Hahndel, Samuel

lieber die gegen den Götterglauben gerichteten Schriften Lukians von Samosata

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St. Polten.

VERÖFFENTLICHT AM SCHLÜSSE DES SCHULJAHRES 1875.

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ST. POLTEN.

Druck von FriedricJi. Sommer.

1875.

Zwölfter

Tahres-bericht

St. Polten.

VERÖFFENTLICHT AM SCHLÜSSE DES SCHULJAHRES l8'75.

ST. POLTEN.

Druck von Friedrich Soiinn»M-

1875.

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Selbstverlag der Anstalt,

lieber die gegen den Götterglauben gerichteten Schriften Lukians yon Samosata.

-laicht ohne triftigen Grund lässt sich die Frage aufwerfen, was Lukian bewog, zu einer Zeit, wo der Glaube an die alten Götter ohnehin so sehr erschüttert war, eine Keihe von Schriften gegen die- selben zu verfassen und namentlich die in den Mythen enthaltenen schon so oft und so lange vorher bemerkten Widersprüche mit so rastlosem Eifer hervorzusuchen und als lächerlich darzustellen. Schon in dem Anthropomorphismus der griechischen Eehgion an sich, den die graue Vorzeit und die ältesten Dichter ^) geschaffen, der aber bereits die zweite Entwickelungsepoche einer Naturreligion bezeichnet, lagen die Keime des Verfalls, und frühzeitig waren die inneren Wider- sprüche desselben von Philosophen ^) und Dichtern direkt oder indi- rekt bekämpft worden. Der Philosoph und Dichter Xenophanes von Elea und andere, die in seinem Sinne schrieben, nahmen zu den Mythen eine gegnerische Stellung ein ^); nicht minder zeigte sich in dem weitverbreiteten Streben anderer Philosophen '^), die Mythen

1) Herodot 2. 53.

2) Plato de re publ. X. p. 607 B: iraXaia zic, Siacpopa cpiXoGocpic{. ts zai

^) S. Schwegler, Gesch. d. griech. Philos. 2 A. 78. Vgl. das Fragment des Xenophanes bei Sext. Empir. (p. 431 Bckk.):

oaaa uap' av^pwTTow.v bvsiSsa xal (j^ofoc £?tv, zXsTCTstv (JLor/sDSLV TS xat aXXVjXooc; aTuaisusiv. *) Wie Metrodor von Lampsakos. Vgl, Plato Jon p. 530 C u. Lobeck Aglao- pham. I, 155 ff.

1*

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allegorisch zu erklären, die Unzulänglichkeit der wörtlichen Mythen- deutung. Auch hatte der dritte grosse Tragiker durch manche frei- sinnige Aeusserung '") das seinige dazu beigetragen, das Ansehen der griechischen Götter zu schwächen, und es ist bekannt, wie wenig die Weise des Aristophanes, die Götter auf die Bühne zu bringen, die Autorität derselben zu befestigen geeignet war. Vorzugsweise aber musste die nationale Keligion mit dem Untergänge der nationalen Selbstständigkeit an Bedeutung verlieren, und es konnte naturgemäss erscheinen, dass ein .Euhemeros, der um 310 v. Cr. lebte, m seiner i£pa avaYpa'fTj die alten Mythen mit einem entschiedenen und con- sequenten Rationalismus analysirte, der von der gewohnten poetischen Auifassung himmelweit entfernt war ^). Und dass von dieser Zeit bis auf Lukian herab der Auflösungprocess nicht stehen geblieben war, sondern sich weiter vollzogen hatte, geht aus der römischen nnd griechischen Litteratur dieses Zeitraums, namentlich aber aus einer Fülle von lukianischen Stellen hervor.

War nun die hellenische Götterwelt, einem natürlichen Ent- wicklungsprocesse folgend, längst von ihrer idealen Höhe herabge- sunken, wie konnte Lukian, ein Mann, der sowol selbst Geschmack genug besass, als auch das ausgewählteste Publikum zu seinen Lesern uiid Hörern hatte, eine so vielfache und energische Destructions- arbeit gegen dieselbe betätigen?

Jener gründliche, rastlose Eifer, immer neue Schwächen, immer neue Widersprüche in den Mythen zu entdecken, muss seine guten Gründe haben und ist dadurch, „dass durch Hadrian und die Anto- nine besonders in Griechenland und im Orient noch einmal eine Art von künstlicher Orthodoxie in diesen alten Formen des Heidentums bewirkt war" "), noch nicht hinreichend erklärt. Auch vor und nach dem genannten Zeiträume waren die Formen und die äussere Gestalt des alten Kultus herrschend , vermittelst der Macht der Gewohnheit und des jedem Ceremoniendienste innewohnenden Reizes^ ^), und Lu- kian hätte bei seiner Anlage und seiner schriftstellerischen Richtung

^) Vgl. das Fragment bei Luk. Jup. trag. 41:

op^-C Tov ü((joö TovS' (XTCsipov al^spa

%al YV 7:£p'4 s/ov^' D'j'pa'^c Iv ocYTcaXaic;

toOtov vöivIb Zy^va, t6v§' rf{oü ^sov.

6) Cic. de nat. deor. 1. 42. 118.

7) Preller in Pauly's Eeal-Encjcl. IV. 1172.

^) Jakob, Charakteristik Lukians von Samosata 145; vgl. Luk. Tim. 4.

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gewiss auch zu einer andern Zeit den Kampf gegen die Götter auf- genommen.

Dazu drängte ihn mit unwiderstehlicher Gewalt vor allem das- selbe Streben, das ihn auch antrieb, das ganze Scheinwesen seiner Zeit, wie es sich in der Litteratur und Khetorik und namentlich unter den Philosophen zeigte, zu entlarven. Wo irgend etwas seinem Wesen nach lügenhaft und hinfällig war, die innere Schwäche jedoch unter einer blendenden Scheinhülle zu verbergen suchte, da lüftete Lukian, zumal wenn es sich um einen Wahn handelte, der sich der grossen Menge bemächtigt hatte, schonungslos die gebrechliche Hülle und eröffnete seinen Zeitgenossen einen wenn auch oft unliebsamen Einblick in das Innere desselben. Wie er die ganze Niedrigkeit und Verworfenheit jener Leute, die sich Philosophen nannten, in einer Keihe der trefflichsten und drastischesten Bilder '^) darzustellen sich bemüht und dabei niemals ausser Acht lässt, auf die äusseren Merkmale derselben, den Philosophenmantel und den langen struppigen Bart spöttisch hinzuv/eisen, welche Aeusserlichkeiten das einzige sind, was jene mit ehrlichen Philosophen gemein haben, so war Lukian auch bemüht, die alten Götter der Mythe, welche, so sehr sie auch mit der Zeit an allgemeiner und ausschliesslicher An- erkennung verloren hatten, immer noch die Grundlage der religiösen Anschauungen der Menge und des öffentlichen Kultus bildeten, noch einmal in ihrer ganzen Nichtigkeit hinzustellen. Die wahre Bedeu- tung der alten Götterwelt begriff" man seit lange nicht mehr, der Kultus war eine blosse Form, etwas äusserliches ohne Innern Wert, das ganze Religionswesen war hohl geworden und glich den von aussen schönen, von innen aber wurmstidiigen Gebilden eines Phidias und Praxiteles, von denen Lukian gewiss nicht ohne ernste Bezie- hung sagt ^^): oiQ Tooc Ys ^'EXXr^va^ (\)£o6c) opcj-c; ottoioi slcji, ycf.^i- eVTSc |X£V 7t at soTTpocj (OTTO i 7. 7. t xaioc TS)(vrjV iGy^'qiLCf.zia- (jLsvot, Xi^ivoi §£ r] jcCkxrji 6[xo{co(; ocTravTs^ r] oi y^ TroXoTeXsgaioi auTwv sXs^dvnvot öX^yov oaov xoö ")(f>oaoö aTrogiXßovisc;, wc; sTrixsypö)- a-ö-at %rfX iTT'rjXuYdoO'ai (iovov, id oe svSov otüo^oXoi xat odtoi, {xocöv dy^Xac oXac £{X7coXit£üo (Jisvac ax£7co vtec. ^^) Dass aber jene Scheingötter trotz der vielfachen bestandenen Anfechtungen

^) Vgl. namentlich das Convivium. 10) Jup. trag. 8. »1) Vgl. Soran. s. Gall. 24.

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noch existirten, noch existiren konnten, das musste sie dem bittern Feinde der Scheinphilosophen, Scheinpriester und des ganzen Schein- wesens verhasst und zum Gegenstande eifriger Verfolgung machen. Mit der bezeichneten Neigung Lukians im engsten Zusammen- hange steht sein ausgesprochener Hass gegen die Lüge und sein unwiderstehlicher Trieb nach Auffindung und Verbreitung der Wahrheit. Wenn ersieh im Piscator c. 19 und 20 IlappYjaia- 57]? 'AXrjö-Lwvo? TOD 'EXsY^'-^tXsoo? und 'fiXa^r^^rj? nennt und wenn er daselbst c. 20 von sich sagt: M'.aaXaCwv £i|xi %rßX (j^i^oyötj? zal (xiao-

(|)£ü§Tj? %oX •J.tCJOTO'.pOC Vta'^ [XIGÄ TüäV XO TOlOOTwSsg £l§0? TWV {j.iapwv

avO-ptoTucov, so zeigt er uns allenthalben in seinen Schriften ^'^) und auch in seinem Leben ^'^), wie sehr er jene Attribute auch verdient. Tritt die Lüge prätentiös auf oder widerstreitet sie in massloser üebertreibung aller Wahrscheinlichkeit und Berechenbarkeit, dann bekämpft sie Lukian mit dem ihm angeborenen Spott ^^). Nichts aber ist unwahrscheinlicher und unberechenbarer als das sogenannte Wun- derbare und Uebernatürliche, es ist daher nichts seinem Spotte will- kommener als dies; und da namentlich die Poeten in der Ueber- schwänglichkeit ihrer Phantasie sehr häufig den Weg der nüchternen Wahrheit verlassen, so wendet sich seine Satire allenthalben in sei- nen Schriften gegen sie. Lukian nennt sie ijj.ßpovuTjioL Troir^rai i^), {xe^aXoToXpLoi 1*^), er spricht von einem vtairvoc; ttoltiTixo;; ^'), bezeichnet den Homer als tov Xr^pov i7,£lvov Tzovqzr^v '^), als einen avrjp to^Xo? xat YOYj?^^), sYYpacpij) T(j) ^B6^imzi xs/prjpivoc; ^o^ Auch Hesiod kommt

^2) Sehr bezeichnend ist die der Vera hist. vorausgehende nachdrückliche Betonung, dass alles was folgt, Lüge sei. C. 2: . . . . Zzi (J^soapLaTa TüoixiXa Tüidavü)? Ttat svaXr^^w? £4£VrjV6*/a(X£V .... c. 4: ... oStw S'ocv [XO*. 6o%ö) %yl tyjv Tuapa twv aXXoiV xar/iYop'l7,v £7/^üY£^-V auzo^

G{I0X0YÖ)V {JL'/]B£V aXT^O-E? X£Y£lV . Ypa'fCO TOIVOV TCSpl WV \Lr^Zc £iSov

{x'/JT£ iTiat^ov {xr^'C£ Tuap'aXXcov iTuo^opLTjV, Iti SI (A'i^t£ oXw? Övccov {xf^'ü£ TY]V ap/YjV Y^vi^ö-ai Sovapivtov . Sto S£l xoo? IvxüyX^'^^'^'^^^ {XTjSapLw? 7üig£6£iv a'kotc;.

13) Vgl Alex. 57.

1*) Hermot. 51.

15) Tim. L

16) Hermot. 74. ") Tim. 1.

18) Somnium s. Gall. 6.

19) Biss acc. 1.

20) Philopseudes 2; eine Stelle, die sich auch auf Herodot und Ktesias be- zieht. Vgl. noch Dial. mort. 16. 5, die Einleitung in die Vera hist.

nicht am besten fort. O'iet vöip, fragt Kronos den Priester 21), tov ;rot{jiva Ixslvov, tov aXaCova, u^ik^ tt tzz^A epioO siSsvai; So verspottet Liikian gerade die unglaublichsten aller Mythen, wie die von dem deklamir enden und sogar prophezeienden Eosse des Achil- leus 22), von dem redenden Kiel des Schifles Argo 2^), von den herum- kriechenden Kinderhäuten und dem am Spiesse steckenden brüllen- den Ochsenfleisch 2^), die Verwandlungen des Proteus 2^), die Geschichte von dem verbrannten Flusse Xanthos 2^^), die merkwürdige Verwand- lung des Tiresias '-^), die schwimmende Insel Dolos u. s. w. Den von Homer ^s) berichteten Plan der beiden Eiesenknaben Othos und Ephialtes, den Ossa auf den Olymp imd oben darauf den Pelion zu setzen, führen in Lukians Charon die beiden eTrtaxoTüoövTs? wirklich aus. Charon will dem Hermes die Möglichkeit eines solchen Begin- nens freilich nicht glauben, aber dieser erwidert: ISiwtrj? ^ap si, w Xdpwv, -KOLi f^nK^ct. ^zolr^zl%rJ<;. b hk '(s.'jvdZoiq ^'Ojxrjpo? oltzo Soolv giyoiv aoTiTta T^pLiv ajJLßaidv lizoirps. tov orjpavov, ootw paSiw^ aoVTi^&t? ta opYj. Trägt doch Atlas den ganzen Himmel und konnte ihn doch Herakles ablösen. Gehört habe ich davon, entgegnet Charon, ob es aber wahr ist, magst du, Hermes, und die Dichter wissen. Darauf sagt Hermes mit Ironie: aXyj^sgara, w Xdpcov. r] tivoc ^dp evsza aocpot dvBpsc £(fs6SovTo dv; und wirklich bauen sie nach Homers Vorschrift, aber das Gebäude ist noch zu niedrig; {xetati^si lov OIty^v, sagt Hermes,

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und Quomodo hist. etc. 8, wo von der historischen Wahrheit im Gegen- satz zur ungezügelten dichterischen Freiheit die Eede ist. Sat. 6.

Somn. s. Gall. 2: o toö ^Ay^LWiiüc, Ttttto^ 6 Edv^oQ piaxpd yaipeiv cppd'ja«; T(]) '/psixstiCeiv Sgr^xsv iv {xsiqi ttj) 7toX£[xq) StaXsYöfJ-svoc eV/j oXa pa4*(i)§c5v, ooy woTusp £710 vöv dvso tcuv {xsTpwv, dXXd %ai_ IfJLaVTsosTo sTtelvo? xat td {xsXXovra 7cpo£i>£07riC£ xai ooSev ti 7:apd5o5ov £S6%£t,"^oi£lv u. sT^. vgl. Honi. II. 404 fF. " Luc. a. a. Ö.; vgl. Apoll. Argon. 4. 582. Luc. a. a. 0.; vgl. Hom. Od. 12. 394.

Dial. mar. 4: iSwV £i§0V, sagt Menelaos zu Proteus, oKkoi. TCpdYpia T£pdgtov, TOV auTÖv Tröp %at 55a)p Y^VEO-ö-at. Vgl. Hom. Od. 4. 456 ff. Dial. mar. 11; vgl. Hom. II. 21, 361 ff. ib 28; vgl. Apollod. biblioth. 3. 6. 7. Od. 11. 311 ff

Vgl. noch ib. c. 6 f., wo Hermes dem Charon gleichfalls vermittelst einer homerischen Formel (II. 5. 127 f.) es möglich macht, von der Höhe der

8 -

Bei seiner Neigung, das Sonderbare, Lächerliche, Widerspruchs- volle, Uebertriebene zu verspotten, mussten sich ihm auch die Mythen von den Göttern, welche die bezeichneten Züge in einem noch er- höhten Masse an sich tragen, als der willkommenste Stoff zu kurz- weiligen Betrachtungen darbieten, wenn er nicht etwa Scheu trug, die Keligion als ein von Alters her überkommenes achtungswürdiges Institut in den Bereich seiner Satire zu ziehen. Aber er hatte für sie so wenig Schonung, dass ihm von vielen Seiten vorgeworfen wird, er habe aus blosser Spottsucht in leichtsinnigster und frivolster Weise einen Glauben zerstört oder wesentlich zerstören geholfen, an dessen Stelle er nichts anderes zu setzen hatte. Doch Lukian ist weit ent- fernt davon, den Tadel der Frivolität und des Leichtsinns zu ver- dienen. Schien ihm einmal das ganze Eeligionswesen auf Unwahr- heit zu beruhen, so musste er schon ebendeshalb ein Feind dessel- ben sein, und er war auf die Zerstörung desselben bedacht, ohne die Folgen davon zu erwägen oder eine Verantwortung dafür zu^ übernehmen, mochte auch durch Zerstörung der schönen Illusion eine unbefriedigte Leere in dem Gemüte des Menschen zurückbleiben.

Denn worauf es ihm zuerst ankam, das war die vorurtheils- freie nüchterne Betrachtung und Auffassung aller Dinge, und den Grundsatz des Epicharm: vfj'fc %7i (X£[j.v/jao aTuiarslv hat er auch zu dem seinigen erhoben ^^). Ueber alle reizenden Phan- tasiegebilde, Luftschlösser und Träume, über allen trügerischen Wahn setzt Lukian die Nüchternheit, ja er hält es für schädlich, sich auch nur für kurze Zeit vom schmeichelnden Wahne berücken zu lassen, da die unwillkürlich eintretende Ernüchterung und Kückkelir zur Wahrheit desto unangenehmer und schmerzlicher sei. Bezeichnend hiefür ist der Dialog Navigium, in welchem Lukians Freunde auf einem Spaziergange vom Piräeus in die Stadt Luftschlösser bauen ^^), indem sich der eine in einen Ungeheuern Keichthum, der andere in ein unerhörtes Erobererglück, der dritte in den Besitz mehrerer magischer Ringe hineinträumt. Dem ersten Freunde hält Lukian seine namentlich aus den Todtengesprächen bekannten nüchternen

auf einander getürmten Berge alles, was anf der Erde vorgeht, deutlich

zu sehen. 30) Hermot. 47. ^0 Navig. 16: xal a{xa £ocppavo6{JL£^a waTüsp rfil^i^ ovsCpaTt exooai(j)

7ü£pi;c£aövt£<;.

Betrachtungen über den zweifelhaften Wert des Reichtums vor; der zweite hält nach mehrfachen glücklichen Eroberungen, welche sich bereits bis an den Enphrat erstrecken^ einen Kriegsrat mit seinen Freunden, die ihm beim Baue seines Luftschlosses behilflich sind, und nachdem ihm diese bereitwillig ihre Meinung mitgetheilt haben, fragt er auch Lukian, wofür er sich entscheide. Nun spielt dieser seinem kriegslustigen Freunde einen argen Streich, indem er gänzlich aus dem Ton fällt und sagt, er halte es im gegenwärtigen Moment für das beste, an einem schattigen Plätzchen, das sich eben darbiete, ein wenig auszuruhen, da der Weg von der Stadt zum Piräeus und die bereits zurückgelegten 30 Stadien des Rückweges die Wandern- den ermüdet haben ^^). Ueberdies unterlässt Lukian nicht, von den vielen üebeln und der Eitelkeit der Herrschaft zu sprechen. Der dritte kommt am schlechtesten weg. Lukian wundert sich zunächst darüber, warum sein närrischer Freund sich nicht lieber einen Ring gewünscht habe, der mit mehreren magischen Kräften ausgestattet wäre. Und dennoch fährt er fort ^^), fehlt dir noch ein Ring und gerade der wichtigste, der dir deine Narrheit benehmen und dir dein Gehirn gründlich ausreinigen könnte, wenn nicht vielleicht schon einje Dosis Nieswurz denselben Zweck erreicht. Als zum Schluss auch Lukian seinerseits wünschen soll, freut er sich darüber, dass die Freunde die für ihre Wünsche bestimmt gewesene Zeit überschritten hatten, und ihm, da sie bereits am Dipylon angelangt waren, keine Zeit mehr dafür übrig blieb. 'ÄXXoo^ ts oü% av Ss4ai[j.yjv, sagt er ^^), TrXooTr^Gag Itz' 0X170 v 6:cyjvI{xi6v iiva jcXoötov avtäa-Q-at \iez hXi-fo'J (fiX'AjV Tr|V (xäCav lo^icov oia 6[xbIc, tcsigso^s [ibz oXt^ov, sTTsiSav Yi £05at,{xov'la ü{j.Iv %y.l 6 ttoXüc ttXoötoc oiyr^rai a7ro7ürd{X£Vo^, aotot 61 xaraßaVTsc ^tto twv ■O-yjaaopcöv ts Y.a.l SiaSYjixdTwv woTisp ki ri^igoD ovetpaToc ave^p^^fJ-^voi av6[xota rd ItzI zri<; oixia^ sDp^cjxYjTs etc.

Nachdem Lukian seinem 60jährigen Freunde, dem Philosophen- schüler Hermotimos, in einer langen Unterredung bewiesen hat, dass die Ideale, denen dieser zustrebe, unerreichbar sind, ruft Hermotimos schmerzlich aus^^): Was hast du mir angethan! in Kohlen hast du

32) c. 35, vgl. auch c. 39,

33) c. 45.

34) c. 46.

3«^) Hermot. 71.

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mir den Schatz verwandelt, und so viele Jahre und so grosse Mühe habe ich umsonst verschwendet! Lukian aber erwidert ihm unter andern -^^j, Hermotimos möge deshalb seinen Unmut nicht an ihm auslassen, wenn er es nicht leiden mochte^ dass sein Freund sein ganzes Leben in einem zwar angenehmen Traume, aber doch in einem Traume zubringe.

und in dem sehr launigen und geistreichen Somnium s. Gallus ärgert sich der Hahn darüber, dass sich Mikyllos seinen schönen Traum (tvSdXjxaTa »j.dTaia) nicht aus dem Sinne schlagen könne, xsvr^v zai

Diese angeführten Eigentümlichkeiten: das Streben, alles eitle Scheinwesen als solches darzustellen, die ausgesprochenste Liebe zur Wahrheit, der erbittertste ^Jass der Lüge und des Trugs und zudem eine angeborene Spottlust alles das musste Lukian bewegen, gegen die alterschwachen Götter der Mythe mit scharfem Spotte loszuziehen. Was war es aber, was Lukian in dem Glauben seines Volkes am meisten unwahr und erlogen fand und am allerentschiedensten des Spottes für würdig hielt? Es war nichts anderes als die grosse Un- wahrheit des Anthropomorphismus, die Lüge von den Göttern, deren Machtsphäre durch den engen Rahmen der MenschUchkeit beschränkt ist, der enorme Gegensatz zwischen der erhabenen Gottesidee und den von den Dichtern verkörperten Trägern derselben. Diese Auflas- sung und Vorstellung von den Göttern zu verspotten, schien einem Manne wie Lukian um so eher geboten, da er die Entartung des damaligen Eeligionswesens als eine notwendige Folge der Vermensch- lichung und Herabwürdigung der Götter betrachtete. Ein solches Religionsgebäude schien ihm also nicht bloss deshalb seine Existenz- berechtigung verloren zu haben, weil die Voraussetzungen desselben sich als widerspruchsvoll, haltlos und unwahr erwiesen hatten, son- dern auch deshalb, weil es sich in seinen Folgen als gemeinschädlich erwies. Denn mit dem vollsten Rechte betrachtete Lukian die Trü- bung der ursprünglich reineren Religion durch immer neue auslän- dische Culte •^^), das Umsichgreifen der lächerlichsten und gräuelich-

36) ib. 72.

37) c. 5.

3^) Von den Athenern sagt Ötrabo X. p. 722, dass sie ihre Gastfrenndlichkeit auch den fremden Göttern gegenüber beobachteten.

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sten Superstitionen ^^) und die immer steigende Vorliebe für das Mystische als die Sehnsucht des durch den alten Glauben unbefrie- digten Gemütes nach neuen haltbareren Glaubensformen.

Aber es kann nicht genug betont werden, und es soll auch aus dem folgenden hervorgehen, dass man Lukian absolute Gott- losigkeit nicht zum Vorwurf machen kann. Nur die ver- menschlichten mythischen Götter will er unmöglich ma- chen, nur die Einflussnahme dieser auf die Weltordnung läugnen. Nur darum ist es ihm in allen antireligiösen Schriften zu thun, und deshalb zeigen diese ihrem Grundgedanken nach keine Verschieden- heit; nur in der Art der Bekämpfung der Götter zeigt sich eine gewisse Steigerung.

Mit den Göttergesprächen fängt Lukian sein Destructions- werk an. Ohne von den in der Mythe gegebenen Charakteren abzu- weichen ^^), malt er uns eine Reihe von Scenen hin, in denen die^

3^) Von dem Aberglauben seiner Zeit gibt Lukian im Philopseudes ein Bild. Es unterhalten sicli in dieser Schrift mehrere angesehene Männer über selbsterlebte oder wolbeglaubigte übernatürliche Begebenheiten. Der Glaube an solche gehört allerdings (wenn auch wol in geringerer Aus- dehnung) auch schon früheren Perioden an, aber im Philops. wird wieder« holt der Nachdruck darauf gelegt, dass die, die solches glauben, beschwö- ren und mit eigenen Au^en gesehen haben, hervorragende, dem Gelehrten- stande angehörende Persönlichkeiten sind, welche im Genüsse der allge- meinen Achtung stehen (C. 5, 17, 23, 29. 32). Einer aus der Gesellschaft z. B. hat einen Fremdling aus dem Hyperboreerlande fliegen, auf dem Wasser einherwandeln und ganz langsam durch's Feuer gehen sehen. Derselbe Wundcrmann verrichtete übrigens noch kleinere Kunststücke (<3\i.i%[jdL raöia c. 13) indem er einen Leichnam wiederbelebte, den Mond auf die Erde herabzog u. dgl. Ein anderer spricht von dem Austreiben der bösen Geister durch Beschwörungen. Eine Statue kurirt das Fieber nicht bloss, sondern kann auch ein solches bescheren; dieselbe Statue wandelt nachts im Hause herum, singt auch hie und da und erfrischt sich durch ein Bad. Ein Knecht, der die ihr dargebrachten Geldstücke geplündert hat, leidet furchtbare Strafe. Ausserdem wird noch von »umgehenden* Todten erzält und die berühmt gewordene Geschichte vom wasserholenden Besen. Charakteristisch für den Aberglauben der Zeit ist auch das Alex. 48 von Marc. Aurelius Erzälte. Plin. ep. 7. 27.

erzält seinem gelehrten Freunde Sera eine Keihe haarsträubender Ge- spenstergeschichten, an die er aufrichtig glaubt. Vgl. Schlosser Universal- hist. Uebers. d. Gesch. d. alten Welt. 3. 2. 198 f, 219, 248 ff.

*") Wieland Luc. IL 7: Er thut seinen Göttern nie Unrecht; er sagt ihnen nichts nach, was er nicht mit guten Zeugnissen aus ihren Geschichts-

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Götter sich selbst lächerlich machen. Der scenische Hintergrund ist der Olymp, als handelnde Personen treten Götter, und nur Götter auf. Wenn nun einer von ihnen durch ein Wort oder durch einen Charakterzug, den ihm Lukian als von der Mythe entweder direkt entlehnt oder als notwendige Consequenz davon abgeleitet beilegt, der Lächerlichkeit verMt, so sind es scheinbar nur die Götter selbst, die sich lächerlich machen. Es soll hiemit gleich an dieser Stelle entschieden in Abrede gestellt werden, dass Lukian die Götter- gespräche nur zur Erheiterung seines Volkes und seiner Zeit als blosse Charaktergemälde nach gegebenen Personen geschrieben habe und dass sie in der Tendenz von den beiden Schriften Juppiter Tra- goedus und Juppiter confutatus durchaus verschieden seien ^^). Viel- mehr ist schon in den Göttergesprächen beinahe alles dasjenige aus- gesprochen, was späterhin nur in anderer Form vorgebracht wird. Der Grundgedanke: Diese Götter haben menschliche Lei- denschaft en, und Schwächen, sind ohneMacht und ohne Seligkeit, tritt hier wie in den genannten ausführlicheren Dialo- gen mit Entschiedenheit als solcher hervor: nur mit dem Unter- schiede, dass hier die sich aus jenem Grundgedanken notwendig ergebende Schlussfolgerung: Sie sind demnach keine Götter, beeinflussen die Weltordnung nicht und verdienen keine Verehrung, dem Leser überlassen bleibt, während sie dort ausdrücklich betont wird. Dass aber in den Göttergesprächen die Consequenz nicht gezogen ist, mag wol in der Scheu begründet sein, die Lukian anfangs vor einem offenen Kampfe mit dem Volksglauben hegen musste. Deshalb ist seine Person hier gar nicht sichtbar, und er erscheint, indem er die Götter selbst sich gegenseitig die Wahr- heit sagen lässt, nach den Begriffen des Altertums deshalb noch nicht als ein a^sß-^c;, weil er, wie es allenfalls scheinen könnte, nur die Personen der Götter, nicht den Glauben an die- selben verspottet ^^).

Einen weiteren Schritt in der Destructionsarbeit bezeichnen die Dialoge Deorum concilium und Juppiter Tragoedus.

Schreibern oder aus den von ihnen selbst begeisterten Sängern, einem

Homer, Hesiod, Aeschylus und anderen hätte belegen können, ^^) s. K. Fr. Hermann. Zur Charakteristik Lucians und seiner Sehr, in dessen

Gesamm. Sehr. 212 f. *2) vgl. K. Fr. Hermann Lehrbuch d. gottesdienstl. Altert. §. 10 Note 7 ff.

§. 18 Kote 19.

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Die Scene ist wieder der Olymp; die Götter sind versammelt. Es handelt sich in beiden Dialogen um Beseitigung gewisser die Götter- welt bedrohender Uebelstände. Und wer ist es, der in diesen Ver- sammlungen das grosse Wort führt? Es ist nicht einer von den bekannten Olympiern, denen reichliche Verehrung und Opfer von den Sterblichen zu Theil geworden sind, sondern es ist Momos, der Sohn der Nacht, eine ganz obskure Gottheit. Er tritt (namentlich im Jup. Trag.) mit einer gewissen Scheu auf, wagt Anfangs nicht zu spre- chen und erbittet sich die specielle Erlaubnis hiezu. ^'^). Wenn also dieser Momos einem seiner heftigsten Vorwürfe gegen die Götter das Wort vorausschickt ^^) : ixovoi yap s^ixsv xai ooSslc avO-pcoTro^ :udp£gL T(T) |oXX6y(|), so ist das zwar richtig, aber er selbst, der das sagt, ist ja im Grunde genommen gar kein Gott, er sagt ja von sich ^^) : o'jBs y°^P ^^-^at, täv i'-p.oifjisvwv fjV, ü[xü)V Iri zs s'krr/oDVcoiV %olI Tac ^oaiac; (xovov £gico(jL£Vtov, so dass die scharfe Kritik der Zu- stände im Olymp schon von aussen her kommt. Und das ist ein Fortschritt, den die beiden Dialoge zeigen. Nachdem die Olympier sich selbst in ihrer Schwäche und Nichtigkeit gezeigt, hält ihnen ebendasselbe ein ihrem Kreise nicht mehr streng Angehöriger vor und belehrt sie über die daraus entstehenden Folgen. Wenn wir aber im Jup. Trag, schon einen Menschen die kühnsten Aeusserungen über die Götter und die Weltordnung thun hören, so ist das zwar ein noch weiterer Fortschritt, aber man merkt hier deutlich Lukians Absicht, seine Person noch möglichst zurücktreten zu lassen; denn den ganzen Streit der beiden Philosophen Timokles und Darais ver- nehmen wir gleichsam indirekt, indem wir der Unterredung nur ge- meinsam mit den dieselbe belauschenden Göttern folgen. Auch ist die Sache der Götter hier in die Hände eines so unfähigen Anwalts gelegt, dass es für den Leser den Anschein haben kann, dass Damis mit einem etwas wortgewandteren geistreicheren Gegner nicht so leicht fertig geworden wäre.

Am weitesten ist Lukian imJuppiter confutatus gegangen. Nicht als ob hier viel neues gegen die Götter vorgebracht wäre, was

^^) üeor. conc. 1: sl' (xoi sTZiZ[jk^l^zicf.Q eiTTsIv ; ib. 2: a^tw Ss, w Zsö, \KBza. Trappr^aia? \i.oi h^ovai sksiv; Jup. Trag. 19: 370) Zk, e( 7s (xoi {jLSxa Trapprpiac; ooO-errj Xsys^v, TuoXXa av, w Zsö, sIttsIv sy^rA^i. Vgl. noch Deor. conc, 6.

*^) Jup. trag. 21.

4^) ib. 22.

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nicht schon in den Göttergesprächen und in den beiden eben bespro- chenen Dialogen dargethan ist ; aber dieser Dialog unterscheidet sich von den andern Schriften vor allem dadurch, dass ein Mensch es ist, der dem Zeus direkt entgegentritt und ihn zwingt, Auesserungen zu thun, aus denen sich die völlige Zerstörung des Glaubensgebäu- des ergeben muss. Sehr zu beachten ist auch, dass wir hier keiner- lei scenischen Hintergrund haben, so dass es vollkommen ungewiss bleibt, wo wir uns die Unterredung zwischen Kyniskos und Zeus zu denken haben. Es scheint fast, als ob Zeus, der den Kyniskos wegen seiner Verwegenheit nicht zu bestrafen im Stande ist, sich nicht zu helfen weiss und überhaupt in dem ganzen Dialog die kläglichste KoUe spielt, gar nicht mehr seinen alten Ehrenplatz im Olymp ein- nehme. Momos hat ihn vielleicht nicht ohne Erfolg Isvia? verklagt ^^).

Aus der nun folgenden Uebersicht über die Göttergespräche und der Inhaltsangabe der andern antireligiösen Schriften Lukians soll einerseits die behauptete Inhaltsverwandtschaft aller dieser Schrif- ten unter einander erhellen, andererseits soll sich ergeben, dass sich Lukian mit der Vernichtung der mythischen Götter zufrieden gibt.

Wir sehen in den Göttergespräche n^ dass es dem Lukian durchaus nicht darum zu thun ist, die Götter in ihrer alten Glorie zu zeigen und die rühmlichen und wahrhaft göttlichen Thaten aus den alten Dichtern, die er so wol kannte, hervorzuheben; er sucht vielmehr von allen Seiten jene Züge, und unter diesen die charak- teristischesten, hervor, welche uns die vermenschlichten Götter mit ihren Leidenschaften und Schwächen am besten zu zeigen vermögen.

Obenan steht jene mächtigste aller Leidenschaften, jenes von den Dichtern aller Zeiten und Völker so viel besungene Gefühl, die Liebe. Die Götter vermögen dieser menschlichen Schwäche nicht Herr zu werden, sie schmachten und dulden Liebesgram, und Eros, den sie dafür verantwortlich machen wollen, weiss sich immer ge- schickt aus der Schlinge zu ziehen ^^). Es liebt und schmachtet der jugendliche Apoll, das traurige Ende des Hyakinthos macht ihn, der ja schon mit der Daphne so unglücklich gewesen war, betrübt, und

seufzend klagt er dem Hermes:'*^) S'^^«7w £V toi? ipwtaoic

Sog6)^yj{xa xi axo6aiov Iy^vsto apd Got aXoYw? X^XoTufja-O-ai Soxw;

*^) Vgl. deor. conc. 6. ^■0 Dial, deor. 3 u. ib. 12. *8) ib. 14.

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Es liebt auch Hermes,*^) Ares, ^°) Poseidon ^^); auch seiner Mutter erfüllt Eros das Herz;^^^ sie liebt vornehmlich den Ares, ^^) aber auch zu Sterblichen lässt sie sich herab, zu dem 'Aacjopiov sxslvo [ibi- paziov auf den Libanon und zu Anchises auf den Ida ^^), wie Selene zu Endymion. ^^) Sogar die alte graue Mutter so vieler Götter, Khea, wird vor Liebe zu dem phrygischen Knaben Attis wahnsinnig. Heu- lend um ihn (oXoXuCooaa lizl tcT) 'Axi-fj) zieht sie rasend mit dem wildlärmenden Zuge der Korybanten durch die Höhen und Thäler des Idagebirges ^*^). Wer aber unter den Göttern am meisten liebt, ist niemand anderer als Zeus, der seine Hera, tyjv v6{j.(i) Yafj.s'cVjv, ver- lässt, um in allerlei Gestalten, als Stier oder Satyr, als Goldregen oder Schwan sich den Töchtern der Sterblichen oder auch als Adler dem Ganymedes zu nahen. Den Liebesschmerzen und Metamorphosen des Zeus begegnen wir bei Lukian unzäligemal. Wie konnten auch die Schwächen der Götter wirksamer dargestellt werden als an ihm, dem SscjTTorYjc aTudvitov %-Böiv ^"), dem Kepräsentanten des ganzen Olymp? Deshalb ist auch Zeus für das ausführlichste und mit der grössten Vorliebe durchgeführte Liebesgemälde zum Gegenstande ge- nommen. Je zärtlicher der verliebte Zeus sich im 4. und 5. Götter- gespräch gegen den Ganymedes zeigt, desto mehr verliert der grosse Olympier von seiner Gottheit ^^). Und wie schöne Züge hat ihm Lukian angedichtet! Er nimmt den Becher nie aus der Hand des neuen Mundschenks, ohne diesen vorher zu küssen, und weil ihm der

*^) ib. 15.2 u. 22.

^^) ib. 17 u. 12.2, 15.3.

^^) S. die inhaltlich verwandten dial. mar. 6, u. 13.

^2) Dial. deor. 12.1 : a {X£V y«? ^Z sfJ-s tr^v [lYjispa üßpiCs'.«;, -ö-appÄv TTOtsic;.

") ib. 15. 3.

5*) ib 11 u. 20.5.

") ib. 11.

^6) ib. 12.

") ib. 5.2.

^^) Dieser Gedanke ist im 2. Güttergespr. deutlich ausgesprochen, wo Zeus den Eros schilt, weil er nie in seiner eigenen Gestalt, sondern nur in erborgten Formen den Weibern gefallen könne. Darauf erwidert ihm Eros : sl 5'i^sXf]!; sTCcpagoc sivai, [JL*rj sTTiGsts r/jv aqi'^oi (jltjBs tov xspao- vov cpspe, akX wg f]Bigov iioist asaoTov Ixaispw^cV xaO-stjxivo^ ßogp6/oü(;, z-^ {xirpcj, tootodc av£iX*r]|X{X£Vo^, Tüopcpüptoa r/s, ütto- Ssoo ypoai^at;, üt:' auXcj) xai TO{j.7cavotc; sopD^pia ßalvs, Tcai ö(j>£i oxi ttXsioü^ axoXou^i^aoüai ooi xwv Atovuaoü MaivaSwv.

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Kuss lieber ist als Nektar, so verlangt er oft zu trinken, auch wenn er keinen Durst hat; bisweilen setzt er den Becher bloss an den Mund, reicht ihn dann dem Ganymedes, und wenn dieser getrunken, dann leert er den Becher, aber seine Lippen berühren dabei die Stelle, die auch Ganymedes Lippen berührt haben, denn er will „küssen und trinken zugleich" ^^). Hermes, sein Postillon d'amour, hat alle Hände voll zu thun und kommt vor lauter Erkundigungen nach dem Befinden der verschiedenen Auserkorenen des Zeus gar nicht zu Athem ^').

Im Gefolge der Liebe ist die Eifersucht; auch von dieser Leidenschaft sind die Götter nicht frei, und bekannt genug ist die klassische Eifersucht der Hera. Lukian zeigt uns eine häusliche Scene zwischen den beiden obersten Uranionen. Die Zärtlichkeit des Zeus gegen den Ganymedes ist es diesmal, welche Hera mit jener Leiden- schaft erfüllt. Es fehlt nicht an kräftigen Worten; drastisch ist na- mentlich die Stelle:^') TupoVrjV Zk o ßaaiXsDc >cai aTcdvuojv ^:azr^^ oltzo- -O-sjxsvo? TYjV aV(iho!. %cf.l xov 'v^spaDVov l%d^r^'30 agpaYaXtCoov {ist' autoö 6 TTwYcova TTjXixoöTov y.a^£i[i£Vo:;. Zeus bleibt ihr die Antwort nicht schuldig. Auch des Hephaistos Eifersucht hat Lukian in seiner Weise verwertet ^ 2^.

Wie neidisch die Götter auf einander sind, sehen wir in den Göttergespr. gleichfalls. Die beiden Junggesellen Hermes und Apollon beneiden ^'^) den hässlichen Hephaistos^ -/wXov auxov avua xat /aX^sa TYjv T£)(VY]V, um seine beiden schönen Frauen Aphrodite und Charis. Aber es tröstet sie und wie echt menschlich ist eine solche Er- wägung! — der Gedanke, dass es Aphrodite ja .mit Ares halte und sich um den Schmied nicht kümmere, und dass sich dieser, wiewol er von der Sache wisse, nicht helfen könne; li av Spaaai Sovaixo ysv- valov opwv vsaviav v.cd gpaTitüTT^v a'kov; Eine Keihe von ähnli-

chen menschlichen Zügen kleinlicher Art zeigt uns das

5^) Vgl. noch die letzten Worte des 5. Göttergespr.

^0) ib. 24.2: y.al vöv apTi Tjzovcd jxs aTzo SiSwvo«; Tiapd tt)? Kd5[Jioi) -ö-OYatpo?, hf fjV 7r£7ro{jL(p£ [lb ^6{X£Vov 0 zi Tzpdzzsi f] 7cai(;, [xyjSs avaTcvsuaavia TisTTOfX'^sv axt^ic, Ic, to 'ÄpYoc £7r'-ax£(Jj6{j.£VGV tyjv AavdYjv, £lt' £%£i^£V Ic, BoLtoTiav, 'fvjoiv, IX^wv £V 7üap6S(|) tyjv 'AvcioTUTjv \hk. Vgl, noch Prom. 17.

61) ib. 5.2.

«) ib. 17.

«) ib. 15.

17

anmutige 20. Göttergespräch. Wir sehen da, wie Hera, Athene und Aphrodite sich gegenseitig um die körperlichen Vorzüge beneiden. Diese drei Göttinnen wandern, von Hermes geleitet, zu dem Schäfer Paris, der das Urteil darüber fällen soll. Zeus hatte es abgelehnt, Schiedsrichter zu sein, um es mit keiner zu verderben. ^■^) Alle sind siegesbewusst, am meisten aber Aphrodite. Wenn auf dem Wege eine von den dreien mit Hermes eine Separatconversation beginnt, so vermuten die andern Verrat und äussern ihr Mistrauen; Tuapa- TTpsaßsusic;, sagt Athene zu dem leise mit Aphrodite redenden Hermes, ISioj. raoTTj xoivoXoYorjjxsvoc. ^'^) Auf dem Berge Ida angekommen, unter- lässt Hera nicht, ihrer Nebenbuhlerin die Anchisesgeschichte aufzu- wärmen, um sie necken. Aphrodite sucht ihrerseits die Reize der Hera herabzusetzen; Athene wiederum mag nicht leiden, dass Aphrodite vor dem Schiedsrichter mit ihrem bezaubernden ((papfxaxtc Y^p sgO Gürtel erscheine ^^), hingegen muss jene den furcht- baren Helmbusch ablegen, welcher Paris einschüchtern könnte, und die hässlichen Eulenaugen zeigen ^^). Allein mit Paris, sucht nun jede von den Göttinnen den Richter durch ihre Gaben zu bestechen; Hera bietet Macht, Athene Siegesruhm, Aphrodite aber das schönste Weib. Wie die Olympier unter einander zanken und streiten, sehen wir ausser in diesem und dem bereits herangezogenen 5. Götterg. wol am besten aus der drastischen Scene zwischen Hera und Leto im 16. Göttergespräch. Jene schmäht aus Neid die schönen Kinder der Leto. Artemis ist ihr eine Schwärmerin und Menschenfresserin; auch schön ist sie nicht, sonst hätte sie keinen Grund gehabt, den Aktäon von ihren Hunden zerreissen zu lassen; sw Y^p Xs^siv, fugt sie hinzu, oti oooe tac isxoooac; £|xa'.oOxo TuapO-ivoc a'ki^ ouaa. Apollon ist ihr ein Betrüger. In seinen Orakelwerkstätten gibt er unverständliche und zweideutige Orakel, von denen sich jedoch ein gescheidter Mann nicht täuschen lässt; auch ein Künstler ist er nicht und eigentlich hätte er, nicht Marsyas geschunden werden sollen,

'ö-avs^^ai Tai? iz'küo^i. §ia laöia (jlsv a'kog oox BTZizyihsio^ ü(xTv

SixagVjc;. 6^^) C. 4; s. auch (las folgende, «ö) [L-q ae y.a.xaYJr^Ts6a^^ hi aoroö zatroi ^s e/PV M^^ ^^'^^ vtsxa-

XcoTTi-jjxivr/^ TTapslyat (xr^Ss ro^aöra £VT£Tp'.{X|X£V-A]V ypwixara xa^a-

TTsp WC aXrj\)-a)£; sraipav iiva. *■') ri Wb'.cf,(; (xi^ ^01 bU^c/t^zoli to YXaovtov twv 6|i|xaT<ii>v etc.

2

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wenn die Musen gerecht geurteilt hätten. Leto ihrerseits meint, es können nicht alle fo schöne Kinder haben wie Hephaistos und er- innert überdies an des Göttervaters famose Verwandlungen. Im 13. Götterg. sehen wir Asklepios und Herakles sich gegenseitig mit Schimpfwörtern aller Art bewerfen, und ihr Streit, der um den Vorsitz beim Male geführt wird, droht die weitesten Dimensionen anzunehmen, indem der riesige Sohn der Alkmene seinen Gegner schon fassen und kopfüber vom Himmel herabwerfen will, so dass kein Päan im Stande sein soll, ihm den zerschmetterten Schädel zu kuriren aber Zeus legt sich noch zur rechten Zeit ins Mittel.

In dem mit den Götterg. verwandten Dialog Prometheus demon- strirt dieser unglückliche Titane, der eben an den Felsen geschmie- det werden soll, wie kleinlich, undankbar und ungerecht Zeus gegen ihn handle. Zunächst bespricht er den „Scherz" mit dem in Fett gehüllten Knochen und knüpft daran die Bemerkung: zattoi, VYJ Tov Oupav6v, xat vöv Xsywv aota ai^*/6vo[j.a!, bTilp loö Aioc, st. ootcd (jiixpoXoYO? %at {X £ jx ^ ( {X 0 1 p 6 c s^tv, (*>? Sioti [xixpov batouv iv x-fi jjL£p(Bt s'jps, xaTaTüsixtj^ai ava^xoXoTun^rpofxsvov :raXaiov ootco -ö-s^v, {XT^Ts TYj? aü[X[xa)(ia(; {j.vrj(xov£6cjaVTa [xyjts auio zrit; opY-^c %e(paXaiov i^Xixov iglv svvoi^^avia 7t ai wt; {X£tpax(ou totoÖTOV opYtCsG'ö'at xat aYavaxisiv, et |XYj to (xstCov aoTOc; Xyj^Jjstat ^^).

Wie eitel die Olympierinnen sind, hat sich schon bei der Besprechung des 20. Götterg. gezeigt. Aber auch ein Gott hat diese Eigenschaft. Hermes wenigstens schämt sich, den hässlichen, hörner- tragenden, krummnasigen, zottelbärtigen und bocksfüssigen Pan als seinen Sohn anzuerkennen ^^). Erst als ihm dieser Beweise anführt, umarmt er ihn mit schweren Herzen, bittet ihn jedoch, das Geheim- nis hübsch bei sich zu behalten ^").

Den unverantwortlichen Leichtsinn des Helios, der seinem Sohne, {xstpaxitj) avo'/jicp, den Sonnenwagen überlassen hatte^ rügt Zeus in der schärfsten Weise ^^).

«8) Prom. 7.

«9) Dial. Deor. 22.

'''^) Vgl. noch in Bezug auf die hässlichen Göttersöhne Dial. mar. 1.1, wo hervorgehoben wird, dass der struppige, ungeschlachte, einäugige Poly- phem des Poseidon Sohn ist. Von dem hässlichen Hephaistos ist in den Götterg. an mehreren Stellen die Eede, S. v. a 5.4.

'0 Dial. deor. 25.

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Auch Angst und Furcht kennen die Götter. Zeus wird durch eine Weissagung des Prometheus von einem Gange zur Thetis abgeschreckt und befreit den Titanen aus Dank dafür, dass er ihm die Zukunft enthüllt, von seiner furchtbaren Strafe '^^). Im Gegen- satze zu dieser Furcht steht die von Lukian gar oft benützte und im 2 1 . Götterg. ausführlicher besprochene pralerische Drohung des Zeus '^), er werde eine Kette herablassen und die Erde und das Meer sammt allen Göttern daran hinaufziehen. Ares findet die Dro- hung sehr lächerlich, da er sich daran erinnert, wie es dem Zeus einmal angst und bange wurde, als Poseidon, Hera und Athene sich gegen ihn verschworen hatten, ihn zu fesseln, und sicher, fügt Ares hinzu, wäre er auch sammt Blitz und Donner gebunden worden, wenn nicht der hundertarmige Briareus ihm geholfen hätte. Dies ist auch ein Beispiel für die Ohnmacht der mythischen Götter.

Am meisten herabgewürdigt erscheint der Göttervater und mit ihm natürlich der ganze Olymp im 8. und 9. Dialog, wo von der Geburt der Athene und des Dionysos die Eede ist. Die Mythe gibt das Factum, Lukian zeigt uns die Details. Hephaistos muss wohl oder übel dem ehrwürdigen Götteroberhaupt den Kopf mit einem scharfen Beil auseinanderspalten; aTuoXXopLai y^P ^^^^ wSivwv, sagt Zeus zu ihm. Wie sehr es unserem Satiriker darum zu thun ist, das Menschliche an der Sache hervorzuheben, zeigen auch Aus- drücke wie xosiv, {xaioöcj^at,, (j.atwcpa, {j.aXaxwc sy.st aoioc und (xaXaxwc

OTTO Twv wSlvwv s'/st, . . . ala)^6vo{xai sitcsIv xsioxev aptiü)?,

. . . aXXa ooBs sTrccsYJixavsv -q YagYjp o^^ov Ttvd und die Schluss werte der Antichambre-Scene: a7r£ijj.i S'ouv SSwp auTtj) Tupdc to ipaöfia oiawv xat ta aXXa :cgii^O(OV a Wj[xiCBZOLi waTCsp Xs/oi.

Dass selbst der Orakler xat £|o)(fjV (und mithin auch jeder andere Gott) die Zukunft nicht vorher zu bestimmen ver- mag, sagt uns Hera deutlich in der oben schon besprochenen Stelle (S. 17).

Sehr wichtig für die Würdigung der Tendenz der Götterge- spräche ist noch der deutliche Hinweis darauf, dass die Götter der Seligkeit entbehren. Bittre Klage führt Hermes vor seiner Mutter ^*), wie unglücklich er sich fühle. Er habe so unzälige Dinge

") ib. 1, vgl noch ib. 21.2. ") Hom. II. 8. 19 ff. ''*) Dial deor. 24.

2*

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zu besorgen, dass er nicht Zeit finde, sich von der Mühe zu erholen. Verkaufen möchte er sich lieher lassen, wie ein Knecht der einen schlechten Posten getroffen hat '^).

Nicht minder bedeutsam ist das Durchschimmern des Gedan- kens, dass es dem obersten Olympier mehr um die Befriedigung seiner wenig göttlichen Neigungen als um die Aufrechthaltung der Weltordnung zu thun ist. Zu Kronos Zeiten, sagt Helios ^^), (dem aufgetragen wird, drei Tage lang den Sonnenwagen zu Hause zu lassen) ist so etwas nicht vorgekommen; Tag war Tag, und die Länge der Nacht der Jahreszeit entsprechend. Unregelmässigkeiten und aussergewöhnliche Dinge kamen nicht vor. Jetzt aber soll wegen eines unseligen Weibes alles drunter und drüber gehen, die Pferde sollen durch die ünthätigkeit steif, der Weg, da er drei Tage nicht befahren wird, schlechter werden, und die armen Menschen müssen im Dunkeln sitzen und warten, eg' av u. s. w.

Solcherlei ist es, was Lukian in seinen Göttergesprächen be- spricht. Wenn die behandelten Gegenstände nicht schon an sich Zeugnis für die antireligiöse Tendenz geben, so müsste doch die Art der Behandlung und die Fülle des Materials darauf hinweisen. Am deutlichsten aber wird für jene Tendenz das folgende sprechen, wo wir allem, was in den Göttergesprächen behandelt war, wieder be- gegnen werden, nicht etwa als unwesentlicher Zuthat, sondern als wichtigstem und wesentlichstem Bestandtheile dreier ganz unzweideutig religionsfeindlicher Schriften.

Wir betrachten von diesen zuerst das Deorum concilium. Zeus hat eine Versammlung wegen der Beisassen und Fremden (TTspi Twv {xeToiTtcov %a}. ^svcov) einberufen, denn manche von den ordent- lichen Göttern sind darüber aufgebracht, dass eine grosse Zal Frem- der und Unwürdiger an der Göttertafel theilnehme. Momos ergreift das Wort und beklagt sich, dass einige Götter, die eigentlich zur Hälfte Sterbliche sind, sich nicht damit begnügen, selbst unsterblich geworden zu sein, sondern auch einen begleitenden Tross mitbringen. Da sei vor allem der stets trunkene weibische Dionysos, zur Hälfte ein Mensch, von mütterlicher Seite sogar ein Barbar, der ausser

'^^) Vgl. noch den unglücklichen Apollon ib. 14,1. 7«) ib. 10.

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seiner wenig respektabeln Person noch seine hässliche Gesellschaft mitgebracht hat, meist gemeines Bauern- und Hirtenvolk, avcipTr^iaouc av-ö-pw^rooc xal za.Q piopcpa«; aXXoxoroDc, den hörnertragenden, seiner untern Hälfte einem Ziegenbock gleichenden Pan, den kahlköpfigen, stülpnasigen Silen und die sonderbar gestalteten Satyrn. Solche Götter, fährt Momos fort, hat uns der Treffliche verschafft. Ist es dann ein Wunder, dass die Menschen, wenn sie so lächerliche und abenteuerliche Götter sehen, keinen ßespekt mehr vor uns haben? Für die beiden Heroen, Askle- pios und Herakles bittet Zeus um Pardon, gestattet aber dem darum bittenden Momos, sogar gegen seine geheiligte Person eine Bemer- kung zu machen. Da muss er nun von dem freimütigen Momos hören, dass er selbst schuld an diesen Uebelständen sei: ttjV ^ap toi ap/YjV TÄV ToiorjTwv 7rapavo[XYj[idTcov ao, w Zsö, Tuapca/s^ ^VYjTalf;

l7üLjxt.7Vü{i£V0? xai TtaTiwv Tuap' aara^ iv aXXore aXX(p a'/fjixaTi

ttXyjv aXXa £{xire7uXYjxd(; 7s tov oopavov iwv i^{X'-^£tov todtcov. Ferner hält sich Momos über die vielen fremden Gestalten auf, die sich in den Olymp hineingedrängt haben, ein Attis, Korybas, Sabazios. Und doch, fährt Momos fort, ist dies alles noch erträglich ; du aber, lin- nenumwickelter Aegyptier mit dem Hundegesicht, wer bist du. Treff- lichster, und wie kommst du Bellender dazu, ein Gott zu sein? und dieser bunte Stier aus Memphis, warum lässt der sich anbeten und weissagt und hält sich Propheten ? Ich schäme mich von den Ibissen, Affen und Böcken und anderen noch viel abenteuerlicheren Gestalten, die sich unbegreiflicher Weise von Aegypten aus in den Himmel hineingedrängt haben, zu reden. Und ihr könnt geduldig zusehen, Götter, wie diese in ebenso grossem oder in noch grösserem Ansehen stehen als ihr? Drittens beklagt sich Momos über den Orakel- unfug des Trophonios und Amphilochos. Die Folge davon ist, dass Apollon nicht mehr in Ehren steht, aXXa tjByj Tuä«; Xi^o^ xat 7cä<; ß(0(j/j<; )(pr|CJ{j.(j)B£i, OQ av EXau») 7ü£pi/D\^^ xat g£rpdvoo(; l/if] za'i ^or^zoq, av5pO(; EDTUopi^aijj, ofot, tcoXXol £iaiv. yJByj xai o noXüSdfxavioc; töö a^XrjToö avBpidc laiat, xooc TropEirovrac h 'OXo{jL7ciot xat 6 OEa^EVooi; £V Odcjcj) etc. Seitdem unser so viele sind, haben Mein- eid und Tempelraub überhandgenommen; und man hat ganz Recht, wenn man uns nicht respektirt. Schliesslich berührt Momos noch die Verwirrung, welche in Folge einer Menge ab- strakter Begrifie in dem Glauben herrsche, und sein Vorschlag geht dahin, dass zur Beseitigung dieser Uebelstände ein aus vollgiltigen Göttern

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bestehendes Eichtercollegium eingesetzt werde, welches in einer ein- zuberufenden Versammlung die Olympfähigkeit der einzelnen zu prüfen und die Ausweisung der Eindringlinge zu veranlassen habe. Lukian bespricht also vorzugsweise in dieser Schrift 1. den Heroenkultus, 2. den Syncretismus und 3. das Orakelwesen. Alles das haben wir in den Göttergesprächen schon vielfach behandelt gefunden. Was den ersten Punkt anbelangt, so wurde Dionysos, der Sohn der Sterblichen, im 18. Dialog von Hera in ganz ähnlicher Weise charakterisirt wie es hier von Momos geschieht. Asklepios und Herakles aber, welche hier nur einen Seitenhieb bekommen, sagen sich im 13. Dialog gegenseitig alles das, was Lukian von einem Heros gehalten wissen will. Die Art, wie Zeus dort das der Heroen unwürdige Betragen rügt, erinnert gleich an den Gegenstand des Deorum concilium. Hau^aa^s, ruft er ihnen zu, xat {jlyj sTriTapattsTs T^pLlv xYjV ^ovoo^'lav, 7J ajjLcpoTspoüc; a7ro7r£|X([;o[JLai 6{xä? xoö io{JL7U03too. Und wie hier im Deor. conc. auf die Hässlichkeit der mit den He- roen gemeinsam aufgenommenen Olympbewohner ein Gewicht gelegt wird, so sahen wir die Hässlichkeit mancher Göttersöhne in den Göttergesprächen hervorgehoben '^^). Das zweideutige, eine nur halb- wegs vernünftige Kritik nicht vertragende Wesen der Heroen geisselt Lukian in den Todtengesprächen, welche hier wol mit um so mehr Berechtigung herangezogen werden dürfen, als dieselben sowol in ihrer Form als auch in ihrem Charakter den Götterg. ähnlich sind, und man mit ziemlicher Zuversicht annehmen kann, dass sie in dieselbe Periode schriftstellerischer Thätigkeit fallen als die Götter- und Meergöttergespräche. Jene Dialoge mm, welche einerseits die Verspottung des Volksglaubens von der Fortdauer im Hades, ande- rerseits die Darstellung der Nichtigkeit alles menschlichen Strebens nach Euhm, Glanz und Eeichtum zum Gegenstande haben, boten der Verspottung der Götter keinen Kaum ^^), da die Scene in die Unterwelt verlegt ist, wohin jene nicht kommen konnten. Aber ein Heros wie Herakles, dessen Schatten nach der Nekyomantie '^) im Hades weilt, bot dem Satiriker hier ein um so erwünschteres Thema,

'^ Dial. deor. 22]; vgl Anm. 70.

'®) Wenn man etwa von Hermes absieht; vgl. Catapl. 1.

■'ö) Hom. Od. 11.600 ff: tov 5s {xst' elaevoTjaa ß'lr^v 'HpaxXrjSir^v,

slStoXov aoTÖ? hk (ist' a^avaioist «ö-sol^si Tep;reTat Iv ^aXi-^c; %at e/s'. TtaXXtocpopov ''Hßr^v.

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als der Gegensatz zwischen einem Olympier oder einem Halbolym- pier und einem von den afxevyjva xapyjva des Hades doch erwarteter- massen ein bedeutender sein sollte. Deshalb wird Herakles in der Unterwelt von Diogenes in dem zwischen beiden geführten Gespräche®^) in so viele Theile analysirt, dass er selbst nicht mehr zu wissen scheint, was er von sich zu halten hat. Der Sinopenser zertheilt ihn nämlich in den im Olymp weilenden Herakles, den in der Unterwelt befindlichen Schatten und endlich in den am Oeta verbrannten Kör- per. In ganz ähnlicher Weise bringt im 3. Todtengespräch Menippos die beiden orakelspendenden Halbgötter Amphilochos und Trophonios durch seine auf die Klärung des Begriifes „Heros" hinzielenden Fra- gen in Verlegenheit.

Auch von dem zweiten Punkte, dem Syncretismus, war in den Dial. deor. die Kede gewesen. Im 16. Dialog spricht Lukian von der scythischen Artemis, welcher Menschenopfer dargebracht wer- den, im dritten von der Jo, welche Zeus im Handumdrehen zu einer ägyptischen Göttin dekretirt hat ^').

Wie endlich Momos hier von den Orakeln spricht und sein Tadel trifft wol mehr den Apollon selbst als die seinem Beispiele folgenden Heroen, so haben wir im 16. Göttergespräche Hera sich über das Weissageunwesen äussern gehört. Orakelwerkstätten, sagt sie, hat er in Delphi, Klares und Didymi eingerichtet und be- trügt die, die sich Eat von ihm holen, durch verdrehte und zwei- deutige Sprüche, so dass man ihm nichts anhaben kann. Und reich wird er dabei, da viele so thöricht sind, sich von ihm anführen zu

lassen Der Prophet selbst aber hat es nicht gewusst, dass er

den Geliebten mit dem Diskos tödten, noch hat er prophezeit, dass ihn Daphne fliehen werde.

Den Kern der Schrift bildet der gegen die teXetoi ^eot, lamentlich aber gegen das Oberhaupt derselben gerichtete Vor- wurf, sie selbst seien Schuld an der überhandnehmen- den Verwirrung und Auflösung der olympischen Zu- stände. Die Götter der Mythe können ihrem Wesen nach sich nicht selbst genügen, sondern suchen in irdisch - sinnlicher Weise nach Gegenständen des Genusses; so erhält der Olymp einen Zuwachs,

80) Dial. mort. 16.

*^) S. den Auftrag an Hermes Dial. deor. 3, der sich passend vergleichen lässt mit Dial. deor. 26.3 u. Dial. mar, 10.2.

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der das Gepräge niederer Menschlichkeit in noch höherem Grade an sich trägt. In dem den Olympiern entgegengeschleuderten Vorwurf, sie selbst hätten die Verwirrung angerichtet, ist deutlich der Gedanke ausgesprochen: Ihr, so wie euch die Mythe geschaffen, könnt euer Ansehen als Götter so wenig behaupten, ihr könnt dem religiösen Bedürfnisse der Menschen so wenig genügen, dass diese sich in die Lage versetzt sehen, ihre Zuflucht zu immer neuen Phantesiegebilden und Superstitionen zu nehmen. Wenn ihr aber dem ruhig zusehen könnt oder zusehen müsst, so ist es um euer Ansehen, um euch selbst geschehen.

Hier ist also zum erstenmal aus der in den Dial. deor. ver- spotteten Sinnlichkeit der Götter ein direkter Schluss auf die ünhalt- barkeit des Glaubens gezogen.

Der Inhalt des Juppiter Tragoedus ist folgender: Zeus macht, nachdem er einst in Piräeus bei einem reichen aber knause- rigen Schiffsherrn zum Opfer geladen gewesen, einen Spaziergang gegen die Stadt. Da sieht er bei der Stoa eine grosse Menge Volks um zwei Philosophen versammelt, die heftig mit einander dis- putiren. Der eine von ihnen, Damis, ein Epikureer, stellt das Dasein der Götter, also auch den Einfluss solcher auf die Weltordnung ent- schieden in Abrede, der andere, ein Stoiker mit Namen Timokles, sucht die Götter um jeden Preis zu halten. Zeus lauscht, in eine dichte Wolke gehüllt, bis die Nacht dem Zanke ein Ende macht. Da die Philosophen übereingekommen waren, den unterbrochenen Streit am folgenden Tage wieder aufzunehmen, ist Zeus am nächsten Morgen in grösster Unruhe und geht in Gedanken versunken, bleich und träumend einher (IlwXoc; -/j 'Afy.aToSrjjio? avit roö Aio^). Die Götter in banger Ahnung, dass es wol ein sehr gewaltiges Ereignis sein müsse, das dem hochdonnernden Aegiserschütterer an's Herz gehe, werden tragisch gestimmt und fragen, theils im dramatischen Dialogverse, theils auch in epischen Hexametern um die Ursache des Schmerzes. Zeus antwortet gleichfalls in diesen beiden Versarten, bis er nach und nach sich calmirt und in Prosa zu erzälen anföngt. Hera ist gleich mit ihren Neckereien bei der Hand: es werde wohl wieder eine Danae, Semele oder Europa die Quelle seines Grames sein. Allein Zeus setzt die wahre Ursache seiner diesmal ernsteren Besorgnis auseinander und fragt den engeren Kat der ihm zunächst stehenden Götter und Göttinnen, was in dieser kritischen Lage, da es sich um Sein oder Nichtsein handle, zu thun wäre: opärs tov tc^v-

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Sovöv, (ö^ £V (3T£V(j) ravTawaai ta r^fjistspa. Es wird beschlossen, eine Versammlung sämmtlicher Götter zur Beratung über die gegen die gemeinsame Gefahr anzuwendenden Mittel einzuberufen. Hermes be- dient sich beim Herbeirufen der Unsterblichen auf specielle Auifor- derung des Zeus der poetischen Form, homerischer Centonen. Alle erscheinen und werden nach ihrem stofflichen Werte geordnet, so dass beispielsweise der eherne Poseidon des Lysippos hinter dem Anubis, und ApoUon (da ihn Tempeldiebe des goldenen Kranzes und der kostbaren Wirbel seiner Leier beraubt haben) unter den Zeugiten seinen Platz erhält. Die Barbaren sitzen obenan, während die schön und kunstmässig gebildeten Griechen (da sie nur aus Erz bestehen und höchstens einen üeberzug von Gold oder Elfenbein haben) sich mit den schlechteren Plätzen begnügen müssen. Nachdem Ruhe und Ordnung mit vieler Mühe hergestellt sind, soll Zeus seinen Vortrag halten, da aber verlässt ihn, der sonst immer ^appaXso^ und [xsYa- X'/JYopoc; £V zoCk; IxvtXrpiaK; gewesen ist (Hermes erinnert an die schreckliche goldene Kette) sein ganzer Mut, er zittert, vermag kein Wort hervorzubringen und weiss sich an die einstudirte Einleitung nicht zu erinnern ^2^. Aus dieser Verlegenheit hilft ihm der Eingang der ersten olynthischen Rede des Demosthenes, und nun erzält er die bereits erwähnten Ereignisse des vorigen Tages, bei welcher Ge- legenheit er seiner Erbitterung über den Schiffsherrn Mnesitheos Aus- druck gibt, der so geizig war, die 16 geladenen Götter mit einem einzigen alten unappetitlichen Hahn und mit vier Körnern verschim- melten Weihrauchs zu bewirten, so dass man kaum eine Nase voll von dem Rauche geniessen konnte. Alle Verehrung und Anbetung, fährt Zeus fort, kommt uns von den Menschen. Wenn sich bei die- sen die Meinung verbreitet, dass wir gar nicht existiren oder nicht für sie sorgen, dann ist es aus mit Opfern, Geschenken und Ehren; [xaTYjV £V oopav(T) xa^£§o6[j.£^a Xt|jL(j) ly6\).BVoi. Denkt also auf ein Mittel und schafft Rat! Lange erhebt sich keiner, endlich meldet sich Momos zum Wort. Es musste so kommen, meint er, und wir dürfen niemand die Schuld geben als uns selbst; denn da wir die grösste Ungerechtigkeit in der Weltordnung mitansehen, wird unsere

*2) 'AXXa vöv, (0 Tsxvov, sagt Zeus zu Hermes, oux oi6a, £it£ ütto toö

lXV(ky)-rjr)C, TWV £rp£gc6TÖ)V B£lVä)V £l'U£ Y.Cf,l ÜTTO TOÖ TrXf^'ö'ötX; TWV

TcapovTcov TToXo-O-scordTT^ Yap, (ü^ opc^c, ij IxxXyjaia 5iaTe- TapaYfJiai etc.

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Existenz mit Kecht geläiignet. Ferner sind die doppelzüngigen Ora- kel sowie die Fabeln, die von den Dichtern über die Götter erzält werden, sehr geeignet^ das Ansehen dieser zu untergraben. Seht also zu, wie ihr, die ihr es so weit habt kommen lassen, eure Lage ver- bessert: ich für meine Person habe nicht viel zu verlieren. Dem weiss Zeus kein Argument entgegenzusetzen als das demosthenische : Verlachen und Tadeln und Schm'ähen ist leicht, und jeder kann es, wer nur will, aber einen Eat geben, wie es besser zu machen ist, das versteht nur ein Verständiger, einer der im wahren Sinne des Wortes ein Ratgeber ist. Nun rät Poseidon dem bedrängten Bru- der, von seinen Blitzen Gebrauch zu machen und den Frevler Damis auf diese Weise zu beseitigen. Allein Zeus weist darauf hin, dass doch solches die Götter nicht in ihrer Macht haben, sondern dass nur von dem Faden der Moiren das Lebensziel und die Art des Todes abhänge. Apollon wieder meint, man müsse dem Tirao- kles einen ^ovfjYopoc an die Seite stellen, w^elchen Rat aber Momos mit den Worten: dcYsvsiov toöto J)? aX-Aj^w? sipr^xa? ^^) charakterisirt und daran die Frage knüpft, warum der Prophet Apollon nicht er- öffne, w\is das Ende des Kampfes sein werde. Dem ins- Gedränge geratenen hilft die Ausrede aus der Verlegenheit, er habe kein Räu- cherwerk und keinen Dreifuss, auch keine mantische Quelle zur Hand. Doch da Momos nicht nachgibt, gibt Apollon, nachdem er zuerst in Ekstase geraten, einen Spruch zum besten, dessen unver- ständlicher Unsinn jenem viel zu lachen gibt. Auch des Herakles Rat, die Stoa über Damis Kopf zusammenstürzen zu lassen, findet keinen Anklang ^^), schon deshalb, weil das erst die Moiren bestimmt haben müssten. Die Götter haben noch immer keinen Beschluss gefasst. Da meldet ein Bote, Hermagoras, der Kampf habe begonnen. Das Himmelsthor wird aufgesperrt und die Götter hören zu. Unten spielt Timokles eine lächerliche Rolle. Seine Argumente sind sehr schwacher Natur; das Volk möge den Gottesläugnei mit Steinen bewerfen oder: die Strafe der Götter werde ihn erreichen. Auch bedient er sich gleich anfangs kräftiger Schimpfworte. Da der Epi- kureer den aus der Schönheit, Künstlichkeit und Regelmässigkeit des Weltbaues abgeleiteten Beweis nicht gelten lassen will, beruft sich der Stoiker auf Homer als Autorität, diesen Dichter aber benützt

83) Mit Bezug auf c. 26.

**) «YpotxC'V Toöt' elpYjxa«; xai Sslvöx; Boiwiiov.

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Damis für seine Zwecke. Er verkenne nicht die dichterischen Vor- züge Homers, sei aber der Meinung, dass man weder ihn noch sonst einen Dichter für einen zuverlässigen Gewährsmann in solchen Din- gen halten dürfe. Ihr Streben sei nicht auf Wahrheit, sondern nur darauf gerichtet, ihre Zuhörer durch Erfindungen aller Art zu ergöt- zen und zu bezaubern. In dieser ihrer Freiheit haben sie von den Göttern Dinge erzält, die eine hingebende Verehrung derselben un- möglich machen. Auch damit, dass Euripides die Götter auf die Bühne bringe, will Timokles seine Behauptung stützen, aber Damis zieht dieses Argument ins Lächerliche, ohne dass sein Gegner etwas darauf zu erwidern hat als den neuen Beweis, dass ja alle Völker an Götter glauben und ihnen Feste feiern. Dagegen macht der Epi- kureer auf die so weitgehenden Verschiedenheiten zwischen den reli- giösen Anschauungen der einzelnen Völker aufmerksam, was gerade ein Beweis dafür sei, wie unsicher die Grundlagen des Götterglau- bens sind. Nun klammert sich der Gläubige noch an die Orakel, aber sein Gegner führt dasselbe aus, was Momos befürchtend vorher- gesagt hatte. Auch der Donner des Zeus, auf den sich Timokles beruft, verfängt bei Damis nicht, er erwähnt vielmehr die Geschichte von dem Grabe des Zeus auf Kreta. Auch das Gleichnis vom Welt- schiff und dem Steuermann kommt schlecht weg, indem Damis aus- führlich die unsäglichen Verwirrungen, die auf diesem seiner Ansicht nach weder vernünftig noch zweckmässig geleiteten Schiffe anzutreffen seien, schildert. Der letzte Eettungsanker ist die Ableitung des Daseins der Götter von dem Vorhandensein der Altäre. Angesichts solcher Ar- gumente gibt es Damis auf, mit Timokles zu streiten und zieht sich lachend zurück, von einer Flut von Schimpfwörtern begleitet und vielleicht auch von einer Thonscherbe, die der erbitterte Stoiker abzuschleudern droht. Dem verzweifelten Zeus, der indessen die schrecklichste Angst ausgestanden hat, gibt Hermes den Rat, so zu thun, als ob nichts geschehen wäre; es gäbe ja noch Leute genug, die glauben: der grösste Theil der Griechen, nämlich der grosse Haufe und der gemeine Pöbel, und alle Barbaren.

Werfen wir noch einen Blick auf die ganze interessante Schrift, so ergibt sich, dass für die Würdigung derselben und für die Pa- rallele mit den Göttergesprächen vorzugsweise die Auseinander- setzungen des Momos (c. 19—22) "einerseits und die Argumentation des Timokles und die Einwürfe des Damis (c. 35 52) andererseits

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in Betracht kommen. Moraos hat die an das Deor. conc. erin-

nernde Behauptung, dass die Götter au dem sie bedrohenden Sturze nur selbst schuld seien, zunächst damit begründet, dass sie sich um die Weltordnung nicht kümmern. Dieser die Autorität der Götter schmälernde Umstand erscheint wie die übrigen Vorwürfe des Momos in dem Philosophendispute wieder und zwar als Gegengrund gegen den von dem Stoiker aus der Schönheit, Kegelmässigkeit und weisen Anordnung des Weltalls abgeleiteten Beweis für das Walten einer göttlichen Vorsehung (c. 38 und 46 ff.). Nach Damis Meinung ist die schöne Ordnung eine Naturnotwendigkeit, welche aber eine Vor- sehung nicht voraussetze. Und an der andern Stelle führt er aus, dass in der Weltleitung allenthalben Unzulänglichkeit, Unzweckmäs- sigkeit und Ungerechtigkeit hervortrete, was nicht möglich wäre, wenn das Steuerruder der Welt mit umsichtigen und ordnendem Blicke geführt würde.

Diese Stellen, welche einzig und allein Anhaltspunkte zu der Annahme bieten könnten, dass sich des Autors Unglaube nicht blos auf die griechischen Götter und ihre Vorsehung, sondern auch auf die aUgemeine Idee der Gottheit ausdehne, bedürfen einer etwas ein- gehenderen Erörterung.

Allerdings scheint Lukian hier den Boden der Mythe und die Verspottung der Menschen-Götter zu verlassen, das rein spekulative Gebiet zu betreten und von diesem aus das Dasein der Götter und ihrer Vorsehung überhaupt zu bekämpfen. Triftige Gründe aber sprechen dafür, dass man aus der in dieser Schrift vereinzelt zu Tage tretenden Verallgemeinerung des Unglaubens keinerlei zu weit gehende Schlüsse auf Lukians religiöse Ansichten ziehen darf.

Schon die Inscenirung deutet darauf hin, dass es auf den Olymp abgesehen ist; dieser bildet das Hauptinteresse, die Olympier und ihr Oberster sind die Zunächstbetheiligten. Aus der grossen Schar der Barbaren, welche aus aller Herren Länder sich auf dem Olymp eingefunden haben, betheiligt sich keiner an der Verhandlung. Die echten griechischen Götter hingegen erfassen den Ernst der Lage, sinnen auf Rat und verkünden ihre Meinung. In der grössten Angst und Verzweiflung ist Zeus, der angesichts der Gefahr seine Fassung, seinen Mut, sein sonst so kühnes Selbstbewnsstsein verliert. Für ihn steht alles auf dem Spiel, und er verliert auch in diesem klei- nen Drama unendlich viel, weil = sein Todfeind Lukian am meisten ihm an den Leib rückt, wie ein Kriegsmann, der es auf den feind-

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liehen Feldherru abgesehen hat. Eben weil es sich um den Olymp handelt, weil der Olymp den Mittelpunkt des Interesses bildet, wird die Aufmerksamkeit nicht einen Augenblick von demselben abgelenkt, denn der Leser denkt bei jedem neuen Hieb, den Damis den Göt- tern versetzt, und bei jeder neuen Ungeschicklichkeit, die Timokles begeht, an den Eindruck, den dies alles auf die von ihrer Höhe aus zuhörenden Seligen machen muss.

Ferner ist zu bedenken, dass wir Lukian nicht für alles, was Damis spricht, verantwortlich machen dürfen. Dadurch, dass er gleich im 4. c. (u. später noch im 19. u. 22.) hervorhebt, dass jener ein Epikureer ist, hat er sich vor dem Vorwurfe der gänzlichen Läug- nung einer weisen und vorsorgenden Weltregierung verwahrt, da es ja jedem seiner Leser klar war, dass die von Damis unternommene Bekämpfung der stoischen Teleologie und der Vorsehung auf Rech- nung des Epikureismus zu schreiben ist ^^). Nur das, was in der Argumentation des Damis nicht sogleich als von der epikureischen Lehre entlehnt erkannt wird, kann man mit Recht für echt lukiani- sche Gedanken halten. Ein solcher Gedanke ist die Läugnung der Einflussnahme der körperlichen, ohnmächtigen, ihren Genüssen nach- gehenden mythischen Götter auf die irdischen Dinge, wie wir ihn bereits in den Göttergesprächen ausgesprochen fanden (oben S. 20). Ebendasselbe spricht Momos aus, wenn er sagt: Iyw ^ap xai iravo TcrioasSoTCwv Iq xoZe ajiTj/avia? :r£pt,gYi<;£a^at xa rj{xsT£pa %at tcoXXoo^ TOiouTODc; ava'fUGsa^ai r^jxlv ao'^igd?, Tcap' t^jx^wv aorwv tyjv ak'lav TTjc t6X|x7]c XajJLßdvovTag. y.cf.1 {xa ttjv 0£|xtv oois xcj) 'ETctxoopc») opYiCsa^at a^'.ov o'Jis xolc; 6{xiX'^TaIc; aoToö xat Sia^o'/oit; twv Xoywv, el ToiaOia Tuspt yj|xwv üTTSiXYfa^iv. r] zi Y^p av a'koo:; a^'.coasis ziq o^v

(ppovsiv , rjTzozd.'j opwT. TooaoTYjV iv Tt]) ßuj) za^jOLyr^^ etc slxoTO);;

Toivuv Taöia opwvTs^ ouhüq ^latpoövcai tzb[jI r^jxwv wc ooSs oXcoc ovTwv. Betrachten wir aber den engen Zusammenhang dieser

Aeusserung mit der nun folgenden Kritik der Orakel und den Er- zählungen der Dichter von den Göttern^ so wird es ganz klar, wo Lukian hinaus will. Momos sagt: "Oiav piv ydp :rdXiv iwv pa^j^tpSwv avtoüaooaiv, oxi aal £p(J)(X£V %ai TiTpwavtöp. £'ö'a xat §£a(xo6- [X£^a Ttat SodX£6o|X£V xai c3Tac3tdCo{X£V xat {xopta oaa 7:pdYp.aTa £-/op,£v, vtat laöxa [xaxdpioi Ttai acp^aproi d^ioüVT£C £ivai , t( aXXo r] Siytaicog %aTaY£Xwot xai iv o'J§£Vi Ti^EVtai id T^fxkspa;

8*) s. Schwegler a. a. 0. S. 329 f.

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Hier sehen wir die leitende Idee, den durch alle antireligiösen Schrif- ten Lukians sich durchziehenden Grundgedanken. Zu den hier auf- gezälten Schlagworten geben die Göttergespräche den Commentar; est ist, als ob mit diesen auf die dort specialisirten {xopia ;rpaY{xaTa hingewiesen würde. Die dort dargestellte Sinnlichkeit der Götter ist ihre Schwäche, und es wird hier die Consequenz daraus gezogen. „Können wir's übel nehmen", räsonnirt Momos weiter, „wenn Men- schen, die ihren Verstand nicht völlig verloren haben, diese Dinge in 's rechte Licht stellen und von unserer Vorsehung nichts wissen wollen? Vielmehr sollten wir uns freuen, dass es noch Leute gibt, welche uns, denen so vielerlei vorgeworfen wer- den kann, noch Opfer bringen."

Sowie nun hier deutlich und scharf aus der Körperlichkeit der mythischen Götter der Schluss gezogen wird, dass diese die Welt nicht regieren können, so kommt auch Damis des ausführlichen auf das Lieblingsthema des Lukian, auf die Ohnmacht und die anderen menschlichen Attribute der mythischen Götter zu reden: Wie Zeus nahe daran war, gefesselt zu werden, wie er den Agamemnon durch einen Traum betrügt, weil er nicht die Macht besitzt, ihn mit einem Blitze zu tödten, wie Aphrodite und Ares von Diomedes verwundet werden^ wie Athene mit Hermes, Hermes mit Leto kämpft und so noch andere Götter paarweise (IL 20. 67 ff.) und wie Artemis, weil sie von Oineus nicht zum Opfermale geladen worden, den mächtigen Eber über dessen Gefilde schickt. So spricht Damis dann auch von den Orakeln, von dem bei Lukian sehr oft verspotteten dem Kroisos zu Theil gewordenen Spruche, „welcher wie einige Hermen zwei Gesichter hatte, wiewol der elende Sardianer den zweideutigen Satz mit einer schönen Anzal von Talenten bezalt hatte." Nachdem Damis ferner der gräuelichen Opfer der taurischen Artemis gedacht hat, beantwortet er des Timokles Hinweis auf die gewaltigen Donner des Zeus mit der Erwähnung jenes Grabes auf Kreta, bei welcher Gelegenheit der Hochdonnernde in eine furchtbare Angst gerät und an allen Gliedern zu zittern anfängt ; und in diesem verhängnissvollen Momente gibt ihm Momos den sarkastischen Rat: 'AXXa au, w Zsö, oirorav l-ö-eXT^aifj^ astpyjV /pDasiyjv Y.a^Bl<; a7ravxa<; 0L\)zrj\)Q

Auf diese Dinge nun, welche, wie wir sahen, den Stoff für die Göttergespräche geliefert hatten, will Lukian den Nachdruck gelegt wissen. Hätte er das nicht beabsichtigt, sondern wäre es ihm im

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Gegentheile um die Bekämpfung alles Göttlichen und der Vorsehung überhaupt zu thun gewesen, dann hätte er sowohl in mancher ande- ren seiner zalveichen Schriften Gelegenheit genommen, dieser seiner Meinung Ausdruck zu geben, (was aber nicht der Fall ist) ^^), insbe- sondere aber hätte er im Jup. Trag, das Thema eingehender und erschöpfender behandelt und sich nicht damit begnügt, dasselbe in einer verhältnismässig umfangreichen Schrift auf einen so kleinen Eaum zu beschränken.

Nun darf es aber nicht befremden, dass Lukian den Epikureer jene Ansicht überhaupt vortragen lässt. Der erklärte Feind der Mythengottheiten suchte nach einer neuen schneidigen Angriffswaffe zur Bekämpfung derselben, er suchte nach einer neuen Form für die Darstellung jenes Gegensatzes zwischen der Idee der Gottheit und deren Vertretern, und er fand eine solche Form. Als Gottesläug- ner waren die Epikureer bekannt; Lukian spielt nun dem Zeus den bösen Streich, dass er ihn gleichsam vor unseren Augen in die un- angenehme Lage versetzt, die von einem Epikureer entwickelten Grundsätze mitanzuhören. Aber für Lukian waren die radi- kalen epikureischen Grundsätze nur insofern wichtig, als dieselben die von Zeus und seiner Umgebung ver- breitete Meinung herabzusetzen geeignet sind.

Ziehen wir schliesslich auch die einzelnen gegen die Menschen- Götter vorgebrachten spöttischen Bemerkungen in Betracht, welche sich ausserhalb der oben genannten Stellen allenthalben in dieser Schrift vorfinden, so ergibt sich eine so grosse Zal von in die Augen springenden Parallelen mit den Göttergesprächen, ^") dass man daraus nicht blos die Verwandtschaft, sondern nach dem Gesagten auch die Gleichheit der Tendenz erkennen muss.

Der Inhalt des Juppiter confutatus ist folgender: Kyni- skos richtet an Zeus die Bitte, ihm eine Frage zu beantworten, die er als ot> •/akBTzii bezeichnet. Zeus geht darauf ein und gesteht dem fragenden Kyniskos, Homer spreche die Wahrheit, wenn er von der E'.|jiap{X£V'/] und den Moiren singe, dass alles unvermeidlich sei, was

^^) lieber den Jup. conf. weiter unten.

^'') Die ausführliche Inhaltsangabe des Jup. Trag, umfasst die wichtigsten

dieser Beziehungen, weshalb hier von der Specialisirung derselben wol

abgesehen werden darf.

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sie jedem bei seiner Geburt zugesponnen haben ^^). Mithin hat der- selbe Homer, wie Zeus zugesteht, Unrecht, wenn er überhaupt von einem mkp [xolpav spricht ^^). Da nun Kyniskos weiter fragt, wie sich denn die Gewalt der drei Moiren zu der der Eifxap|xsv-/j und der Toyr^ verhalte, da weicht Zeus mit der in solchen Fällen gebotenen Antwort aus : rA '9'£[xi? ajcaVTd as b>Mvol\ ^^). Nun fragt der Philosoph, ob auch die Götter von den Moiren beherrscht werden und an dem Faden derselben hangen. Während Zeus dies zugesteht, hat er den Göttern alle Macht abgesprochen, und dies gibt dem Frager Veran- lassung, die schon oft herangezogene Drohung des Zeus, er werde an einer goldenen Kette sämmtliche Götter sammt dem Meere und der Erde zu sich emporziehen, als ein blosse Pralerei hinzustellen. Wenn die Götter, so deducirt nun Kyniskos, nicht im Stande sind, etwas auf eigene Faust zu verfügen, sei es nun irgend ein Unheil abzuwehren, oder etwas erwünschtes zu geben, so sind alle Opfer und Gebete unnütz. Endlich muss Zeus zugestehen, dass die Opfer aller- dings keinen Nutzen mit sich bringen, dass sie aber in einer gewis- sen Verehrung vor dem ßsXTiov begründet sind, welche die schwä- cheren Menschen den Göttern gegenüber hegen müssten. Dieses ßsXTiov aber vermöchte man so führt Kyniskos aus an den

88) Hom. II. 20. 127 f.

89) Hom. II. 20. 336.

9°) Lukian liebt es, auf derartige unlösbare Fragen entweder eine dieser ähn- liche Phrase als Antwort folgen zu lassen oder auch dem Verlegenen an Stelle jeder Antwort irgend ein Schimpfwort in den Mund zu legen. Da- durch, dass der Gefragte ausweicht oder die Objektivität verliert, lässt er eben erkennen, dass er seine Sache nicht halten kann oder dass sie überhaupt unhaltbar ist. In demselben Jup. conf. c. 4 sagt Zeus: OoTt oi§a 0 Ti ao'. ßoDXsTai laoii la ipcoTfjixaTa. Ib. 6 : Oi5a o^sv aot ta %0{x^l>a laöta £f>(OTr^|j.aid igtv, Tuapa twv xaTapaxwv ac^t- gwv. Ib. 9: ^Opc^c; laöia rfi'q oßpigiza, w Koviaxs, f^-qq - nai aot 7C0TS {jL£Ta[JLfeX7Ja£i auTwv. Ib. 10: 'TISyj aoi xai TUfjotspov s'fVjV, o'j ^£{j.iTov slvai Tudvia as slSevai Ib. 16: Eo hk 7roXo7rpdY{JLcov Ti? sl etc. Sehr bezeichnend sind ferner die Antworten des Kronos auf die schwierigen Fragen des Priesters in der Saturnalia. C. 8 sagt Kronos: El [iTj BO^zf^v, (o ODZOQ, -/JYOfXSV . . . . , I'yvcö? av ox; 6pY'-- Cso'ö-at l^Blzai (xoi etc. Ib. 8: Ou Tiaoa*^ yap loiaöra X'/jpwv; Ib. 9: IloXXd {X£ dvaxpiV£i?, w ootck;, rfi'r^ ii'lv£iv Siov etc. Vgl. noch die Antworten des Glykon im Alexander 43: Od ■9'£[xi? axoöaai ob toötö Y£, und weiter: MyjS£ toöto l%'S,Xrp'q(; slSsvai o6 Y^P '9"£{Ji't<;. Vgl. Dial. mort. 16. 3 u, 5 und ib. 28.2.

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Göttern nicht zu finden, da sie ojxoBöoXo«. täv av^pwffwv sind; sie seien im Gegentheile noch schlimmer daran, weil sie sich in einer ewigen, die Menschen aber nur in einer kurzen Knechtschaft befinden. Uebrigens sei Hephaistos ein gemeiner Handwerker, Prometheus sei an's Kreuz geschlagen worden und Kronos liege gefesselt im Tartaros ; femer seien die Götter verliebt, werden verwundet, dienen als Knechte, werden von Seeräubern gefangen, von Tempelräubern ausgeraubt. Durch die Drohung, die der bedrängte Zeus ausstösst, lässt sich Kyniskos nich stören, sondern fragt weiter, was Zeus unter Vorsehung verstehe. Dieser antwortet wieder ausweichend. Immer mehr in die Enge getrieben, will Zeus für die Götter wenigstens eine Art Exe- kutivgewalt vindiciren, welche dieselben den beschliessenden Moiren gegenüber besitzen sollen; dann aber, meint der Philosoph, sind die Götter nur Werkzeuge der Moiren. Auch die Fähigkeit, das vom Schicksale Bestimmte vorauszuverkünden, welche Zeus den Göttern beilegt, will Kyniskos nicht zugeben, überdies hält er das Vorhersa- gen für ganz unnütz; denn sei der Orakelspruch wahr, so lasse sich ja zur Abwendung des Verkündeten nichts thun. Uebrigens seien die Orakel wegen ihrer Zweideutigkeit wertlos. Auf die Frage, warum so viele Blitze unnütz auf Bäume, Felsen und Mastbäume verschwendet werden oder gar einen armen unschuldigen Wanderer treffen, während dagegen Bösewichter aller Art sich eines ungestör- ten Daseins erfreuen, gibt Zeus die bezeichnende Antwort, Kyniskos dürfe das nicht wissen. Zeus kommt dann auf die Belohnung und Bestrafung nach dem Tode zu reden. Auf die im Eingang aufgestellten Prämissen gestützt, erklärt Kyniskos zum Schluss, dass kein Mensch mit Kecht belohnt oder bestraft werde, da ja seine Handlungen vorausbestimmt wären. Hierauf mag Zeus dem „frechen Sophisten" gar nicht mehr antworten und zieht sich zurück, wiewol der Philosoph noch einige Bedenken in Betreff der Moiren gehabt hätte, wo sie wohnen und wie sie, nur drei an der Zal, so viele Geschäfte besorgen können.

Auch in dieser radikalen Schrift wird nicht die Vorsehung, nicht die Belohnung und Bestrafung nach dem Tode, nicht das Vor- handensein des Göttlichen, dessen Uebermacht und moralische üeber- legenheit über die Menschen absolut geläugnet, sondern es wird nur von den griechischen oder wie man eben so gut sagen kann, von den homerischen Göttern behauptet, dass sie sich aus Homer selbst und

3

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seinen widerspruchsvollen Angaben als ohnmächtig erweisen, dass sie nach dieser, der Haupterkenntnisquelle für ihr Dasein und Wirken als dem Menschengeschlechte nicht überlegen erscheinen, dass sie auf die Geschicke desselben keinen Einfluss zu üben vermögen, und mithin die ihnen dargebrachten Opfer ganz vergeblich sind. Denn alle Deduktionen des Kyniskos-Lukian sind nicht etwa rein spekula- tiv und einem philosophischen Systeme entlehnt ^^), sondern basiren einerseits auf der von Homer behaupteten und von Zeus hier zu- gestandenen unbezwinglichen Macht der Schicksalsgöttinnen über Men- schen und Götter, andererseits auf dem aus derselben Quelle her- rührenden Faktum, dass das Dasein der Götter nicht von Seligkeit, sondern von Uebeln aller Art erfüllt werde ; und an dieser Stelle ist die Beziehung zu den Göttergesprächen wieder unverkennbar. Denn die dort specialisirten, im Jup. Trag, erwähnten unzähligen Wider- wärtigkeiten, die (xopta irpaYjxaTa, welche den Göttern ihre Seligkeit rauben, treten auch hier deutlich hervor.

Die Frage, warum es vielen Guten schlecht, vielen Schlechten aber gut gehe, trifft den bereits überwiesenen Gott. Ebenso ist die von Kyniskos nachgewiesene Ungerechtigkeit aller Belohnung und Bestrafung nach dem Tode eine Folgerung aus der anfangs hin- gestellten unangefochtenen Voraussetzung. So erscheint also in der That nur Zeus (natürlich mit seiner ganzen Clientel) widerlegt und vernichtet.

All dem, was über die beiden letztbesprochenen Werke gesagt wurde, lässt sich als das positivste Moment noch anfügen, dass Lu- kian seine hohe Verehrung für das Göttliche unzweideutig ausge- sprochen hat. Es geschieht dies in der Schrift Pro imaginibus, wo er den von Panthea gegen ihn erhobenen Vorwurf der Ueberschwäng- lichkeit, deren er sich in den Imagines schuldig gemacht habe, in der geistreichsten Art von sich abwehrt. Am meisten hatte ihm Panthea übel genommen, dass er sie mit Göttinnen verglichen hatte. Nun spricht sich Lukian (c. 17) dahin aus, dass die gerade in die- sem Vorwurfe bewiesene Scheu und Verehrung vor den Göttern ein

*^) Lukian verwahrt sich dagegen (c. 9), indem er sagt: HaVD, w Zeö, SeSiai; aurou?, (die Philosophen, welche die Vorsehung läugnen) oux oiSa oTou Ivsxa navia y^öv , oTuocja av sitto) , üttotttsusi^ Ixsivwv TcaiBsufxaxa sivai. ,,Ich aber", ist zu ergänzen, „habe doch andere Quel- len nachgewiesen,"

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so trefflicher Charakterzug sei, dass keiner der von ihm selbst her- vorgehobenen Vorzüge sich mit diesem messen könne. Und in dem- selben Zusammenhange: wc oaoi to -d-siov (irj iv ::ap£p7q) asßoDaiv, r/jzoi y.olI la Tipoc avO-pwTüooc otpigot av sisv. Am wichtigsten aber für uns ist jene Stelle (c. 24), an welcher er ausführt, dass es ihm nie in den Sinn gekommen sei, die genannte Frau mit den Göttin- nen zu vergleichen; die Vergleichung habe sich nur auf die mar- mornen, ehernen und elfenbeinernen Gebilde vortrefflicher Künstler bezogen. Natürlich aber dürfe man das Gebilde des Phidias nicht für die wirkliche Athene, noch das des Praxiteles für die Aphrodite Urania halten; aXX' 3pa, fährt er fort, {xyj aasjxvov -q la loiaöta iz^A

av^pcoTiivijj {it{jL*^(5£t Iycdys 67:oXa|xßdv(o. Die wahren Ur- bilder der Götter entziehen sich nach L. s. Meinung der (xtfjiYjatc des Künstlers, des Bildhauers wie des Dichters, weil ja durch die mit der künstlerischen Darstellung nothwendig zusammenhängende Ver- sinnlichung und Verkörperung das Göttliche beeinträchtigt werden muss. Hienach kann der vielverlästerte Samosatenser füglich nicht für einen a^soc gelten, wievvol sich über seine religiösen Ansichten nichts positives sagen lässt. Soviel ist gewiss, dass er wie nie ein anderer die homerischen Götter gehasst und ihnen empfindliche Schläge beigebracht hat. Man möchte mit Menippos ausrufen ^^) : ßaßai, TljXTjps, oia '30'. twv pa']>C{)S'.a)V ra vts'^aXata xa|Aai l'ppiTTTat aifvwga %at ajxop'^a.

Samuel Hahndel.

»2) Dial. mort. 20.

3*

S6 --

SchulDaclirichten

vom

Director Franz Wimmerer.

I. Zur (jescMclite der Anstalt.

Was zunächst den Personalstand des Lehrkörpers anbelangt, so trat in demselben dadurch eine Veränderung ein, dass Herr Prof. A. Pöschko mit Erlass des höh. n. ö. Landesausschusses vom 30. Juli 1874 Z. 16502 zum Di- rector der n. ö. Landes-Oberreal- und Maschinenschule in Wiener-Neustadt ernannt worden ist. Der genannte Herr, welcher seit 1. März 1866 dem Lehr- körper unserer Anstalt angehörte, hat durch seine rastlose Thätigkeit im Lehr- amte, ferner durch seine Mühewaltung als Bibliothekar, endlich auch in seiner Eigenschaft als Cassier der Schülerlade sich den vollen Anspruch auf den Dank der Lehranstalt erworben, der ihm hiemit von dem Berichterstatter aus- gesprochen wird.

Die durch den Abgang des Herrn Prof. A. Pöschko erledigte Lehr- stelle für Mathematik wurde dem Assistenten an der landschaftlichen Ober- realschule in Graz, Herrn Heinrich Drasch, provisorisch verliehen ; da der- selbe aber wegen Krankheit sein Lehramt nicht antreten konnte, wurde er der Stelle enthoben, und sofort die erforderliche Supplierung durch Mitglieder des Lehrkörpers eingeleitet.

Die Schüleraufnahme, welche in der Zeit vom 26. September bis 1. Ok- tober stattfand, ergab folgendes Resultat:

A. Realgymnasium:

L Classe 61, H. Classe 41, HL Classe 30, IV. Classe 19 Schüler.

B. Oberrealschule:

L Classe 14, IL Classe 9, III. Classe 16 Schüler.

Mit den für die erste Classe des Realgymnasiums angemeldeten Scliülern

wurden am 29. und 30. September und am 1. October die vorgeschriebenen

Aufnahmsprüfungen abgehalten; wegen gänzlich unzureichender Vorkenntnisse

wurde sechs Schülern die Aufnahme verweigert; somit verblieben für diese

Classe 55 Schüler.

Das Schuljahr wurde am 1. Oktober mit einem feierlichen Gottesdienste eröiFnet, welchem der Lehrkörper und die Schüler anwohnten.

Den 4. Oktober, den Tag des Namensfestes Sr. Majestät des Kaisers, feierte die Schule durch einen gemeinsamen Gottesdienst; ebenso den 19. No- vember als das Namensfest Ihrer Majestät der Kaiserin,

Am 8. und 9. November wurde die mit der Lehranstalt verbundene Ge- werbeschule von dem k. k. Landesschulinspector H. Schramm inspiciert. Der

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genannte Herr Landesschulinspector wohnte dem Unterrichte in den beiden Abtheilungen des Vorbereitungscurses und im gewerblichen Forbildungscurse, ferner am 10. November auch dem Unterrichte in einigen Classen des Real- gymnasiums bei und besichtigte die Lehrmittel der Anstalt.

Am 19. Dezember wurde mit den Schülern der II. Abtheilung des steno- graphischen Lehrcurses ein Probeschreiben abgehalten, das recht befriedigende Resultate ergab. Den besten Arbeiten wurden Prämien zuerkannt, welche vom Herrn Advokaten Dr. A. Grünwald in Stockerau für diesen Zweck gewidmet worden waren, wofür die Direction dem genannten Herrn ihren Dank ausspricht.

Das I. Semester wurde am 26. Februar geschlossen, das II. am 1. März begonnen.

In der zweiten Hälfte des Monats März, sowie den Monat April hindurch wurden an der Lehranstalt vom Herrn Professor J. Hos che k Vorträge über die neuen Masse und Gewichte gehalten, die sich eines recht lebhaften Besu- ches erfreuten.

Am 29. Mai und am 15. Juni d. J. beehrte das Mitglied des hob. n. ö. Landesausschusses, Herr k. k. Professor Dr. W. Lustkandl, die Anstalt mit seinem Besuche, wohnte jedesmal in mehreren Klassen dem Unterrichte bei, besichtigte auch die Lehrmittelsammlungen der Schule und richtete aufmun- ternde Worte an die Schüler.

Am 10. Juni wurde der Berichterstatter vom höh. n. ö. Landesausschusse zum Director des n. ö. Landes-Lehrer-Proseminars in St. Polten ernannt.

Am 3. Juli wohnten der Lehrkörper und die Schüler dem Trauergottea- dienste bei, welcher anlässlich des Hinscheidens Sr. Majestät des Kaisers Fer- dinand I. in der Domkirche abgehalten wurde.

Schliesslich muss noch erwähnt werden, dass die Lehranstalt auch in diesem Schuljahre sich vielseitiger Unterstützung erfreute. In dieser Hinsicht fühlt sich der Berichterstatter angenehm verpflichtet, dem hob. n. ö. Landes- ausschusse, dem löbl. Sparcassa-Vereine, sowie auch dem löbl. Gewerbe-Vereine in St. Polten den wärmsten Dank der Anstalt auszudrücken. Ebenso sei hier den vielen Privatwohlthätern unserer Schüler, besonders' dem Herrn M. Salz er der beste Dank der Anstalt ausgesprochen.

II. Personalstanll des LeMörpers,

1. Heinrich Bourqui, Professor, lehrte die französische Sprache in den drei Classen der Oberrealschule.

2. Michael Daurer, Consistorialbeamter, unterrichtete die Schüler im Gesänge.

3. Phil. Dr. Anton Effenberger, Professor, lehrte Chemie in den vier oberen Classen und in der Gewerbeschule, Physik in III. und IV., französische Sprache in IV. und leitete die practischen Uebungen der Schüler im ehem. Laboratorium.

4. Eduard Hackol, Professor, lehrte die Naturgeschichte im Realgymnasium und an der Oberrealschule, Geographie in II. und französische Sprache in III,

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5. Samuel Hahndel, Professor, lehrte Latein in 11. und IV., Deutsch in 11. und ertheilte den stenographischen Unterricht.

6. Gustav Held, Professor, Mitglied des Abgeordneten-Hauses des höh. Reichs- rathes, lehrte von Ostern an Deutsch in IV. und VI.

7. Josef Hoschek, Professor, lehrte Geometrie und geometrisches Zeichnen in II., III., IV. und an der Gewerbeschule, ferner darstellende Geometrie an der Oberrealschule, endlich Mathematik in VI.

8. Johann Kalchhanser, Weltpriester, Professor, lehrte Religion am Real- g}annasium und im Vorbereitungscurse der Gewerbeschule, Arithmetik in I., in., IV. und an der Gewerbeschule.

9. Albert Löger, Professor, lehrte Geogi-aphie in l., III., IV., VI., VII. und an der Gewerbeschule, ferner Geschichte in III., IV., VI. und VII.

10. Karl Schniit, Professor, lehrte Deutsch in I., VII. und an der Gewerbe- schule, ferner Latein in I. und im Fortbildungscurse, endlich Griechisch in IV.

11. Karl Schneck, n. ö. Landes-Turnlehrer, leitete den Turnunterricht.

12. Gustav Sommer, Professor, lehrte Physik in VI., VII. und an der Gewer- beschule, Mathematik in V. und VII., Arithmetik in II.

13. Ignaz Tkacz, Professor am k. k. Militär-Collegium, lehrte die englische Sprache an der Oberrealschule.

14. Rudolf Ullrich, Supplent, lehrte Geschichte in II. und V., Geographie in V, Deutsch in IIL, IV., V. und VL (in IV. und VI. bis Ostern).

15. Oswald Waibl, Professor, lehrte Geometrie und geometrisches Zeichnen in I., ferner Freihandzeichnen in allen Classen Uer Anstalt und an der Gewer- beschule, endlich Kalligraphie in I. und im Sammelcurse.

16. Franz Wimmerer, Director, lehrte Latein und Griechisch in III.

III. DienerscM.

1. Carl Vogelsinger, Schuldiener.

2. Mathias Ochs, Schuldiener.

IV. Lehrplan der Anstalt.

A. Obligate Unterrichtsgegen stände.

I. Classe des Realgymnasiums.

Classen vorstand: K. Schmit.

1. Religion. Die biblische Geschichte nach dem Lehrbuche von Dr. Drächsler. Wöchentlich 2 Stunden. J. Kalchhauser.

2. Deutsche Sprache. Formenlehre des Verbums. Der einfache Satz. Lesen und Erklären geeigneter Lesestücke. Memorieren. Rechtschreib- übungen. — Grammatik von Hermann, Lesebuch v. A. Neumann und 0. Gehlen. Monatlich zwei Aufgaben. Wöchentlich 3 Stunden.

K. Schmit.

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3. Lateinische Sprache. Die regelmässige Formenlehre eingeübt in bei- derseitigen Uebersetzungen. Uebungsbuch von Rozek, Grammatik von K.Schmidt. Memorieren der Vocabeln. Vom Dezember angefangen wöchentlich eine Schul- aufgabe. — Wöchentlich 8 Stunden.

K. Schmit.

4. Geographie. Die wichtigsten Begriife aus der mathematischen und physischen Geographie. Die Erdtheile in Bezug auf horizontale und verticale Gliederung. Bewässerung und Bevölkerung, üebungen im Kartenlesen. Wö- chentlich 3 Stunden.

A. Löger.

5. Arithmetik. Das dekadische Zahlensystem. Grundrechnungen mit un- benannten und benannten Zahlen, ohne und mit Decimalbrüchen. Grundzüge der Theilbarkeit, grösstes gemeinschaftliches Mass, kleinstes gemeinschaftliches Vielfache. Gemeine Brüche. Verwandlung derselben in Decimalbrüche und um- gekehrt. Rechnen mit periodischen Decimalbrüchen. Rechnen mit mehrnamig benannten Zahlen. Wöchentlich 3 Stunden.

J. Kalchhauser.

6. Naturgeschichte. Zoologie nach Pokorn}-, Illustrirte Naturgeschichte. Wöchentlich 3 Stunden.

E. Hackel.

7. Geometrie und Zeichnen. I. Semester. Das Zeichnen der geometri- schen Formen in der Ebene nach Tafelzeichnungen; die wichtigsten geometri- schen Lehrsätze aus der Anschauung begründet. IL Semester. Das Wich- tigste aus der Körperlehre, die Grundlehren der Perspective. Das Zeichnen nach Draht- und Holzmodellen. Wöchentlich 6 Stunden.

0. Waibl.

8. Kalllgrapliie. Die deutsche und englische Currentschrift. Wöchent- lich 1 Stunde.

0. Waibl.

II. Classe des Realgymnasiums.

Classenvorstand : S. Hahndel.

1. Religion. Die katholische Glaubenslehre nach dem Lehrbuche von Fischer. Wöchentlich 2 Stunden.

J. Kalchhauser.

2. Deutsche Sprache. Grammatik von Hermann. Wiederholung der Formenlehre. Lehre vom zusammengesetzten Satze. Arten der Nebensätze. Ver- kürzung derselben. Lectürc aus dem Lesebuche von Neumann-Gehlen, 2. Bd. Memorieren. Monatlich zwei Aufgaben. Wöchentlich 3 Stunden.

S. Hahndel.

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3. Lateinische Sprache. Wiederholung der regelmässigen Formenlehre. Unregelmässigkeit in Declination, Genus und Conjugation. Die wichtigsten Partien der Syntax. Grammatik von K. Schmidt, Uebungsbuch von Rozek. Me- morieren der Vocabeln. Schriftliche Präparation. Monatlich 3 bis 4 Schulaufga- ben. — Wöchentlich 8 Stunden.

S. Hahndel.

4. Geographie und Geschichte. Geographie von Asien, Africa und Süd- Europa. Wöchentlich 2 Stunden.

E. Hackel.

Geschichte des Alterthums nach Hannak. Wöchentlich 2 Stunden.

R. Ullrich.

5. Arithmetik. Das Wichtigste aus der Mass- und Gewichtskunde, aus dem Geld- und Münzenwesen mit besonderer Berücksichtigung des französischen Systems. Mass-, Gewichts- und Münzreduction. Lehre von den Verhältnissen und Proportionen. Zins-, Discont- und Terrainrechnung. Kettensatz, Theilregel ; Durchschnitts- und Allegationsrechnung. Wöchentlich 3 Stunden.

G. Sommer.

6. Naturgeschichte. I. Sem. Mineralogie, Geognosie nach Porkorny. II. Sem. Botanik. Als Material für den Unterricht dienten die in der Nähe der Stadt wildwachsenden und im Grossen gebauten Pflanzen, femer bei Algen, Flechten, Moosen das Schulherbarium, bei Pilzen die Beckerschen Wandtafeln.

Wöchentlich 3 Stunden.

E. Hackel.

7. Geometrie und Zeichnen. Die Eigenschaften, die Construction und Congruenz der geradlinigen Figuren. Symmetrie und Aehnlichkeit ebener Ge- bilde. Flächenberechnung, Verwandlung und Theilung geradliniger Figuren. Das Constructionszeichnen parallel mit dem theoretischen Unterrichte. Wö- chentlich 2 Stunden.

J. Ho schek.

8. Freihandzeichnen. Vorübungen zum Ornamentzeichnen. Anfangsgründe der Ornamentik nach Tafelzeichnungen. Verhältnisse des menschlichen Kopfes und Gesichtes. Zeichnen nach plastischen Vorlagen. Wöchentlich 4 Stunden.

0. Waibl.

III. Ciasse des Realgymnasiums.

Classenvorstand: A. Löger.

1. Religion. Die katholische Sittenlehre nach dem Lehrbuche von Fischer.

Wöchentlich 2 Stunden.

J. Kalchhauser.

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2. Deutsche Sprache. Gelegentliche Wiederholung und Ergänzung der rrammatik. Erklärende Lektüre der Lesestücke. Vortragsübungen. Lehrbuch *•

Grammatik von Fr. Bauer. Lesebuch: A. Neumann, 3. Bd. Monatlich 2 Aufga- ben. Wöchentlich 3 Stunden.

E. Ullrich.

3. Lateinische Sprache. Grammatik von K. Schmidt. Wiederholung der Formenlehre und der in 11. eingeübten syntaktischen Lehrsätze. Casuslehre und s}Titaktische Eigenthümlichkeiten im Gebrauche der Adjectiva und Pronomina, eingeübt an Eozek's Uebungsbuche. Leetüre: Hist. ant. L, II.. IV. Monatlich 2 schriftliche Schularbeiten. Wöchentlich 6 Stunden.

F. Wimmerer.

4. (Griechische Sprache. (Facultativ.) Die regelmässige Formenlehre mit Ausschluss des Aor. Pass. nach Curtius Grammatik und Hintner's Uebungsbuche. Präparation und Memorieren der Vocabeln. Wöchentlich 4 Stunden.

F. Wimmerer.

5. Französische Sprache. (Facultativ.) Die Formenlehre mit Ausschluss der unregelmässigen Zeitwörter unter fortwährender Rücksichtnahme auf die Entwicklung der Formen aus dem Latein; Uebung derselben an den Ueberset- zungsbeispielen. Wöchentlich 4 Stunden.

E. Hackel.

6. Geographie und Geschichte. Geographie von Mittel- und Nordeuropa mit besonderer Hervorhebung der oro-hydrographischen Verhältnisse. Wö- chentlich 2 Stunden.

E. Hackel.

Geschichte der mittleren Zeit mit Hervorhebung der deutschen Geschichte nach Hannak. - Wöchentlich 2 Stunden.

A. Löger.

7. Arithmetik. Wiederholung der Lehre von den Verhältnissen und Pro- portionen mit einigen Anwendungen. Einübung der vier ersten Grundo])eratio- nen in allgemeinen Zahlen mit ein und mehrgliederigen, sowie mit gebrochenen Zahlenausdrücken. Anwendung der Grundrechnungen auf Potenzen und Wur- zeln. Das Potenziren algebraischer Ausdrücke. Erheben auf die 2. und 3. Po- tenz, Ausziehen der Quadrat- und Cubikwurzel aus besonderen Zahlen ohne und mit Abkürzung. Wöchentlich 3 Stunden.

J. Kai chhau s e r.

8. Physik, Allgemeine Eigenschaften der Körper. Wärmelehre. Statik und Dynamik der festen, flüssigen und gasförmigen Körper. Wöchentlich 3 Stunden.

Dr. A. Effenberger.

9. Geometrie und Zeichnen. Die Aehnlichkeit geradliniger Figuren. Die Kreislehre und die regelmässigen Figuren. Kreisberührungen, architektonische

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Bogen und Ornamente. Pythagoräischer Lehrsatz. Construction der Kcgelschnitts- curven.

J. Hoschek.

10. Freihandzeichnen. Fortsetzung des ornamentalen und figuralen Zeichnens mit einfachen Schattierübungen nach Vorlagen und Modellen. Wöchentlich 4 Stunden,

0. Waibl.

IV, Classe des Realgymnasiums.

Classen vorstand. Dr. A. Effenberger.

1. Reiigion. Kirchengeschichte nach dem Lehrhuche von Fischer. Wöchentlich 2 Stunden.

J. Kalchhauser.

2. Deutsche Sprache, Gelegentliche Wiederholung der Grammatik und Syntax; Wortbildungslehre. Geschäftsaufsätze. Tropen und Redefiguren. Das Wichtigste aus der Metrik. Erklärende Leetüre der Lesestücke. Vortragsübungen. Monatlich 2 Arbeiten. Lehrbuch: Grammatik von Fr. Bauer. Lesebuch von A. Neumann. 4. Bd. Wöchentlich 3 Stunden.

R. Ullrich. Seit Ostern G. Held.

3. Lateinische Sprache. Leetüre: Caesar de hello gall. lib. L, IL, III. und ein Theil des VII. Modus- und Tempuslehre nach Schulz kl. lat. Sprach- lehre und Rozek's Uebungsbuche 2. Theil. Prosodie und Metrik eingeübt durch Leetüre aus Rozek's Chrestomathie. Alle vierzehn Tage eine Schul- aufgabe. — Wöchentlich 6 Stunden.

S. HahndeL

4. Griechische Sprache, (Facultativ.) Wiederholung des gesammten Lehrstoffes der III. Cl. nach der Grammatik von Curtius und dem Uebungs- buche von Schenkl. Die Verba auf \Li und die Anomala. Präparation. Me- morieren der Vocabeln. Die wichtigsten Lehrsätze aus der Syntax. Gelesen wur- den einige Abschnitte aus SchenkVs Chrestomathie aus Xenophon. Monatlich

2 Aufgaben. Wöchentlich 4 Stunden.

K. Schmit.

5. Französische Sprache. (Facultativ.) Orthographische Eigenthümlich- keiten einiger regelmässiger Verba. Die unregelmässigen, reflexiven und un- persönlichen Verba. Gebrauch der Zeiten und Modi. Participe present und passe. Monatlich 3 schriftliche Arbeiten.

Dr. A. Effenberger.

6. Geographie und Geschiclite. I. Semest. Geographie von Amerika und Australien. II. Semest. Oesterreichische Vaterlandskunde. Wöchentlich 2 Stunden.

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Geschichte der neueren Zeit bis zur Gegenwart. Ueberblick über die österreichische Geschichte. Wöchentlich 2 Stunden.

A. Lüger.

7. Arithmetik. Ergänzende und erweiternde Wiederholung des bisherigen algebraischen Lehrstoffes. Wissenschaftlich durchgeführte Lehre der vier ersten Grundoperationen mit allgemeinen Zahlen. Lehre von den gemeinen Brüchen. Gleichungen des 1. Grades mit einer oder mehreren Unbekannten, nebst zahl- reichen Uebungen. Wöchentlich 3 Stunden.

J. Kalchhauser.

8. Pliysik. Magnetismus, Elektricität, Akustik und Optik. Wöchentlich

2 Stunden.

Dr. A. Effenb erger.

9. Cliemie* Die wichtigsten Grundstoffe sowie deren Verbindungen, so- weit sie in den Künsten und Gewerben Anwendung finden. Wöchentlich 2 Stunden.

Dr. A. Effenberger.

10. (xeometrie und geometrisclies Zeichnen. Stereometrie; Anwendung der vier algebraischen Grundoperationen zur Lösung von Aufgaben der Plani- metrie und Stereometrie. Theoretisch constructive Uebungen im Zeichnen der wichtigsten ebenen Curven; orthogonale Projection des Punctcs und der Linie, der begrenzten Ebenen und der geometrischen Körper in einfachen Stellungen. Wöchentlich 3 Stunden.

J. Hoschek.

^' 11. Freihandzeichnen. Wie in der IIL Classe. Wöchentlich 4 Stunden.

0. Waibl.

I. Classe der Oberrealschule.

Classenvorstand: 0. Sommer.

1. Deutsche Sprache. Lektüre von Uebersetzungen aus der classischen Literatur der Griechen und Römer. Ueberblick über die klassische Literatur. Lesung einer Auswahl mittelhochdeutscher Dichtungen. Ueberblick über die äl- tere Periode der deutschen Literatur. Vortragsübungen. Lesebuch v. Scheiner. Monatlich zwei Aufsätze. Wöchentlich 3 Stunden.

n. Ullrich.

2. Französische Sprache. Formenlehre des Substantivs, Adjectivs, Ad- verbs, Gebrauch der Tempora und Modi. Leetüre aus Dr. Plötz's fran- zösischer Chrestomathie. -- Monatlich 3 schriftliche Arbeiten. Wöchent- lich 3 Stunden.

H. Bourqui.

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5. Geographie und Geschichte. Pragmatische Geschichte des Alterthums. Wöchentlich 3 Stunden.

R. Ullrich.

Elemente der Himmelskunde. Allgemeines über die Physik der Erde. Geographie vou Afrika, Asien und Süd-Europa. Graphische Uebungen. Wö- chentlich 1 Stunde,

R. Ullrich.

4. Mathematik. Allgemeine Arithmetik. Zusammenfassende Wie- derholung des bisherigen Lehrstoffes aus der allgemeinen Arithmetik. Glei- chungen des ersten Grades mit mehr als zwei Unbekannten. Diophantische Gleichungen. Die Zahlensysteme überhaupt und das dekadische insbesondere. Theorie der Theilbarkeit. Lehre von den Decimalbrüchen, Potenzen und Wur- zeln. Bedeutung der imaginären und complexen Zahlen, die vier Grundopera- tionen mit denselben. Lehre von den Verhältnissen und Proportionen mit An- wendungen. Quadratische Gleichungen mit einer und mit zwei Unbekannten.

Geometrie. Planimetrie in ihrem vollen Umfange, streng wissenschaft- lich behandelt. Uebungen im Lösen von Constructionen mit Hilfe der geome- trischen Analysis. Wöchentlich 7 Stunden.

G. Sommer.

5. Natnrgescliichte. Zoologie. Bau und Functionen der Organe des Thierleibes, erklärt durch einen Abriss der Anatomie und Physiologie des Menschen. Systematische Betrachtungen der Abtheilungen, Classen, Ordnun- gen und Familien des Thierreiches. Erklärungen der Charaktere an geeigneten Repräsentanten. Nach 0. Schmidt, Zoologie. Wöchentlich 3 Stunden.

E. Hackel.

6. Chemie. Gesetze der chemischen Verbindungen. Atom, Molecül, Werthigkeit der Atome, Typen, Metalloide, Alkalimetalle, alkalische Erden, Glas- und Thonwaaren-Fabrikation. Wöchentlich 2 Stunden.

Dr. A. Effenberger.

7. Darstellende Geometrie. Aufgaben über die Linie und über die Ebene, Projectionen von Körpern, die durch Ebenen begrenzt sind; Schnitte von Körpern mit Ebenen; krumme Linien und deren Beziehung zu geraden Linien und Ebenen. Darstellung der krummen Flächen. Wöchentlich 3 Stunden. J- Hoschek.

8. Freihandzeichnen. Zeichnen nach Vorlagen und Modellen schwieriger Art. Wöchentlich 4, Stunden. 0. Waibl.

il. Classe der Oberrealschule.

Classenvorstand: J. Hoschek. 1. Deutsche Sprache. Uebersicht der Literaturgeschichte von der älte- sten Zeit bis zum 18. Jahrhundert; ausführlichere Darstellung der Literatur

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des 18. Jahrhundei-ts (bis zum gemeinsamen Wirken Göthe's und Schiller's), an der Hand der Leetüre gewonnen. Lese- und Lehrbuch von Egger 2. Bd. 1. Abt. Monatlich 2 Aufsätze. Vollständige Werke wurden gelesen: Schiller's »Wilhelm Teir' und »Iphigenie auf Tauris.* Wöchentlich 3 Stunden.

R. Ullrich. Seit Ostern G. Held.

2. Französische Sprache. Wortstellung; Gebrauch des Imparfait, Passe defini und Subjonctif nach Dr. Plötz's Schul- Grammatik. Leetüre aus Dr. Plötz französischer Chrestomathie. Monatlich 2 schriftliche Arbeiten. Wöchentlich 2 Stunden. H. Bourqui.

3. Geogrraphie und (^leschichte. Geschichte des Mittelalters bis zur Re- formation. — Geographie von West-, Mittel- und Nord-Europa, mit besonderer Hervorhebung des deutschen Reiches. Graphische Uebungen. Wöchent- lich 4 Stunden.

A. Löger.

4. Mathematik. Arithmetik. Logarithmen; arithmetische und geome- trische Progressionen ; Gleichungen höherer Grade, welche sich auf quadratische zurückführen lassen; Exponentialgleichungen. Zinses-Zins und Rentenrechnung. Combinationslehre und binomischer Lehrsatz. Convergenz unendlicher Reihen.

Geometrie. Goniometrie und ebene Trigonometrie, Stereometrie. Wöchentlich 5 Stunden.

J. Hoschek.

5. Naturgeschichte. Botanik nach Wretschko, Vorschule der Botanik. Wöchentlich 2 Stunden.

E. Hackel.

6. Physik. Allgemeine Eigenschaften der Körper, Statik un.d Dynamik fester, tropfbarflüssiger und gasförmiger Körper, Wellenlehre und Akustik. Wöchentlich 4 Stunden.

G. Sommer.

7. Chemie. Schwere Metalle. Cyanverbindungen, Albuminate, Albumi- noide, Kohlenhydrate, einwerthige Alkohole und die denselben entsprechenden Säuren. Fette. Wöchentlich 2 Stunden.

Dr, A. Effenberg er.

8. Darstellende Geometrie. Ebene Schnitte krummer Flächen; Tangen- tialebenen an dieselben und gegenseitige Schnitte der krummen Flächen. Durch- dringungen der Körper. Schattenlehre. Wöchentlich 3 Stunden.

J. Hoschek.

0. Freihandzeichnen. Wie in Classe I. der Oberrealschule. ~ Wöchent- lich 4 Stunden. 0. Waibl.

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lil. Classe der Oberrealschule.

Classenvorstand: E. Hackel.

1. Deutsche Sprache, Geschichte der deutschen Literatur im 18. Jahr- hundert (von der gemeinsamen Thätigkeit Göthe's und Schiller's angefangen) und im 19. Jahrh. mit besonderer Rücksicht auf die deutsche Literatur von Oesterreich an der Hand der Leetüre gewonnen. Lese- und Lehrbuch Egger. II. B, 1. und 2. Th. Vollständig gelesene Werke, »Hermann und Dorothea,*^ »Wallenstein.'' Monatlich 2 Aufsätze. Wöchentlich 3 Stunden.

K. Schmit.

2. Französische Sprache. Das wichtigste über die Satzlehre und Sti- listik. Lesung von Musterstücken der historischen und dramatischen Literatur nach Dr. Plötz's Chrestomathie. Monatlich 2 schriftliche Arbeiten. Wöchent- lich 2 Stunden.

H. Bourqui.

3. Geographie nnd Oeschiclite. Erstes Semester: Neuere Geschichte bis zum Beginn der französischen Revolution. Geographie von Amerika und Australien. Graphische Uebungen.

Zweites Semester: Uebersicht über die österreichische Geschichte bis zum Tode Joseph's IL, im Anschluss daran die Geschichte der neuesten Zeit bis zur Gegenwart. Darlegung der Grundzüge der österreichischen Verfassung. Statistik der österreichisch-ungarischen Monarchie. Wöchentlich 4 Stunden.

A. Löge r.

4. Matheiiiatik, Arithmetik. Kettenbrüche. Wahrscheinlichkeitsrech- nung. Arithmetische Reihen höherer Ordnung.

Geometrie. Analytische Geometrie der Geraden, des Kreises, der Elipse, der Parabel und Hyperbel.

Wiederholung und Ergänzung des gesammten, in der Oberrealschule be- handelten Lehrstoffes. Wöchentlich 5 Stunden.

G. Sommer.

5. Naturgeschichte. Mineralogie und Geognosie nach Fellöcker. Geo- logie, Klimatologie, Pflanzen- und Thiergeographie im Sinne der allgemeinen Erdkunde von Hann, Hochstetter und Pokorny. Wöchentlich 3 Stunden. E. Hackel.

6. Physik. Reibungs- und Berührungs-Elektrizität. Optik, Wärmelehre und Grundlehren der Astronomie. Wiederholung des ganzen in der Ob erreal - schule behandelten Lehrstoffes. Wöchentlich 4 Stunden.

G. Sommer.

7. Chemie. Zwei- und mehrwerthige Alkohole und Säuren, Gerberei, Färberei, organische Basen, Harze, ätherische Oele. Recapitulation mit kurzer Andeutung der neueren Theorien. Wöchentlich 2 Stunden.

Dr. A. Effenberger.

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8. Darstellende Geometrie. Centrale Projection (Perspective). Recapi- tulation der gesammten darstellenden Geometrie mit practisclien Anwendun- gen behufs Erlernung geeigneter Darstellungsweisen technischer Objecte.

Wöchentlich 3 Stunden.

J. Hoschek.

9. Freiliandzeiclmen. Zeichnen des menschlichen Skelettes und der Muskelbekleidung desselben. Zeichnen ganzer Figuren nach Vorlagen und Mo- dellen. Zeichnen nach der Natur. Wöchentlich 4 Stunden.

0. Waibl.

10. Englische Sprache. V. Lesen, Formenlehre und die für leichtere Leetüre unentbehrlichsten Regeln der Syntax mit beständiger Hinweisung auf die vervN'andten Sprachen; Uebersetzungsübungen aus Högel's I. Theil. Wö- chentlich 3 Stunden.

V. VL Leetüre und Erklärung classischer Stücke aus »Herrig's: The Britisch Poets.* Wöchentlich 2 Stunden.

J. Tkacz.

11. Turnen. Der obligate Turnuntericht wurde in 5 Abtheilungen ertheilt; jede Abtheilung erhielt wöchentlich 2 Stunden Unterricht nach folgendem Lehrplane:

I. Abtheilung:

Ordnungsübungen: Richten, Oeffnen und Schliessen der Reihen und Rot- ten, Drehungen der Einzelnen, Gleichschritt im Gehen und Laufen. Einfache Reihungen. Freiübungen an und von Ort.

Gerätturnen: Freispringen mit besonderer Berücksichtigung auf richtige Körjierhaltung, Uebungen mit dem langen Schwungseil, Schwebebaum, einfache Barrenübungen, Wechsel von Stand, Sitz und Stütz, Hang und Hangelarten an der wagrechten Leiter und am Reck. Klettern au Stangen und Tauen. Turnspiele.

IL Abth eilung:

Ordnungsübungen : Reihungen von Reihen, Windungen. Zusammengesetzte Freiübungen. Fortsetzung der wichtigsten Gang- und Laufarten.

Gerätturnen: Hoch-, Weit- und Tiefsprung aus der Grund- und Schritt- stellung, mit Angehen, Anlaufen. Das Bockspringen beschränkte sich auf einige wesentliche Grundübungen. Barrenübungen: Leichtere Stütz- und Schwung- arten, Sitzwechsel, Liegestütz. Hang- und Hangelarten am Reck und der wag- rechten Leiter mit verschiedenen Griffarten und Drehungen. Klettern an Stan- gen und Tauen. Turnspiele.

m. Abtheilung;

Ordnungsübungen: Bildung von Reihenkörpern und Reihenkorpergefügen, Schwenkungen in geschlossenen Reihen an Ort, während des Marsches, mit und ohne Fassungen, Zusammengesetzte Freiübungen in der Grund-, Schritt- und Grätschstellung an Ort, im Marsche und im Laufe.

Gerätturnen: Hoch- und Weitspringen mit Arm- und Beinthätigkeiten, V4 und Va Drehungen. Fortsetzung des Bockspringens. Barren: Stützein, Stütz-

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hüpfen, Streckstützschwingen, Wende, Kehre, Sitzarten und Sitzwechsel. Keck: Seit- und Querstreckhang. Schwingen im Seithange. Unterarrahang vorlings, ein- und beidarmig. Schwingen in diesem Hange ; Quer- und Seitknieliegehänge, Schwingen in ^diesem Hängen. Wellauf- und Abschwünge, Felgauf- und Ab- schwung. Hang- und Hangelübungen an den Leitern, Klettern in verschiedenen Formen und Griifarten. Turnspiele.

IV. Abtheilung:

Ordnungsübungen: Fortgesetzte und verbundene Ordnungsübungen in Linie und Säule, Schwenkungen der Reihen und Rotten. Verbindungen des Reihens und Schwenkens. Freiübungen: Auslagen, Ausfälle, Hiebe, Stösse. Hüpf- arten mit Arm- und Beinthätigkeiten. Dauerlauf. Freispringen bei grösserer Höhe und Weite des Zieles. Bock : Grätschübersprung hoch und weit, mit V4 und Vj Drehungen hinter dem Bocke, Fechtsprünge. Pferd: Einfache Seiten- und Hintersprünge; Spreiz- und Sitzarten ; Hocke, Flanke, Kehre. Längensprünge zum Reit- und Seitsitz. Barren: Streckstützschwingen mit Beinthätigkeiten, mit Stützein, Stützhüpfen. Unterarmstütz; Sitzwechsel, Schwünge aus den Ar- ten des Sitzes. Reck: Hangschwingen mit Hangeln, Hangzucken, Griffwechsel Hangkehre. Wellauf- und Umschwünge, Felgauf- und Umschwünge. Unter- schwung. Die übrigen Hanggeräte fanden häufige Anwendung.

V. Abtheilun g:

Ordnungsübungen: Anwendung und weitere Ausbildung des Früheren. Verbindungen von Freiübungen, Hantelübungen. Frei- und Bockspringen in zunehmender Schwierigkeit. Pferd: Seiten- und Hintersprünge bei grösserer Höhe des Pferdes und grösserer Weite des Absprunges. Geschwünge. Barren: Schwünge aus den Arten des Sitzes; Armwippen; Unterarm- und Knickstütz- übungen, Aufstemmen und Aufkippen. Reck: Gemischte Hang- und Stützübun- gen. Schwungarten und Drehungen um die Längen- und Breitenaxe. Die übrigen Hanggeräthe wurden nach Thunlichkeit mitbenutzt.

K. Seh neck.

B. Nicht obligate Unter riciltsgegenstände.

1. Latein für Schüler der Oberrealschule.

Aus Hoche's lat. Lesebuche 2. Theil wurden gelesen : Livius. I, 1—16 (Gründung Rom's und Regierung Romulus'.) Cicero 2. cat. Red. Ovid. Trist I, 3. (Abschied von Rom.), IV, 10. (Des Dichters Leben.), Fast. II, 83 -118. (Arion); II, 195—242 (Fabierschlacht bei Cremera); II, 685—762, 813—852 (Ende des Königthums.), Met. VIII, 267-545 (die kaly donische Jagd.) Wö- chentlich 2 Stunden. Der Unterricht wurde 11 Schülern ertheilt.

K. Schmit.

2. Gesang. I. Abtheilung. Elementarunterricht nach Leopoldseder's Gesangslehre. Wöchentlich 2 Stunden.

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n. Abtheilung. Vierstimmige Chöre aus Tippmann's Liederbuch Nr. 3. B2 Schüler. Wocheutlich 2 Stunden.

M. Daurer.

3. Stenographie. I. Abtheilung. Wortbildung, Wortkürzung und Satz- kürzung. — Wöchentlich 2 Stunden.

II. Abtheilung. Wiederholung des Lehrstoffes mit besonderer Berück- sichtigung der Satzkürzung. Schnellschreibübungen. Wöchentlich 2 Stunden.

S. HahndeL

C. Die Oewerbescliule.

Die Zahl der aufgenommenen Schüler betrug 94, somit 6 mehr als ini Vorjahre. Die Schüler vertheilten sich in die einzelnen Abtheilungen in folgen- der Weise:

a) Vorbereitungscurs:

I. Abtheilung 14 Schüler. II. Ahtheilung 30 Schüler.

b) Eigentliche Gewerbeschule:

50 Schüler.

Die Lehrgegenstände des Vorbereitungscurses waren: Eeligion, Deutsch, Rechnen, Schönschreiben und Zeichnen. Dieselben wurden von dem Herrn Pro- fessor Joh. Kalchhauser und den Herren Lehrern der hiesigen Knaben- Volks- schule, Georg Brauch und Alois Gruber gelehrt. Die Zahl der wöchentlichen Unterrichtsstunden betrug in jeder Abtheilung 7. Der Unterricht wurde an Sonntagen Vormittags von 9—12 Uhr, an Montagen und Freitagen Abends von 7 9 Uhr ertheüt. Hier muss noch erwähnt werden, dass mit Erlass des höh. k. k. n. ö. Landesschulrathes vom 30. Dezember 1874 Z. 7921 der Vorberei- tungscurs der Gewerbeschule für jene Lehrlinge als Pflichtschule erklärt wor- den ist, welche das Ziel des Volksschulunterrichtes noch nicht erreicht haben.

Der Unterricht an der eigentlichen Gewerbeschule wurde an den Vor- mittagen der Sonntage von 8—12 Uhr, ferner Montag, Dienstag, Mittwoch und Freitag Abends von 7—9 Uhr und zwar nach folgendem Lehrplane ertheilt:

1. Deutsche Sprache. [Mündliche und schriftliche Einübung von Ge- schäftsauf Sätzen. Wöchentlich 2 Stunden.

K. Schmit.

2. Geographie, Die wichtigsten VorbegrifTe. Die europäischen Cultur- staaten nach ihren gewerblichen und mercantilen Verhältnissen vorzugsweise behandelt. Wöchentlich IV2 Stunden.

A. L ö g e r.

3. Arithmetik. Wiederholung der Grundrechnungsarten, besonders in

Decimalzahlen. Metermass und Kechnungen mit demselben. Wöchentlich 2

Stunden.

J. Kalchhauser.

- 50

4. Naturlehre. Allgemeine Eigenschaften der Körper. Wärmelehre. Die wichtigsten Gesetze der Akustik, Optik und das Wesentlichste aus der Elektri- citätslelire und Magnetismns. Wöchentlich 2 Stunden.

G. Sommer.

5. Chemie. Chemische Elemente. Die technisch wichtigsten chemischen Verbindungen.

Dr. xV. Effenberger.

6. (Geometrie. Geometrische Formenlehre; Berechnung der Flüchen und Körper mit besonderer Anwendung auf die gewerbliche Praxis. Wöchentlich V2 Stunde.

J. Hoschek.

7. Mechanik und Maschinenkunde. Die Kräfte im Allgemeinen. Die Zusammensetzung und Zerlegung der Kräfte. Einfache Maschinen und ihre ver- schiedenen Anwendungen. Wiederstände der Bewegung. Mechanische Arbeit der bewegenden Kräfte. Die wichtigsten Maschinentheile, als : Wellen, Zapfen- lager, Kuppelungen, Riemenscheiben. Zahnräder, Kurbel, Schwungrad, Excentrik etc. Beschreibung einzelner Maschinen; verticale und, horizontale Wasserräder, Saug- und Druckpumpen; Feuerspritze, hydraulische Presse, die Dampfma- schinen. — Wöchentlich l'/o Stunden.

J. Hoschek.

8. Geometrisches Zeichnen. Für Anfänger: Geometrische Constructio- nen in der Ebene, Darstellung der geometrischen Körper in orthogonaler Pro- jection. Für Vorgeschrittene: Zeichnen nach Vorlagen mit Rücksicht auf das Gewerbe des Schülers. Wöchentlich 2 Stunden.

J. Hoschek,

9. Freihandzeichnen. Zeichnen nach Vorlagen und Modellen leichterer Art mit möglichster Berücksichtigung der einzelnen Gewerbe. Wöchentlich 2 Stunden.

0. Waibl.

Schliesslich muss noch eines Erlasses des hob. k. k. n. ö. Landesschul- rathes, betreffend das Gewerbeschuljahr, gedacht werden.

Es ist nämlich eine, wahrscheinlich an allen gewerblichen Fortbildungs- schulen jährlich wiederkehrende Erscheinung, dass der Schulbesuch in den Sommermonaten in auffallender Weise abnimmt, so dass die regelmässige Fort- führung des Unterrichtes dadurch nicht nur erschwert, sondern bisweilen ganz unmöglich gemacht wird.

Da nun diese Abnahme des Schulbesuches sich hauptsächlich aus den in den Sommermonaten sich anders gestaltenden Arbeitsverhältnissen erklärt, so fasste der löbl. Ortsschulrath der Stadt St. Polten auf Grund einer ihm er- theilten Ermächtigung in seiner Sitzung vom 9. April d. J. den Beschluss, dass künftighin das Gewerbeschuljahr am 16. September eröffnet und am 15. Mai

-51

geschlossen werden solle, und diesem Beschlüsse wurde laut Erl. vom 5. Mai d. J. Z. 2328 die Genehmigung des höh. k. k. n. ö. Landesschulrathes zu Theil. Derselbe Ortsschulrath hat aber auch in der erwähnten Sitzung sofort dafür Sorge getragen, dass für die durch die Abkürzung des Schuljahres ausfallen- den Unterrichtsstunden durch Vermehrung der Zahl der wöchentlichen Lehr- stunden während der Wintermonate ein vollständiger Ersatz geboten werde.

y. Dentsclie TteDiata in 4er Oöerrealsclinle.

V. Classe.

Hausarbeiten :

1. Das Feuer. Abhandlung.

2. Streit zwischen Agamemnon und Achilles. Erzälung nach dem 1. Ges. der Iliade.

3. Woran erinnert und wozu ermahnt der Wechsel des Jahres? Abhandlung.

4. Der Schicksalsglaube bei den Griechen. »Denn unser Schicksal waltet rings mit Nacht bedeckt.^^ Iphigenie in Tauris. Euripides. Abhandlung.

5. Der Ackerbau, die Grundlage der Cultur. Abhandlung.

6. Gedankengang der ersten olyntischen Rede. Demosthenes.

7. Erklärung des Sprichwortes : »Eom wurde nicht in einem Tage erbaut.*^

8. Wie Günther Brunnhilde gewann. Freie Erzälung nach dem 7. Abent. des Nibelungenliedes.

9. Charakter Dietrichs von Bern. Nach d. Nib.

Schularbeiten :

1. Ein Herbstmorgen. Schilderung.

2. Achilles. Charakteristik.

3. Lykurgus und Solon. Parallele.

4. Orestes findet und erkennt seine Schwester Iphigenie. Erzählung nach »Iphig. in Tauris.'"^ Eurip.

5. Die Kugelgestalt der Erde. Abhandlung.

6. Griechenland und Italien. Parallele in Bezug auf Bodenplastik und Bewässerung.

7. Die Comitien während der ersten Periode der römischen Republik. Abhandlung.

8. Wie Günther, Hagen und Kriemhilde erschlagen werden. Freie Er- zälung nach dem Nibelungenliede.

9. Welchen Nutzen gewährt das frühe Aufstehen? Brief.

Rud. Ullrich.

VI. Classe. Hausarbeiten :

1) Das Wasser. Abhandlung,

2) Wilhelm Teil. Erzälung nach Schillers gleichnamigem Schauspiel.

4*

-

B. Gertrud. Charakterschilderung nach Schillers Schauspiel Wilhelm Teil.

4) »Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit, Und neues Leben blüht aus den Ruinen.^ Wilhelm Teil. 4. Aufz. 2. Sz. Abhandlung.

5) Das Licht. Abhandlung.

Rud. Ullrich.

6) Der Blinde und der Lahme. Als Dialog oder Abhandlung.

7) Minna von Barnhelm. Inhaltserzälung.

8) Die Jungfrau von Orleans in Geschichte und Sage.

9) rphigenie auf Tauris. Schilderung nach Act I, Scene 1.

Gustav Held.

Schularbeiten :

I. Der Wechsel der Jahreszeiten. Abhandlung.

2. Rip van Winkle's Vision. Freie Uebersetzung aus dem Englischen.

3. Erklärung des Sprichwortes: »Früh übt sich, was ein Meister werden

will/^

4. Die Westgothen. Kuizgefasste historische Erzählung.

5. Der Rhein. Beschreibung.

Rud. Ullrich.

6. Klopstock und die französische Revolution. Mit Zugrundelegung der

Ode »Mein Irrtum.*

7. Just in Lessings »Minna v. Barnhelm.*^ Charakterschilderung.

8. Der Mensch der Herr der Erde. Abhandlung,

9. »Des Lebens ungemischte Freude Ward keinem Irdischen zu Theil."^ (Schiller.) Erläuterung.

Gustav Held.

Vn. Classe:

1. Güthe's erste Lebensjahre. (Nach »aus meinem Leben Wahrheit und Dichtung. '^'^

2. Die Glocke, die Begleiterin des menschlichen Lebens. Nach Schiller's

»Lied von der Glocke.*

3. Lobrede auf eine Gans. Gehalten am Martinstage.

4. Gut verloren, etwas verloren; Ehre verloren, viel verloren; Mut ver- loren, alles verloren. Göthe.

5. Hermann und Dorothea. Charakterbilder nach Göthe's »Hermann und Dorothea.*

6. Die Neujahrsnacht eines Glücklichen. Nach Jean Paul »Neujahrs- nacht eines Unglücklichen.

7. Folgen des dr eis sigj ährigen Krieges.

8. Strafe muss sein wie Salat, der mehr Oel als Essig hat. Logau.

9. Es liebt die Welt das Stralende zu schwärzen, und das Erhab'ne in

den Staub zu zieh'n. Schiller. 10. Welcher Mittel bedient sich Marc Anton in seiner Rede (Shakespeare »Julius Caesar* 3. Akt 2. Szene) um das Volk zur Rache an Cae- sars Mördern zu entflammen?

II. Die Klöster als Culturanstalten im Mittelalter. 12. Ferro nocentius aurum. Ovid.

53 -

13. Welche Bedeutung hat »Wallensteins Lager* in der gesaramten Trilogie?

14. Gemeinsame Verbindungen der Hellenen.

15. Ursachen der französischen Eevolution.

16. Einigkeit macht stark. Maturitätsarbeit.

K. Schmit.

VI. Matnrltätspriifnnpn.

In Folge der am 25. Juli 1874 unter dem Vorsitz des Herrn k. k. o. ö. Professors und Mitgliedes des hohen k. k. n. ö. Landesschulrathes Dr. A. Korn- huber abgehaltenen Maturitätsprüfungen erhielten nachbenannte Abiturienten das Zeugnis der Keife zum Besuche einer technischen Hochschule:

1. Ernst Max aus Loosdorf in N.-Oest. (mit Auszeichnung)

2. Fürst Karl aus Zwettl in N.-Oest.

3. Spitzer Josef aus Wien in N.-Oest.

Für den Julitermin d. J. haben sich zur Ablegung der Maturitätsprüfung alle 16 Schüler der VII. Klasse gemeldet; ferner wurde auch ein Externist behufs Ablegung dieser Prüfung von dem höh. k. k. n. ö. Landesschulrathe der Anstalt zugewiesen. Mit diesen Abiturienten wurden am 31. Mai, dann am 1., 2. und 3. Juni die schriftlichen Prüfungen abgehalten; für die mündlichen Prüfungen wurden die Tage vom 15. bis inclusive 17. Juli bestimmt.

Das Ergebnis dieser Prüfungen wird im Programme des nächsten Schul- jahres veröffentlicht werden.

VII, Letaittelsaimlniisen.

1) Naturhistorisches Cabinet. A.) Durch Kauf: 1. Aus der vom höh. n. ö. Landtage bewilligten Subvention von 200 fl. wurde angekauft:

Ein grosses Mikroskop (Nr. 2) von G. & S. Merz in München mit 3 Objectivsjstemen und 4 Ocularen, Vergrösserung 60—1440 mal. Dazu eine Zeichnen-Prisma. Preis 118 Thaler. 2.) Eine Auswahl von Insekten verschiedener Ordnungen zur Ergänzung

der Schulsammlung. 3.) Eine Collection von Arten Stassfurter Mineralien und daraus dargestellten Produkte.

B) Durch Schenkung: Von Herrn Deschauer in Scheibbs, dem die Anstalt zu besonderem Danke ver- pflichtet ist, erhielt dieselbe schön ausgestopfte Exemplare folgender Vögel: Haliaetos albicilla (2), Cinclus aquaticus. Sitta europaea, Pernis apivorus, Cotyle riparia, Totrao lagopus, Perdix saxatilis, Phasiauus col- chicus, Glottis canescens, Ardea purpurea, Nycticorax grisens, Ciconia alba, Anas boschas, Sterna hirundo.

54 -

Ferner erhielt die zoologische Sammlung von den Schülern: Salcher (I. Classe) 1 Rallus aquaticus, Patuzzi (I. Cl.) 1 Tetrao Bonasia, Wimmer (III. Cl.) 1 Barbe, 1 Rotflosser, 1 Pfrille.

Die mineralogische Sammlung wurde bereichert durch mehrere ausgewählte Stücke von KalktuflF von Herrn Deschauer in Scheibbs, ferner durch ein Stück Quarzit mit Pyrit von Berg^verksdirektor Oppel in Dux. Proben von Torf und Gyps aus Mitterbach von Gamsjäger, Schüler der II. CL, 1 Calcitkry stall von Stummer (U. Cl.), endlich durch je 1 Stück Zinnerz - Pyrit (Oktaeder-Krystalle) Kaliglimmer, Magnesiaglimmer, Lithlonglimmer, Gneuss, Felsitporphyr und rothen Porph^yr vom Unterzeichneten.

E. H ackel, Custos.

2) Für das physikalische Cabinet wurden angeschafft :

1 eiserner Träger, 1 Quadrant mit Nonius, 1 Haspelmodell, 1 Windenmodell, Hebel, Modelle einer flachgängigen und einer scharf gängigen Schraube, Gewichte (bis 200 Gramm), 1 Sphärometer, Vorrichtung zur Demonstra- tion des archimedischen Princips, 4 Pyknometer, 1 Heronsbrunnen, 1 Zun- genpfeife mit Glaswänden, 1 Interferenzröhre, diverse Drahtgitter, 1 Siede- punktapparat, 1 Stereoscop, verschiedene Linsen, 3 Cuvetten für Fluo- rescenz, 1 Uranglaswürfel, 2 Quarzkeile, 1 Quarzplatte (parallel zur Axe), eine V4 Undulationsplatte, 2 gekühlte Gläser, 1 zerlegbare Franklin'sche Tafel, 1 Lane'sche Massflasche, 1 Flaschenbatterie, 1 Oberflächenconduc- tor, 10 Di*ahtklemmen.

G. Sommer, Custos.

Für das chemische Laboratorium wurden im Schuljahre 1^1% neu ange- schafft: 6 Abdampfschalen von Porzellan, 2 Glasdosen, 1 Satz Becher- gläser, 6 Bürsten, 1 Filtrirge stell von Holz, 1 eiserne Pfanne, 1 Polir- stahl, 1 eiserner Spatel, 2 Woulf sehe Gefässe nach Bunsen, Kautschuk- röhren, Kautschukstöpsel, Kupferdraht, Eprouvetten und 13 chemische Präparate.

Dr. A. Effenberger, Custos.

4) Lehrmittel für darstellende Geometrie: 20 Modelle für den Unterricht in der orthogonalen Prttjectionslehre von J. Schröder in Darmstadt.

J. Hoschek, Custos.

VIII. BiMiotlieL

Dieselbe wurde theils durch Geschenke, theils durch Ankauf um folgende Werke und Schriften vermehrt:

a) Geschenke: Vom iOll. l. t Ministerium für CnltllS M ünterriCllt : Navigazione e commercio in Porti Austriaci nel 1872, 1873. Navigazione in Trieste nel 1872, 1873.

Navigazioiie austro-ungarica all' estero. Summarischer Bericht betreffend die Verhältnisse der Industrie, des Handels und Verkehres Oher-Oesterreiohs im Jahre 1873. Bericht über den Handel, die Industrie und die Verkehrsverhält- nisse in Nieder- Oesterreich während des Jahres 1870. Verhandlungen der Handels- und Gewerbekammer in Wien 1874. Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs u. s. w. Erste und zweite Reihe. ~ Eine Reise nach Rangoon.

VOin llOll. n. Ö. LaMesaUSSClmSS: Die stenographischen Protokolle des n. ö. Landtags 1874. Bericht des n. ö. Landesausschusses über seine Amtswirk- samkeit 1873 74. - Zusammenstellung der in der 3. Session der 4. Wahl- periode gefassten Beschlüsse.

yoü der Kais, AKadgmie dsr Wissensclianeii in Wien: Sitzungsberichte i.— iii. Ab-

theilung. Almanach 1874. Archiv f. österr. Geschichte 52. Band.

Yon der 1. 1 siatistisclien Central-Comniission : statistisches Jahrbuch f. d. J.

1872 und 1873. Mittheilungen aus dem Gebiete der Statistik 20. Jahrgang 4. 6. Heft. Schimmer, die Bevölkerung von Wien und seiner Umgebung,

Von der Becl^'sclien üniversitätsöncliliandlnng (A. Holder) in Wien: Schneiiinger

Grundlehren der allgemeinen Arithmetik und Algebra.

Von Herrn Dr. Anton Kerschöanmer. geh. päpstl. Kämmerer, Ehrcncanonious von St. Polten, Dechant und Stadtpl'arrer zu Tuln : dessen Geschichte der Stadt Tuln.

Von Herrn Karl Tatzel, k. k. Landtafeladjunct : Johannes v. Müll er' s sämmtliche Werke in 40 Bänden.

Von Herrn Professor S. Hahndel: Fessler, Aristides und Thcmistokles, 2 Bde. -- Adelung, Ueber den deutschen Styl. -- Boroni, Nuovo vocabulario italiano-

tedesco.

Die Schülerlade wurde durch folgende Geschenke bereichert;

Von Herrn Professor J. Tkacz: Wappl er, Geschichte der kath. Kirche.

Geschichte der Offenbarung des neuen Testaments. Lieleg, Erster Un- terricht in der Chemie. Hannak, Oesterreichische Vaterlandskunde. Krist, Anfangsgründe der Naturkhre. - Kau er, Elemente der Chemie.

Von dem Schüler der 2. Cl. Rudolf Lemberg: Wappl er, Geschichte der göttl. Offenbarung. Neu mann und Gehlen, Lesebuch für die 1. Kl.

Von dem Schüler der 2. Cl. Franz Rechbach: Wappl er, Geschichte der göttl. Offenbarung. Neuman und Gehlen, Lesebuch für die 1. Cl.

Villicus, Arithmetik, 1. Th. Pütz, Leitfaden der vergl. Erdbeschrei- bung.

b) Angekauft:

Jürgens, Etymologisches Fremdwörterbuch. Simrock, Rheinsagen- Linnig, Der deutsche Aufsatz. Richter, Deutsche Heldensagen des Mittelalters. Brüder Grimm, Deutsche Sagen. - Schwab, Fünf Bücher deutscher Lieder und Gedichte. Vogel, Germania.

Klotz, Handwörterbuch der lat. Sprache. Draeger, Ueber Syntax und Styl des Tacitus. L. Annaei Senecae opera ed. Haase. L. An- naei Senecae tragoediae edd. Peiper et Richter. C. Plini Caecili Sc- cundi epist. 11. IX. ed. Keil. P. Ovidii Nasonis tristium 11. V. ed. Mer- kel. — P. Ovidii Nasonis fast. 11. VI. ed. Merkel. - Q. Curtii Rufi.

56

de gestis Alexandri Magni ed. Foss. Eozek, Beispiel- und Aufgabensamm- lung I.

Euripidis tragoediae ed. Witzschel. Hesiodea quae feruntur carmina ed. Köchly. Luciani Samos atensis opera ed. Reitz. Lu- ciani Samosatensis opera ed. Jacobitz. Lucians Werke übers, v. Wieland,

Sophokles f. d. Schulgebrauch erklärt von Wolf. Xenophontis opera reo. L. Dindorf. Piatonis dialogi ed. C. Fr. Hermann. Stobaei flori- legium ed. Meineke. Apollonii Rhodii Argonautica ed. Merkel. Ni- colai griech. Litteraturgeschichte. Göll, Das gelehrte Altertlium. Bo- nitz, Ueber den Ursprung der homerischen Gedichte.

Le Tresor litteraire de la France Borel, Album lyrique de la France moderne. Ge'ruzez; histoire de la litterature fran9aise pendant la rövolu' tion. Förster, Richars li biaus. Laveaux, dictionnaire des difficult^s de la langue fran9aise. Genin, Lexique compar^ de la langue de Moliere etc. Godefroy. Lexique compare de la langue de Corneille. Littre, Histoire de la langue fran9aise.

Sheridan, the dramatical works. Dickens, Nickleby; Pictures from Italy. Lamb, the essays of Elia and Eliana. Johnson, the lives of the english poets. Irving, the sketch book. Lever, Arthur OXeary.

Coleridge, the poems. Longfellow, ths poetical works. Craik, a Manual of english literature. Mätzner, Englische Grammatik.

Grube, Geographische Charakterbilder. Umlauft, Die österr.-ung. Monarchie. ~ Barth, Ostafrika,

Weber, Weltgeschichte. Mayer, Geschichte Oesterreichs. Dun- cker, Geschichte des Alterthums. Schlosser, Weltgeschichte f. d. deut- sche Volk.

Villi c US, Ueber Rechnungsformen und Schlussrechnung.

Helmhacker, Tafeln zur Bestimm, häufig vorkommender Mineralien. Harting, Gebrauch des Mikroskops. Darwins ges. Werke übers, v. Carus (so weit sie erschienen sind). Landois, Thierstimmen. Prantl, Lehr- buch der Botanik. Eichler, Blüthendiagramme. Brauer, Neuroptera austriaca.

Fresenius, qualitative und quantitive Analyse. Lorscheid, orga- nische Chemie.

Seh egg, Sechs Bücher des Lebens Jesu. Vallis, Die Naturgeschichte der Götter. Hettinger, D. Fr. Strauss.

Haushofe r, Der Industriebetrieb.

Lang, Ueber Reformbestrebungen auf dem Gebiete der Realschule.

Jugendschriften: Otto, Männer eigener Kraft. Pfeil, Gute Kinder brave Menschen. Becker, Erzälungen aus der alten Welt. Bäss- ler, Die schönsten Sagen des Mittelalters. St oll, Erzälungen aus der Ge- schichte. — Cooper, Lederstrumpferzälungen. Hoff mann, Jack, der ta- pfere Midshipman. Cooper, Der rothe Seeräuber. Otto, Dichter- und Wissensfürsten. Wagner, Im Grünen. Gräbner, Robinson. Nie ritz, Jugendbibliothek. Stob er, Erzälungen. Oster wald, Erzälungen aus der alten deutschen Welt, Niebuh r. Griechische Heroengeschichten. Campe, Robinson. Campe, Die Entdeckung von Amerika. Hörn, Er-

- 57 ~

zälungen. Bern dt, Leben Carls des Grossen. Caspar i, Der Schulmeister und sein Sohn. Lausch, Die Schule der Artigkeit. Claudius, 1001 Xacht. Lausch, Kinder- und Volksmärchen. Grimm, Kinder- und Hausmärchen. Wagner, Buch der Natur. Stacke, Erzälungen aus der Geschichte. Sammlung von Zügen des Heldenmuts und Biedersinns der Schweizer. Schubert, Erzälungen. Kohlrausch, Die deutschen Frei- heitskriege. — Heller, Bibliothek f. d. Jugend. Zingerle, Kinder- und Hausmärchen aus Tirol. Trautmann, Eppelein von Gailingen.

Petzhold, Katechismus der Bibliothekenlehre. Hopf, Mittheilungen über Jugendschriften. Anleitung zu wissenschaftlichen Betrachtungen auf Weisen.

S. Hahndel, Bibliothekar.

se-

il Scilerlaäe.

Die Scliülerlade wurde unter Leitung des Directors vom Bibliothekar Professor S. Hahndel und vom Cassier Professor J. Hoschek verwaltet.

A. E i n u a h in e

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Kassarest vom Vorjahre

Vom hohen n. ö. Landesausschusse Vom evang. Cultusvorstande in St. Polten . Vom Herrn M. Klaus, Färbermeister in St. Polten Vom R. L(?mberg, Schüler der II. Klasse Durch Sammlungen von den Schülern der einzelnen Klassen: Von der 1. Klasse . . . 28 fl. 20 kr.

10 kr.

10 kr.

fl. 40 kr,

5 fl. 43 kr. 4 fl. 20 kr.

6 fl. 00 kr.

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B. Ausgabe u,

An die Buchhandlung Sydy in St. Polten

» » » Hoffmann in St. Polten

» Buchbinder Hoffmann » » Rauer

» » Speiser

» Sparkasseeinlage

» Kassarest

Summe .

C. Ausweis

über das Baarvermögen am Schlüsse des Schuljahres ISTVj.

Kassarest

Sparkasseeinlagen vom Vorjahre

Kapitalszuwachs durch Zinsen . . . . . Sparkasseeinlage in diesem Jahre

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Aus der Schülerlade wurden 43 Schüler mit Büchern, Schreib- und Zeichen- requisiten betheilt, wozu neu angeschafft wurden:

8 Exempl. Drechsel, bibl. Geschichte. 8 Exempl. Fischer, Reli- gionslehre. — 1 Exempl. Fischer, Kirchengeschichte. 2 Exempl. Neu- mann, Gehlen deutsches Lesebuch I. 3 Exempl. Neumann -Gehlen deut- sches Lesebuch IL 3 Exempl. Egger, deutsches Lesebuch IL 13. Expl. Hermann, deutsche Sprachlehre. 1 Exempl. Ho ff mann, Historiae an- tiquae. 8 Exempl. Schmidt, latein. Grammatik. I Exempl. Roi^ek. Uebungsbuch. 1 Exempl, Hintner, griech. Elementarbuch. -- 1 Exempl. Cur- tius. griech. Grammatik. 1 Exempl. Plötz, Elementar - Grammatik. 3 Exempl. Plötz, franz. Grammatik. 4 Exempl. Pütz, Leitfaden der vergl. Erdbeschreibung. 18 Exempl. Seidlitz, kleine Schulgeographie. 4 Exempl. Seidlitz, grössere Schulgeographie. 2 ExempL Hannak, Geschichte IL 4 Exempl. Hannak, Geschichte III. 2 Exempl. Hannak, Vaterlands- kunde. — 3 Exempl. Gindely, Geschichte IL 1 Exempl. Pisko, Physik für Oberrealschulen. 1 Exempl. Kr ist, Naturlehre. 4 Pokorny, Thier- reich. 4 Exempl. Hornstein, Mineralogie. 1 Exempl. Willigk, Chemie L 2 ExempL Willigk, Chemie IL 1 ExempL Villicus, Arithmetik IIL 8 Exempl. Streissler, Formenlehre I. 7 Exempl. Streissler, Formen- lehre IL 1 Exempl. Plate, Lehrgang der engl. Sprache. 2 Exempl. Kozenn, Atlas. -- 2 ExempL Stieler, Atlas. 6 Zeichenblöcke.

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XI, Verzeiclmis ier Seiler,

welche am Ende des Schuljahres ISTVj für reif zum Aufsteigen in die höhere

Klasse erklärt wurden.

I. Klasse des Realgymnasiums.

Ein Zeugnis der I. Klasse mit Vorzug erhielten: 1. Steinkellner Ignaz. 2. Thierfeld Ignaz. 3. Kerzel Karl.

Ein

4. Herzog Johann.

5. Eisenmann Ludwig.

6. Zehetbauer Theodor.

7. Bentz Robert.

8. Reitter Karl.

9. Laubham Franz.

10. Eder Robert.

11. Braunsperger Johann.

12. Saldier Josef.

Zeugnis der I. Classe erhielten:

13. Zischinsky Gustav.

14. Hahn Heinrich.

15. Spiegel Wilhelm.

16. Spiegel Samuel.

17. Lenk von Lenkenfels

Otto.

18. Lindermann Josef.

19. Czerny Rudolf.

20. Pastirik Heinrich.

21. Donnau Georg.

22. Patuzzi Moriz von

23. Töpper Andreas,

24. Streith Leopold.

25. Härtlein Ludwig.

26. Gutmannsthal Rudolf.

27. Hromatka Julius.

28. Orosy Anton.

29. Schidlof Moriz.

Zur Reparaturprüfung nach den Ferien wurden zugelassen:

Stummer Norbert; Unschuld Felix, Ritter von Melasfeld; Wieser Friedrich

Zifferer Eduard (sümmtlich aus Latein).

Krankheits halber blieb ungeprüft: Matern Anton.

II. Klasse des Realgyiuuasiuiiis.

Ein Zeugnis der L Klasse mit Vorzug erhielten:

1. Rechbach Franz Frli. V. 3. Matern Friedrich. 5. Gamsjäger Josef.

2. Markhauser August. 4. Bichler Johann. 6. Lemberg Rudolf.

7.

8.

9. 10. 11. 12. 13. 14.

Ein Linhart Otto. Keinrath Theodor. Schlagenhaufer Otto. Weiss Berthold. Stadler Ambros. Donebauer Andreas. Glaser Georg. Chromy Josef.

Zur Reparaturprüfung nach den Ferien werden zugelassen: Wimmer Franz, Weiss Simon,

Zeugnis der 1. Klasse erhielten:

15. Ritzengruber Franz. 22. Bracher Heinrich.

Heiker Richard.

Preinreich Alexander.

Kienesberger Wilhelm.

Fraungruber Johann.

Peppert Viktor.

16. 17, 18. 19. 20.

21. Schmidt Karl.

23. Fritz Anton.

24, Lanz Eugen. Tintner Eduard. Leitkep Josef. Leobner Anton. Funk Franz.

25. 26. 27.

28.

III. Klasse des Realgymnasiums.

Ein Zeugnis der I. Klasse mit Vorzug erhielten:

1. Stöhr Hermann. 3. Fehlner Karl. 5. Czerny Johann.

2. Walter Karl. 4. Stolzlederer Karl. 6. Lenk v. Lenkenfels Alfr.

7. Kohn Bernhard.

8. Löderer Josef.

9. Köck Johann.

10. Madie Arnold.

11. Fischer Fritz.

12. Bilzer Rudolf.

Ein Zeugnis der L Klasse erhielten:

13. Worlitzky Gottfried. 19. UUreich Josef.

14. Riebl Matthäus. 20. Reithofer Anton.

15. Werner Emanuel. 21. Spohn Konrad.

16. Zäk Julius. 22. Lernet Norbert.

17. Zwickelhuber Johann. 23. Völkl Wilhelm,

18. Bixner Josef.

62

IV. Klasse des Realgymnasiums.

Ein Zeugnis der I. Klasse mit Vorzug erhielten!

1. Sturm Ignaz. 2. Primavesi Victor.

Ein Zeugnis der I. Klasse erhielten:

3. Wimmer Josef. 7. Stern Theodor. 11. Teufl Leopold.

4. Riebl Franz. 8. Hassak Karl. 12. Wesener Bernhard.

5. Höfinger Karl. 9. Hafner Franz. 13. Wolfgang Karl.

6. Klaus Ernst. 10. Grünwald Hermann.

Zur Eeparatursprüfung nach den Ferien werden zugelassen: Bock August und Weidlich Adolf.

I. Klasse der Oberrealschule.

Ein Zeugnis der I. Klasse mit Vorzug erhielten:

1. Hufnagl Leopold. 3. Vock Hubert. 5. Itzinger Karl.

2. Stöhr Ernst. 4. Zimmermann Josef. 6. Schadinger Eudolf.

Ein Zeugnis der ersten Klasse erhielten:

7. Primavesi Anton, 9. Klaus Mathias. 11. Klaus Rudolf.

8. Skoday Richard. 10. Matzenauer Engelbert. 12. LedochowskyAnt.,Graf.

Zur Nachprüfung wurde zugelassen: Nowotny Georg.

II. Klasse der Oberrealschule.

Ein Zeugnis der ersten Klasse erhielten :

1. Leobner Heinrich. 3. Kleinerth Friedrich. 5. Stadler Stefan.

2. Weidinger Alois. 4. Peppert Rudolf. 6. Freunthaller Anton.

Zur Reparatursprüfung wird zugelassen: Halla Adolf.

III. Klasse der Oberrealschule.

Ein Zeugnis der I. Klasse mit Vorzug erhielt:

1. Wallanschnik Karl.

Ein Zeugnis der I. Klasse erhielten:

2. Mainhall Friedrich. 11. Stöhr Robert.

3. Allina Max. 7. Sieber Viktor. 12. Schranzhofer Franz.

4. Schoinz Ludwig. 8. Krippel Ernst. 13. Hromatka Hugo.

5. Eder Johann. 9. Kaufmann Franz. 14. Allina Adolf.

6. Marbach Abraham. 10. Kaller Johann. 15. Jungwirth Alois.

Zur Nachtragsprüfung wird zugelassen: Bauer Karl.

63

XII. Attfiialiiiie der Seiler.

Die Aufnahme der Schüler für das Schuljalir 1875/76 findet vom 11. bis 16. September in der Directionskanzlei statt.

Schüler, welche in die erste Klasse des Kealgymnasiums aufgenommen werden wollen, müssen wenigstens 10 Jahre alt sein und sich einer Aufnahms- prüfung unterziehen. Bei dieser Prüfung werden folgende Anforderungen ge- stellt: Jenes Mass von Wissen in der Religion, welches in den ersten vier Jahrescursen der Volksschule erworben werden kann, Fertigkeit im Lesen und Schreiben der Unterrichtssprache, Kenntnis der Elemente aus der Formenlehre der Unterrichtssprache, Fertigkeit im Analysiren einfacher bekleideter Sätze^ Bekanntschaft mit den Regeln der Orthographie und Interpunktion und richtige Anwendung derselben beim Dictandoschreiben. Uebung in den vier Grundrech- nungsarten in ganzen Zahlen.

In die IL, III. und IV. Classe des Realgymnasiums können solche Schü- ler aufgenommen werden, welche die L, IL und III. Classe eines Realgymnasi- ums oder Gymnasiums mit gutem Erfolge absolvirt haben.

In der ersten Classe der Oberrealschule finden jene Schüler Aufnahme, welche die vier Classen einer Unterrealschule oder eines Realgymnasiums ab- solvirt haben.

Studirende, welche bisher nicht der Anstalt angehörten und aufgenom- men zu werden wünschen, haben das Zeugnis des letzten Semesters beizubrin- gen. Aber auch jene Studirende, welche im abgelaufenen Schuljahre der Anstalt angehörten und entweder in einen höheren Jahrgang aufsteigen oder eine Classe wiederholen wollen, müssen sich innerhalb der oben angegebenen Frist bei der Direction anmelden.

Jeder Schüler hat eine Aufnahmsgebühr von 1 fl. zu entrichten. Das Schulgeld beträgt jährlich 10 fl. Gesuche um gänzliche oder halbe Befreiung von der Entrichtung desselben sind an den höh. n. ö. Landesausschuss zu rich- ten, und belegt mit dem letzten Studienzeugnisse und dem auf legale Nach- weise basirten Vermögensausweise oder mit dem Nachweise des annäherungs- weisen Jahresverdienstes der Eltern des Bittwerbers bei dem Director der An- stalt bis längstens 1. October einzubringen.

Bei Schülern, welche in die erste Classe eintreten, tritt die Bestätigung, über bestandene Aufnahmsprüfung au die Stelle des letzten Studienzeugnisses.

Söhne von Lehrern und Dienern an den öffentlichen Volk^- und Bür- gerschulen des Landes Niederösterreich sind von der Entrichtung des Schul- geldes so lange enthoben, als sie durch ein wohlgesittetes Benehmen und gu- ten Fortgang dieser Begünstigung sich würdig erweisen.

Im Uebrigen ist die üircction gerne bereit, auf mündliche oder schrift- liche Anfragen, die Schule berreflfend, den Herren Eltern etc. Auskunft zu geben.

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PA Hahndel, Samuel

4236 Ueber die gegen den

H36 Götterglauben gerichteten

Schriften Lukians von

Samosata

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