ausgewaſchene Vertiefungen, in welche die heran⸗ waͤlzenden Fluthen mit wildem Getöfe eintreten, fo daß der zuruͤck⸗ geworfene Schaum 50 Fuß hoch emporſpritzt, — und hier unter. dieſen ausgerundeten, ſchattigen Buchten öffnen ſich zahlreiche Höhlen, in wel- chen die Hirundo esculenta ihre Neſter zu bauen pflegt. — Der un: tere Fuß der Buchten ragt wieder, indem er ſich hinabſenkt, etwas her: . vor; er zeigt eine roͤthliche Farbe und eine ausgefteſſene, gleichſam krauſe Beſchaffenheit; doch wird er nur dann ſichtbar, wenn im wechſelnden Spiele der Brandung die Waſſer auf eine Zeitlang zuruͤcktreten. Seine rothe Farbe verdankt er (wie ich mich ſpaͤter uͤberzeugte) einer Conferven— art. — Uebrigens erſcheinen die Felſenwaͤnde in einem ſchmutzig- grauen Kolorit, das mit Weiß, Schwarz und Braun abwechſelt. Sie zeigen Unebenheiten, Vertiefungen und Furchen aller Art; doch kann man bei vielen parallele, quere Spalten oder Riſſe erkennen, gleichſam als ſeien fie aus verſchiedenen Stuͤcken oder Schichten aufeinander gethürmt. Viele ihrer hervorragenden Kanten ſind wunderbar ausgezackt und mit unzaͤhligen kleinen Gruben und Loͤchern durchbohrt. — Ihren obern Rand bekleidet verworrenes Geſtruͤpp von Pandanus littoralis, deſſen ſperrige Staͤmme und Blattbuͤſchel an den Waͤnden herabhaͤngen; zwi— ſchen ihnen blickt hie und da eine Cycas revoluta hervor, deren ge— fiederten, auf einem graden Staͤmmchen vereinigten Blätter an die freund: lichen Geſtalten der Palmen erinnern. — Aber höher oben woͤlben ſich die waldbekraͤnzten Hügel des Gunong Sebu hinauf, durch Zwifchenthäs ler getrennt, die in dem freundlichen Schmelze gruͤner Grasmatten prangen. f : 109 So der Anblick der Küfte. a Ich verließ den Rand des Felſens, um mich weiter oͤſtlich auf die Hoͤhe einer andern Klippe zu begeben, und von dort den Anblick des Felſen Rankop und ſeiner Hoͤhle ſelbſt zu genießen. Beide ſind nur durch eine kleine Zwiſchenbucht getrennt, deren graues Geſtein eine wun— derbar ausgefreſſene Beſchaffenheit hat Die Hoͤhle oͤffnet ſich in der Tiefe der uͤberhaͤngenden Bucht, etwa bis 20 Fuß über dem Meere. Ihr Grund iſt der Meeresſpiegel ſelbſt, der eine Strecke weit in die Hoͤhle hineintritt. Bis zum ſcharfen Rande der Bucht haͤngt die ſchon erwaͤhnte Leiter herab und geht daſelbſt in ein Flechtwerk aus Rotang über (die Ruhe), auf dem die herabſtei— genden Pfluͤcker, ehe ſie ſich in die Hoͤhle begeben, auszuruhen pflegen. Das Meer war unruhig und gewaͤhrte ein eigenthuͤmliches Schau: ſpiel. So oft eine Woge heran ſtieg, trat ſie mit dumpfem Donnern in die Hoͤhle hinein. Nun vergingen einige Augenblicke und das Waſſer war von den uͤbrigen Theilen der Bucht ſchon zuruͤckgetreten und hatte den roͤthlichen Fuß der Felſen entbloͤßt, dann ſchoß ploͤßlich unter lautem Geziſch eine Dampfwolke aus der Hoͤhle hervor, und glitt, wie der Pulver— dampf aus einem Geſchuͤtz, — uͤber dem Meere hin, eine Saͤule bildend, die ſich erſt in einer Entfernung von mehr als 100 Fuß aufloͤſte. Sehr geſchickt wußten die kleinen Schwalben, deren Schwarm uͤber dem Meere hinſchwebte, den rechten Zeitpunkt zu benutzen, um ſchnell, nachdem der Waſſerdampf herausgefahren war, in die Hoͤhle zu ſchluͤpfen, die dann bald wieder durch neue Wogen auf eine 3 lang verſchloſſen wurde. f Mehr konnte man von hier nicht erkennen. — Da ſich die Sonne ſchon dem Horizonte naͤherte, ſo trat ich meine Ruͤckreiſe an. — Ich lauſchte unterwegs den Erzaͤhlungen des Aufſehers, der die Eigenthuͤm— lichkeiten der Hoͤhle beſchrieb Sie ſoll nach innen anſteigen, ſo daß ihr Boden ſchon 20 Fuß vom Eingange entfernt, aus dem Waſſer her— vorgeht. Ihr Raum ſoll uͤber 70 Fuß betragen. Die Neſter finden ſich an der Decke und an den finſtern Waͤnden der Hoͤhle, denen ſie feſt angeklebt ſind. — Die letzte Pfluͤcke (dieſer einen Hoͤhle), lieferte 313 Pfund, auf ein Pfund 60 Neſter gerechnet. Sie wird jaͤhrlich drei Mal gepfluͤckt, im Januar, Mai, und Auguſt. Zur Zeit, wo die Voͤgel Eier legen, ſind die Neſter am reinſten. Nur bei ganz ruhiger See kann man in ihr Inneres gelangen. — Es laͤßt ſich der kuͤhnſte der Pfluͤcker, nachdem man ihm einen Rotang um den Leib befeſtigt hat, in das Meer hinab und ſchwimmt in die Hoͤhle, um von jenem Flecht— werk bis in ihr Inneres ein Rotang auszuſpannen. Die andern folgen dann ſeinem Beiſpiel und ſchwimmen, ſich an jenes Rotang haltend, nach. Dabei ereignet es ſich oft, daß einige von den Schwimmern er— trinken oder von der Brandung an die ſcharfen Felſen geworfen und verwundet werden. — Auf dieſe Art werden auch Stangen und Lei— tern von Bambus in die Hoͤhle gebracht, mit denen man Geruͤſte baut, um zu der Decke zu gelangen. Der erſte der Schwimmer erhaͤlt 30 110 Gulden Belohnung. Alle pflegen zuvor, ehe fie an das Werk gehen, hinlaͤngliche Quantitaͤten Opium zu rauchen, um ſich dadurch in eine Art muthigen, halbtrunkenen Zuſtandes zu verſetzen. Sie ſtehen im Dienſte der Regierung und erhalten eine angemeſſene Beſoldung. — Es ereignet ſich oft, daß ſie, obgleich die Zeit der Pfluͤcke da iſt, Monate lang warten muͤſſen, weil es die bewegte See unmoͤglich macht, die Hoͤhle zu betreten. Ja die Brandung iſt zuweilen ſo ſtark, daß ſie die 30 Fuß uͤber der See erhabene Ruhe mit ſich fortreißt. All' dieſes Wuͤthen der See und das Blaſen der Hoͤhle entſteht aus den Launen eines Geiſtes, der Niay (Jungfrau) Rankop. Um ihren Zorn zu ſuͤhnen, werden ihr von Zeit zu Zeit Opfer gebracht, theils vor der oben erwaͤhnten Huͤtte des Geiſtes, theils am Rande des Felſens ſelbſt. Man ſchlaͤgt eine lange Tafel auf, ſchlachtet einen Ochſen, (Karabauen), und richtet mancherlei Speiſen zu. Der Beſchwoͤrer oder ſogenannte Vater des Geiſtes, (ein alter Mann aus Djero-wudal), kniet neben der gedeckten Tafel nieder, lauſcht und ruft: „Der Geiſt iſt gekommen.“ Nun bleiben alle todtſtill, bis der Beſchwoͤrer wieder ruft: Der Geiſt iſt fertig.“ — Jetzt ſpringen ſie auf und begeben ſich an das Schmauſen. Daß die Speiſen nicht an Maſſe abgenommen ha— ben, erklaͤrt ſich ſehr natuͤrlich, da der Geiſt, als ſolcher, nur die unſicht— bare Kraft derſelben in ſich ſaugt. Viele ſind davon ſo ſehr uͤberzeugt, daß ſie nichts davon genießen wollen, weil „der Geiſt alle Kraft heraus— geſogen habe.“ — In allen Kampongs diefer. Gegend erkennt man die Macht des Geiſtes an; bei ihren Tanzbeluſtigungen ſelbſt (Tandak-Partien) muß das tanzende Maͤdchen zuerſt dem Geiſte, das Geſicht nach Rankop zugekehrt, einen Tanz darbringen. —. Die beiden folgenden Tage (23. und 24 Mai) brachte ich in bie: fen ſchoͤnen Hügeln und Thaͤlern zu, groͤßtentheils mit Unterſuchungen von Pflanzen und mit Aufnahme einiger pittoresken Anſichten. — Ich beſuchte auch noch zwei andere Vogelneſthoͤhlen, die ſich oͤſtlich von Ran— kop befinden. Die eine, Uluran, liegt 3 Paale davon entfernt. Es ſtuͤrzt ſich daſelbſt eine ausgezackte Felswand etwa 40 Fuß hinab, bis auf ein plateauaͤhnlich ausgefreſſenes, graues Geſtein, das eine kleine Flaͤche oder Decke bildet, deren Mitte mit einem weiten zackigen Loche verſehen iſt. Durch dieſes Loch blickt man tief hinab in eine Hoͤhle, in eine unregelmäßig ausgewaſchene Bucht, welche ſich ſeewaͤrts in zwei bogenfoͤr⸗ migen Oeffnungen aufthut. Dieſe Oeffnungen werden durch zwei ſich querüber woͤlbende Bruͤcken gebildet, deren oberſte die Decke des Pla⸗ teau's ſelbſt iſt. Eine dritte Bruͤcke ſteht halb unter Waſſer und man vermuthet nur einen Durchgang unter ihr an der Bewegung der Flu— then im Grunde der Hoͤhle, die zu kochen und hoͤher zu ſteigen anfan⸗ gen, ſo bald in einiger Entfernung ſich eine Woge heranwaͤlzt. Kommt ſie dann naͤher, ſo tritt ſie, die unterſte und mittlere Bruͤcke uͤber⸗ ſchwemmend, mit wildem Gekrach in die Hoͤhle, ſo daß der Schaum aus der Oeffnung des Plateau's in die Höhe ſprizt. — Rechts unter 111 der Decke befinden ſich die Vogelneſter, zu denen man mit Huͤlfe von Leitern, die wie die von Rankop aus Rotang verfertigt werden, hinab— klimmt. Sie iſt leichter zugaͤnglich als Rankop. Der hoͤchſte Rand ihrer Felſen mag vielleicht 120 Fuß uͤber dem Meere erhaben ſein. Die andere, Djelleng mati, liegt faſt in der Mitte zwiſchen der vorigen und Rankop am Fuße einer ſenkrecht abgeſtuͤrzten Wand, die jedoch minder hoch iſt. Ehe man zu ihr gelangt, kommt man am Hin— tergrunde einer felſigen Bucht vorbei, der ſich eine Anzahl Huͤtten an— reihen. Die Bewohner derſelben beſchaͤftigen ſich mit Salzkocherei. Sie ſchoͤpfen das Waſſer mit Huͤlfe langer Stangen unten im Meer, und ſammeln es in hoͤlzernen Troͤgen, um es in der Sonne etwas ver— dampfen zu laſſen. Dann fuͤllen ſie irdene Toͤpfe damit, deren ſtets mehre uͤber einem gemeinſchaftlichen Feuerheerde (innerhalb der Huͤtten) eingemauert ſind. In dieſen wird das Waſſer vollends abgedampft. Den 25. durchſtrich ich die Huͤgel in O. S. Oeſtlicher Richtung, um zu einer kleinen, zugaͤnglichen Bai zu gelangen, in Hoffnung einige Algen daſelbſt zu finden. Wenn man den dritten Theil des Weges zuruͤckgelegt hat, etwa 3 Paale von Djero-wudal, kommt man an ein tiefes Laͤngenthal, das auf der andern Seite von einer Kette roſenkranzaͤhnlich verbundener Berge begraͤnzt iſt. Wir alle (ſelbſt meine inlaͤndiſchen Bedienten) empfanden die wunderbare Schoͤnheit dieſer Bergwand, die aller Be— ſchreibung ſpottet. Sie liegt in dem herrlichſten Gruͤn, das aus Tauſenden verſchiedener Nuͤancen beſteht, bald zart gewebt wie Flor, bald dick und abgerundet, wie die weißlich-grauen Blätter der Visenia in- dica Houtt. — Zwiſchen den kleinen Kuppen, die ſich uͤber den Ruͤcken der Kette erheben, bleiben graſige Stellen, ſanfte Vertiefungen oder Thaͤler, uͤbrig. Alles iſt hier ſo einladend, ſo lieblich; wilde Piſangs, deren ſchoͤnes Grün die Abhaͤnge ſchmuͤckt, Annern an den Sitz des Paradieſes; Turteltauben unterbrechen die heilige Stille. An einem der untern Abhaͤnge dieſer Bergwand, vom uͤbrigen Thale noch durch einen kleinen Huͤgel geſchieden, liegt einſam ein kleines Kam— pong, kaum aus drei Hütten beſtehend. Gruppen von Kokospalmen be— ſchatten es. Man kann es nicht anſehen, ohne ſich vom Zauber der Umgebungen getroffen zu fühlen: Welch' gluͤckliches Aſyl! Es erſcheint wie ein ſeliger Sitz des ewigen Friedens, ungeſtoͤrt vom Geraͤuſche der Welt. — Ein Paar Kühe graſten in feiner Nähe. Der Grund des Thales iſt wieſenaͤhnlich mit Gras bewachſen; nur einzelne Baͤume (Akacien) zerſtreuen ſich in der Tiefe, auf deren zartes gefiedertes Laub man hinabſieht. Ich ſtieg in das Thal hinunter, das anfangs mit der jenſeitigen Huͤgelreihe eine gleiche Richtung hat und von WNW. nach OSd. laͤuft; ſpaͤter dreht es ſich nach SW. — und hier beginnen die Ab— haͤnge der ſteilen Bergwaͤnde, die es auf der rechten Seite begrenzen, ſich mit der uͤppigſten Waldung zu uͤberziehen. Schon aus der Entfernung unterſcheidet man Hunderte verſchiedener 112 Bäume, deren hohe Woͤlbungen dem Walde eine Majeſtaͤt verleihen, von der man ſeine Augen nicht abwenden kann. Beſonders zeichnet ſich ein Baum aus, mit dicken lichtgrauen Staͤmmen, die ſchnurgerade in die Höhe ſtreben, und, ohne Seitenaͤſte abzugeben, ſich erſt hoch oben in eine runde Laubkrone endigen. — Leider konnte ich von dieſen Baͤu— men keinen beſtimmen; viele waren jetzt ohne Bluͤthen, andere konnte man nicht erreichen; theils machte der große Umfang der Staͤmme mei— nen Begleitern das Erklimmen unmoͤglich, theils war meine Zeit zu kurz gemeſſen, um mich mit dem Kappen derſelben aufzuhalten. Aber das Innere der Waͤlder, in denen maͤchtige Kalkfelſen zu Tage gehen und nicht ſelten Stufen bilden, die terraſſenfoͤrmig an den ſteilen Abhaͤngen in die Höhe führen, lieferte mir einen reichen Vorrath von Pflanzen. Hier wachſen Cissus-Arten, deren armsdicke Stengel ſtrangaͤhnlich ausge⸗ fpannt find und bis in die Wipfel der Bäume emporklimmen; durch— ſchneidet man ihre Stengel, ſo traͤufelt ein klares, geſchmackloſes Waſſer heraus, fo reichlich, daß meine Bedienten ihren Durft damit loͤſchten. Wilder Bambus, zahlreiche Calamus- Arten, aͤhnliche Stränge bildend, Scitamineen, Farrenkraͤuter, Begonien und andere kleinere Bluͤthenge— waͤchſe fuͤllen die Zwiſchenraͤume der Staͤmme. So ziehen ſich die beiden Bergwaͤnde etwa 3 Paale weit hin und ragen ſteil in das Meer hinaus, das zwiſchen ſie hineintritt und die ſchoͤne Bai Sadeng bildet. a 9 6 Sie iſt nicht uͤber 500 Fuß breit und lang und wird beiderſeits von den Felſen jener Bergwaͤnde begraͤnzt, die, wie uͤberall an der See— kuͤſte, in einer Hoͤhe von 10 bis 30 Fuß uͤber dem Waſſer tief ausge— waſchene, uͤberhaͤngende Buchten bilden. Nahe an ihrem Rande erheben ſich noch im dichten Gebuͤſche die Staͤmmchen der Cycas revoluta. Vorn zu beiden Seiten des Eingangs in die Bai liegen Klippen zerſtreut, die der Schaum der Brandung uͤberſpruͤtzt. Den ſanft gerundeten, flach anſteigenden Hintergrund der Bai bildet ein grober Sand, der aus zertruͤmmerten Korallen und Muſcheln ent: ſtanden iſt. Ihn bedecken einige Huͤtten, deren Bewohner ſich der Salz— kocherei wegen hier niedergelaſſen haben. Hier erhebt Crinum asiati- cum feine duftenden Bluͤthen und Ipomoea maritima R. Br. kriecht auf dem Sande umher. Aber mehr als dieſe kleineren Pflanzen bedin— gen einige niedrige Baͤume die Phyſiognomie des Sandufers, das ſie um⸗ grünen, und mit ihren ſperrigen Zweigen uͤberſchatten. Es ſind Gebuͤſche der Tournefortia argentea R. Br., die das Sandufer vom gruͤnen Thale trennen. Der Boden der Bai beſteht aus Kalkfelſen und Korallen, zwiſchen denen zahlreiche Vertiefungen und kleine Gruben uͤbrig bleiben. Ihre Tiefe betraͤgt bis an jene Klippen des Einganges zur Zeit der Ebbe, nicht uͤber 3 bis 5 Fuß. Unter der uͤberhaͤngenden Bucht der Felſen, die ſie begraͤnzt, kann man, (wenn das Meer nicht zu ſehr bewegt iſt), trockenen Fußes bis zum Eingange der Bai gelangen, wo ſie ſich rechts und links umbiegt. 113 Ich verfolgte dieſen Weg, fand jedoch auf den m Meere zerſtreuten Fel⸗ fen nur eine geringe Ausbeute an Algen, namentlich gar keine Fucoi⸗ deen — Vorn auf der rechten Seite der Bai iſt der abgeplattete Boden einer Bucht von drei Loͤchern durchbohrt. Sobald eine Woge heranrollt, ſieht man, noch ehe ſie die kleine Felſenplatte uͤberſchwemmt, das Waſſer aus dieſen Loͤchern, wie aus Springbrunnen, zu 6 bis 7 F. hohen Saͤulen in die Hoͤhe getrieben, eine Erſcheinung, die ſich jeden Augenblick wiederholt, ſo oft eine neue Welle herantritt. — Aehnliche Gruben, Loͤcher und wirkliche Durchgaͤnge charakteriſiren überall die 7 aus denen die am rate u der es: Sebu beſteht. Die Zeit mahnte mich, an die Kürie meines Utlaubs. Sd mußte ich leider dieſes ſonderbare Gebirge, „das mir einen fo zeichen Stoff zu monatlangen Unterſuchungen darbot, ſchon verlaſſen. Wehmuͤthig trat ich am andern Tage, (den 26. Mai), die Ruͤckkehr nach. Djocjokarta an und fagte dem Gunong Sebu Lebewohl, dem, ob ihn gleich kein Strom, kein Bach, keine Quelle. bewaͤſſett, denoch. die üppige, Wee eine fo wunderbare Schönheit verleiht.) Erfte Reife auf den Meropi. Faſt in der Mitte von Java, zwiſchen dem 7. und 8. Grabe Ki. licher Breite, erheben ſich in- gleichem Meridian, 110 und einen halben Grad öͤſtlich von Greenwich, die Zwillingsberge Merapi und Merbabu, die durch einen hohen Zwiſchenruͤcken mit einander verbunden find.*). Wir beſuchten zuerſt den ſuͤdlichen derſelben, den Merapi, welcher einem ſtumpfen Kegel gleicht, aus deſſen Spitze dicke Dampfwolken un⸗ unterbrochen emporqualmen. Viele vom hoͤchſten Rande nach allen Welt: gegenden hin divergirend herablaufende Furchen oder Kluͤfte theilen ſeine Abhaͤnge in eben ſo viele Ruͤcken oder Joche ein, die eben nur ſchmale Felſenkaͤmme bilden, ſich aber nach unten zu immer mehr altebreſten und vorflachen. Im O. zieht ſich jedoch dieſe Bergmaſſe viel länger hin, als im W., wo fie ſich ſchroffer und . hinabſenkt. ) Man ſehe die Karte von Raffles. Sie iſt jedoch nicht ganz rich⸗ tig; die beiden Bergaipfel müffen genau in demſelben Meridian und Sa- lutiga in — Ann vom Merbabu liegen. Junghuhn 7 8 114 Ich verließ Djocjokarta am 5. September 1836 und folgte den Laufe eines Nebenweges, der, einige Paale von Djocjokarta entfernt, von der großen nach Solo gehenden Straße abfuͤhrt und ſich N. N. Oeſtlich dem Merapi zuwendet — Mein Vorſatz war, den Berg von ſeiner Sud ſeite zu erklimmen. — An den Seiten des Weges iſt Hibiscus tiliaceus angepflanzt, der kleine, abgebrochene Alleen bildet. — Noch ehe man die Gegend des Doͤrfchens Bedojo erreicht, kommt man über Strecken, wo zahlreiche Trachytbloͤcke von eisgrauer Farbe in den Reisfeldern zerſtreut liegen. — Hier befindet man ſich bereits 955 F. uͤber Djocjokarta. N "8 5 Von hier ſteigt das Land merkbar ans und bildet weit ausgedehnte, wellenfoͤrmige Ruͤcken, die theils noch mit Reisfeldern bedeckt, theils mit kleinem Geſtraͤuch des Psidium pyriferum, des Melastoma Malaba- thricum ꝛc. überzogen find; — andere find umgearbeitet und man er⸗ blickt auf ihrem ſandigen, grauen Boden, der hie und da kleine Bim⸗ ſteinbrocken enthält, die jungen Pflaͤnzchen des Kaffees und der Ery- thrina indica. ‚ah Auf ſolchem Boden liegt auch, 13 Paale von Djocjokarta entfernt, am S. S. W. Fuße des Merapi, das Doͤrfchen Sawungang Ge⸗ rade im N. von Sawungang erheben ſich (auf dem S. W. Fuße des Berges) zwei andere kleinere Berge, die, da ſie dicht neben einander ſtehen und ein thalaͤhnlicher, aufſteigender Zwiſchenraum zwiſchen ihnen uͤbrig bleibt, von den Javanen Plawangang, das iſt Pforte, genannt werden. Es ſind zwei ſtumpfe, kuppenfoͤrmige Kegel, deren Fuß von noch kleinern Huͤgeln und Kuppen umgeben iſt. Erblickt man ſie von Suͤden aus, fo erſcheinen fie wie ifolirte Berge, von der Seite aber, (von W. oder O.) geſehen, nimmt wan deutlich wahr, wie ſie mit dem Berge zuſammenhaͤngen und wie fie nichts anderes find als Langs rücken, die, anſtatt ſich wie die übrigen gleichmäßig herabzuſenken, eine horizontale Richtung annehmen, weit vom Berge ab hervorſpringen und ſich dann faſt ſenkrecht auf ein Mal hinab ſtuͤrzen. (Lavaſtroͤme ?) Ihre Abhange find ſehr ſteil und ſchroff, der weſtliche von ihnen iſt der ſteilſte; feine Waͤnde ſenken ſich in einem Winkel von 700 hin⸗ ab, fo daß fie von hier aus kaum zu erklimmen find. Sie find übri⸗ gens, während ſich noch bebaute Felder um ihren Fuß herumziehen, mit ſchwerer, dichter Waldung bedeckt, deren Woͤlbungen ſelbſt an den fteil⸗ ſten Waͤnden emporſtreben. e Sawungang liegt nach meinen Barometerbeoachtungen“) 1600 Fr. *) Da auf Java damals weder Inſtrumentenmacher zu finden noch Barometer zu kaufen waren, fo ſah ich mich genöthigt, mir ſelbſt ein ſolches Inſtrument, (ſo gut es möglich war), zu componiren. — Ich nahm ein Bambusrohr und befeſtigte oben daran eine in Millimeter getheilte meſſin⸗ gene Scala. Eine gut kalibrirte Glasroͤhre erhielt ich von einem Freunde, füllte ſie und kochte ſie tuͤchtig aus. (Dabei muß ich aber bemerken, daß ich kein deſtillirtes, ſondern nur durch wiederholtes Schuͤtteln mit verdunnter 115 Fuß über Djocjokarta; die Temperatur war, während ich mich dort auf hielt, vor Sonnenaufgang 69% F. (16° R.) der hoͤchſte Stand am Tage (um 1 Uhr) 840 F. (240 R.) kurz nach Sonnenuntergang 740 F. (190 R.) Gewoͤhnhlich herrſchte, fo lange es Tag war, ein ſtarker Suͤdwind, der gegen den Merapi heraufblies. Nur noch wenige Doͤrfer liegen in gleicher Höhe um den Bergfuß herum zerſtreut. Selten erblickt man in ihnen noch eine Kofospalme, Auch Reisfelder ziehen ſich nicht höher hinauf, und man trifft in den Um: gebungen der Hütten nur noch Zea Mays, Pifang, Carica Papaya, Artocarpus integrifolia, Ricinus und Kaffee an. Dicht bei Sawungang, nur durch ſchmale, mit Akker-Wangie“) be: wachſene Strecken davon getrennt, laͤuft die Djurang (Kluft) des Kali Kuning herab. — Solcher Djurangs finden ſich in gleicher Hoͤhe ſehr viele im Umfange des Merapi; ſie entſtehen aus den herablaufenden Salpeterſaͤure möglichft gereinigtes Queckſilber nahm). Die Cuvette machte ich von Glas und befeſtigte daran ebenfalls eine kleine in Millimeter ge— theilte Scala. So wurde ich in Stand geſetzt, je nachdem das Niveau (bei dem großen Diameter der Roͤhre) in der Cuvette — durch bedeutendes Fallen der 8 ſaͤule auf hohen Bergen — höher geſtiegen war, dadurch die jedes- malige wahre Hoͤhe der 8 ſaͤule zu ermitteln, daß ich fo viele Millimeter von dieſer Höhe abzog, als das Queckſilber in der Cuvette über fein gewoͤhnli— ches Niveau von Ojocjokarta geſtiegen war. Da ich aber die Scala nicht bis auf das Niveau von Djocjokarta fortgeführt hatte, (es mir auch an an⸗ dern Barometern zur Vergleichung fehlte und ich mit dem meinigen nicht am Seeſtrande war), jo wußte ich nicht, ob dieſes Niveau mit dem Null: punkte der Scala zufammenfiel, und konnte daher die Höhe von Djocjokarta über dem Meere nicht berechnen, ſondern vermochte nur uberall die Erhe— bung der Berge über Djocjokarta anzugeben. — Ich hatte ferner nur freie, nach Fahrh. eingetheilte, Thermometer; (am Barometer ſelbſt war kein Wär: memeſſer befeftigt). Auf der Reiſe wurde das Inſtrument beſtaͤndig vertikal in der Hand getragen, da ich das 8 nicht ſixiren konnte. — Doch über⸗ zeugte mich die genaue Ruͤckkehr des F auf feinen alten Stand zu Djocjokarta (nach vollendeter Reiſe), daß keine Luft hineingekommen war. — Die Berechnungen ſind nach Oltman's hypſometriſchen Tafeln gemacht. Da, wo mir ein längerer Aufenthalt erlaubte, mehrere Beobachtungen zu machen, zog ich das Medium aus und berechnete die Höhe nach dem mir aus fortgeſetzten Beobachtungen bekannten Medium von Djocjokarta. Da, wo ich mich aber wegen Kuͤrze der Zeit auf eine Beobachtung beſchraͤnkt ſah, berechnete ich die Höhe nach dem mir bekannten gewöhnlichen Stande ſowohl des Ther— mo- als Barometers, der um dieſelbe Stunde zu Djocjokarta Statt zu fin⸗ den pflegte. — Die Schwankungen des ß waren aber zu Ojocjokarta ſehr unbedeutend; das Maximum fiel des Morgens gegen Il uhr und dann ſtand es 1, 12, hoͤchſtens (ſelten) 2 Millimeter höher als bei Sonnenaufgang. Dann fiel es allmählich wieder, bis es nach Sonnenuntergang wieder anfing zu ſteigen. — Dies fand aber nie ganz regelmäßig ſtatt. (NR. Djocſokarta ſoll nach der Beobachtung Anderer 300 Fuß über dem Meere liegen.) *) Dies iſt eine Grasart, deren wohlriechende Wurzeln die Javanen auf ibren Märkten verkaufen. So häufig fie auf ſandigem Boden waͤchſt, fo fand ich fie doch noch nie mit Bluͤthen. 8 * 116 kaͤngenfurchen des Berges, die da, wo die Abhaͤnge noch jteil find, einen ſcharfen Grund haben, da ſich aber, wo die Abhänge ſanfter auslaufen, erweitern und eine ganz eigenthuͤmliche Beſchaffenheit annehmen, die wir am beſten durch Betrachtung der Djurang Kali Kuning kennen lernen. Sie zieht ſich von der Suͤdſeite des Merapi herab, laͤuft oͤſtlich vom Berge Plavangang zwiſchen den Doͤrfern Ranka und Andong, in gerin⸗ ger Kruͤmmung, hindurch, geht oͤſtlich bei dem Doͤrfchen Sawungang vorbei und erweitert ſich tiefer unten beim Dorfe Bedejo in ein gewoͤhnliches Flußbett. Sie hat nirgends mehr als 3 bis 400 Fuß Breite, erreicht aber zwiſchen Andong und Ranka, wo ſie am tiefſten iſt, eine ſenkrechte Tiefe von 500 Fuß. Hier iſt ihr Grund mit uͤppiger Waldung aus⸗ gefüllt, auf deſſen Woͤlbungen man vom ſchroffen Rande der Kluft hin⸗ abſieht. — Bei Sawungang, welches etwa 1000 Fuß tiefer liegt, iſt ſie viel weniger tief, hat aber noch dieſelbe Breite. Senkrecht ſtuͤrzen ſich hier ihre Waͤnde hinab und bilden Trachytmauern von 100 bis 150 Fuß Tiefe, die den flachen Grund der Kluft zu beiden Seiten einſchlie— ßen und einen Kanal bilden, der nur an wenigen Stellen zugaͤnglich iſt und ſich in ſo ſcharfen Grenzen von den flachen Umgebungen (der Grasmatten oder Kaffeegaͤrten) abſchneidet, daß man ihn ſelbſt aus geringen Entfernungen nicht ſehen kann. Hier iſt der Boden der Kluft nur mit einem Dickicht von Allang⸗ Allang und mit kleinem Geſtraͤuch bedeckt, durch deſſen Mitte, von einer Equisetum-Art umwuchert und von Baumfarrn (Chnoophora glauca - Bl.) beſchattet, der kleine Bach Kali Kuning dahinrauſcht. Trachytge⸗ roͤlle aller Größe, ſchwarz, grau, weißlich, blaͤulich, bald feiner, bald grö- ber und poröfer von Gefüge, liegen in feinem Bette zerſtreut und tra⸗ gen eine Schaar von fructificirenden Laub- und Lebermooſen. Lieblich iſt der Anblick der Baumfarrn, deren ſchwaͤrzliche, genarbten Stämme ſich 15 bis 20 Fuß hoch erheben, um ihr feines, ſchirmartiges Laub über das Strauchdickicht auszubreiten. — Bereits einige Hundert Fuß tiefer treten ſie, dem Strome folgend, in der Djurang auf, außerhalb welcher ſie in dieſer Hoͤhe noch nicht gefunden werden. — Auffallend iſt es, wie die ſenkrechten Felſenwaͤnde der Kluft hie und da mit uͤppi⸗ gen Waldbaͤumen bedeckt ſind, die in engen Spalten wurzeln und deren Wipfel bis an den Rand hinaufragen, waͤhrend der Grund der Kluft nur mit kleinem Geſtraͤuche ausgefuͤllt iſt. Ich verließ am folgenden Morgen Sawungang und begab mich über flache, mit Acker-wangie und einer ſchilfaͤhnlichen Saccharum-Art (Klaga) bewachſene Ruͤcken zum Dorfe Kaliuran, welches am S. Fuße des Pawangang liegt. Um von da nach Andong zu gelangen, muß man zwei Kluͤfte durchklettern, die ſich beide vom Fuße des Plawan ganz herabziehen und ſich in die große Djurang Kali Kuning muͤnden. Die oͤſtlichere von ihnen iſt die tiefſte. Nachdem wir aus ihr herausgeſtiegen waren, wanderten wir uͤber einen nur wenig abſchuͤſſigen, mit hohen Grasarten bewachſenen Ruͤcken, auf dem Sengoͤbaͤume (Acacia) zerſtreut ſtehen, und kamen, etwa 6 Paale von Sawungang entfernt, im Doͤrf⸗ 117 chen Andong an. Es liegt, von Straͤuchern der Rubus javanicus Bl., von Pifang, Papaya, Kaffee und Rieinus umgeben, am O. Fuße des Gunong Plawangang, deſſen mit dunkler Waldung geſchmuͤckte Kuppe ſich etwa noch 1000 Fuß uͤber das Dorf erhebt. Andong liegt an der rechten Seite des Djurang Kali Kuning 2533 Fuß über Djocjokarta. — Es iſt das hoͤchſte Dorf auf dieſer Seite, denn unmittelbar hinter Andong fangen die Waͤlder an, welche den %: hang des Merapi bedecken. Temperatur vor Sonnenaufgang 63° F. (13˙ũlR) am 9. Han um 9 Uhr 730 F (190 R.) 6. „ e e e ce e . Ar- . 720 F. (190 R.) 8. Häufig (mehrmals an demſelben Tage) wird es von Wolkennebel um- hüllt, der ſich in dieſen Regionen lagert; — Winde ſelten. Ich verſah mich zu Andong mit einer Anzahl Menſchen, denen ich meine Reiſegeraͤthſchaften auflud und fuͤr welche fuͤnf Traͤger (Kuli's) hinreichend geweſen waren, um ſie von Djocjokarta bis hierher zu bringen. Aber die ge— woͤhnlichen Kuli's ſind durch nichts zum Bergſteigen zu bewegen, und die Dorfbewohner erklärten, daß ein Jeder nur ſehr wenig wegen der gror ßen Steilheit des Berges und der Dichtheit der Wildniſſe tragen koͤnne. Ich vertheilte daher Papier zum Pflanzentrocknen, Reis und andere Les bensmittel, Kiſten mit Schreib- und Zeichnenmaterialien, Pflanzentrom— meln, Hammer, Glaͤſer mit Arrak, Schießgewehr, Hangematte, Barome⸗ ter, e Stricke zum Meſſen und andere Gegenſtaͤnde unter ſie, wodurch, da ich noch fuͤnf fuͤr Trinkwaſſer haben mußte, das ſie in großen Bambusroͤhren zu tragen pflegen, ihre Anzahl bis zu 30 anwuchs. Wir ſuchten eine zugaͤngliche Stelle, um durch die Kluft des Kali Kuning zu klettern, und vom gegenuͤberliegenden Ruf Ranka aus den Merapi auf einem Längenruͤcken zu beſteigen. Das Hinabſteigen war nicht ohne Gefahr; wir mußten uns an die Felsen andruͤcken, um auf den ſchmalen Vorſpruͤngen Fuß faſſen zu koͤnnen; Baumwurzeln und herabhaͤngende Zweige, die man ergreifen kann, erleichtern jedoch die Ar— beit. — Die Djurang bildet hier zwiſchen beiden Dörfern einen furcht- baren Abgrund, und erreicht eine Tiefe von 500 Fuß. Aber Alles, ſelbſt die ſteilſten Waͤnde, ſind mit den uͤppigſten Waldbaͤumen bedeckt, die ſich 100 — 150 hoch emporwoͤlben. Eine majeſtaͤtiſch wilde Natur! Tief un: ten, unſichtbar in der Wildniß, rauſcht zwiſchen Trachytgeroͤllen der Strom. Die feuchten, beſchatteten Waͤnde ſind mit einem Teppich ver⸗ ſchiedener Lebermooſe uͤberzogen, die in großer Ueppigkeit Fruͤchte tragen. An den trocknern Abhaͤngen wachſen Rubus- Arten und geruchloſe Beil: chen. Nachdem wir gluͤcklich die Tiefe erreicht hatten, ſchritten wir in dem Strombette, das Naſturtium aͤhnliche Pflanzen (die ich nie mit Bluͤthen ſah) umgruͤnen, aufwaͤrts, indem wir bald in dem Waſſer waten, bald uns wieder von Felſen zu Felſen, wenn ſie durch den Sprung zu erreichen waren, ſchwingen mußten. So gelangten wir zu den Quellen des Kali Kuning, die aus einem kleinen Felſenbecken, von Geroͤllen um« 118 lagert, hervorbrechen und unmittelbar die ganze Maſſe des Stromes bil: den. Oberhalb der Quellen iſt die Kluft trocken und nur in der Regen⸗ zeit von Waſſer durchrieſelt. Muͤhſam klommen wir etwas höher an der jenſeitigen Wand hinauf (wo wir eine zugaͤngliche Stelle fanden) und kamen in dem Dorfe Kanka an, welches Andong quer gegenuͤber liegt. Meine Begleiter brachten mich zu einem Greiſe, den ſie Kapolo Gunong, Haupt des Berges, nannten. Er ſaß in ſeiner Huͤtte neben verglimmenden Kohlen und kauete Siri ). Er blieb ſehr unbewegt bei unſerer Ankunft. Von ſeinem gefurchten Geſichte hing ein eisgrauer Bart herab. Das feſte Selbſtvertrauen, welches er blicken ließ, ausgedrückt durch ein kaum merkbares Laͤcheln auf meine Fragen, erregte auch mein Zutrauen; ich erkor ihn zu meinem Fuͤhrer. Mit ſichtbarer Wolluſt rauchte er in langen Zuͤgen das Opium, das ich ihm ſchenkte. Dann ſtand er auf, ergriff eine kleine Lanze und ſchritt mit dieſer, wie mit einem Stabe bewaffnet, voran. Er fuͤhrte uns auf ſchmalen, uͤberwu⸗ cherten Pfaden, die wir ſchwerlich ohne ihn wuͤrden gefunden haben, da⸗ hin. — Nachdem wir Strecken durchwandert hatten, die mit dem ſchilf⸗ artigen, 15 bis 20 Fuß emporſtrebenden Saccharum Klaga bedeckt ſind, traten wir in die Waͤlder ein. Hier beginnt eine ſchaudervolle Wildniß: hochgewoͤlbte Baͤume, Alles weit und breit bedeckend, aus den tiefſten Kluͤften emporſtrebend und den ſteilſten Abhaͤngen angedruͤckt; Schlinggewaͤchſe und engverworrene Straͤucher, alle Zwiſchenraͤume zwi⸗ ſchen den Staͤmmen ausfuͤllend. Bald ſchritten wir auf ſchmalen, kaum 2 Fuß breiten Rüden (Felſenjaͤhen) hin, zwiſchen ſteil abgeſtuͤrzten, wal⸗ digen Flaͤchen; bald an dieſen ſteilen Waͤnden ſelbſt, von Baumſtamm zu Baumſtamm klimmend; bald in tiefen, feuchten Felſenkluͤften, vom Laube der Baͤume und Sträucher fo dicht uͤberwoͤlbt, daß kein Sonnen⸗ ſtrahl zu uns hetabdringen konnte. — Tief hatten ſich die Wolken auf dem Gebirge gelagert und huͤllten uns in ihre feuchten, kalten Nebel, die einen eigenthuͤmlichen Geruch mit ſich brachten. — Es ſind dieſe tiefer gelegenen Waͤlder aus hunderten von Baumarten, die den verſchie⸗ denſten Familien angehoͤren, zuſammengeſetzt. Doch vorherrſchend ſind Ficus- Arten, bie ſich an dem weißen, zaͤhen Milchſafte, welcher aus ihrer verletzten Rinde ſtroͤmt, gleich erkennen laſſen naͤchſt dieſen Magnoliaceen und Urticeen. — Aus dem Dickicht, welches die Zwiſchenraͤume ihrer gigan⸗ tiſchen Staͤmme erfuͤllt, ſchimmern die ſchoͤnen Bluͤthen von Medinella⸗ Arten und andern Melaſtomaceen hervor und Scitamineen (Amomum, Zingiber etc.) erheben 20 Fuß hoch ihre uͤppigen Blaͤtter, waͤhrend ihre buntgefaͤrbten Bluͤthenzapfen nur halb aus dem feuchten Boden hervorbrechen. — Urtica? dichotoma Bl. (Bydragen), ein kleiner Baum mit ſchoͤnen Blaͤttern, die auf ihrer untern Flaͤche weiß und pa⸗ *) Die Blätter des Piper Betle L. mit Kalk, Katechu und der Nuß der Areca communis. 119 rallel geadert find, ſchmuͤckt dieſe Gebuͤſche ). Etwas hoͤher tritt ein ſchoͤnes, geſelliges Lycopodium auf, das eine Hoͤhe bis kaum drei Fuß erreicht und den feuchten Waldesboden, nach Art unſerer Mooſe, wie ein zuſammenhaͤngendes Polſter uͤberzieht. Doch nicht lange er: freut ſein ſchoͤnes Gruͤn unſere Augen, denn bald verſchwindet es und Eichen⸗Arten, beſonders Quercus pruinosa Bl., fangen an in den Waͤl⸗ dern vorzuherrſchen. Es ſind maͤchtige, bis 100 Fuß hohe Baͤume, der ren Zweige bis in die hoͤchſten Gipfel hinauf mit fleiſchigen Schma— rotzern, mit Orchideen, ferner mit Mooſen, Usneen und zahlreichen an— dern Flechten dicht uͤberzogen ſind. — Fußlang haͤngen die weislichen Usneen herab. Zu den Eichen geſellt ſich Areca humilis W., eine Palme mit ſchlankem, kaum armdicken Staͤmmchen, deren rothen Frucht— trauben die ſteilen Abhaͤnge zieren. Hier prangt auch uͤberall palmenartig auf 30 Fuß hohen Staͤmmchen das ſchoͤne ſchirmartige Laub der Baumfarrn, die in dieſer Höhe am üppigſten vegetiren (Chnoophora glauca Bl.) Allmählich werden die Eichen ſeltener und eine andere Baumart, Kaju⸗Angring (eine Celtis-Art) faͤngt an immer mehr vorzuherrſchen und zuletzt die Waͤlder ausſchließlich zu bilden. Es ſind maͤßig hohe Baͤume mit grauen, ſchlanken Staͤmmchen und ſchlanken Zweigen, die nur mit locker vertheiltem Laube beſetzt ſind. Mit ihnen treten Ru- bus⸗Arten auf, deren rothe Beeren uns angenehm an unſer deutſches Vaterland, an unſere Harzwaͤlder erinnerten. Dichter wurden die Nebel, fuͤhlbarer die Kälte (600 F., 129 R.) und immer fruchtbarer die felſigen, wild umwucherten Kluͤfte. In einer ſolchen Kluft trafen wir eine Hoͤhle (eigentlich eine Felſenſpalte) an, in deren Umkreis die Rubus- Arten (R. Javanicus Bl., lineatus R. Moluccanus L.) am uͤppigſten wucherten; hier erblickten wir die letzten Staͤmme der Musa paradisiaca, die uns bis jetzt noch immer begleitet hatte. — Die Steilheit der Abhaͤnge, deren Felſen ſich oͤfters von Stufe zu Stufe erheben, nahm zu. Die Angring-Baͤume wurden immer niedriger, ihre Staͤmme ſchlanker und duͤnner, aber die Usneen, die von ihren Zweigen herabhaͤngen, immer haͤufiger. Hier begann ein kleines Farrnkraut (Polypodium vulcanicum “)) aufzutreten und hoͤher hinauf immer zahlreicher vorzukommen. Es wuchert aus den Ritzen der Steingerölle , die, durch eine weichere Erde zuſammengeknetet, den Boden bedecken, hervor *). Verſchwunden waren nun jene uͤppi⸗ *) Arbor est elegans, trunco gracili, 30 — 40 pedes alto, tine- reo, ramisque gracilibus; foliis in ambitu ramulornm collectis. — Sil- vulas constituit visu singulares, declivia montis Merapi ex altitudine 4000 pedum ad 6000’ tegentes. Trunci, quo magis in altum montis adscendunt, eo humiliores evadunt, denique vix 20 pedes alti, Usneis tecti, e ramis longe dependentibus. **) unter dieſem Namen vom Prof. Blume in der Flora Javae beſchrieben und abgebildet. ) Es iſt allen hohen Bergen Java's eigenthuͤmlich und charak⸗ teriſirt alle oberhalb 5000 Fuß gelegenen, mit Geröllen bedeckten Abhaͤnge. 120 gen Schlingpflanzen und tropifchen Straͤucher, aber Pflanzengeſtalten, mehr an den Flor des gemaͤßigten Europa's erinnernd, kommen zum Vor⸗ ſchein, namentlich Geſtrüpp rothbeeriger Rubus-⸗ Arten und das Hyperi- cum Javanicum Bl. „ein mit gelben Bluͤthen bedeckter Strauch. So gelangten wir, fortwaͤhrend von dickem Nebel umhuͤllt, auf einen felſigen, mit den erwaͤhnten Farrn und mit Gras bewachſenen Vorſprung, wo ſchwaͤrzlich-graue Trachytmaſſen der verſchiedenſten Groͤße aus dem Boden hervorragen und wo ſich mehre 4 Fuß breite und 4 dis 6 Fuß tiefe Rinnen in gerader Richtung vom Berge herabziehen. — Es war bereits 3 Uhr; ich zweifelte, heute noch den Berggipfel erreichen zu koͤnnen, zumal da ſich die Javanen lagerten und mehre Feuer anzuͤndeten, wozu ihnen die kahlen, vom Laube entblößten Zweige der Angring⸗Baͤume ein ſehr brauchbares Material lieferten. — Denn im ganzen Umfange dieſes kleinen Vorſprungs (oder dieſes minder ſteilen Abhangs) waren die Baͤume duͤrr und durch frühere Feuereinwirkungen getoͤdtet. Unſer Kapola Gunong erzählte mir, daß er fie auf me. Reifen, angezuͤndet habe. In geringer Entfernung gen Often von dieſem Plaͤtzchen laͤuft eine von den tiefen Felſenkluͤften, die gewoͤhnlich trocken ſind und nur nach gefallenem Regen donnernde Gießbaͤche bilden, vom Berge herab. An der ſteilen Bergwand, die ſich jenſeits der Kluft erhebt, nahm ich die letzten Baumfarrn wahr; auch Melastoma Malabatricum L. ſah ich hier noch, — einen Strauch, der in gleicher Ueppigkeit am Seeſtrande vorkommt. — Die Staͤmmchen der Angring-Baͤume ſind hier bereits ſehr ſchlank und ſchmal, mit Usneen behangen und oben in ſchlanke Reiſer vertheilt, in deren Umfange ſich durchſichtig locke das Laub ausbreitet. Die Höhe über Djocjokarta beträgt 5231 Fuß; das Thermometer ſtand 64 F. (140 R.), eine Temperatur, bei der die Javanen vor Froſt zitterten und bebten; doch nachdem ſie ſich an den Feuern erwaͤrmt hatten, wurden ſie auch wieder luſtiger, wozu eine Austheilung von Opium und Branntwein, welchen letztern ſie in dem kalten Klima nicht verſchmaͤhen, das Ihrige beitrug. Sie kochten Kaffee, aßen Reis und ſchlugen mir, nachdem ich die geſammelten Pflanzen in Ordnung gebracht hatte, vor, ſogleich die Reiſe weiter fortzuſeten. — Ich ſtimmte bei, und Alles ſprang 'neugeftärkt auf. Immer kleiner wurden die Angring⸗ n und verließen uns bin⸗ nen Kutzem ganz. Hier zogen ſich noch kleine junge Gebuͤſche der Aca- cia montana (Kamalandingan der Javanen) eine Sttecke weit hinauf und verließen uns dann auch. Dagegen kam eine andere ſchoͤne, hoͤchſt eigenthümliche Vegetation zum Vorſchein, die den oͤden, felſigen Berg⸗ waͤnden ein mehr nordiſches Gepraͤge e Es ſind kleine, einige Fuß Eben fo haufig als auf dem Merapi fand ich es fpäter auf den Bergen in Cheeribon und in den Preangerlanden (Weſtfava). 121 hohe Sträucher, die in den Felſenriſſen wurzeln und deren einige ſchon tiefer unten in den Waͤldern vorkamen, doch nur vereinzelt, waͤhrend ſie hier die einzigen Pflanzen ſind, deren unterbrochener Ueberzug das graue Geſtein bedeckt. Am vorherrſchendſten iſt ein Gnaphalium mit bleichen Bluͤthen (En. Javanicum Bl. 2), und die Gaultheria punctata Bl., aus deren wohlriechenden Blaͤttern die Javanen ein Oel bereiten, das auf den Maͤrkten theuer verkauft wird. Zu ihnen geſellt ſich Polygo- num paniculatum Bl., Thibaudia varingiaefolia Bl. *), Hyperi- eum Javanicum Bl., Rhododendron tubiflorum Bl., mit fharlachrothen, doldenfoͤrmigen Blumen, und mehre andere Ericaceae. — Gaultheria repens Bl., deren ſchwarze Beeren meine Begleiter aßen und mehrere Lycopodium-Arten umranken die Felſen, von denen ſie nicht ſelten wie Straͤnge herabhaͤngen; aus ihren, mit Orthotrichum und andern Laub: mooſen erfuͤllten Spalten wuchert Polypodium vulcanicum Bl. hervor, waͤhrend eine kruſtenaͤhnliche Flechte mit gelblichem Thallus und roͤthli— chen Avpothecien ihre mehr glatten Flächen uͤberzieht. Wir wählten im Weiterklimmen bald die Höhe der Ruͤcken ſelbſt, wo, nur unvollkommen durch ein wenig Erde und durch Mooſe zuſammengehalten, Rollſteine aller Groͤßen zerſtreut liegen; nicht ſelten rollten ſie unter unſern Fuͤßen hinweg und trafen die tiefer Klimmenden; — bald ſahen wir uns ge— noͤthigt, in die tief ausgewaſchenen Flußbetten ſelbſt hinabzuſteigen, deren Felſengrund oͤfters ſo ſteil und glatt iſt, daß man (obgleich nackten Fu— ßes!) ausgleitet und wieder einige Klafter herabfaͤhrt. — Der Berg wurde immer kahler, oͤder und ſteiler, die kleinen Straͤucher vereinzelten ſich immer mehr und bald lag, von allem Grün entblößt und von grüs nen Kluͤften durchbrochen, die aſchgraue, nackte Bergwand öde und ſtarr vor uns. Nur Gaultheria repens und rankende Lycopodia begleite: ten uns noch hoͤher; ja, die erwaͤhnte Flechte, einige Mooſe und das Polypodium vulcanicum ſteigen bis zum Kraterrande hinauf. So gelangten wir uͤber die Wolken, auf deren weißliches, wellen— förmig wogendes, weit und breit ausgegoſſenes Meer wir hinabblickten. Sie bildeten eine Decke, uͤber welche die ſchiefen Strahlen der Sonne hin— glitten, die ſich ihrem Untergange naͤherte; unter der Decke lag das gruͤ— nende Land verborgen und wir erblickten nichts als den grauen, fchauer: vollen Berggipfel, hinter dem in ſcheinbarer Naͤhe weißliche Daͤmpfe em— porwallten. Immer kuͤhler umwehte uns der Oſt und immer ſteiler wurden die Waͤnde; bald beſtehen dieſe aus hervorragenden Felſenmaſſen, bald aus Rollſteinen, die nur unvollkommen durch Sand und Aſche zu— ſammengehaiten werden, bald aus gelblich-grauen Aſchenſchichten, die ſich „) Thibaudia varingiaefolia Bl, Die Normalform der Blät: ter iſt elliptiſch⸗ (breit⸗) lanzettfoͤrmig. Sie gehen aber (öfters an einem und demſelben Strauche) in das Laͤnglich- (ſchmal-) Lanzettfoͤrmige, Eirund⸗ Lanzettfoͤrmige, umgekehrt-Eifoͤrmige, ſelbſt in das Keilfoͤrmige (cuneifor- mis) uͤber, ſo wie auch die Behaarung des Kelches nicht conſtant iſt. (Th. floribunda, varingiaefolia, cımeifolin u. myrtoides Bl.) 8 122 mit einer erhärteten Kruſte überzogen haben. — Unfere Kräfte wurden immer ſchwaͤcher und immer kletterten wir noch an der ſchroffen Berg⸗ wand, noch fern vom hoͤchſten Gipfel; doch endlich, die Sonne war be⸗ reits verſunken, erreichten wir den Kraterrand und erblickten den Aus⸗ wurfskegel, der ſich vom Fuße der innern Mauer aus dampfender Tiefe erhebt. — Lange ſuchten wir vergebens laͤngs dem ſcharfen Kraterrande nach einem Plaͤtzchen, wo wir übernachten koͤnnten, aber alles umher iſt ſchroff und ſteil und nirgends findet man ſo viel flachen Raum, um ohne Gefahr darauf zu ſchlafen. Endlich entdeckten wir in der Tiefe des Kraters eine kleine Aſchenflaͤche, zu welcher wir an der bald aus Felſen, bald aus zuſammengebackener Aſche beſtehenden Wand hinabklet⸗ terten. Wir langten — ſchon hatte ſich Finſterniß verbreitet — in der Tiefe an und hielten uns nicht mit Unterſuchungen auf, ſondern trachteten nur Alle, uns ſo gut als moͤglich zu betten. Ich hing mein Barometer an einen Stock, den ich ſchief in die Erde geſteckt hatte, und vertheilte einige Flaſchen Branntwein unter die Javanen, welche vor Froſt zitterten. Gern haͤtten wir die Nacht hin⸗ durch ein Feuer unterhalten, um uns zu waͤrmen, aber auf der ganzen Hoͤhe iſt kein Staͤbchen Holz zu finden und unſere Wanderſtaͤbe, die wir anbrannten, unterhielten kaum ſo lange eine ſpaͤrliche Flamme, als die Javanen mit Opiumrauchen beſchaͤftigt waren Dann verkrochen ſie ſich zwiſchen dem kluͤftigen Geſtein. Ich legte mich hart an einer Felſenwand nieder, aus deren Spalten, 3 Fuß uͤber dem Boden, heiße Waſſerdaͤmpfe hervordrangen, die mir ſehr wohlthaͤtig ſchienen. Doch war ihre Waͤrme ſchon in der Entfernung von einigen Fußen kaum noch fühlbar und die vom Felſen abgewandte Seite des Koͤrpers blieb kalt. Unvergeßlich iſt mir der Eindruck dieſer Nacht. Tief lagen wir in der Kluft, rings, bis hoch hinauf von dunkeln, drohenden Felſenmaſſen umthürmt, mit unzähligen Ritzen und Spalten, aus denen überall, mit gelindem Geraͤuſch, heiße Daͤmpfe hervordringen und in die Hoͤhe ſteigen. Bald trieb ſie der Wind uͤber die Kluft zuſammen und wir ſahen zu ihnen hinauf, wie zu einer Wolkendecke, bald zertheilten ſie ſich wieder und wir erblickten dann hoch uͤber der Felſenſpalte einen Theil des Fir⸗ mamentes mit ſeinen freundlichen Sternen. Ungeachtet der drohenden Umgebungen und der rauhen Luͤfte berei⸗ tete mir die Ermuͤdung einen kurzen Schlaf, aus dem ich erſt erwachte, als bereits die Mondesſichel und das Geſtirn der Venus (wie ein Stern erneueter Hoffnung) über der Felſenkluft aufgegangen war. Auch die Javanen begruͤßten dieſen Stern, den fie Bintang- rind nannten. Bald erhellte ſich der Himmel und die erſten Strahlen der Sonne beleuchteten die Spitzen der Kratermauer, die uns uͤberragten. Deutlich erkannten wir nun unſere Umgebungen. Wir befanden uns auf einer Flaͤche von feiner, grauer Aſche, die 90 Fuß lang und 40 Fuß breit war, und in SW. vom Auswurfskegel, zwiſchen dieſem und dem Fuße der innern Wand der Kratermauern übrig bleibt. Denn die poröfen, lockern Schlacken, aus deren Aufeinanderthüͤrmung der Aus: 123 wurfskegel größtentheild beſteht, berühren an den übrigen Stellen unmittelbar die Kraterwand, ſo daß zwiſchen Wand und Kegel kein Zwiſchenraum übrig bleibt. Senkrecht erhebt ſich die Wand; fie läuft aber nicht in gerader Richtung fort, ſondern bildet viele nach innen vor⸗ ſpringende Ecken und Spitzen, zwiſchen denen ſanft ausgeſchweifte Buch⸗ ten uͤbrig bleiben; unzaͤhlige Spalten und Ritzen durchbrechen nach allen Richtungen hin ihr Geſtein, welches einen grauen, feſten und wenig poroͤ⸗ ſen Trachyt darſtellt. Aus allen dieſen Ritzen dringen Waſſerdaͤmpfe her⸗ vor »), die, bald nebelaͤhnlich ausgebreitet, bald ſaͤulenartig verlängert, über den Rand des Kraters emporſteigen. Viel dicker ſind jedoch die Dampf⸗ wolken (Schwefeldaͤmpfe), die dem Scheitel des Eruptionskegels entqual⸗ men. — Wir verließen die Aſchenflaͤche und fliegen hinauf auf den Rand der Mauer, wo das Thermometer von 560 F. (10 R.) auf 52° F. (90 R.) herabſank. Dieſe Gegend der Wand iſt 160° hoch. Ich maß fie ferner (mit Stricken) in S. und SSO. vom Eruptionskegel, wo ſie bis in die ſcharfe Kluft hinab 200 Fuß tief iſt. Sie bildet einen ſcharfen Rand und ſenkt ſich nach außen (nach S.) in einem Winkel von 450. Hier iſt ſie faſt uͤberall, bis weit am Berge hinab, mit gelblich⸗grauer, an der Oberflaͤche kruſtenartig erhaͤrteter Aſche bedeckt, in welcher Steingeroͤlle aller Groͤßen ſo loſe eingebacken liegen, daß man ſie da, wo ſie hervorragen, durch einen Fußtritt bewegen kann. Nur hie und da ragen oͤfters, quere Abſtuͤrze oder Waͤnde bildend, compaktere Fel⸗ ſenmaſſen hervor. Dieſe ganze obere Bergwand iſt von unzaͤhligen klei⸗ nen Kluͤften und Rinnen durchbrochen und hie und da von duͤnnen Daͤmpfen durchweicht, deren Spuren man bis 500 Fuß herab unter den Kraterrand verfolgt. — Oben am Rande trifft man viele Stellen an, wo das Regenwaſſer die Aſche theilweiſe weggeſpuͤlt hat, doch ſo, daß die feſteren Theilchen der Aſche — nicht ſelten auf ihrer Spitze abgerundete Steine tragend — wie kleine Cylinder oder Pyramiden ſtehen bleiben. Dies lehrt, wie die Maſſe des obern Berges fortwaͤhrend ſich vermindern muß (wenn keine neue Ausbruͤche erfolgen), und wie ſelbſt die groͤßten Stein⸗ blöde durch Umſpuͤlung allmaͤhlich zum Herabrollen gebracht werden. Stellt man ſich auf den ſcharfen ſuͤdlichen Kraterrand, ſo blickt man über die Kraterkluft, welche unten ſcharf zuläuft, hinweg auf den Aus⸗ wurfskegel, der ganz aus poröfen, ſcharfen, zackigen, unregelmaͤßigen Schlacken gebildet iſt. Ihre Größe iſt in verſchiedenen Gegenden des Kegels ſehr verſchieden; ſie ſteigen vom kleinſten Gereibſel bis zu den gewaltigſten Blocken an, doch haben fie an der ſuͤdlichen und ſuͤdweſtli⸗ chen Seite des Kegels gewoͤhnlich einen Durchmeſſer von 3 bis 5 Fuß. Wild ſind ſie uͤber einander gethuͤrmt und bilden ſo einen hemiſphaͤri⸗ ſchen Berg, von ſchwaͤrzlich grauer Farbe, deſſen abgerundeter Scheitel ſich in weiße Dampfwolken verbirgt. Es iſt wahrſcheinlich, daß die *) Ich fand die Temperatur einiger Waſſerdaͤmpfe, etwa 3 Zoll von der Spalte entfernt, 1940 F. (720 R.) 124 Dämpfe des Auswurfskegels groͤßtentheils aus Schwefeldaͤmpfen beſtehen; dies ſcheinen die vielen gelblichen Stellen angeflogenen Schwefels zu be— weiſen, die ſich rings an ſeinem obern Umfange, wo Daͤmpfe aus den Fugen zwiſchen den Schlacken hervordringen, herumziehen. Eine ſolche Solfatara ſehen wir, uns gerade gegenuͤber, am ſuͤd⸗ ſuͤdoͤſtlichen Abhange des Kegels, da wo einige zuſammenhaͤngende Fels: maſſen aus den Schlacken hervorragen, herumziehen. Es ſcheint, daß ſich der Scheitel des Auswurfskegels wenigſtens noch 2 bis 300 Fuß uͤber den ſuͤdlichen Kraterrand erhebt, ſo daß der ganze Kegel vom Fuße der Kraterwand an 4 bis 500 Fuß 2 hoch fein wurde. Doch iſt der ſuͤdliche Rand offenbar nicht der hoͤchſte der Krater⸗ mauer, welche in WSW. und W. noch etwas hoͤher ſteigt; ich verſuchte es, dieſe letzten Gegenden zu erſteigen, fand ſie jedoch unzugaͤnglich, da der Kraterrand oben ganz ſcharf iſt und ſich nach außen faſt eben ſo ſenkrecht hinabſtuͤrzt als nach innen. Zwar verſuchte ich es, mit mei— nem Hammer Stufen in die Aſche zu hauen, welche die Felſen bedeckt und welche durch die Feuchtigkeit der Daͤmpfe, die ſie fortwaͤhrend durch⸗ dringen, einige Feſtigkeit erhält. — So druͤckte ich mich eine Strecke weit an der Mauer hin, konnte jedoch weder das Barometer hinauf brin⸗ gen, noch die weſtlichen Gegenden des Kraters erblicken, weil mir heiße Daͤmpfe die Ausſicht verſperrten. Ich richtete nun meine Schritte gen Oſten auf dem hoͤchſten Rande der Ringmauer hin, deren Biegungen und Buchten ich folgte, und er: reichte die Gegend, wo ſich in SO. des Schlackenkegels die Kratermauer endigt. Sie ſchließt ſich hier dem Kegel unmittelbar an und verbirgt ſich in deſſen Schlacken, die ſie uͤberſchuͤttet und zertruͤmmert haben. Ich erblickte unten eine geraͤumige, von vielen Furchen durchzogene Flaͤche, die den Oſten des Kegels umgiebt; von keiner Mauer mehr umengt, ſendet dieſer ſeine Schlacken hinab, denn die ungeheuren Felſentruͤmmer der zerſprengten Kratermauer erblickt man in den ſuͤdlichen, dieſſeitigen Gegenden der Flaͤche, wo ſie wild umher zerſtreut liegen. Ich beſchloß, in dieſe Flaͤche hinabzuſteigen, ſah mich aber durch einige ſenkrechte Fel— ſenwaͤnde, die das Hinabgehen in gerader Richtung nicht erlauben, ge— noͤthigt, meinen Weg durch die Kraterkluft ſelbſt zu nehmen. Ich kletterte alſo an der Kraterwand hinab, die hie und da kleine mit feſtgebackener Aſche bedeckte Vorſpruͤnge bildet, breit genug, um den Fuͤßen zum Ruhepunkte zu dienen, wenn man den Koͤrper an die Felſen anſchmiegt, und kam in der Tiefe an, wo zwiſchen den Schlacken des Auswurfskegels und der innern Kraterwand maͤchtige Kluͤfte (die groͤßten, die ich im Merapi ſah) uͤbrig bleiben, denen mit dumpfem Gebrauſe dicke Waſſerwolken entſteigen, die ſich als Nebel ausbreiten und die Tiefe der Spalten in purpurne Finſterniß a a ) Von feinem oͤſtlichen Fuße am Aſchenthale an gerechnet aber we⸗ nigſtens 700 Fuß. 125 Gluͤcklich durchklommen wir (nur zwei meiner Javanen und ich) dieſen zweifelhaft beleuchteten Abgrund, freilich die Kleider durchnaͤßt von der Feuchtigkeit des Dampfes und Geſicht und Haͤnde geroͤthet von deſ— ſen Hitze, und ſtiegen wieder an dem Auswurfskegel etwas hinauf, da, wo er ſich beim ſuͤdoͤſtlichen Ende der Ringmauer in die Flaͤche hinabſenkt. Dies iſt die zweite zugaͤngliche, jedoch gefaͤhrlichere Stelle der Kra— terkluft. In dieſer Gegend dringen bis hoch hinauf zum Scheitel des Ke— gels die Schwefeldaͤmpfe hervor; alles umher iſt durchwuͤhlt und zolldick mit ſublimirtem Schwefel bedeckt; auch ſchoͤne goldgelbe Kryſtalle derſel— ben Subſtanz bedecken viele Geſchiebe. Aber hier muß man ſeine Tritte wohl waͤhlen und die Stelle, worauf man treten will, erſt wohl unter— ſuchen; ſonſt würde man Gefahr laufen, ellentief in das von Dam: pfen aufgelöderte und nicht ſelten breiartig erweichte Geſtein hinein— zuſinken. Hier an dieſem gefaͤhrlichen Orte traf ich Spuren menſchlichen Wir— kens; es lagen einige halbe Kokosſchalen umher mit daran befeſtigten lan— gen Stielen, offenbar, um den Schwefel damit von den heißen Waͤnden abzufragen, und in einem etwas ſchaurigen Winkel zwiſchen Felſen ſtan⸗ den ein paar Koͤrbe mit geſammeltem Schwefel. Der oſtſuͤdoͤſtliche Abhang des Schlackenkegels, an dem wir hinab⸗ klimmen wollten und den man von hier bis in die Fläche hinab deut lich uͤberſieht, erſcheint in einem ſehr verſchiedenen, bunten Kolorit: graue Stellen, mit Schlacke und Aſche bedeckt, wechſeln mit roͤthlich- grauen, oͤf— ters weiß geſprenkelten Selfentrümmern ab und mit Maſſen von mehr aufgeloͤſtem, zerbrechlichem, ja in Staub zerfallendem Geſtein; von dieſen find einige von der Subſtanz, die fie ganz durchdrang, weiß, andere ſchwe— felgelb, noch andere ſind roͤthlich und roth, ſo daß dieſe Gegend ausſieht wie die Truͤmmer eines eingeſtuͤrzten Gebaͤudes von Ziegelſteinen und Kalk. Sehr mühfam iſt das Hinabklimmen. Nachdem wir durch die Schwefeldaͤmpfe gedrungen waren, die uns zum Huſten reizten, mußten wir bald uͤber ſchwammig aufgelockertes Geſtein hinſchreiten, bald mußten wir uns an Abhaͤngen, die mit kleinem Gereibſel bedeckt find, hinablaſ— ſen, gefolgt von nachrollendem Schutt; bald (und zwar tiefer unten am Fuße des Kegels) kamen wir uͤber Strecken großer, uͤbereinander gewor— fener, ſcharfeckiger Felſentruͤmmer, wo wir den ſorgſamen Tritt von Block zu Block richten mußten, um nicht in die kluͤftigen Zwiſchenraͤume hin einzugleiten. Wir langten auf der Fläche an, welche den Schlackenkegel öftlich be: grenzt. Sie beſteht ganz aus grauer, hie und da gelblicher Aſche, wel: cher Tauſende von Steingeroͤllen eingeknetet ſind. Aber auf ihrer Ober— fläche liegen viele Geſchiebe zerſtreut, am zahlreichſten am Fuße des Ke⸗ gels, beſonders nach S. herab, wo ſich oben die Ringmauer endigt. Hier ſind es Trachytbloͤcke von grauer Farbe, nicht ſelten 10 bis 20 Fuß im Durchmeſſer haltend, die offenbar fruͤher der zerſtuͤckelten Kratermauer angehoͤrten. 126 Oeſtlich wird die Aſchenflaͤche durch einen Bergruͤcken begrenzt, def: fen ſcharfer Kamm ſich nach innen theils ſenkrecht hinabſtuͤrzt und dann horizontal hingezogene Felſenwaͤnde bildet, theils etwas geneigte Abſtuͤrze hat, welche mit Gereibſel bedeckt ſind; in NW. aber wird ſie von einem viel niedrigern, flachern Rüden eingeſchloſſen, der vom Fuße des Schlak⸗ kenkegels quer heruͤberlaͤuft und ſich mit der nordweſtlichen Spitze des vorigen Ruͤckens verbindet. Es ſcheint dieſer nordweſtliche Rüden ganz ſo wie die Flaͤche ſelbſt aus Aſche mit eingekneteten Steinen zu beſtehen. Sanft und allmaͤhlich laͤuft er in die Flaͤche herab, deren Senkung von NNW. nach SSD. gerichtet iſt. Tauſende kleiner, paralleler, nur wenig ge: ſchlaͤngelter Rinnen oder Furchen durchſchneiden den Aſchenruͤcken und feine Fläche und ziehen ſich, der Senkung letzterer gemaͤß, nach SED. hinab. Offenbar find es Furchen, die das Regenwaſſer ausgeſpuͤlt hat und die ſich, wie die Gefaͤße eines thieriſchen Körpers, in immer groͤßere münden, bis fie alle in eine Hauptfurche zuſammenſtoßen, die 5 bis 10 Fuß breit und tief iſt und ſich faſt ſuͤdlich durch die Flaͤche windet, um ſich dann zackig und ſteil am Berge hinab zu ziehen. Auffallend iſt die Aſche an ihrer Oberfläche von einer ſchwaͤrzlich⸗ grauen, fingersdicken, ziemlich harten Kruſte bedeckt, die ununterbrochen fein wurde, hätten nicht die abwechſelnden Regen jene dichtgedraͤngten Riſſe hineingewaſchen. — Es fragt ſich, wie iſt dieſe Kruſte entſtanden? kann ihre Entſtehung der bloßen Einwirkung überſchwemmenden Regen: waſſers zugeſchrieben werden? warum bleibt die Aſche jener kleinen Flaͤche im Krater ſtets ſtaubartig, locker? iſt letztere trocken ausgeworfen und bildete erſtere (die mit der Kruſte) eine feurig fluͤſſige Maſſe oder einen Schlammſtrom, der erſt ſpaͤter an der Oberfläche erhaͤrtete? Nur noch wenige Spuren von fortdauernder vulkaniſcher Thaͤtig⸗ keit findet man im Aſchenthale. Hie und da dringen aus unmerklichen Ritzen der Kruſte ſparſame Waſſerdaͤmpfe hervor; doch findet man keine Spuren von Vegetation, ein oder das andere Polypodium vulcanicum Bl. ausgenommen, das in den Ritzen wurzelt und deſſen kuͤmmerliches Vorkommen genugſam andeutet, daß ihm der ſchwefelige, durchwuͤhlte Boden nicht zuſage; oͤde und unwirthbar liegt die Flaͤche da in ihrem ſchwarzgrauen Kolorit, ein offener Platz fuͤr den votuͤberſtreichenden Mes belwind. . Ich beſtieg den nordweſtlichen Aſchenruͤcken da, wo er in der Nähe des Auswurfskegels am hoͤchſten iſt. Hier bildet er an ſeinen aͤußern nordweſtlichen Abhaͤngen tiefer unten enge, ſenkrechte Felſenwaͤnde, aus deren Spalten noch zahlreiche Daͤmpfe hervordringen. — Nirgends er: blickt man von hier aus, weder am oͤſtlichen noch am noͤrdlichen Umfange des Kegels die Spur einer Kratermauer; bis weit hinab find die noͤrd⸗ lichen Bergabhaͤnge von den Schlacken uͤberſchuͤttet, die einen oͤden, trau⸗ rigen Anblick gewaͤhren. Um ſo freundlicher iſt die Ausſicht, die man nach Norden zu genießt. Da erblickt man, ſcheinbar tief und klein, den ſtumpfen Kegel des Merbabu, der mit dem Merapi durch einen Zwiſchen⸗ ruͤcken zuſammenhaͤngt. Im ſchoͤnſten Gruͤn, von der Morgenſonne er⸗ 127 hellt, lagen feine Abhaͤnge da. Zahlloſe Thaͤler laufen von feinem Gipfel nach allen Richtungen herab. Alles erſcheint im lichten Schmelze von Grasmatten; nur einige Strauchwaͤldchen treten hie und da her— vor. Mehrere Kluͤfte, die ſich ſowohl vom Merapi als Merbabu herab: ziehen, durchſchlaͤngeln das Zwiſchenthal, das mit gruͤnenden angebauten Feldern bedeckt iſt. Vergebens ſucht man am Nordabhange des Merapi jene ſchattigen Waͤlder, die ihn ſuͤdlich weit und breit bedecken; hier ſieht man nur Grasmatten und weiter oben nackte Felſen, deren oͤdes Grau ſich nur hie und da unter einigen Straͤuchern verbirgt. In weiter Ferne, in WNW., erheben ſich der Sambing und Sin: doro, deren Gipfel uͤber den Dunſtſchichten der Atmoſphaͤre zu uns her⸗ überblicken. Aehnliche Wolkenſtreifen, blendend weiß von Farbe, ſteigen am Fuße des Merbabu empor, deſſen Abhaͤnge fie höher und höher bedecken. j Aber heftiger Durſt plagte uns und trieb uns zuruͤck. Auf dem⸗ ſelben Wege erreichten wir wieder die ſuͤdliche Kratermauer des Merapi. — Hier bot ſich uns ein hoͤchſt ſonderbarer Anblick dar. Die hoͤheren Luftſchichten ſind rein und wolkenfrei; deutlich laſſen ſich die oberſten Regionen des Berges, die kahl und oͤde ſind, erkennen, und die tiefern, welche eine uͤppige Waldung uͤberzieht. Unter ihnen, in tiefſter Tiefe, liegt in der eigenthuͤmlichſten Beleuchtung das ebene Land ausgebreitet; die naͤhern Gegenden deſſelben, am Fuße des Berges, glaͤnzen im lichten Sonnenſchein, aber weiter vom Berge ab, ſcheinbar anſteigend, verlieren ſie ſich immer mehr in neblig dunklen Duft, der uͤber der Erde ſchwebt und in dem blendend weiße Wolken, wie Inſeln in einem Meere, herum⸗ ſchwimmen. Nur der blaue Gipfel des Berges Lawu ragt in OSO. aus ihren Streifen hervor. Ermuͤdet kam ich gegen ein Uhr auf dem Plaͤtzchen an, wo wir am vorigen Tage geruhet hatten, und wo die Mehrzahl der Javanen, die ich dieſen Morgen vorausgeſchickt hatte, meiner wartete. Sie ſaßen an hochlodernden Feuern und kochten Kaffee, mit dem ich meinen Durſt loͤſchen mußte, da ſie allen Waſſervorrath dazu verwandt hatten. Die Quelle des Kali Kuning, die hoͤchſte an der Suͤdſeite des Berges, liegt 3000 Fuß tiefer. Der Reſt des Tages wurde mit dem Unterſuchen von Pflanzen und dem Entwerfen einer Zeichnung von der oͤden Bergkuppe, die über uns lag, zugebracht. Dieſe Kuppe erſcheint in gleichmaͤßigem, oͤdem Grau, denn dicht uͤber uns endigen ſich die Angringwaͤlder, und nur jene kleine Strauchvegetation zieht ſich noch etwas hoͤher. Senkrechte Abſtuͤrze von verſchiedener Höhe ziehen ſich in querer oder ſchiefer Richtung hin und tiefe Furchen, mit Steintruͤmmern erfüllt, ſchlaͤngeln ſich hinab. Jetzt ſind ſie trocken, aber in der Regenzeit donnern, von Felſen zu Fel⸗ fen ſtuͤrzend, die Gießbaͤche in ihnen hernieder, um ſich mit den Quel⸗ len, welche tiefer unten in den Kluͤften entſpringen, zu vereinigen und anſchwellende Stroͤme zu bilden. Die Sonne ſank und die farbigen Streifen des Abendroths erſchie— 128 nen hinter den Staͤmmchen des Angringwaldes, als wir bedacht waren, unſere Lagerſtätten zu bereiten. Gras wurde neben einem Felſen ausge— breitet, ein Bündel Reiſer der Gaultheria punctata diente zum Kopf⸗ kiſſen und die Hangmatte zur Decke. Doch haͤufig erweckte mich em— pfindliches Froſtgefuͤhl und trieb mich in die Naͤhe der verglimmenden Feuer. Dennoch ſank das Thermometer nie unter 609 F. (12° R.) und nur der ſchnelle Uebergang aus der heißen Zone des flachen Landes in dieſe kuͤhlern Klimate macht jenes Froſtgefuͤhl erklaͤrbar. Troͤſtend war uns daher das endliche Erſcheinen der Mondesfichel mit dem Morgenſterne, der uns in voriger Nacht in der Felſenſpalte des Kraters erſchienen war. Noch ehe die Sonne den oͤſtlichen Himmel er— hellte, begann der Fruͤhgeſang der Voͤgel, deren Zaubermelodien ſchoͤner als der Geſang unſerer Nachtigall in Dieſer Einöde erklangen. Beſon⸗ ders lieblich ſang ein Vogel, den die Javanen Dekuſſan nannten (Mus- cicapa Cantatrix ?), den ich aber ſelbſt nicht ſah; feine von Usnea— arten gebauten Neſter hatten wir an den Angring- und Acaciazweigen gefunden. Bald erhellte ſich der Himmel, die aufgehende Sonne ſchim— merte zwiſchen den ſchlanken Staͤmmchen der Angringbaͤume hindurch, und wir ſchieden aus dieſen ſchoͤnen, einſamen Berggegenden. Wiederankunft auf Andong. (S. Sept.) Nachdem die Pflanzen unterſucht und eingelegt waren, hatte ich den Reſt des Tages beſtimmt, um eine Zeichnung von dem uͤber uns liegenden Berge zu machen, den man von dem kleinen Ruͤcken, welcher ſich hinter Andong erhebt, in größter Klarheit von feinen tiefſten Urwaͤl— dern an bis hinauf auf ſeinen oͤden Gipfel ſehen konnte; aber vom Winde getrieben ſenkten ſich neidiſche Wolken herab und mien uns mit ihrem Nebel. Am folgenden Morgen (9. Sept.) führten mich die Javanen zu einem kleinen Waſſerfall am ſuͤdlichen Fuße der oͤſtlichen Kuppe des Berges Plawangang, unterhalb welchem das Dorf Kalinvan liegt. Er entſteht durch einen kleinen Bach, Deloko— muntjav, welcher aus einer ſchmalen, von Waldwuchs beſchatteten Kluft hervorbricht und ſich laͤngs einer 80 Fuß hohen, glatten Felſenwand hinabſtuͤrzt, ſo daß ſich das Waſſer auf den kleinen Hervorragungen der Wand ſtaubartig zertheilt. Zahlreiche Moosarten, auf das Schoͤnſte fructificirend, bekleiden mit Far⸗ ren und Lycopodien die Wand, bis zu deren Mitte ſich ihr herrlicher gruͤner Teppich hindraͤngt. Das Geſtein iſt nichts anderes als eine ſchwarze, compakte Lava, welche horizontale Schichtung zeigt und aus welcher der ganze Berg Plawangang zu beſtehen ſcheint. Die Tempe⸗ ratur des Waſſers in einem kleinen Becken am Fuße des Katarakts betrug nur zwei Grade weniger als die der Luft, welche um 8 pen 67 F. (15, R.) war. x 129 Obgleich die kleine ebene Bucht am Fuße des Waſſerfalls nur 2125 Fuß uͤber Djocjokarta liegt, ſo findet man daſelbſt doch ſehr zahlreiche Pflanzengeſtalten, die gewoͤhnlich nur groͤßern Hoͤhen eigen fir ind, naͤmlich Rubus q javanicus, Sambucus javanica und Lithospermum ja- vanicum Bl. nebſt zahlreichen Baumfarrn an den Waͤnden und Individuen der Areca humilis. Weiter vorn im Thalgrunde bricht aus einer aͤhn— lichen waldbedeckten Kluft ein zweiter Waſſerfall hervor, der nur 25 Fuß hoch, aber wegen einiger Quer-Spalten merkwuͤrdig iſt, die ſich ober— halb deſſelben in der ſchwarzen Felſenwand befinden und aus denen ſeine kryſtallenen Quellen hervorbrechen. Im Anfange dieſer Spalten iſt das Geſtein uͤberall erweicht, eine rothe, Bolus aͤhnliche, abfaͤrbende Maſſe bildend. Eine ganz gleiche Erſcheinung bemerkt man an der Wand des Deloko Muntjar. Ueberall woͤlben ſich an den Abhaͤngen hohe Ficus- Arten empor, deren maͤchtige, graue Staͤmme an den ſteilſten Waͤnden ſchnurgerade in die Hoͤhe ſtreben; aber bis an den Fuß der Berge zieht ſich die Kultur herauf, die Wildniſſe des Saccharum Klaga werden ab: gebrannt, und junge Kaffeegaͤrten auf dem umgearbeiteten Boden ange— legt; man findet auch hier noch daſſelbe Gemiſch von Sand und vulka— niſcher Aſche, welches die ganze Ebene von Djocjokarta characteriſirt. Nur ſind hier viele Bimſteinbrocken und anderes vulkaniſches Gereibſel darin zerſtreut. Als ich einige Tage ſpaͤter nach Djocjokarta zuruͤckkehrte, bot ſich mir eine ſonderbare Erſcheinung dar. Der Wind, welcher in den Mit— tagsſtunden zwiſchen 11 und 2 Uhr aus S. blies (Seewind), trieb ge— waltige Staubwolken von den ausgetrockneten Reisfeldern empor, deren Grund uͤberall aus feinem Sand oder Aſche beſteht. Dieſe Wolken hat— ten die Geſtalt von Pyramiden, mit der Spitze nach unten gekehrt; ſie zeigten eine wirbelnde Bewegung und trieben mit den Spitzen uͤber den Boden hin, wobei ſie der allgemeinen Richtung des Windzuges von S. nach N. folgten. Sobald ſie in ihrem Laufe den Wald eines Dorfes erreicht hatten, loͤſten ſie ſich auf und verſchwanden. Das Phaͤnomen wiederholte ſich jedoch unaufhoͤrlich, fo daß man oͤfters zu gleicher Zeit 5 oder 6 Staubhoſen ſehen konnte, die ſich in verſchiedenen Gegenden über die Reisfelder hindewegten. Die Temperatur in den ſchattigen Doͤr— fern war 88 bis 890 F. (250 R.); in dem Winde, der über die Reis— felder hinaufſtrich, flieg das Thermometer auf 94 bis 9657. (280 R.), wahrend es, einige (4 bis 5) Fuß uͤber den erhitzten Sandboden ſelbſt ge— halten (doch von der Sonne unbeſchienen) eine Wärme von 1109 F. (350 R.) anzeigte. Ich uͤbergehe eine andere Reiſe in die ſuͤdlichen Waͤlder des Merapi, in denen ich mich (im Monat April 1837) acht Tage lang aufhielt. Ich hatte mir oberhalb des Dorfes Andong mitten im Walde eine Huͤtte bauen laſſen und beſchaͤftigte mich nur mit dem Unterſuchen von Pflanzen, Junghuhn, Java. 9 130 namentlich ſolcher, deren Bluͤthentheile zu viel durch das Trocknen verlieren. Ich empfehle kuͤnftigen Reiſenden eine Gegend oberhalb Ranka, wo ſich auf einem abgerundeten Laͤngsruͤcken ein außerordentlicher Reichs thum von Pilzen findet. Es lagen dort eine große Menge von modern— den, zum Theil rieſigen Staͤmmen im Walde zerſtreut, deren ſchwaͤrzli⸗ cher, fetter, kahler, weniger dicht mit Strauchholz uͤberdeckter Boden hie und da von einem Sonnenſtrahle, der durch die Woͤlbung eindringt, beſchienen wird. Schaaren von Agaricus, Merulius, Tremella, Po- Iyporus, Boletus, Peziza- Arten und andern größtentheild neuen und noch unbeſchriebenen Pilzen, die man in andern Waldern nur weitlaͤufig zerſtreut findet, wachſen hier gleichſam zuſammengedraͤngt. Die Javanen nennen dieſen Ort Tampat Tjamur, Pilzneſt. Er liegt in einer Höhe von 3 bis 4000 Fuß uͤber Djocjokarta. Aber Tauſende von kleinen, zolllangen Blutegeln, die von Blatt zu Blatt ſpringen, machen den Aufenthalt in dieſen. Waͤldern beſchwerlich. Sie kriechen durch alle Zwiſchenraͤume der Kleider und ſaugen ſich feſt. Wer beſonders Baͤume zu unterſuchen wuͤnſcht, dem rathe ich, in den felſigen Kluͤften hinaufzuklimmen, die nach oben zu immer ſchmaͤler werden und in denen nur waͤhrend der Regenzeit Waſſer herabſtroͤmt. Hier wölben ſich Quercus, Engelhardtia, Dipterocarpus, Celtis- Arten und andere Urticeen über der Kluft zuſammen, von wo aus man ſie am beſten erkennen und ihrer Bluͤthen habhaft werden kann. Hoͤher oben dagegen bilden dieſe Felſenbetten haͤufige quere Terraſſen oder Stufen, die bei einer ſenkrechten Hoͤhe von 20 bis 50 Fuß dem Wan⸗ derer hemmend in den Weg treten. Andere Gegenden des ſtark geneigs ten Felſengrundes ſind voͤllig glatt gewaſchen oder bilden ſchmale Rinnen, die bei einer Breite von 3 bis 5 Fuß ſich nicht ſelten 500 Fuß hin⸗ aufziehen. 8 Eine Excurſion auf den öftlihen Gunong Plawangang lieferte außer Eichen⸗Arten mehre ſchoͤne Magnoliaceae. Vor allen wölben ſich Aromadendron elegans und Manglietia glauca Bl., als eine Zierde der Wälder, an den ſteilen Wänden empor. Der Gipfel des Bers ges iſt mit einer kleinen, etwa 20 Fuß hohen Bambusa bewachſen, welche in einzeln ſtehenden, ſehr dichten Raſen oder Buͤſcheln vorkommt. Zahlreiche Gaͤnge und Zwiſchenraͤume, von wilden Schweinen gebahnt, fuͤhren dazwiſchen hin, wie Bogengaͤnge, die von dem Laube des Rohrs, das ſich oben uͤberbiegt, beſchattet find. Auch hier hielten ſich (im April) viele kleine Blutegel auf. f Da uns die noͤrdlichen Abhaͤnge des Merapi und deſſen weſtliche Kratergegenden noch unbekannt geblieben find, fo lade ich meine Leſer ein, mich auf meiner zweiten Reife auf dieſen Berg zu begleiten. 131 Zweite Reife auf den erat. Ich verließ Djocjokarta den zweiten November: 1836 und begab mich oͤſtlich durch die Ebene hin uͤber Platen nach Boyolali. Letzte⸗ res Dorf, mit einem kleinen Fort verſehen, liegt oͤſtlich vom Merapi in der Straße, welche von Salatija nach Solo fuͤhrt. Seine Hoͤhe be— träge ungefähr 1300 Fuß. Ich verließ den Ort am 3. November Nach- mittags und richtete meine Schritte gerade auf den Zwiſchenruͤcken zwi⸗ ſchen den beiden Bergen zu, einen Ruͤcken, zu welchem das Land ſehr allmaͤhlich und ſanft in die Hoͤhe ſteigt. Es iſt dieſes Vorland von zahlreichen Kluͤften durchſchnitten und daher in einzelne Ruͤcken, Hügel oder Hochflaͤchen abgetheilt. Weit und breit zieht es ſich um die beiden Berge, beſonders um den Merbabu, deſſen Umfang viel größer iſt, herum. Zwiſchen den ſchoͤnen Kaffeegaͤrten, die es hie und da bedecken, liegen zahlreiche Dörfer zerſtreut. Duͤſteres Gewoͤlk hatte bisher den Gipfel des Merbabu umhuͤllt, ſenkte ſich aber immer tiefer herab und loͤſte ſich gegen 3 Uhr (noch hatten wir nicht den dritten Theil des Weges zu⸗ ruͤckgelegt) in einen Regen auf, der ununterbrochen anhielt. Waſſer⸗ ſtroͤme rieſelten uͤberall in den ſchluͤpfrigen Wegen herab und drohten uns mit herabzuſchwemmen. Unſer Pfad fuͤhrte öfters quer durch tiefe Klüfte hindurch, bald wieder über ſchmale Kaͤmme hin, die, kaum 3 bis 5 Fuß breit, ſich beiderſeits 2 bis 300 Fuß tief hinabſtürzen. Die Nacht brach ein; einer der javaniſchen Begleiter verlor den Muth; end⸗ lich erkannten wir an Hundegebell die Naͤhe bewohnter Plaͤtze. Bald darauf kamen uns Menſchen mit Strohfackeln entgegen, die uns zum Landhauſe des Reſidenten von Surakarta leiteten, wo wir, obgleich. der Eigenthuͤmer abweſend war, gaſtfreundlich empfangen wurden. 4. Nov. Um die duichnäßten Kleider und Papiere zu trocknen, verſchob ich die Reiſe auf das Gebirge zum folgenden Tage und be— gnuͤgte mich, die naͤchſten ahh d. b. den Swulſhenrücken, zu durchwandern. Der Zwiſchenruͤcken iſt ſattelfßemig aüsgeſchweift und bildet faſt gar keine Flaͤche oder wenigſtens nur Ebenen von ſehr geringer Aus: dehnung, da er zu beiden Seiten ſanft in den Merapi und Merbabu in die Höhe ſteigt. Seine Höhe am hoͤchſten Punkte betraͤgt 4686 franz. Fuß uͤber Djocjokarta. Er entſteht durch nichts anderes als durch die herablaufenden Joche beider Berge, die ſich begegnen und in einander übergehen. Beſonders iſt es ein großes noͤrdliches Joch des Merapi, das, ſich nach unten ausbreitend und veraͤſtelnd, den ganzen Zwiſchenrücken einnimmt. Nach O. und W. hin dacht er ſich fanft- in die Ebenen hinab; aber zahlreiche Kluͤfte durchſchneiden ihn, die von den beiden Ber⸗ gen hinablaufen, ſich aber, ehe ſie die Mitte des Ruͤckens erreichen, um⸗ diegen und in mannigfachen Kruͤmmungen, nach unten zu immer mehr in Zweige geſpalten, nach W. und nach O. vom Hochlande herabſchlaͤngeln. Diejenigen, welche vom Merbabu herablaufen, haben 9 * 132 fanftere, minder fteile, gewoͤhnlich mit Gras bewachſene Wände. Die des Merapi aber zeichnen fi aus durch ihre Schroffheit, durch ihre Fel: ſenwaͤnde, die entweder ſenkrecht, oder doch ſo ſteil ſind, daß nur hie und da einiges Geſtraͤuch darauf wurzeln Boante: Die ſenkrechte Tiefe der größten betrug 300 Fuß. — Alles iſt Trachyt. Dieſer alſo durchfurchte Zwiſchenruͤcken bildet liebliche Gras mat— ten, die mit Plantago-, Briza- und Campanula - Arten bewachſen find, fo daß man des Morgens bei einer Temperatur von 609 (12% R.) waͤhnen möchte, ſich im mittlern Deutſchland zu befinden. Um die Taͤuſchung noch vollkommener zu machen, ſproßt rings umher in großem Ueberfluſſe Agaricus campestris L., der ſich nicht im mindeſten von dem europaͤiſchen unterſcheidet, und Coprinus-Arten bevoͤlkern den Miſt der Kuͤhe, welche an den Abhaͤngen graſen. Die kleineren Kluͤfte aber ſind mit Gebuͤſchen erfuͤllt, uͤber welche zahlreiche Baumfarrn ihr ſchirmartiges raub erheben. Mehrere kleine Doͤrfer, deren Huͤtten wie gewoͤhnlich von Bambus erbaut und mit Allang-Allang gedeckt ſind, liegen zerſtreut umher; in friedlicher Eintracht bluͤht in den Zaͤunen, die ſie umgeben, unfere Rosa centifolia (angepflanzt) mit javaniſchen Kubus- Arten und Plantagen von Pfirſichbaͤumen (Amygdalus Persica L.) und Rieinus ziehen ſich in ihren Umgebungen hin; denn weder Piſang- noch Kokos⸗ Almen noch andere von den Fruchtbaͤumen, welche die Huͤtte des Javanen in den Ebenen beſchatten, ſind hier mehr zu ſehen; nur Kaffee und ſparſames Bambusrohr bleibt dem Landmanne treu. Bebaute Fel⸗ der wechſeln mit den Grasmatten ab und ziehen ſich, oͤfters terraſſenfoͤr⸗ mig, beſonders an den Abhaͤngen des Merbabu hoch hinauf; ſie ſind mit Waizen, Roggen, Sellerie, Kohl, Senf, Kartoffeln, Zwiebeln u. dgl. bepflanzt; tiefer unten auf dem Ruͤcken baut man Zea Mays (Dagon), der im Haushalte der Bergjavanen die Stelle des Reis vertritt. Zwiſchen ſolchen Umgebungen liegt dicht am Fuße des Merbabu die aus Holz erbaute Wohnung Sello, in welcher wir uns befinden; dicht hinter dem Gebaͤude erheben ſich ſteile, mit Gras bedeckte Vorhuͤgel des Merbabu, die alle Ausſicht nach hinten verſperren und ſich nach vorn zu beiden Seiten verlaͤngern, ſo daß das Gebaͤude zwiſchen ihnen wie in einer Bucht gelegen iſt. So bleibt nur die Ausſicht nach vorn, nach S. zu, frei, wo man über den ſchoͤnen Garten hinab und uͤber den Zwiſchenruͤcken auf den Merapi hinwegblickt, deſſen noͤrdliche Abhaͤnge ſich da in aller Pracht erheben. Der Garten, in dem Rosa ben ihre wuͤrzigen Duͤfte ver⸗ breitet, enthält auf feinen terraſſenfoͤrmigen Beeten faſt alle Arten euros päifcher Gemuͤſe, z. B. Rüden, Blumenkohl, Artiſchoken, vor allem aber Erdbeeren (Fragaria vesca), die hier ſehr uͤppig gedeihen. Zahlreiche Alleen von Pfixſichbaͤumen durchſchneiden ihn, die eine Höhe von 20 Fuß erreichen und Jahr aus Jahr ein Fruͤchte tragen, welche jedoch ihrer Schmackhaftigkeit und Suͤßigkeit nach den europaͤiſchen bei weitem nicht gleichkommen. Die Nordſeite des Merapi iſt durch ein weit hervorragendes Haupt⸗ 133 joch, welches oben ſcharf und von tiefen Klüften beiderfeits begrenzt iſt und ſich erſt tiefer unten ausbreitet und verflacht, gewiſſermaßen in zwei ſeitliche Haͤlften getheilt. Alle Abhaͤnge, die weſtlich von dieſem Joche liegen, erſcheinen in dem olivenbraͤunlichen Grau der Aſche oder des Gereibſels, womit ſie bedeckt ſind; nur hie und da in der Kluft, welche jenes Hauptjoch weſtlich begrenzt, zieht ſich das Gebuͤſch junger Acaciaſtraͤucher hin. Zahlreiche, ſenkrechtgeſtreifte, gleichſam gerippte Fel— ſenwaͤnde zeichnen dieſe Bergſeite aus; einige laufen, wie lang hingezogene Streifen, der Laͤnge nach am Berge herab. Da, wo (in der Tiefe der Kluft) ihr helles Grau aus den Acaciagebuͤſchen hervorſchimmert, entſteht der lieblichſte Contraſt. — Hoch oben in S. erblickt man den Auswurfs— kegel, deſſen obere Hälfte über die Bergmaſſe emporragt; ſchroff erheben ſich ſeine grauen Zacken, halb in den milchweißen Daͤmpfen verborgen, die ihnen entqualmen. Viel weiter ziehen ſich die oͤſtlichen Joche des Berges hin, deren untere Abhaͤnge in olivengruͤnlichem Schmelze von Grasmatten erſcheinen, während fie ſich oben bis auf die ſchmalſten Kaͤmme hinauf mit Acacia— gebuͤſchen umkleiden; da wo fie im O. vom Merapi bereits fanfter aus: laufen, erhebt ſich von neuem ein Berg, ein ſtumpfer, etwa 1000 Fuß hoher Kegel, der kahl, nur mit Gras bewachſen, und nach dem Merapi zu ſteil abgeſtuͤrzt iſt. Er erinnert an die Gebirge Plawangang am ſuͤdweſtlichen Fuße des Merapi und an aͤhnliche mehr oder weniger iſo— lirte Kegel, welche andere Vulkane Java's, z. B. den Ungarang und Sumbing umgeben. — Nur hie und da bemerkt man eine gerippte Fel— ſenwand, welche am Fuße der Bergjoche diefer. öftlichen Hälfte das Grün unterbricht; aber oben werden alle dieſe Joche noch von einer Berg— wand überragt (der oſtſuͤdoͤſtlichen des Merapi), die durch eine tiefe Zwiſchenkluft von ihnen getrennt zu fein ſcheint. Sie bilden graue, ge: rippte Felſenmauern, die durch waldbewachſene Vorſpruͤnge von einander geſchieden ſind, und deren ſich mehrere uͤbereinander erheben; ſo bilden ſie lange Streifen zwiſchen dem Gruͤn, die ſich parallel mit einander in einer ſanften Neigung herabziehen. Auch noch ihren hoͤchſten, ſchroff— ſten Rand bekleidet Acaciagebuͤſch. Hie und da ſtuͤrzt ſich dieſer Rand nach W. (nach dem Berggipfel zu) ſenkrecht hinab und bildet Mauern, die am Saume des Gebirges wie ſcharfe Zacken oder Spitzen erſcheinen. Die Temperatur zu Sello war des Morgens vor Sonnenaufgang 589 F. (114 R.), des Mittags um ein Uhr 720 F. (189 R.) und kurz nach Sonnenuntergang 62° F. (13 R.). Das Wetter war ziemlich heiter; nur von Zeit zu Zeit waͤlzte ſich von W. her eine Wolke heran, die ſich im Zwiſchenthale ausbreitete, Alles in ihren Nebel verbarg, nach einigen Minuten oder Viertelſtunden aber wieder vorbeizog; dann wurde die Ausſicht frei, bis wieder neuer Nebel herankam, um dieſes Spiel 10 bis 20 mal in einem Tage zu erneuern. Ich verließ Sello am 5. Morgens, um längs dem großen, noͤrdli— chen Hauptjoche des Merapi hinaufzuklimmen. Einige Dorfbewohner, die ich mit Papier, Trinkwaſſer u. dgl. beladen hatte, begleiteten mich. — 134 Bald hatten wir das letzte Dörfchen unter uns und fliegen auf dem Joche hinan, welches ſich, durch. mehrere geſchlaͤngelte Furchen in Neben⸗ zweige geſpalten, nach. unten zu in den Zwiſchenruͤcken ausbreitet. Es iſt uͤberall mit einem Gereibfel kleiner, „ poroͤſer, öfters bimſteinartiger Schlacken bedeckt, die von der lockern Decke des Graſes und einer Cam: panulacee *) nur unvollkommen zuſammengehalten werden, ſo daß ſie dem auftretenden Fuße oͤfters entrollen. Von Zeit zu Zeit zogen Wolken heran, die alle Gegenſtaͤnde i in, ihren feuchten Nebel verhuͤllten; auffallender Weiſe ſtets von W. nach O., obgleich durchaus kein Wind fuͤhlbar war, und die Dampfwolken des Kraters, die ſich beftändig nach W. zu bewegten, auf Oſtwind ſchließen ließen, der in den hoͤhern Luftſchichten wehte. Das Thermometer fiel in ſolchen Nebeln nicht unter 60° (121. R.). Der Rüden. ſtrebt nun ſteiler an und laͤuft ſchmaͤler zu. Zahlreiche Furchen von geringer Breite, aber nicht ſelten 2 bis 3 Fuß tief, die der Regen ausgewaſchen, truͤgeriſch mit Graͤſern uͤberſchattet, ziehen ſich in gerader Richtung herab und vermehren die Beſchwerden des Klimmens. Endlich kamen wir auf einer hervorſtehenden Spitze an, von wo aus ſich das Joch wie ein ſchmaler Felſenkamm weiter fortſetzt. Von hier aus blickten wir uͤber das neblige Wolkenmeer, das im Zwiſchenthale wogte, hinweg auf den Merbabu, der ſich druͤben, von den Strahlen der Morgenſonne beleuchtet, erhob. Sein Anſehen iſt viel freundlicher als das des Merapi. Wie mit einem gruͤnen Mantel bedeckt liegt er da. Nirgends geht nacktes Geſtein zu Tage aus. Sein Gipfel iſt abgerundeter und von groͤßerem Umfange, und ſeine Abhaͤnge ſind ſanfter und minder ſchroff. Zwar ſenken ſich auch nach allen Richtun⸗ gen hin divergirende Joche hinab, doch find dieſe breiter und abgerunde- ter und durch weniger ſteile Zwiſchenthaͤler begrenzt, und Ruͤcken ſowehl als Thaͤler uͤberzieht bis zum. hoͤchſten Gipfel hinauf der Schmelz gruͤner Grasmatten, der nur hie und da, beſonders in den hoͤhern Gegenden, mit kleinen Gebuͤſchen und Wäldchen von gefättigterm Grün abwechſelt. Viele von den breiten Rüden dieſes Berges bilden, indem fie fi ſich in 1 gewiſſen Abſaͤtzen nach innen ziehen und treppenfoͤrmig ebenen, kleine vorſpringende Plateaus, die ein ſehr einladendes Anſehen haben, gleich ſam zur Erbauung von regſamen Doͤrfchen aufmunternd. So die Phyſiognomie des Merbabu, die durch ihre größere Freund⸗ lichkeit mit dem mehr wild⸗ pittoresken, ſcroff zerkluͤfteten Merapi con⸗ traſtirt. N Wir ſetzten unſere Reiſe auf dem ia Felſenkamme fort, der von jener hervorſpringenden Spitze an (nur mit Straͤuchern der Gaul- theria punctata, Thibaudia varingiaefolia und zerſtreuten Acacien bewachſen) ſich anfangs in mehr horizontaler Richtung nach innen zieht, dann aber wieder eben ſo ſteil wie fruͤher zum Berge hinanſtrebt und ſi * mit e eee überzieht. * und da ragen uͤber den Kamm, — Wahlenbergia lavandulaefolia Dec. 135 der an einigen Stellen kaum 2 bis 3 Fuß breit iſt, Trachytfelſen her⸗ vor, an denen man auf der einen Seite hinauf und auf der andern wieder hinabklettern muß; denn zu beiden Seiten ſtuͤrzt er ſich ſchroff hinab und bildet faſt unzugaͤngliche Waͤnde, die nur hie und da mit jungen Acacienbuͤſchen bekleidet ſind. Am tiefſten ſenkt ſich die weſtliche Wand hinunter, um eine Kluft zu begrenzen, die hoch oben am Gipfel des Berges entſpringt und ſich in gerader Richtung bis in den Zwifchens ruͤckeu hinabſenkt, wo ſie ſich gen Weſten wendet. Sie iſt die groͤßte und merkwuͤrdigſte von allen Kluͤften des Merapi und in der Mitte ges gen 700 Fuß breit; ihr Felſenboden iſt hie und da glatt gewaſchen und bildet ſtufenfoͤrmige Erhebungen, deren einzelne Terraſſen 30 bis 50 Fuß hoch ſind. Im Uebrigen iſt der Boden zuſammt den ſteilen Waͤnden mit jungem Acaciagebuͤſch uͤberzogen, aus deſſen ſchoͤnem Gruͤne die hell— grauen glatten Felſen maleriſch hervorleuchten. Weiter oben treten wir in ein Waldesdickicht von Acaciabaͤumen “) ein, deren nicht ſelten mannsdicke Staͤmme ſich zu einer Hoͤhe von 30 bis 40 Fuß erheben. Sphaeria concentrica wuchert auf erſtorbenen Stämmen und Polygonum paniculatnm Bl., das ſich an der Suͤd— ſeite des Merapi nur kruͤppelhaft an kahle Felſen ſchmiegt, ſtrebt hier hoch an den Zweigen hinauf und bildet ein feuchtes Dickicht, durch wel⸗ ches die kuͤhlen Nebelwolken ſtreichen. Doch bald werden die Baͤume lichter und der fette braͤunliche Hu— mus geht in ein Gereibſel kleiner bimſteinartiger Schlacken uͤber, aus dem hie und da feſte Felſenrippen hervorragen. Hier biegt ſich das Berg— joch nach W. zu um und laͤuft anfangs in einer mehr horizontalen Richtung fort, ſteigt dann aber wieder ziemlich ſteil empor. Die Straͤu⸗ cher vereinzeln ſich immer mehr, das Gereibſel (welches unter den Fuͤßen weggleitet) nimmt immer mehr uͤberhand, und gewaltige Felſenmaſſen, die uͤber den ſchmalen Kamm emporragen, werden zahlreicher. Auf ſol- chen Wegen gelangten wir, von aller Vegetation verlaſſen, bald in Wols kennebel gehuͤllt, bald wieder von der Sonne beſchienen, auf eine Berg— ſpitze, die als der hoͤchſte Punkt des Joches, auf dem wir heraufklommen, zu betrachten iſt. Wir befanden uns auf dem Vereinigungspunkte des quer vom Schlackenkegel heruͤberlaufenden Aſchenruͤckens und des großen oͤſtlichen Bergkammes, welcher die Aſchenflaͤche von dieſer Seite begrenzt, in Gegenden, die wir ſchon auf unſerer fruͤheren Reiſe kennen gelernt hatten. Ich ſchickte zwei meiner Begleiter zuruͤck, um aus den Acaciawaͤld⸗ chen, welche ſich einige hundert Fuß unterhalb dieſer Spitze endigen, einen Vorrath von Brennholz herbeizutragen und ein Feuer anzuzuͤnden, denn die Javanen zitterten vor Froſt bei 56 F. (119 R.) in Nebel, und draͤngten ſich um einen halbausgebrannten Buͤſchel von Reisſtroh zuſammen, aus dem ſie Weihrauchdaͤmpfe emporſteigen ließen. Hiermit ) Acacia montana J. 136 wollten fie den Geiſt des Berges verſoͤhnen, um ihn über unſer keckes Betreten feines Gebietes nicht in Zorn zu bringen “). Er Um eine Barometerbeobachtung zu machen, ſchritt ich am ſcharfen Rande des Bergruͤckens hin und erreichte den hoͤchſten Punkt feiner Woͤl— veritaͤt. Hier erhob ſich einſam, weit umher durch wuͤſte Strecken oͤden, grauen Anſehens, von aller Vegetation getrennt, ein junger Acaciaſtrauch, an dem ich mein Inſtrument aufhing. Nach W. ſenkt ſich der Ruͤcken ſteil und faſt ſenkrecht 425 Fuß tief in die Afchenflache hinab, während er nach außen (nach O.) einen mit Trachyt-Bimſtein und anderem mit Sand und Aſche untermengtem Geroͤll bedeckten Abhang bil— det, der nach unten zu immer ſteiler wird, ſich mehr verengt und ein tiefes, fürchterliches Laͤngsthal bildet, welches von zwei in gleicher Rich— tung herablaufenden Bergruͤcken begrenzt wird. Der eine dieſer Ruͤcken““) hat feinen Urſprung an der nordnordweſtlichen Spitze unſeres Kammes, der andere an deſſen ſuͤd- oder ſuͤdſuͤdoͤſtlichem Ende. Sie ſenken ſich nach ONO. hinab und ſchließen die tiefe, ſchroffe Thalkluft ein, indem ſie nach innen zu ſenkrechte Felſenwaͤnde bilden, die ſich nicht ſelten ſtu— fenfoͤrmig (hie und da durch Acaciabuͤſche getrennt) uͤber einander erhe— ben. Dieſe Kluft, die wild abgeſtuͤrzten Wände und ein iſolirter, maͤch— tiger Felſenkoloß, der ſich kaum 100 Fuß unterhalb des ſcharfen Kam: mes, auf dem wir uns befinden, ſteil und ſchroff auf dem Abhange er- hebt, deuten genugſam hin auf die gewaltigen Erſchuͤtterungen und Aus— bruͤche, die auch dieſe Bergſeite einſt erlitten haben muß. Ueberraſchend iſt die Ausſicht gen W., wenn ſich die Nebel zer— theilen. Da erblickt man, jenſeits der mit Furchen durchzogenen Flaͤche den Auswurfskegel des Kraters, deſſen dunkel- graues, oͤdes Steinge⸗ ſchiebe ſich wild emporhebt. Steine, zadigen, zerriſſenen Anſehens find locker auf einander gethuͤrmt und bilden einen ſtumpfen hemiſphaͤriſchen Berg, deſſen Höhe von feinem Fuße auf der Aſchenflache an etwa 700 ) Ich ſagte ihnen, daß ich ein viel beſſeres Mittel wüßte, ihn zu verfühnen, nämlich ihn todt zu ſchießen, wogegen fie fi) mit ſehr aͤngſtlichen Mienen ſetzten. Da aber der Schuß gefallen war, und keine Veraͤnderun⸗ gen erfolgten, als im Gegentheil ein herrliches Echo erwachte, ſo warfen ſie ihren heiligen Weihrauchkram weg und erſuchten mich ſelbſt, das Schießen zu wiederholen. — Ich machte hierbei, wie bei vielen andern Gelegenheiten, die Bemerkung, daß, ſo leicht auch der Javane die abſurdeſten Dinge glaubt, er mit eben der Leichtigkeit ſeinen Glauben abwirft, wenn man ihn nur von der Nichtigkeit deſſelben überzeugt. Leider iſt dies dem Intereſſe vieler Pfaffen entgegen, die als Gegner aller Naturforſchung es zu ihrem Beruf machen, den Aberglauben zu erhalten und zu mehren und die auch auf Java, wie bei allen Nationen, ihr Hokuspokus treiben. a Alle Naturerſcheinungen, welche ſich der Javane auf keine genuͤgende Art erklären kann, ſchreibt er deu Wirkungen von Geiſtern zu, die z. B. in den Kratern der Vulkane, in der Hoͤhle von Rankop, in der Brandung bei Mandjinnang u. ſ. w. ihren Sitz haben. ) Derſelbe, auf deſſen noͤrdlichem Zweige wir hinaufgeſtiegen. 137 Fuß betragen mag ). Milchweiße Daͤmpfe entqualmen feinem Schei— tel; ſie dringen im ganzen Umfange ſeiner obern Haͤlfte zwiſchen den Geſchieben hervor und ballen ſich zu Wolken, die, vom Oſtwinde getrie— ben, ſich weſtwaͤrts hinabziehen. Hie und da (im obern Umfange) wech— ſelt die graue Farbe des Geſteins mit gelben Stellen ab, offenbar vom Schwefelanfluge der die Schlacken uͤberzieht. Die ganze Maſſe iſt ver— gleichbar mit einem locker aufgethuͤrmten Kohlenhaufen, den man unten anzuͤndet, ſo daß oben die Daͤmpfe aus allen Fugen hervordringen. Und weit, faſt bis in die Mitte des Aſchenthals zerſtreut, Vernichtung athmend, liegen ſeine Truͤmmer umher. Nur ein kleiner Theil der Kratermauer iſt von hier aus ſichtbar; ſie erſcheint in SO. wie ein ſcharfer Kamm, der ſich nach außen in einen Winkel von 45°, nach innen (nach dem Kegel zu) aber ſenkrecht hinabſtuͤrzt. Doch es iſt Zeit, zu unſern Begleitern zuruͤckzukehren. Ich fand ſie, Opium rauchend, am Feuer ſitzen, und waͤhlte zwei von ihnen, mit denen ich mich auf den Aſchenruͤcken begab, welcher die Flaͤche in NW. begrenzt. Von hier aus erklomm ich den Schlackenkegel, wobei ich die Haͤnde zu Huͤlfe nehmen mußte; ich fand es unmoͤglich, ein Barometer mit zu nehmen, konnte auch zwiſchen Daͤmpfen nichts weiter erkennen, als eine breite Kluft, die etwa von SSW. nach NND. den Scheitel des Kegels durchbricht. Sie hat in der Mitte nur eine geringe Conca— vität, indem die Schlacken daſelbſt zuſammengeſtuͤrzt find; ein trichter— foͤrmiges Loch iſt nicht zu bemerken, ſondern bloße Spalten zwiſchen den Geſchieben, aus welchen die Daͤmpfe hervordringen. Die Huſten erregende Beſchafſenheit der letzteren brachte mich zur baldigen Ruͤckkehr, welche uͤber die beweglichen Geſchiebe hin nicht ohne Gefahr vor ſich ging. Ich wollte laͤngs dieſem nördlichen Abhange bis zum weſtlichen Ende der Kratermauer hinklettern, aber da ich ſah, daß dies zu viel Zeitaufwand koſten wuͤrde, weil die loſen Schlacken der ver— ſchiedenſten Groͤße, hier wild aufeinander gethuͤrmt, bis weit hinab die Bergſeite bedecken, ſo beſchloß ich, mich auf meinem alten Wege durch die Aſchenflaͤche und laͤngs dem ſuͤdlichen Kraterrande dorthin zu begeben (. erſte Reife). Ich uͤbergehe daher das muͤhſame Klimmen durch dieſe Gegenden und fuͤhre meine Leſer unmittelbar hinab in den Krater, auf die kleine Aſchenflaͤche, welche ſuͤdweſtlich vom Kegel zwiſchen dieſem und der Kraterwand uͤbrig bleibt. Alles war noch ſo, wie ich es vor zwei Monaten, wo ich hier eine Nacht zubrachte, verlaſſen hatte. Ich ließ meine Begleiter daſelbſt zuruͤck (da ſie Furcht hinderte, mir zu folgen), bewaffnete mich mit einem Hammer und ſetzte mich nach NW. (ſpaͤter NNW.) zu in Bewegung. Die Aſchenflaͤche verlaſſend und wieder et— was aufwärts klimmend über ſchroffe, zum Theil erweichte und aufge— loͤſte Felſenmaſſen, aus deren Fugen, die mit Schwefelkryſtallen be— ) Wenigſtens; denn der hoͤchſte Kraterrand (über den der Kegel noch weit hervorragt) liegt 632 Fuß über der Mitte der Afchenfläche, S. unten. 138 deckt find, überall heiße, weißliche Dämpfe hervordringen, gelangte ich auf einen zweiten kleinen Aſchenplatz, der, kaum 10 Fuß im Durchmeſſer haltend, zwiſchen den Schlacken des Kegels und der Kratermauer 25 bis 30 Fuß höher als jener erſtere liegt. Auf ſolchem un: ſichern, von Schwefeldämpfen durchwuͤhlten Boden mußte ich lange fortklimmen, ehe ich das weſtliche Ende der Kratermauer erreichen konnte; jedem Schritte trat Verwuͤſtung entgegen; einige Maſſen ſind von den Schwefeldaͤmpfen ſo erweicht, daß ſie unter der Laſt der Fuͤße zuſammenbrechen, andere, die man nicht umgehen kann, ſind von den Daͤmpfen, die aus allen ihren Fugen hervordringen, ſo erhitzt, daß man die Sohlen verbrennt, oder ſind mit einer ſchmierigen, von Schwefel— ſaͤure durchdrungenen Maſſe überzogen, und noch andere große Bloͤcke find fo loſe aufeinander gethuͤrmt, daß fie die Unterlage kaum in ein paar Punkten berühren, und unter dem darüber Hinklimmenden wegzu— rollen drohen. Auf dieſem ganzen Wege, von der erſten, größeren Aſchen⸗ flähe an, finden ſich am Fuße der Kraterwand, rings von Schlacken um: ragt, noch zahlreiche andere Aſchenheerde, die ſich oͤfters durch ſchmale Zwiſchengaͤnge mit einander vereinigen, doch ihrer Größe nach weit hin: ter jener zuruͤckbleiben, da die kleinſten von ihnen kaum 5“ im Durchmefs ſer haben. Sie liegen, naͤher nach dem Ende der Kratermauer zu, immer hoͤher als die vorhergehenden, ſo daß ich vermuthe, daß ſich die letzte weſtlichſte wenigſtens 807 über der Flaͤche der erſten befindet; einige von dieſen kleinen Flächen klangen unter meinen Zritten hohl, nicht ans ders, als wenn ich auf die gewoͤlbte Decke eines metallenen Keſſels traͤte, und doch waren ſie durch darauf angebrachte Stoͤße nicht zum Einſturz zu bringen. Die Schlacken, aus deren Aufeinanderthuͤrmung der Erup— tionskegel beſteht, erreichen hier eine Größe von 3 — 10 Fuß im Durch⸗ meſſer und zeigen eine voͤllig durchloͤcherte, ſchwammartig-koͤrnige Beſchaf⸗ fenheit, doch bedeutende Haͤrte; ſie weichen hinſichtlich der Farbe bedeu— tend von einander ab und gehen aus Grau in das Kohlſchwarze über, enthalten aber ſaͤmmtlich mehr oder weniger Quarz- Körner einge— ſprengt. Auch hinſichtlich ihrer Dichtigkeit weichen ſie ſehr von einander ab; ſo daß man die Uebergaͤnge von der voͤllig ausgebrannten, durch und durch mit großen Poren durchzogenen, leichten Schlacke bis in das feſte, ſchwere, feinkoͤrnige Trachytgeſtein der Kratermauer verfolgen kann, — eine Verſchiedenheit, die offenbar weniger von den verſchiedenen Urgeſteinen, die ihnen zum Grunde liegen, herruͤhrt, als vielmehr von dem verſchie— denen Hitzegrade (von der Gluͤhhitze bis zum Schmelzen ꝛc.), der auf dieſelben einwirkte. Endlich, das Geruchsorgan unangenehm gereizt von dem beſtaͤndigen Schwefelgeruche, zum Huſten geneigt und das Geſicht ge— röthet von der abwechſelnden Einwirkung heißer Daͤmpfe, kam ich an eine Stelle, wo ſich ein fuͤrchterlicher Abgrund vor mir aufthat, der allem weitern Vordringen eine Grenze zog. Ich befand mich im Weſten vom Auswurfskegel; links uͤberragten mich die weißlich⸗ oder hellgrau-roͤthlichen Trachytmaſſen der Kratermauer, die ſich hier ſchroff und jaͤh endigten. Rechts ſenkten ſich (von keiner 139 Wand mehr begrenzt) die ſchwarzen, gigantiſchen Schlacken des Aus: wurfskegels hinab, wild auf einandergethürmt, in faſt ſenkrechte, gefahr drohende Tiefe. Um ſicher in die Schlucht hinabſehen zu koͤnnen, hatte ich mich horizontal auf eine Schlacke gelegt, mit vorn uͤbergebogenem Koͤrper, und ſandte meine ſuchenden Blicke hinab; es hatten ſich aber dicke Wolken heraufgewaͤlzt, deren ringsverbreiteter Nebel die ſchwarzen Maſſen nur halb hindurchſchimmern ließ; mit ihm vereinigten ſich die Dämpfe des Auswurfskegels, welche der wehende Oſtwind abwärts trieb, ſo daß ſich die Tiefe in purpurnes Dunkel verlor. Ich hoffte, daß ſich die Wolken zertheilen wuͤrden und ſaß, rings von Zeichen der Vernich— tung umdroht, einſam da, den Eindruͤcken hingegeben, welche dieſe Einoͤde in mir erregte, wo kein lebendes Weſen athmete, und wo alles ſich Be— wegende nur auf Zerſtoͤrung deutete, wie das Ziſchen der Daͤmpfe, die allen Spalten entſtiegen; — das Spiel des ſich in ſich ſelbſt bewegenden Nebels ſpottete aber meines Wartens. Zuletzt konnte ich der Verſuchung nicht widerſtehen, eine von den großen Schlacken, welche die Unterlage nur leicht beruͤhren, hinabzuſtoßen; es gelang, und aus der langen Dauer des Falls konnte ich auf die Tiefe von einigen hundert Fuß ſchließen. — Aber wie erſchrak ich, als ſich plotzlich ein lautes Gekrach erhob und ſich nicht nur der Schlackenkegel in Bewegung zu ſetzen ſchien, ſondern ſelbſt der Grund unter mir anfing zu wanken! — Beſtuͤrzt floh ich zu— ruͤck, ſo weit es moͤglich war, und hoͤrte mit Entſetzen dem Gepolter zu, das noch eine Zeit lang fortdauerte; jetzt ſah ich erſt ein, wie gefahrvoll dieſer Ort ſei, wo eine Steinmaſſe aus ihrer Lage gebracht, den Ein— ſturz von Tauſend andern, die barüber aufgethürmt find, zur Folge hat. — Sobald ich wieder recht zur Beſinnung gekommen, verließ ich dieſen ſchauer— lichen Ort und kam, ermuͤdet vom Klimmen und erdruͤckt von der Laſt der geſammelten Steine, wieder auf jener tiefen Aſchenflaͤche an, wo meine javaniſchen Begleiter noch unbeweglich ſtanden und mich ſtumm anſahen. Sie wagten, von Furcht und Aberglauben befangen, nicht zu ſprechen und traten ſchweigend mit mir den Ruͤckweg an. Es war ſchon 4 Uhr voruͤber, als ich wieder auf jenem Plaͤtzchen anlangte, (auf der oͤſtlichen Bergwand, gegenuͤber vom Kegel,) wo ich meine übrigen javaniſchen Traͤger zuruͤckgelaſſen hatte. Nachdem ich mich durch einige Zuͤge aus der Flaſche erquickt, auch dem Magen, der ſich uͤber die lange Unthaͤtigkeit zu beſchweren anfing, gehoͤrig befriedigt hatte, trat ich, nachdem die Steine ordentlich eingepackt waren, die Ruͤckreiſe an. In Kurzem hatten wir wieder die obere Grenze der Kamalandin— gangbaͤumchen (Acacia montana) erreicht, bis wo hinab die Bergſeite, — ſowohl die ſchmalen Kaͤmme, als ihre Abhaͤnge, — mit kleinem, loſen Stein- gereibſel bedeckt iſt, aus dem nur hie und da einige ſchroffe Felſenmaſ— ſen von grauer Farbe emporragen. Hier findet man zahlreiche Gnapha- lium-Baͤumchen (Gn. javanicum Bl.) mit armdicken, holzigen Staͤmm⸗ chen zwiſchen den Acacien zerſtreut, die dem Walde ein liebliches Anſehen geben. — Von hieraus genießt man eine entzuͤckende Ausſicht auf den gegenüber in S. S. O. liegenden Bergrücken, der ſich vom ſuͤdlichen 140 Ende des hohen öftlichen Kraterruͤckens nach N. O. zu herabſenkt. Ein tiefes, kluftiges Thal trennte ihn von uns. Er bildet eine ungeheure, faſt ſenkrechte Wand, und iſt wieder in kleinere Waͤnde getheilt, welche ſich in paralleler Richtung mit einander der Laͤnge nach herabziehen. Dieſe Wände find, faſt ſaͤulenartig, mit vertikalen Furchen verſehen und durch mehr oder weniger ſchmale Vorſpruͤnge von einander getrennt, die ſich amphitheatraliſch von Terraſſe zu Terraſſe erheben. Dieſe Vorſpruͤnge, hoch in der Luft, gleich den haͤngenden Gaͤrten der Semiramis, bedecken Waͤldchen von Acacienbaͤumen. Ihr ſchoͤnes Gruͤn bildet mit dem lich— ten Grau der Waͤnde einen maleriſchen Contraſt. Aber immer roͤther und roͤther faͤrbten ſich die Spitzen und immer gigantiſcher dehnte ſich der Schatten im Thale, der uns zur Ruͤckkehr mahnte. — Schon hatte ſich Finſterniß verbreitet und die Sterne des Kreuzes und Skor— pions glimmten bereits uͤber den Merapi herab, als wir uns wieder dem gaſtfreundlichen Haufe von Sello naͤherten, wo uns Roſenduft und ein: ladende Geruͤche aus ziſchenden Pfannen entgegen kamen. Es moͤge hier eine vergleichende Ueberſicht der mit dem Barometer gemeſſenen Höhen der verſchiedenen Kratergegenden Platz finben: Fuß (franz.) uͤber Djocjokarta. 1. Das Aſchenthal im Oſten vom Auswurfskegel in ni Mitte, ſuͤdlich hin 7722 2. Nordweſtl. Spitze des Bergrückens, ber dies Thal im a Oſten begrenzt . . 8009 3. Hoͤchſte Gegend des e der vom Nene kegel zu dieſer Spitze heruͤberlaͤuft, jenes Thal in N. W. begrenzend . 8066 4. Eine 90“ lange Aſchenflaͤche in der Tiefe des Kraters S. Weſtlich vom Auswurfskegel . I 8066 5. Kraterrand uͤber dieſer Aſchenflaͤche .. 8229 6. Hoͤchſter Punkt des Bergruͤckens, Wat das Aſchen⸗ thal oͤſtlich begrenzt. . 8147 7. Das Ende der Kıalermaner S. Deſtlich vom Kegel 8173 8. Hoͤchſter Rand der Kratermauer in S. S. O. vom r 8354 Hiernach liegt die Mitte des Aſchenthales 425 Fuß tiefer als die öſtliche Bergwand, und 632 Fuß tiefer als der hoͤchſte Rand der Kra— termauer; — Der Scheitel des Eruptionskegels aber erhebt ſich wahr— ſcheinlich noch 2 bis 300 Fuß über dieſen hoͤchſten Rand. 141 überblick. Wir haben geſehen, daß der Berg im Allgemeinen eine ſtumpf-ko⸗ niſche Geſtalt hat, daß er ſich jedoch nach Oſten zu viel mehr in die Laͤnge zieht. Er iſt nach allen Seiten hin zerkluͤftet und zerſpalten, auf eine Art, wie man ſie vielleicht bei keinem Vulkane Java's, ſelbſt beim Gunong Guntur nicht, wieder findet. Sein Krater, d. h. fein Auswurfs— kegel, liegt auf dem hoͤchſten und aͤußerſten weſtlichen Punkte, von wo aus ſich der Berg ſteil und gleichmaͤßig nach W. hinabſenkt. Die oberſten Abhaͤnge des Berges ſind, bis 2500 Fuß herab unter den Kraterrand, kahl; findet man dann auch hie und da Geſtraͤuch, ſo verkuͤndigt dies doch durch ſeine Kleinheit groͤßere Jugend und ſchon hier— aus koͤnnte man auf fruͤhere Eruptionen ſchließen, welche den Pflanzen— wuchs der hoͤhern Abhaͤnge vertilgten. Die Chronik lehrt uns, daß der Berg zuletzt i. J. 1822 ausbrach, und daß daher in der Zeit von 14 Jahren die kahlen, ſteinigen Abhaͤnge, die hoͤher als 6000 Fuß liegen, noch nicht im Stande waren, ſich mit Vegetation (Flechten ausgenommen) zu be— decken). — Es ſcheint, als wenn die Wirkung des Merapi ſich immer mehr von O. nach W. verlegt habe; hierauf deuten mehre nach W. zu ſenkrecht abgeſtuͤrzte Spitzen und Wände öftlicher Bergruͤcken und das Aſchenthal ſelbſt oͤſtlich vom Kegel, aus deſſen Spalten hie und da noch Daͤmpfe hervordringen; auch gleicht die hohe, noch immer ſenkrecht abge— ſtuͤrzte Wand, welche dieſes Thal in O. begeenzt, ganz einer Krater: mauer; die Javanen, denen die fruͤhere Thaͤtigkeit dieſes Thales noch aus alten Ueberlieferungen vorſchwebt, nennen es den alten Krater. Bei den letzten (heftigen) Ausbruͤchen ſcheint die größte Kraft nach- N. und W. hin gewirkt zu haben; hier iſt die Ringmauer in Stuͤcke geworfen und zerſtreut; die Schlacken des Auswurfskegels bilden daher den Bergabhang ſelbſt, welcher daſelbſt faſt unzugaͤnglich iſt. Auch finden ſich in den Feldern, welche ſich um den N.⸗W.- oder W.zlichen Fuß des Ber: ges herumzkehen, z. B. bei Mondilan, in einer horizontalen Entfernung von etwa drei Stunden vom Centrum des Berges ausgedehnte Strecken, mit tauſenden ungeheurer Trachytmaſſen uͤberſaͤet, die ſich (wie mich alle Ja— vanen dieſer Gegend verſicherten) vor dem Ausbruche im Jahre 1822 noch nicht da befanden. *) Ganz anders der Gunong Galungung. Er brach im Juli 1832 aus und bedeckte Alles umher mit ſeinen Eruptionsmaterien; dieſe haben ſich in Zeit von 15 Jahren mit einer fo üppigen Vegetation bedeckt, daß 500 Menſchen noch nicht hinreichend waren, um waͤhrend 2 Tagen einen kleinen Fußpfad Ware zu hauen. — Aber der hoͤchſte Punkt des Kraters liegt auch nur 3189 Fuß tiber dem Meere! ö f 142 Chronik des Berges. Fr. v. Boekhold, (Verhandel v. het Batav. Genootschap 6°. deel) beſuchte ihn im Jahre 1786 zwei mal von Sello her. Seine Beſchreibungen ſind abentheuerlich. Er ſpricht von dem Rande eines erſchrecklichen Abgrundes, deſſen Tiefe er auf 1000 Klafter (vademen) angiebt, und deſſen Klippen nach innen zu ohne Vegetation ſeien. — Von hier aus erſcheint ihm der „kahle brennende Berg“ wie eine Inſel, rings von fruchtbaren (bewachſenen?) Bergen eingeſchloſſen, etwa ſo fern, daß er mit einer Gewehrkugel das Loch erreichen zu koͤnnen glaubt, wo der Rauch herauskoͤmmt. Er zweifelt, ob von da aus der Weg bis zum „rauchenden Loch“ in weniger als drei Tagen zuruͤckgelegt werden koͤnne, thut dies aber in ſeiner zweiten Reiſe ſelbſt in Zeit von 5 Stunden. Am Fuße jenes 1000 Ruthen tief angegebenen Abgrundes fand er hef— tige Wirkungen von Feuer, erhitzte Felſen und Rauch. — Unter dieſem Abgrunde iſt offenbar jener Bergruͤcken zu verſtehen, der das jetzige Aſchen⸗ thal in O. begrenzt und ſich 425 Fuß über daſſelbe erhebt; jetzt iſt we: der Rauch noch Feuer dort zu finden. Iſt jene ungeheure Tiefe ein Irrthum der Schaͤtzung, oder wurde die Kluft von ſpaͤtern Stein- und Aſchenausbruͤchen bis zur jetzigen Höhe ausgefüllt? — Verſteht er unter dem „kahlen brennenden Berge“ den Auswurfskegel? — Beſtand ein ſolcher ſchon damals? — Faſt ſollte man das Letztere glauben, da er die Klip— pen (Geſchiebe?) deſſelben alle beſchreibt als los und ausgebrannten Steinkohlenlagern gleichend. — Und verſteht er unter jenen fruchtbaren (mit Vegetation bedeckten?) Bergen, die den brennenden kahlen Berg wie eine Inſel einſchließen, die Kraterraͤnder, deren Pflanzenwuchs viel leicht erſt ſpaͤter vernichtet wurde? — Nach ſeiner leider zu undeutlichen Beſchreibung ſollte man faſt glauben, daß der Auswurfskegel damals ringsum von einer mit Vegetation bedeckten Ringmauer umgeben gemes fen ſei, und daß jener, jetzt iſolirt ſtehende, oͤſtliche Bergruͤcken damals mit der noch jetzt beſtehenden ſuͤdlichen Kratermauer zuſammenhing. — Denn aus einer Stelle“) ſcheint hervorzugehen, daß der Auswurfskegel, den man jetzt von Sello aus vom Scheitel bis zum Fuße deutlich ſehen kann, in jener Zeit (vor 50 Jahren) von den tiefern Gegenden aus unſichtbar, oder wenigſtens nur zum Theil ſichtbar war, ſo daß man nur ſeine, die Kratermauer überragende, Spitze ſehen konnte. Ausbruch vom 31. Dec. 1822, alſo 36 Jahre nach Boekhold's Be: ſuch. Er trat plotzlich des Nachts um 12 Uhr ohne alle Vorzeichen ein. Auf „) Boekhold 1. c. p. 10: „want de geheele Brandende Berg ee is rondom door verscheiden e Bergen ingeslooten, daar hy als een Eiland in t'midden in ligt, en den Grande to boven nit lat zien] Het geboomte, en water, welk men verbeeldt van de laagte op den Brandende Berg te zien, is van de omliggende Bergen, zo even gemeld, die men in de laagte voor den e Berg zelven aanziet.“ i 143 einmal vernahm man heftige Detonationen und erblickte feurige Maſſen, die aus dem Verge empor geſchleudert wurden und rings umher die Nacht erhellten. — Am folgenden Tage ſah man hellgraue Aſche, wie friſch gefallenen Schnee, — auf den Daͤchern von Djocjokarta liegen. — Die Detonationen hoͤrten auf, fingen aber am 2. Januar von Neuem an, bis ſie darauf gaͤnzlich ſchwiegen, worauf nach ben Tagen ſchwerer Regen folgte. Ich beſuchte ihn zuletzt am 5. Nov. 1836. Neuer Ausbruch den 10. Aug. 1837. (Siehe die Javan'ſche Zeitung Nr. 65.) Er warf von 9 Uhr Morgens bis zum Abend Aſche aus, ſo heftig, daß ſich zwiſchen 1 und 3 Uhr des Mittags die Sonne ganz verdunkelte. Aus fuͤnfzig Doͤrfern, die an ſeinen Abhaͤngen liegen, entflohen die Bewobner in die tiefer gelegenen Landſtriche. — Die Daͤ— cher von Magelon (in der Ebene W-N-W.⸗lich vom Berge) waren mit Aſche bedeckt. Mehre Kluͤfte wurden von den Auswurfsmaterien ausge— füllt. Aber bereits des Nachts um 11 Uhr ließ die Heftigkeit nach. — Alſo hat ſich die Wirkung ebenfalls wieder beſonders nach W. (Mage— lon) hin geaͤußert. Reife auf den Merbabu. Kaum waren am 6. November die Abhaͤnge des Merapi in ſchwa— cher Morgenbeleuchtung erkennbar, als ſich bereits eine Anzahl Javanen aus den umliegenden Doͤrfern verſammelt hatte, um in der Vorgallerie des Hauſes von Sello meiner Auftraͤge zu warten. — Schweigend ſaßen fie mit untergeſchlagenen Beinen da, in ihre ſelbſtverfertigten Tücher gehuͤllt, um ihren nackten, kupferfarbigen Körper vor der froſti— gen Morgenluft zu befhügen. Thermometer: Fahrh. 589 11 R.) Ich theilte die Gegenſtaͤnde, mit denen man ſich auf einer ſolchen Berg⸗Reiſe verſehen muß, (Fließpapier in Matten geppackt, die aus den Blaͤttern von Pandanus-Arten geflochten werden, Hammer und Meißel, Pflanzentrommeln, lange Meßſtricke, Kleider, wollene Decken, Schießge⸗ wehr, Reis und andere Lebensmittel, Wein, Trinkwaſſer in dicken Bam— busroͤhren befindlich, die auf den Schultern getragen werden, Glaͤſer mit Arrak gefuͤllt und andere Dinge), unter ſie aus und gab das Zeichen zum Aufbruch. Wir folgten im Hinaufklimmen einer kleinen Waſſerleitung, die einige hundert Schritte oͤſtlich vom Landhauſe ihr kryſtallenes Waſſer herabſchickt, und hatten eben das letzte Doͤrſchen, Alt-Sello, erreicht, als die aufgehende Sonne ihre goldenen Strahlen uͤber die Bergabhaͤnge ausgoß. Dies Doͤrfchen, dem ſich noch ein kleiner Garten mit europaͤi— ſchen Gemuͤſen anreiht, liegt 300“ über Sello (5003 Fuß über Djoc⸗ 144 jokarta) und ift das höchfte auf dieſer Seite des Merbabu. Tempera: tur 70 Fahr. (17“ R.) Ohne uns aufzuhalten, ſetzten wir unſere Reiſe aufwaͤrts an dieſer S.⸗S.⸗Oſtſeite des Merbabu fort und folgten der Richtung jener kleinen Waſſerleitung, die auf dem breiten Ruͤcken bald in gerader Richtung herablaͤuft, bald ſich ſchief an ihre Ab— haͤnge anſchmiegt. Sie bildet nur einen ſchmalen Kanal von aufgewor— fener roͤthlicher Pflanzenerde, deren dicke Schicht dieſe ganze Seite des Merapi bedeckt; nirgends ſieht man loſe Steine oder Felſen, die nackt zu Tage gehen, — aber auch von Waͤldern noch keine Spur. Wieſenar— tig ſind alle die flachen Ruͤcken und deren Abhaͤnge, die in der Tiefe ſcharf zuſammenlaufen, mit Grasarten z. B. Briza minor hedeckt, unter denen ſich Arten der Gattungen Viola, Plantago, Linaria, Ranunculus und ans derer zerſtreuen; man iſt erſtaunt, ſo viele Arten europaͤiſcher Gattungen hier dicht unter dem Aequator zu ſehen. — Beſonders ſind es gelbbluͤ— thige Ranunculus-Arten, mit denen die feuchten Ränder der Waſſerlei— tung uͤppig umſaͤumt ſind; doch weder Strauch noch Baum iſt hier zu finden, nur die kleinen Halbſtraͤucher des Melastoma malabathricum und einer dicht geaͤhrten Labiate, nebſt einem Farrnkraute, das unſerer Pteris aquilina gleicht, erheben ſich vereinzelt uͤber die andern Gewaͤchſe. Ueber ſolche blumenreiche Grasmatten hin nahmen wir unſeren Weg, bald auf den ſanft anſteigenden Ruͤcken gerade aufwaͤrts wandernd, bald an ihren mäßig ſteilen Abhaͤngen hinklimmend, um die Zwiſchen— thaͤler zu durchſchneiden, welche durch die in der Tiefe ſcharf zuſammenlau⸗ fenden Abhaͤnge der Ruͤcken gebildet werden. So wie die Ruͤcken ſelbſt, ſo laufen auch dieſe Thaͤler in ziemlich gerader Richtung abwaͤrts und zwar von dem Gipfel des Berges aus divergirend nach allen Weltgegenden hin und ſich nach unten zu immer mehr vervielfaͤltigend. In ihrem ſcharfen Grunde brauſen nach gefallenem Regen ohne Zweifel Gießbaͤche herab; doch find daſelbſt eben fo wenig, als auf den Rüden, die fie be: grenzen, Steingerölle zu finden, — ein Umſtand, der ein hohes Alter des Berges zu beurkunden ſcheint. Wir finden ſeine Abhaͤnge weit und breit mit einer dicken, fruchtbaren Pflanzenerde bedeckt, gleichſam dem todten, aber wieder organiſirbaren Staub jener Waͤlder, die vormals hier Berg und Thal uͤberzogen. — Das Anſehen ſeiner Gipfel uͤberzeugt uns ferner, (wie wir ſpaͤter ſehen werden), daß auch er einſt ein Vul⸗ kan geweſen, der heftige Ausbruͤche erlitten haben muß. — Welche Reihe von Jahrhunderten mag nun verfloſſen ſein, ehe alle dieſe Spuren ver⸗ ſchwanden und ehe die dicke Schicht fruchtbarer Erde entſtand, die alle Felſen verbirgt und die beſonders auf dieſer Seite des Berges alle Abs haͤnge bedeckt! up Betrachtet man dieſen fruchtbaren Boden, fo wie die abgerundete flache Beſchaffenheit der Rüden und die geringe Steilheit der Zwiſchen— thaͤler, ferner die geringe Neigung dieſer ganzen Suͤdſeite des Berges, — die daher eine große Ausdehnung von Grund und Boden darbietet, fo möcht man bei aller Abweſenheit von Wäldern und oͤden Felſen dieſe Seite des Merbabu vorzugsweiſe vor andern Bergen Liebhabern der Kultu— 145 empfehlen. — Sollte an den fünften Abhaͤngen nicht die Rebe gedeiben, oder koͤnnte man nicht Gaͤrten anlegen mit europaͤiſchen Obſt-, Gemuͤſe— und Getraideſorten? Und auf den geraͤumigen Vorfpeüngen, deren dieſe Bergſeite bis faſt unter den Gipfel hin viele bildet, koͤnnten dort nicht gluͤckliche Menſchen wohnen in friedlichen Doͤrfchen und zerſtreuten Huͤtten? Dazu kommt, daß man die Temperatur gewiſſermaßen in ſeiner Gewalt hat und nur immer hoͤher zu ſteigen braucht, um ſich in ein kuͤhleres Klima zu verſetzen, von der heißen Zone an, wo das Thermome- ter des Mittags zwiſchen SO und 90% F. (219 und 259 R.) ſchwankt, bis auf den Gipfel des Berges, wo es des Nachts bis auf 409 F. (4% R.) herabſinkt und wo ich es des Mittags nicht über 58“ F. ſtei⸗ gen ſah. Zwar koͤnnte man einwenden, daß Mangel an Trinkwaſſer der Kolonifirung dieſer hoͤhern Berggegenden hinderlich ſei, da die hoͤchſte Quelle nur 5441’ hoch liegt, und der Bergesgipfel noch 4000“ hoͤher anſteigt; — doch, da in dieſen hoͤhern Regionen, ſelbſt in der trockenen Jahreszeit faſt taglich Regen faͤllt und das Erdreich mit feiner Pflanzen— decke durch voruͤberſtreichende Wolken beftandig feucht erhalten wird, fo konnte man auf den Vorſpruͤngen Ciſternen und kleine Teiche graben, um in dieſe das Regenwaſſer zu leiten, welches von den hoͤher gelegenen Abhängen, namentlich im ſcharfen Grunde der kleinen Zwiſchenthaler herabrieſelt. \ 3 Doch, ohne unferer Reiſeerzaͤhlung weiter vorzugreifen, verfolgen wir unſeren Weg aufwaͤrts längs der Waſſerleitung, und kommen um acht Uhr in der Gegend der hoͤchſten Quelle an, die, ſo viel mir bekannt, auch die einzige dieſer (S. S. O.) Seite des Merbabu iſt. — Sie ſickert ann Fuße eines ſteilen Abhanges hervor, der mit Melastoma malabatricum, mit einer dichtährigen weißbluͤthigen Labiate und mit Rubusarten über: zogen iſt, über deren dichtverworrenes Geſtraͤuch hie und da eine Baum: farten ihr ſchirmartiges Laub erhebt. Im Schatten dieſer Sträucher grüs nen Plantagoarten und ſaftige Balſaminen, waͤhrend ſich oben, auf der Höhe des wandaͤhnlichen Abhangs die geradſtaͤmmigen Straͤucher des Gnaphalium javanicum zerſtreuen. Dieſe mehr umgruͤnte Beſchaffenheit des Abhangs macht ihn auf den kahlern Grasmatten, die ihn umgeben, ſchon aus bedeutender Entfernung kennbar, und deutet anf hervordrin— gende Feuchtigkeit, die ſich am Abhange verbreitet, und ſich erſt am Fuße deſſelben in die erwähnte Quelle vereinigt. Hier nehmen zwei kleine Ka: näle ihren Urſprung, die das Waſſer der Quelle unmittelbar empfangen und den tieferen Gegenden zuführen; der eine, deſſen Laufe wir folg⸗ ten, dem Dorfe Sello, der andere den mehr oͤſtlichen Dörfern des Zwi— ſchenthales. Sie ſind aus aufgeworfener Erde gebildet, kaum 2 Fuß breit und tief mit wenig Kunſt, ſchraͤg an den Abhaͤngen der Ruͤcken herabgeleitet. — Höhe dieſer Quelle 5441 Fuß, Temperatur 70°. Nachdem wir an dieſer Quelle alle unſere Bambusrohre mit Waſ— fer gefüllt hatten, ſetzten wir unſern Weg nach oben zu forte Häufig, wenn wir auf einem Ruͤcken eine Strecke lang aufwaͤrts geklommen wa— ren, ſahen wir uns veranlaßt, ihn zu verlaſſen und quer durch ein Zwi— Junghuhn, Java. 10 146 ſchenthal hinzuklettern, um wieder auf einen andern Rüden zu gelan: gen, der, um heraufzuklimmen, weniger Schwierigkeiten darbot. So ge— langten wir in eine Hoͤhe, wo verſchiedene, tiefer unten mehr vereinzelte, kleine Straͤucher immer zahlreicher aufzutreten anfingen und die Bergab— hänge mehr und mehr verſchoͤnerten. Außer feingefiederten Acaciafträu= chern (Kamalandingang) und einigen Baͤumchen mit glaͤnzendem Citrus— aͤhnlichen Laube, (Myrica Javanica Bl.), nebſt einer dichtaͤhrigen Labiate mit großen, lanzenfoͤrmigen, auf der Unterflaͤche weißlichen Blättern find es beſonders Gnaphaliumarten, die hier in maleriſcher Abwechſelung vor— kommen. Beſonders die letztern (Gnaphalium Javanicum Bl.) gewäh— ren dem Europaͤer einen uͤberraſchenden Anblick. Ihre lanzenfoͤrmigen, auf der untern Flaͤche mit einem weißen Filz uͤberzogenen Blaͤtter ſtehen dicht um die Zweige herumgedraͤngt, welche ſich auf holzigen, arm- bis ſchenkeldicken Staͤmmchen erheben. Meiſtens aſtlos und in gerader Richtung ſteigen dieſe an, die aͤltern 10 bis 15 Fuß hoch. Sie bilden eine rundliche Laubkrone, deren gan— zer Umfang mit Bluͤthen bedeckt iſt, die ſich am Ende der Zweige in Traubendolden vereinigen. Man denke ſich die trocknen, weißlich-glaͤn⸗ zenden Bluͤthen der kleinen Gnaphaͤlien, die bei uns auf Steinen wach— fen, im Umfange anſehnlicher Baͤumchen zerſtreut, und man wird ein Bild erhalten, was dieſem einigermaßen gleicht. — Schon aus weiter Ferne gewahret man ihren weißlichen Schimmer. Zwiſchen ſolchen Umgebungen von Straucharten, die ſich bald mehr zerſtreuen, bald in Gruppen zufammendrängen, trafen wir in jener Höhe, noch ein Paar kleine Felder an, die mit Sinapis nigra (Sawi) und Allium sativum (bavang) bepflanzt waren. Doch waren ſie ſo ſehr mit Briza, Thalictrum, Ranunculus und mit einer ſtachligen Son- chus⸗Art uͤberwuchert, daß man kaum unterſcheiden konnte, welches Uns kraut und was erzielte Pflanze ſei. — Sie lehnen ſich einſam an den ſanften Abhang an, der zwiſchen zwei, hoͤher oben vereinigten Ruͤk— ken übrig bleibt und ſich nach unten zu in ein ziemlich tiefes Thal fort: ſetzt. Im feuchten Grunde und an den Abhaͤngen dieſes Thales ziehen ſich jene Straͤucher viel tiefer hinab, die ſich auf den trocknern Ruͤcken erſt hoͤher oben vereinigen. Außer den ſchon erwaͤhnten europaͤiſchen Gattungen, die als Un— kraut auf jenen Feldern wachſen, traf ich im Höherklimmen außer zwei Plantago- Arten, die ſchon bei Sello beginnen, noch eine Valeriana und eine Tragopogon- Art an. Da es mir zur Vergleichung an einem Her— barium eutopaiſcher Pflanzen gebricht, ſo wage ich nicht, uͤber die voͤllige Identitaͤt dieſer Arten mit den europaͤiſchen zu entſcheiden und bemerke nur, daß fie mit den Saaten von Sinapis, Hordeum, Triticum und andern, die man aus Europa hieher geführt hat, leicht duͤrfte hier eingebracht und verwildert fein, Zwar fand ich eine Campanula- und Thalictrum-Art noch auf den höoͤchſten ſuͤdlichen Rüden des Merbabu, wo vor mir noch nie ein Europaͤer war, doch konnten theils die tiefer unten erzeugten Saamen durch Winde und Voögel dorthin gebracht ſein; auch beweiſen 147 einige ausgehoͤlte Steine, die ich dort oben fand, daß dieſe Berggegenden fruͤher von eingebornen Voͤlkern, (wahrſcheinlich zu religioſen Zwecken) beſucht wurden (f. hierüber weiter unten). N Andere Repraͤſentanten europaͤiſcher Gattungen, duͤrfen wir jedoch kei⸗ nen Anſtand nehmen, als hier einheimiſch zu betrachten, da ihr weitver— breitetes Vorkommen an allen Bergabhaͤngen oder ihr uͤppiges Wuchern im tiefen Dickicht der Waͤlder, (wie wir gleich ſehen werden) eine uralte Bekanntſchaft mit dieſem Boden anzudeuten, ſcheint. In kurzer Zeit hatten wir wieder einige hundert Fuß zuruͤckgelegt und waren auf der Höhe eines Ruͤckens angekommen, wo wir wegen der anmuthigen Umgebungen und der entzuͤckenden Ausſicht beſchloſſen, Halt zu machen und zu fruͤhſtuͤcken. — Ich hatte mein Barometer und Thermometer an dem Aſte eines Gnaphaliumbaͤumchens aufgehan— gen, und fand den Stand des letztern 73 F. (18 f.), es war 94 Uhr. — Alle meine Begleiter hatten ihre Laſten abgeworfen und ſich im Schatten dieſer Baͤumchen gelagert. —, Selbſt dieſe rohen Menſchen wa— ren von der Lieblichkeit der Umgebungen getroffen. — Das Gnaphalium, deſſen Staͤmmchen ſich einander immer mehr naͤhern, faͤngt hier an, wirkliche, zuſammenhaͤngende, kleine Waͤldchen zu bilden. Mit Entzuͤcken ruht der Blick auf den Ruͤcken, Thalabhängen und ſanften Vorſpruͤngen, die mit ihnen uͤber uns und uns zur Seite uͤberzogen ſind. — Ihre krauſe Beſchaffenheit und ihr heller, weißlich-gruͤner Schmelz giebt ihnen ein wunderſchoͤnes, hoͤchſt eigenthuͤmliches Anſehen, und macht fie ſchon auf große Weite kennbar. — Sie wechſeln mit Grasmatten und Acaciawaͤld— chen ab, deren geſaͤttigteres Grün lebhaft mit ihrem bleichen Schimmer contraſtirt. — So entſteht durch Acacia, Gnaphalium und noch andere Baͤumchen und Straͤucher ein praͤchtiges, abwechſelndes Grün des ver: ſchiedenartigſten Baumſchlags, der dieſe friedlichen, einſamen Bergab— haͤnge uͤberzieht und ihnen einen Reiz verleiht, deſſen Lieblichkeit und Pracht ſich mit nichts Anderem vergleichen laͤßt, (die Hoͤhe ohngefaͤhr 7500 Fuß). Wendet man feine Augen zuruͤck nach Süden, fo genießt man einen Anblick, der eben fo großartig und majeſtaͤtiſch, als jener lieblich iſt. Man ſieht uͤber ein wogendes Wolkenmeer hinweg und erblickt gegenuͤber die hoͤheren Regionen des Merapi, die ſich in hellem Sonnenſcheine dar— thun. — Rechts ſtuͤrzt ſich die Spitze des Berges jaͤhlings ſteil hinab und hier ragt oben, am aͤußerſten, weſtlichſten Rande des Gipfels der ſchwarzgraue Auswurfſskegel hervor, dem geballte, weißliche Daͤmpfe ent— ſteigen. Alles ſcheint hier oͤde und pflanzenlos; links aber, nach Oſten zu, bildet die Bergmaſſe lang ausgeſtreckte, ſchmale Ruͤcken, die ſich allmaͤllch herabſenken und nach unten zu in immer kleinere und flachere Ruͤcken ſpalten. Die hoͤheren Joche ſind mit Wald bedeckt. Zahlreiche Felſenwaͤnde ziehen ſich parallel an ihnen herab. Einige von ihnen endigen ſich plöglic in ſcharfe Spitzen, die ſich nach Weſten zu (gegen den Auswurfskegel hin) hinabftürzen und ſenkrechte, mehrere hun— dert Fuß hohe Mauern bilden, bis an deren aͤußerſten hoͤchſten Rand 10 * 148 die Waldbaͤumchen vorgedrungen find. — So erhält der Berg, von der Seite geſehen, ein fonderbares, ausgezacktes Anſehen. Waͤhrend ich beſchaͤftigt war, hiervon eine Zeichnung zu entwerfen (S. Taf. 10), hatten die Javanen den größten Theil der geſammelten Pflan- zen eingelegt, fo daß wir nach kurzer Raſt unſere Reiſe fortſetzen konnten. Wir kamen kurz darauf auf einem kleinen, vorſpringenden Plateau an, wo von den Zweigen der Acacia-(Kamalandingang-) und Gna— phalium: (Sindoro-) Baͤumchen bereits lange Usneen herabhingen, und wo alle Zwifchenräume zwiſchen den Stämmchen von dem uͤppigſten Dickicht einer Alchemilia und einer 2 Fuß hohen Plantage Art über: wuchert waren. Duͤnner Wolkennebel ſtrich vorbei. — Hoͤhe 7784 Fuß. — Temperatur 70%. — Dicht unter dieſem Plateau fanden wir noch ein kleines Kohlfeld, das vor Kurzem erſt angelegt war; aber oberhalb des Plateau's ſahen wir das uͤppige Dickicht eines Gnaphalium's vor uns, das den mäßig ſteilen Bergabhang weit und breit bedeckt Hier ſcheint die eigentliche Regien des Gnaphalium's zu beginnen, denn weder an den tiefern Abhaͤngen, noch hoͤher oben auf dem Gipfel fand ich es in ſolcher Ueppigkeit und Pracht. — Wir bahnten uns gerade aufwärts einen Weg durch dieſen Wald, deſſen Staͤmmchen die Dicke eines Armes bis zu der eines Schenkels erreichen, wahrend ſich feine bleichen Krenen bis zu einer Hoͤhe von 15—25 Fuß erſtrecken. Indem wir ſein Inneres betraten, empfanden wir einen eigenthuͤmlichen moderigen Geruch; der Boden iſt mit Galium, Viola, Plantago, Alchemilla, mit Geasarten, ferner mit hohen Lycopodien und Laubmooſen bedeckt, die ein mehre Fuß hohes Dickicht bilden, das, von beſtaͤndiger Feuchtigkeit durchdrungen alle Zwiſchenraͤume zwiſchen den Baͤumchen ausfullt; — dabei find die Stämme mit einem Ueberzuge ſchoͤn gefaͤrbter Flechten der verſchieden— ſten Art, von Parmelien, von Stictis-, Peltidea-, Collema-Arten, fer: ner mit einem Ueberfluß an Laub- und Lebermooſen bedeckt, die alle auf das uͤppigſte fructificiren. Ellenlange Usneen mit mächtigen Schildern haͤngen von allen Zweigen, — ſo daß man kaum weiß, was man zuerſt ergreifen und faſſen ſoll. Welcher Freund der Botanik verweilte mit mir nicht gern ein Stuͤndchen in dieſem Walde, wo ſich die ſchoͤne, krypto⸗ gamiſche Welt an ſo edlen Pflanzengeſtalten, wie die der baumartigen Gnaphalien, ausgeſtellt findet, wie die Weihnachtsgeſchenke der Kinder an jungen Tannenbaͤumchen? Obgleich das Gnaphalium hier bei weitem vorherrſcht, ſo finden ſich in dieſen Waͤldchen doch auch andere Baumarten zerſtreut, nament— lich, außer dem Kamalandingang, noch ein Hypericum mit großen gold— gelben Korollen und die Thibaudia varingiaefolia Bl. mit purpurrothen Blumen, —ſaͤmmtlich 10 bis 15 Fuß hohe Baͤumchen mit holzigem Stamm, die mit dem bleichen, weißlichen Gnaphalium auf das lieblichſte contraftiren, Es war 11 Uhr, als wir die obere Region dieſes Waldes erreich- ten, da wo ſich die Gnaphaliumbaͤumchen mehr von einander ſonderten, dagegen das erwaͤhnte Hypericum beſonders uͤppig und zahlreich vor— zukommen ſchien; ſeine zierlichen Blaͤtter und großen gelben Bluͤthen 1 149 geben ihm, bei dem holzigen Stamme, auf dem es ſich erhebt, ein eigen— thuͤmlich ſchoͤnes Anſehen. — Wir traten aus dem Walddickicht des ſtei— len Abhangs hervor und waren uͤberraſcht, auf einmal ein freies, ge: raͤumiges Plateau vor uns zu ſehen. Faſt haͤtten wir geglaubt, uns ſchon auf dem Gipfel des Berges ſelbſt zu befinden, hätte uns nicht der Reſt der Bergwand, die hinter dieſem Plateau von Neuem in die Hoͤhe ſteigt, vom Gegentheil uͤberzeugt. Deutlich lag dieſe Wand im hellgruͤ— nen Kleide von Grasmatten vor uns, auf welchem ſich dunkelgruͤne Tuͤp— felchen (Thibaudia und andere Baͤumchen) zerſtreuten, — ein ſchoͤner, herrlicher Anblick! — Meine Javanen lagerten ſich in der Mitte dieſer kleinen Hochebene und nahmen ihre Mahlzeit aus Reis, Salz und ſpa— niſchem Pfeffer ein. — Die Höhe beträgt 8399 Fuß. — Wir waren alſo bereits höher als am vorigen Tage auf dem Kraterrande des Merapi! — Temperatur war 64°. Es entſteht dieſes Plateau aus einem vom Bergabhange her weit vorſpringenden, verflachten Ruͤcken und zeigt eine ziemlich ebene Oberfläche, deren Rand ſich nach vorn und nach den beiden Seiten hin maͤßig ſteil hinab— ſenkt. Sein groͤßter Durchmeſſer iſt der von vorn nach dem Bergab— hange zu, mit welchem es durch feinen mehr verſchmaͤlerten, jochförmigen Theil zuſammenhaͤngt. — Es iſt außer gewoͤhnlichen Grasmatten, auf denen man Plantago-, Vila-, Thalictrum- und Alchemilla- Arten und andere noch haufig antrifft, in feiner hinteren Gegend mit einer eigenthuͤmlichen, fteifblättrigen Grasart bewachſen, von deren Buͤſchen ſich mehre zuſammen vereinigen und kleine rundliche Inſeln bilden“). Dieſe Inſeln ſind durch ſchmale, nicht ſelten mehre Fuß tiefe Zwiſchenraͤume von einander getrennt, die ſich labyrinthiſch mit einander verbinden. Es ſchien mir, als wenn die lockere Erde zwiſchen den Grasbuͤſchen, denen ihre Wurzeln groͤßere Feſtigkeit gab, allmaͤhlich durch Stuͤrzregen hinweg gewafchen ſei, wodurch dieſe Inſeln und ihre fonderbaren Zwiſchenkanaͤle entſtanden. — Nur einzelne Baͤumchen findet man auf dieſem Plateau zerſtreut; es find Acacia-Thibaudia-Gaultheria-Gnaphalium-Arten, die uns aus den einige hundert Fuß tieferen Waͤldern ſchon bekannt geworden ſind. Zu ihnen geſellte ſich ein Baum mit rundlicher Laub— krone, die Myrica Javanica Bl. — In lieblichen Gruppen ſtehen ſie auf den Grasmatten umher. — Ihre knorrigen, kruͤppelhaften Staͤmme deuten auf innere Dauer, die dem Wetter trotzt. — Von allen ihren Zweigen haͤngen weißliche Usneen herab, deren Anblick auf meine javan— ſchen Begleiter denſelben Eindruck machte, welchen friſchgefallener Schnee auf noch nicht entlaubten Baͤumen bei einem Europaͤer hervorbringt. — Sie glaubten in den Winter hinaufzuſteigen und zitterten vor Froſt. — Ganz anders wirkte dieſe große Kuͤhle auf mich; ich athmete Erquickung in langen Zuͤgen und entfernte mich ungern von dieſem lieblichen Pla— teau und ſeinen Pflanzengeſtalten. — Wie gluͤcklich muͤßte es ſich hier wohnen, in einer einſamen Hütte, umgruͤnt von blühenden Thibaudia- ) Festuca nubila Jungh. 150 Baͤumchen, hoch oberhalb der Welt und vom giftigen Hauche neidiſchen Menſchengewuͤhls! (Ich kam von Djocjokarta) Hier fuͤhlte ich lebhafter denn je den Inhalt der Worte: „Auf den Bergen iſt Freiheit, der Hauch der Gruͤfte, Steigt nicht hinauf in die reinen Lüftel — Die Welt iſt vollkommen überall, Wo der Menſch nicht hinkommt mit ſeiner Qual.“ Nachdem ich, um fie zu erwärmen, eine Flaſche Branntwein unter die Javanen ausgetheilt hatte, verließ ich das Plateau und ſchritt der Bergwand zu, die ſich hinter demſelben von Neuem erhebt. — Ich waͤhlte zum Hinaufſteigen denſelben Laͤngsruͤcken, mit dem das Plateau zuſam— menhaͤngt, und der unter den zahlreichen kleinen Kaͤmmen, die von dem Bergrande herablaufen, einer der größten zu fein ſcheint. Buͤſchelfoͤrmi— ges, jedoch kleineres Gras, als das von jener Ebene, uͤberzieht ihn noch eine Strecke weit und macht das Klimmen beſchwerlich; es iſt zuweilen ſo glatt und trocken, daß man ſich mit den Haͤnden anhalten muß, um nicht zuruͤck zu gleiten. Je hoͤher wir ſtiegen, um ſo ſeltner kamen uns die Acacia und das Gnaphalium zu Geſicht, — Baͤumchen, die ſich nach dem Gipfel zu immer mehr vereinzeln; dagegen aber blieb die Thibau- dia varingiaefolia unſer treuer Begleiter. Sie findet ſich hier an den hohen Abhaͤngen uͤberall zerſtreut. Ja ihre dichte Belaubung und der große Umfang ihrer krummen, knorrigen Staͤmme, deren einige ich zu voͤlliger Mannsdicke angewachſen ſah, ſcheint anzudeuten, daß ſie ſich in dieſer Hoͤhe eines ihr angemeſſenen, muͤtterlichen Klima's erfreue. Meine Javanen aͤchzten, und konnten kaum noch zehn Schritte hin— tereinander thun, ohne ſich auszuruhen; denn die Sonne ſtand im Ze— nith und wir hatten daher bereits ſechs Stunden lang ununterbrochen geklommen. Der Bergruͤcken wurde hier immer ſteiler und der Gipfel ſchien uns ſtets ſo taͤuſchend nah; — endlich, — ſchon waren die Kniee taub und drohten einzuknicken, — kamen wir auf der hoͤchſten Spitze an, wo wir uns alle ermattet niederwarfen. Wir befanden uns auf einem kleinen, kreisrunden Plateau, deſſen Durchmeſſer kaum 26 Fuß betrug und waren nicht wenig erſtaunt, an⸗ ſtatt ein geraͤumiges Hochland oder eine Kraterflaͤche vor uns zu ſehen, (die wir auf dem Scheitel des Merbabu vermuthet hatten) uns auf dem ſcharfen, an manchen Stellen kaum ein paar Fuß breiten Rande, eines ſchmalen Bergruͤckens zu befinden, der ſich in der Richtung von W. nach O hinzog, und ſich nach Norden wieder eben fo ſteil, ja noch ſtei— ler hinabſtuͤrzte, als füdlich, wo wir fo eben heraufgeklommen waren. — Nirgends war ein geraͤumiges Plaͤtzchen zu ſehen, auf dem man ſich an- ſiedeln koͤnnte, nur ſchmale Ruͤcken, ſteil anſtrebende Spitzen und ſchroffe Abhaͤnge boten ſich dem Auge dar. — Es zieht ſich der Hauptruͤcken, wie geſagt von W. nach O. hin“), macht jedoch eine kleine Krümmung, deren concave Seite nach N. gekehrt iſt; ſein Rand ſtrebt an einigen Stel⸗ *) Genauer von WSW. nach ON. 151 len in kleine Kuppen oder Spitzen an, die etwa 100 Fuß über die tie: fern Gegenden derſelben erhaben ſind; — eine ſolche Kuppe iſt es, auf der wir uns befinden. 5 Sie ſcheint durch Menſchenhaͤnde geebnet zu ſein und iſt von einem erhoͤhten Rande umgeben, der aus nichts Anderem, als aus aufgeworfener Erde beſteht. Ihr Boden iſt, wie die hoͤhern Bergwaͤnde, uͤberall mit ſehr kleinem, bimſteinartigen Gereibſel bedeckt, jedoch mit buͤſchelfoͤrmigem Gras, mit Campanula-Plantago-Alchemilla- und Thalictrum- Arten ziemlich dicht begruͤnt. — Wir fanden in ihrer Mitte einen Trachytſtein von ein und einem halben Fuß Dicke, der kuͤnſtlich ausgehoͤhlt war und eine hemiſphaͤriſche Vertiefung bildete, die ein wenig angeſammeltes Regen— waſſer enthielt. — Da die Javanen, fo wie fie jetzt find, ſich mit dem Behauen von Steinen nicht abgeben und aus eignem Antriebe ſolche hohen Berggegenden nie zu erklimmen pflegen, ſondern ſich vielmehr durch religioͤſen Aberglauben, der ihrer Traͤgheit und ihrer Scheu vor einer etwas kuͤhlen Luft zuſagt, vom Beſteigen der Berggipfel abhalten laſſen, — ſo ſcheint es mir wahrſcheinlich, daß dieſe geringen Spuren menſchli— chen Wirkens, die ich hier fand“), noch aus der Zeit der Hindu's her— rühren möchten; auch deweiſen andere mehr ſprechende Monumente ihres Kultus, z. B. Tempelruinen auf dem hohen Berge Ungarang, daß fie ſich durch religioͤſe Ideen nach den hoͤhern Berggegenden gezogen fuͤhlten. — Es wehte kein Wind; dennoch waͤlzten von Zeit zu Zeit Wolken: nebel heran, die ſchnell voruͤberſtrichen. War dann wieder die Ausſicht frei, ſo blickten wir gen Suͤden auf zahlreiche Wolken der verſchiedenſten Ge— ſtaltung hinab, die tief unten im Luftoceane ſchwebten; einige waren nebelartig ausgebreitet, andere Streifen bildend, noch andere erhaben ge— ballt, mit ſcharfgezogenen hellbeleuchteten Raͤndern. Durch ihre Spalten hindurch erblickten wir die Welt; wir erkannten die dunklern Dorfwaͤld— chen, die ſich in den Reisfeldern zerſtreuen; alles war, obgleich von der Sonne beſchienen, mit einem duͤſtern Dufte bedeckt, als wenn man es durch ein truͤbes Glas erblickte. — Ueber uns breitete ſich der reine, aͤthe— riſche Himmel aus. Zogen auch von Zeit zu Zeit einige Wolken über uns zuſammen, fo bedeckten fie ihn doch nie fo ganz, daß feine Azur: bläue nicht durch eine ihrer Spalten hindurchgeblickt hätte; dann bildete ſein tiefes, dunkles Blau einen Contraſt mit den blendendweißen Wol— kenraͤndern, der majeſtaͤtiſch war und das Gemuͤth erhob. — Temperatur 540 F. (10% R.). — Höhe 9540 franz. Fuß. In NNO. von hier, jenſeits einer tiefen Kluft, ſahen wir eine Bergſpitze, auf der wit einige Hütten zu erkennen glaubten. Wir be— ſchloſſen, uns dorthin zu begeben und ſchritten nach O. zu auf dem Berg— joche entlang. Auf dieſem Wege kamen wir uͤber noch zwei andere kleine Kuppen, welche wie die erſte durch Menſchenhände geebnet find; die zweite enthielt einen ausgehoͤhlten Stein, die dritte aber, die ſich dicht *) Das geebnete Plateau mit dem ausgehoͤhlten Steine. 152. neben der erſten befindet, drei. Hier endigt ſich das ſuͤdliche Bergjoch und ſenkt ſich nach O. zu in eine gewoͤhnliche Bergwand hinab. Nach innen (N.) zu ſtuͤrzt es ſich aber ſteil hinunter und bildet eine große, tiefe Kluft, die jenſeits, in N., wieder durch andere Ruͤcken und Spitzen eingeengt iſt. Die hoͤchſte von dieſen noͤrdlichen Spitzen iſt diejenige, auf der wir die Huͤtten erblickten und von welcher ſich ein querer, jedoch viel niedrigerer Verbindungskamm zum fſuͤdlichen Bergjoche herüberzieht (naͤm— lich zu derjenigen Gegend deſſelben, wo es ſich, öftlidy von der dritten Kuppe, endigt. Von dieſem queren Kamme laͤuft nach O. (nach außen) ein Thal hinab, waͤhrend ſich in entgegengeſetzter Richtung in W. die viel tiefere Kluft des Merbabu hinabſenkt. Rings herum iſt dieſe daher von ungleich-hohen Bergkaͤmmen umgeben und bleibt nur offen in W., wo ſie ſich immer weiter hinabſenkt und in ein gewoͤhnliches Laͤngenthal des Berges übergeht. Cie läuft in der Tiefe ſcharf zu, iſt aber uͤberall, ſelbſt an ihren ſchroffſten Waͤnden, mit einer ſehr uͤppigen Vegetation der gewöhnlichen Alpenbaͤumchen (Gnaphalium, Thibaudia) bekleidet. Nur an ihrer nördlichen Wand ſchimmern einige weißliche, nackte, gleichſam abgeblaͤtterte Felſenmaſſen hervor. — Wir kletterten nun von der dritten Kuppe hinab, um über den queren Zwiſchenruͤcken auf die Nordſpitze des Berges zu gelangen. Es liegt dieſer Ruͤcken, da wo er (etwa in ſeiner Mitte) am tiefſten iſt, 200 Fus unterhalb dem ſuͤdlichen. — Er iſt mit Gnaphaliumwaͤldchen bekleidet, bildet aber hie und da ſo ſchmale Felſenkaͤmme, daß man keine drei Zoll breit ausgleiten darf, ohne in den Abgrund zu ſtuͤrzen. — Wolkennebel umgab uns fortwährend, durch den die Sonne nur gebro— chen hindurchſchimmerte. Als wir gegen 2 Uhr auf der hohen, noͤrdlichen Spitze des Berges, die mit Stäuchern der Lonicera flavescens Bl. und mit halbſtrauchar— tigen Umbelliferen umgrünt iſt, ankamen, fing es an zu hageln und das Thermometer ſank ploͤtzlich von 60“ F. (120 R.) auf 470 F. (72 R.) herab. — Der Hagel fiel eine halbe Stunde lang, ſchmolz aber unmittelbar wieder, nachdem er den Boden beruͤhrt hatte. — Einige mei— ner Begleiter, dieſer Erſcheinung ungewohnt, verkrochen ſich in einer halb— vermoderten Strohhuͤtte, die wir hier fanden, andere trugen Gnaphalium— baͤume zuſammen und zuͤndeten ein hochloderndes Feuer an. — Herrlich war das Spiel der Wolken zu ſchauen, das den ganzen Tag hindurch anhielt; bald verbüllten fie dieſe, bald jene Gegend, bald bedeckten fie alles mit ihrem Nebel; — bald zogen ſie, ſich gleichſam in ſich ſelbſt be— wegend, an den Waͤnden heran, und majeſtaͤtiſch war der Anblick ihrer Ballung! — bald zertheilten ſie ſich wieder und machten die Aus— ſicht frei. Wir ſtehen auf einer kleinen, durch Menſchenkunſt geebneten Spitze, die ſich nach NO. zu in einen langen Ruͤcken verlaͤngert, welcher ſich am Berge hinabzieht. Sie iſt kaum 30 Fuß breit und nach allen an— dern Seiten hin ſchroff und jah hinabgeſtuͤrzt. — Wir überfehen die ſchmalen Joche und die ſcharfen Kuppen, die ſich in W. von dieſer Haupt⸗ 4 153 ſpitze erheben. Offenbar liegen fie viel tiefer als dieſe. Steil ſenken ſich rings umher die Thaͤler hinab. Kaum kann das Auge die Gegen— ftände in der ſchwindelnden Tiefe unterſcheiden. Mit Usneen behangene knorrige Baͤume (Thibaudien) bekleiden die ſenkrechten Waͤnde. Alles iſt oͤde und eng, und furchtbar hallt das Echo in den Kluͤften wieder. Aber um ſo großartiger iſt die Ausſicht, die man über die Berg— abhaͤnge hin in die Ferne genießt. Im O. liegt die weite Ebene aus— gebreitet, bier Sonnenſchein, dort Schatten, und die Dorfwaͤldchen wie dunkle Flecke darin zerſtreut; dort ragt uͤber Wolkenſtreifen in OSO. die Spitze des Lawu hervor; in S. erblickt man den Merapi mit ſeinem dampfenden Schlackenkegel (Siehe Taf. 3), ungleich deutlicher als die fernen Kegelberge Sumbing und Sindoro, die ſich mit ihren Laͤngen— furchen in WNW. erheben (Siehe Taf. 11. F. 2); naͤher zu uns ſern Fuͤßen erblicken wir mehre kegelfoͤrmige Berge, die durch ein ſchlan— genfoͤrmig durchfurchtes, bebautes Hochland mit dem Merbabu zuſammen— haͤngen und als Vochuͤgel deſſelben ihre waldbedeckten Kuppen erheben; es find in NW. der Gunong- Andong, in NNW. der Telemojo und in N. der Gunong⸗Kopeng. Hinter ihnen in der Tiefe zieht ſich die bewaͤſſerte Thalflaͤche von Ambarawa h'n, deren Waſſerſpiegel zu uns heraufglaͤnzen, und noch weiter hinten in NNW. erhebt ſich der G. Ungarang, der ſich in den Wolken verbirgt. Noch ehe fünf Uhe vorüber war, ſtand dis Thermometer auf 430 F. (50 R.). Prachtvoll näherte ſich die Sonne ihrem Untergange. Sie ſank hinter feurig-goldnen Wolken hinab, zwiſchen deren Spalten ihre letzten Strahlen hervorglitten, um die hoͤheren Regionen des Berges noch kurze Zeit zu erhellen. Indem ſie ſank, fielen auch die Nebel im— mer tiefer und ſammelten ſich in ein wogendes weißliches Wolkenmeer, das die Abhänge des Gebirges umzingelte und uns den Anblick der tiefern Welt verbarg. — Aber in demſelben Maaße, als die Nebel tie- fer fielen, nahm die Klarheit der obern Luftſchichten zu und die Sterne fingen an aus dem blauen Aether herabzublinken; denn, noch ehe die Sonne gaͤnzlich verſunken war, lagerte ſich ſchon Dämmerung auf, dem Gebirge. Das Thermometer war nun auf 3,50 R. geſunken, einen Stand, den es bei dem gelinden OSO. Winde, der fortwährend wehte, die ganze Nacht hindurch behauptet. — Das Waſſer kochte, bei einer Temperatur von 1950 F. (720 R.) — Die Hoͤhe betraͤgt 9440 Fuß. Die Nacht wurde gröͤßtentheils ſchlaflos zugebracht in der Nähe der Feuer, deren Funken vom Oſtwinde weit in der Luft umhergetrieben wurden. Kein Wölkchen truͤbte das ſternreiche Firmament. Als endlich der Morgenſtern und die Mondesſichel, die unter ihm zur Rechten ſtand, anfing zu erbleichen, erkannten wir wieder weit ver— breitete, weißliche Wolkenmaſſen, die ſich wie Eisgebirge um die Abhaͤnge des Merbabu herumzogen und weit umher das Land bedeckten. Nur einige hohe Berggipfel ragten daraus hervor. Sonderbar glitten die Strahlen der aufſteigenden Sonne daruͤber hin und trafen die Abhaͤnge 154 des Merbabu, deſſen weſtliche Haͤlfte noch im tiefen Dunkel lag und einen langen Schatten auf das Wolkenmeer warf, faſt bis nach den Gipfeln des Sambing und Sindoro hinuͤber, die nun auch bereits in einem neblich-roͤthlichen Lichte zu gluͤhen anfingen. Je hoͤher die Sonne ſtieg, um ſo hoͤher bewegten ſich auch dieſe Wolkenmaſſen; als ſie ſich zerſtreut hatten, erblickten wir wieder das tiefe Land mit feinen Reisfeldern, aus deren Spiegeln das goldne Bild jenes Geſtirns zuruͤckſtrahlte, das die Urſache aller dieſer Bewegun— gen war. a Das Thermometer ſtand vor Sonnenaufgang auf 40% F. (3,5 R.), in einem Gefaͤße mit Waſſer aber, das die Nacht uͤber offen geſtanden hatte, ſank es auf 360 F. (2° R.) Reif oder Eis war nirgends zu entdecken. Wir ſtiegen auf einem Ruͤcken nach NNO. zu hinab. Kleine Acaciagebuͤſche find auch an dieſem nördlichen Abhange hie und da zer— ſtreut. Aber viel hoͤher, als an den übrigen Seiten des Berges, ziehen ſich hier kleine Kohlfelder hinauf, die von Rubus- Arten und anderem kleinen Geſtruͤpp umgeben find. Den Reſt nehmen Grasmatten ein. Alles iſt mit einer dicken Schicht braͤunlicher, fihlüpfriger Lehmerde bee deckt, aber nirgends ſieht man hier jene Ueppigkeit der Vegetation und jene Mannichfaltigkeit von Pflanzen, wodurch ſich die S. Seite des Ber: ges auszeichnet. Wir kamen in einem Doͤrfchen, Namens Vdiwa, an, in einer Höhe, in welcher ſich noch zahlreiche andere Doͤrſchen um dieſe Bergſeite herumziehen. Einige von ihnen liegen ſehr maleriſch auf der Spitze von Huͤgeln, welche ringsum in Terraſſen umgearbeitet ſind. Wir begaben uns weiter durch ſchoͤne Kaffeegaͤrten hindurch nach Salatiga, welches in NNO. vom Merbabu liegt. Chronik des Merbabu. Obgleich die tief zerkluͤftete Beſchaffenheit ſeines Gipfels zu erken— nen giebt, daß auch er einſt ein Vulkan geweſen, der heftige Ausbruͤche erlitten haben muß, ſo lehrt doch die uͤppige, alte Vegetation, die ſeinen Gipfel uͤberzieht, ſowie die dicke Schicht fruchtbarer Erde, die, bei dem Mangel alles nackten Geſteines, alle ſeine Abhaͤnge bedeckt, daß dieſe Ausbruͤche bereits ſeit alten Zeiten (wohl ſeit mehr als hundert Jahren) nicht mehr Statt gefunden haben. 3 Ausbrüche alſo unbekannt. Es wurde im Jahre 1785 (S. Verhandel. v. het Batav-Genoot- schap, 6° deel), von einem Hrn. v. Boekhold beſucht, wahrſcheinlich dem erſten Europäer, der ihn beſtiegen hat. Man kann aus feiner Be: ſchreibung erkennen, daß er auf der noͤrdlichen Spitze geweſen iſt. — Er kam von Salatiga und klomm auf der NW. Seite des Berges N 155 hinauf. Er traf dort große, dichte Wälder, durch deren Wild: niſſe er ſeinen Weg nur mit Huͤlfe des Kompaſſes finden konnte. Ich kam an der N. Seite herab, wo man von den kahlen Abhängen Alles deutlich uͤberſehen kann und fand von ſolchen Waͤldern keine Spur. Die Bekleidung des Berges hat ſich alſo in dieſer kurzen Zeit ſo ſehr geändert, dag man da, wo noch vor 50 Jahren Wälder ſtanden, jetzt nur Kohlfelder oder kahle Grasruͤcken erblickt! Salatiga iſt eines der hoͤchſten, von Europaͤern bewohnten Doͤrfer Java's. Es liegt 1491 Fuß uͤber Djocjokarta. Die mittlere Tem— peratur von mehreren Tagen daſelbſt, war vor Sonnenaufaang 68 F. (16° R.), hoͤchſter Stand am Tage (um 2 Uhr) 830 F. (230 R.), nach Sonnenuntergang 750 F. (190 R.) Ueber Tag wa: ren zerſtreute Wolken am Himmel ſichtbar, waͤhrend gewoͤhnlich des Abends nach 4 Uhr kurze Gewitter-Regen eintraten, denen Windſtoͤße vorangingen. Waſſer kochte bei einer Temperatur von 209 F. (78,5% R.) Einige Tage ſpaͤter begab ich mich uͤber den Zwiſchenruͤcken zwi— ſchen dem Merbabu und ſeinen Vorhuͤgeln (Andong, Telemojo), einen 4122 Fuß hohen Kamm, der mit vielen Getreidefeldern bedeckt iſt. Hier erblickt man an der NW. Seite des Merbabu einige geraͤumige, weit vorſpringende, graſige Plateaus, die ſich nach den Seiten hin ſteil hinabſtuͤrzen und auf denen ganze Staͤdte oder Feſtungen hinreichenden Platz finden wuͤrden! — Daß es ihnen nicht an Waſſer fehlen wuͤrde, beweiſen die Gießbaͤche, die an ihren Wänden berabfallen. Etwas tiefer, gegen 1 Uhr, kam ich am W. Abhange des Merbabu in einer Gegend an (Hoͤhe 3332 Fuß), wo außerordentlich viele Baum— farrn (Chnoophora glauca) vorkamen, fo üppig, wie ich fie noch nir— gends geſehen. Die Ruͤcken umher waren kahl, aber die Abhaͤnge und die Tiefen aller Kluͤfte waren mit Tauſenden von Baumfarrn ausgefuͤllt, die hier wirkliche, zuſammenhaͤngende Waͤldchen bildeten, ohne mit an— dern Pflanzen untermiſcht zu ſein. Man ſtelle ſich zwiſchen gerade, 20 bis 25 Fuß hohe Staͤmmchen und blicke hinauf zu ihrem Laube, das ſich horizontal nach allen Seiten hin wie ein Schirm ausbreitet; wie durch einen Flor ſcheint der blaue Himmel hindurch, ſo zauberiſch, ſo ſchoͤn! — Die Temperatur betrug hier um 1 Uhr 720 F. (180 R.) Ich ſchritt weſtlich vom Ruͤcken auf Wegen hinab, deren Raͤnder mit einer Pflanze uͤberwuchert waren, deren Blaͤtter (ſowohl ihrer Ge— ſtalt, als ihrem Geruche und ihrem Geſchmacke nach) ganz denen der Artemisa Absinthium gleichkommen, die ich aber leider! nicht mit Bluͤthen fand. Spaͤter fuͤhrte mich mein Weg durch alte Kaffeegaͤrten, auf deren, von Piper-Arten umrankten Erythrinabaͤumen viele Vögel . i 156 fangen, hinab zwiſchen den Dörfern. Ueberall ragen in dieſen höheren Dör: fern Arengpalmen (Arenga saccharifera) mit ihrem dunkelgrünen ſchlaf— fen Laube über die Hütten empor, welche Felder von Zea Mays um: geben. Erſt tiefer unten trifft man Kokospalmen und Reisfelder an. Ich kam nach Magelan, einem Orte, welcher 902 Fuß uͤber Djocjokarta weſtlich vom Zwiſchenruͤcken des Merbabu und Merapi liegt. Reisfelder, die das weite Thal zwiſchen den genannten Bergen und dem Sumbing ausfüllen, umgeben ihn. Im tief ausgewaſchenen Bette fließt, zwiſchen Trachytgeſchieben brauſend, der Kali-progo vorbei, der größte Strom dieſer Gegend, der am Berge Eindoro entſpringt und ſich ſuͤd— lich dem Meere zuwendet. Die Temperatur zu Magelan war um 11 Uhr 789 F. (20° R.) Um 12 Uhr 79%. Von 1 bis 3 Uhr fiel mit bedeutendem Winde anz ſehnlicher Regen herab. Um 4 Uhr wieder 80° F. (21 R.) und nach Sonnenuntergang 75° (19 R.) Die ganze Nacht hindurch wehte ein heftiger Wind und die Einwohner verſicherten mich, daß heftige Wind— zuͤge (die ſonſt auf Java ſelten ſind), zu den taͤglichen Erſcheinungen des Klimas von Magelan gehoͤren. Etwa 10 Paale ſuͤdlich von Magelan entfernt, führt über die Strom: kluft eine leicht aus Vambus erbaute Bruͤcke hinuͤber, die halb in der Luft ſchwebt und unter dem Tritte erbebt. Jenſeits der Bruͤcke, noch einige Paale ſuͤdlicher, liegen die beruͤhmten Ruinen des Budha— tempels Boro-Bodor Der Tempel iſt im Viereck an einen koni— ſchen Hügel angebaut und bildet (ohne einen innern Raum zu umſchlie— ßen) zahlreiche Terraſſen, deren eine ſich uͤber der andern erhebt. Bild: werke der verſchiedenſten Art zieren alle Waͤnde und Niſchen, die ſich in ihnen befinden. Uebrigens find es dieſelben ſchwaͤrzlichen Trachytqua— dern, wie zu Brambanan, aus denen das Gebaͤude errichtet iſt. Viele der Gemaͤuer ſind bereits eingeſtuͤrzt und dicke Flechtenſchichten bedecken alle Steine *). N Der Tempel liegt (durch Reisfelder von ihr getrennt) einige Paale vom noͤrdlichen Fuße einer ausgezackten Gebirgskette entfernt, die ſich hier endigt und mit dem Sumbing zuſammenhaͤngt, welchen man in NNW. erblickt. Oeſtlich, nach dem Merapi zu, erblickt man noch einige vereinzelte Huͤgelzuͤge, die aus der Reisebene hervorragen. Weniger bekannt als Djandi-Boro-Bodor iſt Djandi-Mundut, der ſich einige Paale oͤſtlicher am linken Ufer des Progo befindet. Es iſt ein viereckiges, aus Quaderſteinen errichtetes Gebaͤude, das ſich nach oben pyramidenaͤhnlich zuſpitzt. Zehn Treppen führen hinauf auf eine Terraſſe, die rings um den kleinen Tempel herumlaͤuft. Viele in Stein gehauene Figuren zieren die aͤußere Wand. *) Ich enthebe mich einer genauern Beſchreibung des Tempels, die j man in Raffle’s History of Java und Crawfurd's History of the Indian Archipelago findet; im letztern auch eine Abbildung. 157 Nur ein Eingang führt NW. in das Innere des Tempels, welches drei Figuren zieren. Zwei ganz gleich gearbeitete figen, in Niſchen der ſeitlichen Wände, einander gegenüber. Ganz nackt. Weiblich: fanfte Zuͤge; Krone auf dem Haupte; Stellung grazioͤs, halb ſitzend, ein Bein horizontal gegen das andere gerichtet, welches ſchief aufſteht, doch nicht untergeſchlagen; der horizontal gerichtete Fuß bei der linken Figur iſt der linke, bei der rechten der rechte, fo daß ſich das Gkidye an den beiden Figuren einander ſymmetriſch gegenuͤber befindet. In der Mitte befindet ſich eine rieſenmaßige, aus einem einzigen Trachytblock gehauene Figur, die, obgleich ſitzend, doch 13 Fuß hoch, felg— lich viel größer iſt als der Eingang des Tempels, fo daß man annehmen muß, der Tempel ſei erſt fpäter um die Figur herumgebauet. Ihre Stellung iſt regelmaͤßig ſitzend, ſo daß ſich die Fuͤße unten einander nähern, während die Kniee weiter von einander entfernt find. Dieſe Figur iſt ohne die mindeſte Verzierung; die Finger der Hände find mit ihren Spitzen zuſammengeneigt, wie bei einer Perſon, die etwas uͤberrechnen, oder über etwas nachdenken will; Haar kraus; Geſichtszuͤge weiblich, ſanft, rund, jedoch ernſthaft. Die Decke des Tempels läuft nach oben fpig zu und beſteht, eben ſo wie die Tempel von Brambanan, aus kubiſchen Steinen, deren ſcharfe Kanten noch immer hervorragen, gleichſam eine umgekehrte Treppe bildend. N Fledermaͤuſe hauſen darin und bedecken den Boden mit ihrem Schmutz, während die Wurzeln von Feigenkaͤumen das Gemaͤuer zerſpalten. Noch ein Wort über das Klima Tjoejokarta's. (Die Temperaturbeobachtungen wurden mit dem Fahrenheit'ſchen Ther— mometer angeſtellt, welches — fern von waͤrmeſtrahlenden Körpern —- in freier Luft angebracht war, durch ein Dach vor der Sonne beſchuͤtzt. Ich bemerke, daß meine Angaben bedeutend von andern mir bekannten abweichen; es wurden aber die letzten im Innern der Gebaͤude gemacht, die über Tag viel kuͤhler, des Nachts wärmer als die aͤußere Luft zu ſein pflegen. Das Thermometer, welches in freier Luft 90 bis 920 F. (25 — 26 R.) ſtand, fiel im Innern meines Hauſes auf 80 — 790 F. (21% R.) herab, wodurch ich mich uͤberzeugte, daß auf alle im Innern ans geſtellte Beobachtungen kein Werth zu legen ſei; denn man pflegt hier alle Fenſter der Haͤuſer, — deren Temperatur zum Theil auch von der Dicke ihrer Mauern abhängt, — des Nachts zu öffnen und über Tag moͤglichſt zu verſchließen. Ich pflegte alle 2 Stunden zu beobachten, 158 naͤmlich kurz vor Sonnenaufgang, dann um 8, 10, 12, 2, 4 Uhr und kurz nach Sonnenuntergang. Jahr 1836. Monat März. Mittlere Temperatur 819 F. (213 PR.) Vor Sonnenaufgang 73 — 74 F. (gewoͤhnlich) (199 R.) Hoͤchſter Stand am Tage, welcher gewohnlich um 2 Uhr fiel: 88 — 90 — 92 (nur einige mal 939) F. (250 — 27 R.) Nach Sonnenuntergang 79 — 80 — 82 (21 — 22“ R.) (einige mal nach Gewittern 76°) F. (20 R.) Winde: Der Seewind trat gewoͤhnlich um 10 Uhr auf, war um 12 und 1 Uhr am ſtäͤrkſten und legte ſich wieder gegen 6 Uhr Abends. Wolken: Himmel nie ganz heiter, am reinſten des Morgens, uͤber Tag von mehr oder weniger zerſtreuten, oder zuſammenhaͤngenden Wolken bedeckt. Regen: Nachmittags zwiſchen 12 und 3 Uhr (zuweilen mehrere Tage hintereinander, gewoͤhnlich aber in Zwiſchenraͤumen von 3 — 4 Zus gen), traten Gewitterregen ein. — Staͤrkere Windſtoͤße als die des ge— woͤhnlichen Seewindes gingen einzelnen Donnerſchlaͤgen voraus, dann ſtroͤmte Regen herab, Stunden lang, zuweilen bis Sonnenuntergang, Erdbeben: Am 21. Maͤrz Nachts um 3 Uhr fingen die Gebaͤude an zu ſchwanken und von mehren Stoͤßen erſchuͤtteet zu werden. Dons nerte 1 Minute lang. Wurde auch auf Samarang gefuͤhlt. April. Mittlere Temperatur 8002 F. (2103 R.) 8 Vor Sonnenaufgang gewöhnlich 740 F. (19 R.) einige mal 72 und 70° F. (180 und R. 17° R.) Des Mittags (am waͤrmſten um 2 Uhr) 90, 92, 94 (27 — 28 R.) ſelbſt 969 F. (29° R.) Doch an den regnerigen Tagen nicht mehr als 86 — 880 F. (240 — 25 R) Nach Sonnenuntergang 80 — 82 (22 R.); wenn es geregnet hatte 76 — 780 F. (20% R.) Winde: An den regenfreien Tagen regelmaͤßiger Seewind von 10 oder 11 Uhr an bis gegen Abend. Am ſtaͤrkſten zwiſchen 1 — Uhr. Wolken: Der Himmel war faſt taͤglich mit zerſtreuten, geballten Wolken bedeckt, nur des Nachts oͤfters heiter. Regen: Im Anfange des Monats hoͤrte man des Nachmittags fernen Donner. Dann fand 6 Tage hinter einander (am 11., 12., 13. 14., 15. und 16.) Regen ſtatt, welcher des Nachmittags eintrat und oͤfters bis in die Nacht anhielt. Zuweilen wechſelte er in Zwiſchenzeiten mit Sonnenſchein ab. Dann vier regenfreie Tage, aber vom 20. an bis zum Ende des Monats erneuerten ſich die Regen, die gewoͤhnlich unter ploͤtzlichen n, des Nachmittags eintraten. 159 Mai. Mittlere Temperatur 80 3 F. (213 F.) 8 Vor Sonnenaufgang 72, 749 F. (18 R.), ein mal 699 F. (16° R.) Mittags an den regenfreien Tagen 92 — 94 F. (27 — 280 R.) Abends nach Sonnenuntergang: 77 — 80“ F. (200 — 22 R.) Winde: Gewoͤhnlicher Seewind (SO.) an den regenfreien Tagen; mit dem Regen kommt WSW. Wolken: Der Himmel iſt nur an ein Paar Tagen vollkommen heiter. Regen: Vom 1. bis 10. Nachmittags (ſelten des Vormittags) wiederholter Regen. Vom 13. bis 15. heitres Wetter. Vom 17. bis 19. des Vormittags feine Staubregen, durch welche die Sonne gebrochen hindurchdringt u. ſ. w.; ſtets bewoͤlkter Himmel und an vielen Tagen Regen. Lichtmeteore: Den 13., 14., 15. Abends nach Sonnenunter— gang faͤrbte ſich der Abendhimmel mit roſenrothen Streifen, die vom Horizonte aus divergirend bis zum Zenith emporſtiegen. Juni. Mittlere Temperatur: 790 F. (2050 R.) Vor Sonnenaufgang 68, 70, 7198. (16 — 18 R.), an vielen Tagen 66, ein mal 65F. (15 R.) Hoͤchſter Stand am Tage (1 oder 2 Uhr) 88, 90, 949 F. (250 — 280 R.) Nach Sonnenuntergang: 76 — 789 F. (20 — 21 R.) Winde: Der Seewind (SO.) tritt des Morgens 9 — 10 Uhr ein und hält bis gegen Abend an; zwiſchen 12 — 1 Uhr iſt er am ſtaͤrk— ſten. Er iſt nicht gleichmaͤßig, ſondern wird ſtoßweiſe verſtaͤrkt, ſo daß das Thermometer mehrere Male des Tages um 3— 50 ſteigt und fällt, je nachdem es ſtiller iſt oder kuͤhlere Luͤftchen wehen. Wolken: Des Morgens iſt der Himmel gewoͤhnlich heiter; aber unmittelbar über dem Lande ſchwebt ein blaulicher Duft, der mit dem Steigen der Sonne immer hoͤher ſtrebt und gegen 9 Uhr ganz ver— ſchwindet. Dieſer blaͤuliche ſonderbare Duft iſt fuͤr die trockenen Monate mit heitern Naͤchten ſehr charakteriſtiſch. Des Mittags zerſtreute, ger ballte, weſtliche Wolken. Des Abends wieder heiter. (Nur an ein paar Tagen gleichmaͤßig graue Wolkendecken.) Lichtmeteore: An vielen heitern Tagen kurz nach Sonnenunter— gang eine roſenrothe Faͤrbung des Firmamentes, die ſich vom weſt— lichen Horizonte an, allmahlich verlaufend, bis in den Zenith ausgoß. Auch vor Sonnenaufgang bemerkte man oͤfters ſolche roſenrothe Scheine. Regen: Die letzten am 6. Juni, die ganze Nacht hindurch an— haltend. Dann keiner mehr. Nur am 19., 25 und 26. fielen des Mittags einzelne Tropfen herab. 160 Juli. l Mittlere Temperatur 813 F. (229 R.) Vor Sonnenaufgang 68 — 71 — 72 (16 180 R.), mehrmals 66, ein mal 65 F. (15 R.) Hoͤchſter Stand am Tage 93, 94 F. (27 R.), ein mal 97° F. (290 R.) Nach Sonnenuntergang 77 — 79 F. (200 — 21° R.) Die folgenden Monate zeichneten ſich durch groͤßere Trockenheit aus; doch blieb kein Monat ohne allen Regen. Anhaltend treten dieſe erſt im Januar ein. Den Himmel ſieht man auf Java, fowehl im ſ. g. guten als ſchlechten Mouſſon, nie ohne Wolken. Wenn auch die Nachte zuweilen heiter ſind, ſo iſt der Himmel doch uͤber Tag mit mehr oder weniger zerſtreuten, weißlichen, geballten Wolken bedeckt, welche den Sonnenſtrahl von Zeit zu Zeit ſchwaͤchen. Wenn auch in den Ebenen (in der trock— nen Jahreszeit) zuweilen wochenlang kein Regen fällt, ſo ſind doch die Gebirge Jahr aus Jahr ein in einer Höhe von 4 — 50007 beſtaͤndig in Wolken gehuͤllt und werden von faſt täglich fallenden Regen bewaſſert. Man erkennt dies am Wiederhall des fernen Donners und an dem häufigen, ploͤtzlichen Anſchwellen der Ströme, die ihr truͤbes Waſſer in das Meer ergießen. Das Jahr 1837 zeichnete ſich durch große Feuchtigkeit und Kuhle aus. — Bis jetzt (Monat October) vergingen felten 3 bis 5 (ſelten 8) Tage, wo nicht bedeutende Regenguͤſſe herabgeſtroͤmt wären, fo daß man eigentlich nicht ſagen kann, daß eine trockne Jahreszeit eingetreten ſei. Reiſe durch die weſtlichen Provinzen Java's. Unter nommen von Dr. ©. %. Fritze, Chef der R ſaͤmmtlicher Niederlaͤndiſch-Oſtindiſchen 8 olonien, und Dr. Fr. Iunghuhn. Nebſt einem Anhange chemiſcher Analyſen von A. Waitz. —. Vorwort des Mittheilers. Es ſcheint nicht unzweckmäßig zu ſein, den Leſer darauf aufmerkſam zu machen, daß der eigentliche Zweck dieſer Reife keinesweges zunächit auf naturwiſſenſchaftliche Forſchungen gerichtet war. Seine Be— rufsgeſchäfte machten es dem Herrn Dr. Fritze zur Pflicht, eine Inſpection über Java zu halten, nicht allein, um auf die Geſund— heitsbeſchaffenheit der europäiſchen Beamten und Militairs und auf den Zuſtand der Hospitäler Rückſicht zu nehmen, ſondern auch auf die Sanitätsverhältniſſe bei den Eingebornen, den Javanen, — vor— Junghuhn, Java. 11 zugsweiſe was die Vaccine betraf, deren allgemeine Einführung auf das Thätigſte betrieben wurde. Da jedoch die Niederländiſch-Indi— ſche Regierung auch naturwiſſenſchaftliche Forſchungen auf das thä- tigſte befördert und (zum Beſten der Wiſſenſchaften) fortwährend große Summen darauf verwendet, ſo nahm es ſich Herr Fritze, als Kenner und Verehrer der Naturwiſſenſchaften, beſonders zu Her— zen, überall, ohne den Hauptzweck der Reiſe aus den Augen zu ver— lieren, ſo viel Zeit als möglich auf Erforſchung der Natur zu ver— wenden. Der Mittheiler dieſes, welcher ſich der beſondern Unter— ſtützung des Herrn Fritze erfreute und ſich ſchon lange nach einer fo günſtigen Gelegenheit, den höchſt intereſſanten vulkaniſchen Boden Weſtjava's- zu betreten, geſehnt hatte, war fo glücklich, zum Beglei— ter des Herrn Fritze für dieſe Reiſe erkoren und mit der Aufzeich— nung aller gemeinſchaftlichen Beobachtungen beauftragt zu werden. So entſtand dieſes Tagebuch, welches wir dem Leſer hiemit uns verändert, fo wie es auf der Reife ſelbſt geſchrieben wurde, mit- theilen. Nur wenige Nachträge, die Chronik einiger Vulkane oder die nähere Beſtimmung einiger Pflanzen betreffend, wurden erſt nach unſerer Rückkehr auf Batavia eingeſchaltet. Herr Fritze beſchäftigte ſich vorzugsweiſe mit geologischen Be⸗ obachtungen und Forſchungen, mit dem genauen Durchſuchen von Kratern und dem Sammeln von Felsarten (die der geologiſchen Samm— lung unſeres Niederläͤndiſchen Muſeum's zu Batavia einverleibt wurden), während Referent ſich mehr den Pflanzenunterſuchungen und dem Zeichnen widmete. Auch die Höhenberechnungen find von Herrn Fritze. | Batavia, den 15. Januar 1838. Franz Iunghuhn, — Reiſe von Weltevreden über Buitenzorg und Tjanjor nach der Wynkoops -Bai. (Vom 11. bis 16. Ei 1837.) Wir verließen den den 11. Juli 1837 Weltevreden und dutch gert ſchnell die 36 engliſche Meilen breite Ebene, welche den Seeſtrand von dem Fuße der Gebirgsmaſſen des Gedé und Salak trennt. Faſt uns unterbrochen iſt dies Land mit Fruchtbaͤumen, mit Artocarpus, Citrus, Mangifera, Duzio, Gareinia, Nephelium- -Arten und mit Kokospal— men bedeckt, durch deren Laubgewoͤlbe der geebnete Weg wie durch einen Park dahin führt. Zu beiden Seiten des Weges trifft man kleine Land— ſitze, deren reinliches Weiß anmuthig aus den Gebuͤſchen hervorſchimmert. Kaffeeſtraͤucher, mit Bluͤthen wie mit friſch gefallenem Schnee uͤberſchuͤt— tet, junge Kokospflanzungen oder Sirigaͤrten (Piper Betle, der fih an den Stämmen der Erithrina indica oder der Moringa ceylanica Hinauf: rankt), umgeben dieſelben. Erſt in der Entfernung von 15 bis 20 engl. Meilen von Batavia nimmt die Frondoſitaͤt zu beiden Seiten der Straße ab und man kommt uͤber ausgedehnte freie Plaͤtze, die außer hohen Grasarten nur mit dem allgemein verbreiteten Psidium pyriferum und mit Melastoma malabathricum bedeckt ſind und eine ungehinderte Aus— ſicht nach allen Seiten hin geſtatten. Das Terrain faͤngt hier an wellenfoͤmig zu werden und ſich (an⸗ fangs ſanft, faſt unmerklich), abwechſelnd zu heben und zu ſenken. In den ſanften Thalgruͤnden erblickt man Reisfelder, amphitheatraliſch an— gelegt. Sie werden begrenzt durch Doͤrfer, die in dem Schatten der gewoͤhnlichen Fruchtbaͤume verſteckt liegen. Mehre kleine Baͤche, welche die Ebene durchſtroͤmen, ſenden ihnen in einfachen, gegrabenen Leitungen das Waſſer zu. Einer dieſer Baͤche bildet einen tiefen und ſchmalen Graben mit ſenkrecht abgeſtuͤrzten Waͤnden, welche dem Auge uͤberall 1 164 U a eine bolusrothe, fette, thonartige Erde darbieten ). Hier find noch nir— gends Felſen oder Steingeſchiebe zu bemerken. Die Schicht dieſer Erde muß ſehr dick ſein, indem man ſelbſt da, wo die Flußbetten mehr als 10 Fuß Tiefe haben, ihre Unterlage noch nicht wahrnimmt. Die aufloͤslichen Beſtandtheile dieſer rothen Erde ſind es, welchen das Waſſer feine truͤbe, braͤunlich- roͤthliche Farbe verdankt Dieſe Flußbetten find ſo ſchmal und ſtuͤrzen ſo jaͤh ab, daß man ſie aus einiger Entfernung kaum bemerken, und nur durch die Vegetation, die uͤppiger als auf den angrenzenden Gegenden ihre Raͤnder uͤberzieht, auf ihr Daſein ſchließen kann. Denn außer Grasarten, Psidium und Melastoma, find es auch noch Clerodendron, Visenia indica, und andere Sträucher, die ſich hier zufammendrängen, und über deren enggewebtes Dickicht ſich hier und da eine Ficus, eine Emblica officinalis oder ein ſchirmartiger Acacia-Baum erhebt. Die Raͤnder der Chauſſee ſind abwechſeld bepflanzt mit. Hibiscus tiliaceus, mit Jatropha Curcas eder mit Bixa Orellana. Je mehr man ſich Buitenzorg naͤhert, um fo merkbarer werden die wellenfoͤrmigen Erhebungen. Einige Stroͤme, die in weit ausgefurchten Betten uͤber Trachytgeſchiebe hinrieſeln, deuten auf die Naͤhe des Gebirges. Wir trafen um 12 Uhr auf Buitenzog ein. Es liegt auf einem ſanft ausgebreiteten und verflachten Ruͤcken, der zu beiden Seiten von einem Gebirgsſtrom begrenzt wird. Oeſtlich fließt der Djelibon vorbei, weſtlich der Djedanni, die alle beide ihre Richtung noͤrdlich nach dem Meere zu nehmen. In SSW. erblickt man den Berg Salak, der faſt ununterbrochen mit undurchdringlicher Waldung uͤberzogen iſt, bis tief herab, wo ſie mit kleinen lichteren Zwiſchenſtellen abwechſelt. So ziehen ſich feine majeſtaͤriſchen Baumgruppen bis zum Kali ODjedanni herab, auf deſſen diſſeitigem hohem Ufer wir ſtehen und dieſe ſchoͤne, uͤppig verwor— rene Natur bewundern. Den Gede erblickt man in SO. Seine obern Regionen ſind wie die dea Salak, in Wolken gehuͤllt und nur ſeine mit dichter Waldung bedeckten Abhaͤnge ſind ſichtbar. Man blickt, wenn man auf dem dieſ— ſeitigen Ufer des Kali Djelibon ſteht, zu ihnen hin uͤber ein freundliches Thal, in dem dieſer Bach rauſcht, und deſſen Abhaͤnge mit Kokosbaͤumen üppig bepflanzt find. Links von uns (vom Gede aus nach N.), reiht ſich dem Gedé der Gebirgsruͤcken des Gunong Megamendong an, der, wie alle Gebirge, die man hier erblickt, mit Wald bedeckt iſt. Fern in W., im blauen Duft, erſcheinen die Gebirgszuͤge von Bantam. Schoͤner Park des Gouverneur-General, auf nach dem Kali Dje— libon zu ſanftgeneigtem, bergigem Boden, mit Teichen herrlich umſchatte— ten Springbrunnen und vielen exotiſchen Baͤumen; kleiner botaniſcher Garten daſelbſt mit mancher ſeltnen Pflanze aus China und Japan. „) Dies iſt ein Kanal, den der Gen. Gouverneur Daende ls gra ben ließ, der aber unvollendet liegen blieb. 165 Höhe von Buitenzorg über dem Meere, nach unſern Beobachtungen, 885 engl. Fuß ). Am 12. Morgens, noch ehe ſich der oͤſtliche Himmel zu färben be— gann, ſetzten wir unſere Reiſe fort. Die Straße fuͤhrt auf den Gebirgs— ruͤcken zu, mit dem der Gede und Megamendong zuſammenhaͤngen; das Terrain ſteigt wellenfoͤrmig an und zeigt von Zeit zu Zeit anſehn— liche Erhebungen, wo man Karabaue (Bos Caribo) vor die Pferde zu ſpannen pflegt, da letztere einen einigermaßen beladenen Wagen nicht zu ziehen im Stande ſind. Mehre Gebirgsſtroͤme brauſen zwiſchen Trachytgeſchie— ben in tiefen Betten hinab, uͤber welche hölzerne überdachte Bruͤcken führen. Noch ehe man in die Gegend kommt, wo zu Seiten der Straße, etwa in einer Höhe von 2000“, auf lieblichen Hügeln die Landhaͤuſer Chikoppo und Chiſeron liegen, beginnt Areca communis und Arengä saccharifera, anftatt der immer ſeltner werdenden Kokospalmen, haͤufiger vorzukommen und Gruppen von außerordentlich maleriſchem, eigenthüͤm— lichem Anſehen zu bilden. Mit dieſen Palmen wechſeln Baumfarrn ab, welche, ſo wie Farrenkraͤuter uͤberhaupt, je hoͤher man ſteigt, immer haͤu— figer werden. Man verſetze ſich nun an den Fuß eines ſteilen Abſtur— zes, an welchem die braunen, genarbten Staͤmme der Baumfarrn mit dem feinzertheilten Laube, das ſich ſchirmartig ausbreitet, hinanſtreben. Hier erblickt man oben am Rande des Abhanges einen Wald von Areng— palmen, deren ſchuppige Staͤmme mit Farren und andern Schmarotzern überzogen find; dort eine Gruppe von Areca-Baͤumen, deren hellgraue, ſchlanke, ſchnurgerade Staͤmmchen eine fröhliche Leichtigkeit ausdrucken und maleriſch mit der melancholiſchen Arenga contraſtiren. Doch bald verlieren ſich dieſe Zoͤglinge der Kultur, und man tritt in das Heiligthum der Waͤldern ein, welche die Straße in mannigfa— chen Kruͤmmungen, bergauf, bergab, und immer ſteiler anſtrebend, durchſchneidet. Wenn uns ſchon früher der Anblick der Gipfel des Sa— lak und Gede (gegen 9 Uhr) entſchwand, indem die Wolken in die Höhe ſtiegen und ſie umſchleierten, ſo wurde uns jetzt die Ausſicht in die Ferne gaͤnzlich gehemmt durch die maͤchtigen Waldbaͤume, die ſich zu beiden Seiten unſeres Weges erhoben. Es find Roſamalawaͤlder (Liquidam- bar Altingiana Bl.), welche alle dieſe Bergmaſſen weit und breit bedecken und die ſchon in der Entfernung an ihren maͤchtigen, weißen, ſchnurgerade in die Höhe ſtrebenden Stämmen, die ſich erſt hoch oben in eine Blaͤtterkrone veraͤſteln, zu erkennen ſind. Starke Lianen mit armsdicken Straͤngen ranken ſich an ihnen hinauf und ein Dickicht von Scitamineen, Melaſtomaceen, Rubus - Arten und hundert andern Straͤuchern, erfüllt ihre Zwiſchenraͤume. Hie und da hat man die Strauchvegetation ausgerottet und Kaffee zwiſchen den Staͤmmen der f ) Alle in dieſer Reife angegebenen Beobachtungen wurden nach einem, in London verfertigten Engefield'ſchen Barometer gemacht. — Berechnungen nach Olt mans hypfometr. Tafeln (engl. Fuß). 166 hoͤhern Bäume angepflanzt, die hier die Stelle der Dadapbaͤume (Ery- thrina indica) vertreten, welche man in den heißern Flaͤchen zur Be— ſchattung des Kaffees mit Fleiß zu pflanzen pflegt. Es ruhen dieſe Waͤl— der auf einer fetten, rothen Lehmerde, deren Schicht ſo dick iſt, das man das graue Trachytgeſtein des Gebirges nur in Hohlwegen oder in Fluß⸗ betten erkennen kann. Der Megamendong zieht ſich vom Gede aus nach ONO. zu, als ein langer, ungleich erhobener Rüden hin, welcher durch zahlreiche Thaler in mannigfache Joche und Huͤgel zerkluͤftet iſt. Den hoͤchſten Punkt der Straße hatten wir gegen 10 Uhr erreicht; dieſe führt von NNW. nach SSD. über den Rüden hinweg, da wo er die geringſte Höhe hat und die Kuppe den Megamendong mit dem Gede verbindet. Hier auf dem hoͤchſten, 4620 engl. Fuß uͤber dem Meere liegenden Punkte, dicht neben der Straße, hat der Reſident von Tjan— jor eine Eiche (Quercus Robur) angepflanzt, die wir neben einem py: ramidalen hoͤlzernen Pfahle von einem Gelaͤnder umgeben fanden. Sie war 3 Fuß hoch. Von hier aus ſenkt ſich der Berg nach O. wieder ſteil hinab. Schnell rollte der Wagen dahin uͤber Berg und Thal, öf— ters über hölzerne Bruͤcken, unter denen durch Trachytkieſel Gebirgsbaͤche hinmurmelten, und ließ uns nur im Voruͤbergehen die Waldvegetation der Altingia erkennen, die auch hier weit und breit alles uͤberzieht. Der Weg nimmt ſpaͤter, immer abwaͤrts fuͤhrend, eine mehr ſuͤdliche Richtung an und zieht ſich zwiſchen Huͤgeln hin, die reihenfoͤrmig zuſam— menhaͤngend den Fuß des Gedé umgeben, und auf denen die vorgedruns gene Kultur nur noch einzelne Gruppen von Altingiawaͤldern hat ſtehen laſſen. Noch mehr ſuͤdlich begegneten wir Gärten von Kohl, Artiſchoken, Pfirſichen und andern europaͤiſchen Baͤumen, in deren Naͤhe der Gen. Gouverneur von Java ein Landhaus beſitzt. So ſtiegen wir immer mehr hinab gen S., wo ſich zierliche Reis: felder von Stufe zu Stufe und regelmäßiger als wir fie anderwaͤrts ſa— hen, auf den Ruͤcken hinabſenken, und kamen gegen 2 Uhr auf Tjanjor an, dem Hauptplatze der Preanger Regentſchaft, welcher in einer Höhe von 1392 engl. Fußen auf dem OSO. Fuße des Berges Geds liegt. Obgleich nur wenige Europaͤer hier wohnen, wird doch das Auge an⸗ genehm uͤberraſcht durch die große Reinlichkeit, welche hier herrſcht, und durch die Breite und regelmaͤßige Anlage der Straßen, welche das Dorf durchſchneiden. Faſt alle Gehoͤfte ſind mit geraden, aus Bambus zierlich geflochtenen Waͤnden umgeben, und deuten durch ihre zweckmaͤßigere und kuͤnſtlichere Bauart auf groͤßern Wohlſtand, obgleich fie nur aus Bret— tern oder Bambusgeflecht beſtehen. Vortheilhaft zeichnen ſie ſich dadurch vor den ſchmutzigen, krummen, winkligen Dörfern der Länder einheimi— [her Fuͤrſten, wie z. B. vor Djocjokarta aus, fo wie fi auch die hie: ſigen Einwohner durch größere Höflichkeit und Dienſtfertigkeit gegen den Europaͤer vor ja enen Oſt-Javanen hervorthun. Am 13. Juli fruͤh reiſten wir von Tjanjor ab und begaben uns nach der S. Kuͤſte von Java auf den Weg, um die vielbeſprochene Wynkoops-Bai (Palabuan Ratu) zu beſuchen. Nach Sonnenauf⸗ 167 gang befanden wir uns bereits 9 engl. Meilen von Zjanjor entfernt, in einer Gegend am SD lichen Fuße des Geds. Hier fiel das Ther— mometer, welches um 5 Uhr zu Tjanjor auf 72“ F. (17,789 R.) geſtanden hatte, bis zu 699 F. (16,449 R.) herab. Deutlich lag der ſtumpfe Kegel des Gedé vor uns, mit duͤſteter Waldung bedeckt, die ſich bis zu ſeinem hoͤchſten Gipfel hinaufzieht. Eben ſo wie von andern Kegelbergen Java's, z. B. vom Sumbing, ziehen ſich divergirend zahl: reiche Laͤngsruͤcken nach allen Richtungen hin auch von dieſem herab. Die Straße fuͤhrt nun uͤber wellenfoͤmig ungleiches Terrain in ge— kruͤmmter Richtung laͤngs des Fußes des Gedé hin; ſie geht durch Sukabumi, ein großes, regelmaͤßig angelegtes, ſehr liebliches und rein— liches Dorf, das SSW lich vom genannten Berge liegt. Hier trafen wir nach S Uhr ein und ſetzten, nachdem. wir unter einem offenen Haͤus⸗ chen (Pantoppe), an der Seite eines ebenen Grasplatzes, ein kleines Fruühſtück eingenommen hatten, unſere Reife fort. Auf diese Seite des Gedé, doch in bedeutender Entfernung von ſeinem Fuße, erheben ſich zahlreiche Huͤgelrücken, die ſich in vielfacher, öfters gekruͤmmter und halb— mondförmiger Richtung verzweigen, bis zu den Zügen des Kendang hin. Bis Suk bumi bemerkt man auf dieſen Hügeln noch zahlreiche Grup: pen von Roſamalawald nen (mit gerade anftrebenden, weißlichen Stämmen); jenſeits, SW Lich), aber von dieſem Orte nehmen fie ein mehr kahles Anſehn an und gleichen Grasmatten, aus denen hie und da das weiß— liche Geſtein hervorragt. Nur hie und da find fie mit zerſtreutem Ge: buͤſch bedeckt. Die ganze Gebirgsmaffe ſenkt ſich augenſcheinlich nach Suͤden hinab und bildet tiefe, zuweilen keſſelfoͤrmig umſchloſſene Thaler, die ſuͤdlich durch eine von Neuem anſteigende und lang hingezogene Ger birgskette (den nördlichen Zweig des Gunong-Kendang) begrenzt werden; wie die andern Huͤgelreihen dieſer Gegenden, iſt auch dieſe mit Grasmat— ten uͤberzogen, auf denen zerſtreute Baumgruppen ſtehen. Zahlreiche Ruͤcken laufen, ſich unten ausbreitend, der Quere nach von dem ungleich ethobenen Kamme herab, der ziemlich ſcharf zu ſein ſcheint. Dieſen Hauptrüden zur Linken, den wolkendedeckten Gedé zu Rechten, verfolg— ten wir bergauf bergab unſere Reiſe, die ziemlich langſam ging, da wir an vielen Stellen Vorſpann von Karabauen nehmen mußten. Sie— ben engl. Meilen von Sukabumi entfernt, kamen wir uͤber den Kali— bellang, der im tiefen Bette durch Trachytbloͤcke hinbrauſt und ſich in mannichfaltigen Kruͤmmungen zwiſchen den Huͤgeln durchdraͤngt. Er kommt vom Gede und fließt gen S. Eine ziemlich gute hölzerne Bruͤcke, die, wie faſt alle in den Preanger-Regenſchaften, mit einem bam— buſſenen Dache gedeckt iſt, führt hinüber. Nirgends anders, als in den Flußbetten, geht das Geſtein zu Tage aus, da alle dieſe ſanften Huͤgel mit einer dicken Schicht braͤunlich-roͤthlicher Erde bedeckt find. Sie find hier gewoͤhnlich von Baumwuchs entbloͤßt und nur mit einer Wildniß hoher Klaga (Saccharum Klaga J.) und Allang-Allang üͤͤberwu— chert. Nur noch ſelten trifft man ein Doͤrfchen an. Wir kamen um 10 Uhr vor Tjikumbar an, das 30 Paale von 168 Tjanjor entfernt liegt. Der Weg führte uns von Tjanjor aus im Allgemeinen in ziemlich weſtlicher Richtung. Bis Tjikumbar, einem anſehnlichen, reinlichen Bun das in der Nähe einer kleinen Huͤgelkette liegt, hatten wir die Reiſe zu Wagen gemacht. Von hier aus aber ſetzten wir, nachdem wir ein Mahl eingenommen, dieſelbe zu Pferde fort, indem der Weg nunmehr fuͤr ein Fuhrwerk zu beſchwerlich wird. So ritten wir, faſt verbrannt von der gluͤhenden Sonnenhitze, bergauf bergab und ſchmachteten vergebens nach Kuͤhlung, bis wir auf eine Hoͤhe kamen, von welcher ſich der Weg in ſteilen Kruͤmmungen, uͤber Sandſteinſchichten in ein tiefes weites Thal higabwindet. Ob⸗ gleich wir uns nun von der ſtechenden Sonnenhitze, der wir beſtaͤndig ausgeſetzt waren, ganz niedergedruͤckt fuͤhlten, obgleich Hände und Ges ſicht eryſipelatoͤs geroͤthet waren, fo empfanden wir doch die Majeftät der Natur, die fich hier vor uns aufthat, mit aller Lebhaftigkeit. Ja, dieſer Anblick wirkte ſtaͤrkend auf Leib und Seele und regte unſere Froͤh— lichkeit beſſer als alle materiellen Erquickungsmittel auf. Unten im tiefen Thale rauſcht der Chimandiri hin, welcher von O. kommt und der Wynkoops-Bai zufließt. Seine Ufer ſind von uͤppigem Gebuͤſch umgeben, aus dem ſich die Wipfel zahlreicher Faͤcher— palmen (Borassus flabelliformis) erheben, die in dieſem Thale und an den untern Bergabhaͤngen ſehr haͤufig vorkommen und maleriſche Gruppen bilden. In geringer Entfernung von der Gegend, wo die Straße in das Thal hinabfuͤhrt, vereinigt ſich der Chimandiri, mit dem kleineren, von NW. herſtroͤmenden Chidjaro, uͤber den nahe am Zuſammenfluſſe eine hölzerne Bruͤcke führte. Das ganze Thal prangt im üppigften Pflanzen: wuchs und iſt ſuͤdlich begrenzt von der Bergkette des Kendang, die ſich wellenfoͤrmig in hemiſphaͤriſche. Kuppen erhebt und weit hinzieht. Sie iſt mit ununterbrochener Waldung bedeckt, deren Baͤume ſich ma— jeftätifch emporwoͤlben. Ueberall ſieht man von Tjikambar bis zur Wynkoops-Bai, wie erſt in den neueſten Zeiten Kultur hiehergedrungen iſt, und nur noch un— bedeutende Fortſchritte in dem Ausrotten von Waͤldern gemacht hat, die, üppig verwachſen, Berg und Thal bedecken. Noch ein kleines bewohntes Plaͤtzchen trafen wir an bei dem Bache Chidarik; es liegt in einer kleinen Eeffelförmigen Ebene, die ringsum, faſt ringförmig, von waldigen Gebirgen umzingelt iſt. Immer ſchoͤner und wilder wurde die Natur, immer rieſenmaͤßiger wurden die Waldbaͤume, die an den ſteilen Abhaͤngen der Berge aufſtreben, bis wir auf einem Rücken ankamen, wo wir vor uns in der Tiefe einen Theil der Wyn— koops⸗Bai mit ihrem glaͤnzenden Waſſerſpiegel erblickten. Hier windet ſich der Kali Chimandiri, der aus der Vereinigung aller vorhin erwaͤhn— ten Stroͤme entſteht, in maleriſchen Krümmungen zwiſchen üppig be— wachſenen Ufern hindurch, um ſich in die Bai zu ergießen. Von hier aus wurde die Gegend etwas lichter und freier; zerſtreute, öfters kahle und abgeſtorbene Faͤcherpalmen erhoben ſich aus dem Ge: 169 ſtraͤuch; auf ihrem Laube ſaßen große Jahrvoͤgel (Buceros Rhinoceros), die ihr ſchwarzer Ruͤcken und rieſenmaͤßiger gelber Schnabel weit hin kennbar machte. Kurz darauf, die Sonne neigte ſich bereits ihrem Un— tergange, erblickten wir in ſanfter Tiefe vor uns die hoͤlzernen ſtroh— gedeckten Gebaͤude der Wynkoops-Bai, aus denen uns die gaſtfreund— lichen Klaͤnge javan'ſcher Muſik (Kamelang) entgegenſchallten. Bemerkungen über die Wynkoops Bai. Sie erſtreckt ſich in der Richtung von SW. nach NO. in das Land.“ Ihre Tiefe betraͤgt 14 Seemeilen, ihre Breite faſt ebenſo viel. Sie iſt vorn voͤllig offen wäh nirgends durch Klippen gefperrt, fo daß man ſie ſich unter einem Viereck vorſtellen kann, von dem die vordere Seite, wo fie mit dem Meere communicirt, fehlt. Ihr ſuͤdliches und noͤrdliches Geſtade iſt ſteil; hier erheben ſich die Felſen unmittelbar an dem Meere, unten von der Brandung uͤberſchuͤttet, oben ſich in Bergruͤcken abrun— dend, die von uͤppigem Waldwuchs bedeckt ſind. Doch bilden dieſe Fel— ſen keine ſenkrechte Wand, wie z. B. die Kalkſteinkuͤſten bei Rankop, ſondern ſteigen mehr ſchief aus dem Meere auf, ſo daß ſie faſt uͤberall zugaͤnglich ſind. Es ſind trachytaͤhnliche Maſſen, die perpendikulaͤre, nur ſelten etwas geneigte Schichten bilden, und nur unten, wo ſie die Brandung beſpuͤlt, in Kluͤfte, Gruben und ſcharfe Klippen ausgewa— ſchen ſind. Die Kuͤſten laufen nicht in gerader Richtung aus, ſondern bilden hie und da kleine Vorſpruͤnge, Kap's, oder Spitzen, zwiſchen denen kleine Buchten uͤbrig bleiben, in welche das Meer tiefer eintritt. Dieſe Buchten, in denen zur Regenzeit die kleinen Baͤche muͤnden, welche aus den Zwiſchenthaͤlern herabkommen, ſind dann gewoͤhnlich mit Sand be— deckt, der dieſelbe ſchwaͤrzlich-graue Farbe, wie das Geſtein ſelbſt hat. In einer dieſer kleinen Buchten der Nordkuͤſte fanden wir eine Höhle, in welche die Brandung ziemlich-weit hineinſchlaͤgt, die aber hinten et: was hoͤher anſteigt und in ſchmale dunkle Gaͤnge blind auslaͤuft. Hun— derte von Fledermaͤuſen, durch mich in ihrem Schlupfwinkel aufgeſtoͤrt, flogen aus dem Hintergrunde hervor; ihre Flucht war ſo eilig, daß ſie gegen uns anſtießen und leicht zu fangen waren. An der noͤrdlichen Kuſte herrſcht die ſchwerſte Brandung, die alles Landen unmoͤglich macht. Auf dem abwechſelnd vom Meere uͤberſchwemmten Felſen fanden wir außer einer, Tangart noch 5 andere Algen. Die Oſtkuͤſte der Bai laͤuft ziemlich gerade aus und bildet bei weitem dem groͤßten Theile nach einen ſanft anſteigenden Sandſtrand, deſſen Betretung indeſſen die heftige Brandung nur an einer Stelle geſtattet. Dieſer Landungsplatz befindet ſich nahe an der nördlichen Ecke der Bai, wo die O. und N. Seite zuſammenſtoßen. Hier liegen in 170 einer Entfernung von etwa 1000“ vom Ufer die Packhaͤuſer, und weiter oben auf dem allmaͤhlich anſteigenden Terrain das Haus eines Packhaus— meiſters nebſt mehren javaniſchen Hütten, die ein kleines Doͤrfchen zu beiden Seiten der Straße bilden. An dieſer oͤſtlichen Seite ſind die Gebirge, welche an der N. und S. Seite upmittelbar aus dem Waſſer emporſteigen, bedeutend vom Strande entfernt, ſo daß zwiſchen dem Fuß der Gebirge und dem Strande im Allgemeinen ein 3 bis 4 Pfaͤhle breiter Raum uͤbrig bleibt, der jedoch keine Ebene bildet, ſondern ein ungleich erhobenes Terrain, welches nach innen zu immer Höher gen D. anſteigt. So liegt das etwa 20007 vom Ufer entfernte Haus des Pack⸗ hausmeiſters bereits 100 Fuß über dem Meere. Durch dieſes Zwiſchen⸗ terrain hin windet ſich auch der Kali-Chimandiri, der vor kurzem erſt aus dem tiefen Gebirgsthale kam, dem Meere zu. Seine Ufer ſind üppig bewachſen, fo wie das ganze Zwiſchenland ſich als ſehr fruchtbar in ſeiner Vegetation darſtellt; eigentliche Wildniſſe vermißt man jedoch, indem die immer mehr uͤberhandnehmende Kultur im öftlichen Hinter: grunde der Bai bereits alle Waldbaͤume ausgerottet hat. Die Vegetation des ſandigen Ufers, wo ſich in der Naͤhe des Mee— res noch kein zuſammenhängendes Gebuͤſch findet, charakteriſirt ſich de- ſonders durch Ipomoea maritima, einen kriechenden dreiblaͤttrigen Do- lichos (zwei Pflanzen, die oͤfters 20“ weit auf dem beweglichen Sande hinktriechen); ferner noch Cytisus- Arten, ſtacheliche Graſer, Calotro- pis gigantea, und ein zierliches Baͤumchen mit lanzettfoͤrmigen Blaät— tern und einer Fluͤgelfrucht. Pandanus littoralis fieft man nur hie und da zerſtreut. Auf einigen Suͤmpfen hinter dem Sandufer ſchwim⸗ men die Blätter der Villarsia indica, deren Bluͤthen unferer Menyan- thes aͤhneln. Doch ſchon in einer Entfernung von 50 bis 100“ vom Ufer faͤngt die Strauchvegetation an, in der ſich hin und wieder ein Feigenbaum erhebt. Einzelne Huͤtten und Doͤrfchen, mit Kekospalmen umgeben, liegen hie und da zerſtreut; auch ſtoͤßet man auf eine Wild: niß von ſtachelichem Bambus. Dieſe ſandige Oſtkuͤſte iſt nur in ihrer Mitte 150 ein kleines ſchmales Felſenjoch unterbrochen, welches ins Meer vorſpringt und ſich maueraͤhnlich hinabſtuͤrzt. Waͤren dieſe Felſen nicht, ſo wuͤrde man am ſandigen Strande ununterbrochen von der noͤrdlichen Ecke bis zur ſuͤdlichen an dieſer O. Kuͤſte fortſchreiten koͤnnen; fo aber muß man eis nen kleinen Umweg uͤber den Felſenruͤcken machen, um dorthin zu ge— langen. Dieſer bildet vorn, wo er ſich in's Meer abſtuͤrzt, eine ſenkrechte, etwa 100° hohe Wand, die unten auf eine wunderbare Art ausgehoͤhlt und von dem Meere durchwuͤhlt iſt, während oben eine uͤppige Strauch Begetation bis zum aͤußerſten Rande vordringt. Jener Hoͤhle kann man ſich indeſſen nur mit Gefahr naͤheren, in— dem man ſich an den von der Brandung beſpritzten Vorſpruͤngen der Felſen hindruͤckt, und den Augenblick, wo das Meer zuruͤckgetreten, be: nutzt, um hineinzuſpringen; denn der Sandgrund der Hoͤhle ſteigt nach innen zu an. Iſt man zu langſam und verfehlt den rechten Augen— 171 blick, fo wird man von der wiederkehrenden Brandung leicht bis an bie Achſeln unter Waſſer geſetzt und muß ſich an die Felſen anhalten, um nicht mit zuruͤckgeſchwemmt zu werden, wie das kleine Geroͤlle unter den Fuͤßen. Die Hoͤhle bildet drei Hauptabtheilungen, von denen die mittlere die größte und etwa 40 Fuß hoch iſt, und dieſe iſt es auch, in wel: cher die Hirundo esculenta ihre Neſter (die eßbaren Schwalbennefter) baut. Dieſe Abtheilungen find wiederum in mehre Nebenarme oder Gaͤnge geſpalten, die nach innen zu anſteigen und nicht ſelten ſehr enge auslaufen, ſo daß in den hinterſten Spalten, wo Fledermaͤuſe hauſen, vollkommene Finſterniß herrſcht. Mehre Nebenſpalten und Querdurch— gaͤnge durchbrechen die Felſenmaſſen, auf denen die Gewoͤlbe ruhen; ſo daß die Grotten durch Quergewoͤlbe mit einander communiciren. Die Felsart iſt ein ſchwaͤrzlich-grauer Trachyt, der, fo wie alle Felſenufer dieſer Bai, in verticalen Schichten von 1 — 2, Durchmeſſer, gleichſam lamellenartig gelagert iſt. Man denke ſich nun die ſchwaͤrzlich-graue Felſenwand, mit den. labyrinthiſch zerkluͤfteten Höhlen, die ſich an ihrem Fuße öffnen und ia die der weiße Schaum der Brandung hineinſtuͤrmt, den Schwarm der Schwalben, die heraus und hineinziehen, und hierzu das Donnern des brandenden Meeres; ſo wird man ſich eine ungefaͤhre Vorſtellung von dieſem malerifchen Felſen machen koͤnnen. Suͤdlich, in geringer Entfernung von hier, muͤndet ſich der Kali Chimandiri in's Meer. Er iſt hier etwa 100° breit und eine furchtbare Brandung ſtuͤrzt in ſeine ſchief gerichtete, ſandige Muͤndung. Am Ufer, oberhalb ſeines Ausfluſſes, fanden wir, außer zahlreichen Trachytgeſchieben, auch ſchoͤne Jaspis- (rothe, grüne, gelbe) Chalcedon- und Quarzkieſel von 1— 2 Zoll Durchmeſſer. Wegen zu großer Seichtigkeit iſt der Chi— mandici mit großen Schaluppen nicht zu befahren. 5 Nach innen zu wird das eben erwaͤhnte oͤſtliche Zwiſchenufer der Bai, das eine Breite von 3 — 4 Pfühlen (6 auf 1 Meile gerechnet) haben kann, durch mannichfach zerkluͤftete Gebirgsketten begrenzt, an deren ſteilen Abhaͤngen undurchdringliche Waͤlder aufſtreben. Dieſe Ge— birgsruͤcken find hoͤher als die noͤrdlichen und ſuͤdlichen, welche alle zu— ſammengenommen die Bai wie eine Ringmauer einſchließen, die indeß von zahlreichen Thaͤlern nach allen Seiten hin durchſchnitten iſt. Der Packhausmeiſter hat, etwa 1 Pfahl vom Meere entfernt, auf einer Anhöhe ein offenes Haͤuschen bauen laſſen. Wenn man von hier aus die Umgegend uͤberſchaut, und, im Anblick verloren, vom daͤmmern— den Abend uͤberraſcht wird, ſo fuͤhlt man erſt den eigenthümlichen Reiz dieſer Landſchaft. In roͤthlichen, lilafarben und gelblichen Streifen aller Nuͤancen blickt das Abendroth durch die Wolken; Tauſende von Inſek— ten fangen an zu zirpen und zu ſchwirren; die kreiſchende Stimme der Pfauen toͤnt aus den Waͤldern herab, kein anderer Laut, kein menſch— liches Treiben iſt vernehmbar; einſam, in wilder Einoͤde ungeſchwaͤchter taufendjähriger Natur, abgeſchieden von aller bewohnten Welt ſtehen wir 172 da, rings umgeben von duͤſteren Waldgebirgen, wo nur Tiger haufen und die Pfauen ſchreien, waͤhrend unten die Meeresbrandung donnernd anſchlaͤgt. Um ſo freundlicher daher, je mehr ſich die Dunkelheit der Nacht bend ſenkte, erſchienen uns die leuchtenden Fackeln, welche man unten vor dem Hauſe des Packhausmeiſters anzuͤndete eis die Toͤne javan'ſcher Muſik, die uns 8 05 Abendeſſen einlud. Den 16. 1150 halb 5 Uhr verließen wir die Wynkoops⸗Bai und tra: ten unſeren Ruͤckweg an. Es war eine finſtere Nacht. Ein paar Muſi⸗— kanten mit klappernder Bambusmuſik gingen unſerm Zuge voraus, um die Tiger zu verſcheuchen. Mehr als fuͤnfzig Fackeln von Bambusroht leuchteten uns zu beiden Seiten und erſchienen in dem finſtern Wald- gebitge wie wandelnde Irrlichter, von aͤußerſt maleriſchem Effekte. In der Richtung von der Bai nach Tjanjor zu kommt man uͤber folgende Gebirgsſtroͤme, die alle von N. nach S., in tief ausgewa⸗ ſchenen Betten, zwiſchen Trachytgeſchieben vom Salak und Geds herabeilen und ſich mit dem Tjimandiri vereinigen, der im tiefen prachtvollen Thale von O. nach W. ſtroͤmt und ſich in die Wynkoops-Bai ergießt; uͤber alle dieſe Stroͤme oder Baͤche (außer uͤber Nr. 2), fuͤhren je hölzerne. uͤberdeckte Bruͤcken: 1) Tjidarik, in einem kleinen keſſelfoͤrmigen Thale, in dem ſich erſt neuerdings einige Menſchen niedergelaſſen haben. 2) Tjidjarian. In ſeinem ſo ſeichten kleinen Bett viele Kalkge⸗ ſchiebe, die ganz aus zuſammengebackenen Muſcheln beſtehen. 3) Tjigadong. Maleriſcher Anblick des ſchoͤnen Thales, von der Hoͤhe herab, wo es ſich in den Tjimandiri ergießt. 4) Tjidjaro, nicht weit von jenem, und ſich ebenſo in den Zji: mandici muͤndend. 5) Tjaddi. 6, 7, kleine Baͤche. Die folgenden liegen oͤſtlich von Tjikumbar, bis zu welchem Dorfe der Weg fahrbar iſt. 8) Tjibadu. 9) ein kleiner Bach. 10) Tjibelang. 11) 12) Zwei Baͤche nicht fern von Tjanjor. 13) Kali Tjanjor im Dorfe gleichen Namens. — Als wir uns gegen 3 Uhr Tjanjor naͤherten, von einem flachen Rüden wieder abwärts fahrend, hatten ſich die Wolken außerordentlich tief gelagert und ſelbſt die niedrigſten Gebirgskuppen in Nebel gehuͤllt. In der Ferne donnerte es und zugleich erhob ſich ein außerordentlich kuͤhler Luftzug, der uns im Vergleich mit der erſt heute noch uͤberſtan— denen Hitze ſogar kalt vorkam. Auf Tjanjor ſelbſt fing es jedoch — um 8 Uhr an zu regnen, unter ſtarken Donnerſchlaͤgen, die fo ploͤzlich losbrachen, als ſtuͤnde die Wolke dicht über den Daͤchern der Haͤuſer. 173 Neiſe von Tjanjor auf dem Vulkan Patuha. (Vom 18. bis 22. Juli 1837). Berg Gunong-Kendang. — Ausſicht von demſelben. — Ausſicht vom Paſſir— Goong. — Bergſee Telaga Patengan am W. Abhange des Patuha. — Doͤrf— chen Tjiſondari. — See auf dem Patuha mit aluminiſchem Waſſer und Schwe— fel⸗ Sediment. — Tamann⸗Saat, Krater des Patuha. — Geſchichte des Patuha. 5 Am 18. Juli fruͤh verließen wir Tjanjor von neuem und verfolg⸗ ten den Weg, der zwiſchen ſanften, abgerundeten, grasbedeckten Huͤgeln, immer abwärts ſteigend, ſuͤ̃lich hinfuͤhrt bis zum nördlichen Fuße des langen Gebirgsruͤckens Gunong-Kendang, zu dem ſich ſehr ſchoͤne Flaͤchen, terraſſenfoͤrmig mit Reisfeldern *) bedeckt, hinabziehen. Doch viele dieſer ſchoͤnen von Huͤgeln umgebenen Flaͤchen oder Plateaus liegen noch wild da, nur mit hoch aufgewuchertem Gras und Melastoma malahathri— cum bewachſen. Am Fuße des Kendang laͤngs dem lieblichen Thale kruͤmmt ſich der Kali Tjikondang, welcher NO. lich hinfließet, um ſich dem nördlichen Seeſtrande zuzuwenden. Hier liegt, 9 Paale von Tjan— jor, das Dorf Nagrok, wo wir beim Diſtriktshaͤuptling ein Fruͤhſtuͤck für uns bereitet fanden. Nach kurzer Raſt ſtiegen wir den Kendang hinauf, der hier mit hohen Graswildniſſen bedeckt iſt. Nur hie und da, beſonders in den feuchten Thaͤlern, die der Quere nach vom Hauptgebirgskamme herab— laufen, findet man kleine ſchattige Waͤldchen. Eine hohe Schicht rother, thonartiger Erde, deren Tiefe beſonders an den Raͤndern des Weges ſichtbar iſt, bedeckt alle dieſe Abhaͤnge; nur hie und da findet ſich ver— einzeltes Trachytgeroͤlle eingeknetet; an einigen Stellen ziehen auch Schich— ten wahren Tones hindurch. Selten geht das trachytartige Berggerippe ſelbſt zu Tage aus.— Gegen 11 Uhr hatten wir den hoͤchſten Punkt (3127 engl. Fuß) des Weges auf dieſem noͤrdlichen Rande des Kendang erreicht und wandten über Wildniſſe von Klaga (einer Grasart) hin unſere Blicke zuruck, um uns an der majeſtaͤtiſchen Anſicht zu weiden. In NW. lag der ſtumpfe Kegel des Gedé, durch keine Wolken veeborgen, nur etwas blaͤulich, hinter dem feuchten Dufte der Atmoſphaͤre und zeigte uns deutlich ſeine Umriſſe. (Siehe Taf. 12. Fig. 1.) ‚Saft nach allen Seiten hin läuft fein Fuß in Huͤgel aus, die ihn um— ringen. Der Hoͤchſte dieſer Huͤgel, der einen ausgedehnten Ruͤcken bil— det, zieht ſich ſuͤdlich herab (Gunong Kantjanu), und läuft, ſich immer mehr % ) In dieſen ſahen wir viele ſogenannte Domine’s (Pfaffen, Ciconia capillata) ſtolzen Schrittes umherwandern. - 174 0 abdachend dem Fuße des Kendang, auf dem wir ſtehen, entgegen. Mehr rechts erblicken wir einen ähnlichen Rüden (den Gunong Kombong), deſſen Kuppen eben ſo wie die des vorigen mit Wald bedeckt ſind. Ein ge⸗ raͤumiges Hochland, nach dem Geds zu anſteigend und überall mit Dörfern und blühenden Feldern bedeckt, bleibt zwiſchen ihnen übrig. Noch mehr rechts vom Gunong Kombong, von hier aus in N. und NND, geſehen, liegt eine ausgedehnte lachende Ebene, mit ſpiegelnden Reisfeldern, durch welche fi der Kali Tfikondang hinſchlaͤngelt. An den Ufern des letztern, tief unten am Fuße des Gebirges, erkannten wir noch das gaſtliche Dörfchen, welches wir vor kurzem verlaſſen hatten. Alle fer: nern Gegenden jenſeits dieſer Ebene verbergen ſich im blauen Dufte unſeren Blicken. > Nachdem wir unfere Barometer: und Thermometerbeobachtungen gemacht, verfolgten wir die Reiſe weiter, bergauf, bergab, durch das Gebirgsland fort, das immer wilder und ſchͤner wurde, und kamen gegen 1 Uhr auf Tjambaka an, einem kleinen Doͤrfchen, das 17 Paale von Tjanjor einſam, von aller Welt abgeſchieden, mitten in Huͤgeln liegt, welche mit uͤppiger Waldung bedeckt, es rings umgeben. Maleriſch liegen feine Hütten zwiſchen dem Grün zerſtreut, unbekannt mit dem Geraͤuſche der Welt, dem Gemuͤthe des Reiſenden, der ſtundenlang durch duͤſtre Wälder zog, eine freundliche Erſcheinung. Höhe 3265 Fuß. Die Roſamala- und Feigenwaͤlder, die es umgeben, find reich an Areca humilis, Scitamineen, Rotang- Arten, und boten eine Menge bluͤhender Straͤucher und Pflanzen, die wir bis jetzt noch nicht geſe⸗ hen hatten. Am 19. Morgens weckte uns die Kaͤlte auf. Das Thermometer ſtand bei heiterem, vom Scheine der nahenden Sonne erhelltem Fir: mamente, auf 554° F. (10,22 R.) Gerade oͤſtlich blickten wir von unſerer Hütte aus, über eine Thalkluft hinweg, auf einen neuen Gebirgsruͤcken, der ſich (ein anderer Zweig des Kendang) im Hin⸗ tergrunde hinzieht. Froͤhlich ſetzten wir unſere Reiſe fort, in ſteter Bewunderung der Majeſtaͤt der Waͤlder, deren Dunkel weit und breit Berg und Thal bedeckt, und an deren rieſenhaften Stämmen ſich Tauſende von Schlingpflanzen, wie umgruͤnte Strickleitern in die Höhe winden. Ganz beſonders find es Altingia excelsa (Rosamala), Cedrela febrifuga (Surek), eine Alyxia, Puspa (Sibima Noronhae) und hundert andere Bäume, der Staͤmme in verticaler Richtung an hundert Fuß und daruͤber anſteigen, und deren Zweige hoch oben mit Tauſenden von Orchideen, mit Farren und Usnea-Arten uͤderzogen find, Die Zwiſchenraͤume der Baͤume nimmt ein Dickicht von Melaſtomaceen, Baumfarrn, Scitamineen, Rubus- Arten, Urticeen und anderen ein. — Mit größem Mißvergnuͤgen empfanden wir die Schwierigkeit, nicht nur die Bluͤthen dieſer hohen Baͤume ſelbſt zu erhalten, ſondern auch die Blumen der Orchideen, welche auf ihren hoͤchſten, mit langen Bartflech— ten bekleideten Zweigen ſchmarotzten, und die der zahlreichen Lianen (3. B. der Freycinetia- Arten), deren arm- und fußdide Stränge man a 2 175 überall erblickt, deren Blumen ſich aber erſt im Gipfel der hoͤchſten Baͤume enthalten. N Auch zahlreiche Kimarak-Baͤume (Podocarpus amara BI) an unſere Fichten erinnern, bis 100“ hoch, aber erſt hoch oben in eine Na— delkrone ausgehend, traten hier auf. An vielen Abhaͤngen hat man das Geſtraͤuch zwiſchen den Baum— ſtaͤmmen ausgerottet, und mitten im finſtern Walde Kaffeegaͤrten ange⸗ legt, die hier ſehr gut gedeihen. Die ganze Gebirgsmaſſe (Trachyt) iſt ſehr huͤgelig und in unzaͤh— lige kleinere und groͤßere Thaͤler zerkluͤftet, fo daß man unaufhoͤrlich auf ſchluͤpfrigen Wegen hinab- und hinaufklimmen muß; denn uͤberall bedeckt eine hohe Schicht rother, thoniger Erde das Grundgeſtein. Um 10 Uhr kamen wir in einem lieblichen Laͤngsthale an, durch welches der Kali Tjibalapulang hinſtroͤmt; er kommt vom Gunong-Ka— rang (einem Theile des Kendang), und ſtroͤmt gen SW., um ſich in den Kali Zjibuni zu münden, der ſich in die Suͤdſee ergießt; — Trachyt— geſchiebe darin; — Kampong gleichen Namens am lieblichen Fluͤßchen; — einſam, ringsum waldige Ruͤcken. Dieſe Gegend des Thales liegt 2803 Fuß über dem Meere; — ein Gebirgsrücken, zwei Paale ſuͤdlicher, 3168“. Nach muͤhſamem Auf- und Abklimmen kamen wir gegen 3 Uhr in einem andern Laͤngsthale an, welches tiefer als jenes, aber auch mehr verflacht und breiter iſt, und in dem ſich ſchon große Strecken mit Reis— feldern bedeckt finden; der Kali Tji-Tjambang ſtroͤmt von N. nach S. zwiſchen Trachytgeroͤllen hindurch, um ſich, wie der vorige, in den Tjibuni zu münden; ein kleiner Hof, Podjon-Pedehr, liegt an 5 Ufer, 1135 Fuß uͤber dem Meere. Obgleich das Thal ſelbſt ein mehr kahles, kultivirtes Anſehen traͤgt, ſo prangen doch die Bergruͤcken, die es umgeben, beſonders die noͤrdlichen, mit duͤſterer Waldung, deren Bäume ſich gegen das Thal herab an den ſanften Abhaͤngen nur allmaͤhlich zwiſchen Allang-Allangſtrecken verlieren. Waſſerfaͤlle, weit hin ſichtbar an der hellen Farbe auf dunkelgruͤnem Grunde, erblickt man mehrere daſelbſt. Von allen Seiten iſt das Thal von Bergruͤcken umſchloſſen; die ſuͤdlichen erſcheinen mehr kahl; doch be— merkt man einige hellgefarbte, anſehnliche Felfen : Wände. Den 20. Juli verließen wir unfer Doͤrfchen noch vor Aufgang der Sonne und ſtiegen das Gebirge hinan. Die Tiefen waren mit Nebel erfüllt, welche das ſchoͤne Licht des vollen Mondes aus dem farbigen Hofe, der ihn umgab, nur gebrochen durchdrang. Doch bald waren wir uͤber die Nebel geſtiegen, die uns nun in der Tiefe wie weiße, in den Thaͤlern hingegoſſene Streifen erſchienen, aus deren feuchtem Mantel die waldigen Ruͤcken frei und unverhuͤllt hervorragten. Als ſich der oͤſtliche Himmel erhellte, breitete ſich das Morgenroth in divergirenden Streifen oder Strahlen von roͤthlich-gelber Farbe aus, die vom waldigen Rüden uͤber das Firmament emporſchoſſen, ſo daß zwiſchen ihnen dunkelblaue Strahlen des Himmels uͤbrig blieben. Herrlich contraſtirte dieſe Beleuch— tung mit dem ſilbernen Monde, der immer mehr erbleichte. Anderthalb 2 176 Paale vom Dorfe entfernt, durchwadeten wir den Kali: Zjilummut, wel cher in dem Thale zwiſchen Trachytgeroͤlle hinbrauſt, um ſich in den Kali Tjiburukaſſi zu muͤnden. Gegen 7 Uhr kamen wir auf der Hoͤhe eines Ruͤckens (Paſſir-Goong) an, wo viel ſtachelicher Bambus waͤchſt, und wo wir in einer Hoͤhe von 2400“ ein Haͤuschen für uns erbauet fanden. Von hier aus genießt man die herrlichſte Ausſicht nach allen Seiten hin. Lieblich liegt das weite Thal zu unſern Fuͤßen ausgeſtreckt, die Nebelſtreifen, die noch vor kurzem in den labyrinthiſchen Laͤngsthaͤlern ſchwebten, haben ſich faſt alle aufgeloͤſt, nur ein paar ziehen ſich noch an den Abhaͤngen hin. Faſt keſſelfoͤrmig erſcheint das Thal rings von waldigen Ruͤcken umgeben. In SW. erblickt man mehre ſenkrechte Felſenwaͤnde von bleicher Farbe, die vom Rande eines lang hingezogenen Ruͤckens in das Thal herabſtei— gen. In W. erkennen wir die Bruͤcke, welche neben dem Doͤrfchen, wo wir die vorige Nacht zugebracht, über den Kali- Tjitjambang führt. Dieſer Bach, nebſt dem Kali-Tjilummut, den, wir dieſen Morgen durch: wadeten, ſchlaͤngeln ſich unten durch's Thal; ein dritter Strom, Tjikru— tuk, uns unſichtbar, fließt längs dem Fuße jenes, lang von N. nach S. hingezogenen, Ruͤckens (des Brimbing) hin; alle drei muͤnden ſich weiter unten in WSW., wie unfere Begleiter verficherten, in den Kali Tji— burukaſſi. Dieſer wuͤrde uns ſichtbar ſein, wenn ſich nicht vorn in WSW. eine waldbedeckte Huͤgelkuppe aus dem Thale erhoͤbe. In NNW. ragt uͤber den waldigen Ruͤcken die Kuppe des fernen Gedé hervor (Taf. 12. 8. 23 Im Allgemeinen ſtreichen die Ruͤcken mit ihren Zwiſchenthaͤlern von NNO. nach SSW. . Kurz darauf kamen wir wieder einen hoͤhern waldigen Ruͤcken entlang, von dem, haͤufige Kaskaden bildend, mehrere kleine Bache zum Kali-Tjikrutuk herabſtroͤmen. Auf muͤhſamen Wegen klommen wir, bergauf bergab, an dem oͤſtlichen Abhange eines waldigen Rückens hin, bald durch Klagaſtrecken, bald durch Gruppen von Wald: baͤumen, wo nur hie und da einige Huͤtten zerſtreut liegen, und kamen gegen 9 Uhr an einem kleinen, kaum aus ein paar. Hütten bes ſtehenden Doͤrfchen: Tjidauwah an, welches 8 Paale von Padjon-Pedehr entfernt liegt. Noͤrdlich von hier, in geringer Entfernung, zieht ſich von WNW. nach OSD. der Gunong-Lemmoh hin, ein waldiger Ruͤcken, der nach innen (nach uns zu) eine Felſenwand bildet, die ſich 3 bis 400 Fuß ſenkrecht hinabſtuͤrzt, aber doch groͤßtentheils von uͤppigem Gruͤn umwuchert iſt. Hier fallen aus ſchmalen Kluͤften vom hohen Rande des Ruͤckens mehrere Waſſerfaͤlle herab, von denen beſonders der eine ſehr anſehnlich iſt. Er ſtuͤrzt faſt voͤllig ſenkrecht an der glatten Wand herunter, ſo daß er nur wenig zerſtaͤubt. Berg und Wald hallen wie— der vom Donner ſeines fallenden Waſſers. Der Lemmoh laͤuft dem langen Ruͤcken des Brimbing entgegen; zwiſchen beiden bleibt ein Thalpaß uͤbrig, durch welchen man den fernen Patuha erblickt. Aus dieſem Zwiſchenthale ſtroͤmen zahlreiche Baͤche * 1/7 zwiſchen Trachytgeſchieben brauſend herab. Wir drangen nun fortwaͤh— rend durch die ungeheueren Urwaͤlder vor, die Berg und Thal bedecken, und deren gigantiſche Bäume ſich 100 bis 150° hoch erheben. Sehr häufig kommt hier eine Ecitaminee (Elettaria speciosa Bl.), mit 20 bis 30“ hohem Laube vor. Auch andere Scitamineen, deren ſchoͤn ge— faͤrbte Bluͤthen unmittelbar aus der feuchten Erde auftauchen, (beſonders Amomum Arten) kommen hier ſehr zahlreich vor. Wochen wuͤrden wir gebraucht haben, um durch dieſe nie be— tretenen Urwaͤlder vorzudringen, haͤtte nicht die Gefaͤlligkeit des Herrn Reſidenten von Tjanjor einen kleinen Pfad durch die Wildniſſe hauen laſſen, der mit Huͤlfe von mehr als 150 Menſchen bis zum Meere des Patuha fortgefuͤhrt war. Baumfarrn bilden hier maleriſche Waͤldchen, mit galmenartigen, nicht ſelten 50“ hohen Staͤmmchen. Unter den Waldbaͤumen herrſcht die Roſamala (Altingia excelsa) vor, deren 5 — 8 dicke, ſchnurgerade Stämme himmelhoch anſtreben, ehe fie in die Blaͤtterkrone uͤbergehen. Hunderte von Lianen ſchlingen ſich wie Taue in ihre hoͤchſten Gipfel hinauf, und dicke Schichten von Mooſen, Lycopodien-Arten und Orchideen uͤberziehen ihr Geaͤſte. Um ein Uhr kamen wir durch ein tiefes, enges Thal, durch das der Kali⸗Tjiburai, der ſich in den Tjiburi-Kaſſi ergießt, herabſchaͤumt, und welches von ſteilen Abhaͤngen begrenzt wird, deren rieſige Baͤume es in ſtetes Dunkel huͤllen. | Es iſt ſehr muͤhſam, in dieſen Wäldern vorzudringen, indem bie rothe oder braͤunliche lehmartige Erde, deren Schicht uͤberall ſehr dick iſt, unter den Fuͤßen weicht, und man leicht an den ſteilen Abhaͤngen hinab— gleitet. Wir ſtiegen abermals aufwaͤrts, und fanden mitten im duͤſtern Walde, neben der Kluft des kleinen Baches Tjanjabar eine kleine mit Rotangblaͤttern gedeckte Hütte für uns erbaut. Höhe 3836. Aber wir hielten uns nicht auf, ſondern klommen unaufhaltſam weiter, da wir heute noch den Bergſee des Patuha zu erreichen wuͤnſchten. Hier wur— den nun zahlreiche Rotang (Calamus “- Arten) immer haͤufiger. Von Baum zu Baum ſchlingen ſich ihre ſtachelichen Straͤnge, ſo daß ihre gefiederten Blaͤtter alle Zwiſchenraͤume der Baumſtaͤmme ausfuͤllen. Lieb— lich gruppirt ſich zwiſchen ihnen die Areca humilis, deren armsdickes Staͤmmchen mit den rothen Fruchttrauben an die Pinangpalme erinnert. Auch erblickt man von Zeit zu Zeit noch eine Zuckerpalme (Arenga saccharifera), die in dieſen Waͤldern urſpruͤnglich wild vorzukom— men ſcheint. Im dunklen Schatten ſolcher Waͤlder, aller Ausſicht beraubt, ſetz— ten wir unſere Reiſe, immer weiter auſwaͤrts klimmend, fort. Viele Blutegel, die ſich an unſere Füße anſogen, plagten uns auf dieſen We: gen. Immer mehr bedeckten ſich die Aeſte der Bäume mit Mooſen, „) Eine zu den Palmen gehörige Pflanzengattung, welche das ſoge— nannte Spaniſche Rohr liefert. Junghuhn, Java. 12 178 5 die ihnen ein zottiges Anſehn geben, und häufiger ſtießen wir auf ſchoͤne Lycopodien- Arten, die ellenlang von den Baͤumen bis auf unſere Haͤup⸗ ter niederhingen. Auch an ſchoͤnen Pilzen, beſonders aus den Gattun⸗ gen Sphaeria, Polyporus und Telephora, die auf verrotteten, hin⸗ geſtreckten Staͤmmen ſchmarotzten, machten wir hier eine ſchoͤne Ausbeute. £ Endlich, es war 4 Uhr, und feit dieſem Morgen waren wir in Waͤldern vergraben geweſen, die nie eines Menſchen Fuß betrat, erkann⸗ ten wir auf einmal den Spiegel eines kleinen Sees, welcher aus engem Keſſel zwiſchen den Baumſtaͤmmen hervorſchimmerte. Es iſt der Bergſee Telaga-Patengan am weſtlichen Abhange des Patuha *). Still und einſam liegt fein gruͤnlicher Spiegel da, die maſſi⸗ gen Laubgewoͤlbe des hohen, waldigen Ufers wiederſtrahlend. Kein menſch⸗ licher Laut ertoͤnt in dieſer Einoͤde; nur das Plaͤtſchern wilder Enten unterbricht von Zeit zu Zeit die Stille dieſer Waldeinſamkeit. Auf ei⸗ ner Landzunge, die in den See hineinragt, fanden wir einige Huͤtten für uns erbaut; fie waren mit den Blättern des Calamus Rotang und eines großen Farrnkrautes (Asplenium Nidus L.) gedeckt, an den Sei⸗ ten aber offen, ſo daß der kuͤhle Wind ungehindert durchſtrich. Man hatte auf dem kleinen Ruͤcken, der ſie trug, die meiſten Baͤume gefaͤllt, und nur einige groͤßere ſtehen laſſen, zwiſchen deren Staͤmmen hin wir einer freien Ausſicht uͤber den ſchoͤnen See genoſſen. Unbemerkt, indem wir im Anſchauen verloren ſtanden, ſenkte ſich die Sonne herab und die Duͤſterniß verbreitete ſich mehr und mehr. Einige Inſektenchoͤre ließen ſich jetzt auf Einmal hoͤren, verſtummten aber ſchnell wieder, nach kurzem Geſchwirre. Die Kaͤlte, ſo erſchien uns eine Temperatur von 50% F. (8° R.), nahm immer mehr uͤberhand, als ginge fie mit der zunehmenden Finſterniß Hand in Hand, und trieb uns in die Naͤhe der kleinen Feuer, welche unſere javanſchen Begleiter hie und da ange: zuͤndet hatten. Bald war es völlig Nacht, und wir unterſchieden nichts mehr als den Schein der Feuer, welcher ſich zwiſchen den Staͤmmen der Waldbaͤume verbreitete. Vor Froſt zitternd, warteten wir mit Un⸗ geduld auf die Ankunft der Traͤger, die mit Wein und Lebensmitteln fuͤr uns zuruͤckgeblieben waren. Mittlerweile erhellte ſich allmaͤhlich der öſtliche Himmel nach der Gegend hin, wo der ſtumpfe Kegel des Patuha emporragt, und die ſilberne Scheibe des Mondes trat hervor in dem Spiegel des Sees wiederglaͤnzend und die waldigen Raͤume um— her mit feinem Zauberlichte erhellend. Kein Laut regte ſich in der ſtil⸗ len Nacht, als das Rauſchen ferner Stroͤme und das Geſchnatter der Enten auf dem See, welches ganz dem unſerer eurcpaͤiſchen glich. In ungetruͤbter Klarheit ſtrahlte uͤber uns das Firmament mit allen ſeinen Sternen und Nebelflecken! So harrten wir an verglimmenden Kohlen; ) Höhe des Sees uͤber dem Meere 5228 Fuß. Das Thermometer in freier Luft zeigte kurz vor Sonnenaufgang 460 F. (6,220 R.) 179 endlich kamen unfere Güter, Lebensmittel und trockne Kleider an, und wir uͤberließen uns der Ruhe. Den folgenden Tag (d. 21. Juli) benutzten wir zur Unterſuchung des Sees. Wir befuhren ihn in einem ausgehoͤhlten Baumſtamm und fanden ſeinen groͤßten Durchmeſſer in der Richtung von N. nach S. 2500 engl. Fuß. Er hat eine faſt kreisrunde Geſtalt, bildet aber zahl— reiche kleine Buchten und felſige Vorſpruͤnge. Außer einer begruͤnten Inſel und zwei kahlen Klippen, die aus ſeinem Spiegel hervorragen, bemerkten wir noch einen zungenfoͤrmigen Ruͤcken, der ſich hineinſchiebt und einen kleineren oͤſtlichen Theil vom eigentlichen See ſcheidet; auf die— ſem Ruͤcken eben ſtanden unſere Huͤtten. Jener oͤſtliche Theil, nebſt dem Halſe, der ihn mit dem eigentlichen See verbindet, iſt ſehr untief und faſt ganz verſchlaͤmmt, ſo daß ſich Grasarten bis faſt in die Mitte hinein— ziehen. Hier ergießen ſich zwei Baͤche, vom Patuha kommend, herein, als der einzige beſtaͤndige Waſſerzufluß des Sees. Sein hoͤchſtes Ufer iſt das oͤſtliche, wo ſich das Terrain immer mehr zum ſtumpfen Kegel des Patuha hin, der im Hintergrunde emporragt, erhebt. Die uͤbrigen Ufer find weniger hoch und fallen ſanft ab. Nur unmittelbar am Ufer des Sees, vom Waſſer beſpuͤlt, findet man nackte Felſen und hie und da zerſtreute Bloͤcke; alle aus einem ſchwaͤrzlich grauen Trachyt beſte— hend, der auch den Boden des Sees bildet. Die Tiefe des letztern iſt gering und beträgt nur an wenigen Stellen 12 — 15 Fuß. Ungeheure Maſſen einer Potamogeton-Art, die unten auf den Felſen wurzelt, fin den ſich ſchwimmend auf feiner Oberfläche; auch eine Chara- Art fan⸗ den wir mit andern Waſſerpflanzen an feinen Ufern. Von Waſſervoͤ—⸗ geln, die ihn bevoͤlkern, bemerkten wir, außer großen Schaaren von En— ten, hie und da noch einen einzelnen Plotus melanogaster, der große Strecken weit unter dem Waſſer fortſchwimmt. Nur von Zeit zu Zeit ſieht man ſeinen Kopf nebſt einem kleinen Theile des ſchlangenfoͤr— mig gebogenen Halſes wie einen ſchwarzen Punkt uͤber den Spiegel des Sees hervorragen. Dieſer See ſcheint aus einem Erdſturze hervorgegangen zu ſein, in Folge deſſen eine Thalvertiefung gebildet wurde, in der ſich die Waſſer der zufließenden Baͤche anſammeln mußten. Ein Abfluß iſt nicht wahr— zunehmen; die Javanen glauben aber, daß ſich die Waſſermenge auf unterirdiſchen Wegen entleere und tiefer unten verſchiedenen Quellen ih⸗ ten Urſprung gebe, Die Temperatur des Waſſers fanden wir (während der Spiegel uͤberall dampfte) früh um 7 Uhr 61° F. (12,89 R.), bei einer Luft: wärme von 50% F. (80 R.) Man ſehe die Planzeichnung des Sees Taf. 13. F. 1, 2. Wir verließen dieſen ſchoͤnen einſamen Ort um 2 Uhr und kamen zuerſt uͤber ein ſchmales, beiderſeits ſteil abſtuͤrzendes Bergjoch, noͤrd— lich am Patuha, durch eine tiefe Kluft von ſeinen Abhaͤngen ge— ſchieden, dann an einem rauſchenden Waſſerfalle von etwa 50 Höhe vorbei und wieder durch Berg und Thal, auf und ab, beſtaͤndig von * 180 hohen Laubgewoͤlben beſchattet. Das zottige Anſehen der Bäume, und die Maſſe der Calamus- Arten fielen uns wieder auf, Gegen 5 Uhr traten wir auf einmal aus den Waͤldern hervor, in deren feuchtem und kaltem Dunſte wir nun ſchon 3 Tage zugebracht hatten und ſahen wieder in die freie Luft hinaus, welche uns an— fangs zwiſchen den Baumſtaͤmmen hindurch wie ein hellleuchtendes Meer erſchien. Von hier aus fuͤhrte uns der Weg beſtaͤndig abwaͤrts durch eine weitausgedehnte Kaffeeplantage, deren Lehmboden mit einer duͤnnen Schicht von vulkaniſcher Aſche und Sand bedeckt war, die der Gunong: Guntur vor einigen Monaten ausgeworfen hatte (auch vieles kleine Trachyt und Lavagereibſel bemerkten wir daſelbſt), und brachte uns um 7 Uhr nach Tjiſondari, einem von Reisfeldern umgebenen Doͤrf— chen, in deſſen Naͤhe einige ungeheure Trachytbloͤcke zerſtreut umher lie— gen. Es iſt am NO. Fuße des Patuha, 3555“ uͤber dem Meere, in inem Thale gelegen, welches ſich in der Richtung von SW. nach NO. hin abdacht und in die ſchoͤne Ebene auslaͤuft, die ſich zwiſchen den Ge: birgsketten des Patuha und Malabar und den gegenuͤberliegenden des Tankuban-Prahu hinzieht. Durch dieſes reizende Thal, welches mit Reisfeldern bedeckt iſt, die ſich terraſſenfoͤrmig von den Abhaͤngen der beiderſeitigen Huͤgel herabziehen, ſchlaͤngelt ſich die Tjiſondari ins tiefere Bette zwiſchen Trachytgeroͤllen, um ſich unten in der Ebene in die Tfi— tarum zu ergießen. Der Kopf des Thales (ſein hoͤchſt gelegener Theil, der gegen die NO. Seite des Patuha anſteigt), iſt mit den weitlaͤufigſten und uͤppigſten Kaffeegaͤrten geſchmuͤckt. Am folgenden Morgen (den 22. Juli) nahmen wir unſeren Weg durch dieſe Kaffeegaͤrten hinauf, um den Gipfel des Patuha zu erſteigen. Die tiefer, dem Dorfe am naͤchſten liegenden Gaͤrten ſind ſehr alt; ihre herabhaͤngenden Aeſte find kahl und mit Flechten bedeckt; Orchideen ha- ben ſich bereits auf ihnen eingeniſtet. Die älteften wurden im Jahre 1804 angelegt; ſie geben nur noch wenige Fruͤchte. Je hoͤher man aber ſteigt, um ſo neuer ſind die Pflanzungen; die am böchſten hinauf gelegenen find vom Jahre 1836, und hier find die gewaltigen Stämme der Wald- baͤume, die man bei der Anlage der Plantagen hatte faͤllen muͤſſen, noch nicht verfault; in allen Richtungen liegen ſie zwiſchen den Kaffeebaͤum⸗ chen hingeſtreckt, nur mit Flechten und hie und da mit Schwaͤmmen uͤberwuchert. Die Zahl der Kaffeebaͤume, die hier ſtehen, belaͤuft ſich auf faſt 2 Millionen, welche zuſammen jaͤhrlich an 5000 Pikols ) Bohnen liefern. Sie ſtehen ſo uͤppig, wie wir ſie noch nirgends ſahen; einige fo dicht, daß kein Sonnenſtrahl durch ihre Laubdecke füllt, und die Zwi— ſchenraͤume der Staͤmmchen mit undurchdringlichen Schatten bedeckt bleiben. Sie ziehen ſich etwa 3 Paale lang von Zjifondari aufwaͤrts, bis zu einer Hoͤhe von 3000 Fuß. Hier grenzen ſie unmittelbar an die Waͤlder, deren Dunkel uns nun von neuem empfing. —— *) Ein Pikol zu 125 Pfund. 181 Wir trafen die gewöhnlichen Baumarten, Roſamala, Puspa, Podocarpus, Cedrela, mit zahlreichen Calamus- Arten durchflochten, wieder an; insbeſondere aber auch viele Eichen, Quercus depressa und O. angustata, die um fo zahlreicher wurden, je höher wir anſtiegen, und je dichter ſich die Zweige mit zottigen Mooſen bedeckten. Auch mit einigen ſchoͤnen Schwaͤmmen, die an vermodernden Stämmen wuchſen, und mehreren noch unbeſchriebenen Pflaͤnzchen wurde unſere Sammlung bereichert. Gegen 9 Uhr hatten wir ein nur wenig geneigtes Plaͤtzchen erreicht, welches außer kleinen Pflanzen und zahlreichen kriechenden Lycopodium- Arten nur mit Sträuchern der Thibaudia varingiaefolia Bl. bedeckt war. Hier, wo die Javanen eine Hütte für uns erbaut hatten, ließen wir unſere Pferde zuruͤck, die von drei Stunden langem Klimmen am ſteilen Bergabhange, bald uͤber ſchluͤpfrigen Humus, bald uͤber verſchlun— gene Wurzeln von Waldbaͤumen weg, erſchoͤpft waren, und eilten auf einem ſchmalen moosbewachſenen Pfade voraus. Da theilte ſich auf einmal, etwa 200 Schritte von unſerer Huͤtte entfernt, am Rande ei— nes 15 Fuß tiefen Abſturzes, das Gebuͤſch der Thibaudia, der Farren und Lycopodien, und der ſonderbarſte, uͤberraſchendſte Anblick eröffnete ſich unſeren Augen. Wir ſahen einen hellen, gruͤnlich-weißen Waſſerſpiegel vor uns, von rundlichem Umfange und hohen, uͤppig umgruͤnten Ufern, zwiſchen denen und dem See ein ſeichter, ganz allmaͤhlich in das Waſſer aus— laufender Strand von gelblich-bleicher Farbe uͤbrig bleibt; nur in NW. erhebt ſich am Ufer des Sees eine ſchroffe ſenkrechte, uͤber 500“ hoch anſtrebende Mauer, die beiderſeits gemach in die flacheren Ufer des Sees herablaͤuft, ſich oben aber in eine ſtumpfe waldige Kuppe ab— rundet. Ihrer Schroffheit ungeachtet (denn fie iſt in der Mitte völlig verti— kal), iſt fie mit Sträuchern und Baͤuwen bewachſen, die ſich von ihrem hohen Rande herabziehen, und aus deren gruͤner Decke nur hie und da das nackte Geſtein heller hervorſchimmert. Von tiefem Schatten be— deckt lag diefe Wand vor uns da, im grellen Contraſte ihrer duͤſteren, ſchwaͤrzlichen Faͤrbung mit dem glänzenden, weißlich-ſpangruͤnen See und deſſen ſeichtem gelblichen Strande; nur auf ihre oberſte Kuppe ſchien die Sonne und erhellte die Woͤlbungen, des Waldes. Wir ſtiegen zum Strande des Sees hinab, der ziemlich kreisrund iſt und keine anſehnliche Buchten macht. Sein Durchmeſſer mag 1500 Fuß betragen. In NNW. (zw. NW. und SSW.) iſt fein Ufer am hoͤchſten und bildet jene ſchon erwaͤhnte ſenkrechte Felſenwand, die ſich oben wieder abrundet und in derſelben Richtung (NWilich vom Mit: telpunkte des Sees aus), anſteigt, um den hoͤchſten Gipfel des Berges Patuha zu bilden. Nach beiden Seiten läuft fie in die minder hohne Ufer des Sees aus, die nirgends Felſenwaͤnde bilden, ſondern ſich ſanft und mit Waldwuchs bedeckt zum Seeufer herabſenken. Sie bilden einen Ruͤcken, der einige hundert Schritte weit ganz eben oder nur wenig ge— neigt fortlaͤuft und ſich dann wieder ſteiler in den aͤußern Bergabhang 182 abdacht. Die Hoͤhe dieſes Ruͤckens, der kreisfoͤrmig den See umgiebt, betraͤgt zwiſchen 50 und 200 Fuß, nur in SW. (vom Mittelpunkte, des Sees aus gerechnet), ſteigt er allmaͤhlich wieder hoͤher in die zweite hohe Kuppe des Patuha an. Alle dieſe Abhaͤnge oder Ruͤcken ſind mit uͤppiger Vegetation bedeckt, die ſich bis zum Schwefelſtrande des Sees herabzieht; es ſind kleine Baͤumchen, unter denen die Gattungen: Thibaudia, Gaultheria u. a. vorherrſchen. Eine weiche Schicht von Laubmooſen, na— mentlich Hypnum und Sphagnum- Arten, bedeckt den Boden, und mehrere Lycopodien mit aufgerichteten fruchtbaren Zweigen, kriechen weit und breit umher. Zwiſchen dem eigentlichen begruͤnten Ufer des Sees, wo ſich außer jener NW. lichen hohen Wand noch zahlreiche Fel— ſenmaſſen und zerſtreute Bloͤcke finden, und dem jetzigen Waſſerſpiegel bleibt ein flacher Zwiſchenraum übrig — ein Strand — der in SD. am breiteſten iſt, und der uͤberhaupt durch Verdampfung des Waſſers zuzunehmen ſcheint. Dieſer Strand iſt weich, gleichſam ſumpfig, und gewaͤhrt (wenigſtens in der Naͤhe des Waſſers) den auftretenden Fuͤßen keinen ſichern Halt; er ſcheint ganz aus aufgeloͤſtem, in eine breiartige Maſſe vecwandeltem Geſtein zu beſtehen, das mit einem dicken, ſchwefel— haltigen Sediment bedeckt iſt. Dieſes Schwefelſediment fuͤllt den ganzen Boden des Sees aus und bringt nicht nur die fahlgelbe Farbe des Strandes hervor, ſondern ſcheint auch dem See ſelbſt jenen ſonderbaren, weißlich-gruͤnlichen Wiederſchein zu geben. Denn an und fuͤr ſich iſt das Waſſer farblos und hell. Sein Geſchmack koͤmmt dem einer ſtarken Alaunaufloͤſung gleich. Das feſtere Geſtein, welches man umher findet, und die Felſen— waͤnde beſtehen alle aus einem grau- ſchwaͤrzlichen Trachyt, deſſen Maſſen aber in der Naͤhe des Sees nicht nur mit Schwefelſedimenten uͤberzogen, ſondern ſelbſt aufgeloͤſt und in weißliche, kruͤmmliche Stüde zerbroͤckelt find. Auch bimſteinartige, leichte, poͤroͤſe und aufgelockerte Maſſen von grauer Farbe, nebſt Schwefelkryſtallen und zuſammengebackenen, ſchweflichen Sedimenten findet man im Ueberfluß auf dem Strande zerſtreut. Die Hoͤhe des Sees uͤber dem Meere betraͤgt 7193 Fuß. Nachdem wir dieſen See verlaſſen, klommen wir NW. lich weiter, dem hoͤchſten Gipfel des Patuha zu. Alles iſt noch, bis hoch hinauf, mit Wald bedeckt; doch werden die Baͤume immer kleiner, kruͤppelicher und uͤberziehen ſich immer dicker mit Moos, deſſen zahlreiche Arten auch den Boden bedecken. Die Neigung dieſes hohen Gipfels mag etwa 400 betragen. Endlich kamen wir auf einem Rande an, von wo wir zu unſerm Erſtaunen in einen tiefen Keſſel hinabblickten, der offenbar der eigentz liche, aͤlteſte Krater des Patuha iſt. Die Javanen nennen ihn Taman⸗ Saat. Es iſt ein fuͤrchterlicher Abgrund, wahrſcheinlich nahe an 500 Fuß tief. Der ihn oben umgebende Rand, von welchem wir hinabſahen, iſt ziemlich kreisrund ohne Buchten und Vorſprunge, doch von ungleicher Hoͤhe, fo daß feine tieſſte Senkung wohl 100“ unters halb ſeines hoͤchſten ſuͤdlichen Randes, den wir barometriſch maßen, 183 liegen kann “). Er iſt, wie fein ganzer äußerer Abhang, welcher etwa eine Neigung von 40% hat, mit Waldwuchs bedeckt, der ſich ſelbſt an ſeinem innern ſenkrechten Abſturz hinabzieht. Dieſe innere Felſenwand iſt jedoch nicht uͤberall vollkommen ſenkrecht, ſondern weicht gewoͤhnlich um ein paar Grade von der vertikalen Richtung ab, ſo daß der Durch— meſſer des flachen Kratergrundes kleiner iſt als der der obern Oeffnung von einem Kraterrande bis zum gegenuͤberliegenden, wodurch der Ab— grund die Form eines abgeſtutzten Trichters erhalt. (Siehe Taf. 14. Fig. 2.) Dieſe Abweichung der Wand von einer voͤllig ſenkrechten Lage hat es moͤglich gemacht, daß Straͤucher und Baͤume auf dem Geſtein Wur— zel ſchlugen, ſo daß man von Stamm zu Stamm, von Zweig zu Zweig kletternd, in die Tiefe gelangen kann. Der Grund iſt ziemlich eben und mit Gras und kleinem Geſtraͤuch bewachſen, und nirgends iſt eine Spur neuer vulkaniſcher Thaͤtigkeit wahrzunehmen. An dieſem ſcharfen Rande des Kraters kletterten wir, einen Halbbo— gen beſchreibend, zwiſchen den bemooſten Stämmen hin, bis wir die weſt— liche Gegend deſſelben erreicht hatten. Hier, wo nur kleines Geſtraͤuch der Thibaudia waͤchſt, that ſich uns, eine weite majeſtaͤtiſche Ausſicht auf: Alles, rings umher unter uns, iſt mit Wald bedeckt, mit finſterem, ununterbrochenem Walde, ſo weit das Auge reicht. Kaum unterſcheidet man in dem gleichmaͤßigen Ueberzuge die zahlreichen Zwiſchenthaͤler und die langen Ruͤcken, welche von NNO. nach SSW. ſtreichen. Tief zu unfern Füßen, mitten in der finſtern Waldung, in WSW. von hier, liegt ein glänzendes Fleckchen, der liebliche kleine See Telaga-Patengan, den wir geſtern verließen. Deutlich erkennen wir die kleine Inſel deſ— ſelben und unſere Huͤtten auf der Landzunge, die nun leer und einſam dort ſtehen. Nur flatternde Enten, die wir mit dem Fernrohr unter— ſcheiden, bewegen ſeinen Spiegel. (Siehe Taf. 13.) In gleicher Tiefe mit dem See, aber in NW. und N. von hier, erkennt man noch ein kleineres und zwei groͤßere keſſelfoͤrmige Thaͤler von unregelmaͤßiger Form, die mit dem lichten Schmelze gruͤnlich-roͤthlichen Graſes bekleidet, zwi— ſchen duͤſtern waldigen Ufern übrig bleiben; wahrſcheinlich find es Suͤmpfe, die ſich zur Regenzeit in wirkliche Seen verwandeln. In dieſer Gegend, noͤrdlich vom Patuha, erhebt ſich das Gebirge, das uͤbrigens mehr langgedehnte Ruͤcken bildet, in zahlreiche kleine Kup— pen, unter denen der Gunong-Pulet in NNW. und der Gunong— Tamak in NND. von hier die größten find. Im fernen NW. ragt hoch über einen weißen Wolkenſtreifen der Gipfel des Gunong⸗Gédé hervor, und blickt ſchwarz und dunkel zu uns heruͤber. *) Dieſer ſuͤdliche Rand liegt 8463“ über dem Meer, alſo 1270“ über dem Spiegel der Kawa⸗Patuha. 184 Geſchichte des Patuha. Chronik fruͤherer Eruptionen unbekannt. Reinwardt beſuchte im Jahre 1818 die beiden Krater (Ver- handelingen van het Batav. Genootsch. 9.) Der Schwefelſee liegt nach ihm 600 (nach uns 1270!) Fuß un⸗ ter der hoͤchſten Spitze (unter dem Krater Taman Saat?). Er fand eine Inſel von Schwefel und an einigen Stellen aufwallende Gas— arten darin. Der alte Krater (Taman Saat) war auch damals ſchon ohne Wir: kung und mit Vegetation bedeckt. Die Hoͤhe des Patuha giebt er zu 7407 engl. Fuß an. (Nach uns beträgt dieſelbe 8463“.) Muͤller beſtieg den Berg den 30. Jan. 1833 (Verhandelingen etc. 16, S. 113). Er begnuͤgte ſich, den Schwefelſee allein zu beſehen, der nach ihm von W. nach O. 420 Meter lang, und von S. nach N. 330 Meter breit iſt. In SD, erhebt ſich der Rand 14, in SW. 120 und in NW. 140 Meter über den Spiegel. (Die NWlliche Wand iſt nach unſeren Beobachtungen über 500“ hoch.) Nach ihm befindet ſich einige Meilen oͤſtlich vom Patuha im Ken— danggebirge eine Stelle, wo mehrere heiße Quellen entſpringen und Schwefeldaͤmpfe hervorgetrieben werden. Auch an der W. Seite des Berges (etwa 1400 Meter hoch) findet ſich eine Schwefelquelle, die 30“ R. Temperatur hatte. Das Waſſer iſt hell, ſchmeckt alaunartig und riecht nach Schwefel. Heißt Tjiſoppan. Wir deſtiegen ihn den 22. Juli 1837. Von einer aus Schwefel gebildeten Inſel, wie ſie Reinwardt ſah, fanden wir keine Spur mehr. Auch ſchon Muͤller ſah nichts davon. Eben ſo wenig konnten wir aufwallende Gasarten, wie Reinwardt angiebt, entdecken. Uebrigens ſtimmt ſein gegenwaͤrtiger Zuſtand mit den Beſchreibungen dieſer beiden Reiſenden ziemlich uͤberein, und der Berg ſcheint demnach in einem Zeitraume von 18 Jahren keine bedeutenden Veraͤnderungen erlitten zu haben. Muͤller ſpricht von einer zungenfoͤrmigen Verlaͤngerung des Sees nach W., was wir nicht beſtaͤtigen koͤnnen. Er iſt (jetzt), einige Ecken und unbedeutende Buchten abgerechnet, rund. Seine Waſſermenge ſcheint von der Jahreszeit abhaͤngig zu ſein, und nach haͤufigen Regen bedeutend zuzunehmen. Wir fanden ihn ſehr klein und ſeicht. An vielen Stellen ſchimmerte der Boden durch. 185 Neife von Tjiſondari auf den Vulkan Tanku- | ban-Prahu. (Vom 23. bis 26. Juli 1837.) Ebene zwiſchen den Gebirgen Gunong-Tilo, Malabar, Tankuban-Prahu und Marugung. — Dorf Bandong mit einem Theegarten und einer Anlage zur Seidenzucht. — Berg Burang-Rang. — Berg ⸗Ausſicht beim Dorfe Tjambut⸗ ipa. — Waſſerfall des Kali-Tjimai bei demſelben. — Lauwarme Quelle am Fluſſe Zjiborum. — Telaga-werna, zur Regenzeit ein See, mit einer ſehr dicken Schicht goldgelber Ockererde auf dem Boden. — Beſteigung des Tanku⸗ ban-Prahu. — Geſchichte des Vulkans. — Ruͤckreiſe nach Bandong. — Maleriſcher Waſſerfall des Kali-Tjikapundung. Den 23. Juli brachen wir von Tfiſondari auf und ritten im ſchoͤ— nen Laͤngenthale abwaͤrts, dem Laufe des murmelnden Stromes folgend, anfangs gen NO. Alle Felſen, die man hier erblickt, ſind, wie gewoͤhn— lich, Trachyt. Unten, wo ſich das Thal oͤffnet, und in die Ebene uͤber— geht, aͤnderten wir unſern Kurs und verließen den Strom, um einem fahrbaren Wege zu folgen, der ſich an dem N. und ND.lichen Fuße der Gebirgsketten des Gunong⸗Tilo und Malabar durch die Ebene zieht. Auf dieſe Art machten wir einen bedeutenden Umweg, genoſſen aber den Vor— theil, im Wagen fahren zu koͤnnen, um ſchnell durch die Ebene zu kommen, deren ausgedehnte Reisfelder dem Naturforſcher wenig Stoff zur Beobachtung darbieten. Zu unſerer Rechten gen Suͤden hin lagen jene Gebirgsketten in aller Pracht vor uns da, von NW. nach SO. ſtreichend. Wie von den meiſten hohen Gebirgen, beſonders Kegelbergen, ziehen ſich auch von ihnen divergirende Laͤngsruͤcken (durch gleich gerich— tete Furchen getrennt) herab und breiten ſich aus. Bis weit herab ſind ſie mit duͤſtrer Waldung bedeckt; dann kommen (da wo die Ruͤcken ſchon breiter werden) lichtgruͤne Stellen von Klaga und Allang-Al— lang, die tiefer unten wieder von lockerem Gebuͤſch begrenzt werden; die letzteren find die Kaffeegaͤrten mit ihren Erythrina - Bäumen. Obgleich dieſe Ebene ſehr angebaut und mit fruchtbaren Reisfeldern und zerſtreuten Doͤrfchen bedeckt iſt, fo kamen wir doch ſpaͤter, wo wir uns mehr noͤrdlich wendeten, uͤber ausgedehnte Strecken, die ganz wuͤſt liegen und nur zu Weideplaͤtzen fuͤr die Buͤffel dienen. Die Urſache dieſes Mangels an Bevoͤlkerung ſcheint in den Ueberſchwemmungen zu liegen, denen dieſe Grasflaͤchen zur Regenzeit, wenn der Kali-Tjitarum uͤber ſeine Ufer tritt, ausgeſetzt ſind; dann ſollen ſie, wie man uns ver— ſicherte, einen weiten See darſtellen, deſſen Tiefe 3 — 4 Fuß erreicht. Dieſe ganze fruchtbare Ebene gleicht einem keſſelfoͤrmigen Thale, welches rings von Gebirgszuͤgen umſchloſſen iſt; fie erſtreckt ſich ſuͤdlich 186 von den Ketten des Tilo und Malabar bis nöcdlidy zum Fuße des Tan— kuban-Prahu, waͤhrend ſie ſich oͤſtlich von Patuha, oder vielmehr von der Oeffnung des Thales des Tjiſondari her, bis nach W. zum Vlarugung hinzieht. Alle dieſe Gebirge haͤngen durch zahlreiche Zwiſchenketten in allen Richtungen mit einander zuſammen. Mehrere Gebirgsſtroͤme nehmen ihren Weg durch dieſe Ebene, deren Boden aus einer roͤthlichen, fetten, lehmartigen Erde beſteht; fie gehören zum Flußſyſtem des Kali: Zjitarum, in dem ſich alle vereinigen, und der im Allgemeinen nach N. zu durch die Ebene fließt, um ſich weſtlich von Batavia in das Meer zu ergießen. An allen Doͤrfern dieſer Ebene fiel uns ein Mangel an Cokospalmen auf, die ſonſt die unzertrennlichen Begleiter der Javanen ſind; hier pflegt man nur Kadjang-Oel (von Dolichos- Arten) zu brauchen. Gegen Mittag kamen wir auf Bandong an, einem anſehnlichen Dorfe, welches in dieſer Ebene 2350 Fuß über dem Meere, nicht fern vom ſuͤdlichen Fuße des Tankuban-Prahu liegt. Dieſen Berg erblickt man daher gerade in N., den Bukit-Tunggil in NO., den Manglayang in ON O., den Malabar in S. und SSO. und den Tilo in SSW. ). (Man werfe, um ſich die Lage dieſer Gebirge zu verſinnlichen, einen Blick auf unſere Skizze in Taf. 21.) Der folgende Tag wurde zum Trocknen der Pflanzen und zum Ordnen und Beſchreiben noch anderer Gegenſtaͤnde, die wir geſammelt, benutzt. Am Nachmittage nahmen wir Gelegenheit einen Theegarten zu beſehen, der einige Paale noͤrdlich von Bandong auf ſanft gegen den Tankuban-Prahu anſteigendem Boden angelegt iſt. Wir traten in ein hoͤlzernes, mit Stroh gedecktes Gebaͤude, das zur Theefabrik eingerichtet ift, und wo die Blätter unter Anleitung eines Chineſen zubereitet wer: den. Der vorgezeigte Thee erſchien uns gut und von reinem Geſchmack. Nicht weit von da, in gleicher Höhe, liegt auch, in der Mitte ausgedehn—⸗ ter Pflanzungen kleiner Maulberſtraͤucher, eine Seidenmagnanerie bei der faft eben fo viel theuer bezahlte Beamte angeſtellt find, als Sei: denwuͤrmer verpflegt werden! Die Armſeligkeit des Ganzen, die geringe Zahl der Würmer und die Kleinheit der Kokons ſetzte uns in Verwun⸗ derung. In 2 Jahren haben die Herren Zuͤchter 50 Pfund Seide geliefert! Die Haupturſache des Nichtgelingens ſcheint in der Gleich— maͤßigkeit der Temperatur zu liegen, die auf Java in allen Jahreszeiten faſt dieſelbe bleibt; waͤhrend die Seidenwuͤrmer eine jaͤhrliche Abwechſelung, einen periodiſchen Winter, zu verlangen ſcheinen. Den 25. nahmen wir unſeren Weg auf den Berg Tankuban-Prahu zu, der von hier geſehen, die Form eines umgekehrten Kahnes hat, woher auch ſein Name. N Wir nahmen einen fahrbaren Umweg weſtlich durch die bebaute „) Ganz unrichtig iſt die Lage des Patuha, Malabar, Papadayang und anderer Berge der Preanger Regentſchaften auf Raffles' Karte von Java angegeben. 187 Fläche hin, über den Kali Tjimai, der die Straße 5 Paale von Bans dong durchſchneidet, und wendeten uns dann rechts dem Berge Burang⸗ Rang zu, deſſen Kuppen ſich dem Tankuban-Prahu weſtlich anreihen. Sanft ſteigt der Weg am S. Fuße dieſes Berges hinan und fuͤhrt durch ausgebreitete Kaffeegaͤrten, die hier alle Abhaͤnge beider Berge bis zu einer bedeutenden Hoͤhe uͤberziehen. Um 8 Uhr hatten wir ein Dorf, Tjambutipa, erreicht, bei dem ſich ein kleiner Gemuͤſegarten befindet. Zaͤune voll blühender Roſen umgaben dieſen; lieblich iſt hier die purpur— rothe Blume des Hibiscus Rosa sinensis mit der ſanft erroͤthenden Rosa centiſolia gepaart. Von hier genießt man eine weite Ausſicht auf die uns ſchon bekannte Bandong'ſche Ebene, auf die Reisfelder und Dorfwaͤldchen, die ſich darin zerſtreuen; ringsum iſt ſie von Gebirgs— zuͤgen umgeben, die in SSW. ſich amphitheatraliſch, Kuppe uͤber Kuppe, Ruͤcken uͤder Rüden erheben, immer höher anſteigend, bis der hinterſte und fernſte Ruͤcken des Patuha am Horizonte die Grenze zieht. (Taf. 14. F. 1.) Man erblickt dieſen Gipfel von hier in SSW.; den Rüden des Malabar in SSD.; noch andere Ruͤcken, die ſich hinter dem Malabar (von WSW. nach ON.) hinziehen, unter denen in SD. drei. Kuppen hervorragen, worunter ſich der noch thaͤtige Vulkan Gunong— Guntur befindet. a Nach W. zu (von hier) ſenken ſich die Ruͤcken des Patuha tiefer herab und laufen allmaͤhlich aus. Lange weideten wir uns an dieſer weiten, großartig erhabenen Aus— ſicht, bis Wolkenſtreifen aus den Zwiſchenthaͤlern der Gebirge emporſtie— gen und die Umriſſe verwiſchten. Darauf verfolgten wir unſern Weg nach O. hin laͤngs der ſanften Abhaͤnge des Berges, um nach Lembang zu kommen, einem Dorfe, das wir zu unſerm heutigen Nachtquartier erkoren hatten. Etwa 4 Paale von Tjambutipa befindet ſich in einer tiefen, engen Thalkluft, die beiderſeits von hohen, waldbedeckten Waͤnden begrenzt iſt, ein maleriſcher Waſſerfall. Es iſt der Kali Tjimai (der vom Burang— Rang herabſtroͤmt), welcher ſich hier aus einer engen, uͤppig bewachſenen Schlucht 220 Fuß tief in ein kleines rundes Becken herabſtuͤrzt, von welchem der Waſſerſtaub nebelfoͤrmig aufſtiebt. Die Felſenwand iſt nicht ganz ſenkrecht, ſondern macht einen Winkel von ein paar Graden, ſo daß ſich das Waſſer im Herabſtuͤrzen am Felſen reibt und hie und da in Staub zerſchlaͤgt. Gtell contraſtirt die helle Waſſerſaͤule mit dem ſchwarzen Felſen und dem gruͤnen Ueberzuge von Lebermooſen, der ihn hie und da bekleidet. Am untern Abhange der engen Schlucht ſtrecken wilde Piſangs ihre maſſigen Blaͤtter aus und hoch uͤber die Kluft erhebt der Wald ſein Laubgewoͤlbe. Im Verfolg unſerer Reiſe trafen wir, 5 Paale von jenem Orte, eine kleine, lauwarme Quelle an, die dicht bei dem Fluſſe Tjiboͤrum zwiſchen poroͤſem Trachytgeſtein aus faſt kreisfoͤrmiger Oeff— nung hervorſprudelt. Das Waſſer ſetzt uͤberall einen ochergelben Bodenſatz ab; der Geſchmack deſſelben iſt ſaliniſch-martialiſch. Das 188 von dieſem Waſſer beſpuͤlte Geſtein fand ich mit gruͤnen Conferven überzogen *). r Einen gleichen, doch viel reichhaltigern, dickern, faſt goldgelben Bo— denſatz bildet das (kalte) Waſſer des Kali-Tjiboͤrum, welcher vom Tankuban— Prahu herabſtroͤmt. Der Geſchmack dieſes Waſſers iſt völlig alaunartig. Wenn man von hier aus, etwa 3000 Schritte noͤrdlich, etwas hoͤher im Walde hinaufſteigt, ſo kommt man an ein Plaͤtzchen, das die Ja— vanen Telaga Werna nennen; es iſt etwa 250 Fuß lang und 100“ breit und bildet zwiſchen waldigen Umgebungen eine concave, ſanfte Ver— tiefung, die in der Regenzeit mit Waſſer erfullt iſt und einen kleinen See darſtellt. Der Boden dieſer Vertiefung beſteht ganz aus einer ſchoͤ— nen, reinen, goldgelben Ochererde, die ſehr fein, und getrocknet fehr leicht iſt. Ihre Schicht muß ſehr tief ſein; dies erkannten wir nicht nur an langen Stoͤcken, die wir mit Leichtigkeit 15“ tief hineinſtecken konn— ten, da ſie mit Feuchtigkeit durchdrungen und unterhalb der trocknen Rinde breiartig weich zu fein ſchien, ſondern noch deutlicher an einem trichterfoͤrmigen 30 Fuß tiefen Erdſturze, der ſich in der Mitte des Plaͤtzchens befindet. Viele Stellen deſſelben waren mit Gras und ein paar Farrenkraͤutern “) bewachſen. Fortwaͤhrend kamen wir noch durch Kaffeegaͤrten, oͤfter durch tiefe, enge Kluͤfte hin, durch welche die Baͤche des Tankuban-Prahu herab— ſtroͤmen, und trafen gegen 3 Uhr auf Lembang ein, welches ſuͤdlich vom Tankuban-Prahu 4100“ über dem Meere liegt und in gerader Richtung nicht mehr als 7 Paale von Bandong entfernt iſt. Der Burang-Rang erſcheint von hier zwiſchen NW. und WNW., der Bukit-Tunggil in O. N In ein Paar Stunden kann man von hier den Gipfel des Tan— kuban-Pahu erreichen, der noch 2400 Fuß hoͤher liegt und bis zum Dorfe herab überall mit Waldung überzogen iſt. Mit Tagesanbruch (den 26. Juli) verließen wir das Doͤrfchen wie— der und ritten in den Waͤldern hinauf, welche dieſen ſanften ſuͤdlichen Abhang des Tankuban-Prahu bedecken. Beſonders zahlreich waͤchſt hier die Quercus depressa Bl., deren abgefallene Früchte überall den feuch— ten, dunkeln Humus der ſchmalen Pfade bedeckten; auch einige hoöch— ſtaͤmmige Fichten, Kimerak, (Podocarpus amara) finden ſich hie und da zerſtreut, doch gewaͤhren ſie nie den eigenthuͤmlich, ſchoͤnen Anblick *) Dieſe Quelle iſt, wie uns alle Javanen verſicherten, erſt ſeit 14 Jahren hervorgebrochen, während fie früher noch nicht exiſtirte. Siehe die chemiſche Analyſe von A. Waitz, Nr. II. * Pteris incisa Thunb. und einem noch nicht beſchriebenen. 189 der nordiſchen Fichtenwaͤlder; theils weil ſich ihre Zweige mehr nach Art der Laubbaͤume ausbreiten und rundliche Kronen bilden, die ſich auf maͤchtigen, mit Lianen umſchlungenen, 80 bis 100 Fuß hohen Staͤm⸗ men erheben, theils weil ſie ſich mit anderen Baͤumen vermengen und einzeln im Walde zerſtreuen. Ein Tropenwald beſteht uͤberhaupt nie aus einer einzigen geſelligen Baumart; er iſt ein Gemiſch von Hunderten von Baumarten, die den gemeinſchaftlichen Boden friedlich mit einander theilen, und deren uͤppiges Laubgedraͤnge den Blick des Botanikers verwirrt. Die Neigung des Berges iſt anfangs ſehr ſanft, nur von wenigen Schluchten unterbrochen, bis etwa 1000 Fuß unter dem Gipfel, wo ſich die Bergwand ſteiler erhebt und in einem Winkel von etwa 30 Graden anſteigt. Baͤumchen aus der Familie der Laurineen bilden in die: fen oberen Gegenden den Wald; zwiſchen ihren mit Moos bedeckten Staͤmmen wuchern große Faxen duter, die Alles weit und breit uͤber— ziehen und dem Boden ein zwar eigenthuͤmliches, ſchoͤn gruͤnes, doch ein⸗ toͤniges Anſehen geben. Hoͤher aber machen dieſe Baͤumchen kleinerem Gebuͤſche einer zier⸗ lichen Thibaudia (Th. varingiaeſolia) Platz. Kaum waren wir einige Schritte weit in dieſem fortgeſchritten, als ſich auf einmal ein unge— heurer Abgrund vor uns aufthat. Es war der oͤſtliche Keſſel des Kra— ters vom Tankuban-Prahu, den die Javanen Kawa-Ratu nennen. Sein Umfang iſt ziemlich kreisfoͤrmig, fein Rand aber von ſehr ungleicher Hoͤhe; am niedrigſten [dien er uns nördlich, vom Mittelpunkte des Keſ⸗ ſels an gerechnet, zu fein, am hoͤchſten (6534 ſuͤdweſtlich. (S. Taf. 15.) Er bildet ein ungeheures faſt hemiſphaͤriſches Loch, das, während der obere Rand von lieblichen Thibaudia-Baͤumchen umgruͤnt iſt, in oͤder, trauriger Nacktheit daliegt. Der Durchmeſſer des Kreiſes, den der obere Rand beſchreibt, von N. nach S., mag etwa 3000“ betragen; nach innen zu ſenkt ſich die Wand nur an einigen Stellen voͤllig ſenk— recht hinab, naͤmlich im NW. und S., vom Centrum, wo ihre Felſen horizontal ‚uber einander geſchichtet ſind. Nur felten find dieſe Schich— ten um einige Grade geneigt, und zwar der Gegend zu, wo der Kra— terrand am niedrigſten iſt. In allen andern Gegenden bildet die Wand eine Neigung von mehreren Graden, ſo daß ſich das Loch nach unten zu trichterfoͤrmig verſchmaͤlert; fie beſteht aus aufeinandergeſchichte— tem trachytartigem Gereibſel, mehr oder weniger zerſetzt und von Schwe— feldaͤmpfen in weißliche Maſſen verwandelt, oder mehr oder weniger durch fruͤhere Feuereinwirkungen zu poroͤſen leichten Schlacken verbrannt. Die⸗ ſes Gereibſel iſt durch Aſche und Erde einigermaßen zuſammengebacken, ſo daß es den auftretenden Fuͤßen einige Feſtigkeit gewaͤhrt. Nur hie und da ragen einige compaktere Trachytfelſen daraus hervor. Der hoͤchſte ſuͤdweſtliche Rand der Kawa-Ratu (ſiehe unſere Situa: tions-Skizze Taf. 15.) liegt über der Meeres: flache . 6534 engl. Fuß. Der tiefſte Grund des Kraters „ 1 ar ET van ” 190 Der füdöftlihe Rand . 6140 engl. Fuß. Der Zwiſchenruͤcken, wo er am tiefſten Sa 75 Demnach ſtuͤrzt die ſuͤdweſtliche Mauer 887 Fuß tief in faſt ſenk⸗ rechter Richtung ab. Der tiefſte Grund des Kraters, welcher ſich am naͤchſten an der ſuͤdlichen Felſenmauer befindet, die man daher als die ſteilſte betrachten kann, iſt flach und gleicht einer Ebene von hellgrauer, hie und da gelbe licher Aſche, ſo wie uͤberhaupt das Kolorit des ganzen Keſſels weißlich— grau, hie und da gelblich erſcheint. Bloß an oben erwaͤhnten zwei Stel⸗ len ragen aus dem Gereibſel, das einem Schutthaufen aͤhnlich ſieht, die horizontalen Schichten nackter Felſenwaͤnde hervor, die ſich jedoch noch nicht bis zur Mitte des Abhanges herabziehen. Nur hie und da ſteigen zerſtreute Buͤſchchen der Thibaudia an der Wand herab. Wir richteten unſere Schritte (es war 8 Uhr) an dem Kraterrande hin, um an der nördlihen Wand hinabzuklimmen. Duͤſterer Wolkennebel zog am Ge: birge herauf, das er faſt ganz bedeckte. Nur ein kleiner Zwiſchenraum blieb noch zwiſchen dem Nebel und dem waldigen Abhange uͤbrig, durch welchen, wie durch eine Spalte oder ein Fenſter hindurch, man die tiefe Flaͤche erblickte, welche im hellen Sonnenſchein erglaͤnzte, waͤhrend ſich hier oben Alles in duͤſtere Nebel huͤllte. N i Die untern Abhaͤnge der Kraterwand, aus aufgeſchichteten Schlacken und loſem Gereibſel beſtehend, und mit tiefen, durch den Regen ausge⸗ waſchenen Kluͤften durchzogen, ſenken ſich allmaͤhlich immer tiefer bis zu einer Aſchenflaͤche von unbeſtimmten Umriſſen ab, welche den eigentlichen Grund des Kraters bildet. Ihre Farbe iſt hellgrau, etwas ins Gelbliche ziehend; ſie enthaͤlt einige vertiefte Stellen von ungleicher, wahrſcheinlich auch veraͤnderlicher Form, in denen eine graue, ſchwache (nur ein wenig nach Schwefel riechende) Daͤmpfe entwickelnde Fluͤſſigkeit ſiedet. Man kann ſich dieſen Stellen nur mit großer Vorſicht naͤhern, indem die Aſche umher breiartig weich iſt und unter den Füßen nachgiebt; nur in groͤ⸗ ßeren Entfernungen von dieſen kochenden Suͤmpfen iſt die Maſſe zu aufgeſprungenen und mit Riſſen durchzogenen Kruſten erhaͤrtet. — Außer dieſen heißen Suͤmpfen zeigt dieſer Krater noch einige andere Spu— ten vulkaniſcher Thaͤtigkeit. Am Fuße der Eftlihen Wand dringen nam: lich aus den Fugen des aufgeloͤſ'ten und durchloͤcherten Geſteins wahre Schwefeldaͤmpfe hervor, die ein gelindes Geraͤuſch hervorbringen, das zwiſchen Ziſchen und dumpfem Brauſen in der Mitte ſteht. Hier fin— det man denn auch in den angefreſſenen Loͤchern und Fugen des ganz aufgeloͤſ'ten Geſteins die ſchoͤnſten Schwefelblumen, ſpießfoͤrmig, wie Schneeflocken an einander haͤngend. Wenn man in eine ſolche Kluft zwiſchen derartige Felſen hineintritt, fo glaubt man ſich in einen Schmelz— ofen verſetzt, fo erhitzt iſt der lockere Boden, und eine ſolche Wärme vers breiten die ringsum hervordringenden Daͤmpfe. Nachdem wir unfere Barometerbeobachtungen vollendet hatten, verlie⸗ ßen wir den Krater, und ſtiegen weſtlich auf dem Geroͤlle hinan, bis wir auf einem ſchmalen Zwiſchenruͤcken ankamen, und den zweiten Krater 191 des Tankuban⸗Prahu, die Kawa⸗O pas, erblickten. Dieſer liegt weft: lich vom erſtern, von dem er durch eben dieſen Zwiſchenruͤcken, der von N. nach S. laͤuft, geſchieden iſt. Er iſt ebenfalls rundlich, jedoch viel kleiner von Umfang als jener. Seine Waͤnde ſind ſteiler, aber faſt uͤber⸗ all mit Wald dewachſen, ſo daß ſein Anblick viel freundlicher, als der des andern iſt. Der waldbedeckte Rand, welcher ſich weſtlich von S. bis nach N. halbkreisfoͤrmig um ihn herumzieht, ſcheint der hoͤchſte des gan— zen Berges zu ſein. Die Waͤnde laufen nach unten ebenfalls ſchraͤg zu, ſo daß der Grund des Kraters von weit geringerem Umfange iſt, als ſein oberer Rand, und der ganze Keſſel, gleich der Kawa-Ratu, eine trich⸗ terförmige Geſtalt erhält. Der Grund iſt uͤbrigens flach, eine gelblich» graue Aſchenflaͤche bildend, auf der weſtlich eine kleine, ſehr ſeichte Waf: ſerpfuͤze ſtand. Wirkungen vulkaniſchen Feuers waren hier keine zu beobachten. (Siehe Taf. 15. Fig. B.) Der Grund dieſes Kraters liegt ſichtlich höher, als der der Kawa— Ratu; wir ſchaͤtzten ihn mehr als 100 Fuß uͤber den andern erhaben. Es ſchien uns, als ſei der Zwiſchenruͤcken durch einen ſpaͤtern Ausbruch der Kawa⸗Opas gebildet, denn dafür ſpricht der ſchroffe, ſenkrechte Ab⸗ ſturz nach innen, nach der Kawa-Opas zu, waͤhrend er ſich in Furchen geſpalten nach außen, zur Kawa-Ratu hin, ganz allmaͤhlich hinabſenkt, wie hinabgefloſſen. Er beſteht uͤbrigens ganz aus Gereibſel, und ſeine tiefere Gegend liegt noch unterhalb des niedrigſten noͤrdlichen Krater⸗ randes der Kawa-Ratu. Von N. her zieht ſich kleine Strauchvegeta⸗ tion zu ihr herab. Wir klommen ſuͤdlich auf dieſem Zwiſchenruͤcken hinauf um den hoͤchſten ſuͤdlichen Punkt des Berges, von welchem her er ſich ſchroff herabſenkt, zu meſſen. Alsdann nahmen wir längs dem ſuͤdlichen Rande der Kawa-Ratu hin unſern Ruͤckweg durch das Geſtraͤuch zu unſerer Huͤtte, die im SO. vom Mittelpunkte dieſes Kraters ſtand. (Man ſehe eine Skizze des Kraters Taf. 15.) “) x Geſchichte des Tankuban⸗Prahu. Nach Müller, Verhandl. v. h. Batav. Genootſhap 16, p. 84. entſpringt der Kali-Tjimatrie auf dem Tankuban-Prahu, durchſtroͤmt den Zwiſchenruͤcken zwiſchen Burang-rang und Tankuban-Prahu, bildet daſelbſt einen ſchoͤnen, von Eichenwaͤldern umringten See, und ergießt ſich dann ſuͤdlich hinab, in verſchiedenen Zwiſchenraͤumen die Waſſerfaͤlle Zu: *) Nach dem Berichte der Javanen ſollen ſich am nordöftlichen Ab⸗ hange des Berges noch zwei (ade zufammengelegene) und zum Theil ſchon mit Vegetation bedeckte Krater befinden; die Kuͤrze der Zeit erlaubte uns nicht ſie zu beſuchen. 192 ruk⸗bugberag, 30 Meter hoch, — Tjuruk-ulat, 50 Meter, — und Tjuruk-penganten, der in zwei Strahlen getheilt iſt, bildend. Dann fließt er durch die Ebene in die Tjitarum. — Von uns nicht geſehen.) Chronik fruͤherer Eruptionen unbekannt. f Horsfield (Verhandl. ꝛc. 8.) beſuchte ihn (nur den oͤſtlichen Krater Ratu) im Jahre 1804. Im Jahre 1829 fand noch ein Ausbruch der Kawa-Ratu Statt. Den 29. Maͤrz fing der Berg an ſtaͤrker als gewoͤhnlich zu rauchen; den 30. und 31. fuͤhlte man in den Gegenden, die ſich um den Fuß des Berges hinziehen, wiederholtes Erdbeben und von Zeit zu Zeit heftige Schlaͤge; den 1. und 2. April war der Rauch, der aus dem Krater aufſtieg, am dickſten und ſchwaͤrzeſten, und einige Steine wurden aus— geworfen, die vom oͤſtlichen Kraterrande der Kawa-Ratu herabrollten. Den 3. ließ die Heftigkeit nach, und bereits am 4. kehrte der Berg zu ſeiner vorigen Ruhe zuruͤck. Muͤller beſuchte ihn den 15. September 1832 (Verhandl. Batav. 16.) Die weſtliche Krater-Abtheilung Kawa-Opas iſt nach ihm von N. nach S. 375 Meter lang und von W. nach O. 250 Meter breit. Die Zwiſchenmauer, die fie von der Kawa-Ratu trennt, iſt 50 Meter hoch, der hoͤchſte Punkt der ſuͤdweſtlichen Mauer aber liegt nach ihm 329 Meter über dem Grunde der Kama :Dpas. (Da Müller weder ein Barometer, noch andere Inſtrumente hatte, ſo iſt es ſchwierig zu errathen, wie er dieſe gemeſſen hat, zumal da die Mauer nirgends vollkommen vertikal iſt, ſondern bedeutende Neigungen hat.) Nach demſelben iſt ferner die Kawa-Ratu von NW. nach ED. (am oberen Rande) 800 Meter lang und von SW. nach NO. 630 Meter breit. Der hoͤchſte ſuͤdſuͤdweſtliche Punkt der Mauer liegt 200 Meter uͤber dem Grunde der Kawa-Ratu. Dieſer aber liegt 49 Meter unterhalb dem der Kawa-Opas. Ein kochender Schwefelſumpf in der Der Krater, Kawa-Badak, liegt nach Muͤllers Beſchreibung (S. Verhandl. Batav. B. 16.) etwa 500 Meter tiefer als die Kawa-Ratu und J geographiſche Meile in öftliher Richtung von letzterer entfernt. Er liegt am oͤſtlichen Abhange des Berges. Sein mit Steinblocken bedeckter, faſt dreieckiger Grund hat daher eine ſtarke Neigung von W. nach O. Mehr oder weniger ſteile Wände umgeben ihn; die oͤſtliche iſt über 100 Meter hoch. An den Kluͤften zwiſchen den Truͤmmern dringen Daͤmpfe hervor. Außer hundert kleineren Löchern bemerkt man beſonders zwei Hauptoͤffnungen. Ueberfluß an ſchoͤnem kryſtalliſirtem Schwefel. An einer Stelle wallt heißes Waſſer auf, aus welchem ſich gelber Bodenſatz nieder ſchlaͤgt; es bildet einen Bach, Tjipabelah, der nordoͤſtlich herabfließt und ſich in den Zjponagara mündet; noch am Fuße des Berges iſt das Waſſer untrinkbar und ſchmeckt alaunartig. - Noch weiter oͤſtlich entfernt, etwa 100 Meter unter der Kawa-Badak, liegen in einem langen engen Thale mehre kleine kochende Schwefelpfuͤtzen, Kawa ⸗Siluvan, von denen die groͤßte 6 Meter im Durchmeſſer hat. Außer⸗ dem quillt noch aus zahlreichen Ritzen in dieſem Thale heißes Waſſer oder Schlamm hervor. (Muͤller.) 193 tiefſten ſuͤdoͤſtlichen Gegend der Kawa-Ratu hat nach ihm 155 Meter Durchmeſſer. Aus einer Oeffnung am Fuße der öͤſtlichen Mauer deſſel— ben Kraters kommen Daͤmpfe hervor mit einem Brauſen, das an Hef— tigkeit beſtaͤndig ab- und zunimmt. Im Ganzen ſtimmt das jetzige Ausſehen des Kraters (im Juli 1837) ziemlich mit Muͤller's Beſchreibung überein, jedoch hat feine Thaͤ⸗ tigkeit ſeit jener Zeit außerordentlich an Heftigkeit abgenommen: 1) iſt der See im Kawa-Opas, den Muͤller beſchreibt, verſchwunden; wir ſahen auf dem fandigen, flachen Grunde nur noch eine kleine, ſehr ſeichte Pfuͤtze; 2) iſt von den Daͤmpfen, die aus der ſuͤdweſtlichen Wand des Kawa ⸗ Opas hervorſtiegen, Nichts mehr zu bemerken; 3) der 155 Mes ter breite kochende Schwefelpfuhl im Kawa-Ratu hat jetzt einen Durch— meſſer von kaum noch 30 Fuß. Aus dieſem Pfuhle ſtiegen 1832 mit erſchrecklichem Rauſchen und Bollern dicke Dampfwolken empor; hoch oben auf dem Kraterrande hörte man ſchon das Gebrauſe. Jetzt kann man vom Kraterrande aus kein Geraͤuſch vernehmen, ja man muß feine Augen anſtrengen, um die leichten nebelaͤhnlichen Daͤmpfe zu ſehen, die uͤber den Pfuͤtzen ſchweben. 4) An Stelle einer Hauptoͤffnung am Fuße der oͤſtlichen Mauer der Kawa-Ratu, woraus Dämpfe mit entſetzlichem, Brauſen hervorgingen, das an Heftigkeit beſtaͤndig ab- und zu nahm, ſieht man jetzt zahlreiche mit Schwefelblumen bedeckte Fugen, denen unter ſehr gelindem Ziſchen Schwefeldaͤmpfe entſteigen. Auf dem Ruͤckwege nach Bandong, der zuerſt wieder durch die Waͤlder, dann durch ausgebreitete ſchoͤne Kaffeegaͤrten, alsdann uͤber kahle, nur mit Allang-Allang bewachſene Hügel herabfuͤhrte, beſuchten wir noch den Waſſerfall des Kali Tjikapundung, welcher 4 Paale noͤrdlich von Bandong liegt. Der Strom, welcher ſeither zwiſchen Trachytkieſeln in geraͤumigem Bette hinmurmelte, wird ploͤtzlich in eine 30“ lange, nur wenig geneigte, ſchmale Felſenrinne eingeengt, und ſtuͤrzt ſich alsdann 40 Fuß tief ſenkrecht hinab in einen kreisfoͤrmigen, von dunkeln, nur wenig bewachſenen Wänden umgebenen Keſſel. Das Becken iſt geräus mig und gegen 20 Fuß tief. — Der Effekt der weißen Wafferfäule mit dem Felſenkeſſel von baſaltiſchem Geſtein iſt aͤußerſt maleriſch. Der folgende Tag wurde auf Bandong mit Zeichnen, Trocknen der Pflanzen und Unterſuchen anderer Naturgegenſtaͤnde zugebracht. — — —— ʃ he Junghuhn, Java. 13 194 Neife von Dandong anf den vulkan Gunong-Guntur. (Am 28. und 29. Juli 1837.) Berg Gunong-Guntur. — Dorf Trogon. — Beſteigong des Guntur. — Ausſicht von der hoͤchſten Kuppe deſſelben. — Truͤmmer-Maſſen am Suͤdoſt⸗ Fuße des Berges. Hiſtoriſche Notizen uͤber den Gunong-Guntur. Schon laͤngſt hatten wir beſchloſſen, den auf Weſtjava weitberufe— nen Vulkan Gunong-Guntur, den ſich Reinwardt im Jahre 1818 vergebens zu erklimmen bemuͤhte, zu unterſuchen, und richteten unſeren Marſch, Bandong am Morgen des 28. Juli verlaſſend, zuerſt nach SD. hin. Wir folgten der fahrbaren Straße, die ſich am Fuße einer Gebirgskette entlang zieht, welche ſich im Allgemeinen von NW. nach SD. erſtreckt und ſich in dieſer Richtung in die un: ter den Namen Burang-rang, Tankuban-⸗prahu, Buckit⸗ tunggil, Mang layang bekannten Gipfel erhebt; ſo daß der Burang = rang ihre nordweſtliche und der Manglayang ihre ſuͤdoͤſt— liche Spitze iſt. Alle dieſe Berggipfel, die ſich uͤber den Rand des ungleichen Ruͤckens kuppelfoͤrmig erheben, und von denen nur der uns ſchon bekannte Tankuban-prahu eine mehr abgeſtutzte, verflachte Geſtalt hat, (denn ſeine Kraterraͤnder bilden, von der Flaͤche aus gewiſſer Ent— fernung geſehen, eine faſt horizontale Linie, (ſ. Taf. 15 Fig. C.), ſind mit duͤſtrer Waldung bedeckt, die nur tiefer unten, wo ſich die herab— laufenden Laͤngsruͤcken verflachen, dem helleren Gruͤn von Grasmatten Platz macht. Es war ein ſehr nebliger Morgen; erſt nach Sonnenaufgang zer— theilte ſich der feuchte Duft, welcher die Gegenſtaͤnde ſchon in der Ent— fernung von einigen hundert Fußen verbarg. An den waldigen Abhaͤn— gen der Berge, die uns zur Linken lagen, zogen in bedeutender Tiefe graue Wolken hin; rechts, wo ſich zahlreiche Termitenhaufen, zerſtreuten Grabhuͤgeln nicht unaͤhnlich und oͤfter mit Gebuͤſch bedeckt, neben der Straße erhoben, breitete ſich die Baͤndong'ſche Ebene aus, deren Dorf: waͤldchen ſich in Duft verloren. Kaum hatten wir den Berg Manglayang links hinter uns zuruͤck— gelaſſen, als ſich vor uns wieder neue Huͤgel und Gebirgsruͤcken erhoben, die jenem entgegenzulaufen ſchienen, um die Bandong'ſche Ebene von dieſer Seite zuſchließen. Was ihre Naturphyſiognomie betrifft, fo ſtim— men ſie auffallend mit einander uͤberein: oben ſind ſie waldige, mehr oder weniger abgerundete Kuppen; unten aber in herablaufende Rüden geſpalten, die ſich allmaͤhlig verflachen, und nur mit dem lichten Schmelze 195 des Graſes (Allang-allang: Imperata Königü, Klaga: elner Saccharum Art und andern) bekleidet ſind. In ſcharfen Umriſſen iſt von der Grasmatte der dunkle Wald getrennt, der in den Kluͤften tie— fer abſteigt; ſo daß es ſcheint, als ſei den Huͤgeln eine Kappe aufgeſetzt. Nur was ihre Dimenſionen betrifft, weichen ſie von einander ab und erheben ſich von unbedeutenden Huͤgeln bis zu 4000“ Fuß hohen Ruͤcken, an deren Saume die Wolken voruͤberſtreichen. Etwa 20 Paale von Bandong, von einem fanften Ruͤcken hinab— ſteigend, ſahen wir eine kleine Thalflaͤche vor uns, die kaum 4 Paale im Durchmeſſer haͤlt und ringsum wie ein Keſſel von Gebirgen umge— ben iſt. Sie iſt nur zum Theil mit Reisfeldern bedeckt, uͤbrigens mit fettem Graſe bewuchert, in dem ſich nur einzelne niedrige Baͤumchen, un— ter denen Emblica officinalis Gärtn. am haͤufigſten vorkommt, zer— ſtreuen. Zahlreiche Hirſche (Cexvus Hippelaphus) halten ſich hier auf und laufen nicht ſelten über die Straße weg. An den Hügeln, welche dieſe Flaͤche umringen, fiel uns, (eben ſo wie an anderen Ber— gen Java's) die ſcharfe Grenze von Neuem auf, mit der ſich die Waͤl— der von den untern Grasabhaͤngen ſcheiden. Wohl leicht erklaͤrbar ſchien es uns, daß die Waldungen in den kleinen Zwiſchenthaͤlern und Kluͤften, die in gerader Richtung herablaufen, wegen der Feuchtigkeit tie— fer gehen; aber warum ſcheiden ſich ſelbſt die Walder von den Gras- matten in ſo ſcharf begrenzten Linien ab, und in Gegenden, die oͤfter noch nie eines Menſchen Fuß betreten hat? (S. Taf. 15. Fig. D) Nachdem wir dieſe Thalflaͤche durchſchnitten, ſtiegen wir wieder auf— waͤrts, auf ſanften, gewellten Ruͤcken hin, die der Beobachtung nichts Neues darboten. Etwa 26 Paale von Bandong entfernt, trafen wir zahlreiche Stuͤcke (Brocken von 3 bis 3 Fuß in Durchmeſſer) von Ob— ſidian, an den Seiten des Weges zerſtreut liegend, an. Alles andere Geſtein war bis jetzt immer noch Trachyt geweſen. Spaͤter führte der Weg wieder an ſchoͤnen Bergabhaͤngen hinab und eroͤffnete dem Blicke eine weit hingedehnte Ebene mit zahlreichen Doͤrfern, uͤber die ſich liebliche Gruppen von Kokos- und Areca-Palmen erhoben. Zahlreiche Steinbloͤcke lagen zerſtreut in den Reisfeldern umher, die ſich bis an den Fuß der Gebirge hinanziehen, welche das Thal weſt— lich begrenzen. Sogleich fiel uns die eigenthuͤmliche Geſtalt dieſer Huͤ— gel auf; ſie ſind in viele rundliche Kuppen getheilt, die entweder iſolirt ſte— hen oder deren mehrere ſich zu einer Maſſe verbinden, immer aber ei— nen Hauptberg umzingeln, von dem mehrere Laͤngsruͤcken herablaufen; mehrere jener Huͤgel haͤngen offenbar mit dieſem Ruͤcken zuſammen, an— dere erheben ſich mehr iſolirt aus der Ebene in betraͤchtlicher Entfernung vom Hauptgebirge, dem Gunong-Ageng. Eine ähnliche Anreihung von Huͤgeln bemerkt man z. B. auch an den Bergen Ungarany, Sumbing, Merapi und andern Kegelbergen Java's. Schnell hatten wir ein Segment der Ebene nahe an jenem weſtlichen Berge hin durchſchnitten und kamen im Dorfe Lelles an, welches 32 Paale von Bandong ent⸗ ſernt liegt. Von hier aus liegt der waldbedeckte Scheitel des Gunong: 13 * 196 Agong in SW.; fern in OSd. jenſeits der Ebene erblickt man einen andern Gebirgsruͤcken, wo ſich der Telaga-Bodas befindet. Dicht bei dem Dorfe entſpringt der Kali Tjidjapar; die ſchoͤne Quelle, welche ihm auf Einmal fein Entſtehen giebt, ſprudelt am Fuße eines Huͤgels her: vor, und fließt zwiſchen Trachytkieſeln aller Groͤßen hin. Suͤdlich von Lelles fuͤhrte uns der Weg wieder ziemlich ſteil hinauf und an den Ab— haͤngen des Gunong-Agong hin, deſſen Waͤlder ein auffallend kahles und duͤrres Anſehn haben. Obgleich ſich die Staͤmme ziemlich hoch und ſchlank erheben, fo iſt doch ihr Laub fo dünn und locker, daß man übers all bis auf den Hintergrund durchblicken kann, ſo daß die ganzen Berg— waͤnde ſtruppig ausſehen. Offenbar ſind ſie durch einen zu hohen Waͤrme— grad verbrannt, oder wenigſtens verdorrt und in ihrem uͤppigen Wachs— thum gehemmt. Nicht lange durften wir nach der Quelle einer fo un: geheuren Hitze ſuchen; denn indem wir immer mehr abwaͤrts, um den Fuß des Berges herumführen, trat, halb in Dampf gehuͤllt, der Gunong— Guntur hervor: ein furchtbarer Berg, deſſen ſchwarze, hoch aufgeworfene Kraterraͤnder, aus dem Dampf hervor ſchimmernd, Ehrfurcht geboten. Er erhebt ſich, ein ſtumpfer, oben ausgezackter Kegel, nicht auf dem Gi— pfel, ſondern am SöOeſtlichen Abhange des lang von WSW. nach ONO. hingezogenen Bergruͤckens, deſſen hoͤchſter Gipfel der Gunong— Agong iſt. Seine ungleichen, furchtbar zerſpaltenen Kraterraͤnder be: wundernd, feine Schlackenſtroͤme, die ſich vom Gipfel, gleich dunkeln Armen bis in die Reisfelder herabziehen, anſtaunend, langten wir ges gen 3 Uhr auf Trogon an, einem Dorfe, welches 2367 Fuß uͤber dem Meere, etwa 2 Paale entfernt an feinem SOeſtlichen Fuße liegt.“) Man erblickt ihn daher in NW.; links, in WN W., reiht ſich ihm eine kleinere waldbedeckte Kuppe (Gunong-Putri) an, nur durch ein ſchmales, hintenanſteigendes Thal von ihm getrennt, ſo daß die her— abgefloſſenen Schladenftröme bis an ihren Fuß anſtoßen. Hinter ihm zieht ſich der ſchon erwahnte Ruͤcken hin, deſſen höhere Kuppen, wie der Gunong-Agong, ihn dominiren, und der ſich im N. von hier herabſenkt. (Taf. 16.) In S. erblickt man den Gunong-Tjſikorai. Wir durchmuſterten dieſe Verhaͤltniſſe nur flüchtig, da ſich alle Gipfel der Berge in Wolken huͤllten und wir auch bedacht fein mußten, einige Vorbereitungen fuͤr die morgende Reiſe zu treffen. Snunong⸗Guntur. Kaum fing am Morgen des 29. Juli der oͤſtliche Himmel an ſich zu erhellen und ließ die dunklen Umriſſe der Gebirgsketten des Kratjak und Galungung, fo wie den Kegelberg Tjikorai erkennen, als wir bereits den kurzen, (etwa 2 Paale betragenden) Zwiſchenraum zwiſchen unſerm *) Die Länge des Weges von Bandong bis hieher beträgt 40 Paale. 197 Dorfe und dem Fuße des Gunong:Guntur zuruͤckgelegt hatten und von unſern Pferden geſtiegen waren. Wir wanderten nun laͤngs dem] Fuße des Gunong-Putri hinan und folgten einer Kluft, die das Regenwaſſer in den hohen Sand- und Geroͤllſchichten ausgewaſchen hatte. Denn die aus dem Krater des Guntur herabgerollten Ströme von Sand und zerbroͤckelten Steinen ſtoßen unmittelbar an den Abhang des Putri an, der fie in ihrem Laufe hemmte. Nur die erwähnte Kluft, welche rieſelnden Gewaͤſſern ihr ſpaͤteres Entſtehen verdankt, bleibt zwiſchen ihnen uͤbrig. Schon aus den Wänden dieſer Kluft quellen mit hoͤrbarem Geraͤuſch Waſſerdaͤmpfe hervor, gleichſam um den Reiſenden auf wildere Naturſcenen vorzubereiten. Die Sonne war nun dem Horizonte entſtiegen und beleuchtete den Gunong-Guntur, der — ein koloſſaler Sand- und Steinhaufen von ſtumpf⸗ kegelfoͤrmiger Geſtalt — ſich drohend über uns erhob. Kein grünes Haͤlmchen ſchmuͤckt feine oͤden Abhaͤnge. Vom ausgezackten Rande ſeines Kraters, den weißliche, hinter ihm emporſteigende Daͤmpfe ſichtbar machten, bis tief herab an feinen Fuß iſt er mit ſchwaͤrzlichem Sande und Steingereibſel bedeckt, welches, da es Laͤngsruͤcken bildet, in Stroͤmen niedergegangen zu ſein ſcheint. Bis weit in die Reisfelder hinein, ſelbſt da, wo ſich das Terrain ebnet, haben ſich dieſe Stroͤme ergoſſen, welche ſich nach unten zu immer mehr verflachen und ausbreiten. Am weiteſten ſind ſie oͤſtlich und ſuͤdlich vom Berge vorgedrungen. Wir klommen am SwWeſtlichen Abhange des Berges hinan, einer Kluft fol: gend, die ſich hier in ſchiefer Richtung herabzieht. Ueberall, wo man hintritt, begegnet man Waſſerdaͤmpfen, die dem Erdreiche aus unmerklichen Fugen entſteigen, und in deren Umfange ein weißer, (alaunartiger) Anflug das Geſtein bedeckt. Die Tritte ſelbſt klingen hohl, indem man auf nichts anderem wandelt, als auf Stein bloͤcken, die mit Sand und kleinem Gereibſel uͤberſchuͤttet find, Die Größe der Steinchen, die, gleich dem Sande, aus zertruͤmmertem Trachyt gebildet find, ſteigt von der Größe einer Erbſe bis zu der eines Fußes an; die zahlreichſten find die von der Dicke eines oder zweier Zolle. Mit ſolchem Gerölle, das unter den Füßen weicht, iſt der ganze Berg bedeckt; zerſtreute Trachytbloͤcke von 5 bis 20 Fuß Durchmeſſer ra⸗ gen hie und da daraus hervor; ihre Farbe iſt gewoͤhnlich grau, doch fin— det man auch viele, mehr abgerundete, zu Klumpen geſtaltete Stuͤcke von bolusrother Farbe, die offenbar einen hoͤhern Hitzegrad erlitten ha— ben, doch ebenfalls aus Trachyt gebildet ſind. Die Ruͤcken, auf denen letztere in Menge liegen, erſcheinen aus der Entfernung geſehen, in ei— nem dunkel⸗coͤthlichen Lichte. F Im Weiterklimmen fahen wie uns bald genöthigt, unſere Haͤmmer zur Hand zu nehmen, um Treppen oder Kerben in das zufammens gebackene, auf der Oberflache ziemlich glatte Gereibſel zu hauen, da der Fuß auf den ſchiefen, zuletzt in einem Winkel von 45 Graden und bar: über anſteigenden Abhaͤngen unmoͤglich feſt halten kann. Andere Rüden (oder Arme, Lavas Ströme ), beſtehen aus einer Schicht völlig loſen 198 und beweglichen Gereibſels, ſo daß man fußtief hineinſinkt und bei jez dem Schritte wieder halb zuruͤckfaͤhrt; noch andere beſtehen aus feinem Sand, auf dem man ſich zwar leicht kann herabrutſchen laſſen, der aber im Hinaufklimmen nicht minder ermuͤdet. Am zweckmaͤßigſten zum Auf⸗ wärtstlimmen erſchienen uns daher die Gegenden oder Ruͤcken, wo groͤ— ßere Rollſtuͤcke von 1 bis 2 Fuß Durchmeſſer aufeinander gethuͤrmt liegen; dieſe gewähren den Fuͤßen eine feſte Stuͤtze und im Nothfalle auch den Haͤnden einen ſichern Haltpunkt. Wir hielten uns daher vorzugsweiſe an ſolche Gegenden, oder ſetzten unſere Fuͤße in die kleinen Furchen, die der Regen ausgewaſchen hat und die wegen ihrer en mehr Si⸗ cherheit gewaͤhren. Auf dieſe Art hatten wir ziemlich ſchnell die Gegend erreicht, wo unterhalb des Kraterrandes die große Kluft beginnt, welche ſich Spalten— aͤhnlich an dieſer Bergſeite hinabzieht, und aus deren Waͤnden hier zahl⸗ reiche Schwefeldaͤmpfe hervorqualmen. Sie hat hier ein wildzerriſſenes, ſchroffes Anſehn, ſo daß es ſcheint, als ſei hier durch die Erſchuͤtterun— gen der Berge das Geſtein ſeitwaͤrts abgeſchleudert und in die Tiefe ge- worfen; denn unter dem 10 bis 20 Fuß hohen Steinſchutt ihrer Waͤnde bemerkt man Felſenſchichten, die parallel mit dem Abhange des Berges laufen. Nachdem wir dieſe ſchwierige Stelle gluͤcklich uͤberwunden hatten, ebnete ſich der ſandige Boden, und wir kamen auf einer ER nur wenige Schritte vom Rande des Kraters entfernt, an. Es war 9 Uhr; kein Woͤlkchen truͤbte den Himmel; in ruhiger Tiefe lag die weite Ebene unter uns ausgebreitet mit ihren ſpiegelnden Seen und gruͤnenden Feldern; ſanft ſteigt ſie gegen die Gebirgsruͤcken an, die ſie begrenzen und unter denen, bis hoch hinauf mit Gruͤn ge— ſchmuͤckt, der Gunong-Tjikorai majeſtaͤtiſch ſeine Spitze erhebt. In der naͤchſten Umgebung aber iſt Alles umher wuͤſt und oͤde. Schroff von eingeriſſenen Raͤndern ſenkt ſich in ſchwindlichter Tiefe ein Keſſel hinabz aus den Spalten dringt unheimliches Ziſchen und ſchwaͤrzlich-grau, gleich drohenden Geſpenſtern, ſchimmern die Zacken der Kratermauer durch die Daͤmpfe. Wir befanden uns am NMWeſtlichen Kraterrande, welcher 6.517 Fuß uͤber den Meerſpiegel liegt, und von welchem aus der Boden nach hinten zu ſanft in die Hoͤhe ſteigt. Tief unter uns erblickten wir den eingeriſſenen Rand der ſuͤdlichen Kratermauer, die uns wenigſtens 2 bis 300 Fuß tiefer zu liegen ſchien. Sie umſchreibt mit der NWeſtlichen Kraterwand, welche ſich im Weſten und NOſten vom Mittelpunkte des Keſſels jah in dieſelbe hinabſtürzt, eine kreisfoͤrmige, doch ausgezackte und ungleiche Oeffnung, von welcher ſich die Wände in den keſſelfoͤrmi⸗ gen Grund hinabſenken. Die obern Gegenden der Kraterwand find ſchroff und ſenkrecht, und hier bemerkt man, beſonders in SO., graue, der Laͤnge nach geſpaltene Felſen, die oͤfter Rippen aͤhnlich nach innen hervorragen; vor Allem fallt in SW. vom Keſſel ein ſolcher, glatt ab⸗ gebrochener Felſenkoloß in die Augen. Tiefer unten, im Allgemeinen von der Mitte ihrer Hoͤhe an, 199 macht die Wand eine kleine Neigung und Läuft ſchraͤg in den Grund des Kraters aus, der dadurch die Form eines Keſſels gewinnt. Dieſe untern Abhaͤnge beſtehen gewoͤhnlich aus kleinem Gereibſel und Felſen— truͤmmern, die bis in den Grund des Kraters hinabgerollt ſind. Das Ganze gleicht einem zuſammengeſunkenen Schutthaufen, und erinnert un— willkuͤrlich an ein Abblaͤttern und Hinabſtuͤrzen von Oben; öde liegt es in feiner grauen Farbung da, in ſchauerlichem Halblicht allverbreite— ter Daͤmpfe, durch die weißliche, gelbe und roͤthliche Flecke hindurchſchim— mern. Am niedrigſten iſt die Mauer im Oſten vom Grunde des Keſ— ſels; hier iſt ſie abgebrochen und bildet eine Oeffnung, eine Kluft, die zwiſchen den jaͤh abgeſtuͤrzten uͤbrigen Felſenmaſſen uͤbrig bleibt; hier iſt die Neigung nach dem Grunde des Kraters zu am ſanfteſten; aber hier und an der NMOeſtlichen Felſenwaͤnd, gegen welche fie anſtoͤßt, dringen auch die zahlreichſten Schwefeldaͤmpfe hervor, welche die gelbe Farbe des Geſteins ſchon von Weitem verraͤth. Die dickſten Rauchſaͤulen ent— ſteigen uͤbrigens dem SOeſtlichen und Suͤdlichen Theile der Kratermauer; ſie dringen nicht weit unterhalb des hoͤchſten Randes hervor und ſchei— nen aus bloßen Waſſerdaͤmpfen zu beſtehen; mit hoͤrbarem Geziſch ent— ſtroͤmen ſie den Felſenſpalten und breiten ſich, vom Winde zertheilt, uͤber der Oeffnung des Kraters aus. Dem hohen MWeſtlichen Kraterrande darf man ſich nur mit Vor— ſicht naͤhern; denn hier giebt es truͤgeriſch mit Sand bedeckte enge Spal— ten, die ſich in paralleler Richtung und in verſchiedenen Entfernungen um den Rand herumziehen; ſchwache Schwefeldaͤmpfe dringen hin und wieder durch kleine Oeffnungen aus ihnen hervor, um die ſich der gelb— angeflogene Sand ringfoͤrmig erhoͤht hat. Dieſe Spalten ſcheinen auf ein allmaͤliges, ſchichtenweiſes Abloͤſen und Hinabſtuͤrzen dieſer Wand zu deuten, wodurch ſich, (wenn es wirklich ſtattfindet,) die obere Kra— teroͤffnung immer mehr erweitern muß. Da es unmoͤglich iſt, von dieſer Seite in den Krater zu gelangen, ſo beſchloſſen wir zuerſt die Bergkuppen, welche ſich hinter dem Krater erheben, zu erſteigen, und dann an dem MOeſtlichen Bergabhange hinab zu klimmen, um durch die oben erwähnte oͤſtliche Kluft in dem Krater zu gelangen. Der höchſte Kudtertand ſteigt nach NW. zu ſanft in eine abge— rundete Kuppe, oder in einen Ruͤcken an, der 150 Fuß hoͤher liegt, als der Rand ſelbſt. Dieſer ganze Ruͤcken und das geneigte Terrain, welches von ihm zum Kraterrände herablaͤuft, beſteht zwar aus nichts Anderem, als aus Sand und Steingereibſel, iſt aber überall mit einer gelblich-braunen Kruſte bedeckt, aus deren zahlloſen Ritzen und Fugen, mit ziſchendem Geraͤuſch, Tauſende von kleinen Dampfwolken hervor— brechen; dabei iſt der Boden ſo echitt, daß die Waͤrme ſelbſt durch dicke Sohlen hindurch fuͤhlbar wird. Auf der andern Seite ſenkt ſich dieſer Ruͤcken etthäs ſteiler hinab und bildet ein kleines Zwiſchenthal, das ihn von einer zweiten Kuppe trennt, die ſich hinter ihm in der halben Richtung NWeſtlich vom Kra— 200 terrande, jedoch viel höher und ſpitzer, erhebt. Dieſe Kuppe ift 7.008 Fuß hoch, folglich 491 Fuß über den hoͤchſten Kraterrand erhaben; un: ten an ihrem hintern Abhange ragen einige Felſenwaͤnde hervor, deren Spalten noch reichliche Dämpfe entquellen. N Von hieraus genießt man eine entzuͤckende Ausſicht. Alles zwar, was ſich um uns herum und zu unſeren Fuͤßen befindet, traͤgt die Spu— ren der Verwuͤſtung; nichts als öde ſteile Abhaͤnge von ſchwarzem Sand, mit Steingeröllen von allerlei Größe bedeckt; aber tief unter uns, jenſeits des Vulkans und von deſſen Daͤmpfen theilweiſe verborgen, zieht ſich mit ihren Reisfeldern, fiſchreichen Seen und ſchattigen Doͤrfchen die Ebene hin, ringsum von Gebirgszuͤgen begrenzt; am hoͤchſten unter dieſen er— hebt ſich in S. der Gunong-Tjikorai, halb mit Wald bedeckt, mit ſei⸗ nen Längsruͤcken. Er iſt zu beiden Seiten durch angebautes Hochland mit den benachbarten Gebirgen verbunden, rechts mit dem Papandayang, links mit dem Kratjak, deſſen waldbedeckter Rüden ſich in ED, erhebt; noch mehr links zieht ein anderer höherer in zahlreiche Spitzen erhobe⸗ ner Bergruͤcken hin, deſſen hoͤchſte Kuppen in OSO. von hier liegen und zu welchen der Telaga-Bodas und der Gunong— Galungung gehören; weit entfernt hinter dieſen Rüden, kaum erkennbar im bläulichen Dufte, ragen die Kegelberge Tjermai und Tagal hervor. So wird die Thalebene von dieſer uns gegenuͤberliegenden Seite begrenzt; rechts aber vom Tjikorai erblickt man einen andern waldigen Rüden, der ſich von SSW. nach NND, hinzieht und deſſen höchſte Kuppe, ſich an feinen SSWeſtlichen Ende befindet, da wo von ihm ein kahles Hochland zum Tjikorai heruͤberlaͤuft. Hier liegt nicht auf den Gipfel, ſondern am Abhange des Ruͤckens der dampfende Krater des Papandapang, ein ſenkrechter an dieſer Seite offener Felſenabſturz, deſſen gelbe Farbe hell aus dem dunkeln Waldesgruͤn hervorleuchtet; außer dies ſem Papandayang befindet ſich noch ein zweiter kleinerer Krater an ſei⸗ nem Abhange, (Kawa-manok der Javanzn,) deſſen Lage wir von hier aus nur an ſchwachen Dämpfen erkennen konnten, die mitten aus dem Walde emporſtiegen. Dieſer Zug verbindet ſich durch weniger hohe Zwiſchenruͤcken, mit der Bergmaſſe, an deren Abhange wir ſtehen, und die ſich von ihrer Vereinigung an von SO. nach NW. hinſtreckt, und ſich dann jenſeits unſeres Standpunktes ein wenig nach O. umoiegt, um ſich daſelbſt in einigen ziemlich ſteilen Kuppen zu endigen. Wen⸗ den wir nun unſere Blicke auf die Bergmaſſen, die uns zunaͤchſt um- geben, ſo finden wir, daß die Kuppen, auf denen wir ſtehen, in querer Richtung von NW. nach SO. vom Hauptgebirgszuge vorgeſchoben find, und daß der Guntur an ihrem Sdeſtlichen Abhange ausgebrochen iſt, So bildet jene fruchtbare Ebene ein laͤngliches Thal, hier von den Zuͤ⸗ gen des Papandayang und Guntur, dort vom Zjikorai und den Ruͤcken des Kratjak und Galungung umſchloſſen. Alle Abhaͤnge, die wir von unferer Kuppe aus erblicken, bis in be: deutende Entfernung vom Vulkan, ſind mit abgeglaͤtteten Schichten ſchwaͤrzlich-grauen Sandes oder Gereibſels uͤberſchüttet, an denen nur 201 hie und da einige grüne Flecken, die wegen ihrer hoͤhern Lage unbedeckt geblieben, hervorſchimmern. Es iſt die Kuppe durch ein neues kleines Zwiſchenthal von dem hintern noch etwas hoͤher liegenden Haupttuͤcken getreunt; auch dieſer iſt noch mit jenem ſchwaͤrzlichen, vulkaniſchen Aus— wurfe bedeckt, aus dem hin und wieder die Staͤmme einiger halbverbrann— ten Baͤume hervorragen. Nur einige der hoͤchſten, ſteilſten Abhaͤnge ſind noch mit ihrem alten Grün geſchmuͤckt; es ſcheint, daß das loſe Sand- und Steingereibſel an ihren ſteilen Wänden nicht halten konnte, und zu den untern, weniger ſteilen Abhaͤngen hinabſtroͤmte, wo es jetzt um deſto höhere Schichten bildet. Auch zahlreiche ſenkrechte Felſenabſtürze nimmt man an dem Bergruͤcken hinter dem Gunong— Guntur und zu beiden Seiten deſſelben wahr, deren Oberfläche in gelb— licher Farbe leuchtet, obgleich ſie aus feſtem grauen Trachyt beſtehen und nur einige ein völlig aufgeloͤſtes, weißliches, broͤckliges Geſtein zeigen; ſie ſcheinen ihr Entſtehen heftigen Erdſtoͤßen zu verdanken, durch welche die Felſen geſpalten, und ihre vorderſten Schichten von den Wänden ab: geloͤſt wurden. f Nachdem wir dies Alles genugſam betrachtet, ſtiegen wir ſchief an den NOeſtlichen Abhaͤngen hinab; hier iſt das Steingeroͤlle, welches die ſteile Bergwand bedeckt, ziemlich groß, aber voͤllig beweglich und nirgends durch ein Bindungsmittel einigermaßen zuſammengekittet; ſo daß es bes ſtaͤndig unter den Fuͤßen wegrollte, und wir nicht ſelten 20 bis 400 tief mit blutenden Haͤnden und Fuͤßen hinabrutſchen. Endlich, nach einer gewaltig muͤhſamen Fahrt, hatten wir die Ges gend der Bergſeite erreicht, von der aus wir den niedrigen durchbrochenen Theil der Kratermauer erblicken konnten. Schroff erheben ſich zu beiden Seiten, wie Thorpfeiler, die Felſen, und eroͤffnen die Ausſicht auf das dam⸗ pfende Innere, durch welches die gegenüber liegenden Waͤnde halb hins durchſchimmern. Von dieſem niedrigen Theil des Kraterrandes zieht ſich eine weite Kluft zum Berge hinab, die ſich in oͤſtlicher Richtung bis tief zum Fuße des Berges erſtreckt, und wie Alles umher mit Sand und Geroͤlle uͤberſchuͤttet iſt; nur an ihrem jenſeitigen Abſturze erſchei— nen ausgebreitete Felſenſchichten, die parallel mit einander und in gleichem Winkel mit der Neigung der Bergſeite anſteigen und wie eine Rinde auf der Schuttmaſſe des Gereibſels, das ſich in die Kluft hinabzieht, aufliegen. (Tab. 17. Fig. 2.) Obgleich der niedrige Theil der Kratermauer nach außen zu meh⸗ vere 20 bis 40 Fuß hohe Felſenwaͤnde bildet, die ſich teraſſenfoͤrmig in die Kluft hinabſenken, und aus deren Ritzen Daͤmpfe hervorziſchen, ſo überzeugten wir uns doch von der Möglichkeit, an ihren Vorſpruͤngen hinzuklettern und auf dieſe Art in den Krater zu gelangen. Sehr gern haͤtten wir ſeine Tiefe barometriſch beſtimmt. Aber leider mußten wir dieſen Vorſatz aufgeben, indem das gefaͤhrliche Ab- und Aufklimmen wenigſtens einige Stunden Zeit zu erfordern ſchien, es aber bereits ge— gen 5 Uhr war und wir uns nicht entſchließen konnten, ſo unvorbereitet in dem unbekannten Grunde eines noch fo wirkſamen Kraters zu übers 207 nachten. Ohne alfo den Grund des Keſſels von dieſer Seite aus ge⸗ ſehen zu haben, traten wir unſere Ruͤckreiſe an. Wir folgten dem Laufe einer Zwiſchenkluft, die, ebenfalls noch mit Steintruͤmmern uͤberſchuͤttet, zwiſchen dem Abhange des Guntur an den mehr begrünten NOeſtlichen Bergwaͤnden hinlauft; ein kleiner Strom, der von den letztern herabkoͤmmt, fließt durch den uutern Theil dieſes Zwiſchenthales, und faͤllt brauſend in zahlreichen Caskaden, durch die Geroͤlle. | st Endlich kamen wir, halb erſchoͤpft vom tagelangen Klimmen, am Sdeſtlichen Fuße des Berges an, wo ſich die Strome zertruͤmmerten Geſteines ausgebreitet haben und nur von Kluͤften durchſchlaͤngelt find, welches das Regenwaſſer in ihnen ausgewaſchen hat. Noch mehr vom Fuße des Berges entfernt, erregten wieder andere zertruͤmmerte Maſſen unſere Aufmerkſamkeit. Sie glichen, aus einiger Entfernung geſehen, ſchwarzen Erdſchollen, wie die eines friſchgepfluͤgten Ackers, nur von koloſſaleren Dimenſionen; ausgedehnte Strecken ſind mit ihnen bedeckt. Beim Durchwandern ergab ſich, daß es ausgezackte, aus— getiſſene, gleichſam angefreſſene Trachytfelſen waren, deren ſchwarze, halb verwitterte Oberfläche: eine lange Bloßſtellung an die Luft bekundete. Die ungleiche Oberfläche, die ſcharfen Zacken und eingeriſſenen Ecken un⸗ terſcheiden ſie auffallend von den Rollſtuͤcken, die mehr abgerundet und an ihrer Oberflaͤche geglaͤttet ſind. Dieſe Beſchaffenheit und ihr ſonder⸗ bares Vorkommen wie hinter einander aufgeſchichtet, (Taf. 17. Fig. 3.) nicht ſelten faſt aufrecht ſtehend und aneinander anliegend, ſchien uns bei der betraͤchtlichen Entfernung, in der ſie vom Fuße des Berges abliegen, offenbar zu beweiſen, daß ſie nicht hieher gerollt, ſondern geworfen, und zwar vom Berge ſchief abwaͤrts geſchleudert ſeien. Wir hielten ſie daher für die Truͤmmer der SOeſtlichen Kratermauer des Gunong-Guntur, die jetzt 500 Fuß unter die NWeſtliche erniedrigt iſt, und die in verſchiede⸗ nen Epochen, da der Berg ſeiner relativen Lage gemaͤß, vorzugsweiſe ſeine Kraft nach dieſer Seite hin aͤußern mußte, abgeworfen zu fein ſcheint. Noch mehr beſtaͤtigte unſere Vermuthung, hinſichtlich des Urs ſprungs dieſer Truͤmmer, das Vorkommen eines Laubmooſes (zur Gars tung Polytrichum gehörig), und einer Flechte (Cladoniae sp.) auf den: ſelben, Pflaͤnzchen, die wir bis jetzt nur auf 4 bis dis 7.000 Fuß ho⸗ hen Bergen gefunden hatten, und die, ſo viel uns bekannt, auch nie in tiefern Gegenden vorkommen; ſie überzogen hier, zwar nicht mehr friſch und lebend, aber todt und ausgetrocknet fortdauernd alle kleinen Ver⸗ tiefungen und Flaͤchen der Steine. An vielen Stellen ſind dieſe Steinmauern fo hoch auf einander ‘ge: thürmt, daß fie kleine Hügel: oder Rücken bilden, nicht ſelten durch ſan⸗ dige Zwiſchenthaͤler von einander getrennt; bei einigen iſt das Geſtein noch voͤllig kahl und ſeine Zacken ragen nackt bervor; andere, und zwar die vom Berge mehr abgelegenen, haben ſich theilweiſe mit Sand und feinem Gereibſel bedeckt, und ſparſame Graͤſer ſiedeln ſich auf ihnen an; noch andere (die am weiteſten vom Berge entferntern), ſind ſchon mit 203 Erde überzogen und mit einer Decke von gruͤnenden Gräfern und Straͤu— chern geſchmuͤckt, aus der nur noch hie und da ein unbedeckter Stein— zacken hervorragt. Offenbar ſind nun die letzten als die aͤlteſten, naͤm— lich als die ſchon am laͤngſten an dieſem Orte befindlichen zu betrachten. Nach dem verſchiedenen Grade von Verwitterung zu urtheilen, den dieſe verſchiedenen Gruppen von Steinmaſſen zeigen, ſcheint es daher, als ſei das Einftürgen und Abwaͤrtsſchleudern der SO. Kratermauer in ver: ſchiedenen Epochen vorgegangen; jedoch ließ ſich nicht mit Gewißheit er— mitteln, bei welchen Eruptionen es ſtattgefunden habe. Nachdem wir dieſe Truͤmmerhaufen durchkrochen hatten, traten wir wieder aus dem oͤden, unfruchtbaren Reiche Vulkans, wo man das Zi— ſchen von Daͤmpfen vernimmt, hervor in das ſchoͤne gruͤne Land, be— gruͤßt von Inſektenchoͤren, die in den Baumzweigen ſchwirrten. Ermuͤ— det lagerten wir uns in den Schatten eines Feigenbaumes, und erwar— teten die Ankunft unferer, Pferde, welche uns ſchnell nach unſerm Doͤrf⸗ chen zuruͤckbrachten. — Nach Reinwardt's Wee liegt nicht weit vom Sunong-Guntne noch ein Berg Kiamis; ‚fein Krater ift den Javanen unter dem Na: men Kawa-Karaha bekannt; er iſt voller Spalten und kochen— der Waſſer- und Schlammpfuͤtzen; zwei Baͤche entſtroͤmen ihm, einer (Tjikoraha nach O., ein anderer Tjiduri nach W.,) um ſich zuletzt beide in den Tjikaro zu ergießen.“ — Reinwardt beſuchte ihn 1819. Uns blieb dieſer Vulkan unbekannt; vielleicht iſt er ſchon laͤngſt erloſchen. (Man vergleiche die Situationszeichnungen des Kraters vom Gu⸗ nong⸗Guntur in Taf. 17. Fig. 1. Hiſtoriſche Notizen über den Berg Guntur. Die Javaniſchen Haͤuptlinge zu Trogon, am Fuße des Berges, haben in ihren Büchern folgende Eruptionen aufgezeichnet. Ausbruͤche vor dem Jahre 1807 und Beſonderheiten der ſpaͤtern Ausbruͤche konnten ſie uns nicht berichten: 0 1807, 1809, 1815, 1816, 1818, 1820, 1828, 1832 drei Mal in demſelden Jahre, 1833. Reinwardt verſuchte ihn unmittelbar nach der heftigen Eruption vom 21. bis 24. October 1818 zu beſteigen; er konnte jedoch, wegen der Steine, die immer noch herabrollten, die Spitze nicht erreichen. Hef⸗ tige Erderſchuͤtterungen gingen der Eruption vorher; es wurden Steine hervorgeſchleudert, ſpaͤter Aſche und Rauch. Zum zweiten Male verfuchte er es im Jahre 1819, doch ebenfalls vergebens; denn aufgehaͤufte Aſche und Schlamm machten die Annaͤhe— rung an den Krater unmoͤglich. — Er ſcheint jedes Mal an der N Weſtſeite hinaufgeſtiegen zu fein, und war genoͤthigt zwei Tage lang durch Gegenden, die hoch mit Aſche bedeckt waren, und zuletzt durch ei⸗ 204 nen ganz verbrannten Wald zu dringen. Die Höhe des Guntur giebt er zu 6.085 engl. Fuß an. Nach unſern Beobachtungen iſt der hoͤchſte NWeſtliche Kraterrand 6.517 engl. Fuß hoch. 1836, den 26. November, Mittags von 12 bis 4 Uhr, fand ſein neueſter Ausbruch ſtatt, unter heftigen Detonationen ſtieg eine Rauch— ſaͤule auf und Sand und Steine wurden ausgeworfen. Wir erſtiegen ihn den 29. Juli 1837 von der SWeſtſeite, alſo acht Monate nach feinem letzten Ausbruche, Neiſe vom Tjisirupan auf den Vulkan Papandayang. (Am 30. und 31. Juli 1837). Am folgenden Morgen, (den 30. Juli), reiſten wir nach dem Dorfe Tjiſirupan ab, um von dort den Krater des Papandayang zu beſuchen, den wir ſchon von der Höhe des Gunong-Guntur geſehen hatten und deſſen gelbe Felſenwaͤnde auch jetzt fortwaͤhrend aus dem Waldesgruͤn hervorleuchteten. (Taf. 18. Fig. 1.) Sanft ſteigt der Weg gegen den Zwiſchenruͤcken an, welcher den Tjikorai mit dem Papanday verbindet; er führt NOeſtlich vom Papan— dayang und etwa 7 Paale von ſeinem Fuße entfernt mitten durch ein huͤgeliges, unebenes Terrain, welches aus aufgethuͤrmten Steintruͤmmern beſteht, mit Erde und einer fruchtbaren Grasdecke uͤberzogen, aus der nut noch zerſtreute, ſchwaͤrzliche Bloͤcke hervorragen. Die meiſten der letzte⸗ ren beſtehen aus einem grauen, harten Trachyt; doch findet man auch viele weiche, broͤckliche Maſſen von weißer Farbe, (zerſetzten, durch Schwe— feldaͤmpfe erweichten Trachyt) eben ſo wie wir ſie ſpaͤter im Krater des Papandayang ſahen. Dieſes ganze Huͤgelthal, welches ſich vom Fuße des Berges bis weit in die Ebene hinein erſtreckt, wurde durch die Auswurfsmatetien des Papandayang gebildet, als er im Jahre 1772 ploͤtzlich ſeinen gruͤnen Scheitel abwarf und ſich als Vulkan kund gab, wobei 40 Dörfer vers nichtet und gegen 3000 Menchen getoͤdtet wurden. (S. weiter unten.) Nur wenig Fortſchritte hat die Vegetation in dieſen 65 Jahren gemacht; bis jetzt bekleidet nur mageres Gras die Huͤgel, und einige wenige Reis⸗ felder ziehen ſich an ihren Abhaͤngen hin. 205 Gegen Mittag kamen wir zu Tjiſirupan an, welches 13 Paale von Trogon entfernt, am Oeſtlichen Abhange des Papandayang liegt, da wo der Abhang im dem Zwiſchenruͤcken zum Zjikorai heruͤberlaͤuft. Letzterer Berg liegt in SO. vom Dorfe. Da die Zeit eines halben Tages zum Hin- und Zuruͤckreiſen zu kurz und keine Vorbereitungen zum Uebernachten auf dem Berge ſelbſt getroffen waren, ſo ſchoben wir den Beſuch des Kraters bis zum an— dern Morgen auf, und begnuͤgten uns, vorlaͤufig einige Excurſionen in die Umgegenden des Doͤrfchens zu machen. Es liegt ſehr angenehm auf dem ſanft abhaͤngigen Boden, 3.990 Fuß uͤber dem Meere, nur durch die Kaffeegaͤrten von der Grenze der Wälder getreunt. Die Haͤuſer find aus Brettern und Bambusrohr ge— baut, gewoͤhnlich auf Pfaͤhlen, einige Fuß uͤber den Boden erhoͤht, und haben ein ordentliches, reinliches Anſehen. Ein breiter, fahrbarer Weg fuͤhrt in gerader Richtung durch das Dorf herab. Da man alle jene Fruchtbaͤume, Piſangſtaͤmme und Bambusgebuͤſche vermißt, die ſonſt die javaniſchen Dörfer auf das Eigenthuͤmlichſte charakteriſiten, und ſich auch einige größere hölzerne und bambuſſne Gebaͤude hier befinden, (die als Kaffee-Packhaͤuſer dienen,) fo erhält das Dorf ein ſehr zierliches, mehr europaifches Anſehn und erinnerte uns unter Andern lebhaft an einige Gebirgsdoͤrfchen des Harzes. Es wird nur periodiſch bewohnt, ſo lange ſich naͤmlich die Javanen des Kaffeepfluͤckens wegen in dieſer Höhe, (wo Kaͤlte, unguͤnſtiger Boden und Mangel an Waſſer die Anlegung von Reisfeldern verbietet), aufhalten. Schnell hatten wir am Morgen des 31. Juli den kurzen Weg durch die Kaffeegaͤrten zuruͤckgelegt und ritten wieder in dem Waldes— dunkel hinauf unter Baumſtaͤmmen, zwiſchen denen ſich, wie gewoͤhnlich in dieſen Regionen, zahlreiche Rotang-Arten verſchlingen. Kleine Baͤche brauſen hier in tiefen Kluͤften oder Laͤngsthaͤlern herab, durch welche man ſich in der ſchluͤpfrigen Lehmerde nur mit Mühe dutcharbeitet. Bald aber oͤffnen ſich die Waͤlder, und man kommt auf ein viel ſanf— ter abgedachtes Terrain von Steintruͤmmern, die nur mit Strauchvege— tation begruͤnt ſind. Dieſe Gegend befindet ſich in NO. vom Grunde des Kraters, zu welchem ſie, durch kleine Ringmauern getrennt, ganz allmaͤlig, etwa in einem Winkel von 10 bis 15 Graden anſteigt. Sie iſt mit Steinbloͤcken aller Art und Groͤße uͤberſaͤet; bald ſind es feſte, unveraͤnderte Trachytmaſſen, bald weichere, halbaufgeloͤſte, ſchwefelhaltige Trümmer von weißer Farbe, bald kleineres Gereibſel, das hier aufeinan— der geſchuͤttet vorkommt: Alles iſt mit Erde, Sand oder loſen, ſchwefel— und alaunhaltigen Maſſen von weißlicher Farbe zuſammengekittet und mit einer Vegetation bedeckt, die ſich auffallend von den angrenzenden Waͤldern unterſcheidet und deren Daſein, (bei der völlig offenen Lage des Kratergrundes von dieſer Seite) beweiſt, daß dieſer ganze Boden neueren Urſprungs und durch vulkaniſche Auswurfsſtoffe gebildet ſei. Namentlich find es die ſchoͤnen Straͤucher oder Baͤumchen der Gaul- theria punctata und 6. leucocarpa und der Thibaudia-Arten, 206 welche das Geſtein untermiſcht mit Nubus: Arten, Baumfarren und anderen Farrenkraͤutern überziehen. Auch Acacia montana Igt. ſteht zerſtreut umher, ſonderbarer Weiſe aber finden ſich mitten in den gruͤnenden Umgebungen anderer Sträucher die meiſten ihrer Stämme kahl, duͤrr und vom Laube entbloͤßt. Außer den Thibaudien und Gaultherien findet ſich in dieſer Gegend beſonders Myrica javanica Bl. ſehr zahlreich, — kleine, aufr rechtſtehende Baͤumchen mit glaͤnzendem Laube, die ſehr liebliche Grup— pen bilden; — mehr vereinzelt unter ihnen erhebt ſich hie und da, mit Bluͤthen bedeckt, ein junger Puspabaum Schima Noronhae Reinw. und zwiſchen den Graͤſern des Bodens entfalten kleine Gentianen, (Gentiana quadrifaria Bl.) ihre azurblauen Kronen. Mitten durch dieſes alſo bewachſene Terrain ſtroͤmt in ſelbſtausgewa— ſchenem, mit Geroͤllen bedecktem Bette, ein Bach hindurch, der im Kra— ter ſelbſt entſpringt und auf Allem, was er beruͤhrt, ein braͤunlich-gelbes, breiartiges Sediment zuruͤcklaͤßt; fein Waſſer ſchmeckt zuſammenziehend, alaunartig.“) Er fließt der Neigung des Kratergrundes, der in dieſes Terrain auskaͤuft, zu Folge nach NO. Je mehr wir aufwaͤrts ſtiegen, und zuletzt neben einem Lavaſtrome hin, welcher wellenfoͤrmig, kleine Terraſſen bildend, herabgefloſſen iſt und uͤber den jetzt alaunhaltiges Waſſer hinſickert, um ſo mehr nahm die Ueppigkeit der Vegetation ab, das Geſtraͤuch wurde immer duͤnner und nur eine einzelne Thibaudia verlor ſich noch zwiſchen dem Geſteine. — Es ſind hier noch dieſelben Maſſen, die allmaͤlig zum Grunde des Kra— ters anſteigen, die aber ein immer mehr aufgeloͤſtes und zerſetztes An— ſehn gewinnen; ſie erheben ſich vom kleinſten Gereibſel bis zu 5 bis 10 Fuß dicken Blocken, ihre Farbe iſt gewoͤhnlich weißlich, wie von Schwe— feldaͤmpfen aufgeloͤßt und erweicht, ſo daß ſie ſich mit Leichtigkeit zer— ſchlagen und zerbröfeln laſſen; mehr oder weniger feſte Trachytſtuͤcke lie— gen zwiſchen ihnen umher; bolusrothe, graue und weiße oder gelbliche Maſſen wechſeln mit einander ab, fo daß das Ganze einem weißlich-ge— tuͤpfelten Schutthaufen gleicht. Eigentliche Schlacken findet man keine, obgleich viele im Innern feſte Trachytſtuͤcke an ihrer Oberfläche porös aufgelockert erſcheinen; eben ſo wenig andere Spuren feurig gefloſſener Maſſen, als jenen Lavaſtrom. Ueber ſolche Trummer hin fliegen wir, dem Laufe des Stromes fol— gend, immer mehr nach SW. zu hinauf; zu beiden Seiten erhoben ſich Felſenwaͤnde, die dieſes geneigte Terrain in NW. und SD, begren⸗ zen und ſich in der Richtung nach NO. zu allmaͤlig i die Sdeſtliche Wand iſt groͤßtentheils mit Geſtraͤuch überzogen, die NWeſt- liche aber liegt in oͤdem Nachtlicht da und erhebt ſich ſchroff aus dem Truͤmmerhaufen, der wie es ſcheint durch den Einſturz ihrer vorderen „) Dieſes Waſſer iſt nach von uns mitgebrachten Quantitäten von Herrn A. Waitz zu Batavia analyſirt. (S. Anhang Nr. V.) | 207 Schichten gebildet wurde; ihre gelbliche Farbe iſt es, die von der Sonne beleuchtet, den Krater aus der Entfernung vieler Meilen kennbar macht. Gegen 9 Uhr hatten wir den hoͤchſten Grund des Kraters erreicht, und befanden uns zwiſchen den Dampfſaͤulen, die hier unter heftigem Brauſen und Ziſchen emporſtiegen und deren Dunſt ſich mit dem Ne— bel der tief gelagerten Wolken vermengte. — Das Thermometer ſtand auf 67 F. (15,56 R.); ſobald aber eine Wolke von NO. her in den Krater zog, und Alles mit ihrem grauen Schleier verhuͤllte, ſank es ſchnell auf 56 (10,67 R.) herab, eine Kaͤlte, die uns ſehr empfindlich war. Wir beſchloſſen, uns durch Bewegung zu erwaͤrmen, und den Krater zu durchklettern, nahmen aber erſt ein kleines Fruͤhſtuͤck ein, das uns die Javanen aus Reis, Huͤhnern und Eiern bereitet hatten, welche letztere fie noch beſchaͤftigt waren, in den dampfenden Pfuͤtzen des Kra— ters zu ſieden. Wir faſſen die Beobachtungen, die wir auf dieſen Wanderungen über die Beſchaffenheit und Lage des Kraters machten, in folgendes all— gemeine Bild zuſammen: Der Krater Papandayang iſt am SSwWeſtlichen Ende eines Berg— ruͤckens gelegen, welcher ſich nach NNO. hinzieht und ſich in einem ſtumpfen Winkel mit dem Gebirgszuge des Gunong-Guntur verbindet. Er liegt nicht auf dem hoͤchſten Gipfel des Berges, ſondern am Berg— abhange und wird von waldigen Rücken uͤberragt, unter denen der Sdeſtliche (vom Krater aus genommen) der hoͤchſte iſt und ſich in eine Kuppe abrundet. Nur an wenigen Stellen bilden dieſe Bergruͤcken nach innen zu, wo ſie den Krater zunaͤchſt begrenzen, Felſenwaͤnde, die ſich ſenkrecht erheben und aus parallelen Schichten beſtehen, deren Neigung mit der Senkung des Ruͤckens ſelbſt uͤbereinſtimmtz am deutlichſten find dieſe parallelen Felſenſchichten an der SOeſtlichen Wand, die den Ein: gang zum Krater oder deſſen freie, in den Bergabhang übergehende Oeffnung begrenzt. An der gegenuͤberliegenden NWeſtlichen Wand des Eingangs, die eine gelblich-weiße Farbe hat, kann man weniger paral— lele (Taf. 15. Fig. E.) Schichten bemerken; ſie erſcheint mehr unre— gelmaͤßig abgeriſſen, gleichſam abgeblättert und durch ihren Einſturz ei— nen großen Theil der Truͤmmerhaufen, aus denen ſie ſich erhebt, hervor— gebracht zu haben. Alle uͤbrigen Umgebungen des Kraters ſind ſanft und mit Gereibſel oder Schutt bedeckt, ſo daß man nirgends nackte Fel— ſen aus ihnen hervorgehen ſieht. Am niedrigſten iſt die Ringmauer des Kraters in NW. von ſeinem Mittelpunkte, wo ſie kaum 50 Fuß dar— uͤber erhaben zu ſein ſcheint, wenn man naͤmlich die Gegend neben dem — als Centrum betrachtet, wo die dickſten Dampfſaͤulen empor: eigen. Mitten durch den Krater hindurch ſtroͤmt ein anſehnlicher Bach; er entſpringt am Fuße der SSWeſtlichen Wand und fließt, anfangs von Daͤmpfen umziſcht, in eine enge Kluft, die mit Steingeroͤllen aller Art bedeckt iſt, NOeſtlich hinab; viel Zufluß erhält ver. von der S. und SdOeſtlichen Wand, von wo kleine Bäche! in ihn herabrieſeln; denn 208 dieſe ganze Oeſtliche und Suͤdliche Bergwand dis hinauf auf die hoͤchſte SDeftlihe Kuppe iſt mit Vegetation bedeckt, die ſich an vielen Stellen bis an die Kluft des Stromes herabzieht und aus der nun einige graue Felſenwaͤnde hervorragen. Auch hier find es wiederum Thibaudien, welche vorherrſchen. Es ſcheint reines Quellwaſſer dem Strome ſein Entſtehen zu geben, welches während des Laufes durch die mit Alaun- und Schwe— feltheilen impraͤgnirten Kraterraͤume ſeine eigenthuͤmlichen, ſich durch zu— ſammenziehenden Geſchmack verrathenden Beſtandtheile erhalten mag. Wenigſtens ſchien es uns unterhalb des Kraters am concentrirteſten zu ſein. Alle anderen naͤchſten Umgebungen des Kraters, die ſuͤdweſtlichen, weſtlichen und noͤrdlichen ſind kahl und ohne alle Vegetation; ſie bilden weißliche, mit Gereibſel bedeckte Abhaͤnge; aber verbrannte Baumſtaͤmme, deren ſchwaͤrzliche Stuͤmpfe, beſonders in N. und NW. vom Krater, ums herſtehen, liefern den Beweis, daß auch dieſe Gegenden fruͤher eine kraͤftige Vegetation gehegt. Vom niedrigſten Kraterrande ſenkt ſich nach NW. eine Kluft hinab, die in ein weites Thal auslaͤuft, deſſen Abhaͤnge theils mit üppigen Baumgruppen bedeckt, theils mit den lichten Grasmatten uͤberzogen ſind, auf welchen ſich hunderte kleiner, kurzſtaͤmmiger Baumfarrn erheben. Gar lieblich contraſtirt das ſchoͤne Grün dieſer Farrn, mit ihrem ſchirmartig ausgebreiteten Laube, geben die oͤden, weißlich-grauen (Taf. 15. Fig F.) Raͤume des Kraters. ! Der Krater ſelbſt bildet keine trichterfoͤrmige oder concave Vertie: fung, ſondern ſtellt einen, von zahlreichen Vertiefungen und Furchen durchſchnittenen Raum dar, der zwiſchen den beſchriebenen Umgebungen uͤbrig bleibt, und nur oben, neben dem linken Uſer des Baches einige Flächen bildet, übrigens von beiden Seiten nach der Kluft des Flußes zu und im Allgemeinen nach NO. hin abgedacht iſt; hier ſenkt er ſich frei, durch keine Vormauer beſchraͤnkt, zum Berge hinab. — Sein Mit: telpunkt aber liegt 7.028 Fuß uͤber dem Meere. Der Grund deſſelben iſt weich, weißlich -grau und hie und da gelb von Farbe und ſcheint aus aufgeloͤßtem, zum Theil in eine vollig breis artige Maſſe verwandeltem Geſtein zu beſtehen, aus dem nur einige fe— ſtere Trachytmaſſen vereinzelt hervorragen. Er bietet alle jene Phaͤnomene vereinigt dar, die man in andern Kratern nur getrennt findet. Hier findet man naͤmlich in kleinen Ver: tiefungen oder Furchen Waſſerpfuͤtzen, welche durch hervorbrodelnde Gas— blaſen in kochender Bewegung erhalten werden und in welchen das Thermometer auf 170 F. (61,33 R.) ſteigt; hier findet man ausgeriſſene Loͤcher, aus denen ein ſchmutziges, ſchlammiges Waſſer krachend hervorgeworfen wird und wieder zuruͤcktritt; ein Schauſpiel, welches ſich uuaufhoͤrlich erneut, wie die Brandung des Meeres; hier ſprudeln, gleich Fontainen, kleine Schlamm- und Waſſervul— kane hervor, (Taf. 20. Fig. A.) die ſich mit erhöhtem Rande um: geben haben, deſſen Höhe bei einigen gegen 4 Fuß beträgt, und dort 209 aus goldgelben Löchern in Kluͤften ſteigen Dampfſaͤulen in die Hoͤhe mit einer Gewalt, daß der Boden umher erbebt und mit einem dem Sturz fallender Waſſer aͤhnlichen, weithin vernehmbaren Geraͤuſche. Dieſe letztern, die Schwefeldaͤmpfe naͤmlich, ſind am zahlreichſten; die meiſten von ihnen treten auf der rechten Seite des Stromes hervor; hier finden ſich geräumige, ausgeriſſene drei bis fünf Fuß im Durchmeſſer haltende Loͤcher, von denen oͤfter mehre mit einander cummuniciren und die innen und außen mit fauſtdicken Schwefelblumen bedeckt ſind. Aus dieſen Oeffnungen ſteigen die weißlichen Dampfſaͤulen auf und vermens gen ſich oben mit dem Nebel der voruͤberziehenden Wolken; iſt es wind— ſtill und ſchießen ſie gerade aufwaͤrts, ſo kann man ſich ihnen ohne Beſchwerde naͤhern; werden ſie aber durch Windzuͤge ſeitwaͤrts ge— trieben, ſo wird man leicht von ihnen umhuͤllt und zu einem erſticken— den Huſten gereizt. Rings um ſie her iſt der ſchweflige Boden erhitzt; einige naͤmlich, welche engeren Spalten entſteigen, erregen im Hervordrin— gen ein helles Ziſchen, andere dringen unter heftigem Brauſen aus ge— raͤumigeren Oeffnungen hervor. So iſt der durchkluͤftete und labyrinthiſch unterwuͤhlte Boden dieſes Kraters in beſtaͤndiger Bewegung; das hohle Krachen der Waſſerloͤcher vermiſcht ſich mit dem Sprudeln der kleinen Schlammvulkane und mit dem Ziſchen und Brauſen der Dampfſaͤulen: ein Getöfe, in dem man kaum das Murmeln des Stromes vernimmt, deſſen kuͤhle Welle in ungeſtoͤrter Ruhe ihren alten Lauf durch die Trachyt— geroͤlle vollendet. Betrachtet man die Lage des Kraters, von allen uͤbrigen Seiten durch Bergruͤcken begrenzt, die ſich in SO. am hoͤchſten erheben, — ferner fein völliges Offenſtehen nach NO. hin, wo ſich feine Truͤmmermaſſen weit am Berghange herabziehen: fo würde man ſchon hieraus ſchließen Eönnen, daß die Ausbrüche beſonders nach dieſer NO. Seite hin ihre Wuth ge— aͤußert haben. Und wirklich findet man auch (S. oben) den Fuß des Bergruͤckens nach dieſer Seite zu mit Steintruͤmmern und Auswurfsmaſſen bedeckt, die anſehnliche, weit in die Thalebene herab zerſtreute Huͤgel bilden. (Eine Anſicht nebſt einem Situationsplan des Kraters findet auf Taf. 18 Fig. 1 u. 2.) Hiſtoriſche Notizen über Papandayang- Er flürzte im Jahre 1772 den 11. Auguſt ein. Man kannte früher keinen Krater an dieſer Stelle. — Man fühlte des Nachts plötzliche Erderſchuͤtterungen, vernahm ein unterirdiſches Getoͤſe und ſah Flammen aus dem Berge ſteigen, deſſen zerborſtene Decke hinwegge— ſchleudert wurde. Weit umher flogen die Steintruͤmmer. Vierzig Dörs fer wurden uͤberſchuͤttet und 3000 Menſchen kamen um. — Seit dieſer Junghuhn, Java. 14 210 Zeit, alfo 65 Jahre lang, fuhr er, ohne einen weitern Ausbruch zu er: leiden, ununterbrochen fort, Daͤmpfe aus zuſtoßen. Beſuch des Krater-See's Telaga-Vodas. (den 1. — 4. Auguſt 1837.) Patjak⸗gallang, eine wegen Exhalationen von Schwefelwaſſerſtoffgas merkwürdige Stelle. — See Telaga⸗Bodas (d. i. weißer See). — Chronik deſſelben. — Reife nach dem Dorfe Taſſik⸗malayo am Galungung. Am 1. Auguſt begaben wir uns nach Garut, einem 2360 Fuß über dem Meere, ein Paar Paale SD.liher als Trogon, in der Thalfläͤche belegenen Dorfe. Das Wetter war truͤbe und neblicht, des Nach⸗ mittags fielen bereits ſeit mehren Tagen ſtundenlang anhaltende Regen, — eine auffallende Erſcheinung auf Java um dieſe Jahreszeit. Den Be⸗ ſuch des Kraterſee's Telaga-Bodas ſchoben wir bis zum folgenden Mor: gen auf, indem das Unterſuchen und Trocknen von Pflanzen einen Raſttag noͤthig machte. Ein gut erhaltener breiter Weg fuͤhrt durch die Kaffeegaͤrten und Waͤlder bis zum Ufer des Sees hinauf. Wir waren daher bereits um 10 Uhr (2. Aug.) (da wir es unterließen, eine heiße Quelle, die ſich am Fuße des Berges befindet, zu beſuchen,) auf Patjak-gallang ange⸗ kommen. So nennen die Javanen ein kahles Fleckchen, das mitten im Walde an einem Bergabhange gelegen und mit weißlich-grauem Stein⸗ gerölle aller Größen bedeckt iſt. Unten läuft der Abhang in eine kleine ſchmale Thalvertiefung aus. Das Geſtein iſt auch hier zum Theil voͤllig erweicht und aufgelockert; ſo daß es ſcheint, als ob hier fruͤher Ausbruͤche von Schwefeldaͤmpfen Statt gefunden haͤtten und der ganze ſteinbedeckte Abhang durch einen Einſturz der Bergſeite, die von Daͤmpfen durchweicht war, entſtanden ſei. — Der Ort liegt rechts in einiger Entfernung vom Bache Tji⸗bodas, etwa 300 Fuß unterhalb des Sees. Jetzt dringen nirgends mehr ſichtbare Daͤmpfe hervor; doch wird das Geruchsorgan, ſo wie man das Plaͤtzchen betreten hat, durch einen auffallenden Geruch von Schwefelſtoffgas getroffen, der hoͤchſt unange⸗ nehm iſt und einigen Reiz in der Schleimhaut der Naſe erregt. Dieſer Platz iſt berüchtigt wegen der Menge todter Thiere, die alle Reiſende hier gefunden haben. Reinwardt fand im Jahre 1818, außer einer Menge todter Inſekten, viele Vögel, einige Sauge- und Nagethiere; das Fleiſch einiger ſchien noch ganz friſch, waͤhrend ihre Knochen verzehrt wa⸗ 211 een! Die Javanen verſicherten uns, zuweilen fogar todte Rhinozerote hier gefunden zu haben. Wir fanden den Kopf und ſelbſt Knochen eines wilden Hundes, ferner eine Muſtela und einige Nagethiere, welche letz— tern noch mit Haut und Haaren bedeckt und noch wenig von der Faͤul⸗ niß angegangen waren“). Von Skeletten fruͤher hier gelegener Thiere zeigte ſich uns keine Spur; konnten dieſe etwa aufgelöft und in Erde verwandelt ſein? Welches iſt die Urſache des Vorkommens todter thieriſcher Koͤrper an dieſem Orte, wo man wahrſcheinlich keine Schicht von kohlenſauren Gasarten (die ſich in geringer Naͤhe uͤber der Erde be— faͤnden) annehmen darf, da ſich doch ein feſtgebundenes Huhn nach einer halben Stunde noch wohlbefand und, feiner Banden befreit, ungeſtoͤrt hinweg lief? Oder iſt die Aushauchung erſtickender Luftarten periodiſch, oder nicht zu allen Zeiten gleich ſtark? — Alle dieſe Fragen fuͤhlen wir uns außer Stand, genuͤgend zu beantworten. Gegen 11 Uhr ebnete ſich unſer Weg; wir traten aus den Baͤu— men hervor und langten am Sandufer des Sees an, deſſen blendend weißer Spiegel nun vor uns lag (ſ. Taf. 19 Fig. 2). Seine Form iſt faſt kreisrund. Sanft erheben ſich ſeine be— geünten Ufer, nur ihre untern Abhaͤnge find kahl und mit weiß— lichen oder braͤunlichen Steingeſchieben bedeckt; nirgends ſieht man fo koloſſale Felſenmauern, wie am Schwefelſee des Patuha; nur in S. W. vom Telaga⸗bodas, durch einen fanft anſteigenden Abhang vom Ufer ge— trennt, erheben ſich einige gerippte, graue Felſenwaͤnde, die aus dem Grün der Gebuͤſche hervorſchimmern; am hoͤchſten find die Bergruͤcken, die den See weſtlich und ſuͤdweſtlich umgeben. Wir betraten eine Huͤtte, die wir hier am noͤrdlichen Ufer, nahe am Ausfluß des Baches, der tie— fer unten bei Patjak-gallang vorbeiſtroͤmt, erbaut fanden und weide— ten uns an dem ſonderbaren Anblick, den das blendend weiße Waſſer unter den gruͤnen Umgebungen darbot. Der Himmel war bewoͤlkt und faſt kreideweiß war der Schein des Waſſers ohne allen blaͤulichen oder gruͤnlichen Schimmer; denn ein dickes, weißes Sediment bedeckt den Bo— den des Sees, und einen gleichen Niederſchlag bildet der einzige Bach, der ihm entſtroͤmt. Still und regungslos lag der Spiegel da; kaum daß man eine kleine Bewegung des Waſſers am weißlichen, flachen Sandufer bemerkte, welches ihn hier umgiebt; aber gegenüber, am fuͤdlichen Strande, wirbelte eine ziſchende Dampfſaͤule empor, die uns wehmuͤthig erinnerte, daß kein Genuß dieſer Erde ungetruͤbt, kein Friede ungeſtoͤrt blei⸗ ben kann. f Wir verließen dieſen noͤrdlichen Sandſtrand, der aus zertruͤmmertem, halb zerſetztem Geſtein von weißlicher Farbe mit eingemengten Schwefelſtuͤck⸗ chen beſteht, und betraten eine Faͤhre, (die aus mehren zuſammengebun⸗ denen Kaͤhnen gebildet war), um die Ufer des Sees genauer zu unter⸗ *) Sie lagen zwiſchen kluͤftigen Felſen, auf mit Schwefel impraͤgnirtem den. 147% Bo 212 ſuchen. — Außer jener Dampfſaͤule, die gerade im Süden (vom Centrum des Sees) etwa 10 Fuß über dem Waſſerſpiegel aus einer geräumigen Oeffnung herausfaͤhrt, bemerkt man keine heftigen Wirkungen vulkani⸗ ſcher Thaͤtigkeit mehr. Rings um die Oeffnung, (deren Diameter 2 Fuß betragen kann) iſt das Geſtein mit ſublimirtem Schwefel uͤberzogen, deſ— fen gelber Schein den Gehalt der Dämpfe ſchon aus großen Entfernuns gen kenntlich macht; uͤbrigens iſt es weniger eine compakte Felſenwand, welcher der Dampf entfaͤhrt, als vielmehr eine abgeſtuͤrzte, mit Stein⸗ geröllen und Gereibſel bedeckte Bergſeite. Eine aͤhnliche Stelle fin» det ſich O. S. O.lich vom See, die jedoch nur noch ſehr ſchwache Dämpfe von ſich giebt; aber zahllos ſind die Luftblaſen, die laͤngs dem Strande aus dem Waſſer empor brodeln und letzteren in kochende Bewegung ſetzen; am zahlreichſten ſteigen fie, gewoͤhnlich nur ein Paar Fuß vom Strande entfernt, in den S. O. lichen, S.lichen und S.weftlihen Ges genden des Ufers empor. Sie verbreiten weder auffallenden Geruch, noch vermehren ſie die Waͤrme des Waſſers, die wir des Morgens um 11 uhr bei einer Lufttemperatur von 65° F. (14,67 R.) an ſolchen Steilen, fo wie überall im See, zu 70 F. (16,89 R.) fanden. Nur in der Gegend der aufſteigenden Gasarten am S. Wllichen Ufer zeigte das Thermometer 90“ F. (25,78 R.) und im fandigen, Luftblaſen auf: werfenden Ufer in der Nähe der großen Dampfſaͤule 146° (50,67 R.), obgleich kaum einen Fuß von dieſer Stelle das durch gleiche Luftblaſen bewegte Waſſer nur 70 F. (16,89 R.) hatte. In der Dampfſaͤule ſelbſt, ſo weit es moͤglich war, das Inſtrument zu naͤhern, ſtieg daſſelbe dis auf 1709 F. (61,33 R.). — Der Spiegel des Sees liegt 5687 Fuß über dem Meere. Zwei kleine Baͤche ergießen ſich in den See: einer in S. S. W. vom Centrum, nicht weit von jener Dampfſaͤule, wo er von einer kleinen Felſenmauer herabfaͤllt und dann in den See ſickert; ein zweiter fließt am W. S. W. lichen Ufer hinein. Die Waſſermaſſe beider, mit den kleinen Nebenquellen, welche dieſes S. Wiliche Ufer befeuchten, ſcheint etwas größer zu fein, als die, welche noͤrdlich aus dem See fließt, fo daß eine allmaͤh— lige Abnahme an Waſſer, wie man fie in den Kratern des Patuha und Tankuban-prahu bemerkt, nicht wahrſcheinlich iſt. Auch kann die Ver— dampfung des Sees in dieſet kuͤhlen Hoͤhe, uͤber welche taͤglich Wolken hinwegſtreichen, nicht bedeutend ſein. Die Tiefe des Sees in der Mitte beträgt 84“ bei einem Umfange von nicht mehr als 5,300“. Das durch genannte Baͤche hineinſtroͤmende Waſſer verraͤth im Geſchmacke keine fremdartigen Beſtandtheile, ſondern ſcheint reines Quellwaſſer zu ſein, welches ſich in den waldigen Höhen, die den See in W. u. S. W. be: grenzen, ſammelt. Das Waſſer im See ſelbſt und im ausfließenden Bache hingegen ſchmeckt zuſammenziehend, ſtark alaunartig “*). Dicht neben dem zweiten am W. S. W. Ufer hineinſtroͤmenden *) Analiſyrt von A. Waitz, im Anhang Nr, VI, 213 Bache kommen zwiſchen Steingeröllen mehrere kleine ſcheinbar kochende Waſſertuͤmpel vor, in denen das Thermometer auf 160“ ſtieg. Sie liegen in kleinen Abſtaͤnden vom Ufer, durch mit Schilf bewachſene, vor— ſpringende Randzungen von ihm getrennt und vereinigen ſich in einen klei— nen Bach, der in den See fließt. Hier findet ſich auch ein rundlicher, etwa 30 Fuß im Durchmeſſer haltender Waſſertuͤmpel von gleicher Farbe wie der See, aber durch ein ziemlich breites Zwiſchenland voͤllig von ihm getrennt. Wir hatten unſern Ruͤckweg laͤngs dieſem felſigen weſtlichen Ufer zu Land genommen, und wurden hier auf das Angenehmſte uͤberraſcht durch das uͤppige Vorkommen des Polypodium Dipteris Bl., eines ſeltnen Farrn mit handſoͤrmig zertheiltem und ausgebreiteten Laube, das ſich auf ſchlanken, 6 bis 10 Fuß hohen Blattſtielen erhebt. Reich belohnt durch dieſen Fund, kehrten wir zum noͤrdlichen flach auslaufenden Sandufer zuruͤck und ſagten bald darauf dem einſamen See Lebewohl, den, außer. Rhinozeroten, deren Pfade wir im buſchigen Ufer fanden, und wilden Enten, die trotz des alaunartigen Waſſers, dieſen Ort zu lieben ſchei— nen, keine lebenden Weſen beſuchen. Chronik des Telaga-bodas. Die Javanen koͤnnen ſich keiner fruͤ— hern Ausbruͤche erinnern. Sie ſagen, daß ihn bereits ihre Voraͤltern in dem Zuftande, wie wir ihn ſahen, gekannt hätten. — Beſucht von Reinwardt im Jahre 1818. Liegt nach dieſem 5,497 engl. Fuß hoch; nach unſeren Beobachtungen 5,687. Am Morgen des 3. Auguſt fuhren wir auf den Zwifchenrüden zu, welcher den Tjikorai mit der Kette des Kratjak verbindet, um über die— ſen Ruͤcken zur andern Seite der Gebirgskette des Telaga-bodas zu ge— langen und den Gunong-Galungung zu beſteigen. Tief hatten ſich die Wolken gelagert und bald, als wir hoͤher ge— kommen waren, empfing uns ihr feuchter Nebel, in welchem das Ther— mometer auf 67“ F. (15,56 R.) herabſank. Uns, Zöglinge eines rau— bern Klima's, in Kleider gehuͤllt, froͤſtelte; aber die Javanen, die bis auf die Hüften nackt gingen und völlig nackte Kinder auf den Armen trugen, ſchienen die Kaͤlte des Nebels nicht zu empfinden; truppweiſe kamen ſie herbeigelaufen, um uns zu betrachten. Die Doͤrfer, in denen fie wohnen und deren ſich nur wenige auf dieſem Hochlande befinden, entbehren ihrer gewoͤhnlichen Zierde, der Kokospalmen und find nut von Piſang's, Ricinus und Arengpalmen umringt. Dafür finden ſich letztere aber um ſo zahlreicher und ſcheinen auf den graſigen Abhaͤn— gen und Hügeln, wo man keine bewohnten Plaͤtze bemerkt, urſprünglich wild zu wachſen; ihr Saft wird von den Javanen zur Bereitung eines braͤunlichen Zuckers benutzt. Unſer Weg führte uns auf der andern Seite des Zwiſchenruͤckens 214 längs dem Strome Tjiwulang hinab, von deſſen Urfprunge auf dem Ziikorai her, der anfangs S. O. lich hinſtroͤmt und ſich ſpaͤter ſuͤdlich wen: det, um ſich in das Meer zu ergießen. Wir fanden hier einen neuen Weg angelegt, der ſich den ſteilen Abhaͤngen des Flußthales entlang ſchlaͤngelt, nicht ſelten an ſchroffen, ganz aus lockerer Lehmerde beſtehen⸗ den Wänden hin, die, vom Regen erweicht, den Einſturz droheten. Hun⸗ derte von Menſchen fanden wir hin und wieder noch beſchaͤftigt, den Weg zu beſſern; einige ebneten den Grund, andere machten aus den Stämmen der Baumfarrn eine Bruſtwehr, um an ben gefährlichfien Stellen das Hinabſtuͤrzen in das Flußthal zu verhindern. In der Ebene am jenſeitigen Fuße des Ruͤckens angekommen, ſchlugen wir einen oͤſtlich führenden Weg ein, um zu dem Dorfe Taſſik-malayo am S. O. Fuße des Galungung zu gelangen, wo wir beſchloſſen hatten zu uͤbernachten, und wo wir denn auch des Abends eintrafen. — Das Dorf liegt 1230 Fuß uͤber dem Meere. Den 4. Auguſt hielt uns anhaltender Regen zu Haufe; erſt Nach: mittags ſchimmerte die Sonne etwas durch. Beſteigung des Schlamm-Vulkans Galungung (den 5. u. 6. Auguſt 1837.) Hügelland, aus den Auswurfsmaterien des Berges gebildet. — Urfprüngliche Hügel am O. Fuße des Berges, mit Urwald bedeckt. — Wildniſſe von ſchüſigem Graſe (Klaga). — Waldvegetation am Eingange der Kraterkluft. — Beſchrei⸗ bung des Kraters. — Notizen zur Geſchichte des Galungungz Schilderung feiner Eruption am 8. October 1823. — Mineralquelle Siſoppan bei Zjitjuffa, Wir entfernten uns am Morgen des 5. Auguſt von Taſſik⸗malayo, in der Abſicht, nun den Berg Galungung zu erklimmen, welcher im Jahre 1823 durch ſeinen Ausbruch ſo große Verwuͤſtung angerichtet hatte, und den wir bereits in N. W. erblickten. Es iſt ein langer, von S. nach N. hingezogener, ungleicher, hie und da in kleine Spitzen erhobener Ruͤcken, deſſen ſuͤdliches Ende, da wo am oͤſtlichen Abhange der Aus: bruch Statt gefunden, unter jenem Namen bekannt iſt. In demſelben Ruͤcken, kaum eine und eine halbe Stunde vom Galungung entfernt, liegt der von uns bereits beſuchte Telaga-bodas. Ein allgemeiner Name fuͤr den ganzen Ruͤcken iſt den Javanen nicht bekannt, deren gewoͤhnliche Art es iſt, alle einzelnen Abtheilungen oder Kuppen eines Gebirges, meiſtens nach den angrenzenden Doͤrfern, mit beſondern Na⸗ 215 men zu belegen, ohne auf den Zuſammenhang der Kuppen Ruͤckſicht zu nehmen und den ganzen Gebirgszug unter einem allgemeinen Namen zu begreifen. In N. erblickten wir den Berg Sawal, der einen mehr iſolirten Bergruͤcken bildet, mit aͤhnlichen kleinen Kuppen und tiefen Zwifchentlüfs ten, wie der Galungung; doch bald benahmen uns neidiſche Wolken, die ſich nebelartig verbreiteten, alle weitere Ausſicht; kaum erkannten wir noch die große Bergkluft, welche ſich nach dieſer Gegend hin oͤffnet und die Dampffäulen, welche aus ihrer Tiefe, (als aus dem Krater des Ga— lungung) emporſtiegen. Durch dieſe Kluft beſchloſſen wir nun hinauf zu dringen und richteten unſern Weg daher ihrem Eingange zu, da wo ſie am Fuße des Bergruͤcken allmaͤhlig in das ebene Land uͤbergeht, und wo ſie mehr als eine Stunde breit zu ſein ſcheint. (S. die Skizze des Kraters Taf. 20 Fig. B.) Wir kamen zuerſt wieder zwiſchen Huͤgeln hindurch, die das Land am S. ⸗S. O.⸗ und O. Fuße des Galungung zu Tauſenden bedecken, und die ſich an einigen Gegenden wohl eine geo— graphiſche Meile weit in die Ebene hineinziehen. Sie find von abgerunde: ter Geſtalt, mehr oder weniger hemiſphaͤriſch, und in der Regel nur mit Grasarten und kleinem Geſtraͤuch bewachen; bald voͤllig iſolirt ſtehend, bald zu kleinen Rüden mit einander verbunden, erheben fie ſich zu einer Hoͤhe von 30 zu 40 Fuß und nur wenige ſind hoͤher als 50 Fuß. Sie beſtehen aus nichts Anderm als aus übereinander gehaͤuften Steintruͤm⸗ mern, deren Zwiſchenraͤume mit fruchtbarer brauner Erde’ ausgefüllt ſind. Von Geſtein kam uns nichts weiter vor, als gewoͤhnlicher grauer Trachyt, bald feſt und hart, bald auch mehr oder weniger verwittert. — Die kleinen Thalflaͤchen zwiſchen den Huͤgeln ſind entweder nur mit hohem Gras, (Allang-allang), bewachſen, oder mit Reisfeldern bedeckt, welche zu den Doͤrfchen gehören, die ſich hie und da zwiſchen den Huͤ— geln neuerdings angeſiedelt haben. Denn dieſes ganze mit Huͤgeln be— deckte Land, auf dem wir wandeln, iſt neu und durch die Auswurfs— materien des Gunong-Galungung gebildet, als er im Jahre 1823 borſt, und die fruͤhern Doͤrfer und Reisflaͤchen mit Steinen und Schlamm uͤber— ſchuͤttete. Mehrmals machten uns unſere Begleiter auf Gegenden auf: merkſam, wo früher große und bevölkerte Dörfer geſtanden, die aber jetzt tief unter der Erde begraben liegen. Nach ihrer einſtimmigen Ausfage war dieſe ganze Gegend fruͤher ein ebenes Reislandz; erſt in der Eruption von 1823 entſtanden die unzaͤhligen Huͤgel, die es jetzt bedek— ken, einige am oͤſtlichen Fuße des Berges ausgenommen, die nach der Verſicherung der Javanen ſchon vor jenem Ausbruche vorhanden und vielleicht in fruͤhern Epochen auf aͤhnliche Art gebildet worden wa— ren. Wir kamen bei einem ſolchen etwa 100“ hohen Huͤgel vorbei, der mit uͤppigem Walde, mit gigantiſchen Feigen und andern Baͤumen, die von einem hohen Alter zeugten, bewachſen war. Die Javanen verſi— cherten uns, dieſer Berg beftünde ſchon ſeit Erſchaffung der Welt, und der Wald, der ihn bedecke, ſei ein heiliger Wald, von dem ſich Nie— mand einen Zweig oder nur ein Blatt abzureißen unterſtuͤnde. Auch 216 für uns hatte dieſer Wald, in deſſen wild verſchlungenen Zweigen zahl: reiche Vogel fangen, etwas Heiliges; um fo mehr, da er ſich fo einſam zwiſchen kahlen Huͤgeln emporwoͤlbt. Bald, indem wir weiter vorwärts drangen, verließen uns die Huͤ— gel, und wir betraten ein mehr ebenes, flaches, zwiſchen den Hügeln und dem Fuße des Gebirges ausgebreitetes Land. Hier beginnt eine ſchaudervolle Graswildniß; Alles, ſo weit man ſieht, iſt mit Saccharum Klaga überzogen, einer ſchilfaͤhnlichen Grasart, die eine Höhe von 15 Fuß erreicht, und deren Stengel fo dicht ſtehen, daß es nur mit größter Anſtrengung möglich iſt, hindurchzudrin⸗ gen. Die Zwiſchenraͤume ſind obendrein mit einer Equisetum- Art ausgefüllt, die ſich zehn Fuß hoch hinaufwindet und in deren Dickicht Vanilla Arten und andere Orchideen ihre Bluͤthen entfalten. Dabei iſt der ganze Boden von Feuchtigkeit durchdrungen, ſo daß man alle Augenblicke auf kleine Pfützen oder ſchwarze Schlammſtrecken, die einen modrigen Geruch verbreiten, oder auf Baͤche und kleine Graͤben ſtoͤßt, die bei einer Tiefe von mehren Fuß oͤfters kaum einen Fuß breit ſind und die Wildniß in allen Richtungen durchkreuzen. Sie communiciren mit groͤßern Baͤchen, die ſich muͤhſam, öfters ganz in Schilf verſteckt, durch dieſes niedrige Terrain winden, und ſich nur durch ihr Brauſen ver: tathen. Schnell treten fie über ihre Ufer, wenn nach einem niederge⸗ gangenen Regen mehr Waſſer vom Gebirge herabſtroͤmt, als ſich in kur— zer Zeit aus dem nur wenig geneigten, vorn durch Hügel geſperrten Schilfs boden entleeren kann. Von der Unzugaͤnglichkeit eines ſolchen Dickichts wird man ſich einen Begriff machen koͤnnen, wenn man vernimmt, wie ſeit geſtern mehr als dreihundert Javanen beſchaͤftigt waren, fuͤr uns einen kleinen Pfad, nicht breiter als einen oder zwei Fuß, hindurchzuhauen. Wir fanden hier von Neuem beſtaͤtigt, was wir fruͤher ſchon erfahren hat— ten, daß ſolche Graswildniſſe auf Java viel undurchdringlicher ſind, als die dichteſten Urwaͤlder. Bald mußten wir in kleinen Furchen oder Graͤ— ben vordringen, die mit Waſſer gefuͤllt waren; bald wieder tiefe, mit Geroͤllen bedeckte Baͤche durchwaden; bald über Sumpfboden hinſchreiten, der nur mit nachgiebigen Klagaſchichten belegt war; bald wieder die fo. eben ausgehauenen Pfade verfolgen, wo man Gefahr laͤuft, in Folge eines unſichern Trittes auf den ſcharf abgeſchnittenen Stengeln der Klaga geſpießt zu werden. Sehr zu Statten kamen uns die kleinen Pfade, die wir von Ti— gern und Rhinozeroten in der Klaga gebahnt fanden, ſo daß wir ge— gen 11 Uhr das muͤhſeligſte und ſumpfigſte Dickicht überwunden hatten und in einer mehr offenen Gegend ankamen, wo wir durch den Anblick einer europaͤiſchen Schilfart auf das Angenehmſte uͤberraſcht wurden. Es war Typha angustifolia, wie es ſcheint ganz mit der europaͤiſchen ſchmalblaͤttrigen Rohrkolbe identiſch, die hier in uͤppiger Fuͤlle zwiſchen der Klaga wuchs und deren hellbraune hin und her wogende Kolben uns lebhaft an die Heimath erinnerten. Die Javanen, welche jedes geringe 217 Kraut beſonders benennen, hatten keinen Namen für dieſe Pflanze; fie hatten ſie nie geſehen; nur einige, deren Doͤrfer in dieſer Gegend liegen, ſchienen ſie zu kennen. Wie kommt dieſe europaͤiſche Pflanze hier auf den vulkaniſchen, erſt ſeit 14 Jahren entſtandenen Boden, den ſeit dieſer Zeit noch Niemand betreten hatte? — a Das Terrain ſtieg nun allmaͤhlig hoͤher an, wurde trockener und be— deckte ſich mit Schichten von Gereibſel und Steingeroͤllen, die hie und da mit Gruppen junger Angringbaͤumchen (Celtis montana J.) beſtanden ſind. Auch treiben baumartige Urticeen hier auf und wechſeln mit Kla— gaſtrecken ab, die noch Nichts von ihrer Ueppigkeit verlieren. Erſt wo am Eingange der großen Kraterkluft das Terrain merkbarer in die Hoͤhe ſteigt, beginnt die eigentliche Waldvegetation, welche die ganze (Stunden breite) nach W. N. W. zu ſanft anlaufende und ſich verſchmaͤlernde Kluft ausfuͤllt. Sie beſteht aus jungen, ſelten über 30 Fuß hohen Baͤumchen aus den Familien der Urticeen, Artocarpeen, Magnoliaceen und an⸗ derer, die zuweilen mit Bambusrohr abwechſeln, welches ſchattige Laub— gewoͤlbe bildet. Zahlreiche Baumfarren, an 30 Fuß hoch, zerſtreuen ſich zwiſchen ihnen und Aroideen, Musaceen und Scitamineen entfalten ſich in ihren Schatten. Aber auch Klagaſtrecken findet man noch viele, die den Zuſammenhang der Waͤldchen unterbrechen und ſich bis hoch in den Krater hinaufziehen. Solchergeſtalt wird aus jungen Baͤumen, Straͤu— chern und Schilfarten das Dickicht zuſammengeſetzt, welches den huͤgli— gen, ungleichen, von zahlreichen Kluͤften durchſchnittenen Grund der Kra— terkluft (Taf. 15 Fig. H.) ausfuͤllt und erſt unterhalb eines Huͤgels, der ſich maueraͤhnlich quer durch die hoͤchſte Gegend des Kraters hin— zieht, duͤnner und lichter wird. Es war bereits 3 Uhr; wir waren von dem Klimmen uͤber Huͤgel hin und durch ſchroffe Kluͤfte hindurch ermuͤdet und hatten den hoͤchſten Punkt im Krater, den wir fuͤr einen Eruptionskegel hielten, noch nicht erreicht. Wir befanden uns in einer Höhe, wo an verfchiedenen entfern— ten Stellen, aber faſt in gleichem Parallel mit einander, mitten aus dem Baum- und Klagadickicht drei Dampfſaͤulen emporſtiegen. Die N. O.- lichſte derſelben beſuchten wir. Es befindet ſich hier eine Rinne im Ge— ſtein, die in ein tiefes, ſchief in den Boden dringendes Loch uͤbergeht; aus dieſem Loche dringt in gleich ſchiefer Richtung, laut brauſend, eine Waſ⸗ ſerdampfſaͤule mit ſolcher Vehemenz hervor, daß Stuͤckchen Holz oder Blaͤtter, die man hineinwirft, 15 Fuß weit wieder heraus getrieben werden; auch das Waſſer, das aus heißen Quellen im Umfange des Loches her⸗ vorſickert und ſich in die Rinne ergießt, ſprudelt auf aͤhnliche Art wie— der hervor. Der ganze Umfang der Fumarole iſt mit einer ſchwarzen, breiartigen, moraſtigen Maſſe bedeckt, auf der hie und da ein gelatinöfer, fingersdicker Filz von gruͤnlicher Farbe aufliegt, der eine Conferva zu ſein ſcheint. Sie iſt uͤbrigens ganz im Dickicht verſteckt, ſo daß man aus der Entfernung nur den Dampf ſehen kann. In ihrer Naͤhe finden ſich viele heiße Quellen, in denen das Ther⸗ mometer auf 150 (52,44 R.) ſtieg; fie vereinigen ſich in einen ans 218 fehnlichen Bach, welcher das Klagadickicht durchbricht und etwa 300 Fuß tiefer noch eine Temperatur von 100% (30,22 R.) zeigte. Etwas oberhalb dieſer Fumarolen verſchwindet die Klaga und das dichtere Gebuͤſch und macht kahlen Geroͤllabhaͤngen Platz, die nur mit Flechten (Cladonien, Lecideen), überzogen ſind. Hie und da erhebt ſich zwiſchen ihnen eine Vireya tubiflora, oder eine Gaultheria punc- tata; aber auch die Baumfarrn und die Celtis montana (Angring) bilden noch Gruppen, bis zum Fuße einer Felſenmauer hin, die ſich quer durch den Krater zieht. Gegen 4 Uhr hatten wir den Fuß dieſer Mauer, oder dieſes Ab- hanges erreicht. (Taf. 15 Fig. G.) Tief hatten ſich die Wolken ge⸗ ſenkt und es fielen von Zeit zu Zeit feine Regenſchauer aus ihnen nie— der. Wir ſahen die Unmoͤglichkeit ein, heute noch unſern Ruͤckzug an⸗ zutreten und ließen daher die Javanen zuruͤck, um etwas tiefer unten, wo ſich ſanft geneigte Vorſpruͤnge befinden, eine Huͤtte zu erbauen. Es befindet ſich hier, am Fuße des Quer-Abhanges ein kleiner Teich zwiſchen flachen, mit Trachytbloͤcken bedeckten Ufern, von deſſem Spiegel, durch uns verſcheucht, eine Reihe wilder Enten aufflog. Sein Waſſer iſt trübe und, wie es ſcheint, nur angeſammeltes Regenwaſſer. Nachdem wir uns auf einem der Steinbloͤcke etwas ausgeruhet hatten, uͤberkletter⸗ ten wir die Truͤmmerhaufen, die zwiſchen dieſem Teiche und dem Fuße der Mauer ſo auf einander gethuͤrmt find, daß Zwiſchenraͤume und Spal⸗ ten unter ihnen uͤbrig bleiben, — und ſtiegen dann an der Mauer ſelbſt in die Hoͤhe. Es wuͤrde nicht moͤglich ſein, auf der glatten Trachpt⸗ wand feſten Fuß zu faſſen, hätten ſich nicht in den Spalten des Ge: ſteins, beſonders in den kleinen Furchen, die ſich herabziehen, einige Straͤu⸗ cher angeſiedelt, deren Wurzeln und Zweige einen Haltpunkt gewaͤhren. Andere mehr S. oder S. W. liche Gegenden des Abhanges haben zwar eine viel ſanftere Neigung; man muß ſie aber wegen der erſtickenden Schwefeldaͤmpfe und der aufgeloͤſten, breiartigen Beſchaffenheit des Bo— dens, in den man bis an die Knie einſinkt, vermeiden. Sie verrathen ſich ſchon von Weitem an ihrer gelblichen Farbe. Wir erreichten gluͤcklich den Rand der Mauer und ſtiegen auf einem geneigten von Schwefeldaͤmpfen durchdrungenen Boden bis zum hoͤch⸗ ſten Punkte des Huͤgels hinauf, wo wir unſer Barometer an einem dürren Baume aufhingen. (Siehe Taf. 15 Fig. G. a.) — Die Höhe uͤber dem Meere ergab ſich zu 3700 engl. Fuß. — Es war windſtill, aber ringsum hatten ſich Wolkennebel gelagert, in denen das Thermo: meter auf 690 herabſank. — Wir blickten nach O. und S. O. zurüd und wurden durch eine aͤußerſt ſonderbare Beleuchtung uͤberraſcht: unter uns, vom Abhange des Hügels, ſtiegen Dämpfe empor, die ſich ausbrei⸗ teten und Alles verhuͤllten und dicht uͤber uns lag eine dunkle, graue Nebeldecke, die ſich weit nach vorn ausſtreckte und den Anblick des Him⸗ mels und der Kraterwaͤnde verbarg; aber zwiſchen beiden, zwiſchen Dampf und Nebel, blieb eine Querſpalte übrig, durch welche man, wie durch einen Zauberſpiegel, die tiefere Welt erblickte. Einige Gegenden waren 219 vom Schatten der Wolken bedeckt und glichen ſchwarzen, ſcharf umſchrie— benen Seen; andere lagen im hellen Sonnenſcheine da, der uns um ſo leuchtender erſchien, je duͤſterer uns die Nebel umzogen. Um daher unſere naͤchſten Umgebungen und die Lage der Krater⸗ waͤnde kennen zu lernen, mußten wir die Augenblicke wahrnehmen, wo die Nebel voruͤberzogen und auf kurze Zeit die Ausſicht frei ließen. Wir ſtanden auf einem Huͤgel, der ſich in querer Richtung von S. S. W. nach N. N. O. durch den hoͤchſten Grund des Kraters zieht; fein vorderer, O. S. O. licher Abhang bildet groͤßtentheils ſchroffe, ja ſenk— rechte Felſenwaͤnde, während er ſich hinten in W. N. W. ſanfter abdacht und zwiſchen dem Huͤgel und der hintern Kratermauer ein concaves Terrain bildet. Vorn iſt er kahl und von Vegetation entbloͤßt, zumal an den Gereibſelabhaͤngen, welche die Felſenwaͤnde unterbrechen und aus denen, beſonders in O. S. O. dicke Schwefeldaͤmpfe emporqualmen; der hintere Abhang aber iſt mit kleinem Geſtraͤuch bewachſen, unter dem ſich Celtis montana, der Baumfarrn und eine Heerde kleinerer Farrenkraͤu— ter auszeichnen. Nur an ſeinem Fuße, zwiſchen ſpitz hervorragenden Felſen— truͤmmern, finden ſich kahle, aufgelockerte Stellen, deren gelblich weiß— liches und braͤunliches Kolorit ſchon von Weitem die Beſchaffenheit der unter leiſem Brauſen (am dickſten in W. S. W.) entgegen Dampfwol⸗ ken verraͤth. Begiebt man ſich nach den N. N. Wllichen RAS des Huͤgels, da wo er ſich der linken, oder nördlichen Kraterwand nähert, fo trifft das Auge auf ungeheure Felſentruͤmmer, die hier in wilder Unordnung auf einander gethuͤrmt liegen. Sie bedecken hier die Höhe und den hin— tern Abhang des Huͤgels, welcher ſich nach vorn, nach O. zu auch hier noch in ſchroffen Felſenwaͤnden hinabſtuͤrzt; es ſind Trachytmaſſen, die im Niederſtuͤrzen mannigfaltige Grotten und Kluͤfte zwiſchen ſich ließen, vor deren Eingaͤngen die Straͤnge von Lycopodium-Arten herabhaͤngen, welche die Felſen umranken. Einige ſtehen voͤllig aufrecht und bilden, an der einen Seite ſenkrecht abgeriſſen, an der andern ſchief auslaufend, ſcharfe Zacken, die ſich 20 bis 30 Fuß hoch erheben und in ſonderbar pittoresken Gruppen enen ſind, die wie die Truͤmmer eines eingeſtuͤrzten Kegels ausſehen. (S. Taf. 20 Fig. C.) Durch drei Waͤnde wird die große Kluft gebildet, welche man als den Krater des Galungung betrachten muß, da ſich innerhalb derſelben die Wirkungen des vulkaniſchen Feuers finden: naͤmlich der beſchriebene dampfende Huͤgel mit den drei etwas tiefer liegenden Fumarolen. Die erſte Wand begrenzt die Kluft in W. N. W.; fie zieht ſich parallel mit dem Hügel in querer Richtung hin; ihre ſenkrechte Höhe beträgt mehr als 2000 Fuß; denn fie erhebt ſich bis zum hoͤchſten Ran- de des Bergruͤckens ſelbſt, und der See Telaga-bodas, der nach un: ſern Barometer⸗Beobachtungen 5687 Fuß hoch liegt, liegt noch unterhalb dieſes Ruͤckens, während ſich der hoͤchſte von uns gemeſſene Punkt des beſprochenen Huͤgels nicht mehr als 3700 Fuß über das Meer erhebt. Von dieſer hintern Wand ziehen ſich in entgegengeſetzter Richtung zwei 220 feitliche Wände hinab, die ſich nach unten zu immer mehr von einan— der entfernen, zugleich immer mehr an Hoͤhe abnehmen und zuletzt flache, in das ebene Land uͤberlaufende Ruͤcken bilden. Sie ſind nicht voͤllig ſenkrecht, ſondern machen einen Winkel von 75 bis 80 Graden, ſo daß es nicht unmoͤglich iſt, ſie zu erklettern, beſonders da ſie uͤber und uͤber mit kleiner Waldvegetation bedeckt ſind; Baumfarrn erheben ſich an den ſteilſten Waͤnden vorzugsweiſe und bilden an vielen Stellen den alleini— gen Ueberzug. Dieß iſt die Begrenzung des waldigen Grundes der Kluft, durch deſſen Dickicht wir unſern Weg bis hier herauf genommen hatten. Frei öffnet er ſich alſo nach O. S. O. hin und dacht ſich dorthin zu allmaͤh— lig ab, indem er zugleich der divergirenden Richtung der Seitenwaͤnde gemäß nach unten zu immer breiter wird; fo daß er am Fuße des Ber: ges, wo er in die Klagaſtrecken überläuft, eine Breite von etwa einer Stunde hat, waͤhrend dieſe oben in der Gegend des Querhuͤgels kaum den vierten Theil betraͤgt. Furchtbar, majeſtaͤtiſch iſt der Anblick der hintern W. N. Wllichen Kraterwand. Schroff erhebt ſie ſich zu einer Hoͤhe von zweitauſend Fuß. Dunkle, parallel-geſchichtete Felſenwaͤnde wechſeln mit dem Grün uͤppi— gen Geſtraͤuches ab, welches die minder ſenkrechten Abhaͤnge uͤberzieht und uͤber deſſen Dickicht Tauſende von Baumfarrn ihre Laubſchirme erheben. Hin und wieder blickt ein hellerer, weißlicher Flecken nackten Geſteines durch; aber das Ganze ſieht finſter aus und macht das Gemuͤth erban— gen. Hoch uͤberragt uns die gigantiſche Mauer; nur von Zeit zu Zeit werden die dunklen Umriſſe ihres Randes ſichtbar, wenn das Gewoͤlk, das ſie verhuͤllte, nebelaͤhnlich voruͤberſtreicht; Gießbaͤche ſtroͤmen wie weiße, ſenkrechte Strahlen oder Faͤden laͤngs der dunklen Wand, und hoch von oben herab droͤhnt rollender Donner. Die vielen kleinen Baͤche, welche in zahlreichen Cascaden uͤber die Waͤnde herabfallen, ſammeln ſich in einen Strom, der hart an der lin— ken Kraterwand herabbrauſt und unten ſeinen Weg durch die Klaga— ſtrecken nimmt. Auch einen kleinen Schwefelſee, von leuchtend weißlich— gruͤnlicher Farbe nahmen wir zwiſchen der hintern Kratermauer und dem Huͤgel wahr. Lange bewunderten wir die Majeſtaͤt dieſer Natur, bis uns die zunehmenden Nebel, die bei anbrechendem Abend ein ſchnelles Dunkel verbreiteten, zum Ruͤckzuge noͤthigten. Faſt erfchöpft vom tagelangen ununterbrochenen Klimmen, und ganz durchnaͤßt von dem Nebelregen, kamen wir bei unſerer Huͤtte an, die mit Piſang- und Farrenblaͤttern gedeckt und am Boden mit feuch— tem Graſe (Allang-allang) belegt war. Ein kleines Feuer glimmte vor der Huͤtte und drohte im fortdauernden Regen zu erloͤſchen. Wir hat— ten gehofft, trockne Kleider, Decken, Wein und Lebensmittel vorzufinden; aber leider waren die Javanen, die wir hiermit beladen hatten, zuruͤckge— blieben, und wir mußten uns hungrigen Magens und naß, wie wir wa— ren, auf den Boden ſtrecken. Vergebens warteten wir die ganze Nacht hindurch auf die Ankunft unſerer Traͤger. Von Zeit zu Zeit fielen feine Re— 221 genſchauer herab, und tief blieb der Nebel liegen, der keinen Stern durch— ſchimmern ließ. ; Als der Tag am 6. Auguſt graute, traten wir bei nebligem Wetter unſern Ruͤckweg an und begegneten nach einiger Zeit unſern Traͤgern, welche die Nacht in einer tieferen Gegend des Waldes bei angezuͤndetem Feuern zugebracht hatten. Die Furcht vor Tigern, welche hier in Menge hauſen, hatte ſie abgehalten, ihre Reiſe bei naͤchtlicher Weile durch die bahnloſe Wildniß weiter fortzuſetzen. — Erſt gegen Mittag, als wir die Klagawildniß paſſirt hatten und uns wieder bewohnten Gegenden naͤherten, heiterte ſich das Wetter auf und ließ die Sonne von Zeit zu Zeit durchdringen, was uns ausnehmend wohl that. Notizen zur Geſchichte des Galungung. Die Raͤnder der beiden ſeitlichen Kluftwaͤnde haben in den Punk— ten, die einander parallel gegenuͤber liegen, eine gleiche Hoͤhe; denkt man ſich daher dieſe Raͤnder auf einander zu fortlaufend, ſo erhaͤlt man einen flachen Bergabhang von derſelben Neigung, wie ihn noch jetzt die an— dern Gegenden des Bergruͤckens zeigen; es ſcheint daher, als ſei dieſe Kluft früher ausgefüllt geweſen und erſt durch vulkaniſche Ausbrüche gebildet worden, welche dieſen ganzen Bergabhang von ſich warfen und hin wegſchleuderten! — Hiefuͤr ſpricht außer der ſchon erwaͤhnten parallelen, gleich hohen Lage der Kluftraͤnder, das Vorkommen von 50 bis 100 Fuß hohen Huͤ— geln, welche die Ebene zwiſchen dem Berge und Taſſik-malayo bedecken und die vor Allem in der Richtung, in welcher ſich die Kraterkluft oͤffnet, in S. O. vom Berge, am zahlreichſten gefunden werden: Hügel, die aus nichts weiter beſtehen, als aus Tauſenden von Felſentruͤmmern (von Trachytbloͤcken) aller Groͤßen, die mit Erde und Schlamm zu Bergen aufgethuͤrmt ſind. Offenbar ſind dieſe Huͤgel aus der zerſtuͤckelten Berg— wand entſtanden, die hinweggeſchleudert wurde und als ein Truͤmmer— regen wieder niederfiel: ein Phaͤnomen, das ſich mehrmals zu verſchiede— nen Epochen ereignet zu haben ſcheint. Denn alle Javanen jener Ges gend, bei denen wir Nachfrage hielten, verſicherten uns, wie ſchon oben bemerkt wurde, daß viele dieſer Huͤgel ſchon ihren Vorfahren bekannt geweſen ſeien, wonach ſie alſo ſchon lange vor der einzig bekann— ten Eruption des Berges vom Jahre 1823 exiſtiren mußten. So viel iſt gewiß, daß ſich das Entſtehen derſelben aus ſehr fruͤhen Epochen her datirt, da wir einen derſelben mit einem Urwalde bedeckt fanden, (S. oben) deſſen Rieſenbaͤume ein hohes Alter verkuͤndigten. Bei weitem die Mehrzahl dieſer Huͤgel aber wurde erſt durch die Eruption von 1823 gebildet, was hiſtoriſch gewiß iſt, da ſowohl Europaͤern als Java— nen die fruchtbare, in Reisfelder abgetheilte Ebene bekannt war, welche 222 durch jenen Ausdruch verwuͤſtet wurde. Auch fcheint, fo viel man aus den Beſchreibungen der Eingebornen abnehmen kann, an der Stelle der jetzigen Kraterkluft bereits vor 1823 ein Laͤngenthal gelegen zu haben, welches dieſelbe Richtung und Abdachung nach S. O. hatte, als die jetzige Kluft, das aber, nebſt den ſanft gerundeten Rüden, die es ein: ſchloſſen, weit und breit mit Urwaͤldern bedeckt war. Wir vermuthen daher, daß dieſes Thal, ſo wie die erwaͤhnten Huͤgel aͤlterer Formation, durch einen fruͤhern, unbekannten, (vielleicht den erſten) Ausbruch des Berges gebildet wurden, daß der einzige bekannte Ausbruch von 1823 aber aus dem Thale geſchah, welches dadurch in eine ungeheure Tiefe und weite Kluft mit ſenkrecht abgeriſſenen Waͤnden verwandelt wurde. (S. weiter unten.) Hierbei wurden (durch abgeſchleuderte und ab— waͤrts geſchwemmmte) Trümmer, in der Ebene, welche ſich in S. O. um den Berg hinzieht, Myriaden neuer Huͤgel gebildet, die ſich den ſchon vorhandenen aͤltern beigeſellten. Wann dieſe erſte Eruption Statt ge— funden habe, verliert ſich in das Dunkel fruͤherer Zeiten; Niemand mehr kann davon Kunde geben; daß Jahrhunderte ſeitdem verfloſſen ſeien, be— weiſ't der hohe Grad von Kultur, den die mit Dörfern uͤberſaͤete Ebene erreicht hatte und das hohe Alter der Urwaͤlder, welche das Laͤngenthal ſelbſt ausfuͤllten und deren Ueberbleibſel ſich jetzt noch auf einigen der Aus⸗ wurfshuͤgel erheben. N Niemand kannte die vulkaniſche Bedeutung des Berges; Alles war ruhig und bot den Schauplatz einer üppigen Vegetation dar. Im An⸗ fang Octobers d. J. 1823 faͤrbte ſich zwar das Waſſer des Baches Tji⸗ kunier, der durch das Laͤngenthal herabſtroͤmt, truͤbe, nahm einen ſchwef⸗ ligen Geruch an und ſetzte ein weißliches Sediment ab; aber bald wurde es wieder hell und man achtete nicht weiter darauf. Aber ploͤtzlich, am 8. October 1823, des Mittags zwiſchen 1 und 2 Uhr, vernahm man einen furchtbaren Schlag, wovon die Erde erbebte, einen Schlag, der durch den größten Theil der Inſel Java droͤhnte und es ſtieg aus der Kluft eine ungeheuere Dampfſaͤule empor, die ſich mit Blitzesſchnelle weit und breit ergoß und die ganze Gegend mit vollkom⸗ mener Finſterniß bedeckte. Gluͤhend heißer Schlamm entſtroͤmte dem Berge, erfuͤllte alle Flußbetten, zerſtoͤrte alle Wohnungen, ganze Doͤrfer, auf ſeinem Wege und riß in ſeinen rauchenden Fluthen die Leichen der Menſchen und Thiere, bis 10 engliſche Meilen vom Berge hinab, mit ſich fort. — Die furchtbaren Detonationen und Erdbeben folgten ſich immer heftiger mit entfegliher Schnelligkeit, und Blitzſtrahlen zuckten von Zeit zu Zeit durch das dunkle Gewoͤlk, welches den Berg umhuͤllte. Hoch in die Luft empor wurden nicht nur Schlamm und Aſche, ſondern auch Steintruͤmmer aller Größen geſchleudert, die das Land im Herabfallen. 25 Meilen weit in der Runde verwuͤſteten. Nach dreiſtuͤndigem Toben, (um 4 Uhr) folgte eine Todtenſtille, der Himmel hellte ſich auf und beleuchtete an der Stelle herrlicher Waͤl⸗ der, uͤppiger Reisfelder und bevoͤlkerter Doͤrfer nichts als weit und breit ein rauchendes, blaͤulich-ſchwarzes Schlammmeer, aus dem hin 223 und wieder die Spitze eines zertruͤmmerten Baumes hervorragte. Ohne Unterlaß ſtroͤmte aber noch der Schlamm in die tiefern Gegenden herab, zum Uerfluß fiel am 9. Morgens ein anhaltender Regen, in Folge deſſen die Baͤche aus ihren Ufern traten, Alles uͤberſchwemmten und die Einwohner zwangen, auf die Huͤgel zu fluͤchten, welche in der Ebene von Taſſik⸗malayo zerſtreut, noch aus den Fluthen hervorragten. Der: ſelbe Zuſtand der Dinge hielt den 10. und 11. unveraͤndert an; ja am Abend des 12. vernahm man abermals drei (?) furchtbare Detonationen. Nach der Erzaͤhlung der Wenigen, welche der Vernichtung entgingen, war die Nacht vom 12. finſter, aber todtſtill; nur das Wuͤthen und Brauſen der angeſchwollenen Fluthen, die um die Huͤgel anſchlugen, war hoͤrbar. Aber nur wenige kamen davon; den die Schlammmaſſen, in denen ſich unter furchtbarem Getoͤſe koloſſale Steintruͤmmer mit heran— wälzten, und die Baumſtaͤmme, zertruͤmmerte Haͤuſer, Haufen von Lei— chen, uͤberhaupt Alles, was ihnen im Wege lag, vor ſich hertrieben, ſtroͤmten immer maͤchtiger gegen die Huͤgel an, thuͤrmten ſich auf, uͤber— ſtiegen die Huͤgel und haͤuften ſich ſelbſt zu Bergen an. So fanden Tauſende ungluͤcklicher Javanen auch noch auf den Spitzen jener Huͤgel, wo ſie bei den Graͤbern ihrer Vorfahren einen Zufluchtsort gefunden zu haben meinten, einen jaͤmmerlichen Untergang. i Am 13. October Morgens, (nach den Berichten der wenigen Ueber— lebenden) war das Ausſehn des Berges ganz veraͤndert: das Thal war erweitert, die Bergſpitze geborſten, nach innen zu ſenkrecht abgeſtuͤrzt und in eine weite Kluft (den jetzigen Krater) verwandelt, aus der fort und fort eine Rauchſaͤule emporſtieg, die bis jetzt, 14 Jahre lang, ununter: brochen ſichtbar blieb. Durch dieſe ſchauderhafte Kataſtrophe wurden in der Zeit vom 8. bis 13. October 114 Dörfer zerſtoͤrt, (groͤßtentheils uͤberſchuͤttet oder mit Schlamm bedeckt,) wobei 4011 Menſchen, 105 Pferde, 853 Rinder ihren Tod fanden und 4 Millionen Kaffeebaͤume vernichtet wurden. Es ereignete ſich dei dieſem Ausbruche, (waͤhrend deſſen Dauer man weder Feuer noch Flamme ſah,) daß einige naͤher am Fuße des Berges liegende Ge— genden und Dörfer unbeſchaͤdigt blieben, während ferner abgelegene uͤber— ſchuͤttet oder uͤberſchwemmt wurden. Den 16. October Abends zwiſchen 9 — 11 Uhr vernahm man neues Krachen. Den 3. November war es noch nicht moͤglich, durch die Schlammmaſſen zu kommen, welche ſich in einigen Gegenden 50 Fuß hoch aufgeſtaut hatten. Selbſt den 1. Januar 1824, alſo drittehalb Mo: nate nach dem Ausbruche, war es noch ſehr gefaͤhrlich, uͤber die mit den Eruptionsmaterien bedeckten Gegenden vorzudringen. Intereſſant iſt es, zu ſehen, welche Rieſenfortſchritte die Vegetation in der kurzen Zeit von 14 Jahren gemacht hat. Wir finden dieſen 224 neuen vulkaniſchen Boden von der Ebene bei Taſſik⸗malayo an in der Kraterkluft hinauf bis zu 3700 Fuß Hoͤhe mit einer dichtgewebten Wild⸗ niß uͤberwuchert, die unten durch Typha angustifolia (2% Saccharum Klaga und eine Equisetum-Art, höher oben aber durch Baumfarın und Baͤume aus den Familien der Urticeen und Artocarpeen, mit zahlreichen Scitamineen (Elettaria, Amomum u. a.) und Lianen durchwben, ge: bildet wird. Einige Baͤume haben bereits eine Hoͤhe von 50 Fuß erreicht Noch auffallender wird dieſe Ueppigkeit, wenn man an⸗ dere Berge vergleicht, z. B. den Merapi, deſſen obere Gegenden, (obgleich mehr als 14 Jahre ſeit ſeinem letzten Ausbruche vergingen,) ſich noch nicht mit Vegetation bekleidet haben. Aber dieſe Gegenden lie⸗ gen hoͤher als 5,000‘, jene (des Galungung) gehoͤren der waͤrmern Re— gion an, wo die Naturkraͤfte uͤppiger und raſcher wirken; dieſe beſtehen aus kahlen Felſentrümmern, mit Lapillen von Trachyt und Bimſtein ruͤberſaͤet, während jene (des Galungung) mit einem fruchtbaren, ſchwaͤrz— lichen Schlamme uͤberſchuͤttet wurden. Ehe wir Taſſik-malayo verließen, beſuchten wir noch eine Mineral: quelle, die 6 Paale S. Willich von da entfernt beim Doͤrfchen Tjitjukka herverkoͤmmt; der Name der Quelle iſt Sifoppan. (Taf. 21 Fig. A.) Das Land umher iſt flach; drei Sprudel kommen in geringer Entfer« nung von einander aus kleinen Becken hervor; das Waſſer iſt kalt, ſchmeckt ſchwach ſaliniſch, ſcheint aber in den verſchiedenen Quellen von verſchiedener Staͤrke zu ſein. Es hat die Eigenſchaft, rings umher feſte, braͤunlich-gelbe Kruſten anzuſetzen; ganz beſonders zeichnet ſich eine der Quellen durch eine 5 bis 6 Fuß hohe Glocke aus, die ſie bedeckt und allmaͤhlig vom Waſſer abgeſetzt zu ſein ſcheint; ſie iſt nur oben von einem nur einen halben Fuß im Durchmeſſer haltenden Loche durch— bohrt. Das Waſſer der drei Quellen“), welches das Erdreich umher pfuͤtzenartig bedeckt, vereinigt ſich zuletzt in einen kleinen Bach, welcher nach S. ſtroͤmt. „) Analpfirt durch A. Waitz, im Anhange No. 1. 225 Neiſe von Taſſik-maleyo auf den ausgebrann- ten Vulkan Tjermai. (Vom 7 — 16. Auguſt 1837.) Gebirg Sawal.— Gebirg Manguſewuh. — Warme Quelle beim Dorfe Pagger⸗ ajong. — Thal des Fluſſes Tjimanok. — Keffelthal von Garut, Trogon ꝛc. — Dorf Pawenang; Ausſicht von dort. — Berg Tampomas. — Dorf Suma— bang. — Wilde Ebene am O. Fuße des Tampomas. — Niederlaſſung Tomo. — Tectonia-Waͤlder. — Staͤdtchen Cheribon am Seeſtrande; Chine⸗ ſiſches Kunſtwerk dabei. — Weg auf den Tjermai. — Affen werden im Walde von den Javanen gefüttert. — Rieſige Feigenbaͤume (Ficus religiosa) in den Doͤrfern. — Bauart der letztern. — Zimmtpflanzung. — Dorf Argalinga am Tjermai. — Kaffeegaͤrten. — Scharfe Grenze der Wälder. — Vegetation in den höheren ee e 15 er des Tjermai. — Chronik es Vulkan's. Den 7. Auguſt fruͤh ſetzten wir unſere Reife nach Norden zu fort und fuhren am öftlichen Fuße des Bergzuges Galungung hin in dem mit Reisfeldern bedeckten Thale, das ihn vom Berge Sawal trennt. Der Himmel war mit Wolken bedeckt; nur wenige Strahlen der Sonne drangen in divergirender Richtung durch ihre Spalten und bildeten mit dem nebligen Dufte, welcher die Abhaͤnge des Berges Sawal umzog, eine hoͤchſt ſonderbare, zweifelhafte Beleuchtung. — Luft-Tempera⸗ tur 69° F. (16,44 R.) Der Sawal bildet, wie alle Trachytgebirgsruͤcken, die man hier ſieht, zahlreiche kleine Kuppen, welche durch ausgeſchweifte Zwiſchenkaͤmme von einander getrennt ſind (Taf. 20 Fig. D.). Seine hoͤhern Abhaͤnge find, wie gewoͤhnlich, mit Waldung bedeckt, die alle Kuppen uͤberzieht, waͤhrend ſeine untern, ſanfter abgedachten Regionen mit hellgruͤnen Gras— matten oder Allang-Allang⸗Strecken bekleidet ſind. Noch weiter unten machen dieſe den Reisfeldern Platz, welche ſich terraſſenfoͤrmig in die Thalebene hinabziehn und zwiſchen denen die Dorfwaͤldchen mit ihren Kokospalmen eingeſtreut find. Der Gunong-Sawal ſcheint nicht über 5000 Fuß hoch zu ſein; er zeichnet ſich aus durch einige tiefe und weite Klüfte, welche einige feiner Kuppen von einander trennen und die auf fruͤhere vulkaniſche Ausbruͤche hinzudeuten ſcheinen. Hierin gleicht er einigermaßen dem Gunong-Galungung; auch hinſichtlich einiger Hügel die ſich um den Fuß feiner in Strahlen herablaufenden Abhaͤnge hinziehen. Er bildet uͤbrigens einen ziemlich iſolirten Gebirgsſtock von viel kürzerer Erſtreckung als der Galungung. Nach 9 Uhr waren wir am ſuͤdlichen Abhange des Gunong-Man— guſewuh angekommen, eines ähnlichen Gebirgsruͤckens, der ſich jedoch in querer Richtung (faſt von O. nach W.) hinzieht und durch einige hohe, mehr kahle und angebaute Zwiſchenruͤcken mit den Gebirgen des Galun— gung und Sawal zuſammenhaͤngt. Junghuhn, Java. 15 ! 226 Hier befuchten wir eine warme Quelle, die ſich beim Dorfe Paggerajong befindet und deren Waſſer aͤhnlich dem des Siſoppan (bei Taſſik-malayo) das Geſtein umher mit harten, braͤunlich- gelben Kruſten uͤberzieht. Ge: ſchmack ſchwach ſaliniſch. Gelbliches, breiartiges Sediment umher. Im Becken der erſten Quelle flieg das Thermometer auf 115° F. (36, 89 R.) in dem einer zweiten etwa 4000 Fuß von jener entfernten, tiefer gelegenen auf 118° (38, 22 R.) Die Lufttemperatur war bei abwechſelnd bewoͤlktem Himmel und ziemlicher Windſtille 75° (19, 11 R.) Auf der Weiterreiſe über den Zwiſchenruͤcken hin, welcher den Zug des Gallungung mit dem Manguſewuh verbindet, fielen uns keine be— merkenswerthen Gegenſtaͤnde auf; erſt gegen 3 Uhr, als wir an ſeinem noͤrdlichen Abhange hinabgeftiegen waren und uns dem Thale naͤherten, in deſſen Tiefe der Tjimanok fließt, gewann die Landſchaft mehr Schoͤn— heit und Abwechslung. Die Abhaͤnge der Berge, welche dieſes Thal be— grenzen, zeigen eine auffallende Neigung, ſich in iſolirte, kleine, kegelfoͤrmige Kuppen zu erheben. Einige dieſer Kuppen ſind voͤllig zuckerhutfoͤrmig und erheben ſich ſchroff aus der Tiefe; durch das uͤppige Gruͤn der Waͤlder, die ſie bedecken, ſchimmert hin und wieder eine graue Trachytwand hervor. Der Fluß Tjimanok, deſſen Quellen im Krater des Papandayang und an den Abhaͤngen des Tjermai entſpringen, draͤngt ſich hier durch das Gebirge hindurch und bildet ein tiefes, enges Thal, in dem ſich wieſenaͤhnlich gruͤnende Reisfelder hinziehen. Erſt weiter noͤrdlich erwei— tert ſich das Thal, in dem Maße, wie ſich die Gebirge verflachen oder ſich von ihm entfernen. Nur hie und da ſind noch einige ſchroffe, dem Flußbette zugekehrte Abhaͤnge zu bemerken. Je tiefer wir abwärts fliegen, nach dem Doͤrfchen Pawenang zu, um ſo druͤckender wurde die Hitze, die im Schatten eine Höhe von 93° F. (27, 11 R.) erreichte; im zerkruͤmelten, lehmigen Boden des Weges flieg das Thermometer auf 100° $. (30,22 R.) Wir fanden uns einem zuckerhutfoͤrmigen Berge, der ſich ſchroff aus dem Thale erhebt, gegen— uͤber und glaubten an ſeiner ſonderbaren Geſtalt den Einfluß ſpuͤlender Waſſer wahrzunehmen Es ſcheint, als ſei die ganze Thalflaͤche, welche zwiſchen den Gebirgen des Tjermai, Papandayang, Guntur, und den Zuͤgen des Telaga-Bodas oder Galungung liegt, einſt mit Waſſer bedeckt geweſen und habe einen großen Binnenſee gebildet, der ſich hier einen Weg durch das Gebirge brach und der Thalkluft ihren Urſprung gab, durch welche jetzt der Tjimanok hindurchſtroͤmt. Für dieſe Anz ſicht ſpricht: 1) die keſſelfoͤrmige Eintiefung jener Thalflaͤche, in welcher Garut, Trogon, Lelles und andere Doͤrfer liegen. Bei Garut iſt ſie 2360 Fuß uͤber dem Meere erhaben; ihre Waſſer, die ringsum von hohen waldigen Gebirgen in ſie herabſtroͤmen, haben keinen andern Ab— zug als hier durch den Kali⸗tjimanok. 2) Noch jetzt ſtehen zahlreiche, zum Theil anſehnliche Seen und Teiche in ihrer Mitte. 3) Das Vor— kommen jener zuderhutförmigen Berge oder Felſen jenſeits der durch—⸗ brochenen Kluft bei Pawenang. Die meiſten Bergabhaͤnge, die das Thal zunaͤchſt begrenzen, verrathen ein ſolches Beſtreben, ſich in kegel⸗ 227 förmige Spitzen zu erheben und öfters ſchroffe Wände zu bilden. Es iſt daher wahrſcheinlich, daß fie ihr Entſtehen vorbeiſtroͤmenden Fluthen verdanken, welche ſich nach N. zu in das immer tiefer abgeſenkte Land n und aus denen ſie als Klippen hervorragten. Das Gefälle des Kali-Tjimanok ergiebt ſich aus Folgendem: Seine hoͤchſte Quelle im Krater des Papandayang liegt 7028 = Fuß über dem Meere. Bei Garut liegt fein Waſſerſpiegel. 6 e Bei Pawenang- - .. 970: : z z s Bei Tomo, oͤſtlich vom Tampomas, wo er bar wird, „ een 107 „ /, 3 c . Die Nacht brachten wir in Pawenang zu, einem Dorfe, welches 4 Paal vom rechten Ufer des Stromes entfernt, zwiſchen Kokospalmen und andern Fruchtbaͤumen verſteckt liegt, und uͤberſchritten am andern Mor: gen (8. Auguſt) den Strom, um an ſein linkes Ufer zu gelangen. Man erblickt den ſtumpfabgerundeten Berg Tampomas im NW. Ein wei— tes Huͤgelland, angebaut und von Thaͤlern durchſchnitten, in denen wohl— bevoͤlkerte Dörfer liegen, dehnt ſich vor ihm hin; NOtlich aber von Pawenang ſenkt ſich das Land immer tiefer bis in die Ebene, welche ſich bis zum noͤrdlichen Seeſtrande hinzieht und aus der ſich fern im O. im blauen Dufte bloß der ſtumpfe Kegel des Tjermai erhebt. Nur kurze Zeit lang ritten wir am Ufer des Tjimanok hin, der zwiſchen Trachytgeroͤllen brauſt, und entfernten uns dann NWllich vom Fluſſe nach dem Berge Tampomas zu, um zum Dorfe Sumadang, dem Ziele unſerer heutigen Reiſe, zu gelangen. Die Huͤgel, uͤber welche unſer Weg auf und ab fuͤhrte, haben ein kahles, duͤrres Anſehen, da ihre abgerundeten Scheitel nur mit kleinen Grasarten bewachſen ſind und an ihren Abhaͤngen ſich nur hie und da einzelne Feldchen finden. Sie dachen ſich ſaͤmmtlich, wie der Tampomas ſelbſt, dem fie ſich anreihen, nach O. und NO. hin ab, in welcher Richtung ſich auch die kleinen Thaͤler und Kluͤfte, in deren Gruͤnden Baͤche ſtroͤmen „ zwiſchen ihnen herabſchlaͤngeln; weſtlich dagegen erheben fie ſich in hoͤhere waldige Ruͤcken. Der Tampomas erhebt ſich ziemlich iſolirt, ſcheint aber nicht mehr— als hoͤchſtens 4000 Fuß hoch zu fein. (Taf. 20. Fig. E.) Seine abs gerundete bewaldete Spitze ſchwebte uns auf dieſer Reiſe beſtaͤndig vor, die wir ſchnell zuruͤcklegten, da uns weder ſeltne Pflanzen, noch von Steinarten etwas Anderes als gemeiner Trachyt aufſtieß. Bereits um 2 Uhr kamen wir auf Sumadang an, welches S. S. W.lich vom Tampomas in einer kleinen Thalflaͤche liegt, die faſt rings— um von kahlen, abgerundeten Grashuͤgeln umgeben iſt. Dieſe Huͤgel haben zunaͤchſt dem Dorfe eine Höhe von 3 bis 500 Fuß,, erheben ſich in S. und SW. aber allmaͤlig in Bergruͤcken, die zu einer waldigen, ausgeſchweiften Kette emporſteigen. Obgleich Sumadang 500 Fuß hoͤher als Pawenang liegt, naͤmlich 1490 Fuß über dem Meere, fo fanden wir es doch des Mittags noch waͤrmer als dort, was wahrſcheinlich von ſeiner Lage zwiſchen duͤrren, 15 * 228 von der Sonne beſchienenen Hügeln herruͤhrt, welche Waͤrme zurüd: ſtrahlen. Das Thermometer zeigte 87° (24,44 R.) eine Wärme, die uns im Vergleich mit der Temperatur von 69° (16, 44 R.), die wir erſt noch dieſen Morgen genoſſen hatten, etwas druͤckend vorkam. Und doch war der Himmel bewoͤlkt. Am 10. ſetzten wir unſere Reiſe nach O. fort. Unſer Weg fuͤhrte uͤber die ſuͤdlichen Abhaͤnge des Tampomas, an deren Fuße uns wieder, wie bei Pawenang, jene ſonderbare Tendenz der Huͤgel, ſich in einzelne Spitzen zu erheben, auffiel; einige dieſer Spitzen mit ſchroffen Seitenwaͤnden ſtehen ganz iſolirt in der Ebene. Nur die oberſten Regionen des Tampomas ſind mit Waͤldern be— deckt, die jedoch nicht die Ueppigkeit wie auf andern Bergen, ſondern ein mehr ſtruppiges luͤckenhaftes Anſehn haben. Auch bemerkt man am Tampomas weniger deutlich jene herablaufenden Laͤngsruͤcken, wodurch ſich alle iſolirten Kegelberge Java's, namentlich die Vulkane, auszeichnen; er iſt mehr unregelmaͤßig in Vorſpruͤnge und Huͤgel mit zwiſchenliegenden Vertiefungen getheilt. Nach Oſten zu ſenkt ſich der Berg allmaͤlig, ohne von andern Bergruͤcken verfangen zu werden, immer mehr und mehr in des ebene Land hinab, welches hier eine ausgedehnte duͤrre Wildniß bildet, in der man meilenweit keine Menſchen antrifft. Hier hauſen nur Tiger, die haͤufig an hellem Tage die Reiſenden, welche die mitten durch die Wild— niß fuͤhrende Straße ziehen, anfallen. Der duͤrre, waſſerwarme Boden bringt nur Straͤucher und kleine Baͤumchen mit zwiſchenliegenden Gras— und Allang-Allang-Strecken hervor; insbeſondere find es Emblica oſſi- ciealis, Rhamnus, Acacia, Cassia, Bambusarten und junge Tectonien, welche dieſe kahlen, weit verbreiteten Gebuͤſche bilden. Die Tiger ſchei— nen ſolche dürre, mit Grasboden abwechſelnde und nur dem tiefern Lande eigenthuͤmliche Gebuͤſche vorzugsweiſe zu lieben, vielleicht wegen der Hirſche und Schweine, die ſich hier in Menge aufhalten. — Erſt wenn man ſich dem Tjimanok naͤhert, ſtoͤßt man von Zeit zu Zeit auf einzelne Hütten, an den Seiten der Straße angeſiedelt und mit trocknen Reis⸗ feldern umgeben, welche die Wildniß einigermaßen unterbrechen, die ſich bis an die Ufer des Tjimanok, da wo ſich der Tjilutung in denſelben muͤndet, erſtreckt. Es war 11 Uhr, als wir an letzterer Stelle eintrafen und uns auf einer Fähre uͤberſetzen ließen. Der Fluß, welcher ſich bei Indramago in das Meer ergießt, iſt von hier aus fuͤr Praauwen fahrbar und hat eine Breite von 300 Fuß. Er fließt zwiſchen lehmigen, wenig erhabenen Ufern hin, die er in der Regenzeit haͤufig uͤberſchwemmt. Die Hoͤhe die— ſer Ufer betraͤgt hier 107 Fuß. — Man erblickt den Tampomas gerade in W., den Tjermai in SO. Etwa einen Paal hoͤher oben am Fluße liegt die Niederlaſſung Tomo. Sie beſteht aus verſchanzten Kaſernen (Bending,) die, von einem Offizier und einem kleinen Commando Soldaten beſetzt, zum Schutze der großen Kaffeepackhaͤuſer dienen, welche man hier errichtet hat, . 229 und aus welchen der Kaffee unter Aufficht eines hier wohnenden Pad: hausmeiſters zu Waſſer nach Indramago verfuͤhrt wird. Ferner paſſirten wir weiter oͤſtlich duͤrre Tectoniawaͤlder, die hier große Strecken der Ebene einnehmen. Die Tectonia grandis iſt einer von den wenigen tropiſchen Baͤumen, die geſellſchaftlich vorkommen und alle andern verdraͤngen. Aber ſie gewaͤhrt nicht den kuͤhlen Schatten und bildet nicht ſo ſchoͤne Laubgewoͤlbe, wie andere tropiſche Baͤume; keine Liane ſchlingt ſich an ihren Aeſten auf; kahl und duͤrr erheben ſich ihre rindenloſen Staͤmme, nur hie und da mit einem einzelnen Blatte beſetzt. Der Boden unter ihnen iſt nur mit trocknem Gras uͤberzogen; 2 Pothos, keine Orchidee oder Scitaminee erhebt hier ihre ſaftigen tengel. Doch ſcheint auch der Menſch viel zur Duͤrre dieſer Waͤlder beige— tragen zu haben; denn die Javanen ſtecken, um die Tiger zu verſcheu— chen und den Grund urbar zu machen, alljaͤhrlich (wenn es am duͤrreſten iſt) große Strecken des Graſes (Allang-Allang) in Brand, wodurch auch die Blaͤtter der Tectonia mit verſengt werden. Wir naͤherten uns nun immer mehr einer ſonderbar ausgezackten, in einzelne Kuppen erhobenen Bergkette, die am Fuße des Tjermai nach N. zu auslaͤuft, mit jenem Berge aber durch hohes Zwiſchenland zuſam— menhaͤngt. Sie bildet gleichſam ein Vorgebirge zwiſchen dem hohen Ke— gelberge und dem Meeresſtrande, den ſie jedoch nicht erreicht; dicht bei ihrem noͤrdlich hin ausgeſtreckten Fuße fuͤhrt die Straße vorbei. Die Wildniſſe traten nun allmaͤlig zuruͤck und machten angebau— ten, mit Indigo und Reis bedeckten Flaͤchen Platz, auf denen in großen Entfernungen von einander zerſtreute Doͤrfchen gelegen ſind. Wenn man ſo eben erſt Gebirge und Waͤlder verlaſſen hat, wo ſich der Geſichtskreis eng beſchraͤnkt, ſo macht der Anblick der glatten und unbegrenzten Ebene, die ſich, wie der Meeresſpiegel, in unerreichbare Ferne ausdehnt, einen ſon— derbaren, faſt bangen Eindruck auf das Gemuͤth; man glaubt die oͤde, wechſelloſe Unendlichkeit vor ſich zu ſehen und ſehnt ſich in die geſtalten— reichen Gebirge zuruͤck. N Wir brachten die Nacht auf der Zuckerfabrik eines Herrn Diard zu, die etwa 30 Fuß uͤber dem Meeresſpiegel liegt, 8 Paale vom naͤch— ſten Strande und 15 Paale weſtlich von Cheribon entfernt. Das eigen— thuͤmliche Leben und Treiben, welches hier herrſchte, das Gewimmel der Arbeiter, das Rauſchen der Raͤder haͤtte uns vielleicht ergoͤtzen koͤnnen, waͤre es in einer hoͤhern, gebirgigen Gegend geweſen. Den 11. Auguſt kamen wir in Cheribon an, einem von Chineſen und europaͤiſchen Abkoͤmmlingen bewohnten Staͤdtchen, dicht am niedri— gen, ſandigen Seeſtrande. — Die Spitze des einzigen nahen Berges, des Tjermai, der ſich voͤllig iſolirt in der Ebene erhebt, erblickt man von hier in SW. (Siehe Taf. 22.) Man hat von hier aus eine Flaͤche von etwa 10 Paalen Breite zu durchſchneiden, ehe man dahin kommt, wo ſich ein Fuß merklich erhebt. — Cheridon war früher der Sitz eines Sul tans, der das Land umher beherrſchte; nur noch einige halb verfallene 230 Mauern find von den Palaͤſten (Kratons) dieſer Herrſcher übrig. Was iber mehr als dieſe Mauern von dem ehemaligen Reichthume und Luxus hres Hauſes zeugt, iſt ein von einem Chineſen erbautes Kunſtwerk, wel— hes 3 Paale S. W. lich von der Stadt in der Ebene liegt und unter dem Namen Sunjaragi bekannt iſt. Es ſind dies kuͤnſtliche, aus Kalk ind kleinen Steingeroͤllen erbaute, in wunderbare Zacken und Grotten jeformte Felſen, zwiſchen denen, oͤfters uͤberdeckt und im Dunkeln, ſchmale :dige Gänge hinfuͤhren. Die Felſen find überall grubig durchhoͤhlt und jleichen Kalkfelſen, welche die Brandung des Meeres ausgeſpuͤlt und aus— zefreſſen hat. Aus einigen ihrer Grotten ſtroͤmen Waſſerſtrahlen herab, die ſich am Fuße der Felſen in Becken ſammeln. Das Ganze iſt, nach dem Geſchmack der Chineſen, in kleinem Maßſtabe erbaut, fo daß die hoͤchſten Felſenmaſſen kaum 20 Fuß erreichen. Einige von ihnen ſind tempelaͤhnlich mit hoͤlzernen Daͤchern gedeckt, unter denen ſich kleine, an den Seiten offene Kapellen oder Gemaͤcher befinden. Auf allen Vorſpruͤn— gen der Felſen ſitzen aus Thon verfertigte Voͤgel, Papageien und andere thieriſche oder menſchliche Figuren und in den Gruben des Geſteins ſind Baͤumchen und Sträucher der verſchiedenſten Familien angepflanzt; unter letztern zeichneten ſich namentlich eine verkuͤmmerte Pinus-Art und ein Paar Individuen der Cycas revoluta aus. Es find nur zwei Hauptfel⸗ ſengruppen, welche durch Waſſer von einander getrennt ſind und mittelſt einer kleinen, hoͤlzernen Bruͤcke zuſammenhaͤngen; denn der ganze Hin— tergrund des Plaͤtzchens, deſſen Breite kaum 300 Fuß betraͤgt, iſt von einem Sumpfe oder einem Teiche umgeben, auf deſſen Spiegel ſich viele Nelumboblaͤtter ausbreiten. Wie es ſcheint, ſoll das Ganze eine in die Meeresfluthen vorſpringende Felſengruppe vorſtellen. — Vor den Haupt— felſen ſitzen einige in Stein gehauene Figuren in Lebensgroͤße, welche männliche und weibliche Javanen in ihren verſchiedenen Koſtuͤmen vor— ſtellen. Alles iſt von zahlreichen großen Nangaſari- (Acacia peduncu- lata) und andern Baͤumen, die umher wachſen, beſchattet; in den Schat— ten einiger davon finden ſich Marmortafeln, ſo wie uͤberhaupt zahlreiche marmorne und porzellanene Gefaͤße auf und zwiſchen den Felſen ange— bracht ſind, was den eigenthuͤmlichen, aͤcht-chineſiſchen Geſchmack verraͤth. Am Abend des 14. Juli trafen wir einige Vorbereitungen zu einem Ausfluge auf den Berg Tjermai und legten uns voller Erwartungen, was uns ſein noch von keinem Europaͤer beſuchter Krater Intereſſantes dar— bieten werde, zur Ruhe. Der volle Mond glaͤnzte am ungetruͤbten Him— mel, und eine tiefe Stille lag uͤber der Ebene, nur vom ſanften Rau— ſchen der Brandung am nahen Meeresſtrande unterbrochen. Um ſo widriger klang uns das ſchlafſtoͤrende Geſchrei eines Vogels, welches ſich die ganze Nacht hindurch hoͤren ließ; es waren abgebrochene Laute, wie das Klopfen eines Hammers, mit dem man auf harte, glatt polirte Steine ſchlaͤgt, und ſo intenſiv, daß die ganze Gegend davon erſchallte. Ein Caprimulgus, der, von Baum zu Baum fliegend, ſich nie weit von unſerer Wohnung entfernte, brachte ſie hervor. Der folgende Morgen traf uns am Fuße jener in einzelne Kuppen 231 erhobenen Bergkette, welche fih von dem Abhange des Tjermai nach Norden zu vorſtreckt und aus Kalkſtein beſteht, der, wie es ſcheint, auf Trachyt gelagert, vorkommt. Auch findet man Geroͤlle bei: der Steinarten umher zerſtreut (S. Taf. 22.); und doch brennen die Eingebornen ihren Kalk aus den Muſcheln, welche den Seeſtrand bedecken. Hier entfernten wir uns von der großen Straße und ſchlugen einen Weg ein, der ſeitwaͤrts zwiſchen Indigofeldern am weſtlichen Fuße jener ausgezackten Bergkette hinfuͤhrt, welche ſich vom Fuße des Tjermai nach Norden zu vorſchiebt. Nachdem wir auf dieſem Wege das flache, ſoͤh— lige Land zwiſchen dem Meere und den Gebirgen durchſchnitten hatten, ſtiegen wir immer hoͤher an den auslaufenden Abhaͤngen des Tjermai hinan und kamen bald uͤber Gegenden, die terraſſenaͤhnlich in Reisfelder verwandelt, bald uͤber andere, die nur mit dem bleichen Gruͤn kleiner Flemingiaſtraͤucher, welche hier ſehr uͤppig wuchſen, bekleidet waren. Wir kamen durch ein Dorf, dem ſich ein kleiner, rings von ange— bauten Gegenden umgebener Wald anſchließt. Es ſcheint ein uͤbrig gebliebenes, abſichtlich geſchontes Stuͤckchen eines groͤßern Waldes zu fein, den die Kultur vernichtete. Beſonders Feigenbaͤume ſind es, die ſich hoch empor woͤlben und deren Zweige mit Rotang-Arten durchſchlungen ſind. Man fuͤhrte uns auf ein kleines, rundes Plaͤtzchen in dieſem Walde, wo man einige Stuͤhle fuͤr uns niedergeſetzt hatte. Hier wurde auf ein großes Stuͤck Bambusrohr geſchlagen, was einen hohlen Ton hervorbrachte. Die Javanen ſagten uns, dieß ſei die Trommel fuͤr die Affen. Kaum war die Trommel geſchlagen, als es auf einmal im Walde anfing zu rauſchen und von allen Seiten her mehr als Hunderte grauer Affen herbei geſprungen kamen. Groß und klein, alte baͤrtige Vaͤter, flinke Junge und Muͤtterchen mit dem an ihrem Leibe angeklammerten Saͤuglinge, — alle kamen aus dem Baumdickicht auf das Plaͤtzchen herab, wo ſie ſich an unſere Gegenwart wenig kehrten, ſondern wie alte Be— kannte zwiſchen uns herumſprangen. Sie waren ſo wenig ſcheu, daß ſie Reis und Piſang, (Geſchenke, die wir fuͤr ſie mitgebracht hatten,) aus unſern Haͤnden nahmen. Zwei ſehr ſchoͤne und große maͤnnliche Indi— viduen zeichneten ſich durch ihr dreiſtes Betragen beſonders aus; ſie oͤff— neten ohne weitere Umſtaͤnde die Koͤrbe, welche ſich in den Haͤnden der Javanen befanden und nahmen Dasjenige heraus, was ihnen am Beſten gefiel. Wie Kavaliere ſtolzirten ſie zwiſchen den andern Affen umher, die einen hohen Grad von Reſpect vor ihnen zu erkennen gaben. Frei— lich war ihre Art, ſich in Reſpect zu ſetzen, auch etwas handgreiflich. Wurde ihnen das Gedraͤnge um ſie herum zu groß, ſo packten ſie einige ihrer Kameraden mit den Haͤnden, andere mit den Zaͤhnen, ſo daß die uͤbrigen unter Angſtgeſchrei und mit ſolcher Beſtuͤrzung zur Seite flohen, daß ſie erſt von den Zweigen der Baͤume aus zuruͤck zu ſehen wagten und ſich den Reiskoͤrben erſt dann wieder naͤherten, wenn die großen Herren ſich geſaͤttigt zuruͤck gezogen hatten. Sich ſelbſt jedoch wichen dieſe beiden Deſpoten, welche ihre Unterthanen durch Furcht im Reſpekt zu erhalten ſchienen, ſehr ſorgfaͤltig aus. 232 Als wir uns entfernten, zerſtreuten ſich die Affen wieder im Walde. Die Javanen tragen ihnen öfters, um ſich an ihren Spruͤngen zu er— gögen, Futter zu; dies würde vielleicht doch nicht geſchehen, wenn bei den Javanen nicht alle alten Gebräuche, (deren Urſprung fie öfters ſelbſt nicht mehr anzugeben wiſſen,) geheiligt wären. Wir ſchritten in ſchiefer Richtung, doch immer hoͤher ſteigend, an den N. Welichen Abhaͤngen des Berges hin und kamen durch einige Dörfer, in denen wir Feigenbaͤume (Ficus religiosa L.) von außer: ordentlicher Groͤße und Schoͤnheit antrafen. Sie ſtehen auf freien Plaͤtzen in den Doͤrfern und ſind mit Mauern oder Gelaͤndern umgeben; ein Beweis von der Ehrfurcht, welche die Javanen dieſen Baͤumen zollen. Der Umfang des Einen betrug 50 Fuß. Dennoch gewaͤhren ſie nicht das impifante Anſehn anderer gigantiſcher Baͤume, weil ihre Staͤmme, die nur kurz ſind und ſich ſchnell in dicke Aeſte verlieren, keine compacte Maſſe bilden, ſondern aus tauſend einzelnen Staͤmmen und Luftwurzeln gitter- oder ſaͤulenartig zuſammen gewachſen find. Alle dieſe Dörfer zeichnen ſich durch anſehnliche Haͤuſer aus, die geraͤumiger und zweck— maͤßiger eingerichtet ſind, als wir ſie in anderen Gegenden von Java ſahen. Sie ſind ſaͤmmtlich 4 bis 6 Fuß uͤber den Boden erhaben und ruhen auf hoͤlzernen Balken, aus denen auch das ganze uͤbrige Geruͤſt zuſam— mengeſtellt iſt; die Zwiſchenraͤume find mit Bambusgeflecht ausgefüllt; auch die Daͤcher ſind in der Regel mit halbirten Bambusroͤhren, in de— nen das Waſſer wie in Rinnen herablaͤuft, ſehr kuͤnſtlich gedeckt. Zu der Thuͤre des Hauſes, welches mit einer balkonartigen Gallerie umgeben iſt, fuͤhren Treppen hinauf, welche man aus Brettern oder Bambus ver— fertigt, und nicht ſelten bemerkt man auch einige kleine Fenſteroͤffnungen, die mit kuͤnſtlich geſchnitzelten Sparren vergittert ſind. Der Raum un— ter dem Hauſe dient zur Nachtzeit den Huͤhnern und anderem Viehe zum Aufenthalt, mit welchem der Javane in vertraulicher Nähe lebt. — Ein Wald von Fruchtbaͤumen befchattet die Hütte; noch hoch über das Laub— gewoͤlbe erheben ſich Kokospalmen und ſchlanke Areca's, deren ſchnurge— rade, bis an 100 Fuß und hoͤher anſteigende Staͤmmchen langſam im Winde hin und herſchwanken. Um 1 Uhr kamen wir in einer Gegend an, wo die ſanften pla— teauaͤhnlichen Gebirgsvorſpruͤnge mit Zimmtpflanzungen bedeckt waren. Die Baͤumchen waren erſt drei Jahre alt und hatten eine Hoͤhe von 3 bis 5 Fuß erreicht. Ihr friſches Gruͤn und uͤppiges Wachsthum ſchien der Pflanzung Gedeihen zu verſprechen. Die Plantage liegt 1880 Fuß uͤber dem Meere. Es war neblig⸗duftiges Wetter; tief am Berge waren Wol— ken gelagert, die uns alle Ausſicht in die Ferne benahmen; nur weiter weſtlich erregten einige hohe Vorſpruͤnge des Berges, die ſich ſchroff hinab— ſtuͤrzen und ein paar voͤllig iſolirter, ſenkrecht aufſtrebender Felſenmaſſen unſere Aufmerkſamkeit. Wir beſchloſſen, dieſe Gegenden beim Herabſtei— gen vom Berge zu beſuchen und ſetzten unſern Marſch, in ſchiefer Rich— tung aufwaͤrts ſteigend, an den Abhaͤngen fort. Die Kokospalmen ver— ſchwanden in den Doͤrfern und nur Areng's und Areca's zeigten ſich 233 noch in großem Ueberfluſſe. Baumfarrn erſchienen bereits in den Kluͤf— ten. Es ſind dieſe Abhaͤnge gewoͤhnlich nur nach Art der Triften in gemaͤßigten Laͤndern mit kleinen Grasarten bewachſen und hie und da mit Gebuͤſch von kleinen Straͤuchern bedeckt. Man bemerkt hier nicht jene auffallende Zerkluͤftung der Bergmaſſe in Laͤngsruͤcken, die vom Gip— fel divergirend herablaufen, wie man ſie an andern Kegelbergen, z. B. am Sumding und Sindoro, wahrnimmt; die Abhaͤnge des Tjermai find ganz unregelmaͤßig abgetheilt, ſo daß ſich keine parallelen Kaͤmme erken— nen laffen; fie haben eine auffallende Neigung, terraſſenaͤhnlich vorzuſprin— gen und Plateau's zu bilden, deren Flaͤchenraum ſehr verſchieden iſt. Auf einem ſolchen mit Kaffeegaͤrten bedeckten Plateau am weſtlichen Abhange des Berges liegt das Dorf Argalinga, wo wir um 3 Uhr ein— trafen. Das Plateau iſt ziemlich eben und hat eine Breite von etwa 2 Stunden. Das Dorf liegt in feiner hoͤchſten Gegend (der anſteigen— den Bergwand am naͤchſten) 4062 Fuß uͤber dem Meere, da wo der kryſtallhelle Bach gleichen Namens aus drei ſehr anſehnlichen Quellen entſpringt. Es befindet ſich hier ein Garten, in dem europaͤiſche Gemuͤſe kultivirt werden; vor Allen waͤchſt unſere Walderdbeere (Fragaria vesca) (wie uͤberall auf Java in ſolchen Hoͤhen) ſehr uͤppig und traͤgt ſchmack— hafte Fruͤchte. Eine andere, kleine, kriechende Erdbeere (Fragaria in- dica) mit gelben Blumen waͤchſt haͤufig in den Umgebungen des Dor— fes wild; ihre ſchoͤnen purpurrothen Früchte find jedoch waͤſſerig und un⸗ genießbar. Das Fahrh. Thermometer, welches um 3 Uhr 71° (17,33 R.) zeigte, ſank nach Sonnenuntergang nicht unter 67“ (15,56 R.); denn der Himmel war truͤbe, und die nebligen Wolken lagen tief auf den Bergabhaͤngen, kaum vom Schimmer des uͤber den Gebirgsſaͤumen auf— gehenden Mondes durchdrungen. Am folgenden Morgen (16. Auguſt), als der Tag anbrach, ſetzten wir uns in Bewegung. Duͤſtre Wolken fuhren fort, den Berg zu um— huͤllen. Das Thermometer zeigte 59 „(12 R.), eine Temperatur, welche, nach der Verſicherung der Javanen, gegen die Kühle, die hier in heis teren Naͤchten herrſche, noch warm zu nennen ſei. In der That iſt un— ter den Tropen, beſonders in anſehnlichen Hoͤhen, die Temperatur des Nachts ſehr bedeudend verſchieden, je nachdem der Himmel heiter oder bedeckt; am See Telaga-Patengan, der freilich 1100 Fuß hoͤher liegt, ſtand vor drei Wochen, ehe die Sonne aufging, das Thermometer auf 469 F. (6,22 R.); aber kein Woͤlkchen truͤbte das Firmament. Wir richteten unſern Weg gerade auf die weſtlichen ſteilen Abhaͤnge des Tjermai zu, die mit duͤſtrer Waldung bedeckt ſind und deren oberen lang hingezogenen Umriſſe nur von Zeit zu Zeit durch die Wolken ſchim— merten; dieſe Umriſſe ſind nicht die des Gipfels ſelbſt, ſondern die eines hohen Vorſprungs, hinter dem, von hier aus unſichtbar, die Spitze des Tjermai noch hoͤher hinanſtrebt. — Bald hatten wir die Kaffeepflan— zungen hinter uns, welche, von Erythrina indica beſchattet, den ſanft ge— neigten Boden zwiſchen unſerm Dorfe und der Waldung einnahmen, 234 und kamen an der Grenze der letztern an, die ſich überall in ſcharfen Linien von den tiefer liegenden bebauten Gegenden abſchneidet. Hier endigt der einer Hochebene zu vergleichende Vorſprung von Argalinga, und die Abhaͤnge fangen wieder an, ſich ſteiler und ſchroffer * erheben. Auch hier fanden wir (wie in vielen andern Gegenden Java 8) Be⸗ weiſe der zunehmenden Kultur, welche das Gebiet der Waͤlder immer mehr einſchraͤnkt, das der Pflanzungen dagegen mehr und mehr erwei— tert. Tauſende von Baͤumen, von den Kaffeegaͤrten an eine weite Strecke im Walde aufwaͤrts, lagen gefaͤllt umher, und nur wenige hatte man in gewiſſen Entfernungen ſtehen laſſen, um die auf dem fruchtbaren Wald— boden neu gepflanzten Kaffeeſtraͤucher zu befchatten. So erklaͤren wir die ſcharfe Grenze, mit der ſich die Waͤlder faſt auf allen hoͤhern Bergen Java's von den tiefer liegenden bebauten Ab— haͤngen trennen, eine Grenze, welche durch die nachſchreitende Kultur im— mer höher getrieben wird, die auf den meiſten Bergen jedoch in einer Höhe von 3 bis 4000 Fuß beginnt. Aus der Entfernung erſcheint daher die obere Hälfte ſolcher Berge dunkel blaͤulich-gruͤn; die untere aber leuchtet in einem hellern, gruͤnlich-gelben Schmelze. Wir ſind geneigt zu glauben, daß ſich im Urzuſtrande Java's die Waͤlder bis an den Fuß der Gebirge, ja bis zum Meeresſtrande herabzo— gen, und daß ſie allein durch die Kultur bis zu ihrer jetzigen Hoͤhe aus— gerottet find. Nicht ſelten ſieht man Wälder nach unten zu ploͤtzlich in ſcharfen Grenzlinien aufhoͤren, an ſanften Abhaͤngen, deren graſiger Bo⸗ den doch ganz derſelbe bleibt; und dies ſelbſt in Gegenden, wo jetzt keine Menſchen mehr wohnen. Wie kann man dies anders erklaͤren, als durch die Wirkungen früherer menſchlicher Kultur, die mit Feuer und Axt bin: nen Kurzem vernichtet, was die Natur erſt in Jahrhunderten wiederzu— erzeugen vermag. Es ſcheint jedoch nicht zu befuͤrchten, daß das Heilig— thum der hoͤheren, oberhalb 5000“ liegenden Waͤlder jemals verletzt werde: theils, weil der Mangel an Waſſer das Bewohnen derſelben erſchwert, da die Quellen an den meiſten javaniſchen Bergen unterhalb dieſer Re— gion, gewoͤhnlich in einer Hoͤhe von 3000 Fuß, oͤfters noch viel tiefer, entſpringen; theils (die Steilheit der Abhaͤnge nicht zu erwaͤhnen), weil der waͤrmeliebende Javane durch die große Feuchtigkeit und Kühle von jenen Gegenden zuruͤckgeſchreckt wird, wo den größten Theil des Jahres hin— durch Wolken voruͤberſtreichen, und wo weder Reis noch Kokospalmen (ſeine Hauptnahrungsmittel) mehr gedeihen. Bald war die hoͤchſte Grenze der jungen Siffech ng er erreicht, die hier zwiſchen den Waldbaͤumen angelegt ſind, und nun traten wir in den feuchten Schatten der Urwaͤlder ein, welche die ſich immer ſteiler erhebenden Abhaͤnge bekleiden. Hier herrſchten Eichen (Quercus pruinosa und depressa Bl.) und baumartige Melaſtomen vor, zu denen ſich eine Fichtenart, (Podocarpus amara Bl.) gefellte, die immer zahlreicher aufe trat, je hoͤher wir ſtiegen. Unſer Weg fuͤhrte uns uͤber einen ſchmalen, ſteil anſtrebenden Felſenkamm, der an einigen Stellen kaum die Breite eines Fußes hatte und ſich zu beiden Seiten in tiefe, felſige Kluͤfte 235 hinabftürztz; es wuͤrde vielleicht unmöglich fein, ihn zu uͤberklimmen, wenn er nicht, wie Alles umher, mit den uͤppigſten Waldbaͤumen bewachſen waͤre. Oberhalb dieſes gefaͤhrlichen Paſſes kommt die Podocarpus amara haͤufiger vor, als in anderen Gegenden, und giebt dem Walde ein eigenthuͤmliches Anſehen; ihre Staͤmme, die an der Baſis nicht ſelten einen Durchmeſſer von ſechs Fuß und daruͤber haben, ſteigen 50 bis 70 Fuß ſchnurgerade empor und vertheilen ſich hoch oben in die rundliche Aſt⸗ und Blaͤtterkrone; ſaͤuſelt dann der Wind durch ihr nadelaͤhnliches Laub und bewegt die weißlichen Bartflechten, welche von allen ihren Zwei— gen ellenlang herabhaͤngen, ſo glaubt man eine nordiſche Winter-Scene vor ſich zu ſehn. Denn unaufhoͤrlich ziehen feuchte Nebel vorbei, in de— nen das Thermometer um 3 bis 5 Grade ſinkt. In dieſer Region, etwa in einer Hoͤhe von 6000 Fuß, wo die rie— ſenmaͤßigen Fichten allmaͤlig ſeltner werden, beginnt ein Baͤumchen He- dera divaricata Jungh.) aufzutreten, welches dem Walde eine eigen— thuͤmliche Phyſiognomie verleiht und deſſen Habitus unwillkuͤrlich an die Dracaena erinnert. Aus einem kurzen, knorrigen, oͤfters kaum 2 bis 3 Fuß hohen Stamme entſpringen viele einfache, nicht wieder ge— theilte Aeſte, die eine Laͤnge von 20 — 30 Fuß erreichen und in gera— der oder etwas geſchlaͤngelter Richtung nach allen Seiten hin divergiten, ſo daß ſich die aͤußerſten faſt einer horizontalen Lage naͤhern. Sie ſind faft überall von gleicher Dicke, kahl und nur an ihren Enden mit Bluͤ— thenriſpen und mit großen, geſtielten, ſiebenzaͤhligen Blaͤttern bedeckt. Die Baͤume werden nun, je hoͤher man ſteigt, immer kleiner, und Podecarpus imbricata Bl. tritt auf, eine Fichtenart, welche gefellfchafts lich viele der ſteilſten Abhaͤnge bedeckt, und deren junge, wachholderartige (faſt pyramidale) Baͤumchen uns hier nahe unter dem Aequator das treue Bild eines nordiſchen Fichtenwaldes liefern. — Doch bald, da die geſchlaͤngelten Rhinocerospfade das Hinaufklimmen ſehr beguͤnſtigen, verlaſſen uns auch dieſe Fichten, und alle groͤßeren Waldbaͤume ver— ſchwinden etwa in einer Hoͤhe von 7000 Fuß. Dagegen faͤngt nun ein buntes Gemiſch der mannichfaltigſten, herrlichſten Straͤucher an, die Abhaͤnge zu uͤberziehen, und mit Entzuͤcken weilt unſer Auge auf den lieblichen mit Bluͤthen bedeckten kleinen Gebuͤſchen von Gnaphalium - javanicum und Hypericum javanicum Bl., von Lonicera flave- scens, Gaultheria punctata u. a., aus deren Schatten die Geſtalten nordiſcher Kräuter, wie Valeriana, Ranunculus, Thalictrum, Swer- tia, Viola und Plantago, wie alte Bekannte hervorſchauen. Durch ſolche Gebuͤſche nun nahmen wir unſern Weg und kamen gegen 10 Uhr auf einem kleinen Vorſprunge an, von wo aus wir die Wolken tief unter uns wie ein weißes, wogendes Meer erblickten; es erfcheint dieſer Vorſprung wie eine Stufe, welche die fortlaufende ſtarke Neigung des Berges unterbricht; nordoͤſtlich wird er von einer tiefen Kluft begrenzt, iſt uͤberhaupt nur von geringer Ausdehnung und ſteigt bald wieder zum Berggipfel an, der ſich etwa noch 1000 Fuß höher erhebt. Außer klei⸗ nen Gebuͤſchen iſt er beſonders mit hohen Grasarten bewachſen, zwiſchen 236 denen ſich mehre tief ausgefurchte Rhinocerospfade hinſchlaͤngeln. Der Bergabhang ſelbſt iſt aber mit Waͤldchen von ganz eigenthuͤmlichem Ans ſehen bedeckt, die ſich faſt bis an den Kraterrand hinaufziehen; in eini⸗ gen Gegenden iſt es Acacia montana (Kamalandingang), deren ſchlanke Staͤmmchen ſich zuſammendraͤngen, in anderen Thibaudia varingiae- ſolia, die wir noch nirgends fo uͤppig und mächtig ſahen, als hier; fie bildet einen ſchattigen Wald, den wir auf einem Rhinocerospfade durch— ſchnitten; ihre Staͤmme erreichen die Dicke eines Schenkels bis zu der eines menſchlichen Koͤrpers, und erheben ſich in geſchlaͤngelter, meiſtens ſchiefer Richtung 20 bis 30 Fuß hoch, ehe ſie ſich in die Blaͤtterkrone verzweigen. Die langen Usneen, welche hoch von den Zweigen herab— haͤngen, die dicken Schichten vieler Mooſe und Flechten, welche ſaͤmmt— lich auf das Ueppigſte fructificirend die knorrigen geſchlaͤngelten Staͤmme uͤberziehen, ferner ihr enormer Umfang bei einer Pflanzenart, die man ganz ungewohnt iſt, ſo groß zu ſehen, — geben dieſem Walde ein ſon— derbares, uraltes, gleichſam ergrautes Anſehen. Den Boden des Waldes bedecken Graͤſer, zwiſchen denen ſich hin und wider eine Balonophora elongata Bl. verſteckt, die wir hier (in ſolcher Hoͤhe) auf Thibaudia- Wurzeln ſchmarotzend fanden. Dieſelbe Baumart, doch an Größe immer mehr abnehmend, be- gleitete uns bis zum hoͤchſten Gipfel, zu dem wir neben einer Felſen⸗ wand hinaufſtiegen, die ſich in gerader Richtung am weſtlichen Abhange des erſtern herunterzieht, und bei einer Hoͤhe von nicht mehr als 30 bis 40 Fuß ſich etwa 500 Fuß weit erſtreckt; aber eine mit Geſtraͤuch be: wachſene Kluft zieht ſich an ihrem Fuße hin viel weiter am Berge herab. Indem wir dieſer Wand folgten, gelangten wir zu oͤden, grauen Felſenmaſſen, die ſich vor uns erhoben; wir erklommen dieſe und ſahen uns plotzlich am Rande des Kraters. (S. Taf. 21 Fig. B.) Obgleich uns dieſe kurze Reiſe bereits an den Anblick oͤder vulka— niſcher Feuerheerde gewoͤhnt hatte, ſo ſtanden wir hier doch mit Schau— dern ſtill, da wir nicht erwartet hatten, hier auf dieſem bis oben hinauf mit Geſtraͤuch bewachſenen Berge, deſſen Thaͤtigkeit als Vulkan gar nicht mehr bekannt iſt, einen ſolchen Abgrund anzutreffen. Er bildet ein ungeheueres, trichterfoͤrmiges Loch, deſſen Waͤnde ſich in eine ſolche Tiefe hinabſenken, daß das Auge kaum noch die einzelnen Steintrüm: mer erkennen kann, welche den Grund bedecken. Die Form des obern Randes iſt oval, ſo daß die Richtung des größten Durchmeſſers, den wir auf 2000 Fuß ſchaͤtzten, von WSW. nach ONO. fällt. Steil abgeriſſen ſenken ſich die Waͤnde nach innen hinab, mit einer ſchwachen Neigung, ſo daß ſich der Krater nach ſeinem Grunde zu trichterfoͤrmig verengert; hie und da jedoch, beſonders in NW., find fie völlig ſenk— recht abgeſtuͤrzt. Sie beſtehen theils, namentlich im W. und NW., aus uͤbereinandergethuͤrmten Felſenmaſſen, oder vielmehr aus einer Felſen— mauer, welche durch unzaͤhlige Riſſe und Spalten in einzelne Abthei— lungen, in nur loſe aufeinander liegende Bloͤcke oder Quadern getheilt iſt; theils, beſonders in S., aus uͤbereinandergehaͤuftem Geroͤlle, oder 237 kleinerem, nur locker durch ein Cement von Sand und Aſche verbunde— nen Gereibſel. Alles iſt Trachyt von grauer Farbe. Nur an einigen Stellen bemerkt man Felſenmaſſen, welche in zuſammenhaͤngenden paral— lelen Schichten übereinander liegen, die entweder ganz horizontal, oder nur wenig geneigt ſind. Faſt uͤberall ſind die Waͤnde kahl und von Vegetation entbloͤßt. Der Grund des Kraters, welcher ebenfalls aus aufgehaͤuftem Gereibſel, aus Lapillen zu beſtehen ſcheint, in dem nur hie und da einige größere Felſentruͤmmer zerſtreut liegen, iſt durch einen queren Zwiſchenruͤcken in zwei Abtheilungen geſchieden, von denen die oft= nordöftliche- die tiefſte zu fein ſcheint. Hie und da iſt der Grund voͤllig eben, offenbar durch eingeſickertes Regenwaſſer geglaͤttet. — Nirgends mehr find Spuren heftiger vulkaniſcher Wirkung zu ſehen. Nur aus dem Zwiſchenruͤcken, deſſen Höhe nicht über 30 bis 40 Fuß betragen kann, und deſſen neblich-weiße Farbe auf eine aufgelöste, lockere Beſchaffenheit hindeutet, dringen noch einige leichte Dampfwoͤlk— chen hervor, welche, von der Höhe aus, wie grau-weißliche Fleckchen er— ſcheinen, da der ganze furchtbare Abgrund in nebligem Halblichte daliegt. Gern waͤren wir hinabgeſtiegen, um die ſenkrechte Tiefe des Kra— ters, die uns mehr als 500 Fuß zu betragen ſchien, barometriſch zu be— ſtimmen; aber der bloße Verſuch brachte uns in Gefahr. Man hat beim Hinabklimmen keine anderen Stuͤtzpunkte fuͤr den Fuß, als die Fel— ſenttümmer, welche an der ſteilen Wand hervorragen; dieſe find aber nur durch ein Cement locker mit den uͤbrigen verbunden und loͤſen ſich leicht ab. Beim Hinabrollen ſolcher Steine vernimmt man ein ſonder— bares Echo; anfangs bleibt Alles ſtill, ſobald ſie jedoch die untern Regionen der Kraterwand beruͤhren, nach mehreren Sekunden, hoͤrt man einen kurz abgeſtoßenen, aber hellen und deutlichen Schall, der drei oder viermal in dem Kraterkeſſel wiederhallt. Wir mußten alſo von unſerm Vorhaben, in die Tiefe zu klettern, abſtehen und begaben uns in die NWlliche Gegend des Kraterrandes, der hier maueraͤhnlich aufgeworfen ift*). Die Mauer iſt einige Fuß breit, 5 bis 7 Fuß hoch und ganz aus zuſammengebackenem gelb— lichen Sande gebildet, der ſichtbarlich von innen abwaͤrts ſtroͤmte und die Gegend umher bedeckte. Hin und wieder hat er ſich an der Ober— flaͤche mit einer glatten, fingerdicken, doch leicht zerſchlagbaren Kruſte uͤberzogen. Nach innen zu ſenken ſich in dieſer Gegend der Laͤnge nach mehre Spalten hinab. Die groͤßte derſelben bildet eine Kluft, die in WNW. vom Mittelpunkte des Kraters den Zuſammenhang der Wand unterbricht und ſich vom oberſten Rande bis tief in den Grund des Kraters hinabzieht. Etwa in der Mitte ihrer Hoͤhe erweitert ſie ſich in eine Hoͤhle, die jedoch ohne Leitern nicht zu erreichen iſt, indem ge— rade in dieſer Gegend die Kraterwand am ſchroffſten, faſt ſenkrecht ab— „) Dieſer Punkt hat 10,480 Fuß Meereshoͤhe, wie ſich aus unſerer Beob— achtung ergab. — Das Queckſilber unſers Barometers ſank bei einer Tempe⸗ ratur von 630 F. (13,79 R.) (es war gegen 11 uhr) auf 21 engl. Zoll herab. 238 ſtuͤrzt. — Nach der Erzählung der Javanen, welche uns begleiteten, ſollen in dieſer Hoͤhle Schwalben wohnen, deren Anzahl ſie auf 3000 ſchaͤtzten. Sie verſicherten uns, dieſe Vögel floͤgen jeden Morgen mit Sonnenaufgang ſammt und ſonders aus, und kehrten erſt am Abend gegen Sonnenuntergang zuruͤck. Diejenigen, welche dieſe Hoͤhle fruͤher beſucht hatten, glaubten eine ſolche Anzahl Neſter darin geſehen zu ha— ben, daß ein kleiner Wagen (padattie) reichlich damit haͤtte beladen werden koͤnnen. Man zeigte uns zu Argalinga einige ſolcher Neſter vor, die keinesweges der Hirundo esculenta angehoͤrten: ſie beſtanden aus Strohhalmen, welche durch eine ſchleimige, hornartig verhaͤrtete Maſſe von grauſchmutziger Farbe zuſammengeleimt waren; auch ſchienen die Vögel (wir ſahen deren nur zwei im Krater fliegen) viel größer als die Hirundo esculenta zu ſein. Die Javanen ſagten einſtimmig aus, daß die Voͤgel, um am Meeresſtrande Futter zu ſuchen, auch Eier und Junge den ganzen Tag uͤber verließen. Sie hatten naͤmlich bei ihrem einmaligen Beſuche der Hoͤhle zahlreiche Neſter mit Eiern und Jungen, aber keine aͤlteren Voͤgel gefunden. Wir wuͤnſchten den Krater laͤngs ſeines N.lichen Randes zu um— klimmen, ſahen uns jedoch durch zu dichtes Geſtruͤpp von Acacia und andern Baͤumchen, die ſich bis hoch heraufziehen, darin gehemmt und kehrten zuruͤck, um uns längs der SW.- und S.lichen Kraterwand nach Oſten hin zu wenden. Diefer Rand, merkbar niedriger, als der NWlliche, nur wenig ausgebuchtet, aber von ungleicher Hoͤhe, bald ſich etwas ſen— kend, bald wieder ſanft anſteigend, — zeigt an ſeinem aͤußern Abhange nur wenig hervorragende compacte Felfenmaſſen, und iſt ganz mit Lapillen und kleinen Rollſteinen uͤberſchuͤttet, die durch ein Cement von Erde zuſammengehalten werden. Mooſe und Flechten ſiedeln ſich zwi— ſchen ihnen an. Bei dieſem Hinklimmen unterhalb des ſcharfen Krater— randes oder auf dem Rande ſelbſt kam uns ein Rhinocerospfad ſehr zu Statten, welcher ſich rings um dieſe Seite des Kraters (allen Buchten und Kruͤmmungen folgend) herumſchlaͤngelt und bald auf dem Rande ſelbſt hinlaͤuft, da wo dieſer nicht ganz ſpitz iſt, gewoͤhnlich aber ſich 5 bis 20 Fuß unterhalb des Randes am aͤußern Bergabhange hin: zieht. (S. Taf. 24 Fig. A.) Er bildet eine mehre Fuß breite und tiefe Rinne, einen Kanal, ſo regelmaͤßig und uͤberall von ſo gleicher Breite, daß man glauben ſollte, er ſei von Menſchenhaͤnden in die Bergwand gehauen. Die Seiten des Kanals beſtehen oft aus den haͤr⸗ teſten Felſen, welche glatt geſcheuert und (durch das Durchzwaͤngen des Bauches dieſer ungeſchlachten Thiere) concav ausgerieben iſt. In dieſen Pfaden pflegen die Javanen diefer Gegend das Rhinoceros zu erlegen, indem ſie ſichelfoͤrmige gekruͤmmt Meſſer innerhalb eines ſolchen Pfades in die Erde befeſtigen, ſo daß der auf dem Boden ſchleppende Bauch des Thieres aufgeſchlitzt wird, wenn es des Weges koͤmmt. In SSd. und O. vom Mittelpunkte des Kraters gleicht der Rand einer wirklichen, 10 bis 20 Fuß hohen Mauer von ungleicher Breite (S. Taf. 24. Fig. .), die nach innen und außen ſenk⸗— 239 recht abſtuͤrzt, — am ſchaͤrfſten aber, kaum 1 Fuß breit, iſt der Krater: rand im OND., wo er aus aufeinandergethuͤrmten, geſpaltenen Felſen— ſtuͤcken beſteht, die mit Sand und ſcheinbar geſchmolzenen, nicht ſehr harten Maſſen bedeckt ſind. In dieſer Gegend befinden ſich außen un— terhalb des Kraterrandes mehre hoͤhlenartige Buchten, in welchen eine Anzahl Menſchen vor Regen und Wind ſehr bequemen Schutz finden koͤnnen. Am zugaͤnglich en ſcheint der Grund des Kraters in NO. zu fein; denn dort ſenkt ſich die Wand nicht auf einmal hinab, ſondern bildet mit Geſtraͤuch bedeckte Abhaͤnge, aus denen mehre zertruͤmmerte Felſen— ſpitzen hervorragen, woran man wohl bis etwa 60 Fuß uͤber dem Grunde des Kraters hinabklettern koͤnnte; hier aber zieht ſich eine viel— leicht nur 50 bis 60 Fuß hohe ſenkrechte Felſenwand hin, an deren Fuß man wohl ſchwerlich ohne Leitern hinabkommen wuͤrde. In die— ſer Gegend demerkt man auch im Grunde des au der hier am tiefſten zu ſein ſcheint, einiges ſpaͤrliche Geſtraͤuch. Am kahlſten iſt die Kraterwand im S. und SW. Befindet man ſich auf dem SO. lichen oder Stlichen Kraterrande (der Vogelhoͤhle gegenuͤber) und wirft ſeine Blicke umher, ſo fuͤhlt man ſich durch den hoͤchſt ſonderbaren, furchtbar-ſchoͤnen Contraſt bewegt, den die zerſtoͤrenden Naturgewalten mit den langſamer wirkenden, aber nicht minder allvermoͤgenden Kraͤften der Vegetation hervorbringen. Auf der einen Seite ſieht man in den Krater hinab, der nur von Verwuͤſtung zeugt und deſſen unerreichbare Tiefe neblig-duͤſter daliegt: Alles ſtill und verlaſſen; nur zuweilen ſchwebt ein Falke langſam durch die oͤden Raͤume, und das Echo wirft deſſen einſames Gekraͤchz von den Waͤnden zuruͤck; — aber hier, auf der andern Seite, welche Vegetation! welches Gruͤn, mit Tauſenden von Bluͤthen gemiſcht! Da ſieht man dicht unter dem Krater— rande Thibaudia⸗Straͤucher, hier nur kruͤppelhaft, kaum 3“ hoch, von hell: gruͤner Farbe und winterlichen Anſehens mit weißlichen Usneen behangen; tiefer unten aber wachſen ſie immer hoͤher an, werden zu Baͤumen und bilden, mit Acacien (Acacia montana Jungh.) und Gnaphalien (Gn. javanicum Bl.) vermiſcht, herrliche Waͤlder, welche den ſteilen Bergab— hang bedecken und aus deren gruͤnem, weiß geſprenkelten, (gleichſam mit Usneen beſchneiten,) Dickicht die Bluͤthen des Gnaphalium wie Schnee— baͤlle, oder wie die Dolden unſeres ſchwarzen Hollunders (Sambucus nigra) hervorleuchten! Chronik des Tjermai. Der Berg ſoll im Jahre 1772 und im Jahre 1805 Eruptionen erlitten haben. Auf beide Ausbruͤche ſollen epidemiſche Krankheiten ge— folgt ſein, welche unter der javaniſchen Bevoͤlkerung viel Verwuͤſtung anrichteten. Doch haben wir hierüber nichts Zuverläffiges erfahren koͤnnen. 240 Nückreiſe vom Tjermai nach Weltevreden. (den 17. — 23. Auguſt 1837.) Schroff abgeſtuͤrzte Trachytkuppen am W. Abhange des Tjermai. — Naptha⸗ Quelle im Bache Tjibodas. — Dorf Telaga. — Thal des Fluſſes Tjilutung. — Dorf Kuningang. — Warme Quelle am Fuße des Tjermai bei'm Dorfe Sans kanuriep. — Kalkgebirge zwiſchen dem Tjermai und dem Meere mit einer war— men Quelle. — Petroleum⸗Quelle. — Grotte Goa-Jallam, deren Boden kohlen⸗ ſaures Gas aushaucht; Kolonie zahmer Affen dabei. — Fluͤſſe Kali-Tjitarum und Kali⸗Tjiſokkan. Von Argalinga, wohin wir uns vom Gipfel des Tjermai zuruͤckbe— geben hatten, ſtiegen wir am 17. Auguſt langſam am weſtlichen Abhange des Gebirges nieder, an welchem mehre ſchoͤne Doͤrfer im Schatten von Arengpalmen gelegen ſind. Hier erheben ſich auf dem Bergabhange, in einer Hoͤhe zwiſchen 2 und 3000 Fuß uͤber dem Meere, drei ſonderbar geſtaltete, nach allen Seiten hin ſchroff abgeſtuͤrzte Trachytkuppen, die faſt in gleichem Paral— lel kaum 1 engliſche Meile von einander entfernt liegen. Sie ſind zum Theil mit Vegetation, ja mit hohen Waldbaͤumen bedeckt. — Am öft: lichen Fuße des einen, des ſuͤdlichſten, des Gunong-Wangie, der etwa 400 Fuß hoch fein mag, prallt ein ſonderbares, klingendes Echo zu: ruͤck; feine noͤrdliche Wand enthält eine kleine, von Fledermaͤuſen be— wohnte Grotte, deren engen Eingang die Wurzeln eines rieſenmaͤßigen Kiara: Baumes (Ficus) umgittern, in deren Innern man aber viele Quarzkryſtalle findet, theils an den Waͤnden ſitzend, theils loſe auf dem Boden im Miſte der Fledermaͤuſe zerſtreut. In der Naͤhe ſtroͤmt ein kleiner Bach, (ſein Name iſt Tjimanglet,) durch grasreiche Strecken hin, in deſſen Bette wir Geroͤlle von Eiſenſtein mit vielen Eiſenpyriten fanden. Indem wir an demſelben weſtlichen (von Waldwuchs entbloͤßten) Abhange immer tiefer, bis zu einer Hoͤhe von 2300 Fuß herab ſtiegen, kamen wir in eine Gegend, wo innerhalb des Flußbettes des Baches Tjibodas aus dicken grauen Thonlagern eine Naphthaquelle hervorbricht. Die Javanen hatten ein etwa 10 Fuß tiefes Loch gegraben, deſſen Grund etwa 4 Fuß hoch mit einer theerartigen, braͤunlichen, ſtark nach Petro— leum riechenden Fluͤſſigkeit erfuͤllt war. Sie verſicherten uns, daß das Becken nicht zu allen Zeiten gleich große Quantitaͤten beſagter Fluͤſſigkei⸗ ten enthalte, daß die Quelle jedoch waͤhrend der trocknen Jahreszeit im Ganzen reichhaltiger ſei. Mit verſchiedenen Harzen vermengt, wird die— ſes Erdoͤl zu Fackeln verwandt, welche zu Cheribon verkauft werden. Nachdem wir einige Flaſchen mit der Fluͤſſigkeit hatten füllen laſſen, um ſie zu Batavia einer chemiſchen Unterſuchung zu unterwerfen, richteten 241 wir uns mehr ſuͤdlich, Berg auf, Berg ab über die groͤßtentheils bebau⸗ ten Abhaͤnge des Berges hin und erreichten gegen 4 Uhr das Dorf Te laga, welches am SW.lihen Abhange des Tjermai 2070 Fuß über dem Meere liegt. Es ſenkt ſich hier in SW. und in W der Tjermai ganz fanft hinab und geht in weniger hohe, aber weit ausgeſtreckte Rüden über, die ihn mit dem Tſirennan, (nach dem Berge Sawal bei Taſſik⸗ malayo zu,) und mit dem Tampomas verbinden. Durch das ſolcherge⸗ ſtalt gebildete huͤglige Land windet fi fuͤdlich und ſuͤdweſtlich um den Tjermaf herum der Kalistjilutung, den wir (bei ſeiner Mündung in den K. Tjimanok) bereits geſehen hatten, der aber zwiſchen hier und ſeiner Muͤndung ein hoͤchſt maleriſches Flußthal bilden ſoll, deſſen Ufer nicht ſelten 100 bis 300 Fuß tief abfallen. — Vier Paale oberhalb Telaga ſoll am Tjermai ein geraͤumiger, den Javanen heiliger See liegen, den wit leider nicht beſuchen konnten, indem die Pfaffen, welche dort wohnen, jedem Europäer die Annäherung verbieten. Wir ſetzten am 18. Auguſt in faſt gleicher Hoͤhe mit Telaga, um die SSO. und S.lihen Abhaͤnge des Tjermai herum, unſere Reife fort und erblickten dicht bei Telaga unter uns ein fruchtbares, vom Tjilutung durchſtroͤmtes, weites Thal, welches zwiſchen dem Tjermai und andern, mit dem Sawal zuſammenhaͤngenden Bergruͤcken liegt, und früher von einem See ausgefuͤllt wurde. Davon noch der Name Telaga, welches See bedeutet. Obgleich die Gegenden, durch welche wir kamen, uͤberall hügelig waren, fo konnten wir an dieſer Seite des Berges doch eben fo wenig, als an der NWiſeite ein regelmaͤßiges Geſpaltenſein in einzel: ne, durch Kluͤfte getrennte Ruͤcken wahrnehmen, wie man es an andern Vulkanen, beſonders deutlich am Merapi bemerkt. Ein trübes Wetter verfolgte uns, und feiner Staubregen fiel herab; vom Nebel um⸗ duͤſtert, erhielten die kahlen Hoͤhen, uͤber welche wir kamen, ein froſtig⸗ herbſtliches, europaͤiſches Anſehn. Felder von Cytisus Cajan, der hier und da ſpaͤrlich angepflanzt war, erſchienen uns wie junge Fichtenwaͤld⸗ chen; dieſe Illuſion verſchwand jedoch ſchnell, als wir von einem Hügel hinabſtiegen, und die Sonne, durch die Nebel dringend, ein Doͤrfchen beſchien, welches mit feinen Palmen und Piſangſtauden in aller tropi⸗ ſchen Pracht vor uns lag. Gegen ein Uhr langten wir zu Kuningang an, einem Dorfe, das, 1730 Fuß über dem Meere, am SO. Abhange des Tjermai liegt. Es wird von zahlreichen Kokospalmen beſchattet. In den Reisfeldern, bie es umgeben, zieht man viele Dolichos-Arten, welche an Stocken auftan⸗ ken, wodurch die Gegenden ein eigenthümliches, unſern Hopfengaͤrten aͤhn⸗ liches Anſehn erhalten. — Am 19. früh verließen wir Kuningang, um uns längs dem O. Fuße des Tjermai noͤrdlich nach Cheribon zuruck zu begeben. Auf dieſem Wege beſuchten wir eine warme Quelle, welche in 1402 Fuß Meereshöhe gerade am O. Fuße des Berges hervorſprudelte. Sie liegt bei dem Dorfe Sankanuriep und tritt dicht neben dem Bette des Baches Tjiampar hervor; ihre Temperatur war um 8 Uhr des Mor⸗ gens 105% F. (32,44 R.), bei einer Luftwärme von 75° (19,76 R.), Jung huhn, Java. 16 242 während das Waſſer im benachbarten Bache 75° (19,11 R.) zeigte. Sie riecht nach Schwefelwaſſerſtoffgas und ſchmeckt widrig, Ekel er— regend ). Die Javanen haben die Quelle zu einem viereckigen geraͤu— migen Becken ausgegraben und ein Haͤuschen daruͤber erbaut, ſo daß man bequem darin baden kann. Zu Cheribon (wo wir des Abends ankamen) hielten wir uns nicht auf, ſondern begaben uns den 20. Auguſt früh nach Palimanan, wel— ches 11 Paale weſtlich von Cheribon liegt und wohin, der Ungeſundheit der Kuͤſte bei Cheribon wegen, die Militairbeſatzung mit dem Hoſpitale verlegt wurde. Von hier aus beſuchten wir jenes ausgezackte Kalkgebirge, deſſen Spitze noch 2 Paale weiter in W. endigt, welches ſich vom N. Fuße des Tjermai nach dem Meere hin vorſchiebt und deſſen Profil wir in Tab. 22 des hierzu gehoͤrigen Atlaſſes dargeſtellt haben. Hier ſprudelt am O. Fuße dieſer Kette, ganz nahe bei ihrer noͤrd⸗ lichen Spitze, eine ſehr intereſſante Quelle hervor. Das Waſſer dringt aus zahlreichen, von einander entfernten Oeffnungen hervor; es riecht ſchwach nach Schwefelſtoffgas, ſchmeckt ekelhaft, ſalzig, und beſitzt die Ei⸗ genſchaft, ungeheure Quantitaͤten kalkſpathiger Maſſen abzuſetzen; dieſe bedecken die kahle (aber an ihren Ufern mit Gras und Gebuͤſch um: gruͤnte) Gegend mehre hundert Fuß weit umher und machen ihrer wei— ßen und weißlich⸗gelben Farbe wegen die Stelle der Quelle ſchon aus großer Entfernung kenntlich. Einige der abgeſetzten Maſſen ſind an ihrer Oberflaͤche mit den ſchoͤnſten Kryſtallen verſehen, andere bilden rund⸗ liche oder koniſche Stalaktiten, andere find beerenfoͤrmig, noch andere end⸗ lich bilden ausgebreitete Kruſten; ſo ziehen ſich von dem Hauptſtrudel, welcher hoͤher als die uͤbrigen liegt, weit hingedehnte Treppen herab, uͤber welche das Waſſer, — uͤberall gelinde dampfend, — von Teraſſe zu Te⸗ raſſe herabſickert. Im höchft gelegenen Hauptſtrudel kocht das Waſſer ſcheinbar von aufbrodelnden Gasarten und zeigt eine Temperatur von 146° F. (50,67 R.). Hier findet man auch Schwefel abgeſetzt und zufaͤllig hineingerathene Gegenſtaͤnde, z. B. Bambusrohr, Blätter der Calotropis gigantea, auf das ſchoͤnſte incruſtirt. Saͤmmtliche Strudel. vereinigen ſich in einen kleinen Bach, der zwiſchen Geſchieben und Krp⸗ ſtallen von Kalkſpath weiter rieſelt und 300 Fuß von den Quellen ent⸗ fernt noch eine Temperatur von 125° (41,33 R.) zeigt; auch ſteigen noch am obern Theile des Stromes Luftblaſen empor. Es ſcheint, daß viele Sprudel der Quelle fruͤher weit hoͤher oben entſprangen und ſpaͤter verſiegten; man erkennt ihre alten Stellen noch an zahlreichen Kruſten und Kalkſpath-Maſſen, die ſich, zum Theil ſchon mit Erde bedeckt, im benachbarten Gebuͤſche zerſtreut finden!“) 0 *) Das von uns ein Waſſer hat Herr A. Waitz analyſirt. — S. Anhang No. IV. N ) Das Waſſer dieſer Quelle iſt von Herrn Waitz analyſirt. (S. unheng 1115 Nach der Erzählung eines Europäers, der in dieſer Gegend wohnt, befindet ſich am O. Fuße dieſer Kalkgebirgskette, doch naͤher nach dem Fuße des Tjermai zu, 243 In der Nähe befinden fich, zwiſchen Strauchwerk zerſtteut, zahlreiche 1, 3 bis 6 Fuß im Durchmeſſer haltende und gegen 2 Fuß und drüber tiefe Tümpel einer weiflich⸗grauen, dickfluͤſſigen, fetten, thonattigen Maffe, die eine Temperatur von 92“ (26,67 R.), bei 86 (24 R) Luftwärme, hatten, und auf denen obenauf eine ſchwarze, theerartige, ſtark nach Per troleum riechende, ſchmierige Maſſe ſchwimmt. Das Geſtraͤuch und die Grashalme, die ſich in die kleinen Vecken herabneigen, werden davon be— ſchmutzt und kleben zufammen. f Hoͤher im Gebirge hinauf, deſſen weißlich-gelber Kalkſtein eine große Menge von Seemuſcheln enthaͤlt, kamen wir zu einer etwa 100 Fuß hohen Felſenwand, deren Oberfläche, ſo wie die aller umher liegenden Felſen, auf die fuͤr dieſe Steinart charakteriſtiſche Weiſe zackig ausgefreſſen war. Hier, (etwa 200 Fuß uͤber dem Meer,) unter einer uͤberhaͤngen⸗ den Bucht, iſt der Eingang zu einer kleinen Grotte, welche bei den Ja— vanen dieſer Gegend unter dem Namen Goa⸗-Jallam beruͤchtigt iſt. Wur⸗ zeln maͤchtiger Baͤume, die alle Kuppen dieſes Gebirges bedecken, dringen an der Felswand herab, die Grotte aber communicirt durch zwei geraͤu— mige Spalten mit der Decke des Felſens. In der freien Luft ſtand das Thermometer auf 869 (24 R), im Innern der Höhle ſank es auf 849 (23,11 R.) Kaum hatten wir den Eingang der Hoͤhle uͤberſchritten, ſo empfanden wir ein fluͤchtiges Stechen und Kribbeln in Lunge und Naſe, und eine voruͤbergehende Betaͤubung. Ein Huhn aber, das wir gebun— den auf den mit braͤunlicher Erde bedeckten Boden der Grotte warfen, verfiel in Zuckungen und ſchien nach 25 Sekunden todt, kam jedoch, nachdem wir es mit Hülfe eines an feine Fuͤße gebundenen Strickes wieder an die friſche Luft gezogen, und die Javanen ihm Luft eingeblafen hat: ten, nach einer Minute wieder zu ſich. Wahrſcheinlich iſt es kohlenſau— res Gas, welches ſich auf dem Boden der Grotte ſammelt. Dieſer Ort wird von den javaniſchen Prieſtern verehrt. Es befin— det ſich hier eine Colonie zahmer Affen. Unſere Begleiter ſchlugen an einige der ungeheueren, hohlen Bauchſtalaktiten, die vor dem Eingange der Grotte herabhaͤngen, und die, Keſſeln gleich, einen hohlklingenden Ton von ſich gaben, und in kurzer Zeit kamen von den benachbarten Baͤumen eine Menge Affen, welche das gegebene Signal wohl zu kennen ſchienen, herbeigeſprungen. Da nunmehr andere auf uns wartende Geſchaͤfte uns keine laͤngere Abweſenheit von Batavia erlaubten, ſo traten wir laͤngs des Berges Tampomas unſere Ruͤckreiſe nach Sumadang an, und wiederholten auf dieſer Reiſe unſere Barometerbeobachtungen auf allen den Punkten, wo wir ſchon fruͤher obſervirt hatten. Wir reiſten auf der gewoͤhnlichen — — ͤ ͤ. ſ— ( Q—ůpj :̃— bei dem Dorfe Tjipannas noch ein zweites lauwarmes Waſſerbecken von 5 Fuß im Durchmeſſer. Es liegt zwiſchen ſandigen Umgebungen, hat keinen Ausfluß, wird aber durch aufſteigende Gasarten in beftändiger Bewegung erhalten. — „Menſchen, die ſich ihm nähern, werden betaͤubt; Hühner, Schweine und Tiger aber, wenn ſie ſich, um zu trinken, dort hinwagen, ſterben ſchnell“ 16* 244 Poſtſtraße von Sumadang nach Bandong und auf derſelben Straße von da nach Tjanjor zuruck. Zwiſchen beiden Orten ziehen ſich einige Ket⸗ ten niedriger Kalkgebirge hin, deren weiße Felſen hie und da maleriſche Gruppen bilden, die aus dem Waldesgruͤn hervorleuchten. Der Weg fegt über zwei nicht unbedeutende Ströme, zuerſt über den Kalistjitas rum, (den wir bereits in der Ebene von Bandong kennen lernten), dann über den Kali⸗tjiſokkan, der ſich nachher in erſtern mündet. Beide braus fen in tiefen, engen, ſelbſtausgewaſchenen Klüften dahin. Oft, wenn ſie in der Regenzeit angeſchwollen ſind, werden die daruͤber geſchlagenen, halb haͤngenden Bruͤcken hinweggeſpuͤlt und die Communication bleibt dann oft lange unterbrochen. Beſonders des Flußbett des Tjiſokkan bietet einen ſehr romantiſchen Anblick dar. Man denke ſich eine tiefe Kluft mit ſenkrecht abgeſtuͤrzten, aber oben mit Waldung uͤberwucherten Wänden, durch deren Tiefe ſich der Strom brauſend und ſchaͤumend zwiſchen Ges ſchieben aller Größen durchdraͤngt. Wunberbar, aus Rotangſtraͤngen und hoch emporragenden Bambusſtangen zuſammengeſtuͤckelt, doch nur für Fußgaͤnger gangbar, ſchwebt hoch oberhalb des Stromes eine über die Kluft geſchlagene Brucke. Pferde und Wagen werden auf einer Fähre übergefegt. So trafen wir, nach mehrmonatlicher Abweſenheit, am 23. Auguft wieder zu Weltevreden, der Hauptſtadt Java's ein, beladen mit mancher Kiſte geſammelter Pflanzen und Steinarten, welche dem Muſeum zu Batavia einverleibt wurden. Anhang. Einige Mineral-Waſſer Java's, analyſirt von A. Waitz. Batavia, im September 1837. I. Waſſer der Quelle Siſoppan beim Dorfe Taſſik⸗malayo am Fuße des Berges Galungung (ſ. S. 224). Es kommt dieſe Quelle in einer beckenfoͤrmigen Vertiefung zwiſchen Reisfeldern an dem Fuße genannten Berges in der bekannten Preanger Regentſchaft Java's vor und bildet bei ihrem Entſtehen drei von einander etwas entfernte Sprudel, die ſich zuletzt in einen Fluß vereinigen; es war von jedem Sprudel das Waſſer beſonders geſammelt und zur Analyſe mit = A, B, C bezeichnet. — Ich beginne daher mit Sprudel A. a. Phyſ. Beſchaffenheit. Das Waſſer war eryſtallhell, nur wenige dunkle Flocken hatten ſich am Boden der Bouteille abgelagert; der Geruch dem der gewoͤhnlichen Saͤuerlinge analog; Geſchmack angenehm, ähnlich dem der Luft längere Zeit ausgeſetzten Selterwaſſer, doch ſtaͤr⸗ ker alkaliſch-⸗ſalzig, als erſteres. Der muͤndlichen Mittheilung des Herrn Dr. Junghuhn zu Folge erregte es ſtarkes Prickeln in der Naſe beim Koften an der Quelle; dieß war jetzt nicht mehr wahrzunehmen, doch bildeten ſich beim Einſchenken viele Gasblaſen. An der Luft truͤbte ſich das Waſſer wenig. Das ſpec. Gewicht wurde durch die Beaume'ſche Senkwage zu 1,015 bei 78 Fahrenheit ermittelt. Die Quelle wird als kalt bezeichnet, ohne genauere Angabe der Temperatur. 246 b. Chem. Verhalten. 1) Lacmuspapier, damit getraͤnkt, wurde ſchwach geroͤthet; an der Luft ſtellte fi ch aber die blaue Farbe wies der her; 2) Curcumapapier wurde nad) längerer Zeit etwas ‚gebräunt; 3) Geröthetes Lacmuspapier wurde nach einiger Zeit wieder blau; 4) Saͤuren bewirkten Effervescenz ohne wahrzunehmenden Geruch; 5) Aetz- Alkalien brachten weiße, voluminoͤſe Faͤllungen hervor; 6) Kalkwaſſer: ſtark-weißes Ppt., in etwas des Mineralwaſſers wieder loͤslich, nach mehr Zuſatz des Kalkwaſſers permanentes weißes Ppt; 7) Fixes kohlenſ. Alkali: weißes Ppt., Ammon. carb.: anfangs nichts, ſpaͤter Truͤbung; 8) Schwefelwaſſerſtoffgas: anfangs unverändert; nach langer Zeit kl. rein weiße Truͤbung; ö 9) Schwefelwaſſerſtoffgas-Ammoniak: erſt nach laͤngerer Zeit eine Spur gruͤnlicher Faͤrbung; 10) Kali Ferreo-Boruss.: geringe weißliche Truͤbung. e Gal- lar.: nichts; 11) Natr. phosphor.: weißflockiges Ppt., durch Zuſatz von Ammoniak ſtarkes Ppt.; 12) Oralſaure Salze: weißes Ppt.; der Niederſchlag getrocknet und ge— gluͤht gab kohlenſ. Kalk; 13) Chlor. und Natr. carb.: weiße Truͤbung, durch Kochen ſtaͤrke res und ockergelbes Ppt.; 14) Spirit. saponat.: weißes voluminöfes Ppt.; Alaun, Tart. emet., Sublimat.: Truͤbungen; 15) Ferr, muriat.: rothbraune Faͤrbung und Ppt.; Cuprum sulph., blaues Ppt.; 16) Baryt⸗Salze: weißes voluminoͤſes Ppt.; doch in Salpeterfäure un: ter Effervescenz ganz wieder loͤslich, alſo keine Spur Schwefelſaͤure; 17) Argent. nitr.: weißgelbes Ppt., in NO.“ etwas unter Effervescenz loͤslich, an "ber Luft violett werdend und dann-in Ammoniak ganz farb: los loͤslich; 18) Salpeterſ. Queckſilber-Oxydul: weißes Ppt., in Salpeterſaͤure nur wenig loͤslich; 19) Plumb. acet.: weißes voluminöfes Ppt., in Salpttetſäutt und vie⸗ lem Waſſer wieder unter Effervescenz loͤslich; 20) Mit Amydon und Chlor konnte, auch bei aller Vorſicht, kein Jod und Brom gefunden werden; 21) Etwas des Waſſers, mit Salzſaͤure verſetzt, zum Trocknen ver: dampft, und dann mit Kalkhydrat vorſichtig behandelt, ließ kein Ammo— niak entdecken; 22) Eine andere Portion des Waſſers, gelinde bis auf 4 verdampft, ließ ein weißl. Ppt. fallen, die filtrirte Fluͤſſigkeit reagirte ſtark alkaliſch; ein Theil dieſes Waſſers, mit Natr. phosph. und carb. eingetrocknet und wieder mit Waſſer behandelt, ließ nun etwas Kieſelerde fallen, Lythion war dabei nicht zu finden; ein anderer Theil dieſes abgedampften Waſ— 247 ſers ließ auch nun durch Chlor und Amydon kein Jod und Brom entdecken. Der Reſt des fo abgedampften Waſſets ließ nach dem Filtriren durch die Alkalien und Natr. phosphor. etwas Talkerde — durch Ferr. muriat, Ferr. sulph., Cupr. sulph. kohlenſaures Natron — durch die Barytſalze keine Spur Schwefelſaͤure, ſondern nur Kohlen: ſaͤure — durch Argent. nitr. und Queckſilberorydul viel Salzſaͤure entdecken. Kali, Kalk, Schwefelſaͤure, Phosphorſaͤure, Salpeterſaͤure und andere Ver— bindungen konnten nicht entdeckt werden; doch bemerkte ich beim Behandeln mit Silber⸗Solution durch die entſtandene röthliche Farbe, welche nach dem Aufloͤſen des entſtandenen Ppt. in Ammoniak hinterblieb, etwas organifche Subſtanz. — Der bei'm obigen Abdampfen ſich abſondernde Niederſchlag beſtand aus kohlenſ. Kalk; Talk, Kieſelerde, Alaunerde und einer Spur Mangan; Eiſen wurde dabei nicht entdeckt, fand ſich indeß, wie ſpaͤter gezeigt, im Abſatze der Flaſche, ſo wie bei'm Behandeln einer großen Menge Waſſers ſich auch eine kleine Spur vorfand, die wohl ſuſpen— dirt war. — Eine neue Quantitaͤt Waſſers, mit Salpeterſaͤure verſetzt und zum Trocknen verdunſtet, ließ keine Fluor-Verbindung entdecken; auch hier war kein Kali zu finden. — Demnach darf ich annehmen, daß ge— dachtes Waſſer folgende Beſtandtheile enthielt: Freie Kohlenſaͤure, (doch war der groͤßere Gehalt derſelben bei'm Trans⸗ Kohlenſ. Kalk, port ſchon verloren gegangen), Kohlenſ. Eiſenoxydul⸗Spur, da das Meiſte ſich bereits als Oxpd abgeſondert, Kohlenſ. Manganoxydul-Spur, Chlor Natrium, Chlor Talcium, Kohlenſ. Natron, Kieſelerde, Alaunerde, nebſt Spuren organ. Substanzen Auch bei aller moͤglichen Vorſicht konnte ich keine Jod- oder Brom-Ver— bindung entdecken, obgleich ich ſolche wegen des bedeutenden Kochſalz-Ge— haltes im Waſſer vermuthete. Den Reſt des Waſſers, circa SXII, be: nutzte ich nun zur Quantitaͤt-Beſtimmung der gefundenen Beſtandtheile, nachdem ich aus einigen Unzen andern Waſſers genau die Menge Koh— lenſaͤure und Salzſäure beſtimmt hatte. Zur Beſtimmung der Kohlen: ſaͤure verſetzte ich eine gewogene Menge Waſſers erſt mit Ammoniak, und dann mit Baryt. muriat., erhitzte, filtrirte heiß, loͤſte den erhaltenen kohlenſ. Baryt in Salzſaͤure und das Ppt., dann wieder mit Schwefel— ſaͤure, wo ich nun den Gehalt der Kohlenſäure berechnete: a. Es wurden 60 Grammen (circa = ZI) des Mineralwaſſers mit Aetz⸗Ammonik im Ueberſchuß verſetzt, dann mit Baryt. muriat. vollkom⸗ men gefällt, ſtark erhitzt und ſiedend heiß filtrirt; der erhaltene kohlenſ. Baryt wurde in Salzſaͤure geloͤſt und dann wiederum mit 80 gefallt; ich erhielt fo = 0,99 Grammen Baryt. sulph. 0,65 Baryt, indem 0,65 Baryt gleich find 0,18 Kohlenſaͤure; da nun 60 Grammen Waſſer enthalten —= 0,18 Kohlenſaͤure, fo enthalten 360 Grammen I ͤ ͤ K ͤ⅛˙11K . ꝗ U... un ͤK ]⁵ꝛůãü . , — » ⁰wu ⅜:̃ ˙ —ꝗ ! ²ͤmt ñu r VW m un PER ZI En En 7 m an Er Eu ums era 248 (circa 1 t p. med.) des Waſſers = 1,08 Grammen Kohlenſaͤure, die dann auf die zu findenden feſten Beſtandtheile zu berechnen find, b. Andere 60 Grammen Waſſer wurden mit NO; angefäuert und dann mit Argent. nitrie, präcipitirt, wodurch = 0,674 Grammen Chlor: ſilber erhalten wurden; beträgt auf 360 Grammen Waſſer — 4,044 Grammen Chlorſilber, und dieſe = 4,044 Grammen Chlorſilber find S 0,998 Grammen Chlor, welche gleichfalls auf die noch zu findenden Mengen Baſen zu berechnen find, c. Zur Beſtimmung der feſten Beſtandtheile wurden nun = 360 Grammen (alſo circa 751. p. med.) zur Trockne abgedampft, fo lange bei circa 900 R. keine Gewichts-Abnahme mehr flattfand, Ich erhielt fo, nachdem mittelſt Waſſers und Salzſäure durch Ausſpülen der Beſtandtheile der hierin abgelagerte Bodenſatz, mit dieſem Ruͤckſtande vereint, eingetrocknet war, aus den SXII Waſſer = 2,392 Grammen. (Bemerkter Abſatz war nur gering, denn der Ruͤckſtand der bemerkten ZX11 Waſſer betrug vor der Vereinigung mit dem Abſatze der Beſtand⸗ theile = 2,350 Grammen). Der nun fo vereinte, gewiß bedeutende, Ruͤckſtand hatte eine gelblich- weiße Farbe und zog aus der Luft bald wieder Feuchtigkeit an; derſelbe ward nun mit warmem Waſſer genau ausgelaugt, wodurch alſo zwei geſonderte Analyſen entſtanden, und zwar: A. die in Waſſer wieder loͤslichen Beſtandtheile, B. die in Waſſer nicht loslichen Beſtandtheile betreffend. A. Zerlegung der löslichen Beſtandtheile- 1,880 Gram. Durch genaues Trocknen und Waͤgen der im Waſſer nicht wieder löslichen Beſtandtheile, fo wie durch's nachherige Waͤgen jeder einzeln ge: fundenen Subſtanz, erwies ſich die Menge der loslichen Beſtandtheile als = 1,880 Grammen. Alle erhaltenen Auszüge wurden vereint mit Sal: peterſaͤure angeſaͤuert und zur Trockne verdampft. Der Ruͤckſtand, mit Waſſer und Salpeterſaͤure digerirt, hinterließ wenig = 0,004 Grammen Kieſelerde; in der Solution waren der qualitativen Unterfuhung zu Folge nur kohlen⸗ und ſalzſaures Natron nebſt etwas ſalzſaurer Talkerde. Da die Kohlenſaͤure verjagt war, fo waren nur Letztere zwei noch gegenwaͤr⸗ tig; ich praͤtipitirte daher die Fluͤſſigkeit, welche ſauer reagirte, mit Natr. phosph, ammoniac., wo ich nach dem Filtern, Edulcoriren, Trocknen und Glühen an reiner phosphorfaurer Talkerde erhielt S 0,025 Gram⸗ men, welche entſprechen an ſalzſaurer Talkerde (Chlor⸗Talcium) — 0,020 Grammen. Jetzt blieben noch übrig — 1,855 Grammen, welche für Chlor⸗Natr. und kohlenſaures Natron zu berechnen ſind. Nach Abzug des zum Chlor ⸗Talcium verbrauchten Chlors verblieben mir noch — 0,987 Grammen Chlor, welche — 0,640 Grammen Natrum erfor⸗ dern, um dann = 1,627 Grammen Chlor-Natrium zu bilden; das Fehlende wärs nun als kohlenſaures Natron unter 0,228 Grammen in Rechnung zu bringen. 249 Es war daher gefunden S 1) Kieſelerde 0,004 Gramm.] Demnach 2) Chlor-Talcium 0,020 — oben angege⸗ als im Waſſer wieder eie Natrium 1,5627 — bene Menge ) kohlenſ. Natron 0,228 — mit: Geloͤſte Beſtandtheile — 1,879 Gramm. [= 1,880 Alſo Verluſt = 0,00“ — Grammen. B. zeriee ung des im Waſſer nicht wieder löslichen Ru dhandes (nebſt dem Abſatze der Beſtandtheile 0,040 Grammen) im Ganzen. = 0,512 Grammen. a. Derſelbe war von ſchmutzig weißgelblicher Farbe und leichter Con⸗ ſiſtenz, loͤſte ſich in Salzſaͤure unter Effervescenz mit gelblicher Farbe meiſtens auf; nach laͤngerer Digeſtion mit Salzſaͤure wurde die Solut. mit etwas Waſſer verſetzt und dann Alles zur Trockne verdampft, wies der mit Waſſer und einigen Tropfen Salzſaͤure digerirt und dann filtrirt; ich erhielt fo nach dem Ausſuͤßen, Trocknen, Gluͤhen und Wiegen — 0,040 Grammen reine Kieſelerde. Aus der von der Kieſelerde befreiten ſauren Solut. wurde vor: ſichtig mit kohlenſaurem Natron das Eiſen und die Alaunerde gefaͤllt, ſo jedoch, daß kein Kalk mit niederfiel; ich erhielt ſo, nachdem die Alaun— erde durch Aetzkalilauge vom Ppt. geſchieden war, nach dem Trocknen und Gluͤhen des Ppt. 0,046 Grammen Eifenoryd, welche find — 0,04 Grammen Eifenorydul, und letztere entſprechen = 0,064 Grammen koh⸗ lenſaurem Eiſenoxydul. Es hätte nun das Mangan präcipitirt werden muͤſſen; da indeſſen die Menge deſſelben nur ſehr gering war, ſo habe ich daſſelbe nebſt der Alaunerde und dem Verluſte am Ende der Ana— lyſe in Rechnung gebracht. c. Aus der abfiltrirten Fluͤſſigkeit S b. wurde nun der Kalk praͤcipitirt. Zu dem Ende wutde dieſelbe neutraliſirt, und dann mit Kali oxalic. verſetzt, wodurch ich nach dem Edulcoriren und ſcharfen Trocknen ceralfau: ren Kalk erhielt, welcher wegen der geringen Menge gleich ſtoͤchiometriſch auf kohlenſauren Kalk berechnet ward, wo ſich die Meng des letztern auf = 0,214 Grammen ergab. d. Aus der von c. erhaltenen und de, angeſaͤuerten Fluͤſſigkeit erhielt ich durch Verſetzen mit Natr. phosph. ammonjac. nach dem Trocknen und Gluͤhen = 0,21 Grammen phosphorſ. Talkerde — 0,077 Grammen reiner Talkerde, und dieſe entſprechen = 0,158 Grammen kohlenſaurer Magneſia. Recapitulation. Die Analyſe hat daher geradezu ergeben in 360 Grammen (oder in 151 pond. med.) des erwähnten Waſſers: Kohlenſaͤure nn 0,785 Grammen Kohlensaure Neon 21: eule e 0 0,228 — Chlor Natronium - » 2. 2 2.2 1,627 Grammei ieee eee — ee IR DER — Kohlenſaure Magneſiaganngag 2 . 0,458 — Kohlenſaures Eiſenoryduluunu 0,064 — Kieſelerde 0,044 — Alaunerde, Manganorpdul und organ. Suttanyen . 0,018 — Verluſt bei der Analhe . 2 a 0,021 — ea 3,179 Grammen. Wird hiervon die freie Kohlenſaͤure = 0,785 Grammen abgezogen, fo hinterbleibt die vorhin bereits bemerkte Menge mit = 2,392 Grammen feſter Beſtandtheile des Waſſers in oben angegebener Menge. Werden nun alle kohlenſauren Verbindungen in gedachtem Waſſer als doppelt kohlenſaure Salze betrachtet, als welche ſie in den Mineralwaͤſſern an⸗ genommen werden, fo erhält man nachſtehende Verhältniffe zufolge ſtoͤchio— metriſcher Berechnungen: In 360 Grammen (circa aequal. 751 pond med.) des unterſuchten Waſſers befanden ſich deshalb an doppelt kohlenſauren Verbindungen: Freie Kohlenſaͤure. 0,494 Grammen Doppelt kohlenſaures Natron ruin din 0,22 Chlor Natronium - g. ag Ros. % Chlor Talcium . . Tanne 0.0020 Doppelt kohlenſaurer Kalk srl 19239) dran, e006 Doppelt kohlenſaure Magneſianagagdgg . . 0,237 Doppelt kohlenſaures Eiſenoryduln ss. 0,088 Kieſelede dere in, Jin. d. C ee se Alaunerde, Manganorydul, organ. Subſtanzen . 0,018 Verluſt bei der W dee ao 0.021 Waſſer „iin, ne 356, 823 in toto 360,000 Grammen. Da nun nach der muͤndlichen Mittheilung, ſowohl des Herrn Co— lonel Dr. med. Fritze, als des Herrn Dr. med. Junghuhn, das Waſ⸗ ſer an der Quelle ſehr reich an Kohlenſaͤure ſein ſoll, was auch zum Theil aus der bereits abgeſchiedenen Eiſenmenge ꝛc. abzunehmen iſt: ſo waͤre benanntes Waſſer ſowohl zum Trinken, als zu andern medici— niſchen Zwecken gewiß als ein wirkſamer Saͤuerling zu betrachten. Fkk FM Unterſuchung des Sprudels B. von bemerktem Waſſer der Quelle Siſoppan. Sowohl die phyſiſchen, als chemiſchen Eigenſchaften dieſes zweiten Sprudels bewußter Quelle waren dem Sprudel A analog, und wurden bei der qualitativen Unterſuchung biefelben Beſtandtheile gefunden; doch gab die quantitative Analyſe ſowohl einen groͤßern Gehalt an freier Koh: tenſaͤure, als auch an feſten Beſtandtheilen zu erkennen; hauptſaͤchlich war 251 als wirkſamſter Beſtandtheil auch mehr Eiſen darin, und zwar fanden ſich in dieſem Sprudel B in größerer Quantität, als im Sprudel A: 10 an feſten Beſtandtheilen 20,057 Grammen ( und zwar beſtanden dieſe in 360 Grammen, oder circa 751 pond. med. | hauptſaͤchlich aus: Eiſen⸗ orydul = 0,004 Grammen, und der Reſt war Kalk-, Talk-, Alaun⸗ und Kieſelerde; 2) fanden ſich an freier Kohlenſaͤure mehr — 0,041 Grammen. Unterſuchung des Sprudels C, von bewußtem Waſſer der Quelle Siſoppan. Auch das Waſſer dieſes Sprudels war in allen ſeinen qualitativen Eigenſchaften den beiden vorerwaͤhnten gleich; doch in quantitativer Hinz ſicht erwies es ſich verſchieden, da ſowohl der Gehalt an freier Kohlenſaͤure, als auch die feſten Beſtandtheile weit geringer ſich vorfanden; hauptſaͤch— lich enthielt es bedeutend weniger Eiſen. Demnach wäre es in jeder Be: ziehung als das unwirkſamſte genannter drei Sprudel zu betrachten. II. Waſſer einer kleinen lauwarmen, Oker abſetzen⸗ den Quelle, welche am Fuße des Berges Burang-rang, dicht bei dem Fluße Tjiboͤ— rum, aus Trachytgeſtein hervorbricht. (S. oben S. 187.) a. Phyſ. Eigenſchaften. Es war dieß Waſſer hell und farblos, nur wenige weißliche Floͤckchen waren in demſelben ſuspendirt, auch hatten ſich einige dunkle Flocken am Boden der Flaſche abgelagert; Ge— euch hepatiſch, eigenthuͤmlich unangenehm; Geſchmack hepatiſch, mild-ſal⸗ zig, zum Stiptiſchen ſich neigend. b. Chem. Verhalten. 1) Das ſpec. Gewicht war von dem des reinen deſt. Waſſers nur unbedeutend verſchieden; 2) Lacmuspapier: permanent geroͤthet, wenn auch nur ſchwach; 3) Die andern Pigmente unveraͤndert. An der Luft truͤbte ſich daſſelbe ein wenig; 4) Saͤuren, beſonders Salzſaͤure, bewirkten ſtaͤrkern hepat. Geruch, ohne Effervescenz, doch entſtand geringe Truͤbung dabei; 5) Kalkwaſſer: gruͤnliche Faͤrbung, ohne eine Reaction auf freie Koh⸗ lenſaͤure zu zeigen; 6) Aetzkali und Ammoniak: gruͤnliche Faͤrbung; dann blaßgelbe Flok⸗ ken, die an der Luft dunkler wurdenz 7) Fixes kohlenſaures Alkali: grünliche Faͤtbung, durch Kochen ſtarkes weißes ppt.; 8) Ammoniac. carb.: grünliche dunkle Färbung und fpäter ppt.; 9) Schwefelwaſſerſtoff: weiße Truͤbung; deſſen Ammoniak: ſchwarz⸗ gruͤnliches ppt.; 252 10) Kali ferreo boruss. ; blaßblaues ppt., an der Luft dunkler werdend; 11) T. Gallar.: ſchwarzblaue Faͤrbung; g 12) Kali oxalic.; geringe weißgelbliche Faͤllung; | 13) Natr. phosphor.: weiße Trübung, durch Zuſatz von Ammoniak körniges ppt.; 14) Spirit. saponat.: weißes ppt. — Magnes. sulph. und Alkohol keine Faͤllung; 5 15) Ferr. muriat,: unverändert; 16) Sublimat und Tartar. stibiat. : gelbliche Färbung; 17) Baryt. muriat.: weiß wolkig, nebſt etwas ppt., indeß war Alles in Saljfäure und vielem Waſſer faſt wieder löslich, dis auf eine geringe, leichte Truͤbung; 18) Etwas Waſſer mit Ammoniak verſetzt, filtrirt und dann durch Baryt. muriat, gefällt, gab einen Niederſchlag, der ſich in Säure mit Effervescenz bis auf einige weiße Wolken ganz aufloͤſte; es rührte daher der Niederſchlag von Baryt meiſt von Kohlenſaͤure und von etwas, durch Zerſetzung gebildeter unterſchwefliger und ſchweflliger Saͤure her, aus dem im Waſſer enthaltenden Schwefelmetall entſtanden; 19) Argent. nitr.: braun-ſchwaͤrzliche Faͤllung, die durch Ammoniak ſich verringerte; — a 20) Plumb. acet.: braune Faͤllung, fpäter ſchwarz werdend; 21) Hydrarg. nitr. oxydul.: gelblicher, ſchnell ſchwarz werdender Niederſchlag; 22) Hydrarg. nitr. oxydul.: weißliche Fallung. Cupr. sulph.: braune dunkle Faͤrbung und Truͤbung; 23) Etwas des Waſſers mit Ammon. carb. verſetzt und filtrirt, gab dann mit Natr. phosph. eine koͤrnige weiße Faͤllung; 24) Eine Portion des Waſſers wurde abgedampft bis auf 3; es fand dabei Gasentwickelung ſtatt, das daruͤber gehaltene, mit Bleiſolut getraͤnkte Papier wurde etwas gebraͤunt, und es ſetzte ſich etwas eines dunklen Niederſchlages ab; dieß gekochte und filtrirte Waſſer reagirte ſauer und gab nun mit den Aetzalkalien gelbliche Flocken; mit kohlenſauren Alkalien desgleichen, bei'm Kochen ſtaͤrkeres ppt.; | Kali oxal.: gelbliches ppt. (oralf. Eiſen? denn bei Unterſuchung des Ppt. fand ſich kein Kalk); 5 Natr. phosph. und Ammoniak: weiße Trübungen. Ferr. muxiat. und Cupr. sulph., unverändert; Schwefelwaſſerſtoff: weißliche Truͤbung (wohl von der entſtandenen ſchwefligen Saͤure); Deſſen Ammoniak: ſchwaͤrzlich-gruͤnes ppt. Indigo und S0“ ließen keine Salpeterſaͤure finden; 8 Baryt. muriat.: weißes ppt., meiſtens jetzt permanent, durch entſtandene Schwefelſaͤure; Argent. nitr. und Eiſenorydul gaben die betreffenden Ppt. für Salzſaure. Ferner bewirkten in dieſem gekochten und filtrirten Waſſer: N 253 Goldſolution: regulin. ppt. (von gebildetem Ferr. sulph.); Platin und Weinſteinſaͤure, fo wie Kohlenſtickſtofffaͤure fanden kein Kali; Chlor und Amylum ließen kein Jod und Brom erkennen; Etwas Waſſer zur Trockne verdampft und dann mit Alkohol behandelt, gab in demſelben etwas Kochſalz; Eine andere Portion Waſſer, mit Salzſaͤure verſetzt, zur Trockne ab: gedampft und dann mit Kalkhydrat behandelt, ließ kein Ammoniak entdecken. Um nun die Beſtandtheile des Waſſers definitiver, wo moͤglich auch noch andere nicht bisher bemerkte zu finden, ſo wie vielleicht derſelben Quantitaͤt zu beſtimmen, dampfte ich faſt den ganzen mir noch verbleiben— den Reſt des Waſſers, circa noch FXII betragend, zur Trockne ab; hierbei fand Gasentwickelung ſtatt, und es hinterblieb ein Ruͤckſtand von ſchmutzig gelber Farbe, der kaum 4 Gramme betrug. Daß ich dieſe ge: ringe Menge (bei meinen beſchraͤnkten Huͤlfsmitteln) nicht quantitativ zerlegte, wird man mir nachſehen, und ich benutzte denſelben deshalb dazu, wie ſchon geſagt, das bereits gefundene Definitive nachzuweiſen; 1) Etwas dieſes Ruͤckſtandes, für ſich mittelſt Kohle und Loͤthrohr behandelt, brachte Braͤunung, Entſtehung ſalzſaurer und empyreumatiſcher Daͤmpfe, Decrepitation und gelb leuchtende Flamme hervor, wobei etwas ſchweflige Daͤmpfe ſich entwickelten; 2) Eine andere kleine Menge, mit Eſſigſaͤure behandelt, wieder abge— dampft zur Zerſtoͤrung der Eſſigſaͤure und dann mit Schwefelfäure und Ampdon ſchicklich behandelt, ließ kein Jod erkennen. 3) Auch eine Fluor⸗Verbindung konnte nicht entdeckt werden. 4) Den Reſt des Ruͤckſtandes laugte ich mit warmem Waſſer aus Die erhaltene Loͤſung reagirte ſaͤuerlich, hatte einen fliptifch » tintenartige: Geſchmack; durch die betreffenden Reagentien fand ſich darin: ſchwefelſaures Eiſenoxydul (durch Zerſetzung entſtanden); Talkerde, an Salzſaͤure gebunden (Chlor-Talcium); Natron, meiſt als Kochſalz. Kohlenſaures Natron war nicht da, wohl aber eine kleine Menge ſchwefelſaures Natron (durch Zerſetzung des Schwefel-Metalls entſtanden). Eben ſo wurde kein Kali und keine Salpeterſaͤure gefunden; 5) Der bei Nr. 4 durch Waſſer ausgelaugte Ruͤckſtand loͤſte ſich in concentrirter Salzſaͤure unter kaum bemerkbarer Effervescenz auf, indeß entſtand keine bemerkbare Schwefelwaſſerſtoff⸗Entwickelung. Dieſer Ruͤck⸗ ſtand enthielt den Reactionen zufolge: 1) Kalk⸗, Talk⸗ Alaun⸗ und Kieſelerde, nebſt wenigem Eiſenoryd und einer Spur Mangan, welches Letztere ich dadurch nachwies, daß ich etwas der gedachten ſalzſauren Solution mit Salpeterſaͤure kochte und das nun entftandene Eiſenoryd mit Baryt. carbonica fällte, wo nun ammoniac, hydrosulph. einen fleiſchrothen Niederſchlag und ferr.-borussic. eine weiße Truͤbung bewirkten; Phosphorſaͤure konnte ich auch hier weder durch Silber-, noch durch Baryt-Salzeentdecken, eben fo wenig Brom und Jod. Hiermit glaube ich wohl die Analyſe als beendet anſehen zu koͤn⸗ 254 nen, da ich zur quantitativen Zerlegung kein Waſſer mehr hatte; und es enthielte demnach dieſes Waſſer: 1) Schwefel⸗Natrium, was indeß meiſtens ſchon in unterſchweflig-ſau⸗ res ſchweflichſaures und ſchwefelſaures Natron zerſetzt war; eben ſo hatte ſich durch dieſe Zerſetzung etwas hydrothion-ſaures Gas, meiſtens ſchon entwichen, nebſt etwas Schwefel in Subſtanz gebildet. 2) Eifenorydul und abgeſetztes Eiſenoryd im Abſatz am Boden der Bouteille, welches in der Quelle vielleicht an Kohlenſaͤure gebunden war, doch jetzt ſich meiſtens mit der entſtandenen Schwefelſaͤure verbun⸗ den hatte. — Ferner enthielt das Waſſer: 3) Chlor-Natrium nebſt ein wenig Chlor-Talcium; 4) Kohlenſauren Kalk und Talk, und etwas Mangan; 5) Kieſel⸗ und Alaunerde nebſt organ. Subſtanzen. Der am Boden der Flaſche ſich findende Abſatz beſtand, wie ſchon oben bemerkt, aus Eifenoryd, etwas Schwefel, Kieſelerde und ſchleimig org. Subſtanzen, denn vor dem Loͤthrohre erhitzt, ſtieß er neben ſchwefligen Daͤmpfen einen eigenthümlich empyreumatiſchen Geruch aus, und waͤre vielleicht dem neuerdings vielfach in hepat. Waͤſſern gefundenen Baregin analog? III. Waſſer einer 146° ß F. (30,67 N.) war⸗ men Quelle, am oͤſtlichen Fuße der Bergkette des Tjermai, ganz nahe bei ihrer noͤrd⸗ lichen Spitze. (S. oben S. 242.) Es entſpringt dieſe Quelle circa 100 Fuß über der Meeresflaͤche am oͤſtlichen Fuße des Berges Tjermai, bildet mehrere Sprudel, welche dampfend emporſteigen und ſich dann zu einem Fluße vereinigen. In der Naͤhe befinden ſich mehrere Petroleum-Quellen, welche, da das Waſſer urſpruͤnglich eine Schwefelverbindung zu enthalten ſcheint, die indeß in dem von mir unterſuchten Waſſer nicht mehr mit Sicherheit beſtimmt werden konnte, mit den aus dem Waſſer an der Quelle emporſteigen⸗ den Daͤmpfen einen eigenthuͤmlichen Geruch in der Umgegend verbreiten; der oben erwähnte, daraus entſtandene Fluß fließt dem nicht fernen Meere zu, und ſetzt dabei viele Incruſtationen von den verſchiedenſten Formen ab, welche ich ſpaͤter noch unterſuchen werde; das Weitere findet man in der Beſchreibung des Herrn Dr. Junghuhn, und verweiſe ich des— halb dorthin. a. Phyſiſche Beſchaffenheit des von mir analyſirten Waſſers. Das Waſſer war beim Umſchuͤtteln, wobei am Boden wenige dunkle Flocken bemerkt wurden, etwas milchig truͤbe; Geruch: eigenthuͤmlich ſchwach hepatiſch, widerlich; 255 Geſchmack eigenthuͤmlich bei alkaliſch, ſalzig; ſpec. Gewicht bei 769 F. = 1,014 B. Laͤngere Zeit der Luft ausgeſetzt, line etwas Truͤbung. b. Chemiſches Verhalten. 1) Lacmuspapier wurde durch das Waſſer nicht veraͤndert; 2) Curcuma, fo wie geroͤthetes Lacmuspapier, zeigten ſtark alkaliſche Reaction; 3) Säuren bewirkten etwas Effervescenz nebſt ſchwacher Truͤbung, da⸗ bei vermehrte ſich der hepatiſche Geruch um ein Geringes; 4) Kalkwaſſer bewirkte ein weißes ppt., das in mehr Mineralwaſ⸗ ſer wieder loͤslich war; 5) Aetzkali, weiße voluminoͤſe Faͤllung; 5 ’ a 6) Aetzammoniak, wenig weiße Faͤllung; enen. 7) Fixe kohlenſaure Alkalien, weißes ppt.; 8) Ammoniac. carb., erſt nach langer Zeit Truͤbung; 9) Schwefelwaſſerſtoff, deſſen Ammoniak, Tinct. Gall. und Blutlau— genſalz zeigten ſaͤmmtlich keine Reaction auf Eiſen und andere Metalle; 10) Natr. Phosph. gab weiße Truͤbung, durch Zuſatz von Ammo— niak koͤrnige Faͤllung; 11) Kali oxal., weiße Faͤllung, in Salzſäure loͤs lich; 12) Spirit. saponat. bewirkte weiße voluminoͤſe Faͤllung; 13) Sublimat und Tartar. emet., geringe gelbliche Faͤrbung; 14) Chlor und Natr. carb., damit gehoͤrig behandelt, gaben kein Man⸗ gan zu erkennen; f 15) Cupr. sulph.: ſchmutzig blaues ppt. Ferr. muriat.: braͤunliche Truͤbung; 16) Baryt. muriat.: weiße, feine Wolken, die ſich indeß durch zuge— ſetzte Salzſaͤure mit vielem Waſſer verloren; es war daher keine SO®, wohl aber etwas gebildete S0 1 und S802, vielleicht an Natron gebun⸗ den, im Waſſer vorhanden; wurde etwas Waſſer erſt mit Ammoniak verſetzt, fo entſtand dann durch Baryt. muriat. ein voluminoͤſes weißes ppt., das ſich indeß in Salzſaͤure unter Effervescenz vollig wieder auf: löfte, alſo von CO? herruͤhrte; 17) Argent. nitr., dem Waſſer direct zugeſetzt, erzeugte eine ſchmutzig weiße Faͤllung, von der Salpeterſaͤure nur Etwas unter Brauſen loͤſte; doch war das hinterbleibende ppt. dann, ſo wie die uͤberſtehende Fluͤſſig⸗ keit, dunkler gefärbt; wurde indeß dieſes dunkle ppt. mit Ammoniak übers goſſen, ſo verminderte ſich daſſelbe bedeutend, und nur wenige ſchwaͤrzliche Flocken hinterblieben; 18) Queckſilberoxydul⸗Solution, bewirkte eine ſchmutzig graue Faͤllung; 10) Deſſen Oxyd⸗Solu tion eine weißliche Truͤbung; 20) Plumb, aeet., braunes ppt.; 21) Salpeterſaͤure und Amydon ließen kein Jod und Brom erkennen; 22) Platinſolution, Weinfteinfäure ꝛc., bewirkten keine Kalifaͤllung; 23) Indigo und Schwefelſaͤure ließen keine ſalpeterſaure Verbin dung finden. 256 Eine kleine Portion des Waſſers, auf ein Drittel abgedampft und filtrirt, reagirte ſtark alkaliſch; Saͤuren bewirkten Effervescenz darin; Cupr. sulph. und Ferr. muriat. bewirkten Fällung auf Natr. carb. ; Kali konnte auch jetzt nicht durch die Reagentien entdeckt werden; Silber- und Queckſilber-Solut, bewirkten rein weißes Ppt. auf Chlor; Natr. phosph. ammoniac. ließ etwas Talkerde entdecken; Der beim Abdampfen abgeſetzte Ruͤckſtand enthielt meiſtens Kalk-, etwas Talk-, Kieſel⸗ und Alaunerde; Eiſen fand ſich auch hier nicht, ebenſo ließ ſich weder im Ruͤckſtande, noch in der Loͤſung, ein phosphorſau⸗ res oder ſalpeterſaures Salz finden; ſo wie ſich auch Jod, Brom, Mangan und KLythion als nicht vorhanden erwieſen. Eine andere Quantität Waſſer, mit etwas Salzſaͤure verfegt, zur Trockne abgedampft und mit Kalkhydrat behandelt, ließ kein Ammo⸗ niak entdecken; Etwas des ſich in der Flaſche findenden Abſatzes oben bemerkter Flocken, wurde mittelſt des Loͤthrohres gepruͤft, wo ſich ein ſchwacher ſchwefliger, zugleich gegen das Ende empyreumatiſcher Geruch entwickelte; mittelſt Salzſaͤure entſtand eine gelbliche Loͤſung, welche etwas Eiſen zu erkennen gab, ſo wie ſich auch Kalk und Kieſelerde darin vorfand. Es enthielt demnach gedachtes Waſſer: Eine Schwefelverbindung, urſpruͤnglich wohl Schwefel-Natrum, was ſich indeß mit dem zugleich ſich findenden kohlenſauren Eiſen in ausgeſchie⸗ denen Schwefel, Eiſenoryd, doppelt kohlenſaures Natron und etwas ſchweflige und unterſchweflige Saͤure im Waſſer zerſetzt hatte. — Ferner erwies die qualitative Unterſuchung Chlot-Natrium, Chlor ⸗Talcium, kohlenſauren Kalk und Talk, Kieſel⸗ und Alaunerde nebſt etwas organi⸗ ſchen Subſtanzen, welche letztere meiſtens ſchon in Faͤulniß uͤbergegangen waren und fo den eigenthuͤmlichen Geruch bewirkten. Um den Schwefelgehalt definitiv feiner Menge nach zu beweiſen, wandte ich alle Vorſicht an, aber die Menge war fo gering, daß ich den ſelben in Subſtanz nicht beſtimmen konnte; auch gelang es mir nicht, durch Silber-, Kupfer: oder Bleiſalze das noch vorhandene unterſchweflig⸗ faure Salz zu beſtimmen, und muß ich daher dieß auf eine guͤnſtigere Gelegenheit verſchieben, ſo wie auch die wirkliche Beſchaffenheit der Schwe⸗ felverbindung zu beſtimmen, ich bis dahin aufſchieben muß; freien Schwefelwaſſerſtoff kann das Waſſer nicht urſpruͤnglich enthalten, da ſich dieſer ja der Theorie nach nicht neben leicht loslichen kohlenſauren Sal⸗ zen halten kann, ſo wie auch die Temperatur der Quelle ſelbſt hiergegen ſtreitet. Es ſtanden mir nun noch XVI (circa 480 Grammen) des Waſ⸗ ſers zu Gebote, da von dieſem Waſſer zufaͤllig eine größere Bouteille voll genommen war; ich benutzte daher dieſen Reſt zur moglichen quantitativen Beſtimmung der feſten Beſtandtheile. Bei'm Abdampfen hinterblieben davon = 3,465 Grammen. 1) Zuvor hatte ich aus 60 Grammen andern Waſſers durch Baryt und Ammoniak den Kohlenſaͤure-Gehalt der ſaͤmmtlichen Verbindungen 257 des Waſſers beſtimmt, nach gehöriger Auflöfung des kohlenſauren Bas tyts in Salzſaͤure, Faͤllen mittelſt Schwefelſaͤure und Benehmen des er: haltenen ſchwefelſauren Baryts erhielt ich aus 60 Grammen des Waſ— ſers — 0,420 Grammen Baryt Sulphurin, dieß beträgt auf ZXVI = 480 Grammen Waſſers = 3,360 Grammen, und letztere find gleich an Kohlenſaͤure = 0,637 Grammen, welches alſo der Gehalt der an alle Oxyde gebundenen Kohlenſaͤure in ZXVI ift. f 2) Andere 60 Grammen Waſſer mit Argent. nitr. behandelt gaben ZXVI berechnet = 5,935 Grammen Chlorſilber, welche — 1,464 Gram: men Chlor entſprechen, die nun ſowohl als obige Kohlenſaͤure auf die ges fundenen Baſen zu berechnen und zu vertheilen find. Obigen Ruͤckſtand der abgedampften S 480 Grammen Waſſer laugte ich mit warmem Waſſer genau aus, und erhielt ſo: A. in Waſſer wieder losliche Theile = 3,073 Grammen; B. in Waſſer nicht losliche Theile —= 0,382 Grammen. 3) A. Zerlegung der in Waſſer löslichen Theile. Es enthielt dieſe Loͤſung, wie aus der qualitativen Unterſuchung ab— zunehmen, ſehr viel Kochſalz, ſalzſaure Talkerde und kohlenſaures Na— tron. Wohl haͤtte ich den Gehalt an Kochſalz und Chlor-Talcium in ders ſelben durch Abdaͤmpfen und Digeriren mit Alkohol beſtimmen koͤnnen, in— deß zog ich es vor, aus der Loͤſung die Talkerde mittelſt phosphorſauren Ammoniak⸗Natrons zu fällen, und dann den zurüdbleibenden Natronge— halt mittelſt ſtoͤchiometriſcher Berechnung auf die gefundene Chlor- und Kohlenſaͤuremenge zu vertheilen, denn einige Nebenverſuche dieſer Art lie— ferten mir ganz guͤnſtige Reſultate im Kleinen; dagegen fiel die Extrac— tion durch Alkohol oft ſehr ungleich aus. — Zu dem Ende ſaͤuerte ich die Solutlon mit etwas Salzſaͤure, concentrirte durch Abdampfen und pracipitirte dann mittelſt Natron phosphor. ammoniac. wo ich aus obi⸗ ger Menge an phosphorſaurer gegluͤhter Talkerde erhielt S 0,052 Gram— men, und dieſe find gleich = 0,044 Chlor-Talcium (wozu — 0,023 Chlor verbraucht ſind). Nach Abzug dieſer 0,023 Grammen Chlor von der ganzen oben erwaͤhnten Chlormenge blieben mir noch 1,441 Grammen Chlor, welche 0,935 Grammen Natrium gebrauchen, um Chlor-Na— trium = 2,376 Grammen zu bilden, daher nun noch als doppelt-koh⸗ lenſaures Natron zu berechnen find. . » ... 0,653 Grammen Hierzu das bereits beſtimmte Chlor-Talcium gerechnet 0,044 — welches dann die ganze Menge wieder aufgeloͤſter Beſtandtheile ergiebt = 3,073 Grammen. 3) B. Zerlegung der in Waſſer nicht wieder löslichen Theile = 0,382 Grammen. a. Derſelbe Ruͤckſtand, mit Salzſaͤure behandelt, loͤſte ſich darin unter Effervescenz mit gelblicher Farbe auf, wobei nur ein geringer erdiger Ruͤck— ſtand blieb; es wurde mittelſt Salzſaͤure und Waſſer der ſich in der Bou— teille befindende Abſatz hiemit vereinigt (deſſen Quantität nachher durch Junghuhn, Java. 47 258 den erhaltenen Ueberſchuß bei der Analyſe beſtimmt ward). Darauf wurde Alles mit Waſſer etwas verdünnt und fo zur Trockne abgedampft, nach⸗ dem zuvor einige Tropfen Salpeterſaͤure zur richtigen Oxydation des Eiſens zugeſetzt waren. Der erhaltene Ruͤckſtand ward mit Waſſer und etwas Salzſaͤure digerirt, wobei nur etwas Kieſelerde hinterblieb, die nach dem Trocknen und Gluͤhen indeß nicht voͤllig weiß erſchien. Die Menge betrug = 0,092 Grammen. (Es mochten wohl etwas Quarz und organifche Subſtanzen ſein, welche die nicht rein weiße Farbe der erhaltenen Kie⸗ ſelerde hervorbrachten). b. Die von Kieſelerde ꝛc. befreite Fluͤßigkeit Sa, ward nun mit Salzſaͤure angeſaͤuert und dann vorſichtig mit Natr. carb. verſetzt, wo⸗ durch ein gelbliches Ppt. erhalten wurde, welches aus Eiſenoryd und Alaunerde beſtand. Indeß war die Menge des Ppt. zu gering, um die Trennung der Alaunerde von Eifenoryd durch Aetzkali zu bewirken; daher brachte ich beide zuſammen in Rechnung; nach gehoͤrigen Ausſuͤßem, Trock⸗ nen und Gluͤhen betrug der Niederſchlag — 0,079 Grammen. c. Die von b hinterbleibende Fluͤſſigkeit, welche neutral war, wurde nun mit oxalſaurem Kali verſetzt, worauf ich nach dem Ausſuͤßen und ſcharfen Trocknen den erhaltenen oxalſauren Kalk gleich direct auf kohlen⸗ ſauren Kalk berechnete, und an doppelt kohlenſaurem Kalk erhielt — 0,137 Grammen. d. Die von co hinterbleibende Fluͤſſigkeit wurde mit Salzſaͤure an⸗ geſaͤuert, durch's Abdampfen concentrirt und dann mit phosphorſaurem Natrum-Ammoniak verſetzt, wodurch ich nach dem Edulcoriren, Trocknen und ſcharfen Gluͤhen erhielt 0,081 Grammen phosphorſaure Talkerde; dieſe ſind 0,029 Grammen reiner Talkerde, welche ihrerſeits entſprechen 20,090 Grammen doppelt-kohlenſaurer Talkerde, wie fie im Waſſer wohl urſpruͤnglich enthalten iſt. Daß die hier nun erhaltenen und angegebenen Reſultate meiſtens nur als annaͤhernd betrachtet werden koͤnnen, iſt klar, zumal da ich die im Waſſer urſpruͤnglich enthaltene Schwefelverbindung nicht beſtimmen konnte. So viel iſt beſtimmt: die Menge feſter Beſtandtheile dieſes Waſſers, — 3,465 Grammen in 480 Grammen des Waſſers, war wirklich bedeu⸗ tend, auch bot daſſelbe ſowohl bei manchen Reactionen, als auch an der Quelle ſelbſt (muͤndlichen Mittheilungen zufolge) viel Eigenthuͤmliches dar, ſo daß ich mich bemuͤhen werde, bei vorkommender guͤnſtigerer Ge⸗ legenheit und groͤßerer Menge des Waſſers, daſſelbe nochmals mit moͤg⸗ lichſter Sorgfalt zu analyſiren, ſo wie auch die Zuſammenſetzung der, durch den bemerkten Fluß gebildeten Incruſtationen genaueren Aufſchluß uͤber die wirklichen Beſtandtheile des Waſſers an der Quelle ſelbſt geben wird, als ich jetzt zu erlangen im Stande bin. . Recapitulati on der Beſtandtheile, die in dem unterſuchten Waſſer ſelbſt durch die Analyſe gefunden find, und zwar in 480 Grammen (circa 753 pond. civil.) Eine Schwefelverbindung nebſt wenig freiem Schwefel, unbeſtimmt; 259 ChlorsNatrium . - x 2 2.2 2,376 Grammen ChlorsZaleium . . -'. „0044 Doppelt⸗kohlenſaures Natron. . 0,653 Doppelt⸗kohlenſaurer Kalk . 0,137 Doppelt⸗kohlenſaure Magneſiag .. 0,090 Kieſelerde nebſt etwas organ. Subſtanzen . 0,092 Eifenoryd und Alaunerde . 0,079 Verluſt nebſt oben nicht beſtimmtem Schwefel ꝛc. 0,066 Hiervon wird der für ſich geſammelte Abſatz, der ſich in der Flaſche gebildet, abgezogen. .. mit 0,072 Grammen. Wo dann die Menge oben benannter feſter Be— ſtandtheilte » RA Eh hinterbleibt. mit 3,465 Grammen IV. Waſſer am öſtl. Fuße des Tjermai, aus einer Quelle entſpringend, welche 1050 Fahrh. Temperatur beſitzt. (S. oben S. 241.) a. Phyſiſche Beſchaffenheit. Das Waſſer ſelbſt war hell und klar, doch hatte ſich am Boden der Flaſche ein dunkler Abſatz gebildet, untermengtſ mit weißgelblichen, ſchleimigen Flocken; der Geruch war eigen- thuͤmlich eklig fade, faſt zum hepatiſchen neigend; Geſchmack fade, widerlich und ſchwach alkaliſch. b. Chem. Verhalten. 1) Lacmuspapier wurde nicht vom Waf: ſer veraͤndert; 2) Cureuma⸗- und geroͤthetes Lacmuspapier ließen alkaliſche Reaction erkennen; B 3) Spec⸗Gewicht, mittelft Beaume's Areometer — 1,001; 4) An der Luft entſtand anfangs im Waſſer keine bemerkbare Truͤ— bung, nach 24 Stunden aber hatten ſich kleine weiße Haͤute gebildet; 5) Kalkwaſſer bewirkte keine Veraͤnderung; 6) Saͤuren erregten nur kaum bemerkbare Effervescenz ohne Geruch; 7) Aetzkali brachte weißflockige Faͤllung hervor, permanent; 8) Aetzammoniak: erſt nach einiger Zeit entſtand ein weißes Ppt.; 9) Fixe kohlenſaure Alkalien: weißes Ppt., bei'm Kochen ſich ver⸗ mehrend; 10) .Ammoniac. carb.: erſt nach einiger Zeit geringe Truͤbung; 11) Schwefelwaſſerſtoff und deſſen Ammoniak: keine Veraͤnderung; 12) Kali oxalie,: weißer Niederſchlag, in Salzſaͤure loslich; 13) Natr. phosphor.: weiße Truͤbung, durch Ammoniak ſtaͤrker prä cipitirt; b 17* 260 14) Ferr. muriat,, Cupr. sulph., bewirkten keine Veränderung; 15) Spirit. saponat.: weiße Fällung; 16) Sublimat, Brechweinſtein und Magnesia sulphur.: keine Veraͤnderung; 17) Baryt. muriat.: keine Faͤllung; auch durch vorher zugeſetztes Ammoniak entſtand dadurch nur ein geringes weißes Ppt., in Galz: ſaͤure loͤslich; 18) Argent. nitrie.: rein weiße Faͤllung, an der Luft violett wer— dend und in Ammoniak löslich; dabei erſchien die Aufloͤſung ſchwach roͤth— lich gefaͤrbt, was bei naͤherer Pruͤfung durch Saͤure und Alkali ſich nicht als Phosphorſaͤure, ſondern als organiſche Subſtanz (ſiehe wei— ter unten) erwies; 19) Queckſilberoxydul⸗Solut.: rein weiße permanente Faͤllung; 20) Plumb. acet.: rein weißes Ppt. in viel Waſſer und NO; loͤslich; 21) Chlor und Natr. carb. ließen kein Mangan erkennen; 22) Chlor und Amydon kein Jod. Brom, Indigo und SO? keine Salpeterſaͤure; 23) Kali konnte weder durch Platin, Weinſteinſaͤure, noch durch Kohlenſtickſtoffe entdeckt werden; 24) Etwas Waſſer, mit Salzſaͤure neutral abgedampft, ließ kein Am— moniak mittelſt Kalkhydrat auffinden; 25) Eine andere Portion, mit Natr, phosphor. und Natr. carb. verſetzt und abgedampft, wieder aufgeloͤſt, ſetzte etwas Kieſelerde, aber kein Lythion ab; 26) In dem zur Trockne abgedampften Waſſer konnte mittelſt erſt zugeſetzter Eſſigſaͤure, um die CO? zu verjagen, nachherigem wiederholtem Abdampfen, Behandeln dieſes Ruͤckſtandes mit Schwefelſaͤure und Amy: don, kein Jod entdeckt werden. Eine Quantitaͤt Waſſer, bis auf ein Drittel abgedampft, ließ einen kleinen Abſatz fallenz nach dem Abfiltriren reagirte die Fluͤſſigkeit entſchie⸗ den alkaliſch, gab mit Kalkwaſſer, Ferr. muriat., Cupr. sulph., Ferr. sulph. entſprechende Niederſchlaͤge auf kohlenſaures Natron, auch wurde ſpater Sublimati und Alaunſolution getruͤbt; Baryt. muriat. bewirkte eine weiße Faͤllung, die in Salzſaͤure unter Effervescenz loͤslich war; Argent. nitric. bewies Chlor darin; Natr. phosphor. ammoniac, be⸗ wies eine kleine Menge Talkerde; doch fand ſich darin kein Kali, Kalk ꝛc. Der obenbemerkte ſehr geringe abfiltrirte praͤcipitirte Abſatz enthielt et: was Kalk, Talk und Kieſelerde, erſteren an Kohlenſaͤure gebunden. a. Um die Menge der kohlenſauren Verbindungen moͤglichſt beſtim— men zu koͤnnen, behandelte ich 60 Grammen des Waſſers mit Amme— niak und Baryt. muriat.; indeß erhielt ich nur eine ſehr geringe Menge kohlenſauren Baryts, die ich nicht weiter beſtimmte. b. Andere 60 Grammen Waſſer, mit Salpeterſaͤure verſetzt und dann mit ſalpeterſaurem Silber ppt., lieferten 0,47 Grammen Chlor⸗ ſilber, ſo daß daraus der Gehalt an Kochſalz ziemlich bedeutend ausfiel. Da mir aber nun circa noch SVIII Waſſer übrig blieben, und ich da⸗ 261 mit keine weitere quantitative Analyſe anſtellen konnte, fo habe ich obi— gen Chlorgehalt nicht weiter berechnet. Dieſen Reſt Waſſers dampfte ich zur Trockne ab, wodurch ich einen geringen ſchmutzig weißen Ruͤckſtand erhielt; ich ſtellte noch einige Verſuche damit an, welche die bereits ge— fundenen Reſultate nur noch beſtaͤtigten, ohne Auffindung neuer Be— ſtandtheile. Es hinterblieb mir nun noch der nicht unbedeutende, in der Flaſche gebildete Bodenſatz zur Unterſuchung; mittelſt Waſſer und mechaniſcher Huͤlfe ſonderte ich denſelben aus den Beſtandtheilen, trock— nete ihn und behandelte denſelben alſo: Es beſtand derſelbe aus dunklen Flocken, weißlich ſandigen Koͤrnern und einer ſchleimig gelbgruͤnlichen Subſtanz, welche letztere moͤglichſt ge— ſondert, einen eigenthuͤmlich widerlichen Geruch hatte und klebrig war. Vor dem Loͤthrohr erhitzt, entwickelte ſich ein empyreumatiſch-uͤbelriechender Dampf und bildete wenig lockere Kohle, ohne eine Spur ſchwefligen Ge— ruchs zu verbreiten. Die Subſtanz war in zu geringer Menge da, um wei— tere Pruͤfungen damit anzuſtellen; aber es ſcheint mir durch dieſelbe der oben bemerkte widerlich hepatiſche Geruch des Waſſers bewirkt zu fein, Es war vielleicht eine Art Conferve, welche in Faͤulniß uͤbergegan— gen war; indeß ſcheint der empyreumatiſch hornartige Geruch für eine animale Abkunft zu ſprechen. Sollte dieſelbe wohl das von Longchamp in verſchiedenen Mineralwaſſern gefundene Baregin ſein? — Ferner fand ſich in dem bemerkten Bodenſatze der Bouteille etwas Eiſenorxyd, Kalk, Kieſelerde und Quarz. a Es enthaͤlt demnach das unterſuchte Waſſer: Kochſalz, ziemlich viel; etwas Chlor-Talcium. Ferner: kohlenſaures Natron, Eohlenfauren Kalk, kohlenſaure Magneſia, etwas Kieſelerde, eine Spur Eiſen, Alaunerde und organiſche Subſtanzen. (Schwefel ward durchaus nicht gefunden). » — V. Waſſer eines Fluſſes, der am Fuße der weſtlichen Kratermauer des Berges Papandayang entſpringt, ſeinen Lauf mitten durch den Krater nimmt, und in ſeinem Bette ein gelbes Sediment enthaͤlt. (S. oben S. 206.) Die Beſchreibung des Berges und Kraters ſelbſt hat Herr Dr. Junghuhn geliefert, worauf ich hinweiſe; ſo viel erwaͤhne ich noch, daß dieſer Fluß circa 1000 Fuß unterhalb der Kraterwand aus einer Quelle entſtehen und bei feinem Urſprunge faſt reines Quellwaſſer führen ſoll, was indeß nach beendetem Laufe durch den Krater ganz andere Eigen— ſchaften, als Geſchmack ꝛc. befist. Bedauern muß ich, daß ich kein Waſſer von der urſpruͤnglichen Quelle zur Unterſuchung erhalten, um deſſen urſpruͤngliche Conſtitution beſtimmen zu können, was die Beſtim— 262 mung feiner Beſtandtheile nach beendetem Durchlauf durch den Krater weſentlich aufhellen wuͤrde. a. Phyſ. Eigenſchaften. Das Waſſer war klarhell, nur we— nige dunkelfaſerige Flocken hatten ſich am Boden abgelagert. Geſchmack fad hepatiſch; Geruch hepatiſch eigenthuͤmlich. 0 b. Chem. Verhalten. An der Luft wurde keine Truͤbung bemerkt. Das ſpec. Gewicht war von reinem Waſſer faſt nicht verſchieden. 1) Saͤuren bewirkten keine Effervescenz, doch entſtand ein ſtaͤrkerer Ge— ruch nach Schwefelwaſſerſtoff; 2) Lacmuspapier wurde ſchwach, indeß permanent geroͤthet; 3) Curcuma und andere Pigmente zeigten keine alkaliſche Reaction; 4) Kalkwaſſer bewirkte keine weiße Faͤllung, wohl aber grünliche, dunkle Faͤrbung und Ppt.; 5) Aetzalkali (fixes) bewirkte gruͤnlich-gelbe Fallung; 6) Aetzammoniak gruͤn ſchwaͤrzlichen Niederſchlag; 7) Fixe kohlenſaure Alkalien gelb gruͤnliche Faͤllung; 8) Ammoniac, carb. gruͤnlich dunkles Ppt.; 9) Schwefelwaſſerſtoff weißliche Flocken, abgeſetzte Schwefeltheile; 10) Deſſen Ammoniak gruͤn ſchwaͤrzliche Faͤrbung, ſpaͤter Faͤllung; 11) Kali ferreo-boruss, opaliſirende Färbung, die ſpaͤter blaͤulich ward; 12) Inſus. Gallar. gab geringe dunkle Faͤrbung; 13) Kali oxalic. wenig weiße praͤcipitirte Faͤllung, in Salzſäure loͤslich; 14) Natr. phosph. weiße Truͤbung, durch Ammoniak ſtark koͤrniges Ppt.; 15) Spirit. saponat. bewirkte weiße Fallung, indeß nur wenig; 16) Tart. stibiat. geringe gelbliche Faͤrbung; 17) Magnesia sulph. und Alaun keine Veränderung; _ 18) Färr) muriat. ebenfo; 19) Cupr. sulph. ſchlug ſchmutzig⸗blaue Flocken nieder; 20) Chlor und Natr. carb. ergaben durch Kochen kein Mangan; 21) Chlor oder Salpeterfänre und Amydon keine Anzeige für Jod oder Brom; 22) Baryt muriat. geringe weiße Wolken, die in viel Waſſer und auch in Salzſaͤure verſchwanden, aber durch Ammoniak nicht wieder er— ſchienen, ſondern ſich ganz wie ſchweflige und unterſchweflige Saͤure, und nicht als Phosphor verhielten, denn ſowohl Silber als Bleyoxyd zeigten auch bei aller Vorſicht keine Phosphorſaͤure an, obgleich ich mehre Ver— ſuche mit gekochtem und ungekochtem Waſſer, fo wie mit zur Trockne ab— gedampftem Waſſer anſtellte; 23) Argent. nitric.: braun⸗ſchwarzes Ppt, durch Ammoniak nicht viel veraͤndert; 24) Hydrargyr. nitric. oxydul.: ſchwaͤrzliches Ppt.; deſſen Oryd weiß: liche Truͤbung, dunkler werdend; 25) Plumb, acet.: ſchwaͤrzliches Ppt.; Indigo und SO? zeigten keine Entfaͤrbung; Eine Quantität Waſſers, auf 4 eingedampft und filtrirt, zeigte ſaure 263 Reaction; beiim Abdampfem wucde durch die Daͤmpfe das darüber gehal— tene, mit Bleiſolution getraͤnkte Papier geſchwaͤrzt; das abfiltrirte Waſſer gab nun mit den Metallſolut. kein dunkles Ppt.; Argent. nitr. brachte weißes Ppt. hervor, das an der Luft violett wurde und in Ammoniak loslich war; Barptfalze zeigten jetzt durch ein permanentes Ppt, eine Spur ge: bildeter Schwefelſaͤure an; oralſaure Salze bewirkten nur geringes Kalk— Ppt.; Natr. phosph. ammoniac. zeigten etwas Talk, auch zeigten die Alkalien und andere Reagentien jetzt eine beſtimmte Reaction fuͤr Eiſen, doch ſchien der Gehalt gering. Kali und andere Subſtanzen, ſo wie Phosphorſaͤure und Salpeter— ſaͤure fanden ſich nicht; Kochſalz ſchien nicht vorhanden, denn aus etwas zur Trockne abgerauchten Waſſers konnte durch Alkohol kein Kochſalz, ſondern blos ſalzſ. Kalk und Talk erhalten werden; wohl aber fand ſich in dem Ruͤckſtande ſalzſaurer Kalk und Magneſia. Um zu entdecken, ob Natron zugegen ſei, dampfte ich eine Quantitaͤt Waſſers zur Trockne ab, laugte mit Waſſer aus, faͤllte Kalk und Magneſia durch Ammo- niac. oxalic. und Ammon. carb. in der Hitze, filtrirte, dampfte ab und gluͤhte den Ruͤckſtand im Platin-Tiegel. Es hinterblieb eine Spur eines gelblichen Anflugs, von dem Waſſer und Alkohol nichts aufnahmen; Salz— ſaͤure aber loͤſte es faſt völlig und erwies durch Kali ferreo-boruss. ıc., daß es eine Spur Eiſen war, welches durch das Ammoniac. oxal. viel: leicht geloͤſt geblieben; auch war dabei eine geringe Spur Kieſelerde. Eine andere Portion Waſſers, mit einigen Tropfen Salzſaͤure verſetzt und dann zur Trockne verdampft, ließ mittelſt Kalkhydrat kein Ammo— niak erkennen. Etwas Waſſer mit Natr. carb. und Natr. phosphor. eingetrocknet, ließ nur etwas Kieſelerde, aber auf dem Platinblech kein Lythion erkennen. Um eine quantitative Analyſe durchzufuͤhren, war mein Waſſervor— rath jetzt noch zu gering; ich benutzte deshalb denſelben, um moͤglichſt die Menge der Schwefelverbindung zu beſtimmen, und dann, um die Quantitaͤt feſter Beſtandtheile im Ganzen zu ermittteln. Der Gehalt an Chlor⸗Verbindungen, ſo wie an kohlenſaurem Kalk war nur ſehr gering, . ſo wie dieß Waſſer überhaupt nur wenig feſte Beſtandtheile (ſiehe un⸗ ten) enthielt. 5 Am Um die Menge gedachter Schwefelverbindungen zu beſtimmen, ‚ver: ſetzte ich 60 Grammen Waſſer mit ſalpeterſaurem Sitber : Immonist, edulcorirte den ſchwarzen Niederſchlag mit diluirtem Ammoniak, trock— nete ihn ſcharf, wodurch ich aus genannter Menge des Waſſers erhielt — 0,192 Grammen; beträgt auf 75 pond. med. — 1,152 Gram— men Schwefelſilber, und dieſe entſprechen S 0,190 Grammen Schwefel— waſſerſtoff oder auch = 122,81 Cubik⸗Centims ter Schwefelwaſſerſtoff. Den Reſt des Waſſers (nach SVI) dampfte ich in einem tarirten kleinen Porzellanſchaͤlchen nach und nach zur voͤlligen Trockne ab, wodurch ich 0,091 Grammen (alſo auf SXII der 7j pond; med. 0,182 Grammen), eines gelblich-grauen Ruͤckſtandes erhielt, der an der Luft ſchnell feucht ward und von ſtechend ſalzigem, faſt aͤtzendem Geſchmack war, welcher ſich zugleich zum 264 Stiptiſchen neigte, was wohl von ſchwefelſaurem Eiſen, das ſich gebildet hatte, und von dem Gehalte an ſalzſaurem Kalke herruͤhrte. Ich benutzte dieſen geringen Ruͤckſtand zur Beſtaͤtigung der ſchon gefundenen und anderer vielleicht uͤberſehener Beſtandtheile, und zwar wurde: a. Etwas vor dem Loͤthrohre erhitzt, wobei ſich daſſelbe braͤunte und ſchwach empyreumatiſch riechende Dämpfe ausſtieß, indeß nicht decrepe⸗ tirte, wohl aber ſchweflige Daͤmpfe entwickelte; b. Mit Eſſigſaͤure eine kleine Quantitaͤt deſſelben neutraliſirt, zur Ver⸗ jagung der Eſſigſaͤure wieder abgedampft, und dann mit Schwefelſaͤure und Amydon ſchicklich behandelt, konnte keine Spur Jod entdeckt werden; c. Direct mit concentrirter Schwefelſaͤure in einem feinen Glaſe be— handelt, konnte keine Fluorverbindung entdeckt werden; d. Der Reſt des Ruͤckſtandes mit warmem Waſſer ausgelaugt, beſtaͤ— tigte ſowohl den Gehalt einer kleinen Menge Eiſens, das ſich nun darin als ferr. sulph., (durch Abdampfen entſtanden) vorfand, denn bei'm Ab— dampfen obiger Menge des Waſſers war der Abſatz in der Bouteille mit dem Waſſer vereint und zuſammen zur Trockne verdampft, da ſich im Waſ— ſer ſelbſt faſt keine Spur von Eiſen mehr fand, (wohl aber etwas weniges gebildetes ferr. sulph.) ſondern Alles ſich abgeſchieden hatte; auch fand ſich darin, mit Waſſer ausgelaugt, der ſchon angegebene Kalk- und Talk⸗ gehalt an Chlor gebunden, indeß, wie ſchon erwieſen, weder Kali noch Natronſalz und auch keine ſonſtigen Koͤrper. Der durch Waſſer erſchoͤpfte Ruͤckſtand, mit Salzſaͤure behans delt, effervescirte damit ſchwach, bildete eine gelbliche Solut. und beſtand nach der Unterſuchung aus wenigem kohlenſaurem Kalk, Talk, Eiſenoxyd, Kieſelerde und einer Spur Schwefel, welche vor dem Loͤthrohre und auf Silber ſich darthat, wie ſchon oben erwaͤhnt. Es enthielt demnach dieß vorſtehende Waſſer in 75 pond. med. Schwefelwaſſerſtoff 0,190 Grammen — 122,81 Cubik-⸗Centimeter; feſte Beſtandtheile 0,182 Grammen, beſtehend aus: Chlor-Calcium, Chlor⸗Talcium, kohlen ſaurem Kalk, kohlenſaurem Talk, Kiefel: und Alaun⸗ erde, Spuren organ. Subſtanzen und wenig Eiſen als gebildetes ſerr. sulph. Der Abſatz am Boden der Flaſche beſtand aus wenigem Eiſenoryd, einer Spur Schwefel, Kieſelerde und organ. Subſtanzen. VI. Waſſer aus dem See Telaga⸗bodas. (S. oben S. 212.) Dieſer See füllt den. Boden eines alten Berg⸗-Krater's aus, hat, in der Entfernung geſehen, eine milchweiße, helle Farbe, welche 265 durchaus von der phyſiſchen Beſchaffenheit und dem Anſehen anderer Waf: ſer verſchieden ſcheintz ſchoͤpft man indeß etwas dieſes Waſſers am See in ein Glas, ſo iſt es hell und durchſichtig. Der Boden des Sees iſt mit einem weißen Sediment bedeckt, die Ufer mit Trachytſand und ein— zelnen Schwefeltheilchen, welche erſtere Bedeckung des See-Bodens dem Waſſer oben erwaͤhnte helle Farbe in der Entfernung (mittelſt des Widerſcheins) ertheilt. Bedauern muß ich, daß ich bis jetzt Nichts von dieſem weißen Bodenſatze erlangt habe, um denſelben zu unterſuchen, doch hoffe ich ſpaͤter in deſſen Beſitz zu gelangen, zumal uͤber dieſen See, auch das Schwefelmeer genannt, ſo viel Eigenthuͤmliches, an's Maͤhrchenhafte Grenzende, ſich verbreitet und ſelbſt über Europa er— goſſen hat, wo man ſogar glaubt, dieſer See enthalte eine ſo große Menge Schwefelſaͤure, daß hineingefallene organiſche Subſtanzen ſchnell verkohlt wuͤrden! Herr van der Boon Meſch, Profeſſor in Leyden, (wenn ich nicht irre,) ſcheint dieß Waſſer auch analyſirt zu haben, ſo wie er auch das vorerwaͤhnte Sediment des Sees analyſirt hat. Nach ih m ſoll nun das Waſſer dieſes Sets eine ſolche Menge von Schwefelſaͤure und ſchwefliger Saͤure enthalten, daß die Steine ꝛc. der Ufer davon zer— freſſen würden und demzufolge einſtuͤrzten, indem die erdigen Subſtan⸗ ſten durch dieſe Schwefelſaͤure geloͤſt wuͤrden. Die ganze Umgebung des Sees beſteht aber meiſtentheils aus Trachytgebilden, welche, wenn das Waſſer auch Schwefelſaͤure enthielte, dieſes doch keinesweges loͤſen koͤnnte! Meiner Unterſuchung zufolge, iſt keine (conſtante) Schwefelſaͤure, wohl aber eine Schwefelverbindung anderer Art im Waſſer enthalten. Das Waſſer iſt durch Herrn Colonel Dr. Fritze und Herrn Dr. med. Junghuhn beſorgt, und kann ich mich ſchon darauf verlaſſen, daß das ‚un: terſuchte Waſſer wirklich aus dem Telaga⸗bodas iſt. Uebrigens verweiſe ich, was die andern Eigenthuͤmlichkeiten dieſes Sees betrifft, auf die Beſchreibung des Herrn Dr. Junghuhn ſelbſt. a. Phyſ. Eigenſchaften. Es war das Waſſer hell und klar, einige Flocken waren nur am Boden der Flaſche ſichtbar; Geruch eigen: thuͤmlich hepatiſch; Geſchmack widerlich hepatiſch, ſchwach ſalzig. b. Chem. Verhalten. 1) Lakmuspapier wurde vom Waſſer et— was permanent geroͤthet; die uͤbrigen Pigmente wurden nicht veraͤndert; 2) Das ſpec. Gewicht war dem des deſtillirten Waſſers faſt gleich; 3) An der Luft wurde das Waſſer erſt nach laͤngerer Zeit faſt unbe— merkbar getruͤbt; 4) Saͤuren bewirkten keine bemerkbare Effervescenz, Salzſaͤure jedoch eine geringe Vermehrung des hepatiſchen Geruchs; 5) Kalkwaſſer bewirkte kein Ppt. auf Kohlenſaͤure, aber geringe gruͤn— Faͤrbung; 6) Aetzalkalien bewirkten ein geringe gruͤnliche Truͤbung und Farbe; 7) Kohlenſaure Alkalien desgleichen, beim Kochen mehr Niederſchlag; 8) Schwefelwaſſerſtoff bewirkte weißliche Truͤbung von abgeſetztem Schwefel; 266 9) Deſſen Ammoniak gruͤn-ſchwaͤrzliche Färbung, ſpaͤter geringes Ppt.; 10) Kali ferreo-boruss.: ſchwach blaßblaue Faͤrbung, an der Luft dunkler; 11) Infus. Gallar.: wenig dunkle Farbung; 12) Kali und Ammonjac. oxal.: geringe weiße praͤcipitirte Faͤllung; 13) Natr. phosph.: weiße Truͤbung, durch zugeſetztes Ammoniak ſtaͤrker; 14) Spirit. sapon,: etwas weißes flockiges Ppt.; 15) Magnesia sulph. und Alaun: keine bemerkbate Truͤbung; 16) Sublimat: dunkel⸗gelbliche Truͤbung; 17) Tart. emet.: hellzorange Faͤrbung; 18) Cupr. sulph „: bewirkte ſchmutzig⸗braune Färbung und Niederſchlag; 19) Ferr. muriat. keine Veraͤnderung; 20) Baryt muriat. weiße, ſchillernd wolkige Truͤbung, welche bei Zu⸗ ſatz von warmem Waſſer und etwas Salzſaͤure bis auf eine kleine Spur weißer Truͤbung verſchwand, ſo daß alſo nur eine aͤußerſt getinge Spur Schwefelſaͤure vorhanden war, die wohl durch Zerſetzung der im Waſſer urſpruͤnglich ſich befindenden alkaliſchen Schwefelverbindung entſtanden war; bei mehren wiederholten Verſuchen wurde daſſelbe Reſultat erhalten; 21) Chlor⸗Calcium, bewirkte ebenfalls weiße Truͤbung, die in Salz⸗ ſaͤure voͤllig wieder verſchwand, bis auf eine kaum bemerkbare Spur Truͤbung, welche wohl von der Zerſetzung des gleichfalls anweſenden unterſchweflig-ſauren Salzes herruͤhrte. Auch in gekochtem Waſſer, woraus der Schwefelwaſſerſtoff verjagt worden, gaben Bleiſalze ſchweflige Saͤure zu erkennen, beſonders durch dabei angewandtes Kochen mit Salpeter ſaͤure. Dieß Ppt. durch Silber wurde an der Luft bald ganz ſchwarz; 22) · Argent. nitr. braunſchwarze Faͤllung, durch Ammoniak etwas geloͤſt, und ſo ſchwarze Flocken hinterlaſſend; 23) Hydrarg. nitr.: oxydul.: ſchwaͤrzliche Faͤllung; 24) Deſſen Oxyd: weiße Truͤbung. Zur beſtimmteren Entdeckung der Beſtandtheile des Waſſers dampfte ich eine Portion Waſſers zu 3 ab; die dabei entweichenden Daͤmpfe braͤunten Bleipapier, und es bildete ſich nun ein ſehr geringer Abſatz, der, abgeſondert und gepruͤft, aus wenig Kalk, Talk, Kieſelerde und organifhen Subſtanzen beſtand; das nun fütrirte Waſſer reagirte ſaͤuer— lich und ſchmeckte gelind ſalzig, ſich etwas zum Stiptiſchen hinneigend; die Reagentien bewirkten: Säuren: keine Effervescenz; Kalkwaſſer: kein Ppt. fuͤr Kohlenſaͤure; Aetzkali: gelblich-weißes gelatinoͤſes Ppt., das mit Aetzkali im Uebermaß verſetzt und abfiltrirt, durch zugeſetzten Salmiak weiß gefaͤllt ward; Aetzammoniak: gelblichweißes Ppt., permanent; Kohlenſaure Alkalien, gelblich weiße Ppt. ; Schwefelwaſſerſtoff: weiße Truͤbung; Deſſen Ammoniak: grünlich ſchwarzes Ppt.; Kali Fereo-Boruss.: geringe blaͤuliche Färbung; Inſus gallar. dunkle Faͤrbung; Goldſolut.: reguliniſche Truͤbung; 267 Kali oxalie.: keine Faͤllung für Kalk; Natr. phosph. ammonjae, : geringes weißes Ppt.;. Cupr. sulph., Ferr, muriat,: Sublimat. ꝛc. ließen kein Ppt. auf kohlenſaures Natron zuruͤck; Platinſolut und andere Reagentien ließen kein Kaliſalz finden; auch konnte durch die betreffenden Verſuche, als durch Chlor NO s, Amydon ꝛc. kein Jod, Brom, auch durch Indigo und Schwefelſaͤure kein ſalpeter— ſaures Salz entdeckt werden; Barytſalze und Chlor-Calcium ließen eben ſo, wie oben, wohl eine ge— ringe Menge ſchwefliger Saͤure, aber kaum eine Spur Schwefelſaͤure entdecken, obgleich alle Vorſicht angewandt wurde; auch phosphorſaure Verbindungen konnten weder hier, noch im Ruͤckſtande entdeckt werden; Argent. nitr. gab jetzt ein rein weißes Ppt., das ſich ganz wie Chlor— ſaͤure verhielt; 5 Queckſilberoxydul desgleichen; Queckſilberoryd gab weißliche Truͤbung; Plumb. acet. rein weißes Ppt.; bei'm Behandeln der beiden letzten Faͤllungen wurde zugleich die ſchon oben erwaͤhnte geringe Menge ſchwefliger Saͤure, nebſt einer kleinen Menge unterſchwefliger Verbindung beobachtet. Verſuche, um die Chlorverbindungen und die ſchwerloͤslichen kohlen— ſauren Verbindungen quantitativ zu beſtimmen, gaben wegen zu kleiner Mengen kein genuͤgendes Reſultat; eben ſo gelang es mir nicht, die vorhandene Schwefelverbindung, ſowohl wegen zu geringer Menge Waſ— ſers, als auch wegen der ſchon partiell ſtattgefundenen Zerſetzung, quan— titativ zu beſtimmen; es wurde daher die geringe noch vorraͤthige Menge Waſſers in einem tarirten, kleinen porzellanenen Schaͤlchen zur Trockne ver— dampft, wo ich aus demſelben — ZVI Waſſer an Ruͤckſtand erhielt 0,14 Grammen (beträgt für 1 75 a FSXII Waſſer alſo = 0,28 Gram⸗ men), woraus die geringe Menge feſter Beſtandtheile des Waſſers abzuneh— men. Dieſen analyſirten Ruͤckſtand unterſuchte ich noch ferner; es hatte derſelbe eine ſchmutzig-weiße Farbe, ward an der Luft feucht, hatte einen ſtiptiſch-gelind-ſalzigen Geſchmack; etwas deſſelben auf einem kleinen Sil— berblech erhitzt, braͤunte ſich und ſtieß empyreumatiſche, ſchwach ſchweflige Daͤmpfe aus, wobei ſich das Silber anfangs ſchwaͤrzte; Eine kleine Menge des Ruͤckſtandes, fuͤr ſich mit Kalkhydrat behandelt, ließ kein Ammoniak erkennen; Auch Jod und Brom konnte weder durch Chlor, noch Schwefelſaͤure und Amydon darin entdeckt werden; Direct mit concenttirter Schwefelſaͤure behandelt, ließ ſich kein Fluor finden; Der Reſt, mit Waſſer und Alkohol behandelt, ließ die oben erhaltenen Reſultate nur beſtaͤtigen, wodurch ich etwas Kochſalz, Chlor-Talcium und eine kleinere Menge gebildeten Ferr. sulph. erhielt; Der Ruͤckſtand von der Behandlung deſſelben mit Waſſer war in Salzſaͤure mit gelber Farbe löslich, wobei ſchwache Effervescenz entſtand; 1 268 es hinterblieb eine Spur Kieſelerde und organiſcher Subſtanzen und ger loͤſt fand ſich etwas Eiſen, Kalk und Magneſia, aber kein Mangan c.; Jetzt blieb noch der geringe, in der Flaſche befindliche Bodenſatz zu unterſuchen; einige Tropfen Salzſaͤure in die Flaſche gebracht, umge— ſchwenkt, bewirkten Geruch nach hepatiſchem Gaſez Etwas zugeſetztes Waſſer gab eine ſchwachgelbe Loͤſung, in welcher ſich etwas Eiſen und Kalk (Kieſelerde zuruͤcklaſſend) fand. Es enthielt demnach gedachtes Waſſer des Telaga-bodas: Schwefelwaſſerſtoff, eine geringe Menge, Eine alkaliſche' Schwefelverbin- ſchweflige Säure, desgleichen, dung, die ſich indeß bereits theil- | unterſchweflig-ſaures Natron, weiſe zerſetzt hatte, weshalb ſich ( und, wegen des im Waſſer gegenwaͤr— nun im Waſſer dadurch gebil- | tigen Eiſens, etwas Ferr. sulph. und det fand: dann eine kleine Menge ſubſtanziel. Schwefels. Schwefel⸗Natrium, ferner: Kochſalz und Chlor-Talcium; Kohlenſaure Kalk-, Talk⸗, Alaun⸗ und Kieſelerde; wenig Eiſen, theils als Ferr. sulph., theils als Oxyd abgeſchieden; endlich etwas ſubſt. Schwefel und eine Spur organiſcher Subſtanzen. Keinesweges kann und ſoll vorſtehende Analyſe die Beſchaffenheit des Waſſers von gedachtem, weit bekannten und allerdings hoͤchſt intereſſan— ten Telaga⸗bodas definitiv feſtſtellen; nur annähernd kann fie fein, und ich ſelbſt betrachte dieſelbe als bloßen Beitrag, obgleich ich mit aller Vorſicht dabei zu Werke gegangen bin. Indeß habe ich Hoffnung, bald mehr Waſſer, etwas vom Bodenſatze des Sees, ſo wie eine Quantitaͤt der Beſtandtheile des Ufers zu erlangen, wo ich dann im Stande ſein werde, die Analyſe mit mehr Sicherheit und Beſtimmtheit durchzufuͤhren, ſo die Conſtitution des See's definitiver zu erferſchen und viele der irrigen Meinungen, welche uͤber denſelben verbreitet ſind, zu berichtigen. Weltevreden bei Batavia, im September 1837. — —— 2 —— 269 Reife durch die öſtlichen Provinzen Java’s. Mit einem meteorologiſchen Journal und vier Höhen: profilen der Inſel, von Dr. A. Fritze und F. Junghuhn. Die Veranlaſſung zu den gegenwärtigen Mittheilungen war eine Inſpectionsreiſe, die dem Chef des Medicinalweſens der nie— derländifch = oftindifchen Kolonien, Dr. A. Fritze, alljährlich durch Java vorzunehmen oblag, auf welcher Reiſe ich ihn, wie im Jahre 1837, ſo auch im Jahre 1838 als Offizier van Gezondheid beglei— tete. Obgleich nun dieſe Reiſe bloß die Unterſuchung des Geſund— heitszuſtandes der Bevölkerung und die Reviſion der betreffenden An— ſtalten zum Zweck hatte, ſo benutzten wir doch alle Zeit, die uns übrig blieb, um auf eigne Koften und zum Theil mit vielen Anſtren— gungen und Aufopferungen die Wildniſſe Java's, die Berge und Walder dieſer herrlichen Inſel kennen zu lernen, uns mit ihrer Flora 270 zu befreunden und überall, wo es nützlich ſchien, Barometer- und Thermometer-Beobachtungen anzuſtellen. So entftanden gegenwärtige Aufzeichnungen, die größtentheild während der Reiſe ſelbſt nieder— geſchrieben wurden und anfangs beſtimmt waren, in einem Bande der »Verhandelingen van het Bataviaaſch Genootſchap van kunſten en wetenſchappen“ gedruckt zu werden. Der zu frühzeitige Tod mei— nes Freundes und Gönners Fritze aber, deſſen Leichnam ich im Mo— nat Mai 1839 zu Batavia trauernd zu Grabe geleitete, vereitelte dieſes Unternehmen. Inſel Java, den 1. Juli 1839. 6, Ihe: von Batavia nach Samarang. (Den 12. April 1838.) Der Weſtmouſſon war nun voruͤber. Sieben Monate lang hat: ten uns die Regen, die faſt taͤglich aus der grauen Decke der Wolken herabſtroͤmten, in unſern Wohnungen zu Batavia gefeſſelt. Weder Natur, noch geſellſchaftlicher Umgang bieten hier die Abwech— ſelungen dar, die ein Aufenthalt in Europa gewaͤhrt. Nur aus den Zeitungen bekommen wir Kunde von den Bewegungen der civiliſirten Welt, und nur in unſerer Erinnerung leben jene Veraͤnderungen in der Natur, jener Wechſel der Jahreszeiten, welcher gemaͤßigten Klimaten einen fo hohen Reiz gewährt. Dagegen bringt die Regelmaͤßigkeit im Erſchei⸗ nen natuͤrlicher Phaͤnomene, der ſtete Friede im Luftocean, die Gleichfoͤr— migkeit der Regen, welche Tage lang ſanft herabſtroͤmen, das unveraͤn⸗ derliche Summen der Inſekten, — genug, dieſer Mangel an Abwechſe— lung der phyſiſchen Naturzuſtaͤnde auf Java, — in vielen Gemuͤthern, beſonders in denen, welchen die nie verſiegende Quelle von Troſt und Erquickung unbekannt geblieben, die aus der Beſchaͤftigung mit Wiſſen— ſchaften hervorſprudelt, eine gewiſſe Erſchlaffung hervor, eine Melancholie, die ihre Theilnahme an den Schickſalen Anderer ſchwaͤcht und fie gleichs gültig macht fuͤr jene geſelligen Genuͤſſe mannichfacher Art, die, eine Schoͤpfung ſtets reger Phantaſie, die Zirkel Europa's beleben. — Auch das Klima, die gluͤhende Hitze der Sonne, welcher ſich der fremde An— ſiedler unter den Tropen nicht unbedachtſam bloß ſtellen darf, wirkt mit, um die Menſchen daſelbſt von einander zu iſoliren und Jeden in ſeine Wohnung zu bannen. Darum auch im Menſchenleben auf Java jene Einfoͤrmigkeit, welche gleichſam der fortwaͤhrenden Ruhe in der Natur entſpricht. In Europa aber iſt Alles voll Tumult; man rennt dort wie wuͤ— thend durcheinander, raſſelt auf Eiſenbahnen, als wenn man in ein Paar 272 Stunden den Nordpol erreichen müßte, um die Schiefe der Ekliptik zu reguliren, oder brauſ't auf Dampfſchiffen dahin, wie wenn das Gleich— gewicht der Weltſyſteme dabei im Spiel waͤre. — Und dies Alles — war— um? — Man denkt unwillkuͤhrlich an das zeitvertreibende Spiel der Sultane von Djocjokarta, die eine Menge verſchiedener Thiere, Hunde, Böcke, Ochſen, Schweine, Tiger, Vögel u. a. zuſammen in einen Kaͤ⸗ fig ſperren laſſen. Die fangen dann auch einen erſchrecklichen Laͤrm an, zum Todtlachen oder Todtweinen; das iſt ein Möckern, Flattern, Bloͤken Klappern mit den Kinnbacken, Heulen, Aus einer Ecke in die andere Sprin⸗ gen, Brüllen u. ſ. w., als ſei der Teufel los — Laßt fie toben. g Schnell entfremdet man ſich dieſem europaͤiſchen Treiben. Hier auf unſerer lieben Inſel iſt Alles ſtill. Keine Glocken hoͤrt man hier lauten. Kein Menſchengewuͤhl dringt hier in Euer Ohr. — Keine Stuͤrme brauſen, und Inſektengeſchwirr allein belebt die Stille der Nacht. Mit gleicher Ruhe, Jahr aus Jahr ein, vollendet die Sonne ihren Lauf, und nur leiſe Seewindchen wehen taͤglich in ſtets wiederkehrender Ordnung über die Flaͤche. — Aber um fo uͤppiger, gl hſam ſtolz auf ihre eigne Majeſtaͤt, erhebt ſich die Natur, erheben ſich die Woͤlbungen hoher Baͤume, welche nie ihre Haͤupter ſchuͤtteln. Steigt auf die Zinnen der Gebäude, und weit und breit ſeht Ihr über einen Wald hin, der ſtill, alles Laͤr— men und Toben verſchmaͤhend, in ewiger Eintracht fortwuchert. Fern ſaͤumen ihn duftig blau die Gebirge. Ein ſolcher Anblick erfuͤllte uns mit Reiſeluſt; ungeduldig ruͤſteten wir uns, zumal da die Regen ſchon lange ausgeblieben waren, und da der Himmel ſich immer mehr mit einem gleichmaͤßig blaͤulichen Teint zu faͤrben begann. Nur ſelten, wenn in hoͤhern Luftſchichten, vom Winde getrieben, ein ſchwarzes Gewoͤlk aus Weſten emporſtieg, fuhr noch tief rollend ein Donnerſchlag durch die Luft, und leiſe erzitterten die Gipfel der Palmen. Aber bald wieder ſank Alles in die vorige Ruhe zuruck. — Wer, den dieſe ſchoͤne, freundliche, ſtolz erhabene Natur umgiebt, ſehnt ſich hinweg nach Europa, nach deſſen kahlen Straßen, oͤden Haiden und nach deſſen Staͤdten, die zuweilen noch oͤder ſind, oder nur belebt von feindſeligen Intriguen der Menſchen? — Wohl wird man zuweilen durch ſanfte Melodien gerührt, wenn in der nahen Kaſerne die Soldaten ihre Lieder ſingen, die durch die mondhelle Nacht dahin toͤnen. Wohl kennt man dieſe Klänge. Aber fie verwehen im Winde, der in den Gebuͤſchen der Zjoeimai: *) und Dukuh-Baͤume““) rauſcht, als wollten fie ſagen: „Mein Vaterland, leb wohl!“ *) Cicca disticha. **) Lansium domesticum. 275 Wir näherten uns am 12. April Nachmittags dem Städtchen Bui— tenzorg. Noch ehe wir es erreichten, wehte uns ein kuͤhler Luftzug ent— gegen, der uns um ſo erquickender erſchien, je mehr wir uns von der großen Hitze, die mit Trockenheit verbunden und bereits laͤnger als einen Monat zu Batavia herrſchend war, niedergedruͤckt und erſchoͤpft fuͤhlten. Mit Sehnſucht dachten wir an die kuͤhlenden Nebel des Megamendong, den wir, um nach Oſtjava zu gelangen, am naͤchſten Morgen uͤberſchrei— ten wollten. Die Gebirge Gedé und Salak waren in Wolken gehüllt und nur ihre untern Abhaͤnge noch ſichtbar; vom Salak aus, deſſen zerbrochener Gi— pfel in drei Kuppen ttotzig über das truͤbe Gewoͤlk emporſah, fuhren Re— genſchauer in verſchiedenen Richtungen uͤber das Land und trugen viel zur Abkuͤhlung der Atmoſphaͤre bei. — Mit Einbruch der Nacht, lang— ten wir zu Buitenzorg an, wo uns theils dieſe groͤßere Kuͤhle, theils das Rauſchen der nahen Stroͤme und das energiſchere Rollen des Donners, der im Gebirge wiederdroͤhnte, mit Freude erfuͤllte und den in Erſchlaf— fung verſunkenen Geiſt und Körper mit neuer Hoffnung und Thatkraft zu beleben begann. Als wir am folgenden Morgen gegen den Megamendong hinauf fuhren, an den lieblich gelegenen Landhaͤuſern Chiſokka und Chiſiroa vor— bei, etwa in einer Hoͤhe von 3000 Fuß, fielen uns mehrere Bergſtuͤrze (Bergfaͤlle) auf, die ſich an den ſteilen Abhaͤngen des Berges waͤhrend der Regenzeit ereignet haben mußten, da wir ſie im vorigen Jahre noch nicht bemerkt hatten. Der eine groͤßere von ihnen nahm nach unten an Breite zu und bildete einen kahlen, roͤthlichen Streifen mitten im Walde, der die ſteile Wand uͤberzieht. Von anhaltendem Regen (ſo ſcheint es) durchweicht, konnte die Dammerde das Gewicht der Waͤlder (bei der ſtarken Neigung der Wand) nicht mehr tragen und rutſchte mit ihnen bis zum Fuße des Huͤgels hinab, wo ſich die Baͤume naͤher an einander gedraͤngt finden, ohne jedoch aus ihrer aufrechten Stellung verruͤckt zu fein. (S. Taf. 24 Fig. 1—2.) Die ſchoͤne Morgenſonne erhellte die Wälder, welche die NN Wllichen Abhaͤnge des Panggerango, (der noͤrdlichſten Kuppe vom Gédé,) bis zum hoͤchſten Gipfel hinauf bekleiden und Alles, die herablaufenden Kaͤmme und die ſie trennenden Kluͤfte, mit gleichmaͤßigem Gruͤn uͤberziehen. Wenn man dieſe Kaͤmme des Panggerango, der ſich nach Weſten lang hinabzieht, betrachtet, fo wird man unwillkuͤrlich an ein Herabfließen feurig fluͤſſiger Maſſen erinnert, ſo ſtromaͤhnlich ſehen ſie aus. Eine Zwiſchenkluft beſonders zieht ihrer großen Tiefe und ihres ſcharf zuſam— menſtoßenden Grundes wegen, bie Aufmerkſamkeit an; faſt vom hoͤchſten Rande des Berges bis tief zu deſſen Fuße ſtreckt fie ſich in gerader Richtung herab. Den hoͤchſten Punkt des Paſſes, der uͤber den Megamendong fuͤhrt, erreichten wir um 1 Uhr. Wir fanden Alles in Wolken gehuͤllt, aus denen ein ſanfter Regen gleichmaͤßig herabſtroͤmte. Dennoch hingen wir mehrere Thermometer und die zwei Barometer, welche wir mitgenommen Junghuhn, Java. 18 274 hatten, auf, um die Höhe dieſes Punktes, der nach unſern fruͤhern Beos bachtungen 4735 engl. F. hoch liegt, nochmals genauer zu beſtimmen. Hier⸗ nach iſt er nur 4620 par. F. hoch. Auch war die fühle Temperatur (659 F. — 14,67 R.) zu erquickend für unſere nordiſchen Lungen, als daß wir uns fo ſchnell von hier hätten trennen koͤnnen. — (Man fehe hierüber das meteorologiſche Journal zu dieſen Reiſeſkizzen.) Tjanjor, 14. April. Nach einer mondhellen Nacht zeigten unſere Thermometer 68° F. (16 R.) an, eine Temperatur, dei der es uns wun⸗ derte, die ganze Nacht hindurch durch das Gequake Tauſender von Froͤſchen geftört worden zu fein, welche die Pfuͤtzen rings um unſer Haus herum bevoͤlkerten. — Der hoͤchſte Punkt vom ſuͤdlichen Kraterrande des Gede liegt W. 70 gen N. von Tjanjor; rechts ragt die ſtumpfe Spitze des Pangerango hervor. — Vom Megamendong an bis nach Tjanjor hin wird der Fuß des Gédé von Hunderten von Hügeln und kleinern Kup: pen umlagert, die ihn faſt kreisfoͤrmig in verſchiedenen Abſtaͤnden um⸗ ziehn, ſich bald mit einander zu Ketten oder Ruͤcken verbindend, ſich bald mehr iſolirt erhebend und nicht ſelten ſehr weit in das Land hin— einziehend. In der Regel ſind nur ihre (meiſtens zuckerhutfoͤrmigen) Spitzen noch mit Waldbaͤumen bedeckt, deren Staͤmme (Liquidambar Altingiana) ſich ſenkrecht erheben, während ihre Abhaͤnge Grasmatten bilden, auf denen ſich Baumfarrn zerſtreuen, oder an die ſich hie und da eine Piſangpflanzung anlehnt. — Die meiſten dieſer Hügel mögen wohl aus zuſammengebackenen Steintruͤmmern und aus Trachyt- oder Lavacon⸗ glomeraten beſtehen. Von Tjanjor führte uns die Straße auf die Zweige des Kendang⸗ gebirges zu, die ſich vom Patuha her, allmaͤlig abfallend, Tnach O. hin⸗ ziehn. — Tiefe, ſchroffe Thalkluft des Stromes Tjiſokkan, der, ziemlich fern vom Gebirge, das flache Land durchſchneidet in einem Bette, deſ— ſen ſenkrechte Tiefe wir auf 300 Fuß ſchaͤtzten. Da wo durch den Straßenbau Waͤnde von einiger Höhe entblößt find, ſieht man deutlich, wie die Felſen aus einem Conglomerat beſtehen, aus Trachytgeſchieben der verſchiedenſten Groͤße (von der eines Eies bis zu 3 und 5 Fuß im Durchmeſſer), die durch ein ziemlich feſtes, ſandiges, zu Tuff erhaͤrtetes Cement zuſammengekittet ſind. Aber ſelbſt die ſchroffſten Waͤnde ſind von uͤppiger Waldvegetation bedeckt, ſo daß dieſe ſchaͤumende Stromkluft ein wild romantiſches Anſehn erhaͤlt. Der Kali-Tjitarum, welcher in einer aͤhnlichen Kluft hinſtroͤmt, liegt dem Gebirge ſchon naͤher, etwa 5 Paale ſuͤdlich vom erſtern. Er enthält eine viel größere Waſſermaſſe, (iſt etwa mit der Moſel zu vergleichen,) und nimmt da, wo man auf einer Faͤhre uͤberſetzt, den weißlich gelben Bach Tjihea in ſeine dunkel⸗ braunen Fluthen auf. Das Terrain zwiſchen ihm und dem Tfiſokkan, das eine Meereshoͤhe von 1000 bis 1500“ haben mag und ſich nach dem Tjitarum zu unmerklich ſenkt, iſt plateauaͤhnlich, ziemlich eben und mit einem Dickicht hoher Graͤſer bewachſen, unter denen die Klaga vorherrfcht. Mehrere kleine Suͤmpfe und Pfuͤtzen durchziehen es. Viele Baͤume der verſchiedenſten Art, zahlreiche Meliaceen, Emblica officinalis, Ficus- 275 Arten, infelförmig gruppirte Bambuſen, Cassiae mit gelben Bluͤthen bes deckt, Colbertia obovata Bl., und andere zerſtreuen ſich zwiſchen den ſchilfartig aufgeſchoſſenen Graͤſern und bilden eine Wildniß, die unter allen auf Java am mühfamften zu durchdringen iſt. Dazu kommt der Mangel an Schutz vor den Sonnenſtrahlen, die von dem minder bid)- ten Laube erwaͤhnten Baumgeſtruͤppes nur wenig abgehalten werden, der virſteckte Sumpfboden und die zahlreichen Tieger, welche ſich in derartigen Gegenden am liebſten aufhalten. Die Straße, welche hindurchfuͤhrt, iſt zu beiden Seiten mit Panax frutiosum, mit Justicia-Arten, Jatropha Curcas und anderem kleinen Geſtraͤuch eingezaͤunt und wird von ange— pflanzten Baͤumchen des Hibiscus tiliaceus oder der Bixa Orellana beſchattet. Bald nachdem man den Tfjitarum uͤberſchritten, tritt man in das Kulkgebirge ein, durch welches der Weg nach Bandong fuͤhrt. Als wir oͤſtlich vom Berge Tampomas uͤber den Kali-Tjima⸗ nok geſetzt waren, gelangten wir auf der einzigen Fahrſtraße, die nach Cheribon führt, wieder durch dieſelben Jatiwaͤlder“), die im Mo: nat Juli des vorigen Jahres ein fo oͤdes, kahles, duͤrres Anſehn hat— ten, ſo daß man weit durch die glatten, vom Laube entbloͤßten Staͤmme hindurchſehen konnte. Jetzt ſtanden ſie in in uͤppiger Fruͤhlingspracht da; die Spitzen faſt aller Zweige waren mit maͤchtigen, aufrecht ſtehenden Bluͤthenrispen bedeckt und die Belaubung bei der Größe der Blaͤtter ſo dicht gewebt, daß ſie hinlaͤnglichen Schatten verbreiteten, um das Gedeihen von kleinern Straͤuchern und Schlingpflanzen zu befoͤrdern, die den Boden des Waldes erfuͤllten. Kaum haͤtten wir in dem fri— ſchen Gruͤn der Blaͤtter, in den uͤppig gerundeten Woͤlbungen des Lau— bes jenes kahle Aſtgewirre wieder erkannt, das im vorigen Jahre nur hie und da noch ein entfaͤrbtes Blatt trug; ſo gewaltig veraͤndert ſich die Phyſiognomie gewiſſer Pflanzen nach den verſchiedenen Jahreszeiten auch unter den Tropen. Das Anſehen der warmen Quelle am Fuße des Kalkgebirges bei Palimanang fanden wir unverändert, Die Temperatur deſſelben Spru— dels, deſſen Waͤrme wir im vorigen Jahre maßen, fanden wir jetzt bei einer Luftwaͤrme von 81“ F. (21,78 R.) = 142° (48,89 R.) (Mor⸗ gens um 9 Uhr den 17. April.) Aber auch hier waren die Umgebun— gen belaubter und von friſcherem Grün. Zunaͤchſt der Quelle tritt Bac- charis indica L. als charakteriſtiſch auf, kleine 3 bis 5 Fuß hohe rund- liche Sträucher bildend, die, hie und da mit einer bleich roͤthlichen Bluͤ— thentraube bedeckt, eng zuſammen wachſen und ein weit verbreitetes Ge— buͤſch bilden, in welches ſich außer andern Pflanzen noch Asclepias gi- *) Tectonia grandis L. 18 * 276 gantea L. und Acrostichum inaequale Bl. einmifchten. Darüber et: hebt fi ſich vereinzelt die Acacia explanata Jgh., ein zierlicher Baum, deſſen weißlich grauer Stamm 30 bis 50 Fuß hoch emporſchießt, um ſich oben in Aeſte aufzuloͤſen, die eine faſt horizontal ausgebreitete Laub: decke tragen. Dieſes flach ausgegoſſene Laub, welches jetzt mit weißlichen Bluͤthen gemiſcht war, machte den Baum ſchon aus großer Entfernung kenntlich. Der nahe Wald, welcher die Abhaͤnge der Kalkhuͤgel bekleidet, lieferte uns eine reiche Ausbeute von bluͤhenden Baͤumen der verſchie— 2 Familien, unter denen jedoch Ficus-Arten vorherrſchten. Faſt alle Stämme und Hauptäfte waren mit Polypodium quercifolium L. und Platycerium diversifolium bekleidet. Auch eine neue Balano- phora (B. alutacea) Jgh. fanden wir auf den Wurzeln einer Ficusort ſchmarotzend. In dem Unterholze des Waldes wuchs viel Costus speciosus. Wir verließen Cheribon den 18. April und verfolgten oͤſtlich hin den Weg nach Tagal, welcher, den kahlen, flachen Seeſtrand entlang fuͤh— rend, wenig Intereſſantes darbietet. Die weite Ebene zwiſchen dem Seeſtrande und dem Centralgebirge hat ein ſehr geringes Gefaͤlle und in der Naͤhe des Meeres eine voͤllig ſoͤhlige Beſchaffenheit, ſo daß ſie an vielen Gegenden kaum 1 bis 2 Fuß uͤder dem Niveau des Meeres (zur Zeit des hoͤchſten Waſſerſtandes) erhaben iſt. Zahlreiche kleine Ströme ſchlaͤngeln ſich durch dieſe Ebene, welche in weiterer Entfernung vom Meer mit fruchtbaren Reisfeldern und mit zerſtreuten Dorfwaͤldchen be— deckt iſt, — am Strande aber einen oͤden Anblick gewaͤhrt. Die Fluͤſſe münden ſich zwiſchen ſchlammigen Ufern ins Meer und ſcheinen eben fo viel durch Verdampfung, als durch Abfluß zu verlieren; ſo gering iſt ihr Gefaͤlle. Ueberall ſtoͤßt man auf Mocaͤſte und Schlammſtrecken, die nach den Ueberſchwemmungen zuruͤckbleiben und dieſe Diſtricte ſehr ungeſund machen. Nur ſelten trifft man eine Palme (Borassus flabelliformis) oder einen andern groͤßern Baum an; viele Gegenden ſind voͤllig nackt, und beſonders wo der Boden ſandig iſt, nur mit einigen Graͤſern und mit der lang hinkriechenden Ipomoea maritima R. Br. bewachſen, des ren karmoiſinrothe Blumen den oͤden Anblick des Strandes einigermaßen verſchoͤnern; andere find mit niedrigem, ſtachelichem Geſtruͤpp des Acan⸗ thus ilicifolius bedeckt, der halb in Schlamm wuchert; noch andere mit Baccharis indica und mit Bruguiera caryophylloides Bl. bekleidet, welche letztere nicht felten ſtundenlange Strecken am Strande einnimmt und die Gegend charakteriſirt. Sie bildet Baͤumchen, 5 bis 10 Fuß hoch, bereits vom Grunde an in Zweige vertheilt, die ein glaͤnzendes, locker gewebtes Laub tragen, von rundlichem Umfange; — gedraͤngt zuſammen wachſend, bilden ſie ausgedehnte Gebuͤſche, in deren nen Zwi⸗ ſchenraͤumen, zahlreiche Reiher umherwaden. Nur zwei anſehnliche Fluͤſſe, beide jedoch nur fuͤr kleinere Kaͤhne befahr⸗ bar, durchſchneiden dieſe Ebene zwiſchen Cheribon und Tagal. Der eine, Kali⸗Loſari, bildet die Grenzſcheidung fuͤr beide Reſidenzen und wird auf einer Fähre uͤberſchritten; über den zweiten, Kali-Pamali, der näher nach Tagal zu liegt, fuͤhrt eine hoͤlzerne Bruͤcke. Beide ſtroͤmen von dem Ge— 277 birgsruͤcken herab, welcher ſich faſt von W. nach O. (dem Laͤngendurch— meſſer der Inſel parallel) hinziehend, den Berg Tjermai mit dem von Tagal verbindet, und deſſen hoͤchſter Kamm Gunong-Rumbang heißt. Ihre Ufer ſind, ſo wie die Meereskuͤſte ſelbſt, welcher ſie ihr truͤbes Waſ⸗ ſer zuführen, theils ſandig, theils ſchlammig. In der Naͤhe von Tagal entfernt ſich der Weg vom Strande und fuͤhrt mehr landeinwaͤrts durch ausgedehnte Wildniſſe hindurch, welche aus niedrigem Baumgeſtruͤpp und Schlingpflanzen beſtehen und vielen wil⸗ den Schweinen zum Schlupfwinkel dienen. Ihr moraſtiger Boden iſt uͤberall von kleinen Graͤben und Suͤmpfen durchſchnitten, auf deren dun— kelbraunem, ſelbſt ſchwaͤrzlichem Waſſer die Villarsia indica und andere Waſſerpflanzen ihre Blätter ausbreiten. Die Bäume dieſer Wildniß“) erheben ſich nicht uͤber 20 bis 30 Fuß, bilden jedoch ein ſo eng Fer flochtenes Gewirre, daß man es nur mit der größten Anſtrengung durch— dringen kann. Nur ſelten und vereinzelt erhebt ſich ein Baum uͤber die übrigen und ragt 20 oder 30 Fuß über die Wildniß empor. Aber auch in dieſem Dickicht hat die vorſchreitende Kultur bereits ihre Gewalt gel— tend gemacht, in verſchiedenen Gegenden kleine Strecken des Waldes aus- gerodet und in fruchtbare Reisfelder verwandelt. So find kleine Kolo— nien entſtanden, Huͤtten und Gruppen von Huͤtten, die ſich, von ihren Feldern umgeben, in der Wildniß zerſtreuen, und deren Neuheit man ſchon an dem Mangel der Kokospalme, mit denen der Javane feine Wohnſitze zu umgeben liebt, erkennt. Durch ſolche Gegenden fuͤhrt die Straße mit wenig Abwechſelungen fort, bis fie ſich bei Tagal wieder dem ſandigen Meeresſtrande nähert. Ein ſehr aͤhnliches Anſehn bieten auch die Ebenen oͤſtlich von Ta— gal dar, melchen Ort wir am 20. verließen. — Schlammſtrecken mit Brugieren oder mit Acanthusi licifolius, und flache, untiefe Fluͤßchen im Ueberfluß. Zur Linken erblickt man das Meer, welches ſich kaum in der Naͤhe des flachen Ufers etwas kraͤuſelt; zur Rechten aber dehnt ſich das gruͤne bewaͤſſerte Reisland aus, mit den darin zerſtreuten Kokoswaͤld— chen (Doͤrfern), bis tief ins Innere zum Fuße des Berges Tagal hin, deſſen Gipfel über die Wolkenſtreifen emporragt. (Taf. 24 Fig. 3.) Der Fuß dieſes Berges hat eine ſehr geringe Neigung und nimmt, ſich allmaͤhlig in die Ebene herabſenkend, einen großen Theil des Landes ein, doch ſo, daß er ſich nach O. hin in eine lange, ungleich erhobene Gebirgskette verlängert, die in den Gunong-prahu uͤbergeht. Dieſe Bergketten, obſchon nur in blauer Ferne, im Geſicht behal⸗ tend, faͤhrt man an der Meereskuͤſte dahin. Hie und da, wo das Ufer ſandig iſt, erblickt man eine Gruppe von Pandanus spurius Rumphi. (herb. amb. 4. t. 75 Pand.? Candelabrum P. B.), deſſen 10 bis *) Die uns die Kuͤrze der Zeit dieſes Mal nicht erlaubte zu unterſuchen, die aber unſtreitig aus einer Zuſammengruppirung ſehr 1 und zahl⸗ reicher Arten beſtehen. 278 15 Fuß hohe Staͤmmchen ſich oben gabelförmig in zwei oder drei, fe: ten in mehre Aeſte theilen, deren jeder einen Buͤſchel aloeartiger, jedoch ſchlaffer, und von ihrer Mitte an zuruͤckhaͤngender Blätter trägt. Indem ſich dieſe Baͤumchen geſellſchaftlich gruppiren und in Mehrzahl vorkom— men, geben ſie der Gegend in der That ein eigenthuͤmliches Anſehn. Nach Pekalongan zu (wo ſich die Straße mehr von der Kuͤſte ent fernt) gewinnt das Land ein außerordentlich fruchtbares Anſehn, man erblickt nicht das kleinſte Stuͤckchen Boden, welches unangebaut waͤre; Alles iſt gleichſam in ein einziges, zuſammenhaͤngendes, reich mit Waſſer uͤberſchwemmtes Reisfeld verwandelt, deſſen friſches Gruͤn ſich an einigen Stellen bis dicht zum Strande ausbreitet, und durch welches ſich in un— abſehbarer Reihe die Kokoswaͤldchen der Doͤrfer hindurchziehen. Weit hin glaͤnzen ihre gelblichen Wipfel, in deren Schatten der Piſang gruͤnt. Pekalongan liegt an einem, für kleine Fahrzeuge ſchiffbaren Fluͤß⸗ chen, etwas weiter vom Seeſtrande entfernt, als Cheribon und Tagal, mit welchem letzteren es uͤbrigens ein gleiches Ausſehn hat. Kleine, ein⸗ ſtoͤckige, von Stein erbaute Haͤuſer miſchen ſich mit javaniſchen Bam⸗ bushuͤtten und liegen, von Fruchtbaͤumen und Kokospalmen umgeben, wie in einem Walde zerſtreut umher. Eine von Jati-Balken erbaute Bruͤcke führt über den Fluß, und Alleen von Tamarindus indica oder Ficus religiosa*) faſſen die Hauptſtraßen ein. So iſt das Ausſehn der meiſten javaniſchen Staͤdtchen, wenn ſie ja dieſen Namen verdienen; denn außer dem Reſidenten und vier oder fuͤnf Beamten wohnen nur ſo wenige Europaͤer hier, daß deren geringe Zahl gegen die javaniſche Be⸗ voͤlkerung kaum in Betracht kommt. Deſſa Ungarang, den 23. April. Ich uͤberſpringe die Reiſe von Pekalongang bis Samarang, die, da fie ſchnell im Wagen zuruͤck⸗ gelegt werden mußte, weder Zeit zu botaniſchen Unterſuchungen, noch zu andern Beobachtungen darbot. Die Straße, die ſich hier faſt nirgends dem Seeſtrande naͤhert, fuͤhrt durch weit verbreitete Waͤlder hindurch, welche den auslaufenden, huͤgeligen Fuß des Prahu-Gebirges bedecken, die aber durch viele angebaute, mit Reisfeldern bedeckte Zwiſchenraͤume unter: brochen ſind. Bald ſind es Tectoniabaͤume, die ihrer Eigenthuͤmlichkeit des Vorkommens gemaͤß alle andern verdraͤngen, deren Boden aber lichter und leichter zu durchdringen iſt; bald ſind es gemiſchte Waͤlder, in denen Feigenbaͤume vorherrfchen, und die durch zahlreiche Schlingpflanzen und durch Zwiſchengeſtraͤuch zu einem faſt undurchdringlichen Dickicht verwebt ſind. Sie bilden ſchattige Woͤlbungen, unter denen die Straße durch Berg und Thal dahin fuͤhrt, ſehr haͤufig durch Stroͤme unterbro— chen, die mit Rollſteinen von Trachyt erfuͤllt ſind. Ueber die kleinern dieſer Ströme führen hölzerne Bruͤcken; nur einen, den Kali-Kutto, der die Grenze zwiſchen Pekalongang und Samarang bildet, und der zur Regenzeit weit uͤber ſein ſandiges, mit Millionen von Trachytgeſchieben .) Oder Kuda-Kuda, Wirtgenia nov. gen. 279 bedecktes Ufer tritt, muß man auf einer Fähre uͤberſetzen. — In dieſen Waͤldern hauſen zahlreiche Tieger, die uͤberhaupt ſolche niedrig gelegenen Wildniſſe, wo viele mit hohem Gras (Allang⸗allang) bewachſene Plaͤtze vorkommen, vorzugsweiſe zu lieben ſcheinen. Auch viele Pfauen ſieht man über die Straße fliegen. — Der Boden, welcher dieſe großen Waͤl— der traͤgt, beſteht aus einer roͤthlichen, lehmigen Dammerde, in welcher ſich viele Trachytgeſchiebe eingeknetet finden, und die nicht ſelten in wirkliche, feſte, felſige Breccien übergeht, Aus ſolchen Maſſen find auch die ſchoͤnen, graſigen, mit einzelnen Baͤumen und mit Piſangpflan⸗ zungen beſtandenen Huͤgel zuſammengeſetzt, welche ſich von Samarang her bis zum Ungarang hinziehn, und die den Berg auch noch von an— dern Seiten umgeben. In W. laufen ſie dem Prahugebirge entgegen. Bald ſind es abgerundete Geſchiebe, ganz loſe in fruchtbarer, roͤthlicher (zu— weilen ins Dunkelbraͤunliche, ſelten ins Gelbliche uͤbergehender) Erde ein— geknetet; bald find es feſter zuſammengebackene Trachytbrocken, vom fein: ſten Gereibſel an bis zu einem halben, ſelbſt einem und mehren Fußen im Durchmeſſer; ſo daß man ganz allmaͤhlige Uebergaͤnge vom lockerſten Schutthaufen an bis zur haͤrteſten Breccie, die ſich kaum noch von com- pakten gleichmaͤßigen Felſen unterſcheidet, wahrnehmen kann. 5 Dieſe verſchieden geſtalteten Maſſen finden ſich, da wo man dies an den beim Straßenbau entbloͤßten Waͤnden wahrnehmen kann, nicht ſelten in regelmaͤßiger Schichtung uͤber einander; ſo daß ſie von ſehr un— gleichem Alter ſein und ihre Entſtehung in ſehr verſchiedenen Perioden gefunden haben dürften. — In vielen Gegenden befinden ſich die einge: kneteten Geſteine in einem ſolchen Zuſtande von Verwitterung, daß ſie mit dem Spaten durchſtochen werden koͤnnen und ſchon unter einem ge— ringen Drucke in Gries zerkruͤmeln; dieſe ſind weißlich, ſelbſt weiß von Farbe und werden zu beiden Seiten des Weges ausgegraben, um zur Verbeſſerung der Straße verwandt zu werden, eine Arbeit, mit welcher ich auf meiner Reiſe nach Ungarang Tauſende von Javanen beſchaͤftigt fand. Herr Fritze wurde durch Dienſtpflichten auf Samarang gefeſſelt und hatte eines unſrer Engefield'ſchen Barometer zuruͤckbehalten, um dort zu denſelben Stunden zu beobachten, zu welchen ich auf dem Gebirge zu obſerviren gedachte“). Ich verließ Ungarang den 24. April Morgens, um den Berg glei— chen Namens zu erſteigen. Unmittelbar hinter dem Dorfe, deſſen Huͤt— ten ſich wie gewoͤhnlich zwiſchen Kokospalmen und andern Fruchtbaͤumen verſtecken, und welchem ſich ein kleines europaͤiſches Fort anreiht, ſtroͤmt der Kali⸗Karang hin, der feinen Namen (Kali: Bach, Karang: Stein) den zahlloſen Trachytgeſchieben verdankt, welche ſein Bett erfuͤllen. Er be— waͤſſert das ſchmale, von SO. nach NW. hin fanft geneigte Thal, wel- .) Man ſehe die Reſultate hiervon, fo wie überall die Beobachtungen über Witterungsbeſchaffenheit, Temperatur und Barometerſtand im beigefügten mete: orologiſchen Journal. 280 ches den Ort von dem nachher ſchnell emporfteigenden Fuße des Berges trennt, und welches ganz mit Reisfeldern bedeckt iſt. Hat man dieſes Thal uͤberſchritten, fo ſteigt man auf den ſanft geneigten Huͤgeln durch Kaffeegacten hinauf bis zum Dorfe Laͤrraͤp, welches ſehr ſchoͤn auf einer Anhöhe gelegen iſt, NOlich von der Kuppe Suro:lojo des Gebirges, und dis wohin man auf Pferden gelangen kann. Von da ab aber werden die Pfade ſchmaler, ſteiler, nur noch für Fußgänger betretbar. Sie fuͤh⸗ ren auf den ſanftgerundeten Joͤchern des Berges hinan, die bald mit ho— hen Graͤſern (Allang⸗allang) ſchilfaͤhnlich uͤberwuchert, bald mehr wieſen— aͤhnlich mit niedrigen Graͤſern bedeckt ſind, zwiſchen denen, gleich den europaͤiſchen Veilchen, eine kleine Commeline haͤufig waͤchſt. Hin und wieder zerſtreut, erhebt ſich auf dieſen Grasabhaͤngen niedriges Gebuͤſch von gefiederten Melantheſa-Arten, von Urena lobata, von einem He- dysarum, welches dem H. strobiliferum ſehr ähnlich ſieht, von einem Melastoma mit großen roſenfarbigen Blumen und von Mussaenda glabra Vahl., deren große, milchweiße Kelchzipfeln“) überall aus den Gebuͤ— ſchen bervorſchimmern In den tiefen und ſcharf zulaufenden Kluͤften, welche die abgerundeten Laͤngsruͤcken von einander trennen, treten Baum: farrn auf, — aber auf dem Ruͤcken ſelbſt ziehen ſich bis zum Dorfe Tirkilo wohlbewaͤſſerte Reisfelder hinan, die ſich hie und da ſo ſteilen Abhaͤngen anſchmiegen, daß ſich eine hoͤher liegende Teraſſe nicht ſelten 10 Fuß tief zur naͤchſtfolgenden ſenkrecht hinabſtuͤrzt. Ich kam in dieſem Doͤrfchen, dem hoͤchſtgelegenen auf dieſer Seite des Berges, um 10 Uhr an. Piſangſtauden und Nankabaͤume (Arto- carpus integrifolia) umgrünen feine wenigen Hütten, zwiſchen denen ſich überall die ſchlanken Stämme von Pinang, Areng und Cokospalmen erheben, ſo daß eine kleine Gruppe entſteht, ſo lieblich, als ſie nur die Phantaſie eines Malers hinzaubern kann. Das Doöͤrſchen liegt 1040 Fuß uͤber dem Meere, auf einem Ruͤcken, welcher von der Kuppe Suro— lojo des Berges nach N. g. O. herablaͤuft und noch in bettaͤchtlicher Höhe Über dem Dorfe bei ſehr ſanfter Neigung breit genug ift, um hin— laͤngliche Weideplaͤtze für das Vieh und Raum für noch mehre Dörfer darzubieten. Zu beiden Seiten iſt er von einer Kluft begrenzt, die ihn von den zunaͤchſt liegenden Joͤchern trennt, und die eine Tiefe von 100 bis 300 Fuß erreicht; ihr ſcharf zuſammenlaufender Grund iſt mit Roll: ſteinen angefüllt, zwiſchen denen die Gewaͤſſer herabmurmeln. Diefe Ge: ſchiebe im Grunde der Kluͤfte und die Gegenden zunaͤchſt dem Dorfe Tirkilo ausgenommen, wo man gewaltige, auf einander gethuͤrmte Tra- chytbloͤcke antrifft, die aus dem Erdreich hervorragen, ſtoͤßt man an die⸗ ſen Abhaͤngen des Berges nirgends auf nacktes Geſtein; Alles iſt mit einer dicken Schicht fruchtbarer, roͤthlich-brauner Erde bedeckt, welche, vom Regen oder Thau benaͤßt, ſehr glatt und ſchluͤpfrig wird, und die an einigen Stellen eine faſt lettenartige und thonige Beſchaffenheit annimmt. ) Calycis dens unus in folium coloratum productus. # 281 Sie ſcheint aus der Zerfegung von Laven und Trachytgeſteinen hervorge— gangen zu ſein; wenigſtens findet man da, wo durch die Anlegung von Reisfeldern oder durch die auswaſchende Kraft der Gewaͤſſer Waͤnde von einiger Tiefe entbloͤßt find, die meiſten Felſen in einem Zuſtande völliger Auflöfung ; fie bilden eine weiche, thonartige Maſſe, mit dem Spaten durchſtechbar, von blaßroͤthlicher, weiß getuͤpfelter Farbe, eine Maſſe, in welcher das Auge von den fruͤhern Gemengtheilen kaum noch etwas an— deres, als ſchwarze Augitpartikeln entdecken kann. Ich ſtieg von Tirkilo aus laͤngs dem nach oben zu ſchmaͤler wer— denden Ruͤcken hinan, auf deſſen uͤppiger Grasdecke ſich hie und da die bereits erwaͤhnten Straͤucher erheben; zu ihnen geſellte ſich hier noch das ſchoͤne Desmodium lilacinum J. mit feinen lillafarbnen Bluͤ— thentrauben und auf der untern Flaͤche weißlich-grauen Blaͤttern. Zwiſchen dem Allang⸗allang verſteckt, bluͤhte hin und wieder die orobanche— ähnliche Aeginetia indica Roxb., aus deren Wurzel 2 bis 3 faftige, röthlich gefärbte Schaͤfte emporſteigen, wovon jeder ſich in eine große, blaß purputfarbne Blume endigt. Zuweilen zogen, wie ein grauer Rauch, die Wolkennebel vorüber und hielten für kurze Augenblicke die Kraft der Sonnenftrahlen ab, die dann wieder mit neuer Kraft auf uns her: abſchloß. So erreichte ich gegen 11 Uhr die Grenze der Waͤlder, die hier in einer Hoͤhe von 3500 par. Fuß beginnen, aber noch haͤufig durch Allang-allang- und Klagaſtrecken unterbrochen werden. Die Javanen, welche mich begleiteten, lagerten ſich hier, um zu ruhen, und ich hing ein Barometer an Baumzweigen auf, die ſchon uͤberall mit Usneen be— deckt waren. Man genießt von hier aus eine herrliche Ausſicht weit um— her uͤber das niedrige, huͤgelig unebne Land, das ein hoͤchſt fruchtbares, getüpfeltes Anſehn hat, aus grünen Reisfeldern, kleinen Waſſerſpiegeln und dunklen, ſchattigen Waͤldchen zuſammengeſetzt, bis fern hin zum Saume des Meeres, deſſen Spiegel jedoch kaum durch den Duft der Atmosphaͤre hindurchſchimmert. Denn alle Augenblicke zieht neblig truͤ— ber Himmel vorüber und bringt eine eigenthuͤmliche Beleuchtung hervor. Die naͤhern Gebirgsabhaͤnge dicht unter uns liegen deutlich im Son— nenſcheine da, und hell erglaͤnzen die Spiegel der Reisterraſſen, die ſich in concentriſchen, ſich immer mehr erweiternden Halbkreiſen um die Berg— ruͤcken herumziehn (Taf. 24 Fig. 4); die entferntereng Gegenden aber ver— ſchwinden immer mehr in Duft, und die Luftſchichten, welche ſich vor uns, in gerader Linie mit unſerm Auge, ausſtrecken, erſcheinen im dun— kelgrauen, ja ſchwaͤrzlichen Colorit der Regenwolken. Nach aufgenommenen Beobachtungen trat ich in die üppigen Laubge— woͤlbe der Waͤlder ein, deren dunkle Schatten von dem Nebel der hindurch— ſtreichenden Wolken noch mehr verduͤſtert wurden. Alle Ausſicht ver— ſchwand nun; ja das Auge konnte in der Regel nicht weiter als 5 bis 10 Fuß vordringen, ſo uͤppig und dicht gewebt war das Gewirre von kraut— artigen Pflanzen, von Straͤuchern und Schlinggewaͤchſen, welche alle Raͤume zwiſchen den Baumſtaͤmmen erfuͤllten. Man konnte keinen Schritt 282 vor ſich thun, ohne ſich erſt mit dem Hackmeſſer Bahn zu machen. Dies Vordringen wurde noch beſchwerlicher gemacht durch die Menge der hin⸗ geſtreckten, vermodernden Baumſtaͤmme, welche überall den Weg verſperr⸗ ten, durch die große Feuchtigkeit im Geſtraͤuch und durch die lockere Be⸗ ſchaffenheit des Bodens, eines dunkelbraunen Humus, in dem man bis über die Knöchel waden mußte. — Alle Stämme und Zweige der Baͤume waren mit Laubmooſen und Usneen behangen. In dem Unterholze herrſch⸗ ten Bambusarten vor, Pinang utang, (eine kleine, etwa 15 bis 20 Fuß hohe Arecapalme: Areca glandiformis Willd. Rumph. amb. 1. p. 39. t. VI.) era: und Melaſtomaarten, ein Rubus (R. javanicus Bl.), eine Sanicula (S. montana Reinw. DC. Prodrom. IV. 85. — Blume Bydr. 15. 882), ein Polygonum (P. corymbosum. Willd. var. densiflorum Bl.), das ich ſchon früher am Merapi fand, ferner Bego— nien, Baumfarrn und kleinere Farrenkraͤuter aus allen Gattungen, nebſt Hunderten von Lianen, die ſtrangaͤhnlich Staͤmme und Zweige der Baͤume mit einander verwebten. Hie und da erſchien ein wilder Piſang, deſ— ſen Blaͤtter kaum Platz im Dickicht fanden ſich auszubreiten, und Frei⸗ cynetien mit Pandanusaͤhnlichen Blättern rankten ſich 50 bis 60 Fuß hoch an den Baumſtaͤmmen empor. Tief im Schatten der Sträucher, da wo es am feuchteſten war, blühte Balsamina micrantha Bl. Bydr. 5. p., 240. eine der gemeinſten Pflanzen Javas, die man in allen Ge⸗ birgswaͤldern findet, —und nicht minder gemein, aber hoch von den Aeſten der Baͤume herab, blickten die lichtgruͤnen Buͤſchel des Asplenium, Ni- dus Avis L. — Auch an Pilzen fehlte es nicht; unter dieſen waren ſchneeweiße Cypheliaarten auf noch grünen Reiſern und Blattſtielen, auf vermodernden Baumſtaͤmmen aber Polypori und Merulius aflınis mihi) vorherrſchend. Manches noch nicht Bekannte bot ſich mir dar. — Von den hohen Waldbaͤumen fand ich nur wenige bluͤhend, und von dieſen wenigen konnte ich mir nur ein Paar verſchaffen, die mir zum Theil noch unbekannt ſind, ſo daß ich, als hier vorkommend, nur eine Anzahl Ficusarten, Podocarpus amara Bl. und Cedrela febrifuga mit Gewißheit anfuͤhren kann. Eines rieſenmaͤßigen Baumes (Taf. 24 Fig. 5) muß ich noch erwaͤh⸗ nen, den ich bis jetzt noch nicht geſehen, den die Javanen Tjarakka nann⸗ ten, der aber zu der Gattung Ficus zu gehören ſcheint. Er waͤchſt in der mittlern Höhe der Wälder; fein Stamm iſt kurz, etwa 40 Fuß hoch, erſcheint wie aus zahlreichen kleinern Staͤmmen zuſammengewach⸗ ſen, und hat einen Umfang von 30 bis 35 Fuß; ſeine Aeſte aber ſind gewaltig und breiten ſich in horizontaler, jedoch geſchlaͤngelter Richtung weit und breit umher aus, indem ſie ſich, gleich Polypenarmen, drohend durch die Wölbungen der uͤbrigen Baͤume hindurch ſchlingen. So hielt die Wildniß, durch die ich in der Abſicht, den hoͤchſten ) Siehe meine Praemissa in Floram crypt. Javae. in den Verhandl, van het Batav. Genootschop, Bd. 17. 283 Gipfel zu erſteigen und dort Barometerbeobachtungen anzuſtellen, meinen Weg nahm, an, ohne lichter zu werden und ohne in den angeführten vor: herrſchenden Pflanzenformen noch bemerkbare Veraͤnderungen zu erleiden. — Endlich, es war um 3 Uhr, und wir waren Alle vom Klimmen ers ſchoͤpft und geplagt von unzaͤhligen kleinen Blutegeln, die ſich ohne Un— terlaß an den Fuͤßen und an andern Theilen des Koͤrpers anſaugten, langten wir auf der hoͤchſten N. O.lichen Kuppe Suro:lojo des Gebirges an. Ich hatte geglaubt, auf dem Ungarang einen Krater zu finden, oder doch kahlere Hoͤhen, nur mit Strauchvegetation bedeckt, wie ich ſie auf andern Bergen Javas gefunden hatte; wie verwundert war ich aber, weit umher nichts als Wald zu ſehen, nichts als finſteren Wald, mit eben ſo maͤchtigen Baͤumen derſelben Art, wie ſie den Abhang des Ber— ges bekleiden. — Ich konnte wohl wahrnehmen, daß die ſanft gerun— dete Kuppe, die ich erreicht hatte, bei einer Breite von etwa 307 etwas in die Lange gezogen ſei, von S. O. nach N. W., und daß fie ſich nach allen Seiten hin ſanft hinabſenke; aber weiter hin war dem Blicke nicht vergoͤnnt zu dringen, ſo gedraͤngt ſtanden die Baumſtaͤmme, und ſo uͤppig zwiſchen ihnen war das Dickicht der Straͤucher. Dazu kam noch der feuchte Nebel der Wolken, der Alles verhuͤllte. Um daher eine Ausſicht zu erlangen, die uͤber die Situation des Gebirges nur einigermaßen belehrend ſei, ſah ich mich genoͤthigt, einige der hoͤhern Baͤume kappen und auch das Zwiſchengeſtraͤuch faͤllen zu laſ— ſen um dann, ſobald es der voruͤbergeſtrichene Nebel erlaubte, die Lage des Ruͤckens zu beſtimmen. Auf dieſe Art erblickte ich von hier in S. W. eine zweite, ziemlich ſpitz anſteigende Kuppe, die, (fo ſchien es mir) wenigſtens 700 Fuß hoͤ⸗ her als Suro⸗-lojo iſt und die von den Javanen mit dem Namen Som: mo⸗wono bezeichnet wurde. Sie haͤngt mit erſterer durch einen weniger hohen Zwiſchenruͤcken zuſammen, welcher einen kleinen Bogen beſchreibt und ſich etwa in der Mitte zwiſchen beiden hoͤchſten Kuppen in eine dritte, doch viel niedrigere Kuppe erhebt. Nirgends erblickt man Felſen⸗ waͤnde oder kahle Stellen. Alle Kuppen erſcheinen abgerundet und ſanft geneigt, und Alles, Kuppen ſowohl, als das weite Zwiſchenthal zwiſchen Suro⸗lojo und Sommo:wono iſt mit undurchdringlichen Wäldern bedeckt, von denen man weiter Nichts ſieht, als die Woͤlbungen der Baͤume. Eine vierte Gebirgskuppe, Samanglie, war, da ſie viel niedriger liegt, von Suro⸗lojo aus unſichtbar; fie liegt aber von Ungarang aus geſehen, weiter entfernt, als Suro-lojo und beinahe in W. S. W., alſo wahrſchein⸗ lich in W. gen N. von der zuerſt genannten Kuppe. Die Kuppe Suro:lojo liegt, dem Barometerſtande zufolge, 4830 Fuß uͤber dem Niveau des Meeres. Da es ſchon zu ſpaͤt war, um zuruͤckzukehren, beſonders da ich einen großen Theil der geſammelten Pflanzen noch nicht unterſucht hatte, fo beſchloß ich, hier auf dem Gebirge zu uͤbernachten und folgte den Ja⸗ vanen, die mich etwas abwärts führten, zu einer Quelle, welche nicht weit unter dec Kuppe und zwar an ihrem S. O. lichen Abhange ent⸗ 284 ſpringt. Hier lichteten ſie eine kleine Stelle vom Geſtraͤuch, bauten eine Hütte von Baumzweigen, Piſang und Farrenkrautblaͤttern und zuͤn⸗ deten einige Feuer an. * Ich hing meine Inſtrumente mittelſt einiger Bohrer an dem Stamme eines Marangangbaumes, Podocarpus nereifolius, Lamb. auf, der mit ſchmarotzenden Thibaudien, Orchideen, Farren und Usneen bela: den war und welcher nebſt andern bereits oben angefuͤhrten und andern mir noch nicht bekannten Bäumen die Quelle beſchattete. Von allen , dieſen Bäumen, von Kaju-wijong, Pang⸗pell, Kundal-palong und andern, wenn ſie auch keine Bluͤthen trugen, ſammelte ich Zweige, um ſie ſpaͤter zu beſtimmen. N Die Quelle entſpringt am Anfange einer kleinen Kluft, die ſich nach S. O. hinabzieht und bildet drei kleine, nahe unter einander befind- liche Becken von etwa 6 bis 10 Fuß im Durchmeſſer, von deren ober: ſtem (welches am tiefſten iſt) das Waſſer durch das Erdreich zu den tie: fer liegenden durchſickert, ſich aber weiter unten wieder im Boden verliert. Auf dem Grunde der Becken, die nicht uͤber 2 bis 3 Fuß tief ſind, waͤchſt ganz unter Waſſer, ein roſenföͤrmiges Moos (Bryi n. sp. Bryo bimo Schreb. similis.), waͤhrend ihre Waͤnde, an denen beſtaͤndig Waſ— fer herabtröpfelt, mit einem üppig fructificirenden Lebermooſe, (Mar- chantiae L. n. sp.) wie mit einem grünen Teppich überzogen find. Auf ihrem klaren Spiegel leben geſellig kleine, blaͤulich braune, glänzende Käfer (eine Datiscus:Art?) die ſich pfeilſchnell hin und her bewegen. Das Waſſer, welches ſowohl am Abend, als am folgenden Morgen bei einer Lufttemperatur von 62 und 60 (13,33 und 12,44 R.) Grad — 61° F. (12,89 R.) zeigte, iſt vollkommen klar und ſcheint nichts Ans deres zu ſein, als ein Wolkenniederſchlag, der durch das Kraut- und Moosdickicht des beſchatteten Waldbodens und durch die labyrinthiſch ver: ſchlungenen Wurzeln der Bäume hindurchſickert. (Man koͤnnte daher ſolche Quellen vegetabiliſche nennen, im Gegenſatz von minera— liſchen, welche fremde Beſtandtheile enthalten und von unten empor⸗ ſteigen.) Ich nahm an dieſer Quelle ſechs Barometer- und Thermometer— beobachtungen, wonach fie, nach dem Barometerſtande, welcher zu derſel— ben Zeit von Herrn Fritze zu Samarang wahrgenommen wurde, berech— net, 4530 Fuß uͤber dem Meere liegt; — alſo 300 Fuß unter der naͤchſten Kuppe Suro:lojo. Hier, neben der Quelle, erwartete ich den Einbruch der Nacht. Die Javanen kauerten ſchweigend an ihren Feuern, zufrieden mit einer Hand— voll Reis, den fie verzehrten. — Man verſetze ſich unter dieſe Menſchen, deren Gutmuͤthigkeit und natuͤrliche Gaſtfreundſchaft keine Kultur ver⸗ darb, — die, (obgleich ihre nackten Körper vor Froſt beben,) auf den geringſten Wink bereit ſind, noch mehr Blaͤtter zum Decken der Huͤtten oder noch mehr Holz zur Unterhaltung der Feuer herbeizuholen, — und uͤberlaſſe ſich den Eindruͤcken ſolcher Umgebung. — Rings iſt man von 285 Bäumen umgeben, die ihre Haͤupter hoch erheben, und durch deren Spal— ten man nur hie und da die Helle des Himmels erblickt. Duͤſter ſtei— gen die Wolkennebel empor, und kein Laut ertoͤnt in dem einſamen Walde. Aber, ſobald die Nebel voruͤberziehn, und noch ein ſchwacher Blick der ſcheidenden Sonne in die Baumwipfel dringt, ſo beginnt ein Geſchwirr von Inſektenchoͤren, welches ſcheinbar durch den ganzen Wald ertoͤnt, und deſſen einzelne Stimmen die ganze Tonleiter durchlaufen. Einige ſind kreiſcheud, andere ſchwirrend, noch andere pfeifend, ſo intenſiv, daß man glauben ſollte, fie ſeien durch Vogel hervorgebracht; noch an— dere ahmen das Gekraͤchze der Raben taͤuſchend nach. Bald ſenkt fich die Nacht herab, aber das Inſektengeſchwirr dauert fort in abgebrochenen Pauſen. Eine Zeit lang iſt Alles ſtill; dann nach einigen Minuten faͤngt es wieder an, als ſeien es Muſikchoͤre, die von einer Gegend in die andere wanderten! — Vergebens wartete ich des Schlafes. Die Kuͤhle der Nacht, das feuchte und harte Lager und die Blutegel, die von den Baͤumen herab— fielen, beguͤnſtigten ihn keinesweges. — Ich dachte an die Unendlichkeit der Natur, an die unergruͤndliche Mannigfaltigkeit des Lebens — und an die ſchwachen Kräfte eines Menſchen, an die Kürze feines Daſeins und an die Unzulänglichkeit ſeiner Huͤlfsmittel, — Gedanken, die keinesweges geeignet waren, das Gemuͤth zu erheitern. — Ueber mir und rings um mich woͤlbt ſich der Wald mit ſeinem unendlichen Reichthum an Pflan— zen, ſo reich, daß ein Zeitraum von mehr als zwei Monaten erfor⸗ derlich fein würde, um nur einen Raum von 300 Quadratfuß gruͤnd— lich zu unterſuchen, und ich darf nur zwei Tage hier verweilen. Ein einziger Baum wuͤrde mehr Zeit erfordern, um durchſucht zu werden, da Hunderte von Schmarotzern aus den verſchiedenſten Familien alle ſeine Zweige wie mit einem Polſter uͤberziehn. — Alles dieſes bleibt mir nun unbekannt. — Dabei hoͤre ich Tauſende von Stimmen, hervorgerufen durch Inſektenſchaaren, welche in den Baumwipfeln leben, deren Haus— halt unbekannt iſt, und die man vielleicht nie zu Geſicht bekommen kann. — Drang nun noch dann und wann, wenn ſich die Nebel zer— ſtreuten, der Schimmer von Sternen durch den Wald, von Sternen, die wir nur als leuchtende Punkte kennen, und von deren Bau, von deren Geſchoͤpfen wir keine Ahnung haben, — fo fliegen in mir Ideen auf von menſchlicher Nichtigkeit, die meinen Sinn umduͤſterten. Wo findet man Befriedigung? in der Natur, die unergruͤndlich iſt? — oder im Leben der Menſchen, die einander mißtrauen, die im Grunde auf Nichts denken, als einander das Leben ſauer zu machen, die einander henken und morden, gleichſam wie von böfen Geiſtern beſeſſen, oder in Irrthuͤmer verſenkt und Tollheit, aus welcher ſie erſt auf dem Sterbebette erwachen !? Wie viel gluͤcklicher ſind die Javanen, die zwar keinen Trieb nach Wiſſen kennen, die aber als Menſchen leben, welche ſich nie aus der Sphäre entfernen, die ihnen Mutter Natur anwies, die mit Wenigem zufrieden ſind, und die das Wenige, was ſie haben, bruͤderlich mit ein « 286 ander theilen, — ſich nie Sorge machend, und nie an ein Morgen denkend! — Nach meiner Zuruͤckkunft zu Ungarang am Abend bes 25. erfuhr ich, daß es in der vorigen Nacht ſehr heftig und anhaltend zu Ungarang und Samarang geregnet hatte, obgleich die Nacht auf der Gebirgskuppe ziemlich heiter geweſen war. Auch jetzt (25. April) ſenkte ſich zu Unga⸗ rang ein ſchoͤner, ſtiller Abend herab; nur die Kuppe des Berges lag in ſchwarzgrauen Wolken verſteckt. — Nachdem die Sonne geſunken war, fin: gen die Züge der großen Fledermaͤuſe (Kalong, Pteropus edulis) an ſich zu bewegen, ein Phaͤnomen, das ich, jeden Abend wiederkehrend, auch in andern Gegenden der Inſel beobachtete; doch ſo, daß dieſe Thiere bloß in einer Richtung fortflogen und zwar ſtets dem naͤchſten Gebirge zu, z. B. uͤber die Gegend bei Aſſam weſtlich von Batavia hin flogen ſie vom Strande her nach dem Berge Salak zu. — Hier aber zu Ungarang be— wegten fie fich in einer doppelten Richtung. Ein Zug ging von NO. nach SW. gerade auf den Berg Ungarang los; ein zweiter aber von SD. nach NW., nach welcher Richtung hin kein Gebirge liegt. Sie flogen, wie gewohnlich, einzeln und zerftreut hinter einander, nicht höher als 2 bis 300 Fuß über dem Boden, fo daß man ihre ſchwarzen Koͤr⸗ per in der heitern Abendluft deutlich unterſcheiden konnte. Die Thiere, welche zwei verſchiedenen Zügen angehörten, kreuzten ſich nicht ſelten fo dicht über einander, daß man glaubte, fie müßten an einander ſtoßen; dennoch ließen fie fi dadurch nicht im Geringſten von ihrer einmal an— genommenen Richtung abbringen. So hielten die Zuͤge, die ſich auch am folgenden Abende wiederholten, an, bis man es in der zunehmen- den Daͤmmerung nicht mehr erkennen konnte. Chronik des Ungarang. Iſt völlig unbekannt. — Alle unſere Nachforſchungen bei den Ja⸗ vanen, ob ſich vielleicht eine Tradition uͤber fruͤhere Ausbruͤche des Ber— ges erhalten habe, blieben fruchtlos. Wie ſchnell auch die furchtbarſten Kataſtrophen bei den Javanen, die keine Anzeichnungen halten, in völlige Vergeſſenheit gerathen, lehrt unter andern der Gunong-Ringgit, der, nach Valentyn, im Jahre 1586 eine große Verwuͤſtung anrichtete und noch 1597 gewaltig dampfte. Auch nicht die kleinſte Sage hiervon hat ſich erhalten, und Niemand von den jetzigen Bewohnern des Berges weiß, daß er früher ein Vulkan war. — Bei andern Feuerbergen waren hef⸗ tige Eruptionen, die kaum vor 50 Jahren Statt fanden, bereits vergeſſen. Daß aber der Ungarang auch ein Vulkan war, der heftige Aus⸗ brüche erlitt, iſt ſehr wahrſcheinlich. — Oſtwaͤrts vom Berge und von der großen Straße findet ſich, außer mehreren kalten Sprudeln, deren Waſ— ſer dem Salpeterwaſſer gleicht, auch eine warme Quelle im Flußbette des Kali⸗ulo (beim Dorfe Gondorio). Am NW.lihen Abhange des Berges bei Tirkilo liegen Bloͤcke von Trachyt und trachytiſchen Laven auf eins 287 ander gethuͤrmt; — die Lage der Bergkuppen ift fo, daß fie eine weite Thalkluft umgeben, in welcher vielleicht einſt der Krater war; — ferner am S.lichen Abhange des Berges unterhalb der Kuppe Sommo-wono (wo neun altbraminiſche Tempel — Chandi-Songo — liegen, und wohin man von Ambarawa oder Bawen aus ſich begeben muß), findet man noch ſchwache Entwickelungen von Schwefelwaſſerſtoffgas und lauwarme ſchwef— lige Waſſer “): lauter Umſtände, die für die vulkaniſche Natur des Ber: ges ſprechen. Wir fuͤhren dieſe Umſtaͤnde vorlaͤufig nur an, uns vor⸗ behaltend, den Berg in Zukunft genauer von allen Seiten zu unterſuchen. Am 28. April traf ich wieder mit Herrn Fritze zu Ungarang zu: fammen, von wo aus wir gemeinſchaftlich zu Wagen weiter reiften. Von Salatiga aus genoſſen wir wieder den Anblick des Merbabu, deſ— fen hoͤchſte Spitze von hier in S. S. W. liegt, und in deſſen mächtige, von da mit wenig Kruͤmmungen herablaufende Kluft man gerade hin— einſieht. Hinter dem Berge ragt in S. gen W. die Spitze des Merapi hervor. Nur in den Morgenſtunden kann man den ganzen Berg in vollkommener Klarheit uͤberſchauen; denn ſobald die Sonne ſich 45 bis 60 Grade uͤber den Horizont erhoben hat, fangen die Duͤnſte an zu ſtei— gen und den Berg in Wolken zu huͤllen, fo daß man im fernern Vers laufe des Tages ſelten mehr von ihm erblickt, als ſeine noͤrdliche Spitze, die majeſtaͤtiſch hoch aus den Wolken herabſieht. Wir kamen den 29. Nachmittags zu Ampel an, dem Landſitze des Herrn Dezintje, auf dem Fuße des Merbabu gelegen, der ſich nach O. hin ausbreitet. Hier war Alles in dulci jubilo. Man feierte den Namenstag des Eigenthuͤmers. Tiegergefechte wurden gehalten, Cham— pagner ſchaͤumte, Bajaderen (hier Sirinpin's genannt), tanzten und un: aufhoͤrlich, allen andern Lärm uͤbertaͤubend, erklangen die Schläge des Gamelang's, in deſſen Pauſen man nur zuweilen eine lieblichere, harmo— niſchere Muſik Europa's vernahm. Es liegt dieſer Ort 1973 Fuß uͤber dem Meere. Direct in W. erblickt man den ſuͤdlichſten Ruͤcken des Merbabu. Das Herrenhaus iſt mit einem Wall und einer feſten Mauer umgeben, ein kleines Fort bildend, welches der Eigenthuͤmer in den letz— ten Kriegen mit Erfolg gegen die javan'ſchen Inſurgenten vertheidigte. Schoͤne parkaͤhnliche Anlagen, in denen zahlreiche Trupps zahmer Hirſche weiden, und die gewoͤhnlichen Gebuͤſche der Doͤrfer, die ſich zwiſchen den Kaffeegaͤrten und Reisfeldern erheben, umzingeln es. Gern entfloh ich dem Tumulte und Glanze Ampel's und begab mich am 1. Mai nach Bantaran, einen Ort, welcher ebenfalls an den oͤſtlichen Abhaͤngen des Berges, aber in einer Hoͤhe von 3900 Fuß liegt. Das von Brettern erbaute Landhaus, deſſen weiß uͤbertuͤnchten Bambuszaun man aus weiter Ferne erblickt, erhebt ſich etwas uͤber dem Dörfhen und iſt von kuͤnſtlich geebneten Terraſſen umgeben, auf welchen „) Nach der Angabe des Dr. Marien zu Mindiro beim Dorfe Ungarang. 283 Erdbeeren und Theeſtauden grünen. Auch ein huͤbſcher Gemuͤſegarten, an deſſen Wegen Pfirſichbaͤumchen und mit duftenden Bluͤthen uͤberla⸗ dene Roſen (R. centifolia) vegetiren, reiht ſich den Terraſſen an, deren oberſte das Häuschen traͤgt. Passiflora quadrangularis L. und Tro- paeolum majus umranken den Zaun. N Schon nach 4 Uhr geht fuͤr Bantaran die Sonne unter, da ſich der Gipfel des Merbabu hinter dem Orte ſchroff und ſteil erhebt. An heiteren Abenden ſieht man daher den Schatten des Berges weit umher auf dem Lande gelagert, deſſen Flaͤche man von hier aus zu ſeinen Fuͤßen erblickt. Er zieht ſich wie ein Halbkreis von N. nach S. am Fuße des Berges, fo daß ſich fein fernſter, oͤſtlicher Saum im Dufte der Atmo— ſphaͤre verliert. Wie ſilberne und goldene Streifen erglänzen die Reisfel⸗ der, zwiſchen denen ſich Hunderttauſende von Doͤrfchen, gleich dunkeln Flecken, zerſtreuen. So die Tiefe. Vor uns duftig blauer Aether, der nur undeutlich den Gipfel des Lawu in O. gen S. durchſchimmern läßt. Aber einige geballte Wolken, gleich ſilbernen Inſeln, liegen zer ſtreut umher im Luftmeere, und roͤthlich erglaͤnzt noch auf ihnen der Schein der Abendſonne. Ich beabſichtigte am folgenden Tage einen Waſſerfall zu beſuchen, den man von Ampel aus in einer Kluft, ſcheinbar in 3 Hoͤhe des Ber— ges, wie einen weißen Faden erblickt, — und ſtieg deshalb auf dem noͤrd⸗ lichen Rande der Kluft hinan. Sie laͤuft gerade weſtlich vom Gipfel, nur unbedeutende zackige Kruͤmmungen bildend, in gerader Richtung herab und verflacht ſich bei Bantaran in ein gewoͤhnliches Langenthal. Die graſigen Ruͤcken, an denen ich hinaufklomm, und welche die Kluft noͤrdlich begrenzen, fand ich mit demſelben vereinzelten Geſtraͤuche und mit denſelben kleineren Pflanzen bewachſen, die ich ſchon oberhalb Sello ge: funden hatte. Doch herrſchte Myrica javanica Bl. hier vor. Alles iſt mit braͤunlich⸗gelber oder braͤunlich-ſchwarzer Dammerde, welche die Grasdecke traͤgt, bedeckt. Nur in der Tiefe der Kluͤfte erſcheinen niedrige, abgeriſſene Felſenwaͤnde hie und da zu Tage gehend. In den untern Gegenden der Kluft, kaum 2000“ oberhalb Bantaran, wo ſich eine Ne⸗ benſpalte, die fruͤher durch einen ſcharfen ſteilen Kamm von ihr getrennt war, in dieſelbe muͤndet, findet ſich in einem faſt keſſelfoͤrmig umgrenz⸗ ten Abgrunde eine ſchmale Cascade, die in der ſteilſten Gegend der Wand in faſt ſchnurgerader Richtung herabrieſelt. Aber Straͤucher und kraut⸗ artige Pflanzen verſchiedener Art uͤberziehen auch hier alles Geſtein, und kaum iſt der kleine Strom des Waſſers ſichtbar. Steht man am Rande, welcher den Abgrund begrenzt, ſo blickt man gegenuͤber auf den ſenkrech⸗ ten Streifen der umgruͤnten Cascade, die mehr als 700 Fuß Hoͤhe hat, und ſieht tief unter ſich die mit Bartflechten behangenen Woͤlbungen der Baͤume, welche an den ſchroffſten Waͤnden emporſtreben. Kaum iſt das Auge im Stande, in der Tiefe den Schaum des Baches zu erkennen. Höher oben am Gebirge trat die ſchoͤne, feingefiederte Inga mon- tana, Jungh. auf, reichlich mit Bluͤthen bedeckt. Durch die 15 bis 289 } | 20 Fuß hohen Gebuͤſche dieſer Pflanze gelangte ich, indem ich öfter durch Nebenkluͤfte hindurchdringen und über die Kaͤmme, welche fie von einan— der trennen, hinwegklimmen mußte, bis zu einer Hoͤhe, wo das Baro— meter bei einer Temperatur von 62° F. (13,33 R.) auf 22, 70 engl. Zoll herabſank. Hier traf ich noch Felder, mit Kohl und Zwiebeln bepflanzt, an und glaubte mich in gleichem Parallel mit der Mitte des Waſſerfalls zu befinden. Ich kletterte daher mit ein Paar Javanen, welche mich be— gleiteten, an der ſteilen Wand hinab, die anfangs noch mit Inga übers zogen war, bald aber ſich mit großen Eichenwaͤldern zu bedecken begann, zwiſchen denen ſich Hedera heptaphylla mihi, baumartige Thibaudien und Urticeen zerſtreuten. Dieſes wilde, von Lianen durchflochtene Dickicht gewaͤhrt einen um ſo erhabenern Anblick, da es ſich an einer faſt ſenk— rechten Wand erhebt und den wildeſten, ſchauerlichſten Abgrund begrenzt, den ich jemals auf Java ſah. Hier fand ich außer einer Menge von Farrn, die ich bis dahin noch nicht geſehen hatte, eine neue Balano- phora, B. maxima mihi“). Sie war dioͤciſch und bildete einen flei⸗ ſchigen Knollen von der Groͤße eines Menſchenkopfs, auf welchem ſich zahlreiche, 4 bis 5 Zoll lange, keulenfoͤrmige, gelblich-karmoiſinrothe Bluͤ— thenkolben erhoben. Sie ſchmarotzte auf noch lebenden Wurzeln der Inga montana, mit denen ſie eng verwachſen war. — Ferner eine neue Ba— lonophoren- Gattung Ropalocnemis phalloides mihi“). Von Zweig zu Zweig mich hinablaſſend, gelangte ich etwa bis zur mittlern Tiefe der Kluft; ich ſchloß dies aus der Hoͤhe der gegenuͤberlie— genden (kahlen) Wand, zu deren Rande ich in einem Winkel von 45° hinaufſah, während ſich der ſcharfe Grund der Kluft noch fo tief unter mir verbarg, daß das Brauſen der Cascade dem Ohre kaum vernehmbar war, während das Waſſer ſelbſt unſichtbar blieb. Hier hört der Baum— wuchs auf, und man ſtoͤßt auf kahle, ſenkrechte Felſen, deren 20 bis 30 Fuß hohen Waͤnde hie und da das Gebuͤſch unterbrechen. Ihre glatte Oberflaͤche hemmt alles weitere Vordringen; denn nur mit Huͤlfe der Waͤlder und Baumzweige, an denen man ſich anhalten kann, iſt es mög: lich, bis hieher zu gelangen. Himmelhoch erheben ſich rings umher die ſchroffen Waͤnde, an denen nebelaͤhnlich die grauen Wolken vor— uͤberſtreichen. Der Grund der Kluft laͤuft voͤllig ſcharf zu und iſt (wenigſtens da, wo ihn das Auge oberhalb Bantaran erreichen kann) mit Rollſteinen an— gefüllt, zwiſchen denen der Bach in kleinen zackigen Kruͤmmungen dahin rauſcht. Die Tiefe des Grundes unter dem in gleichem Parallel liegen— den Rande der beiderſeitigen Ruͤcken ſcheint über 1000 Fuß zu betragen. Ja, nach allen Vergleichungen, die ich mit andern Kluͤften anſtellte, mag dieſe Schaͤtzung noch unter der Wahrheit zuruͤckbleiben; ſie iſt tiefer, als die ſuͤdliche Kluft des Merapi zwiſchen Andong und Ranka, tiefer, als 5) S. Verhandl der K. L. C. Akad. der Natur f. XVIII. Suppl. 1. S. 209. Taf. 1. ) A. a. O. S. 215. Junghuhn, Java. 19 290 die nördliche des Merbabu und tiefer, als der Krater des Tjermai. Sie bildet daher eine wirkliche Gebirgsſpalte, welche die Oſtſeite des Merbabu von ſeinem Gipfel bis nach Bantaran herab durchſchneidet. Ich betrachte ſie in der Gegend des großen Waſſerfalls, der bloß am Fuße des Berges hinauf wie ein Silberpfaden ſichtbar iſt, als unzugaͤnglich. Der Katarakt ſtuͤrzt ſich in der ſteilſten Gegend der Spalte herab, tief in ihrem ſchar— fen Grunde, zu beiden Seiten von Waͤnden begrenzt, die, obſchon ſie ſich beinahe ſenkrecht erheben, dennoch mit Wald bedeckt ſind. Wenigſtens ohne die Huͤlfsmittel von Leitern und muͤhſam in die Felſen gehauenen Treppen, wird kein Sterblicher hinabgelangen. Auch keiner der Java- nen, obgleich ſie gute Klimmer ſind, iſt jemals in der Tiefe geweſen. Wollte man auch in dem ſo engen und ſcharfen Flußbett aufwaͤrts klim⸗ men, fo müßte man auch da Leitern haben, da ſich viele kleine Casca— den von 10 bis 20 Fuß Hoͤhe dem Vordringen entgegenſtellen. Auf der Zuruͤckreiſe ſammelte ich Galium- Plantago- Hypericum— Artemiſia-Arten, eine Spiraͤa und viele mir noch nicht bekannte Gewaͤchſe, deren Unterſuchung ich bis zum folgenden Tage verſchob. Denn kaum war ich um 4 Uhr wieder zu Bantaran angelangt, als ſich ein ſchweres Gewitter erhob. Zuerſt ſtrichen kleine Regenſchauer tief unten uͤber die Flaͤche, deren uͤbrige Gegenden noch in hellem Sonnen— ſcheine dalagen. Dieſe Schauer bewegten ſich von S. nach N. und von dieſer Gegend her verbreiteten ſie ſich, allmaͤhlig zuſammenfließend, uͤber das ganze Land, zogen hoͤher am Berge hinan und huͤllten gegen 4 Uhr Alles in ihren feuchten Schleier. Der Regen floß in Strömen. Blitze fuhren ſchlaͤngelnd vor uns und uͤber uns in allen Richtungen um— her, und zu gleicher Zeit mit ihrem Strahl krachte der Donner ſo heftig, daß das Gebaͤude erzitterte und das Gehoͤr betaͤubt wurde. Dieſe Hef— tigkeit der Gewitter in Gebirgsregionen, wo man zuweilen ganz von der Gewitterwolke umgeben iſt, wirkt ungemein beangftigend auf Perſonen, die aus dem flachen Lande kommen und ſich ſelten in hoͤher gelegenen Ge— genden aufzuhalten pflegen. — Unſere Barometer zeigten jedoch keine andere Veraͤnderungen, als die, welche auch am vorigen Tage zu derſel— ben Zeit bei heiterem Wetter eingetreten waren. Das Thermometer ſank von 4 bis 6 Uhr bon 68 (16 R.) bis 66 (15,11 R.) Grad. Berg La wu Von Solo aus fuͤhrt in oͤſtlicher Richtung, aber gekruͤmmt um den noͤrdlichen Fuß des Lawu herum, eine Straße nach Madiun, die jedoch ſo ſchlecht unterhalten iſt, daß ſie ſich in einigen Gegenden noͤrdlich vom Lawu faſt ganz im Allang⸗allang verliert. Verfolgt man dieſe Straße, fo kommt man ein Paar Paale, oft: waͤrts von Solo zu dem Fluſſe gleichen Namens, uͤber den man auf einer 291 Faͤhre ſetzt. Er ift bereits von Solo aus für kleine Prauwen ſchiff⸗ bar und hat hier eine Breite von etwa 100 Fuß. Seine Ufer ſind theils flach auslaufend und ſandig, theils bilden ſie mehr oder weniger ſenk— rechte Waͤnde von 10 bis 15 Fuß Hoͤhe, die groͤßtentheils aus Truͤm— mergeſteinen zuſammengeſetzt find. Einige von dieſen bilden Breccien von grauer Farbe und bedeutender Feſtigkeit, fo fein, daß fie dem Sandſtein nahe treten, andere beſtehen aus zuſammengebackenen runden Trachytge— ſchieben, deren mittlere Groͤße die eines Apfels iſt, und deren Bindungs— mittel (Trachytſand) eine eben ſo große Haͤrte, als die Geſchiebe ſelbſt, er— langt hat. — Dieſe ſo verſchieden zuſammengeſetzten Conglomerate lie— gen in horizontalen Schichten, von 2 bis 3 Fuß und mehr Maͤchtigkeit uͤbereinander. Es ziehen ſich an dieſem linken Ufer des Fluſſes von Solo her unangebaute Strecken meilenweit nach N. O. hin. Sie bilden niedrige, abgeflachte Huͤgelruͤcken, die um ſo mehr in's Auge fallen, da die jenſei— tigen Gegenden voͤllig ebene, mit Reisfeldern bedeckte Flaͤchen bilden, welche ſich vom Lawu her bis zum rechten Flußufer herabziehen. Es gleichen dieſe Huͤgelruͤcken europaͤiſchen Triften, wo fie nur mit kurzen Grauͤſern und mit vereinzelten, ſtacheligen Acacienſtraͤuchern und Emblica officina- lis Gärtn. bewachſen find. In der Nähe von Solo erblickt man hie und da das blendende Weiß von chineſiſchen Graͤbern, welche ſich ihren Abhaͤngen anlehnen. Im Waſſermaͤngel ſcheint der Hauptgrund ihres Unangebautſeins zu liegen; doch lehrt der Anblick der Gegend, daß man mit geringen Koften von den Baͤchen, die von N. W. herab zum Solo ſtroͤmen, Waſſerleitungen anlegen und fo die duͤrre Wuͤſte in fruchtbare Reisfelder verwandeln koͤnnte. 0 Der Boden der Ebenen, welche das rechte Flußufer begrenzen, zeich— net ſich durch eine hellgraue, hie und da ſogar weißliche Farbe aus, mengt ſich innig mit Waſſer und bildet getrocknet, ſehr harte Kru— ſten, welche den Weg ſehr holperig machen. Er ſcheint vorzugsweiſe aus Thonerde zu beſtehen und durch frühere Aſchen-Eruptionen des Lawu (und der benachbarten Vulkane) gebildet zu ſein. Auch in dieſen Gegenden bis zum Dorfe Kembang, findet man nur wenige Reisfelder uͤberſchwemmt und daher die meiſten duͤrr, ob es gleich an Stroͤmen nicht gebricht, von deren hoͤhern Gegenden man Leitungen herabziehen koͤnnte. Einer die— fer Ströme iſt der Kali Kembang, der N. W. oder W. N. Welich vom Lawu herabſtroͤmt und ſich zwei Paale weiter unten vom Dorfe in den Kali Solo ergießt. Da ſein Gefaͤlle ſehr gering iſt, ſo koͤnnte er ſehr leicht durch tiefere Ausgrabung ſeines Bettes bis zum Dorfe Kembang für kleine Prauwen ſchiffbar gemacht werden, was, wenn vielleicht ſpaͤter dort eine Zuckerfabrik entſtehen ſollte, für die leichte Transportirung des Produktes auf dem Kali Solo bis Surabaya aͤußerſt vortheilhaft waͤre; denn ſchwerlich iſt der Boden fuͤr andere Kultur, als die von Reis und Zucker geeignet. Etwa ſechs Paale weiter oͤſtlich trifft man einen kleinern Strom an, der bei'm Dorfe Seragen vorbeifließt. Hier aͤndert ſich der hellgraue 19 * 290 Aſchenboden in eine braunliche Erde um, welche für das Gedeihen des Kaffeeſtrauches ungleich guͤnſtiger iſt; man findet daher hier auch bereits (ungeachtet des heißen Klimas) junge Kaffeegaͤrten, die einem Schweden gehoͤren, der ſich hier niedergelaſſen hat. Dieſer Mann erzaͤhlt, daß im Anfange ſeines Hierſeins das Volk ſo ſehr zum Stehlen geneigt gewe— ſen daß er ſich ein Thuͤrmchen bauen und daſelbſt des Nachts mit ſeinen Habſeligkeiten einſchließen mußte, um vor Dieben ſicher zu fein. Dies viereckige Thuͤrmchen, unter welchem hindurch das Thor zum Gehoͤfte fuͤhrt, ſteht noch und gewaͤhrt eine angenehme Ausſicht uͤber die umliegenden Gegenden. In S. O. gen S. erblickt man da die hoͤchſte Kuppe des Lawu. Oeſtlich von Seragen, kaum 14 Paale von dieſem Orte entfernt, fangen furchtbare Graswildniſſe an aufzutreten, die ſich beſonders in N. W., N. und N. O. vom Lawu ausdehnen, und von Tigern und wilden Schweinen wimmeln. Die letztern waren ſo wenig ſcheu, daß ſie uns (wir waren zu Pferde) bis auf drei oder fuͤnf Schritte nahe kommen ließen, ehe ſie aufſprangen und wegliefen. Die Grasarten, welche dieſe Wildniß bilden, find theils Allang-allang, theils Saccharum Klaga zwi: ſchen denen ſich, entweder ganz vereinzelt, oder in einzelnen Gruppen, kruͤpp— lige Jati- (Tectonia grandis) und Ploſſo- (Butea frondosa Roxb.) Baͤume zerſtreuen. Die Graͤſer ſind ſo uͤppig aufgeſchoſſen, daß ſie Roß und Reiter in den zuvor hineingehauenen Pfaden uͤberragen. So deh— nen ſie ſich weit und breit aus, erreichen jedoch den Kali Solo nicht, ſondern bleiben von ihm durch eine Strecke fruchtbaren Reislandes ge— trennt, die man vom Gebirge Lawu aus durch ihre gruͤne Farbe von den mehr röthlich: grunen Wildniſſen unterſcheidet. Zugleich mit dieſen Graswaͤldern tritt ein anderer Boden auf, deſſen Farbe von dem Dunkel⸗ grauen in das Rußfarbene, ja in das voͤllig Schwarze übergeht, der, durchnaͤßt, ſich in einen feinen Schlamm verwandelt, getrocknet aber zu harten Kruſten wird, obgleich minder hart als der hellgraue Boden von Kembang; er gleicht vielmehr ganz der Erde, welche weſtlich vom Gunong-Gambing bei Djocjokarta gegefunden wird. In einigen Ge⸗ genden iſt er wirklich moraſtig und überhaupt zur Kaffeekultur geeignet. — In kleinen Sümpfen und Pfützen fanden wir die ſchoͤne Xyris in- dica L., die wir noch nirgends auf Java geſehen hatten. Es war Mittag (7. Mai), als wir dieſe Gegenden N. N. Wllich vom Lawu durchſtrichen. Die Hitze erreichte einen hohen Grad und das Fahrh. Thermometer ſtand im Schatten der Ploſſobaͤume 90° (25 78 R.). Solo (die Stadt) liegt 280 Fuß uͤber dem Meere; nimmt man nun dieſe Ebenen als gleich hoch in demſelben Meridian mit dem Fluſſe an, der doch von Solo her einiges Gefaͤlle haben muß, ſo duͤrften ſie nicht uͤber 180 bis 200 Fuß uͤber dem Meeresſpiegel erhaben ſein; eine geringe Hoͤhe fuͤr dieſe centralen Gegenden der Inſel! Erſt ſuͤdlich hin, nach dem Lawu zu, fangen ſie, obgleich ſehr un— merklich, an aufzuſteigen, und hier fängt die Wildniß auch an, um fo oͤfter, je mehr man ſich dem Dorfe Tarrik naͤhert, durch Reisfelder und - 292 Dörfchen unterbrochen zu werden, deren ſchoͤnes Grün und deren ſchlan— ke Kokospalmen das Auge erfreuen. Und zu gleicher Zeit macht der ſchwarze, ſchwere Schlammboden einer braͤunlichen Dammerde Platz, die, je hoͤher man ſteigt, um ſo lockerer, leichter, humusartiger wird, eine Eigenſchaft, welche ſie in hohem Grade zur Kaffeekultur geeignet macht. Das Doͤrfchen Tarrik liegt am N. N. W lichen Fuße des Lawu in einer Meereshoͤhe von 350 Fuß. Es wird von einem Strom (Kali Tar— rik) umſchlaͤngelt, der von ſeinem Urſprunge in den hoͤhern Gebirgs— gegenden an bis zu ſeiner Muͤndung in den Kali Solo lein Lauf, der im Ganzen noͤrdlich iſt), die Grenze zwiſchen den zwei Reſidentſchaften Solo und Madiun bildet. Wie alle Gebirgsſtroͤme dieſer Inſel, ent— haͤlt auch ſein Bett Tauſende von Trachytgeſchieben, deren Groͤße von dem kleinſten Kieſel bis zu den gewaltigſten Bloͤcken anwaͤchſt; die Ge— ſteine ſeines Ufers (da, wo ſie an ſteilen Abhaͤngen zu Tage liegen) ſind eben ſolche conglomerirte Maſſen, Puddingſteine, wie wir ſie bereits am Kali Solo zu betrachten Gelegenheit hatten. Am jenſeitigen Ufer des Fluſſes erheben ſich Jati- und andere Waͤlder, aber dieſſeits iſt Tarrik von Reis— feldern und Kaffeegaͤrten umgeben. In den letztern gedeihen die Dadap— (Erychrina indica) Baͤume mit großer Ueppigkeit; viele, die erſt zwei Jahre alt waren, hatten bereits eine Hoͤhe von 20 bis 25 Fuß. Der Anblick des Lawu (Taf. 24 Fig. 6.) von dieſer Seite kommt unter allen Bergen Java's dem des Ungarang, vom Dorfe gleichen Namens ausgeſehen, am naͤchſten. Oben iſt er mit finſterem Wald bedeckt, ſeine mittlern Abhaͤnge ſind lichtgruͤn (Grasfluren), und ſein Fuß oberhalb Tarrik iſt mit Vorhuͤgeln umlagert, die mit zerſtuͤckelter Waldung be— gruͤnt ſind. Dabei hat er das Eigenthuͤmliche, daß ſich ſein Fuß nicht weit ausſtreckt, ſondern daß die Flaͤchen, die ihn umgeben, ſehr niedrig liegen, und daß ſich feine Maſſe dann mit den Vorhuͤgeln auf ein— mal erhebt. Dieſe Hügel, wenn man von Tarrik gen Süden aufwaͤrts ſteigt, dieſſeits des Stromes, treten immer deutlicher hervor. Auch jenſeits laͤſt— lich) vom Kali Tarrik erheben ſich noch (bedeutend hoͤher, als das Dorf Tarrik gelegen) zahlreiche Kuppen, die ſich kettenartig vereinigen und ſich ſo der Laͤnge nach herabziehen; ſie ſind mit dichter Waldung bedeckt. Aber die dieſſeitigen Huͤgel ziehen ſich der Quere nach hin und gewaͤhren einen außerordentlich freundlichen Anblick, da allenthalben der lichtgruͤne Schmelz des Allang⸗allang mit dem dunkeln Gruͤn des zerſtuͤckelten Wal— des abwechſelt. Bald hat man den etwa drei Paale langen Pfad zuruͤckgelegt, der don Tartik aus durch die Reisfelder und Kaffeegaͤrten aufwaͤrts führt, und koͤmmt uͤber eine kleine, in Reisterraſſen verwandelte Platte nach Gambing, einem Doͤrfchen, welches, von Hunderten von Kokospalmen be— hattet, hoͤchſt lieblich am nördlichen Fuße dieſer Huͤgel liegt, die ſteil hin: er dem Dorfe ihre Kuppen erheben. Hier neben dem Dorfe im Ge— huͤſch trifft man eine lauwarme Quelle an. Die Felſen, zwiſchen de— nen fie hervorſprudelt, beſtehen aus einem weißlich⸗grauen Kalkſtein, deſ— 294 fen Oberfläche. (wie die aller Kalkfelſen an der Stkuͤſte u. a. O. Sa: va's) ausgefreſſen und mannichfach durchhoͤhlt iſt. — Auch noch in ans dern Gegenden dieſer Huͤgel ſoll Kalk gefunden werden. Das Waſſer iſt ohne Geruch und faſt ohne Geſchmack und ſcheint keine andern Beſtandtheile zu enthalten, als ſolche, die durch die Felsarten, durch welche das Waſſer dringt, angedeutet werden (kohlenſauren Kalk). Das Dorf Gambing liegt am N. N. W. lichen Abhange des Lawu. Man ſteigt von hier aus an dem Vorgebirge hinan, deſſen zahlreiche, zu— weilen ſehr ſpitz erhobene Kuppen durch labyrinthiſch gewundene Thaͤler und Kluͤfte von einander getrennt ſind. Ueppig aufgeſchoſſenes Gras und hohe Klaga bedeckt einige Abhaͤnge; an andern woͤlben ſich Waldbaͤume empor, unter denen ſich eine feingefiederte Acacia mit ſchirmartig ausge— breiteten Zweigen (die ich zuerſtam Gunong-Sebu ſah) auszeichnet. Alles ift uͤberwuchert, und der Boden beſteht aus einem lockern, braͤunlichen Humus, welcher dem Gedeihen der Kaffeebaͤume ſehr guͤnſtig iſt. Nur an wenigen Stellen findet man nacktes Geſtein, theils in Rollſtuͤcken, theils in anſtehenden Felſen zu Tage gehend, — und dies Alles beſteht aus Puddingſteinen, aus Conglomeraten, deren Geſchiebe ſo feſt in die Hauptmaſſe verkittet ſind, daß ſie eben ſo leicht ſelbſt zerſchlagen, als aus ihrem Zuſammenhange mit den uͤbrigen getrennt werden können. So ſollte man glauben, daß alle dieſe Kuppen nichts als Auswurfshuͤgel ſeien, die durch aus dem Krater geſchleuderte, oder durch herabgeſtroͤmte Maſſen gebildet wurden. Iſt man auf der Hoͤhe der queren Reihe derſelben, die ſich uͤber Gambing erhebt, angelangt, fo ſieht man ein kleines Plateau vor ſlch, das rings umher von aͤhnlichen Hügeln umſchloſſen it. Durch Kaffee- gaͤrten, welche den Suͤdabhang der uͤberſchrittenen Huͤgel bedecken, ſteigt man zu ihm hinab. Es iſt ganz in Terraſſen, die mit Reis bepflanzt ſind, verwandelt und enthaͤlt mehre Doͤrfer, unter denen Jambiang das groͤßte iſt. Es bietet einen lieblichen Aublick dar; einſam liegt es da, ein bebautes, plattes Fleckchen, mitten zwiſchen waldgekroͤnten Huͤgeln. Es iſt nur wenig geneigt und erhebt ſich ſehr ſanft zu den Huͤgeln, die es im Suͤden begrenzen, und die dann zu den ſteilern Abhaͤngen des Lawu emporfteigen. — Um zu dem hoͤchſt gelegenen Dorfe auf dieſer Seite des Lawu zu gelangen, ſchreitet man oberhalb des Plateau's von Jam: biang in mehr querer Richtung an den Bergabhaͤngen hin ‚und über: klimmt zwei Ruͤcken, die, obgleich ſich ihr Kamm auch in einzelne, ungleiche Kuppen erhebt, doch mehr ein Ausdehnen in die Laͤnge vom Centrum des Berges abwaͤrts erkennen laſſen. Sie ſind durch tiefe Thaͤler, in deren ſcharfem Grunde kleine Strome rauſchen, von einander getrennt. Alles iſt mit Klaga und Waldwuchs bedeckt; nur in der Tiefe der Thaͤler, wo ſich hie und da Reisterraſſen hinabziehen, erkennt man kleine Dörfer an den Areng-, Pinang- und Kokospalmen, die ſich um dies ſelben gruppiren. So gelangt man nach Balong, welches am N. W.-Abhange des Berges gelegen iſt, jedoch nicht mehr als 2000 Fuß Hoͤhe hat. Es 295 liegt auf einem kleinen Plateau, welches von S. nach N. geneigt und, aͤhnlich dem von Jambiang, wie ein keſſelfoͤrmiges Thal rundum von Hügeln umgeben iſt. Einige derſelben find noch mit Wald bedeckt, an— dere ſehen kahl aus, da man ihre Waͤlder, der regelmaͤßigen Anlage von Kaffeegarten wegen, erſt kuͤrzlich gelichtet hat. Die füdsöftlichen derſelben erheben ſich zu den Abhaͤngen des Lawu und erſcheinen wie hervorſprin— gende, dann jaͤh abgeſtuͤrzte Laͤngenruͤcken des Berges. Drei Ströme durch⸗ ſchneiden dieſes Keſſelthal, das die Cultur ganz in gruͤnende Reisterraſ— ſen umgearbeitet hat; von dieſen iſt der mittelſte, in den ſich die andern ergießen, der größte. Er ſtroͤmt in der Richtung von S. O. nach N. W. vom Berge hinab in einem tiefen Laͤngenthal, das zwei benachbarte Ruͤk— ken von einander trennt und ſich erſt weiter unten ſo verflacht, daß es mit Reisfeldern und Dörfern bedeckt werden konnte. Dort im N. W. vom Berge liegen die Doͤrfer: Torro, Totpatti, Tawang, welches letztere vielleicht nur zwei Paale von Balong entfernt iſt, und doch erſt in ſtun— denlangem Klimmen erreicht werden kann. Denn da die Kluft, durch welche der Kali Balong ſtroͤmt, zu ſteil iſt, ſo hat man einen Weg erſt weſtlich, dann noͤrdlich herab uͤber die Huͤgel bahnen muͤſſen, die ſich im N. W. von Balong erheben. Dieſe Huͤgel ſind maleriſch ſchoͤn; eine uͤppige Vegetation aus Wald und Gras bedeckt ſie. Sie bilden Hunderte von ungleich hohen Kuppen, bald abgerundet, bald zugeſpitzt, die ſich neben einander emporthuͤrmen und durch labyrinthiſch mit einander verbundene Thaler und Kluͤfte ger trennt ſind. Im Zickzack fuͤhrt der Pfad bis Tawang an den Kuppen und ihren Abhaͤngen hin, die zuweilen ſo ſchroff ſind, daß man tief un⸗ ter ſich die 3 bis 500 Fuß tiefen walderfuͤllten Abgruͤnde erblickt. — Erſt bei Tawang verflachen ſich die Huͤgel und Huͤgelruͤcken, deren weſt— warts gelegene mit Jatiwaͤldern bedeckt find. — Der Boden von Gam⸗ bing, Balong und Tawang iſt uͤberall eine lockere, leichte, vom Humus der Waͤlder und der Klaga, die in großer Ueppigkeit wuchert, gebraͤunte Erde. f Von den Huͤgeln bei Balong erblickt man die hoͤchſte Kuppe des Lawu (a) im S. O. (Taf. 25, Fig. 1); die fernen Gebirgskuppen des Merapi, Merbabu und Ungarang (Taf. 25 Fig. 2) aber, die ſich jen⸗ ſeits der weiten, von dem Fuße unſerer Huͤgel an ausgebreiteten Ebene faſt in Duft verlieren, den erſtern in W., den andern in W. gen N. und den Ungarang in N. W. gen W. Von dieſen Hügeln bei Balong aus uͤberſieht. man das kleine, keſ—⸗ 'elförmige Thal mit feinen Terraſſen, mit feinen Dorfwaͤldchen und ſchlan⸗ ien Palmen, dann die waldigen Kuppen, welche es begrenzen, und dahin⸗ er die Abhaͤnge des Lawu, — alles von der Natur mit fo großer Schoͤn⸗ heit ausgeſchmuͤckt. Die obere Hälfte des Berges erſcheint im duͤſtern, uns interbrochenen Waldesgruͤn, waͤhrend die untern Abhaͤnge, welche zu den puͤgeln von Balong herablaufen, in lichtgruͤnem Schmelze, wahrſchein— ich von Graͤſern, daliegen; aber da, wo die Waldgrenze beginnt, erkennt das Auge etwas von ſchlanken Waͤldchen, pyramidalen Baͤumchen, 296 auf denen es, wie bezaubert, haftet. — Es erſcheint wie nordiſche Tan— nenwaͤlder, ein ſeltſamer Anblick unter den Tropen, der mich mit neuer Sehnſucht erfuͤllte. ö Ich ruͤſtete mich daher, von Neugierde getrieben, am Morgen des 10. Mai, und richtete meinen Weg aufwaͤrts nach dem Gebirge zu. Zehn Javanen von Balong, die gekochten Reis und meine Reiſegeraͤth— ſchaften trugen, begleiteten mich. — Wir folgten anfangs, nachdem wir die Reisfelder von Balong durchwandert hatten, dem Laufe des Kali Balong und drangen durch eine Kluft, die zuweilen ſo eng iſt, daß man ſich genoͤthigt ſieht, in dem Strombette ſelbſt hinauf zu waden. Nach- her klommen wir an den Ruͤcken hin, welche die Kluft in W. begrenzen, und welche, ſo wie die Kluft ſelbſt, abwechſelnd auf das Ueppigſte mit Sträuchern, mit Klaga und mit Waldbaͤumen bewuchert find. Beſon⸗ ders Erythrina indica Lam. (Dadap turi der Javanen) waͤchſt hier im Ueberfluß. Es erweitert ſich hier die Kluft in einen tiefen Thalkeſſel von faſt rundlichem Umfange, der ringsumher von ſchroff geneigten Ruͤcken umgeben, in S O. aber, alſo in ſeiner oberſten Gegend, von beinahe ſenkrechten Abſtuͤrzen begrenzt iſt. Dort (im S. O.) blicken auch mehre graue Felſenwaͤnde aus dem Gruͤn der Waͤlder hervor, deren wilde Uep— pigkeit den ganzen übrigen Keſſel erfüllt. — Der Ruͤcken, welcher den Keſſel auf dieſer Seite (in W.) begrenzt, iſt zwar an den beiden Seiten ſteil abgeſtuͤrzt, der Länge nach aber (im allgemeinen von S. O. nach N. W. und W. N. W.) ſehr ſanft geneigt, fo daß man in kurzer Zeit bis zu den Waͤldern wuͤrde gelangen können, wenn er nicht, ſo wie alle andern Bergruͤcken des Lawu, in dieſer Hoͤhe mit einer furchtbaren Klagawildniß bedeckt wäre. Dieſes Gras, obgleich feine Stengel die Dicke eines Fin: gers felten übertreffen, erreicht eine Höhe von 15 bis 20 Fuß und wäͤchſt. ſo dicht, daß wir erſt nach 4 Stunden langer Arbeit die Waldgrenze erreichten. Ja, ohne die Erleichterung durch Pfade, von wilden Schwei— nen gebahnt, welche hie und da den Grund aufwühlen, würden unfere Hackmeſſer noch nicht vermocht haben, den ſo kurzen Raum in dieſer Zeit zu durchdringen. — Der Boden dieſer Ruͤcken iſt leicht und locker, ſchwaͤrzlich oder ſchwarz-braͤunlich von Farbe und beſteht hauptſaͤchlich aus Humus, welcher aus den vermoderten Stengeln und Wurzeln der Klaga gebildet wurde. Es war daher bereits 12 Uhr, als ich oberhalb der keſſelfoͤrmigen Kluft ankam, da, wo ſich die Rüden erweitern und geräumige, plateau— aͤhnliche Vorſpruͤnge bilden, die vom Gebirge abwärts nur ſehr ſanft ges neigt ſind. Hier machen die Graswildniſſe den Urwaͤldern Platz, deren Grenze daſelbſt beginnt, und hier tritt zuerſt die Casuarina equisetifolia Forst. auf, kleine Gruppen bildend, die ſich anfangs noch zwiſchen den Gräſern, dann zwiſchen den Wäldern ſelbſt zerſtreuen. Ich betrat ein ſol— ches Waͤldchen, das ſich iſolirt auf dem graſigen Plateau erhob, und das aus etwa 100 Baͤumchen zuſammengeſetzt war. Mit Huͤlfe einiger Bohrer, die ich an einem der Stämme feſt ſchraubte, hing ich die Barometer auf 297 (Höhe 4200 par. Fuß), während fich die Javanen lagerten, um zu früh: ſtuͤcken. Ich fand die riſſig aufgeſprungene Rinde faſt aller dieſer Baͤume angebrannt und (an ihrer Oberflaͤche) in Kohle verwandelt, eine Erſchei— nung, die ich ſpaͤter auch an mehren andern Abhaͤngen des Lawu bes merkte, ſelbſt in bedeutender Hoͤhe und in tiefſter Wildniß, wo ſich we— der Pfade, noch andere Spuren menſchlichen Verkehrs wahrnehmen laſ— ſen. Was die Entſtehung dieſes Brandes betrifft, ſo meinten die Ja— vanen, daß ſich das Feuer der angezuͤndeten Klagafelder ſo weit verbrei— ten koͤnne, eine Erklaͤrungsart, die mir nicht genuͤgend ſchien; denn ich fand die Zwiſchenraͤume der Staͤmme in der Regel mit bohem Gras— und Strauchdickicht ausgefüllt und die Caſuarinen oͤfters mitten von andern dichten Waͤldern umſchloſſen, deren Staͤmme vom Feuer unbe— ſchaͤdigt waren. Auch ſelbſt von den Caſuarinen waren viele mitten unter den an— dern nicht verbrannt, und viele von dieſen hatten eine lebhafte, zinno— berrothe Farbe, die bei naͤherer Unterſuchung von einem Staubpilz her— ruͤhrte, welcher die Rinde und ihre Spalten uͤberzog, und welchen ich uͤberall auch an den ſuͤdlichen und ſuͤdweſtlichen Abhaͤngen des Lawu, doch ausſchließlich auf Caſuarinaſtaͤmmen, wieder fand. (Torula late- ritia J.) Dieſe untern Caſuarinenwaͤldchen (an der Waldgrenze gelegen) ſchei-⸗ nen aus Baͤumchen jüngeren Alters zu beſtehen; denn die meiſten unter ihnen find nur 30 bis 50“ hoch, pyramidal, ſchlank, ſchnurgerade in die Hoͤhe ſtrebend und mahnen bei ihrem geſelligen Vorkommen, welche andere Baumarten ausſchließt, an unſere nordiſchen Fichtenwaͤlder, obgleich ihr Grün minder geſaͤttigt, fondern lichter iſt und mehr ins Graue ſpielt. Sie bilden einzelne Gruppen, kleine, ſcharf umgrenzte Waͤldchen, die ſich zerftreut hie und da auf den graſigen Abhaͤngen erheben, und mit ſchattigeren, dunkelgruͤnen Waͤldern abwechſeln. Ellenlang haͤngen vor den letzten Enden ihrer Aeſte die Nadeln (oder richtiger die gegliederten, eingeſcheideten Zweige) herab, buͤſchelartig wie Bartmoos ſich im Winde ſchaukelnd. So erhalten dieſe Bergabhaͤnge eine eigenthuͤmliche Phyſiogno— mie, ſo lieblich und ſchoͤn, wie ich es ſonſt nirgends auf Java ſah! Hoͤher oben aber ſind ihre Gruppen minder deutlich umgrenzt, obgleich man ihr geſelliges Vorkommen, ſelbſt mitten in andern Waͤldern, nicht verkennen kann. Ihre Staͤmme ſteigen dort zwar auch gerade auf, ſind kahl, mit riſſiger, in weiten Spalten aufgeſprungener Rinde, ihre Aeſte aber brei— ten ſich mehr nach den Seiten hin aus, nach Art der Laubbaͤume, ſpar— riger, kahler, nur am Ende mit einem Zweigbuͤſchel beſezt. So ver kommend, deuten ſie ein hoͤheres Alter an. Der Boden dieſer Waͤlder iſt nur zuweilen kahl und mit den herab— gefallenen trockenen Zweigen bedeckt (beſonders an ſehr ſteilen Abhaͤngen und da, wo der Grund ſteiniger, trockner iſt), — dann hat man ein Bild, welches einem nordiſchen Nadelwalde, beſonders einem Laͤrchenwalde, gleicht; — in der Regel aber iſt er mit 5 — 6 Fuß hohen Allangwildniſſen oder mit einem feuchten Dickicht der verſchiedenſten Sträucher, unter denen Ru— 298 busarten, und höher oben Viburna und Gnaphalia vorhertſchen, ‚aus: gefüllt. } Ich durchklomm öftlih von dem erwähnten. erſten Waͤldchen eine kleine Kluft und kam auf einem fanft geneigten Ruͤcken an, der mit ſol— chen Waͤldern bedeckt war. Indem ich durch dieſe Waͤlder hinauſſtieg, gelangte ich auf eine Terraſſe, wo ich zu meinem Erſtaunen drei in Stein gehauene Statuen fand. Die Steinart war eine poröfe, von lauter klei⸗ nen Blaſenraͤumen durchdrungene trachytiſche Lava, gerade fo, wie man ſie bei den Ruinen von Brambanan findet, — und die Bilder waren aus einem Blocke gearbeitet. Das groͤßte von ihnen hatte eine knieende Stel— lung und zeichnete ſich bei einer Hoͤhe von bloß 6 Fuß durch einen rie— ſenmaͤßigen Kopf aus, deſſen Diameter vom Kinn bis zum Scheitel drei Fuß betrug. Phyſiognomie und Ohrſchmuck waren javaniſch, das Ganze aber unaͤhnlich jenen regelmaͤßigen, ſanften Geſichtszuͤgen und jenen ſchoͤ— nen, anatomiſch richtigen Koͤrperformen, die man in den Ruinen von Brambanan und Boro-budo bewundert. Aber die angefreſſene Beſchaf⸗ fenheit der Bilder, die Erde, welche die Poren des Geſteins ausfuͤllte, und die feuchte Moos- und Flechtendecke, die Alles uͤberzog, ſchienen ein hohes Alter dieſer Ruinen anzudeuten. Die meiſten der Bilder waren ſo mit Mooſen bedeckt und mit Geſtraͤuch umwuchert, daß ich ſie erſt nach muͤh— ſamem Aufraͤumen erkannte. Von Neugierde durchdrungen, ſchritt ich weiter und fand eine Treppe mit 15 Stufen, aus Quaderſteinen erbaut, die mich auf eine zweite Terraſſe fuͤhrte mit noch einem Bilde. Von hier aus ſtieg ich wieder 25 Stufen hinan und gelangte auf ein drittes, geraͤumiges, vollkommen horizontales, viereckiges Plateau, das ganz mit Quaderſteinen belegt und mit einer etwa 6 Fuß hohen, aus eben ſolchen Quaderſteinen aufgeführten Mauer umgeben war. Es iſt etwa 100 Fuß lang und eben ſo breit. In ſeiner Mitte erhebt ſich ein Altar auf einem etwa 7 Fuß hohen, zwei Terraſſen bildenden Fundament. (Taf. 25, Fig. 3.) Er iſt aus Quaderſteinen erbaut, von Mooſen, Flechten und Lycopodien umgruͤnt. Kaum erkennt man noch einige Sculptur, ſo vermodert iſt das Geſtein, und ſo aus einander getrieben ſind deſſen Fugen. Ueppiges, ſchoͤnes, hohes Gras, unter deſſen Decke ſteinerne Bilder umher zerſtreut liegen, bewu— chert die ganze Terraſſe, und hohe Caſuarinen woͤlben ſich daruͤber hin, von deren ſparrigen Zweigen eben fo viele Usneen als Nadeln herz abhaͤngen. N Hier trieben alſo einſt Voͤlker ihren Verkehr und opferten ihren Goͤt⸗ tern. Jetzt iſt alle Spur ihres Cultus verloſchen, ihre Tempel find ver⸗ fallen, und keine Kunde drang aus der Vorzeit zu uns. Meilenweit rings umher durch Wildniſſe von der bewohnten Welt geſchieden, liegen ihre Truͤmmer da, einſam und verborgen, kaum eine Deutung zulaſſend. Und als wollte er das Verborgene noch mehr mit Vergeſſenheit umhuͤl— len, woͤlbt ſich der Wald darüber hin, duͤſter und ſchweigſam; nur leiſe ſtreicht der Wind durch die Caſuarinen, in deren kaum bewegten Zwei⸗ gen er ein Saͤuſeln hervorbringt, das wie Geiſtergelispel aus der Vor⸗ 299 zeit erklingt. Es iſt ein heiliges, zur Andacht ſtimmendes Rauſchen, — das ſeiner Wirkung ſelbſt auf die rohen Gemuͤther der Javanen nicht verfehlt. Nur einer von den Zehn, die mich begleiteten, kannte dieſen Ort. Er nannte ſich Djojodono, trug einen langen Bart und wurde von den Andern mit einer Art von ſcheuer Auszeichnung behandelt. Er bezeich- nete die Ruinen mit dem Namen Bunden-tjeddo und jene große Te— raſſe nannte er Alun-alun, den Altar Saukar und die einzelnen Sta— tuen Ridjo. ö Von dieſer dritten Terraſſe Alun, fuͤhren einige Treppen zu einer vierten, auf welcher ſich zahlreiche kleinere und groͤßere Bilder vorfinden, ſaͤmmtlich Figuren aus der Goͤtterlehre der Hindu darſtellend (Brama, Geneſa, Wisnu ꝛc.). Am Rande dieſer Terraſſe iſt der Stamm eines mächtigen Caſuarinenbaumes tempelaͤhnlich umbaut. Es find, wie uͤberall, Quaderſteine von Trachytiſcher Lava, die rings um den Stamm her auf einander gefuͤgt find, mit kuͤnſtlich verzierten Kan— ten und ausgehauenen kleinen Bildern verſehen, ſo daß ſich der Stamm des Baumes in der Mitte der Steine befindet, die eng an ihm anlie— gen. Ein Theil dieſes pyramidalen Tempels iſt jedoch eingeſtuͤrzt, der Gipfel des Baumes iſt aber noch gruͤn, obgleich ſein Stamm an einigen Stellen zu vermodern beginnt. Hieraus geht unwiderlegbar hervor, daß dieſer Baum ungeheuer alt iſt, und daß ſein Stamm bereits zu der Zeit, als man den Tempel erbaute, ungefähr denſelben Umfang, wie jetzt, haben mußte; — ein in mehrfacher Hinſicht intereſſantes, merk: - wuͤrdiges Factum! Der Stamm hat jedoch nicht mehr als drei Fuß im Duchmeſſer, und die Hoͤhe des Baumes betraͤgt etwa 90 Fuß. Ueber das Alter dieſer Ruinen kann man nur wenig Gewiſſes er— fahren. Alle in Stein gehauenen Figuren, die man dort vorfindet, haben ihren Phyſiognomien und der Art ihrer Ausfuhrung nach eine große Uebereinſtimmung mit denen von Suko, welches am W.-Abhange deſſel— ben Berges, jedoch 500 Fuß tiefer liegt (Hoͤhe 3700 Fuß). Die Phyſio— gnomie der Bilder gleicht der Javaniſchen, iſt unregelmaͤßig, die Koͤrperformen find unproportionirt, unſymmetriſch, monſtroͤs. So haben Quaderſteine, Altaͤre, Figuren en basrelief und Statuen beider Orte viel Uebereinſtim— mendes und deuten auf eine gleichzeitige Entſtehung hin. — Aus einem zu Solo befindlichen, die Chronik dieſes Ortes betreffenden, zum Theil aus der javaniſchen Sprache uͤberſetzten Manuſcript, obgleich es voller Fabeln und Mythen iſt, ſcheint hervorzugehen, daß Suko und Tjeddo im Jahre dreizehnhundert und dreiſ ig erbaut wurden. Ein Prinz des laͤngſt erloſchenen, damals mächtigen Reiches Madſapait entzweite ſich mit ſei— nem regierenden Bruder und zog ſich auf das Gebirge zuruͤck, wo er als Einſiedler gelebt und jene Tempel erbaut haben ſoll. So viel iſt gewiß, daß ſie, eben ſo wie Brambanan und Borobudor, vor 1400 entſtanden fein muͤſſen, da kurz nach 1400 der Mohammedanismus auf Java eingefuͤhrt wurde. Setzen wir nun 1330 als das Jahr der Ent— ſtehung von Tjeddo feſt und nehmen an, daß jener Baum damals 300 ſchon 100 Jahre alt war, was aus der damaligen Dicke feines Stam— mes, (jetzt noch durch die Lage und Diſtanz der ringsum angebauten Quadern angedeutet,) hervorzugehen ſcheint, ſo ergiebt ſich ein Alter von mehr als 600 Jahren fuͤr denſelben. Auf einer Öten Terraſſe findet man wieder einen Altar, ähnlich dem auf der dritten, aber groͤßer von Umfang, obgleich ſein oberer Theil eingefallen iſt, und er daher niedriger erſcheint. Zehn Stufen fuͤhren zu einer 6ten Teraſſe von geringem Umfange mit mehren Bildern voll Moos und Flechten, Alles uͤppig umwuchert. Abermals 15 Stufen, deren (Lehnen) Gelaͤnder zu beiden Seiten mit ſteinernen Bildern verziert find, und noch eine Treppe abwärts zu einer 7ten Terraſſe mit nur einer Statue, aber mit einigen maͤchtigen Felſenbloͤcken, deren geebnete Seiten völlig mit Figuren bedeckt find, ſehr kuͤnſtlich en basrelief aus: gearbeitet, Alles mit Moos uͤberzogen; dann wieder Treppen hinauf und hinab zu einer Sten kleinen, etwa nur 30 Fuß breiten und langen Terraſſe mit ganz im Dickicht verſteckten Bildern. Alle dieſe Terraſſen ſind mit einem erhoͤhten, von Quaderſteinen aufgebauten Rande umgeben und com— municiren durch ſchmale, kaum 3 Fuß breite Treppen mit einander, deren einzelne Stufen ebenfalls aus Quaderſteinen beſtehen. Die Ste Teraſ— ſe iſt die letzte und am hoͤchſten gelegene; von ihr fuͤhren wieder einige Treppen hinauf und dann hinab zu dem oberen Theile des nicht mehr in Terraſſen umgewandelten, aber verflachten und ſehr ſanft geneigten Bergruͤckens. Dieſe Gegend iſt mit hohen und alten Caſuarinenbaͤumen bewachſen, die ſich zerſtreut aus dem Grasboden erheben. Sie bildet eine Bucht, die ſich nach oben zu etwas verlaͤngert und ſowohl dort (in ihrem Hintergrunde), als zu beiden Seiten von einem Saume der dun— kelſten, ſchattigſten Eichenwaͤlder umgeben iſt, die ſo friſch ſind, wie ſie der Norden kaum aufweiſen kann, — eine Natur, deren Herrlich— keit und Schönheit unbeſchreiblich iſt. Ich betrat das Innern dieſer Waͤlder, in denen Quercus pruino- sa Bl. vorherrſcht, und in deren Unterholze die Areca glandiformis Willd. mit ihren rothen Trauben eine hauptſaͤchliche Zierde bildet. Brom— beerfträucher mit rothen Beeren, Baumfarrn und Rotange kommen haͤu— fig vor. Spaͤter treten Laurineen und Thibaudien auf. Unſer Weg durch das Dickicht, das wir mit Hackmeſſern vor uns her kappend durchdrangen, wurde ſehr haͤufig durch Baumſtaͤmme erſchwert, die im Walde ausgeſtreckt lagen. Einige von ihnen waren bereits vermodert und aufgelöft, andere aber friſch ent wurzelt und lagen mit der ganz zen Laſt ihres Aſt- und Laubgewirres in ſolcher Menge umher, wie ich ſie noch in keinem Walde ſah. Man koͤnnte daher annehmen, daß hier zu Zeiten heftige Winde hauſen, welche die aͤlteſten der Baͤume, deren Gipfel durch die zunehmende Menge der Schmarotzer immer ſchwerer werden, umwerfen und mit den Wurzeln ausreißen; ſolche Stürme aber werden auf Java boͤchſt ſelten beobachtet. Freilich duͤrfte die große Steilheit der Abhaͤnge, auf welchen ſich die Baͤume ſenkrecht erheben, das Umreißen erleichtern; aber koͤnnten dies nicht die Lianen, die mrn 301 zu Hunderten von Baum zu Baum öfters in ſchiefer Richtung abwaͤrts ausgeſpannt findet, wenn ihre armdicken Straͤnge durch Verſchlingung oder durch zunehmendes Wachsthum immer ſtraffer werden, allein aus— richten? / Der Wald blieb gleich duͤſter, gleich hoch und noch war keine Hel— lung nach oben zu erkennen. Ich ließ daher, ehe ſich voͤllige Finſterniß verbreitete, das Geſtreich zwiſchen einigen Tjommoro-(Caſuarina-) Staͤm⸗ men kappen und Feuer anzuͤnden; hier lagerten ſich die Javanen. Ich waͤhlte einen Schlafplatz unter dem Stamme einer Thibaudia (Th. ro- sea I., wo der Boden durch wilde Schweine aufgewühlt war; die Aeſte waren knorrig, mit dicken Mossſchichten überzogen und ſchlaͤngelten ſich gleich ſchuͤtzenden Armen über das ſchaurige Plaͤtz— chen hin; darüber und daneben erhob ſich das Laubgewoͤlbe, mit deſſen dunkelem Grün die Roſenfarbe der uͤppigen Bluͤthentrauben ſehr lieblich contraſtirte. — Die Nacht war ſchoͤn und hell erleuchtete der Mond die Gipfel der Baͤume. Aber kein thieriſcher Laut war im Walde vernehm— bar. Nichts unterbrach die weit umher herrſchende Stille, als das Rau— ſchen eines Stromes (Kali tarrik\ der oͤſtlich von hier feinen Weg durch eine tiefe Kluft abwaͤrts nimmt. Die Tjommoro-Baͤume, die ſich hier mehr vereinzelt zwiſchen andern finden, erreichen hier wohl eine Hoͤhe von 100 Fuß; ihre Zweige ſind aber kahl, mehr Usneen, als Blaͤtter tragend; nur von den letzten Enden der Aeſte haͤngt ein kleiner Zweigbuͤſchel herab. 11. Mai. Von empfindlicher Kuͤhle fruͤhzeitig aufgeweckt, ſetzten wir, ſobald ſich der Schein des anbrechenden Tages im Walde zu ver— breiten begann, unſere Reife aufwaͤrts fort. Die Temperatur vor Sonnen- aufgang war 47 (8,33 R.). Wir klommen an einem ſteilen Rüden hinan, der zuweilen fo ſchmal wurde, daß wir in die tiefen Klüfte hins abſehen konnten, die ihn zu beiden Seiten begraͤnzen. Nachher wird er wieder breiter. Es traten allmaͤlich auf ein Hypericum, Thalictrum javanicum Bl., der Thalictrum-aͤhnliche Podostaurus thalistroides nov. gen. eine Swertia, ein Galium, das eben ſo, wie mehre europaͤiſche, geſellſchaftlich waͤchſt, eng in einander verſchlungen, und end— lich noch eine Plantago und eine Alchemilla, gerade ſo, wie man ſie auf dem Merbabu, Tjermai und andern hohen Berggipfeln Java's antrifft. — Wir naͤherten uns nun einer hohen Kuppe (Taf. 25. Fig. 4.), deren Abhang immer ſteiler wurde und zuletzt in einem Winkel von 50 bis 60 Graden in die Hoͤhe ſtrebte, ſo daß er unbeklimmbar ſein wuͤrde, waͤre er nicht mit Vegetation bedeckt. Hier wachſen ausſchließlich Caſuarinen. Senkrecht ſtreben ſie an der ſchiefen Wand empor, deren Boden trocken und nur mit den herabge— fallenen Nadeln bedeckt iſt. Die Kluft, welche dieſen Ruͤcken weſtlich begrenzt, iſt noch voll Wald; öftlich aber traten Gnaphalium-Baͤumchen auf, deren gruͤnlich-weiße Blaͤtterkronen, rundum mit ſchneeweißen Bluͤ— then bedeckt, herrliche Gebüſche bilden. — Sendet man von dieſen Waͤl— dern aus ſeinen Blicke abwaͤrts, ſo glaubt man die tiefer Klimmenden 302 faſt ſenkrecht unter ſich zu erblicken, fo ſchroff iſt der Abhang; und aus der Tiefe herauf, durch die Staͤmme der Caſuarinenbaͤume hindurch, ſchimmerte das weite Land, von der erſten Morgenſonne beleuchtet. Es war 9 Uhr, als ich auf der Hoͤhe der Kuppe ankam. Hier wuchs dafjelbe Gras, welches auch die Gipfel des Merbabu bekleidet, und deſſen 14 bis 2 Fuß hohe Buͤſchel kleine Inſeln bilden, zwiſchen denen ſich ſchmale Kanäle hinſchlaͤngeln. (Festuca nubigena J.) Seine blaß⸗ graue oder gelblichgraue Farbe ertheilt dieſen Hoͤhen ein eigenthuͤmliches Anſehen. Die Kuppe ſelbſt hat einen rundlichen Umfang und einen Durchmeſſer von etwa 100 Fuß. Sie iſt in der Mitte flach, nach den Seiten aber, beſonders nach O. hin, ſanft geneigt und in ihrem Umfange mit zerſtreuten Caſuarinenbaͤumen bewachſen, die hier ein ganz anderes Anſe⸗ hen, als in den tieferen Regionen haben; ſie ſind niedriger, ſelten hoͤher als 20 bis 30 Fuß, ihre Saͤmme find minder ſchlank, ihre Aeſte aber auffallend in die Breite gezogen, In der Mitte der Kuppe befindet ſich eine viereckige, geraͤumige Ver— tiefung, deren Rand fruͤher eine Mauer gebildet zu haben ſcheint, die alſo offenbar durch Menſchenhaͤnde gebildet wurde. Uebrigens iſt der flache Raum, den die Kuppe darbietet, ſehr beſchraͤnkt, und die Abhaͤnge welche ſie von den benachbarten Anhoͤhen trennen, ſind ſehr ſteil, beſon— ders in N. und N. N. W., wo fie vollig ſenkrechte Abſtuͤrze bilden. Ich ſah mich in meiner Erwartung, bereits auf dem hoͤchſten Punkte des Lawu angekommen zu ſein, getaͤuſcht und erblickte in S. S. O. eine zweite, noch hoͤhere Kuppe die ſich jenſeits eines tiefen Zwiſchenthales, das ſie von der erſten trennt, ſchroff erhebt, uͤbrigens mit demſelben bleichen Gras, denſelben Straͤuchern und zerſtreuten Tijom⸗ moro⸗Baͤumen, wie die erſte, begruͤnt iſt. Der flache, aber nur ſchmale Grund des Zwiſchenthales liegt etwa 700 Fuß unter der erſten Kuppe, iſt kahl, nur mit Buͤſchelgras bewachſen und fest ſich nach beiden Sei: ten in eine Kluft fort, von denen die eine in mehr gerader Richtung weſtlich am Berge herablaͤuft, waͤhrend ſich die andere erſt nach N. O. dann nach N. zu um die erſte Kuppe herumbiegt, ehe ſie ſich an der N. W. lichen Bergſeite hinabzieht. Ihr oberer Theil trennt die erſte Kuppe von den ſanft geneigten Bergruͤcken, die ſich von der zweiten Kuppe herabziehen, und die man gegenuͤber in O. und O. gen S. in ſcheinbar gleicher Hoͤhe erblickt. Die Ruͤcken verflachen ſich, ehe ſie zum tiefern Bergabhange uͤbergehen, in kleine, ebene Flaͤchen, die mit dem lieblichen Schmelze von Grasfluren bedeckt, zwiſchen ſanften Anhoͤhen daliegen, auf denen ſich maleriſche Gruppen von Caſuarinen erheben. Die Kluft aber iſt mit mehr ſchattiger Waldung erfuͤllt; ihr Grund Läuft ſchmal zu und ſenkt ſich ſchroff vom Berge hinab, eine Spalte bildend, welche im N. O. von der erſten Kuppe am tiefſten und ſteilſten zu ſein ſcheint. Weiter unten entſpringt derſelbe Bach in der Kluft, der bei Tarrik vor⸗ uͤberfließt, und deſſen Rauſchen wir des Nachts im Walde hoͤrten; hier oben aber iſt der Grund noch waſſerleer und trocken. 303 Ich beeilte mich, die zweite Kuppe zu erklimmen, ehe das immer hoͤher ſteigende Gewoͤlk alle Ausſicht verhinderte. Denn die Wolken fin— gen ſchon an ſich zu ſammeln und bildeten kleine ſich an einander reihen— de Inſeln von weißer Farbe, welche in den tieferen Regionen des Luft: meeres ſchwammen. Doch konnte man den Bergabhang deutlich uͤberſehen. Die Rüden, welche ſich noͤrdlich und N. W.lich vom Berge hinabziehen, ſind mehr unordentlich mit einander verbunden und weniger regelmaͤßig in die Laͤnge gezogen, als an andern Bergen. Unterhalb der Waldgren— ze vereinigen ſie ſich mit einander und erheben ſich zu lahyrinthiſchen Kuppen. Es war 11 Uhr, als ich auf der Lten Kuppe ankam, an deren ſteilen Abhaͤngen viele abgebrochene Felſenwaͤnde terraſſenartig zu Tage gehen, beſonders in N. O. und S., wo fie unerklimmbare, faſt ſenkrechte Wände bilden. Dieſe Kuppe iſt noch ſchmaͤler, als die erſte, jedoch in der Rich— tung von N. nach S. mehr in die Länge gezogen und mit baumarti— gem Geſtraͤuch der Thibaudia vulgaris I. vorzugsweiſe bewachſen. Im Schatten dieſer Straucher fand ich hier zuerſt eine kleine Orchide, (Thelymitra angustifolia R. Br.), die in der Erde waͤchſt, und deren roſenrothe Blumen den trockenen Boden zieren. Nachher traf ich ſie auch auf den uͤbrigen Hoͤhen des Lawu zahlreich an. Auch auf die— ſem Gipfel waren Spuren menſchlichen Treibens ſichtbar, und der groͤßte Theil der kleinen Anhoͤhe war ganz in viereckige Raͤume umgearbeitet, deren Raͤnder aus auf einander gehaͤuften rohen, unbearbeiteten Steinen gebildet waren. Auch ein Paar Felſenbloͤcke lagen da, mit hineinge— hauenen runden Loͤchern, in denen ſich Regenwaſſer angehaͤuft hatte. Abermals ſah ich hier ein, den hoͤchſten Punkt des Lawu noch nicht erreicht zu haben, da ich jenſeits eines weiten, tiefen, aber ſanft ausgeſchweiften Zwiſchenraumes eine dritte, noch hoͤhere Kuppe wahrnahm, auf deren Spitze ich zu meiner Bewunderung ein Haͤuschen erblickte. Dieſe dritte Kuppe erſchien in S. S. O., fo daß alſo alle drei Kuppen in einer von N. N. W. nach S. S. O. gezogenen Linien pa⸗ rallel hinter einander liegen. Die dritte Kuppe verlaͤngert ſich nach W. in einen minder hohen Ruͤcken, deſſen Rand ſich abwechſelnd ſenkt und wieder zu kleinen Spitzen erhebt; ihr Anſehen iſt kahler, winterlicher; Keine Caſuarinen mehr. Ihre mit Steinbrocken bedeckten Abhaͤnge ſind nur mit kruͤppligem Geſtraͤuch bewachſen. Die bleiche Farbe des Gna— phalium und des Buͤſchelgraſes bekleidet fie, einige Steinplatze ausge- nommen, die voͤllig oͤde daliegen. Nach abgenommener Barometer-Beobachtung wählte ich den oͤſtlichen Abhang der zweiten Kuppe, um hinab zu klimmen. Denn nach O. zu iſt das Zwiſchenthal zwiſchen der 2ten und Zten Kuppe am hoͤchſten und bildet ein nur fanft geneigtes Plateau, deſſen nördlicher Rand dem Oſtabhange der zweiten Kuppe entgegen laͤuft. Er iſt von einer Kluft durchſchnitten, die ſich vom noͤrdlichen Abhange der dritten Kuppe herabſchlaͤngelt, anfangs nur eine kleine Furche bildet, am ſuͤdlichen Fuße der zweiten Kuppe aber bereits eine ſolche Tiefe und Steilheit 304 erlangt hat, daß ihre Felſenwaͤnde nicht mehr zu erklimmen find. Sie lauft dann nach W. S. W. am Berge hinab, eine Richtung, nach wel— cher hin das ganze Zwiſchenthal (das zwiſchen der 2ten und Zten Kuppe uͤb— rig bleibt,) abgedacht iſt. Um dieſe Kluft zu vermeiden, nahm ich meinen Weg daher über die nördlichen und oͤſtlichen Gegenden des Zwiſchenthales, welche ganz ſanft geneigt find und ſich ſtellenweiſe plateauaͤhnlich ver⸗ flachen. Noͤrdlich haͤngen ſie mit den tiefer liegenden, ebenfalls kleine Ebenen zwiſchen ſich einſchließenden Ruͤcken zuſammen, die wir zuerſt von der Iten Kuppe aus im Oſten erblickten. (Um ſich dieſe Verhaͤltniſſe anſchaulicher zu machen, werfe man einen Blick auf die Situationsſkizzen des Lawu, die ich dieſer Reiſebe⸗ ſchreibung beigefuͤgt habe.) Beim Erſteigen des noͤrdlichen Abhanges dieſer Kuppe, der aus Steingereibſel und kleinem Geroͤlle beſteht, übrigens (nur wenige ganz nackte und unfruchtbare Stellen ausgenommen,) mit der gewoͤhnlichen Strauchvegetation dieſer Höhen uͤppig bewuchert iſt, traf ich wieder eini⸗ ge kuͤnſtlich geebnete Terraſſen an, die jedoch nur von roh auf einander gehaͤuften Steinbrocken umgeben ſind und ſich nicht ganz bis zur Spitze hinauf erſtrecken. Ich erreichte dieſe hoͤchſte Spitze (die dritte Kuppe des Berges) um ein Uhr. Sie bildet einen viereckigen, kuͤnſtlich geebneten Raum, etwa fünfzehn Fuß breit, alſo kaum fo groß, als der Flaͤcheninhalt eines klei⸗ nen Zimmers betraͤgt iſt aber mit einer 5 Fuß hohen Mauer umgeben, welche aus roh aufeinander gehaͤuften Steinen beſteht. — Sie traͤgt ein kleines, ganz roh aus Brettern zuſammengeſchlagenes Häuschen, deſſen Inneres etwa ſo viel Platz darbietet, um ausgeſtreckt darin zu liegen. Dennoch nimmt es den größten Raum der Kuppe ein, zwiſchen deren Mauer und dem Häuschen nur ein ſchmaler Gang übrig bleibt. — Wohl: riechende Blumen, die ich hier fand, und ausgebrannte Kohlen, mit denen man geopfert hatte, machten es wahrſcheinlich, daß dieſer Ort der Auf— enthalt eines Gottes und den Javanen heilig ſei. Ich trug jedoch kein Bedenken, auf dem Throne ihres Gottes Platz zu nehmen und hing mein Barometer an einem Balken auf. Hier ſank das Queckſilber bei einer Lufttemperatur von 60 (12, 44 R.) — im Fortin'ſchen Inſtrumente auf 520 Millimeter und im Englefieldſchen auf 20 Zoll und einen halben herab; ich befand mich alſo hier 10,065 par. Fuß uͤber dem Meere, die groͤßte Hoͤhe, die ich noch auf Java erreicht hatte. — (S. das meteorol. Journal.) Da eine allzugroße Ermuͤdung alle weitere Unternehmungen verbot, fo ließ ich bei Zeiten Anſtalten treffen, um hier die Nacht auf eine er- träglihe Art zuzubringen. Ich ließ durch die Javanen einen hinlaͤng⸗ lichen Vorrath von Holz zuſammentragen, namentlich viel Staͤmme und Zweige der Thibaudien, die am beſten brannten, — ließ aus einem Becken, welches ſich oͤſtlich etwa 700 Fuß unter dem Gipfel vorfindet, Waſſer holen und den letzten Reſt von Reis, den wir beſaßen, kochen. Das Waſſer kochte bereits bei einer Temperatur von 193% (71,56 R.) 305 — Waͤhrend ſich fo die Javanen beſchaͤftigten, unterſuchte ich die mit— gebrachten Pflanzen und legte ſie, mit Etiquetten verſehen, ein; in der naͤchſten Umgebung des Gipfels wuchſen noch unter den Straͤuchern Inga (Acacia) montana (Kamalandingang), Gnaphalium javanicum (Nodussan), Thibaudia vulgaris (Manis ridjo), Hypericum javanicum, und von den Kraͤutern Alchemilla villosa J. Tlantago major L. (Daun ottot), Polygonum corymbosum Wild. var. (Daun tangtang), und jenes Buͤſchelgras, welches die Ja— vanen Tukotromo nennen. — Der oͤſtliche Abhang zunaͤchſt unter dem Gipfel befteht aus Terraſſen, die durch ſchmale Treppen mit einander zuſammenhaͤngen, bis hinauf zur hoͤchſten, auf welcher das Haͤuschen ſteht. Die groͤßte von ihnen iſt etwa 50“ lang und 25“ breit; uͤbrigens find ſowohl die Treppen, die fie mit einander verbinden, als auch die Raͤnder, die ſie mauerartig umgeben, aus rohen, eckigen Steinen aufein— ander gethuͤrmt, an denen keine Spur von Behauung kennbar iſt. Auch noch tiefer unten am oͤſtlichen Abhange, etwa 1000 Fuß unter der Kuppe, findet man ſolche Terraſſen mit noch einem ganz aͤhnlichen Haͤus— chen. Dort ſieht man auch zahlreiche, ſtumpfe Pyramiden, die aus maͤßig großen Steinen beſtehen, welche 5 bis 8 Fuß hoch ganz roh auf einander gehaͤuft ſind. Dieſe Terraſſen und Steinhaufen ſollen einem javaniſchen Hohenprieſter ihre Entſtehung verdanken, welcher einft, (un— bekannt wann,) als Einſiedler hier lebte. Die dicken Flechtenlager, welche die Steine bedecken, und die üppigen Sträucher, deren knorrige Staͤmme auf ihnen wurzeln, deuten jedoch ein betraͤchtliches Alter der— ſelben an. Der Anblick, den man von dieſer Kuppe aus über die umliegenden Hoͤhen genießt, iſt nach der einen Seite hin eben ſo lieblich und ſchoͤn, als er auf der andern Seite oͤde und ſchrecklich iſt. Hier ſieht man an dem noͤrdlichen Abhange hinab, der mlt den zierlichſten Straͤuchern bewachſen iſt; da erheben ſich blühende Thibaudien, feingefiederte Aka⸗ zien und bleiche Gnaphalien mit runden Blaͤtterkronen. Das Wachs— thum dieſer Baͤume ſcheint zwar niedergedruͤckt, fie find kurz, und ihre Aeſte ſind mit Usneen behangen, aber darum ſind ſie nicht minder ſchoͤn und die purpurrothen Blumen der Thibaudia, ſowie die gelben Trauben der Akazien erſcheinen nur um ſo glaͤnzender, je mehr ſie ſich zwiſchen den Usneen verſtecken, deren bleiche Farbe von dem lichten Schmelze der Gnaphalienblumen noch uͤbertroffen wird; — unten erblickt man dann die ſanft geneigten Höhen mit dem blaßgelben Schmelze des Buͤſchelgra⸗ fes*) bemalt und nur mit einzelnen Fleckchen dunkleren Geſtraͤuches betuͤpfelt; aber den freundlichſten Anblick vor Allem gewähren jene kleinen Hochebenen, die ſtufenweiſe untereinander nach N. und N. N O. ſich aus: dehnen. Ihre Grasfluren liegen zwiſchen ſanften Anhoͤhen da, welche mit 898 ů ——— — — ) Mit dieſem Namen wollen wir im Laufe dieſer Reiſeſkizzen immer; die Fe- stuca nubigena J. bezeichnen. Junghuhn, Java. 20 306 den maleriſchen Gruppen der Tjamarabaͤume (Caſuarinen) bekraͤnzt ſind. | Aber dort im Suͤden ſieht Alles öde und verwuͤſtet aus. Hier liegt dicht unter der Kuppe eine keſſelfoͤrmige Fläche von rundem Um— fange, die ganz einem erloſchenen Krater gleicht. (Telaga Kuning.) Ihre Mitte iſt ſoͤhlig, kahl, gelblich-braun von Farbe und traͤgt Zeichen von periodiſcher Waſſerbedeckung an ſich; nach den Seiten hin ſteigt ihr Grund, nur weitlaͤufig mit Grasbuͤſcheln bewachſen, allmaͤlig und ſanft empor, um einen flachen Rand zu bilden, der ſie faſt kreisfoͤrmig um— giebt, und der mit den eigenthuͤmlichen Gebuͤſchen dieſer Hoͤhen bewach— ſen iſt. Weit nach Suͤden ragt dieſer Rand des Telaga Kuning her— vor und verbirgt den Blicken alle tiefer gelegenen Bergabhaͤnge; nur eine entfernte, waldige Bergkuppe, zum Lawu gehoͤrig, ragt in S. 5“ gen O., über den Rand empor. Aber in S. W. erblickt man — nah und deutlich — unter ſich eine tiefe, wilde Kluft; denn von der hoͤchſten Kuppe, (auf der wir ſtehen,) zieht ſich ein Ruͤcken erſt gen W. hin und biegt ſich dann nach S. um, um ſich im S. W. von hier in eine ſchroffe Kuppe zu endigen; ſein Rand ſenkt ſich bald tiefer hinab, bald erhebt er ſich wieder in hoͤhere Zacken. Nach außen zu neigt er ſich etwa unter einem Winkel von 40° und bildet eine ſteinige, mit kruͤppelhaften Sträuchern bedeckte Bergwand, die ſich zur Kluft, welche die 2te und Ste Kuppe des Lawu von einander theilet, hinabdacht. Nach innen aber ſtuͤrzt er ſich jaͤh hinab und bildet ſchroffe, dem Telaga Kuning zugekehrte Felſenwaͤn— de, die ganz die Beſchaffenheit einer Kratermauer haben. (Taf. 26. Fig. 1.) Sie beſtehen naͤmlich, wenigſtens oben nach dem Rande zu, aus uͤbereinander gelagerten Schichten, die, nach innen vorſpringend, ſich in ſcharfkantige Terraſſen uͤber einander erheben, nach außen aber ſanfter hinabdachen, ſo daß es ſcheint als ſeien ſeine einſtmals hier fluͤſſigen oder wenigſtens beweglichen Maſſen nach außen über den Rand geſtroͤmt. So entſteht zwiſchen dieſer halbkreisfoͤrmigen Mauer und den (nördl.) Abhaͤngen des Telaga Kuning eine gewaltige Kluft, deren Grund, mit Strauchdickich ausgefuͤllt, immer ſchroffer zulaͤuft und ſich der Mauer anſchmiegend nach S. zu immer mehr ſenkt, ſo daß man ſeine Tiefe dort nicht mehr mit den Augen verfolgen kann. Hoch wird ſie dort (in S. W.) von der Felſenmauer uͤberragt, die ſich in einen Pfeiler en— digt, der, ſuͤdlich und oͤſtlich ſenkrecht aufſteigend, ſich kuͤhn in die Luͤfte erhebt. Indem ich dieſe Verhaͤltniſſe durchmuſterte und auf den zunaͤchſt gelegenen Hoͤhen herumſchritt, naͤherte ſich immer mehr der Abend. Schon ſeit vier Uhr fingen große geballte Wolken an ſich rund um den Berg herum zu lagern; ich ſah, wie ſie ſich unter mir anhaͤuften und maͤchtige Gewoͤlbe bildeten von drohend furchtbarer Geſtalt. Einige von ihnen erſchienen in einem duͤſtern Grau, auf andern aber bildete der Widerſchein der Sonne ein glänzendes Weiß, welches die Augen blen— dete; ſo bildeten ſie in ihrer Vereinigung ein ſo ſonderbares Ganze von ſo eigenthuͤmlicher, ſtets wachſender Beleuchtung, daß ſie Monate lang den 307 Pinſel eines Malers hätten beſchaͤftigen koͤnnen. Nur durch ihre Spal— ten — wie durch Fenſter — erblickte ich kleine Stellen der bewohnten Welt. Dabei hatte ſich ſeit 4 Uhr ein heftiger Weſtwind erhoben, der mit zunehmender Kaͤlte (499 — 7,56 R.) immer heftiger zu blaſen anfing und die Wolken aufwärts trieb. — Pfeilſchnell, in abgebrochenen Pauſen mit dem Sturmwinde kommend und verſchwindend, ſauſ'ten ſie an der Kuppe vorbei, gleich duͤſtern Geſpenſtern, in Nebelgewand gekleidet. Die Thermometer ſanken in dieſem Winde, noch ehe die Sonne unter— ging, auf 434° (6,39 R.) herab. Kein einziges vierfuͤßiges Thier, noch andere lebende Geſchoͤpfe ſchei— nen dieſe Einoͤde zu bevoͤlkern; duͤſter und verlaſſen liegt der kleine Kef- ſel des Telaga Kuning da, ein Schauplatz des wechſelnden Kampfes der Wolken. Nur zuweilen vernahm ich das Zwitſchern kleiner, gelber Voͤ— gelchen (einer Fringilla-Art,) die, einſam durch das Geſtraͤuch dahin eilend, nach Obdach ſuchten. Ich hatte mich, nachdem die Finſterniß herabgeſunken war, anfangs in das kleine Haͤuschen gebettet; der Wind blies aber ſo empfindlich durch die vielen Ritzen und Spalten, daß ich die wohlthaͤtige Naͤhe der Feuer ſuchen mußte und ſo die Nacht halb wachend zubrachte. — Doch ſtanden die Thermometer am folgenden Morgen nicht unter 440 F. (6,11 R.). N Den 12ten Mai. Als die Sonne über das Oſtgewoͤlke emporſtieg, warf ſie einen ſonderbaren, unerklaͤrlichen Bergſchatten auf die entgegenge— ſetzten Luftregionen, obgleich die Atmosphaͤre wolkenfrei war und daher nur mit dem bloßen Auge unſichtbaren Duͤnſten geſchwaͤngert ſein konnte. Dennoch war der Schatten im Vergleich mit den erhellten Luft— regionen umher ſehr dunkel und nach feiner Spitze zu, die in W. S. W. lag, ſcharf begrenzt. (Taf. 26. Fig. 2.) Im Oſten erkannte ich eine Anzahl hintereinander hervorragender Gebirge, von denen ſich die hinterſten in blaͤulichem Dufte verloren. Zunaͤchſt (Vergl. Taf. 26. Fig. 3.) im S. 25 gen O. erſchien der breite Gipfel des ſanft abgedachten Wilis, weit hinter ihm zur Linken der Smiru, der Klut und mehr noͤrdlich in S. 40“ gen O. der Red— juno (Artjuno), an deſſen ausgezacktem Gipfel man einen Krater erkennt. — Weit hin zwiſchen dem Lawu und Wilis dehnt ſich die fruchtbare Ebene aus voll Dörfer und Reisfelder, von denen einige im ſchoͤnen gruͤnen Schmelze daliegen, waͤhrend andere ſpiegelnde Waſſerflaͤchen bil— den. Tief ziehen ſich die bebauten Flächen zwiſchen die Hügel der ſuͤdli— chen Gebirgsketten hinein. Nur in der Naͤhe der Lawu erhebt ſich, faſt rundlich gruppirt, ein kleiner Huͤgelruͤcken einſam in der Flaͤche. Weſtlich aber erſcheinen der Merapi im W. 50 gen N. und im W. 150 gen N. der Merbabu, hinter welchem noch links der Sum— bing und rechts der Sindoro, gleich hoch ſcheinend, hervorragen. Selbſt den Tagal erblickt man noch als eine kleine Kegelſpitze angedeutet in blauem Dufte. Um die ſuͤdlichen Gegenden des Gebirges kennen zu lernen, wo ſich 20° 308 allem Vermuthen nach ein Krater, befinden mußte, ſtieg ich zum oͤſtli⸗ chen Rande des Telaga Kuning hinab, in welchen der Abhang der Kuppe minder ſchroff, als im S. und W. uͤbergeht. Ich konnte jedoch nur einen der Javanen (Djojodoro) bewegen, mir zu folgen, und machte mir mit einem Hackmeſſer Bahn durch das Geſträuch des ſuͤdlichen Ran: des. Die Flaͤche des Telaga Kuning hat etwa 500“ im Diameter und ſcheint auch 5 bis 700 Fuß tiefer, als die hoͤchſte Kuppe zu liegen. — Sobald ich den aͤußerſten Rand erreicht und eine Luͤcke in das Ge— ſtraͤuch gehauen hatte, bot ſich mir ein wilder Anblick dar. Ich ſah in einen krateraͤhnlichen Vorſprung bes Berges hinab, nur durch eine Fel— ſenwand von ihm geſchieden, die ſich etwa 700“ tief hinabſenkt. Die weſtlichen Gegenden dieſes Vorſprungs find. mit Steinbloͤcken von ſchwarz— grauem, ſchlackenartigen Anſehen uͤberſaͤet, die mit zahlreichen Spalten in allen Richtungen durchzogen ſind, gleich als muͤßten ſie ſelbſt in einzelne Stuͤcke zerfallen. Die oͤſtlichen Gegenden aber ſind mit tiefen Fur— chen und Spalten durchzogen, zwiſchen denen ſchroffe, zackige Felſenkuppen hoch emporſtreben. Einige von dieſen ſind gelblich oder weißlich von Farbe und ſtellen ſich wie Eisgebirge dar, (ſie ſind Schwefel, oder durch ſchwefelſaure Daͤmpfe zerſetztes Geſtein;) andere ſind noch harte, unzer— ſetzte Lava, deren ſchwaͤrzliche Farbe mit den weißen Zacken contraftirt, und noch andere ſcheinen aus übereinander gehaͤuften Geroͤllen und Schuttmaſſen zu beſtehen. — Jenſeits des oͤſtlichen Randes dieſes Kra— ters zieht ſich jene große Bergſpalte hinab, die wir weiter oben bei ihrem Urſprunge zwiſchen dem hoͤchſten Berggipfel und dem oͤſtlichen Rande des Telaga bereits kennen gelernt haben. Hier unten trennt dieſe Spalte den Kraterrand von jener ſteilen Kuppe, in welche ſich die halb— kreisfoͤrmige Mauer des Lawu endigt; hart an dem Fuße dieſer Kuppe ſenkt fie ſich nach S. zu ſchroff am Berge hinab und bildet einen furcht— baren Abgrund, aus deſſen Tiefe mehre regelloſe Kuppen und Felſen— maſſen emportauchen, die, wie es ſcheint, bei dem Ausbruche, welcher bier einſt ftattgefunden, der gaͤnzlichen Zertruͤmmerung entgingen. Ja, noch tief unten aus einer Gegend der Spalte, die wenigſtens 3000“ tiefer als der Berggipfel zu liegen ſcheint, ragt eine Maſſe zu einer enor— men Hoͤhe empor. Sie bildet einen koloſſalen Pfleiler, deſſen Haupt noch mit Wald bekroͤnt iſt, waͤhrend ſeinen kahlen Waͤnden Felſentruͤm— mer anhängen, die jeden Augenblick drohen, ſich von der Hauptmaſſe zu trennen und in den Abgrund zu ſtuͤrzen. Vom ſuͤdlichen Fuße dieſes Pfleilers oder Felſenthurmes, aus einer Tiefe, welche das Auge von hier aus nicht erreichen kann, wirbeln Daͤmpfe empor, welche die untern und mittlern Wände der Saule nebelartig umziehen, während die Kuppe daraus hervorragt, wie ein in die Luft gebautes Schloß! Keine Beſchreibung vermag den furchtbaren Charakter dieſer Gegend wiederzugeben; ſie erſcheint um ſo ſchaudervoller, je greller der Contraſt iſt, den ihre öden Raͤume mit dem freundlichen Gruͤn des Landes bilden und mit den von der Sonne beſchienenen Wäldern der untern Bergab— hänge, von denen man einen Theil jenſeits des Kraterrandes erblickt. — In 309 den Kratern des G. Guntur und Merapi, (zweien der wildeſten auf der Inſel,) kann man noch etwas Regelmaͤßiges erkennen, in jenem eine Trichterform, in dieſem einen hemiſphaͤriſchen Schlackenkegel; aber hier ſieht man über ein Chaos von Verwuͤſtung hin! — Nichts wie Felſen⸗ truͤmmer, ſchwarze Schlacken, Spalten und ſchroffe Kluͤfte, ſaͤulenartig aufragende Gebirgsmaſſen: Alles wild durch einander geworfen und uͤber— einander geſtuͤrzt bis tief zum Berge hinab. Im W. fand ich eine Stelle, wo es moͤglich war, hinabzuklimmen. Die Felſen bilden hier Stufen untereinander, die mit Geſtraͤuch bewach— ſen ſind. Bald war ich am weſtl. Rande des Kraters angelangt, von wo aus ſich zwiſchen den ſchroffen Gebirgszacken mehre mit Geſchieben erfüllte Kluͤfte hinabziehen. In einer ſolchen Kluft klomm ich ohne Gefahr in den Krater hinab. Die Geſchiebe waren von ſolcher Art, wie ich ſie noch in keinem Vulkane geſehen, gelblich-weiß, auch ganz gelb von Farbe, entweder aus wahrem Schwefel beſtehend, oder aus ei— ner Steinmaſſe, die innig von Schwefel durchdrungen, aber keinesweges aufgelöftt, ſondern feſt und von bedeutender Härte war. — Weiter un: ten fand ich ganze Felſenwaͤnde, 100“ hoch und daruͤber, die eine ganz gelbe Farbe hatten und wahrſcheinlich dem groͤßten Theile nach aus Schwefel beſtehen. f Um 9 Uhr kam ich am ſuͤdl. Nande des Kraters an *). Es iſt kein Keſſel ſondern eine Bergterraſſe, die etwa 300“ weit vorſpringt. Sein hinterſter, mauerartig zum Telaga Kuning anſteigender Rand iſt der ſteilſte, die füdlichen Raͤnder find zerriſſen und neigen ſich nach S. abwaͤrts. Vorn ſenkt er ſich unbegrenzt und ziemlich ſchroff zum Suͤd— abhange des Berges hinab. Er ſcheint 700“ unterhalb des Telaga Ku— ning, alſo aohngefaͤhr 1200 bis 1500“ unter der hoͤchſten Spitze des Lawu, zu liegen. — Die ſuͤdlichen Bergabhaͤnge des Lawu, die man von feinem Rande aus deutlich überblickt, find mit der ſchon oft er: waͤhnten Strauch-Vegetation, die ſolchen Regionen eigenthuͤmlich iſt, über: zogen, obgleich ſie auf das vielfaͤltigſte zerriſſen und mit ſchwaͤrzlichen, ſonderbar zerſpaltenen und zerbroͤckelten Felſentruͤmmern uͤberſaͤet ſind; tiefer unten aber entziehen ſich dieſe Trummer dem Auge, da ſich dort ſchattige Wälder auf ihnen erheben. Die große Bergſpalte, welche wir Kraterſpalte nennen wollen, läuft in gerader Richtung ſuͤdwaͤrts am Berge hinab; ſie enthaͤlt am Fuße ihres bereits erwaͤhnten hohen Pfei— lers, in einer Tiefe von etwa 3000“ unterhalb des hoͤchſten Gipfels, die einzigen noch thaͤtigen Stellen des Vulkans, denen Dampfwolken ents ſteigen. Von dieſem Rande aus erkennt man, wie das Lawugebirge ſuͤdlich mit einer Bergkette zuſammenhangt, die ſich in querer Richtung von O. nach W. hinzieht und ſich in zahlreiche, waldbedeckte Kuppen echebt, von 9 „) Mit dieſem Namen wollen wir dieſe Gegend bezeichnen, ob man gleich daſelbſt gegenwärtig keine Spuren von vulkaniſcher Thätigkeit mehr findet. = 310 denen ich die hoͤchſte, die von hier in S. S. W. liegt, auf 7000“ ſchaͤtzte. Dieſe Gebirgsmaſſe haͤngt durch einen ſchmalen ſattelaͤhnlichen Zwiſchenruͤcken mit dem Lawu zuſammen, etwa ſo wie ſich der Telemajo mit dem Merbabu verbindet, — durch einen Ruͤcken, oder beſſer, durch ein unebenes Hoch— land, bis in deſſen Mitte ſich noch von den beiderfeitigen Gebirgen die Waͤlder herabziehen. Seine uͤbrigen Gegenden ſind nur mit dem licht— grünen Ueberzuge von Allang-Allang bedeckt, und nur an feinen (öftliz chen und weſtlichen) Abhaͤngen erblickt man bebaute Gegenden. Auf der einen Seite, im S. W. von hier, nicht viel tiefer, als die hoͤchſten centra— len Gegenden des Ruͤckens, ziehen ſich die braͤunlichen Huͤttenreihen des Dorfes Gondoſuli hin, und auf der andern in S. S. O. erblickt man, faft gleich hoch gelegen, einen geräumigen Gebirgsſee, Telaga Paſſir, deſſen Spiegel ſehr lieblich zwiſchen ſanften graſigen Anhoͤhen daliegt. Von feinen Ufern, wo ſich das Doͤrfchen Sarangan erhebt, führt über den Zwifchenrüden hin ein Weg nach Gondoſuli, deſſen Zickzack man ſiellenweiſe deutlich von hier erkennt. Da wir den letzten Vorrath unſerer Lebensmittel ſchon am vorigen Abend verzehrt hatten, ſo mußten wir vor Allem darauf bedacht ſein, auf dem moͤglichſt kuͤrzeſten Wege in bewohnte Gegenden zu kommen. Auf keiner Seite des Berges ſchien dieſer Zweck ſchneller erreichbar, als hier auf der ſuͤdlichen, längs der ich hinabzuklimmen beſchloß zum Zwiſchen— rücken, deſſen Dörfer Sarangan und Gondoſuli nebſt dem fie verbinden: den Wege ich ſo deutlich ſah. Ich ſandte daher den Djojodono zuruͤck zu den uͤbrigen Javanen und ließ dieſe aufmuntern, meinem Plane zu folgen und herab in den Krater zu kommen. In der Zwiſchenzeit beſuchte ich die oͤſtlichen Ge: genden des Kraters, die, obgleich überall mit Steinblöden bedeckt, doch weit mehr mit Geſtraͤuch bewachſen find, als die oͤſtlichen, zerkluͤf— teteren Raͤume. Die Hauptfurche, welche beide von einander trennt, er⸗ weitert ſich in der vorderſten Gegend des Kraters in eine enge, aber tiefe, rings von Felſen umſchloſſene Bucht, in welcher ſich zwei hohe Felſenthore oͤffnen. Ich betrat das kleinere dieſer Portale, das wenig— ſtens 50“ hoͤher als das andere liegt, und kam in eine Hoͤhle, die ſich halbkreisförmig durch die Trachytfelſen windet. (S. Taf. 26 Fig. 4.) Ihr Boden iſt mit Steinbloͤcken bedeckt und neigt fich ſtark abwaͤrts nach dem tiefſten Grunde der Bucht wo fich das zweite etwa 40“ hohe Portal aufthut. 8 Eine tiefe, oͤde Einſamkeit herrſcht in dieſer Grotte. Man hoͤrt Nichts, als das Geraͤuſch von Waſſertropfen, die in abgemeßenen Pau— ſen von der Decke der Hoͤhle herabfallen. Geheimnißvoll klingen ſie in dem Gewoͤlbe wieder. Ich entfloh dieſem unheimlichen Orte und begab mich wieder auf die Hoͤhe des ſuͤdlichen Kraterrandes, wo ich meiner Begleiter harrte. Eine volle Stunde lang hatte ich vergebens gewartet; Niemand er— chien. Ich ſah mich allein in den oͤden Raͤumen des Kraters. Ich 311 rief, ſchrie; aber nichts antwortete mir, als das Echo meiner Stimme, die von den kahlen Waͤnden zuruͤckprailte. Endlich kamen fie an; ich zeigte ihnen die Dörfer, die unten im Zwiſchenthale liegen, und den Weg, der ſie verbindet, ſcheinbar nur durch einen kurzen Abhang von uns getrennt; ſie blickten jedoch ſehr furchtſam umher, zuͤndeten nach vielem Zoͤgern kleine Feuer an, opferten Weihrauch, warfen ſich zur Erde, fingen an zu ſchreien und ſich in Ausrufungen zu ergießen. Dies waren Beſchwörungsformeln, die dem Geiſte galten, der nach ihrer Meinung in der Kraterſpalte wohnen mußte. Dann ſtanden ſie auf und folgten mir. Wir waren jedoch keine 1000“ hinab gekommen, als wir anfingen unſer Vornehmen zu bereuen; denn die ganze ſuͤdliche Bergſeite des Lawu, vom Kraterrande an bis tief hinab in den Zwiſchenruͤcken, beſteht aus nichts als Felſentrümmern, die fo auf einander gethuͤrmt find, daß 3 bis 10 Fuß breite Spalten zwiſchen ihnen uͤbrig bleiben. Die Größe dieſer Bloͤcke (fie find Trachyt und trachytiſche Lava) wechſelt von 5 bis zu 10, ja zu 25 Fuß. Ihre Seiten ſind flach, oder flach-muſchelig, ihre Ecken und Kanten aber ſcharf, doch ohne alle Regelmaͤßigkeit ihrer Form, — ſo daß es ſcheint, als haͤtten ſie einſt einen Theil der feſten Grund— maſſe des Berges gebildet, die durch einen Ausbruch aus der Gegend, die ich den Krater genannt habe, in Millionen einzelner Stuͤcke zer— truͤmmert wurde. Dieſe bedecken nun den ganzen Suͤdabhang des Lawu und liegen in furchtbarer Steilheit auf einander gehaͤuft, zuweilen ſo, daß fie thurmaͤhnlich 50 bis 60“ emporragen, und daß ein höher gele: gener Block die tiefern kaum in ein paar Punkten beruͤhrt, gleich als muͤß— ten ſie bei'm geringſten Erdbeben hinabſtuͤrzen. Daß die Kataſtrophe, welche die Truͤmmer bildete, keiner neuern Zeit angehoͤrt, beweiſ't die alte Vegetation, beweiſen die maͤchtigen Ur— waͤlder, welche ſich auf den Truͤmmern erheben, und welche das gefaͤhr— liche Terrain aus der Entfernung dem Auge verbergen! — In den hoͤ— hern Regionen ſind es die bekannten alpiniſchen Baͤumchen, Gnaphali— en, Thibaudien, ver Allem Viburnum-Arten, deren fußdicke knorrige Staͤmme aus den Kluͤften emporſteigen und die Bloͤcke mit ihren bart— flechtigen Zweigen umhuͤllen; — in den mittleren Regionen herrſcht Inga montana mihi vor mit einem Untergebuͤſch von Rubus-Arten, de— ren ſtacheliges Dickicht muͤhſam zu durchdringen iſt; hiermit wechſeln die ſchlanken Gebuͤſche der Dodonaea triquetra Andr. ab, — und noch tiefer unten treten ſchattige Eichenwalder auf, mit Gruppen luftig rauſchender Caſuarinen. Sehr häufig kommt im Unterholze zwi— ſchen dieſen Baͤumen, noch bis tief unten, eine Acanthacee, (Strobilan- thes}hirta var. elata J.) vor, deren holzige, an den Gelenkenknotig auf: ſchwollene Stengel 10 bis 15 Fuß hoch gerade in die Hoͤhe ſtreben, ohne ſich in Aeſte dhe theilen, die dabei aber ſo gedraͤngt und dicht bei einander wachſen, daß ſie das Vordringen aͤußerſt erſchweren. Einem Nordlaͤnder, der nie unter den Tropen war, wird es ſchwer fallen, zu glauben, wie ein foldyer ſteiler Abhang, der aus Nichts, als 312 aus aufeinandergehaͤuften Felſenkoloſſen beſteht, mit Wäldern bedeckt fein koͤnne; und doch ſtehen fie da mit aller tropiſchen Pracht. Alles iſt wild uͤberwuchert, und Baumſtaͤmme von großer Dicke erheben ſich aus den Spalten der Felſen. — Ohne Huͤlfe der Vegetation wuͤrde es unmoͤglich ſein, dieſen Abhang zu beklimmen, da manche Kluͤfte von 25 bis 50 Fuß Breite alles weitere Vordringen verbieten wuͤrden, laͤgen nicht zu— faͤlig Baumſtaͤmme uͤber den Abgrund hingeſtreckt, gleich natuͤrlichen Bruͤcken, auf denen man reitend hinuͤberrutſcht; (denn die ſchluͤpftige, leicht abſtreifbare Moosdecke dieſer Staͤmme macht das Ueberſchreiten in aufrechter Stellung gefaͤhrlich). Andere ſchmaͤlere Kluͤfte ſind ſo dicht mit Sträuchern und ſaftigen Pflanzen ausgefüllt, daß man ohne Gefahr über ihren elaſtiſchen Teppich ſchreiten kann. Es forderte daher viel Anſtrengung von unſerer Seite, um dieſe Wildniß zu durchdringen. Bald mußten wir uͤber die beweglichen Bloͤcke hinklettern, bald unter ihnen in den Spalten hinkriechen, deren viele mit vermoderten Baumſtaͤmmen erfüllt waren; — zuweilen glaub— ten wir einen ſanften geneigten Ruͤcken gefunden zu haben, auf dem wir vergnuͤgt vorwärts drangen, als er ſich plotzlich in einen Ab— grund endigte und uns zur Ruͤckkehr zwang. Dabei wurden wir von heftigem Durſte geplagt, indem kein Tropfen Waſſer auf dieſer Suͤdſeite des Lawu zu finden iſt. Es ſcheint, als ſickere alles tropfbar Fluͤſ— ſige, was ſich durch Wolkenniederſchlag oder durch nächtliche Aushauchung der Pflanzen bildet, (eine Waſſermenge, die bei der großen Hoͤhe des Gebirges und dem Reichthume an Waͤldern nicht unbetraͤchtlich ſein kann) zwiſchen den Steinkluͤften ein und verziehe ſich unſichtbar auf unterir— diſchen Wegen. So trägt es vielleicht, da es ſich da, wo der Grund feſter wird und nicht mehr von Kluͤften durchzogen iſt, anhaͤufen muß, zur Entſtehung jenes ſchoͤnen Bergſees, Telaga Paſſir, bei, den wir vom Kraterrande aus geſchen. | Einmal glaubten wir das Rauſchen eines Stromes zu hören und eilten begierig, unſern Durſt zu ſtillen, dieſer Gegend zu, — da gerie— then wir an den Rand der Kraterſpalte und ſahen, daß das, was wir fuͤr einen rauſchenden Strom gehalten hatten, dicke Dampfwolken waren, die unter heftigem Brauſen aus der Tiefe der Spalte her— vordrangen und, ſich neblig ausbreitend, alle hoͤher gelegenen Gegenden dem Blicke verbargen. Unterhalb dieſer Fumarolen aber bildet der Grund der Spalte, deren ſenkrechte Tiefe hier 5 bis 760° betragen kann, ein ſchmales, enges, mit Geſchieben von gelblicher oder weißlicher Farbe aus— gefülltes Strombett, in dem wir jedoch keine Spur von Waſſer entdeck— ten. Obgleich die beiderſeitigen Waͤnde der Spalte mit Vegetation be— kleidet 2 ſo wagten wir es doch nicht hinabzuklimmen, da ſie ſich ſehr ſchroff, ja an mehren Stellen völlig ſenkrecht in die Tiefe ſtuͤrzen. — Die Höhe der Fumarolen ſchlug ich zu 3000 — 3500 Fuß unter⸗ halb d es Gi pfels an. Erſchoͤpft von Anſtrengung und Hunger und gequaͤlt von Durſt, traf uns die Nacht, und noch immer befanden wir uns zwiſchen Stein⸗ 313 truͤmmern, vom Walde umduͤſtert. Wir durften nicht wagen, unſere Reiſe bei naͤchtlicher Weile auf ſolch einem Terrain fortzuſetzen, wo ſich jeden Augenblick ein Abgrund vor uss aufthat, ſehr oft unſichtbar und mit Geſtraͤuch uͤberwuchert, und lagerten uns daher rings um den Stamm einer alten Kaſuarine. Die Javanen waren fo matt und dabei fo muthlos, daß fie weder Feuer anzuͤndeten, noch das Geſtraͤuch auf ihren Lagerſtaͤtten kappten. Seit geſtern Abend ohne Nahrungsmittel, ohne Trinkwaſſer! dabei umgaben uns fortwaͤhrende Nebel, zum Beweiſe, daß wir uns immer noch in großer Hoͤhe befanden. Doch — „Verzweifle Keiner je, dem in der truͤbſten Nacht Der Hoffnung letzte Sterne ſchwinden!“ Auch dieſe Nacht ging, freilich ſchlaflos, voruͤber, und ſobald am Morgen des 13ten der Wald ſich etwas erhellte, ſetzten wir unſere Reiſe fort. Die Felſenbloͤcke, die hier lagen, waren auf eine ſolche Art zerſpalten und durch ſich verbindende Spalten dergeſtalt in einzelne (loſe, doch noch mit dem Ganzen zuſammenhaͤngende) Stuͤcke getheilt, daß man glauben ſollte, es haͤtten ſich die Spalten erſt durch die Gewalt des Falles gebildet in dem Augenblicke, als der Block mit dem Boden in Beruͤhrung kam, weil die Stuͤcke ſonſt in der Luft waͤhrend des Herab— fallens hatten auseinander fliegen muͤſſen; — oder waren dieſe Bloͤcke gluͤhend und entſtanden ihre Spalten erſt waͤhrend der Erkaltung? Nur noch Djojodono war im Stande, mich im Geſchaͤfte des Kap— pens zu unterſtuͤtzen. Ich leckte den Thau von den Blättern, fo bren— nend war mein Durſt. Auch kaute ich den ſaͤuerlichen Stengel des Polygonum corymbosum Willd. var. densiflorum Bl., welches in dieſer Region noch haufig wuchs. — Die Javanen aßen die Stengel der Begonia robusta Bl. (En. 1 p. 96.), deren Säure ich zwar min: der bitter, aber ſo ſcharf fand, daß mir der Gaumen davon aufſchwoll. So verging unter ſteter Arbeit der ganze Tag. Die Javanen waren der Verzweiflung nahe und warfen ſich hin. Da entdeckte Djojodono an einem Baume die Spur einer Axt, — wir fprangen auf, fanden einen kleinen Holzweg und geriethen in eine Kluft, wo, man denke ſich unſere Freude, das klarſte Waſſer riefelte! Mit Begierde fielen die Javaner daruͤber her, und auch ich hatte bereits daraus getrunken, als ich erſt wahrnahm, daß es einen adſtringirenden Geſchmack hatte. Wir befanden uns in der unterſten Gegend der Kraterſpalte, deren Grund hier ſehr ſchmal und mit Geſchieben aller Groͤße bedeckt iſt. Viele von dieſen be— ſtehen aus hartem Trachyt, oder ſind mehr oder weniger zerſetzt; einige find weiß von Farbe, andere roͤthlich, noch andere gelb wie Schwefel, dabei aber von bedeutender Haͤrte. Das Waſſer, welches wir hier fan— den, iſt ein kleiner Bach, der ploͤtzlich zwiſchen den Geroͤllen hervortritt etwa 20 Fug weit hinrieſelt, dann aber zwiſchen dem Sande und den Geſchieben wieder verſchwindet. Sowohl ober- als unterhalb dieſer Ge— gend iſt die Kluft trocken, obgleich die glatt gewaſchene Beſchaffenheit der Geſchiebe und die Nacktheit des Grundes, (waͤhrend andere benachbarte Kluͤfte mit Vegetation ausgefüllt ſind,) auf ein periodiſches Herabſtrö— 314 men von Waſſer zu deuten ſcheinen. — Indem wir, uͤber die Gefchiebe abwaͤrts klimmend, dem Laufe der Kluft folgten, ſahen wir uns, um eine Ecke biegend, ploͤtzlich vor einer Brucke ſtehn, vor einer Brucke, die aus Bambusrohr uͤber die Kluft geſchlagen war! — Welcher Anblick! Die Javanen brachen in ein Freudengebruͤll aus, wovon die Baͤume des Waldes widerdroͤhnten! Welch ſeltnes Schauſpiel fuͤr mich auf Java, da ich dies fo gelaffene Volk noch nie in Leidenſchaft geſehen hatte! — ſie ſprangen, tanzten und umarmten ſich. — Doch auch ich nahm an ihrer Freude Theil; denn nur noch ein Tag hätte uns alſo verjireichen duͤr— fen, und wir wären vor Erſchoͤpfung in der Wildniß umgekommen. Doch nun ging es ſchnell vorwärts, denn wir hatten den Weg er: reicht, den ich vom Kraterrande aus geſehen, und der mich in dieſe ſchau— dervolle Wildniß gelockt hatte. Wir folgten ihm weſtwaͤrts balo durch Allangſtrecken, bald noch durch ein Stuͤckchen Wald, welches ſich ſo weit herabzog, und erreichten noch vor Sonnenuntergang das Dorf Gondoſuli. Ich hatte den Javanen, als ſie im Walde die Hackmeſſer von ſich warfen und verzweifelnd zur Erde ſanken, verſprochen, einen Schmaus zu geben, ſobald wir wieder eine bewohnte Gegend erreicht haben wuͤrden. Ich ließ daher einige Tanzmaͤdchen (Rongeng) kommen und ſtellte, nach— dem ich mich in die Wohnung des Haͤuptlings begeben hatte, den gan— zen Markt (Waron) zu ihrer Dispoſition. Dieſer beſtand aus einigen großen Koͤrben voll gekochten Reiſes, aus ſpaniſchem Pfeffer (Sambal), einigen geſalzenen Enteneiern, getrocknetem Karabauenfleiſch (Tinting), aus einigen Süßigkeiten (Kwe⸗kwe) und einigen hundert Reiskuchen. Dieſe Herrlichkeiten alle aßen meine 10 hungrigen Freunde bis auf die letzte Spur auf und verſicherten mich voller Freude, daß fie mir nun— mehr bis an das Ende der Welt folgen wollten! Die Wohnung, in der ich Platz genommen, war zum Theil von Bambus, zum Theil von Holz erbaut, wie gewohnlich nur durch die Thuͤroͤffnung erhellt, und bildete einen einfachen, durch eine Zwiſchenflur in zwei Theile geſchiedenen Raum. Die rechte Haͤlfte war eine kleine Erhöhung, ein Bambusgeruͤſt (Bali-bali), auf welchem große Matten (von Pandanusblaͤttern geflochten) ausgebreitet lagen: dies war der Schlaf— platz der Familie; die linke Hälfte aber beſtand aus Staͤllen, wo, nur durch ein Paar horizontale Balken von der Flur geſchieden, Pferde und Ziegen in vertraulicher Nachbarſchaft verkehrten. Hühner hatten überall freien Zutritt. In der Mitte der Flur glimmte ein Feuer, in deſſen Umgebung die Bewohner ſtundenlang ihre Zeit in kauernder Stellung zubrachten. — Das Dorf Gondoſuli beſteht nur aus wenigen, aber großen und re— gelmaͤßig in langen Reihen erbauten Bambushuͤtten und iſt von Feldern umgeben, auf denen man, wie uͤberall an den weſtlichen Abhaͤngen des Zwiſchenruͤckens, Zwiebeln baut (Bawang und Prambang). Keine Pflanze findet man hier, die an das Tropenklima erinnert, — keinen Reis, keinen Mais, keine Palmen, keinen Piſang und keinen einzigen anderen Fruchtbaum. Die Dörfer, welche nur von krautartigen Gnaphalien, Allang, von Ar- temisia indica und ein Paar Ricinus- (Jarak) Baͤumchen umgruͤnt 315 * ſind, ſehen daher ſehr kahl aus und gleichen mehr unſeren europaͤiſchen Gebirgsdoͤrfern. Außer Huͤhnern beſitzen die Bewohner kein anderes Haus— thier, als Pferde und Ziegen, von welchen letzteren ſie blos den Miſt zum Duͤngen der Zwiebelfelder benutzen. Nur an hohen Feſttagen wird ein— mal ein Thier geſchlachtet. Der Genuß der Milch iſt ihnen unbekannt. Ihre ganze Exiſtenz haͤngt an den Zwiebeln, die ſie in den tiefer gelege— nen Dörfern verkaufen, von wo fie, zum Gebrauche der Europaͤer, auf die Maͤrkte von Solo gelangen. Dafuͤr handeln ſie Reis, Baumwolle, Oel und andere Beduͤrfniſſe ein. Die Zwiebeln werden in Beeten ge— pflanzt, welche, ſich der Quere nach, alfo halbmondfoͤrmig, an den Berg» gruͤnden hinziehend, bei einer Breite von 1 bis 2 Fuß, oben abgerundet find und Kanäle zwiſchen ſich übrig laſſen, deren jeder nach Willkuͤr un— ter Waſſer geſetzt werden kann. So gleichen dieſe Beete wohl, wenn man ſie aus der Entfernung ſieht, Terraſſen, welche mit Reis bepflanzt ſind. Das Dorf liegt 4926 Fuß uͤber dem Meere. Der Haͤuptling er⸗ zaͤhlte mir, daß der Kaiſer von Solo, zur Zeit, da er mit den Nieder— fändern noch in Krieg verwickelt war, zur Bereitung von Pulver Schwefel aus dem Krater habe holen laſſen. Der Pfad, den man zu dieſem Zwecke gebahnt habe, ſei jedoch nicht mehr aufzufinden. (Vielleicht führte er in die Kraterſpalte, wo ſich die noch thaͤtigen Fumarolen be— finden 2) Ich verließ Gondoſuli am 14. Morgens, begab mich erſt nach W. abwärts und ſchritt dann, (dem Wege folgend), nordwaͤrts quer Über mehre zuſammenhaͤngende Hügel, die einen langen Rüden bilden, wel- cher die Abhaͤnge unterhalb Gondoſuli von Karang-Pandang trennt. Dieſſeits (ſuͤdlich) dieſes Rückens rauſcht der anſehnliche Strom Sam— meng zwiſchen Geſchieben herab. Ein zweiter Bach fließt jenſeits des Rückens bei Karang-Pandang, welches am weſtlichen Fuße des Lawu liegt. An derſelben Bergſeite, aber weiter oben, liegen die Ruinen von Suku. — (Vergl. die Skizzen Taf. 26 Fig. 5. Lawu, von Gondoſuli aus ge— ſehen: 2 der Pfeiler, in welchen ſich die halbkreisfoͤrmige Mauer en: digt. Fig. 6. Lawu, von Karang-Pandang aus geſehen: 1. hoͤchſte Spitze, 2. der genannte Pfeiler. Von Karang-Pandang aus ging ich noch denſelben Tag nach Ba— long zuruck. Ich nahm meinen Weg ſchraͤg an den Abhaͤngen des Ge: birges hin und durchwanderte ſechs Stroͤme, die ſich in eben fo vielen Klüften zwiſchen beiden Dörfern, alſo zwiſchen W. und N. W. vom Ya: wu, herabwinden. Eine gleiche Anzahl von Laͤngerücken, (jeder durch einen Strom beiderſeits begrenzt, liegen zwiſchen denſelben ausgeſtreckt; und von dieſen zeichnet ſich der vierte durch große pittereske Felſenmaſ— ſen aus, welche an ſeinen Waͤnden emporragen. 1 316 Einige Tage ſpaͤter beſuchte ich in Geſellſchaft der Herren Fritze und Johnſton (Praͤſidenten der engliſchen Faktorei zu Canton in China) den Berg zum Aten Male. Der Prinz Pranwedono naͤmlich, welchem das Landhaus von Karang-Pandang und die Weſtſeite des Berges ge— hört, hatte einen Weg hinaufbahnen laſſen, welcher das Aufſteigen er— leichterte. — Wir begaben uns daher am 18. Mai von Solo nach Ka- rang-Pandang. Das Haͤuschen liegt (21007 über dem Meere) auf einem Huͤgel, der ſich nach allen Seiten frei hinabſenkt und nur im O. mit dem Bergabhange des Lawu zuſammenhaͤngt. So beherrſcht es die Ge— gend umher. Es iſt einſtoͤckig, aus Brettern erbaut und mit europaͤiſchen Moͤbeln verziert. Die Zimmer liegen zu beiden Seiten eines Mittel— ſalons, der vorn und hinten offen iſt und mit den rund um das Ge— baͤude herumlaufenden Gallerien zuſammenhaͤngt. Eine herrliche Ausſicht genießt man von da uͤber die Reisfelder, die den Fuß des Huͤgels um— geben und uͤber die zahlreichen Doͤrfchen mit ihren Palmen. Der Prinz empfing uns auf europaͤiſche Art. Er war in die Uniform eines Obri— ſten gekleidet und bewillkommete uns durch Darreichung der Hande. Dann wurden Getraͤnke praͤſentirt. Die Schlaͤge des Gamelang durften nicht aufhören zu erklingen. Als der Abend einbrach und man ſich zur Tafel ſetzte, uͤberraſchte uns auch eine europaͤiſche Muſik, mit Pauken und Trompeten! laͤrmvoll genug, aber freilich noch viel zu wuͤnſchen uͤbrig laſſend. Nun wurde Kaffee dargereicht, und zwar (wie uͤberall bei den Javanen) vor der Tafel, die mit europaͤiſcher Koſt auf ſilbernen Geſchirren beſetzt war. Dann ging es an's Trinken, Plaudern, bis ſich der Prinz empfahl und die uͤbrigen gegen 10 Uhr ihre Gemaͤcher ſuchten. — Wir konnten hier die von den Javanen nachgeahmte Art indiſcher Europäer beobachten, auf vornehme Manier die Zeit todt zu ſchlagen und mit viel Wichtigkeit und Gravitaͤt Nichts zu thun. Sie kleiden ſich in Sammt und Seide, laſſen Pauken vor ſich ſchlagen und Trom— peten blaſen, ſetzen ſich hin, ſtaunen ſich an, (naͤmlich ihren Schmuck,) öffnen alle Viertelſtunde einmal ihren Mund, um mit Geheimthun von Sachen zu ſprechen, die Jeder ſchon lange wußte und — blasen Dampfwolken vor ſich her. — Sie machen Stunden lang Toilette und bedenken nicht, daß das Leben ſo kurz iſt! Am folgenden Morgen beſtiegen wir zeitig unſere Pferde und: ritten oſtwaͤrts am Berge hinan. Deutlich ſahen wir nicht weit unterhalb der Waldgrenze die Ruinen von Suku liegen und erkannten die Wege, welche ſich zu ihnen hinaufſchlaͤngeln. Das Colorit der untern Bergabhaͤnge erſcheint übrigens von ihrem Alanggraſe lichtgruͤn, und erſt oberhalb Suku beginnt die duͤſtre Faͤrbung der Wälder, Aber am W. S. Wllichen Abhange (bedeutend tiefer als Suku) thuͤrmt ſich, mitten zwiſchen ge: woͤhnlichen niedrigen Laͤngsruͤcken, ein iſolirter halbkugliger Berg empor, der, mit ſchattigen Waͤldern bedeckt, einen intereſſanten Anblick gewaͤhrt. Bald hatten wir das Dorf Tumpak erreicht, welches, einige hundert Fuß tiefer als Suku, dieſem gegenüber liegt, nur durch ein Laͤngsthal von ihm getrennt. Wir behielten uns vor, dieſes nach der Zuruͤckkunft vom Berge zu beſuchen. 317 Die Gegend von Tumpak bildet einen ‚geräumigen Vorſprung, ber ſich nach hinten zu keſſelfoͤrmig vertieft, waͤhrend er rundum von Huͤgeln umgeben iſt. Zwiebelfelder bedecken ihn; — er würde aber feinem größs ten Theile nach in einen kleinen See verwandelt werden koͤnnen, wollte man einen Bach dorthin leiten. Zu Tumpak fanden wir Alles zu unſerer Ankunft vorbereitet. Ein ſchmackhaftes Fruͤhſtuͤck dampfte auf der Tafel, kalte und warme Ge— traͤnke ſtanden bereit, und eine Anzahl von Dienern war da, um aufzu— warten. — Als ich vor 5 Tagen hier durchkam, kraͤhte kein Hahn; kaum daß mir ein Paar Hunde nachbellten! Jetzt war Alles voller Laͤrm. Freilich nicht fuͤr mich. Ich dachte aber, wenn die Pauken und Trompeten auch mir nicht gelten, ich hoͤre ſie doch! und wer hindert mich, zu glauben, daß die Sonne, der Mond, oder irgend ein anderer Stern fuͤr mich geſchaffen ſei, wenn ich ſeinen Schein genieße? Der Weg fuͤhrte an der weſtlichen Seite des Berges hinauf. Mangel an Caſuarinen war in den Waͤldern dieſer Seite auffallend. Erſt hoͤher oben trafen wir ein paar Gruppen derſelben an. — Wir klommen ſchraͤg an dem aͤußern (naͤmlich weſtlichen, dann N. Wl lichen) Abhange der halbkreisfoͤrmigen Mauer hin, die von der hoͤchſten Spitze ausläuft, um zu dieſer zu gelangen. Dieſe Abhaͤnge (beſonders die weſt— lichen) ſind mit vorzuͤglich ſchoͤnen Gnaphalienwaͤldern bedeckt. Die Nacht vom 19. zum 20., die wir auf dem Gipfel zubrachten, zeichnete ſich durch große Heiterkeit aus. Das Himmelsgewoͤlbe ſtellte ſich dar wie ein ſchwarzer Sammetteppich, der mit Millionen von Dia— manten ausgelegt war. Auch waren unſere Thermometer des Nachts und vor Sonnenaufgang auf 40 F. (3, 56 R.) herabgeſunken, alfo 340 tiefer, als in der Nacht vom 11. zum 12., wo das Wetter weniger heiter war. Dieſelben Bemerkungen übrigens, die ſich bereits auf der er— ſten Reiſe dargeboten hatten, wurden wiederholt und berichtigt. Auf der Ruͤckreiſe beſuchten wir die Ruinen von Suku, auf der weſtlichen Seite des Berges. Meereshoͤhe 3670 p.“ — Sie ſind auf einem hervorſpringenden, kahlen Ruͤcken erbaut, der ſich nach W. ziemlich jaͤh hinabſtuͤrzt, ſo daß man eine weite Ausſicht von da uͤber das tiefere Land genießt. Uebrigens in Raffles history of Java hinlaͤnglich be: kannt gemacht, beduͤrfen ſie einer nochmaligen Beſchreibung nicht. Jef benen ws Warme Quelle am W. Fuße des Lawn. Von Karang⸗Pandang aus muß man S. Wllich ſchraͤg am Berge hinabſteigen, um zu dem etwa 12 Paale entfernten Dorfe Djurang Djerro zu gelangen. Hier finden ſich in einer kleinen Kluft, deren Grund ein Baͤchlein durchrieſelt, zwei Stellen, wo ſich Kohlenſaͤure ent— wickelt. Die Waͤnde der Kluft beſtehen aus zerſetztem Trachyt, der eine 318 weißliche Farde und thonartige Beſchaffenheit angenommen hat; er kommt dem Mergel nahe. Die eine Quelle ſprudelt in einzelnen Abſaͤtzen (vielleicht von dem aufſteigenden Gaſe ſo bewegt), ſchief unter einem Felſen hervor. Das Waſſer der anderen ſtehet ſtill. Beide hat man mit Brettern umlegt und in ein viereckiges Becken umgebildet, das mit einem Deckel verſchloſſen werden kann. Unmittelbar oberhalb des Waſ— ſerſpiegels hat man ein durchloͤchertes Brett angebracht, uͤber dem ſich die Schicht des erſtickenden Gaſes anhaͤuft. Man warf Huͤhner und Enten hinein, die bald in Zuckungen geriethen und ſtarben. Auch ein Boͤcklein zog man an einem Stricke herbei, um es zu dieſem Experi— mente zu gebrauchen; wahrſcheinlich aber kannte es den Kitzel ſchon aus Erfahrung, denn es ſtraͤubte ſich ſehr und mußte mit Gewalt in den Kaſten gedruckt werden. Es hielt den Kopf in die Höhe, ſperrte die Naſenoͤffnungen weit auf, fing dann immer ſchneller und keuchender an zu reſpiriren, wobei ſich der Bruſtkaſten gewaltſam bewegte. Der ganze Körper bebte. Endlich wurden die Athemzuͤge langſamer und krampfhaf— ter, die Hinterbeine knickten ein, Hals und Vorderbeine erſchlafften und das Thier fiel nach weniger als einer Minute um. Nun wurde es ſchnell herausgezogen, man blies ihm Luft ein, goß friſches Waſſer in ſei— nen Mund, ſo daß das Thierchen bald wieder auf ſeinen Beinen ſtand und munter davon ſprang. Auch die Enten und Huͤhner hatte man wieder ins Leben zuruͤckgebracht. N Von hier noch 13 Paale weiter und etwas tiefer gelegen, am W. S. W. lichen Fuße des Lawu, finden ſich mehre Quellen bei dem Dorfe Pablingan. Sie ſprudeln am Fuße eines ſchroffen Huͤgels hervor, deſ— ſen Trachytmaſſen, ſo weit ſie zu Tage gehen, voͤllig zerſetzt und in eine halb fandige, halb thonartige, durchſtechbare, broͤckliche Maſſe von weißer Farbe umgewandelt find. Doch trifft man auch wirklichen leichten, weis chen Sandſtein an. — Einige von den Sprudeln, die unter einander liegen und in geraͤumige, von Mauern und Treppen umgebene Becken verwandelt find, haben einen ſchwach-ſalzigen Geſchmack und einen ſchwa— chen Geruch nach Schwefelwaſſerſtoffgas. Sie ſetzen ein unbedeutendes, gelbliches Sediment ab. Ihre Temperatur war bei einer Luftwaͤrme von 76° (19, 56 R.) um 10 Uhr = 93° (27, 11 R.). Dicht neben dieſer Badequelle findet man noch zahlreiche kleine Becken, die, ob fie gleich ſaͤmmtlich innerhalb eines kleinen Raumes von 50’ im Quadrat hervordringen, dennoch ſowohl nach ihrer Temperatur und ihrem Gehalte an Kohlenſaͤure, als auch der Intenſitat und Art ihres Ge— ſchmackes nach ſehe von einander abweichen. Alle aber ſchmecken mehr oder weniger ſalzig, ſetzen geringe gelbliche Sedimente ab und bilden zum Theil auch gelbliche ſchlammige Haͤutchen, die auf dem Waſſer ſchwim— men. Die Hauptſprudel, deren wir etwa 10 zaͤhlten, hat man in kleine, mit Brettern umgebene, Jeckige Becken verwandelt. Einer der oberſten, (den man, um die Entweichung der Kohlenſaͤure zu erſchweren, mit einem Deckel verſehen hat,) kommt ſeinem Geſchmacke nach dem Selterſerbrunn ſehr nahe, brauſ't mit Rheinwein auf und hat eine Temperatur von 319 86° (249 R.). Eine andere benachbarte Quelle ſcheint dieſes vollkommen gleich zu fein, iſt aber kuͤhler; (650 F., 22,67 R.). Eine dritte, dicht unter der vorigen befindliche zeigt wieder 859 (25, 36 R.) und ſchmeckt viel ſalziger; eine vierte endlich, ebenfalls ſalzige, kaum 4 Fuß davon entfernte, 88“ (24, 89 R.). — Der Raum hat am Fuße des Huͤgels, innerhalb, deſſen alle dieſe Sprudel hervordringen, iſt ziemlich flach und ſumpfig. Chronik des Lawu. Unbekannt. In den Verhandelingen v. h. Batav. Genootsch. Bd. II. p. 374 und (daraus entlehnt?) in den Verhandelingen der Haarl. Maatschappy, Bd. 14, p. 92, wird angegeben, daß der Luhu (Lawu) den erſten Mai, 1752 einen Ausbruch gehabt habe; doch hat ſich bei keinem der Javanen, die jetzt dieſe Berggegenden, bewohnen, eine Tradition von die— ſem Ausbruche, oder überhaupt nur von irgend einem Ausbruche erhalten. Wir verließen Solo am 23. und reiſ'ten nach Djocjokarta auf einer Straße, die uͤber 28 vom Merapi herabſtroͤmende Baͤche fuͤhrt. Achtzehn von dieſen Baͤchen wenden ſich, (nachdem ihr Lauf anfangs im Allge— meinen ſuͤdllch war), ſobald ſie den Fuß der ſuͤdlichen Bergkette erreicht haben, oſtwaͤrts, um den Anfang des Kalisjolo zu bilden. Die zehn uͤbrigen liegen weſtwaͤrts von Brambanan, wo ſie eine bis Brambanan vorſpringende Spitze der ſuͤdlichen Bergkette, (Batu⸗gudik) nöthigt, nach W. zu fließen. Sie bilden den Kali-Opak, der ſich am Fuße des Ge— birges hinſchlaͤngelt und ſich bei Demak in das Suͤdmeer ergießt. (Doch fest ſich der Batu⸗gudik keinesweges noch nordwaͤrts oberhalb Bram: banan fort, — und der auf Raffles Karte angegebene Ruͤcken zwiſchen Merapi und Brambanan exiſtirt nicht. Alles iſt flach.) Ich kam nun wieder auf Djocjokarta an, welches geraume Zeit lang mein Wohnſitz geweſen war. Aber nur traurige Gedanken bemaͤchtigten ſich jetzt meiner, wenn ich einſam in den ſchoͤnen Alleen ſpazieren ging, welche das Fort umgaben. Keiner von den Freunden, die ein täglicher Umgang mir theuer gemacht hatte, war mehr zu finden. Einige wa— ren geſtorben und die uͤbrigen nach allen Weltgegenden hin geſtoben; und lauter fremde Geſtalten begegneten mir. Nur die Natur war noch dieſelbe, und der Seewind, der ſich um 10 Uhr erhebt, rauſchte noch jetzt, wie vormals, im Laube der alten Weringinbaͤume, welche die Wege beſchatten. 320 Neſidenz Magelang. Noch groͤßer iſt die Anzahl der Baͤche, die von der S. W. u. W. Seite des Merapi herabſtroͤmen, und die man auf der Reiſe von Djoc— jokarta nach Magelang zu uͤberſchreiten hat. Ihre Zahl belaͤuft ſich auf 34. Der intereſſanteſte von ihnen, der 18te von Djocjo aus, iſt der Kali⸗Kraſſan, der beide Reſidenzen von einander ſcheidet. Seine Kluft iſt weit, mit Geroͤllen erfüllt, im Grunde flach, an den Seiten aber ſenkrecht, ſo daß es ſcheint, als muͤſſe ſie in ihren hoͤhern Gegenden jener (von uns bereits beſchriebenen) merkwuͤrdigen Kluft zwiſchen Andong und Ranka gleichen. Der letzte und der groͤßte der Stroͤme iſt der Kali— Ello, der ſich nahe bei den Ruinen von Borobudor in den Progo ergießt. — Wir bemerkten zwei ſonderbare Kerben im weſtlichen Saume des Me— rapi, die erſt in der neuerlichen Eruption gebildet ſein mußten, da man ſie vor 2 Jahren noch nicht wahrnahm. 5 Der groͤßte Theil der Reſidenz iſt ein hochgelegenes Thal, welches auf der einen Seite von den Gebirgen Sumbing und Sindoro, auf der andern (in O.) vom Merapi und Merbabu nebſt den Vorbergen des letztern, dem Telemojo, Andong und Jokopekik, begrenzt iſt. Im N. wird es von dem ſogenannzen Jambus'ſchen Gebirge geſchloſſen, welches ſich von dem Telemojo nach dem Ungarang hin und vor dieſem vorbei nach dem Prahu heruͤberzieht und einen niedrigen, breiten, flachen, ſich in keine hohen Kuppen erhebenden Ruͤcken darſtellt. — Zwei Hauptflüffe durchſchlaͤngeln das Thal; der eine, Kali: Progo, ein wilder Strom, der auf dem Sindoro entſpringt, ſich an dem Fuße des Sumbing hinzieht und ſo das Land im Allgemeinen von N. nach S. durchſchneidet; der andere, Kali⸗Ello, der im Jambus'ſchen Gebirge entſpringt und das Land in derſelben Richtung, wie der Prago, doch auf der andern Seite, am Fuße des Merbabu durchzieht. So entſteht zwiſchen beiden Stroͤmen ein flacher Ruͤcken, ein Hoch— land, das ſich im N. von den Huͤgeln des Jambus'ſchen Gebirges herab nach S. zieht und ſich in dieſer Richtung ſanft abdacht. Es iſt überall mit Reisfeldern bedeckt und mit zahlreichen Dörfern über: ſaͤet. Es ziehet gute Pferde, iſt reich an Zucker, Taback, Kaffee und Kokosöl, mit welchem letzteren die Dorfbewohner ſtarken Handel nach Sa— marang treiben. Auch die ſchoͤnſten Tempelruinen aus der Hinduzeit (Borobudor und Mandimundut) hat es aufzuweiſen. — In ſeiner Mitte iſt dieſes Land am erhabenften und hat eine Meereshoͤhe von 1200 bis 14007 während es ſich nach beiden Seiten hin gegen die tief ausgewaſchenen, mit Geröllen erfüllten Betten des Ello und Progo bedeutend ſenkt, um ſich nachher von Neuem auf der einen Seite in die Abhaͤnge des Sumbing, auf der andern in die des Merbabu zu erheben. Doch die allgemeine Ab— dachung des Landes hat von N. nach S. zu ſtatt. Der Ort Mage— lang ſelbſt liegt (in ſeinen erhabeneren Gegenden) 1230 Fuß uͤber dem Meere, in O. 120 ü gen S. von der Spitze des Sumbing, deſſen Ab: haͤnge nur durch das Progo-Thal von ihm geſchieden ſind. Man ſieht da— 321 her über dieſes Flußthal mit feinen Reisterraſſen hinweg auf das Ge⸗ birge, das ſich amphitheatraliſch immer hoͤher erhebt und deſſen O. S. O. und S. O. lichen Abhaͤnge ſich wieder von Neuem in zahlreiche ſchroffe Berg— kuppen emporthuͤrmen, um ein quer an den Sumbing anliegendes Vor— gebirge zu bilden. Die hoͤchſte mittlere Kuppe dieſes Vorgebirges erblickt man von Magelang aus in N. W. Mehre der Kuppen find völlig ſchroff und ſenkrecht, ja eine derſelben bildet einen ſpitzen Kegel, der nur durch eine ſcharfe, halbmondfoͤrmig ausgeſchweifte Bergleiſte mit den uͤbrigen zuſammenhaͤngt. (Siehe das Seitenprofil Taf. 27. Fig. 1.) Die ganze Maſſe des Vorgebirges aber iſt durch ein Hochland mit dem Sumbing verbunden, in deſſen Abhaͤnge es allmaͤlig emporſteigt; ja, es entſtand vielleicht durch nichts Anderes, als durch Lavaſtroͤme, welche vom Berge abwaͤrts floſſen, hier durch irgend ein Hinderniß in ihrem Laufe gehemmt wurden und ſich erſt hoch erheben mußten, ehe ſie ſich dann auf einmal jaͤh hinabſtuͤrzen konnten. In einer Bucht dieſes Gebirges fol noch ein kleiner braminifcher Tempel liegen. Wir beſuchten von Magelang aus eine warme Quelle, die in N. W. vom Merbabu im Flußthale des Ello entſpringt, da wo ſich dieſes zu den Bergen Andong erhebt. Es laͤuft hier, ganz mit Reisterraſſen er— fuͤllt, von N. O. nach S. W. — Vormals ſcheint ein Tempel in der Gegend, wo die Quelle iſt, geſtanden zu haben. Die vielen behauenen Quaderſteine, die man dort findet, machen es wahrſcheinlich. Mit die— ſen Steinen findet ſich auch die Quelle ausgelegt, deren Sprudel dadurch in ein geraͤumiges viereckiges Becken gefaßt iſt. Auch mehrere Statuen liegen umher. Das Waſſer des dampfenden Beckens, in dem unauf— hoͤrlich Luftblaſen emporſteigen, hatte um 10 Uhr (Monat Mai), bei einer Luftwaͤrme von 769, 96% (19,56: 28,44 R.). Geſchmack leicht nauſeos, ohne Geruch. Man hatte uns berichtet, daß in dem Thalkeſſel von Ambarawa etwa vor drei Wochen ein neuer Berg emporgeſtiegen ſei. Neugierig, dieſe Erſcheinung zu ſehen, ritten wir uͤber die Zweige des Jambus'ſchen Gebirges und des Telemajo, die den Thalkeſſel im W. begrenzen und ihn vom Magelan'ſchen Lande ſcheiden. — Die Ambarawa'ſche Thal flaͤche iſt fo vollkommen horizontal und dergeſtalt rundum von den ſteilen Abhaͤngen der Gebirge begrenzt (im S. vom Telemajo, im W. vom Jambus, im N. vom Ungarang und im W. vom Salatiga-Ruͤcken), daß unwillkuͤhrlich der Gedanke im Betrachtenden aufſteigt, die jetzige weite, mit Reis bepflanzte Flaͤche ſei einſt der Boden eines großen Sees, und jene mit Kokospalmen bepflanzten Abhaͤnge ſeien die ſchönen Ufer geweſen, die ihn umgaben. Der Umfang des ſoͤhligen Thalgrundes iſt rundlich- oval, ſo daß ſein groͤßter (etwa 5 engl. Meilen betragender) Diameter von W. nach O. gerichtet iſt. Dort im Oſten liegen, auch noch viele unbebaute Moraͤſte, und dort entleert ſich die Waſſermenge, welche ringsum von den Gebirgen herabſtroͤmt, in einen Bach, welcher (als der einzige Abfluß des Thales) in einer ſehr engen, felſigen, den Junghuhn, Java. x 21 322 Zuſammenhang des Bergruͤckens unterbrechenden Kluft dahinrauſcht. Dies ſind lauter Umſtaͤnde, welche fuͤr die Anſicht einer vormaligen Waſſerbedeckung ſprechen. — Die Höhe des Thalgrundes uͤber dem Meere mag 1300“ betragen. (Salatiga liegt 1500 Par. F.). Um 12 Uhr kamen wir in der Mitte deſſelben an, doch in einer mehr weſtlichen Gegend. Wir mußten eine lange Zeit auf den ſchmalen Leiſten hinwandern, welche ein Reisfeld von dem andern trennen, ehe wir die Stelle erreichten, wo der Ausbruch ſtattgefunden hatte. Dieſe Stelle ſah aus der Entfernung aus, wie mit ſchwarzen Schlacken be: deckt, hatte einen rundlichen Umfang von etwa 3000 Fuß und war in dieſem ganzen Umfange zu einer Convexitaͤt emporgetrieben, jedoch un— gleich, ſo daß ihre hoͤchſten Stellen 10, 20 bis 30 Fuß hoͤher, als die umliegenden Felder liegen mochten. Der Ausbruch geſchah in einer Nacht. Niemand ſah ihn. Man hoͤrte nur (ſo erzaͤhlen die Javanen) ein ſtarkes Brauſen, ähnlich dem eines heftigen Windes. Am vorigen Tage war Alles noch flach und eben, und erſt am Morgen nach dieſer Nacht bemerkte man die Erſcheinung und ſah die Reisfelder zerborſten und in die Hoͤhe geworfen. Doch wurde weder Dampf, noch Feuer, noch erhoͤhte Temperatur dabei wahrgenommen. Alles war ruhig. Wir ſchritten auf die Ausbruchsſtelle (Taf. 27, Fig. 2. u. 3) los, welche ſuͤdlich und oͤſtlich von Waſſerſpiegeln, noͤrdlich aber von einem Erdreich umgeben iſt, das über fluͤſſigen oder weichen Maſſen nur eine duͤnne Kruſte zu bilden ſcheint. Wenn man es betritt, ſo geraͤth die ganze Gegend umher in eine wellenfoͤrmige Bewegung, und man darf, ohne einzuſinken, nicht lange an demſelben Punkte verweilen. Wir fanden auf dem emporgehobenen Boden, der in ſeinem Centrum die groͤßte Hoͤhe hat, nichts, als ſchwarze Erdkruſten und tiefe kluͤftige Riſſe, die ſich zwiſchen ihnen hinſtrecken; Alles unordentlich durchwuͤhlt und durcheinander geworfen. Keine Spur von Steinen; aber eine Menge von zerfplitterten Baumſtaͤmmen und Zweigen, die überall mit dem Erdreich hervorgetrieben waren, und die hier und da eine ſolche Lage hatten, daß ihre „ufrechten Spitzen aus der ſeitwaͤrts geſchleuderten Erde hervorſtachen. Einige von ihnen waren noch ganz hart und holzig, an- dere aber zerbrechbar und in eine torfige, leichte Maſſe verwandelt, ſo daß man die unmerklichſten Uebergaͤnge don einem Zuſtande in den andern wahrnehmen konnte. Das durchbrochene und emporgetriebene Erdreich ſelbſt beſtand ebenfalls aus ſchwarzen, torfartigen leichten Maſſen, die an vielen Stellen in parallelen von einander loͤsbaren Schichten von 3 bis 6 Zoll Maͤchtigkeit uͤbereinander lagen. Die aus den Spalten und Zwiſchenraͤumen emporgetriebenen Maſſen aber ſchienen in einem ſchlammartigen, fluͤſſigen Zuſtande geweſen zu fein, hatten eine ſchwaͤrz⸗ liche Farbe und waren (jetzt) zu unregelmaͤßigen hoͤckerigen Kruſten etz haͤttet. Einige von den zur Seite geworfenen Kruſten, die eine Dicke von 5 bis 8 Fuß hatten, waren durch unten ſchmale, oben aber breis tere (7 bis 10° breite) Spalten von einander getrennt und auf eine ſolche Art in die Höhe gehoben, daß ihre einander gegenuͤberſtehenden 323 Ränder am hoͤchſten lagen, und daß ihre äußere Oberfläche einen Min: kel von 30 bis 45 bildete. Dabei bewieſen aber die einzelnen Reis: pflaͤnzchen, welche dieſen ihren Abhang noch bekleideten, daß ſie ſich vor— her in einer horizontalen Lage befunden hatten. Aus der Tiefe der Spalte ragten Schlamm und Torfkruſten mit Splittern von Baum— ſtaͤmmen hervor. Die Javanen erzaͤhlten uns, daß unter ihnen die Sage gehe, dieſe Stelle ſei vormals (in uralten Zeiten) von Wald bedeckt geweſen, an deſſen Platze man nachher Reisfelder angelegt, — eine Sage, welche durch das Vorkommen von Torf und von theilweiſe noch unveraͤnderten Baum— ſtaͤmmen mehr, als Wahrſcheinlichkeit erhaͤlt. Es ſcheint demnach, als ſei dieſer Ausbruch als eine bloße Wirkung hydroſtatiſcher Geſetze zu betrachten, fo daß das ganze Phaͤnomen auf dem Drucke ſchlammig⸗fluͤſſiger Maſſen beruhte, die, von den hoͤhern (nach dem Ungarang zu anſteigenden) Gegenden des Thales herabwir— kend, tiefer unten hervorbrachen, wo die fie bedeckende Kruſte am duͤnn— ſten war, oder wo ſie an ihrer weiteren Bewegung vorwaͤrts durch ein feſteres Erdreich gehindert wurden. Sumbing. Wir begaben uns von Magelan aus den 1. Juni nach dem Sum: bing zu auf die Reife. Das Wetter war ſehr heiter, ganz verfchieden von den feuchten Nebeln, welche in den Fruͤhſtunden der drei vorher⸗ gegangenen Tage ſich im Thale gelagert hatten, und die ſich erſt gegen 8 bis 9 Uhr aufzuloͤſen pflegten. Vielleicht hatte auch ein Gewitter, das am vorigen Abend ſeinen Donner uͤber Magelan rollte, und deſſen Regenſtroͤme von 5 bis 7 Uhr herabfloſſen, viel zur Vermehrung der Durchſichtigkeit der Luft beigetragen. Denn dieſe war ſo rein, und die Abhaͤnge des Sumbing, von ſeinem Fuße an bis hinauf auf ſeinen zackigen Gipfel lagen, von der Morgenſonne beſchienen, in ſolcher Klar: heit vor uns, daß wir den Berg fuͤr viel kleiner hielten und ihn an 3000 Fuß niedriger ſchaͤtzten, als wir ihn nachher fanden. Er erſcheint voͤllig baumlos, nur mit Grasmatten bedeckt, die ihm einen bleichen, lichtgruͤnlich-grauen Schmelz ertheilen; bloß in den hoͤhern Regionen, beſonders in den Laͤngskluͤften, nimmt man einige dunklere Fleckchen wahr, die von jungen Gebuͤſchen herruͤhren. Dieſe kahle Be— ſchaffenheit des Sumbing laͤßt alle feine herablaufenden Joͤche mit ihren Verzweigungen genau erkennen, deutlicher, als ſie bei anderen bewaldeten Bergen zu ſehen ſind. Vom Kraterrande nach allen Weltgegenden hin divergirend, laufen ſie anfangs gerade, dann in geſchlaͤngelter Richtung herab, ſich nach unten zu in immer mehre ſpaltend, und durch eine gleiche Zahl gleichgerichteter Kluͤfte oder Laͤngsthaͤler von einander ge— 21 * 324 trennt. Sie find: zwar ſehr zahlreich, aber rundlicher, von flacher Ober— flaͤche, ſo wie ihre Zwiſchenthaͤler minder ſchroff und minder tief ſind, als die vieler anderen javaniſchen Berge, z. B. des Merapi, welcher nur aus wenigen, weit vorſpringenden Felſenjochen beſteht. Es kommt daher dem Sumbing die Geſtalt eines abgeſtutzten Kegels zu, indem die Klein⸗ heit ſeiner Ruͤcken und die gleichfoͤrmige, regelmaͤßige Neigung derſelben die Kegelform wenig beeintraͤchtigt. Wir uͤberſetzten den Progo im O. N. O. vom Berge auf einer ſchma— len Bruͤcke, die, aus Jatiholz gezimmert, in einer Hoͤhe von beinahe 30“ über das mit Rollſteinen erfuͤllte Flußbett geſchlagen iſt. Dann führte uns der Weg wieder aufwaͤrts und brachte uns nach dem Dorfe Temangong, von wo der Gipfel des Berges in W. 300 gen ©. liegt. Meereshoͤhe 1850 p. Fuß. Je mehr wir uns dem Orte naͤherten, um fo mehr kam auch der Berg Sindoro (Taf. 27. Fig. 4.) zum Vorſchein, welcher mit dem Sumbing durch einen Zwiſchenruͤcken verbunden iſt, aber von Magelang aus nicht gefehen werden kann. Der Sindoro iſt von weit geringerem Umfange als der Sumbing, dabei aber faſt eben ſo hoch, folglich ſehr ſteil. Seine Spitze iſt in gerader Linie abgeſtutzt, wie abgeſchnitten, fo daß er unter allen Bergen Java's derjenige iſt, welcher die Form eines ſteilen, ſpitzen Zuckerhutes am regelmaͤßigſten an ſich traͤgt. Dabei ſcheinen ſeine Abhaͤnge wegen der Kleinheit ſeiner Ruͤcken und der geringen Tiefe ihrer Zwiſchenthaͤler faſt voͤllig glatt und eben, insbeſondere laufen feine oͤſtlichen Whaͤnge fo ſanft, fo gleich: maͤßig in die Ebene herab, daß man ſein Profil mit einem Zirkel zeichnen koͤnnte. Er ſtimmt uͤbrigens ſeinem kahlen, baumloſen Anſehen nach mit dem Sumbing uͤberein; nur ſeine oberen Gegenden ſcheinen mehr bebuſcht und mehr mit zuſammenhaͤngendem Geſtraͤuch bedeckt zu fein, als die feines Nachbars Sumbing. Viel unebner, ausgezackter er: ſcheint der Gipfel des letztern (Taf. 27. Fig. 5), wenn man ihn von Temangong aus (alſo die N. N. O. u. N. O. lichen Gegenden feines Kra⸗ ters) erblickt. An den Abhaͤngen daſelbſt unterhalb des Gipfels fallen dem Auge mehre helle, weiße Punkte und Flecken auf, die jedoch (wie wir nachher wahrnahmen) durch nichts Anderes hervorgebracht werden, als durch Flechten, welche einige Felſenwaͤnde überziehen. Auffallend in den Gegenden von Temangong ſind viele iſolicte Hügel von hemiſphaͤriſcher Form, die eine Höhe von 40 — 50, ſelbſt 100 Fuß haben und ohne Ordnung und RR Zuſammenhang mit ein⸗ einander in den Reisfeldern zerſtreut liegen. Man findet ſie ſowohl auf den weſtlichen Ufern des Progo, als auch auf den oͤſtlichen, in den Ebenen O. N. O., N. O., und N. N. lich vom Gipfel des Sumbing, Sie ſind nur mit Gras bewachſen, einige ausgenommen, auf denen, von Plumerien beſchattet, Gräber liegen. Die Javanen erzaͤhlen, daß dieſe Hügel einſtmals Reishaufen geweſen, welche durch eine erzürnte Gottheit plotzlich in Steinhaufen und Berge umgewandelt wurden. Letzteres hat ſeine Richtigkeit; denn dieſe Huͤgel beſtehen aus Nichts als Steintruͤmmern aller Groͤße, die, mit Erde und Sand vermengt, zu 325 Bergen aufeinander gethuͤrmt find, Betrachtet man jene gleichen Hügel am Fuße des Galunggung und andere Berge, wo ſich ihre Entſtehungs- art hiſtoriſch nachweiſen laͤßt, ſo ſcheint kein Zweifel darein zu ſetzen, daß auch dieſe Huͤgel durch einen Ausbruch des Sumbing gebildet und dorthin geſchleudert wurden, wo früher Reisfelder geſtanden. Noch wahr- ſcheinlicher wird man dieſe Anſicht finden, wenn man die Lage der Huͤ— gel in N. O. vom Berge beruͤckſichtigt; denn auf der O. N. Seite iſt die Kratermauer des Sumbing (wie wir bald ſehen werden) offen und zer— truͤmmert. f Wir begaben uns nach dem Doͤrfchen Katjipit am N. N. O. Abhange des Sumbing. Es liegt 3876“ hoch, am hoͤchſten auf dieſer Seite, und hat keine Kokospalmen mehr, aber Bambus und Piſang noch reichlich. Oberhalb des Dorfes trifft man nur noch einige Pflanzungen von Cy- tisus Cajan L. an, — ſchlanke Straͤucher von weidenartigem Anſehen, die, obgleich nur ſehr weitlaͤufig belaubt, doch nicht alles Reizes entbeh— ren, ſo lange ihre gelben Bluͤthen auf ihnen prangen. Die Urſache des geringen Anbaues dieſer Gegenden liegt offenbar in zu großer Trockenheit der Abhaͤnge, in einem Waſſermangel, der erſt durch Einwirkung der Menſchen erzeugt wurde. Alle Kluͤfte des Sum— bing in gewiſſer Hoͤhe, ſo wie auch die des benachbarten Sindoro, ſind trocken, kaum daß noch in einigen ein kuͤmmerlicher Waſſerſtrahl ſickert; aber alle ſeine Abhaͤnge ſind auch waldlos und kahl. Man ver: gleiche hiermit den Waſſerreichthum des Lawu, des Ungarang und der Suͤdſeite des Merapi, Bergen, auf denen ſchattige Urwaͤlder prangen. Dieſes ruͤckſichtsloſe Ausrotten der Waͤlder erzeugt, außer der Tro— ckenheit, auch noch Holzmangel. Schon wiſſen die Bewohner am Fuße des Sumbing nicht mehr, wo ſie ihr Brennholz hernehmen ſollen, und um ſich ein Paar Reiſer und kuͤmmerliche Baumſtaͤmme zu ver— ſchaffen, muͤſſen ſie 10,000“ hoch in den Krater ſteigen, wo ſich noch alte Thibaudien und Akacien finden, die, wenn die Bevoͤlkerung zuneh— men ſollte, auch bald verſchwinden wuͤrden. Die Pfade, welche dadurch gebildet werden, — Holzwege, — erblickt man faſt auf allen den zahl— reichen Jochen des Sumbing, auf denen ſie ſich bis zum Krater hinauf— ſchlaͤngeln. Das frevelhafte Abbrennen der Waͤlder, welches die Java— nen ſo ſehr lieben, ſollte daher von Seiten der Regierung verboten werden, wenigſtens oberhalb einer Region von 4000 bis 4500 Fuß, wo doch weder Kaffee noch andere Culturen mehr betrieben werden. Denn nach Maaßgabe, wie die Waͤlder verſchwinden, wird auch die Waſſermenge abnehmen, welche in einem Reislande, wie Java, ein unerlaͤßliches Bedingniß zur Fruchtbarkeit des Bodens iſt. Von Katjipit ſtiegen wir am andern Morgen (2, Juni) am N. N. O: Abhange des Berges hinauf. Die Kuͤhle des Morgens (Temperatur vor Sonnenaufgang 640 F. = 14, 22 R.) deſchleunigte unſer Klimmen, welches überhaupt durch den vortrefflichen Weg, den die Gefaͤlligkeit des Herrn Reſidenten Hartmann zu Magelan, der uns ſelbſt begleitete, bis in den Krater hatte bahnen laſſen, ſehr erleichtert, ward, ‚Er führte im 326 (gemeinen auf der Höhe eines Ruͤckens hinan, an deſſen fteilften Stel: ien Treppen in das Erdreich gehauen waren; nur einmal wand er ſich, einige Felſenwaͤnde umgehend, durch eine Kluft. Bald hatten wir die Region, in der man vom flachen Lande aus die dunklen Flecke wahr: nimmt, welche bloß aus jungen Gebuͤſchen der Inga montana beſtehen, durchwandert und naͤherten uns dem Gipfel des Berges. Hier laufen einige breite Kluͤfte herab, deren Trachytwaͤnde hie und da zu Tage gehen und auf einander liegende, ſtarkgeneigte Schichten bilden. (Taf. 27. Fig. 6.) Dieſe Schichten aber ſind wieder von vertikalen Spal⸗ ten durchzogen, fo daß Felſenbloͤcke von mehr oder weniger deutlich ku— biſcher Form umſchrieben werden. Nach dem Grunde der Kluft zu verbergen ſich die Felſen im Erdreich. Der Berg blieb gleich kahl und baumlos, nur mit Graͤſern, denen ſich nach dem Gipfel zu Plantago, Thalictrum, Viola- Arten und andere zugeſellen, bedeckt. Hie und da ein junger Ingabuſch, oder der vertrocknete Stamm einer Thibaudia. Bereits um 10 Uhr langten wir in einer Gegend noͤrdlich unter dem Krater an, wo die Gleichmaͤßigkeit des Abhangs durch gewaltige Steintruͤmmer, die ſchroff hervorragen, und durch Felſenwaͤnde, die ſich nach N. O. vom Berge hinabſenken, unter brochen wird, — und ſchritten weiter vor auf Pfaden, die am Fuße der W. lichen Kratermauer zwiſchen umherliegenden Bloͤcken dahinfuͤhren. Dieſe Gegend ſieht ſehr wild aus und ſpricht von gewaltſamer Zer— ſtuͤckelung mächtiger Felſenwaͤnde. Die Verwuͤſtung muß furchtbar ges weſen fein, denn die rieſenmaͤßigen Trummer liegen hier zu Bergen auf einander gethuͤrmt und füllen die ganze N. O. liche offene Gegend des Kraters aus, ſich noch weit am Bergabhange hinabftürzend. — Einige von dieſen Blöcken liegen iſolirt und ragen pfeilerartig 24 bis 50“ hoch empor; andere beſtehen aus zahlreichen auf einander gehaͤuften Stuͤcken und bilden Thuͤrme und Burgen, auf dem Gipfel von Thibaudia- und Ingabaͤumchen gekroͤnt, waͤhrend ihre Waͤnde nackt und oͤde ſind. Das uͤppige Vorkommen dieſer Waͤldchen, welche ſich frei in der Luft erheben, die große Dicke der Baumſtaͤmme, welche in den Felſenſpalten wurzeln, deuten darauf hin, daß dieſe Vegetation ſeit einer langen Reihe von Jahren ungeſtoͤrt in ihrem Wachsthume fortgeſchritten ſei. Die Kanten der Felſentruͤmmer ſind ſcharf, ihre Flaͤchen glatt; uͤbrigens aber ſind ſie von ganz unregelmaͤßiger und unbeſtimmbarer Form; einige von ihnen haben eine ſolche Lage und find dergeſtalt auf allen Seiten ſenkrecht ab⸗ geſtuͤtzt, daß man glauben ſollte, die Baumgruppen, welche ſich auf ihren Spitzen erheben, ſeien aͤlter, als die Verwuͤſtung, wodurch die Truͤmmer gebildet wurden, und der Pfeiler ſei ein ſtehen gebliebenes Stuͤck der Kratermauer, die mit Wald bedeckt war. Aber auch die ganze übrige noch ſtehende Mauer ift auf das Ueppigſte mit dieſen Baumformen uͤberwuchert; die Thibaudien, Akacien und Gnaphalien (Gn. javanicum) gruppiren ſich gar lieblich unter einander und breiten ihre immergruͤnen Zweige mit purpurnen, gelben und weißen Bluͤthen uͤber den Truͤmmern aus, die wie ein Leichnam, mit Kraͤnzen geziert, erſcheinen. 327 Selbſt an der ſteilſten innern Wand der Mauer, da, wo dieſe nur den geringſten Vorſprung bildet, ſtreben ihre knorrigen Stämme empor. Nirgends aber ſtehen ſie ſo uͤppig, nirgends ſo waldaͤhnlich zuſam— menhaͤngend, als auf dem N. O. lichen Truͤmmerterrain, welches, als un: zugaͤnglich, von der vernichtenden Axt des Menſchen bis jetzt verſchont geblieben. Schon aus der Entfernung unterſcheidet man dort das braͤun— liche Gruͤn der in die Breite gedehnten Inga von den runden, weiß⸗ lichen Kronen des Gnaphalium's, oder von der Laubfuͤlle der Thibaudia, deren jungen Blaͤtter in Purpurroͤthe gluͤhen. Wir ſchritten in den mit Buͤſchelgras (Festuca nubigena J.) bewachſenen Zwiſchenraͤumen der Felſen vor, dem N. O. lichen Theile der Mauer zur Rechten, und bekamen die W. liche Mauer zu Geſicht, welche ſich in einen hohen, alle andern hoch uͤberragenden Pfeiler emporthuͤrmt. Gleich einigen Wänden am Bergabhange, find auch die Felſen dieſes Pfeilers oder dieſer Kuppe durch horizontale und vertikale Spalten in unregelmaͤßig kubiſche Stuͤcke getheilt, die ſenkrecht auf einander ruhen und an eine ſaͤulenartige Abſonderung erinnern. Ehe wir nun das un— gleich erhobene Innere des Kraters betraten, in dem wir tief unten, eng von Felſen umſchloſſen, eine kleine Sandflaͤche wahrnahmen, auf welcher Waſſer geſtanden hatte, erſtiegen wir erſt die hoͤchſte W. Kuppe, um unſere Barometer-Beobachtungen auf dem hoͤchſten Punkte des Ber— ges anzuſtellen, und um von da alle übrigen Kratergegenden in ihrer relativen Lage beſſer uͤberſehen zu koͤnnen. Wir erklommen daher die Mauer in einer ihrer niedrigſten Gegenden in N. O. und gingen ihrem Rande entlang, einen Halbkreis beſchreibend, jener Kuppe zu. An ei— nigen Stellen iſt der Rand voͤllig ſcharf, bloß aus Felſenbloͤcken be— ſtehend, die uͤber einander gelagert und inwendig ſenkrecht abgeſtuͤrzt find (ſiehe Taf. 28. Fig. 1); doch haben dieſe Bloͤcke eher das Anſehn, als ſeien ſie durch Zerberſtung oder Abloͤſung der Mauer entſtanden, als hinauf— geſchleudert worden. Viele derſelben (doch nicht alle) ſchienen reich an Mag— neteiſen, indem ſie eine auffallende Wirkung auf die Nadel aͤußerten. Lange mußten wir klimmen und manche Umwege machen, um Kluͤfte und ſenkrechte Felſenwaͤnde zu vermeiden, deren mehre ſich von dem N. W. lichen Kraterrande hinabziehn, ehe wir (nach 11 Uhr) auf der hoͤchſten Kuppe ankamen. Wir waren an ihrem äußeren Abhange hinan— geklettert, von wo ſie, auf den Vorſpruͤngen, welche dort ihre Felſen bilden, allein erſteigbar iſt. Der Leſer möge uns nun auf dieſen luftigen Platz folgen und ſich in Gedanken mit uns dem rauhen O. S. O. Winde ausſetzen, der mit ſtuͤrmiſcher Gewalt daruͤber hinwegſtreicht. Wir erſtarrten dermaßen vor Froſt, daß wir kaum noch vermoͤgend waten, den Bleiſtift in der Hand zu halten, und doch ſanken die Thermometer nicht unter 540 (9,78 R.) herab. Das Queckſilber war auf 516 Millimeter gefallen, ſtand alſo noch faſt 5 Millimeter tiefer, als auf dem Lawu um dieſelbe Tageszeit. — Meereshoͤhe 10,348 Par. Fuß! — Im Zenith war der Himmel rein, aber unten lag ein weißes Wolkenmeer ausgebreitet, welches das 328 2 ebene Land völlig unſern Blicken entzog. Nur einige dunkle Bergſpitzen tauchten, gleich kegelfoͤrmigen Inſeln aus dem Ocean, daraus hervor, namentlich der Sindoro im N. W. (Taf. 28. Fig. 2), und hinter dem Sindoro, ein Paar Grade noͤrdlicher, der G. Prahu; dieſer zieht ſich hinter dem Sindoro hin und verbindet ſich mit dem Dieng'ſchen Hoch— gebirge, von dem man einige Theile zur Linken des Sindoro erblickt. Der Tagal ſehr fern in W. 50 gen N., der Merapi in O. S. O., der Merbabu in O. 10% gen S. und der Ungarang in O. 350 gen N. In der Nähe nun, unter uns, liegt der Krater des Sumbing, deſſen oͤde Raͤume mit ihren Trümmern und Felſenmauern wir deutlich uͤberſchauen. | Der Kürze wegen faſſen wir jedoch die Bemerkungen, welche wir auf dieſer Kuppe machten, mit denen, die ſich erſt nach langem, muͤh— ſamen Durchklimmen der Kraterraͤume ergaben, in ein allgemeines Bild zuſammen. ö Die Kratermauer beſchreibt einen Halbkreis, deſſen groͤßte Convexi⸗ taͤt nach S. W. gekehrt iſt; auf der einen Seite endigt fie ſich in O., auf der andern in N.; fo daß der Kraterraum in N. O. offen, von kei⸗ ner Mauer begrenzt iſt. Ihre Hoͤhe an den verſchiedenen Stellen iſt ſehr abweichend; bald ſenkt ſie ſich hinab, bald ſteigt ſie wieder zu hoͤhern Kuppen und Zacken empor, doch ſo, daß nach der hoͤchſten W. lichen, pfeilerartig alle andern überragenden Kuppe die S. u. S. O. lichen Gegenden derſelben die hoͤchſten, die N. W. lichen aber die am niedrig⸗ ſten gelegenen find. Nach außen zu iſt fie in W. und S. W. am ſteil⸗ ſten abgeſtuͤrzt, viele Felſenwaͤnde und Bloͤcke daſelbſt aufweiſend, aber deſſenungeachtet dort uͤppiger, als an andern Abhaͤngen, mit alpiniſchem Waldwuchſe bedeckt. Nach innen bildet die Mauer eine ſenkrechte Felſenwand, deren Maſſen, wie ſchon erwaͤhnt, in mehr oder weniger deutliche prismatiſch— kubiſche Stuͤcke getheilt ſind; dabei liegen ſie ſo auf einander, daß ſie Ser hingezogene Vorſpruͤnge, gleichſam Treppen, bilden, auf denen, ſo ſchmal fie auch find, die uͤppigſten Baͤumchen grünen. Die Hoͤhe die⸗ ſer Wand faͤllt ſehr ungleich aus, indem das Innere des Kraters, wel— ches ſich dem Fuße der Mauer anſchmiegt, ſelbſt ſehr uneben iſt und Berge und Thaͤler bildet; am hoͤchſten aber iſt die weſtliche Kuppe, welche ſich 485 Fuß über dem tiefſten Punkt (9863 P. F.) des Kraters er— hebt. Auch erreicht die Wand, ſo weit ſie ſenkrecht iſt, nur an wenigen Stellen den Kratergrund, da ſich ihr Fuß, oft bereits von der Mitte ihrer Höhe an, in Gereibſel- und Geröllmaſſen verbirgt, die einen mehr oder weniger geneigten, in den Kratergrund auslaufenden Abhang bilden. Dieſer Kratergrund nun iſt nach N. O. offen, doch keinesweges daſelbſt eben, ſondern mit Felſenblöcken ausgefüllt, die auf einander lie- gen und eine erhoͤhte Gegend, gleichſam einen Berg bilden, der ſich nicht nur von der einen Kratermauer quer über: bis zur andern erſtreckt, ſondern ſich auch noch weit in das Innere des Kraters nach S. W. vorſchiebt, offenbar den größten Raum deſſelben einnehmend. Dieſer 329 üppig mit Baͤumchen bewachſene Truͤmmerberg iſt von flach-con-⸗ verer Form, feiner Oberflaͤche nach aber ſehr uneben, indem überall maͤchtige Felſenpfeiler und Thuͤrmchen uͤber die andern Bloͤcke emporra— gen. Vorn in N O. ſtuͤrzen ſich ſeine Maſſen ſchroff und ſteil am Berge hinab. Zwiſchen dieſem Truͤmmerherge und der Kratermauer bleibt ein halbkreisfoͤrmiger, oder halbmondfoͤrmiger Raum uͤbrig, der das eigent— liche Krater-Innere, den Krater, darſtellt. Er beſteht wiederum aus drei verſchiedenen, von einander geſonderten Raͤumen. Der mittelſte dies fer Raͤume iſt die hoͤchſtgelegene Gegend des Kraters, in der Mitte lie— gend zwiſchen dem Truͤmmerberge, der ſie etwa noch um 100 Fuß an Hoͤhe uͤbertrifft, und der weſtlichen Kuppe. Es iſt eine kleine, voͤllig kahle Sandflaͤche von weißlicher Farbe, etwa 100“ lang und 20 bis 5007 breit, die ihre Horizontalitaͤt, ſo ſcheint es, periodiſchen Waſſerbedeckungen verdankt. Rings iſt ſie mit eckigen, auf einander gehaͤuften Steintruͤm— mern umgeben, zwiſchen denen mit ſchwachem Geraͤuſch ſchwefligte Daͤmpfe emporqualmen, welche das Geſtein mit einem blaßgelben Ueberzuge be— decken. Auch die Flaͤche ſelbſt iſt an einigen Stellen aufgewuͤhlt und von kleinen Oeffnungen durchbohrt, denen ebenfalls ſchwache Daͤmpfe entſteigen, und denen man ſich, da der Boden locker iſt, nur mit Vor— ſicht naͤhern darf. Außerdem findet man zwiſchen den dampfenden Fel— fen noch kleine Pfuͤtzen von weißlich-truͤbem Waſſer, welches in beſtaͤn— dig brodelnder Bewegung begriffen iſt, deſſen Wärme jedoch nur 1669 (59,56 R.) betrug, waͤhrend die Thermometer in zum Kochen gebrachtem Waſſer auf 193% 71,56 R.) ſtiegen. Die Lufttemperatur war 5409,78 R.) Dieſer mittlere Raum iſt die einzige noch dampfende Gegend des Kraters. Von ihm fuͤhrt eine kleine, mit Geroͤllen erfuͤllte Kluft (ein Strom— bett) in den zweiten, viel tiefer liegenden Raum, der zwiſchen dem Truͤmmerberge in dem N. W. lichen Theile der Kratermauer übrig bleibt. Dies iſt eine ebenfalls kahle, weißlich-graue Sandflaͤche von rundlichem Umfange und ſo vollkommner Horizontalitaͤt, daß ſie ohne Zweifel zur Regenzeit den Boden eines kleinen Sees bilden muß. — Tief (485 Fuß unterhalb der W. Kuppe) liegt ſie zwiſchen Felſentruͤmmern und ſchrof— fen Waͤnden, welche den kleinen Keſſel von allen Seiten umzingeln. Der dritte Raum iſt ein ſchmales, aber langes, etwas gebogenes Thal, welches ſich dem Fuße der ſuͤdlichen Kratermauer entlang zieht, und welches nur durch einen kleinen Ruͤcken von dem mittelſten etwa 707 höher liegenden Raume des Kraters getrennt iſt. Es liegt 485“ über der weſtlichen Kuppe, alſo eben fo hoch als der zweite Raum, und iſt zwar auch völlig eben, aber mit Buͤſchelgras bewachſen. Nur einige Felſentruͤm— mer, die von der Kratermauer herabgeſtuͤrzt ſind, lagen auf dem Gras— boden zerſtreut. Vorn in O. oder O. N. O. iſt das Thal durch eine Erhoͤhung aus Steinmaſſen geſperrt und dadurch von einer tiefen Kluft geſchieden, die ſich zwiſchen dem O. Ende der Kratermauer und dem Truͤmmerberge ſchroff und ſteil am Bergabhange hinabzieht. Wir kennen nur wenige Krater Java's, die wir einem Landſchafs— 330 maler mehr empfehlen koͤnnten, als dieſen des Sumbing. Man vers fege fih auf die S. O. liche Mauer, da wo ſie ſich endigt, und richte feinen Blick nach W. Da ſieht man über das ſchmale Thal hinweg, welches ſo einſam in der bleich-grauen Schminke ſeines Buͤſchelgraſes daliegt, in tiefſter Tiefe des Kraters, und erblickt vorn die weſtliche Kuppe der Kratermauer, deren in einzelne Rippen abgetheilte Wand ſich drohend erhebt und alle andern Raͤume umher beherrſcht. Ihr duͤſtres Braun contraftirt mit den bleichen Kronen der Gnaphalien, welche in den Felſenſpalten wurzeln. Auf allen Stufen und ſchmalen Vorſpruͤn— gen des Geſteins, hoch oben an der Wand, erheben ſich Waͤldchen dieſer Bäume. Und rechts vom Thale liegen jene maleriſchen Trummer, welche in Geſtalt von Pfeilern, Thuͤrmen und kleinen Burgen uͤber den Wald emporragen, an ihren Seiten kahl, auf ihren ſchmalen Haͤuptern aber wieder ein Waͤldchen tragend. Herr Hartmann, deſſen thaͤtigem Beiſtande auf unſerer Reiſe in Magelan wir den größten Dank ſchuldig ſind, hatte auch hier auf der S. O. lichen Kratermauer des Sumbing einige Hütten für uns bauen laſſen, in denen wir Erfrifhungen und Speiſen aller Art bereit fanden. Und hier wehte die Niederlaͤndiſche Flagge hoch in der Luft, im brauſen— den O. S. O. Winde flatternd. An dieſem Orte trennte ſich (es war bereits 2 Uhr) unſere Ge⸗ ſellſchaft. Herr Fritze mit den übrigen Herren flieg S. O. lich hinab nach Magelan zu, während ich ſelbſt meine Reiſe zurück durch den Krater und herab über Katjipi, nach dem Dorfe Parahaut antrat, wo ich uͤbernachtete. Siu dor o. Ich hatte mein Nachtquartier bei dem Häuptling der Chineſen (Lieutenant China) genommen, der mich mit mixtis compositis aller Art bewirthete. Schweinefleiſch und Thee waren die Hauptſachen. Die⸗ ſer Ort wird vorzugsweiſe von Chineſen und — Schweinen bewohnt. Beide ſind unzertrennlich; die große Anzahl der letztern, die in allen Straßen umherlaufen, iſt um ſo auffallender, da man ſie in den ausſchließlich von Javanen (die kein Schweinefleiſch eſſen) bewohnten Dörfern nie— mals antrifft. Die Chineſen haben alle ihre Haͤuſer mit hohen, nur roh aus Rollſteinen aufgebauten Mauerwaͤllen umgeben, welche den Straßen von Parahau ein eigenthuͤmliches kanalartiges Anſehn geben. Aber auch die javaniſchen Bewohner des Ortes haben dieſe Gewohnheit nachgeahmt. Das Dorf iſt rings von Reisfeldern umgeben, in denen viele Steinblöde zerſtreut liegen. Am andern Morgen (am 3. Juni) brach ich beim Scheine einiger Kerzen nach dem Sindoro auf und befand mich bereits in bedeutender 331 Hoͤhe oberhalb der bewohnten Gegenden, als „ſich das Oſtgewoͤlbe mit Streiſen licht zu faͤrben begann“, und meine Kerzen erbleichten. Bis dahin war ich zu Pferde gelangt; nunmehr mußte ich zu Fuße weiter klimmen. Die Abhaͤnge des Sumbing und Sindoro und ihres Verbindungs— ruͤckens dachen ſich auf dieſer Seite ſehr regelmäßig und gleichfoͤrmig ab. Nur eine einzige iſolirte, etwa 300“ hohe Bergkuppe unterbricht ihre ſanftgezogenen Linien. Dies iſt ein ſpitzer, ſteiler Kegel, der ſich noͤrd— lich vom Sumbing da erhebt, wo die verflachten Joche beider Berge zuſammenſtoßen. Seine Kuppe, die jedoch noch nicht die Hoͤhe erreicht, zu welcher ſich der Zwiſchenruͤcken erhebt, iſt bewaldet, waͤhrend Alles umher kahl iſt. Ich ſtieg auf dem O. Abhange des Sindoro hinan, auf einem mit Allang-Allang bewachſenen Joche, und erreichte gegen 8 Uhr eine Hoͤhe, wo junge Akacien und andere alpiniſche Baͤumchen aufzutreten begannen. Hier wuchſen eine Viola und ein gelbbluͤhender Ranunculus außeror⸗ dentlich haufig; auch traf ich hier (in einer Höhe von 7000) noch mit Zwiebeln bepflanzte Felder an. Die Laͤngskluft, welche dieſes Joch von den mehr S. O. lich gelegenen Abhaͤngen trennt, formt tiefer unten (etwa in der mittleren Hoͤhe des Berges) eine Felſenbucht mit einer quer hin— gezogenen Mauer, in welcher das Geſtein (Lava?) parallele Schichten von 6— 10° Maͤchtigkeit bildet. Ein kleiner Bach ſtuͤrzt ſich in einfacher Cascade über fie herab. Die jenſeitigen (O. S. O. und S. O. lichen) Ab: hänge find mit Steinblöden bedeckt, welche offenbar vom Berge herab— gerollt ſind und ſich hier auf einander gethuͤrmt haben; Gras und klei— nes Geſtraͤuch begruͤnt fie. Deutlich überfieht man von dieſer Höhe aus den Zwiſchenruͤcken zwiſchen beiden Bergen (Taf. 28. Fig. 3), uͤber den eine Straße nach Wonoſobo fuͤhrt, und der etwas niedriger zu ſein ſcheint, als der Ruͤcken, welcher die Berge Merapi und Merbabu mit einander verbindet. Er iſt kahl, wie die Berge ſelbſt, traͤgt aber (mehr nach den Abhaͤngen des Sumbing hin) ein Paar große Dörfer, von deren einem ſich ein breiter Pfad bis zum Kraterrande des Sumbing hinaufzieht. Er folgt dem ſcharfen Kamme eines Joches, welches faſt in ſchnurgerader Richtung herablaͤuft, und iſt offenbar als der beſte und Fürzefte Weg zum Sum— bing kuͤnftigen Reiſenden zu empfehlen. Auch zum Sindoro aufwärts ſchlaͤngeln ſich Wege von dort. Der Zwiſchenruͤcken iſt auffallend breit, platt und eben. Er wird mehr von den auslaufenden Jochen des Sindoro, als von denen des Sumbing gebildet, denn die erſtern laufen dem Sumbing entgegen und legen ſich an die Abhaͤnge deſſelben, die ſich ſteiler und ſchneller er— heben, an. Sie ſind ſo vollkommen glatt, daß ſie bei einer nur ſehr ſanften Neigung gegen den Sumbing zu Felſenplatten gleichen, deren Ober— flaͤche ganz eben iſt, und die vielleicht durch Lavaſtroͤme gebildet wurden, welche, gegen den Sumbing anſtoßend, genoͤthigt waren, ſich zu ebnen 332 und auszubreiten. — Eine von dieſen Platten iſt ſchmaͤler, als die uͤbrigen, zu beiden Seiten von einer kleinen Kluft begrenzt, laͤuft aber in ſchnurgerader Richtung zu dem oben erwähnten iſolirten Kegelberge herab, an dem fie, fich ploͤtzlich endigend, anſitzt. Je naher nach dem Gipfel des Sindoto zu, um fo dichter, wald⸗ ahnlicher wuchſen die Baͤumchen (die naͤmlichen wie auf dem Sumbing), alle hoͤhern Abhaͤnge bekleidend. Oeſtlich, dicht unter dem Gipfel, ſtieß ich auf eine kleine Felſenbucht von etwa 30“ Hoͤhe, die ich umgehen mußte, um den Gipfel zu erreichen. Es war 10 Uhr, als ich oben an— kam. Vor mir lag ein mit Baͤumen begruͤntes Plateau, ohne die Spur eines Kraters oder einer Kratermauer. Der Herr Reſident Hartmann hatte auf dieſer Platte einige Huͤt⸗ ten aufſchlagen und ein Fruͤhſtuͤck bereiten laſſen. Ich fand etwa 20 Eingeborne daſelbſt verſammelt, welche (durch die Güte dieſes Herrn) mit allen moͤglichen Lebensbeduͤrfniſſen hierher geſchickt waren. Nach einiger Ruhe, und nachdem ich meine Inſtrumente aufge— haͤngt hatte, begann ich die Verhaͤltniſſe des Gipfels zu durchmuſtern. Die Kuppe des Sindoro hat einen rundlichen Umfang und iſt, im Allgemeinen, eben, fo daß ihr flacher, keinesweges erhöhter Rand ploͤtz t lich und auf einmal in den Bergabhang uͤbergeht. In der mehr S. O. lichen Haͤlfte dieſer Kuppe aber findet man einen Krater, der — nur von ſanft erhoͤhtem, flach auslaufendem Rande umgeben, — einem ova— len Loche gleicht, deſſen Waͤnde ſich plotzlich, ohne aus der Entfernung ſichtbar zu fein, hinabſenken. Seine längere Achſe iſt von S. S. O. nach N. N. W. gerichtet und mag 2 bis 300“ meſſen, waͤhrend die kuͤrzere nur 100 bis 1500 betraͤgt. Senkrecht ſtuͤrzen ſich ſeine grauen Waͤnde (Taf. 28. Fig. 4) hinab in den ungleich hohen, mit Gereibſel und mit Steinbrocken bedeckten Grund. Man nimmt an ihnen eine ſaͤu⸗ lenartige Abſonderung wahr, deutlicher, als ich fie noch in andern Kra⸗ tern Java's geſehen. Es ſind vierkantige maͤchtige Prismen von 6“ Dicke und druͤber, welche aufrecht nebeneinander ſtehen und (nur durch ſchmale Riſſe von einander geſchieden) rippenartig vorſpringen. In O, (und S. O.) vom Centrum des Kraters find die Wände am niedrigſten und hoch mit Gereibſel uͤberſchuͤttet, fo daß es moͤglich iſt, auf dieſer Seite, in den Grund deſſelben hinabzuſteigen. In N. N. W. aber iſt der Grund am tiefſten, und hier umſchreiben die Waͤnde eine vierkantige ſenkrechte Kluft, etwa 200 tief, deren Grund eine Grube bildet, in welcher ſich das Regenwaſſer anſammelt, welches aus den hoͤher gelegenen Gegenden des Kraters herabſtroͤmt. Die Felſen dieſer N. N. W. lichen Waͤnde bes. ſtehen nicht aus aufrechten ſaͤulenartigen Maſſen, wie in den ubrigen Gegenden des Kraters, ſondern ſie bilden hier (vor allen an der S. O. lichen Wand der Kluft) Platten, Schichten, die parallel an einander liegen, und die nur oben nach dem Rande der Mauer zu ſenkrecht em⸗ porragen, waͤhrend fie in einem Halbkreiſe abwärts nach innen gebogen ſind. Sie ſind, wie alles Geſtein dieſes Berges, Trachnt. Der Rand des Kraters iſt mit Gereibſel und maͤßig großen Stei— 333 nen uͤberdeckt und hat in allen feinen Gegenden faſt dieſelbe Höhe, nur in S. O. und S. S. O., dem Sumbing zu, iſt er etwas niedriger und ſenkt ſich daſelbſt unmittelbar in den Bergabhang hinab, ohne erſt in eine Flaͤche auszulaufen. Am hoͤchſten aufgeworfen, doch immer noch ſehr flach, iſt fein Rand in N. N. O., einem Punkte, welcher wahrſchein— lich nur 40 bis 50 Fuß uͤber der tiefſten Gegend des N. O. lichen Pla⸗ teau's der Kuppe erhaben iſt, deren Höhe 9,6827 beträgt. Im N. O. und N. naͤmlich iſt der Krater von einem geräumigen ausgebreiteten Plateau umgeben, in welches fein Rand allmälig aus: laͤuft, und welches, nur mit Steinen beſtreut, ſich bis zum Bergabhange hinzieht, in den es ſich dann auf einmal hinabſenkt, ohne durch einen erhoͤhten Rand von ihm geſchieden zu ſein. Alle dieſe Gegenden ſind waldaͤhnlich mit Thibaudien, mit Myrica javanica Bl. und andern Alpenſtraͤuchern begruͤnt. Nur unmittelbar hinter der N. N. W. lichen Gegend des Kraters 9 19 etwa 20’ tiefer, als das erwaͤhnte Plateau, ein kleiner, rundlicher, keſſeifoͤrmiger Raum, ringsum von fanft erhoͤh⸗ tem, buſchigen Ufer umgeben, waͤhrend ſein flacher Grund kahl und ſandig iſt. Wahrſcheinlich ſteht hier in der Regenzeit ein kleiner See. f Von groͤßerem Umfange iſt ein anderer, kahler, ſoͤhliger Raum, ein Thal, welches ſich, von N. nach S. faſt einen Halbkreis beſchtei⸗ bend, um den erwaͤhnten See und um den Krater herumzieht, ſo daß ſeine größte Convexitaͤt nach W. faͤllt. Es iſt bei bedeutender Ausdeh⸗ nung in die Länge kaum 50“ breit, liegt nicht mehr als 10 bis 15 unter dem Kraterrande und traͤgt ebenfalls Spuren periodiſcher Waſſer⸗ bedeckung an ſich. Mooſe (Orthotrichum) und kleine Graͤſer wachſen hie und da darauf, waͤhrend andere Stellen völlig kahl und ſandig ſind. Auf einigen Erdklumpen zwiſchen den Steinen fand ich einen kleinen Pilz (Baeomyces ruſus J.). — Zwiſchen dieſem ſchmalen, gebo⸗ genen Thale und den W. und N. W. lichen Gegenden des Kraters blei⸗ ben wieder etwas hoͤher gelegene, doch flache Raͤume uͤbrig, die, wie die ganze Kuppe des Sindoro (die erwaͤhnten zwei ſoͤhligen Flaͤchen allein ausgenommen), ſehr uͤppig mit Alpe nbaͤumchen bewachſen find. Der Rand, welcher das Thal vom äußern Bergabhange trennt, gleicht in N. W. und W. einem ſanft gerundeten Wulſte, in S. W. aber erwei⸗ tert er ſich und bildet (wie in N. und N. O.) plateauaͤhnliche, flache Raͤume. Dieſe S. W. liche Seite der Bergkuppe (ſowohl der Kraterrand, als das Thal und die plateauähnlichen Raͤume) iſt von einer ſonderbaren Spalte (Taf. 28. Fig. 5) durchzogen, von einem Riß, der auf dem S. W. lichen Kraterrande beginnt (oder, vom Centrum des Kraters aus betrachtet, vom W. lichen Rande), dann in gerader Richtung von N. N. O. nach S. S. W. fortlaͤuft und ſich noch ſehr weit am Bergab— hange hinabzieht; wenigſtens konnte ich das Ende nicht erreichen. An einigen Stellen iſt dieſe Spalte verſchuͤttet, dann kommt ſie wieder zum Vorſchein, an andern iſt ſie uͤberwuchert, an noch andern Stellen fuͤhren natuͤrliche Bruͤcken daruͤber hin, durch Steinbrocken gebildet, die einen 334 Bogen beſchreiben; an den meiſten Stellen aber iſt fie nicht breiter, als 3 bis 6 Fuß, fo daß man mit Leichtigkeit darüber hinwegſchreiten kann. Nur an zwei Stellen im Thale erweitert ſie ſich zu einem etwa 20 bis 25° im Durchmeſſer haltenden Loche, aus denen beiden, fo wie auch aus der Gegend der Spalte, welche den Kraterrand durchſchneidet, mit brauſendem Geraͤuſch Schwefeldaͤmpfe hervordringen. Und hier — an der einzigen noch dampfenden Stelle des Vulkans — findet man die Spaltenwaͤnde und die Steine in ihrer Umgebung mit einem weiß⸗ lich gelben Anfluge von Schwefel bedeckt, welcher ſelbſt die duͤrren Staͤmme einiger Thibaudien uͤberzieht, welche ſich ſo hart am Rande der Spalte erheben, daß ihre Wurzeln hinabhaͤngen. Dieſer letzte Umſtand ſcheint den Beweis zu liefern, daß die Spalte neuern Urſprungs iſt, als der vielleicht ſchon ſeit Jahehunderten erloſchene Kra— ter, und neuer, als die benachbarte Vegetation. Es iſt daher zu vers muthen, daß ſich die Spalte bei dem juͤngſten Ausbruche des Sin⸗ doro (der freilich voͤllig unbekannt iſt) bildete und ploͤtzlich eine Berg⸗ gegend durchriß, welche mit Gebuͤſch bedeckt war. In S. S. W., da, wo die Spalte die plateauaͤhnlichen Raͤume durchſchneidet und ſich an dem Bergabhange hinabzieht, iſt ſie außerordentlich tief. Sie iſt dort nicht breiter, als 5 Fuß und ſtellt einen wahren Riß dar, welcher die Felſen⸗ maſſen des Sindoro in zwei Haͤlften theilt. Noch ihr aͤußerſter ſcharfer Rand iſt beiderſeits mit Gebuͤſch bewuchert. Ich warf Steine hinab, die, ſo lange man ihr Geraͤuſch vernahm, keinen Grund erreichten, denn nach 40 Sekunden wurde ihr Klang, als wenn ſie an den Waͤn⸗ den einer Hoͤhle anſchluͤgen, immer leiſer und entfernter, bis man ihn nicht mehr vernahm. Ehe ich den Sindoro verließ, warf ich noch einen Blick in den Krater, den kleinſten der Inſel Java. Schon laͤngſt ſcheint ſeine Wir⸗ kung erlofchen, denn nirgends mehr find Spuren von Daͤmpfen in ſei⸗ nem Grunde zu bemerken. Oede und grau liegt er da, ein Felſenloch, von deſſen Waͤnden das Geraͤuſch hineingeworfener Steine in bangem Echo zuruͤckprallt. Nur einige Schwalben, die in den Spalten der Bucht niſten, durſchwirren ſeinen Raum. Ueber die Chronik von Sumbing und Sindoro haben wir Nichts erfahren. Der Sage der Javanen von jenen in Berge verwandelten Reishaufen erwähnten wir ſchon oben. Wahrſcheinlich wurden dieſelben von dem Sumbing ausgeworfen. Der Regent von Temangong (ein glaubwuͤrdiger Javane) erinnette ſich eines Aſchenaus⸗ bruchs des Sindoto, der ſich vor 20 oder 25? Jahren ereignet haben, und in dem bloß Aſche ausgeworfen und kein Schaden angerichtet wor⸗ den ſein ſoll. Iſt in dieſem Ausbruche jener große Riß entſtanden? 1 335 Merapi. Neugierig, die Veränderungen zu unterſuchen, welche der Krater des Merapi durch den letzten Ausbruch vom 10. Auguſt 1837 erlitten haben mochte, richteten wir am 5. Juni von Magelan aus unſern Weg auf die weſtlichen Abhaͤnge des Zwiſchenruͤckens zwiſchen dem Me: rapi und Merbabu. An dieſen Abhaͤngen ziehen ſich die furchtbaren Kluͤfte (oder Djurang's) der Stroͤme Pabilang, Semobo, Simping und anderer herab; fie haben (was den Kluͤften des Merapi eigenthüm- lich iſt) einen breiten Grund bei ſenkrecht ſchroff erhobenen Waͤnden. Trachyt und Lavageroͤlle aller Größe erfüllen ihren Grund, Geroͤlle, die offenbar in Stroͤmen herabgerollt find, indem eines das andere vor— waͤrts ſchob. Dies fand namentlich in der Eruption vom Jahte 1822 ſtatt, wo viele Dörfer dadurch vernichtet wurden, und viele Menſchen um's Leben kamen. Dieſe Steine bilden zuweilen zuſammenhaͤn— gende lange Linien (Reihen, Stroͤme), die da, wo die Kluft eine Biegung macht, gegen die Wand anſtießen und ſich auf einander thuͤrm— ten. — Eine Menge ſolcher Kluͤfte muß man auf der Reiſe von Mon— dilan bis Sello durchklettern; die wildeſte von ihnen iſt die Kluft des Kali Pabilang, da, wo ſich die Djurang Kali Apu mit ihr vereinigt. Ihre Wände beſtehen, 100 bis 200° hoch, aus nichts als Sandſchichten, kleinen Steintrümmern und eingemengten groͤßern Felſenbloͤcken, die, keinesweges zu Breccien verkittet, noch loſe auf einander liegen, ſo daß ſich täglich große Maſſen davon abloͤſen und in die Tiefe ſtuͤrzen. Der Grund der Kluft iſt mit Millionen koloſſaler Geroͤlle ausgefuͤllt, zwi— ſchen denen die Stroͤme hindurchmurmeln. Der Pabilang entſpringt am Zwiſchenruͤcken; die Djurang Apu beginnt aber bereits hoch oben nord— waͤrts unter jenem Aſchenruͤcken, welcher vom Eruptionskegel des Me: rapi quer zu der öͤſtlichen Kratermauer herüberläuft. Dort werden ihre Abhaͤnge durch Felſenmauern gebildet, welche dergeſtalt gerippt ſind, daß ſie einer ſaͤulenartigen Abſonderung nahe kommen. Das Anſehen des Berges von Sello aus war nur wenig veraͤndert. Nur die ſtufenartig vorſpringende Felſenmauer des großen N. O. lichen Joches in der Djurang Kandul erſchien kahler und ſtellenweiſe ihres Waldwuchſes beraubt. Von ihr berichtete uns der Gaͤrtner von Sello, daß große Stuͤcke dieſer Waͤnde im Juni und Juli 1837 herabgeſtuͤrzt ſeien. Dabei war keine Erderſchuͤtterung fuͤhlbar. Auch die übrigen hoͤhern Berggegenden nach dem Kegel zu erſchienen uns Eahler, mit weißlich⸗grauer Aſche bedeckt. Der Ausbruch geſchah (nach dem Berichte dieſes Mannes und des Reſidenten von Magelan) am 10. Auguſt um 9 Uhr Morgens. Eine dunkle Aſchen- und Rauchſaͤule flieg vertikal empor und zog dann, vom O. Winde getrieben, nach Magelan zu, wo von 1 bis 3 Uhr voͤl⸗ lige Finſterniß hertſchte. Aus fünfzig Dörfern des Bergabhanges ent: flohen die Bewohner nach den tiefer gelegenen Gegenden. Die Daͤcher der Haͤuſer zu Magelan waren mit Aſche bedeckt. Die Kluft des Kali 336 Belonkyn, die 200° breit und 70 tief iſt, füllte ſich ganz mit Aus— wurfsmaſſen, an 2 Paale weit; dadurch wurde der Bach in ſeinem Laufe geſperrt und mußte erſt anſchwellen, ehe er ſich einen unterirdiſchen Weg durch die Auswurfsmaſſen bahnen konnte, um tiefer unten wieder hervorzubrechen. Einige Tage darauf ſah man von Magelan aus des Nachts feurige Lavaſtroͤme — deren Erſcheinung ſich jeden Abend — Monate lang hinter einander — wiederholte, und die man n erſt ſeit einem Monat nicht mehr erblickte. Von alle Dieſem war auf Sello Nichts ſichtbar, als die Rauchſaͤule des in ein Paar Stunden geendigten Ausbruchs. Wir beſtiegen den Berg am 7. Juni. — Wir machten von neuem (nunmehr mit genauen Inſtrumenten) Beobachtungen auf den oͤſt— lichen Kratermauern. Hiernach liegt ihr hoͤchſter Punkt 8424“ hoch. Das Akaciabaͤumchen, welches vormals hier ſtand, war jetzt duͤrr und feines Blaͤtterſchmuckes ganz beraubt. Viele Berg- und Felſenſtuͤrze hatten an den Wänden des Djurang Kandul ſtattgefunden, welches die weiteſte und tiefſte Kluft des Merapi iſt. Faſt ſenkrecht in ſchwindliche Tiefe ſtuͤrzt ſie ſich hinab; es ſcheint, als ſei hier die ganze Bergwand zertruͤmmert oder hinabgeſunken. Ihr jenſeitiges Felſenjoch iſt ein ſchar— fer Kamm, deſſen Waͤnde zu beiden Seiten Abſtufungen bilden, dabei aber nach Art einer kubiſchen Abſonderung mit vertikalen Spalten durch— zogen ſind (Taf. 29. Fig. 1, wirklicher ſeitlicher Anblick; Fig. 2 idealer vertikaler Durchſchnitt der Quere nach.) 0 So ward der Merapi auf dieſer Seite nur durch wenige, ſcharfe Joche (Bergleiſten) zuſammengeſetzt, zwiſchen denen drei Hauptkluͤfte, Djurang Kandul, Djuws und Apu uͤbrig bleiben. (S. Taf. 29. Fig. 3.) Wir uͤberſtiegen einen Theil des Schlackenkegels und begaben uns auf dem Rande der ſuͤdlichen Kratermauer nach den weſtlichen Kratergegenden. Es war befonders helles Wetter, wache uns erlaubte, die Suͤdabhaͤnge des Berges deutlich zu uͤberſehen. Da ſahen wir an der weſtlichen Wand eines Joches, welches in S. unterhalb des Aſchen⸗ thales nach S. S. O. hinablaͤuft, Trachytſaͤulen (a), die fehr: regel: maͤßig waren, und mit dem Fernrohre betrachtet, vierſeitige Prismen zu bilden ſchienen. Sie ſtanden vertikal, gedrängt, neben einander und ſetzten ſo eine 2 bis 300“ hohe Wand zuſammen, 4 en Rand 1 oben die Waldung heruͤberwoͤlbte. (Taf. 29. Fig. 4 In der Tiefe des Kraters trafen wir noch dieſelbe Afchenfläche on; die ſchon vor zwei Jahren da geweſen, und hatten in Kurzem das weſtliche Ende der Kratermauer erreicht. Nur wenige Veraͤnderungen nahmen wir wahr; einige Bloͤcke waren von der Mauer herabgeſtuͤrzt und lagen in der Tiefe, als ſtumme Mahner an die hier herrſchende Gefahr. An andern Stellen hatten ſich Fumarolen gebildet und Spals ten, aus denen Dämpfe drangen, wo man fruͤher keine ſah. Im Gan⸗ zen aber war das Anſehen noch daſſelbe, wie vor dem Ausbruche. Aber in W. bot ſich unſern Augen ein furchtbares Schauſpiel dar. Hier ſenkte ſich der Schlackenkegel ſchroff und ſteil in die Djurang 337 Belonkyn hinab, die unmittelbar hier oben am Krater beginnt und, fo weit fie das Auge bis tief hinab nach W. S. W. zu in die bebaute Flaͤche verfolgen kann, mit Steintruͤmmern erfuͤllt iſt. Und dieſe Steine rollten noch fortwaͤhrend hinab. Ohne daß wir eine Erſchuͤtterung, oder ein heftigers Emporqualmen von Daͤmpfen wahrnehmen konnten, loͤſeten ſich in den verſchiedenſten Gegenden und in verſchiedenen Hoͤhen des Kegels die Felſenbloͤcke oder die Schlacken von den uͤbrigen und rollten hinab. Geſchah es dann, daß ſie im ſchnellen Falle auf einen Vor— ſprung aufſtießen, ſo ließen ſie die Haͤlfte ihrer Maſſe in Geſtalt einer Staubwolke zuruͤck, waͤhrend die uͤbrigen Stuͤcke, weite Halbkreiſe be— ſchreibend, in den Grund der Djurang Belonkyn hinabflogen, aus wel— cher ebenfalls wieder Staubwolken in die Hoͤhe ſtiegen. Dieſe Erſchei— nungen, unter fortwaͤhrendem donnernden Getoͤſe, erneuerten ſich von Sekunde zu Sekunde und vertrieben uns ſchnell von dieſem gefahrvol⸗ len Platze. Von feurig ⸗fluͤſſigen Lavaſtroͤmen ſahen wir keine Spur mehr. Berichtigungen zur Chronik des Merapi. Crawfurd, indish. Archipel ee Ueberſ. 3, S. 509) giebt einen heftigen Ausbruch von 1664 a In den Verhandl. v. h. Bat. Hensel. Bd. IV. S. 1—17 wird zweier Eruptionen erwaͤhnt: die eine den 19. Auguſt 1678, die andere den 17. Juli 1786. Der heftige Ausbruch von 1822 iſt von uns ſchon fruͤher angegeben. a Ferner: im December 1832 warf er Aſche und Steine aus und uͤberſchuͤttete ein Dorf am W. Abhange des Berges, wobei 32 Menſchen um's Leben kamen. Des neueſten Ausbruches vom 10. W 1837 12 oben e e gethan. Zum Merbabu. Der Krater des Merbabu, d. h. die Kluft, welche in der Mitte zwiſchen den ſchmalen Firſten und ſpitzen Kuppen ſeines Gipfels uͤbrig bleibt, ſoll, nach dem Berichte, den uns ein Reiſender mittheilte, wel— cher den Berg im Jahre 1831 beſuchte, noch thaͤtige Fumarolen ent: halten und außerdem noch mehre Waſſertuͤmpel, die in beſtaͤndiger ko— chender Bewegung begriffen ſind. Ihr Waſſer ſammelt ſich in ein Baͤch— lein, welches durch die weſtliche offene Gegend der Kluft herabſtroͤmt. Junghuhn, Java. 22 338 Referent Diefes konnte im Jahre 1836 von der Höhe der Fieften aus nichts Kahles im Grunde der Kluft und nichts Dampfartiges entdecken. Alles war mit Vegetation bedeckt. N Madiun. Nachdem wir die N. W. lichen Abhaͤnge bei Farrik, Gambian und Balong noch einmal beſucht hatten, ſetzten wir am 13. Juni unſere Reiſe nach Oſten fort, auf der Straße, welche durch die Flaͤche zwiſchen dem Fuße des Gebirges und dem Kali Solo (erſt in N. W., dann N., und zuletzt in N. O. vom Gebirge) nach Ngawie führt. Dieſe Flaͤche, nur von den Betten dreier Bäche durchſchnitten, die vom Lawu herab dem Solo zuſtroͤmen, iſt mit ausgebreiteten Graswildniſſen bedeckt, in denen ſich Ploſſobaͤume (Butea frondosa Roxb.) zerſtreuen und als eine aufrecht ſtehende, 3 bis 5 Fuß hohe kleeartige Pflanze (Le— idocoma trifoliatum J.) charakteriſtiſch auftritt. In ungeheu— rer Menge ſieht man ſie uͤberall mit Allang-allang vermengt. Auch ſchattigere, hoͤhere Jatiwaͤlder ziehen ſich hin und wieder durch die Gras— wildniß, welche einſam und wuͤſte daliegt. Nur in der Naͤhe der Poſt— ſtationen, wo man die Pferde wechſelt, alle 5 bis 7 engl. Meilen, findet man einmal eine einzelne Huͤtte, die mit hohen Barrikaden von Jatiholz umgeben iſt, um Tiger und wilde Schweine (die einzigen Be- wohner dieſer Wildniß) abzuhalten. Die Straße entfernt ſich nie wei— ter als 2 bis 3 engl. Meilen vom Kali Solo, welcher ſich am dieſſei— tigen Fuße eines ſehr niedrigen, flachen, aber weit von W. nach O. in die Laͤnge gezogenen Huͤgelruͤckens entlang kruͤmmt. Dieſer Ruͤcken iſt mit denſelben Wildniſſen wie die Ebene bedeckt und ſoll aus Kalkſtein beſtehen, welcher viele Hoͤhlen enthaͤlt. Die Niederlaſſung Ngawie liegt N. O. lich vom Gipfel des Lawu, an der Stelle, wo ſich der Kali Madiun in den Solo mündet. Die Gras- und Ploſſowildniſſe hören nun immer mehr auf und machen mehr bebauten Gegenden, Reisfeldern und darin zerſtreuten Doͤrfern mit ihren Palmen Platz. Die Betten des Kali Solo ſowohl, als des Ma— diun, haben in dieſer Gegend eine Tiefe von 30 bis 40 und find ih: rer Breite nach einander ziemlich gleich; doch iſt die Waſſermaſſe des Solo, welcher fanft und geraͤuſchlos dahingleitet, größer, als die des Madiun, der ſich brauſend zwiſchen Klippen in den erſtern herabſtuͤrzt. Dieſe Klippen, ſo wie alle Steinſchichten, die man in den Flußbetten zu Tage gehend antrifft, ſind eine feine ſandſteinartige Breccie, die leicht zu Zerſtuͤckeln iſt, und die auch noch größere, rundliche Trachytgeſchiebe (in der Groͤße wechſelnd von einem Zoll bis zu einem Fuß) eingemengt haͤlt. Die Javanen nennen dieſes Conglomerat Padas. Sie ſind da, wo fie aus der Mündung des Kali Madiun hervorragen, buchtig aus— 339 gewaschen und bilden allerhand Höhlen und Niſchen. Hier ſickern auch kleine Quellen (brodelnd von aufſteigenden Gasblaſen) aus dem Fluß— bette hervor; ſie ſchmecken ſchwach ſalzig. Ungeachtet jener Klippen und der ſtarken Stroͤmung zwiſchen ihnen, ſahen wir mehre Menſchen be— ſchaͤftigt, große Prauwen in den Madiun hinauf zu ziehen; die Waſſer— menge in dieſen Monaten (Juni, Juli, Auguſt) iſt ſehr unbedeutend und kommt nicht in Betracht mit dem Waſſerſtande im Regenmouſſon, wo nicht nur das ganze 40’ tiefe Flußbett bis an feinen Rand aus— gefuͤlt wird, ſondern wo öfters auch noch die umliegenden Ebenen über: ſchwemmt werden; dann iſt Alles voll Thaͤtigkeit auf den Stroͤmen, und die Producte dieſer Reſidenz (Zucker, Kaffee, Reis, Indigo, Jatibalken), werden zu Schiff nach Surabaya verführt. Wir ſetzten uͤber den Kali Madiun auf einer Faͤhre und fuhren ſeitwaͤrts durch eine mit Reisfeldern bedeckte Ebene, die, nach der Ju— gend der Kokospalmen und nach den knorrigen Ploſſoſtaͤmmen, die hin und wieder noch ſtanden, zu urtheilen, noch vor wenigen Jahren eine Wildniß geweſen ſein mußte. N Der Boden iſt noch derſelbe, wie noͤrdlich vom Lawu, ſchwarz, ſehr ſchwer von Gewicht, nach langer Trockenheit zerkluͤftend. Noch einmal muß man über das fanderfüllte Bett des Kali Madiun ſetzen; dann (17 Paale ſuͤdlich von Ngawie) dreht ſich die Straße mehr oſtwaͤrts um und führt zum Dorfe Madiun, neben welchem ſich, außer einem kleinen Blockhauſe, noch die Gebäude des Reſidenten erheben. Höhe 2707. Madiun liegt faſt in der Mitte der weiten Ebene, die zwiſchen den Gebirgen Lawu und Wilis uͤbrig bleibt, von beiden faſt gleich weit ent— fernt. Auf der Karte von Raffles iſt ſeine Lage falſch angegeben. Der Lawu (Vergl. Taf. 29. Fig. 5.) liegt direet in W. Der Wilis iſt ein minder hohes, aber mehr in die Breite gezogenes Gebirge, welches aus mehren ſehr ungleichen Bergruͤcken beſteht. Die: hinterfte (öftlichfte), abgeſtutzte Firſte deſſelben, Gadja Munkur, liegt O. 35 gen S., die mittelſte (Wilis) iſt ein quer hingezogener, gekerbter Kamm, deſſen Mitte man O. 40 gen ©. erblickt; — die dritte, naͤchſte (Gunong Ngebell) iſt der niedrigſte Theil des Gebirges. Alle einzelnen Kuppen und Fir: ſten ſind durch Zwiſchenruͤcken mit einander verbunden und bis oben hinauf mit dunkler Waldung bedeckt, waͤhrend ihr Fuß von Jatiwaͤldern um— zingelt iſt, die in einem bleichen, ſchmutzig-braͤunlichen Colorit daliegen, ſo daß man, wenn man ſie aus der Entfernung erblickt, glauben ſollte, es ſeien dürre, vegetationsloſe Steppen. Es find aber die Bluͤthenris— pen, die alle Woͤlbungen der Tectonia umgeben, welche das bleiche Grau dieſer Waͤlder hervorbringen. Noch einen minder hohen, ganz iſolirten Berg, der aus Kalkſtein beſtehen ſoll, den Gunong Pandang, erblickt man von Madiun in O. 350 gen N. Von feiner ſtumpf⸗-kegelfoͤrmigen Kuppe laͤuft ein langer Ruͤcken aus. Sehr einſam liegt das Wohnhaus des Reſidenten in der weiten Flaͤche, faſt ringsum von Reisfeldern umgeben. In Oſten und Suͤd— oſten erblickt man die bleichen Jatiwaͤlder, welche dort die Reisfelder 7 2 340 begrenzen und weit und breit die Abhaͤnge des Wilis umſchließen. Man koͤnnte glauben, ſich in einem Pachthauſe auf europaͤiſcher Haide zu be— finden. Kaum noch drei, oder vier Europaͤer bewohnen den Ort. Alles ſcheint todt und verlaſſen. Kaum hoͤrt man ein anderes Geraͤuſch, als das des Suͤdwindes, der ſich um 10 Uhr erhebt und den ganzen Nach— mittag bis ſpaͤt in den Abend mit gleicher Staͤrke durch die Baͤume und Gebaͤude brauft. Willis. Am 17. Juni begaben wir uns 18 engl. Meilen weit ſuͤdwaͤrts nach Ponorogo. Die Straße, der wir folgten, führte bald über ange— baute, mit Reis, Indigo und Zucker bepflanzte Ebenen hin, bald uͤber Allang⸗allang⸗Strecken, in denen man die Stuͤmpfe abgekappter Ploſſo— baͤume erblickt; bald durchſchneidet ſie ein Stuͤckchen jener Jatiwaͤlder, deren breiter Guͤrtel ſich um den Fuß des Ngebell herumzieht, und de— nen ſich zuweilen ein Ficusbaum, eine Akacia, Bambusarten und ein mit feuerfarbenen Bluͤthen bedeckter Ploſſobaum einmiſcht. Mitten in einem ſolchen Walde, 11 Meilen ſuͤdwaͤrts von Madiun (am W. Fuße des Ngebell), etwa 1000 Schritt von der Straße entfernt, in der Nähe des Dorfes Prayan, bricht eine warme Quelle hervor. Das Ter- rain iſt flach und eben. Die Quelle ſprudelt am Fuße eines Feigen⸗ baumes, der ſie beſchattet, aus einem ſchwarzen, ſchlammig-moraſtigen Boden und ſammelt ſich in einem viereckigen Becken von Backſteinen. Ihr Waſſer, das um 11 Uhr bei einer Lufttemperatur von 789 (20,44 R.) eine Wärme von 91“ (26, 22 R.) hatte, iſt von ſaliniſchem, dem Sel— tersbrunn ſehr ähnlichen Geſchmacke. Gelbe, ockerartige Sedimente. — Reich an Kohlenſaͤure; das Becken wird nicht nur durch größere auf: brodelnde Gasarten in fortwaͤhrender, ſcheinbar kochender Bewegung erhal— ten, ſondern die Oberflaͤche des Waſſers iſt auch in beſtaͤndigem Auf— brauſen begriffen, was von kleinen, ſich entwickelnden Luftblaͤschen her⸗ rührt, Die Waſſermaſſe, in einem Bache entſtroͤmend, iſt bedeutend; auch ſcheint die Quelle ſchon ſeit langen Zeiten unter den Einwohnern bekannt zu ſein, da man in Stein gehauene Bilder dabei findet, Fi— guren aus der Mythologie der Hindu darſtellend. Das Hauptdorf (Deſſa) Ponorogo liegt in der Flaͤche am S. W. lichen Fuße des Ngebell; man erblickt die hoͤchſte Kuppe dieſes Gebirges in O. 300 gen N., die hoͤchſte S. W. liche Kuppe des Wilis aber, ge: nannnt Djondro Kni, in O. 79 gen N. Beide find ein langhingezo— gener Ruͤcken, der ſich unregelmaͤßig in mehre Kuppen erhebt. Der Lawu in W. 350 gen N. Ueberall, von Madiun bis Ponorogo, wo in den Flußbetten, oder an den Seiten der Wege Waͤnde von einiger Hoͤhe entbloͤßt ſind, be— 341 merkt man daſſelbe traͤchytiſche Truͤmmergeſtein Padas, welche man in den Betten der Ströme Solo und Madiun findet. Bald groͤber, bald feiner, liegen ſolche Breccien in parallelen Schichten von 1 bis 5“ und mehr Maͤchtigkeit horizontal uͤber einander, in Schichten, die offenbar in verſchiedenen Zeitabſchnitten nach einander gebildet wurden, indem die tiefer liegenden, ihrer Haͤrte und Feſtigkeit nach, wirklichen Felſen gleichen, während die oberſten zuweilen noch aus lockern Anhaͤufungen von Gries und Sand beſtehen. Betrachtet man jene Sand- und Geroͤllſchichten des Merapi, die zuweilen 100 Fuß und daruͤber aufeinander gehaͤuft ſind, und die man durch Zertruͤmmerung groͤßerer Bloͤcke, oder durch Sand— ausbruͤche des Vulkans noch taͤglich vor ſeinen Augen entſtehen ſieht, ſo iſt man veranlaßt zu glauben, daß dieſe Padasſteine des Kali Solo und Madiun auf eine aͤhnliche Art entſtanden, naͤmlich in noch loſem Zu— ſtande von den Bergen Lawu und Wilis ausgeworfen und nachher durch ſtroͤmende Gewaͤſſer bis weit hinab nach der Ebene von Surabaya ge— fuͤhrt worden ſeien. ö Wir ſtiegen von Ponorogo aus an den Abhaͤngen des Ngebell hinan, um einen See zu beſuchen, den man uns, als in dieſen Bergen liegend, bezeichnet hatte. Unſer Fuͤhrer war ein javan'ſcher Haͤuptling, ein Ra— den: Pati, deſſen Willkuͤr wir uns auf dieſer Reiſe, wenigſtens hinſicht— lich der Wahl der Uebernachtplaͤtze, hatten anvertrauen muͤſſen. Er hatte ein Gefolge von etwa 20 Mann bei ſich und war kein Freund forcirter Maͤrſche. N Die zahlreichen Ruͤcken des Ngebell ſind ſehr oft unregelmaͤßig in einander geſchoben, im Allgemeinen aber, der Neigung der Geſammt— Bergmaſſen gemaͤß, ihrer Laͤnge nach abwaͤrts geſtreckt. Tiefe und weite Thaͤler ſchlaͤngeln ſich labyrinthiſch zwiſchen ihnen hin, mit oͤfters ſehr ſchroffen Waͤnden. Aber Alles, Kluͤfte, Waͤnde und Firſten ſind mit Waͤldern bedeckt, deren praͤchtiges Grün alle Niancen durchlaͤuft. Die duͤrren, bleichen Jatiwaͤlder, die am Fuße des Berges vorherrſchen, wer— den hier verdrängt durch ein ungleich ſchoͤneres, ſchattigeres Gemiſch von Ficus⸗ Arten, Artocarpen und Akacien, welches nur zuweilen durch eine Grasſtrecke unterbrochen wird. Beſonders ſind zwei Acacien Arten hier vorherrſchend, welche die Phyſiognomie dieſer Waͤlder bedingen; die erſte iſt die einfach gefiederte Inga gracilis J. (werruh). Schlank erheben ſich ihre Staͤmmchen und theilen ſich in lange, aufwaͤrts geſchlaͤngelte Aeſte, die, nebſt den Staͤmmen, an ihrer weißen oder weißlichen Farbe ſchon aus großer Ferne kennbar find, und die da, wo ſie gedraͤngt ſtehen, faſt das Bild eines Birkenwaͤldchens wiedergeben. Ihe lockeres, weitlaͤufiges Laub iſt mit der roͤthlichen Farbe ihrer Schoten gemiſcht, die in großer Menge von den Zweigen herabhaͤngen. Die zweite iſt Inga umbraculiformis J. (seng - on), eine ungleich groͤßere und hoͤhere. Ihre Staͤmme theilen ſich erſt hoͤher oben in Zweige, die, gleich dem Stamme, eine dunkelgraue Farbe haben und in faſt horizontaler Richtung nach den Seiten hin ausgebreitet ſind. So bilden ſie Schirme mit fein gefiedertem, zartem Laube, welches einen 342 prachtvollen Anblick gewährt. Wie durch ein Florgewebe blick die Blaͤue des Himmels hindurch. Hin und wieder trifft man auch eine Cassia Fistula an; aus bes ren dichter gewebtem, ſchattigen Laube die goldnen Blüthentrauben, die unmittelbar den dickern Zweigen anhaͤngen, hervorſchimmern. Eine Schaar von ſchwarzen, langgeſchwaͤnzten Affen (Semnopithecus maurus; (Lutung der Javanen) ſchaukelt ſich auf den Zweigen dieſer Baͤume. Wenn ſie von einem hoͤhern auf einen tiefer ſtehenden ſpringen, ſo be— ſchreiben ſie weite Halbkreiſe, ſo daß viele der ſchlanken Zweige, auf die ihre Laſt faͤllt, brechen und mit ihnen herabfallen. Selbſt Muͤtter mit ihren Jungen an der Bruſt wagen ſolche Spruͤnge. Sehr oft wer— den dieſe Waͤlder durch Kaffeegaͤrten unterbrochen, die entweder von kuͤnſtlich gepflanzten Dadopbaͤumen, oder von den Baͤumen des Waldes, die man bei der Urbarmachung hat ſtehen laſſen (Bosch-Koffée), ſelbſt beſchattet werden. Ein ſolcher Bosch-Koflee gewährt einen herrlichen Anblick; er bietet zuerſt alle die herrlichen Geſtalten der Waldbaͤume dar, die ſich auf einem von Allang und Geſtraͤuch gereinigten Boden erheben. In ihrem Schatten grünen die pyramidalen Geſtalten der Kaffeeſtraͤucher, 5, 7 bis 10 Fuß hoch und mit Früchten uͤberladen, die roͤthlich auf dem dunkeln, alänzenden Laube ſchimmern. Der Boden, fo wie faſt uͤberall auf dem Ngebell und Wilis, iſt hier eine dunkelbraune, lockere und leichte Dammerde, deren hohe Schicht faſt alle Felsmaſſen verbirgt. — Wir fanden eine Anzahl Javanen beſchaͤftigt, Kaffeebohnen zu ſammeln; die allerbeſten von dieſen, — ſo ſagten ſie, — ſeien diejenigen, welche ſich in den Excrementen eines kleinen Thieres faͤnden. Wir fanden von dieſem Kothe, der ganz aus zuſammengebackenen Bohnen beſtand und einigermaßen dem Auswurf der Hunde gleicht, in zahlreichen Haufen umher zerſtreut. Dieſe Haufen verdanken ihre Entſtehung einer Azcto- mys- Art (von den Javanen Lu (W) ak genannt), welche die reifen Fruͤchte mit großer Begierde frißt und die Kerne unverdaut wieder von ſich giebt. Gut, daß es nur wenigen Kaffeeſchluͤrfern Europa's bekannt iſt, wie die koͤſtlichen Bohnen bereits durch den Darmkanal eines Marder— aͤhnlichen Thieres gegangen! Hie und da liegt auch noch ein Doͤrfchen, uͤber deſſen Huͤt— ten ſich ſchlanke Pinang- und Kokospalmen erheben. Beſonders erſtere ſtehen an den ſteilen Waͤnden mancher Thaͤler zu vielen Tauſenden, in ſolchem Ueberfluß, daß man ſie fuͤr urſpruͤnglich wild daſelbſt halten moͤchte. In ſchnurgerader Richtung ſchießen ihre lichtgrauen Staͤmme 100 — 120 bis 150 Fuß hoch in die Luft empor, ganz oben mit einem kleinen Laubwipfel gekroͤnt; dabei haben ſie uͤberall, vom Grunde bis zur Spitze, dieſelben Dimenſionen und uͤberſteigen ſelten die Dicke eines halben Fußes. Dieſe große Schlankheit der Staͤmme, im Verhaͤltniß zu ihrer enormen Hoͤhe und ihres pfeilgeraden Wuchſes, geben ihnen ein ſehr erhabenes, majeſtaͤtiſches Anſehn. Ihr Vorkommen iſt ſo regel— maͤßig, daß ſie gedrechſelten, gigantiſchen Staͤben gleichen, durch Kunſt dorthin verpflanzt. 343 Am Morgen des 18. hatten wir die hoͤchſte Gegend eines Thal— randes erreicht und befanden uns auf einer Anhoͤhe. Da lag in einem tiefen Keſſel, ringsum von Bergen umgeben, ein praͤchtiger See vor uns, aus deſſen Spiegel das Bild der Akacien wiederſtrahlte, mit mel: chen die ſteilen Waͤnde ſeiner Ufer beſtanden ſind. Es war der Telaga Ngebell. Den Pfaden folgend, welche im Zickzack an der Wand hinabfuͤhren, erreichten wir ſein ſchmales Ufer und beſtiegen eine von ausgehoͤhlten Nanka (Artocarpus integrifolia) - Stämmen gebil— dete Fähre, um feinen glatten Spiegel zu beſchiffen. Er hat einen rund— lich⸗ ovalen Umfang, fo daß fein größter Diameter, der etwa 2000“ be: tragen mag, von N. N. W. nach S. S. O. gerichtet iſt. Im Oſten (vom Centrum) ſpringt ein felſiger Ruͤcken in das Waſſer vor und bildet ein kleines, aber ſteiles Cap, welches den See auf dieſer Seite in zwei Haͤlf— ten theilt und ſeinem Umriſſe eine nierenfoͤrmige Geſtalt giebt. In W. und N. W. ziehen ſich die Ufer in einem Halbkreis um den See und ſind ſo ſchroff, daß ſie einer Mauer gleichen, deren Fuß unmittelbar von dem Waſſer beſpuͤhlt wird; aber dennoch, ungeachtet ihrer Steilheit, iſt dieſe Wand (wie Alles umher), mit Gras und zerſtreuten Akacien bewachſen, beſonders mit Inga gracilis m., deren weißliche Staͤmme weit— hin auf dem gruͤnen Grasſchmelze ſchimmern. In den uͤbrigen Gegenden erheben ſich die Ufer viel ſanfter; die in O. ſteigen allmaͤlig immer hoͤher zu den Firſten des Ngebell hinan, und ein ſchmaler, fandiger, mit eckigen Trachytbloͤcken beſtreuter Strand bleibt zwiſchen ihnen und dem Waſſer übrig. In O. N. O und in N. N. W. aber weichen die Bergruͤcken am weiteſten vom See zuruͤck und bilden zwei graſige Buchten, welche ganz ſanft in die Hoͤhe ſteigen, deren fruchtbares Grün aber zur bleibenden Niederlaſſung einladet. Durch die oͤſtlichere dieſer Buchten, die eng und einſam zwiſchen ihrem Bergruͤcken daliegt, rieſeln drei Baͤche zum See herab, deſſen Strand daſelbſt mit Saccharum Klaga, wie mit Schilf oder Typha-Arten der europaͤiſchen Seen, umzaͤunt iſt. Nur an einer Stelle, in S. S. O. vom Centrum, hat der See einen Abfluß. Hier ſind die Bergruͤcken durch eine Kluft durchbrochen, in deren ſchmalen, mit Trachytgeroͤllen erfuͤllten Grund die Waſſermaſſe hinabrieſelt, welche die Verdampfung uͤbrig laͤßt. Die Javanen wollten die Menge des abfließenden Waſſers vergroͤßern und ſtachen das Ufer an der Ausflußſtelle vier Fuß tiefer durch; man begreift leicht, daß dadurch (fuͤr die Dauer) weiter Nichts, als ein tieferes Herabfallen des Ni— veau's vom See um 4 Fuß bewirkt wurde. Während unſere Ruder langſam die ſtille Fläche des Sees durch: ſchnitten, lauſchten wir den Erzaͤhlungen der Javanen. Sie ſagten, daß der See nicht minder reich an Fiſchen, als an Schildkröten verſchie⸗ dener Art ſei, welche letzteren von ihnen zuweilen in großer Anzahl ge— fangen wuͤrden. Wir naͤherten uns dem oͤſtlichen Cap und fanden, daß feine Felſen ebenfalls aus einer Trachytbreccie von fo: geringer Cohaͤrenz beftanden, daß ſich mit Leichtigkeit Stucke davon abſchlagen ließen. An 344 den Ufern aber lagen, außer den Breccien, auch feſte, eckige und augit⸗ reiche Trachytbrocken umher. Von Schlacken und ſolchen Steinen, an denen man eine Wirkung von ſauren Daͤmpfen haͤtte ſehen koͤnnen, keine Spur, obgleich der einen Halbkreis beſchreibende W. Ruͤcken voll⸗ kommen einer Kratermauer gleicht, und der ganze Keſſel des See's das Anſehen eines trichterfoͤrmigen Kraters hat. Seine Tiefe in der Mitte beträgt 260 Fuß, und die Höhe feines Spiegels uͤber dem Meere 2260“. Die hoͤchſte Kuppe des Ngebell erhebt ſich in ONO. vom See. Ungefähr + engliſche Meile ſuͤdlicher (ſuͤdoͤſtlicher), bei'm Dorfe Lumpang, läuft eine Thalkluft herab, in welcher der Kali panduſan ſtroͤmt. Am Abhange dieſer Kluft, faſt in gleicher Höhe mit dem See, rings von Waldwuchs umgeben, findet man ein ebenes, kahles Plaͤtzchen von ſchwarzer ſchlammiger Erde. Es mag 30 Fuß im Diameter haben und enthält eine Anzahl trichterfoͤrmiger Köcher, die mit Schwefeltheilchen be= ſchlagen find und die Tiefe von 1 bis 2 Fuß haben. In ihrem Um⸗ fange iſt der Boden erwärmt; einige von ihnen find erloſchen und aus— getrocknet, aus andern aber ſteigen mit gelindem Geziſche ſchwefelige Daͤmpfe empor, und noch andere ſind bis auf eine gewiſſe Hoͤhe mit ſchlammigem, grauem Waſſer erfüllt, welches durch aufſteigende gasfoͤr— mige Fluͤſſigkeiten in einer Art von kochender Bewegung erhalten wird. Das Thermometer flieg darin auf 1429 (48, 89 R) Wahrſcheinlich iſt es bloß Regenwaſſer, welches den Schlamm zum Theil aufloͤſt, wel— ches aber durch die aufſteigenden Gasarten gehindert wird, in die Tiefe zu dringen. Etwa 1000 Schritte weiter unten in derſelben Kluft, im Flußbette ſelbſt, findet man zahlreiche Stellen, wo Salzwaſſer her— vorſickert. An den Seiten des Baches ſtehen Trachytfelſen an, ſein Bett aber iſt mit Geroͤllen erfuͤllt. Aus den Fugen und Ritzen dieſer Felſen nun, und ſelbſt zwiſchen den Geſchieben, etwa eine Strecke von 200 Schritten dem Bache entlang, dringt an zahlloſen Stellen ein heißes Waſſer hervor (Temperatur 1460 F. (50,67 R.), das den Geſchmack von Kochſalz hat, und das an den ra der Steine und an zufällig hineingeworfenen Blättern wirkliche weiße Kryſtalle von Murias Sodae in reicher Menge abſetzt. Es entwickelt gelinde Daͤmpfe; Felſen, Geroͤlle und ſelbſt das Flußwaſſer der naͤchſten Umgebung find erhitzt. Es um⸗ zieht auch die Steine mit gelblichen Kruſten, die ſehr feſt werden und mehr erbleichen, doch kaum die Dicke einer Linie haben. — In der Re— genzeit, bei hohem Waſſerſtande, ſind dieſe Quellen vom Waſſer des Baches uͤberſchwemmt. Noch ſuͤdoͤſtlicher, nur durch einen Ruͤcken von der Kluft des Panduſan getrennt, findet man wieder ein tiefes waldiges Thal, in deſ— ſen Grunde der Bach Bedali herabſtroͤmt. Hier, in der Mitte hoher Graͤſer, liegt, von Straͤuchern und Baͤumen umgeben, ein kleines, ſanft— geneigtes Plaͤtzchen mit mehren kahlen Vertiefungen. Einige derſelben gleichen Spalten, die 3 Fuß tief und trocken ſind, andere unregelmaͤßi— gen Löchern, in denen trübes, kaltes Waſſer brodelt; die größte aber iſt eine rundliche Vertiefung von 5 Fuß Durchmeſſer, mit flachem Grunde, 345 der 3 Fuß unterhalb der naͤchſten mit Gras bewachfenen Umgebungen liegt. Aus allen entwickelt ſich Kohlenſaͤure. (Kein Geruch, keine Waͤrmeentwickelung.) In den Spalten fanden wir, außer einer Menge von Schmetter— lingsfluͤgeln, ein Paar todte Schlangen, in der groͤßten Vertiefung aber ſechs todte Individuen einer Finkenart. Um einen Verſuch zu machen, banden wir ein Huhn auf dem Grunde feſt; daſſelbe fing gleich darauf an, muͤhſam zu reſpiriren, ſperrte den Schnabel weit auf, gerieth in Zuckungen und krepirte nach zwei Minuten. Unſer Fuͤhrer brachte uns durch die Waͤlder des Gebirges wieder abwärts in das Dorf Sinayu am Kali tjemor, ſuͤdlich vom Telaga Ngebell, und von da am Morgen des 19. wieder aufwärts auf dem ſich in die Laͤnge ziehenden Ruͤcken des Gebirges zum Dorfe Budak. Viele von den Thaͤlern, die man hoͤher oben durchſchneiden muß, ehe man dieſen Ort erreicht, ſind mit Bambuswaͤldern begruͤnt. Dieſe enormen Graͤſer, ſtaudenartig zuſammengruppirt und an ihren verſchmaͤlerten Gip— feln umgebogen, geben, bei der Abweſenheit anderer Baumarten, den Thaͤ— lern ein hoͤchſt eigenthumliches Anſehen. (S. Taf. 29, Fig. 6.) Die Bergruͤcken in der Gegend von Budak find ziemlich baumlos und kahl. Es ſind Grasmatten, auf denen Karibaue, Kuͤhe und Ziegen weiden, und die nur hie und da mit kleinem Geſtraͤuch bedeckt ſind. Vudak liegt in eine Hoͤhe von 3125 par. Fuß. Hier ſieht man keine Akacien mehr; es ſcheint, daß ſich dieſe ſchoͤnen Baumformen (A. mon- tana ausgenommen) nicht uͤber 2000 bis 2300 Fuß erheben. Erſt et⸗ was oberhalb des Dorfes beginnt hier die Grenze der Urwaͤlder, die wahr— ſcheinlich durch eine fruͤhere Kultur des Bodens in der Gegend von Budak ausgerottet wurden, da ſich in andern Gegenden des Gebirges ihre Grenze viel tiefer herabzieht. Die hoͤchſte Bergſpitze, Dorowadi, er— blickt man von hier im N. 350 g. O. — In Suͤden verbinden ſich die Abhaͤnge des Wilis mit einem Zweige des ſuͤdlichen Strandgebirges, mit dem Gunong Sabu. Auf einem der Verbindungsjoche, welche zu dem Sabu hinuͤberlaufen und hier die Continuitaͤt der Ebene, welche den Wilis von allen andern Seiten umgiebt, unterbrechen, erhebt ſich eine ſchroffe, pittoreske Felſenmaſſe, deren Wand ſich ſenkrecht hinabftürzt. Ihr Geſtein iſt parallel geſchichtet mit nur ſehr geringem Fall. Es fol: len, nach Ausſage der Javanen, Breccien (padas) ſein. Man erblickt dieſen Felſen (pay ang kaki) von hier in W. 350 g. S. Der Gunong Sebu ſoll ein Kalkgebirge ſein. Die Nacht uͤber wehte ein ſtarker SO.-Wind, der am Morgen des 20. Juni (Temperatur: 629 F., 13,33 R.) truͤbe, regneriſche Wol— ken einher trieb, hinter deren ſchwarzen Schleier ſich die Sonne verbarg. Wir beſtiegen aber unſere Pferde und entflohen dieſem truͤben Gewoͤlk; denn in demſelben Maße, als wir höher ſtiegen, wurden die Luftſchich— ten heiterer, ſo daß wir bald die Freude hatten, auf die Regenwolken, welche die Abhaͤnge bei Buda, verhuͤllten, hinabſehen zu koͤnnen. Zuerſt - führten uns unſere Pfade noch über ſanft verflachte Grasmatten, auf 346 denen kleine Sträucher und Halbſtraͤucher mit dem Allang-Allang ab— wechſelten; insbeſondere waren es Pteronia marginata J. mit ſchoͤ⸗ nen goldfarbenen Blumen, vermiſcht mit der kleineren, minder anſehn-⸗ lichen Ethulia conyzoides L.; eine 4 bis 6 Fuß hohe Labiata, die nach Ocymum riecht (Ocymi species); ferner Melastoma malaba- thricum und eine ſtrauchartige Leguminoſe, Phlebosprium cytisoides J., deren praͤchtigen lilafarbenen Bluͤthentrauben dieſe Abhaͤnge ſchmuͤckten. Dann traten wir in die ſchattigen Waͤlder ein, die hier vorzugsweiſe aus Quercus- Arten, aus Engelhardia spicata und andern Amentaceen beſtanden; auch erhob ſich häufig zwiſchen ihnen mit ſchlankem, palmen⸗ artig gerade und ungetheilt aufſteigendem Stamme, 30 bis 400“ hoch, die Polyadenia pauciflora. — Bereits um 10 Uhr waren wir auf der hoͤchſten Kuppe des Gunong Budak angelangt; hier verſchwinden die Eis chen mit ihren Geſellen, und Kaſuarinen treten an ihrer Stelle auf, um nunmehr vorzuherrſchen und bis hoch hinauf alle Firſten des Gebirges zu bekleiden. Gegenuͤber im O. vom Gunong Budak, nur dutch eine tiefe Kluft von ihm getrennt, ſieht man gegen eine noch höhere Kuppe (G. Djondro kni) an, die hier einen ſehr ſchroffen, unerſteiglichen Abhang bildet und, von hier aus (in der verlängerten Richtung ihrer Axe) geſe— hen, einem ſpitzen Kegel gleicht, obſchon ſie, wie wir bald ſehen werden, das Ende eines lang hingezogenen Ruͤckens iſt. Im ſchmalen Grunde der Kluft zeigen ſich einige Cascaden. Wir ließen unſere Pferde auf dieſer erſten Kuppe Budak zuruͤck und verfolgten unſern Weg auf einer ſchmalen Firſte, in welche ſich dieſe Kuppe verlängert und die, in der Breite zwiſchen 3 bis 10 Fuß wech⸗ ſelnd, zu beiden Seiten in entſetzliche Kluͤfte abſtuͤrzt. Zwiſchen dieſen Abgruͤnden Läuft fie, ſich bald ſenkend, bald ſich wieder kuppenartig erz hebend, anfangs in noͤrdlicher Richtung fort, biegt ſich dann aber, nach— dem ſie mehre Nebenfirſten nach andern Kuppen ausgeſchickt hat, mehr oͤſtlich um und ſtoͤßt auf die innere Wand des hoͤchſten Bergruͤckens Dorowadi an, der ſich (fuͤr ſie) in querer Richtung hinzieht. Auch hier wieder zu beiden Seiten furchtbare, walderfuͤllte Abgruͤnde. Im Zickzack hatten die Javanen einen Pfad zum Dorowadi hinaufge—⸗ hauen; wir ſahen gegen ſeine ſchroffe Wand in die Hoͤhe, die ungeach— tet ihrer Steilheit mit Vegetation von Gras, Geſtraͤuch und Gruppen von Kaſuarinen bedeckt iſt. Alle Felſenmaſſen liegen unter einer Schicht braͤunlicher Dammerde verborgen; nur hie und da ragt ein Block her— vor, an dem man bald unveraͤnderten, mehr oder minder augitreichen, bald theilweiſe verwitterten Trachyt erkennt. Auch einige Steine fanden wir, die offenbar durch Einwirkung faurer Dämpfe zerſetzt und von Schwefeltheilchen durchzogen waren. Wir führen unſere Leſer auf den hoͤchſten Punkt des Joches Do: rowadi, welches zugleich der hoͤchſte Punkt des ganzen Gebirges iſt. — Meereshöhe nach unſerer Beobachtung 7957 par Fuß. — Pyramidale Kaſuarinen kroͤnen dieſe Kuppe, wie die Kiefer die Anhoͤhen des Harzes. Zwiſchen ihnen ſtreuen ſich noch andere kleine Baͤumchen ein, nament⸗ 347 lich Inga montana m., Myrica javanica Bl. und Thibaudia ellip- tica Bl., von welchen letzteren man einige ſehr alte Exemplare mit knor— rigem, ſechs Fuß im Umfange meſſenden Stamm antrifft. Hie und da vereinzelt, breitet ein Baumfarrn ſein zartes Laub aus. Unter den Straͤuchern find es Rubus mollis J., Hypericum javanicum und Phlebosprium cytisoides J., welche den Wald zieren, und von den krautartigen Pflanzen wachſen im Graſe zerſtreut ein Tragopogon, eine Campanula, ein Sium, ein Thalictrum, eine Valeriana, Polygonum divaricatum, Plantago- Arten, Swertia javanica, nebſt mehren Com- positis. Um eine Ausſicht zu eroͤffnen, ließen wir einige Kaſuarinen kappen. Wir ſtehen auf dem hoͤchſten Punkt eines Ruͤckens oder einer Firſte, die in einer wechſelnden Breite von 5 bis 15 Fuß ſich in einem Halbkreiſe herumzieht. Sie beginnt ſuͤdlich mit der Kuppe Djondro kni, welche durch eine kleine Kluft von ihr geſchieden iſt, und endigt ſich noͤrdlich in den ſogenannten Gunong Liman, fo daß die größte Gonverität der Tiefe nach O. faͤllt, wo fie den Namen Dorowadi führe. Weſtlich und WS. weſtlich erblicken wir die tiefer gelegenen Kuppen und Firſten, uͤber welche wir unſern Weg aufwaͤrts nahmen; N.-weſtlich aber ſehen wir in einen tiefen Abgrund hinab, in einen weiten, ringsumſchloſſenen Keſſel, der ſich nach NNW. verſchmaͤlert und in eine Kluft auslaͤuft, welche ſich in die— fer Richtung am Berge herabzieht. Ununterbrochene Waldung erfüllt ſie, ſo daß man kaum, durch die Woͤlbungen der Baͤume hindurchſchim— mernd, das mit Geroͤllen erfuͤllte Bett eines Stromes erkennen kann, welcher in der Kluft fließt. Dieſer Keſſel iſt von der innern Wand des Gunong Liman wie von einer Kratermauer begrenzt; ſie ſtuͤrzt bei— nahe ſenkrecht ab, nur ein paar ſchmale Felſenterraſſen (Vorſpruͤnge) bildend, welche fich in paralleler Richtung der Quere nach an der Wand hinziehen. Gegenuͤber (in NW. von hier) iſt die Kluft von einer mehr iſolirten Bergmaſſe, dem Gunong Kalangan begrenzt, der auch minder hoch iſt, und durch ein noch tiefer liegendes Nebenjech mit dem von dem Dorowadi nach dem Budak heruͤberlaufenden Ruͤcken zuſammen— haͤngt. Der Kalangan bildet eine ſchmale, aber von O. nach W. etwas in die Laͤnge gezogene Firſte, die (wahrſcheinlich unzugaͤnglich) nach allen Seiten hin jaͤh abfaͤllt und gleichſam ein ſtehen gebliebenes Stuͤck des Berges iſt, welches bei dem einſtmaligen Einſturz des Gipfels der Zertruͤmmerung entging. Drehen wir uns nun nach Oſten um, ſo erblicken wir auth da, anſtatt eines gleichfoͤrmigen Abhangs wieder neue Gebirgskuppen, die ſich aus der Tiefe waldiger Zwiſchenthaͤler und Kluͤfte erheben und durch uͤberlaufende, minder hohe Firſten mit einander communieiren. Dieſe Thalkluͤfte find fo weit und tief, daß ſich ganze Wolkenmeere in ihnen aus: breiten, aus deren weißer Oberflaͤche die finſtre Waldung der Kuppen auf— taucht. Namentlich ſind es die Kuppen Lurup in SO., Kronong in O. 15° g. S. und Gadja munkur in O. 50 g. N., welche ſaͤmmtlich zum Wilis gehoͤren, und von denen die letztere (ſcheinbar gleich hoch 348 mit dem Dorowadi) eine ſchmale, aber lang von S. nach N. hingezo— gene Firſte bildet, die ſich ſchroffer und ſteiler, als irgend eine andere Kuppe dieſes Gebirges hinabſtuͤrzt. Alle dieſe Firſten und Kuppen mit ihren Zwiſchenthaͤlern uͤberſehen wir nun, bis weit zum Ngebell hinab. Das Ganze erſcheint wie eine labyrinthiſche Verbindung von der Quere und Laͤnge nach in einander geſchobenen Maſſen und ſtellt gewiſſermaßen ein Gebirgsgitter dar. So erhaͤlt der Wilis durch ſeine ſo weit von einander entfernten Kup— pen und durch die noch entfernter liegenden Joche des Ngedell einen enormen Umfang und beſonders eine große Ausdehnung von W. nach O., groͤßer als ſie irgend einem andern iſolirten Gebirge Java's zukommt. In weiter Ferne über den Wolken auftauchend, erkennt man von hier auf der einen Seite den Lawu in W. 20% g. N., auf der andern aber in O. 109 g. N. den lang hingezogenen, ausgezackten Scheitel des Artjuno und in O. 100g. S. den nicht minder breiten Klut, hinter dem rechts die Kegelſpitze des Smiru hervorragt. Als wir dieſen letztern Berg, deſſen Gipfel frei von allem Gewoͤlk war, mit unſerm Fernrohr betrachteten, ſtieg auf einmal eine ſchwarze geballte Wolke von ſeinem Abhange empor, der im Nu eine Menge anderer folgten, ſo daß ſich in weniger, als 25 Sekunden eine Rauch— ſaͤule bildete, die hoͤher als der ſichtbare Theil des Berges war (S. Taf. 29. Fig. 7.) Oben breitete ſie ſich in horizontaler Richtung nach den Seiten zu aus, wurde jedoch leider durch immer hoͤher ſteigende Wolken— meere unſern Blicken entzogen. Chronik des Wilis. Ausbruͤche ſind nicht bekannt. Auch deuten die alten Waͤlder, die das ganze Gebirge uͤberziehen, und die hohe Schicht fruchtbarer Erde, die alle Felſen verbirgt, darauf hin, daß ſeit Menſchenaltern keine Eruptio— nen aus dieſem Berge Statt hatten. Beruͤckſichtigt man jedoch das Vorkommen jener ſehr maͤchtigen Sand- und Gereibſelſchichten (trachyti— ſcher Natur), die den ganzen Fuß des Berges umgeben und in den Bet— ten des Kali Madiun und vieler andern Baͤche zu Tage gehen, und deren ſich viele in felſenharte Breccien verwandelt haben; betrachtet man ferner jene noch beſtehenden Spuren vulkaniſcher Thaͤtigkeit (die warmen an Kohlenfäure reichen Quellen am Fuße des Berges bei Prayan, ferner die Kohlenſaureentwickelungen am Kali bedali, die heißen Salzquellen und die noch thaͤtigen kleinen Solfataren am Kali panduſan, nebſt dem Vorkommen zerſetzter von Schwefeltheilen durchzogener Trachytmaſſen auf den hoͤchſten Jochen des Berges): ſo iſt man dennoch genoͤthigt, zu glauben, daß auch der Wilis fruͤher ein Vulkan geweſen ſei und ausge— worfen habe. Wo indeß ſein Krater lag, iſt nach der jetzigen Geſtalt 349 des Berges ſchwer zu beſtimmen. Zwar gleicht jener Abgrund zwiſchen der ſteilen Mauer des hoͤchſten Joches Dorowadi und Leman und der Firſte Kalangan einer Kraterkluft, aber der See Telaga Ngebell, der freilich 5697 Fuß in weiter Entfernung unterhalb dieſes Joches liegt, ſtellt die Form eines tiefen vulkaniſchen Keſſels noch viel treuer dar. — Vielleicht war der Wilis einſt ein hoher Kegelberg, vielleicht einer der hoͤchſten der Inſel, der, nachdem ſeine Felſenmaſſen Jahrhunderte lang von ſauren Daͤmpfen durchdrungen waren, zuſammenſtuͤrzte und die jetzige breit hingezogene Gebirgsmaſſe formte, deren regellos in einander geſcho— benen, Kuppen und Firſten man daher nur als die Ruinen des vorigen kegelfoͤrmigen Gipfels zu betrachten haͤtte. Dies iſt eine bloße Muth— maßung; daß ſolche Kataſtrophen auf Java aber wirklich Statt hatten, kann beim Gunong Ringgit hiſtoriſch nachgewieſen werden. Dieſer liegt auf der Oſtkuͤſte von Java, ſuͤdwaͤrts gegenuͤber dem oͤſtlichen Theile der Inſel Madura. Er brannte (nach Valentyn) im Jahre 1586 noch heftig und ſtuͤrzte dann ein, ſo daß jetzt nur noch wenige Spuren ſeines Kraters aufgefunden werden koͤnnen. Betrachten wir nun den Wilis als Vulkan, deſſen Geſtalt große Veraͤnderungen erlitten, — welchen Einfluß mag er nun nicht mit den benachbarten Vulkanen Klut und Antjuno im Laufe von Jahrhunderten auf die Veraͤnderung der Oberflaͤche und die Erhoͤhung der Inſel aus— geuͤbt haben! denn wir wiſſen, daß ſich die Wirkung javaniſcher Feuer— berge vorzugsweiſe auf das Auswerfen von großen Mengen Sand, Stein— gebroͤckel und Aſche beſchraͤnkt. Die Hauptſtadt des Reiches Madjapahit war, nach den javaniſchen Chroniken, am Meeresufer gelegen. Jetzt liegen die Ruinen dieſer Stadt, die mit dem Reiche zwiſchen 13 und 1400 unterging, in einer Ebene am Kali Kediri, 40 engl. Meilen vom Meeresſtrande bei Sura— baya entfernt! Dieſe weite Fläche alſo bildete ſich in einen Zeitraum von 4 bis 500 Jahren und hat ihre Entſtehung wohl vorzugsweiſe gro— ßen Maſſen von Sand und Aſche zu verdanken, welche von den genann— ten Vulkanen ausgeworfen und durch die Gewaͤſſer weiter herabgefuͤhrt wurden. — Um zu beweiſen, daß ſich die Ebenen am Fuße der Vul— kane nach jedem Ausbruche erhöhen, brauchen wir nach keinem Hercu— lanum und Pompeji zu ſuchen; auch in dieſer Hinſicht liefert uns ſere Inſel genugſame Beiſpiele. Am Gunong Guntur, Galunggung und Merapi ſehen wir die bezuͤglichen Vorgaͤnge noch taͤglich vor Augen. Einige Gegenden am Galunggung hatten ſich 1822 durch einen einzi— gen Ausbruch, der nicht laͤnger als ein paar Stunden dauerte, um 50 Fuß uͤber ihr fruͤheres Niveau erhoͤht, ſo daß kaum die Wipfel der Ko— kospalmen, welche dort ſtanden, noch aus dem Schlamme hervorſahen; auch am weſtlichen Fuße des Merapi entdeckte der Reſident Hartmann 1835 einen ſchoͤnen, wohlerhaltenen Tempel aus der Hinduzeit (den Chandi mundut) ſo tief in Aſche begraben, daß kaum einige Steine daraus hervorragten. Daß ferner ſolche Auswurfsmaſſen der Vulkane durch Stroͤme weit weggefuͤhrt werden koͤnnen, beweiſt der Ausbruch des 350 Salat im Jahre 1699; 40 englifhe Meilen weit vom Berge entfernt ſtopften ſich die Fluͤſſe und uͤberſchwemmten das Land; ja auf der Rhede von Batavia bildete ſich eine Sandbank, die fruͤher von Niemandem ge— ſehen war. Kediri ꝛc. Surabaya. Wir verließen einige Tage ſpaͤter Madiun und begaben uns den noͤrdlichen und dann den nordoͤſtlichen Fuße des Wilis entlang nach Ke— diri. Von Norden aus geſehen, fällt es am deutlichſten ins Auge, welche ausgedehnte, weit von W. nach O. hingezogene Gebirgsmaſſe der Wilis (mit dem Ngebell) bildet. — Wir kamen zuerſt durch Jati-Waͤl⸗ der von meilenweiter Ausdehnung, dann, in mehr ſuͤdlicher Richtung uns Kediri nähernd, durch Kiara-Waͤlder, die vom Geſchrei der ſchwar— zen Affen und der Pfaue wiederhallten, und unter deren ſchattigen Ge— wölben die Straße hinfuͤhrt. Der ſchwarze, ſchwere Boden Ma: diun's verwandelt ſich hier immer mehr in einen Sandgrund, welcher ſich außerhalb der Waͤlder, wo alle Feuchtigkeit unter den Sonnenſtrahlen verdampft, in Staubwolken aufloͤſt. Die Wälder ſelbſt aber find ſchat— tig und kuͤhl. Sie beſtehen vorzugsweiſe aus Ficusbaͤumen, deren Stämme mit den fäulenartigen Stuͤtzen, welche den Hauptſtamm zu Hunderten umringen, nicht ſelten einen Umfang von 50 Fuß und dar⸗ über haben, und durch deren dicht gewebtes, dunkelgruͤnes Laub keine Sonne dringt. Zu ihnen geſellen ſich hohe, maͤchtige Akacien und eine Menge anderer Baͤume, die wir bei'm ſchnellen Dahinfahren nicht erken⸗ nen konnten. Dieſes Dickicht, von dem ſchoͤnen Gruͤn der Rotangarten durchwebt, bedeckt meilenweit die Ebenen und haͤngt ununterbrochen mit den Waͤldern zuſammen, welche ſich bis zu den hoͤchſten Gipfeln des Wilis hinanziehen. 1 Der Ort Kediri liegt gerade oͤſtlich von der hoͤchſten Oſtfirſte des Wilis (Gadja munkur), — viel naͤher am Gebirge, als Madiun; denn kaum 4 engl. Meile vom Orte entfernt erhebt ſich bereits ein ſanftes, mit ſchwerer Waldung bedecktes Vorgebirge des Wilis, deſſen Saum, von hier geſehen, ſich den Blicken ganz anders darftellt, als von Madiun aus. Er ſcheint viel ſchroffer, zerriſſener und in ſteilere, ungleichere Kaͤmme ausgezackt. Auf der oͤſtlichen Seite des Reſidentenhauſes, zwiſchen dieſem und dem eigentlichen Dorfe, ſtroͤmt der Kali Kediri, der viel größer, als der Kali Madiun und größer, als der Kali Solo in der Gegend des Lawu iſt. Er traͤgt anſehnliche Schiffe und gewaͤhrt da, wo ſich die Dorfwaͤldchen von den beiderſeitigen Ufern heruͤberwoͤlben, wo ſich die Bogengaͤnge der Bambusgraͤſer und die ſchlanken Palmen in ſeinen Fluthen ſpiegeln, einen prächtigen Anblick. Ueber eine 140 Fuß lange, aus Jatiholz ges zimmerte Bruͤcke (die laͤngſte auf Java) begaben wir uns an ſein rech⸗ 351 tes Ufer und verfolgten eine Straße, die durch die weite Ebene, bald uͤber bebaute Gegenden, bald noch durch Allang-Wildniſſe und Waͤlder, im Allgemeinen in N. ⸗oͤſtlicher Richtung nach Surabaya fuͤhrt. Sen: ſeits Kediri nehmen die ſandigen Diſtrikte immer mehr uͤberhand und herrſchen beinahe ohne Unterbrechung bis zum Seeſtrande vor. Der Sand, welcher in verſchiedenartigen horizontalen Schichten uͤbereinander lag, war ſo fein, daß er ſich in gluͤhend heiße, faſt erſtickende Staub— wolken aufloͤſte, welche unſern Wagen fortwaͤhrend umhuͤllten. Ehe man das Dorf Wiroſobo erreicht, kommt man noch einmal durch einen ſchoͤ nen, ſchattigen Wald, in dem Ficus- und Akacia-Arten vorherrſchen, der aber mit zahlreichen Suͤmpfen und Graͤben durchzogen iſt, deren Ufer, ganz ahnlich den ſalzigen Moraͤſten des Seeſtrandes, von einer kleinen, ſtachelichen Akacie, von Baccharis indica, ja an einigen Stel— len von Acanthus ilicıfolius umgruͤnt find. Rotang-Arten flechten Alles in einander. In einigen Gegenden naͤhert ſich der Weg wieder dem Kali Kediri, welcher immer breiter wird, namentlich beim großen Dorfe Japan (Dja- pan), in deſſen Naͤhe ſich noch einige Ueberreſte der alten Kaiſerſtadt Madjapahit finden. Dann theilt er ſich, je näher nach dem Seeſtrande zu, in immer mehr Arme, die man durch Kunſt zur Bewaͤſſerung der Reisfelder vergroͤßert und beliebig geleitet hat. Erſt um Mitternacht erreichten wir das Staͤdtchen Surabaya, wo wir uns, theils Barometer-Beobachtungen wegen, (da wir hier im Stande waren, unſere Inſtrumente dicht uͤber dem Niveau des Meeres aufzu— haͤngen), theils um fuͤr unſere mitgebrachten Pflanzen gehoͤrig zu ſorgen, theils um uns mit neuen Reiſegeraͤthſchaften zu verſehen u. ſ. w., einige Tage aufhielten, und reiſten dann von da nach Paſſuruan ab. Der Hafen, welcher Surabaya durchſchneidet, und welcher nichts Anderes iſt, als der Kali Mas genannte Arm des Kali Kediri, laͤuft, zu beiden Seiten durch einen Damm begrenzt, als ein geradlinigter Kanal in's Meer hinaus. Begiebt man ſich auf dieſem Damm bis zur Muͤn— dung, fo uͤberſieht man zu beiden Seiten den flachen, moraſtigen Strand, der aus ſchwarzgrauem, weichem Schlamme beſteht und bald mit Bru— quiera caryophyllacea, bald mit Br. Rhedii und bald mit Nipa fruticans bewachſen iſt, lauter niedrigen Baͤumchen, die da, wo ſie auf— treten, weite Strecken uͤberziehen und andere Pflanzen aus ihrer Ge— meinſchaft ausſchließen. — Zahlreiche Schiffe lagen an der Muͤndung vor Anker und gegenuͤber dem ſchmalen, flußaͤhnlichen Meeresarme (im Norden) erblickte man die Inſel Madura, die ſich viel hoͤher, als der Strand Java's in dieſer Gegend erhebt und einen ſanft verflachten, lang hingezogenen Bergruͤcken darſtellt. Aber auch Java's Kuͤſte erhebt ſich in NO. von hier, bei Chriſſee, etwas hoͤher und bildet ein kleines, in die Meerenge vorſpringendes Cap. Alles Uebrige iſt flach, moraſtig, meeresgleich. 352 Schlamm vulkaue. Abreiſe von Surabaya den 29. Juni. — Etwa 10 Paale füb: wärts von Surabaya, in der ſoͤhligen, mit Reisfeldern bedeckten Ebene findet man bei den Dörfern Kalang-anjer und Pulungang zwei Schlamm m— vulkane. Der oͤſtlichſte derſelben, welcher dem von S. nach N. hin—⸗ gezogenen Meeresſtrande am naͤchſten liegt und drei engliſche Meilen von ihm entfernt iſt, führt den Namen Gunong (Berg) Kalang : änjer, Er iſt faſt rings von Suͤmpfen umgeben, die mit dem Meere, bis zu dem fie ſich hinziehen, communiciren, deren Waſſer daher ſalzig iſt, und auf deren vielen Dämmen ſich Gebuͤſche von Bruquiera caryophylla- cea und andere Strandbaͤumchen erheben. Manche von dieſen Baum: chen bilden auch, jedes fuͤr ſich ſelbſt, eine kleine Inſel. Der Berg iſt eine flach⸗convexe Maſſe, welche ſich bei einem Diameter von wenigſtens 1000 Fuß nur 39 bis 35 Fuß uͤber die ſumpfige Ebene erhebt. (Taf. 29. Fig. 8.) Auf ihren Abhaͤngen, die von ausgeſchlagenen Salz— theilchen hie und da wie mit Reif bedeckt erſcheinen, erheben ſich kleine ſtacheliche Akacien, und ihr flacher Scheitel iſt mit einer Salſola uͤberzogen. Die größte Convexitaͤt des Scheitels aber wird durch das Niveau eines Schlammteiches gebildet (S. Taf. 30. Fig. 1.), der etwa 20 Fuß breit iſt und einen rundlichen Umfang hat. Er beſteht aus einem grauen, ſchweren, aber hoͤchſt feinen, vollkommen in Waſſer aufgeloͤſten fluͤſſigen Schlamm, aus deſſen Niveau ſich in ſekundenlangen Zwi— ſchenpauſen kleine, 3 bis 6 Zoll im Durchmeſſer haltende Luftblaſen er» heben, die mit ſehr gelindem Geraͤuſche platzen, ohne daß die geringſte Spur irgend eines beſonderen Geruches, oder etwas ſichtbar Dampfarti— ges wahrzunehmen iſt. Wahrſcheinlich durch dieſe geringe, von den auf— ſteigenden Gasblaſen mitgetheilte Bewegung veranlaßt, fließt das Schlamm niveau von Zeit zu Zeit bald an dieſer, bald an einer andern Stelle uͤber und bildet kleine Stroͤme, die langſam herablaufen, und die ſich — austrocknend und uͤberall aufſpringend — in zolldicke, ſehr ſchwere Kru— ſten von hellgrauer Farbe verwandeln. Auf dieſe Weiſe, daß die alten Kruſten wieder von neuem Schlamm uͤberſtroͤmt werden, vergroͤßert und erhoͤht ſich die Huͤgelmaſſe von Tag zu Tag. Da man ſich dem grund— loſen Schlammteiche nicht ſo weit naͤhern kann, um die aufſteigenden Gasarten aufzufangen, ſo konnten wir leider uͤber die Natur dieſer Luft— art Nichts ermitteln. — Die Javanen behaupten, daß mit den Spring⸗ fluthen des Meeres der Schlamm ſtaͤrker ausſtroͤmte. — Daß übrigens dieſe Gasentwickelungen, welche den Berg erſt durch Ueberſtroͤmung von Schlamm gebildet haben, früher untermeeriſch waren, erleidet keinen Zwei⸗ fel; die ganze Flaͤche iſt ja neuern Urſprungs, die Suͤmpfe ſind ſalzig, und auch der Boden iſt uͤberall mit Salztheilchen geſchwaͤngert. Etwas weſtlicher vom erſtern Schlammvulkan, der großen Straße von Surabaya nach Paſſuruan näher, liegt noch ein zweiter aͤhnlicher Hügel bei'm Dorfe Pulangang, auf dem ſich jedoch nur noch ſehr we— 353 nige Spuren von Gasentwickelungen und Schlammausſtroͤmungen finden. Sein Scheitel iſt mit zahlreichen Brocken und Truͤmmern rother, ge— backener Steine bedeckt, deren viele durch das Meereswaſſer ausgehoͤhlt und gekraͤuſelt find. Da es nun ſehr unwahrſcheinlich iſt, daß man jemals auf einer ſolchen unſichern Schlammmaſſe Gebaͤude von Backſtei— nen ſollte errichtet haben, ſo glauben wir, daß es die ſtroͤmende Gewalt des Kalt Kediri und anderer Fluͤſſe war, durch welche dieſe Steine aus dem Reiche Mudjapahit, welches noch jetzt meilenlange Fundamente der— ſelben enthaͤlt, abwaͤrts auf den Meeresgrund getrieben wurden, von wo ſie der Schlamm, welcher den Huͤgel bildet, zugleich mit emporhob. Indem wir uns unter Alleen von Tamarindenbaͤumen, welche die Straße beſchatten, immer ſuͤdlicher wandten, traten mehre Gebirge deutlicher zum Vorſchein. Der naͤchſte noͤrdlichſte Berg von dieſen gewährt einen ſonderbaren Anblick. Es iſt der Kegelberg Dipenanjungang (oder Penanjungang), deſſen unteres Drittheil mit duͤſterer Waldung bedeckt iſt, waͤhrend ſeine hoͤheren von Furchen durchzogenen Ab— haͤnge bis hinauf auf ſeinen rundlichen Gipfel voͤllig kahl ſind, wie im hellgrauen, oder hellbraͤunlichen Colorit von Sand oder Steingereibſel. An zwei Stellen iſt die Gleichmaͤßigkeit ſeiner Neigung unterbrochen; es bilden ſich naͤmlich zwei abgerundete Vorſpruͤnge, die ſich faſt als kleine abgeſonderte Nebenkuppen darſtellen. Uebrigens haͤngt er durch einen Zwiſchenruͤcken mit der ungleich hoͤheren und an Umfang reicheren Gebirgsmaſſe zuſammen, die ſich ſuͤdlich von ihm erhebt, und die offen— bar nur ein Gebirgsſtock iſt, obgleich ihre drei Kuppen verſchiedene Na— men haben. Die oͤſtlichſte Kuppe, von welcher ſich ein weißer Streifen herabzieht, heißt Indrokilo, die weſtliche bleichgelbliche Kuppe Gunong— Waliran “), und eine viel kleinere Kuppe zwiſchen beiden Aerdjuno. Auch das weit ausgedehnte Tingerſche Gebirge kommt mehr oͤſtlich von dieſem zum Vorſchein; fein Profil ſtellt eine lang hingezogene convexe, nach den Seiten hin ſanft geneigte Linie dar. Wir bliben die Nacht zu Paſſuruan, einem nicht fern vom See— ſtrande gelegenen, von Javanen, Chineſen und mehren Europaͤern be— wohnten Orte (Staͤdtchen), und begaben uns am Morgen des 30. oſt— warts weiter nach Beſuki zu. Wie bis hierher, ſo iſt auch die Straße ferner noch bis Probolingo, ja faſt bis Beſuki hin, von Tamarinden— baͤumen befchattet, welche ſchoͤne Alleen bilden. In der Regel laͤuft fie eine bis zwei Paale vom Meere entfernt, an einigen Stellen naͤhert ſie ſich aber dem flachen Strande bis auf wenige Schritte. Die Ebenen zwiſchen dem Fuße des Gebirges und dem Meere, welche ſie durchſchnei— det, find, neben dem Reis, auch vorzüglich mit Zucker bepflanzt, und zahl— reiche Fabriken machen ſich durch ihre dampfenden Rauchfaͤnge be— merklich. Da, wo ſie weniger angebaut ſind, erheben ſich Gruppen von Fächerpalmen (Borassus flabelliformis), die zu Hunderten neben ein- ) Von Gunong, Berg; Waliran, Schwefel. Junghuhn, Java. 23 354 ander ſtehen, jedoch ein viel minder ſchlankes, majeſtaͤtiſches Anſehn ha: ben, als Kokos- und Arekapalmen, welche die Dörfer beſchatten. In den Strandgegenden zwiſchen Paſſuruan und Beſuki kommen ſie vorzuͤglich haͤufig vor und ertheilen denſelben ein eigenthümliches Anſehen. Durch ſolche Gegenden, das blaue Meer zur Linken und zwei dampfende Bulkane zur Rechten, faͤhrt man unter den Laubgaͤngen der Tamarinden nach Beſuki hin. — Außer der Gebirgsmaſſe des Tinger erblickt man noch den Smiru, der hinter jenem mit ſeiner Rauchſaͤule hervorragt, und je weiter man oͤſtlich kommt (bei und jenſeits Probo— lingo), um ſo deutlicher tritt der Lamongang ins Geſicht, ein niedriger Kegelberg, deſſen Fuß aber weiter nach Oſten zu mit einer viel größeren und höheren Gebirgsmaſſe (dem Jjang oder Yang) zuſammenhaͤngt. Der Gipfel des Lamongang iſt in zwei Kuppen getheilt. Aus der hinterſten (füdlichften) völlig ſpitz zulaufenden Kuppe (S. Taf. 30. Fig. 2.) ſahen wir eine hohe Rauchſaͤule aufſteigen. Dieſe Saͤule kam zuweilen mit minderer Vehemenz hervor, ja, zuweilen hoͤrte ſie auf, von unten Zuwachs zu erhalten, trennte ſich von der Bergſpitze und ſtieg in der Geſtalt einer ſchwebenden Wolke in die Hoͤhe, die ſich immer mehr in den Luftraͤumen ausbreitete; dann aber ſchoſſen neue geballte Rauch— maſſen, mit Blitzesſchnelle auf einander folgend, empor, welche in weni— ger denn 20 Minuten wiederum eine dunkelgraue Saͤule bildeten; eine Rauchſaͤule, die uns halb ſo hoch als der ganze Berg erſchien und die daher wohl in ſo kurzer Zeit zu einer Hoͤhe von 2 bis 3000 Fuß an⸗ gewachſen war! Dann loͤſte ſie ſich unten wieder, wurde frei, um nach minutenlangen Zwiſchenzeiten durch eine neue erſetzt zu werden. An einigen Stellen, wo ſich die Straße dem Meere naͤhert, findet man auf mehr huͤgeligem, ſandigen Boden kleines Geſtruͤpp einer ſtache— lichen Akacia, von Rhamnus-Arten u. a., mit welchen ſich die pitto— reske Geſtalt einer Opuntia vermiſcht. Wir ſahen dieſe Pflanze ſonſt nirgends auf Java; hier aber waͤchſt ſie in großem Ueberfluß. Ihr breites, ſtacheliches, mit karmoiſinrothen Blumen befranztes Geaͤſte, uͤber— haupt der gliederartige, fremde Bau ihres ganzen Geruͤſtes, geben dieſen Strandgegenden eine eigenthuͤmliche Phyſiognomie. Zu ihnen geſellt ſich eine ſtacheliche Grasart (Spinifex squarrosus), die auf dem Sande kriecht. An andern Stellen aber wachſen Bruguieren und Rhizophoren in großer Ueppigkeit. Namentlich da, wo J engl. Meilen dieſſeits (weft: lich) von Beſuki ein Ruͤcken des Sjanggebirges fo weit herablaͤuft, daß die Meereswogen ſeinen Fuß beſpuͤlen (Gunong tembora), trifft man Rhizophoren an, die in waldähnlichen Beſtaͤnden den engen Raum zwi— ſchen dem Meere und dem Fuße der Huͤgel einnehmen, deren Felſen— waͤnde von den Meereswogen buchtig ausgewaſchen ſind. Zwiſchen die— fen Buchten und dem Rhizophorenwalde führt in mannigfachen, male— riſchen Kruͤmmungen die Straße bahin. Bald iſt es Bruguiera Rhedii, bald Br. caryophyllacea, bald aber auch Sonneratia retusa J. die wir hier zum erſtenmale ſahen und die aufrecht ſtehende, ſchlanke, 355 30 bis 40 Fuß hohe Baͤume bildet, aus einiger Entfernung unſern nordiſchen Erlen taͤuſchend ähnlich. Aber der untere Theil ihres Stam— mes laͤuft, nach allen Richtungen hin divergirend, in Hunderte von Strahlen aus, in ein undurchdringliches Gewirr von weitabſtehenden Wurzeln, auf deren Gitter ſich der Stamm, wie auf einem Saͤulengeruͤſt, erhebt. (S. Taf. 30. Fig. 3.) Dieſe Stuͤtzen ſenken ſich in den Schlamm oder (beſonders zur Fluthzeit) in's Meerwaſſer ſelbſt, ein Umſtand, der dieſe ſchoͤnen Waͤldchen, fo grün und einladend auch ihre Woͤlbungen erſchei— nen, faſt unbetretbar macht. Daß die Rhizophoren allmaͤlich neues Land bilden und den Strand, der von ihnen bedeckt iſt, vergroͤßern, beweiſt auch dieſe Gegend. Schon fuͤhrt an manchen Stellen die aus Madreporenkalk aufgebaute Straße quer uͤber flache, rund von Huͤgeln umgebene Buchten, die offenbar vor noch nicht gar langer Zeit vom Meere bedeckt waren. Alle Geſteine, welche in dieſen Strandgegenden auf den auslaufen⸗ den Jochen des Jjang vorkommen, find nichts Anderes, als eine mit uns zaͤhligen großen Blaſenraͤumen durchdrungene, ſehr augitreiche Lava. An mehren Stellen ſahen wir, daß die Zahl und Groͤße dieſer Blaſenraͤume nach der Oberflaͤche auffallend zunahm, waͤhrend die Baſis der Schichten faſt dicht war. Viele dieſer alten Lavaſtroͤme werden von den Wogen beſpuͤlt und ſind mit Rhizophorenwaͤldern bedeckt. Von wo dieſe Lava— ſtroͤme hieher gefloſſen ſeien, iſt zweifelhaft. Der Gunong Jjang iſt ein lang hingezogener Ruͤcken; doch iſt vielleicht noch niemals ein Javane auf ſeinem Gipfel geweſen. Da, wo die Straße nach Beſuki zu um einen jener romantiſchen Huͤgelruͤcken herumbog, wurden wir durch einen ausnehmend ſchoͤnen Anblick uͤberraſcht. — Wir ſahen vor uns den blauen Meeresſpiegel, deſſen Wellen ſich in der Nähe des Strandes Eräufelten und weiße Streifen bildeten, das Ufer voller Kokospalmen, ſchwellende Segel auf den Fluthen, und gegenuͤber, im Oſten der Bai, in blaͤulicher Ferne, erhob ſich ein Gebirge aus dem Meere, deſſen in koloſſale Pfeiler aus— gezackter Gipfel ſich landeinwaͤrts ſenkrecht hinabſtuͤrzt. — Wir ſahen den Gunong Ringgit vor uns. (S. Taf. 30. Fig. 4.) Beſuki, wo wir den 1ften Juli blieben, liegt am Seeſtrande in NNO. vom Gebirge Jjang, von deſſen Fuße (vom Fuße ſeiner aus— laufenden Rüden) es nur durch eine ſchmale, 1 — 2 engl. Meilen breite, ganz mit Fruchtbaumwaͤldern bedeckte Flaͤche getrennt iſt. Gunong Ringgit. Ich beſtieg dieſen Berg am 2. Juli ). — Die nach Banju⸗ wangie fuͤhrende Straße zieht ſich noͤrdlich um ſeinen Fuß herum, deſſen ) Während Herr Fritze in Geſellſchaft noch anderer Reiſenden die Gegen⸗ den bei Panurukan beſuchte. 23 * 356 Trümmergeſteine fie durchſchneidet, während fie auf der andern Seite vom Meere benetzt wird. In NW. aber bleibt noch ein ſchmaler, mit Reisfeldern bedeckter Raum zwiſchen Meer und Gebirge übrig. In Dies fer Gegend klomm ich auf einem Rüden hinan, der nach oben immer ſchmaͤler zulaͤuft und zuletzt eine völlig ſcharfe Firſte bildet, welche ſich wieder etwas herabſenkend in einer krummen Linie bis zum hoͤchſten Felſenpfeiler des Gebirges emporſteigt. Alles, was ſich hier an Steinen findet, find eckige, auf einander gehaͤufte Trummer einer trachytiſchen, von unzaͤhligen großen, glattwandigen Blaſenraͤumen durchzogenen Lava. Dieſer Lavatruͤmmerruͤcken iſt theils mit kruͤppeligen Jatibaͤumen, theils mit ſtachelichen Bambus- und Rhamnusarten bewachſen, die ein fehr uns angenehmes, heißes, von Millionen Ameiſen wimmelndes Dickicht bilden. Von der Hoͤhe der Firſte aber genießt man einer herrlichen Ausſicht bis zum langen Bergruͤcken des Ijang, der ſich faſt quer durch die Inſel von NW. nach SD. zieht. Minder hohe Ruͤcken laufen von ihm zu dem Ringgit heruͤber, und fo entſteht eine ſchoͤne halbmondfoͤrmige Bucht, über deren hellgruͤne Reisfelder und ſchattig-dunkele Dorfwaͤlder man hin⸗ ſieht; ſie ſcheint faſt in gleichem Niveau mit dem Meere zu liegen, das fie früher wahrſcheinlich bedeckte, und deſſen blauer Spiegel nur durch einen ſchmalen Strand von ihr geſchieden iſt. In einer halbkreisfoͤrmi⸗ gen Linie zwiſchen den hervorragenden Spitzen des Ringgit und Ijang zieht ſich dieſer hin, und hell leuchten die weißen Fiſcherkahne und Prau⸗ wen, die ihn bedecken, herauf. Jenſeits aber, oͤſtlich uͤber uns, erheben ſich die ſchroffen Zacken des Ringgit, durch tiefe, ſenkrechte Spalten von einander getrennt, aber bei aller Steilheit mit Waldwuchs bedeckt, aus deren Grün nur einige nackte, weißlich -graue Wände hervorſchimmern. Dieſen Pfeiler zu beklimmen, ſchien mir in der kurzen Zeit eines Tages (mehr erlaubten mir die Um— ſtaͤnde nicht darauf zu verwenden) unmöglich; daher ſtieg ich in eine Kluft hinab, um in dem Grunde derſelben aufwaͤrts zu einer minder hohen Firſte zu gelangen, die mit jenem Pfeiler zuſammenhaͤngt. Ich wuͤnſchte von dieſer Firſte aus jenſeits hinabzublicken, um mich von dem Ausſehen der jenſeitigen Bergwand, von der etwaigen Anweſenheit eines Kraters, oder einer Kraterkluft, oder eines Sees zu uͤberzeugen; denn kein Eingeborner hat jemals dieſen Berg beſucht. Die Wand nun, an der ich hinabſtieg, war ſehr üppig mit Pifang bewachſen. Die Savas nen tranken das Waſſer, welches in den großen viereckigen Zellen der Struͤnke, oder vielmehr der Blattſcheiden enthalten iſt, aus deren con— centriſchen Lagen der Strunk beſteht. Die Quantität deſſelben iſt fo be: deutend, daß man ganze Kruͤge damit fuͤllen koͤnnte, ſein Geſchmack aber ſuͤßlich fade. Ich erreichte bald darauf das Dorf Djurang-urang, welches im Grunde der Kluft liegt, da, wo ſich dieſe öffnet, um ſich in die Flaͤche herabzuſenken. Sie läuft von OSO. nach WNW. herab, doch ſo, daß ſich ihre tiefere Gegend mehr nach W. umbiegt; man er— dlickt daher den hohen Pfeiler des Ringgit vom Dorfe aus in O. über ſich. Ich ſtieg im Grunde der Kluft hinan, deren beiderſeitige Abhaͤnge 357 Felſenwaͤnde dacbieten, welche mit ihren Flaͤchen einander gegenuͤberſtehen; mehre koloſſale Stuͤcke find von ihnen herabgeftürzt und liegen in der Kluft zerſtreut. Einige von ihnen find ein Conglomerat der verſchieden— artigſten Steine, zuſammengeſetzt aus Trachyt, der bald ſehr fein von Textur, bald ſehr grobkryſtalliniſch, bald mehr oder minder augitreich iſt; ferner aus Brocken von bald ſolider, bald blaſiger Lava — aus lauter heterogenen Maſſen, die einen verſchiedenen Grad von Feuereinwirkung erlitten zu haben ſcheinen, da einige von ihnen feſt und derb, andere porös und ſchlackenartig find; fie wechſeln in der Größe von 2 Zoll bis zu 2 Fuß und ſtellen eine eben ſo verſchiedene, ſchwaͤrzliche, weißliche, graue oder roͤthliche Faͤrbung dar, find aber ohne ſichtbares Bin— dungs mittel zu einem Ganzen verſchmolzen. Andere Stuͤcke beſtehen aus einem dunkel-blaͤulich-grauen Trachyt, der die eigentliche Grundmaſſe des Gebirges zu bilden ſcheint, ſind aber nicht ſelten auf der einen Seite oberflaͤchlich in Schlacken verwandelt, mit hervorſtehen— den Augitnadeln, waͤhrend ſie auf der andern noch die feſteſte, haͤrteſte Felſenmaſſe darſtellen. Ich ſchritt auf einem Lavaſtrom hinan, der den ganzen Grund der Kluft in ihren hoͤhern Gegenden einnimmt, und deſ— ſen Oberflaͤche vollkommen glatt, wie polirt iſt. Er erhebt und ſenkt ſich wellenförmig (wahrſcheinlich vom rieſelnden Waſſer allmaͤlich fo ausgewaſchen), ſo daß ein kleiner Bach, der uͤber ihn hinabrieſelt, zahl— reiche Cascaden bildet. Er beſteht jedoch aus keiner homogenen Maſſe, ſondern iſt, was deren Faͤrbung und Gefuͤge betrifft, aus ſehr ver— ſchiedenartigen Maſſen trachytiſchen Urſprungs zuſammengeſetzt, die einige Zolle bis mehre Fuße im Durchmeſſer halten. Auch dieſe ſind ohne Bindungsmittel eng und unzertrennbar in einander verſchmolzen, ſo daß die geglaͤttete Oberflaͤche des Lavaſtromes roͤthliche, graue und ſchwaͤrzliche Flecke von rundem Umfange zeigt und wie getaͤfelt erſcheint. Ich hatte beinahe die ſteile Firſte erreicht, welche von den hoͤchſten Pfeilern des Ringgit, die beiderſeitigen Kluftwaͤnde mit einander verbins dend, quer heruͤberlaͤuft und fo die Kluft in OSD. ſchließt, als drei Tiger vor mir aus dem Gebuͤſche auffprangen, Zwei von ihnen nah— men die Flucht und entſchwanden ſchnell den Blicken — man hörte nur noch einige Sekunden lang das Geraͤuſch der zerknickten Baumzweige, uͤber die ſie ſprangen; der dritte aber, ein großer Koͤnigstiger, blieb, die Zähne fletſchend, dicht vor mir ſtehen. Alle meine javanifchen Begleiter waren wegen Ermuͤdung in dem Dorfe Djurang » urang zuruͤckgeblieben, und nur zwei Madureſen waren mir bis hieher gefolgt. Dieſe hielten kleine Hackmeſſer in den Haͤnden, ich ſelbſt war nur mit einem duͤnnen Bambusſtabe bewaffnet. Ein toͤdtlicher Schrecken malte ſich auf den Geſichtern der Madurer ſen, ſie ſtanden ſtumm und unbeweglich, und mir, der ich noch keinen Tiger in der Wildniß ſo nahe geſehen hatte, war auch ganz ſonderbar zu Muthe. Doch fühlte ich mich durch eine Art von Inſtinkt gedrunz gen, den Tiger anzuſchreien, was ich aus allen Leibeskraͤften that, — die Madureſen halfen mit — und ſiehe da, der Tiger, deſſen Trommelfell 358 unſer Concert, wovon die Felſen wiederhallten, keinesweges zu behagen ſchien, ſprang auf und entfloh mit Windeseile. Wir aber waren der— maßen erfreut, die Anſtrengungen unſerer Lungen mit fo glüdlichem Er: folg gekroͤnt zu ſehen, daß wir uns nicht enthalten konnten, mit unſerem Geſchrei fortzufahren, während wir ſehr eilig und ungeſtuͤm unſern Rüde zug antraten; und ſo erreichten wir denn wohlbehalten, nur mit etwas heiſern Kehlen, das Dorf Djurang-urang. | Ich verſchob nunmehr das genauere Durchſuchen des Ringgit bis auf eine gelegenere Zeit. Chronik des Gunong Ringgit. Nach Valentyn *) erlitt er im Jahre 1586 eine ſehr heftige Erup— tion, wobei drei Tage lang die Sonne verdunkelt war und an 10,000 Menſchen ihr Leben verloren. Dies war in den erſten Jahren der Re- gierung des Senopati, erſten Kaiſers von Mataran. Auch noch am 18. Januar 1597 gab er große ſchwarze Rauchwolken von ſich, wovon por: tugieſiſche Schiffe, welche zu Panurukan landeten, Zeugen waren. Jetzt gleicht der Berg keinem Vulkane mehr; er iſt kaum noch 4000 Fuß hoch, und nur ein paar Felſenpfeiler ſtehen noch da, gleich den Ruinen eines ehemaligen großen Gebaͤudes. — Nirgends ſieht man einen Krater. — Niemand von den Javanen, welche jetzt den Fuß des Berges bewohnen, weiß auch nur das Mindeſte mehr von Ausbrüchen, oder von andern vulfanifchen Erſcheinungen. Ruhig bauen ſie ihre Hütten auf den Lavaſtroͤmen, nicht ahnend, welch' furchtbare Verwüͤ⸗ ſtungen der Berg vormals angerichtet. Lamon gang. Von Probolingo fuͤhrt ſuͤdwaͤrts ein Weg anfangs durch die Ebene und dann uͤber die flachen Ruͤcken, welche vom Tinger'ſchen Gebirge zum Lamongang heruͤberlaufen, und welche ſich hie und da zu kleinen Kup— pen erheben. Eine ſolche, unter dem Namen Gunong Weni (Taf. 30. *) Bd, IV, Stuk J. pag. 77: „— — Ziende den 18. January 1597 den brandenden berg van Panoeroekan, die.anno 1586 eerst opgeborsten en met zulken kraft gesprungen was, dat t wel 10,000 menschen tt leven ge- kost had, behalven dat men in drie dagen er geen dag-licht van wegen den roock had kunnen zien. Deze zwavelberg nu gaf te dies tyd ook een zeer grooten en donkeren rook van zig.“ * 359 Fig. 5.) bekannte, breit-koniſche Kuppe erhebt ſich auch am N. Fuße des Lamongang zu einer Hoͤhe von etwa 300 Fuß. Wir trafen an den Seiten der Wege und in den von den Baͤchen ausgewaſchenen Flußbetten nichts Anderes an, als einen feinen, ſtaubi— gen Sand, der (von den Vulkanen ausgeworfen) ſich zu Schichten von 10 bis 20 Fuß und mehr Maͤchtigkeit aufgehaͤuft hat; nirgends zeigten ſich Felſenwaͤnde. Von der Hoͤhe des ſandigen Ruͤckens blickt man im Suͤden uͤber weit verbreitete Wildniſſe hin; denn nun ſenkt ſich das Tinger'ſche Ge— birge und der ganze Landſtrich zwiſchen dem Lamongang und Smiru fanft und gleichmaͤßig bis zum Seeſtrande hinab, ein Terrain bildend, das mit nur ſelten unterbrochenen Waͤldern bedeckt iſt, in denen wilde Schweine, Stiere und Tiger hauſen. Durch flache, niedrige Ruͤcken nun mit dem Tinger und Jjang beiderſeits zuſammenhaͤngend, uͤbrigens iſolirt und einſam, erhebt ſich der Lamongang zu einem Kegel. Sein oberſter Gipfel iſt in zwei Kup— pen getheilt, von denen die noͤrdliche nach S. zu einige Hundert Fuß tief ſchroff abſtürzt, um ſich dann von Neuem in die zweite füdliche Kuppe zu erheben, deren Abhaͤnge ſich gleichmaͤßig und geradlinig ſenken und einen Zuckerhut darſtellen, welcher nackt und kahl uͤber die Waͤlder aufragt. Seine Spitze, welche nicht ganz die Hoͤhe der erſten Kuppe erreicht, iſt von einem Schlunde durchbohrt und bietet keinen andern Raum dar, als einen ſcharfen, Ereisförmigen Rand, welcher dieſen Schlund umſchreibt, — einen Kraterrand, — der in S. u. S. W. viel niedriger iſt, als in N. u. O., ſo daß man in den eruptionsfreien Zwiſchenzeiten die jenſeitige Wand des Schlundes ſehen kann. Die untere Haͤlfte dieſes Zuckerhutes hat eine licht-braͤunlich-graue Farbe; die obere Haͤlfte aber iſt ſchwarz, doch ſo, daß ſich aus dem Schwar— zen in das Braͤunliche eine Menge ungleicher Stroͤme und Streifen, ſehr oft in einer geradlinig-parallelen Richtung, herabziehen. Der Fuß des Gebirges aber iſt weit und breit von dichten Waͤldern umzingelt, die ſich in einer ungleichen, hin und wieder unterbrochenen Linie bis in die untere braͤunlich-helle Region des Vulkans fortſetzen; über ihnen erblickt man kein grünes Fleckchen mehr; alles iſt öde und kahl, — und auffallend glatt. Gleichſam von Laven oder Sandmaſſen gleich maͤßig üͤͤberſtroͤmt, erheben ſich die Abhaͤnge des Kegels, die nur im N. mit den ſchroffen und abgeriſſenen Felſenmaſſen der erſten Kuppe zuſammenhängen. Merkwürdig iſt der Lamongang durch eine Menge keſſelfoͤrmiger Einſenkungen, die rund um ſeinen Fuß herum vorkommen. Es ſind Löcher von geringem Umfange, zwiſchen 300 bis 1000“ breit, aber ſehr tief, mit ſchroffen Waͤnden, die auf einmal hinabſtuͤrzen. Sie ſind mit ſuͤßem Waſſer erfullt und bilden kleine, in tieſſter Waldeinſamkeit ver: ſteckte Seen. Die meiſten von ihnen haben weder Zu- noch Abfluß; nur aus einem, dem Rano-Lamongang, ſtroͤmt ein großer Bach, deſſen Waſſermenge um fo mehr auffällt, als nirgends Bäche hineinfließen, und 360 man außer zwei kleinen Quellen am öftlichen Ufer des Sees keinen Zufluß kennt. Solcher Seen zaͤhlt man acht, die von N. weſtlich nach S. um den Berg herum folgende Namen führen: 1) Rano-Teris; 2) Rano-Bedali, der einen ſehr ſchroffen, mehre Hundert Fuß tiefen Keſſel bildet, in welchem jedoch nur 90“ hoch Waſſer ſteht; 3) Rano— Joſſo, der nicht minder tief iſt, aber ſehr wenig Waſſer enthalt; 4) Rano— Lamongang, iſt rund von Umfang, hat 700° im Diameter und in der Mitte feines Beckens 150° Tiefe; weſtlich, wo fein mäßig hohes Ufer durchbrochen iſt, entſtroͤmt ihm ein Bach; 5) Rano-Pakkis, ſuͤdlich, nahe bei dem vorigen, nicht größer als dieſer, aber, vom Waſſerſpiegel an abwärts gerechnet, 450° tief, eine Tiefe, die ſich überall, ſowohl am Ufer, als in der Mitte, faſt gleich bleibt; 6) Rano-Wurung; 7) Rano— Lading; 8) Rano-Lokung. Die Ufer aller dieſer Seen, ſo ſteil viele von ihnen auch find, find fo üppig mit Waldwuchs und Geſtraͤuch uͤberzogen, daß es unmoͤglich iſt, zu Tage gehende Steinmaſſen zu ent— decken. Die Ufer des Rano-Lamongang bieten oberflaͤchlich nichts als Sandſchichten dar, die breccienartig zu einiger Feſtigkeit zuſammen— gebacken fino, Wir bewohnten waͤhrend des 4. und 5. Juli ein Bambushaͤus⸗ chen (Passang Rahan) am Rano-Lamongang. Es ſteht nicht weit von der Stelle, wo der Bach ausſtroͤmt, auf dem weſtlichen Ufer, wel— ches ſich, von den meiſten Waldbaͤumen daſelbſt gelichtet, — etwa 50“ über dem Spiegel des Sees erhebt. Höhe des Seeſpiegels 685 Fuß. Setzen ſich unſere Leſer mit uns vor dieſes Häuschen, nachdem ſich die Hitze des Tages gemaͤßigt hat, und ſich ein ſtiller Abend niederſenkt. Da liegt vor uns in der Tiefe, einſam zwiſchen hohen Waldes— ufern, der kleine See, auf deſſen Spiegel Enten und Waſſerhuͤhner umherſchwimmen, waͤhrend Plotus-Arten auf Baumſtaͤmmen am Ufer ſtundenlang in gleicher Stellung verharren. Wir erkennen ſie an ihrem Schlangenkopf und an ihrem wunderbar gebogenen Halſe. Von Zeit zu Zeit laͤßt ſich ein Leguan auf der Oberflache des Waſſers erblicken. Jahrvoͤgel (Buceros Rhinoceros) fliegen ſchnarrend und ſchnaubend durch die Luft, waͤhrend an mehren Baͤumen des Ufers, ſchwarzen Fruͤch— ten gleich, ungeheure Schaaren von Fledermaͤuſen hangen, die mit zus nehmender Daͤmmerung immer regſamer werden und die ganze Gegend mit ihrem Gekreiſche erfüllen. Zu dieſen Thiergeſtalten geſellen ſich noch fliegende Katzen, deren dunkle Körper langſam durch die. Lüfte ſchweben, ihre Schweife ausgeſtreckt, ihre Fluͤgelhaut geſpannt, an ſich ſelbſt aber unbeweglich, wie papierne Drachen, im Winde geſchaukelt. Immer tiefer und ſchweigſamer ſenkt ſich die Nacht; unſere Wach- mannſchaften pflanzen ihre Lanzen barrikadenartig um ſich her, in deren Mitte fie Feuer anzuͤnden, und allmaͤlich verſchallt der monotone Geſang der Javanen, die ſich in ihren Huͤtten verſchanzen; — denn der Tyrann der Nacht, der Tiger ſchleicht nun umher! — Sein Gebruͤll hört man ſelten, erkennt aber ſeine Naͤhe an dem klaͤglichen Geſchrei der Affen, welches ſich zuweilen im Walde erhebt. 361 Den Eindrücken ſolcher Umgebungen uͤberlaſſen, ſaßen wir lauſchend vor unſerer Hütte, Deutlich ſahen wir über uns die dunkeln Umriſſe des Lamongang und feines vulkaniſchen Kegels, der in O. 10° gen N. emporragte. Kein Dampfwoͤlkchen war ſeit geraumer Zeit zu ſehen. Da erhellte ſich plotzlich die Bergſpitze, ein feuriger Klumpen erhob ſich ſchwellend uͤber den Kraterrand, und Dampfwolken fuhren auf, welche dieſen Klumpen zertruͤmmerten und, mit Blitzesſchnelle ſich auf einander ballend, eine Saͤule hoch in die Luͤfte thuͤrmten. Ihre ſchwarzen Maſ— ſen waren noch ſchwaͤrzer, als die Nacht, am Grunde aber erleuchtet, theils vom Widerſcheine gluͤhender Maſſen, theils von dem feurigen Lichte der Trummer, die fie mit ſich emporgeriſſen hatten, und die nun nach allen Seiten zu herabfielen. Da flogen Raketen durch die Luft, Funken ſpruͤhten, und feurige Regen ſtroͤmten nieder! Ein Theil der Trümmer fiel in den Krater ſelbſt zuruͤck, — ein größerer Theil von ihnen aber erreichte den Kraterrand und aͤußern Ab— hang des Berges und bedeckte ihn mit Tauſenden von Funken und roͤthlich⸗gluͤhenden Flecken, zuweilen ſo dicht, daß der ganze Gipfel wie eine ungeheure gluͤhende Kohle erſchien. Nun erſt erhob ſich ein don— nerndes Gebruͤll, und deutlich war das Gekrach der aufſchlagenden Steine zu hoͤren, die, feurigen Punkten gleich, am Berge herabrollten. Einige von dieſen Punkten bewegten ſich hintereinander in einer Linie herab und bildeten einen durch ſchwarze Zwiſchenraͤume unterbro— chenen Strom, die meiſten aber zerſtreuten ſich ordnungslos umher. Je tiefer ſie kamen, um ſo mehr erloſch ihr Licht, deſſen Glimmen man nach 2 bis 3 Minuten kaum noch erkannte. Viele von ihnen er— reichten in dieſer kurzen Zeit die obere Waldgrenze, wo ſie liegen blieben und erloſchen; die meiſten aber verſchwanden ſchon höher oben am Bergge— haͤnge. Waͤhrend dem hatte ſich auch die Dampfwolke von dem Krater ge— trennt, Alles wurde wieder ruhig, und nur an einem ſchwach-feurigen Scheine, der aus dem Krater aufleuchtete, erkannte man noch den Berggipfel. Aber nach kurzen ruhigen Zwiſchenzeiten — die ganze Nacht hin— durch — entbrannte dieſes Feuerwerk von Neuem, deſſen majeſtaͤtiſches Bild im Spiegel des Rano-Lamongang wiederſtrahlte. Selten hielten die ruhigen Zwiſchenzeiten der Eruptionsparoxismen laͤnger als eine halbe Stunde an, meiſtens bloß 10 bis 15 Minuten; uͤberhaupt waren ſie von ſehr ungleicher Dauer; aber ſtets bemerkte man, daß, je laͤnger die Ruhe angehalten, um ſo heftiger die naͤchſte Eruption erfolgte. Das Phaͤnomen (das wir auch noch mit dem Teleskop be— trachteten) entwickelte ſich fo oft und fo dicht vor unſern Augen, daß wir uns auf das Feſteſte überzeugten, alle Lichtentwickelung ruͤhre von dem Scheine gluͤhender Truͤmmermaſſen her, welche die Dampfwolke zu Tauſenden mit ſich in die Hoͤhe trieb, und die zuweilen in ſo kleine, ſandartige Theilchen zerſtuͤckt waren, daß man ſie mit dem bloßen Auge einzeln nicht mehr zu unterſcheiden vermochte, und daß daher die ganze Dampfwolke, welche ſie enthielt, zu gluͤhen ſchien. Wir ſahen aber deut— lich, wie ſolche ſcheinbaren Flammen ſich an ihren Spitzen umbogen und 362 — erlöfhend — zurüd in den Krater fielen. Von wahrer Flammen— bildung konnte daher hier durchaus nicht die Rede ſein, welcher Natur auch die an ſich ſelbſt dunkeln, ſchwarzen Gasarten ſein moͤgen, welche dem Krater in ſo großer Menge entſteigen. Von elektriſchen Erſcheinun— gen, von Gewittern, Erplofionen, Regen ꝛc. wurden wir ebenfalls keine Spur gewahr. Das regelmaͤßig Periodiſche in den Ausbruͤchen duͤrfte ſich leicht er— klaͤren laſſen. Der Kraterſchlund ward von feurig-gluͤhenden, mehr oder weniger zaͤhfluͤſſigen Lavamaſſen geſchloſſen. Unter ihrer Decke ſam— meln ſich die aus der Tiefe ſteigenden Gasarten fo lange an, bis ihre Expanſivkraft die Lavadecke zu ſprengen vermag. Dann entladen ſie ſich auf einmal, durchdringen die Lava und ſchleudern zahlreiche Stuͤcke da: von mit ſich in die Höhe. Die meiſten dieſer emporgeſchleuderten Maſ— ſen fallen jedoch wieder in den Schlund zuruͤck und ſchließen ihn von Neuem. 5 Juli. Ein dicker Nebel, der ſelbſt den nahen See verbarg, lag weit um den Lamongang herum ausgebreitet. Temperatur 68“ (16° R.) (der Spiegel des Sees liegt 336’ über dem Meer). Erſt als die Sonne hoͤher ſtieg, gegen acht Uhr, loͤſeten ſich die Nebel. Jenſeits des lang nach S. hingezogenen Abhangs vom Tinger'ſchen Gebirge ſahen wir den Smiru hervorragen, deſſen kahler, von der Morgenſonne beſchienener Gipfel in roͤthlichem Lichte glaͤnzte. Er liegt von hier in W. 15 gen S. Von ſeinem ſuͤdlichen Abhange flieg, weit unterhalb des Gipfels, eine Dampfſaͤule empor, die bald darauf frei wurde und verſchwand. Dieſes periodiſche Ausbrechen des Smiru geſchieht nach viel laͤngern Zwiſchenzeiten, als das des Lamongang; wir beobachteten es wenigſtens, ſeitdem wir uns in dieſen Gegenden aufhielten, nur ſechsmal. Da es unmoglich iſt, den vulkaniſchen Kegel in feinem jetzigen Zus ſtande ſelbſt zu erklimmen, ſo haͤtten wir gern den andern Gipfel des Lamongang, welcher den Kegel noch um etwas zu überragen ſcheint, von N. oder N. W. aus erſtiegen, um von dort aus die Eruptionen in größerer Nähe zu betrachten, mußten aber auch von dieſem Plane abs ſtehen, indem das Durchdringen der pfadloſen Waͤlder, welche den Fuß des Berges umzingeln, mehr Zeit erfordert haben wuͤrde, als uns zu Gebote frand. Wir begnuͤgten uns daher, einem bereits vorhandenen Pfade zu folgen und uns durch ſchattige Feigen-, dann durch Bambuswaͤlder zu dem S. W. lichen Fuße des vulk. Kegels zu begeden. Hier hörte der Wald plotzlich auf, und wir ſahen eine 40“ hohe Mauer von auf einan— der gehaͤuften Steinen vor uns. Dieſe erſtiegen wir und kamen auf ein fanft gegen den Berg anſteigendes Feld von Steintruͤmmern, über welches wir zwei engliſche Meilen weit hinwegklommen. Die Stein⸗ truͤmmer waren von unregelmäßiger Form, doch mehr abgerundet, als eckig, viele aber auch bloß der einen Haͤlfte nach abgerundet, auf der andern eckig mit ſcharfen Bruchflächen. Sie beſtanden aus einer tras 363 chytiſchen, von Blaſenraͤumen durchzogenen Lava und viele waren an ihrer Obetflaͤche theilweiſe verſchlackt und aufgeblaͤht. Bei einer mitt: lern Groͤße von 3 bis 5 Fuß lagen ſie loſe und beweglich aufeinander gethuͤrmt und bildeten ſolchergeſtalt (eine Menge unregelmaͤßiger Spalten und Kluͤfte zwiſchen ſich laſſend) eine Schicht von 30 bis 50 Fuß und mehr Maͤchtigkeit, die den ganzen Fuß des Berges bedeckt. Zuweilen ſenkte ſich dieſes Feld, das im Allgemeinen zu dem Berge emporftieg, wieder abwärts, ein Thal bildend, um ſich dann wiederum zu erheben. Am Fuße des Berges waren die Bloͤcke ganz kahl, hoͤher oben aber, wo zolldicke Schichten grauer feiner Aſche auf ihnen lagen, waren ſie mit einer weißlichen Flechte (Cetrariae Ach, species), und einem Laub— moofe (Orthotrichi Hedw. species) bewachſen, Pflaͤnzchen, die ſich wahrſcheinlich während des Regenmouſſon entwickelt hatten; denn jetzt ſtan— den ſie wie todt und ausgedorrt da. Ueber dieſes Truͤmmerfeld aufwaͤrts klimmend, gelangten wir etwa bis zum dritten Theil der Hoͤhe des Kegels, ſo weit ſich noch einige abgeriſſene Streifen Waldung hinan— ziehen. Hier laͤuft vom Kraterrande an, der auf dieſer Seite am nie— drigſten iſt, (in S. W.) ein Steinſtrom herab, welcher, in gerader Richtung, nach unten zu ſich immer mehr verſchmaͤlernd, eine fruͤher dort (allen Vermuthungen nach) vorhandene Kluft ſo weit ausgefuͤllt hat, daß dieſelbe jetzt beinahe in gleicher Hoͤhe mit den Waͤnden des Kegels liegt, und daß die rollenden Stroͤme ſehr oft den Strom ver— laſſen und ſeitwaͤrts herablaufen. Zu dieſem Strome ſtiegen wir von unſerm Truͤmmerfelde ſeitwaͤrts hinab, indem wir uns durch ein Stud Wald durcharbeiteten, welches den Strom noch von uns trennte. Hier fanden wir die groͤßten Baͤume umgeworfen und hingeſtreckt; ihre koloſſalen Staͤmme waren keinesweges immer entwurzelt, ſondern viele von ihnen waren 5 bis 10 Fuß hoch über ihrer Baſis wie Rohr— ſtaͤbe umgebrochen und zerſplittert; denn der Strom hat ſich hier mit— ten durch den Wald hindurch Bahn gebrochen und eine 100 Fuß breite Straße gebildet, die zu beiden Seiten von den Baͤumen des Waldes begrenzt wird, von denen die zunaͤchſt ſtehenden kahl und verdorrt find, Doch konnten wir keine Spur einer ſtattgehabten Verbrennung oder Verkohlung entdecken. Der Strom nun, ſo weit wir ihn verfolgten, beſteht aus grauen eckigen Steintrümmern, die ein mehr oder weniger in Lava umge— wandelter und von Blaſenraͤumen durchzogener Trachyt find, und die aufeinandergehaͤuft liegen, doch ſo, daß alle Zwiſchenraͤume mit großen Maſſen eines feinen, gelblich-lichtgrauen Sandes ausgefüllt find, in den wir zuweilen 2 bis 4 Fuß tief hinabſanken. Wir wollten den Strom aufwaͤrts bis dahin verfolgen, wo er ſich ſchwarz zu faͤrben beginnt, konnten jedoch unſer Ziel nicht erreichen; denn einige von den Stei: nen rollten ſo tief herab, daß wir, um nicht zerſchmettet zu werden, ei— ligſt retiriren mußten. Sind dieſe ſchwarzen Maſſen, welche den Berggipfel von den un— 364 tern lichtbraͤunlichen Regionen ſcheiden, vielleicht Obſidianſtroͤme, oder Laven anderer Natur, oder Maſſen, die vielleicht bloß darum dunkel erſcheinen, weil noch nicht alle Feuchtigkeit, die fie enthalten, verdampft iſt! Impoſant iſt der Anblick der Eruptionen von dieſer Hoͤbe aus. — Nachdem der Berggipfel eine Zeitlang ſtill lag und deutlich ſichtbar war, brechen ploͤtzlich, wie Klippen oder Ruinen geſtaltet, ſcharf be— grenzte, ſchwarze Rauchmaſſen hervor, die ſich ſchnell und heftig ent» falten, immer höher ballen und in Blitzesſchnelle zu einer mehre Tau— ſend Fuß hohen Säule emporſteigen, die uns zu überflürzen droht! — Dabei laͤßt ſich ein hohles Gebrüll vernehmen, und aus den untern Ges genden der Rauchſaͤule fahren nach allen Seiten Myriaden ſchwarzer Steine hervor *), die unter den aͤußern Kraterrand herabfallen. Da— durch entwickeln ſich Staubwolken, und der ganze Berggipfel huͤllt ſich in trüben gelblich-grauen Dampf. Nun fangen die Steintruͤmmer, von denen die meiſten der S. W. lichen Straße folgen, an zu rollen; don- nerndes Gekrach erregt ihr Fall, der ganze Bergabhang geraͤth in Be— wegung, und uͤberall, wo nach weiten Spruͤngen die Steine aufſchlagen, ſtieben Staubwolken auf, die ihren Lauf bezeichnen. Dieſe Staubwol— ken haben eine weißlich-graue Farbe und erſcheinen in Geſtalt quer hin— gezogener Streifen, die nach unten zu, da, wo die Steine noch rollen, immer ſchmaͤler werden und ſich, wie die Sproſſen einer Leiter, in gerader Linie übereinander erheben. Allmaͤhlig wird nun der Berggipfel wieder frei, die Dampfſaͤule loͤſ't ſich und bleibt hoch über dem Berge in Ge— ſtalt einer Wolke ſchweben, die Niemand mehr von einer auf gewoͤhn— liche Art gebildeten Wolke zu unterſcheiden vermag; aber noch lange Zeit hoͤrt man den Donner der rollenden Steine. Chronik des Lamongang. Horsfield (Batav. Verhandl. VII. 4 Stuk) ſah im Mai 1806 eine Eruption von Lamadjang aus, einem Dorfe ſuͤdwaͤrts zwi: ſchen dem Smiru und Lamongang. „Senkrecht ſtiegen nach Zwiſchen⸗ zeiten von 10 bis 15 Minuten Rauchſaͤulen empor, des Nachts war ſeine Spitze mit einem feurigen Ring umgeben, woraus von Zeit zu Zeit Flammen emporſtiegen. Dabei heftiges, donnerndes Getoͤſe und Beben der Erde.“ Horsfield ſagt, daß er damals nach einem Still— ſtande von 7 Jahren auf einmal wieder angefangen habe, auszubrechen (2). Er brach ferner den 8. November 1818 aus; zu gleicher Zeit war ein Erdbeben uͤber ganz Java fuͤhlbar. Reinwardt erzaͤhlt, daß, als er ſich auf Java befand, „der Gipfel des Berges alle Naͤchte wie ein gluͤhender Feuerklumpen erſchienen ſei.“ *) die des Nachts glühend erfcheinen. 365 Feltze ſah den Berg auf ganz ähnliche Art im Jahre 1826 illu⸗ minirt. Die Bewohner der kleinen Doͤrfer, welche hin und wieder am Fuße des Berges den Zuſammenhang der Waͤlder unterbrechen, behaup— ten, daß ihre Vorvaͤter den Berg bereits in dem Zuſtande gekannt hät: ten, in dem man ihn jetzt erblickt, und daß er ſeit Menſchengedenken ununterbrochen geraucht und Feuer geſpien habe. Es leben noch einige alte Europaͤer zu Probolingo und Lamodjang, welche dies beſtaͤtigen und verſichern, daß der Berg 40 Jahre lang, ſo lange ſie ihn kennen, un- unterbrochen gebrannt habe. So waͤre dies denn einer von den wenigen Vulkanen, welche in ſtetiger Eruption verharren, und welche nie aufhoͤren, gluͤhende Lava auszuſchleudern. In welcher Beziehung dieſe ununterbrochene Thaͤtigkeit, dieſe nie verſiegende Waͤrmeentwickelung, dieſes immerwaͤhrende Rothgluͤhen ſeines Krater-Innern (bei keinem andern Berge Java's ſahen wir noch feu— rige Gluth) zu der geringen Höhe des Berges ſteht, vermögen wir nicht zu ahnen. Denn der Lamongang iſt, obgleich der thaͤtigſte, uns ftreitig auch der niedrigſte Vulkan der Inſel und wahrſcheinlich kaum 4500“ uͤber den Meeresſpiegel erhaben. Gunong Tingger. Der Berg Tingger iſt eine Gebirgsmaſſe von ſehr großem Umfange, die, von einer centralen, größten Convexitaͤt aus, ſich faſt nach allen Seiten hin gleichmaͤßig abdacht, ſo daß ihr Profil, man betrachte ſie von welcher Seite man wolle, einen lang hingezogenen und nach beiden Seiten zu ſanft geneigten Rüden darſtellt. Wir waren vom Rano-Lamongang am 6. Juli des Mittags zu Probolingo angelangt und verließen kurz darauf dieſen Ort wieder, um uns nach dem Gunong Tingger zu in Bewegung zu ſetzen. Einen 10 Meilen langen Weg durch die Fläche legten wir (beſtaͤndig in Staub— wolken gehuͤllt) zu Wagen zuruͤck und beſtiegen dann kleine, aber mus thige Gebirgspferde, die fuͤr uns in Bereitſchaft ſtanden. Der ſtaubige, mit kleinen Obſidianbrocken beſtreute Weg führte nun durch Akacia— Waͤlder aufwaͤrts, von eben der Art, wie wir ſie bereits an den Ab— haͤngen des Ngebell kennen gelernt. Schwarze Affen ſchaukelten ſich auf ihren Zweigen. Wir ritten in einer großen, weiten Bergſpalte auf— waͤrts, welche dieſe Seite des Tingger in zwei Haͤlften theilt und ſich bei einer Breite von + bis zu einer engl. Meile vom Gipfel des Ge: birges nach NO. zu herabzieht. Ihr Grund iſt jedoch keinesweges eben, ſondern mit Bergruͤcken ausgefüllt, welche, durch ſcharf zulaufende Klüfte von einander getrennt, ſich in derſelben Richtung herabwinden. In 366 der Tiefe dieſer Klüfte nun ſieht man zuſammenhaͤngende Maſſen einer ſchwarzen, gleichfoͤrmigen obſidianartigen Lava, an den Waͤnden aber, welche durch den Straßenbau entbloͤßt ſind, begegnet man Schichten von Bimsſtein und Obſidiangereibſel, die bei einer Maͤchtigkeit von 3 bis 5 Fuß einen ſanften, der Steigung der Bergſeite parallelen Fall haben. Dieſe Bimsſteinlager enthalten hie und da auch einen groͤßern Obſi— dianblock eingemengt. Ueber ihnen aber liegen noch maͤchtige, 10 bis 15 bis 20 Fuß hohe Schichten eines feinen gelblich- grauen Sandes, in welchem die Waldesdecke wurzelt. Es ſcheint daher, daß ſich in dieſer Bergſpalte Lavaſtroͤme (Obſidianſtroͤme) einen Weg abwärts bahnten und den Trachyt-Grund der Spalte ausfuͤllten; ſpaͤter wurden fie dann von Gereibſel⸗ (Bimsftein = =) ſchichten bedeckt und dieſe wieder von Sand- maſſen, welche letzteren in den jüngften Thaͤtigkeitsperioden des Vul— kans ausgeworfen wurden; denn ſie liegen zu oberſt und tragen die Waͤlder, welche alle Spalten ausfuͤllen und ſich ſelbſt an den ſchroffſten Waͤnden erheben. Etwa in der mittleren Hoͤhe der Spalte liegt das Dorf Sukapura, in deſſen Naͤhe eine Theepflanzung angelegt iſt. Von hier aus genießt man eine weite Ausſicht nach N. O. über den waldigen Bergabhang, über die mit Reisfeldern bedeckte Flaͤche und über die ſchlangenfoͤrmige Linie des Strandes hin auf den Meeresſpiegel bis zur Inſel Madura, die ſich in blaͤulichem Dufte hinzieht. Weiter oben liegt noch ein Dorf, Satikrip; es beſteht aus ſchmalen, langen Bambushuͤtten, welche auf den kuͤnſtlich-geebneten Terraſſen eines Joches ſich eine uͤber der andern erheben und, von herrlichen Gebuͤſchen umringt, eine ſehr maleriſche Gruppe bilden. Zu beiden Seiten ſchroffe, walderfuͤllte Kluͤfte. Wir ſteigen nun immer weiter aufwärts. Clematis- und Rubus: Arten durchflechten das waldige Dickicht, Artemisia indica und Sambucus javanica Bl. fangen an, die Seiten der Wege zu begruͤnen, und Grup: pen pyramidaler Caſuarinen⸗ Baͤumchen erheben ſich an den immer ſchroffer in die Hoͤhe ſtrebenden graſigen Waͤnden der Spalte. Bald nach 6 Uhr verſchwand der Tagesſchein, aber hell ſtrahlte der Mond vom reinen Himmel herab und ergoß fein Zauberlicht über dieſes romantiſch-zerkluͤftete Gebirge. Immer tiefer ſank die Temperatur, aber um fo erquickender für unſern von dem Staube und der Hitze der heißen Zone gemarterten Koͤrper; wir waͤhnten in das Paradies hinaufzuſteigen; gleich Roſenbeeten laͤchelten uns die Gebuͤſche der ſtrauch— artigen Melaſtomen an, deren Gruͤn ſich ganz unter der Fuͤlle ihrer Bluͤthen verbarg, — und wie Cyppreſſenwaͤldchen umringten uns die Gruppen der Caſuarinen, in deren lichtem Gezweig kuͤhle Zephyre ispelten. Gegen 8 Uhr erreichten wir das Dorf Wonoſari, welches, 5930“ uͤber dem Meere, in der hoͤchſten Gegend der Spalte liegt, wo ihre Waͤnde immer weiter auseinander weichen. Von Roſengebuͤſchen umgruͤnt und von Caſuarinen ſanft umrauſcht, liegt einſam im Gebirge das Haͤus— chen, welches wir nun bezogen. Eng umher iſt die Ausſicht durch Berg— 367 ruͤcken beſchraͤnkt. Nur nach Oſten zu dringt der Blick durch die Spalte hinaus in den Luftraum, und von dorther leuchtet (aus O. 5° gen S.) das feurig- rothe Licht des Lamongang zu uns, deſſen Gipfel fort: waͤhrend gluͤht, wie ein Leuchtthurm in finſterer Nacht. 7. Juli. Eine Temperatur von 529 (8,89 R.), die uns ſelbſt unter dem Schutze wollener Decken froͤſteln ließ, hatte uns noch vor Sonnenaufgang erweckt. Wir ſattelten daher alſobald unſere Pferde und ritten S. W. lich hinter dem Dorfe hoͤher ins Gebirge hinan. Hier fans den wir zu unſerer Freude eine ſchoͤne neue Euphorbia, die Euphor— bia javanica J., die auf den fandigen, nur mit Gras bewach— ſenen Jochen, nebſt Crotalaria semperflorens Vent. ſehr üppig wuchs. Wir hielten die Pflanze anfangs für E. Gerardiana und glaubten fie mit den Saaten europaͤiſcher Gemuͤſe hier eingefuͤhrt; denn die Be— wohner dieſes Gebirges pflanzen in der Umgebung ihrer Doͤrfer Kohl, Salat, Fenchel, Ruͤben, Erbſen, Kartoffeln, Zwiebeln, lauter Gemuͤſe, die erſt durch die Europaͤer hier eingefuͤhrt wurden. Auf einem Joche, deſſen Kamm ſich zuweilen bis auf 3 oder 4 Fuß verſchmaͤlerte, vors dringend, erreichten wir eine Anhöhe, wo ſich unſern Augen der über: raſchendſte Anblick darbot. Vor uns in der Tiefe liegt eine Sandflaͤche da, kahl, alles Pflans zenſchmuckes beraubt und fo ausgebreitet, daß Leute, welche eben in ih— rer Mitte reiten, uns nur wie ſchwarze Punkte erſcheinen. Mit⸗ ten aus dieſem Sandmeere erhebt ſich ein ſteiler Berg, kegelfoͤrmig wie ein Zuckerhut und in lauter ſchmale Leiſten geſpalten, an denen ſich bis zu einer gewiſſen Hoͤhe kleine Gebuͤſche hinanziehen. Ihr ſchoͤnes Gruͤn bildet mit der oͤden Sandwuͤſte einen frappanten Contraſt. Noch grel— ler ſticht mit ihrem Schmelze die braͤunlich-weiße Farbe eines zweiten, minder hohen Kegels ab, der ſich dem erſtern ſuͤdlich anreiht, und deſſen aͤußerer Abhang durch Hunderte geſchlaͤngelter Furchen in kleine Joche getheilt iſt, die in das Sandmeer hinablaufen. Sein Scheitel aber bildet einen weiten Schlund, von einem kreisfoͤrmigen, glatten Rande umgeben, deſſen ungleiche Hoͤhe uns erlaubt, von dieſem Standpunkte aus in die obern Gegenden des Schlundes ſelbſt hineinzuſehen. Jenſeits dieſer beiden ſo ungleich hohen Kegel erblickt man noch andere Abhaͤnge oder Ruͤcken, welche noch mehre Schluͤnde zu umſchrei— ben ſcheinen und eine zuſammenhaͤngende, mannigfach durchfurchte, oͤde Bergmaſſe bilden, die ſich bis zur jenſeitigen (S. S. W. lichen) Krater⸗ mauer hinzieht. — Denn rundum iſt dieſes Sandmeer mit ſeinen koni— ſchen Bergen von einer hohen, waldbedeckten Wand umgeben, die — nach innen zu ſehr ſchroff, ja manchmal ſenkrecht abgeſtuͤrzt, — den groͤßten Theil eines Kreiſes beſchreibt und nur vorn in N.. offen ſteht, wo fie die weite Bergſpalte bildet, die ſich an der ganzen N O. lichen Seite des Tingger herabzieht. Aber auch hier in N. O. iſt das Sand— meer geſchloſſen und durch eine Wand begrenzt. Wir ſtehen naͤmlich auf einem Ruͤcken, oder vielmehr auf dem hoͤchſten Punkte der großen Spalte, deren Grund ſich nach unſerm Doͤrfchen zu ſanft abdacht, nach 369 innen, nach dem Sandmeer zu aber fchroff in eine Wand abſtuͤrzt, die in gerader Richtung von N. W. nach S. O. die beiderſeitigen hohen Bergwaͤnde mit einander verbindet. Sie bildet daher gleichſam einen Damm, welcher hier die Oeffnung des Sandmeeres (das ſich ſonſt unmittelbar in den Grund der N. O. lichen Spalte fortſetzen wuͤrde), ſchließt, deſſen Hoͤhe aber weit unter den beiderſeitigen Wins den zuruͤckbleibt, die gerade da, wo der Damm ihren Fuß beruͤhrt, die größte Höhe haben. Der Damm iſt mit Gras und Tjamara-Grup— pen begrünt, eben jo wie die Wände, welche, nachdem fie in einer kreisfoͤrmigen Linie das Sandmeer umzingelt haben, — zwar ſich un— gleich hebend und ſenkend, doch uͤberall einen ununterbrochenen Rand beſchreibend, — ſich nach NO. zu hinabſenken und zu beiden Seiten die große Spalte begrenzen. Wendet man feine Blicke weg von dem einfarbigen, oͤden Sand; meer und feinen gleich oͤden Bergen und richtet fie ruͤckwaͤrts gen Wo: noſari, ſo ſieht man eine der romantiſchſten Berggegenden, mit dem Fruhlingsſchmucke eines ewigen, prachtvollen Grünes bekleidet, in ſanf⸗ ter Tiefe vor ſich liegen. Die rechte Bergwand naͤmlich (die S. O. liche) laͤuft vom Damme an in gerader Richtung herab, die linke aber be— ſchreibt, um ſich der rechten weiter unten mehr zu naͤhern, eine gekrümmte Linie und bildet eine geräumige, ſanft abwaͤrts geneigte Bucht, in wel: cher man unſer Doͤrfchen erblickt. Seine Lage iſt aͤußerſt maleriſch; Felder von europaͤiſchen Gemuͤſen umgeben es, und Caſuarinen-Baͤumchen ziehen ſich zwiſchen ſeinen Huͤtten hin. Die ſteilen innern Waͤnde der Ruͤcken, welche das Sandmeer und die Bergſpalte begrenzen, ſind keinesweges glatt und eben, ſondern, ſo jah, ja ſenkrecht fie auch abfallen, it doch ihre Oberflaͤche in eins zelne ſchmale Joche oder Leiſten getheilt, die ſich ſelten in geſchlaͤngel⸗ ter, häufiger in gerader Richtung an ihnen herabziehen und dieſen Waͤnden ein geripptes, hoͤchſt ſonderbares Anſehen geben. Nur wenige von dieſen Jochen ſind ſo groß, oder ſpringen ſo weit vor, daß ſie ſich nach unten in mehre verzweigen koͤnnen; die meiſten ſind einfach. Be— ſonders zeichnet ſich die rechte Wand, welche unterhalb des Dammes die Spalte begrenzt, durch Hunderte ſolcher kleiner Leiſten aus, die in ſchnurgerader Richtung parallel neben einander an der Wand herablaufen (namlich in gerader Richtung vom Saume der Wand bis zu ihrem Fuße im Grunde der Spalte). Alle Felſenwaͤnde aber und andere Verhältniſſe, die über den Schichtenfall und den Bau des Gebirges Aufſchluß geben konnten, find dem Auge des Geognoſten verborgen; denn eine üppige Vegetation bedeckt Alles, und hohe Gräfer, Sträucher und Tjamara-Waͤldchen uͤberziehen die ſteilſten Abhaͤnge. So ohngefähr ſieht der Krater des Gunong Tinger aus mit feinen Eruptionskegeln. Das Sandmceer iſt der Boden des Kraters, und die kreisförmigen Rüden oder Wände bilden die Kratermauer. Keine Beſchreibung jedoch kann das Eigenthuümliche dieſes Anblicks wiedergeben. Ein Meilen langes, unabſehbares Sandmeer, auf deſſen 369 ſoͤhliger Fläche wirbelnde Staubwolken dahintreiben; ſchroffe, wuͤſt durch— furchte Kegelberge in dieſem Meere; vulkaniſche Schluͤnde, die ſich von den Gipfeln dieſer Kegel in geheimnißvolle Tiefe hinabſtuͤrzen, und rings um dieſe unfruchtbare Wuͤſte, dieſen Schauplatz ſchrecklicher Veroͤdung begrenzend, hohe Bergruͤcken, mit Kaſuarinawaͤldern bedeckt, die an ih— ren ſteilſten Waͤnden emporſtreben. Wir ſtiegen an der innern ſandbedeckten Wand des Dammes hinab, um in den Boden des Kraters, in das Sandmeer, zu gelan— gen. Seine Meereshoͤhe betraͤgt nach Barometerbeobachtungen, die wir an feiner tiefſſen Gegend, am Damme, vornahmen, 6540 Par. Fuß; fein größter Durchmeſſer von N. N. O. nach S. S. W. vier engliſche Meilen. Vom Fuße des Dammes bis zum Eruptionskegel rechneten wir 12 engl. Meile. Die größte Höhe der Kratermauer (in N. vom Centrum] ſchien uns 700 Fuß zu betragen, und die Hoͤhe des hoͤchſten Eruptionskegels Gunong-Bador uͤber dem Sandmeer ſchlugen wir zu 500“ an; er hat vollkommen die Geſtalt eines Zuckerhutes; der zweite, S. O. waͤrts von ihm gelegene Kegel Gunong-Bromo iſt etwa nur halb fo hoch. Der Querdamm mag ſich 100 bis 200% uͤber das Sandmeer erheben. Wir durchſtreiften die Flaͤche zu Pferde, jenen Auswurfskegeln zu. Zahlreiche Steinbrocken von ſchwarzer Farbe lagen auf dem Sande zer— ſtreut, welcher ſehr fein und beweglich war und durch die gelindeſten Luͤftchen zu wirbelnden Staubwolken emporgetrieben ward. So hatten wir hier mitten in dem Krater eines Vulkans das Bild einer afrikani— ſchen Wuͤſte. Einige der Steinbrocken waren ein ſchwarzer Obſidian mit einer Menge eingeſprengter, großer, weißer Feldſpathkryſtalle; andere waren eine poroͤſe, ſchwammige, außerordentlich leichte, bimsſteinartige Maſſe von gleicher Farbe und offenbar auch von gleichem Urſprung. Ja wir fanden Stücke, die zur Haͤlfte noch feſten, glaſigen Obdfidian darſtellten, zur Hälfte in ſolchen ſchwammig- lockeren Bimsſtein verwandelt waren. Den Eruptionskegel Bromo erklommen wir auf einem der kleinen Ruͤcken, die ſich vom Rande feines Schlundes nach allen Richtungen hinabſchlaͤn⸗ geln, nach unten zu breiter werden und ſich gewoͤhnlich in mehre Ne— benzweige theilen. Sie beſtehen, ſo wie der ganze Kegel, aus Nichts, als einer Anhaͤufung von feinem, lockern Sand, der aus dem Schlunde herabgeſtroͤmt iſt und ſich oberflaͤchlich mit einer duͤnnen, kaum ein Paar Linien dicken Kruſte uͤberzogen hat. Die Farbe dieſer Kruſte iſt es, welche dem Kegel ſein weißlich-falbes Anſehen ertheilt. Die Furchen uͤbrigens, welche zwiſchen dem Ruͤcken hinlaufen, ſcheinen durch Regenwaſſer ausgewaſchen zu ſein, denn ihre Waͤnde ſind ſenk— recht und ſtuͤtzen nach. Waͤhrend ſich auf den ſchmalen Sandruͤcken des benachbarten Bador, auf Ruͤcken, die in gerader Ausſtreckung wie die Strahlen eines Regenſchirmes herablaufen, bereits einige Vegetation bis uͤber die Haͤlfte ſeiner Hoͤhe hinauf befeſtigt hat, — wir fanden an ſeinem Fuße einige junge Kaſuarinen und hoͤher oben Pteris- Arten und junges Akacia⸗Gebuͤſch, — fo iſt der Bromo völlig Junghuhn, Java. 24 370 nackt und kahl, ohne auch nur einen Grashalm hervorzubringen. Sein oberſter Rand, welcher noͤrdlich ungleich niedriger, als im S. iſt, laͤuft ſehr ſchmal und ſcharf zu und beſchreibt eine ziemlich kreisfoͤrmige Linie, die ſich nach außen in den ſteilen Abhang des Huͤgels fortſetzt, nach in— nen zu aber ſich in einen Schlund oͤffnet, in den man nur mit Schaudern hinabſieht. Es iſt ein vollkommen runder Trichter (Taf. 30. Fig. 6.) mit glatten, ſchroffen Wänden von weißlich- gelber Farbe, der in eine furchtbare Tiefe hinabreicht. Seinen tief unterſten Grund er— fuͤllt ein See von blaͤulich-weißem, oder weißlich-ſpangruͤnem Waſſer, deſſen Oberflaͤche ununterbrochen dampft. Die geringe Weite dieſes Trichters bei ſeiner großen Tiefe, die ſchroffe, faſt ſenkrechte Neigung ſeiner Waͤnde, die keines Menſchen Fuß betreten kann, die weißliche Farbe dieſer Waͤnde, die ſchwache Beleuchtung des Sees, deſſen kobalt— farbiges Waſſer kaum durch den Dampf hindurchſchimmert, den es ent⸗ wickelt, und dann der unſichere Boden ſeines Randes, der nur aus Sand aufgethuͤrmt iſt und den Einſturz droht, dies Alles ſind Um— ſtaͤnde, welche Niemanden laͤnger, als wenige Augenblicke an dieſem Orte leiden werden. Mit dem Fernrohr ſahen wir auf dem Spiegel des Sees eine ſchwarze Maſſe, die jeden Augenblick ihre Geſtalt und Lage veraͤn— derte, konnten jedoch uͤber ihre Natur nichts Naͤheres erkunden. Soll— ten es vielleicht Maſſen von Bimsſtein ſein, welche auf dem See ſchwimmen? — Die obere Oeffnung des Trichters mag 300%, und ſein Grund 200° im Diameter haben. Wir hofften, ſchief an den aͤußern Abhaͤngen des Bromo hinklim— men zu koͤnnen, um zu einem mehr S. W. lich noch höher gelegenen Auswurfskegel zu gelangen, der wahrſcheinlich auch einen Schlund ent— haͤlt, geriethen aber bei dieſem Verſuche in nicht geringe Gefahr. In— dem wir uns naͤmlich mit dem Hammer Stufen in die glatte Kruſte hieben, gerieth der ganze Sandabhang in Bewegung, und wir glitten, bis an die Bruſt in Sand begraben, an 100° tief hinab. Einige von den Javanen, welche bei dieſer Rutſchpartie das Gleichgewicht verloren hatten, waren ganz dom Sande uͤberſchuͤttet und entgingen nur mit genauer Noth der Erſtickung. Durch dieſen Unfall geriethen wir zwi— ſchen dem Bromo und Bador in ein Labyrinth von Kluͤften, die, bei einer Breite von kaum 3, hoͤchſtens 57, abwechſelnd 10, 20 bis 25“7 hoch find und mußten dieſe Kluͤfte durchwandern, unter ſteter Befuͤrch⸗ tung, von den einftürzenden Sandwaͤnden begraben zu werden, wo man rettungsloſer verloren iſt, als unter Schneelawinen. Intereſſant iſt es zu ſehen, wie die Ruͤcken, welche von den beiden Sandhuͤgeln herab- laufen, auf eine ganz aͤhnliche Art zuſammenſtoßen, als dies in einem groͤßern Maßſtabe bei den hohen Trachytdomen des Sumbing und Sin⸗ doro, oder des Merapi und Merbabu der Fall iſt. Der dritte Eruptionskegel, welcher ſich ſuͤdwärts hinter dem Gu— nong-Bador erhebt, und deſſen Rand an den meiſten Stellen dem Ba— dor nicht nachſteht, zeichnet ſich beſondets aus durch die große Schmal- heit feiner geradlinig = parallel neben einander ſich herabziehenden Joche, 3 deren Kamm ſo ſcharf zuläuft, daß das Durchſchnittsprofil der Joche ein Dreieck bildet (Taf. 30. Fig. 7). N Temperatur von Wonoſari: Kurz nach Sonnenuntergang hatten wit waͤhrend der wenigen Tage, die wir dort verweilten, eine Luftwaͤrme von 58 (11,56 R.), vor Sonnenaufgang 52 und 53° (11,18 u. 11, 67 R.); des Mittags ſtiegen die Thermometer nur einmal am erſten Tage, welcher heiter war, auf 68 (16 Ri), an den folgenden Tagen nicht uͤber 650 (14,67 R.). Gewoͤhnlich blieben die Wolkennebel den ganzen Tag uͤber auf dem Gebirge gelagert und verhuͤllten Alles mit ihrem Schleier. Sie waren ſo dick und feucht, daß ihr Waſſer von den Kaſuarinenbaͤumen in Geſtalt eines Regens herabtraͤufelte, obgleich eigent— lich kein Regen fiel, und der Boden in der Umgebung der Baͤume trok⸗ ken und ſtaubig blieb. Des Nachts heiterte ſich gewöhnlich der Himmel auf, der helle Mond beſtrahlte das Gebirge (die Wolken hatten ſich dann tiefer gelagert) und ein friſcher W. oder NW. bließ hauchend durch die Baͤume. Ain Tedmspinp! f Gern hätten wir genauere Unterſuchungen Über die geognoſtiſche Be— ſchaffenheit des Tingger angeſtellt, pittoreske Anſichten ſeines Kraters entworfen und ferner von dort aus den Smiru erſtiegen, deſſen kahler, durch einen waldigen Zwiſchenruͤcken mit dem Tingger zuſammenhaͤngen⸗ den Gipfel im fernen Suͤden emporragte; aber ein Zuſammenfluß von Umſtaͤnden noͤthigte uns, dieſe Gegenden zu verlaſſen. Wir beſtiegen daher wieder am Morgen des 9. kleine, zottige Gebirgspferde, welche uns die Bewohner des Dorfes Wonofari lieferten, und ritten langſam über die öde Flaͤche des Sandmeeres hin, um auf die andere Seite des Ge: birges nach Toſari, und von da nach Paſſuruan zu gelangen. Von der Höhe der WN.-weſtlichen Kratermauer, die man erklim— men muß, führt in geſchlaͤngelter Richtung ein Weg auf den Jochen des Berges nach Toſari hinab. Von dieſer Hohe aus uͤberſteht man die waldige Kratermauer, welche das oͤde Sandmeer mit feinen Eruptions— kegeln in weitem Kreiſe umgiebt, und welche in S. und SSW. am niedrigſten iſt, daſelbſt einem Bergruͤcken gleichend, deſſen inneren ſanften Abhaͤnge den Auswurfsmaſſen entgegenlaufen. — Im fernen Oſten, ſcheinbar tief unten im Lande, erkennt man den Kegelberg Lamongang, der, noch weitet oͤſtlich, von viel hoͤhern Bergmaſſen (Jjang u. a.) uͤber⸗ ragt, von hier geſehen, wie eine kleine Huͤgelſpitze erſcheint. — Im Suͤ— den aber, durch einen waldigen, mannichfach ausgezackten Zwiſchenruͤcken mit den Tingger zuſammenhaͤngend, ragt hell und nackt der koloſſale Gip⸗ fel des Smitu uͤber die dunkeln Waͤlder emper, die ſich bis zu einer gewiſſen Höhe an feinen glatten Abhaͤngen hinanziehen. — In WNW. der dreigipfelige Ardjuno, und noch ferner in W. und SW. der Klut und Kawi, lauter noch unbekannte Gebirge vulkaniſcher Natur, zwiſchen deren Füßen weite, waldige und nur wenig bevoͤlkerte Landſttiche gelegen ſind. Die Abhaͤnge des Tingger ſind auch auf dieſer Seite aus einzel nen Jochen zuſammengeſetzt, zwiſchen denen ſich ſanfte Zwiſchenthaͤler dahinwinden. Ihr ſchoͤner Grasboden iſt auch hier mit Kaſuarinen be— 24 * 372 wachſen, in deren Schatten eine Menge Arten europaͤiſcher Gattun⸗ gen bluͤhen. Erſt unterhalb des Dorfes Toſari verſchwinden die Kaſug⸗ rinen, und ſchattige, von Affen bewoͤlkerte Laubwaͤlder treten auf und ziehen ſich bis zum Fuße des fruchtbarſten und ſchoͤnſten aller Ge birge herab. Der Gunong Tingger war nun das vierte Gebirge, auf weichem wir Wälder der Casuarina equisetiſolia antrafen. Zuerſt erſchienen ſie am Merapi, aber nur einzeln und durch Cultur vernichtet; weſtwaͤrts vom Merapi findet man von ihnen auf Java keine Spur. Dann aber treten fie am Lawu und Wilis auf, um ſich vielleicht (in derſelben Re— gion) durch ganz Oſtjava hindurchzuziehen. — Dagegen hat aber auch Weſtjava eigenthuͤmliche Baumarten aufzuweiſen, deren Vorkommen ſich beinahe allein auf die Berge Salak und Geds und die zunaͤchſt damit zuſammenhaͤngenden beſchraͤnkt, und die man in allen Gegenden Java's, die ͤſtlicher als Tjanjor liegen, gaͤnzlich vermißt. Wir meinen die gi— gantiſche Liquidambar Altingiana Bl., deren obere Grenze ungefaͤhr mit der untern der Kaſuarinen zuſammenfaͤllt. Chronik des Gunong Tingger. Der Eruptionskegel Bromo (oder Brama) hat nach Horsfield (Batav. Verhandl. VII. 4. Stuͤck) im September 1804 noch heftig ausgeworfen; dann wieder 1815 und 1825, nach der Angabe des Reſidenten von Paſſuruan. Ferner warf er im Anfange Novembers 1829 heftig aus; unter andern war am 11. November die Luft ſo mit Aſche erfuͤllt, daß des Mittags um 1 Uhr voͤllige Finſterniß hertſchte. Die Rauchwolken, die dem Schlunde entſtiegen, quollen (wie die des Lamongang) in Pororismen von halben bis ganzen Stunden lan⸗ gen Zwiſchenzeiten, hohe geballte Saͤulen bildend, empor; ſo ſah ihn Herr Fritze noch im Jahre 1835 dampfen. Im Monat März 1838 aber hörte er ploͤtzlich auf zu rauchen und füllte ſich mit Waſſer. Dies wurde zuerſt am 1. März von den Be: wohnern des Berges wahrgenommen, die (urſpruͤnglich dem Religions- Cultus der Buddhiſten anhaͤngend und den Eruptionskegel goͤttlich ver— ehrend) ſich im Krater verſammelt hatten, um dem Bromo Opfer zu bringen. Ein ſolches Feſt, wobei geſchlachtet und geſchmauſt wird, feiern ſie jedes Jahr einmal. — Im Anfange wat die Waſſermenge nur ſehr gering und zeigte eine hellgrünliche Farbe; allmälich aber nahm fie mehr und mehr zu, färbte ſich kobaltblau und bildete den gegenwaͤrtigen See, deſſen Oberflaͤche gelind dampft, wie kochendes Waſſer. Dies (allein den Eruptionskegel Bromo betreffend) iſt alles hi— ſtoriſch Gewiſſe, was uns vom Tingger bekannt iſt. 375 Werfen wir nun noch einen Blick auf den Krater und feine Um: gebungen. Sein Grundgeſtein iſt, wie das aller Vulkane Java's, Trachyt. Seine große NO.-Spalte iſt mit zahlreichen Ruͤcken ausge— fuͤllt, die oben am Querdamme beginnen und ſich neben einander her— abſchlaͤngeln, ſich nach unten immer mehr ausbreitend. Es find Lawa— (Obſidian⸗) Stroͤme, welche über den Trachyt herabfloſſen. Ihre Bildung gehoͤrt einer der aͤlteſten und fruͤheſten Wirkungsperioden des Vulkans an, da ſie von Gereibſeln und Sandſchichten bedeckt ſind, welche von oben herabgefallen, herabgeregnet zu ſein ſcheinen, da ſie ſowohl die Firſten, als die Abhaͤnge aller Ruͤcken (Stroͤme) gleich hoch bedecken und ſtets einen der Neigung und Form dieſer Ruͤcken gemaͤßen Fall haben. Nur an ſehr wenigen Stellen, wo die Abhaͤnge der Ruͤcken ſo ſteil ſind, daß keine loſen Maſſen auf ihnen liegen bleiben konnten, gehen die La— ven zu Tage aus, die man ſonſt nur im tiefſten Grunde der Kluͤfte, wo der Sand durch die Baͤche weggeſpuͤhlt iſt, entdeckt. Zuerſt liegt auf ihnen eine 3 bis 5 Fuß maͤchtige Schicht von erbſen- bis apfelgroßen Lapillen, die einen ſehr leichten, ſchwammig⸗-aufgelockerten, ſchwaͤrzlich— grauen Bimsſtein obſidianiſchen Urſprungs darſtellen, und denen auch wirkliche Obſidianſtuͤcke eingeſtreut find; dann kommt die Sandſchicht, die, in einer Mächtigkeit von 6, 10 bis 20 Fuß und daruͤber, die oberſte Decke faſt des ganzen Gebirges ausmacht. Der Sand lot ſich an feiner Ober: fläche noch, wenn er betreten wird, in Staub auf, iſt aber ſehr frucht⸗ bar und gehoͤrt unſtreitig der juͤngſten Thaͤtigkeitsperiode des Vulkanes an, einer Zeit, in welcher die drei Eruptionskegel gebildet wurden. Denn dieſe beſtehen ebenfalls ganz und gar aus Sand, der aus vorhandenen Spalten oder Loͤchern des Kraterbodens in die Hoͤhe getrieben wurde und einen Rand um dieſe Spalten bildete, welcher Rand denn ſich im— mer mehr erhoͤhen und zugleich ſeinem Umfange nach vergroͤßern mußte, je mehr Sandmaſſen aus der Mitte aufſtiegen und uͤberſtroͤmten. So entſtanden, wie es ſcheint, jene koniſchen Berge, jene Schornſteine, deren innere Waͤnde durch die Feuchtigkeit (und beſondere Natur) der aufſteigenden Dampfe glatt gebacken wurden und eine gewiſſe Feſtigkeit erhielten, während ihr aͤußerer Abhang durch die Regenwaͤſſer ausgefurcht und in Hunderte von kleinen Leiſten getheilt wurde, die vom Gipfel, nach allen Seiten hin divergirend, herablaufen, und deren Firſten eben ſo ſcharf und ſchmal ſind, als die Zwiſchenkluͤfte, die ſie von einander trennen. — Nach den Fortſchritten der Vegetation auf ihren bewegli— chen Sandabhängen zu urtheilen, iſt der Gunong-Bador der aͤlteſte von ihnen, der Bromo aber der neueſte, der noch vor Kurzem thaͤtig war. Was den queren (von uns ſo genannten) Kraterdamm betrifft, ſo ſcheint er auf folgende Art entſtanden zu ſein. Der Boden des Kraters, der vier engl. Meilen im Durchmeſſer hat, war ein See fluͤſſig gluͤhender Lava, welche da uͤberſtroͤmte und herabfloß, wo fie den geringſten Wider: ſtand fand. Dies geſchah durch den Grund der nordoͤſtlichen Spalte, deſſen größte Höhe der Rand des Dammes iſt. Nachdem aber die Lava bereits aufgehört hatte, uͤberzuſttoͤmen, im Krater aber noch 374 fortfuhr, im feurigen, mehr oder minder fluͤſſigen Zuſtande zu verharren, ſo ſank ſie (allmaͤlich auch hier erkaltend) um eben ſo viel Fuß (100 bis 150) unter ihr fruͤheres Niveau herab, als jetzt der Kra⸗ terboden unterhalb des Randes des Dammes liegt. Was die große nordoͤſtliche Bergſpalte betrifft, ſo nehmen wir ihre Bildung als gleichzeitig mit der Entſtehung des ganzen Berges und ſeines Kraters an, der gewiſſermaßen nur der oberfie fi blind en⸗ digende Kopf der Spalte iſt. Denn nähme man an, daß ſie erſt durch das Herabſtroͤmen von Lava, die ſich hier Bahn gebrochen, gebildet wurde, ſo muͤßten ihre Wände terraſſenartige Vorſprünge bil⸗ den, die ſich in paralleler Richtung abwärts, zoͤgen, oder fie mußten ſchroff abgeriſſen erſcheinen, wie man dies bei den Kluͤften anderer Berge Java's, die wirklich auf ſolche Art entſtanden (namentlich ſehr fchön am Galung⸗gung, Papandayang und Merapi), wahrnimmt. Dies iſt aber hier keinesweges der Fall, hier ſind die Wände nicht glatt, ſon⸗ dern in kleine Joche oder Leiſten getheilt, die ſich vertikal neben einander (vom Saume dis zum Fuße der Wand) herabziehen, gleich als ſeien auch hier zähfluͤſſige Maſſen heradgeſtrömt. (S. Taf. 30. Fig. 8.) Jetzt ſcheint die Thaͤtigkeit dieſes Berges immer mehr erloͤſchen zu wollen. Denn der See, welcher erſt vor Kurzem in dem juͤngſten Erup⸗ tionskegel (dem Bromo) zum Vorſchein kam, iſt ein mehr friedliches Phänomen, welches an die ſchöͤnen Schwefelſeen des Patuha und Tela⸗ gabodas erinnert. Dieſelben Verhaͤltniſſe, welche unſern Aufenthalt auf dem Gunong Tingger fo ſehr, verkürzt hatten, noͤthigten uns, die öſtlichen Provinzen Java's überhaupt bald zu verlaſſen. Wir thaten dies mit ſchwerem Herzen, da gerade dieſe Gegenden die am wenigſten bekannten Japa's ſind, da gerade hier (eng zuſammengruppirt) ſich die hoͤchſten Gebirge der Inſel (Gunong Idienne, G. Rauwong, Ijang, Lamongang, Tingger, Smiru, Ardjuno, Klut, Kawi) erheben, deren vulkaniſche Gipfel (Idienne und Tingger ausgenommen) noch keines Menſchen Fuß betrat, und da ſich gerade hier die groͤßten Wildniſſe ausdehnen, in deren Heiligthume noch nie die Hand eines Botanikers pfluͤckte. Wir hofften auf beſſere Zukunft und traten unſere Ruͤckreiſe an. Von Surabaya bis Griſſee (Chreſik auf Raffle's Karte) führt die Straße über den ſumpfigen, ſehr uͤppig mit Avirennien, Rhizophoren und Bruguieren bewachſenen Seeſtrand, mit welchen Gebuͤſchen wiederum Strecken abwechſeln, auf denen im Moraſt nur Acanthus ilicifolius und Nipa ſruticans wachſen. Man kann nicht umhin, dieſen Strand⸗ bäunchen eine eigenthuͤmliche Naturſchönheit zuzugeſtehn; denn was konnte maleriſcher ſein, als Bruguiera Rhedii, deren ſchattiges, dunkel⸗ glänzendes Laub auf Saulen cuht, die ſich unmittelbar aus dem Waſſer 375 erheben, leicht kenntlich an ihrem pyramidalen Wuchſe und den großen glaͤnzenden Blaͤttern; oder als die zarter gewebten, lichtgruͤnen Blaͤtter— kronen der Br. caryophylloides, die, von einfachen Staͤmmchen getra— gen, die ſchmalen Daͤmme zu beiden Seiten alleenartig einfaßt, jungen Oltvenbaͤumen vergleichbar. Gern möchte man in ſolchen Gebuͤſchen luſtwandeln, zwiſchen Waſſerflaͤchen, deren Spiegel, fo freundlich einladend, das Bild der ſchoͤnen Uferbaͤumchen zuruͤckwirft; aber die erſtickende Hitze, die verderbliche Luft, die mit ſolchen Suͤmpfen unzertrennlich verbunden iſt, und die gefraͤßigen Kaimans, welche in den Pfuͤtzen lauern, machen dieſe Schoͤnheiten ungenießbar. Die Straße fuͤhrt ſtets dem Nordſtrand entlang, von dem ſie ſich nie bedeutend entfernt. Hie und da erſcheint ein niedriger Kalkruͤcken; ſonſt iſt Alles flach, wenig Gegenſtaͤnde zur Beobachtung darbietend. Bei'm Dorfe Tuban, wo wir die erſte Nacht zubrachten, ſprudelt, etwa hun— dert Schritte vom Strande entfernt, eine Quelle fügen Waſſers aus dem Meere empor; es iſt die Trinkquelle für die Einwohner, die kein anderes Waſſer habe. Man hat ſie, zum Schutze vor der Bran— dung, ummauert und das Baſſin durch einen Damm 5 75 dem Strande verbunden. Unweit von Lashem laͤuft vom Berge Arko, der ein vulkaniſches Anſehen hat, aber nicht hoch iſt, ein Ruͤcken bis ins Meer hinab. Seine ſchroffen Waͤnde laſſen jedoch Nichts als Sand- und Conglomeratſchichten erkennen. Wir kamen durch Joana, eine ehemals bedeutende Niederlaſſung der Europäer am Fluſſe gleiches Namens, die jetzt im Verfall iſt, nach Pati, wo wir die zweite Nacht zubrachten. — Wie es ſcheint, bil⸗ dete der Berg Sapara früher eine kegelfoͤrmige, durch einen Meeresarm von Java getrennte Inſel; denn die Ebene, welche ſich jetzt ſuͤdwaͤrts um den Japara hetumzieht, iſt ſehr tief gelegen und mit Suͤmpfen bedeckt. Sie reicht dis an den noͤrdlichen Fuß eines niedrigen und flachen Kalk— ruͤckens, der in gewiſſer Entfernung vom Strande faſt die ganze Länge der Inſel von Samarang bis Surabaya ducchlaͤuft, und ermangelt gaͤnz— lich des trinkbaren Waſſers. Alle ihre Suͤmpfe und Bäche, fo wie der Fluß von Joana, der ſie durchſtroͤmt, find ſalzig und noͤthigen die Bes wohner von Joana, ihr Trinkwaſſer von den oͤſtlichen Abhaͤngen des Berges Japara mehre Paale weit auf Kähnen zu holen. Ja, ein Schlammvulkan beim Dorfe Growogan ') in dieſer Flaͤche liefert Schlamm von ſo betraͤchtlichem Salzgehalte, daß die Bewohner wirklich mit Vortheil Salz daraus bereiten. * 9 Gier findet eine Entwickelung von Gasarten aus ſchlammigem, grundlo⸗ ſen Terrain ſtatt; es iſt ein Luft vulkan, der in regelmäßigen Pauſen Bla⸗ ſen aufwirft. Wir konnten ihn diesmal leider nicht beſuchen; in der Umgegend ſoll auch ein natürliches Feuer brennen. 376 Gunong Prahn oder Dieng- (Mit einem Situationsplan dieſes Gebirges.) Unſere Reiſe ging nun weiter von Pati uͤber Samarang nach Pe— kalongang, das wir den 27. Juli verließen, um unſern Weg ſuͤdwaͤrts auf eine Gebirgskette zu richten, die ſich von W. nach O. hinzieht. Ihr Saum iſt ungleich, hie und da in einzelne Kuppen erhoben, zwiſchen dieſen aber wieder abwaͤrts geſenkt, gleichſam ausgezackt; der Abhang iſt in ungleiche Joche getheilt, die zwar im Allgemeinen von der Hauptaxe der Gebirgskette beiderfeits der Quere nach herablaufen, in dieſem ihrem Laufe aber viel Abweichendes vom Parallelismus, viel Unregelmaͤßiges wahrnehmen laſſen. Weſtlich verbindet ſich die Kette mit dem Gunong Tagal, oͤſtlich aber, wenn ſie den Meridian des Sindoro erreicht hat, erhebt ſie ſich in ihre hoͤchſten Kuppen, deren Abhaͤnge theils oſtwaͤrts den Bergen Ungarang und Jambus entgegenlaufen, theils füswarts ſich durch viel höhere Vergrüden mit dem Sindoro verbinden. — Zwiſchen dem Strande und dem Fuße dieſer Gebirgskette erſtreckt ſich eine mit Reisfeldern und Doͤrfern bedeckte Flaͤche, die in der Breite von 5 bis zu 15 engl. Meilen wechſelt. Bald hatten wir dieſe durchſchnitten und er— reichten die untern Bergabhaͤnge, die eben fo, wie die Vorhuͤgel des Un: garang, ſich durch eine rothe, thonige Erde charakteriſiren. Hier fließen in weiten, mit Geſchieben aller Groͤßen bedeckten Betten zahlreiche Baͤche herab, die das Reisland bewaͤſſern. Auch die Abhaͤnge des Gebirges ſind noch weit hinauf mit Reisfeldern bedeckt, und ganze Huͤgel und Bergruͤcken findet man in Terraſſen umgewandelt. Das Gebirge erhebt ſich ſehr ſanft und bildet in vielen Gegenden, ehe es wieder von Neuem anſteigt, kleine Plateau's oder doch nur ſehr wenig geneigte Flaͤchen, auf denen noch zahlreiche Doͤrfer ruhen. Auf einer ſolchen Platte im Dorfe Pandar brachten wir die Nacht zu. Die Wälder find durch ausgebreiz tete Cultur faſt verdraͤngt, und nur in der Tiefe der Kluͤfte und auf den hoͤchſten Firſten der Kette trifft man noch ihr Dickicht an. Quer uͤber dieſe Bergfirſte von Pekalongang aus fuͤhrt ein Weg nach Batur, und von Batur weiter durch das hohe vulkaniſche Plateau von Dieng nach Woroſobo, und ferner zwiſchen den Bergen Sumbing und Sindoro hindurch bis Magelan; ein Weg, der von Woroſobo aus zu Wagen und uͤbrigens ſehr gut zu Pferde zuruͤckgelegt werden kann. Es iſt der hoͤchſte Paß Java's, der da, wo er die Firſte uͤberſchreitet, eine Höhe von 7000 Fuß erreicht. — Als wir dieſen Punkt am 28. Juli des Vormittags erreicht hatten, wurden wir durch einen hoͤchſt eigen— thuͤmlichen Anblick getroffen. Die waldige Firſte ſenkt ſich naͤmlich nach Suͤden einige Tauſend Fuß tief hinab, ungleich ſteiler als in N., fo daß man vor ſich in det Tiefe ein weites Hochland erblickt, kahl, graſig⸗ grau, von kleinen Thaͤlern durchſchlaͤngelt und hie und da mit einem Dorfe ſtaffirt, deſſen braͤunliche Huͤtten weit in die Ferne leuchten. Kein Baͤumchen erkennt man weit und breit, kein Strauch umgrünt 377 die Dörfer; das ganze weite Hochland liegt Frei und offen vor Augen. Es umfaßt die Diſtrikte Karang Pandar und Batur und dacht ſich von der noͤrdlichen Gebirgskette, uͤber welche der Paß fuͤhrt, im Allgemeinen nach S. ab, wo ſich in der Ferne der zackige Saum minder hoher Berg— ketten hinzieht. Seine Höhe wechſelt zwiſchen 3 bis 5000 Fuß, denn es bildet, ſeiner Geſammtmaſſe nach, kein Plateau, ſondern ein unebenes, von Thalkluͤften mannigfach durchzogenes und ſich hie und da wieder zu Hügeln erhebendes Hochland, das ſich nur in einigen Gegenden völlig ebnet und Bergplatten von geringer Ausdehnung bildet. Im Zickzack windet ſich der Weg am waldigen Suͤdabhange des Gebirges hinab. Er brachte uns nach dem Dorfe Batur, welches in der weſtlichſten Gegend des Hochlandes in einer Meereshöhe von 4948 par. Fuß liegt. Felder mit Kartoffeln, Kohl, Zwiebeln, Tabak umgeben die Hütten, welche groͤßtentheils aus den Stengeln des Saccharum Klaga erbaut ſind, einer Pflanze, die eben ſo uͤppig am Seeſtrande als auf dem Gebirge in einer Hoͤhe von 5 bis 6000 Fuß zu gedeihen ſcheint. Kein anderes Gewaͤchs erinnert hier noch den Wandrer, daß er ſich unter den Tropen befindet. Man ſieht keine andern Baume, als Inga montana, die, an den Seiten der Wege gepflanzt, kleine Alleen bildet. Sie ſteht hier nicht hoͤher, als 10 bis 15 Fuß, die runden Kronen ihres zarten Laubes aber geben den Pfaden ein eigenthuͤmliches Anſehen. (Die Tem: peratur von Batur ſiehe im meteorol. Journal.) . Das Dorf liegt unmittelbar am ſuͤdlichen Fuße einer ſteilen Berg: kuppe, welche die Javanen mit den Namen Gunong Ptarangan bezeich⸗ nen. Nur ihr Scheitel, der ſich in der Wolkendecke verbirgt, iſt mit Waldung uͤberzogen. Die Bergkette naͤmlich, welche vom Tagal bis hieher im Allgemeinen oſtwaͤrts lief und ſich nur dieſer Laͤn gen rich⸗ tung nach hie und da in eine Kuppe erhob, verdoppelt ſich hier ge— wiſſermaßen oſtwaͤrts von Batur und ſteigt auch außerhalb ihrer Laͤn— genachſe in zahlreiche Bergkuppen an, die ſich nach Suͤden zu ausdehnen und durch hohe Thalgruͤnde, oder durch Bergplatten mit den mehr noͤrd⸗ lichen Kuppen der Kette zuſammenhaͤngen, ſuͤdwaͤrts aber in die Abs hänge des Sindoro übergeben. Die hoͤchſte von dieſen Kuppen, zugleich die oͤſtlichſte und hoͤchſte der ganzen Bergkette, führe den Namen Gu— nong Prahu '), weil fie eine Firſte bildet, die ſich von N. nach S. in die Länge zieht, fo daß ihr Profil einem umgekehrten Kahne gleicht. Von den Kuppen, die von Batur aus ſichtbar ſind, liegen der Gunong Ptarangan in N., Pakeraman in O. 300 g. N., Nogoſari in O. und Wisnu in O. 350 g. S.; zwiſchen beiden lebtern in der Mitte ragt der Pakkuodjo hervor. Fern in W. 50 g. N. ſieht man den Raga Djampangang. s „Und es wallet und ſiedet und brauſet und ziſcht, Wie wenn Waſſer mit Feuer ſich menget, Bis zum Himmel ſpritzet der dampfende Giſcht, Und Fluth auf Fluth ſich ohn' Ende draͤnget, —“ en ) Prahu — Kahn. 378 Dieſe Worte Schillers ſcheinen vollkommen anf einen Schauplatz vulkaniſcher Thaͤtigkeit zu rebunen in den wir letzt in: We ſtehen, unſere Leſer einzufuͤhren. 1. Kawa Scorowedi oder Tringo. Wir verließen Batur am 30. Morgens und verfolgten den Weg, welcher nach ONO. zu, immer aufwaͤrts ſteigend, zwiſchen den Berg— kuppen Pakereman und Nogoſari nach Dieng fuͤhrt. — Kaum hatten wir eine engl. Meile zuruͤckgelegt, als wir links uͤber uns eine Dampf⸗ wolke erblickten, die mitten aus dem Walde emporſtieg. Dieſe Stelle liegt im Gebirge N. weſtlich hinter dem Pakereman. Ein Fußpfad führte uns zuerſt über baumloſe, nur mit Graͤſern, Tragopogon-, Ranun⸗ culus⸗, Valeriana- und Plantago - Arten und hin und wieder mit einem Rubusſttauch bewachſene Hoͤhen und brachte uns dann in den Wald. Ploͤtzlich fanden wir uns an den Rand eines Abgrundes verfegt, aus dem unter heftigem Brauſen dicke Dampfwolken emporjtie- gen. Auf einem kleinen Umwege gelangten wir an den Fuß der Wand und ſahen uns in unmittelbarer Naͤhe einer der merkwuͤrdigſten Erſchei— nungen, die uns auf Java noch zu Geſicht gekommen. Eine halbkreis— förmige, etwa 40 Fuß hohe Wand ſteht auf der einen Seite offen und fest ſich daſelbſt abwärts in eine Thalkluft fort, fo daß die Wand als der Urſprung dieſer Kluft zu betrachten iſt. Sie beſteht ganz aus braͤun⸗ licher, fruchtbarer Erde, die nach innen eine glatte Oberflache und eine gelblich-weiße Farbe angenommen hat. Von Felſen keine Spur. Am Fuße dieſer Wand liegt ein Keſſel von rundlichem Umfange, etwa 157 breit und mit Waſſer erfüllt, welches in der heftigſten kochenden Bewe⸗ gung begriffen iſt. Unaufhoͤrlich wird die Mitte des Keſſels wellenfoͤr— mig 4 bis 5 Fuß hoch emporgeſchleudert, ſo daß ſein ganzer Spiegel in Bewegung, geraͤth und eine Brandung entſteht, die an den Ufern in die Höhe ſpritzt. Dabei entwickeln ſich aus der ganzen Oberflaͤche des Waſ⸗ ſers eine Maſſe von Daͤmpfen, die mit Schnelligkeit emporſteigen und ſich zu Wolken ballen. Wenige Schritte unterhalb des großen Beckens, über deſſen niedrigſten Rand das Waſſer von Zeit zu Zeit, wenn die Bewegung beſonders heftig wird, uͤberſtroͤmt, finden ſich noch mehre klei⸗ nere Loͤcher oder Hoͤhlen in der Thalkluft, in denen ebenfalls Waſſer ſiedet. In einigen von ihnen ſchlägt das Waſſer, welches von den aufs ſteigenden Daͤmpfen bewegt wird, mit ſolcher Vehemenz an die Seiten, oder an die Decke der Löcher an, daß die ganze Gegend davon erbebt und ein hohles, donnerndes Getoͤſe gehoͤrt wird. — Nichts als Sieden, Ziſchen, Brauſen und dumpfes Donnern! — Temperatur des Waſſers am Rande des Keſſels, fo weit es moglich war, das Inſtrument zu nd: bern, 182° (66,67 R.). Das Waſſer war trübe, gelblich- grau und 379 machte ſchweflige, weißlich-gelbe Sedimente. Die Dämpfe waren ges ruchlos. Eine üppige Vegetation gl dieſen Keſſel und die ganze Thal— kluft, die ſich abwärts zieht. Zunaͤchſt dabei grünen Pteris-Arten, die ein 5 bis 7 Fuß hohes Polſter bilden, und Baumfarrn, deren herrliche Geſtalten ſich zu Hunderten umher erheben. Dieſe Berggegend heißt Gunong Dungangang. f f | Pakereman oder Sitſimat. Wir begaben uns zuruͤck nach dem Hauptpfade und ritten etwa - eine halbe engliſche Meile weiter aufwaͤrts. Hier kam uns in dem ſuͤd— lichen tiefern Abhange einer Bergkuppe eine Vertiefung zu Geſicht, ein keſſelfoͤrmiges Loch (Lowong), das uns die Javanen mit dem Namen Pakereman bezeichneten. Dies bedeutet wörtlich. Thal des Todes (Vallée de mort). Es iſt ein Loch (Taf. 30. Fig. 9.) von laͤnglich- rundem Umfange, ein Schlund, der ſich gerade in der ſteilen Firſte eines Berg⸗ joches (und nicht an dem ſeitlichen Abhange des Joches) oͤffnet, ſo daß der obere Rand des Schlundes wenigſtens 100 Fuß hoͤher liegt, als der untere, von wo allein der Zugang in die Tiefe des Loches moͤglich iſt. Wir ſtiegen auf einem kleinen Nebenpfade einige Hundert Fuß hoch hinan, um zum untern Rande des Loches zu gelangen, deſſen immer ſchroffen, ja an manchen Stellen ſenkrechten Waͤnde eben ſo, wie der Rand, mit Geſtraͤuch und Waldbaͤumen bewachſen ſind. Hat man den Rand er⸗ reicht, ſo blickt man in einen keſſelfoͤrmigen Abgrund hinab, deſſen Bo⸗ den concav und kahl iſt und nur in der Mitte eine kleine ſandige, mit einigen Felſenbrocken beſtreute Flaͤche bildet. Die Hoͤhe der ſuͤdlichen Wand betraͤgt etwa 100, die der noͤrdlichen aber 300, und der Diame⸗ ter des Bodens 100 Fuß. — Diet iſt nun das wegen der erſtickenden Gasarten, die ſich auf ſeinem Boden entwickeln, beruͤchtigte Todten— thal Java's. Mehre Europäer, welche es beſuchten, wollen daſelbſt Gas daver von Voͤgeln, Hirſchen, Tigern, Schweinen und andern Thieren ge: funden haben. Dies bleibt immes raͤthſelhaft, wenn man die Schroff: heit der Abhaͤnge betrachtet, an denen ſich ſo leicht wohl kein Thier von freien Stüden hinabwagen wird. Wir fanden Nichts, als den todten Körper eines Menſchen, der aber, wie uns die Bewohner der benachbar— ten Dörfer erzählten, abſichtlich hinabgeklettert war, um ſich der ers ſtickenden Luft preis zu geben. Dies war bereits vor 14 Tagen geſche⸗ hen. Der Leichnam lag in der Mitte des Abgrundes auf dem Rücken ausgeſtreckt und war bereits in voͤllige Verweſung übergegangen, aufge: ſchwollen und mit Tauſenden von Maden bedeckt. Ein Paar Hunde, die wir hineinſchickten, ſprangen ganz munter auf den Boden umher und bellten das Cadaver an. Der Geſtank, welchen der faulende Leich⸗ 380 nam verbreitete, hielt uns jedoch ab, felbft näher zu treten. Es ſcheint, daß ſich die Gasarten nur zu gewiſſen Zeiten entwickeln, namentlich, wie die Eingeborenen verſichern, nach gefallenem Regen. Der Reſident von Barjumas ſah wenigſtens mehre Male ſowehl Ziegen und Hunde, als Huͤhner, die er hinabtrieb, bald in Zuckungen gerathen und ſterben. Selbſt auf die Vegetation ſcheint die Kohlenfäure, die ſich auf dem Boden entwickelt, nachtheilig zu wirken, denn waͤhrend die Waͤnde des Schlundes uͤppig bewuchert ſind, iſt der unterſte Grund ganz kahl. Noch mehre ſolcher keſſelfoͤrmiger Abgründe (offenbare Einftürze), von denen jedoch nicht bekannt iſt, ob ſich erſtickende Luftarten in ihnen entwickeln, ſieht man an den benachbarten Bergabhaͤngen. Telaga Leri. Verfolgt man (im Allgemeinen immer nach ONO. zu) den Haupt: weg weiter aufwärts, fo gelangt man, 4 bis 5 Meilen von Batur ent: fernt, in eine Gebirgsgegend, die zwiſchen den Kuppen Igger Kandang, Nojoſari. u. a. gelegen iſt und ein Hochland darſtellt, deſſen flachere Ge⸗ genden mit den Stroh- und Klagahuͤtten mehrer kleiner Doͤrfer bedeckt find. Zahlreiche Kluͤfte, in denen meiſtens Baͤche herabrieſeln, durch— ſchneiden dieſes Hochland, in deſſen Mitte man mehren trichterfoͤrmigen Ein: ſenkungen oder Erdſtuͤrzen von unregelmaͤßiger Form begegnet. Im Grunde dieſer Einſenkungen, deren Entſtehung wahrſcheinlich durch Erdbeben ver— anlaßt wurde, findet man viele kleine Suͤmpfe mit einem Teppich ven Sisymbrium Nasturtium überdeckt. Merkwuͤrdiger noch, als dieſe Ein: ſtuͤrze, iſt ein großes Becken warmer Quellen, oder, wenn man will, ein Krater, welchen die Javanen Telaga-Leri nennen, und der die tiefſte Gegend dieſes Hochlandes einnimmt. — Um zu ihm zu gelan⸗ gen, ſchlugen wir wieder einen Nebenweg ein und kamen zum weſtlichen Fuße der ſchroffen, waldbedeckten Kuppe Igger Kendang. Am ſuͤdlichen Rande des Telaga ſtehend, blickten wir in eine walderfuͤllte Tiefe hinab, in einen Thalgrund voll uͤppig⸗gerundeter Straͤucher und prächtig geroöldter Baͤume, und mitten zwiſchen dieſen Bäumen ſieht man einen kleinen See, deſſen weißlich gelbes Waſſer durch das friſche Grün feiner Ufer hindurchſchimmert. Einen grelleren Contraſt kann kein Maler er- ſinnen. Der See hat einen unregelmaͤßigen Umfang, zieht ſich hier zu: ſammen, erweitert ſich dort wieder und wird durch zahlreiche ſumpfige Stellen, durch zahlreiche kleine Inſeln und durch einzelne gebleichte Stein: blöde unterbrochen, auf denen ſich, mitten im Waſſer, das herrlichſte Laubwerk erhebt. Beim Hinabſteigen in den Grund des Kraters trafen wir auf meh: rere warme Baͤche, die an der ſteilen Wand des Igger Kendang mitten im Walde entſpringen und in den Krater hinabrieſeln. Die Menge ih: 381 res geſchmack- und geruchloſen Waſſers iſt beträchtlich, und ihre Tempe— ratur betrug ſowohl oben im Walde, als unten im Krater 105 F. (32, 44 R.). Im Boden des Kraters vereinigen ſie ſich mit noch an— dern Waͤſſern, die aus Tauſenden von kleinen Löchern und Spalten her— vorſprudeln. Der ganze Krater iſt gleichſam ein Moraſt, ganz von Daͤmpfen durchwuͤhlt, alle Geſteine ſind zerſetzt, zerbroͤckelt und in eine hellgraue, thonige Erde verwandelt. Nur wenige Bloͤcke zeigen noch einige Cohaͤrenz, und auch dieſe ſind bereits gebleicht und bilden kalkartige, bröcliche Maſſen. Wegen der ſchlammigen, grundloſen Beſchaffenheit ſeiner Ufer iſt es gefährlich, ſich dem See zu nahen, welcher die noͤrd— lichſte, tiefſte Gegend des Kraters einnimmt und nicht mehr als 50 bis 100 Fuß im Durchmeſſer hat. In S. u. W. finden ſich, durch Waldung von ihm geſchieden, noch aͤhnliche Suͤmpfe. Das Waſſer des Sees, welches truͤbe iſt und eine milchweiße Farbe hat, iſt in der Mitte kalt, 30 Fuß tief, an den Ufern aber finden ſich Hunderte von Sprudeln, von denen einige 134% F. (45, 33 R.), andere 155 (54, 67 R.) Temperatur hatten. Andere Sprudel in den hoͤher gelegenen ſuͤdlichen Gegenden des Kraters, deren Waſſer farblos iſt, weichen, fo nahe fie ein: ander auch liegen, ihrer Temperatur nach betraͤchtlich von einander ab; der waͤrmſte, den wir maßen, zeigte 178° F. (64, 89 R.) bei einer Lufttemperatur von 62° (13, 33 R.) um 10 Uhr. Dicht neben dieſem farbloſen findet ſich wieder ein Becken von gelblich-weißem, trübem Waſ— fer, welches nur eine Waͤrme von 96“ (28, 44 R.) hatte. Faſt alle die verſchiedenen Waͤſſer bilden gelblich-weiße, oder weiße Sedimente, die nicht ſelten federartig oder confervenartig wie Faſern im Waſſer ſchwim— men. Viele der kleinen Dampfloͤcher und Spalten zeigen in ihren Um— gebungen auch Abfäge ſchwefliger Natur. In dieſem Krater, der, die Seen mitgerechnet, von S. nach N. etwa 700. Fuß im Durchmeſſer hat, kann man nirgends einen Schritt thun, ohne auf ziſchende Daͤmpfe oder auf heiße, brodelnde Sprudel zu ſtoßen. Selbſt die trocknen, mit Klaga und mit Polftern von Farrn— kraͤutern (Pteris- und Mertenſia- Arten) bedeckten, Gegenden deſſelben ſind voll ſolcher Erſcheinungen. Man iſt fortwaͤhrend in Dampfwolken gehuͤllt, die jedoch der Reſpiration nicht hinderlich ſind und nur einen ſehr unmerklichen Schwefelgeruch haben. Alle Waͤſſer, welche dem Bo— den des Kraters entſtroͤmen, mit den heißen Baͤchen, die in den Krater fließen, vereinigen ſich zuletzt in einen Bach, der ſeinen Ausfluß in W. nimmt. Denn in W. und NW. find die Umgebungen des Kraters völlig flach und ſumpfig, aber mit uͤppiger Waldung bedeckt; nur in Süden iſt der Krater von einem etwa 100 Fuß hohen, ſchroffen Ufer begrenzt, in Oſten aber von der hohen ſteilen Wand des Igger Ken— dang. Uebrigens haben ſeine Ufer Nichts aufzuweiſen, was man eine Kratermauer nennen koͤnnte, da ſich das ganze, Telaga Leri genannte Terrain mehr wie eine Einſenkung oder ein Einſturz verhaͤlt. Die Meereshoͤhe des See's betraͤgt 5752 Fuß. Gar lieblich erhebt ſich das Gebuͤſch auf ſeinen weißen Ufern, ober 382 auf den Inſeln und Zwiſchenraͤumen der Suͤmpfe. Beſonders vier Baumarten herrſchen vor: 1) ein 50“ hohes Melaſtoma mit großen, lanzettförmigen Blaͤttern, von den Javanen Kambehrong genannt, Astro nia spectabilis Bl., Bydr. 17, 1080), 2) eine feinblaͤttrige Thi- baudia, Th. microphylia J. (Komados), die uͤberaus zierliche Baͤumchen und Gebuͤſche von zartem, gerundeten Baumſchlag bildet; wo ſich ein ſolches Baͤumchen iſolirt auf einem gebleichten Felſenblocke mit— ten in dem weißen See erhebt, kann man das Auge nicht abwenden von der ſchoͤnen Form und dem Contraſte der Farben; 3) ein ſchlanker, nicht minder ſchoͤner Baum mit lanzettfoͤrmigen Blättern, Pohon Knitni (Elaeocarpus angustifolius Bl., 5 3, 120); 4) Pohon Krangean (Tetranthera citrata N. v. E.) Das Zwiſchengeſtruͤpp bilden be: ſonders Farrnkraͤuter (Pteris- und Mertenſia-Arten), die ein dicht ge: webtes, uͤppiges Polſter von 5 — 6 Fuß Höhe darſtellen. Es ſcheint, daß alles Waſſer, welches dieſem Krater entquillt, ges woͤhnliches Quellwaſſer iſt, welches von den hoͤhern Bergkuppen in die Tiefe ſickert, mit den Daͤmpfen in Beruͤhrung kommt, erhitzt und her— vorgetrieben wird. — Daß es bei Beruͤhrung mit ſchwefligen Daͤmpfen und mit zerſetzten in thonigen Schlamm verwandelten Steinmaſſen fremde Beſtandtheile in ſich aufnimmt, ſcheint ſich leicht zu erklaͤren. 4. Plateau Dieng. Nachdem wir in den Gebuͤſchen des Telaga-Leri hinlaͤnglich gepluͤn⸗ dert und manche Schaͤtze für. unſer Herbarium daraus gezogen hatten, ſetzten wir unſere Reiſe aufwaͤrts weiter fort. Der Hauptpfad, welcher Aileen von jungen Akaciabaͤumchen darſtellt, fuͤhrte nun aus dem Hoch— lande, in welchem der Telaga⸗-leri liegt, in oͤſtlicher Richtung zwiſchen den beiden Bergkuppen Igger Kendang (dem nördlichen) und Pang-onang (dem ſuͤdlichen) hinan. Das Zwiſchenland, welches beide trennt, neigt ſich nach W. und iſt in feiner Mitte von einer tiefen Kluft durchſchnit⸗ ten, die ſich der Lange nach, faſt in gerader Richtung, nach W. herab⸗ zieht. Die Abhänge dieſer Kuppen und der umliegenden Höhen verlie— ren immer mehr und mehr von ihrem urſpruͤnglichen Waldesſchmuck; Tauſende von Baumſtämmen ſahen wir hingeſtreckt, die noch nicht ganz vermodert waren, und in anderen Gegenden erblickten wir noch die zahl: reichen Stumpfe früherer Waldbaͤume; taͤglich faͤhrt man fort zu kappen und der Natur ihre Schönheit zu rauben — um Tabacksfelder anzule⸗ gen. Auf dieſe Weiſe wird der Waldwuchs auf die boͤchſten Kuppen zuruͤckgedraͤngt. Das Hochland, oder die ſanften Thaͤler dieſes Gebirges ſtellen daher entweder angebaute Felder dar, oder Grasmatten, in welche, außer Rubus⸗ Arten, eine Menge krautartiger Pflanzen aus europaͤi⸗ ſchen Gattungen eingeſtreut ſind. 383 Bald erreichten wir den hoͤchſten Punkt des Pfades am nordoͤſtlichen Fuße der Kuppe Pang-Onang und erblickten das große Plateau von Dieng vor uns. — Dies iſt eine graſige Ebene von laͤnglich- rundem Umfange und von ND. nach SW. drei engliſche Meilen lang, der Quere nach aber etwa nur 2 Meilen breit. — Hohe Gebirgskuppen und minder hohe Verbindungsruͤcken zwiſchen dieſen Kuppen umgeben ſie ringsum, ſo daß ſie einen flachen Keſſel darſtellt, von Bergen umzaͤunt, wie ein Kraterboden von ſeiner Mauer. Unter den hoͤhern Kuppen und Bergruͤcken verdienen der Pang-onang in SW. und W., der Pakkuodjo in SO., in O. und NO. aber der Gunong Prahu bemerkt zu wer— den, welcher letztere die hoͤchſte Firſte des ganzen Gebirges iſt. Undurch— dringliche Waldung bedeckt ſeine ſteilen Abhaͤnge, ſo wie auch die des Pakkuodjo, an deſſen Wände ſich jedoch einige kahle Streifen und Flecken von weißer Farbe herabziehen; dort (ſo berichten die Javanen) ſoll der Krater Kawu⸗upas liegen. In der noͤrdlichen Gegend des Plateau's, 6296 par. Fuß uͤber dem Meere, liegt das Dorf Dieng, das hoͤchſte der Inſel Java; es beſteht nur aus wenigen Huͤtten, von Klaga-Stroh und ſchlecht behauenen Baum— ſtaͤmmen zuſammengefuͤgt und geſchwaͤrzt von dem Rauche der Feuer, die man zum Schutz gegen die Kaͤlte ununterbrochen in ihrem Innern unterhaͤlt. — Das Plateau gewaͤhrt einen oͤden, einſamen Anblick, um ſo oͤder, je uͤppiger die umgebenden Bergruͤcken mit Waldung bedeckt ſind; denn ſeine Flaͤche iſt nur mit Gras bewachſen, mit Alchemilla, Plantago-Arten, mit Acorus Calamus, mit Scirpus-Arten und Xyris macrocephala Vahl. In feinem Centrum liegt ein klei⸗ ner etwa 200“ im Diameter haltender See, der Telaga Palikambang, dem man ſich, wegen der moraſtigen, grundloſen Beſchaffenheit feiner Ufer unmoͤglich nahen kann. Auch noch andere kleine Sümpfe und Gräs ben durchziehen das Plateau, das mit Conferva-Arten und Nasturtium begruͤnt iſt. Den Kalmus, obgleich er in Maſſe vorkommt, hat noch niemals ein Javane mit Bluͤthenkolben geſehen. — Eine andere Art Xyris (X. indica L.) hatten wir in der heißen Flaͤche am Fuße des Lawu gefunden. Schon die große Verſchiedenheit des Klima's deu: tete darauf hin, daß beide Pflanzen ſpecifiſch verſchieden ſeien. — Dort herrſcht über Tag im Schatten eine Wärme von 84 bis 86“ F. (23, 11 — 24 R.), die des Nachts nicht leicht unter 80 oder 78921, 33 — 20,4 R.) herabkommt; hier aber ſinkt das Thermometer des Nachts bis zum Gefrierpunkte herab und erhebt ſich des Mittags kaum zu 58 und 60 (11,56 — 12,44 R.). Einſam im weiten Plateau, nordwaͤrts nicht weit von ſeinem Cen— trum entfernt, erhebt ſich eine Gruppe kleiner Tempel, die rings von Suͤmpfen umgeben find, fo daß man nur auf kuͤnſtlich erhöhten, mit Brettern belegten Pfaden zu ihnen gelangen kann, — ein ſonderbarer Anblick in der oͤden Flaͤche! Viele Jahrhunderte lang haben ſie Sturm und Wetter getrotzt und ſtehen noch immer feſt da auf dem ſumpfigen Boden, ergraute Ueberbleibſel hohen Alterthums. Ihre Quaderſteine ſind 384 mit Moos überzogen, und Geſtraͤuch begruͤnt ihre halbverfallenen Gipfel. Wir zaͤhlten ihrer 4; ſie ſind in geringer Entfernung von einander in einer geraden Linie von N. nach S. erbauet; ihren Ein— gang haben fie in W., ihr innerer Raum iſt einfach und dunkel, ihre aͤußere Form viereckig, doch fo, daß fie ſich nach oben, in ſcharf eckigen Terraſſen einſpringend, verſchmaͤlern. Manigfache Bilder en basrelief verzieren ihre Niſchen und Waͤnde. Ihr Geſtein, wel— ches aus ſorgfaͤltig bearbeiteten, ohne Kitt in einander gefuͤgten Wir: feln beſteht, iſt eine lichtgraue poroͤſe Lava, von einer Beſchaffenheit und ſo leichtem Gewicht, wie wir ſie noch in keiner andern Gegend Java's fanden. Ihre Höhe beträgt 20 Fuß. — In SO. ragt hinter der Berg⸗ kuppe Pakkuodjo der Gipfel des Sindoro hervor. Außer dieſen Tempeln findet man noch große Maſſen zerſtreuter, behauener Quaderſteine, beſonders im ſuͤdsſtlichen Umfange des Plateau's, und in der Naͤhe der Tempel eine Menge Fundamente fruͤherer, laͤngſt eingeſtuͤrzter Gebaͤude. Außerdem ſtehen nordoͤſtlich vom Plateau, auf einer Anhoͤhe, noch zwei wohlerhaltene Tempel, und zahlreiche andere klei— nere auf deſſen W. und NW. ⸗lichem Ufer, fo daß es ſcheint, als ſei dieſe Gegend in alten Zeiten eine Hauptniederlaſſung braminiſcher Prie⸗ ſter geweſen. Es fragt ſich nun, war das Plateau bereits zu der Zeit, als man die Tempel baute, ſo waſſerreich und moraſtig, als jetzt? Ein Paar Tem— pel ſind jetzt in ihrem Grunde mit Waſſer erfuͤllt und die uͤbrigen rings von Suͤmpfen umgeben. in: größerer Waſſerzufluß kann nicht anges nommen werden, da ſich vielmehr durch die immer mehr zunehmende Ausrottung der Waͤlder die Waſſermenge vermindern muß. Sollte ſich das Plateau tiefer geſenkt haben? — oder beſtand damals vielleicht ein künſtlicher Kanal, der die Waſſermaſſe nach SW. in den Telaga Trus abfuͤhrte. Die SW. lichen Gegenden des Plateaus ſind jetzt die am tief— ſten gelegenen und vom See Palikambang aus mit einem Graben durch: zogen; ſie ſind nach der Erzaͤhlung der Bewohner des Dorfes Dieng zur Regenzeit ganz mit Waſſer bedeckt, ſo daß weder die Tempel beſucht, noch die ſuͤdlichen Gegenden der Ebene, uͤber die jetzt der Weg nach dem Krater Djondro di Muka fuͤhrt, betreten werden koͤnnen. Dieſe Gegen— den aber communiciren durch ein kleines Zwiſchenthal mit dem Telaga Trus, unter welchem in W. der genannte Krater liegt. Auf dieſem Wege nun könnte ohne Zweifel ein Abfluß des Waſſers aus dem Dieng’- ſchen Plateau bewirkt werden. 5. Kawa Djondro di Muka. Dieſer Krater liegt eine halbe engliſche Meile weſtlich unterhalb des füblichen Endes des Plateau's und in SW. vom Centrum deſſelben. 385 Auf einem mit Balken und Brettern belegten Pfade gelangten wir uͤber die ſumpfigen, ſuͤdlichen Gegenden der Flaͤche und betraten die Waͤl— der des Ufers, welches ſanft in die Hoͤhe ſteigt. — Hier ſteht ein Tem: pel im Waldesduͤſter, über deſſen ſtrauchbewachſenen Gipfel Eichen und Melaſtomen ihre Zweige ausbreiten. Die Javanen nennen ihn Chandi bima. Er iſt 30 Fuß hoch, mehreckig, ſich nach oben zu pyramidaliſch verſchmaͤlernd, indem ſcharfkantige Terraſſen über einander einſpringen, mit Basreliefs verziert An feinen Wänden erheben ſich Niſchen, ab: ſatzweiſe kleiner werdend, zu dreien übereinander, welche Bramakoͤpfe ent- halten. Der einzige Eingang in Oſten führt zu einem viereckigen dun— keln Raume. Er iſt aus Quaderſteinen derſelben Natur, wie die Tempel von Dieng erbaut. Vier Nebentempel umgeben das Gebaͤude an feinen vier Ecken; zwei von ihnen, welche noch ſtehen, ſind viereckig, zehn Fuß hoch, und umſchließen einen engen dunkeln Raum. Von hier ſtiegen wir auf ſchmalen Pfaden abwaͤrts durch den Wald. Rechts neben uns erblickten wir den Telaga trug, einen etwa 100° langen See, der, mit dem Dieng'ſchen Plateau durch eine kleine Thal— kluft communicirend, hier im engen Keſſel mitten im Walde verſteckt liegt. Er erfüllt nur einen ſehr kleinen Theil vom Grunde des Keſſels und iſt daher von breiten, ſumpfigen Ufern umgeben, deren Grundloſig— keit alles Annaͤhern an den Waſſerſpiegel verbietet. Nachdem wir eine halbe Stunde fortwaͤhrend im Walde abwaͤrts gewandert, erreichten wir die Kawa Djondro di muka, deren Mühe wir bereits aus einiger Entfernung an einem Geruche nach Schwefel— waſſerſtoffgas gewahrt hatten. Es iſt eine etwa 1000 Fuß breite Gegend, noͤrdlich und ſuͤdlich von Bergruͤcken begrenzt, ſich von O. aber nach W. zu allmälich, ohne von Bergwaͤnden umgeben zu fein, ſanft hinabda— chend. Sie liegt ganz im Walde verborgen und iſt dem groͤßten Theile nach mit kleinem Geſtraͤuch von Thibaudienund mit Pteris-Arten bewachſen. Mehre Stellen aber, beſonders die noͤrdlichen, tiefer gelegenen, ſind kahl, alles Pflanzenſchmuckes beraubt und von gelblich: weißer Farbe. Eine Menge von zerſetzten, gebleichten Steinen und Schwefelbrocken liegen um— her; ja ganze Felſenbaͤnke beſtehen aus einer gelblichen ſchwefelartigen Subſtanz. Zwiſchen ſolchen Umgebungen findet man mehre 20 bis 30 Fuß breite Waſſeranſammlungen mit ſchlammigen, den Nahenden gefaͤhr— lichen Ufern, nebſt zahlreichen kleinern Pfuͤtzen und Hunderten kleiner Sprudel, die theils die Ufer der groͤßern Teiche umgeben, theils ohne Ordnung umhergeſtteut liegen. Aus allen brodelt ein truͤbes Waſſer hervor, welches in einigen eine Temperatur von 152° (53,33 R.), in andern von 192 (71,11 R.) und in noch andern von 197“ (73,33 R.) hatte. Dabei war die Lufttemperatur (Wolkennebel bedeckten das Ge— birge) 59“ (12 R.). Es liegt dieſer Krater nur 45 par. Fuß unter: halb des Plateau. Wie im Telaga leri, ſo vernimmt man auch hier ein fortwaͤhren— des Ziſchen und Brodeln, und unaufhoͤrlich entſteigen den Pfuͤtzen heiße Daͤmpfe, die einen ſchwachen Geruch nach Schwefelwaſſerſtoffgas verbrei— Junghuhn, Java. 25 386 R ten. In der füdlichften Gegend des Kraters trifft man ein etwa 10 Fuß weites Loch an, welches in eine Hoͤhle voll Waſſer fuͤhrt, aus der ſich ebenfalls Daͤmpfe entwickeln. Alles Waſſer, welches den Pfügen dieſes Kraters entquillt, verbindet ſich mit einem Bache kalten, trinkbaren Waſſers, der durch die nördlichen Gegenden des Kraters ſtroͤmt und un: ter Geſtraͤuch am weſtlichen Bergabhange hinabmurmelt. Von Kratermauern oder ſchroffen Felſenwaͤnden findet man auch hier keine Spur. In SSW. vom Krater liegt die Kuppe Wisnu, in WNW. und NW. iſt er von den Abhaͤngen des Pang⸗onang begrenzt. Bei der Ruͤckkehr nach Dieng trennte ſich unſere Geſellſchaft. Die Herren Fritze, Serrière u. a. gingen zuruͤck über Batur nach Banjumaas, waͤhrend Referent beſchloß, noch mehrere Tage zu Dieng zu verweilen. — Die Thermometer, welche des Nachmittags 4 Uhr im Dorfe (pas- sang rohan) Dieng, 699 (12° R.) ſtanden, ſanken nach Eonnenuns tergang ſchnell auf 95° (10,22 R.). Der Himmel im Zenith war heiter, aber ringsum ſenkten ſich geballte Wolken herab auf das Gebirge. Abends um 8 Uhr hatten wir 45% (5,887 R.). Zitternd vor Froſt, kauerten ſich die Javanen um die Feuer in den engverſchloſſenen Hütten zuſam— men, die ſie nur ungern verließen. Trat ich vor die Wohnung, ſo er— blickte ich das Plateau in der ſonderbarſten Beleuchtung. Die ringsum hochgezogenen Bergruͤcken ließen nur einen kleinen Theil des Firmamen— tes erkennen, deſſen Horizontgegenden verborgen blieben; dieſer ſichtbare Theil aber, einer runden Scheibe gleich, woͤlbte ſich in wunderbarer Klar— heit über mir; kein Stern war verborgen, und hell glaͤnzte der Mond im Zenith. Ein weißer Nebel bedeckte einige Fuß hoch den Boden des Plateau's, auf deſſen Schleier der Mond herabſchien, ſo zauberiſch, ſo kuͤhl, wie auf einer Schneedecke des Nordens. Abends 10 Uhr 42° (J, 44 R.), unter dem Dache eines ringsum offenen Schuppens; in offener Luft aber ſanken die Inſtrumente ſchnell auf 363 (2% R.). Der 31. wurde mit Botaniſiren und Unterſuchen der geſammelten Pflanzen zugebracht, der 1. Auguſt mit dem Entwerfen einer Zeich nung der Tempel. Als ich am Morgen des 1. Auguſt, ſobald es der anbrechende Schimmer des Tages erlaubte, nach den Thermometern ſah (ich hatte deren fünf aufgehangen), ftanden fie unter dem Dache 35° (1,67 R.). Sobald ich ſie aber ins Freie brachte, ſanken ſie nach wenigen Minuten auf 32% (0 R). — Das Plateau bot ein eigenthuͤmliches winterliches Anſehen dar. Es war weiß, wie eine Schneeflaͤche, und alle Gewaͤchſe (Graͤſer, Ranuncutus, Plantago-Arten) waren ganz mit Reif bedeckt und ſteif gefroren. Auch an den Baͤumen hingen Reif und Eiszacken; das Waſſer der Suͤmpfe und Graͤben aber hatte keine Eisrinde, denn ihre Temperatur betrug noch 44 (5, 33 R.). 387 6. Kawa Pakknodjo oder Goa pas. Am 2. Auguſt, Mittags, machte ich mich auf, um die Gegend des Berges Pakkuodjo zu beſuchen, die ſchon von Dieng aus, mehrer weißen Streifen wegen, welche von der duͤſtern Farbe des Waldes abſtechen, die Augen auf ſich zieht. Man erblickt ſie in SO. Indem ich den Pfad von Wonoſobo nach dieſer Richtung hin ver— folgte und vom Plateau wieder etwas in die Hoͤhe ſtieg, gelangte ich auf ein ſchmales Joch, von wo aus ich links (oͤſtlich) ein tiefes, weites Thal erblickte, das zwiſchen dem Jochè und dem viel hoͤhern Bergruͤcken des Prahu uͤbrig bleibt. Es iſt ein großes Laͤngenthal, das unmit— telbar hinter Dieng beginnt und ſich ſanft in der Richtung nach dem Sindoro zu hinabdacht, in ſeinem Grunde weit und flach genug, um Raum fuͤr die Felder und Doͤrfer darzubieten, die man von der Hoͤhe aus wie eine Planzeichnung unter ſich erblickt. Nach S. zu verſchmaͤlert es ſich und verwandelt ſich in eine enge Kluft, durch welche ein Bach herab— ſtroͤmt, der die Waſſermenge des Thales ableitet, welche ohne dieſen Abfluß, wie fo viele Keſſel dieſes Gebirges, einen See bilden würde. — Gegen— uͤber der ſuͤdlichen Gegend dieſes Thales war an der ſchroffen Wand des Gunong Prahu ein Bergſturz zu ſehen, der feiner Größe und lichtbraͤunlichen Farbe wegen, die mit dem blauen Dunkel des Waldes contraſtirte, ſchon von Weitem in die Augen fiel. Er ſtellte eine gerade, etwa 200° breite Kluft dar, die, den Zuſammenhang des Waldes unterbre— chend, ſich von der Mitte des Prahu bis in das Thal herabzog, deſſen Grund hier wohl 2000 Fuß unter der Firſte des Prahu liegen mag. Im Thale, das er bis in die Mitte hin uͤberſchuͤttet hat, breitet ſich der Berg— ſturz aus. Zertruͤmmerte Baumſtaͤmme ragen daſelbſt aus ſeinen erdigen Maſſen hervor. Ein Bach wurde in ſeinem Laufe gehemmt und mußte ſich erſt zu kleinen Teichen anſammeln, ehe er weiter fließen konnte. Dieſer Bergſturz hatte ſich, nach der Erzaͤhlung der Javanen, vor 6 Monaten ereignet, nachdem es anhaltend geregnet hatte; mehre Huͤtten wurden davon, wie von einer Lawine, uͤberſchuͤttet. Solche Stuͤrze ſind übrigens auf Java nicht ſelten an ſteilen Bergwaͤnden, deren fruchtbare, mit ſchweren Wäldern bedeckte Erde zuweilen nur auf loſen Schichten vulkaniſchen Sandes ruht. Rechts aber (weſtlich) bot ſich mir ein viel lieblicherer Anblick dar. Hier liegt, kaum 150° unter dem ſchmalen Joche (alſo ungleich höher, als das große Thal zur Rechten), der Telaga Woͤrno, ein ſchoͤner See von apfelgruͤner Farbe, der rundum von waldigen Bergruͤcken umgeben iſt. Er fuͤllt den flachen Thalkeſſel nicht ganz aus; denn zwiſchen dem Fuße der waldbedeckten Berge und dem Rande ſeines Spiegels bleibt ein 50 bis 100 Fuß breiter, mooriger Zwiſchenraum uͤbrig, der wieſenartig mit hohen Gräfern, Scirpusarten und Xyris macrocephala Vahl. begrünt iſt. Dicht am See, die naͤchſte Einzaͤunung des Waſſers bildend, das ihn beſpuͤlt, waͤchſt der Kalmus (Acorus calamus), den man ſchon 25 * 388 von weitem an feinem friſchen, gefättigten Grün erkennt. Hoͤchſt eigen: thuͤmlich ift die Farbe des Waſſers, die zwar im Sonnenſchein oder Schatten verſchieden nüancirt, jedoch überhaupt ein ſchones ſattes Apfelgruͤn res flectirt. Ohne Zweifel ruͤhrt dies Colorit von den Umgebungen her, da Alles rundum grün iſtl, und das Auge in Wald und Wieſen kein kah— les Fleckchen entdecken kann. Der See liegt ſuͤdoͤſtlich, nur durch einen ſanften Bergruͤcken von ihm geſchieden, direkt hinter dem Plateau Dieng, zwiſchen dieſem und der Kuppe Pakkuodjo. Mehr nach dieſer Kuppe zu, reiht ſich ihm noch ein kleinerer See, der Telaga-peng-ilong an, der nur durch einen ſchmalen Zwiſchenraum von flacher, ſumpfiger Beſchaffenheit von ihm ge⸗ trennt iſt. Wie eine Inſel erhebt ſich ein Waͤldchen auf dieſem Damme, den, wie alle moraftigen Ufer des See's, uͤppige Graͤſer bewuchern. Nach W. zu, ſich immer mehr verſchmaͤlernd, zieht ſich der Telaga Woͤrno in die Laͤnge (nach dieſer Richtung hin mag er 500°, der Quere nach von N. nach S. aber nur 300“ im Durchmeſſer haben); dort tritt er ſowohl mit dem Plateau von Dieng, ats auch mit dem Telaga trus durch ſchmale, moraftige Zwiſchenraͤume der Bergruͤcken in Verbindung. In SW. von bier liegt der Wisnu. Nachdem ich mich durch Baro⸗ meterbeobachtungen an ſeinen Ufern, denen ich mich wegen ihrer ſumpfigen, grundloſen Beſchaffenheit nicht ganz naͤhern konnte, uͤberzeugt hatte, daß ſeine Hoͤhe der vom Plateau Dieng ohngefahr gleichkommt, ſtieg ich auf dem Wonoſobo'ſchen Wege noch eine Strecke weiter hinab, um dann rechts einen Seitenweg nach dem Gebirge Pakkuodjo einzuſchlagen. In dieſer Gegend, nördlich von der Kuppe, trifft man auf mehre Felſenmaſ— fen, deren graue Waͤnde ſich 50 bis 100“ Fuß hoch erheben und kahl find, während auf ihrem Gipfel Waldbaͤume ruhen. Sie find nach al: len Richtungen hin von Spalten durchzogen und dadurch in eine Menge einzelner Stuͤcke getheilt, deren einige eine faſt kubiſche Form haben, die aber immer, obgleich viele ihrer Zwiſchenſpalten 3 bis 4 Zoll breit find, genau in einander paſſen. Sie liegen in der Gegend am Fuße der Berg- wand zerſtreut, wohin ſich die abgeblaͤtterte, weißgefleckte Fronte deſſelben richtet (NN Willich und Nilich), und wohin ſich auch eine kleine Kluft von oben herabzieht. Ich folgte dem Laufe dieſer Kluft, die ſich anfangs zwiſchen mit Taback bepflanzten Höhen hinſchlängelt, wo die Stämme der gefüllten Baͤume zu Tauſenden hingeſtreckt liegen, und die nur hoher oben noch von unverſtümmelten Waͤldern beſchattet iſt. Sie ift mit Geroͤllen be: deckt, die aus einer völlig veränderten, in eine weiße, Lichte, lockere, gleichſam kalkartige Maſſe verwandelten Steinart beſtehen. Die Zwiſchen⸗ raͤume der Geroͤlle ſind mit Sand ausgefüllt von ebenfalls weißer Farbe und hervorgegangen aus der Zerbröckelung dieſer Maſſen und aus Schwe⸗ felſtuͤckchen, die ſich mit ihnen vermengten. Dieſe Kluft brachte mich in eine Berggegend, welche ſich etwas vers flacht und ausbreitet und ungefaͤhr noch 700 Fuß unter der Bergfirſte gelegen iſt. Ein Geruch von Schwefelwaſſerſtoffgas machte ſie ſchon aus 389 einiger Entfernung als den eigentlichen Grund des Kraters kennbar. Sie liegt an dem NNW lichen Abhange des Pakkuodjo, deſſen Wand ſchroff in die Hoͤhe ſtrebt und noch hoch oben zwiſchen der Waldung kahle Flecken und Streifen von weißer Farbe erkennen laͤßt. Nur ſtel— lenweiſe iſt ſie (wir wollen ſie Krater nennen, obgleich ſie nichts als ein etwas eingeſunkener Bergabhang iſt) kahl und von Vegetation ent: bloͤßt; zahlreiche Steinmaſſen von lockerer, weicher Beſchaffenheit und leichtem Gewichte liegen umher zerſtreut und theiten den Platzen, die fie bedecken, die weiße Farbe mit. Keinen Trachyt- oder Lavablock findet man mehr, der nicht zerſetzt oder in eine ſolche leichte, gleichartige Maſſe don weißer Farbe umgewandelt wäre. Aber uͤppiges Gebuͤſch von Thi- baudia und Rhododendron, von Mertensia- und Pteris =» Arten um: giebt die kahlen Flecken, und Waldwuchs umzaͤunt den ganzen Platz. Aus Hunderten von Oeffnungen und Spalten dringen ſanft und ohne Geraͤuſch Daͤmpfe hervor, deren Raͤnder mit Schwefelkryſtallen und nadelfoͤrmigen Schwefelblumen beſetzt find. Auch kompakte Stuͤcke die— fer Subſtanz liegen hie und da zerſtreut. Bei weitem die zahlreichſten Daͤmpfe ſteigen aus der Kluft empor (in deren tiefer gelegenen Gegen— den ich heraufklomm), aus einer Kluft, welche den Krater in gerader Richtung von oben herab nach NNW. zu durchläuft, und deren Wände, bei einer Breite des Kluftgrundes von 5 bis 15 Fuß, ſich nicht höher als 30 bis 507 erheben. Dieſe Kluft iſt es eigentlich, was die Java— nen Goa upas nennen. Die mittlere Gegend dieſes Kraters mag etwa 300 Fuß uͤber dem Plateau von Dieng liegen. Ich brachte mehre Thermometer in eins der kleinen Loͤcher, aus welchem die Schwefeldaͤmpfe beſonders lebhaft hervorwirbelten, und ſah das Queckſilber bis zu 197 (73,33 R.) ſteigen. Die kleine Kluft gleicht einem gewöhnlichen Flußbett. Ohne Zwei⸗ fel rieſelt in der Regenzeit ein Bach in ihr hinab; auch ſollen in der Regenzeit die Daͤmpfe (nach der Angabe der Javanen) mit viel mehr Gewalt hervorblaſen. 3. Auguſt. Als ich am Morgen dieſes Tages, von der Kaͤlte erweckt, vor die Thür meiner Hütte trat, — das Firmament war voll kommen heiter — bot das Plateau wieder denſelben Anblick dar, als am Morgen des 1. Auguſt. Es ſah aus, wie beſchneit. Alle Gewächſe, beſonders Plantago und Alchemilla, waren ſteif und mit Eiskruſten übers zogen. An einem Haufen Reisholz, das ich am vorigen Abend aufein— andergelegt und mit Waſſer begoſſen hatte, hingen lange Eiszacken; die Thermometer, die ich im Freien, 4 Fuß über dem Boden, aufgehangen hatte, ſtanden alle fünf unter 320 (0 R.). Ihr Medium war 313 F. Unter dem Dache aber ftanden noch zwei andere 35“ (1,33 R.). Die Temperatur des Waſſers in den Becken und Graͤben des Plateau's war zur gleichen Zeit 45° (5,78 R.), und nirgends waren Eisrinden auf ihren Spiegeln zu entdecken. Auffallend iſt dieſe niedrige Temperatur in Betracht der geringen Meereshöhe des Plateau's, die nicht mehr als 6292 par. Fuß betragt. 390 Auf viel höheren Bergen, wie auf dem Lawu, Merbabu ıc., deren lſolirte Gipfel fih in 9 bis 10,000 Fuß hobe Luftſchichten erheben, ſahen wir die Thermometer nie unter 40° (3,56 R.) ſinken. Freilich nicht zu derſelben Zeit (nicht in denſelben Monaten), und ſollte es viel- leicht auf jenen höhern Bergen zu gleicher Zeit in demſelben Maße kaͤlter geweſen ſein, als ſie ſich hoͤher als Dieng erheben? oder uͤbt die große Ausdehnung der Gebirgsmaſſe von Dieng einen ſolchen Einfluß auf die Luftwaͤrme aus? ein Einfluß, der bei jenen hoͤhern Bergen, welche nur ſchmale Gipfel von geringem Umfange ſind, nicht in dem Maße Statt findet? Das Waſſer jedoch in den tiefern Graͤbern des Plas teau's war des Nachts ſtets wärmer als die Luft und lieferte einen Unterſchied von 10 bis 14 Graden *). Noch lag die Hälfte des Plateau's im Schatten, den das Prahuge⸗ dirge warf, und erſt die Bergrüden in W. waren von den Strahlen der Sonne erleuchtet, die eben über die Firſte des Prahu emporſtieg, als ich meine Wohnung wieder verließ, um botaniſche Zuͤge zu machen. Noch um 8 Uhr waren die Gewaͤchſe in beſchatteten Lagen mit Reif be: deckt. Ich verweilte in den Waͤldern, welche die Solfatara Djondro di muka umgeben. Hier findet man, außer Melaſtomen, Knitri und Thi— baudien, beſonders Amentaceen, welche hier die hoͤchſten Baͤume des Waldes bilden. Insbeſondere find es Engelhardtia spicata und eine Quercus, die ſich SO bis 100 Fuß erhebt; vor Allen aber Kaju war leklar (Acer javanicum J.), welche hier vorherrſchen. Der zuletzt ges nannte Baum ertheilt den Waͤldern ein prachtvolles Anſehen. Bis 100 Fuß hoch erhebt ſich ſein gerader ungetheilter Stamm, um ſich hoch oben in eine runde Blaͤtterkrone auszubreiten, deren friſche, lichtgruͤne Farbe das Auge erquickt. Die großen eirunden Blaͤtter des Baumes naͤmlich ſind auf ihrer Oberfläche ſaftgruͤn, unten aber weißlich, fo daß, aus einer ges wiſſen Entfernung geſehen, eine lichtgruͤne Nuance entſteht und ein präd): tiger Baumſchlag, der einigermaßen an die nordiſchen Buchen erinnert. Weſtlich neben der Kawa Djondro di muka liegt etwas höher am Abhange der Bergkuppe Pang onang, nur durch ein kleines Stuͤckchen Wald von erſterer getrennt, noch ein anderer, kahler, mit gebleich⸗ ten Steinen bedeckter Fleck, den die Javanen Kawa Kidang nen nen. Auch er iſt von Thibaudia-Gebuͤſchen und Pteris- und Mertenſia⸗ Dickichten zunaͤchſt umgeben. Schwefliche Dämpfe entſteigen einer gro: ßen Menge von größern und kleinern Löchern und Fugen, deren Ränder mit Schwefel beſchlagen ſind. .). Sechs Tage nach dieſer Zeit, vom ten zum loten Auguſt, brachten wir die Nacht auf dem ſchmalen Gipfel des G. Tagal zu, der 4201 par. Fuß höher als das Plateau von Dieng iſt. — Der Himmel war eben ſo rein, als am 3. Auguſt, und doch ſanken die Thermometer nicht unter 42% (4,44 R) hinab, während wir am Abhange des Tagal, wohl 3 bis 4000 Fuß unter dem Gipfel, alle ſchattigen Stellen noch um 8 Uhr mit Reif bedeckt fanden. — Sollte nun die bö.cre Temperatur auf dieſen Berggipfeln nicht auf einer Wär: meausſtrahlung der Gipfel ſelbſt beruhen, da fie nichts anderes als Kratermauern ſind und Krater umgeben, in deren Tiefe noch heiße Daͤmpfe wirbeln? 391 Heiße, brodelnde Pfügen , deren ſich am Fuße dieſer Bergwand, in der Kawa Djondro di muka, fo viele finden, enthält die Solfatare Ki: dang nicht. Es ſcheint offenbar, daß jene dampfenden Schwefelſuͤmpfe durch gewoͤhnliches Quellwaſſer gebildet werden, welches, von den waldi— gen Bergruͤcken herabſickernd, ſich in den hoͤhern Solfataren, am Berg— abhange, nicht halten kann, unten im Thalgrunde, in der Kawa Djondro di muka aber ſich anhaͤuft, und nun von den Daͤmpfen erhitzt und hervorgetrieben wird. Auch haben die Gasarten im Thale einen Geruch nach Schwefel— waſſerſtoffgas, welchen die am Bergabhange, die ſchwefelſauer ſind und eine ſtechende Wirkung auf die Reſpirationsorgane ausüben, nicht wahrnehmen laſſen. Eine neue Fartengattung, mehre neue Farrenſpecies, eine Bala- nophora, mehre Gräfer und Scirpus: Arten und zahlreiche andere neue und feltene Pflanzen ſtrauchareciger Natur waren meine Ausbeute, mit der ich vergnügt nach Dieng zuruͤckkehrte. 7. Telaga Wördodo. Ich bereitete mich am 4. Auguſt fruͤh zur Abreiſe, waͤhrend das Plateau ſo dicht mit Nebeln bedeckt war, daß das Auge kaum 100 Fuß weit vorwärts zu dringen vermochte. Die Temperatur fiel jedoch nicht unter 334 F. (0,66 R.) Ich beabſichtigte, die Bergkuppe zu beklim— men, welche das Plateau in SW. u. W. begrenzt, und begab mich zu dieſem Zwecke erſt abwaͤrts in das Dorf Karang tenga, welches in dem Hochlande am Abhange des Nogoſari liegt, und flieg dann OSOllich hinan. — Es bleibt hier zwiſchen den beiden Bergen Nogoſari und Pang onang ein weiter Zwiſchenraum übrig, der, nachdem er lange Strecken weit flach auslief und Plateau's bildete, ſich auf der einen Seite nach S. auf der andern nach N. nur ſehr allmaͤlich abdacht, und ſich oͤſtlich und weſtlich eben ſo ſanft in die beiden genannten Berge erhebt. Wie alle flachern Gegenden des Gebirges, iſt auch er von Bäumen entbloͤßt und nur mit kraut- und ſtrauchartigen Pflanzen uͤbeczogen, die in ihrer Vereinigung einen ſchoͤnen 3 bis 4 Fuß hohen, in allen Nüans cen von Grün und Gelb ſpielenden Teppich bilden. Namentlich find es, außer mehren Graͤſern, beſonders Ranunculus geranioides H. B. et K, Plantago major L., Viola pilosa Bl. bydr, 2, 57, Campanula gracilis Forst.; dann die langeren, hie und da wohl bis 10 Fuß hoch anſtrebenden Formen von Sonchus javanieus Sprengel, Valeriana officinalis L., Prenanthes allinis J., Dra- piezia multiflora Bl. var. floribus albis u. a., welche auf dieſen Höhen] gefellig leben und denen ſich zuweilen noch ein Rubus⸗ ———— un en 392 ſtrauch (R. lineatus Reinw, Bl. bydr. 17,1108), oder die boch auf- ſchießende halbſtrauchartige Spiraea speciosa J. hinzugeſellt. Dies find lauter Geſtalten, welche an den Norden erinnern. Nur Acacia montana erinnert hier noch an den tropiſchen Him⸗ mel. Sie bildet lichtgruͤne, gerundete Baͤumchen, deren Gruppen (erſt juͤngſt angepflanzt) hin und her durch die bluͤhende Flur zerſtteut ſtehen; fie umzaͤunen gewoͤhnlich kleine Felder von Taback oder Zagon (Zea Mays), oder von Ritinusarten, die, den Zuſammenhang des grünen Teppichs unterbrechend, faſt die einzigen Gegenſtaͤnde der Cul⸗ tur auf dieſem Gebirge bilden. Durch ein ſolches Dickicht nahm ich meine Pfade immer hoͤher nach dem Gipfel des Pang-onang zu und kam gegen 10 Uhr auf einem Rande an, von wo ich uͤberraſcht in einen Keſſel hinabblickte, der rund: um, kraterahnlich, von ſteilen Wänden umgeben iſt. Und im Grunde dieſes Keſſels ſah ich den Telaga Woͤrdodo, einen See, der hier ſo ein— ſam, allen entfernten Augen verborgen, in der Tiefe liegt. Freundlich blickte ſein Spiegel aus dem Gruͤn ſeiner Ufer zu mir herauf, der ich erſtaunt war, hier auf der Hohe des Berges, anſtatt eines gerundeten Gipfels, einen Keſſel zu finden, der (ſchon aus geringer Entfernung völlig unſichtbar) den Gipfel durchbohrt, und einen fo ſchoͤnen See, der feinen Grund erfüllt, Die Winde des Keſſels, die ſich ſchroff hinabſenken, find völlig kreis- foͤrmig und nur in SW. vom Centrum durchbrochen von einer ſchma— len Kluft, durch welche ein Baͤchlein hinausſtroͤmt. Dort beträgt ihre Höhe kaum 50 Fuß. Ihr Rand ſteigt aber von da rechts und links, ſich kreisfoͤrmig herumziehend, immer höher an, und zwar viel ſchneller und jäher auf der einen Seite, um ſich in die hoͤchſte Kuppe, Gunong koppo (des Pang-onang), zu erheben, welche den Keſſel in O. und OSO. überragt. Alle Wände find mit Gras und kleinem Geſtraͤuch bewachſen, und nur im N. vom Centrum gehen geſtreifte, ſenkrechte Felſenwaͤnde zu Tage. Der See, der faſt rund von Umfang iſt und 2000 Fuß im Diameter hält, füllt den Grund des Keſſels nicht ganz aus, ſondern ein flacher, moraſtiger, aber üppig mit Gräfern, Scirpus: arten, Kalmus und anderen Sumpfpflanzen bewucherter Strand, in der Breite zwiſchen 50 und 100° wechſelnd, bleibt zwiſchen dem Fuße der Wand und dem Rande des Waſſerſpiegels uͤbrig, der nach einer Beob— achtung um 10 Uhr, nach einer gleichzeitigen zu Dieng berechnet, 109 par. Fuß tiefer als das Plateau Dieng liegt. Am breiteſten iſt dieſer Zwiſchenraum in NO. und ONO., wo ſich die Wand erſt in ciner Ent: fernung von 500 Fuß von dem Waſſer erhebt. — Ueberaus herrlich iſt der Anblick des ſchoͤnen See's, auf deſſen braͤunlichem Waſſer eine Menge Enten herumſtteifen. Um ihn den Blicken aller Welt zu entzie⸗ ben, umgeben ihn in engem Kreiſe jene Wände, von denen das Geſchrei der Enten im Echo zuruͤckprallt. Der Ausfluß des See's, zu welchen ich, feine Ufer in einer Kreis⸗ linie umgehend, gelangte, iſt nur ein kleiner Bach. Die Kluft, in wel⸗ 333 cher er entſtroͤmt und an deren Wänden man Nichts, als lofe Erde mit eingekneteten Steinen wahrnimmt, iſt durch die Bewohner der benach— barten Dörfer tiefer ausgeſtochen; fie haben das Waſſer in einem eins fachen Kanal ſeitwaͤrts an den weſtlichen Abhängen des Berges hin zum Dorfe Karang tinga geleitet. — — 8. Telaga tringo. Ich beſuchte noch einmal die Kawa ſcorowedi und von da den Telaga tringo, einen See, der etwa 1000 Fuß WNW lich oberhalb der Kawa liegt, in der Gebirgsgegend Dung ⸗angang. Die Ufer des Telaga tringo find k inesweges fo ſchroff und tief ges ſenkt, als die des Woͤrdodo, ſondern dachen ſich ſehr ſanft etwa 2 bis 300 Fuß tief hinab zum Spiegel des Sees, der kreisrund iſt und einen Durchmeſſer von 2000 bis 2500“ haben kann. In Süden find fie am niedrigſten und von einer kleinen Kluft durchbrochen, durch die in der Regenzeit ein Baͤchlein herabſtroͤmen ſoll. Der See iſt bis auf ein cen— trales, etwa 500 Fuß breites Becken ganz mit hohem Kalmus *) und Graͤſern bewuchert, fo dicht, daß kaum das Waſſer durch das Grün hin: durchſchimmert, und bevölkert mit Hunderten von Enten, die hier ihren Lieblingsſitz zu haben ſcheinen. Praͤchtig woͤlbt ſich ringsum das Waldgebüſch feiner Ufer empor, mit Baumfarrn, deren majefaͤtiſche Ges ſtalten ſich im Waſſer ſpiegeln, und wie in einem Fruͤhlingshaine Euro— pa's erſchallt der Geſang zahlreicher Voͤgel, beſonders des Manok tjina, deſſen zauberiſcher Schlag, ſo lieblich als der unſerer Nachtigall, den Wan— derer an dieſen ſchoͤnen Ort feſſelt. Das Niveau des See's liegt 6238 Fuß uͤber dem Meere, alſo faſt in gleicher Höhe mit Dieng. Ueberblick der Seeen und Krater dieſes Gebirges. I. Krater (Solfataren, Fumarolen). 1. Kawa ſcorowedio der tringo, eine Fumarole. 2. Tclaga leri, Sol: fataren und heiße Quellen. 3. Kawa Djondro di Muka, Solfataren und heiße Quellen. 4. Kawa ſkidang, Solfatare. 5. Kawa Upas oder Pakkuodjo, Solfatare. 6. Kawa ſpandu. Dieſe letztere iſt von uns nicht geſehen; ſie ſoll 2 Paale nordwaͤrts von Dieng liegen. *) Welchem der See feinen Namen, Telaga Tringo (Kalmus- Ste), verdankt 394 II. Entwickelungen von Koblenfäure, 1. Pakeraman oder Sitſimat, ein Loch am Bergabhange. III. Heiße Quellen. Außer denen im Telaga Leri und in der Kawa Djondro di Muka, ſoll (von uns nicht geſehen) ſich noch ein heißer Bach (Ayer pannas) 2 Paale nordwaͤrts vom Telaga Leri befinden. IV. Seeen ſuͤßen Waſſers. 1. Telaga Tringo. 2. T. Woͤrdodo, iſt der tiefſte Keſſel des Ge⸗ birges. 3. T. Pali Kampang, mitten im Plateau von Dieng. 4. T. Trus. 5. T. Worno. 6. T. Peng-Ilong. 7. T. Menjer. 8. T. Tjebong. Dieſe zwei letzteren, welche die größten fein und in der Naͤhe von Wonoſobo liegen ſollen, haben wir nicht geſehen. Chronik. Wir enthalten uns aller Deutungen über die zahlreichen vulkani— ſchen Erſcheinungen dieſes Gebirges, die, gewoͤhnlichen Kratern ganz aͤhn— lich, mitten in den Waͤldern zerſtreut liegen, uͤber ſeine raͤthſelhaften Seren, deren viele ausgebrannten Kratern gleichen, und uͤberlaſſen es einem Jeden (ſo weit dies nach unſerer gebrechlichen Beſchreibung ge— ſchehen kann), ſich ſelbſt eine Anſicht von dieſem ſonderbaren Gebirge zu bilden. . Hiſtoriſch iſt uns Nichts bekannt. Zwar ſpricht Horsfield (Bat. Verhandl. Bd. VIII.) von einem Ausbruche aus dem Krater des Berges Budak, der nach vorhergegangenem Erdbeben 1786 Statt hatte, wobei an mehren Stellen die Erde berſtete, verſchiedene Landſtriche verſanken, und der Kali Tolog einen unterirdiſchen Lauf nahm; aber jetzt fuͤhrt kein Berg mehr den Namen Budak, und auch nach dem Bache Tolog erkundigten wir uns vergebens. Horsfield ſagt, daß an demſelben Berge, in der Nähe des Dorfes Batur, die Höhle Goa upas liege. Sit dieſe ſogenannte Hoͤhle der Pakeraman, und geſchah jener Ausbruch aus der Kawa Scorowedi? — Denn das, was die Javanen jetzt Goa Upas (Krater Pakkuodjo) nennen, liegt weit von Batur entfernt. (S. oben.) Ich verließ Batur am 5. Morgens, und durchſtrich, nach W. zu allmaͤlich aufwaͤrts ſteigend, das weite, durchfurchte Hochland zwiſchen Batur und Karang Kobar. Nicht weit vom Fuße der Kuppe Raja 395 Djampang⸗ ang, von welcher ſich die Kette oſtwaͤrts nach dem Prahu zu fortſetzt, im W. von Batur, findet man eine Theepflanzung, Pegoon Dangan. Das Haus des Aufſehers in dieſem Garten liegt 4150 Fuß hoch. Von hier ſteigt man zwiſchen Kuppen und Kluͤften SWllich im— mer mehr hinab und ſieht von einer Anhöhe aus den Ort Karang Ko— bar unten im lieblichen Reisthale vor ſich liegen. Maleriſch ſchmiegen ſich dem Fuße des Berges Telaga Lele ſeine Huͤtten und ſeine großen Ta— backsmagazine an, deren helle Daͤcher weit in die Ferne ſchimmern. Hoͤhe von Karang Kobar 3150 Fuß. Dieſe ſuͤdlichen Abhaͤnge des Hochlandes ſind auf eine ſonderbare Weiſe zerſtuͤckelt und zerkluͤftet. Schroffe Bergwaͤnde und kleine Kuppen erheben ſich labyrinthiſch Überall, und tief ausgefurchte Thaͤler ſchlaͤngeln ſich zwiſchen ihnen hin. N Ehe man das flache Land an dem Strome Serayu erreicht, kommt man an ein Felſenthor, gleichſam an eine Pforte dieſes weiten Ge— birges, das ſich dort ſchroff hinabſtuͤrzt, um weit in die Ebene hinein— zuſchauen. Der Felſenkoloß zur Linken, Gunong Labet, iſt der ſteilſte. Von der Seite geſehen, gleicht er einem ſchmalen Pfeiler, und hier ſieht man, wie fein Geſtein in concentriſchen, 6 — 10 Fuß maͤchtigen, Schich⸗ ten auf einander liegt; von vorn aber, von der Front her, erſcheint er als eine lang hingezogene Firſte mit faſt ſenkrechter Wand. In dem Dorfe Bandjar Negara fand ich einen Wagen, der, mite vier feurigen Hengſten beſpannt, mich im Fluge durch die 15 Paale lange, belaubte Ebene hindurch nach Banjumaas brachte *). Banjumaas liegt am linken Ufer des Stromes Serayu, der hier von SO. nach NW. fließt. Sowohl noͤrdlich als ſuͤdlich iſt die ſchöne Reisflaͤche von Banjumaas von Huͤgeln begrenzt, und nur im WSW. ſteht fie offen. — NO. waͤrts vom rechten Ufer des Stromes ſteigen Huͤ— gel empor, die anfangs kahl und duͤrr ſind, ſich dann aber weiter ausbrei— ten und anſehnliche Reisflaͤchen bilden, deren Niveau betraͤchtlich hoͤher als das von Banjumaas liegt. Sie erheben ſich immer mehr und mehr zu den Abhaͤngen des Gunong Tagal. Suͤdwaͤrts aber iſt es ein flacher, Gunong Kendang genannter Ruͤk— ken, der ſich von O. her um die Ebene herumzieht und, ſich immer wei— ter von Banjumaas entfernend, in SW. endigt. — Obgleich er kahl iſt und nur Grasmatten darſtellt, auf denen ſich einzelne Baͤumchen und Baumgruppen erheben, ſo gewaͤhrt er doch einen lieblichen Anblick, da eine Menge Doͤrfchen und Kokoswaͤldchen an feinem Fuße zerſtreut lies gen. — Auch das Campement der ehemaligen Jäger von Cleerens ſchmiegt ſich in geringer Entfernung, oſtwaͤrts von Banjumaas, dem Fuße des Huͤgels an. Hier hörte ich denn wieder die Muſik dieſes Corps, jenen „) Dieſe Bequemlichkeit verdankte ich dem Reſidenten Serrière, welcher un auf 11 unſern Streifzuͤgen in feiner Reſidenz die huͤlfreichſte, gefälligfte Hand verlieh. 396 Hoͤrnerklang, den ich einſt auf den ruhigen Waſſerſpiegeln von Am: ſterdam und Harlem vernommen, wenn unſer Schifflein an ſtillen Aben: den auf ihnen dahinglitt; denſelden, der ſich auf dem weiten Ocean zwi— ſchen Aftika und Amerika mit dem Geziſch des Sturmes und mit dem Brauſen der Wellen paarte, und der nun auch hier wieder ertoͤnte, ſo einfam in der weiten Flaͤche von Banjumas, und eben fo verhallend im Windeshauche, wie all das Schöne, das ich mir damals mit erwartungss voller Bruſt von der Welt und der Zukunft traͤumte, in Nichts zerfto: ben war, Gunong Tagal, oder Slamat, oder Gebe, Wir verließen Banjumaas den 7. Mai, festen Über den Kali Se— raju und begaben uns NWiwaͤrts über Probolingo nach dem Dorfe Seraju, welches, 1050 par. Fuß hoch, auf den OSO.-Abhange des Ta⸗ gal liegt, in einer Gegend, wo ſich die Kokospalme der Doͤrfer mit Aka— ciawaͤldern miſcht. — In der Naͤhe ſtuͤrzt ſich, in doppelter Kaskade, der Kali Soppo in einen keſſelfoͤrmigen Abgrund, in deſſen Tiefe das Waſſer ein großes Becken bildet. Es iſt einer der ſchoͤnſten Waſſerfaͤlle dieſer Inſel. Ueppige Waldbaͤume überwölben den duͤſtern Keſſel, in den auch noch von einer andern Seite ein Sturzbach herabfällt. Die Felſen find Conglomerate aus großen Stuͤcken heterogener Natur, aber unzertrenn— lich zuſammengekittet; ſie haben große Aehnlichkeit mit denen, welche man in der Kluft Djurang Urang am Gunong Ringgit findet. Von Seraju am 8. weiter Über den Bergrücken, der vom Gunong Tagal oſtwaͤrts auslaͤuft. — Hier war alles Geſtein, das wir fanden, Nichts als eine von großen Blaſenraͤumen durchzogene Lava, ähnlich der des Gunong Ringgit. Hie und da bildete ſie zuſammenhaͤngende Stroͤme, deren Oberflaͤche auf eine ſonderbare Art gekraͤuſelt und ſolchergeſtalt von parallelen Leiſten und Zwiſchenvertiefungen durchzogen war, daß ſich die Convexitaͤt der Bogen ſtets nach unten (nach der ſich abdachenden Seite des Stromes zu) kehrte. (Taf. 30. Fig. 10.) . Nachdem wir die Firſte uͤberſchritten, ſtiegen wir abwärts gen N. zum Dorfe Blik, wo ſich der Ruͤcken erweitert und manche geräumige Flache bildet. Namentlich im O. von Blik liegt eine ſolche, rings um: grenzte, mit Reisfeldern bedeckte, kleine Platte. Noͤrdlich vom Dorfe erhebt ſich aber wieder die ſchroffe Felſenkuppe Mindillan, die ſich nach NW. zu ſenkrecht abſtuͤrzt. Von Blik begaben wir uns ſchraͤge am Berge abwaͤrts nach Moka, um von dort aus, ehe wir unſere Ruͤckreiſe nach Batavia antraͤten, noch den Kegelberg Tagal zu erſteigen. Das Dorf Moka liegt am NND.lihen Fuße dieſes Berges, der, mit ununterbrochener Waldung ringsum bedeckt, ſich hoch über die Wols 397 ken erhebt. Nur fein Gipfel iſt kahl und ſchimmert bei'm Aufgang der Sonne in einem braͤunlichen Lichte; denn etwa 1000 Fuß unter dem Gipfel hoͤrt alle Vegetation auf, und in dieſer Region zeigt der Berg auf ſeiner NO.⸗Seite, wie ſo viele Vulkane dieſer Inſel, einen kleinen Vorſprung. Erſt muß man ſich durch die weit verbreiteten Waͤlder, deren Humus überall mit Schichten einer feinen, grauen, ſich in Staub auflöfenden Aſche bedeckt iſt, einen Weg bahnen, um dann an dem kahlen, ſteinigen Abhange des Gipfels hinaufzuklimmen, der ſich immer ſteiler erhebt. — Wir kletterten an der N.⸗Seite hinan, wo, nach NNW. zu, ſich eine breite Thalkluft herabzieht. — Der Gipfel hat das Anſehen, als ſei er vor noch nicht gar langer Zeit (1835) von oben herab von flüchtigen Lavamaſſen über: ſtroͤmt und mit Lavabrocken und Aſche überfhüttet worden. An eini— gen Stellen wechſeln die ſchwaͤrzlichen, 5 bis 10 Fuß maͤchtigen La— vakruſten mit Sand und Gereibſelſchichten ab. Die meiſten Lavaſtuͤcke (die zu Tauſenden auf dem Bergabhange zerſtreut liegen und deren Größe von dem kleinſten Steinchen bis zu dem groͤßten Blocke anwaͤchſt) ſind mehr oder weniger mit Blaſenraͤumen durchzogen und in Schlacken verwandelt. Manche Stuͤcke find zur Hälfte noch dicht und hart, waͤh— rend die andere Hälfte ſchwammig und aufgeblaͤht iſt. — Die Zwiſchen⸗ räume der ſcharfen Steine und Schlacken find mit Sand erfüllt, der aus ihrer Zertrüͤmmerung hervorging. Der Gipfel des Tagal iſt nicht viel mehr, als der ſcharſe Rand einer Kratermauer, die einen Abgrund umſchreibt. — Nur in NNO. vom Krater bleibt eine kahle Flache von feinem, grauem Sande übrig, der ſich, oſtwaͤrts hin, zu Huͤgeln aufgehaͤuft hat, welche einen zweiten kleinern, ſoͤhligen, periodiſch mit Waſſer bedeckten Sandgrund umſchrei— ben. NND. endigt ſich die Sandflaͤche in eine Kluft, die den Gip— fel des Berges hier durchſchneidend, weit am Bergabhange hinablaͤuft. Im SD. und NW. iſt fie aber mit Felſenmauern umgeben, die aus übereinander liegenden Lavaſchichten zu beſtehen ſcheinen und durch eine Menge Spalten in einzelne Stucke abgetheilt find. — Aus ſolchen Spal: ten der NWelichen und N.lihen Mauer dringen noch Dämpfe hervor. Bemerkenswerth ſcheint es, daß wir in dieſer Sandflaͤche, halb in Sand begraben, das Skelett eines Menſchen und das eines Rhinozeroſſes fanden. Der hoͤchſte Punkt des Gipfels iſt ein Ruͤcken, der ſich nordoͤſtlich vom Krater in der Richtung von NW. nach SD. gerade hinzieht, und der nur aus loſen Maſſen aufgethuͤrmt zu fein ſcheint. Zwiſchen ihm und dem Theile der Mauer, welcher den Krater unmittelbar umgiebt, bleiben einige flaͤchere Gegenden übrig, die aber auch, wie Alles, was man hier ſieht, kahl und öde find. Sie liegen höher, als die Sand: fläche, die von ihren naͤchſten Mauern etwa um 60 bis 100 Fuß, von dem höchſtea NO. lichen Rücken aber wohl um 300 Fuß überragt wird. Die erwähnten Flaͤchen und flaͤchern Räume ausgenommen, bil: det der Rand des Kraters auf allen übrigen Seiten eine vollkommen 398 ſcharfe Linie, dle nach außen zu unmittelbar in den fteilen Bergabhang übergeht und hier etwa einen Winkel von 45° bildet. Der ſuͤdliche Rand iſt der niedrigſt gelegene Theil des Gipfels. Nach innen zu aber ſtuͤrzt ſich dieſer Rand jaͤh und ſenkrecht in den Krater hinab, in dei: ſen furchtbaren Schlund kein Menſch ohne Schaudern hinabſehen kann. Kein Krater Java's ſieht ſo drohend und gefaͤhrlich aus, wie dieſer. Einmal darf man ſich dem Rande nur mit großer Vorſicht naͤhern, da man befuͤrchten muß, daß er unter der Laſt der Fuͤße brechen und zuſammenſtuͤrzen werde; und dann iſt er ſtets mit gewaltigen Dampfwol⸗ ken erfuͤllt, die, zuſammengeballt und von weißer Farbe, ohne Aufhoͤren und mit Heftigkeit in die Höhe qualmen und die Ausſicht hindern. Wer: theilen ſie ſich aber dann einmal, von einem guͤnſtigen Winde zur Seite getrieben, fo erblickt man einen faſt kreisrunden keſſelfoͤrmigen Schlund, der von ſenkrechten Felſenwaͤnden umgeben iſt, welche wie aus Quader— ſteinen aufeinandergethuͤrmt erſcheinen. Denn überall find fie der Quere und der Höhe nach von Spalten durchzogen und dabei in unregelmäßig kubiſch⸗prismatiſche Stuͤcke getheilt, die nur loſe aufeinander ruhen und in vielen Gegenden fo weit vorſpringen, daß man glauben ſollte, fie. müßten jeden Augenblick hinabſtuͤrzen. — Sie find weiß und weißgelb— lich von Farbe und ſcheinen aus ganz zerſetzten und erweichten Lavamaſ— fen zu beſtehn. — Stundenlang hat man bereits gewartet und fortwaͤh- rend ein ungeheures Brauſen gehoͤrt, als wenn ſich das Waſſer eines See's dort unten bewegte, ein Brauſen, das man ſchon aus großer Ent— fernung vernimmt und fur das Stuͤrzen einer Kascade haͤlt, — endlich öffnet ſich einmal der Schlund, und man ſieht ſowohl in ſeinem mit Steintruümmern bedeckten Grunde, als an feinen Waͤnden, Hunderte von Löchern und Spalten, aus denen weiße Dampffäulen hervorſchießen. Sie find es, welche jenes heftige Brauſen verurſachen. Einige von ihnen liegen in einer Reihe neben einander und gleichen einer Batterie, aus deren ſchief gerichteten Schlünden die grollenden Daͤmpfe ſeitwaͤrts ausbrechen; denn fie fahren erſt horizontal über den Kraterboden hin, ehe ſie in die Hoͤhe ſteigen und Wolken bilden. Der Grund des Kraters erglaͤnzte, ſo oft wir ihn ſahen, in einer gelben Farbe, gleichſam wie über und über mit Schwefel überzogen; doch vertrieben uns die erſtickenden Dämpfe, welche der Wind heranwehte, bald von dem gefährlichen Rande. Der Gipfel des Tagal iſt übrigens ſehr einfach gebaut, theils aus Schichten zuſammenhaͤngender Lava, theils aus Schichten von Sand und Steingercibfel, die mit den eriteren abwechſeln, aufgethuͤrmt. Die Meereshöhe des Punktes betraͤgt 10430 par. Fuß; der Gipfel liegt we nigſtens noch 200 Fuß über dieſem Rüden, alſo 10630 Fuß über dem Meere, und war demnach der höchſte von uns erſtiegene in Java. Temperatur am Abend des 9. Auguſt's nach Sonnenuntergang 459 F. (6° R.), vor Sonnenaufgang bei vollkommen heiterem Wetter 429 (4,44 R.), alſo wärmer als auf dem minder hohen Gebirge Dieng. Die Temperatur wird jedoch, wie es ſcheint, hier oben durch die aus: 399 ſtrahlende Wärme des Kraters erhöht; denn als wir am 10. unfern Ruͤckweg antraten, fanden wir wohl 3 bis 4000 Fus unter dem Gip— fel noch um 8 Uhr Reif auf den Gewaͤchſen, da, wo fie noch im Schatten lagen. Chronik des Tagal. Nach Horsfield (Bat. Verh. Bd. VIII.) erlitt er im Jahre 1772, zu derſelben Zeit, als der Gunong Papandayang in Weſtjava zu⸗ ſammenſtuͤrzte, einen heftigen Ausbruch. Minder heftige Eruptionen ereigneten ſich in den Jahren 1825, im Oktober, wo er Aſche und Rauch auswarf, und 1835, im September, wo er zwei Tage lang heftig dampfte und Aſche ſpie. (Nach den muͤnd— lichen Mittheilungen zu Tagal wohnender Europaͤer.) Beobachtungen über Temperatur und Luftdruck. Zur Reife durch die oͤſtlichen Provinzen Java's, nebſt ta» bellariſcher Ueberſicht zahlreicher Hoͤhenpunkte Java's. Uothwendige Vorbemerkungen. 1) Der Rechnung der Barometerhoͤhen wurden die Beobachtungen zum Grunde gelegt, die ich mit demſelben Barometer (das mir zu Ob— ſervationen bei der obern Station diente) am Seeſtrande Java's bei Samarang, Surabaya und Palabuan Ratu vorgenommen. 2) Ich berechnete nach gleich ſtuͤndigen Beobachtungen beider Sta— tionen, weil zwei Beobachter fehlten, und wählte daher ſolche Beobachtun⸗ gen vom Seeſtrande und von der obern Station, die nur durch ein moͤglichſt kurzes Zeitintervall von einander getrennt waren und wo mög: lich noch in demſelden Monate zuſammenfielen. Denn die Erfahrung lehrt, daß ſich der Luftdruck hier unter den Tropen in der Zeit von einem oder ein paar Monaten nicht um Bedeutendes aͤndert, ſondern daß das Qucckſilber im Barometer an allen aufeinanderfolgenden Tagen zu derſelben Stunde auch wieder denſelben Stand einnimmt. 3) Die mittlere Wärme wurde für frei und fix als gleich anges nommen, da Barometer und Thermometer ſtets in offener Luft hängen blieben, und die Differenz zwiſchen dem freien und dem am Barome⸗ ter befeſtigten Thermometer (wie man in der Tabelle ſehen kann) ents weder ganz unbedeutend, oder völlig O waren. 400 4) Der Rechnung liegen J. C. Horner's Tables hypsome- triques, Zuric, 1824, zu Grunde, die auf der Formel von Littrow beruhen. 5) Damit man aber im Stande ſei, die Rechnungen zu beurthei— len und (wenn ſich ein Freund der Meteorologie ſolcher Arbeit guͤtigſt unterziehen wollte) etwaige Fehler zu verbeſſern, welche durch Mangel an hinlaͤnglicher Uebung meinerſeits bei'm Rechnen entſtanden ſein koͤnnten, fo habe ich einen Auszug von Barometerbeobachtungen aus meinem Reiſe— journal in Tabellenform heigefuͤgt. Weltevreden. Bei Berechnung der mittlern Waͤrme Weltevreden's, ſo wie aller andern Orte, legte ich allein das taͤgliche Maximum, das gewoͤhnlich um 2 (zuweilen um 1 oder 3) Uhr fiel und das taͤgliche Minimum, kurz vor Sonnenaufgang (welches ich in der Tabelle, der Kürze wegen mit 6 Uhr bezeichne), zu Grunde, obgleich mir ein Jahr lang fortge— ſetzte Beobachtungen von den Stunden 6, 8, 10, 12, 14, 16, 18, ſeloſt ſtuͤndliche von mehren Tagen, vorlagen; weil bei Ermangelung von eben ſo vielen Nachtbeobachtungen zu den entſprechenden Stunden die aus allen täglichen Beobachtungen gezogenen Media zwar die 12ſtuͤn⸗ dige, von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang herrſchende Waͤrmemenge richtig angegeben haben wuͤrden, aber keineswegs die tägliche 24ſtuͤn⸗ dige; denn unmittelbar nach Sonnenuntergang ſinkt die Temperatur ſehr ſchnell und erreicht beſonders in einiger Meeres hoͤhe bei heitren Nächten ſchon um 20 oder 22 Uhr ihren niedrigſten Stand, bei dem ſie bis zu Sonnenaufgang verharrt. 3. B.: Weltevreden, den loten September 1838. 54 uhr 69, 6 69, 7 74, 8 79, 9 82, 10 83, 11 85, 12 85, 13 86, 14 86, 1586, 16 85, 17 84, 18 83, 2081. Medium von allen taglichen Beobachtungen — = 81,90 (21 R.) Medium aus dem täglichen Minimum und Maximum — a. 5 50 (20 R.“) Differenz = 4, 40. Plateau Dieng, den 31ſten Juli 1838. 6 uhr 38, 8 54, 1059, 12 59, 14 60, 16 59, 18 56. Medium aus dieſen taͤglichen Beobachtungen — 35,07 ( Medium aus dem taͤglichen Minimum und Maximum — 49,00 ( Differenz = 6, 7. Ziehen wir aber zu allen täglichen Medien noch die beiden Beob— achtungen an demſelben Tage um 20 Uhr Abends von 46° (6 R.) und um 22 Uhr von 36“ (1,78 R.), fo erhalten wir ſchon ein Me⸗ dium von 52° (9 R.), dem wahren 24ſtuͤndigen Medium genaͤhert. 401 Es wuͤrde zu weitlaͤufig fein, hier alle täglichen Beobachtungen von Weltevreden folgen zu laſſen; ich fuͤhre daher nur fuͤr den Luftdruck die jährlichen Extreme an (deren Maximum in den September, und de— ren Minimum in den April fiel), und fuͤr die Temperatur die mitt— lere Waͤrme der einzelnen Monate. Weltevreden, 1838. Den 19. September. 7 Den 9. April. Den 10. April. 54 Uhr 763,85 6,1000 6 Uhr 759,00 . 6 Uhr 7 764,00 8 % 765,35 r be 759% 5 8% 9 2 765,60 . 0 10 2765,50 10 „760,60 10 2] Ihr 705 3 12 = 764,60 12 „760,0 12 Sin er hy SERIEN 14 703,30 14 758,14 14 15 3763,00 16 3763,00 16 758,50 16 17 763,10 18 2763,50 20 6,7 1; nn Medium aus 10 und 16 Uhr — 764,30 im September 1 „ * 7 : „ 756, 71 im April Jaͤhrliche Differenz 604,59 zwiſchen Max. und Min. Jährliches Medium = 762,00. Die mittlere jaͤhrliche Differenzgroͤße aber zwiſchen den taͤglichen Marimis und Minimis betrug = 2,41 Mill. für Weltevreden. Monat Oktober 1837. Mittlere Temperatur — 81, 80 (229 R.). Größtes tägliches Minimum war 72 (18 R.), und größtes Maximum 91 (26 R.). Acht Regentage; die Regen traten erſt nach der Culmination der Sonne auf und waren von ſtarken Gewittern und ſtuͤrmiſchen Winden begleitet. An den regenfreien Tagen wehte ein regelmaͤßiger See- (Nord-) Wind, der um 10 Uhr zuerſt fuͤhlbar wurde, um 16 oder 17 Uhe wieder nach⸗ ließ und an den heiterſten Tagen am ſtaͤrkſten war. Im Monat November 1837. Mittlere Temperatur 81, 5 (22 R.). Groͤßtes taͤgliches Minimum (um 6 Uhr) war 74 (18,5 R.), groͤßtes Maximum 90 (26 R.). Nur 11 regenfreie Tage. An 2 Tagen fiel der Regen von 19 bis 22 Uhr; an zehn Tagen ſchon von 14 Uhr an, zuweilen ununterbrochen die ganze Junghuhn, Java. 26 402 Nacht hindurch, trat gewöhnlich mit heftigem Gewitter und ſtuͤrmiſchem NNO. Wind, der an dem Rauſchen der Baͤume ſchon von weitem hör: bar war, auf; an 7 Tagen regnete es abwechſelnd mit Sonnenſchein zu unbeſtimmten Stunden. An mehren dieſer 7 Tage zogen gegen Abend ſchwarze, tief liegende, ſeltſam geformte Wolken zuſammen; Alles war ſtill; dann auf einmal ſprang der Wind auf, und es folgten Donner⸗ ſchlaͤge und Regen. Im Monat Dezember 1837. Mittlere Temperatur SO, 5 (21,5 R.). Größtes tägliches Mi: nimum 73 (18 R.) (gewöhnliches 75 [19 R.]), und Maximum 89 (25 R.) (gewoͤhnliches 86 [24 R.]). Zwölf regenfreie Tage. An 13 Tagen, namentlich vom 1. — 7. u. 18. — 26. Dezember, ſtroͤmte der Regen Tag und Nacht hindurch, mit wenigen Unterbrechungen, herab, und ein grauer Himmel blieb ausgeſpannt; an 4 Tagen traten mit plötzlichen Donnerſchlaͤgen Gewitterregen auf, die Nachmittags oder Abends ein Paar Stunden ſtroͤmten; an 2 Tagen fielen des Mittags Platzre— gen, die bald wieder mit Sonnenſchein wechſelten. Ein ſolcher fand auch am 31. Dez. Statt; um 134 Uhr erſchien Gewoͤlk im Süden, es erhob ſich aber ein heftiger Nord wind, der ſturmaͤhnlich mit der plöglichen Entladung eines ſtarken Platzregens auftrat; in 8 Minuten war der ganze Himmel bezogen, und das Thermometer ſank von 88 (25 R.) auf 78 5 R.), ſtieg aber ſchon um 15 Uhr wieder zu der Hoͤhe von 82 (22 R.). f Im Monat Januar 1838. Mittlere Temperatur 79, 5 (21 R.). Groͤßtes taͤgliches Minimum 73 (18 R.), Maximum 88 (25 R.) (gewoͤhnlichſtes 85 [23,5 R. ]). Fuͤnfzehn Regentage, und von den heitern nur 4, an denen des Mittags einige Tropfen fielen. An 2 Tagen (der 15) nur kurzer Gewitterregen des Mittags; an einem Tage regnete es ſanft von 6 bis 12 Uhr; an 3 Tagen von 14 bis 18 Uhr; an 7 Tagen fingen die Regen erſt ge: gen 17 Uhr an, ſehr oft ſtuͤrmiſch auftretend und ſich des Nachts wie: derholend, an dreien von dieſen 7 Tagen fiel auch des Morgens ein fei- ner Staubregen herab, und nur an 3 Tagen (namentlich vom 20. — 21.) regnete es ununterbrochen den ganzen Tag und die Nacht hindurch, bei gleichmaͤßig duͤſterm Himmel. Am 21. hörte man um 14 Uhr das Ge— heul aller Hunde, und um 144 Uhr kam mit Donner und Sturm ein furchtbarer Regen aus Weſten, der wie Schneegeſtoͤber uͤber Waterloo— plein hinpeitſchte; die Temperatur ſank von 81 (22 R.) auf 71 (17 R.), ſtieg aber um 16 Uhr wieder auf 74 (18,5 R.); Alles ſtand voll Waſ— fer, und allgemein erſcholl der harmoniſch- abgebrochene Ruf der Unken. Im Monat Februar 1838. Mittlere Temperatur 79 (21 R.). Tägliches Minimum 73 (18 R). Maximum 87 (24,5 R.). 10 regenfreie Tage. Von 10 Tagen in 403 der erſten Hälfte des Monats ſtroͤmte an 5 faſt ununterbrochen Regen herab, und an 5 fielen die Regen (mehre mit furchtbaren clektriſchen Entladungen) von Mitternacht bis Morgen. In der zweiten Haͤlfte des Monats regnete es an zwei Tagen von 16 — 22 Uhr; an 4 Tagen fan— den des Nachmittags oder Abends kurze Gewitterregen ſtatt; am 27. und 28. fiel uͤber Tag ein ſtaubartig feiner Regen herab, und am 28. regnete es von 17 — 20 Uhr ſtark. Auffallend war ein blaͤulicher, eigenthuͤmlicher Nebel, der an den Morgen des 21., 26. und 27. zunaͤchſt uͤber dem Boden ante und etwa eine 6 Fuß hohe Schicht bildete. Im Monat Maͤrz 1838. Mittlere Temperatur 79, 53 (21 R.). Größtes tägliches Mint⸗ mum 73 (18 R.), Maximum 89 (25 R.). Un fünf Tagen reg: nete es des Nachts (einmal ſehr heftig mit Sturm); an zwei Tagen fiel des Morgens feiner Staubregen herab; an fuͤnf Tagen traten Nach— mittags und Abends Gewitterregen auf; ich zaͤhlte drei Tage, an welchen des Mittags nur ein paar Tropfen herabfielen, und zwei, wo um die Mittagsſtunden nach Sonnenſchein plötzlich heftiger Platzregen herabſtuͤrzte, während die übrigen 14 Tage völlig regenfrei und heiter waren; gewoͤhn— lich ſammelten ſich dann, um 10 Uhr, die ſchwimmenden Wolken, bis ſie eine unterbrochene Decke bildeten; der Seewind wehete zwichen 10 und 16 Uhr. Im Monat April 1838. f Mittlere Temperatur 80, 25 (21,5 R.). Groͤßtes tägliches Minimum 73 (18 R.), Maximum 87 (24,5 R.). Dieſer Monat zeichnete ſich (zu Weltevreden) aus durch große Heiterkeit. Regelmaͤßig wehete der Seewind und ſtiegen, gegen 10 Uhr, weiße geballte Wolken auf, die im blauen Luftmeere ſchwammen. Nur 4 Regentage: 2 mal des Nachts, ein Ge— witterregen des Mittags, und am 26. ein ſtarker Regen des Nach— mittags. N Im Monat Mai 1838 *) Mittlere Temperatur 80, 43 (21,5 R.). Größtes taͤgliches Mini⸗ mum 75 (19 R.), Maximum 87 (24,5 R.). Nur 9 Regentage in dieſem heitern Monat; naͤmlich an 4 Tagen fielen (2 mal des Mor— gens, 1 mal Abends und 1 mal Mittags) feine unbedeutende Regen; *) Die Beobachtungen vom 13. April bis zu Ende Auguſt's 1838 danke ich der Gefaͤlligkeit des Herrn Roſenburg, eines ſehr gewiſſenhaften Beobachters. Die Thermometer hingen in einem Zimmer mit offenen Fenſtern; ob ſie nun gleich die Temperatur des Morgens etwas hoͤher angaben, als ſie in freier Luft in dieſen trocknen Monaten nach ſo heitern Nächten ſein mußte, ſo blieb es im Zimmer des Mittags auch etwas kuͤhler, ſo daß die angegebenen Groͤßen doch ziemlich genau die mittlere Temperatur angeben werden. 26* 404 1 mal regnete es ſtark des Morgens, und 4 mal hatten des Mach: mittags Gewitterregen ſtatt. Im Monat Juni 1838. Mittlere Temperatur SO, 31 (21,5 R.). Groͤßtes tägliches Mi: nimum 70 (17 R.), Maximum 88 (25 R.). Zu Batavia fielen nur ein einziges mal in dieſem heitern Monate (naͤmlich am 18.) ein paar Regentropfen bedeutender Groͤße aus heitrer Luft herab. Im Monat Juli 1838. Mittlere Temperatur 79, 5 (21 R.) Größtes taͤgliches Minimum 70 (17 R.), Maximum 88 (25 R.). Nur 2 mal im Monat (am 18. und 31., Mittags) fielen, doch nur für kurze Augenblicke, ein Paar Regentropfen. Im Monat Auguſt 1838. Mittlere Temperatur 80, 83 (21,8 R.). Größtes taͤgliches Mi: nimum 72 (17,8 R.), Maximum 88 (25 R.). Am 5., Morgens, etwas feiner Regen, und am 16., Abends, bedeutender Regen; alle uͤbri⸗ gen Tage vollkommen trocken und heiter. Im Monat September 1838. Mittlere Temperatur 78, 5 (20,6 R.). Größtes taͤgliches Minis mum 69 (16,4 R.), Maximum 86 (24 R.). Sehr heiter und res genlos. Hiernach waͤre uͤberhaupt fuͤr Weltevreden die mittlere jaͤhrliche Temperatur = 80 F. (21,3 R.), die in den verſchiedenen Jahreszeiten keine regelmäßige Ab- und Zunahme wahrnehmen laͤßt; doch dürften nicht die regnerigen, ſondern die heitern Monate in Summa die nie— drigſte Mitteltemperatur haben, wegen der großen Nachtkuͤhle dieſer Mo— nate, die gleich nach Sonnenuntergang beginnt. Das groͤßte Minimum vor Sonnenaufgang war uͤberhaupt (im September) 69 (16,4 R.) und das groͤßte Maximum (im Oktober) 91 (26,2 R.) im Schatten; am gewoͤhnlichſten aber vor Sonnenaufgang 75 — 76 (19 — 19,5 R.), und um 2, 3 Uhr Nachmittags 83 bis 86 F. (23 — 24 R.) - Mir laffen nunmehr die tabellariſche Ueberſicht der Tem⸗ peratur und des Luftdrucks in mehren Gegenden Java's mit Angabe der Höhenpunkte ſelſt folgen. 4 oO [7] nn — 4 | 2 2 8 > 8 8 M 2 523 38 8 2 ö e 2 25 2 8 — nm 2 - 3 8E se E S8 (SS 55 — — Ort 3 „ 2 5 8 2 — 12 — 5 22 > u os an 8 |a |fa ee 588 2 — | ! Paß (Pontjack) über dem Mega- ? 65 F. 65 64 20m 4620 mendong 13 13 (14,67% Bandong 1416222) 70085 2140, — 8 Mu Br; a 70% — Mißiger Tagal 10 85 79 762,0 Seewind (im Wirthshauſe) 19 12 8881 761,30 des 4 89 88 760,30 Mittags 6 71 71 735,55 si 76 276 736,20 10 80 77 736,20 26 12 82 80 735,65 144 83 80 734,75 Ungarang, 16 82 | 81 734,00 Waſſer Dorf 1 NO.fuße 18 79 | 79 734,70 05 2,22 1040 kocht bei des Berges 171 71 733.35 (19,7R) 2071 F. Ungarang 9 14 | 73 735775 . 10 81 80 736,25 27 12 84 82 736,00 14 83 82 734,55 16 82 81 734,00 18 80 80 1734,25 4 3 575 80 hoͤchſtes Dorf am 79 8 NO. Abhange des 2410 21,3) (20,8) 705,00 Ungarang 5 Untere Wald⸗ | 75 5 grenze am NO.⸗ Abhange über 2411 20,0) (20,0) 671,15 3500 Tirkilo 5 1 | 1 = oͤchſte NO. liche 115 5 Ungarang 1 73 73 1710,63 76 76 |710,40 Ampel, I 78 78 709,75 15 81 81 1708,45 Fuße des 1 18 80 80 1708,50 Drt — Bantaran, || 8 auf dem öftlichen 310 Abhange des | 12 Merbabu 13 18 ur 9 13 5 14 116 6 Solo Io 610 (Surakarta) — 5 | 8 10 118112 14 . Tarrik, 14 Dorf am NNW.⸗ 7 16 Fuße des Lawu 18 e 8 Balong, 10 Dorf am NUR, Ab⸗ 912 hange des Lawu 14 16; 18 Untere Wald: grenze am NW.⸗ 10/12 406 - irre pe E Es © 2 — seh S = — — o — — — S — 2 * — 22 2% pr = 8 2 3 G 8 5 38 — > se 22 8 2 — 3 E 2 u 2 — 2 28 S | 8% 8 =» 8 28 82 S FSE S883 SS 2 5 8 — > 2 SE 88 2 S E — 3 a 5 202 2 2 2 >) 8 & * S8 Ss 2 1 64 64 66235 69 69 663,20 71 71 663,50 675 71 71 663,10 (15,7) | 180 900 68 68 662,00 67 | 67 661,80 80 80 75% — 81 81 1755,55 82 82 755,25 83 83 751,35 75 76 755,5 a 85 82 750,20 80 280 regelmaͤßi⸗ 76 79 757,00 (21,3) 2,60 ger Wind⸗ 79 79 757,80 zug 81 81 1757,85 84 Si 756, 20 84 84 755,75 84 84 755,50 85 85 752.55 85 84 752,55 (21,3) 350 79 80 752,30 763 ı 63. 700 00 Fh en 7222 7100 76 76 710, W 9 | 79 740, 713 | 1,30 2000 focht 80 80 709,30 (175) 2071 F. 78 78 709,20 — hr 73 73 [709,10 | 66 | 66 = 1 * Abhange des Lawu (15,1) (15,1) 03 0 0 Mittelſte . 59 50 des Lawu am (12,0) (12,0) 526,00 De 113) 68 .1.63 ll. ta, W kocht bei eamu, 16 = 50 a 4 193 F. 0 1 5 5 5 5 5 D .: are 43 1520,55 |- W. Wind Gondoſuli, 68 Dorf am SW Ab: 1 16 633,85 4926 hange des Lawu | 6 0 116, 0) 407 | = 2 5 = 4 | = SSS S 8 S — — S © . 1 2 — „ S SES S 2 S 28 2 S 2 Ort E S 22.08 [88 5 23 2 | 85 228 ©28 8 2 0 a S 8 & S 1 8 E ’ 88 75 75 | 755,50 | von 10 uhr 5 10 80 | 79 750,70 „ fu. ben Djocjokarta |24 12) 85 83 755, 40 einjähr, 2,95 296 ſtarker S. 180 79 80 754,00] tungen r 1 zeitig. Beob⸗ Berg Tidar, 72 | 73 720.00“ sc um 100. bei Magelang 26 18 (17,7) (18,2) 720,00: 329 Fuß über oe — C RE RE 1 82 | 80 73080 3% | 180 | 120 | kocht bei 12] 82 730,80 ocht bei Magelang 27 1 30, 20,0 |" 200 5 15| 83 | 81 Rn — 1. —1— Temangong 77 78 Dorf am NO. lage 714,16 1850 des Sumbing | 110 (20,0) (20,4) — Do —-—ʃ — — — —— — — — m Ratjipit Dorf am ARD: Abhange des Sumbing N— | — Eæœvä— —— a * 54 55 2 8 einiger * 2.10 | 9516,20 10348 zen 7857 een N 5888. Mud Sumbing auf dem höchſt ſten weſtlichen Pfeiler der Kratermauer — — . — — — — 1 — | . — - Sumbing, Bi im Grunde d. Kra— ters am Fuße der 2 13 00, 6 0 6) 526,00 | SW. lichen Mauer 1 Sumbing, auf hrſchein⸗ einer Sandebene 214 52 | 52 2, b, 30 l ee am Fuße der NW. Höhe lichen Mauer Pe EEE EEE — Do | 0m — | Sindoro | | g auf dem NOlichen, 3 5 (ue 529,75 9682 mäßiger NO. Wind Plateau feiner | Kuppe 408 € — Ä, ͤ— , , , , ——. . | 1 S _® a | S 2358| 86 88 8 2 = E 2% 85 333 Fi Be ass 22 E ö 33 | 8| 88 ls358\ ®s 52 BEER Isa te RE A 5 2 2 — = } = 1 — je = 8 7 m | | Tee ea | 3 ) 22 26 58 | 60 03838 Su, 15 8 61 61 0,00 5 . Landhaus zwiſchen 10 65 665 636,45 5 dem Meravi und 64 | m 636,00 4 „0 4480 erbabu 16 65 68 635,8 180 61 62 35.80 \ | e rr en 9 e N oͤchſter Punkt der N 58 0 424 end, an allen öſlachen 10,300 l, 8 * | sen gs e Kratermauer = | | kennbar ze per | 6 68 68 Ben 4 S. Wind jed. 15,10 80 81 756,80 f Tag Br 1512 85 85 750,5 1 en Madiun 8 7 79 350 (3 270 ee Ie er es 7% „ 116.10 st 81 75 7 30 immer vor- — 85 85 75700 1 herrihend)” See Telaga Nge | | _ 1 5 bell, 10 Fuß über 18 10 79 (40,7) 703,10 f 2260 dem Spiegel Er | Er wi | — — Budak, 12 | 69 | 69 679,60 1 N Dorf am Sud ab⸗ 1912 a6, 1 6 4) 5 312⁵ a 116 678, 40 hange des Wilis nd | Dorowadi, \ 66 66 4 hoͤchſtes Joch des, 20 5 15 1) Gs, 1) 567,35 7957 Berges Wilis us ka | ee 70780 r Surabaya, 0 77 | 77 764,78] am Sceſtrande, 10 80 80 764, 78.115 4 6 Fuß über dem 12 82 | 82 76400) 0% 2,3 * mittleren Waſſer⸗ 14 84 | 83 762.90 20, wind ſtande 161 83 83 . ‚65 18 SceRanotamon: = ,,| 83 83 | | | gang, 5 Fuß über 8214 76 76 743,20 685 dem Waſſerſpiegel 5 (419,5 5) (49, )]“ „% Wonoſari, | | 70 52 39 f Dorf im Tingger⸗ 7: 8 50 (12 0 610,80 5930 ſchen Gebirge | | (12,0) (42, ice e | „ 70 70 130 6600 n in der Flaͤche des 71 onne er⸗ Kraters ii 6,8) as? hitzt. \ — — eo) } . 2 E 5 52 8 5 2 8 Dr La SE Se 82 2 rt a »E GSS 3 3 S 2 e „ 8: gan] SE. 1.82 dt de le lee 8 SO — 2 — 22 8 SS DE = 20. Mor: Batoor, 8/1 63 63 | 631,00 dend ier Dorf im Prahu⸗ 2818 59 59 . 57 5007 amg. Mor gebirge 20 60 53 53 621,15 (11,1) ens: voll⸗ 3066 49 . omm.heiter Se ernst pin ja. Gb Warm g0u mel Temperatur Telaga Loͤri, 10 6263 615.25 Der heißen Krater im Prahu⸗ 3012 66 | 66 von 5811 Quellen und gebirge (45,1) 64,0 615,15 1,181 Je sad für Au u. 128 F. liegt Diondro di Muta,| | _ | Hazel dene Krater im Prahu⸗29 10 59 38 602,7 Beopacht. ßeißer Pfuͤt⸗ ! ‚ um 10 U. 45 3 gebirge unter d. Pla- zen: 182. 194 8 R teau Dieng ei in rah 5 | Kat u, | Tee im Prahuge- & a0 9 4 birge, 3’ über se 2 60 60 601,65 Piateeu zu W. Spiegel 4 | liegen Telaga Wörbobo,| | liegt nach See imprahugeb., 4 10 61 66 604 0 chen 4' über dem W. 0200 (15,50 um IOU, 200 | m. se ee n Dieng Telaga Tringo, | See im Prahuge: L e birge, oberhalb der "2 (16,8) (16,8) pe 6238 Kawa Zringo 5 mie 35 2 690,80 40,00 1,35 > 5 8 54,5 54 /601,00| 44,00 1, 10 59 59 601,15| 51,00] 1,30 31112] 59 50 1600,75 | 46,60 1,47 14 60 59,5 600,40 | | „(600,40 8760 | 59 1% 50 | 50 600% (8 F. 1 2 66 32,2 35 600,00 7,1%.) Dieng, 8 8 51 51 601,0 Plateau im Pra- 1100 56,5 56 601,75 hugebirge 180 57 | 57 600,65 21,61 39 | 44) 1600,50 12 63 63 601,80 6 31,2 3 121 62 166 60 180 57 IX | 33,5 410 Auffallend war der große Unterfchied im Stande der Thermometer unter offenem Himmel und unter einem Dache, obgleich dies auf allen Seiten offen war. Ich hatte fuͤnf Inſtrumente neben einander aufge— haͤngt, um ihr Mittel zu ziehen. Am 31. Juli, vor Sonnenaufgang, wo das Zenith heiter war, und wo ein blaͤulicher Nebel uͤber dem Pla— teau ſchwebte, ſtanden dieſe unter dem Dache 42, ſanken aber, unter freien Himmel gebracht, keine 15 Fuß von ihrem vorigen Standorte entfernt, ſchnell auf 38. Am Abend um 10 Uhr, wo, wie eine Schnee: decke des Nerdens, ein weißer Nebel auf dem Plateau lag, auf das der helle Mond aus blauem Zenith winterartig herabſchien, ſanken ſie von innen 42 auf außen 36. Am 1. Auguſt vor Sonnenaufgang ſan⸗ ken dieſelben von innen 35 auf außen 32 F.; der Himmel war Hei: ter, das Plateau ſah weiß aus, wie beſchneiet, denn alle ſeine Gewaͤchſe waren mit Reif bedeckt. Temperatur des Waſſers in den Graͤben aber 44. Am 2. Auguſt vor Sonnenaufgang von 44 auf 39, nicht tiefer, denn die Luft war dunſtig. Am 3. Auguſt aber, wo das heiterſte, blaueſte Firmament ausgeſpannt lag, ſanken ſie von innen 35 auf außen 31,2, alſo faſt einen Grad unter den Gefrierpunkt des Waf: ſers. Das Plateau war wieder bereift, wie von weißem Schnee, und Eiskruſten bedeckten alle Gewaͤchſe. Das Waſſer in den Graͤben aber war 450. Am 4. Auguſt war Alles in Wolkennebel gehuͤllt und die Thermometer ſanken nicht unter 33,5. Mittlere Temperatur aus allen taͤglichen Beobachtungen: —= 55,07 — 49,12 — 56,00 — 52,50, überhaupt 53,17 Mittlere Temperatur aus den täglihen Marimis und Minimis: = 49,00 — 44,00 — 51,00 — 46,00, überhaupt 47,50 Differenz . 9,67, Man ſieht leicht, daß die aus allen den Tag uͤber veranſtalteten Beobachtungen gezogenen Mittelzahlen nicht die wahre 24ſtuͤndige Tem— peratur, ſondern nur die halb taͤgige, 12ſtuͤndige angeben, da die Tem: peratur nach Untergang der Sonne ſchnell ſinkt. So herrſchte z. B. am 2. Auguſt Abends 10 Uhr bereits eine Temperatur von 39°, eben fo wie am Morgen deſſelben Tages vor Sonnenaufgang, wo weiße Ne: belſtreifen wie ein Leichentuch das Plateau bedeckten, und am 31. Juli Abends 10 Uhr eine Temperatur von 369. Zieht man dieſe in die Rechnung, fo ſinkt das Medium des 31. Juli von 559 ſchon auf faſt 52° herab und naͤhert ſich dem wahren 24ſtuͤndigen Mittel dieſes Ta⸗ ges von 49°, N | N S 85 * . . 8 sen 8 5 2 8 3. „ 3 3 88 9 SSA [FSE 8 E82 SS 22 8 rt 2 5 S — = 8 8 2 = — 2 8 as d ja 5 | a gs 3 FOR * 8 70 70 Pegoon Dangan, 8 Theegarten 5 10 (16,8) (16,8) 654,60 4150 F Baabe ele d) doe - | 10) 83 83 763,10 Banjumas 612 84 84 1762,90 18 81 | 81 761,15 Seraju, 1050 Dorf am Sed. 7114 7 3 168,7 Abhan 0 ie Sla⸗ 83 83 734,15 (21,3) Toiſen) e 75 am Abhange 2 48 48 1512,45 10430 8691 3000 Gunong Slamat 918 46 46 512,45 (6, N + 2 aner Der 7 oder Gedé 20 45 10630 0 Berg von Tagal, F e 3 ke al Naß = Das 8 Ba deze uch 200 . 100 6 42 7 7 ig höcften . 2 2 eragipfe ttempe⸗ ratur nicht unterdz0 fant Streifzüge durch die Waldgebirge G. Panggerango, Mlanellawangie und Gedé. Unternommen im Jahre 1839 von Fr. Junghuhn. Nebſt einem Anhange, enthaltend ein meteorologiſches Journal und Compaßrichtungen. „Exponere, non confundere naturam.“ Nachdem ich ſchon früher einen botaniſchen Ausflug auf den Berg Salat beſchrieben “), um, außer feinen topographiſchen Verhaͤltniſſen, beſonders die Waldungen, mit denen er bedeckt iſt, zu charakteriſiren, will ich nun verſuchen, ein aͤhnliches Bild von dem Gebirgsſtocke zu entwerfen, welcher — viel hoͤher und groͤßer als der Salak — ſich als fein naͤchſter Nachbar gen S. O. erhebt. Der ſuͤdoͤſtliche Theil die— ſes Stockes, in welchem ein großer Krater liegt, iſt unter dem Namen Gunong:Gede bekannt, während fein nordweſtlicher Rüden Gunong— Panggerango und die hoͤchſte kegelfoͤrmige Spitze daſelbſt Gunong⸗ *) Tydschrift voor Neerlands Indie; jaargang I. p. 486 — 507. (Bata- via, 1839.) 415 Manellawangie heißen. — Bezeichnen wir den ganzen Gebirgsſtock mit dem allgemeinen Namen Gedé und nennen feinen S. Ollichen Theil zum Unterſchied Ka wa-Gedsé. Wir verlaſſen alſo Buitenzorg (Bogor) und ſehen uns in den huͤgligen, mannichfaltig eingeſchnittenen Gegenden um, welche fuͤdwaͤrts ſanft in die Hoͤhe ſteigen, jedoch da, wo ſie etwa in der Mitte zwiſchen dem Salak und Panggerango am hoͤchſten find und einen ſanft-ausgeſchweif— ten, faſt flachen Zwiſchenruͤcken bilden, ſich nicht höher, als 1600“ über den Ocean, alſo 800“ über Bogor, erheben. Der größte Theil dieſer Gegenden wird von den Laͤngsruͤcken gebil— det, welche ſich vom Panggerango herabziehen und weit bis zum Salak heruͤberlaufen, an deſſen raſch und ſteil anſteigenden Fuß ſie gleichſam ſtoßen. Obgleich im Allgemeinen gleichmaͤßig in einer Richtung abge— dacht, die den aus dem Mittelpunkte des Gedegebirges nach allen Sei— ten hin gezogenen Radien gleich iſt, — und obgleich im Allgemeinen in geraden Linien herablaufend, ſchlaͤngeln ſie ſich doch mannichfaltig, er— heben und ſenken ſich hin und wieder, ſo daß ſie, beſonders in den Gegenden, wo ſuͤdwaͤrts von Bogor ſich der Zwiſchenruͤcken nach Norden hinabſenkt, und wo ihrer Weitererſtreckung die Joche des Salak ent— gegentreten, ein welliges und unregelmaͤßiges Huͤgelland bilden, durch welches ſich (aus einiger Entfernung ganz unſichtbar) die tiefen und jaͤhen Flußkluͤfte labyrintiſch hinziehen. Eine ſeit Jahrtauſenden beſtehende Cultur hat die Urwaͤlder von Akacien und Feigen verdraͤngt, welche ſich ohne Zweifel ſonſt hier er— hoben, und das ganze Land in mit Reis bepflanzte Plattformen ver— wandelt, die ſich terraſſenweiſe hinabſenken und mit ihren ruhigen Waſ— ſerſpiegeln Hunderte von üppig belausten Dorfwaͤldchen aus Palmen, Bamduſen, Mangiferen, Piſangs und Artocarpen, umgeben. Nur in einigen Kluͤften, deren Schroffheit den weiteren Umgriffen der Cultur entgegenſteht, findet man noch engverwebte Dickichte von Feigen, Muſ— ſaenda-Arten und zahlreichen Farren, unter denen ſich auch bereits die Chnoophora glauca ſehen laͤßt, während auf der Höhe einiger Ruͤcken, deren beſondere Lage eine kuͤnſtliche Bewaͤſſerung nicht zulaͤßt, Imperata Allang (Jgh.), Aristaria barbata (Jgh.)*) und andere Graͤſer wuchern. In dieſen ſchoͤnen Gegenden war es, wo einſt unter eigenen Koͤnigen das maͤchtige Reich der Sunda's Padjajaran bluͤhete, in welches der Hinduismus nie Eingang fand, und das unter dem ») Man findet die Beſchreibung dieſer, fo wie aller im Laufe dieſer Reiſe— beſchreibung erwähnter, mit Jgh. bezeichneter Pflanzen in einer beſonderen Sammlung, welche entweder als ein eignes Werk, oder in einer naturhiſtori⸗ ſchen Zeitſchrift erſcheinen wird. — Die neuen Arten habe ich groͤßtentheils an den Herrn Profeſſor de Vrieſe in Amſterdam geſandt, mit dem Erſuchen, bie: ſelben in die tydschrift voor natuurlyke geschiedenis aufzunehmen, unter dem Titel „Nova genera et species florae javanicae etc. Pugillus, I“, wo fie ſeitdem auch mitgetheilt worden ſind. 4 414 Könige Prabuſeda *), wahrſcheinlich zwiſchen 1480 und 1490 nach Chr., von einem Sultan Bantam's — welcher ein Sohn des Suſu⸗ hunan Gunong Jati (urſprünglich Scheik Maulana genannt, eines Ara: bers) von Cheribon war und das heidniſche Bantam erſt 1480 zum Islamismus bekehrt hatte, — erobert und zerſtoͤrt wurde. Einige engl. Meilen oberhalb Bogor, bei Bandar Peté, zeigt man noch mehre lang und in gerader Linie hingezogene Erdwaͤlle, jetzt rings von Reisfeldern umgeben, als den Ort, wo einft die Hauptſtadt Padjajaran ſtand, von welcher jedoch faſt gar keine Ueberreſte mehr auf unſere Zeiten gekommen find. Nur etwa 14 engl. Meilen ſuͤdwaͤrts oberhalb Bogor, findet man an einem Orte, der mit dem Namen Batu Tulis (beſchriebener Stein) bezeichnet wird, unter dem Schatten einiger alten Ficus-Baͤume (F. ben- jamina), noch mehre ganz roh aus grauem Trachyt gehauene Steine, die wahrſcheinlich Alter find, als die Einführung des Hindu-Cultus auf Java und wohl vor d. J. 1300 verfertigt wurden. Kaum vermag man in ihnen die menſchlichen Geſtalten zu erkennen, welche ſie vorſtellen ſollen. Sie ſind mißgeſtaltet, jenen ſchoͤnen ſymmetriſchen Figuren in den achten Hindutempeln der öſtlicher gelegenen Provinzen ganz unaͤhnlich, roh und ungeſchickt gearbeitet, und die Inſchriften, welche ſich auf einem Trachytſteine von plattenfoͤrmiger Abſonderung befinden, nicht zu entzif— fern. Sie haben weder mit der Dewanagiriſchrift des Sanſcrit, noch mit den Schriftzuͤgen der Kawiſprache (die jetzt nur noch bei den Prie— ſtern auf Bali lebt), noch mit dem Charakter der heutigen javaniſchen Sprache Aehnlichkeit und ſind daher wahrſcheinlich die eigenthuͤmliche, verloren gegangene Schrift des Sundavolkes, deſſen Sprache jetzt zwar oſtwärts bis Cheribon noch geſprochen, aber mit javaniſchen Charakteren geſchrieben wird“). ) Dieſe hiſtoriſchen Data find entnommen aus: J. Crawfurd, de indisch Archipel etc. uit het engelsch. Haarlem, 1825. ) Als ich dieſe Zeilen ſchon geſchrieben hatte, kam mir die gelehrte Ab⸗ handlung „Rudera Padjajarana prope Bogor“ in der Rumpfia T. II. pag. 14 — 17 Fol. von Herrn Dr. C. L. Blume (Profeſſor in Leyden) zu Geſicht, welcher im Jahre 1818 ſehr ſcharfſinnige Unterſuchungen daruͤber angeſtellt. Der Muth des Mannes, der zum Beſten der Wiſſenſchaft ſich allen Gefahren bloßſtellte und — wie einſt in fruͤhern Zeitaltern der Biſchof Bonifacius auf die heilige Eiche losging, — ſich ſo dem Ficus-Baume bei Batu⸗Tulis näherte, der ihm zur Rechten ſtand, als er ankam, hat etwas Romantiſches. Die Ja⸗ vanen waren aber höflicher, als jene Druiden, und begrüßten den kuͤhnen Botaniker fogar mit den Worten: Salvus sis nobis, hospes, qui e pe- regrinis terris in sanctissimum Javae locum venisti etc,“ (auf gut maleiiſch: tabé Toewan!) Ich muß den Leſer auf das Werk ſelbſt verweiſen, in welchem die Reſul⸗ tate jener Expedition von Buitenzorg nach Batu-Tulis mitgetheilt werden. Der Berg Salak hat ſich ſeit jener Zeit ſo auffallend umgeſtaltet, daß er auf der (ſonſt vortrefflichen) Zeichnung nicht wieder zu erkennen iſt. Der ſchein⸗ bare Winkel des Durchmeſſers feines Gipfels beträgt, von Batu-Tulis geſehen, 415 Die beiden Etröme, welche (der Tjilibong im O., der Tjidanie im W.“) den Rüden von Bogor begrenzen, entſpringen auf dem Gebirge, dem wir uns nähern, — der Tjilibong aus einem kleinen See (Telaga-Woͤrna) in dem nordwaͤrts vom Panggerango auslaufenden Bergkamme Mega— mendong; der Tjidanie, welcher ſich dem Fuße des Salak ſehr nahe an— ſchmiegt, am nördlihen Abhange des Panggerango, in der Kluft Dies rang. Wollte man dem Ruͤcken, auf welchem Bogor liegt, aufwaͤrts folgen, fo wuͤrde man, ohne eine Kluft zu durſchneiden, auf einen der 15 Grad. Er iſt viel groͤßer, als auf der Zeichnung und liegt viel naͤher. Auf jeden Fall iſt die Perſpective falſch. Denn nehmen wir die Höhe des Baumes, der Wirklichkeit gemäß, zu 100“ an und den Standpunkt des Zeichners 2007 vom Baume entfernt (obgleich dieſe Entfernung im Bilde, z. B. vom Padattie— wagen bis zum Baume, offenbar größer ift): fo erſchiene der Baum unter einem Geſichtswinkel von 27 Graden, und hiernach, da die Hoͤhe des Gipfels nach Ba— rometer-Beobachtungen über Batu-Tulis faſt genau 6000“ betraͤgt, müßte das Gebirge, wenn man ſeine Entfernung in gerader Linie (die gewiß nicht mehr beträgt) zu 20,000“ (etwa = 3 engl. Meilen), annimmt, den größten Theil des Hintergrundes der Zeichnung einnehmen, und ſein Gipfel (den Einfluß der Krümmung der Erde unberuͤckſichtigt gelaſſen) beinahe in gleicher Hoͤhe mit dem Baumwipfel erſcheinen, wie es auch unter den gegebenen Umſtaͤnden in der Wirklichkeit der Fall iſt; waͤhrend die Bergſpitze, bloß 12,000“ entfernt ange⸗ nommen, aus einer Diſtanz von 200 hinter dem Baume geſehen, wirklich in gleicher Hoͤhe mit dem Wipfel erſcheinen muͤßte. . Der Stamm des Baumes, welchen die Zeichnung noch zuſammenhaͤngend darſtellt, iſt jetzt durch Ausfaulen der Zwiſchentheile in drei verſchiedene Staͤmme geſondert, aus deren Entfernung von einander man auf den vorigen Umfang (als die Zwiſchenraͤume noch ausgefuͤllt waren) ſchließen kann. Doch auch da— mals, fo ſcheint es, ftand er jenen Ficus-Baͤumen in den Dörfern am N. N. W. lichen Abhange des Tjerimai, deren einer von mir gemeßner 56“ im Umfange hatte, an Dicke nach, obgleich ein Umfang von 40° für die Baſilarſtaͤmme dies fer Bäume nicht ſelten iſt. Denn fie find kurz und erft aus Hunderten zuſam— mengewundener Luftwurzeln entſtanden. — Schade, daß ein ſo alter abgeſtor— bener Baum keinesweges im Stande iſt, die eigenthuͤmliche Phyſiognomie der Ficus benjamina auszudrucken und dem Nordländer ein Bild zu geben von der uͤberaus uͤppigen, in langen zugeſpitzten Buͤſcheln von allen Seiten tief herab— hängenden Belaubung und von den ſtrauchähnlichen Luftwurzeln, welche ſich im Boden befeſtigen und, gleich Saͤulen, um den Centralſtamm herumſtehen! In der Naͤhe des Baumes finden ſich die behauenen Steine, welche eigentlich nur unförmliche, abgerundete Blöcke find, in denen man Mühe hat, eine menſch— liche Figur zu erkennen; und etwas entfernter auf einem andern Fleckchen ſteht das plattenfoͤrmig abgeſonderte Trachytſtuͤck von 7“ Höhe und 4— 5“ Breite, auf welches die Inſchrift gegraben iſt, von welcher oben die Rede war. Die Platte iſt über 4 Fuß dick und (doch nicht, ohne in Stuͤcke zu zerſpringen) in duͤnnere Platten theilbar. Der Boden vor der Platte ist mit Rollſteinen ges pflaſtert, auf deren einem ſich zwei deutlich eingedruͤckte menſchliche Fußtapfen befinden. Herr Prof. Blume ſtellt, um die raͤthſelhafte Erſcheinung dieſer Fuß⸗ tapfen zu erklären, a. a O. die Meinung auf, dieſelben ſeien zu einer Zeit ein⸗ gedruͤckt worden, wo ſich der Stein, den er fuͤr „vulkaniſchen Tuff“ haͤlt, noch im weichen, breiartigen Zuſtande befunden, — eine Meinung, welcher, fo fcharf: ſinnig ſie auch iſt, doch Folgendes entgegenſteht: N) Zugegeben, der Stein habe einmal eine breiartige Conſiſtenz gehabt, fo hätten die Fuͤße eines darauf ſtehenden Menſchen entweder, wenn die 416 noͤrdlichſten Punkte der Panggerango-Firſte zu einer Höhe von 80007 gelangen, wo der Nüden, deſſen Breite bei Bogor eine engl. Meile be— trägt, nur einen ſchmalen Felſenkamm von drei Fuß Breite zwiſchen ſteilen Abgruͤnden darſtellt. Während ſich dieſe nordweſtlichen Ruͤcken des Gebirges ziemlich gleichmaͤßig und ununterbrochen abdachen, iſt dieſes doch keinesweges mit ſeiner noͤrdlichen Seite der Fall. 5 Denn der N. N O. liche Abhang der hoͤchſten Gebirgskuppe Manel⸗ — m —h— Maſſe ſehr weich war, ganz hineinſinken und, nach den Geſetzen der Schwere, ganz hindurchdringen muͤſſenz oder war die Maſſe ſo zaͤhe, daß die Füße nur zum Theil hineinſanken, jo hätte die Steinmaſſe in der Umgebung der Füße wulſtig anſteigen muͤſſen, was bei unſerm ganz gleichen, convex ebnen Steine keinesweges der Fall iſt; fo wie denn überhaupt die zu große Regel⸗ maͤßigkeit der ganz parallelen und ſymmetriſch nebeneinander ſtehenden Fußtapfen eine zufällige Entſtehung derſelben unwahrſcheinlich macht und ſie als Kunſtpro⸗ duct beurkundet. 2) Iſt der Stein ein abgerundetes, etwa 2“ breites, oben etwas abgeplat⸗ tetes Geſchiebe (Rollſtein), und den andern Geſchieben vollkommen gleich, mit denen der kleine, viereckige Raum vor der Platte gepflaſtert iſt. — Aus der an- fangenden Verwitterung ihrer Oberflaͤche laßt ſich ſchließen, daß ſie ſchon lange in Erdſchichten oder Flußbetten gelegen hatten, ehe man ſie herbeiholte, um jenen Raum damit zu pflaſtern. 3) Direct widerlegt wird die Meinung des Herrn Prof. Blume durch die oryktognoſtiſche Unterſuchung des Steines. Ich ſchlug mit dem Hammer ein Stuck von der Platte ab (nur ein kleines, um ſie nicht zu verſtuͤmmeln), — und da von dem Fußtapfenſtein, ſeiner Dicke und abgerundeten Form wegen, nichts abzubämmern war, — nahm ich ein kleineres Geſchiebe, das ihm zur Seite lag, und offenbar vollkommen dieſelbe Beſchaffenheit hatte, mit nach Hauſe, wo ich es zertruͤmmerte. — Sowohl die Platte, als der Rollſtein ſind Trachyt von bläulich-grauer Farbe; er enthält zahlreiche Glimmerblaͤttchen und iſt in der Platte feinkörniger, während das Geſchiebe durch eine Menge großer Kryftalle glaſigen Feldſpaths und wenige, aber anſehnlich große Horn⸗ blendenadeln ein faft granitifches Anſehen erhält. — Die Erklarung der Fußtapfen durch Eindruͤckung fällt alſo von ſelbſt weg, indem der Trachyt, als plutoni⸗ ſches Gebilde, nie breiartig war, und die Zeit, wo er ſich in feurig ⸗fluͤſſigem Zuſtande befand, wabrſcheinlich in eine Periode unſeres Planeten fällt, wo noch keine Menſchen erſchaffen waren. i Jene Fußtapfen ſind offenbar nichts Anderes, als ein Kunſtwerk liſtiger Prieſter, welche (gewohnt ihre Exiſtenz auf den Aberglauben der Menſchheit zu gründen), durch ſolches Wunder eine größere Anzahl Pilger und Anbeter nebſt ihren Geſchenken herbeizulocken wußten. Ganz ähnliche roh-behauene Steine findet man auch am nordweſtlichen Ab⸗ hange des Panggerango in einer Höhe von 300“ zwiſchen dem Paſſangrahans Tapos und Bodjong Keton. — Es find theils unförmliche, unproportionirte menſchliche Figuren, in Trachyt gehauen, theils bloß kleine prismatiſch⸗ abgeſon⸗ derte Trachytſtuͤcke, die man vertikal aufgerichtet und mit, andern Steinen um⸗ thuͤrmt hat. Die Javanen und Chineſen opfern dieſen Bildern, welche von Baumgruppen umgeben ſind. Der Ort iſt heilig und heißt Hardjo. 2 Auch in der Nähe von Sukabumie, nämlich beim Dorfe Tugu neben Su⸗ karadja, ſah ich eine prismatiſche, etwa 10“ hohe Trachytſaͤule, die vertikal aufgerichtet ſtand und mir von den Javanen als ein Ueverbleibſel aus den Zeiten des Padjajavaniſchen Reiches bezeichnet wurde. 417 lawangie verlängert ſich in einen Bergkamm, der, nachdem er eine Strecke weit faſt eben, oder mit nur ſehr ſanfter Neigung fortlief, ſich dann wieder etwas hoͤher erhebt, um den zackigen, einen runden Krater— keſſel umſchreibenden Rand des Gunong-Kotojang zu bilden. Von hier, etwa von 5500 oder 6000“ Höhe, ſenkt er ſich wieder zu 4500“ herab und bildet einen Paß (Pontjak), uͤber welchen die große Straße fuͤhrt. Von dieſem Paſſe an ſteigt das Gebirge von Neuem in die Hoͤhe und ſezt ſich nun in der Richtung von S. O. nach N. W. in einen anſehn— lichen, breiten und weit nach N. W. hinabgezogenen Bergruͤcken fort, der ſich in zahlreiche kleine Kuppen erhebt, von denen die hoͤchſten je— doch nicht uͤber 5000“ Hoͤhe zu erreichen ſcheinen. Dieſen Gebirgszug wollen wir mit dem Namen Megamendong bezeichnen, obgleich die Javanen eigentlich nur eine kleine Kuppe deſſelben ſo nennen. Er iſt weit und breit mit ununterbrochenen Waͤldern bedeckt, die alle ſeine Höhen und Thaͤler gleichmaͤßig uͤberziehen und, von Menſchen nie be: treten, den Rhinozeroten einen ſichern Schlupfwinkel darbieten, den ſie nur noch mit verwilderten Stieren theilen. Von letztern ſoll ſich, nach dem Zeugniſſe der Javanen, ein Trupp in dieſem Gebirge aufhalten. Unter den zahlreichen Ruͤcken, welche der Gebirgszug Megamendong nach W. herabſchickt, zeichnet ſich beſonders der am meiſten nordwaͤrts gelegene aus, auf welchem ein Flecken, Bazaar Ipis, liegt, und der daher der Rüden Ipis genannt werden mag. Dieſer Ausläufer, in feis ner Mitte etwa 2000“ hoch, bildet faſt einen rechten Winkel mit feinem Hauptkamm und liegt (mit den uͤbrigen Nebenzweigen) daher auch in einer queren Richtung zu den Laͤngsruͤcken des Panggerango, welche ſich an der Nordſeite herabziehen und ſich daher, ohne in dieſer noͤrd— lichen Richtung fortlaufen zu koͤnnen, bei dem naͤchſten Quer-Ruͤcken, auf den fie ſtoßen, dem Rüden Tjiceroa, umbiegen und gleichfalls nach Weſten wenden. Auf dieſe Art bleibt zwiſchen dem Abhange des Panggerango im S., — dem des Kotojang und des Megamendong (deren Kamm ſich faſt in einen Halbkreis hinzieht) im Oſten, — und dem Ruͤcken Ipis im N., — ein weites Hochland übrig, welches, größtentheils aus den weſt— waͤrts herablaufenden ſeitlichen Zweigen des Megamendong gebildet, eine der ſchoͤnſten Gegenden dieſer Inſel iſt. Auf den meiſten Seiten von hohen Bergruͤcken gefhügt, genießt es eines gleichmaͤßigen, temperirten Klima's, eines ewigen Fruͤhlings, mit einer ſtets friedlichen Natur. Seine Ruͤcken ſind breit, ſehr ſanft geneigt, laufen in vielen Gegenden lange Strecken weit vollkommen horizontal (plateauaͤhnlich) und find faſt uͤberall der Bewaͤſſerung faͤhig; eine Lage, zu vortheilhaft, als daß fie nicht ſchon früh zur Bebauung haͤtte aufmuntern ſollen. Daher ſtoͤßt das Auge auch überall noch auf Reisfelder und zahlreich einge— ſtreute Dorfwaͤldchen, in welchen (ungeachtet das Land von 1600“ ober: halb des Punktes, wo der Kali Tjieſſek in den Tjilibong fällt, an, bis zu 3500“ in ſeiner oberſten Gegend bei Tjiceroa anſteigt), außer Nanka⸗ Sunghuhn, Java. 27 418 und andern Fruchtbaͤumen, auch noch Cocospalmen und Piſang's ges deihen. Ja, oberhalb Tjiceroa, in einer Höhe von 3000 bis 3500, liegt ſogar noch ein weites Zuckerfeld, deſſen uͤppiger Wuchs dem am Seeſtrande nichts nachgiebt. Dieſe Zuckerpflanzung iſt die hoͤchſt gelegene der Inſel und gewaͤhrt dem Reiſenden, der dieſe ſchoͤne Grasart bis jetzt nur am Seeſtrande ſah, wo eine gluͤhend heiße Sonne den Naturgenuß ſtoͤrt, einen intereſſanten Anblick. Ihr gleichmaͤßiges, lichtes Grün contraſtirt mit dem duͤſtern Schatten der Raſamalawaͤlder, welche ſie an einer Seite begrenzen, waͤhrend ſie an der andern Seite von lieblichen Baumfarren auf graſigen NRainen umſaͤumt wied, welche ihre zarten Laubſchirme uͤber die ſilbernen Rispen des Rohres ausbreiten. Eine fühle Morgenluft vermehrt den Genuß, und mit Entzuͤcken der Erinne— rung an vaterlaͤndiſche Scenen ſieht man die Fabriken und die Schorn— ſteine mit ihren Rauchſaͤulen, die ſich grell und licht auf der ſchwarzen Folie des Waldgebirges abzeichnen. Das Zuckerrohr wird hier in fuͤnf Fuß von einander abſtehenden parallelen Reihen gepflanzt, ſo daß in den Reihen zwiſchen den einzel— nen Pflanzen nur ein Fuß Zwiſchenraum bleibt, und ein Stuͤck Land von 6000 O Fuß (500 U Ruthen) mit 14,400 Zuckerpflanzen beftan: den iſt. Zwar muß das Rohr hier 18 Monate alt werden, ehe es ge— ſchnittten werden kann (was am Seeſtrande ſchon nach 8 bis 12 Mo— naten geſchieht); dafuͤr treibt hier aber auch jeder Wurzelſtock 15, 20 und mehre Stengel (deren Zahl ſich im heißen Klima Java's gewoͤhn— lich nur auf 8, 10 oder hoͤchſtens 12 beläuft), — fo daß ein ſolcher Bau von 14,400, ‚oder, in runder Summe, von 14000 Pflanzen, 42 Pikol (Centner à 125 Pfund) Zucker zu liefern im Stande war, was, wenn wir im Medium 16 Stengel auf jeden Wurzelſtock rech- nen, für jeden einzelnen Stengel 135 Gran (alſo 15 Gran über 2 Quentchen) betraͤgt. Dieſes Reſultat, welches durch die Thaͤtigkeit und Einſicht des Herrn A. Doornik (Eigenthuͤmer's der Pflanzung) erzielt wurde, erregte auf Java um ſo mehr Aufſehen, als man bis dahin den Zucker nur in weiten Ebnen, in geringer Hoͤhe uͤber dem Seeſtrande, zu pflanzen gewohnt war. Außer dem Reis, find es beſonders noch Kartoffeln (Solanum tu- berosum), welche hier in großer Menge und von beſonderer Groͤße und Güte der Knollen erzielt werden. — Unter den Bäumen zeichnet ſich die Areng-Palme (Arenga saccharifera) aus, welcher dieſes gemaͤßigte Klima beſonders zutraͤglich zu ſein ſcheint. Dieſe Palme wuchert da— her, in Gruppen von 50 — 100 und mehren eng zuſammengepflanzt, zahlreich auf den Rücken und ihren Abhaͤngen. Mehr auffallend und grell, als lieblich, contraſtirt ihr duͤſteres, blaͤulich-gruͤnes Laub mit dem lichten Schmelze der Grasmatten, auf welchen ſie ſich erheben. Ihr Wuchs iſt ſtruppig; die Stämme, mit Mooſen und kleinen Farren be: wuchert, find knorriger, dicker und kurzer, als die der Kokos- oder Pi: nang⸗ (areca-) Palmen, mit deren ſchlanker Majeſtaͤt fie keinen Ver⸗ gleich aushalten. . 419 Einen lieblicheren Anblick, als die Arenga, gewaͤhren die Mangi- fera - Arten, deren dunkles Laub ſich rund und ſchattig woͤlbt, oder die Duren » Bäume (Durio zibethinus L.) mit lichtgruͤnem, locker geweb— tem Laubſchlage, die ſich zerſtreut in kleinen Gruppen auf Grastriften erheben, wo Rinder und Pferde in friedlicher Eintracht graſen. An den Anblick ſolcher Grasmatten iſt der Nordlaͤnder mehr gewoͤhnt, als der Bewohner der Tropen, wo ſie uͤberhaupt ſelten ſind. Auch hier iſt es nur der Ruͤcken Ipis, den ſie bedecken, und noch einige andere Rüden, deren Lage keine Bewaͤſſerung erlaubt; ſonſt würde man Reis— felder erblicken, welche, mit duͤſtern Urwaͤldern, die beiden Extreme von Licht und Schatten in javaniſchen Landſchaften bilden. Aber waͤh— rend im Norden nur kleine Kirſchen- oder Pflaumenbaͤume auf ſolchen Triften ſtehen, erheben ſich hier ſchnurgerade und ſchlank bis 50“ hoch die glatten, lichtgrauen Staͤmme des Durio, mit einem großen, weit umher gerundeten Wipfel gekrönt. Wirft dann die hochſtehende Sonne die grellen Schatten dieſer Baͤume auf die Grasflur, draͤngen ſich Pferde und Rinder in dieſe Schatten, ſchweigt die ganze Natur, bis auf den murmelnden Bach in der Kluft und das Gitren einer Taube: kann man dann wohl ein eigenthuͤmlicheres Bild von einem tropiſch-laͤndlichen Mittag erhalten, — wo ein leiſes Seeluͤftchen die Wipfel der Palmen— blaͤtter kaum merklich bewegt? Doch nicht uͤber 1500 bis 2000“ hoch pflanzt man den Durio; viel höher Artocarpus integriſolia und die Areng-Palme (bis 3000); Bambus vermißt man nirgends. Auch ſieht man in den Doͤrfern noch häufig jene ſchoͤne Inga (I. pyriformis Jgh. Is, deren nach Knoblauch tiechender Same (Fete) eine Lieblingskoſt eder Javanen iſt. Von den Enden der Zweige, die ein zartgefiedertes, lebhaft glänzendes Laub tra: gen, haͤngen hier oben im Juni an langen Stielen die Bluͤthenkoͤpf— chen herab, welche, gleich goldnen Eiern, ſchon von Weitem ſichtbar, in der Sonne ſchimmern. Hie und da erblickt man auch Aleurites mo- luccana Willd., ein Baͤumchen, welches an feinen großen, eirund-zu⸗ geſpitzten, glänzenden Blaͤttern leicht kenntlich iſt, und die ſchoͤne Acacia laxiflora Do., einen Baum mit glänzend-leuchtenden, gefiederten, ein— paarigen Blaͤttern, faſt ganz in den weißen Flor der Bluͤthen gehuͤllt, die in zahlreichen Rispen unter den Blättern hervorbrechen. — An den Seiten der Wege begegnet man noch bis weit hinauf, gewohnlich über und über mit Loranthus-Arten behangen, der Bixa Orellana und jener merkwuͤrdigen Terebinthacee ‚(Wirthgenia octandra und decandra Jgh.), deten Gummi dem Gummi arabicum ſehr aͤhalich iſt; ſeltner ſieht man das kleine Baͤumchen mit gefiedertem Laube und maͤchtig-großen, weißen Schmettertingsblumen, die herabhaͤngen (Aguti magniflora Rh. De.), oder die Visenia javanica Jgh., welche nur zur Zierde gepflanzt wird und ſich durch ihre filzigen, weißlich⸗ ſchimmernden Blaͤtter ſchon von Weitem verraͤth. Kaffeegaͤrten gibt es nur an dem Saume der Waͤlder, höher, als alle andere Cultur, ja in die Waͤlder ſelbſt ſich verſteckend. Die untere Waldgrenze aber iſt durch jene weit verbreitete, ſeit langen ER oe 420 Zeiten beſtehende Cultur des Bodens hoch hinaufgedraͤngt. An dem N. und N. W. lichen Abhange fangen die Urwaͤlder in einer Höhe von 4000’ an, und nur in einigen ſteilen Klüften und an den Abhaͤngen des Megamendong zieht ſich ihre Grenze hin und wieder bis 2500“ herab. Man muß daher in dieſen Gegenden keine Feigen, Caſſien, Akacien, Artocarpen und andere in den Wäldern der heißen Ebene Java's vor: herrſchenden Baͤume ſuchen; hier ſind es Raſamalen, welche zuerſt an der unteren Grenze auftreten. Ein Hauptbach, der KalisZjilibong, ſchlaͤngelt ſich in tiefem, engem Flußthale ſaſt mitten durch das Hochland, welches wie betrachten, hin— durch, der Richtung der ſtaͤrkſten Neigung nach Weſten zu folgend, naͤhert ſich dann, nachdem er die nicht minder bedeutenden Baͤche Kali— Tjibogo und Kali-Suka-Birus, die am Panggerango entſpringen, auf: genommen hat, dem weſtlichen Ende des Ruͤckens Ipis, vereinigt ſich daſelbſt mit dem Kali-Tjieſſek, welcher in tiefer Thalesfurche zwiſchen den Rüden Tjibogo und Ipis herabrauſcht, und dreht ſich dann (hart am Fuße des Ipis vorbeifließend) nach N. W. um, worauf er in dieſer Richtung gen Bogor ſtrömt. (Ich verweiſe hier auf den Situations— plan, den ich vom Gebirge Panggerango entworfen habe.) Alle die erwaͤhnten Baͤche fließen in tief eingeſchnittenen, engen Thaͤlern dahin, die ſich aus der Anhoͤhe der verflachten Ruͤcken 2 bis 300 Fuß jäh hinabſenken, und deren Abhaͤnge gewoͤhnlich mit einer üppigen Strauchvegetation überzogen find. Bald iſt es das ſchoͤne, ga- belig-zertheilte Laub der Gleichenia Hermanni R. Br., die mit Blechnum pyrophyllum Bl. und mit Rubus- Arten durchflochten, Dickichte bildet, aus denen die weißen Kelchbracteen der Mussaenda glabra Vahl. hervorſchimmern, und aus deren Mitte ſich (dem Beobach⸗ ter unſichtbar) hie und da der Stamm einer Chnoophora glauca erhebt, um ſeine ſtrahlenfoͤrmigen, zartgetheilten Wedel, gleich einem Schirme, uͤber dem bunten Waͤldchen auszubreiten. Bambusgebuͤſche und Straͤucher von Melastoma malabatricum, mit rofenrothen Blumen bedeckt, duͤrfen in der Umgebung nicht fehlen. Naͤhert man ſich in der Abendkuͤhle einem ſolchen Dickicht, fo nimmt man ſehr oft einen durch— dringend aashaften Geruch wahr und erwartet ſicher, zwiſchen dem Ge— ſtraͤuch auf einen gefallenen Buͤffel, oder ein anderes Cadaver zu ſtoßen, bis man die Quelle des Geſtankes in dem weißlichen Bluͤthenkolben des Amorphophallus variabilis Bl. (Rumpſia t. 35.) entdeckt, der, ſtolz auf ſchlankem Scapus erhoben, aus dem Gruͤn hervorſchimmert. Nach der Ausſage der Javanen faͤngt er erſt um 3 Uhr Nachmittags an, den fo eigenthuͤmlichen Geſtank zu verbreiten, bis gegen 7 Uhr Abends, während er zu allen Übrigen Tageszeiten geruchslos iſt. Temperatur⸗ erhoͤhung ſeiner Bluͤthentheile nahm ich nicht wahr. Mit ſolchen 10 bis 15“ hohen, ſchattig-gruͤnen Gebuͤſchen wechſeln aber auch minder ſchoͤne Strecken von hohen ſchilfartigen Graͤſern ab, die ihres geſelligen Vorkommens wegen einfoͤrmig ſind. Namentlich iſt es Imperata Klaga (Jgh.) eine der Imperata (Saccharum) Königii P. d. B. 421 ſehr verwandte Art, deren fingerdicke Stengel ſich 20 bis 25, ju bis 30% hoch erheben, mit Blättern beladen, aus denen oben die große, ſil— berglaͤnzende Bluͤthenrispe hervorragt; oder Anthistiria Junghuhniana, deren Spitzen, 12 bis 15 (ja 20) Fuß hoch anſtrebend, ſich unter der Laſt ihrer zahlreichen kleinen Aehren ſeitwaͤrts beugen, um eine einſei— tige, nickende Rispe zu bilden. Von den geſelligen, minder hohen Gras— arten treten in den verſchiedenen Gegenden der Ruͤcken bald Aristaria barbata (Jgh.), bald der wohlbekannte Allang-Allang auf, der durch die ganze Inſel unter dieſem Namen bekannt iſt, und deſſen lange Blaͤt— ter, da ſie ziemlich breit und gerade ſind, zum Decken der Huͤtten be— nutzt werden. Auffallend erſcheint es auf den erſten Blick, wie in ſolchen Fluß— thälern gerade die ſteilſten Abhaͤnge, ja völlig ſenkrechte Wände am uͤppigſten und dichteſten belaubt ſind; doch verſchwindet das Merk— wuͤrdige dieſer Erſcheinung, wenn man die größere Feuchtigkeit ſolcher Waͤnde, an denen das im Erdreich der Ruͤcken geſammelte Waſſer herab— ſickert, und ihre Steilheit beruͤckſichtigt, welche die Cultur abhaͤlt. Auch die ſanft verflachten Hoͤhen oberhalb ſolcher Waͤnde ſind in der Regel unbebaut und in ganz aͤhnlicher Weiſe, wie die nordiſchen Triften und Weideplaͤtze, mit niedrigen Grasarten bewachſen, zwiſchen denen der Reiſende aus dem Norden mit freudigem Erſtaunen zuweilen eine kleine Orchis erblickt, in welcher er unſere Spiranthes autumnalis zu begrüßen wähnt, als befaͤnde er ſich wieder in heimathlichen Gefilden, wenn die Herbſtnebel durch die Waͤlder ſtreichen, und die Gloͤcklein wei— dender Heerden ſo lieblich erklingen. Eine groͤßere Hoͤhe, als die Futter— kraͤutet, 3 bis 5° hoch anſtrebend, erreicht die ſchon erwähnte Aristaria barbata (Jgh.), die überall häufig vorkommt und an ihren lang be: haarten Spelzen und aͤußerſt langen, braunen Grannen leicht erkannt wird. Charakteriſtiſch aber fuͤr ſolche Grashuͤgel treten mehre kleine Straͤucher auf, als Dicerma pulchellum De. mit Bluͤthen, die zwi⸗ ſchen den großen, kreisrunden, zuſammengeklappten Kelchbracteen ganz verborgen liegen, und Crotalaria javanica (Jgh.), ein 2 bis 3“ hoher Strauch, der geſellig waͤchſt, und deſſen gelbe Bluͤthentrauben an un— fere Cytisus- oder Genista-Arten erinern. Schoͤner aber, als beide, iſt ein ſtrauchartiges Solanum (S. amoenum Jgh.), welches 6 bis 10° hoch emporwuchert und uͤber und uͤber mit ſchneeweißen Bluͤthen bedeckt iſt. Wo es etwas feuchter iſt, an den Seiten der Wege und in der Naͤhe der Reisfelder, wuchert Ageratum conyzoides L. gedrängt voll blaß: wblaͤulicher Blüͤthenkopfchen, als eins der gemeinſten Un— kraͤuter dieſer Inſel. Aus dem ſumpfigen Spiegel der Reisfelder ſelbſt aber, zwiſchen den ſchlanken Stengeln der Reispflanzen, ſchimmert die binſenartige Xyris indica Vahl. hervor, die hier zu Millionen waͤchſt und den Botaniker mit ihren gelben, aus den braunen Koͤpfchen hervor— brechenden Blumen anlaͤchelt, während die Raine zwiſchen den einzelnen Reisfeldterraſſen mit mannichfaltigen bräunlichen Cyperus- Arten dicht bezogen find, Hie und da auf ſolchen Grasrüden ſieht man, zuweilen 422 nicht größer, als 10“ im Gevierten, auch ein einzelnes Feld von Cala- dium esculentum Vent., einer Pflanze, deren mit dem Knollſtock ver— einigte Blaͤtterbaſis, wenn ſie gekocht iſt, eine mehlige, kartoffelaͤhnliche Speiſe gewährt. An den großen ſchild-herzfoͤrmigen, ſtumpfen Blättern erkennt man ſchon aus großer Entfernung ein ſolches Feldchen, in wel— chem die Bluͤthenkolben (überragt von der ſpitzen, zuſammengerollten, wachsgelben Bluͤthenſcheide), einen angenehmen, ſuͤßlichen Duft verbreiten. So ſieht man bedeutende Strecken dieſer Rüden, ungeachtet Alles ringsum bewohnt iſt, unbebaut liegen, nur mit Graͤſern und den er— waͤhnten Straͤuchern bewachſen, und findet die Urſache hiervon ebenfalls wieder in der Steilheit der benachbarten Flußthalwaͤnde, welche einen Hinabſturz der ganzen Dügelmaffe alle Augenblicke be: fürchten laſſen. In der That ereignen ſich ſolche Bergſtuͤrze befon: ders nach häufig gefallenem Regen und bei ſtatthabenden Erdbeben auch ſehr zahlreich. Eine mehr oder weniger dicke Schicht des Randes loͤſ't ſich von der übrigen Huͤgelmaſſe los, ſtüͤrzt mit ihrer Vegetation Era: chend hinab und verurſacht zwar eine augenblickliche Eindaͤmmung des Baches, wird aber, da der groͤßte Theil ihrer Maſſe aus lockerem Erd— reich beſteht, bald hinweggeſchwemmt. Solche Stellen der Waͤnde (die man befonders in den Flußthaͤlern des Kali-Tjilobong und Tjieſſek zu Dutzenden erblickt) find es nun, an denen man über die geognoſtiſche Beſchaffenheit der Bergruͤcken Aufſchluß ſuchen muß, fo wie man übers haupt nur in der Tiefe der Flußthaͤler mit den Felsarten, die hier vor: kommen, bekannt werden kann. Hier ſieht man deutlich, wie alle dieſe Ruͤcken, vom Fuße bis zum Scheitel, bloß aus groͤßern oder kleinern Geroͤllen und Felſentruͤmmern beſtehen, von unregelmaͤßiger, jedoch mei: ſtens abgerundeter Form, und aus lockerer, braͤunlich-rother, fruchtbarer Erde, die wohl groͤßtentheils aus ihrer Zerſetzung hervorgegangen iſt und alle ihre Zwiſchenraͤume ausfuͤllt: eine Zerſetzung, die unausgeſetzt vor ſich geht und dadurch ohne Zweifel bei den übrigen vorhandenen Bedin— gungen das Einſtuͤrzen der Wände erleichtert. Nirgends ſieht man zu: ſammenhaͤngende Felswaͤnde und noch viel weniger zu Tage gehende Köpfe von Felſenſchichten. Truͤmmer liegen über Truͤmmern, und die Erdſchicht, welche fie bedeckt, iſt 5, 10 bis 15“ und drüber maͤchtig. In den Flußbetten ſelbſt liegen Myriaden ſolcher Truͤmmer als Geſchiebe (die wahrſcheinlich theils aus der Thalſohle geſpuͤhlt, theils von den Ruͤcken hinabgeſtuͤrzt ſind), glatt gewaſchen, gerundet und von der Groͤße einer Nuß bis zu den maͤchtigſten, haushohen Bloͤcken anwachſend, zwi— ſchen welchen der Bach brauſend und ſchaͤumend, eine Menge kleiner Cascaden bildend, dahin eilt. Alle dieſe Geſchiebe beſtehen aus Trachyt, der ſich bald mehr, bald minder feinförnig, oder durch Feuer angegriffen und lavenartig von Blaſenräumen durchzogen zeigt. Nur ſelten trifft man zwiſchen ihnen ein kleines Geſchiebe von Feuerſtein, oder von röth: lichem Jaspis und andern Arten des Kieſelgeſchlechts an, das nur in ſchmalen (von mir nie geſehenen) Adern durch die Trachytmaſſe des Ge: birgs zu ziehen ſcheint. Wenn man die Bildungs-Art ſolcher Trachyt⸗ — 423 Lavatrümmer, wie wir fie heut zu Tage an den Bergen Lamongang u. a. noch ſehen, auch auf andere Berge anwenden darf, ſo ſcheint es, daß dieſe Geroͤlle urſpruͤnglich aus den benachbarten Kratern (Kotojang, Panggerango) herabrollten (nicht geſchleudert wurden, was zu große Wurfkraͤfte vorausſetzen würde), ſich auf einander thuͤrmten, durch den Druck ihrer eignen Maſſe immer tiefer herabſchoben und ſich zuletzt da, wo wir ſie jetzt ſehen, zu ganzen Bergruͤcken aufhaͤuften. Ein intereſſantes Schauſpiel gewährt das ploͤtzliche Anſchwellen der Baͤche, wenn in den Gegenden, wo ſich der Beobachter befindet, z. B. bei Gadok, oder Tjibogo, heiteres Wetter herrſcht. Wenn naͤmlich der waldige Ruͤcken des Megamendong in dichte Wolken gehuͤlit iſt, und der Wiederhall des Donners aus dieſen herabdroͤhnt, fo kann man auf heftige Regenguͤſſe ſchließen, die ſich dort im Gebirge entladen, eine Ver— muthung, welcher der Beweis gleichſam auf den Ferſen folgt. Keine Stunde vergeht, und man hört ein fernes Rauſchen; plöglich trüben ſich die Baͤche, ſchwellen zu reißenden Fluthen an, brechen ſich ſchaͤumend und hochemporſpritzend an den Felſenkoloſſen, welche ihr Bette verdaͤm— men, und uͤberſchwemmen dieſes bald gaͤnzlich, ſo daß zuletzt kaum noch einige ſchwarze Puͤnktchen uͤber die kochenden Fluthen hervorragen. Dann hoͤrt man das Rollen der Geſchiebe, die der Gewalt des Stromes wei— chen muͤſſen und dumpf polternd an einander ſtoßen. Haͤufig ſtuͤrzen dann, von dem Bache unterhoͤhlt, Theile der Bergwand herab und ver— mehren das Toſen und Brauſen, von denen Berg und Thal wiederhallen. In weniger, als einer Stunde iſt Alles wieder verlaufen, und klar und ruhig, wie zuvor, murmelt der Bach weiter. Um topegraphiſche Skizzen verfertigen zu koͤnnen, nahm ich in verſchiedenen Gegenden Compaßrichtungen, die hier eine Stelle finden mögen. Die Abweichung der Nadel zu Tjibogo war = 0. Ich viſirte: Von Bogor die Mitte des Manellawangie-Kegels in O. 40 S. die Spitze Salak des Berges Salat in S. 273 W. die Spitze Tjlapus des Berges Salat in S. 424 W. Von Tjiceroa die Mitte des Manellawangie-Kegels in S. 20 O. die kleine, ſpitze Kuppe der Panggerangofirſte in S. 10 O. die Kratermauer des Gedé (Mitte) in S. 309 O. der Suͤdrand des Gunong 8 in S. 40 O. der Megamendongeopf in 04 OD. 50S. der Paß über den Megamendong in. O. S. O die Kuppe Salak des Berges Salak in W. 10° & Bon ziisos: der rechte Rand des Manellawangiekegels in S. 3409. der linke Rand des Manellawangiekegels in S. 350 O. die Spitze Tſiapus des Berges Salak in W. 163 S. die Spitze Gajak des Berges Salak in W. 223 S. Landhaus Pontok-Gede . W. 390 S. Weſtlichſtes Ende des Ruͤckens Ipis in W. 15 N. Bazaar Ipis auf dieſem Ruͤcken in O. 40 N. 424 Hoͤchſter (S.) Rand des G. Kotojang in O. 400 S. Hoͤchſte Kuppe des Megamendong in O. 150 S. Paſſangrahan Bodjong Keton in . . S. O. Nachdem wir nun den Vordergrund des Schauplatzes, den wir be— ſuchen wollen, betrachtet haben, namentlich das ſchoͤne bebaute Hochland nordwaͤrts vom Panggerango bis zum Rücken Ipis, unternehmen wir nun kleine Ausfluͤge, um das Gebirge mit ſeinen Waͤldern (nun auch oberhalb der bebauten Gegenden) ſelbſt kennen zu lernen. Unter 20 Traͤger (Kuli's) vertheilen wir das Papier und Reiſe— gepaͤck, wovon 2 die Barometer wie ein praͤſentirtes Gewehr im Arme tragen, was ſie (aus Furcht vor den zauberiſchen Eigenſchaften der In— ſtrumente ſelbſt!) ſehr behutſam und gewiſſenhaft thun. Waͤhrend die meiſten noch mit dem Anbinden der Koffer an Bambusſtaͤbe beſchaͤftigt find, haben einige einen Mangiferabaum erklommen, der (zu Tjibogo) vor der Thuͤre ſteht, und fangen an, einen Platzregen von Kaͤfern herab: zuſchuͤtteln, die, bis auf die hellere Farbe, ganz unſerm Maikaͤfer glei— chen. Eine fo gute Gelegenheit, denken fie, darf man nicht vorüber: gehen laſſen. Einige ſchuͤtteln, die Andern leſen auf, und Alle füllen ihre Taſchen und Saͤcke, ſo viel nur hinein gehen will, um ſich auf den Abend an dieſen Leckerbiſſen recht bene zu thun und ihre Lieblings⸗ koſt, Sambal goreng, mit Kaͤfern zu eſſen. Im Monat April und im Mai, kommen dieſe Kaͤfer, beſonders auf Mangiferabaͤumen, in großer Menge vor. Außer dieſen Kaͤfern wird auch noch eine Art von Grashuͤpfern von den Javanen gegeſſen. Zur Zeit naͤmlich, wo in dieſer Region der Reis geſchnitten wird (im Mai und Juni), faͤngt man des Abends und Nachts eine Menge kleiner Heuſchrecken, indem man Fackeln anzuͤndet, deren Scheine das geblendete Inſect zufliegt. Dieſe Flammen ſieht man in dunklen Naͤchten ſich zuweilen zu Hunderten, gleich Irrlichtern, an den Bergabhaͤngen herumbewegen. Die Heuſchrecken werden dann geroͤſtet als Leckerbiſſen verzehrt. 8 Eriter Streif zug. Wir begeben uns zuerſt nach dem W. N. W. Abhange des Gebirges, wo der Paſſangrahan-Tapos liegt, um ſowohl mit mehren Seiten des Gebirges topographiſch bekannt zu werden, als auch in der Hoffnung, in verſchiedenen Gegenden auch verſchiedene Vegetation anzutreffen. Ich muß hier aber meiner Reiſeerzaͤhlung die Bemerkung voran— gehen laſſen, daß die am hoͤchſten gelegenen Gegenden des Panggerango eine ſchmale Firſte bilden, welche, obgleich ſie, aus der Entfernung ge— ſehen, gerade hingezogen zu ſein ſcheint, ſich doch in einem Halbkreiſe herumdreht, fo daß ihr größter Bogen mit feiner Peripherie nach Nor: 425 den gerichtet iſt. Von dieſer Firſte laufen divergirend, N., — NW. — und weſtwaͤrts eine Menge durch tiefe Thalkluͤfte von einander ge— ſchiedener Ruͤcken in gerader Richtung herab, die das Gebirge gleichſam in Strahlen oder Radien zerſpalten. Von dieſen Kluͤften zeichnen ſich zwei durch ihre gewaltige Tiefe ganz beſonders aus, eine bei Bodjong— Keton, die in die hoͤchſte Panggerango-Firſte gleich einer Kerbe ein: ſchneidet, die andere weſtwaͤrts von Tapos, ſo daß ſie auch ſchon aus großen Entfernungen geſehen werden und wie Laͤngeſpalten erſcheinen. In der Kluft neben Tapos, welche der Kali-Djerang durchſtroͤmt, ers heben ſich noch majeſtaͤtiſche Urwaͤlder (Raſamalen, Feigen und andere Baͤume), waͤhrend auf dem verflachten Ruͤcken neben ihr Alles cultivirt und in Beete abgetheilt iſt, auf welchen Erdbeeren, Kuͤchengemuͤſe ver— ſchiedener Art, Thee, Zimmt, beſonders aber, zum Pflegen der Cochenille, Nopalpflanzen (Cactus coccinelliſer L.) gebaut werden. In re: gelmaͤßige Reihen gepflanzt und zum Schutze der Coccus-Colonien gegen Regen mit Bambusdaͤchern bedeckt, tragen dieſe Cactus-Arten, die ein einfoͤrmiges Geruͤſt fleiſchiger, blattartiger Glieder, mehr ſonderbar, als lieblich ſind, eben ſo wenig etwas zur Verſchönerung der Gegend bei, wie ihre Verwandte, die mit bleibenden Stacheln gepanzerte Cactus ficus indica L., welche man in der Umgebung der erſtern hegt, um ihre Stacheln als Nadeln zu gebrauchen, wenn man in Tuͤtchen aus Piſang— blatt neue Cochenillenbrut an die Pflanzen ſteckt. 7 Das Haus Tapos liegt in einer Meereshoͤhe von 25097. Ich vi: ſirte von da: die kleine, ſpitze Kuppe der Panggerango-Firſte in S. 55 O. (hinter ihr ragt, kaum ſichtbar, der Manellawangie hervor). den Palaſt des Gouverneurs zu Bogor in N. 3649 W. die Spitze Tjiapus des Berges Salak in W. 80 N. die Spitze Salak des Berges Salak in W. 50 N. die Spitze Gajak des Berges Salak in W. 30. N. (ſo daß alſo die Breite vom Gipfel des Salak, von der Spitze Zjiapus bis zum Gajak heruͤber, hier unter einem Winkel von 5 Graden erſcheint.) Um beim Botaniſiren eine größere Strecke des Waldes durchſtreifen zu können, beſchloß ich, dem Ruͤcken, auf welchem Tapos liegt, aufwärts zu folgen, uͤber den Urſprung der Kluft Djerang, den man hoch oben im Walde erkennen kann, hinuͤber zu gehen und auf dem jenſeitigen (weſtlichen) Ruͤcken der Kluft zuruͤckzukehren. Demnach begab ich mich den 17. Maͤrz 1839, als bereits der Wald von der Morgenſonne erhellt war, und von allen Seiten das Quacken der Oaͤh- Affen erſchallte, begleitet von 10 mit Hackmeſſern verſehenen Sa: vanen auf den Weg. Dumpf rauſchte der Bach in der Kluft Djerang, deren Wände ſich hier fo ſteil und ploͤtzlich hinabſtuͤrzen, daß es unmoͤg— lich iſt, den Abgrund zu durchklimmen. Ich ſchaͤtzte ihre Tiefe nach der mir bekannten Höhe von Raſamalabaͤumen auf mehr, als 300“; denn die rieſenmaͤßigen, weißlichen Staͤmme dieſer Baͤume erheben ſich 426 zuweilen ſchnurgerade, wie Säulen, zu zweien und dreien uͤbereinder an der Wand. Grell zeichnen ſich ihre Linien auf dem grünen Dunkel der Waldtapete ab, welche dem Auge nirgends ein kahles Fleckchen zukehrt. Es iſt bewundernswerth, wie ein Urwald von ſolcher Majeſtaͤt und Groͤße an einer Flaͤche haften kann, die nur wenige Grade von einer verticalen abweicht. Und doch ſteht er da, wie angeklebt, und Baum an Baum ſchießen die geraden Staͤmme empor. So genießt der Reiſende, der in ebnen Gegenden den Wald vor lauter Baͤumen nicht ſieht, hier den feltnen Anblick eines Waldes, deſſen Staͤmme ſich nicht hinter einander, fondern neben und übereinander erheben, — in der That, für einen Landſchaftsmaler, welcher die Phyſiognomie der verſchiedenen Baum— arten auszudrucken wuͤnſcht, eine hoͤchſt erwuͤnſchte Gelegenheit! Uns ten woͤlbt ſich eine dunkellaubige Feige weit uͤber die Kluft; aus ihrem Wipfel ſteigt gigantiſch ein Raſamalaſtamm empor mit einer Krone, welche wiederum nicht minder maͤchtige Fagraeen emporſchickt, die noch von Myriſtica- Arten, oder von der ſchlanken Cedrela febrifuga und zahlloſen andern uͤberragt werden. Alle Zwiſchenraͤume find mit einem undurchdringlichen Dickicht von Baumfarrn, Urticeen, Melastomaceen, Scitamineen und Musaceen ausgefüllt, deren licht— grünen, großen Blätter gegen das dunklere Grün anderer Gewaͤchſe merk— lich abſtechen. Nicht minder eigenthuͤmlich ſtellen ſich gewiſſe Arten der Gattung Calamus dar (3. B. Rotang Sellang), deren Stamme, nach⸗ dem ſie unſichtbar ſich hundert und mehre Hundert Fuß weit im Dickicht herum den Stämmen ſtärkerer Baͤume angeſchmiegt und fie umſchlaͤn⸗ gelt haben, dann plotzlich an der Wand neben der Laubkrone einer Fa⸗ grän, oder einer Raſamala zum Vorſchein kommen, um über hundert andere Gewaͤchſe minder edler Natur zu triumphiren. Da ſieht man ihre Wipfel, die dort, wie hingezaubert, ſchlank und ſenkrecht in die Höhe ſtreden, mit gefiederten Wedeln, die, zwar in verſchiedener Hoͤhe uͤber einander entſprungen, ſich doch nach den Seiten hin ausbreiten und in einem fanften Bogen uͤberhaͤngen. Mit Entzuͤcken weilt das Auge auf dem friſchen Gruͤn dieſer Palmen, die, obgleich lianenartig, dennoch die Majeſtaͤt ihrer Familie nicht verlaͤugnen. Zuweilen geſchieht es, daß ein Neſtfarrn (Asplenium Nidus avis L.) ſich an dem Strange ei— nes Cissus befeſtigte, der von einem weitvorgeſtreckten Raſamalazweige wohl an hundert und mehr Fuß lang in die Kluft herabhaͤngt; wurde nun ein ſolcher Strang durch Alter, oder durch Zufall zerriſſen und von ſeiner Grundlage getrennt, ſo ſieht man ſolche Neſter (die, von piſang⸗ artigen, in einen Kreis geſtellten? Wedeln gebaut, geräumig genug wären, einen Storch mit allen feinen Jungen zu beherbergen) frei in der Luft ſchweben, gleich Kronenleuchtern, welche der Wind hoch uͤber dem Thale hin und her ſchunkelt. Das Aufklimmen wurde uns — Pfade, welche im harten, ſelbſt thonartigen Lehmgrunde 5 bis 100 tief ausgefurcht find, ſehr erleichtert. Sie find durch das Herabſchleifen von Baumſtaͤmmen (die man zu Bal⸗ ken und Brettern verarbeitet) allmaͤlich zu ſolchen Hohlwegen geworden. 427 Die Humusſchicht, welche auf dem Lehm Liegt, iſt hier nur dünn; der Ruͤcken aber (ſo wie auch die andern in der Naͤhe von Tapos) erhebt ſich ſo ſanft, daß er, Tauſende von Fußen weit, ganz horizontal fort— laͤuft, dann abwechſelnd wieder etwas anſteigt und ſich in der Richtung gegen das Bergeentrum zu immer höher hinauf erſtreckt. Er iſt ſanft gerundet, zuweilen wirklich verflacht, namentlich etwa 4 bis 500’ ober: halb Tapos, wo er mit zahlreichen Gruppen aͤußerſt kraͤftiger Baumfar— ren bewachſen iſt. Palmenartig, 20 bis 257 hoch und daruͤber, erheben ſich die ſchwaͤrzlichen Staͤmme dieſer Farren, um oberhalb des Dickichts von Imperata Klaga (Jgh.), von Elettaria und ſtrauchartigen Mela— ſtomaceen (deren prächtige Blumen, za B. von Marumia viscosa Bl. und von Medinilla- Arten, im Laube ſchillern) ihre radfoͤrmig geſtellten Wedel auszubreiten, zu denen der Wanderer emporſieht, wie zu einem Schirm von Flor, durch deſſen Maſchen das Blau des Himmels ſchim— mert. Nur einzeln erhebt ſich hier und da eine Raſamala, ſo daß es ſcheint, als ſei dieſer Ruͤcken mit Kaffee bepflanzt geweſen, nach deſſen Abſterben jenes neuere Dickicht von Klaga, Baumfarren und jungen Baͤumen verſchiedener Art emporwucherte. Wirklich findet man auch et— was hoͤher oben noch die Spuren eines ehemaligen Kaffeegartens in al— ten verfaulten Kaffeebaum-Stuͤmpfen. Es bildet dieſer Ort einen geraͤu— migen Vorſprung, der bei ſehr ſanfter Neigung faſt einem Plateau gleicht und ſich mit einer fo aͤußerſt uͤppigen Vegetation von Pifang und Ageratum conyzoides L. bedeckt hat, daß man ſich mit den Hackmeſſern Bahn durch dieſelben brechen muß. Er liegt in einer Hoͤhe von 3430’, geſtattet jedoch, der Myriaden kleiner Blutegel wegen, die ihn bewohnen, keinen laͤngern Aufenthalt, da ſich ſchon waͤhrend der kurzen Zeit einer Barometerbeobachtung mehr als 50 dieſer Thiere (die durch alle Oeffnungen der Kleidung, ſelbſt durch die Maſchen der Struͤmpfe, einkriechen) mir an Hals, Haͤnden und Fuͤßen angeſogen hatten, obgleich drei meiner Javanen beſchaͤftigt waren, ſie zu entfernen. Ja, nach mei— ner Ruͤckkehr nach Tapos um 4 Uhr Nachmittags fand ich beim Aus— kleiden noch ein Paar an der Huͤfte, die zu Fingersdicke angeſchwollen waren. So ſchnell alſo, als moͤglich, verließen wir dieſen Ort — die Javanen mit blutenden Fuͤßen — und verfolgten den Ruͤcken, der et— was ſchmaͤler wird, weiter, bis ich in einer Höhe. von 39007 einen zweiten geraͤumigen Vorſprung antraf. Nun ſind wir bereits in uns berührte Wälder getreten, die ſich hoch und ſchattig woͤlben. Beſon— ders find es Puspabaͤume (Schima Noronhae “) Reinw.) und Ei: chen, welche in dieſer Gegend des Waldes vorherrſchen. Bis hierher würde man, bei geringer Ausbeſſerung des Weges, zu Pferd gelangen konnen, doch höher nicht; denn oberhalb dieſes zweiten Vorſprungs wird der Ruͤcken ſehr ſchmal und laͤuft nun nicht mehr, wie tiefer unten, lange Strecken weit in horizontaler Richtung fort, ſondern ſteigt anhal— tend und ſteil an. Ja, an einigen Stellen verſchmaͤlert er ſich zu einem *) In Blume's Bydr.; nicht, wie Sprengel syst. curae post. pag. 260 that, mit Gordonia Wallichii De. zu verwechſeln. 428 Selfengrath, über deſſen 3, 2, ſelbſt nur 14 Fus breiten Rand man vorſichtig hinwegklettern muß, da er ſich zu beiden Seiten, obgleich über: all mit Wald bedeckt, in ungemeſſene Tiefen hinabſturzt, aus denen das Rauſchen von Strömen heraufdringt. Die Kluft rechts (weſtlich) iſt die Djurang⸗djerang, die links heißt Djurang-pontok-mendeng. Zu: weilen wird der Ruͤcken dann wieder etwas breiter und runder, doch nicht mehr, als daß man durch kuͤnſtliches Abtragen einen ebnen Raum von hoͤchſtens 50 bis 60 Fuß Breite gewinnen konnte. So immer hoͤher ſteigend und unſere Koͤrbe mit Pflanzen“) fuͤl⸗ lend, kamen wir an dem Waſſerfalle eines ſ. g. Kali-Tjiceroa vorbei, det ſich tiefer unten mit dem Kali-Tjilatung vereinigt und nicht mit dem Kali⸗Tjiceroa, welcher am Berge des Kotogang entſpringt, verwech— ſelt werden muß. Die Felſenfirſte iſt hier ſchmaͤler, als irgendwo, ſteht in zadigen Kaͤmmen hervor, und die Wände, mit denen fie ſich in die Kluft des Kali-Tjiceroa hinabſenkt, ſind ſenkrecht, oder doch ſo ſteil, daß ſich keine Vegetation auf ihnen befeſtigen konnte. Sie ſtellen daher nackte Felſenwaͤnde dar, die eine hellgraue, glatte Oberflaͤche haben und durch enge Spalten in unregelmäßig cubiſche Stuͤcke getheilt find, von denen einige mehr als die andern hervorragen. Ueber ihre Structur giebt uns der Hammer Aufſchluß, und wir erkennen an ihren ebnen, aber rauhen Bruchflaͤchen ein feinkoͤrniges (faſt dichtes) Gefüge von Feldſpath⸗ hauptmaſſe mit glaſigen Feldſpathkryſtallen und viel Hornblendenadeln von graublaͤulicher Farbe; eine Steinart, die offenbar den Trachyten angehoͤrt, welche (nebſt Doleriten) die gewoͤhnliche Steinart der javani— ſchen Berge iſt, die aber die mannichfaltigſten, kaum begrenzbaren Ueber— gaͤnge in Dolerite, Baſalte und Raven wahrnehmen läßt. Der Klang beim Abſchlagen iſt hell, wie bei'm Pholonith. Solche Felſenmaſſen begrenzen nun die ſchmale, unzugaͤngliche Kluft, deren Sohle hier, in ihrer gleichmaͤßigen Weitererſtreckung unterbrochen, ſich auf einmal ſenkrecht hinabſtuͤrzt, ſo daß der Kali-Tjiceroa, welcher höher oben in ihr entfpringt, einen ſchmalen, einfachen Strahl bilden muß, von wohl 200 Fuß verticaler Höhe, um fein Bette wieder zu erreichen und der Sohle ſeines Laͤngethales, das mehr einer Spalte gleicht, weiter zu folgen. / Ich befand mich hier am oberſten Ende des Ruͤckens Tapos, (S. Taf. 31 Fig. 1) da, wo er aus der Gabeltheilung eines höhern auf der Panggerangofirſte ſelbſt entſtehenden Ruͤckens hervorgeht, durchklomm das enge und ſchattige Bett des Kali-Kratung, welcher den oberſten Anfang der Djurang⸗Djerang und ihres Baches bildet, und ging ſo oberhalb des Urſprungs dieſer gewaltigen Kluft in querer Richtung hin, um laͤngs dem Ruͤcken, welcher ſie jenſeits, (in W.,) begrenzt, hinabzuſteigen. — —-— 2. ) Deren Aufzählung hier wegbleibt, da ich bloß diejenigen, welche die Phy⸗ ſiognomie der Gegend vorzugsweiſe bedingen helfen, als in eine Reiſebeſchreibung Neher betrachte. * 429 Hier Uber dem Kopfe der Djurang-Djerang lagerten wir uns, um ein frugales Mahl aus Reis, Huͤhnern und Eiern zu verzehren, waͤh— rend unſere Inſtrumente Zeit hatten, ſich im Schatten der Baͤume ab- zukuͤhlen. (Höhe 5900 Fuß.) Freycinetia insignis Bl. ſchlaͤn⸗ gelt ſich hier um alle Baͤume; beſonders aber fiel durch ſein Auftreten in großen Maſſen das ſchoͤne Poly podium Dipteris in die Augen, deſſen Laubſtiele ſich gedrängt neben einander 6 — 7 Fuß hoch erhoben, um dann an der Spitze ihr lederartig-trocknes, handfoͤrmiges Blatt in horizontaler Ebne zu tragen. In einigen Gegenden des weſtlichen Ruͤk— kens herrſcht es außerordentlich vor und bildet zwiſchen den Waldbaͤumen wirkliche Waͤldchen für ſich (Dipteris-Waͤldchen), welche dem Vordringen nicht geringe Schwierigkeiten in den Weg legen. Denn bildet man ſich durch Umtreten in ihrem raſſelnd-trocknen Laube einen Weg, ſo ſtolpert man oft und fällt, wenn man mit den Füßen an den umgeknickten Stengeln haͤngen bleibt, oder auf ihrer glatten Oberflaͤche ausgleitet, und bahnt man ſich mit dem Hackmeſſer einen ſchmalen Pfad, ſo laͤuft man Gefahr, ſich im Fallen an den ſcharf abgeſchnittenen Enden der harten, holzigen Stiele aufzuſpießen. Dieſer weſtliche Rücken (der Djurang-Djerang) iſt überhaupt viel ſchmaͤler und ſteiler, als der oͤſtliche, ſo daß er nirgends, von jener Hoͤhe bis 3000“ herab, hinlaͤnglichen Raum zu Anpflanzungen darbieten würde. Nur hie und da koͤnnte man hoͤchſtens eine Terraſſe von 50 bis 60 Fuß gewinnen. Indem wir durch das Dickicht herabdrangen, irrten wir von der Firſte ab und geriethen auf einen ſeitlichen Vorſprung, welcher ſich ploͤtz— lich endigt und weit und hoch in die große Kluft Djerang hineinſchaut. Von hier ſahen wir, wie ſich der Rüden weiter unten ſpaltet und ſich faft gabelig in zwei Rüden theilt, von denen wir dem zur Rechten (der Djurang-Djerang naͤchſten) zu folgen beſchloſſen. Wir verließen alſo den Vorſprung und beſtrebten uns, ſtets auf der Höhe der Firſte zu bleiben und ihrem Laufe, — beiderſeits von ſteilen Abgruͤnden be— grenzt, zu folgen. Wolkennebel aber, die alle Ausſicht ſchloſſen, und ſpaͤ— ter ein heftiges, in den Kluͤften wiederhallendes Gewitter, deſſen Regen uns bis auf die Haut durchnaͤßte, war Urſache, daß wir die Stelle der Theilung uͤberſahen und auf den weſtlichern Zweig des Ruͤckens geriethen. Doch gereute uns der Umweg nicht; denn iu den Kaffeegaͤrten, welche ſich hier, fo weit es die zunehmende Steilheit erlaubt, bis 3000“ hoch hinanziehen, fanden wir einen gebahnten Weg und langten am Rande der die beiden Ruͤcken trennenden Kluft an, wo wir mit Bewun— derung ſtill ſtanden. Wir ſahen in eine ſchaudervolle Kluft hinab, die zwar an ſich nicht tiefer, als die Djurang-Djerang ſein mag, die aber um ſo betraͤchtlicher erſcheint, da ſie ſo eng iſt und beiderſeits von aͤußerſt ſteilen Wänden begrenzt wird. Quer durch fie hindurch, im Zickzack an der einen Wand hinab und eben ſo ſchroff und kuͤhn an der jenſeitigen hinauf, führe der Pfad, der an romantiſcher Wildheit die Paͤſſe der Pp— renden und Alpen übertrifft. Hat man, unter ſteter Befürchtung, ſammt 430 der Schicht gelben Lehms, in welchen der Weg gehauen ift, in den Ab— grund hinabzuftürzen, die mittlere Höhe der Wand erreicht, ſo blickt man entzuͤckt auf die andere Mauer gegenüber, die ‚in frappanter Nahe, wie eine Tapete daſteht, und deren Waldungen ſich dem Auge in ihrer ganzen Hoͤhe und Pracht auf einmal darſtellen. In der Sohle dieſer Kluft ſtroͤmt der Kali-Kauripan herab und läßt, ihre ganze Breite ein: nehmend, keinen weitern Raum uͤbrig, ſo daß die Bruͤcke, welche von der einen Wand zur andern heruͤbergeſchlagen iſt, nur 25 Fuß lang iſt. Der Bach war vom Regenwaſſer geſchwollen und rollte donnernd unter der Bruͤcke weg, auf deren zitterndem Bambusgeruͤſt wir ftanden. Alle Hydrometeore hatten ſich laͤngſt niedergeſchlagen; eben brannte die Sonne wieder aus blauem Himmel und erleuchtete den oberſten Saum der Kluft, zu welchem wir an den Rieſenſtaͤmmen der Raſamalen in faſt verticaler Richtung emporſahen. Drohend und majeſtaͤtiſch erheben ſich dieſe, einer über dem andern, aber nur die Wipfel der oberſten baden ſich im Sonnenſtrahl, der ſo lieblich leuchtet, waͤhrend der Grund der Kluft, wo wir bangend und bewundernd harren, im tiefſten Schat— ten liegt. Spater durchſchritten wir in einer untern, zugaͤnglichen Gegend derſelben, wo ſie ziemlich breit iſt, die Djurang-djerang und langten dann wieder zu Tapos an. Ehe wir dieſe Gegend verlaſſen, verweilen wir noch einen Augen— blick bei der Betrachtung uͤber die Entſtehung dieſer Klüfte, welche alle Abhaͤnge des Gebirges Panggerango (fo wie faſt aller trachytiſchen Ke— gelberge dieſer Inſel) divergirend vom Gipfel abwaͤrts durchſpalten. Die Unterſuchung hat uns gezeigt, daß die Laͤngeruͤcken in ihren obern Gegenden aus zuſammenhaͤngenden Felſenmaſſen beſtehen, deren nackte, unregelmaͤßig⸗cubiſch zerkluͤftete Wände ſehr oft zu Tage gehn und ſich oft zuweilen in ſchmale, weit vorſtehende Firſten oder Kaͤmme vereini: gen, daß ſie aber in ihren untern Gegenden, wo ihre Steilheit ab- und ihre Breite zunimmt, ganz aus Geröllen und Steinbloͤcken (in deren Zwiſchenraͤumen Erde und verwitterte Steinmaſſen liegen) aufgethuͤrmt zu ſein ſcheinen. Von Schichten fruchtbarer Erde, deren Maͤchtigkeit, von 10, 20, dis 30 Fuß, oft Erſtaunen erregt, bedeckt, liegen fie nur in Flußbetten nackt und abgerundet. Aeußerſt ſelten (an den Abhaͤngen des Panggerango iſt mir keine ſolche Entbloͤßung bekannt, wohl aber an an: dern Bergen, z. B. dem Merapi und Tankuban-Prahu) findet man in, den tiefern Regionen (unterhalb 3000 Fuß) zuſammenhaͤngende Felſen⸗ wände, die zu Tage gehen. Die Steinart jener hohen Firſten aber iſt Trachyt (ſ. oben), welcher unbegrenzbare Uebergaͤnge in Dolorit, Pholonith, Baſalt und geſchmolzene Steine neueren Urſprungs, Laven, zeigt. So ſind die Vorhuͤgel am ſuͤdl. Fuße des Berges Tan⸗ 431 kuban-Prahu, und eben fo die Zwillingsberge Plambangang am füdt. Fuße des furchtbaren Vulkan's Merapi aus Baſalt zuſammengeſetzt, der ſchwarz von Farbe und vollkommen dicht iſt, waͤhrend ſich die Felsarten vom Gipfel dieſer Berge kryſtalliniſch, von porphyrartigem Ge— fuͤge, als Trachyt erweiſen, der ſich an vielen Stellen von Lava-Arten, ebenfalls trachytiſchen Urſprungs und von mehr oder weniger Blaſen— räumen durchzogen, überfchüttet findet. Dieſer Trachyt bildet bald un: geheure zuſammenhaͤngende Maſſen, welche nur von wenigen Spalten unregelmäßig durchzogen find (3. B. im Panggerango, Salak), bald bil: det er Übereinandergelagerte Schichten von 20 bis 30 Fuß Maͤchtigkeit, deren Fall der Neigung der Bergwand gleich iſt (z. B. ſehr deutlich im Krater des Papandayang); bald find dieſe Schichten durch verticale Spalten oder Riſſe in cubiſch-prismatiſche Stuͤcke geſondert, deren Form ſich be: reits der Saͤulenbildung naͤhert (z. B. in den Kratern und obern Re— gionen der Berge Sumbing, Patuha und Gede beſonders ſchoͤn), bald aber zeigt die Felſenmaſſe eine wahre ſaͤulenfoͤrmige Abſonderung und bildet vierſeitige, weitlaͤufig gegliederte Colonnen, die neben einander zu Hunderten vertical aufgerichtet find, um oben eine Lavadecke zu tras gen mit Urwaͤldern, die ſich majeſtaͤtiſch über den Saͤulengang heruͤber— woͤlben (3. B. ſehr ſchoͤn am Suͤd-Abhange des Merapi, und minder res gelmaͤßig im Krater des Sindoro), bald endlich, obwohl ſelten, iſt das Geſtein in Platten von 2 Zoll bis zu 2 Fuß Dicke geſondert, die in großer Anzahl parallel, oft auch horizontal über einander liegen (z. B. in der Kluft eines Baches bei Sumadang im Gebirge Jambu, weſt— waͤrts von Ambarawa, und am nördlichen Fuße des Merbabu, doch ſel— ten in Kratern und hoch gelegenen Gegenden). Eine ſolche Platte iſt der Stein zu Batu-Tulis, bei Bogor, auf welchem ſich eine alte In— ſchrift befindet, die nicht entziffert werden kann. Obgleich ſich nun an den untern Abhaͤngen des Paͤnggerango keine Felſenwaͤnde, ſondern nur Geſchiebe wahrnehmen laſſen, ſo iſt es doch nichts weniger, als zweifelhaft, daß auch dieſe untern Ruͤcken und der Fuß des Gebirges aus derſelben (Trachyt- oder aͤhnlichen) Felſenmaſſe, wie ſeine hoͤchſten Firſten beſtehen und ſich nur den Blicken entziehen, weil ſie mit zu hohen Steintruͤmmern und Erdſchichten bedeckt ſind. Daß dieſe Truͤmmermaſſen ſpaͤtern (neuern) Urſprunges find, beweiſen nicht nur die Berge Merapi, Lamongang und Gunong-Guntur, wo man auf das allerdeutlichſte ſieht, wie deren Rüden noch täglich hoch und höher von Trachyt⸗ und Lavabloͤcken uͤberſchuͤttet werden, die aus dem Krater herab: rollen (f. die Beſchreibung dieſer Berge); ſondern dieß beweiſet auch die Structur der Geroͤlle ſelbſt, die mehr oder weniger mit Blaſenraͤu— men durchzogen, poroͤs und lavaartig find. Dieſe oryktognoſtiſchen Bemerkungen uͤber die Ruͤcken vorausge— ſchickt, und uͤber ihren Verlauf, deſſen Eigenthuͤmlichkeiten, als fuͤr un— ſere Betrachtung wichtig, wir nicht aus dem Auge verlieren duͤrfen, noch— mals wiederholt, daß ſie ſich aus einfachen, ſchmalen Leiſten abwaͤrts, je tiefer ſie ſich ſenken, und je mehr ſie ſich ausbreiten, gabelig in im— 432 mer mehre Rüden ſpalten, die daher nach dem Fuße des Berges hin an Anzahl zunehmen und divergirend vom Bergcentrum aus, bald mehr, bald weniger regelmaͤßig in gerader oder ſanft geſchlaͤngelter Richtung verlaufen (eine Veraͤſtelung, die man nicht treffender, als mit dem bo— taniſchen Ausdruck dichotomo-ramosus bezeichnen kann), keh⸗ ren wir zu der Frage zuruͤck: Wie bildeten ſie ſich und die gewaltigen Kluͤfte zwiſchen ihnen? Zuerſt dürfen wir die Allgewalt des Waſſers, die Kraft der rieſeln— den Bäche nicht außer Acht laſſen. Ihre Wirkſamkeit ſieht man *) be: ſonders deutlich am Berge Merapi, wo die neu ausgeworfenen und ber: abgerollten Sand- und Steintruͤmmermaſſen nicht im Stande find, den Lauf der Baͤche aufzuhalten. Dieſe brechen ſich vielmehr uͤberall Bahn, ſpuͤlen den Sand weg, bilden Kluͤfte und unterhoͤhlen die Wände zu beiden Seiten (die nicht ſelten 100 Fuß hoch und darüber aufges ſchichtet ſind), ſo daß neue Maſſen herabſtuͤrzen und hinweggeſpuͤlt wer— den, wodurch ſich die Kluͤfte, waͤhrend ſie ſich auch zugleich vertiefen, bei nicht ſelten ſenkrechten Waͤnden immer mehr erweitern. Niemand wird laͤugnen, daß ein aͤhnlicher Vorgang auch an den Abhaͤn— gen des Panggerango (wie an allen Vulkanen) Statt finden konnte, oder noch Statt ſinden kann, da das Waſſer ſolche ſogar bereits zu vulkaniſchem Tuff (Wadas der Javanen) zuſammengebackene und erhärtete Auswurfsmaſſen ſchnell genug auszufurchen und, indem es die Wände unterhoͤhlt, die Stein⸗ truͤmmer von der Höhe der Ruͤcken zum Hinabſturz ins Flußbett zu bringen vermag, wodurch die Rüden ſelbſt natürlich verſchmaͤlert werden. Weniger annehmbar aber iſt dies hinſichtlich der feſten Grundmaſſe des Gebirges und ſeiner hoͤchſt gelegenen Firſten. Denn wollte man auch den Baͤchen eine Wirkungszeit von hundert Tauſenden von Jahren ein räumen und annehmen, daß fie waͤhrend derſelben eine fo feſte Steins maſſe, als Trachyt-Kluͤfte von 3 bis 500“ Tiefe und verhaͤltnißmaͤßiger Breite, hätten ausfurchen koͤnnen, fo ftünde dieſer Annahme doch Fol⸗ gendes entgegen: 1) Entſpringen die meiſten dieſer Klüfte auf der hoͤch— ſten Bergſirſte des Panggerango ſelbſt, in deren (durchaus felſigen, nur duͤnn mit fruchtbarer Erde bedeckten) Kamm fie wie Kerben einſchnei⸗ den; die Köpfe der Laͤngsruͤcken aber erſcheinen wie Zacken oder kleine Kuppen zwiſchen dieſen Kerben. Auf einer ſo ſchmalen Firſte aber, wie die des Pangerango, kann das Regenwaſſer keine Ausfurchungen verur⸗ ſachen, da die wenigen Tropfen, welche auf die Firſte fallen, ſich erſt tiefer unten zu Giesbaͤchen vereinigen. 2) Wuͤrden die ſenkrechten Wände, in welche ſich die Sohlen dieſer Klüfte (zu den herrlichſten Waſſerfällen Veranlaſſung gebend) häufig bis 100, 200 und mehre Fuße tief hinabſtuͤrzen, dadurch nicht erklaͤrt werden. 5 Die Annahme einer Emporhebung von unten aber iſt bei bie: ſen zahlreichen Ruͤcken des Panggerango (die ſich einer neben dem an— 902 um auch bier, wie überall, bei Beiſpielen unſerer Inſel ſtehen zu bleiben, 433 dern wie Strahlen hinabziehen) gaͤnzlich unſtatthaft, da die Rüden hoͤchſt regelmäßig vom Centrum aus nach allen Richtungen divergiren und dabei wiederholt-gabelaͤſtig find. N Gaͤnzlich verſchieden von denen des Pangerango iſt der Bau der Kluͤfte des Merapi, eines Berges, deſſen Suͤdfuß große coniſch-kuglige Baſalthuͤgel umlagern, und der in ſeiner geognoſtiſchen Structur uͤber— haupt von allen andern Bergen dieſer Inſel abweicht. Aber auch die merkwürdigen Klüfte dieſes Berges, z. B. die Djurang-kali⸗kuning, laſ— ſen keine Erklaͤrung durch Auswaſchung zu, da ihre Waͤnde meiſtens ſenkrecht ſind, waͤhrend die Thalſohle flach und eben ſo breit, als der obere Rand iſt. Ein Gleiches gilt von den Trachytſaͤulen höher oben am Suͤd⸗Abhange deſſelben Berges, die ſich zu beiden Seiten ihrer Kluͤfte ſenkrecht erheben; Verhaͤltniſſe, welche in der That zur An— nahme einer Emporhebung der Ruͤcken, oder eines Eingeſunkenſeins des zwiſchen ihnen liegenden Streifens vom Berggehaͤnge geneigt machen ſollten. Indem wir nun in unſerer Betrachtung zu den Kluͤften des Pangge— rango zurückkehren, koͤnnen wir, ohne der Spuͤlkraft der Baͤche allen Antheil an der Bildung, namentlich an der tiefern Aushoͤhlung der Kluͤfte abſprechen zu wollen, nicht umhin, die Entſtehung dieſer letztern als gleichzeitig mit der des ganzen Berges anzunehmen und zu glauben, daß den Laͤngsruͤcken ihre divergirende Richtung, ihre Geſtalt und ihre dichotomiſche Veraͤſtelung urſpruͤnglich gegeben war; daß fie Lava- (oder Trachyt-⸗) Ströme find, daß fie aus dem Krater ) über die bereits vorhandene, emporgehobene, urſpruͤnglich ſubmariniſche Kern- maſſe des Panggerango hinwegſtroͤmten; daß fie ferner, da ſie ſich als zaͤhfluͤſſige Maſſe, vermöge ihrer Cohaͤrenz, auf einer gegebenen Fläche nicht gleichmaͤßig ausbreiten konnten, in der Richtung des Abfalles die— fer Fläche Laͤngsruͤcken bilden mußten, und zwar divergirende, weil die Flaͤche, laͤngs der ſie herabfloſſen, die Oberflaͤche eines Kegels war. Dabei iſt es wahrſcheinlich, daß bei ihrer Sonderung und bei der Tieferſpaltung der Furchen zwiſchen ihnen eine ſchnellere Abkuͤhlung ihrer glühenden Maſſe eine nicht unwichtige Rolle geſpielt habe; daß die Stroͤme aber überhaupt nicht auf einmal gebildet wurden, ſondern daß in verſchiedenen Epochen geſchmolzene Steinmaſſe uͤberfloß, wodurch dann die urfprüngliche Form des Berges mannichfaltig abgeändert wurde, bis zu ſeiner jetzigen Geſtalt und Groͤße, die ſelbſt dem fernen Schiffer auf der Rhede von Batavia imponirt. *) der (wie wir fpäter ſehen werden) von den zwei jetzigen halbkreisfoͤrmi⸗ gen Firſten, G. Panggerango und G. Sella, umſchrieben wird. — — — —— Sungbubn, Java. 28 434 1 Eines kleinen Ausfluges in die Waldungen des Megamen⸗ dong, der das Unterſuchen und Sammeln von Pflanzen ausſchließlich zum Zweck hatte, erwaͤhne ich hier nur im Vorbeigehen. Ich beſuchte einen kleinen See, Telaga Woͤrna, deſſen ruhiger Spiegel dort ein- ſam zmiſchen waldigen Ufern gelegen iſt, die NW. und N. wärts flach und ſumpfig verlaufen, in SO. und beſonders in O. aber ſteil in die Höhe ſtreben, um Bergfirſten zu bilden, die ſich etwa 500“ hoch uͤber dem See erheben. An ihren Waͤnden ſieht man noch die Spuren der Bergſtuͤrze (d. h. des Herabgleitens der Erdſchicht nebſt den darauf ru: henden Wäldern), welche ſich während des Erdbebens im October 1834 ereigneten und ſchon von Buitenzorg aus ſichtbar find. Der See (wenn er dieſen Namen verdient, da er kaum ein paar hundert Fuß im Durch: meſſer hat) liegt nordwaͤrts eine engliſche Meile vom Paſſe Pontjak entfernt, und kaum hundert Fuß über demſelben (4547). Die ſchat⸗ tig: duͤſtre Waldvegetation, mit Rotang-Arten durchflochten, mit As- plenium Nidus Avis behangen, draͤngt ſich von allen Seiten dicht um feine Ufer herum, auf welchen ſich Piſangſtaͤmme und Baumfarren erheben. Unter den Waldbaͤumen herrſchen beſonders Fagraea- ) Arten, Kaſtanien und Eichen vor, namentlich Castanea Sanintin, deren mit langen Stacheln gepanzerte Fruchtſchalen man häufig am Bor den liegen ſieht, da in den Monaten Maͤrz, April, Mai die Kerne von den Javanen eingeſammelt werden. Man ißt ſie geroͤſtet; fie find aber herber von Geſchmack und lange nicht fo mehlig ſuͤß, wie die der euro— paͤiſchen Kaſtanien. f Eine Menge Blutegel verbittern den Aufenthalt am See, unter dem in geringer Entfernung NW. waͤrts der Kali Tjilibon entſpringt. Einen zweiten Ausflug unternahm ich in das Innere der nie be: tretenen Waͤlder, welche ſich weit und breit uͤber die Thaͤler und Kup— pen des Megamendong hinziehen. Ich erwaͤhne deſſen bloß wegen einer botaniſchen Seltenheit, die ſich mir dort zeigte. Ich fand naͤmlich Acer javanicum Jgh. daſelbſt, den ſchoͤnen Baum, welchen die Javanen bei Dieng Pohon-waleklar nennen, den man aber hier, gemeinſchaftlich mit mehren Laurinen, denen feine Blätter ähneln, Huru-mehrang nennt, Nach meiner Ruͤckkehr nach Tjibogo hatte ich meine Sammlungen nicht ſobald in Ordnung gebracht, eine Anzahl Pflanzen nach den auf der Reiſe ſelbſt entworfenen Beſchreibungen naͤher beſtimmt, namentlich ſolche, welche die Phyſiognomie der Vegetation in den verſchiedenen Gegenden *) Fagraea obovato Bl. bydr. (obovato- javana in der Rumpfia), deren Beſchreibung ganz mit einer, welche ſich über den See heruͤberwoͤlbt, uͤbereinſtimmt, nur daß dieſe ein hoher Waldbaum iſt, während die Blu⸗ me'ſche paraſitiſch genannt wird. 435 (deren Charakteriſtik ich verſuche) beſonders bedingen, und andere nöthige Arbeiten zu Ende gebracht, als wiederum die Reiſeluſt erwachte. Denn noch waren mir die hoͤhern Regionen des Gebirges unbekannt, und die hoͤchſte Kegelſpitze des Gebirges, Manellawangie, wenn ſich der Strahl der Morgenſonne an ihrem Scheitel bricht, blickte lebhaft mahnend zu mir herab. Ich ruͤſtete mich daher am 30. Maͤrz von Neuem zur Reiſe auf den Gipfel des Gebirges. Zweiter Streifzug. Den Weg, welcher faſt quer uͤber die weſtlich herablaufenden Ruͤk— ken des Hochlandes bergauf und bergab hinfuͤhrt, legte ich zu Pferde zuruck und langte (am 30. März 1839) ſchon um 10 Uhr am Orte meiner heutigen Beſtimmung an, naͤmlich am NNW. -Abhange des Pang— gerango, wo, in einer Höhe von 3212 Fuß, von Brettern und Bam— bus ein Paſſangrahan (der am hoͤchſten gelegene in der Reſidenz Bui⸗ tenzorg) erbaut iſt. Zunaͤchſt unterhalb des Haͤuschens (Bodjong-Keton) bildet der Ruͤcken Grasmatten, auf denen man noch zahlreiche Pferde und Rinder weiden ſieht, und hie und da auch noch Gruppen aͤrmlicher Huͤt— ten zetſtreut liegen; über dem Orte aber iſt lauter duͤſterer Wald, deſſen Grenze hier dicht beim Hauſe zu beginnen ſcheint, obgleich es zu— naͤchſt Kaffeegarten find, die, von Erythrina indica beſchat⸗ tet, ſich noch mehre Paale weit ausdehnen, waͤhrend die jungfraͤulichen Waͤlder nur an den ſeitlichen Abhaͤngen der Ruͤcken und in den unweg— ſamen Klüften fo tief herabſteigen. Aber überall, wo die Kaffee-Cultur nur ein freies Plaͤtzchen übrig ließ, ziert dieſe Rüden die herrliche Vegetation der Baumfarren (Chnoo- phora glauca Bl.), deren Staͤmme, aus hohem Gras und Geſtraͤuch 18 — 24 Fuß hoch emporſtrebend, mit ihren Laubſchirmen gar liebliche Gruppen bilden und nur hin und wieder von einem einzelnen Indivi— duum einer Raſamala (Liquidambar Althingiana Bl.) um 150 Fuß hoch und höher überragt werden. An feuchten Stellen erblickt man die großen gefiederten Blätter von Amomum- und Elettaria- Ar— ten, welche, der Groͤße und der lichten Friſche ihres Gruͤn's nach, dem Piſang am naͤchſten ſtehen, mit dem ſie, 15 bis 20 Fuß hoch und dar⸗ über anſteigend, üppige Dickichte bilden, Da ich die Träger meiner Geraͤthſchaften erſt Nachmittags erwar⸗ ten konnte, und es uͤberhaupt der Vorſicht gemaͤß war, eine Anzahl Menſchen vorauszuſenden, um auf dem Gipfel des Berges eine Hütte erbauen zu laſſen: fo beſchloß ich, nicht früher, als den 1. April auf zubrechen, in der Zwiſchenzeit aber die Waldungen um Bodjong⸗keton bis zu einer Höhe von etwa 4500“ zu durchſtreifen, auf welchen Zuͤ— 28” 436 gen mich gewöhnlich fünf mit Hackmeſſern bewaffnete Javanen be: gleiteten. Man findet in dieſen Monaten nur ſehr wenige von den groͤßern Waldbaͤumen bluͤhend, obgleich deren Artenzahl, wie ſchon eine oberflaͤch— liche Anſchauung ihres Laubes lehrt, unendlich mannichfaltig iſt. Jetzt waren es nur Podocarpus latifolia BI.. Vernonia javanica D0., Pterospermum javanicum (Jgh. ) und zwei Fagraea= Arten, die ich hier in Bluͤthe fand. . Die Podocarpus ift in ihren Blättern der Agathis loran- thifolia Salisb. taͤuſchend ähnlich, welche mir in dieſer Gegend noch nicht begegnete, die aber in mehren herrlichen Exemplaren bei Pon— tok⸗gedé (am tiefern Abhange des Berges) cultivirt wird. Ihr pyrami— daler Wuchs, hoch anſtrebend bei großer Schmalheit, zeichnet fie leicht vor allen andern Baͤumen aus. ü Von den Fagraͤen wuͤrde ich die eine, die ſchon von Weitem an den großen gelblichen Blumen erkannt wird, welche durch die Laubkrone ſchimmern, fuͤr F. obovata (obovato-javana) Bl., und die andere für F. lanceolata Bl. halten, wären fie nicht beide 60 bis 70 Fuß hohe, dickſtaͤmmige Waldbaͤume, waͤhrend ſie in den Werken des Herrn Blume als paraſitiſch-ſtrauchartig angegeben find. Einen intereſſanten Anblick gewaͤhrt dem nordiſchen Fremdling ein Syngeneſiſt, als 50 bis 60 Fuß hoher, dickſtaͤmmiger Waldbaum, mit Bluͤthen, die unſern Eupatorien gleichen, naͤmlich Vernonia java- nica DC., welche in den Waͤldern von 3 bis 5000 Fuß Hoͤhe zer⸗ ſtreut, doch keineswegs ſelten vorkommt. Pohon⸗payor nennen die Javanen ein Pterospermum (Pt. javanicum Jgh. )» einen zierlichen Baum, bdeffen? Blätter auf der un— tern Fläche mit einem roſtfarbig-ſilbergrauen Filze überzogen find. Dieſe Baͤume haben einen mehr ausgebreiteten als ſchlanken Wuchs, zeichnen ſich aber durch den weit in die Ferne ſchimmernden, weißlich-braunen Teint ihres Laubes vor allen andern aus. Sie bedingen jedoch die Phyſiogno— mie des Waldes keinesweges, da ſie ſich zwiſchen den Raſamalen vereinzeln, welche ſowohl der Individuenzahl nach bei weitem vorherr— ſchen, als auch an Größe und Maſſe alle anderen bei weitem uͤbertref— fen, fo daß man dieſe Wälder mit Recht Raſamalawälder nennen kann. Und ſie waren es nun, welche jetzt in voller Bluͤthe ſtanden. Ihr gruͤnes Laub hatte ſich mit einer roͤthlichen Farbe bezogen, denn die Peripherie ihrer gerundeten Krone war uͤber und uͤber mit Bluͤthen, den kleinen kugelrunden, maͤnnlichen Kaͤtzchen, bedeckt, die der ganzen Ober— flaͤche des Waldes, beſonders aus einer gewiſſen Entfernung geſehen, einen roͤthlichen Schmelz verlieh und einen Raſamalabaum, wenn auch ſein Stamm tief im Waldesſchooße verborgen ſteckte, vor allen andern kennt— lich machte. Nach den Beobachtungen, welche ich an dieſem und an andern Bergen zu wiederholten malen anſtellte, liegt die Region der Raſamalen, da, wo fie am zablreichiten vorkommen und am hoͤchſten an— ſtreben, zwiſchen 2000 und 4000 Fuß. In 4000 Fuß Hoͤhe wachſen 437 fie ſchon ſehr einzeln, höher als 4500° fah ich fie nie, in 1500° Höhe trifft man ſie aber noch an, wobei zu bemerken iſt, daß ſich ihre un: tere Grenze bei weitem nicht mit der Sicherheit, wie ihre obere be— ſtimmen läßt, und daß man überhaupt befuͤrchten muß, es werden dieſe herrlichen Bäume, deren Vorkommen ſich auf wenige Berge im welt: lichen Java (auf den Salat, Gedé, auf einige Berge zwiſchen Tjanjor und der Bai Palabuan-Ratu, und welche noch?) beſchraͤnkt, einmal gaͤnzlich ausgerottet werden. Denn auch ihre Region hat eine ſehr ger ringe (verticale) Ausdehnung und faͤllt mit der Hoͤhe zuſammen, wo man vorzugsweiſe gern Kaffeegaͤrten anzulegen pflegt. Um mir das wohlriechende Harz Randai zu verſchaffen, aus welchem kleine bienenar— tige, jedoch ſtachelloſe Inſekten (Melipona vidua V. *)) hoch oben in den Hoͤhlungen der Staͤmme ihre Wohnungen bauen, und um die Hoͤhe der Baͤume zu meſſen, ließ ich einige Raſamalen kappen und er— hielt ähnliche Reſultate, wie ſchon im Jahre 1837 bei Tjanjor, näm: lich 15 Fuß fuͤr den Umfang des Stammes, zwei Klaftern uͤber dem Grunde, 90 bis 100 Fuß fuͤr die Laͤnge des Stammes, ſo weit er un— getheilt und ſaͤulenfoͤrmig iſt, und in welcher Höhe er in der Regel nur merklich, oft aber gar nicht an Dicke abgenommen hat, und 50 bis 80 Fuß von der erſten Gabeltheilung bis zum hoͤchſten Wipfel der Laub— krone, alſo 140 bis 180, im Medium 160 Fuß, oder am haͤufigſten 150° für den ganzen Baum. Iſt nun eine Strecke des Waldes ge: kappt, und ſchneidet ſich der Urwald, wie es am Rande friſch angelegter Kaffeegarten der Fall iſt, in einer fcharfen Linie von der gelichteten Stelle ab, auf welcher ſich der Beobachter befindet, ſo gleicht Nichts dem erhaben-majeſtaͤtiſchen Anblick eines ſolchen Waldes, den man in ſeiner ganzen Hoͤhe auf einmal uͤberblickt. Schnurgerade ſtreben die Staͤmme empor und zeichnen ſich durch ihre weißliche Farbe in ſcharfen Linien auf dem dunkeln Hintergrunde des Waldes ab, ſo regelmaͤßig, als ſeien es Saͤulen, die ein Rieſenvolk gedrechſelt und hier aufgerich— tet habe. Wie winzig würde neben einem ſolchen Rieſen eine Cocos palme erſcheinen, wie eine kleine Gerte, die kaum bis an die erſte Thei— lung des Stammes einer Raſamala reicht! Obgleich die Staͤmme der Raſamalen weniger, als die anderer Baͤume, von Lianen umſponnen werden und in der Regel glatt und eben ſind, ſo fand ich doch das Laubgewirre zuweilen von einer Cissus durchflochten, deren Stengel wie ein ſtraff ausgeſpanntes, rechtliniges Tau hundert Fuß weit an den Staͤmmen emporſtieg (Cissus mäcrophylla Jgh.). Endlich, am 1. April, beleuchtete die Morgenſonne, welche eben aus den Waͤldern des Megamendong emportauchte, unfere Pfade, als wir von Bodjong-Keton durch die Kaffeegarten aufwärts fliegen. Herr Dr. E. A. Forſten (der waͤhrend ſeines hieſigen Aufenthaltes ſich mit Entomologie und Ornithologie beſchaͤftigte), hatte mir ſeine Geſellſchaft * *) Lepelletier de Saint - Fargeau, hist, n. des Hymenopt, T. I. b. 420. 438 geſchenkt, und ſo gingen wir zuſammen heitern Muthes hinan. Un⸗ ſere Begleiter, die 20 Javanen, welche mit Reiſegeraͤthſchaften, einigen Saͤcken voll Reis und andern Lebensmitteln beladen waren, begruͤßten freudig den warmen Sonnenſtrahl; denn ihrem nackten, an Wärme ges woͤhnten Körper war die Temperatur von 65 F. (14, 5 R.) (tiefer ſank das Thermometer im Schatten nicht) ſchon empfindlich. Hell und blau war der Himmel ausgefpannt, an dem man nur wenige leichte Dunft: ſtreifen wahrnahm. Aber die tiefern Bergregionen und die weite Ebene im Norden, welche das Auge ſonſt bis zur Rhede von Batavia hin verfolgen kann, waren mit einem blaͤulichen, nur halbdurchſichtigen Dufte bedeckt, in welchem einzelne weiße Nebelſchwaden zogen. Das ganze Waldgebirge lag hell beleuchtet vor uns, und nur der hohen Kuppe des Manellawangie war eine Streifenkappe von Gewoͤlk aufgeſetzt. Froͤhlich bewegt von dieſem ſchoͤnen Wetter, ſchritten wir in den Kaffeegaͤrten hinauf; den Wald begruͤßten weithallende Schuͤſſe aus dem Gewehre Forſten's, wie Freudenſchuͤſſe, die aber in der That oft genug einem armen Vogel, oder einer Arctitis albifrons Cuv. das Leben koſteten. An den Raſamalaſtaͤmmen, die ſich hie und da noch einzeln erheben, ſahen wir eine Menge Ameiſengänge, welche aus braͤunlicher Erde ge: baut waren. Sie fuͤhren an den Staͤmmen hinauf zu den Neſtern, die man in unfoͤrmlichen, braunen Klumpen in großer Hoͤhe an denſelben hängen ſieht. An der Grenze der Kaffeegaͤrten, die wir bald ers reicht hatten, wuchs im friſch umgearbeiteten Erdreich eine kleine Bal- samina, vor allem aber Ageratum conyzoides haͤufig, das hier zwar nicht hoͤher wurde, als 2 bis 6 Zoll, aber ſo gedraͤngt ſtand, daß von ſeinen Bluͤthenkoͤpfchen die ganze Gegend blaͤulich gefaͤrbt erſchien. Wir traten nun in das Dunkel der Urwaͤlder und hingen am naͤchſten Baume unſere Barometer auf (Dr. Forſten fein Engelfield: ſches und ich mein Fortin'ſches), die (man ſehe unſer meteorologiſches Jour⸗ nal) fuͤr die Waldgrenze daſelbſt eine Hoͤhe von 4590“ angaben, alſo einen verticalen Raum fuͤr die Kaffeegaͤrten von Bodjong Keton bis hier von 1376“. Indem wir weiter ſchritten, fanden wir den feuchten mit Mooſen und Lycopodien gepolſterten Grund des Waldes mit einem ſchö— nen Pflaͤnzchen geſchmuͤckt, welches hier ſehr häufig wuchs und ſich durch feine azurblauen Blumen und auf der untern Flaͤche purpurnen Blätter leicht als Scutellaria indica L. verrieth. Raſamalen find nun an der Grenze der Kaffeegaͤrten und mit ih— nen die Baumfarrn (Chnoophora glauca) bereits verſchwunden. An ihrer Stelle treten jetzt zahlreiche Baͤume, welche der Familie der Lor⸗ beern (Laurinae) angehoͤren, vor Allen aber Kaſtanien, Eichen und Schima Noronhae auf, zwiſchen denen man auch noch Fagraͤen erblickt. Ihre Staͤmme find zwar minder rieſig, als die der Raſama— len, aber fie find dichter bewachſen mit Orchideen, Farrn, uͤppiger ums ſchlungen mit Freycinetien und Calamus-Arten, haͤufiger beſetzt mit zahlreichen Neſtfarrn, und bilden daher einen ſehr ſchattigen, dunklen Wald. In dieſem Walde wächſt, abweichend von dem Vorkommen ver: 439 wandter Akacien, einfam die Acacia saltuum (Jgh.), ein ſchlankes Baͤumchen mit faſt pyramidaler Krone und Aeſten, welche in verſchie— dener Hoͤhe uͤber einander am obern Ende des Stammes entſprungen, ſich faſt in horizontaler Richtung ausſtrecken. Eine eigenthuͤmliche Aus artung und Anſchwellung ihrer Blattſtiele, die ſich in braͤunliche Knor— ren verwandeln, erinnert an die ſchoͤne Inga montana (Jgh.). Zwiſchen den Staͤmmen der Baͤume, uͤber minder hohes Gebuͤſch, welches, aus hunderterlei verſchiedenen Arten zuſammengewebt, alle Zwi— ſchenraͤume ausfüllt, hervorragend, erblickt man hin und wieder die Areca glandiſormis Willd., deren Staͤmmchen, mit ſcharlachfarbnen Beerentroſſen behangen, ungeachtet ihrer Kleinheit, doch noch die ſchlanke Majeſtaͤt ihrer Familie an ſich tragen. Den Waldboden aber zieren, außer einzelnen Orchideen, beſonders ein kleines weißbluͤthiges Solanum (S. Rhinozerotis Bl. ?), Begonia repanda Bl. en. I. p. 97, Polygonum corymbosum Willd., deſſen Blattform außerordentlich variict, mehre Strobilanthes- Arten mit kno⸗ tig s gegliederten, aufrechten Stengeln, und vor Allen Ardisia coccinea (Igh.), deren kaum 3 Fuß hohes, aber holziges, gerades Staͤmmchen kugelrunde Beeren traͤgt, welche im herrlichſten Scharlach ergluͤhen. Alle Stengel dieſer Pflanzen erheben ſich aus Polſtern von Mooſen, unter denen zwei baͤumchenfoͤrmige, deren Staͤmmchen, aͤhnlich dem unſerer Leskea dendroides, mehre Zoll hoch ſind, beſonders in die Augen fallen (Bryum ferrugineum Jgh.), und ein unbeſtimmbares, ſte⸗ riles mit 4 Zoll hohen Staͤmmchen, und wechſeln mit zahlreichen Farrn verſchiedener Arten ab, die 2 bis 10 Fuß hoch werden. Beſonders zeichnet ſich unter den letztern Aspidium neriiforme Sw. aus, mit ſchoͤnem, lancettfoͤrmigen Laube an einem Strunke vertheilt, welcher ſich auf eine ſehr eigenthuͤmliche Art verlaͤngert und ſich faſt ſtrangartig um die Baͤume rankt. Hin und wieder haͤngt aus den Baumwipfeln ein Ciſſusſtrang wohl 100 Fuß lang herab, der mit Jungermannien und Laubmooſen uͤberpolſtert iſt, und deſſen enorme Dicke (bis zu der eines Schenkels) man bewundert. So ungefaͤhr war die Waldvegetation beſchaffen, die uns umgab, als wir am N. N. W. lichen Abhange des Panggerango in die Höhe ſtiegen. Aus der großen Kluft, die uns zur Rechten lag, droͤhnte das dumpfe Rauſchen des Baches herauf, und aus den Baumwipfeln herab drang der liebliche Geſang eines Vogels, deſſen wohlbekannter Stimme wir mit Entzuͤcken lauſchten, denn es war der Bergſaͤnger Java's, die Muscicapa cantatrix, welche uns hier in ihren Wohnſitzen bewill⸗ kommte. - Ze höher wir fliegen, um fo mehr verſchwanden einige der Pflaͤnz— chen, mit denen wir ſeit unſerm Eintritt in die Waͤlder von den Kaffee— gaͤrten an Bekanntſchaft gemacht hatten. Am ſchnellſten verſchwand Scutellaria indica, die wohl nicht uͤber 5000“ hoch ſteigt; bald ver— loten ſich auch Ardisia coccinea, Begonia repanda und robusta, und dieſen folgten allmälich die Calamus-Arten, Areca glandi- 440 formis und Aspidium neriiforme, An ihrer Stelle aber traten auf: Polypodium Dipteris (mit dem wir ſchon bei Tapos, und früher zuerſt am See Telaga-Bodas bekannt geworden find), vor Allen aber Freycinetien (Fr. insignis Bl. und andere), die, in einer Höhe zwi— ſchen 5 und 6000“ ihr Maximum erreichend, die Phyſiognomie des Wald-Innern in dieſer Region hauptſaͤchlich beſtimmen; denn faſt an allen Baͤumen ſchlingen ſie ſich in Spiralwindungen empor, um die Stämme derſelben gleichſam unter der Laſt ihrer buͤſchelfoͤrmig geſtellten Blätter zu verſtecken, welche den Blattkronen der Pandanen oder Ana— naſſe gleichen. Nicht minder charakteriſtiſch für das Wald-Innere die: ſer Region ſtellt ſich eine baumartige Araliacee dar, naͤmlich Hedera aromatica DC., geren weit umher verbreiteten, wohl 30“ in die Länge ge: zogenen geſchlaͤngelten Aeſte, die ſich unten in einen ſehr kurzen Stamm vereinigen und nur an ihren letzten Enden mit Blaͤttern und Bluͤthen— rispen gekroͤnt ſind, das Auge des Wanderers unfehlbar auf ſich ziehen. Einzelner, aber ſehr eigenthuͤmlich, tritt eine Pandanus-Art *) auf, die ihre großen, dunkelgruͤnen Blaͤtterbuͤſchel keck auf der Spitze eines ſchlan— ken, 30° hohen, ſchnurgeraden Stammes erhebt, als wolle fie es einem Palmbaume gleich thun, oder mit den Baumfarrn (Cyathea polycarpa und oligocarpa Jgh.) wetteifern, die nicht minder ſchlank und palmen⸗ artig neben ihr aufſteigen. Zuweilen ſieht man das kreisfoͤrmige As- plenium Nidus avis an einem ſolchen Pandanusſtamme, der es im Centrum durchbohrt, kleben, fo daß ſich an einem ſelchen Stamme dop⸗ pelte und dreifache Kronen uͤbereinander erheben, von denen man jedoch die oberſten leicht als die Blätter des Pandans, und die untern an ih: rem leichten, piſang⸗aͤhnlichen Grün als die Wedel des Asplenium's erkennt. Unter den höhern Baͤumen (Fagraͤen, Acacia saltuum etc. ſind verſchwunden), welche in dieſer Region den Wald ſelbſt zuſam— menſetzen, d. h. ſein oberſtes Laubgewoͤlbe bilden, ſind es beſonders Podocarpus- Arten, welche vorherrſchen, namentlich Podocarpus im- bri cata Bl., die nur, fo lange fie jung iſt, pyramidal waͤchſt, in ih: rem Alter aber durch ihre rieſige Hoͤhe und ihren maͤchtigen, ſchnurgeraden Stamm gleichſam das Bild der Raſamalawaͤlder in dieſer Region er: neuert. Doch hier hangen ſchon Bartflechten (Usnea-Arten) an den Zweigen, durch welche die Wolkennebel ziehn. In der Nähe einer ſolchen Podocarpus machten wir Halt; denn nun waren, außer den ſchon früher zutuͤckgetretenen charakteriſtiſchen Formen, auch Freycinetien, Calamus-Arten, Areca glandiformis ganz⸗ lich verſchwunden, und Asplenium Nidus wurde ſeltner, obgleich ſich das Ausſehen des Waldes (von der untern Grenze an), eine groͤßere Bemooſung und mindere Dicke der Staͤmme ausgenommen, im Großen nicht auffallend veraͤndert hatte. Nur die Balsamina und Solanum Rhinocerotis begleiteten uns noch. Um dieſe Region zu beſtimmen, ) Sie war ſteril und konnte daher nicht näher beſtimmt werden. 441 nahmen wir eine Beobachtung, nach welcher die erreichte Höhe 6510“ betrug. Alſo in einem verticalen Raume von etwa 2000“, vom Auf: hoͤren der Kaffeegaͤrten an, waren wir an jenen verſchiedenen Pflanzen— geſtalten vorbeigeeilt. Jetzt war es 10 Uhr, und graue Wolkennebel zogen über uns hin. Wir hatten unſere Bohrer zum Aufhaͤngen der Inſtrumente an den Stamm eines Farrn geſchraubt, der ſchon etwas tiefer unten auf: getreten war und ſich ſchon von Weitem als verſchieden von Chnoophora glauca (ſiehe Taf. 31. Fig. 2. a.) beurkundete. Sein Wuchs iſt minder kraͤftig, minder umfangreich, als der der Chnoophora glauca, feine Wedel find viel kleiner und kürzer, geringer an Zahl und minder friſch von Grün, als bei jenem, fein Stamm iſt dünner; aber um fo imponirender iſt »die bedeutende Höhe deſſelben, die in der Regel 25°, ja bei einigen, die ich maß, 35 und bei einem andern ſogar 407 erreichte, ganz nach Art der Palmen ſenkrecht auf: ſtrebend. Beſonders eigenthuͤmlich iſt die vollig horizontale (unmerk— lich gebogene) Richtung der Wedel, welche nur in einer (einfachen) Reihe und ſehr gering an Zahl, gewoͤhnlich nur zu 5, 6 bis 7 der Spitze des Stammes eingefügt ſind und, aͤhnlich den Speichen eines Rades, beinahe ganz in einer Ebne liegen, fo daß die Form des Gans zen ſchildfoͤrmig wird. Alſo ſchon durch dieſen verſchiedenen Habitus unters ſcheidet ſich dieſer Baumfarrn auf den erſten Blick von Chnoophora glauca, deren Wedel in verſchiedener Höhe Über einander, alſo in meh: ren Reihen, aus der Spitze des Stammes entſpringen und erſt in eis nem Winkel von 459 aufwärts ſteigen, ehe fie ſich in einem Bogen uͤberbiegen. (S. Taf. 31. Fig. 2. b.) Die Wedel der Chnoophora lanuginosa (fo nannten wir unſern Baumfarrn) ſteigen nur, fo lange fie jung und unentwickelt find, aufwärts. Merkwuͤrdig iſt dieſe Chnoo- phora auch der Region wegen, welcher fie angehört, da fie von uns nie unter 5500“ geſehn wurde, waͤhrend ſie bis auf den hoͤchſten Gipfel, 9200“ hoch, emporſteigt; kaum, daß ſich dann ihre mit dicken Moos- ſchichten umlagerten Staͤmme zu 15 bis 20° verkuͤrzen. Nach beendigten Barometerbeobachtungen, und nachdem wir in ei— nem kleinen Bache, der etwas unterhalb unferes Haltes in einer Rinne der Trachytfelſen hinabrieſelt, die mitgebrachten Bambusröhren hatten füllen laſſen, begaben wir uns wieder auf den Weg. Jetzt gewannen die Waͤlder, deren Adhaͤnge immer ſteiler wurden, ſchnell ein anderes Ausſehn. Alle anderen Baumarten verſchwanden, und bald waren es faſt nur noch einige Arten aus der Familie der Laurinen und Araliaceen, befonders aber Thibaudia-Arten, aus welchen der Wald beſtand. Die Baumſtaͤmme wurden kuͤrzer, duͤnner, erhoben ſich minder ſchlank, entfernten ſich in einer mehr ſchiefen und zwar vom Bergadhange abgekehrten Richtung vom Boden, gleich als beſtreb— ten ſie ſich, in einem rechten Winkel auf der ſteilen Flaͤche des Ber— ges zu ruhen; fie bogen und krümmten ſich immer mehr, ftanden dich— ter und gedrängter neben einander und waren dabei von der Wurzel 442 a bis an die letzten Enden ihrer Stämme über und über mit dicken Moos- ſchichten überzogen. Ein ſolcher knorriger, moos verbraͤmter Wald gewährt in der That einen ſehr eigenthuͤmlichen Anblick. Es war 2 Uhr, und Wolkennebel, mit Sonnenſchein abwechſelnd, ſtrichen vorbei, als wir auf dem hoͤchſten Punkte einer Firſte anka— men, welche ſich in einem Halbkreis ſo herumzieht, daß ihre groͤßte Con⸗ veritat (wo wir ſtehen) nach Norden gerichtet iſt. Mehr oſtwaͤrts von uns biegt fie ſich nach Süden um und ftößt dort gerade an die kegel— foͤrmige Kuppe Manellawangie an, welche die Firſte noch hoch überragt; weſtlich aber, oder S. W. lich von uns biegt fie ſich allmaͤlich nach Suͤden und ſenkt ſich zu gleicher Zeit in dieſer Richtung immer tiefer hinab, doch, wie es ſcheint, nicht weiter, als bis 6000, hoͤchſtens 5500“. Dort laͤuft ihr naͤmlich das tiefer geſenkte Ende des Gunong-Sella ent— gegen, einer ganz aͤhnlichen ſchmalen Firſte, die ſich ebenfalls, wie die Pang— gerango-Firſte (auf welcher wir ſtehen), halbkreisfoͤrmig herumzieht, nur fo, daß ihre Convexitaͤt nach Süden, ihre Concavitaͤt aber nach Nor: den, alſo uns zugekehrt iſt. Beide Bergfirſten wuͤrden mit ihren tiefer geſenkten Enden (in S. S. W. von unſerm Standpunkte) zuſammenſtoßen und eine Kreislinie beſchreiben, befaͤnde ſich nicht dort (in S. S. W.) eine Kluft zwiſchen ihnen, die ſie von einander trennt. Indem ſie ſich nun (Panggerango und Sella) nach innen, nach der Seite zu, wohin ihre Goncavität gerichtet iſt, mehre Hundert Fuß tief, und zwar ſehr ſteil, ja an vielen Stellen ſenkrecht hinabſtuͤrzen und ſich auf dieſe Art mit ihren ſteilen Waͤnden gegenſeitig anſchauen, ſo umſchreiben ſie einen weiten Keſſel, welcher tief und ſchauerlich zwiſchen ihnen uͤbrig bleibt, und aus deſſen Grunde, unmittelbar vom Fuße der beiden halbkreisfoͤr— migen Firſten an, — mit einem geradlinigen, etwa 50° ſteilen Ab: hange, — der Gunong Manellawangie groß und hehr in die Luͤfte ſteigt, um mit ſeiner kegelfoͤrmigen Kuppe beide Firſten noch hoch zu überragen. Die beiden Firſten Panggerango und Sella find demnach Kra— termauern und umgrenzen mit ihren einander zugekehrten Waͤnden (deren ungemeſſener Abſturz in der Mitte wenigſtens 700, vielleicht 10007 betraͤgt) den großen, keſſelfoͤrmigen Krater des Panggerango, aus welchem ſich, und ihn alfo zum größten Theile ausfuͤllend, der Erup— tionskegel Manellawangie erhebt. Die Breite des Kraters, vom hoͤchſten Rande des Panggerango quer über zum Sella von N. nach S., ſcheint zwiſchen 8 und 10,000“ zu betragen. Nehmen wir nun den Punkt, wo die beiden Firſten von der erwaͤhnren Kluft durchſchnitten find, als wahrſcheinlich 6000“ hoch liegend an, fo beträgt die Höhe des Eruptionskegels, der von dort an ununterbrochen und gleichmaͤßig em⸗ porſteigt, über dieſen Punkt (nämlich den tiefſt gelegenen Fuß der Kra— termauer) gegen 3200 Fuß, da die abſolute Meereshoͤhe des Manella— wangie (wie wir ſpaͤter ſehen werden) 9195“ iſt. Durch die Kluft zwängt ſich der Abhang des Manellawangie hindurch und bildet Ruͤcken, die anfangs noch eine Strecke weit von ſteilen Waͤnden des Panggerango und Sella begrenzt ſind, dann aber mit dem aͤußern Abhange dieſer 443 beiden Firſten zuſammenlaufen und Joche bilden, welche ſich in ſchlan— genfoͤrmigen Windungen weit in das ebne Land von Sukabumi ſuͤd— weſtwaͤrts hinabziehen. N Die Hoͤhe des Kegels iſt in der That imponirend. Seine Abhaͤnge ſind ziemlich gleichmaͤßig (eben) und nur mit maͤßig tiefen, devergirenden Laͤngskluͤften durchzogen, welche unmittelbar an den innern Fuß der Kratermauer anſtoßen und ſich daſelbſt umdrehen, um dieſem Fuße ent— lang das Waſſer, welches aller Wahrſcheinlichkeit nach, und ſicher zur Regenzeit, in ihnen rieſelt, durch jene S. W. liche Spalte (Kluft) der Kratermauer abzufuͤhren. Auch von allen uͤbrigen Seiten des großen Kegels, wo ſeine Ab— hänge, namentlich in O. — N. O. — und S. O., von keiner Mauer eingeengt ſind, laufen divergirend, anfangs klein und rinnenfoͤrmig, ſolche Kluͤfte herab. Dieſe Situationsverhaͤltniſſe, ob ſie ſich gleich den umherſchweifen— den Blicken nur nach wiederholter Anſchauung ſo darſtellen, haben wir hier in ein kurzes Bild zuſammengefaßt, um Wiederholungen zu ſparen. Wir haben den weiten, keſſelfoͤrmigen Raum zwiſchen Panggerango und Sella „Krater“ genannt, und wohl Niemand, der ihn anſchaut, wird in ihm einen ſolchen verkennen. Da aber die beiden Ruͤcken, die ihn umſchließen, faſt eine gleiche Höhe erreichen, fo iſt es noͤthig, einen von ihnen zu erſteigen, um zur Kenntniß des (aus der Entfernung un— ſichtbaren) Kraters zwiſchen ihnen zu gelangen. Wohl iſt ſein Anblick im Stande, das Gemuͤth mit Staunen zu erfuͤllen, nimmermehr aber, es froͤhlich zu erregen. Denn ſtarr und duͤſter liegt er da, und ſein Entſtehen datirt ſich, als ein nie zu loͤſendes Geheimniß, Jahrtauſende zuruͤck. Ein dunkles Gruͤn, aus dem weit und breit auch kein einziges kahles Fleckchen hervorſchimmert, iſt ſein ge— genwaͤrtiges einfarbiges Kleid; nur Wald und abermals Wald uͤberzieht Alles, bedeckt alle Firſten uinher und erfuͤllt alle Tiefen, 1 noch nie eines Menſchen Fuß betrat. Ungleich lieblicher ſtellt ſich dem Auge die Pflanzendecke dar, welche unſere Firſte bekleidet. Ziehen wir alſo unſere Blicke aus der nicht be— friedigenden Ferne zuruͤck und laſſen ſie auf dem heiteren Vordergrunde haften! Da blinken uns Tauſende farbiger Bluͤthen, roth, gelb und weiß, aus dem ſchoͤnſten Gruͤn der Gebuͤſche an und begruͤßen uns in einer neuen Welt, in der Region der Alpen! Beſonders ſind es hier auf der Panggerango-Firſte unter andern Vireya retusa Bl., deren cylindriſchen, ſcharlachrothen Blumen in den Buͤſchen leuchten, das bleiche Gnaphalium javanicum, Thibaudia vulgaris und andere, zwiſchen denen ſich Lycopodium - Arten und dichotomiſche Hermannien umber- ranken, während üppige Polſter aus kleinern Farrn, Graͤſern und Moo— ſen den Boden überziehen. Allen Baumarten aber, die ſich in dieſer Hoͤhe noch finden, iſt ein allgemeiner Stempel im Habitus aufgedruͤckt, der ſich deutlich genug ausſpricht in den abgekuͤrzten, knorrigen Stämmen und den gefchlängelten, oder gebogenen, krumm : fparrigen Aeſten, die nur 444 felten in einer geraden Linie auslaufen, wozu man noch eine geringere Hoͤhe der ganzen Baͤumchen, ferner die kleinen lederartigen Blätter, welche ſich gewoͤhnlich im Umfange der Krone zuſammengedraͤngt finden, und einen Reichthum an farbigen Blumen rechnen kann, ſo daß wohl Niemand anſtehen wird, dieſen allgemeinen Ausdruck, der, mit wenigen Ausnahmen, ohne Ruͤckſicht auf ſpecifiſche Verſchiedenheit, allen gemein: ſchaftlich zukommt, einen alpiniſchen Charakter zu nennen. Die bereits vor 2 Tagen vorausgeſandten Javanen waren erſt kurze Zeit vor uns eingetroffen *) und bei unſerer Ankunft mit dem Bau ei: ner Hütte befchäftigt, auf einer kegelfoͤrmig ſich erhebenden kleinen Kuppe der Firſte, die ſchon von Batavia aus viſirt werden kann und daher den allgemeinen Namen der Firſte Panggerango noch vorzugs— weiſe führt. Ihre Höhe iſt 8150. Da wir nicht hier, ſondern auf dem Manellawangie übernachten wollten, fo ließen wir die Hütte ſogleich abbrechen, um das Allangſtroh des Daches oben zu benutzen. Indeſſen hatten die Leute ihre Neid: mahlzeit beendigt (den Reis hatten ſie in Bambusroͤhren gekocht, die nicht eher anbrennen, bis alles Waſſer verdampft iſt), und wir gaben ihnen zu verſtehen, daß es nunmehr den hehren Kegelberg hinangehen ſolle, der ſich dort, mit Wolken umhangen, vor ihnen erhebe. Bei dieſer Nachricht aber zogen ſich ihre Geſichter gewaltig in die Laͤnge; ſie wurden ſtill, berathſchlagten aͤngſtlich und eröffneten uns dann das ein— ſtimmige Reſultat, daß dieß nicht moͤglich ſei, daß noch kein Menſch auf dem Berge geweſen ſei, ob er gleich ſchon hunderttauſend Jahre zaͤhle. Wir (Freund Forſten und ich) nahmen daher das Hackmeſſer ſelbſt in die Hand und ſchritten voran. Dann folgten ſie, obwohl zit— ternd ver Angſt, und halfen zuletzt auch mit kappen. Zum Voraus: gehen aber war Keiner zu bewegen, da Feigheit, Aberglaube und Vor— urtheile aller Art ihren fonft guten Willen feſſelten ““). Wir ſchritten alſo auf der ſchmalen Firſte hin, die ſich abwechſelnd ſenkt und wieder in eine kleine Kuppe oder einen Kamm erhebt (und ſelten breiter als 5 Fuß, gewoͤhnlich nur 2 oder 3 Fuß breit iſt), um laͤngs derſelben hin zum Fuße des Kegelberges zu gelangen. Hier begegnete uns zum erſten Mal ein Baum von myrtenartigem Anſehen mit Bluͤthen, die uns an die blühenden Apfelbaͤumchen, oder Mispeln Europa's erinnerten, und deſſen Habitus eben ſo lieblich, als | „) Ein Beweis, wie langſam dieſe Menſchen, ſich ſelbſt uͤberlaſſen, find, während fie, angetrieben, wohl ſchneller klimmen koͤnnen. ) Dies kann wieder zum Beweiſe dienen, wie viel leichter es iſt, in einem vorbandenen Gleiſe zu geben, als ſich ein ſolches zu bahnen. Nachdem durch meinen Ausflug der Gipfel mit ſeinem waſſerreichen Plateau auf Buitenzorg bekannt geworden war, wählten nicht nur die javaniſchen Balanophoraſammler dieſen Gipfel, bis wohin fie fruher nie gegangen waren, zu ihrem Nachtplatz, auch die europaͤiſchen Gärtner beſuchten ihn nach meiner Ruͤckkunft zu wieder⸗ holten Malen, { 445 eigenthuͤmlich iſt. Es iſt Leptospermum javanicum Bl. Seine 1 bis 2 Fuß dicken knorrigen, krummen Stämme theilen ſich kurz uber dem Boden zugleich auf einmal in eine Menge ſparrig ausgebreiteter Aeſte, die ſich in ſchlangenfoͤrmigen Kruͤmmungen, ſelten ganz gerade, in die Laͤnge ſtrecken und ſchirmfoͤrmig verzweigen, ſo daß alle ihre End— zweige in einer nur wenig converen Ebene liegen. In dieſer Ebne, auf dieſem Schirmchen iſt es, wo, dicht gedrängt, die kleinen lancett— ſoͤrmigen Blaͤttchen zum Vorſchein treten, ganz myrtenaͤhnlich und un: termiſcht mit Tauſenden weißer Bluͤthen. Etheben ſich dieſe Baͤumchen an den ſteilen Waͤnden furchtbarer Abgruͤnde und ſtrecken dort, 25 bis 30“ hoch, ihre Aeſte aus, die nicht mit Blaͤttern geziert, aber mit Us— neen behangen ſind: ſo kann es keinen ſchoͤnern Contraſt geben, als der zwiſchen der furchtbar wilden Umgebung, in der rauhen Naͤhe der Wol— ken, die, vom Winde gepeitſcht, durch die Zweige pfeifen, und zwiſchen dem ſchoͤnen, mit Bluͤthen, wie mit Schnee, uͤberſchuͤtteten Blaͤtterſchirm des Leptospermum. Von ſo herrlichen Pflanzengeſtalten umgeben, ſchritten wir immer weiter auf der ſchmalen Firſte, welche ſich abwechſelnd bald ſenkt, bald wieder etwas hoͤher hebt, vorwaͤrts und naͤherten uns ſolchergeſtalt im— mer mehr dem Manellawangie, auf deſſen Abhang die Firſte, in rechter Linie anlaufend, ſich verliert, gleichſam als draͤnge ſie ſich in das Innere des Berges hinein. (Taf. 31. Fig. 3.) Nur muͤhſam hatten wir mit Hackmeſſern uns bis hierher durch das uͤppige Dickicht von Farrn und Straͤuchern, die das Unterholz des kleinen Waͤldchens bilden, Bahn gebrochen und waren daher nicht wenig erfreut, hier auf einige Rhino— ceros-Pfade zu ſtoßen, welche ſich in mannichfaltigen Windungen unter den Straͤuchern am ſteilen Abhange des Kegels hinabziehen. Herr Forſten hatte hier noch eine ſchoͤne Ausbeute an ein Paar ſeltnen Voͤgeln gemacht, ſich aber, eine große, langſchweifige Eichhoͤrn— chen-Art verfolgend, mit nur wenigen Begleitern in das Dickicht ver: tieft und mir ſagen laſſen, daß er ſpaͤter nachzukommen denke, da es erſt 2 Uhr war. Ich folgte daher dem Rhinoceros-Pfade nun allein und bewun— derte die kraͤftige Vegetation in ſolcher Hoͤhe, bewunderte die uralten Thibaudien mit knorrigen Aeſten, welche mit 3 Fuß dicken Staͤmmen ſich in ſchiefer Richtung vom Bergabhange vorſtrecken. Faſt alle Baum— arten waren hier wunderbar ſchlaͤngelig gebogen und zeigten nicht ſelten faſt lianenartig in einander verwirrte Aeſte. Indem ich durch dieſes Dickicht drang, ſtellte ſich mir, — wer ſchildert mein Entzuͤcken! — eine Primula dar, deren Schaft ſich aus der Mitte praͤchtiger, fußlanger Wurzelblaͤtter mehre Fuß hoch empor- hebt und ſeine goldfarbnen Kronen, die, doldenfoͤrmig, oder wirtelfoͤrmig zuſammengeſtellt, durch das Laub ſchimmern, recht zur Schau traͤgt. Ich erkannte dieſe majeſtaͤtiſche Pflanze — gleichſam einen Fremdling aus fernen, nordiſchen Zonen, hierher gezaubert und mit tropiſcher Pracht angethan — fuͤr neu und taufte ſie auf der Stelle Primula imperialis. 446 Mit dieſem Schatze im Arme, ging es nun ruͤſtig bergan, und alle Er- muͤdung war vergeſſen. Es war 3 Uhr, als ich auf einem verflachten, 1 Raume ankam, der nicht wieder bergan ſtieg, und den ich daher für den hoͤch— ſten Gipfel des Manellawangie hielt. Um eine Ausſicht zu erhalten, ließ ich ſogleich nahe an dem noͤrdlichen Rande des Gipfels eine Stelle vom Geſtraͤuch reinigen, von den gekappten Baͤumchen umher Feuer an— zuͤnden und machte Anſtalten, eine kleine Hütte aufzuſchlagen. Es war windſtill bei einer Temperatur von 51 Fahrh. (8 R.). Tief unten zu unſern Füßen, unterhalb einer Wolkenſchicht, welche uns den Anblick des Landes gaͤnzlich verbarg, bruͤllte fortwaͤhrend der Don: ner, über uns aber ſchwebten nur zerſtreute Wolken mit azurblauen Zwiſchenſpalten, aus denen von Zeit zu Zeit die Sonne herabſchien. Um 4 Uhr ſank das Thermometer auf 49° (7, 5 R.) (der Luft: druck war zu gleicher Zeit nach dem Fortin'ſchen Inſtrument 536, 60 Mill.), eine Temperatur, die. uns nicht ſonderlich empfindlich war, da wir Feuer genug hatten, um uns zu erwaͤrmen. Um 7 Uhr Abends aber fing ein Regen an herabzuthauen, der, ob er gleich ſehr fein war, uns dennoch durchnaͤßte, da er bei völliger Windſtille gleichmaͤßig herabfiel und bis Mitternacht anhielt. Die Feuer erloſchen, und mit Schmerzen erwar: tete ich die Ankunft des Herrn Forſten und der Traͤger, die zum Decken der Hütte mit Atap beladen waren. Es erſchien aber niemand, und ich mußte mich unter eine aus Pandanusblaͤttern geflochtene Matte, die nur unvollkommenen Schutz gegen den Regen verlieh, kauern. Endlich, nach Mitternacht, ließ der Regen nach, und es gelang uns, in einem fanften Winde, der von Oſten her blies, die Feuer wieder anzuzuͤnden. Um dieſe Zeit erhielt ich auch Nachricht von Herrn Forſten, die mich bewog, ihm ſogleich noch ſechs von meinem Volke zurüdzufenden. Von der Nacht uͤbertaſcht, war er auf der Panggerango-Firſte geblieben, vom Regen aber dermaßen durchnaͤßt worden, daß ihn ein heftiges Fieber bes fiel und zur ſchleunigen Rückkehr nach Buitenzorg zwang. So raubte mir dieſer leidige Unfall die fernere Geſellſchaft meines zoologiſchen Freundes. Die Höhe des N. W. lichen Randes des Manellawangie betraͤgt, nach gleihftündigen Beobachtungen am Seeſtrande, 9195 Fuß. Den 2. April. Noch war die Sonne unter dem Horizonte ver⸗ borgen, als der Schlag unſerer Hackmeſſer bereits in dem Waͤldchen wiederhallte, welches uns Holz zur Unterhaltung der Feuer und zur Vollendung des Baues unferer Hütte liefern mußte. Ueber uns ſchweb⸗ ten leichte cirrhusartige Woͤlkchen, in der Tiefe aber, über den Vorgebir⸗ gen und der Ebne, ſchwammen geballte Wolken, die ſich hin und wieder zu einer Decke vereinigten, durch deren Spalten nur undeutlich das Hochland von Tjikoppo und Siceroa hindurchſchimmerte. Ein leiſer Oſtwind blies durch den Wald der Thibaudien (Temperatur 45° [6° R.], auf deren mit Bartflechten behangene Wipfel die freundliche Morgen⸗ ſonne ihre erſten Strahlen warf, welche in das Innere des Waldes kaum zu dringen vermochten. 447 Waͤhrend meine javaniſchen Geſellen nun ernſtlich befchäftigt waren, zu einem Aufenthalte von mehren Tagen auf dieſem Gipfel ertraͤgliche Einrichtungen zu treffen und aus Baumzweigen und Allangſtroh (deſſen Traͤger nun angekommen) Huͤtten aufzuſchlagen, entfernte ich mich (bloß von dreien begleitet) vom Bivouak, um die Waͤlder, in denen wir uns befanden, kennen zu lernen. Ich folgte zuerſt, mich ſtets im Gleiſe von Rhinocerospfaden hal— tend, dem Rande des Gipfels, der ſich faſt genau im Kreiſe herumzieht und mich nach dem Marſche von etwa einer halben Stunde auf einen Punkt brachte, welcher dem, wo ſich unſer Vivouak befand, gegenüber liegen mußte; denn waͤhrend ich von hier aus ſpaͤhend auf die Wolken— meere umherſchaute, aus deren wogender ‘Fläche der Manellawangie wie eine Inſel hervorragte, erblickte ich einmal in S. O., freilich nur ei: nen Augenblick lang, die Kratermauer des Gedé, welches bewies, daß ich mich auf dem S. O. lichen Rande des Gipfels befand, der, an allen Sei— ten gleichmaͤßig und ſteil abfallend, ſich in einer Kreislinie herumzieht. Die amphitheatralifch erhobenen Säulen des Krater's vom Geds ſtellten ſich dar wie ein in die Wolken gebautes Schloß, das ſich ſchnell wieder hinter Wolken verbarg, die eilends voruͤberzogen. Nach innen (dem Centrum des Gipfels zu) ſenkt ſich der Rand ſehr ſanft, ja faſt unmerklich, hinab und bildet daher eine nur wenig convexe, ſtreckenweit gänzlich verflachte Ebene. In dieſer Richtung nun bahnte ich einen Weg durch den Wald und erwartete Nichts gewiſſer, als plöglic an den Abgrund eines furchtbaren Krater's zu gelangen, auf deſſen waldiger Ringmauer ich mich zu befinden waͤhnte. Wer ſchildert aber mein Erſtauen, als ich mich auf einmal an den Rand des Waldes verſetzt ſah und vor mir eine ebne Grasflaͤche erblickte, die, ringsum vom Walde umſaͤumt, freundlich laͤchelnd im Sonnenſcheine dalag, und durch deren Mitte ſich ein kleiner Bach ſchlaͤngelte! Zwei Rhinoceroſſe weideten am Rande dieſes Baͤchleins, ſprangen aber bei unſerec Erſcheinung auf und flogen, wie von paniſchem Schre— cken ergriffen, ſchnaubend in den Wald, wo das Krachen der zerknickten Aeſte noch eine Zeitlang die Richtung ihrer Flucht bezeichnete. Als der erſte Schrecken voruͤber war, den uns die unerwartete Begegnung mit dieſen ungeſchlachten Thieren verurſacht hatte (mit denen die Javanen, wie fie einſtimmig verſicherten, ſich ihres harten, faſt unverletzbaren Fel⸗ les wegen minder gern in Kampf, als mit Tigern einlaſſen), uͤberließ ich mich der Freude der Entdeckung des ſchönen, eigenthuͤmlichen Ortes. Auch die Javanen waren hocherfreut uͤber das Auffinden einer ſo reichen Quelle von Waſſer, an dem wir ſchon dieſen Morgen Mangel gelitten hatten, indem die hoͤchſte noͤrdliche Quelle erſt 3000’ unterhalb. des Gipfels hervorſickett. Es iſt dieſer Centralgrund des Manellawangie (wie ich ihn nennen will) eine ſanftvertiefte Flaͤche, welche ſich von N. O. nach S. W. ebenfalls ſehr ſanft hinabſenkt und in dieſer Richtung (in welcher ſich das erwaͤhnte Baͤchlein in ſanften Kruͤmmungen hindurch⸗ 448 ſchlaͤngelt) etwa 500“ lang fein mag, während ihre Breite von S. O. nach N. W. nur 300“ zu betragen ſcheint. Rundum im Kreiſe iſt fie von jenem erhöhten waldigen Ringe umgeben (deſſen Breite, nach allen Richtungen hin ungefaͤhr gleichbleibend, von ſeinem innern, das Central— plateau begrenzenden Rande bis zu feinem aͤußern ungefähr 3 bis 500“ betragen mag), der nur in S. W. vom Centrum in feinem Zuſammen— hange unterbrochen und daſelbſt von einer ſehr ſchmalen, aber tiefen, Felſenkluft durchſchnitten iſt. Durch dieſe Kluft ſtroͤmt das Waſſer des Baͤchleins, welches ohne dieſen Abfluß — wunderbar genug fuͤr einen iſolirten, faſt 9200“ hohen Berggipfel — einen See bilden muͤßte, zum S. W. lichen (genau W. S. W. lichen) Abhange des Kegels. f Außer kleinen ausgebreiteten Graͤſern, welche wieſenartig dieſen Cen— tralgrund überziehen, find es nur noch junge Gnaphaliumſtraͤucher, de: ren bleiche Geſtalten ſich einzeln hie und da auf dem Grasgrunde dar— ſtellen. Der Boden iſt eine lockere, fruchtbare Erde und nur hin und wieder mit kleinem bimſteinartigen Steingereibſel bedeckt, welches wahr— ſcheinlich bei fruhern Ausbruchen aus dem benachbarten Krater Gebe hierher geſchleudert wurde. Wo es haͤufig aufliegt, da findet man Cla— donien und andere Flechten, welche ſowohl Erde und Steinarten, als auch abgefallene Zweige der Gnaphalien uͤberziehn. Namentlich find es die ſcharlachrothen Köpfchen der Cladonia coccifera Baumg., welche zahlreich am Boden ſchimmern. Dem Ufer des Baͤchleins aber, wo, mit Pilzen (Coprinus- Arten) bewachſen, der Rhinocerosmiſt in Hau⸗ fen von 2 bis 3“ Hoͤhe umherliegt, zieht ſich ein friſcheres Grün ent: lang, theils von einem Ranunculus *), welcher hier feine gelben Blü: then entfaltet, theils von einem Graſe (einer Agrostis, in der ich ans fangs die Festuca nubigena der Oſtjavaniſchen Berge wiederzuerkennen glaubte, der ſie im Habitus gleicht), waͤhrend im kryſtallenen Waſſer des Baches ſelbſt lange Schoͤpfe einer olivengruͤnen Conferve ſchwimmen. Mit befonderer Ueppigkeit erheben ſich dieſe Wieſenpflaͤnzchen (Ranun- culus, Agrostis), ſowohl da, wo in der N. O. lichſten Gegend der Gen: tralflaͤche die Quellen des Baͤchleins entſpringen, als überhaupt dem ganzen Saume des Waldes entlang, von welchem nach der tiefer gelegenen Mitte der Flaͤche das Waſſer herabſickert, welches ſich unter den Moospolſtern der ſchattig- dichten Waͤlder geſammelt hatte. Dort geſellt ſich ihnen Lycopodium rigidulum Sw. ſchaarenweis bei, deſſen faſt fußlange Stengel aufrecht neben einander ſtehen und ſich nur in we— nige, gerade Aeſte gabelig theilen, — und die zierliche Gleichenia vul- canica Bl. (enum. II. p. 251.), deren Laub auf geradem, duͤnnem, kaum fußhohem Stiele ſich ausbreitet, mit am Rande zuruͤckgeſchlagenen ſackfoͤrmigen Lappen der Fiedern und mit großen Spreublaͤttchen, welche die Mittelrippen beſetzen. Sie iſt gewiß die ſchoͤnſte ihrer Gattung, am wenigſten koͤmmt Gleichenia vestita Bl. (I. c.), die ſich daneben erhebt, *) Von Dr. Blume (Bydr. I. p. 3.) unter dem Namen Ranunculus ja- vanicus beſchrieben. 449 ihr an Lieblichkeit der Formen gleicht, obgleich ihre (längeren und ſchmaͤ⸗ leren) Wedel der erſtern aͤhneln. Aber ſo ſchoͤn auch dieſe Pflanzen ihrer Art nach an ſich ſein moͤgen, ſo werden ſie doch gaͤnzlich verdunkelt durch eine andere, die zwar nur vereinzelt zwiſchen ihnen aufttitt, ſich dann aber auch fo mas jeſtaͤtiſch und mit folder Pracht uͤber fie erhebt, daß ſie die Augen des Botanikers von allen andern abzuziehen und auf ſich allein zu feſſeln im Stande iſt. Denn wer, der ihre ſchlanken Bluͤthenſtengel ſich er— heben ſieht, eine dreifache Krone goldner Blumen tragend, huldigte dann nicht gern der Majeſtaͤt der Primula imperialis? Ihr haͤufiges Vor⸗ kommen auf dieſem Gipfel beurkundet dieſen als ihre eigentliche Hei⸗ math. Beſonders da, wo der Saum des Waldes die Gentralfläche bes rührt, und wo unter der Dede von Graͤſern und Mooſen die Feuchtig⸗ keit hervorquillt, erhebt ſie ſich in zahlreichen Individuen und ſchießt nicht ſelten drei Fuß und darüber in die Höhe. Sie trägt weſentlich zur Phyſiognomie dieſes grasbewachſenen Fleckchens bei und erinnert Ieb: haft an die Wieſenflaͤchen des Nordens, die freilich nur mit der Schluͤſ— ſelblume (Primula veris L.) geziert find *). Wäre die erwähnte Spalte nicht in der S. W. lichen Gegend des Randes, fo würde man von der Gentralfläche durchaus keine andere Ausſicht haben, als auf die Waͤlder, welche, ſanft anſteigend, ſie rings umgeben; durch die enge Felſenſpalte herauf aber blickt aus weiter Ferne der Gipfel des Salak, den ich in W. 200 g. N. viſirte, und hinter dem ſich ſcheinbar anſteigend (doch in der That viel niedriger, als er) noch andere Gebirgsketten hinziehen. (Taf. 31. Fig. 4.). Waͤhrend ich in den tiefer gelegenen Gegenden der Flaͤche nach Pflanzen ſuchte, hatten meine Begleiter ihre übrigen Landsleute herbei— gerufen, die ihre Bambusroͤhren mit Waſſer fuͤllten und dann in froͤh— licher Stimmung zu dem Bivouak zuruͤckeilten, um Reis zu kochen und Kaffee und Thee zu bereiten. 2 Der Waſſerreichthum des Baͤchleins, welcher, je mehr er fich der S. W. lichen Spalte naͤhert, um ſo oͤfter große (kryſtallhelle) Becken bil— det, die ſo geraͤumig ſind, daß ſich Rhinoceroſſe darin baden koͤnnen, und der ſich dann in wiederholten kleinen Cascaden hinabſtuͤrzt, erregt auf den erſten Blick Erſtaunen, wenn man die große Höhe des Gipfels (9195), auf welcher dieſe Quelle entſpringt, — wenn man den ſehr ») Obgleich ſie durch die tief eingeſchnittenen Lappen ihres Kelchs, die ſich nur an der Baſis in einen kurzen Becher vereinigen, und durch ihre kuglige Kap⸗ ſel mit ziemlich langem Griffel von dem Normalcharakter der Primeln etwas ab- weicht und ſich dadurch der Hottonia nähert: fo ſprechen fie doch alle ihre an⸗ dern Charaktere und der ſo treffend. Charakter ihres Habitus, den ſie mit al⸗ len andern Primeln gemein hat, als Primula aus, ſo daß es unnatürlich ſcheint, ſie von dieſer Gattung zu trennen. (Haßkerl bringt in der Flora von 1842 Bd. 2, Beibl. S. 29, ein neues Genus dafür in Vorſchlag, ohne dieſes jedoch u benennen. Mit Primula praenitrus vereinigt würde fie zu Auganthus Link oder Oscaria Lilja gehören. A. d. Herausg.) ] Junghuhn, Java. 29 450 geringen Umfang dieſes kegelfoͤrmigen Gipfels, der ſchwerlich mehr als 1000“ Durchmeſſer hat — und wenn man ferner die völlig iſolirte Lage dieſer Spitze, als der hoͤchſten im ganzen weſtlichen Java, beruͤckſichtigt. Auch iſt der waldige Rand rund um die Centralflaͤche ſo ſanft er— hoben, daß mir der hoͤchſte Punkt ſeiner Convexitaͤt (die auf allen Sei⸗ ten faſt dieſelbe bleibt) nicht höher als 50 bis 60 ) Fuß über der Mitte der Flaͤche zu liegen ſchien. Und doch rieſelt der Bach durch die ganze Laͤnge der Flaͤche hin. Er entſpringt uͤbrigens nicht aus einer Quelle, ſondern erhaͤlt von zahlreichen Gegenden des Waldes herab Zu— fluß, indem fein Waſſer allmaͤlich unter den Mossſchichten hervorſickert; jedoch fo, daß feine hoͤchſt gelegene (N. O. liche) Quelle kaum 10 Fuß unter dem Rande daſelbſt liegt. 1 Betrachtet man aber die dichte Waldvegetation, welche den Rand um die Flaͤche her bedeckt, und welcher man nirgends auf Java in ſol⸗ cher Hoͤhe etwas Gleiches zur Seite ſtellen kann; betrachtet man die ungeheuren Mossſchichten, welche in fußdicken Polſtern auf dem Boden liegen und alle Baumſtaͤmme überziehen; beruͤckſichtigt man ferner die große Feuchtigkeit des ganzen Gebirges, welches, ſo weit das Auge reicht, durch Berg und Thal ſeine Waͤlder ausſtreckt, die Jahr aus Jahr ein (im trocknen ſowohl, als naſſen Mouſſon) mit Wolken bedeckt bleiben; ſchaut man endlich die Wolkennebel an, welche taͤglich durch das Dickicht des Gipfels ziehen: ſo wird man es erklaͤrlich finden, wie innerhalb des ſo aͤußerſt beſchraͤnkten Raumes einer kegelfoͤrmigen Spitze, aus kaum 40“ hohen Erdſchichten, fo viel Waſſer herabſickern koͤnne, um einen fo anſehnlichen Bach, wie den des Manellawangie, zu bilden. Gegen 10 Uhr kehrte ich auf einem Pfade, den die Javanen zur Communication zwiſchen der Quelle und dem Bivouak angelegt hatten, zu letzterem zuruͤck und ſah mit Vergnuͤgen, daß die Javanen regendichte Hütten gebaut und hochlodernde Feuer angezuͤndet hatten. Nachdem ich ein kleines Fruͤhſtuͤck eingenommen, verließ ich, von ein Paar Javanen begleitet, wieder das Bivouak, um durch die Wälder zu ſtreichen, welche die (uns ihrer Vegetation nach bereits im Allgemeinen bekannte) Gens tralflaͤche umgeben, und auch ihre Pflanzenſchaͤtze kennen zu lernen. Aber ſchon von 2 Uhr an ſtroͤmten von Zeit zu Zeit kleine Regenſchauer und zwangen mich, nebſt den Javanen, welche die geſammelten Pflanzen trugen, zur Ruͤckkehr nach der Huͤtte. Ich faſſe daher zur Charakteriſtik dieſer Gipfelwaͤldchen die Beobach— tungen, die ich am heutigen Tage vornahm, nebſt dem, was ſich mir an den folgenden Tagen ergeben, hier der Kuͤrze wegen in ein Bild zuſammen. % a f Unter den Baͤumen ſind es beſonders zwei, welche der Individuen⸗ *) Barometerbeobachtungen bewieſen mir ſpaͤter (ſiehe den dritten Streif⸗ zug), daß dieſe Höhe mehr beträgt, und daß der N. W. liche Rand 54“, der S. O. liche aber ſogar 143“ über die Centralflaͤche erhaben iſt. 451 zahl nach vor allen andern vorherrſchen. 1) Zuerſt ſtellt ſich dem Auge Thibaudia vulgaris (Jgh.) dar, nach welcher und nach noch einigen verwandten ihrer Gattung ich den ganzen Wald einen Thibaudia-Wald nenne. Ihre Staͤmme erreichen hier eine enorme Dicke. Ich maß de— ren einige, die nach abgeſtreiften Moospolſtern 10“ und andere, die 8° im Umfange hatten, waͤhrend ſolche von 6“ ſehr gewoͤhnlich waren. Doch dieſe Grund: Stämme find keinesweges eben, ſondern bucklig-ge— bogen, krumm und ſchief anſteigend und theilen ſich bereits in der ge— ringen Höhe von 3, 5, 6“ über dem Boden in zahlreiche Aeſte, welche, in mannichfachen Kruͤmmungen aufwaͤrts ſtrebend, weit ausgeſperrt ſind. Die Laubkrone, welche ſie tragen, bildet nicht in dem hohen Grade, wie bei Leptospermum javanicum, eine ſchirmartige Flaͤche, ſondern zeigt ei— nen mehr gerundeten Umfang mit Blaͤttchen, die ſich auch noch unter- halb der Zweigenden zerſtreuen, und aus deren Gruͤn das tiefe Purpur— roth der cylindriſchen Blumen, die in einſeitigen Trauben abwaͤrts han— gen, nur matt hervortritt. 2) Ein zweihaͤuſiger, 30“ hoher Baum, der ſich durch feine nach der Spitze zu tief und gleichfoͤrmig geſaͤgten Blaͤt— ter kenntlich macht, den ich aber aus Mangel maͤnnlicher Exemplare nicht vollſtaͤndig beſtimmen konnte, und deſſen Diagnoſe ich daher hier unten beiſetze *). f 3) Ein ebenfalls dioͤciſches Baͤumchen, das, bis zu 30“ hoch wach ſend, im Habitus der Tetranthera citrata gleicht, und deſſen Weibchen ich nicht fand **). Unter dieſe drei miſchen ſich 4) hier Thibaudia rosea (Igh.) mit großen glaͤnzenden Blaͤttern und roſenrothen abgekuͤrzten Blumen, die am Boden umher liegen, 5) Gaultheria leucocarpa Bl., die ſel⸗ ten höher als 15“ wird, 6) Photinia integrifolia Lindl., welche eine Höhe von 25 bis 30“ erreicht, und dort 7) das Gnaphalium javani- cum Bl. mit dünnen, riſſigen Stämmen und rundlichen Laubkronen, deren bleiches, nur mit einer ſchwachen Nuͤance von Glruͤn getraͤnktes Grau nur wenig von dem Alabaſterweiß ihrer Bluͤthen uͤbertroffen wird, welche an der Spitze der ruthenfoͤrmigen Zweige glaͤnzen, von den da— ſelbſt buͤſchelfoͤrmig zuſammengedraͤngten Blättern umringt; oder 8) die fhöne Vireya retusa Bl., deren feurig- rothe roͤhrenfoͤrmige Blumen gar lieblich mit der bleichen Schminke des Gnaphaliums contraſtiren. Reichlich haͤngen ſie von den Zweig-Enden herab und ſchimmern durch ) Calyx: squamae 5. Petala 5. Bacca ovata, dein cyanea, nitens, 5 -locularis, loculis irregulariter polyspermis. Folia alterna, ovali-oblonga, utrinque attenuata, in acumen breve obtusum subemarginatum producta, labra, coriacea, venosa, margine sursum grosse et aequaliter serrata. Flores axillares, solitarii. *) Calyx 4-sepalus. Corolla 4-petala, Stamina 4, basi petalorum inserta, filamentis brevissimis, antheris maximis, 4-loeularibus. Folia al- terna, lanceolata, utrinque aequaliter attenuata, obtusiuscula, glabra, uni- nervia, venosa, coriacea. Flores in ramulis laterales, glomerati, invo- lucrati, 9 452 das ſchoͤne Gruͤn der Blaͤttchen, welche eine mehr gerundete, bis 20“ hoch tiber den Boden erhobene Krone bilden. Vor allen aber zeichnet ſich 9) aus Leptospermum javanicum Bl., mit dem tweißgetüpfel« ten Blaͤtterſchirm, der ſich über eine Vireya, oder über ein Gnaphalium heruͤberwoͤlbt, und 10) Hedera squarrosa (Jgh.), deren weit umher: verbreitete Polypenarme ſich ſparrig durch das Laub- und Aſtdickicht der uͤbrigen Waldbuͤrger hindurchſchlaͤngeln. 2515 Keinen Stamm erblickt man unter allen dieſen ſo verſchiedenen Baumarten, der nicht mehr oder weniger bucklig-gebogen, gekruͤmmt und hoͤckerig waͤre, und der ſich nicht, mehr oder weniger ſchief, in ſchlangen⸗ förmige Aeſte vertheilte und fo den Stempel des rauhen Klima's von faſt 92007 nicht an ſich truͤge. Um ſo auffallender aber erſcheint 11) die ſchlanke Form der Cyathea oligocarpa (Jgh.), deren ſchnurgerade Staͤmmchen ſich hier noch 15 bis 20“ hoch erheben und mit 7 bis 10 radfoͤrmig ausgebreiteten Wedeln bedeckt ſind. Von 5500“ an iſt ſie uns bis auf dieſe Höhe gefolgt und tritt, obwohl vereinzelt, doch immer noch in zahlreichen Individuen im Waldesdickicht auf, als ein intereſſantes Bei⸗ ſpiel, wie manche Arten ſich fo weit von der ihrer Familie im Allge⸗ meinen zugehörenden Region, als einzelne Ausnahmen, entfernen. Die Chnoophora glauca ſteigt nie über 4000“ und erreicht alſo noch nicht die Grenze, wo die Cyathea auftritt. 1 5 Aus dieſen Baumarten ſind nun die Waͤlder des Manellawangie hauptſaͤchlich zufammengefegt und bis zu einer Höhe von 30“ empor⸗ gewölbt, da nur einzelne Wipfel dieſe Grenze bis zu 35 und 40“ uͤberſteigen. Aber auch mehre Sträucher ſchießen nicht ſelten 10 bis 15“ hoch und hoͤher, obgleich mit duͤnnern Staͤmmchen, zwiſchen dieſen Baͤumen auf, unter denen ſich namentlich Lonicera flavescens Bl., Hypericum javanicum, welches mit ſeinen großen, gelben Blumen prangt, und der ſchoͤne Farrn Gleichenia volubilis (Igh.) auszeichnen, deren Stengel (caudex) aufrecht ſchlaͤngelnd und ſtrangartig ſich 10 bis 15“ hoch an den Baͤumen hinaufrankt; ſie erfuͤllen alle Raͤume oberhalb des Bodens und weben das Stamm- und Aſtgewirre vollends recht innig in einan⸗ der. Aber auch der tiefſte Boden des Waldes darf nicht unerfuͤllt blei— ben, nein, um alle noch uͤbrig gebliebenen Zwiſchenraͤume auszuſtopfen, treten mehre Graͤſer auf und eine Carex mit braͤunlich-roſtfarbnen Aehren; da erſcheint Sanicula montana (Bl. bydr. p. 882.), Vale- riana officinalis L.), Thalictrum javanicum Bl. (bydr. p. 2.), Swertia javanica (ib. p. 848), Viola pilosa (I. c. p. 57), Plan- tago major L., eine Balsamina mit wirtelfoͤrmig um die Knoten des Stengels ſtehenden Blaͤttern, vor Allen aber ein Farrn, der wirklich hier in ungeheurer Menge waͤchſt, und deſſen einfach gefiederte We⸗ ») Dafür bin ich immer noch geneigt, fie u halten, obgleich Blume ſie un⸗ ter dem Namen V. javanica beschrieben Fal. zu h 3 9: ſi del zu 5 bis 10 aus dem Wurzelſtocke hervorbrechen und ſich hoͤchſtens 2“ hoch erheben. Er war leider jetzt ſteril, ſo daß ich nur vermuthen konnte, er ſei ein Blechnum, wenigſtens dem Bl. orientale ſehr aͤhn⸗ lich (fronde membranacea simpliciter pinnata, costis et rachibus longe paleaceis). Auch an Schwaͤmmen fehlte es nicht. Ich fand, außer Peziza citrina Pers. auf abgefallnen Zweigen, einen Agaricus, der auf feuch⸗ tem Boden, ſelbſt auf Mooſen, von Moosfhichten wenigſtens überall dicht umpolſtert, in ungeheuren Schaaren vorkam. Die Javanen nann— ten ihn Rhinocerosſchwamm (tjamur badak), und behaupteten, daß er ein Leckerbiſſen für den Gaumen dieſer Thiere ſei. So viel kann ich wenigſtens beſtimmt ſagen, daß ich ihn mit Appetit aß; er ſchmeckt ge: würzhaft ſuͤß und zeichnet ſich durch einen reinen und ſtarken Geruch nach Anies aus. Dem Champignon (Agaricus campestris L.), wel: chem er ähnelt, ſteht er am naͤchſten. (A. rhinocerotis Jgh.). Charakteriſtiſcher aber, als die Schwaͤmme, fuͤr die Waͤlder dieſer Region ſind die ungeheuern Moosſchichten, welche die Baumſtaͤmme und ihre Hauptaͤſte überziehen. Es find Leskea-, Orthothrichum- und Hypnum- Arten, deren fußdicke, nur ſelten unterbrochenen laͤng⸗ liche Polſter den Staͤmmen ein unbeholfenes, monſtroͤs-dickes Anſehen ertheilen. Aber auch den feuchten Boden bedecken ſie, und kaum ver— mögen die roͤthlichen Bluͤthenkolben der Balanophora elongata Bl. )., deren Maͤnnchen und Weibchen ohne Unterſchied auf den Wurzeln der Baͤume in großer Menge ſchmarotzen, ſie zu durchbrechen, um die Blicke des Wanderers auf ſich zu ziehen. Waͤhrend ſo Mooſe an den altern— den Staͤmmen der Baͤume kleben und durch ihr tiefes Gruͤn das Dunkel des Waldes noch erhoͤhen, ſind es dagegen weißliche, oder licht— graue Flechten (Usneae), welche an den Aeſten und Endzweigen der Baͤume hangen, luftig und leicht im Winde flattern und das Bild ei— nes ſolchen altergrauen Waldes vollenden. Vergebens wird man auf der ganzen Inſel nach einem zweiten Beiſpiele eines ſolchen Waldes ſuchen; denn alle Gipfel Java's, welche dieſe Höhe erreichen, wie der Gunong-Tagal, Smiru, Merapi u. ſ. w. find kahl, mit vulkaniſchen Geroͤllen oder Laven uͤberſchuͤttet, oder haben ſeit ihren letzten Ausbruͤchen erſt angefangen, ſich mit ſolcher Baum: vegetation zu bekleiden, die daher noch jung iſt (wie auf den Bergen Sumbing, Sindoro, Lawu) oder ſie ſind (vielleicht durch Menſchenhand umgeſchaffen) mit Grasmatten aus Festuca nubigena (Jgh.) (wie der Merbabu), oder endlich mit Caſuarinen bewachſen, deren geſelliges Vorkommen andere Baumarten ausſchließt (wie die Berge Lawu zum Theil, Wilis und Tingger). Nur auf den Bergen Patuha und Tjerimai finden wir etwas Aehnliches, wie hier. „) Von mir, nebſt mehren neuen, ſchon bei einer fruͤhern Gelegenheit im Jahre 1837 beſchrieben. (Nov. Act. Ac. Nat. Cur. X. Suppl. 1 p. 207. t. . — 454 Aber eben darum, weil jene kahlen Gipfel nur als Localerſcheinun⸗ gen zu betrachten find, wo ſtoͤrende Naturereigniſſe der freien Ent: wickelung der Natur entgegentraten, — eden darum iſt allein der Ma⸗ nellawangie als Norm zu betrachten, welcher (wenigſtens fuͤr die Inſel) allein im Stande iſt, dem Botaniker ein unverwiſchtes Bild von dem urſpruͤnglichen Pflanzenwuchſe zu geben, der ſolchen Hoͤhen unter ſolcher Breite eigenthuͤmlich iſt. Die hohe Schicht von Dammerde, welche den Manellawangie ganz bedeckt und nirgends ein kahles Felsſtuͤckchen hervorblicken laßt, deutet ſchon allein auf ein langes, ficher mehrtauſendjaͤhriges Beſtehen dieſer Waͤlder. Nicht ohne Ehrfurcht vor dieſem ihrem grauen Alter kann man ihre mit Moos belaſteten Stämme, ihre knorrig-gekruͤmmten Aeſte anſchauen, an denen die Usneen wie Greiſenhaare hangen. Aber ewig neu entfalten ſich aus den aͤußerſten Enden ihrer Zweige die jun— gen Bluͤthen, die, aus Feuerroth, Weiß und Purpur gemiſcht, hervor: brechen, um mit dem Gruͤn der Blaͤtter und dem weißlichen Grau der Flechten auf der Oberfläche der kleinen Waͤldchen (welche man am be: ſten an ſteilen Abhaͤngen uͤberſchaut) einen bunten, getuͤpfelten Teppich darzuſtellen, deſſen hoͤchſt ſonderbarer Anblick in keiner tiefer gelegenen Region der Inſel wiederkehrt. Als ich um 2 Uhr nach meiner Huͤtte zuruͤckkehrte, um mich vor dem Regen zu ſchuͤtzen, der wie ein feiner Staub herabfiel, hoͤrte ich unten an den Bergabhaͤngen den Donner rollen. Hier oben aber war es windſtill, und die Temperatur hielt ſich noch auf 54 F. (10 R.). Vergebens erkletterte ich Baumſtaͤmme und ſpaͤhete nordwaͤrts umher, um auch dieſe Gegenden einmal uͤberſehen zu koͤnnen, aber unzertheilte Wolkendecken vereitelten ſtets meinen Wunſch. Gegen 4 Uhr erhob ſich ein ſtuͤrmiſcher N. O. Wind, der unwirthlich durch den Wald blies und den Regennebel vor ſich her tried, fo daß ich ſelbſt in meiner Huͤtte, deren Seiten offen waren, durchnaͤßt wurde. Die Temperatur ſank da⸗ bei auf 499 (9, 5 R.); doch ließ die Heftigkeit des Windes bald wieder nach, und aus dem Wolkennebel uͤber dem Gipfel ſchlug ſich von Zeit zu Zeit ein feiner Regen nieder. An den Berggehaͤngen aber bruͤllte fortwaͤhrend der Donner. Bald darauf (5 Uhr) erfolgten auch in glei⸗ cher Hoͤhe mit uns, und ſelbſt uͤber dem Gipfel, elektriſche Entladungen, deren Schlaͤge furchtbar an dem Berge wiederhallten, und mit beunrus higender Stärke, fo daß unſere Hütte den Umſturz drohte, erhob ſich von Neuem der Wind, peitſchte den Regen vor ſich her und drehte ſich in der kurzen Zeit von 44 bis 6 Uhr, indem er ſtoßweiſe auftrat, in der ganzen Windroſe herum. Um 6 Uhr blies er aus S. O., die Tem: peratur ſank nach Sonnenuntergang jedoch nicht unter 46° (6 R.). Ich huͤllte mich in meine Decke, waͤhrend die Javanen, welche den Rauch weniger ſcheueten, ſich cund um die hell lodernden Feuer draͤngten. Die kuͤhle Luft, welche ich einathmete, wirkte o erfriſchend auf meine Glieder, daß ich mich von einem innigen Wohlbehagen (wie man es in dem heißen Klima der Tiefen ſelten genießt) durchdrungen fuͤhlte. 455 Wahrlich, ſtuͤnde ein Kloſter auf dieſem Berge, keinen Augenblick hätte ich angeſtanden, als Moͤnch in daſſelbe zu treten! — Wie herrlich haust es ſich hier in dieſem einſamen Waldgebirge, wo das Pflanzenleben ſo ſtill und ruhig blüht, wo kein ſtoͤrender, thieriſcher Laut, kein laͤſtiges Inſektengeſchwirr ertoͤnt, wo kein Toben des menſchlichen Alltagslebens das Ohr betaͤubt. Selbſt die Windsbraut, die in einzelnen Stößen heran: ruͤckte, hörte ich mit Entzuͤcken nahen, und meine Seele (an rauhe Na: turſcenen nordiſcher Gebirge gewoͤhnt) jauchzte vor Freude, wenn der —— brauſend durch den naͤchtlichen Wald ſtrich, daß die Zweige rachten. f Den 3. April. Des Morgens (Temperatur: 46 F., 6 R.) hatte ſich ein dichter, feiner Nebel gelagert, der jede Ausſicht hemmte und meine Geraͤthſchaften, Kleider und Alles mit Feuchtigkeit durchdrang. Die ganze Nacht uͤber, ſeit 12 Uhr, war es windſtill geweſen, und auch jetzt noch lag Todtenſtille im Luftocean. Es glich dieſe Witterung wohl den herbſtlichen Nebeln Europa's, wo man aber das Zwitſchern eines Rothkehlchens noch vernimmt; hier ſchien Alles todt, kein lebendes We— ſen ließ ſich im Walde hoͤren, kein Blatt regte ſich. Erſt gegen 8 Uhr, als der bleiche Schein der Sonne durch die Nebel zu ſchimmern be— gann, hörten wir das Zwitſchern einiger Voͤgelchen und wurden das leiſe Hauchen eines Luͤftchens gewahr, welches ſich erhob (48,50 F., 7 R.). Gegen 10 Uhr verſchwanden endlich die Nebel, die Wolken ballten ſich und ſenkten ſich hinab. 8 Um hiervon Nutzen zu ziehen, brach ich eilends nach dem ſuͤdoͤſt— lichen Rande des Manellawangie auf, in der Hoffnung, eine freie Aus⸗ ſicht in den Krater des Gedé zu genießen. Ich ſtieg etwa 25 Fuß hoch an einer Thibaudia hinan und ſetzte mich, mit Fernrohr und Com⸗ paß armirt, auf eine Gabeltheilung ihrer Aeſte. Nun konnte ich uͤber die tiefer ſtehenden Baͤume des Bergabhanges hinweg und frei umher ſehen, aber da war kein Gedé zu erblicken, und Alles lag hinter Wol— ken verſteckt. Eine Stunde lang wartete ich vergebens, ohne daß es mir gelang, mich von der Lage des Gebirges auf dieſer Seite und ſeiner Verbindungsart mit dem Gedé zu unterrichten. Nur die mittleren Ab— haͤnge des Kegels, da, wo ſie auf die gegenuͤber liegenden des Gedé in SD. anſtoßen (in einer Höhe von 5 bis 60007?) ſchimmerten zuwei— len durch die Wolken. Alles ſchien mit Wald uͤberzogen, und nur ein kleines, viereckiges Fleckchen, kahl und von braͤunlicher Farbe (Kendang— badak ) blickte vom Abhange des Gedé aus dem dunkeln Grün hervor; aber nur für Augenblicke, denn die geſtaltloſen Maſſen der Wolken hör: ten nicht auf vorbeizuziehn. Etwas gluͤcklicher war ich mit der Nordſeite des Gebirges, als ich um 12 Uhr zum Bivouak zuruͤckkam. Auch hier lagen zwar Wolken ringsum, deren Nebel zuweilen uͤber den Gipfel ſtrich (Temp.: 50 F., 8 R.), zuweilen wieder von Sonnenſchein verfangen wurde; doch bilde— ten ſie keine zuſammenhaͤngende Decke, ſo daß durch ihre Zwiſchenraͤume bald dieſe, bald jene Gebirgsmaſſe heraufblickte und ihre Geſtalt und res 456 lative Lage erkennen ließ, bis ſich ihr dunkles Waldgrün wieder unter den Wolken verbarg. — Man ſieht auf die Firſte Panggerango herab, die anfangs vom Abhange des Manellawangie in der Richtung nach Norden auslaͤuft, alsdann ſich aber umbiegt, um ſich in einem Halb: kreis weft» und dann ſuͤdweſtwaͤrts hinabzudrehen. Ihre kleine kegelfoͤr⸗ mige Kuppe (auf der wir am 1. April zuerſt ankamen) liegt NWllich von hier. — Steil ſenken ſich die Abhaͤnge des Manellawangie in die Tiefe, aber minder tief in NNO., wo fie in einen kurzen Rüden aus⸗ laufen und dann wieder etwas anſteigen, um in N. 150 g. O. von hier den Berg Kotojang zu bilden. Als ſich die Wolkendecke von ihm zuruͤckzog, ſah ich mit Erſtaunen, wie fein Gipfel von einem kreisrun⸗ den Lech durchbohrt war, deſſen duͤſtern Abgrund jedoch unſere Augen von hier nicht ereichen konnten. Ich hatte von dieſem Krater, welcher einen ſcharfen, zwar zackig erhabenen, doch im Ganzen kreisrunden Rand (der nur an einer Stelle in W. durchbrochen iſt) darſtellt, nie gehoͤrt; einige meiner javaniſchen Begleiter aber behaupteten, in ſeiner Tiefe ſei ein See befindlich. Er ſcheint zwiſchen 6 und 7000 hoch zu liegen und haͤngt durch den erwaͤhnten, ſanft ausgeſchweiften, in ſeiner Mitte ziemlich flachen (doch daſelbſt mit einigen kluͤftigen Vertiefungen durch- zogenen) Ruͤcken unmittelbar mit dem Abhange des Manellawangie zu⸗ ſammen. Zwiſchen dem Kotojang aber und zwiſchen dem gegenüber, weſtwaͤrts liegenden Abhange des Panggerango bleibt ein weiter Zwiſchen⸗ raum übrig, der ſich, vom Manellawangiekegel aus, faſt in gerader Rich⸗ tung nach N. herabzieht, und deſſen Grund ſcharf zuſammenlaͤuft, um eine Kluft zu bilden, ſo ſchwindelnd tief und ſo ſchaudervoll eng, daß wohl kaum zur Mittagszeit ein Sonnenſtrahl hinabdringen mag. Erſt tief unten bei Sampay erweitert ſie ſich und und laͤuft ebner aus. Aber Alles, ſo weit das Auge reicht, bis auf den fernen Ruͤcken des Megamendong hin, deſſen hoͤchſte Kuppe man NNO. waͤrts hinter dem Kotojang erblickt, iſt mit Wald bedeckt, der bis auf die ſchroffſten Mauern der Krater hinan und bis in die tiefſten Kluͤfte hinabſteigt. Die Wolkennebel, vom Oſt- (bald vom NO., bald vom SD.:) Winde getrieben, fuhren fort, durch unſer Waͤldchen zu ſtreichen und verſchwanden ſelten gaͤnzlich, um einen freundlichen Sonnenſtrahl hin⸗ durchzulaſſen. Nur an den tiefern Berggehaͤngen hoͤrte man es donnern. — Da ich unſere Ruͤckreiſe (durch verſchiedene Umſtaͤnde genöthigt) ſchon auf den morgenden Tag feſtgeſetzt hatte, fo konnte ich es nicht unter- laſſen, noch einmal die Wäldchen zu durchſtreifen und die Centralflaͤche des Manellawangie abermals zu beſuchen. - > Lange weidete ich meinen Blick an dem lieblichen Wieſenthal, wel ches einſam und faſt aller Welt unbekannt daliegt im gruͤnlich-grauen Schmelze ſeines Graſes und in der bleichen Schminke ſeiner jungen Gnaphalien, die ſich (faſt wie junge Buxusbaͤumchen) auf dem Gras: grunde zerſtreuen. Ringsherum umzingeln es jene ſchoͤnen, blüthenrei- chen Waͤldchen, die ſich über den Wieſengrund heruͤberwoͤlben, wie um dieſen erhabenen Sitz des Friedens vor dem Andrange aller Stürme zu 457 bewahren und den herrlichen Flor der Primula zu beſchuͤtzen, welche ihre zarten Blumenkronen unter dem ewiggrünenden Schirme des Lepto- spermum javanicum entfaltet. um 5 Uhr ſchienen ſich die Duͤnſte niedergeſchlagen und in Wol: ken verwandelt zu haben, welche in großartigem Spiele an den Bergge— hängen hinabrollten. Einige ſtrichen in den Klüften hin, andere um: huͤllten die Kuppen und entbloͤßten fie dann wieder. Kaum brach am 4. April der Tag an, als meine Begleiter ſchon mit Einpacken beſchaͤftigt waren, um Alles zur Ruͤckreiſe in gehoͤrigen Stand zu ſetzen. Wir verließen alſo dieſen ſchoͤnen Gipfel, doch nicht ohne vorher noch einen Blick über die waldigen Berggehaͤnge weg auf die weite Ebene nordwaͤrts zu werfen, wo ich ſowohl den weißlichen Streifen des Meeres am Horizonte, als auch die vielen Inſeln der Rhede Batavia's, wie dunkle, ſchmale Striche in dieſem Weiß, mit blo— ßen Augen erkannte; denn die Luft war an dieſem Morgen beſonders klar und wolkenfrei. Die Javanen aber konnten ſo weit nicht ſehen, oder vielmehr, da ſie ſaͤmmtlich Bewohner des Gebirges waren, ſich kei— nen Begriff von dem Ausſehen des Meeres machen, das fie wahrſchein⸗ lich eben ſo gut ſahen, wie ich. Bald waren wir wieder am Abhange des Manellawangie hinabgeklettert und ſchritten auf der ſchmalen Pang— gerangofirſte hin. (Vergl. die Skizze Taf. 31. Fig. 5.). Sehr deutlich und nebelfrei lag der große Kraterkeſſel uns zur Linken, und mit Schau⸗ dern ſahen wir noch einmal in die Tiefe hinab, welche zwiſchen dem Fuße der innern Wand des Panggerango und dem emporſteigenden Ke— gel des Manellawangie uͤbrigbleibt: eine waldbedeckte Tiefe, welche beſon— ders nach der SWllichen, die beiden Halbkreismauern G. Panggerango und Sella trennenden Kluft hin, eine gewiſſe Breite erreicht. Denn es ſcheint, als haͤtten die Lavaſtroͤme des Manellawangie nicht durch jene enge Kluft ſtroͤmen koͤnnen, ohne ſich erſt bis zu einem gewiſſen Grade anhaͤufen und ausbreiten zu muͤſſen. Dann aber, nachdem ſie ſich durch die Kluft hindurchgezwaͤngt haben, ſchlaͤngeln ſie, ſich ausbreitend, weit in das Land von Sukabumi hinab. Nun ging es auf denſelben Pfaden, die wir uns heraufwaͤrts ge— bahnt hatten, ſchnell hinunter am Panggerango. Bei dieſer Gelegen— heit muß ich den Javanen das Zeugniß ertheilen, daß ſie im Hinab— ſteigen Meiſter ſind. Denn waͤhrend man deim Hinanklettern alle moͤg— lichen Kunſtgriffe anwenden muß, um ihre traͤgen Bewegungen nur etwas zu beſchleunigen, ſo kann man ſie jetzt nicht mehr aufhalten und hat Muͤhe, nur Einige zur Maͤßigung ihrer Schritte zu bringen, um nicht ganz allein im Walde zuruͤckzubleiben. Bald hatten wir daher eine Gegend im Walde erreicht, wo die Sonne ſchon wieder ſehr warm durch die Baumwipfel brannte, und wo ſich auf einigen Baͤumen, unter de— 458 l nen wir Halt machten, eine ganze Schaar von Inſekten niederließ. Plotzlich erhob ſich ihr Geſang im vorher ſtillen Walde, und eine Menge von pfeifenden, ſchnarrenden und ſchrillenden Toͤnen betaͤubte das Ohr, doch nur für kurze Zeit; denn es waren wandernde Chöre, die bald wieder hinwegzogen. Wahrſcheinlich waren wir dort in einer Höhe von 5 bis 6000“; denn es wuchs viel Polypodium Dipteris daſelbſt. Am andern Morgen erweckte mich zu Bodjong⸗keton wieder das Zwitſchern von zahlreichen Voͤgeln und der einſame Ruf des ſingenden Kuckuks (Cuculus Cantator). Denn die Morgenkuͤhle hier (629 F., 13 R.) überſtieg noch um vier Grade die Mittagswaͤrme (589 O F., 11,5 R.) des Manellawangie. Von Bodjong-⸗keton viſirte ich: den hoͤchſten ſuͤdlichen Rand des Kotojang in O. 230 g. S. den Megamendong . AH O. 4 g. die Mitte des Manellawangie⸗ Kegels .in S. 284° g. O. Vom Manellawangie: die Kratermauer des Gedé in SO. die Kuppe Salak des Berges Salat in W. 15% 9. N * die Mitte des Kotojang in N. 159 g. O. die Kuppe des Megamendong in N. 259 g. O. die hoͤchſte ſpitze Kuppe der Panggerangofirſte in NW. Um die geſammelten Pflanzen gehoͤrig zu trocknen und eine Menge in Piſangblaͤtter eingehüllter erſt zu unterſuchen, verweilte ich feit der Ruͤckkehr vom Gebirge noch mehre Tage zu Bodjong-keton, und wurde auch durch truͤbes, regneriſches Wetter, das ſich nur ſelten aufheiterte, an die Wohnung gefeſſelt. — So war auch den 11. April der Dim: mel faſt den ganzen Tag uͤber mit duͤſterm Gewoͤlke bedeckt, und ſeit Mittag ſtroͤmte anhaltender Regen herab, der, vom Winde gepeitſcht, un⸗ freundlich kalt durch die ſchlecht verwahrte Bambushuͤtte wehte. Erſt am ſpaͤten Abend heiterten ſich die untern Luftſchichten auf, aber zu ſpaͤt, als daß Bodjong-keton noch den Schein der Sonne haͤtte genießen koͤn⸗ nen, die bereits hinter den Gipfeln des Salak untergegangen war. Um ſo uͤberraſchender und erhebender wirkte die Farbenpracht, welche ſich faſt urploͤtzlich am oͤſtlichen Himmel entwickelte. Da warf die Abendſonne ihre Scheideſtrahlen auf die hohen Firſten des Megamendong und Ma: nellawangie und faͤrbte fie mit einem gluͤhend rothen Schmelz, mit ei: nem wirklichen Karminroth, das mit dem duͤſtern Waldesgruͤn der im Schatten liegenden Kluͤfte gar ſonderbar contraftirte. Der ganze Luft: raum uͤber und hinter dieſer Kuppe war noch mit Gewoͤlk bedeckt, das im Begriff ſtand, ſich als Regen niederzuſchlagen und den Schein der Abendſonne mit einer ſo hellen, roͤthlichen Gluth zuruͤckwarf, daß auch die Bergabhaͤnge bei Bodjong-keton davon erleuchtet ſchienen. Weiter noͤrdlich und weſtlich ſchimmerte das Ultramarin des Aethers aus den 459 Wolkenſpalten herab. Aber unendlich glaͤnzender noch waren die Farben des Regenbogens, der auf dieſen roͤthlich ſchimmernden Wolken über dem Megamendong hervortrat und der, ungeachtet der hellen Erleuchtung des Hintergrundes, ſich mit aller Pracht und Klarheit abzeichnete. Dieſes herrliche Farbenſpiel, die karminroth gluͤhenden Bergruͤcken, der glaͤnzend-farbige Bogen der Iris, welcher ſich in weitem Kreiſe auf dem zinnoberroͤthlichen Ton der Wolkennebel hinzog: dieß Alles ent— ſtand und verſchwand in einem Augenblicke, denn es war der letzte Strahl der Sonne, der das Zauberbild erſchuf. Beobachtungen über die Abnahme der Temperatur und des Luftdrucks vom Seeſtrande bei Batavia über Buitenzorg, Tjibogo und Bodjong⸗keton auf den Gipfel des Manellawangie *), und über das Klima und die meteorologiſchen Erſcheinungen dieſer Ge— genden überhaupt. N Die Thermometer: und Barometer: Beobachtungen, welche ich wäh: rend eines Jahres zu Weltevreden bei Batavia angeſtellt, habe ich be— reits oben ) mitgetheilt und begnuͤge mich hier, nur die allgemeinen, *) Von den 20 Bewohnern des Gebirges, die mich auf meiner Reiſe im April begleiteten, belegten einige den Kegelberg mit dem Namen Panggerango und die gebogene Firſte mit dem Namen Manellawangie (oder Magalawangie, oder Mandelawangie), waͤhrend die meiſten andern umgekehrt die Firſte Pang⸗ gerango und den Kegel Manellawangie nannten (eine Verwirrung und Unbe⸗ ſtimmtheit, die man in den ſogar veraͤnderlichen Namen auf dieſer Inſel ſehr oft findet). Ich folgte daher um ſo lieber der Mehrzahl der Stimmen, da der bei den Europäern Java's bekannteſte Name Panggerango auch zugleich bei Weitem die größte Maſſe des Gebirges- (den großen halbkreisfoͤrmigen Rüden und den ganzen noͤrdlichen Abhang) bezeichnet, waͤhrend der Manellawangie nur die hoͤchſte kegelfͤrmige Spitze deſſelben iſt. ) Reife durch die oͤſtlichen Provinzen Java's. S. oben S. 399 u. ff. 460 — daraus hervorgegangenen Reſultate anzuführen, inſofern fie zu Verglei⸗ chungen mit dem Gebirge dienen. Dieſe waren für Weltevreden (wahrſcheinlich ) 15 Fuß über dem Spiegel des benachbarten Meeres liegend): mittlere jaͤhrliche Temperatur = 80,29 F. mittlerer jaͤhrlicher Luftdruck S 762,00 mill. tr. mittlere Differenzgroͤße der zwei täglichen Extreme des Barometerſtandes —= 002, 41 mil. tr. Der hoͤchſte jaͤhrliche Stand fiel in den September (den trodenften Monat) und der niedrigſte in den April, und die Differenz zwiſchen diefen größten Extremen betrug — 004,59 mill. tr. Ich laſſe nun die Thermometer- und Barometetſtaͤnde nebſt den Hoͤhenrechnungen (die als ein Supplement zu den ſchon fruͤher vom Dr. Fritze und mir **) angegebenen, barometrifhen Hoͤhepunkten Sa: va's zu betrachten find) hier folgen, wobei ich bemerke, daß ich bei'm Calcul dieſelben Regeln, wie bereits früher, im Auge hielt, naͤmlich: 1) Die Rechnungen wurden nach gleich ffündigen Beobachtungen am Seeſtrande vorgenommen, die ich mit demſelben Inſtrumente, na— mentlich bei Surabaya, Palabuan-Ratu und Samarang veranſtaltet hatte, und die ſich zum Theil in den Tabellen angegeben finden. 2) Ich waͤhlte dazu ſolche Beobachtungen, die von denen der obern Station nur durch einen kurzen Zeitraum getrennt waren und wo moͤg— lich mit jenen noch in einem und demſelben Monate zufammentrafen, weil die Erfahrung lehrt, daß, fo wie überhaupt unter den Tropen, fo auch auf Java, der Luftdruck in dem Zeitabſchnitt von einem oder ein Paar auf einander folgenden Monaten ſich nicht um ein Merkliches an: dert, ſondern daß die Queckſilberſaͤule an allen Tagen zu denſelben Stunden dieſelbe Höhe einnimmt. 3) Bei einzelnen Beobachtungen aber wurden, wenn ſie um 6, 12 oder 13 Uhr geſchahen, dieſe fuͤr das Medium genommen, fielen ſie aber um 8 oder 10 Uhr, fo wurden fie durch Abziehung von Im, und fie: len fie um 15, 16 oder 17 Uhr, durch Hinzufuͤgung von Lem auf das genaͤherte Medium reducirt. 4) Befelgt wurden bei der Rechnung Horner’s tables hypsome- triques, Zuric 1827, die auf der Formel von Littrow beruhen. — Damit man aber im Stande fei, die Rechnungen zu beurtheilen und (wenn ſich ein Freund der Meteorologie ſolcher Arbeit gütigft unterzie: hen wollte) etwaige Fehler, die aus einem Mangel hinlaͤnglicher Uebung meinerſeits bei'm Rechnen entſtanden ſein koͤnnen, zu verbeſſern, ſo habe ich die Beobachtungen ſelbſt, ſo wie ſie auf der Reiſe il wurden, beigefuͤgt. ») Es liegt aber nach Beobachtungen, die ich fpäter (19. u. 20. Nov. 1839) anſtellte, 20 Fuß über dem Meeresſpiegel. ) in der Reife durch die oͤſtlichen Provinzen Java's. S. o. S. 399. 462 5) Die mittlere täglihe Wärme wurde allein aus dem täglichen Minimum kurz vor Sonnenaufgang (welche Zeit ich der Kuͤrze wegen ſtets mit 6 Uhr bezeichne) und dem taͤglichen Maximum, das gewoͤhn— lich gegen 14 Uhr (zuweilen etwas früher, zuweilen ſpaͤter) fiel, gezo— gen; nicht aus allen taͤglichen Beobachtungen (obgleich mir deren von 6, 8, 10, 12, 14, 16 und 18 Uhe vorlagen), weil dieſe zwar die richtige 12ſtündliche (halotaͤgliche) Wärme gegeben haben würden, aber (bei Er— mangelung eben fo vieler Nachtheobachtungen zu entſprechenden Stunden) keinesweges die wahre tagliche, d. h. 24ſtuͤndliche Wärme, indem die Temperatur gleich von Sonnenuntergang an gleichmaͤßig faͤllt und in heitern Naͤchten zuweilen ſchon des Abends um 20 Uhr ihr groͤßtes Minimum erreicht, auf dem ſie bis zu Sonnenaufgang ſtehen bleibt. Zum Beiſpiel: Weltevreden, den 19. September. Höhe 30“. 54 uhr 69 6 69 7 — 74 8 — 79 9 — 82 10 — 83 11 — 85 12 — 85 13 — 86 14 — 86 15 — 86 16 — 85 17 — 84 18 — 83 57 Uhr Min. 69 204 — 81 14 — Max. 86 Medium = 81,90 — Me. 77,50; Differenz = 4,50. Plateau Dieng. Höhe 6175“. Aus den taͤgl. Max. u. Min. d. Med. Medium aus allen taͤgl. Beobachtungen Jul. 31. 60 38 = 49,0000 7 Aug. 1. 57 32 — 44, r 49, 12 Aug. 2. 63 39 = 51,00 23, 0⁰ Aug. 3. 62 31,246,600 52,50 Allgemeines Medium 53,17 Medium 47,50 Diff. — 5,67. 462 Tafel der Beobachtungen, - = | sg EEE | | gr | 5 8.8 » 6 — | 2 „ „ 33 5er Ort | ES 5 .% 23 S 2 SE SE 8 SSS ISS un 2 E u — 2 — ei 37858 8 85 a 8 538 — — — ͤ ͤ wb — — — — —ñ—6—6ꝛ 6 | 70 | — 74125 78 ‚|. 3,40 27 12 85 | — 742,00 77 - 16 | 86 — 740,45 77,50 2,30 6 7 2 2,95 enge 8 s — 245,20 77 2,15 10 8ı | — 742,80. 79 1.65 12 84 — |741,90| |] BR. 14 | 87 | — 740,60 77,80 F. 833. 228. 6 70 — 739,60 |] Nov. 8 75 — 740,4520,36 R. 10 10 | 78 | — 1741,20 | 12 82 — |740,75185,37 C. 14 84 | — 739,60 Bo gor, 16 80 738,90 (Buitenzorg.) Nov. 6 70 — 1729,70 7 F 10 | 79 — 740,85 1485 — 1738,35 16 75 — 7237,90 5 Nov. 6 | 70 | — 739,35 13 10 80 | — |740,40 14 84 | — 2738,25 16 |. 74 | — 1738,55 6 | 72 I 739,5 Nov. 10 | 79 — 740,30 16 | 14 | 82 | — 738,65 16 73 — 738,65 6 | 73 | — 738,50 SI Apr. 12 83 — 1739,15 16 2 85 — 728,00 4 76 za 1665 | — 1702,80 Tjikoraijat, 8 72 — 703,30 74 8. 2230. 2,00 Haus am OSD. Oct. ) . 6 Abhange des 8 12 8 — 703,25 18,67 R Salak. 14 83 nn 702,10 23,25 C. 16 | 80 | — 701,33. Oct. | 14 | 69 | — 591,00 60,50 F. 6760, Hoͤchſte (üotidhe 10 16. 62 — 590.35 P Kuppe Gaja 7 des Berges Oct. | | | 12,66 R. Salat, 11 6 52 — 590,25 15,75 C. 463 - = | 8 2 8 8 — = Ort 5 5 2 SE =” 122 5 » \EE |E2| € SE 33 | 855 sl ls |: | las 6: | 66 | 68 714,10 | 74,50 1,4) | s | 76 | 74 716,60 74 1,30 Jan. 9 | 78 76 | 716,00 | 73,50 1,50 4 10 78 76 716,00 F. 1750 1380 80 715,15 70 S. 8.0 14 | 83 | 82 714,60 16 83 | 82 | 714,60 (18,57 N.) 18 67 | 70 715,35 (23,25 C.) 6 88 68 | 715,40 lan. | 8 74 72 716,30 | 19089, 510 79 | 77 716,00 | Bias 16 sı | 82 |715,00 | 18 ı 73 | 75 715,20 6 | 68 | 70 [715,50 Jan. 8 74 73 716,30 7 10 | 77 76 716,50 4 77. | 77 1800 | { 14 79 | 77 | 715,00 6 61 — 1674,80 | 67,50 2,75 8 | 69 — 1676,00 | 67,50 2,50 Mirz 10 71 er 676,00 67,00 2,00 1 ZA CHE lern 14 71 — 674.35 070 8. 3214 942 5 16 71 — 673,25 (15,09 R.) 18 70 — 1675,50 (19,506) Bodjong⸗ - 6 62 — 675,50 2 Keton, Maͤrz = 69 — 6276,20 en am NNW. Ab⸗ v 71 — 676,20 |yerticalen ea a | = (on ee anggerango. 1 1 74,2 nder⸗ 9 15 1 = 673,70 | lic | 16 771 | — 675,70 18 70 | — 674,00 67,0 6 T,88 | = 1698,80 |T = Apr. 8 | 7 — 676,1 e 16 km | = 17 Apr. 13 65 8. 65 16200 | paß Ponte 18 , 11 1 || uͤber dem Me⸗ 14,67 | 14,67 | 284,596 gamendong. | R. | 364 | 5 2 8 | Be E55 S2 |$ * E35 S 288 5 8 2 E == 824 | e „„ „ | 3: |ee|ee: 2 FE EE „ 85 23 225 S S8 [2 2 5 [2] & > SS 8 8 2 & = | 85 | März 69 69 | 645,00 | Telaga⸗woͤrna, 30 12 N H | See, im Mega⸗ 16,44 | 16,44 285,926 4620 dong | ) 67 | 67 | 693,15 Tjiceroa, |März | I} | I | Landbaus. 22 | 6 |15,56 | 12,88 (307,034 | 2500 E Unt ere 1 8 A Apr. 8 | 64 64 643,00 4590 W. Abhange des J 2 - Panggerango (14,22) (14,22) über Bodjon⸗ keton. 5 Nr N Obere ee E | d. Freycinetia⸗ * 10 61 61 598,00 6510 Vegetation (Fr. (12,89) (12,89) insignis Bl.) Hoͤchſte Kuppe | | der Panggeran⸗ Mar 2 0180 58 360,80 8150 . 90 = Firfte. - as | | 58 * — 8880 320 750 Apr. 10 60 — 3338,75 50,0 4 2 12 38 — 338,20 51,758. 9195 2,10 Hoͤchſter Kegel: 14 34 | — 1337,15 formiger Gipfel 16 4 | — 336,15 | (8,75 R.) des Gedegebir: 18 | 46 — 537,65 (10, 87 C.) a 5 46 — "TER In | ST mern amangıe : 48 — 338, 10 N. W. Rand. Xp. 10 50 — 538,55 2 50 — 338,00 15 34 — 337,0 | 16 51 — 336,65 18 47 — 537,25 Allgemeine meteorologiſche Bemerkungen zu den vorſtehenden Beobachtungen. Das Wetter zu Buitenzorg in den Monaten September, October bis zum 25. November war des Morgens heiter, und nur Cirrhi ſchwebten am Himmel. — Von 10 Uhr an haͤuften ſich die Wolken, und ein ſchwacher See- (N.) Wind, doch unregelmäßig, wurde bis 14 Uhr fuͤhlbar; dann aber, um 15 oder 16 Uhr, ſtellten ſich Gewitterregen mit heftigen elekttiſchen Entladungen ein, die zuweilen zuͤndeten, oder die Rinde von den Baͤumen ſchaͤlten. Um 18 Uhr war in der Regel Alles vorbei. Dieſer Gang der Witterung erlitt nur ſehr wenige Ausnahmen. Auf dieſe Art fielen vom 1. bis zum 25. November 19 Gewittertage und nur 5 freie. Vom 25. Nov. an aber wurden die Regen unregelmaͤßig und traten ſchon fruͤher (des Morgens) auf, ohne Gewitter. In den Monaten December und Januar, Februar, Maͤrz (1839) waren wenigſtens 3 der Tage regneriſch; die Regen kamen abwechſelnd, ohne beſtimmte Zeiten zu halten (wie in der erſten Haͤlfte des Monats November). Sie ſtroͤmten oft Tage lang ohne Gewitter herab. Nur ein paar Mal traten auch an denſelben Tagen die nachmittaͤglichen Ge— witter auf (welche zu Bogor ſo gewoͤhnlich ſind). April, Mai 1839. Die Witterung des Hochlandes zwiſchen Buitenzorg und der Nord— Seite des Panggerango fuͤr die Monate April und Mai war hoͤchſt regneriſch-veraͤnderlich. Nur fünf regenfreie Tage fielen in beide Monate, während man zu Batavia, wo es nur 8 mal in beiden Monaten reg— nete, über zu große Trockenheit klagte. Faſt alle Nachmittage, von 15 oder 16 Uhr an Gewitterregen, und beſonders an den Gebirgsab— haͤngen zwiſchen 3 und 6000“ lautes Bruͤllen des Donners, außer: dem noch häufige Regen zu unbeſtimmten Zeiten. — Regelloſes Wetter. — In einzelnen Schauern ziehen die Regen, oft ſehr tief, durch das Land, mit Sonnenſchein abwechſelnd. — An zwei Tagen ein ſonderba— rer, rauchartig feiner Nebel vom Suͤdwind getrieben, zwiſchen dem Salak und Panggerango hervorſchleichend, dann an den Abhaͤngen hin— anfteigend; — Wolkennebel (gewöhnlicher), aber an zwei Ta: gen ſehr tief, bis unter 1000“ herabfteigend. — Regelmäßige Seewinde (N., NW. oder NO.), zu Tjibogo noch fuͤhlbar, höher aufwärts (oft: und ſuͤdwaͤrts) verſchwindend. — Zu Tjibogo aber blafen fie noch alle Tage, von 10 bis 18 Uhr anhaltend, zuweilen ſehr ſtuͤrmiſch, über den Junghuhn, Java. 30 466 Rüden Ipis her und treiben die Wolken von Bogor heran. Sie brin— gen (beſonders die NW. Winde) auch die Gewitter, welche ſich unge: ſtͤm unter heftigem Blitzen heranwaͤlzen. Beſondere Erſcheinungen. Am 20. Maͤrz, um 16 Uhr, zu Tjibogo, Bogor ꝛc. 15 Secunden lang ein Erdbeben, ein ſanftes, langſames Hin- und Herſchwanken (kein Zittern) der Gebaͤude. Juni 1839. Hatte ſieben heitre Tage, an denen, bei ſtarken Nordwinden, die Durchſichtigkeit der Luft oͤfters zu einem unglaublichen Grade erhoͤht wurde, fo daß man von Tjibogo aus die Stämme von Raſamalabaͤu⸗ men an dem Berge Salak zaͤhlen konnte. — Regen an 22 Tagen. Einmal regnete es den ganzen Tag; einmal nur des Morgens. Zweimal zog ein ſonderbarer, tief liegender Nebel den ganzen Tag hin und bedeckte, wie ein Leichentuch, das Land; 19 Tage aber, von 15 oder 16 Uhr an bis 18, 19 oder 20 Uhr, Gewitterregen. Schon um 15 Uhr hoͤrte man das ferne Rollen des Donners in der Ebene bei Buitenzorg, dann (zu Tjibogo) wurde der regelmaͤßige Seewind ſtuͤrmiſch, drehte ſich von N. nach NW., die ſchwarzen Donnerwolken zogen herauf, und zuwei— len ſtroͤmte 5 Stunden lang ununterbrochen ein Sturzregen herab. Bis tief in die Racht ſchallte das Toben der angeſchwollenen Baͤche. — Seewind (N.) zu Tjibogo ziemlich regelmaͤßig und ſtark von 10 bis 18 Uhr. Große Feuchtigkeit zeichnet dieſe Gebirgsabhaͤnge bis Buitenzorg hin aus. — Faſt kein Tag, an dem es nicht (wenigſtens in den Nachmit⸗ tags: und Abendſtunden) regnete. Sei auch der Morgen noch ſo heiter, es werden ſich von 10 Uhr an Wolken haͤufen, gegen 12 Uhr zu einer Decke werden, gegen 14 Uhr ſich ſchwaͤrzen, und gegen 15, 16 oder 17 Uhr ſich mit Blitzen durchzucken, waͤhrend der Regen niederſtroͤmt. Oft, wenn ich an heitern Morgen zu Bodjong-keton vor meiner Bambushuͤtte ſaß, bewunderte ich die große Durchſichtigkeit der Luft. Ich blickte gegen den ſteilen Abhang des Panggerango, der ſich wie eine dunkelgruͤne Tapete vor mir erhob. Er war hell von der Morgen— ſonne beſchienen, welche (um 8, 9, 10 Uhr) grelle Schatten in die Kluͤfte warf. Ich konnte die Region beſtimmen, wo die Raſamalen in den Waldungen verſchwanden und nur noch einzeln auftraten, denn deut⸗ lich unterſchied man in der Waldesdecke (Oberflaͤche) die Woͤlbung ihres Laubes, das mit roͤthlichen Bluͤthen prangte. Alles weit und breit war vollkommen heiter; kein Luͤftchen regte ſich. Auf einmal ſah ich dann mitten in dieſem dunkelgruͤnen Grunde, an Stellen, die den Augenblick vorher, wie alles Andere ringsum, noch klar und gruͤn waren, ein oder zwei weiße Fleckchen. Ich ergriff (als ich dieſe Erſcheinung zum erſten Male ſah) verwundert mein Fernrohr, da ich glaubte, daß aus irgend ein paar Fumarolen der Dampf wieder ausgebrochen ſei (Erſcheinungen, die in dieſem vulkaniſchen Lande nicht 467 felten find). Die Flecke erwieſen ſich jedoch mit verſchwindenden Umtifs ſen als weiße Woͤlkchen und ohne alle Bewegung; kein Luftzug war zu verſpuͤren. Indem nun auch aus den verſchiedenſten Gegenden der Berg— wand ſchnell nach einander mehr und mehr ſolcher vermeintlichen Fuma— rolen hervorbrachen, erkannte ich bald meinen Irrthum und lernte die wahre Natur dieſer Meteore deuten, die ich nachher unzaͤhlige Male eben ſo wieder entſtehen ſah. Zuweilen bleibt ein einzelnes dieſer Woͤlkchen lange unbeweglich an der Stelle ſeiner Entſtehung ſchweben, in der Regel aber entſtehen mehre zu gleicher Zeit in den verſchiedenſten Gegenden und vermehren ſich zu— weilen fo plotzlich, daß im Nu vor den Augen des Beobachters ihre Zahl zu 6, 10 und mehren herangewachſen iſt. Zugleich vergroͤßern ſie ſich, fließen in einander, wachſen zu Wolken an und in weniger als einer halben Stunde iſt zuweilen die ganze obere Haͤlfte des Berges in ihre ſich ballenden Maſſen gehuͤllt (dieß geſchieht gewoͤhnlich um 11 Uhr), welche das Sonnenlicht blendendweiß zuruͤckſtrahlen. Kein Luͤftchen regt ſich dabei. — Die Hoͤhe, in welcher ſich die weißen Dampfwoͤlkchen am haͤufigſten zu bilden pflegen, konnte ich (nach den Barometerbeobach— tungen, die ich auf meinen Streifzuͤgen in den verſchiedenſten Gegenden des Gebirges veranſtaltet hatte) ziemlich genau auf 7000 Fuß (6 bis 7000 Fuß) ſchaͤtzen. Doch zuweilen entſtanden fie auch viel tiefer oder hoͤher. 8 Ich kann nicht unterlaſſen, ein Beiſpiel von dem taͤglichen Gange der Witterung hier einzuſchalten, wie dieſe an den Abhaͤngen des Pang— gerango bei Bodjong-keton in dem Monate September (jeden Tag faſt auf gleiche Art wiederkehrend) ſtatt hatte. 17. September. Des Morgens iſt die Luft aͤußerſt durchſichtig, beſonders das Vorland von Tjikoppo, die Gegenden von Buiten— zorg und die Abhaͤnge des Salak liegen in großer Klarheit da. Nur die entfernte Ebene Batavia's verwiſcht ſich im blaͤulichen Dunſte, und gegen Mittag faͤngt auch in den naͤheren Gegenden die Luft an, undurch— ſichtiger (gleichſam milchig) zu werden. Bis gegen 9 Uhr iſt der Berg Salak bis auf ſeinen hoͤchſten Gip— fel heiter; nur die Scheitel der Gebirge, welche ſich hinter ihm hinzie— hen (des Perwakti ꝛc.) liegen in einer lang-hingezogenen, bauchigen Wolke verborgen, wodurch eine groͤßere Feuchtigkeit jener Gegenden an— gedeutet wird, die bis zum Suͤdſtrande bei Palabuan Ratu hin mit Urwaldungen bedeckt ſind. Alle Ebenen und tief gelegenen Gegenden ſind dunſtfrei; nur das flache Zwiſchenthal zwiſchen dem Salak und Gede, wo 1560 hoch das ſumpfige Tjitjurruk liegt, iſt mit einer flachen, tiefen Wolkenſchicht bedeckt, von welcher ſchon um 74 Uhr ſich einzelne Maſſen zu löfen und kleine Woͤlkchen zu bilden anfangen, die wie ein— ſame Schiffe im Ocean langſam von S. nach N. am Salck vorbeis ſchwimmen; ihre Hoͤhe etwa 2500 Fuß. Deutlich zeichnen ſie ſich auf dem waldigen Grunde des Berges ab. Sie brauchen eine Viertelſtunde Zeit, um von der linken Linie des Bergabhanges in der angegebenen 30 * 468 Höhe bis zu der rechten zu gelangen, — Schaͤtzen wir nun diefen Raum, als wahrſcheinlich, zu 30,000 Fuß, ſo durchliefen dieſe Wolken in einer Minute 2000 Fuß (in einer Secunde über 33°), fo ſcheinbar langſam und ſanft ſie auch hinſchwammen. Aeußerſt intereſſant war dieſes Spiel der Woͤlkchen, die ſich von der ſuͤdlichen Nebeldecke loͤſ'ten. Sie ſchwam⸗ men alle in gleicher Hoͤhe dahin und bideten einen langen Zug, in dem eine auf die andere folgte, wie ein Geſchwader hintereinander ſegelnder Schiffe. Doch nur wenige von ihnen erreichten die Profillinie des rech— ten Abhanges vom Salak. Ehe fie fo weit gelangten, verſchwanden fie, viele ſchon in der mittlern Gegend des Gebirges. — Wahrſcheinlich wa— ren die Luftſchichten, welche fie dort erreichten, viel trockner. Viele ver: ſchwanden ploͤtzlich. Je hoͤher die Sonne ſtieg, um ſo kuͤrzer wurde ihre Bahn, bis um 9 Uhr die Quelle, aus welcher ſie entſprangen, d. i. die Nebeldecke über Tjitjurruk, an dem Orte ihrer Lagerung ſelbſt verſchwand. g | Kurz nach, und zum Theil ſchon zu der naͤmlichen Zeit (zwiſchen 8x und 94 Uhr) erſchienen Wolkenmaſſen in viel höheren Luftſchichten, die offenbar dort ſelbſt entſtanden, da man ſie nirgends, weder von den Seiten her, noch von unten herauf, herbeiziehen ſah. Dieſe Wolken: maſſen umhuͤllten die hoͤchſten Spitzen des Salak, befanden ſich alſo in einer Höhe zwiſchen 6 und 7000 Fuß. — An den Abhaͤngen des Pang⸗ gerango iſt es ganz windſtill, und erſt um 10 Uhr erhebt ſich ein auf— waͤrts ziehender Luftſtrom von kurzer Dauer. Es bilden ſich nun immer mehr geballte Wolken in den höhern Luftſchichten, auch in ſolchen, welche von keinen Berggipfeln durchbohrt ſind, und vereinigen ſich gegen 12 Uhr in eine haͤufig unterbrochene Decke, deren untere Flaͤche ich nach der mir bekannten Höhe verſchiede⸗ ner Berggegenden 5500 bis 6000“ hoch ſchaͤtzte. Zu dieſer Hoͤhe ſind nun auch die Gewoͤlke geſtiegen, welche den Perwakti umhuͤllten, deſſen Gipfel nun frei und ſichtbar iſt. Obgleich nun alle Wolken und Duͤnſte hochgeſtiegen ſind, ſo haben (ſeit 10 Uhr) dennoch die untern Luftſchichten an Durchſichtigkeit abgenommen, ſo daß um 12 Uhr der Palaſt von Buitenzorg (deſſen Flagge man ſogar des Morgens erken— nen kann) in feinen Umriſſen kaum noch zu unterſcheiden iſt. — Es bleibt windſtill. Gegen 14 — 15 Uhr hat die Wolkendecke ihre größte Dicke erreicht, lagert ſich duͤſter-ſchwaͤrzlich am Gebirge und iſt nur noch an wenigen Stellen durchbrochen (durch welche man die Blaͤue des Him— mels erblickt). — Die unteren Luftſchichten find dunſtig- undeutlich. — Um 16 Uhr ſind die untern Luftſchichten nur wenig durchſcheinend und gleichſam milchig-truͤbe. — Weder Regen, noch Gewitter am Bergab: hange, aber um ſo heftiger ſind die elektriſchen Entladungen, die des Abends von 19 Uhr an in den entfernten noͤrdlichen Wolkenſchichten Statt finden. — Kohlſchwarz haͤngen dieſe Schichten (Taf. 32. Fig. 1.) uͤber der Ebene Batavia's, und unaufhoͤrliche, furchtbare Blitzſtrahlen ur chkreuzen fie. Einige der Strahlen fahren vertikal herab, andere ho— izontal, manche ſpalten ſich in zahlreiche Aeſte, manche divergiren ſtrah— 469 lenfoͤrmig aus einem Mittelpunkte, und zuweilen ſchießen aus verſchiede— nen Gegenden der Luft eine Menge von Blitzen zugleich hervor, das Auge blendend und die Nacht erhellend. Ich erklaͤrte mir dieſe Erſcheinung durch vertikale Luftſtroͤmungen. Nachdem die Sonne von 6 bis 9 oder 10 Uhr auf die Walddecke her— abgebrannt, den Thau der Waͤlder aufgeloͤſt und die Luftſchichten Über dieſen Waͤldern erwärmt hat, fe ſteigen dieſe untern Luftſchichten auf: waͤrts, laſſen aber, ſobald ſie mit kaͤltern Luftregionen in Beruͤhrung kommen (die ihnen einen Theil ihrer Wärme rauben), ihren Waſſer⸗ dampf wieder fahren, der in dieſem Augenblicke in Geſtalt je- ner weißen Woͤlkchen ſichtbar wird. > Erhebt ſich nun gegen 10 Uhr der Seewind, fo treiben dem Ge⸗ birge noch mehre und feuchtere Luftſchichten (ſelbſt bereits gebildete Wol— ken, was nicht zu verkennen iſt) zu, die Wolkenmaſſen umziehen das Gebirge immer dichter, ſchneiden ſich nun gegen 12, 13 Uhr in ſcharfer Grenzlinie von den tiefern Berggehaͤngen ab, welche Linie gewöhnlich im Mittel 4500, doch auch tiefer, als 4000 und höher als 6000 Fuß liegt, verdunkeln ſich gegen 14 Uhr, ballen ſich in einzelnen Eäden immer tiefer und zucken, unter Regenguͤſſen, gegen 15 oder 16 Uhr ihre Blitze in das erſchrockene Land herab. E Aus obigen tabellariſch mitgetheilten Beobachtungen geht hervor: daß die Differenzen in dem taͤglichen Maximum und Minimum der Barometerhoͤhen von Batavia bis zu Tjibogo (1699) abnehmen, aber zu Bodjong keton (32537) wieder zu derſelben Höhe ſteigen und dann bis 9172“ ſich nur unmerklich vermindern. — Hinſichtlich der Stunden, zu welchen ſie eintreten, konnte gar keine Veraͤnderung nach der Hoͤhe wahrgenommen werden; daß von Batavia bis auf den Gipfel des Manellawangie (fuͤr die 9165“) eine Temperaturabnahme - von 28, 25 Fahr. oder 15,75 Celſ., alſo im Allgemeinen uͤberhaupt von einem Fahr. Grade auf 328 Fuß ſtatt findet, naͤmlich für die 833 Fuß von Weltevreden bis Bogor —= 2,20 F. R NN = Bogor ⸗TTjibogo 3.80 „ 1464 = = Xjibogo „Bodjon keton = 6,70 = = 5981 = = Bodjongketon = Manellawangie 15,55 alfo für 396 Fuß des Raumes zwiſchen Bodjong und Manellawangie 1 Grad F.; waͤhrend für den 3214“ hohen Raum zwiſchen Batavia und Bodjong für 266 Fuß ein Grad fälle (12,70 F. für den ganzen Raum), fo daß, abweichend von der Regel, die Waͤrme an dem ſteilen Berg: abhange über Bodjong keton langſamer abnimmt, als auf dem nur allmaͤlich erhobenen Terrain von Weltevreden (Batavia) bis Bod— jong⸗keton. Es ſei mir vergoͤnnt, dieſe Reſultate mit einigen andern zu ver— gleichen, welche mir zur Hand ſind. Nach A. v. Humboldt betraͤgt das Mittel der Waͤrmeabnahme für die Berge der tropiſchen Zone Ameri— 470 ka's im Allgemeinen 1° Celſ. auf 768 Fuß, während wir hier auf Java für 10 Celſ. (= 1,80 F.) nur etwa 592 Fuß erhalten. Noch groͤßer iſt der Unterſchied der unſrigen mit der Waͤrme⸗ abnahme am Chimboraſſo insbeſondere. Sie nimmt ab: am Chimboraſſo: von O bis 9780 um 1 Celſ. für 798 Fuß, von 9780 bis 18078 um 1 Celſ. für 528 Fuß, am Manellawangie: von O bis 9172 um 1 Celſ. für 592 Fuß. Nach d' Aubuiſſons, aus den zahlreichen Beobachtungen A. v. Humboldts unter den Wendekreiſen abgeleiteten Reſultaten fuͤr einen Grad Celſius: von O bis 1000 Meter = 522 Fuß, von 1000 bis 3000 Meter = 807 Fuß (Mittel); am Manellawangie aber: von O bis 1056,70 Meter = 464 Fuß, von 1056 bis 2979,42 Meter —= 698 Fuß. Dieſe unſere Hoͤhen alſo, in denen die Waͤrme um einen Grad abnimmt, ſind 1) viel kleiner, d. h. die Wärme nimmt im Allgemei⸗ nen hier viel ſchneller ab, als (nach den angeführten Beiſpielen) in aͤhn⸗ lichen Breiten des amerikaniſchen Continents. 2) Wenn uͤberhaupt der vertikale Raum von Weltevreden zum Manellawangie = 9172 als groß genug geachtet werden kann, um das allgemein angenommene Re— ſultat wahrnehmen zu laſſen, daß die Hoͤhen, welche gleichen Unterſchie⸗ den der Temperatur zugehoͤren, uͤber der Oberflaͤche der Erde groͤßer ſind, als in weiterer Entfernung von derſelben, fo liefern unſere Beobachtun— gen (wie man ſieht) gerade ein entgegengeſetztes Reſultat, da die Wärme von Bodjong keton zum Gipfel langſamer abnimmt, als fie von Batavia nach Bodjong keton abnahm. Suchen wir nach einer Erklaͤrung dieſer Erſcheinung, ſo finden wir dieſe vielleicht 1) was die geringe Höhe für die Waͤrmeabnahme über: haupt betrifft, in dem Inſelklima Java's und in der iſolirten Lage ſeiner zur Beobachtung dienenden Gebirge, die ſich als Kegelberge von geringem Umfange ſteil erheben, und deren Fuß nur von niedrig liegenden Flaͤchen von geringer Ausdehnung umgeben iſt, welche ſich bis zum nahen Meeresſtrande hinziehen. Daß aber dieſe Naͤhe des Meeres, von welchem Java rings umfloſſen iſt, bei fo großer Entfernung von auss gedehnten Continenten (und vielleicht auch der große Reichthum an Waͤldern, welche die Gebirge Java's bedecken, und auf denen Jahr aus Jahr ein große Wolkenmaſſen liegen) auf die Erniedrigung der Temperatur überhaupt Einfluß habe, wird Niemand bezweifeln. 2) Die langſamere Abnahme der Temperatur aber von Bodjong keton aufwaͤrts am ſteilen Bergabhange (indem für 19 Fahr. die Höhen faſt um 100 Fuß mehr 471 betragen, als die von Batavia bis Bodjong keton) dürfte — als ein Localphaͤnomen — hauptſaͤchlich ſeinen Grund finden: in dem hochliegenden, waſſerreichen Terrain, welches den Nord— abhang des Gebirges bis zum Ruͤcken Ipis hin umlagert und ihn hin— dert, ſich unmittelbar in die Flaͤche Batavia's herabzuſenken. Von die— ſem geräumigen Hochlande, welches bei Tjibogo 1699, bei Zjiceron aber ſchon 2509 Fuß hoch iſt, und welches dann allmaͤlich ſuͤd- und oſtwaͤrts zu 3000“ anſteigt — welches bebaut, alſo baumleer — der Erwaͤrmung durch die Sonnenftrahlen ungehindert ausgeſetzt und mit den Waſſer— ſpiegeln vieler Reisfelder bedeckt iſt, ſcheinen die erwaͤrmten Luftſchich— ten mit dem Waſſerdampfe, den ſie aufgeloͤſt enthalten, in die Hoͤhe zu ſtroͤmen und, obgleich fie ihr Waſſer, ſobald fie in Berührung mit hoͤ— bern, kaͤltern Luftſchichten am Gebirge kommen, in unaufbörlihen Re— genguͤſſen unter Donner und Blitz wieder herabſchicken, dadurch dennoch dem Gebirge und feinen naͤchſten Luftſchichten im Allgemeinen eine groͤ— ßere mittlere Waͤrme zu ertheilen, weil die latente Waͤrme bei dem Uebergange der Meteore aus Dampfgeſtalt in Regen frei wird. Die niedrige Temperatur des Dieng'ſchen Plateau's, deren Mittel im Auguſt bei einer Meereshoͤhe von bloß 6175 Fuß nur 47 Fahr. betrug, da Nachts und vor Sonnenaufgang die Thermometer bis auf den Ge— frierpunkt des Waſſers ſanken, ſcheint aus einem Verluſte durch Waͤrme— ſtrahlung erklaͤrt werden zu muͤſſen, da die Naͤchte zur Zeit der Beob— achtung aus nehmend heiter waren, und die Thermometer unter einem offenen Dache 5 bis 6 Grad hoͤher ſtanden, als wenn man das Dach wegnahm, und da ſich das weite, kahle Plateau, je mehr es den Tag über erhitzt wurde, in demſelben Grade des Nachts mehr ab: kühlte — ein Proceß, welcher auf Gipfeln geringen Umfangs, wie der Manellawangie (der außerdem noch- mit dichter Waldung bedeckt ift) nicht in dem Grade Statt finden kann, weßhalb die von mir angege— bene mittlere Temperatur von 51,75 F. fuͤr jene Hoͤhe von 9172“ ſich wahrſcheinlich nicht bedeutend von dem wahren, jaͤhrlichen Mittel entfer— nen wird, was auch Beobachtungen auf andern, gleich hoch gelegenen Gip— feln, z. B. dem Lawu, wahrſcheinlich machen. Doch beſcheide ich mich gern, eine umfaſſende und gruͤndliche Er— klaͤrung jener Temperaturverhaͤltniſſe zu geben, da die Beobachtungen, welche dazu dienen koͤnnen, einen viel zu kurzen Zeitraum umfaſſen, und ich überhaupt nur ein kleines Scherflein zu der Meteorologie die— ſes noch fo wenig bekannten, aber fo ſchoͤnen und fo merkwuͤrdigen San: des beitragen kann, deſſen gruͤndliche Erforſchung von kenntnißreichern Phyſikern zu erwarten ſteht. TEILE ce 472 Dritter Streifzug. Da ich, ungeachtet aller angewandten Verſuche, immer noch keine Autorifation erhalten konnte, nach Oſtjava abzureiſen und die Wildniſſe daſelbſt in den Reſidenzen Kediri, Paſſuruan und Beſuki botaniſch zu unterſuchen, fo beſtieg ich das Gebirge Gede im Monat Juli zum drit— ten Male. x In Geſellſchaft meines Freundes A. Kinder verweilte ich vier Tage (vom 28. bis zum 31. Juli) auf der Spitze des Kegelberges Manella— wangie, auf deſſen Centralplateau ich mir eine Huͤtte hatte bauen laſſen. In dieſen Tagen war die Luft von einer merkwürdigen Trockenheit und Reinheit, die von dem feuchten Nebelklima des Monats Maͤrz (als ich mich zum erſten Mal in dieſer Höhe aufhielt) auffallend abwich *), Am Morgen des 29. Juli war das ganze Plateau bereift (Tem— peratur vor Sonnenaufgang 32 F., 0 R.), an allen Gräfern hingen Eiskuͤgelchen, und die Blätter der meiſten Pflanzen, z. B. Plantago- Arten, waren mit Eiskruſten uͤberzogen, jedoch nicht alle, namentlich nicht die filzigen, nadelfoͤrmigen Blaͤtter des Gnaphalium javanicum. Der Himmel blieb ungetruͤbt, und nur in den Mittagsſtunden, von 12 bis 15 oder 16 Uhr, zogen einige Wolkennebel über die Kuppe. Pfeilſchnell trieben fie dahin, obgleich wir keinen Luftzug verſpuͤrten, und die Blaͤt— ter der Baͤume unbewegt blieben. Dann ſank die Temperatur, welche im Schatten nie uͤber 54 F. (10 R.) ſtieg, wieder ſchnell bis 50 F. (8 R.) und 48 F. (7 R.) Der Zenith wurde immer heitrer und blauer, die Wolken ſenkten ſich in die Tiefe und umlagerten ringsum den Abhang des Gebirges. Da ſah man, thurmartig aufeinandergebaut, ihre Maſſen, hinter denen vom weſtlichen Himmel ein roſig-lilafarbener Schein her: auffuhr und ſich mit großer Reinheit in den blauen Aether ergoß. Doch zuſehends, während es immer kaͤlter wird, geftalten ſich dieſe Wolken— burgen um, werden kleiner, und noch ehe die Sonne ganz geſunken iſt (die Temperatur iſt bis zu 40, ja, 38 F. [3,5 — 2,5 R! gefallen), haben ſie ſich in ein Meer verflacht, deſſen gekraͤuſelt-geballte Oberflaͤche, gleich einem Eisfelde des Nordens, im blendendſten Weiß daliegt. Genau dieſelben meteorologiſchen Erſcheinungen kehrten an den fol— genden Tagen wieder, nur daß in der Nacht vom 29. zum 30. die Tem— peratur auf den von mir auf Java bis dahin noch nie beobachteten, aͤußerſt tiefen Grad von 29 F. (— 1,33 R.) herabſank. Fruͤhzeitig weckte uns am Morgen des 30. die Kaͤlte auf, obgleich wir in wollene Decken eingewickelt waren. Der Mond ſchien noch hell und warf grelle je Man vergleiche das zu dieſen Streifzuͤgen gehörige meteorologiſche Journal. 473 Schatten im Plateau, als ich nach den Thermometern ſah, deren ich drei 6 Fuß hoch uͤber dem Boden aufgehaͤngt hatte. Daneben hatte ich in gleicher Hoͤhe am vorigen Abend mehre Suppenteller voll Waſſer ausgeſtellt, das jetzt durch und durch gefroren war und eine Eisſchicht von 14 Zoll Dicke bildete. Die Thermometer ſtanden ſaͤmmtlich drei Grad unter dem Gefrierpunkt des Waſſers; am Rande der kleinen Becken des Baches waren Eisnadeln angeſchoſſen, alle Pflanzen des Plateau's hingen voll Reif und Eiskruſten, aber der Thau im In— nern der Wälder war nicht gefroren. Um 7 Uhr, als die Sonne bereits auf die Wälder ſchien, waren noch 31“ F. (—0,44 R.), und erſt zwei Stunden nach 12 Uhr war das Eis in den Tellern, die ich im Schatten unter die Huͤtte geſtellt hatte, gaͤnzlich geſchmolzen. Faſt gaͤnzliche Windſtille und große Trockenheit der Luft herrſchte an dieſen vier Tagen. Die Lufttrockenheit bekundete ſich durch auffallend ſchnelles Trocknen der zwiſchen Papier eingelegten Pflanzen und durch Aufſpringen der Haut unſeres Koͤrpers, namenlich der Lippen und der Haͤnde, an denen ſich ſehr empfindliche Spalten und Riſſe bildeten. Auch war das Baͤchlein des Plateau's, das ich im Maͤrz voll Waſſer fand, in ſeiner obern und mittlern Gegend vertrocknet, und nur nach der tief— fin SW.lihen Spalte zu rieſelte es noch ſchwach. — Die mittlere Temperatur an dieſen heitern Tagen fiel weit niedriger aus, als an den regnichen Tagen des Monats Maͤrz (—44 F., 5,33 R.), und da auch auf der Bergſpitze Gumurru, welche (wie wir bald ſehen werden) faſt 300 Fuß tiefer, als der Manellawangie liegt, in einer 15 Fuß tiefen Grube die unveraͤnderliche Temperatur 519 F. (8,44 R.) betrug, fo iſt es wahrſcheinlich, daß die von mir im 2ten Streifzuge angenommene jaͤhrliche Mitteltemperatur von 519 F. (8,44 R.) für den Manella— wangie noch zu hoch iſt, daß dieſe vermuthlich zwiſchen 49 und 50° F. (7,5 — 8 R.) fallen wird, und daß daher die Hohen auf Java, in wel: chen die Temperatur um einen Grad abnimmt, noch geringer, als 328 Fuß (f. oben) im Allgemeinen fein muͤſſen. Nach Beobachtungen, die ich dießmal in verſchiedenen Gegenden der Kuppe anſtellte, liegt das Cen— tralplateau in der Mitte ſeiner SWllichern tieferen Gegend 9145 Fuß, der NW.liche waldige Rand 9195, und der hoͤchſte SD.lihe Rand der Kuppe 9326 Fuß über d. M., alſo 181 Fuß Über der Mitte der Cen— tralflaͤche. — Die Breite dieſer letztern in ihrer Mitte von SO. nach NW. betraͤgt nach einer Meſſung mit einem, in Toiſen abgetheilten Tau 225, und ihre Laͤnge vom aͤußerſten Rande der Kuppe in NO. bis an den Rand der Waͤlder in SW. 666 Fuß. — Rechnet man nun außerdem für die SW.lihen Randwaͤlder wenigſtens noch 200 Fuß Breite, ſo erhaͤlt man fuͤr den Durchmeſſer der ganzen Kuppe in der Richtung von NO. nach SW. an 900 Fuß Diameter. Da nun in der entgegengeſetzten Richtung von SO. nach NW. das kahle Mittel— plateau zwar viel ſchmaͤler, die Randwaͤlder daſelbſt aber viel breiter find, ſo wird man ſich nicht ſehr von der Wahrheit entfernen, wenn man 474 einen Durchmeſſer von 1000 Fuß für die Kuppe nach allen Richtungen hin annimmt. N Genommene Compaßrichtungen vom Centralplateau: die Kuppe Gajak des Salakberges in W. 144° g. N. 2 = Tjiapus⸗ _ in W. 1740 9. N. vom NW.lihen Rande: / die hoͤchſte Kuppe des Megamendong in N. 259 g. O. Bodjong keton in N. 319g. W. vom ſuͤdlichen Rande: Campong Tjibunar (jenſeits der Sellafirſte) in S. 26° g. W. der tiefſte Grund der Kluft zwiſchen dem Panggerango und Sella in W. 329 g. S. die letzte hohe Kuppe des Sella über dieſer Kluft in W. 429 g. S. vom SO. lichen Rande: der weſtliche Theil der Kratermauer des Gede in S. 404° g. O. der hoͤchſte Kraterrand des Gede in S. 420 g. O. der oͤſtliche Theil der Kratermauer in S. 570 g. O. der Felſen Gunong Rompang in O. 2540 g. S. das weſtliche Ende des Thales Alun-alun hinter dem Gede in S. N 320 g. O. die Kuppe Gumurru der Seda -ratu Firſte hinter dem Gede in S. 370 g. O. G. Tjirimai in O. 4° g. S. Nichts gleicht der großen Durchſichtigkeit der Luft in dieſen Hoͤhen Java's, wo fie ſtets mit tiefer Blaͤue des Himmels, mit großer Trocken⸗ heit und Kaͤlte gepaart iſt. Hoͤchſt eigenthuͤmlich war daher an den Abenden dieſer Tage die Beleuchtung des Kraters vom Gebe, den wir vom SO. lichen Rande unferer Kuppe deutlich uͤberſahen. e Man erblickt im Vordergrunde, da, wo ſich der Rand jaͤh hin— abſtuͤrzt, nur noch wenige Stuͤmpfe des ehemaligen Waldes, den wir, einer freien Ausſicht wegen, kappen mußten. Nur noch ein junges Gnaphalium javanicum Bl. erhebt dort feine bleiche Krone, und ein anderes Gnaphalium javanicum Bl., mit Moospolftern be: deckt und mit Bartflechten behangen, breitet ſein ſchirmartiges Gezweige aus. Neben der Hütte erhebt ſich eine Primula imperialis, und mehre Graͤſer, Mooſe, Farrenkraͤuter, Plantago major und Valeriana officinalis zieren den Boden. Es iſt 5 Uhr vorbei, und die Temperatur, die noch auf 40 (3,56 R.) Graden ſtand, faͤllt nun mit dem Sinken der Sonne immer tiefer 475 herab. Tiefe Ruhe, ja Todtenſtille herrſcht in der Luft, und unbewegt hängt in langen Buͤſcheln das Baartmoos an den Zweigen. Schwarz liegt der coniſche Schatten des Manellawangie auf den waldigen Abhaͤn— gen des Gedé und verlängert ſich ſcheinbar von Minute zu Minute, bis feine Spitze in die Wolkenmeere reicht, die den Gedé wie eine Inſel umgeben und weit und breit das Land bedecken. Aus ihrer gekraͤuſelt— geballten, blendend weißen Oberflaͤche ragen nur die hoͤchſten Gebirge, der Gunong Tjerimai in weiter Ferne, und der Patuha mit einigen umliegenden Ketten blaͤulich hervor. — Aber grell iſt die halbkreisſoͤr— mige Kratermauer des Geds beleuchtet, die in außerordentlicher Klarheit und ſcheinbarer Naͤhe vor uns liegt. Sie iſt wie ein Amphitheater aus parallelen, nach oben immer mehr einſpringenden Schichten aufge— baut, die eine fäulenförmige Abſonderung wahrnehmen laſſen und in ſcharfkantige, mehr oder weniger regelmaͤßige, prismatiſche, vertical ſte— hende Rippen geſprungen ſind. Einige von dieſen Felſenmauern ſind ſchwefel⸗ oder ockergelb, andere zeigen eine roͤthliche Faͤrbung, waͤhrend die uͤbrigen lichtgrau erſcheinen. So zieht ſich die Mauer vom Ver— bindungsruͤcken zum Manellawangie in einem Halbkreis herum und kehrt uns daher, da ſie in N. (wo die zweite Haͤlfte des Kreiſes fehlt) offen ſteht, ihre ganze pittoreske Front entgegen. Abgebrochen von ihrem öfts lichen Rande und iſolirt, doch offenbar nur ein Stud der zertruͤmmer— ten nördlihen Mauer, erhebt ſich uns zur Linken der Gunong-Rompang, gleich einer Thurmruine; und auch dem Rompang gegenuͤber, quer bis zur weſtlichen Kratermauer hin, ſchimmern noch mehre abgeriſſene Waͤnde aus dem Walde hervor, mit deſſen Gruͤn ihre gelbe und weiße Farbe lebhaft contraſtirt. Von der mittlern dieſer Waͤnde, wo ſich noch ſchwache Daͤmpfe entwickeln (der Solfatara), zieht ſich eine kahle gelbliche Furche bis tief in die Waͤlder herab. Aber oberhalb dieſer Stellen, bis zum Fuße der Kreismauer hin, iſt der Boden des Kraters völlig kahl, und weiße Dampfwolken wirbeln dort unaufhoͤrlich aus einem geraͤumigen Schlunde empor, deſſen Rand ſich zu einem Eruptionskegel erhöht hat. nordoſt⸗ und nordwaͤrts verlängert ſich dieſer Kegel in einen breiten La— vaſtrom von braͤunlich⸗grauer Farbe, der, wie es ſcheint, aus lauter ein— zelnen eckigen Steintruͤmmern aufgebaut, in einer ſanften Biegung laͤngs der Mauer durch den Krater fließt, gegen den Felſen Rompang anſtoͤßt und ſich dann jaͤh in die Tiefe ſtuͤrzt, um erſt tief unterhalb des Kra— ters in den NNO. lichen Wäldern zu verſchwinden (Lavaſtrom nach Horner, Gunong-batu der Javanen). Ueber alle dieſe Felſenwaͤnde, Trachytrippen und Lavatruͤmmer, fo verſchieden auch ihre Faͤrbung iſt, fo wie über den ſchmalen weſtlichen Kraterrand, zu welchem im Zid: zack ein Pfad hinauffuͤhrt, ergießt die Abendſonne ihren gelblichen Schein, und mit deutlichen Umriſſen, ſehr dunkel, ja völlig ſchwarz, find die Schlagſchatten geworfen. Noch duͤſterer neben dieſen lichten Farben er: ſcheint das Waldesgruͤn des Zwiſchenthals, das, vom Schatten des Manellawangie bedeckt, tief zu unſern Füßen liegt. Doch nur noch für wenige Minuten bietet ſich dieſe Abendillumi: 476 nation des Gedé den Augen dar. Denn wahrend die Temperatur immer tiefer und endlich bis zu 37 F. (2,22 R.) herabſinkt, verſchlingt der Schatten des Manellawangie immer größere Partien des Gedé, er ver: laͤngert ſich von Minute zu Minute und liegt zuletzt, wie ein Geſpenſt, auf dem Wolkenmeere in Oſten. Dieß waͤhrt jedoch ebenfalls nur ei— nige Augenblicke; denn noch iſt der letzte Schimmer der Sonne am oͤden Kraterrande nicht gaͤnzlich verblichen, und ſchon glaͤnzt der volle Mond am blauen Aether, um unſer Panorama, anſtatt des verſchwundenen Tagesgeſtirns, von Neuem zu beleuchten. Aber, ſo wie die Sonne Waͤrme, ſo ſtrahlt der Mond gleichſam Kaͤlte herab, und ſchon um 10 Uhr hat ſich Reif gebildet, und an den Gräfern hangen die gefrornen Kugeln des Thau's, wie Diamanten erglaͤnzend. Am 31. brachen wir früh auf und kletterten auf Rhinocerospfaden durch die Waͤlder des ſteilen, ſuͤdlichen Gehaͤnges unſerer Pyramide herab, um über den Verbindungsruͤcken, der in der Richtung nach S. 400 g. Oſten zur weſtlichen Kratermauer des Gedsé herüberläuft, auf letztern zu gelangen. Die tiefſte Gegend deſſelben, welche ziemlich flach und breit iſt, und vielleicht das geeignetſte Terrain zur Anlage eines Gartens eu— ropaͤiſcher Gemuͤſe in dieſem Gebirge darbieten möchte, fanden wir 7870 par. Fuß hoch. Doch bald, nachdem der Ruͤcken ein paar tauſend Fuß weit in horizontaler Richtung fortgelaufen, ſteigt er wieder in die Hoͤhe, verſchmaͤlert ſich zugleich immer mehr und geht endlich in die Kratermauer des Gedé uͤber. Indem wir ihm folgten, verließ uns allmaͤlich jene üppige, bemooſte Waldvegetation, und die Gebuͤſche von Thibaudia vulgaris, Gaultheria punctata etc. wurden immer klei⸗ ner, jünger, der Boden immer kahler und trockner. Er fing an, ſich immer mehr und mehr mit Lavabrocken und mit Gereibſel von Bims— ſtein (den wir hier in größerer Menge, als auf andern Bergen antra— fen) zu bedecken; zuletzt verſchwand der Humus der Waͤlder mit ſeinen Moospolſtern gaͤnzlich. Hier auf dieſem vulkaniſch-duͤrren Grunde zeigte ſich jedoch die Inga montana (Jgh.), die ſolchen trocknen, ſteinigen Bo— den wirklich zu lieben ſcheint, da ſie auf den fruchtbaren Abhaͤngen des Panggerango und Manellawangie nirgends vorkam. Die Hoͤhe dieſer Thibaudia- und Acacia-Gebuͤſche beträgt kaum 5 bis 7 Fuß, waͤh— rend ihre Staͤmme die Dicke eines Armes nicht erreichen; ſie ſind alſo offenbar viel junger und neuer, als jene 30 bis 40“ hohen Waͤlder des Manellawangie mit mehre Fuß dicken Staͤmmen derſelben Species. Dennoch liefert uns die Chronik keine juͤngern Ausbruͤche des Geds, als die von 1748, wo er noch heftig wüthete, und die von 1761, wo er nur etwas Aſche auswarf. (Sehe unten.) Nehmen wir die letztere Eruption als zu unbedeutend an, eine beſtehende Waldvegetation zu ver— nichten, und datiren den Beginn erneuten Wuchſes von der erſtern, fo erhalten wir ein Alter von 97 Jahren fuͤr fo dürftiges Geſtraͤuch. Da, wo der weſtliche Kraterrand ſteiler anzuſteigen beginnt, geriethen wir in einen gebahnten Pfad, der von Kendang-badak, das in der Tiefe, uns zur Linken lag, ausgeht und im Zickzack den Rand der 1 477 Kratermauer entlang führt. Dieſer entblößte ſich immer mehr und mehr vom Geſtraͤuch und wurde zuletzt ganz kahl. Er iſt aus Nichts, als aus Lava- und Bimsſteinbrocken und aus Sand, oder Aſche aufgebaut, welche die Zwiſchenraͤume der Steine erfuͤllt. Auf dieſen Gereibſelmaſſen liegen hie und da vereinzelt groͤßere Lavabloͤcke, von 3 bis 6 Fuß Hoͤhe, von unregelmaͤßiger, meiſt eckiger Geſtalt, ſchwarzgrauer Farbe, mit noch erkennbaren weißen Fleckchen der verwan— delten Feldſpathkryſtalle. Sie ſind mit einer Menge unregelmaͤßiger, doch oft paralleler Riſſe oder Spalten durchzogen, die 2 bis 12 Linien breit ſind, aber nicht, wie die am S.-Abhange des Berges Lawu, die ganze Maſſe des Geſteins durchſchneiden, und in einzelne Stuͤcke thei— len, ſondern, ſich einwaͤrts verſchmaͤlernd, nur ein Paar Zoll tief in die Oberflaͤche dringen und alſo wahrſcheinlich beim Erkalten der Ra: vabloͤcke entſtanden ſind, die glühend aus dem Krater geworfen wurden. Am hoͤchſten iſt der ſuͤdliche Rand der Kratermauer. Er iſt nach meinen Beobachtungen 9230“ hoch, alſo nur 96“ niedriger, als der hoͤchſte S. O. liche Rand des Manellawangie. Von dieſem Punkte ge— nießt man einer ſchoͤnen und uͤber den Bau des Vulkans belehrenden Ausſicht. Suͤdwaͤrts ſieht man Über den ſteinigen, nur mit duͤrftigem Geſträuch bewachſenen Abhang des Vulkans hinab in ein Thal, Alun— alun genannt, welches, den Fuß dieſes Abhangs begrenzend, ſich in ei— nem Halbkreiſe herumzieht, und gleichſam ein Plateau darſtellt, da ſein Grund flach und ſoͤhlig iſt, — und blickt dann wieder gegen einen Berg— ruͤcken an, der in erweitertem Halbkreiſe ſuͤdlich dieſes Thal umgiebt. Dieß iſt die Firſte Seda⸗ratu, welche die zweite, aͤußerſte Einfaſſung des Kraters Gedé bildet. Ihre innere Wand ſenkt ſich ſteil ins Thal hinab, iſt aber dennoch mit Baͤumchen und zuſammenhaͤngenden Waͤld⸗ chen geziert. Nur die Sohle des Thals iſt kahl und oͤde, von jungen Gnaphalien und Graͤſern duͤrftig bedeckt. Nordwaͤrts aber faͤllt der Rand (auf dem wir ſtehen) faſt ſenkrecht hinab, bis zu einer Tiefe von etwa 300 bis 350’, in eine Wand, die als Ringmauer den Grund des Kraters umgiebt. Dieſe Mauer bildet jedoch nur einen Halbkreis; denn, da ihre noͤrdliche Haͤlfte fehlt, ſo iſt der Boden des Kraters in N. unbegrenzt, ſteht offen und ſenkt ſich ſteil in den Bergabhang bei Kendang⸗-badak hinab. Aus wild durch einander geworfenen Steintruͤmmern erbauet, liegt ſein entbloͤßter Boden zu unſern Fuͤßen da. (S. Taf. 32. Fig. 2.) Dicht an der Baſis der Mauer oͤffnet ſich ein ovaler Schlund, ein Trich— ter, von einem unregelmaͤßigen, zackigen Rande umgeben, der ſich etwa 1000 tief hinabſenkt. Es iſt dies ein neuer Krater in dem alten, ein kleinerer in dem groͤßern. Sein Grund, in den man wohl nicht ohne Gefahr uͤber die Truͤmmer wuͤrde hinabklimmen koͤnnen, iſt flach, aber mit Steinbloͤcken beſaͤet, ganz von Schwefel gefaͤrbt und in weiße Dampfwolken gehuͤllt, die aus zahlreichen Ritzen hervordringen. Der obere Rand des Schlundes (mit einem Eruptionskegel zu vergleichen, zu dem ihn vielleicht auch der naͤchſte Ausbruch erhebt), ſenkt ſich ſanft 478 5% nach außen hinab und bildet den Anfang jenes breiten Lavaſtromes, welcher, faſt die Haͤlfte des Kraters erfuͤllend, ſich oſtwaͤrts dem Fuße der Mauer entlang biegt, ſich dann nordwaͤrts wendet, gegen den Felſen Rompang anſtoͤßt und dann ſteil nach Kendang-badak hin abſtuͤrzt. Er beſteht aus keiner homogenen Maſſe, ſondern iſt ganz aus eckigen, zacki⸗ gen Steintruͤmmern aufgebaut, die einer den andern geſchoben zu haben ſcheinen, und die ſich daher in einzelne Kaͤmme oder Leiſten auf— thuͤrmten, welche der Laͤnge nach neben einander im Strome herablaufen. Aus ungleich feſtern Maſſen iſt die Kratermauer erbaut. Ihre Schichten liegen parallel über einander, die unterſten haben eine Maͤch— tigkeit von 30 bis 40° und beſtehen aus Trachyt, der der Länge nach mit Spalten durchzogen und durch dieſe Spalten in vorſpringende, ſcharf— eckige Rippen geſondert iſt, die mehr oder weniger prismatiſch find und verticale, in einigen Gegenden des Kraters ziemlich regelmaͤßige Saͤulen darſtellen. Nach oben zu, terraſſenfoͤrmig etwas einſpringend, nehmen dieſe Schichten immer mehr an Dicke ab und verwandeln ſich oben am Rande der Mauer in kaum noch 1 bis 2 Fuß dicke, lockere Lagen von Vimsſtein- und Lavagereibſel, die mit Sand und Aſche vermengt find. Wollte man aus der Anzahl dieſer Schichten der Kratermauer auf die Zahl der groͤßern Eruptionen ſchließen, geſetzt, daß in jeder Eruption eine Schicht entſtand: fo möchte der Gedé wohl 20 bis 30 ſolcher Ausbrüche erlitten haben. Dieſer Schluß iſt jedoch, wie leicht einzuſehen, unzulaͤſſig. Mit groͤßerer Gewißheit kann man aus der Beſchaffenheit der oberſten Schichten erkennen, daß ſich die fpätern (neuern) Ausbruͤche des Vulkan's auf das Auswerfen von kleinen Lavabrocken, beſonders von Bimsſteinrapillen und Sand beſchraͤnkten. f Offenbar umſchrieb die Kratermauer, die jetzt nur noch in einem Halbzirkel daſteht, früher einen ganzen Kreis. Jetzt dreht fie ſich oſt— und nord⸗oſtwaͤrts herum bis zum Felſen Gunong-Rompang, der, ob: wohl iſolirt und durch eine Kluft von ihr getrennt, dennoch feinen fruͤ— hern Zuſammenhang mit der Mauer zu erkennen giebt und ſich auch nach außen zu in einen ganz gleichmaͤßigen Bergabhang fortſetzt. Die— fen Felſen erblickt man von hier in N. N. O., während man in N. N. W. einen andern, minder hohen Abſturz wahrnimmt, zu welchem ſich vor— mals die Mauer vom Rompang aus vor Kendang-badak heruͤbergezogen zu haben ſcheint. Denn zwiſchen dieſen beiden Ruinen ſteht der Kras ter offen, und es fehlt die ganze noͤrdliche Haͤlfte ſeiner Mauer, die in derſelben Eruption ihre Zerftüdelung gefunden zu haben ſcheint, in wel— cher der Lavaſtrom gebildet wurde, der, ſich Bahn brechend, die Mauer zerſprengte. Ueber dieſes wuͤſte Innere des Kraters, mit den mit Schwefel be— ſchlagenen Steintruͤmmern des Schlundes, ſeinen weißen Dampfwolken und dem grauen, zackigen Lavaſtrom, und über das kahle Fleckchen Ken: dang⸗badak ſehen wir von unferer Höhe in die waldige Tiefe und ge- genüber auf die Pyramide des Manellawangie, die ſich hoch und hehr erhebt und mit ihrem Walduͤberzuge duͤſter in den bleichen Krater hereinſchaut. 479 Wir verließen nunmehr den Weg, der vom Tjipannas aus über Kendang-badak bis auf dieſen Kraterrand gebahnt iſt, von dem jedoch hier mehre Stellen gaͤnzlich verſchwunden ſind, indem dicke Schichten des Randes hinab in die Tiefe ftürzten, und fliegen an dem duͤrren und mit Lavabrocken uͤberſtreuten ſuͤdlichen Abhange des Vulkans hinab. Hier ſtehen zwar auch noch Waͤldchen von Thibaudia vulgaris, aber fie find duͤrftig, duͤrr und nicht höher als 10 hoͤchſtens 15%. In ik nen wuchert hin und wieder, und hier allein auf der ganzen Inſel, Dracaena vulcanica Bl., die ich hier zum erſten Male ſah. Sie waͤchſt in eng zuſammengedraͤngten Gruppen und erreicht eine Hoͤhe von 3 bis 5 Fuß; ihre ſchoͤnen, azurblauen Blumen ſind eine nicht geringe Zierde dieſer Waͤldchen. — Je tiefer wir herabſtiegen, um ſo mehr ver— einzelten ſich die Thibaudien; zuletzt ſtanden fie iſolirt auf dem braͤunlich— grauen, trocknen, mit Sand und Steingereibſel bedeckten Boden von Alun-alun, der nur dürftig mit jungen Gnaphalien und Festuca nu- bigena (mihi) bewachfen iſt. Obgleich der Abhang des Geds allmaͤlich in Alun auslaͤuft, ſo iſt der Boden deſſelben in ſeiner Mitte dennoch flach und ſoͤhlig und bildet ein 300 bis 500’ breites Plateau, welches fi) in einem Halbkreis von N. O. nach S. W. rund um den Gede herumbiegt und in dieſer Richtung in der Mitte von einem Baͤchlein durchſchnitten wird, deſſen Bett jetzt trocken lag. Die ſteile Wand der gegenuͤberliegenden, halbkreisfoͤrmigen Fitſte Seda-ratu iſt groͤßtentheils bewaldet; nur an einigen Stellen in ihren hoͤhern Gegenden iſt ſie kahl und duͤrr, und dort blicken auch einige gerippte Felſenwaͤnde zu Tage. Um fo üppiger find die Waͤldchen der untern Hälfte dieſer Wand. Sie werden größtentheild von Leptospermum javanicum gebildet und ſchnei— den ſich in einer ſo ſcharfen Grenzlinie vom Plateau ob, daß man auch kein einziges Baͤumchen erblickt, welches ſich um einige Schritte weit vom Rande des Waldes entfernte. Um ſo lebhafter iſt der Contraſt, den die kahle Fläche mit dem ſchoͤnen Olivengruͤn der Laubkronen bildet, die ſich ſchirmartig über das Plateau woͤlben. Was kann die Urſache dieſer ſcharfen Begrenzung der Waͤlder ſein? — Vermuthlich ſind es die mit Schwefel oder Alaun geſchwaͤngerten Beſtandtheile des unfruchtbaren Gereibſelbodens von Alun-alun, eres vormals den Boden ei: nes Kraters bildete. Die Meereshoͤhe von Alun- alun in der Mitte betraͤgt 8540“. Als ich von dort aus nach meinen Kulis rief, die vorausgegangen wa— ren, nahm ich ein hoͤchſt merkwuͤrdiges Echo wahr. Denn ob es gleich nur einmal vom Seda ratu zuruͤckſtrahlte, fo wiederholte es doch eis nige Secunden nach beendigtem Rufe alle Worte einer ziemlich langen Rede mit einer Deutlichkeit, die mir noch nirgends in dem Maße vor: gekommen war. Wir erſtiegen den Seda⸗ratu in einer Gegend, die dem S. S. O. lichen Abhange des Geds gegenüber lag, und kamen auf einem Punkte an, wo die Huͤtten ſtanden, die wir vom Manellawangie aus geſehen hatten. Dieſer Punkt der Firſte (ihr W. lichſtes Ende) heißt Gumurru. 480 Wir quartierten uns in die beſte der Hütten ein, die ringsum durch bop: pelte Schichten von Allangſtroh geſchloſſen und in ihrem Innern zwar völlig dunkel war, aber um ſo beſſern Schutz gegen Wind und Wetter gewährte. In ihrer Mitte ſtand noch ein kleineres, ganz von Holz er— bautes und verſchloſſenes Haͤuschen, welches, wie wir nachher erfuhren, zum Aufbewahren von Eiern der Seidenwuͤrmer dient. In dem dun— keln Raume zwiſchen beiden nun ließen wir aus Baumzweigen einige Baͤnke erbauen, um unſere Matrazen darauf zu legen, waͤhrend unſer Koch mit dem Anrichten eines kleinen Mahles beſchaͤftigt war. Meeres: höhe des Ortes 8900 Fuß. Da das Wetter noch heiter war, ſo ſtellte ich ſchnell meinen Com— paß auf und nahm einige Richtungen ab. (Sehe die Compaßrichtun— gen im Anhange.) Man werfe einen Blick auf meine Profilanſicht des Manellawangie, Panggerango und Sella, von hier geſehen. (Taf. 37. Fig. 2). Deutlich erkennt man den Urſprung des Sella am ſuͤdlichen Abhange des Manellawangie. Er bildet daſelbſt eine gerade Leiſte, die anfangs nur wenig hervorragt und ſich tiefer unten gabelig in zwei Leiſten ſpal— tet. Die eine S. S. W. liche iſt der Anfang des Sella, und die andere ſuͤdliche, die ſich viel tiefer herabſenkt, bildet den zum Geds herüberlaus - fenden Verbindungsruͤcken (Paſſir-halang). 1 Erhaben, obwohl duͤſteren Charakters, iſt die Ausſicht, die man auf die benachbarten Gebirge von unſerem Standpunkte aus genießt. Tief unten, zwiſchen Baͤumen bleich heraufſchimmernd, liegt das kahle, öde und einſame Alun-alun, über welches von Zeit zu Zeit die Wol— kennebel hinwegziehen und den Abhang des Geds verſchleiern, der ſich uns gegenüber erhebt. Mehr zur Linken, hinter dieſem, erblickt man die dunkelen Waldfirſten Gunong-Sella und Panggerango, zwi— ſchen denen, wie Daͤmpfe aus einem Krater, ſich die Wolken empor— ballen. Sie drohen den maͤchtigen Kegel des Manellawangie zu um: huͤllen, der ſich aus der Mitte zwiſchen beiden erhebt, deſſen Spitze aber kuͤhn über die Wolken zu uns heruͤberſchaut. Neben der Hütte, die wir zu unſerm Nachtquartier erkoren hatten, befindet ſich auf dem Gumurru noch ein gemauerter Keller, welchen die Javanen Tampat-lowong (Lochplatz), oder Tampat- uler- (Wurmplatz), nannten. Der Boden des Kellers, deſſen Gewoͤlbe noch von einem Bam— bushauſe üͤberſchattet iſt, läuft anfangs horizontal nach innen, ſenkt ſich dann vertical hinab und iſt durch doppelte Thuͤten verſchließbar. Seine Sohle mag etwa 15 Fuß unter der Bergfirſte liegen, alſo in einer Meereshoͤhe von etwa 8885’. Ein daſelbſt aufgehangenes Thermometer behauptete zu allen Tageszeiten unveraͤnderlich einen Stand von 51“ F. (8,44 R.) Dieſe Waͤrme iſt nun hoͤchſt wahrſcheinlich die wahre jähr- liche Mitteltemperatur dieſer Höhe, woraus denn foigt, daß die nach Beobachtungen der beiden taͤglichen Extreme in freier Luft von mir be— rechnete Mitteltemperatur für den 426“ hoͤhern Gipfel des Manella⸗ wangie (= 51°) noch zu hoch iſt, und daß alſo die Höhen, welche der 181 Temperaturabnahme von einem Grade entſprechen, vom Seeſtrande bei 80° mittlerer Wärme bis auf dieſen Gipfel, noch kleiner als 3287 ausfallen. (Sehe oben den zweiten Streifzug.) — Da ich, um nach dem Thermometer zu ſehen, zu wiederholten Malen den Keller durch— kroch, fand ich alle ſeine feuchten Balken und Bretter, ja ſogar den Kalkuͤberzug ſeines Bodens und ſeiner Waͤnde, zu meiner nicht geringen Ueberraſchung mit einem mir wohl bekannten Pilze uͤberzogen, der mich in Gedanken in die Schaͤchte Mannsfeld's zuruͤckzog, welche ich ſo oft beſucht hatte. Ich fand hier unter den Wendekreiſen, in einer Hoͤhe von beinahe 9000“ Byssus plumosa Humb. und Byssus fodina, ſo uͤppig man ſie in den Stollen der deutſchen Bergwerke nur finden kann, zum Beweiſe, daß es bloß Entziehung des Lichtes (nebſt einer gleichmaͤßigen Temperatur bei ſtiller, eingeſchloſſener Luft), keines wegs aber groͤßere, oder geringere Erhebung uͤber dem Meere iſt, welche das Vorkommen dieſer unterirdiſchen Pilze, dieſer Nachtgeſtalten der Pflanzenwelt, bedingt. Da, wo Byssus fodin erſcheinen will, ſchlaͤgt zuerſt ein ſchneeweißes, zart-flockiges Gewebe aus, welches ſchon beim bloßen Anhauchen zuſammenfaͤllt und allmaͤlich eine odergelb = roftrothe Farbe annimmt. Zu gleicher Zeit conſolidirt es ſich immer mehr, bis es zuletzt ein zuſammenhaͤngendes Haͤutchen darſtellt, das wie aus ſehr zarten, glaͤnzenden Seidenfaͤden zuſammengewebt erſcheint und bei einem Durchmeſſer von nicht ſelten 3 Fuß dem Boden ſo dicht angedruͤckt iſt, daß man es nicht leicht ohne anhaͤngende Partikeln der Erde, des Kalks, oder des Holzes loͤſen kann. Nur der Umfang der Membran, die Pe— ripherie, welche gerundet iſt, erhebt ſich wieder und ſteigt etwa 4 oder 1 Zoll hoch empor zu einem weißen, byſſusartigen Rande. Die Seiden: faͤden des Haͤutchens ſind jedoch nicht gleichmaͤßig vertheilt, ſondern hin und wieder bündelartig zuſammengedraͤngt und bilden Stränge, die aus einem gemeinſchaftlichen Mittelpunkte, wo ſie am dickſten ſind, nach al— len Richtungen divergirend auslaufen und ſich nach dem Umfange hin dichotomiſch immer feiner veraͤſteln, bis ſie in dem zarten Flor des byſ— ſusartigen Randes verſchwinden. Doch nur wenige Individuen dieſes Vegetabil's, und nur an ſolchen Stellen, die ihrer Entwickelung beſon— ders guͤnſtig waren, bildeten einen ganzen Kreis; die meiſten ſtellten nur die Hälfte eines Kreiſes darz ihre Strahlen gleichen den Speichen eines halben Rades, und in ihnen druͤckte ſich der Prototypus der Hutbildung der Hymenomycetes Pleuropodi (Fries) deutlich aus. Ueber die urſpruͤngliche Beſtimmung dieſes Keller's erfuhr ich ſpaͤter, daß er auf den Vorſchlag des Herrn Diard (dirigirenden Mitgliedes der naturwiſſenſchaftlichen Commiſſion auf Java), zur Aufbewahrung der Seidenwurmeier war erbauet worden. Die Regierung ſetzte großen Werth auf die Einführung der Seidencultur auf Java und ſcheute keine Uns koſten zu dieſem Zwecke. Maulbeerpflanzungen wurden angelegt, die überall vortrefflich gediehen und einen guͤnſtigen Erfolg des Unternehmens hoffen ließen. In verſchiedenen, zwiſchen 2 und 4000“ hoch gelegenen Gegenden der Preanger Regentſchaft wurden Etabliſſements errichtet, Junghuhn, Java. 31 482 Manufakturen erbaut und Beamte angeftellt. Leider aber machte man die Erfahrung, daß (durch eine Ausartung der Wuͤrmer) die Cocons von Jahr zu Jahr kleiner wurden. Man glaubte die Urſache dieſer Erſcheinung in der gleichmaͤßigen Temperatur Java's, die ſich in den verſchiedenen Jahreszeiten beinahe voͤllig gleich bleibt, zu finden und ver— fiel auf den Gedanken, den Wuͤrmern dadurch einen Winter zu bereiten, daß man ihre Eier ſechs Monate lang in jenem faſt 9000“ hoch gele— genen Keller bewahrte, deſſen unveraͤnderliche Temperatur 51“ F. (8,44 R.) iſt; zumal, da ſich auch alle jene warmen Laͤnder, wo, wie z. B. in China, die Seidencultur bluͤht, eines Winters von mehren Monaten erfreuen. Doch auch dieſe Maßregel wurde von keinem guͤnſtigen Erfolge gekroͤnt; die Cocons wurden immer kleiner und lieferten immer weniger Seide. ſo daß man jetzt das Unternehmen aufzugeben ſcheint, indem die Pro— duction in ungeheuerm Mißverhaͤltniſſe zu dem hoͤchſt bedeutenden Ko— ſtenaufwande blieb. Am Abend dieſes Tages fing die Witterung, die bis jetzt aͤußerſt trocken geweſen war, an, ſich zu aͤndern. Um 5 Uhr ſahen wir eine Wolke, die mit Donner und Blitz über uns, alſo in einer Höhe von mehr als 9000“ dahinfuhr, der jedoch nur einzelne Regentropfen ent: fielen. Sie gab gleichſam das Signal zur Umkehrung des Wetters. Denn nachdem bis jetzt in dieſen hohen Bergregionen, wie wir bereits oben angeführt haben, ein hoher Grad von Trockenheit bei ausnehmen— der Durchſichtigkeit und Heiterkeit der Luft vorgeherrſcht hatte, folgte jetzt, in weniger als zwei Stunden ein Extrem von Feuchtigkeit. Ein gelinder Oſtwind fing an zu blaſen, Wolken waͤlzten ſich heran und umhuͤllten uns als ein dichter Nebel, der bald darauf in einen ſanften, aber anhaltenden Regen uͤberging. Die Temperatur betrug 489 (7 R.). Wir verkrochen uns in unſere Huͤtte, die zum Gluͤck vollkommen dicht war, zuͤndeten Kerzen an, befeſtigten dieſe in der Spalte von Staͤben, die wir in den Boden ſteckten und beſchaͤftigten uns mit Leſen und dem Aufſchreiben unſerer Wahr: nehmungen, waͤhrend das Brauſen des Oſtwindes und das Plaͤtſchern des Regens die ganze Nacht hindurch anhielt. Den 1. Auguſt. — Fortwaͤhrend feuchte, dichte Wolkennebel, die Alles durchnaͤſſen; von 12 Uhr Mittags faͤngt ein feiner Regen an von Zeit zu Zeit aus ihnen herabzuſtroͤmen. Die Temperatur in freier Luft, nach einem vor dem Regen geſchuͤtzten Thermometer, war: um 6 Uhr: 48 (7 R.) 8: 50 (8 R.) 10: 50. 12: 50. 14: 54 (10 R.) 16: 55. 17: 50. Schon am vorigen Tage hatte ich mehre Boten ausgeſchickt, um Wege aufzuſuchen und ſich am Suͤdabhange des Gebirges in die hoͤchſt gelegenen Doͤrfer zu begeben und Reis einzukaufen; denn unſer Pro— viant ging auf die Neige, — und fuhr, ungeachtet des ſchlechten Wet— ters, fort, zu botaniſiren, da ich wuͤnſchte, die eigenthuͤmliche Vegetation dieſer Gipfel moͤglichſt vollſtaͤndig kennen zu lernen. Ich nahm um 483 12 Uhr in der Mitte der Seda-ratu ) Firſte, wo fie am hoͤchſten iſt und den Namen Seda ratu vorzugsweiſe fuͤhrt, eine Beobachtung, wo— nach dieſelbe 8028“ hoch, alſo 128° hoͤher, als ihr weſtlichſtes Ende Gumurru iſt. Sie iſt überall gleich ſchmal, nach außen (Süden) ziem— lich ſteil, nach innen aber in das Thal Alun-alun ſehr ſchroff, ja ſenk— recht abgeſtuͤrzt und offenbar ein Reſt der erſten und aͤlteſten Krater— mauer des Gedé, deſſen jetziger Krater (mons Gede, sensu strictiori), ſich wie ein zwiſchen dem Seda-ratu und dem Manellawangie-Sella emporgeſchobener Eruptionskegel darſtellt. Auf dem höͤchſten mittlern Punkte der Firſte befand ſich fruͤher eine Marmorplatte mit Inſchrift, deren Blume 1824 (Verh. v. h. Bat. Genvotsch t. X) noch gedenkt, die aber jetzt ſo weit verſchwunden war, daß ich an einigen Reſten ihres Piedeſtal's kaum noch das Plaͤtzchen erkennen konnte, wo ſie einſt geſtanden hatte. Vom Englaͤnder Raffles war ſie dem Englaͤnder Minto errichtet, von einigen patriotiſchen Juͤnglingen aus Tjanjor aber, die hierher gekommen, um ſich zu amuͤſiren, vernichtet worden. Vergebens erwartete ich die Ruͤckkehr meiner Boten. Wir hatten zum Tragen unſeres Gepaͤckes 15 Mann noͤthig und beſaßen nur noch einen kleinen Vorrath an Reis. Die ſechs Kuli's, welche noch da wa— ren und, uͤber das ſchlechte Wetter klagend, am Feuer ſaßen, erklaͤrten, wegen zu großer Ermuͤdung nicht mehr tragen zu koͤnnen und baten dringend um Erlaubniß, auf demſelben Wege, den ſie gekommen wa— ren, wieder nach Haus gehen zu dürfen. Mit Mühe überredete ich fie, am Suͤdabhange des Berges hinabzuſteigen und erſt friſches Volk und Lebensmittel fuͤr mich zu holen. Sie verſprachen dies auch, gingen, aber kamen nicht wieder. So ſaßen wir zuletzt, Herr Kinder und ich, nur noch von zwei treuen Bedienten begleitet, allein in den Wolken! Den 2. Auguſt. — Gegen Anbruch des Tages ſchien ſich das Wetter aufheitern zu wollen. Unten lagen Wolken verſchiedener Art zerſtreut, aber der Zenith war heiter und die Temperatur auf 44° (5,33 R.) herabgeſunken; allein bald ſtrichen wieder Nebel über die Kuppe hin. Die Sonne ſtand etwa erſt 15 Grade uͤber dem Horizonte, als wir einen Bogen wahrnahmen, der in den grauen, halbdurchſichtigen Nebeln weſtlich vom Berge auftauchte und, ohne auch nur den min— deſten Schimmer von einer Farbe des Regenbogens blicken zu laſſen, ſich durch eine gleichmaͤßige milchweiße Faͤrbung auszeichnete. Dann haͤuften ſich die Nebel wieder an, um die Witterung des vorigen Ta— ges zu wiederholen; nur ein paar Mal des Mittags blickte der ſchwache Schein der Sonne durch ihren Schleier, und von 4 Uhr Nachmittags an vereinigte ſich mit den Nebeln, die alle Ausſicht ſperrten, ein feiner Regen, der anhaltend herabfiel. Temperatur: 6: 44. 10: 52 (9 R.) 12: 52. 16: 50 (8 R.). In dem Keller unveraͤnderlich: 51 (8,44 R.). Unſere Eßluſt konnten wir an dieſem Tage mit nichts Anderem, „) Seda heißt in der Sunda-Sprache todt, und Ratu Kaiſerinn, fo wie Manella Berg und wangie wohlriechend bedeutet. * 484 als mit den Reſten eines Schinkens und eines Broͤtchens zufrieden: ſtellen, wozu wir die Beeren der Thibaudia vulgaris aßen, die wie Heidelbeeren (Vaccinium Myrtillus) ſchmecken, und hatten bereits be- ſchloſſen, allein vom Berge zu ſteigen, als endlich ſpaͤt am Abend un⸗ fere Boten vom 31. Juli zurückkamen und 15 friſche Träger, nebſt Huͤh— nern und einigen Saͤcken voll Reis mit ſich brachten. Gegen Mitternacht legte ſich der O. S. O. Wind, der ſeit unſerer Ankuft auf dem Gumurru zwar ſanft, aber anhaltend gewehet und Re⸗ gen und Nebel herbeigefuͤhrt hatte. k Den 3. Auguſt. Kurz vor Sonnenaufgang ſtand das Ther⸗ memeter auf 37 (22,2 R.) — Der Zenith iſt vollkommen heiter, und nur in der Tiefe liegt verſchiedenartiges Gewoͤlk ausgebreitet. Wir ver: ließen das Gebirge nun auf einem Pfade, der vom Gumurru herab erſt uͤber den weſtlichſten Theil des Thals Alun-alun hinwegfuͤhrt, dann am Abhange des Gedé-Kraters (des Gunong-Gedé im engern Sinne) wieder etwas aufwärts leitet und ſich endlich am S. W. lichen Abhange des Gedé (zwiſchen den Abhaͤngen des G. Sella und Gumurru) hinab durch die Waͤlder nach Tjibunar ſchlaͤngelt, — einem Pfade, den man auch wohl zu Pferd paſſiren kann, und der jenes Seidenwurm-Kellers we: gen angelegt wurde. a Die Thibaudia-Waͤlder, welche den ſteinigen S. W. Abhang des Gedé bedecken, find offenbar viel jünger, als die des Manellawangie und beurkunden dadurch zugleich das juͤngere Alter des Geds ſelbſt. Ihre Staͤmme ſind nicht ſo dick, nicht ſo knotig, nicht ſo dick bemooſt, und ihre Aeſte find dünner, weniger ſparrig und mehr geſchlaͤngelt aufwaͤrts gebogen. Auch die andern Baumarten, welche hier mit den Thibaudien vor— kommen, ſind minder knorrig und viel ſchlanker, als die des (alten) Manellawangie; aber alle Baͤume, ſobald ſie ausgewachſen ſind, haben ein ſchirmartiges Laub von ſchoͤnem, nur etwas braͤunlichem Grün, wel: ches den ſteilen Berggehaͤngen, z. B. dem Abhange des Gumurru, an welchem ſich ſolche Schirmchen zu Tauſenden vorſtrecken, ein ſehr lieb— liches Ausſehen ertheilt. 5 Außer der Dracaena vulcanica Bl, der Acacia montana mihi, einem hohen und ſchlanken Leptospermum u. a., begegneten wir im Hinabſteigen noch zweien Baumfarren, die zwiſchen den Thibaudien häus fig wuchſen, naͤmlich: 1) der Cyathea lanuginosa mihi mit einem ſehr dünnen, aber hohen, ſchlanken und in der Regel etwas geſchlaͤngelt gebogenen Stamm, der nur kleine, kurze Wedel traͤgt, deren Spindel mit Spreublaͤttern be⸗ ſetzt iſt (Taf. 32. Fig. 3. a.), und 2) (ſteril, unbeſtimmbar), deren Spindel dicht mit langen roſtfarb⸗ nen Haaren beſetzt ſind. Dieſe hat einen kurzen, aber ſehr dicken und geraden Stamm, auf deſſen oberem, abgeſtutztem Ende die Wedel faſt wir⸗ telfoͤrmig in einer Ebne entfpringen. (Taf. 32. Fig. 3. b.) a und wurden dann von immer hoͤhern und ſchattigern Waͤldern umfan⸗ 485 gen. Der Abhang des Geds läuft zwifchen denen der Sella- und der Gumurtu-Firſte, von denen er gleichſam eingeklemmt iſt, immer ſchmaͤ— ler zu und wird zu einer einfachen Leiſte, die zu beiden Seiten von ſchroffen Thalſchluchten begrenzt und durch dieſe auf der einen Seite vom Gumurru, auf der andern vom Sella-Abhange getrennt iſt, ſo daß der Gede als ein zwiſchen beiden emporgeftiegener Kegel erſcheint. — Im— mer lauter rauſchten die Stroͤme in dieſen Kluͤften, je tiefer wir ſtiegen, und immer mehr belebte ſich der Wald durch das Geſchrei der Voͤgel. Thibaudien und Leptoſpermen verſchwanden mit ihren Genoſſen, Pus pa (in deren Waldungen Dickichte von Gunnera erosa Bl. und Prenan- thes javanica mihi vorkamen), trat auf; dann Podocarpus imbri- cata Bl. und nereifolia Lamb.; dann Eichen und Kaſtanien, in deren Unterholze wir eine uͤber und uͤber mit weißen Bluͤthenzaͤpfchen bekleidete Strobilanthes ſahen; endlich die majeſtaͤtiſchen Raſamalen, zwiſchen deren Säulen wir, von pyramidalen Kaffeebaͤumchen und den Schirmen der Chnoophora glauca Bl. beiderſeits umgeben, herab nach Tjibunar ritten, einem Paſſangrahan am S. W. Abhange des Gebirges, in welchem wir um 11 Uhr ankamen. Zu Tjibunar hielt ich mich, groͤßtentheils mit botaniſchen Unter— ſuchungen beſchaͤftigt, acht Tage lang auf, unternahm mehre Streifzuͤge auf die waldigen Ruͤcken des Gunong-Sella und in die große Kluft des Kuripan, zwiſchen Sella und Panggerango, und verließ am 12. den Paſſangrahan, um eine große Strecke der Waͤlder zu durchforſchen und das Gebirge ſeinem ganzen Umfange nach kennen zu lernen. Zu dieſem Zwecke verweilte ich bald zu Kapugaran, einem ſchoͤnen Paſſangrahan, der in einer Hoͤhe von 3130“ am Suͤdabhange des Berges erbaut iſt, bald zu Padjed am N. O. Abhange, zu Bayabang am O. Abhange, zu Tjanjor, zu Sukabumie und zu Tjitjurruk, einem Dorfe, das am Weſt— fuße des Pangerango in der Tiefe zwiſchen den Bergen Salak und Gede liegt, faſſe jedoch die Bemerkungen, die ich waͤhrend dieſer Zeit aufzu— zeichnen fuͤr werth hielt, der Kuͤrze wegen folgendermaßen zuſammen. Ueber Witterung und klimatologiſche Verhaͤltniſſe dieſer Gegenden, ſehe man das meteorologiſche Journal nach. Ich will die Kluͤfte, welche divergirend nach allen Weltgegenden zu von der Bergkrone herablaufen und die Paſſangrahans zwiſchen ihnen mit der Angabe ihrer Höhe und andern noͤthigen Situationsverhaͤltniſſen dem Namen nach anführen”). Wir wollen am Fuße des Megamen: dong an der N. N. W. Seite des Gedégebirges anfangen und ſuͤdwaͤrts ») So viele Baͤche (Tji), fo viele Kluͤfte. Wie dieſe verlaufen und am Fuße des Berges ſich in einander muͤnden und daher an Zahl abnehmen, wird die Karte des Get irges, die ich dieſem Berichte beifüge, beſſer, als die Beſchreibung anſchaulich machen. — Alle genommenen Compaßrichtungen finden ſich in einem Anhange beſonders angegeben. 486 herum, bis nach Weſten, ſolchen Pfaden folgen, die in einer Be von etwa 3000 die Kaffeegaͤrten durchſchneiden. In W. N. W. ſtroͤmt die Tjikundul in dem weiten Thale zwiſchen Gedé und Manellawangie, der ſich in den Gejer-Bintang und Mega: mendong verlängert, herab; dann kommt Ttjimatjan, Ttjiwalen, Zjices roa, Ttjipandawa. — Paſſangrahan Pad jed (Kiputrie) 33287 hoch, am N. O. Abhange des Gedé, in der Naͤhe eines warmen Brunnens (Tjipannas), auf dem verflachten Fuße des Gedé, zwiſchen dieſem und einem Vorgebirge gelegen, das (wie man auf meiner Karte ſieht), in zahlreichen Kuppen — G. Peſſer, G. Raſamala u. ſ. w. — den N. und O. Fuß des Berges umlagert. An dem Fuße dieſes Vorgebirges fuͤhrt die Poſtſtraße im Zickzack nach Tjanjor hinab. Man betrachte das Profil des Berges von Padjed aus genommen. (Taf. 29.) Xi: erang. — Paſſangrahan Tjiboͤrum, 3280 hoch am O. N. O. Abhange. Tjitjanjor Kitjil, Tjitjanjor beſaar, mit tiefer, maleriſcher Kluft. — Paſſangrahan Bayabang, 3324 hoch am Oſt-Abhange (an welchem ſich die Kaffeegaͤrten am hoͤchſten hinanziehen), in einem großen, zierlichen Dorfe, von wo man eine weite Ausſicht uͤber die geneigte Flaͤche von Tjanjor, oſtwaͤrts hin bis an die Züge des Kendanggebirges, und N. und N. O. waͤrts hin bis nach den Bergen von Krawang genießt; dieſe Flaͤche iſt ungleich größer, als die von Sukabumie. — Tjiceroa, Lowak— paſſir⸗tamman, Tjipandeng, in deſſen Kluft, fo wie in der des folgen⸗ den Baches, viel purpur⸗blaͤttriger Piſang wuchert, Lowaak-ſaat. — Paſſangrahan Kalias tanna, 3037“ hoch am O. S. O. Abhange des Berges. — Tfibinong, Lowak tji ſaat, Zjipandang, voll Piſang. — Paſſangrahan Padakatie 32087 hoch am S. O. Abhange. — Tfilu⸗ lumpang, Tjipadakatie, Tjibalang. — Paſſangrahan Peſſer, 31307 hoch am S. S. O. Abhange; von dort ſieht man auf ein Vorgebirge (G. Pubbut, Kandjanna, Krikil, Manglayang) herab, welches, eben fo wie das öftliche, bei Padjed in mehre Kuppen erhoben, hier den ſuͤd— lichen Fuß des Gedé umlagert. Der Abhang des Gede läuft ſanft und gleichmaͤßig gegen dieſes Vorgebirge an; — dann kommt man an dem keulenfoͤrmigen, jaͤh abgeſtutzten Ende eines faſt in gerader Richtung am Suͤdabhange des Gede ſich herabziehenden, zum Theil noch bewaldeten, zum Theil mit Kaffeegaͤrten bedeckten, ſehr ausgezeichneten Lavaſtromes, Paſſir-bogor, vorbei (von hier aus beſtiegen Raffles und Reinwardt die Kuppe Seda ratu des Gedégebirges); Tjiſatong, Tjiprejangang, Tjigan⸗ daſoli, Tjinadawagan, Tjibagadungang, Tjimundjang Kitjil. — Pal: ſangrahan Kapugaran, 31307 hoch, am ſuͤdlichen Abhange; mittlere Temperatur nach den 24ſtuͤndigen Extremen daſelbſt 65,9 (15 R.), nach der unveraͤnderlichen Temperatur in einem 6 Fuß tiefen Loche 67,2 (15,5 R.); ſchoͤne Ausſicht von da auf einige Kuppen des ſuͤd— lichen Vorgedirges, naͤmlich den G. Krikil in S. 30° g. O. und den Manglayang in S. 130 g. O. Dieſes Vorgebirge unterbricht den Zu: ſammenhang zwiſchen der 2450“ hohen Ebne ven Tjanjor und der 18507 hohen von Sukabumi. Es iſt nur auf den Kuppen bewaldet, an den 487 Abhaͤngen und Firſten aber, welche leiſtenfoͤrmig und ſchmal herablaufen, mit Allang = allang bedeckt, — und verſchmilzt ſuͤdwaͤrts durch Rüden, welche ſich verlaͤngern, mit dem von W. nach O. ſtreichenden Kendang— gebirge, waͤhrend der Fuß des Geds gleichmaͤßig auf daſſelbe anſtoͤßt. Hoͤchſt erfreulich fuͤr das Auge iſt der Anblick des ſchoͤnen Hochthals von Sukabumi mit ſeinen lichtgruͤnen Reisfeldern und dunkeln Dorfwaͤld— chen, das ſich, wie der Arm eines Stromes, um den Fuß des Gede herumzieht und jenſeits in Süden von dem romantiſchen Kendanggebirge begrenzt wird, deſſen Zweige, wie die Baͤnke eines Amphitheaters, hinter einander emporſteigen, bis ſeine hinterſten waldigen Ruͤcken, die zwiſchen 3 und 4000 hoch find, in die Wolken ragen. Von der noͤrdlichſten, vorderſten Kette, welche das Thal zunaͤchſt begrenzt, ziehen ſich in que— rer Richtung vom Hauptkamm ſchmale, ſcharfe Firſten herab, faſt pa: rallel mit einander und gabelig-dichotomiſch getheilt, aͤhnlich den Tra— chytruͤcken hoher Vulkane. Nur Grasgrund bedeckt ſie und an vielen Stellen, wo man die Klaga abgebrannt hat, ſchimmert die rothe Farbe des Bodens hindurch. Dieſe kleine noͤrdliche Kette hat eine nur geringe Laͤngenerſtreckung, von Kapugaran aus geſehen, von S. 12° g. W. bis nach S. 380 g. W. und weicht ſehr wahrſcheinlich in ihrer geognoſti— ſchen Structur von den nicht in ſolche Quer-Leiſten geſpaltenen, ſondern mehr unregelmäßig verflachten hoͤhern Rüden des Kendanggebirges hinter ihr gaͤnzlich ab. Gehoͤrt ſie zur Trachyt- und die hintern Ruͤcken zur Kalk- oder Kieſel-Formation? — Doch auch mehr oſtwaͤrts, nach Tjan— jor zu, bis S. 28° g. O. von hier, ſieht man (aber immer dem Fuße des Kendanggebirges zunaͤchſt angeſchmiegt, alſo die noͤrdlichſten Zweige deſſelben darſtellend und minder hoch als die übrigen Rüden) ſolche in äftige Quer-Leiſten geſpaltene Huͤgelkaͤmme. — Tjimundjang beſaar, Tjiceroa, Tjiburrum, Tjiſuda tjeia. — Paſſangrahan Salla Bin: tana 2950“ hoch am S. S. W. Abhange. — Tfipellang, Tjibadaranten, Tji lowak fin, Tjigunong. — Paſſangrahan Tjibunar, 27467 hoch am S. W. Abhange; mittlere Temperatur daſelbſt 68, 5 (16 R.); oberhalb Tjibunar findet ſich mitten in einem Joche eine weite, keſſelfoͤrmige Sen— kung, deren Grund ein Teich erfüllt (Embang Kawa oder Situ gunang genannt); feine ſchlammigen, grafigen Ufer find eng vom Walde um: zingelt, aber Myriaden von kleinen, ſpringenden Blutegeln machen die Annaͤherung ſehr beſchwerlich. Auf der einen Seite dieſes Joches, welches ſich oberhalb des Teiches wieder verſchmaͤlert, rauſcht der Tji— gunong, auf der andern der Tjimahi, beide in tiefen Kluͤften. (Sehe das Profil des Gebirges von Tjibunar aus. (Taf. 30.) — Von Zi: bunar weiter: Tjiceroa, Tjibokkel, Tjimahi, Tjibogo, Tjiparai, Tjihoi⸗ lang. — Paſſangrahan Paffir tadar 2900“ hoch am W. S. W. Ab- hange der Sellafirſte. — Tjikuripan in tiefſter Kluft; man muß von Paſſir⸗tadar wieder etwas, naͤmlich bis in eine Höhe von 3500“, an: ſtiegen, um auf den Ruͤcken zu kommen, welcher die linke Seite dieſer Kluft begrenzt; dieſer Ruͤcken iſt der Fuß (Kaki) des G. Sella (den Sella aber nennt man auf dieſer Seite des Gebirges Gunong-Rompang); 488 . gegenüber erblickt man einen aͤhnlichen Rüden, Kaki-Gunong-Pang⸗ gerango oder Paſſir-Krut, und zwiſchen beiden bleibt die groͤßte, ſteilſte und tiefſte Kluft des ganzen Gebirges uͤbrig, dieſelbe, welche in S. W. den alten Krater des Panggerango durchbricht und die beiden Halbkreis— mauern G. Panggerango und Sella von einander trennt. In ihrem waldigen Grunde rauſcht der Tjikuripan herab, deſſen hoͤchſte Quelle jenes Baͤchlein auf der Kuppe des Manellawangie iſt. Er entführt al: les Waſſer, welches von dieſer Seite des Manellawangie herabſtroͤmt, und muͤndet ſich tiefer unten, wo die Kluft in ein gewoͤhnliches Strom— bett auslaͤuft, in den Tjihoilang, welcher in den Tjitjatti füllt, und die: ſer in den Tjimandiri, der der Bai Palabuan-Ratu am Suͤdſtrande zufließt. — Durchklettert man auf zick-zackigen Pfaden muͤhſam dieſe veite Kluft und klimmt jenſeits auf dem Fuße des Panggerango wieder hinan, ſo kommt man zuerſt wieder uͤber den Tjililloi, welcher ebenfalls noch nach Süden in den Tjitjatti fließt, und dann erſt (innerhalb uns unterbrochener Waͤlder) zu dem Tjiſidanie, der ſich unten im Zwiſchen— lande zwiſchen dem Salak und Gedé nach Norden dreht, um bei Bui— tenzorg vorbeizuſtroͤmen. Ferner Tjinagara und Paſſangrahan Tang gil, 1870“ hoch am W. N. W. Abhange des Panggerango. — Die Nord— ſeite des Gebirges von Tanggil über Tapos, bis wieder zum Megamen— dong, kennt der Leſer bereits aus unſerm erſten und zweiten Streifzuge. Dieſer Cirkel nun, von etwa 2500 oder 3000 an, bis 4500 oder 5000“ hinauf, rund um das Gebirge, nur von den zahlreichen waldigen Kluͤften unterbrochen, wird von Kaffeegaͤrten erfüllt, in denen die Baͤum— chen von Erythrina indica, haͤufig auch von den ſtehen gebliebenen Waldbaͤumen ſelbſt (Raſamalen u. a.) beſchattet werden. Erſt oberhalb dieſer Gaͤrten fangen die Urwaͤlder an, in denen man unter andern auch mein Acer javanicum überall häufig findet. In den Stromkluͤften herrſchen baumartige und andere Farrn, deſonders Angiopteris evecta Hoffm. vor, nebft Sambucus javanica Reinw. Bl. bydr. 13, p. 657, Elettarien und einer Musa, deren rieſenhafte Blätter auf der untern Flache purpur⸗roͤthlich find. An mehr offnen Stellen, an den Seiten der Wege ꝛc., zeichnet ſich Bryophyllum calycinum Salisb. aus, wel: ches ich noch auf keinem andern Berge Java's gefunden. Am weiteſten ziehen ſich die Wilder am Weſtabhange des Gebirges zwiſchen Paſſir Tadar und Tanggil herab. Dort liegt ihre untere Grenze in einer Höhe von 1800 — 2000“, und die Gegenden unterhalb dieſer Grenze, die auf den andern Seiten des Gebirges mit Reisfeldern pran— gen, find dort ein wuͤſtes Hügelland, weit und breit mit Graswildniſſen bedeckt, in denen zahlreiche Tiger haufen. Es iſt naͤmlich Saccharum Klaga, welches 15 bis 20° hoch emporſchießt und Alles gleichmaͤßig uͤberzieht. Labyrinthiſch winden fi der Ttitjatti, der vom Salak herab; fließt, und die Bäche des Gedé, die in den Tjitjatti fallen, durch die— ſes Hügelland hin, in welchem man nur ſelten eine einzelne Hütte, oder ein kleines Gehöfte antrifft. 7 489 Ehe (durch den Gouverneur Daendels) die Poſtſtraße uͤber den Me: gamendong angelegt war, führte der gewöhnliche Communicationsweg zwiſchen Tjanjor und Buitenzorg durch dieſes Terrain. Dieſer Weg geht uͤber Sukabumi nach Tjiſaat; von da uͤber die Baͤche Tjihoilang und Tjikulawing nach Nagrag (15207 hoch), — ſteigt von dort in die Klagawildniſſe herab und uͤberſchreitet die Baͤche Tjiceroa, Tjibodas, die dicht bei dem Wege in den mit Trachyt- und Baſaltgeſchieben erfuͤll— ten Tjitjatti fallen, ferner den Tjimunjul, darauf 3 Paale weit von S. nach N. auf einem ſchmalen Klagaruͤcken zwiſchen den parallel flie— ßenden Baͤchen Tjimunjul und Zjitjatti hin, von da herab in das Thal des Tjililloi, den er uͤberſchreitet und weiter durch die labyrintiſchen, hügelig= zerflüfteten Klagaruͤcken bis in das Reisthal von Tjitjurruk. — Da nun auch die uͤbrige Hälfte des Weges von Tjitjurruk bis Buiten— zorg eine Menge von Stromkluͤften durchſchneiden muß, ſo bietet er fuͤr ein Land, wie Java, wo die Pferde nicht an das Ziehen gewoͤhnt wer— den, und wo man uͤberall, wo es bergan geht, Karibauen vor die Wa: gen ſpannen muß, durchaus keine Vortheile vor dem Wege uͤber den Megamendong dar. Denn, obgleich ſeine hoͤchſten Punkte, der eine bei der Poſt Gekbron, zwiſchen Tjanjor und Sukabumie etwa nur 2000, und der andere, noͤrdlich von Tjitjurruk, ſogar nur 1600“ hoch liegen, der Paß uͤber den Megamendong aber 4620“ hoch iſt: ſo ſind dafuͤr auch die tief eingeſchnittenen Strombetten auf dem Wege Über Zjitjurruf un: gleich zahlreicher, und der Weg ſelbſt iſt laͤnger. Belehrend iſt der Anblick des Panggerango, aus den Gegenden bei Nagrag, oder zwiſchen Nagrag, oder von Tjitjurruk aus geſehen. Wie ein Zuckerhut erhebt ſich dort der Manellawangie hoch aus feinem Krater, faſt kreisförmig von den Mauern Panggerango und Sella umgeben, durch deren Kluft wir auf den Abhang des Manellawangie hineinblicken. (Taf. 32. Fig. J.) Die Ruͤcken, welche ſich nach Tjitjurruk zu herabziehen, ſind ſehr zahlteich. Durch tiefe Kluͤfte getrennt, laufen ſie ziemlich parallel neben einander herab. Sie ſind aber auf einander gedraͤngt, erheben ſich, ſen— ken ſich und thürmen ſich labyrinthiſch empor zu Kuppen, die durch tiefe Keſſel geſchieden werden. Obgleich mit ununterbrochener Waldung bedeckt, ſtellen fie ſich doch als Lavaſtröme dar, als Auswurfsmaſſen aus dem alten Krater des Panggerango, der ſeine Kluft gerade uͤber ihnen öffnet. Das Dorf (Deſſa) Tjitjurruk liegt am linken Ufer des Tjitjatti, in dem flachen Zwiſchenraume zwiſchen dem Gedé und Salak, am S. S. O. lichen Fuße des letztern, ungleich nähern Berges, bloß 1610“ über dem Meere. — Merkwuͤrdig iſt die geringe Höhe de Zwiſchenruͤckens zwiſchen zwei fo hohen und nahen Bergen. Etwa 4 Paal nordwaͤrts vom Dorfe iſt dies Terrain am hoͤchſten (16500 und bildet, als ein ziemlich flacher, weiter Ruͤcken, die Waſſerſcheide zwiſchen Norden und Suͤden. Noch zwei Bäche, der Tijimangis und Tjipobbar, ſtroͤmen von 490 dieſem Terrain herab nach Süden zum Tjitjatti, alle anderen nach Nor: den in den Sidanie. Seiner tiefen Lage hat Tfitjurruk die vielen klei— nen Moraͤſte zu verdanken, die es umgeben; aus allen kleinen Keſſeln bricht das Waſſer hervor, und an allen Abhaͤngen ſieht man Quellen. Zur Anſammlung des Waſſers träge waheſcheinlich die Beſchaffenheit des Bodens viel bei, die hier beſonders aus Thon- und Mergelſchich— ten beſteht. Die Farbe dieſer Erdmaſſen iſt weiß und geht an vielen Stellen zu Tage. Obgleich dieſe Suͤmpfe, welche bald von Waſſerlin— fen (Lemna - Arten) bedeckt, oder von den dunkeln Wedeln der Nipa— palme beſchattet ſind, bald zu Fiſchteichen dienen, in denen Ikan-ko— ramie oder Ikan-mas gefunden werden, nur klein ſind, ſo iſt ihre Zahl doch nicht unbedeutend und hinreichend, dieſe Gegend ungefund zu machen. Wechſelfieber herrſchen daſelbſt endemiſch. Als Zeugen da: von dienen die bleichen, abgezehrten Geſichter, die man herumſchleichen ſieht, und die dichten, feuchten Nebel, welche das Thal von Tjitjurruk des Morgens ſehr häufig bedecken, und die erſt gegen 8 oder 9 Uhr der Sonne weichen. ö N Von Tjitjurruk aus machte ich noch einen kleinen Zug in die weft: lichen Waͤlder des Salat und Perwakti (eines Berges, der ſich in S. W. an den Salak reiht) und bewunderte auf dieſem Zuge die Menge von Bartflechten (Usnea), die in den Dörfern bei Tjitjurruk faſt an allen Fruchtbaͤumen hingen, ſelbſt an Akacien und Artocarpen, obgleich die Hoͤhe nicht mehr, als 16 bis 1800“ betrug. Sollten zu ihrer Bildung wohl die haͤufigen Nebel des waſſerreichen Tjitjurruk's, und die den N. und S. Winden völlig geöffnete Lage des Zwiſchenruͤckens zwiſchen beiden Bergen beitragen! — Ich beſuchte vom Paſſangrahan Tjitjadas (ſonſt Kiridjein genannt), der am W. Abhange des Salak 24847 hoch liegt, noch die bereits durch Dr. Fritze beſchriebene Solfatara des Salak und begab mich dann (am 1. September) durch das bebaute und groͤß— tentheils mit Zuckerrohr bepflanzte Gelände zwiſchen beiden Bergen, wel— ches ſich nordwaͤrts von Tjitjurruk an, dem Laufe des Sidanie nach, immer mehr gen Buitenzorg herabſenkt, für kurze Zeit wieder in meinen Wohnplatz nach Tjibogo zurück. Chronik des Gedegebirges. Hierüber iſt wenig zu ſagen. — Im Jahre: 1747 und 1748 (Verhandl. Batav. Genootsch. t. II. p. 374) wüthete er noch ſtark; 491 1761 (Verhandl. Batav. G. t. VIII.) warf er etwas Aſche aus. Seit dieſer Zeit ſcheint er keine Ausbruͤche mehr erlitten zu haben. In einem Erdbeben, das ſich im Monat October 1834 ereignete, ſtuͤrzten von einigen ſchroffen Firſten des Megamendong mehre mit Wald bedeckte Bergwaͤnde herab und verſchuͤtteten unter andern eine Poſt, die ſich am oͤſtlichen Fuße des Paſſes befand (Lamadjang). Außer dieſen Bergſtuͤrzen, die man ſchon von Buitenzorg aus, in der Gegend, wo der Telago woͤrna liegt, erkennt, brachte das Erdbeben keine weiteren Ver— änderungen im Gebirge hervor. (Der Palaſt des Gouverneurs zu Bui— tenzorg ſtuͤrzte faſt ganz zuſammen; das Regierungsgebaͤude (Rumah— bezaar) zu Batavia bekam aber nur einige Riſſe.) Beſucht wurde der Berg von Reinwardt, Blume und Horner. Herr Profeſſor Reinwardt beſtieg ihn den 19. April 1819 *) von der Suͤdſeite aus, wo jetzt der Paſſangrahan Peſſer liegt. Da dieſer Gelehrte jedoch nur von den Bergen im Allgemeinen ſpricht, naͤmlich vom Gedé, Telaga Bodas, G. Guntur und Patuha, fo hatte er für den Gede, S. 23, nur 3 oder 4 Zeilen Platz, die frei— lich nicht im Stande ſind, dem Leſer ein Bild von dieſem merkwuͤrdigen Vulkane zu verſchaffen. Was er Baſalt nennt, iſt Trachyt, deſſen ſaͤu— lenfoͤrmige Abſonderung er richtig beſchreibt — Zu Anfang der Abhandlung finden ſich einige Barometer- und Thermometer-Beobachtungen, aus denen keine ſicheren Reſultate hervorgehen; ſo wird der Berg Sindoro, nach einem Temperatur-Extrem, fuͤr 13,587“ hoch gehalten, waͤhrend er doch nur (nach meiner Barometermeſſung, Reife durch die oͤſtlichen Provinzen Java's) 9636“ hoch iſt. Dann werden in der Abhandlung einige Baum: arten genannt, die in den Wäldern der erwähnten Gebirge vorherrfchen, und zuletzt folgt eine Tabelle von Barometerhoͤhen. Herr Profeſſor Blume erſtieg ihn im April 1822 ). Ludwig Horner erſtieg das Gebirge im Mai 1836 * ⁷ ,. Er iſt der erſte, welcher den Krater aus einem wiſſenſchaftlich-geognoſtiſchen Geſichtspunkte betrachtete und ihn richtig beſchrieb. — Wir verweiſen daher den Leſer auf ſein kleines, aber ſehr belehrendes Werkchen. Den hoͤchſten Punkt der Kratermauer giebt er zu 9125 par. Fuß an; Blume zu 9250“, zwiſchen welchen Reſultaten das unſtige, gleich 9230 in der 9 rg de og en 3 natuurlyke „ van eenige ber- gen in de Preanger Regentschappen. In den Verhandl. v. h. Batav. Ge- nootsch. i IX. p. 1— 37. 1823. er ) Over de gesteldheid van het gebergte Gedé, in den Verhandl. v. h. Bat. Gen. t. X. p. 57— 104. 1825. 8 ; erhandl. v %) Geologische gesteldheid van den vulkaan Gede op Java, in d verbandl. v. b. Batav. G. l. XVII. I. Stuk. p. 1 28. 492 Mitte liegt. — Den Manellawangie (Panggerango) ſollen, wie Horner S. 5 ſchreibt, Kuhl und van Haſſelt erſtiegen haben, und nach dieſen fol er 9400“ hoch fein (nach meinen Beobachtungen 9195“); aus wel— chen Quellen H. dieſe Mittheilung geſchoͤpft hat, iſt mir nicht bekannt, auch habe ich nicht das Geringſte daruͤber erfahren koͤnnen. Letzter (vierter) Beſuch des Gebirges. „Ihr Berge, lebet wohl!“ Da ich nach meiner Ruͤckkehr aus dem Malabarſchen Gebirge, wo (im Krater des Berges Vayang) jenen Befehl empfing, der mich nach Batavia zuruͤckrief, — nicht laͤnger in dieſen Gegenden verweilen durfte: ſo beſchloß ich, zumal da ſich Gelegenheit fand, in Geſellſchaft einiger Freunde zu reiſen, meinen Weg über das Gebegebirge zu neh— men und die lieblichen Waͤlder des Manellawangie noch einmal zu be— ſuchen, deren Phyſiognomie ich im zweiten und dritten Streifzuge zu ſchildern verſucht habe. Ich verließ Tjanjor den 9. November und begab mich in Geſell— ſchaft der Herren Graf v. Bentheim und Vermeulen uͤber Sukabumi nach Tjibunar. Wir beſtiegen den Berg um 3 Uhr Nachmittags von Tjibunar aus, — und waren faſt anhaltend in dichte Wolkennebel gehuͤllt. Noch befanden wir uns etwa 2000’ unter dem Gipfel des Gedé, als uns die Nacht uͤbereilte. Bald erloſch das letzte Abendroth hinter dem Salak, und die Sichel des Mondes ſchien kalt in die Thibaudia-Waͤldchen hinein; — meine Gefaͤhrten waren ermuͤdet vom Klimmen und haͤtten faſt den Muth zur Weiterreiſe verloren, als ein feiner Nebelregen an— haltend herabzuſtroͤmen und uns in gaͤnzliche Finſterniß zu huͤllen be— gann. Fackeln wollten nicht brennen, und muͤhſam tappten wir durch das öde Alun-alun, wo dicht neben uns ein Rhinoceros aufſprang; fo kamen wir, völlig durchnaͤßt, erſt nach 8 Uhr auf Gumurru an. Unſerer Verabredung gemaͤß wollten wir von hier am folgenden Mor— gen die Kratermauer des Geds erſteigen, und meine Freunde waren ſehr 493 geſpannt auf den fuͤr fie völlig neuen Anblick eines Kraters; aber leider ſperrten die Nebel alle Ausſicht unerbittlich. Wir trennten uns im truͤbſten Wetter, vor Naͤſſe und Kälte be— bend, in der Mitte von Alun-alun. — Die Herren von Bentheim und Vermeulen gingen nach Tjanjor zuruck, und ich mit 6 Kuli's, die mein Gepaͤck trugen, ſtieg aufwaͤrts zum Krater des Gedé hinan. — Selbſt das Echo, welches auf Alun-alun ſo ausgezeichnet iſt, ſchien in den dichten Nebeln verſtummt zu ſein, und nur leiſe wirbelten die Melo— dien des Waldhorns zuruͤck, welches Graf von Bentheim, nachdem wir Abſchied genommen, zu blaſen begann. Lange lauſchte Ich noch dieſen Tonen, die mich mit Freude und Wehmuth erfuͤllten, bis fie fern und ferner im Nebel verklangen. Als ich, meinen Weg zum Manellawangie verfolgend, über die Ringmauer des Kraters hinſchritt, erhob ſich der Oſtwind, der ſchon ſeit geſtern anhaltend geweht hatte, immer heftiger. — Auf dem weſt— lichen Rande des Kraters hatten wir Muͤhe, uns aufrecht zu erhalten, denn der Wind war zu einem Sturme angewachſen, der mit einer Wuth über uns dahinpfiff, die mir auf Java noch nicht vorgekommen war. Er zerriß die Nebel, durch deren Spalten bald der mit Schwe— fel beſchlagene Schlund des Kraters, bald ein zackiger Felſenkoloß beffels ben, oder ein Theil des Lavaſtromes drohend zu uns herauf ſah. Mit unglaublicher Heftigkeit und Schnelligkeit wirbelten die Daͤmpfe empor, als wäre der Krater im Begriff, von Neuem auszubrechen und wild, ja ſchrecklich war es zu ſchauen, wie die grauen Nebelgeſtalten und die milchweißen Dämpfe des Vulkans, kaͤmpfend durch einander ſchwir— rend, mit Blitzesſchnelle vor unſern Augen voruͤberflogen. Mit dem Ziſchen der Daͤmpfe vereinigte ſich das dumpfe Toſen des Sturmes, der ſich an der Kratermauer brach. Die Thermometer ſanken, ob es gleich ſchon 9 Uhr war, auf 40° (3,5 R.) in dieſem Sturme herab. Dennoch kamen wir, die Pyramide Manellawangie vor uns im Geſichte, wohlbehalten nach Paſſir halang herab, in deſſen Gebuͤſchen der Wind weniger fuͤhlbar war. Als ich etwa die mittlere Höhe des S. O. lichen Abhangs vom Ma: nellawangie erreicht hatte, kam ich daſelbſt auf einen erſt friſch gebahn— ten Weg, der im Zickzack aus der Gegend von Kendang badak hinauf— gearbeitet war, und begegnete bald darauf einer Truppe von beinahe 100 Menſchen, die, mit Aexten, Hacken und Beilen verſehen, vom Berge herabkamen. Ich hoffte von ihnen Lebensmittel zu erhalten und erkun⸗ digte mich ſogleich angelegentlich danach, da ich keinen Reis mehr und nur noch ein Brot hatte; aber dieſe armen Menſchen, welche für der- gleichen Arbeiten nie bezahlt werden, ſondern noch für ihre eigenen Le: bensmittel ſorgen muͤſſen, hatten ſelbſt ſchon ſeit zwei Tagen faſt Hun— ger gelitten. Ich erkannte bald den Zweck dieſer Arbeit; denn auf dem S. O. lichen Rande der Kuppe, die ich um 12 Uhr erreichte, traf ich mehre 494 gute und dauerhafte Hütten an und ſah einen Theil des Waldes nieder— geſtreckt, und an deſſen Stelle auf geebnetem Boden junge Baͤumchen angepflanzt, die Aepfel, Birnen, Pflaumen und Aprikoſen zu fein ſchie— nen. Nun wurde mir die Sache klar. Ein eifriger Landbauer naͤmlich erwartete eine Sendung europaͤiſcher Fruchtbaͤume, um dieſe auf Java anzupflanzen, ſuchte lange vergebens nach einer hoͤher als 5000“ gele- legenen, ſich zur Anlegung eines Gartens eignenden Gegend (wie ſie an den uͤberaus ſteilen, waldigen Abhaͤngen der javaniſchen Vulkane in der That ſelten find), — bis ich im Monat April 1839 den mit frucht— baren Erdſchichten bedeckten und ziemlich flachen Gipfel des Manella: wangie gefunden hatte und ihm davon Kenntniß gab. Die Temperatur auf dem hoͤchſten S. O. lichen Rande des Manel⸗ lawangie war: 12 Uhr — 46 (6,22 R.) in ſtarkem Oſtwinde, 14 Uhr — 489 (7,1 R.) bei etwas ſtillerem Wetter, 154 Uhr — 45° (5,78 R.) im Oſtwinde, der, Nebel vor ſich bertreibend, von neuem blies; das Waſſer kochte zu gleicher Zeit bei 195° *) (72, 44 R.), und die Temperatur in einem 5“ tiefen, verticas len Loche war 50° (8 R.). — Barometerſtand (Minimum) bei 45° frei und 47° fir: 535, 30m im Fortin'ſchen und 236, 70 par.” im Hor⸗ ner'ſchen Inſtrumente. 16 Uhr — 50 (8 R.), nachdem ſich der Wind gelegt hatte. Den 11. November. Vor Sonnenaufgang 42° (4, 44 R.). Es war windſtill, aber der Himmel war nicht ganz heiter, ſondern mit Streifwolken bezogen; in der Tiefe lagen geballte Wolken, durch deren Spalten die Reisfelder des flachen Landes, gleich Tauſenden kleiner Spie⸗ gel, hindurchſchimmerten; der Krater dampfte ſtark. 94 Uhr — bei Windſtille und ſanft benebeltem Himmel frei und fir 55, Barometerſtand (Maximum) im Fortin'ſchen 537, 50 m und im Horner'ſchen Inſtrumente 237, 60 par. n. Höhe hiernach, nach Beobach⸗ tungen um dieſelbe Stunde, am Nordſtrande Java's, 9 Tage ſpaͤter, nach Horner's Tabellen 9326 Fuß. Da dieſe Beobachtungen die ſorgfaͤltigſten ſind, die ich auf dieſem Gipfel anſtellte, ſo iſt das aus ihnen nach der angegebnen Methode her— vorgegangene Höhenrefultat von 9326 Fuß als das richtigſte zu betrach— ten. Die Temperatur in einem 5’ tiefen, engen Loche, das ich im Ins nern der Hütte hatte graben laſſen, blieb unveraͤnderlich 50 Fahrh. (8 R.) ö *) Siedhitze des Waſſers zu Batavia, nach demſelben Thermometer, 2120 (80 R.) 495 Da nun dieſe Temperatur (wie ich nach der mittleren Wärme von 52% (8,89 R.) des 426“ niedrigern Gumurru — S. den 3. Streifzug — bereits vermuthet hatte) hoͤchſt wahrſcheinlich die jaͤhrliche Mittels temperatur dieſes 9326 par. Fuß hohen Gipfels iſt, ſo iſt die Waͤrme— abnahme von einem Grade auf 328°, die ich im zweiten Streifzuge annahm, noch zu gering und muß nach der mittlern Waͤrme des See— ſtrandes bei Batavia —= 80 F. (21, 33 R.) auf 311 Fuß für einen Fahrh. Grad feſtgeſetzt werden (mittlere Abnahme vom Strande bis auf dieſen Gipfel), was im Vergleich mit der viel langſamern Waͤrme— abnahme in den Aequinoctialgegenden Amerikas (für 768“ ein Grad Celſius), ein frappantes Reſultat iſt. — S. oben den zweiten Streif— zug. — Die Schneegrenze wuͤrde demnach auf Java vielleicht ſchon mit 12 oder 13,000“ beginnen. — Leider fehlt es hier an Bergen, welche dieſe Hoͤhe erreichen, denn der hoͤchſte, der Berg Slamat, mißt nur 10,576“ *). Auch der Ophir auf Sumatra iſt nach genauen Ba: rometerbeobachtungen des zu fruͤh fuͤr die Wiſſenſchaften verſtorbenen Dr. L. Horner, der ihn zuerſt im J. 1838 beſtieg, nur 9015 par. Fuß hoch. Ich hatte den einzigen meiner Bedienten, der noch bei mir war, fhon geſtern am N. Abhange des Gebirges hinabgeſchickt, um friſche Traͤger fuͤr mein Gepaͤck von Bodjong-keton zu rufen und dann das Volk vom Suͤd-Abhange bis auf zwei Mann entlaſſen, die bei mir blieben und mit mir (von allen Lebensmitteln entbloͤßt) ſchmerzlich die Ankunft der Bodjong-ketoner erwarteten. Um 10 Uhr endlich kamen dieſe an, um mein Gepaͤck und meine Pflanzen an mitgebrachten Bambusſtaͤben auf ihre Schultern zu laden. In wehmuͤthiger Stimmung verließ ich dieſen ſchoͤnen Gipfel, weh— muͤthig, zu ſehen, wie ſeit der kurzen Zeit, wo er zuerſt durch mich auf Buitenzorg bekannt geworden war, ſchon ſo manche ſeiner einſamen Bluͤthen zertreten waren, und ſchon ſo manches ſeiner ſchoͤnen Baͤum— chen unter der Axt hatte fallen muͤſſen. — Eine bedeutende Strecke ſei— nes lieblichen Waldes aus Thibaudien, Gaultherien, Vireyen, Gnaphalien und Leptoſpermen, in deren Schatten die Primula imperialis blüht, und auf deren Wurzeln die Balanophoren knospen, lag rettungslos ſchon dahingeſtreckt. ) Vergl. die Tabellen, wo ſich die corrigirte Höhe angegeben findet. 496 Einige Tage ſpaͤter mußte ich den ſchoͤnen Gebirgen und ihren ein: ſamen Doͤrfchen, wo ich ſo manchen harmloſen Tag unter zwar einfaͤl— tigen, aber gutherzigen Menſchen zugebracht hatte, den Ruͤcken kehren, vielleicht fuͤr immer. — Schnell flog der Wagen, dem heißen Batavia zu, auf der Poſtſtraße dahin. Die Gebirge traten immer mehr in blauen Dunſt zurüd, So lebt denn wohl! „Ihr Berge, lebet wohl!“ Anhang. Meteorologiſches Reiſejournal zu den Streißügen durch das Waldgebirge Gedé. Junghuhn, Java. 32 — * 8 2 z am = — —— E V. 2 oo 82 ME: | 3 2 S S 3 — — 2 222838 * — — » Dar > 4 252 = = 2 — 2 3 SSS 2 3 2 E E SE = SSE 2 S E 2 2 2 S „ „„ 28 less: 8 , Ort 2|s2|58| SS SS 3828| & Q 3 |» — = 2 2 — S n*+|m 5 5 S288 5 5 = 2 — 22 2 EE SS 2 82 Auf dem hoͤchſten 3 SO. lichen Rande 85 des 29 12 55F. 35. 336,50 Manellawangie⸗ Kegels Manellawangie⸗ kegel, in der Mitte ſeines Centralpla⸗ teau's, nach deſſen tiefſter SW. lich⸗ ſter Gegend hin 29 10 52 | 54 3209,60 9 16 46 18 44 6 | 32 1 51 13 54 5 29116 | 52 17 | 50 18. 37 Manellawangie⸗ 18 35 kegel in d. ſuͤdlichern 6 29 | Bucht d. Central⸗ 1 plateau's bei un 8 48 ſerer Huͤtte | 9 30 10 52 30 12 55 | | 13 | 54 14 | 53 | | | 116 | 51 | | — . 44 | | 31 6 38 I Tiefſte Gegend d. | „ Tue Rica 3 king zwischen Mt ens zwiſchen Ma⸗ N nellawangie und 319 58 | 58 67,70 d. weſtlichen Kra⸗ ö termauer des Gede Hoͤchſter Südrand u RT: der Kratermauer des Gebe 31110 | 62 | 62 340,37 3 = | S 3 5 6 se dia » 8 5 — Meteorologiſche und klimatologiſche r 8, 3.5 Bemerkungen SE 5 | 8: 2a E55] er SE Den 29. Juli vor Sonnenaufgang nach einer 9326 heitern Nacht hatte es auf dem Centralplateau gereift. Die Graͤſer hingen voll Eiskuͤgelchen, und die Plantago- und andern Blaͤtter waren mit Eiskruſten uͤberzogen. Erſt gegen Mittag fingen Wolkennebel an, abwechſelnd uͤber die Kuppe zu ziehen. Gegen Abend ſenkten ſich dieſe 9143 Nebel. Als die Sonne unterging (35° Temp.), £ war der Zenith ſehr heiter und dunkelblau, und in der Tiefe lagen die Wolken thurmartig auf— einandergeſchichtet, hinter welchen aus W. ein — roſig-lilafarbener Schein am blauen Aether hin— Den 28. Juli [war heitres und ſtilles Wetter. 12 auffuhr. Windſtill. Große Durchſichtigkeit d. Luft. | Den 30. Juli vor Sonnenaufgang (noch warf der Mond, welcher aus blauem Aether berab: ſchien, grelle Schatten im Plateau) 29 Fahr., | alſo 3° unter dem Gefrierpunkte des Waſſers. | Alle Pflanzen des Plateau's voll Reif Eis⸗ nadeln am Rande des Baͤchleins angeſchoſſen - und Teller mit Waſſer (die wir abſichtlich aus⸗ geſetzt hatten) durch und durch 14 Zoll dick gefroren (5“ über dem Boden). Doch im Sn: | nern der Wälder war der Thau nicht gefroren. In der Tiefe lagen wellenartig gekraͤuſelte Wol⸗ kenmeere. Von 11 Uhr an zogen, abwechſelnd mit Sonnenſchein, mit Windesſchnelle, doch a ohne daß von uns Wind verfpürt wurde, Wol⸗ kennebel voruͤber. — Nach Sonnenuntergang wieder derſelbe lilafarbene Schein am W.lichen blauen Himmel, wie am 29. Abends. — Luft⸗ ſchatten des Berges. . Den 31. Juli vor Sonnenaufgang bei hei⸗ terem und ſtillem Wetter nur 38 Fahr.; doch deutete der Reif, welcher die Pflanzen und Mooſe des Plateau's bedeckte, eine groͤßere Katte an, die über Nacht geherrſcht hatte. | | Große Trockenheit war bis jetzt in die⸗ I fen Regionen auffallend, und Geſicht, Lippen und Haͤnde waren uns geborſten. Erſt am 31. Juli Abends erſcholl hoch über der Spitze | Gumurru der Donner, und fanfter Regen fing an zu ſtroͤmen mit OSO. Wind, welcher an: haltend bis 3. Aug. I Uhr wehte. | 3 839 Stunde Ort Tag ! In d. Mitte d. Pla⸗ = teau’s Alun-alun, 82 zwiſchen d. Abhang 31 12 d. Geds ud Kuppe Seda ratu 31 18 | 6 Zum Punkt der Firfte 8 10 Seda ratu, welche 1012 Gumurru heißt 14 und dem SSO. 16 lichen Abhange d. 17 50 — Thermometer, n Thermometer, fir Barometer Fortin. Mittlere Temperatur — EN an EN E — 2 2 ge ne = 2 gen 8787 ko = > 523 ZIEH SSS SE SE 2 TAISE 5 2.155 38 388 3282 — 8 8 8 — 2 SS S2 82 Gede gegenüber liegt 1,25 | 10 16 Hoͤchſte mittlere | Kuppe der Firſte 1 Seda ratu Tjibunar, Dorf 6 12 und Paſſangrahan 16 am SWlichen aAb⸗ 18 hange des Gede — 2,20 25 91 16 SE 228 10 16 10 16 Waſſer kocht bei Horner fir Barometer nad) Horner Temperatur Horner Höhe uͤber dem Meere in par. Fuß Meteorologiſche und klimatologiſche Bemerkungen 8540 8900 2746 Den J. Auguſt den ganzen Tag feuchter, duͤſtrer Wolkennebel, der ſich nie zertheilte, und aus dem von 14 Uhr an, die Nacht hin⸗ 5 von Zeit zu Zeit ein feiner Regen her— abfiel. Den 2. Aug. ſchimmerte die Sonne nur ſchwach des Morgens durch die Nebel und bil: dete gegenuͤber in W. einen weißen Bogen; dann daſſelbe feuchte, rauhe Wetter mit feinem Regen, wie geſtern. Den 3. Auguſt. Morgens war der Zenith heiterer, als an den vorigen Tagen, ſeit Mit- ternacht war es windſtill, und in der Tiefe la⸗ gen Wolken verſchiedener Geſtaltung. Die mittlere Temperatur des Punktes Gu⸗ murru auf der Seda-ratu-Firſte ift, nach einem in einem Keller aufgehangenen Thermometer = 51 Fahr. — Die Sohle des Kellers liegt 15 bis 20’ unter dem Boden der Firſte, er iſt aus Steinen gewoͤlbt und mit einem Bambus⸗ hauſe uͤberbaut. — Temperatur blieb darin unverändert (zu allen Tageszeiten) S 51°. Den 3., 4. und 5. Auguſt. Zu Tjibunar: graue, undurchbrochene Wolkendecke, unveraͤn— dert den ganzen Tag, in einer kaum 35007% hohen Grenzlinie am Gebirge abgeſchnitten, alle hoͤheren Regionen verbergend. Vollkommen windſtill. Den 6. Auguſt ebenſo, aber von 16 Uhr an . und oͤfterer Regen die Nacht hin⸗ durch. Den 7., 8. u. 9. Aug. heiter, und das Gebirge des Morgens ſichtbar, aber am 9,, des Vor— mittags, kommt ſtoßweiſe heftiger, wirbelnder Wind aus NW.; um 12 Uhr Wolkennebel, und von 14 Uhr an heftiger ſtuͤrmiſcher NW. Wind mit Regen. Den 10. ſtuͤrmiſcher Wind bei truͤ⸗ bem Himmel. Beaͤngſtigendes Brauſen im Walde Den 11. Aug. Vormittags heiter; von 12 Uhr an heiter bis Nachts. Vom 12. bis zum 16. Aug. am ſuͤdlichen u. ſuͤdoͤſtlichen Abhange des Gebirges kein Regen mehr. Ueber Nacht, bei Sonnenaufgang, heiter und kuͤhl; über Tag graue, in eine Decke ver⸗ einigte Wolken, durch deren Zwiſchenraͤume nur hie und da der blaue Himmel durchſcheint; doch die Grenze dieſer Wolken am Gebirge hoͤher, 502 2 os — 2 | | Es 2 5 3 ** SER 25 5 2 S SS „„ „ 5 S eze & Sp en |: & Ort 35 S S 8 — | — 2 — 20 — 8 In EEE | SSS 8 - | - Paſſir tadar, 3 % „4 | > „ Haſſigraban 5 12 | 76 76 686,00 F I st 2100 er SD Kaki Gunong | | Sella, 1 Kaki | Gunong Pangge— range gegenüber, 11.10 72 72 609,25 | | oberhalb Paſſir | | | | tadar „om be | | | | | Sala Bintana, 1556 fn 8 R | Se Br EL; Paſſangrahan | | am SEW.Ab: 12 8 70 70 684,75 | hange der Seda⸗ | ratu = Firfte ei | | la? e eee ee am nich B. Kapugarang, | 10 68 | 68 679,50 in freier Paſſangrahan am 22 fübt. Abhange der 1,2 22 | 72 1679,15 Luft von 1,60 | 10 | 16 Pre Seda=ratu = Firfte 16 | 71 71 678,00 5 Tagen | 65,9 Mn 48 Eee 6 65 | nach B. 17 10 | 72 72 680,23 in freier | 1475 Luft: | 16 | 75 75 679,00 65,9 | 6 57 [ nach B. 18 10 | 70 70 680,80 6“ ann 1,60 10 | 16 14 | 75 | der Erde 16 | 74 | 74 678,65 67,2 Kapugarang — 6 58 14 | 72 116 23 23 678,0 6 53 20 10 69 69 680,00 2064 F. 16 73 84 7 2 Tjanjor, Deſſa 16 | 84 723,25 in O. 15 g. S. v. 1418 76 1 d. Seda ratu⸗ Firſte 15 6 68 N | . aſſangrahan — — ange 58 19,10 | 71 71 680,20 des Gedegebirges | 503 eine weiße Wolkendecke dicht über den Thal⸗ flächen, deren hoͤchſte, 2000“ erhabene Oberfläche wellenförmig iſt; erſt um 84 Uhr verſchwindet 3525.0 ſie ganz; über dieſer Decke Außerft heiter. 5 Den 19., 20 und 21. daſſelbe heitre Wetter; des Morgens die Luft vollkommen heiter, doch fehlte jene Wolkendecke uͤber dem Thale. Kein Wind, wenigſtens kein regelmaͤßiger. Vom 21 bis 28. nur einmal am Suͤdab⸗ hange des Berges ein nachmittaͤglicher Gewit⸗ terregen; Wolkendecke gewoͤhnlich, durchbrochen; 2950 nur des Morgens ganz beiter. f Vom 7. bis 15. Sept. aber jeden Nachmit⸗ tag, von 15, 16 oder 17 Uhr an, eine oder mehrere Stunden lang heftige Gewitter mit ſtarkem Regen am Abhange und Fuße der Ge⸗ 3130 birge. Zu derſelben Zeit auf Batavia ſeit einem Monate aͤußerſt trocken. Zu Kapugarang in einem 6 Fuß tiefen, weit ringsum beſchatteten Loche, Temperatur: 17. Aug. 6 Uhr 85 — 14 uhr 68 1 2 N 8 . E S 5 * 2 i 2% ı z . 2 . 8 18 Meteorologiſche und klimatologiſche 2 8 |R . ; Bemerkungen 8 8 d 8 A 8 | 2123 | = | — = En Br als an den vorigen Tagen, wenigſtens 5000 2900 Fuß hoch; den 17. und 18. liegt des Morgens (587,5 Toi⸗ ſen) 18. = . 68 1 =. 66 — ı= 674 = = 66 68 Hiernach mittlere Temperatur 67,2 F. 20. Vom 15. Sept. bis 15. Okt. am Abhange und im Umfange des Gedégebirges dieſelbe Wit⸗ terung; nur 10 von dieſen Tagen blieben re⸗ genfrei, an den 20 übrigen traten die gewoͤhn⸗ lichen nachmittaͤglichen Regen ein, während in der Flaͤche zu Batavia (laut dem eingezogenen Berichte) voͤllige Trockenheit herrſchte. 3328 u = = D lo — 2 S. — 2 7 E 8 8 8 5 — — 2 2 2 — Z „ „ 5 5 3 8 2 2 u» | „ZB SSE 285 3 2 BL E - 2 328 = — — KW? E ESE & | SE 8 SE 58 5 5 5 5 88 > 838 2 A2 8 2 je 288 0283 Zjisörum, | 8 | BE eo 12 1,76 76 6700 . des Gede Bayabang, 11512 | 73 73 675,00 | Paſſangrahan am 16 | 75 75 674,60 O.⸗Abhange des 18 68 Gedeégebirges 16 6 61 1 „Kalias tanna, | | Paſſ. am DED.- 16 7 71 71 681,40 Abhange des ee Padakatie, Paſſ. am SO.⸗Abhange Peſſer, Pafl. am SSd.⸗Ab⸗ — — — — — ——— — ͤ äüñ œEÜ—œüWn•eð—— 16 8 71 5 678,30 Sukabumie, am ae des ede (Gumurru) y9| N £ von dem Manel⸗ u; 75 | 75 713,75 | lamangie direkt 16 Tjitjadas, Paſſ. 1 in N. | Nagrag, . Deſſa und Paf- 26 8 | 73 73 722,50 graben . e Tjitjurruk, 10 78 78 72050 | Deſſa und Paſ⸗ 27 7 ſangrahan 16 82 82 718,20 ER 10 73 73 696,78 „ 98112 75 75 695,60 | 6 73 | 73 694,50 | Tanggil, Paſſ. 3 am WN W.⸗ Abh. O des Panggerango 1 1079 79 715,30 ; 10 am Suͤdabhange 29112 75 75 605 40 des Salat 16 73 | 73 694,20 (ſonſt Kiridjeig) „„ 0 10 | 71 | 71 696, 80 16 75 | 75 694,50 | 12 80 80 55 505 ang *ı0d ur 229905 angvaadunmgy aua Meteorologiſche und klimatologiſche Bemerkungen wag an 3490 aduaoc a aauaok tpvu a ¹ae 8 vette 1 Fuß über d. 1 und 7 Fuß ber dem niedrigſten Waſſerſtande des Meeres) — . . . ii ᷑ ÜQꝗBũůlC— — æ ee 3 : EE AEF € 885 8 8 N 5 S2 2 28 2 f a = 85 GE: zE 8: 2 S 2 38 2 = 2 2 = + „"|2 128182 — Es SS SS Ort 1 3 8 38S 2258525 S |,m |, S 3 2 05|1|33 .|13,5 a6 a R | S | 3 535835 a N TEE®T 72 1280 1720,301 7 SEHE 286 9 4 36 83 84 723,50 | t ae e, ere im Hauſe de Grafen von Bent⸗ AK: % 8 4 heim 14 87 ©: | 16 83 183,5 1723,00. „SFF 3; DREIER ERREAS id Snse > vacanın een Der größte der | | Hügel von Paſſir 5 91 81 | 82 [721,70 ajam bei Zjanjor | (Flaggenſtock | 2 zun Buße dies „e 5 ügels, in dem 5 6 82 88 728 tiefſten Stall der Mi⸗ 418 8 Stuterei 23 : -| Tapos, S 12 75 75 694,65 7 Paſſangrahan am 7 14 77 76 694,40 (19,1) WN W.⸗Abhange 17 16 76 76 694,40 des Pangerango 18 74 | 75 69500 Br m Am Süͤd⸗ 6 73 ſtrande Java's ©! 9 87 86 764,35 am ufer der Bai 12 | 85 | 85 762,95 1 Ratu 7114 | 87 80,5 3,35: ˙91 | 153 (NB. Die Barome: 16 | 88 89 761,00 ter hä 2 * Sarentept, die l. |18 | 82 | | | | | 2 | Waſſer kocht bei 507 8 85 3 8 Fi | | Ri 8 8 8 Meteorologiſche und klimatologiſche E 8 a 2 | 5 Bemerkungen 58 & 38 it TER; | Ya *) gleich 321,84 Linien alſo mit dem Hor⸗ 320,60 84 ner'ſchen Inſtrumente: 3““ Unterſchied. 321,70 | 77 1450 }) 321,20 83 320,30 | 83,5 Nach der Bafis feines Fußes berechnet, ift | über ſei⸗ der Hügel 258,0 Fuß hoch; nach der Baſis nem Fuße: von Tjanjor berechnet, liegt er 203,4 Fuß über | 2580 | Zjanjor, und Tjanjor nach der Baſis des Huͤ⸗ — „22 gelfußes 540 F. über dieſem. Die Rechnun⸗ 2 gen der Huͤgelhoͤhe nach der Baſis von Tjan⸗ unter jor und nach der feines Fußes ſtimmen alfo Tjanjor: bis auf 0,6 überein. Alle nach gleichzeitigen | 540 Beobachtungen um 94 Uhr. 1 | | 2660 Des Morgens vor Sonnenaufgang (6 uhr) 338,38 | 86 Diffe⸗ bei 73° war der Himmel etwas bezogen, das 337,70 85 renz Waſſer im Bache hatte 760. — Seewind war nach den Tag über mäßig, aber der Landwind wäh⸗ 336,90 89 Horner rend Sonnenuntergang ſehr ſtark, und obgleich 1,40,“ er uns kuͤhl vorkam, ſtanden dennoch die Ther⸗ M | mometer noch nach Sonnenuntergang 820, 1 1 Nach Angabe des Packhausmeiſters und der L Capitaine auf den vor Anker liegenden Schif— fen kommt die Ebbe und Fluth in dieſer Bai unregelmaͤßig zu unbeſtimmten Zeiten, die Differenz aber zwiſchen dem hoͤchſten und nie⸗ | drigſten Waſſerſtande beträgt 6 Fuß, im Re⸗ | genmouffon wohl 8 Fuß. Die herrſchenden Winde find von 9 bis 94 Uhr Morgens: Seewind, welcher bis 16 od. 17 Uhr ſanft weht; dann gegen 17 uhr 6 u. Nachm.) erhebt ſich Landwind, bis 19 oder 20 Uhr anhaltend. Nach dieſer Zeit iſt entweder noch ) Die mit einem +) bezeichneten Höhen find nach Beobachtungen um dieſelben Stunden (10, 12, 16 uhr) berechnet auf den Barometerſtand an der Bai Palabuan Ratu im October. Nadja mandala | | | | Ei 8 BER FE gE 5 S El | 8 | 25 „„ 2 S SEE E | 28 S S oe Ort — 2 Zum Ss 2 32 2& 2 N as f ja 3 888 a — — — cs a a E58 85202 ® I 8 [2] 9 | Deſſa Bandong, a im Plateau glei⸗ 6 61 chen Namens 92 77 78 706,00 1812 | 82 81 705,00 14 83 e 0800 Paſſangrahan 19 24 77 i n Malabar⸗Tjipa-⸗ 16 | 73 73 672,65 rai, am oͤſtlichen 20 6 | 63 Abhange des Malabar 2 5 D ß... liche Spitze d. Ge- 20 16 | 56 | 55 581,85 birges Malabar 18 | 52 FC 2 Im Krater des 12 65 65 613,80 Berges Wayang 2314 | 66 (tiefſte Gegend 16 | 61 60 612,20 . deſelben) 24652. Im Walde, da, wo der Bach Zjibeur= 24,10 | 70 | 70 655,00 rum in den Zji- N ſankoi fällt 22 Paſſangrahan 6 56,5 Gambung, am 25 10 72 | 72 659,00 \ NW.⸗Abhange des 14 77 | Berges Tilu 116 | 75 | 74 657,00 Hoͤchſter Punkt des „7 10 | r Weges zwiſchen 27 10 85 83 701/00 Tjanjor und Ban⸗ dong, am noͤrdli⸗ | chen Fuße des | Kalkfelſens G. Pabbiaſſam. N Auf dem rechten ufer der Tiita⸗ 2712 85 | 85 737,55 rum (in der Poſt | | x 509 ch par. Fuß, 0 über dem Bemerkungen Barometer nach Horner fir Horner Höhe Meere na | Meteorologiſche und klimatologiſche ſein ſehr ſchwacher Landwind zu verſpuͤren, oder gaͤnzliche Windſtille herrſcht die Nacht durch. Schon in geringer Entfernung von der Kuͤſte (etwa eine Seemeile außerhalb der Bai) iſt dieſer regelmäßige Wechſel zwiſchen Land⸗ und |Scewinden nicht mehr wahrnehmbar, und der Paſſatwind (jetzt SO.) blaͤſt anhaltend. Unveränderlihe Temperatur in einem 6 Fuß tiefen Loche war 73,5 F. i Des Morgens zu Bandong heiter. Gegen 9 bis 10 uhr huͤllten ſich die Berggipfel in 2140 +) Wolken, und die Nebeldecke, die wie ein weißes Tuch das Plateau 20 Fuß hoch bedeckte, iſt — —— — kn ü —ö ũ.U— — I Horner Temperatur | verſchwunden. 3312 Zu Malabar den 19. des Mittags einzelne 7 Regenſchauer, dann ſtarker Oſtwind. Den 20. Morgens bei 63 F. duͤſtre Wolkendecke, welche | die Bergkuppen umhuͤllt. | 7090 +) unveränderliche Temperatur in einem 6’ tie⸗ | fen Loche war — 57,5. — Den ganzen Tag des 20. lag der Gipfel in dichte Wolkennebel | gehüllt, bei Todtſtille des Luftoceans, nur zus 5770,8 +) weilen blies ein Windchen von kurzer Dauer | durch den Wald. — Des Abends ſchien für | kurze Zeit der bleiche Mond durch die Wolken, — — — — die ſich aufheitern zu wollen ſchienen, doch bald | 3 trat ein feiner Regen ein, der bei vollkom⸗ | 4140 ) mener Windſtille die ganze Nacht hindurch ) bis 8 uhr des Morgens anhielt. Die folgenden Tage, bis zum 25., in den 3988,0 7) Gebirgswaͤldern, rund um den Malabar und Tilu, von 11 oder 12 uhr an ſtets duͤſtre Wol⸗ 3 kendecke, doch kein Regen. 2367 +) Nur den 23. von 13 bis 16 uhr am Berge Wayang Regen. 510 r AA ss see = SER 222 9 E . Suse 3 2 8 @ 3 SS BEE 5 — — — >. rer: = Ort 8 8. 5 S S S 2 2 * SSE 282 8 S 2238 S8 2 ss: 5 | 8 | PS essen 5 2 8 N 8 | A J I R — | Sohle der Zi: | | tarum daſelbſt 27121 87 87 744,50 Auf dem linken ö | 5 Bi Ufer der Tjitarum 27 1271 88 88 737,60 f n der Poſt)) | PT ARE | Auf dem rechten | Kar ufer der Tjifokkan 27/13 | 89 89 739,50 (in der Poſt e F Sohle der Tjiſok⸗ 27134 89 89 743,55 kan daſelbſt | —— z I — —U——— — — | —-— — 1 — — Auf dem hoͤchſten 5 . ſuͤdoͤſtlichen Rande des Manellawan⸗ 10.6 45 47 535,30 50 „ 195 giegipfels 17/10 55 55 53/0 5 8 97 83 82 762,55 mar. Waterlooplatz 1712 85 84 761,45 | 212 in Weltevreden 16 80 80 759,90 | (Cuvette 5, uber 0 eee ı Keen der Flache 19,12 | 84 | 83 761,70 | 16 86 85 760,00 | | | [is de | B. init BR rt | Ba E Am Nordſtrande f | | | | | 212 Java's bei Ba⸗ 20 10 | 84,5| 84,51763,55 nach dem tavia (Cuvette 0 12 82 82 762,60 | >. über dem hoͤchſten | meter u. 6“uͤber d. tiefſten | | Waſſerſtande | ) | | 511 Horner Temperatur Meteorologiſche und klimatologiſche Bemerkungen Barometer nach Horner Meereshoͤhe in par. Fuß. Horner Vom 25. Oktober bis 9. November in den Gegenden am ſuͤd- und ſuͤdoͤſtlichen Fuße des Gedé (Tjanjor) hatten an 3 Tagen nachmit⸗ 934 +) ‚tägliche Gewitterregen Statt. Morgens war das Wetter gewoͤhnlich heiter, und erſt von 10 uhr an lagen die Bergkuppen in den Wol⸗ 866 +) ken verborgen, die ſich in einer bald niedrigern (150° über (3000 — 3500’ hohen), bald viel höheren, jen⸗ der Sohle) ſeits 5 und 6000“ liegenden Grenze abſchnitten. 716 +) | 673 4) | | | | | 9320 p . ). Diele Temperatur zeigten die Thermo⸗ nach gleich. meter in einem 6“ tiefen verticalen Loche un⸗ ſtuͤndigen veraͤnderlich zu allen Tageszeiten. — In die⸗ Beobachtun⸗ i 2 En Lage ſer hohen Region anhaltender und ſtarker Oſt ſpäter am wind, Wetter aber ſehr veränderlich und ſtets | Süditrande vorüberziehende Nebel und Wolken. 337,10 al. Beo dach Zu Batavia regnete es vom 15. Nov. bis 336,70 zungen um 15. Dezember etwa an 3 dieſer Tage, waͤh⸗ 336,0 10l. 5, Toi rend 3 frei blieben. Regen kamen in der Re 337,10 FLoiſen Mit- gel des Nachmittags. Erſt den 8. bis 10. Dez. 33080 tel 323 hier: fing der We ſt (NW.) Wind wieder an vorzuherr⸗ 337,40 337,10 | Compaßrichtungen. Viſirt: 8 Von | nach Ing. 29. Juli: | Gipfel des Manellawan⸗ auf gehende Sonne im Horizont des O. 190 gen N. gie, in der Wing Meeres (Centrum) as Sa 2 — — Gipfel Gajak des Berges Salak . 140 g. N. — — Gipfel Tjiapus des Berges Salat W. 1740 g. N. L auf dem NW. Rande Megamendong, hoͤchſte Kuppe N. 25° g. O. 2 — — Bodjong keton, Paſſangrahan N. 310 g. W. — Mitte des Berges Kotojang N. 150 g. O. — — — * Panggerango-Ruͤcken: Punkt, wo er 7 fih nach W. umbiegt NNW. ri hoͤchſte kegelfoͤrmige Spitze NW. l Rand der Krat des weſtlichſter Ran 8 ratermauer des Z 40g g. O. — auf dem SO. Rande — Ei hoͤchſter Kraterrand des Gedé S. 420 g. O. ER oͤſtlichſter Rand der Kratermauer des © we S. 570 g. O. fe iſolirtes Stuͤck der Kratermauer Gu⸗ ze nong Rompang bi — — Solfatara oberhalb Kendang⸗badak S. 530 g. O. S. 64 g. O — Mitte des neuen Kraters (Eruptions⸗ N kegels) im Gebe S. 400 g. O. 513 Viſirt: Von | nach in Gipfel auf dem SO. Rande weſtliches Ende von Alun-alun hinter S. 320 g. O. dem Gedé — 1 — hinter dem Gede Gumurru, Punkt eines Bergrückens Z. 370 g. O tiefſter Grund der Kluft zwiſchen Pang⸗ gerango und Sella — auf dem S. Rande 580g W. dieſer Kluft Yaffangeaben Tjibunar — die letzte hohe Kuppe des Sella neben S. 480 g. W. E. 205 . . Gipfel des Manellawangie Gunong Zierimai bei * 8. 44e 8. E. Punkt (weſtlichſter) auf der Sedaratufirſte: Gumurru — Gajal des Salak - Kuppe Tſtapus des Salat W. 1730 g. N. W. 200 g. N. weſtlichſte 18 de Firſte Gunong I. 100 g. N. Punkt, wo am ſuͤdlichen Abhange des Manellawangie der Gunong Sella ent- W. 500 g. N. — ſpringt. Ka * — 82 i linker l 8 W. 500 g. N. e ER Me: rechter Bas Manellawangie W. 54} 5. . N. — des 888 00e bb rage des Gede N. 271° —— W. : ae e r das Gedé N. 8 g. O F die Mitte des Gebe, die ſich dem Gu⸗ N. 200 g. W. murru zukehrt, etwa: linkes (weſtl.) Ende von Alun-alun an (öftl.) Ende von Alun-alun Höchfr Kegelberg in Bantam SGunong Manellawangie 3 (Mitte) Kuppe Salak des Salak ran Gajak W Salak Kuppe Tjiapus des Salak Bluitenzorg (Eon) Junghuhn, Java. N. 620 g. W. N. 310 g. O. W. 281 g. N. S. 450 g. O. S. 3310 g. W. S. 310 g. W. S. 360 g. W. 33 514 Viſirt: —— ll!!! . | nach in a 20 weſtliches Ende des Panggerango S. 359 g. O. Tjibogo Gipfel des 8 angie, linker S. S. 35 Sa: Gipfel des Manellawangit, rechter S. 3⁴⁰ . . . ͤ | 3: > — Kuppe Gajak des Salak S. 671 g. W 23 Kuppe Tjiapus des Sti S. 731 g. W. 7 5 Pontok Gebe Bi ©. 51° 9. W. — IR: Sala a. Gadok 2 S. 85 g. W. C Lee: . ELERE ipi N. 500 n 91 hoͤchſter S. Rand des Gunong Kotojang S. 50° g. O. =; höchfte Kuppe des Megamendong S. 75° g. O. — — — FB > die ſchroffen hohen Bergwände, welche der See umgeben d SO. und O. — ͤ (K — — — — Telaga woͤrna = T ee Baan dh flach auslaufende Ufer NW. und N. Tjiceroa, Landhaus ga 5 Wanella ange, Witte a S. 205 9. O. e — Be 5 *hoͤchſte 5 des 1 S. 105 92 2. * Kratermauer des Gedé (Mitte) S. 30% g. O. . * Gunong D S. 40° 8 — e oe 1 Paß über den Megamendong wi O Sd. ie: = x höchſte Kuppe des Megamendong S. 850 g. O. ee rk — Pallangrahan Tapos Kuppe Gajak des Salat — W. 30 g. N. 5 — Kuppe Salak des Salat W. 30 g. N. — Kuppe Tjiapus des Salak W. 80 g. N. 515 Viſirt: | nach 9 in hoͤchſte kegelfoͤrmige Spitze des Pang⸗ S. 550 g. O. Paſſangrahan Tapos Paſſangrcbm Bodſong |höchfte kegelförmige Spise der Pang⸗ S. 210 g. O. — ðsñ:ꝑ—ͤ— . ll — — gerango 12 öftlichftes Ende des halbkreisfoͤrmigen B Ruͤckens: Panggerango S. 57 g. O. Palaſt von Buitenzorg W. 530 g. N gerango-Firſte weſtliches (ſcheinbares) Ende der Ppang-[S. (oder S. 8° gerango = Firfte or g. O.) Kuppe Manellawangie (Mitte) S. 2840 g. O. Gunong Kotojang, 5 Pate ſuͤdlicher 8 Ran * en hoͤchſte Kuppel 15 über dem Telaga woͤrna O. 170 g. N. Paß uͤber den * 5 Palaſt von We W. 360 g. N. 12 e Pontok Gede N W. 369 g. N. Landhaus Eſikoppo 8 N. 60 g. W. 5858 3 ot des Salak 2 W. 20 g. S. ; N Kuppe Salat des Salat W. — 1 Kuppe Tiiapus des Salak 0 W. 21 g. N. Gunong Salak (Milte) W. 35° g. N. Sunollg Halimon 3 W das linke Ende der Panggerango⸗ Firſte, — 2 die hinter dem Sella bervorragt N. 60 g. O. das linke Ende der Sella-Firſte N. 17° g. O. das echte Ende der Sella-Firſte [N. 260 g. O. Adie Mitte des Gipfels vi vom Manella⸗ I. wangie (hinter dem Sella) tiefſte Gegend des Verbindungsruͤckens!, zwiſchen Manellawangie und Gede N. 25% 9 O. . 310 g. O. 1 Von | RE nach 5 I in Paſſangrahan Tjibunar hoͤchſter Rand des Gede N. 419 . . — „ Ft bon ns . 48 g. B. — re V. 47ü 9. O. ung kahn Kapiägtan 54 8 875 Bunong Manalgvarg 2 S. 130 9. O. wear; 5 en * Sunong Krikil 8 S. 390 . —— — — Sukabumie oma S. 28° 9. W. weſtlicher Rand der Seda-ratu- Firſte N 3 (Gumurru — = I; oͤſtlicher Rand der Seda-ratu⸗ Biene N. 9,0 . 8. mie: ee Gipfel des N ed Witte) N. 1006 W. Zr = linkes Ende des Sunong Sella N. 26° £ W. die Kluft, 17 welche 8950 Weg ben janj ſchen dem Abhange des Geds und dem ee ZUR Vorgebirge Gunong Peſſer nach Tji— N. 550 g. W. ee führt m Mitte. 5 Firſte Seda ratu W. 150 g. N. * mellepanbie (Mitte) W. 209 3. * Paſſangrahan Padjed f Wende wngte ( (Mitte) W. 150 g. S. = 5 w 2 | nere es W. 230 g. S. — = E |. ** ER ai — W. 205 g. N. = lag Megane (Mitte) > NW. Yaffangrahan Ziibeusum en Gunong Henpeng . Br zen a m finnischer Rand des r W. 15° g. S. Yaffangrahan n Bapabang er: O. 15° g. S. * * linker Rand des Gebirgsgipfels 2 Von | nach | in Paffangrahan Bayabang — rechter Rand des Gebirgegipfeis Paſſangrahan Kalias tanna RE Padakatie Mitte der Seda-ratu⸗ Firſte Mitte der Seda-ratu-Firſte Mitte der Seda⸗ratu⸗Firſte (Gunong Gebe) 2 öftlichfte Kuppe Pubbut des ſuͤdlichen Vorgebirges Paſſangrahan peſſer er Mitte des Gebirges (Gedé) Suͤdliches Ende des Paffir Bogor Tjitjurruk 1 = linker Rand D. 31 % N. Gedé, hoͤchſter Rand Gumurru, hoͤchſter Rand Sajatfpige des Salat eie e N Salat (Mitte) A (Mitte) Siitjurut 00 1 — | Manellawangie (Mitte) 518 Viſirt: Von | nach | in EN ehem a ee ©. 385 9. O. ein kleiner kein parte links, dicht S. 400 g. O. eu en Zijanjor — * | das Haus Sorojol W. 250 g. S. paſſangrahan Tanggil Paſſangrahan Zjikoraijat und Mitte 8 des Gipfels Salak W g. N. — — Paſſangrahan Tapos | OND. u Er 7 linkes Ende des ne d. 10 9. ©. ee 2 rechtes Ende des Pang etc O. 250 g. S. Tjanjor la | Mitte des Manellawangie ur W. 190 g. N. — rechter Rand bam 8 Bergrücens W. 1640 5. N. ne I. 5 linker (höͤchſter) Rand deſſelben W. 12° 9. N. ra . Se Ka: Höchſte (von hier ſcheinbare) Kuppe dees Vorgebirges Peffer . 340 5 . die Tjanjor zunaͤchſt gelegene Kuppe 35 | a dieſes Vorgebirges * N. 30 g. O = | Paſſangrahan Bayabang W. 170 g. N. — 2 — — — — — ba ſuͤdliches ſtumpfes Ende des Lava ſtroms Paſſir Bogor W. 1 a ©» 71 Gunong Pubbut (die ſpitze Kuppe) *) W. 260 g. S. Gunong Kandjinnang (Rücken, mit dem a — Pubbut zufammenbängend) 82 2 g. S. ram! Paste ajam, Flaggenſtock der Stutery ©. 70 g. O. ) Hart an deſſen noͤrdlichem Fuße fuͤhrt der Weg nach Sukabumie vorbei. — Liegt „ MM Mn teer, WM N WMW Mane n M M MM „ M NN MN n „ „ „n „% NN „N u MN „ M urn 8 . Druckfehler und Verbeſſerungen. ite 13 Zeile 3 von unten ließ Echeneis ſtatt Echineis. ‘ "6 .9 v. oben I. heimathlicher ft. heimelicher. 36 Z. 9 v. oben iſt das Komma hinter Hibiscus zu ſtreichen. 40 3. 14 v. unten I. Yagerftrömia ft. Lagertrömig. 42 3 6 v. unten und in der Anmerkung I. Lemna ft. Lemma. 7 3. II v. unten l. Beljebteſte ft. beilebteſte. 75 Z. 12 v. oben iſt zu citiren: af. 1. Fig. 1 u. 2. * 82 Z. 7 v. unten l. Ipomoea ft. Ipomeca, 87 3.8 v. unten I. hoher ft. hohen. 90 3. 1 v. unten ifi zu citiren: 9 0 25 . 25 v. oben iſt zu citixen: Taf. i 98 Z. 2, in der Note des 1 915 Rottboellis ft. Rotthorlia. 122 3. 6 v. oben iſt zu citiren: 123 Z. 3 v. oben iſt zu citiren: Taf. 12 v. unten l. neuen ft. neue. = >» 1 v. u. if zu citiren: Zaf._6. 127 3. 10 v. unten iſt zu citiren: Taf. 7. 128 J. 1 v. unten l. 15,555 ft. 15,56 5 ni 133 Z. 15 v. unten iſt zu citiren: Taf. 136 J. 4 v. oben l. Woͤlbung ſt. Wolverität. * 136 3. 7 v. unten iſt zu citiren: Taf. 9. 137 3. 14 v. oben iſt zu citiren: Taf. 6. ” 148 Z. 10 v. oben I. Älchemilla ft. Alchemilia 149 Z. 21 v. oben l. Viola ſt. vila. 154 3.5 v. unten l. Er ft. Es. 163 Z. 15 unten l. Erythrina ft. Erithrina. 173 3.4 v. unten l.-Fig. 2. ft. Fig. 1. 174 3 10 v. unten l. deren ſt. der. 175 v. v v . 2 v. oben l. entfalten ft. enthalten. 4 „l. erinnernd ft. erinnern. v. v v v 178 3. 12 v. oben iſt zu citiren: Taf. 3 186 Z. 19 v. oben l. Taf. 12 ſt. Taf. 2 187 Z. 5 oben l. e ft. arugung, 189 3.3 v. unten I. Taf. 18. Fig ſt. Taf. 15. 194 Z. 4 v. unten l. zu fehliegen gt. 7 198 3. 14 v. unten l. 6517 ſt. 6.517. 200 1 b. oben I. 000g. 202 Z. 12 v. unten l. 7000 ſt. 7 204 3.2 v. oben l. 6085 ft. 6 085. und 3. 3 v. oben l. 6517 ft. 6.517. 205 Z. 10 v. oben l. 3990 ſt. 3.990. 206 3.2 v. oben l. Jgh. ft. Jgt. 208 Z. 25 v. unten l. gegen ſt. geben. z 16 v. nnten l. 7028 ft. 7.028. 209 Z. 9 v. unten feße „man“ hinter „findet“ 210 Z. 6 v unten l. Säwerelmwafleritoftgas ft. Schwefelſtoffgas. 212 7 v. unten l. 5300 213 Z. 22 v. oben l. 5497 ſt. 5.407, und 3. 23 v. oben I. 5687 ft. en: 224 Z. 12 v. oben l. 50007 ft. 5,000. 242 5 17 v. oben l. Schwefelwaſſerſtoffgas ft. Seelen daes 247 Z. 9 v. unten iſt das Komma hinter * ſtreich 256 3. 11 v. oben und 260 3. 24 v. oben I ithlon ft. Lythion; ebenſo S. 263 Z. 20 v. u. 263 5 v. unten l. noch ft. nach. 254 3. 11 v. oben, und S. 262 Z. 16 v. unten l. Amidon ft. Amydon; ebenſo S. 267 Z. 6 v. oben und Z. 8 v. unten. 267 8. 4 v. unten I. Chlor⸗Calcium ft. Chlor⸗Talcium. . 14 v. unten l. a pr ilicifolius Acanthusi 1 282 Z. 20 v. unten iſt das Komma hinter 'Asplenium zu ſtreiche 289 3. 22 v. unten I. Balanophoren⸗Gattung ft. Balonophoren: Gattung. 292 fſt die Seitenzahl irrig als 290 angegeben, u. ſtatt 292 l. 203. 301 3. 16 v. unten l. thalictroides ft. thalistroides. 308 3. 4 v. oben l. Dio iodono ft. Djojodoro. 311 3. 6 v. unten l. 7 600 8 l ft. Gelenkenknotig aufgeſchwollene. 319 3. 28 v. oben I. N A ; un 3 v. oben I. 23,55 ft. 25,36. eh ar at 321 3: 14 v. 8 I, Telemojo ft. „ ebenſo 3. 11 v. unten. 2 g 13 v. o. iſt „als“ zu ſtreichen. „ Mn „n „„ W „„ wu 342 3 19 v. unten I. Arctomys fi. Azetomrs. 351 3. 12 v. unten l. Bruguiera ft. Bruquiera. 368 iſt die Seitenzahl irrig als 369 angegeben. 371 Z. 15 v. unten l. innere ſanfte ſt. inneren ſanften T 58 375 3. v. oben l. haben ft. hab 386 Z. 14 v. oben l. 16,440 N ſt. 120 R. 426 Z. 5 v. unten l. ſchaukelt ſt. ſchunkelt. 428 Z. 15 v. unten l. Der t ep . 430 Z. 3 v. unten l. 1 eee t Nele 6. Sem = 2 onoli olonit 434 8. 8 v. oben 1 den ſt. d 435 12 v. unten I. Alting 5 At. Althingiana, 449 3. 4 der Anmerkung v. unten I. Haßkarl ft. Haßkerl. 461 iſt di ie Seitenzahl irrig als 426 angegeben, 464 364 479 3. 20 v. unten l. ‚ab ft. ob 484 3 M v. oben 1. 2,22 R. ſt. 22,2 R. 491 23 v. oben l. 135877 ft. 13,587”. 492 Z. 23 v. unten l. hinter wo: ich. war. j — = u { N * A £ . 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