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Seiner Majeſtät dem Könige von Würtemberg, deſſen erleuchteter Geiſt die Be— dürfniſſe der Zeit, in ihrer Richtung auf Bele— bung der Künſte und Gewerbe, zu würdigen weiß, verdankt die Idee eines deutſchen Handels— vereins den erſten kräftigen Anlaß der Einfüh— rung ins Leben. Die wohlthätigen Folgen dieſes Vereins ſind nicht mehr zweifelhaft. Die erhöhte Thätigkeit der Bewohner, der größere Umſchwung im Verkehr, begründen die wachſende Zufriedenheit in den Ländern, welche Theil haben Wan dem eröffneten größeren Markte. Der König, aufmerkſam auf Alles was der Juduſtrie in den Vereinsſtaaten, dem Wohlſtande Ein dem jetzt wirklich gewordenen gemeinſchaftlichen Vaterlande förderlich ſeyn kann, und mit wohl— wollender Theilnahme die Verſuche bemerkend, VI welche in Preußen, Bayern ꝛc. zur Einführung des Seißeübaues gemacht werden, erkannte die Wichtigkeit einer aus dem Chineſiſchen überſetz— en, ſo eben erſchienenen franzöſiſchen Schrift, worin die Erfahrungen des älteſten Volks, das ſich in Aſien verſtändig und glücklich mit Er- ziehung der Seidenraupen beſchäftigte, für Europa zugänglich gemacht werden. Seine Majeſtät beehrten den Unterzeichneten mit dem Auftrage, dieſe Schrift für deutſche Leſer in unſere Sprache zu überſetzen, für deutſches Bedürfniß zu bearbeiten; und verordneten zugleich den Druck derſelben auf königliche Koſten, ſo wie die Ablieferung einer großen Anzahl Exemplare an den Landwirthſchaftlichen Verein. Mit Luſt und Liebe zur Sache hat der Unter— zeichnete ſich dieſer Arbeit gewidmet, und ſich bemüht, dem erhabenen Befehle und dem Inter— eſſe des Gegenſtandes nach ſeinen Kräften zu entſprechen. Die franzöſiſche Schrift iſt aus chineſiſchen Werken, die ſich in der königlichen Bibliothek zu Paris finden, von Herrn Stanislaus Julien überſetzt und von Herrn Camille Beauvais, deſſen Leiſtungen in mehreren Fächern der Oekonomie und Technologie berühmt ſind, mit einer Einleitung vu verſehen. Die Ueberſetzung wie die Einleitung wurden von dem franzöſiſchen Miniſterium der öffentlichen Arbeiten, des Ackerbaues und des Handels veranlaßt; die Schrift wurde auf Koſten der Regierung gedruckt und in die Departements, die ſich mit dem Seidenbau beſchäftigen, vertheilt. Die deutſche Ueberſetzung, ohne die, oft nur zu chineſiſche Weitſchweifigkeit der franzöſiſchen nachzuahmen, hat ſich Treue und Klarheit zum Geſetz gemacht, und nur Abkürzungen, die un— abweislich waren, ſich erlaubt. Der chineſiſche Name der Schriften, aus denen die Nachrichten genommmen ſind, wurde in der Anweiſung zur Maulbeerbaumzucht bisweilen, in der Abhandlung über Erziehung der Seidenraupen faſt immer weggelaſſen. Die deutſchen Leſer, für welche dieſe Schrift beſtimmt iſt, werden ſelten in der Lage ſeyn, die chineſiſchen Originalwerke zu Rathe zu ziehen; es wird für ſie hinreichen, zu wiſſen, daß jede hier mitgetheilte Belehrung chineſiſchen Ur— ſprungs iſt. — Die Perioden, die ſich auf den chineſiſchen Kalender beziehen, wurden blos durch die entſprechenden Monate des europäiſchen Ka— lenders bezeichnet. Jede nur ſcheinbare, d. i. pedantiſche Gelehrſamkeit mußte beſeitigt werden. Dagegen iſt keine von den Chineſen gegebene prak— VIII tiſche Regel übergangen, nur die unnützen Wieder— holungen hat man möglichſt vermieden, und die, häufig unlogiſche Folge der Sätze in eine natür— liche, von der Sache ſelbſt geforderte Ordnung zu bringen geſucht. Der Styl ſollte einfach und ſchmucklos ſeyn, nicht durch gemeine Popularität ermüden. Der deutſche Ueberſetzer ſchmeichelt ſich, durch Rückſicht auf ſolche Anforderungen, ſeiner Ar— beit einigen Vorzug vor der franzöſiſchen gegeben zu haben; doch maßt er ſich keineswegs an, das größere Verdienſt dem Herrn Stanislaus Julien abſprechen zu wollen, welcher mit größeren Schwie— rigkeiten zu kämpfen hatte, als einer ſchon ge— gebenen europäiſchen Redaction durch Form und Politur nur nachzuhelfen. Uebrigens ſind nicht alle in Herrn Julien's Ueberſetzung enthaltene Nachrichten von der Maul— beerbaumzucht und dem Seidenbau in China, als bisher in Europa völlig unbekannt anzu- ſehen: eine ziemlich ausführliche Beſchreibung des Verfahrens der Chineſen findet ſich in der von du Halde (in ſeiner Beſchreibung des Chineſi— ſchen Reichs *) aufgenommenen Abhandlung des * Von dieſem wichtigen Werke beſitzen wir eine gute deutſche Ueberſetzung in 4 Bänden in 4., die im J. 1748 in IX Pater d'Entrecolles, welcher ebenfalls aus einer chineſiſchen Quelle ſchöpfte, und deſſen Anwei— ſungen bisweilen wörtlich mit den von Herrn Julien benützten Schriftſtellern übereinſtimmen. Indeſſen iſt die Abhandlung des d'Entrecolles faſt vergeſſen; überdies liefert der neue fran— zöſiſche Ueberſetzer eine ſo reiche Nachleſe, daß ſeine Arbeit, obgleich er einen Vorgänger hatte, darum nicht weniger Dank und Anerkennung verdient. Der Zweck der Schrift wird nicht verkannt werden. Es konnte nicht die Abſicht ſeyn, Regeln, welche die Chineſen befolgen, als un— bedingt nachahmungswürdig in Europa zu em— pfehlen. Die Erfahrungen aber eines Volkes, das ſeit Jahrtauſenden mit Fleiß, Ausdauer, unbefangenem Sinn für Beobachtung und mit einer merkwürdigen Delikateſſe dem Seidenbau ſich widmete, müſſen für Alle belehrend ſeyn, welche bei uns dieſen Zweig der Induſtrie cul- tiviren. Von dem Geiſte, den die Chineſen dabei bewähren, ſollen wir Alle durchdrungen ſeyn, wenn wir auf ähnliche Reſultate Anſpruch machen. Die Anwendung ihrer Methode wird Roſtock erſchien, mit einer Vorrede des Herrn v. Mosheim, Kanzlers der Univerſität Göttingen. X wiederholte Verſuche erfordern, ehe bei uns die Art und climatiſche Verſchiedenheit derſelben zur gründlichen Erfahrung erhoben werden kön— nen. Bei dem Unbeſtande der Frühlingswärme in unſern Gegenden, wird eine aufmerkſame Beobachtung der Landwirthe erſt nach mehre— ren Jahren das Verhältniß unſeres Climas zu dem chineſiſchen, in Bezug auf die mannichfachen Operationen der Maulbeerbaumzucht und des Seidenbaues, ermitteln. Allerdings iſt zugleich vorauszuſehen, daß die bisherigen Erfahrungen unſerer Seidenbauer den Vergleich mit dem chineſiſchen Verfahren erleichtern müſſen. Ge— wohnheiten aber, Eigenheiten und Vorurtheile werden Hinderniſſe jchaffen, die nicht in der Sache ſelbſt liegen. — Alle Schwierigkeiten können jedoch nur für diejenigen abſchreckend ſeyn, welche von jeder Einleitung zur Verbeſſe— rung der Gewerbe verlangen, daß ihnen damit die Mittel angegeben werden, ohne Mühe in kurzer Zeit reich zu werden. Es beſtehen aber die Fortſchritte der Induſtrie, wie die der Civiliſa— tion, überhaupt nicht in Begünſtigung der Träg— heit, ſondern in der umfaſſenden Kenntniß der Bedingungen des Gelingens, in verſtändiger Uebung der Kräfte und in dadurch erlangter XI größerer Geſchicklichkeit. Es wäre kein Fort— ſchritt, es wäre ein Unglück, wenn ein Mittel erfunden werden könnte, dem Menſchen Mühe, Arbeit und Nachdenken zu erfparen. Zu erhöhter, vorſichtiger Thätigkeit fordert die chineſiſche Schrift auf; nur wenn dieſer Ein— ladung entſprochen wird, kann ſie wohlthätige Folgen veranlaſſen. Die Einführung eines neuen Gewerbzweiges ſetzt aufmerkſame, dauernde Sorgfalt voraus, und gehört zu den ſchwierigſten Aufgaben der öffentlichen Verwaltung. Sie darf nie ohne umſichtige Prüfung verſucht werden. Iſt aber das Gedeihen eines Erwerbzweiges in Länderu erprobt, die ſich mit den unſrigen in ähnlichen Verhältniſſen befinden, ſo werden anfängliche Opfer nicht zu ſcheuen ſeyn. Je bekannter das bewährte Verfahren iſt, deſto eher wird es möglich, Koſten und Betrag gegen einander zu berechnen; denn allerdings wird ſtets nur die Berechnung bei allen Anſtalten der Induſtrie entſcheiden. Aufmerkſamkeit auf den Seidenbau iſt in Wür— temberg nicht neu. Bereits vor 241 Jahren er— ſchien in Tübingen eine Schrift unter dem Titel: „Seydenwurm: von Art, Natur, Eigen— ſchaft vnnd großer Nutzbarkeit, deß Edlen Sey— XII denwurms, auch Pflanzung vnnd Erhaltung dep, zu feiner Nahrung hocherforderten Maulbeerbaums. Wie, vnnd was maſſen ſolches herrliche Werk, in Teutſchen (ſonderlich denen Landen, da es Weinwachs hat) zugleich andern Orten, angerich— tet, vund mit Lob, Nutzen vnnd Rhum fortgetrie— ben werden möge: Erſtlich, durch Herrn Oliuier de Serres Herren zu Pradel, in Frantzöſiſcher Sprach beſchrieben, Jetzt aber, zu Ehren vnnd nutzlichen Gefallen dem geliebten Vatter-Landt, in die Teutſche Sprach zum trewlichſten vertirt, durch Jacob Rathgeben, Fürſtlichen Württem— bergiſchen Cammer Seeretarien. Tübingen, bey Erhardo Cellio, Im Jahr 1603.“ — Herr Rathgeben ſagt unter Anderen in der Vorrede: „In Betrachtung mehr, im Tractätlein erzehlter Vrſachen, fürnämlich, das kein Zweifel zu haben, wo Maulbeerbäum wachſen, (wie in dieſen Lan— den beſchicht) daß daſelbſten die Seydenwürm auch bequemlich mit gutem Nutzen erhalten werden können. — So ſoll man billig ſolche von Gott bekannt gemachte Gaben vnnd herrliche Nutzbar— keiten nicht gering ſchätzen, ſonder mit Fleiß ein jeder nach ſeiner Gelegenheit ſich darauf begeben, unnd die verkleinerliche Nachreden von vns Teut— ſchen abwenden helfen, auch menniglich bekannt XIII machen, daß wir zu Anrichtung dergleichen löbli— cher vnnd nutzlicher Werke, eben ſoviel Kopffs vnnd Hirns, als die Italianer oder andere auß— ländifhe Nationen haben.“ Der Verfaſſer ver— ſichert, daß die Maulbeerbäume, die im Lande vor langen Jahren gepflanzt worden, gut fort kommen, womit alſo die Bedingung der Seidenzucht gegeben ſey. „Wenn einer, ſagt er, Aepfel, Birn, ja wol ſchlechte liederliche Obs, als Kirſchen, Pflaumen vnd dergleichen wenig nutzer Bäum geſetzt hat, vnd durch Reiffen vnd kalt Wetter die Bluſt (Blüthe) hinweggenommen, hat er ſich ſelbigen jars dauon keines Nutzens zu getröſten. Bei dem Maulbeerbaum aber iſt die Frag nur nach den Blättern, die nicht fehlen, wo— mit die Seydenwürm ernährt, vnd dahero ein merklicher Nutz vnd Eintrag genommen werden.“ Herr Rathgeben verwahrt ſich endlich gegen die Tadler, welche der Einführung des neuen Ge— werbes ſich entgegen ſetzen, weil ſie eine Neue— rung ſey, „wie es von Unverſtändigen und Uner— fahrnen getauft würde;“ und bittet den Herzog Friedrich, dem er die Schrift dedieirt, ihn zu ſchützen „wider die Calumniatores und vermeſſene „Klüglinge, die viel ehe eines andern gutmeinen— „des Vorhaben zu tadeln und zu verachten, als XIV „ſelbſt etwas nützliches ins Werk zu richten, im „Gebrauch haben.“ — Das Merkwürdigſte bei dieſer alten Schrift iſt, daß ſie nicht etwa zuerſt theoretiſch die Idee ausſprach, Seidenzucht in Würtemberg einzuführen, ſondern durch die bereits beſtehenden Anſtalten des Herzogs Friedrich, zur Gründung des Seidenbaues und zu einer voll— kommenen Seidenmanufaktur, veranlaßt wurde. Friedrichs Inſtitut war ſogar einige Jahre früher in Gang geſetzt, ehe Heinrich IV. den Seidenbau in Frankreich gründete. Es iſt beachtenswerth, wie in den Epochen einer höheren Entwickelung der Geſellſchaft, bei verſchiedenen und entfernten Völkern, im Vorgefühl der Zukunft, oft gleich— zeitig ein Streben zur Verbeſſerung ihres Zuſtandes ſich zu erkennen gibt; wie aber auch die Wir— kungen der Begeiſterung eines neuen Geſchlechts durch die Schläfrigkeit des nachfolgenden auf— gehalten und bis auf günſtigere Zeiten zurück— gedrängt werden, — da denn die ſchönſten Un— ternehmungen in Verfall gerathen, und von der altklugen Trägheit für Unmöglichkeiten er— klärt werden. So waren die 18,000 Web— ſtühle, welche Lyon in der erſten glänzenden Periode der Seidenmanufaktur beſchäftigte, im Jahr 1698 ſchon auf kaum 4000 herabgeſunken; XV eben Wo verminderte ſich in Tour die Zahl der Arbeiter von 40,000 auf 4000. — In Wür- temberg, ſo lange Friedrich lebte, war der Auf— ſchwung der neuen Induſtrie ſichtbar und erfreu— lich. Die Maulbeerpflanzungen vermehrten ſich, ſelbſt in den rauheren Gegenden, in welchen kein Weinbau Statt hat, in Urach, Herren— berg, Böblingen. Es entſtand eine Aetienge— ſellſchaft, welche den Betrieb des Seidenhan— dels, der Seidenſpinnerei und der Seidenfabri— kation übernahm. Im Jahr 1608 aber ſtarb der Herzog; ſein Nachfolger Herzog Johann Friedrich hatte keine Freude an dem Inſtitut, und löste 1611 die Geſellſchaft auf. Doch erhielt ſich noch einiger Seidenbau, Spinnerei und Fär— berei bis in das Jahr 1632. Die Stürme des 30 jährigen Krieges vernichteten endlich die letzten Reſte dieſer Induſtrie. Bis zum Schluſſe des 17ten Jahrhunderts finden ſich keine weite— ren Spuren von ihr. Erſt als die Regierung die aus Piemont vertriebenen Waldenſer und franzöſiſche Nefügies aufgenommen, und ihnen geſtattet hatte, alle Arten von Seiden-, Lein— wand= und andere Fabrikaten, mit 10 jähriger Abgabenfreiheit, einzuführen, erwachte, nament— lich in Maulbronn und Canſtatt, ein neuer XVI EE Bel lebendiger Eifer für die Seidenzucht. Die Sache hatte Anfangs guten Fortgang; doch ſcheint das Monopol, das unter Bedingungen, die für die Privaten drückend waren, einer Ge— ſellſchaft zugeſtanden wurde, bald allgemeines Mißtrauen erregt und das weitere Gedeihen verhindert zu haben. Unter mancherlei Kämpfen und Abwechſelungen ſetzten die einander folgen— den Compagnien das Geſchäft fort, brachten es aber endlich ſo ſehr in Unordnung, daß im Jahr 1749 der Herzog Carl ſich entſchloß, die Geſchäfte für eigene Rechnung fortführen zu laſſen. Dieſer Fürſt, ein thätiger Beförderer der Künſte und des Gewerbfleißes, ſetzte einen noch höhern Werth auf die Verpflanzung der Seideneultur in feinem Lande als irgend einer ſeiner Vorfahren. Der Anfang ſeiner Unter— nehmung ließ alles Gute erwarten. Dem Volke die erforderliche Belehrung zu geben, wurde im J. 1751 ein „Kurzer und gründlicher Unter- richt zum Seidenbau ꝛc.“ auf herzoglichen Be— fehl bekannt gemacht, welcher noch heute als zweckmäßig anerkannt wird. Von mehr als 30 Oberämtern wurden gleich Anfangs Bäume ver— langt und dahin verſchickt, von welchen nach vier Jahren, in zehn derſelben, 15,141 voll- GT XVII kommem ſchön angewachſen waren. — Leider aber wurde die Leitung des Ganzen wieder Entre— preneurs übergeben, welche zu große Summen auf die Manufaktur verwendeten, und die Sei— dencultur nur als läſtige Nebenſache behandel— ten. Es fehlte an Ordnung in der Leitung. — Nach wenigen Jahren war das ſehr geſchmälerte Vermögen der Fabrik in den Händen eines Maſſe-Curators. — Inzwiſchen erhielten einige muthige Privatperſonen den Seidenbau im Lande, und einzelne Städtegemeinden zeichneten ſich aus durch Eifer für die Maulbeerpflanzungen. Im Ganzen aber konnte der Seidenbau ſein ſieches Leben bis ans Ende des letzten Jahrhunderts nur kümmerlich erhalten, ohne öffentliche Auf— merkſamkeit auf die Bemühungen der Einzelnen. Dieſe Notizen durften hier nur aphoriſtiſch angedeutet werden, da ſie aus einer allgemein bekannten Schrift entlehnt ſind, aus der lehr— reichen und intereſſanten „Geſchichte der Sei— den-Cultur in Würtemberg, von dem verſtorbenen Finanz-Miniſter von Wekherlin,“ welche abgedruckt iſt in Memmingers würtem— bergiſchen Jahrbüchern, in denen man über An— gelegenheiten dieſes Landes ſelten vergebens Unter— richt ſuchen wird. — Die Urſachen des Mißlingens Ueb. d. Anbau d. Maulbeerbäume. 11 XVIII der frühern Verſuche, ſchreibt Herr v. Wekherlin nicht der Unverträglichkeit des Climas mit dem Seidenbau zu, nicht der Natur, noch dem Geiſte des Volks, ſondern „allein den übelgewählten Maß— „regeln der Regierung, dem Eigennutze, der „Schwindelei und der Unkunde der privilegirten „Monopoliſten und der Indolenz der Behörden.“ Am Schluſſe dieſer Geſchichte ſagt Herr Oberfinanzrath von Memminger: „Der feel. „Herr Verfaſſer hängt nun mehrere zweckmäßige „Vorſchläge zur Belebung der Seidenzucht an, „die wir aber, uns auf das Hiſtoriſche beſchrän— „kend, hier übergehen.“ — Dennoch iſt zu wün— ſchen, daß die Vorſchläge eines mit den Ver— hältniſſen des Landes vertrauten, denkenden und erfahrnen Mannes bekannt gemacht würden: ſie haben allgemeines Intereſſe für Alle, welche in gegenwärtiger Zeit den Sinn für den Seidenbau wieder zu beleben ſuchen. Wirklich iſt die Liebe zur Sache von Neuem erwacht, wie mehrere Thatſachen beweiſen. In den letzten Jahren wurden Maulbeer- pflanzen an ungefähr ſechzig Orten des Landes geſetzt, welche ganz gut und ſchön fortkommen. Die Orte, an welchen größere Pflanzungen an— gelegt wurden, ſind folgende: Dettingen unter Urach, Ehingen an der Donau, Hall, Hohenheim, Kirchheim unter Teck, Kornthal, Ludwigsburg, Nürtingen, Ober— eßlingen, Obermarchthal, Oehringen, Rotten— burg a. N., Ulm, Waiblingen, Weingarten, Wildberg, und die K. Domaine Weil. In Hohenheim, unter der Direktion des Herrn Geheimen-Hofdomainenraths von Wek— herlin, und in Rottenburg, unter Verwaltung des Herrn Oberamts-Richter Gmelin, wurden Mufter- Anftalten für Seidenzucht nach den neue— ſten Methoden errichtet, und in den obengenann— ten Orten wird die Erziehung der Seidenraupen mit ſtets wachſendem Erfolge betrieben. Um den Abſatz der Seide zu erleichtern, und ein ſchönes Produkt zu liefern, wurde von der K. Regierung zu Rottenburg a. N. eine ſehr ſchöne Abhaſplungs-Anſtalt mit den neueſten Maſchinen eingerichtet, in welcher die Cocons aller inländiſchen Seidenzüchter gegen eine mäßige Entſchädigung abgehaſpelt werden. Die Produkte dieſer Anſtalt ſprechen dafür, daß die würtember— giſche Seide einen Vergleich mit der franzöſiſchen und italieniſchen ganz wohl aushalten kann. Die inländiſche Fabrikation ſeidener Stoffe hat im Laufe der letzten Jahre theils in größeren XX Etabliſſements, theils in kleineren Werfftätten des Königreichs zugenommen, und befeſtigt ſich immer mehr. In Rottweil beſteht ſeit mehreren Jahren eine Seidenfabrik, die ihre Webſtühle den Arbeitern auf das Land hinaus- giebt, in Sindelfingen, Ißny ꝛc. machen Sei— denfabriken gute Geſchäfte, ſo daß, wenn die inländiſchen Seidenzüchter einmal größere Maſſen Seide auf den Markt bringen können, es durch— aus nicht an inländiſchem Abſatz fehlen wird. Für das Bedürfniß der Seidenzüchter iſt durch Maulbeerbaumſchulen zu Hohenheim und Rottenburg hinlänglich geſorgt. Die Maulbeer- pflanzen werden aus dieſen Baumſchulen den Seidenzüchtern zu billigen Preiſen überlaſſen. Gegen 100,000 Pflanzen wurden in den letzten fünf Jahren an den verſchiedenſten Orten des Landes geſetzt, und Alles berechtigt zu der Hoff— nung, daß ſich dieſe Pflanzungen in Bälde be— deutend vermehren werden. Th. M. Se. Durchlaucht der Herr Fürſt von Lö— wenſtein-Werthheim hat, gleichfalls in der neueſten Zeit, durch hochherzige Bemühungen um die Seidencultur ſich verdient gemacht. Dieſe Andeutungen beweiſen die in Wür— temberg wieder auflebende günſtige Geſinnung XXI für eine höchſt wichtige national-ökonomiſche Angelegenheit. Auch bei den Ständen iſt die Sache zur Sprache gekommen und hat lebhaftes Intereſſe erregt. In andern deutſchen Ländern iſt der Eifer für dieſen Zweig der Cultur mit neuer Kraft erwacht. Aus den in dieſer Beziehung claſſi— ſchen Schriften des Herrn Staatsrath von Hazzi, iſt die Geſchichte des Seidenbaues in Bayern, und die ruhmvolle Beförderung deſſelben durch die Königliche Regierung bekannt. Wie viel in Preußen für die Sache ge— ſchehen, und wie ermunternd die dort erlangte Erfahrung geworden, iſt aus dem Werke des neueſten großen Lehrers des Seidenbaues, Herrn Wilhelm von Türk, zur Ueberzeugung der Un— gläubigen zu entnehmen. So mannichfaltige Bemühungen in Deutſch— land berechtigen zu der Erwartung, daß der große Bedarf an Seide in den Vereinsſtaaten ſich immermehr von dem Auslande unabhängig machen,“ daß der Nationalreichthum durch die— ſes koſtbare Produkt ſich vergrößern werde. — *Im Jahr 1828 wurden (nach Memmingers Würtemb. Jahrbücher, Jahrgang 1828, zweites Heft, S. 244) in Wür— temberg eingeführt an roher und geſponnener Seide 312 Centner, und wieder ausgeführt 153 Centner, ſo daß alſo XXII Es ſey zu wünſchen und zu hoffen erlaubt, daß gegenwärtige Schrift, welche die chineſiſchen Methoden in Deutſchland bekannter zu machen beſtimmt iſt, jene Erwartung beſtätigen möge. Dann wird ſie mehr ſeyn als eine ephemere Erſcheinung, ſie wird, als ein Zeichen der Zeit, Anerkennung finden und beachtet werden. Und ſo wagen wir, dieſe Vorrede mit einigen Betrachtungen zu ſchließen, welche als Andeutung dienen können, wie ſelbſt einzelne Bemühungen in irgend einem Zweige der In— duſtrie im Zuſammenhange ſtehen mit dem Cha— rakter der Zeit, wodurch ſie zugleich geadelt werden. x Es iſt eine der großen Eigenthümlichkeiten zu bezahlen waren 159 Centner, welche das Pfund nur zu 10 fl. angeſchlagen, 159,000 fl. betragen würden. Hierzu kamen aber noch 530 Centner Seiden- und Halbſeiden-Waaren, deren Werth, ohne nähere Kenntniß der Waaren, nicht zu berechnen iſt, da z. B. von ſchwerem Atlas 14 Ellen nur ein Pfund wiegen, das Pfund alſo gegen 40 fl. koſten würde; Sammet, Taffet, Flor, Bänder, Gros de Berlin ꝛc. aber nach anderem Verhältniß zum Pfunde und nach anderen Preiſen berechnet werden müßten. — In einem Aufſatze: „Auf— forderung, den Seidenbau in Würtemberg zu befördern, von Herrn Kaufmann G. Fr. Ebner,“ im Schwabiſchen Merkur, 28. Junius 1827, wird behauptet, „daß Würtemberg, nach den (damals) neueſten offiziellen Angaben aus den Zoll-Re— giſtern, dem Auslande wenigſtens mit einer Summe von jährlichen 600,000 fl. tributbar ſey.“ XXI unferer Zeit, daß Schifffahrt und Handel alle Theile der Erde in Bekanntſchaft und in Ver— bindung mit einander gebracht haben. Die Völker aller Zonen üben und vervielfältigen ihre Kräfte durch Austauſch ihrer Bedürfniſſe und ihrer Künſte. Die Menſchheit bildet ſich zu einer organifchen Geſellſchaft, in welcher alle Glieder der großen Familie zu Fortſchritten auf der Bahn der Civiliſation berufen find. In Europa zeigen ſich die Folgen der all— gemeinen Verbindung in der erhöhten Thätigkeit und größeren Geſchicklichkeit, die immer mehr ein Gemeingut der Menſchen zu werden ver— ſpricht. Die Kriege ſelbſt erhalten eine tiefere Bedeutung, weil ſie nicht mehr um den zwei— felhaften Beſitz einiger Länderſtriche, ſondern für den Sieg der Civiliſation geführt werden ſollen. Und im Frieden begnügt man ſich nicht, ein ererbtes Gemiſch von Reichthum und Elend, von Bildung und Barbarei mit Bequemlichkeit zu erhalten und unverändert den Nachkommen zu überliefern: alle Regierungen ſuchen durch zweckmäßige Anſtalten die Mittel zu vervielfäl— tigen, welche es den Menſchen möglich machen, durch Fleiß und Geſchicklichkeit ihren Zuſtand zu verbeſſern. XXIV Darin liegt ein Troſt gegen verſchiedene Verirrungen der Gegenwart, welche ihren Grund nur in einer verkehrten Anſicht des Zeit geiſtes, nicht in einer Ausartung dieſes von der Vor— ſehung geleiteten Erziehers der Geſellſchaft haben können. | Stuttgart, im Juni 1837. Friedrich Ludwig Lindner. Königl. Bayerſcher Legationsrath. Vorbericht des franzöſiſchen Ueberſetzers. Unbekannt mit der Induſtrie des Seiden— baues, wie überhaupt mit der Landwirthſchaft, will es, nach der Einleitung des Herrn Camille Beauvais, mir nicht geziemen, von den prakti— ſchen Vortheilen zu reden, welche aus der von mir überſetzten chineſiſchen Schrift genommen werden können. Ich beſchränke mich auf einige, blos literariſche Bemerkungen, die vielleicht nicht ohne Intereſſe für den Leſer ſeyn werden. Die Chineſen, deren Literatur die reichſte in der Welt iſt, beſitzen mehrere hundert Werke über die Landwirthſchaft, zu welcher bei ihnen jeder Zeit die Erziehung der Seidenwürmer und der Anbau der Maulbeerbäume gerechnet werden. Sie haben auch Schriften, die dieſem Theile beſonders gewidmet find, wie der Tſan-ſchou und Tſan⸗king (Schriften über die Seidenwürmer); XXVI der Nan-fang-tſan-ſchou (über das im Süden von China übliche Verfahren); der Pe-fang⸗ tſan-ſchou (das im Norden von China übliche Verfahren); der I-ſang-tſong-lun (allgemeine Betrachtungen ii den Anbau der Maulbeer- bäume) u. ſ. w. Unter den 12,000 Bänden chineſiſcher Schrif— ten, welche die königliche Bibliothek in Paris beſitzt, finden ſich nur drei Werke, in welchen die uns beſchäftigenden beiden Fragen mehr oder minder mit Ausführlichkeit unterſucht werden. Das erſte iſt eine kleine Eneyklopädie der Künſte und Gewerbe in 3 Theilen in 8., betitelt Thien— kong-khai-we, wovon die zweite Auflage im J 1636 erſchien. Man findet darin genau beſchrie— bene Verfahrungsarten, die von Männern vom Fach für ſehr merkwürdig gehalten werden. Ich habe ſie großen Theils in dem Supplemente dieſer Ueberſetzung (Seite 144 bis 153) gegeben. — Das zweite Werk iſt Beſtandtheil einer Samm— lung von 60 Büchern über die Landwirthſchaft, betitelt: Nong-tſching-tſiouen-ſchou. Es iſt von Siu⸗kouang-ki verfaßt, welcher, nachdem er den Grad eines Doctors erhalten hatte, nach und nach die wichtigſten Aemter bekleidete, und Lehrer des älteſten Sohnes des Kaiſers wurde. Wir ſehen aus feiner Biographie, * daß er im 3öften Jahre der Regierung des Kaiſers Schin— tſong (1607) den Unterricht eines gelehrten Eu— ropäers Namens Li-ma-teou (der berühmte Miſ— ſionär Matthieu Ricci) erhielt, und unter feiner Leitung Aſtronomie, Mathematik in Anwendung auf den chineſiſchen Kalender, und die Theorie der Feuergewehre ſtudirte. Der Kaiſer Sſé— tſong erfuhr, daß Siu-kouang bei ſeinem eben erfolgten Tode ein großes Werk über die Land— wirthſchaft hinterlaſſen habe; er ließ ſich daſſelbe von dem Neffen des Verfaſſers vorlegen, und verordnete den Druck deſſelben auf Koſten des Staats. Das dritte Werk führt den Titel: King— ting⸗ſcheou⸗ſchi-⸗thong-khao oder allgemeine Unter— ſuchung über den Ackerbau, verfaßt auf Befehl des Kaiſers. Es hat den doppelten Umfang der vorerwähnten Sammlung, beſteht aus 78 Büchern in 24 Bänden in kl. Fl. und iſt mit aller Sorgfalt und Eleganz gedruckt, welche die kaiſerlichen Ausgaben auszeichnen. Die Redac— tion wurde hundert Jahr (im J. 1739) nach * Ming⸗ſſé (Annalen der Dynaſtie der Ming) Buch 251, Blatt 15, kaiſerliche Ausgabe von vier und zwanzig Geſchicht— ſchreibern der erſten Ordnung, in 700 Banden kl. Fol., Pe: king 1739. XXVIII Erſcheinung des zweiten Werkes, in Folge eines kaiſerlichen Befehls, von Gelehrten des erſten Ranges, unter dem Beiſtande der geſchickteſten Landwirthe des Reiches unternommen, — was ihr einen hohen Grad von Wichtigkeit gibt. Die Ausführlichkeit dieſes Werkes, ſein amtlicher Charakter und die, in Vergleich mit den beiden andern erwähnten Sammlungen, neuere Zeit der Erſcheinung deſſelben, beſtimmten mich, dar⸗ aus die Abhandlungen über den Anbau der Maulbeerbäume und über die Erziehung der Seidenraupen zu nehmen, mit deren Ueberſetzung das Vertrauen des Herrn Miniſters des Handels mich beauftragte. Fürchtete ich nicht, von meiner Aufgabe mich zu entfernen, ſo würde ich die Gegenſtände nahmhaft machen, über welche ſich dieſe Eney— klopädie der Landwirthſchaft verbreitet. Nur ſo viel ſey mir zu ſagen erlaubt, daß man darin (Buch 31 — 40) eine vollſtändige Abhandlung über die Gemüſe, über die Getreidearten, und beſonders über den Reißbau findet, und daß das Ganze von einer Menge ſorgfältig geſtochener Figuren begleitet iſt, unter welchen mehr als hundert die Ackergeräthſchaften der Chineſen und die zur Wäſſerung der Felder gebrauchten XXIX Maschinen darſtellen. — Der von mir überjegte Theil findet ſich in den Büchern 72 — 76. Die Leſer werden ſich einen Begriff von dem unermeßlichen Reichthum der chineſiſchen Litera— tur machen, wenn ſie erfahren, daß die Samm— lung Scheou-ſchi-tong-khao, aus welcher meine Ueberſetzung gezogen, nur ein Theil iſt von der Bibliothek der in China geſchätzteſten Werke, und daß dieſe Bibliothek, die im Jahr 1773 auf Befehl des Kaiſers Khien-long angelegt wurde, dieſem Befehl zu Folge aus 160,000 Bänden beſtehen ſoll. Die Sammlung wird vier Bibliotheken bilden, welche Sſe-kou oder die vier Schätze genannt werden. Es wird noch gegenwärtig daran gedruckt; im J. 1818 waren bereits 78,627 Bände dieſer Rieſen— Sammlung erſchienen. Zwei raiſonnirende Ka— taloge, ein abgekürzter von 15 Bänden in 12. und ein ausführlicher von 138 Bänden in 8. wurden auf Befehl des Kaiſers in Peking im J. 1782 bekannt gemacht. * * Folgendes find die bibliographiſchen Abtheilungen der obigen, bis zum Jahr 1818 erſchienenen 78,627 Bände. Claſſiſche, als heilig angeſehene Schriften (King): Das Buch der Veränderungen (Y-king) . . . 1750 Bde. Das Buch der Annalen (Shou-Fing) . . . . 661 Das Buch der Geſänge (Schiefing). . . . . 951 XXX Die Schwierigkeiten, die ein Ueberſetzer chi— neſiſcher Schriften, beſonders in Europa, im Fache der Technologie zu überwinden hat, ſind Das Buch der Sitten und Gebräuche (Li-king) . 2168 Bde. Die Chronik des Königreichs Lou . . . . . 1818 „ Das Buch von der kindlichen Liebe Giao- king) 1 Schriften in Bezug auf die Erklärung der Kina 717 „ 8082 „ Die vier klaſſiſchen Bücher: Die große Lehre, unveränderliche Mitte, Unter— haltungen des Confutius und des W e Meng⸗tſen . 34 . 732 Bde. Werke über die Muſik im R R 7. ON MIN n 21207, Hiſtoriſche Werke: Sammlung von Geſchichten aller Dynaſtien . . 3681 Bde. Annalen nach chronologiſcher Ordnung . . 2066 „ „ . +... : . ,.,,- + 1200 002 Special: Gefhidten . . . 1485 „ Sammlung von Verordnungen und kaiſerl. Gnt- „% ,., + A Biographien. „Ru eus RG Hiſtoriſche Dokumente 1 Soft ‘is 18110 Beſchreibungen beſonderer Distrikte ee Chronologie .. 29 „ Geographie, e eee und Welke bungen fremder Länder. . 4788 „ Verwaltung und Regierung.. . ‘39877 Politiſche Inſtitutionen, Geſetze und Gbifte . . 18788 „ Bibliographie und Gnfhriften . . . . . 700 „ Kritik beſonderer Gefichten . . : . . . . 382 „ 21,343 „ XXXI unendlich. Wäre die meinige in China unter Aufſicht gelehrter Männer, wie die alten Miſ— ſionaire waren, gefertigt worden, ſo würde ſie allerdings genauer und vollkommener ſeyn. Unter Religion, Philoſophie und andere Wiſſen⸗ ſchaften. Philoſophen der Schule des Confutius . . 1694 Bde. ee ROMAIN RER CONNECTE" e AUSTIN, NEBEN 94 RIDE TOUTE APN QU, e Arzneikunde .. enen Aſtronomie und Arithmetik Ne Phyſik, Phyſiognomie, Aſtrolog ie . . 432 Malerei, Muſik, Buchdruckerei, Tanzkunſt .. 1658 Naturgeſchichte, Diätetik ie... 3063 Vermiſchte Schriften . . 0 Schriften geringerer Oidnung als Wunder: r ˙ UU! ˙⏑ . eee, De | Werke der Sekte der Tao-ffe . .. HA TARN Gedichte verfchiedener "Hp und D tere Sammlungen . „„ : © ju 47075 „ Summa 78,627 Bde. Dieſe Angaben ſind zum Theil aus dem Pariſer Journal Asiatique (Juli 1834. Seite 64 ff.) genommen. Es wäre leicht geweſen, aus dem großen kaiſerlichen Katalog die Titel der andern bibliographiſchen Abtheilungen zu überſetzen und die Zahlen, zur Vervollftandigung der ganzen Sammlung von 160,000 Bänden hinzuzufügen. Ich habe aber dieſe Nach— richten für hinreichend gehalten, einen Begriff von dem Umfange der chineſiſchen Literatur und von dem Reichthum der Quellen aller Art zu geben, welche denen geöffnet ſind, die ſich in Europa mit dieſer Literatur befchäftigen. XXXII den Umſtänden, unter denen ich arbeitete, darf ich auf Nachſicht der Gelehrten rechnen. * Paris, den 15. März 1837. Stanislaus Julien. * Herr St. Julien erklärt ſich in dem Vorberichte aus— führlicher über die Schwierigkeiten eines Ueberſetzers aus chineſiſchen Schriften, und fügt eine Probe des Originaltextes hinzu, mit neben ſtehender wörtlicher Ueberſetzung. Der deutſche Bearbeiter hat hiebei, für das Bedürfniß deutſcher Leſer, Abkürzungen ſich erlauben zu dürfen geglaubt. — Als Beiſpiel der ſeltſamen Wortfügung und elliptiſchen Form der chineſiſchen Schriftſprache, wird es dienen, wenn man erfährt, daß wenn die vier Schriftzeichen: Gelehrte, Landwirthe, nothwendig, anwenden, auf einander folgen, dieß ſo viel heißen fol: Praktiſche Kenntniſſe, die wiſſen— ſchaftlichen Männern und Landwirthen unent- behrlich ſind. A. d. Ueberſ. Vorwort zur zweiten Auflage. Die urſprünglich chineſiſche, von Herrn Ju— lien ins Franzöſiſche, und, auf Befehl Seiner Majeſtät des Königs von Würtemberg, aus dem Franzöſiſchen ins Deutſche überſetzte Schrift: Ueber Maulbeerbaumzucht und Erzie— hung der Seidenraupen, hat, durch ihren, in Bezug auf einen wichtigen Zweig der In— duſtrie, lehrreichen Inhalt, in Deutſchland Bei— fall und Verbreitung gefunden. In wenigen Jahren iſt die erſte, nicht kleine Auflage ver— griffen, und wiederholte Nachfragen machen eine neue Auflage nothwendig. Dabei war es wün— ſchenswerth, letztere durch Zuſätze und Anmer— kungen zu vermehren, wie Praxis und Erfahrung in Würtemberg ſie an die Hand geben. Dieſes zu leiſten, iſt der Unterzeichnete beauftragt worden. Er glaubte, daß es dabei nicht auf Ueb. d. Anbau d. Maulbeerbäume. 111 XXXIV eine ausführliche Prüfung und Erörterung der von den Chineſen beobachteten Methoden an— komme, ſondern einige Winke genügen würden, welche die Anwendung jener Methoden in unſerm Vaterland betreffen und näher beſtimmen. Zu dieſem Behuf wollen wir hier einige allgemeine Bemerkungen über den Inhalt der chineſiſchen Schrift vorausſchicken. Dieſe Schrift iſt für den erfahrenen Seiden— züchter von großem Intereſſe, weil die ver— ſchiedenen Methoden, nach welchen die Chineſen ihre Maulbeerbäume und Seidenraupen behan— deln, darin angegeben ſind. In China kommen bei dieſer Cultur und Induſtrie eine ſo große Menge verſchiedener Methoden vor, wie in Eu— ropa, und es iſt deßhalb ſehr intereſſant, dem Grunde dieſer Erſcheinung nachzuforſchen. Leider ſind aber, wenigſtens vorliegender Schrift nach, die Chineſen keine Theoretiker, ſondern blos Praktiker, ſo daß ſie die Gründe für die einzelne Verfahrungsart nicht angeben, ſondern ſie nur errathen laſſen. In einzelnen Gegenden Chinas ſtreifen die Seidenzüchter die Blätter nur von den Bäumen ab, während ſie in andern Gegenden das ratio— nellere Verfahren, nämlich das Beſchneiden der WXXV Bäume, vorziehen, was den Bäumen viel we— niger ſchadet, als das Abſtreifen der Blätter; Praxis und Theorie beweiſen dieſen Satz. In Gegenden, in welchen das Grundeigen— thum ſehr zerſplittert iſt, ziehen die Chineſen ſehr viele Hecken. Dieſe Heckenpflanzungen ſind von größter Wichtigkeit, indem ſie mehrere Zwecke zugleich erfüllen. Sie geben dem Grundſtücke Schutz gegen den Andrang der Menſchen und Thiere, und einen großen und ſchnellen Ertrag an werthvollen Blättern, deren Gewinnung wenig Mühe macht, während bei Hochſtämmen die Blättererndte oft ſehr mühſam, ja ſelbſt gefährlich iſt. Man kann nie genug zu Anle— gung von Maulbeerhecken aufmuntern. Was die Seidenraupenzucht betrifft, ſo iſt die Behandlung der Eier ſchon ſehr intereſſant, und ſtimmt mit unſern neueſten Erfahrungen vollkommen überein, wenn man nämlich blos die Hauptmomente dabei betrachtet. Bei Be— handlung der Eier iſt es durchaus nöthig, daß ſie ſo lange wie möglich der Einwirkung der äußeren Luft ausgeſetzt, und erſt dann an kalten Orten gut verwahrt aufgehoben werden, wenn man ſonſt ihre zu baldige Entwicklung zu be— fürchten hätte. XXXVI Das Verfahren der Chineſen bei der Brut iſt nicht ſo rationell, wie das neuere bei uns eingeführte mit künſtlicher Wärme, doch in jedem Falle dem in Italien unter dem Landvolke üb— lichen bei Weitem vorzuziehen. Die Behandlung der Raupen, namentlich die ſehr häufigen Fütterungen, dann die große Sorgfalt für Reinheit der Luft, die geſteigerte Temperatur, beruhen ganz auf denſelben Grund— ſätzen, auf welchen das Beauvais'ſche Syſtem beruht. Es iſt merkwürdig, wie die Chineſen bei ihren mangelhaften Vorrichtungen ihren Zweck ſo gut erreichen, als dieß der Fall zu ſeyn ſcheint. Die beſonderen Spinnhütten liefern den Be- weis, daß die Chineſen nie ſo große Parthien von Raupen bei einander haben, wie dieß in den größeren Raupereien Frankreichs der Fall iſt. In größeren Raupereien, in welchen man fremde Arbeiter hat, läßt ſich dieſes Syſtem nie mit Vortheil anwenden; hier muß man die Spinnhütten auf dem Lager der Raupen ſelbſt errichten, damit die Raupen aufſteigen können, wenn ſie Luſt dazu haben. Die Mehlfütterungen haben wir auch mehrere Male angewendet, ſie aber als ſehr unpraktiſch XXXVII wieder aufgegeben; ſie ſcheinen auch in China nicht durchaus eingeführt zu ſeyn. Die Tödtung der Cocons vermittelſt Salz verdient Aufmerkſamkeit, aber auch Vorſicht. Verſuche mit dieſer Methode haben wir zwar nicht gemacht, weil wir einfachere und beſſere Methoden haben; aber es ſcheint, die Wirkung des Salzes könne blos darin beſtehen, daß es die in den Puppen enthaltene Feuchtigkeit an ſich zieht, und ſie auf dieſe Art durch Aus— trocknung tödtet. Dieß ſind die hauptſächlichſten Punkte, welche in der chineſiſchen Schrift das Intereſſe des er— fahrenen Seidenzüchters erregen. Bei einzelnen Anläſſen werden wir unſere Bemerkungen in Noten unter dem Text angeben. Theodor Mögling. f 和 # * * 4 ente 956 9 — ee b . 471100 E r R 1 teme inen id um b * 2 Arat ichen thin ee hr mdr :indnl mau ah u 0 die 018 si SRE | as gts lun And nan vod . * ne ins e * Ju . bie, diz n | * and. naines 1 nb Mare ng? Ss ri qu . 50 eee ee che audi Hour Ai bts, Mo dog” pen reger re 3 prints a b ref ot lux | Aidan us Land nu all * re : 4 + * d 2 Nigs FE 1049443 | | | 2 * A + 1 * * * — 入 a By + > Inhaltsverzeichniß. Seite Vorrede des deutſchen Ueberfeßers . . + . . .. v Vorbericht des franzöſiſchen Ueberſetzerrtrs . . xxv Vorwort zur zweiten Auflage. . . : 1 Einleitung des Herrn Camille aus 3 Ueber die Temperatur in China, von Herrn Eduard r TES. © IN SRE SNS ET J. Cultur der Maulbeerbäume. eine BWm ende EU EN 2 19 Arten der Maulbeerbäume .. N 20 Verfahren bei der Auswahl der Pflanzen W 25 nz der Maulbeer bäume 8 26 Verſetzung der Zwerg-Maulbeerbäume . . . . . 32 Günſtige Zeit der Pflanzung .. Er 36 Anweiſung zur Erziehung der Maulbeerbaune⸗ ser 7 Anweiſung die Zweige zu pflanzen. .. 40 Anweiſung die großen Maulbeerbäume zu beſchnelden 42 Methode die Maulbeerbäume zu ſlen . . 46 VDA m 4 Lo 47 Eine andere Methode . . ö 49 Art die Zwerg: Maulbeerbaume zu ns 8 50 Weiſe die Maulbeerbäume im Herbſte zu pflanzen . 52 Methode Abſenker zu erhalten. .. 55 Methode die aus den Abſenkern erhaltenen Manbeer⸗ e . 4 à he 56 Pflanzung der Zweige in Erdbeete n... 58 XL Seite Supplement, Pfropfen der Maulbeerbaume . . . . . . . . 65 Pfropfen in Spalten.. „„ 68 Pfropfen mit dem lebendigen e * ; 70 Impfung der Zweige, an denen kleine Triebe fisen 72 II. Erziehung der Seidenraupen. Vorläufige Bemerkungen.. 77 Bau und Einrichtung der Wohnungen für die Seid raupen . V 81 Einige Gerathſchaften T SAME Vite 92 HE OR DOMINER Ce ; uns +, cle 94 ieee . . |. | 98 Ernährung der Seidenraupen . . . . . . 112 der Seidenrauyß⁰en 127 r PIN ER, RE oc ons. . 18 / ME PO ER Te Einleitung- und Bemerkungen über die Temperatur in China. Ueb. d. Anbau d. Maulbeerbaurme. | en * 2 4 w - > Ho. uw Tr #. 1 n 3. à Einleitung. Das Unternehmen, eine chineſiſche Schrift zu überſetzen, welche einen wichtigen, ſeit langer Zeit auf franzöſiſchen Boden verpflanzten Zweig der In— duſtrie behandelt, hat verſchiedene Beurtheilungen zu erwarten. Welche Meinung aber die Seiden— bauer und die Gelehrten davon hegen möchten, dieſe Schrift wird immer ein Zeugniß geben von der Ueberlegenheit der Chineſen in allen praktiſchen Einzelnheiten des Seidenbaues, welche durch tauſend— jährige Beobachtungen der Natur der Seidenraupe, durch ununterbrochene Emſigkeit und unermüdende Geduld zu den ſtaunenswürdigſten Reſultaten ge— langt ſind. Einige Leſer, von dem Einfluß alter Ueberlie— ferungen beherrſcht, werden die Menge von kleinlichen Vorſchriften der Chineſen bei Behandlung der Sei— denraupen für kindiſch erklären; andere werden darin ein Verfahren ſehen, das, dem Anſcheine nach, wenig von dem ihrigen verſchieden iſt, oder meinen, es möchte dieß Verfahren nur dem Klima von China gemäß, für das unſrige aber nicht anwendbar ſeyn. Viele werden die Schrift leſen und wieder vergeſſen. Zeit aber und Erfahrung werden, ich hoffe es, uns lehren, jene natürlichen Methoden, jene zarte Auf— merkſamkeit und jene verſtändige, vielfache Behut— ſamkeit, welche die chineſiſchen Schriftſteller empfeh— len, nach ihrem wahren Werthe zu ſchätzen. Man wird leicht einſehen, daß ein beobachtendes Volk, das früher als die Europäer den Compas, die Buchdruckerei und das Schießpulver erfand, und ſeit vierzig Jahrhunderten den Seidenbau als ſeinen größten Reichthum anerkannte, dieſes Gewerbe auf einen hohen Grad der Vollkommenheit gebracht haben müſſe, und daß wir nicht beſſer thun können, als an der Quelle ſelbſt neue Kenntniſſe zu ſchöpfen, uns von dort mögliche Verbeſſerungen zu holen. Wenn durch eine verſtändige Anwendung des Ver— fahrens der Chineſen uns gleiche Erfolge gelängen, ſo würde dieſer Gewerbzweig bald in Frankreich eine andere Geſtalt und feſtern Beſtand gewinnen; die Zufälle, die gegenwärtig zu fürchten ſind, würden burch ein ſicheres und regelmäßiges Syſtem beſeitigt, und der Seidenbauer gegen die verderblichen Wechſel— fälle geſichert werden, denen er täglich, bei unvoll— kommenen und unzuverläſſigen Mitteln, ausgeſetzt iſt. Zur Erreichung dieſes Ziels aber und um die Wichtigkeit dieſer Schrift durch nützliche Neuerungen zu beweiſen, wird viel Zeit und eine lange Erfah— rung erforderlich ſeyn. Der Geiſt, der die Chineſen bei ihrem praktiſchen Verfahren leitet, muß uns 5 durchdringen, wenn wir daſſelbe bei uns naturali- ſiren, und mit Sicherheit und Erfolg nachahmen wollen. Dann aber iſt ſogar zu hoffen, daß die höhere Ausbildung unſerer Wiſſenſchaften uns, bei Anwen— dung jenes Verfahrens, bisweilen erlauben werde, die Chineſen zu übertreffen. Eine intereſſante That— ſache, die in dieſer Ueberſetzung angeführt wird, beſtätigt ſolche Erwartung. Die Chineſen, überzeugt, daß Reinheit und Erneuerung der Luft für die Ge— ſundheit der Seidenwürmer unentbehrlich ſind, haben eine Vorrichtung für den Luftzug erfunden, welche uns zwar in einigem Betracht als unvollſtändig er— ſcheint, doch Aehnlichkeit mit derjenigen hat, die wir dem Herrn Darcet verdanken. Die Chineſen laſſen die äußere Luft durch an dem Fußboden auslaufende Röhren eindringen, und wenn die Luft in der Werkſtatt der Seidenraupen verdorben iſt, wird ſie durch kleine, an der Decke angebrachte Fenſter fortgeführt. Jene Röhren dienen dazu, in dem Lokale der Raupen reine Luft zu unter— halten; man verſchließt ſie, wenn man die Tempe— ratur zu erhöhen nöthig findet. In der That iſt dieſe Anſtalt weit entfernt, der Vorrichtung des Herrn Darcet gleichzukommen, “ welche den doppelten Vorzug hat, daß ſie die gleich— mäßige Temperatur und zugleich den Luftzug unterhält. * Herr Darcet iſt Erfinder einer einfachen und oͤkono— miſchen Vorrichtung zur Luftreinigung, welche ſeinen Namen trägt; er hat dadurch neue und wichtige Verdienſte den vielen Wie unvollkommen aber auch die Luftreinigung der Chineſen uns ſcheinen mag, immer beweist ſie, mit welcher Mühe dieſe gewerbſame Nation das ſtete Gelingen bei der Zucht der Seidenraupen ſich zu ſichern gewußt hat. | Ich habe den Verſuch mit zwei chineſiſchen Me— thoden gemacht, und die glücklichſten Reſultate er— halten, nämlich: 1) die häufige Fütterung der Raupen und 2) die vollkommene Gleichheit des Futters; dieſes Verfahren befolgt man gleich von der Geburt der Raupen an, und bleibt ihm ſorgfältig treu während der gan— zen Zeit, ſo lange die Ernährung dauert. Ich betrachte jetzt dieſe beiden praktiſchen Regeln als für die Induſtrie der Seidenerzeugung gewon— nen, und die Befolgung derſelben als unabweisliche Bedingungen des Erfolgs. Die erſte Idee davon ſchöpfte ich aus einer kleinen Denkſchrift des Pater d'Entrecolles (herausgegeben von Pater Dü— halde). Ueberraſcht von dem unerwarteten Re— ſultat, ſchien mir zugleich die abgekürzte Arbeit des hinzugefügt, welche er ſich bereits um die Künſte erworben hatte. Man kann nicht genug den Patriotismus und die Uneigennützigkeit loben, die der edle Mann bei dieſer Ge— legenheit erprobte. Der Herr Miniſter der öffentlichen Arbeiten hat eine Anzahl Modelle dieſer Vorrichtung verfertigen laſſen, und ſie den Präfekten zugeſchickt, um ſie in den Hauptſtädten derjenigen Departements aufzuſtellen, welche ſich mit dem Seidenbau beſchaäftigen. Camille Beauvais. gelehrten Miſſionärs noch Vieles zu wünſchen übrig zu laſſen, und ich ſchloß, daß es nöthig ſey, bei den chineſiſchen Schriftſtellern ſelbſt nachzuforſchen, um über Seidenraupen und Maulbeerbäume genauere und vollſtändigere Auskunft zu erhalten. Ich glaubte alſo, den Herrn Miniſter des Handels und des Ackerbaues bitten zu ſollen, die Ueberſetzung zweier Kapitel eines großen chineſiſchen Werkes anzuordnen, in welchen dieſe beiden Fragen auf eine neue und erſchöpfende Weiſe behandelt werden.“ Der Miniſter erkannte, wie wichtig es ſey, eine Schrift ins Publikum zu bringen, welche geeignet iſt, einen unſerer reichſten Gewerbszweige zu ver— beſſern. Seine ganze Sorgfalt zu beweiſen, beeilte er ſich, die Ueberſetzung des chineſiſchen Werkes auf Koſten der Regierung drucken zu laſſen, um ſie ſo— dann an die Seidenbauer und Landwirthe zu ver— theilen; 一 fie werden darin Winke zu neuen Crz fahrungen und nützlichen Verbeſſerungen finden. Das chineſiſche Original dieſer Abhandlungen iſt nahe an hundert Jahre alt. Um ſich zu überzeugen, ob die darin gegebenen praktiſchen Vorſchriften nicht ſeitdem verbeſſert wurden, ließ Herr Martin du Nord eine Abſchrift der Ueberſetzung dem Herrn Die Ueberſetzung der Abhandlung über die Zucht der Seidenraupen wurde, durch einen Miniſterialerlaß vom 23. Auguſt 1836, von Herrn Paſſy angeordnet. Der ihm folgende Miniſter des Handels und des Ackerbaues, Herr Martin du Nord, beauftragte Herrn St. Julien mit der Ueberſetzung der Abhandlung über Cultur der Maulbeer— bäume. C. B. 8 Ludwig Hébert * zukommen, einem meiner Zög— linge, den die Regierung vor einem Jahr an die Küſten von China mit dem Auftrag ſendete, in jenen Gegenden das Verfahren der Seidenbauer zu be— obachten, und die vorzüglichſten Varietäten der Maul— beerbäume, ſo wie uns noch unbekannte Arten von Seidenraupen nach Frankreich zu bringen. Die franzöſiſche Ueberſetzung wurde Herrn Sta— nislaus Julien, Mitglied des Inſtituts und Pro— feſſor der chineſiſchen Sprache und Literatur am Col— legium von Frankreich, übertragen. Für einen Mann, deſſen literariſche Studien dem Verfahren, das er hier beſchreiben ſollte, gänzlich fremd waren, mußte dieſe Arbeit mit unermeßlichen Schwierigkeiten ver— bunden ſeyn; — die meiſten Kunſtausdrücke, zur Bezeichnung jenes Verfahrens, kamen ihm hier zum erſten Mal zu Geſicht. Seidenbauer und Landwirthe werden daher leicht einſehen, welche Geduld, welchen Scharfſinn Herr Julien hat aufbieten müſſen, um in die Tiefe des Gegenſtandes zu dringen, und alle Einzelnheiten mit einer Klarheit und Genauigkeit wiederzugeben, wie man nur von einem mit dieſer Induſtrie vertrauten Manne erwarten könnte. Das Original dieſer Ueberſetzung iſt Beſtand— theil einer großen, auf Befehl des chineſiſchen Kaiſers bekannt gemachten prachtvollen Sammlung * Hebert ſtarb, auf feiner Rückreiſe von China, auf Malta im Herbſte 1842. Seine Papiere ſind erhalten und werden dem Publikum durch den Buchhandel überliefert werden. 9 landwirthſchaftlicher Schriften, worin ſich auch eine Ueberſicht der am meiſten geſchätzten Werke über Cultur des Maulbeerbaumes und über Zucht der Seidenraupen findet. Die Sammler haben ſich darauf beſchränkt, die verſchiedenen, in China üblichen Verfahrungs— weiſen treu anzugeben, ohne diejenigen, die ihnen die beſten ſchienen, beſonders zu empfehlen, und ohne die Widerſprüche zu erklären, die man bis— weilen darin bemerkt. Man wird aber dieſe ſchein— baren Widerſprüche ohne Mühe entſchuldigen, wenn man erwägt, daß die Verfaſſer die Methoden der verſchiedenen Provinzen beſchreiben wollten, und daß dieſe Methoden nothwendig den Bedürfniſſen der Oertlichkeiten, den Bildungsfortſchritten der Ein— wohner und den Verſchiedenheiten des Klima's unter— geordnet ſeyn mußten. Es ſey mir am Ende dieſer Bemerkungen erlaubt, die Aufmerkſamkeit der Leſer auf einige wichtige Punkte des chineſiſchen Werks zu leiten, z. B. auf die Art, wie die Seidenſchmetterlinge zum Eierlegen gebracht werden, und wie die Brut am beſten auf— zubewahren ſey, desgleichen auf die angewendeten Mittel, ein gleichzeitiges Auskriechen aus dem Ei zu erhalten. Auf dieſelbe Autorität der chineſiſchen Schrift geſtützt, wünſche ich nicht weniger die ver— derblichen Folgen anzuzeigen, welche entſtehen, wenn plötzlich kalte und feuchte Luft zu der erhöhten Temperatur der Werffiatt zugelaſſen wird; fo wie, daß die Gährung der Blätter einen tödtlichen Ein— fluß auf die Seidenraupen ausübt. — Um die unbeftreitbaren Vorzüge des Verfahrens der Chineſen vor jenem der Europäer zu beweiſen, wird es genügen, die eine Thatſache anzuführen, daß die Chineſen von hundert Seidenraupen kaum eine ver- lieren, während bei uns die Sterblichkeit 50 Procent überſteigt. Camille Beauvais. Bemerkungen über die Temperatur in China. Es ſchien rathſam, dieſer Schrift einige Nach— weiſungen über die Temperatur in China beizufegen, damit man daraus entnehmen könne, unter welchen phyſiſchen Umſtänden ſich die Chineſen in Bezug auf den Anbau der Maulbeerbäume und auf die Erziehung der Seidenraupen befinden. Dieß iſt der Gegenſtand der folgenden Bemerkungen. China erſtreckt ſich von 22° bis 41“ nördlicher Breite. Nach dieſer Lage, die an den Wendekreis „Ich verdanke dieſe Bemerkungen Herrn Edu ard Biot, einem meiner Schüler. Da der Miniſter wünſchte, daß ich meiner Ueberſetzung Nachrichten über die Temperatur in China beifügen möchte, fo war das Erbieten des Herrn Biot, mir die Reſultate ſeiner Forſchungen über dieſen Gegenſtand mitzutheilen, um ſo erwünſchter, und ich nahm es dankbar an, in der Ueberzeugung, daß feine wiſſenſchaftlichen Kennt— niſſe ihn in den Stand ſetzen, ſeinen Nachweiſungen alle Genauigkeit zu geben, welche die von den Reiſenden geſam— melten Beobachtungen zulaſſen. St. Julien. 12 gränzt, ſollte man urtheilen, daß die mittlere Tem— peratur des ausgedehnten Reiches weit höher als die des ſüdlichen Europa's, welches ſich nur bis zu 36° nôrbl. Breite erſtreckt, ſeyn müßte; Herr v. Hum— boldt hat aber Cin ſeiner Abhandlung über die Iſothermen-Linien oder über die Vertheilung der Wärme auf der Erdoberfläche) gezeigt, daß, nach einer großen Zahl von Beobachtungen, unter gleichem Breitengrade die mittlere Temperatur in Europa und Afrika weit höher iſt als in Aſien und Amerika. So haben, um uns hier auf China zu beſchränken, die Beobachtungen der Miſſionäre und anderer Reiſenden die mittlere Temperatur von Peking auf 12 7 des hunderttheiligen Barometers beſtimmt, jene von Nan— gaſaki auf 16°, die von Macao auf 23° 3, und die von Cauton auf 2229. Wenn man nun die Städte in Europa und Afrika aufſucht, deren Tem— peratur jener der vier genannten Städte analog iſt, ſo ergibt ſich daraus folgende Zuſammenſtellung: A ſien. Europa und Afrika. Nördliche Mittlere Nördliche Mittlere Breite. Temperat. Breite. Temperat. (pis . . . 480 50° + 10°6 Peking. . . 390 54° + 1207 Lyon . . 45° 40“ + 1322 Montpellier 43° 36° + 15° 2 ah „ 43% A Nangaſaki . 32° 45° + 16% Rom. . . 41° 53°°+ 1508 Neapel . .. 40° 50‘ + 17“ 4 Canton. . . 230 8’ + 2209 Algier . . . 36° 58“ + 2191 Macao . . 220 12° + 2303 Cairo. . . 300 2“ + 2204 15 Aus dieſer Vergleichung iſt zu ſchließen, daß die mittlere Temperatur in Peking und im Norden von China auffallend der Temperatur in Lyon nahe kommt, und nur um 2° höher als die von Paris if. Die mittleren Provinzen China's, zwiſchen dem gelben Fluß und dem Kiang, deren Lage ungefähr unter gleichem Breitengrade wie Nanga ſaki ſich findet, müſſen eine Temperatur von 15° bis 16° haben, alſo wie in unſerer Provence. Die mittlere Temperatur von Macao und Canton iſt nur 2° höher als die von Algier, obgleich der Breiteunterſchied faſt 15° beträgt; ſie kommt der von Cairo nahe, welche Stadt unter 30° nördl. Breite liegt, alſo 7° bis 8 nördlicher als die beiden chineſiſchen Städte. Nach Herrn von Humboldt iſt aber die Ver— ſchiedenheit der Temperatur im Sommer und Winter in Aſien und Amerika weit größer als in Europa und Afrika. So iſt, nach ſechsjährigen Beobach— tungen Amyots, in Peking die mittlere Tempe— ratur des heißeſten Monats + 29° 1“; daher der Sommer dort dem von Neapel gleicht. Die mittlere Temperatur des kälteſten Monats iſt dagegen in Pe— king — 4°, und der Thermometer bleibt dort drei Monate unter dem Gefrierpunkt, wie in Copen— hagen, welche Stadt 15“ nördlicher als Peking liegt. Nach holländiſchen Angaben iſt in Nanga— ſaki, unter 32° nördl. Breite, die Temperatur des heißeſten Monats + 30° 5, wie in Cairo unter 30» nördl. Breite; und die Temperatur des kälteſten Monats 十 5° bis S'. Bisweilen fällt der Thermometer 14 bis — 3°, ungefähr wie im Winter in Marſeille, unter 43 nördl. Breite. Bei Macao, unter 22° nördl. Breite, fand La Pérouſe + 15° 5 für die mittlere Temperatur des Januar, was auch in Algier, das viel nördlicher als Macao liegt, be— obachtet wurde. Da die mittlere Temperatur der chineſiſchen Stadt um 2° höher iſt als jene in Algier, ſo muß dort der Sommer merklich heißer ſeyn. Die neueren Beobachtungen beſtätigen die große Verſchiedenheit der Temperatur des Sommers und des Winters in China. Im Jahr 1816 fand man, bei der Rückreiſe der Geſandtſchaft des Lord Am— herſt, nach einer Reihe von thermometriſchen Be— obachtungen, im September, zwiſchen 38° und 35° nördl. Breite, die mittlere Temperatur dieſes Monats 23° 58, was dem Clima der Provence in Frankreich entſpricht. Im Jahr 1820 fand Timkowski, auf ſeiner Reiſe durch das Land der Mongolen, zwiſchen 40° und 45° nördl. Breite, in den Monaten Oktober und November den Thermometer 10° bis 15° unter dem Gefrierpunkt. Ein franzöſiſcher Miſſionär, der im Jahr 1833 in der öſtlichen Tatarei zu Si-wang, unter 41° 39 nördl. Breite, wohnte, berichtet die außerordentliche Verſchiedenheit der Temperaturen im Sommer und Winter. Nach ihm ſteigt dort der hunderttheilige Thermometer im Sommer bis + 375 und fällt im Winter bis 37° 5 unter dem Gefrier— punkt. „Bei ſolcher Kälte,“ ſagt er, „erhält ſich nur der Weingeiſt flüſſig; und wenn man ein Metall mit feuchten Händen berührt, ſo bleibt die Epidermis der Finger daran zurück.““ — Endlich gibt ein Miſſionär, der zehn Jahre in China gelebt hat, Nachricht, daß in den mittleren Provinzen die Grenze des Orangenbaums ſich bei 30° nördl. Breite finde, während wir in der Provence unter 43° nördl. Breite Orangen im Freien ziehen. Nach chineſiſchen Schriften über die Erzeugniſſe der verſchiedenen Provinzen und nach Berichten der Miſſionäre wird der größte Theil der Seide in den Central-Provinzen zwiſchen 25° und 35° nördl. Breite erzeugt. Obige Angaben beweiſen, daß die mittlere Temperatur jener Provinzen wenig von der in unſerer Provence verſchieden iſt. Die Winter ſind dort etwas weniger mild, und die Sommer heißer. Chineſiſche Schriften ſagen ferner, daß in den älteſten Zeiten fon der Seidenbau in den nördlichen Provinzen von China verbreitet war; es iſt nicht wahrſcheinlich, daß er jetzt dort aufgegeben ſey. Dieſe Provinzen, wie wir geſehen, ſind außerordentlichem Wechſel von Kälte und Wärme unterworfen; aber die Erziehung der Seidenraupen fängt im April an, und zu dieſer Jahreszeit iſt die Luft ſchon hinreichend erwärmt, um die Zucht in ganz China zu erlauben. Die Entwickelung der Wärme kann auch durch künſt— liche, in dieſer Schrift beſchriebene Heizung befördert werden. Die Kälte im Winter ſcheint allerdings in den nördlichen Provinzen ſo ſtrenge, daß die Maul— beerbäume erfrieren müßten; aber wir kennen nicht * M. I. Annales de la propagation de la foi. Nr. XLet L. 16 alle Arten von Maulbeerbäumen in China. Wird man durch Herrn Ludwig Hébert, den die Regierung im vorigen Jahr nach China geſendet, die uns noch unbekannten Arten von dort erhalten, ſo iſt zu hoffen, daß ſie in Frankreich gedeihen und die Kälte unſerer Klimate ertragen werden. Cultur der Maulbeerbäume. Ueb. d. Anbau d. Maulbeerbäunte— 2 n n n- | ui ir res vies | Moses ant . na Wales, eee 8 | anbetangier, Aide es aon ville r à Pr: Barney nel die e Ze erwägen werben. ee ee u, 747 * vu +" IR Re 2 Allgemeine Bemerkungen. Von den älteſten Zeiten haben die chineſiſchen Kaiſer den Seidenbau und die Cultur der Maulbeer— bäume zu befördern geſucht. Als Tſchin-iu Gouverneur des Bezirks von Kien-té war, verordnete er, daß jeder Mann des Volkes fünfzehn Fuß Land mit Maulbeerbäumen bepflanzen ſolle. (Annalen der Dynaſtie der Liang; Biographie des Tſchin-iu.) Der Kaiſer gab jedem Menſchen zwanzig Acker Land, unter der Bedingung, fünfzig Fuß mit Maul— beerbäumen zu bepflanzen. (Annalen der Dynaſtie der Wei; Denkſchriften über Lebensmittel und Handel.) Wenn die Arbeiten des Ackerbaues geendet ſind, oder in den Tagen, wo der Regen nicht erlaubt im Felde zu arbeiten, ſoll man die Menſchen von Allem unterrichten, was Bezug auf die Cultur der Maul— beerbäume hat. (Annalen des nördlichen China; Biographie des Sou-⸗tſcho.) Der Kaiſer Hien-tſong (er beſtieg den Thron im Jahr 806) verordnete, daß die Landleute in jedem 20 Morgen Land zwei Fuß breit mit Maulbeerbäumen bepflanzen ſollten. (Annalen der Dynaſtie der Thang; Leben des Kaiſers Hien-tſong.) Der erſte Kaiſer der Dynaſtie der Song (ihre Regierung begann im Jahre 960) erließ einen Be— fehl, wodurch verboten wurde, die Mäulbeerbäume und Bruſtbeerbäume (jujubiers) * abzuhauen. (Die Blätter des letzten Baumes können zur Nahrung der Seidenraupen dienen.) (Geſchichte der Dynaſtie der Song.) Ein kaiſerlicher Befehl lautet: Wenn unter dem Volke ſich Menſchen finden, welche unbebautes Land übermachen, und eine große Menge Maulbeerbäume darauf pflanzen, ſo ſoll man von ihnen nur die alten, vor der Bebauung entrichteten Abgaben fordern. (Aus— zug aus demſelben Werke.) | Verſchiedene Arten der Maulbeer⸗ bäume. 1) Die kleinen (Zwerg) Maulbeerbäume, welche lange Zweige 1 heißen Niu-ſang (Weiber-Maul— beerbäume) und I- ſang. 3 Eul⸗ ya.) * Wahrfcheinlich Ziziphus sinensis, Lamk., ein kleiner aus China ſtammender Strauch, der auch in Paris im Garten des Königs gebaut wird; er hat Aehnlichkeit mit dem Lotus (Ziziphus lotus, Desfont.). Die Blumenblätter ſtehen ganz: lich unter dem Kelch, fo daß man fie nicht fiebt, wenn man die Blume von oben betrachtet. Anm. d. d. Ueberſetzers. * Die verſchiedenen in Europa bekannten Arten des Maulbeerbaumes findet man in Krünitz Encyclopädie, Th. 85, S. 558 u. f. und Th. 152, S. 72 u. f. 21 2) Der Yen-fang oder Schan-ſang iſt der wilde oder Berg-Maulbeerbaum. (Daſſelbe Werk.) 3) Der Tſeu-ſang oder Kern-Maulbeerbaum; ſeine Frucht erſcheint früher als die Blätter. (Japa— niſche Encyklopädie.) 4) Der Khi-ſang (d. i. Hühner-Maulbeerbaum); ſeine Blätter ſind roth geadert und dünn. Die Seiden— raupen, die ſich davon nähren, geben kleine Cocons und wenig Seide. (Tſchong-ſchou-ſchou.) 5) Der weiße Maulbeerbaum hat dicke, hand— breite Blätter. Die Cocons der damit gefütterten Raupen enthalten ſtarke und reichliche Seide. Dieſes Blatt gibt zweimal ſo viel Seide, als die Blätter der gemeinen Maulbeerbäume. (Daſelbſt.) 6) Der Maulbeerbaum, deſſen Blätter ſich fälteln und mit einem gelben Häutchen bedeckt ſind, heißt Kin⸗ſang oder vergoldeter Maulbeerbaum. Nicht alle Seidenraupen können von ſeinen Blättern ſich nähren; ihre Farbe zeigt an, daß der Baum bald vertrocknen und abſterben werde. (Daſelbſt.) Es gibt Maulbeerbäume, die keine Früchte tragen; man nennt ſie gewöhnlich Nan-ſang oder männliche Bäume. Japaniſche Eneyklopädie.) Die Maulbeerbäume, deren Frucht vor dem Blatte erſcheint, geben ſehr wenig Blätter. (Tſchong-ſchou— ſchou.) Um Maulbeerbäume zu ſäen, nimmt man die Früchte des ſchwarzen Maulbeerbaumes von Lou. Die gelben Maulbeerbäume des Landes Lou erhalten ſich nicht lange. (Thſi- min- yao-ſchou.) 22 Die Maulbeerbäume des Landes Khing (alter Name der Provinz Hou-Kouang) und die des Landes Lou gedeihen in Ebenen ſowohl im fetten und lehmigen als im leichten Boden. Wenn der Boden an einen Berg oder Hügel grenzt, und wenn er hart und mit rothen Adern vermiſcht iſt, ſo ſchickt er ſich nur für die Maulbeerbäume des Landes Khing. (Nong-ſang— yao⸗tſchi.) Die verſchiedenen Arten der Maulbeerbäume ſind ſo zahlreich, daß wir ſie nicht alle beſchreiben können. Die geſchätzteſten ſind die des Landes Lou und des Landes Khing. Die Bäume von Khing geben eine große Menge Früchte, jene von Lou dagegen nur ſehr wenige. Die von Khing haben dünne, geſpitzte, in Lappen getheilte Blätter, die zugleich feſt und hart ſind. Die Bäume von Lou haben gerundete, dicke und ſaftvolle Blätter. Jene von Khing haben derbe Wurzeln und volles Kernholz, und dauern ſehr lange. Sie ſind es, die man vorzüglich anpflanzen ſoll. Die Maulbeerbäume von Lou haben lockere Wur— zeln, und ihr Kernholz iſt ebenfalls locker; ſie dauern nicht lange. Man macht daraus die Ti-ſang, d. i. Zwerg-⸗Maulbeerbäume. Die Bäume von Khing haben dagegen weniger Zweige und weniger Blätter als die von Lou. Wenn man auf Khing-Bäume Zweige von Lou pfropft, ſo können dieſe ſehr lange dauern und viele Blätter tragen. Verwendet man die Bäume von Lou, um Zwerg— Maulbeerbäume zu erhalten, und nimmt man davon Abſenker, ſo dauern ſie eine unendliche Zeit. Die mit Blättern vom Khing-Baum gefütterten Seidenraupen geben eine feſte und ftarfe Seide, die vorzüglich dienlich iſt, Seiden-Gaze und Crepp zu fertigen. Die Blätter von Lou-Bäumen geben gute Nah— rung für die ſchon ausgewachſenen, ſo wie die Blätter von Khing-Bäumen für die noch kleinen Raupen. (Nong-ſang-thong-kioué.) Das Thſi-min-yuo-ſchou betitelte Werk zeigt die Art an, wie man den beſten Samen von den ſchwarzen Maulbeeren erhält. | Man ſchneidet mit der Scheere die beiden Enden der Maulbeere ab, und behält blos den mittlern Theil. Die Samenkerne der beiden Extremitäten ſind verhältnißmäßig kleiner als die andern, und erzeugen, wenn man ſie ſäet, unanſehnliche Bäume, die man Hühner-Maulbeerbäume oder Blumen-Maulbeerbäume nennt.“ Der mittlere Theil der Beere gibt harte und große Kerne; die daraus erhaltenen Bäume haben ſtärkere Zweige, und geben dicke, nahrhafte Blätter. Die Zwergbäume müſſen in einem Garten nahe an einem Brunnen gepflanzt werden. Wächst Gras * Obige Anweiſung, die Samen zu behandeln, iſt ohne praktiſchen Werth. Nur in dem Fall, daß die Beeren an der Spitze nicht ganz reif wären, könnte es geſchehen, daß die Kerne von dieſer Stelle keine oder ſchwache Pflanzen liefern. Th. M. um den Fuß, fo umgräbt man die Erde mit einer Schaufel. Regnet es nicht, ſo begießt man die Bäume. Sobald die Raupen geboren ſind, muß man dreimal des Tages gießen; die Blätter wachſen dann um ſo ſchneller.“ Unter den verſchiedenen Arten der Bäume ſchlagen einige früher, andere ſpäter aus. Unter den früh— zeitigen muß man diejenigen wählen, die man zu Zwergbäumen beſtimmt. In dem Werke Tſchong-hoa-min liest man: Man unterſcheidet zwei Arten von Maulbeerbäumen; die eine gibt Früchte, deren Kerne geſäet werden; ſie treibt im Februar oder März. Die andere Art wird auf folgende Weiſe vervielfältigt: Man ſenkt einen biegſamen Aſt zur Erde, und erhält ihn in dieſer Stellung mittelſt einer Scholle Thonerde. Jedes Auge erzeugt einen neuen Aſt. Hat dieſer Maulbeer— zweig die Höhe von zwei oder drei Fuß erreicht, ſo ſind ſeine Wurzeln ſchon vollkommen ausgebildet. Man durchſchneidet dann den Mutteraſt, woran er hängt, und verpflanzt den Zweig auf eine andere Stelle. Er wird bald darauf ein Baum. In einem andern Werke, das den Titel führt: Allgemeine Betrachtungen über die Cultur Die rationellen Seidenzüchter Frankreichs und Deutſch— lands laſſen die Raupen nicht eher aus den Eiern kommen, als bis die Blätter ſchon entwickelt ſind. Das Begießen iſt dann unnöthig: das Auskriechen der Raupen aus den Eiern wird zurückgehalten, wenn man die Eier an kalten Orten auf bewahrt. Th. M. 25 des Maulbeerbaumes, heißt es: Es gibt Maul— beerbäume, die Ti-ſang (Zwerg-Maulbeerbäume) ge— nannt werden; fie kommen aus Nan-tſin. Es gibt andere, die thiao-fang genannt und durch Aeſte er— zogen werden. Man bringt ſie aus den Ebenen in der Nähe von Hang-tſcheou-fou in der Provinz Tſché— kiang. Man verkauft ſie in den erſten Tagen des Februar. b Verfahren bei der Auswahl der Pflanzen. Die Maulbeerbäume, deren Rinde runzelig iſt, geben ſtets nur kleine und dünne Blätter; diejenigen mit weißer Rinde, deren Knoten aus einander ſtehen, und dicke Knoſpen haben, ſind die Maulbeerbäume mit den Chi-Blättern (Diospyros *); ſie geben ſtets breite und dicke Blätter. Die Cocons der damit ge— fütterten Raupen ſind feſt und reich an Seide. Die weißen und hochſtämmigen Maulbeerbäume gedeihen auf dem Abhange der Hügel, im Winkel zwiſchen zwei Mauern und längs einer Hecke. — Die niedrigen Maulbeerbäume, deren Haut ſchwarz iſt, müſſen im feuchten Boden gepflanzt werden. Die Bäume mit ſchwarzer Haut, welche keine Samenkerne geben, und deren Blätter nicht ſehr dick ſind, geben den neugebornen Raupen eine an— gemeſſene Nahrung. »Ein Ebenbaum; es iſt hier vielleicht Diospyros ebenum gemeint, welcher auch in Indien wächst. Anm. d. d. Ueberſ. Die Maulbeerbäume aus dem Lande Wang-hal vervielfältigen ſich auf die gleiche Weiſe wie jene mit weißer Haut. Der Maulbeerbaum mit rothen Aeſten wird ſehr hochſtämmig. 8 Der weiße oder weißhäutige Maulbeerbaum gibt wenig Kerne; man vervielfältigt ihn durch Abſenker. Hat man Kerne, ſo kann man ſie ſäen, doch nur in ſchattigen Orten. Man wird damit ſchwere, wohl— verſehene Cocons erzielen, welche doppelt ſo viel Seide als die gewöhnlichen Cocons geben. Pflanzung der Maulbeerbäume. Im Monat Juni nimmt man Maulbeeren und legt ſie ins Waſſer. Sodann zermalmt man das Fleiſch mit den Händen und wäſcht es mehrere Male. Sind auf dieſe Weiſe die Kerne abgeſondert, ſo werden ſie im Schatten getrocknet. Man bepflügt zehn Morgen fruchtbares Land oder, noch beſſer, unbebautes Land, das ſeit langer Zeit nicht benutzt wurde. Man ſäet auf jeden Morgen drei Sing (ein chineſiſches Maaß, ungefähr ½ Simri) Hirſen- und Maulbeerkerne durch einander gemiſcht. Die Hirſe und die Maulbeerſaat müſſen zu gleicher Zeit keimen. Hierauf wird die Erde umgegraben, und man richtet es ſo ein, daß die Maulbeerpflanzen in gehöriger Entfernung von einander ſtehen. Wenn die Hirſe reif iſt, wird ſie abgemäht. Im erſten Wuchs erreichen die Maulbeerſtauden gleiche Höhe mit der Hirſe, ſo daß man ſie hart an der Erde mit einer Sichel oder mit einem ſcharfen Gartenmeſſer 24 abſchneiden kann.“ Sie werden dann in der Sonne getrocknet, und wenn man guten Wind hat, wird Feuer angelegt. Hierzu wählt man den Augenblick, wo der Wind nach der entgegengeſetzten Seite weht. Die abgeſchnittenen Maulbeerpflanzen treiben von Neuem im nächſten Frühling. Ein Morgen Land kann Blätter genug geben, um die Raupen von drei Hürden damit zu ernähren. Wenn die Früchte der Maulbeerbäume und jene der Tſché genannten Bäume reif find, ſammelt man die Früchte des ſchwarzen Maulbeerbaumes von Lou; an demſelben Tage wäſcht man ſie in Waſſer und ſondert die Kerne ab. Dieſe trocknet man an der Sonne und ſäet ſie in viereckige Beete, die umge— graben und begoſſen werden, wie bei dem Bau des Rouci (der Malve). Man muß oft jäten, um das Land von Unkraut zu reinigen. Im folgenden Jahre nimmt man im Februar die Maulbeerſtauden aus der Erde und verpflanzt ſie, indem man zwiſchen jeden Setzling eine Entfernung von vier bis fünf Fuß läßt. Dieſe Arbeit kann auch im zweiten und dritten Monat des Frühlings vorgenommen werden. * Die Verſuche, alle Jahre Maulbeerſamen zu fden, und mit den Blättern der abgemähten jungen Pflanzen die Raupen zu füttern, haben in Würtemberg keinen glücklichen Erfolg gehabt, und werden ſchwerlich in einem ahnlichen Clima ſich nützlich erweiſen, aus dem Grunde, weil des vielen Regens wegen die Blätter in der Nähe des Bodens immer ſchmutzig werden, das Waſchen aber in keinem Falle ihnen gut zuſagt. — Auch in Frankreich werden dieſe Ver— ſuche nicht fortgeſetzt. Th. M. 28 Man foll das Land nicht in der Nähe des Baumes pflügen. Im Allgemeinen wird das Mißlingen der Pflanzen durch das Pflügen verurſacht, indem das Eiſen des Pflugs die Wurzeln verwundet und zer— ſchneidet. — Man ſoll dicht ſäen, denn wie ſorg— fältig man auch verfährt, immer gehen viele Maul— beerpflanzen zu Grunde. Die geſäeten Pflanzen wachſen langſam. Um ſchnellen Trieb zu erhalten, muß man Setzreiſer vom ſchwarzen Maulbeerbaum nehmen. Nur wenn man keine Setzlinge hat, iſt man ge— nöthigt den Kern zu ſäen. \ Man gräbt oft die Erde unten am Baume um, und ſäet darein Lo-teou (dolichos)* und Siao-teou (phaseolus radiatus). “ In den erſten zwei Jahren nach der Pflanzung muß man ſich hüten die Blätter abzuleſen, weil die zu früh abgeblätterten Bäume zweimal ſo langſam als die andern wachſen. Wenn die Bäume armdick ſind, verpflanzt man ſie im März, und läßt zwiſchen ihnen eine Ent— fernung von ungefähr zehn Schritten. Es iſt zu verhüten, daß die Bäume einer Reihe jener einer andern nicht gerade gegenüber ſtehen, was den Lo-teou (dolichos) und Siao-teou (phaseolus radiatus) ſchaden würde. Man bemerke noch, daß wenn die Maulbeerbäume in regelmäßigen Reihen * Dolichos sinensis, Linn.; die Bohnen dieſer Pflanze ſind ſehr ſchmackhaft, daher die Seefahrer ſie im Vorrath auf die Reiſe nehmen. Anm. d. d. Ueberſ. Eine andere Bobnenart. Anm. d. d. Ueberſ. 29 einer dem andern gegenüber gepflanzt würden, ſie die Bewegung des Pfluges hindern würden. Die ſchicklichſte Zeit Setzlinge zu nehmen, iſt (in einigen Provinzen von China) der Februar oder März. Man ſenkt die Aeſte und befeſtigt ſie mit Hacken an die Erde. Haben die Aeſte einige Zoll hohe Zweige getrieben, ſo umgibt man ſie mit trockener und wohlgepreßter Erde; denn wäre die Erde feucht, ſo würden die jungen Triebe faulen. Im Februar des folgenden Jahres durchſchneidet man die Mutter— äſte, und verflanzt die Abſenker. (Thſi-min-yao⸗ſchou.) Wenn ein mit Maulbeerbäumen beſetztes Feld gepflügt wird, darf dieß nicht in der Nähe der Bäume geſchehen; man könnte ſonſt dieſe beſchädigen oder auch den Pflug zerbrechen. An der Stelle, wo der Pflug nicht hingekommen, lockert man die Erde mit dem Spaten auf, zerſchneidet die gegen die Ober— fläche des Bodens auslaufenden Wurzeln, und düngt die Erde mit den Ererementen der Seidenraupen. Zuerſt ſäet man die Kerne, ſodann verpflanzt man die Setzlinge; die dritte Operation beſteht in Ver— theilung der Bäume in der Baumſchule. CDiefelbe Schrift.) Der Januar iſt (in einigen Provinzen von China) die ſchickliche Zeit, die Bäume zu beſchneiden, d. h. ihnen die überflüſſigen Aeſte zu nehmen. Im Fe— bruar iſt dieß weniger rathſam und noch weniger im März. Hat man viele Maulbeerbäume ſo darf man reichlich ſchneiden, hat man nur einige, ſo muß man die Aeſte ſchonen. 30 In der Provinz Tſche-Kiang verfährt man auf folgende Art: Man ſchneidet die Blätter von einem Aſte und pflanzt dieſen in die Erde. Sodann bedeckt man das obere Ende des Setzlings mit einer Muſchel, damit der Regen im April nicht der Rinde ſchade. Nach dem zweiten Jahre ſind die Abſenker ſtark und kräftig. Es iſt nicht gut, wenn man in der Mittagszeit in den Baumſchulen die Erde umgräbt. Wenn die Saatzeit gekommen, vermiſcht man die Kerne mit der aus den Aeſten des Maulbeerbaumes erhaltenen Aſche, und neigt ſie, um ſie zu erwei— chen. Am andern Tage wäſcht man die Kerne mit Sorgfalt, und ſcheidet diejenigen aus, die oben ſchwimmen. Die ſchweren, vollen Kerne trocknet man an der Sonne, bis alles eingedrungene Waſſer vollkommen verdunſtet iſt. Hierauf ſäet man ſie, und nie werden ſie ermangeln, ſchnell zu wachſen. In dem Werke Sse-nong-pi-yong lieſ't man Folgendes: Zur Saat der Maulbeerbäume ſoll man neue Kerne nehmen; die alten ſind größtentheils unfrucht— bar. Am vortheilhafteſten iſt es, in ein ſchattiges Beet zu ſäeen, das mit einem kleinen Dach in Form eines Zeltes bedeckt if. Weniger vortheilhaft für das Wachſen der Kerne iſt der Schatten des Hanfes, und noch weniger jener der Hirfe, * * Die Erfahrung, daß man zur Saat nur einjährigen Saamen nehmen ſoll, hat ſich auch bei uns beftätigt, indem 31 Man läßt fünf bis ſieben Zoll Entfernung zwiſchen jedem Stamm, und begießt häufig bis die Spröß— linge drei Fuß Höhe haben; dann ſchneidet man auch den Hanf (wenn man dieſen, des Schattens wegen, in der Nähe gepflanzt). Im November ſchneidet man die Sprößlinge unten ab, wo ſie über der Erde hervorragen, und legt trockene Kräuter drüber, welche man anzündet. Das Feuer darf aber nicht zu ſtark ſeyn, da es ſonſt den Wurzeln ſchaden könnte. Man bedeckt den Platz mit den zu Dünger ge— machten Kräutern bis zum nächſten Frühling;“ dann eutfernt man dieſen Dünger mit einem Rechen. Aus jedem Setzling kommen mehrere Sprößlinge, von denen man die kräftigſten ſtehen läßt, und die andern abſchneidet. Sind die Bäumchen mit guten Wurzeln verſehen, ſo bedürfen ſie nicht mehr des Schattens. Uebrigens muß man ſie häufig begießen. Im Herbſt können die Maulbeerbäumchen von Lou fünf bis ſieben Fuß Höhe haben; die von Khing drei bis vier Fuß. Jene kann man verpflanzen und älterer Saamen ſtets ſchlecht keimt. — Auf gleiche Weiſe haben wir aus dem Erfolg uns überzeugt, daß die jungen Pflanzen, ſowie ſie aus dem Boden herauskommen, gegen die heißen Sonnenſtrahlen geſchützt werden müſſen, weshalb wir die Saamenbeete nach der Saat mit zartem Moos überdecken laſſen. Th. M. * Das Ueberdecken der Sämlinge mit langem ſtrohigem Dunge haben auch wir vortheilhaft befunden: es ſchützt dies namentlich gegen das Ausfrieren. Th. M. 32 zu Zwergbäumen machen; dieſe konnen in Gärten geſetzt und dort erzogen werden. Das Gedeihen der Zwergarten hängt von der vor— geſchriebenen Behandlung ab. Auch iſt zu ſorgen, daß ſie nicht vertrocknen. Wer keine großen Bäume beſitzt, begnügt ſich mit der Zwergart, welche nur halbe Arbeit fordert. Einige Landwirthe beſitzen beide Arten. Sind die großen Bäume in ihrem vollen Ertrag, fo kann man auf die andern verzichten. Die Zwergbäume müſſen dreimal des Tages be⸗ goſſen werden, damit ſie ſchnell treiben. Wenn die Seidenraupen aus ihrem großen Schlaf, nach der dritten Häutung, hervorkriechen, geſchieht es bis— weilen, daß die großen Bäume noch keine Blätter haben; dann nimmt man Zuflucht zu den Zwerg⸗ bäumen. Auf ſolche Weiſe gelangen die verſpäteten Raupen bis an ihr Lebensziel, ohne daß es ihnen jemals an Blättern fehlt. Anweiſung zur Verſetzung der Zwergbäume. In einem mit Mauern umgebenen Garten wählt man ein mit dem Pflug oder mit dem Spaten gut bearbeitetes Stück Land, und umzieht' ein Quadrat von fünf Schuh Erde mit einem auf jeder Seite zwei Schuh breiten und zwei Schuh tiefen Graben. Auf einen Morgen Land kann man 250 Setzlinge verpflanzen. Unten im Graben ſtreut man drei Sching (ungefähr / Simri) ausgegornen Dünger; der friſche 33 Dünger taugt nicht. In gutem Boden iſt nur wenig Dünger nöthig; man miſcht damit eine gleiche Menge Erde. Hierauf gießt man einen Kübel Waſ— ſer, um eine weiche Maſſe zu erhalten. — Man nimmt einen Setzling der Maulbeerbäume von Lou, wie er aus dem Kern in den viereckigen Beeten gezogen iſt, hebt ihn zugleich mit ſeiner Wurzel, mittelſt eines Spatens, aus, läßt von dem Stamm ſieben Zoll über die Erde ſtehen, und ſchneidet das höhere Stück weg. Sodann brennt man die Stelle des Schnittes mit einem heißen Eiſen.“ In jedem Graben pflanzt man einen Setzling mitten in die weiche Maſſe und drückt ihn bis auf den Grund. (Um mehr Bäume zu erhalten, kann man auch zwei Setzlinge in jedem Graben pflanzen.) Man hebt ſie, vier- oder fünfmal, leicht in die Höhe, damit Wurzeln und Faſern eine gute Richtung er— halten. Der obere Theil des Stämmchens muß gleiche Höhe mit dem Boden erhalten; man bedeckt ihn von allen Seiten mit gut zubereiteter Erde, ſo daß der Graben ganz damit ausgefüllt werde. Am andern Tage ſchlägt man die Erde, damit ſie dichter werde, und den Graben bis zur Hälfte ausfülle. Die Erde am Ende der Wurzeln muß dicht * Das Brennen des Schnittes mit einem heißen Eiſen iſt unnöthig, wenn nur der Schnitt fo geführt wird, daß ein Auge das Ende des abgeſchnittenen Zweiges bildet. Th. M. Ueb. d. Anbau d. Maulbeerbaume, 3 34 und feft ſeyn, denn bei lockerer Haltung der Wur— zeln würden eine Menge Bäume abſterben. Den oberen Theil des Grabens füllt man mit gedüngter Erde, ſtampft dieſe leicht, um ſie abzuplatten und den Graben wohl zu füllen. Die Erde nahe am Stamm darf nicht zu feſt ſeyn, damit die Schößlinge leicht durchdringen können. Um jeden Stamm häuft man etwas Erde, fünf bis ſechs Zoll hoch, auf, und bildet auf dieſe Weiſe eine kleine Rinne, aus welcher das Waſſer, beim Regen und Begießen, ins Innere dringen kann. Wenn die Schößlinge ſich vier bis fünf Zoll über die Erde erheben, läßt man nur einen oder wum Aeſte an jedem Setzling. Sind die Pflanzen gehörig umgegraben und be— goſſen, ſo erhalten ſie in einem Jahr eine Höhe von fünf Fuß. Im folgenden Jahr ſchneidet man die Aeſte unten an der Erde ab; ihre Blätter gibt man den Raupen zur Nahrung. Zum Schneiden ſoll man ſich eines Gartenmeſſers von Stahl mit breitem Rücken be— dienen, um den Aſt auf einen Schnitt ablöſen zu können. Iſt das Meſſer ſtumpf, da denn ein Schnitt nicht ausreicht, ſo muß man den Unregel— mäßigkeiten abhelfen, um den Schnitt möglichſt gleich zu machen. Bei den Zwerg-Maulbeerbäumen iſt auch die Vorſicht zu beobachten, daß der abgeſchnittene Stamm mit Erde bedeckt bleibe, weil er unter der Erde treiben ſoll; denn die über dem nackten Stamm treibenden 39 Aeſte find ſchwächlich und werden leicht von Regen und Wind beſchädigt. Ueber der abgeſchnittenen Stelle treiben mehrere Schößlinge um den Stamm; man läßt vier oder fünf ſtehen und ſchneidet die andern weg. Jedes Jahr ſchneidet man den Baum unten, gleich mit der Erde, ab. So wird nach und nach die Wurzel ſtärker und kräftiger, und man kann mit der Zeit immer mehrere Zweige ſtehen laſſen.“ Die Stämme der wilden Maulbeerbäume aus dem Lande Lou, laſſen ſich wie die andern verpflanzen, und gedeihen gleich gut, wenn man die oben ange— gebenen Regeln befolgt. Nach drei Jahren iſt der Baum in ſeinem vollen Wachsthum. Nach fünf Jahren aber durchſchlingen ſich leicht die Wurzeln, was der Kräftigkeit des Baumes ſchadet. Dieſe Wurzeln ſoll man im Frühling ausſchneiden und am Fuß des Baumes Dünger ſtreuen. Durch Regen oder Begießen gelangt der Baum wieder zu Wachs— thum und Kräftigkeit. Glaubt man hierauf, daß die Wurzeln ſtark geworden, ſo ſenkt man Zweige des Baumes zur Erde, und erzieht Ableger, die man in ein anderes Gehäge verpflanzt, und nach den oben beſchrie— benen Regeln behandelt. Drei Jahre nach ihrer Ver— pflanzung treiben die neuen Maulbeerbäume mit Kraft. Schneidet man die Zweige ab, um mit den Blättern die Seitenraupen zu füttern, ſo wählt man *Die oben beſchriebene Behandlung der Zwergmaul— beerbäume, wird bei uns mit Vortheil bei dem Morus multi— caulis angewendet. Th. M. 36 dazu nur einen Zweig über dem Fuß jedes alten Maulbeerbaumes. Man verpflanzt dieſen Zweig, wel— cher dann am Ende eines Jahrs Wurzel faßt. Die Setzlinge verpflanzt man weiter in Reihen. Auf ſolche Art können die Bäume ins Unendliche verviel— fältigt werden.“ Füttert man die Seidenraupen blos mit den Blättern der abgeſchnittenen Aeſte des Lou-Maul— beerbaumes, ſo wird der Seidenfaden nicht leicht ſtark und weich. Es iſt alſo rathſam, zugleich in verhält— nißmäßiger Anzahl Khing-Maulbeerbäume zu pflanzen, deren Blätter den Raupen nach der dritten Häutung, wo die Blätter der andern Bäume fehlen, zur Nah— rung dienen. (Sſé-nong-pi⸗yong). Von der günſtigen Zeit zur Pflanzung. Sorgfältige Rückſicht auf die Jahreszeit und auf die Eigenheiten des Bodens iſt den Pflanzern zu empfehlen. Die zehn Tage vor und die zehn Tage nach dem 21. März find die günſtigſte Zeit. Als— dann fängt der Baum an, ſich zu beleben, daher die Verpflanzung ſchicklich iſt. So verfährt man in den Ländern, die ſich links von Lo-yang“ 100 Stun⸗ den weit erſtrecken. In andern Gegenden muß man * Das Beſchneiden der Maulbeerbäume bei der Blätter: erndte hat ſich auch bei uns als ſehr vortheilhaft und hoͤchſt zweckmäßig bewährt. Th. M. * Lo⸗ yang, Stadt in der chineſiſchen Provinz Quang - ſi, im Kreiſe von Taiping, der achten Hauptſtadt der Provinz. Ihre Lage wird 230 16 noͤrdl. Br. und 11° 35° weſtlich von Peking angegeben. Anm. d. d. Ueb. ſich nach den Jahreszeiten richten. Der Maubeer— baum wächst leicht. Nur im Monat Dezember iſt ſein Pflanzenleben völlig unterbrochen. In allen andern Monaten kann die Verpflanzung vorgenom— men werden. | Man ftreut, dünn ſäend, Hanf oder Hirfe um— her, den jungen Maulbeerbäumen Schatten zu geben. Am 3. April wird man in jedem Jahr, die Witterung mag heiter oder regneriſch ſeyn, beurtheilen können, welche Setzlinge gut oder ſchlecht ſind. Anweiſung zur Erziehung der Maulbeerbäume. In einem ummauerten oder mit Hecken umge— benen Garten ſucht man eine mit dem Pfluge oder mit der Hacke gut bearbeitete Stelle aus, und zieht einen vierſeitigen, ungefähr drei Fuß breiten Graben. Man legt flüſſigen Dünger hinein, genau wie bei dem Pflanzen der Zwerg-Maulbeerbäume. Sodann nimmt man einen Maulbeerbaum von Khing mit allen ſeinen Aeſten, wie er in einem Beete aus Saamen gezogen wurde. Mit Hülfe des Spatens hebt man ihn mit den Wurzeln aus, und verpflanzt ihn in den Graben nach der oben angegebenen Me— thode. Wenn man die für den Graben beſtimmte Erde geſchlagen und ſo weit erhöht hat, daß ſie dem umliegenden Boden gleichkommt, ſchüttet man noch einen Haufen leichte Erde, ein oder zwei Fuß boch, auf, fo daß ſich rund um den Baum 38 eine Rinne bildet, in welcher fih das Regenwaſſer ſammelt. Wenn es nicht regnet, muß man begießen. Hat der Stamm fünf bis ſechs Fuß Höhe erreicht, ſo kappt man ihn, wodurch bewirkt wird, daß die horizontalen Seitenzweige ſchneller wachſen. Man laſſe ſie ruhig wachſen und ſich ausbreiten, und hüte ſich, die neuen Aeſte abzuſchneiden. Ueberhaupt iſt das Schneiden der andern Aeſte nicht rathſam im Frühling vorzunehmen: denn hat man dieß mehrere Jahre nach einander gethan, ſo hört der Baum auf, kräftig und geſund zu ſeyn. Im Januar oder Fe— bruar des folgenden Jahres kann man ſie ohne Nachtheil ſchneiden.“ Iſt der Baum gehörig behandelt und begoſſen, ſo wird er im Herbſt ſchon ziemlich ſtark und hoch ſeyn. Im November oder im darauf folgenden Frühling, kann man die Bäume verpflanzen und in der Baumſchule einreihen. Befolgt man nicht dieſe Methode und erzieht man die Bäume in einem Garten, ſo iſt es ſehr gefähr— lich, ſie jung zu verſetzen, um ſie in der * Was das Beſchneiden des Maulbeerbaumes betrifft, ſo ſprechen unſere Erfahrungen dafür, daß es durchaus keinen Nachtheil bringt, wenn man im Laufe des Frühjahrs und Sommers die Triebe des vorigen Jahres auf drei bis vier Augen einſchneidet; nur darf das Einſchneiden nicht über die zweite Hälfte des Juli fortgeſetzt werden, weil ſonſt die neuen Triebe vor dem Winter nicht mehr gehörig verholzen können, und dann erfriren. — Die aus Samen gezogenen Pflanzen ſollen erſt im nächſten Frühjahr ins Piquet geſetzt werden. Th. M. 39 Baumſchule einzureihen; denn Wind und Regen werden nicht ermangeln, viele Pflanzen zu tödten. Die wilden Maulbeerbäume aus dem Lande Khing, deren Stamm noch nicht ſtark iſt, können mit ihren Wurzeln in ein Gehäge verpflanzt werden, wo man ſie dann auf die oben beſchriebene Weiſe behandelt. Man cultivirt ſie wie die Zwergbäume. Wenn ſie ihre Sprößlinge getrieben haben, läßt man den kräftigſten Zweig ſtehen, und ſchneidet die andern ab. Die Bäume werden ſo groß als ein langer Menſch. — Die Setzlinge dieſer Art erzieht man übrigens wie die der andern. Wenn der befruchtende Einfluß des Frühlings ſich bemerklich macht, nimmt man den Seitenzweig eines Zwergbaumes, ſchneidet ſein oberes Ende, drei bis fünf Zoll lang, ab, und legt ihn in eine, am Fuße des Baumes angebrachte Furche. Viele nehmen Setzlinge von dem Baume, andere machen Ableger, indem ſie den Zweig gegen die Erde bringen. Dieß hängt von der Willkühr der Pflanzer ab. Die Furche, in welche man den Zweig legt, muß fünf Zoll Tiefe haben. Man erhält den Abſenker in dieſer Stellung mit Pflöcken, an welchen ein Haken befindlich. Iſt der Zweig kurz, ſo braucht man zwei Pflöcke, und drei, wenn er lang iſt. Nach dieſer Operation treiben die Knospen neue Zweige, die in die Höhe ſchießen; ſie ſehen dann aus, wie die Zähne eines Rechens. An den hori— zontalen Zweigen ſoll man nur eine Knospe in der Entfernung von fünf Zoll ſtehen laſſen, und die 40 andern abſchneiden. Ihre Blätter können dazu dienen, die jungen Seidenraupen zu füttern. Im Mai oder Juni, wenn das Wetter heiter iſt, umgibt man den horizontalen Zweig mit guter auf— gehackter Erde, und bildet daraus einen kleinen Haufen über die Zweige. Von dieſem Augenblick wird der Zweig eine ſchlafende Wurzel. Abends be— gießt man ihn. In der Nacht ſetzt dieſe ſchlafende Wurzel Faſern an. Im Herbſte wird aus jeder Sproſſe ein Stamm. Im November, und bisweilen erſt im Februar, durch— ſchneidet man die beiden Enden der ſchlafenden Wur— zel, und nimmt ſie aus der Erde, theilt ſie in Stücke von der Länge eines Spazierſtocks, und ſteckt dieſe in ſenkrechte Löcher, die zu dieſem Zweck bereitet ſind. Jedes Stück der Wurzel wird ein Maulbeerbaum— Sprößling. Durch dieſes Verfahren kann man ſich eine un— endliche Menge von Sprößlingen verſchaffen. Anweiſung die Zweige zu pflanzen. In einem ummauerten Garten zieht man Gräben, wie für die Zwerg-Maulbeerbäume. Bemerkt man, daß die Zweige der Maulbeerbäume mit breiten Blättern, aus dem Lande Lou, ſchwarze Augen treiben, ſo ſchneidet man einen mehr als fußlangen Zweig ab, und beſchneidet zugleich die beiden Enden, die man an der Stelle des Schnittes brennt. In jedem Graben pflanzt man zwei oder drei dieſer Zweige, indem man ſie ein wenig gegen den 41 Boden neigt. Wenn die Sproſſen herauskommen, umgibt man den Stamm mit kegelförmig drei bis fünf Zoll hoch eingeſchütteter, leichter Erde; jedem Stamme läßt man nur einen Zweig. Im Herbſte kann er ſchon einige Fuß Höhe haben. Im folgen— den Jahre ſchneidet man von den Zweigen die Blätter zur Fütterung der Seidenraupen. Dieſe Maulbeerbäume haben nur die Sonne während der Sonnenhitze zu fürchten. Fehlt es ihnen weder an Feuchtigkeit (durchs Begießen), noch an Schatten, ſo wird kein einziger zu Grunde gehen. Man kann ſie auch in kleine viereckige Beete pflan— zen, die gleich den weißen Feldern des Dambretts vertheilt ſind. Hat man im Gehäge ſelbſt keine Zweige, die man abſchneiden könnte, ſo wählt man an einem andern Orte einen Lou-Baum mit breiten Blättern, ſchnei— det von ihm im Januar die nöthigen Zweige, und bewahrt ſie in einem in der Erde bereiteten Loche. Der Luft ausgeſetzt würden ſie vertrocknen. Man erwartet die Zeit, wo die ſchwarzen Augen an den Zweigen der Maulbeerbäume ſichtbar zu werden anfangen. Dann öffnet man das Loch in der Erde, und ſieht, ob auch in den dort niedergelegten Zwei— gen die Augen zu treiben anfangen. Man beſchneidet die beiden Enden der Zweige, brennt die Stelle des Schnittes, und nachdem man ſie gepflanzt, beobachtet man die oben gegebenen Vorſchriften. In einem Gehäge ſind die kleinen Maulbeerbäume von der Lou- oder von der Khing-Art auf folgende RS 1 Weiſe zu erziehen. Im Januar beſchneidet man die Spitzen der Zweige, welche nicht gut treiben. Sind die Setzlinge noch ſehr klein, ſo läßt man drei bis fünf Zweige an dem Gipfel; ſind ſie groß, ſo läßt man zehn etwa fußlange Zweige ſtehen, und ſchneidet alle andern weg. Im folgenden Frühling, zur Zeit wo die — zu treiben anfangen, entblößt man die Setzlinge von der aufgeſchütteten Erde, hebt ſie mit ihren Wurzeln heraus, und verpflanzt ſie in einen geräumigen Boden, in regelmäßigen, acht Schritte von einander entfernten Reihen. Man pflanzt die Maulbeerbäume in der Art, daß zwiſchen jedem Stamm ein Raum von vier bis fünf Schritten gelaſſen wird. Die Ent— fernung von acht Schritten zwiſchen jeder Reihe geſtattet den Pflug zwiſchen durchzuführen; ſo wie die vier bis fünf Schritte Raum zwiſchen zwei Bäumen die Erde mit der Hacke zu bearbeiten er— lauben. Dieſe Baumſchule umgibt man mit Dorn— hecken. Im Januar lichtet und beſchneidet man gleich— förmig die kleinen Reiſer, welche in dem Jahre auf den horizontalen Zweigen getrieben haben. Im folgenden Jahre können die Blätter dieſer Bäume zur Nahrung der Seidenraupen geleſen werden. (Nong-ſsé⸗-pi⸗yong.) Anweiſung, die großen Maulbeerbäume zu beſchneiden. Man ſoll nur die Zweige lichten und ſie vor— züglich zur rechten Zeit beſchneiden. Es iſt nöthig, 43 daß die Zweige erſtarken und frühzeitig treiben, damit es den Raupen nicht an Blättern fehle. Lichtet man die Zweige, ſo erſtarken diejenigen, die dem Baume gelaſſen werden, und treiben dickere und nahrhaftere Blätter. Schneidet man in dieſem Jahr zur ſchicklichen Zeit, ſo werden die langen Zweige ſtärker und kräftiger, die Blätter des folgen— den Jahres werden zeitig treiben, und überdem dicker und glänzender ſeyn. Man muß alle jene Zweige abſchneiden, welche aus dem mittleren Theil des Stammes hervorkommen, ſo daß ein Mann dabei aufrecht ſtehen, ſich um— kehren, und ſich leicht des Beiles bedienen kann. Die Zweige und Blätter fallen auf ſolche Weiſe außerhalb dem Baume, was viel beſſer iſt, als wenn man genöthigt iſt, einen ſchweren und hohen Schemel rund um den Baum herumzutragen. Ein Mann, der dicht neben dem Stamme ſteht, kann ſo viel Arbeit verrichten, als zwei Perſonen, die davon entfernt ſtehen. Man ſoll die Zweige nicht in zu großer Anzahl wachſen laſſen, weil man ſonſt ſie nicht ohne langwierige und beſchwerliche Arbeit be— ſchneiden könnte; überdem würden die Blätter dünn und ſaftlos ſeyn. Die Kunſt, die Zweige des Maulbeerbaumes gut zu ſchneiden, iſt einer der wichtigſten Punkte für die Erziehung der Seidenraupen. Viele Leute verſtehen es nicht, im Voraus die nöthigen Vorbereitungen zu machen, wenn das Aufhören der Arbeiten des Acker— baues ihnen Muße läßt. Sie beſchäftigen ſich mit 44 dem Maulbeerbaume nur dann, wenn die Erziehung der Seidenraupen alle ihre Sorgen in Anſpruch nimmt. Auf ſolche Weiſe ſind ſie mit doppelter Arbeit beladen, und den Raupen fehlt oft die nöthige Nahrung. Sind im Gegentheil die Maulbeerbäume nach den Regeln geſchnitten, dergeſtalt, daß man leicht zu den Zweigen kommen und die Blätter ohne Mühe leſen kann, ſo werden die Raupen nicht auf ihr Futter warten dürfen, die Blätter werden zur gehörigen Zeit kommen und überdem dick und glän— zend ſeyn. Die Methode, die im Lande Thſin befolgt wird, führt den Namen Lo-ſang. Im Januar ſchneidet man die überflüſſigen Zweige aus, und lichtet die— jenigen, die man ſtehen läßt; ferner läßt man an den erhaltenen Zweigen nur höchſtens vier Augen und zerſtört die andern. Im folgenden Jahre werden die beibehaltenen Zweige ſchon ſtarke Aeſte ſeyn; die ſchwarzen Reiſer, die aus der Mitte der Augen gekommen, können dann ſchon drei Fuß Länge haben. Die Blätter werden zweimal ſo dick als die gewöhn— lichen ſeyn, und eine glatte und glänzende Oberfläche haben. Man liest ſie mit der Hand ab, während der ganzen Zeit, da die Erziehung der Seidenraupen dauert. — Nur diejenigen Zweige werden beibe— halten, die nach Außen hin wachſen. Haben ſie bis zum Herbſte reichlich getrieben, ſo können ſie eine Länge von acht bis zehn Fuß erreichen. Im Januar beſchneidet man ſie von Neuem wie das vorige Mal. Nach mehreren Jahren, wenn die beibehaltenen Zweige 45 den Baum zu ſehr zu belaſten ſcheinen, ſchneidet man ſie an der Baſis ab. Man befolgt dieſe Methode im Gebiet von Lo— ſang, im Oſten des gelben Fluſſes; im Norden dieſes Stroms, in der Provinz Chan-tong, beobachtet man ein verſchiedenes Verfahren. Wenn der Maulbeerbaum, ſeit der Verpflanzung, fünf bis ſieben Fuß hoch geworden, ſo ſchneidet man die Zweige des Gipfels ab. Da man die Zweige aus der Mitte des Baumes fortgeſchafft, ſo wachſen die beibehaltenen in horizontaler Lage und ſtrecken ſich nach außen. Iſt ſonach der Baum groß und ſtark geworden, ſo kann ein Mann ſich neben dem Stamme aufrecht halten. Hat der Baum das Maximum ſeiner Kraft und ſeines Wachsthums erreicht, ſo ſoll man den Stamm und die Zweige im Mittelpunkt abſchneiden. Drei Arten der Zweige ſoll man nothwendig ab— ſchneiden: 1) die Zweige, die ſich gegen die Wurzel ſenken; 2) diejenigen, die ſich gegen den Stamm umbiegen; 3) diejenigen, die paarweiſe neben einander wachſen; von dieſen muß man den einen abſchneiden. Auch iſt rathſam, die zu dicken und zu buſchigen Zweige abzuſchneiden. Der Januar iſt für den Schnitt die günſtigſte Zeit, weit weniger iſt es der Februar. Im Januar fteigt der Saft noch nicht in den Baum, und überdem läßt das Aufhören der Feldarbeiten dem 46 Landwirthe viel Zeit übrig. Die Leute, die im Frühling ſchneiden, haben nur die Abſicht, die Zweige leicht ſchälen zu können, um Papier aus der Rinde zu machen; ſie entziehen aber dem Baume einen großen Theil ſeiner Säfte. Wer die Rinde des Maulbeerbaumes benützen will, kann die im Januar geſchnittenen Zweige nehmen, und ſie auf der Sommerſeite in eine mit Erde be— deckte Grube legen. Man nimmt ſie dann im Mai heraus, und wird ſie leicht abſchälen können. (Nong— ſsé⸗pi⸗ hong.) Methode, die Maulbeerbäume zu ſäen. Die Kerne der Maulbeeren werden im Mai gefäet. Man gräbt ein kleines viereckiges Stück Land um, das eine Lage gegen Südweſt hat, und beſtreut es mit Dünger und beigemiſchter Erde; man macht Alles gleich, und gießt ſo viel Waſſer hinzu, bis die Erde damit getränkt iſt; alsdann ſäet man die Maulbeerkerne. Einige Perſonen miſchen eine gleiche Menge Hirſekerne bei, und ſäen dieſe Miſchung. Sind die Kerne gut angefeuchtet, ſo ſäumen ſie nicht zu treiben; und bald ſind ſie (durch die Hirſe) gegen die Sonnenſtrahlen geſchützt. Es gibt Landwirthe, die vorher, im Süden und Weſten der Beete, Hanf ſäen, damit die jungen Maulbeerpflanzen, durch den Schatten des Hanfes, gegen die Sommerſonne ge— ſichert werden. — Sind ſie bereits zwei bis drei Zoll hoch, ſo müſſen ſie in den trockenen Tagen begoſſen werden. Hat man den Kernen keine Hirſe beigemiſcht, 47 fo muß man die Maulbeerpflanzen durch ein kleines Dach decken, worauf man Matten legt, die man Nachts wegnimmt, und nur am Tage liegen läßt. Iſt die heiße Zeit vorüber, ſo iſt es nicht mehr nöthig, die jungen Pflanzen zu bedecken. Am Ende des Novembers ſchneidet man, mit der Erde gleich, die Maulbeerpflanzen und eben ſo auch die Stengel der Hirſe ab; ſodann zündet man dieſe Reiſer zu gelegener Zeit an, und bedeckt nachher die Aſche mit Dünger. Ein anderes Verfahren. In gut bereitetem Boden jätet man ſorgfältig ein Hirſenbeet aus. — Man nimmt einen dicken, aus Stroh gewundenen Strick, und ſchneidet ein Stück davon ab, deſſen beide Enden man zwei bis drei Zoll tief im Waſſer, das mit Mehl angerührt wurde, eintaucht, oder noch beſſer in Waſſer, worin Reiß gekocht war. In das Innere jedes Endes ſtopft man etwa zehn Kerne, und legt nachher den Strick in eine dazu bereitete Furche des Hirſenbeetes. Mit zwei Erdſchollen bedeckt man die beiden Enden des Stricks, und breitet eine Lage leichter Erde über deſſen mittleren Theil. Ein oder zwei Schritte davon legt man ein anderes Stück eines auf gleiche Weiſe be— handelten Stricks von Stroh, und fährt ſo fort, indem man in das Hirſenbeet, ſeiner ganzen Länge nach, die Strohſtücke in gerader Linie vertheilt. Bei langer Trockenheit muß man begießen. Im November 48 ſchneidet man die Hirfe und die Maulbeerpflanzen ab, verbrennt ſie auf dem Platze, und bedeckt die Aſche mit Dünger, wie oben geſagt wurde. Im Winter und im Frühjahre umgibt man ſie mit Schnee, den man mit Dünger bedeckt. Gegen den 5. April kehrt man den Dünger ab. Bei Regenwetter pflanzt man die Maulbeerſtauden in gehöriger Weite von einander, wie die in vier— eckigen Beeten geſäeten. Dieſe Methode erſpart dem Landwirthe viel Mühe, und begünſtigt mächtig das Wachsthum der Maulbeerbäume, welche auf dieſe Weiſe zwei Jahre vor den andern gewinnen. Hat man Kerne vom vorigen Jahre, was vor— theilhafter iſt, ſo ſäet man ſie im Frühlinge; dann muß man aber eine kleine Mauer aufführen, um die jungen Bäume zu ſchützen. Einige Landwirthe fürchten, durch den Gebrauch der Strohſtricke ſich zu viel Mühe und Arbeit zu geben. Sie mengen gleich viel Maulbeer- und Hirſenkerne zuſammen, und ſäen ſie in einen halben Flaſchen— kürbis, welchen ſie in eine Stelle des mit Sorgfalt gereinigten Feldes legen. Fürchtet man Trockenheit, ſo wählt man ein Hirſenbeet, verbreitet gleichmäßig darüber gute Erde, macht der Länge des Beetes nach kleine Vierecke, begießt und ſäet. 49 Eine andere Methode. In gut gedüngtem Boden zieht man im Früh— linge regelmäßige Linien nach Süden und nach Weſten, und ſäet darin Hanf auf eine gleichmäßige Weiſe. Sodann nimmt man Maulbeerkerne, und vermiſcht ſie mit den Excrementen der Seidenraupen oder auch mit geröſteten Hirſenkernen. Sobald es geregnet hat, pflügt man einmal auf der Nordſeite des Hanfes, und ſäet dann. Dieß iſt eben ſo vortheilhaft, als wenn man die mit gleich viel beigemiſchter Hirſe geſäeten Maulbeerkerne durch ein kleines mit Matten bedecktes Dach zu ſchützen ſucht. Den Maulbeerpflanzen iſt der Schatten ſehr nütz— lich, den ihnen die hohen und buſchigen Hanfſtängel gewähren, ohne ihnen Luft und Thau zu rauben. Beſäete man auf dieſe Weiſe zehn Morgen, ſo würde man dabei nicht zu viel Arbeit haben, und dürfte doch das Gelingen mit Zuverſicht erwarten. Die Zwergbäume kommen von den Maulbeer— bäumen des Landes Lou. Um ſie zu erhalten, muß man die Setzlinge der Bäume von Lou nach den oben angegebenen Regeln pflanzen und behandeln. Man läßt an dem Zwerg-Maulbeerbaume vier bis fünf Zweige, bearbeitet ihn mit dem Spaten, und legt Dünger darauf. Da die Zweige nicht zahlreich ſind, ſo tragen ſie nur wenig Blätter, aber der Saft vieler Blätter vereinigt ſich in einem Blatte, und dieß Blatt wird bald groß. Dieſen Vorzug haben die Zwerg-Maulbeerbäume. Ueb. d. Anbau d. Maulbeerbaume. 4 50 Art die Zwerg: Maulbeerbäume zu pflanzen. Im Herbſte pflügt man in gut zubereitetem Boden ein Stück Land tief auf, und theilt es in kleine Vierecke, die man mit Dünger und Pflanzenerde bedeckt.“ | In der Zeit der Frühlings-Nachtgleiche, einige Tage vor oder nach dem 21. März, nimmt man die Zweige, die man im Januar eingegraben. Man wählt diejenigen aus, deren Knoſpen treiben, ſchneidet ſie ſieben bis acht Zoll lang, höhlt eine Furche in jedem Vierecke aus, begießt, und pflanzt die Zweige liegend ein. Sodann bedeckt man ſie drei bis vier Zoll hoch mit Erde. Wäre die Erde zu dick, ſo würden die Zweige mühſam treiben. Man muß die Erde mit der Hand preſſen, und gleich machen. Im Oſten, Süden und Weſten jedes Vierecks ſäet man fünf bis ſieben Hanfkerne. Anfangs Juli erheben ſich die Knoſpen nach und nach; dann muß oft neuer Dünger zugefügt werden. Einige Zeit darauf, wenn die Zweige ſchon hoch, ſind ſie das geworden, was man Zwerg-Maulbeer— bäume nennt. Im Alter von ein oder zwei Jahren haben ſie noch wenig Saft, und ihr Stamm iſt ſehr ſchmächtig.“ In einem andern Theile des Werkes find die Vierecke wie die Felder eines Dambrettes abgebildet. Nur die weißen Felder werden cultivirt; auf die als ſchwarz angegebenen Felder verwendet man keine Sorgfalt. St. Julien. 51 Nach der Frühlings-Nachtgleiche lockert man mit dem Spaten die Vierecke auf, hebt die Bäume aus, und verpflanzt ſie an einen andern Ort. In dem gegen Norden gelegenen Theil des Vierecks macht man einen Erdwall, und unten an demſelben mit einem Pflock einige Löcher, in welche man etwas Waſſer gießt. Sodann nimmt man die Setzlinge, und pflanzt ſie gegen den Erdwall gelehnt. Die Wurzeln müſſen auf gleichförmige Weiſe ausgebreitet ſeyn. Nachher bedeckt man den Fuß des jungen Baumes mit gut gewalkter Erde. Der Erdwall und die Erde jedes Vierecks müſſen drei bis vier Zoll erhöht ſeyn. Im Allgemeinen vertragen die Wurzeln der Setzlinge und jungen Bäume keine Erſchütterung oder Verrückung, daher führt man die Erdwälle auf, wodurch ſie gegen die Nordwinde geſchützt, und zugleich die Sonnen— ſtrahlen auf ſie concentrirt werden. Es geſchieht jetzt wohl, daß, beim Verpflanzen der jungen Maulbeer— bäume, die nur dünne Wurzeln und Faſern haben, man kaum einen Zoll dick Erde daran läßt. Werden nun dieſe Setzlinge an einen entfernten Ort getragen, ſo vertrocknen Wind und Sonne ihren Lebensſaft; und pflanzt man ſie, ſo treiben ſie ſelten, oder wenn ſie treiben, zeigen ſie keine Kraft. Dann klagt man die Natur des Bodens an, was ein Irrthum iſt; man ſollte den eigenen Mangel an Vorſicht anklagen. Hebt man eine große Menge von Setzlingen aus, die erſt eine weite Reiſe zu machen haben, ehe ſie verpflanzt werden, ſo bindet man zehn Stück zuſam— men, begießt die Wurzeln und Faſern mit flüſſigem 52 Roth, und legt eine dichte Schicht Erde über fie. Sodann verpackt man Alles ſorgfältig in Heu oder Binſen. Ehe man ſie einpackt, kann man auch über die Erde, welche die Wurzeln bedeckt, feſten, gut gekitteten Thon legen. Hierauf legt man die Setzlinge der Länge nach in die Kiſte des Wagens, wo ſie gegen Wind und Regen geſchützt ſind. Die Stämme bedeckt man mit Strohmatten. “ à 5 Ehe man die Bäumchen verflanzt, müſſen die Vierecke, worin ſie geſetzt werden ſollen, umgegraben und gedüngt ſeyn. Im Augenblick der Pflanzung begießt man den Boden; übrigens verfährt man bei der weitern Pflege nach den oben vorgeſchriebenen Regeln. | Weiſe die Maulbeerbäume im Herbſte zu pflanzen. Gewöhnlich pflanzt man die Maulbeerbäume in den Frühlingsmonaten; in dieſer Jahreszeit aber werden ſie leicht von den ſtarken Winden erſchüttert; und dazu kommen noch die Frühlingsregen, ſo daß die Bäume nicht leicht gedeihen. Dieß iſt noch nicht Alles; die Temperatur erhitzt ſich allmälig, und die Knoſpen und Blätter können die Hitze nicht ertragen; daher ſterben viele ab. Wenn ſie auch treiben, ſo brauchen ſie lange Zeit, ehe fie erſtarken. Schneidet man den erſten Stamm ab, ſo wächst ein zweiter * Die Maulbeerpflanzen werden bei uns auf dieſelbe Weiſe verpackt und verſendet wie alle andern Pflanzen. Th. M. 53 kräftiger nach; denn die Bäume gewinnen Leben und Stärke, ſo wie ſie die Schärfe des Meſſers gefühlt haben. Dieſe glückliche Wirkung des Schnitts iſt beſonders bei den Zwerg-Maulbeerbäumen merk— würdig. In den ſüdlichen Ländern pflanzt man die Setz— linge im November; im Norden des gelben Fluſſes (gegen 34 nördl. Breite) aber iſt das Klima ſehr kalt, daher es hier vortheilhafter iſt im Herbſte zu pflanzen. Die günſtigſte Zeit zu dieſer Arbeit iſt die Zeit der häufigen Regen. Die Vierecke müſſen einen Fuß oder noch etwas mehr Tiefe haben. Man läßt an dem Stamm einen oder zwei Zoll des Wuchſes über der Erde, und ſchneidet den höhern Theil ab. Nach der Pflanzung ſchlägt man ſtark die Erde um den Fuß des Baumes, und bedeckt die Stelle des Schnitts mit Erde. — Iſt die Erde um die Pflanze gefroren, ſo ſtreut man darauf etwas Dünger. Nach eingetretener Frühlings— wärme macht man um jeden Baum und über dem Dünger einen Rand von Erde in Form eines Trich— ters. Darin ſammelt ſich das Regenwaſſer; oder man gießt bei trockener Witterung Waſſer hinein. Auf der Südſeite der Bäume ſäet man im Frühlinge Hanf— ſamen. Hat es häufig geregnet, ſo werden die Knoſpen buſchige Aeſte treiben; und von dem Augen— blicke an hat man Zwerg-Maulbeerbäume. Einige Landwirthe ſchneiden die dünnen Zweige aus, und laſſen nur einen oder zwei kräftige ſtehen. Im folgenden Jahre kann die Pflanze ein Baum 54 werden. — Andere Oekonomen biegen die Zweige gegen die Erde, auf welche Weiſe ein Baum zehn andere erzeugen kann. Dieſe Methode iſt beſſer als die Verpflanzung ganzer Bäume. Die Abſenker ge— deihen faſt alle, und die durch ſie gewonnenen Maulbeerbäume werden buſchig und kraftvoll. Im November ſchläft das Leben des Baumes: dann iſt es rathſam, bei der Pflanzung die Gipfel der verpflanzten Maulbeerbäume unter der Erde zu ver— bergen. Man ſchneidet den ganzen Stamm ab, und pflanzt ihn wie im Herbſte. In den Wintermonaten ſenkt ſich der Saft des Baumes nach unten. Sobald der Einfluß des Früh— lings fühlbar wird, treiben alle Bäume zugleich; und im Verlauf eines Jahres ſind die neuen Schößlinge bereits höher als die Bäume, von denen die Abſenker genommen wurden. Verpflanzt man Bäume, die über zwei Jahr alt ſind, und zeigen, gegen den 20. April, die Knoſpen und Blätter wenig Kraft, ſo bindet man den untern Theil des Stammes an einen ſtarken Schutzpfahl, ſchneidet den obern Theil ab, und läßt vom Stamme nur einige Zoll über der Erde ſtehen. Man bedient ſich dabei gewöhnlich des Beiles; ein ſcharfes Garten— meſſer iſt aber vorzuziehen. Ueber der Stelle des Schnitts häuft man die Erde in Kegelform auf, und pflanzt im Süden des Baumes fünf bis ſieben Hirſenkerne. Nach ungefähr zehn Tagen kommen aus den Knoſpen kleine Zweige. — Bei trockener Witterung muß man häufig begießen; L oh Ge id er 55 nach dem 6. Mai aber iſt dieß nicht mehr nöthig, und eben ſo wird es unmöglich bei der großen Hitze.“ Mit Ausnahme der Zeit vom 2. Januar bis zum 4. Februar kann man die Maulbeerbäume in allen Monaten des Jahres verſetzen. à Methode Abſenker zu erhalten. Nach dem 5. April wählt man einen Maulbeer— baum, der über zwei Jahre alt iſt. Man höhlt ihm zur Seite eine tiefe Furche, und legt darin den ganzen Stamm nieder, den man mit ſtarken Pfählen in dieſer Lage erhält. Die kleinen Sproſſen, die an dem Zweige treiben, läßt man über die Erde hinaus ragen, und bedeckt die großen Zweige und den Stamm vollſtändig mit Erde. Rund um den Baum wirft man mit Erde einen Rand auf, in Form eines trichterförmigen Gefäßes, um das Waſſer zu ſam— meln. In trockener Zeit muß man fleißig begießen. Hat man keinen ſchicklichen Baum für die eben be— ſchriebene Arbeit, ſo begnügt man ſich, unten am Baume Furchen zu ziehen, und begräbt darin die horizontalen Zweige, die man mit Hülfe von Haken in der Lage erhält. — Im Monat Juli ſoll man die ganzen Bäume nicht begraben. * Ber trockener Witterung muß man häufig begießen, damit die Pflanzen ſchnell und gut anwachſen; ſind ſie einmal angewachſen, fo tft das Begießen nicht mehr nöthig, was denn auch bei der großen Hitze in China, in Gegenden, die Mangel an Waſſer leiden, nicht wohl möglich ſeyn würde. Th. M. 56 Methode die aus den Abſenkern erhaltenen Maulbeerbäume zu verpflanzen. Gegen Ende des Herbſtes, wenn die Landwirthe viel Muße haben, höhlt man im voraus tiefe Vierecke aus, in denen die Erde ihre Feuchtigkeit während des Winters erhalten kann. Dadurch wird man die Arbeit vermindern, wenn der Einfluß der neuen Jahreszeit es nöthig macht, alle Maulbeerbäume zu gleicher Zeit zu verpflanzen. In jede der Gruben, die viereckig und über zwei Schuh tief ſeyn müſſen, ſtreut man 2 Sching (un— gefähr ½ Simri) gut ausgegohrenen Miſt, den man mit Erde gemiſcht hat. Der Boden muß gegen Norden erhöht und gegen Süden tiefer ſeyn, um den Schnee des Winters und den er des Früh⸗ lings bewahren zu können. Im Januar nimmt man zwei oder drei dicke und lange Zweige des Maulbeerbaumes von Lou; man legt ſie zuſammen, ſchneidet den untern Theil mit einem ſcharfen Hackbeile ab, und vernarbt den Schnitt, indem man ihn leicht durchs Feuer zieht. Man macht Bündel von 45 Zweigen, und legt ſie in eine gegen Süden gerichtete Grube, indem man zugleich Sorge trägt, daß jeder Bund durch ein Pack — ab⸗ geſondert werde. Die Grube muß drei bis vier Fuß lang und Eben ſo tief ſeyn. Man muß die Gruben im voraus anlegen, aus Beſorgniß, viele Schwierigkeiten zu finden, wenn man ſie in der Zeit anlegte, wo der Froſt die Erde bis zu einer gewiſſen Tiefe gefrieren macht. 57 Man bedeckt die Bündel der Zweige mit einer dicken Lage Erde. Zur Zeit der Frühlings-Nacht— gleiche ſchafft man dieſe Erde bei Seite. Sodann öffnet man die erſte Grube, gießt 3 oder 4 Sching (% bis ½ Simri) Waſſer hinein, und ſäet 20 bis 30 Hirſenkerne. Man nimmt die Zweige, biegt ſie rund (im Zirkel), verbindet ſie in dieſer Lage mit einem Strohſtrick, legt ſie mitten in die Grube, und bedeckt ſie wieder mit drei bis vier Zoll hoher Erde. Wenn zufälliger Weiſe die Knoſpen der Zweige ſchon bis zu zwei oder drei Zoll ſich erheben, ſoll man die Zweige mit fußhoher Erde bedecken. Man ſchlägt die Erde, damit ſie feſt und gedrängt ſey; um die wer— denden Knoſpen aber bildet man kleine Haufen leichter Erde. Einige Zeit nachher, wenn die Knoſpen einen gewiſſen Wuchs gewinnen, wird die umgelegte Erde ſich von ſelbſt ablööſen. Im Süden der Grube ſäet man im Voraus Hanf, denn die Erde muß beſchattet und feucht ſeyn; daher man auch fortwährend begießt. Was die Maulbeerbäume betrifft, die man als ganzen Baum liegend verpflanzt, ſo iſt nöthig, Erde darüber zu ſtreuen. Die Zweige, die aus den Knoſpen treiben, zögern nicht zu wachſen und ſich zu erheben. Die Seitenäſte ſchneidet man weg, und nach drei Jahren werden dieſe Sprößlinge fon Bäume ſeyn. Einige Landwirthe, die Zwergbäume ziehen wollen, ſchneiden die äußerſten Enden der Zweige ab, und pflanzen ſie in die Erde ſo, daß die Spitze des Stammes verborgen wird. Sie binden zwei oder drei zuſammen, und pflanzen ſie ſodann 58 nach der oben beſchriebenen Methode. Andere höhlen eine Rübe aus, und ſtecken einen kleinen Zweig hinein, welcher der Rübe einen Theil ihres Lebens und ihrer Kraft entzieht. Dieſes Verfahren ſoll noch vortheilhafter als das andere ſeyn. Man macht eine kleine viereckige Grube, und vergräbt darin die Rübe mit dem Maulbeerzweige. Bei der weitern Behand— lung befolgt man die bereits entwickelten Grundſätze. Pflanzung der Zweige in Erdbeeten. Im Herbſte pflügt man einen gut gedüngten Boden, und ebnet ihn im März. Gegen Oſten und Weſten bildet man erhöhte Beete, läßt zwiſchen ihnen einen gehörigen Raum, macht eine Vertiefung, und höhlt die viereckigen Gruben. Sodann nimmt man Maulbeerzweige, die man im Januar eingegraben, und verpflanzt ſie auf die bekannte Weiſe. Eben ſo pflanzt man bisweilen ſtarke und hohe Zweige, wenn ſie auch nur eine Wurzel haben. Pflanzt man Zweige in der Abſicht, Maulbeer— bäume zu vervielfältigen, ſo kann man reichlich neue Schößlinge ſchneiden, falls man viel alte Maulbeer— bäume hat. Hat man aber deren nur wenige, ſo wäre zu fürchten, daß es im folgenden Jahre den Seidenraupen an Nahrung fehlen möchte, wenn man die Bäume ohne Schonung beſchneidet. Daher geben wir hier die beſten Methoden, die den Landwirth leiten ſollen, er mag ſäen, Abſenker machen, oder Setzlinge pflanzen wollen. An ihm iſt es zu entſchei— den, welches dieſer drei Mittel ihm am beſten zuſagt. Nehmen wir an, daß in einem Dorfe zwei be- nachbarte Landwirthe ſich zu gemeinſchaftlicher Arbeit vereinen. Sie umzäunen einen viereckigen, an jeder Seite hundert Schritt langen Platz, eine Baum— ſchule anzulegen. (Sind die Einwohner eines Dorfes zahlreich, und beſitzen ſie zuſammen viel Land, ſo wird die unter ihnen getheilte Arbeit die Mühe jedes Einzelnen verringern.) Jeder der beiden Wirthe übernimmt 200 Schritte bei Aufführung des Zaunes. Das eingeſchloſſene Land hält 10,000 Quadrat-Schritte. Auf jeden dieſer Schritte pflanzt man ein Maulbeerbäumchen, hat alſo 10,000 Stämme in der Baumſchule und 5000 für jede Familie. Iſt aber eine Familie allein und abgeſondert, ſo kann ſie eine Umzäunung von 200 Schritte Umfang (50 Schritte auf jeder Seite des Vierecks) anlegen. Dieſer Platz hält nur 2500 Quadrat-Schritte. Wenn man nun die obige Regel befolgt, und die Maulbeer— bäume jeden einen Schritt von dem andern entfernt ſetzt, ſo kann man nur 2500 Setzlinge pflanzen. Wenn zwei Landwirthe ſich verbinden, ſo ſollen ſie jeden Zank und Streit zu vermeiden ſuchen. Das beſte Mittel iſt dabei die Theilung der Baumſchule durch eine lebendige Hecke in der Mitte. Dieſe ver— einte Arbeit in der Umzäunung iſt viel vortheilhafter, als wenn man allein wäre. Zuerſt kann man dop— pelt ſo viel Maulbeerbäume pflanzen, und ſodann erleichtert der gegenſeitige Beiſtand die Arbeit des Einzelnen. (Nong⸗tſching-tſiouen-ſchou.) 60 In einem andern Werke liest man: Die Maul— beerbäume müſſen nicht zu tief gepflanzt werden, weil ſie ſonſt nicht treiben würden. Haben ſie einen Fuß Höhe erreicht, ſo ſoll man Dünger um ſie legen. Aus dem Werke: Tſchong-hoa-min: Man pflanzt die Maulbeerbäume im März, und kann dieſe Arbeit ſogar bis zum September vornehmen. Es iſt dabei nöthig, den Wurzeln eine gerade Richtung zu geben; auch ſoll der Boden um ſie herum lettig ſeyn, was ihnen Feſtigkeit gibt. Begießt man den Fuß der Bäume mit flüſſigem Dünger, ſo werden ſie kräftig treiben. Nach der Meinung des gelehrten Siu— kouang-ki“* fol man im Anfange der Pflanzung keinen Gebrauch von Dünger machen. Wenn man pflanzt, muß der Boden gejätet und gedüngt ſeyn. Die Arbeit des Schnittes heißt Kia. — An der Baſis des Baumes läßt man ungefähr fußlange Zweige ſtehen, und vergräbt ſie ſo tief, daß von dem Schuß nur ein Zoll über die Erde hervorragt. Man behandelt den Baum mit Sorgfalt, und befördert durch Begießen ſein Wachsthum. — Die Stelle des Schnittes wird ſchwarz. Man bedeckt ſie mit einer Muſchel oder überzieht ſie mit Wachs, weil ſonſt die Mai-Regen ins Holz dringen und deſſen Fäulniß verurſachen würden. Im Umkreiſe des Baumes ſoll man die Erde düngen, damit die Wur— zeln ſich entwickeln und nach allen Seiten ausbreiten * Der Vorbericht der franzöfifchen Ueberſetzung gibt Nachricht von ihm. 61 können. Wollte man nur in der Nähe des Stammes begießen, ſo würde er bald abſterben. Es iſt nicht gut mit Waſſer allein zu begießen; man ſoll flüſſigen Dünger hinzufügen. Nach zwei Jahren werden die Bäume im blühen- den Zuftande ſeyn. Die mit Erde bedeckte Stelle ſoll alle vier Wochen mit der Hacke bearbeitet werden. Einige Landwirthe lockern die Erde zweimal auf, bis zur Tiefe von ein bis zwei Fuß. Dann begießt man die Erde mit flüſſigem Dünger, ohne Waſſer beizu— miſchen. Man ſoll den Boden rund um den Baum begießen, ſo daß auch die langen Wurzeln Nahrung erhalten. Auf dieſe Weiſe fährt man fort bis zum Einſammeln der Blätter. Am Ende des dritten Jahres werden die Maulbeerbäume merklich erſtarkt ſeyn. Sieht man ſich vor, daß die kräftigen Zweige nicht abgeſchnitten werden, und rottet man alle neben dem Baume wachſenden Pflanzen und Sträuche aus, ſo werden dieſe Zweige noch ſtärker, und ihre Blätter nabrhafter für die Raupen ſeyn. Gleich nachher ſchneidet man die Zweige an den Stellen ab, wo ſie zuſammen wachſen, und läßt um den Stamm alles leer. Im folgenden Jahre werden dann die Zweige um ſo kräftiger treiben, und dickere Blätter tragen. Schneidet man ſolcher Geſtalt alle Jahre die über— flüſſigen Zweige ab, fo gedeihen die andern um fo beſſer. Herbſt-Seidenraupen ſind nicht ohne Nachtheil für die Maulbeerbäume zu erziehen; denn die Zweige, die man in dieſer Jahreszeit entblättert, werden dadurch ſchwach und kränklich, und ihre Blätter dünn und faftlos. * Um die Wurzeln der Bäume foll man Dunger, Miſt der Seidenraupen, Aſche von Reißſtroh, Roth aus den Canälen und fette fruchtbare Erde legen. Im Anfange der Pflanzung aber iſt es zuträglicher hierzu, ſich der Waſſerpflanzen und der Kerne der Baumwollenſtaude zu bedienen. Den Wurzeln wird es nicht an Wärme fehlen, und der Baum wird ſchnell treiben. Nach dem gelehrten Sou-kouang-— ki iſt auch an⸗ wendbar: ein Teig von Bohnen, Hanfſamen oder den Kernen der Baumwollenſtaude, oder Miſt von Schweinen, Schaafen, Ochſen und Pferden. Im Anfange des Frühlings wachſen die Zweige ſchnell. Man ſorgt dafür, die kleinen, trockenen Sprößlinge auszuſchneiden. Iſt der Baum niedrig und klein, ſo ſoll man ſeine Wurzeln halb bloß legen und ſie mit Schlamm umgeben; ſonſt würden die Blätter langſam wachſen, dünn und ſaftlos ſeyn. Im Fall man die Zweige in die Erde legt, um Ableger daraus zu machen, darf die Erde nicht feucht ſeyn, weil ſonſt die Zweige faulen würden. Hat aber die Erde die gehörige Wärme, ſo werden die Wurzeln ſchnell treiben. Es iſt vortheilhafter, die Maulbeerbäume aus Ablegern als aus Samen zu ziehen. | *Die Erfahrung, daß eine Herbſtzucht den Baumen ſehr ſchadet, hat ſich auch bei ung beftatigt. Th. M. 63 Es gibt ein Inſekt, Sang-nieou genannt, das den Maulbeerbäumen ſehr ſchädlich iſt; man muß ſein Neſt in den Spalten der Rinde aufſuchen, und Oel vom Baume Thong (bignonia tomentosa) darauf gießen, wodurch das Inſekt augenblicklich getödtet wird. Einige Perſonen bedienen ſich der Pflanze Pou— mou ⸗tſao, deren Blätter dem Bambus gleichen. Man kocht dieſe Pflanze, und indem man den ſo erhaltenen Saft mit Waſſer miſcht, begießt man damit die vom Inſekt beſchädigten Blätter. — Man kann auch Gemüſe am Fuß des Baumes ſäen. In die Maulbeerbaumſchule ſoll man die Art Bäume, die Jang heißen, nicht pflanzen; denn in den Spalten ihrer Rinde finden ſich gern viele In— ſekten, welche die obere Rinde der Maulbeerbäume freſſen, und darin Neſter machen, in denen die Eier ausgebrütet werden. Der gelehrte Sou-kouang-ki ſagt dagegen, man ſolle dieſe Bäume nicht aus den Baumſchulen verbannen, ſondern nur ſorgfältig die Inſekten, die ſie anziehen, vertilgen. Die Maulbeerbäume aus Wang⸗hai werden auf die— ſelbe Weiſe wie die weißen Maulbeerbäume verpflanzt. Im Januar öffnet man die Teiche und umfaßt die Bäume mit Dünger, d. h. man umgibt ihre Wurzeln mit ſchlammiger Erde. Im März, und bisweilen im April, Juli und Auguſt nimmt man den Schlamm oder Letten wieder von den Wurzeln weg. Die Maulbeerbäume mit rothen Zweigen ſind ſtark und hoch. Es iſt nicht nöthig ſie zu beſchneiden, um derbe Zweige zu erhalten. Man pflanzt fie weit 64 früher als die andern. Es iſt rathſam, fie in der Nähe des Hauſes zu ſetzen; man hat aber nicht nöthig die Wurzeln mit dem Schlamm der Lachen zu umgeben. Nur ſoll man, ſo lange die Bäume noch jung ſind, ſie vor dem Eintritt des Winters mit Dünger umfaſſen. Einige Landwirthe düngen zwei-, andere dreimal. Der Januar iſt die günſtigſte Zeit für dieſe Arbeit. In dem Werke: Nong-ſang-yao⸗tſchi liest man: So oft Maulbeerbäume neu gepflanzt werden, ſoll man nur zur ſchicklichen Zeit die Zweige ſchneiden und die Blätter leſen. Man ſoll diejenigen Blätter nicht pflücken, welche an den langen Zweigen ſitzen, die aus der Mitte des Baumes treiben. Man be— gnüge ſich die Blätter von den Seitenzweigen zu nehmen, welche man nicht ſchneidet, damit die kleinen Reiſer dick und buſchig werden können. — Auch um— gibt man die Bäume mit einer Hecke, damit die Rinder und andere Hausthiere ſie nicht abnagen, erſchüttern oder ausreißen. Später, wenn die Reiſer der Mitte erſtarkt ſind, kann man die Seitenzweige ſchneiden. f Sind einmal die Wurzeln ſtark und weit ver— breitet, ſo drängt der Saft reichlich in die Reiſer der Mitte; alsdann gedeiht das Wachsthum und bald hat man einen kräftigen, hohen Baum, der von Tag zu Tag zunimmt, und alle Zeichen einer reichen Vegetation an ſich trägt. Supplement zu der Abhandlung Ueber Cultur der Maulbeerbäume. Das Pfropfen der Maulbeerbäume. In der Schrift Rouo-tho-tho liest man: „Wenn man den Maulbeerbaum auf den Kou-Baum pfropft, ſo werden ſeine Blätter breit und dick ſeyn.“ Bemerkung des fr. Ueberſetzers. Der Kou— Baum iſt derſelbe, den die neueren Naturforſcher Broussonetia papyrifera nennen. Der Abbé Grozier ſagt von ihm in ſeiner Beſchreibung von China: „Dieſer Baum iſt den Chineſen um ſo nützlicher, als er ihnen den größten Theil ihres viel gebrauch— ten Papiers liefert. Wenn man die Zweige abbricht, * Wir wiffen wohl, daß die franzöſiſchen Landwirthe in Ausübung der verſchiedenen Arten des Impfens den Chineſen weit überlegen ſind; wir haben aber geglaubt, dieſen Artikel aufnehmen zu müſſen, um den Originaltext ungeſchmälert wieder zu geben. St. Julien. Ueb. d. Anbau. d. Maulbeerbaume. 5 löst fi die Rinde in Form eines langen Bandes ab. Wollte man von den Blättern auf die Species dieſes Baumes ſchließen, ſo würde man ihn für einen wilden Maulbeerbaum halten; aber der Frucht nach gleicht er vielmehr dem Feigenbaum. Dieſe Frucht ſitzt auf den Zweigen, ohne daß ſie mit einem Stiele verbunden wäre. Wie bei der Feige fließt Milch aus der Frucht, wenn man ſie vor der Reife pflückt. Die große Aehnlichkeit mit dem Feigen- und mit dem Maulbeerbaum könnte berechtigen, ihn für eine Art Sycomorus (ägyptiſche Feige oder Maulbeerfeige) zu halten. Er wächst in Gebirgen und ſteinigem Erdreich.“ N In dem Werke: Sse-nong-pi-yong liest man: Es iſt vortheilhaft, Zweige des Maulbeerbaums von Lou (große Art des Maulbeerbaumes) auf den Stamm eines Khing-Baumes (Zwerg— Maulbeerbaumes zu pflanzen.“ Soll das e gelingen, ſo wähle man den Zeitpunkt, wo der Saft in Bewegung iſt, und füge die Theile, die zuſammenwachſen ſollen, genau an— einander, erhalte ſie in dieſer Lage mit einer ſtarken Binde, und lege darüber ein dickes Pflaſter, damit die Theile ſich nicht verſchieben, und zugleich damit ſie gegen den Froſt geſchützt ſeyen. Zehn Tage vor der Frühlings-Nachtgleiche iſt die erſte günſtige Zeit für dieſe Arbeit; fünf Tage vor und nach der * Man vergleiche oben S. 23, 39 und 49, wo von Lou— und Khing-Baäumen die Rede iſt. Anm. d. d. Ueberſ. 67 Nachtgleiche iſt, als die mittlere Zeit, fon weniger günſtig; am günſtigſten aber iſt der Zeitpunkt, wo die Augen der Zweige eine ſchwarze Färbung zeigen. Dieſe Regel iſt in allen Klimaten zu beobachten; immer muß man einen heitern Tag, und wenn die Wärme angenehm iſt, wählen. — Wäre die Ver— einigung der geimpften Theile nicht ſehr genau, ſo würde der Saft nur mit Mühe aus dem Stamm in das Pfropfreis dringen; wären ſie nicht durch einen feſten Verband zuſammengehalten, ſo würden Wind und Kälte eindringen und die Verwachſung hindern. Die Wildlinge, welche kleine und unſchmackhafte Früchte tragen, erzeugen nach der Impfung große und ſehr wohlſchmeckende Früchte. In ähnlicher Ab— ſicht impft man die Maulbeerbäume, um beſſere Blätter zu erhalten. a Braucht man die Pfropfreiſer, die an einen ent— fernten Ort transportirt werden ſollen, ſo muß man ſie im Voraus abnehmen; man erwartet die günſtige Zeit und ſchneidet die Zweige ab. Hat man die mit Knospen beſetzten Zweige ab— geſchnitten, um ſie zu verſchicken, ſo wickelt man ſie in Schilfblätter, und legt ſie dicht neben einander in einen neuen, nicht gefirnißten Korb, der aus Zweigen des Diospyros geflochten iſt. Hat man die Oeffnung des Korbes gut verſtopft, und die Zweige gegen die äußere Luft geſchützt, ſo können ſie über hundert Stunden weit verführt werden, ohne von der Kälte zu leiden. Für die Fruchtbäume müſſen Pfropfreiſer von dreijährigen Zweigen genommen 68 werden; die Art, fie zu erhalten und zu impfen, ift dieſelbe wie bei den Maulbeerbäumen. Giu-fouang-fi jagt bei dieſer Gelegenheit: „Ein— jährige Zweige ſind die beſten; es iſt ein Irrthum, wenn man zu dieſer Operation die dreijährigen em— pfiehlt. — Zum Impfen ſoll man ſchlechthin die letzten Tage des Mondes erwarten. Die Arbeit kann nach dem Vollmonde bis zum erſten Viertel des folgenden Mondes vorgenommen werden; der letzte Tag des Mondes iſt aber der günſtigſte. In der Zeit zwiſchen dem erften Viertel und dem Vollmonde ſoll man nicht impfen; am gefährlichſten iſt die Zeit des Vollmondes.“ | Propfen in Spalten. Man fängt damit an, den Stamm des Baumes, auf den gepfropft werden ſoll, in horizontaler Rich— tung etwas über der Erde abzuſägen. Mit Hülfe eines ſcharfen Meſſers, deſſen Spitze nach oben ge— kehrt iſt, macht man rechts und links in die Rinde und in den Splint zwei ſchiefe, 1½ Zoll lange Ein— ſchnitte, ſo daß ſie einen ſtumpfen Winkel bilden. Dann nimmt man ein fünf Zoll langes, fingerdickes Pfropfreis, ſchneidet es in Form eines Prisma, 1½ Zoll von ſeinem untern Ende, hält es einige Augen— blicke im Munde, es zu erwärmen, und legt es ſo— dann in die Spalte, die man in die Seite des Stammes geſchnitten. Es iſt nothwendig, daß die beiden Theile genau verbunden werden, ſo daß der Baſt und der Splint 69 des alten Baumes mit dem Baſt und dem Splint des Pfropfreiſes zuſammentreffen. Derſelbe Stamm kann mehrere Pfropfreiſer in Spalten aufnehmen, wenn anders ſein Umfang es erlaubt. Man nimmt ſodann friſchen Kuhmiſt, den man mit Erde durchknetet, und bildet daraus eine Hülle um den Pfropfreis; hierauf umgibt man ihn mit friſcher Rinde des Maulbeerbaumes. Dieß iſt noch nicht Alles. Man ſchlägt um den aus Rinde gefer— tigten Verband ein Pflaſter, wie vorhin; ferner be— deckt man von Neuem den Pfropfreis fünf Zoll hoch mit feuchter Erde, und legt endlich, zum Schutz der Vorrichtung, dornige Zweige auf. Sind die neuen Sproſſen ein oder zwei Fuß lang durch die feuchte Erde hervorgekommen, ſo läßt man nur zwei oder drei ſtehen und ſchneidet die andern weg. Es iſt dienlich ihnen Schutzpfähle zu geben. Siu⸗kouang-ki ſagt: „Die Tiefe des Einſchnittes muß der Stärke des Baumes und der Dicke des Pfropfreiſes gemäß ſeyn. Es iſt wichtig, daß die Rinde und das Holz des Reiſes genau mit der Rinde und dem Holze des Pfropfſtammes zuſammentreffen; eine noch wichtigere Bedingung aber iſt das voll— kommene Zuſammentreffen des Punktes, wo der Splint die Rinde berührt.“ Will man große Maulbeerbäume impfen, ſo iſt es ſchicklich, dabei ſich des Pfropfens mittelſt Spalten oder Einſchnitte zu bedienen. Bei kleinen Bäumen iſt das Pfropfen mit dem Röhrlein (das Röhrle, 70 greffe en flûte) und mittelft Compreſſion (d. i. Pfropfen mit dem lebenden Auge, durch Aeugeln, veuliren, greffe en écusson) vorzuziehen. Bei der Impfung nahe an der Wurzel wird der Baum mit Thonerde umgeben, wie bei den Bäumen, welche mittelſt Einſchnitte auf ihrer halben Höhe geimpft werden; nur begnügt man ſich, den Einſchnitt blos mit Papier zu umwickeln. Sodann bedeckt man ihn mit einem alten Stück Matte, die in Geſtalt einer Schaale oder eines erweiterten Horns zuſammengebogen wird; darin legt man feuchte Erde zur Ernährung des Pfropfreiſes und zum Schutz gegen Luft und Wind. Statt der Matte kann man ſich eines alten irdenen Gefäßes ohne Boden be— dienen. Bemerkt man daß die Erde trocken wird, ſo befeuchtet man ſie durch Begießen. Bald werden die Sprößlinge aus der feuchten Erde, die das Propf- reis umgibt, hervorkommen. Man hüte ſich, dieſe Erde ſogleich wegzunehmen; erſt im Herbſt, wenn die Sproſſen erſtarkt und das Pfropfreis vollkommen mit dem Stamme verwachſen iſt, wird die Erde unnütz. Sobald die Pfropfreiſer gut angeſetzt, und an dem Leben des Pfropfſtammes Theil haben, kann man ſie ſich ſelbſt überlaſſen. Das Pfropfen mit dem lebendigen Auge. Wenn man durch Compreſſion (mit lebendigem Auge, en écusson) pfropft, ſchneidet man einen ho— rizontalen Zweig, einen Fuß weit vom Stamm, ab. 71 乡 (Genau kann man die zu laſſende Länge nicht be— ſtimmen, da die Stärke des Baumes zu berückſich— tigen if.) Auf dem Pfropfreis, ½ Zoll vor einem Auge, macht man einen viereckigen Einſchnitt in Haut und Fleiſch (Rinde und Splint), bis die Spitze des Meſſers auf den Knochen (aufs Holz gedrungen; ſodann nimmt man, ohne Gewalt anzuwenden, eine Platte von Rinde und Splint, woran ein Auge be— findlich, heraus. Unter dem Auge und auf dem Holze ſitzt ein kleines Herz (die franzöſiſchen Landwirthe nennen es corculum), von der Größe eines Reißkerns. Dieß iſt das Lebensprinzip (gleichſam Punctum saliens) eines kleinen Sprößlings; hebt man das Auge aus, ſo muß man es mit dem Nagel löſen, ſo daß es mit der kleinen Platte von Rinde und Splint ver— bunden bleibe. Man hält die Platte einige Augenblicke im Munde und legt ſie dann auf den horizontalen Zweig, auf welchem ſie eine feuchte Spur zurückläßt. Darauf nimmt man ſie von Neuem in den Mund, und führt die Spitze des Meſſers um die feuchte viereckige Spur, welche das Auge zurückließ, ſchneidet die Rinde und Splint und hebt ein mit der Spur gleich großes Stück Rinde und Splint heraus, ſo daß das Holz entblößt wird. Darauf nimmt man das Auge und legt es in die Aushöhlung des horizontalen Zweiges. Dabei muß das Auge nach oben gekehrt ſeyn. Man verbindet die geimpften Theile oben und unten mit friſcher und dünner Rinde des Maulbeer— 72 baumes. Der Verband muß hinreichend feft ſeyn; wäre er zu feſt, fo würde das Leben ſich nicht dem geimpften mittheilen können; wäre er locker, ſo wür— den die beiden Theile ſich nicht berühren, und die Impfung würde mißlingen. Man knetet Kuhmiſt mit Lehmerde, und bedeckt damit die vier Seiten der eingeimpften Platte, indem man das Auge frei läßt. Die Zahl der Augen, die man pfropfen will, iſt im Verhältniß zu der Dicke eines jeden Baumes zu berechnen. Impfung der Zweige, an denen kleine Triebe ſitzen. Man kann auch von dem Pfropfen mit dem Röhr— lein (greffe en flûte) Gebrauch machen. Man geht in die Baumſchule, wo die im vorigen Jahre ge— pflanzten Bäume von Khing (Zwerg-Maulbeerbäume) ſtehen; löst ihre Sprößlinge zwei Zoll über der Erde ab und ſchneidet ſie ſchief, in Form von Pferdeohren (Röhrlein). Hierauf nimmt man ein gleichgroßes Pfropfreis von einem Lou-Maulbeerbaum, und ſchnei— det es gleichfalls in Form von Pferdeohren (Röhr— lein). Dann legt man die beiden in Röhrlein ge— ſchnittenen Stücke eines auf das andere, und verbindet ſie dauerhaft mit friſcher dünner Rinde des Maul— beerbaumes. Man bedeckt das Pfropfreis mit Kuhmiſt, wozu Lehmerde gemiſcht wurde, und umgibt den geimpften Zweig mit feuchter Erde. Sind die Spröß— linge aus der Erde gekommen, ſo läßt man einen 73 oder zwei ſtehen und ſchneidet die andern ab. Im Herbſt werden ſie Mannshöhe erreicht haben. Im folgenden Jahre verpflanzt man ſie in die Baum— ſchule, um fie dort zu cultiviren. Es iſt unerläßlich, daß das Pfropfreis von gleicher Dicke ſey mit dem Zweige des Pfropfſtammes, der es aufnehmen ſoll. Auch iſt nöthig Cund dieß iſt der wichtigſte Punkt), daß der Baſt und der Splint in beiden Theilen ge— nau auf einander paffen. * Die Früchte aller Maulbeerbäume verbeſſern ſich durch die Impfung. So oft man Zweige propfen will, muß man die ſchönſten ausſuchen. Man ſoll die alten, gegen Süden gerichteten Zweige nehmen, weil dieſe größer und kräftiger ſind. Die jungen Zweige gegen Norden ſind ſchwächer und gedeihen ſeltener. Die Wurzel und der Stamm behalten die Natur ihrer Art; doch kann der Zwerg-Maulbeer— * Das Pfropfen mit dem Röhrlein iſt jetzt die belieb— teſte Methode, da ſie auch die einfachſte iſt. Nur iſt das Verfahren beim Röhrlein ganz falſch beſchrieben. Beim Röhrlein nimmt man das Edelreis, klopft die Rinde, bis ſie ſich am Holze drehen läßt, ſchneidet dann einen Ring, an welchem ein Auge ſitzt, los, dreht ihn ab, und ſchiebt ihn auf das Wildreis, welches von ſeiner Rinde, ſo weit es nöthig iſt, entblößt iſt, auf. Das Wildreis wird deßhalb horizontal an der Stelle abgeſchnitteu, wo es ungefähr die gleiche Dicke mit dem Edelreiſe hat, die Rinde mit dem Nagel in 4—5 ſchmale Streifen geſpalten, und ſo weit los— gemacht, bis der hereingefchobene Edelring auf dem Wild— linge feſt aufſitzt, ſo daß die geſpaltene Rinde des Wildlings trichterförmig um den Ring herumſteht. Bei dieſer Methode iſt weder ein Verband noch ſonſt eine Vorrichtung noͤthig. Th. M. baum von Khing auf den großen Maulbeerbaum von Lou gepfropft werden, fo wie der Zweig eines Pflaum— baumes auf einen Mandelbaum, und ein Lu ch⸗ zweig auf einen Birnbaum. Es gibt ſechs Arten der Impfung: 1) das Pfro— pfen in Spalten auf den Stamm des Baumes; 2) das Pfropfen auf die Wurzeln; 3) das Pfropfen auf die Rinde; 4) das Pfropfen auf die Zweige; 5) das Pfropfen mit Augen, und 6) das Pfropfen mit dem Röhrlein. II. Erziehung der Seidenraupen. Dm baden E ver éme 18 af einten Wendet um "er 80 ms it Fate‘ LUN OCT + F Na ge. Aren der Impfen | [oe e lier a CRE Riou “> Re fiber RER at Se Kane ehe 4% ale #8 Mines on re een n Gin wi wo won ei ee (Et 1 5 1 , - - Ki. , = x | Inn Vorläufige Bemerkungen. Bengniffe chineſiſcher Schriftſteller. * In einer chineſiſchen Schrift über die Seiden— raupen findet man folgende Nachricht: „Si-ling-ſchi, rechtmäßige Gemahlin des Kaiſers Hoang-ti, be— ſchäftigte ſich zuerſt mit Erziehung der Seidenraupen. — Zu derſelben Zeit erfand der Kaiſer Hoangeti die Kunſt Kleider zu machen.“ Dieſelbe Nachricht findet ſich ausführlicher an— gegeben in der allgemeinen Geſchichte von *Die chineſiſchen Schriftſteller, aus deren Werken hier einzelne Stellen vorläufig mitgetheilt werden, ſprechen von der Cultur der Maulbeerbäume und von der Erziehung der Seidenraupen, indem fie bis auf die alteften Zeiten zurück— gehen. Ihre Nachrichten beginnen mit einer Periode, die gegenwartig 4446 Jahre alt iſt, und reichen bis zum Jahr 976 nach Chriſti Geburt. — Der deutſche Ueberſetzer hat, in Anführung der Zeugniſſe, mehrere Abkürzungen ſich erlaubt, und alle Einzelnheiten weggelaſſen, welche nur für gelehrte Freunde der chineſiſchen Literatur, nicht aber für den Seiden— bauer Intereſſe haben könnten; er hat ſich begnügt, die Re— fultate in praftifcher Beziehung anzugeben. Anm. d. d. Ueberſ. 78 China, von Pater Mailla, wo er vom Jahr 2602 vor Chriſti Geburt (d. i. gegenwärtig 4446 Jahre) ſpricht: „Dieſer große Fürſt (Hoang-ti) wünſchte, daß Si⸗ling⸗ſchi, ſeine rechtmäßige Gemahlin, zum Glücke ſeiner Völker beitragen möchte. Er trug ihr alſo auf, die Seidenraupen zu beobachten, und zu ver— ſuchen, ob das Geſpinnſt derſelben nützlich verwendet werden könne. Si- ling-ſchi ließ eine große Menge dieſer Inſekten ſammeln, und ernährte ſie ſelbſt in einem zu dieſem Zwecke eingerichteten Gebäude. Sie erfand nicht nur die Kunſt die Raupen zu erziehen, ſondern auch, auf welche Art die Seide abgewunden und zur Verfertigung von Kleidern verwendet werden könne.“ Vite In Anerkennung einer jo großen Wohlthat bat die Nachwelt die Kaiſerin Si-ling-ſchi zu dem Range der Geiſter erhoben, und ihr, unter dem Namen einer Göttin der Seidenraupen, beſondere Ehren erwieſen. (Mémoires sur les Chinois, Tom. XIII. pag. 240.) Der Schou-King, eines der fünf canoniſchen Bücher der Chineſen, ſagt in dem Kapitel Ju⸗kong: „Man kann die Maulbeerbäume anbauen und die Seidenraupen ernähren.“ Nach den Annalen von China iſt dieſes Kapitel 2205 Jahr vor Chriſti Geburt (alſo vor 4049 Jahren) geſchrieben. Dieß zeugt vom hohen Alter des Geiden- baues im himmliſchen Reiche. (M. ſ. den Schou-king, überſetzt von Pater Gaubil.) 79 Im Yin-fong, einem andern canoniſchen Buche, heißt es in einem Liede: „Im Monat, da man nähret die Seidenraupe Cim Mai), ſammle die Blätter des Maulbeerbaumes.“ — Tſcheou-kong, Oheim des Kaiſers Tſching-wang, verfaßte dieſes Gedicht vor 2951 Jahren. In dem Li-ki oder dem Buche der feierlichen Gebräuche, verfaßt von Confutius,“ leſen wir: „Gegen Ende des Frühlings bringt die junge Kaiſerin, nachdem ſie gebadet, dem Schutzgeiſte der Seidenraupen ein Opfer. Sie geht in das öſtliche Feld und ſammelt Maulbeerblätter. Den adelichen Damen und Frauen der Miniſter unterſagt fie, in dieſer Zeit Staatskleider anzuziehen,“ und entbindet ihre Kammerfrauen von der Arbeit des Nähens und der Stickerei, damit ſie alle ihre Sorge auf Erziehung der Seidenraupen verwenden können.“ Das Werk Nong-ſong-thong-kioué fagt: „In dem Hauſe der Cocons (einem faifer- lichen Gebäude) erzieht die Kaiſerin ſelbſt Seiden— raupen. In alten Zeiten gab es eine eigene, dem Staate angehörige Pflanzung von Maulbeerbäumen und ein Haus der Seidenraupen, welches die— ſelbe Beſtimmung hatte wie das gegenwärtig ſo— genannte Haus der Cocons. — Die junge * Confutius, der philoſoph. Religionsſtifter in China, wurde geboren im Jahr 551 vor Chriſti Geburt. ** Vermuthlich weil ſehr geputzte Damen ſich nicht mit dem Seidenbau beſchäftigen wollen. Anm. d. d. Ueberſ. 80 Kaiſerin reinigt ſich und bringt dem Geiſte der Seidenraupen ein Opfer, dem ganzen Reiche ein Beiſpiel zu geben und alle Bewohner aufzufordern, ſich mit Erziehung der Seidenraupen zu beſchäftigen. Die Kaiſerin begibt ſich in das Feld der Maulbeer⸗ bäume, und ſchneidet zuerſt einen Zweig ab; eine Kammerjungfer ſammelt in einem vorgehaltenen Korbe die Blätter. Sodann ſchneidet die Kaiſerin drei Zweige ab. Eine Ehrendame, die den Titel Schang— ſchou oder Präſidentin führt, ſpricht kniend: „Es iſt genug.“ Ein zweite Kammerjungfer ſammelt in einem Korbe die Blätter, und gibt ſie den Seiden— raupen. Es iſt ihr nicht erlaubt, die Blätter in denjenigen Theil des Palaſtes zu tragen, welcher das goldene Haus genannt wird.“ Andere Beweiſe von der Sorgfalt der chineſiſchen Kaiſer und von dem erhabenen Beiſpiel der Kai— ſerinnen für Beförderung aller Theile des Seiden— baues "finden ſich aus den Jahren 163, 156 und 48 vor Chriſti Geburt, ſo wie aus den Jahren 58, 220, 265, 275, 454 und 457 nach Chriſti Geburt. Die Edikte, welche angeführt werden, berufen ſich ſtets auf ältere kaiſerliche Verordnungen und Ge— bräuche, woraus erhellet, daß unter allen Dynaſtien der Seidenbau ununterbrochen unter dem Schutze der chineſiſchen Regierung ftand. Der Verfaſſer des Werkes Nong-ſang-thong-kioué, der im zehnten Jahrhundert nach Chriſti Geburt unter der Dynaſtie Song lebte, ſammelte eine Menge Thatſachen, wo— raus hervorgeht, daß ſeit den älteſten Zeiten die 81 Raiferinnen ſich mit Erziehung der Seidenraupen beſchäftigen. In einem chineſiſchen, im Jahr 1115 vor Chriſti Geburt verfaßten Werke, Betrachtungen über die Seidenraupen betitelt, heißt es: „Alle Baum— gattungen fordern einen beſondern Boden; der Maul— beerbaum allein kann in allen Provinzen des Reiches erzogen werden und gedeihen.“ Mehrere Schriftſteller bezeugen, daß ſowohl in den mittleren, als in den weſtlichen und in den nördlichen, kälteſten Theilen des Reiches die Seidenraupen und die Maulbeerbäume mit Vortheil gezogen werden können.“ Bau und Einrichtung der Wohnungen für die Seidenraupen. Confutius ſagt in dem Buche von den Gebräuchen: „Der Kaiſer und ſeine Vaſallen ſollen eine dem Staate angehörige Maulbeerbaumpflanzung und ein Haus zur Erziehung der Seidenraupen beſitzen. Dieſes Haus iſt in der Nähe eines fließenden Waſſers * Die allgemeine Verbreitung des Seidenbaues und der Maulbeerbaumzucht in einem ausgedehnten, alle Klimate der gemäßigten Zone in ſich ſchließenden Lande iſt eine wich— tige Thatſache, und der Aufmerkſamkeit europäifcher Land— wirthe in hohem Grade würdig. Sie antwortet dem Vor— urtheile, daß der Seidenbau nur in heißen Ländern gedeihen konne; denn die Seidenraupen können überall in erwärmten Gebauden erzogen werden; alfo kommt es nur darauf an, Maulbeerbäume im Freien zu haben.“ Anm. d. d. Ueberf. Daß der Maulbeerbaum in jedem Boden ſortkommt, hat ſich voll— kommen auch in Würtemberg beſtätigt. Th. M. Ueb. d. Anbau d. Maulbeerbäume. 6 * 82 anzulegen, und ſoll achtzehn Schuh Höhe haben. Man umgibt es mit einer Dornhecke.“ „Durch's Loos werden die Damen von drei Pa— läſten erwählt, ſo wie die Edelfrauen, welche rein ſind und glückliche Zeichen haben; man ſendet ſie in die zum Seidenbau beſtimmten kaiſerlichen Häuſer, die Raupen zu ernähren und ihnen alle zur Erziehung nöthige Sorgfalt zu widmen.“ Folgende Regeln werden von chineſiſchen Schrift— ſtellern empfohlen:“ | | Man wählt einen ebenen Drt, der eine angenehme Lage hat. Die vorzüglichfte Lage eines Hauſes ift gegen die Sommerſeite; weniger gut iſt, wenn es gegen Südweſt, und am wenigſten, wenn es gegen Oſten frei ſteht. — Iſt das Haus alt, ſo muß es ſorgfältig gekehrt und gereinigt, und lange vor dem Gebrauch mit Mörtel beworfen werden; denn feuchte Wände ſind den Raupen ſchädlich. Alles Holzwerk iſt im Innern und Aeußern des Hauſes zu bewerfen, zur Vermeidung der Feuersgefahr. — Einige decken das Dach mit Ziegeln, Andere mit Stroh. Die Häuſer ſollen entfernt von übelriechenden Orten, z. B. Dünghaufen, Ställen ꝛc., ſo wie auch von großem Geräuſch gebaut werden. In letzter Beziehung will Der deutſche Ueberſetzer hat in den folgenden Sätzen ſich Abkürzungen erlaubt und, des Zuſammenhanges wegen, dieſen Sätzen eine andere Ordnung gegeben; ohne jedoch irgend eine praftifche Vorſchrift zu unterdrücken. Anm. d. d. Ueberſ. 83 man bemerkt haben, daß das Schreien und Heulen der Menſchen und Thiere ſtörend auf die Raupen einwirke. Hölzerne Häuſer, aus trockenen Brettern zuſam— mengeſetzt, ſind vorzuziehen, weil ſie die feuchten Dünſte der Erde nicht in ſich aufnehmen. | Im Innern des Gebäudes ift gegen Oſten ein eigenes kleines Zimmer anzulegen, zur Aufnahme der neugebornen Raupen. Dieß Zimmer muß klein ſeyn, damit man es deſto leichter erwärmen könne. In die vier Ecken deſſelben ſind dreieckige kleine Oefen zu ſetzen, welche Form die gleichmäßige Vertheilung der Wärme begünſtigt. In der Mitte des großen Zimmers gräbt man eine Grube, gewöhnlich vier Fuß auf jeder Seite; ſollte das Zimmer ſehr groß ſeyn, ſo iſt der Grube eine verhältnißmäßig weitere Ausdehnung zu geben. Um die Grube, die zur Heizung des Zimmers be— ſtimmt iſt, wird eine zwei Fuß hohe Mauer gezogen, welche die gleiche Vertheilung der Wärme nach oben befördert, und außerdem die Leute, welche Nachts in der Werkſtatt der Raupen beſchäftigt ſind, hin— dert, aus Unachtſamkeit in die Grube zu fallen. Die Grube iſt mit einer Platte bedeckt, die aus durch— löcherten Ziegeln beſteht, ſo daß die Wärme überall Oeffnungen findet; dieſe Oeffnungen aber müſſen durch Schieber verſchloſſen werden können. Den Fenſtern des Hauſes iſt eine gehörige Weite und Höhe zu geben, damit das Tageslicht eindringe, und das Zimmer ſo weit erhelle, daß die Arbeiter 84 den Schlaf und das Erwachen der Raupen deutlich beobachten können. Jedes Fenſter erhält Rollvorhänge und Strob- decken, damit man nach Bedürfniß Licht und Luft zulaſſen oder abhalten könne. Die Vorhänge müſſen ſo eingerichtet ſeyn, daß man ſie nach Willkühr herablaſſen und aufziehen könne. Die Fenſter ſind mit Papier verklebt.“ Wenn das Papier alt und ſchmutzig geworden, ſoll man es durch weißes und reines erneuern. Damit aber dann nicht die Wärme aus dem Zimmer weiche, ſind die Rollvorhänge und Strohdecken während der Erneuerung der Papierfenſter nicht aufzuziehen. Es iſt eine ſolche Vorrichtung zu treffen, daß die Luft in den Zimmern gehörig circuliren und nöthigen Falls erneuert werden könne. An dem Boden wer— den, in einiger Entfernung von einander, Röhren oder Luftleiter angebracht, die mit der äußern, freien Luft in Verbindung ſtehen. Ueber den Geſtellen, wo die Raupen ernährt werden, befinden ſich kleine Dach— fenſter (Lucken) mit einem Schieber, Licht und Luft einzulaſſen. Die zur Reinigung der Luft beſtimmten Oeffnungen ſind in der Art zu vertheilen, daß die äußere kältere Luft nicht plötzlich, ſondern nur nach und nach in die Werkſtatt dringe; denn ein zu ſchneller Wechſel würde den Raupen nachtheilig ſeyn. Die * Das Glas iſt in China nicht allgemein im Gebrauch; daher dort die Fenſterrauten gewöhnlich nur aus durchſich— tigem, in Korea bereitetem Papier oder auch aus durch— ſichtigen Muſcheln beſtehen. Anm. d. d. Ueberſ. 85 Fenſter und Luftlöcher ſollen nur allmälig geöffnet werden. — Außer den Luftleitern aber ſollen andere zufällige Oeffnungen und Spalten an den Wänden oder an der Decke des Zimmers ſorgfältig verſtopft werden, zur Vermeidung des Zugwindes. Bedürfen die Seidenraupen friſcher Luft und iſt die äußere Luft hinreichend warm, ſo verſtopft man alle Oeffnungen, aus denen künſtliche Wärme kommt, und zieht alle Fenſtervorhänge auf, was den Eintritt der äußern Luft erleichtert. Iſt aber die Hitze im Zimmer zu groß, ſo würde das Aufziehen der Vor— hänge nicht genügen; man muß dann auch die Pa— piere von den Fenſtern wegnehmen, die Dachlucken, ſo wie die unteren Röhren oder Luftleiter öffnen, und außerdem noch die Fenſterrahmen von außen mit friſchem Waſſer begießen; dann wird bald in der ganzen Werkſtatt die Luft erneuert ſeyn. Nach dem großen Schlaf der Raupen, wo Friſchheit der Temperatur ihnen Noth thut, ſetzt man auch einen Kübel mit kaltem Waſſer vor den Eingang der Thür, wodurch die Luft erfriſcht wird. Iſt die erſtickende Hitze vertrieben, ſo verklebt man wieder die Fenſter und ſchließt die Luftleiter. Die gehörige Erwärmung und Erneuerung der Luft iſt für Erziehung der Seidenraupen von großer Wichtigkeit. Man richtet ſich dabei nach den Um— ſtänden. Die Raupen bedürfen in der erſten Zeit nach ihrer Geburt viel Wärme, während die äußere * Man ſehe oben die Einleitung des Herrn Camille Beauvais. 86 Luft gewöhnlich noch rauh iſt. Nach dem dritten Schlaf (oder der dritten Häutung) aber wollen ſie Friſchheit der Luft, und dann iſt auch die äußere Luft bereits erwärmt. — Ferner iſt zu bedenken, daß Wind, Regen, trübes oder helles Wetter bisweilen plötzlich eintreten, und daß die Temperatur des Mor— gens und des Abends, des Tages und der Nacht großen Verſchiedenheiten unterworfen iſt. Verſäumte man nun unter dieſen Umſtänden nur ein einziges Mal, die nöthigen Vorkehrungen zur gleichmäßigen Erhaltung des in den verſchiedenen Lebensaltern der Raupen nöthigen Wärmegrades zu treffen, ſo würden die Raupen ſogleich erkranken. Oeffnung oder Schlie— ßung der Luft- oder Wärmeröhren muß nach dieſen Umſtänden abgemeſſen werden. Der Zeitraum eines Tages oder einer Nacht iſt für dieſe zarten Geſchöpfe wie das Jahr mit ſeinen vier Jahreszeiten. Morgen und Abend ſind Frühling und Herbſt. Der Mittag gleicht dem Sommer, Mit— ternacht dem Winter. In dieſen vier Epochen iſt die äußere Temperatur ſich nie gleich. Man unterhält zwar, mittelſt der Grube, die Wärme in der Werk— ſtatt; es iſt aber große Aufmerkſamkeit nöthig, jeder verſchiedenen Tageszeit den ihr nöthigen Grad der Wärme in der Werkſtatt zu geben, und ſo durch Nachhülfe die Gleichheit der Temperatur zu bewirken. Von dem Augenblick der Geburt der Seidenraupen bis zu ihrem zweiten Schlaf bedürfen ſie der Hitze, die jedoch nicht übermäßig ſeyn darf. Die Seiden— raupen-Mutter (die Frau, welche ihre Pflege beſorgt) 87 ſoll ſich leicht kleiden, und wird dann im Stande ſeyn, aus ihrem eigenen Gefühl abzunehmen, ob in der Werkſtatt die angenehme Wärme ſich gleich bleibt. Fühlt ſie Kühle, ſo werden die Raupen ein Gleiches empfinden, und ſo auch bei zu großer Hitze. Danach wird ſie die Oeffnung oder Verſchließung der Wärme- oder Luftröhren abmeffen. * Sind alle Raupen einmal eingeſchlafen, iſt dabei der Himmel rein und glänzend, ſo zieht die Frau die Vorhange auf, damit Luft und Licht in die Werk— ſtatt dringe. Bei Südwind zieht ſie die Vorhänge der Fenſter gegen Norden, bei Nordwind jene gegen Süden auf. Die Luft, welche von einer der Rich— tung des Windes entgegengeſetzten Seite kommt, wird den Raupen nicht ſchädlich ſeyn. Große Sorgfalt und Aufmerkſamkeit iſt auf Er— wärmung und Heizung der Werkſtatt zu wenden. Die Haupterwärmung ſoll aus den oben erwähnten Gruben kommen. Zu dieſem Behuf bedeckt man, alle Jahre vor dem Eintritt der Ausbrütungszeit, den Boden der Grube drei bis vier Zoll hoch mit völlig trockenem, zu Pulver geriebenem Kuhmiſt. Darüber breitet man eine Lage von trockenen Holzſcheiten, die im vorigen Jahre gefällt wurden, und wenigftens fünf Zoll im Durchmeſſer halten. Man kann dazu Maulbeerbäume, Acazien, Ulmen oder jedes andere * Beſtimmter und ſicherer wird der Warmegrad bei uns nach dem Thermometer zu ermeſſen ſeyn. “ . Anm. d. d. Ueberſ. * heberhaupt find die Vorrichtungen in unſern Raupereien viel vollkommener als die oben beſchriebenen chineſiſchen. Th. M. 88 harte und feſte Holz nehmen. Ueber die Holzſcheite ſchüttet man wieder eine Lage gepulverten Kuhmiſt, und ſtampft dieſen in der Art, daß alle Zwiſchen— räume der Scheite damit ausgefüllt werden; denn bliebe ein leerer Raum, ſo könnte darin eine Flamme entſtehen, die dem Hauſe gefährlich wäre, und außer— dem eine zu ſchnelle Hitze, nicht aber eine lang an— haltende Wärme, wie man ſie beabſichtigt, erzeugen würde. — Hat man die Grube vollkommen ausge— füllt, und die über den Scheiten ausgebreitete Lage Kuhmiſt wohl geſtampft, fo ſchüttet man noch eine ſolche Lage auf. Sieben oder acht Tage vor dem Ausbrüten der Raupen legt man auf dieſen trockenen Miſt glühende Kohlen, und bedeckt dieſe mit heißer Aſche. Der trockene Kuhmiſt fängt Feuer, und erzeugt fünf bis ſieben Tage lang einen ſchwarzgelben Rauch. Am Tage vor der Geburt der Raupen öffnet man die Thür, damit der Rauch hinausziehe, und ſchließt ſie dann wieder ſorgfältig. Von dieſem Augenblick an ſind die Holzſcheite und der Kuhmiſt bis auf den Boden der Grube vollkommen in Glut. Sind die Raupen noch jung, ſo lieben ſie die Wärme, fürchten aber den Rauch, deßhalb ſoll man kein flammendes Feuer machen. Denn dieſes brennt oft hoch und ſtark auf, und läßt dann plötzlich nach; kann alſo nicht anhaltend eine gleichmäßige Wärme verbreiten. Iſt aber das unterirdiſche Feuer, welches wir empfehlen, einmal in Glut, ſo erzeugt es weiter keinen Rauch, und kann ſich zwei Monate lang halten, 89 ohne ſchwächer zu werden und ohne zu erlöſchen. Man fühlt in der Werkſtatt eine fanfte Wärme, ohne irgendwo Feuer zu ſehen. — Hätte man dünne Scheite genommen, ſo würden ſie einen Rauch geben, der ſich überall verbreitete. Da das Haus aus trockenem Material, welches die Wärme lang anhält, gebaut iſt, ſo werden ſelbſt die Wände erwärmt ſeyn. Der Rauch des Kuhmiſtes, den man entweichen läßt, hat den Vortheil, daß er alle Inſekten tödtet, welche den Raupen ſchädlich ſeyn könnten. Der Ges ruch aber, den der Kuhmiſt in der Werfftatt ver— breitet, iſt der Geſundheit der Raupen zuträglich. Bisweilen iſt die äußere Temperatur ſo rauh, daß die Heizung durch die Grube nicht hinreicht. Dann zündet man Lohkuchen von trockenem Kuhmiſt außer— halb dem Zimmer an, und ſetzt ſie, wenn ſie völlig glühend ſind und keinen Rauch mehr geben, in die vier Ecken des Zimmers, worauf ſich ſogleich eine angenehme Wärme überall verbreitet. Iſt die Kälte beſiegt, ſo trägt man den Reſt 35 glühenden Loh— kuchen wieder hinaus. Man bedient ſich auch in einigen Gegenden trag— barer länglicher Oefen, die auf einer Bahre von zwei Männern in die Werkſtatt gebracht werden können. Die Oefen werden außerhalb dem Zimmer geheitzt; zur Vermeidung der Flamme wird die Glut mit Aſche von Stroh bedeckt.? Beſonders während *Das ſtärkere Heizen mit tragbaren Oefen während des Fütterns läßt ſich nur durch die Mangelhaftigkeit aller Vor— 90 der Zeit der Fütterung läßt man die Oefen herein— und, wenn die Raupen ſatt ſind, wieder hinaus— tragen. So oft die Thiere gefüttert werden, wieder— holt man die Erwärmung durch den Ofen. Dieſe Methode ſoll die Raupen gegen manche Krankheiten ſchützen. | Bom Anfange der Erziehung der Raupen bis zum Ende derſelben iſt jede Kälte wie jede zu große Hitze zu vermeiden; dann werden die Raupen geſund ſeyn und gute Arbeit liefern. Nur durch genaue Beobach— tung dieſer Vorſchrift iſt der günſtige Erfolg zu ſichern. 5 Will man Eier für die Herbſtraupen ſammeln, ſo iſt dabei zu bedenken, daß ihre Legezeit und die derſelben vorausgehende Arbeit der Raupen in die heißen Tage des Sommers fällt. In dieſer Zeit bilden ſich in den Wohnungen der Seidenraupen leicht feuchte Dünſte; daher für eine freie Circulation in der Werkſtatt zu ſorgen iſt. Damit keine Rückſicht vernachläſſigt werde, ſoll ſelbſt Licht und Wind beachtet werden. Die Fenſter gegen Weſten ſind ſorgfältig zu bedecken, weil die Strahlen der Abendſonne den Raupen gefährlich ſind. Dieß iſt auch der Südweſtwind; daher ſchützen Einige das Haus von dieſer Seite durch Palliſaden. Von der Seite, wo gerade der Wind herkommt, ſollen die Fenſter nicht geöffnet, die Vorhänge nicht auf— richtungen entſchuldigen. Von einer gleichmäßigen Tempera— tur kann dabei keine Rede ſeyn. Th. M. 91 gezogen werden. Auch iſt zu verhüten, daß Nachts nicht der Schimmer der Straßenlampen eindringe. * Nicht weniger wichtig, als die Aufmerkſamkeit auf die Temperatur, iſt zum Gedeihen der Seidenzucht die ängſtliche Sorge für Reinlichkeit in der Werkſtatt nothwendig. Es iſt bereits angeführt, daß die Häuſer von allen übelriechenden Orten entfernt gebaut werden ſollen. Gleiche Vorſicht iſt, in Abſicht auf die Men— ſchen, welche die Wohnungen beſuchen, zu beobachten. Eine Wöchnerin darf nicht eher als dreißig Tage nach der Geburt die Werkſtatt betreten; Frauen ſollen während ihrer Periode ſich entfernt halten. Ein Mann, der nach Wein riecht, ſoll den Raupen weder Nahrung reichen, noch ſie auf die Hürden ſetzen, oder von einem Orte zum andern tragen. Ueberhaupt ſind alle ſchmutzigen und unreinlichen Leute aus der Nähe dieſer zarten Geſchöpfe zu verbannen. In den Oefen ſoll man keine Fiſche backen, weil ihnen der Geruch derſelben ſchädlich, ſo wie es auch der Geruch von Moſchus iſt, von übelriechenden Thieren, z. B. Böcken, von gebrannten Häuten oder Haaren, von angezündetem Papier ꝛc. Alle böſen, widerlich riechenden Dünſte ſind abzuwehren; deßgleichen ſoll man den Staub beim Auskehren der Zimmer vermeiden. Auch ſtille ſoll es in der Nähe der Wohnungen ſeyn; der Ton der Mörſer, worin Reiß oder dergleichen * Weder das Sonnen- noch das Laternenlicht iſt den Raupen ſchädlich. In den Raupereien, in welchen man nach den neuern Methoden arbeitet, wo Tag und Nacht gefüttert wird, ſind des Nachts immer Laternen aufgehängt. 92 geftoßen wird, das Schlagen auf klingende Körper, Schreien und Lärmen, jedes laute Geräuſch wirkt ſtörend auf die Geſundheit und die Arbeit der Seiden— raupen ein. Alle dieſe Regeln ſind ſorgfältig zu beobachten, wenn man die Raupen geſund erhalten, und reichen Gewinn von ihnen ziehen will. Einige Geräthſchaften. In der Werkſtatt müſſen Pfeiler aufgerichtet werden, mit Latten zwi— ſchen ihnen, um die Hürden darauf legen zu können. Die mittlere Hürde iſt zur Aufnahme der Raupen beſtimmt; die obere ſchützt gegen den Staub in der Werkſtatt, die untere gegen die Feuchtigkeit des Bodens. Letztere beiden Hürden ſind nicht mit Raupen zu beſetzen, ſondern leer zu laſſen. Viele Seidenbauer legen unten zwei Hürden. Steht Morgens die Sonne über dem Horizont, ſo nimmt man eine der unteren Hürden hinweg, und trocknet ſie an der Sonne bis gegen Abend, wo man ſie wieder an ihre Stelle legt. Dieß wird täglich wiederholt. Die Hürden ſind gewöhnlich zehn Fuß lang und zwei Fuß breit. Auf eine ſolche Hürde können ſo viel neu ausgebrütete Raupen geſetzt werden, als von einer Menge Eier, die zuſammen drei Unzen wiegen, gewonnen werden. Sind aber die Raupen, ausgewachſen, fo braucht man, beſonders in ihrer letzten Periode, dreißig Hürden für ſo viel Raupen, als aus drei Unzen Eier erzogen wurden, ſo daß dann nur die Abkömmlinge von ½ Unze Eier auf 93 eine Hürde kommen. Sind die Hürden kleiner, fo ſollen weniger Raupen darauf genährt werden; denn es iſt ſchädlich, wenn ſie ſich zu enge bei einander finden. Die Anzahl der in einer Werkſtatt nöthigen Hürden muß daher nach der Menge der Raupen, die man erziehen will, bemeſſen werden. Will man nur wenige Raupen erziehen, ſo kann man ſich dazu eines Korbes mit kleinen Rändern bedienen. Die Hürden, auf welchen die Raupen ſich nähren, müſſen ſehr reinlich gehalten und täglich gewechſelt werden; denn, wechſelt man nicht, ſo bekommen die Raupen leicht weiße Flecken, was eine Krankheit iſt. Man nimmt friſch gehacktes Reißſtroh, nicht Weizen— ſtroh, ſtreut es auf die mittleren Hürden, und macht daraus ein Bett, das man mit weißer Leinwand oder Papier bedeckt. Dieß Papier wird an die Rän— der der Hürde geklebt. Auf dieſes Papier ſetzt man die Raupen, und wenn dieſe es durch ihren Koth verunreinigt haben, legt man ſie mit leichter Hand auf eine andere, in gleicher Weiſe zubereitete Hürde. Man muß bei dieſem Wechſel ſehr vorſichtig ſeyn, und jede gewaltſame Berührung vermeiden. Daher bedienen ſich einige Erzieher eines geflochtenen Netzes, (m. ſ. Tafel Fig. 2), das ſie über die Raupen legen, nachdem ſie es zuvor mit friſchen Blättern beſtreut haben. Die Raupen kriechen dann durch die Oeff— nungen des Netzes gegen die Blätter, und wenn ſie ſämmtlich durch das Netz geſchlüpft ſind, nimmt man die Hürde weg, eine friſche unterzulegen. 94 Arten der Seidenraupen. [Es gibt in China wahrſcheinlich mehrere Arten, wenigſtens Varietäten der Seidenraupen; aus den von Herrn St. Julien gelieferten Auszügen aus chineſiſchen Schriften aber iſt nicht zu erſehen, durch welche naturgeſchichtliche Eigenheiten ſich die Arten unterſcheiden. Der Eintheilungsgrund der Chineſen iſt nicht von dieſen Eigenheiten, ſondern faſt nur von der Zeit des Ausbrütens der Eier genom— men. Sie ſprechen von Frühlings-, Sommer— und Herbft-Seidenraupen, und führen einmal acht, ein andermal dreizehn Arten an, die blos dadurch unterſchieden werden, daß ihre Eier in einem oder dem andern Monat, vom April bis zum No— vember, zur Ausbrütung gebracht werden. Offenbar ſind dieſe angeblichen Arten nur verſchiedene Gene— rationen einer und derſelben Raupenart, ſo daß man z. B. von den im Frühling gelegten Eiern im Herbft neue Raupen erziehen kann, welche dann Herbſtraupen genannt werden. Es gibt Raupen, die nur dreimal, vor der Bil— dung der Cocons, in ihren periodiſchen Schlaf fallen und ſich häuten; andere erleben viermal eine ſolche Verwandlung, ehe ſie ſich für die letzte eines Schmet— terlings einſpinnen. Auch die drei- oder vierfache Häutung iſt kein Grund zwei verſchiedene Arten anzunehmen. Die europäiſchen Seidenbauer bezeichnen * Die in Europa bekannten Arten der Seidenraupen ſind beſchrieben in Krünitz Encyklopädie, Thl. 152, S. 194. ꝛc. 95 die vierfache Häutung als die gewöhnliche einer und derſelben Raupenart.“ — In Europa ſcheint über— haupt nur eine Art, Phalæna bombyx mori. Linn. bekannt zu ſeyn. — Es iſt mit Herrn Camille Beau— vais zu erwarten, daß Herr Louis Hébert, den die franzöſiſche Regierung nach China geſendet, über die dort befindlichen Arten Belehrungen mitbringen werde. Das dieſem Gegenſtände, in der franzöſiſchen Ueberſetzung, gewidmete Capitel iſt mit überflüſſiger Weitläufigkeit und chineſiſchen Namen überladen, welche nur für den in China reiſenden Europäer, als An— laß zu Erkundigungen, Intereſſe haben können, für unſere Leſer aber in keiner Beziehung belehrend ſeyn würden. In der deutſchen Bearbeitung iſt daher die franzöſiſche Ueberſetzung abgekürzt, und die einzelnen * Herr von Türk ſagt: „Es gibt eine Art von Seiden— raupen, die ſich nur dreimal häuten, anftatt daß die ge- wöhnlichen Seidenraupen einer viermaligen Häutung unter— worfen find. Die Eier, aus denen fie (die dreimal häutenden) hervorkommen, wiegen ½ weniger als die der gewöhnlichen; die Raupen und ihre Cocons wiegen ¼ ͤ weniger als jene. Sie verzehren uͤbrigens beinahe eben ſo viele Blätter als die erſteren. Ihre Cocons geben eine feinere und vorzüg— lichere Seide. Dennoch bedient man ſich ihrer wenig. — Es wäre zu wünſchen, daß man ſich dieſer Art der Seiden— raupen vorzugsweiſe bediente.“ Vollſtäͤndige Anleitung zur zweckmäßigen Behandlung des Seidenbaues ıc., von Wilh. von Türk, II. Thl., S. 56. — Die Dreibauter bilden in Deutſchland keine von den Vierhäutern verſchiedene Art, indem jene aus dieſen entſtehen und ihre Nachkommen wieder in die Vierhäuter übergehen. In Italien jedoch gibt es eine befondere Spielart, Triotti, welche nie mehr als drei Hau- tungen beftebt, Anm. d. d. Ueberſ. 96 Sätze find in eine leichter zu überſehende Folge gebracht.! Die Eier der Seidenraupen, die nur dreimaligen Schlaf haben, werden nur einmal im Jahr ausge⸗ brütet. Von den Raupen aber mit viermaligem Schlaf kann man, in demſelben Jahre, die Eier zu einer zweiten Erziehung anwenden. Dieſe Raupen werden die koſtbaren oder werthgeſchätzten genannt, und ihre Eier zum erſtenmal im April aus— gebrütet. So wie die Schmetterlinge ausgekrochen und ſich begattet, werden ihre Eier geſammelt und im Auguſt oder September ausgebrütet. Die weitere Behandlung iſt wie bei den andern Raupen. Die Seide der viermal häutenden Raupen iſt von der Seide der nur dreimal häutenden verſchieden. Ein anderer Schriftſteller ſagt: Die Raupen, welche man im Frühling erzieht, geben Eier für den Sommer; die des Sommers für den Herbſt; die des Herbſtes für den nächſtfolgenden Frühling. Keine dieſer Legezeiten iſt zu vernachläſſigen, indem es ſonſt an Eiern für die folgende Erziehung fehlen würde. Bei den Raupen der zweiten Erziehung im Herbft * iſt man gezwungen, in dieſer Jahreszeit den Maul— beerbäumen die Blätter zu rauben, was den Bäumen * Nach D’Entrecolles wird in China das Ausbrüten im Herbſte jenem im Frühlinge vorgezogen, aus dem für uns merkwürdigen Grunde, weil in den ſüdlichen Provinzen der Frühling durch Regen und Wind fchadlichen Wechſel der Temperatur erzeuge, im Herbſt dagegen auf die Beſtändigkeit der Witterung zu rechnen ſey. Anm. d. d. Ueberf. ſchädlich if. Da aber die Frühlingswitterung oft viele Raupen tödtet, ſo iſt man, den Verluſt wieder einzubringen, zur Erziehung der Herbſtraupen ge— nöthigt. Sicherer iſt es, die erſte Ausbrütung nicht gleich im Anfange des Frühlings, ſondern in den ſpätern Monaten vorzunehmen. Nach den Zeiten des Ausbrütens theilt man die Raupen ein in: April-, Mai-, Juni-, Juli-⸗, Auguft>, September-, Oktober- und Novemberraupen, und rechnet dabei für Anfangs und für Mitte Mai zwei Arten. Die im Juli ausgebrüteten werden die ge— liebten Raupen genannt. Die des Oktobers kommen von Eiern der vierten Legezeit. Die des Novembers heißen die kalten. In einer Geſchichte des Königreichs Ou wird behauptet, daß in dem Bezirk von Nan-yang die Seidenraupen achtmal im Jahr ihre Cocons bilden.“ Nach einer andern Eintheilung der Arten werden unterſchieden: die Raupen mit weißem Kopfe; die ſchwarzen Raupen, von denen einige den dreimaligen, andere den viermaligen Schlaf haben, letztere werden zweimal im Jahre ausgebrütet; die aſchfarbigen; die der Provinz Hou-kouang und einiger anderer Gegenden. — Endlich bemerkt man Es iſt dieß nicht fo zu verſtehen, daß man in einem Jahre acht von einander abſtammende Generationen erziehen, ſondern nur die einmal geſammelten Eier zu acht verſchiedenen Zeiten zum Ausbrüten bringen könne. Es ſcheint, daß nur von den viermal bautenden Raupen in einem Jahre zwei von einander abſtammende Generationen erzogen werden können. Anm. d. d. Ueberſ. Ueb. d. Anbau d. Maulbeerbäume. 7 98 noch Raupen, die zu zwei oder drei zugleich an einem Cocon ſpinnen. Es gibt außer den Seidenraupen noch zwei andere Inſekten, welche Cocons bilden. Die eine Art nährt fi von den Blättern der Bruſtbeerbäume (Jujubiers, Ziziphus sinensis); die andere von einer Pflanze, die nur mit ihrem chineſiſchen Namen: Siao, ange— deutet wird. Behandlung der Eier. Der Chou⸗king (ein canoniſches Buch der Chineſen) ſagt: Im letzten Monat des Frühlings, am erſten Tage des Neumonds, wäſcht die Gemahlin des Für— ſten die Eier der Seidenraupen in einem Bache. (Die erprobteſten Vorſchriften der Seidenbauer des himmliſchen Reichs, in Beziehung auf Behand— lung, Bäder und Aufbewahrung der Eier, ſind in den nachfolgenden Auszügen aus chineſiſchen Wenn zuſammengeſtellt.) Will man die fogenannten geliebten Raupen (welche im Juli die Cocons bilden) gewinnen, ſo nimmt man die Eier von Schmetterlingen, die aus den Maicocons kommen, und legt dieſe Eier in ein irdenes Gefäß, das größer oder kleiner ſeyn muß, je nachdem man mehr oder weniger Eier aufbewahren will. Man verſtopft mit Papier die Oeffnung des Gefäßes, und ſtellt dieſes, unter einem dichtbelaubten Baume, in ein mit Quellwaſſer gefülltes Becken, damit die Friſche das Ausſchlüpfen der Raupen auf— halte. In dieſem Zuftande läßt man die Eier drei 99 bis ſieben Tage; dann find fie zum Ausbrüten ge- ſchickt und man kann Raupen aus ihnen erziehen. Dieſe Raupen werden auch geliebte Kinder ge— nannt. Nachdem ſie ihre Cocons gebildet, ſchlüpfen die Schmetterlinge aus und legen Eier; ſieben Tage nachher kommen Raupen aus den Eiern. Viele Per— ſonen erziehen dieſe Art Raupen. Das Waſſer in dem Becken muß gleiche Höhe haben mit den im Gefäß eingeſchloſſenen Eiern; ſtände das Waſſer höher, ſo wäre dieß für viele Eier verderblich, und würde ſie unfähig machen, ausgebrütet zu werden; ſtände es tiefer als die Eier, ſo würde ihnen die Kühle fehlen, und die Raupen würden ausſchlüpfen: man könnte das Auskriechen alſo nicht ſieben Tage aufhalten, und die Brütung würde mißlingen; die Raupen würden vergeblich ſpinnen. Sind die Schmetterlinge ausgeſchlüpft und haben die Weibchen Eier gelegt, ſo könnten dieſe nicht nach dieſen Tagen, ſondern erſt im folgenden Jahre ausgebrütet werden. Gegen Ende Dezember oder im Januar badet man die Eier in Salzwaſſer, räuchert ſie mit dem Dunſt der Melanzane-Aepfel, * und bewahrt fie in Reißſtreu auf. Nach vierundzwanzig Tagen nimmt man ſie wieder heraus, badet ſie in fließendem Waſſer und erwartet die Ankunft des Frühlings. Ungefähr in der erſten Woche des Aprils fangen die Eier an, ſich zu verändern. Sie nehmen zuerſt Auch Tollapfel genannt, die Frucht eines Nachtſchattens. 100 eine gleichmäßige Färbung an, und ſchwellen auf. Ihr mittlerer Theil hat die Farbe der Weiden im Frühling. Endlich verwandeln ſie ſich in Raupen, die kleinen ſchwarzen Ameiſen ähnlich ſehen. Die Raupen, welche ſich rund im Kreiſe biegen, und einem aus weiter Ferne geſehenen Berge gleichen, ſind diejenigen, die man vor allen aufbewahren ſoll; dagegen ſind auszuſcheiden: die Raupen mit plattem Kopfe, die trockenen und die verbrannten, ſo wie die himmelblauen, gelben oder fleiſchfarbenen. Die Operation des Begießens der Eier mit Salz— waſſer nennt man das Bad.“ Die auf ſolche Art gebadeten Eier erzeugen Raupen, welche die beſte Seide geben. Auch ſoll dieſe Seide ſich leichter ab— winden laſſen. Die Raupen, deren Eier nicht gebadet werden, heißen hitzige Raupen (es find die Herbſtraupen); ſie werden weniger geſchätzt. Will man, daß die Eier ſchnell ausgebrütet wer— den, ſo muß man die Blätter Papier, worauf die Weibchen ſie gelegt haben, oft auf-, und eines nach dem andern wieder zuſammenrollen. Dieß Papier ſoll aus Baumwolle oder aus der Rinde des Maul— beerbaumes gefertigt ſeyn; denn, nach den Vor— ſtellungen der Chineſen, welche aus den Werkſtätten Alles verbannen, was von Hanf gemacht iſt, z. B. *Das Baden der Eier hat auch bei uns keinen Nach— theil gezeigt, und iſt nöthig, um die auf den Eiern ſitzende und nie zu vermeidende Unreinigkeit wegzubringen. Th. M. 101 Stricke, Hanfleinwand u. ſ. w., würde unſer euro— päiſches Papier den Seidenraupen ſchädlich ſeyn.) Will man dagegen das Ausbrüten verzögern, ſo ent— faltet man die Papierblätter nur ſelten in langen Zwiſchenräumen, und rollt ſie dann eng zuſammen, ſo daß im Mittelpunkt der Rolle kein leerer Raum gelaſſen wird. Ein chineſiſcher Schriftſteller ſagt: Am 8. Januar taucht man die mit Eiern belegten Papierblätter in Waſſer, worin man die Aſche von Maulbeerzweigen oder andern Kräutern gekocht hat. (Andere benetzen die Blätter mit dem Urin der Kühe und waſchen ſie dann im fließenden Waſſer.) Am Ende des Tages nimmt man ſie wieder heraus. Gegen Mitte März badet man die Eier von Neuem, wickelt ſie ſodann in Baumwollenpapier, und legt ſie in der Küche nieder. Man erwartet die Zeit, wo die Maulbeer— blätter ſo groß wie ein Theelöffel ſind, und wickelt dann die Eier in Baumwolle. Abends bedeckt man ſie mit erwärmten Kleidern, die man am Tage ge— tragen hat. Morgens legt man ſie unter die Bettdecke. Einige Seidenbauer wickeln Anfangs April die Eier in baumwollene Kleider, und legen ſie dann in ihr Bett. Sie glauben, daß die natürliche Wärme des menſchlichen Körpers das Ausbrüten beſchleunige.“ „Auch in Italien werden die Eier von Leuten, die fie im Buſen oder ſonſt am Leibe an ſich tragen, oder durch die Bettwärme ausgebrütet. Es iſt jedoch zu wünſchen, daß die chineſiſche Sorge für Reinlichkeit und das Entfernthalten unreinlicher Perſonen dabei beobachtet werde. N Anm. d. d. Ueberſ. 102 Sind die Raupen aus den Eiern gekommen, fo müſſen ſie mit Hülfe des Feuers erwärmt werden; find fie aber noch nicht aus dem Ei, fo ſoll man ſich hüten, die Brütung mit Feuerwärme zu be— ſchleunigen. Will man die mit Eiern belegten Papierblätter eintauchen, ſo nimmt man die Aſche von Maulbeer— zweigen, benetzt die Blätter und ſtreut die Aſche darauf. Hierauf rollt man ſie zuſammen, und taucht fie in Waſſer, worin etwas Salz aufgelöst if. Be ſorgt man, es möchten die Rollen oben ſchwimmen, ſo belaſtet man ſie mit einer Porcellanſchale. Nach vierundzwanzig * nimmt man die Blätter aus dem Waſſer. Man wäſcht die Blätter in fließendem Waſſer, die Aſche fortzuſchaffen; oder man begießt ſie in einem Becken. Sodann hängt man ſie in der Kühle auf. Im Anfange des Frühlings brüten die Eier aus. Kriechen aus einigen Eiern keine Raupen, ſo wirft man ſie weg. Zu dem Bade der Blätter nimmt man auch Blüthen von Birnbäumen, Pfirſichen und weißen Bohnen, zerdrückt ſie im Waſſer und badet damit die Blätter. Wenn die Weibchen Eier legen, ſo hören ſie gewöhnlich am Ende einer Nacht auf; im entgegen— geſetzten Fall können ihre Eier nicht zu gleicher Zeit ausgebrütet werden. Viele Perſonen bewahren die Eier der Seiden— raupen in Schachteln von Bambusrohr, wo ſie allen 103 Veränderungen der feuchten, warmen und heißen Temperatur ausgeſetzt ſind. Der Uebergang von Kälte zur Hitze iſt aber verderblich. Die Einwohner der Provinz Tſche-kiang ſagen dann, daß die Eier auf dem Papier erkranken, gleichſam wie die Kinder im Mutterleibe. Die Raupen dieſer Eier ſind bei der Geburt gelb, und ſolche taugen nicht zur Erziehung. | Will man die Eier conferviren, fo breite man die Papierblätter auf Bambusbretter, und bringe ſie an einen Ort, wo ſie weder dem Winde noch der Sonne ausgeſetzt ſind. Auch bedecke man ſie mit ſeidenen Stoffen, damit nicht die Inſekten der baumwollenen Zeuge ſie freſſen. Gibt es im Januar viel Schnee, ſo legt man die mit Eiern belegten Papierblätter auf den Schnee, läßt ſie einen Tag darauf liegen, und bringt ſie dann wieder auf die Bambusblätter, wo man ſie wie vorher mit ſeidenen Stoffen bedeckt. Nach Eintritt des Frühlings beobachtet man auf— merkſam den Zeitpunkt, wo das Ei nahe dran iſt aufzubrechen. Man nimmt gepulverten Zinnober, verdünnt ihn in lauwarmem Waſſer, und badet die Eier in dieſem Waſſer, das weder kalt noch heiß ſeyn, ſondern der natürlichen Wärme des menſchlichen Körpers gleichkommen ſoll. Ehe die Raupen ausgeſchlüpft ſind, wägt man die Eier, und ſchreibt das Gewicht auf den Rücken des Papierblattes, worauf ſie liegen. Nach dem Ausbrüten ſoll man ſie nicht abkehren, um ſie vom Papier zu löſen. Viele Leute, fo wie fie feben, daß die Raupen ausgekrochen, ſchaben mit einer Feder oder einem Kehrwiſch die Raupen ab; dieſe kleinen und zarten Weſen aber, die nicht ſtärker ſind als ein Haar oder ein Seidenfaden, würden die geringſte Verwundung durch den Kehrwiſch nicht er— tragen. Man ſoll die Maulbeerblätter in ganz dünne Faden ſchneiden“ und dieſe gleichmäßig auf ein großes Blatt Papier ausbreiten. Das Stück Papier, auf welchem die ausgekrochenen Raupen ſich befinden, wird auf den mit den zerſchnittenen Maulbeerblättern beſtreuten neuen Bogen gelegt. Die Raupen, die den Geruch der Maulbeerblätter lieben, kriechen von ſelbſt von dem Papier, auf welchem die Eier gelegt waren, auf das andere. Jetzt wägt man von Neuem das Papier der Eier, und ſieht aus dem Abgang des Gewichts, wie viel Raupen ausgekrochen, woraus ſich berechnen läßt, wie viel Pfund Blätter zu ihrer Nahrung nöthig ſind. Es iſt beſſer mehr als weniger Blätter zu haben. Die reichliche Nahrung der Raupen wird möglich, und die Blätternoth beſeitigt. Es gibt Leute, welche dieſe Berechnung nicht im Voraus an— ſtellen; fehlt es ihnen aber nachher an Blättern, ſo hat dieß für ſie die nachtheiligſten Folgen: ſie ver— ſetzen ihre Effekten oder verkaufen ſie, um ſich Maul— beerblätter anzuſchaffen. Sie haben den Schmerz zu * Das Schneiden der Maulbeerblaͤtter iſt ganz unnöthig, daher wir es ſeit mehreren Jahren aufgegeben haben. Th. M. 105 feben, daß ihre Raupen Hunger leiden; die Hürden ſind mit erkrankten oder ſterbenden Raupen beſäet. So verlieren ſie, aus Mangel an Vorſicht, eine große Zahl dieſer werthvollen Inſekten. Es hängt von dem Erzieher ab, die Veränderung der Farbe der Eier aufzuhalten oder zu beſchleunigen; es iſt aber Sorge zu tragen, daß dieſe Veränderung auf natürliche Weiſe erfolge, und nicht das Leben der Raupen in den Eiern in Gefahr bringe. Zeigen ſich Maulbeerblätter an dem Baume, ſo nimmt man Morgens von 8 bis 10 Uhr die Papier— blätter aus dem Gefäß, rollt ſie auf und befeſtigt ſie in einer hängenden Lage. Es gibt keine unfehl— bare Regel, nach welcher man die Fortſchritte der Entwickelung im Ei leiten könnte. Es iſt nur er— forderlich, daß am erſten Tage die Farbe um 70 und am andern Tage um 70 verändert ſey. Dann rollt man die Papierblätter wieder zuſammen, ſteckt ſie in eine Röhre, die an beiden Enden dicht ver— klebt wird, und legt ſie von Neuem in das Gefäß. Am dritten Tage gegen Mittag zieht man die Rollen wieder aus dem Gefäß und entfaltet ſie. Dann muß die Farbe vollkommen verändert ſeyn. Die Kunſt, Seidenraupen zu erziehen, beginnt bei der Wahl der Eier und Aufbewahrung der Cocons. Man nimmt in den Spinnhütten (coconnières) die gegen das Licht gewendeten Cocons (d. i. die am obern Theile der Hütten), die glänzend rein und von feſtem Gewebe ſind. N Die zuerſt ausgekrochenen Schmetterlinge haben 106 einen chineſiſchen Namen, der ſo viel als Schmet— terlinge im Grünen bag will. Die zuletzt ausgekrochenen heißen: die Schmetterlinge vom Ende. Weder die erſten noch die letzten ſind zum Aufbewahren geeignet. Man nimmt blos die nach dem zweiten Tage ausgekrochenen. a Man breitet Papierblätter über die Rahmen eines Geſtells. Die männlichen und weiblichen Thierchen nähern ſich bald einander und begatten ſich. Sobald es Abend geworden, ſondert man die männlichen Schmet— terlinge aus,“ hierauf legt man die weiblichen in gleicher Entfernung von einander auf Papierblätter. — So wie die Weibchen Eier in gehöriger Anzahl gelegt haben, ſcheidet man zuerſt die in Klümpchen zuſammengeballten Eier als unbrauchbar aus. Man läßt die Eier auf dem Papier, worauf ſie gelegt wurden, und hält ſie drei bis fünf Tage lang be— deckt. Wenn man die Papierblätter aufhängt, muß die Seite, worauf die Eier liegen, gegen das Innere *Es iſt bekannt, daß nach fünf bis ſechs Stunden die Begattung vollendet iſt; ein längeres Beiſammenbleiben beider Geſchlechter ſoll ſchädlich ſeyn, daher man ſie, lebe mit großer Behutſamkeit, trennt. * Anm. d. d. Ueberſ. * Hat man keinen Mangel an Männchen, fo kann man die Schmet- terlinge ſo lange beiſammen laſſen, als ſie Luſt dazu haben. Fehlt es dagegen an Männchen, fo kann man die Paare nach 4— 5 Stunden trennen, und die Männchen friſchen Weibchen zutheilen. Die Trennung muß jedoch vorſichtig vorgenommen werden. Zu dieſem Ende nimmt man Männchen und Weibchen bei den Flügeln, und nähert ſie einander mit den Köpfen, ſo daß ſie einander die Stirne bieten. Die Trennung geht auf dieſe Art am leichteſten. Th. M. 107 des Zimmers gerichtet ſeyn, damit der Wind nicht eindringe. * Gegen die Zeit des Winter-Sonnenſtillſtands, am erften Tage des Neumonds, foll man die Eier nicht in zu tiefem Waſſer baden, ſondern nachdem ſie ein⸗ getaucht, ſogleich wieder zurückziehen. Am Tage des Vollmonds nimmt man mehrere mit Eiern belegte Papierblätter und rollt ſie zuſammen. Man ver— bindet ſie mit einem Faden aus Maulbeerrinde oder Baumwolle, und hängt ſie ſodann vor der Hausflur auf eine hohe Stange, damit die Eier der Kälte im Januar ausgeſetzt werden.“ In der erſten Woche des Februars nimmt man die Rollen von der Stange ab, und ſetzt ſie ſtehend in ein irdenes Gefäß. Nach zehn Tagen beobachtet man den Augenblick, wo die Sonne ſich über dem Horizont erhebt, nimmt die Papierblätter aus dem Gefäß, und ſetzt ſie nach jedem finſtern und feuchten Wetter der Sonnenwärme aus. Gegen den fünften April nimmt man die mit Eiern belegten Papierblätter, welche auf das irdene Gefäß geſtellt waren, und trägt ſie, gegen den Wind * Es iſt hierbei zu erinnern, daß die Fenſter der Chi: neſen nur mit Papier verklebt ſind, der Wind alſo leicht eindringt. Anm. d. d. Ueberſ. Nach d'Entrecolles, der ſich auf chineſiſche Autorität beruft, vertragen die Eier der Seidenraupen nicht nur Kälte und Schnee, ſondern erſtarken in der Kalte, * Anm. d. d. Ueber!. + Nach unſern Erfahrungen können die Eier jede bei uns ges wöhnlich vorkommende Winterkälte ertragen. Die Eier dürfen auch den Sonnenſtrahlen wohl im Freien ausgeſetzt werden, nicht aber im Zimmer. Th. M. 108 geſchützt, in ein Zimmer, in welchem eine fanfte Wärme herrſcht. Hier hängt man ſie in der mitt— lern Höhe des Lokals auf. Gegen den 20. April ſetzt man die Blätter der Luft und der Sonne aus, und zwar ſo, daß man die Seite des Papiers, die früher nach außen ge— richtet war, nach innen kehrt. Man rollt von der Linken zur Rechten die Blätter, die vorher von der Rechten zur Linken, und von der Rechten zur Linken, die vorher von der Linken zur Rechten gerollt waren. Jeden Tag wechſelt man die Seite, und rollt im entgegengeſetzten Sinne des vorigen Tages. Nachdem man ſie hinreichend auf- und abgerollt, legt man ſie wieder ins Gefäß wie vorher. Naht die Brütezeit, fo bringt man die Papier- blätter in ein Zimmer, wo ſie gegen Wind und Sonne geſchützt ſind. Die Raupen werden alle zu— gleich ausfriechen. * Damit die ausgekrochenen Raupen das Papier ihrer Eier verlaſſen, bedienen ſich einige Perſonen eines Stöckchens von Pfirſichholz, und ſchlagen damit auf die Rückſeite des Papiers. Dieß iſt eben ſo nach— theilig, als die Raupen mit einem Kehrwiſch oder mit einer Feder abzukehren. Die ſo erſchütterten Raupen zeigen ſich in der Folge kränklich. * In der Kunſt, das gleichzeitige Auskriechen zu be: wirken, ſcheinen die Chineſen Meiſter zu ſeyn. Dieß iſt wohl ihrer gewiſſenhaften Beobachtung aller Vorſichtsmaß— regeln zuzuſchreiben. Vieles, was uns kleinlich dünkt, mag ſehr weſentlich ſeyn. Anm. d. d. Ueberſ. 109 — Nachdem die Raupen ausgekrochen, bereitet man auf einer Hürde ein Bett aus gehacktem Stroh, welches man eine oder zwei unter der Aſche gebratene rothe Bruſtbeeren (jujubes) legt. Vor dem Aus— brüten wägt man ſorgfältig das Papier mit den Eiern; nach demſelben verbreitet man die neuge— bornen Raupen auf dem Bette von gehacktem Stroh. Sie müſſen in gleicher und weiter Entfernung ver— theilt werden. Sind alle Raupen ee, ſo wägt man von neuem die leeren Blätter, und kennt dann genau die Menge der zu erziehenden Raupen. Befolgt man genau die hier angegebenen Vor— ſchriften, ſo wird man von hundert Raupen kaum eine verlieren.“ Einige Leute legen auf eine einzige Matte alle Raupen, die aus einer oder zwei Unzen Eier kommen; dann ſind aber die Thierchen auf einander gehäuft * Bei Berechnung der Anzahl der Raupen, welche man hat, verfährt man folgendermaßen: angenommen, man habe ein Papier, das mit Eiern gut beſetzt vor der Brut 6 Loth, nachdem die Raupen aber ausgekrochen, nur noch 3 Loth wäge, ſo wäre dieß ein Beweis, daß aus 3 Loth Eiern Raupen herausgekrochen ſind, und daß man, da 20,000 Eier auf das Loth gehen, 60,000 Raupen habe. Der geringe Verluſt der Chineſen an Raupen iſt theil— weiſe dem Umſtande beizumeſſen, daß fie nie eine große Menge Raupen in einem Lokale bei einander haben, ſondern die Seidenzucht immer im Kleinen betreiben; und theilweiſe dem Umſtande, daß fie blos die Raupen rechnen, welche, nach der letzten Häutung, wo fie eigentlich recht viel Futter zu ſich nehmen und wo ihre Behandlung 8 15 zu Grunde gehen. M. — * und in einer gepreßten Lage, wodurch viele verloren gehen. ö Hat man neugeborne Raupen von drei Unzen Eier, ſo ſoll man ſie auf gleichmäßige Weiſe auf einer großen Hürde ausbreiten. Man hüte ſich eine zu große Menge erziehen zu wollen. Der Geiz rechnet falſch, wenn er nicht den nöthigen Raum, die Hei— zungsmittel und die Zahl der Arbeiterinnen in Anſchlag bringt; er verliert dann zugleich die Raupen und ſeine Koſten. (Gleichzeitiges Auskriechen der Raupen zu be— wirken, iſt eine der wichtigſten Sorgen bei Erziehung der Seidenraupen. In dieſer Rückſicht laſſen wir die Anweiſung eines andern Schriftſtellers hier folgen, obgleich ſie zum Theil Wiederholung der oben an— gegebenen Vorſchriften enthält.) In dem Werke: Ssé-nong-pi⸗yong liest man: Die Seidenraupen auszubrüten, ſetzt eine genaue Kenntniß der ihnen nöthigen Grade der Wärme und Kälte voraus, ſo wie der Mittel, das Ausbrüten auf— zuhalten und zu beſchleunigen, damit nicht eine Raupe früher als die andere geboren werde. Dabei iſt fol— gendes Verfahren zu beobachten: Wenn alle Eier aſchfarbig geworden, nimmt man zwei zu zwei gefügte, mit Eiern belegte Papierblätter, und legt ſie auf eine ganz reine Hürde. Sodann rollt man ſie dicht zuſammen, bindet ſie an beiden Enden mit baumwollenen oder maulbeerbaſtenen Fä— den, und ſtellt die Rollen aufrecht in ein reinliches, luftiges Zimmer, worin kein Rauch zu bemerken. * 2 111 Am Abend des dritten Tages nimmt man die Rollen wieder zur Hand, wickelt ſie auf, und breitet ſie auf den Hürden aus einander. Man kann zufrieden ſeyn, wenn noch keine Raupe ausgekrochen; ſind einige ausgebrütet, ſo wirft man ſie weg. Sodann nimmt man die Blätter drei zu drei, rollt ſie locker zuſammen, und trägt ſie in ein eigens für die Seiden— raupen geheiztes Zimmer. Morgens mit Sonnen— aufgang rollt man die Blätter aus einander, und breitet ſie eins nach dem andern auf Hürden, die im Hofraume bereit gehalten werden. Iſt Thau gefallen, ſo ſtellt man die Hürden in ein kühles Zimmer, und unter eine Art Zelt. Einige Zeit nachher trägt man die Blätter wieder in das für die Seidenraupen be— reitete Zimmer, und legt ſie einzeln auf die auf dem Boden liegenden Hürden. Nach wenig Augenblicken werden alle Raupen zugleich, in Geſtalt kleiner ſchwarzer Ameiſen, geboren ſeyn. Nicht eine wird früher oder ſpäter als die andere zum Vorſchein kommen. Man wiegt jetzt ſowohl die ausgekrochenen Raupen, als das Papier, und man wird die Menge der Raupen und der nöthigen Maulbeerblätter be— rechnen können. Nach der Ausbrütung nimmt man friſche und junge, mit einem ſcharfen Meſſer in dünne Fäden geſchnittene Maulbeerblätter, und ſtreut ſie mit einem Siebe, das große Löcher hat, auf das leinene oder papierne Blatt, welches die Raupen aufnehmen ſoll, nachdem man vorher das Bett mit gehacktem Stroh bereitet hat; ſodann legt man die Papierblätter mit 112 den ausgekrochenen Raupen auf die Maulbeerblätter, auf welche die Raupen von ſelbſt hinabſteigen werden. Sollten einige Raupen zu langſam ſich bewegen, oder auf die Kehrſeite des Papiers kriechen und dieſes nicht verlaſſen, auch nachdem man das Papier um— gewendet, ſo hat man ſie als krank anzuſehen und wegzuwerfen. Ernährung der Seidenraupen. Die verſchiedenen Zeiten der Häutung oder des Schlafs der Seidenraupen werden in einigen Ge— genden durch das Wort Nao (Jugend) bezeichnet; man ſpricht von der erſten, zweiten, dritten, vierten Jugend. Jedes dieſer Lebensalter fordert eigene Für⸗ ſorge in Abſicht auf Ernährung der Raupen. Auch die Farbe derſelben ſtatuirt einen Unterſchied. Sind ſie von einer leuchtenden Weiße, ſo nähre man ſie mäßig; reichliche Nahrung verlangen dagegen die glänzend-blauen. Eine runzelige Haut iſt ein Zeichen, daß die Thiere Hunger haben. Den glänzend— * iſt etwas weniger Futter zu reichen. So oft man den Raupen zu eſſen giebt, ziehe man die Fenſterrollen auf, und laſſe ſie nach der Mahlzeit wieder herab. Denn das Licht gibt ihnen Appetit. — Nach reichlicher Nahrung wachſen ſie ſichtbar. Am Tage nach ihrer Geburt gibt man Maulbeer— blätter, die an der Luft getrocknet find. Die % Zoll großen Raupen eſſen fünfmal in 24 Stunden. Am neunten Tage hören ſie einen Tag und eine 113 Nacht lang auf zu eſſen. Dieſe Ruhe iſt der erſte Schlaf, nach welchem die Häutung erfolgt. Sieben Tage ſpäter fallen ſie auf gleiche Weiſe in den zweiten Schlaf. Sind fie nach dem Eſſen der Blätter / Zoll lang geworden, ſo wollen ſie in 24 Stunden ſechs— mal gefüttert ſeyn. Nach ſieben Tagen tritt der dritte Schlaf ein, und fünf Tage ſpäter der ſogenannte große Schlaf; die Raupen enthalten ſich zwei Tage (den ſechsten und ſiebenten) der Nahrung. Nach dem dritten Schlaf eſſen ſie anfangs nur die Hälfte der Blätter, müſſen aber achtmal binnen 24 Stunden gefüttert werden. Drei Tage nachher zeigen ſie großen Appetit, und wollen zehnmal während Tag und Nacht gefüttert werden. Ehe noch drei Tage verfloſſen, be— ginnen ſie an ihrem Gehäuſe zu arbeiten. — Jedes Mal wenn die Raupen nach einem Schlaf wieder anfangen zu eſſen, ſind die Blätter mit leichter Hand über ſie hinzulegen. Würfe man ſie auf, ſo würden die Raupen eine Erſchütterung fühlen, die ihnen den Appetit nehmen könnte. (Das eben beſchriebene Verfahren bezieht ſich auf die Erziehung der Seidenraupen mit viermaligem Schlaf, und dauert länger als bei den Raupen mit dreimaliger Häutung. Anm. d. franz. Ueberſ.) (Die chineſiſchen Schriftſteller ſind nicht einig in Abſicht auf die Zahl der Mahlzeiten, die in 24 Stunden den Raupen gereicht werden ſollen. Die ſeltnere oder öftere Wiederholung hängt von verſchie— denen Umſtänden ab: von dem Lebensalter der Rau— pen, von der Jahreszeit, in welcher ſie ausgebrütet Ueb. d. Anbau d. Maulbeerbäume. 8 114 werden 2. Im Allgemeinen wird das ganze Er— ziehungsgeſchäft bei öfterer Fütterung in kürzerer Zeit vollendet. Auch die Verſchiedenheit des Klima in den Provinzen China's mag hierin einen Unter- ſchied machen. Anm. d. d. Ueberſ.) Einige Seidenbauer wiederholen in 24 Stunden höchſtens zehnmal die Fütterung. Andere geben alle halbe Stunden eine Mahlzeit, alſo 48 in Zeit von Tag und Nacht. Sie ſagen: es ſey durchaus nöthig, die Raupen Tag und Nacht zu füttern. Die vielfachen Mahlzeiten bewirken, daß die Raupen ſchnell ihr Alter erreichen. Seltene Mahle verzögern die Ent— wickelung. Erreichen ſie ihr Alter in 25 Tagen, ſo können die Raupen einer Hürde 25 Unzen Seide geben; werden ſie erſt in 28 Tagen alt, ſo erhält man nur 20 Unzen Seide von gleicher Menge Raupen. Bei einer Lebenszeit von einem Monat oder von 40 Tagen wird eine Hürde nur ungefähr 10 Unzen Seide geben. Die ſchnelle Vollendung der Lebenszeit hat alſo offen— bare Bortheile. * Eine andere Schrift enthält über die Wiederholung der Fütterung folgendes: Am erſten Tage gibt man *Nach unſern Erfahrungen verwerthet man, beim Betrieb im Großen, feine Maulbeerblätter um fo höher, je ſchneller die Zucht vorübergeht; d. h. dauert die Zucht 24 Tage, ſo kann man durch Verfütterung von 1000 Pfund Blättern 100 Pfund Cocons, bei 36— 46 Tagen von 15 — 1600 Pfund wieder nur daſſelbe Quantum Cocons erhalten. Der ſchnelle Verlauf der Zucht wird durch vermehrte Wärme und öfter wiederholtes Füttern bedingt. Th. M. 115 den Raupen zwei Mahlzeiten in einer Stunde, d. i. man füttert fie 48 mal in 24 Stunden. Die viel- fachen Mahlzeiten ſind nöthig, weil die jungen Rau— pen ſich nur von dem Safte der Blätter nähren. Dieß iſt ihre Milch, die man ihnen reichlich geben ſoll, weil ſie ſonſt ſchwächlich und kränklich werden würden. ; Am zweiten Tage gibt man 30 mal während Tag und Nacht zu eſſen. Die Blätter dürfen in etwas weniger dünne Fäden geſchnitten ſeyn. Am dritten Tage gibt man in 24 Stunden nur 20 Mahlzeiten, und Fäden, die noch weniger dünn geſchnitten ſind. Von der Geburt an bis zum dritten Schlaf füt— tert man ſtets mit zerſchnittenen Blättern. In der erſten Zeit unmittelbar nach einer Häutung iſt es nicht nöthig, die Raupen mit friſchen Blät— tern zu nähren. Dieß iſt der Grund, warum man gegen Ende des Herbſtes, ehe die Blätter gelb ge— worden, ſie in großer Menge ſammelt, trocknet, zu Mehl ſtößt, und an einem Orte aufbewahrt, den man durch Feuerung ohne Rauch erwärmt hat. Mit dieſem Mehl wird man die Frühlingsraupen un— mittelbar nach jeder Häutung ernähren können.“ Oder man nimmt Anfangs Januar kleine Erbſen (dolichos), erweicht fie in friſchem Waſſer, legt ſie, in nicht ſehr dichter Lage, auf Hürden, und trocknet ſie an der Sonne. Ferner wäſcht man gereinigten * Die Mehlfütterungen haben nach unſern Erfahrungen keinen Werth. Th. M. 116 Reiß in Waſſer und trocknet ihn. Die Erbſen und der Reiß werden an einem ſchattigen Ort aufbewahrt. Mit dem auf dieſe Weiſe erhaltenen Mehl kann man die Raupen beim Erwachen aus ihrem letzten Schlaf ernähren, indem man es gleichmäßig über die ihnen beſtimmten Blätter ſtreut. Die in dünne Fäden ae Blätter dürfen nie fehlen. Perſonen, welche die Raupen ernähren, ſollen ſich wo möglich des Schlafs enthalten, oder bei dem Geſchäft einander ablöſen, damit die Raupen keinen Augenblick ohne Aufſicht gelaſſen werden. Faulheit bringt Schaden. Nach jeder Fütterung ſoll man die Hürden von allen Seiten beſichtigen. Es iſt weſentlich, daß die Blätter gleichmäßig vertheilt ſind. Iſt das Wetter trübe und regneriſch und die äußere Luft kühl, ſo nimmt man, vor der Ernährung, trockene Maulbeer— zweige oder eine Hand voll Reißſtroh, von dem die Blätter abgeſtreift, zündet es an, und trägt die Flamme um und unter die Hürden; ſonach wird ſich die Kälte und Feuchtigkeit, wodurch die Raupen er— ſtarren, verlieren. Erſt nach dieſer Operation gibt man zu eſſen. Auf ſolche Weiſe kommt man den Krankheiten zuvor. Man erwartet den Augenblick, wo alle Raupen eingeſchlafen find, und fest dann die Ernäh— rung aus. Erſt wenn ſie alle wieder erwacht ſind, ſchreitet man von Neuem zur Fütterung. Wollte man ihnen ſchon Nahrung geben, wenn erſt o oder /o erwacht find, fo würden ſie nicht alle zugleich das Alter erreichen, und man würde viele verlieren. | Nach der zweiten Häutung bis zur Zeit des großen (dritten) Schlafs, wenn die Raupen eine Färbung von glänzendem Gelb annehmen und ſich zum Schlaf anſchicken, unterbricht man jede Nahrung, und trägt die Raupen auf andere Hürden. Sind ſie nachher alle erwacht, ſo gebe man ihnen in längeren Zwiſchenräumen zu eſſen und beſtreue ſie nur mit einer leichten Lage von Blättern. Bei zu viel Blättern würden ſie ohne Hunger eſſen und erkranken. Die Nahrung iſt es, welche den Raupen Kraft und Leben gibt; ſie muß daher ſtets ihrem jedesmaligen Zuſtande angemeſſen ſeyn, und dieß erfordert große Aufmerk— ſamkeit. (In dieſer Beziehung werden hier folgende, zum Theil fon beſprochene Regeln noch einmal in Erinnerung gebracht.) Die vom Regen oder Thau befeuchteten Blätter ſind den Raupen ſchädlich.“ Erwachen fie aus ihrem großen Schlaf, ſo iſt jeder innern Hitze vorzubeugen. In dieſer Zeit werden dann die Mahlzeiten wieder häufiger zu geben ſeyn. Erhebt ſich zufällig der Südwind, ſo ſind die Fenſtervorhänge und die Stroh— ſäcke vor den Thüren herabzulaſſen. In dieſem Augen— blick ſoll man die Raupen nicht auf andere Hürden *Naſſe Blatter find nicht abſolut ſchädlich, jedoch muß deren Fütterung fo viel wie möglich vermieden werden, weil fie gern in Gährung kommen und dadurch ſchädlich werden. Th. M. 118 übertragen. Legt man fie aber auf die Hürden, fo wird eine zwei Zoll lange Entfernung von einer Raupe zur andern gelaſſen. Man nimmt ſodann die kleinen Erbſen, die man im Januar zurückgelegt, taucht ſie in etwas Waſſer, bis man merkt, daß ſie keimen, trocknet ſie ſonach an der Sonne, und zerreibt ſie zu Mehl. | Der gereinigte Reiß, den man gleichfalls im Januar als Vorrath aufbewahrte, kann zu gleichem Gebrauch verwendet werden, nachdem man ihn im Dampf gekocht und zu Mehl gemacht hat. Bei der vierten Mahlzeit ſtreut man das Mehl gleichmäßig auf die Maulbeerblätter. Es erfriſcht die Raupen und vertreibt die innere Hitze, welcher ſie in dieſem Lebensalter ausgeſetzt ſind, und welche für ſie ein tödtliches Gift iſt. Durch die auf ſolche Weiſe an— gewendete Sorgfalt ſichert man ſich eine reichliche, ſtarke und glänzende Seide, die überdem leichter abzuhaſpeln ſeyn wird. Hat man nur wenig friſche Maulbeerblätter, ſo nimmt man die im vorigen Herbſte geſammelten Blätter und reibt ſie von Neuem zu Pulver, das man gleichmäßig auf die Blätter ſtreut, nachdem man dieſe vorher ein wenig angefeuchtet hat. Da— durch erſetzt man den Mangel an Blättern. Man könnte auch ſtatt deſſen die Blätter der Pflanze Ou— kiou (cicorium intubus?) anwenden. Man begieße früh Morgens den Fuß des Maul— beerbaumes, und ſammle gleich darauf die Blätter. Wenn man ſehr früh begießt, ſo haben die Blätter 119 viel Saft; auch vertrocknen fie nicht leicht, wenn fie unmittelbar nach dem Begießen gepflückt ſind. Zum Schneiden der Blätter in dünne Fäden nehme man ein ſcharfes Meſſer; ein ſtumpfes würde ihnen den Saft entziehen. Die Fäden müſſen dünn ſeyn, weil ſie ſonſt ihrer Schwere wegen auf die Raupen drücken würden. Durch ein Sieb mit großen Löchern muß das Futter aufgeſtreut werden, damit es gleichmäßig vertheilt ſey und alle Raupen gleich viel Futter erhalten. * Man ſoll die Raupen ſehr warm halten, und ſo wenig als möglich Licht zulaffen. * Im Allgemeinen iſt den neugeborenen Raupen die Dunkelheit nöthig. Erwachen ſie aus ihrem Schlaf, ſo gebe man ihnen etwas Licht. Zeigen ſie in der Folge viel Appetit, ſo gebe man ihnen auch viel Licht. Einige geben den neugeborenen Raupen vollſäftige Blätter, die ſie in der Nacht vorher von den gegen Südoſt gerichteten Zweigen gepflückt haben. Sie be— wahren ſie in einem irdenen Kruge, und, wenn ſie ſie wieder herausnehmen, ſchneiden ſie ſie in dünne Fäden. So wie die Raupen ſich zum Schlaf anſchicken, iſt ihre Nahrung, je nach Verhältniß des Grades der gelben oder weißen Farbe ihrer Haut, zu ver— mindern. Die Blätter müſſen dann ſehr dünn ge— ſchnitten und oft, aber nur in leichten, nicht dichten Lagen, aufgeſtreut werden. *Das Tageslicht iſt den Raupen nie ſchädlich. Th. M. 120 Sind die Raupen durchaus gelb, fo ſoll man fie ſogleich auf andere Hürden legen, ohne darauf Rückſicht zu nehmen, ob der Himmel hell oder trübe, ob es Morgen oder Mitternacht ſey. Auf dieſen neuen Hürden iſt ihnen, ſo lange der Schlaf dauert, kein Futter zu reichen; erſt wenn ſie insgeſammt aus dem Schlafe erwacht ſind, nähre man ſie von Neuem. In dieſem Verfahren beſteht die Kunſt, die Nahrung zu verringern und die Häutung zu beſtimmen. So wie nämlich die Raupen ſich zur Häutung vorbereiten, ſtreut man nur leichte Blätt— chen in dünner Lage auf; dagegen werden die Raupen, die noch keine Anſtalten zur Häutung machen, reichlich und oft gefüttert, damit ſie bald in Schlaf verfallen. Dadurch wird man bewirken, daß alle Raupen zu— gleich aus der Häutung hervorkriechen, und überdem wird man ſie gegen Krankheiten ſchützen, welche durch Ueberladung mit Blättern und darauf folgender in— nerer Hitze verurſacht werden. f Die Seidenraupen können in zehn verſchiedenen Zuſtänden ſich befinden; es kann ihnen kalt oder warm ſeyn; ſie ſind hungrig oder geſättigt, weit von oder nahe bei einander, eingeſchlafen oder erwacht: endlich eſſen ſie langſam oder mit Appetit. Auf jeden dieſer Zuſtände iſt unausge— ſetzte Aufmerkſamkeit zu verwenden, ſo wie zugleich alle ſchädlichen Dinge zu entfernen ſind. Dieſe ſchäd— lichen Dinge beziehen ſich entweder auf die Be— ſchaffenheit der Blätter, welche weder feucht noch warm ſeyn dürfen; oder auf die in der Werkſtatt 121 zu beobachtende Reinlichkeit; auf Entfernung von üblen Dünſten, von Lärm und Geräuſch; oder auf plötzlichen Wechſel der Temperatur, auf den ihnen nöthigen Grad der Wärme, auf Wind und Sonne, wie dieß Alles bereits oben ausführlicher angezeigt wurde. (In Rückſicht auf die Wichtigkeit des Gegenftandes, ſey es erlaubt, den bisherigen noch einige andere Auszüge aus chineſiſchen Schriften beizufügen, obgleich ſie zum Theil Wiederholungen des Geſagten ent— halten. Dieſe Wiederholungen konnten nicht ganz vermieden werden, wollten wir uns nicht zu weit von der franzöſiſchen Ueberſetzung entfernen; zugleich ſind ſie, als Wiederholungen ſelbſt, belehrend, in ſo fern fie die Uebereinſtimmung mehrerer chineſiſchen Raupenerzieher über die von ihnen empfohlene Me— thode beweiſen. Wo dagegen die Schriftſteller von einander abweichen, können ſie als Warnung dienen, einzelne Vorſchriften der Chineſen nicht ſklaviſch nach— zuahmen, ſondern durch Verſuche die für Europa brauchbarſten Methoden zu entdecken. Anmerk. d. d. Ueberſ.) In dem Werke: Nong-ſang-thong-kioué liest man: Am dritten Tage (nach der Ausbrütung) zwiſchen 10 Uhr Morgens und 2 Uhr Nachmittags, legt man drei Hürden auf ein anderes Geſtell. Die obere ſchützt die Raupen gegen Staub, die untere gegen Feuchtigkeit; die mittlere iſt für die Raupen beftimmt. Die jungen Raupen, welche verrathen, daß fie ſchon von innerer Hitze geplagt ſind, wechſelt man gegen 122 gefunde aus. Auf die mittlere Hürde fest man eine kleine Anzahl Raupen, die den Raum eines Dam— brettes einnehmen. Dieſen Raum werden ſie bald ganz bedecken. Nach und nach vermehrt man die Menge der zu ihrer Nahrung beſtimmten Blätter. — Iſt Morgens das Wetter heiter, ſo zieht man gegen Oſten die Fenſtervorhänge auf, und im Ver— lauf des Tages diejenigen, die ſich in der dem Winde entgegengeſetzten Richtung befinden. — Allmählig werden die Raupen ihre Farbe verändern. Je nach der Farbe vermehrt oder vermindert man ihre Nah— rung. Sind ſie vollkommen gelb, ſo hört man mit dem Futter auf. Die Raupen bleiben unbeweglich. Es iſt dieß ihr erſter Schlaf. Hat man ſie nach demſelben auf eine andere Hürde übergetragen, ſo kann man ſie binnen Tag und Nacht ſechsmal ſpeiſen. Am zweiten Tage vermehrt man nach und nach die Menge der Blätter. Die Fenſter kann man bis zur Hälfte öffnen. Von dem Augenblick, wo die Raupen anfangen ſich gelb zu färben, müſſen ſie ſehr warm gehalten werden. Auch wenn ſie ganz eingeſchlafen, iſt ihnen noch gute Wärme zu geben. Nach dem Erwachen bedürfen ſie nur ſchwacher Wärme. Hat man nach dem zweiten Schlaf die Raupen übergetragen, und ſind ſie ſämmtlich erwacht, ſo ſoll man ihnen zuerſt nur ein mäßiges Mahl geben. Man beſchränkt ſich auf viermalige Fütterung inner— halb vierundzwanzig Stunden. Am folgenden Tage kann man die Menge der Blätter nach und nach ver— mehren. Einige ziehen dann die Fenſtervorhänge auf. 123 Auch in dieſer Periode, wie in der vorigen, tft die Wärme nach und nach zu vermindern. Hat man nach dem dritten Schlaf die Raupen verſetzt, und ſind alle erwacht, ſo gibt man ihnen im Verlauf von Tag und Nacht dreimal zu eſſen. Die erſte Mahlzeit ſoll ſehr leicht ſeyn, die zweite noch geringer, und die dritte wie die erſte. Wären dieſe Mahlzeiten nicht ſparſam gegeben, ſo würden die Raupen nur langſam bis zur Epoche ihres Alters eſſen. Am zweiten Tage vermehrt man ein wenig die Menge der Blätter. Zugleich darf man die Fenſter— vorhänge aufziehen und die über dem Geſtelle be— findlichen Dachfenſter öffnen. Abermals iſt auf den Wärmegrad zu ſehen. Von dem Augenblick, wo die Raupen gelb werden, brauchen ſie eine mäßige Wärme; ſo wie ſie eingeſchlafen, muß die Wärme nur gering ſeyn; ſobald ſie aber erwacht ſind, wollen ſie Friſch— heit der Temperatur. Nach jeder Mahlzeit nimmt man einen Korb voll Blätter und macht die Runde um das Geſtell. Wo man auf der Hürde eine leere Stelle ſieht, bedeckt man ſie mit Blätter, worauf Reißmehl geſtreut wurde. Nach der ſiebenten oder achten Fütterung in den Mittagsſtunden, nimmt man geſchnittene Blätter und verbreitet ſie auf die Hürde, nachdem man ſie gleichmäßig mit friſchem Waſſer angefeuchtet hat; etwas ſpäter ſtreut man durch— geſiebtes Reißmehl auf und gibt wieder auf gleich— mäßige Vertheilung acht. Zu jedem Korb Blätter braucht man etwa einen oder zwei Schoppen friſches Waſſer und vier Unzen Mehl. Hat man letzteres nicht im Vorrath, fo füllt man den Korb bloß mit friſchen Blättern, was hinreicht, einmal die Raupen einer Hürde zu füttern. Das Mehl von getrockneten Blättern, das auf die friſchen Blätter geſtreut wird, iſt ſehr nahrhaft für die Raupen, und macht ſie fähig, feſte und dichte Cocons zu bilden, deren Seide ſehr ſtark iſt. Nach dem großen (oder dritten) Schlaf gibt man, in gewiſſen Zwiſchenräumen, dreimal ſolches aus Mehl und angefeuchteten Blättern beſtehende Futter. — Nahen ſich die Raupen dem Alter, ſo wollen ſie leichte und häufige Speiſe; die Wärme muß dann nur ſchwach ſeyn.“ Den Spätlingen unter den Raupen, d. h. den— jenigen, die nicht geneigt ſcheinen, zu gleicher Zeit mit den andern einzuſchlafen, gebe man häufig Fut— ter; ſie werden dadurch angetrieben, bei der Häutung den andern Raupen der Hürde nachzukommen. Die Verſpätung des Schlafs iſt die Folge einer Art Krankheit, die ſchon im Anfange der Erziehung ihren Urſprung hat. Dieſem Nachtheil zu begegnen, iſt Folgendes zu beobachten. Sieht man mitten unter den vollkommen gelben Raupen einige, die erſt ihre weiße Farbe verlieren und anfangen gelb zu werden, ſo kann ihnen durch häufige Fütterung nachgeholfen werden. Sind aber unter den andern ſchon vollkommen * Durch erhöhte Warme wird der Häutungsprozeß, welchen die Chineſen fälſchlicherweiſe Schlaf nennen, beſchleunigt; ebenſo wie man die Nachzügler durch häufigere Fütterungen zur ſchnelleren Entwickelung bringen kann. Th. 125 gelben noch viele blaue und weiße, jo iſt dieß ein Zeichen, daß letztere gegen die erſteren zu weit zu— rückgeblieben. Alle Mühe, ſie zur Beſchleunigung des Häutens anzutreiben, wäre vergebens. Man werfe ſie weg. Unter den Veränderungen, welche die Seiden— raupen erfahren, iſt die der Farbe die geringſte. Sie hören auf zu eſſen, verfallen in Schlaf und häuten ſich; dieß iſt ſchon eine große Veränderung. Die größte aber iſt die Verwandlung in eine Puppe und in einen Schmetterling. — Iſt die Raupe vollkommen gelb geworden, ſo ſchließt ſich ihr Mund; ſie hört auf ſich zu nähren und ſchläft ein. Sie gleicht dann einem ſchwer Erkrankten: das im Körper befindliche Blut iſt in Gährung, und wenn er vierundzwanzig Stunden nicht ißt, verſchafft ihm der Schlaf eine große Erleichterung. — Sind alſo viele Raupen noch blau und weiß, ſo würde die Ueberfütterung ihrer Geſundheit ſchaden, und ein frühzeitiger Schlaf würde keine Erleichterung bewirken. Wenn die blauen und weißen endlich anfangen gelb zu werden und ſich zum Schlaf anſchicken, haben die andern ſchon ihre Häutung vollendet und ſind wieder erwacht. Nach der Häutung brauchen ſie anfangs wenig Nahrung; ſie gleichen einem Geneſenen, der nur wenig eſſen darf, ſeine Kräfte nach und nach wieder zu gewinnen. — Wollte man, während die Spät— linge noch ſchlafen, denen, die ihnen vorausgeeilt, die Nahrung entziehen, ſo würden dieſe Hunger leiden und verkümmern. Man müßte ſogar mit der 126 Fütterung fo lange warten, bis die Spätlinge erwacht ſind. Die meiſten würden erkranken, und die Seiden— ernte würde gering ſeyn. Darum ſagt mit Recht der Verfaſſer des Buches: über die Seiden— raupen: „Das ungleiche Erwachen der Raupen hat ſtets eine Verminderung der Seide zur Folge.“ Unmittelbar nach dem Auskriechen aus dem Ei ſind die Raupen ſchwarz; ihre Nahrung iſt allmählig zu vermehren. Drei Tage nachher werden ſie nach und nach weiß, und gewinnen an Eßluſt; die zer— ſchnittenen Blätter ſollen dann weniger dünn ſeyn. Sind ſie blau geworden, ſo befinden ſie ſich in der Zeit ihres großen Appetits; man gebe alſo die Blätter reichlich und noch weniger dünn geſchnitten. Nachdem ſie wieder weiß geworden, eſſen ſie langſam, daher das Futter etwas zu verringern iſt. So wie ſie anfangen gelb zu werden, eſſen ſie wenig; nach— dem ſie vollkommen gelb geworden, verfallen ſie in den erſten Schlaf. Nach dem Erwachen wechſeln ſie die gelbe Farbe mit der weißen, dieſe mit der blauen, die blaue zum zweitenmale mit der weißen, und dieſe endlich mit der gelben. Dann tritt der zweite Schlaf ein. Dieſe Veränderung der Farben erneuert ſich nach jedem Erwachen. Man muß ſie genau beobachten, um nach den verſchiedenen Zu— ſtänden die Mehrung oder Minderung der Nahrung abzumeſſen. Von Thau sat im Winde oder in der Sonne eingetrocknete, übelriechende Blätter find forgfältig zu vermeiden. Man kann einen Vorrath von Blättern 127 für drei Tage aufbewahren, und wird dann den Regen nicht zu fürchten haben. Die Raupen werden keine ſchädlichen Blätter eſſen, und der Gefahr, Hunger zu leiden, nicht ausgeſetzt ſeyn. Hat man die Blätter in einem Sack aufbewahrt, ſo muß man ſie vorher lüften, ehe man ſie als Futter vorſetzt; denn in dem Sack erhitzen ſie ſich durch das Bei— ſammenſeyn, und dieſe Hitze muß zerſtreut werden. Ehe die Raupen in Schlaf verfallen, ſpinnen ſie einige Fäden, die ihnen das Häuten erleichtern. Die Blätter, an welchen ſolche Fäden kleben, dürfen den Raupen nicht zur Nahrung gelaſſen werden, ſie wür— den davon aufſchwellen und ſterben. Transport der Seidenraupen. Die Seidenraupen ſchnell von einer Stelle zur andern zu tragen, ſollen mehrere Perſonen beſchäftigt ſeyn; denn die Thiere würden ſich erhitzen und in Schweiß gerathen, wenn ſie im Korbe lange auf— einander gehäuft wären. Dieß würde ihnen in der Folge tödtlich ſeyn; wenigſtens würden ſie nur dünne Cocons ſpinnen, falls fie zur Reife kämen.“ Der Roth der Raupen iſt jederzeit bald möglichſt fortzuſchaffen; er geräth leicht in Gährung und ver— breitet ſchädliche Dünſte. Für den Transport der Raupen haben wir viel beſſere Vorrichtungen. Man legt nämlich auf die Raupen baum— wollene Netze, und ſtreut Futter auf die Netze, worauf die Raupen durch die Maſchen heraufkommen, und mit den teßen auf friſche Hürden übergetragen werden. Th. M. 128 So oft man die Raupen fortträgt, find fie auf den Hürden dergeſtalt zu vertheilen, daß zwiſchen ihnen ein leerer Raum bleibe; wären ſie einander zu nähe, ſo würden die ſtärkern auf Koſten der ſchwächern eſſen. | Verſäumte man die ängſtlichſte Sorgfalt, fo würde man, nach dem Ausdruck der Seidenbauern, faule Greiſe erziehen, die eine rothe Puppe zurücklaſſen. Bei reinem, heitern Himmel nimmt man drei oder vier Hürden in Form eines Siebes und trägt ſie in die Werkſtatt, nachdem man ſie einige Zeit den Sonnenſtrahlen ausgeſetzt hat. So wie man eine Hürde weggetragen, legt man eine andere an ihre Stelle, und hört damit erſt auf, wenn die Hürden hinlänglich von der Sonne erwärmt ſind. Die Landleute ſagen in ihrer gemeinen Sprache: „Wenn der Koth der Seidenraupen trocken und ver— ſtreut iſt, zeigt es an, daß ſie ſich wohl befinden.“ Bildet aber der Unrath feuchte, weiß ſchimmernde Haufen, ſo iſt dieß ein Zeichen der Krankheit, er iſt dann ſchnell fortzuſchaffen. Sollte in dieſem Augenblick die Witterung feucht oder der Wind kalt ſeyn, ſo wagt man nicht die Raupen auf eine andere Stelle zu tragen. Man nehme alſo Binſenſtroh, das in der Länge einer Bohne zerhackt iſt, beſtreue damit gleichmäßig die ganze Hürde, und lege darauf friſche Blätter. Bald ſteigen die Raupen über die Streu gegen die Blätter, und werden von dem Unrath getrennt. So wie der — 129 Himmel wieder hell ift, trägt man fie auf andere Hürden. Hat man kein Binſenſtroh, 'ſo leiſtet Reiß⸗ ſtroh denſelben Dienſt. Nach dem Verhältniſſe des Wachſens der Raupen, brauchen ſie ſtets einen größern Raum, und müſſen daher auf immer mehr Hürden vertheilt werden. Raupen, die bei der Geburt nur ein Feld des Dambrettes bedecken würden, machen nach dem erſten Schlaf zwei bis drei, nach dem zweiten Schlaf ſchon zwölf, und nach dem dritten wohl dreißig Hürden nöthig. Die Raupen von einer Hürde auf die andere zu übertragen erfordert Schnelligkeit und eine ſanfte Behandlung. Stets ſorge man, ſie in gehöriger Entfernung von einander zu ſtellen. So wie ſich viel Unrath zeigt, bringe man ſie auf andere Hürden. Einige Seidenbauer begnügen ſich, die Raupen nur in der erſten Zeit zart zu behandeln; wenn dieſe groß ſind, glaubt man, ſie ohne Schonung trans— portiren zu können. Die Leute kümmern ſich nicht, ob die Thiere lange auf einander gehäuft ſind; ſie laſſen ſie wohl von einer gewiſſen Höhe herabfallen. Die Folge davon find kranke Raupen. Unerläßlich iſt die Regel, fie mit leichter Hand ſchonend zu faſſen, und in gleicher Entfernung von einander zu vertheilen. Spinnhütten. Die Spinnhütten ſind entweder rund oder läng— lich und werden entweder im Innern der Werfftatt Ueb. d. Anbau d. Maulbeerbaume. 9 130 aufgeſtellt, oder erhalten einen Platz außerhalb dem Hauſe. Der Boden, worauf man ſie ſtellt, ſey erhöht und eben, die Hütten ſelbſt ſeyen im Innern luftig, und nicht dem Nordwinde ausgeſetzt. Auch ſollen ſie ſich nicht in der Nähe von Viehſtällen, Miſtgruben oder ſtinkendem Waſſer befinden. Ueberhaupt wähle man einen trocknen und warmen Ort, damit weder Kälte noch Feuchtigkeit in die Hütte dringen. Das Hauptgeſtell beſteht aus ſechs Fuß langen und drei Fuß breiten Tannenbrettern. Aus dünnen Bambus, wie man ſolche zu den Pfeilen nimmt, fertigt man einen Rahmen, an deſſen Einfaſſung große Löcher angebracht ſind. Durch dieſe Löcher ſteckt man Rohre, und kreuzt nach der Länge und Breite mit ihnen Bambuszweige, denen die Blätter abgeſtreift wurden. Den obern Theil der Hütte be— deckt man mit einer Hürde aus geflochtenem Rohr. Bei den runden Hütten (m. ſ. Taf. Fig. 8) richtet man zuerſt ihren Mittelpunkt ein. Der Um— fang der Mitte beſteht aus Tannenbrettern und wird in fünf Theile abgetheilt; darin ſtellt man fünf Stan— gen, befeſtigt ſie an ihrem obern Ende an einander, und umlegt ſie mit Binſenmatten. Dieß heißt das Herz oder der Mittelpunkt der Spinnhütte. Hierauf ſtellt man rund umher, an die Matten gelehnt, trockene Reiſer, zum Aufſteigen für die Raupen. Sind endlich die Raupen in die Hütte getragen und ausgelegt, ſo umgibt man das Ganze mit Binſenmatten, und bedeckt es oben mit kegelförmig zuſammengerollten 131 Strohdecken, wodurch das Dach der Spitze eines Zeltes ähnlich wird. Dieß ſind die runden Spinn— hütten. Bei den länglichen Hütten (m. ſ. Taf. Fig. 6) befeſtigt man an beiden Enden zugeſpitzte Pfähle, und verbindet ſie durch Querhölzer, die man von jeder Seite mit dünnen Latten bedeckt. Der übrige Bau iſt wie bei dem Hauptgeſtell. Auch dieſe Hütten werden mit Strohdecken umgeben. Sie erfordern mehr Material; das Innere muß mit Rahmen ver— ſehen ſeyn, die Hürden aufzunehmen, auf welchen die Raupen geſetzt werden. Dieſe größeren Hütten ſind vorzuziehen, wenn man eine große Menge Raupen hat. Zum Behuf der Hütten außer dem Hauſe ſchlägt man einen länglichen Schoppen in der Mitte des Hofes auf, bedeckt ihn mit trockenen Frühlingskräutern, und ſetzt darunter die Hütten. Rund um den Schop— pen ſtellt man Ständer von Brettern, und legt darauf kleine trockene Zweige, zur Aufnahme der Raupen. Endlich umgibt man die Ständer mit Bin— ſenmatten, als Schutz der Raupen. Die Hütten außer dem Hauſe ſind nur im Norden von China in Gebrauch; im Süden, wo die Erziehung der Seidenraupen in die Regenzeit (April) fällt, ſind die Bauern genöthigt, die Hütten im Hauſe aufzuſtellen, und dieſes iſt ihnen um ſo eher möglich, als bei ihnen der Seidenbau weit weniger als im Norden betrieben wird. In den nördlichen Gegenden erfordert die große Menge der Cocons die 132 Aufftellung der Hütten im Freien; dabei geben aber mehrere Raupen zu Grunde. Iſt die Zahl der Raupen alſo nicht zu groß, ſo iſt die Aufſtellung der Hütten in der Werkſtatt vorzuziehen; wobei man nur durch Oeffnung der Thüren und Fenſter für Friſche der Luft zu ſorgen hat. Iſt es nöthig die Hütten zu erwärmen, fo ſetzt man Kohlenpfannen einige Fuß tief unter die Hütten. Im Süden legt man oft blos kurze Stängel trockner Pflanzen auf dieſelben Hürden, die den Raupen bisher zur Wohnung dienten. An dieſe Reiſer hängen ſich die Raupen zum Spinnen. Dieß Verfahren erheiſcht wenig Mühe und Sorge, und dabei ſind die Raupen jenen Zufällen nicht ausge— ſetzt, die für viele tödtlich werden, wenn die Hütten ſich außer dem Hauſe befinden. Vergleicht man beide Methoden, ſo ergibt ſich, daß die länglichen Hütten durch die größere Anzahl der Raupen, ſo wie die runden durch deren geringere Anzahl bedingt ſind. Im Süden, wo die Hütten klein und eng ſind, erzieht man verhältnißmäßig nur wenig Seidenraupen; und dort iſt dieß Geſchäft faſt nur ein Spiel und eine Unterhaltung, dafür iſt der Gewinn auch nicht groß. Im Norden ſind die Hütten groß, haben aber andere Nachtheile. Das Aufhäufen der trockenen Zweige oder Stengel erſtickt viele Raupen. Der Regen durchnäßt die Hütten, der Wind wirft ſie um. Hierzu kommt noch die große Verſchiedenheit der Temperatur. So erklären ſich wohl die Krankheiten, 133 die ſich in den Hütten bemerklich machen. Der Gebrauch aber, ſie außer dem Hauſe aufzuſtellen, iſt alt; es wird alſo ſchwer ſeyn, ihn plötzlich ab— zuſchaffen. Dieſen Nachtheilen auszuweichen, wird von eini— gen geſchickten Seidenerziehern folgende Methode als bewährt empfohlen: Sie berechnen ungefähr die Menge der Raupen, die ſie erziehen, und beſtimmen darnach die Größe der Hütte. Sie wählen einen leeren Platz in dem Hofraum, und bauen von leichtem Zimmerwerk einen Schoppen, den ſie mit Matten und Strohplatten bedecken. Dieſer Schoppen kann außer der Spinn— zeit zu anderem Gebrauch dienen. Wenn die Raupen anfangen zu reifen, ſtellen ſie in dem Schoppen die fertigen Spinnhütten auf, deren Größe ſie nach der Weite des Schoppens abgemeſſen haben. Zwiſchen den beiden Reihen der Hütten laſſen ſie einen Gang frei, der ſo weit ſeyn muß, daß ſich ein Mann in demſelben bewegen kann, um nöthigenfalls der Feuer— gefahr zuvorzukommen. In jede Hütte ſetzt man Fächer von übereinander geſtellten Brettern, und bedeckt ſie mit trockenen, liegenden Zweigen, auf welche man die Raupen in gehöriger Entfernung von einander legt. Nachher umgibt man die Hütten mit doppelten Matten. Hat man wenig Raupen und beſitzt man ein großes Lokal, ſo öffne man Thüren und Fenſter der Werkſtatt, und ſtelle darin die Hütten auf. Dann ſind die Raupen von oben gedeckt, und haben nicht 134 die aus der Erde aufſteigende Feuchtigkeit (wie bei den Hütten im Freien) zu fürchten. Die Fächer oder die Hürden des Geſtänders geben ihnen überdem ge— hörigen Spielraum, mit Bequemlichkeit zu arbeiten. Einige Perſonen erwärmen auch die Hütten, was zu rühmen iſt, weil dann der Faden der Raupe trocken und ſtark wird. — Auf ſolche Weiſe hat man von jeder Methode des Nordens und des Südens das— jenige entlehnt, was ſie Nützliches enthält. Es iſt zu wünſchen, daß ſie allgemein nachgeahmt würde, da ſie keinen Nachtheil bringt, und im Gegentheil ſtets Vortheil verſpricht. Es iſt jetzt noch das Verfahren anzugeben, das zu beobachten iſt, wenn man die reifen Raupen auf Hürden legt, die an dem Geſtänder der Spinnhütten befeſtigt ſind.) Zur Zeit, da die Raupen ſich ihrem Alter nahen, zündet man an dem Orte, der die Hütte aufnehmen ſoll, ein Feuer an, um Alles auszutrocknen. Nach— her fegt man die Aſche weg, und ſetzt die Hürde an den ihr beſtimmten Platz. Iſt das Innere der Spinnhütten gut eingerichtet, iſt es tief genug und gehörig geſichert, ſo ſetzt man ſogleich die Raupen hinein. Zuerſt neigt man ein wenig die Hürde, bis die Raupen ſich ihres Unraths entledigt haben. Sodann erwärmt man ſie ſanft mit Kohlenglut. So wie ſie anfangen die erſten Anhänge— fäden zu ſpinnen, vermehrt man nach und nach die Erwärmung. Sie dürfen mitten in ihrer Arbeit keinen Stillſtand machen; dieß würden ſie gewiß, 135 falls fie einige Kälte fpüren, wo fie dann auf den Fäden ſich hin und her bewegen und aufhören zu ſpinnen. Beim Abhaſpeln würde die Seide oft zer— reißen, daher man die Cocons kochen und Flockſeide daraus machen müßte; denn es wäre unmöglich, ſie von einem Ende zum andern abzuwinden. Man bereitet auf den Hürden ein Bett von klei— nen trockenen Zweigen, und ſetzt darauf die Raupen; nachher legt man darauf ein zweites Bett von trocke— nen Zweigen. Oder man nimmt, das Bett zu machen, ſtatt der trockenen Zweige Pflanzenſtängel, worauf man die Raupen legt. Die Zweige oder Stängel müſſen gleich— mäßig vertheilt werden. Man hängt die Hürden zwiſchen hölzerne Pfeiler, und befeſtigt ſie mit Stricken oder Hakenſtöcken. Mehrere Hürden können eine über die andere geſtellt werden. Bei dem Auflegen der Raupen laſſe man zwiſchen ihnen einen ſchicklichen Raum, damit ſie ſich nicht gegenſeitig durch zu enge Nähe erhitzen, was ſie am Spinnen hindern, oder die Seide zum Abhaſpeln ungeſchickt machen würde. Man erwärmt die Hürden mit darunter geſetzten Kohlenpfannen. So wie die Raupen Wärme ſpüren, arbeiten ſie emſig. Kälte macht ſie träge. Die Hürden müſſen häufig unterſucht werden. Sind fie hinreichend erwärmt, fo entfernt man die Roblen- pfannen. Iſt auch die Luft über den Spinnhütten friſch, während die untere Region erwärmt iſt, ſo wird doch die Seide nicht von der Feuchtigkeit, die von den Raupen ſelbſt ausgeht, verdorben. Die 136 fterbenden Raupen werden ſogleich herabfallen, und die Cocons der andern nicht durch Berührung beſchmutzen; kein Unrath wird ſich anhängen, was der Seide nach— theilig ſeyn und ſie zum Färben ungeſchickt machen würde. Ein anderes Verfahren beſteht in Folgendem: Man ſtellt die Spinnhütten auf einen erhöhten Boden; jede kann die Raupen von ſechs großen Hürden auf— nehmen. Bemerkt man, daß die Raupen von der Zeit ihrer Reife nicht mehr fern ſind, ſo gibt man ihnen wenig Blätter. Sodann überträgt man in ſiebförmigen Körben ſie auf die Matten der Spinn— hütten. Bei dem Abſetzen ſoll man ſie ſanft anfaſſen, ſie in gleiche Zwiſchenräume vertheilen, und hierauf mit trockenen Zweigen oder Bohnenſtängeln belegen. Auf dieſelbe Weiſe verfährt man, bis man drei Hürden abgenommen hat. Nach dieſer Operation ſetzt man umgekehrte Zweige (d. i. mit dem untern Ende nach oben gekehrt) auf die Matten, damit die Raupen daran hinaufſteigen können. Die Zweige müſſen in hinlänglicher Menge vorhanden ſeyn, um alle Raupen der drei andern Hürden aufzunehmen. Abends umgibt man die Hürde von unten bis oben mit neuen Strohmatten, die man am andern Morgen, wenn die Sonne ſchon ziemlich hoch ſteht, wieder wegnimmt. Dieß wiederholt man drei Tage, wo dann das Gehäuſe ausgefponnen iſt, und die Matten nicht mehr nöthig ſind. Einige entblößen die Spinnhütten von den Matten nur eine kurze Zeit, ſie der Sonnenhitze auszuſetzen, 137 indem fie fie Morgens gegen 9 Uhr wegnehmen, und Nachmittags gegen 2 Uhr wieder umlegen. Iſt die Hitze ſehr groß, ſo ſchützt man die Hütten blos durch ein Gitter von Rohr gegen die Gewalt der Sonne. Fällt regnichte Witterung ein, zur Zeit wo man die reifen Raupen in die Spinnhütten bringen will, ſo ſetzt man letztere in der Werkſtatt ſelbſt neben den untern Theil des Geſtelles, auf welchem ſie bisher ernährt wurden. Freien Luftzug zu bewirken, öffnet man Thüren und Fenſter. Morgens und Abends aber und auch bei kühler und feuchter Witterung ſchließt man Thüren und Fenſter, und erwärmt das Lokal, indem man eine Pfanne mit gedörrtem an— gezündetem Kuhdünger durch daſſelbe hin und her trägt. Dieß iſt beſſer, als die Hütten, während der Arbeit des Spinnens, von einem Orte zum andern zu tragen. Man unterſcheidet ſechs Uebel, denen die Raupen in den Spinnhütten ausgeſetzt ſind: 1) wenn die Raupen die Spinnhütten beſchmutzen; 2) wenn ſie in der Hütte herabfallen; 3) wenn ſie, ohne zu ſpinnen, an den Hänge— fäden herumkriechen; 4) wenn ſie ſich in rothe Puppen verwandeln; 5) wenn ſie weiß werden und ſterben; 6) wenn ſie ſchwarz werden. Der Schmutz in den Hütten entſteht, wenn die Raupen Ueberreſte der Maulbeerblätter mitbrachten, welche dann in Gährung geriethen, und eine ſchäd— liche Feuchtigkeit verbreiteten. Die andern Uebel 138 haben ihren Grund in der Feuchtigkeit des Bodens oder in Kälte der äußern Luft. Wahl der Cocons. Bei der Ausſonderung ſollen viele Perſonen be— ſchäftigt ſeyn, damit das Geſchäft vollendet ſey, ehe die Schmetterlinge auskriechen. Will man Cocons auswählen, um Eier zu erhalten, ſo nehme man diejenigen, die ſich im Innern der Spinnhütte be— finden. Die oben liegenden würden eine Brut geben, von welcher wenig oder ſehr dünne Seide zu hoffen wäre; von den unten liegenden aber wären nur Eier zu erwarten, die nicht ausgebrütet werden könnten. Bei der Raupenzucht iſt eine Hauptſorge die Er— haltung der Eier, welche von den aus den Cocons kriechenden Schmetterlingen gelegt werden. In dieſer Beziehung iſt zu tadeln, wenn viele Seidenbauer die Cocons insgeſammt über einander gehäuft auf den Hürden liegen laſſen. Da die Leute nicht immer Zeit haben alle Seide ſogleich abzuwinden, ſo ſchlüpfen einige Schmetterlinge aus, und legen bald darauf Eier. Denn die Aufhäufung der Gehäuſe erzeugt eine gewiſſe Gährung, und die Hitze macht, daß die Schmetter— linge vor der ſchicklichen Zeit geboren werden. Die frühzeitige Entwickelung iſt aber jederzeit nachtheilig; denn dieſe Schmetterlinge ſind krank, und legen dann auch kranke Eier. Will man Cocons, deren Bewohner zur Zeugung geſchickt ſind, ſo wähle man, gleich nach Oeffnung der Spinnhütte, diejenigen aus, die ſich im mittlern 139 Theil“ befinden, und vorzüglich diejenigen, die gegen das Licht gewendet ſind. Dieſe Cocons ſind ſtark und von guter Beſchaffenheit. Man trägt ſie in ein luf— tiges Zimmer, und breitet ſie auf ſehr reinen Matten ohne die Cocons über einander zu legen. Nach der nöthigen Zeit zur Verwandlung der Puppen werden die Schmetterlinge auskriechen, ohne von den Ur— ſachen der erwähnten Krankheiten gelitten zu haben. Aus den zum Abhaſpeln beſtimmten Cocons dürfen keine Schmetterlinge auskriechen, weil dieſe das Ge— webe zerreißen würden. Es müſſen alſo die Puppen in den Cocons erſtickt werden. Es gibt drei Arten die Puppen zu erſticken: 1) indem die Cocons der Sonnenhitze ausgeſetzt werden; 2) indem man ſie mit Salzwaſſer befeuchtet; 3) indem man ſie in Bambuskörben den heißen Waſſerdämpfen ausſetzt. Bei der erſten Methode werden die Cocons oft beſchädigt. Man ſoll die Cocons nicht lange der Sonne aus— ſetzen; dabei würde die Seide verbrennen, und dann ſchwer abzuhaſpeln ſeyn. Ein Gleiches würde erfolgen, wenn man Räucherpulver in dem Zimmer der Cocons verbrennen wollte. Einige kommen dem Auskriechen der Schmetter— linge dadurch zuvor, daß ſie die Cocons ſogleich * Die Cocons, welche ſich im oberſten Theile der Spinn— hütten befinden, find fa 在 immer die beſten und Fraftigften; daher ſie ſich befonders zur Nachzucht eignen. Th. M. 140 abhaſpeln. Dieß ift aber unmöglich ohne eine große Zahl von Arbeiterinnen, die nicht Jedem zu Dienſte ſtehen.“ Daher iſt es vortheilhafter die Puppen zu erſticken.““ Hat man eine große Menge Cocons und kann fie nicht ſogleich abhaſpeln, ſo bewahrt man ſie unter einer Lage von Salz auf. Dieſe Methode iſt im Süden allgemein; ſie fordert aber einen großen Vor— rath von ſteinernen Geſchirren. Eine andere Methode, wobei auch Salz ange— wendet wird, beſteht in Folgendem. Zuerſt ſetzt man die Cocons der Sonne aus, bis ſie vollkommen trocken ſind. Sodann ſtellt man ein großes ſteinernes Ge— ſchirr in eine Vertiefung, legt auf den Boden des Geſchirrs eine Bambusmatte, und bedeckt dieſe mit großen Blättern des Baumes Thong (bignonia to- mentosa). Darauf wird eine Lage von ungefähr zehn Pfund Cocons ausgebreitet, und dieſelbe mit vier Loth Salz beſtreut. Man bedeckt ſie von Neuem mit ſolchen Blättern, und bringt darauf eine neue Lage von Cocons. Auf gleiche Weiſe fährt man fort, *Die vom Pater d'Entrecolles benützte chineſiſche Schrift ſagt, daß fünf Perſonen in einem Tage 30 Pfund Cocons abwinden koͤnnen, und daß zwei andere Perſonen hinreichend beſchäftigt ſeyn würden, die Seide, die etwa 10 Pfund be— trägt, auf die Hafpel zu bringen. Der Verfaſſer räth, das Abwinden nicht zu lange aufzuſchieben. Anm. d. d. Ueberſ. ** Die neueſte und beſte von uns mit viel Erfolg aus— geübte Methode, die Cocons zu tödten, beſteht darin, ſie durch einen 45% Kn. warmen Lichtſtrom in Zeit von zwei Stunden vollſtändig auszutrocknen. Th. M. 141 bis das Gefäß ganz angefüllt if. Sodann verſchließt man es vollkommen, indem man den Deckel mit Thonerde verkittet. Nach der oben erwähnten dritten Methode werden die Puppen durch Dampf erſtickt. Zu dieſem Behuf nimmt man drei Körbe aus Bambusrohr und einen Deckel aus weichem Stroh gefertigt; dieſen Deckel ſetzt man auf einen mit ſiedendem Waſſer gefüllten Keſſel. Einige ſchütten vorher in das Waſſer zwei Unzen Salz und eine Unze Oel, wodurch die Seide gegen das Austrocknen geſchützt und zum Abhaſpeln geſchickt gemacht werden ſoll. — Auf den Strohdeckel ſetzt man zwei Körbe über einander, in welche man drei bis vier Zoll hoch Cocons gelegt hat. Die Wärme zu ermeſſen, legt man oft den Rücken der Hand auf die Cocons des obern Korbes. Kann die Hand die Hitze nicht ertragen, ſo ſetzt man den untern Korb bei Seite, und ſtellt einen andern auf den obern. Der Dampf ſoll nicht zu ſtark ſeyn, er würde ſonſt die Seide übermäßig erweichen; wäre er dagegen zu ſchwach, ſo würde er die Schmetterlinge nicht hindern, das Gewebe zu durchbrechen. (M. ſ. Taf. Fig. 11.) Hat man die gehörige Wärme erprobt, ſo trägt man die Körbe in die Werkſtatt, ſchüttet die Cocons auf eine Hürde, und rührt ſie mit der Hand leicht durch einander. Sind der Cocons zu viel, ſo legt man ſie auf zwei Hürden. Nachdem ſie gänzlich abgekühlt ſind, bedeckt man ſie mit kleinen Weiden— zweigen. Es iſt nöthig, alle Cocons an einem Tage dem 142 Dampfe auszuſetzen, damit nicht aus den für den andern Tag zurückgelegten die Schmetterlinge aus— kriechen. Die zum Abwinden beſtimmten Cocons find ver- ſchieden, daher ſie ſortirt werden müſſen. Die läng— lichen glänzenden und weißen Cocons geben eine ſehr feine Seide. Von den dicken dunkeln und blauen, die wie Zwiebelhäute gefärbt ſind, gewinnt man nur einen groben Faden. Die dunkeln Cocons ſind im Innern von Dünſten der Raupen befeuchtet. — Die ſchmalen und gemiſchten geben eine gemeine und dicke Seide. — Die äußern Flockfäden müſſen abgelöst werden. Die dichten Cocons, deren Oberfläche breite Strei— fen zeigt, ſind leicht abzuwinden. Schon des leichtern Abhaſpelns wegen ſetzt man ſie dem Dampf von kochendem Waſſer aus, und legt ſie beim Abhaſpeln in ein mit lauwarmem Waſſer gefülltes Becken. Die ſchmalen Cocons mit feinen Streifen können nur langſam abgewunden werden. Man ſetzt ſie nicht dem Dampfe von kochendem Waſſer aus, und ſtellt ſie beim Abhaſpeln in ein mit heißem Waſſer ge— fülltes Becken.“ »Die von Herrn Julien überſetzten Anweiſungen ent: halten keine Nachricht von den Haſpelmaſchinen der Chineſen; auch d'Entrecolles hat keine Beſchreibung derſelben verſucht; — man konne, ſagt er, davon beſſer mit eigenen Augen urtheilen, als aus den umſtändlichſten Beſchreibungen. Daher er ſich begnügt, die Zeichnungen dieſer Geräthe vorzulegen. Man findet die Zeichnungen in des Pater du Halde Be— ſchreibung des chineſiſchen Reichs, Th. 2, Abſchn. 20. — 143 Ausführliche Belehrung über das ganze Geſchäft des Haſpelns liefert Herr von Türk in ſeiner Anleitung zum Seidenbau, Th. II. S. 96 u. f. Man vergleiche auch Krünitz Encyflo- pädie, Thl. 152, S. 222 u. f. und S. 390 u. f. und die franzoͤſiſche Encyclopédie, Tome 31, page 259 seq. Ueber engliſche Haſpelmaſchinen gibt ausführliche Nachricht, mit beigefügten Kupfern: The Cyclopaedia, or Universal Dic- tionary of Arts, Sciences and Literature. London, 1819. Vol. XXXIT. Art. Silk. Anm. d. d. Ueberſ. Supplement” zu der chineſiſchen Abhandlung Ueber Erziehung der Seidenraupen. Jede Puppe verwandelt ſich in einen Schmet— terling. Nach zehn Tagen durchbricht dieſer das Gehäuſe und kriecht aus. Männchen und Weibchen ſehen ſich ähnlich. Das Weibchen bleibt unbeweglich auf einer Stelle; das Männchen ſchwingt die Flügel, das Weibchen zu ſuchen, mit welchem es ſich ſodann vereint. Nachdem beide anderthalb Tage vereint waren, verläßt der männliche Schmetterling das Weibchen, trocknet ein und ſtirbt. Das Weibchen legt ſogleich ſeine Eier. Einige laſſen das Weibchen auf Papier (von dem Baſt der Maulbeerbäume be— reitet) die Eier ablegen, Andere auf ein Stück Leinwand. * In dieſem Supplement hat Herr Stanislaus Julien aus einer chineſiſchen Schrift noch einige Aphorismen ge— ſammelt, welche in die größere Abhandlung über Seiden— raupen nicht eingereiht werden konnten. (M. ſ. deſſen Bor: bericht S. XXIV.) Anm. d. d. Ueberſ. 145 Ein Weibchen legt ungefähr 200 Eier, und jedes Ei nimmt einen eigenen Platz ein, ſo daß ſie nicht auf einander gehäuft ſind. Man bewahrt ſie auf, ſie im folgenden Jahre auszubrüten. Die Eier zu baden, befolgt man in den Land— ſchaften von Kia und Hou folgendes Verfahren: In Kia ſetzt man die mit Eiern belegten Papierblätter dem Thau aus, oder wäſcht ſie in warmem Waſſer. In Hou bedient man ſich dabei des Salzwaſſers. Man nimmt einen Schoppen Waſſer, das über ein Salzhäufchen gegoſſen wurde, und füllt damit eine Schüſſel; in dieſer badet man ein mit Eiern belegtes Blatt Papier. Man bedient ſich dabei auch des Kalk— waſſers. Am 12. Januar weicht man auf gleiche Weiſe die Blätter ein, und läßt ſie 12 Tage im Waſſer liegen, worauf man ſie herausnimmt. Man läßt ſie abtröpfeln, und trocknet ſie in einer ſanften Wärme. Sodann bewahrt man ſie vorſichtig in einer Schachtel auf. Bei feuchter Luft ſoll man ſie nicht drücken. — Die Eier werden Anfangs April ausgebrütet. Setzt man die Eier dem Thau aus, ſo wählt man dazu dieſelbe Zeit wie bei dem Baden. Die Bewohner von Kia nämlich legen die Papierblätter auf Weidenkörbe, die ſie an den vier Ecken des Daches aufhängen, und mit einem kleinen Stein, der Befeſtigung wegen, beſchweren. So ſetzen ſie die Eier dem Froſte, dem Schnee, dem Winde, dem Regen, dem Donner und Blitze aus, ziehen ſie erſt nach zwölf Tagen zurück, und bewahren ſie nun enge bei einander in Schachteln bis zum April auf. Ueb. d. Anbau. d. Maufbeerbaume. 10 146 Die fpäten Eier, die von den Herbftraupen, alfo von der zweiten Legezeit kommen, ſollen nicht gebadet werden. Zur Aufbewahrung der Eier macht man einen kleinen Rahmen aus vier Bambusröhren, legt darauf die Papierblätter, und hängt den Rahmen an einen hohen Balken, wo er der Luft ausgeſetzt, aber gegen die Sonne geſchützt iſt. Es wäre gefährlich, den Rauch von Thong-Del (bignomia tomentosa) oder Kohlendampf zuzulaſſen. In den Wintermonaten fürchten die Eier den Schimmer des Schnees, der ſie leer und unfruchtbar macht. Iſt alſo viel Schnee gefallen, ſo entferne man die Blätter. Am andern Tage, wenn der Schnee geſchmolzen, kann man ſie wieder an dem vorigen Orte aufhängen. Man wäſcht ſie, wie geſagt, im Januar, und bewahrt ſie in Schachteln auf. Wenn man einige mit Eiern belegte Blätter wäſcht, und andere dem Thau ausſetzt, ſo muß man dieß auf jedem Blatte bemerken; denn ſollte man ſpäter ſie verwechſeln, und die dem Thau ausgeſetzten im Salzwaſſer baden, ſo würden alle Eier leer und unfruchtbar werden. Die frühzeitigen Seidenraupen kommen von den Frühlingseiern, die ſpäten von den im Herbſt gelegten Eiern. Die letztern brauchen zum Ausbrüten fünf bis ſechs Tage weniger als die erſtern; auch bilden jene ſchneller ihre Cocons, d. h. erreichen ſchneller ihr Alter; ſie ſind aber auch ein Drittel leichter als die andern. In einem Zeitraum, wo die 147 frühzeitigen Raupen noch mit ihrem Gehäuſe beſchäf— tigt ſeyn würden, haben ſich die ſpätern ſchon in einen Schmetterling verwandelt und Eier gelegt. * Man unterſcheidet nur zwei Farben an den Co— cons, weiß und gelb. Die Provinzen Tſchouen-ſchen und Tſin-iu liefern blos gelbe Cocons, ohne Bei— miſchung von weiß; die Landſchaften von Kia und Hou blos weiße, ohne Beimiſchung von gelb. Läßt man ein weißes Männchen mit einem gelben Weibchen ſich begatten, ſo werden die von ihnen ſtammenden Cocons ein Gemiſch beider Farben aus— weiſen. Die gelbe Seide läßt ſich bleichen durch Waſchen und durch Einweichung in Fett, das von den Nieren der Schweine gewonnen iſt.““ Bei künſtlicher Färbung nehmen die gelben Cocons zwei Farben nicht an, nämlich grünlich-weiß und Pfirſichblüthe. Die Cocons haben verſchiedene Formen: die der Herbſtraupen gleichen einem länglichen Kürbis; waren ihre Eier dem Thau des Himmels ausgeſetzt, ſo ſind die daherſtammenden Cocons zugeſpitzt und länglich, wie eine Piſtazie. Einige ſind rund und abgeplattet wie Pfirſichkerne. Eine Art Seidenraupen ſcheut die beſchmutzten Blätter nicht. Man nennt fie die Nichtgeachte— ten; gleichwohl liefern ſie viel Seide. Der chineſiſche Verfaſſer fügt in einer Note hinzu, daß man ſich hüten ſoll, die Puppen der fpätern Raupen zu eſſen. ** Herrn Darcet iſt in Frankreich gelungen, Cocons durch Schweinefett zu bleichen. Anm. d. d. Ueberf. 148 Es gibt ganz weiße, gefleckte, ganz ſchwarze, und mit glänzenden Farben geſtreifte Raupen. Alle geben dieſelbe Seide. In den Häuſern der Armen hat man in neuerer Zeit die Gewohnheit angenommen, das Männchen eines frühzeitigen oder Frühlings-Schmetterlings mit einem Weibchen, das von Herbſteiern ſtammt, zu begatten. Aus den von ihnen gelegten Eiern zieht man Raupen einer ſehr merkwürdigen Art.“ Die wilden Seidenraupen bilden ihre Cocons von ſelbſt, ohne daß man ihnen mit Spinnhütten zu Hülfe kommt. Man findet ſie in einigen Provinzen von China. Kleider aus wilder Seide gefertigt ver— derben weder durch Regen, noch durch Fett oder Oel. Das Weibchen der wilden Schmetterlinge braucht ſeine Flügel unmittelbar nach dem Ausſchlüpfen, und legt ſeine Eier nicht auf Papier. Wenn vor dem zweiten Schlaf die Raupen auf andere Hürden getragen werden, ſoll man ſie mit einem am Ende abgerundeten Bambusſtöckchen auf— heben; nach der zweiten Häutung kann man ſich dazu der Finger bedienen. Jedesmal vor dem Schlaf ſind die Raupen hin— reichend zu ſättigen; nach der Häutung kann man ſie wohl einen halben Tag ohne Nahrung faffen. ** *Der Verfaſſer ſagt nicht, wodurch ſich dieſe Raupen auszeichnen. Anm. d. d. Ueberſ. ** Nach der Häutung läßt man die Raupen gewoͤhnlich einen halben Tag hungern, damit die Nachzügler die Häu— tung vor der erſten Fütterung noch vollenden können. Th. M. 149 Die vom Regen feuchten Blätter der Maulbeer— bäume ſind den Raupen ſchädlich. Auch die vom Nebel oder Thau genäßten Blätter ſollen erſt ge— pflückt werden, wenn die erſten Sonnenſtrahlen ſie getrocknet haben.“ Transportirt man nach dem erſten Schlaf die Raupen in einem Korbe, ſo ſoll man ſie nicht be— decken, ſondern der von ihnen ausgehenden Feuchtig— keit Zeit laſſen, zu verdünſten. So oft eine Raupe erkrankt, wird der obere Theil des Kopfes glänzend, und der ganze Körper nimmt eine gelbe Färbung an. Der Kopf ſchwillt nach und nach auf, und der Schweif zieht ſich zu— ſammen. Das Herumwandern Einzelner, wenn die andern fon ſchlafen, das träge Eſſen, wenn die andern mit Appetit die Blätter verzehren, ſind Zeichen der Krankheit. Solche Raupen ſcheide man ſchnell aus, damit ihre Berührung den geſunden nicht ſchade. Die unter den Blättern bleiben, ſind ſchwach oder faul; ſie werden nur dünne Cocons ſpinnen. Solche Raupen aber, welche ihren Faden kreuz und quer hinwenden, und einen zu breiten Cocons anlegen, ſind, nach dem chineſiſchen Ausdruck, als dumme oder blödſinnige, nicht blos als träge anzuſehen. Es iſt wichtig, genau den Augenblick zu wiſſen, wo die Raupen zum Spinnen reif ſind. Gewöhnlich kriechen ſie Morgens zwiſchen 8 und 10 Uhr aus * Man ſollte die Blätter, wo möglich, immer nur pflücken, wenn fie trocken find, namentlich, nach unſern Erfahrungen, nie im Thau. Th. M. 150 dem Ei; dieſelbe Tageszeit iſt es auch, wo fie ge- wöhnlich zum Spinnen reifen. Dann werden die beiden Drüſen unten an ihrem Halſe klar und durch— ſichtig. Wären fie auch nur um 7, zu jung, wäh— rend man ſie in die Spinnhütte bringt, ſo würden fie wenig Seide geben; wären fie / zu alt und ließen ſie einzelne Fäden fallen, ſo würden ſie dünne Cocons ſpinnen. Nur ein ſehr geübtes Auge wird den rechten Augenblick zu treffen wiſſen. Leute von feinem Takt täuſchen ſich über keine einzige Raupe. Bei den ſchwarzen Raupen wird die Schwierigkeit dadurch vermehrt, daß die Durchſichtigkeit bei ihnen ſchwer wahrzunehmen iſt. Ein chineſiſcher Schriftſteller behauptet, der An— fang einer bläulichen Färbung ſey bei den Raupen das Zeichen ihrer Reife zum Spinnen. Es gibt verſchiedene Arten von Spinnhütten: die vollkommenſten ſind die kegelförmigen Gitter, deren man ſich in den Provinzen Kia und Hou bedient (m. ſ. Taf. Fig. 8). * Dort trocknet man mit Feuer die Seide in dem Augenblick, wo ſie aus den Spinn— werkzeugen des Inſekts tritt. In andern Gegenden läßt man die Raupen zwiſchen Reißſtengel in einer Schachtel ihr Geſpinnſt machen, ohne daß Feuer— wärme den Faden durchdringt oder die Luft ihn erfriſcht. Daher kommt es, daß der Taft, den die Landſchaften Tſchang-ſang und Ju- ſcho fabriziren, * Das beſte iſt, den Raupen die Spinnbütte auf ihren Hürden zu machen, weil ſie dann ganz nach Belieben auf: ſteigen koͤnnen. Th. M. 151 bei der Wäſche leicht morſch wird. Die feidenen Kleider aus Kia und Hou können hundertmal ge— waſchen werden, ohne daß der Stoff an Güte und Stärke verliere. In den letztern Provinzen verfährt man auf fol— gende Weiſe: Man flicht Hürden aus Spänen von geſpaltenem Bambus, und legt ſie auf einen Rahmen, der vom Boden ſechs Fuß hoch an hölzerne Pfeiler aufgehängt wird. Unter dem Rahmen, fünf Fuß tief, ſtellt man Pfannen mit Holzkohlen gefüllt. In der erſten Zeit wo man die Raupen in die Spinnhütten ſetzt, iſt nur wenig Feuer nöthig, ſie zur Arbeit anzureizen. Die Wärme liebend, gehen ſie ans Werk, ohne lange herumzukriechen. Iſt das Gehäuſe im Werden, und bildet es bereits ein kleines Netz, ſo legt man wieder ½ Pfund glühende Kohlen in die Pfannen. Nach dem Maaß, wie die Raupe den Faden ſpinnt, wird er ſogleich trocken und erhärtet; daher die Dauer— haftigkeit der Seide. — Dieſe Spinnhütten ſoll man nicht mit einem bretternen Dach verſehen; denn in dem obern Theile iſt ein freier Luftzug zu erhalten, während der untere Theil durch die Kohlenglut er— wärmt wird. Wollte man die Spinnhütte oben er— wärmen, ſo würden die Schmetterlinge keine guten Eier legen. Die Erwärmung muß alſo von unten geſchehen (wie Taf. Fig. 12 anzeigt). Was die kegelförmigen Gitter betrifft, ſo werden dieſe aus Reiß- oder Getreideſtroh verfertigt. Man ſchneidet die Halme in gleicher Länge, drebt 152 fie mit der Hand zuſammen und ftellt fie auf die Hürden. Es erfordert eine ftarfe Hand, dieſe Gitter zu drehen. Da die Hürden dieſer Spinnhütten aus ziemlich weitſchichtigen, verflochtenen Spänen von Bambusrohr beſtehen, ſo legt man ein Bette von kurzem Stroh auf die Hürden, damit die Raupen nicht hinunter oder gar in die Kohlenglut fallen. (Fig. 9.) Nach drei Tagen iſt das Geſpinnſt vollendet. Man entfernt alſo die Hürden oder Spinnhütten und ſammelt die Cocons. Die um dieſelben flattern— den Fäden geben Flockſeide. Die alten Weiber in Hou verkaufen ſie wohlfeil, nämlich das Pfund etwa zu 20 Kreuzer. — Man löst die Flockſeide mittelſt einer Kupfermünze ab, die man mit den drei erſten Fingern der Hand hält. Die Flockſeide wird geſponnen und daraus ein gemeiner Stoff fabrizirt, welcher unter dem Namen Houtſcheou be- kannt iſt. N Nachdem die Flocken abgeſondert ſind, breitet man die Cocons über große, auf ein Geſtänder liegende Hürden aus, wo ſie bis zum Abhaspeln gelaſſen werden, wenn man nämlich dieſe Arbeit bald nach dem Einſammeln vornehmen kann. — Schädlich iſt, die Cocons in kleine Kiſten zuſammen— zu preſſen: aus den Puppen entwickelt ſich eine Feuch— tigkeit, durch welche die Seide leicht in Fäulniß geräth und dann beim Abwinden alle Augenblick zerreißt. Zur Blumenſtickerei ſollte man ſich keiner andern 153 Seide als jener von Kia und Hou bedienen; denn dieſe Seide iſt zweimal getrocknet worden, zuerſt gleich beim Spinnen der Raupen, und ſodann nach— dem man ſie aus dem Waſchbecken genommen, alſo nicht leicht dem Zerreißen ausgeſetzt. Die ganze Kunſt, gute Seide zu erhalten, faſſen die Chineſen in ſechs Worte zuſammen: Tſchhou— kheou-kan und Tſchhou-ſchoui-kan; die drei erften Worte ſagen: „trockne die Seide, ſo wie ſie aus dem Munde des Inſekts kommt.“ Dieß geſchieht durch die Glutpfanne unter der Spinnhütte (m. ſ. Taf. Fig. 12). Die drei letzten Worte bedeuten: „trockne die Seide, ſo wie ſie aus dem Waſſer kommt.“ Wenn man die Seide abhaspelt, ſtellt man fünf bis ſechs Zoll weit von der Haspel zwei kleine Wärmpfannen. und legt in jede vier bis fünf Unzen glühende Kohlen. Die ſchnelle Bewegung der Haspel hat die Wirkung des Windes; ſie ſchürt das Feuer an, und trocknet zugleich ſchnell den Faden. Bei reiner heiterer Luft und freier Cirkulation derſelben in der Werkſtatt iſt jedoch nicht nöthig von der Glutpfanne Gebrauch zu machen. Wir ſchließen hier unſere Bearbeitung der von Herrn Stanislaus Julien überſetzten chineſiſchen An— leitungen zum Seidenbau, ohne unſern Leſern die am Ende ſeiner Ausgabe abgedruckte Abhandlung: Ueb. d. Anbau d. Maulbeerbäume. 11 154 „über die wilden Seidenraupen, von Pater d'Incarville“ vorzulegen. Dieſe Abhandlung iſt aus dem Werke: Mémoires des missionaires de Peking genommen, welches im Jahr 1777 in Paris in 16 Bänden erſchien. Die Arbeit des Pater d'In— carville iſt nicht aus chineſiſchen Schriften übertragen; ſie iſt als eine ältere franzöſiſche Schrift, unſerem Zwecke fremd, und enthält keine Nachrichten, die, in praktiſcher Beziehung, reif für die Mittheilung wären. Ueberdem iſt ſie in einer Sprache abgefaßt, die ſich beſſer zu einer Capuzinerpredigt als zu einer Abhandlung über die Gewerbe ſchicken würde. Wir begnügen uns, ganz in der Kürze einige Notizen aus der Abhandlung anzuführen, die alles enthalten, was aus dem weitläufigen Gerede Belehrendes zu entnehmen iſt. In China erntet man in einigen Gegenden eine Seide, die von Raupenarten geſponnen wird, welche ſich nicht von den Blättern der Maulbeerbäume, ſondern von den Blättern des Fagara oder chineſi— ſchen Pfefferbaumes, der chineſiſchen Buche und einer Eichenart ernähren. Es iſt nicht entſchieden, ob die europäiſchen gleichnamigen Bäume nicht weſentlich von den chineſiſchen verſchieden ſind. — Die wilden Raupen ſpinnen ihre Cocons im Freien, faſt ohne Hülfe der Menſchen, und ohne daß der Wechſel der Witterung ihnen ſchadet. Ihre Seide iſt weniger fein, als die der Raupen, die ſich von Maulbeer— blättern nähren, und nimmt keine Farbe an; aber ſie koſtet weniger Mühe, wird nicht gehaspelt, ſondern 155 gefponnen, iſt ſehr dauerhaft und kann zu ſchönen grauen Stoffen verarbeitet werden. Es iſt zu erwarten, ob es Herrn Ludwig Höbert gelingen wird, Eier dieſer wilden Raupen, und Sprößlinge der zu ihrer Nahrung dienenden Bäume nach Europa zu bringen. Dann erſt wird die Frage zu beantworten ſeyn, ob dieſer Zweig der chineſi— ſchen Induſtrie nach unſerm Welttheil verpflanzt werden kann. Erklärung der Tafel. Figur 1. Papierblätter, worauf die Schmetterlinge Eier legen. (S. 100 — 106.) si Fig. 2. Netz zum Wechſeln der Raupen. (S. 93.) Fig. 3. Netzkorb zum Transport der Blatter. Fig. 4. Inſtrument zum Schneiden der Blätter. Fig. 5. Hürde zum Transport der Raupen, oder zum Wechſeln ihrer Streu. Fig. 6. Längliche Spinnhütte. (S. 131.) Fig. 7. Innere Hürde diefer Hütte. Fig. 8. Runde Spinnhütte. (S. 130.) Fig. 9. Spinnhütten aus Kia und Hou. Fig. 10. Krüge, in welchen man die Cocons, unter Lagen von Blättern und Salz, aufbewahrt. Fig. 11. Vorrichtung, die Puppen mit heißem Dampf zu tödten. (S. 141.) Fig. 12. Vorrichtung, die Hürden mit Kohlenglut zu erwärmen. (S. 153.) 5 aq. G. 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