Ip ec, Cofl, Su pe, Shelum 4 Wilhelm, E. / A 067 UNIVERSITY Ki 1X IN | NILYL 454 5 > 2 1 1 : * ‚N 11 AN | * 159 1 | 19 22292114 ** f 21 1433 Cat. Bochs(BMMM) Sypf. Tres LA du 05. Wildermuth (V. L.) & Gates (F. H.) Clover Stem- Borer as an Alfalfa Pest. pp. 25: I pl., text illust. See UNITED STATES or AMERICA.—DEPARTMENT OF AGRI- CULTURE. Bulletin No. 889. 8°. 1920. WILDMAN (W. B.) A short history of Sherborne from 705 A. D.. . Third edition. pp. li,] 167 4 pls., 2 plans. 80. Sherborne, 1911. Wilhelm (GorTrTLıEB ToB1As) Unterhaltungen aus der Naturgeschichte .. Der Würmer erster Theil. 1 Vol. 80. Wien, 1832. Wanting the second volume, Theil 2. Wilhelm (G. T.) Unterhaltungen aus der Natur- geschichte. [Von G. J. Wilhelm.] Der Fische erster (Zweyter) Theil. Neue Ausgabe, &c. 2 Vol. ust. 8°. Augsburg, 1834. Forms Vol. no. 9 and 10 of the whole series ofthe “ Neue Ausgabe ” which appeared in 27 volumes. Wilhelm (G. T.) Unterhaltungen aus der Natur- geschichte. [Von G. J. Wilhelm.] Des Mineralreichs Iter (ter) Band. Neue Ausgabe, &c. 2 Vol. Must. 80. Augsburg, 1834. Forms Vol. 26 & 27 of the complete series of the “ Neue Ausgabe.” Wilhelm (G. T.) Unterhaltungen aus der Natur- geschichte. [Von G. T. Wilhelm.] Der Vögel erster (-zweyter Theil). Neue Ausgabe, &c. 2 Vol. ill ust. 8°, Augsburg, 1834. Kantine the first volume, Theil 1. orms Vol. no. 4 & 5 of the whole series of the.“ Neue Ausgabe.” 15, I ırnr 099 A EN Kin ) Ar 5 N AN ch NN ee 4 n Unferh ulüm gen ns der | ichfe _ 1 n U Der IIS itrmer- Swenfer Theil Neur Jus gabe Hugsburg 1834. In J. H. Schloßers Burch irnd Kunſthandlung. + we j R win, 3 fi 2 . . 10 4 9 > un h ö 1 1 75 ri . * | TR * . 7 * * N. Gene * 1 r 5 1 2 2 * 1. ee le 1 1 * * 36 * 41 Vorerinnerung. Di umerzeichnete Kunſthandlung konnte ſich nicht entſchließen, dieſen zwoͤlften und letzten Band der Unterhaltungen aus der Raturgeſchichte des Thierreichs einem verehrten Publicum vollendet zu uͤbergeben, ohne zu gleicher Zeit, ihres Verſpre⸗ chens gegen zu fpät eingelaufne Subftribenten ein⸗ gedenk, dieſe als einen Rachtrag zu den vorigen Ltſten hinzuzufuͤgen. Außerdem hat fie, den Win: ſchen einiger gemäß „ eine Ueberſicht der zwolf Baͤnde des ganzen Werkes beydrucken laſſen. Auch fie freut ſich, dieſen Ruhepunct erreicht zu haben, dankt ihren ſchaͤtzbaren Abnehmern für die Auf⸗ nahme, die dieſes Werk fand, und für die Rachſcht, die ſie ihm ſchenkten. M. Engelbrecht 'ſche 8 | in Augsburg, wuͤrmer II. Th. * ö Nach⸗ — Nachtrag 5 zu den im fuͤnften und zehnten Bande enthaltenen Subſcribenten-Liſten. Hr. Buchhaͤndler Anich, in St. Gallen. — Landrath Behr, in Zelle. — Pfarrvicar Beißel, in Leutkirch. — Muſic. Benz, in Augsburg. — Muüſie. Bosch, in Augsburg. — Myeofeſſ. Crauer, in Lucern. I: — Kfm. Scheuermann, in Augsburg. — Bierbr Schlumberger, in Augsburg. — Per. Schnitzlein, in Moͤnchsroth. — Muſic. Unger, in Augsburg. — Afm Will, in Augsburg. . Muſic. Wohlmuth, in Augsburg. der zwoͤlf Bände Unterhaltungen aus dee Naturgeſchichte des Thierreichs. I. Unterhaltungen aus der Naturgeſchichte. Der Saͤugethiere J. Theil, mit XXX. illuminirten Kupfertafeln, 246 S. Text, XXXH. S. Ein⸗ leitung, und geſtochnem Titelkapfer. II. Unterhaltungen aus der Naturgeſchichte. Der Saͤugethiere 11. Theil. mit XX XIV. illumin. Kupfertafeln, 288 S. Text, Regiſter und ge⸗ ſtochnem Titulkupfet. Ser 9 III. unterhaltungen aus der Naturgeſchichte der Arte pPhibien. Mit XL. illuminirten Kupfertafeln, 2328 S. Text, XVI. S. Einleitung, Vorrede und Regiſter, und geſtochnem Titulkupfer. IV. Unterhaltungen aus der Naturgeſchichte, Der Vogel J. Theil, mit XLIV. illumin. Kupfer⸗ tafeln, 367 S. Text, XXXII. S. Einleitung und geſtochnem Titulkupfer. wan V. Unterhaltungen aus der Naturgeſchichte. Der Voͤgel II. Theil. mit XL VI. illumin. Kupferta⸗ feln, 384 S. Text, und Bogen Subſcribenten⸗ lliſte und Regiſter, und geſtochnem Titulkupfer. VI. Unterhaltungen aus der Naturgeſchichte. Der Inſecten l. Theil, mit XL VI illumin. Kuofer⸗ tafeln, 376 S. Text und XLVIII. S. Einleitung, geſtochnem Titulkupfer und Inſtructionstafel. VII. Unterhaltungen aus der Naturgeſchichte. Der Inſecten IL. Theil, mit Lil. illumin. Kupferta⸗ feln, 424 S. Text, und geſtochnem Titulkupfer. VIII. Unterhaltungen aus der Naturgeſchichte. Der Inſecten III. Theil, mit III. illumin. Kupfer⸗ tafeln, 424. S. Tert, und dem Reaifter über die 3 Theile der Inſeeten und geſtochnem e 2 IX. Unterhaltungen aus der Naturgeſchichte. Der Jiaiſche J. Theil mit XLIV. illum. Kupfertafeln, 2352S. Text XLVIII. S. Einleitung und Sub⸗ ſexib. Nachtrag und geſtochnem Titulkupfer. X. Unterhaltungen aus der Naturgeſchichte. Der Siſche II. Theil mit LIT, illum. Kupfert. 416 S. Text, und Regiſter über die II. Theile der Fiſche und geſtochnem Titulkupfer. | XI. Unterhaltungen aus der Naturgeſchichte. 2 Würmer J. Th. mit L, kum. Aupferta e 204 S. Text und XXVIII. S. Einleitung und orrede und geſtochnem Titulkupfer. XII. Unterhaltungen aus der Naturgeſchichte. Der Würmer II. Th. mit LVI. illum. Kupfertafeln 468 S. Text nebſt Regiſter uͤber die 11. Theile der Wuͤrmer, einer Vorerinnerung und Ueberſicht des ganzen Werks und noch einem Nachtrage der Subſcribentenliſte. | Im Ganzen enthält alſo das hiemit geſchloßne Thierreich, außer 12 geſtochnen Titulblaͤttern nnd ei⸗ ner Inſtructiont tabelle, 548 fleißig illuminirte Ku⸗ pfer, auf denen durch eine gewiſſenhafte Oekonomie zum Beſten der Leſer mehr als 3400 Gegenſtaͤnde der Natur abgebildet find, und uͤber 4700 Seiten oder faſt 13 Alphabethe Text, in deſſen Druck die größte Sparſamkeit beobachtet worden iſt. Beſſer als durch dieſe Sorgfalt und durch den billigſten Preis konnte ihre Achtung vor dem Publicum und ihre Dankbar⸗ keit fuͤr die Aufnahme, die dieſes Werk fand, nicht beweiſen die ; Martin Engelbrecht ſche Kunſthandl. in Augsburg. * Tab. . IV. Schalwürmer, Conchylien, ET en, 1. Vielſchalige ’ Multivahvia. Kaͤfermuſchel. Chiton: Conchylieneyer (1. 2). Die Schuppenvolle (35). Die Marmorirte (6.7). Die Weiße 650. Der Meer⸗Kellerwurm (9). Die Negerinn (10). Meereichel. Lepas. | Die Erhabne di 144213). Die aufblühende Seetulpe (14). Die dornige Meereichel 50. Die Wallfiſchlaus (16, 17). Die Entenmu⸗ . (18. 10). Die Seemüge (20). Da Fuß zehen ar * Bohrmuſchel. Pholas. | DerSteindohrer: (22. 23). Die Gerippte (24). * Die Zwergoholade (25). Nur noch drey Ordnungen der Wuͤrmerclaſſe find uns fiir den letzten Band unfrer Unterhaltungen aus der Naturgeſchichte uͤbrig geblieben. Begleiten uns Wuͤrmer II. Th. A unfre 2 Schalwuͤrmer. unſre Leſer mit ihrer ruhmwuͤrdigen Beharrlichkeit auch noch durch dieſe Provinz des unermeßlichen Gebiethes der Natur; ſo koͤnnen ſie ſich ruͤhmen, das ganze Thierreich durchwandert, und wenn auch gleich keine gelehrte Kenntniß, worauf dieſe Blaͤtter keinen Anſpruch machen, erlangt zu haben, doch mit den dankwuͤrdigen Anſtalten der Natur, und manchen Geſchoͤpfen, deren Daſeyn ſie zuvor kaum ahndeten, bekannter geworden zu ſeyn. Zwar wer⸗ den ſie bey den Ordnungen, die uns noch uͤbrig ſind, | | fich gefallen laſſen muͤßen, daß wir ihnen zuweilen von der Hütte mehr, als von ihrem Bewohner erzaͤh⸗ len, und daß wir ihnen die kunſtreichſten Gehaͤuſe beſchreiben, ohne ihre geſchickten Erbauer bekannt machen zu koͤnnen; indeſſen hat doch auch dieſer Theil der Naturgeſchichte ungemein viel Anziehendes, ind wenn ihn hie und da einer für unbedeutend hielte, dem duͤrften wir nur eine Handvoll Sand, der tau⸗ ſend treffliche, aber unſichtbare Schnecken und Mu⸗ ſcheln dem Vergroͤßerungsglaſe zeigt, vorlegen; duͤrften ihn nur an ein aus Millionen Conchylien aufgeſchichtetes Gebirge, oder an die von Corallen aufgethuͤrmten Felſen und Riefe erinnern, oder ihm von den Wundern der Infuſionen einige Winke en. en = Schalmwürmer. 3 geben, um ihn im Voraus zu überzeugen, daß hier von einem unendlich wichtigen Theil der Natur die Rede ſey, der die größte Aufmerkſamkeit jedes Den⸗ kenden verdient. In unſrer Einleitung in die Naturgeſchichte der Wuͤrmer uͤberhaupt verſprachen wir, ehe wir die Conchylien oder Schalwuͤrmer, die eine Ordnung jener Thierclaſſe ausmachen, ſelbſt beſchreiben wuͤr⸗ den, eine allgemeinere Einleitung in die Kenntniß derſelben vorauszuſenden, um nicht bey der Beſchrei⸗ bung der Gattungen und Arten das, was ſie gemein haben, immer wiederhohlen zu muͤßen. Zwey Haupttheile fallen bey den Schalwuͤrmern in die Augen: der Wurm und die Schale. Von beyden wollen wir jetzt das nothwendigſte beruͤhren. Sehr vieles haben die Bewohner der Schalge⸗ haͤuſe mit den uͤbrigen Wuͤrmern gemein, ſo daß man nicht leicht in Verſuchung kommen konnte, ſie in eine andre Thierclaſſe, als unter die Wuͤrmer, zu verweiſen. Auch ſie haben einen weichen, gallert⸗ artigen, meiſt mit Fuͤhlern verſehenen Koͤrper, den man, haͤtte er nicht die merkwuͤrdige Schale, ſicher zu den Schleimthieren rechnen wuͤrde. Soll von ihnen ein allgemeiner Charakter angegeben werden, | A2 de 4 Scchalwuͤrmer. ſo konnte man ihn darein ſetzen, daß man ſie fuͤr einfache weiche Würmer erklaͤrte, die in einer eignen, ſelbſt verfertigten Schale wohnen, die ſie immer mit ſich herumfuͤhren, und aus der ſie ſich zwar her⸗ aus begeben, jedoch ohne fie gar nicht, oder nur kurzs Zeit, leben konnen. Der Schöpfer fand zwar nicht fuͤr gut, dieſen Thieren Knochen zu geben, dafuͤr aber gab er ihnen äußerlich etwas Aehnliches, naͤhm⸗ lich eine ſteinharte Buͤchſe, in die ſie ſich verſchließen Tonnen, Lange befümmerte man ſich um fie ſelbſt weit weniger als um die Schale, und es ſchien, als ob dieſe die Hauptſache waͤre, ihr Bewohner aber weniger Aufmerkſamkeit verdiente. Der kunſtreiche Bau jener Gehaͤuſe, ihre reizenden Zeichnungen und Farben, ihr porcellanartiger Schmelz beſchaͤftigten den Beobachter ſo ſehr, daß er das Thier ſelbſt ganz aus der Acht ließ. Man war davon ſo bezaubert, daß man mit einem Aufwande, der an Verſchwen⸗ dung graͤnzte, bloß die Schalen ſammelte, unbeſorgt um das Thier, dem ſie angehört haben mochten. Eben daher ordnete man auch in Syſtemen und Naturaliencabinetten dieſe Geſchoͤpfe durchaus nur nach den Schalen, was freylich ſo rathſam als noͤ⸗ tig war, da dieſe nicht nur dauerhaft und keiner Ya, 1 E Zer⸗ Ochalwuͤrmer. 5 Zerſtörung leicht unterworfen find; ſondern auch die Thiere ſelbſt unter den Haͤnden gleichſam zerinnen, und wenn ſie trocknen, faſt keine Spur von ihrer ehemaligen Geſtalt behalten. Die Schalwuͤrmer ſcheinen großen Theils wahre Zwitter zu ſeyn, ſo daß jeder beyde Geſchlechter in ſich vereiniget; ob aber bey allen zur Fortpflanzung des Geſchlechts zwey Individuen udthig ſeyen, die ſich wechſelſeitig befruchten und befruchtet werden, das laͤßt ſich nicht entſcheiden. Doch will man bey einigen Schnecken, z. B. bey den Blaſen⸗ und Pur⸗ purſchnecken die Bemerkung gemacht haben, daß die mit engern Schalen und weniger Hoͤckern Weibchen ſeyen. Ziemlich willkuͤrlich verfuhr man dabey in den Cabinetten, und gab bey Conchylien von offenbar einer Art, die aber entweder dicke Schalen und ſtarke Zacken und Hoͤcker, oder duͤnne Schalen und nur wenig oder keine Zacken und Hoder hatten, die ers ſtern fuͤr maͤnnlich, die letztern fuͤr weiblich geradezu aus. Bey den zweyſchaligen oder Muſcheln, moͤchte es ſo ziemlich ausgemacht ſeyn, daß alle . Zwitter ſeyen. Einige Schalwuͤrmer geben lebendige FOR - andre aber und zwar die meiften legen Eper, die eine A 3 bald 6 Schalwuͤrmer. bald harte, bald weiche Schale haben. Mit den lebendig gebaͤrenden verhält es ſich ſo, daß ihre Eyer | innerhalb der Muttter ausgebruͤtet werden, indeß die andern dieſe Gabe nicht haben, ſondern ihre Nach⸗ kommen noch in der Eyhuͤlle von ſich geben, und ihr Ausbruͤten der Natur und dem Gluͤcke uͤberlaſſen. Von einigen gehen die Eyer faſt wie Froſchlaich, von andern in einem haͤutigen Gewebe, das aus mehrern tauſend von einander abgeſonderten Zellen beſteht. Die Form iſt aber ſehr verſchieden; denn bald gleicht ein ſolcher Eyervorrath einem Schwamme, bald einer Frucht, bald einer Schnur, an der Bläschen, Bes cher, Teller u. d. angereiht ſind. Faſt muß man bey iehr ſtark bevoͤlkerten Eyerneſtern vermuthen, daß ſie das Werk mehrerer Schalwuͤrmer und nicht eines einzelnen ſeyen. Denn man will wirklich von den Bezoarſchnecken die Erfahrung haben, daß ſie ſich zu gewiſſen Zeiten verſammeln, und ihre Eyer auf einen Klumpen legen, der ſich zuſammen kittet. Wir ſehen bey 1. und 2. unſrer Abbildung zwey Gegenſtaͤnde, bey denen wir wohl auf alles eher, als auf Conchylieneyer gerathen haben wuͤrden. Und doch ſtellen ſie nichts andres vor. An einem dieſer Eyervorraͤthe ſehen wir Bläschen (1), am ans ; N | dern 1 * 1 We e W * — r IE 2 = 9 * en] — 1 * iz * — = a x 2 1 1 4 Schalwuͤrmer. 7 dern Zellen (2). Aus beyden bohrt ſich der junge Schalwurm, ſobald das Gefuͤhl der Reife in ihm erwacht, heraus. Dieß iſt der Grund, warum man an den Exemplaren ſolcher Eyerneſter, die in Cabi⸗ netten aufbewahrt werden, die Zellen wie die Blaͤs⸗ chen durchbohrt ſieht. Von der Fruchtbarkeit der Conchylienbewohner kann man ſich daraus einen Begriff machen, daß in Einen Muſchelrogen 1728000 Eyer gezaͤhlt wurden. ö Aber eben dieſe ungeheure Fruchtbarkeit macht es uns begreifllich, woher die ſchlechterdings unaus⸗ ſprechliche Menge von Conchylien in der Welt komme. Tauſend Millionen von Schalthieren, die den Boden der Meere bedeckten, und Jahrhunderte ſich uͤber einander ſchichteten, haben einen Theil jener Maſſen hervorgebracht, die wir Berge und Felſen nennen, und die faſt ganz nur aus ihnen zuſammengeſetzt ſind. Sie, das Werk huͤlf⸗ und wehrlos ſcheinender Thiere, ſtehen feſt gewurzelt da, das Meer hat ſich von ih⸗ nen zuruͤckgezogen und ſie dem feſten Lande geſchenkt. Wie viel die Polypen dabey thaten, werden wir an einem andern Orte hoͤren. Der Verſtand verliert % ſich in endloſen Zahlen, wenn er an die Menge der Eonchplien denkt; wenn er bönt, daß in drey Loth ö Sand 8 Schalwürmer. Sand gegen 7000 Ammonshoͤrnchen gezählt worden ſeyen, daß tauſend und aber tauſend Schalthlere ſich auf andern Geſchoͤpfen anſiedeln, und daß ein Schiff, das eine Zeitlang in der See gegangen iſt, endlich ſelbſt in ſeinem Laufe dadurch gehindert werde, weil zahlloſe Schnecken und Muſcheln ſich anſetzen und den Kiel gleichſam incruſtiren. Dieſe Bemerkung entgieng dem beruͤchtigten Seeraͤuber Angria nicht, und nur darin, daß er alle vier Wo⸗ chen die untere Flaͤche ſeines Schiffes, mit geſpalt⸗ nen Cocusnuͤſſen, abſchaben und ihr Oehl eindringen ließ, beſtund das Geheimniß ſeines unglaublich ſchnellen Seegelns, das ihn ſo vielen Nachſtellungen glaͤcklich entriß. Aber bey dieſer Menge von Con⸗ chylien muͤßen wir billig erſtaunen uͤber die außer⸗ ordentliche Maſſe von Materie, die die raſtloſe Thaͤs tigkeit dieſer Seegefchöpfe, verbunden mit den Pflan⸗ zenthieren, zu ihren Gehaͤuſen verwendet, beſonders wenn man mit Buͤffon annimmt, daß aller Mars mor, Mergel und Kalkſtein in der Welt verwitterte Conchylien ſeyen. Sie bilden demnach einen be⸗ traͤchtlichen Theil unfrer Erdkugel. Sie bedecken an vielen Orten die Oberflaͤche derſelben, und ſind nicht minder in ihrem Schooße; die Ebnen, wie die Thaͤ⸗ en ler, Schalwuͤrmer. 9 ler, zeigen uns ihre Truͤmmer; fie pflaſtern den Fuß⸗ boden des Weltmeeres und erfuͤllen ſeine Kuͤſten; ſie ſtrömen mit der Lava aus den Vulcanen, bevölkern Fluͤſſe und Suͤmpfe, und ſelbſt auf den hoͤchſten, beynahe unerſteiglichen Gebuͤrgen findet ſie der ſtau⸗ nende Wandrer. Wie viel bedarf die Natur Stoff sfür fo zahlloſe Gehaͤuſe! Chemiker wollen entdeckt haben, daß mehr als die Haͤlfte des Gewichts jener Polypen und Couchylienwohnungen aus Waſſer zund Luft beſtehe. Taͤglich muͤßen alſo dieſe Ele⸗ mente für die Millionen Seegeſchoͤpfe einen großen Vorrath abgeben, der nun ſeine fluͤßige Form ver⸗ liert und zu feſten Körpern wird. Weil nun das hie⸗ durch, wie es ſcheint, geſtoͤrte Gleichgewicht in den Elementen und im Verhaͤltniß der feſten ud fluͤßi⸗ gen Körper gegen einander, wieder hergeſtellt und der zu großen Abnahme von Luft und Waſſer, und der zu ſtarken Anhaͤufung feſter Körper gewehret werden mußte, fo war es unumgänglich noͤthig, daß die Natur eine Anſtalt traͤfe, dieſe wieder aufzuldſen und in ihre Urſtoffe zu decomponiren. Da dieß aber nur durch Feuer geſchehen kann, ſo ſchuf der Urheber der Welt in den feuerſpeyenden Bergen ungeheure Ofen, in denen jener ſo noͤthige chemiſche Proceß = Würmer II. Th. B vor 10 Schalwuͤrmer. vor ſich geht. Dieſen Blick Saußuͤres in die Hefte nomie der Natur konnten wir hier nicht verſchweigen. Er iſt groß und ehrwuͤrdig und laͤßt uns eins der fuͤrchterlichſten Phaͤnomene von einer .. Seite anſehen. Der junge Schalwurm bringt alſo, wie wir ge⸗ hoͤrt haben, ſchon ſeine Schale aus dem Ey auf die Welt, ja er hat ſie bereits in Mutterleibe. Noch aber ſind die Windungen nicht vollzaͤhlig, die man bey den erwachsnen bemerkt; erſt mit zunehmendem Wachsthume werden dieſe allmaͤhlich erzeugt, und an dem Muͤndungsſaume abgeſetzt. Nicht alſo, daß ſich die größere Schale aus der kleinen, jugendlichen, wie aus einem Keime, entwickelte, fondern fie ver⸗ groͤßert ſich durch Anſetzen eines neuen Stoffes. Dieß ſiebt man zumal an den Muſcheln ſehr deutlich. Ziemlich ſchnell geht aber das Wachsthum des Schal⸗ | thiers von Statten. Denn nach einem halben Jahre iſt es ſchon zur Fortpflanzung geſchickt. Von jeher waren die Meinungen uͤber die Ent⸗ ſtebung der Schale getheilt. Daß fie aus einem klebrigen Saft und Kalkerde gebildet ſey, iſt eben ſo wenig eine Frage, als daß ihre Grundlage knorpelig oder hornig ſey. Einige glauben, der klebrige mit Kalk⸗ Schalwuͤrmer. 11 Kalkerde angefüllte Saft, der fie bilde, werde in den dazu beſtimmten Gefaͤßen bis zur Oberhaut des Thieres gefuͤhrt; hier dufte er aus, das Fluͤßige ver⸗ fliege, das uͤbrige verhaͤrte ſich und bilde die Grund⸗ lage, indeß nur das Aeußere durch Anſetzung neuer, kalkartiger Theile wachſe. Andre halten die ganze Schale fuͤr wirklich organiſch, und glauben 1 daß ſie mit dem Koͤrper des Thieres durch feine Gefaͤße in Verbindung ſtehe, und durch dieſe von innen heraus ihre Nahrung und ihr Wachsthum erhalte, ſo wie die Zähne und Knochen andrer Thiere, oder auch die Schalen der Krebſe. Wenn man aber nach der Be⸗ merkung eines ſcharfſinnigen Naturforſchers wahr⸗ nimmt, daß denn doch zwiſchen dem Thier und der Schale eine gewiſſe Trennung ſtatt finde, indem die Gartenſchnecke das mit Vorſicht ausgebrochne Stuͤck⸗ chen ſogleich wieder mit Huͤlfe ihres Kalkſtoffes er⸗ gaͤnzt, und wie die Winterdeckel der Schneckenhaͤuſer nicht mit innern, organiſchen Theilen zuſammenhaͤn⸗ gen, ſondern von der Schnecke ſelbſt aus ihrem kalk⸗ artigen Speichelſafte verfertigt werden: ſo moͤchte man geneigt ſeyn, der erſten Meinung den Vorzug zu geben, und die Schale für keinen organiſchen * e zu halten. Sie ſcheint alſo theils durch In⸗ 2 B 2 cru⸗ 1 12 Schalwuͤrmer. eruſtation, in bein fich der kalkartige Stoff in Blaͤt⸗ terform ſchichtenweiſe anſetzt, gebildet zu werden, wozu denn die Form des Körpers natuͤrlich das ih⸗ rige beytraͤgt; theils, wo dieſe nicht hinreichen wuͤr⸗ de, das kunſtreiche Gehaͤuſe hervorzubringen, durch einen dem Thiere eignen Kunſttrieb ihre Geſtalt und Form zu erhalten. Das zellichte, adernvolle Gewebe, das mit den ſkeletirten Blättern Aehnlichkeit hat, erinnert dem ungeachtet faſt unwillkuͤrlich an die Knochen der Thiere. Die verſchiednen Zeichnungen der Schalen aber moͤgen auch von der Verſchieden⸗ heit der Hautöffnungen des Schalthiers, aus wel⸗ chen der ſie bildende Stoff hervortritt, abhängen, Uebrigens läßt ſich darüber durchaus nicht entſchel⸗ dend ſprechen. Denn auch die Meinung, daß ſie wirklich organiſch ſeyen, hat manches fuͤr ſich: z. B. daß ſie ihren Glanz verlieren, wenn der Bewohner in Faͤulniß uͤbergeht, hingegen die Conchylien, aus denen man den Bewohner lebend herausgenommen hat, am ſchoͤnſten bleiben. Hat Poli richtig beob⸗ achtet, ſo tritt die Materie des Gehaͤuſes nach Cir⸗ culationsgeſetzen aus dem Körper in die Membranen des Mantels und bildet ſo allmaͤhlich die Lagen. Der Vorrath jener Materie liegt jenſeits des Her⸗ 9 Schalwürmer. 13 zens in einem Beutel. Nie kann das Thier dieſe ſeine Schale ganz verlaſſen. Es iſt an ihr, jedoch nicht durchaus auf eine gleiche Art befeſtiget. Das Muſchelthier haͤngt gemeiniglich in der Mitte durch eine ſtarke Sehne mit ihr zuſammen; die Schnecke aber mehr nach hinten zu, ja oft mit der aͤußerſten Spitze. aer Immer aber, die Entſtehung ſey welche ſie wolle, bleiben dieſe Schalen ein Naturproduct, uͤber das man nie genug erſtaunen kann. Die Mannig⸗ faltigkeit ihrer Formen, die Regelmaͤßigkeit der Zeich⸗ nung, die Symmetrie der Stockwerke und des innern Baues, die koſtbaren Farben, die zum Theil nicht bloß auf der Oberflaͤche ſich befinden, ſondern durch⸗ ausgehen, die herrliche Politur, die ſie annehmen, und zumal der unausſprechlich ſchoͤne Gold⸗ und Silberglanz, der vorzuͤglich die Suͤdſeemuſcheln aus⸗ zeichnet, wie die Perlenſchnuͤren und Juwelen, mit denen einige beſetzt ſcheinen, alles vereinigt ſich, ſie zu einem Gegenſtande der gerechteſten Bewunderung zu machen. Doch faͤllt ihre Schoͤnheit nicht bey allen ſogleich ins Geſicht. Wie der Geizige ſeine Schaͤtze unter einer aͤrmlichen Hülle verſteckt, fo ver⸗ bergen ſehr viele Conchylien ihren Gold: und Sllber⸗ B 3 glauz 4 Schalwürmer. glanz unter einer unſcheinbaren Haut. Erſt wenn dieſe abgezogen iſt, wenn ſie gereiniget und polirt ſind, zeigt ſich ihre Farbenpracht recht deutlich. Auch im Junern haben dieſe Gehaͤuſe viel Sehens⸗ wuͤrdiges. Denn nicht nur, daß ſich regelmaͤßige Stockwerke und Kammern in ihnen befinden; ſo ſind die Waͤnde bald glaͤnzend weiß, wie kein Elfenbein, kein Gips ſeyn kaun, bald ſilbern, bald wie polirter | Stahl, bald mit andern fanften und lieblichen Far⸗ ben bezogen, die mit dem Blau des Himmels, dem angenehmen Roth der Roſe, der Glut eines Feuers ofens, oder auch wohl mit andern Gegenſtaͤnden von großer Farbenpracht wetteifern. Sie zu reinigen und zu poliren, ohne daß etwas von ihrer Schönheit vers loren gehe, iſt ein ſehr muͤhſames Geſchaͤfte, beſon⸗ ders bey denen, deren Farben nicht tief hineingehen, oder die eine zerbrechliche Schale und feine Stacheln und Auswuͤchſe haben. Ein wohlgeordnetes Con⸗ chyliencabinett von gut erhaltuen und vorzuͤglichen Exemplaren iſt daher immer eine Sammlung, die dem Kenner ſo viel und mehr Freude, als das praͤch⸗ tigſte Blumenbett gewaͤhrt, beſonders da er bey ihr kein Verbluͤhen, kein Ausarten zu beſorgen hat. Van weiß kaum, worauf man ſeine Aufmerkſamkeit | zuerſt * Schalwirmen 15 zuerſt richten ſoll, ob auf die gefaͤlligen Formen, oder auf die reizenden Farbenmiſchungen und die trefflichen Zeichnungen, die ſich auf ihrer ſpiegel⸗ glatten Oberflaͤche zeigen. Iſt außer dem noch eine Sammlung von entzweygeſchnittnen oder halb weg⸗ geichliffnen Conchylien dabey, wozu bald die Säge, bald die Feile, bald der Schleifftein gehört, um auch den herrlichen, innern Bau und die Waͤnde, die die Natur im Waſſer emaillirt hat, da wir ſonſt dazu immer das ſtaͤrkſte Feuer brauchen, bewundern zu koͤnnen; und kommt zu dem allem noch eine ausge⸗ ſuchte und zahlreiche Bibliothek und ein humaner Eigenthuͤmer, der feine Schaͤtze gern gemeinnuͤtzig werden läßt, („) fo gleicht gewiß nichts dem Ver⸗ gnuͤgen, ( Dieſes alles findet ſich in einem gewiß ſeltnen Grade vereinigt in dem Cabinette des H. Rit⸗ ters und K. K. Raths don Cobres, in Augsburg. Auch bey dieſem letzten Bande der Unterhaltuns gen aus der N. G. wuͤrde der Verfaſſer eine heilige Pflicht zu verletzen glauben, wenn er nicht als einen ſchwachen Tribut ſeiner Dankbarkeit oͤffentlich das Geſtaͤndniß ablegte: daß bey wei⸗ tem der groͤßte Theil des Guten, was guͤtige Richter von dieſem Werke ruͤhmen, auf Rechnung | V. jenes 1 16 Schalwͤrmer. gnuͤgen, das der Aufenthalt in einem ſolchen Cabi⸗ ie gewaͤhren Tann! Außerordentlich groß iſt die . der Conchylien. Man kennt bereits 2433 beſtimmte, verſchiedne Arten, die man in ſechs und dreyßig Gattungen vertheilt hat. Unzaͤhlich waren die Ver⸗ ſuche, die Conchylien bald nach den Schalen, bald nach dem Schloſſe, bald nach dem Thiere ſelbſt zu claffifieiren. Da einige von ihnen mehr als zwey Schalen, andre nur zwey, wieder andre bloß eine Schale beſitzen, unter den letztern aber ein Theil beſtimmte Windungen, der andre aber keine hat; ſo gab dieſe Bemerkung Veranlaſſung, die Schals thiere uͤberhaupt in vier Familien zu theilen. 1. Vielſchalige Conchylien (Multivalvia), His fermuſcheln, Meereicheln ꝛc. U. Zweyfchalige (Bivalvia), oder die eigent⸗ chen Muſcheln (Conche), Klaffmuſcheln, | Venusmuſcheln ꝛc. III. jenes edelmuͤthigen Menſchenfreundes zu ſchrei⸗ ben ſey, der dem Verfaſſer mit beyſpielloſer Wils ligkeit ſein Cabinett und ſeine Bibliothek oͤffnete, ſo daß es gewiß die Schuld jenes Kenners und Freundes der Naturgeſchichte nicht iſt, wenn dieſe Blaͤtter die Vorzuͤge nicht haben, die ihnen nach dem Gefuͤhl ihres Verfaſſers noch mangeln. 1 hr a Schalwürmer. 17 III. Einſchalige (Univalvia) oder die eigent⸗ lichen Schnecken ( Cochleae) mit beſtimmten Windungen: Walzenſchnecken, Kraͤuſelſchne⸗ * cken ꝛc. VIV. Einſchalige ohne beſtimmte Windungen: ( Univalvia fine ſpira) Napfichneden , ROM, renſchnecken, Bohrwuͤrmer. Der gemeine Sprachgebrauch begreift die zwey * erſten Familien unter dem Worte Muſcheln, die 4 beyden andern unter dem Worte Schnecken, obaleich, } ſtreng genommen, der erſte Nahme nur der zweyten, und der andre nur der dritten zukaͤme. Ziemlich verſchieden ſind die Bewohner dieser Gehaͤuſe, je nachdem dasſelbe ein Muſchel- oder Schnecken⸗ oder Roͤhrengehaͤuſe iſt. So viel Aehne lichkeit die Thiere, die in den letztern ſich aufhalten, mit den im eigentlichen Verſtande ſogenannten Würs mern haben; ſo erinnern dagegen die in Schnecken⸗ phaͤuſern lebenden an die nackten Schnecken. Wie dieſe haben ſie Fuͤhler am Kopfe, die eine verſchiedne Geſtalt haben. Bey einigen gleichen fie einem Sees rohr, bey andern Trommelſtaͤben; bey einigen find fie aſtig und baumaͤhnlich, bey andern pyramiden⸗ artig. Das Thier kann fie aus- und einziehen. W wuͤrmer II. Th. C In E ns » 18 Schalwürmer. Im letztern Falle ſchieben ſie ſich in einander, oder kehren ſich gewißer Maßen um, wie man einen Strumpf umwendet. Einige thun das außerordent⸗ lich geſchwind. Seltſam iſts, daß die, die baum⸗ artige, aſtige Fuͤhler haben, auch von den ein⸗ zelnen Zweigen willkuͤrlich die einziehen konnen, # 3 welche fie wollen, indeß die andern außen bleiben. Die ſchwarzen Kuͤgelchen, die man an dieſen Fuͤhl⸗ hoͤrnern ſieht, ſind die Augen; unter ihnen liegt der wie ein Korkzieher gewundne Sehnerve, der vermit⸗ telſt dieſer herrlichen Structur ſich zuſammenlegen kann. Die ganze Einrichtung dieſes Auges iſt eins der größten Meiſterſtuͤcke im Reiche der Natur, und der unſterbliche Swammerdamm fand in ihm die drey Feuchtigkeiten des menſchlichen Auges ſehr be⸗ ſtimmt. Ueberhaupt werden ſich die, die ſich in den Schalwuͤrmern unvollkommne Thiere denken, nicht wenig wundern, wenn wir ihnen ſagen, daß ſie voll⸗ kommner organiſirt ſeyen und dem Menſchen naͤher kommen, als die Inſecten. Schon die Augen gaben davon einen Wink. Aber ſie haben auch andre ſol⸗ che Organe, z. B. ein Herz mit einem Herzbeutel. Durch die halb durchſichtigen Haͤute, die es umge⸗ ben, kann man die Schlaͤge desſelben wahrnehmen. Etwas * * . Schalwürmnr. 19 a Etwas Sonderbares hat das Gehirn der Schne⸗ cken. Sie können es in den Leib hineinziehen und wieder herausſchieben. Aus ihm entſpringt eine Art von Ruͤckenmark. An ihrem Maule bemerkt man fſzheils Kinnladen, theils einen Ruͤßel; am Körper ſelbſt aber einen zur Bewegung dienlichen Fuß. Drey Haͤute bilden den Hals. Die mittlere und dickſte davon heißt die Halshaut (collare), die in⸗ 4 nere das Haͤutchen (tunica), und die aͤußere der * Mantel (pallium). Den letztern bemerkt man nur bey einigen Flußſchnecken, wo er, wenn fie herums kriechen, die Schale entweder ganz, oder nur zum Theil bedeckt. Die Halshaut, in der ſich das Luft⸗ loch und der After befindet, erfuͤllt die Oeffnung der Schale und die Schnecke zieht ſich in dieſelbe zuruͤck. Das Haͤutchen umgibt die Windungen von innen. Mit Unrecht hat man den Schnecken die Zaͤhne ab⸗ geſprochen. Sie haben eine Art von dunkelblauem Horn, das gezaͤhnt iſt und an Blaͤttern und Kno⸗ ſpen oft nur zu deutliche Spuren hinterlaͤßt. Weeriger beſtimmt als bey den Schnecken iſt der * Kopf der Muſchelthiere, und wenn man nicht eine * kleine „ runde Erhabenheit über dem Maule dafuͤr 1 holten will, ſo kann man weder ſagen, ob ſie einen 9 Ca Kopf * 20 Schalwuͤrmer. Kopf haben, noch wo er ſey. Vier hautige Lippen ohne Kinnladen und ohne Zaͤhne hat der Mund. Ein cylindriſcher, zuſammengedruͤckter, ſichelformi⸗ ger Fuß dient zur Bewegung des Körpers. Auf jeder Seite desſelben ſind zwey Kiemen, die den Kiemen der Fiſche aͤhnlich find. Der Mantel ums gibt den ganzen Körper, Durch ihn kann das Thier den Aus⸗ und Zufluß des Waſſers verhindern oder bewuͤrken. Zum öftern entdeckt man darin zwey Rohren, deren eine zum Schoͤpfen, die andre zum Ablaſſen des Waſſers dient. Aber ſehr verſchieden ſind die Muſchelthiere untereinander. Die breitern erinnern an die Seehaſen, die ſchmaͤlern an die Meerſcheiden. Beyde, die Schnecken⸗ wie die Mus ſchelbewohner koͤnnen ſich ganz in ihre Schale ver⸗ bergen, indem dieſe ſie ganz zuſchließen, jene aber meiſtens einen Deckel haben, den ſie wie eine Haus⸗ thuͤre auf⸗ und zumachen konnen. Aber nicht alle beſitzen ſolche Deckel. So konnte die Erdſchnecke desſelben, wenigftend im Sommer, entbehren; denn weil ſie ihr Gehaͤuſe auf dem Ruͤcken traͤgt, ſo daß die Muͤndung ganz nach unten zu ſteht, ſo kann ſie, wenn ſie ſich ganz hineingezogen hat, bey Annaͤhe⸗ rung einer Gefahr, an dem Ort, wo ſie ſitzt, ſich ver⸗ | Schalwuͤrmer. 21 vermittelſt ihres natürlichen Kleiſters feſt ankleben, | ſo daß fie nun wie mit einem Deckel verwahrt iſt. Im Winter aber ſpannt ſie uͤber die Oeffnung ein dünnes Haͤutchen nach dem andern, bis der Deckel 3 dick genug iſt. Andre haben für beſtaͤndig Deckel, die auch wohl angewachſen find, und trefflich ſchlie⸗ ßen. So oft nun die Schnecke an dem Muͤndungs⸗ ſaume ihres Hauſes etwas auſetzt, fo vergroͤßert fie um eben ſo viel den Deckel, der demnach immer aufs genaueſte paßt. Eben daher koͤnnen auch dieſe De⸗ ckel nicht von einerley Form ſeyn, weil ſie ſich nach den verſchiednen Muͤndungen richten. Die ſoge⸗ nannten Meernaͤbel, Meerbohnen, Mondaugen, Augenſteinlein, ſind nichts anders als ſolche Deckel. Verdienen aber dieſe bey den Schnecken Bewunde⸗ rung, ſo iſt ihrer das Schloß der Muſcheln nicht we⸗ niger werth. So feſt und genau ſchließt es, daß nicht das mindeſte durch kann. Ueberhaupt iſt die Muskelkraft der Muſcheln ſo außerordentlich, daß es den größern unter ihnen nicht ſchwer fällt, Ans kertaue abzukneipen, und daß ſelbſt der Menſch, wenn er ein Glied zwiſchen ihre Schalen bringt, in Geefahr iſt, es einzubuͤßen. Man hat, um dieſe bey kinem ſo weichen Thiere doppelt bewunderungswuͤr⸗ C 3 dige 22 Schalwuͤrmer. dige Kraft zu pruͤfen, eine eigne Mafchine erfunden. Ein und funfzig Pfunde vertheilte man ganz gleich auf beyden Schalen, und nun ſtunden fie einen Zoll von einander. Dem ungeachtet vermochte ſie das Thier zu ſchließen, ſobald man den Mantel oder den Anziehungsmuskel mit Nadelſſichen reizte. Auch ſoll nach Anderſons Erzählung ein Matroſe unbefons nen genug geweſen ſeyn, in eine auf dem Prinzen— eylande liegende Auſter, die ſiehen Ellen im Umkreis hatte, hineinzulangen, aber auch, indem ſie ihre Hausthuͤre ſchloß, die Hand verloren haben. Uebri⸗ gens iſt es kaum möglich, die treffende Aehnlich— keit, die zwiſchen unſern Haͤuſern und den Schne⸗ cken⸗ und Muſchelſchalen ſtatt findet, zu verkennen. Denn auch bey dieſen erwaͤhnen wir ja einer Kalk⸗ maſſe, aus der ſie beſtehen, der Stockwerke und Kammern, die in ihrem Innern find, und der Thuͤ⸗ ren und Schloͤſſer, die fie verſchließen, und auch in ihnen ſucht der Bewohner Schutz vor Wind und Wetter, und verzehrt unbemerkt das Stuͤck Brod, das ihm die guͤtige Natur zufuͤhrte. Daß aber dieſe Schalthiere zuweilen ihre Schalen ablegen, und eine aͤhnliche Veraͤnderung, wie die ihre Schale erneuernden Krebſe, die ſich haarenden Saͤugthiere, | die Schalwuͤrmer. ’ 23 die ſich mauſernden Vögel, und die ſich haͤutenden Raupen erfahren, iſt unerweislich. Findet man auch unbewohnte Schnecken und Muſcheln, ſo iſt das Thier entweder nach ſeinem natuͤrlichen Tode vertrocknet, oder etwa von einem Vogel herausge⸗ hohlt worden. Daß alſo zuweilen Schnecken ihre. Haͤuſer verlaſſen, um lauernde Voͤgel zu hintergehen, iſt eine Fabel des Alterthums. Denn truͤge auch der getaͤuſchte Vogel nur das leere Haus davon, ſo wuͤrde das doch die Schnecke ihr Leben koſten, da ſie ihrer Wohnung durchaus nicht lange entbehren kann, Ueber die Sinnenwerkzeuge der Schalwuͤrmer und ihre uͤbrigen Organe iſt dem Unterſuchungsgeiſte kuͤnftiger Zeiten noch viel uͤbrig geblieben. So wie ſie ohne Haͤnde faſſen und greifen, ohne Fuͤße gehen, ohne Floſſen ſchwimmen koͤnnen, ſo ſcheinen ſie auch gewiſſe ſinnliche Eindruͤcke von dem, was außer ih⸗ nen iſt, zu erhalten, ohne daß man die Werkzeuge wahrnaͤhme, durch welche es geſchaͤhe. Zwar moͤgen die in Muſcheln wohnenden des Geſichts ganz ent⸗ behren; dafuͤr aber erſetzt ihnen den Mangel desſel⸗ ben das aͤußerſt feine Gefuͤhl, das dieſe Thiere in einem hohen Grade beſitzen. Daß ſie den Sinn des Geruchs und des Geſchmacks beſitzen, dieß beweist 5 | die 24 Schalwürmer. die forafältige Wahl ihrer Nahrung und die Bemer⸗ kung, daß manchem Schalwurm das, was uns ſtin⸗ kend vorkommt, Wohlgeruch zu ſeyn duͤnkt, der ihn herbeyruft. Das Gehoͤr ſcheint ihnen zu fehlen. Denn alles, was etwa beweiſen moͤchte, daß der Schall Eindrücke auf fie mache, konnte ſich eben fo gut aus der Erſchuͤtterung der Luft bey ihrem feinen Gefuͤhl erklaͤren laſſen. Eine Stimme kann man ihnen nicht wohl zuſchreiben. Man hört zwar einen Laut, wenn ſich die Schnecke ziſchend in ibr Haus zuruͤckzieht, und bey gutem Appetit tapfer ſchmatzt, das Schiffsboth ſauſend auf dem Meere gegen den Wind ſegelt, der Quacker quackt und die Gienmuſchel klatſcht, wenn ſie ihre Schale ſchnell zuſchließen; aber dieß moͤchte nicht wohl eine Stimme zu nennen ſeyn. 3 | An Inſtinct zu ihrer Erhaltung fehlt es den Conchylien nicht. Schon ihr pldtzliches Zuruͤckzie⸗ hen in ihre Haͤuſer und das Verſchließen derſelben, wenn ſich eine Gefahr nähert, ſpricht dafuͤr; und wie klug wiſſen fie nicht zu rechter Zeit auf den Grund zu ſinken, oder empor zukommen. Wollen ſie das letztere, ſo ziehen ſie ſich aus den Windungen ihrer Schale heraus. Dadurch gewinnen ſie mehr Um⸗ Schalwuͤrmer. 25 Umfang; ihre hohle Schale vertritt die Stelle einer Blaſe und ſteigt in die Höhe, Jetzt werfen fie ſich geſchickt herum, und dle Schale bildet nun ein na⸗ tuͤrliches Boot, in dem ſie einherfahren, indeß der Fuß zum Ruder dient. Ja der Nautilus weiß ſo⸗ gar ein Segel auszuſpannen. Sobald ſie wieder unterſinken wollen, ſo begeben ſie ſich in ihr Haus, um ſchwer genug zu ſeyn. Und wie geſchickt legen ſich nicht einige bey ſtuͤrmiſchem Wetter vor Anker! Wie vorſichtig waͤhlen nicht andre im Sommer einen kuͤhlern, im Winter einen waͤrmern Aufenthalt! Wie fein ſpinnen die Einen, und wie ſicher bauen ſich nicht andre Röhren. Auch hat es ihnen die muͤtter⸗ liche Natur an Waffen gegen ihre Feinde nicht fehlen laſſen, und außer der feſten Huͤlle, den Einen Sta⸗ cheln, den Andern eine Art von Gebiß gegeben, wo⸗ mit ſie den Kuͤhnen, der die Hand nach ihrem Flei⸗ ſche aus ſtreckt „ oft empfindlich ſtrafen. Einige ſpruͤtzen nach ihrem Feinde Waſſer, andre beſchaͤdi⸗ gen mit ihrem Gift, und wieder andere blenden viel⸗ leicht durch die Gabe im Finſtern zu leuchten, oder retten ſich durch das feine Vorgefuͤhl von der Ver⸗ aͤnderung des Wetters, wodurch he als Wetterpro⸗ ꝓheten dienen. „ Anden den woͤrmer II. Th. l Die 26 Schalwuͤrmer. Die Nahrung der Schnecken und Muſcheln be⸗ ſteht in Kräutern und Seemoos; doch freſſen fie auch kleine Fiſche, Infuſionsthiere und die zarte Brut von Wuͤrmern und Inſecten. Im Nothfalle nehmen ſie auch wohl mit Papier und Kalk vorlieb. Manche ſcheinen im Thau, andre im Fluß⸗ und Meerwaſſer genug nahrhafte Theile zu finden, um davon zu leben. In ihrem Innern geht dann der große chemiſche Scheidungsproceß vor ſich. Wirklich ſcheinen einige Zeitlebens feſt an Felſen angewachsne nichts als Waf- ſer zu ihrer Nahrung zu beduͤrfen, indeſſen andre durch Windungen in ihren Felſenlagern mit ihrer fei⸗ lenartigen Schale etwas Erde abſchaben moͤgen, die ihnen zum Futter dient. Die Fleiſchfreſſenden Schal⸗ wuͤrmer leben mit den Fruͤchte und Erde genießenden im beſtaͤndigen Kriege, in dem Muth, Gewandheit, Liſt entſcheiden. Der duͤmmere unterliegt dem liſti⸗ gern, dieſer dem ſtaͤrkern — ganz wie bey uns. Lange, ja wohl ein ganzes Jahr koͤnnen fie hungern, Dieß gilt vorzuͤglich von den kleinern. Wenn man aber von Kleinheit oder Größe der Conchylien hört, ſo muß man nicht die Rieſen der Erde und des Mee⸗ res, den Elephanten und den Wallfiſch, zum Maaß⸗ ſtab nehmen. Doch werden unfre Lefer erſtaunen, 9 wenn Schalwürmer 27 wenn wir ihnen ſagen, daß in einem Luſtſchloſſe, nahe bey Haag, eine Auſterſchale zum Baſſin einer Fontaine diene, daß bey Goa einmal eine Auſter ge⸗ fangen wurde, deren Fleiſch hundert Pfund hatte, und daß in der koͤniglichen Kunſtkammer zu Copen⸗ hagen eine Auſterſchale ſey, deren beyde Haͤlften faſt fuͤnftehalbhundert Pfund haben. Dagegen gibt es aber auch ſo kleine Conchylien, daß man das Mi⸗ kroſkop zu Huͤlfe nehmen muß. Nicht uͤber zehn Jahre ſollen die Conchylien ihr Leben bringen. Oft verkuͤrzen es ihnen ihre Feinde, die weder der Haͤrte noch der Dicke ihrer Schalen achten. Dieſe bohren in der Gegend, wo die nahr⸗ haftern Theile liegen, ein cirkelrundes Loch in die Schale. Auch das Muſchelthier kraͤnkelt und altert; dann verliert es ſeine jugendlichen Reize. Was ih⸗ ren Aufenthalt anbetrifft, ſo iſt einigen das Waſſer, einigen das Land dazu angewieſen. Einige leben in Suͤmpfen, andre in harten Felſen. So ſehr iſt ihr Koͤrper dem ihnen beſtimmten Elemente angemeſſen, daß die Flußſchnecke im Meerwaſſer, die Seeſchnecke im ſuͤßen Waſſer, und die Landſchnecke im Waſſer uͤberhaupt ſogleich ſtirbt. Die Muſcheln habe alle nur ein Element, das Waſſer, und zwar groͤßten⸗ D 2 theils 28 Schalwüͤrmer. theils das Meer. Viele von ihnen graben ſich in den Sand, wie der Maulwurf in die Erde; mit ei⸗ ner Fertigkeit, die man bey ihrer Gliederloſigkeit gar nicht vermuthen ſollte, wiſſen ſie ſich in Sand und Stelnen ein bequemes Lager zu machen, ſtrecken auf Beute lauernd ihren Ruͤßel hervor, arbeiten ſich tie⸗ fer hinein, ſobald ſie Gefahr merken, und ſpruͤtzen auch wohl aus ihrem Hinterhalte Waſſer von ſich. Merkwuͤrdig iſts, wie ſo manche Muſcheln ganz in Steinen eingeſchloſſen ſind. Einige bohren ſich in Holz, andre arbeiten ſich in Schwaͤmme hinein, um einen ſichern Aufenthalt zu haben; auch pflegen ſich manche, wie Schmarozerpflanzen an andern Thieren feſtzuſetzen und da noch zu wachſen. So findet man oft in und auf der Haut der Wallfiſche eine Menge Schalthiere; und auf wie vielen Auſtern, Mießmu⸗ ſcheln u. a. Conchylien ſiehet man bald Meereicheln, 185 eine Menge Wurmroͤhren. 2 2 So manche unter den Schalwuͤrmern ſind, des nen man, das Oeffnen und Schließen ihres Wohn⸗ hauſes ausgenommen, keine eigentliche Bewegung zuſchreiben kann, und die Zeitlebens da bleiben, wo | fie ihre Mutter als Ey hinlegte: fo gibt es dagegen andre, die bey allem ſcheinbaren Mangel an Bewe⸗ 1205 gungs⸗ Schalwuͤrmer. 29 gungswerkzeugen geſchickt genug ſind, ihre Stelle zu veraͤndern. Die Einen kriechen, und ihr Gang hat eine Aehnlichkeit mit dem Gange der geometriſchen Raupen; die Andern ziehen ſich vermittelſt ihres Ruͤßels fort; die Einen ſpringen mit ziemlicher Fer— tigkeit, und ſchleudern ſich aus dem Waſſer empor; die Andern ſchwimmen, indem ſie ihr Haus unter ſich haͤngen, und mit ihrem Koͤrper die Geſtalt eines Kahns annehmen, und wieder andre ſegeln vortreff— lich, und geben das ſchoͤne Schauſpiel, von dem wir beym Nautilus mehr hoͤren werden. | Der Nutzen der Conchylien iſt nicht unbeträcht- lich, und ob wir gleich bey der Einleitung in die Natur⸗Geſchichte der Wuͤrmer ſchon Einiges davon erwaͤhnt haben, ſo wird doch eine Ueberſicht des | mannigfaltigen Gebrauches hier nicht am unrechten — Orte ſtehen. Außerdem daß einige Schnecken und viele Muſcheln gegeſſen werden, und zuweilen fuͤr huͤlfloſe Schiffbruͤchige oder ſonſt durch Stürme vom Ziele ihrer Reife an ode Eilande verfchlagne, ein hoͤchſt willkommnes Nahrungsmittel, ja für man⸗ ches Volk an der oft: und weſtindiſchen Kuͤſte, und im Suͤdmeere wahres, taͤgliches Beduͤrfniß ſind: ſo 3 der Fang und Handel mit ihnen mancher D 3 Nation 30 Schalwuͤrmer. Nation anſehnliche Vortheile. Welche Summen bringen nicht die Perlen in Umlauf! Welchen Stoff | zu mannigfaltiger Verarbeitung liefert nicht die Perlenmuſchel und der [yon geformte Nautilus dem Kuͤnſtler! Wie geſchaͤtzt war nicht beſonders ſonſt die Seide und der Purpur, die zwey Schalwuͤrmer lieferten, ehe zwey unſcheinbare, anſpruchloſe Inſe⸗ teten fie verdraͤngten! Um aber den aͤußerſt mannig⸗ Faltigen Gebrauch der Conchylien gleichſam mit Eis nem Male kennen zu lernen, duͤrfen uns nur unſere Leſer in das Haus eines Wilden begleiten, und ſie werden erſtaunen, wie vielfach er dieſe Geſchoͤpfe und ihre Schalen zu benuͤtzen wußte. Ich unterſuche vor allem die Waͤnde des Hauſes und den vortreff⸗ lichen Kalk, der die Steine zuſammenhaͤlt, und hoͤre, daß dieſer aus Conchylien gebrannt ſey; ich trete an die kleinen Fenſter, durch die das Tageslicht ins Zimmer faͤllt, und ſehe ganz deutlich, daß eine durch⸗ ſichtige Muſchel die Stelle des Glaſes vertrete, und mein auf das Dach des benachbarten Hauſes fallens der Blick belehrt mich, daß die groͤßern Muſcheln ſehr gute Dachziegel abgeben. Jetzt beobachte ich die wilden Eingebornen um mich her, unmdͤglich Tann mir entgehen, welch einen ſchoͤnen, dauerhaften Putz 5 Schalwuͤrmer. 31 Putz die Damen unter den Conchylien, die fie bald als Ohrgehaͤnge, bald an Schnuren gereiht um den Hals tragen, zu finden wußten, und wie ſchicklich die Schamhaftigkeit eine Muſchel als Feigenblatt benuͤtzt. Ruft mich die Gaſtfreundlichkeit des Wil⸗ den zu ſeinem frugalen Mahle, ſo finde ich auch da Veranlaſſung, über den mannigfaltigen Gebrauch der Schalgehaͤuſe zu erſtaunen. Hier ſteht ein Salz⸗ faß, das ganz deutlich ein Meerohr iſt; der ſilbern ſpielende Löffel, den ich in die Hand nehme, kann die Perlenmuſchel nicht verlaͤugnen, und der Becher, der die Runde macht, iſt ein Nautilus. Treibt mich die Neugierde in die Kuͤche, wo das Mahl bereitet ward, ſo entdecke ich nicht nur die Reſte der Schal⸗ wuͤrmer, die auf die Tafel getragen wurden, ſondern auch in dem Kochgeſchirre wahre Muſcheln. Jetzt fuͤhrt mich mein zutraulicher Wirth zu ſelnem Waf⸗ fenvorrath; hier finde ich Lanzen, an deren Spitze eine geſchliffne Schnecke iſt, und Kriegstrompeten, die nichts anders als Kinkhoͤrner ſind. Ich ſchließe einen Handel mit ihm, und feine Geldrollen find an⸗ gereihte Schnuren von kleinen Schnecken, ſeine Scheidemuͤnzen einzelne Muſcheln; Muͤnzen, denen die Natur ein Gepraͤge aufdruͤckte, das kein Falſch⸗ muͤnzer + / 32 Schalwürmer. muͤnzer nachmachen kann; und wenn ich, um der bey uns keinen Cours habenden Muͤnze los zu ſeyn, mir ein Paar Handſchuhe bey meinem Wilden kaufe, fo finde ich mich ſchon wieder bey den Schalwuͤr⸗ mern, denn ſie ſind aus den Faͤden der Steckmuſchel trefflich gemacht. Die Noth zwingt mich, ihn um ein Raſiermeſſer zu bitten, und er reicht mir eine ſcharfe Muſchel, deren er ſich dazu bedient; ich wuͤnſchte zu wiſſen, womit er ſeine Zeuge glaͤttet, und er zeigt mir eine Schnecke, die ſein Werkzeug zu dieſem Gebrauche iſt. Begleite ich ihn auf ſein Feld, unterſuche ich das Grabſcheid, womit er in Ermang⸗ lung des Pflugs ſein Feld bearbeitet, ſo muß ich auch darin eine Muſchel erkennen, und wuͤnſche ich bey ſeiner kleinen Viehzucht zu erfahren, womit der Acker urbar gemacht und beduͤngt worden, ſo ver⸗ ſichert er mich, daß der an der Luft verwitterte und zu Kalk gewordne Muſchelauswurf des Meeres ihm dieſen Dienſt erwieſen habe. Erſtaunt uͤber den mannigfaltigen Nutzen, den mein Wilder aus den Conchylien zu ziehen weiß, kehre ich nun mit ihm vom Felde zuruͤck; wir treten im Vorbeygehen bey einem Goͤtzenbilde ein, oder wir wohnen einem Re⸗ ligionsfeſte bey, und Lampen, in Schnecken und Muſchel⸗ — — Schalwüuͤrmer. 33 Muſchelgehaͤuſen angezuͤndet, erhellen etwas das Dunkel des Goͤtzentempels. Finde ich nun auch in dieſer Gegend keine Illuminiſten, die die Malermu⸗ ſchel noͤthig hätten, keine Kuͤnſtler, die aus Perlen⸗ mutter ſchoͤne Basreliefs, aus Porcellanſchnecken artige Doſen und aus andern Muſcheln niedliche Cameen verfertigten, keine Porcellanfabriken, denen, wie den Chineſiſchen, Conchylien nuͤtzlich waͤren, keine Wachsbleichen, bey denen man, wie in einigen fran⸗ zoͤſiſchen, des Saftes der Schnecken nicht entbehren konnte; ſo ſehe ich dagegen auf dem Schiffswerft meines Wilden, wie unentbehrlich ihm die Muſcheln zur Erbauung ſeiner Kaͤhne ſeyen. Am Abende un⸗ terhaͤlt mich mein guter Wilder mit dem Fischfang, wobey Angeln und Netze aus Perleumutter und wei⸗ ßen Muſcheln kunſtreich gearbeitet ſind, oder er gibt mir Concert, und eine Muſchelſchale iſt die Leyer, die, unter Begleitung blaſender Inſtrumente, der Trompetenſchnecken, in mir mehr Erſtaunen als Ver⸗ gnuͤgen erregt; und endlich begleitet er mich in mein Schlafgemach, das eine Lampe, oder vielmehr eine Schnecke, die den Nahmen Oehlkrug fuͤhrt, erleuchtet. Erſtaunen nicht unſere Leſer, die uns bey unſerm Beſuche im Haufe eines Wilden begleitet haben, über Würmer II. Th. E den 34 Schalwuͤrmer. den ſo vielfachen Gebrauch der Conchylien? Und wie manches koͤnnten wir noch hinzufuͤgen, zum Beyſpiel: wie viel tauſend Thiere ſich von Conchy⸗ lien naͤhren, wie oft ein fo zartes, wehrloſes Ger ſchoͤpf, als der bekannte Diogenes, in ihnen Dach und Fach finde, und wie in allen Ruͤckſichten auch die Schalthiere zum Ruhm ihres großen Schoͤpfers gereichen: allein es iſt bald Zeit, unſre Ueberſicht dieſer Ordnung von Thieren zu endigen. Freylich konnen wir, trotz des vielen Guten, das wir von ih⸗ nen geſagt haben, auch nicht laͤugnen, daß einige unter ihnen ſchaͤdlich ſeyen; daß die Erdſchnecken zuweilen Spuren der Verwuͤſtung wie ein feindliches Heer hinter ſich zuruͤcklaſſen; daß der Menſch ſich an ſcharfen Muſcheln ſchneiden, an ſtachelnvollen verletzen, ja wohl durch einige Rieſenmuſcheln um ein Glied kommen koͤnne; daß der Einwohner der Schiffskuttel den Perlenfiſcher umklammre und ihm das Blut ausſauge; daß einige giftig ſeyen, und duß der Pfahlwurm die Exiſtenz eines ganzen fleißi⸗ gen Freyſtaats mit gaͤnzlicher Aufloͤſung bedroht habe; allein alle dieſe Nachtheile, die durch Conchy⸗ lien angerichtet werden koͤnnen, verlieren viel von ihrem Furchtbaren, da ſie der Menſch durch Verſtand und Vorſicht einzuſchraͤnken vermag. | | Viel⸗ Schalwuͤrmer. 35 Vielleicht iſt kein Zweig der Naturgeſchichte, der dem Luxus, was jeder Aufwand uͤber die Graͤn⸗ zen der Beduͤrfniſſe hinaus heißen kann, mehr zu ver⸗ danken haͤtte, als gerade der, von dem wir reden. Lange mochten tauſend und aber tauſend Conchylien ruhig am Meeresgrunde gelegen haben, bis die Wols luſt, um den Gaumen mit neuen Genuͤſſen zu kuͤtzeln, und die Prachtliebe, um ſich mit Purpur und Seide und Perlen zu ſchmuͤcken, auch jene Abgruͤnde durch⸗ ſtreifte. Jetzt fieng man an, in den Meeren zu wuͤhlen; noch aber warf man die Schalen als etwas Uunuͤtzes weg. Allmaͤhlich reizte aber doch ihre Mannigfaltigkeit das Auge; man ſchmuͤckte Gaͤrten und Grotten damit aus; Kuͤnſtler fiengen an ſie zu poliren und ihre Farben, ihren Glanz, ihre Bauart ſichtbarer zu machen. Nun wurde der Sammlungs⸗ geiſt rege. Ein Schrank, mit Schnecken und Mu⸗ ſcheln fieng an, zur geſchmackvollen Einrichtung ei⸗ nes Hauſes zu gehoͤren. Man legte ſie auf weiche Betten von Wolle, Atlaß, Sammt, und zeigte im Triumph die bunten Reihen und die niedlichen Herz⸗ Blumen- Harfen: Kraͤuſel⸗ Figuren; man fragte bey allen Seefahrern, ſobald ſie einliefen, nach, ob ſie Conchylien mitgebracht haͤtten, both fuͤr Seltenheiten E 2 unge⸗ 36 Schalwuͤrmer. | ungeheure Preiſe, belebte dadurch die Thaͤtigkeit und Sorgfalt ſie aufzuſuchen, und fo arbeitete eine an: fangs bloß kindiſche Eitelkeit der Wiſſenſchaft ſelbſt gluͤcklich vor, und lieferte den Maͤnnern, die lieber denken als ſpielen wollten, Stoff genug zu den wuͤr⸗ digſten Betrachtungen. Dieſe ordneten nun die Schalen nach ihren aͤußerlichen Kennzeichen, und fo entſtand aus dem bunten Spielzeug jener eitlen Sammler ein ſchoͤnes Gebäude, und man fieng an mit Einſicht zu ſammeln. Die beſte Zeit hiezu iſt der Fruͤhling. Wie dieſer uͤberhaupt alles erweckt, ſo ſcheint er auch die Conchylien aus ihrem Sand⸗ lager und ihren Felſenhoͤhlen hervorzurufen. Man ſieht fie nun truppweiſe an der Oberfläche des Mee⸗ res, wie ſie miteinander ſpielen, ſich bald naͤher kom⸗ men, bald fliehen, und ſich dann ihrer Fruchtbarkeit entledigen. Dieß iſt die Zeit der Ernte. Man fängt ſie mit Hacken, Netzen und Angeln. Die letztern laͤßt man mit Koͤder in die See auf die von ihnen bewohnten Felſen. Der Schalwurm kommt aus ſei⸗ ner Hoͤhle und greift nach dem Köder, Schon hängt ſich das treuloſe Eiſen in ſeinen Mantel. Er will ſich losmachen, fliehen; umſonſt. Jede Bewegung druͤckt es tiefer hinein, bis er zu den Fuͤßen des alles bezwin⸗ Kaͤfermuſcheln. 37 bezwingenden Menſchen zappelt, vor dem kein Adler in den Luͤften, kein Wallfiſch in feiner Tiefe, und kein Elephant in ſeinen Waͤldern ſicher iſt. Doch wir eilen nun zu der nahern Beſchreibung der vorzuͤglichſten Gattungen und Arten. Freylich werden wir hiebey uns ſehr einſchraͤnken, und nur diejenigen waͤhlen muͤßen, die ſich durch Schoͤnheit, Seltenheit, Brauchbarkeit vorzuͤglich auszeichnen; aber gewiß wird das wenige, was wir anführen koͤn⸗ nen, hinreichend ſeyn, uns mit Erſtaunen und Freude uͤber die Werke der Natur und ihren weiſen und guͤ⸗ tigen Urheber zu erfuͤllen. ** * * Der auszeichnende Charakter der vielſchaligen Conchpylien ergibt ſich ſchon aus ihrem Nahmen. Ihr Gehaͤuſe iſt aus mehrern Schalen zufammen; geſetzt. Nur drey Gattungen von dieſer Familie haben wir unſern Leſern bekannt zu machen; aber auch fie enthalten ſchon ſehr viel, das unfrer Auf⸗ merkſamkeit werth iſt. Die erſte derſelben faßt die Rafermüſcheln t in fi (Chiton , Oſcabrion), deren 28 verſchiedne Ar⸗ ten entdeckt ſind. Sie zeichnen ſich dadurch aus, daß gewöhnlich acht, zuweilen ſechs oder ſieben Schalen E 3 dach⸗ 38 Kaͤfermuſcheln. dachziegelfoͤrmig uͤber dem Ruͤcken des unter ihnen lebenden Schalwurms liegen, und ihn wie mit einem Panzerhemde bekleiden. Die Schalen find gewoͤlbt und an den Seiten mit ſtarken Muskeln befeſtiget. Ihre Oberflaͤche iſt ſehr verſchieden, koͤrnig, punctirt, geſtreift, polirt, mit Zaͤpfchen verſehen. Doch ſind die Bewohner der Kaͤfermuſcheln, fo verſchieden auch ihr Kleid iſt, alle einander gleich und ſichtbar von einer Art. Man hat ſie mit dem unter unſern Schleimthieren angefuͤhrten Thiere, das Doris heißt, verglichen und ſelbſt dafuͤr erklaͤrt. Allein die Ein⸗ wobnee der Kaͤfermuſcheln haben weder gefranste Hintertheile noch Fuͤhlfaden, ſondern einen großen Kamm. Dieſer ſteht auf dem Kopfe, der an einem kurzen Halſe befindlich iſt. Von Fuͤhlern und Augen iſt keine Spur zu ſehen, wohl aber von einem runz⸗ ligen Maul in der Mitte des Kopfs. Aus dem Maul geht eine Art von Roͤhre, die ſich beym Athem⸗ hohlen aus- und einzieht. Die Kiemen befinden ſich außerhalb und der After hinten. Der eyfürmige Fuß beſteht aus Fibern und Nerven. Immer muͤßen die Kaͤfermuſcheln etwas zum Anhaͤngen haben. So feſt kleben ſie an Felſen, Pflanzenthieren, Steinen, Fiſchen u. d. daß es ſchwer iſt. Kaͤfermuſcheln. 39 iſt, ſie loszumachen, ohne ſie zu beſchaͤdigen. Man muß ſie ſchnell wegſtoßen; ſonſt wenn ſie Gefahr merken, klammern ſie ſich ſo feſt an, daß ſie ſich eher in Stuͤcken zerreißen, als losmachen laſſen. Hiezu dient ihnen der Saum ihres Koͤrpers. Dieſer iſt bey einigen mit Schuppen, bey andern mit Stacheln beſetzt, immer aber iſts ein lederartiger Wulſt. Ziemlich ſchnell kriechen ſie. Wie die Kelleraſſeln kruͤmmen fie ſich zuweilen in ſich ſelbſt zuſammen, und das mit einer Staͤrke und Muskelkraft, daß man vergeblich verſucht, ſie gerade zu ſtrecken. Sie ſollen ſich, vermittelſt eines aͤſenden Saftes, Höhe lungen in den Felſen bereiten; allein vermuthlich ſuchen ſie nur ſolche Hoͤhlen zu ihrem Lager. Ihre Menge iſt ſehr groß. Oft findet man ſie truppweiſe beyſammen. Man kann ſie nicht eſſen. Von ihrer Fortpflanzung wie von ihrer Nahrung weiß man bis jetzt noch wenig. Doch gelang es ſchon, in einem vers trockneten Thiere Eyer zu entdecken, ſo ſchwer das ſchon um deßwillen ſcheinen mag, weil es ſich im Waſſer nur gar zu leicht aufloͤst. Deutlich ſah Schröter zwiſchen den feinen Haͤuten am Ruͤcken des Thieres | den Eyerſtock mit gelblichen Eyern, der fo in der Haut ein weiches Lager und an der Schale eine ſchuͤ⸗ 49 Kaͤfermuſcheln. ſchuͤtzende Decke hat. Zwey Monate ſoll ſich die Kaͤfermuſchel neben ihrer Brut anheften, bis dieſe ſtark genug iſt, fuͤr ſich ſelbſt zu ſorgen. Es ſollte uns leicht ſeyn, von den Kaͤfermuſcheln uͤberhaupt ſo viel Gattungsnahmen anzufuͤhren, als es Arten gibt. Man nannte ſie: Klapperſchlangen⸗ ſchwaͤnze, Krebsſchwaͤnze, gegliederte Napfmuſcheln, Grillenmuſcheln, Elephanten⸗ Waſſer⸗Wallfiſch⸗ laͤuſe, Waſſerwanzen, Nachen, Chaloupen, See⸗ kellerwuͤrmer ꝛc. Wirklich haben ſie mit den Keller⸗ wuͤrmern oder Aſſeln, viele Aehnlichkeit. Die Fran⸗ zoſen nennen das ganze Geſchlecht Oſcabrion. Vielleicht erinnern ſich unſre Leſer noch, daß wir unter den Aſſeln ihnen ein Inſect bekannt mach⸗ ten, das den Nahmen Oſcabiörn oder Wunfchbär fuͤhrt, und von dem die Islaͤnder tauſend wunder⸗ liche Dinge erzaͤhlen. Von der Aehnlichkeit der Geſtalt borgte zuerſt Petiver dieſen in Oſcabrion veraͤnderten Nahmen, der nun der ganzen Gattung zu Theil wurde. Dieß gab zu einer großen Ver⸗ wirrung Veranlaſſung. Jetzt erzaͤhlte man alles, was die Islaͤnder von ihrem Wunſchbaͤren ſagen, auch von den Kaͤfermuſcheln, beſchrieb Augen, Fuͤße u. d. m. mit großem Wortaufwand, und ſelbſt in Schuppenvolle Kaͤfermuſchel. 41 Rin die neueſten und beſten Werke ſchlich ſich dieſe 5 auffallende Vermiſchung eines Inſects mit einer Conchylie. Am laͤcherlichſten iſt die Aeußerung, die man in einem ſonſt verdienten Werke findet: „man habe ſich nicht entbloͤdet, die Chitone oder „Kaͤfermuſcheln unter die Conchylien zu rechnen, da fie doch ſichtbar nichts anders, als die Kronen weſt⸗ „indiſcher Schlangen waͤren.“ | | Wenn wir jetzt unſern Leſern die cbuppen⸗ volle Baͤfermuſchel (Ch. Squamoſus, “ Oſca- hrion carolinum 3) bekannt machen, fo muͤßen wir ſie bitten, die Schuppen ja nicht auf dem achtglie⸗ drigen Schalenkleide zu ſuchen. Nein; alle die Be⸗ nennungen, die ſchuppige, ſtachlige, roͤhrige, haa⸗ rige ꝛc. beziehen ſich auf den lederartigen Saum des Thieres, der die Schalen umgibt und unter ihnen hervorgeht. Zahlloſe, treffliche Steinſchuppen, die wie bey Fiſchen uͤber einander liegen, uͤberdecken den Saum unſrer Kaͤfermuſchel. Da die von gleicher Farbe beyſammenſtehen, ſo bilden ſie niedliche Bin⸗ den, die die Kunſt des größten Kuͤnſtlers nachzuah⸗ men umſonſt verſuchen wuͤrde. Welche Einrich⸗ tung! Welche Hand, die die faſt unſichtbaren Schuͤppchen ſo ordnet! Welch ein Leim, der ſie zu⸗ Würmer II. Th. 5 ſam⸗ 42 Schuppenvolle Käfermuſchel. ſammenhaͤlt! Ziemlich groß wird dieſe Kaͤfermuſchel. Man hat ſie ſchon mehr als drey Zoll lang gefunden. Die ſchoͤn ſchließenden acht Schalen gleichen von vben einem Dache, von unten einem ausgehöhlten, ovalen Nachen. Das erſte und letzte Glied iſt etwas abgerundet. Die mittlern haben auf jeder Seite einen etwas erhoͤhten, ſpitzwinkligen Abſatz voller Flecken auf hellerm Grunde. Der uͤbrige dunklere Raum der Schalen iſt rauh mit einer Menge Quer⸗ ſtreifen. Am Rande haben die Schalen viele Ein⸗ ſchnitte und Zaͤhne, die in die Franſen des Wulſtes eingreifen. Und fo kann der Bewohner ſein geglie⸗ dertes Gehaͤuſe regieren, es zur Kugel zuſammen⸗ ziehen, oder zur Flädye ausdehnen. Erſt wenn man dieſe Kaͤfermuſchel umwendet (4), ſieht man die Ker⸗ ben und Zaͤhne, die am vordern und hintern Gliede am zahlreichſten ſind. An den Seiten find die Scha⸗ len geſchweift, und am innern Rande ſo ſcharf wie ein Scheermeſſer. Ihre Farbe iſt weißgrau und Meergruͤn. Man findet ſie mit Ponceau, Purpur und Violett Flecken. Zuverlaͤßig iſt die Kaͤfermuſchel, di wir in unſe⸗ rer Abbildung vor uns ſehen, eine von den vorzuͤg⸗ lich ſchonen. Ihr grünes Knochenkleid mit den er⸗ hoͤhten Marmorirte, Weiße Kaͤfermuſchel. 43 hoͤhten Baͤndern, und dem wie mit Perlen beſetzten Sanme thun eine ſehr gute Wirkung. Weſtindien iſt ihre Heimath, doch hat man auch an denitaliaͤni⸗ ſchen Kuͤſten viele ſehr ſchoͤne von derſelben Art gefunden. | Da eine Kaͤfermuſchel mit ſieben Schalen faſt eben ſo ſelten, als eine links gewundne Schnecke iſt, ſo wollen wir doch unſern Leſern eine bekannt ma⸗ chen (5), die zwar auch eine ſchuppenvolle iſt, bey der aber jener nicht gemeine Umſtand ſtatt findet. Sie iſt bey St. Thomas in Weſtindien gefunden worden. An ihr ſieht man die dreyeckige Erhöhung der Schalen, und die ſchoͤne Schuppenhaut des Wulſtes noch beſtimmter als an der Vorigen. Woher die marmorirte Kaͤfermuſchel (Ch. marmoratus 6) ihren Nahmen habe, das wird wohl der erſte Anblick zeigen. Sie hat nicht nur Striche, Baͤnder und Flecken, dergleichen den Marmor auszeich⸗ nen, ſondern auch den Glanz, den ihm die Politur gibt. Auch der mit zahlloſen Schuͤppchen wie mit Perlen beſetzte Saum des Koͤrpers hat weißliche, ſtahlblaue und ſchwaͤrzliche Felder abwechſelnd. Das Fleiſch des eingetrockneten Bewohners ſieht aus wie Tiſch⸗ lerleim. Dieſen aber wird man nur dann gewahr, 79 + J 2 wenn 44 Meerkellerwurm. wenn man dieſe Kaͤfermuſchel umwendet (7). Dann ſieht man auch Franſen, die zum Anhalten dienen mögen, und ein Stuͤck von dem oben erwaͤhnten Ruͤßel, mit dem das Thier wahrſcheinlich frißt und Athem hohlt. Vorzuͤglich am Strande der weſtin— diſchen Zuckerinſuln findet man dieſe Kaͤfermuſchel | häufig. Ueberhaupt aber iſt der ganze americanifche Ocean ihre Heimath. Ihre Verſchiedenheit in Ab— ſicht auf Größe, Farbe, mehr oder weniger Wölbung iſt ſehr groß. Schneeweiß und glatt iſt die Grote Schale der weißen Räfermufchel (Ch. albus 8). Am Ruͤ⸗ cken bemerkt man eine ganz ſchwache Erhoͤhung. Nicht viel größer als Puncte find die Schuͤppchen, die den Saum beſetzen. Um Island und Grönland wird ſie gefunden. An den Norwegiſchen Kuͤſten haͤlt ſich eine andre kleine Art von Kaͤfermuſcheln auf, die man den Meerkellerwurm (Ch. Afellus 9) nannte. Ihre acht glatten Schilder ſind kohlſchwarz. Auf der Woͤlbung eines jeden befindet ſich ein gelber Fleck. Von den dreyſeitigen Erhoͤhungen auf den Schalen iſt bey der vorigen wie bey dieſer Kaͤfermuſchel keine Spur zu finden. Eben — Negerinn. Meereicheln. 45 Eben das ift auch der Fall bey der Negerinn (Ch. Minimus 10), die unter die kleinſten Chitone gehört, Ihre Grundfarbe iſt ſchwarz; doch ſieht man an manchen Stellen einen weißen Ueberzug. So klein fie auch iſt, fo find doch die charakteriſti⸗ ſchen Kennzeichen aller Kaͤfermuſcheln an ihr nicht zu verkennen. Ohnweit Bergen in Norwegen iſt ſie gefunden worden. Eine andre merkwuͤrdige Gattung der vielſcha⸗ ligen Conchylien faßt die Meereicheln (Lepas, Balanus, Glands de mer, Lepaden) in ſich. Sie zeichnen ſich dadurch von den Kaͤfermuſcheln aus, daß ſie aus ungleichen Schalen zuſammengeſetzt ſind, die mit ihrer Grundflaͤche immer an etwas feſt⸗ ſitzen und einem Geſchoͤpf zur Wohnung dienen, das getheilte Fuͤhler und einen Ruͤßel hat. Man koͤnnte dieſe Gattung wieder in zwey Familien theilen, und in die erfte die Balanen (Balanus, le Balane, Meer⸗ tulpen) rechnen, deren Schalen kreisfoͤrmig ver⸗ bunden ſind, und gleichſam einen oben geoͤffneten, doch mit einem kapuzenartigen Deckel verſehenen Kegel bilden, und einer Eichel oder auch einer Tulpe ähnlich ſehen; in die andere Familie aber die Entens muſcheln (conchæ anatiferæ, pollicipedes, pauce- 8 3 pieds 46 Meereicheln. nieds, Fußzehen ) verweiſen, deren ungleiche Scha⸗ len paarweiſe vertheilt und durch eine Membrane verbunden ſind. Sie gleichen zum Theil einer Man⸗ del, mit einer Seitenritze und ſitzen auf einem leder⸗ artigen Stiele. Fuͤr den erſten Augenblick koͤnnte man zwar glauben, dieſe zwey Familien ſeyen zu unaͤhnlich, um eine Gattung auszumachen. Allein waͤren ſie auch noch verſchiedner, ſo entſcheidet der Untſtand, daß eine und dieſelbe Thiergattung, der man den Nahmen Triton gibt, diefe verſchiednen Schalen bewohnt. Schon unter den Schleimwuͤr— mern haͤtten wir eines Tritons erwaͤhnen können, der bis jetzt noch in den Syſtemen, als der einzige ſeiner Gattung angefuͤhrt wird. Aber eben um die⸗ ſer Armuth des Geſchlechts, und der Unbeſtimmtheit | der Angaben von ihm willen, wollten wir lieber ihn übergehen, beſonders da wir voraus ſahen, daß wir bey den Meereicheln unſre Leſer mit den Tritonen hinlaͤnglich bekannt machen könnten. Dieſe ſonder⸗ baren Thiere haben ſechs auch mehrere Paare Fühler, deren innere Seite haarig oder faſerig iſt. Die drey hinterſten Paare haben ſcherenfoͤrmige Spitzen. Die Thiere, die die Meereicheln bewohnen, haͤngen ſich haufenweiſe und ſehr feſt an Schiffskiele, Felſen, Mur u u Meereicheln, 47 Muſcheln, Netze, Ankertaue, und an hundert andre Körper. Die eine Art hat dieſe, eine andre wieder eine andre Lieblingsſtelle. Selbſt auf Krebſen und Fiſchen wiſſen ſie ſich anzuſiedeln. Zeitlebens blei⸗ ben ſie da feſt geheftet, wo der Zufall ihrer Geburt ſie hinfuͤhrte. Wenn der Bewohner der Kaͤfermu⸗ ſchel gleichſam unter dem Dachſtuhl ſeines Hauſes ſich aufhaͤlt, ſo haust dagegen der Triton in feiner Meereichel im obern Stockwerke, und ſieht faſt im⸗ mer zum Dachloche hinaus. Da er alſo ſeiner Nah⸗ rung nicht willkuͤrlich nachgehen kann, ſondern wars ten muß, was ihm das Meer zufuͤhrt, ſo mußte die Natur beſondere Anſtalten fuͤr ſeine Erhaltung treffen. Sie gab den Tritonen daher die vielen Fuͤhler und eine Leichtigkeit, Kraft und Beharrlichkeit, ſie unaufhoͤr⸗ lich auszubreiten, und ſchnell in Bogen zu bewegen, ſo daß ſie ihnen wie Fangnetze dienen. So oft das auch vergeblich iſt, ſo gelingt es doch durch das un⸗ ausgeſetzte dieſer Bewegung, daß auch etwas in ihre Arme faͤllt. Dieſe iſt ſo ſehr bey ihnen Naturtrieb, daß fie auch ſchon halbtodt noch dieſes Manoeuvre machen. Im Anfange des Sommers entledigen ſie fich ihrer Eyer. Tauſende führt das Meer fort, und ſchwemmt fie an Felſen, Muſcheln, Schiffsklele ꝛc. wo 43. Erhabne Meereichel. wo ſie wie ein Same im Erdreich aufgehen, und ſich entwickeln. Sie machen dann mit Schiffen und Fiſchen die weiteſten und ſchnelleſten Reiſen, ohne ſelbſt Fuͤße zu haben. Viele bleiben auch an ihrer Mutter haͤngen und uͤberdecken ſie zuweilen ſo, daß ſie die Oeffnung ihres Gehaͤuſes verſchließen, und ihre arme Mutter lebendig einmauern. Ihre Frucht⸗ barkeit iſt unermeßlich. Noch enthaͤlt aber die Ge⸗ ſchichte der Lepaden viele Dunkelheiten. Gern moͤchte man fragen: wie ſie ſich begatten, da ſie doch ihre Stelle nie veraͤndern? Wie die Jungen an Wall⸗ fiſchen und Schiffen ſich anhaͤngen, und trotz des Schnellſegelns der letztern und des Anſpuͤhlens der Wellen feſt haͤngen bleiben und wachſen? Wie es moͤglich ſey, daß ſie im Suͤdmeere wie im Eismeere ausdauern — und warum man ſogar ſelten verſtei⸗ nerte finde? Doch wir wollen jetzt unter den 28 Meereichelnarten einige der merkwuͤrdigſten Nane ben und beſchreiben. Ziemlich einfach iſt das Anſehen der erhabnen meereichel (L. Balanus, Gland de mer eleve 11 ). Schnecken, Muſcheln, Krebſe, Hummer ſind oft von ganzen Haufen dieſer Schmarozer uͤberdeckt. 9 iſt ihre Farbe nur ſimpel weißgrau. In * = 2 Mm - - SZ 2 4 ( cd (N W NS | 117777 42 * e 1 779 % 7 7 N f NIS 2 ZH 1170 Re N „hab h N f! ARTE 0 eee NN N 1 19 5 1 * ee ar v * | } Erhabne Meerelchel. 2 In der Form gleicht dieſe Meereichel einem abge⸗ fiunnpften Kegel. Die Wände. befiehen gewöhnlich aus ſechs, zuweilen aus weniger Schalen. Die rippenartigen Erhoͤhungen laufen oben in eine Spitze zuſammen. Sie ſind hohl. Das Dach dieſer Huͤtte, das der Bewohner oͤffnen und verſchließen kann, be⸗ ſteht aus vier kleinen aber ungleichen Schalen, vol⸗ ler Querrunzeln. Ueberhaupt iſt Symmetrie und Schoͤnheit nicht die Sache des Eigenthuͤmers dieſer Meereichel. Doch wir wollen vielleicht ihn ſelbſt, der ſeine raͤuberiſchen Arme herausſtreckt (12), kennen lernen. Ziehen wir ihn aus ſeiner Huͤtte, und ſehen wir ihn vergroͤßert (13), ſo ſehen wir einen wahren Triton mit ſeinen vielen gegliederten Armen oder Fuͤhlern. Zwoͤlf davon ſteigen mit ihren haarigen Gelenken paarweiſe in die Hoͤhe; ſie ſind gelb und durchſichtig wie Horn. Auf beyden Seiten ſtehen ſechs kleinere von eben ſolcher Structur. An der Wurzel dieſer zahlreichen Arme, die ihre Beute wie ein Netz umſchließen, ſteht der Ruͤßel, der aus lau⸗ ter ſich nach und nach verengenden Querringen be⸗ ſteht, und durch den die kunſtreiche fpiralfürmig ges ‚wundne Zunge hinlauft. Das Maul ſieht einem ziunſammengezognen Beutel aͤhnlich, und hat kleine Würmer Il. Th. 8 Zaͤhn⸗ 50 Aufbluͤhende Seetulpe. Zaͤhnchen und Buͤſchelchen, um die Beute feſtzuhalten. Nicht mit Unrecht nennt man die kleinen Meerei⸗ cheln Seepocken, denn ſie uͤberdecken faſt alles, was in der See iſt und lebt. Die europaͤiſchen We ſind voll davon. Nicht ganz ohne Grund iſt der Nahme aufbluͤ⸗ hende Seetulpe (L. Tintinnabulum, le gland de mer tulipe, turban, kuhſchellenfoͤrmige Meereichel 14), den man einer andern Lepade gab. Diefe iſts vorzuͤglich, die ſich zu Tauſenden an Schiffe, ohne daß wir wuͤßten, wie? anhaͤngt, und bey aller ihrer ſcheinbaren Zerbrechlichkeit und Schwachheit den tobenden Wellen und der Gewalt der Meereöftrome Widerſtand leiſtet. Um ſie herum ſtehen die Menge Kinder und Kindskinder, was freylich fehr leicht ges ſchehen kann, weil ihre Jungen in vier Monaten reif und Fortpflanzungs⸗faͤhig find. Oft noͤthigt die Menge ſolcher Seetulpen, die die Schiffe gleichſam incruſtirt, beyzulegen und dieſe Anſiedlungen zu zer— ſtören. Ganze Klumpen, von der Größe eines Kopfs, haͤngen an den Schiffen. Gern ſammeln die Chineſer ſolche zu einem gottesdienſtlichen Ge⸗ brauche. In jeder einzelnen Seetulpe eines ſolchen Klumpen bringen ſie ein Licht an, und ſetzen dieſen ſelt⸗ 7 Dornige Meereichel. 51 feltfamen Leuchter vor ihre Goͤtzen hin. Von vers ſchiedner Groͤße, Form und Farbe ſind die ſechs Schalen der aufbluͤhenden Seetulpe; immer aber gleicht ſie im Ganzen der Blume, an die ihr Nah⸗ men erinnert. Ihr Bewohner, auch ein Triton, leckt mit feinen ſchon bekannten Fuͤhlern den Schlamm, der ſich rund um ſeine Wohnung anzuſetzen pflegt, und findet darin ſeinen Unterhalt. Welche Vorſorge der Gottheit, daß ſich fuͤr dieſes Thier, das ſich nicht von der Stelle bewegen kann, Schlamm in der Naͤhe ſammeln und ihm zur Nahrung dienen muß. Die oſt⸗ und weſtindiſchen Gewaͤſſer, fo wie das Nordmeer enthalten dieſes Geſchoͤpf ſehr häufig, Sehr rar und merkwuͤrdig iſt die dornige Meereichel (L. Spinoſa, le Gland de mer epi- neuæ 15), und lange bemühte ſich ein um die Com; chylien ſehr verdienter Naturforſcher um eine, bis ein daͤniſches Schiff aus Oſtindien einlief, deſſen Boden ganz damit gleichſam beſaͤt war. Das Exemplar, das wir vor uns ſehen, iſt trefflich Purpurroth. Eine Menge roͤhriger Stacheln, unter denen einige zwey Spitzen haben, ſtehen darauf. Die hellen Zwi⸗ ſchenfelder ſind ſtachellos. Der Boden dieſer Meer⸗ eichel hat die Weiße und Duͤnne des Poſtpapiers. G 2 Er | | % 52 Wallfiſchlaus. Er bleibt gewoͤhnlich kleben, wenn man ſie ſelbſt da wegnimmt, wo ſie ſich angeſetzt hat. Innen iſt ſie voller Roͤhren und Zellen. Die vier Deckel, die, um beſſer zu ſchließen, Lamellen haben, find mit ſchlau⸗ genfoͤrmigen Querſtreifen bezeichnet. Die Kuͤſte von Helena, jenes durch engliſche Induſtrie in ein Para- dies umgeſchaffnen Felſenblocks, ſcheint ſeine Hei⸗ math zu ſeyn. Wenigſtens hatte jenes obengedachte Schiff da gelandet, und hier nur ſcheinen ſich dieſe Seetulpen angeſetzt zu haben, da ſonſt die daͤniſchen aus Oſtindien zuruͤckkehrenden vo. nie derglei⸗ chen mitbringen, So ein furchtbares Thier auch der Wallfiſch, und ſo leicht es ihm iſt, mit einem Schlage ſeines Schwanzes ein Both ſamt der Mannſchaft zu ver⸗ ſenken; ſo vermag er doch mit aller ſeiner Staͤrke nichts gegen die Wallfiſchlaus (L. Diadema, le Pou de baleine, Diademe, Wallfiſchpocke, vielkam⸗ merige Seetulpe 16), eine Meereichelart, die feiner Ohnmacht ſpottet, ſich in ſeinem Speck anſiedelt, und feſt wie ein Schroͤpfkopf auf ihm ſitzen bleibt. Hiezu traͤgt ihr ſchoͤner, vielkammeriger Bau bey. Von außen ſieht man ſechs Felder, die durch erhöhte Querrippen abgetheilt ſind, deren Zahl nicht immer gleich Wallfſchlaus. 53 gleich iſt, und von vier bis auf eben ſteigt. Nach oben laufen jene Rippen enger zuſammen. Tiefer als ſie liegen die ungleichen Zwiſchenfelder. Die obere Oeffnung dieſer Wallfiſchlaus iſt etwas eckig, die untere (17) eirkelrund. Hier iſt fie voll feiner Zaͤhne und Einſchnitte, vermittelſt deren ſich dieſes Geſchoͤpf fo in die dicke Speckbaut des Wallfiſches hineinarbeitet, daß alle noch ſo wuͤthenden Verſuche des Ungeheuers, die fo laͤſtigen Gaͤſte an Felſen ab: zuſtreifen, fruchtlos ſind. Schleift man die aͤußerſte Haut dieſer Meereichel weg, ſo findet man, daß das Ganze aus einem mit der hoͤchſten Kunſt in einander geſchlungenen Fadengewebe beſtehe. Uebrigens hat dieſe Schale die Feſtigkeit und Haͤrte eines ſtarken Knochen. Aber erſt das Innere zeigt uns neue, uͤberraſchende Wunder ihres Baues. Hier ſind 18 Haupt⸗ und eine Menge Nebenkammern. Wozu ſie dienen, ob ſie vielleicht gar die Wiege der Nach⸗ kommenſchaft ſeyen, iſt ungewiß. Das Schwarze, das man in ihnen liegen ſieht, ſind Ueberbleibſel der Wallfiſchhaut. Auch der Bewohner dieſer Meerei⸗ chel hat den Federbuſch von Fuͤhlern, den die uͤbrigen Bewohner der Meereicheln beſitzen. Um die Straße Davis, um Grönland und Spitzbergen iſt dieſe G 3 Wall⸗ 54 Entenmuſchel. Wallfiſchlaus zu Haufe, weil fie da am Beſten ihre Rechnung findet. Merkwuͤrdig iſts, daß nur der ſogenannte Butz⸗ Fopfwallfifch ( Balaena boops, Linn.) mit dieſer Meereichel geplagt iſt. Was fuͤr ein Inſtinct, denn auf Zufall duͤrfen wir hier wohl nicht rathen, dabey im Spiele ſey, ob feine Haut weicher, fein Fleiſch ſchmackhafter ſey, oder ob ſie wiſſe, daß ſie hier einen ſicherern Aufenthalt habe, weil dieſer Wallfiſch we⸗ niger verfolgt wird, iſt ungewiß. Der Nordcaper beherbergt andere Meereicheln, die weit flaͤcher ſind, und ihm wie ein Schoͤnpflaſter, oder wie eine Menge weißer Warzen auf der Stirne ſitzen. N Selten aber findet man die Meereicheln einzeln, ſondern faſt immer in Gruppen. Wir ſehen zwey ſolche, deren eine (A) Meereicheln mit enger Muͤndung (L. ore anguftiore ) find, die an der Guineiſchen Kuͤſte angetroffen worden ſind, die andre (B) aber eine Gruppe der kleinern Meereichelnaͤrt (L. Balanoides, /a Clochette) vorſtellt. Daß von der Baumgans die Fabel erzaͤhlt und allgemein verbreitet worden ſey, ſie wachſe aus Mu⸗ ſcheln, das haben wir unſern Leſern ſchon bekannt gemacht. In der Entenmuſchel (L. Anatifera, \ fa Entenmuſchel. 53 la Conque anatifere, Langhals, Entenbrut 19), ſe⸗ hen ſie nun die vielſchalige Muſchel ſelbſt, die zu die⸗ ſer abgeſchmackten Fabel, ſo wie zu dem beruͤhmten Entenbaum Veranlaſſung gegeben hat. Sie hat fünf Schalen, zwey größere und drey kleinere und eine gekruͤmmte Seitenſchale, die die andern zuſam⸗ menzuhalten ſcheint. Auf der dieſer entgegenſtehen⸗ den Seite offnet ſich die Entenmufchel, und ihr Bes wohner ſtreckt ſeinen Fuͤhlerbuſch, den er als Fangnetz braucht, hervor. Auch er iſt ein Triton, nur iſt ſein Körper mehr abwärts gedruͤckt; er hat an den Glie⸗ dern mehr Fuͤhler, und dickere und laͤngere Borſten; auch beſitzt er zwey pfriemenfoͤrmige Stacheln neben dem Ruͤßel. Dieſer Bewohner iſt die Urſoche, warum die Entenmuſchel unter die Meereicheln geſetzt wurde. Statt aber daß dieſe mit ihrer Grundflaͤche an frem⸗ den Körpern feſtſitzen; fo hat jene einen lederartigen Darm. Dieſen kann die Entenmuſchel verlaͤngern und verkuͤrzen, ja bis auf ſechs Zoll aus dehnen. Duͤnn und ſpiegelglatt ſind ihre Schalen, und zuwei⸗ len mit einer Reihe Puncte bezeichnet. Ihre Farbe iſt gemeiniglich blaulich, auch gelblich weiß. Eine ſafranfarbige Membrane verbindet ſie. An die aus Oſt⸗ und Weſtindien zuruͤckkehrenden Schiffe ſetzen ſich 56 Seemuͤtze. : ſich viele tauſend Entenmufcheln an. Doch ſind die aus Oſtindien kommenden größer und ſtaͤrker. In unſrer Abbildung ſehen wir aus einer (18) den Be⸗ wohner ſeine Arme herausſtrecken; die andre (19) zeigt uns eine Punctenreihe auf ihrer Schale. So gewiß die Entenmuſcheln wahre Thiere ſind, ſo haben ſie doch mit Pflanzen große Aehnlichkeit. Wie dieſe ſtehen ſie gleichſam eingewurzelt auf einem Stengel, öffnen ihre Schalen wie einen Blumenkelch, erinnern durch ihre Fuͤhler an Staubfaͤden, und Haken da, wo ſie geboren waren. Eine treffliche, ſehr ſeltne Meerechel ift die Seemütze (L. Mitella, la Couronne de Serpens, Cacadukamm 20). Nicht genug kann man uͤber den Bau, die Verbindung und den Schmuck der we⸗ nigſtens 25 ſehr ungleichen Schalen, aus denen fie beſteht, erſtaunen. Selten aber ſieht man in Cabi⸗ netten ein vollſtaͤndiges Exemplar, weil die Schalen leicht abfallen. Dieſe bilden eine Muͤtze oder Krone. Wie Fallthuͤren öffnen ſle ſich, wenn der Bewohner ſein ſchon bekanntes Fangnetz ausbreiten will. Ihre Farbe iſt weiß mit einem gelblichen Ueberzug. Die Krone ſitzt auf einer lederartigen, chagrinirten Rohre von brauner Farbe. Wie Zweige einer Pflanze ſtehen | die = Fußzehen. 57 die Seemuͤtzen auf Klippen und Felſen, die die hoͤchſte Fluth beſpuͤhlt, und leben alſo immer im Waſſer. Die Bewohner der Molukken ſuchen ſie ſorgfaͤltig auf, um ihre Bruͤhen damit zu wuͤrzen. Von ihrem Auf⸗ enthalte im oſtindiſchen Meere nennen ſie die Fran⸗ zoſen die oſtindiſchen Fußzehen, zum Unterſchied der Fuß zehen unfrer Meere, von denen wir unſern Leſern einen bekannt machen wollen. Mehrere Meereichels arten tragen dieſen Nahmen. Am beſten paßt er auf den eigentlichen Fußzehen (L. Pollicipes, le pouce pied, pouſſe pied 21 a. b.), in dem man eine auffal⸗ lende Aehnlichkeit mit den menſchlichen Zehen, oder auch, wie andere annehmen, mit Vogelklauen zu entdecken glaubte. Die Zahl der weißen Schalen iſt unbeſtimmt. Sie thun auf dem dunkeln Stiele eine artige Wirkung. Dieſer iſt dicker, haͤrter und zier⸗ licher geſchuppt, als bey den Entenmuſcheln. Auch dieſe vielſchalige Conchylie bewohnt ein Triton. Zahlreiche Gruppen ſieht man oft in den Ritzen der Seeklippen beyſammen ſtehen. Man kann ſie in Waſſer gekocht eſſen. In ihrem Stiel iſt ein ſchmack⸗ hafter Saft, und das Fleiſch ſchmeckt, in Weineſſig getaucht, wie Krebſe. Es ſoll ungemein ſtaͤrkend ſeyn. Wuͤrmer II. Th. H Doch | / 58 Bohrmuſcheln. Doch wir muͤßen die Meereicheln verlaſſen, ſo manches intereſſante Geſchöͤpf noch unter ihnen wäre, das unſre Aufmerkſamkeit verdiente, wenn nicht ſo viele andre noch einen Anſpruch auf eine Stelle in unſern Unterhaltungen haͤtten. Daß eine Muſchel ſich in harte Steine as | bohre, und da ein ſichres Lager ſuche, wo ihre zar⸗ ten Schalen außer Gefahr zu zerbrechen ſind, und wo der neugeborne Schalwurm ſeine Wiege, der erwachsne ſeine Wohnung, und der alternde und verſtorbene ſein Grab, in einem ſelbſt gemachten Sarkophag findet; ſcheint fuͤr den erſten Augenblick unglaublich zu ſeyn, und doch iſt nichts gewiſſers als dieſes, indem wir jetzt unter den vielſchaligen Con⸗ chylien eine Gattung von zwoͤlf Arten kennen ler⸗ nen werden, von denen es ſicher iſt, daß ſie ſich in die haͤrteſten Maſſen hineinbohren können, Dleß find die Pholaden oder Bohrmuſcheln (Pholas, dai!, pitaut), die zwar oft in weichen Thonufern, aber auch in den harten Schalen andrer Conchylien, in Madreporen und im Marmor angetroffen werden. Fluͤchtig betrachtet ſcheinen fie zweyſchalige Conchy⸗ lien zu ſeyn, denn ſie haben zwey große, klaffende Hauptſchalen; allein um das Schloß herum ſtehen zwey, Bohrmuſcheln. 59 zwey, drey, auch vier Schalenaͤhnliche Anſaͤtze. An der Angel des Schloſſes iſt ein ruͤckwaͤrts gebogner Zahn, und ein Knochen verbindet die beyden Scha⸗ len. In alles, z. B. in Holz, Felſen, Corallen, be⸗ ſonders aber in die kalkartigen Uferſteine, arbeitet ſich der Steinbohrer hinein; ja man fand ſchon in den Saͤulen eines alten Tempels ſolche ungebethne Antiquare. Noch bis dieſe Stunde ſieht man in Pozzuolo unter den Ruinen des Serapistempels Marmorſaͤulen von Pholaden durchbort. Gewiß nahm man zu einem ſolchen Kunſtwerk keine bereits von ihnen angeborten Marmorbloͤcke, ſondern erſt nachher muͤßen die Pholaden hineingekommen ſeyn. Das Meer muß alſo dort einmal hoͤher geſtanden, und die Pholaden hingefuͤhrt haben. Hieraus er⸗ hellt aber auch, daß ſie nicht bloß weiche, allmaͤh⸗ lich ſich verhaͤrtende Maſſen anbohren koͤnnen. Merkwuͤrdig iſts immer, daß jene ehrwuͤrdigen Reſte des Alterthums wohl dem Zahne der Zeit, nur aber dem Zahn eines ſo zerbrechlichen Schalwurms nicht widerſtehen konnten. Daß er aber lieber Kreide als Marmor, lieber Thon als Granit an⸗ bohre, wollen wir hiemit nicht beſtreiten. Genug, daß man ihn auch in dieſen findet. | R 9 a Der 60 | Bohrwurm. Der Bohrwurm arbeitet ſich in Steine hinein, wenn er nicht groͤßer als ein Senfkorn iſt. Statt der Brechwerkzeuge gab ihm die guͤtige Natur theils eine Schale, die wie eine Feile oder Raſpel, wenn er ſich umwendet, den Stein abreibt, theils, wie ei- nige wollen, einen äzenden Saft, der ihn zu Mehl aufloͤst. So graͤbt er ſich tiefer in den Felſen hinein, bleibt da, wo er ein ſchickliches Lager gefunden hat und vermehrt ſich zu tauſenden. Man kann zuwei⸗ len Felsſtuͤcke zerſchlagen, an denen man nur mit Muͤhe eine ganz kleine Oeffnung, ſo groß wie einen Stecknadelknopf, findet ‚im Innern aber mit Er⸗ ſtaunen zahlreiche Pholadenhaushaltungen ſieht. Nothwendig muͤßen ihre Mitglieder, oder wenigſtens die Stifter dieſer Familien ganz klein hinein gekom⸗ men ſeyn und ihre Wohnung erweitert haben, je nachdem es das Wachsthum der Familie an Größe und Anzahl erforderte. Immer aber arbeiten ſie ſo, daß das Meer hineindringen, ihre Wohnungen aus⸗ ſpuͤhlen und ihnen Futter zuführen kann. Die Oeff⸗ nungen find trichterförmig, das engere Ende dem Meere zugekehrt. Faͤllt dieſes und zieht ſich zuruͤck, ſo daß die Pholade im Trockenen bleibt und der Son⸗ nenhitze, die den Stein durchgluͤht, ausgeſetzt iſt; ſo | muß „ ur; H IR 1 1 U I 1 1 Ds 2 seen ) ey een e 405 e 8 1 * a * 2 * 1 1 Er > i 87 MH: Y ru 1 ve I, . 7 N ‘ . — A h N N a a N 5 * ‘ 4 N. N je J * — 8 ud * ai 1 5 „ 4 ae Tr a 35 0 Nr 1 J. 1 u & N * f ur) 1 4 P * Steinbohrer. 61 muß ſie ſterben. Ihr Anzug iſt eigentlich einfach, wie er ſich fir einen Einfiedler ziemt; doch leuchtet fie im Finſtern. Ob das aber von allen Arten gelte, iſt ungewiß. Linns nannte den Bewohner eine Meer⸗ ſcheide, die wir ſchon unter den Schleimwuͤrmern kennen lernten. Er ift ein wurmartiges Geſchoͤpf, das ſich fingerslang aus feiner Schale hervorſtrecken kann und vorn zwey Oeffnungen hat. Mit feinen Ruͤßel, den er am ſchuabelfoͤrmigen Ende feiner Schalen herausſtreckt, ſpruͤtzt er Waſſer gegen den zudringlichen Gaſt, der in ſeine Zelle will. Und doch kriecht der Scolopender hinein und mordet ihn. Auch dient ihm jener Ruͤßel, um Waſſer hinein zu pumpen. Friſch und gekocht iſt das Fleiſch der Pholaden wohlſchmeckend. Unter ihnen zeigen wir unſern Leſern zuerſt den Steinbohrer (Ph. Dactylus, le Pitaut, le Dail a fix pieces, Dattelmuſchel, Meerdattel), und zwar theils bloß die Muſchel (22), theils den aus ihr her⸗ vorſchauenden Bewohner (23). Jene lauft, wenn der Bewohner ſich in ihr verborgen haͤlt, vorn in eine flache Schaͤrfe zuſammen; hinten iſt ſie bauchiger und gewoͤlbter. Hier find auch die Stacheln und Zacken, die durch erhoͤhte Querſtreifen gebildet wer⸗ 23 den, 62 Steinbohrer. den, ſchaͤrfer und ſtaͤrker; nach vorn zu nehmen ſie ab und verlieren ſich endlich ganz. Am dickern Theile klaffen die Schalen und ſtehen weit ausein⸗ ander. Daher waren noch vier kleinere Nebenſcha⸗ len zur Bedeckung des Ruͤckens und des Schloſſes nöthig, die aber aͤußerſt duͤnn und zerbrechlich find, Das Letztere hat an jeder Schale einen langen Zahn, der in die andre hineingeht. Was die klei⸗ nen Löcher zwiſchen den Lippen am Schloſſe bedeu⸗ ten, iſt unbekannt. Da wo die Schalen ausgeſchweift ſind, ſchließen ſie nie ganz, ſondern klaffen immer etwas. Eine andre Art hat hinten einen Deckel, den man lange fuͤr eine Patellen⸗ oder Napfſchne⸗ ckenart hielt, bis man erfuhr, daß es ein Pholaden⸗ deckel ſey. Außen haben die Schalen des Stein⸗ bohrers eine weißgelbe Farbe; innen m ſie ſchneeweiß. In den Klippen und Felſen der europäischen Meere hat er feine Wohnung, die er nach Beduͤrf⸗ niß vergrößert, An der duͤnnern Seite ſtreckt der Bewohner ſeinen Cylinder, an dem man deutlich zwey Oeffnungen und mehrere Federbuſchaͤhnliche Fuͤhler bemerkt, heraus. Indem er ſich mit demſel⸗ ben anſtemmt, kann er die Muſchel wie um eine Achſe Gerippte Bohrmuſchel. 63 Achſe drehen, und dann thut ihre rauhe Seite die Dienſte einer Feile, und erweitert die Wohnung. Eben dieſe ruͤßelartige Röhre ſtreckt er aus dem Loch ſeines Felſenlagers hervor, und wartet ſo, was ihm die See zufuͤhrt. Eine Oeffnung oben an der- ſelben dient zum Freſſen; die andre zum Wegſchaffen des Unraths. Auch die Ener ſoll auf dieſem Wege ans Tageslicht kommen und von dem Meere zum Theil an Steine und Kuͤſten hingeſpuͤhlt wer⸗ den. Sehr wohlſchmeckend iſt der Steinbohrer. Im Finſtern leuchtet er fo ſtark, daß der, der ihn genießt, Feuer zu verſchlingen ſcheint, und daß die Tropfen, die von ſeinem Munde herabfallen, Funken gleichen. So darf dieſer Eremite nicht in ewigem Dunkel leben. Er iſt ſich ſelbſt ſein Licht, verraͤth ſich aber eben dadurch auch ſeinen Feinden. Im Fruͤhlinge ſind die Pholadenfaͤnger (pitoquiers) am meiſten beſchaͤftigt, dieſe 1 aus den dae | herauszuhzuen. Eine vorzüglich ſchoͤne Bohrmuſchel ift die ge⸗ rippte (Ph. Coſtatus, la Navette tnilde 24), die an der weſtindiſchen Meereskkuͤſte zu Haufe it. Sie zeichnet ſich durch ihre Größe, ihre hervorſtehenden Rippen und ihre ſchoͤne Weiße ſehr aus. Dornige Schup⸗ 64 Zwergpholade. Schuppen befinden ſich auf den Rippen und in den Furchen zwiſchen ihnen eine Menge Runzeln. Hin⸗ ten ſind die Schalen ſehr bauchig und gewoͤlbt. An ihrem Wirbel ſieht man geſtreifte Lippen. Weder die Zahl der Nebenſchalen noch ihre Lage iſt n beſtimmt. | Aber nicht bloß im Steine, fondern auch im Han findet man Bohrmuſcheln. Wir reden hier nicht von dem berüchtigten Schiffswurm (Teredo nava- lis), ſonderu von der Zwergpholade (Ph. Puſillus, la Pholade des Indes d cing pieces 25). Ihre wahre Größe iſt das aͤußerſte Glied eines Fingers, und eben daher muß man fie vergrößern, um fie recht kenntlich zu machen. Hinten iſt ſie faſt kugelrund und hat da ein ſehr rauhes zum Feilen des Holzes gegittertes Feld; dann kommt ein glattes, das ſchoͤn weiß iſt, aber nur auf der andern Seite dieſer Pholade ſichtbar wird. Vorn hat die Schale die Duͤnne einer Haut und iſt ſehr zerbrechlich. Die innern Waͤnde find milchweiß. Deutlich ſehen wir die Neben: ſchale, die das Schloß bedeckt und durch einen Zahn der Hauptſchalen feſtgehalten wird. Duͤrf⸗ ten wir uns länger hiebey verweilen, fo konnten wir die Structur des Deckels, wie der Hauptſchalen, mit Zweyſchalige Conchylien. 65 mit den jenen feſthaltenden Zaͤhnen ausfuͤhrlicher beſchreiben, was eine ſchoͤne Anſtalt der Natur iſt, um das Ganze auch ohne eigentliche Baͤnder zuſam⸗ menzuhalten. Unter der Platte, die den Deckel vor⸗ ſtellt, iſt eine laͤngliche Schale und noch eine Aehn⸗ liche liegt weiter vorwaͤrts. Demungeachtet klaffen die Hauptſchalen ziemlich von einander. In den oſt⸗ und weſtindiſchen Meeren iſt dieſe Zwergpholade zu Hauſe. Auch ſie mag ſich noch ganz klein in das Holz hineinarbeiten und erſt da wachſen. Denn als einmal ein aus Weſtindien nach Spanien zuruͤckkom⸗ mendes Schiff calfatert wurde, fand man im Kiel eine zahlloſe Menge ſolcher Holzpholaden. Die Lüs cherchen aber waren ſo klein, daß man nicht begrei⸗ 1 en wie ſie re wären, — m on : 5 ee 1. Zweyſchalige Conchylien. Teſtacea Bivalvia. Klaffmuſchel. Mya. Waſermuſchel (26. 27). Perlenmuſchel (28). Sandkriecher (29). Wir kommen nun zu der ann ie der Conchylien, Ve Würmer II. Th. 2 die 66 Zweyſchalige Conchylien. die Muſcheln im eigentlichen Verſtande heißen. Sie haben nicht mehr als zwey Schalen. Dieſer einfache Charakter reicht hin, ſie von andern zu unterſcheiden. In den Schloͤſſern und Angeln dieſer Muſcheln, das heißt da, wo ſie verbunden bleiben, wenn auch das in ihnen wohnende Thier gleichſam ſeine Hausthuͤre offnet, wie das ja bey jeder ſich offnenden Thuͤre in Abſicht auf die Angel der Fall iſt, herrſcht eine ſo auffallende Verſchiedenheit, daß ſcharfſinnige Natur⸗ forſcher die Gattungscharaktere nach der Structur dieſer Schloͤſſer zu beſtimmen fuͤr gut fanden. Im Grunde zerfallen ſie in zwey Ordnungen in Ruͤckſicht dieſer Schloͤſſer; indem die Einen kein Charnier am Schloſſe, ſondern ſtatt desſelben bloß eine hau⸗ tige, knorpelige Befeſtigung haben, die Andern aber ein gezahntes Charnier mit ſtarken, feſten Zaͤhnen, die in die gegenuͤberſtehenden Vertiefungen eingrei⸗ fen, beſitzen. Wenn demnach unter den jetzt zu be⸗ ſchreibenden Gattungen Conchylien vorkommen, die dem aͤußerlichen nach ſo verſchieden ſind, daß ſie un⸗ möglich für Arten Einer und derſelben Gattung ges halten werden konnen, fo dürfen unſre Leſer nur den⸗ ken, daß ſie wenigſtens in Abſicht auf das Schloß einander gleichen. | Daß Bi 1 ee Klaffmuſcheln. 67 Daß die Klaffmuſcheln (Coquillages beantes) nicht vollkommen ſchließen, das kann man ſchon aus ihrem Nahmen abnehmen, obgleich dieſes eben nicht von allen gilt. Ihre Schale beſteht aus zwey Klap⸗ pen, die an einem Ende etwas von einander ſtehen, oder klaffen. Ein ſtarker, ausgehoͤhlter Zahn ſteht am Schloſſe; er ſchließt aber nicht iu die andre Schale ein. Das in dieſer Muſchel wohnende Thier kommt den Seeſcheiden nahe. Eigentlich ſind die Kiaffmuſcheln Flußmuſcheln. Hier leben fie im Sande und Schlamme, in den fie fich hineinwuͤhlen. Bisher kennt man 21 Arten. Nichts kann gemeiner ſeyn, als die Muſchel, die wir jetzt unſern Leſern, wir duͤrfen nicht ſagen, bekannt machen, ſondern nur ins Gedaͤchtniß rufen. Fehlen laſſen durften wir ſie aber nicht; denn eben um dieſer Gemeinheit willen muͤßen wir mehr von ihr wiſſen, als daß ſie in allen Farbenkaͤſtchen zu finden ſey. Wir errathen ſchon, daß hier von der Malermuſchel (M. Pictorum, la moule des rivie- res, nacrde) die Rede ſey, die man in allen ſuͤßen Gewaͤſſern von Europa und auch in Aſien und Africa in ungeheurer Menge findet. Ihre Groͤße, Dicke und Farbe iſt ſehr verſchieden. Gewoͤhnlich faͤllt unn J 2 das 68 Malermuſchel. das Aeußere der Schalen ins Gruͤnliche, RT ins Braͤunliche oder auch ins Schwarze. Die Uaſſigs (26) iſt artig geſtrahlt. Innen iſt ſie weiß mit ei⸗ nem Perlenmutter⸗Schiller, auch e | lem Der Form nach iſt die Schale eyrund. ee ein eu ee ein en ge | BER ziemlich flache Form und eine etwas duͤnne Schale. Jedoch wird der Nahme Malermuſchel auch audern Klaffmuſcheln gegeben, bey deuen das nicht ſo ganz ſtatt findet, wie das gleich bey der kleinen der Fall iſt, die einen andern Bau hat (27). Auch ſchließen bey dieſen die Schalen recht gut und klaffen nicht im mindeſten, was freylich für den ſtrengen Syſtemati⸗ ker etwas bedenklich iſt, zumal da ſie nicht bloß ei⸗ nen Hauptzahn haben. Beweis genug, daß man bey dieſer Gattung noch nicht ganz im Reinen iſt. Gewöhnlich ſind die Malermuſcheln an der außern Seite der Schloßgegend etwas verwittert, ſo daß — — en iſt. Leser Muſcheln —— sen fie ſich dabey faſt immer auf das Schloß, deſſen Oberhaut dadurch abgenuͤtzt wird. ns mögen hier Maflera 800 . 83 inſecten 2 Al/ 7 7 4 2 N 0 Perlenmuſchel. 69 inſecten fie annagen. Zuweilen findet man im In⸗ nern grießartige Perlen, was uͤberhaupt bey gar vie⸗ len Muſcheln der Fall iſt, nur bey einigen mehr, bey andern weniger. Doch kommen dieſe Perlen in keinen Betracht gegen die zum Theil ganz vortreff⸗ lichen Perlen, die in einer andern Klaffmuſchelnart, naͤhmlich der Perlenmuſchel (M. Margaritifera, la Tenille ftuviatilo, mere des porles 28) angetrof⸗ fen werden. Faſt allenthalben in Europaͤiſchen Fluͤſſen und Baͤchen, die reines, kaltes Waſſer und einen Sand: oder Thongrund haben, vorzüglich aber in Thaͤlern, in die ein Fluß oder Bach, bald nach ſeinem Urſprunge, von Bergen herabſtuͤrzt, iſt fie zu Haufe. Sie wird größer; dicker und hartſchaliger als die Malermuſchel, hat aber im Baue viel Aehn⸗ lichkeit mit ihr. Nur laufen die Schalen nach vorn zu etwas enger zuſammen, und haben hinten, d. h. in der Gegend der Angel, einen dickern Bauch. Hier iſt der kegelfbrmige Hauptzahn ſehr ſtark und mehr⸗ mals gekerbt. Der aͤußern Rinde dieſer Schalen ſieht man nicht an, welche Schaͤtze oft unter ihr ver⸗ borgen liegen. Sie iſt grob, rauh, ſchiefrig und von gemeiner braͤunlicher oder auch ſchwaͤrzlicher Farbe. Am Wirbel findet man ſie faſt immer abgeſchliffen wm 33 und 20 Perlenmuſchel. N und von Wuͤrmern verletzt. Tiefe Narben und Ein⸗ druͤcke der Muskelflecken zeigen ſich im Innern der Schalen, da wo das Thier an ihnen befeſtiget iſt. Je verwitterter und unſcheinbarer die Schalen von außen ſind, um deſto eher kann man Hoffnung ha⸗ ben, im Innern Perlen zu finden. Sie ſowohl als die oft treffliche Perlenmutterſchale verbirgt der fo: beſcheidne Ueberzug. Von der muthmaßlichen Ent⸗ ſtehung aber der Perlen ſelbſt, von den Verſuchen, ſie durch kuͤnſtliche Mittel in den Muſcheln hervor⸗ zubringen, den Anſtalten, ſie aus den Abgruͤnden des Meeres heraufzuhohlen u. d. m. werden wir erſt dann reden, wenn wir zu den Muſcheln kommen, in denen die orientaliſchen Perlen gefunden werden. Nur das wollen wir hier bey der Flußperlenmuſchel noch hin⸗ zufuͤgen, daß man ſie in nordlichen Laͤndern ſchon eine Viertelelle lang und eine Mannshand breit an⸗ getroffen, und daß man in Schweden, Daͤnnemark, ja auch in Deutſchland, zumal in der Elſter, aus die⸗ ſer Muſchel Perlen bekommen habe, die den orien⸗ taliſchen an Schoͤnheit ziemlich gleich kamen, und N Königinnen und Fuͤrſtinnen zum Schmucke dienten. Bey Chriſtiansſand, in Norwegen, wird fuͤr Rechnung der Koͤniginn eine ſehr ergiebige Fluß⸗Perlenfiſcheren betrie⸗ betrieben, und in der Englifchen Krone prangt eine einheimiſ che Flußperle von ausnehmender Schönheit und Grdße. Uuter den deutſchen Flaͤſſen liefert die Elſter die ſchoͤnſten und beruͤhmteſten Fluß perlen. Unſre Abbildung zeigt uns eine ſolche Perlenmuſchel aus der Elſter; freylich iſt ſie ziemlich verkleinert, was wir überhaupt, um auf unfern Kupfertafeln Raum für mehrere intereſſante Gegenſtaͤnde zu gewinnen,. faſt immer thun muͤßen. In ihr ſaß eine noch unreife Perle, da hingegen die ſogenannten reifen frey lagen. Schon in den aͤlteſten Zeiten ſchaͤtzte man die Perlen aus der Elſter. Man hat welche gefunden, die die Vergleichung mit den orientaliſchen vollkommen aus⸗ hielten, und deren einziger, in Deutſchland freylich ſehr bedeutender, Fehler darin beſtand, daß fie eins heimiſch waren. Eine Koͤniginn von Pohlen trug ein Halsband von Elſter⸗Perlen, und König Auguſt hielt Strandreuter, die den ungebethenen Perlenfiſchern ihr Handwerk legen mußten. Auch im Fraͤnkiſchen und in Bayern werden viele Perlenmuſcheln gefunden, die zuweilen ſehr ſchoͤne, zuweilen aber auch etwas braune und graue Perlen haben. Bey dem Sandkriecher (M. Arenaria, le Patagau 29), einer andern Klaffmuſchelart, ſehen wir 72 Sandkriecher. wir den Bewohner mit dem wichtigen Werkzeuge, das ihm ſo nothwendig iſt, um ſich fortzubewegen und in Sand und Schlamm zu graben. Wir ſagen, ſich fortzubewegen. Denn gar vlele Muſcheln haben nicht bloß die Gabe, ihre Schalen auf- und zuzuma⸗ chen, fondern fie konnen auch gewiſſer Maßen gehen. Je unbegreiflicher dieß iſt, um deſto begieriger wer⸗ den unſre Leſer ſeyn, zu erfahren, wie ſie ſich dabey benehmen. Belauſchen wir unſre auf dem Sands grunde eines Flußes liegende Muſchel, wenn ſie noch ganz horizontal auf der Seite liegt, wie ſie es angehe, um, ohne ſich bloß unthaͤtig durch das Waſſer an einen andern Ort hinſchwemmen zu laſſen, willkuͤr⸗ lich ſich zu einem gewiſſen Ziele hinzubegeben: ſo werden wir ſehen, wie ſie vor allen Dingen die Schale offne und eine Art Zunge herausſtrecke. Vermittelſt ihrer raͤumt ſie uun rings um ſich her den Sand weg, ſo daß gleichſam ein Graben entſteht. In dieſen gleitet das Schalgehaͤuſe, indem die Zunge gegen uͤber in den Sand greift, ſo hinab, daß es auf die ſcharfe Seite zu ſtehen kommt. Jetzt iſt die Muſchel gleichſam von ihrem Lager aufgeſtanden. Doch ſie will auch vorwaͤrts. Zu dieſem Ende macht die nuͤtzliche Zunge eine Furche oder Rinne in den Sand, * a greift * * Sandkriecher. Ber? greift feft in denſelben, und zieht in der Furche die Schale immer nach ſich, die ſo in der Rinne fort⸗ glitſcht und auf der ſcharfen Seite erhalten wird. Auf bieſe Art bahnt fie ſich ſelbſt ihren Weg, und kommt, wenn auch langſam, doch ſicher an Ort und Stelle. Sie gibt dabey ihrem Fuße willkuͤrlich al⸗ lerley Formen, je nachdem es das Beduͤrfniß erfor⸗ dert, und weiß ihn bald ſpitzig, bald ſtumpf, bald weich, bald hart zu machen. Doch wir muͤßen unſre Abbildung des Sandkriechers näher beſchreiben. An der hinten angebrachten Schalenhälfte ſehen wir den Haupt: und Schloßzahn, deſſen Breite der Mus ſchel den Nahmen Breitzahn erwarb, und der in die Hoͤhlung der andern Haͤlfte eingreift und da mit. Baͤndern verbunden iſt. In dieſer erblicken wir das Thier mit ſeinem Ruͤßel, den es auf eine Elle aus⸗ ſtrecken kann. Um die gedoppelte Oeffnung desſel⸗ ben ſtehen Fuͤhler. Durch die eine dieſer Oeffnun⸗ gen kann es wohl ſechs Fuß weit Meerwaſſer ſpruͤ⸗ tzen, womit es die bewillkommt, die es aus ſeinem Sandlager herausgraben. In dieſem verrathen ſeine Gegenwart zwey Löcher. Die andre Oeffnung dient als Ausleerungscanal. Der eigentliche Körper (a) liegt zwiſchen den Kiemen. Hinter ihm ſehen wir "Würmer 11. Th. K vier 74 Scheidenmuſchel. vier laͤngliche Theile, deren Gebrauch unbekannt iſt, und unter ihnen bey b einen flachen, weißen Theil, der eigentlich der Fuß oder die Hand iſt, womit ſich der Sandkriecher fo geſchickt fortzuhelfen weiß. Was die Schale betrifft, fo iſt fie enfdrmig und gewoͤlbt. Sie klafft auf beyden Seiten. Gemeinig⸗ lich hat ſie eine gelbliche, kalkartige und runzlige aͤußere Hauͤt. Innen iſt ſie weiß und glatt mit ei⸗ | nem Perlenmutterſchiller. g 112 —K—ññ̃ñññʒññ.—. Tab. VI. Scheidenmuſchel. Solen. Das Meſſerheft (30. 31). Die Rinne (32-34). Die Saubohne (35). Der vio⸗ lettblaue Sonnenſtrahl (36). Nicht ganz uͤbel gewaͤhlt, wenigſtens fuͤr die mei⸗ ſten der 23 Scheidenmuſchelnarten, iſt ihr Gattungs⸗ nahme. Ihre Schalen ſind wirklich ſcheidenfoͤrmig und ſtehen an beyden Seiten offen. Um ihrer Form willen nannte man ſie auch Orgelpfeifen, Schoten, Huͤlſen u. d. m. Die Angel ihres Schloſſes hat eis- nen zuruͤckgeboguen oft doppelten Zahn. Dieſer legt A aueh s / 1 2 | 4 8 3 A 7 8 N 1 N . c Se Hy 100 ee ee 77 5 4 T * * * 7 5 ein Fer = * Waere 7 * 1 ** — . 1 er Br 15 255 e g % Meſſerheft. 75 ſich genau an den Zahn der andern Schale. Ein ſtarkes lederartiges Band macht die Verbindung deſto fichrer. Der Bewohner ähnelt einer Meer⸗ ſcheide. Sein Mantel gleicht einem an beyden Ens den offnen Sack, am vordern ſtehen zwey Luftröh⸗ ren, am hintern aber befindet ſich der eylindriſche Fuß. Dieſer iſt ſehr merkwuͤrdig und thut den Schei⸗ denmuſcheln herrliche Dienſte. Gehen Fönnen fie zwar nicht; aber ſich in den Sand zu graben und eine Zelle zu machen, in der fie auf⸗ und niederſtei⸗ gen können, das verſtehen fie vortrefflich. Wir wer⸗ den bald davon noch mehr hoͤren. Im — leuchten einige dieſer Schalwuͤrmer. Gleichſam abgeſtumpft und zugerundet find die etwas gekruͤmmten Schalen des Meſſerheftes (S. Siliqua, la Manche de coutean 30). Am Schloſſe hat eine derſelben zwey ſehr ſpitzige nahe beyſammen ſtehende Zähne, Zwiſchen dieſe fügt ſich der unge⸗ mein duͤnne Zahn der andern Schale. Seine Fein⸗ heit macht, daß man ihn gar oft abgebrochen findet. Dieſe Zaͤhne wuͤrden ohne das ſtarke, ſchwarze Band nicht hinreichen, die Schalen zuſammen zu halten. Innen findfie, wie ihr Bewohner, ſchneeweiß. Eine 8 hornartige, durchſichtige Haut, die leicht K 2 ab⸗ 26, Meflerheft. abſpringt, bedeckt die Schale außen. Im Europaͤi⸗ ſchen Ocean findet man ſie in Menge. Die größs ten wohnen um die Ferrdiſchen Eylande. Bey Zr ſehen wir dieſe Muſchel mit ihrem ausgeſtreckten Bewohner, der eben im Begriffe iſt, ſich zuruͤckzu⸗ ziehen, daher ein Theil desſelben etwas aufgeſchwol⸗ len iſt. Vorn hat er zwey Oeffnungen. Wir ha⸗ ben ſchon oben einen Wink davon gegeben, daß die⸗ ſes Thier zwar nicht eigentlich gehen, aber doch ſich auf eine geſchickte Art forthelfen konne. Aus ſei⸗ nem langen fleiſchigen Werkzeuge macht dieſer Be⸗ wohner des Meſſerhefts alles, was er will; bald eine Schaufel, um zu graben und den Sand weg⸗ zuſchaffen; bald einen Hacken, um emporzuklettern; bald eine Stuͤtze, um ſich anzuſtemmen und fortzu⸗ ruͤcken, und bald gibt er ihm die Form eines ganz runden Balles. Dieß thut er alles mit großer Ge⸗ ſchwindigkeit. Obgleich er immer im Salzwaſſer lebt, fo verabſcheut er dennoch das Salz fo ſehr, daß er, ſobald man Salz in ſein Loch ſtreut, ſeine Wohnung ungeſaͤumt verlaͤßt. Greift man ihn einmal mit der Hand an, ſo zieht er ſich in ſeine Scheide zuruͤck, ohne daß man ihn mit allem Salz in der Welt je wieder heraustreiben könnte. Er N 5. ſcheint Rinne. A ſcheint es alfo zu merken, daß er ſchon einmal ges fangen war. Vermeidet man aber das Einzige, und ruͤhrt ihn nur nie an, ſo laͤßt er ſich, ſo oft man nur will, durch gedachtes Mittel aus ſeiner Scheide heraustreiben. Mit dem Darm eines Schafes kann man dieſe Muſchel auch bekommen. Gierig ver⸗ ſchluckt ihr Bewohner das eine Ende desſelben. Jetzt bläct man am andern hinein. Nun ſchwillt er auf, iſt ſeiner nicht mehr maͤchtig, und laͤßt ſich leicht mit dem Darm ſelbſt heraufziehen, der fo als Angel, als Angelſchnur und als Köder ges dient hat. Nur Einen Zahn hat das Schloß der Rinne (S. Vagina 32), und dieß iſts, was fie hauptſaͤchlich vom Meſſerheft unterſcheidet. Im Grunde bilden die Schalen einen hohlen, in der Mitte getheilten Cylinder, der vorn und hinten offen iſt. Dieſe Mu⸗ ſcheln liegen nicht, wie man etwa denken möchte, im Sandgrunde des Meeresſtrandes, den ſie zum Aufenthalte haben, der Laͤnge nach, ſondern ſie ſtehen aufrecht, wie Orgelpfeifen. Ein Loch im Sande verraͤth ihre Gegenwart. Man muß ſie mit größter Geſchwindigkeit ausgraben, ſonſt ziehen fie ſich eiligſt tiefer in den Sand hinein. Gern ſpruͤ⸗ en K 3 tzen 778, Saubohne. tzen ſie durch ihre Roͤhre Waſſer von ſich. Ihr Fleiſch iſt hart und unverdaulich. Demungeachtet ſalzen es die Chineſer ein und eſſen es ganz gern. Die Rinnen im mittellaͤndiſchen Meere ſollen zaͤrter ſeyn. Auf ihren Schalen bildet die Oberhaut zwey artige Triangel an jeder Seite, deren einer nach der Laͤnge, der andere aber quer bogenfoͤrmig ge⸗ ſtreift iſt. In den Farben ſind die Rinnen ſehr ver⸗ ſchieden. Die Unſrige, die aus Weſtindien kommt, ſieht angenehm aus. Um ſowohl von den zweyfach, als auch den einfach gezaͤhnten uns eine deutliche Vorſtellung machen zu koͤnnen, ſehen wir ein Stuͤck vom Meſſerheft (33) und von der Rinne (34) ge⸗ rade da, wo ſich das Schloß befindet. Die Bauart, wie die Zeichnung berechtiget, die Saubohne (S. Legumen, le Molan 35) den rinnenartigen Scheidenmuſcheln beyzuzaͤhlen. Sie und mehrere ihrer Gattung ſehen Huͤlſenfruͤchten ſo aͤhnlich, daß man eine Familie huͤlſenartiger Schei⸗ denmuſcheln annahm. Bey der Saubohne iſt das Schloß ziemlich in der Mitte; bey andern aber bald mehr nach vorn, bald mehr nach hinten zu. Jede Schale hat zwey kleine, ſehr ſpitzige Zaͤhne. Ein Triangel des aͤußerſt zarten Schalenkleides hat Violettblauer Sonnenſtrahl. 79 hat ſchwache, blauliche Bogen, der andere iſt gelb⸗ lich. Höchft felten iſt dieſe Conchylie, die am Aus⸗ fluſſe des Nigers auf der Africaniſchen Kuͤſte gefun⸗ den worden iſt. Etwas weniger den Scheidenmuſcheln abnüch iſt der violettblaue Sonnenſtrahl (8. Radiatus, le Soleil levant 36), wenigſtens graͤnzt dieſe Con⸗ chylie näher an die Tellmuſcheln. Die vier ſchö⸗ nen, weißen Strahlen, die vom Wirbel ausgehen, und die das angenehme Violett, das auch innen die Hauptfarbe iſt, durchſchneiden, erinnern an die Pracht der aufgehenden Sonne, und eben dar⸗ um gaben ihr die franzoͤſiſchen Conchyliologen von ihr den Nahmen. Die laͤnglich eyformigen Sta⸗ cheln ſtehen an beyden Seiten offen. Sie ſind etwas durchſichtig, glatt und ſehr zerbrechlich. Das Schloß liegt gar nicht in der Mitte. Jede Schale hat zwey ſpitzige Zähnchen und am Rande einen kleinen Wulſt. Von der tranquebariſchen Kuͤſte kommt dieſe Muſchel. Auch ſie ſteht aufrecht im Sande, und nur ein kleines Loch, ungefaͤhr wie ein Schluͤſſelloch, verraͤth ihre Gegenwart in dem⸗ ſelben. . Tab. 80 „ Tab. VII. Tellmuſchel. Tellina. Der Rothſtrahl (37). Die Bacaſſanmu⸗ ſchel (38). Die Sumpftellmuſchel (39.40). Die Katzenzunge (41). Die Goldzunge (42). 5 Der Blutflecken (43. 44). Woher die Tellmuſcheln ihren Nahmen führen, ift noch durchaus unentſchieden. Statt unfre Leſer mit den verſchiednen Meinungen daruͤber zu unterhalten, wollen wir lieber offenherzig geſtehen, daß wir es nicht wiſſen. Die Muſcheln, die zu dieſer Gattung gerechnet werden, find vorn etwas gektruͤmmt, eckig und umgebogen. Das Schloß hat gemeiniglich drey Zähne, deren mittelſter bey den meiſten getheilt und geſpalten iſt. Fuͤr die Seitenzähne find weder in der untern Schale Gruͤbchen, in die fie eingreifen, noch Gegenzaͤhne, an die fie ſich ſchließen konnten. Nicht bey allen Tellinen oder Tellmuſcheln, deren bereits or Arten bekannt find, bemerkt man dieſe Kennzet: chen zugleich; die Eine beſitzt dieſes, die Andre jenes. In ihrer aͤußerlichen Geſtalt herrſcht eine große Verſchiedenheit. Einige unter ihnen find epfoörmig und etwas gewoͤlbt; andre flaͤcher, und wieder andre faſt a 1 1 AT r ” „ 17 iR | nn tar * ji 0 e 5 a #4 * N B? 5 e N 17 I m > 1 N 1 n 2 1 g r ? W 4 * 1 ODE 0 * x 4 Ar ra Ho 7 „ N 1 j 3 W Rothſtrahl. 81 faſt ganz rund. Der Bewohner iſt ein Thier, das den Seehaſen gleicht, von denen wir unter den Schleimwuͤrmern einige kennen lernten. Gern haͤlt er ſich in naſſem Sande auf, wo er ſich durch die Köcher, die man im Sande wahrnimmt, verraͤth. Aus feiner Schale ſtreckt er zwey Röhren hervor, die ihm bald als Haͤnde, bald als Fuͤße dienen. Selbſt ſpringen kann er, indem er ſich durch ſie, wie durch eine Feder, eine gewiſſe Schnellkraft gibt. Eine ſehr ſchoͤne, glänzend glatte Tellmuſchel, iſt der Rothſtrahl (T. Radiata, la Telline rayde couleur de chair, purpurfarbiger Sonnenſtrahl 37) Roſenrothe, gelbliche und weiße Strahlen, von zahl⸗ loſen feinen Linien durchſchnitten, verbreiten ſich vom roſenrothen Wirbel nach dem Umkreiſe hin, und werden von weißen Querbinden unterbrochen. Die etwas gekruͤmmte Schale iſt nur wenig umgebogen und ſchließt nicht ganz genau. Ihr aͤußerer Rand iſt ſehr ſcharf. Am After, d. i. hinter der Wölbung des Schloſſes, befindet ſich ein tiefer, laͤgglicher Ein⸗ druck; die Nymphen, oder das braune, lederartige Band am Schloſſe, ſtehen hervor. Weſtindiens Kuͤſten ſind das Vaterland, wenn man bey Seege⸗ ſchöpfen von einem Vaterlande reden darf, diefer Wuͤrmer II. Th. L Mu⸗ 82 Bacaſſanmuſchel. Muſchel. Obgleich fie ſehr ſchoͤn iſt, fo kann man fie doch keine Seltenheit nennen. Am Strande der Zuckerinſuln, liegen ſie zu tauſenden. Man findet ſie auf viertehalb Zoll breit und anderthalb lang. Wir muͤßen aber nicht vergeſſen, daß die Conchylio⸗ logen das Wort lang und breit, nicht wie etwa der gemeine Sprachgebrauch ſi ch hier ausdrücken würde, nehmen. Bey ihnen bezeichnet Länge die Entfer⸗ nung des Schloſſes von dem gegen uͤberſtehenden Rande a- b; die Breite aber die Entfernung von der Border: bis zur Hinterſeite am aͤußern Rande c- d. Z3u den ſeltenſten und ſchoͤnſten Tellmuſcheln gehört die Bacaſſanmuſchel (T. Gari 38). Dieß gilt aber vorzuͤglich von der praͤchtigen, amethyſt⸗ farbigen und geſtrahlten, bey der auch die innern Waͤnde dem ſchoͤnſten Amethyſt gleichen. Denn ſie wird auch von andern gemeinen Farben gefunden. Ihrer Bildung nach iſt fie laͤnglich eyformig, etwas eckig und ziemlich flach. Die linke Schale hat am Schloſſe einen geſpaltnen Mittelzahn, die rechte zwey. Das Vergroͤßerungsglas zeigt erſt die Rich⸗ tung und Mannigfaltigkeit der Laͤngs⸗ und Quer⸗ linien, womit dieſe Muſchel bezeichnet iſt. Am Strande von Nicobar ward das Original unfrer Abbil⸗ Sumpftellmufchel. 83 Abbildung gefunden. Ob von ihr das Fleiſch auch ſo ſchmackhaft ſey, als von andern, wiſſen wir nicht; wohl aber daß einige Bacaſſanmuſcheln, beſonders aber eine andre Tellinenart, die die oftindifche uns ächte heißt, den Bacaſſan oder das Garum gebe, was eine ſchmackhafte, den Appetit reizende Wuͤrze oder auch Sauce der Speiſen iſt. Man ißt den Bacaſſan zum Braten. Es gibt weißen und ſchwar⸗ zen. Um jenen zu bekommen, nimmt man das Fleiſch aus den Muſcheln, legt es in Eſſig und thut noch manche Gewuͤrze hinzu. Schwarzen aber macht man, indem man die ganze Schale mit dem Thiere einpoͤckelt; wenn man davon etwas brauchen will, fo öffnet man die Schalen und nimmt vom Fleiſche heraus. Dieß wird ganz braunſchwarz. In Oſtindien iſt dieſer Genuß ſehr gemein, in Weſtin⸗ dien hingegen, wo doch die Muſchel aͤußerſt haͤufig iſt, gar nicht, vielleicht bloß weil die Mode daſelbſt noch nicht den Ton angegeben hat. Denn es iſt ſelt⸗ ſam genug, daß ſie auch in dem, was bloß fuͤr den Richterſtuhl des Geſchmacks gehört, ihre tyranniſche Herrſchaft ausuͤbt. N Zwar hat die Sumpftellmuſchel (T. Cornea, ia Came des ruiſſeuus, Horntelline 39. 40) ein L 2 ziem⸗ 84 Katzenzunge. ziemlich gemeines Ausſehen, doch wollen wir ſie darum nicht uͤbergehen, weil ſie bey uns einheimiſch Hi, und in den Fluͤſſen, nicht aber, wie man aus dem Nahmen ſchließen moͤchte, in den Suͤmpfen Deutſchlands, ja Europas uͤberhaupt gefunden wird. Denn es waͤre doch ziemlich unſchicklich, wenn wir über den ſchoͤnen Farben der oſtindiſchen Producte unſerer einfachern deutſchen Landsleute ganz vergeſ⸗ ſen wollten. Man findet die Sumpftellmuſchel von der Größe einer Erbſe bis zur Größe einer Haſelnuß. Sie iſt ſehr bauchig, faſt kugelrund und hat eine aͤußerſt duͤnne, zerbrechliche, hornfarbige und durch⸗ ſichtige Schale. Gemeiniglich iſt ſie braͤunlich. Doch ſah man fie auch ſchon gelb, aſchgrau, geſtreift, rothgefleckt, blaulich, ja wohl auch perlenmutterfar⸗ big. Unter dem bunten Ueberzuge iſt die Schale weiß, ins Blauliche ſpielend. Da, wo ſich die neuen Anſaͤtze beym Wachsthume derſelben bilden, zeigt ſich immer ein ſchwaͤrzlicher Ring. Ä Ihrer ungemeinen Rauhigkeit verdankt die Bas tzenzunge (T. Lingua felis, la Langue de chat, la Telline clagrinbe 41) ihren Nahmen. Sie iſt ziemlich flach und eyfoͤrmig, mit einer merklichen Kruͤmmung an der Vorderſeite. Die zahlloſen | | Puncte, Goldzunge. 88 \ Puncte, Körner und Schuppen, mit denen ihre Oberflaͤche wie überfät iſt, und die fie rauh anzu⸗ fuͤhlen machen, ſtehen nicht unordentlich durchein⸗ ander, ſondern bilden lauter “. Dadurch hat dieſe Muſchel zwar eine Aehnlichkeit mit der a einer andern Tellmuſchelart, allein dieſe iſt weit ruͤn⸗ der und ſtaͤrker, da hingegen die Katzenzunge ziem⸗ lich zerbrechlich iſt. Die blaßrothen Strahlen, die auf weißem Grunde vom Wirbel aus nach dem Rande | zu laufen, thun eine angenehme Wirkung. Die Wirs belſpitzen find rofenroth, Ein Exemplar, worauf der roſenrothe Anſtrich ſichtbar iſt, bleibt immer eine vorzuͤgliche Zierde eines Cabinetts. Oſtindien ſcheint die Heimath dieſer Muſchel zu ſeyn. | Diurrch ein praͤchtiges, goldgelbes Farbenkleid zeichnet ſich die Goldzunge (T. Foliacea, la Lan- gue dor, Telline feuille 42) unter ihren Schweſtern aus. Sie gehoͤrt zu den ſeltenſten und ſchoͤnſten Tellinen. Zart, durchſichtig und glaͤnzend iſt ihre Schale von etwas zuſammengepreßter, eyfoͤrmiger Geſtalt. Auf der Seite des Winkels, wo ſie ſich etwas umlegt, fuͤhlt ſie ſich rauh an. Hier laufen vom Wirbel aus Strahlen, die von Querlinien durch⸗ ſchnitten werden. Dadurch entſtehen netzartige L 3 Kno⸗ Knoten. Die Spalte hinter dem Wirbel iſt mit netzartigen Knoten ziemlich verpalliſadirt. Gemei⸗ niglich findet man dieſe Zaͤhne beſchaͤdigt und abge⸗ ſtoßen. Das Schloß hat einen geſpaltnen Haupt⸗ zahn und einen ſehr verlaͤngerten Seitenzahn. Das Innere der Schale iſt bleicher gelb, mit einer violet⸗ ten Spielung. Aus Indien kommt dieſe ſchoͤne Tellmuſchel. | Zwey laͤngliche Blutflecken, die diichae gehen und alſo innen und außen ſichtbar ſind, haben einer niedlichen Tellmuſchelart den Nahmen Blutflecken (T. Bimaculata 43. 44) verſchafft. Der Form nach iſt dieſe Muſchel ziemlich flach und dreyſeitig. Ihre Grundfarbe iſt bald weiß, bald gelblich. Einen Zahn hat das Schloß, der ſehr genau in den geſpalt⸗ nen Zahn der gegenſeitigen Schale paßt. Die Kuͤ⸗ ſten des europaͤiſchen Oceans liefern uns dieſe Te mufchel, Unfre Leſer koͤnnen fich leicht vorſtellen, daß unter den 85 Tellmuſcheln, die wir mit Stillſchwei⸗ gen übergehen muͤßen, noch manche ſchoͤne, ihrer Aufmerkſamkeit wuͤrdige ſey; allein die Nothwen⸗ digkeit, mit unſerm Raum haus zuhalten, befiehlt uns weiter zu gehen. Tab. Tab. VIII. Herzmuſchel. Cardium. Das Stachelherz (45-47). Das blutige Menſchenherz (48. 40). Die dreyſeitige Herz⸗ muſchel (50). Das Sperrmaul (51). Die hochgerippte Herzmuſchel (52). Das Bauvernherz (83 Wan unſre Leſer bey dem Nahmen Herzmuſchel ſich eine Form derſelben denken, die mit derjenigen, die man in Abbildungen dem menſchlichen Herzen gemeiniglich gibt, einige Aehnlichkeit hat, ſo irren fie zwar nicht. Doch find unter den 51. Arten, die man zu dieſer Gattung zaͤhlt, einige, die bald mehr den Kammmuſcheln, bald mehr den Gienmuſcheln, nur nicht in Abſicht auf das Schloß, gleichen. Hin⸗ gegen befinden ſich unter andern Gattungen auch ſolche, die man um ihrer Herzform willen gar wohl den Herzmuſcheln beyzaͤhlen mochte, wenn fie nicht um ihres ganz anders gebildeten Schloſſes willen ausgeſchloſſen bleiben muͤßten. Eben daher hat die Eintheilung der Muſcheln nach der Structur ihrer Schloͤſſer ſolche Vorzuͤge, weil dieß ein weit beſtaͤndigerer Charakter iſt, als die Form der Schar len. + / — 38 Saachelher. len. Alle Herzmuſcheln. 12 85 am Schloſſe in jeder Schale zwey Mittelzaͤhne, die gegenſeitig genau in einander greifen. Der eine von dieſen Zähnen iſt meiſt etwas kruͤmmt. In einiger Entfernung da⸗ von befindet ich an jeder Muſchelhälfte ein Seiten⸗ zahn und eine Höhlung. in die der Seitenzahn der gegenüberfiehenden Mufchel eingreift. Die Schalen der meiſten Herzmuſcheln ſind ziemlich gewoͤlbt und haben ſenkrechte Rippen und Furchen. Die Wirbel neigen ſich gegen einander, ja liegen wohl gar bey einigen einer auf dem andern. Den Bewohner wer⸗ den wir jetzt gleich naͤher kennen lernen, und wir freuen uns, daß wir unſern Leſern ein ſolches Thier in verſchiednen Lagen zeigen konnen, fo daß fie im Stande ſind, ſich eine recht deutliche Vorſtellung von einem fo ſeltſamen Gefchöpfe zu machen. Dazu wird uns das Stachelherz (C. Echinatum, la Bbu- carde epineuſe, knotenreiche Herzmuſchel) die beſte Gelegenheit geben. So wie wir es bey 45 vor uns ſehen, ſo hat das Thier ſeine Schalen nur etwas zu offnen angefangen. Betrachten wir dieſe letztern zuerſt, fo bemerken wir rippenfoͤrmige Erhöhungen, die mit ſtumpfen, zum Theil in der Mitte gekerbten Ben beſetzt find, und eben daher nur uneigentlich Sta⸗ Kay EZ 79 aa n * - > — 2 NT 3 * Po Be a, 3 Fi 5 „CCC 3 ne En * „ r n 7 re Stachelherz. 89 Siudeln be beißen. Die Furchen haben eine Menge Runzeln und Querſtreifen. Außen ſind die Schalen rothbraun, innen aber ſind ſie weiß. Hier iſt das, was außen eine Rippe war, Furche, und die Furche Rippe, was aus der Bauart ſehr begreife lich iſt. Die Wirbel, die in unſrer Abbildung unten ſind, ſtoßen ſo nahe zuſammen, daß ſie ſich an ein⸗ ander reiben und abnuͤtzen. Sehen wir nun auf das Thier ſelbſt, ſo bemerken wir da, wo ſich die Schalen etwas geoͤffnet haben, einen rothen, flei⸗ ſchigen Körper und zwey mit Fuͤhlern, wie mit Fran⸗ ſen, umgebne Oeffnungen, die vermuthlich als Mund und After dienen. Begierig werden ſie ſeyn, was nun eigentlich das Thier herausſtrecken wird, wenn es ſeine Schalen noch weiter dffnet. Dieß ſehen wir bey 46. Unſre Herzmuſchel ift hier in vollem Gange. Denn der ſenſenfoͤrmige, fleiſchige Körper iſt nichts anders, als ein Fuß. Man kdͤnnte das ganze Thier ſenſenformig, ja wohl gar einen bloßen Fuß nennen, da faſt der ganze Körper die Dienſte des Fußes thut. Doch ſo wahr das gewiſſer Maßen iſt, ſo gibt das doch noch keinen ganz deutlichen Begriff von dem Thiere und ſeiner Haushaltung im Innern. Neh⸗ men wir eine Muſchelhaͤlfte ganz weg und blicken Wuͤrmer II. Tg. M ins 90 Blutiges Menſchenherz. ins Innere (47), ſo werden wir uns unmöglich des Erſtaunens uͤber eine fo fonderbare Art von Thier enthalten koͤnnen. Der Haupttheil bleibt immer der ſeltſame, fleiſchige, mennigrothe Fuß, der innen eine Furche und außen einen ſcharfen Kiel hat. Da wo dieſer Körper an der Muſchel ſitzt, umgeben ihn blau⸗ | liche Muskeln und braun geftreifte Haͤute, auch bes finden ſich nahe dabey zugeſpitzte, gelbe Lappen. Wer ſollte das fuͤr ein Thier halten, an dem beynahe alles Fuß iſt. Und doch hat es gewiß alles, was es zu ſeinem Wohl bedarf. Im Gehen ſetzt es den Fuß nicht ſo, wle man etwa denken moͤchte daß es ſich wie auf eine Fußſohle ſtuͤtzte, ſondern es ſetzt die Ferſen voraus und der : n des me. bei nach. | Im arenen wet, alt ch in der Nor: je itt dieſe Herzmuſchel gar nicht felten. Eine hoͤchſt ſeltene, aber ſchoͤne Conchylie iſt, das mit Blutflecken beſpruͤtzte, oder das blutige Menſchenherz ( C. Cardiſſa, le Cbeur de Venus). Sie hat einige Aehnlichkeft mit der Venus muſchel, die man das Menſchenherz ſchlechtweg nennt; allein da dieſe am Rüden und Umriſſe der Schalen Zacken und Dornen hat, jene aber glatt und eben iſt, ſo laſſen Dreyſeitige Herzmuſchel. er laſſen ſie ſich leicht unterſcheiden. Auch zeichnen die letztere, von der wir jetzt reden, ſehr ſchone roſenrothe Flecken auf dem Rande der Vorderſeite (48) aus. Die⸗ ſe iſt faſt ganz weiß und etwas flach. Zarte Linien laufen alle in ſolchen Richtungen, daß ſie ein Herz vorſtellen. Weit gewoͤlbter iſt die Hinterſeite (49), zumal um die Gegend des Schloſſes. Hier zeigen ſich ſtarke Streifen und Furchen, die etwas gerieft ſind, und eine Menge von Blutflecken. Dieſe ſchei⸗ nen an der andern Seite der Muſchel durch. Aus Oſtindien, vorzuͤglich aus der Gegend der Molukken kommt dieſe ſchoͤne Herzmuſchel, deren Schale aber ſehr duͤnn und zerbrechlich iſt. Man hat ihrer ſchon auf drey Zoll lange geſehen. In der ganzen Form und Bauart der dreyſei⸗ tigen Herzmuſchel (C. Hemicardium, le double coeur de Venus, le coeur en ſouſſiet 50) zeigt ſich etwas dreyſeitiges. Nicht uͤbel heißt ſie auch das doppelte Herz, denn auf der Vorder- und auf der Hinterſeite erblickt man eine Herzgeſtalt. Im Fran⸗ zoͤſiſchen hat man ihr den Nahmen Blasbalg⸗Herz⸗ muſchel gegeben, weil man eine Aehnlichkeit mit einem Blasbalg wahrzunehmen glaubte. Ihre Vor⸗ derſeite gleicht vollig der Menſchenherzmuſchel. | M 2 Nicht 92 Sperrmaul. Nicht gar tief ſind die Furchen, und voller wie mit Nadeln hineingeſtochner Puncte. Die hintere Seite ſtellt ein kleines Herz vor, hat aber ſtaͤrkere Rippen und tiefere Furchen. Da wo die Muſchelraͤnder ſich beruͤhren, ſind ſaͤgefoͤrmige, vollkommen in einander greifende Einſchnitte. Die aͤußere Schale iſt weiß⸗ gelb, die innere ſchneeweiß. Auch dieſe ſo treffliche, aber ſehr theure Herzmuſchel wird an den ern der Molukken gefunden. Noch ſeltner iſt in den Cabinetten ein dn | diges Exemplar des Sperrmauls (C. Ringens, 4 Mofat 51). Dieſe Herzmuſchel iſt faſt vollkom⸗ men rund. Ihre Schalen haben am Rande der Vorderſeite ſaͤgefoͤrmige Einſchnitte, die aber nicht genau in einander greifen und ſchließen, ſo daß ſie BE De Ee % WE. en gleichſam das Maul auffperren. Die bauchigen, hochgewoͤlbten Schalen haben gemeiniglich 26 Rip⸗ pen und Furchen. Die Grundfarbe iſt weiß, gegen die Zacken der Raͤnder zu roth. Die runde Form nebſt der rothen Farbe haben dieſer Muſchel den Nahmen rother Apfel erworben. Aus Guinea be⸗ kommt man einzelne Haͤlften in Menge, aber gute vollſtaͤndige nm (Doubletten ö ſelten. Von Hochgerippte Herzmuſchel. 93 Von eben daher kommt auch die praͤchtige hoch⸗ gerippte Herzmuſchel (C. Coſtatum, la Conque exotigue 52). Allein auch bey ihr gilt die Klage uͤber die Seltenheit wahrer Doppelſchalen. Gelang es doch einem Naturforſcher, der ſich geraume Zeit an ihrer heimathlichen Kuͤſte aufhielt, nie, die zwey Schalen zu finden, die Einer Muſchel angehören, Wahrſcheinlich reißen ſie die daſelbſt ſtarken Bran⸗ dungen, die ſie an den Strand ſchwemmen, aus ein⸗ ander, ſo daß die Eine Schale da, die Andre dort⸗ hin getrieben wird. Man hat daher ein ſchones vollſtaͤndiges Exemplar dieſer Muſchel bereits mit 100 Fl. bezahlt. Sehr hoch ſind die Rippen dieſer Conchylie und dreykantig. Die tiefen Furchen zwi⸗ ſchen ihnen ſind gelblich und ſehr duͤnne und durch⸗ ſichtig. Der aͤußere Rand iſt wie ausgezackt. Man hat ſie ſchon vier Zoll breit gefunden. Noch eine recht fchöne , bunte Herzmuſchel fuͤgen wir hinzu. Wir meinen das Bauernhers (C. Ruſticum 53). Es iſt viel breiter als lang. Die Furchen ſind ziemlich tief und glatt. Auf der weißen Grundfarbe thun die zierlichen Querbinden, die roͤthlich, blau, auch gelblich ſind, eine ange⸗ nehme Wirkung. Saͤgefoͤrmige Einſchnitte hat der M 3 aͤußere 94 Korbmuſchel. aͤußere Rand. Ihre innere Seite iſt braͤunlich; ihr Aufenthalt das mittellaͤndiſche Meer. Tab. IX. Korbmuſchel. Mactra. Die Strandmuſchel (34). Der Falten⸗ korb (55). Der Strahlkorb (50). Die Kothmuſchel (57). Od fuͤr die Gattung zweyſchaliger Conchylien „ zu der wir jetzt kommen, der Nahme Korbmuſchel oder Backtrogmuſchel ſchicklicher gewaͤhlt ſey, das wollen wir nicht unterſuchen. Genug, daß beyde ſich auf die weite und tiefe Baͤuchung, die ſie haben, beziehen. Das, was aber ihren vorzuͤglichſten Charakter aus⸗ macht, iſt der zuſammengelegte, dreyeckige Mittel⸗ zahn, neben dem ſich ein Gruͤbchen befindet. Einige unter den 21 Arten, die man zu dieſer Gattung rechnet, haben pergamentartige Seitenzaͤhne, die ſich wie Schieber in die gleichfalls mit pergament⸗ artigen Seitenwaͤnden beſetzten Hoͤhlen der andern Schale hineinfuͤgen. Man koͤnnte zwey Familien — —̃— — — KRorbmuſcheln en von denen die Eine ſich durch 7 7 1 4 * Strandmuſchel. Faltenkorb. 95 durch eine dreyeckige, die Andre durch eine eyfor mige Geſtalt unterſcheidet. Die gemeinſte Korbmuſchelart, außer der alle uͤbrigen ſelten zu nennen ſeyn möchten , iſt die Strandmuſchel (M. Solida, vulgaris, gemeiner Backtrog 54). Faſt an jedem europäifchen Strande wird fie gefunden. In Holland werden ganze Schiffsladungen ſolcher Muſcheln zum Kalkbrennen zuſammengebracht. Die faſt dreyeckige Schale iſt dick und glatt; breite Brangebinden ſtehen auf dunkelm Grunde. Man ſieht bogenförmige An⸗ wuͤchſe, die von der allmaͤhlichen Vergrößerung der | Muſchel zeugen. Die Seitenzähne und Seitengrüb⸗ chen ſind voll feiner Kerben, und das iſts, was ſie unter allen Korbmuſcheln auszeichnet. Eigentlich ſchneeweiß, doch mit einer gelblichen Oberhaut bekleidet und durchſi ichtig, wie das feinſte Papier, aber auch aͤußerſt zerbrechlich iſt der Falten korb (M. Plicataria 35). Er hat eine Menge Querfalten und Furchen, die nach vorn zu breiter werden. Man findet ihn mehr als noch einmal ſo groß, als unſer abgebildeter iſt. An ihm kann man recht deutlich den umgelegten Mittelzahn und die pergamentartigen Seitenzaͤhne ſehen. Seine Schale WERTE. hat % Strahlkorb. hat der Maſſe nuch viele uebnlichket mit dem Pae piernautilus. Oſtindien iſt ſeine Heimath. Weit bunter und ſchoͤner iſt der Strahlkorb M. Stultorum, 1a cume radiee bombte, le LiJor 36), Warum ihn Linn⸗ den Narrenbacktrog nannte, möchte ſchwer zu errathen ſeyn. Dieſe in den euros paͤiſchen, africaniſchen und weſtindiſchen Meeren ſich aufhaltende Muſchel hat eine dreyſeitige, an bey⸗ den Seiten etwas abgeſtumpfte For m. Beyde Scha⸗ len ſind ziemlich gewölbt, glatt und zerbrechlich, auch etwas durchſichtig. Sie klaffen einiger Maßen. Auf ihrer weißgrauen auch blaulichen Grundfarbe ſieht man vom Wirbel aus ſehr ſchöͤne gelbe Strah⸗ len nach den meſſerſcharfen Rändern zu laufen, und blaue Querbinden tragen zur Verſchonerung dieſer Muſchel bey. Daß dieſe bald breiter, bald ſchmaͤ⸗ ler ſeyen, und daß in den Farben ſelbſt faſt bey allen Muſcheln nach dem Alter, der Nahrung, dem La⸗ ger u. d. große Verſchiedenheiten bey einer und derſelben Art ſtatt finden, das duͤrfen wir wohl kaum erſt erinnern. Innen iſt der Strahlkorb ſchoͤn violett: blau und eben diefe, Farbe haben auch die Wirbelſpitzen. Die bisher angeführten Backtrog⸗ oder Korb⸗ muſcheln hatten eine etwas dreyeckige Form. Wir wollen Kothmuſchel. 07 wollen doch unſern Leſern auch eine bekannt machen, die mehr eyfdrmig iſt. Hiezu wählen wir die Koth⸗ muſchel (M. Lutraria 87), die unter die größter Korbmuſcheln gehdrt. Man hat ſie ſchon fuͤnf Zoll breit gefunden. Sie iſt ſehr laͤnglich eyformig und flach gedrückt, ihre dicken Schalen klaffen auf bey⸗ den Seiten. Eine ſchmutzige Oberhaut uͤberzieht die weißliche Grundfarbe, und unordentliche Quer⸗ ſtriche laufen uͤber ſie hin. Jede hat den, den Korb⸗ muſcheln eigenthuͤmlichen, gefalteten Mittelzahn, nebſt der Grube daneben. Statt der Seitenzaͤhne aber ſieht m Rinne, in die ie die Rand⸗ erhoͤhung — ao fügt. m nb H. Dia wo ſich die europaͤiſchen Stidntie ind Meer ergießen, ſoll die np gar ae e ſeyn. x RR Tab. 0 0 * „Dreyeckſtumpfmuſchel. N fi Die Letterſchulpe (58. 50). Die dreyeckige Stumpfmuſchel (bo. 61). Die runzlige Dreyeckſtumpfmuſchel (6 2. 03) Die Dor⸗ nige (64). Die Bettlermuſchel (6% 6). Nicht nur durch ihre etwas dreyeckige Form, ſon⸗ wWuͤrmer II. Th. N dern 98 ALeetterſchulpe. dern beſonders auch dadurch, daß ihr Vorderrand vollig wie ſtumpf abgeſchnitten iſt, ſo daß fie ein keil⸗ foͤrmiges Anſehen bekommen, zeichnen ſich die Drey⸗ eckſtumpfmuſcheln aus. Ihr Schloß hat zwey zu⸗ ſammengedruͤckte Zaͤhne; ein dritter iſt von ihnen durch eine Vertiefung abgeſondert. Inzwiſchen duͤr⸗ fen wir nicht verſchweigen, daß ſich das nicht bey allen 19 Arten dieſer Gattung finde, und daß es alſo rathſamer ſey, ſich bey ihr an die abgeſtumpfte Vorderſeite als Charakter zu halten. Den 5 ner werden wir noch kennen lernen. | Es gibt mehrere Muſcheln und Schnecken, in deren Zeichnungen man etwas wahrnimmt, das bald mit Buchſtaben, bald mit Noten, bald mit Zelten eine Aehnlichkeit hat. Unter den Dreyeck⸗ ſtumpfmuſcheln finden wir eine ſolche Buchſtaben⸗ muſchel in der Letterſchulpe (D. Scripta, le Sunet), die auf ihren Schalen buchſtabenaͤhnliche Charaktere hat, die wohl unentziffert bleiben werden. Man heißt fie die Eulaneifche Buchſtabenmuſchel, weil ſie bey den Kulaneifchen Eylanden, ohnweit den Mo⸗ lukken, gefunden worden. Ihre Verſchiedenheit iſt in Abſicht auf ihre Zeichnung ſehr groß, ſo beſtaͤndig 80 die flache, zuſammengedruͤckte Form und die Geſtalt Dreyeckige. 99 | Geſtalt der innern Narben und Muskelflecken iſt. Bald ſehen wir ſie auf feinem weißen Grunde mit roͤthlichen Zickzackſtreifen bezeichnet (58) bald lau⸗ fen ſchoͤne, dunkelroͤthliche Wellenlinien etwas zick⸗ zackartig auf gelblich weißem Grunde hin (59). Bald aber ſieht man wieder andre Zeichnungen und Farben. Die innern Waͤnde N ie vios lett blau. sig Weit mehr als bey dieser faut die dreyeckige Form, wie die Abſtumpfung, an der dreyeckigen Stumpfmuſchel (D. Scortum, la Came coupbe en bec de flute 60) ins Auge. Starke Querſtrei⸗ fen, die ſich am Vorderrande zu ſchuppigen Zacken erheben, am Hinterrande blaͤtterfoͤrmig werden, und unterwaͤrts Kerben haben, gehen uͤber die Ober⸗ flaͤche hin. Aber nicht alle laufen ganz durch. Feine Linien, die vom Wirbel aus ihre Richtung nach den Raͤndern nehmen, durchkreuzen jene, und bilden mit ihnen einen netzfoͤrmigen Ueberzug. Die etwas flache, abgeſtumpfte Vorderſeite hat eine Menge Runzeln. Nach ihr zu kehren ſich die Wir⸗ belſpitzen. An der innern Seite (61), die wir zur Erſparung des Raumes ſehr verkleinern laſſen muß⸗ ten, on: wir die feinen Kerben des aͤußern Randes. 4 N 2 Hier 100 Runzlige. a Hier iſt die Farbe gegen die Vertiefung zu praͤch⸗ tiges Violett, nach dem aͤußern Rande hin ſchnee⸗ weißes Email. Dieſe Muſchel verbirgt beſcheiden ihre Schoͤnheiten in ihrem Innern; denn aͤußerlich hat ſie einen ziemlich gemeinen Oberrock an. Die pſtindiſchen Gewaͤſſer ſind ihr Aufenthalt. Sowohl ganz geſchloſſen, und ohne Spur von einem Bewohner (62), als auch dieſen ſelbſt hervorge⸗ ſtreckt und einherkriechend (63), ſehen wir die runz⸗ lige Dreyeckſtumpfmuſchel (D. Rugoſa, a Came radiee, die kleine Säge). Auf ihrer ſehr abgeſtumpften Vorderſeite durchkreuzen ſich eine Menge Streifen, und bilden ein rauhes, runzliges, netzfoöͤrmiges Gewebe. Eine ſcharfe Kante ſondert die Vorderſeite von den Seitenraͤndern ab. Dieſe ſind ſpiegelglatt und bilden die Form eines Keils, dergleichen fi) die Holzhauer bedienen. Höͤchſt mannigfaltig iſt das Farbenkleid dieſer Muſcheln, ſo daß eine Menge Abbildungen kaum hinreichten, alle die Verſchiedenheiten anſchaulich zu machen. Sehr feine Linien durchſchneiden die artigen Querbaͤnder, die bald gelb, bald blaulich, bald roͤthlich find, Die innern Waͤnde findet man violett und weiß. Der aͤußere Rand iſt voll feiner Zaͤhne und Kerben. 755 Das Dornige. 101 Das Schloß hat an einer Schale zwey, an der an⸗ dern Schale Einen gefpaltnen Mittelzahn. Im mit⸗ tellaͤndiſchen Meere, am Strande von Guinea und der weſtindiſchen Zuckerinſuln findet man ſie. Hier ſuchen ſie die Neger, die ihr Fleiſch ungemein lieben, während der Ebbe, im Sande. Sobald die Mus ſcheln das merken, ſo ſuchen ſie eilig das Meer zu gewinnen. Hiezu dient ihrem Bewohner der Pflug⸗ ſchar Ähnliche Fuß (63), den man auch mit einem Gaͤrtnermeſſer verglichen hat. Einiger Maßen erin⸗ nert dieſer Fuß an die ſonderbare Senſe der Herz⸗ muſcheln. Recht gut kann unſer Schalthier damit ſpringen. Es gibt ſich durch ſeine elaſtiſche Kraft einen Schwung, der es eine Strecke weiter bringt. Es muß ein ganz eigner Anblick ſeyn, ein ſolches Thier ſpringen zu ſehen. Außer dieſem Fuße ſehen wir von dem Bewohner zwey Roͤhren hervorragen, die mit Fuͤhlern beſetzt ſcheinen. Sie ſind ziemlich kurz und nicht ganz gleich. | Eine der feltenften Dreyeckſtumpfmuſcheln iſt die dornige (D. Spinoſa 64). Ihre vollkommen abgeſtumpfte Vorderſeite wird durch die ſich netzartig durchkreuzenden Streifen ganz rauh gemacht. Die Kante, die dieſe Vorderſeite von den Wirbeln und N 3 Seh 102 Bettlermuſchel. Seitenwaͤnden abſondert, iſt etwas dornig und za⸗ ckig. Eben dergleichen Dornen bemerkt man auch | auf den nach vorn zu gehenden Querftreifen der Seitenwaͤnde. Die Zwiſchenraͤume, die ſie laſſen, ſind voll feiner Runzeln. Auch die uͤbrigens ſpie⸗ gelglatte Hinterſeite iſt mit feinen Linien bezeichnet. Beyde Schalen haben einen gezähnten Außenrand. Die glaͤnzend weiße Grundfarbe wird durch orange⸗ farbige Querbinden unterbrochen. In voller Schoͤn⸗ heit erſcheint dieſe Muſchel erſt unter dem Vergroͤße⸗ rungsglaſe. Dann erſt zeigen ſich die Zacken, Dor⸗ nen, Kerben, Querlinien und alles das, was ſelbſt eine etwas vergroͤßerte Abbildung, wie die unſrige, nicht ganz deutlich machen kann. In den oſtindi⸗ ſchen Meeren wohnt dieſe Mufchel, die nur aa. zu defigen fo glüdlich find. - Was die Bettlermuſchel (D. Irus) fo arm⸗ ſeliges an ſich habe, daß ihr Linne den Nahmen eis nes Bettlers aus Ithaca gab, der eine Celebritaͤt erlangt hat, wie wohl ſelten einem Bettler zu Theil geworden iſt, konnen wir nicht errathen. Denn ihr Anzug iſt ſo ſchlecht nicht. Wenigſtens gilt das bey der unfrigen, wir mögen ſie außen (65) oder innen (66) betrachten. Vielleicht daß die Runzeln und blaͤtt⸗ — — f——ö —b DR ON RN N EL, N 7 N N eV Ah Venusmuſcheln. 403 blaͤttrigen Querſtreifen, die man zumal an der Vor⸗ derſeite bemerkt, dazu Veranlaſſung gaben. Weni⸗ ger der Structur des Schloſſes als ihrer Form nach gehdrt fie zu den Dreyeckſtumpfmuſcheln. Die Unf rige ift von der maroccaniſchen Kuͤſte. | hi — Venusmuſchel. Venus.“ Die Aechte (7). Die Breitblaͤttrige (68). Die Granulirte (69). Die Warzenvolle (20. 71). Die Henne (22). Das tuͤrki⸗ ſche Lager (73-76). Die Tiegerzunge (77). Das Scherbchen (28). Die runde Buch⸗ ſtabenmuſchel (29. 80). Die aͤchte Strick⸗ muſche (8 1). Die Handelsmuſchel (8 2.83). Die Weberin (84). „Die a iz ſchwere (85. 80). lage | Eine z delle, „ weitverbreitete 1 iſt die, zu der wir jetzt kommen. Wir meinen die Venus muſcheln, deren man bereits 145 Arten kennt, unter denen ſich eine Menge ſo ſchoͤner und vorzuͤg⸗ licher Conchylien befindet, daß die Verlegenheit des 18 Ver⸗ 104 Venusmuſcheln. Verfaſſers dieser naturhiſtoriſchen Unterbaltunget, nur einige wenige aus zuwaͤhlen und zu beſchreiben, peinigend genug iſt. Inzwiſchen iſt das nun ein⸗ mal nicht abzuaͤndern, und wir muͤßen unſre Leſer bitten, mit dem Wenigen, was wir e ihnen geben Tonnen, vorlieb zu nehmen. nn Non In Abſicht auf die aͤußerliche Form benſcht un⸗ ter den Venusmuſcheln eine ziemliche Verſchieden⸗ heit; denn einige ſind herzfoörmig, und haben einen lackigen und dornigen Vorderrand; andre gleichen ihnen zwar in der Herzform, allein die Dornen und Zacken am Vorderrande fehlen; wieder andre ſind faſt ganz rund und ſcheibenformig, und. endlich bas ben einige eine laͤngliche Eyform. | Diele Bemers kung veranlaßte die Syſtematiker, die Venus mu⸗ ſcheln in vier Familien zu theilen, um ein fo zabl⸗ reiches Geſchlecht beſſer überfehen zu können. Bey allen ſind die beyden Schalen einander vollkommen gleich. Ihre Lippen liegen mit dem vordern Rande uͤbereinander. Im Schloſſe ſtehen drey Mittelzaͤ hne, dicht und nahe beyſammen, aber nicht in gerader Richtung, ſondern etwas von einander weggekehrt. Zuweilen find ihrer mehr als drey; zuweilen find fie gekerbt, und einige Venus muſcheln haben auch ſtarke Sei Aechte Venusmuſchel. 105 Seitenzaͤhne. Hatten die Herzmuſcheln ſenkrecht laufende Streifen und Rippen, ſo gehen dieſe bey den Venus muſcheln weit haͤufiger in die Quere, und es iſt ſelten hievon eine Ausnahme zu ſehen. Die zwey deutlichen, zugeſpitzt gehenden Flaͤchen vor und hinter dem Schloſſe hat man den Vorder⸗ und den Hinterzwickel genaunt. Von dem Bewohner dieſer Muſcheln, der ſich gern im naſſen Meerſande auf⸗ haͤlt, und mit feinen Röhren bald Waſſer pumpt, bald von ſich ſpruͤtzt, reden wir, wenn wir die war⸗ zenvolle Venus beſchreiben. Jetzt wollen wir aus jeder Familie einige der vorzüglächſten! Arten kennen lernen. i s | Ein vollkommen leur vl dan allen Stas cheln und Dornen verſehenes Exemplar der aͤchten Venusmuſchel (V. Dione, Venus avec des poin- tes 67) gehort immer unter die Zierden eines Con⸗ chyliencabinettes. Ihre Bildung iſt dreyſeitig herz⸗ foͤrmig und blaͤtterartige Rippen, deren Zwiſchen⸗ raͤume glatt ſind, umgeben ſie. Da die letztern blaßroth, die erhobnen Rippen aber weiß find, fo erſcheint dieſe Muſchel, je nachdem man ſie von oben oder von unten betrachtet, roth oder weiß. Der vordere Zwickel wird durch Dornen und Spis ‚Würmer Il. Th. Dr gen, 105 Breitblaͤttrige Venus muſchel. gen, wie durch Palliſaden, von den Seitenwaͤnden abgeſondert. Je zahlreicher dieſe Stacheln, und je länger und unverſehrter fie ſind, um deſto höher wird ein ſolches Exemplar geſchaͤtzt. Ein ganz tan delloſes iſt hoͤchſt ſelten. Die etwas erhabne Vor⸗ derſeite iſt herzfoͤrmig und fein geſtreift. Hier iſt der Vorderzwickel roth, auch violett. Der Hinter⸗ zwickel hot einen tiefen, herzfoͤrmigen Eindruck. Schneeweiß ſind die innern Waͤnde. Gegen das Schloß zu werden ſie fleiſchfarbig. Des letztern mittelſter Zahn gleicht einem duͤnnen Blaͤttchen. Auf jeder Seite befindet ſich ein ſtaͤrkerer und dicke⸗ rer Zahn. Jener duͤnnere greift in die e zwey feinen Mittelzaͤhne der andern Schale ein. Die Kuͤſte von Braſilien ſcheint die wahre Hels math der aͤchten Venus muſchel zu ſeyn, ob man fie | gleich auch an andern americanifehen Kultes um nicht fo haufig, findet. eee eech Noch ſeltner als die ächte ſieht man die * — blättrige Venusmuſchel (V. Orientalis, (Dy- fera), la Levantine, Venus orientale rider, gerun⸗ zeltes, altes Weib 68). Eigentlich hat ſie keine Stacheln. Indeſſen berechtigen doch die faſt durch⸗ ſichtigen, zuttigebognen Querrunzeln, die gegen den « — — —— WE; a 2 e, N * * nz > — Granulirte. 107 den Vorderzwickel hin in Endſpitzen ausgehen, fie in die erſte Familie aufzunehmen. Ihre Farbe iſt weiß⸗ grau; ihr Vorder⸗ und Hinterzwickel braͤunlich. Vom blaßrothen Wirbel, der gegen den Hinterzwi⸗ ckel zu gebogen iſt, laufen einige Strahlen nach den Seitenraͤndern, die einer verwelkten Roſe gleichen. Innen iſt dieſe Muſchel weiß. Ihr Schloß hat drey neben einander ſtehende Zaͤhne, unter denen der mittelſte am größeften iſt. 11 Ein ſehr zierliches Ausſehen hat die e Venusmuſchel (V. Marica 69). Die ſich durch⸗ kreuzenden Laͤngs⸗ und Querſtreifen machen die Schale rauh und koͤrnig. Den laͤnglich eyfoͤrmigen Vorderzwickel ſcheiden von den Seitenwaͤnden blaͤtt⸗ rige Schuppen, die ſchief in die Hoͤhe ſtehen. Fein gekerbt find rings herum die aͤußern Ränder, Der gelblich weißen Grundfarbe geben die braunroͤthli⸗ chen Strahlen und Flecken ein buntes Ausſehen. So feſt ſchließen die Schalen, weil auch die gekerb⸗ ten Ränder rings umher vortrefflich in einander grei⸗ fen, daß man fie nur mit Muͤhe öffnen kann. Sie kommt aus dem americaniſchen Ocean. Unter den Mitgliedern der zweyten Familie der aua die zwar auch eine Herzform, aber | O 2 | ohne 108 Warzenvolle. ohne Dornen und Stacheln haben, nennen wir zu. erſt die warzen volle Venus (V. Rugoſa, la Clo- niffe), bey der wir Gelegenheit finden werden, vom Bewohner etwas zu ſagen. Wir ſehen ſie zuerſt mit geſchloßner Schale in Ruhe liegend (70). Der Grund ihrer Benennung kann uns nicht zweifelhaft ſeyn, da ihre dicken Schalen eine Menge knoten⸗ und warzenvoller Querſtreife haben. Einige von ihnen ragen etwas uͤber den vertieften, artig braun⸗ gefleckten Vorderzwickel vor, und geben ihr faſt Anſpruͤche auf eine Stelle unter der vorigen Famille. Ziemlich ſtark neigen ſich die Wirbel nach dem Hinterzwickel zu. Die Hauptfarbe dieſer Muſchel iſt braͤunlich mit Flecken. Das Schloß iſt ein wah⸗ res Venusmuſchelſchloß. Die aͤußern Muſchelraͤn⸗ der ſind fein gekerbt. An den europaͤiſchen und weſtindiſchen Kuͤſten findet man dieſe Muſchel und zwar zuweilen ziemlich groß, ſo daß ſie auf drey Zoll Breite hat. Beobachten wir ſie, wenn ihr Be⸗ wohner (71) in Thaͤtigkeit und im Gange iſt, fo fal⸗ len uns ſogleich die zwey Röhren mit den Saug⸗ und Sprüglöchern ins Auge. Mit einer derſelben pumpt das Thier Waſſer, mit der andern ſpruͤtzt es dasſelbe wieder von ſich und entledigt ſich ſeiner - Excre⸗ Henne. 109 Excremente. Ganz kurze Fühler. umgeben jene Oeffnungen. Um dieſe Organe hervorzuſtrecken, dffnet dieſes Geſchoͤpf feine Schalen hoͤchſtens drey Linien weit. Ohne das Ligament zu beſchaͤdigen, konnte es dieſelben unmoͤglich weiter oͤffnen. Merk⸗ wuͤrdig iſt der Fuß. Ihm kann ſein Eigenthuͤmer die Form geben, die er gerade noͤthig findet. Iſt er in Ruhe, ſo hat der Fuß einen halbmondfdrmigen Ausſchnitt, und iſt faſt ſo breit als die Muſchel. Vermittelſt desſelben kriecht er und ſchiebt gleichſam den Körper und die Schale vorwaͤrts. Das Fleiſch iſt ſchneeweiß, geſund und ungemein ſchmackhaft. Die Neger pflegen es in heißer Aſche zu kochen. Andere behaupten aber, es haͤtte einen ſo ſcharfen Geſchmack, daß die Italiaͤner dieſe Muſchel die ge⸗ pfefferte zu nennen gewohnt waͤren. Leicht konnte der, der die Henne (V. Gallina 72) nur fo obenhin betrachtet, ihre dicht beyſam⸗ men ſtehenden Querſtreifen fuͤr gekerbt halten. Sie ſind aber vollkommen glatt, und nur die feinen Zwi⸗ ſchenſtriche geben ihr dieſes taͤuſchende Anſehen. Die Farbe dieſer Muſchel iſt weißgrau ins Braͤunliche fallend. Drey Strahlen, von etwas dunklerer Farbe, laufen nach dem aͤußern Rande hin, daher dieſe Mu⸗ n O 3 ſchel 110 Turkiſches Lager. ſchel auch die Strahlenvenus heißt. Der breite, glatte Vorderzwickel hat einige niedliche violette Streifen. Die innern Waͤnde ſind weiß, haben aber gegen den Rand zu einen ſtarken blauen Fle⸗ cken. An den Küften der Zuckerinſuln, in Oſtindien, wird fie ſehr haufig, zuweilen aber auch an einigen europaͤiſchen Meeren gefunden. Daß das tuͤrkiſche Cager (V. Caſtrenſis, la Came a carafleres a points d Hongrie, Lagermu⸗ ſchel, griechiſche A Muſchel, Perſpectivmuſchel, Las gervenus), unter die fchonften Venusmuſcheln ges hoͤre, und daß in ihren Zeichnungen eine große Ver⸗ ſchiedenheit ſtatt finde, werden wir ſchon aus den wenigen abnehmen koͤnnen, die wir bey dem bes ſchraͤnkten Raume unſrer Blaͤtter abbilden zu laſſen im Stande waren. Leicht waͤre es uns geweſen, noch viele andre eben ſo ſchoͤne und niedliche hinzu zu fuͤgen, die man wegen ihrer eckigen Zickzacklinien und den Zeltaͤhnlichen Figuren Lagermuſcheln nennt, und die bey aller Verſchiedenheit ihres Schalenklei⸗ des dennoch in den Hauptcharakteren uͤbereinkom⸗ men, die ſie zu Mitgliedern der zweyten Familie der Venusmuſcheln machen. Alle haben eine etwas runde Form, die ſich gegen das Dreyſeitige neigt, an und Turkiſches Lager. 111 und eine ſtarke glänzend weiße Schale, deren Glaͤtte durch die mannigfaltigen Zeichnungen der Oberfläche nicht das Mindeſte verliert. Ohne alle Kerben und vollkommen glatt iſt der aͤußere Rand. Das Schloß hat an jeder Schale vier Zaͤhne. Bey ue m ai kommen aus Oſtindien. | Von vorzuͤglicher Schönheit unter den gapeih muſcheln iſt die, die wir bey 73 vor uns ſehen. Auf glänzend weißem Grunde ſtehen braunrdth⸗ liche Winkel, die den aufgeſchlagnen Zelten eines Lagers gleichen. Sie haben unterwaͤrts eine Menge Franſen und Zacken, die den Anblick etwas mannig⸗ faltiger machen. Die feinen Querlinjen, die man in der Grundfarbe der Schalen bemerkt, thun ihrer Glaͤtte nicht im geringſten Abbruch. Noch glaͤtter und weißer und mit feinern Charaktern bezeichnet iſt eine andre ſolche Muſchel, die wir bey 74 wahr⸗ nehmen. Sie hat zwar etwas mehr Aehnlichkeit mit der vorigen, als andre Lagermuſcheln zu haben pfle⸗ gen; aber alles an ihr iſt ſubtiler, zaͤrter, auch find die weißen Zwiſchenraͤume größer, Beyde werden in der Naͤhe der Molukkiſchen Inſuln gefunden, gehdren aber unter die Seltenheiten. War bey dies ſen der Bm) die Zeichnung aber mit dunklerer 550 ö Farbe 1 112 Tiegerzunge⸗ Farbe aufgetragen, ſo ſcheint dagegen ein andres tuͤrkiſches Lager (75) einen gelblichen Grund und weiße Charaktere zu haben, wenigſtens nimmt das Gelb eine weit großere Stelle ein, ſo daß man es f dem Sprachgebrauche nach als Grundfarbe betrach⸗ ten muß. Jene weißen Stellen haben zum Theil eine zeltenfdrmige Geſtalt. Aber ein ziemlich bunt und verwirrt durcheinander ſtehendes Lager zeigt uns die bey 76 abgebildete Muſchel. Ihr Grund iſt dem ſchoͤnſten Elfenbein ahnlich. Wild durchein⸗ ander laufen die braunen Charaktere, die ſich frey⸗ lich an den Originalen beſſer als in den gemahlten Nachbildungen erkennen laſſen, in denen die Kunſt immer unendlich weit hinter der Natur zuruͤckbleibt. Von der dritten Familie der Venusmuſcheln, die ſich durch eine faſt zirkelrunde Scheibenform auszeichnen, und die am Vorderrande, wie die Mits glieder der zweyten, weder Dornen noch Zacken ha⸗ ben, machen wir unſern Leſern zuerſt die Tiegers zunge (V. Tigerina, le Rezeau blanc, la Langue de Nigre 77) bekannt. Vermuthlich hat dieſe faſt ganz runde Muſchel ihren Nahmen der rauhen Oberflaͤche zu verdanken. Dieſe entſteht durch die Menge von Laͤngs⸗ und Querſtreifen, die ſich auf | | der 2 14 — — “arg 2277 Ha 11 A ah 5 —ͤꝛ:.ö— — ̃ äꝛ q 7 ! — —— — — nn ze 2 2 2 0 U x A e 4 7 8 SS n 7 y 7 ö 2 — k œ — —— ——— Scherbchen. 18 113 der Oberflaͤche durchkreuzen, und eine Menge Ker⸗ ben machen; eben dergleichen hat auch der aͤußere Rand, obgleich er im Innern der Schalen vollkom⸗ men glatt iſt. Ihre Farbe iſt weißgelb. Im In⸗ nern zeigt ſich rings herum eine purpurrothe Einfaſ⸗ fung. An den oft und weſtindiſchen Kuͤſten findet man dieſe Muſchel in großer Menge und auf drey Zoll lang und breit. | Weil man in den einzelnen Schalen einer Ve⸗ nusmuſchelart eine Aehnlichkeit mit den Scherben einer zerbrochnen Schuͤſſel wahrzunehmen glaubte, ſo gab man ihr den Nahmen Scherbchen (V. Pectinata, la Came feuille, l Amaude 78), indeß andre fie bald wegen den getheilten Streifen, die den Adern eines Baumes gleichen, das Blatt, andre aber Mandel nannten. Auf ihrer dicken ſchweren | Schale befinden ſich viele tiefe Furchen und geförnte Streifen, die an der Vorderſeite eine andre Richtung nehmen. Dadurch wird die ganze Schale ungemein rauh. Bey einigen iſt dieſe ganz weiß; bey andern iſt, zumal die Gegend um den Vorder- und Hin— 2 blaulich, auch violett. Der aͤußere Rand hat ſtarke Kerben. Innen iſt dieſe Mu⸗ ſchel weiß und hat einen blauen Flecken. Sie Wuͤrmer II. Th. Pr: wird 114 Runde Büuchſtabenmuſchel. wird an den Ufern der nicobariſchen Eylande gefunden. Auch unter den runden Venusmuſcheln gibt es einige, die wie mit Buchſtaben bezeichnet ſind, da⸗ her eine derſelben den Nahmen der runden Buchs ſtabenmuſchel (V. Scripta, Baſtardſtrickmuſchel) fuͤhrt. Ihre Schalen ſind ſehr flach, gleichſam zu⸗ ſammengepreßt, faſt zirkelrund und einander ſehr gleich. Die mit den plattgedruͤckten Wirbeln paral⸗ lellaufenden, concentriſchen Querlinien machen ſie rauh anzufuͤhlen. Der ſcharfe aͤußere Rand iſt glatt und ohne Kerben. Außer ſeinen drey Mittel⸗ zaͤhnen hat das Schloß unter dem After einen Sei⸗ tenzahn. Ihr Farbenkleid iſt ſehr verſchieden. Wir ſehen dieß an den zwey abgebildeten runden Buch⸗ ſtabenmuſcheln. Die eine 20) iſt von vorzuͤglicher Schoͤnheit. Auf dem weißen Grunde ſind ſchoͤne blaue Zickzacklinien in ziemlich gleicher Entfernung von einander. Ihrer ſind nicht gar viele; da hin- gegen die Menge braͤunlicher und gelblicher Linien und Binden der andern (80) faſt in einander fließen und ihr ein braungelbliches Anſehen geben. Wer in dieſen Zeichnungen lauter Mund A finden will, wie einige thaten, mit dem wollen wir nicht ſtreiten, und Aechte Strickmuſchel. 115 und iet nur noch einige von der Familie der längs lich eyfoͤrmigen Venusmuſcheln hinzufuͤgen. Unter ihnen werden wir ſogleich wieder eine kennen lernen, deren Zeichnungen mit verſchiednen Gegenſtaͤnden verglichen wurde, und die, je nachdem einer in ihr eine Aehnlichkeit mit ſpaniſchen geflochtnen Matten, ein andrer mit chineſiſchen Buchſtaben, und wieder einer mit den Muſtern der Strickerinnen fand, auch verſchiedne Nahmen erhielt. Wir behalten ihren gewoͤhnlichen Nahmen, die aͤchte Strickmuſchel (V. Literata, Ecriture arahique o Chinoife, la Natte de HJonc 81). Ihrer Bauart nach iſt fie breit, eyfoͤrmig und ziemlich gewoͤlbt; vorn etwas umgebogen und verlaͤngert, hinten aber verkuͤrzt und verengt. Auf der bald weißen, bald gelblichen Grundfarbe befinden ſich eine Menge dunkler Zick⸗ zacklinien, die man bald mit M oder W bald mit den ſchon vorgedachten Charakteren und Gegenſtaͤn⸗ den vergleicht. Von den drey nahe beyſammenſte⸗ henden Schloßzaͤhnen iſt der mittelſte geſpalten. Innen iſt dieſe Muſchel ganz weiß; nur ſind einige ganz zarte Strichelchen in der Wirbelhoͤhle ſichtbar. Als Heimath dieſer ſchoͤnen und ſeltnen Conchylie kann man Oſtindien anſehen. Unter dieſer Art Mus 5 P 2 ſcheln = 116 Handelsmuſchel. ſcheln ſind in Abſicht auf die Zeichnung faſt eben fo viele Abaͤnderungen, als unter den ann wahrzunehmen. Lange war man uͤber die Handelsmuſchel (V. Mercenaria, le Saphir violet 82) nicht im Reinen, und vermengte ſie mit der Islaͤndiſchen Venusmuſchel. Wirklich iſt ſie mit dieſer auch ziem⸗ lich nahe verwandt; inzwiſchen zeigt eine genauere Unterſuchung, daß bey aller aͤußerlichen Aehnlich⸗ keit dieſe leichter und duͤnner ſey, einen glatten, ſcharfſchneidenden Rand, und nach Abzug der Ober- haut eine glatte Schale habe, und innen ganz weiß ſey; da hingegen die Handelsmuſchel ſchwerer und dicker iſt, und einen tief eingekerbten Rand, eine durch die vielen Laͤngs- und Querſtreifen rauhe Oberflaͤche und innen ein ſchoͤnes Blau hat. Sie iſt ziemlich eyformig und nur maͤßig gewoͤlbt. Ihre ſchmalen Wirbel laufen wie ein runder Schnabel nahe zuſammen, beruͤhren ſich aber nicht. Der Hinterzwickel iſt herzfoͤrmig mit Laͤngsſtreifen. Die über die Oberfläche nach der Breite laufenden Zirkel⸗ bogen find etwas erhoben, die der Länge nach ges zogne Linien aber fein gefurcht, woraus eine Un⸗ ebenheit der Schale entſteht. Wenn die Muſchel aus 2 * Handelsmuſchel. 117 aus der See kommt, fo iſt fie mit einer unſcheim baren, dunkelbraunen Haut bedeckt. Erſt, wenn dieſe abgeſtreift wird, ſo ſieht man das angenehme Strohgelb, das das von der innern Seite durchſchei⸗ nende Violettblau nicht wenig verfchönert, Von innen (83) iſt überhaupt die Handelsmuſchel noch merkwuͤrdiger, als von außen. Das Schloß hat zwar eine ziemlich einfache Einrichtung, und beſteht bloß aus zwey abgerundeten, in der Mitte getheil⸗ ten, ſchraͤgliegenden Zähnen und den Gruͤbchen, worein die gegen uͤber ſtehenden Zaͤhnchen paſſen, allein, theils die in den ſchneeweißen, glaͤnzenden Grund eingedruͤckten gelblichen Muskelflecken, theils die uͤber allen Ausdruck prächtige, violettblaue Farbe am Umkreiſe, theils die ſtumpfen, abgerundeten Zaͤhnchen, die faſt rings herum am Rande laufen, und das Schließen der Schalen befoͤrdern mögen, weil das Schloß einfacher als bey andern iſt, und alſo wohl einer Verſtaͤrkung bedarf, machen ſie merk⸗ wuͤrdig genug. Jene ſtumpfen Randzaͤhnchen hören nur da auf, wo ſich das Thier herauszuſtrecken ge⸗ wohnt iſt, und ſie ihm alſo beſchwerlich fallen wuͤr⸗ den. Man kennt Exemplare, die faſt vier Zoll Breite haben. P3 Der ‚# / „ Handelsmuſchel. Der Bewohner dieſer in America einheimiſchen Muſchel ſoll ſehr fleiſchig ſeyn, und wird auf man⸗ cherley Art zubereitet gegeſſen. Die Indianer ſollen auf ihren weiten Fußreiſen dieſes Thier im Munde fuͤhren und verkauen. Eben dieſe treiben mit dieſer Conchylie einen ſtarken Handel. Aus dem violetten Theil derſelben machen fie Geld und Frauenzimmer— putz, dem fie den Nahmen Wampum geben. Dieß koſtete ſonſt die armen Wilden, beym Mangel auter. Inſtrumente, unſaͤgliche Muͤhe. Jetzt aber erwei⸗ ſen ihnen die Europaͤer die Gefaͤlligkeit und machen ihnen Wampum, ſo viel ſie wollen, wofuͤr ſie weiter nichts als ihr Gold ſich ausbitten, was ſie ihnen, beſonders ehe ſie die Europaͤer recht kannten, gern gaben. Ohnehin ſchien ja dieſes ihnen von der Natur zu ihrem Ungluͤck gegeben zu ſeyn. Unfaͤhig, feinen Werth zu ſchaͤtzen, und es im Handel zur Erz langung deſſen, was ihnen wirklich von großem Nu⸗ tzen geweſen ſeyn wuͤrde, anzuwenden, ſahen ſie ſich um ihres Goldes willen den grauſamſten Verfolgun⸗ gen ausgeſetzt. Ach, kein Jahrhundert noch Jahr⸗ tauſend wird von Europa den Schandfleck abwa⸗ ſchen, daß ſo viele ſeiner ſogenannten civiliſirten Be⸗ wohner, wie eine unbekannte, wilde Thierart z die armen Weberinn. 119 armen Indianer überfiel, und um ihr Gold zu ha: ben, weit grauſamer und unmenſchlicher als eine Raͤuberhande unter ihnen wuͤthete. Ohne zu ſchau⸗ dern kann man kaum daran gedenken, wie die lieb⸗ reichſte Aufnahme nicht nur mit Mord und Raub, ſondern auch mit Geſchenken, die ganze Generatio⸗ nen verheeren muͤßen, wir meinen den Brantwein und die Luſtſeuche, belohnt war; und ſo hoch auch jeder Menſchenfreund die Erweiterung unſrer Kennt⸗ niß der Erde und ihrer Bewohner in Anſchlag brin⸗ gen wird, fo möchte er. doch über manche Entde⸗ ckungsreiſen in fremden Meeren feufzen, wenn ihn nicht der humanere Geiſt, der in unſern Zeiten da⸗ bey herrſcht, damit ausſoͤhnte, und ihn die unver⸗ | geßliche Vorſchrift in des bedauerungswuͤrdigen La Perouſens Inſtruction, wo moͤglich keinen Tropfen Menſchenblut zu vergießen, () für die Zukunft über das (*) Wenn es wahr iſt, wie man vorgibt, daß dieſe Inſtruction, die La Perouſe, da er feine Ents deckungsreiſe antrat, empfieng, von der Hand des ungluͤcklichen Ludwigs des XVI. war, ſo gereicht fie feinen geographiſchen Kenntniſſen nicht nur zur Ehre, ſondern er hat auch durch die Aeuße— rung: „Der Koͤnig würde es für das gluͤcklichſte , Ereig⸗ 126 Bleyſchwere Venus. das Schickſal fremder Voͤlker etwas beruhigte. Doch wir kehren zu unſern Venus muſcheln zuruͤck. Wie mit einem niedlichen Gewebe uͤberzogen iſt die Weberin (V. Texttix 84). Der Grund der Schalen iſt Iſabellfarbig. Artige blauliche Adern und Linien laufen daruͤber hin; innen iſt ſie ganz weiß. Sie wohnt an der malabariſchen Kuͤſte. Noch eine Merkwuͤrdigkeit aus dieſer Conchy⸗ liengattung muͤßen wir hinzufuͤgen. Wir meinen die Bleyſchwere Venus (V. Plumbea 85), eine Eis genſchaft, die freylich bey einer Venus eben ſo wenig Reizendes hat, als wenn eine andre die runzelvolle, die eingeſchrumpfte, die zahnloſe, die veraltete heißt. Dieſe Muſchel hat eine ſolche Schwere, daß man im Anfange geneigt iſt, fie für eine Verfieinerung zu halten. Sie iſt eine Frucht von Cooks Entdeckungs⸗ reifen und eine Suͤdſeemuſchel. Eigentlich gehöre ſie zu der Familie der herzfoͤrmigen, unbewaffneten eee cheln. Was ſie ſehr merkwuͤr dig macht, ſind die Ereigniß halten, wenn dieſe Entdeckungsreiſe keinen Tropfen Menſchenblut keſtete“ ſeinem Herzen ſelbſt das unvergaͤnglichſte Deukmal er» richtet, um das ihn kein Terrorismus und kein Vandalismus bey der Nachwelt bringen kann. e Verſchloßne. 121 die aͤußerſt dicken Schalen, die in ihrem Innern (86) mehr als bey irgend einer Muſchel ſichtbaren, glaͤn⸗ zenden Muskelflecken, die dichten Zaͤhne mit den dabey liegenden Hoͤhlen, die fein gekerbten Raͤnder und die zarten Kreiſe am Wirbel. Wir koͤnnten hier nun noch manche, gewiß merkwuͤrdige Venus muſchel anführen und beſchreiben, 3. B. die Verſchloßne (V. Reclufa, Venus verte de la Guinee), eine Flußmuſchel, aus Guinea, de⸗ ren Schalen man gar nicht öffnen kann, ohne den Knorpel oder das Band zu beſchaͤdigen; die Unver⸗ gleichliche (V. Cedo nulli, Ericyna, la Sanspa- reille), deren ausnehmende Farbenpracht ihr den Nah⸗ men der Sonnenſtrahl erwarb; die chineſiſche Spielmuſchel (V. Luſoria, la Came d jouer dis Hapon), die die Chineſen und Japaneſen theils als Spielmarkenbehaͤltuiſſe, theils aber auch zu einer ganz eignen Art von Spiel brauchen, indem ſie auf die innere Seite allerley Figuren malen, die man er— kathen muß; die blaͤttrige faltenvolle (V. Folia- cea lamelloſa, la Levantine de la grande espece) voll blättriger Gürtel, die ſchon mit 50-70 Thalern bezahlt worden iſt; den Schmetterlingsfluͤgel (V. Ala papilionis, Alle de papillon), die in der Wuͤrmer II. Th. Q That 122 ä Klappmuſcheln. That durch die reizendſten Farben dieſen Nahmen verdient; die monſtroͤſe Venus (V. Monſtroſa * die nicht etwa bloß durch einen ungluͤcklichen Zufall, durch eine Krankheit, die ungleichen Schalen und haͤßlichen Auswuͤchſe bekam, fondern die immer das mit behaftet gefunden wird, und dieſe Reize mit auf die Welt bringt — Doch wir glauben von dieſem Geſchlechte fuͤr den Zweck dieſer Blätter genug: ges | fagt zu haben. —— —— nn — nn Tab. XIII. Klappmuſchel. Spondylus. Die ſtachlige Lazarusklappe (87). Der Eſelshuf (38). Die Safrangelbe (89). Der Elephantenruͤſſel (90). Das Peterſilienblatt (91). Der weiße Igel (92). Von einem fehr unfoͤrmlichen Aus ſehen, aber doch merkwuͤrdig genug ſi ſind die Klappmuſcheln, die man faͤlſchlich mit den Auſtern vermengte. Allein ihr kunſtreiches Schloß unterſcheidet ſie hinlaͤnglich von ihnen. Denn die Auſtern haben kein eigentliches Charnier, keine Schloßzaͤhne, da hingegen bey den Klapp⸗ | | | | | Kap — —— — — GQ. ͤ —́üĩ!GJ— — — Klappmuſcheln. 124 | Klappmuſcheln zwey etwas gekruͤmmte Zaͤhne in die Höhle der Gegenſchale eingreifen. Ein ſchwarzes knorpelartiges Band haͤlt die Schalen ſehr gut zu⸗ ſammen. Dieſes liegt zwiſchen den Zaͤhnen, die ei⸗ gentlich ziemlich dicke Knöpfe find, Nur Ein Mus⸗ kelfleck iſt in jeder Schale. Dieſe gleichen einander nicht ganz, indem die Eine gemeiniglich viel flacher, als die Andre iſt. Nie veraͤndern die Klappmuſcheln ihr Stelle. Ihre ganze Lebenszeit hindurch bleiben fie mit der Unterſchale an Felſen, Corallen u. d. ana gewachſen. Auch bewegt ſich, wenn ſie ihre Schale öffnen, nur die obere. Die untere bleibt immer unbeweglich. An dieſer ſieht man faſt bey allen Klappmuſcheln hinter dem Schloſſe eine ſchnabel⸗ foͤrmige Verlaͤngerung, die bey einigen rechts, bey andern links hinausſteht. Die hoͤchſte Mannigfal⸗ tigkeit herrſcht, ſo wie in den Klappmuſcheln und ihrer Geſtalt überhaupt, alſo auch insbeſondere in dieſem Schnabel. Bald iſt er glatt, bald rauh; bald hat er zu beyden Seiten, wie die Kammuſcheln, Ohren, bald keine; bald iſt er klein, ſtumpf und kurz, bald aber lang und breit; bey einigen hat er eine offne Rinne, worin das ſchon gedachte ſchwarze end liegt, bey andern eine verſchloßne; bey einigen Q 2 wendet 124 Klappmuſcheln. wendet er ſich rechts, bey andern links. Es gibt daher, fo wie man Linksſchnecken, das heißt links gewundne, hat, auch Linksklappmuſcheln. Aber faſt noch mehr Verſchiedenheit entdeckt man in der aͤußern Beklei⸗ dung der Klappmuſcheln. Die Zacken, Stacheln und Dornen, die wie Palliſaden die Schalen vers wahren, koͤnnten nicht mannigfaltiger gebildet ſeyn, als ſie es wirklich ſind, und viel mag dazu der Ort, wo fie ſich angeſiedelt haben, und die größere, | oder geringere Einſchraͤnkung, die fie in ihrem Wachs⸗ thume erfahren, beytragen. Hier ſehe ich welche, 4 Die ſo fein wie Nadelſpitzen ſind, indeß andre wie Blaͤtter und Schuppen aus ſehen; dort finde ich Klappmuſcheln, deren Auswuͤchſe bald Rinnen, bald Schaufeln, bald Knoten gleichen. Die Einen ſind oben, die Andern ünten geſpalten; die Einen hohl, die Andern verſchloſſen. Wozu die Klappmuſcheln eine ſo drohende Bekleidung brauchen, iſt nicht ganz ausgemacht. Vielleicht ſollte dieſe furchtbare Ober⸗ flaͤche, an der ſich Thiere leicht verletzen konnen, gewiſſe Schmarozerthiere abhalten, ſich auf dieſen Muſcheln anzuſiedeln. Da ſie immer feſt an einem Orte bleiben, ſo wuͤrden die Meereicheln und andre dergleichen Geſchoͤpfe fie bald fo uͤberfuͤllen, daß ſie unter Klappmuſcheln. 125 unter der Laſt zu Grunde gehen muͤßten, wenn der Zugang nicht ſo erſchwert waͤre. Dem ungeachtet findet man auf mancher Klappmuſchel Gienmur ſcheln fo feſt fisen, daß man, um fie loszumachen, fie zerbrechen müßte. Gern moͤchte man wiſſen, wie ein Geſchoͤpf, das Zeitlebens fo feſt angefeſſelt iſt, daß man es ohne gute Brechinſtrumente nicht los⸗ machen kann, ſich anklebe, wie es ſich begatte, ſeine Jungen zur Welt bringe und wie es Nahrung zu ſich nehme. / Das Fleiſch des Bewohners der Klappmuſcheln ſoll große Aehnlichkeit mit den Auſtern haben und ſo wohlſchmeckend ſeyn, daß es dieſen noch vorgezo⸗ gen wird. Damit ſtreitet nun freylich nichts mehr, als das Vorgeben, es ſey giftig, und beſonders die orientaliſchen konnten Schwindel und Erbrechen erregen. Allein kann nicht die Meeresgegend, wo ſie gefangen werden, die Nahrung, die ſie genoſſen hatten, vielleicht auch wohl ein ſchon fruͤher ver⸗ dorbener Magen deſſen, der ſie aß, hie und da den Genuß mit gefaͤhrlich ſcheinenden Folgen begleiten, ohne daß die Muſchelgattung ſelbſt deßwegen einen uͤblen Ruf verdiente? Wir wollen jetzt von dieſem zwar nur aus vier Arten, aber aus einer unendlichen um | Q3 Menge 126 Lagzarusklappe. Menge von Spielarten beſtehenden Geſchlecht einige der merkwuͤrdigſten näher beſchreiben. Ob die Klappmuſchel, die man die ſtachlige Cazarusklappe (S. Gaederopus, le Claquet de Lazare, Palettes des Lepreux, Huitre ou Spon- dyle d talon 87) nennt, von den Klappern ihren Nahmen fuͤhre, womit in Holland die Bettler, und an einigen Orten die Aus ſaͤtzigen die Aufmerk⸗ ſamkeit der Voruͤbergehenden auf manchen armen Lazarus zu lenken ſuchen, wollen wir nicht entſchei⸗ den. Wahrſcheinlich iſt es immer, obgleich man dann weit beſſer Lazarusklapper ſagen wuͤrde. Wirk⸗ lich hängen die Schalen dieſer Muſchel fo zuſammen, daß man laut damit klappern kann. Auch glaubt man auf dem Ruͤcken der groͤßern Schale eine Aehn⸗ lichkeit mit einem Eſelshuf zu entdecken, was jedoch bey einer andern Spielart, die wir hernach ſehen werden, etwas deutlicher der Fall iſt. Nichts kann ungleicher ſeyn, als wenn man die beyden Schalen miteinander vergleicht, ſo daß man kaum glauben ſollte, daß ſie einem und demſelben Geſchoͤpfe ange⸗ hören, Die obere iſt zum dftern blutroth, auch purpurroth, die untere weiß; jene merklich kleiner, als dieſe; jene flacher, dieſe ausgehoͤhlter; und | * wenn * in Bu Eſelshuf. 127 4 1 wenn die letztere einen ziemlich langen Schnabel hat, mit dem ſie ſich ſo feſte an Felſen haͤngt, daß man ſie nur mit Muͤhe und Gewalt losreißen kann, ſo hat die andere Schalenhaͤlfte keine Spur davon. Beyde find mit einer Menge ſtachliger Spitzen und blaͤttriger, erhobner Querrunzeln auf ihrer Oberflaͤche bedeckt, hingegen am Schnabel, der bey dieſer La⸗ zarusklappe keine Spur von einer Rinne oder Furche trägt, iſt nichts von ſolchen Aus wuͤchſen zu ſehen. Die Stacheln, deren die obere Schale bey allen Klapp⸗ muſcheln immer mehrere und laͤngere hat, ſtehen nach vorn hingerichtet. Sie ſind unterwaͤrts ausgehoͤhlt und rinnenartig. An dem ziemlich unmerklichen Wirbel der Oberſchale befindet ſich ein Anſatz, der den Ohren der Kammuſcheln gleicht. Der aͤußere Rand hat eine Menge Kerben. An den Felſen der mittellaͤndiſchen Meeres kuͤſte, fo wie auch an der guineiſchen findet man dieſe Lazarusklappen ſehr haͤufig. Sehr wohlſchmeckend iſt ihr Fleiſch. Deutlicher traͤgt eine kleinere Art der ſtachligen Lazarusklappe, die wir bey 88 abgebildet ſehen, die Form eines Eſelhufs, daher ſie der wahre Eſels⸗ huf (C. Gaederopus, le Pied d Ane) heißt. Ihre Oberſchale iſt vom Wirbel bis zur Mitte weiß und voller 128 / Safrangelbe Klappmuſchel. voller Querrunzeln und Falten; von da bis zum Aus Bern Rande bemerkt man, daß ihre erhabne laͤng⸗ liche Streifen mit lauter roͤthlichen ausgekehlten Stacheln beſetzt ſind. Der Schnabel am Schloſſe hat in der Mitte einen Einſchnitt. Oſtindien iſt die Heimath dieſer Klappmuſchel. Wohl auch von der Art der ſtachligen Klapp⸗ muſcheln, aber durch ihr praͤchtiges Farbenkleid aus⸗ gezeichnet genug, iſt die ſafrangelbe Alappmu⸗ ſchel (S. Croceus 89). Sie hat ganz das brens nende Gelbroth der Ringelblume. Auf thren wul— ſtigen vom Wirbel nach dem aͤußern Rande zu lau⸗ fenden Streifen ſtehen zum Theil ziemlich lange Stacheln, die hinterwaͤrts eine Rinne haben. Doch tritt bey dieſer Klappmuſchel der ſeltne Fall ein, daß die Stacheln der Unterſchale die der obern an Laͤnge uͤbertreffen. Der Schnabel iſt weiß, u und traͤgt noch die Spur von einer ehemaligen Rinne, die etwas verwachſen zu ſeyn ſcheint. Auch von innen gewaͤhrt dieſe Muſchel einen ſchoͤnen Anblick. Denn außer dem praͤchtigen, mit dem Elfenbein um den Vorzug ſtreitenden Weiß, bemerkt man am Rande eine nied⸗ liche gelbrothe Einfaſſung und die feinſten Zähne und | Kerben. Die Schloßzaͤhne haben eine Weiße und einen Elephantenrüfel. 129 ae Glanz, die ihnen jede Dame beneiden möchte, Oſtindien, die unerſchoͤpfliche Schatzkammer ſo vie⸗ ler naturhiſtoriſchen Seltenheiten, beſitzt auch dieſe praͤchtige Klappmuſchel. „ Sid na Wenn unſere Lefer ihre Einbildungehraft, zu Huͤlfe nehmen wollen, fo werden fie den, Grund, warum die Klappmuſchel, die wir ihnen bey 90 zei⸗ gen der Elephantenruͤßel CS. ‚Probofeis ele- phanti) heißt, in dem ungemein verlaͤngerten Schna⸗ bel der Unterſchale finden. Mag ſie auch gleich nur eine Abaͤnderung der gezackten Klappmuſchel und keine eigne Art ſeyn, ſo macht ſie doch die ruͤßelaͤhn⸗ liche Verlängerung. it der ſichtbaren Rinne merk⸗ würdig genug. Ihre Grundfarbe gleicht einiger Maßen der Pfirſichbluͤthe. Voll kleiner und großen Dornen, Spitzen und Zacken iſt die Oberſchale. Die kleinern unter dieſen find roͤthlich, die groͤßern weiß. Statt jener Dornen und Zacken hat die Un⸗ terſchale blaßrothe, blaͤttrige Auswuͤchſe und Schup⸗ pen, vielleicht weil die Lage, in der ſie an den Felſen gefeſſelt war, ihr vollkommnes Wachsthum gehindert hat. Forskaͤl fand dieſe Muſchel im rothen Meere. | Hatten die Klappmuſcheln, die wir bisher ſahen, Stacheln, ſo beſitzt dagegen eine andre wie Kohl⸗ Wuͤrmer II. Th. R blaͤtter 130 Parteterſilienkraut. dlaͤtter gekraͤuſelte Fortſaͤtze, um derentwillen fie das Peterſilienblatt (S. Foliaceus, / Huitre d feuilles du Perſil 91) genannt wurde. Ihre aͤußerſt rauhen Schalen, die gleichgewoͤlbt ſind, haben wulſtige Rippen. Unter dieſen ſind mehrere mit unregel⸗ maͤßigen Auswuͤchſen, die ſich am vordern Ende blattfoͤrmig ausbreiten, gegen die Wurzel aber eine rinnenartige Aushoͤhlung haben. Einige vergleichen ſie mit einem Peterſilienblatt, andre mit einer Thier⸗ pfote. Ihre Richtung iſt ſehr verſchieden. Einige ſtehen gerade und aufrecht in die Hoͤhe, andere lie⸗ gen am Grunde; einige beugen ſich vor⸗ andere hin⸗ terwaͤrts. Auf dem ſchneeweißen, elfenbeinartigen Grunde thun die blaßrothen Furchen eine angenehme Wirkung. Am Schnabel iſt der Einſchnitt und am Wirbel der Oberſchale der bey den Kammmuſcheln g gewoͤhnliche Anſatz ſichtbar. Das ſchoͤne, glaͤnzende Weiß der innern Waͤnde wird durch die weiß und roth geſtreifte Einfaſſung, am kerbenvollen aͤußern Rande nicht wenig gehoben. Aus Oſtindien erhaͤlt man dieſe Klappmuſchel. Sobald aber von einem ſchoͤnen, vollſtaͤndigen Exemplare, etwa zweymal ſo groß als unſre Abbildung, die Rede iſt, ſo ſpricht man von 4—8 Ducaten. J | | Noch / Weißer Igel. 131 Noch eine Klappmuſchel muͤßen wir unſern Leſern zeigen, und zwar eine Linksklappmuſchel. Sie were den an allen den bisher betrachteten bemerken, daß das, was wir Schnabel nannten, das heißt die ſchna⸗ belfoͤrmige Verlängerung des hintern Theils der Unterſchale, nach der rechten Seite hingekehrt war. An derjenigen aber, die ſie bey 92 ſehen, und die der weiße Igel (S. Albus aculeatus, la Huitre epineuſe) heißt, wendet ſich jener Schnabel nach der linken Seite zu. Kein Igel kann ſtachelnvoller ſeyn, als dieſe Klappmuſchel. In regelmaͤßigen Reihen ſtehen die Stacheln. Waͤren nicht die aͤußerſten Spitzen ihrer Stacheln blaßroth, und die blaͤttrigen Schichten der Unterſchale bleichviolett, ſo wuͤrde man | dieſe Muſchel, deren Heimat hbis jetzt noch Niemand weiß, ganz alabaſterweiß nennen koͤnnen. 7 Doch genug von den Klappmuſcheln! Das, was wir von ihnen, mit der groͤßten Schonung des Raums, eingedenk wie viel uns noch zu betrachten übrig ſey, angeführt haben, wird hinreichen, unſern Leſern dieſe merkwuͤrdige Muſchelgattung, wenn ſie ihnen in Cabinetten vorkommt, kenntlich zu machen, und ihren Blick auf das zu leiten, was ihre Aufmerkſam⸗ keit es verdient; wenn wir auch gleich manche R 2 andre — 5 1 132 Gienmuſcheln. andre übergehen mißen, 3. B. die wahrhaft Roͤnig⸗ liche (S. Regius), die die Größe eines Kindskopfs hat; die vorzuͤglich ſchoͤne Chineſiſche (S. Chinen- ſis), die, fo hoch fie der Kenner ſchaͤtzt, von den Chi⸗ neſen, wie bey uns die Auſterſchalen, zu Tauſenden weggeworfen wird; die ſchone herzogliche (S. Duea- lis), deren ſchneeweiße Rippen mit Lappen, die wie Hohlziegel uͤber einander liegen, beſetzt ſind. Die beliebten Ringſteine, die, nach der Erzaͤhlung eini⸗ ger Schriftſteller, aus dem ſchwarzen Knorpel der Klappmuſcheln gemacht werden ſollen, find wahr⸗ ſcheinlich ſogenannte Pfauenſteine, von denen wir bey dem Schloßbande der ee, mehr vu e RT a e * einn 2 c j 7. + Tab. XIV. Gienmuſchel. Chama. . Das Ochſenherz (93). Die Hohlziegelmu⸗ ſchel (94. 05). Die Felſenmuſchel (9. 07). Die Gehoͤrnte (98 - 100). Das Kohlblatt (101), Die Muſcatblüthe (102). Ueber den Gattungsnahmen Gienmuſcheln weiß man ſo wenig n. daß wir ein ganzes Blatt unfrer / * * c D N 8 N Kin, 2 Wa e g 7 NN 667,7. URAN 1 \ N 5 % N e 2 A r es * n 2 Wee 15 14 ru Gienmuſcheln. 133 unſrer Unterhaltungen damit anfuͤllen konnten. Denn es iſt nun ſchon einmal ſo in der Welt, daß man gemeiniglich über das Ungewiſſe viel wortreicher und gelehrter ſeyn kann, als uͤber das Gewiſſe, und daß die reine, unſtreitige Wahrheit nur wenige Zei⸗ len koſten wuͤrde, wo ſchwankende Hypotheſen einen großen Aufwand von Worten fodern. So iſt man zum Beyſpiel ziemlich eins, daß die Gienmuſcheln, der Orthographie zum Trotz, vom Gaͤhnen oder Auf⸗ ſperren ihrer Schalen den Nahmen haben: allein, wann fie eigentlich gähnen, ob, wie einige, die alles was ſelbſt am Grunde des Meeres vorgeht, wiſſen | wollen, behaupten, in der Tiefe des Waſſers, oder ob fie, wie andre annehmen, erſt dann ihre Schalen aufſperren, wenn ſie todt am Ufer liegen und ihre Schloßbaͤnder vertrocknet und zuſammen gezogen ſind, daruͤber find die Melnungen fehr verſchieden. Die Wahl zwiſchen beyden wird um deſto ſchwerer, weil ſich aus manchen Gruͤnden zeigen laͤßt, daß das Gaͤhnen der Muſcheln nach dem Tode etwas ſehr gewöhnliches, und daß der Scharfblick derer Ziemlich verdaͤchtig ſey, die im Abgrunde des Meeres Muſcheln gaͤhnen ſehen wollen. Auch uͤber die Gat⸗ kenden der Gienmuſcheln ließe ſich viel R 3 fagen, | 134 Ochſenherz. ſagen, beſonders da man ſonſt eine Menge Muſcheln zu dieſer Gattung gerechnet hat, die nicht in ſie ge⸗ hören, und einige wahre Gienmuſcheln wirklich ſehr nahe an die Tellmuſcheln, andre an die Herzmuſcheln, und wieder andre an die Auſtern graͤnzen. Doch werden hieruͤber die von Linns feſtgeſetzten Charak⸗ tere bald entſcheiden. Dieſe ſind zwey ſtarke, dicke, ziemlich maſſive Schalen. Das Schloß hat einen hoͤckerigen Wulſt; denn fo nannte Linn den bald einfachen, bald doppelten und dreyfachen Zahn, der ſich ſchief in das gleichfalls ſchief ausgehöhlte Gruͤbchen der Gegenſchale fuͤgt. Bis jetzt hat man 25 Conchylienarten gefunden, auf die dieſe Kennzei⸗ chen paſſen. In der Form, wie in ihrer Oberflaͤche ſind ſie ſehr untereinander verſchieden; die Erſtere iſt bald rund, bald nierenfoͤrmig ꝛc. und die Letztere hat bald Furchen, bald Falten, bald ſonderbare Aus⸗ wuͤchſe. Sie haͤngen ſich, wie die Auſtern, an Fel⸗ fen, Corallen, Steine und andre fremde Körper, und muͤßen da warten, was ihnen die guͤtige Natur zur Nahrung zufuͤhrt. Von dem Bewohner dieſer Mu⸗ ſcheln werden wir ſchon noch hören. Wollte man die Conchylien bloß ihrer Form nach ordnen, ſo muͤßte man das Ochſenherz (Ch. Cor, 5 Ochſenherz. 135 Cor, le Coeur de boeuf, Boucarde, Bonnet de Jou, Narrenkappe 93) unter die Herzmuſcheln ver⸗ ſetzen. Allein das Schloß dieſer Conchylie, mit den ſchief in die Hoͤhlungen der Gegenſchale eingreifen⸗ den Wulſten, die zwey breite Mittelzaͤhne bilden, laͤßt keinen Zweifel, daß ſie eine wahre Gienmuſchel fen. Die ſonderbar wie Widderhörner einwaͤrts ges kruͤmmten Wirbel erinnerten an die Zipfel einer Nar⸗ renkappe, und erwarben ihr diefen Nahmen. Sehr gewoͤlbt find die glatten Schalen. Sie ſchließen vortrefflich. Unter ihrem ſchwaͤrzlichen, gemeinen Ueberrock, liegt die angenehme gelbbraune Farbe, die unſre Abbildung zeigt; nur bey friſchen Stuͤcken find die Wirbel olivengruͤn. An den ziemlich unglei⸗ chen Querringen ſieht man deutlich, wie die Schale nach und nach einen Zuwachs bekommen habe. Ganz in der Tiefe des mittelländifchen Meeres, vorzuͤglich aber im adriatiſchen und an der Kuͤſte von Dalmatien wohnt dieſe Muſchel, die man ſchon auf viertehalb Zoll lang gefunden hat. Sonſt muͤßen gute Exemplare etwas ſehr ſeltnes geweſen ſeyn, da eins für hundert hollaͤndiſche Gulden verkauft worden, Jetzt iſt ihr Preis geſunken. Doch bezahlt man fü ie immer ene. mit zwey bis drey Ducaten. Was 136 Sohtiegeimufgrt, | Was der Wallfiſch unter den Saͤugethieren il. das ſcheint die Hohlziegelmuſchel (Ch. Gigas, la Faitiere, le Grand Benitier, Nagelmuſchel, Vater⸗ noahsmuſchel, Weihkeſſel, Rieſenmuſchel ꝛc.) un⸗ ter den Conchylien zu ſeyn, ſo klein wir ſie auch, des Raums willen, in unſrer Abbildung von außen (940 und von innen (95) vor uns ſehen. Hat man doch bey Goa an einem Anker eine ſolche Muſchel aus dem Meere gezogen, die 120 Perſonen vollkommen ſaͤt⸗ tigte und von deren Schalen jede Haͤlfte eine bequeme Wiege fuͤr vier kleine Kinder abgegeben haͤtte. In der Tiefe des Meeres wohnt dieſe ungeheure Muſchel, die auf 5—6 Centner im Gewicht, und eben ſo viel Fuß Länge haben kann. Hier naͤhrt fie. ſich von Seepflanzen, die um ſie herwachſen, und dem See⸗ ſchlamme, in dem ſie liegt. Nichts ſcheint ihren fried? lichen Aufenthalt zu unterbrechen, und waͤhrend es uͤber ihr ſtuͤrmt und tobt, ſo herrſcht um ſie herum Windſtille. Auch haben andre Geſchoͤpfe von ihr wenig zu beſorgen, indem ihr ſchwerfaͤlliger Körper kein Nachſetzen erlaubt. Von außerordentlicher Dicke ſind ihre Schalen, außen wie mit Hohlziegeln, oder hohlen Schuppen bekleidet, die nach vorn zu immer größer werden, und die man auch mit den 8 Naͤgeln Hohlziegelmuſchel. 137 Nägeln der menfchlichen Hand vergleicht ; innen ift fie ſchneeweiß und fo glatt und feſt wie Marmor und Elfenbein. Als daher einft die Republik Venedig dem Könige von Frankreich Franz eine ſolche Mus ſchel, als eine große Seltenheit, zum Geſchenke machte, fo wurde fie als Weihkeſſel in der Pfarre St. Süls pice aufgeſtellt, und ſeit dieſer Zeit fuͤhrt dieſe Con⸗ chylie auch den Nahmen Weihkeſſel. Warum fie aber Vaternoahs muſchel heißt, das hat feinen Grund darin, daß man annahm, eine ſolche Muſchel konne mit ihren Tauſend Schichten und Lagen mehrere Tauſend Jahre gebraucht haben, bis ſie zu der Größe gelangte, fo daß ihr Bewohner ſchon zu Va⸗ ter Noahs Zeiten gelebt haben konnte. Sie iſt ziem⸗ | lic) unregelmäßig gebildet, Zwiſchen den ſogenann⸗ ten Hohlziegeln ſind tiefe Furchen voller Querſtreifen. Alles geht von den gegen einander gekehrten Wir⸗ beln aus, und nimmt eine ſchiefe Richtung. Zwey dicke Wulſte an einer und drey an der andern Schale bilden die Schloßzaͤhne, und paſſen in die ſchiefen Gruben der gegenſeitigen Schalen. Von unendli⸗ cher Verſchiedenheit, in Abſicht auf Große, Farbe, Furchen, Flaͤche oder Erhabenheit der Hohlziegel, fin⸗ det man dieſe Muſcheln, und man wollte darin einen Würmer II. Th. S Ge⸗ 138 Hohlziegelmuſchel. Geſchlechtsunterſchied e . as aber uner⸗ weislich iſt. Der Bewohner dieſer Muschel iſt in hohem Grade haͤßlich. Blickt man in die gerade aufge⸗ ſperrten Schalen hinein, ſo ſieht man eine Haut ausgeſpannt, voll ſchwarzer, gelber, bleyfarbiger Adern und Flecken, die ſie einer Schlangenhaut aͤhn⸗ lich machen. Eine armsdicke Sehne ſitzt an beyden Schalen feſt, und dient zum Oeffnen und Schließen derſelben. Mit einer ſolchen Feſtigkeit vermoͤgen ſie das Letztere, daß keine Gewalt fie zu öffnen vermag. Die Schaͤrfe des aͤußern Randes und die Rieſenkraft des Thieres macht die groͤßte Vorſicht noͤthig. An⸗ kertaue, ja ſelbſt Glieder, kneipt es ſo rein ab, als waͤren ſie mit einem Beile abgehauen. Und doch, was waͤre dem kuͤhnen Menſchen unmoͤglich? Weder der Grund des Meeres, noch die ungeheure Schwere dieſer Muſchel, noch ihr furchtbares Gebiß, wenn wir hier dieſen Ausdruck brauchen duͤrfen, halten ihn zuruͤck, auch fie zur Beute zu machen. Ein Taucher ſteigt in die Tiefe hinab, und legt einen Strick um ſich herum. Jetzt ziehen die uͤbrigen die Muſchel in die Hoͤhe ans Land oder in ein Schiff, worauf man mit einem langen Meſſer zwiſchen die * Heohlziegekmuſchel. 139 Schalen zu kommen und die Sehnen entzwey zu ſchneiden ſucht. Dieß laͤhmt die ganze Kraft des Thieres. Die Schalen geben ſich nun von ſelbſt auseinander, und man kann ganz gemaͤchlich den Bewohner herausnehmen. Dieſen raͤuchert man, wie einen Schinken. Gute Zaͤhne und eine ſtarke Verdauungskraft find aber hiebey unumgaͤnglich nd> thig. Man hat eine Menge Fabeln von dieſer Mu⸗ ſchel verbreitet. So ſoll auch ſie, wie man das von der Steckmuſchel vorgab, eine kleine Krabbenart zum unzertrennlichen Begleiter haben, der ihr durch ein ſanftes Kneipen von der Annaͤherung eines Feindes, wie eines ſchicklichen Nahrungsmittels Nachricht ge⸗ ben ſoll, um im erſten Falle ihre Thore zu ſchließen, im andern fie zu öffnen, ja man wollte in ihrem Innern Chamiten, das heißt, alabaſterartige Steine gefunden haben, von denen man im Ernſt Nye e ſie bringen Junge hervor. N Auf den Bergen der molukkiſchen Inſuln ſieht man verſteinerte Hohlziegelmuſcheln, die von der Stelle zu bringen, wohl ſechs Mann erfordert wuͤr⸗ den. Welche furchtbare Ereigniſſe muͤßen fi ie da > a haben? S 2 Man⸗ . 1 140 Felſenmuſchel. Manche Aehnlichkeit mit der Lazarusklappe hat die Felſenmuſchel (C b. Gryphoides, le ataron). Wie dieſe heftet auch fie fich fo feſt an Felſen, daß man ſie ohne Gewalt nicht losmachen kann. Sie liebt die Felſen, die dem Anſpuͤhlen des Meeres ſehr ausgeſetzt ſind, und wird da in zahlreichen und man⸗ nigfaltigen Gruppen gefunden. Wo ſie ſich einmal angeſiedelt hat, da bleibt fie Zeitlebens. Ihre Form iſt ſo verſchieden, daß man ſie kaum fuͤr Muſcheln Einer Art halten ſollte, und auch unter ihnen ſieht man ſolche, deren Wirbel nach der linken Seite hin⸗ ſehen. Die Oberſchale iſt gemeiniglich rund, und ſteht wie ein Deckel auf der weit größern Unterſchale. Die innere Seite gleicht voͤllig einem menſchlichen Ohre. Viel Aehnlichkeit hat das Schloß der Oberſchale mit dem, das wir an der Lazarus klappe bemerken. Der ſtarke Zahn ſchiebt ſich in die gekerbte Vertiefung der Unterſchale ſchief hinein. Die große Felſenmuſchel, die wir bey 96 ſehen, iſt bleyſchwer. Sie hat eine Menge Schichten und Lagen, die ein hohes Alter vermuthen laſſen. Die Menge hohler, ſtachliger, fleiſchfarbiger Schuppen, womit ſie bedeckt iſt, ma⸗ chen ſie rauh anzufuͤhlen. Sie iſt aus Tranquebar. Roch deutlicher ſehen wir das Deckelaͤhnliche der flachen | | Gehoͤrnte Gienmuſchel. 141° flachen Oberſchale bey einer andern von jener zlem⸗ lich verſchiednen Felſenmuſchel (97). Beyde haben einen grauen Grund mit roͤthlichen Stellen. Ungemein merkwuͤrdig iſt die gehoͤrnte Gien⸗ muſchel (Ch. Cornuta, Bicornis, la Huitre feuil- leide graphite) aus Weſtindien. Sie hat an ihrer Unterſchale einen ſehr verlaͤngerten gewundnen Wir⸗ bel, der einem Horn gleicht und oft weit laͤnger iſt, als der uͤbrige Theil der Schale. Der Spalt mit dem lederartigen Ligamente, lauft in eben der Rich⸗ tung dem Wirbel nach bis zur aͤußerſten Spitze des⸗ ſelben. Dieſe kruͤmmt ſich gemeiniglich zur linken Seite hinuͤber. Der kleine Wirbel aber der flachen Oberſchale neigt ſich hingegen mehr zur rechten Seite hin. Von einer Art dieſer gehörnten Gienmuſcheln ſehen wir, leider! nur eine, doch aber die größere oder eigentlich die Unterſchale mit dem gewundnen Horn (98). Ihre ſonderbare Form verdient alle Aufmerkſamkeit. Der Spalt wendet ſich bis zur Wirbelſpitze hinauf. Sie iſt aͤußerlich gelblich, in⸗ nen aber dunkelroth (99). Im Gelenke befindet ſich ein breiter, wulſtartiger Zahn, und ein Gruͤbchen daneben, das ſicher zur Aufnahme des Zahnes der noch nie gefundnen Gegenſchale beſtimmt iſt. S 3 Abet 142 Kohlblatt. Aber ein treffliches, wohl erhaltenes Eremplar der gehörnten Gienmuſchel fehen wir bey 1oo. Sie hat eine blaͤttrige Oberflaͤche und eine angenehme roͤthliche Farbe; nur geht ihr Wirbel in einen weißen Schnabel aus. Deutlich bemerken wir, wie dieſer nach der linken, der Wirbel der kleinern deckelartigen Oberſchale aber nach der rechten Seite gewunden iſt; und wie an jenem hin das braune Ligament mit dem Spalt fortlaͤuft. Der Umriß iſt fein gekerbt. Eine von andern Gienmuſcheln ziemlich ver⸗ ſchiedne Bildung hat das Rohlblaͤtt (Ch. Folium braflice, la Feuille de chouæ 101). Die Einen wollten in ihr eine große Aehnlichkeit mit einem Pfer⸗ defuß oder Huf entdecken; die Andern ſahen in ihrer Bauart etwas Perſpectiviſches; daher ſie dieſe Per⸗ ſpectivſchnecke, jene Pferdehuf nannten. Auch über die Gattung, zu der man ſie rechnen wollte, war man uneins, indem einige fie für eine Herz- andre fuͤr eine Tellmuſchel erklaͤrten. Allein die Form des Schloſſes entſcheidet für die Gienmuſcheln. Sie iſt ſehr bauchig. Ihre bogenförmigen, ſehr ungleichen Falten laufen vom Wirbel aus nach dem Rande und werden nach vorn zu breiter. Eine Menge Schup⸗ pen und Dornen, ohne Ordnung vertheilt, machen 1 d ie 2 0 Muſcatbluͤthe. 243 die Oberfläche, dieſer dicken und ſchweren Schalen ziemlich rauh. Ihre bald ſchneeweiße, bald etwas N geibliche Grundfarbe wird durch viele Blut⸗ und Purpurflecken ſchon gehoben. Innen gleichen fie dem ſchdͤnſten Elfenbein. Der flachgedruͤckte After iſt ziemlich groß. Seine vielen gegen einander ge⸗ kehrten rippenformigen Streifen bilden lauter Her⸗ zen, die nach dem Wirbel zu immer kleiner werden. Der Rand derſelben hat Kerben und Zaͤhne, die vor⸗ trefflich in einander ſchließen. Und doch ſoll der mit einer bunten Schlangenhaut bedeckte Bewohner hier einen Bart heraus laſſen, mit dem er ſich an Klippen befeſtiget. Man findet dieſe fchöne Muſchel vorzuͤglich am Strande von Java, und nicht ſelten außerordentlich groß. Die in Europa bis jetzt be⸗ kannten haben etwas uͤber ſechs Zoll Laͤnge. Der beruͤhmte hellgelbe, auch violette Muſchelſtein, den man in der Sehne dieſes Schalwurms gefunden ha⸗ ben will, iſt ſicher eine Fabel. Bald roth, bald gelb ſieht man die Gienmuſchel⸗ art, die man wegen ihrer blaͤttrigen Oberfläche die Muſcatbluthe (Ch. N cerophylla „ la Fleur de Mujcade, le Gatau feuilletd 102) nannte, Sie hat viel Aehnlichkeit mit der Felſenmuſchel und wie u 7 ſie 144 Ä Archen. „ 4 * ſie ehe zfemlich runde Form. Ueberall ſetzt fie ſich feſt, und wird immer an fremden Gegenſtaͤnden, Steinen, Corallen, Muſcheln u. d. m. angetroffen. Ihre Unterſchale iſt etwas groͤßer. Die blaͤttrige * Bekleidung der Oberſchale iſt ungleich, und hat bald die ſchoͤnſte kirſchrothe, bald eine angenehme citro⸗ nengelbe Farbe. Bey einigen findet man ein noch ſchoͤneres Farbenſpiel. An den weſtindiſchen Ufern halten ſie ſich auf. Je mannigfaltiger ihre Blaͤtter und je friſcher ihre Farben ſind, um deſto mehr Freude gewaͤhren ſie den Conchylienfreunden. Tab. XV. XVI. Arche. Arca 5 Die Noahsarche (103). Der Haſpel (104. 105). Die Bartarche (106). Die Breit⸗ rippe (102). Die Sammetmuſchel (108. 109). Das Halbohr (110). Der | Winkelhacken (1 f). 5 Eine merkwuͤrdige Muſchelgattung machen die Ar⸗ chen aus. Die Form, in der man ſich die Arche dachte, und uͤberhaupt ihre Aehnlichkeit mit Bothen oder * 5 * 2 4 . ar, e A 2 * . Pi > ne 4 2. + * j u . 7 Pong — “a 2 1 * sr k 2 8 * . 0 5 8 8 * * * * * 7 ei Archen. 145 oder auch Schiffen ohne Maſt hat zu ihrer Benen⸗ nung Veranlaſſung gegeben. Die meiſten unter ih⸗ nen haben eine flache, laͤngliche Geſtalt. Am Schloſſe ſind ſie ſehr breit und vielfach gezahnt und gekerbt. Ihre Wirbel ſind zwar gegen einander geneigt, ſte⸗ hen aber weiter von einander, als dieß bey andern der Fall iſt. Nicht ohne Abſichten hat der weiſe und guͤtige Schöpfer diefe Anſtalt getroffen. Denn da fie ihrer Lebensweiſe nach ihre Wohnhaͤuſer weit oͤff⸗ nen ſollten, ſo mußte zwiſchen ihren Wirbelſchnaͤbeln auch ein größerer Raum als bey andern ſeyn, damit dieſe bey der Oeffnung der Schalen nicht au einan⸗ | der ſtoßen und dieſe hindern moͤchten. Weil nun aber, je weiter ein Schalenwurm ſein Wohnhaus offnet, um deſto eher das Schloßgelenke auseinander gehen kdunte, ſo erhielten die Archen ein Schloß mit vielen Zaͤhnen und Kerben, damit die Verbindung deſto ſichrer erhalten wuͤrde. Allein auch dieſes kunſt⸗ reiche Schloß koͤnnte Schaden leiden, wenn kleine Steine und Sandkdͤrner hineinfielen. Dieß verhuͤtet ein lederartiges Band, das die Schloßflaͤche, wie das Augenlied die Augen, beſchuͤtzt. In den tiefen Einſchnitten und Furchen zwiſchen den Wirbeln iſt jene lederartige Schloßbedeckung wie eingewurzelt, Wuͤrmer II. Th. T ſo 146 Noahsarche. ſo daß ſie ſich nicht leicht abreiben kann. Und, als waͤre die Natur auch mit dieſer Vorſorge fuͤr die Ar⸗ chenmuſcheln noch nicht zufrieden geweſen, ſo gab ſie mehrern unter den 42 Arten baſtartige Flocken, um die aͤußere Randoͤffnung, und einen rauhen haarigen Oberrock, den die Seewuͤrmer ſcheuven. Recht deutlich ſehen wir an der Noahsarche (A. Noæ, Archie de Noe, Schiffchen 103) die ziemlich breite Flaͤche zwiſchen den gegen einander gekehrten Wirbelſpitzen. Auf ihr bilden eine Menge Zuͤge regelmaͤßige Rhomben oder verſchobne Vierecke. Von den Wirbeln aus laufen gegen die aͤußern Raͤn⸗ der hin eine Menge Streifen, die braun und weiß gefleckte Furchen bilden, und immer breiter werden. Nicht ganz ſchließen die Schalen am aͤußern Rande. Sie laſſen vielmehr in der Mitte eine Oeffnung, durch die der Bewohner einen Bart, oder eine knor⸗ pelige Sehne hervorſtreckt, womit er ſich wie mit ei⸗ nem Ankertaue an Felſen, Corallen u. d. befeſtiget. Ja zuweilen haͤngen ſich ganze Familien, Eltern, Kinder, Enkel, Urenkel, durch Huͤlfe dieſer Sehnen aneinander. Wenn dieſe Arche aus dem Meere | kommt, ſo ſieht ſie bey weitem nicht ſo artig braun und gelb gefleckt aus, wie ſie unſre Abbildung zeigt. Sie Noahsarche. 147 Sie hat dann einen Moosartigen Ueberzug, der ziemlich feſt an ihr klebt. Statt daß bey vielen Muſcheln das Schloß der Schalen nur auf einen kleinen Raum eingeſchraͤnkt iſt, ſo lauft dagegen bey dieſer Arche die Schloßlinie faſt nach der ganzen Breite der Schalen hin. Sie iſt voller Kerben und Zaͤhne, die genau in einander paſſen und gleicht faſt einer rauhen Feile, wenn man fie anfühlt. Die ins nern Schalenwaͤnde ſind ſchmutzig grauweiß, auch braunroth. Ein braunrother Saum umgibt ſie. Faſt in allen Meeren findet man kleine Noahsarchen. Unſre abgebildete iſt von der guineiſchen Kuͤſte. Zahl⸗ los ſind die Verſchiedenheiten in Abſicht auf Groͤße, Zeichnung, Form. Von der Fruchtbarkeit des Be⸗ wohners kann man ſich daraus einen Begriff machen, daß ein Forſcher, der ſchon bey mehrern Schalwuͤr⸗ mern die Eyeranzahl unterſucht und entdeckt hatte, dieſen Verſuch bey einer Noahsarche, um der un⸗ glaublichen Eyermenge willen, aufgeben mußte, und ſich begnuͤgte überhaupt zwey Millionen anzunehmen. Sonſt weiß man weiter nichts von dieſem Thiere, als daß ſein wohlſchmeckendes Fleiſch roh und gebraten, wie die Auſter gegeſſen wird; eine Entdeckung, die ge⸗ meiniglich allen naturhiſtoriſchen Unterſuchungen vorauszugehen pflegt. — T 2 Ganz 1438 Haſpel. Ganz eiue andre Form hat der Haſpel (A Tor- tuofa, le Devidoir, la Biſtournbe, Weife, gedrehte krumme Noahsarche 104), eine ſeltne, wahrhaft verdrehte Arche, die einige den Auſtern beyzaͤylen. An ihr ſieht man drey ſehr ungleiche Seiten, deren jede ein Dreyeck bildet, und auch die Schalen ſelbſt ſind ungleich, indem die, an der eine hohe Kaute und eine ſcharfe Ecke hervortritt, weit großer als die andre iſt. Die von dem Wirbel aus laufenden Streifen durch⸗ ſchneiden zarte Querlinien ſo, daß ſie ein feines Gitter bilden. Doch ſind ſie auf einer Seite mehr als auf der andern ſichtbar. Gemeiniglich findet man dieſe Muſchel weiß, zuweilen aber auch etwas Gelbes beys gemiſcht. Das Schloß ſehen wir bey 105 recht deutlich, wie es nach der Laͤnge hinlauft, und voller Kerben iſt. Der innere Schalenrand ſitzt voller Kerben. Merklich ragt die größere Schale über die g kleinere am Rande hervor. Fuͤr dieſe ſeltnere Mu⸗ ſchel wurde in hollaͤndiſchen Auctionen ſchon über 660 Fl. bezahlt. Sie kommt aus den oſtindiſchen Ge⸗ waͤſſern. Wir haben ſchon erinnert, daß mehrere Archen, zum Schutze gegen Seewuͤrmer und die ſich uͤberall anſiedelnden Meereicheln, mit einem haarigen Ueber⸗ zug Bartarche. 140 zug verſehen ſeyen. Dieß ſehen wir deutlich an der Bartarche (A. Barbata, / Amaude d cils 106), die mit zahlloſen Faſern und beſonders nach dem Rande zu wie mit einem Barte umgeben iſt. Am Wirbel ſieht man am wenigſten von dieſem moosartigen Ue⸗ berzug, auch ift er da dünner und weicher als vorn. Schwer laͤßt ſich das Vorgeben glauben, dieſe Faſern ſeyen, um ſich damit an Klippen anzuhaͤngen. Rei⸗ nigt man die Schalen von dieſer Decke, ſo findet man, daß fie braunrdͤthlich und durch eine Menge von Querſtreifen etwas rauh und netzartig gegittert find. Die Wirbel gehen nahe zuſammen. Der Zwi⸗ ſchenraum bildet ein unregelmaͤßig geſchobnes Viereck. In der Reihe von Zaͤhnen, mit denen die Schloßlinie beſetzt iſt, ſtehen in der Mitte kleinere und auf bey⸗ den Seiten größere Zähne, Die bey uns abgebil⸗ dete ſtammt aus Tranquebar her. Der Weiße und Haͤrte nach koͤnnte man die Breitrippe (A. Senilis, le Fagan 107) für Mars mor halten. Aber ihre fchöne Weiße kommt erſt dann zum Vorſchein, wenn man die caſtanienbraune, an einigen Stellen olivengruͤne Oberhaut abſtreift. Bey ganz alten iſt dieſe kohlſchwarz, und hat hie und da Riſſe und Altersrunzeln, zwiſchen denen die weiße T 3 Schale 259. Breitrippe. Schale durchſieht. Der Structur nach iſt dieſe Arche herzfͤrmig. Mehrere breitere und ſchmaͤlere Rippen laufen von den ſtark gekruͤmmten, gemeiniglich wei⸗ ßen Wirbeln nach den Raͤndern hin. Zwiſchen den Wirbeln befindet ſich ein Raum, der ein geſchobnes Viereck bildet. Dieſen bedeckt die ſchwarze Haut, die das Schloß ſo gut verwahrt. Waͤre ſie nicht, ſo wuͤrden gar leicht fremde Körper zwifchen das Char⸗ nier kommen und es beſchaͤdigen. Trefflich iſt die⸗ ſes eingerichtet. Jede Schale hat uͤber vierzig Zaͤhne und Kerben, in die die Zaͤhne und Kerben der Ge⸗ genſchale genau eingreifen. Auch hier hat die Nas tur die kleinern Zähne in der Mitte, die größern an den Seiten angebracht. Am Strande von Jamaica und uͤberhaupt von Weſtindien findet man dieſe Ar⸗ chen; größer aber und ſchoͤner noch an der Weſtkuͤſte von Africa, wo ſie uͤber vier Zoll breit, drey lang und zwey Pfund ſchwer angetroffen werden. Der Bewohner wird wegen ſeinem Wohlgeſchmack von den Negern ſehr geſucht. 1 Aber noch viel größer, dicker und ſchwerer als die Breitrippe iſt die ſchone Sammetmuſchel (A. Piloſa, la Furie, grande Came flamboyante, haa⸗ rige Seenuß 108). Ihr wolliger, mobsartiger = Ueber⸗ Sammetmuſchel. 151 Ueberzug fühlt fich wie Sammet an. Da, wo er abs gerieben iſt, ſieht man eine Menge deutlicher Spu⸗ ren, daß die Bohrwuͤrmer in die Schale einzudringen verſucht, ja wohl ſie ganz durchbohrt haben. Man muß erſtaunen uͤber die Kraft und Beharrlichkeit dieſer Wuͤrmen wenn man die Härte und Dicke dies ſer Schalen betrachtet. Aber noch mehr erſtaunt man, wenn man an der innern Seite jedes Loch, das der Bohrwurm hineinbohrte, mit einer Perle verſtopft findet. So ſchuͤtzte die muͤtterliche Natur den Bewohner dieſer Schalen, den ſein wohlſchme⸗ ckendes Fleiſch allzuvielen Nachſtellungen ausſetzte, von außen und von innen; von außen durch den ſammetnen Ueberrock, den ſeine Feinde ſcheuen; von innen aber, im Fall dieſer abgenutzt und ſchadhaft geworden, durch den Perlenſtoff, mit dem er die för cher ſeiner Gegner zumauert. Die Schalen ſelbſt haben eine einfache, braunrothe Farbe mit einer Menge laͤnglicher, von Querlinien durchſchnittenen Streifen. Sie laſſen ſich wie Marmor poliren. Ein dickes, lederartiges Band bedeckt den Raum zwiſchen den Wirbeln. Das etwas bogenfoͤrmige Schloß hat an einer Schale ſechs bis acht, an der andern acht bis eilf Zaͤhne und Kerben. Die innern in Waͤnde 133 Sammetmuſchel. i Waͤnde (109) haben rothbraune Flecken und ungewöhnlich ſtarke Muskelnarben. Im mits tellaͤndiſchen Meere, auch in den weſtindiſchen Meeren, jedoch hier etwas bunter, findet man dieſe Muſchel. . Vielleicht hat die Wahrnehmung, die man an ihr und an andern Muſcheln zu machen Ges legenheit hatte, daß die Seewuͤrmer den haarigen Ueberzug vermeiden, zu der fuͤr die Schiffarth hoͤchſt wichtigen Entdeckung gefuͤhrt, die Schiffe auf eine aͤhnliche Art zu bekleiden. Sonſt konn⸗ ten die Oſtindien⸗ und Chinafahrer mit ihren Schiffen nur zwey, hoͤchſtens drey Reifen machen, und dann waren dieſe von dem furchtbaren Bohr⸗ wurm ſo durchloͤchert, daß an keine weitere Reiſe zu gedenken war. Jetzt aber verhaͤudert man die Schiffe, d. h. man umgibt zuerſt den gan⸗ zen Kiel des Schiffes bis zur halben Hoͤhe mit recht dickem hollaͤndiſchen Papier; dann wird es mit Kuhhaaren ſo dick, als man einen Stuhl zu polſtern pflegt, belegt, und endlich mit wohlge⸗ theerten Tannenbrettern ganz herum bedeckt. So wie nun der Bohrwurm die letztern durchloͤchert hat, fo ſtoͤßt er auf die Kuhhaare. Da er ſich aber Halbohr. 153 aber in ihnen ohne Rettung verwickeln wuͤrde, ſo kehrt er lieber ſogleich wieder um, und ſchraͤnkt ſeine Verwuͤſtungen auf die Tannenbretter ein, die er nun freylich in ein Sieb verwandelt. Allein der Schade iſt ſo groß nicht. Denn wenn auch die Verhauderung uͤber tauſend Thaler ko— ſtet, ſo wird doch durch ſie das Schiff ſelbſt, das mehr als hundert tauſend werth iſt, geſchont. Und ſo ſcheint auch hierin die Natur des Menſchen Lehrerinn geworden zu ſeyn. Aeußerſt ſonderbar ſieht das Halbohr (A. Semiaurita 1Io) aus. Man nennt dieſe Arche auch, wiewohl ohne Grund, den buckligen Winkelhacken. Ihr Wirbel bildet ein halbes Ohr. Unterhalb desſelben iſt eine Einbeugung, aus der ein Bor⸗ ſtenbuͤſchel hervorgeht, durch den ſich der Bewoh—⸗ ner vielleicht Speiſe verſchafft, vielleicht aber auch an einen Felſen vor Anker legt. Schmal, ſchief— rig, zerbrechlich und ſchmal ſind die Schalen. Fuͤnf bis ſieben blaßrothe Strahlen, die nach vorn zu breiter werden, laufen auf hellem Grunde vom Wirbel nach dem Vorderrande hin. Die in— nern Waͤnde ſpielen bunt und perlenmutterartig. Fuͤnf Furchen hat die Schloßflaͤche an beyden wuͤrmer II. Th. u Scha⸗ 154 Winkelhacken. Schalen, daher nur das lederartige Band die Verbindung der beyden Schalen erhaͤlt. Die Hei⸗ math des Halbohrs iſt die Gegend von Tranque⸗ bar, doch findet man auch in andern N aͤhnliche. Recht ſchoͤn fallt die gekerbte Schloßlinie am winkelhacken (A. Norma, Gnomon, Iſogno- mon, la Jambe, la Cuiſſe 111) ins Auge, und ſehr tief ſind die Furchen, die das lederartige Band ausfuͤllt. Ohne dieſes gekerbte Schloß konnte man dieſe ſeltſame Muſchel fuͤr einen unvollſtaͤndi⸗ gen Pohlniſchen Hammer, den wir bald kennen lernen werden, halten, und dann zu den Auſtern rechnen, was viele Conchyliologen thun. Er iſt glaͤtter, flaͤcher und breiter, auch weit ſeltner als der Hammer. Eine ſchwarz violette Oberhaut bedeckt außen ſeine perlenmutterartigen Schalen. Innen aber ſieht man die Perlenmutterfarbe mit einem prächtigen, violet⸗ ten Schiller. Am Ende des Winkelhackens befindet ſich ein Ausſchnitt, wo der Bewohner feinen Bora ſtenbuͤſchel herausſtrecken kann. Um die oſtindi⸗ ſchen Inſuln findet man dieſe mehr ſeltſame als ſchone Muſchel, die in einem hohen Preiſe ſteht. T ab. ar DIN — LOSE 155 Tab. XVI. — XIX Kamm muſchel. Oftrea. Die Compaßmuſchel (112). Die größte Ja⸗ cobsmuſchel (113. 114). Die Zichjacffamms muſchel (115). Der Herzogsmantel (116) Die Corallenmuſchel (117). Die Raſpel (118 4). Die wahre Eismuſchel (118 b). Der Pohlniſche Hammer (119). Das Lor⸗ berblatt (120. 121). Der einfache Hahnen⸗ kamm (122. 123). Der doppelte (124). Das Kammblatt (125). Die gemeine Auſter (126). Unter die ſehr wichtigen und ſtark bevoͤlkerten C on⸗ chyliengattungen gehoͤren gewiß die Rammmu⸗ ſcheln. Man zaͤhlt ihrer nicht weniger als 142 Arten. Um der gleichen Structur des Schloſſes willen hat man auch alle Auſtern in dieſe Gattung verwieſen, was freylich wegen der gar zu auffallend verſchiednen Form viele ganz verwerfen, und aus dieſer zahlreichen Gattung zwey machen: die Kamm⸗ muſcheln (Pe&en, Peigne, Petoncle) und die Au⸗ ſtern (Oſtrea, Huitrę). Wir laſſen fie ungetrennt, weil nun doch einmal das, worauf die Eintheilung * u 2 beruht, 156 Compaßmuſchel. beruht, naͤhmlich das Schloß, ſie zu Verwandten macht. Uebrigens iſt dasſelbe ziemlich einfach. Ein Gruͤbchen, an deſſen Seite ſich Querſtriche bez finden, die gegenſeitig auf einander paſſen, und ein zaͤhes, lederartiges Ligament im Gruͤbchen, das iſt alles. Die ungleichen Schalen ſind von aͤußerſt mannigfaltiger Form. Die meiſten haben am Wir⸗ bel einen Anſatz, den man Ohren nennt. Da dieſe bald auf beyden Seiten vollkommen gleich, bald un⸗ gleich ſind, ſo hat man davon Veranlaſſung genom⸗ men, die Kammmuſcheln in Familien einzutheilen. Unter ihnen nennen wir zuerſt die Compaß⸗ muſchel (O Pleuronectes, la Sole, P’Eventail, Sonnenweiſer 112). Die zarten Striche, die vom Wirbel aus nach den Raͤndern hinlaufen, verglich man mit den Linien eines Compaſſes oder auch mit einer Sonnenuhr; daher ihr Nahme. Sie hat viel Merkwürdiges an ſich. Völlig gleich und von ans genehmer Rundung ſind beyde Schalen in Abſicht ihrer Form g aber hoͤchſt verſchieden in ihrer Farbe, daß, haͤtte man nicht mehrere gefunden, die noch 0 ihr lederartiges Band zuſammenhielt, man es für unmdͤglich gehalten hätte, daß die zwey Schalen Eis ner Muſchel angehören, Denn die Oberſchale iſt blaß⸗ Compaßmuſchel. 157 blaßroth leberfarb, die Unterſchale aber ſchneeweiß. Eben dieſe Verſchiedenheit der beyden Schalen vere anlaßte ihren lateiniſchen und franzoͤſiſchen Nah⸗ men, indem die Schollen, jene uns bereits bekann- ten Plattfiſche, gleichfalls oben ganz anders, als un⸗ ten ausſehen. Nichts gleicht der Spiegelglaͤtte der duͤnnen und etwas durchſichtigen Schalen; nicht die | mindeſte Runzel laͤßt ſich entdecken; denn die Striche ſind ſo zart wie die Faͤden eines Spinnengewebes. An den innern, blendend weißen Waͤnden hingegen bemerkt man auf jeder Schale uͤber zwanzig etwas erhobne Streifen, die dem feinſten Silberdraht glei⸗ chen; aber weder den meſſerſcharfen innern Rand, noch die Schloßgegend berühren. Unter den gleich⸗ ſeitigen Ohren hat jede Schale auf beyden Seiten einen erhabnen Knoten, deſſen Zweck unbekannt iſt. Die Indianer nennen dieſe in den oſtindiſchen Mee⸗ ren wohnende Muſchel die fliegende, weil ihr Bee wohner die Kunſt verſteht, plotzlich, wie ein Pfeil, aus dem Waſſer zu ſpringen, oder in die Tiefe hinab⸗ zufahren. Dieß geſchieht, indem er die ſtarken Sechs nen, mit denen er an die Schalen befeſtiget iſt, ſchnell anzieht, dadurch ſie ſchließt und ihnen ei⸗ nen elaſtiſchen Stoß gibt, vermoͤge deſſen fie bald — u 3 a an / 158 Compaßmuſchel. 5 an den Strand, bald von dieſem ius Meer geſchleu⸗ dert werden. Unſrer Compaßmuſchel in manchen Stuͤcken aͤhnlich ſieht die große japaniſche und die magella⸗ niſche Compaßmuſchel; nur find fie weit größer und etwas gewolbter, Auch haben fie viel kleinere Oh⸗ ren, als man nach ihrer Größe vermuthen ſollte. Es iſt kaum möglich, eine reizendere Varietaͤt der Compaßmuſchel zu ſehen, als im Cabinette des Herrn v. Cobres liegt. Die eine Schale gleicht der fchönften Morgenrdthe, indeß die andre ei weiß wie friſch gefallner Schnee ift, Gern ſchmuͤcken die von heiligen Oertern zuruͤck⸗ kehrenden Pilgrimme bald ihren Hut, bald ihr Kleid, bald ihren Pilgermantel mit Kammmuſcheln. Dieß konnte man beſonders in vorigen Zeiten oft ſe⸗ hen, da man noch haͤufiger als jetzt nach dem ge⸗ lobten Lande und an andre heilige Oerter Wallfahr⸗ ten anſtellte, um hier die Gnade des Himmels zu erflehen, die der Rechtſchaffene eines jeden Reli⸗ gionsbekenntniſſes durch feine häuslichen Tugenden im Kreiſe der Seinigen, und durch reine Andacht uͤberall findet. Wie der Reiſende aus den Läns dern, die er durchſtreift, gern in ſeine Heimath etwas merk⸗ Jacobsmuſchel. 159 merkwuͤrdiges zuruͤckbringt, das ihm lange nachher noch zur Ruͤckerinnerung dient: ſo nahmen auch jene frommen Wandrer ſolche Muſcheln zum Andenken mit ſich, die zugleich zum Beweiſe dienen ſollten, daß ſie wirklich in der entlegenen Heimath derſelben ge⸗ weſen ſeyen. Daß die Nachahmungsſucht auch bey Wallfahrten von wenigen Meilen dieß als Coſtum eingefuͤhrt habe, iſt bekannt. Uebrigens gab nun das Veranlaſſung, gewiſſe Arten von Kammmuſcheln, deren ſich die Pilgrimme hiezu bedienten, entweder nach dem erſten Pilgrimm Jacob, oder auch wegen der Wallfahrt zum H. Jacobus von Compoſtella, Jacobs: oder Pilgrimmmuſcheln zu nennen, Wir ſehen die groͤßte Pilger: oder Jacobsmuſchel (0. Maxima, la Pelerine commune 113), derglei⸗ chen man ſchon auf acht Zoll breit gefunden hat. Von ihren Schalen iſt die Eine hochgewoͤlbt, die andre ziemlich flach. Jene hat ſtrahlfdrmige, wohl⸗ gerundete, dieſe mehr eckige Rippen, zwiſchen denen ſich Furchen befinden. Die gewölbte Oberſchale iſt weißlich, die Unterſchale aber mit angenehmen roͤth⸗ lichen Binden und Flecken geziert. Doch findet man dieſe dfters auch von gemeiner grauer Farbe. Die innern Waͤnde prangen mit einem ſchoͤnen Silber⸗ glanz. 160 Jacobsmuſchel. glanz. Die Ohren ſind ziemlich regelmaͤßig. Die gerade Linie der Schloßgraͤnze erhebt ſich bey der Unterſchale etwas über die Schloßlinie der Ober- ſchale. Daß im Schloſſe ſelbſt keine Zähne zu ſu⸗ chen ſeyen, ſondern daß bloß ein harter Knorpel in der dreyeckigen Schloßhoͤhle die Schalenverbindung ausmache, iſt aus Obigem bekannt. Auch aus ihm ſoll man den fogenannten Pfauenſtein verfertigen. | Faſt in allen europaͤiſchen Meeren findet man dieſe Pilgermuſchel, vorzuͤglich groß aber an der Kuͤſte von Norwegen. Der Bewohner iſt ſehr nahrhaft und wohlſchmeckend. Man bereitet ihn wie die Au⸗ ſtern, fo wie man auch dieſe gern in jenen Kamm— muſchelſchalen bratet. Doch es iſt der Muͤhe werth, ihn näher kennen zu lernen und in feiner Schale lies gend zu beobachten (114). An dieſe befeſtigen ihn braune Haͤute mit Sehnen. Von ihrem gefleckten Saume aus gehen eine Menge weißer Haare, die einen Bart am Schalenrande bilden. Glaͤn zend ſchwarze Puncte ſtehen wie Perlen rings herum. Weiter nach innen zu erblickt man vier fein geſtreifte Blätter, die Werkzeuge des Athmens und des Um⸗ laufs der Saͤfte, und faſt in der Mitte befindet ſich eine fleiſcherne Maſſe, die man für den Magen oder auch Jacobsmuſchel. 161 auch fuͤr die Eingeweide halten kann. Unter ihr liegt eine Art von Fuß. Von der Geſchicklichkeit dieſes 8 Thieres ‚ fi zu Waſſer und zu Land fortzuhelfen, weiß man viel zu erzählen, was aber fo gar ausge⸗ macht noch nicht iſt. Durch ſchnelles Auf: und Zus ſchlagen ſeiner Schalen ſoll es ungemein geſchwind im Waſſer fortkommen. Iſt es dieſer ſchnellen Rei⸗ ſen muͤde, ſo begibt es ſich auf die Oberflaͤche; die gewdolbte Schale ſchwimmt wie ein Schiffskiel im Waſſer, indeß die flache ſich gerade aufrichtet, und dem Wind eine Art von Segel darbiethet. Ueber⸗ eilt dieſen Schalwurm ein heftiger Windſtoß und wirft ihn aufs Trockne, fo offnet er feine Thorfluͤgel fo weit und ſchnell als er kann, und ſchlaͤgt ſie heftig zuſammen, ſo daß der Stoß ihm einen Schwung gibt, durch deſſen Wiederhohlung er immer naͤher ſeinem Elemente kommt. Es ſoll ein unterhalten⸗ der Anblick ſeyn, wenn die Kuͤſtenbewohner fol; che Muſcheln fangen wollen, dieſe aber, wie muthwillige Ziegen, ihnen unter den Haͤnden da⸗ huͤpfen. Mit der größten pilgermuſchel manche Aehnlich⸗ 3 die eigentliche Jacobs muſchel (O. Jacobæa, la Coquille de St. Sacgues). Doch bemerkt man ecki⸗ Würmer II. 4 gere ı262 Zickzackkammmuſchel. gere Rippen und noch andere . 10 bedeutende Abweichungen. | Dem Gott des Meeres ww allerdings eine ſchöne Doſe aus dem Reiche, das er beherrſcht. Zu dieſer Ehre beſtimmte man die Zickzackmuſchel (O. sZiezac , le Benitier peigne, Joppedupplett 115), und nannte fie Neptunusdoſe. Andre weihten fie gar der Venus und gaben ihr den Nahmen Venus⸗ tabatiere, fo widerlich auch der Gedanke an eine ſchnupfende Venus iſt, wenn ſie nicht dabey an ein Bonbonsddschen gedacht haben. Dem ſey nun, wie ihm wolle, die Wahl zu einer ſolchen Galanterie war nicht uͤbel getroffen, denn wirklich iſt dieß eine der zierlichſten Kammmuſcheln. Aeußerſt mannig⸗ faltig iſt ihr bald mit ſtaͤrkern, bald mit ſchwaͤchern Strahlen und Furchen bezeichnetes Farbenkleid. Bald find ihre dünnen, fpiegelglatten Schalen ſchön kaſtanienbraun, bald zimmtfarbig, bald rothgelb, bald blaulich marmorirt, bald blutroth. Leichte Woͤlkchen ſcheinen darauf zu ſchweben, und fie bun⸗ ter zu machen. Unmöglich kann der Pinſel die Zick⸗ zackſtreifen und die feinen Linien, die das Vergroͤße⸗ rungsglas wahrnimmt, aus druͤcken. Sehr gewoͤlbt iſt die eine Schale, die untere aber nicht nur flach, ſon⸗ —— 9 Ay „ 99 ate N Ax A 2 u } * 1 # 1 . 6 298 82 2 1 8 a . ee — — Herzogsmantel. 163: ſondern ſogar einwaͤrts gebogen, und fehr con⸗ cav, wenigſtens iſt das bey einem ſehr fhönen, vor uns liegenden Exemplare der Fall. An den innern Seiten bemerkt man die oft ſehr ſchwachen Rippen fiärfer, als außen, was ein ſeltner Fall iſt. In den nnn Meeren haͤlt ſich dieſe Bu auf, Eine andre PAIR die der Zn mantel (O. Pallium ducale, ie Manteau ducal, royal, Koͤnigsmantel 116) heißt, hat rauhe, dicke Schalen, und iſt mit Nägeln beſetzt, fo daß fie eher einem ſpaniſchen Mantel, mit dem ſonſt Verbrecher bekleidet wurden, gleicht. Eigentlich ruͤhrt die Rau⸗ higkeit von einer unendlichen Menge aufrecht ſtehen⸗ der Schuͤppchen her, die mit der hoͤchſten Kunſt geordnet und wahrhaft zahllos ſind. Wahrſchein⸗ lich dachte man bey der Wahl ihres Nahmens an die mit weißem Pelzwerk und Hermelinſchwaͤnzen gezierten Fuͤrſtenmaͤntel, weil dieſe Muſchel beſon⸗ ders nach dem Wirbel hin ſchwarzroͤthliche Flecken auf weißem Grunde hat, und dadurch den Hermelin⸗ maͤnteln etwas aͤhnlich wird. Vielleicht trug auch die Purpurfarbe zu dieſem Nahmen bey. In Ab⸗ ſicht auf Größe, Bauart, Wölbung, Farben find X 2 | ſich 16 Corallenmuſchel. ſich beyde Schalen vollkommen gleich. Ohne die ſchwaͤchern Nebenrſppen in Anſchlag zu bringen, haben ſie zwölf Hauptrippen. Dieſe werden durch eine Menge Streifen und zahlloſe in einander vers ſchlungne Runzeln ganz rauh gemacht. Die Ohren ſind ungleich und ſitzen voller Knoten; auch ſieht man einige Stacheln. Wenn die Schalen auf ein⸗ ander liegen, ſo zeigt ſich bey den Ohren eine Oeff⸗ nung, durch die man auf beyden Seiten ſehen kann. Dunkel Purpurroth und nach oben zu ſchwarz und weiß marmorirt, iſt die Farbe dieſes Herzogmantels. Beizt man ſie hinweg, ſo kommt ein ſchoͤnes Car⸗ meſinroth mit weißen Flecken zum Vorſchein. Die glatten, innern Wände find weiß und roͤthlich mit Wrede gekerbten Raͤndern. Hat auch die Corallenmuſchel (O. Nodofa, Pecten corallinus, la Coraline 117) keine fo viel verſprechenden Nahmen, als der Herzogsmantel oder die Goͤtterdoſe; ſo gebührt ihr doch wohl der erſte Rang unter den Kammmuſcheln. Ihre betraͤchtliche Größe, ihre mit ſeltner Kunſt gebauten blättrigen Rippen, die mit Knoten und Buckeln geziert ſind, | und ihre Farbenpracht, da fie bald violett, bald Pur⸗ pur⸗ bald Pomeranzenfarbig, bald roth und weiß mar⸗ Corallenmuſchel. 165 marmorirt iſt, zeichnen überhaupt die Corallenmu⸗ ſcheln ſehr aus. Von vorzuͤglicher Schoͤnheit iſt die Unſrige. Bey ihr iſt der Deckel wie die Unterſchale mit zum Theil offnen, zum Theil verſchloßnen Kno⸗ ten geziert, da bey andern dieß nur vom erſtern gilt. Dieſer hat neun, jene aber zehn Rippen, deren mit⸗ telſte mitten durchgeht. Wo auf dem Deckel eine Rippe iſt, da hat die Unterſchale eine Furche. Auf den ſehr in die Höhe ſtehenden faſt vierkantigen Rip⸗ pen ſieht man ſtufenweis gehende, wie Dachziegel uͤber einander liegende Abſaͤtze, bey denen man gend⸗ thigt iſt, an einen jährlichen Zuwachs und alſo an das Alter der Muſchel zu denken. Es iſt unmöglich, alle die Falten, Hohlkehlen, erhabnen Staͤbchen und Knoten, die man auf dieſer Muſchel ſieht, ganz zu beſchreiben. Der aͤußere Rand iſt ſcharf gezaͤhnelt. Die ungleichen Ohren laſſen eine Oeffnung. Schoͤ⸗ nes Violett und zwiſchen den Falten das glaͤnzendſte Weiß zeichnet unſre Corallenmuſchel vor andern aus, die gar oft nur einfarbig corallenroth gefunden werden. Die Kuͤſte von Guinea iſt ihr Vater⸗ land. Drcane werfen fie oft an Kuͤſten. Llebha⸗ ber Be (har 3 n mit funfzig 3 N . #3 Ziem⸗ 166 Raſpe. 3 Ziemlich unterfchieden von den Kammmuſcheln und Maͤnteln, deren wir noch, wenn es der Raum erlaubte, eine große Menge anfuͤhren koͤnnten, iſt die Raſpe (O. Lima, Kadula, la Rape, Ratif- ſoire 118 a). Sie hat ſchneeweiße, durchſichtige, ey⸗ foͤrmige Schalen, die nur wenig gewoͤlbt ſind. Auf der Oberflaͤche zaͤhlt man 20 — 22 Furchen und Rip⸗ pen, die wegen der ſcharfen, hohlen Schuppen, wo⸗ mit ſie beſetzt ſind, ihr das Anſehen einer Raſpe ge⸗ ben. Die Schloßlinie iſt etwas ſchief, auch hat ſie erhabne Puncte. Die kleinen Ohren find völlig gleich. Die innern Waͤnde haben auch Streifen und Fur⸗ chen. Das rothe Meer liefert weit groͤßere Raſpen, als die abgebildete, die aus Tranquebar iſt. Noch weit feiner, duͤnner und zerbrechlicher iſt die wahre Eismuſchel (O. Lima tenera, la Lime douce, feine Feile 118 b). Ihre ſchöne weiße Farbe, die aber zuweilen eine gelbliche Oberhaut bedeckt, erinnert an das Eis, und eine Meiſterhand verra⸗ then die aus zahlloſen Schuͤppchen zuſammengeſetz⸗ ten Streifen, die fo dicht beyſammen ſtehen, daß an kein Zaͤhlen zu gedenken iſt. Unter den Ohren die⸗ ſer Muſchel befindet ſich auf beyden Seiten eine laͤngliche Oeffnung, auch haben ſie auf der Vorder⸗ ſeite Wahre Eismuſchel. 267 ſeite zuruͤckgebogne Lippen mit fein gekerbten Raͤn⸗ dern. An den Ufern der Antillen iſt dieſe Eismuſchel zu Haufe, mit der wir die eigentlichen Kammmu⸗ ſcheln verlaſſen, und nur noch hinzufuͤgen, daß man fie Häufig verſteinert (Pectiniten) finde. Selbſt der Felſen, der die noch unbeſiegte Bergfeſtung, den Koͤnigſtein, traͤgt, muß einmal den Kammmuſcheln nicht unzugaͤnglich geweſen ſeyn. Denn in ſeinem Schooße fand man Pectiniten. Wir haben ſchon der Verſchiedenheit auchn den Kammmuſcheln und Auſtern gedacht, ſo nahe verwandt ſie auch durch ein aͤhnliches Schloß ſind. Schwerlich wird eine Mufchelfamilie ſonderbarere und verſchiednere Formen aufzuweiſen haben, als die eigentlichen Auſtern. Ihre zwey Schalen, die aus vielen uͤber einander geſchichteten Blaͤttern, die ſich leicht abſchaͤlen, beſtehen, find gemeiniglich ungleich, indem die Eine tiefer von innen und gewoͤlbter von außen als die Andre iſt. Auch ihre Wirbel und Schuaͤbel haben eine verſchiedne Richtung, und ſte⸗ hen bald links, bald rechts. Darin kommen ſie aber überein, daß fie gut auf einander ſchließen, und in⸗ nen meiſtens einen praͤchtigen Glanz, bunte Spie⸗ lungen und einen ſtarken Muskelflecken haben. An e etwas 168 Pohlniſcher Hammer. etwas muͤßen ſie ſich anhaͤngen, es ſey nun an Schiffsboͤden, Felſen, Seegewaͤchſe oder an Baͤume, ja ſie haͤngen ſich unter einander ſelbſt an, und be⸗ ſitzen dazu einen Leim, den nichts aufzuldſen vermag. Wo fie daher einmal ſich angeſiedelt haben, da blei⸗ ben ſie Zeitlebens. Einige lieben Felſen, andre Baͤume, Wurzeln, wieder andere den Grund zu ih⸗ rem Aufenthalt, den fie nie wieder verlaffen koͤnnen. Dieß unterſcheidet ſie ſehr von den Kammmuſcheln, die eine willkuͤrliche Bewegung haben. Wer ſollte, wenn er den Pohlniſchen Hammer (O. Malleus, le Marteau noir, la Croix, Crucifix, Kreuzmuſchel 119) betrachtet, vermuthen, daß er eine der geſuchteſten Conchylien vor ſich ſehe. Und doch iſt nichts gewiſſers als dieſes, indem ſonſt ein ſchoͤner Hammer mit tauſend Thalern bezahlt wor⸗ den iſt. Noch bis dieſe Stunde gibt man fuͤr ein großes, wohlerhaltnes Exemplar gern hundert Gul⸗ den. Da die Bohrwuͤrmer den Hammermuſcheln ſehr nachſtellen, und herdenweiſe fie uͤberfallen, ſo bleibt ein vollkommen unbeſchaͤdigtes Exemplar im⸗ mer eine Seltenheit. Dieſe wird noch groͤßer, wenn, wie bey einer zu einem Geſchenke fuͤr den Pabſt um ungefaͤhr 300 Fl. gekauften der Fall war, durch ein es ſon⸗ — 7 Pohlniſcher Hammer. 169 ſonderbares Naturſpiel die Blaͤtter und Schichten eine ſolche Form haben, daß ſie einen am Kreuze hängenden Körper vorſtellen. Warum fie Hammer oder Kreuzmuſchel heiße, laͤßt ſich ohne großes Nach⸗ denken errathen; aber was in aller Welt ihr den Beynahmen pohlniſch erworben habe, das wird wohl immer ein Raͤthſel bleiben. Die ſonderbaren Arme des Hammers ſind zuweilen laͤnger, zuweilen kuͤrzer als der Stiel; überhaupt aber wird man felten zwey ſolche Muſcheln finden, die einander vollkommen gleich waͤren. Daß die Arme erſt im reifern Alter entſtehen und fortwachſen, iſt unerweislich. Die Hammermuſchel wird keine Ausnahme von der Re⸗ gel machen, daß jedes Geſchoͤpf ſo ziemlich die Ge⸗ ſtalt behaͤlt, die es bey ſeiner Geburt hatte, wenn es nicht zu denen, die eine Verwandlung erfahren, gehört. Je nachdem die Lage dieſer Muſcheln in Felſenkluͤften frey oder eingeſchraͤnkt iſt, je nachdem können die Arme ungehindert wachſen, oder muͤßen in ihrem Wachs thum beſchraͤnkt, und der Stiel ge⸗ rade oder krumm, breit oder ſchmahl werden. Man hat ſie ſchon an den Armen eilf Zoll breit und am Stiele neun Zoll lang gefunden. Außen ſind die Hammer⸗ muſcheln voller Schiefer und Runzeln, deren großere Wuͤrmer II. Th. 9 oder 170 Pohlniſcher Hammer. oder geringere Anzahl ihr Alter bezeichnen mag. Ihre Farbe iſt verſchieden; einige find tieffehwarz, andre ſchwarzblau, wieder andre gleichen dem Tiſch⸗ lerleim und heißen weiße Hammermuſcheln. Dieſe ſind noch ſeltner und theurer als die andern. Ob die⸗ ſe helle Farbe und Durchſichtigkeit davon entſtehe, wenn die brennende Hitze Oſtindiens die am Ufer liegenden Muſcheln bleicht, oder ob das bleiche Aus⸗ ſehen eine Krankheit ſey, was ſehr wohl möglich | wäre, kann nicht entſchieden werden. Innen findet man den ſchoͤnſten Perlenmutterglanz und herrliche Spielungen. Oben, in der Mitte, befindet ſich das Schloß. Hier ſieht man eine große in ſchiefer Rich⸗ tung angebrachte Vertiefung und nicht weit davon eine kleinere. Auch zeigen ſich da faſt unmerklich kleine Kerbchen und Zaͤhne. So genau paſſen die beyden Schalen auf einander, daß es ſchwer halten wuͤrde, auch nur einen Strohhalm dazwiſchen zu bringen. Aber um deſto weniger begreift man, wie das Thier, das eine vollkommne Auſter und auch ſo wohlſchmeckend als dieſe iſt, darin leben kann. Frey⸗ lich mag es die Gabe haben, ſich ſehr auszudehnen, x um von feinen: Gliedern, Sehnen und Fühlern den udthigen * zu machen. Doch bleibt es ſehr | | 25 ſchwer, Pohlniſcher Hammer. 171 ſchwer, ſich eine deutliche Vorſtellung zu machen, wie dieſes Gefchöpf fein Wohnhaus vergrößern, oͤff⸗ nen, ſchließen und ſich bewegen konne. In den oſtindiſchen Meeren, vorzuͤglich um Ceylon findet man die Hammermuſchel, und die Taucher hohlen fie aus der Tiefe herauf. Der Seefahrer Bougain⸗ ville, gab einer Inſul, ohnweit der Kuͤſte von Neu⸗ england in der Suͤdſee, den Nahmen Hammerinſul, weil er an ihrem Strande zehn Hammermuſcheln an⸗ traf. Die große Freude uͤber dieſen gluͤcklichen Fund wurde aber durch einen Zufall, indem eine giftige Schlange die nach jenen Muſcheln ſuchenden Matro⸗ ſen ſo biß, daß ſich alsbald die furchtbarſten Wir⸗ kungen zeigten, traurig genug unterbrochen. Son⸗ nerat verſichert, auf Marilla ſolche Haufen von Hammermuſcheln geſehen zu haben, daß man ganze Magen damit hätte anfüllen konnen. Hätte es ihm doch gefallen, auch nur einige Saͤcke voll nach Eu⸗ ropa zu bringen, er wuͤrde dadurch, außer dem Vor⸗ theil, ſich vor dem Verdacht einer Uebertreibung zu ſchuͤtzen, einen Theil ſeiner Reiſekoſten und den Dank aller Naturforſcher gewonnen haben. Faſt noch ſonderbarer als die Hammermuſchel iſt die Hausente, die zwar auch eine aͤhnliche Auſter⸗ 2 Y 2 art, 172 Lorbeerblatt. art, wie ſie iſt, aber keine Arme und eine ſo ge⸗ kruͤmmte Stellung hat, daß die — dabey an eine ſitzende Ente denkt. Eine vorzuͤglich merkwuͤrdige Auſter muͤßen wir unſern Leſern in dem Lorbeerblatt (O. Folium, la Feuille de Laurier, das große Blatt) bekannt machen. Unverkennbar iſt ihre Aehnlichkeit mit ei⸗ nem Baumblatte. Gern haͤngt ſie ſich an den Sery⸗ baum, der keine eigentlichen Blaͤtter hat, und wenn denn recht viele ſolcher Auſtern an dieſem Baume kleben, ſo ſieht er wie belaubt aus. Bald mehr bald weniger in der Mitte der Oberſchale (120) befindet ſich eine breite, wulſtige Rippe; von ihr aus laufen viele Runzeln und Furchen wie die Adern eines Blat⸗ tes nach den Schalenraͤndern hin, die, ſo ausgebo⸗ gen und unregelmäßig fie auch ſcheinen, doch vortreff⸗ lich ſchließen. Durch die kleinere, mindergewoͤlbte Unterſchale (121) geht mitten durch eine tiefe Rinne, in der, wie bey unſerm Exemplar, noch ein Zweig ſteckt, an dem ſich die Muſchel angeklammert hat, und mit den ſeltſamen haͤndengleichenden Hacken feſthaͤlt. Auch hier ſind viele Furchen und Falten. Man hat dieſe merkwuͤrdige Auſter in verſchiedenem Anzuge, bald braunroth, bald violett, bald ſtrohgelb gefun⸗ — — — nn nn — — — — — Bi Hahnenkamm. 173 gefunden. Am Strande der Molukken iſt ihr Wohn⸗ ort. Sonſt wurde ſie gern mit ” hollaͤndiſchen Gulden bezahlt. Mit großem Rechte hat der um die Conchylien hochverdiente Chemnitz den Hahnenkamm (O. Crifta Galli, 'Ailèe de Chauve ſouris, la Cröte du cog, Schweineohr) den Miesmuſcheln abgenommen, und den Auſtern beygezaͤhlt. Eine genaue Unter⸗ ſuchung des Schloſſes an mehrern Exemplaren, zeigte ihm deutlich das charakteriſtiſche dreyeckige Gruͤbchen, das allen Kammmuſcheln und Auſtern eigenthuͤmlich iſt, und er fand alle Urſache zu ver⸗ muthen, daß an den Exemplaren, bey welchen das Schloß dem Schloſſe der Mies muſcheln ſich näherte, dieß bloß daher gekommen ſeyn moͤge, weil ſie durch ihre Nachbaren, oder durch andre Koͤrper in ihrem Wachsthume zu beſchraͤnkt geweſen waͤren. Einen in der That artigen Anblick machen die Hahnen⸗ kaͤmme, und auch der, dem die Conchylien eben nicht beſonders viel Vergnuͤgen gewaͤhren, wird ih⸗ nen gern einige Augenblicke ſchenken. Sie haben ſpitzwinklige Falten, oder wenn man will, Rippen. Trefflich paßt die Unterſchale in die Oberſchale. Die Oberflaͤche iſt rauh, voll erhabner Puncte und Strei⸗ 3 fen. 174 Doppelter Hahnenkamm. fen. Die innern Waͤnde glaͤnzen wie ein Spiegel, und haben die ſchoͤnſte Honigfarbe. An einigen Hahnenkaͤmmen bemerkt man an der Unterſchale hackenfdrmige Arme, um ſich an fremde Körper an⸗ zuklammern. Ihre Farbe iſt eben ſo wenig gleich, als die Zahl und Form ihrer Falten. Wir ſehen in der Abbildung einen gelblichen (122) und einen vio⸗ lettblauen (123). Sehr gern ſitzen die Hahnen⸗ kaͤmme uͤber einander, und zwar ſo feſt, daß man ſie ſchwer von einander bringt. In den Kalkbergen der Schweiz findet man eine große Menge einfacher und doppelter Hahnenkaͤmme verſteinert. Wie ſie aus ihrem jetzigen Vaterland Oſtindien dahin gekommen ſeyen, das iſt eine der großen Fragen, auf die man nie befriedigend wird antworten koͤnnen. Seltner als der einfache Hahnenkamm iſt der doppelte (O. Hyotis, la double erbte du coq, Oreille de Cochon d double plis, Blaͤtterkamm 124). Die blaͤttrigen, ſchuppigen Falten, die wie Hohl⸗ ziegel uͤber den ſpitzwinkligen Falten liegen, ma⸗ chen, daß dieſe gleichſam gedoppelt erſcheinen. Hiezu kommen noch große, hohle, rinnenartige Za⸗ cken auf dem Ruͤcken. Sie ſtehen wild und unordentlich durcheinander. Schmutzig gruͤn⸗ gelb, Kammblatt. 175 gelb, ins Braune fallend iſt die Sarbe dieſes Hah⸗ nenkamms. | Wir ſahen oben eine Baumauſter, die fich an: klammern kann. Im Kammblatt (0. Frons, la Feuille ,' kleines Blatt 125) erblicken wir eine andre Art, die ſich an einer Gorgonia, einem See⸗ gewaͤchſe, fo feſt hält, daß, ohne ſie zu zerbrechen, ſie los zumachen unmöglich waͤre. Dieſe Muſchel iſt ſchmaͤhler, als das Lorbeerblatt. Wie ihre Oberſchale eine erhabne Rippe in der Mitte hat, ſo befindet ſich gerade unter ihr in der Unterſchale eine Rinne fuͤr den Gegenſtand, an den ſie ſich anſchlie⸗ ßen will. Auf beyden Seiten ſind mehrere Hacken zum Umfaſſen des Zweiges. Beſſer koͤnnen die Krallen eines Vogels ihn nicht faſſen, als die Mu⸗ ſchel, die der Verfaſſer gerade vor ſich hat, ein See⸗ gewaͤchs feſt haͤlt, und es bleibt immer ein höchſt merkwuͤrdiger Gedanke, wie die Natur in die Schale oder in den Inſtinet des Thieres es zu legen wußte, daß an der ſteinharten Schale ſich gleichſam Klauen, laͤnger oder kuͤrzer, gekruͤmmter oder flacher, je nach⸗ dem es der Zweig erfordert, bilden muͤßen, um das ſonſt hilf⸗ und gliederloſe Thier in den Stand zu ſetzen, eine Stuͤtze zu ergreifen und Zeitlebens feſt⸗ un. zuhal⸗ 176 Gemeine Auster zuhalten. Außen iſt das Kammblatt angenehm roth, innen glaͤnzend weißgelb. In Weſtindien findet man es haͤufig. Da es aber mit Sand und Schmutz bedeckt ein ſchlechtes Anſehen hat, und uͤberdieß wegen der etwas lockern Verbindung die Schalen leicht auseinander fallen, ſo daß nur die am Zweig befeſtigte zuruͤckbleibt, ſo gehoͤrt ein vollſtaͤndiges Exemplar mit Ober: und Unterſchale aner zu den ſchaͤtzbaren Cabinettsſtuͤcken. Indem wir bisher ſchon ſo manche Auſter ken⸗ nen lernten, ſo konnten unſre Leſer gewiß vermuthen, daß wir, die fo geruͤhmte Lieblingsſpeiſe vieler Per⸗ ſonen, die gemeine Auſter (O. Edulis, la Huitre a ecailles, eßbare Auſter 126) nicht mit Stillſchwei⸗ gen uͤbergehen wuͤrden. Im Gegentheil wollten wir ihr etwas mehr Raum widmen als andren, und ſie deswegen zum Schluſſe dieſer ganzen Gattung verſparen. Denn gerade das, was uns dfter unter das Auge kommt, muͤßen wir gruͤndlicher kennen, als das entfernte. Sehr bekannt iſt ihr Ausſehen. Eine Menge blaͤttriger Schuppenreihen, deren groͤßere oder gerin⸗ gere Anzahl ihr Alter vermuthen laͤßt, bekleiden die Schalen, von denen die untern etwas bauchig, die obere Gemeine Aufter, 277 obere aber glatt iſt. Ihre Farbe iſt verſchieden, bald grau, bald ſchwaͤrzlich, bald weiß. Zuweilen findet man auch purpurfarbige und violette Auſtern. Gewoͤhnlich haben fie einen bis drey Zoll im Durch⸗ ſchnitt, doch gibt es auch außerordentlich große. Dampier will auf ſeinen Reiſen Auſtern von zwey bis drey Centnern angetroffen haben, und von einer einzigen ſollen uͤber hundert Menſchen 1 gewor⸗ er ſeyn. Pak ‚Saft alle Meere bewohnt die gemeine Auſter, doch iſt ſie in dem Einen ſchmackhafter und beſſer, als in dem Andern. In Europa liefern England, Frankreich und auch Italien die beſten Auſtern, und treiben einen anſehnlichen Handel damit. An den Hollaͤndiſchen Kuͤſten kommen die Auſtern nicht gar gut fort, weil ſie wegen des lehmigen Bodens bey Ebbe und Fluth leicht verſchlammt werden. Man laͤßt daher alle Jahre aus England Auſternbrut kom⸗ men; dieſe ſetzt man in beſondere Behaͤltniſſe, n de⸗ nen das Seewaſſer Ab: und Zufluß hat. Dieß find nun gute Auſternmagazine zum Verkauf. An meh— rern Orten hat man mit Palliſaden umgebne Bes. haͤltniſſe im Meere als Auſterngehege. Da, wo dieſe mit der See in keiner Verbindung ſtehen, muß man Wuͤrmer II. Th. 3 den 178 Gemeine Auſtet. den Auſtern wenigſtens zweymal des Tages friſches Seewaſſer geben, was man ſie maͤſten nennt. Da⸗ durch werden fie ſchmackhafter und fetter. Ueber⸗ haupt iſt die Erneurung des Waſſers und die beſtaͤn⸗ dige Bewegung desſelben das größte Beduͤrfniß für Seegeſchoͤpfe, ſo daß ſelbſt die, die man in Glaͤſern haͤlt, zum Theil nur durch wiederholte Bewegung des Waſſers erhalten werden koͤnnen, und ſich deſto beſſer befinden, je mehr man in Abſicht auf die Zeit die natuͤrlichen Veraͤnderungen, die das Meer ſelbſt haͤlt, nachahmt. Es iſt ein ruͤhrender Gedanke, daß die raſtloſe Bewegung des Meeres und die ſich ja⸗ genden Wellen, die unaufhörlich ihre Stelle veraͤn⸗ dern, zur Erhaltung von Millionen Geſchoͤpfen bey⸗ tragen, und daß auch um des ſchwachen Inſects und des wehrloſen Wurms willen, das Meer brau⸗ ſen und toben muß. Die Nahrung der Auſtern beſteht in lehmiger Erde, Pflanzentheilen und kleinen Wuͤrmern. Da ſie aber immer an irgend etwas feſt kleben, und keine andere Bewegung in ihrer Gewalt haben, als ihre Oberſchale auf: und zuzumachen, ſo muͤßen fie gedul⸗ dig warten, bis ein guͤnſtiges Schickſal ihnen etwas Nahrhaftes zufuͤhrt. m einzige Bewegung, die fie — außer | Gemeine Aufter. 179 außer der ſchon angeführten in ihrem Leben machen mögen, iſt die, die man an ihnen, wenn fie noch ganz klein ſind, ſobald ſie von der Mutter kommen, bemerkt; aber gewiß kleben ſie ſich bald nachher an etwas, oder fie Heften ſich untereinander ſelbſt klumpenweiſe zus ſammen, und verlaſſen dann nie wieder die einmal gewaͤhlte Lage. Es iſt wohl keinem Zweifel unter⸗ worfen, daß die Auſtern wahre Zwitter ſeyen. Denn es laͤßt ſich ſchwer denken, wie ſich die verſchiednen Geſchlechter einander zur Fortpflanzung naͤhern ſoll⸗ ten. Die Tarentiniſchen Fiſcher haben die Bemer⸗ kung gemacht, daß die Auſter dreymal im Jahre, im März, im Juny und im September, ihre Jungen aus den Kiemen ſchluͤpfen laſſe. Oeffnet man etwas vor dieſer Zeit die Schalen, ſo ſindet man Eyer und bald darauf wirklich lebende unglaublich kleine Auſtern in Menge. Sie haben ihren Aufenthalt in den Kiemen der Mutter, und werden von ihr, wenn ſie reif zur Geburt ſind, vermittelſt dieſer Kiemen, die Geburts⸗ helfers Dienſte leiſten, und faͤlſchlich fuͤr rothe Wuͤr⸗ mer angeſehen worden find, herausgeſtoßen, wo ſie dann, ohne weitere elterliche Pflege, ihrem Schickſal uͤberlaſſen bleiben. So klein fie find, fo dffnen und ſchließen fie doch ihre Schalen mit großer Fertigkeit, 3 2 und 180 Gemeine Auſter. und munter huͤpfen ſie, bis ſie einen Ort finden, wo 5 fie ſich anſiedeln. Sobald die Mutteraufter geboren hat, ſo ſoll ſie Sand und Schlamm zu ſich nehmen, um die Leere auszufuͤllen, und das durch den Abgang der Jungen verlorne Gewicht wieder herzuſtellen. Beruͤhmte Naturforſcher behaupten von Voͤgeln und Fiſchen das Naͤhmliche. So viel iſt richtig, daß man die Gedaͤrme der Auſtern, bald nachdem ſie ge⸗ boren haben, mit einer Menge Sand angefuͤllt findet. Die neugebornen Jungen find mit einem milchartis gen Schleim umgeben, mit dem ſie ſich an den naͤch⸗ ſten beſten Gegenſtand anhaͤngen. Oft reißt aber das ungeſtuͤmme Meer die Schleimklumpen ausein⸗ ander, und ſchleudert von der Familie eins da, das andre dorthin. Vorzuͤglich im Julius hebt ſich die Brut der Auſtern und andrer Schalwuͤrmer aus der Tiefe des Meeres in die Hoͤhe, uͤberzieht die Kiele der Schiffe und tauſend Korkſtuͤcke, die ſich im Waſ⸗ ſer befinden, ſo daß gleichſam alles eine Conchylien⸗ rinde bekommt. Schon aus dieſem Umſtande, noch mehr aber aus den ungeheuren Auſternbaͤnken, die ſich, wie wandernde Völkerfchaften, in gewiſſen Gegen⸗ den feſtſetzen und eine reiche Ernte bereiten, kann | man ſich ihre Vermehrung vorſtellen. Ein Natur⸗ forſcher Gemeine Auſter. 181 forſcher unterſuchte den Eyerſtock einer Auſter, und berechnete ihn auf eine Million und zweymal hun⸗ dert tauſend Eyer. Aber eben dieſe Fruchtbarkeit iſt Beduͤrfniß und Wohlthat. Denn da die Menſchen ſo viele, man darf ſagen, Millionen verzehren, und auch die Krebſe, die Krabben, die Auſterndiebe, die Seeſterne und manche andre Seegeſchoͤpfe mit dem Herrn der Natur einerley Geſchmack haben, fo mußte die Auſter mit einer zahlreichen Nachkommen⸗ ſchaft geſegnet werden. Selbſt unter den Saͤugthie⸗ ren hat ſie große Liebhaber. Waͤhrend der Ebbe geht der liſtige Waſchbaͤr am Strande auf und ab, wartet bis die Auſtern ihre Schalen oͤffnen, und hohlt dann das Thier heraus. Er darf ſich aber wohl in Acht nehmen, ſonſt ſchließen ſie ihre Schalen, und halten ihn, wie den Fuchs oder Marder das Teller: eiſen, gefangen. Jetzt iſt das arme Thier verloren; laufen kann es nicht, die wiederkehrende Fluth übers eilt und erſaͤuft es. Auch der naſchhafte Affe ſchleicht den Auſtern nach, hat aber auch zuweilen dieſes Schickſal, und ſchwerlich wird ihn dann ſein hoͤhni⸗ ſches Zaͤhneblecken und ſein poſſirliches Springen retten. Ja, als waͤre das noch nicht genug Laſt fuͤe die arme Auſter, ſo ſiedelt ſich die Meereichel, wie 8 33 unſre 182 Gemeine Auſter. unſre Abbildung zeigt, in ganzen Familien nebſt noch manchem Seethier auf ihr an, und ndthigt ſie, ihr Zeitlebens zum Wohnplatz zu dienen. An dem Bewohner der Auſterſchalen haben uner⸗ muͤdete Zergliederer eine Menge kunſtreicher Organe entdeckt, die den Wahn, als waͤre er ein hoͤchſt ein⸗ faches Thier, buͤndig widerlegen. Maul, Ruͤſſel, Magen, Kiemen, Herz, Leber und noch mehr ha⸗ ben ſie deutlich in ihm gefunden. Auch bey ihm hat das Herz jene raſtloſe Bewegung, die wie ein Druck⸗ werk die zum Leben erforderlichen Feuchtigkeiten in die große Pulsader, und aus ihr in tauſend kleine Canaͤle und in die Kiemen treibt. So weniger Bewegung er auch faͤhig iſt, ſo hat ihm doch die muͤtterlich ſorgende Natur Inſtinct genug gegeben, das anſtroͤmende Waſſer der Ebbe und Fluth zu be⸗ nuͤtzen, um, wenn ein Zufall ihn losgeriſſen hat, auf eine andre ihm bequemere Seite zu liegen zu kommen. Kraft hat er auch genug in ſeinen Muskeln, die Schalen recht feſt zuzuſchließen. Dieß ſollen drey arme Maͤuſe erfahren haben. Sie ſteckten den Kopf zwifchen die offne Schale, und pldtzlich ſtanden ſie kopflos da. So wird wenigſtens er⸗ zahlt. Schon Gemeine Auſter. 183 Schon nach drey Monaten ſollen die Jungen zur Fortpflanzung tuͤchtig, und in einem halben Jahre einen Zoll groß ſeyn, aber erſt im dritten oder vierten Jahre ihre voͤllige Reife und Groͤße haben, ſo daß ſie zum Eſſen taugen. Ein weiſes Geſetz gebiethet daher, die Jungen, die von ungefaͤhr aus dem Waſſer gezogen werden, wieder hineinzuwerfen; ſo wie es auch waͤhrend der Laichzeit ihren Fang un⸗ terſagt, um ſie in dieſem wichtigen Geſchaͤfte nicht zu flören. Ohnehin find fie um dieſe Zeit ſchlecht und ungeſund, was in einigen Gegenden den ganzen 8 Sommer hindurch der Fall ſeyn ſoll. Ein thoniger ſandiger Grund traͤgt viel zum guten Geſchmack der Auſtern bey. Am Aus fluß der Stroͤme ins Meer gerathen ſie beſonders gut, daher man ſie daſelbſt durch Verſetzung der Brut zu ziehen und Auſternbaͤnke anzulegen ſucht. Auch ſie beweiſen, welch eine Goldgrube die Induͤſtrie ſey und wie reiche Zinſen ſie trage. In einem Canal zwiſchen Angleſey und Carnarvonschire in England befindet ſich eine mehrere Meilen lange Auſternbank, von der man jaͤhrlich eine Menge der vortrefflichſten Auſtern gewinnt. Vor 50 Jahren war da noch keine Auſter zu ſehen; und die ganze Anlage koſtete * 300 183 Gemeine Auſter. 300 — 400 Auſtern, die ein Wohlthaͤter auf gut Gluͤck in dem Canal ausſetzte. Seinen Nahmen verſchweigt die ſo oft undankbare Geſchichte, indeß fie die Robespierres und Lebons und andre Zerſtorer treulich aufbewahrt. Die aus dem Meere fommens den Auſtern nennt man Seeauſtern zum Gegenſatze der Pfuͤtzenauſtern, die in den ſtehenden Gewaͤſ⸗ fern, die das Meer auf dem Lande zuruͤckließ, leben, und bey weitem nicht fo gut als jene ſchmecken. Die kleinen Engliſchen Auſtern von Gloceſter werden fuͤr die beſten gehalten. Ihrer Millionen gehen uͤber Hamburg nach Deutſchland. Beſonders ruͤhmt man die grünen Auſtern. Dieſe Farbe iſt aber nicht Natur. Man hat naͤhmlich Auſtern⸗Graben, die voll eines gewiſſen ſaftreichen Mooſes ſind, und mit dem Meere in Verbindung ſtehen. Die gewalt⸗ ſam eindringende Fluth ſtreiſt von dem Mooſe eine Menge feiner, gruͤner Theile ab, faͤrbt das Waſſer und die Auſtern, und gibt dieſen einen vorzuͤglichen Geſchmack. Alle Jahre geht von den Engliſchen Auſtern eine ganze Schiffsladung nach Petersburg. Hat der Schiffer guten Wind, ſo bringt er feine Au⸗ ſtern friſch und lebendig an Ort und Stelle. Ueber⸗ fällt ihn aber eine ungluͤckliche Windſtille, dann muß 1 Gemeine Auſter. 185 muß er zuweilen feine ganze Ladung über Bord wers fen. Wirklich widerfuhr das einem Schiffer bey der Inſul Bornholm. Es war vollig unmöglich, den peſtilenzialiſchen Geſtank laͤnger au zuhalten, und ſo ward alles dem Neptun geopfert, der hier mehr als jemals ſeine oben Webern Daft ige has ben möchte, Die Aufter ift, nebſt einigen andern Schalwält⸗ mern, das einzige Geſchoͤpf, das der Menſch mit Wiſſen lebendig verſchluckt. Wir ſagen mit Wiſſen. Denn von den Millionen Eſſigaalen, Kaͤſemaden und andern Thieren, die er, ohne es zu wiſſen und daran zu gedenken, ungeſehen zu ſich nimmt, weiß er wenig und ſelbſt der, der tiefere Blicke in das Reich der fo ungeheuer bevoͤlkerten Natur gethan hat, lebt in einer gluͤcklichen Vergeſſenheit daruͤber und laßt ſich durch ſolche — Kleinigkeiten in feinen Tafelfreuden nicht ſtdren. Und mit den Auſtern ſelbſt verſchlingt der Leckerhafte eine Menge von Thieren. Unterſuchte ja der ehrwuͤrdige Bonnet das Seewaſſer in den ihm zugeſchickten Auſtern, und fand darin eine Menge flimmernder Thierchen mit Spitzen, die in der lebhafteſten Bewegung ſich Röhs ten machten, und alſo wahrſcheinlich Rohrenpolypen Wuͤrmer II. Th. A a wa⸗ 0 466 Gemeine Auſter. waren, und außer ihnen noch zahllgſe, eyfdrunge und ganze Klumpen von Jufuſionsthierchen. So haben auch andre Naturforſcher mehrere Gattungen leuchtender Wuͤrmchen in Auſtern wahrgenommen. Wer mag die Millionen Geſchoͤpfe zählen, die eine Geſellſchaft an einem Winterabende mit etwa 300 Auſtern zugleich verſchlingt? Ein großer, kuͤhner Entſchluß war es immer fuͤr den, der ein ſo haͤß⸗ liches, ſchleimiges Thier zum erſtenmale und leben⸗ dig aß, und wahrſcheinlich hat bloß nagender Hun⸗ ger die erſten Auſtern gewuͤrzt. Jetzt gehdren fie zu den ausgeſuchteſten Genuͤßen. Ueber die ver⸗ ſchiednen Meinungen, ob ſie friſch oder gebraten beſ⸗ U ſer ſchmecken, laͤßt ſich nicht ſtreiten; es iſt das eine Geſchmacksſache, in der jeder nur ſeinen Gau⸗ men als einzigen und hoͤchſten Richter, erkennen Tann, Friſch ſollen fie aber geſünder ſeyn, weil fie im Braten ein gewiſſes, fluͤchtiges Salz verlieren, das die Verdauung befdrdert. Darin ſtimmen alle uͤberein, daß riechende, ſchon in Faͤulniß gehende Auſtern etwas ganz abſcheuliches, ja ein der Geſund⸗ heit hoͤchſt nachtheiliges Gift ſeyen. Eben daher ſind auch dem Auſternfreund die friſch und lebendig | verſchickten weit Ki zu eupfhene. als die man ngch Gemeine Auſter. 187 nach dem Fange ausſticht, dann mit ihrem eignen Waſſer Übergießt, und nach Hinzuthat von Salz, Lorbeern u. d. verſendet. Denn dazu nimmt man gar oft todte, bereits verdorbne. Schon die alten Römer liebten den Genuß der Auſtern ungemein, ſo ernſtlich auch Cicero und ſpaͤter Seneca ihre Stimme dagegen eihuben. Man ieh“ es damals fo weit, daß man nicht nur die Gaſtmahle mit Auſtern an⸗ fieng und endete, fondern wohl auch bloße Auſtern⸗ gaſtereyen, wo nur dieſe in der mannigfaltigſten Zubereitung aufgetragen wurden, gab. Um die Au⸗ ſtern noch zu verbeſſern, verſetzte man fi e aus dem Meere i in den Lueriniſchen See, wodurch ſie fetter und ſchmackhafter wurden. 1 Der Fang der Auſtern iſt nach m Aufent⸗ halte verſchleden. Mit Gefahr verbunden, und faſt ſo ſchwierig als die Perleufiſcherey iſt er da, wo ſie ſich in einer Tiefe von zehn bis zwölf Klaftern aufs halten, wie das an der Kuͤſte von Minorca der Fall iſt. Aber freylich ſind das auch die beſten und . Die nicht gar tief an Felſen ſitzenden wer⸗ den mit dem Auſternſchaber abgeſtoßen. Sie fallen dann in einen darunter aufgeſtellten Kaſten. Für die, die am Meeresboden, gegen die Kuͤſte n Aa 2 hin, 188 Gemeine Auſter. hin, liegen, hat man ſchwere Netzſaͤcke, die durch eiſerne Stäbe offen gehalten werden, und vorn einen Rechen haben. Dieſe zieht man zur Ebbe⸗ Zeit am Boden und auf Auſternbaͤnken gegen das Land hin. In Holſtein fuͤhrt man ein aͤhnliches Werkzeug von Eiſen mit einem Netze aus Riemen geflochten, in das die Auſtern fallen, die die Zacken losbrechen. Um unſern Leſern eine Vorſtellung von dem Fange der Auſtern und andrer Muſcheln, beſonders auch der Miesmuſcheln und Pholaden zu geben, duͤrfen ſie nur die Scene (127) betrachten. Es iſt gerade Ebbe. Die wohlthaͤtige Fluth hat an den Felſen Auſtern und Muſcheln zuruͤckgelaſſen. Jetzt ſtoßen die Maͤnner ſie von den Felſen ab, die Weiber ſammeln fie in Koͤrbe. Auch Kinder braucht man hiezu. Mehr in der Ferne ſehen wir Männer. | und Weiber mit krummen Meſſern, Schalwuͤrmer | aus dem Sand und Schlamm graben, andre aber | mit Hauen, um ſchmackhafte Pholaden, die in ſteinigen Ufern wohnen, aus ihren ſo ſicher ſchei⸗ nenden Gewoͤlbern heraus zuhauen. n r e r ee R * Die Schalen der Auſtern brennt man zu galt. | Als Aſche geben fie ein gutes Zahnpulver, und mit keinohl abgerieben eine brauchbare Farbe für Karten⸗ macher. | ee —— —̃ ñ — 2 2 22 1 ef — ee Gemeine Auſter. 180 macher. Die Tuͤrken follen fie zu ihrem berühmten Garn brauchen. Gegen eine Menge von Uebeln, ſo⸗ gar auch gegen die Waſſerſcheue und Steinſchm erzen, hat man den medicinifchen Gebrauch dieſer Schalen empfohlen. Es gibt eine giftige Auſternart, die man in London Portobello nennt. Ihr Geſchmack ift vitrioliſch. Der Lord Major ließ einft eine ganze Ladung ſolcher Auſtern ins Meer werfen. Wahr⸗ ſcheinlich hatten ſie an Kupferfelſen geſeſſen. Die Chineſer ſaͤen Auſtern und die Bewohner der Antillen pfluͤcken ſie von Baͤumen. Beydes geht ganz natuͤrlich zu, ſo raͤthſelhaft es auch klingt. Denn die erſtern haben gewaͤſſerte Wieſen, auf denen ſie kleine Auſtern, die ſie von Felſen abgeleſen haben, ausſtreuen, und alſo, wie es auch an andern Oertern geſchieht, bloß die Brut verſetzen, aber gewiß nicht, wie man vorgab, zerbrechen, um die Eyer wie einen Samen auszuſaͤen; auf den Antillen aber treibt das ſtuͤrmiſche Meer eine Menge Auftern landeinwaͤrts und ſetzt fie an Bäumen und Straͤuchern ab. Selbſt bey Plymouth ſoll das ſchon geſchehen ſeyn. Dieß find. dann fogenannte Baumauſtern. So werden an den Kuͤſten der caraidi⸗ ſchen Inſuln eine Menge Auſtern auf Mangelbaͤunn hingeſchwemmt, die nun den Nahmen Mangelanſtern fuͤhren. Aa 3 g Tab. m aeg) = Tab. XX. Boftardmuſchel. Anom ia. 5 Das Fenſterdupplet (128. 120). Die Zwie⸗ beifchale (430). Die Todtenkopfmuſchel (131134). Der große Engliſche Sattel rt 3 5). Die Fenſterſcheibe (130). Der Schlangenkopf (137. 138). Son der Nahme des Muſchelgeſchlechts, zu dem wir jetzt kommen, laͤßt uns bey den Mitgliedern desſelben manches Unregelmaͤßige, von andern Abs weichende vermuthen. Sie heißen Anomien, d. h. Geſetz⸗ und Regelloſe, was man durch Baſtardmu⸗ ſcheln ausdrucken wollte. Dadurch, daß einige fuͤr gut fanden, ſie Bohrmuſcheln zu nennen, haben ſie zu der irrigen Vermuthung Veranlaſſung gegeben, als bohrten ſie ſich, wie die Viel⸗ und Zweyſchaligen Pholaden, in fremde Koͤrper hinein, was nicht der Fall iſt. Durchbohrte Muſcheln wollte man ſagen, und vergriff ſich im Ausdruck. Ueberhaupt hat dieſe Gattung noch viele Dunkelheiten, und offenbar iſt manche Muſchel in ſie verwieſen worden, mit der man ſonſt nichts anzufangen wußte. Mehrere, die man dahin rechnet, kennt man bloß aus Verſteinerun⸗ 3 S8 2 gen, 3 9 390 N ei BE 8 *** 4 1 N u 5 U RE Ä TE j A vo N In N. ER . IT Re x * 2 11 * wa‘ 2 5 . 5 Baſtardmuſcheln. 191 gen, die noch dazu ſo zweydeutig ſind, daß es ſich bezweifeln laͤßt, ob die Originale dieſer Steinabdruͤcke wirklich Muſcheln geweſen ſeyen. Manche Umſtande trugen freylich dazu bey, die Kenntniß dieſer Mus ſcheln zu erſchweren. Denn mehrere von ihnen leben in der Tiefe des Meeres im aͤußerſten Norden, wo der Kenner und Sammler wenige ſind, die ſich die Muͤhe gaͤben, ſie aus den Abgruͤnden heraufzu⸗ hohlen. Ueber das haben ihre zum Theil kleinen und unanſehnlichen, zum Theil aͤußerſt zerbrechli⸗ chen Schalen kein ſo buntes und reizendes Aus⸗ ſehen, das die ee and Wen - fe lenkte. 3j n Die Schalen! ar Bafkarbmufcheln f ud e 7 eine von ihnen iſt ganz flach und glatt, die andre nach dem Schloſſe zu etwas bauchiger. In der Ge⸗ gend desſelben hat eine dieſer Schalen ein Loch. Zaͤhne finden ſich im Schloſſe nicht, wohl aber zwey ſonderbare beinige Strahlen, die zur Haltung bey⸗ tragen mögen. Bis jetzt rechnet man in dieſe Gat⸗ tung 51 Arten, unter denen vielleicht manche in Zus: kunft aus derſelben verwieſen werden wird, indeß * neue Entdeckungen des raſtloſen Beobachtungsgei⸗ fies. wieder andre an ihre Stelle ſetzen werden. Die 102 Fenſterdupplett. Die Bewohner dieſer Muſcheln, wenigſtens el⸗ nige derſelben, haben einen Koͤrper, der aus einem geraͤnderten mit Faſern oder Haͤrchen beſetzten Rie⸗ men beſteht. Dieſer ſitzt mit den Haͤrchen an der obern Schale feſt. Außerdem waren ihm zwey ziem⸗ lich lange, gleichfalls faſerige Arme zu Theil. Die duͤnne, zerbrechliche, durchſichtige Schale gab dem Fenſterdupplet (A. Ephippium, la Pe- lure d’oignon, weiße Zwiebelſchale) ſeinen Nahmen. Die Form, um derentwillen es auch Sattel genannt wurde, iſt nicht immer gleich, je nachdem es in ſei⸗ nem Wachsthume frey oder eingeſchraͤnkt war. Gern ſchmiegt ſich dieſe Muſchel an jeden Koͤrper, auf dem ſie ſich anſiedelt, ſo genau als moͤglich an, und dieß veraͤndert dann ganz natuͤrlich ihre Geſtalt. So iſt auch die Ober⸗ (128) und die Unterſchale (129) ziemlich verſchieden. Einfach weiß und et⸗ was blaͤttrig ſehen ſie von außen, und ſchoͤn per⸗ lenmutterfarbig von innen aus. In der Unterſchale bemerkt man eine große eyfoͤrmige Oeffnung, die man auch Fenſter nennt. Durch dieſes geht eine ſteinartige Maſſe, vermittelſt deren ſich das Thier an den fremden Korpern, die es zum Wohnplatz gewaͤhlt hat, wie mit einem Hacken ungemein feſt | ans Zwiebelſchale. 193 anhaͤngt. In der Tiefe unter den Wirbeln befindet ſich das Band, das die Schalen zuſammenhaͤlt. Man hat dieſe Muſchel in oſt⸗ und en Meeren angetroffen. Vorzuͤglich durch ihre Farbe We fi & die violett röthliche Zwiebelſchale (A. Cepa, la Pelure d’oignon 130). Auch ſie hat keine regel⸗ maͤßige Form, und wird bald rund, bald laͤnglich, bald eckig angetroffen. Ihre gewölbte Schale iſt violettroth, die flachere, mit der ſie ſich an fremde Koͤrper anſetzt, ſilberweiß oder perlenmutterartig. So haͤufig man einzelne Schalen findet, ſo ſelten ſind hingegen vollſtaͤndige Exemplare mit ac Schalen, Lange kannte man die Todtenkopfmuſchel (A. Craniolaris, Brattensburgiſcher Pfennig) nur aus Verſteinerungen. Als ſolche ſah man ſie in Kalkſteingeſchieben zu Hunderten beyfammen, wor⸗ aus man ſchließen konnte, daß dieſe Muſcheln Co⸗ lonienweiſe bey einander leben. Endlich war der Naturforſcher Retzius fo gluͤcklich ‚ eine ſolche Mu⸗ ſchel, an einem aus Manilla kommenden Corallen⸗ zinken feſtſitzend, unverſteinert zu erhalten. Bey⸗ nahe hätte man dieſen als ein unnaͤtzes, von den Würmer II. Th. B b See⸗ 194 Todtenkopfmuſchel. Seewuͤrmern uͤbel zugerichtetes Stuͤck weggeworfen, und ſo waͤre der koſtbare Schatz verloren gegangen. Denn ein Schatz iſt das immer, was uͤber eine ſchon lange dunkle Sache Licht gibt. Wir ſehen von dieſer merkwuͤrdigen Muſchel zweyerley Arten, die Brat⸗ tensburgiſche (131. 132) und die Egnabergiſche (133. 134), aus denen der genannte Naturforſcher eine eigne Gattung, die Schaͤdelmuſcheln, zu bilden vorſchlaͤgt, weil er manches an ihnen vermißte, was die Baſtardmuſcheln auszeichnet. Beyde zeigt uns unſre Abbildung von innen und von außen. Beyde haben innen, gegen das Schloß zu, die Todten⸗ kopfsgeſtalt, die ihnen ihren Nahmen gab, und ei⸗ nen etwas dicken, geſtreiften Rand. Es treten naͤhmlich aus der innern Wand der Unterſchale, die ſich an Seegewaͤchſen feſtſetzt, drey erhabne, glaͤn⸗ zende Wulſte hervor, davon die zwey obern die Au⸗ gen, die untern die Naſe eines Schaͤdels vorſtellen. Waͤre noch ein Mund vorhanden, fo würde ein Men: ſchengeſicht, freylich eben nicht reizend, fertig ſeyn. Die Gegenſchale hat drey Vertiefungen, in die die Wulſte paſſen, und das Schließen der Schalen be⸗ foͤrdern. Bey der zweyten Art iſt die Außenſeite einer Schale voller Streifen und Rippen, und ihre Wulſte * 1 Großer englifcher Sattel. 195 Wulſte ſind weit haͤrter und glaͤnzender, als bey der Vorigen. Die Brattens burgiſche wohnt um die Philippiniſchen Inſuln, verſteinert aber beſitzt Daͤn⸗ nemark in ſeinem Schooße ihrer eine große Menge; die andre aber kennt man bis jetzt nur noch verſtei⸗ nert, wie ſie bey Egnaberga gefunden worden iſt. Vorzuͤglich die ganz eigne Kruͤmmung, die aber die Natur beſſer als eine abgebildete Copie zu erken⸗ nen gibt, erwarb einer gewiſſen Muſchel den Nah⸗ men: der große, engliſche Sattel (A. Sella, la grande Selle de Cheval, la Selle polonoi/e, angloiſe 135 ), der auch der pohlniſche heißt, obgleich er die⸗ ſes ehemalige Kbnigreich gerade fo viel angeht, als der pohlniſche Hammer. Die Schalen dieſer ſeltnen oft 6—9 Zoll breiten Mufchel-find ſchiefrig, und laſſen ſich leicht ſpalten. Man erblickt auf ihnen eine Menge zarter Strahlen. Tiefes, faſt ins Braune fallendes Violett iſt die Hauptfarbe, die aber regen⸗ bogenartige Spielungen hat. Die innern Waͤnde glaͤnzen wie ein Spiegel, und ſind gegen das Schloß zu perlen mutterartig. Beyde Schalen ſchließen bey aller ihrer Kruͤmmung und Duͤnne ſo feſt auf einander, daß man ſchwer begreift, wie ein Thier zwiſchen ihnen leben kann. Obgleich dieſer Bewoh— 1 B b 2 ner 196 | Fenſterſcheibe. ner aus nicht viel mehr als dünnen Lappen beſtehen kann, ſo muß er doch eine gewiſſe Staͤrke beſitzen, um ſo große Schalen zu regieren, ſich ſeiner Nah⸗ rung wegen von einem zum andern Orte hinzube⸗ geben, und noch obendrein eine Menge Auſtern und Seetulpen mit ſich zu ſchleppen, denen es auf ihm zu wohnen gefällig iſt. Das Schloß hat etwas ganz Eignes. Zwey rippenartige Erhoͤhungen laufen am Wirbel in einen Winkel zuſammen. In der Gegen⸗ ſchale find Vertiefungen, in die fie vollkommen paſ⸗ | fen und ſich gleichſam hineinſchieben. Ein lederar⸗ tiges Band verſtaͤrkt die Verbindung. Dieſe koſt⸗ bare Muſchel wohnt am Strande der Molukken. Zur Baſtardmuſchel fehlt ihr freylich das Fenſter oder die durchbohrte Schale; allein unſre Leſer wiſ— | ſen ſchon, daß in diefer Gattung manche Mufchel vorkomme, die man ſonſt or unterzubringen wußte. Daß die Chineſer ſich einer Muſchel ſtatt des Glaſes zu ihren Fenſtern bedienen, wiſſen unſre Leſer ſchon. Dieſe fuͤhrt daher auch den Nahmen Fenſter⸗ ſcheibe (A. Placenta, la Vitre chinoiſe la Glacbe, la Transparente 136). Weil ſie einem Stuͤcke Eis gleicht, ſo heißt ſie auch die Gefrorne, und ihre flache ä Fenſterſcheibe. 197 flache Form erwarb ihr den Nahmen Pfannen⸗ kuchen. Faſt ganz rund iſt die Fenſterſcheibe, und dadurch unterſcheidet ſie ſich vom großen und vom kleinen Sattel hinlaͤnglich. Ueberdas ſind beyde Schalen vollkommen flach, ſchneeweiß und aͤußerſt zart und durchſichtig. Sie haben am Schloſſe Rippen, die ſich in die Gegenſchale ſchie⸗ ben; doch neigen ſich dieſe in einen ſpitzigern Winkel zuſammen, als bey dem Sattel. Aeuf- ſerſt feine Linien und Querringe bezeichnen die Oberfläche. Die innere Seite hat einen Silber⸗ glanz und einen zirkelrunden Muskelflecken. In zahlloſer Menge findet man dieſe Muſchel an der Kuͤſte von Tranquebar. Da hier das Meer ſich in furchtbaren Brandungen bricht, ſo iſt es voͤllig ö unbegreiflich, wie eine ſo zarte Muſchel unbe⸗ ſchaͤdigt bleiben koͤnne. Als Fenſterſcheibe laͤßt ſie zwar das Licht gut durch, allein die Gegen» ſtaͤnde auf der Straſſe laſſen ſich nicht dadurch erkennen. Die Chineſer wiſſen ſie auch zu ihren eingelegten Arbeiten gut zu brauchen. Wir konnten noch manche artige Baſtard⸗ muſchel hinzufuͤgen: z. B. die gekoͤpfte, die hin⸗ ten am Wirbel ganz abgeſtutzt iſt, die ſtachlige, B b 3 voll 198 Schlangenkopf. voll einer Menge feiner Stacheln u. d. m.; allein wir muͤßen des Raumes ſchonen, und begnuͤgen uns nur noch auf den Schlangenkopf (A. Ca- put Serpentis, la petite Terebratule allongee, la petite Poulette 137 4) aufmerkſam zu machen. Man findet ihn oft mit einem rauhen Ueberzuge bekleidet, allein ob dieß etwas ihm immer Eigen⸗ thuͤmliches, oder nur Zufaͤlliges ſey, das laͤßt ſich nicht beſtimmen. Die Bildung iſt eyfoͤrmig mit ſtumpfen Ecken. Senkrechte Streifen und Fur⸗ chen haben die grauweißen zarten Schalen; deren eine gewoͤlbt, die andere flach if. Am durchbohrten Wirbel (137 b) ſcheint ſich etwas Ohrenaͤhnliches zu befinden. Durch dieſe Oeff— nung ſteckt der Bewohner ſeinen Ruͤſſel heraus. Auffallend unterſcheidet ſich dieſes Thier von ans dern Würmern, Wir haben ſchon oben etwas davon erwaͤhnt. Bey 138 ſehen wir ihn außer⸗ halb der Schale. Er treibt ein ſeltſames unter: haltendes Spiel mit ſeinen Franſen oder Haaren. In der Tiefe des Norwegiſchen Meeres wohnt er, und wird zum oͤftern an Madreporenzweigen her⸗ ausgezogen. Tab. * DD 199 Tab. XXI. XXII. Miesmuſchel. Mytilus. Der Steinfreſſer (139). Der Blaubart (140). Die bunte (141). Die magella⸗ niſche (142). Die neuſeelaͤndiſche (143. 144). Die Schwalbe (145). Die Teichmiesmu⸗ ſchel (1400. Die papuaniſche (147). Die Per⸗ lenmuttermuſchel (148-151). Woher die Miesmuſcheln ihren Nahmen fuͤhren, iſt unbekannt. Ihre zweyklappige Schale iſt rauh. Mit langen Borſten, die bey den meiſten ziemlich grob, bey einigen ſeidenartig ſind, und die ihre Be⸗ wohner herauslaſſen und einziehen konnen, haͤngt fie ſich an andre Koͤrper an. Man kann dieſe Borſten weit eher fuͤr eine Art von Haaren, die mit dieſen Thieren wachſen, als fuͤr ein Gewebe halten, das ſie willkuͤrlich verfertigen koͤnnten. Im Schloſſe haben mehrere Mies muſcheln keine Zähne, dagegen aber befindet ſich bey allen eine nach der Laͤnge und ſpi⸗ Big zugehende Vertiefung in der Schloßgegend an der Seite des lederartigen Bandes. Das in ihnen wohnende Thier gleicht einer Meerſcheide, und kann zwey kurze Roͤhren ausſtrecken. Man kennt 52 Arten Mies⸗ 200 | Steinfreſſer. Miesmuſcheln. Sobald wir wiſſen, daß wir dieſer Conchyliengattung die ſchoͤnſten orientalifchen Ver: len und eine in manchen Gegenden ſehr gemeine bez liebte Speiſe verdanken, fo werden wir an der Wich⸗ tigkeit dieſer Gattung nicht einen Augenblick zwei⸗ feln. Einige unter ihnen ſind Fluß⸗ die meiſten aber Seemuſcheln. Unſre Leſer haben bereits unter den vielſchaligen Conchylien Muſcheln kennen lernen, die, ſo unbe⸗ greiflich es auch ſcheinen moͤchte, in den feſteſten Steinen wohnen. Auch unter den Zweyſchaligen ſoll ihnen jetzt eine ſolche, und zwar eine Miesmuſchel bekannt werden, die ihre gerechte Bewunderung mit jenen theilen wird. Wir reden hier von dem Stein: freſſer (M. Lithophagus, la Datte, la Moule cy- lindrique, Steindattel, Steinſcheide 139). Dieſes merkwuͤrdige Geſchoͤpf verſteht die Kunſt, mit ſeiner hoͤchſt zerbrechlichen Schale, die faſt eher lederartig als ſteinartig genannt werden koͤnnte, ſich in die haͤrteſten Steine und Corallenmaſſen hineinzuarbei⸗ ten, und ſich in ihnen cylindriſche Wohnungen aus⸗ zuhoͤhlen. Auch ſelbſt in Granit: und Marmorfelſen, und ſogar in andre Conchylien arbeitet es ſich hinein, und, wenn es der Raum erlaubte, fo konnten wir eine Steinfreſſer. 201 eine Klappmuſchel abbilden laſſen, in der ein Stein⸗ freſſer ſteckt. Wie er aber dieß bewerkſtellige, wie s ihm möglich werde, mit fo ſchwachen Werkzeugen das zu leiſten, was wir mit weit ſtaͤrkern nicht ver⸗ möchten, und was er in feinem Steingewoͤlbe für eine Haushaltung führe, das gehört noch unter die Geheimniſſe der Natur. Wirklich duͤrften wir wohl dem, der mit vorſchneller Weisheit uͤber alles, was im Himmel und auf Erden iſt, Auffchlüffe geben will, und jedes Raͤthſel loͤſen zu koͤnnen ſich einbildet, dem duͤrften wir wohl nur ein von Steinfreſſern durchbortes Marmorſtuͤck geben, und ihn fragen, wie es das Thier wohl angefangen habe, hinein zu kommen. Alles, was von den vielſchaligen Bohr⸗ muſcheln oben geſagt worden iſt, wird auch von un⸗ ſerm Steinfreſſer erzählt, und es ift ſchwer zu ent⸗ ſcheiden, ob Bohadſch, der die Säulen eines Sera⸗ pistempels von Muſcheln bewohnt fand, dieß von einem viel⸗ oder zweyſchaligen Bohrwurm erzaͤhle. Denn einige nennen beyde Pholaden. Uuluaebrigens laͤßt ſich der Steinfreſſer auf den er⸗ ſten Blick von jenen Bohrmuſcheln unterſcheiden. Er hat eine walzenaͤhnliche Form. Da, wo die klei⸗ nen nur wenig umgebognen Wirbelſpitzen ſtehen, iſt Wuͤrmer U. Th. Ce | er 202 Blaubart. er etwas gewölbt. Außer den nicht ganz durchlau⸗ fenden feinen Querſtreifen, ſieht man auf den Scha⸗ len bogenformige Linien, die wahrſcheinlich die neuen Anſaͤtze bezeichnen. Vielleicht iſt es dem Beobach⸗ tungsgeiſte kuͤnftiger Zeiten vorbehalten, zu entdecken, wie man aus ihnen das Alter der Muſcheln beurthei⸗ len koͤnne, und ob jedes Jahr einen oder mehrere Ringe anſetze. Die Oberhaut iſt bald kohlſchwarz, bald braun, bald gruͤnlich, je nachdem ſie in einem Meere leben. Leicht aber wird ſie ſo trocken und ſproͤde, daß ſie ſich abſchaͤlt. Die außen ſchwarzen ſind innen opalblaulich; die braunen, weiß mit ei⸗ nem Silberſchimmer, und die gruͤnlichen fein perlen⸗ mutterartig geſtreift. Die letztern werden fuͤr die ſchoͤnſten und vorzuͤglichſien gehalten. Man findet ſie bis auf vier Zoll lang und mehr als Einen breit. Die Oſt⸗ und Weſtindiſchen nebſt dem mittellaͤndi⸗ ſchen Meere dienen dem Steinfreſſer zum Auf⸗ enthalt. Zu den gemeinſten Mies muſcheln gehbrt der Blaubart (M. Edulis, la Moule vulgaire unie, gemeine, eßbare Miesmuſchel 140), Er hat platte, ſchwarzblaue Schalen, die gegen den Wirbel zu merf: lich dicker werden und in weiß uͤbergehen. Kein Spie⸗ \ — Blaubart. 203 Spiegel, kein noch ſo ſchoͤn geſchliffner Achat kann die Politur uͤbertreffen, die dieſe Muſchel annimmt. Brennt man in dieſelbe mit einem gluͤhenden Eiſen Ringe, ſo werden dieſe goldgelb und thun auf dem blauen Grunde eine herrliche Wirkung. Leicht kann mit ſolchen Kunſtwerken, als mit einer neuen Mu⸗ ſchelgattung, der Unerfahrne getaͤuſcht werden. In⸗ nen ſind die Schalen weiß mit blauen Raͤndern, und oft findet man in ihnen treffliche Perlen. Man vermag die Abaͤnderungen diefer Mies muſcheln kaum zu zaͤhlen; bald ſieht man ſie duͤnner oder dicker, leichter oder ſchwerer, geſtreckter oder abgeſtumpfter; bald einfach und ungeſtreift, bald ſtrahlicht, bald ganz zahnlos. Vermdge ihres Borſtenbuͤſchels haͤn⸗ gen ſie ſich ſehr feſte an einander. Dem Bewohner iſt die Ehre widerfahren, von Liſter aufs genaueſte zergliedert zu werden. Wovon er lebe, iſt ungewiß. Ein Beobachter ſah zwar kleine Thiere um ihn her⸗ umſchwaͤrmen, allein er ſchien ſie nicht zu achten. Vielleicht nimmt er Infufionsthiere zu ſich. Er ges biert lebendige Junge. Denn im Fruͤhling ſah der⸗ ſelbe Beobachter, in der Hoͤhlung der Schale, eines Stecknadelkopfs große Junge, die ee ae volle kommen glichen. ; 1 Ce 2 Faſt 204 Bunte Miesmuſchel. Faſt in allen Meeren wohnt der Blaubart. In Daͤnnemark iſt er ſo gemein, daß die Strandbauern ganze Wagen voll zu Markte bringen und Metzen⸗ weiſe verkaufen. Gekocht ſieht ſein Fleiſch wie Eyerdotter aus, und Vornehme und Geringe lieben es. Aber mit großer Vorſicht muß es genoſſen werden. Denn wenn es ſchon etwas in die Faͤulniß zu gehen anfaͤngt, oder der Bewohner gerade traͤchtig iſt, fe kann man ſich die traurigſten Folgen zuziehen, de⸗ nen man, ſobald man das geringſte ſpuͤrt, durch ein Brechmittel ſogleich begegnen muß. Am rath⸗ ſamſten ſoll es ſeyn, dieſe Speiſe immer in ſaurer Bruͤhe zu genießen. In Groͤnland ißt man dieſe Miesmuſcheln roh, um triefende Augen damit zu heilen. Hier find fie auch das gewöhnliche Hundes futter. Der Eidervogel ſucht ſie begierig auf, und die Fiſcher bedienen ſich ihrer als Koͤder. Aber nicht alle Miesmuſcheln find fo einfaͤrbig, als die wir bisher kennen lernten. Mehrere unter ihnen prangen mit einem reizenden, bunten Farben⸗ kleide. Wir duͤrfen nur die bunte Miesmuſchel (M. Variegatus, la Moule magellanique bariolde 141) betrachten, die an der Küfte von Africa wohnt. Ihre Oberflaͤche wird durch blaßviolette, weiße und | biaue Magellaniſche. 205 blaue Streifen und Wellen achatartig marmorirt. Innen hat ſie einen nur ganz ſchwachen Perlenmut⸗ terſchiller. Sie iſt ziemlich flach, und am Ruͤcken nicht fo ſtark gewoͤlbt, wie andre Miesmuſcheln. Unter der Wirbelſpitze ſitzt ein Zahn. Der aͤußere Rand hat die Schaͤrfe eines Meſſers. Waren die bisherigen voͤllig glatt, ſo ſehen unſre Leſer in der Magellaniſchen Miesmuſchel (M. Bidens, la Moule canelbe, runzlige, gerippte 142) eine ſichtbar gefurchte. Denn von ihren Wir⸗ beln aus laufen gegen den gekerbten Rand hin ſtark erhobne von Bogenfoͤrmigen Querſtrichen unter: brochne Streifen, zwiſchen denen ſich tiefe Furchen bilden, die an der innern ſilberglaͤnzenden Seite ſichtbar ſind. Sie hat eine dreyſeitige Form und eine merkliche Woͤlbung. Bey mehrern ſind die Schalen ziemlich krumm umgebogen. Sie tragen eben keinen beſonders artigen Oberrock; denn bald iſt er kohlſchwarz, bald wie durch Feuer braun ge— raͤuchert. Laͤßt man ſich aber den Schein nicht taͤu⸗ ſchen, und zieht dieſer Muſchel ihr ſchmutziges Kleid aus, ſo erſtaunt man uͤber die treffliche Farbenmi⸗ ſchung und die Spielungen, die man am Tauben⸗ li nicht (cpöuer fehen kann. Ein Zahn ſitzt in der Ce 3 Schloß⸗ 200 Neuſeelaͤndiſche. Schloßgegend, und greift genau in die Vertiefung der Gegenſchale. In der magellaniſchen Straße, aber auch an der Kuͤſte von Weſtafrica findet man ſie. Nur nach der Laͤnge geſtreift war dieſe Mies⸗ muſchel; aber Laͤngs und Querſtreifen hat die neu: ſeelaͤndiſche (M. Diſcors auſtralis 142), mit de⸗ ren Entdeckung der unſterbliche Cook die Naturge⸗ ſchichte bereichert hat. Ihre braunrdthliche Ober⸗ fläche hat gleichſam drey Felder, wovon das vordere und das hintere nach der Laͤnge, das mittlere aber nach der Quere geſtreift ift. Im Innern (143) der ſtark gewoͤlbten und gleichfalls geſtreiften Schalen zeigt ſich der prachtvolle Silber: und Goldglanz, der bey den Suͤdſeemuſcheln ſo auszeichnend iſt, und den ein weiſer Schoͤpfer, aus unerforſchlichen Abſichten, un⸗ ter einer unſcheinbaren Huͤlle verbarg. Vielleicht lernten die Menſchen, ſeit ſie die Bemerkung mach⸗ ten, daß oft gerade das Schoͤnſte ſo tief verſteckt liege, kein Naturwerk bloß darum, daß fein Aeußer⸗ liches nicht viel verſpricht, ſogleich bey Seite zu le⸗ gen, weil gar leicht die der Aufmerkſamkeit wuͤrdig⸗ ſten Eigenſchaften etwas tiefer verborgen liegen koͤnn⸗ ten; und ſchon dadurch waͤre nicht nur fuͤr eine fort⸗ geſetzte, wuͤrdige Betrachtung der Natur, ſondern auch Neuſeelaͤndiſche. 207 auch fuͤr reine Ausbeute an Dingen, die zum Ge⸗ nuſſe und zur Bequemlichkeit gereichen koͤnnten, ſehr viel gewonnen worden. Iſt nicht das Unanſehnliche und Unſcheinbare gar oft das Nuͤtzlichere? Wer un⸗ ter uns wird nicht die nuͤtzliche Haushenne dem ſtol⸗ zen Pfau, die arbeitſame Biene dem praͤchtigen Todtenkopfoogel, den ſich ſein Sterbehemd ſpinnen⸗ den Seidenwurm der ſchillernden Iris, den treuen Hund dem ſchoͤn gefleckten Panther, und das uner⸗ muͤdete Dromedar der bunten Giraffe vorziehen, ohne ſich durch das blendende Ausſehen der Einen, und den anſpruchloſen Anzug der Andern taͤuſchen zu laſſen. | Ati Die neuſeelaͤndiſchen Miesmuſcheln pflegen in einem feinen, ſeidnen Geſpinnſte Familienweiſe zu wohnen. Es iſt dasſelbe moosartig und kommt an Feinheit und Güte den Baͤrten der Steckmuſcheln gleich. Noch aber iſts nicht entſchieden, ob ſie es ſelber ſpinnen, oder ob ihre ſorgfaͤltige Mutter, viel⸗ leicht aber auch ſie ſelbſt, das Geſpinnſt anderer Seegeſchoͤpfe aufſuche, um den zarten Schalen eine ſichre Huͤlle zu gewaͤhren. Wirklich liegt eine ſolche Muſchelfamilie aus Botany Bay vor uns. Ihre Hülle iſt die feinſte, braune Seidenwolle, aber wo⸗ her 3 208 Schwalbe. her dieſe komme, wen wir eigentlich fuͤr den Spin⸗ ner zu halten haben, daruͤber muͤßen wir Nate Un⸗ wiſſenheit geſtehen. Von ganz eigner Form iſt die Schwalbe (M. Hirundo, l’Hirondelle, “ Oiſeau, Vögelein 145) und einige ihr nahe verwandte Miesmuſchelarten. Sie gleicht einem Vogel, der ſeine Fluͤgel ausbreitet. Bey dieſer Vergleichung nimmt man die kurzen Sei⸗ ten am Wirbel fuͤr den Schnabel, die Verlaͤngerte für den Flügel und den Schwanz, und die Gewölbte in der Mitte fuͤr den Leib des Vogels an. Bomare findet dieſe Mies muſchel einer Lichtputze aͤhnlicher, und nennt ſie auch darum ſo. Ueber die Gattung, der ſie angehoͤren ſoll, iſt viel geſtritten worden. Indeſſen ſcheint die laͤngliche Furche oder Hoͤhlung auf der Schloßflaͤche fie ohne weiters den Mies mu⸗ ſcheln zuzuſprechen. Dabey befindet ſich auch ein kleiner Zahn, der in die Gegenſchale paßt. Vom Wirbel aus haben die Schalen einen auf einer Seite laͤngern, auf der andern kuͤrzern Schnabel. Unter dem letztern iſt eine Oeffnung, durch die das Thier ſeinen Haarbuͤſchel herausſtreckt. Die Unterſchale hat eine ſtaͤrkere Woͤlbung, als die kleine Oberſchale. Die braͤunliche Oberhaut dieſer Schale bedeckt die ſchöͤnſte SET rr * n N S =. STINE INN, 1 e Se * NNN N urn — m 4 8 10 ’ > = = 2 — — = 7 N MN 7 N 0 a N Ger, — ® * “ Teichmiesmuſchel. 209 ſchönſte Perlenmutterfarbe; innen fpielen fie opal- blaͤulich. Man findet fie in den Oſt- und Weſtin⸗ diſchen Meeren; deßgleichen auch im mittellaͤndi⸗ ſchen Meere und an der Kuͤſte von Africa. Um aber doch nicht immer bloß mit fremden Geſchopfen unſre Lefer zu beſchaͤfftigen, muͤßen wir ihnen auch eine Landsmaͤnninn, aus dem Geſchlechte der Miesmuſcheln bekannt machen. Wir meinen die große Teichmiesmuſchel M. Cygneus, la Moule d Etang 146). Sie wohnt in den Teichen und Landſeeen von ganz Europa, und erreicht eine auſehnliche Größe, wie man denn ſchon ſieben Zoll breite und vier Zoll lange gefunden hat. Ihre Vor⸗ derſeite hat eine Einbeugung am Rande, wie man an den Tellmuſcheln gewoͤhnlich ſieht. Allein das Schloß verbiethet, ſie zu dieſen zu zaͤhlen, da man die längliche Vertiefung in ihrer Schloßflaͤche nicht verkennen kann, die als Charakter der Miesmuſcheln angenommen wird. Die etwas duͤnnen, ovalen, bauchigen Schalen ſind von ungleichſeitiger Bildung und mit einer bald gruͤnlichen, bald braunen Haut uͤberzogen. Eine Menge Runzeln und Querſtreifen, die durch neuere Schalenanſaͤtze entſtanden ſeyn moͤgen, laufen concentriſch mit den Wirbeln. Zu⸗ Wuͤrmer II. Th. Dd weilen 210 Teichmiesmuſchel. weilen findet man dieſe Teichmiesmuſchel gelblich mit Strahlen; immer aber glänzen ihre Wände wie Silber und haben ſehr oft Perlenanſaͤtze. Schröter fand im Mantel des Thieres, nahe bey der Sehne, durch die es an die Schale befeſtigt wird, eine Perle. Warum Linn dieſe Muſchel die Schwanenmies⸗ muſchel nannte, iſt ungewiß; vielleicht wegen der Silberweiße ihrer innern Waͤnde, vielleicht aber auch in Hinſicht auf eine andere, die er den Enten⸗ ſchnabel (M. Anatinus) nannte, mit dem ſie, die Größe ausgenommen, einen ziemlich aͤhnlichen Bau hat. Der Bewohner dieſer Muſchel iſt ein ſehr un⸗ foͤrmlicher Fleiſchklumpen. Er ſtreckt einen Arm bis auf zwey Zoll lang zu ſeiner Schale heraus, und ſchleppt ſich mit Huͤlfe desſelden von einem Ort zum andern. Auch einen mit Franſen befetzten Theil erblickt man zuweilen außerhalb der Schale, durch den vermuthlich die Nahrung eingenommen wird. Da man keine Verbindung zwiſchen den Lungen und dem Maul findet, fo vermuthet ein franzdſiſcher Conchyliolog, daß dieſes Thier durch den After Athem hohle. Mehrere Lappen umgeben es, und zwey ſtarke Sehnen, die dem ſogenannten Haarwachs glei⸗ Papuaniſche Miesmuſchel. 211 gleichen, verbinden es mit der Schale. Schröter hat im Innern, ohnweit des ſchwarzen Schlamm⸗ ſackes, den Eyerſtock entdeckt, in dem mehrere tau⸗ ſend Eyer waren. Ein anderer Naturforſcher fand eine Menge kleiner Muſcheln in den Schalen. Doch, um von dem Bewohner der Miesmuſcheln einen anſchaulichen Begriff zu geben, zeigen wir un⸗ ſern Leſern von der Papuaniſchen Miesmuſchel (M. Modiolus, la Moule de la terre de Papous) eine Schalenhaͤlfte (147), in der der Bewohner wie in einer Wiege liegt. Dieſe vortreffliche, eßbare Miesmuſchel, die ſonſt aus weiter Ferne gehohlt wurde, iſt nun auch um Europa, vorzuͤglich an der Kuͤſte von Schweden entdeckt worden, wo man ganze Baͤnke findet. Auch bey ihr verhuͤllt ein ſchmutziger Ueberzug das treffliche, bald himmelblaue, bald violett geſtreifte Kleid, das ſich wie Achat poliren laͤßt. Doch wir haben es jetzt vorzuͤglich mit dem Geſchoͤpf zu thun, das in dieſer Schale feine Herberge hat. Wir ſehen da eine rothe, gelblich punktirte Fleiſchmaſſe. Gegen den ſchmaͤlern Theil der Schale hin befindet ſich ein runzliger Koͤrper, der in einen ſchwarzgruͤnen Haarpinſel ausgeht. Neben ihm liegt ein coniſches Werkzeug, und gegen das Schloß zu Dd 2 eine 7 212 Perlenmuttermuſchel. eine ſchwaͤrzliche Maſſe. Außer dieſem ſieht man noch die Sehnen und vier Haͤute, deren aͤußerſte das ganze Thier gleichſam einwickelt. Lauter unendlich feine Haarroͤhrchen bilden jene Haͤute, die nichts anders als die Kiemen des Thieres ſind. | Eine nicht unbedeutende Merkwuͤrdigkeit beſitzt das vortreffliche Cobres'ſche Conchyliencabinett, die zu den Miesmuſcheln gehört. Es iſt eine neue Art, die Solander die ſchwarzbraune Miesmuſchel (M. Piceus) zu nennen vorſchlug. Was aber die zwey Exemplare jenes Cabinetts aͤußerſt intereſſant macht, iſt der Umſtand, daß ſie im Bauche eines Wallfiſches bey Neufoundland gefunden worden ſind. Sie ſind aͤußerlich wie verwittert. Man ſieht das Thier deutlich innen liegen. Allein es ſcheint in eine Kalkmaſſe uͤbergegangen zu ſeyn. | Doch noch eine aͤußerſt wichtige Miesmuſchel iſt uns uͤbrig, die uns Gelegenheit geben wird, von der Perlenmutter, der Entſtehung der Perlen, ihrer Fiſcherey und dem Pfauenſtein zu reden. Wir mei— nen die Perlenmuttermuſchel (M. Margaritife- rus, la Pintade, la Coquille de nacre, la Mere perle, Hundsohr, gefleckte Henne, ſilberner Teller 148). Zwar iſt ſie bey weitem nicht die einzige Mu⸗ Perlenmuttermuſchel. 213 Muſchel, in der man Perlen findet. Unſre Leſer ken⸗ nen bereits mehrere, die dieſen Schatz enthalten, und die Vermuthung, daß wohl die meiſten Muſcheln Anlage dazu haben mögen, und nur vielleicht keine Gelegenheit finden, dieſes Talent zu entwickeln, ſcheint nicht ohne Grund zu ſeyn. Allein, weil denn doch dieſe Muſchel dieſen ſo beliebten Schmuck, die aͤchten orientaliſchen Perlen, von vorzuͤglicher Schoͤnheit liefert, ſo wollen wir hier das Wichtigſte von dieſem koſtbaren Naturproduct zuſammenfaſſen. Nicht viel verſprechend iſt das Ausſehen der Perlenmuttermuſchel. Schichtenweiſe uͤber einander liegende ſproͤde und ſehr zerbrechliche Blaͤtter machen ſie rauh anzufuͤhlen. Sie iſt bald gruͤnlich, bald roͤthlich braun, bald mit weißen vom Wirbel aus nach dem Rande zu laufenden Strahlen bezeichnet. Doch fol das letztere nur bey einer beſondern Art der Fall ſeyn, die man die gefleckte Henne nennt. Die⸗ jenigen ſcheinen nicht ganz Unrecht zu haben, die unſre Perlenmuttermuſchel zu den Auſtern rechnen. Denn faſt in allen Ruͤckſichten hat fie mehr von ihnen, als von den Miesmuſcheln. Das einzige, die laͤngliche Hoͤhlung im Schloſſe, erhält fie in der Geſellſchaft der letztern. Durch ihre halbzirkelrunde Form und ihre | D d 3 Ohren 214 Perlenmuttermuſchel. Ohren, erinnert ſie an die eigentlichen Kammmu⸗ ſcheln. Auf einer Seite befindet ſich ein laͤngeres, auf der andern ein kuͤrzeres Ohr. Aus der Oeff⸗ nung, die unter dem letztern angebracht iſt, ſtreckt der Bewohner ſeinen bekannten Buͤſchel hervor, mit dem er ſich, wo es ihm beliebt, feſthaͤngt. So ge⸗ mein dieſe Muſchel von außen (148) aus ſieht, ſo praͤchtig ſchillern ihre innern Wände (149), und die Perlenmutterfarbe derſelben wird durch die Regen⸗ bogenfpielungen nicht wenig erhöht. Im Grun⸗ de iſt die ganze Schale eine durch und durch mit einer unanſehnlichen Huͤlle bekleidete Perlenmutter, die Schichtweiſe auf einander liegt, und, um zu Kunſtarbeiten verarbeitet zu werden, in Blaͤtter geſpalten wird. Im Innern ſehen wir einige Perlen, theils feſt an der an angewachſen, theils frey liegen. Das dicke, ſchwarze, knorpelige Band, das die breite Schloßflaͤche bedeckt, und zur Verbindung der Schalen ſo wichtig iſt, gibt den ſogenannten, beruͤhmten Pfauenſtein. So nannte man das, was aus jenem Bande und den Ligamenten einiger an⸗ dern Conchylien geſchnitten wurde, um der praͤchti⸗ gen pfauenſchweifartigen Spielungen und der Haͤrte willen. * — U ä Perlenmuttermuſchel. 2275 willen. Die Kuͤnſtler verarbeiteten ſie unter dem Nahmen Federſteine, Pfauenaugen, zu Ringſtei⸗ nen (). Wirklich wetteifern die prächtigen Spie⸗ | lun⸗ () Freunden von Ringen iſt es vielleicht nicht une angenehm zu erfahren, daß Herr Lang, Stein— ſchneider in Augsburg, Ringe verfertige, die fuͤr den Liebhaber der Natur und ihrer mannig⸗ faltigen Werke aͤußerſt intereſſant ſind. Die Faſſung iſt ſo eingerichtet, daß man beſtaͤndig wechſeln, und, wenn man will, taͤglich einen an⸗ dern Stein einlegen kann. Um einen hoͤchſtbil⸗ ligen Preis bekommt man bey dieſem Kuͤnſtler ſo viele Veraͤnderungen, als man wuͤnſcht. Au⸗ ßer ſchoͤnen und wichtigen mineralogiſchen Stuͤ— cken, erhält man auch von feiner Hand trefflich gearbeitete Inſecten auf dieſen Ringſteinen, die ſo taͤuſchend ſind, daß ſelbſt der Beſitzer eines ſolchen Ringes oft in Verſuchung kommt, die unverſchaͤmte Fliege, die ſich auf ihn ſetzt, fortzu⸗ jagen. Das Ganze hat die Form eines Buches in engliſchem Bande. Es kann mit dem gut goldnen Ringe und funfzig Veraͤnderungen auf fuͤnf Carolins zu ſtehen kommen. Wer mehr dar- auf wenden will, der laͤßt ſich auch eine Carme— ſirung von Brillanten dazu machen, in der ſelbſt unſer gemeiner, geſchliffner Gaſſenkieſel nicht Abel ſteht. * * 216 Perlenmuttermuſchel. lungen des Pfauenſteins unter einem fchön geſchliff⸗ nen Bergkryſtall mit dem Edelſtein. Aber das Meſſer verraͤth gar bald, daß ſich dieſer Edelſtein ſchaben laͤßt, und trotz ſeiner Politur aus einem lockern, ſehnigen Gewebe beſtehe. Erſt ſeit etwa ſechs und dreyßig Jahren iſt die wahre Herkunft des Pfauenſteins entdeckt, ſo lange man ihn auch ſchon angeſtaunt hatte. Jetzt, feit man weiß, wo man ihn herzuhohlen habe, und wie leicht er zu ſchleifen ſey, iſt ſein Werth geſunken. Die Perlenmuttermuſcheln werden zuweilen ei⸗ ner Hand groß gefunden, ja man ſpricht ſogar, was aber zweifelhaft iſt, von zwey Fuß breiten. Die oſtindiſchen ſollen nie zu der außerordentlichen Dicke und Schwere andrer Perlenmuttermuſcheln heran: wachſen, dafuͤr aber die ſchoͤnſten Perlen liefern, von deren Urſprung wir jetzt das wichtigſte anfuͤhren wollen. In den aͤltern Zeiten ließ man die Perlen aus den Thautropfen des Himmels entſtehen. Weil es aber zu unbegreiflich war, wie der Thau durch das Meerwaſſer in die Schale gelangen koͤnnte, ſo mußten die Muſcheln zu gewiſſen Zeiten des Jahres aus dem Meere herauf kommen, und ihre Schalen Öffnen, um den Thau des Himmels zu trinken, und ſo ‘ Perlenmuttermuſchel. 217 ſo mit Perlen ſchwanger zu werden. Dieſe Meinung war zu erbaulich, als daß fie nicht die Gottesgelehr⸗ ten aus allen Kraͤften vertheidigt haͤtten, ſo unan⸗ genehm es ihnen ſeyn mochte, daß ſie nur die Auto⸗ ritaͤt eines Heiden, des Plinius, dafuͤr anführen konnten. Größer konnte der Sprung aus der himm⸗ liſchen Hoͤhe in eine ſchmutzige Tiefe wohl nicht ſeyn, als da Aldrovand es wagte, die Perlen, dieſe vorgeblichen Kinder des Himmelthaues, fuͤr den Un⸗ rath des Muſchelbewohners, und die mit Perlen vor⸗ zuͤglich geſegneten Muſcheln fuͤr ſolche zu erklaͤren, die an Verſtopfungen gelitten haͤtten, oder mit In⸗ farcten geplagt, die wegzuſchaffen fie unvermögend geweſen ſeyen. Es fehlte auch nicht an ſolchen, die ſie bald fuͤr unzeitige, allmählich verhaͤrtete Eyer, bald für ein in der Muſchel entſtandnes Steingewaͤchs, das ſich fo ſchicht⸗ und blaͤtterweiſe wie die Schale bildete, bald für Warzen und Aus wuͤchſe, kurz, für eine Krankheit hielten.“ Ungemein nahe kam der wahren Entſtehung der Perlen der unſterbliche Reau⸗ muͤr. Er nahm an, wenn die Gefaͤße zerriſſen, in denen der Saft enthalten waͤre, woraus der Schal⸗ wurm ſeine Schale verfertigte und vergrößerte, und dieſer Saft nun tropfenweiſe austraͤte, ſo verdicke er Wuͤrmer II. Th. Ee ſich. ais Pelrlenmuttermuſchel. ſich. Kaͤme ein neuer Saft hinzu, ſo entſtehe eine neue Schicht um die Perle, und ſo immer weiter, woraus ſich alſo die aus lauter übereinander liegen⸗ den Blaͤttern beſtehende Bildung derſelben erklaͤren ließe. Allein jetzt iſt es wohl ſo viel als ausgemacht, daß die Perlen weder Thau noch Unrath, weder Warzen und Nierenſteine, noch auch Folgen der Zers reißung jener Schalenſtoffgefaͤße, ſondern ein herr⸗ liches Vertheidigungsmittel des Bewohners und ein Heilpflaſter der beſchaͤdigten Schalen ſeyen, wodurch dieſe wehrloſen Geſchoͤpfe den unverſchaͤmten Bohr⸗ würmern den Eingang verbiethen wollen. Zwar ſcheint fuͤr die Behauptung, die Perlen ſeyen eine Krankheit, die Wahrnehmung zu ſprechen, daß die Bewohner der mit mehrern Perlen verſehnen Mu⸗ ſcheln gewoͤhnlich kraͤnkeln, und ungeſund ſind; dahet auch ſelbſt die Bauren jener perlenreichen Gegenden die Muſchelthiere, in deren Schalen ſich keine Perlen befinden, als weit geſuͤnder und ſchmackhafter, denen mit Perlen weit vorziehen; allein muͤßen nicht noth⸗ wendig diejenigen, die immer von Bohrwuͤrmern bedroht werden, und ihre koſtbaren Saͤfte zu Heil⸗ pflaſtern oder zum Verſtopfen ihrer Schalen an⸗ wenden, endlich ganz natuͤrlich, durch Sorge, + Er: * Perlenmuttermuſchel. 219 Erſchöͤpfung und Anſtrengung mager und unſchmack⸗ haft werden, und kann nicht überhaupt das Waſſer, in dem ſich viele Bohrwuͤrmer befinden, ungeſuͤnder und unreiner ſeyn? Daß aber wirklich die Perlen nichts anderes ſeyen, als ein wohlthaͤtiges Huͤlfsmittel, um den See⸗ und Bohrwuͤrmern, die in die Schalen einzudringen verſuchen, gleichſam das Loch zuzuſto⸗ e ſonſt bey einer Beſchaͤdigung der Schalen () 25 e 2 dieſe 0 Wir ſagen ſonſte eine Beſchadigung, weil eben nicht immer das Anbohren eines Wurms von außen Schuld ſeyn muß, daß die Schale leidet. Im mehrmals ſchon genannten Cabinette befinden ſich zwey ſchoͤne große Flußperlenmuſcheln aus Bayern. Beyde haben auf Einer Schale eine anſehnliche Perle feſtſitzend. An beyden bemerkt man auch, daß die Schale, die die Perle traͤgt, außen eine Querfurche hat, die aber von der Oberhaut bedeckt und uͤberwachſen iſt. Gerade auf dieſer Furche ſitzt an der innern Seite bey beyden die Perle, oder ſie ſteckt vielmehr wie ein Keil mit dem ſchmaͤlern Ende in derſelben. Man kann ſich beym Anblick der Furche und der ihr gegen uͤberſtehenden Perle kaum des Gedankens enthalten, die Muſchel habe einmal durch irgend einen Zufall einen Sprung bekommen, und der Bewohner habe nun die Perle zur Befeſtigung an der innern Seite angebracht. 220 Perlenmuttermufchel, dieſe auszubeſſern läßt ſich auf eine faſt vollig über: zeugende Art beweiſen. Denn wenn man auch durch⸗ bohrte Muſcheln ohne Perlenanfäge findet, ſo darf man ja nur annehmen, der feindſelige Wurm habe ſich einen Eingang in dieſelben gedffnet, da der Bewohner ſchon todt war; oder er habe dieſen uͤber⸗ eilt, ehe er das Loch zumachen konnte. Man darf es als Regel betrachten, daß je unbeſchaͤdigter eine Muſchel von außen iſt, um deſto weniger man in ihrem Innern Perlen zu finden hoffen duͤrfe; je zer⸗ freßner und loͤchriger fie aber ausſieht (was auch bey den in der Anmerkung gedachten Flußperlenmu— ſcheln, zumal an der Wirbelwölbung, der Fall iſt), deſto groͤßer der Schatz von Perlen gemeiniglich ſey, den man in ihr antrifft. Daraus folgt nun aber nicht, daß man immer bloß gerade an der der aͤußer⸗ lichen Beſchaͤdigung der Muſchel entgegenſtehenden Seite oder in deu Loͤchern Perlen finden muͤße. Denn theils bohrt der Seewurm nicht immer gerade, theils lehrt die Erfahrung, daß man nicht immer bloß an der Schale, ſondern im Thier ſelbſt, im Mantel, im Herzbeutel, im Eyerſtock Perlen finde. Wie leicht kann nicht die Materie auf dem Wege verhaͤrtet, oder das Thier gefangen worden ſeyn, da — Peerlenmuttermuſchel. 221 da es gerade im Begriff war, irgend eine Beſchaͤdi⸗ gung feiner Schale auszubeſſern; und kann nicht die muͤtterliche Natur, die dieſem Thiere ein ſolches Verwahrungsmittel gab, ihm auch das Vermögen gegeben haben, ſolche Perlen in Vorrath zu machen, um fie plößlich anzuwenden, wenn ein Feind in die Schale brechen will, ſo wie man an einem leckwer⸗ denden Schiffe plöglich einen Propf vorſchlaͤgt. Chemnitz hat eigentlich das Verdienſt, dieſe Entſtehungsart der Perlen bekannt gemacht und be⸗ wieſen zu haben. Er fand einſt eine an mehr als hundert Orten durchbohrte Sammetmuſchel, was ihm um deſto mehr auffallen mußte, da, wenigſtens gewiſſe Bohrwuͤrmer, die rauhen Ueberroͤcke einiger Muſcheln ſcheuen. Im Innern bemerkte er auf je⸗ der Oeffnung eine Perle. Da aber die Waͤnde dieſer Muſchel aus einem roͤthlichen Kalk beſtehen, fo wa⸗ ren auch die Perlen aus dieſer Maſſe geformt; denn oͤfters wird die Perle dem Ueberzug der Schale glei⸗ chen, und ſelbſt von gemiſchter Farbe ſeyn, wo dieſer bunt iſt. Aehnliche Beyſpiele kennt man jetzt ſchon mehrere, und es ergibt ſich aus ihnen die Laͤcherlich⸗ keit der Sagen: eine Perle brauche hundert Jahre zu ihrer Reife; nur ganz aus gewachsne Muſcheln Ee 3 | ents 222 Perlenmuttermuſchel. enthielten welche; jede Muſchel trage nur Eine aͤchte Perle (daher fie im lateiniſchen unio heißen fol); und es gebe fruchtbare und ere, Perlen⸗ muſcheln. Je nachdem ein Seewurm gerade oder krumm, weit oder eng, nach der Quere oder nach der Laͤnge gebohrt hat, je nachdem findet man auch in den Conchylien die Ausbeſſerung, die das Thier von in⸗ nen mit ſeinem Schalenſtoff vornahm, und eben dar⸗ um muͤßen auch die Perlen von hoͤchſt verſchiedner Form, Farbe und Güte ſeyn. Oft ſteht freylich die Perle an der innern Schalenfeite, dem Loch der aͤuf⸗ ſern nicht ganz gegen uͤber. Man wird aber finden, daß der Bohrwurm zwiſchen den Schichten oft ziem⸗ liche Umwege mache, vielleicht eben um den Bewoh⸗ ner, der ihm ſo gern eine undurchdringliche Schutz⸗ wehr entgegenſetzt, irre zu fuͤhren. Doch eben dieſe Wahrnehmung, daß der Bewohner mit dem Stoff, der ihm zur Vergroͤßerung ſeiner Schalen dient, jede Beſchaͤdigung derſelben auszubeſſern ſuche, fuͤhrte auf die Entdeckung, die Muſcheln zu zwingen, daß ſie Perlen machen muͤßen. Man darf nur die See⸗ wuͤrmer nachahmen, die Schalen anbohren und b Wen ins Waſſer werfen, in einigen Jahren wird man * Perlenmuttermuſchel. 223 man ſicher da Perlen finden, wo ſie angebohrt waren. Auch muͤßen ſie dann vollkommner werden, weil man regulaͤrer bohren kann, da es hingegen der Bohrwurm immer in ſchiefer Richtung thut. Der unſterbliche Linne both dem Könige und den Staͤn⸗ den von Schweden das Geheimniß zum Kaufe an, durch Kunſt die Schalwuͤrmer zu nothigen, Perlen zu machen. Nach langem Berathſchlagen wurde beſchloſſen, das Geheimniß feinem Erfinder nicht abzukaufen. Jetzt brachte es der Kaufmann Bagge in Gothenburg um 18000 Thaler in Kupfer (500 Ducaten) an ſich, ohne Gebrauch davon zu machen. Später bothen es feine Erben um 300 Thl. feil, es ſoll ſich aber kein Kaͤufer gefunden haben. Noch weiß man nicht, worin dieſes Geheimniß beſtanden habe. Ob auch das Anbohren der Schalen, oder. ob vielleicht das vorgeſchlagen wird, was in einigen aſiatiſchen Perlenfiſchereyen geſchehen fol, wo man vollkommen runde Kuͤgelchen, aus Elfenbein, Per⸗ lenmutter u. d. in die ſich oͤffnenden Schalen hinein⸗ gleiten laͤßt, die der Bewohner in einigen Jahren mit ſeinem Safte uͤberzieht, koͤnnen wir nicht entſcheiden. Von den frey in den Schalen liegenden Perlen woll⸗ ten einige wiſſen, fie entſtuͤnden, wenn zufällig Sand oder i 224 Perlenmuttermuſchel. oder irgend etwas in die Muſchel hineinkaͤme, dem nun das Thier durch einen Perlenuͤberzug eine glatte N Oberflaͤche gaͤbe; andere aber waren der Meinung, es waͤren das ſolche, die nur ſchwach an der Schale befeſtiget geweſen waͤren und ſich von ihr losgeriſſen haͤtten. 1 | Schon bey den Römern war die Perlenbank bey Ceylon beruͤhmt, denn man vermuthet, daß ihr Tabrobane dieſe Inſul geweſen ſey. Noch heutiges Tages bezeichnet man mit dem Nahmen Perlenkuͤſte dieſe Gegend. Dieß iſt eigentlich die Kuͤſte von Madura, oder der ſuͤdliche Theil der Halbinſul von Indien dieſſeits des Ganges vom Vorgebirge Komo⸗ rin bis Negapatanam. In der Meerenge zwischen Ceylon und Manaar und dem feſten Lande an der Kuͤſte zwiſchen Maͤnar und Aripo, bey Seewel, an den Muͤndungen der Fluͤſſe Mooſalee, Modragam und Pomparibo ſind ſehr beruͤhmte Perlenfiſchereyen. Außer dieſer gibt es freylich noch mehrere, z. B. bey der Inſul Baharege, ohnweit der Stadt Catif, im gluͤcklichen Arabien, an der Kuͤſte von Japan, bey Goa, bey Nipehna in der Chineſiſchen Tartarey, woruͤber ſogar ein Krieg zwiſchen den Ruſſen und Chineſern entſtanden iſt, der ſich mit Theilung des * Seees "4 Ptaerlenmuttermuſchel. 225 Seees endigte. Treffliche Perlen liefert der perſiſche Meerbuſen, der Strand der Molukken u. ſ. w. Die Alphoreſen, auf den letztgenannten Inſuln, ſchlei⸗ fen ſich aus Perleumuſcheln Stichblaͤtter fir ihre Schwerter, und oft ſieht man in dieſen noch ſchoͤne laͤngliche Perlen ſitzen. Wir ſprechen hier immer bloß von orientaliſchen Perlen, denn wollten wir alle Gegenden nennen, wo Perlen gefunden werden, ſo | müßten wir faſt alle Länder nennen. Denn iſt ja kein Meer, keine See, kein Fluß, in denen nicht Mu⸗ | ſcheln wohnten, die Perlen enthalten. In America find am Mexicaniſchen Meerbuſen ſehr beträchtliche Perlenfiſchereyen. Von den innlaͤndiſchen Fluß per⸗ len iſt ſchon geredet worden; nur kann der Verfaſſer hiebey den Wunſch nicht unterdrücken, der wuͤrdige Welſch moͤchte den kleinen See oder Teich nahe bey Augsburg, am Landhauſe eines Edelmannes, etwas naͤher beſtimmt haben, in welchem damals viele SGienmuſcheln gefunden wurden, die gelbliche Perlen mit einem vorzuͤglichen Silberglanz enthalten haben ſollen. | Unendlich iſt die Verſchiedenheit der Perlen in Abſicht auf Farbe, Haͤrte, Schwere, Glaͤtte, Form und Waſſer. Von den kleinen Perlen, die wie recht Würmer II. Th. feu EN | 226 Perlenmuttermuſchel. feine Graupen ausſehen, und theils in Apotheken, theils zu allerley Kunſtarbeiten gebraucht werden, bis zur vollendeten Perle, welche Abſtufungen! Sie ſind theils, wie ſich ſchon aus obigem ergibt, an der Schale angewachſen, theils aber liegen ſie in den Haͤuten des Thieres. Man hat Muſcheln mit 120 — 130 Perlen angetroffen. Um uns von den Perlen, von deren Hühnereyergröße fo viel in den Tag hineingeſprochen wird, eine Vorſtellung zu ma⸗ chen, fo geben wir unfern Leſern die ſchoͤnſte Perle, die dem großen Perlenkenner Tavernier, der ſechs⸗ mal die Reiſe in jene Perlenreichen Gegenden des Orients gemacht hatte, vorgekommen war, in einer treuen Abbildung (130). Sie hatte der damalige Perſiſche König für ungefähr achtmal hundert tau⸗ ſend Gulden gekauft. Die Groͤße allein macht es nicht aus; denn es gibt groͤßere, aber vollkommner in Abſicht auf die Regelmaͤßigkeit der Form und die Reinheit des Waſſers iſt noch keine geſehen worden. Sie hatte über 60 Carat. Von andern weltberuͤhm⸗ ten Perlen wollen wir nur anfuͤhren, daß Pabſt Paul II. von einem Venetianiſchen Kaufmanne eine Perle um mehr als 140,000 Gulden kaufte, und daß eine Koͤniginn von Spanien auf einem Balle | eine Perlenmuttermuſchel. 227 eine Perle, die 3rodo Ducaten werth war, trug. Von der einer Muſcatellerbirn großen Perle in Kai⸗ ſer Rudolphs II. Krone wollen wir nichts ſagen, weil man nicht genau wiſſen kann, wie groß man ſich bey dieſer Angabe die Birn gedacht habe. Ihre Schwere war 30 Carat. Im Kaiſerlichen Cabinett befindet ſich in einer handlangen Muſchel eine Perle, die um ihrer Groͤße willen, da ſie mehr als einen Zoll im Durchmeſſer hat, unſchaͤtzbar waͤre, wenn ſie alle Eigenſchaften einer vollkommnen Perle haͤtte. Und wie koͤnnten wir der von Plinius nach unſerm Gelde auf 80, ooo Carolins geſchaͤtzten Perle vergeſſen, die Cleopatra, am Schluſſe eines Gaſtmahls, aus dem Ohre nahm, in Weineſſig aufloͤste und trank? That fie das wirklich, um den Antonius daruͤber zu demuͤ - thigen, daß er die koſtbaren Opfer, die er ihrer Pracht⸗ liebe gebracht hatte, und ſeinen großen Aufwand um ihrentwillen, zu bereuen ſchien; ſo war doch immer noch mehr Zweck dabey, als in den Gaſtmahlen des bis zur Raſerey verſchwendriſchen Clodius, der ſeine Gaͤſte zum dftern mit aufgelösten Perlen bewirthete. Dieß war eben der Clodius, der beym Tode ſeines Vaters fein Stadt- und Landhaus, die beyde betraͤcht⸗ lich groß waren, ja ſogar den langen Weg von dem Ff 2 Einen 228 Perlenmuttermuſchel. Einen zum Andern mit ſchwarzem Marmor belegen ließ. Verſchieden nennt man die Perlen, je nachdem ihre Form und Größe iſt. Die runden und nicht allzu kleinen heißen Zahlperlen, die faſt runden, Tropfenperlen, die laͤnglichen, Perlenbirnen, die halbrunden, Perlenaugen, die flachgedruͤckten, Zwie⸗ beln. Außerdem gibts noch unzaͤhliche Geſtalten; die ganz ſchiefen heißen Barock auch Kropfperlen. Die ganz kleinen nennt man Saamen: Saat: Unzen⸗ Loch auch Stampfperlen, weil man fie ſonſt in Apo⸗ theken im Moͤrſer zu Arzneyen zerſtieß. Ihre Haupt⸗ ſchönheit nennt man das Waſſer. Das iſt die Glaͤtte und der Glanz der Oberflaͤche mit der Opalſpielung. In einigen Laͤndern werden die gelblichen, in andern die röthlichen vorgezogen. Es gibt ihrer von allen Farben, und ſelbſt kohlenſchwarze. Daß uͤbrigens ein orientaliſcher Perlenkenner auch deutſche Perlen ſchön finden konne, beweist Tavernier, der von einer Schnur bayerſcher Perlen (*) ſagt, fie ſeyen tauſend ö | Tha⸗ (0 Alle Schriftſteller, die wir über die Perlen nachgeleſen haben, fuͤhren einſtimmig an: Ta— vernier ſchaͤtze Ein Stuͤck bayerſcher Perlen auf falls Perlenmuttermuſchel. er Thaler und darüber werth, obgleich fie mit den orien⸗ talifchen nicht verglichen werden koͤnnten. Sobald eine Perle mehr als zehn Carat hat, ſo iſt ſie ſchon nicht mehr fuͤr einen Privatmann. Meſſingbleche, mit Löchern, durch die die Perlen von einem, zwey, drey Gran u. ſ. w. hindurch fallen, dienen als Per⸗ lenmeſſer. Aber, wie geſagt, Rundung und Waſſer entſcheiden oft mehr, als die Größe, uͤber den innern Werth. Man berechnet ihn wie bey den Diaman⸗ ten, ſo daß man die Zahl der Grane erſt mit ſich ſelbſt, und dann die Summe mit dem angegebnen Preis des Grans multiplicirt. Allein ſobald die Perle zehn Carat hat, ſo iſt die mae ganz anders. Die Perlenfiſcherey iſt ein gefahrvolles Geſchaͤfte, und es iſt niederſchlagend genug, daß der Luxus ſolche Opfer fordert. Wuͤßte manche gefuͤhlvolle Dame, Ff 3 wie tauſend Thaler. So weh es unſerm deutſchen Patriotismus thut, die Stelle jenes Reiſenden ganz anders uͤberſetzen zu muͤßen, ſo halten wir es doch fuͤr noch deutſcher: den guten Tavernier nichts ſagen zu laſſen, was er nicht wirklich ſagt. Eine innlaͤndiſche Perle von tauſend Thalern iſt eine ſehr ſchoͤne Sache — aber die Wahrheit iſt eine noch ſchoͤnere. 230 Perlenmuttermuſchel. wie manche Leiche ihr Perlenhalsband koſtete, ſie wuͤrde es vielleicht nicht ohne Wehmuth anſehen. Wir wollen eine ganz kurze Beſchreibung eines Pers lenfanges bey Ceylon geben, der nur im Maͤrz mit Erfolg getrieben, und ſelten bis in den April fortge: ſetzt werden kann, weil der Suͤdmonſoon die See ſtuͤr⸗ miſch macht, und die umhertreibenden Seepflanzen die Taucher hindern wuͤrden. Die Schiffe ſind mit Maatroſen, Tauchern und einem Anführer bemannt, der erſt unterſuchen muß, ob die Perlenfiſcherey für dieſes Jahr von reichem Ertrag ſeyn werde, wornach der Tribut fuͤr die Erlaubniß beſtimmt wird. Ein Canonenſchuß gibt das Zeichen, wenn man anfangen darf und enden muß. Sobald nun die Kaͤhne in die Naͤhe einer Perlenbank gekommen, ſo werden, um ſie feſt zu halten, ſtatt der Anker, Steine an Seilen auf den Grund hinabgelaſſen. Jetzt ziehen ſich die Taucher oder Koolykarer, in tamuliſcher Sprache, ganz nackend aus. Schon einige Tage vorher haben ſie ſich mit Oehl beſtrichen und nur trockne Speiſen zu ſich genommen; auch muͤßen ſie überhaupt von Jugend auf zu dieſem Gefchäfte ges wohnt werden, ehe das eyförmige Loch in der Scheide⸗ wand des Herzens verwaͤchst. Die Naſe mit einem hoͤr⸗ Prerlenmuttermuſchel. 231 hoͤrnernen Inſtrument geſperrt und eingeklemmt, mit ohlgetraͤnkter Baumwolle in den Ohren, und einer gewiſſen Schwammartigen Wurzel, die lange dem Eindringen des Waſſers widerſteht, vor dem Munde, wird nun der Taucher entweder in einem Korbe, oder dieſen vor ſich hinhaltend, und mit eis nem Steine von Granit unter den Fuͤßen, an Seilen in die Tiefe hinabgelaſſen. Der Stein ſoll ihn ſo ſchnell als möglich hinabziehen. Sobald er unten if, ſo macht er ihn los; denn zum Heraufziehen iſt na⸗ tuͤrlich kein Gewicht mehr noͤthig. Zuweilen wird ein Korb oder Netz zum Muſchelſammeln neben ihm in die Tiefe hinabgelaſſen. Einige Taucher, die durch Uebung lange den Athem an ſich zu halten gelernt haben, nehmen den Mund voll Oehl, und laſſen, wenn es ihnen truͤb vor den Augen werden will, einige Tropfen fließen; andre, die das nicht koͤnnen, haben auf dem Kopf eine Kappe mit Au⸗ genglaͤſern, die in eine uͤber das Waſſer hervorra⸗ gende Luftroͤhre ausgeht. Viele Taucher gehen ohne alle jene Umſtaͤnde und Vorbereitung auf den Grund. Sie faſſen mit den rechten Fuß zehen das Seil, an dem ein Stein, mit den linken ein anderes, woran ein Netz befeſtigt iſt, und halten bloß die Naſe 232 Perlenmuttermuſchel. Naſe zu. Aber ein großes Vertrauen haben ſie auf einen Zauberer, der die Hayfiſche bannen muß. Ungefaͤhr funfzigmal des Tages tauchen ſie unter. Eiligſt ſammeln ſie Muſcheln in ihre Koͤrbe oder Netze, ſtoßen mit einem Meſſer die feſtſitzenden los, und ſchuͤtteln, wenn ſie nun genug haben, oder ih⸗ nen Luft mangelt, ſtark am Seile, zum Zeichen, daß man aufziehen ſoll. Geſchieht das nicht ſogleich, ſo ſind ſie ohne Rettung verloren. Ohnehin treiben die Bedaurungswuͤrdigen dieſen Beruf nicht lange. So wie ein Taucher heraufkommt, um einige Aus genblicke auszuruhen, wird plotzlich ein Andrer hinab⸗ gelaſſen, und fo geht es bis an den Abend fort. Eis nige tauchen unter Glocken; es gibt aber auch Wilde, die ohne die geringſte Vorbereitung und Anſtalt auf den Grund des Meeres gehen. Groß find die Gefah⸗ ren dieſes Handwerki, Oft ſchießt ihnen, bis fie es lernen, das Blut aus der Naſe und den Ohren; oft werden ſie von Seethieren verſtuͤmmelt heraufgezo⸗ gen, oft macht fie der Geſtank faulender Meerges ſchoͤpfe krank. Zuweilen gerathen die Taucher ver⸗ ſchiedner Compagnien unter dem Waſſer in Haͤndel, wenn einer dem andern von dem Muſchelnhaufen ſtiehlt, den er ſich einſtweilen zuſammen legt, bis er den — 7 0 2: — 5 4 N 8 N RN — Se Ne * 5 EN . Perlenmuttermuſchel. 233 den Korb füllt, Dieß erlaubte ſich einſt ein Tau⸗ cher zu wiederhohlten Malen, ſo oft ihn der andre auch warnte. Da er nicht nachließ ‚ fo ermordete ihn dieſer unter dem Waſſer. Er ward als Leiche heraufgezogen, und ſo ſahen ſelbſt der Abgrund des Meeres und ſeine Ungeheuer das Schauſpiel, daß der Menſch an Grauſamkeit und ee alle Ge⸗ ſchoͤpfe uͤbertreffe. ji Wenn nun die Taucher ihr mübtames Tagwerk vollendet haben, fo eilen die Schiffchen dem Lande zu, deren jedes gewiß 30,000 Muſcheln zuruͤckbringt. Dieſe werden von einigen in dazu eingerichtete Grus ben am Lande geſchuͤttet. Die Bewohner verfaulen und die Perlen liegen frey am Boden der Grube, Auch mit Netzen, die vorn mit einem Rechen verſe⸗ hen ſind, um die Perlen von den Baͤnken loszubre⸗ chen, faͤngt man welche. Wir ſehen eine Ceylonſche Perlenfiſcherey bey 151, wo im Vorgrunde auch ſolche Inſtrumente angebracht find, In einem Schiffe ſind die Taucher in Arbeit; indeß die Maͤnner auf dem andern einen Netzſack ins Meer hängen laſſen, deſſen Seil mit einer Winde in Verbindung ſteht. Mit Seife, Salz, Sand, Puder, Bimsſtein u. d. reinigt man die Perlen, wenn ſie aus der Schale kommen. Würmer Il. Th. Gg Einige 234 Perlenmuttermuſchel. Einige geben ſie den Tauben zu freſſen, die ſie weit reinlicher von ſich geben ſollen, als ſie zuvor waren, andere bleichen ſie im Maythau. Vorzuͤglich in der Stadt Condatchey werden die gewonnenen Perlen bearbeitet. In dieſem elenden Ort, das in einer Wuͤſte ohne trinkbares Waſſer und Gewaͤchſe liegt, herrſcht daun das bunteſte Gewuͤhl von Menſchen aller Nationen und Farben. Die Ufer ſind mit Huͤtten und Zellen bedeckt; das Meer wimmelt von Fahrzeugen; alles iſt voll von Kaufleuten, Juweliren, Marketendern, deren koſtbarſte Waare Waſſer, aber zu entſetzlichen Preiſen, iſt, Malayiſchen Truppen um Ruhe zu erhalten, und Fakirs, wozu noch Schwaͤrme Läftiger Inſecten kommen, die die Faͤulniß der Mu: ſcheln herbey ruft. Eine Menge Menſchen finden ſich da ein, und kaufen auf gut Gluͤck Muſcheln wie ein Lotterielos. Im Jahr 1797 kaufte ein armer Handwerker fuͤr zehn Kreuzer eine Muſchel, in der die ſchoͤnſte Perle der damaligen Fiſcherey war. Das Bohren muß mit großer Vorſicht geſchehen. Die ſtaͤhlernen Bohrer werden durch eine Bogenſehne in Bewegung geſetzt. 7 Der Urſprung des Gebrauchs, ſich mit Perlen zu ſchmuͤcken, verliert ſich im graueſten Alterthume. Raͤumt * Perlenmuttermuſchel. 235 Raͤumt doch eins der aͤlteſten ſchriftlichen Denkmale, das Buch Hiob, der Weisheit den Vorzug vor der Perle ein, und brachte ja Hercules ſeiner Tochter einen Perlenſchmuck mit. Wie ver⸗ ſchwenderiſch man ehemals ſich mit Perlen uͤber⸗ laden habe, mag zum Beweiſe dienen, daß auf dem Staatskleid der Katharina von Medicis, außer 3000 Diamanten auch 32000 Perlen wa⸗ ren. Die Wilden in America wußten die Perlen ſchon zu ſchaͤtzen, ehe ihre Quaͤlgeiſter und Blut⸗ igel hinkamen. : Als Arzneymittel haben die Perlen ihr Ans ſehen verloren. Muß es ja ſeyn, ſo nimmt man die wohlfeilere Perlenmutter, die ja eben die Be⸗ ſtandtheile hat. So viel iſt ſicher, daß ſo vor⸗ nehm und koſtbar dieſe Mediein ſeyn mag, in Abſicht auf Wirkung unſre Camillen, Hollunders bluͤthe, Islaͤndiſches Moos u. d. tauſendmal mehr werth ſind. Wahr iſts, man kann ſie als abſor⸗ birendes Mittel gebrauchen, aber dieß leiſtet auch die Auſterſchale. Wie betraͤchtlich der Handel mit Perlen und Perlenmutter ſeyn muͤße, das ergibt ſich ſchon aus dem Vorigen. Die Letztere wird in Tafeln | 6 2 geſchnit⸗ — 236 Perlenmuttermuſchel. geſchnitten. Beruͤhmte Kuͤnſtler haben in ſie Kunſtwerke gravirt; beſonders erwarb ſich Bel kin einen großen Ruf in dieſer Gattung von Ars beit. Und wer will die Menge von Kunſtarbei⸗ ten nahmhaft machen, wozu Perlenmutter ge⸗ braucht wird: Doſen, Etuis, Meſſerſchalen, Knöpfe, eingelegte Tiſchlerarbeit u. d. m. Zart gerlebne Perlenmutter ſoll gute unſchaͤdliche Schminke geben, auch hat man theils mit ſol⸗ chem Pulver unaͤchte Perlen zu machen, ja wohl aus ihr ſelbſt welche zu drehen verſucht. In der Verfertigung der letztern haben es die Fran⸗ zoſen zu einer unglaublichen Hoͤhe gebracht. Bey der Beſchreibung der Uckley, einer kleinen Karpfenart, iſt das Verfahren hiebey ausfuͤhr⸗ lich angegeben worden. Zwey Stuͤcke muͤßen immer die aͤchten Perlen von den falſchen unter: ſcheiden; denn einmal werden dieſe nie die blätt- rige Bildung und Zuſammenſetzung haben, wie jene; und dann loͤſen ſich auch die falſchen in Eſſig und andern Saͤuren nie auf, was bey den aͤchten ſehr leicht geſchieht. Aber freylich moͤchte es eben nicht zu rathen ſeyn, dieſe Proben mit zum Kaufe angebothnen Perlen anzuſtellen. N Tab. — — RU 0 . 5 i 72% 2 1 J RI, | * 2 S IR ir Dee Nees, S re SERIE ER I 2871 N wu. ERNST LEHE Ss Ne | ge 7% * AN 2 Ta — LT Mr 1:4 — ir 4 . 2 4 . x 1 . * eh * | e 77 6 2 * € I 3 * U u ce A * K * b * ? N. * vn . * * 1 4 * 1 * ; ‘ J a) * * Fr N 1 * er « 8 2. 0 . 1 wi 5 4 4 1 W. K * a 0 \ ki, i f 4 N x 19 A FR 0 ee n 2 4 3 2 9 0 5 5 n 1 7 8 — fi & 1 + .., ri 1 \ Er 2 . % T I e 8 * 5 * N 1 - 4 au‘ 1 — — — — Tab. XXIII. Steckmuſchel. Piana. — 237 Der geräucherte Schinken (152). Der edle Schinken (153). Der Pracht⸗ kegel (154). Wir haben ſchon mehrere Schalwuͤrmer kennen lernen, die einen Haar: oder Borſtenbuͤſchel beſitzen, mit dem fie ſich, wo fie nur wollen, anhängen koͤn⸗ nen. Aber keiner hat ihn reichlicher und koſtbarer als diejenigen Muſcheln, die, weil ſie gern im Sande ſtecken, Steck⸗ und wegen ihrer Schinkenaͤhnlichen Form, Schinkenmuſcheln genannt werden. Andre gaben ihnen den Nahmen Halftermuſcheln und Sei⸗ denſpinner; jenes, weil ſie einer Piſtolenhalfter aͤhn⸗ lich ſehen, dieſes um ihrer Geſchicklichkeit im Spin⸗ nen Gerechtigkeit wiederfahren zu laſſen. Ob ſie aber wirklich die Seide ſpinnen, oder ob ſie den dazu beſtimmten Saft in eine Form gießen, wo er hart wird, das muͤßen wir unentſchieden laſſen. Acht⸗ zehn Arten rechnet man zu dieſer Gattung. Ihre ziemlich zerbrechlichen Schalen ſind im Schloſſe ſo verwachſen, daß man ſie nicht auseinander nehmen kann. Doch hat dasſelbe die laͤngliche Rinne der Gg 3 Mies⸗ 238 Steckmuſcheln. Mies muſcheln, daher die franzdſiſchen Conchyllologen ſie auch zu dieſen zaͤhlen, obgleich dieſe Gattungen in Abſicht auf die Form wie auf den Bewohner ziem⸗ lich verſchieden ſind. Oben am breiten Ende klaffen die Steckmuſchelſchalen gewaltig. Sie ſind bald roth, bald ſchwarz, bald glatt, bald rauh, bald duͤnn— bald dickſchalig. Doch hat dieſe Verſchiedenheit kei⸗ nen merklichen Einfluß auf die Feinheit ihres Sei⸗ denbuͤſchels. Dieſer iſt bey allen gleich vortrefflich. Hat auch gleich die Entdeckung der Seidenraupe die Folge gehabt, daß dieſe Steckmuſchelſeide, die, wie einige wollen, der beruͤhmte Byſſus der Alten gewe⸗ ſen ſeyn ſoll, nicht mehr in dem außerordentlich ho⸗ hen Werthe wie ſonſt ſteht; ſo gibt es doch noch bis auf den heutigen Tag im untern Italien und Sici⸗ lien betrachtliche Fabriken, in denen aus ihr Hands ſchuhe, Beinkleider, Struͤmpfe u. d. m. verfertigt werden. Sie laͤßt ſich ſo fein verarbeiten, daß ein Paar Struͤmpfe aus dieſer Muſchelſeide in eine Doſe geht, und ihre ſchoͤne Olivenfarbe mit dem feinen Goldſchiller, erſpart noch dazu das Faͤrben, das bey der Seide des Inſects faſt unumgänglich noͤthig iſt. Wozu aber die Seidenbuͤſchel der Muſchel dienen, das iſt ſo ganz ausgemacht noch nicht; vielleicht um 3 ſich — Steckmuſcheln. 239 ſich in der aufrechten Stellung zu halten, die ſie ſo ſehr liebt, vielleicht aber auch als Angelſchnuren und Fuͤhler. - 5 | Die find nun die berühmten Muſchelu, von deren Freundſchaft mit einer gewiſſen Krabbenart, die wir unter dem Nahmen Pinnenwaͤchter bereits kennen gelernt haben, die verdienteſten Maͤnner des Alterthums und neuerer Zeiten ſo viel zu erzaͤhlen wußten. Auf ihr Anſehen hin wurde Jahrhunderte, ja Jahrtauſende hindurch die Fabel erzaͤhlt und wird noch bis dieſe Stunde von vielen geglaubt: wie Damon und Pythias kaum ſo zaͤrtliche Freunde ge⸗ weſen ſeyen, als unſre Steckmuſcheln und jene kleine Krabbe; wie dieſe raſtlos an den Thorfluͤgeln, den | etwas geöffneten Schalen der Steckmuſchel, Schild⸗ wache ſtehe, ihr mit leiſem Kneipen die Naͤhe eines willkommnen Nahrungsmittels, mit ſtaͤrkerm, die Ankunft jenes Unholds, des Blackfiſches, anzeige, im letztern Falle ſie ihre Schalen ſchließen heiße, im erſtern die Beute redlicher und friedlicher theile, als bey einem ſo ſeltſamen Buͤndniſſe des Staͤrkern mit dem Schwaͤchern, des Kluͤgern mit dem Duͤmmern (denn dumm muß doch das Thier ſeyn, das ein andres erſt kneipen muß, wenn etwas Eßbares in ſeine 240 Steckwuſcheln. ſeine Naͤhe kommt) kaum zu erwarten waͤre, und wie dann die arme Steckmuſchel, wenn ihre treue Hausfreundinn mit Tod abgeht, ihr bald, von Man⸗ gel und Feinden aufgerieben, nachfolge u. d. m. Wollten wir alles, was mit dem Fortſchritte der Zei⸗ ten zur Verſchoͤnerung dieſer ſeltnen Thierfreund⸗ ſchaft hinzugefuͤgt worden iſt, wiederhohlen; ſo muͤß⸗ ten wir ganze Blaͤtter damit anfuͤllen, und unſern Raum, den wir bey der großen Menge von Merk- wuͤrdigkeiten kaum genug zu ſchonen wiſſen, um die Geduld unfrer verehrten Leſer nicht zu mißbrauchen, an leere Fabeln verſchwenden. Merkwuͤrdig bleibt es immer, wie man aus dem ganz zufaͤlligen Um⸗ ſtande, daß man in den faſt immer offnen Schalen der Steckmuſchel zum oͤftern, nebſt andern kleinen Thieren, dieſe Krabbe fand, die Grundlage eines ganzen Romans zu machen wußte. Sehr gern wohnen die Steckmuſcheln in den ſtillen Buchten der unter einem milden Himmel lie⸗ genden Meere, und bilden da, aufrecht im Sande ſteckend, gleichſam unterirdiſche Doͤrfer, unter de⸗ nen die alten wie Kirchthuͤrme in die Hoͤhe ra⸗ gen. Ihr Fleiſch wird fuͤr ſehr wohlſchmeckend gehalten. e Von Rother, geräucherter, edler Schinken. 241 Von innen und außen einem ſchoͤnen, von der Rauchſchwaͤrze gereinigten Schinken, gleicht, in Abſicht auf Farbe und Form, die Steckmuſchel, die den Nahmen der rothe, geraͤucherte Schinken (p. Rudis, le Jambon de .Mayence , le &Jambon rouge, larde 152) führt. Nicht immer hat er die rauhe, mit Rippen, Röhren und Schuppen ausge⸗ zeichnete Oberfläche, fondern er wird aud) glatt ges funden. Auf den ſechs bis acht Rippen der lang gestreckten, dreyſeitigen Schalen, die, mit Ausnahme der Perlenmutterartigen Stelle gegen das duͤnnere Ende zu, ganz roth ſind, befinden ſich fonderbare, 3 hohle Röhren, die bald an der Seite eine offne Rinne haben, bald ganz verſchloſſen ſind. In Africa und America iſt dieſe Steckmuſchel ſchon gefunden wor⸗ den, die, wenn ihre Schalen und Röhren noch un⸗ verſehrt ſind, immer ein Conchyliencabinett ziert. Schwer zu entdecken iſt der Adel des edeln Schinken (P. Nobilis, la Pinne marine twilee 153), den man ſonſt bloß in Weſtindien einheimiſch glaubte, jetzt aber, wie man ſicher weiß, um Smirna ſehr haͤufig findet, wo er als Speiſe beliebt iſt. Hier findet man oft Perlen, aber freylich nur roͤthliche, in ihm. Die Einwohner wiſſen aber die Seide nicht zu benuͤtzen. wuͤrmer II. Th. 9h Eine 242 Pcrachtkegel. Eine ziemliche Woͤlbung und Breite haben die Schas len diefer Steckmuſcheln. Auf der größern Hälfte derſelben ſieht man erhoͤhte Laͤngsſtreifen, zwiſchen denen ſich Furchen befinden. Rinnenartige Rohren ſtehen wie Hohlziegel reihenweiſe hintereinander auf dem Ruͤcken, und werden nach dem aͤußern Rande zu immer größer. Die kleinere Haͤlfte der Schale ift mit Querſtreifen nach der Seite zu be; zeichnet, wo der Buͤſchel heraushaͤngt. Die graue Farbe dieſer Steckmuſchel unterbricht hie und da das Schwarz der Flecken ihrer innern Waͤnde, und auch bey ihr hat das bünnere Ende einen ‚Perlen mutterglanz. | Meit größer und auch ſchoͤner, als die weicht Steckmuſchelarten, iſt der Prachtkegel (P. Obelis- cus 154). Er wird wohl uͤber zwey Ellen lang im mittellaͤndiſchen Meere gefunden, und koͤnnte deß⸗ wegen die Ehre, der Rieſe zu heißen, gar wohl mit einer andern großen Steckmuſchel theilen, die die⸗ ſen Nahmen fuͤhrt. Seine ſchoͤne Rundung und | die wellenfürmig parallelgehenden Schuppen der Laͤngsſtreifen zeichnen ihn ſehr aus. Dieſe laufen | gegen das ſpitzige Ende, wo die Schalen glatt und ſilberglaͤnzend find, fehr nahe zufammen, Auf den Strei⸗ Prachtkegel. 243 Streifen ſtehen zahlloſe, ſtachlige Schuppen und Roͤhrchen, die nach hinten zu abgenutzter und klei⸗ ner als vorn, theils offen, theils verſchloſſen, alle aber hornartig, durchſichtig und zerbrechlich ſind. Die Bohrwuͤrmer mögen durch eine fo zahlreiche Palliſadenreihe ziemlich in Reſpect gehalten wer⸗ den. Ohne das muͤßte es ihnen ſehr leicht werden, ſo duͤnne Schalen zu durchbrechen. Die praͤch⸗ tige Pommeranzenfarbe der ſpiegelglatten innern Waͤnde ſcheint durch, und thut bey der Menge grauer und weißer Roͤhrchen eine gute Wirkung. um die aufrecht im Schlamme ſteckenden Steckmuſcheln zu fangen, laſſen die Fiſcher, die ſie bey hellem Meere bemerken, einen Strick in ihre Schalen gleiten. Ploͤtzlich ſchließt der Be⸗ wohner ſeine Schalen ſo feſt, daß man ihn an dem eingeklemmten Strick in die Hoͤhe ziehen kann. Auch mit eiſernen Reifen zieht man ſie aus der Tiefe herauf, was aber bey der Zer— brechlichkeit ihrer Schalen ſelten ohne Schaden abgeht. Und ſo viel von den zweyſchaligen Conchylien oder Muſcheln, die wir hiemit beſchließen, um zu einer andern Familie uͤberzugehen. Hh 2 Tab. 244 0883. ab. XXIV. XXV. | III. Zweyſchalige Conchylien, Schnecken mit Windungen. Univalvia. Cochlea. Schiffsb oth. Ar Panama. Der Papiernautilus (155. 156). Das glaͤſerne Schiffsboth (157). Nautilus. Nautilus. Der Perlenmutternautilus (158-160), Der Sporn (161). Das Ammonshorn (102). Das Poſthoͤrnchen (163. 164). Der Bis ſchoffsſtab (1065). Die Rettig⸗ ſchote (166. 167). Eine neue und fehr zahlreiche Conchylienfamilie iſts, zu der wir jetzt kommen, wir meinen die Schnecken im eigentlichen Verſtande, deren Wohnhaͤuſer be⸗ ſtimmte, ſichtbare Windungen haben. Mußten wir bey den zwey Familien, uͤber die wir uns bisher un⸗ terhalten haben, theils von mehrern, theils von zwey Schalen ſprechen, ſo haben dagegen die Mitglieder der Familie, von der wir jetzt reden, durchaus nur eine | Schas 1 eee 5 — >> — N , j g 1 . 5 x | | 8 5 8 l N 8 hr * „ y x 7 0 | 1 5 6 Pr , N * W DRS, * wo / 1 1 5 y a W h ö 5 I [N 4 - AAN 1 ** l 287 1 * * N A } { ah 5 +. . „ 4 | 99 60 e 15 u N Nn 3er ae * L j „ Ber 5 Schnecken mit Windungen. 245 Schale. Dieſe windet ſich in einer Schneckenlinie, bald in einer geraden Flaͤche, bald aufwärts ſteigend um eine Spindel herum. Je nachdem nun dieſe glatt oder gefaltet, und je nachdem die Muͤndungen beſchaffen waren, je nachdem ſind mit Ruͤckſicht auf die aͤußerliche Form die Gattungen beſtimmt worden. Faſt durchaus ſind die Schnecken rechts gewunden. Dieß muͤßen ſich unſere Leſer ſo vorſtellen. Wenn ſie die Schnecken ſo vor ſich hinlegen, daß die Spi⸗ tzen in die Hoͤhe, die Muͤndungen aber nach unten ſehen, ſo werden dieſe immer zur rechten Seite ſeyn. Die Windungen laufen dann von der rechten zur linken Seite. Stellen ſie ſie aber auf die Spitze, ſo findet freylich das Gegentheil ſtatt. Nur einige haben von Natur eine links liegende Muͤndung, ſo daß nun auch die Windungen links laufen. Die erſte Schnecke, die man mit der Muͤndung an der linken Seite ſah, machte großes Aufſehen, ſo daß man fie als völlig einzig betrachtete; daher auch die Franzoſen die Linksſchnecken (bouche à gauche) Punique nennen. Man glaubte, es ſey das nur eine Erſcheinung, die bey den Flußſchnecken vor⸗ kaͤme. Allein die vermehrte Aufmerkſamkeit auf dieſen Umſtaud, hat nun faſt in den meiſten Gat⸗ Hh 3 tungen 246 Schnecken mit Windungen. tungen der Meerſchnecken links gewundne gefunden, wiewohl ſolche Exemplare immer noch eine große Seltenheit ſind. Im Grunde ſind ſie Verirrungen der Natur und Mißgeburten, nicht aber, wie man glauben koͤnnte, Kinder von gleichfalls links gewun⸗ denen Eltern. Denn obgleich wuͤrdige Naturfor⸗ ſcher mit großer Sorgfalt Linksſchneckenzuchten an⸗ gelegt haben, ſo bekamen ſie dennoch nur rechts ge⸗ wundne von ihnen. Es gehoͤrt demnach die Erzeu⸗ gung ſolcher Linksſchnecken zu jenen ſeltnen Erſchei⸗ nungen, ſo wie Anatomiker zuweilen ſchon in Leich⸗ namen alle Eingeweide in einer verkehrten Lage ge⸗ funden haben. Zu vergeſſen iſt hier nicht, daß man die Argonauten, Nautilen und andre in und um ſich ſelbſt Bgewundnen Schnecken, weder rechts⸗ noch links gewunden nennen kann, weil, je nachdem man fie legt, fie das Eine oder das Andre find, Einige Schnecken konnen ihre Muͤndung mit einem Deckel verſchließen, der ihnen immer eigen iſt, andre aber ziehen vor dieſelbe bloß beym Eintritte der rauhern Jahrszeit eine Kalkicheibe, . Eigentlich macht dieſe Hausthuͤre keinen weſentlichen Theil ih⸗ rer Schale aus. Auch haͤngt er gemeiniglich nicht an ihr, ſondern nur an einem Muskel des Bewoh⸗ ners, 2 u u a = „ Schiffsbothe. 2247 ners, daher es unrecht waͤre, um ſeinetwillen dieſen Schnecken den Nahmen einſchaliger Conchylien zu verſagen. Hochſt auffallend aber iſts, daß man ſolche Deckel ſchon bey der zaͤrteſten 9 entdeckt hat. Mehrere Conchyliologen haben die Schiffsbothe und die Nautilen in Eine Gattung vereinigt, und ſich begnuͤgt, die erſten duͤnnſchalige, die andern dickſchalige Schiffs bothe zu nennen. Da aber bey ihnen nicht nur in der Maſſe ihrer Wohnhaͤuſer, ſon⸗ dern auch in ihrer zumal innern Structur, ſo wie unter den Bewohnern eine auffallende Verſchieden⸗ heit ſtatt findet, fo laſſen wir fie getrennt, und eilen unſern Leſern dieſe merkwuͤrdige Conchyliengattun⸗ gen näher bekannt zu machen. Eine flach gewundne, ſehr duͤnne Schale, die keine Kammern oder Ab⸗ theilungen im Innern hat, iſt den Schiffs bothen eigen, deren Ruͤcken man, da man ſie mit Schiffen vergleicht, den Kiel nennt. Dieſer iſt auf beyden Seiten mit hohlen Zacken beſetzt, in die die knotigen Rippen der Seitenwaͤnde auslaufen. Man kennt ihrer fuͤnf Arten. Ihr Nahme Argonauten ſoll, in⸗ dem er an die berühmte Seereiſe Jaſons nach Col— chis 1 dem Schiffe Argo erinnert, einen Wink ge⸗ ben, 2438 Papiernautilus. ben, daß die Bewohner dieſer Schalen, in denen wir unſre Dintenwuͤrmer wieder finden werden, ge⸗ ſchickte Segler ſeyen. | Die Papierduͤnne Schale gab dem ſchoͤnen, aber ſehr zerbrechlichen Papiernautilus (A. Argo, le Nautile papyrace 155) feinen Nahmen. Andre fanden in den vielen koͤrnigen Erhöhungen feiner weißen Schalen eine Aehnlichkeit mit dem Reis brey und nannten ihn darnach. Der Kiel iſt ziemlich breit und zackig; die Seitenwaͤnde haben eine Menge knotiger Rippen. Das ſchoͤne Weiß wird bey eini⸗ gen durch etwas Rothbraun am e Hin⸗ tertheil unterbrochen. Beym Anblick des Bewohners (156 a) werden unfre Leſer fich gewiß an den im vorigen Bande be- ſchriebnen Meerpolyp erinnern, mit dem er ſo viel Aehnlichkeit hat, daß man ihn nothwendig zu der Dintenwuͤrmergattung rechnen muß. Der dicke Kopf, die großen Augen, der tiefliegende Schnabel, die acht Fuͤße mit den Saugwarzen, die Roͤhre, die zum Auspumpen des Waſſers, und noch zu andern Zwecken dient, alles erinnert an jenes Ungeheuer, von dem wir dort ausfuͤhrlich geredet haben. Da er durch keine Sehne, wie andre Schalwuͤrmer, an ſeine N Schale Papiernautilus. 249 Schale gefeffelt it, "fo kann er leicht herausgeworfen werden, und es iſt ſo unbegreiflich, wie er ſie bauen koͤnne, daß einige auf die Vermuthung kamen, es gehdre dieſe Schale einem andern Thiere, das er gewaltſam daraus verdraͤngt habe. Hat er das Ungluͤck, ſeine Schale zu verlieren, ſo ſchwimmt dieſe leer auf der Oberflaͤche, indeß ihr ans Land geſpuͤhl⸗ ter Bewohner eine Beute der Kraͤhen und andrer Raͤuber wird. Ob er außerhalb der Schale leben konne iſt ungewiß. Gehen kann er ſehr gut. Daun iſt die Mündung der Schale nach dem Boden zu ger kehrt, und er traͤgt ſie gleichſam auf dem Ruͤcken. Aber im Schwimmen und Segeln iſt er ein Wunder der Natur und des Inſtincts. Will er das, fo ſteigt er vom Grunde des Meeres in die Hoͤhe. Obgleich er mit dem Kiel ſeines Schiffes nach oben zu gekehrt an die Oberfläche kommt, fo weiß er doch nun ploͤtz⸗ lich die Schale um zuwenden, damit jener im Waſſer gehe, pumpt das Waſſer aus derſelben, ſpreizt ſeine Fuͤße uͤber das Hintertheil der Schale, drey auf jeder Seite, aus, als ob er darauf ritte, und bedient ſich der laͤngſten unter ihnen zum rudern. Dabey weiß er die Verbindungshaͤute der zwey nach vorn zu gerichteten Fuͤße ſo zu halten, daß ſie wie die wuͤrmer II. Th. Ji Scha⸗ 250 Papiernautilus. Schale ſelbſt, in deren Oeffnung der Wind hinein⸗ blaͤst, vollkommen die Dienſte von Segeln leiſten (156 h). Zuweilen faßt er etwas mit den muͤßigen Fuͤßen, und noͤthigt es, die Seereiſe mitzumachen. Entſteht ein Sturm, ſo zieht das kluge Thier ſeine Segel und Ruderſtangen ein, und druͤckt das Vor⸗ dertheil ſeines Nachens ſo nieder, daß das Waſſer eindringen, und durch die vermehrte Schwere das Hinabſinken auf den Grund erleichtern muß. Mit der groͤßten Bewunderung reden die Seefahrer von der Geſchwindigkeit, mit der er neben ihnen her gleichſam um die Wette ſegelt, und von der Geſchick⸗ lichkeit, mit der er im laviren die Segel aͤndert, um nicht umzuſchlagen. Sonſt hielten die Schiffer das ſchnelle Unterſinken des Papiernautilus fuͤr ein boͤſes Vorzeichen eines zu befuͤrchtenden Schiffbruchs. Da er dieß gewoͤhnlich thut, ehe ſich Stuͤrme erhe⸗ ben, fo mag freylich dieſe Ahndung fchon oͤfters ein⸗ getroffen haben. Nicht ohne Muͤhe laͤßt er ſich fan⸗ gen. Denn ſobald er merkt, daß man ihm nachſetzt, ſo ermuͤdet er die Geduld ſeiner Verfolger durch ewi⸗ ges Hin⸗ und Wiederſegeln, bis es ihm gelingt, das Noͤthige vorzukehren, um unterzuſinken. In dieſem Augenblick ſucht ihn der Fiſcher, der ihm ſchwim⸗ mend Galeere. 251 mend folgt, zu uͤberraſchen. Auch wird dieſes Schiffsboth zuweilen, wenn es bey ſtiller See ſor⸗ genfrey einherrudert, von hinten uͤberfallen und aus dem Waſſer geſchoͤpft. Die kleinern kriechen in Fiſchreuße, und fangen ſo ſich ſelbſt. Eine Zeitlang ſchuͤtzte dieſes merkwuͤrdige Thier ein ihm wohlthaͤti⸗ ger Aberglaube, der es zu fangen verboth. Sein Fleiſch iſt wohlſchmeckend, allein weder im indiſchen 5 und Weltmeere, noch auch im mittellaͤndiſchen, wo es wohnt, ſo haͤufig, daß man es eine gemeine Speiſe nennen konnte. Von der Fortpflanzung desſelben iſt weiter nichts bekannt, als daß der Eyerſtock aus einem Klumpen, von mit einer feinen Haut umgeb⸗ nen roͤthlichen Koͤrnern beſtehe, deren jedes ein ſchwarzes Puͤnetchen wie ein Auge hat. Wir konnten hier noch manches artige Schiffes both, z. B. die gerippte Galeere, oder cammertuchne Haube, mit ſchmalem, die Seenymphe, mit einem breitern Rüden, die cannelirte Chaloupe, die bes waffnete Galeere, den Ohrennautilus anfuͤhren, al⸗ lein wir muͤßen uns einſchraͤnken, und können nur bloß der glaͤſernen Galeere (A. Vitreus, le Nau- tile vitre 157) eine Stelle einräumen. Man kann ſich kaum enthalten, beym Anblick dieſes Schiffboths e 312 an 252 Perfenmutternautilus, an eine Muͤtze mit Falbeln zu denken. ‚Schöne, re⸗ gelmaͤßige Rippen, und ein ſeltſam eingerolltes Hintertheil, zeichnen die kegelfdrmige Schale aus, die ſo duͤnn wie Glas iſt. Bisher weiß man nur erſt von Einem Exemplar in der Welt, was alſo gewiß eine Seltenheit iſt, die faſt jede andre übers trifft. Hatten wir bey den Schiffsbothen mit — zarten, glasaͤhnlichen Schalen zu thun, fo verhält ſich das bey den Nautilen ganz anders, die fich durch die Dicke und Feſtigkeit derſelben, die weit ſichtba⸗ rern Windungen und die vielen Kammern im Innern hinlaͤnglich von ihnen unterſcheiden. Ihrer kennt | man 24 Arten, die freylich ſehr verſchieden ſind. Wir nennen unter ihnen zuerſt den Perlenmutter⸗ nautilus (N. Pompilius, le Na atile nacre, le grand N. geflammter Papageyſchnabel, praͤchtiges Schiffs⸗ both, Schiffskuttel 160). Unter der erdfarbi n, ſchmutzigen Oberhaut, mit der er aus dem Me e kommt, erſcheint, ſobald man ſie abzieht, ein weißer, glatter Ueberzug, mit ſchoͤnen rothbraunen Flam⸗ men am Kiele. | Dieſe verlieren ſich, zumal bey den aͤltern, nach vorn zu, ſo daß das Vordertheil ganz weiß aus ieh. Nur am Hintertheil iſt ein ſtahlfar⸗ Nah „ S 158 — per = 25 u OH | Pen . or ih a a. 2: en u LIN | San we. „an eg FEN I) EBD FF" TEL . Perlenmutternautilus. 253 biger Fleck. Hier, im Mittelpunct der Windungen, iſt der Nabel, der bey einer vorzuͤglich ſchoͤnen Art, eine trichterformige Vertiefung hat. Nimmt man auch den weiß und roth geflammten Ueberzug, durch eine Säure hinweg, fo iſt die ganze Schale von ins nen und außen die ſchoͤnſte Perlenmutter mit herr⸗ lichen Opalſpielungen. Auch der Bewohner des Nautilus iſt eine Art von Dintenwurm. Die Abbil⸗ dungen, die man bisher davon hat, ſtellen ihn in einen abſcheulichen, unfdrmlichen Klumpen zuſam⸗ mengezogen vor, daß es unmoglich iſt, die Glied⸗ maßen deutlich zu unterſcheiden. Nichts faͤllt deut⸗ licher daran ins Auge, als die abgeſtutzte Spruͤtzrbhre und der duͤnne Schwanz, der durch die Kammern hin bis in die hinterſte lauft und da feſt ſitzt, wovon wir bald mehr hören werden. Er iſt ein eben fo ge: ſchickter Seefahrer als der Papiernautilus, nur ſcheint er geſellſchaftlicher zu ſeyn, daher man bey Windſtille kleine Flotten einherziehen ſieht. Der Kiel geht dabey wie der Schiffskiel im Waſſer, ſeine Fuͤße rudern und ihre Verbindungshaut dient als Segel. Will er untertauchen, ſo fuͤllt er ſeine Kammern mit Waſſer; will er aufſteigen und vom Grund zur Ober⸗ flaͤche kommen, ſo pumpt er das Waſſer aus, und Ji3 laͤßt 254 Peerlenmutternautilus. laͤßt dagegen Luft hineintreten. Um dieß aber zu faffen, muͤßen wir einen Blick in fein Inneres werfen. Dieß verdienen die Schnecken um deſto mehr, je ge⸗ wiſſer es iſt, daß, fo trefflich ihr Aeußeres ſeyn mag, dennoch die unnachahmliche Kunſt des innern Baues dasſelbe bey weitem uͤbertreffe. Bey 188 ſehen unfre Leſer dieſes Meiſterwerk der Natur. Die bogenfoͤr⸗ migen, querlaufenden Theile ſind die Scheidewaͤnde der Kammern. Ihre Zahl iſt nicht gleich; man findet von 30 bis zo an der Zahl, die immer kleiner werden, je naͤher ſie dem Mittelpuncte zu liegen. Einige glauben, die Kammern vermehren ſich mit den Jah⸗ ren. Dem zufolge haͤtte ihr Bewohner in ſeiner zar⸗ ten Jugend in der kleinſten gelebt. Bey zunehmen⸗ dem Wachsthum bedurfte er einer größern Wiege. Jetzt baute er die zweyte Kammer, und ſo giengs immer weiter, je größer er wurde. Aber eben daraus erhellet, daß man immer nur die aͤußerſte und größte Kammer als das letzte Wohnzimmer dieſes Nautilus anſehen muͤße. Haͤtte er laͤnger gelebt, ſo waͤre viel⸗ leicht wieder eine neue noch groͤßere Kammer hinzu⸗ gekommen, wiewohl auch da eine Graͤnze ſeyn wird, wo er zu wachſen und zu bauen aufhört. Jedoch duͤrfen wir nicht verſchweigen, daß auch die Mei⸗ nung, Perlenmutternautilus. 255 nung, er bringe alle Kammern auf die Welt, fo daß ſie nur an Ausdehnung und nicht in der Anzahl zu⸗ nehmen, ihre Gruͤnde habe. Blicken wir nun wieder ins Innere unſers Nautilus, ſo ſehen wir von der größten Kammer aus durch alle Wände bis in die letzte und kleinſte eine Art von Röhre laufen. Man nennt fie die Nervenrdhre, (Siphon, Siphunculus) und ſieht ſie als eine Art von Schwanz an, durch den der Bewohner am hinterſten Ende ſeiner Schale feſthaͤngt. Dieſe Röhre iſt weich und elaſtiſch, fo daß ſie ſich ausdehnen und zuſammenziehen kann. Doch hat ſie auch feſtere Theile, indem eine Art von ſchaligen Ringen die weichern beſchuͤtzen, damit ſie im Hin⸗ und Herziehen an den ſcharfen Oeffnungen der Kammern nicht Schaden leiden. Daß ſich der Bewohner vermittelſt derſelben in ſeine hintern Kam⸗ mern zuruͤckziehen könne, iſt ein laͤcherliches Vorge⸗ ben, wohl aber ſcheint ſie nicht nur die Sehne zu ſeyn, die ihn feſthaͤlt, und mit zum Regieren des Ge⸗ haͤuſes dient, ſondern auch ein treffliches Werkzeug, durch deſſen Ausdehnen und Zuſammenziehen er mehr oder weniger Luft und Waſſer in die Kammern eindringen laͤßt, je nachdem er es noͤthig findet, um bald auf den Grund zu ſinken, bald in die Hoͤhe zu ſtei⸗ _ 256 Perlenmutternautilus. ſteigen. So erleichtert, oder ſo beſchwert er allmaͤh⸗ lich ſein Fahrzeug, erfuͤllt es mit Luft, wenn er am Grunde iſt, um durch Leichtigkeit emporzuſteigen, und fuͤllt es mit Waſſer, wenn er des Seegelns und Ruderns muͤde iſt, und in die Tiefe will, und iſt alſo Schiff und Pilote und Aeroſtat zugleich. Wer weiß, ob nicht ſein Anblick den Menſchen die erſte Idee vom Schiffbau gegeben hat, und ob nicht unſre Luftſegler von ihm noch die Direction ihres Luftballons lernen werden, indem ſie auch ihm mehrere Kammern geben. + | Das Fleiſch dieſes Nautilus iſt eine nahrhafte Speiſe. Krabben, Seehunde, Crocodile lieben es ſehr. Er ſcheint durchaus nur den oſtindiſchen Mee⸗ ren anzugehoͤren. Und doch findet man in Norden, in den Kalkgruben bey Faxoe, auf der Inſul See: land, eine unzaͤhliche Menge verſteinert. Die Kuͤnſt⸗ ler benuͤtzen die Schale, von der ſie die aͤußere Haut bis auf die Perlenmutter abbeizen, zu verſchie⸗ denen Kunſtarbeiten. Bey mehrern ſchneiden fie bloß die Kielbekleidung weg (159) und bringen da auf eine kuͤnſtliche Art einen offnen Helm an. In die Seitenwaͤnde graviren ſie Vorſtellungen, die mit Schwarz eingelaſſen die Wirkung des ſchoͤnſten Kup⸗ 9 Perlenmutternautilus. 237 Kupferſtichs thun, wobey man nur bedauern muß, daß kein Abdruck moͤglich iſt. C. Pelkin, ein Hol⸗ laͤnder, erwarb ſich in dieſer Gattung von Arbeit ei⸗ nen großen Ruf. Einer der praͤchtigſten Nautilen, von der Hand dieſes Kuͤnſtlers gravirt, war noch vor kurzem eine wahre Zierde des Cobresſchen Cabinetts. Jenes fuͤr Augsburg ungluͤckliche Jahr 1800, das ſo manches Eigenthum der Bewohner dieſer Stadt in fremde Haͤnde brachte, verſetzte auch dieſen Nautilus in das Cabinett des damaligen General⸗Lieutenants Lecourbe. Die Indiauer machen aus dieſen Nau⸗ tilen ſchoͤne Trinkgeſchirre und niedliche Lampen, nur muͤßen hiezu ſorgfaͤltig ſolche ausgeſucht werden, die kein Meereichelbewohner angebohrt hat. In Cabi⸗ netten ſchwitzen ſie bey feuchtem Wetter ſo ſtark, daß man ſie abwiſchen und au der Sonne trocknen muß, wenn ſie nicht Schaden nehmen ſollen. | Wenn wir jetzt unfre Leſer mit noch einigen Mitgliedern dieſer Gattung bekannt machen wollen, ſo koͤnnen wir ihnen keine ſo große Prachtſtuͤcke, wie der vorige Nautilus war, mehr zeigen; nur ſolche, die das Vergroͤßerungsglas im Meerſande entdeckt hat, werden ſie kennen lernen. Aber in ſtummem Erſtaunen verlieren muͤßen wir uns, wenn wir hoͤ⸗ Wuͤrmer II. Th. K k ren, 258 Perlenmutternautilus. ren, daß ein Naturforſcher den Meerſand am adrla⸗ tiſchen Meere, den Tauſende gedankenlos durchwan⸗ dert hatten, einer mikroſkopiſchen Unterſuchung wuͤr⸗ digte, und in dem, was dem bloßen Auge nur Sand⸗ koͤrner zu ſeyn ſchienen, eine reiche Ausbeute an Con⸗ chylien fand. Treffliche Ammonshoͤrner, niedliche Biſchoffsſtaͤbe u. d. fah fein geſchaͤrftes Auge, und die Form ihrer Schalen, wie die Kammern im Innern, ließen nicht zweifeln, daß man ſie zu den Nautilen rechnen duͤrfe. Vergeſſen wir hie⸗ bey nicht, daß hier von Kammern in eines Sandkorns großen Conchylien die Rede ſey; daß dieſe eben die herrlichen, kunſtreichen Abtheilun⸗ gen, eben die nuͤtzliche Nervenroͤhre haben, wie unſer großer Perlenmutternautilus; denken wir uns hinzu, daß darin Thiere mit eben den treff⸗ lichen organiſchen Theilen leben, ſich bewegen und naͤhren; wo waͤre der Unempfindliche, den ein ſolcher Anblick nicht zur Anbethung der hoͤch⸗ ſten Weisheit und Guͤte hinreißen muͤßte. Faſt von allen Gattungen findet man in dieſem Meer⸗ ſande. Wir geben hier nur ſolche, die mit un⸗ ſern Nautilen verwandt ſind, und zwar alle ſtark vergroͤßert. Ihre natürliche Größe können ſich unſre Sporn Ammonshorn. 259 unſre Leſer als einen ſtarken Punct, einen Strich, hoͤchſtens als eine Linſe denken. Wir ſehen zus erſt den Sporn (N. Calcar 161). Alles ver⸗ raͤth an ihm einen Nautilus, der wahrſcheinlich am Kiel einen Rand hatte, ihn aber durch die Beize zum Hinwegſchaffen des ſchmutzigen Ue⸗ berzugs eingebuͤßt hat. Er hat keinen Nabel und iſt fpiralfürmig gewunden. Man findet ſolche auch genabelt und viel kleiner, fchön gelb mit Puncten zwiſchen den Strichen bezeichnet. Denn auch unter dieſen Zwerg⸗Conchylien iſt die Mannigfaltigkeit unendlich. Sie dienen den Meernuͤſſen und andern Conchylien zur Nahrung. So durchſichtig iſt der Sporn, daß man außen mit dem Mikroſkop ſeine Kammern zaͤhlen kann; allein die eingerollten Windungen ſind ſo wenig als bey dem Perlenmutternautilus außen angebracht. Dieſe ſieht man dagegen ſehr deutlich bey den Ammonshoͤrnern (N. Beccarii, Corne d’ Ammon, Cornet de St. Hubert) und bey dem Poſthoͤrnchen (N. Spirula, Cornet de Poſtillon), die gleichfalls im Meerſande bey Livorno und Rimini, das ſonſt hart am Meere lag, jetzt aber uͤber dreyzehnhun⸗ dert Schritte davon entfernt iſt, gefunden werden. 5 Kk 2 Doch 266 Poſthoͤrnchen. Doch kennt man jetzt auch aus der Oſtſee na- tuͤrliche Ammonshoͤrner, die merklich größer find und 59 Kammern haben. Manche machen aus ihnen und den Biſchoffsſtaͤben ein eignes Ge: ſchlecht, und trennen ſie von den Nautilen. Be⸗ trachten wir unſer Ammonshorn (162), fo fins den wir, daß die Windungen um ſich ſelbſt feſt an einander liegen. Sie ſpielen trefflich perlen⸗ mutterartig mit Blau. Die Kammern ſind auch außen wie mit Einſchnitten bezeichnet. Von dieſer Art allein hat Plancus in 12 Loth Sand 6700 gefunden. Das Poſtboͤrnchen (163) aber gleicht, wegen den etwas abſtehenden Windungen, mehr einer offnen Uhrfeder. Man findet es auch in oſtindiſchem Meerſande und weit größer, zuweilen wie ein Zweygroſchen Stuͤck. Das Innere 164 auch der kleinſten zeigt vierzig Kammern mit der durchlaufenden Nervenroͤhre. Die Scheidewaͤnde gleichen den ſchoͤnſten Hohl⸗ ſpiegeln und ein trefflicher Silberglanz iſt uͤber alles verbreitet. Wenn aber bloß die aͤußerſte Spitze eingerollt iſt, ohne daß weiter eine Win: dung ſie beruͤhrt, wie das bey den unaͤchten Biſchoffs ſtaͤben der Fall iſt, das übrige aber wie in Biſchoffsſtab. Rettigſchote. 201 in einen Stab ſich verlaͤngert, ſo heißt dieſe kleine Conchylie nicht mehr Ammonshorn, ſondern Bi⸗ fchoffsftab (N. Orthoceras, Lituus 165). Man kennt dieſen mehr aus Verſteinerungen, als aus natuͤrlichen Exemplaren. Ueberhaupt iſt, ſo⸗ bald von Ammonshoͤrnern und ihnen aͤhnlichen Conchylien die Rede iſt, die Ausbeute im Stein⸗ reich weit groͤßer als im Thierreiche. Sind ja ſchon auf 300 Arten Ammoniten von der Groͤße eines Nadelknopfs bis zu der eines Wagenrades bekannt, ohne daß eine derſelben im natuͤrlichen Zuſtande gefunden worden waͤre? Weiß doch der Forſcher nicht, ob er bey ihrem Anblick ein großes ganz untergegangenes Thiergeſchlecht, oder was er ſonſt vermuthen ſoll? Und wie unendlich viel mag da noch zu unterſuchen uͤbrig ſeyn. Doch noch eine im Meerſande bey Rimini befindliche kleine Conchylie wollen wir hinzufuͤgen, wiewohl ſie auch zu den Seeroͤhren gerechnet werden koͤnnte. Wir meinen die Rettigſchote (N. Raphanus), die kaum mit bloßem Auge zu erkennen iſt. Wir erblicken fie ſtark vergrößert von außen (166) und von innen (167), wo ihre Kammern und die durch⸗ laufende Nervenroͤhre ſichtbar find, | Ke 3 Tab. . / 262 N. Tab. XXV. XXVI. Kegelſchnecke. Conus. Die Menonitentutte ( 168, 160). Das Herzhorn (170). Der Unvergleichliche Ads miral (171). Der Oberadmiral (172). Der Orange⸗Admiral (173). Das Haſel⸗ huhn (174). Der General (175). Der gefleckte Tieger (176), Faſt alles, was die Natur von Pracht der Farben und Mannigfaltigkeit und Kunſt der Zeichnung Vorzuͤgliches hat, finden wir in dem herrlichen Con⸗ choliengefchlecht der Kegelſchnecken oder Tuten ver⸗ einiget. Eine vollſtaͤndige Sammlung aller hierher gehörigen Arten, deren man 71 kennt, iſt ein be⸗ zaubernder Anblick, und nicht ohne einen betraͤcht⸗ lichen Aufwand waͤre ſie zuſammen zu bringen, da die Liebhaberey manches Stuͤck bis zu einem unge⸗ heuren Preiſe geſteigert hat. Alle Kegelſchnecken (Cornets) ſind in eine kegelfoͤrmige Figur zuſammen gerollt. Sie gleichen bald mehr bald weniger den Papiertuten der Kramer. Auf ihrer breiten Grundflaͤche laufen acht bis zehn Windungen um eine glatte Spindel, fo daß fie ent= A weder 1 . * Na 7 % 70 Wr 1 N 8 5 * * 33 * u 8 2 ve * * * 7 1 Menonitentute. 263 weder auf einer ziemlich ebenen Flaͤche ſichtbar ſind, oder ſich zu einer Pyramide erheben, die bey den Einen höher, bey den Andern niedriger iſt. An der langen und ſchmalen Muͤndung bemerkt man keinen Zahn, und die aͤußere, oben und unten abgerundete Lefze, hat eine ziemliche Schaͤrfe. Eine gelbbraune ſchmutzige Oberhaut verbirgt das praͤchtige Staats⸗ kleid der Kegelſchnecken. Nimmt man dieſe hin⸗ weg, was durch Schleifen ſehr leicht geſchehen kann, dann erſt kommt der ſchoͤnſte Spiegelglanz zum Vor⸗ ſchein, es erſcheinen die niedlichen Perlenſchnuren, die Flecken und Reifen und die breiten Baͤnder, die, indem ſie an die Admiralsflaggen erinnerten, meh⸗ rern dieſer Schnecken den Nahmen Admirale erwar: ben. Doch wir gehen zu einigen der vorzuͤglichſten Arten. 1 Da die Menoniten in Holland ein ſtilles, an⸗ ſpruchloſes Voͤlklein ſind, die ſich hoͤchſt beſcheiden und ohne alle Pracht, aber doch ſehr reinlich und geſchmackvoll kleiden; fo nannte man einige Kegel⸗ ſchnecken, von ungekuͤnſteltem aber reinlichen Aus⸗ ſehen, die man in africaniſchen Meeren gefunden hatte, Menonitentuten (C. Virgo). Nur machte man unter ihnen wieder einen Unterſchied, und hieß as die * 264 Herzhorn. die ganz weiße mit blaulichem Ende (168) das wachs licht (Cereola, le Bout de Chandelle, Cier- ge, Cigne, Kerzchen), dagegen aber eine andre wachsfarbige (169) die gelbe Menonitentute. An dieſer ſehen wir mehrere Querbaͤnder. Die Windungen ſind rothbraun gefleckt. Unten, ge⸗ gen das blaue Ende zu, laufen einige gekoͤrnte Streifen. Schleift man den gelben Ueberzug ab,, ſo kann man neue Farben und Zeichnungen fin⸗ den; ein Umſtand, der leicht verführen kann, die Arten zu vervielfaͤltigen. Obgleich das Herzhorn (C. Marmoreus, le Tigre, Ring: Marmorhorn, Tieger 170) nichts we⸗ niger als ſelten iſt, fo bleibt es doch eine ſehr ſchoͤne Kegelſchnecke. Die weißen, zum Theil herzfoͤrmi⸗ gen Flecken, auf ihönem braunen Grunde, thun eine angenehme Wirkung, beſonders bey dem Mar⸗ morglanz dieſer Conchylie, die, wenn man ſie gegen das Licht hält und von innen durchſieht, der ſchoͤn⸗ ſten Schildkröͤtenſchale gleicht. Die Einrollungen am ziemlich flachen Boden ſind etwas zungenfdrmig auögefchweift. An der Mündung ſieht man eine etwas blaßrothe Farbe. Oſtindien liefert die vor⸗ zuͤglichſten Herzhoͤrner. Auch in Africa findet man welche. Unvergleichlichee Admiral. 265 welche. Man ißt den Bewohner fo wie auch den Eyerſtock, der einem Klumpen verwirrter Zwirns⸗ faͤden gleichen ſoll. Mit großer Muͤhe und faſt ohne alle Werkzeuge wiſſen die Indianer aus dieſer Con⸗ chylie ganz artige Ringe zu machen. Sie ſchleifen am Kopfe der Schale fo lange, bis man die innern Gewinde der Schale zu ſehen bekommt. Dann ſchleifen oder ſaͤgen ſie das Hintertheil weg, bis ein Ring daraus wird. Jede Schnecke gibt nur zwey Ringe, die ſo glaͤnzend und weiß wie Elfenbein ſind, weil die Flecken abgeſchliffen werden. Einige brin⸗ gen Zierrathen an, laſſen oben ein Stuͤck mit den Flecken, als waͤre es ein ordentlich gefaßter Ring, und verſchoͤnern ihn auch mit Gold. Wir haben ſchon erinnert, daß die berühmten Conchylien, die man Admirale nennt, zu den Kegel: ſchnecken gehören. Sie zeichnen ſich durch die et⸗ was gekoͤrnte, rauhe Oberfläche ihres meiſt prächtig ban dirten, birnfoͤrmigen Gehaͤuſes aus. Statt der vlelen, die wir hier beſchreiben koͤnnten, ſchraͤnken wir uns auf ein Paar der auserleſenſten ein, und nennen zuerſt den Unvergleichlichen Admiral (C. Ammiralis cedo nulli, la Vonpareille, la Reine du midi 121). Zu einem unglaublichen Preiſe wurde Wuͤrmer II. Th. gl dieſes 266 Oberadmiral. dieſes Prachtſtuͤck ſchon bezahlt. Man weiß, daß ein Liebhaber ſeinem erſten Beſitzer 4000 Gulden dafuͤr gebothen habe. In der Auction nach ſeinem Tode gieng dieſer Admiral fuͤr 965 Fl. weg, und kam in Lyonets Cabinett, dem gar tauſend Carolins das fuͤr gebothen worden ſeyn ſollen. Wo er jetzt iſt, weiß man nicht, denn bey der Verſteigerung des Lyonetſchen Nachlaſſes kam er nicht vor. Es iſt wahr, ſolche ungeheure Preiſe, fuͤr eine Schnecke zu bezahlen, ſcheint allerdings tadelnswuͤrdig; aber zu laͤugnen iſt auch nicht, daß man kaum eine ſchoͤnere Conchylie ſehen koͤnne, als unſern Admiral, für den ſein lateiniſcher Nahme: ich weiche keinem, ſo ſtolz er klingt, doch paſſend iſt. Denn der treffliche, bald roͤthlich, bald blaulich ſpielende Goldgrund, die ers habenen Perlenſchnuͤren und vie blätterfürmigen Zeichnungen uͤbertreffen alles, womit man dieſe Conchylie vergleichen möchte, Doch ſolche Aus nah⸗ men wuͤrden uns die Admirale nur wenig bekannt machen. Denn wem wird wohl der Zufall ein ſol⸗ ches bisher noch einziges Stuͤck zufuͤhren? Wir ge⸗ ben ihm daher den zwar gemeinern, aber doch immer noch ſeltnen und koſtbaren Oberadmiral (Archi- thalaſſus ſummus, le grand Amira 172) zur Geſell⸗ Orangeadmiral. 20867 Geſellſchaft. Die weißen, herzfoͤrmigen Flecken, auf gelbbraunem Grunde, die hellgelben Querbinden, die zarte Linien durchſchneiden, und das mit unend⸗ licher Feinheit geflochtne Netz über dem ſchneeweißen Hintergrunde, ſo wie die feine Ordenskette, die uͤber die breiteſte Binde geht, und die eigentlich den Ad⸗ miral zur Wuͤrde eines Oberadmirals erhebt, geben dieſer oſtindiſchen Conchylie einen hohen Werth. Dieſer richtet ſich vorzuͤglich nach der Größe, der Reinheit und Sichtbarkeit der Netze und Perlen⸗ ſchnuͤren und der Vollſtaͤndigkeit der Spitze. Eben ſo, ja faſt noch mehr geſchaͤtzt iſt der | Orangeadmiral (C. Araufiacus, Amirald Oran- ge 173). Auch ihn hat die in Oſtindien mit ihrem Farbenreichthume ſo freygebige Natur herrlich aus⸗ geſtattet. Oranien⸗ auch Carmiurothe Baͤnder auf weißem oder ſilberfarbigen Grunde, niedliche, weiß und braun gewuͤrfelte Schnuren und granulirte Li⸗ nien wechſeln angenehm auf ſeiner Schale ab. Der Preis eines vorzuͤglichen ſolchen Admirals ſoll immer noch hundert und mehr Thaler ſeyn. | Da das Haſelhuhn (C. Textile, le Drap dor 174) auch die Nahmen goldner Zeug, Goldtuch, Goldnetz fuͤhrt, ſo kann man ſchon daraus einen L 1 2 | praͤch⸗ 268 Haſelhuhn. General. ‚prächtigen Anzug bey dieſer Conchylie vermuthen. Trefflich ſchimmert der Goldglanz zwiſchen den roth eingefaßten Schuͤppchen hervor, und wird durch angenehme, rothbraune Schlangenlinien noch erhoͤhet. Von der mannigfaltigſten Zeichnung findet man ſie, der Form nach naͤhert ſie ſich den Walzen und Oli⸗ ven. Sie ſtammt aus Oſtindien her, ihr Fleiſch ſoll aber giftig ſeyn. Einigen vorzuͤglich ſchoͤnen Haſel⸗ huͤhnern gab man den Nabmen: die Ehre des Mee⸗ res (Gloria maris). Und wirklich find fie von ſol⸗ cher Pracht, daß die treueſte Malerey oder Beſchrei⸗ bung nicht viel mehr, als ein Schattenriß heißen kann. Denn ſolche Meiſterwerke der Natur muͤßen ſelbſt geſehen werden. Noch muͤßen wir unſern Leſern den Einwohner dieſer trefflichen Gehaͤuſe bekannt machen. Indem wir ihnen denſelben zeigen, lernen ſie zu gleicher Zeit noch eins der ſchoͤnen Haͤuſer kennen, die ihm zur Wohnung dienen. Wir meinen den General (C. Generalis, la Flamboyante, das Spitzen⸗ oder Kloͤppelkiſſen, weſtindiſcher Admiral 175). Die ſchmahle Form, die ſpitzige Pyramide auf dem Wirbel und die Flammen auf caffeebraunem Grunde zeichnen das Gehaͤuſe aus. Doch wir haben es jetzt vorzuͤglich mit dem Bewoh⸗ Gefleckter Tieger. 269 Bewohner zu thun. An ihm ſehen wir den ſchwaͤrz⸗ lichen Kopf mit zwey cylindriſchen, fleiſchfarbigen Fuͤhlſtangen, mit den Augen in der Mitte, und zwi⸗ ſcheu denen ſich ein Maul wie eine Saugwarze bes findet. Hinter dem Halſe ragt ein Theil des Man⸗ tels, wie eine geſpaltne Zunge, empor, die einen rothen Saum und innen eine Art von Stacheln hat. Aus der langen Oeffnung tritt der ſtark gefaltete und gefurchte Fuß, von ſchmutziger Fleiſchfarbe, heraus. An ſeinem Ende, gegen die Pyramide zu ſehen wir den Deckel dieſer Conchylie, der aus einer hornartigen Platte beſteht, die zwar bey weitem nicht die ganze Muͤndung verſchließt, aber vielleicht dazu dient, daß der Bewohner ſich nicht zu weit hin⸗ einziehen konne; eine Vermuthung, die freylich nicht ganz Genuͤge thut. Dieß iſt nun das Thier, | auf deſſen Wohnhaus die Natur fo große Kunſt und Mannigfaltigkeit verwendet hat. Auch ins Innre (176) einer Kegelſchnecke, und zwar des gefleckten Tiegers (C. Striatus, Ecorche), den freylich mehrere fuͤr eine Walze oder Volute anſehen, muͤ⸗ Ben wir unſre Leſer noch blicken laſſen, um die Kammern und die glatte Spindel zu ſehen. So hart und dick die aͤußere Schale und Windung iſt, L213 ſo 270 Paorkcelanſchnecken. ſo fein und zart, beynahe wie Marienglas, ſind da⸗ gegen die Innern. Daher kann man auch, wenn ſie nicht ganz bis zur Haͤlfte durchſchliffen ſind, die zweyte und dritte Windung durchſcheinen ſehen. — mn — ͤ— — un. —— — — — Tab. XXVII. Porcellanſchnecke. Cyprea. Der Baſtardharlekin (177), Der große Schlangenkopf (178). Die Tiegerporcel⸗ lane (179. 180). Der Argus (18 1). Die Muſchelmuͤnze (182. 183). es Man mag auf die Mannigfaltigkeit der Zeichnun⸗ gen, oder auf den Glanz der Farben, oder auf das blendend ſchoͤne Weiß der farbenloſen Theile ſehen; fo führen die Porcellanſchnecken ihren Nahmen mit Recht; obgleich wir wohl wiſſen, daß man ihn auch aus andern Gruͤnden herleite. Auch dieſe Schne⸗ cken wurden um ihrer Schönheit willen der Venus gewidmet. Sie kommen nicht wie andre mit einem ſchmutzigen Ueberzug aus dem Meere; nein, ihr glaͤnzendes Farbenkleid wird durch den Mantel des Bewohners, in den er ſic ſammt ſeinem Gehaͤuſe wickeln TERRA, NN 8 NÜUHNNIN u * di ) 1 4 7 1 * * 8 1 . * 19 0 „ Ä Porcellanſchnecken. 271 wickeln kann, ſo gut beſchuͤtzt, daß bey ihnen jener Oberrock nicht noͤthig war, und ſie alſo in ihrer vollen Schönheit in unſre Hände kommen. Ihre halb eyformige, glatte Schale iſt oben gewoͤlbt, uns ten flach und auf beyden Seiten ſtumpf. Am hin⸗ tern Ende ſieht man ſchwache Spuren der Einrol⸗ lung; bey einigen aber eine bloße Vertiefung, die man einen Nabel nennt. Die ſchmale Oeffnung, die nach der Laͤnge hinlauft, iſt auf beyden Seiten gezaͤhnt, und dadurch vorzuͤglich unterſcheidet ſich dieſe Gat⸗ tung von den Blaſenſchnecken, denen ſie uͤbrigens ſehr nahe kommt. Auf der Woͤlbung, die zuweilen glatt, zuweilen gekoͤrnt und gefurcht, zuweilen auch ein wenig eingedruͤckt iſt, befinden ſich die ſich gegen den Bauch zu verlierenden trefflichen Zeichnungen, die fchönen Augen und die ſonderbaren Charaktere, die Sterne, Flammen u. d. m. womit die Natur, dieſe Freundinn der Mannigfaltigkeit, dieſe Conchy⸗ lien ſchmuͤckte. Aber ſehr zart iſt die aͤußerſte Schicht jener Schalen, ſo daß dieſer Schmuck leicht ver⸗ loren geht. Dann kommen ganz andre Farben zum Vorſchein, ſo daß es betruͤgeriſchen Conchylien⸗ haͤndlern ein Leichtes iſt, die bis jetzt bekannten 114 Arten mit einer Menge vorgeblich neuer zu berei⸗ ? chern. 272 Porcellanſchnecken. chern. Man kann ſich nicht genug in Acht neh⸗ men, um nicht hintergangen zu werden, und muß ſich durchaus nur an die feſten Theile, den Bau, die Zaͤhne u. d. halten. Was die Behauptung betrifft, daß die Bewoh⸗ ner der Porcellanſchnecken alle Jahre ihre alten Wohnungen verlaſſen und neue bauen, fo iſt fie hoͤchſt unwahrſcheinlich. Denn nicht zu gedenken der Seh⸗ nen und Baͤnder, die ſie feſthalten, welch ein Saft⸗ aufwand wuͤrde nicht bey einer großen erforderlich ſeyn, um alle Jahre eine Schale zu Stande zu bringen. | Sonſt glaubte man, die Chinefer brauchten diefe Schnecken zu ihrem Porcellan. In den Parthieen ihrer Gaͤrten, die kuͤnſtliche Wuͤſteneyen, ungefaͤhr wie die Einſiedeleyen unfrer engliſchen Gärten, vor: ſtellen ſollen, hängen fie Porcellanſchnecken an den Baͤumen ſo auf, daß der durchſtreichende Wind das Ziſchen der Schlangen oder das Heulen des Sturms nachahmt, und fo die grauſenvolle Taͤuſchung dieſer Oerter vermehrt. In Perſien traͤgt jeder Schulmei⸗ ſter und Schreiber eine ſolche Schnecke zum Glaͤtten des Papieres bey ſich, auch vertritt ſie in Oſtindien die Stelle eines Plaͤtteiſens. Im Tempel der Venus | re Baſtardharlekin. 273 zu Gnid ſoll die Porcellanſchnecke ein Gegenſtand der Öffentlichen Verehrung geweſen ſeyn. Dankbarkeit, daß einſt eine ungeheure Menge ſolcher Schnecken das Schiff aufhielt, auf dem 600 Juͤnglinge der erſten Familien ſich befanden, an denen ein grauſa⸗ mer Befehl Perianders vollzogen werden ſollte, ſoll dazu Veranlaſſung gegeben haben. Zu Galanterie⸗ waaren, zumal Doſen, wußte man dieſe Schnecken artig zu benuͤtzen. Sonſt machte man Schluͤſſel⸗ hacken und Eßlöffel aus ihnen, auch waren ſie in Apotheken ſehr geachtet. Man trug ſie fuͤr mau⸗ cherley Uebel am Halſe. Die Neger fuͤhren einige Arten als Geld. Auch dienen ſie zum Putz der Wilden, die ſie bald um den Hals, bald in der Naſe, bald in den Ohren tragen. Die Canadier wechſeln zur Beſtaͤtigung ihrer Verträge Halsbaͤnder von Dies ſen Schnecken, ſo wie wir Ringe zu wechſeln pflegen. Der Bewohner dieſer Gattung iſt bey allen Are ten derſelbe. Wir ſehen ihn, wenn wir den Baſtard⸗ Harlekin (C. Arabica, la fauſſe Arlequine, Buchs ſtabenporcellane 177) betrachten. Sein Kopf iſt cylindriſch. An der untern Seite befindet ſich das ei⸗ ner Ritze gleichende Maul. Seitwaͤrts ſtehen die Fuͤh— ler mit den Augen, in denen das Vergroͤßerungsglas Wuͤrmer II. Th. M m deut⸗ 274 Baſtardharlekin. deutlich einen Augapfel mit einer ſchwarzen Iris fand. Vom Mantel haben wir ſchon geſagt, daß ihn das Thier ſo um ſein Gehaͤuſe wickeln koͤnne, daß er auf dem Ruͤcken zuſammen ſchließt, und man es ſo fuͤr ein Schleimthier anſehen koͤnnte. Zwar ſehen wir hier den Mantel nicht ſo ausgebreitet, wodurch die Schale unkenntlich wuͤrde: wohl aber bemerken wir etwas von der ſonderbaren Einrichtung, daß ſich der Theil des⸗ ſelben, der auf den Hals zu liegen kommt, in einen Canal zuſammenfaltet. Der die Schale an Laͤnge uͤbertreffende Fuß, der vorn einer ſtumpfen, hinten einer ſpitzigen Zunge gleicht, hat eine Menge Fur⸗ chen und Falten, die ihm im Gehen forthelfen. Der ganze Koͤrper iſt ſchwarzgrau; die Fuͤhler ſind dunk⸗ N ler. Zum Eſſen bekommt dieſes Thier nicht gut, nur noͤthigt zuweilen der Hunger die Indianer dazu; immer aber muͤßen ſie es durch ihr Uebelbefinden theuer genug bezahlen, wenn ſie ihrer Erfahrung, daß alle glatte Conchylien ungenießbar, die rauhen, ſtachligen aber, eßbar und geſund ſeyen, zuwider handeln. Schwer iſts den Bewohner aus ſeinem Gehaͤuſe zu bringen, und doch darf man ihn, wenn dieſes nicht feine Schönheit verlieren ſoll, durchaus nicht langſam darin ſterben laſſen. Am beſten iſts, | die Schlangenkopf. 275 die Schnecke in heißem Waſſer plotzlich zu toͤdten, alsdann das Thier, ſo gut man kann, mit einem Hacken herausziehen, und an einem ſchattigen Orte das Uebrige den Ameiſen Preis geben, die die Schale vollkommen rein machen. Doch auch dieſe muͤßen wir noch beſchreiben. Ihre größte Zierde be⸗ ſteht in der Zeichnung. Eine Menge kurzer Linien laufen ſo verwirrt durch einander, daß man ſie mit nichts anderm als mit arabiſchen und chineſiſchen Buchſtaben zu vergleichen wußte. Andre ſehen ſie fuͤr Noten an, und nannten die Schnecke Muſikhorn. Dunklere Querbaͤnder laufen uͤber den Ruͤcken. Die wulſtigen Saͤume ſind mit ſchwarz⸗ braunen, blauſchattirten Flecken beſprengt. Die ſcharfen Zaͤhne an der Muͤndung ſind braun, die in⸗ nern Wände amethyſtblau. Aus Oſtindien kommt dieſe Conchylie, der die Landkartenporcellane ziem⸗ lich aͤhnlich ſieht. Mehrere dieſer Gattung fuͤhren den Nahmen Schlangenköpfe. Wir zeigen unſern Leſern den gro⸗ ßen Schlangenkopf (C. Mauritiana, la Porce- laine atöte de Serpent 178). Man findet fie von der Größe einer Nuß bis zur Größe eines halben Straußeneyes. Die Schale iſt dunkelbraun auf 8 Mm 2 : dem 276 Tiegerporcellane. dem Ruͤcken und weiß oder blaß gelb gefleckt. Ihre in⸗ nere Flaͤche iſt weiß mit einem Violettſchiller. Durch mehr oder weniger Schleifen kann man mit dieſer Schnecke mehrere ſcheinbare Varietaͤten hervor⸗ bringen. | | Von vorzuͤglicher Schönheit und Größe iſt die Tiegerporcellane (C. Tigris, la Peau de Tigre, gemeines Klipphorn, Waſſertropfen), die wir von oben (179) und von unten (180) vor uns ſehen. Schwarze Tropfen auf gelbem Grunde, die am Ruͤ⸗ cken zum Theil zuſammengefloſſen ſind, und bey vorzuͤglichen Exemplaren eine hellere, zuweilen blaus liche Einfaſſung haben, zeichnen dieſe Conchylie aus. Ueber den Ruͤcken lauft eine dunkle Linie. Nach dem Bauche zu wird die Grundfarbe heller, ja ge⸗ gen die Muͤndung hin ſchneeweiß. Hier ſieht man zuweilen eine blauliche Spielung. Es iſt uͤberhaupt unmöglich, die Farbenſpielungen der Porcellanſchne⸗ cken mit dem Pinſel nachzuahmen. Beſonders ha⸗ ben die duͤnuſchaligern, die man, wiewohl noch uner⸗ wieſen, für Weibchen halt, einen groͤßern Farben⸗ reichthum. Vielleicht ſind das bloß juͤngere Gehaͤuſe, deren Colorit noch mehr in einander fließt, und des ren Zeichnung noch nicht beſtaͤndig iſt. Wenigſtens ſind Argus. Muſchelmuͤnze. 277 ſind bey den duͤnnſchaligen die Raͤnder, Lippen und Zähne nicht ganz fe. In Ambolna, Java und Madagascar findet man dieſe reizenden Schnecken. | Und doch macht ihnen der Argus (C. Argus, le grand Argus 181) noch den Vorzug ſtreitig. Sein Aufenthalt in der Tiefe erſchwert ſeinen Fang, und die Zartheit und Zerbrechlichkeit des aͤußerſten Ueberzugs vermehrt den Werth eines ganz reinen und tadelloſen Exemplares. Auf den lang geſtreck⸗ ten Gehäufen bemerkt man drey Binden, die ſich gegen die Seiten hin verlieren. Eine Menge dunk⸗ ler Ringe erinnern an den hundertaugigen Argus. Man hat ſchon ein Exemplar geſehen, bey dem die Ringe trefflich Fettenformig in einander hiengen. Unten gegen die braunen Zähne zu, ſtehen auf bey⸗ den Seiten ſchwarzbraune Flecken. Man erhaͤlt dieſe ſchone Porcellane aus Indien und Africa. Eine Menge trefflicher Porcellanſchnecken mis ßen wir uͤbergehen. Nur fuͤhren wir noch eine an, die zwar nicht durch ihre Geſtalt ſich auszeichnet, aber doch ſonſt von unſern Leſern gekannt zu werden verdient. Wir meinen die muſchelmuͤnze (C. Moneta, le Cauris des Maldives, Monnoie de f M m 3 Gui- 278 | Mufeiming. Guinbe, die Cauris, Guineiſche, Mohriſche Minze ), deren wir eine gelbe (182) und eine blaue (183) vor uns ſehen. Dieſe, wie auch die weiße Cauris, vers treten in Bengalen und andern Orten wo es eben nicht an Metallen fehlt, die Stelle des Geldes. Man hohlt ſie in großen Schiffsladungen von den Maldiviſchen Inſuln, und wuchert damit in Benga⸗ len, wo man ſie als einen anſehnlichen Schatz in Vorrathshaͤuſern aufbewahrt. Hie und da werden ſie in Gold gefaßt und Edelſteinen gleich geſchaͤtzt. In Congo kennt man kein andres Geld. Eine aus Oſtindien nach Europa zuruͤckkehrende Flotte fuͤhrte elnmal 200000 Pfund ſolcher Muſcheln bey ſich, die ſie zuvor auf der Kuͤſte von Guinea verhandelte. Weiber geben ſich mit dem Sammeln ab, und oft treibt ſie die Gewinnſucht tief ins Waſſer. Durch die unregelmaͤßigen Hoͤcker an den Seiten ſehen dieſe Muſcheln einem Bruſtharniſch etwas aͤhnlich, und haben auch davon den Nahmen bekommen. Die am Ruͤcken hochgelben ſind die ſeltenſten. Ein hellerer Saum umgibt denſelben. An der blauen iſt der Ruͤcken bis auf das durchſcheinende Violett der innern Wände durchgerieben. Das übrige iſt weiß. BEN, Um P Blaſenſchnecke. 279 Um boch auch das Innere der Porcellanſchne⸗ cken kennen zu lernen, zeigen wir unſern Leſern den Baſtardharlekin durchſchnitten (184). Die weiße Spindel iſt etwas gebogen. Man kann fuͤnf Win⸗ dungen zählen, die im Junerſten theils braun, theils blaulich, theils marmorirt ſind. Mehr nach den | Lippen zu hat dieſe Muſchel die ſchoͤne, oben ges dachte Amethyſtfarbe. — 2 - 9 Tab. XXVII. XXVIII. Blaſenſchnecke. Bulla. Das Huͤhnerey (185). Das bunte Kiebitzey (186). Die Prinzenflagge (182). Der Woeberſpuhl (188). | Man kann ſich leicht vorſtellen, daß die Blaſen⸗ ſchnecken etwas Blaſenfoͤrmiges haben moͤgen. Sehr freygebig war man gegen ſie mit Nahmen, und oft nannte man die ganze Gattung Kiebitzeyer, Meer: nuͤſſe, Blutigel u. ſ. w. obgleich dieſe Benennungen nur einzelnen Arten zukommen. Je nachdem man ſie einfaͤrbig oder bunt, bandirt oder marmorirt, n oder laͤnglich fand, je nachdem ſchuf man auch ihre 280 Hühnerey. ihre Nahmen. Von ihren Windungen traͤgt ihr | Aeußeres wenig Spuren. Sie find bald an der eis nen, bald an der andern Seite wie eine Papiertute zuſammengerollt, und ſo weit aufgeſperrt bey einigen die Muͤndung iſt, ſo eng und nur einer Ritze aͤhnlich iſt ſie bey andern. Zuweilen bildet ſie Einſchnitte, die an beyden Seiten uͤber den Bauch hervorragen, und auch von oben ſichtbar ſind. Man findet unter den Blaſenſchnecken ſehr kleine, z. B. die Meernaͤgel (Sormet) und die Theeloͤffel, die freylich von den voll⸗ kommnern eyfoͤrmigen, die ſich den Porcellanſchnecken naͤhern, ſich ſehr unterſcheiden. Jene ſind nur we⸗ nig eingerollt, da hingegen die vollkommnern meh⸗ rere Windungen, aber keine eigentliche Spindel ha⸗ ben. Man kennt funfzig Arten. Ihr Bewohner iſt eine Schnecke mit Fuͤhlern. Als ein ganz beſon⸗ deres Thier wird der Bewohner des oben erwaͤhnten Theeloͤffels beſchrieben. An ihm fand ein Beob⸗ achter drey ſonderbare Knoͤchelchen, die dieſem von der Schale nicht ganz bedeckten Geſchoͤpf zum Schutz, vielleicht aber auch zum Zermalmen der kleinen Am⸗ monshdͤrner dienen, die es als Speiſe zu ſich nimmt. Zerſchneidet man es, ſo werden die Finger ſehr blutig, daher es Blutigel heißt. Nie⸗ ln Huͤhnerey. 281 Niemand wird dem Huͤhnerey (B Ovum liinseeum, l’Oeuf de Poule 185) dieſen Nahmen verſagen, man muͤßte denn, um feiner Größe willen, e lieber Gansey nennen. Schneeweiß, wie ein Spiegel glaͤnzend, iſt ſeine bauchige Schale außen; innen aber dunkelgelb, auch violett, das zwiſchen der halbmondförmigen Oeffnung hervorſieht. Viele Querfalten machen die umgelegte Lefze rauh. Der Bewohner iſt kohlſchwarz, und löst ſich in eine Dinte auf. Nachtheilige Folgen begleiten ſeinen Genuß. Das Vaterland dieſer Conchylie iſt Indien. Hier wiſſen die Eingebornen ihre Schilde mit Stüden dies ſer Muſchel fo zu belegen, daß ſie wie glafirt ſcheinen, und bey der rothgelben Einfaſſung derſelben eine an genehme Wirkung machen. Die Alphoreſen ſchaͤtzen dieſe Schalen ſehr hoch; nur der darf ſie als Hals⸗ ſchmuck tragen, der einigen Feinden den Kopf ab: geriſſen hat. Dieß kann uns nur ſo lange laͤcherlich vorkommen „ als wir vergeſſen, daß manche „Ordenszeichen eine nicht weniger blutige Bedeu— tung haben, und daß zwiſchen der Conchylie am Halſe des Alphoreſen, und einem Gnadenpfennig am Rode der Beſtuͤrmer von Praga und Iſmail der Unterſchied eben ſo unbedeutend ſey, als ob Wuͤrmer II. Th. Nn man = 282 Buntes Kiebitzey. Prinzenflagge. man ein ſolches Sede am Halſe oder im Knopf⸗ loche traͤgt. i Obgleich einige fuͤr gut fanden, alle Blaſen⸗ ſchnecken Kiebigeyer zu nennen, ſo legen doch andre derjenigen, die wir bey 186 vor uns ſe⸗ hen, den Nahmen buntes Kiebigey (B. Am- pulla, ' OCenf de Panneau) ausſchließend bey. Ihre ſehr bauchige Schale iſt ſo eingerollt, daß man von den fuͤnf Windungen keine Spur ſieht. Anſtatt eines Wirbels bemerkt man ein deutli⸗ ches Nabelloch. Die Muͤndung iſt etwas laͤnger als die Schale, und oben weiter ausgedehnt als unten. Die Eine Lippe hat eine ſchneidende Schaͤrfe, die andre aber iſt ganz gegen den Bauch zuruͤckgeſchlagen. Man findet das Kie⸗ bitzey von allen moͤglichen Farben und Zeichnun⸗ gen in Oſt⸗ und Weſtindien. So angenehm und 4 bunt fein Kleid iſt, fo wird man doch ohne Ber denken einer andern Blaſenſchnecke, der Prin⸗ zenflagge (B. Phyſis, le Pauillon du Prince, Seefahne 187) gern den Vorzug einraͤumen. Sie iſt niedlich bald wie mit Draht umwunden, bald wie mit breiten Baͤndren geziert. Auf die angenehmſte Art wechſeln die ü N Far⸗ — * — San mer Weberſpuhl. 283 Farben, gelb, braunroth, violett, roſenroth, ſchwarz und braun mit einander ab. Sehr weit iſt ihr Mund und flach der Nabel. Oſtindien liefert dieſe ſchoͤne, aber aͤußerſt zerbrechliche Blaſen⸗ ſchnecke. ö f Noch feltner aber als fie findet man in Ca⸗ binetten, einen recht ſchoͤnen und vollſtaͤndigen Weberfpubl (B. Volva, la Navette de Tiſſe- rand 188), deſſen Nahme nicht uͤbel paßt. Ja⸗ maica liefert ihn. Er zeichnet ſich durch die langen mit einem Canal verſehnen Enden der bau⸗ chigen Schale und den feinen Saum der aͤußern Lippe aus. Man haͤlt ſchon die kleinen, eines Fingersgliedes großen Weberſpuhle von braͤun⸗ licher Farbe fuͤr Zierden eines Cabinetts; allein Herr von Cobres beſitzt einen der groͤßten und ſchoͤnſten, die man bis jetzt kennt, und von einer Weiße und einem Glanze, daß er mit dem Huͤh⸗ nerey wetteifern kann. Inzwiſchen iſt dem, der einen beſitzt, die groͤßte Vorſicht zu empfehlen, um die Spitzen nicht zu verletzen. Wie der Bewohner im ſtuͤrmiſchen Meere ſeinen zarten Bau vor Be⸗ ſchaͤdigung verwahre, iſt ein Geheimniß. Nn 2 | Tab. 284 099% | Tab. XXVIII. Walzenſchnecke. Voluta. Das Midasohr (189). Die Mohrinn 1 90). Das Prinzenbegraͤbniß (191). Die türkis ſche Lagerwalze (192). Der Boͤttchersboh⸗ rer (193). Die Papſtkrone (194). Die Biſchoffsmuͤtze (195). Die Notenſchnecke (196). Das brütende Taͤubchen (197). Der Olivenkern (198). Das Glim⸗ merchen (199). Von cylindriſcher, walzenfoͤrmiger Geſtalt find die Walzenſchnecken. Das erſte Gewinde iſt fo. breit, daß es bey weitem den groͤßten Theil der Schale aus macht. Die uͤbrigen vier bis ſechs lau⸗ fen in engen Kreifen um einander, und bilden eine bald kuͤrzere, bald laͤngere Spitze. Die Spindel hat Falten. Da man ſie ihrer verſchiednen Form nach mit Wellen, Schlaͤuchen, Bohrern, Datteln, Rollen, Oliven u. d. verglich, fo bildete man daraus eigne Familien, ja aus den Oliven ſogar eine fuͤr ſich beſtehende Gattung. Um ihres praͤchtigen lanzes willen nannte man fie auch Achat= und ann Bereits 144 Arten, worunter ſich f aͤußerſt Midasohr. 285 aͤußerſt vortreffliche befinden, kennt man, und unfre Leſer moͤgen ſelbſt urtheilen, wie ſchwer es uns werde, aus der Menge die Wenigen auszuwaͤhlen, auf die wir uns einſchraͤnken muͤßen. Auch tragen dieſe niedlichen Kinder der Nane, ſelbſt wenn ſie von Einer Art ſind, oft einen ſo aͤußerſt verſchiednen Anzug, daß man ganze Blaͤtter mit den reizendſten Varietaͤten anfuͤllen konnte. Denn die Mannigfals tigkeit) mit der der Pinſel der unerſchoͤpflichen Na⸗ tur fie getiegert, marmorirt und gezeichnet hat, geht ins Unendliche. Der Bewohner gleicht dem der Porcellanſchnecken. Er ſoll kuͤhn und grauſam ſeyn. Weit größere Conchylien, als er ſelbſt iſt, fällt er an, und ruht nicht eher, bis er fie ausgeſo⸗ gen hat, wenn ihm auch der entſchloſſenſte Wider⸗ ſtand geleiſtet wird. Man kann das Midasohr (V. Auris Mid, # Oreillede Midas, Schlickrolle, Schlammrolle 189) fuͤr eine Schlammſchnecke erklaͤren, wenigſtens hat man fie noch meiſtens in den moraſtigen Sagınväls dern und in ſumpfigen Fluͤſſen gefunden. Die zus geſpitzte Bauart dieſer Conchylie, die an ein Eſelohr erinnert, gab Veranlaſſung, fie nach jenem Phrygi⸗ ſchen Könige zu benennen, dem feine Albernheit eine Nn 3 dau⸗ 286 Mohrinn. danerndere Unſterblichkeit in der Geſchichte verſchaffte, als viele durch Weisheit und Verdienſte nicht fanden. Die ziemlich ſchwere und dicke Schale iſt etwas wal⸗ zenfoͤrmig, und hat eine große nach der Länge ges ſtreifte Windung, und fuͤnf bis ſieben kleinere gegit⸗ terte. Eine kaſtanienbraune Oberhaut bedeckt die ſchoͤne, fleiſchfarbig ſpielende Perlenmutter dieſer Conchylie. Ihre Muͤndung iſt laͤnglich, ſchmahl und zugeſpitzt, und auch in ihr wollten einiße den Grund der Benennung dieſer Conchylie finden. Ihre aͤußere Lefze hat einen dicken, fleiſchfarbigen Saum, der aber in einem Bogen herumlauft, dann zwey Falten oder Zaͤhne bildet, und von da bis zur Muͤndungsſpitze als ein ſchwieliger Rand herab⸗ geht. 0 | Warum die Mohrinn (V. Oliva, la Veuve, la Moresque, Trauermantel 190) dieſen Nahmen fuͤhre, daruͤber wird ihr duͤſterer, ſchwarzbrauner An⸗ zug nicht lange im Zweifel laſſen. Das Weiße ih⸗ rer innern Seiten und der gezaͤhnte Muͤndungſaum vermehren die Aehnlichkeit mit einer Mohrinn, wenn ſie naͤhmlich den Mund offnet. Selbſt das mehr oder weniger Dunkle ihrer Farbe, hat einen Unterſchied eingeführt, die Einen Mohrinnen, die andern Nege⸗ rinnen Prinzenbegraͤbniß. Lagerwalze. 287 rinnen zu nennen. Eine vollkommne Walze bildet dieſe Conchylie, deren ganze Laͤnge die erſte Windung einnimmt, indeß die übrigen nur eine gefurchte Flaͤche mit einem blauen Knoͤpfchen in der Mitte vorſtellen. Sie kommt aus Indien. Sehr geſucht iſt das Prinzenbegraͤbniß (V. Sepultura principis, les funerailles du Prince, le Drap mortuaire 191). Auf gelblichem Grunde bes finden ſich zwey bis drey ſchwarze, ſeltner rothbraune unterbrochne Bande und Flecken, zum Theil wie kleine Pyramiden zugeſpitzt. Die Einbildungskraft ſah in ihnen einen Leichenzug. Sehr fein ſind die Windungen. Die milchweiße Farbe der innern Waͤnde iſt auch an den Lippen und am Saum der Muͤndung ſichtbar. Auch mit gelben Reifen auf ganz dunkelm Grunde mit noch dunklern Wellen⸗ Zeichnungen wird dieſe Conchylie gefunden. Man kann die tuͤrkiſche Lagerwalze (V. Caftra Turcica, le Champ turc, Achatrolle 192) für die Zierde ihres Geſchlechts erklaͤren, beſonders, da fie auch in Abſicht auf ihre Große von mehr als vier⸗ tehalb Zoll, wie man ſie ſchon gefunden hat, eine ausgezeichnete Stelle verdient. Auf ihrem pfirſich⸗ bluͤthfarbigen, mit Blau vermiſchten Grunde, ſieht ' | man 288 Boͤttchersbohrer. Papſtkrone. man zeltenfoͤrmige Zeichnungen, oder eigentlich wink⸗ lige rothbraune Figuren. Himmelblau iſt die Ein⸗ faſſung der Lippen und die Flaͤche der kleinen Win⸗ dungen, deren Graͤnzlinien braun bezeichnet ſind. Portobellodattel und Panamarolle heißt dieſe ſchoͤne Walze nach ihrem Vaterlande. Kein armer Fuͤndling kann ſo von Familie zu Familie herumgeworfen werden, als der Böttchergs bohrer (V. (Bulla) Terebellum, Aiguille d Coudre, Strohhalm 193) von Gattung zu Gattung. Mehrere nahmen ihn auf und ſtießen ihn wieder aus. Jetzt wird er wohl unter den Walzen bleiben, wohin ihn feine lange Mündung und Form verweiſen. Die ſpiegelglatte, weiße, mit blaßgelben ſchiefen Linien bezeichnete Schale iſt ſehr leicht, ja ſie muß es auch ſeyn, weil ihr Bewohner wie ein Pfeil aus dem Waſſer ſpringt, daher ſein Nahme Springhoͤrnchen, Pfeilſchuecke kommt. Man kennt auch einen ſchoͤnen violetten Bdttchers bohrer. a Ein Paar ſchoͤne Conchylien ſind die Papſtkro⸗ ne (V. Mitra Papalis, la Thiare Fapale 194) und die Biſchoffsmuͤtze (V. Mitra Epiſcopallis, la ‚Thiare Epifcopale, Straußfeder 195), die freylich von einigen zu den Kinkhoͤrnern, von andern zu den Straub⸗ Bifchoffsmüge, Notenſchnecke. 289 Straubſchnecken gerechnet werden. Sie unterſchei⸗ den ſich ſo auffallend von einander, daß man kaum seinfieht, wie mau fie für einerley Art halten konnte. Zwar haben beyde eine muͤtzen⸗ oder thurmaͤhnliche Geſtalt, und viele Flecken auf dem ſchoͤnſten weißen Grunde; aber die erſtere beſitzt an ihren zahlreichen Windungen Zacken, da ſie hingegen bey der andern | ganz glatt find; jene hat eine gezahnte, dieſe eine einfache Lippe; jene fünf, dieſe vier Falten an der Spindel, jene iſt ſchwerer und dunkler gefleckt, dieſe leichter mit hellern Flecken. Ja es ließe ſich die Ver⸗ gleichung noch in manchen Stuͤcken fortſetzen, wenn nicht das Angefuͤhrte ſie ſchon hinreichend unter⸗ ſchiede. Ju Beyden lebt ein giftiger Bewohner, in deſſen Maul ein ſpitziges Beinchen, wie ein Dorn liegt, womit er toͤdtlich verwunden ſoll. Auf Kohlen gebraten eſſen ihn aber doch arme Leute ohne Scha⸗ den. Dieſe beyden Walzenſchnecken kommen aus Oſtindien, und werden ziemlich hochgeſchaͤtzt. Die Papſtkrone iſt wie billig noch ſeltner, als die Bis ſchoffsmuͤtze. Einen ziemlichen Ruf hat die sindeilen einer andern Gattung zugeſchriebne Notenſchnecke (V. Muſica, Ia Muſique, le Plein-chant 196), obgleich Wuͤrmer Il. Th. O o ſie 290 Brüuͤtendes Taͤubchen. Olivenkern. ſie eben nicht gar ſelten iſt. In ihrer Bezeichnung ſah man eine Aehnlichkeit mit muſikaliſchen Noten und ihren Linien, und es gibt Exemplare, wo ſie bis zur Taͤuſchung aͤhnlich ſind. Je nachdem nun dieſe auf gelblich aſchgrauem, rothbraun geſprenkten Grunde ſtehenden Noten ordentlicher oder unordent⸗ licher ausſehen, je nachdem nannte man dieſe Con⸗ chylie die Muſikwelle, oder die wilde Bauernmuſik. Ihre Farbenmiſchung iſt faſt unbeſchreiblich. Sie hat oben an den Windungen bald ſcharfe, bald ſtumpfe Knoten. An ihrer Spindel befinden ſich acht Falten. Ihre Lippe u dick und glatt, ihre Heimath America. Eine Menge kleiner Walzenſchnecken faßte man nach gewiſſen Aehnlichkeiten in eigne Familien zu⸗ ſammen. Von jeder wollen wir Einer nur mit we⸗ nigen Worten gedenken. So wurden einige bruͤtende Taͤubchen (Columbula incubitans , Pigeonneauæ couvants) genannt, weil ſie ihre äußere Lefze wie einen Fluͤgel haͤngen laſſen. Bey 197 ſehen wir ein ſolches bruͤtendes Taͤubchen (V. Mercatoria, le Staron), das man bald in einem einfachern, bald buntern Auf⸗ zuge findet. Andre nannte man Olivenkerne (V. Nucleus Olivæ, le Noyau d’ Olive), wegen der Aehn⸗ | lichkeit Glimmerchen. 29 1 lichkeit mit ihnen, wie wir bey 198 bemerken; und wieder eine andre Familie erhielt den Nahmen glim⸗ mende Kohlen (Mica, Glimmerchen), zu denen das Glimmerchen mit ſchwarzen Banden (V. Mica monofaſciata, le BER Nouleau blanc 8505 199) gehoͤrt. So wenig alle die Walzenſchnecken, die wir bis jetzt kennen lernten, von außerordentlicher Groͤße angetroffen werden, ſo wuͤrden wir uns doch ſehr irren, wenn wir vermuthen wollten, die ganze Gat⸗ tung ſey auf eine mittelmaͤßige Groͤße eingeſchraͤnkt. Es gibt unter ihr wirklich Rieſen, die eben daher in gewiſſen Gegenden ſehr nuͤtzlich werden. So wird z. B. der Topf (V. Olla) auf zwey Fuß lang gefunden, und zu Waſſereimern und Kuͤchengeſchir⸗ ren gebraucht; aus ſeinen innern Gewinden macht man Loͤffel. Dieß gilt auch von dem Jacobakrug (V. Cymbium, Kahnſchnecke), der gleichfalls zu Schoͤpfgefaͤßen gebraucht wird. Oft ſchleudern ihn Brandungen an der Kuͤſte von Weſtafrica mit fols cher Gewalt gegen einen Felſen, daß er den Kopf, die Windungsſpitze, zerſchellt. Aber eine gluͤck⸗ liche Reproductionskraft heilt den Schaden bald wieder. | | | O o 2 Daß 292 Trompetenſchnecken. Daß auch in den Walzenſchnecken zuweilen ſich Perlen bilden, beweist jene ungewoͤhnlich große Perle, die einer einſt in einer Tsjankoſchnecke (V. Pyrum, Opferhorn) anzutreffen ſo gluͤcklich war. Ob ſie gleich bey Ceylon gefunden worden, ſo hatte ſie doch nicht die Sahdeden der a Perlen. f Tab. XXIX. Trompetenſchnecke. Buecinum. Die knotige Schellenſchnecke (200). Die Davidsharfe (201). Das Wellenhorn (202). Das Steinchen (203). Der gluͤ⸗ hende Ofen (204). Die Bezoarſchnecke (205). Das große Tiegerbein (206. 207). Der Weitmund (208). | Unter den Schnecken ſind mehrere, die, wenn man ihre Spitze abbricht, als blaſende Inſtrumente ge⸗ braucht werden koͤnnen, und auf manchen Antiken findet man Flußgötter, die ihrer ſich als Trompes ten bedienen. Daher mag auch diefer Gattung der Kap W re zu Theil geworden ſeyn. Aber INN S „Trompetenfehnecke. | 293 Ader eben fo häufig nennt man fie Kinkhörner. Dies fer Nahme, der von den Hollaͤndern zuerſt ihnen beygelegt wurde, iſt das verſtuͤmmelte Wort Kling⸗ horn. Wenn Kinder damit ſpielten und den ſau⸗ ſenden Laut hörten, den fie, wie viele andre Schne⸗ cken, nahe ans Ohr gehalten, von ſich geben, ſo nannten ſie dieſelbe ſtatt Klinghoͤrner, Kinkhoͤrner, weil ihnen das L aus zuſprechen zu ſchwer wurde. Andre nannten ſie, wenigſtens zum Theil, Sturm⸗ hauben, Helmſchnecken, Harfen, Tonnenſchnecken. Der Charakter dieſer aus 172 Arten beſtehenden Gat⸗ tung, iſt eine einfach gewundne, an der erſten Win⸗ dung ungemein bauchige Schale. Die bey den mei⸗ ſten eyrunde Oeffnung hat eine rinnenartige Spalte. Ein duͤnner, knorpeliger, halbmondfoͤrmiger Deckel verſchließt ſie nicht ganz. An der Spindel befinden ſich keine Falten. Bey dieſem Conchyliengeſchlecht hat man Maͤnnchen und Weibchen gefunden. Die letztern haben ein ſtaͤrkeres, knotigeres Gehaͤnſe, viel⸗ leicht darum, weil ihnen die kuͤnftigen Geſchlechter anvertraut ſind, und alſo an ihrer Sicherheit mehr gelegen iſt. Der Bewohner dieſer zum Theil treff⸗ lichen Conchylien, iſt eine Schnecke mit kegelfoͤrmi⸗ gen Sählern, an deren Wurzel nach der Außern Seite Oo 3 zu, 204 Schelenſchnecke. zu, ſich die Augen befinden. Eine X. Rande aus⸗ gezackte Haut dient ihm als Mautel. Er kann ei⸗ nen Theil des ſelben wie eine Röhre zuſammenbiegen. Der Fuß iſt ein ſtarker Muskel voller Furchen. Er ſtreckt ihn oft weit uͤber den Kopf hervor. Doch unſre Leſer ſollen dieſes Thier ſelbſt ſehen, indem wir ihnen die knotige Schellenſchnecke (B. Echinophorum, le Casque d tubercules alliends, geknobbeltes Bellhorn, Oehlhorn 200) ſamt ihrem ſchwarzgrauen, eßbaren Bewohner zeigen. An ihm ſehen wir die ziemlich dicken Fuͤhlſtangen, und die nicht allzukleinen Augen. Das unten liegende Maul iſt hier nicht ſichtbar; aus ihm kann er eine Art von mit Zaͤhnen beſetzten Ruͤſſel hervorſtrecken, womit er die Schalwuͤrmer ausſaugt. Auch das ſonderbare Inſtrument, wozu dieſe Schnecke ihren Mantel ma⸗ chen kann, und das in gebogner Richtung hart am Auge hinlauft, werden wir bemerken. Eigentlich faltet ſie einen Theil ihres Mantels wie eine Roͤhre und bedient ſich ihrer zum Athemhohlen und zur Ausleerung. Die Furchen des ziemlich großen Fu⸗ ßes, der bey einigen Schnecken dieſer Gattung ge⸗ foalten iſt, fallen deutlich in die uugen. Das Ges haͤuſe fiellt einen bauchigen Helm mit ſieben hervor⸗ i 910 ragen⸗ Davidsharfe. 2085 ragenden Gewinden vor. Die knotigen Bande, die Abwechslung von hell und dunkelbraun, und die mannigfaltigen Streifen und Linien geben dieſer Conchylie ein ganz angenehmes Ausſehen. Die um⸗ geſchlagnen Lippen ſind ſchneeweiß. Am Ausgange der Muͤndung bildet die Schale eine hoch aufge⸗ worfne, ſchiefe Naſe. Man findet dieſe Schelien- ſchnecke auf viertehalb Zoll breit. Im adriatiſchen und mittellaͤndiſchen Meere iſt fie Häufig, und den Kuͤſtenbewohnern um ihres wohlſchmeckenden Flei⸗ ſches willen ſehr willkommen. Nicht uͤbel vergleicht man manche Trompeten⸗ ſchnecken mit Harfen. Das Treffende dieſer Ver⸗ gleichung ſehen wir an der Davids harfe (B. Har- pa, la Harpe 201), einer der ſchoͤnſten, wiewohl nicht ſeltnen Conchylien. Alle Harfen zeichnen ſich aus: durch eine bauchige Form, eine weite Mündung; einen kurzen Zopf, der durch die ſechs kleinern Wins dungen gebildet wird, und die erhoͤhten Rippen, die von der Naſe aus nach den Windungen hinlaufen, und an ihrem Fuße eine Zackenkrone bilden, aus de⸗ ren Spitze man, um des Gleichniſſes willen, Har⸗ fenfaiten machte. Die unſrige hat ziemlich breite Rippen. Sie ſind ſo mannigfaltig bandirt und | | gefledt, 200 Wellenhorn. gefleckt, daß man ſie mit den gemalten Kirchenfen⸗ ſtern verglichen hat. Noch bunter ſind die glatten Zwiſchenraͤume, voll niedlicher Flecken und Wellen. Dunkelbraune Wuͤrfel vermehren die Mannigfaltig⸗ keit. An der Muͤndung bemerkt man auf Einer Seite eine dunkelbraune gefleckte Lefze, und auf der Andern eine Menge Schwielen und Kerben. Dieſe Conchy⸗ lie kommt in Oſtindien mit aller ihrer Pracht ſo⸗ gleich aus dem Meere ohne Ueberzug. Doch gibt es noch ſchoͤnere und buntere von dieſer Art. Ihr Fleiſch iſt ungenießbar. Zuweilen ſoll der Bewohner harte Auswuͤchſe bekommen, die er abwirft. Zu den gemeinſten Trompetenſchnecken gehoͤrt das Wellenhorn (B. Undatum, le Buccin du Nord 202), das beſonders im aͤußerſten Norden ſehr häufig, und von beträchtlicher Größe und Dicke gefunden wird. Ueber ſeine ſieben bis acht bauchigen Windun⸗ gen laufen eine Menge Laͤngs⸗ und Querftreifens Sehr mannigfaltig ift der Anzug der Wellenhoͤrner, oft aber auch nur gemeines Braun, innen aber im⸗ mer vom ſchoͤnſten Glanze. Die blauen darf man nicht fuͤr eigne Arten, ſondern nur für folche anfehen, deren Schale durch Liegen in einem blaulichen Thon⸗ grunde etwas von dieſer Farbe angenommen hat. | Auf Steinchen. 297 Auf der Außenſeite nehmen oft ganze Colonien See⸗ eicheln, und in dem Innern die bekannte Krebs⸗ art, die man Einſiedler nennt, ihre Wohnung, letzterer, um ſeinem nackten Schwanze ein ſicheres Obdach zu verſchaffen. Dann muß ſich der arme Bewohner bis in die hinterſten Stockwerke zuruͤckzie⸗ hen, wo ihn der enge Raum und Gram und Nah⸗ rungsmangel bald aufreiben. Das Fleiſch der Wel⸗ lenhoͤrner wird nicht gegeſſen, ob es gleich ſchmack⸗ haft ſeyn ſoll. Ihre Eyer findet man zu mehrern Tauſenden traubenfbrmig an einander hangen. Es ſind lauter erbſengroße, membrandſe Kugeln, in de⸗ ren jeder mehrere Jungen zugleich liegen. Ihr Wachsthum ſprengt die Membrane ſo, daß ſie eine Fallthuͤre bildet. Mehrere Schnecken dieſer Gattung verglich man mit Fiſchreuſen. Wir ſehen bey 203 eine derſelben, die das Steinchen (B. Lapillus, je Sadot) heißt. Die ſpitzige, eyrunde Schale, dieſer in verſchiednen Geſtalten vorhandnen Conchylie iſt geſtreift und wie mit Schuͤppchen beſetzt. Der Bewohner gibt, wie mehrere Schalwuͤrmer, die an den Islaͤndiſchen und Ferroiſchen Eylanden gefunden werden, einen ſchoͤnen Purpur. Durch Zufall wurde dem Naturfore "Würmer II. Th. p p ſcher 298 Gluͤhender Ofen. | ſcher Stroͤm bekannt, daß die nordifchen Bauern⸗ maͤdchen die Gewohnheit haͤtten, ihr Leinenzeug mit der Farbe gewiſſer Schnecken zu bezeichnen. Jetzt | fpürte er denſelben, ihrer Lebensart, Fortpflanzung u. ſ. w. ſorgfaͤltig nach, und ſah ſeinen Fleiß durch die fchönften Entdeckungen belohnt. Vorzuͤglich fand er in der Zunge einen Gegenſtand der hoͤchſten Be⸗ wunderung. Denn ſie gleicht der feinſten Kette einer Uhr, und rollt ſich, wie dieſe um das Federbehaͤltniß, in verſchiednen Kreiſen. Mit ihrer ſcharfen Spitze dringt ſie in die faſt unſichtbaren Fugen der Meer⸗ eicheln, und ſaugt ihre Bewohner bis auf den letzten Tropfen aus. Der koſtbare Purpurſaft befindet ſich in drey Behaͤltniſſen, die ganz verſchiedne Feuchtig⸗ keiten, eine lichtbraune, eine gelbe und eine ſchwarze, oder eigentlich ſchwarzgruͤne enthalten, die alle drey eine Purpurfarbe, jedoch von verſchiedner Staͤrke, geben. Erſt die Strahlen der Sonne verwandeln das, was damit beſtrichen wird, in einen trefflichen Purpur, der jeder Lauge widerſteht und ſchlechter⸗ dings unausloſchlich iſt. Wirklich die Roͤthe der Gluth hat der gluͤhende Ofen (B. Rufum, le Tourban rouge 204), wenn man in ſein Inneres ſieht. Ueberhaupt empfieng N dieſe Bezoarſchnecke. 200 dieſe Conchylie von der Natur eine praͤchtige Aus⸗ ſteuer. Ihre gleichſam mit Perlenſchnuren umgeb⸗ nen Ringe, ihre blutrothe Naſe, ihr breiter Saum, ihre ſcharf gezahnten Lippen und die ſchoͤne Miſchung von Roth, Blau und Weiß, thun nebſt den Knoten⸗ reihen und dem ſchimmernden, gluͤhenden Roth der ſchmalen Munddffnung, das ſich flammend uͤber die Lippen verbreitet, eine ſchone Wirkung. Im Alter, wo fo manches Geſchoͤpf feine Schönheit verliert, verbleicht dieſes ſchone Roth, was auch der Fall iſt, wenn man das Thier nicht ſogleich aus der Schale herausnimmt, ſondern darin ſterben läßt. Die Zus dianer braten es in ſeiner Schale, und ſchlagen dann dieſe entzwey, um jenes zu ſpeiſen. Sie wiſſen nied- liche Armringe aus ihr zu verfertigen. Gern moͤchte man wiſſen, was die vielen Zähne, womit dieſe und andre Conchylien bald an den Lippen, bald im In⸗ nern an den Windungen verſehen ſind, fuͤr eine Ab⸗ ſicht haben. Gibt es doch ein Achatſpitzhorn (B. Achatinum), das einen tiefen reichgezahnten Nabel hat. Vielleicht dient dieſer dem Bewohner zum Schutze, vielleicht als ein Fangnetz. Vier ſcharfe Zacken an dem vordern Rande der außem Lefze werden an der Bezoaͤrſchnecke (B. Pp 2 Glau- j 300 Tiegerbein. U Glaucum, le Casque Bezoard 205) den Blicken unſrer Leſer nicht entgehen. Ihre Farbe iſt ziemlich gemeines Grau, doch kommen, wenn man ſie polirt, was bey ihrer uͤbrigen Glaͤtte leicht iſt, mattgelbe Querbaͤnder und achatartige Spielungen zum Vor⸗ ſchein. Ihre Kugelform und graue Farbe, vielleicht auch ihr nach Schnittlauch riechendes Fleiſch, deſſen | Genuß einen Schweiß von ähnlichem Geruche aus⸗ treiben ſoll, wie man das auch von den Bezoarkugeln ſagt, mögen zu dieſem Rahmen Veranlaſſung gege⸗ ben haben. Der ſcharfe Rand der erſten und größten Windung iſt rings herum mit Knoten beſetzt. 100 en Warum dem großen Tiegerbein (B. Macu- latum, le Clou 206) die Beynahmen Pfrieme, Sees nadel, Schuſternadel gegeben worden, das läßt ſich ohne Anſtrengung errathen. Nur moͤchten Frauen⸗ zimmer gegen die Benennung Stricknadel, nicht ungegruͤndete Einwendungen machen, da dieſe Schnecke nicht nur oft weit groͤßer als eine Spanne, ſondern auch ſehr ſchwer iſt. Faſt ganz flach laufen die 10—14 Windungen thurmaͤhnlich, oder wie eine ſchraubenfoͤrmige Saͤule, in eine Spitze aus. Eine — Doppelreihe von dunkeln, bald braunen, bald Purs purfar⸗ Weitmund. 301 purfarbigen Flecken auf knochengelbem , auch weiß⸗ lichem Grunde laͤuft von unten bis oben. Die Muͤn⸗ dung iſt laͤnglich; die aͤußere ſcharf und ſchneidend, die innere wie ein Blatt umgelegt. Das ungenieß⸗ bare Fleiſch des Bewohners ſoll gleichfalls das gif⸗ tige Beinchen haben, das man mehrern zuschreibt. Wahre Bewunderung verdient das Skelet (207) die⸗ fer Conchylie, wie ſchoͤn und ſchraubenfoͤrmig die Windungen hinlaufen. Dieſer Anblick wird uns noch intereſſanter ſeyn, wenn wir an die ungeheure Mühe und Vorſicht gedenken, die das Ausfeilen eis ner Schale von ſo außerordentlicher Dicke und einer Haͤrte, wie Stahl und Stein, erfordert. Weit leich⸗ ter iſts freylich ſie abzuſchleifen, daß man ſie im Profil ſieht. Um aber doch unſern Leſern auch eine Trompetenſchnecke im Durchſchnitt zu geben, zeigen wir ihnen den weitmund (B. Vittatum, le Rafel 208), bey dem die ſchneeweiße Spindel auf dem trefflichen Hintergrunde eine ſehr ſchoͤne N thut. Unter den Trompetenſchnecken findet man man⸗ che links gewundne. So beſitzt das Kaiſerliche Ca⸗ binett in Wien eine hoͤchſt ſeltne von vorzuͤglichet Schönheit, zu dem es zufallig kam. Ein Naturalien⸗ Pp3 Blade 302 + Flügelſchnecken. haͤndler both Kaiſer Franz I. eine Menge Schnecken | in einem hohen Preiſe zum Kaufe an. Der Kaiſer bewilligt die Summe, und zeigt nach geſchloßnem Handel die linksgewundne, die ſein Kennerauge ſo⸗ gleich wahrgenommen hatte, mit den Worten: bloß darum haͤtte er die Schnecken gekauft. Jetzt reute es den Verkaͤufer, er gab vor, ſie ſey nur aus Verſehen darunter gekommen, und forderte mehr, bis dem unverſchaͤmten Menſchen, wie blllig, die Thuͤre ge⸗ wieſen wurde. — — — > = Tab. XXX. Fluͤgelſchnecke. Strombus. Die Sternfpindel (209). Die Teufels klaue (210). Der Kiekfroſch (211). Das Eſelsohr (212). Das Ka⸗ | meel (213). Die wie ein Fluͤgel verlaͤngerte Lippe gab den Fluͤ⸗ gelſchnecken ihren Nahmen. An der linken Seite lauft ſie in einen Canal aus, und einige haben rings herum Zacken oder Zackenfoörmige Lappen. Dieſe finden ſich aber erſt mit den Jahren der Reife ein. Bey 57 7 it „ — \ \\ 8 ! ı Ya RN 7 14 5 K Nn * ens NASE N N 70 W RN. 0 n \ ** | * * v 45 W 1 1 — 1 N W 1 * „ E D * 0 TAN IE 7 a Mrd 5 IR . XIX Sternſpindel. 303 Bey den Juͤngern ſieht man ſtatt ihrer, bloße Stuͤmpfchen, die in der Beurtheilung gewiſſer Arten leicht irre fuͤhren koͤnnen. Man hat Exemplare von einer und derſelben Fluͤgelſchnecke, an denen man das ſtufenweis fortſchreitende Wachsthum wahrneh⸗ men kann. Auch Straubſchnecken nennt man dieſe Gattung. Mehrere unter ihnen haben einen thurm⸗ aͤhnlichen, ſpindelfoͤrmigen Bau. Man kennt ihrer 52 Arten, unter denen viele von vorzuͤglicher Schoͤn⸗ heit und Merkwuͤrdigkeit ſind. Indem wir unſern Leſern die treffliche ee ſpindel (S. Fuſus, la Vis etoilée, Zahnſpindel, Dornnadel, Schwertſiſch 209) bekannt machen, fo ſtellen wir ſie ihnen auf eine Art abgebildet vor, daß ih⸗ nen der nie genug zu bewundernde innre Bau ins Auge faͤllt, ohne daß deßwegen das auszeichnende Aeußere dieſer ſchoͤnen Conchylie verloren gienge. Denn von dieſem | hen wir die thurmaͤhnlich hinaufſteigenden Gewinde, die artig ausgezackte Lippe, die man mit einem ſtrahlenden Stern vergleicht, und den langen rinnenartigen Schnabel der Naſe. Die aͤußere Be⸗ kleidung iſt gelb. Im Innern gewaͤhrt nicht nur die herrliche Abtheilung in Stockwerke, ſondern auch das blendende Weiß der erſten Kammern, das nach oben zu 304 Teufelsklaue. zu in das glaͤnzendſte Violett übergeht, einen fehr ſchoͤnen Anblick. Ehemals war dieſe Sternſpindel, die im rothen Meere wohnt, ſehr ſelten. Aber kaum hatte Forskal einem Fiſcher bey der Stadt Loheya, im gluͤcklichen Arabien, fuͤr das Stuͤck einen Thaler ver⸗ ſprochen, als er ihm zu ſeinem Vergnuͤgen zwey Koͤrbe voll brachte. Da aber nun auch andre, die von dem Preiſe gehoͤrt hatten, ihm ganze Saͤcke voll brachten, ſo mußte er ſich alle Sternſpindeln verbitten, weil er genug hatte, um ein Paar Kiſten nach dem Norden zu ſenden. | Bey mehrern Fluͤgelſchnecken laufen die Lippen in ſo ſonderbar gekruͤmmte Hacken aus, daß man ſie Bothshacken, ſechsfuͤßige Krabben, Teufelsklauen, Podagra: und Chiragraſchnecken nannte. Wir ſehen dieß bey der eigentlichen Teufelsklaue (S. Chira- gra, P_Araignde male, Griffe de diable 210), Der Ruͤcken iſt hoͤckerig und knotenvoll. Die ſechs ſtark gekruͤmmten Klauen haben bey den noch juͤngern hohle Rinnen; bey den Altern verräth nur eine Spalte die ehemalige Hoͤhlung. An den beyden oberſten in unſrer Abbildung ſieht man einen gemeinſchaftlichen Canal, obgleich dieſer nach vorn zu ſchon ganz ge⸗ ſchloſſen iſt. Da ſich gewiſſe Theile und Fortſaͤtze | des Kaeckfroſch. 234005 des Bewohners durch dieſe Rinnen hin erſtrecken, ſo kann das allmaͤhliche Verſchließen derſelben ſein Alter und ſeinen herannahenden natuͤrlichen Tod bedeuten. Bedauren muß man, daß dieſes Thier, das doch ſo häufig in Banda gegeſſen wird, noch keinen genauen Beobachter gefunden hat. Weißlich, auch grau mit braunen Schlangenlinien iſt die Hauptfarbe der Teu⸗ felsklaue. An der Muͤndung glaͤnzt eine liebliche Ro⸗ ſenfarbe. Hier bemerkt man viele Querfalten und Zaͤhne. Die oben ſchmahle Muͤudung erweitert ſich nach der Mitte zu. Sie verſchließt ein Deckel, der bey dieſer und bey andern Arten ſonſt zu mediciniſchem Gebrauche als Rauchwerk in Apotheken verkauft wurde, und die Raͤucherklaue (Unguis odoratus, Blatta byzantina) hieß. h Eben das ruͤhmt man auch von dem Deckel des Kickfroſches (S. Lengitinoſus, la Grenoulle 211), den ein ſchoͤn marmorirtes Oberkleid mit braunen Flecken „die ihm den Nahmen Sommerſproſſer er- warben, auszeichnet. Hiezu kommen noch die regel— maͤßigen Knoten und Furchen an den Windungen der ziemlich dicken und ſchweren Schale. Am Fluͤgel, der bey jungen Exemplaren duͤnn und durchſichtig iſt, befinden ſich oben und unten zwey Einkerbungen. Würmer II. Th. Q q Die Die Mündung iſt roth, zuweilen ſchwaͤrzlich violett, Im letztern Falle find ſie theurer und geſuchter. Man hat ſie uͤber drey Zoll lang, was freylich gegen die Rieſenfluͤgelſchnecke, mit trefflicher rother Muͤndung, die auf zehn Zoll lang wird, in keinen Betracht kommt. Die letztere dient den Wilden als Tutu, d. h. als bla⸗ ſendes Inſtrument, um die Stunden der Arbeit anzu⸗ kuͤnden, oder auch um Feuerlaͤrm zu machen. Man ſchleift dann bloß die Spitze ab. In allen Welt⸗ theilen, Europa ausgenommen, wird der Kickfroſch gefunden. Lag bey dem Eſelsohr (A. Dianæ, POreille d' Ane 212) die Form zum Grunde der Benennung, ſo erhielt es hingegen von einer ganz andern Eigen⸗ ſchaft den Nahmen Kampfhahn, Fechter. Denn wenn man dieſe Schnecke mit andern in ein Geſaͤß thut, ſo greift fie dieſe mit einem ſchwertförmigen Beinchen, das ſie hervorſtreckt, an, und geht ihnen tapfer zu Leibe. Wer ſich in dem ſpitzigen Fluͤgelfortſatz ei⸗ nen Zeigefinger denken will, der wird bald errathen, warum das Eſelsohr auch der Weiſer heißt. Artig marmorirt iſt die Schale. An ihrem ſcharfen Rande find die Windungen gleichfamgefürnt. Schraͤg aufs waͤrts ſteht die von An der Mündung fieht man eine — Kameel. 307 eine blutrothe Farbe. Man ißt dieſe Schnecke in Oſtindien, riecht aber uͤbel darnach. Mehrere Fluͤgelſchnecken fuͤhren den Nahmen Kameele, wegen ihrer Hoͤcker; aber keiner ge⸗ buͤhrt er mit groͤßerm Rechte, als dem trefflichen Kameel (S. Camelus, le Chameau 213), das man fuͤr eine ſiebenzackige Krabbenſchnecke halten doͤnnte, wenn nicht manches andre es auszeichnete. Seine Größe, von faſt zehn Zoll, fein ſchoͤner, brauner und gelber Anzug, der große Buckel, die zum Theil aufwärts gekruͤmmten, geſpaltuen Za⸗ cken, u. d. m. machen ſeinen Anblick immer merk⸗ wuͤrdig genug. Warum aber die Zacken eine ſo verſchiedne Richtung haben, wozu fie, wie der Hoͤ⸗ cker, dem Bewohner dienen, warum dieſe Con⸗ chylie einen Zacken mehr als andre haben muͤße, wovon ihr Bewohner fich naͤhre, wie er ſich verthei⸗ dige, das und fo manches andre ift uns noch im⸗ mer verborgen. Vielleicht, daß uns die Bruͤder⸗ gemeinen auf den Nicobariſchen Eylanden daruͤber mit der Zeit noch Auskunft geben werden, da ja die Entdeckung dieſer Conchylie ihr Werk iſt. Denn auch dadurch, daß man zur nähern Kenntniß der Werke der Gottheit beyträgt, macht man ſich um wahre Religion verdient. Qq 2 Tab. 38 A Tab. XXXI. XXXII. Stachelſchnecke. Murex. Der Spinnenkopf (214). Der Schnepfen⸗ kopf (215). Die Herculeskeule (216). Die lappige Purpurſchnecke (217). Die apfel⸗ foͤrmige Purpurſchnecke (218). Der baby⸗ loniſche Thurm (210). Der Entenfchnabel: (220). Das alte Weib (221 a). Die Tobackspfeife (2215). Sahen wir ſchon bey den Fluͤgelſchnecken die man⸗ nigfaltigen Aus wuͤchſe, Knoten und Krallen mit Be⸗ wunderung, ſo werden uns die Stachelſchnecken noch mehr Stoff zum Erſtaunen geben. Ein betraͤchtli⸗ cher Theil der 171 bis jetzt bekannten Arten hat eine Menge ſcharfer Spitzen, die ihnen ihren lateiniſchen Nahmen Fußangeln erworben haben. Allein vielen fehlen dieſe gaͤnzlich, ſo daß der Nahme Stachel⸗ ſchnecken nicht auf ſie paßt, und daß man ſie lieber fuͤr Mitglieder andrer Gattungen halten moͤchte. Daher war man gendthigt, dieſe Gattung in mehrere Familien zu theilen, und ihnen eigne Nahmen zu geben. So nannte man die mit langen Schnaͤbeln, Schnepfenſchnaͤbel; die mit geblaͤtterten Aus wuͤch⸗ fen, Spinnenkopf. 2309 ſen, Purpurſchnecken; die mit runden, knotigen Warzen, Warzenſchnecken, u. ſ. w. Bey den meiſten iſt die Oberflaͤche von den vielen haͤutigen Naͤhten ganz rauh anzufuͤhlen, und die Muͤndung lauft in einen ziemlich langen Canal aus. Die Bewohner gleichen ſich nicht bey allen. Bey einigen hat man ſonderbare Eyerſaͤcke an der Mutter haͤngend gefun⸗ den. An einer Schnur haͤngen auf dreyßig Huͤllen, in deren jeder zehn bis zwoͤlf Junge ſind. Niemand wird wohl dem Spinnenkopf (M. Tribulus, la Grande Becaſſe epineuſe, l. Araignte 214) den Nahmen einer Stachelſchnecke verſagen, und wenn man auch nur ſchwer errathen kann, warum man dieſe Conchylie das boͤſe Weib nannte, ſo ſind ihre Benennungen Diſtelkopf, Stachelſchwein, Kamm, um deſto begreiflicher. Eigentlich iſt unſer abgebil⸗ deter Spinnenkopf ein doppelter, der nicht bloß, wie einige wollten, aͤlter, als der ſogenannte einfache, ſondern eine eigne Art iſt, die mehr dann noch ſo viel Stacheln als jener hat, deren man uͤber 40 zaͤhlt. Die braungelbe Schale iſt quer geſtreift und etwas knotig. Sie endigt ſich in ſechs etwas bauchige Windungen, die die Form eines aufgeſetzten Krei⸗ ſels haben. Auf der andern Seite lauft ſie in einen | 29 3 lan⸗ 310 Schnepfenkopf. langen hohlen Schnabel aus. Die runde Muͤndung hat auf einer Seite eine gekerbte, auf der andern eine uͤbergeſchlagne Lefze. Die Stacheln ſtehen ei⸗ gentlich in verſchiednen Richtungen, doppelt auch dreyfach auf drey über den Körper ſenkrecht laufen⸗ den Wulſten. Da fie leicht abbrechen, und ohne Schaden aͤußerſt ſchwer zu transportiren ſind, ſo kann man denken, welch eine Seltenheit ein ganz unverſehrter, doppelter Spinnenkopf in einem Cabi⸗ nette jey. Ja Gerſaint hat es geradezu für unmöglich | ausgeben wollen; ein Vorgeben, welches das treff— liche Exemplar, womit das Cobresſche Cabinett durch eine geiſtvolle Dame in Gegenwart des Verfaſſers bereichert wurde, hinlaͤnglich widerlegt. Die vorzuͤg⸗ lichſten einfachen Spinnenkoͤpfe kommen aus Oflins dien, die doppelten aus China. Im Meerbuſen von Amboina ſind ſie ſehr haͤufig und gerathen oft den Fiſchern in ihre Netze, die dadurch nicht wenig leiden. Treffend genug iſt der Nahme des Schnepfen⸗ Fopfs (M. Hauſtellum, ja Tote de Becaſſe, Stors chenſchnabel, Schoͤpferchen 215). Sein runder Koͤr⸗ per, mit einem angenehm Hell und Dunkelbraun ab⸗ wechſelnden Ueberzug hat keine Stacheln, ſondern nur drey ſenkrechte Saͤume und Knotenreihen, die ihn etwas \ — Herculeskeule. 311 etwas dreyeckig machen. Ueber den Schnabel lau⸗ fen mehrere erhabne Streifen. Die ſich naͤhernden, ziemlich gleichen Lefzen bilden eine runde, roſenrothe Muͤndung. Oſtindien iſt die Heimath dieſer artigen Conchylie. Der ovale Muͤndungsdeckel wird zu Rauchwerk gebraucht. Man findet dieſe Deckel von der Groͤße eines Groſchen bis zu der eines Thalers. Sie verrathen durch die etwas erhabnen Ringe, die allmaͤhliche Vergroͤßerung, die der Bewohner bey der Erweiterung ſeines Wohnhauſes, und alſo auch der Oeffnung desſelben, an dem Deckel, der ſie ver⸗ ſchließen ſollte, gleichfalls anzubringen genöthiget war. Die etwas heraustretende Ecke dieſes Deckels, ließ an eine Klaue denken, daher ſein Nahme Raͤu⸗ cherklaue (Ongle odorant). Einige Stachelſchnecken nannte man Hercules⸗ keulen. Sie ſind theils mit langen, hohlen Stacheln, theils mit kurzen, knotigen Zacken beſetzt. Von die⸗ ſer letztern Art ſehen unſre Leſer bey 216 eine vorzuͤg⸗ lich ſchone Herculeskeule (M. Brandaris, Ia Ma/- Sue de Hercule, Nagelſchnecke, dorniger Schnepfen⸗ kopf) ſammt ihrem ſeltſamen Bewohner. VBetrach⸗ ten wir dieſen zuerſt, ſo finden wir ein roͤthliches Vor⸗ dertheil, an dem ſich die etwas gebognen Fuͤhler, an deren 312 Purpurſchnecke. deren Wurzel die ſchwarzen Augen ſtehen, befinden. Das eyfoͤrmige Maul liegt unten, und nach der Seite hingerichtet iſt der Canal, den der Mantel bildet. Der Fuß dieſes Thieres hat faſt die Form vom Hin⸗ tertheile eines Kaͤfers. Auf ihm befindet ſich eine laͤngliche hornartige Platte, die als Deckel die Muͤn⸗ dung verſchließt, wenn ſich das Thier in ſein Gehaͤuſe begibt. Aeußerſt zart iſt der untere Theil und leicht zerreißt die zarte Haut, die ihn umgibt. Oben hat das Thier einen Sack, der ihm als Magen dient. In ihm iſt der Purpurſtoff, von dem wir bald noch mehr hoͤren werden. Unterſuchen wir nun das Wohn⸗ haus dieſes im mittellaͤndiſchen Meere nicht. ſeltnen Schalwurms, ſo finden wir keine ſo ſtark erhabne Kanten wie bey andern Stachelſchnecken. Alle ſeine Windungen ſind mit ſtumpfen Zacken, bald mehr, bald weniger beſetzt. Sein ſchoͤnes blaues Farben⸗ kleid ſoll ihm nicht eigenthuͤmlich ſeyn. Ein zufaͤlli⸗ ger Aufenthalt in blauer Erde, ſoll ſeinen ſonſt weiß und braun bandirten Anzug, ſo umgeſchaffen haben. Eine außerordentliche Mannigfaltigkeit von blaͤttrigen Auswuͤchſen auf den Kanten der Schale, haben viele Stachelſchnecken; und dieſe Familie der: ſelben nennt man Purpurſchnecken. Unter ihnen ſind f 1 I ff 1408 91 * \ N N N N N N IX | Purpurſchnecke. 8 13 find wahre Prachtſtuͤcke. Dieß gilt vorzüglich von der großen, lappigen Purpurſchnecke (M. Ra- moſus, la Chauffe-Trape, le Cheval de Frife, Zußs angel, ſpaniſcher Reuter, Krausſchnecke 217). Ihr bauchiger Koͤrper hat ſtark erhabne Wulſte, voll ge⸗ krauster Zacken oder Blaͤtter. Aus der Vergleichung junger und alter Purpurſchnecken, muß man faſt ſchließen, daß die Blaͤtterreihen in juͤngern Jahren zur Bewaffnung der Muͤndung gedient haben, daß dieſe alſo in fruͤhern Jahren weiter zuruͤcklag, und daß die Schale durch neue Anſaͤtze an ihr vergroͤßert wurde. Denn an jeder Reihe von Blaͤttern ſieht man Spuren von einem Lappen, der ehemals als Muͤndungslippe gedient haben mag. Die zarten Querſtreifen, die bey unſrer Purpurſchnecke uͤber die gelbliche Schale laufen, thun mit den weißen Blaͤt⸗ tern eine angenehme Wirkung. Ihre runde Muͤn⸗ dung mit trefflichen roſenrothen Lippen, zwiſchen de⸗ nen das Weiß der innern Waͤnde hervorſchimmert, verlaͤngert ſich in einen hohlen, zackigen Schnabel. Man findet ſie, beſonders im amboiniſchen Meer⸗ buſen uͤber zwey Faͤuſte groß. Andre Purpurſchne⸗ cken liefert das rothe Meer, der perſiſche Meerbuſen, ja faſt jedes Meer. Wuͤrmer II. Th. Rr Ehe⸗ 314 Purpurſchnecke. Ehemals ſtand der Purpur dieſer Schnecken in einem hohen Werth. Nur Fuͤrſten, Regenten und ſehr reiche Perſonen durften dieſe koſtbare Farbe tra⸗ gen, und nur ſie konnten auch den Aufwand erſchwin⸗ gen, der dazu gehoͤrte. Es gab bey den Alten Pur⸗ purfiſcher, Purpurfaͤrber, Purpurmanufacturen, und fuͤr die thaͤtigen Phoͤnicier waren auch dieſe eine Quelle des Reichthums. Man wog die Purpurfarbe gegen Gold ab, und unter der reichen Beute, die Ale⸗ xander im Pallafte von Perſepolis machte, wurde der Vorrath von Purpur, den er daſelbſt fand, fuͤr den koſtbarſten Theil der Beute gehalten. Denn außer den Zeugen ſoll er dort fuͤr 5 Millionen Gulden Pur⸗ purſaͤckchen, die bereits 119 Jahre in Oehl und Ho⸗ nig aufbewahrt wurden, gefunden haben. Je nach⸗ dem der Purpur ins Blaue, ins Feuerrothe, in Car⸗ meſin oͤder nur Graublau fpielte, je nachdem war auch ſein Werth verſchieden. Muͤhſam war die Be⸗ handlung des Purpurſafts, wenn er aus der Schnecke kam. Man nahm viel Salz dazu und ließ ihn ſtark einkochen. Die damit gefaͤrbte Baumwolle war zu verſchiednen Stunden des Tages auch im Gewicht verſchieden, daher die Verkaufzeit durch Geſetze be⸗ ſtimmt wurde. a Es — Purpurſchnecke. 3390 Es iſt jetzt wohl als ausgemacht anzunehmen, daß der Purpurſaft der Eyerſtoff ſey, und daß alſo die Alten vollkommen Recht hatten, wenn ſie die Purpurſchnecken fiengen, ehe ſie raßeten, d. h. Eyer legten. Daraus ergibt ſichs auch, warum man we⸗ der in allen Schnecken von Einer Art Purpur finde, naͤhmlich in den maͤnnlichen, noch auch in den uͤbrigen zu jeder Jahrszeit, wenn ſie geraßet haben. Einem Hunde wird die Entdeckung des Purpurs zugeſchrie⸗ ben. Zufaͤllig fand einſt ein Fiſcher eine Purpur⸗ ſchnecke und warf ſie wegen ihrer rauhen Schale weg. Jetzt zerbiß dieſe ein vorwitziger Hirtenhund, und bekam eine blutrothe Schnauze. Umſonſt verſuchte ſein Herr das vermeintliche Blut abzuwaſchen; es wurde immer ſchoͤner und lebhafter, ja ſelbſt ſeine Haͤnde wurden purpurfarbig. Er war klug genug, mit durch den Saft der Schnecke gezognen Faͤden Proben zu machen, die alle die Entdeckung eines koſtbaren Faͤrbeſtoffs beſtaͤtigten. Man fängt die Purpurſchnecken mit Reufen, in die man Froͤſche, Fiſche oder Muſcheln als Koͤder thut. So feſt ſtecken ſie ihren Ruͤſſel in ihren Fraß, daß es ſchwer haͤlt, ſie loszumachen. Indem ſie gie⸗ rig faugen, zieht man die Reuſe aus dem Meere und Rr 2 zer⸗ 316 Apfelfoͤrmige P. zerſchmettert ſogleich die Schnecke, um den Pur⸗ purſack zu bekommen. In America gibt es eine Schnecke, die, wenn man ſie von den Felſen, wor⸗ auf ſie kriecht, hinwegnehmen will, einen milch⸗ weißen Saft von ſich gibt, der zum Färben ges braucht werden kann, und erſt weiß, dann gruͤnlich, dann roth ins Violette ſpielend wird. Aber das Thier hat hoͤchſtens eine Nußſchale voll von dieſem Safte. Wie vielen armen Schnecken mag es nicht das Leben koſten, bloß um einen Mantel zu faͤrben. So ſehr auch die Cochenille und der Kermes, als ein wohlfeilerer Faͤrbeſtoff, den Schneckenpurpur, wozu ſo viele Thiere und eine ſo muͤhſame Bear⸗ beitung gehören, verdraͤngt hat, fo gibt es doch noch bis auf dieſe Stunde in Suͤdamerica, beſon⸗ ders in Nicoya, Faͤrbereyen von Schneckenpurpur. Eine treffliche Art von Tuch . das aus einem ge⸗ wiſſen Kraute, de la Pite genannt, geſponnen und in dieſem Purpur gefaͤrbt wird, ſchaͤtzt man aͤu⸗ ßerſt hoch, und bezahlt die Elle mit 20 Kronen. Baumwolle nimmt dieſe Farbe weit leichter an, als Leinwand. Auch die apfelfoͤrmige Purpurſchnecke (M. Pomiformis, le Cofar 218) hat dieſen Schatz. Sie Apfelfoͤrmige P. 317 Sie kommt aus Guinea. Ihre Schale ift dick und ſchwer. Sie wird mit einfachen und mit doppelten Wulſten und Knoten gefunden. Ihre Form und der gelbroͤthlich gefleckte Anzug mag zu ihrem Nah⸗ men Veranlaſſung gegeben haben. Doch wechſelt ſie in Farbe und Form ſehr mannigfaltig. Bey ihr iſt vorzuͤglich der Bewohner merkwuͤrdig, der von dem der Herculeskeule, trotz der Gattungsver⸗ wandſchaft, auffallend verſchieden iſt. Wir ſehen bey ihm unter der Schale einen cylinderfoͤrmigen Hals hervorgehen, dieſen umgibt nach vorn zu ein ſchmaler Kranz, an dem ſich zwey gleichſam gefie⸗ derte Fuͤhler befinden. Hiezu kommt noch ein langer Saugruͤſſel, vorn mit einer borſtigen Deffs nung. Am vordern Canal der Schale erhebt ſich ein Theil des Mantels blattfoͤrmig gefaltet. Der braun und gelbgefleckte Fuß, oder der lange, dicke Theil uͤber den der Hals weggeht, traͤgt den ovalen Deckel. So gefraͤßig iſt dieſes Thier, daß ſchon die Alten ſprichwoͤrtlich ſagten: unerſaͤttlicher als eine Purpurſchnecke. Alles bohrt es mit ſeinem Ruͤſſel an, den es aus ſeinem Hinterhalte weit ge⸗ nug hervorſtrecken kann, und ſaugt es rein aus. Hoͤchſt wahrſcheinlich ſind die nett ausgebohrten Ld⸗ } Rr 3 cher, 318 Babyloniſcher Thurm. cher, die man beſonders häufig im Wirbel der Ku. laneiſchen Buchſtabenmuſchel findet, ganz ſein Werk. Der Inſtinct ſagt ihm, daß unter dem Wirbel der beſte und ſchmackhafteſte Theil des Be⸗ wohners verborgen liege. Aber auch die Purpur⸗ ſchnecken ſelbſt muͤßen gut ſchmecken, denn Martial laͤßt ſie daruͤber eine bittre Klage fuͤhren, daß man ſich nicht begnuͤge, ſich in ihren Purpur zu kleiden, ſondern daß man auch ſie ſelbſt verſchlucke. Einige ſogenannte Stachelſchnecken haben eine thurmaͤhnliche und fpindelfürmige Geſtalt. Dieß gilt ganz vorzuͤglich vom babyloniſchen Thurm (M. Babylonicus, la Tour de Babel 219). So einverſtanden die Conchyliologen aller Nationen über ihren Nahmen find, ein fonft fehr feltner Fall, fo muß man doch es fonderbar finden, daß etwas, was oben und unten ſpitzig iſt, ein Thurm heißen ſoll. Vielleicht dachte man dabey weniger an die Form, als an die fenſteraͤhnlichen Flecken. Auch dieſe Conchylie mußte ſich aus einer Familie in die andre werfen laſſen. Man findet ſie auf fünf Zoll lang mit zehn bis zwölf Stockwerken, de: ren obere aber dicht verwachſen und nicht wie ſonſt hohl ſind. Die Windungen ſind außen mit erhab⸗ | nen N Entenſchnabel. Altes Weib. 319 nen Guͤrteln umgeben. Nicht ganz regellos ſtehen die Flecken auf grauem Grunde. Am meiſten faͤllt die ausgekappte, aͤußere Lippe mit dem tiefen Einſchnitt auf. Der Zweck des Letztern iſt unbe⸗ kannt. Im aſiatiſchen Ocean iſt der babyloniſche Thurm zu Hauſe. * Eben dafelbft wohnt auch der Entenſchna⸗ bel (M. Vertagus, la Chenille blanche 220 )» Die auffallende, einer Schnauze ähnliche Verlaͤnge⸗ rung einer Lefze, verſchaffte ihm den Nahmen Jagd⸗ hund, weil man dabey an einen erſchöpften Hund dachte, der feine Zunge heraus haͤngen läßt. Stroh⸗ gelb, auch milchfarbig und bandirt findet man dieſe Conchylie. Ihre Windungen ſind gekerbt, hie und da wulſtig. An den obern bemerkt man eine Ver⸗ tiefung, im Innern aber eine Spindel mit zwey Fal⸗ ten und unter ihren Wulſten feine Zaͤhnchen. Um auch eine Schnecke von ganz ſonderbarem, verſchraͤnkten innern Bau zu ſehen, duͤrfen wir nur einen Blick ins Innre des alten Weibes (M. Anus, la Boſſue, la Grimace 221 4) werfen. Wie dieſe Conchylie außen verſchrumpft und voller Run⸗ zeln iſt, ſo fehlt es ihr auch innen nicht an Runzeln. Die Spindel lauft nicht gerade fort. Jedes Glied, wenn 32060 Talbackspfeife. wenn wir ſo ſagen duͤrfen, hat erhoͤhte Leiſten, und iſt am Abſatz hohl. An einem jeden derſelben ſieht man etwas der linken Muͤndungslefze aͤhnliches, und moͤchte wohl wiſſen, ob alſo bey jedem in juͤn⸗ gern Jahren einmal die Muͤndung war, bis eine Kammer nach 'der andern hinzukam. Das Maul iſt ſo verzogen, daß man ſich den Nahmen Grimace ganz gut erklaͤren kann. Ein merkwuͤrdiger Umſtand, deſſen wir bey dieſer Gattung erwaͤhnen muͤßen, iſt, daß, ſo viele Millionen Exemplare von der nordiſchen Spin— del (M. Deſpectus, le Raifort roux) in der Nord⸗ ſee, und alle rechts gewunden, gefunden werden, dennoch eben dieſe Conchylie in großer Anzahl in den Sandgruben von Harwich, in Eſſer, aber durchaus links gewunden, ausgegraben wird. Nur mit wenigen Worten gedenken wir noch der Tabacks pfeife (M. Cholus, la Quenouille anche 2216) vorzuͤglich des Bewohners wegen, der weit genug aus ſeinem Gehaͤuſe heraustritt. Auffallend lang iſt der weiße Mantel, und ein ganz ſonderbarer Abſatz iſt zwiſchen ihm und dem ſchwarz punctirten Koͤrper und breiten Fuß, auf dem der laͤngliche, geſtreifte Deckel liegt. f Tab. 8 % * . Jas, "Air IP 55 4 5 1 In 8 7 — S — 9 u HA 2X SE 4 N 997 % * nie en Pi x * Au 0 * ae DR SIERT, a 9 . 1 — u — — Tab. XXXII. Kreiſelſchnecke. Trochus. Die Perſpectivſchnecke (222. 223). Der Hexenmeiſter (224-226). Der Camiſol⸗ knopf (227. 228). Das Teleſkop (229. 230). Die Troͤdlerinn (231). Das Son⸗ nenhorn (232-234). Es koſtet keine Mühe, bey den Kreiſelſchnecken (Sa- bots, Toupies) an das beliebte Spielzeug der Kna⸗ ben zu denken, das ihnen ihren Nahmen gab. Uns ter ihnen find mehrere, bey deren perſpectiviſchem Ban ſowohl, als ihren herrlichen Farben, zumal im Innern, und den Perlen und Juwelen, mit denen ſie beſetzt ſcheinen, der Zeichner und Maler verzweifeln ‚möchte, und auch der, der, wie wir, aus 132 Arten nur ein halbes Duzend zur Unterhaltung feiner Leſer aus: wählen darf, befindet ſich in einer peinlichen Lage. (*) Die Schale der Kreiſelſchnecken iſt kegelfoͤrmig pyra⸗ midal 3 321 — ülbninhe 2 nenn (*) Fraͤgt Jemand den Verfaſſer, was ihm diefen Zwang auflege, ſo kann er nichts anders darauf antworten, als die Achtung vor ſeinen Leſern, deren Nachſicht er nicht mißbrauchen will, und das Gefühl, daß man auch zu enden wiſſen muͤße. Wuͤrmer Il. Th. Ss 322 Perſpectioſchnecke. midal gewunden; die Spindel ſteht etwas (chief, Die unten an dem breiten, zuweilen ausgehoͤhlten Bauche liegende Muͤndung iſt meiſtens viereckig, und wird von einem bald hornartigen, bald ſteinſcha⸗ ligen Deckel verſchloſſen. Ein ſehr ſchoͤnes Verhaͤlt⸗ niß herrſcht bey den Kreiſelſchnecken in der ſtufen⸗ weifen Abnahme der Windungen, fo daß nicht, wie bey ſo vielen andern, die erſte alle uͤbrigen zuſammen genommen an Raum uͤbertrifft. Man kann ſie in zwey große Familien, genabelte und ungenabelte theilen. Jene ſind vom Mittelpunkt der Grund⸗ fläche bis zur Spitze durchbohrt, dieſe aber nicht. Ueber ihre Bewohner iſt man noch nicht ganz im Reinen. Zuverlaͤßig find die Bewohner ſo verſchied⸗ ner Haͤuſer auch untereinander verſchieden. Ein nie geuug zu bewunderndes Meiſterſtuͤck der Natur bleibt die Perſpectivſchnecke (T. Perſpe- ctivus, le Cadran, Architecturſchnecke, Sonnenuhr, Labyrinth 222). Ihre ſechs bis acht Windungen endigen ſich in eine ſtumpfe Spitze. Zwiſchen ihnen befinden ſich tiefe Furchen, und nicht wenig tragen die weißen, braunen und bunten Baͤnder auf ſtroh⸗ farbigem Grunde zur Verſchdnerung bey. Die un⸗ tern Gewinde ſind glaͤtter als die obern, in denen | man Hexenmeiſter. 323 man feine Kerben entdeckt. Aber ihre größte Schoͤn⸗ heit zeigt ſich erſt an der artig bandirten Grund⸗ fläche (223). Hier bildet der trichterformige Nabel, mit den ſich bis an die Spitze windenden Schrauben⸗ gaͤngen das herrlichſte Perſpectiv. Die feinen Zaͤh⸗ ne, die rings herum ſtehen, und die vorzuͤglich das Vergroͤßerungsglas ſichtbar macht, vermehren das Erſtaunen. Wer weiß, ob nicht die Abſicht der Natur war, daß in dieſem trefflichen Labyrinth kleine Gewuͤrme, als in einem Fangnetze, aufgebracht wuͤr⸗ den, und dem Bewohner zur Nahrung dienten. Man bekommt dieſe Schnecke aus Aſien und Africa, noch ſchoͤner aber aus der Suͤdſee, woher die unſrige iſt. Ihr Deckel iſt bernſteingelb, und hat in der Mitte eine merkliche Erhöhung. Vermuthlich die Zeichnungen, in denen man magiſche Charaktere ſah, gaben einem unſchuldigen Kreiſel den Nahmen Hexenmeiſter (T. Magus, la Sorciere 224. 225). Seine Gewinde haben etwas ftufenformiges, und eine Menge faltiger Knoten bes decken fie. Ein ſchͤͤner Wechſel von Roſenroth und Weiß gibt ihm oben und unten ein reizendes Anſehen und erſtreckt ſich bis in die tief genabelte Grundflaͤche hinein, die ganz durchbohrt iſt. Man findet eine Ss 2 | Menge 324 Camiſolknoyf. Menge der ſchoͤnſten Varietäten im rothen und im mittellaͤndiſchen Meere. Das letztere liefert vorzuͤg⸗ lich um Sicilien und Malta ausnehmend artige. Wir zeigen unſern Leſern einen der letztern von der Seite der Grundflaͤche (226), deren rothflammende Charaktere vielleicht noch eher als bey den andern den Nahmen rechtfertigen. N Unbeſchreiblich tief wird jede noch ſo blumen⸗ reiche Beſchreibung, und ſelbſt der Pinſel eines van HBuyſum unter der Pracht bleiben, die der Camiſol⸗ Fnopf (T. Pharaonis, le Bouton de Cumiſole, Pharaonsturban, Erdbeere 227. 228), zumal unter dem Wergrößerungsglas zeigt. Man kann nicht ohne Ruͤhrung von dieſem Kreiſel reden, nicht ohne Erſtaunen ihn betrachten. Ihm koͤnnte den anſpruch⸗ vollen Nahmen Cedo nulli „ich weiche keinem“ wohl kein andrer ftreitig machen. Auf feinen Windungen ſieht man zweyerley Perlenſchnuren abwechſeln, auf eine Reihe ſchwarz und weißer Perlen folgt eine Ru⸗ binſchnur. Auch an der Grundflaͤche befinden ſich dieſe Perlenſchnuren. Hier wechſeln aber zwey Ru⸗ binſchnuren immer mit zwey weiß und ſchwarzen ab, doch fo, daß bey dieſen da, wo oben eine ſchwarze We ſteht, unten eine weiße ſich befindet, und ſo umge⸗ Teleſkop. 325 umgekehrt, brettſpielartig. Innen ſieht man die praͤchtigſte Perlenmutterfarbe. Die innere Lippe hat Falten und Zaͤhne, auch der Nabel iſt faltig und ge⸗ zaͤhnt. Dieſes Meiſterſtuͤck der Natur, an dem auch das Vergroͤßerungsglas nicht die mindeſte Regelloſig⸗ keit entdeckt, und die wohl der erſte Goldarbeiter nachzuahmen verzweifeln wuͤrde, iſt im rothen Meere zu Hauſe, daher ſie auch ihren Nahmen von Pharao bekam. Woher das Teleſkop (T. Teleſcopium, le Telefcope, la Tonne de mer, braune, ſchwarze Sees tonne 229) ſeinen Nahmen fuͤhre, das zeigt auch der fluͤchtigſte Blick. Sein Kleid iſt zwar ganz eins fach braun, leberfarbig, auch ſchwarz mit leichten Streifen, oder auch Reifen. Der ſchoͤne thurmfoͤr⸗ mige Bau wird, von innen (230) betrachtet, noch mehr Bewunderung erregen. Hier ſehen wir die vielen ſtufenweiſe abnehmenden Kammern und die Spindel, um die ſich eine Falte ſchraubenfoͤrmig win⸗ det und bis an die Muͤndung hervorgeht. Ein auch an der Muͤndung unverſehrtes Exemplar von 2—4 Zoll Länge bleibt immer ein ſchoͤnes Cabi⸗ nettsſtuͤck. Von Tranquebar und den nicobariſchen Eylanden erhaͤlt man dieſe Conchylie. | Ss 3 Kaum 326 Troͤdlerinn. ; Kaum werden unfre Leſer in der Troͤdlerinn (T. Lithophorus, la Fripiere 231) eine Kreiſel⸗ ſchnecke erkennen. Aber es iſt nicht alles ihr Eigen⸗ thum, was ſie gleichſam zur Schan traͤgt. Zu ihrer Sicherheit, um nicht erkannt zu werden, beladet ſie ſich bald mit Conchylientruͤmmern, bald mit Madre⸗ poren, Kieſeln, Sand und Steinen. Im letzten Fall heißt dieſer Kreiſel Steintraͤger, Maurer, im erſten Conchylientraͤger. Unſre Troͤdlerinn vereinigt beydes, auch Corallenſtuͤcke kleben an ihr, und man ſieht deutliche Spuren, daß ſchon mancher Stein oder manches Muſchelſtuͤck losgeriſſen ſeyn mag. Ihr Bau laͤßt ſich nicht angeben, denn ſie iſt mit fremden Körpern uͤberdeckt, die noch dazu ihre na⸗ tuͤrliche Form veraͤndert haben, indem ſie in die weiche Schale Eindruͤcke machten. Hoͤchſt wahr⸗ ſcheinlich ſind uͤberhaupt alle Conchylien im Meere weicher und biegſamer, als die in Cabinetten aufbe⸗ wahrten. Vielleicht ſchuͤtzt eben dieſe Nachgiebig⸗ keit manche vor dem Zerbrechen. Gewiß aber findet bey unfrer Trödlerinn in dem, womit ſie ſich bedeckt, keine Auswahl ſtatt. Sie nimmt was in ihrer Nach⸗ barſchaft liegt. Ohne Mühe bleibt es an ihrem klebrigen Schleim haͤngen, und druͤckt ſich wie in einen Oſtindiſches Sonnenhorn. 327 einen Wachskuchen. Man kann ſich nicht enthal⸗ ten, bey ihr an die Roͤcke mancher Maflerinfgctenz larven zu gedenken. Mehr Anſpruͤche auf unfre Bewunderung, als die in beſtaͤndiger Verborgenheit lebende Troͤdlerinn, macht das oſtindiſche Sonnenhorn (T. Solaris, Eperon Soleil 232. 233). Die ſcharf gezackten Raͤnder der gewölbten, flach pyramidenartigen Wins dungen erinnerten an die Sonnenſtrahlen. Der Ue⸗ berzug iſt voller Linien und Falten, die ihm das An⸗ ſehen eines geſtrickten Zeuges geben, aber ohne allen Glanz. Tief und hohl iſt die fein linirte Grund⸗ flaͤche (233), die Muͤndung eng. Der Nabel er⸗ | ſtreckt ſich trichterfoͤrmig bis zur oberſten Spitze. Die ganze Schnecke gleicht gelbem Wachſe, und iſt ſehr durchſichtig. Sie kommt von der Kuͤſte von Coromandel. Wie die Natur im Kleinen arbeite, davon ſehen wir bey 234 eine Probe. Dieſer ſchoͤne mit Perlenſchnuren umwundne Kreiſel iſt ein oſtin⸗ diſches Sandkorn, in dem das Vergroͤßerungsglas einen ſo trefflichen Kreiſel, und noch dazu links ge⸗ wunden, fand. Ueberhaupt gibt es unter den kleinſten Wunderſchoͤne, und fo tief die Bewohner des Feuerlandes auf der Leiter der Cultur ſtehen mögen, 922 Mondſchnecke. mögen, fo haben fie doch Geſchmack und Eitelkeit genug, kleine Kreiſel an Seehundsdaͤrme zu reihen und als Halsbaͤnder zu tragen. | Leider muͤßen wir manchen ſchöͤnen Kreisel wit Stillſchweigen übergehen, z. B. den trefflichen Cooks; Freifel (T. Cookſianus), fo herrlich und regelmaͤ⸗ ßig auch dieſe Conchylie gebaut, ſo zierlich ihr Ueber⸗ zug geſchuppt und ſo praͤchtig ihr Innres iſt; die Pagode (T. Pagodus, la Pagode), die die Form eines chineſiſchen Daches hat, und deren Bewohner ein ganzes Jahr ohne alle Speiſe und Trank ſich voll⸗ kommen wohl befindet; die Imperial: oder Kaiſers⸗ ſonne (T. Solaris Imperialis, / Eperon Rog al) u.d.m. * + Tab. XXXIII. Mondfchnede. Turbo. Der Delphin (235). Die Schlangenhaut (236.237). Die aͤchte Wendeltreppe (238). Die Unaͤchte (230). Das Linkshoͤrnchen (240. 241). Die Nautilusſchraube (242. 243). Das Wickelkind (244. 245). Die runde Mundöffnung läßt die Mondſchnecken (Burgauæ) ſehr leicht von andern unterſcheiden. | | Ein . R N a en 1 e A | en e ee 1 * — „ 5 | / 7 f 6 ** 4 K * 59 * ar i * 5 7 Er i a g © NI f * } ee 5 f N 1 „ 4 x Teich 8 7 ** x ‘ — EL 1 * | A ** r x 2 U N } ö ML . * 0 * — ’ 2." } 3 P} es „ | . * % Delphin. 329 Ein hornartiger, auch ſteinſchaliger Deckel verſchließt ſie vollkommen. Ihre Kammern nehmen nicht ſo allmaͤhlich ab, wie das bey den Kreiſein der Fall war, ſondern die erſte iſt faſt geraͤumiger, als die uͤbrigen zuſammen genommen. In ihrer Form kommen ſie dem hoͤchſt ausgebreiteten Geſchlecht der Erdſchnecken ſehr nahe. Auch unter den 109 Arten, die man zu den Mondſchnecken rechnet, ſind manche, die nicht nur ein praͤchtiges Farbenkleid haben, ſondern bey de⸗ nen das ſelbe auch oft nur die Hülle der ſchönſten Sil⸗ ber⸗ und Perlenmutterſchale iſt. Mehrere Mondſchnecken faßte man unter dem Nahmen Delphine, Lappenſchnecken, baͤrtige Maͤn⸗ ner zuſammen. Man glaubte in ihrer Form eine Aehnlichkeit mit den Delphinen, die, ehe ein Sturm ausbricht, ſich in ſchlangenfoͤrmigen Kruͤmmungen, mit aufrecht ſtehenden Floſſen, auf der Oberflaͤche des Waſſers herumwaͤlzen, zu entdecken. Andre verglichen ihre Zacken mit herabhaͤngenden Lappen, andre mit Baͤrten, ja einige ſahen in ihnen Flügel, und ſchufen den ſeltſamen Nahmen gefluͤgelte Wald⸗ hoͤruer, indeß wieder andre ſie gar zerlumpte Schne⸗ cken nennen wollten. Wir ſehen einen ſolchen Del⸗ phin (T. Delphinus, le Dauphin 235) und zwar Wuͤrmer II. Th. Tt einen 330 Schlangenhaut. | einen fleiſchfarbigen, dann die Abweichungen in Ab⸗ | ſicht auf das Farbenkleid und die Auswuüchfe ſind zahllos. Unter dem farbigen Ueberzug iſt die ſchoͤnſte Perlenmutter verborgen. Auf der poſthornartig ge⸗ wundnen Schale befinden ſich ziemlich breite, za⸗ ckenvolle Lappen, die den breiten Enden einiger Hirſchgeweihe gleichen. Auf dem Ruͤcken der erſten unter den kleinen Windungen ſtehen lange, dornige Stacheln, und auch der tiefe Nabel iſt mit Dornen beſetzt. Im oſtindiſchen Meere findet r man dieſe | ſeltſame Mondſchnecke. Eben daſelbſt wohnt auch die ſchoͤne Schlan⸗ genhaut (T. Cochlus, la Peau de Serpent 236). Ihr Grund iſt grün, was überhaupt als die gemein⸗ | ſte Farbe der meiſten Mondſchnecken, aber in allen moͤglichen Abſtufungen, angeſehen werden kann; allein fehöne weiße Bänder mit braunrothen Flecken zeichnen ſie aus, und haben dieſer Conchylie den Nahmen Camelopard erworben. Sie iſt ſpiegelglatt; eine einzige ſcharfe Kante auf der Hoͤhe des Ruͤckens ausgenommen. Ihre Muͤndung (237) ſpielt ſilbern. Auch der, der ſich noch nie mit Conchylien be⸗ ſchaͤfftiget hat, hoͤrte gewiß ſchon die aͤchte Wen⸗ deltreppe (T. Scalaris „la Coquille faite en eſca- lier Aechte Wendeltreppe. 331 lier 238) als eine der ſeltenſten und theuerſten nen⸗ nen. Viele halten ſie fir die Koͤniginn der Conchy⸗ lien, wenn auch nicht gerade in Abſicht eines man⸗ nigfaltigen und bunten Anzugs, denn ſie iſt bloß weiß, mit einem angenehmen Glanze, doch wegen ihres meiſterlichen Baues. Zart und faſt durchfichtig ift die Maſſe desſelben; zirkelfoͤrmig abgerundet jede der 7—8 bauchigen Windungen. Sie ſtehen zwar von einander ab; allein regelmaͤßig über fie hinlau⸗ fende Klammern verbinden ſie. Zwiſchen ihnen be⸗ findet ſich ein trichterfoͤrmiges bis an die Spitze hin⸗ durchgehendes Nabelloch, das das eigentlichſte und bleibendſte Kennzeichen der aͤchten Wendeltreppe iſt. Die faſt ganz runde Muͤndung umgibt ein Lippen⸗ ſaum. Die Klammern oder Leiſten, die in juͤngern Jahren vielleicht auch Muͤndungsſaͤume waren, treffen herrlich auf einander, und ſind mit einander verwachſen, was den Zuſammenhang der Windun⸗ gen, bey Ermanglung einer gemeinſchaftlichen Spin⸗ del, befoͤrdert. Zwar iſt bey Wendeltreppen, von zwey Zoll Ränge und unverſehrter Spitze, nicht mehr von ooo bis 2000 Thalern die Rede; allein immer bleiben ſie n koſtbare Conchylien. Chemals waren ſie ö Tt 2 bloß 332 Unächte Wendeltreppe. bloß in den Haͤnden der Hollaͤnder, die die Gegend, wo ſie dieſelben herbekamen, Ceylon, verſchwiegen; jetzt erhält man fie auch von der ac von Coro⸗ mandel, von Tranquebar. Leicht laͤßt ſich von ihnen die unaͤchte Wen⸗ deltreppe (T. (Pſeudoſcalatus) Clathrus, la Fauſſe Scalata 239), die eben fo häufig, als jene ſelten iſt, unterſcheiden. Ihr fehlt das Nabelloch; auch iſt ſie geſtreckter, thurmfoͤrmiger und weniger bauchig als die aͤchte. Ihre Windungen graͤnzen naͤher an einander, und die Anzahl der Stockwerke und Seitenklammern iſt groͤßer. Man findet ſie im mittellaͤndiſchen Meere, ſchoͤner in Weſtindien, am ſchoͤnſten aber in Oſtindien. Vorzuͤglich häufig iſt fie bey Schevelingen, ohnweit Gravenhaag. Ihre Farbe iſt nicht immer dieſelbe. Zuweilen ſieht man ſie ein⸗ farbig weiß, zuweilen braun, lillafarbig auch wohl mit Purpurflecken. Von ihrem Bewohner ſehen wir in der Abbildung den gleichſam geſpaltnen Kopf, und die ſonderbare Verlängerung des Mantels. Nie anders, als linksgewunden, trifft man das Cinkshörnchen (T. Perverſus, la Nonpareille) an. Seine hellbraune, auch roͤthlich graue Schale iſt bald durch erhabne Streifen rauh anzufuͤhlen und \ Linkshoͤrnchen. Nautilusſchraube. 333 und dicht (240), bald glatt und durchſichtig (241). Vorzuͤglich im Auguſt und September, wenn es ges regnet hat, kann man dieſe kleine Conchylie an Wei⸗ denſtaͤmmen, Strohdaͤchern, Wurzeln, auch im Mopfe finden. Hier iſt man im Stande, ſich zu uͤberzeugen, wie die Schnecken, wenigſtens einige unter ihnen, ihre Windungen und Kammern nach und nach, ſo wie es ihr Wachsthum erfordert, bauen. Denn außerdem, daß man da Junge fins den kann, die nicht größer als ein Stecknadelkopf ſind, und nur erſt Eine Windung zu verfertigen angefangen haben, ſo ſieht man andre, mit zwey, drey bis auf ſechs Windungen, was die höchfte Reife und Vollkommenheit bezeichnet. Einige be⸗ haupten, dieſe Conchylie bekaͤme, wenn ſie aͤlter wuͤrde, einen Muͤndungsſaum und Zaͤhne, und auch der ſchon bemerkte Unterſchied zwiſchen runz⸗ lig und glatt haͤnge nur vom Alter ab. Die Unvergleichliche konnte fie wohl nur fo lange hei⸗ ßen, als man nicht mehrere, weit praͤchtigere Links⸗ ſchnecken kannte. Mag auch die Nautilusſchraube (T. Nau- tileus, le Planorbe tuile) in ihrer natürlichen Größe (242) ſo klein ſeyn, daß man mit Einem Hauche Tt 3 ein 334 Wickelkind. ein Paar Hundert, wie Staub auseinander wehen konnte, fo zeigt uns doch in ihr das Vergroͤßerungs⸗ | glas (243) ein Meiſterwerk der Natur. Ihre runde Muͤndung verweist fie unter die Mondſchnecken. Die Windungen ſind mit Reifen und dieſe mit ſcharfen Stachelſpitzen verſehen. Viele Taufend Pos lypen, vorzuͤglich becherfoͤrmige, ſchlagen ihre Woh⸗ nung auf dieſer in ſumpfigen, faulenden Waſſern lebenden Schnecke auf, die deßwegen doch fortlebt. Auffallend iſt der Umſtand, daß, ſobald man ſie trocken aufbehalten will, ſie zerſpringt, ſo daß dieß immer in Weingeiſt geſchehen muß. Noch eine niedliche Mondſchnecke, das Wi⸗ 8 ckelkind (T. Uva, PEnfant au maillot, Bienen⸗ körbchen) zeigen wir unſern Leſern von außen (244) und von innen (245). Ihre eng zuſammenlaufen⸗ den Windungen ſind oben faſt ſo dick als unten und haben nur eine ſtumpfe Spitze. Die vielen Streifen machen ſie runzlig. Ein ſchmahler Saum umgibt die Muͤndung, und kleine Erhoͤhungen ſtellen eine Art von Zaͤhnen vor. Im Innern ſieht man eine zarte Spindel und viele Kammern wie Bienenzellen. Noch wäre freylich manche recht fchöne Mond⸗ ſchnecke uͤbrig, z. B. der treffliche Silbermund (T. Argy- Silbermund. 335 Argyröftomus, la Bouche d'or), der, wie manche andre dieſer Gattung, eine ſchon verfilberte Muͤn⸗ dung zu haben ſcheint; der Goldmund (T. Chry- foftomus, la Bouche dor), deſſen Perlenmutter⸗ muͤndung durch den citrongelben Ueberzug völlig golden ausſieht, und beſonders bey dem nicobariſchen mit der ſchimmerndſten Vergoldung im Feuer wett⸗ eifert; das Oehlhorn (T. Oleat ia, “ Olearia), der Rieſe unter den Mondſchnecken, von dem man glaub⸗ te, die Alten hätten ſich feiner zum Waſſerſchoͤpfen bedient, und deſſen eßbarer Bewohner eine ſolche Staͤrke hat, daß kein Mann den Deckel abreißen kann, ohne Gefahr, ſich die Hand einzuklemmen; die Sma⸗ ragdſchnecke (T. Smaragdina), die die Verglei⸗ chung mit dem ſchoͤnſten Smaragd aushaͤlt, und eine Frucht der Cookſchen Seereiſen iſt, und die uͤber allen Ausdruck praͤchtigen Naſſauerſchnecken (T. Petbo- latus), die zuerſt bey der Inſul Naſſau, ohnweit Sumatra gefunden wurden, und eine ganze Familie ausmachen, deren Mitglieder in Abſicht auf die Pracht der Farben, die Schoͤnheit der Zeichnungen und den Schmuck der Ordensbaͤnder, ſich in der Nachbarſchaft keiner Conchylie zu ſchaͤmen Urſache haben. Doch eine reich bevölkerte Gattung ruft uns jetzt von den Mond⸗ ſchnecken ab. Tab. 336 KOSO%- 0 Tab. XXXIV. XXXV. Landſchnecke. Helix. Die borſtige (246. 247). Die Weinbergs⸗ ſchnecke (248251). Die Baum:mſchnecke (252). Die Waldſchnecke (253. 254). Das Quallenboth (255). Die lebendig gebaͤhrende (250). Die gekoͤpfte (257. 258). Das große Spitzhorn (250). Die Ohrſchnecke (200). Die Zauberſchnecke (201). Der Steinpicker (262). Die Schnirkelſcheibe (203). Die Papſtkrone (264. 265). Das Labyrinth (200). Der Milchnapf (207). Noch immer wartet das zahlreiche Geſchlecht der Landſchnecken auf einen ſchicklichern Nahmen. Denn der, den es wirklich trägt, iſt darum nicht ſehr paſ⸗ ſend, weil mehrere dieſer Schnecken ſich nicht bloß auf dem Lande, ſondern auch in ſuͤßen Waſſern auf⸗ halten. Und was ihre Benennung Schnirkelſchne⸗ cken, die die Ueberſetzung des griechiſchen Nahmens iſt, anbetrifft, wozu die ſchnirkelfoͤrmig gewundne Schale Veranlaſſung gab, ſo paßt er auf gar viele nicht, ſo wie dagegen manche Mitglieder andrer | Gattungen darauf Anſpruch machen koͤnnten. Die mei⸗ eee weer 0 ne Dis 3 1 . P v } \ B 1 1 N , . 5 eis * * * e fi * 8 * * * PET: 8 Wer 1 Ai: . An, *. £ > ar 2 N vr — 4 a 4 7 * . en A Nu 8 * u. * * 5 ur a, 1 f 1 2 5 b . SER Landſchnecken. 337 melſten der 257 Arten, die man bis jetzt kennt, haben eine diinne, zerbrechliche, gewundne Schale. Treff⸗ liche Farben und niedlich abwechſelnde Baͤnder, Streifen und Puncte zeichnen mehrere unter ihnen ‚aus, Die Mündung verengert ſich nach hinten zu, iſt rund und hat einen kleinen Einſchnitt. Viel Aehn⸗ lichkeit mit der uns ſchon bekannten Wegſchnecke, ha⸗ ben die Bewohner der Landſchnecken Gehaͤuſe. Faſt alle haben vier Fuͤhlhorner. Sie ſind aͤußerſt geftaͤßig, können aber zum Theil recht lange faſten. Merk⸗ wuͤrdig iſt es, daß die den Menſchen vergiftenden Erdſchwaͤmme von ihnen ohne allen Schaden gegeſ— ſen werden. Sechs Monate bringen ſie uͤber und ſechs unter der Erde zu. Den Flußſchnecken, die auch zu den Landſchnecken gehoͤren, wurden nur zwey Fuͤhlhdrner zu Theil. Dafür aber gab ihnen die Natur einen vortrefflichen Inſtinct, ihren Fuß auf eine doppelte Art zum Schwimmen und zum Gehen zu gebrauchen. Kriechen fie am Grunde des Waſ⸗ ſers oder an Pflanzen, fo macht der Fuß eine wellen⸗ foͤrmige Bewegung, wie bey den ganz eigentlichen Landſchnecken. Schwimmen ſie aber, ſo dient ihnen ihre etwas breitere Fußſohle zum Rudern und als Floßfeder. Sie kehren dann das Gehaͤuſe nach un⸗ Würmer IL Th. u u ten 338 Borſtige. ten, wie ein Both, breiten die Fußſohle uͤber die Waſſerflaͤche, rudern damit, und ſtrecken ihren Man⸗ tal wie eine Luftblaſe hervor. So nehmen fie einen großen Raum ein und ſchwimmen leicht, weil ſie leichter ſind als das Waſſer unter ihnen. Wollen ſie unterſinken, ſo vermehren ſie nur ihr Gewicht, indem ſie ſich pldtzlich in die Schale hineinziehen. Wie ſchoͤn erſetzen hier natuͤrliche Triebe die Stelle der Vernunft. Koͤnnte dieſe anders handeln, als hier der Trieb? Doch wir eilen, unſern Leſern einige der wichtig ſten naͤher bekannt zu machen, wobey ſie manche alte Bekanntſchaft erneuern werden. Eine der gemeinſten Landſchnecken in den nord⸗ lichen Laͤndern iſt die borſtige (H. Hiſpida 246. 247). Sie wohnt auf Baͤumen und Pflanzen, und naͤhert ſich in der Bauart den Kreiſelſchnecken. Ihre durch⸗ ſichtige, hornartige Schale, mit 5 Windungen, hat einen rauhen, gleichſam haarigen Ueberzug, daher ſie auch den Nahmen Haarlocke traͤgt. Nur ein Vergroͤßerungsglas macht dieſen Ueberzug recht bemerkbar. An ihrer etwas gewoͤlbten Grund⸗ flaͤche bemerkt man die halbrunde Muͤndung und den tiefen Nabel. Doch Weinbergsſchnecke. 339 Doch weit wichtiger ift filr uns die Weinbergs- ſchnecke (H. Pomatia, le Vigneron 248), die zus mal in unſrer Gegend gehegt und gemaͤſtet wird, und ſehr viele Liebhaber hat. Es iſt das die bekannte, bald grauliche, bald roſtbraune, bald gelbliche Lands ſchnecke, die man in Laubwaͤldern, Gaͤrten, Wein⸗ bergen und an Hecken haufig, und zuweilen fo groß, als ein Huͤhnerey findet. Sie hat eine eyrunde Form, eine mondfoͤrmige Oeffnung und einen Nabel, der, vermuthlich dem Alter nach, bey einigen offen, bey andern verſchloſſen iſt. Großes Waſſer tbdtet fie, aber durch ganz niedriges wagt ſie ſich hindurch. Nicht ſelten findet man unter den Weinbergs⸗ ſchnecken linksgewundne, wie wir eine dergleichen bey 249 ſamt ihrem weißen Kalkdeckel ſehen, ſo wie wir bey 250 unſern Leſern eine linksgewundne im Durchſchnitt zeigen. Es kann ihnen nicht entgehen, wie ihre Muͤndung, wenn die Schnecke mit ihren Windungen nach oben zu gekehrt liegt, linker Hand ſey, und wie nun alles in verkehrter Richtung als gewöhnlich laufe. Auch iſt jetzt durch ſorgfaͤltige Zer⸗ gliederung ausgemacht, daß auch bey dem Bewohner alles verkehrt ſey, und die Theile, die ſonſt links liegen, auf der rechten, und die ſonſt rechtsllegenden, auf Uu 2 der 340 Weinbergsſchnecke. der linken Seite wahrgenommen werden. Nicht ſchwer iſts, unter den vielen Tauſend Weinbergs⸗ ſchnecken, die auf der Donau nach Wien gehen, mehrere linksgewundne zu finden. Die Schnecken⸗ haͤndler finden ſie auf den erſten Blick aus der Menge heraus und nennen fie Schneckenkoͤnige. Um gewiß zu werden, ob diefe linksgehenden Windungen das Et⸗ genthum gewiſſer Familien ſeyen, ſo daß von ihnen auch nur linksgewundne abſtammen, oder ob bloß durch einen unerklaͤrlichen Zufall gewiſſe Geburten verungluͤcken, ließ der wuͤrdige Chemnitz mehrere le⸗ bendige kommen, und beobachtete fie mit großer Sorgfalt. Zweymal wurden feine muͤhſamen Vers ſuche vereitelt. Das erſtemal duldete er eine Rechts⸗ gewundne unter ihnen, um ihren Umgang mit den Linksgewundnen zu beobachten, und erhielt auch eine Brut von lauter Rechtsgewundnen; aber nun war er völlig ungewiß, wie viel die alte Rechtsgewundne daran Antheil gehabt haben moͤge, und bald nach⸗ dem er dieſe ganz aus jenem Cirkel verbannt hatte, giengen alle übrigen zu Grunde. Das zweytemal ſtuͤrzte der Futterkaſten mit allen zu hoffenden Auf⸗ ſchluͤßen und Entdeckungen zum Fenſter hinab. Aber auch das ermuͤdete den raſtloſen Beobachter nicht. Ein — Weinbergsſchnecke. Zar Ein neuer Transport von 30 Linksſchnecken, reiste, freylich im Winterſchlummer und zugedeckelt, von Wien mit dem Poſtwagen nach Copenhagen. Jetzt wurden ſie bis zur Beobachtungszeit in den Keller geſperrt. Allein die dumpfe Waͤrme weckte ſie, ſo daß ſie die Deckel abſtießen und nur mit Muͤhe konn⸗ ten die Flüchtlinge wieder eingebracht werden. An dem kaͤltern, trocknen Orte, wohin fie nun gebracht wurden, zogen ſie, ſtatt des Deckels, bloß eine durch⸗ ſichtige Haut, wie einen Vorhang, vor ihre Mündung, Beym Eintritt der gelindern Jahrszeit wurde der Futterkaſten in den Garten transportirt. Jedoch tauſend und aber tauſend Inſecten fielen nun ſo un⸗ barmherzig daruͤber her, daß fie allen Entdeckungen im Voraus ein Ende zu machen drohten; daher die Colonie wieder auswandern und vor das Fenſter ge⸗ haͤngt werden mußte. Nun aber hatten auch die Drangſale des Beobachters und ſeiner Pflegkinder ein Ende. Die Begattung und Brut gieng gluͤcklich voruͤber, und von allen Linksſchnecken kamen lauter junge Rechtsſchnecken ans Tageslicht. Es ſcheint demnach ausgemacht, daß die Linksſchnecken keine eignen Familien ausmachen, daß nur ein ſeltſamer Zufall an dieſer Verirrung von der gewöhnlichen uu 3 Ord⸗ 342 Weinbergsſchnecke. Ordnun ſchuld ſey, obgleich es wieder andre geben mag, bey denen die Muͤndung an der linken Seite ein feſtſtehender Charakter iſt, ſo daß nun unter ih⸗ nen die Rechtsſchnecken als Baſtarde zu betrachten waͤren. Mit dieſen Schnecken ſtellte Schaͤfer ſehr merk⸗ wuͤrdige Verſuche uͤber die Ergaͤnzung der abgeſchnitt⸗ nen Glieder an. Schon vorher hatte er das mit nackten Schnecken gethan, und war nicht wenig er⸗ ſtaunt, da er nicht nur die entzwey geſchnittnen fort⸗ kriechen ſah, ſondern auch die Kohlblaͤtter in Glaͤſern, worin lauter Schnecken mit abgeſchnittnen Koͤpfen waren, angefreſſen fand, ohne daß eine Spur von einem neuen Kopf vorhanden war. Jetzt ſetzte er feine Beobachtungen fort und nahm dazu Weinbergs⸗ ſchnecken. Auch ſie gaben ihm das unglaubliche Schauſpiel, daß einige, denen er die Koͤpfe abſchnitt, in einigen Wochen vollkommne Koͤpfe, und die, die er des Schwanzes beraubte, Schwaͤnze bekamen. Einer ſchnitt er ihre vier Fuͤhler ab, in einigen Wo⸗ chen waren ſie wieder ergaͤnzt; Andre machten ohne Kopf beym Eintritt des Winters Deckel vor ihre Haͤuſer, und giengen in die Erde. Waͤhrend ihrer Winterruhe ruͤckte ihre Ergaͤnzung freylich nur ganz ſchwach Weinbergsſchnecke. 343 ſchwach fort, und ſo erwachten ſie im Fruͤhjahre wie⸗ der. Eine lebte den ganzen Winter hindurch ohne Kopf, ja eine bekam ſogar einen Kopf ohne Fuͤhler. Bey ſehr vielen mißlingen die Ergaͤnzungsverſuche ganz, und ein pldtzlicher Tod folgt aus unbekannten Urſachen auf das Zerſchneiden. Eben dieſes oftma⸗ lige Mislingen erzeugte gegen Spallanzanis und Schaͤfers Verſuche große Einwendungen. Allein die Sache bleibt unwiderſprechlich gewiß. Auch Sander gelangen dieſe Verſuche vollkommen; unaufs ibslich aber blieb ihm das Raͤthſel, wie bey ſeinen Schnecken, die er anderthalb Jahre ohne die geringſte Nahrung aufbewahrte, eine ſo außerordentliche Menge von Schleim und Koth abgehen konnte. Wir haben ſchon geſagt, daß dieſe Schnecke die beliebte Eßbare ſey. Um nun nicht gendthiget zu ſeyn, ſie muͤhſam zuſammen zu ſuchen, werden ſie in großer Menge auf Schneckenbergen und in Schnecken⸗ gaͤrten gehegt. Jene legt man in Teichen an; dieſe aber umgibt man mit Palliſaden, bedeckt ſie auch mit Drahtgittern, um das Entfliehen der Schnecken zu ver⸗ huͤten. Zu ihrer Nahrung pflanzt man daſelbſt allerley Geſtraͤuche, auch muß man viel dickes Moos hinein⸗ ſchaffen, in dem fie Schutz vor Hitze und Kälte ſuchen. Mit 344 Weinbergsſchnecke. Mit feuchter Weizenkleye kann man ſie bald fett machen. Erſt wenn ſie, um ihre Winterruhe zu ge⸗ nießen, ſich zugedeckelt haben, genießt man ſie, ehe ſie von ihrem Schlummer erwachen. So kommen viele Tauſende in gluͤcklicher Unwiſſenheit aus der Welt. Ueberhaupt iſt dieſe Winterruhe eine der größ- ten Wohlthaten, die der Urheber der Natur mit ſo vielen andern Geſchoͤpfen auch unſerer Weinbergs⸗ ſchnecke erwieſen hat. Ohne Beſchwerden, ohne Be⸗ duͤrfniſſe bringt fie die traurigere Jahrszeit hin. Sie ruht mit der Natur, ſie erwacht mit ihr. Ihr Leben iſt ein beſtaͤndiger Fruͤhling und Sommer. Die er⸗ ſten Strahlen der wiederkehrenden beſſern Jahrszeit dringen in ihren verborgnen Aufenthalt; ſie offnet ihre Thuͤre, kommt hervor, findet die Natur, deren Hinwelken ſie nicht ſah, in jugendlichem Schmuck, und badet ſich wolluͤſtig im Thau des Fruͤhjahres. Jetzt genießt ſie mit ihren Schweſiern in geſellſchaft⸗ licher Eintracht die Freuden, die ihnen die Natur darbiethet. Nie findet man ſie in einem Kampfe be⸗ ! griffen. Weder Brodneid noch Eiferſucht trennen fie, ! Bald erwacht nun das Verlangen, ihr Geſchlecht fortzupflanzen. Aber auch dieß gibt keine Veran⸗ laſſung zu Zwiſtigkeiten. Denn da fie Hermaphro⸗ diten, Weinbergsſchnecke. 343 diten, und doch immer zwey Individuen zur Begat⸗ tung ndthig find, fo dient jede der andern als Mann und Weib zugleich. Vom May bis in den Septem⸗ ber waͤhrt dieſes Geſchaͤfte, wobey ſie ſich tauſend Liedkoſungen machen und ihre Fuͤhler lebhaft bewe⸗ gen. Aber hier zeigt ſich ein in ſeiner Art einziges Schauſpiel. In ihrer Brunſtzeit ſind die Weinbergs⸗ Garten⸗Wald⸗ und andere Landſchnecken mit einem ſonderbaren kleinen Pfeile, der bey a vergroͤßert vor⸗ geſtellt iſt, verſehen. Dieſer iſt von hellweißer Falle artiger Subſtanz, durchſichtig, an einem Ende zuge⸗ ſpitzt, am andern gerundet, faſt wie eine vierſchnei⸗ dige Lanze geſtaltet; die vier Ecken ſind haͤutig, und die Flächen mit aͤſtigen Rinien bezeichnet. Ganz locker ſteckt dieſer Pfeil in einer Oeffnung des Halſes, und wenn nun zwey damit jetzt gerade verſehene Schne⸗ cken ſich gefunden haben, ſo druͤcken ſie ſich denſelben gegenſeitig in die Bruſt, oder werfen ihn vielmehr eins dem andern zu, und erſt auf dieſe Verwundung erfolgt die Paarung. Dieſe ziemlich empfindliche Liebeserklaͤrung iſt allemal das Signal. Der Pfeil bleibt ſtecken, oder faͤllt aus der Wunde auf die Erde. Aber fuͤr jede neue Paarung iſt auch ein neuer Lie⸗ bes pfeil vorhanden, von dem ſich außer ihr keine Spur Würmer II. Th. * dey 346 Weinbergsſchnecke. i bey der Schnecke findet. Wie er aber entſtehe, iſt immer noch ein Geheimniß. Gleich nach der Paa⸗ rung geht die Schnecke in die Erde, graͤbt eine kleine kegelförmige Hoͤhle, dreht fie mit der Nettigkeit aus, als haͤtte ein Drechsler ihr geholfen, uͤber⸗ firnißt und polirtz die Waͤnde, legt ihre einer klei⸗ nen Erbſe gleichenden, weißen Eyer, 50 — 100 an der Zahl, und verſchließt forgfältig den Zugang mit muͤrber Erde. Jetzt wachſen die Eyer etwas. Nach einigen Wochen entwickelt ſich ein Nymphenzuſtand, in dem nur ſchwache Zuͤge von der kuͤnftigen Schnecke, aber doch ſchon Spuren des Lebens und der Bewe⸗ gung ſichtbar find. Bald darauf entdeckt das Vers groͤßerungsglas alles, was die groͤßte Schnecke hat, und zugleich die lebhafteſte Thaͤtigkeit, das einer Haut ähnliche zarte Gehaͤuſe größer und feſter zu machen. Sie naͤhren ſich dann von den zarteſten Pflanzen, wachſen ſehr langſam, und werden, bis auf Ausnah⸗ men und Verirrungen der Natur, ihren Eltern gleich. Muͤßten wir nicht mit unſerm Raume ſehr ſpar⸗ ſam umgehen, ſo koͤnnten wir unſern Leſern eine kleine Gallerie von monſtroͤſen Schnecken geben, zum Be⸗ weiſe, welche ſonderbare Erſcheinungen die Natur zuweilen hervorbringe. Ein einziges ſeinen Eltern ganz Baumſchnecke. Waldſchnecke. 347 ganz aus der Art geſchlagnes Kind, wollen wir zur Probe unſern Leſern bekannt machen. Wir ſehen es bey 251. Wuͤrdige Conchyliologen halten dieſes ſelt⸗ ſame Geſchoͤpf fir nichts anders, als für die Mißge⸗ burt einer Weinbergsſchnecke. Waͤre unſre Baumſchnecke (H. Arbuſtorum 252) auslaͤndiſch, ſo wuͤrde ſie mehr bewundert werden. Denn ihre hornartige Schale iſt niedlich marmorirt und hat regelmaͤßige, dunkle Baͤnder. Ihre Windungen ſind etwas zugeſpitzt. In der Mitte der gewoͤlbten Grundflaͤche befindet ſich ein Nabel, den bey ganz ausgewachsnen der zuruͤckge⸗ bogne Saum der innern Lippe bedeckt. Faſt Zirkel⸗ rund iſt die Muͤndung. Schlangen und Eidechſen ſtellen dieſer Schnecke ſehr nach, und wiſſen ganz geſchickt den Bewohner aus ſeinem Hauſe zu ziehen. Sie wird auf Hecken und in Laubwaͤldern angetrof⸗ fen, wo ſie die Gebuͤſche den Baͤumen vorzuziehen ſcheint. | Aber noch bunter und mannigfaltiger ift die Waldſchnecke (H. Nemoralis, la Liurbe), deren Bänder zu dem Nahmen Livereyſchnecke Veranlaſ⸗ ſung gaben, und die man auf Baͤumen, Gebuͤſchen, Hecken und an den Waͤnden der Haͤuſer haͤufig genug mu R 1 2 ſieht. 348 Waldſchnecke. fieht. So verſchieden fie in Abſicht auf ihren Anzug ſind, ſo daß wir unſern zwey abgebildeten Waldſchne⸗ cken (253.254) leicht eine zahlreiche Geſellſchaft geben konnten; fo haben doch alle eine kugelfdrmige Bildung, fuͤnf wohlgewoͤlbte Stockwerke, eine halbe mondförmige Mündung, einen zuruͤckgebognen Lip⸗ penſaum und keine Spur von einem Nabel. Da ſie bey aller Verſchiedenheit ihrer Gehaͤuſe ſich unter ein⸗ ander begatten, ſo entſtehen immer wieder neue Va⸗ rietaͤten. Den Bewohner ruͤhmt man als ſchmack⸗ haft. Doch wird er bey uns nicht gegeſſen. Die Bögel lieben fie ſehr, und verdienen dadurch unſern Dank, weil dieſe Schnecken dem Laubholz ziemlichen Schaden thun. Im May findet man eine Menge einfarbige, vorzuͤglich blaßgelbe an den Hecken. An dieſer Schnecke hat ein Naturforfcher ſchoͤne Beob⸗ achtungen uͤber das Wachsthum der Schalengehaͤuſe gemacht. Er ſah den Halskragen in einer wellen⸗ foͤrmigen Bewegung. Aus ihm trat eine Art Schleim, der ſich an der Luft etwas haͤrtete, und erſt ein Haͤutchen, dann den Zuwache der Schalen bildete. Reaumur fand auf dem entblosten Hals⸗ kragen eben die Baͤnder und Zeichnungen, die die Schale ſelbſt hatte. a Von Quallenboth. 340 Von trefflicher himmelblauer, violetter, auch Purpurfarbe ift das uallenboth (H. Janthipa, la Violette 255), zumal das oſtindiſche. Ihre Krei⸗ ſelform, wie die etwas viereckige Muͤndung gab Chem⸗ nitz Veranlaſſung, dieſe Schnecke unter die Kreiſel aufzunehmen. Purpurſchnecke heißt ſie darum, weil fie einen Purpurſaft aus ſpeyt und, wenn fie verwun⸗ det wird, ein Paar Purpurblaue Tropfen von ſich gibt, die man aus Leinwand oder Papier nie wieder herausbringt. Aeußerſt duͤnn und zerbrechlich iſt die Schale des Quallenboths, das im mittellaͤndiſchen und rothen Meere gefunden wird, was freylich unter der Rubrik Landſchnecken einen Uebelſtand macht. Aber noch weit befremdender muß es uns ſeyn, wenn wir unſern Leſern ſagen, daß der Bewohner dieſes Gehaͤuſes gar nicht einmal eine Schnecke ( Limax ), ſondern eine Qualle (Meduſa) und wie dieſe eine blauliche Schleimmaſſe ſey; daß er auf der Oberflaͤche des Meeres in aufrechter Stellung mit unterwaͤrts haͤngender Schale in Geſellſchaft vieler Tauſende ſei⸗ nes Geſchlechts einherſchwimme, und daß er, aus dem Meere genommen und in eine Schuͤſſel Waſſer geſtellt, noch aufgerichtet bleibe, wo dann die Schale einen ſpielenden Glanz, als waͤre ſie mit Edelſteinen N X x3 ange⸗ * 330 Lebendig gebaͤrende Waſſerſchnecke. angefuͤllt, von ſich gibt. Hier ſah ein Beobachter elne Art von Ruͤſſel hervortreten, aus dem lebendige Junge von Sandkornsgroͤße herausſchluͤpften und munter um ihre Mutter herumſchwammen. Die vie⸗ len in unſrer Abbildung ſichtbaren Blaſen, mit denen er beſetzt iſt, leiſten ihm im Schwimmen ſehr gute Dienſte. Er hat vier Fuͤhler, die aber, weil er nicht ganz ausgeſtreckt iſt, gekruͤmmt erſcheinen. Bey Nacht leuchten dieſe Thiere, und es ſoll ein prächtis ger Aublick ſeyn, eine ganze ſolche Flotte zu ſehen. Ein Inbegriff von Wundern iſt die lebendig gebaͤrende Waſſerſchnecke (Vivipara, la Vvipa- re d bandes 256), die ſich in europaͤiſchen Fluͤſſen und ſtillſtehenden Waſſern, die einen Thongrund ha⸗ ben, aufhaͤlt. Swammerdamm hat ſich durch ihre Unterſuchung unſterblich gemacht. Je laͤnger er forſchte, um deſto mehr Wunder entdeckte er, die al⸗ les uͤbertreffen. Die Kryſtalle, aus der er manche Theile zuſammengeſetzt ſah, die froſchwurmaͤhnlichen Geſchoͤpfe und die lebendigen Jungen, mit vollſtaͤn⸗ digen Gehaͤuſen und Deckeln, die er in einigen fand, die regelmäßigen Dornen, die das Vergroͤßerungs⸗ glas auf den Windungen zeigte, dieß und ſo manches andre mußte ihn in Erſtaunen ſetzen. Die hornartige, e unge⸗ Lebendig gebärende Waſſerſchnecke. 381 ungenabelte Schale hat bald hellere, bald dunklere Guͤrtel, wenn ihr die ſchwarzgruͤne Oberhaut abges zogen wird, und erreicht die Große einer Gartens ſchnecke, von der ſie ſich aber durch die mehr in die Höhe ſtehenden Windungen ſehr unterſcheidet. Der ſchwarze, oranienfarbig geſprenlte Bewohner haͤngt ſich mit feinem breiten Fuß an die Oberfläche des Waſſers, und ſchwimmt ſo. Der ganze Leib ſcheint innen und außen aus Kryſtallen zuſammengeſetzt. Einige halten dieß fuͤr die Jungen, andre nehmen eine eigne Art, die kryſtalliniſche Waſſerſchnecke, au. Er iſt kein Hermaphrodit, ſondern man findet ihn bald männlichen, bald weiblichen Geſchlechts. Die vom letztern ſind groͤßer, und ſollen ihr Geſchlechts⸗ kennzeichen im linken, die Maͤnnchen aber im rechten Fuͤhlhorn tragen. Nicht vorn befinden ſich ihre Au= gen, ſondern an der Wurzel ihrer, Fühler ; die fie nicht einziehen fonnen.: Das Weibchen gebiert les bendige Junge, deren es 30 70 in einem außerhalb des Koͤrpers befindlichen Sack hat. In dieſem lie⸗ gen ſie nicht gleich ausgebildet. Die Vordern ſind weit vollkommner als die hintern, an allen aber ſieht man ſchon die kuͤnftige Schalenhuͤlle. Gallertartige Kuͤgelchen, die ihre erſte Nahrung ſind, umgeben ſie. Sobald 35335 Geköpfte Schnecke. Sobald ſie ſich reif fuͤhlen, ſo ſprengen ſie ihre Ey⸗ huͤlle, bleiben aber in dem muͤtterlichen Sacke, bis ſie ſtaͤrker werden. Wir ſehen ſie bey b in ihrer Feuchtigkeit ſchwimmend, mit einer Art von Strang, der fie an der Mutter befeſtiget. Gar lebhaft ſchwim⸗ men ſie herum. Sehr merkwuͤrdig iſts, daß man an Jungen, die noch im Eyerſtock waren, ſchon kleine Deckel der Gehaͤuſe fand. Vielleicht ſollten ſie dieſe vor den Aufaͤllen unſichtbarer Raubinſecten ſchuͤtzen. Wen ſollten die gekoͤpften Schnecken nicht befremden, deren wir die weiße (H. Decollata alba, la Vis tronquee, Enfant au maillot de Montpeiller 257) und die bandirte (H. Decollata faſciata, “ En- font au Maillot ruband 258) vor uns ſehen? Deut: lich bemerkt man am abgeſtumpften Theil einen Schnirkel. Iſt nun hier wohl eine Beſchaͤdigung vorgegangen? Oder brechen ſie ſelbſt die hinterſten Stockwerke los, wenn ſie ihnen zu enge werden? Haben ſie wohl eine Spitze gehabt, ſo daß wir bloß die Ausbeßrung vor uns ſehen? Iſt der abgeſtumpfte Kopf Natur, oder iſt er bloß Nothhuͤlfe, ſo wie man⸗ che an der Wirbelſpitze beſchaͤdigten Schnecken wirk⸗ lich das Loch mit einem ſchneckenfoͤrmigen Deckel verſchließen? Das Letztere ſcheint das Wahrſchein⸗ lichere. 2 hr N Ill \\\ \ N e A Großes Spitzhorn. 353 chere. Vielleicht hat dieſe Schnecke einen Feind, der fie vorzüglich an der Wirbelſpitze angreift; viel⸗ leicht verliert fie dieſe, wenn fie ſich in die Erde vers kriecht. Dann muß ſie ſich einſchraͤnken, und in den noch uͤbrigen Stockwerken leben; unerklaͤrlich bleibts aber immer, daß man noch keine mit der Wirbelſpitze fand. Im ſuͤdlichen Europa und in Africa iſt ſie zu Hauſe. = Schon bey diefer Landſchnecke ſahen wir, daß dieſe eben nicht immer rund ſeyn muͤße. Noch mehr fällt das beym großen Spitzhorn (H. Stagnalis, le grand Buccin 259) ins Auge. Sie gehoͤrt zu den größten Flußſchnecken, und iſt gelblich und aͤußerſt duͤnne. In Teichen, Graͤben, Fluͤſſen und Suͤmpfen wohnt ſie. Ihr Bewohner ſoll ſeine Fuͤhler in meh⸗ rern Aeſten, wie Hirſchgeweihe, ausſtrecken konnen. Daß er Polypen freſſe iſt gewiß. Denn als einſt ein Naturforſcher ein Paar ſolche Spitzhoͤrner mit einer großen Armpolypenzucht in ein Glas that, um die ſich anſetzenden Mooſe, die die Einſicht in dasſelbe truͤb machten, abzuweiden, ſo leiſteten ſie das zwar ſehr gut, aber fie verſchlaugen auch zu feinem großen Verdruſſe die Polypen. Dieß iſt darum auffallend, weil die gefraͤßigſten Waſſerthiere die Polypen nicht Wuͤrmer II. Th. Dp an⸗ 354 | Ohrſchnecke. anruͤhren. Dafuͤr aber freſſen dieſen Schalwurm auch die Dohlen, Raben und andre Vögel, wenn er ruhig an der Oberflaͤche des Waſſers, mit unterwaͤrts haͤngen⸗ dem Gehaͤuſe ſchwimmt, aus dieſem heraus, von dem nun die Waſſerſpinne Beſitz nimmt und vor die Muͤn⸗ dung einen Vorhang ſpinnt, hinter dem ſie ruhig ihr Weſen treibt. Die Fortpflanzung dieſer Schnecke iſt eine Sammlung von Wundern. Dabey ſind immer mehr als zwey geſchaͤftig, die an einander haͤngen. | Und wer follte glauben, daß die ſeltſame Wurſt, die wir bey c vor uns ſehen, ihr Werk ſey. Sie uͤber⸗ zieht Holz oder etwas dergleichen mit Gallert, worein ſie mehr als hundert Eyer ſetzt. Die ſchwarzen Puncte ſind die Embryonen. Ziemlich unverhaͤltniß⸗ maͤßig folgen bey dieſer Schnecke nach der erſten, bauchigen Windung, die ſehr ſpitzig zulaufenden kleinern. Ihre Muͤndung iſt ſehr weit. Doch nicht ſo weit als bey der Ohrſchnecke (H. Auricularia, le Buccin ventru, radis fluviatile, bauchiges Spitzhorn 260), an der die Aehnlichkeit mit einem Ohre nicht allzuſehr in die Augen ſpringt. Die Hollaͤnder ma⸗ chen aus ihr ein Maͤuſeohr. Bauchſchnecke heißt fie nicht uͤbel; denn ſie iſt faſt ganz Bauch, die andern Windungen aber ſind ein faſt unmerklicher Anhang. Ihr e Zauberſchnecke. Steinpicker. 355 Ihre Schale iſt grauweiß, durchſichtig und feder⸗ leicht; ſo lang der Bewohner in ihr iſt, hat ſie ſchwarze, auch goldgelbe Flecken. In ſtehenden Waſſern iſt ſie zu finden. Durchaus ohne Zauberey geht es zu, daß die huoͤchſt ſonderbare Zauberſchnecke (H. Scarabzeus, la Guele de Loup 261) nach Regenguͤſſen ſehr haus fig auf Amboina geſehen wird, und weder Regen noch Stuͤrme fuͤhren ſie herbey, wie man durch ihre Nah⸗ men Regen: Sturm:Schnede andeuten wollte. Sie verläßt, wie viele andre Schnecken, alsdann ihre Schlupfwinkel und erſcheint freylich zahlreicher als fonft. Ihre enge, bogenfoͤrmige Mündung, hat nach dem Alter mehr oder weniger Zaͤhne von vers _ ſchiedner Größe. Die braunrdoͤthliche Schale iſt artig marmorirt, und weiße, gekerbte Guͤrtel bezeichnen die Windungen. Im Innern befindet ſich keine Spin⸗ delſaͤule, ſondern die Abſaͤtze der Stockwerke treten etwas heraus und bilden an den Seitenwaͤnden eine Schneckenlinie. Ob der Steinpicker (H. Lapicida, le Planorbe terreſtre, von oben (262 a) von unten (262 h), wirk⸗ lich die Kunſt verſtehe, Kalkſtein zu zernagen, muͤ⸗ | vr wir dahin geſtellt ſeyn laſſen. Sein faſt beſtaͤn⸗ — Yy 2 diger 356 Schnlrkelſcheibe. Stußsappfrm diger Aufenthalt in Wurzeln und alten Baumſtäm⸗ men ſpricht eben nicht gar ſtark dafuͤr. Uebrigens macht ihn der ſcharfe Rand, der den obern Theil der Schale von der tiefgenabelten Grundflaͤche ſcheidet, merkwuͤrdig genug. Rothbraune Flecken auf roſtfar⸗ bigem Grunde geben der hornartigen, durchſichtigen Schale ein etwas buntes Ausfehen, und ein weißer Rand umgibt die eyfoͤrmige Muͤndung. Mehrere Landſchnecken ſind aͤußerſt flach. Man machte aus ihnen ein eignes Geſchlecht und nannte ſie Tellerſchnecken, Poſthoͤrner (Planorbes). Wir zeigen von ihnen unſern Leſern die ſchoͤne Schnir⸗ kelſcheibe (H. Polygyrata 263), die bisher nur noch das Kaiſerliche Cabinett in Wien beſitzen ſoll. Sie iſt fcheibenförmig und oben flach, unten hohl. Zehn wohlgerundete, fein geſtreifte Windungen bil⸗ den eine regelmaͤßige Schneckenlinie. Ein weißer Saum umgibt die laͤnglich runde Muͤndung. Iſt dieſe platt und tellerfoͤrmig, fo ſollen unſere Leſer in der Fluß papſtkrone (H. Amarula, la Dare noire 264. 265) auch eine thurmfoͤrmige Landſchnecbe ſe⸗ hen. Sie kommt aus den ſuͤßen Waſſern Oſtin⸗ diens mit einem ſchwarzen Ueberzug. Nimmt man dieſen hinweg, " * ſie ein braunes Kleid, | und — Labyrinth. Milchnapf. 357 und zieht man ihr auch dieſes aus, ſo erſcheint ſie in der Farbe der Unſchuld. Die Zahl der Stockwerke richtet ſich nach dem Alter. Sie ſind mit Spitzen bekrönt. Die eyfoͤrmige Mündung hat unten keinen Einſchnitt. Der Bewohner iſt eßbar aber etwas bitter. Eine der bewundernngswuͤrdigſten Landſchnecken iſt das Labyrinth (H. Labyrinthus, le Labyrin- the 266), deſſen Mündung eins der größten Kunſt⸗ werke der Natur iſt. Die ſonderbaren, ſchneeweißen Lefzen haͤngen in labyrinthiſchen Kruͤmmungen weit uͤber den Rand der Schale herab. Wenn erſt die Zu⸗ kunft eine nähere Kenntniß des Bewohners und feiner Sitten verſchafft, dann wird man im Stande ſeyn, uͤber die weiſen Abſichten der Natur bey dieſer Min: dung zu urtheilen, Die Heimath diefer wunderbaren Conchylie iſt ungewiß, vermuthlich kommt fie aus Weſtindien. 5 Wir thun wohl am beſten, wenn wir den Milch⸗ napf (H. Haliotoidea, “ Oreille de Venus 267) an die Graͤnze ſtellen, da er einen ſehr ſchicklichen Ue⸗ bergang zu den Meerohren macht. Man findet ihn weiß; aber auch roͤthlich und gelbbraun. Der flache Ruͤcken iſt niedlich gegittert. Sehr flach und ſchuͤſ⸗ ſelfbrmig, wie gewiſſe Milchgefaͤße, find die Conchy⸗ Ny 3 lien 358 Schwimmſchnecken. lien, die man Milchnaͤpfe nennt und haben eine weite Mündung. Sie ſcheinen in allen Welttheilen, je⸗ doch nicht gar haͤufig vorzukommen. * — Tab. XXXVI. Schwimmſchnecke. Nerita. Der Knotennabel (208. 260). Das Roth⸗ auge (270. 271). Die Dornenkrone (272. 273). Die Flußnerite (2742790). Der blutige Zahn (280. 281). Eine halbrunde, oder halbmondfoͤrmige Muͤndung iſt das Hauptkennzeichen der Schwimmſchnecken oder Neriten, worauf auch ihr franzdͤſiſcher Geſchlechts⸗ nahme (Limagons a Bouche demi ronde) zielt. Ihren innern Bau findet man weit einfacher und kunſtloſer, als bey andern Conchylien, und oft be⸗ ſteht die ganze Schale aus einer einzigen Kammer. Nur wenig erhebt ſich bey einigen der Wirbel, indeß er bey andern glatt und flach iſt. Ob die Leichtigkeit ihrer Schalen Veranlaſſung gab, ſie Schwimmſchne⸗ cken, und ihre Schoͤnheit, fie nach dem Meergotte Nereus, Neriten zu nennen, wiſſen wir nicht; ſoviel | aber 1 ue, n * ZI Z — Knotennabel. 359 aber ift gewiß, daß fie ihren Nahmen Klappenſchne⸗ cken daher führen, weil ihr Muͤndungsdeckel ſich wie eine Klappe, oder wie ein halber Thorfluͤgel, oͤffnet und ſchließt. Einige ſind genabelt, andre ungena⸗ belt, einige gezaͤhnt, andere zahnlos, einige bewohnen das Meer, andre die Fluͤſſe. Unter den letztern gibt es vorzuͤglich ſchoͤne und farbenreiche, Der Bewoh⸗ ner hat ſehr lauge, duͤnne Fuͤhlhoͤrner, die er im Fort⸗ gehen unaufhoͤrlich auf und niederbewegt. Dieß ges ſchieht fo regelmäßig, als ob er den Tact zu feinem Gange ſchluͤge. Man kennt 72 Arten. Die vorzuͤgliche Schönheit der Zeichnung erwarb dem Rnotennabel (N. Canrena, Aile de Papil- lon, Perdrix 268) auch den Nahmen Schmetter⸗ lings fluͤgel. Sein Farbenkleid iſt nicht immer das⸗ ſelbe, und Aufenthalt und Nahrung moͤgen viel bey⸗ tragen, daß man es bald dunkel braunroth, bald hell gelblich, auch weiß findet. Die vier breiten Binden mit halbmondfoͤrmigen Flecken und die flam⸗ menaͤhnlichen Streifen gegen die Windungen hin, um deren zweyte nur noch Eine Binde, aber ganz verloren, lauft, machen eine vortreffliche Wirkung. Die Windungen endigen ſich in eine ſtumpfe violette — Gegend des ſo ſonderbaren Nabels au 3660 Riothauge. | an der Grundfläche (269) iſt fie ſchneeweiß. Die Spindellippe gleicht dem fchönften weißen Email. Sie bildet oberwaͤrts am Bauche einen Wulſt, Unter waͤrts aber einen weit dickern Lappen. In der Mitte iſt ein Ausſchnitt, wodurch ſich der tiefe ſpiralfoͤrmig gewundne Nabel zeigt. Die weite halomondförmige a Oeffnung verſchließt ein ſchneeweißer, ſteinſchaliger Deckel mit vielen Rinnen und Vertiefungen, die uns unſre Abbildung zeigt. Die innern Waͤnde dieſer im mittellaͤndiſchen und im oſt⸗ und weſtindiſchen Meere einheimiſchen Schnecke, haben eine lichtbraune, auch violette Glaſur. In den ſuͤßen Waſſern Oſtindiens und der Suͤd⸗ feeinfuln Halt ſich das Rothauge (N. Pulligera 270) auf, und iſt wohl eine der groͤßten Schnecken, die in ihnen gefunden wird. Nur zwey Windungen hat die ungemein leichte Schale, die man mit einer braunen Rinde uͤberzogen und am Wirbel meiſtens ausge⸗ hoͤhlt, als wäre fie angefreſſen, findet. Voll eyfoͤr⸗ miger Warzen ſitzt die Oberfläche. Man hält dieſe für die Eyer, die dieſe Schwimmſchnecke, wie die bes kannte Pipa, auf dem Ruͤcken ausbruͤten ſoll. Aber weit wahrſcheinlicher ſind es die | ir end eines Schmarozers, der ihr feine Brut auf Und eben sin 8 T. Ar. DDR, WE . i n Dornenkrone. 361 eben darum iſt ihr Nahme Junghecker oder die brut⸗ tragende nicht paſſend, weil er jenen Wahn beguͤnſti⸗ get. Ihre Muͤndung (271) iſt weit, halbmondfdrmig; die ſehr flache innre Lippe hat einen bleyfarbigen Glanz und faſt unſichtbare kleine Zaͤhne; die aͤußere nach innen zu eine rothgelbe Farbe, von der ſie eben nicht allzupaſſend Rothauge heißt, und geht gegen den Wirbel zu in einen ſpitzigen Zahn uͤber. An die⸗ ſen ſchließt ſich der Deckel, den ſeine rothen, ſchwar⸗ zen und gelben Adern, und der achatartige Glanz zu einem der ſchoͤnſten Schneckendeckel Naben den man kennt. Unter die ſeltenſten 50 wunderbarſten Schwim̃⸗ ſchnecken, gehdrt unlaͤugbar die Dornenkrone (N. Corona, la Nerite epineuſe 272. 273), die man in den Fluͤſſen und Baͤchen der Inſul Maurice findet. Eine kleinere etwas marmorirte Art trifft man in der magellaniſchen Straße und in Weſtindien an. Bey der Unſrigen umgibt eine pechſchwarze, runzlige Oberhaut die weiße Schalenhuͤlle. Wie Palliſaden umgeben die Windungen lange, hohle Stacheln in unbeſtimmter Anzahl. Sie ſcheinen ſich mit dem zu⸗ nehme chsthum der Schale zu vermehren, indem wenn dieſe einen neuen Anſatz bekommt, alle⸗ Wuͤrmer II. Th. 33 mal 362 Flußnerite. Blutiger Zahn. mal ein ſolcher Schnabel, der zuvor an der Ecke der Muͤndung war, zuruͤckbleibt. Im Grunde war alſo jede Spitze zuerſt der Weg, die Nahrung einzuneh⸗ men, und keine Waffe zur Vertheidigung. Vielleicht konnte der Bewohner eine Zunge durch dieſe ſtachel⸗ artige Röhre ſtrecken. Die innern Wände dieſer Conchylie ſind ſchmutzig weiß. | Unendlich find die Verſchiedenheiten der Fluß⸗ neriten (N. Fluviatilis, la Werite des Rivieres), Wir geben unſern Leſern zum Beweis davon ein Paar weſtindiſche (274. 275) und einige europaͤiſche (276 279). So klein ſie zum Theil ſind, ſo kann man die Schoͤnheit der Farben und die Zierlichkeit der Baͤnder doch nie genug bewundern. Auch in ihrer Form herrſcht eine große Mannigfaltigkeit. Wir haben ſchon von Schwimmſchnecken mit Zaͤhnen einen Wink gegeben. Der blutige Zahn (N. Peloronta, la Cu tte ſaignante 280) wird uns die Sache anſchaulicher machen. Man findet dieſe Schnecke, deren Wirbel ſich etwas mehr erhebt, als bey andern Neriten, in einem aͤußerſt mannigfal⸗ tigen Farbenkleide, das bald voller Furchen und Strei⸗ fen, bald aber eben und voͤllig glatt 2 nmer aber bemerkt man an der Muͤndung (281) den äußern ſchar⸗ Ä Meerohren. 363 ſcharfen Lippenrand nach innen zu gezaͤhnt, die innere Lippe aber voll blutrother Flecken, Runzeln und Zähne, fo daß ſie einem blutigen Zahnfleiſche gleicht. Aſien auch Weſtindien iſt die Heimath dieſer Schnecke. Im Miſiſippi Strom wird eine fauftgroße, ſehr bau⸗ chige Nerite mit Streifen gefunden und von den In⸗ dianern gättlich verehrt. Reich verziert ſtellen ſie dieſe Schnecke auf, zuͤnden ihr Weihrauch an, und flehen zu ihr um Huͤlfe. Wir erſtaunen uͤber dieſe Verirrung des menſchlichen Geiſtes, und mit Recht. Allein ver⸗ ehrten ja auch die welt gebildetern Aegyptier den Och⸗ ſen Apis, ja Hunde und Katzen, wegen der Gemein⸗ nuͤtzigkeit dieſer Thiere, die Syrer Fiſche, die Juden ein goldnes Kalb u. d. m. und ſollte wohl eine ſchoͤn ge⸗ formteConchylie zur offentlichen Verehrung ausgeſetzt, empdrender ſeyn, als die Japaniſche Goͤttergeſtalten, Tiedebaik, Quanwon und andre, die den abſcheu⸗ lichſten Zerrbildern gleichen. iR 7 + Tab. XXXVII. Meerohr. Haliotis. Das Knotenohr (282. 283). Das nenſee⸗ laͤndiſche (284. 285). Das Nunzel⸗ ohr (286) 287). Auch beym fluͤchtigſten Anblick der Meerohren muß N es 364 Merrohren. es uns ins Auge fallen, daß wir an der Graͤnze der Schnecken mit ſichtbaren Windungen ſtehen. Flach, weit und muſchelartig iſt ihre Schale und nur eine ganz ſchwache Kruͤmmung zeigt die Spuren einer dreyfachen Windung. Nicht übel gewählt iſt der Nahme Ohr, den auch faſt alle Nationen wegen der treffenden Aehnlichkeit beybehalten haben. Eine Menge von Streifen, die vom Wirbel aus halbzir— kelformig nach dem aͤußern Rande laufen, und bo⸗ genfdrmige Querfalten, die dieſe durchkreuzen, ſieht man auf der Oberflaͤche. Fleiſchfarbig, auch ſeegruͤn mit dunkeln Stellen oder Wolken iſt gemeiniglich ihr Ueberzug. Je aͤlter, deſto faltenvoller werden ſie, und ſchwer iſt die ſteinſchalige Rinde wegzubringen, die ſie dann umgibt. In der Jugend ſind ſie weit runzelloſer und reiner. Eine Reihe von Loͤchern ſieht man in dieſen Schalen, Die vorderſten ſind offen, die hintern aber zugeſtopft, ſo daß ſie kleinen Warzen gleichen. Wahrſcheinlich dienen ſie dem Bewohner theils zum Auswurf der Unreinigkeiten, theils zum Athemhohlen, fo wie zum Einziehen und Ausſpruͤtzen des Waſſers. Innen iſt die Vertiefung der Meer⸗ ohren ſehr merklich. Hier zeigt ſich ein breiter, fla⸗ cher Verlenmutterartiger Rand, ja das Ganze iſt Perlenmutter und hat zuweilen ſchoͤne Perlen. Deut⸗ | lich Knotenohr. 365 lich ſieht man, daß von innen heraus der Bewohner die oben genannten Locher durch die Schale macht. So wie er dieſe vergrößert, fo laßt er ein Loch, wor von die halbmondfoͤrmige Einkerbung am vordern Rande ſchon eine Spur iſt. Dagegen aber ſtopft er eins der hintern noch offnen zu. Er iſt eine Schnecke, die am Kopfe vier Hoͤrner traͤgt, an deren kuͤrzern ſich die Augen befinden. Eßbar, aber unverdaulich iſt ſein Fleiſch. So lange er in ſeiner Schale iſt, ſo ſteht der gewoͤlbte Theil nach oben, und er traͤgt ſie wie ein Schneckenhaus auf dem Ruͤcken. Er haͤngt ſich in gleicher Höhe mit dem Spiegel des Meeres an Felſen und iſt ſchwer loszumachen. Ob er wirk⸗ lich ans Land gehe und Gras freſſe, muͤßen wir dahin geſtellt ſeyn laſſen. Alle Meere beſitzen Meerohren, uur find die oſtindiſchen und neuſeelaͤndiſchen bey weitem die ſchoͤnſten unter den 19 bekannten Arten. Die Indianer machen niedliche Kunſtwerke daraus. Voller Knoten und Falten iſt das Anotenobe (H. Tuberculata, “ Oreille verte, tuberculde) ; das wir von außen (282) und von innen (283) vor uns ſehen. Merklicher als bey andern ſteht bey ihm der durch drey Windungen gebildete Wi bel wie ein Knopf hervor. Gemeiniglich find an dieſem Meerohre 6—9 e offen. Der Ruͤckgrath, das iſt die * 5 353 366 Knotenohr. die zwiſchen den Löchern und dem dicken ſich nach der hohlen Seite einbiegenden Rande ſich befindet, iſt ziemlich breit und voller Furchen. Jener Rand dient eigentlich zum Schutz der empfindlichſten Theile des Bewohners. Außen iſt die Schale gruͤn, mit weißen Wellen, zuweilen rothbraun, auch gelb; innen fpielt ſie opalartig, je nachdem man ſie haͤlt, in alle moͤg⸗ lichen Farben. Faſt in allen europaͤiſchen Meeren und in Oſtindien iſt dieſes Meerohr zu Hauſe. Ob⸗ gleich an ihm, wie an dieſer Gattung von Conchy⸗ lien uberhaupt, die ſpiralfoͤrmigen Windungen ſich nicht gar weit erſtrecken, ſo wollen wir doch hier einer ſonderbaren Eigenſchaft mancher Conchylien, die eine Folge ihres Baues iſt, erwaͤhnen. Dieſer pflanzt den Schall außerordentlich ſtark fort. Haͤlt man ſie ans Ohr, ſo verkuͤndigt ein Sauſen die Bewegung der Luft, und was man leiſe hineinſpricht, kehrt mit ſtaͤrkerm Laut aus der Schnecke zuruͤck. Der Phy⸗ ſiker wird erklaͤren, woher das komme. Daß aber Schnecken den Tyrannen Dionys veranlaßt haben ſollen, ein Gefaͤngniß ohrfoͤrmig und im Mittelpuncte der Spirallinie ein Zimmer zu bauen, um auch die leiſeſten Klagen der Gefangnen zu hören, ſcheint man ohne Grund anzunehmen, indem Tyrannen überhaupt die Natur wenig beobachten, und immer 3 elende Neuſeelaͤndiſches Meerohr. 367 elende Werkzeuge ihrer Haͤrte finden, die ſie der Muͤhe des Denkens uͤberheben. | Weit ſchoͤner als das Knotenohr iſt das neuſee⸗ laͤndiſche Meerobr (H. Iris, la grande Oreille de mer de la nouvelle Zeelande). Faſt ſollte man glau⸗ ben, auch bey dieſen Geſchoͤpfen bringe das heiße Clima alles zu einer groͤßern Vollkommenheit und entwickle reizendere Farben. Die unbeſchreibliche Schönheit verſchaffte dieſer Conchylie den Nahmen Regenbogenohr, der etwas ſchicklicher, als der fran⸗ zoͤſiſche Affenohr, ſeyn möchte. Außen hat fie eine ſtaͤrkere Woͤlbung, als andre Meerohren, und eine Menge Runzeln und faltiger Querſtreifen. An der Hoͤhe des Ruͤckgraths zeigen ſich die bekannten Löcher theils offen, theils verſchloſſen. Das braungeſtreifte Oberkleid (284) verſpricht nicht viel; aber ſobald man dieſes abzieht, noch mehr aber, wenn man dieſes Meerohr umwendet (285), ſo zeigt ſich ein Farben⸗ reichthum, der mit allem wetteifert, was die Natur Praͤchtiges hervorgebracht hat. Ihre Perlenmutter ſpielt in alle moͤglichen Farben, mit dem reichſten Gold: und Silberglanz, fo daß man dieſes Schau⸗ ſpiel nur mit dem, das der Colibri und der Pfauen⸗ ſchweif und der Taubenhals gibt, vergleichen kann. Es er | if 368 Runzelohr. iſt als ob man eine praͤchtige Kupferſtufe mit allen den in ihr ſpielenden blauen, rothen, gruͤnen, gelben Far⸗ ben, verbunden mit dem reizendſten Goldſchiller vor ſich ſoͤhe. Worte und Pinſel vermögen hier nichts, da man dieſes Meerohr, womit Cook die Cabinette be⸗ reichert hat, durchaus ſelbſt ſehen muß. Um auch von dem Bewohner der Meerohren eine richtige Vorſtellung zu bekommen, zeigen wir unſern Leſern das Runzelohr (H. Striata) von oben (286) und von unten (287). Von der Schale iſt wenig mehr zu ſagen, als daß ſie außen braun voller Run⸗ zeln und Querfalten, innen perlenmutterartig mit ei⸗ nem violetten Schiller iſt. An ihrem Bewohner ſehen wir den dicken, aſchfarbigen Kopf mit weißen Strei⸗ fen, vier blaßgruͤne Fuͤhler, deren untere mit Augen verſehen ſind, und einen weit uͤber die Schale her⸗ vorragenden weißen Fuß. Durch ein Loch ſtreckt er ein Stuͤck von ſeinem weißen, gruͤn eingefaßten Mantel wie eine dreyeckige Zunge heraus. Vielleicht dient dieß zum Athemhohlen. Der Fuß iſt mit Fran⸗ ſen geziert, deren dieſes Thier uͤberhaupt eine Menge von der kunſtreichſten Einrichtung hat. Von unten ſehen wir die Ritze, die das Maul iſt und die Woͤl⸗ bung des Fußes. | Tab. 1 IE U Me 369 Tab. XXXVIII. IV. Einſchalige Conchylien ohne Windungen. | Univalvia fine Jpira. Napfſchnecke. Patella. Die Neritenfoͤrmige (288. 289). Die ge⸗ meine (200). Die Matrofenmüse (291). Die aufgeſchlitzte Dragonermuͤtze (20 2.203). Die Flußpatelle (294-296). Das Ziegens auge (207). Der Meduſenkopf (208). Das chineſiſche Dach (299. 300). Die ſieben⸗ ſtrahlige Sternpatelle (301). Das Feſtungswerk (302). | | Theils gar keine Windungen, theils nur ganz ſchwache Spuren derſelben, bemerkt man dey der Schalwuͤr⸗ mer Familie zu der wir jetzt kommen, und die man deßwegen Schnecken ohne beſtimmte Windungen nennt. Sie haben zum Theil einfache Schalen, zum Theil roͤhrenfoͤrmige Gehaͤuſe. Eine zahlreiche Gattung von 237 Arten machen die Napfſchnecken (1’Oeil de Boue, Arapede) oder Patellen aus. Je nachdem man auf ihre napf und und ſchuͤſſelformige Geſtalt, oder auf ihren glaͤnzen⸗ Wuͤrmer II. Th. A a a den 370 Napſfſchnecken. den Wirbel, oder auf den ausgezackten Rand, oder auf ihr Anhaͤngen an Klippen ſah, ſo nannte man ſie Napf⸗ und Schuͤſſelmuſcheln, Bocksaugen, Stern⸗ muſcheln, Klippkleber. Der letzte Nahme iſt vor⸗ zuͤglich paſſend. Denn wenn andre Thiere ihr Heil in der Flucht ſuchen, fo drückt ſich unſre Napfſchnecke immer feſter an ihre Klippe, ſo daß die Schale hart anliegt. Man hat, um die Kraft, mit der ſie ſich anhaͤlt, zu beſtimmen, ein an einem Seile uͤber eine Rolle laufendes Gewicht an ihre Schale gehaͤngt und gefunden, daß 30 Pf. erforderlich ſind, wenn das Thier endlich loslaſſen ſoll. Nur ſein eigner Wille loͤst die Bande plotzlich. Die einfache, un⸗ gewundne Schale der Napfſchnecken iſt oben ronver, unten concav und hat dͤfters die Form eines abge⸗ kuͤrzten Kegels. Einige haben Oeffnungen am Wir⸗ bel, die zum Ein⸗ und Auslaſſen von Luft und Waſſer und zum Auswurf der Unreinigkeiten dienen moͤgen; andre haben verſchloſſene Wirbel; bald iſt dieſer gera⸗ de, bald krumm, bald ſpitzig, bald ſtumpf, und auch in Abſicht auf die Oberfläche der Schalen und ihren Rand findet man eine große Mannigfaltigkeit; denn ſo wie dieſer bald glatt, bald gekerbt, bald gezackt iſt, | fo findet man jene bald knotig, bald vollkommen eben, Neritenfoͤrmige Napfſchnecke. 371 eben, bald geſtreift. Oft prangt ihr Aeußeres und Inneres mit den ſchoͤnſten Farben, und die magella⸗ niſche Straße und die Falklands Inſuln liefern meh⸗ rere, die, gegen das Licht gehalten, trefflich vergol⸗ dete Wirbel, innen aber einen Silberglanz haben. Wendet man die Napfſchnecken um, ſo ſieht man bey einigen nicht das geringſte von Kammern, Zaͤhnen u. d. m. Bey einigen haͤngt aber doch eine hohle, zugeſpitzte Roͤhre vom Wirbel herab, andre theilt ein halbmondformiges Blatt in zwey Kammern. Einen cylindriſchen, unten ſchraͤg abgeſchnittnen Kopf hat der Bewohner. Sein Maul ſieht geſchloſſen einem T, geöffnet aber einem eyfoͤrmigen Loche gleich, in dem man Kinnladen und Zaͤhne bemerkt. Der Mantel legt ſich um den Rand der Schale, und hat drey Reihen Faſern und uͤber ihnen einen Kranz von un⸗ gleichen Zacken. An dem großen Fuße bemerkt man kleine Saugwarzen, die bald hervor: bald zuruͤcktre⸗ ten. Langſam iſt der Gang dieſes Geſchopfs. Will es vorwaͤrts, ſo ſtuͤtzt es ſich feſt auf den vordern Rand ſeines Fußes und zieht nun das uͤbrige nach. Jung ſieht es ſchmutzig weiß, im reifern Alter aſch⸗ grau, und als Greis ſchwarz aus. Die Fußſohle bleibt immer weiß. Kleine Wuͤrmer, Lehm und Aa a 2 Schilf — 372 Gemeine N. Matroſenmuͤtze. Schilf ſind ſeine Nahrung. Es wird von den Men⸗ ſchen gegeſſen. Faſt möchte man die neritenförmige Napf⸗ ſchnecke (P. Neritoidea) aus Indien fuͤr eine Schwimmſchnecke halten. Allein, da ihr hinterwaͤrts gebogner Wirbel keine Windungen hat, ſo kann ſie nicht dafuͤr gelten. Ihre wohlgewoͤlbte weiße Schale ſcheint mit einem violetten Netze uͤberzogen zu ſeyn. Der Schnabel, oder der verlaͤngerte Wirbel iſt ſchnee⸗ weiß (288). Im Innern (289) bildet eine 800 Kammern. | Theils als Speise theils als Koͤder ſehr beliebt iſt in England die gemeine Napfſchnecke (P. Vul- gata 290); doch erreichen die Indianiſchen dieſer Art eine weit betraͤchtlichere Größe und werden vier Zoll breit und zwey tief. Anſehnliche Rippen hat ihre ſtarke Schale, die außen weiß oder grau mit 4 roſt⸗ farbigen Binden, innen aber bierfarbig mit bluth⸗ rothen Flecken iſt. Man kann ſich ſchon aus dem Nahmen die Form der Matroſenmuͤtze (P. Hungarica, le Bonnet de Dragon 291) ſowohl, als auch der aufgeſchlitz⸗ ten Dragonermuͤtze (P. Fiſſura 292) vorſtellen. f Bepde ſind am erw fo gebogen, daß fie an die ! Zipfel x er MN \ , ö 1 * KR 8 7 . AR \ 2 | 1 \ | 3 | af 1111 709 0 7 / Flußpatelle. Ziegenauge. 373 Zipfel gewiſſer Muͤtzen erinnern. Jene, die aus Indien und dem mittellaͤndiſchen Meere kommt, hat eine duͤnne, zartgeſtreifte Schale, die weiß und roͤth⸗ lich gewoͤlkt iſt; dieſe aber, die im Genferſee und auch um Algier wohnt, hat an einer Seite der Scha⸗ le einen ſichtbaren Spalt (293) und eine fahlgelbe Farbe. | | Auch die kleine Slußpatelle (P. Lacuftris), die freylich unter den Seepatellen keine große Rolle ſpielt, nennt man kleine Dragonermuͤtze. Man fin⸗ det ſie in den europaͤiſchen ſuͤßen Waſſern von ver⸗ ſchiedner Größe und Farbe (294-296), Immer aber iſt der Wirbel etwas uͤbergebogen und die Schale von ziemlich gemeiner Farbe. Merkwuͤrdig iſt es, daß die Flußpatellen, die bey Zelle in einem ſalzigen Waſſer gefunden werden, den Perleumutterglanz mehrerer Seepatellen haben. | Sehr mannigfaltig in Abſicht auf Größe und Farbe trifft man im mittellaͤndiſchen Meere das Zie⸗ genauge (P. Græca, le Lepas à treillis, le Gival 297) an. Die von zirkelfdrmig laufenden Streifen regelmaͤßig durchkreuzten Rippen machen dieſe Pa⸗ telle einem Gitter ähnlich, Sie hat eine eyformige Geſtalt, einen gefalteten Rand, und einen etwas er⸗ Aaa 3 hab⸗ 374 Meduſenhaupt. Chineſiſch. Dach. habnen Wirbel mit laͤnglich runder Oeffnung, die ihr den Nahmen Schluͤſſelloch erwarb. An den Klippen des indianiſchen Meeres haͤngt ſich eine Napfſchnecke an, die am Wirbel zwey au⸗ genaͤhnliche Flecken und ſehr ſtarke, ſtrahlenformige Doppelrippen hat. Man nannte ſie deßwegen Me⸗ duſenhaupt (P. Lacinioſa, l’Etoile a tete de me- duſe 298), auch Sternpatelle. In den tiefen Fur⸗ chen befinden ſich zarte Querſtreifen. Eigentlich iſt dieſe Patelle braun. Sorgfaͤltiges Abreiben macht ihre Schale heller. In der neritenfoͤrmigen ſahen wir eine Patelle, die an der innern Seite eine Art von Klappe hat, um Kammern zu bilden. Indem wir aber unſern Leſern das chineſiſche Dach (P. Chinenfis, le Tobit Chi- nois) zeigen, fo erblicken fie nicht nur (299) die arti⸗ gen Stockwerke der aͤußern Seite, ſondern auch die fonderbare obengedachte Röhre im Innern (300). Ein Paar vorzuͤglich ſchoͤne Patellen ſind die fiebenftrablige Sternpatelle (P. Sacharina, “A- ſtrolepas 301) und das Feſtungswerk (P. Grana- tina, Y Oeil de Rubis radie 302). Beyde hat die Natur mit einer ſchoͤnen Form und trefflichen Farben geſchmuͤckt, wobey wir beſonders den Rubinfleck in der Mitte der letztern nicht zu uͤberſehen bitten. Um Meerzahn. 375 Um doch auch das Thier, das dieſe Gehaͤuſe be⸗ wohnt, näher zu kennen, dürfen wir nur auf 30z bli⸗ cken, wobey uns ſein niedlich gefranster Mantel, ſein Kopf, ſeine Fuͤhler, ſeine Augen, beſonders aber der gleichſam blaſenvolle Fuß nicht entgehen wird. * * Tab. XXXIX. Meerzahn. Dentalium. Der Hundszahn (304). Der Polirzahn (305. 300). Der Elephantenzahn (307 ). Das Zaͤhnchen (308). Roͤhrenſchnecke. Serpula. Die Sandpfeife (309). Die Gießkanne (310). Der Vogeldarm (301). Die Flechte (312). Der Kugelzieher (313). Der Maltheſer Meerpinſel (314). Der ge meine Seepinſel (315). Man konnte die Meerzaͤhne und Roͤhrenſchnecken bey der erſten Ueberſicht in Eine Gattung zu vereinigen ſich geneigt fuͤhlen; allein, wenn man bey naͤherer Un⸗ terſuchung wahrnimmt, wie jene immer kegelfoͤrmig und oben und unten offen, dieſe aber walzenformig; jene gewoͤhnlich gefurcht, dieſe glatt ſeyen; jene einzeln, dieſe 6 36 Hundszahn. dieſe in große Geſellſchaften vereinigt, ja untereinander verſchlungen leben, und welche Verſchiedenheit zwiſchen ihren Bewohnern herrſche: ſo wird man gern jene mit ihren 21 und dieſe mit ihren 38 Arten eigne Gattun⸗ gen bilden laſſen. Einige nehmen auch ſolche Roͤh⸗ renſchnecken, die Kammern und eine Nervenroͤhre haben, unter ſie auf, wie die unſern Leſern ſchon be⸗ kannten Ammonshdrner, Rettigſchoten ıc. und auch die Belemniten, jenes große, nur aus Verſteinerungen bekannte Thiergeſchlecht rechnen ſie dazu. Ueber⸗ haupt iſt hier noch viel zu entdecken uͤbrig. So weiß man z. B. noch nicht, ob die kleinen zweyſchaligen Muſcheln, die man zuweilen in Wurmroͤhren findet, dieſe ſelbſt gebaut, oder nur ſolche, deren Bewohner todt war, zu ihrem Aufenthalt gewaͤhlt haben. Doch wir wollen jetzt einige der merkwuͤrdigſten von beyden Gattungen unſern Leſern bekannt machen. Man kann nichts Einfacheres ſehen, als den Sunds zahn (D. Entalis, “ Antale 304). Gemei⸗ niglich iſt er glaͤnzend weiß und feſt wie Elfenbein. Die Streifen ſind ſo fein, daß keine Unebenheit zu fuͤhlen iſt. Seine Laͤnge ſteigt von einem Viertelszoll bis zu einem ganzen, die Dicke von der Rabenfeder, bis zur Gansfeder. Nie findet man ihn anders als j ges 8 N N m eee = 3 Feb ” 7 . fir MY „ . NN 3 c N Polir⸗Elephantenzahn. Zaͤhnchen. 377 gekruͤmmt, und beyde Ende, deren unteres enger zu⸗ lauft als das obere, haben eine Oeffnung. Mehrere Meere, beſonders auch die Italiaͤniſchen, enthalten dieſen Meerzahn, der ſonſt zu ſympathetiſchen Curen gebraucht wurde. Ihm ſehr aͤhnlich in der Form, aber zierlicher iſt der Meerzahn, der der Polirzahn (D. Politum 305) heißt, fo wie auch der, den wir bey 306 ſehen. Jener hat eine fanfte Rothe und niedliche Querringe; und dieſer dunklere Binden auf glaͤnzend weißem Grunde und feine Furchen. Frey⸗ lich kommen fie dem in Oſtindien einheimiſchen Ele- phantenzahn (D. Elephantinum, la Dent d' Ele- phant 30) weder in der Große noch Schoͤnheit gleich. Er iſt der Laͤnge nach mit ſtarken Rippen beſetzt, zwiſchen denen ſchwach geſtreifte Furchen lie⸗ gen. Nach dem untern duͤnnen Theile zu verliert ſich das dunkelgefleckte Grün, das feine Hauptfarbe iſt. Oben, wo der Bewohner gerade ſeinen einem ſtumpfen Kegel ähnlichen Kopf hervorſtreckt. hat die Roͤhre eine eckige, und unten, wo ein ſeltſamer lap⸗ piger Anhang desſelben hervorſieht, eine runde, weit kleinere Oeffnung. Vollkommen kann ſich dieſes Thier in feiner ungefähr fingerlangen Röhre verber- gen. Wir fügen dieſem Meerzahne nur noch das wuͤrmer II. Th. B b b Zaͤhn⸗ 378 Gatrdpfeife, Zaͤhnchen (D. Minutum 308) bey, das Plancus im Meerſande von Rimini fand, und das faſt un⸗ ſichtbar iſt. Doch wir wollen jetzt auch einige Roͤhrenſchne⸗ cken betrachten, von denen wir ſchon im Allgemeinen geredet haben. Aus mehrern in einander gefugten Roͤhren ſcheint die Sandpfeife (S. Arenaria, le Tuyau trompette 309) zu beſtehen, die zwey bis drey Schuh lang aufgerichtet ſteht. Die dickere Haupt⸗ roͤhre iſt in zwey Kammern getheilt 3 aus ihr gehen zwey engere Roͤhrchen von eben der Structur empor, die der Bewohner aus- und einziehen kann. Aus ih⸗ nen ſtreckt er auch ſeinen Ruͤſſel heraus, zieht ihn aber, ſobald er Gefahr merkt, plotzlich zuruͤck und ſpruͤtzt faſt Klafter hoch Waſſer, um ſich ein Anſehen zu geben. Er iſt ſehr ſchmackhaft zu eſſen und wird im Kochen weit haͤrter, als er roh iſt. Je nachdem um ihn herum Sand oder Steine liegen, je nachdem fällt auch feine zerbrechliche Roͤhrenwohnung feiner oder gröber aus. Man nennt ſie vorzuͤglich des dickern, runzligern Theils wegen, Kuhdarm, um des Gebrauches willen aber, den die Amaheyer das von machen, Schultrompete, weil ſie mit ihr das Volk zur Kirche und die Kinder zur Schule rufen. 41 Kunſt⸗ Gießkanne. Vogeldarm. 370 Kunſtreicher gebaut iſt die Gießkanne (S. Pe · nis, Arroſoir 310). Ihr durchlocherter, gewoͤlb⸗ ter Deckel macht dieſen Nahmen ſchicklicher, als ſo manchen andern, den ihr eine verirrte Einbildungs⸗ kraft gab, auch rechtfertigt der zierlich gefaltete Kra⸗ gen, unter dem ſich zwey unerklaͤrliche, gefurchte Er⸗ habenheiten befinden, den Nahmen kronentragender Seewurm. Die Locher aber ſind nicht bloß wie bey | wahren Gießkannen durchbohrt, fondern jedes ift ein kleines hervorſtehendes Roͤhrchen. Das Ganze bildet eine ſchone cylindriſche Roͤhre, die nach unten zu enger wird, und meiſt beſchaͤdigt iſt. Faſt alle Exemplare weichen von einander ab. Ein vollkommnes iſt ziem⸗ lich koſtbar. Amboina und Java liefern dieſe ſchoͤne Wurmrbdhre. | | | 4 Eine ganze Maſſe von eckigen, braunen Wurm⸗ gehaͤuſen nennt man Vogeldarm (S. Glomerata, Vermifleaux de mer tortillös 311). Sie haben ſich in großer Menge zuſammengekuͤttet; alles iſt unre⸗ gelmaͤßig in einander geſchlungen. Rothe Corallen⸗ kluͤmpchen liegen dazwiſchen und fuͤllen die Zwiſchen⸗ raͤume aus. Man hat dieſe Wurmgehaͤuſe ſchon in Maſſen von 20 —30 Pf. zwiſchen Felſen, an denen die Wellen anſchlagen, gefunden. Der Bewohner | Bbbz hat 380 Flechte. Korkzieher. hat ſieben lange, bogenfoͤrmig gekruͤmmte 11 die an der Wurzel mit 6o kurzen, geraden Faden beſetzt ſind. Aber noch mannigfaltiger in einander gefchluns gen iſt die Flechte (S. Filograna 312), in der man ſchon die Anlage zu coralliniſcher Vegetation ſieht. Welch ein kunſtvolles Gewebe von tauſend zarten Wurmgehaͤuſen! Wie gleicht es nicht den Kunſtwer⸗ ken der Filigranarbeiter aus in einander geſchlunge⸗ nen Silberfaͤden! Ziemlich treffend werden wir bey andern Roͤh⸗ renſchnecken den Nahmen Korkzieher (S. Lumbri- calis, le tire- houchon, tire - bourre 313) finden; denn wirklich ſind ſie faſt wie dieſe gewunden. In einer Ausdehnung von 200 Ellen in die Laͤnge und Breite uͤberziehen ſie Felſen. Den Bewohner ſehen wir von der Ruͤcken⸗ a und der Bauchſeite b, wie er aus der Oeffnung hervorragt. Wir uͤbergehen die Fuͤhler, die Augen, den Mund, und machen nur an dem, der von der Bauchſeite vorgeſtellt iſt, auf einen cylinderformig hervorragenden Fuß mit einem Deckel aufmerkſam. Aus mehrern Würmrdͤhren fand man für gut, eine eigne Gattung zu bilden und ihr den Nahmen Sand⸗ Meerpinſel. 381 Sandkdoͤcher (Sabella) zu geben. Allein fie graͤnzen ſehr nahe mit jenen zuſammen, und ſind uͤberhaupt ſo zweydeutig, daß wir mehrere von ihnen ſchon un⸗ ter den Amphitriten, Nereiden und Steinbohrern anfuͤhren mußten. Doch wollen wir immer noch zwey von ihnen der gerechten Bewunderung unſrer Leſer uͤbergeben. Wir meinen den Maltheſer Meerpinſel (S. Penicillus, la Coraline tubuleufe 314) und den gemeinen Meerpinſel (S. Penicil- lus, le vrai pinceau de mer 315). Bey jenem find die aus verſchiednen Materialien beſtehenden Roͤhren wie in einen ſchleimigen Sack gewurzelt. Oben ſieht ein Bewohner heraus, der uns an unſre Nereiden erinnern wird. Dieſen aber, den Meerpinſel, ſehen wir außerhalb feiner Röhre, die der Länge nach an Steinen u. d. angeleimt iſt. Das ſonderbare Thier iſt ein Tauſendfuß. An ſeinem Kopf traͤgt er zwey trichterfürmige Faſernbuͤndel von angenehmen Far⸗ ben. Der Körper iſt gruͤn und hat eine in lauter Wuͤrfel getheilte Oberfläche, In ganzen Gefells ſchaften ſtehen dieſe ſchoͤnen, ſonderbaren Thiere beyſammen, bey denen man ſich kaum enthalten kann, an unſre praͤchtige, nierenfoͤrmige Amphitrite zu gedenken. B bb 3 Und 332 Holzbohrer. Und nun noch ein Geſchoͤpf (316) fügen wir hinzu, bey dem unſre Leſer gewiß kaum glauben koͤn⸗ nen, daß dieß der Bewohner einer cylindriſchen Wurm⸗ rohre an den Kuͤſten der Suͤderſee ſey; und doch iſt nichts gewiſſers, als dieſes. So faͤchermaͤßig breitet er ſeinen Ruͤſſel und ſeine Fuͤhler aus, und legt ſie, wenn er will, zuſammen, und ſo eine ganz eigne Roͤhre verbindet jenen Theil mit dem eigentlichen Körper, der nur ſehr klein und zugeſpitzt iſt. rr —— — — Eſñ68ö᷑— Tab. XI. Holzbohrer. Teredo. Der Schiffswurm (317-319). Die Her⸗ culeskeule (320-324). Eine der furchtbarern Thiergattungen iſt die, mit der wir die Schalwuͤrmer beſchließen. Alles, was man von der Grauſamkeit des Tiegers, vom Gift | der Schlange, von den Verheerungen des Borken⸗ kaͤfers und der Nonnenraupe ſagt, kommt kaum in Anſchlag gegen das Unheil, das ein gering geachteter Wurm ſtiften kann. Denn theils fuͤgt er den See⸗ handel treibenden Nationen an ihren Schiffen, dieſen koſtbaren Häufern, den größten Schaden zu, und vers kuͤrzt — —vy—ͤ —ä—— —— REEL EN N 3 Hunden GE je „ meren N N W N f BAT, An A. 4 7 90 + — * N * %% „bet anten uc U N in * 1 erh, 1 senen f N DAN, DM — 3 ——ů— I ä 1 77 7, 2 — Mr. Dianne * — > u — I = — — .- — — vum — — — — — — — — — rm vo — .-_ — 1 = - .- - — — — — = Schiffswurm. 383 kuͤrzt ihre Dauer, zumal wenn fie nicht verhaudert (S. oben S. 152) werden; theils aber, was noch weit entſetzlicher iſt, zernichtet er die Daͤmme, Deiche und Schleuſen, durch die ein gewerbiges Volk dem Meere Land abgewann, und bedroht dasſelbe mit ſei⸗ nem Untergange. Vielleicht haben unſre Leſer ſchon errathen, daß wir vom Schiffs⸗ oder Pfahlwurm re⸗ den, der zu einer nicht zahlreichen Gattung der Schnecken ohne ſichtbare Windungen gehort, deren drey Arten einen wurmfoͤrmigen mit einer duͤnnen Schale umgebnen Koͤrper, und am vordern und hin⸗ tern Ende gewiſſe ſteinſchalige Theile haben, wegen denen ſie mehrere lieber zu den vielſchaligen Phola⸗ den rechnen. 0 Am beruͤchtigſten unter dieſen dreyen iſt der ſchon genannte Schiffs wurm (T. Navalis, le Taret 317). Aus Oſt⸗ und Weſtindien, wo er in Holzwerk lebt, follen ihn Schiffe nach Europa gebracht haben, deſ⸗ ſen kaͤlteres Clima er zum Gluͤck nicht wohl ertragen kann, wenn nicht beſondere Umſtaͤnde ſeine Entwick⸗ lung und Vermehrung beguͤnſtigen. Dieß muß im Jahre 1730-1733 in Holland der Fall geweſen ſeyn. Zwar hatte er ſchon mehr als ſiebenzig Jahre vorher eben daſelbſt die Schiffe in den Haͤfen aͤußerſt be⸗ ſchaͤ⸗ 384 Schiffswurm. ſchaͤdigt; die Deiche und Pfahlwerke aber verſchont. Doch in den genannten Jahren ſtuͤrzten auf einmal Daͤmme ein. Millionen von Pfahlwuͤrmern zernagten die Pfaͤhle, worauf die koſtbarſten Waſſerwerke erbaut ſind; alle die Schleuſen und Daͤmme, die dem Meere Graͤnzen ſetzen, waren bedroht, und die das Uebel allemal vergrößernde Furcht fah ſchon ganz Amſterdam, dieſes dem Meere entſtiegne Denkmal der Gewerbigkeit, von den Wellen verſchlungen; obs gleich das ſuͤße Flußwaſſer dieſer Stadt, das den Pfahlwuͤrmern durchaus nicht anſteht, dieſe Furcht haͤtte mildern konnen. Man ſprach ſchon laut vom Untergange des ganzen Staates und wendete alle moͤglichen Mittel an. Allein das Uebel ſchien aller Kunſt zu trotzen, bis ſich endlich die Wuͤrmer ſelbſt verloren, nachdem ſie fuͤr viele Millionen Schaden angerichtet hatten. Der Stifter dieſes Unheils iſt ein Wurm ungefaͤhr eines Fingers lang, und ei⸗ nes Federkieles dick. In heißern Gegenden ſoll er auf zwey Schuh lang und Fingers dick werden. Sein ſehr weicher Körper iſt durchſichtig, fo daß ſeine innern Theile durch die aͤußere Haut ſcheinen. In freyer Luft zerfließt er bald, in Weingeiſt aber kann man ihn wohl aufbewahren. An ſeinem vordern | Ende Schiffswurm. 385 Ende befinden ſich zwey harte muſchelfdrmige Scha⸗ 4 len, die man fuͤr keine eigentliche Zaͤhne, ſondern fuͤr eine aͤußerliche helmaͤhnliche Bedeckung haͤlt, zwiſchen der der zaͤrtere Kopf bey dem gefaͤhrlichen Bohren in hartem Holze ſicher liegt, und das abfallende Holz⸗ mehl als Nahrung zu ſich nimmt. Mit dieſem ſtein⸗ harten Theile bohrt der Wurm durch das dickſte Ei⸗ chenholz und eiſenfeſte Aeſte, lieber freylich durch taͤnnenes, und wenn man ſich bey naͤchtlicher Stille auf den Schiffsboden begibt, ſo kann man ſeine ver⸗ derbliche Geſchaͤftigkeit hoͤren. Man will unter die⸗ fen Wuͤrmern Männchen und! Weibchen gefunden haben, was andre widerſprechen. Am hintern, duͤn⸗ nern Ende befinden ſich gleichfalls feſte, ſteinſchalige Theile, von denen man glaubt, daß ſie zum Anſtem⸗ men dienen. Hier ſind zwey Roͤhrchen, die zum Ein: und Auspumpen des Waſſers und zur Auslee— rung gehdren mogen. Indeſſen dürfen wir hier nicht verſchweigen, daß nach der trefflichen Beſchreibung Spenglers von dem Bewohner der Hercules keule man geneigt ſeyn moͤchte, dieſes duͤnnere Ende fuͤr den Kopf, und das dickere fuͤr den Hintertheil zu halten. Alle die genannten Theile zeigt uns unſre Abbildung und auch von ſeinem Innern fallen uns zwey ſonder⸗ Würmer II. Tb. Cce bare — 386 Schiffswurm. bare ſpitzige Gefaͤße und lange Behaͤltniſſe mit Eyer⸗ ſtoff gefuͤllt ins Auge. In tauſend Gaͤngen der von Wuͤrmern durchbohrten Pfaͤhle und Bretter findet man, wenn ſie ſelbſt laͤngſt verwest ſind, bloß ihre ſchaligen Theile; auch bleibt, wenn man einen noch lebenden aus dem Holze herausnimmt, die duͤnne Roͤhre, die ſeinen Koͤrper ſchuͤtzend umgibt, und die er gewißer Maßen ausſchwitzt, in ſeiner Kammer zuruͤck. Nicht erſt in feinem vollkommnen Alter, wozu er drey Jahre braucht, bohrt ſich der Schiffs wurm ein. Wenn die Mutter ihre in Schleim gehuͤllten Eyer dem Waſ— ſer uͤbergibt, ſo ſchwemmt dieſes ſie an das Moos, das ſich ſo gern an naſſes Holzwerk anſetzt. Hier kann nun die Sonne das Ausbruͤten kraͤftig befördern und gleich darauf arbeiten ſich die noch zarten Jun⸗ gen in das Holz hinein. Sie wachſen nun, immer fortbohrend und ihre Gaͤnge erweiternd, zu der bekann⸗ ten Größe heran und wohnen da zu tauſenden erwach⸗ ſen, obgleich außen an Pfaͤhlen und Brettern nur kleine Loͤcher von der Groͤße eines Stecknadelkopfs zu entdecken ſind. Im Bohren folgen ſie der Rich⸗ tung der Holzfaſern, fangen ungefaͤhr da, wo das Waſſer anſpuͤhlt, an, arbeiten in die Tiefe und dann wieder aufwaͤrts bis zur Waſſerhoͤhe. Nie findet man Schiffswurm. 387 man zwey in Einem Gange; ſorgfaͤltig weichen ſie ſich aus und laſſen duͤnne Scheidewaͤnde zwiſchen ſich. Nur im aͤußerſten Falle, wenn alles um ſie her minirt iſt, hat Noth kein Geboth; dann entſcheidet das Recht des Staͤrkern, der den Schwaͤchern auffreſſen ſoll. Der obere trocken ſtehende Theil des Pfahls leidet erſt nichts; da er aber unten ganz durchfreſſen wird, ſo ſtuͤrzt er um und ſchwimmt im Waſſer, wo dann die Wuͤrmer weiter fortbohren. Wir bemerken bey 318 einen ſolchen Damm oder Deich, den ſie an⸗ gegriffen und faſt zerſtoͤrt haben. Auch einen Bal⸗ ken, in dem dieſe ſchaͤdlichen Geſchopfe ihr Weſen trei— ben, ſehen wir im Durchſchnitt (319). Außen ſind nur kleine Loͤcher ſichtbar. Schiffe kann man, jedoch nicht ohne großen Auf⸗ wand, vor dieſem Feinde ſchuͤtzen, indem man ſie mit Kupfer beſchlaͤgt oder auch verhaudert. Bey Pfaͤh⸗ len und Waſſergebaͤuden haͤlt es ſchwerer. Man brennt zwar die Bretter und Balken, theert ſie auch, beſtreut ſie mit Glas und andern ſcharfen Dingen, damit ſich der Wurm daran verletze. Bey einem Waſſerbau von großer Ausdehnung hat die Sache immer ihre Schwierigkeiten. Ein Mittel das, wenn auch nicht ganz das Uebel hemmt, doch mildert, hat Cec 3 die 388 Herculeskeule. die Vorſehung in die Naͤhe Hollands gelegt. In ei⸗ 8 ner Ausdehnung von 9 Meilen waͤchst in der Suͤder⸗ ſee eine Art von Meergras, Wier genannt, das wie die Wieſen ſeine Zeit haͤlt, um gemaͤht zu werden. Das Zeichen iſt, daß es auf dem Waſſer treibt. Dieß wird in großer Menge geſammelt und als ein Bollwerk vor die Pfaͤhle und Deiche gelegt. Sein Geſchmack iſt den Schiffswuͤrmern zuwider. Von welcher Wichtigkeit dieſe Sache iſt, kann man daraus ſchließen, daß man 1732 bloß zum Schutz der vor⸗ zuͤglich zerftörten Weſtfrieſiſchen Daͤmme einen Waf ſerbau in Vorſchlag brachte, wozu im erſten Leber: ſchlage 7 Monate Zeit, 18271 Arbeiter und 35 Mil⸗ lionen Gulden verlangt wurden. Nicht ohne einen ihn verfolgenden Feind treibt der Schiffswurm ſein Weſen im Holze. Oft findet man in den leeren Gaͤn⸗ gen ſchwarze Nymphen. Sie mögen als kleine Lar⸗ ven hineingekommen ſeyn und den Wurm aufgezehrt haben. Seit wenigen Jahren wird in Heusden ein gewiſſer Firniß verfertigt, der gegen den Wurmfraß herrliche Dienſte thun ſoll. Noch eines merkwuͤrdigen Holzbohrers Bekannt⸗ ſchaft muͤßen wir unſern Leſern verſchaffen. Dieß iſt die n (T. 3 Wir ſehen bey 320 einen Herculeskeule. 389 einen ſonderbaren Koͤrper verkleinert, aus dem man erſt nicht wußte, was man machen ſollte. Jetzt weiß man zuverlaͤßig, daß dieß eine Frucht von der Art einer wilden Caſtanie ſey, die, wie die Cocusnuß, mit einer baſtartigen Rinde umgeben iſt. Wahrſcheinlich ſteht der Baum am Strande uͤberhaͤngend, weil die guͤtige Natur ſeine abfallenden Fruͤchte Thierfami⸗ lien zur Wohnung angewieſen hat. Blicken wir ins Innre (321), ſo zeigt ſich uns gleichſam ein Weſpen⸗ neſt von Wurmgehaͤuſen, die eigentlich keulenfoͤrmig ſind, und mit ihrem duͤnnern Ende alle nach oben gerichtet ſtehen. Der Bewohner (322) iſt ein wurm⸗ artiges Geſchöpf, das vorn und hinten ſteinſchalige Theile von der kunſtreichſten Bauart hat. Sie vers dienen vergrößert geſehen zu werden. Die am vor⸗ dern, duͤnnern Ende find lanzettfoͤrmig, artig gekerbt auf einer Seite (323 a) und etwas gewoͤlbt, auf der andern vertieft (3230); fie gehen in einen Stiel aus. Die hinten am dickern Ende (324) liegenden gleichen aͤußerſt ſchmalen niedlichen Muſcheln, mit einem un⸗ terwaͤrts ſtehenden Zungenfoͤrmigen Theil. In ihnen entdeckt eine genaue Unterſuchung alle die Kunſt, die in irgend einer Conchylie wahrzunehmen iſt. Zwi⸗ ſchen den erſten lanzettförmigen Schalen tritt am Cee 3 Thiere 3900 Corallwürmer. Thiere ein Ruͤſſel hervor, der die zwey Canaͤle, die beym Schiffswurm getrennt ſind, enthaͤlt. Und mit dieſem Geſchoͤpfe beſchließen wir die ſo merfiwärbigen Schalwuͤrmer. | En — — — | Tab. XLI. XLII. Corsllwürmer. Corallia. Roͤhrencoralle. Tubipora. Das Orgelwerk (325). Sternkoralle. Madrepora. Seepilz (327). Gehirncoralle (328). Ananas ⸗ coralle (329). Geſtrahlte (3 30). Hoͤckerco⸗ ralle (331. 332). Stachlige (333. 334). Aus gencoralle (335.330). Jungferncoralle (337). Eine neue Ordnung der Wuͤrmerclaſſe iſts, zu de⸗ ren Wundern wir jetzt kommen. Dieß find die Cos rallwurmer, die an Wichtigkeit für das Ganze der Welt wohl keiner Thierclaſſe weichen moͤchten, und ſelbſt in Abſicht auf die Geſtalt und Bildung der Erde, die wir bewohnen, eine nicht minder bedeus | tende Rolle fpielen , als die Schalwürnier, Lange war man ungewiß, ob man ſie fuͤr Thiere oder fuͤr Pflan⸗ — — — 3 ar r N 5 * f 78 in 5 W Pr - 7 C 11 A ERRICH IN 5 7 * H e Mi (BE DEE RU 5 — — — — Corallwürmer. 3091 Pflanzen halten ſollte. Allein da man ihnen willkuͤr⸗ liche Bewegung und Gefuͤhl nicht abſprechen kann, und ſie durch Gliedmaßen von außen Nahrung zu ſich nehmen und nie durch Wurzeln aus der Erde an ſich ziehen, ſo moͤchte ihre thieriſche Natur wohl au⸗ ßer Zweifel ſeyn. Mit Recht nennt man ſie, wenig⸗ ſtens zum Theil, Steinpflanzen (Lithophvta), ein Nahme, der ſie von der letzten Ordnung, die uns au⸗ ßer ihnen noch uͤbrig iſt, den Pflanzenwuͤrmern oder Thierpflanzen (Zoophyta) ſehr richtig unterſchei⸗ det. Denn dieſe letztern haben nichts ſteiniges an ſich, da hingegen die erſtern, mit denen wir es jetzt zu thun haben, beſondere feſtſitzende Gehaͤuſe bewoh⸗ nen, die bald ſtein⸗ und kalkartig, bald hornartig und ſchwammig ſind, und Corallen heißen. Ob man die Corallwuͤrmer als Erbauer oder nur als Bewoh⸗ ner jener Gehaͤuſe anſehen muͤße, daruͤber iſt viel ge⸗ ſtritten worden. Man kann weder eins noch das andre im eigentlichen Verſtande annehmen. Eigentlich treibt das junge Thier mit ſeinem Gehaͤuſe, das es als Zelle bewohnt, wie ein Zweig aus einem Stamme, hervor, ſo daß wir uns die ungeheuren von Corallenwuͤrmern bewohnten Werke nicht wie den gemeinſchaftlichen Staat der Bienen vorſtellen konnen. Zwar wohnen in 302 Corallwuͤrmet. in den tauſend und aber täufend Fächern dieſer Ge⸗ baͤude Polypen ähnliche Geſchöpfe, wie in ihren Zellen die Bienen; aber dieſe koͤnnen auch ohne jene leben und ſich frey bewegen, da hingegen dem Corallwurm ſein Aufenthalt ein angebornes Beduͤrfniß, wie der Auſter ihre Schale, iſt. Bey aller Aehnlichkeit, die Pflanzen und Corallen in ihrem Wachsthume haben, und ſo gewiß die Fuͤhler ihrer Bewohner an die Staub⸗ faͤden der Bluͤthen erinnern, duͤrfen wir nicht uͤberſe⸗ hen, daß die Corallen keine eigentliche Wurzeln ha⸗ ben, nie von innen heraustreiben, ſondern ſich durch Anſaͤtze von außen vergrößern. Man nehme an, eine Geſellſchaft der wunderbaren Thiere, die die Co⸗ rallmaterie ausſchwitzen, habe ſich auf einem Felſen niedergelaſſen. Jetzt wird zuerſt der zum Grunde dienende Corallblock nicht gebaut, ſondern ausge⸗ ſchwitzt. Tauſend und aber tauſend Nachkommen ſproſſen rechts und links in allen Richtungen hervor. Auch ſie ſchwitzen wieder Coralltheile aus, die zugleich ihre Wohnungen find, und fo gehts faft ins Unend⸗ liche fort, ſo daß, wenn die untern Theile laͤngſt aus⸗ geſtorben und dde ſind, die juͤngern immer fortarbei⸗ ten. Das ganze Gebaͤude iſt alſo eine Sammlung von Millionen Thierchen, die ihre Haushaltung auf ein⸗ Corallwürmer. 303 einander fortſetzen. Hat auch gleich die Vergroͤße⸗ rung an ihnen von Eingeweiden und Geſchlechtsthei⸗ len wenig entdeckt, ſo zeigte fie doch etwas eyeraͤhn⸗ liches, aus dem die Jungen, wie aus Knoſpen die Zweige, hervorkeimen, und ſich immer wieder in Aeſte verbreiten; zeigte in ihnen Polypen mit Ge⸗ häufen, die wohl nie ihren Körper, wohl aber die zahl⸗ reichen Fuͤhler oder Aerme von einem Ort zum andern willkuͤrlich bewegen, und die allenthalben im Meere herumſchwimmende Nahrung haſchenkoͤnnen. Ihre Vermehrung uͤberſteigt allen Glauben. In wenigen Monaten findet man das Wrack eines verunglückten Schiffs mit Corallen uͤberzogen. Alles, was ins Meer faͤllt, Muͤnzen, Geſchirre, Naͤgel u. d. m. dient ihnen zum Anfange ihrer Arbeiten. Ganze Inſuln der Suͤdſee ſind mit einer dicken Corallrinde uͤberzo⸗ gen; ungeheure Corallenwaͤlder und Felſen ſtehen hie und da am Grunde des Meeres, und ihre bis an die Oberflaͤche emporrankenden Baͤume vermehren die Gefahren der Schiffarth. Meilenweit erſtrecken ſich die Corallenriefe, an denen ſchon manches Schiff ſcheiterte. Am rothen Meere baut man Haͤuſer aus ihnen, und die ganze Stadt Dyidda iſt von Corallen erbaut. Forſter ſah auf ſeinen Reiſen einen vierzig Würmer II. Th. D d d Fuß 394 Corallwürmer. Fuß uͤber das Meer emporragenden Felſen, der nichts anders als ein Corallengebaͤude war. Wer kann wiſſen, vor wie vielen Jahrhunderten der erſte Grund dazu gelegt war? Und wer verliert ſich nicht in Erſtaunen, wenn er denkt, ein faſt unſichtbares Wuͤrmchen legte ihn, baute ſeine Zelle, bekam Familie und es thuͤrmten dieſe zarten Geſchoͤpfe, mitten unter der Wuth der Wellen, Felſen empor, die den See⸗ fahrern furchtbarer als alle Meerungeheuer find, zu: weilen aber auch einen Ankergrund darbiethen, der ihnen das Leben rettet. Sie, dieſe kleinen Geſchoͤpfe arbeiten fuͤr die Ewigkeit, ſchließen große Strecken des unruhigen Meeres fo mit einem Corallenguͤrtel ein, daß ſie im Innern einen ſtillen Hafen bilden, in dem ſie ungeſtoͤrter ihre Haushaltung fuͤhren koͤnnen. Wenn der Biber und die Biene nur fuͤr ſich und ihre Jungen einen bewunderungswuͤrdigen Bau auffuͤhren, ſo arbeitet der Corallwurm fuͤr die Nachwelt. Nach tauſend Jahren wird da noch fortgefahren, wo er an⸗ fieng. Endlich verwittert die Coralliſche Oberfläche; eine Lage fruchtbarer Erde entſteht; Wellen, Winde, Vögel, diefe geichäftigen Diener der Natur, tragen Samen hin, und Leben und Fruchtbarkeit herrſchen nun da in einem weiten Raume, zu dem ein kleines Wuͤrm⸗ RNoͤhrencorallen. 395 Wuͤrmchen den allererſten Grund gelegt hat. Doch es iſt Zeit, daß wir unſern Leſern die wichtigſten Gat⸗ tungen und Arten dieſer herrlichen Naturwerke ſelbſt, jedoch in gedraͤngter Kuͤrze, bekannt machen. Lauter parallellaufende Roͤhren, die hart an eln⸗ ander liegen, und verſchiedne Gelenke haben, bilden die Roͤhrencorallen, deren man zehn Arten kennt. Sie graͤnzen fo nahe an die Wurmroͤhren, daß nur die rothe Farbe fie ihnen entriſſen zu haben ſcheint. Die aͤußern umſchließen feine weiße Roͤhren, die durch alle Gelenke, deren jedes eine ſternfoͤrmige Muͤndung hat, gehen. Der Bewohner ſoll eine Nereide ſeyn. Wir koͤnnen hier bloß dem ſo ſchoͤnen Orgelwerk (T. Muſica, les Tuyauæ d' Orgues 325) eine Stelle einraͤumen. Die Felſen des americani⸗ ſchen, indiſchen und rothen Meeres und der Kuͤſte von Suͤdwallis, find der Aufenthalt dieſes hochrothen Roͤhrencoralls. Hier hängt es in unfoͤrmlichen Maſſen eine, auch zwey Faͤuſte groß. Zuweilen ſiedelt es ſich auch an andern Corallgattungen an. Wie Orgel⸗ pfeifen ſtehen die gegliederten, ziemlich zerbrechlichen Röhren, von cylindriſcher Form, beyſammen. Die einzelnen Glieder erreichen ungefaͤhr einen halben Zoll. Eine Nervenröhre, die oben an jedem Gelenke, mit D d d 2 einer 3050 Sterncorallen. einer ſteinigen, ſtrahlfoͤrmigen Platte umgeben iſt, lauft durch alle Glieder. Gießt man oben Waſſer hinein, ſo wird es unten wieder herausfließen. Bey einer ſo eng verbundnen Geſellſchaft von Thieren möchte man wohl von ihrer Lebensart etwas wiſſen, ob nie Leidenſchaft, Egoismus, Neid, Spaltungen erzeuge. Waͤren Menſchen ſo zuſammengeſchichtet, was wuͤrde nicht daraus entſtehen? Die Indianer ſchreiben dieſem Corall allerley Kräfte zu. Sie prei⸗ ſen es gegen den Biß giftiger Thiere an, ſie tragen ein Stuͤckchen davon gegen Verzauberung bey ſich, hängen eins an einen Baum, um ſich vor Diebſtahl zu ſichern, weil dann der Dieb einen rothen Ausſchlag bekommt, und nennen es den Stein der Weiſen. Wir wollen über die armen Indianer nicht lachen, weil unſer Suchen nach dem Stein der Weiſen und unſre ſympathetiſchen Mittel um kein Haar kluͤger find, Bereits 118 Arten Sterncorallen oder Ma⸗ dreporen kennt man. Die durch zarte Blaͤttchen gebildeten Sternfiguren ihrer Muͤndungen, gaben ibnen dieſen Nahmen. Ihre Mannigfaltigkeit iſt ſehr groß. In jeder der Sternfoͤrmigen Zellen wohnt ein meduſenartiges Geſchoͤpf, deſſen 8 Arme, in des ren Mitte der Kopf ſich befindet, in den Blaͤttern des . 13 Seepilz. 397 Sterns liegen. Das Uebrige iſt ein weicher gallerts artiger Koͤrper, voller Strahlen. Die, welche die Corallen fuͤr Pflanzen anſahen, nannten dieſen Be⸗ wohner Corallenbluͤthe. Hier laͤßt er nun auch Eyer von ſich, aus denen Junge ſich entwickeln, die einen kalkartigen Saft ausſchwitzen, der ſich verdickt und neue Aeſte bildet. Einige leben einzeln, andre in zahlreichen Geſellſchaften. Wir ſehen einen ſolchen Einwohner der Sterncorallen etwas vergrößert (326) und konnen uns dabey leicht vorſtellen, wie die Arme in den Furchen der Sternſtrahlen ſich befinden, das Uebrige aber in der Mitte liegt. Ziemlich abweichend von andern Sterncorallen ift der Seepilz (M. Fungites, le Champignon de mer 327). Eine große Menge ſehr feiner, aber marmorharter Lamellen oder Blaͤtter laufen von ei⸗ nem gemeinſchaftlichen Mittelpunct aus und bilden eine Sternfigur. Die Blaͤtter ſind oben etwas aus⸗ geſchweift, und hie und da gleichſam gezaͤhnt. Laͤn⸗ gere wechſeln mit kuͤrzern ab; dieſe ſcheinen vom Mit⸗ telpunct aus gleichſam nachzuwachſen in dem Grade, als die zuvor kurzen ſich verlaͤngern. Auch die Unter⸗ fläche iſt blaͤttrig; ; mit zunehmenden Jahren aber, mn auch durch ihr Lager, fuͤllen ſich die Zwiſchen⸗ D dd 3 raͤume 398 x Gehirncoralle. räume aus, fo daß fie eine gleichformige Maſſe bildet. Man findet dieſe trefflichen Seepilze im oſtindiſchen Ocean, und im rothen und mittellaͤndiſchen Meere in ſeichter Tiefe auf Klippen, gemeiniglich frey und einzeln. Die juͤngern moͤgen angewachſen ſeyn, ge⸗ wiſſen Spuren nach zu urtheilen. Es ſcheint nicht darauf anzukommen, ob die obere oder untere Seite auf dem Felſen aufliegt. Den Bewohner kennen wir noch nicht genau. So wie man den Seepilz aus der See nimmt, ſo iſt er mit einer Art von Schleim und dieſer mit einer faltigen Haut voller Bläschen um= geben. Der Schleim tritt aber ſogleich zwiſchen die Blaͤttchen und geht bald in Faͤulniß uͤber. Sehr naͤ⸗ hert ſich dieſes ſchone Naturwerk den Conchylien. Einige glaubten, der Bewohner baue ſein Gehaͤuſe, wie die Schnecke; andre hielten das Ganze fuͤr eine bloße Verſteinerung. Schöne, labyrinthfoͤrmige Gaͤnge, die aber nie zu⸗ ſammenlaufen und einen Kreis ſchließen, ſieht man auf mehrern Sterncorallen. So bilden bey der Gehirn— coralle (M. Labyrinthiformis, le Cerbeau de Nep- tune 328) eine Menge zarter Blaͤtter von kalkartiger Maſſe tiefgefurchte Gänge, Es iſt unmöglich, den kunſtreichen Bau deutlich zu beſchreiben. Obgleich ganze Ananascoralle. Geſtrahlte. 399 ganze Inſuln der oſt⸗ und weſtindiſchen Meere dieſer Corallenart das Daſeyn zu verdanken ſcheinen, ſo ſind doch ganz vollkommne Exemplare ſelten. Das kai⸗ ſerliche Cabinett in Wien beſitzt ein treffliches Stuͤck von 122—15 Fuß im Umfange. Eine Art dieſer Eos ralle iſt von ſo lockerm Gewebe, daß ſie, wenn alle Feuchtigkeit heraus iſt, auf dem Waſſer ſchwimmt und Schwimmſtein heißt. Mehrere zuſammengeſetzte Sterncorallen bilden die Ananascoralle (M. Ananas 329). In gewoͤlb⸗ ter Form ſtehen ihre Sterne uͤber die Flaͤche empor, ſo daß tiefe Gaͤnge zwiſchen ihnen liegen. Ihre Seiten ſind geſtreift und ihr Umkreis hat ſcharfe Za⸗ cken. Im Mittelpunct der Sterne liegt eine Vertie⸗ fung, die mit zarten Blaͤttchen beſetzt iſt. Am Bru⸗ che ſieht man deutlich, daß das Ganze eine Vereini⸗ gung von Röhren iſt. Man findet dieſe Coralle eine Fauſt groß, bald weiß, bald gelb, in den man⸗ nigfaltigſten Formen im americaniſchen Ocean, auch an den Kuͤſten von Gothland. Ganze Klippen des americaniſchen Oceans ber deckt die geſtrahlte Sterncoralle (M. Aftroites 330). Ueber alles macht ſie eine Rinde, ſo wie wirk⸗ lich unſre Abbildung uns einen von ihr bedeckten Back⸗ 400 Hoͤckercoralle. Stachlige. Backſtein zeigt. Gemeiniglich bildet ſie eine Kugelge⸗ ſtalt, von oft mehr als einem Fuß im Durchſchnitte. Niedliche Sterne, mit einer kegelfoͤrmigen Vertiefung in der Mitte, bezeichnen ihre Oberflaͤche. Feine Blaͤttchen mit zahnfoͤrmigen Einſchnitten umgeben den Mittelpunct. Im Innern find lauter Röhrchen, deren Muͤndungen jene Sterne find, Unter den ver- ſteinerten Stuͤcken dieſer Coralle ſchaͤtzt man vorzuͤg⸗ lich die ſogenannten Stern⸗ oder Spinnenſteine, die in Marmor uͤbergegangen ſind und bey denen weißer Spath die Sternſtrahlen ausgefüllt hat. Da bey der Soͤckercoralle (M. Porites 331) die feinen Sternchen Puncten gleichen, ſo naͤhert ſich dieſelbe den Punctcorallen. Die Vergroͤßerung (332) zeigt, daß dieſe Sternchen durch lauter Erhoͤhungen gebildet werden. Ihre Farbe iſt bald braun, bald weiß. Spuͤhlt man die ſchleimige Maſſe, die ſie im Meere umgibt, ab, ſo vertrocknet dieſe Coralle zu ei⸗ ner dunkelbraunen Rinde. Sie waͤchst gemeiniglich aͤſtig, doch in regelloſen Formen und kommt aus bey⸗ den Indien. | E Nur eine der ſo mannigfaltigen und trefflichen Varietaͤten der ſtachligen Sterncoralle (M. Muri- cata, le Corne de Daim 333) koͤnnen wir unſern Le⸗ ſern B 2 . N ve 8 . 1 1 / Ah 1 * ve TE e* T . * 14, . hf 1 1 Me h * K Me 8 * 1 5 u . RA: 15 e . i 19 . * « [4 a r 1 a - 1 5 Augen⸗Jungferncoralle. 401 ſern abgebildet geben. Die Unſrige waͤchst in an⸗ ſehnlichen Staͤmmen bey Madagaskar, und hat Haupt: und Nebenaͤſte. Sehr ſolid iſt der außen braune, innen ſchneeweiße Hauptſtamm. Warzen⸗ foͤrmige, bald größere, bald kleinere Aus wuͤchſe bilden, wie das vergrößerte Stuͤck (334) zeigt, die Sterne, die mit feinen, wenig hervorſtehenden Las mellen beſetzt ſind. | Viel galt fonft in Apotheken die Augencoralle (M. Ocuiata, le Corail blanc articule 335). In der Haͤrte kommen ihr nur wenige gleich. Sie nimmt eine treffliche Politur an, und wurde ehemals zu muͤh⸗ ſamen Kunſtwerken angewendet. Auch ſie bildet bald eigne Stämme, bald uͤberzieht fie fremde Körper, Ihre Sterne ſtehen theils am Ausgange de: Aeſte, theils an der Oberflaͤche. Sie haben vertiefte, rings herum ſehr regelmaͤßig mit Lamellen beſetzte Hoͤh⸗ lungen (336). Faſt alle Meere beſitzen dieſe ſchnee⸗ weiße Coralle, die ziemlich groß und dick wird. Ihr ziemlich ähnlich, aber nie fo groß wird die Jungfern—⸗ coralle (M. Virginea, le Corail Vierge 337). Ihre Aeſte ſind geſchmeidiger. Sie wachſen in lau⸗ ter Winkeln aus dem Hauptſtamme heraus. Die Sterne ſind zahlreicher. Sie ſtehen knopffoͤrmig in Wuͤrmer II. Th. Eee die 42 Punctcorallen. die Hoͤhe. In der Jugend iſt dieſe Coralle ſchnee⸗ weiß, im reifern Alter ſchmutzig gelb. Faſt alle Meere enthalten ſie. Doch wir muͤßen uns von die⸗ ſer Gattung trennen, ſo treffliche Naturwerke ſie noch in ſich faßt. Tab. XLIII. Punctcoralle. Millepora. Mossmillepore (338). Neptunusmanſchette (339). Kalkcoralle (340). Netzfoͤrmige (341). Zellencoralle. Cellepora. Schwammſtein (342. 343). Durchſtochne (344. 345). Hatten die Madreporen Sterne, ſo iſt dagegen die Oberflaͤche der Milleporen mit Puncten uͤberſaͤt, daher fie Punctcorallen heißen. Auch fie find Falke artig und aͤſtig, doch von lockererm Gewebe als jene. Im Innern befinden ſich Gefaͤße, in denen roͤhren⸗ formige, weiche Theile liegen. Aus den Loͤcherchen treten Polypen hervor, die noch eines denkenden For⸗ ſchers warten. Man kennt 34 Arten, die zum Theil ſehr klein ſind, zum Theil in unermeßlichen Schichten ſich bis uͤber die Waſſerflaͤche erheben. f Wie N—œU— —— . 1 . * N 2 ER Moosmillepore, Neptunusmanſchette. 403 Wie eine Flechte ſetzt ſich die Noos millepore (M. Lichenoides 338) im mittellaͤndiſchen Meere mit ihrem kurzen Stamme auf Felſen an. Ihre zahl⸗ reichen Aeſte theilen ſich in viele kurze Zweige und bil⸗ den eine faͤcherfoͤrmige Flaͤche. Zwiſchen einer Menge zarter Spitzen, womit dieſe Coralle beſetzt iſt, befin⸗ den ſich die runden Poren oder Puncte, die durch jene großen Theils bedeckt werden. Alles iſt von der höchften Feinheit, aber eben darum felten unbeſchaͤ⸗ digt. Gewiſſe goldgelbe Knoͤpſchen, die Pallas auf ihrer untern Seite fand, hielt er fuͤr ihre Eyerneſter. Eine Neptunus doſe kennen unſre Leſer ſchon. Bey 339 zeigen wir ihnen noch etwas von der Toi⸗ lette des Meergottes, naͤhmlich die Neptunus⸗ manſchette (M. Celluloſa, la Manchette de Nep- tune, Seeflor). Sie verdient die größte Bewunde⸗ rung. Die aͤußerſt dünnen Blätter, die aus einer ge⸗ meinſchaftlichen Grundflaͤche hervorkommen, die fein durchbrochnen Löcher, die zart ausgezackten Ränder, die artigen Falten und die große Leichtigkeit geben ihr wirklich das Anſehen von Spitzen. Aus dem Meere kommt ſie fleiſchfarbig, dann erſt wird ſie grau auch gruͤnlich. Im Alter fuͤllen ſich die Loͤcher aus. Sie iſt ſchon auf eine Elle lang gefunden worden. Cavo⸗ Ge Eee 2 lini 404 Kalkcoralle. Netzfoͤrmige. lini hat über den Bewohner ſchaͤtzbare Beobachtungen angeſtellt. Er ſah aus den Oeffnungen roͤhrenartige röthliche Thiere treten. Der obere Theil hatte einen trichterfoͤrmigen Kranz von Fuͤhlern. Die aͤußerſten Spitzen der Corallen waren durchſichtig und beſtan⸗ den aus lauter Roͤhrchen, die ſich naͤherten, um den netzartigen Korper zu bilden. Aus ihnen entſtunden neue Triebe. 4 Wie eine Kalkrinde uͤberzieht die Kalkcoralle (M. polymorpha 340) allerley Seeproducte in al⸗ len Meeren. Haͤufig wirft ſie das Meer aus, und dann wird Kalk aus ihr gebrannt. Sie iſt aͤſtig, kru⸗ ſtenartig und ſehr dick, von ſehr mannigfaltiger Ge⸗ ſtalt und Farbe. Man wollte ihr ihre Stelle unter den Corallen abſprechen. Wir konnen nur Eine Art und zwar die aͤſtige geben. Auf mehrern Muſcheln fand man ein Gewebe, wie vom feinſten Filet. Ihre haaraͤhnlichen Fäden ſind kunſtvoll in einander geflochten. Ein Spinnen⸗ gewebe kann nicht feiner ſeyn. In natuͤrlicher Größe würden wir wenig davon ſehen, aber bey 341 über: geben wir ein vergrößertes Stuͤck dieſer netz foͤrmigen Punctcoralle (M. Reticulum) der Bewunderung unſrer Leſer. . Fa 2 Auch Schwammſtein. 405 Auch die Zellencorallen umziehen bald wie eine Rinde Seepflanzen, Steine u. d. m. bald werden ſie frey angetroffen. Eine Menge Zellen oder Roͤhrchen, mit runden auch kreuzfoͤrmigen Muͤndungen, ſitzen auf einer Art von Pergamenthaut; daher die Bieg: ſamkelt dieſer Corallen, trotz der kalkartigen Subſtanz. In ihnen liegt ein gallertartiges Thier mit cylindri⸗ ſchem Körper und mehrern Fuͤhlerchen. Ehemals hielt man fie mit andern Corallen für zufällige Aus⸗ wuͤchſe, und nannte fie Grind, Schorf (Eſchara). | Von den zehn Arten koͤnnen wir unfern Leſern nur zwey bekannt machen. Beobachten wir den Schwam̃⸗ ſtein (C. Spongites, la Pierre d Eponge), wie er ſich dem bloßen Auge zeigt (342), ſo gleicht er einer chagrinirten Haut; vergroͤßern wir aber ein Stuͤck (343), dann bemerken wir, daß das Ganze aus einer unendlichen Menge von Zellen beſteht. Eine Reihe ſteht uͤber der andern, und wahrſcheinlich erbaut jede Brut die neue Zellenreihe auf den untern, die nun die Saͤrge der aͤltern werden. In großen Maſſen haͤuft ſich dieſe Coralle an, und uͤberzieht alles ſo, daß ſie die Form desſelben annimmt. Aber auch frey in mancherley Geſtalten findet man ſie. Die Unſrige hat wahrſcheinlich eine Gorgonie uͤberzogen. In Apothe⸗ Eee 3 ken 406 Staudencoralle. ken galt ſonſt der Schwammſtein viel. Faͤlſchlich aber glaubte man, er werde im Schwamme gefunden. Das, was wir bey 344 vor uns ſehen, iſt ein Stuͤck der uns wohl bekannten Steckmuſchel. Auf ihr erblicken wir einen kalkartigen Ueberzug. Auch das iſt eine Zellencoralle, und zwar eine ſolche, der man den Nahmen die Durchſtochne (C. Pertuſa) gab. Die Vergrößerung (345) zeigt uns die unges mein artigen, krugaͤhnlichen Zellen, und laͤßt uns auch hier wieder uͤber die ſo herrlich im Kleinen arbei⸗ tende Natur erſtaunen. + + Tab. XLIV. XLV. Staudencoralle. His. Koͤnigscoralle (346. 347). Blutcoralle (348. 349). Seeſtrick (350). Horncoralle. Gorgonia. Seehorn (351.352). Warzige (353). See⸗ faͤcher (354. 355). Noch mehr pflanzenartiges in ihrem Wuchſe haben die Stauden: oder Gliedercorallen, zu denen wir jetzt kommen, die man auch edle Coralle nennt. Ihr bloß zur n n gegliederter Stamm Koͤnigscoralle. 407 Stamm, iſt zuweilen poros, zuweilen durchaus ſtei⸗ nig. Eine weiche Rinde umgibt ihn. Auf ihr befin⸗ den ſich kleine, kelchformige Warzen, die man für Eyer-anfehen möchte, aus denen Polypen hervor⸗ treten, deren Fuͤhlerchen, die fie aus- und einziehen konnen, an die Staubfaͤden der Pflanzen erinnern. Auch im Innern des Stammes verrathen concentris ſche Kreiſe etwas dem nn des uns aͤhnliches. Von ſonderbarem dec Baue ift die Koͤ⸗ nigscoralle (I. Hippuris, le Corail articule 346), die unter den heißeſten und kaͤlteſten Zonen, an den tiefſten wie an den ſeichteſten Stellen des Meeres ge⸗ funden wird. Sie erreicht eine Hoͤhe von mehrern Schuhen, nur iſts ſchwer, ſie unzerbrochen zu bekom⸗ men. Immer iſt ſie mit einer dicken, muͤrben Rin⸗ de umgeben. Ihre gefurchten, verſchieden geformten Glieder beſtehen aus einer ſteinartigen, und die Ver⸗ bindungen zwiſchen ihnen, aus einer hornartigen Maſſe. Die erſtere dringt mit den Jahren immer mehr in die letztere ein, oder das hornartige iſt der juͤngere Stoff, der allmaͤhlich verſteinert. Die vor⸗ derſten Spitzen und Triebe find immer hornartig, aber auch in ihnen ſieht man ſchon den unerklaͤrlichen Ueber⸗ 408 Blutscoralle⸗ Uebergang ins Steinerne (347). Man hat dieſe Co⸗ ralle in der Medicin und zu Kunſtarbeiten gebraucht. Weit wichtiger iſt freylich in dieſer Ruͤckſicht die Blutcoralle (I. Nobilis, le Corail rouge, edle, 348), die man in der ganzen Welt kennt und ſchaͤtzt. Das mittellaͤndiſche Meer iſt ihr eigentlicher Wohnplatz. Hier waͤchst ſie auf allerley Koͤrpern in verſchiedner Richtung empor und unterwaͤrts, und theilt ſich in viele gabelfürmige Zweige. Ein Schuh Höhe und ein Zoll im Durchſchnitt des Hauptſtammes gibt ſchon ein vor⸗ zuͤgliches Stuͤck. So feſt und marmorhart ſie iſt, ſo hat fie doch kleine Feinde, die fie durchlöchern, und oft uͤber⸗ ziehen ſie Milleporen, und machen dadurch ihrem weitern Wachsthum ein gaͤnzliches Ende. Im Durch⸗ ſchnitt (349) iſt fie etwas fleckig. Ihre Farbe beſteht in allen Abſtufungen von Roth. Mit Saͤuren kaun man fie bleichen. Außen, an der celluldſen, gallert⸗ artigen Rinde, die ſie im Meere bekleidet, bemerkt man eine Menge Furchen und Waͤrzchen. Dieſe ſind theils offen, theils verſchloſſen. Die Muͤndung die⸗ ſer Thierzellen hat 8 zugerundete Lippen. Aus ihnen treten 8 Faſern fternförmig hervor. Sie gehören ei⸗ nem cylindriſchen Polypen, der im Innern ſeiner Zelle ſehr kleine Eyer erzeugt. Er tritt ploͤtzlich zuruͤck, ſo wie ATIX 'L Wo? Blutcoralle. 400 wie die Coralle aus dem Waſſer genommen wird. Die reifen Knoſpen fallen vom Mutterſtamme ab, haͤngen ſich irgendwo feſt, und ſo entſtehen neue Co⸗ rallenſtaͤmme. Aus dieſen Knoſpen tritt, wenn man druͤckt, ein Tropfen hervor, den man Corallenmilch nennt, und der gar wohl das gallertartige Thier ſeyn konnte. Erſt die Hand des Kuͤnſtlers macht dieſe Eos ralle ſo glatt, wie wir ſie in Cabinetten ſehen. Von den aͤlteſten Zeiten bis auf die unſrigen, bey den wil⸗ deſten, wie bey den geſittetſten Völkern war fie immer zum Putze beliebt. Die alten Gallier ſchmuͤckten da⸗ mit Schilde und Helme. Die Indianer, beſonders aber die Japaneſen, ziehen ſie den Perlen und Edel— ſteinen vor, und Juden und Tuͤrken wiegen ſie mit Gold auf. An der Goldkuͤſte in Africa gibt man für eine Coralle, die eines Fingers dick und einen Zoll lang iſt, ſieben Menſchen, und es iſt ſchaudernd zu hoͤren, daß Vater ihre Söhne, und Mütter ihre Töchter für eine Corallenſchnur ewiger Sclaverey übergeben, Ihren Werth erhoht in jenen Gegenden der Umſtand, wenn beruͤhmte Maͤnner ſie getragen haben, unendlich. Tavernier gedenkt einer Coralle von der Größe eines Huͤhnereyes „ dle 20000 Thaler koſtete. Noch bis jetzt wird die Corallenfiſcherey an den ſuͤdlichen Kuͤ⸗ wuͤrmer II. Th. Fff ſten 410 Blutcoralle. ſten von Frankreich, vorzuͤglich aber zwiſchen Tunis und Algier, dann um Corſica, Majorca, Sicilien, Catalonien mit großem Erfolge betrieben. Sonſt beſchaͤfftigte Frankreich, vorzuͤglich die Marfeillers manufactur, go Fahrzeuge (Corallines) damit; der wichtige Handelsplatz la Calle ( Baftion de france) iſt ihm dazu von großer Wichtigkeit. Zwar zog ſich ein Theil dieſes Manufactur Zweiges nach Livorno, allein ſeit einigen Jahren iſt er in Marſeille wieder ſehr in Aufnahme gekommen. Um die Corallen zu bekom⸗ men, laͤßt man kreuzweis uͤbereinander gelegte mit Hanfſeilen locker umwundne Balken von 6—7 Fuß, deren Gewicht eine Canonenkugel in der Mitte ver⸗ mehrt, auf den Grund des Meeres hinab. Auch netzfoͤrmige Beutel hängt man daran. Nothwendig verwickeln ſich die Corallen mit ihren Aeſten darein. Dieſe werden nun, wie ſie ſind, in Kiſten gepackt, und an die Manufactur in Marſeille, die einer Ge⸗ ſellſchaft gehört, abgeliefert. Hier polirt man die ſchoͤnſten Stuͤcke, und verſieht ſie mit niedlichen Pie⸗ deſtalen für Cabinette. Dann ſondert man die Stuͤcke ab, die zu Kunſtarbeiten, Taſſen, Stockknöͤpfen, Meſſerheften angewendet werden konnen. Die Glie⸗ der werden mit Stahlſaͤgen abgeſondert; andre dre⸗ 5 hen * Blutcoralle. 411 hen Perlen, andre bohren, andre facettiren ſie. Durch verſchiedne Siebe ſondert man die Corallperlen nach ihrer Groͤße ab, und dann ſortirt man ſie nach der Reinheit der Farben. Sonderbare Nahmen: erſtes, zweytes, drittes Blut, Blutſchaum, Blutroſe u. d. bezeichnen die verſchiedne Schoͤnheit derſelben. Dann reiht man ſie an blaue Schnuͤre. Andre be⸗ kommen die Juweliere zum Faſſen. Das Lager hat immer uͤber eine Million am Werth. Im J. 1785 verkaufte die Manufactur einen Corallendiamanten an einen chineſiſchen Mandarin um goooo Livres. Der Haupthandel mit Perlen wird nach dem Ge⸗ wicht in die Tuͤrkey und beyde Indien getrieben. Die Conſumtion iſt darum ſo groß, weil die Bewoh⸗ ner des gluͤcklichen Arabiens nicht nur Corallenſchnuͤre als Roſenkraͤnze gebrauchen, ſondern auch ihren Tod⸗ ten ins Grab geben. Sie verzieren damit ihre Tur⸗ bane und die groͤßte Schoͤnheit bedient ſich ihrer, um den Hals und die Arme zu ſchmuͤcken. Bey den Be⸗ ninen, an der Weſtkuͤſte von Suͤdafrica, iſt das Feſt der Corallen ein Nationalfeſt. An dieſem wird der Corallenſchmuck des koͤniglichen Hauſes in Opferblut getaucht und Gott gebethen, daß er es nie au dieſem koſtbaren Producte fehlen laſſe. Im ſchon genann⸗ | Sffa ten 412 | Seeſtrick. 5 ten Jahre beſchaͤfftigte die Marſeillermanufactur 320 Menſchen in und zoo außer ihrem Haufe. Ihr Ders dienſt beträgt 13 Fl. des Tages. Der Aufſeher hat 18000 Livres Gehalt. Die Unze koſtet von 6—10000 Livres, und bequem koͤnnte man eine Parthie für 200000 Liv. in eine Rocktaſche ſtecken. In einer Amſterdamer Auction wurde eine Corallenkette, aus f Einem Stamme geſchnitten, um 1400 Fl. verkauft. Sechs Jahre hatte ein kuͤnſtlicher Mann damit ver⸗ ſchwendet. Sonſt mußten dem Gebrauch der Coral⸗ len Krankheit und Tod weichen; jetzt laͤßt man ſie nur noch als Zahnpulber gelten. | Auch eine ſchwarze Coralle, den Seeſtrick (I. Spiralis 350), zeigen wir unſern Leſern, ohne uns in den Streit einzulaſſen, ob ſie zu den Gorgonien, oder zu den Stachelcorallen, einer eignen neuen Gattung gehdre; und begunuͤgen uns, auf ihren ſich ſchraubenartig empor ſchlaͤngelnden Stamm aufmerk⸗ ſam zu machen. Nach Hinwegſchaffung ihrer rau⸗ hen Oberfläche gleicht fie dem ſchoͤnſten Ebenholz. Die dickern, ungewundnen braucht man in Indien als Spazierſtöcke. Dort will man dieſe Coralle einen Fuß dick gefunden haben. | Obgleich die Horncorallen wahre Pflanzen mit einem coralliſchen, thieriſchen Ueberzuge zu ſeyn ſchei⸗ nen, Horncorallen. 413 nen, deren ſtaͤrkere Staͤmme eine holzartige, man konnte ſagen, hornartige Maſſe, und Ringe wie Ges waͤchſe haben, ſo ſpricht doch die Abweſenheit einer Nahrung einſaugenden Wurzel, und das Fortleben jedes abgeſchnittnen Zweiges dagegen. Zaͤhe und biegſam find fie im Meere; fpröde und zerbrechlich im trocknen Zuſtande. Nicht im holzartigen Innern, ſondern in der kalkartigen Rinde voller Poren und Zellen befinden ſich die thieriſchen Organe, 8 ſtrah⸗ lenfdrmige Faſern und ein cylindriſcher Körper. Hält man dieſe alle fuͤr Theile Eines Thieres, ſo waͤre bey der Horncoralle das Innere als Knochengebaͤude und die Corallenrinde als das Fleiſch mit den Organen anzuſehen. Cavolini ſah die Abſonderung ſich leb⸗ haft bewegender rother Kuͤgelchen, die die Keime | kuͤnftiger Gorgonien enthielten. Alles Leben iſt in der Rinde. Wo ſie ganz weggeſchafft iſt, hoͤrt alles Wachsthum auf; wo aber nur ein Stuͤck von ihr vor⸗ handen iſt, waͤchst der Stamm fort, wenn auch ein Theil desſelben nackend ſteht. Zog doch ein Beob⸗ achter mit Vorſicht einen Zweig aus ſeiner Rinden⸗ ſcheide, und erſetzte ihn mit einem ähnlichen Hoͤlzchen; doch wuchs die Rinde weiter fort. Alle moͤglichen Formen haben die 40 Arten Horncorallen; bald ſind Fff 3 fie 414 Gehom Warzige. fie einfach, bald gefiedert, bald netz⸗ bald faͤcherfoͤrmig. Einige haben niedrige, andre 16 Fuß hohe Staͤmme. Nur auf drey muͤßen wir uns bey dem den Corallen ohnehin unguͤnſtigen Format unſrer Vlaͤtter, in ge⸗ draͤngter Kuͤrze beſchraͤnken. Ziemlich einfach iſt das Ausſehen des Seehorns (G. Ceratophyta 351), das im atlantiſchen, mittellaͤndiſchen und ſuͤdameri⸗ caniſchen Meere gefunden wird. Eine rothe, zuwei⸗ len auch andre Rinde, bekleidet das ſchwarze Holz. Auf einer kleinen Grundflaͤche ruht der Stamm mit ſeinen gabligen Zweigen. Die Vergroͤßerung (352) zeigt an der glattſcheinenden Rinde eine Furche, und auf beyden Seiten Erhoͤhungen, aus deren Oeffnungen weiße Polypen mit 8 Fuͤhlern hervortreten. In allen Meeren iſt die warzige Horncoralle (G. Verru- cofa, ' Arbre, le Balai de mer 353) einheimiſch, wo fie ſich auf Conchylien, Corallen, Felſen u. d. anſie⸗ delt und auf 2 Schuh hoch wird. Aus einer duͤnnen Membrane erhebt ſich ein vielaſtiger Stamm, und breitet ſich flach aus. Lauter kegelförmige Warzen mit feinen, punctaͤhnlichen Oeffnungen, machen die weißgelbe Rinde aus, die das Holz bekleidet. Bis auf 6 Fuß hoch und breit wird der Seefaͤcher (G. Fiabellum, Eventail de mer 354), der dieſen Nah⸗ men * 1 Tr L “ 0 0 70 5 5 U ; N 4 5 N * Fi) 1 > 0 * * may Seekork. 415 men mit Recht fuͤhrt, weil er zur Kuͤhlung wie zum Anfachen des Feuers gebraucht wird. Sein artiges Netzgewebe iſt bald flach, bald rund. Am vergroͤßerten Stuͤcke (355) bemerken wir, daß alles Ueberzug eines hornartigen Gerippes ſey. Man findet dieſen Sees faͤcher von verſchiedner Farbe und Form. Immer aber hat die Oberfläche eine Menge kreisfoͤrmiger Oeff⸗ nungen und kleine Bläschen, die entweder noch uns erdffnete Poren, oder auch Eyerbehaͤltniſſe ſind. Fein gefurcht und haͤrter als Ebenholz iſt das innere Holz⸗ oder Hornartige. An allen Seegeſtaden trifft man dieſe Horncoralle. Tab. XLVI. XVII. Seekork. Alcyonium. Diebshand (350. 357). Federkork (358). Seefeige (359. 360). Seegallert (30 f). Saugeſchwamm. Spongia.“ Pfeifenſchwamm (362). Badſchwam̃ (363), 1 Seerinde. Fluftra. Blaͤtterrinde (304. 305). Haarrinde (300. 307). Ein weicher, lockerer Körper, innen mit ſpreuar⸗ tiger 416 Diebshand. tiger Maſſe gefuͤllt, und außen wie mit einer leder⸗ artigen Haut uͤberzogen, unterſcheidet die Seekorke merklich von andern Corallgattungen. Die Einen verbreiten ſich in Aeſte, die Andern haben runde, laͤngliche und oft gar ſeltſame Formen. So wenig t hieriſche Empfindung man an ihnen ſelbſt wahr⸗ nimmt; ſo treten doch Armpolypen aus den Oeffnun⸗ gen ihrer Warzen. Man kennt 28 Arten, die zum theil ziemlich nahe an die Schwaͤmme des Meeres und des Landes graͤnzen. Der wie ein Arm mit ſtumpfen Fingern ausſehen⸗ de Stamm gab der Diebs hand (A. Exos, la Main | die Larron 356) ihren Nahmen. Wie ein kleiner Baum waͤchst dieſer Seekork auf Muſcheln u. d. g. in die Hoͤhe. Gegen die Wurzel zu iſt er weißlich, wei⸗ ter oben gelbroth. Eine Menge Knoſpen und Röhrs chen enthalten den Blumenpolypen, der der Erbauer und Bewohner dieſer Corallenart ſeyn mag. Im Seewaſſer kommt er nur zum Vorſchein, wie wir an einem Zweige ſehen. Vergroͤßert (357) bemerken wir ſeine Blumengeſtalt. An dieſer Thierpflanze glaubte Marſigli ſey die Pflanzennatur ganz unverkennbar. Wahr iſts, er ſah Kelch, Blumenkranz, Staubfaͤden, Piſtill. Nur ihr ſchnelles Erſcheinen und Verſchwin⸗ | den — 1 ——ů—— * — = ——— ä N nn 8 NY 3 N 8 FT — 02 8 ZAM. N RU V f N RUN N N N 25 A — 7 . n I, — . N) — = Federkork. Seefeige. Seegallerte. 417 den befremdete ihn. Allein eben dieſe thieriſche Em⸗ pfindung, die ſchnelle Bewegung und die das ganze Jahr dauernden Bluͤthen haͤtten ihm ſagen koͤnnen: hier ſey mehr als Pflanzenleben. a Wie ein unten ſpitzig zugehender Federkiel waͤchst der Federkork (A. Epipetrum 358) auf Klippen in mancherley Geſtalten empor, und ſcheint eine unbewegliche Seefeder zu ſeyn. Wir ſehen an ihm Schöne Polypen ihre gefiederten Arme hervorſtre⸗ cken. Das Innere iſt voller Zellen. Als kugelfoͤr mige Knollen erſcheinen die Seefeigen (A. Ficus, le Chapeau flamand 359). Die niedlichen Sterne der Warzenmuͤndungen zeigt die Vergrößerung (360). So unangenehm dieſes Product mehrerer Meere riecht, ſo wiſſen doch die Chineſer es zu waſchen und mit Gurken als Salat zuzubereiten. Haͤufig ſchwimmt in dem Meere zwiſchen England und Frankreich die Seegallerte (A. Gelatinoſum 361) und verſtopft den Fiſchern ihre Netze. Sie iſt nicht viel feſter als Froſchlaich. Bald uͤberzieht fie fremde Körper, bald bildet ſie aͤſtige Gewaͤchſe. Auch ſie iſt Aufenthalt und wohl auch Werk von tauſend Polypenaͤhnlichen Ge⸗ ſchoͤpfen, die aus der durchlöcherten Oberfläche hervor⸗ treten, und das anne Leben im Meere vers mehren. Würmer Il. Th. Gg Nahe 418 Saugſchwamm. Pfeifenſchwamm. Nahe an die Seekorke graͤnzen die Sauges ſchwaͤmme. Ihr haaraͤhnliches Gewebe iſt von vers ſchiedener Biegſamkeit und Elaſticitaͤt und ſo poros, daß fie alle Fluͤßigkeiten einſaugen. Außer einer ge: wiſſen ſie umgebenden Gallerte, mit deren Hinweg⸗ ſchaffung ihr Leben und Wachsthum aufhört, fand man nichts Thieriſches an ihnen. Allein es kann ja auch unſern Sinnen entgehen. Schreitet nicht der Stundenzeiger unſrer Uhren raſtlos fort, ohne daß wir ſeinen Gang bemerkten? Jedes abgerißne Stuͤck des Saugſchwammes wurzelt wieder an. Tauſend Ge⸗ ſchopfe ſetzen in ihm ihre Brut ab und naͤhren ſich viel: leicht davon. In allen moͤglichen Formen waͤchst er, ſchmiegt ſich um alles mit höͤchſt veränderlicher Geſtalt an, und hat gar oft große Löcher, die man Saugöffnuns gen nennt. Nur zwey von 50 merkwürdigen Arten erlaubt uns unſer Raum kuͤrzlich anzufuͤhren. Auf einem Madreporengrunde ſehen wir den Pfeifen: ſchwamm (S. Fiftularis, ¶Eponge trompe d Ele- pliant 362). Zuweilen 4 Schuh hoch und 3—4 Zoll im Durchmeſſer ſteht er aufrecht, roͤhrenformig da. Das Ganze iſt ein Gewebe von mannigfaltig ver⸗ ſchlungnen Roßhaaraͤhnlichen Fibern. Einige von dieſen ſtehen aͤſtig und frey empor. Im Innern quar⸗ . tieren N * U — * vr, ff { .. Badeſchwamm. Blätterrinde 410 tieren ſich allerley Thiere ein. Gemein genug und von nicht geringem Nutzen iſt der Badeſchwamm (S. Of- ficinalis, ¶Eponge vulgaire 363). In den meiſten Meeren iſt er zu Hauſe. Kaum zwey gleiche findet man in Abſicht der Poren und Muͤndungen, und der Feſtigkeit oder Lockerheit ihres Gewebes. Grau auch gelb iſt ſeine Farbe. Sobald er aus der See kommt, reinigt man ihn von ſeinem Gallertuͤberzuge und thut die fremden Koͤrper heraus. Auch die ſuͤßen Waſſer haben Schwan corallen, z. B. die Badaja (S. Fluvia- tilis), die zuweilen einen dem Hirſchgeweih aͤhnlichen Wuchs hat, und von Federbuſchpolypen bevölkert iſt. Schon aus dem Nahmen koͤnnen unſre Leſer ſchlie⸗ ßen, daß die 19 Arten Seerinden andre Gewaͤchſe und Körper uͤberziehen. Sie ſind voller Poren und Zellen, bald nur auf einer, bald auf beyden Seiten. Wie ſtumpfes Laub verbreitet ſich die Blaͤtterrinde (F. Foliacea, Eſcliare d feuilleslarges 364). Sie iſt im Waſſer ein weiches, ſchleimiges Gewebe mit ſtarkem Fiſchgeruche. An der Luft wird ſie hart. Beyde Seiten ſind voller Zellen, an denen die Vergroͤ⸗ ßerung (365) einen trefflichen Bau zeigt. Alle find oben gewdlbt, Ihr Eingang iſt unter dem Bogen; unter ihm befinden ſich bernſteinartige, unſichtbare Ggg 2 Mu⸗ 420 | Haarrinde. Muſcheln. An der Seite hat jede Zelle einen Stachel. An der Zaarrinde (F. Piloſa) in natuͤrlicher Größe (366) werden unſre Leſer wenig merkwuͤrdiges ſehen; aber die Vergroͤßerung (367) zeigt ihnen die laubaͤhn⸗ liche Form dieſer ſchwammigen Seerinde mit ſonder⸗ baren Anhaͤngen. Der in den Zellen hauſende Po⸗ lype hat 20 Arme, die er glockenfoͤrmig ausbreitet. Nicht ohne Ueberwindung brechen wir hier ab, um unſere Leſer noch einige Schritte weiter in den Coral⸗ lenwaͤldern thun zu laſſen, womit die Gottheit den Grund des Meeres beſetzt hat. z — —— Tab. XLVIII. XLIX. Kammpolype. Tubularia. Cylinderkoͤcher (308). Nabelkoͤcher (369 371). Glockenkoͤcher (372-374). Sultan⸗ koͤcher (375). Corallenmoos. Corallina. Apothekermoos (376). Feigenmoos (377). Saamenmoos (378). Pinſelmoos (379). Vieleicht erwarten unſre Leſer bey den KAammpo⸗ lypen, deren 24 Arten bekannt ſind, von jenen gro⸗ gen Wundern zu hören, die raſtloſe Naturforſcher an Ä den 7% a N * 2 S N ut Er AL, N 2 7 * . 9 er * u; 1 > . 1 7 208 1 N 75 BR 2 € Le N KEY 4 ap n a 2 3 1 u: 1 25 1 Bea * 1 1 x u. 10444“ 2 1 n Kn 17 N ie 1: SE Ü DER f a * 1 9 (Br Cylinderkoͤcher. Nabelkoͤcher. 421 den Polypen uͤberhaupt entdeckten. Allein, wir er⸗ ſparen eine ausfuͤhrliche Nachricht daruͤber, bis wir zu den Polypen ohne coralliſche Zellen kommen, und reden jetzt nur ganz kurz von den Kammpolypen, die man auch Pfeifencorallinen nennt. Ihr bald einfa⸗ cher bald aͤſtiger Stamm iſt immer an etwas angehef⸗ tet. Das Mark desſelben wird fuͤr den Leib eines Thie⸗ res gehalten, deſſen Kopf mit einer Fuͤhlerkrone oben hervorſieht. Dieß ſehen wir am Cylinderkoͤcher (T. Indiviſa, la Coraline tubuleuſe d’ Avoine 308). den man in den europaͤiſchen Meeren findet. Seine hornartigen Röhren find zum Theil unter einander verwickelt. Die Groͤßern treiben kleinere hervor. Der oben hervortretende ſchöͤne Polyp, mit dem artig gefiederten Kamme geht in einen kugelfdrmigen mit Warzen beſetzten Koͤrper aus. Einer drahtfoͤrmigen, | oben mit einem runden Schildchen beſetzten Roͤhre gleicht der Nabelkoͤcher (T. Acetabulum, le Callo- pilophore de Matthiole 369). Aber erſt eine ſtarke Vergroͤßerung laͤßt uns in dem Schildchen, das man den Kopf nennen mag, theils regelmaͤßige Strahlen (370), theils die unendlich zarten wolligen Faſern ſe⸗ hen, die die Fuͤhler, oder der Kamm des Polypen ſeyn konnten (371). Was der fleißige Roͤſel unter dem N Gg 3 Nah⸗ 422 SGlockenkoͤcher. Nahmen Federbuſchpolyp beſchrieb, das zeigen wir unſern Leſern unter dem Nahmen Glockenkoͤcher (T. Campanulata), den man in ſtehenden Waſſern, waͤhrend der heißen Jahrszeit, haͤufig findet. Wir ſehen ihn in natürlicher Größe, theils (372) in gro⸗ ßer Geſellſchaft unter Waſſerlinſen haͤngend, theils einen einzelnen (373), der ſich abgeſondert hat, um eine eigne Colonie zu ſtiften, und an dem ſchon drey hervortreibende Junge ſichtbar ſind, und auch ein ſtark vergrößerter zeigt ſich uns bey 374. Wir uͤber⸗ gehen hier, wie gedacht, alles, was die Naturge⸗ ſchichte des Polypen uͤberhaupt betrifft, und begnuͤ⸗ gen uns, unſre Leſer auf den glockenfdrmig aus ge⸗ breiteten Fuͤhlerbuſch, und die gallertartige, aͤſtige Roͤhre (372), an der jeder Polyp ſeine eigne Zelle hat, und die uns juͤngere und aͤltere mit ihren Fuͤhlern in ver⸗ ſchiedner Richtung, auch einige ausgeſtorbne Zellen zeigt, aufmerkſam zu machen. Das geringſte Ge⸗ raͤuſch ſcheucht ſie in ihre Zellen zuruͤck. Die kleinen Körner in der Röhre hielt Roͤſel für Waſſerlinſenſaa⸗ men; allein nach neuern Erfahrungen find es Eyer. Seine Nahrung umfaßt der Polyp mit ſeinen 60 Ar⸗ men, mit denen er uͤberhaupt alle Bewegungen in ſei⸗ ner Gewalt hat, und eine gewaltige Wirbelbewegung deß Sultankoͤcher. Apotheker⸗Feigenmoos. 423 des Waſſers erregt, die alles hineinzieht. Unzaͤhliche Flimmerſpitzen an denſelben ſind in einer unaufhoͤr⸗ lichen radfdrmigen Bewegung, und befördern jene Strömung, die alles in feinen Schlund ſtuͤrzt. Am vergrößerten ſehen wir den Hals, die innern Gas naͤle und einen Auswurf, den man fuͤr Unrath haͤlt. Einige Aehnlichkeit mit dieſem hat der Sultan— koͤcher (T. Sultan 375) mit feinen trichterförmig gerelhten Fuͤhlern, den Blumenbach im Stadt⸗ graben von Gottingen entdeckt hat. Wenig Thieriſches verrathen die 37 Arten Co⸗ rallenmooſe, und eben darum fireitet ſich das Thier⸗ und Pflanzenreich um ihren Beſitz. Aeußerſt fein find die Poren, die man in der kalkartigen Rinde dieſer gelenkreichen Corallgattung ſieht. Ein vergrößertes Stuͤck (376 a), in natuͤrlicher Größe (3765), des Apo⸗ thekermooſes (C. Officinalis) zeigt uns die ſonderbar geformten, kreiſelfoͤrmigen Glieder dieſer Coralle, die nur 4 —6 Zoll lang, fo dick, wie ein ſtarker Faden, und von verſchiedner Farbe an flachen Stellen der Europaͤi⸗ ſchen Meere gefunden wird. Sonſt brauchte man ſie zur Medicin. Einige Aehnlichkeit mit den Feigen, wor⸗ auf das koſtbare Cochenillinſect geſammelt wird, hat das Feigenmoos (C. Opuntia 377). Ein kalkartiges Blatt 424 Saamenmoos. Pinſelmoos. Blatt ſteht am andern, und ein faſeriger Faden lauft durch alle Glieder und verbindet ſie. Wird die Kalk⸗ rinde in Weineſſig abgeloͤst, fo erſcheinen Zellen wie Honigwaben. Einem haarigen Buſch ähnlich wächst dagegen das Saamenmoos (C. Rubens, Coraline d ſemence 378). Erſt eine ſtarke Vergroͤßerung zeigt, daß die gabligen Zweige aus lauter roͤhrenfoͤrmigen Gelen⸗ ken beſtehen; und einem Pinſel gleicht das Pinſelmoos (C. Penieillus 3729). An einem fleiſchfarbigen Stiel ſitzt vorn buͤrſtenfoͤrmig eine Menge gabliger Aeſtchen. Buͤndelweiſe findet man dieſes Corallenmoos in den Meeren beyder Indien auf fremden Koͤrpern. Tab. XLIX X L. Blaſenſertularie. Sertularia. Deckelſertularie (380. 381). Tannenſertu⸗ larie (382. 383). Buͤrſtenſertularie (384. 385). Sichelſertularie (380. 387). Heide⸗ | krautſertularie (388. 380). . Zellenſertularie. Cellularia. Kronencoralline (390-392). Panzerhemd (303). Vogelkopf (304. 305). Viele ſehen die Blaſen⸗ und Zellenſertularien als zwey E — u NIIX wi 84 er 8 — 2 * * Blaſenſertularien. 425 zwey Familien einer aus 77 Arten beſlehenden Gat⸗ tung an, die ſie Corallinen nannten. Pallas und Blumenbach haben ſie getrennt. Sie unterſcheiden ſich dadurch hiulaͤnglich, daß die erſtern gewiſſe Kno⸗ ſpen haben, in denen die Fortpflanzung vor ſich geht, indeß die andern ganz aus Zellen und Samenbehaͤlt⸗ niſſen beſtehen. Beyde haben einen gewurzelten, nackten, gegliederten Stamm. Die natürliche Größe (380) zeigt bey der Deckelſertularie (S. Opercu- lata, Cheveux de mer) uur ein feines Geſtraͤuch mit Knoſpen, an einem vergrößerten Stuͤcke (38 1) aber ſieht man artige Gefaͤße mit Deckeln, die ſchoͤnen Vaſen gleichen. Die bald bleichgelbe, bald braune Tannenſertularie (C. Abietina, le Sapin de mer 382), die auf Muſcheln, wie niedriges Tannenge⸗ ſtraͤuch, emporwaͤchst, hat durch das Vergroͤßerungs⸗ glas ſichtbare (383) eyfoͤrmige Bläschen, mit einem oben offnen Halſe, aus dem ein Polypenaͤhnliches Geſchoͤpf hervorſieht. Auch an der Buͤrſtenſertu⸗ larie (S. Thuja, le Goupillon 384), einem hornar⸗ tigen Geſtraͤuche auf einem knotigen Stengel, zeigt erſt die Vergrößerung (385) die hoͤrneraͤhnlichen Zinken, voller Kelche und Blaſen, in denen das Thier ſich fort⸗ pflanztz ſo wie an der Sichelſ ertularie( S. Falcata 386) wuͤrmer II. Th. Hhh die 420 Zellen ſertularien. die ſichelfbrmigen Zweige, voller oben zugeſpitzten Blaͤschen ſind (387). Um ſie haben ſich zweyerley andre Corallgewaͤchſe, die Slötenfertularie (S. Syringa) und die Corallwinde (S. Volubilis), wie Epheu herum geſchlungen. Aus einer Blaſe ſtreckt ſich ein Polyp hervor. Doch noch deutlicher ſehen wir ihn aus den Blaſenmuͤndungen einer vergrößerten Heide⸗ krautſertularie (S. Polyzonias, la Coraline d grandes dentelures 388) hervortreten, die in ihrer wahren Größe (389) einem niedlichen Geſtraͤuche gleicht, das auf Muſcheln bald einfache, bald viel⸗ aͤſtige Staͤmme treibt. Hatten dieſe alle Blaſen, ſo beſitzen dagegen die Zellencorallinen regelmäßige Zellen. Vergroͤßern wir ein Stuͤck der dem unbe⸗ waffneten Auge fo einfachen (390) Rronencorallis ne (C. Faſtigiata, Cor. d Duvet), ſo zeigt ſich uns (391), daß jeder Zweig eine Gabel mit Zellen ſey. Ein ſchwarzer Punct bezeichnet ein todtes Schalthier, wobey der Beobachter in ſtummes Erſtaunen verſinken muß, ohne daß auch eine noch ſtaͤrkere Vergrößerung (392) das Sonderbare dieſes Schauſpiels milderte. Wie ein Cypreſſenzweig ſieht das Panzerhemd (C. Loriculata, Cor. d Cottes de maille; in natürlicher Größe aus; vergrößert (393) bildet jedes Glied zwey mit “ RE: — 5 Tr 11 D Eu» « Pflanzenwürmer. 427 mit dem Ruͤcken an einander liegende Zellen mit ſchief ſtehenden Muͤndungen. Nur noch eine, den Vogelkopf (C. Avicularia, C. à tite d' Oiſeau) fuͤgen wir hinzu. Sn feiner natürlichen Größe (394) ſtellt er ein artiges Geſtraͤuch vor; vergrößert (395) aber zeigt er uns Zellen wie mit einem Vogelſchnabel. Doch nun genug von der auch hierin unerſchoͤpflich reichen Mutter Natur. So kurz wir uns auch faſſen mußten, ſo wird das doch hinreichend ſeyn, unſre Bewunderung des großen Schoͤpfers, der auch auf dem Meeres grund ſo herrlich bevölkerte Waͤlder fchuf, zu erhoͤhen. 2— , * — Tab. LI. Pflanzenwuͤrmer. Zoophyta. Seefeder. Pennatula. Graue (396.397). Leuchtende (398.399). Rothe (400. 401). Drahtfeder (402). So manche Aehnlichkeit auch die Pflanzenwuͤrmer mit den Corallwuͤrmern haben, ſo daß man ihnen den Nahmen Zoophyten, Thierpflanzen, gemein⸗ ſchaftlich gab, ſo unterſcheiden ſie ſich doch dadurch von einander, daß die Körper der erſtern keine, Hhh 2 wenig⸗ 48 Seefeder. wenigſtens keine fo coralliſchen Gehaͤuſe, wie die letz⸗ tern beſitzen. Hier bey dieſer letzten Ordnung der Wuͤrmerclaſſe, werden wir Wunder an Wunder rei⸗ hen muͤßen; hier werden wir mit Erſcheinungen be⸗ kannt werden, die ins Gebieth der Fabel zu gehoͤren ſcheinen; hier werden uns unſre bis zum Ende unſrer Wanderung durchs Thierreich ſo getreuen und nach⸗ ſichts vollen Leſer, bis auf die allerletzte Stufe beglei⸗ ten, wo wir weiter nichts mehr als einen lebenden Punct, ohne alle Organe, vor uns ſehen, und wo die Natur ſelbſt allem Forſchen eine Graͤnze geſteckt zu haben ſcheint. Schon die erſte Gattung der Pflan⸗ zenwuͤrmer, die Seefedern, mit ihren 16 bis jetzt bekannten Arten, ſind Geſchoͤpfe, bey denen man kaum glauben kann, daß man Thiere vor ſich habe. Wie eine Vogelfeder haben fie gleichſam einen Kiel und eine Fahne oder Baͤrte. Dieſe werden durch 20, 30, auch mehr bogenfoͤrmige Arme gebildet, auf des ren jedem mehrere niedliche Huͤlſen ſtehen, und von achtarmigen Polypen bewohnt werden. Eine Span⸗ nen lange Seefeder kann 300 ſolcher Polypen haben, Ziemlich ſchnell bewegt ſich dieſes nirgends angewur⸗ zelte Gefchöpf im Meere mit dem Kiel voraus, der eine wurmfdrmige Bewegung macht, und mit muſcu⸗ loſem 2 Zu MT ee — = EIS SEN - SI ER an EIER Dn 2 < 2 9 Graue, rothe Seefeder. 429 loſem Leder uͤberzogen iſt. Ein Beinchen im Innern gibt dem Ganzen Feſtigkeit. Wir zeigen unſern Le⸗ fern zuerſt die graue Seefeder (P. Griſea, le Pana- che de mer gris) von oben (396) und von unten (397). Sie wird an der neapolitaniſchen Kuͤſte 8 Zoll lang gefunden, und ſcheint aus einem netzartigen Gewebe zuſammengeſetzt. Ein Theil des unten ge⸗ ſpaltnen, nach oben zu etwas kolbigen Kiels oder Stammes iſt nackt; ein anderer Theil mit Bärten oder, wenn man will, Floßfedern verſehen, deren Dienſte fie wirklich leiſten ſollen. Dieſe find halb⸗ mondfoͤrmig, oben gezaͤhnt und haben einen Sta⸗ chel in der Mitte, zu deſſen beyden Seiten ſich Spu⸗ ren von Polypen zeigen; der ausgehoͤhlte Theil iſt voller Eyerchen. Im Innern entdeckt das Gefuͤhl einen Knochen. Man hat ſich Muͤhe gegeben, an dieſer Seefeder einen Mund zu finden. Aber viel⸗ leicht ſorgen die Polypen fuͤr die Erhaltung des Gan⸗ zen. Sie leuchtet bey Nacht. In einem hoͤhern Grade ſoll dieſe Eigenſchaft die leuchtende See⸗ feder (P. Phosphorea, Je Panache de mer luiſant 398) beſitzen. Die nicht ſo genau wie bey der Vo⸗ rigen an einander ſchließenden Baͤrte ihres etwas rauhern, unten weißen und oben roͤthlichen Kiels | Hhh 3 wer⸗ 430 | Rothe Seefeder. werden durch 24 auch mehr Strahlen, von verſchied⸗ ner Länge gebildet, deren jeder mit gezaͤhnelten Kd⸗ chern beſetzt iſt. Aus ihnen treten, wie das vergroͤ⸗ ßerte Stuͤck (399) zeigt, vielarmige Polypen. Aus genehm erleuchtet dieſe Seefeder den Grund des Meeres durch ihr phosphorescirendes Licht, und wenn ſie bey naͤchtlicher Weile in die Netze geraͤth, ſo be⸗ darf der Fiſcher keiner Laterne, um ſeinen Fang zu unterſuchen. Einige Aehulichkeit mit der grauen hat die rothe Seefeder (P. Rubra, le Panache de mer rouge 400), die bald blaß⸗ bald hochroth iſt. Ihr Hauptſtamm nimmt von unten auf in der Dicke zu, dann aber wieder ab. Er iſt voll purpurner Waͤrzchen und zarter, weißer Linien. Auf der ans dern Seite ſieht man eine weit groͤßere Menge je⸗ ner Waͤrzchen, die Pallas fuͤr den Eyerſtock haͤlt. Die ſichelfoͤrmigen Floßfedern haben zahlloſe Saf⸗ franſtreifen. Aus ihrem tiefern Theile ſehen wir eine Menge weicher, cylindriſcher Körper mit 8 Faͤ⸗ den hervorgehen, wie uns der vergroͤßerte Strahl (401) deutlicher zeigt. Unter jedem dieſer Körper werden wir drey ſchwarze Striche bemerken. Dieß find zarte Kudchelchen, die zur Sicherheit angebracht find. Im Innern des Hauptſtammes findet man einen Drahtfeder. 431 einen Saft voll Koͤrnern und einen gelblichen Kno⸗ chen, der ſich ausdehnt und zuſammenzieht. Alles lebt, alles bewegt ſich an dieſem ſonderbaren Pflan⸗ zenthiere. Wenn es auf der Oberflaͤche des Meeres ſchwimmt, ſo umgeben ſeinen Koͤrper elne Menge Blaͤschen, die wie Sterne glaͤnzen. Ob die vielen Fuͤhlfaden lauter einzelnen Polypen gehoren, oder eben ſo viele Mundoͤffuungen eines und des ſelben Thies res ſind, iſt ungewiß. Immer wuͤrde man im erſtern Falle annehmen muͤßen, daß viele Thiere Einen ge⸗ meinſchaftlichen Körper haben. Das Unbegreifliche en t⸗ ſcheidet nichts gegen die Wahrſcheinlichkeit. Denn was iſt nach den Naidenwundern noch unwahrſcheinlich? Noch eine kuͤrzer, wenn wir ſo ſagen duͤrfen, gefiederte Seefeder, zeigen wir unſern Leſern in der Drahtfeder (P. Filoſa 402). Außer den zwey ſehr langen, knorpeligen Bartfaſern find die übrigen kurz und buſchig durch einander geflochten. Der lederar⸗ tige Kiel hat Querfurchen; unten iſt er glatt. Im Innern befinden ſich pumpenartige Gefaͤße, mit denen dieſe Seefeder den ſonſt furchtbaren Schwertfiſch aus⸗ ſaugt. Dafür muß ſie ſich aber auch die Laus, viel⸗ leicht Meereichel, gefallen laſſen, die wir, wie eine Warze, unterhalb ihres Buſches angeſiedelt ſehen. 22 Tab, 432 eO Tab. LI—-LIV. Armpolype. Hydra. Grüner (403-407). Brauner (408-410), Oraniengelber (411.413). Faſt unglaublich ſind die Erſcheinungen, mit denen wir unſre Leſer bey den Polypen der ſuͤßen Waſſer, den Armpolypen, bekannt machen muͤßen. Hier ſieht ſich die Natur nicht mehr ähnlich; umſonſt blicken wir nach Muſtern, nach Vergleichungen um uns her. Hier tritt der ſeltne Fall ein, wo die ſtrenge Wahr: heit auch nicht einmal wahrſcheinlich iſt, und alles, was die Fabel von einer Hyder, deren immer nach⸗ wachſende Koͤpfe den muthigſten Kaͤmpfer zur Ver⸗ zweiflung brachten, erzählt, wird von der Geſchichte der Polypen weit uͤbertroffen. Zwar haben wir ſchon oͤfters, und beſonders bey den Corallen und ihren ſo⸗ genannten Bluͤthen, der Polypen uͤberhaupt gedacht; allein um Wiederhohlungen zu vermeiden, wollten wir die wichtigen Entdeckungen, die an dieſen Thieren gemacht worden ſind, ſo lange verſchweigen, bis wir zu den Armpolypen ſelbſt kaͤmen, die eigentlich jene denkwuͤrdigen Erſcheinungen verſchafften Ihr Aeu⸗ ßerliches verſpricht ſo wenig, daß ungeuͤbte Augen ſie tau⸗ U RR 1 * ar 7 72 5 Se 2 . Br [4 „ N = a 2 1 a Nu . N „u f r . Armpolypen. 433 tauſendmal uͤberſehen werden; denn ihr gallertarti⸗ ger, bald mehr, bald minder feſter Koͤrper iſt halb durchſichtig und entgeht bey feiner Kleinheit ſehr leicht den Blicken. Seine Farbe iſt veraͤnderlich, und haͤngt zum oͤftern von der Nahrung ab. Je nachdem man den Armpolypen mit rothen Waſſerſpinnen, oder mit ſchwarzen Schnecken fuͤttert, je nachdem kann man ihn färben, weil die Nahrung in die Körner, die den Koͤr⸗ per zu erfuͤllen ſcheinen, uͤbergeht. Am kenntlichſten machen ihn feine Arme, deren Anzahl von 6— 20 uns beſtimmt iſt. Er kann ſie außerordentlich verlaͤngern und völlig einziehen. Nur bey voller Ruhe und Si⸗ cherheit ſtreckt er ſie aus. Sobald aber das ſchuͤch⸗ terne Thier noch fo leiſe berührt, oder aus dem Waſ—⸗ ſer genommen wird, ſo faͤhrt es ploͤtzlich in ein un⸗ fennbares Kluͤmpchen zuſammen. Mit dieſen Ars men, die die kunſtreichſte Structur haben, faͤngt der Polype ſeine Nahrung, Waſſerfloͤhe, Traubentraͤger, Naiden ꝛc. und bringt ſie zum Maule, das er nach Gefallen erweitern kann. Sie dienen ihm aber auch im Gehen als Fuͤße, und im Schwimmen als Floſſen, und nicht ſelten legt er ſich damit gleichſam vor Anker. Außer dieſen Arten ſich fortzubewegen bedient er ſich aber auch andrer Thiere, um ſeine Stelle zu veraͤn⸗ Wuͤrmer II. Th. Jii dern, 434 Armpolypen. dern, und bald nimmt er die langſame Poſt der Schuecke, an die er ſich anhaͤngt, bald das pfeil⸗ ſchnelle Fuhrwerk der Waſſermottenlarve. Ohne Eingeweide und vollig hohl ſcheint der Körper zu ſeyn, und die Gefaͤße und Druͤſen ſtecken zwiſchen der aͤußern und innern Haut. Leicht kann daher der Polype ſeinen Schlund und Leib erweitern, je nachdem es der Umfang ſeiner Beute erfordert. Im Innern geht die Ausſaugung vor ſich; die koͤrnerartigen Druͤ⸗ fen bewirken dieſe und der Schlund ſpeyt das Ausge⸗ ſogne wieder aus. Mit unbeſchreiblicher Geſchick⸗ lichkeit weiß der Polype ſeine Nahrung zu fangen; um⸗ ſonſt windet ſich die gezuͤngelte Naide, ſtellt ſich todt, weil jener nur das Lebendige liebt, und droht mit ih⸗ rer Peitſche; umſonſt will der Waſſerfloh durch einen ſchnellen Ruck ſich aus den Angelſchnuͤren, den Ar⸗ men des Polypen, losreißen. Nur ſelten gelingt dieß den Opfern dieſes unerſaͤttlichen Freſſfers. Er ſtopft bis auf zwoͤlf Waſſerfloͤhe in ſich hinein. Sein Koͤr⸗ per wird dadurch ganz unfdrmlich, und dann laͤßt er muͤde ſeine Arme ſinken, und gleicht faſt einem Man⸗ ne, der im Lehnſtuhle ſeine Mittagsruhe haͤlt, um ſich von der Arbeit ſeines Mittageſſens zu erhohlen. So gierig und ſo viel der Polyp frißt, und ſo ſchnell er bey der ſichtbaren periſtaltiſchen Bewegung in ſeinem In⸗ nern verdaut, ſo kann er doch auch lange hungern. Von den erften, warmen Fruͤhlings tagen an bis in den Herbſt findet man die Armpolypen in Teichen, Graͤben und ruhig fließenden Waſſern. Immer ſind ſie Armpolypen. 435 ſie mit ihrem Hintertheile an irgend etwas, ſey es Pflanze, Thier oder Holz befeſtiget, was durch An⸗ ſaugen geſchehen mag. Auch unter Eis koͤnnen ſie fortleben. Doch befördert die Wärme ihr Wohlſeyn und Leben, das fie auf zwey Jahre bringen mögen. Oft ſitzen fie zu mehrern Hunderten beyſammen, und ihre Tauſend ſich unter einander kreuzenden Arme ſe⸗ hen dann einem Buͤndel verwirrten Flachſes gleich. Und doch zieht jeder ſeine Arme, ohne ſie im mindeſten zu verwickeln, aus dem Gewirre heraus, ſo leicht ſonſt alles an ihnen haͤngen bleibt, zum klaren Beweis, daß ein Wille dieſe Arme regiere. Ihre Vermehrung geht auf eine pflanzenaͤhnliche Art vor ſich. Es zei⸗ gen ſich Knoſpen, aus denen die lebendigen Jungen am Leibe ihrer Eltern, wie Zwelge aus dem Aſt, her⸗ vorſproſſen, und auch aus den Jungen treiben wieder Junge hervor. Die Mutter hat mit den Jungen Ei⸗ nen Magen gemein, und die Nahrung geht aus die⸗ ſen in jene und aus jener in dieſe uͤber, wie man deut⸗ lich ſehen kann, wenn man den einen oder den ana dern gefaͤrbtes Futter gibt. Endlich ſchließt ſich die Oeffnung, die aus dem Jungen in die Mutter fuͤhrt, und es trennt ſich der Zweig der Kinder und Enkel vom muͤtterlichem Stamme. Alle Armpolypen koͤn⸗ nen Muͤtter werden, und noch iſt von Geſchlechtsun— terſchied und Begattung keine Spur gefunden wor⸗ den. Wenn ihre Zeit, ſich durch Ausſproſſen zu ver— mehren, voruͤber iſt, ſo legen ſie vor dem Eintritt des Winters Eyer, aus denen im Frühjahre die junge Jii 2 Brut * 435 Armpolypen. Brut hervorkeimt. Vier bis fünf Monate erhielt ein Naturforſcher dieſe Ever in trocknem Zuſtande. Wie Samen ſtreute er ſie aus und ſie giengen auf. Deut⸗ lich ſab er Eyerſaͤcke hervorkommen, die die Mutter, ſo wie ſie reif waren, ſorgfaͤltig irgendwo anklebte, und er hatte das Vergnügen, aus ihnen ſchoͤne, fruchtbare Polypen hervorgehen zu ſehen. Daher wird es begreiflich, wie eine irgendwo ausgetrocknete Pfuͤtze nach einem Regen ſchnell bevoͤlkert werden kann, weil daſelbſt Eyerbrut verſteckt lag. Faſt un⸗ zerſtoͤrbar iſt die Lebenskraft des Polypen; in jedem noch ſo kleinen Theile desſelben ſcheinen Keime eines Ganzen zu liegen, die jeder Reiz entwickelt; alles ſcheint gleichſam ein Eyerſtock zu ſeyn. In ſo viele Stuͤcke man auch ihn durchſchneidet, es ſey mit Sche⸗ ren, Lanzetten oder Haarſchlingen, augenblicklich fuͤgt ſich die Wunde zuſammen, und in wenig Tagen iſt aus jedem Stuͤcke ein vollkommner, fruchtbarer Polype geworden. Je nachdem man ihm den Kopf oder den Schwanz ſpaltet, je nachdem kann man viel⸗ köpfige, oder vielgeſchwaͤnzte Ungeheuer erhalten, und wenn man an feinem Körper, ohne ihn ganz zu durchſchneiden, mehrere Einſchnitte macht, ſo tritt an jedem ein neuer Kopf mit Maul und Armen her⸗ vor. Man kehre mit einer Schweinsborſte oder einer feinen Stecknadel feinen Schlauchförper wie einen Handſchuh um, fo daß die innere Haut die äußere und dieſe jene werde, er wird demungeachtet fortleben und eine reiche Nachkommenſchaft haben; ſelbſt die dar⸗ an — Armpolypen. 437 an befindlichen Jungen werden ſich durch eine 4 ſchickte Wendung mitumkehren und die Familie wird ſich vollkommen wohl befinden. Dee aͤltern treten dann gern aus dem Maul heraus und trennen ſich. Auch der umgewendete Polyp treibt Junge, und läßt ſich durch Zerſchneiden vermehren. Gern ſucht er ſich freylich wieder umzuwenden; dieß gelingt ihm zurdei⸗ len nur halb. Dann bekommt er ein ſonderbares Anſehen. Seine Lippen und Arme kommen in die Mitte zu ſtehen; jene ſpalten ſich von ſelbſt, und ein neuer Kopf treibt am alten Maule mit neuen Armen hervor. Man ſtecke Polypen auf die mannigfaltigſte Weiſe ineinander, und ſonderbare Gruppen von Ungeheuern werden entſtehen; man ſchlitze ſie auf und breite ſie wie ein Band auseinander, ſie werden auch in dieſer Lage andre Polypen freſſen, oder dieſe werden vielmehr ſo in ſie hineinfließen, daß ſie eins mit ihnen ausmachen. Sogar das Kopfende von ei⸗ nem Polypen kann man, durch recht nahes Zuſammen⸗ bringen, an das Schwanzende des andern gleichſam idthen, und dieſes ſeltſame Doppelgeſchoͤpf wird frefs ſen und Junge treiben, und wenn man einen Polypen in das Maul des andern ſchiebt, ſo werden ſie zwar ſuchen von einander zu kommen, zuweilen aber auch in Ein Geſchoͤpf zuſammenfließen. Verſucht man den Polypen mit einer Haarſchlinge zu durchſchneiden, ſo werden zuweilen die getrennten Theile ſchneller zu⸗ ſammenwachſen, als der Schnitt vollendet iſt, und manchen Monate lang vertrockneten Polypen ruft J1ii 3 Waſ⸗ \ 438 Armpolypen. Waſſer ind Leben zuruͤck. O wahrhaftig, dle Ges ſchichte der Polypen hat ſo viele Wunder, daß es nicht noͤthig war einen Kracken, dieſen beruͤchtigten Polypen, zu erfinden, der zuweilen wie eine unges heure Inſul in der Nordſee zum Vorſchein kommen ſoll. Sehr groß iſt die Vermehrung der Polypen, denn in zwey Tagen iſt ein Junges mannbar, wenn weder Mangel, noch Laͤuſe, ihre Erbfeinde, noch die Blattern es darin ſidbren. Nach Trembleys Tages buch wurde ein Armpolyp in 5 Monaten Stamm⸗ vater von 25467 Nachkommen; doch was iſt das ge⸗ gen die 6000 Millionen, die eine Blattlaus ſchon in der fuͤnften Generation, in ſechs Wochen, hat? Was denken aber unſre Leſer von den Wundern, die wir bisher erzaͤhlt haben? Glauben ſie nicht, wir wollen noch zu guter Letzte ſie mit Fabeln unter⸗ halten, und regt ſich nicht in ihnen ein leiſes Miß⸗ trauen gegen die Beobachter jener unglaublichen Er⸗ ſcheinungen? Nein, die ewig wunderbare Natur wollte hier durch kleine, faſt allenthalben vorhandne Thiere, den ſtolzen Menſchen, der ſeit Jahrtauſenden die Graͤnze des Moͤglichen erreicht zu haben glaubte, beſchaͤmen. Trembley war es, der der Natur dieſe Geheimniſſe ablauſchte. Der Schnitt, den dieſer Colomb des Thierreichs that, zog den Vorhang auf, beſtaͤtigte, was Leibnitz bloß aus Vernunftſchluͤſſen ge⸗ ahndet hatte, eroͤffnete eine neue Welt, und unfre ſchoͤ⸗ nen Theorien von entweder eyerlegenden oder lebendig gebaͤhrenden Thieren, von thieriſcher Natur u. d. m. fielen Grüner Armpolyp. 439 fielen nieder. Zwar waren die Polypen ſchon vor ihm einiger Maßen bekannt, aber er war es doch, der dieſe muͤhvolle Reiſe in eine neue Welt wagte. Man denke ſich fein immer ſteigendes Erſtaunen, als dieſer wuͤr⸗ dige Beobachter in einem zu ganz andern Unterſu⸗ chungen beſtimmten Waſſer, den erſten Polypen erſt unbeweglich ſah, der ihn glauben ließ, er ſey eine Schmarozer Pflanze; als nun eben die Arme ſich bes wegten, bald verſchwauden, bald wieder zum Vor⸗ ſchein kamen, und der noch immer in der Meinung, ob er Thiere oder Pflanzen vor ſich habe, ſchwankende Beobachter feine Polypen die lichtere Seite des Glas ſes ſuchen, gehen, Wuͤrmer verſchlingen, verdauen, Junge hervorbringen ſah, und jeder gewagte Schnitt mit neuen Wundern belohut ward, was mag er da nicht empfunden haben? Doch wir wollen jetzt unſern Leſern einige Poly⸗ pen in treuen Abbildungen vorlegen. Wir ſehen bey 403 einen recht ſchöͤnen grünen Armpolypen (H. Viridis) in natürlicher Größe, der bereits ein Paar Junge getrieben hat. Aber freylich findet man ihn noch weit kleiner (a. b), und gar unkenntlich iſt er, wenn er die Arme eingezogen hat (c. d). Dieſe find von unbeſtimmter Anzahl; bald macht er ſie zart wie ein Haar, bald breit und blaͤttrig, und dann gleicht er einem niedlichen Bluͤmchen (e. f). Beobachten wir dieſen Armpolypen ſtark vergrößert (404), fo ſehen wir, daß ſeine gruͤne Farbe mit einem hellern Ueberzug umgeben iſt. Seine Arme hat er gerade | | blatts 440 Grüner Armpolhy y. blattfoͤrmig ausgebreitet, und ſein Kopf hat eine co⸗ niſche Form. Denn auch dieſe iſt bald ſpitzig bald rund, bald platt bald dick. Ueberhaupt iſt er ein Proteus, und kaum werden uns unſre Leſer glauben, daß die zwey ſeltſamen Geſtalten 405 und 406 eben dieſen Polypen vorſtellen. Sein ganzer Koͤrper, wie die ausgeſtreckten ſich in ein Knoͤpfchen endigenden Arme, ſcheinen aus lauter Koͤrnern zuſammengeſetzt zu ſeyn, und trichterfoͤrmig iſt der alles verſchlingende Schlund. Mit den Armen ergreift er ſeine Nahrung, Waſſerflohe und dergleſchen. Zuweilen verſchlingt er, aber wohl nur von ungefaͤhr, einen Polypen, ja⸗ wohl ſein Junges, und behaͤlt es wohl eine Stunde bey: ſich. Ja, was noch mehr ſagen will, das geſpaltne Kopftheil frißt die andere Haͤlfte. Um doch unſern Leſern zu zeigen, welche Ungeheuer das Meſſer des Beobachters ſchaffen koͤnne, ſehen ſie bey 407 einen Polypen, der außer 3 Köpfen und zwey neuen Trie⸗ ben mit zwey Armen, einen durch einen Schnitt ent⸗ ſtandnen Doppelſchwanz hat, auf dem er in einer ſeltſamen Stellung ſteht. Ein ganzes Jahr erhielt Roͤſel Polypen dieſer Art. Sterben fie eines natuͤr⸗ lichen Todes, ſo gewaͤhrt auch das einen ſonderbaren Anblick. Sie ziehen ihre Glieder ein, bilden eine gruͤne, helleingefaßte Kugel (g) und bald darauf zer⸗ fließen fie in Schleim (b). Daß fie Sinnen haben, ſcheint keinem Zweifel unterworfen zu ſeyn. Sie lie⸗ ben die Helle, entdecken, was ihnen angenehm iſt, auf eine ziemliche Ferne und bezeugen ſichtbar ihren e Ab⸗ h N Brauner Armpolyp. 441 Abſcheu, wenn ihnen etwas Unangenehmes vor den Mund kommt. Ob die Körner ihrer Fuͤhlhoͤrner, oder die Knöpfchen am vorderſten Ende Augen ſeyen, muͤßen wir unentſchieden laſſen. Ihr Gefuͤhl iſt ſehr leiſe und merklich der Geſchmack in der Wahl ihrer Nahrung. Schall ſcheint keinen Eindruck auf fie zu machen. Auch den braunen Armpolypen (H. Fuſca) zeigen wir unſern fefern. Wir ſehen ihn theils (408) wie er ſeine ungeheuren Arme ausſtreckt, theils wie er ſie etwas eingezogen hat (409). Am letztern ſproßt ein Junges hervor. Die ſtarke Vergrößerung (410) zeigt uns das Maul in der Mitte des runden Kopfs, die gekoͤrnten Arme, die in einen weit feinern Faden, als der iſt, den die Spinne ſpinnt, und in ein Knöpfe chen ausgehen, und die er, ohne daß ſie in der Dicke merklich zunaͤhmen, faſt ganz einzieht (1), den brau⸗ nen, hell eingefaßten Leib, und den gebognen immer an etwas feſtſitzenden Schwanz von hellerer Farbe. Uebrigens nimmt auch dieſer Polyp alle moͤglichen Stellungen und Formen an, und laͤßt eben ſolſche Un⸗ geheure aus ſich bilden, wie der Vorige. Man mag ihn in ſo viele Stuͤckchen ſchneiden, als man will, und wie einen Brey umruͤhren, nur nicht zerquetſchen, aus jedem Stuͤckchen wird wieder ein Polap ja ſelbſt die Theile eines Arms ſetzen ſich irgendwo an (k), und bald treiben aus ihnen Arme hervor (1), und es wird allmaͤhlich ein ganzer Polyp daraus. Wollen wir ſehen wie Kinder und Kindskinder aus einem Würmer II. Th. Kkk Po⸗ 442 Oraniengelber Armpolyp. Polypen hervorſproſſen, ſo duͤrfen wir nur die frucht⸗ bare Heckemutter (m) betrachten, obgleich fie ſich von unſerm braunen Armpolypen durch einen duͤnnern Schwanz und durch den Umſtand, daß das Ausſproſſen der Jungen immer am Ende des Korpers erfolgt, et: was unterſcheidet. Ganz zuſammengezogen (n) ſieht dieſer Polyp gar ſonderbar aus. Nichts iſt luſtiger, als wenn in ſeine Arme ein Waſſerfloh geraͤth, und nun Alte und Junge aus Brodneid ſich darum ſtrei⸗ ten, um einander den Biſſen vor dem Maule wegzu⸗ nehmen. In 8—9 Tagen, zuweilen früher, ſondern ſich die Jungen mit den Enkeln von der Mutter ab. Zuweilen geht auch ein Arm von ſelbſt los und wird ein Polyp. Ja ſelbſt der Koͤrper theilt ſich zuweilen von ſelbſt in mehrere Stuͤcke; dieſe freſſen, ſo zerſtuͤm⸗ melt fie ſcheinen, und auch aus ihnen werden ganze Po⸗ lypen. Von voͤllig unſichtbaren Laͤuſen werden ſie ſehr geplagt, die allerley Geſtalten (o. pg) annehmen koͤn⸗ nen, und zuweilen tritt aus ihrem Korper eine uner⸗ klaͤrliche Kugel, die ihnen toͤdtlich iſt. ee Aehnliche Wunder zeigt der oraniengelbe | Armpolyp (H Griſea), von deſſen Thaten wir ſchon bey den gezuͤngelten Naiden eine Scene ſahen (). Unſre Abbildung zeigt uns einen vollkommen ausge⸗ wachsnen, der gerade eine Naide geangelt hat, in na⸗ tuͤrlicher Größe (411) und ſtark vergrößert (412). Zieht Fr | er (+) ©, der Wuͤrmer J. Band pag. 240. Tab. XXIX. 282, 283. en 2 * DIR — er ch »2ur/ D EEE 3 DS 1 . * ., & 121 — ——— Er“ 1 — 5 Ba 1%) g a ar er KR RE Oraniengelber Armpolyv. 443 er ſeine Arme ein, ſo werden ſie ziemlich dick (r. t. u), und ſieht zumal mit ſeinen Jungen ſonderbar aus, und er kann den Armen jede ihm beliebige Laͤnge geben (s). Sein Gang iſt wunderbar. Bald ſtemmt er ſich mit den Armen auf (v) und zieht dann fein Hintertheil nach, bald aber uͤberſchlaͤgt er ſich gleichſam (x). Um in die Höhe zu kommen, ſtreckt er einen Arm fo weit als moͤglich aus, faßt damit etwas, und vers kuͤrzt ihn dann, wodurch der Koͤrper nachgezogen wird; um in die Tiefe zu kommen, verlaͤngert er die Arme, bis ſein Schwanz etwas faſſen kann. Wie an einer Leimruthe bleiben die Thiere, die er freſſen will, an ſeinen Armen haͤngen, aber ſie ſind nicht etwa, wie man glauben möchte, klebrig, ſondern ihre Strus ctur iſt wie ein fortlaufend fpiralformig um einen un⸗ endlich zarten Theil gewundner Faden, zwiſchen deſ⸗ ſen Windungen leicht alles eingeklemmt wird. Zu⸗ weilen ſtreiten ſich zwey um Einen Raub; der Schwaͤ⸗ chere muß das ſchon halb verſchluckte wieder fahren laſſen. Ja er kann wohl gar in der Hitze des Kampfs mit verſchlungen werden. Der Andre gibt ihn aber bald wieder, meiſtens lebendig, von ſich. Der uner⸗ muͤdete Röſel trieb die Verſuche mit Einſchnitten an dieſen Polypen ſo weit, daß er das Ungeheuer, mit 8 Köpfen 22 Armen und zwey Schwaͤnzen hervor⸗ brachte, das bey 413 abgebildet vor uns liegt. Daß aber bey ſolchen Theilungen auch mehrere Willen entſtehen, daß eine Kopfhaͤlfte die andre feindſelig behandelt, ja wohl zuweilen frißt, dieß kann nur ſo Kkk2 lange 444 Blumenpolyp. lange der ſpoͤttiſchen Frage: ob man auch den Wil⸗ len — zerfchneiden konne? einen Schein geben, als man vergißt, daß in jedem Kopfkeime eine Seele wohnen konnte und mußte, und daß man hier uͤber⸗ haupt an einer Graͤnze ſtehe, uͤber die noch kein For⸗ ſcher ſich wagen durfte. Noch zeigen wir unſern Leſern eine ganze Geſell⸗ ſchaft von Polypen (414), die an einem Stücke Holz haͤngen, und deren einer einen Traubentraͤger (y), der andere eine Naide (2), und ein Paar andre, eine andre Art von Waſſerfloͤhen (tz) gefangen haben. Wuͤn⸗ ſchen wir aber den Traubentraͤger und den Waſſerfloh größer abgebildet und genauer beſchrieben zu ſehen, als es zu thun hier der Ort nicht iſt, ſo werden wir im III. Bande der Inſecten daruͤber hinlaͤngliche Aus⸗ kunft finden. Bekannt iſts, daß die Waſſerfloͤhe zu⸗ weilen, zu großer Freude der Polypen, ganze Stre⸗ cken Waſſers in ſo zahlloſer Menge bedecken, daß die aberglaͤubiſche Sage von in Blut verwandeltem Waſſer entſtand. Uebrigens duͤrfen wir, wenn wir von menſchlichen Polypen hoͤren, durchaus an nichts Thieriſches denken, da dieſe Polypen des Menſchen mit den unſrigen nichts, als den Nahmen, gemein haben. 0 * Tab. LIV. Blumenpolyp. Brachionus. Buſchpolyp (415). Roͤhrenblumenpolyp (416, 417). 3 Buſchpolyv. 445 Auch die Blumenpolypen verdienen die groͤßte Auf⸗ merkſamkeit. Aufeinem gemeinſchaftlichen Stamme leben ſie in zahlreicher Geſellſchaft, die dem bloßen Auge als ein Schimmel erſcheint. Eine Menge Aeſte und Bluͤthen ſcheinen an dem Stamme hervorzutre⸗ ten, verſchwinden aber bey der geringſten Erſchuͤtte⸗ rung pldtzlich. Stehende faule Waſſer ſind der Auf⸗ enthalt, in dem ſie zuweilen wie ein truͤbes Woͤlkchen ausſehen. Betrachten wir den in feiner wahren Grös fe (a) ziemlich unkenntlichen Buſchpolypen (V. Anaſtatica, Polype d bouguet, en houppe) ſtark ver⸗ größert (415), fo bemerken wir gleichſam ein Baͤum⸗ chen, voller Gloͤckchen und Bläschen, die man für Eyernefter hält. In voller Ruhe breitet er ſich fo aus; beunruhigt, zieht er ſich ganz in den Stam̃ hinein. Dieſer ſcheint der gemeinſchaftliche Speiſecanal, alles aber Ein organiſches Ganzes zu ſeyn, das Ein Wille regiert. Dann bey der Beruͤhrung eines einzigen Gloͤckchens, fährt alles mit unbeſchreiblicher Schnel⸗ ligkeit in ein Kluͤmpchen zuſammen. Nach zehn Tagen fallen die Gloͤckchen ab, bewegen ſich aber doch fort. Eine ſtaͤrkere Vergrößerung (b) zeigt uns ihre Organe, die in ſteter kreisförmiger Bewegung ſind, und durch ihr unaufhoͤrliches Flimmern einen Waſſerwirbel erregen, der die Nahrung in ihren Mund, die Glockenoͤffnung, ſtuͤrzt. Ihren Stiel, wenn man will, Schwanz, koͤnnen ſie verlaͤngern, oder auch durch Kreiſeln (e) verkuͤrzen; einige am Stamme ſtrecken ihn aus, andre ziehen ihn ein, und Kkkz wie⸗ 446 R ohrenblumenpolyp. wieder andre machen ſich ganz los, und ſiedeln fi ch irgendwo an, kehren aber auch wohl zum Mutter⸗ ſtamme zuruͤck. Zuweilen ſchließen ſich die Gloͤck⸗ chen, oͤffnen ſich dann wieder, um ſich zu theilen, und aus Einem werden zwey. Aber bey dieſer Art der Vermehrung blieb die unerſchoͤpfliche Natur nicht ſtehen. Sie thut neue Wunder. Es treten Blaſen, wie Gallaͤpfel, an dem Baͤumchen hervor. Wir hef⸗ ten auf eine unſern Blick, ſie reißt ſich los, haͤngt ſich wo an, theilt ſich, und ſtiftet eine neue Colonie. In 24 Stunden koͤnnen aus Einem Knoten 120 Po⸗ lypen hervortreten, und unſre Leſer können kaum ein ſchöͤners Schauſpiel haben, als wenn fie in einem hellen Glaſe mit Meerlinſen eine ſolche Polypenge⸗ ſellſchaft und ihr ewiges Flimmern beobachten. Oft uͤberziehen dieſe Polypen fremde Koͤrper gaͤnzlich ohne Baͤumchen zu bilden. Einen noch ſchoͤnern Blumenpolypen zeigen wir in dem Roͤhrenblumenpolypen (B. Tubifex). Er iſt eigentlich nicht dicker, als ein Roßhaar. Die etwas ſchwache Vergrößerung (416) von mehrern auf einem Blatte ſtehenden, läßt uns einfache und doppelte Roͤhrchen, bewohnte und unbewohnt ſchei⸗ nende in verſchiednen Stellungen ſehen. Aber eine ftärfere (417) bereitet uns das ſchoͤnſte Schauſpiel. Vollkommen ſechseckige, regelmaͤßig zuſammengeſetzte Theilchen bilden die Röhren. Aus der aͤltern dunklern Hauptroͤhre, ſproſſen drey Juͤngere heller und bun⸗ ter, und aus einem derſelben ein Enkel hervor. Und welche Afterpolyp. 447 welche mannigfaltige Geſtalten nimmt nicht der Be⸗ wohner an, der es in ſeiner Macht hat, die Roͤhre zu verlaſſen und munter herumzuſchwimmen. Wie blu⸗ menfbormig breitet nicht der Eine feine mit feinen Fuͤh⸗ lern beſetzten Blätter aus! Welche ſeltſame Schne⸗ ckenhornern aͤhnliche Theile und Freßſpitzen, welche mannigfaltigen Geſtalten, die ſich beffer ſehen als beſchreiben laſſen, haben ſie nicht! Wie ſchoͤn wiſſen ſie nicht einen Waſſerwirbel zu erregen, um Nahrung in ihren trichterartigen Schlund hineinzuſtuͤrzen! In ihrem Innern fand man etwas, das man fuͤr Zaͤhne, Magen, Herz, Gedaͤrme halten mußte, und noch ein Gefaͤß, in dem wahrſcheinlich der Stoff zu der Roͤhre aufbewahrt wird. . — — — —L. — nl e Tube L. V. > Afterpolyp. Vorticella. Waſſertrichter (418.419). Geſelliger (420, 421). Deckelpolyp (42 2). Raͤderthier (423427). Kugelwurm. Volvox. Kugelthier (428. 420). | Einfache, nackte Thiere ſind die Afterpolypen. Man kann ihrer auf 70 Arten annehmen, obgleich manche von ihnen den Blumenpolypen beygeſellt werden. Ganze Volker von ihnen, einzeln und auf | einem 448 Waſſertrichter. einem gemeinſchaftlichen Stamme lebend, bedecken oft ein Waſſerthier und erſcheinen dem bloßen Auge als ein Schimmel. Der Waſſerwirbel, den manche unter ihnen durch die unglaublich ſchnelle Bewegung gewiſſer Organe erregen koͤnnen, erwarb ihnen den Nahmen Wirbelwuͤrmer. a Kaum werden wir die Waſſerlinſe (418) mit den Faſern fuͤr einen der Aufmerkſamkeit wuͤrdigen Ge⸗ genſtand anfehen. Allein das wohlthaͤtige Mikros⸗ kop zeigt uns in ihr (419) eine Geſellſchaft von Af⸗ terpolypen, denen man den Nahmen Waſſertrich⸗ ter (V. Stentorea) gab. Weiße, Schallmeyen aͤhnliche Koͤrperchen, ſitzen mit dem duͤnnern Theile an der untern Seite des Blattes feſt. Sie veraͤn— dern alle Augenblicke ihre Geſtalt (a. b), verengern oder erweitern ihr Maul, ſo nennen wir den vordern dickern Theil, der mit zarten Haͤrchen beſetzt iſt, erre⸗ gen mit dieſen eine wirbelnde Bewegung des Waſ⸗ ſers, und wiſſen fo das, was fie entweder verſchlin⸗ gen oder fortſchaffen wollen, bald an ſich zu ziehen, bald wegzuſtoßen. Zuweilen verlaſſen fie ihre Waſ⸗ ſerlinſe einzeln, kehren auch wieder zu ihrer Geſell⸗ ſchaft zuruͤck; aber nie leben ſie in der engen Verbin⸗ dung, wie der geſellige Afterpolyp (V. Socialis). In einem ſchleimigen Sternchen (420), das in ſuͤßen Waſſern an Meerlinſen gefunden wird, zeigt uns die Vergroͤßerung (421) eine Geſellſchaft mit Schwaͤn⸗ zen vereinigter Afterpolypen, die ihr Maul in aller⸗ ley Formen ziehen, ſich bald verlängern, bald verkuͤr⸗ 10 zen, f * } | ö j x * t 11 wo. — r . 5 ? * al 8 8 . * EN 1 e Tr — * 1 oh 6 ae „ 1 / e ee al; * 4 * Y a * ug)” Dis 9 ” Dr Fe e re. * * — Deckelpolyp. Raͤderthier. 449 zen, und durch einen erregten Waſſerwirbel (e) ihre Nahrung in den Schlund ziehen. Um das Wunder⸗ bare zu vermehren, trennt ſich bey d gerade ein jun⸗ ger Schwarm von dem alten. Noch ſehen aber die Junge ihren Eltern ziemlich unaͤhnlich. | Aus einem gemeinfchaftlichen Stamme fproffen hingegen die faſt unſichtbaren, gelblich weißen De: ckelpolypen (V. Opercularis 422) hervor. Iſt ihre Mündung ganz geſchloſſen, fo gleichen fie einer Eitrone (e). Oeffnen fie aber dieſelbe (f), fo tritt aus ihr ein ſonderbarer, mit Haaren umgebner De⸗ del an einem Stempfel hervor. Auch ſie erregen eine Strömung (g), durch die kleine Geſchoͤpfe in den Abgrund ihres Rachen geſchleudert werden. Tren⸗ nen ſich dieſe Polypen von ihrer Geſellſchaft, fo be⸗ wegen ſie ſich in allerley Windungen im Waſſer herum und dann bleibt der leere Stiel am Mutterſtamme zuruͤck (h). Die dunkeln Koͤrperchen, die wir bey ihnen und den Vorigen im Innern ſehen, ſcheinen | Eher zu ſeyn. Aber weit beruͤhmter als dieſe iſt das von Leeu⸗ venhoͤck entdeckte Raͤderthier (V. Rotatoria, le ö 3 Faſt in allen ſtehenden Waſſern und In⸗ onen findet man dieſes höchft merkwuͤrdige, dem 59 5 Auge völlig unſichtbare Gefchöpf, bey dem Wunder auf Wunder haͤufen. Keine ſtrenge Kälte, keine brennende Hitze ſoll es toͤdten, und ein Tropfen Waſſers das laͤngſt vertrocknete Leben zu⸗ ruͤckrufen. Oft findet man es daher im Staube der Wuͤrmer II. Th. LI Dach⸗ us 3 mer Dachrinnen, wohin es die Luft geführt haben mag, und Regenwaſſer belebt es dann wieder auf eine Weile. Willkaͤrlich verandert es ſeine Geſtalt, nimmt die ſeltſamſten Stellungen an, und raſtlos iſt das Spiel ſeiner Raͤder. Wir zeigen unſern Leſern ein lang geſchmaͤnztes, was nicht alle ſind, in verſchied⸗ nen Geſtalten. Bey 423 hat es den Kopf, an dem ſich ganz vorn eine Spur von Augen zeigt, ſo viel möglich aus geſtreckt, und die ſogenannten Räder (1) ſtehen mehr hinten und ohrförmig in die Höhe. Bey 424 iſt der Kopf bis auf einen kleinen Zapfen zuruͤck⸗ gezogen, der Schwanz aber, der mehrere Abſaͤtze hat, die ſich ſchnell aus⸗ und ineinander ſchieben, mit dem Dreyzack zum Anhaͤcklen, ziemlich ausgeſtreckt; und gar nichts ſieht man bey 425 vom Kopf. Die ‚Räder ſtehen ganz vorn. Will dieſes Thier gehen, do ſchreitet es wie die Spannraupe ; will es ſchwim⸗ men, fo ſetzt es ſeine Raͤder in Bewegung. So wun⸗ derbar dieſe Organe ſind, ſo liegt doch in ihrer Be⸗ wegung ein Bezrug der Augen. Denn ſie haben nen radfoͤrmigen Umſchwung; ſondern die Faſern oder Flimmerſpitzen, womit ſie beſetzt ſind, machen in der Reihe herum mit ſo unbegreiflicher Schnelle und Rich⸗ tigkeit eine Bewegung, daß man, wie bey dem Feuer⸗ rad, das auch nur an einem Puncte Feuer ſpruͤht, einen zuſammenhaͤngenden Kreis und Umlauf zuf ſe⸗ hen glaubt. Steht das hungrige Raͤderthier, ſo wie wir es bey 426 vor uns ſehen, und raͤdert, ſo erregt dieß einen Wirbel, der alles Eßbare herbey zieht und 2 117 AD Ir in — — Räͤderthier. 45 ben Schlund ſtürgt,) Wergeflern dürfen wir biebep aber nicht daß jo all gen mein dieſe irbeſ 5 des Weft ben Br Pen .f 1 85 eee u Mae eee wolle Immer aber I a ie. und ee tan Spiel diet, 10 ee le wenn das Tbier w : küͤrlich ihnen ni Em Senn 8 auch 4 0 gibt, 10 ſelbſt die 5 derſelben bald u Spizen einer f. Aal den Herporragüngen N amd, bald Kolben u ae en. et Me RE den 275 iru u 2 fort u, fo. wenden 3 id | 2 es Ki fe, der 95 Zee mermebr an im wan es aus 0 vertrocknet es völ⸗ . icht 1 3 Rem. und ift Die Bewegung es DEREN ok, die en Unpulation Der, Einyemeide bon e e in dieſem Zustande lange hey n lien, mu 102 es vor W Vertrocknen mit 452 Kugelthier. mit etwas Sand beſtreuen, ſonſt kommt es nie wie⸗ der ins Leben zuruͤck. Bis auf eilf Male trieb ein Naturforſcher bey einem Näderthiere das Sterben und das Wiedererwecken. Es iſt ein wahrer Zwits ter. Spallanzani erzog von einem ſorgfaͤltig abge⸗ ſonderten fünf Generationen. Daß mehrere Raͤder⸗ thiere Eyer legen iſt keinem Zweifel unterworfen; daß ſie aber auch lebendige Junge gebaͤren, iſt eben ſo unſtreitig, ſeit Gdtze ein ſchwangeres zu ſehen ſo gluͤcklich war. Ein Zufall lehrte dieſen Naturforſcher auch im Winter Raͤderthiere erziehen. Er ließ Waſ⸗ ſer auf Heu gegoſſen, oder eine Heuinfuſion, uͤber vier Wochen ſtehen. Oben ſammelte ſich eine Schleim haut eines Thalers groß. Dieſe durchſtieß er, und brachte einen Tropfen unter das Mikroskop. Hier fand er nun in jedem Tropfen wenigſtens 20 Raͤder⸗ thiere, die unter einer Menge von blafenartigem Kir fhöpfen munter herum ruderten und fie gierig ver⸗ ſchluckten. Wie aber die Brut hineingekommelt, oh fie im Heu, oder im Waſſer, und wie die Schleim haut zu ihrer Entwicklung ſo guͤnſtig geweſen ſeh, dieß ſind Fragen, zu deren Beantwortung unſre Blicke in die Werkſtaͤtte der Natur noch nicht tief ge gen use drungen find, * Auch die Kugelwuͤrmer verdienen PT Bewunderung. Sie ſind meiſt dem bloßen wa lig unſichtbar. Ihr Körper iſt kugelrund, durchſich tig und gallertartig. Man kennt 12 Arten. Wie mögen namen Globator), das im Fruͤh⸗ jahre Infuſionswürmer. 453 jahre und Sommer in Pfuͤtzen und Infuſionen gefun⸗ den wird, in feiner natürlichen Größe (428) oder recht ſtark vergrößert (429) betrachten, fo zeigt ſich kein Glied, kein aͤußerliches Organ. Das ganze Thier iſt eine gelbgruͤnliche, hautige Kugel voller Waͤrzchen. Sie dreht ſich bald gleichſam um eine eigne Achſe, bald rutſcht ſie gerade fort. In ihrem Innern be⸗ finden ſich 6—8 kleinere Kugeln, ihre Kinder. Ein gutes Vergroͤßerungsglas entdeckt aber, wie in dieſen wieder kleinere, und auch in den letztern noch kleinere eingeſchloſſen ſind, ſo daß alſo im muͤtterlichen Ku⸗ gelthiere ſich zu gleicher Zeit Kinder, Enkel und Ur⸗ enkel befinden. Die Jungen waͤlzen ſich zu einer Seitenſpalte aus der Mutter heraus (k). In einem halben Tage hat ſie ſich ihrer ganzen Brut entlediget und ſo wenig dieſe Geburt hart zu ſeyn ſcheint, ſo löst ſich doch bald nachher das alte Kugelthier völlig auf, Das Geheimniß ſeiner Dewegung e in den n 15 zu liegen. * ‚+ + ab. LV. & LVI. Infuſionswuͤrmer. Chaos. (430-448). Ein zahlloſes — von meiſtens unſichtbaren Thie⸗ ren hat Linns unter dem Namen Chaos vereinigt. Ihr Nahme ſcheint ſie zur Finſterniß zu verdammen, aber er konnte doch denkende Forſcher nicht abhalten, 2113 | ſich 454 Hoff onsthiere. ſich mit ihnen zu beſchaͤftigen. Umſonſt ſtritt man ihnen ihre Thierheit ab; umſonſt verſuchte man, ſie bloß zu organiſchem Stoffe zu machen; ihre willkuͤr⸗ | liche Ruhe und Bewegung, hn Begleide⸗ nach ge⸗ wiſſen Speiſen und ihr Abſchen vor a ndern, das ſicht⸗ bare Schlagen ihres Herzens und ihrer Eingeweide, ihre tauſendfach veraͤnderte Geſtalt, ihre Empfind⸗ lichkeit, die ſo außerordentlich it, daß ein Naturfor⸗ ſcher eine dien Tage vorher in Scheidewaſſer getauch⸗ te, odllig trockne. Feder, nur einen Augenblick in ihr | Waſſer halten dutfte, um pldtzlich alle zu todten, ihre Geſchicklichkeit, einander dus güweichen, auch wo das größte (zewimimel bericht, ihre Sehnſucht, ſich, wenn ihr Ocean, der Waſſertropfen, „zu vertrocknen anfängt, da hinzubegeben, wo noch Feuchtigkeit fiir fie ift, ihre Vermehrung und ihr Todeskampf dieß und ſo manches andre ſpricht zu laut fuͤr ihre thie⸗ riſche Natur. Wir reden hier ven den Jufuſions⸗ thieren, zu denen ſchon manche der vorigen gerech⸗ net werden können. Unter ibuen verſteht man die⸗ jenigen M: äͤrmchen, die in manch erley ſtehenden Waſſern, bn Aufgüſſe von allerley vegetabiliſchen und thieriſchen Substanzen. in pexiäuerte n Saͤſten, auch im Samen, als Bewohner desſelben, ange⸗ troffen werden. Ju ihrer E ntſtehung iſt viel Gebeim⸗ nißvolles, und noch iſt der Vorhang lange nicht ar gezogen. Aber auch nur das, was wir von ihnen wiſſen, erweitert unſern Geſichtö kreis im Thierrelche bis eee Welch ein Reichthum, welch eine Jufuſionsthiere. 455 eine Bevdllerung / welch ein Leben das überall herrſcht! Wie ſcheinen nicht alle Pflanzen und Thiere und Samen, zumal aber die Luft mit Millionen Thier⸗ keimen und Eyern erfuͤllt zu ſeyn, die bloß auf einen guͤnſtigen Augenblick zur Entwicklung warten! Wle koſtet es dem Menſchen nur eine Handvoll Heu, Stroh, Kuͤmmel ꝛc. um gleichſam eine Welt von Thieren zu ſchaffen! Und wie laͤcherlich iſts nicht, in dem Leben und der Bewegung die da herrſcht, nichts als Gaͤhrung, oder gar eine getaͤuſchte Einbildungs⸗ kraft der Naturforſcher annehmen zu wollen. Als wenn nicht tauſend Dinge gaͤhren Könnten, ohne Ein Jufuſionsthier zu enthalten, und als ob Gaͤhrung wachſende, ſich bewegende, ſich theilende, einander verſchlingende — Weſen hervorbringen konnte! Of⸗ fenbar ſpielt die Luft bey Infuſionen eine große Rolle. Denn in feſt zugebundneu Glaͤſern gehen ſie ſchlecht oder gar nicht von Statten, und ſelbſt der Verſuch, daß auch in zugeſchmolznen Retorten Infuſionsthiere zum Vorſchein kamen, kann nicht als entſcheidend dagegen gelten. Man kann ſich keine großere Unter⸗ haltung machen, als wenn man Infuſtonen anſetzt, d. h. gewöhnliche Glaͤſer bis zur Hälfte mit Fluß: waſſer fuͤllt, und dann ein Paar Finger hoch Heu, Stroh, Kuͤmmel, Hanf, Thee, beſonders auch Sa⸗ men von rothen Ruͤben u. d. m. hineinthut. In 3—4 Tagen wird man jedes Tropfchen, das man von der ſich oben anſetzenden Schleimhaut unter das Miltoskor bringt, reich bevölkert finden. Die Herbſt⸗ monate, 456 Infuſionsthiere. monate, vorzuͤglich wenn man einzufeuern anfängt, ſind zu dieſen Beobachtungen am beſten. Vorzuͤg⸗ lich iſt der December der Vermehrung der Infuſions⸗ thiere günftig, wenn die Kaͤlte nicht gar zu ſtrenge iſt. So wie die jungen Meerlinſen nachwachſen, vermin⸗ dert ſich ihre Zahl; am ſtaͤrkſten iſt dieſe, wenn die Alten ihre Wurzeln verlieren, und die Blaͤttchen al⸗ lein oben auf dem Waſſer ſchwimmen. Ihre Man⸗ | nigfaltigkeit iſt fo außerordentlich, daß man ſich in Vergleichung ihrer verſchiednen Formen faſt erſchoͤpft. Fuͤr ihre Erhaltung hat die Natur ſehr geſorgt, indem ſie ſich theils durch willkuͤrliche Theilung, bald in die Lange, bald in die Quere, bald gar ins Kreuz, ſo daß aus Einem vier Thierchen, und aus dieſen 16 und aus dieſen 64 und ſo weiter werden, theils aber auch durch Eyerlegen fortpflanzen. Bey einigen will man eine Begattung bemerkt haben. Vielleicht hat das ganz ſonderbare Schauſpiel, wenn ein ſolches Thier⸗ chen ſich theilt, beyde Theile aber noch an einander haͤngen, hierin zu einer Taͤuſchung Veranlaſſung ge⸗ geben. In 20 Minuten geht das ſich theilende Infu⸗ ſionsthierchen durch alle Grade hindurch. Ein Beob⸗ achter hatte die Geduld, eins ganz allein in einen Waſſertropfen zu ſetzen. Bald theilte es ſich in zwey; den Morgen darauf hatte er fuͤnf; den folgenden Tag So, und am dritten war ein Gewimmel, daß an kein Zaͤhlen mehr zu denken war. Die Nahrung einiger ſcheint Waſſer zu ſeyn, denn obgleich manche noch kleinere Thiere, als fie find, bey den Strömungen, die ihre Infuſionsthiere. 457 ihre tauſendfaͤltigen Bewegungen im Waſſer erregen, in ihren Rachen ſtuͤrzen, ſo geben ſie doch ihre Beute oft wieder lebendig von ſich. Andre aber ſind offen⸗ bar Raubthiere, und auch dieſe unſichtbare Welt hat ihre Tieger. Ihr Leben bringen einige auf Wochen, andre auf Monate und wieder andre auf Jahre. Manchem iſt freylich ſein Ziel noch kuͤrzer geſteckt. Viele von ihnen leben, nachdem ſie Jahre lang in trocknem Zuſtande ſcheintodt gelegen haben, wieder auf. Bey einigen aber iſt der Tod ein Berſten und gaͤnzliches Zerfließen. Am Ende ſchießen in den In⸗ fuſionen treffliche Kryſtalle an, die ein neues Feld der Bewunderung eroͤffnen. Nur wenige Blicke koͤnnen wir * ſchäthbaren i eſer in dieſes unſichtbare Thierreich thun laſſen, deſ⸗ ſen Ocean ein Waſſertropfen iſt; aber auch dieſe wer⸗ den hinreichen, uns mit ſtummem Erſtaunen und tiefer Ruͤhrung zu erfuͤllen. Es ganz zu durchwan⸗ dern und zu beſchreiben, wird es der Menſchheit wohl eher an Augen und an Worten, als an Gegenſtaͤnden fehlen. Erſt feit ungefähr 100 Jahren iſt dieſe neue Welt, die unſre Vorfahren nicht kannten, entdeckt. Sie naͤhrt Geſchoͤpfe, die an Geſtalt und Lebens⸗ weiſe alles übertreffen, was wir bisher von Thieren kannten; ſie zeigt uns Wunder, die kein Indien und Polyneſien größer aufzuweiſen hat. Wenn Habſucht dieſe Laͤnder nicht ohne Gefahren und nicht ohne Un⸗ heil fuͤr ihre Bewohner beſuchte, fo wandelt dagegen der Beobachter in dieſer neuen Infuſionswelt aus Wuͤrmer II. Th. M mm Wiß⸗ 33 Smfiisneitiere Wißbegierde, obne Gefahr und Nachtheil; das Mi⸗ kroskop iſt fein C ompaß auf dieſen denkwuͤrdigen Ent⸗ deckungsreiſen, und er bereichert ſeine Zeitgenoſſen und die Nachwelt mit neuen Begriffen, die ihnen die Gottheit immer großer und anbethungswuͤrdiger mar chen. Aber wie groß und verdienſtvoll muß uns nicht der Fleiß und die Geduld jener wuͤrdigen Maͤnner erſcheinen, die dieſen Geſchoͤpfen, die zum Theil Mil⸗ lionenmal kleiner als ein Sandkorn find, nachſpuͤrten. Zwar ſie zur Beluſtigung zu ſehen, iſt ſehr leicht; aber ihre Charaktere aufzuſuchen, ſich vor Selbſttaͤu⸗ ſchung zu huͤten, ſie in ihrer tauſendfach veränderten Geſtalt wieder zu erkennen, ihren raſtloſen Bewegungen zu folgen, und das faſt Unausdruͤckbare mit Worten zu beſchreiben, welche Schwierigkeiten hat das nicht! Und doch uͤberwanden ſie dieſelben. Gluͤcklicher aber faſt keiner als der unſterbliche O. F. Muͤller; der Cook der Infuſionswelt. Ihre große Beodlkerung udthigte ihn, beſtimmte Charaktere anzugeben, und ſie in Geſchlechter und Gattungen zu ordnen. Von den meiſten wollen wir unſern Leſern eine oder die andre Art jetzt ganz kurz bekannt machen, wäre es auch nur, um ſie zu uͤberzeugen, welche herrliche Schauſpiele ein Glas voll irgend einer Pflanzen⸗ oder Thieriſchen Materie und ein gutes Mikroskop ge⸗ waͤhren, und welche ſtille Freuden der Umgang mit diefen Meſen geben konne. Es verſteht ſich hiebey, daß wir ſie alle vergrößert darſtellen; denn was waͤre — ern .. mit ia wahren Größe, mit lauter faſt unſicht⸗ Haar⸗Schwanzwürmer. 450 unſichtbaren Puneten, gedient? Dieß iſt gleich bey den Haarwuͤrmern (Trichods) der Fall, deren man 89 Arten, theils geſchwaͤnzte, theils ungeſchwaͤnzte kennt. Nur das Mikroskop nimmt ſie wahr. Sie ſind bald am Einen bald am andern Ende mit Haa⸗ ren beſetzt. Von ihnen zeigen wir hier bloß den Co meten (T. Cometa 430), en deſſen kugelrundem und durchſt chtigen Körper auf einer Seite Haare, auf der andern eine, auch zwey kleinere Kugeln, vielleicht Junge, bemerkt werden. Im relnſten Waſſer lebt dieſes Thier, bewegt ſich darin ungemein lebhaft, beſonders mit den Haaren, verliert ſeine Kugeln und löst ſich endlich nach manchen Veranderungen ganz auf. Einen Schwanz haben die Schwanzwürmer (Cercaria), die hald rund, bald platt, immer abet durchſcheinend und unſichtbar ſind, wie wir an dem unter 22 Arten dieſer Gattung aus gewaͤhlten Rrei⸗ ſel (C. Turbo 431) ſehen, den ſein borſtenartiger Schwanz, den et zuruͤcklegen kann, zwey Puncte, die man für Augen halten konnte, und Kugeln in feinem Innern aus zeichnen. Seine Bewegung iſt bald in Kreiſen hetumſchwimmend, bald gleichſam gehend, bald etwas ſtoßteiſe forteilend. Noch einfacher ſehen die Beutelwuͤrmer Burſaria) aus, deren fuͤnf bis jetzt bekannte Arten einer Haut glei⸗ chen und vollig hohl ſind. So ſchwimmt der abge⸗ ſtutzte (B. Truncatella 432), wie ein oben ſchief abgeſchnittnes Saͤckchen, auch dem bloßen Auge et⸗ was ſichtbar, im Waſſer, waͤlzt ſich bald von der Rech⸗ Mm m 2 ten ten zur Linken, bald umgekehrt, herum, ſteigt in eis ner Spirallinie an die Oberfläche empor, berührt fie drey bis viermal mit ſeiner Oeffnung, und ſinkt dann wieder in die Tiefe. Nur dieſe Bewegungen verra⸗ then das Thieriſche an ihm. Das durchſcheinende Dunkle find vermuthlich Eyer. In Graben und Waldpfuͤtzen, in denen Buchenblaͤtter verfaulen, iſt er im Fruͤhling nicht ſelten. Eben ſo viele Arten als von den Beutelwuͤrmern kennt man von den Wins Felwürmern (Gonium), die aber nur das Vergroͤ⸗ ßerungsglas wahrnimmt. Sie ſind eckig, platt ge⸗ druͤckt und einfach. Nicht uͤbel verglich man das Kugelquadrat (G. Pectorale 433), von dem aber fuͤr die Quadratur des Cirkels nichts zu hoffen iſt, mit dem Bruſtſchilde des Hohenprieſters. Lauter gruͤnliche Kuͤgelchen ſind in einer unendlich feinen Haut fo zuſammengeſetzt, daß fie ein, freylich zuwei⸗ len verſchobnes Quadrat bilden. Nie ſind ihrer mehr als ſechzehn, wohl aber weniger, was vielleicht bloß Verſtuͤmmlung iſt. Ihre Bewegung iſt ſehr ordent⸗ lich und gewiſſer Maßen tactmaͤßig, oft im Kreiſe herum, und zuweilen ſtellt ſich das Quadrat ſo auf die Kante, daß man nur die obern vier Kuͤgelchen ſieht. Trennt ein gewaltſamer Zufall eins vom Ver⸗ bande, ſo bleibt es von nun an unbeweglich, denn in der Membrane ſcheint das Leben zu liegen. Das Uebrige dreht ſich weiter fort. Ob dieß eine Geſell⸗ ſchaft von Thieren, oder ein Einziges ſey, warum faſt immer 16 und nie weir beyſammen jeyen, das wird Flaſchen⸗Flachwüͤrmer. 461 wird wohl Niemand auflöfen, Ihre Vermehrung ges ſchieht, indem ſich die 16 theilen, und jedes wieder zu 16 Kuͤgelchen wird. In reinem Waſſer auch in Graͤben findet man dieſes Wunder der Natur. Aus⸗ geſchweift, platt und einfach ſind die 16 Arten von Flaſchenwuͤrmern (Kolpoda), von denen wir den Kappenflaſchenwurm (K. Cucullus, des Corne- mujes argentles 434.) in Heuinfufi ionen häufig fins den. Eyfoͤrmig mit einem gebognen, rundlichen Kopfende „das am Bauche einen Einſchnitt macht, und innen voll Jungen erblicken wir ihn. Die Ver⸗ miehrung ſcheint wie beym Kugelthier vor ſich zu ge⸗ hen. Die Haarwanze, ein furchtbares, mikroſkopi⸗ ſches Raubthier verſchluckt ihrer viele Tauſende. Eine von den fünf Arten der Flachwuͤrmer (Para- mecium), die flachgedruͤckt, laͤnglich, einfach, durch⸗ ſichtig und unſichtbar ſind, heißt das Pantoffelthier (P. Aurelia 435). Seine Form gab ihm dieſen Nahmen. Eine Falte, die von der Mitte bis zum ſtumpfern Ende lauft, zeichnet es aus. Innen iſt es mit Kuͤgelchen, vermuthlich Eyern, gefuͤllt; die aller⸗ ſchaͤrfſte Vergrößerung entdeckt rings herum Flim⸗ merſpitzen, womit es das Waſſer in Bewegung ſetzt. Zitternd, hin⸗ und herwankend, oft aber pfeilſchnell begibt es ſich von einem Orte zum andern. Wahr⸗ ſcheinlich begattet es ſich. Seine Vermehrung ge⸗ ſchieht wie bey der Naide, indem ſich ein Stuͤck ab⸗ ſondert. In Graͤben mit Waſſerlinſen gefuͤllt und m ze onen findet man es. Bald laͤnglich bald’ Mmm 3 rund, %% Scheiben Aalwürmer. | rund, immer aber durchſichtig und mikroſkopiſch find, die aͤußerſt flachen Scheiben wuͤrmer (Cyclidium). Aus den 10 Arten heben wir den eyfoͤrmigen, blaͤu⸗ lichen (C. Glaucoma) heraus, und zeigen ihn un⸗ ſern Leſern theils mit ſeinen ſichtbaren Eingeweiden (436) und einem hellen Puncte, theils wie er ſich zu theilen anfaͤngt (437), was die Einſchnitte an den. Seiten bezeichnen. Seine Bewegungen find ſchnell und mannigfaltig. Er ſcheint immer Waſſer zu ſchoͤpfen, wobey die innern Theile in ſichtharer Thaͤ⸗ tigkeit ſind. In einem offnen Gefäße, ohne irnend etwas Vegetabiliſches, lebte dieſes zarte Thier uͤber 6 Wintermonate. Schon 317 Arten von Aalwuͤr⸗ mern (Vibrio) kennt man. Sie ſind laͤnglich rund, und einfach, theils durchſichtig, theils undurchſichtig. | Wer hat nicht ſchon von den Kleiſßer⸗ und Eſſig⸗ aalen (V. Anguilluls glutinis; aceti) , Ane guälle du Hinaigre ) gebdrt, von denen der Menſch ſo viele Tauſende auf einmal verichlu t. Der klein⸗ fie. Tropfen iſt. hinreichend, uns das Gewühl, das bey 488 vor ung liegt, zu zeigen, Saͤuren, es ſen ver dorbner Eſſig, Buchbindezkleiſter, alter Leim, le chitiſches Getraide find fein, Element. Doch find. unter den Kleiſter⸗ und Eſſigaalen dae a ſchiedenheiten ſtatt und wirklich ſehen wir pas auch, wenn wir die Kleiſteragle 438 mit dem noch mehr vergrößerten Eſſigaal 439 vergleichen, deutlich geuug. Jene haben einen dickern Kopf und auf dem Rücken einen dunkeln, hel eingefokten Schü. Mn bleiben; aber I S m m se Eſſigaal. 463 aber vorzuͤglich bey dem letztern fleben, der weit gar nauer beobachtet iſt. Biereſſig, wobey Hopfen, und zu ſtarker Weineſſig, iſt ſeiner Erzeugung micht guͤnſtig, deſto mehr aber der Roſeneſſig. In, jeder andern Feuchtigkeit ſtirbt er, vermuthlich weil ihm ſein Futter die zarte Schimmelhaut fehlt. Vem Julius bis in den Spaͤtherbſt vermehrt er ſich am ſtaͤrkſten; da wird der unbedeckt ſtehende Eſſig mit Millionen be. pölkert. Froſt achtet er nicht, ſelbſt wenn er einfriert, nur muß der Uebergang in eine andre Temperatur nicht allzuraſch ſeyn; ſtarke Waͤrme iſt ihm gefaͤhr⸗ licher. In puxem nicht zu scharfem Weineſſig bes wegt er ſich weit lebhafter, als in mit Waſſer bermiſch⸗ tem. Es iſt ein treffliches Schauſpiel, wie durch die raſtloſe Bewegung oon Millionen ſolcher Thierchen die Oberfläche, des Waſſers ſich wellenformig und hoͤchſt regelmaͤßig kreiſelt. Man bemerkt eine dop⸗ pelte Ordnung der Wellen; von der Rechten zur Lin⸗ ien und von dieſer zu jener wogen ſie. Mit den Köpfen an einander geſchloſſen ſtehen die Häkchen in Reihen geordnet; jede macht die Bewegung wenn ſie die Reihe trſſit. Ein unerklaͤrlicher Drang ſcheint ihnen dieſe Undulation der Wellen zum Beduͤrfniß zu machen, und nie ermuͤden ſie. Vielleicht daß ſie guf dieſe Art Luft ſchnappen, oder ein uns unſicht⸗ bares Moos an der Oberflache abweiden. Man muß faſt annehmen, daß ſie aus der Luft in den Eſſig kommen. Vom Julius bis in den Herbſt vermehren ſie 5 ch durch ir deo dige Geburten; von da an platzen un fie 464 Eſſigaal. . ſie und legen ſo ihre Eyer. Wirklich ſehen wir in der Abbildung (438) einen Kleiſteraal berſten und Eyer und zugleich lebendige Junge ausſchuͤtten. So ſtark iſt die Vermehrung der Eſſigaale, daß wenn man nicht friſch nachgießt, das ganze Glas wie ein Brey wird, und die armen Thiere keinen Platz mehr haben. Auch im Winter geht ſie bis ins Unglaubliche. Ein einziger Tropfen mit wenigen iſt hinreichend, das größte Weineſſigglas voller Eſſigaale zu machen. Allein man muß durch Schuͤtteln verhindern, daß die Schleimhaut nicht zu ſtark werde, ſonſt erſticken ſie. Daß ſie ſich haͤuten, iſt unſtreitig. Es gibt Maͤnnchen und Weibchen unter ihnen. Die erſtern — geworden ſeyn. Ueberraſchend iſt der Anblick, wenn ſind kleiner und ſchmaͤchtiger. An unſerm ſo ſtark vergrößerten Weibchen (430) bemerken wir Augen, eine zarte Saugroͤhre, den Magen, um und hinter ihm koͤrnerartige Eyerbrut, dann Embryonen, die mit einer zarten Haut umgeben zur Geburt ſtehen, etwas Schwimmblaſen aͤhnliches nach hinten zu und einen nunbeſchreiblich feinen Schwanz, den ein opti⸗ ſcher Betrug manchen getheilt ſehen ließ. Vermit⸗ telſt des Preßſchiebers, einem beſondern mikroſkopi⸗ ſchen Werkzeug, kann man dieſe Aalmutter kuͤnſtlich entbinden, und Mutter und Kind befinden ſich, wenn mans nicht gar zu arg macht, vollkommen wohl. Auch wenn Eſſig⸗ und Kleiſteraale 20 Jahre trocken gelegen haben, erweckt ein Eſſigaufguß jene, und Waſſer dieſe, ſollte auch der Kleiſter hart wie Horn man — mm — — — — non — —n — — — — SIE, >, RER" 5 * 4 x N Flimmerwürmer. 463 man ein Getraidekorn, das man rhachitiſch (eine bey uns nicht gewöhnliche Krankheit des ſelben) nennt, zer⸗ ſchneidet, und mit einem Waſſertropfen anfeuchtet, wie dann plotzlich Millionen ſolcher Aelchen aufleben. Aber grundfalſch iſt das Vorgeben, als ob aus den Eſſigaalen kleine Fliegen wuͤrden, was nur von klei⸗ nen Fliegenlarven gilt, die freylich auch im Eſſig leben. Auch das Sichelthier (V. Falx 440) und den Schwan (V. Olor 441) rechnet man zu den Aalwuͤrmern. Ihr duͤnner, blattfdriniger Leib ent⸗ haͤlt viele ſchwarzbraune Koͤrner. In einen Knopf endigt ſich der aͤußerſt bewegliche Hals. Alles Leben ſcheint in ihm zu ſeyn. Er iſt unendlich duͤnner, als der Spinnenfaden, den man doch 36000 Mal neh⸗ men muß, um ihn dem feinſten Seidenfaden gleich zu machen. Eine Millionenfache Vergroͤßerung zeigt noch kein Organ! Wie fein muß ſeine Nahrung, wie groß der Schöpfe tet. Bey aller it, die dieſe beyden Geſchoͤpfe haben, iſts doch ſchwer, die Beſchreibungen, die man von ihnen gibt, zu vereinigen. Man findet ſie auf Meerlinſen, in ſtehenden Waſſern. So mannigfal⸗ tige Geſtalten nehmen ſie an, daß ihnen Backer den Nahmen Proteus gab. Aber ſollten unſre Leſer wohl ben, daß auch die beyden Buͤſchel a und b wei⸗ nichts, als eine ungeheure Verſammlung von Li⸗ — (V. Lineola) und Wellenaͤlchen (V. Undula) ſeyen, deren jene ganz gerade, dieſe gebo⸗ gen find, und bey denen ihre unbeſchreibliche Zart⸗ N Würmer II. Th. Nun heit, n. der ſo im Kleinen arbei⸗ 466 Walzenwuͤrmer. Proteus. heit, ihre ungeheure Menge in Infuſionen, wie ihre raſtloſe, undulirende Bewegung, in Erſtaunen ſetzen muß. Von den 26 Arten Flimmerwuͤrmern (Leu- cophra), die rings herum mit Flimmern beſetzt ſind, zeigen wir unſern Leſern bloß den Blaſentraͤger (L. Veſicularia 442), deſſen Blaſen einen ſchoͤnen Silbere ſchimmer haben. Er iſt, wie alle ſeines Geſchlechts, ſehr flach, da hingegen die 27 Arten Walzenwuͤr⸗ mer (Enchelis) rund und walzenfoͤrmig ſind, wie | wir an dem grünen (E. Viridis 443) ſehen, der vorn in einen ſonderbaren Winkel abgeſtutzt iſt, und den ſeine mannigfaltigen Bewegungen in lang ſtehen⸗ den Waſſern bald verrathen. Nur einen Wink geben wir vom Proteus (P. Diffluens). Denn wollten wir ihn in allen den Geſtalten darſtellen, die dieſes aus einer zarten mit Koͤrnern angefuͤllten Haut be⸗ ſtehende Geſchoͤpf, unter den Augen des Beobachters, der eine Zauberey zu ſehen glaubt, ploͤtzlich annimmt; ſo wuͤrden wir einer Menge Abbildungen dazu bedürfen. Nur vier derſelben, wie der Proteus bald eine Ku⸗ gelform (444) annimmt, bald ſich in ein Kleeblatt (445) verändert, bald ſich geweihaͤhnlich und zackig zuſpitzt (446), bald gar einer ſpruͤhenden Grenade (447) gleicht, um vielleicht ſeiner Eyer ſich zu ent⸗ ledigen, bis er endlich ganz verſchwindet, ohne daß eine Spur von ihm zuruͤckbliebe, ſeyen dem Erſtaunen unſrer Leſer uͤberlaſſen. Doch die Wunder der Infu⸗ ſionen haͤufen ſich mit jedem Schritte. Es iſt Zeit, 9 wir die err des Thierreichs, wo nichts weiter als Punctwürmer. 467 ale lebende Puncte vor unſern Augen liegen, in ſo weit fie unſern Vergroͤßerungswerkzeugen ſichtbar iſt, betreten, und noch zum Schluſſe von den Punct⸗ würmern (Monas), dieſen wahrhaft lebenden Pun⸗ cten, das Punctgewimmel (M. Lens 448) zeigen. Hier, in dieſem vergrößerten Waſſertropfen, lebt al⸗ les, alles bewegt ſich in Kreiſen. Aber an dieſen zahlloſen Thieren iſt kein Organ, kein Eingeweide ſichtbar. Sie eilen im Ocean ihres Tropfen unauf⸗ hoͤrlich herum, bilden zuweilen artige Schnuͤren, ſcheinen ſich ihres Daſeyns zu freuen, bevölkern jede Fluͤßigkeit in einer Menge, die jeder menſchlichen Be⸗ rechnung ſpottet, und dann vertrocknen ſie — wel⸗ ken hin und ſterben. Auch die Eingeweide der Thiere mögen Millionen und Billionen ſolcher lebenden Pun⸗ cte enthalten. Nimmt man nur ein Theilchen elner Nadelſpitze groß vom Eingeweideſchlelm der Froͤſche, Kröten ꝛc. ſo ſieht man in ihm gewiß eine Million von Thierchen, die eine hundert vierzig tauſendmalige Vergroͤßerung erſt den kleinſten Staubkuͤgelchen gleich macht, die die Welt hat. Man rechne die Summe des ganzen Schleims — man rechne die Zahl in der geſammten Thierwelt! — Aber welche Empfindung ſollte wohl jetzt, da wir mit dieſen lebenden Puncten die Graͤnze des Thierreichs erreicht haben, und von unſern Leſern, geruͤhrt und dankbar fuͤr ihre Nach⸗ ſicht, Abſchied nehmen, unſre Bruſt erfuͤllen, als ewunderung und Anbethung deſſen, der dieſen le⸗ benden Punct wie den Waufiſch, den Atom wie den Nun a Ele⸗ 458 Punctwüͤrmer. Elephanten ſchuf? Wer nicht erſtaunen, über die endloſe Mannigfaltigkeit der Modelle, nach welchen feine Weisheit die Körper fo vieler Saͤugthiere, Am⸗ phibien, Vögel, Fifhe, Inſecten und Würmer gebil⸗ det hat? Wer verliert ſich uicht in einem Meere von Betrachtungen, wenn er denkt: da unſre Erde, die⸗ fer Tropfen am Eimer, von der Haud des Ewigen rann, da war auch das Millionenmal kleinere Wuͤrm⸗ chen als das Sandkorn geſchaffen, und Jahrtauſende lebte ſein Geſchlecht, von keines Menſchen Auge ge⸗ ſehen? Und wer theilt nicht die Gefuͤhle des Verfaſ⸗ ſers dieſer Unterhaltungen, wenn dieſer jetzt, nach einer ununterbrochnen eilfjaͤhrigen Reife durch dieſes unermeßliche Reich, mit einer Freudenthräne zu dem aufblickt, der ihm Zeit und Kraft ſchenkte, um ſie gluͤcklich zu vollenden, und jetzt, nicht ganz ohne Hoffe nung nuͤtzlich geweſen zu ſeyn, mit heitrer Ruhe die Feder niederzulegen? Ende des zweyten Theils der Wuͤrmer, oder des zwoͤlften und letzten Bandes der Unterhaltungen aus der Naturgeſchichte. * * * Druckfehler: p. 244. in der Rubrik ſtatt Zwey⸗ ſchalige leſe man: Einſchaͤlige. Regiſter über die zwey Bände der Unterhaltungen aus der Naturgeſchichte der Wuͤrmer. N (Die erſte Zahl bedeutet: den Band; die zweyte: die Blattſeite des Textes; die dritte: die Num⸗ mer der Abbildungen.) — — Aalwnrm, II. 462 Amphitrite, I. 205 Achatrolle, II. 287.192 [— goldhagrige, I. 206. 247 Achatſpitzhorn, II 299 — nierenfoͤrmige, I. 205 243 Achatwalzen, II. 284 A-Muſchel, griech. II. 110. 73 Ackerſchnecke, I. 18 1. 202 Ananascoralle, II. 399. 329 Alinia, I. 256 Anocyſti, I. 352 — coccinea, I. 262. 313 Anomia, II. 190 — craflicornis, I. 260. 30 — caput ſerpentis, II. 198.137 — felina, I. 260. 310 — cepa, II. 193. 130 — fiſcella, I. 260. 312 — ceraniolaris, II. 193. 131 — plumoſa, I. 261. 311 — ephippium, II. 192. 128 — ſenilis, I. 260. 309 — placenta, II. 196. 136 — undata, I. 263. 316 — fella, II. 195. 135 Adernſcheide, I. 252. 298 Anomien, II. 190 Admiral, II. 265 Aphrodita, I. 195 — unvergleichlicher II. 265.171 — acaleata, I. 196. 231 — weſtindiſcher II. 268. 175 — fquamata, I. 198. 233 Ae II. 447 Aplyfa, I. 184 b — geſelliger, II. 448. 420 — depilans, I. 185. 209 Alchonium, II. 415 Apothekermoos, II. 423. 376 — epipetrum, II. 412. 358 Arca, II. 144 — exos, II. 416. 356 — barbata, II. 149. 106 — ficus, II. 4. 359 — guomon, II. 154. 117 — gelatinofum, II 417. 361 — iſognomon, II. 154. 111 Ammonshoͤrnchen, II. 259.162 — noae, II. 146. 103 Ammonshoͤrner, II. 260 — norma, II. 154. 111 Amphitrite, I. 28 — piloſa, II. 150. 108 — auricoma, I. 206. 247 — ſemiaurita, II. 153. 118 — criſtata, I. 208 251 — fenilis, II. 149. 107 — reniformis, I. 205.245 '— tortuofa, II. 148. 104 nn 3 Archen, — Negiſter. Archen, II. 144 Architecturſchnecke, II. 322 Argonauta, II. 224 — argo, II. 248. 155 — vitreus, II. 281.157 Armvolype, II. 432 — branner, II. 441.409 — gruͤner, II 439 403 — oraniengelber, II. 442.411 Argus, rother, I. 189. 213 — II. 222. 181 Afcariden, I. 37 | Ajtaris, I. 26 — lumbricoides, I. 30. 16 — minutiflima, I. 36. 23 — papilloſa, I. 35 20 — vermicularis, I. 30. 16 Aſcidia, J. 247 — cohchilega, I. 253. 302 — inteltinalis, I. 248. 293 — lepadiformis, I 255. 308 orbicularis. I. 254. 306 ruſtica, I. 250 295 papillofa, 1. 251.297 parallelogracha I. 254 304 — venofa, I. 252. 298 Alterias, I. 363 — aculeata, I. 388. 448 aranciaca, I. 389. 451 caput meduſæ, I. 381.444 granularis, I. 387.445 nodoſa, I. 390. 450 ephiura, I. 380.442 pappofa, I. 377.438 rubens, I. 378. 440 violacea, I. 390.453 Augencoralle, II 401. 337 222 — — —— —— ͤ ãU nen. — Et oe Auſterneſſel, I. 260. 309 Pacaffanmnfhel, II. 82. Backtrogmuſchel, II. 94 Badaja, II. 419 | Badſchwamm, II. 419. 363 38 Auſter, II 176. 126 8 | | Bandwurm, I. 99 — becherfoͤrmiger, I. 133. 131 — bechergliedriget, I, 133.133 — elliptiſcher, 1. 127. 122 — hautiger, I. 119 — kugelgliedriger, I. 131. 127 — kuͤrbis kernfoͤrmiger, I. 104 — kurzgliedriger, I. 115. 108 — langgliedriger, I. 104. 98 — trichterfoͤrmiger, I. 132.129 — jackengliedriger, I. 129.125 Bartatche, II. 149. 106 Baſtardharlekin, II. 273. 177 Baſtardmuſchel, II. 190 Baſtardk'atzer, 1. 48 g | Baſtardſtrickmuſchel 11. 114.79 Bauernherz, II. 93. 53 Bauernmuſik, II. 290 Baumſchuecke, II. 347. 252 Bellhorn, II. 294. 200 | Beſansſegel, 1. 274 Bettiermuſchel, II. 102. 66 Beutelwurm, II 459.432 Bezoarſchnecke, II. 290 205 Sina ee H. 288. 195 Biſchoffsſtab, II. 261.165 Bivalvia, II. 65 N Blärrerfamm, II. 174. 124 Blaͤrtertinde, II 419 364 Blaſenbandwurm, I 99 | — bandfoͤrmiger, I. 145: 150 — .e.bienföimiger, J. 144. 147 — koͤrniger, I. 131. 159 — menſchlicher, I. 139. 141 — ſchlauchfoͤrmigetr, l. 145.148 Blaſenſchnecke, II. 279 Blaſenſertularien, II. 425 Blaſentraͤger, II. 466 442 Blatt, großes, II 172. 120 — — kleines, II. 175 125 Bloubart, II. 202. 140 Blochwurm, groͤßter 1.266.323 Binmenpolho, J 444 Blutceralle, II. 408.348 Blut⸗ Regiſter. Blutflecken, II. 86. 43 Bund, kuͤrkiſcher, I. 347. 399 Blutigel, I. 158 Burfaria, II. 459 L achktaugiger, I. 167. 180 — truncatella, II. 459. 432 2 dicker, I. 171. 191 Buſchpolyp, IL 445.415 — geometriſcher, I. 169. 185 — mediciniſcher, I. 161. 173 Cacadukamm, II. 56. 20 — plattwurmartig. I. 172.1940 Calmar, I. 309. 363 — ſechsaugiger, I. 166. 177 [Camiſolknopf, II. 324. 227 Blutſanger, I. 159 Caravel, I. 274 Bocks auge, II. 370 Cardium, II. 87 Boͤttchersbohrer, II. 288. 193 — cardiſſa, II. 89.48 Bohrmuſchel, IT. 58 — coſtatum, II. 93. 52 — gerippte, II. 63. 24 — echinatum, II. 88. 5 Bonifaciuspfennig, I. 393 — hemicardium, II. 91. 50 Bothshacken, II. 334 — ringens, II. 92. 51 Brachionus, II. 444 — ruſticum, II. 93. 53 — anaſtatica, II. 445. 415 [Catocyſti, I. 352 — tubifex, II. 446. 416 [Cauris, II. 278.182 Brandwurm, I. 174 Cellepora, II. 405 Brattensburgiſcher Pfennig, — pertufa, II. 406. 345 II. 193.131 — fpongites, II. 405. 342 Breitrippe, II. 149. 17 [ Celluloſa, II. 425 Btuſtkiemenwurm, I. 294. 356 — avicularia, II. 427. 394 Buccinum, II. 292 [ faftigiata, II. 426. 391 — achatinum, II. 299 — loriculata, II. 426. 393 — echinophorus, II. 294. 200 Cercaria, II. 489 — glaucum, II. 300. 205 — turbo, II. 459. 431 — harpa, II. 295. 201 Chaloupe, II. 251 — lapillus, II. 297. 203 -IChama, II. 132 — maculatum, II. 300.206 — bicornis, II. 141. 98 — rufum, II. 298. 204 — cor, II. 134. 93 — undatum, II. 296. 22 — cornuta, II. 141. 98 — vittatum, II. 301. 208 — folium braſſicæ II. 142. 101 Buchſtabenmuſchel, II. 98 [— gigas, II. 136.94 — — runde, II. 114. 79 — gryphoides, II. 140. 96 — — xulaneiſche, II. 98. 58 — macerophylla, II. 143.102 Buch ſtabenporcell. II. 273.177 Chamen, II. 132 Burſtenſertularie, II. 425 384 Chaos, II. 453 Bulla; II. 279 Chiragraſchnecke, II. 304 — ampulla, II. 282. 186 [Cliton, II. 37 — ovum, II. 281.185 — albus, II. 44. 8 — phyfis, II. 282. 187 — aſellus, II. 44.9 — terebellum, II. 286.193 |— marmoratus, II. 43. — volva, II. 283. 188 — minimus, II. 45. 10 Bullen, II. 279 — fquamofus, II. 41.3 Chitone, Regiſter. Ehitone, II. 37 Cylinderkoͤcher, II. gar. 368 Clio, I. 295 Cylinderſcheide, I. 230. 298 — borealis, I. 206. 39 [Cyprea, II. 220 4 Cochleæ, II. 244 — arabica, II. 273. 177 Compaßmuſchel, II. 156. 112 — argus, II. 272. 1127?Q-.wä Comet, (Jafuf.) II. 459. 4300 — mauritiana, II. 225. 178 — — . Seeſtern) I. 378. 440 — moneta, II. 227.482 Conchylien, II. — tigris, II. 276. 179 | — einſchalige mit Windungen] II. 244 | Dich, chineſ. II. 374. 299 1 — — — ohne Windungen Darmbandwurm, I. 99 II. 369 Dakmkletten, I. 50 — vielſchalige, II. 37 Darmſchelde, I. 248. 293 — zwenſchalige, II. 65 Darmwutrm, I. 3 Conchhlieideckel, IT. 21 — — — 1.30. 16 — — eher, II. 6. [Dattelmuſchel, II. 61. 22 Conus, II. 262 Davidshatfe, II. 295. 201 — ammiralis, II. 265. 121 [Deckelrolyd, II. 449. 422 _ — araufiacus, II. 262. 173 Deckelſertularie, II. 425. 388 — archithalaſſus, II. 266. 172 Delphin, II. 329. 235 — cereola, II. 264. 269 Deutalium, II. 375 — generalis, II. 268.175 -|— elephantinum, II. 377.307 — 'marmoreus, II. 264.170 |— entalis, II. 376. 304 — ſtriatus, II. 269. 176 — minutum, II. 378. 308 — textile, II. 267. 174 — politam, II. 377. 305 4 — virgo, II. 263. 168 Diebhshand, II. 416. 356 . Coskskreiſel, II. 328 Dintenwurm, 1. 297 Coralle, edle, II. 408. 348 Diſtelkoof, II. 309. 214 Corallenmoos, II. 420 Donax, II. 97 f Corallenmuſchel, II. 164. 117 — irus, II. 102. (5 Corallia, II. 390 — rugofa, H. 100. 62 Corallina, II. 420 — fcortum, II. 99 0 . — officinalis. II. 423. 376 — feripta, II. 98. 58 7 — opuntia, II. 423. 377 — ſpinoſa, II. 101. 64 — rubens, II. 424. 378 [ argo, I. 189. 212 Corallwinde, II. 426. 387 — clavigera, I. 191. 314 — penicillus, II. 424. 379 * I. 189 Corallwuͤrmer, II. 390 — levis, I. 194. 227 Cruſtacea, I. 332 — muricata, I. 193. 220 Cuctillauus, I. 43 — papilloſa, I. 195. 230 — lueiorerc®. I. 44. 32 — pilofa, I. 193. 223 — falmonis, I. 45. 33 — quadrilineata, I. 192. 212 — talpæ, I. 44. 31 Dorks, I. 189 2 Cyclidium, II. 462 — blaͤkttige, I. 195. 230 — glaucoma, II. 462. 436 — glatte, I. 194. 227 8 r Doris, Regiſter. an a f Doris, haarige, 1. 193. 223 [Eismuſchel, II. 166. 118 5 — warzenvolle, T. 193. 220 Elephantenrüßel, II. 129. 90 — vierlinigte, 1. 192. 217 Elepgantenzahn, II. 322. 307 1 6 Dornenkrone, II. 361.272 [Fuchelis, II. 46 Dornuadel, II. 303. 209 — viridis, II. 466.4433 Dorſchkratzer, J. 56. 40 Encrinit, I. 395 Drache, guineiſcher, I. 23. 10 Zxerizus, I. 392 Dracunculus, I. 23. 10 — aüerias, I. 395. 454 Dragonermuͤtze, II. 372.292 — radiatus, J. 401. 458 Drahtfeder, II. 431 402 — oviſer, I. 403. 46: Drehbandblafenwurm, 1. 148. | Entendrut, II. 55. 18 156 Er Entenkratzer, I. 57.47 Dreyeckſtumpfmuſchel, II. 97 |Entenmurbel, IL. 5818 — domige, II. 101. 4 Eren 11. 20 — runzlige, II. 100. 62 — — — II. 319. 220 Dreyjzack, I. 264. 321 Entrochit, I. 395 H Erdbeere, II. 324. 227 chinanthus, I. 39 Erdregenwurm, 1.61.54 Schinite, I. 350 Erdſchnecke, I. 173 Echinocyamus, I. 339 — gröe, I. 181. 201 Echinorhynchus, I. 48 — tothe, I. 180. 200 — anatis, I. 57. 47 — ſchwatze, I. 179. 199 — ardeæ, I. 55.42 — weiße, 1, 184. 20g — gadi, I. 36. 45 Sſelshuf, af. 122. 88 — gigas, 1.50.39 Eſelsohr, 11. 306. 211 = plevronectes, J. 58732 Efchara, II. 405 — quadricornis, 1.57.49 Eſſigaal, J. 462.439 — itrigis, I. 55. 44 Eulenkratzer, I. 55. 44 Echinns, I. 332 0 Eyerwirbel, I. 403. 461 — calamaris, J. 245. 394 cidaris, I. 347. 399 Fedenwurm I. 16 conoideus, 1. 351. 402 Faltenkorb, II. 95. 55 cor anguinum, I. 353. 407 Ta clola, J. 83 4444.14 diadema, I. 343. 391 — fimbriata, f. 92. 94 efculentus, J. 340. 387 — hepatica, I. 85. 69 orbicularis, I. 354.409 — inteſtinalis, I. 96. 93 purpureus, I. 334. 411 — ocrxeata, I. 98. 96 — quinque perforatus, I. 353 Jan II. 306. 211 405 Federkork, II. 417. 358 — roſaceus, J. 352.403 Zedetneſſel, I. 261. 311 — faxatilis, I. 341 Federſeeigel, I. 345. 394 — violaceus, I. 346. 397 Feigenmoos, II. 423. 376 Egelſchnecke, I. 83.69 . II. 166. 1185 Eichornbandwurm, I. 128. 124 Felſenmuſchel, II. 140. 96 Eingeweidewuͤrmer, I. 1 Fenſterdupplett, II. 192.28 Wuͤrmer ll. Th. 3 Fenſter⸗ Regiſter. Be äh II. 196. 136 ][Glockenqualle, I. 328. 383 ict II. 374.302 |Glo:ia mais, II. 268 Filaria, I. 26 Goldmaus, I. 196. 231 Finnenwurm, I. 154. 166 Goldmund, II. 335 Ficchegel, . I. 223. 291 Goldnetz, 11. 267. 14 iſchegel, J. 169. 185 Goldtuch, II. 267 174 Goldwurm, I. 196. 231 Goldzunge, 11 83 42 -Gonium, II. 460 — pektorale, 11. 460. 433 Gordius, I. 1 — aquaticus, I. 21. 9 — equinus, I. 17. 1 — inlectorum, I. 20.6 — marinus, I. 18.5 eee I. 96. 93 Flachwurm, II. 46 laſchenwurm, II. 461 Flechte, II. 380 312 A edermanspiattwurmT.g3. 81 ümmerwurm, II. 466 iötenfertularie, II. 426. 387 loſſenblochwurm, J. 268. 324 Zlägelſchnecke, 4 298 — — II. 302 — medinenfis, I. 23. 10 Flußnerite, II. Er Mid, IT. 406 lußpapſtkrone, 7 4 453. 264 — ceratophyta, II. 414. 381 lußpatelle, II. 373.294 — flabellum, II. 414. 354 Ren . 1.414.353 Gorgonie, II. 412 Grind, II. 405 Haarkoyf, I. 38 | Haarkopfwurm, I. 38 — Zarte I. 42. 30 Haarmaul, I. 272 Haarqualle, . 326. 377 e II. 420. 366 aarſchwanz, I. 38 Haarwurm, I. 459 Hahnenkamm, II. 122 — doppelter, II. 174. 124 — Ae II. 173. 122 Halbkugel, I. 327 379 Halbohe, H. 153. 110 Halfter muſchel, 11. 232 Haliotis, II. 363 — iris, II. 367. 284 Flußperleumuſchel, ll. 70 Flußſchnecken, II. 337 Fluſtra, II. 415 — foliacea, II. 419. 364 — piloſa, II. 420. 366 Froſchplattwurm, J. 89. 76 Furia infernalis, I. 124 Fußangel, IT. 313. 217 Fußzehen, II. 57. 21 Biere, 1.281 — bewaffnete, II. 251 — gerippte, II. 251 — glaͤſerne, II. 251.157 Gehirncoralle, II. 398. 328 General, II. 268. 175 Gienmuſchel, II. 132 — gehoͤrnte, II. 141. 98 Gießkanne, II. 379. 310 Giftknttel, I. 185. 209 FP eg —— —— Glahrkenkratzer, I. 58.32 — ſtriata, 11. 368. 286 Glanzwurm, 1. 196. 231 — tuberculata, II. 365. 282 Glasigel, I. 172. 196 Hammer, pohln. II. 158. 119 Gliedercoralle, II. 406 | Hammerband: wurm, . 135.132 Glimmercken, II. 29% 199 Handelsmuſchel, 11. 116. 82 Glockenkoͤcher, II. 422.372 Hatfen, II. 293 Get aſel⸗ Regiſter. Haſelhuhn, IJ. 267. 174 Haſpel, II. 148. 10 Haube, cammert. DI. 251 Hausente, JJ. 1 Hauswurm, J. 23. 10 He tplattwurm, J. 88.72 — groſſa, J. 171. 191 — medicinalis, J. 161. 173 — octooculata, J. 167. 180 ° — piſcium, I. 169.185 \ — fanguifuga, J. 165.175 — fexoculata, I. 166. 172 ekrautſertularie, 11. 426. — vulgaris, 4,167, 180 388 Helix, IT, 336 7 — amarula, II. 356. 2 arbuſtorum, II. 347. 2 — aurienlaria, II. 354. 5. — decollata, II. 352 — alba, II. 352. 257 faſc. II. 352.258 — haliotoidea, II, 357. 267 — hifpida, II. 338. 246 janthina, II. 349. 255 labyrinthus, II. 357. 266 lapicida, JJ. 355. 262 — nemoralis, II. 347. 253 — planorbis, 7/. 356 — polygyrata, II. 356. 263 — pomatia II. 339. 248 — fcarabzus, II. 355,261 — ſtagnalis, II. 353.259 — vivipara, II. 350. 256 Helmſchnecke, JI. 293 Henne, II. 109.72 gefleckte, JJ. 212. 148 Hereulekkeile, II. 311.215 II, 388. 320 Her zhorn, II. 264. 170 Herzmuſchel, II. 87 — — — — dreyſeitige, JI. 91. 50&̃ — hochgerippte, 11.93. 52 — knotenreiche, JI. 83. 45 Hetzogsmaͤntel, II. 163. 116 Herzwurm, J. 6 I. 30. 16 Hexenmeiſter, II. 323. 224 Hirudo, I. 158 — complanata, — fafciolaris, I. 172. 194 — heteroclita, I. 122. 196 Hoͤckercoralle, II. 400. 331 Hoͤllenfurie, I. 114 Hohlziegelmuſchel, IL, 136, 94 Holuthuria, I. 273 — ſuſus, I. 283. 339 — nuda, J. 285. 342 — pentactes, I. 282. 338 — phantopus, I. 276. 329 — phyfalis, J. 274. 327 — tremula, I. 278. 334 — ſpirans, I. 283. 341 Holzbohrer, II. 382 Holzwurm, II. 382 Horncoralle, II. 412 — warzige, JI. 414. 353 Horntelline, I. 83. 39 Huͤhnerey, In 281.185 Huͤlſen, IT. 74 | Hundebandwurm, J. 125. 120 Hundsohe, II. 212. 148 Hundszahn, II. 376.304 Hydatiden, I, 138 Hydra, II. 432 — fufca, II. 441. 408 — grifea, II. 442. 411 — viridis, II. 439. 403 Jacobakrug, II. 291 Jacobsmuſchel, II. 161.114 Igel, weißer, IT, 131.92 mperialſonne, II. 328 Ialuſoria, II. 453 IJnfuſionsthiere, II. 453 nfuſionswuͤrmer, JI. 453 T. 166. 177 Inſectenſadenwurm, J. 20. 5 Inteftina, I. 1 Jopvedupplet, II. 162. 115 O oo 2 Is, Regiſter. e 3 lis, If Klarpmuſchel, V 122 — hippuris, II. 407.346 — chineſiſche, L 132 a — nobilis, II. 408. 344 — heriogliche, I. er — ſpiralis, II. 412. 350 — koͤniglickk, U. 122 a I. 349 I faftangelbe, I. 128. 89 ungferncoralle, II. 401. 337 Kleiſtergal, . 462. 438 unghecker, JJ. 361 Alink horn, I. 293 Kiel Klippkleber, J. 278 abeljauwurm, I. 291. 351 Klipphorn, I. 276. 129 Kaͤfermuſchel, IJ 37 Klipproſe, J. 255 — marmorirte, JI 43.6 Kloͤppelkiſſen, J. 268. 178 — ſchuppenvolle, 1.41.3 Knotennabel, L. 359. 268 — weiße, 11. 44. 8 aten * 365.282 inotenftern, J. 390. 450 22 JJ. 2 u: Kalſelsorne, II. 528 Ann ene Kalkcoralle, JI. 404. 340 ar . «163.116 Kamm, II, 309.214 Kohlen, 7 1 Kammamphitrite, I. 208. 251 4 Kammblatt, II. 175. 125 Kolpoda, II. 461 Kameel, II 307. 213 — cucullus, J. 461. 434 Kammmuſchel, JI. 155 Korbfiſch, J. 384 Kampfhahn, JI. 206. 211 Korbmuſchel, J. 94 Kammrolyppe, II. 420 Korbneſſel, J. 252.312 Kappenflaſchenwurm, JI. 461. Korkzieher, L. 380. 313 434 Lothmuſchel, J. 97. 57 Kappenwurm, I. 43 Krabbe, II. zog Karauſchenwurm, J. 290 350 Kratzer, I. 3g Kaulbarſchplattwuem, 91.80 — vierruͤßliger, I. 57. 409 0 2 Kaulkopfkiemenwurm, J. 293. Krausſchnecke, J. 313. 217 352 Kreiſel, U. 459.431 Katzenbandwurm, I. 126. 122 Kteiſelſchnecke, K. 321 75 Katzenzunge, II. 84 41 Kronencoralline, II. 426. 390 Kegelſchnecke, II. 262 Kronneſſel, J. 260. 310 Kerbenmaul, J. 269. 325 Kruſtenwürmer, I. 332 Kerichen, II. 264 158 Krenzmuſchel, II. 168. 119 Kerzenwurm, J. 329. 385 Kuͤrbiskernwurm, JI. 106 Kettenbandwurm, J. 127. 1220 Kugelblaſenbandwurm, J. 143 Keulentraͤger, J. 191. 214 145 Kickfroſch, H. 305 211 [Kugelqnuadrat, JI. 460. 433 Fiebitzey, II. 282. 186 Kugel ſtielwurm, I. 264. 317 Kiemenwurm, I. 290 Kugelthier, /. 452. 428 — knotiger, J. 293. 334 Kugelwurm, I. 452 Kinkhorn, II. 293 (Kuttelwurm, J. 304, 361 Kloffmuſchel, JI. ſiſch, JI. 304. 361 4 Regiſter. Labyrinth, J. 322. 222 Jnkshöͤrnchen, . 332. 248 99 11. 357. 266 Linksſchnecken, J. 245 chsleberkappenwurm 1.45.33 Lithophyta, J. 391 0 ager, museen JI. 110. 73 Lorbeerblatt, L. 172. 120 Lagermuſchel, A. 110. 73 Lucernaria, I. 321 Lagervenus, . 110. 73 — quadricornis, J. 329. 385 Lagerwalze, J. 287. 193 Lumbricus, J. 59 Landſchuecke, L. 336 I armiger, 1. 81. 62 — borſtige, J. 338. 246 — fragilis, J. 81.64 — gekoͤpfte, J/ 352. 25 — teres, J. 30.16 — lebendiggebaͤtende, u terteſtris, I. 61.54 2356 — cubifex, 4.79. 61 Langhals, I. 54. 18 — variegatus, 1.70.58 Lappenſchnecke, JJ. 329 * 8 a Lap penſt win, J. 264. 319 M „ara, Il. 94 Lazarusklappe, J. 126.87 — lutraria, 41. 97. 57 Leberegel, I 85, 69 — plicataria, II. 95. 55 Lepaden, JI. 48 — ielida, JI. 95. 54 Lepas, II. 48 — ſtultorum, . 96. 56 — anatifera, H. 34. 18 — balauoides, I. 54 — balanus, I. 48. 11 — diadema, /. 52. 16 — mitella, II. 56. 20 — pollicipes, II. 57. 21 — ſpinoſa, J. 51. 15 — tintinnabulum, I. 50. 14 'Leraaa, I. 290 — labyrinthiformis, II. 398. — branchjalis, J. 291. 351 328 — cyprinacea, I. 290. 350 — muticata, II. 400. 333 — vulgaris, I. 95. 54 Madenrundwurm, J. 28 Madenwurm, J 28. 13 Madreporen, J. 396 Madre pora, II. 306 — ananas, II. 399. 329 — aitreites, JI. 399. 330 — fungites, II. 397. 327 — uuuununununu — gobina, I. 293. 352 — vculata, IJ 401. 335 — nodoſa, J. 293. 334 . porites, II. 400. 331 — pectoralis, 1. 294. 356 Malermuſchel, II. 67. 26 N Letteeſchulpe, „1 98 88 Maͤnner, baͤrtige, ZI. 39 Leuchte bandwurm, I. 134.135 Marmochorn, II. 264. 170 Zeucophra, II. 466 Maftwucm, 1.28.13 | — velicularia, 44.466.442 Matroſeumitze, II. 372. 291 e, J. 392 Maulwurfskappenwum, I. imax, I. 175 | „ — agrellis, I. 181. a02 Mall zbafardkratzer, J 48. 38 — albus, J. 184. 208 Maushaarkopfwurm, I. 41. 28 — cinereus, I. 181. 201 Meduſa, J. 321 — fuſcus, I. 180. 200 e aurita, J. 324. 376 — niger, J. 5 199 — capillata, I. 326. 377 a Einienaͤlchen, J. 463 I cymbaloidea, I. 328. 383 8 Odo z ° Medua, * Regiſter. Meduſa, hemiſphærica, I. — gerippte, II. 205. 142 327.379 — magellan. II. 205. 142 — quadricornis, I. 329. 385 — neuſeelaͤndiſche, II. 206.743 — velella, 1.283.341 — papnaniſche, II. 211. 147 Meduſe, J. 321 — tumlige, II. 205. 142 Meduſenhaupt, I. 38 1.444 — ſchwarzbraune, II. 212 — — — 1.374.298 [Milchnapf, II. 357. 267 Meeranemone, I. 256 Mille pora, Il. 22 Meeraſſeln, 1. 209 — celluloſa, II. 403. 339 Meedattel, II. 61. 22 — lichenoides, II. 403. 338 — polymorpha, II. 404. 340 — reticulum, II. 404. 341 Millepore, U. 402 Mohrinn, II. 286. 190 Molluſca, I. 128 ‚Monas, II. 467 — lens, II. 467. 448 2 Mondauge, II. 22 . Meerdrahtwurm, I. 18.5 Meereichel, 11. 45 L aufbluͤhende, II. 30. 14 — dornige, IJ. 51. 15 — erhabne, II. 48. 11 — kußhſchellenfoͤrmige ll. 50.14 Meerfadenwurm, J. 18. 5 Meerkellerwurm, II. 44. 9 Meermelone, J. 342 Mondſchnecke, II. 318 Meernabel, H. 21 Moosmillepore, II. 403. 338 Meernagel, H. 280 | Muͤnze, guineiſche, mohriſche, Meerneſſel, 1.256 - II. 278. 182 — geſtreifte, I. 263. 316 Multivalvia, II. 1 — ſcharlachrothe, I. 262. 313 Murex, II. 308 Meernüfle, II. 363 — anus, II. 319. 221 Meerohr, II. 363 f — baby lonicus, II. 318.219 Meerpolyp, I. 313.362 | brandarxis, II. 311.216 Meerpinſel, II. 381 — cholus, II. 320 — gemeiner, II. 381.315 — deſpectus, II. 320. 221 — maltheſer, II. 381.314 — hauilelium, II. 310. 215 Meerſcolopender, I, 209 — pomiformis, II. 316. 218 Meerſtern, I. 364 — lamoſus, II. 313. 217 Meertulpe, II. 45 | — tribulus; II. 309. 214 Meerzahn, II. 35 — vertagus, II. 319. 220 Menonitentute, II. 263. 168 [Muſcathlaͤthe, II. 143. 12 — gelbe, II. 264. 169 Muſchelmuͤnze, II. 277 182 Menſchenhaarkopfwurm, I. Muſchelſammler, 1. 287. 345 29. 24 l Muſchelſammlerinn, 1.253.302 Menſchenherz, II. 90.48 [Muſikwelle, II. 290 9 Meſſerheft, II. 75. 30 | Mya, II. 68 N Midasohr, II. 285. 189 — arenaria, II. 21. 29 8 Miesmuſchel, II. 19 t margaritifera, II. 69. 28 — bunte, II. 204. 144 | pictorum, II. 6. 26 — eßbare, II. 202. 40 [Mitilus, 1. 199 2 — gemeine, II. 202.40 — anatinus, II. 210 rs 0 - | Mytilus; Regiſter. Mytilus, bidens, II. 205. 142 |Nereis, 1. 209 — eus, II. 209. 146 — ciliata, I. 222. 274 = allo, II. 355. — fimbriata, I. 218. 263 — edulis, II. 202. 140 — gi oſſa, I. 219. 266 hirundo, II. 208. 145 — noftiluca, 1.213 lithophagus, II. 200. 139 E prolifera, I. 221. 272 modiolus, II. 211. 147 * liellifera, I. 220. 267 — tubicola, 1.217.259 — veificolor, I. 210. 254 Nereide, 1.209 — matgaritiferus, II. 212 148 — pundata, 1. 221. 270 piceus, II. 212 — variegatus, II. 204. 141 Nabelkoͤcher, II. 429. 369 — bunte, 1. 210. 254 Nabelwurm 1. * — dicke, 1, 219. 266 Nagelmuſ gel, IL. 136.94 — faferige, l. 218 263 Na gelſchnecke, II. 311. 216 — gebärende, J. 221. 272 Nails, I. 223 — geftirnte, 1. 220. 267 — digitata, I. 246, 291 — leuchtende, I. 213 — probofcidea, 1.226. 27 — Punctirte, J. 221. 270 — ſerpentina, I. 242. 4 Nerita, II. 358 — vermicularis, I. 245.289 — cant ena, Il. 359. 268 Naide, J. 223 | — corona, II. 361. 272 — blinde. 1. 246. 291 — fluviatilis, II. 362. 274 — geſchlaͤngelte, J. 242. 284 |— peloronta, Il, 362. 260 — gerungeite, J. 226.277 — pulligera, II. 360. 270 — madenähnliche, 1. 245. 280 Neriten, 11. 358 Napfmuſchel, I. 369 Nervemvurm, I. 23, 10 Napfſchnecke, U, 369 Neſtelwurm, 1. 104 — gemeine, Il. 372 290 Noahsarche, II. 146. 13 — neritenfoͤrmige, 11. 372.288 — gedrehte, II. 148. 104 Narrenkappe, II. 133.93 — krumme, 1. 148. 184 Naſſauerſchnecke, II, 335 Nordfiügelfchnecke, ı 296.359 auth en, Il. 252 Noteuſchnecke, II. 289. 196 Nautilus, II. 252 — beccarii, U. 259. 162 Oberadmiral, II. 266. 172 — calcar, II. 259. 161 Ochſenherz, II. 134. 93 orthoceras, II. 261. 165 Oehlhorn, IL 294. 200 I pompilius, II. 252.160 ö.) 335 — raphanus, II. 261. 166 Ofen, gluͤhend. 11. 298. 204 — fpirula, Il. 259. 163 Ohrennautiſus, II, 251 Nautilusſchraube, I, 333.242 Ohtenqu alle, J. 324. 376 Negerinn, N, 10 Ohrſchnecke, II. 354. 260 ee Diivenfern, II. 290 Nelkenwurm, 1. 97. 94 Opferhorn, II. 292 Neptunusdofe, II. ı 2115 |Drangeadmiral, II. 267, 173 Neptunusmanchettell. 43.339 Orgelpfeifen, II. 74 8 ' rgel Regiſter. Orgelwerk, U. 395.325 — filofa, II. 431. 402 Oſcabrion, Il. 37 — griſea, II. 429. 380 Area, II. 155 — phosphorea, , 398 — criita galli, 173. 122 — rubra, II. 430. 400 — edulis, II. 176. 126 Perleumuſchel, II. 69. 28 — folium, II. 122. 10 [Perleumuttermuſchel, II. 272. — frons, II. 175. 125 148 — hyotis, II. 174. 124 Pertenmutternautilus, II. 252 — jacob&a, II. 161 160 — lima, II. 166. 118 4 Perſpectivmuſchel, II. 110. 73 — lima tenera, II. 116. 1185| Perſgecttoſchnecke, II. 322. 222 — malleus, II. 168.119 [Peterſilienblatt, II. 130.9 — maxima, II. 159.113 Mfahlwurm, 11.383 — nodofa, U. 164.117 Pfaumenluchen, II. 197. 136 — pallium ducale, II. 163. 1161 Pfeifenſchwamm, I. 418. 362 — plevronectes, II. 156.112 [Pfeedeegel, 1. 165. 175 a — ziezac, II. 162. 115 Pferdefadenwurm, I. 17. 1 , eee 46.36 P gt, . 368 Pftanzenwürmer, II. 427 Palliſadenwurm, 1. 46 DIR II. 300. 206 Pankoffelthier, Uu. 401 435 Pftiemenſchwanz, meuſchl. 1. Panzerhemd, II. 426. 393 28. 13 Papageyſchnabel, II. 252. 1600 Phargonsturban, U. 324, 227 Papiernautilus, I. 248.155 Pholaden, II. 58 Papſikrone, II. 288. 294 Pfiolas, H. 88 Parallelogramm, 1. 254.304 — coſtatus, II. 63. 24 Parametium, Il. 361 — dadctylus, II. 61.22 — aurelia, I. 461.435 ufillus, II. 64. 25 Pateila, 11.369 - Bil: rmuſchel, II. 159. 113 _ — chinenſis, II. 374. 299 Pirna, II. 237 u — fiffura, II. 372.22 — nobilis, II. 241.153 — græca, II. 373.297 — cbeliscus, II. 241. 154 2 — granatina, II. 374. 302 — rudis, II. 241. 152 — hungarica, U. 372. 29 Pinſelmoos, I. 424. 379 — laciniola, ih 374. 298 Flararia, I. 82 — lacuſtris, II. 373.294 — cornuta, 1.94.89 2 — neritoidea, II. 372.288 — hepatica, 1. 85. 69 — facharina, II. 374. 301 — Jucii, I. 88. 72 Patellen, 1.369 1 — lucioperc®, 8 * 79 Pecten, II. 155 | — nigra, J. 94. 8 Pedicella, I. 264 — percæcernuæ, 51. 91. 785 e globifera, I. 264. 317 |— ran, I. 89. 78 — tridens, I. 264. 321 — rubra, I. 94. 87 — triphylla, I. 264. 319 — fcorpii, Lan © Pomnatula, 1.427 — — veſpertilionis, 1. 1 Register. Plattwnem, I. gr Rieſenkratzer, I. 80. 3 — gehoͤrnter, I. 94. 89 Rieſenmuſchel, II. 136. 94 — kother, I. 9 87 Ringhorn, II. 264. 170 — ſchwarzer, I. 94. 85 Rinne, II. 77. 33 Plevrocyſti, I. 352 Nippenblaſe, 1, 282. 338 Polypen, II. 432 Roͤhrencoralle, II. 395 N „ II. 220 Roͤhrenblumenpolyp, II. 446. horphycwalzen, II. 284 416 Poſtöruchen, II. 249.163 [Rohrenmacher, I. 79.61 ne II. 356 Roͤhrenſchnecke, II. 375 rachtkegel, II. 241. 154 Roſenblume, I. 352. 403 Prinzenbegraͤbniß, II. 287.19: | Noßblutigel, I. 165. 175 Prinzenflagge, II. 282.187 Rothauge, II. 360. 27 Proteus, II. 466 Nothſtrahk, II. 81. 37 — ditfluens, II. 466. 444 Numeloht, l. > > Pfendoechinorhynchus, I. 48 . 2 Poliriahn, II. 377. 305 115 I, 24 — muris, I. 48. 35 Sec II. ch Punctcoralle, II. 402 Sackſpruͤtze, I. 158. 172 — netzfoͤrmige, II. 404 Saͤge, II. 100. 62 Punctgewimmel, II. 467.448 Salpa, J. 265 Punctwurm, II. 467 — maxima, I. 266. 323 Purpurigel, L 354 471 — pinnata, I. 268. 324 urpurſchnecke, II. 312 . — lappige, II. 313, 217 Sandartmuſchel, II. 150. 108 | Sandartkappenwurm, 1. 44.32 Qnalle, I. 321 Sandartplattwurm, I. 91. 79 Quallenboth, II. 349. 253 Sandköcher, T, 217.259 ; 1257 17 381 Miverthier, I. 449. 4 Sandkriecher, k. 71. 29 Raͤucherklaue, II. 303 Sandpfeife, II. 378. 309 Kaſpel, II. 166. 118 4 Sattel, engliſcher, II. 195. 135 Regenrundwurm, I. 36.23 Saubohne, II. 78. 33 p Regenwurm, I. 59 Saugſe amm, II. 415 — bewaffneter, f. 8 1. 2 Schalwuͤrmer, II. ı rl — bunter, I. 20. 58 Uenſch lecke, II. 294. 20 — gemeiner, 7 84 4 eldenmuscheh | #3 — er, I. 81. 64 idenmuſchel, II. Rehbandwurm, I. 135.139 S derbchen, II. 113.8 Meiherfrager, f. 58.42 Schiffchen, II. 146. 103 Rettigſchote, II. 261. 166 Schiffsboth, IL. 244 Reuter, ſpaniſcher, II. 313.217 — gläſernes, IT. 251. 152 Riemenwurm, 1. E55 — Praͤchtiges, II. 252. 160) Würmer II. Eh. Py p Schi % 5 n Regiſter. Schiffskuttel, II. 252. 160 Schiffswurm, II. 383.317 Schinken, II. 237 — edler, II. 241. 153 Seefuͤcher, II. 414. 384 Seefeige, 11. 417. 359 Seefeder, II. 427 — graue, II. 329. 396 — geraͤucherter, II. 241.152 — leuchtende, II. 429. 308 Se II. 237 Schlammrolle, l. 285.189 Schlangenhaut, II. 330. 236 Schlangenherz, I. 353. 407 Schlangenkopf, II. 198. 137 — großer, II. 275. 178 Schlangenſchwanz, I. 380. 442 Schleimwuͤrmer, I. 175 Schlickrolle, II. 285. 189 Schmetterlingsfluͤgel, II. 121 u 11.359.268 Schnecken mit Windungen, II. 4 | 44 — 2° ohne Windungen, II. 309 — — gekoͤpfte, II. 352.257 Schnepfenkopf, II. 310. 215 dorniger, II. 311. 216 Schnirkelſcheibe, II. 356. 263 Schnirkelſchnecke, II. 336 Seen II. 310. 215 S oten, IL 24 Schuͤſſelmuſchel, II. 370 et I. 198. 233 Schuſternadel, II. 300. 206 Schwalbe, II. 208. 145 Schwammſtein, II. 405. 342 Schwan, II. 465.441 Schwanzwurm, II. 459 Schweinsohr, II. 173. 122 Schwertſiſch, II. 303.209 Schwimmſchnecke, II. 358 Scyllæa, I. 295 — pelagica, I. 295. 358 Seeball, I. 340. 387 wa, I. 223 — koͤhrige, I. 278. 33% — nackte, I. 285. 342 Seebohrer, I. 330 —— — rothe, II. 430. 400 Seeflor, II. 403 339 Seegallerte, 1. 273. 342 11. 417. 361 Seegeſpenſt, I. 276. 329 Seegraskriechet, I. 295. 358 Seehaſe, I. 185 | 1. 326 Seekatze, I. 304. 362 Seekrone, I. 343. 391 Seelicht, I. 213 Seelilie, I. 402. 458 Seelunge, I. 184 Secmaus, J. 196. 231 Seemoosſchnecke, I. 295 Seemuͤtze, II. 56. 20 Seenadel, II. 206. 300 Seeneſſel, I. 256 Seenuß, II. 150. 108 Seeohr, II. 363 Seepalme, I. 395. 454 Seepaſtete, I. 389.452 Seepilz, II. 397 322 Seeraupe, I. 195 Seeroſe, 1.339 — 1.364 Seerinde, II. 415 Seeſchaͤdel, I. 339 Seeſcheibe, I. 354. 409 Seeſcheide, I. 237 | — meereichelfoͤrmige, I. 255: 308 | — runde, I. 254. 306 Seeſcorpionplattwurm, I. 91. — — — 78 Seeſtern, I. 363 — fürniget, I. 387. 445 — violetter, I. 390. 453 eeſtrick, 1.15 350 e umpf 200. 309 Seren Seetonne, Regiſter. Seetonne, II. 328. 229 Sonnenſtrahl, violett. 11.79.25 Seetraube, J. 320. 369 — purpurf. II. 81.37 m Seetulpe, II. 50 Sonnenuhr, II. 322. 222 — aufbluͤhende, II. 50. 14 Sonnenweiſek, II. 156. 112 — vielkammerige, H. 52. 16 e 1. 339, 2 Seewurm, I. 18:5 Spe 1 9% Scgeiblaſe, I. 283. 341 Spielmuſchel. II. 41 2 Seidenſpinner, 11. 237 Spindel, nordiſche, II. 320 i 85 Spindelblaſe, I. 283.339 S 403 105 Spinnenkopf, II. 309. 214 — octopodia, I. 313. 367 Spio, J. 200 te — filicornis, I. 204. 242 — officinalis, I. 904.361 — ſeticornis, I. 200. 237° — — nn — nn Serpula, II. 378 I Spio, I. 200 arenaria, II. 378. 309 — botſtenhornige, I. 200. 237 filograna, II. 380. 312 [— fadenförmige, I. 204. 242 glomerata, II. 379.317 Spitzenkiſſen, II. 268. 175 lumbricalis, II. 380. 313 Spitzhorn, 11. 353.259 penicillus, II. 381. 314 Sporn, II. 259. 161 penis, II. 379. 310 Spondyfus, IT. 122 Sertularia, II. 424 albus, II. 131. 92 — abietina, II. 425. 382 chinenſis, II. 132 falcata, II. 425. 386 croceus, II. 128. 89 operculata, II. 425. 380 ducalis, II. 132 polyzonias, II. 426. 388 foliaceus, II. 130. 91 kyringa, II. 426. 387 gæderopus, II. 126. 87 thuja, II. 425. 384 proboſcis eleph. II. 129.90 volubilis, II. 426. 387 regius, IT. 132 D D eee Sertularien, II. 424 I Spongia, II. 415 5 Silbermund, II. 334 2 6 Efetarıs. II. 418. 362 * Sichelſertularie, II. 425.386 — fluviatilis, II. 4 Sichelthier, II. 465. 440 — officinalis, II. 419. 363 Sipunculus, I. 15 Springwurm, I. 28.13 — nudus, I. 156. 170 Spruͤzwurm, nackter, I. 155. — ſaccatus, I. 158. 172 RL; . l = 1 Spruͤtzling, 1. 269 Mar Smaragdſchnecke, II. 333 Spnlwurmm, f. 30. i Sal . 94 Stachelherz, II. 88. 45 — legumen, II. 78.35 Stachelſchnecke, II. 308 — radiatus, II. 79. 36 Stachel wanz, I. 388. 443 — ſiliqua, II. 75. 30 Stachelſchwein, II. 309. 214 — vagina, 1.77.32 Staudencoralle, II. 40 Sonne, I. 377. 438 Steckmuſchel, II. 2377 Sonnenhorn, II. 327. 232 Steinapfel, I. 342 | Ppna Striu⸗ Regiſter. cateniformis, I. 127. 122 erateriformis, I. 133. 131 cucurbitina, I. 104 eyathiformis, f. 133. 133 filamentofa, I. 132. 128 globulata, I. 131. 127 infundibilifarmis, J. 133. 130 ö lata, I. 115.108 lupi, I. 122. 115 malleus, b. 135. 137 fciuri, 1. 129. 124 ferrata, I. 129. 125 ſolium, I. 104. 98 vulgaris, I. 119 H.Vifcer. hydatig. I. 137° humana, I. 139, 144 multiceps, I. 148. 156 pififormis, f. 144. 147 ſoeialis, I. 151. 139 ſuis, I. 143. 148 ſuis, I. 154. 166 tæniæſormis, I. 146. 160 — utriculenta, I. 143. 148 Taͤubchen, II. 290. 197 a Tannenſertularie, II. 425. 382 Tauſendfuß, J. 226. 277 Teichmiesmuſchel, II. 209.146 eleſkop, II. 325. 229, Teller, ſilbern. II. 212. 148 Teller ſchnecken, II. 356 ‚Tellina, Il. 80 Steiubohrer, I. 286 — are. I 344 — zweyhoͤrniger, I. 288. 348 Steinbohrer, II. 67. 22 ? Steinchen, II. 297. 203 Steindattel, II. 200, 139 Steinfreſſer, II 200. 139 Stetapicker, II. 355. 262 Steinſcheide, II. 200 139 Stella marina, I. 364 Sterncoralle, II. 348 — i 399. 330 Sternfiſch, I. 364 Sternmuſchel, II. 370 - Sternpatelle, II. 374. 301 Sternſpindel, II. 303. 209 Stiefelwurm, I. 98. 97 Stielwurm, I. 264 Storchenſchnabel, II. 3 10. 215 Strahlkorb, IE, 1 56 Strandmuſchel, II. 95. 54 Straubſchnecke, II. 303 traußfeder, II. 288. 195, trickmuſchel, II. 115. 31 Strohhalm, I. 288. 193 Strom bis, IE. 302 — camelus, II. 307. 213 — chiragra, II. 304. 210 — Jianæ, II. 306. 212 — fufus, II. 303. 209 — lentiginoſus, II. 305. 211 Strongylus, I. 46 bimaculata, II. 86.48 — eguinus, 1.46.36 — cornea, II. 83. 39 Stumpfmuſchel, II. 99 — foliacea, II. 85. 42 Sturmhaube, II. 29 t— far 1 82. 38 6 Sultankoͤcher, II. 423. 378 — Hingua felis, II. 84. 41 Sumpſtellmuſchel, II. 83. 39 — radiata, 11.81.37 5 22 Telline, II. 80 Tabakspfeife, II. 320. 201 Tellmuſchel, H. 80 Tania, I. Inteftin. I. 99 |Terebella, F. 286 — candelabraria, I. 134.135 — bicornis, I. 288. 348 — canina, I. 125. 10 — cirrata, I. 286. 344 caprina, I. 135. 39 — conchilega, I. 28. 345 — 8 6 -Teredo, 1111111 CCC ˙ᷣ terre | Ku nz gefleckter, Regiſter. Teredo, II. 383 — clavata, II. 388. 320 — navalis, II. 383. 317 Teſtacea, II. ı Tethys, I. 269 — ſimbria, I. 269. 325 Teufelsklaue, II. 304. 210 Theeloͤffel, IT, 280 Thurm, baby. II. 31g. 210 Tieget, II. 264. 170 II. 269. 176 Tiegerbein, ff. 300 266 . Tiegerporzellane, II. 276. 179 Tiegerzunge, II. 112. 7 Todtenkopfmuſchel, II. 193. 131 * .4 3 — Tonnenſchnecke, II. 293 Topf, II. 291 Trauermantel, II. 286. 190 Tiichocephalos, T. 38 — hominis, I. 39. 24 ‚== lacertæ apodæ, I. 42. 30 — muris, I. 41. 28 5 Trichoda, II. 459 — cometa, II. 459. 430 Trichuris, I. 38 Trochiten, J. 393 Trochus, II. 327 = coofianus, II. 32g lithophorus, 1 326. 231 magus, II. 322. 224 pagodus, II. 32g perſpectivus, II. 322. 222 pharaonis, II. 324. 227 folaris, II. 327. 233 fol. imp. II. 328 11111 Troͤdlerinn, II. 326. 231 Trompeten necke, II. 292 Tosjankoſchnecke, II. 292 Tubipora, II. 398 = muſica, II. 395. 325 1e teleſcopium, II. 325. 229 Tubularia, IT, 420 f acetabulum, II. 421. 369 D campanulata, II. 322.323 — indiviſa, II. 421. 368 — Sultan, II. 423. 375 Turbo, II 328 argyroſtomus, II. chry foſtomus, II. 335 elathrus, II. 332. 239 cochlus, II. 330. 236 detphinus, II. 329.235” nautileus, II. 333.242 olearia, II. 335 5 perverſus, II. 332. 240 pethelatus, II. 33 7 pfeudofcalatus , II. 239 ſmaragdina, II. 335 ſcalaris, II. 330 238 uva, II. 334. 244 38 332 Univalvia, II. 244 — fine fpira, II. 369 Vauerndahsmuſchel, I 136, 94 Vena medinenſis, I, 23. 10 Penus, II. 103 ala papil. II. 121 caſtrenſis, II. 110. 73 cedo nulli, II. 1217 dione, II. 105, 67 dyfera, II. 106. 68 ericyna, II. 121 foliacea, II. 121 gallina, II. 109. 23 luſoria, II. 121 marica, II. 107.69 mercenaria, II. 116.93 monſtrofa, II. 121 orientalis, II. 106. 68 pectinata, II. 113. 78 en, II. 120. 85 Pop 3 Venus, — — — — — — — — — — — — — Regiſter. Penrus, recluſa, II. 121 — tugoſa, II. 108. 20 ſcripta, II. 114. 79 textrix, II. 120. 84 tigerina, II. 112.77 Vennsmuſchel, II. 103 achte, II. 105. 67 — blaͤttrige, II 121 — bleyſchwere, II. 120. 8; — + — — — granulirte, II. 107.69 monſiroſe, II. 121 unvergleichliche, II. 121 verſchloßne, II. 121 — warzenvolle, II. 108. Verhaarer, I. 185. 209 Verhandern, II. 152 Vibrio, II. 462 — anguillula, II. 462. 439 falx, II. 465. 440 glatinis, II. 462. 438 lineola, II. 465 olor, II. 465. 441 undula, II. 465 Voͤgelein, II. 208. 145 Vogeldarm, II. 379. 311 Vogelkopf, II. 427. 394 Voluta, II. 284 70 ii cymbium, II. 291 merratoria, II. 290. 197 mica, II. 291. 199 mitra ep. II. 288. 195 mitra pap II. 288. 194 muſica, II. 289. 196 nucleus, II. 290. 198 oliva, II. 286. 190 olla, II. 291 pyrum, II. 292 fepultura, II. 287. 191 — terebellum, II. 288. 193 Volnten, II. 4 Volvox glob. II. 447.428 - u Aline [= focialis, II. E ſtentorea, II. 448.418 breitblaͤttrige, II. 106. 68 Vorticella, II. 441 | — opercularis, IT. 449.422 — rotatoria, II. 449. 423 448. 420 Wachsticht, II. 264. 168 Waldſchnecke, 11.347: 253 Wallfiſchlaus, II. 52. 16 Wallfiſchpocke, II. 52. 16 Walzenſchnecke, TI. 284 Walzenwurm, II. 466. 442 Wampum, II. 18 . Warienſcheide, I. 251,297 Warzenichnecken, II. 309 Warzenwurm, I. 35. 20 Waſſeraͤlchen, I, 226. 277 Waſſerkalb, I. 21.9 Waſſerſchtaͤngelchen, I. 223 Waſſerſchnecke, lebendiggebaͤr. II. 350: 256 4 Waſſertrichter, II. 448. 479. Waſſertropfen, II. 276. 179 Weberin, II. 120 84 Weberſpuhl, JI. 283. 188 Wegſchnecke, J. 177 * 1 Weib, altes, IT. 106. 68 II. 319. 22143 — auris midæ, II. 285. 199 — boͤſes, II 309. 214 caſtra turc. II. 287.193 Weife, II. 148. 104 Weihkeſſel, JJ. 136. 94 Weinbergsſchnecke, IJ. 339. 246 Weitmund, JI. 301. 208 Wellenaͤlchen, JI. 465 Wellenhorn, II. 296. 202 Wendeltreppe, 71.330 chte, II. 330. 2338 — unaͤchte, TI. 332. 239 Wickelkind, II. 334. 444 Wimpernereide, J. 222. 274 Winkelhacken, IT. 154. 111 Winkelwurm, II. 466 Wolfsbandwurm, I. 122. 115 Zaͤhn⸗ Regiſter. Zöbuchen, II. 378. 308 Zlegenauge, II. 373. 207 ahn, blutiger, JJ. 362.280 Zirkelwourm, J. 174 2 ahnſpindel, JI. 303. 209 Zitterblaſe, J. 278. 334 Zahnwurm, I. 6 oophyta, II. 391 Zauberſchnecke, 17. 355.261 I— — II. 427 Zellencoralle, JI. 403 ottenkopf, J. 382 — durchſtochne, JJ. 406.345 Zwergpholade, J. 64. 25 ellencorallinen, II. 426 Zwiebelſchale, rothe, II. 193. Zeug, goldner, II. 267. 174 130 Zickjackkammuſchel, IT. 162. — weiße, IT. 192. 128 175 Zwirnwurm, J. 16 N * 8 1 ; 3,7 7 ren — Er 8 er ll — * 5 mum ul