1 ***** '" Ä K**1 J £ ^ . >U ** * ad e^a ä.j ^ ' BOTANISCHE UNTERSUCHUNGEN ÜBER SCHIMMELPILZE. BOTANISCHE UNTERSUCHUNGEN UBEB SCHIM M E L P I L Z E UNTERSUCHUNGEN US HEU HESAMITIBIETE HEI! JlYkllLlllilE VON D*. OSCAR BREFELD. IV. Heft: 1 Culturmethodeu zur Untersuchung der Pilze. 2. Bacillus subtilis. 3. Chaetocladium Presenianum. 4. Pilobolus. "). Hortierella Rostafinskii. 6. Entomophthora radicans. 7. Peziza tuberosa und P. Sclerotiorum. S. Pycnis scle- rotivora. 9. Weitere Untersuchungen von verschiedenen Ascomyceten. 10. Bemerkungen zur vergleichenden Mor- phologie der Ascomyceten. 11. Zur vergleichenden Morphologie der Pilze. Mit 10 lithographirten Tafeln. LIBRARY NHW YORK 80TAN1CAL QARDBM. LEIPZIG VERLAG VON ARTHUR FELIX 1881. &KL . UURARY NBW YORK &OTANICAL UARttEW. Vorrede. Die Untersuchungen, welche ich in diesem IV. Hefte der Schimmel- pilze zusammengestellt habe, sollten meiner ursprünglichen Absicht gemäss schon vor mehreren Jahren veröffentlicht werden. Aeussere Umstände und Hindernisse, welche stärker waren als mein Wille, haben die eingetretene Verzögerung herbeigeführt und tragen zugleich die Schuld, dass einzelne von den Untersuchungen, namentlich die über Bacterien und über die Ascomyceten, nicht völlig abgeschlossen werden konnten, andere an mehreren Stellen lückenhaft geblieben sind. Um meine Arbeiten besser fördern zu können, hatte ich im Herbst 1878 meinen ganz unzulänglichen Arbeitsraum in Berlin mit einem anderen bei Berlin vertauscht. Kaum hatte ich hier die anfänglichen Störungen und Abhaltungen, welche eine neue Stellung unvermeidlich mit sich bringt, überwunden und meine Arbeiten fortzusetzen begonnen, als ich durch eine so seltene wie schlimme Augenentzündung für längere Zeit völlig lahm gelegt wurde. — Bei dem forstlichen Tentamen, zu welchem ich als Examinator in der Botanik bestimmt war, wurde ich genöthigt eine Prüfung im Freien abzuhalten und hierbei drei Stunden im kalten "Winde und im Regen zu stehen. Die Folge war eine starke Erkältung, welche sich sogleich in einer Entzündung des linken Auges vi . Vorrede. bemerkbar machte und bei der fast beispiellosen Heftigkeit, womit diese auf- trat, schon in wenigen Tagen eine totale Netzhautablösung nach sich zog. Nach einem längeren Aufenthalte in Italien habe ich dann das Manuscript zu den längst fertigen Tafeln in dem letzten halben Jahre mühsam für den Druck zusammengestellt. Leider hat inzwischen auf mehreren Tafeln die Reinheit der Linien und des Farbentones durch die längere Aufbewahrung der Steine gelitten; in den erst mit dem Drucke des Textes hergestellten Reinabdrücken der Tafeln konnten die Bilder der vortrefflich ausgefallenen Probenummern nicht wieder erreicht werden. Mit dem gesund gebliebenen Auge werde ich demnächst die ver- lassenen Arbeiten weder aufnehmen und in einem fünften Hefte weitere Beobachtungen über die Basidiomyceten bald mittheilen können. Berlin, im September 1SS0. Der Verfasser. I n h alt. Seite 1. C'ulturmethoden zur Untersuchung der Filze I 2. Bacillus subtilis 36 3. Chaetocladium Fresenianum . 55 4. Filobolus 60 5. Mortierella Rostafinskii 81 6. Entomophthora radicans '•' ' 7. Peziza tuberosa und F. Sclerotiorum 11'- 8. Fycnis sclerotivora 12'- 9. Weitere Untersuchungen von verschiedenen Ascomyceten 129 10. Bemerkungen zur vergleichenden Morphologie der Ascomyceten 140 l 1 . Zur vergleichenden Morphologie der Filze 161 12. Erklärung der Abbildungen 182 Einige an der folgenden Seite verzeichnete Berichtigungen des Textes bitte ich nicht zu übersehen. I). V. Berichtigungen. Seite 13 Zeile 25 lies bei den Spaltpilzen speciell statt bei den Sprosspilzen speciell. Nährstoffe statt Nährsäfte. »für diese Culturen genügend« als pilzfrei statt als pilzf'rei. keine bestimmte Form statt eine bestimmte Form. Entwicklung statt Entwicklun. nicht bloss nicht statt nicht bloss. dieser Erscheinung (bei den Pilzen! statt dieser Erscheinung. Spermatienträger statt Spermogonienträger. 24 » 7 27 »» 7 69 » 12 77 » 12 148 » 11 148 » 12 153 » 6 Culturmethoden zur Untersuchung der Pilze. Auf die Bedeutung der Culturmethoden zur Untersuchung der Pilze habe ich bereits in dem 1. Hefte der Schimmelpilze, welches die Entwicklungs- geschichte von 3 typischen Repräsentanten aus der ('lasse der Zygomyceten in geschlossener und übersichtlicher Darstellung brachte, mit besonderem Nachdrucke hingewiesen. Noch bevor das 11. lieft »über Penicillium« erschien, habe ich dann in der medicinisch - physikalischen Gesellschaft in Würzburg ') einen Vor- trag gehalten über die culturmethodischen Hülfsmittel, welche zur Untersuchung der Pilze mit Vortheil benutzt werden können, eine Mittheilung, welche in etwas ausführlicherer Fassung auch in den landwirtschaftlichen Jahrbüchern-; zur Veröffentlichung kam. Die Culturmethoden , welche ich an den erwähnten Stellen beschrieben habe, bezogen sich vorzugsweise auf kleinere Pilzformen und namentlich auf Schimmelpilze; über diese hinaus war ihre Anwendung keine völlig zuverlässige mehr. Sie versagten den Dienst einmal nach unten, wo es sich um die kleinsten Pilzformen handelte, Formen, deren Kleinheit in einem seltsamen Contraste steht zu ihrer Bedeutung in physiologischer Hinsicht; das zweite Mal nach oben bei den grössten Pilzen, deren Cultur fast noch mehr Schwierigkeiten zu bieten schien, wie die der kleinen Spaltpilze. Der inzwischen erreichte Fortschritt, der es ermöglicht, die exaete Untersuchung im Wege der Reincultur nach beiden Rich- ') Brefeld, Methoden zur Untersuchung der Pilze. Abh. der med.-phvs. Gesellsch. in Würz- burg 1S74. 2) Methoden zur Untersuchung der Pilze. Landw. Jahrbücher IV. Jahrg. I. Heft. Krefeld, Hotan. Untersuchungen. IV. 1 — 2 hingen mit Erfolg auszudehnen, bestimmt mich in Verein mit der lebhaften Theilnahme, welche die ersten Mittheilungen über die Culturmethoden der Pilze in den verschiedensten Kreisen gefunden haben, welche theils mittelbar, theils un- mittelbar an den Fortschritten in der Mycologie betheiligt sind, die Methoden zur Cultur und Untersuchung der Pilze in den nunmehr erweiterten Grenzen neu zusammenzufassen und sie in meinen Schimmelpilzen allgemeiner zugänglich zu machen. Indem ich sie den Arbeiten des IV. Heftes vorausschicke, will ich nicht unterlassen auf eine kurze »vorläufige Mittheilung über weitere Cultur- methoden der Pilze« bei den naturforschenden Freunden zu Ende des Jahres 1875 hinzuweisen1). Die für eine exaete Untersuchung der Pilze erforderlichen Methoden fin- den ihren einfachsten Ausdruck in der Aufgabe , den einzelnen Pilz, das Indi- viduum, sei es klein oder gross, von einem einzigen Keime ausgehend schritt- weise in allen Phasen seines Lebens bis zurück zum Ausgangspunkte, zu der Spore, zu verfolgen. Die einzelnen Momente seiner Entwicklung, die gesammte Morphologie des Pilzes können hierbei nicht minder Gegenstand der Untersuchung sein, wie physiologische Vorgänge und Erscheinungen , welche etwa mit dem Leben verbunden sind. Diese Aufgabe ist im Princip keine andere, als wie sie für alle übrigen Pflanzen voiiiegt; sie wird nur bei den Pilzen zu einer eigenartigen dadurch, dass hier eine Reihe von seeundären Momenten eine Rolle spielen, die ander- weit überhaupt nicht oder kaum in Betracht kommen. Diese sind gegeben er- stens in der Lebensweise der Pilze und in der Art ihrer Entwicklung, zweitens in anderen mehr oder minder morphologischen Eigenthümlichkeiten z. B. in der geringen Grösse , in der Formausbildung und in der Ausgiebigkeit ihrer Fort- pflanzungsorgane und namentlich in deren leichter und weiter Verbreitung, die damit im engsten Zusammenhange steht. Die Pilze leben in der Natur nicht in durchsichtigen Medien, worin wir die grünen Pflanzen, welche ihnen in morphologischer Beziehung am nächsten stehen, die Algen, fast allgemein antreffen, noch bilden sie, von kleinen Formen abgesehen, einheitlich übersichtliche Pflanzenkörper, welche sich nach Art der ') Brefeld , Neue Culturmethoden zur Untersuchung der Pilze. Abh. der Ges. nat. Fr. in Berlin. December 1875. höheren Pflanzen in andurchsichtigen Medien auch nur einigermaassen abtren neu und beurtheilen lassen. Es folgt hieraus, dass wir von der morphologischen Gesammtheit eines Pilzes, wie er in der Natur vorkommt, nur eine unvollstän- dige, oft gar keine Vorstellung gewinnen können, wenn wir auch die Beobach- tung mit eben so viel Ausdauer, als die Untersuchung mit Vorsicht ausführen. Hierin liegt der natürliche Grund, dass last alles, was in älteren und auch noch ziemlich neuen mycologischen Werken beschrieben ist, nicht eigentlich Pilze sind, sondern nur Theile von Pilzen, meist Fruchtkörper oder Fruchtträger; und dass die Erforschung und Kenntnis* der Pilze im Allgemeinen noch sehr im Argen lag zu einer Zeit, in welcher die Morphologie und Biologie der Algen, deren Erforschung als Bewohner klaren durchsichtigen Wassers der Beobachtung keine Schwierigkeiten entgegenstellte, welche nicht mit einer guten Linse und der nöthigen Geduld zu überwinden waren, bereits einen relativ hohen Grad der Ausbildung erreicht hatten. Da nun die Pilze in den natürlichen Verhältnissen, in den undurchsichti- gen Medien, worin sie leben, der Untersuchung nicht oder nur zum Theil zu- gänglich sind, so folgt von selbst, dass die Substrate für ihre Entwicklung besonders geschaffen werden müssen, wenn diese in übersichtlicher und zusammenhängen- der Form erschlossen werden soll. Es liegt der Gedanke dies auszuführen so nahe als möglich , aber die Ausführung selbst hat sich nur langsam vollzogen, und es dürfte nicht ohne Interesse sein, einen Augenblick bei dem Gange dieser Entwicklung zu verweilen. Tulasne war der erste, der die Cultur der Pilze begonnen hat. Er Hess die Sporen in Wasser keimen. Schon in diesem einfachen Verfahren kamen eine Menge interessanter Beobachtungen zu Tage, namentlich bei solchen Pilzsporen, die mit Nährvorräthen für den Dauerzustand und für die spätere Keimung reich- lich verseilen sind, und bei denen sich in dem Keimungsacte , soweit er aus eigenen Nährmitteln bestritten wird, schon wichtige Lebensabschnitte in verkürz- ter, gleichsam zusammengedrängter Form vollziehen; hierher gehören die Kei- mungen von Dauersporen parasitischer Pilze z. B. der Ustilaginccn und Aeci- diomyceten1). De Bary ging einen Schritt weiter. Er versuchte schon die ') Man vergleiche die bekannten Arbeiten Tulasne' S in den Ann. d. scienc. und in seiner Carpologie z. B. Ann. d. sc. IS" .Serie T. XII, 4° Serie T. II. I« Entwicklung der Pilze in künstlichen Nährlösungen über die ersten Keimungs- stadien hinauszuführen, er versuchte aber namentlich die Keimlinge von para- sitischen Pilzen auf den Nährpflanzen weiter zu verfolgen, und hier durch die directe Beobachtung des Eindringens der Keimlinge den Zusammenhang des parasitisch lebenden Pilzes mit den Krankheitserscheinungen der Nährpflanze resp. der Wirthe der Parasiten zu erweisen1). — Die künstlichen Culturen, welche De Bari/ nach der ersten Richtung machte, waren primitive. Es gelang ihm weder eigene Irrthümer zu vermeiden, noch die Fehler anderer Mycologen als solche zu erweisen, Fehler, welche eine lange Zeit hindurch auf Grund unexacter Culturversuche nur d esshalb Boden gewannen, weil die exacte Methode fehlte, die fehlerhaften Beobachtungen durch richtige zu beseitigen. Die Untersuchung De Bary's über den Mucor Mucedo'2), an welcher auch Woronin mit geholfen, zugleich die ausführlichste, welche er bei saprophytischen Pilzen gemacht hat, ist, ganz abgesehen von ihrer Unvollständigkeit, nichts wie eine Kette von Irrthümern, welche allein zurückzuführen sind auf die primitiven Culturmetho- den, nach welchen er die Untersuchung ausgeführt hat. In Eurotium Asper- gillus 3) ist zwar die Entwicklungsgeschichte eine zusammenhängende und richtige; indess statt der Monate mühsamer Arbeit über die Entwicklung der Perithe- cien, die erst nach wiederholten Anläufen ihr Ende erreichte, hätte bei ent- wickelter Culturmethode ein einziger Morgen und ein einziges Präparat für die Untersuchung ausgereicht. — Mit der Untersuchung von Dictyostelium') habe ich bald nachher die erste Probe der Culturmethoden gegeben, die ich später bei den weiteren Untersuchungen in meinen »Schimmelpilzen« vervollkommnet habe5). Die Durchführung geschlossener Entwicklungsgeschichten auch von den höchst differenzirten Pilzformen, die Möglichkeit einer continuirlichen Beobachtung von Spore zu Spore, wobei jeder Irrthum, jede Fehlerquelle ausgeschlossen blei- 1) De Bary , Die Brandpilze 1853, Neue Untersuchungen über die TJredineen. Monats- berichte der Akademie in Berlin 1865 — 66, Recherches s. 1. Champignons parasites. Ann. d. sc. nat. 1863. IV. Serie. T. XX. 2) De Bary und Woronin , Beiträge zur Morphologie und Physiologie der Pilze, IL Reihe, Mucor Mucedo p. 23 — 24. 3) Beiträge, III. Reihe, Eurotium p. 1 — 23. 4) Brefeld, Dictyostelium mucoroides. Abh. der Senkenberg. Naturf Gesellschaft, Band VII. 5) Brefeld, Die früheren Hefte dieser Schimmelpilze. 5 ben, wird ermöglicht durch die Herstellung künstlicher Nährlösungen, welche vollständig durchsichtig und pilzfrei sind, welche die Mängel des natürlichen Substrates, Undurchsichtigkeit und Unzugänglichkeit für die Beobachtung, aus- schliessen, aber doch alle seine Vorzüge für eine üppige Ernährung in sich vereinigen. Die Herstellung von künstlichen Nährlösungen ist nach dem Vorkommen der l'il/.e in der Natur meist schon von seihst an die Hand gege- ben. Eine Nährlösung, welche diejenigen Substanzen gelöst enthält, die in einem testen Substrate, worauf ein Pilz in der Natur vorkommt, sieh rinden, wird auch mit aller Wahrscheinlichkeit ein geeignetes Substrat für die Entwicklung des Pilzes abgeben. In sehr vielen Fällen gelingt es. eine solche Nährlösung durch Auskochen des Substrates herzustellen. So ist z. B. der Mist von Kräuter fres- senden Thieren vielleicht der ergiebigste Nährboden für die verschiedensten Pilz- formen, und ein Decoct, aus frischem Miste bereitet, giebt, wenn es klar und pilzfrei gemacht ist, eine ganz vorzügliche Culturlösung ab, in welcher sehr viele, wohl die meisten Pilze wachsen. Man rührt den Mist mit Wasser zum dicken Breie an und lässt diesen einige Stunden im Dampfbade stehen; in der nach dem Erkalten klar abfiltrirten Flüssigkeit ist die Nährlösung hergestellt. Sie hat nur noch einen Mangel, sie ist auch in diesem Zustande noch nicht pilzfrei. Dies wird sie erst nach längerem Kochen, oder nach wiederholtem Aufkochen in längeren Pausen, oder noch besser und leichter nach eintägigem Aufenthalt in einem Dampfbade. Ist dies geschehen, dann ist das Decoct haltbar, weil es frei von lebenden Pilzkeimen ist; es hält sich unbegrenzte Zeit1) hindurch unver- ändert, wenn ein erneuter Zutritt von Pilzkeimen aus der Luft durch geeigneten Verschluss verhindert wird. — In derselben Art können haltbare Nährlösungen aus süssen Früchten gewonnen werden. In diesen kommen vorzugsweise solche Pilze zur Entwicklung, welche auch in der Natur auf Früchten gefunden wer- den; dies sind die meisten Schimmelpilze. Um hier die Nährlösungen klar zu gewinnen, zieht man am besten die getrockneten zerschnittenen Früchte /.. B. Pflaumen oder Rosinen etc. mit kaltem Wasser aus, und macht dann den ') Ich habe Mistdecoct, in dieser Weise bereitet, seit beinahe 6 Jahren aufbewahrt, ohne dass us rine andere Veränderung erfahren hat, als die einer ziemlich starken Nachdunkelung , welche aber in der dünnen Schicht des Culturtropfens von gar keiner Bedeutung für die Anwendung ist. klar filtrirten Auszug durch Auskochen, wie früher, pilzfrei. Durch Absättigen der freien Säure in diesen Säften mit Ammoniak erhalten sie als Nährlösungen für Pilze eine grössere Verwendbarkeit, da die aus den Früchten stammende Säure für viele Pilze ein Hinderniss der Entwicklung ist. — Sehr bequem er- hält man solche fast säurefreie Nährlösungen in der ungegohrenen Bierwürze aus jeder Brauerei; sie ist nur schwer zu klären und bildet ausgekocht neue Niederschläge. Für den praktischen Gebrauch ist es bequem, die Nährlösungen, im Gros- sen in Kolben, im Kleinen in Reagensröhrchen auszukochen, welche schon vor- her mit einem Glasstabe zum Herausnehmen der Tropfen versehen und mit mehrfacher Lage von Fliesspapier verdeckt sind, oder in kleinen Spritzflaschen, aus denen man leicht einzelne Tropfen entnehmen kann. Es genügt in der Re- gel ein einmaliges Aufkochen nach jedem Gebrauche, um sie in der Länge der Zeit pilzfrei und klar zu erhalten ; auch dieser Mühe ist man überhoben, wenn man zur Aufbewahruna; der Culturlösunaeri besondere mit Hähnen versehene Glasgefässe anwendet. — Bei Fruchtauszügen ist ein Eindampfen der Nähr- lösungen zur Dicke eines Syrups oder eines Extractes für eine lange Haltbar- keit anzurathen. Durch die Concentration der Nährstoffe werden die Substrate häufig gegen Pilze ganz geschützt; für Mistdecoct trifft dies aber nur dann zu, wenn man es vorher angesäuert hat. Zu dem jedesmaligen Gebrauche können von solchen ohne besondere Vorsicht aufzubewahrenden Extracten beliebige, für die einzelnen Versuche ausreichende Mengen in Wasser aufgelöst und je nach Umständen concentrirt oder in verschiedenem Grade verdünnt ohne Weiteres benutzt werden, sobald sie ausgekocht sind. Aehnliche Nährlösungen wie aus den verschiedenen Früchten lassen sich durch Auskochen getrockneter Pflanzen oder Pflanzentheile, Heu, Wurzeln, Holz etc. leicht herstellen. — Von künstlich zusammengesetzten Culturflüssigkeiten leistet eine Abkochung von Hefe mit grösserem oder geringerem Zuckerzusatze unter Umständen gute Dienste, ebenso eine ziemlich stark verdünnte Auflösung von Fleischextract mit und ohne Zucker, und endlich Compositionen, welche aus anorganischen und organischen Nährbestandtheilen gemischt und in beliebigen, für den Einzelfall besonders bemessenen Verhältnissen bereitet werden können. Ein lösliches Kohlenhydrat wie Traubenzucker etc., schwefel- oder salpetersaures Am- moniak und Cigarrenasche in Salpeter- oder Citronensäure soweit möglich aufgelöst, sind /.. B. sehr geeignete Engredienzien für Nährlösungen dieser Art: diese sind. namentlich wenn sie etwas sauer reagiren, für Versuche mit Gährungspilzen allen andern vorzuziehen. Auf die chemische Beschaffenheit der Nährlösungen, ob sie alkalisch, sauer oder neutral sind, ist ganz besonders zu achten und dabei festzuhalten, dass neutrale oder schwach saure Lösungen für die Cultur der meisten grösseren Pilze am günstigsten sind. Wo es möglich ist, sind immer etwas sauer reagi- rende Lösungen vorzuziehen, so bei den meisten Schimmelpilzen. In anderen Fällen, /.. 15. bei den höheren Pilzformen, den Basidiomyceten und anderen, ist es aber häufig gerade die Säure, welche, auch wenn sie spurenhaft vorherrscht, die Entwicklung hindert, sogar nicht einmal eine Keimung der Sporen ge- stattet. Mit der Anwendung klarer pilzfreier Nährlösungen , in welchen sich die Untersuchungen der Pilze durch directe Beobachtung mit derselben Leichtig- keit ausführen lassen, als ob sie in dem durchsichtigen Wasser lebten, wird die mycologische Untersuchung gleichsam in eine algologische umgewandelt, d. h. es sind mit den Nährlösungen die Bedingungen für die Entwicklung der Pilze künstlich hergestellt, unter welchen wir die Algen, die meistens das Wasser be- wohnen, ohne weiteres natürlich antreffen. Sobald wir indess mit dem künstlich geschaffenen Hülfsmittel der klaren Nährlösung an die Untersuchung der Pilzformen praktisch herantreten, müssen wir bald die Ueberzeugung gewinnen, dass wir uns im Anfange neuer Schwie- rigkeiten befinden, und dass von den Hindernissen, welche der Ausführung my- cologischer Beobachtungen entgegenstehen, nur erst ein einziges überwun- den ist. Die Untersuchung eines Pilzes im Wege der Cultur setzt wei- terhin und zwar in erster Linie voraus, dass bei der Cultur des einen alle übrigen Pilze ausgeschlossen werden. Theoretisch scheint dies zwar leicht, in der Wirklichkeit liegen aber die Dinge anders, und es zeigt sich bald, wie schwer es wird, diese einfachen Voraussetzungen zu erfüllen. Hier liegt der Schwerpunkt mycologischer Untersuchungen, und die Geschichte lehrt, dass gerade hier die meisten Beobachtungen gescheitert sind, die meisten Irr- thümer sich in die Untersuchung eingeschlichen haben. Um dies richtig zu verstehen, wird es noth wendig, eine Reihe schon vorhin kurz erwähnter nun- — 8 — phologischer und physiologischer Momente eingehender zu berücksichtigen, die den Pilzen vorzugsweise eigenthümlich sind. Die Pilze sind chlorophyllfreie Pflanzen, welche sich ihre organische Nah- rung nicht selbst machen wie die grünen Pflanzen, sondern auf bereits vorhan- dene organische Substanz hingewiesen sind, welche, mag sie von Pflanzen oder Thieren herrühren, von den grünen Pflanzen ursprünglich abstammt. Das Vor- kommen der Pilze in der Natur ist hiernach ein beschränktes. Sie leben dort, wo sie Nahrung finden, und verschwinden wieder, wenn sie verzehrt ist, um sich an anderen günstigeren Stellen neu anzusiedeln. — Die meisten Pilze sind Land- pflanzen, wenige leben im Wasser oder amphibisch. Das Wasser besitzt nur dann die Fähigkeit Pilze zu ernähren , wenn " es nach unseru Begriffen schmut- zig ist, d. h. wenn es organische Substanzen enthält, welche von abgestorbenen Pflanzen oder Thieren herrühren1). Als Landpflanzen ist für sie die Atmosphäre das Medium, durch welches sie sich mit ihren Sporen verbreiten. In der Luft sind die verschiedensten Pilzkeime ein Bestandtheil dessen, was man »Staub« nennt. Die von den Entwicklungsheerden oder den erschöpften Standorten durch atmo- sphärische Einflüsse, namentlich durch Wind, aufgetriebenen Sporen schwimmen als Staub in der Luft, bis sie sich bei Windstille abgesetzt haben, oder durch Regen auf den Boden niedergeschlagen werden. Man braucht nur den Staub zu untersuchen, der an beliebiger Stelle sich gesenkt hat, und man wird Pilz- keime aller Art finden. In dem gefallenen Staube ist die Analyse der Luft auf fixe Bestandtheile resp. Pilzkeime am besten und reinlichsten auszuführen. Man hat auch wohl versucht sie mit Hülfe von Baumwollcnpfropfen zu machen, die man als Filter anwendet; aber hier muss man die Pilzkeime unter andern Staubtheilchen erst an der Baumwolle aufsuchen, dort hat man sie im Staube reinlicher ohne sie. Die grosse Verbreitung der Pilzsporen in Und durch die Atmo- sphäre wäre nun nicht wohl denkbar, wenn sie nicht durch besondere Um- stände begünstigt würde, Umstände, welche wieder in morphologischen und biologischen Eigenthümlichkeiten der Pilze begründet sind. — Die Sporen ver- breiten sich um so leichter, je kleiner sie sind; und mit je geringerem Stoffauf- l) Von parasitischen Pilzen, die auch im Wasser auf Algen und andern Wasserpflanzen leben, soll hier zunächst abgesehen werden. — 9 — wände sie von den Pflanzen gebildet werden, am so zahlreicher können sie wiederum erzeugt werden. So finden wir, dass die Kleinheil der Sporen und die grosse Fruchtbarkeit an Sporen bei den Pilzen zu einander und zu der grossen Verbreitung der Sporen in dem engsten Zusammenhange stehen. Die Sporen sind, wie schon jeder Schimmelpilz und jeder Schwamm auf- weist, st) klein, dass man sie mit blossem Auge meist einzeln nicht selten kann, sie können daher auch in der Luft nicht direct wahrgenommen werden. Eben weil dies nicht möglich ist, blieb man so lange in Unkenntniss über das \ orkom- men der Pilzsporen in der Atmosphäre, wiewohl eine blosse Erwägung filier die natürliche Art der Verbreitung der kleinen Pilzkeime hierüber von vorn herein kaum einen Zweifel bestehen lassen konnte. Die anfangs räthselh alten Er- scheinungen über die spontane Gährung in zuckerhaltigen Pflanzensäften, also das Auftreten von Hefe in diesen, die Vorgänge der Fäulniss und ähnlicher Zersetzungen, welche mit dem Auftreten und dem Wirken von Pilzen zusam- menhängen, führten allmählich zu dem Verdachte, dass die auftretenden Pilzkeime aus der Luft kommen möchten. Die ausgeführten Analysen der Luft auf Pilz- keime, welche eine Zeit lang eine grosse Rolle spielten, bestätigten durch die That- sache den Verdacht und widerlegten die so bequeme Hypothese, dass die Keime durch eine Urzeugung entstehen. Sie riefen bald, auf die Luft als eine Fehler- quelle hinweisend, Versuche und Beobachtungen ins Leben, durch welche indirect bewiesen wurde, dass die scheinbar spontan auftretenden Pilzkeime in ganz einfacher und natürlicher Art aus der Luft stammen, indem sie niemals dann auftreten, wenn die Fehlerquelle ausgeschaltet d. h. die Luft nur in filtrirter, von Pilzkeimen befreiter Form zum Zutritt gelangt war. Mit eben dieser Fehlerquelle nun sind alle mycologischen Untersuchungen behaftet. Es drängen sich bei der Untersuchung eines Pilzes fremde Keime an allen möglichen Stellen in die Cultur ein, sie geben zu Verwechselungen der einen Form mit anderen und zu irrthümlichen Verbindungen verschie- dener Pilze als ebensovieler verschiedener Entwicklungsstadien eines einzigen die Veranlassung. Auf anderen Gebieten der Botanik sind Irrthümer dieser Art unbekannt, Verwechselungen von verschiedenen Formen mit einander von vorn herein fast unmöglich. Bei grossen Pflanzen sind sie undenkbar, bei Algen können sie kaum vorkommen, weil diese schon in ihren vegetativen Zuständen BrefV'ld, Botan. Qntersacliangen. IV. 2 — 10 — charakteristische Eigentümlichkeiten besitzen, welche den Pilzen meist ab- gehen. Wir wollen nun zunächst in Betracht ziehen, durch welche methodi- schen Hülfsmittel es gelingen kann, die Culturen rein auszuführen, also fremde Pilzkeime von ihnen auszuschliessen. — Alle Objecte, welche für eine mycologische Untersuchung im Wege der Cultur in Verwendung kom- men, sind mycologisch unrein; mögen sie auch noch so sehr gereinigt sein, es hängen doch an ihnen die verschiedensten Pilzkeime, und sie müssen besonders von diesen befreit werden. Es kann dies kaum anders geschehen als dadurch, dass man die Keime durch Hitze tödtet. Wir können nun eine Procedur in diesem Sinne leicht ausführen bei den verschiedenen Utensilien für die Cultur, also z. B. bei Gläsern, Objectträgern, bei Nadeln, Messern, Pincetten etc. und ferner bei den Nährlösungen ; wir können sie aber nach zwei Richtungen nicht anwenden, nämlich erstens nicht bei den Pilzsporen, welche zur Aussaat ver- wendet werden sollen, und zweitens nicht bei der atmosphärischen Luft, welche in den Arbeitsräumen sich findet. An diesen beiden Stellen bleiben die Fehler- quellen für die Einfuhr und das Eindringen fremder Pilzkeime in die Cultur bestehen, und es kann sich nur darum handeln, sie in anderer Weise, nämlich indirect zu beseitigen oder vielmehr auf ein Minimum zu reduciren. Was zuerst die Reinigung der Utensilien für die Cultur angeht, so ist diese nicht so leicht zu erreichen, wie man wohl meinen mag. Die Siede- hitze des Wassers tödtet nicht alle Pilzkeime, diese sind selbst nach einstündi- gem Kochen noch nicht todt1). Um sie umzubringen müssen Verstärkungen über die Siedehitze hinaus benutzt werden. Bei eisernen Utensilien ist ein Ausglü- hen leicht ausführbar; bei Objectträgern und ähnlichen gläsernen Objecten wie Culturgläsern und Kammern geht dies schlecht oder gar nicht. Man legt sie zur Reinigung in iOprocentige Salzsäure, und brüht sie dann in destillirtem Wasser ab, welches vorher einige Stunden gekocht hat. Ich verwende besondere Behälter, worin ich z. B. die Objectträger und Kammern wochenlang von der einen Cultur bis zur nächsten in verdünnter Salzsäure liegen lasse. Und erst seit ich dies thue, bleiben die Culturen von Spaltpilzen frei; es hat ausserdem 1) Brefeld, Ueber Bacillus p. 11. Vortrag in der Gesellschaft naturf. Freunde am 19. Fe- bruar 1878. 1 1 den Vortheil, dass sich die Culturlösungen auf der Fläche des Glases leicht ausbreiten, was in Fällen, wo «lies nicht geschieht, sein- anbequem werden kann. I "in die Nährlösungen pilzfrei zu machen, wende ich, wie schon angedeutet, ein eintägiges Erhitzen im Dampf bade an. Die Reagensröhrchen mit (ilasstal) verseilen und doppeltem Fliesspapierverschluss verdeckt, bleiben, je besonders mit den verschiedenen Nährlösungen beschickt, einen Tag in einem besonderen Dampfbade stehen, durch dessen durchlöcherten Deckel sie bis an den Rand eingeführt werden können. Die atmosphärische Luft in den Arbeitsräumen kann ohne Schwie rigkeit auf einen Punkt der Reinheit gebracht werden, wo Störungen durch sie im Laufe der Culturen wenig mehr zu befürchten sind. Die zu vermeidenden Pilzkeime schwimmen als Staub in der Luft. Die Bildung des Staubes wird vornehmlich durch Trockniss und durch Bewegung der Luft begünstigt. Man kann also den Staub nach Möglichkeit dadurch vermeiden, dass man eine Verstäu- bung durch Trockniss erschwert, also den nach aussen gut abgeschlossenen Cultur- raum im Innern feucht erhält. Eine beliebige Einrichtung, den Arbeitsraum und namentlich den Fussboden häufig mit nassen Lappen zu reinigen, leistet hierfür schon wesentliche Dienste. Je weniger anderweit in diesem Räume verkehrt wird, je ausschliesslicher er den speciellen Zwecken der Pilzculturen dient, je grös- sere Reinlichkeit man beobachtet, um so mehr wird die Bildung des Staubes im Innern und das Eindringen desselben von Aussen vermieden werden können. In einem besonders ausgewählten und mit zweckmässigen Einrichtungen und Vorkehrungen den Staub zu beseitigen und seine Bildung im Innern zu verhü- ten versehenen Räume, kann es nicht schwer fallen, die Luft fast ganz pilzfrei zu erhalten, und so die grosse Fehlerquelle einer unreinen Atmo- sphäre bei den Pilzculturen nahezu auszuschalten. Der Gewinnung eines möglich st reinen Sporen material es zur Aussaat, zum Ausgangspunkte für die Culturen, müssen wir unsere Aufmerksam- keit etwas specieller zuwenden. — Bei Pilzen mit grossen Frucntkörpern sind die Sporen leicht rein zu gewinnen. Sie werden in den meisten Fällen in geschlos- senen Behältern gebildet, vielfach sogar abgeworfen oder gar mit einiger Kraft ejaculirt, und diese Sporen, wenn sie in einem reinen Räume auf reinen Object- — 12 — trägem oder Uhrgläsern aufgefangen oder in Papierkapseln eingesammelt werden, welche einen Tag lang in einem auf 1 50° erhitzten Räume gelegen haben, sind so rein, als man sie nur wünschen kann. — Ebenso ist von grösseren Faden- pilzen, welche ihre Sporen in Sporangien bilden, ein reines Culturmaterial in diesen Sporangien leicht zu erhalten. — Bei kleinen Schimmelformen, welche ihre Sporen abschnüren, ist die Sache schon etwas schwieriger, namentlich dann, wenn mehrere Formen durcheinander wachsen. Das hier entnommene Sporen- material ist nicht rein. Um es rein zu gewinnen stellt man am besten eine Reihe von Culturen an auf einem festen pilzfreien Substrate, welches zur Ernährung geeignet ist; ich komme später hierauf zurück. Der Regel nach hat man in diesem Wege, wofern die Culturen in einem reinen Räume ausgeführt werden, schon mit der 3. oder 4. Cultur ein Material zur Aussaat, wie man es sich reiner nicht wünschen kann. — Gehen wir von den kleinen Schimmelpilzen weiter zu den einzelligen Formen der Spross- und Spaltpilze, so ist die Reingewinnung der Formen nur in weiteren Umwegen möglich. — Bei den Sprosspilzen (und ebenso auch bei den Fadenpilzen) geht es noch häufig an, die einzelnen Keime direct zu isoliren und mit diesen die Culturen für reines Material zu beginnen. Durch Mischen der Keime mit Wasser bis zu einem Grade, dass in einer be- stimmten Menge meist kein einziger oder auch nur ein einziger Keim vorhan- den ist, lässt sich die Trennung in einzelne Keime bis zu den kleinsten Formen ohne eine directe Beobachtung empirisch durchführen1). Wo aber diese Art der Trennung aus anderen Gründen nicht angewendet werden soll, dort müssen wie- der seeundäre Momente zu Hülfe genommen werden, welche sich aus der ab- weichenden Lebensweise und aus anderen morphologischen und physiologischen Eigenthümlichkeiten der verschiedenen Formen herleiten lassen. So leben die Kahmpilze vorzugsweise an der Oberfläche der Nährlösungen, während die Gährung erregende Hefe in ihnen vegetirt. Hierdurch gelingt schon eine Sonderung, welche in weiteren Culturen fortgesetzt zu immer reinerem Materiale führt. — Die chemische Beschaffenheit der Nährlösung, ob sauer oder neutral und ihre Zusammensetzung spielt weiter eine Rolle, indem die eine Form diese, l) Es setzt diese Methode der Trennung eine vollkommen gleichmässige Vertheilung der ein- zelnen Keime in der Flüssigkeit voraus. Diese ist nicht immer leicht zu erreichen und so können sich, wenn man nicht sehr vorsichtig und kritisch zu Werke geht, leicht mehrere und damit fremde Keime in die Culturen einschleichen. die andere jene Art der Nährlösung vorzieht, oder besser verträgt and durch den Vorsprung in der Vermehrung in weiteren Culturen zur alleinigen Herr schaft gelangt. Abgesehen von der Beeinflussung der chemischen Beschaffen- heit der Substrate auf die Entwicklung der verschiedenen Formen ist aber eine mehr oder minder grosse Verschiedenheit in der Schnelligkeit des Wachsthums den einzelnen Formen für sich eigen. Durch längere Reinculturen werden daher die Formen mit schnellerem Wachsthum die übrigen völlig verdrängen und zur idealen Reinheit gelangen müssen. - In der verschiedenen Fähigkeit dieser kleineu Formen bald nur vom freien Sauersten' der Luft zu leben, bald ohne freien Sauerstoff die Kräfte zum Lehen aus der Zersetzungswärme hoch zusammengesetzter Verbindungen, welche sie spalten, zu entnehmen, liegt ein ferneres Mittel für die Trennung der Formen. Durch dieses Mittel ist z. B. die Alkoholhefe, die unentbehrliche Culturpflanze für unsere Gährungsfabriken in consecutiven Culturreihen im Grossen seihst zu einer fast vollkommenen Rein- heit gediehen. Sie vermehrt sich ohne Luftzutritt in der sauren Mostflüssigkeit schliesslich fast allein, die anderen mit den Trauben zugleich eingeführten Keime vertragen die Säure des Substrates nicht so gut oder gar nicht und treten in Folge dessen in der Vermehrung gegen die Hefe, welche weiterhin den Zucker zersetzend ohne Luft lebt, bald sehr weit zurück und verschwinden in laufenden Culturen völlig. — Für die Trennung der Spaltpilze gilt dasselbe, was ich eben für die Formen der Sprosspilze im allgemeinen und für die Alkoholhefe specia- ler ausgeführt habe. Abgesehen von der Isolirung einzelner Keime durch Ver- dünnung mit Wasser können auch hier verschiedene Lebensweise und anderweite physiologische Momente in mannichfacher Art zur Trennung der Formen benutzt werden. Aber bei den Sprosspilzen speciell kommt noch ein anderes Trennungs- mittel hinzu, nämlich die ganz verschiedene "Widerstandsfähigkeit gegen äussere Einflüsse, namentlich gegen die Hitze. Es gibt hier Formen, welche die Siede- hitze leicht ertragen, wenn sie Sporen gebildet haben, andere hingegen, welche sie nicht ertragen können; nur die ersteren entwickeln sich in ausgekochten Nähr- lösungen, während die anderen durch Kochen getödtet werden. Macht man nur von den hier hervorgehobenen Einzelheiten einen zutref- fenden Gebrauch, so fällt es schon nicht schwer die Trennung selbst der kleinsten Formen durchzuführen, und ein reines Culturmaterial zu gewinnen. Dieses lässt sich in reinen Papierkapseln an einem trocknen Orte für längere Zeit leicht — 14 — aufbewahren, die Sporen behalten ihre Keimkraft häufig auf Jahre1) hinaus (z. B. beim Aspergillus über 6 Jahre, Schimmelpilze III. Heft pag. 26 Anmerk. 2). Wenn sie durch längeres Aufbewahren in der Keimkraft geschwächt sind, so keimen sie bei der Cultur langsamer , oft erst nach einigen Wochen aus ; dies ist sowohl für die Beurtheilung der Keimdauer wie für die Verwendung der Spo- ren als Culturmaterial nicht ausser Acht zu lassen. Nunmehr bleibt noch die Aufgabe zu lösen übrig, die Unter- suchung der Entwicklungsgeschichte von einem einzigen Keime ausgehend mit den reinen Nährlösungen, den reinen Utensilien und dem reinen Sporenmat eriale in der Art einzuleiten und durchzu- führen, dass jede Störung vermieden und eine ununterbrochene Beobachtung möglich wird. Die Isolirung eines einzelnen Keimes für die Cultur hat bei reinem Materiale keine Schwierigkeit und lässt sich bis hinab zu den kleinsten Pilz- formen leicht realisiren. Man nimmt eine kleine Partie des.Materiales und mischt sie gleichförmig mit reinem Wasser. Wo diese Procedur z. B. bei abgeschnürten Conidien auf Hindernisse stösst, wo die trockenen Sporen schwer benetzt werden und sich darum nicht vertheilen lassen, da braucht man sie nur eine Zeit lang in einer feuchten Kammer zu belassen, und dann in einem Röhrchen mit Wasser stark zu schütteln, dann sind sie alle benetzt und gleichmässig vertheilt. Hat man sich hiervon überzeugt, so verdünnt man die Mischung mit so viel Wasser, bis in einer mit einer lanzettförmigen Nadelspitze herausgenommenen Probe nur ein Keim sich vorfindet. Den Tröpfchen, die man auf die reinen Objectträger übertragen hat, setzt man, sobald man sich von der Anwesenheit einer Spore in ihnen mit dem Mikroskop überzeugt hat, einen oder zwei Tropfen reiner Nähr- lösung zu, wie sie für die Entwicklung des Pilzes jeweils geeignet ist. — Bei Sporen, welche gross genug und der Form nach deutlich kennbar sind, ist dieser Modus der Aussaat einer Spore mit Vortheil anzuwenden; er versagt aber den Dienst, wenn die Sporen klein und in der Form nicht charakteristisch sind. In solchen Fällen ist ein Kunstgriff mit Vortheil anzuwenden, der sehr nahe liegt. ') Hiervon machen viele Sporen von »Parasiten im engsten Sinne«, auf die ich später zurück- komme, eine Ausnahme, ebenso manche Fruchtbildungen und vegetative Dauerzustände von diesen Pilzen , welche immer in der nächsten Vegetationsperiode auskeimen , z. B. Mutterkorn, dessen Keimkraft verloren ist, wenn es bis zum März des folgenden Jahres trocken aufbewahrt wird. — 15 Die meisten Sporen vergrössern sich mit eintretender Keimung um ei anreinlichen Culturen, bei welchen etwas anderes als Verwechselungen von Pilzen nicht her auskommen Kann. Perncillium und Minor. Hefe und Spaltpilze sind der unver- meidliche Abschluss aller schmutzigen Culturen. Ihre allverbreiteten Keime drängen sich als eine Fehlerquelle ein, wenn man nicht alle die Vorsicht an- wendet, auf die ich hingewiesen habe. Sie vereiteln jede Cultur, indem sie ver- möge ihrer leichten Accommodation an lebendige Nährsubstrate und ihrer rapiden Entwicklung in den Nährlösungen Alles andere bald überwuchern und ganz verdrängen. Bei anderen Pflanzenformen z. B. den Algen hat es niemals Verwandtschaftsscalen gegeben, wie sie auf Grund unreinlicher Culturen für Minor und Penicillium gefunden wurden. Beide Pilze sind in dieser Art jahre- lang die unvermeidlichen Opfer von Verwechselungen gewesen, welche erst seit der Publication meiner Culturmethoden und dem Erscheinen der beiden ersten Hefte der Schimmelpilze, welche die geschlossenen Untersuchungen von Mucor und Penicillium brachten, zu einer historischen Reminiscenz geworden sind1). Der sogenannte Pleomorphismus in den Fruchtformen sollte etwas den Pilzen eigentümliches sein und erwies sich in Wirklichkeit als nichts anderes, als was bei allen andern Pflanzen vorkommt, und darüber hinaus als das fehlerhafte Resul- tat aus schmutzigen Culturen. Gerade hier liegt der Schwerpunkt für mycolo- gische Untersuchungen, hier liegt ein wesentlicher Grund, weshalb für sie besondere Methoden der Cultur gefunden werden mussten, die doch im Princip nichts anderes anstreben, als was sich auf anderen Gebieten der Botanik ganz von selbst versteht. In der Kleinheit und Massenproduction der Fort- pflanzungsorgane, welche die leichte Verbreitbarkeit nnd die grosse Verbreitung von selbst einschliessen, und in ihrer rapiden Ent- wicklung sind die speeifischen Eigenthünil i c h kei t en der Pilze gegeben, ausweichen das Bedürfniss nach besonderen mycologi- ') Man vergleiche hierüber nur die Literat urangaben, welche ich in den beiden ersten Hef- ten der Schimmelpilze angeführt habe. — 22 sehen Methoden hervorgegangen ist, Methoden der Untersuchung , die sich von anderen nur darin unterscheiden, dass in ihnen die- sen Sonderheiten zur Vermeidung von Irrthümern Rechnung ge- tragen ist. Indem ich nunmehr zu den Culturmethoden für grössere Pilz- formen mit länger währender Entwicklung und dann zu grösseren Cul- turen namentlich auch auf festem Substrate übergehe, will ich sogleich anschliessend an den letzten Absatz einen Punkt besprechen, dessen ganz be- sondere Wichtigkeit für das Gelingen eben dieser Culturen ich erst in der Länge der Zeit beurtheilen lernte. Wenn ich auf den mühsamen Weg zurückblicke, den ich für die Cultur grösserer Pilze selbst zurückgelegt habe, wenn ich namentlich der vielen vergeb- lichen Versuche gedenke, welche ich gemacht, bis ich endlich zum Ziele kam, so finde ich, dass die grösste Schwierigkeit in der Bekämpfung der Spalt- pilze gegeben ist. Sobald man reinlich arbeitet, sind die Eingriffe und Störun- gen, welche die allverbreiteten Schimmelpilzkeime verursachen, schon fast be- deutungslos, zumal wenn eine Verwechselung durch die directe Beobachtung- ausgeschlossen ist. Anders steht die Sache bezüglich der kleinen Spaltpilzformen. Wo sie auftreten , ist es sofort um die Cultur geschehen. Durch schnelles Wachsthum und Vermehrung und namentlich durch die zersetzenden Einflüsse, welche sie vielfach auf die Nährlösungen ausüben, hemmen sie bald das Wachs- thum der Fadenpilze. Diese kommen nicht weiter, werden von den Spaltpilzen verdeckt und damit ist der Ausgang der Cultur ein illusorischer geworden. Hier ist das Gelingen einer Cultur, die 3 — 4 Wochen in Anspruch nimmt, fast iden- tisch mit der erfolgreichen Bekämpfung der Spaltpilze. Bei meinen Unter- suchungen über die Basidiomyceten habe ich in den ersten Jahren mehrfach einen Stillstand eintreten lassen müssen, weil ich trotz aller Vorsicht und Rein- lichkeit nicht im Stande war die Bacterien auszuschliessen. Als ich sicher er- kannt hatte, dass sie die Uebelthäter waren, und mir vornahm sie systematisch zu bekämpfen, kam ich allmählich hinter die Fehlerquelle und lernte sie end- lich völlig beseitigen. Es stellte sich im Laufe der Versuche zur Evidenz her- aus, das die Bacterien nur zu einem kleinen Theile aus der Luft, zu einem wesentlicheren Theile aber durch Utensilien eingeführt werden. Benutzt man Nadeln, Pincetten etc., die nicht ausgeglüht, Objectträger, die nur in kochendem — 23 Wasser gelegen haben, oder ein Sporenmaterial, welches nicht mit aller Sorgfalt auf besonders gereinigten Objectträgern oder Papier aufgefangen ist, so kommen unvermeidlich Bacterien in die Cultur; sie erscheinen mit dem '.'>. Tage und am 4. ist schon der Stillstand im Wachsthum der Fadenpilze eingetreten. Nur wenn alle Utensilien ausgeglüht, wenn die Objectträger in verdünnter Salzsäure Ins /um Gebrauche aufbewahrt werden, wenn die Nährlösungen einen 'lau, im Dampfbade gestanden haben, wenn bei der Gewinnung des Aussaatmateriales die äusserste Vorsicht angewendet wird, und wenn man in möglichst staubfreien Räumen die Culturen anstellt und aufbewahrt, nur dann erst gelingt es die Bacterien aus- zuschliessen und den natürlichen Entwicklungsabschluss zu erreichen. Ich über- zeugte mich davon, dass die Invasion der Spaltpilze aus der Luft in ruhigen Räumen, die nicht anders als bei Regenwetter gelüftet und nass gereinigt wur- den, schon keine häufige mehr war, auch wenn die Culturen 3 — 4 Wochen stehen blieben. Es gelang in dieser Art Tausende von Culturen der verschie- densten kleinen Basidiomyceten auf Objectträgern ungestört zu Ende zu führen, die Anlage von Fruchtkörpern in allen Stadien aufs genaueste zu verfolgen und oft 20 — 3(1 reife Fruchtkörper in einer einzigen Cultur zu gewinnen, welche eine Zeit von 3 — 4 Woehen bis zu ihrem vollen Ablaufe gebrauchte. Dabei war es möglich in der evidentesten Weise sicher zu stellen, wie die oft in ungeheurer Masse auftretenden Conidien, die nicht keimungsfahig sind, zu der Bildung der Frucht- körper in gar keiner Beziehung stehen'). Dieselben Resultate wurden dann in Culturen grosser Ascomyceten gewonnen, von Pezizen, Sordarien, etc., welche in allen Entwicklungsstadien des vegetativen und fruetificativen Lebens verfolgt werden konnten, bei welchen sich die Ascusfrüchte , (ebenso bei allen anderen untersuchten Ascomyceten} ohne jeden Befruchtungsvorgang bilden, trotzdem die nicht keimenden Conidien, die Spermatien, die mit der Bildung der Ascusfrucht nichts zu thun haben, bei vielen Formen häutig und in ungemessenen Mengen auftreten2). — Bei den vielen Culturen, die ich Jahre hindurch gemacht habe, fiel es mir namentlich auf, dass die Störungen durch Bacterien dann geringere sind, wenn die Nährlösungen durch irgend eine vegetabilische Säure sauer rea- ') Ich verweise hier auf die Untersuchungen über die Basidiomyceten , welche ich im 3. Hefte der Schimmelpilze zusammengestellt habe. 2) Diese Untersuchungen über Ascomyceten bilden die letzten Abhandlungen in diesem 4. Hefte der Schimmelpilze. — 24 — giren, also bei allen Nährlösungen, welche aus Früchten gewonnen sind. Die Anwendung solcher Nährlösungen ist darum immer vorzuziehen in Fällen, wo die Säure die Entwicklung des Pilzes, den man cultiviren will, nicht hindert. Lei- der ist dies aber für sehr viele Pilze der Fall ; die Basidiomyceten entwickeln sich nicht in Fruchtsäften, ebenso wenig viele Ascomyceten, hier bleibt nichts übrig als zu dem empfindlicheren Mistdecocte zu greifen: denn auch ein neutralisirter Fruchtsaft enthält nicht die zusagenden Nährsäfte und ist für Bacterien ebenso empfindlich , sobald er die Säure verloren hat, wie das Mistdecoct, welches »als Universalnährlösung für Pilzculturen« soweit meine Erfahrungen reichen, durch kerne bessere vorläufig zu ersetzen ist. Die Culturen von Pilzen auf Objectträgern, deren praktische Ausführung bisher besprochen wurde, bewegen sich nicht über gewisse Grenzen hinaus; es können in der beschränkten Men»e von Nährlösung nur Pilze von verhältniss- massiger Grösse zur vollen Entwicklung gebracht werden. Dort, wo die Formen massiger sind, gelingt es nicht, über früh begrenzte Punkte in der Entwicklung hinauszukommen. Sie stehen in Abhängigkeit von einer reicheren Ernäh- rung und einer üppigeren Entwicklung, und müssen daher durch andere Formen der Cultur erschlossen werden, die nunmehr Gegenstand unserer Betrachtung sein sollen. Nachdem wir bei der Untersuchung eines grösseren Pilzes über die näch- sten morphologischen Fragen, soweit sie durch Beobachtung in durchsichtigen Medien lösbar sind, genugsam unterrichtet, können wir ohne Weiteres zur Cul- tur auf undurchsichtigem festem Substrate übergehen, um in den wei- teren Entwicklungsstadien, die nur bei üppigerer Ernährung zu erreichen sind, an die früheren Beobachtungen anzuknüpfen und die Untersuchungen zum Abschluss zu bringen. Ehe wir aber der praktischen Ausführung dieser grösseren Culturen auf compactem pilzfreiem Nährboden, der eine unbegrenzte Menge von Nährstoffen bietet, uns zuwenden, wollen wir einen Augenblick bei der Bedeutung die- ser Art von Culturen verweilen, welche sich ungleich grösser erweisen wird, wie es oberflächlich scheinen mag. — Es ist in vielen Fällen möglich, Sub- strate für die Entwicklung der Pilze zu schaffen, so reich an Nährstoffen, wie die Natur sie fast nicht bietet. Durch die bessere Ernährung können Stadien der Entwicklung erreicht werden, welche in der Natur nicht oder nur selten zur 25 Ausbildung kommen. — Die bessere Ernährung wird mich verstärkt durch ein anderes Moment, welches fast noch schwerer ins Gewicht füllt. Es ist dies der Ausschluss jeder Mitconcurrenx von anderen Pilzen um das Substrat, Wir haben es in der Gewalt, das künstliche Substrat völlig pilzfrei herzustellen, also bei der Cultur des (-inen die Mitbewerbung jedes anderen Pilzes um das Substral völlig auszuschliessen. In der Natur kommt etwas Aehnliches kaum anders vor, als bei parasitisch lebenden Pilzen, welche bestimmte- Wirthe allein bewohnen. Die Kunst vermag in diesen Hülfsmitteln für die Cultur der Pilze, in der Be- seitigung; der Mitbewerbung vieler und der unbegrenzten Ernährung eines einzi- gen, die Natur gleichsam zu überbieten, und Culturbedingungen zu schliffen, welche thatsächlich in einzelnen Füllen mehr leisten als die Natur. So ist es mir beispielsweise gelungen von dem allverbreiteten Schimmelpilze »Penicillium crustaceum glaueum)«, der in der Natur auf keinem Substrate eine andere Fruchtform ausbildet, als die Conidienträger des allbekannten Schimmels, durch künstliche Cultur die Ascusfrüchte herzustellen, die sonst gar nicht auftreten' . Dasselbe gelang bei Aspergillusformen, bei welchen aber die Früchte schon über bestimmte Entwicklungsstadien nicht mehr hinauskommen. Der Vergleich mit anderen verwandten aber vollständigen Formen legt die Vermuthung nahe, dass es sieh hier um Fruchtformen bandelt, die im Untergange begriffen sind, die nur noch unter besonders günstigen Culturbedingungen auftreten, eine Vermuthung, die- um so wahrscheinlicher ist, als bei anderen verwandten Formen auch alle Cultur vergeblich und die Annahme des vollständigen Rückganges der Fruchtfor- men gerechtfertigt ist2). Die Erzeugung von Fruchtformen bei Pilzen, deren Exi- stenz der Analogie nach, soweit sie nicht aus dem Entwicklungsgange verschwunden sind, mit Sicherheit anzunehmen ist, kann weiterhin im Wege dieser künstlichen Culturen vermittelt werden. Bei der Mortierella Rostafinskii, einem Phycomyceten, den ich vor einigen Jahren auf Pferdemist antraf, erschienen schon nach wenigen Culturreihen bei üppigster Ernährung die merkwürdigen Zygosporen, die auf dem natürlichen Substrate nicht zu finden waren3). — Und so wie in dem einem Falle das positive Resultat von Werth ist, die Auffindung der zugehörigen Fruchfc- ') Bre/eld, Schimmelpilze 2. Het'l, über Penicillium. 2 Man vergleiche die Abhandlung in diesem 4. Heft der Schimmelpilze »Weitere Unter- Buchungen über Ascomyceten«. 3) Die 4. Abhandlung dieses Heftes. Brdfeld, Butan. Untersuchungen. IV. 4 — 26 — formen, so ist in anderen Fällen auch das negative Ergebniss langer Culturreihen, in welchen immer nur eine Fruchtform auftritt, nicht ohne Wichtigkeit, insoweit es einen thatsächlichen Beleg für die Annahme gibt, dass eben die weiteren Fruchtformen im Rückgänge begriffen, oder schon völlig eingegangen sind, eine Annahme, welche für die Beurtheilung der Pilzformen in biologischer Hinsicht kaum von geringerer Bedeutung sein dürfte1). — Als ein ferneres Beispiel von Culturresultaten dieser Art, will ich auf den Agaricus melleus hinweisen, den ich im III. Hefte dieser Schimmelpilze behandelt habe. Es wurden aus einzel- nen Sporen dieses grossen Hutpilzes Rhizomorphen gezogen von beträchtlichen Dimensionen, und an dem Culturmateriale über die Morphologie der vegetativen Zustände des Agaricus melleus und eine Reihe noch unklarer biologischer Frage- punkte mehr Aufschluss gewonnen, als dies bisher an dem natürlichen Materiale möglich war. — Ebenso konnte von Pezizen und anderen Ascomyceten (man vergleiche die letzten Abhandlungen dieses Heftes) ein Culturmaterial für die Untersuchung hergestellt werden, wie es gleich ausgiebig und übersichtlich in der Natur gar nicht zu finden ist. — Dabei sind gleichzeitig Beobachtungen nach an- derer Richtung von selbst an die Hand gegeben, die sonst kaum eine Beachtung finden würden. So stellte es sich heraus, dass unter den Pilzen eine nicht geringe Anzahl sich findet, bei welchen das Licht für den Ablauf der normalen Ent- wicklung unentbehrlich ist, dass ohne Licht bald die Anlage der Fruchtkörper überhaupt nicht eintritt, bald Vergeilungen des Stieles nach Art höherer Pflan- zen Platz greifen, bald die Anlage der Sporangien unterbleibt, bald endlich Vorgänge der Streckung nicht möglich sind, w eiche die Entfaltung des Frucht- körpers und damit zusammenhängend seine Entleerung von Sporen bedingen. Das naheliegendste Material für die Ausführung der Culturen auf festem Substrat ist in dem Miste von kräuterfressenden Thieren gegeben. Man weicht den Mist mit Wasser zu einem dünnen Breie auf und stellt die gut verdeckte Mischung einen ganzen Tag hindurch in ein Dampfbad ; dann sind alle vorhandenen Pilzkeime todt und auf dem Miste, von welchem man den flüssigen Theil abgiesst und als Nährlösung verwendet, lassen sich, nachdem er vorsichtig in reine, mit breitem Glasdeckel verdeckte Krystallisirschalen übertragen ist, die ') Ich verweise bezüglich weiterer Einzelheiten auf die drei letzten Abhandlungen dieses Heftes. 27 — Culturen auf das Leichteste ausführen. Man leut in der Art. wie es bei Objecl trägerculturen dargelegt ist. eine Spore oder einen jungen Keimling aui seine Oberfläche; je nach Umständen, wenn das Sporenmaterial ganz rein ist. kann man auch mehrere übertragen. - Will man einen noch ergiebigeren, für die mei- sten Pilzformen geeigneten Nährboden sieh künstlich herstellen, so gibt es kein besseres Material hierfür wie ungesäuertes Brod. Wenn es zwei mal "2 1 Stunden einem Luftbade von I ."><>" ausgesetzt gewesen ist, so kann es als pilzfrei angese hon werden. Es wird mit ausgekochtem Wasser in reinen Krystallisirsehalen wie- der aufgeweicht and so für die Cultur benutzt. Statt Wasser kann man nun auch beliebige Nährlösungen anwenden, das Brod gleichsam noch zu düngen. Hierfür ist in dem einen Falle Mistdecoct vorzuziehen, in einem /weiten die natürlichen Fruchtsäfte, die sauer reagiren, im dritten solche Säfte, in welchen man die Säure durch Ammoniak neutralisirt hat. - Für Eteihengenerationeh in Culturen dieser Art, deren Ausführung für die Gewinnung der verschiedenen Fruchtformen, oder für denNachweis, dass sie nicht mehr auftreten, nicht genug angerathen werden kann, muss man natürlich die Sporen von den einzelnen Culturen sammeln und immer für die folgende das Sporenmaterial der vorhergehenden verwenden. Für die Untersuchung von Gährungspilzen, namentlich für \ ersuche dar- über, ob und welche Formen die alkoholischen oder andere Gährungen erregen, sind natürlich nur Culturen in flüssigen Medien, in Zucker etc. haltigen Nährlösungen ausführbar. Hierfür verwendet man /,. B. künstliche Nähr- lösungen aus bestimmter Menge Traubenzucker mit etwas Ammoniaksalzen und mineralischen Bestandteilen aus Cigarrenasche, wie früher angegeben wurde. Nährlösungen dieser oder ähnlicher Art, die für die Pilze der Alkohol^iihrung am besten etwas sauer herzustellen sind, werden in Kolben ausgekocht, die mit einem Kautschukkorke versehen sind, in welchem ein Ableitungsrohr verschieden um- gebogen ^oder auch später mit AV'asser, oder Quecksilbervorlage versehen) ange- bracht ist. Hat man reines Material, so kann man viele Sporen einführen, sonst beliebig von einem einzelnen Keime, z. B. bei Versuchen mit Schimmelpilzen, ausgehen. — Es dürfte nicht überflüssig sein, hier zu bemerken, dass für alle Nährlösungen in Kolben ein Verschluss mit zwei- oder dreifachem Filtrirpapier für eine längere Aufbewahrung dann genügt, wenn die kochenden Dämpfe beim Auskochen der Lösung eine Zeit lang durch das Papier entwichen sind. Kork- 4* — 28 — pfropfen dürfen weder für Spritzflaschen noch für Nährlösungen jemals verwen- det werden, sie bleiben trotz aller Reinigung und allen Auskochens pilzhaltig, und führen eine schnelle Verderbniss herbei, die bei Kautschukpfropfen aus- geschlossen ist. Die Anwendung von Nährlösungen oder andern Nährsubstraten bildet den Ausgangspunkt für Pilzculturen und mycologische Untersuchungen, die von den einzelnen Sporen in geschlossener Folge hergeleitet werden sollen. Es gibt nun aber Vorkommnisse beiPilzen resp. deren Cultur, wo die An- wendung von Nährlösungen völlig ausgeschlossen bleibt. Dies trifft zu bei einer Reihe von morphologischen Gebilden, die im Laufe der Ent- Avicklung bei manchen Pilzen auftreten, Gebilden, die man ihrem Werthe nach bald als Fruchtkörper anzusehen hat, welche einen Dauerzustand durchmachen, ehe sie sich weiter entwickeln, bald nur als vegetative Formbildungen für den Dauerzustand ausgerüstet, welche der Fruchtbildung meistens vorhergehen. Diese Bildungen werden, ähnlich wie die Samen höherer Pflanzen, denen sie nicht morphologisch aber physiologisch in gewissem Sinne vergleichbar sind, von dem mütterlichen Organismus abgestossen, wenn sie reif sind d. h. wenn mit ihrer Formausbildung die Ausstattung mit Nährstoffen beendet ist, welche ausreicht, einen Abschluss der Entwicklung herbeizuführen, wie er in anderen Fällen auf der Mutterpflanze ohne Unterbrechung zurückgelegt wird. Es ist klar , dass hier, wo die Nährstoffe genügsam angehäuft sind, jede Ernährung überflüssig ist, und dass es nur des Ablaufes der Ruheperiode bedarf, um mit der blossen Zu- fuhr an Wasser die Auskeimung resp. den Entwicklungsabschluss zu erreichen. Hierher gehören die Sclerotien, vegetative Dauerzustände von Pilzen, z. B. die Sclerotien von Coprinus stercorarius und von Peziza Sclerotiorum , ferner die sclerotialen Zustände von Fruchtkörpern, wie sie z. B. bei Penicillium und Ery- siphe in verschiedenen Entwicklungsstadien auftreten, ferner die gleichsam zu einer Spore gewordenen, bald geschlechtlich bald ungeschlechtlich entstandenen Früchte bei niederen Pilzen, den Phycomyceten , also die Zygosporen der Zy- gomyceten, die zu Oosporen gewordenen Oogonien der Oomyceten bei Chytridia- ceen, Entomophthoreen und Ustilagineen1) und auch die Oosporen der Peronospo- reen etc. ') Weitere Ausführungen hierüber finden sich in den verschiedenen Abhandlungen dieses — 29 Di.sc Früchte oder Sporen ertragen meist eine Längere Aufbewahrung im trockenen Zustande, and es ist unmöglich ihre Keimung eher zu erreichen, als bis die bald nur kurze bald längere Ruheperiode durchlaufen ist. Hierfür ist die besondere Erfahrung im ein/einen halle zu machen; die natürlichen Le- bensverhältnisse der Pilzformen können freilich sehr gute Anhaltspunkte geben. Bei den kleinen Früchten kann man oft schon die Keimung in einigen Tagen auf dem Wassertropfen des Objektträgers erreichen /,. B. bei manchen Ustilagi neen. Wo die Auskeimung länger dauert und also auch eine Längere Befeuch tung uothwendig ist, dort rauss man die Kammern anwenden. Mau mischt die möglichst rein gesammelten oder noch besonders in Wasser gereinigten Sporen mit ausgekochtem Wasser und sucht sie durch Einsaugen in die Kammern so zu vertheilen, dass man die ein/einen genau verfolgen kann. In dieser Art der Cultur sind die Schimmel- und Bacterienbildungen, die sonst in der Länge der Zeit sehr lästig und oft gefährlich werden können, auf ein Minimum reducirt. Die gleichmässige Befeuchtung und Durchlüftung ist der Keimung besonders günstig, dabei eine eontinuirliche mühelose Beobachtung möglich. - Wenn die Früchte grösser werden, /,. B. manche Zygosporen, die Fruchtkörper von Peni- cillium, so geht es mit der früheren Beobachtung nicht weiter. Man legt die Früchte dann auf ausgekochtes Filtrirpapier, welches man in einem gut ver- deckten Uhrglase in kurzen Fristen von einigen Tagen mit ausgekochtem Was- ser neu befeuchtet. Für grosse Sclerotien, z. B. die von Peziza Sclerotiorum oder die von Mutterkorn, muss man groben Kieselsand nehmen, der aber jeden- falls vorher ausgekocht sein muss. Da diese Sclerotien in der Natur meist lose von der Erde bedeckt sind, so ist es gut, dies auch hier zu thun. überhaupt genau die Verhältnisse nachzuahmen, wie sie in der Natur sich finden, nament- lich die Sclerotien nicht nasser zu halten, als es die feuchte Erde im Freien ist. — Ich habe in dieser Weise oft die Keimungen ohne jede Störung heerdenweise erreicht, und alle Fruchtkörper, die überhaupt noch keimfähig sind, keimten ohne Ausnahme aus. Die Sclerotien und Früchte im Ruhezustande werden der Hegel nach am Abschlüsse der einen Vegetationsperiode gebildet, um dann in der nächsten aus- Heftes, namentlich über Entomophthora radicans, und in den Bemerkungen zur vergleichenden Mor- phologie der Pilze. — 30 — zukeimen. Der grössere Theil von diesen Bildungen verliert die Keimkraft nach Ablauf eines Jahres und alle Versuche, die Keimung in der zweitfolgenden Ve- getationsperiode zu erreichen, sind vergebens, z.B. beim Mutterkorn und vielen sporenartigen Fruchtkörpern. In anderen Fällen hält aber die Keimkraft jahrelang an, z. B. bei den Sclerotien der Peziza Sclerotiorum, wenn sie trocken aufbewahrt werden. Die sämmtlichen Culturmethoden, soweit sie bis jetzt Gegenstand unserer Betrachtung waren, beziehen sich auf Pilze, welche als Saprophyten von todter organischer Substanz zu leben vermögen , gleichviel ob sie in der Natur auch als Parasiten auftreten oder nicht. Bekanntlich würden wir bei der Gesammt- masse der Pilze eine Unterscheidung nach ihrer Lebensweise entweder als Saprophyten oder als Parasiten treffen können, je nach- dem sie todte oder organische Substanz bewohnen oder lebende Wesen befallen. In dieser verschiedenen Art der Lebensweise macht sich eine Adaptation in grös- serem oder geringerem Grade bemerkbar, welche in den extremsten Fällen soweit geht, dass gewisse Formen ganz bestimmte Lebensbedingungen für ihre Entwick- lung voraussetzen. Diese Adaptationserscheinung kann mit etwa derjenigen ver- glichen werden, welche wir bei Pilzformen antreffen, die in den Substraten Gährungs- und ähnliche Zersetzungsprocesse anregen, um hieraus für die Ab- wicklung ihrer Lebensvorgänge Vortheil zu ziehen. Dass die parasitisch leben- den Pilze von solchen Formen abstammen, die sich einst saprophytisch ernährten, und diese wiederum auf Formen zurückgehen, die chlorophyllhaltig waren, und sich selbst ernährten , kann so wenig zweifelhaft sein , als die Ableitung der Gährung und Fäulniss erregenden Pilze von solchen , welche diese Fähigkeiten noch nicht besassen. Die grosse Mannigfaltigkeit in der Art und dem Grade der Ausbildung dieser adaptiven Erscheinungen entspricht der möglichen Varia- tion, welche in den äusseren Lebensbedingungen der Pilze, der Zeitfrist ihrer Fortdauer oder der Häufigkeit ihrer Wiederholung denkbar ist. So treffen wir alle möglichen Uebergänge an zwischen saprophytischem und parasitischem Leben bei den Pilzen, und endlich an typischen Parasiten Fähigkeiten und Angriffs- mittel gegen ihre Wirthe ausgebildet, die oft in demselben Grade hoch ent- wickelt sind, als die Existenzfähigkeit unter anderen Bedingungen schon zurück- getreten ist. Die Zahl der saprophytischen Pilze, welche unter Umständen — 31 parasitisch auftreten, isl eine sehr grosse, vielleicht können alle oder die meisten von ihnen parasitisch leben, wenn gewisse Vorbedingungen erfüllt sind, wenn namentlich gewisse Angriffspunkte z. B. Verletzungen geboten sind. In- dess bei allen hier einbegriffenen Formen sind die adaptiven Fähigkeiten als Parasiten noch so gering und in der Fortdauer der Zeit so anvollkommen ausge bildet, dass sie alle, wenn sie auch als Parasiten angetroffen werden, mit leichtester .Mühe saprophytisch ernährt werden können. Ich will als Beispiele dieser Art, in welchen der Parasitismus einen ganz verschiedenen Grad der Ausbildung erlangt hat, ans den nachfolgenden Untersuchungen dieses [V. Heftes der Schimmelpilze nur auf Chaetocladium, Peziza Sclerotiorum, Pycnis sclerotivora, Botrytis Bassiana, Isaria farinosa, Claviceps purpurea etc. hinweisen. Wie ich nicht zweifle, ge- hören auch diejenigen Formen der Spaltpilze hierher, die man als Parasiten im thierischen Leibe antrifft, von wo sie gleichsam als Träger von Krankheitsstoffen Angriffsmittel auf das gesunde Individuum mit sich führen, welche wieder ver- loren gehen, sobald der Parasitismus durch eine andere Lebensweise abgelöst wird'). Alle Pilze nun, welche in der erwähnten Art als Parasiten auftreten, fallen ohne Weiteres unter die Culturmethoden, die ich für saprophytische Pilze angegeben habe. Von ihnen sind als eine nicht grosse Sehaar die Parasiten abzuscheiden. Parasiten im engsten Sinne, bei welchen es, so weit die Ver- suche reichen, nicht mehr gelingt sie saprophytisch zu ernähren, bei welchen schon, mögen sie Pflanzen oder Thiere bewohnende Parasiten sein, mehr oder min- der engt' Wechselbeziehungen zum Leben ihrer Wirthe anzutreffen sind, Bezie- l) Wenn es nun richtig ist, dass der Parasitismus als eine adaptive Eigenschaft sich durch andere Lebensweise wieder verlieren kann, so ist es gewiss nicht minder richtig, dass der Parasi- tismus sich durch rationelle Cultur auch künstlich ausbilden lässt, dass es also gelingen wird, aus beliebigen saprophytisch lebenden Pilzen z. B. Schimmelpiken Parasiten zu erziehen. Natürlich wird sich nur ein relativ geringer Grad von parasitischer Adaptation auch durch längere consecu- tive Versuchsreihen ausbilden lassen. Es sprechen aber alle Beobachtungen dafür, dass Erschei- nungen dieser Art sich schon in der Natur an den gemeinsten Schimmelpilzen finden, dass die Sporen dieser Pilze sich verschieden verhalten nach der Lebensweise der Individuen , von welchen sie ab- stammen. Von P. Grawitz sind in neuester Zeit experimentelle Untersuchungen nach dieser Rich- tung gemacht, (L'eber Schimmelvegetationen im thierischen Organismus, l'irchmvs, Archiv für pathologische Anatomie, B. 81, 1880) ebenso von Buchner, dessen Abhandlung erst nach Abschluss des Manuscriptes für dies IV. Heft der Schimmelpilze in meine Hände kam, (lieber experimentelle Erzeugung des Milzbrandcontagiums aus den Heupilzen, Sitzungsberichte der K. b. Akademie der Wissenschatten in München, Februar 1 SSO . — 32 — hungen, die nicht bloss in einer zeitlich correspondir.enden Entwicklungsperiode stehen geblieben sein können, die sich vielmehr auch bereits in der Ausbildung der morphologischen Charaktere ausgeprägt zeigen. Ein besonders charakteri- stisches Beispiel dieser Art ist in dem Fliegenpilz, in der Empusa Muscae1) gegeben , bei welchem die Art der Sporenausbildung und Entleerung und der Modus ihrer Keimung so genau den Lebensverhältnissen der Fliegen adaptirt, so eng mit dem parasitischen Leben des Pilzes auf den Fliegen verbunden ist, dass man meinen sollte, sie wären besonders für einander geschaffen. Zu diesen letzt erwähnten Parasiten dürften die meisten Ustüagineen, die Entomophthoreen, die Chytridiaceen und Peronosporeen unter den Phycomyceten gehören. Aus der Reihe der Mycomyceten sind die Aecidiomyceten als Beispiele besonders hervorzuheben, bei welchen schon viele, vielleicht die meisten For- men nur auf bestimmten Nährpflanzen anzutreffen sind, andere zwei verschiedene Wirthe bewohnend mit dem Wechsel der Fruchtform sogar einen Wechsel der Wirthe verbinden. — Ich muss aber hier einschalten, dass ich mit der Be- zeichnung »Parasiten im engsten Sinne« nur den hohen Grad der parasitisch adaptirten Lebensweise bezeichnen, aber keineswegs behaupten will, dass diese Pilze, die man bisher nur als Parasiten entwickeln konnte, nicht auch noch-sa- prophytisch leben können; ich bin vielmehr überzeugt, dass es sich auch hier, wie ich es in so vielen anderen Fällen erwiesen habe, nur um die richtige Methode handelt, sie wieder von dem parasitischen Leben allmählich abzubrin- gen, dass also auch in diesen weiter vorgeschrittenen Adaptationen so wenig constante Eigenschaften zu erblicken sind, wie dies bei den Pilzen der Fall sein kann, bei welchen wir die physiologische Eigenthümlichkeit , Gährungs- und Fäulnissprocesse zu erregen, besonders stark ausgebildet finden. Will man nun diese Pilze untersuchen, und namentlich den Zusam- menhang feststellen, in welchem bestimmte Krankheitserscheinun- gen an Pflanzen und Thieren zum Leben und zur Entwicklung dieser Parasiten stehen, was praktisch oft nicht ohne Bedeutung ist, so kann dies nur so geschehen, dass man den durch den Parasitismus adaptirten Eigenthümlichkeiten im einzelnen Falle besonders Rechnung trägt, dass man 1) Brefeld , Untersuchungen über die Entwicklung der Empusa Muscae und E. radicans, Abh. der naturf. Gesellsch. zu Halle. B. XII. p. 28 — 29. — 33 — ;ils<> zunächst die Parasiten auf den Wirthen cultivirt, wo man sie antrifft. Diese müssen mit den Sporen inficirt werden, dann muss man deren Keimung auf ihnen, das Eindringen des Keimlinges und seine weitere Entwicklung in dem Wirthe verfolgen. Hier fragt es sich zunächst, wo, an welchen Stellen die Keim- linge eindringen. Dies ist hei verschiedenen Pflanzen ganz verschieden. Oft liegt die einzig angriffsfähige Stelle fern von dem späteren Entwicklungsheerde des Parasiten z. 15. bei l'stilagineen. Bei diesen befindet sie sich, in den untersuchten Fällen bei Gräsern, an den unterirdischen Theilen, nach oben nur noch im Scheidenblatt1); gleichwohl kommt der Pilz meist oben in den Fruchtknoten oder in den oberen Stengeltheilen zur Fruchtbildung und zur Erscheinung. An- dere Keimlinge z. 13. von Peronosporeen und Aecidiomyceten dringen durch die Blätter, bald direct durch ihre Epidermis, bald durch die Spaltöffnungen, bald an beiden Stellen ein2). Bei Insecten tödtenden Pilzen findet das Eindringen ent- weder an allen Stellen der Haut statt wie bei Kohlraupen, oder nur an bestimm- ten Stellen z. B. bei der Stubenfliege an dem Unterleihe. Weiss man den Ort des Eindringens, so muss man hier die Infection ausführen. Hierfür ist aber zunächst wieder nothwendig, dass man sich vorher von der Keimfähigkeit der Sporen überzeugt, mit welchen man inficiren will. Nun keimen manche Spo- ren bald nach ihrer Bildung z. B. die Entomophthoreen-Conidien, ebenso die Co- nidien von Peronosporeen, die üredo und Aecidiensporen der Aecidiomyceten. In diesen Fällen mischt man die frischen Sporen mit Wasser in einem kleinen Pul- verisator und bläst sie mit den Tröpfchen auf die inzwischen vorbereiteten an- griffsfähigen Stellen der Wirthe, welche dann etwa 30 bis 48 Stunden, mit einer innen gleichfalls mit Tröpfchen bespritzen Glocke bedeckt, in feuchter Duft zu halten sind. Anders ist es mit den Dauersporen, welche meist am Abschluss der Vege- tationsperiode der Wirthe gebildet werden. Diese keimen der Regel nach in ganz bestimmter Zeit, wenn nämlich die Wirthe im nächsten Jahre wieder an- griff'sfahig in der Natur entwickelt sind. In dieser Zeit keimen die Dauersporen 1) Wolff, der Brand des Getreides. Halle, Waisenhausbuchhandlung |s7l. 2) Die künstlichen Infectionen der Wirthe mit den Sporen der Parasiten sind, wie erwähnt, zuerst von de Huri/ gemacht ; man vergleiche die citirten Arbeiten über parasitische Pilze. Brefeld, Botan. Untersuchungen IV 5 — 34 — der Ustilagineen am besten, die Teleutosporen der Aecidiomyceten nur dann, wenn man sich streng an die Erscheinungen in der Natur hält. Die Infectionen werden auch hier mit dem Pulverisator gemacht, ohne dessen Anwendung die Sporen mit Wasser für ihre Keimung nicht oder nur höchst unvollkommen aufzu- tragen sind, da die Tropfen an der Oberfläche der Wirthe nicht haften bleiben. — Bei manchen Aecidiomyceten werden die Teleutosporen in zusammenhängen- den Kuchen gebildet, welche die betreffenden Theile der Nährpfianze, Stengel oder Blatt, fest umschliessen. Die Uebertragung der Sporen geschieht hier am besten so, dass man die betreffenden Theile mit den Sporen besetzt in Wasser eine Zeit lang aufweicht und dann in feuchter Luft unter der Glocke die Bildung der bald aus- keimenden Conidien so eintreten lässt, dass diese, indem sie abgeworfen werden, auf die zu inficirenden Pflanzentheile fallen müssen. — In Ausnahmefällen z. B. bei dem Fliegenpilz ist eine künstliche Infection, wie vorhin, überhaupt nicht ausführbar; diese gelingt nur, wenn man sie durch Nachahmung der Natur natürlich eintreten lässt1). Der weitere Verlauf der Entwicklung nach erfolgter Infection ist leicht festzustellen; Verwechselungen gibt es hier nicht. An abgezogenen Hautstücken sieht man das Eindringen der Keimlinge, auf Querschnitten oder sonst durch Präparation verfolgt man ihre weiter fortschreitende Entwicklung und mit dieser das Auftreten der bestimmten, die verschiedenen Parasiten charakterisirenden Krankheitserscheinungen. Die unvollständige Art der Verfolgung der Pilze in den Wirtheil im Zusammenhange mit der Krankheit, wie sie anders hier nicht möglich ist, verlangt einen weiteren Beweis für den Zusammenhang von Pilz und Krankheit. Dieser ist in Controlversuchen gegeben mit nicht inficirten Wir-'' then, welche die Infectionen begleiten und stets gesund und pilzfrei bleiben müssen. Betreffs der parasitisch vorkommenden Saprophyten will ich hier kurz nachtragen, dass für sie die Methoden der Infection nicht wesentlich andere sind, als ich sie eben für die Parasiten im engsten Sinne beschrieben habe. Für solche Pilzformen, bei welchen der Parasitismus sehr schwach ist, so dass ') Brefeld, 1. c. die Untersuchung über Empusa Muscae. 35 — directe Angriffsmittel, die Wirthe zu befallen, nicht ausgebildet sind, muss die Art der [nfection hiernach modificiri werden; im extremsten Falle erzeugt man eine WundsteUe . an welcher man inficirt. Ich habe früher in dieser Weise Versuche mit Früchten gemacht und gezeigt, dass es verschiedene Formen der Fäulniss bei diesen gibt, welche durch verschiedene Schimmelpilze, die an Wund- stellen eindringen, verursacht werden, dass aber auch andere Erscheinungen von Fäulniss natürlich1) eintreten, welche mit Pilzen nichts zu thun haben. Bei den verschiedenen Fäulnissprocessen des Holzes dürfte die Sache kaum an- ders Liegen, als ich es für Früchte dargethan habe. ') Brefeld, l'ntersuchungen über die Fäulniss der Früchte. Sitzungsberichte der Gesellschaft naturf. Freunde in Berlin, December 1S75. Bacillus subtilis. Im April 1877 erhielt ich vom landwirtschaftlichen Ministerium in Ber- lin durch die Vermittlung der Veterinär-Commission, speciell des Hr. Geheim- räth Dr. Virchoiv den Auftrag, eine Untersuchung über die Bacterien- Gattung Bacillus auszuführen, die kurze Zeit vorher erschienenen Beobachtungen von Colin und Koch über die Entwicklungsgeschichte des Bacillus subtilis und namentlich des B. Anthracis, welche zu dem Auftrage die Veranlassung gegeben hatten, soll- ten bei der Untersuchung eine eingehende Berücksichtigung finden. Die Resultate meiner Untersuchungen habe ich im Spätherbst 1877 dem Ministerium eingesandt und im Frühjahr 1878 bei den naturforschenden Freun- den in Berlin1) vorläufig mitgetheilt, als ich zu der Ueberzeugung gekommen war, dass es bei dem Mangel an Hülfsmitteln, namentlich an geeigneten Räumlichkei- ten für diese Untersuchungen unmöglich sei, sie mit sicherem Erfolge weiter zu führen. Ihre nachträgliche Wiederaufnahme wurde zunächst durch meine Ueber- siedelung von Berlin nach Eberswalde hinausgeschoben, dann durch meine Krank- heit unmöglich gemacht; sie wird erst im nächsten Jahre wieder eintreten können. Als nächstes Object für die Untersuchung wählte ich den Bacillus subti- lis, mit welchem ich im Verlaufe meiner Pilzculturen schon seit langer Zeit J) Brefeld, Ueber Bacillus. Abbandlungen der Gesellschaft naturf. Freunde in Berlin am 19. Februar 1878. 37 — eine nähere, wenn auch wenig freundschaftliche Bekanntschaft gemachl hatte, und welcher nach den Angaben von Colin und Koch* in der Form \ölli^ tnil dem li. Anthracis übereinstimmen soll. Ueber die grosse Verbreitung des B. subtilis war Lch durch zahlreiche Erfahrungen unterrichtet, als ich seine Untersuchung begann. Es war mir bekannt, dass es vorzugsweise die Keime dieses Bacillus sind, welche sich in alle Culturen eindrängen und ihren Verlauf stören; es war mir auch weiter bekannt dass das gewöhnliche Mittel zur Beseitigung fremder Pilzkeime, ein Aufkochen oder Abbrühen, für die Vertilgung des Bacillus nicht ausreichend ist. Ueber das Vorkommen des Bacillus in der Natur und über seine Entwicklungsstätten ergaben bald neue Beobachtungen den gewünschten Aufschluss. Als eine schon äüsserlich auffallende Erscheinung kommt der Bacillus auf dem Miste von Ve- getabilien fressenden Thieren vor. Die weissen Efflorescenzen, welche die Ober- fläche des Mistes häufig überziehen, sind hauptsächlich Keime, Sporen, von Ba- cillus. Auf Mistjauche bestehen die Häute, welche sie häufig als dicker faltiger Kahm bedecken, meistens aus den Stäbchen des Bacillus. — Auf weniger reichen Nährsubstraten ist der Bacillus äüsserlich nicht sichtbar, aber unschwer durch nähere Beobachtung nachweisbar. Man kann fast sagen, dass er sich überall findet, wo organische Substanz durch Wasser aufgeweicht oder gelöst sich dar- bietet, dass namentlich schmutzige Orte seiner Ansiedelung günstig sind, l'm seine Entwicklung zu vollenden, genügt ein einmaliges Aufweichen und lang- sames Abtrocknen des Substrates in der Frist von einigen Tagen. Geringe Mengen organischer Substanz in Wasser gelöst reichen schon für die Vegetation aus, die aber durch gar zu schnelles Eintrocknen wieder gehemmt wird. Nur eine saure Beschaffenheit des Substrates ist der Entwicklung des Bacillus hinderlich. — Bei den häutigen und reichen Entwicklungsheerden des Bacillus in der Natur ist es unvermeidlich, dass seine kleinen Keime, sobald sie ausgetrocknet sind und verstäuben können, eine überaus weite Verbreitung finden. Sie sind in der I.ut't und in dem Staube, der sich gesenkt hat, auf das leichteste nachweisbar. Sie haften an der Oberfläche beliebiger Gegenstände, welche frei und offen an der Luft gestanden haben. Es genügt schon eine Abkochuni; von oberirdischen ') Colin, Beiträge zur Biologie, die Aufsätze über die Spaltpilze in den verschiedenen Hef- ten der Zeitschrift, namentlich Band II, Helt II, Tafel XI. — 38 — Pflanzentheilen, von Heu etc. während der Dauer von 5 Minuten, um in dem Decocte, falls es nicht zu sauer reagirt, ohne jede Aussaat eine fast reine Cul- tur von Bacillus zu gewinnen. Auf seiner Oberfläche erscheint bald ein dünnes bewegliches Häutchen, bestehend aus dichten Massen einzelner Stäbchen, die oft der Länge nach zu Scheinfäden verbunden und durch lose seitliche Ver- klebung zu bandartigen Strängen zusammengelagert sind (Fig. 1 und 2 Taf. I). Die Haut wird dicker und faltig und senkt sich, wenn die Nährstoffe verzehrt sind,' als ein weisser Niederschlag zu Boden, der nun aus dichten Massen von Sporen besteht, welche sich inzwischen in den Stäbchen ausgebildet haben (Fig. 10). Um die Lebensgeschichte des Bacillus sicher zu ermitteln, ist es nothweudig, den Gang der Entwicklung aus einem einzigen Keime durch lücken- lose Beobachtung herzuleiten. In den früher beschriebenen Kammern (Holz- schnitt Fig. 4 a — c der ersten Abhandlung dieses Heftes) ist diese Beobachtung trotz der Kleinheit der Keime und der beweglichen Zustände, welche sie häufig annehmen, leicht auszuführen. Die in dünnen Flüssigkeitsüberzügen fixirten Keime bieten sich auf der Innenfläche der Kammer klar und ungestört der Beobachtung dar, und es gelingt mühelos diese tagelang fortzusetzen und von Spore zu Spore zu Ende zu führen. In seinen vegetativen Zuständen hat der Pilz die Form von kleinen cylindrischen Stäbchen ( Fig. 4 und 15), welche gewöhnlich etwa 2 — 3 mal so lang als breit sind. An einem einzelnen Stäbchen, welches man eingestellt hat, sieht man, wie es ohne seinen Durchmesser zu ändern, zur doppelten Länge heranwächst. Darauf erfolgt in der Mitte des Stäbchens eine Gliederung, durch welche es in zwei Tochterstäbchen zerfällt. Jedes durch Theilung entstandene junge Stäbchen wächst wiederum zur doppelten Länge heran, um sich abermals zu theilen. In dieser Weise folgen Wachsthums- und Theilungsvorgänge in den neu entstandenen Generationen so lange auf einander, bis die Hülfsmittel der Nährlösung erschöpft sind (Fig. 12 — 14). Die Zeitdauer von der einen bis zur nächsten Theilung beträgt bei 17° B,. (Lufttemperatur) hk Stunden. — Das Wachsthum erfolgt nicht an einem der beiden Enden des Stäbchens durch localisirtes Spitzenwachsthum, sondern inter- calar. Weil die Wachsthums- und Theilungsvorgänge der Stäbchen stets nach 39 derselben Richtung fortdauern, so ist es ganz natürlich, dass ans einem Stäbchen in fortgesetzter Theilung, wenn die Glieder nicht zerfallen, eine fadenartige Ver- bindung von Stäbchen, ein Scheinfaden, entstellt Fig. 13), welcher bald durch Verschiebung in zickzackförmigen Einknickungen seine Zusammensetzung aus Stäbchen deutlich zeigt, bald äusserlich oichl erkennen lässl Fig. 19). Ofl /.er fallen diese, von einem gewöhnlichen Pilzfaden äusserlich nicht unterscheidbaren Scheinfäden plötzlich in kettenartige Glieder d. li. in die Stäbchen, welche sie zusammensetzen. Bei einer Massenentwicklung nehmen diese Scheinfäden, nebeneinander liegend und sich zusammenschiebend, ein sträng- oder bandförmiges Ansehen an (Fig. 1 und 2) und bilden sich in dem Maasse, ;ds die Vermehrung fortschrei- tet, zu den vorher erwähnten, faltigen 1 läuten an der Oberfläche der Nährlö aus. Es mag bemerkt sein, dass die Glieder eines Scheinfadens nicht immer gleich lang erscheinen Fig. 11 — 15). Dies hat darin seinen Grund, dass in den consecutiven Generationen der Stäbchen, welche zum Faden verbunden bleiben, die Theilungen nicht mehr genau zeitlich zusammenfallen, dass also die Stäbchen, welche die doppelte Länge haben, dicht vor der Theilung stehen, andere welche, nur halb so lang sind, diese eben vollzogen haben. — Wäh- rend der Theilungsvorgänge haben alle Stäbchen ein gleichförmiges Ansehen, weder eine Membran noch eine Differenzirung im Inhalte sind deutlich zu un- terscheiden. Die Stäbchen können , wie es scheint zu beliebigen- Zeit während der Vegetation, den Schwärmerzustand annehmen. Sie schwärmen in den Nährlösun- gen oft lebhaft umher. Die Bewegungen sind mehr schlangenartig und horizontal als vertical und tanzend. Während der Bewegung dauern Wachsthum und Ver- mehrung allem Anscheine nach ungestört fort, wenigstens trifft man vielfach gegliederte Stäbchen, Scheinfäden bildend, in lebhafter Bewegung an (Fig. •> . An letzteren haben die einzelnen Glieder eine ungleiche Länge, woraus hervor- geht, dass deren weitere Theilungen nicht genau zeitlich zusammenfallen. Bei den Bewegungen kann bald das eine, bald das andere Ende nach vorn gerichtet sein. Diese Thatsache wird auf das bestimmteste an solchen Stäbchen erwiesen, welche aus den gleich zu beschreibenden Dauersporen keimen, und bald nach 40 — der Keimung zu schwärmen anfangen; sie haben die leere Sporenmembran bald nach hinten gerichtet, bald nach vorn (Fig. 3). Es erhellt aus diesen Beobach- tungen weiter, dass die beiden Enden eines Stäbchens nicht verschieden, also Vorder- und Hinterende an ihnen nicht zu unterscheiden sind. Durch Reagentien , die schon Koch1) mit Erfolg angewandt hat, kann man sich leicht überzeugen, dass ein schwärmendes Stäbchen hinten und vorn eine Geissei trägt. Um sie sicher zu sehen, muss man Culturen wählen, die reich an Schwärmzuständen sind. Man lässt sie erst eintrocknen und weicht sie dann mit einer Lösung etwa von Hämatoxylin wieder auf. Nun sind die Geis- sein deutlich sichtbar, sie haben eine ziemliche Länge und meist eine schweine- schwanzartige Windung (Fig. 3). Soweit meine Erfahrungen reichen, sind die Schwärmzustände von Bacillus in Flüssigkeiten überhaupt häufig, namentlich aber dann, wenn die Nährlösungen weniger zusagen und Störungen eingetreten sind durch andere Bacterien. Zu der Zeit, wo die Nährlösung der Erschöpfung entgegen geht, wird die Bildung der Sporen eingeleitet, welche den ersten Vorgängen des Wachs- thums und der Theilung als eine ablösende Erscheinung folgt. — Sobald die Sporenbildung in den Stäbchen anhebt, zeigt sich an einer Stelle, welche mei- stens der Mitte zu gelegen ist, ein dunkler Schatten, welcher um so deutlicher hervortritt, als die umliegenden Partieen gleichzeitig heller werden (Fig. 5, 7 und 16). Es hat den Anschein, als ob die Substanzmasse des Stäbchens sich an einer Stelle ansammle. Mitunter zeigt diese Stelle eine deutliche Anschwellung, wodurch sie sich schärfer im Verlaufe des Stäbchens abhebt; die Anschwellung kann aber bei schlecht ernährten Culturen so schwach sein, dass sie kaum oder gar nicht zu bemerken ist. Die bezeichnete Stelle wird zur Spore, wenn der Process der Ansammlung der Substanz des Stäbchens in ihr sein Ende erreicht hat. Die Spore erscheint nun als ein Knötchen von dunklem stark lichtbrechendem Ansehen in den matt gewordenen Contouren des Stäbchens (Fig. 0 u. 7). Ihre Lage ist häufig in der Mitte , mitunter aber auch mehr oder minder nach den Enden des Stäbchens verschoben. In den Scheinfäden erfolgt die Ausbildung nicht an allen Punkten gleichmässig , es können in einem Faden verschiedene t) Die Geissein des schwärmenden Bacillus sind von Koch in photographischen Bildern dargestellt worden. Beiträge zur Biologie von Colin, Bd. II, Tafel XIV. 41 Entwicklungsstadien der Sporen in den einzelnen Gliedern auftreten1' Fig. 5 bis 7 und 16 u. 17). Sogleich mit der vollendeten Ausbilduni;' der Sporen beginnt die Auflö- sung der Stäbchen, soweit sie ;ni der Sporenbildung nicht betheiligt sind. Sie werden allmählich undeutlich und vergehen bald vollständig. Normaler Weise geschieht dies schnell und die Sporen sind schon nach Verlauf eines Tages frei; in anderen fällen, vielleicht von der Nährlösung und dem langsameren Verlauf der Sporenbildung beeinflusst, bleiben die Rudimente der Stäbchen für längere Zeit um die Sporen bestehen (Fig. 8, 9 u. 18). Die isolirten Sporen haben eine längliche Gestalt, ihre Länge beträgt II. (III 12 Mm., ihre Breite I), 0(100 Mm., von oben gesehen erscheinen sie rund. Das dunkle stark lichtbrechende Ansehen, welches sie mit der Reife annehmen, bleibt später unverändert, lim den dunklen Kern der Spore zeigt sich ein lichtheller Hof, welcher grösser erscheint, wenn die Sporen längere Zeit in Wasser gelegen haben (Fig. 10 u. 18). Die Vermuthung, dass dieser Hof nicht eine blosse op- tische Erscheinung sein möchte, wird durch die Beobachtung gestützt, dass die Sporen, wenn sie zu vielen zusammenliegen, sich nicht unmittelbar berühren, sondern durch den hellen Hof getrennt bleiben. In Massenculturen bilden die Sporen einen weissen Niederschlag in den erschöpften Nährlösungen, in Massen gesammelt stellen sie ein weissgraues Pulver dar. Durch eine Reihe von Reagenticn erfahren die Sporen kaum sichtbare Veränderungen z. B. durch Jod und Chlorzinkjod, welches ich mehrere Taue einwirken Hess, ferner durch Aether und Chloroform, worin ich die Sporen wochenlang aufbewahrte und während dieser Zeit öfters aufgekocht habe. Die Vermuthung von Co/ut, dass der dunkle Kern aus F'ett bestehe, ist demnach un- zutreffend. Durch eine Behandlung mit concentrirter Schwefelsäure werden die Sporen sehr hell, aber in der Mitte deutlich heller als an den beiden Polen. Sie verbrennen bis auf minimale Reste vollständig, bestehen also, in Ueberein- stimmung mit anderen Sporen, aus verbrennlicher organischer Substanz. 1 Die Sporen des Bacillus sind wahrscheinlich zuerst von Trecul gesehen worden, später haben Billroth, Colin, Koc/iund Warming sie abgebildet. Cohn hat ihre Bildung am ausführlichsten 1. c. der Beiträge) beschrieben, ebenso auch die vegetativen Zustände und die Vermehrung der Stäbchen. ßrefeltl, Butan. Untersuchungen. IV. t> — 42 — Die Bildung der Sporen in den Stäbchen ist eine allgemeine und regel- mässige, wenn der Pilz auf Nährlösungen in Form einer Haut lebt; diese geht ihrer ganzen Masse nach in Dauersporen über und sinkt zu Boden. Vegetirt der Pilz im Innern der Flüssigkeit, wo er nicht in Form einer Haut direct mit der Luft in Berührung treten kann, so behalten die Stäbchen wohl etwas län- ger den schwärmenden Zustand bei und die Sporenbildung in ihnen erfolgt langsamer. Wesentlich gestört, sogar gehemmt wird die Bildung der Sporen aber dort, wo andere Bacterienkeime verunreinigend in den Nährlösungen aufgetreten sind ; die Bildung einer Haut an der Oberfläche kommt dann nicht zu Stande (Fig. 7). Die Sporen des Bacillus sind unmittelbar nach ihrer Bildung keimfähig. Ihre Keimung ist von Colin und Kochx) direct beobachtet, in allen Einzelheiten beschrieben und abgebildet worden. Nach der Zeichnung und Beschreibung der genannten Autoren hebt sich eine neue Membran mantelartig von der Spore ab, der dunkle Kern löst sich innerhalb dieser Membran zu neuem Inhalte auf, und bis er langsam unter den Augen der beiden Beobachter verschwunden ist, erlangt das neugebildete Stäbchen die normale Gestalt des Bacillus wieder. Diese Beobachtungen haben bald einen dritten Gewährsmann gefunden, der sich ihnen angeschlossen hat. Ein seltsames Missgeschick, den Beobachtungen anderer zu folgen, wenn sie nicht richtig sind, scheint die mycologischen Forschungen des Herrn van Tieghem1) hartnäckig zu begleiten; denn leider steht es mit dieser neuen Beobachtung nicht anders als mit anderen älteren dieses Autors, z. B. mit den Fruchtformen des Mucor Mucedo von de Barg3), mit dem Befruchtungsvor- gange bei den Basidiomyceten von Reess : — sie ist unrichtig, wie es diese erwiese- ner Massen4) sind. Der wirkliche Vorgang der Sporenkeimung ist ein durchaus anderer, wie er von den drei Autoren beobachtet ist. Schon die Dar- stellung ist so unwahrscheinlich wie möglich, weil hiernach die Keimung der Bacillus-Sporen von anderweit bekannten Sporenkeimungen abweichen würde, sie !) Co/m, Beiträge zur Biologie, Bd. II, Heft II. Taf. XI. 2) Van Tieghem, sur le Bacillus amylobacter , Bulletin de la societe botanique de France. Tome 24. 1877. 3) de Bary , Beiträge zur Morphologie der Pilze, II. Reihe, und Brefeld I. Heft der Schimmelpilze. 4) Schimmelpilze III. Heft. Basidiomyceten. 43 lässt Keine andere Beurtheilung zu, als die, dass alle drei Beobachter den wirklichen Keimungsact gar nicht gesehen haben, der sich höchst charak- teristisch und in allen Fällen übereinstimmend vollzieh! und keiner Missdc-utunf» fähig ist. Bei gewöhnlicher Zimmertemperatur geht die Keimung der Sporen nur Langsam vor sieh, es dauert, oft einen halben Tag und Länger, bis sie eintritt. Bei höherer Temperatur geht es schneller, am schnellsten aber, wenn die Sporen in der Nährlösung fünf Minuten gekocht und langsam abgekühlt werden; in solchen Fällen zeigen sich schon nach 2 — 3 Stunden die Anzeigen der Kei- mung. Die ersten Veränderungen, welche die Dauersporen mit eintretender Keimung erfahren, bestehen in dem Verluste ihres dunklen Ansehens; gleich- zeitig damit verschwindet der lichte Hof, und es tritt in der Mitte der sich etwas vorgrössornden Spore eine hellere Zone auf. Diese wird allmählich grös- ser und darauf verliert die Spore ihre gleichmässige Rundung (Fig. 11 a und b). An der einen Seite erscheint eine deutliche Ausbuchtung, an deren Spitze sich der Inhalt der Spore ansammelt. An eben dieser Stelle erfolgt die Ooffnung der Sporenmembran, aus welcher der Keimling hervortritt und sich mehr und mehr zur Form eines Stäbchens verlängert (Fig. 11c). Es bleibt mit seinem hin- teren Theile in der Oeffnung der entleerten Sporenmembran stecken, welche ihm in Form einer Blase anhängt. Der gesammte Inhalt der Spore geht in die Bildung des auskeimenden Stäbchens auf, nur die Sporenhaut, wahrscheinlich das Exosporium, wird abge- stossen. Die Keimung der Sporen entspricht hiernach , wie vorherzusehen war, den Keimungsvorgängen, die von anderen Sporen bekannt sind, und wir dürfen, diesen analog, vermuthen, dass die Sporen mit doppelten Membranen ausgerüstet sind, von welchen die äussere als Schutzmembran abgesprengt, die innere, die man nicht direct sehen kann, zur Membran des Keimlinges wird. Das abgestossene Exosporium hängt dem Keimstäbchen anfangs ziemlich fest an (Fig. 11 — 13); es ist oft nach der Bildung vieler neuer Stäbchengenera- tionen noch deutlich zu erkennen, begleitet selbst die ausschwärmenden Ställ- chen auf ihren Wanderungen, bald die Spitze, bald das Ende des schwärmen- den Stäbchens oder der schwärmenden Stäbchencolonie einnehmend (Fig. 3). Im — 44 — weiteren Verlaufe verändert 'die nur mehr lose anhaftende Sporenhaut ihre Stellung zum Stäbchen und fällt endlich ab (Fig. 14). Die abgestossene Hülle zeigt in der Ausbildung ihrer ziemlich dicken Membran keine Gleichmässigkeit. Sie erscheint an den beiden Enden dunkler als in der Mitte (Fig. 1 1 d). Dass sie hier dünner ist, lässt sich auch schon mit Wahrscheinlichkeit aus dem Um- stände schliessen, dass die Auskeimung stets im Aequator der Spore und nie- mals an den Polen stattfindet. Die Keimöffnung liegt daher immer seitlich. Ich habe sie bei der Kleinheit des Objectes von oben nicht deutlich sehen können; nach der Seitenansicht (Fig. 1 1 da) hat sie die Form eines rundes Loches mit aus- gebogenen Rändern. — Von dem hellen Hofe, welcher die Spore umgibt, ist an der leeren Hülle nichts mehr zu sehen, der Hof verschwindet schon mit den ersten Anzeichen der Keimung. Diese Beobachtungen sprechen für eine Ver- muthung, dass der Hof nur eine optische Erscheinung und wohl nicht substan- zieller Natur sein dürfte1). Da der Ort der Auskeimung eines Stäbchens aus der Spore ein bestimm- ter und stets seitlich in der Mitte der länglichen Spore gelegen ist, so folgt von selbst, dass die Stellung des Stäbchens zur Spore ebenfalls eine bestimmte sein muss. Das Stäbchen steht immer senkrecht auf der Längsaxe der Spore. Die ') In einer Arbeit von Pruimoivsh/ (Entwicklungsgeschichte und Fermentwirkung einiger Bacterien-Arten, Leipzig 1880), worin meine Beobachtungen über den B. subtilis bestätigt werden, findet sich p. 50 eine Stelle, nach welcher ich den Lichthof der Sporen für eine dritte Membran (Episporium ?) angenommen haben soll. Einer von den Referenten der Botanischen Zeitung, Poulsen , hat daraufbin in einem Referate dieser Zeitschrift über die Arbeit von Prazmotosky aus dem Episporium mit dem Fragezeichen »tine Art Epispor« gemacht und hinzugefügt, dass der Hr. Praimowshj meine Annahme eines solchen Epispors als durchaus unzutreffend erwiesen habe, »der helle Hof sei nur eine optische Erscheinung« (Bot. Zeitung, Jahrgang 38, p. 524 u. 525). — Jeder sorgfältige Leser meiner citirten vorläufigen Mittheilung über B. subtilis wird aus derselben ersehen, dass es sich mit der »Widerlegung des Epispors durch Praimoivshj« nicht um eine Angabe handelt, welche ich gemacht habe, sondern um eine subjective Auslegung von Prai- mowsky und um eine unrichtige Wiedergabe dieser Auslegung von Pouken. Wenn ich vermuthet habe und noch vermuthe , dass der Lichthof substanzieller Natur sei, (und darauf beschränkt sich meine Aussage in der Mittheilung p. 4 — 7), so kann es sich doch in dieser Bemer- kung, da ich das Exosporium der Sporen an einer anderen Stelle zuerst nachgewiesen und auf das bestimmteste bezeichnet habe, höchstens noch um einen gallertartigen Ueberzug handeln, der so dünn ist, dass man ihn nicht direct sehen, sondern nur durch den Lichtglanz der Sporen wahrnehmen kann. Die Existenz eines solchen Gallerthofes um die Sporen hat nun aber Praimoivshy nicht bloss nicht widerlegt, er hat ihn vielmehr auch vermuthungsweise für vegetative Zustände angenommen. 15 Längsaxe der Spore entspricht wiederum der Längsaxe des Stäbchens, in welchem sich die Spore bildet, und hieraus folgt weiter, dass eine Kreuzung der Wachsthumsrichtungen bei den von der Sporenbildung jeweils unterbrochenen Stäbchengenerationen eine allgemeine Regel ist (Fig. 5—14). Die aus den Sporen keimenden Stäbehen sind genau dieselben wie die- jenigen, von welchen wir ausgingen und in welchen wir die Sporenbildung be obachtet haben. Sie zeigen in ihrer weiteren Entwicklung dieselben Wachs thunis- und Theilungs Vorgänge, und dann dieselbe Art der Sporenbildung, welche ich eben beschrieben habe. — ■ Um den Gang der Entwicklung in geschlossener Folge zu betrachten, ist es am bequemsten von den Sporen auszugehen. Ich habe dies häufig gethan und mehrere Fälle mit genauer Angabe der Zeit abgebildet; in Fig. 12 — ls ist die Beobachtung in lückenloser Folge während der Dauer von mehreren Tagen dargestellt. In den Kammern Avird in der Regel schon in Tagesfrist der dünne Ueberzug von Nährlösung erschöpft; damit hört Wachsthum und Vermehrung der Stäbchen auf, und es beginnt von Neuem die Bildung der Sporen. Sie sind nach 9 Stunden in den Stäbchen deutlich zu erkennen und nähern sich der letzten Ausbildung; nach weiteren 12 Stunden sind die entleerten Stäbchen bis auf die Dauersporen verschwunden, und als Endresultat bleiben die neuen Dauersporen zurück genau in der Lage, welche die Stäbchen oder die zu Stäbchen zerfallenen Schcinfäden vor der Sporenbildung einnahmen (Fig. 16 — 18). In den dünnen Flüssigkeitsüberzügen der Kammer verläuft die Entwick- lung, ohne dass ein Schwärmerzustand durchgemacht wird, schnell und normal. Der ausgiebige Luftzutritt dürfte hierfür nicht ohne Bedeutung sein. Säet man viele Sporen in einem fast gefüllten Kölbchen aus, kocht dann die Nährlösung mit Sporen einige Minuten auf, so erhält man schöne Culturen und kann die Auskeimungen zu Hunderten in einem Gesichtsfelde gleichzeitig beul lachten. Hier sieht man, wie das Ausschwärmen in allen Stadien nach eben beendeter Keimung eintritt und dann sein Ende erreicht, wenn die Schwärmer an der ( Ver- flache angelangt sind und hier eine Haut bilden. Verdünnt man die Nährlösungen allmählich, nachdem die Keimung ein- getreten ist, so wird die Entwicklung verlangsamt und die Sporenbildung oft weit hinausgeschoben. Ich habe in solchen Fällen noch nach Wochen lange dünne — 46 — Scheinfäden von Stäbchen angetroffen, in welchen ich die einzelnen Glieder kaum oder gar nicht, auch mit Reagentien nicht, unterscheiden konnte. Die Bildung der Sporen war vereinzelt in den Fäden eingetreten, welche ein rosen- kranzförmiges Ansehen hatten.1) Das heisse Wetter, welches zufällig meine Beobachtungen begleitete, habe ich benutzt, um den Einfiuss der Temperatur auf die Schnelligkeit der Entwick- lungsvorgänge zu notiren. Ich fand, dass bei 24° R. (Lufttemperatur) alle halbe, bei 20" alle Vi, bei 15° alle IV2, bei 10° alle 4 — 5 Stunden eine Th eilung der Stäbchen stattfindet ; unter 5° war die Vegetation eine äusserst langsame. — Die Sporenbildung nahm bei 24° etwa 12 Stunden, bei 18° einen Tag, bei 15° 2 Tage und bei 10° mehrere Tage in Anspruch; unter 5° habe ich sie nicht mehr eintreten sehen. — Der Kreislauf der Entwicklung des Bacillus kann sich demnach bei 24° in 24 — 30 Stunden vollziehen, erfordert bei 20° schon 2 Tage und bei 15° 4—5 Tage. Die charakteristischen Merkmale des Bacillus subtilis sind vorzugsweise in der Bildung der Sporen und in ihrer Keimung gegeben, weniger in den vege- tativen Zuständen, welche er mit anderen Formen von Bacillus und auch ander- weiten Spaltpilzen theilt2). Ich will einige von diesen kurz berühren, soweit meine Untersuchungen reichen. Eine vielleicht von Koch3) beschriebene Form, die i'ch häufig mit dem B. subtilis untermischt antraf, bildet ihre runden Sporen stets an dem einen Ende des Stäbchens, welches etwas dünner und länger ist wie das von B. subtilis. An der Stelle des Stäbchens, wo die Sporenbildung eintritt, zeigt sich eine beträcht- liche Erweiterung, ein sporentragendes Stäbchen bekommt hierdurch die Form *) In schlecht ernährten Culturen nehmen die Sporen nicht immer den ganzen Querdurch- messer des Stäbchens ein, sie liegen dann sichtbar frei im Stäbchen. Nach dem Verwelken und Vergehen der Rudimente des Stäbchens rings um die gebildete Spore lässt sich vermuthen , dass die Sporenbildung auch in den Fällen eine freie ist, wo die Sporen, soviel man sehen kann , den Durchmesser des Stäbchens oder die zur Sporenbildung etwas erweiterte Stelle ganz ausfüllen. 2) Ich habe natürlich nicht unterlassen, den Bacillus in möglichst verschiedenen Nähr- lösungen zu cultiviren , um die Constanz der eben angeführten morphologischen Charaktere zu prüfen. Aber weder hierbei noch bei monatelang fortgesetzter Reihencultur habe ich eine andere Veränderung gefunden als die , dass die Schwärmerzustände mitunter ausblieben und die Dicke der Stäbchen nicht immer dieselbe blieb. 3) Koch, Verfahren zur Untersuchung , zum Conserviren und Photographiren der Bacterien. Beiträge Bd. II. Heft III. Tafel XV. Fig. 1 . 47 einer Keule. Die Sporen keimten nicht, wenn sie gekocht waren. Eine be- stimmte Keimungsstelle, durch welche der B. subtilis so scharf charakterisirl ist. ^,iel)t es bei den runden, allseitig gleichmassig ausgebildeten Sporen nicht, sie keimen, wie man an Sporen, welche die Rudimente des Stäbchens zur Orienti- rung noch an sich tragen, deutlich sieht, an beliebigen Stellen aus. Es ist mir aber nicht gelungen, in consecutiven Generationen den sicheren Beweis zu führen, dass die Form eine constante ist wie die von Bacillus subtilis. Die Reinheit der Culturen wurde immer wieder gestört durch den B. subtilis, der sich überall eindrängte. Bei einer dritten Form, welche ich auf Mist und in Auszügen von Mist. die nicht ausgekocht waren, zu wiederholten Malen angetroffen habe, aber auch nicht für ReihencuLturen lange genug rein erhalten konnte, bilden sich die Sporen deutlich frei in den Stäbchen. Diese sind länger und dicker wie die Stäbchen von B. subtilis. Die Sporen treten an einem Ende innerhalb einer beträchtlichen Erweiterung des Stäbchens auf; hierin hat die Sporenbildung Aehnlichkeit mit der vorigen Form. Die reifen Sporen sind nicht rund, sondern länglich wie1 die von B. subtilis, aber den vegetativen Zuständen entsprechend etwas grösser. Eine ebenfalls vollkommen freie Zellbildung habe ich bei zwei anderen Formen angetroffen, deren kurze dicke Stäbchen zu Fäden, scheinbar mit Scheide- wänden durchsetzt, verbunden blieben. Bei der einen Form blieben die Faden- glieder cylindrisch, bei der anderen wurden sie spindelförmig, an der einen Seite weiter wie an der anderen, wenn die Sporenbildung eintrat. Beide Formen haben längliche Sporen, ähnlich aber viel grösser wie die von B. subtilis1). Versuche über die Keimung der Sporen und die Reincultur der Formen wurden durch die Invasion von B. subtilis vereitelt und daher vorläufig verschoben. Ausser diesen Sporen bildenden Formen habe ich verschiedene andere angetroffen, die, soweit meine Beobachtungen reichen, keine Sporen ausbildeten. Sie sind viel grösser wie die früheren und bilden häufig Colonien von Stäbchen und Scheinfäden, welche durch einen dicken Schleim zusammengehalten werden ') Wahrscheinlich sind auch diese und die vorige Form von anderen Autoren schon be- schrieben und abgebildet unter der Bezeichnung Bacillus Ulna . Clostridium butyricum, Bacillus amylobacter etc. von Colin, van Ticg/tem und Prazmoivski ; letzterer hat die Sporen von einer Form, die er Clostridium butyricum genannt hat, seitlich auskeimen sehen. 1. c. seiner Arbeit über einige Bacterien- Arten Taf. II. Fig. 4. — 48 — und die Grösse eines dicken Nadelknopfes erreichen. Ich zweifle nicht, dass einzelne von ihnen mit den Formen übereinstimmen, welche Cienkowski^) be- schrieben und abgebildet hat. So lange die Culturen rein blieben, zeigten sich die Formen constant, sie vermehrten sich reichlich durch Theilung, ohne jemals Sporen zu bilden. Die weitere Fortsetzung der Untersuchungen stiess in dem finsteren staubigen Arbeitsraume , der mir zur Verfügung stand, auf unüberwindliche Hindernisse. Aus diesem Grunde musste auch ein weiterer Auftrag des landw. Ministeriums, nunmehr die Untersuchung des Bacillus Anthracis auszuführen, vorläufig ver- schoben werden. Bei der Formübereinstimmung des Milzbrandpilzes mit dem Bacillus subtilis war an eine exacte Durchführung der Untersuchung, namentlich auch eine sichere Entscheidung darüber, ob hier eine specifische Form, oder nur der B. subtilis vorliege, der unter Umständen in B. Anthracis übergeht, nicht zu denken in dem staubigen Baume, in welchem eben erst die Untersuchung des B. subtilis beendet und kaum noch eine Pilzcultur möglich war, ohne dass seine Sporen sich eindrängten. Meine Vorstellungen und Anträge für die erforder- lichen Hülfsmittel und für einen geeigneten reinen Arbeitsraum, um die Unter- suchung des B. Anthracis vornehmen zu können, haben zunächst eine weitere Berücksichtigung nicht gefunden, bis ich es vorzog, das traurige Local, in welchem ich mich 4 Jahre abgemüht hatte, mit einem anderen ausserhalb Berlin zu vertauschen. Meine Absicht, die Untersuchung der Bacterien in weitem Umfange nach den beim B. subtilis erfolgreich angewandten Beobachtungsmethoden fortzusetzen, wurde bald nachher durch äussere Umstände, dann durch die unheilvolle Augen- entzündung weiter hinausgeschoben. Damit ist zugleich mein ursprünglicher Plan vereitelt worden, dieser ersten und darum besonders aitsführlich dar- gelegten Untersuchung über den B. subtilis die Lebensgeschichte weiterer Bac- terienformen auf einer zweiten Tafel in kürzerer Fassung anzuschliessen. Die Abbildungen der ersten Tafel gelten bis auf die Schwärmerzustände in Figur 3 ohne Weiteres für den Bacillus Anthracis, dessen Ursprung vom B. subtilis und dessen Rückführung in diesen von Buchner inzwischen exprimentell erwiesen ist. ') Cienkowski, Zur Morphologie der Bacterien, Memoires de l'Academie imperiale de St. Peters- bourg. Serie VII. Tome 25. Nro. 2. 19 Uic Reihe der Formgestaltungen, welche der I». subtilis in seinem Eni wicklungsgange durchläuft, sind nicht minder bestimmte, wie diejenigen, welche wir von anderen niederen Thallophyten kennen. In denFormen des vegetativen Lebens, in der Bildung der Sporen, in ihrer Form und Structur und namentlich in dem Acte ihrer Keimung sind scharf ausgeprägte morphologische Charaktere gegeben. Die weiteren Beobachtungen an anderen Formen sind freilich nicht abgeschlossen, sie gewinnen aber an Werth durch den Vergleich mit dein 15. sub- tilis und lassen, soweit sie und weitere Angaben von Prazmowski^ reichen, den Wahrscheinlichkeitsschluss zu , dass auch bei ihnen die Formausbildung ein« ähnlich charakteristische ist. wie beim 13. subtilis. Die zunehmende Kleinheit und Einfachheit der Organismen bringt es naturgemäss mit sich, dass die Formgestaltungen und die morphologischen Cha- raktere immer engere werden, und dass schliesslich eine Grenze erreicht wird, wo es mit unseren Hülfsmitteln zu Ende geht, wo eine Unterscheidbarkeit der Formen nicht mehr möglich sein wird. Bei den grossen Formen der Spaltpilze sind wir von einer solchen Grenze noch weit entfernt; hier ist die Begrenzung von Formen, die morphologisch scharf unterscheidbar sind, ebenso gut möglich, wie bei den übrigen Thallophyten. Wie weit aber diese Unterscheidbarkeit der Formen nach den einfachen und den kleinsten der jetzt lebenden Spaltpilze hinabreicht, kann allein durch weitere Untersuchungen bestimmt werden. Eine frühere Auffassung von Näi/eU2) über die Formenausbildung und Formenbegrenzung bei den Spaltpilzen im Allgemeinen dürfte nach den bei den Bacillus-Formen vorliegenden Thatsachen inzwischen bereits eine Aenderung bei dem Autor selbst erfahren haben, und sich nicht mehr weiter erstrecken, als auf die eben speciell berührten Formen, bei welchen die Unterscheidbarkeit mit nnsern derzeitigen Mitteln aufhört, und weiter auf die Formen, welche Cohn2 und andere Autoren auf Grund physiologischer Verschiedenheiten getrennt und benannt haben. Es ist nicht wahrscheinlich, dass diese Unterscheidungen der Formen Be- stand haben werden, vielmehr wahrscheinlicher, dass ein und dieselbe Form nach ') Prazrnowski 1. c. seiner Avlieh über Bacterien, wo die Keimung einer Form ans einem Längsende der Sporen beschrieben ist. 2) Ktigeli, Niedere Pilze, München IST" p. 20 — 24. :l Cii/m 1. e. der Beiträge zur Biologie Krefeld, Botan. Untersuchungen. IV. 7 50 — besonderen Umständen, nach der Beschaffenheit des Substrates, nach äusseren Lebensverhältnissen etc. vorübergehende physiologische und namentlich patho- logische Eigenschaften annehmen kann. Hierüber werden experimentelle Unter- suchungen entscheiden müssen, die bereits in einem Falle beim Bacillus An- thracis gemacht sind, der in weiteren Generationen von Büchner1) in unwirksamen B. subtilis übergeführt und umgekehrt aus dem B. subtilis wieder dargestellt worden ist. Uebrigens hat Colin für seine Formunterscheidungen nur einen vorläufigen Werth beansprucht und z. B. die Formengleichheit des B. Anthracis und des B. subtilis nachdrücklich betont. Wenn nun Colin nach Nägeli in der Unter- scheidung der Formen der Spaltpilze überhaupt zu weit gegangen ist, so fällt auf Nägeli der entgegengesetzte Einwand zurück, dass er nämlich nicht weit genug gegangen und die Grenzen der Unterscheidbarkeit der Formen zu eng- gesetzt hat. — Von Cienkowski2) möchte ich vermuthen, dass er seit der Publi- kation seiner Arbeit über Bacterienformen dieselben Resultate über Bacillus sub- tilis (und andere Formen) gewonnen hat, welche ich vor drei Jahren veröffent- licht habe. Die Untersuchung der Spaltpilzformen muss nach den gegebenen Metho- den entwicklungsgeschichtlich in weitem Umfange neu in Angriff genommen werden, wenn eine natürliche Systematik bei ihnen begründet werden soll. Die vorläufigen Einzelheiten reichen dafür auch nicht von Ferne aus. Die freie Sporenbildung bei den Spaltpilzen entspricht den Formen der Sprosspilze , welche nur eine Spore ausbilden ; dagegen sind die Abweichungen in den vegetativen Zuständen : dem intercalaren Wachsthum bei den Spaltpilzen, und dem localisirten Vegetationspunkte bei den Sprosspilzen, bedeutende und all- gemeine. — Den Fadenpilzen sind Sprosszustände , den Sprosscolonien der Spross- pilze ähnlich, vielfach eigen, sie lassen sich sogar in bestimmten Substraten und unter bestimmten Umständen methodisch ziehen3). Diese Sprosscolonien ent- stehen als verkürzte Fadensprosse durch ein schnelles Erlöschen des localisirten *) Buchner, Ueber die experimentelle Erzeugung des Milzbrandcontagiums aus den Heu- pilzen, Sitzungsberichte der k. b. Akademie der Wissenschaften in München, 7. Februar 1880. 2) Cienkowski 1. c. der Abhandlung zur Morphologie der Bacterien. 3) z. B. beim Mucor racemosus, Brefeld, Ueber Gährung III, Tafel I in den landwirth- schaftlichen Jahrbüchern, V. Jahrgang. 51 \ egetationspunktes und das Auftreten von anderen neuen: sobald dieser fortdauert und hinter ihm neue auftreten, erhalten wir die Fäden und die Fadensysteme der Byphomycetes ') . In den Reinculturen des B. subtilis war die Möglichkeit gegeben für weitere physiologische Versuche, aus denen ich einige Notizen über die Wider- standsfähigkeit der Bacillus-Sporen gegen äussere Einflüsse bei- fügen will. Es wurde schon angeführt, dass die Sporen durch die Siedehitze nicht bloss nicht getödtet, vielmehr zur schnelleren Auskcimun»- angeregt werden. Nach Vi stündigem Aufkochen in Nährlösung keimten die Sporen schon nach kurzer Zeit sämmtlich aus. Wurden sie '/, Stunde gekocht, so keimte noch der grösste Tlieil von ihnen: nach l stündigem Kochen war dieser Theil ein geringerer: nach 3stündigem Kochen habe ich keine Keimungen mehr beobachtet. Uie Masse der durch Kochen getödteten Sporen sah etwas matter ans wie sonst, anderweite Veränderungen konnte ich nicht sehen. Eine weitere Versuchsreihe bei höheren Temperaturen habe ich in Oel- bädern gemacht und dabei die mit Sporen versetzten Nährlösungen in dicken Röhren eingeschmolzen. Aus den mehrfach wiederholten Versuchen ergab sich, dass bei 105° schon '/(Stunde ausreicht, die Sporen zu tödten, bei 107° habe ich nach 10 Minuten und bei 110" nach 5 Minuten langem Aufenthalte der Röhren im Oelbade keine einzige Keimung- mehr constatiren können2). Indem ich direct beobachtete, wie die l/i, % und 1 Stunde lang ge- kochten Sporen auskeimten, (während vor mir die wirkliche Auskeimung der Sporen überhaupt noch Niemand gesellen hatte), sind diese Beobachtungen nicht als eine blosse Bestätigung früherer Angaben von anderen Autoren z. B. Pasteur, (John etc. anzusehen, welche beobachtet haben, dass in ausgekochten Nähr- lösungen eine Vegetation von Bacillus eintritt, sondern als der unanfechtbare ') Bei Ascomyeeten kommen häufig in den vegetativen Zuständen Sprossungen vor, sie sind von W. Zopf ausführlich beschrieben. Conidient'rüchte von Fitmagn, Nova acta XL, Nr. 7. 2, Bei diesen Versuchen habe ich die ausgekochten Culturen stets wochenlang stehen lassen, um sicher zu sein, dass keine nachträglichen Auskeimungen mehr stattfinden. Die durch längeres Kochen geschwächten Keime zeigen, ebenso wie die Sporen, die man lange aufbewahrt hat, eine langsamere Auskeimung, die oft nachträglich noch eintritt, wenn man die Culturen lange genug stehen lässt. Im III. Hefte der Schimmelpilze habe ich bereits hierauf aufmerksam gemacht und einen speciellen Fall in dem Aspergillus tlavus angeführt, p. 20, 2. Anmerkung. 7* 52 Beweis für die Thatsache, dass es Lebewesen gibt, deren Keime durch die Siede- hitze des Wassers nicht getödtet werden. Gegen Gifte, welche andere Pilzsporen schnell tödten, sind die Bacillus- sp'oren wenig empfindlich. Starke Lösungen von schwefelsaurem Kupferoxyd, welche man z. B. so erfolgreich gegen Brandpilze des Getreides anwendet, tödten die Bacillus-Sporen nach mehrtägigem Aufenthalte in ihnen so wenig, wie con- centrirte Lösungen von Sublimat, von Carbolsäure etc.; die mit aller Vorsicht abgetrennten Sporen keimten in Bacillus - freier Nährlösung in Massen aus, als ob sie nur in Wasser gelegen hätten. Sporen, welche 1 Jahr unter Wasser und 3 Jahre trocken aufbewahrt worden sind, haben an ihrer Keimkraft noch nichts verloren. Worin diese enorme, vorläufig fast einzig dastehende Widerstandsfähigkeit der Sporen ihren Grund hat, lässt sich, zumal bei der Kleinheit derselben, nicht entscheiden. Die Sporenhaut sieht aus wie die von andern Sporen, möglicher Weise aber hat sie andere Eigenschaften wie bei diesen, möglich auch, dass der dichte Inhalt hier- bei eine Rolle spielt, oder der vermuthete Gallerthof, Wie schwer es ist, die Sporen des Bacillus durch Agentien zu tödten, leuchtet von selbst ein; dagegen gibt es ein leichtes Mittel, ihre Entwicklung zu hemmen. Dies besteht, wie ich schon angedeutet habe, in der Anwesenheit von Säuren oder von sauren Agentien. Durch einen Zusatz von V^öo Schwefel-, Salz- und Salpetersäure zur Nähr- lösung war schon die Entwicklung des Bacillus gehemmt. — Von Pflanzensäuren, z. B. von Wein- oder Citronensäure reichte ebenfalls 'Aoou Zusatz aus, um die Entwicklung zu hindern. — Säuren, welche durch Pilze erzeugt werden, wirkten weniger energisch. Bei Milch- und Buttersäure sistirte '/soo Gehalt der Nähr- lösung an Säure die Entwicklung; bei der Essigsäure Vaoo- — Carbol- und Sa- licylsäure verhielten sich ähnlich wie die Pilzsäuren; auch sie stehen an Wirk- samkeit den Mineral- und Pflanzensäuren bei Weitem nach. — Bei Versuchen mit Ammoniak stand die Entwicklung bei '/öuü Gehalt still. Nährlösungen, welche stark nach Carbolsäure oder nach Ammoniak rochen, zeigten noch eine lebhafte Entwicklung des Bacillus. In allen Fällen, wo die Entwicklung nicht gehemmt wird, wird auch die Bewegung des Bacillus noch nicht gehindert. Natürlicher Weise haben diese Angaben nur einen relativen Werth. Es unterliegt keinem Zweifel, dass die Bacilluskeime, wenn sie durch längere Cultur 53 — an die Säuren allmählich gewöhnt sind, einen weil höheren Gehalf von diesen in den Substraten ertragen können, ohnein ihrer Entwicklung gehemmt zu werden. Die übrigen Bacterien verhalten sieh ähnlich gegen Säuren, sie sind abe] meist weniger empfindlich, wie der Bacillus. Bei ' 2 Procenl Säure in den Nähr- lösungen ist schon die Entwicklung der meisten Bacterien sistirt , andere vej tiren langsam und kümmerlich; l>ei I Procent Gehalt an Pflanzen- oder Mineral säuren habe ich überhaupt keine Bacterien-Entwicklung mehr gesehen. \nf die grosse Wirksamkeit der Säuren, die Entwicklung der Spaltpilze zu lähmen und zu hindern, habe ich1 im Vergleich zu dem Verhalten der Spross und Padenpilze, welche vielfach in sauren Lösungen üppig vegetiren, schon vor Jahren hingewiesen; es ist dies nachträglich auch von Nägeli^ ge schehen. Wenn der Säuregehalt und die Siedehitze zusammen wirken, werden die Sporen des Bacillus leichter getödtet als sonst. Es sind aber die Angaben, dass die Bacterienkeime , welche durch die Siedehitze nicht getödtet werden, durch aufkochen in sauren Lösungen absterben, in dieser Fassung für den Bacillus mit Vorsicht aufzunehmen. Man kann ziemlich stark sauer reagirende Lösungen mit Bacillus-Sporen kochen, ohne dass diese getödtet werden; sobald man nach dem Kochen die Säure absättigt, keimen die Sporen aus. Hier wirken die beiden Momente, die Säure und die Siedehitze, in der Art zusammen, dass leicht die Wirkungen der Säure auf die Siedehitze übertragen werden können, während die Säure auch ohne die Siedehitze die Keimung hindert. Bei der Cultur der Pilze spielt das ganz verschiedene Verhalten der Pilz- formen gegen den Säuregehall der Nährlösungen eine besonders wichtige Rolle. Soweit es sich um die Methode zur Cultur im Kleinen für rein wissenschaftliche /wecke handelt, habe ich dies in der ersten Abhandlung ausgeführt. Es wird sich leicht zeigen lassen, dass für die Culturen im Grossen, für die Praxis des Lebens, genau dasselbe gilt. Die antiseptischen Mittel, die in der Medicin eine Verwendung finden, z. B. Carbolsäure, Salicylsäure, sind saure Agentien , mit welchen man die Ent- wicklung der Bacterien hemmen und durch sie die Proccsse der Fäulniss hindern ') Brefeld, Ueber Gährung U. i>. 121—2:; landw. Jahrbücher, IV. Jahrgang, 2. Hefi - Nägeli, Niedere l'ilze S. 49. — 54 — will. Wo es sich nicht um die Behandlung von Wunden handelt, sind für den inneren Gebrauch die wirksameren Mineral- und Pflanzensäuren schon allgemein in Gebrauch. Für die Erhaltung unserer Nahrungsmittel wenden wir, soweit die Siede- hitze zur Tödtung der Pilzkeime oder ein Austrocknen für ihre Vegetation nicht anwendbar ist, ebenfalls vorzugsweise Säuren an, z. B. beim Fleisch und bei roh eingemachten Früchten. Saure Früchte bleiben, wenn sie eingemacht sind, meist von Spaltpilzen frei, wird die Säure und der Saft durch Einkochen ge- nügend concentrirt, so siedeln sich an der Oberfläche auch meist keine Kahm- und selten Schimmelpilze an. In der Gährungstechnik gelingt die Reincultur der Hefe in der sauren Mostflüssigkeit, trotzdem alle möglichen anderen Pilzkeime mit eingeführt werden. In anderen künstlichen Nährlösungen, z. B. in Bierwürze, in Maische etc. vege- tirt die Hefe dann am reinsten fort, wenn sie einen gewissen Gehalt an Säure besitzen. — Bei der Presshefe, welche durch Auswaschen von der anhängenden Säure der ausgegohrenen Flüssigkeit befreit worden ist, macht ein erneuter Zu- satz von Mineral- oder besser von Fruchtsäuren die unvermeidlich beigemengten Spaltpilze mehr oder minder unwirksam, und das Verderben der Hefe ist erst nach unverhältnissmässig längerer Zeit zu befürchten. Chaetocladium Fresenianum. Auf der durch die unterbrochene Bacteiien-Untersuchung offen gebliebenen Tafel II habt- ich eine Reihe von Abbildungen zusammengestellt, welche für spätere Publicationen über die Zygomyceten ursprünglich bestimmt waren, und schon in den Jahren ISTI und 72 gezeichnet sind. In Fig. I — 4 ist die Lebensgeschichte eines Chaetocladium dargestellt, dessen ich in dem ersten Hefte dieser Schimmelpilze bei dem Ch. Jonesii in einer Anmerkung p. 39 kurz Erwähnung gethan habe. Die Figur 3 kann als das typische Bild eines Stolonen tragenden Zygomyceten gelten, wie z. B. Rhi- zopüs, Mortierclla etc. ; in diesem Sinne ergänzt es die späteren Abbildungen von der Mortierella Rostahnskii in diesem Hefte. Die Sporen des Chaetocladium, welches ich damals Ch. Fresenianum ge- nannt hatte, sind bei Weitem grösser (0,007 — 0,009 Mm.), wie die von Ch. Jonesii. Bei ihrer Keimung wird das Exosporium in einem langen Riss aufgesprengt und dann von dem Keimlinge abgestossen. Die leere Haut hat ein rauhes dunkles An- sehen und ist mit feinen Vorsprüngen besetzt, welche mit Salzsäure behandelt, fast verschwinden und grösstentheils oxalsaurer Kalk sind. Der ausgetretene, mit dem Endospor bekleidete, anfangs runde Keimling schwillt schnell um das Vielfache seiner Grösse an, dann treten Keimschläuche aus (Fig. 1), welche zu einem My- cclium nach Art anderer Zygomyceten auswachsen. Die Hyphenenden der My- celien treten bald über das Substrat, wobei sie sich erheblich verschmälern, und verbreiten sich als Stolonen weithin durch die Luft. Die Stolonen bilden an ihren Enden Fruchtträger aus, welche aber bald durch seeundäre Stolonen zur Seite geschoben werden (Fig. 2 u. 3). Sowohl hierin, wie in dem Bau der — 56 — Fruchtträger zeigt sich eine so völlige Uebereinstimmung mit dem Ch. Jonesii, dass ich einfach auf die frühere Beschreibung dieser Form verweisen kann. Der Pilz erreicht in dieser Art eine verhältnissmässige Ueppigkeit der Entwicklung, welche aber erheblich zurückbleibt gegenüber einer zweiten Lebensweise, wo derselbe als Parasit auftritt. Die Stolonen befallen die Fruchtträger der meisten Mucor- und Rhizopus- Arten etc., eine Ausnahme macht z. B. der Mucor violaceus (Phycomyces nitens). Die Art des Parasitismus ist genau dieselbe, wie ich sie für die Stolonen des Ch. Jonesii beschrieben habe (Tafel III des 1. Heftes). Nach eingetretener Fusion eines Ausläufers mit dem befallenen Fruchtträger bilden sich Haustorienknäuel von der Dicke eines Nadelknopfes. Von diesen gehen nach allen Seiten weitere Stolonen aus, die entweder fructificiren oder neue haustoriale Knäuel bilden. Die Fruchtträger mitsammt den Anlagen der Sporangien sind oft der ganzen Länge nach befallen und gehen unter (Fig. 3 auf Taf. II) , falls sie schon in jungen Stadien befallen werden. Dies ist immer dann der Fall, wenn man in reinen Culturen dem Chaetocladium einen Vorsprung von einigen Tagen gibt und nun erst den Mucor, z. B. Mucor Mucedo, M. niveus, M. mucilagineus etc. aussäet. Die Culturen enden fast ausschliesslich mit den Fruchtträgern von Chaetocladium, welche auf dem Substrate in dichten Massen eine dunkel grau- blaue Decke bilden, von welcher die blauen Sporen leicht verstäuben. In Object- träger-Culturen lassen sich Bilder wie Fig. 3 durch eine ähnliche Art der Aus- saat ohne alle Schwierigkeit gewinnen und der Parasitismus bis in alle Einzel- heiten verfolgen. — Die Zygosporen treten in Reihenculturen meist schon nach kurzer Zeit auf. Sie sind ebenfalls grösser wie die von Ch. Jonesii und reicher an Vorsprüngen auf dem Exosporium, sonst von dunkelgelber Farbe wie jene; die Färbung dehnt sich in ziemlich scharf absetzender Zone auch auf die Träger aus. Sie keimen mit der Bildung eines Fruchtträgers aus, wenn sie in feuchter Luft auf feuchter Unterlage ausgelegt werden1). l) Wenn der Hr. van Tieghem seine Culturen sorgfältiger anstellt, wird es ihm sicher ge- lingen, auch meine Angaben über den Parasitismus von Chaetocladium-Formen zu bestätigen, den er Tafel 23, Fig. 75 u. 70 seiner ersten Abhandlung über die Mucorineen unrichtig abgebildet hat (Ann. des scienc. natur. Serie "V. T. XVII). -- Möglicherweise ist das Chaetocladium, welches er jetzt wohl mir zu Ehren nicht mehr benennen würde, dieselbe Form, welche ich be- schrieben habe. 57 Dem Chaetocladium habe ich eine Thamnidium Form angeschlossen, welche ich seit 10 Jahren, aber ohne Zygosporenbildung cultivirl habe (Fig. "> . Die Hauptaxe des Mucor- artigen Fruchtträgers schliessl mit < ■ i 1 1 « ■ 1 1 1 grosses Spo- rangium al>. wie beim Th, elegans; etwas später als dieses treten die Seiten/wein,. mit den kleinen Sporangien, den Sporangiolen , auf. Sie verzweigen sich nicht dichotom, wie die von Th. elegans, sondern ganz so. wie- die Fruchtträger von Chaetocladium. Schon beim Th. elegans ist die Erscheinung eine häufige, dass die grossen apicalen Sporangien an den Fruchtträgern verkümmern und die Spitze steril endet. Dies trifft auch hier zu, und solche mit steriler Spitze endende Träger haben eine täuschende Aehnlichkeit mit den Fruchtträgern von Chaeto- cladium. Der Hauptunterschied zwischen beiden besteht darin, dass die Spo- rangien von Thamnidium meist \ oder mehrere Sporen haben, während die von Chaetocladium stets einsporig sind. Die Sporangiolen sind hier auf die Conidie zurückgegangen, in Ch. Fresenianum wird die frühere Sporangienmembran noch abgestossen mit der Keimung (Fig. 1), bei Ch. Jonesii geschieht dies auch nicht mehr, hier ist die Conidienbildung aus der Reduction des Sporangium spurlos verwischt (Taf. III, Heft I). - ■ Bei dem Chaetocladium tragen die pfriemförmigen sterilen Spitzen I., 2. oder 3. Grades nicht selten auch Sporen Fig. 2 f.) . und dies lässt schliessen, dass sie früher fruchtbar gewesen sind, und dass die charak- teristische Verzweigung der Fruchtträger erst mit ihrer Sterilität eingetreten ist. Die Zahl der Sporen in den Sporangiolen ist meistens nur gering, bei den Thamnidien häufig 4. seltener 2. Es lassen sich aber im Laufe der Cultur alle möglichen Uebergänge gewinnen zwischen dem grossen apicalen Sporangium und den Sporangiolen, die fast bis zur Grösse des ersten anwachsen können, und kaum noch von diesem zu unterscheiden sind. Diese Beobachtungen sind nicht anders zu deuten als so, dass man annimmt, die Sporangien seien ursprünglich an den Stammformen der Thamnidien alle gleich gewesen, und aus ihnen seien allmählich die zwei an Grösse so abweichenden Formen entstanden, welche sich an ein und demselben Träger vorfinden. Bei einem weiteren Rückgange der Sporangiolen zur Conidie würde ein Träger Sporangien und Conidien tragen. Formen dieser Art sind noch nicht gefunden, wohl aber Formen, welche Spo- rangien und Conidien auf 2 Träger vertheilt tragen, z. B. Choanephora ' und ') C. D. Ounninffham, On the oecurrence of Conidial Fructifioation in the Mucorini, illustrated by Choanephora , Transactions of the Linnean society of London, second Series. Botany. Vol. I. Brefeld, Botan. Untersuchungen. IV. 8 — 58 — Mortierella polycephala1). Diese Zygomyceten mit zwei ungeschlechtlichen Frucht- formen auf zwei Trägern sind offenbar nur etwas weiter differenzirte Bildungen aus solchen Stammformen, die Conidien und Sporangien an einem Träger besassen, sie sind aus der Spaltung dieser zwei Fruchtformen auf zwei Trägern ebenso entstanden, wie das Chaetocladium durch den Verlust der einen von diesen Fruchtformen. Die Thamnidien - mit zweifachen Sporangien an einem Träger — sind ziemlich zahlreich, einige sind schon von älteren Autoren beschrieben, andere von van Tieghem 2) neuerdings. Die Verschiedenheit der Formen , soweit sie in Th. elegans und der eben behandelten Form in den Verzweigungen der Sporangiolen- träger vorliegen, sind meiner Ansicht nach nicht gross genug, um aus der letz- teren eine neue Gattung zu machen, wie es von anderer Seite geschehen ist, sie reiht sich vielmehr als Species dem Th. elegans an und dürfte zweckmässig Th. chaetocladioides bezeichnet werden. — Für eine andere Form mit einfachen Verzweigungen in den Sporangiolen gilt dasselbe, sie mag Th. simplex heissen (Fig. 6). In Massenculturen zeigen diese Formen eine graue, etwas ins Gelb- liche spielende Farbe. ■ — Wahrscheinlich sind weitere Thamnidien -Formen an anderen Stellen aus Zygomyceten mit verzweigten Fruchtträgern und einerlei Sporangien entstanden, sie werden als verschiedene Gattungen und Arten zweck- mässig zu einer Familie der Thamnidieen zusammengefasst und zwischen die Mucorineen und Chaetocladiaceen gestellt. In den Figuren 9 — 12 habe ich den früher im ersten Hefte der Schimmel- pilze und in den vorläufigen Mittheilungen über copulirende Pilze bei den natur- forschenden Freunden mehrfach erwähnten Mucor abgebildet, welcher durch eine besonders stark ausgebildete Zwischensubstanz von körniger Beschaffenheit ausgezeichnet ist. Der Pilz findet sich vereinzelt unter mistbewohnenden Arten. Seine Köpfe sind etwas dicker wie die vom M. Mucedo und seine Träger er- heblich kürzer als diese; die gelbe Farbe' des M. Mucedo fehlt ihnen vollständig. Besonders auffallend ist die reiche Tropfenausscheidung an den Trägern , welche in Sporenbildung begriffen sind. Diese sind so von ihnen bedeckt (Fig. 9 a), dass man die vereinzelten Träger unter anderen Mucor -Arten auf dem Miste mit Sicherheit herausfinden kann. Nach vollendeter Streckung ist zwischen dem J) van Tieghem et le Monnier , Recherches sur les Mucorines 1. c. der Ann. d. sc. nat. 2) van Tieghem, die 2. und 3. Abhandlung über die Mucorineen in den späteren Bänden der Ann. des scienc. nat. 59 Sporangium und dein basalen Theile des Trägers ein tropfenfreies Stück gleich- sam eingeschoben (Fig. 9//, ein Beweis, dass die Wasserabscheidung mit der Ausbildung der Sporangien, welcher die Streckung des Trägers folgt, zu Ende geht. Die Sporangien entleeren bei der Verletzung ihre Sporenmassen mit der körnigen Zwischensubstanz, welche in Wasser aufquellend die Sporen weit aus- einandertreibt, so dass sie alle einzeln getrennt liegen (Fig. 12). Versucht man sie zu isoliren, so bleibt die klebrige Zwischensubstanz sofort an den Nadeln haften und zieht sich niitsanunt den Sporen zu einem leimartigen Faden zu- sammen. Die grossen länglich ovalen gelbweissen Sporen von 0,03- 0,033 Mm. Länge und 0,015 Mm. Breite lassen in ihrer Mitte deutlich einen Zellkern erkennen, den man dann mit starken Vergrößerungen auch in anderen kleineren Mucorsporen auffinden kann. Durch Alkohol wird vorzugsweise der Zwischensubstanz Wasser ent- zogen, so dass die Sporangien auf weniger als den halben Durchmesser zusammen- sinken. Nach erneutem Aufquellen mit Wasser nehmen sie den alten Umfang schnell wieder an; man kann dies Experiment oftmals rasch hintereinander wiederholen. Durch weitere Behandlung mit Chlorzinkjod verliert die Zwischensubstanz ihr Quellungsvermögen zum Theil ; die geöffneten Sporangien zeigen die Sporen ein- zeln der dicken Masse der Zwischensubstanz eingebettet, und hinterlassen ein Loch in dieser, wenn sie herausgefallen sind (Fig. 11). - - Die Form der Colu- mella ist nur dann unverändert zu sehen (Fig. 12 6), wenn der abgerissene Frucht- träger an der Wundstelle verschlossen wird, sonst sinkt sie zusammen und hat eine beliebige, verschrumpfte Gestalt (Fig. \lb). Die Sporangienmembran, aussen dicht mit Stacheln von oxalsaurem Kalk bekleidet (Fig. 10), zerfliesst viel lang- samer, wie die von M. Mucedo und anderen Arten, sie ist oft noch lange nach der Sporenreife als zusammenhängende Haut erhalten. — Die Zygosporen habe ich von dieser und vielen andern Mucor- Arten durch lange fortgesetzte Cultur noch nicht erhalten können. Pilobolus. Die nachstehenden Untersuchungen über Pilobolus stammen aus den Jahren 1868 — 70, die Abbildungen sind seit dieser Zeit fertig bis auf die der Zygo- sporen von P. anomalus, welche ich im Jahre 1873 fand1). Zu Gunsten der Basi- diomyceten, des III. Heftes der Schimmelpilze, habe ich weitere Mittheilungen über cöpulirende Pilze auf die späteren Hefte verschoben, nachdem ich im Sommer 1875 einige Beobachtungen vorläufig mitgetheilt 2) . Die Untersuchungen über Pilobolus sind in ununterbrochenen Culturreihen bis vor 2 Jahren fortgesetzt, wo sie durch Krankheit unterbrochen wurden. Dem Genus Mucor schliesst sich unter den Formen des Pilobolus3) der P. anomalus Ces. am nächsten an. Ich habe diesen Pilz sehr häufig auf Mist ') In dem ersten Hefte der Schimmelpilze beim Mucor Mucedo p. 27 habe ich den Charakter des Pilobolus im Gegensatze zu Mucor kurz angedeutet und auch abgebildet. 2) Sitzungsbericht der Gesellschaft naturf. Freunde in Berlin, 15. Juli 1875. 3) Die ältere Literatur über Pilobolus findet sich in der Arbeit von Klein in den Jahr- büchern Bd. S, 1872, worauf ich verweise. In der Klein sehen Abhandlung ist der Pilobolus mi- crosporus richtig unterschieden , auch finden sich mehrere zutreffende Details über die Structur der Sporangien ; sie sind aber nicht vollständig und weitere Angaben über den Zusammenhang von Pi- lobolus mit Mucor unrichtig. Ich habe hierauf schon in dem ersten Hefte der Schimmelpilze p. 27, wo ich die wesentlichen Abweichungen des Pilobolus von Mucor kurz betonte, hingewiesen und somit , zumal ich nur schwer lesen kann , die Untersuchungen von Klein hier nicht noch ein- mal angezogen. Meine weiteren Beobachtungen über Pilobolus, welche ich dann bei den naturf. Freunden in Berlin im Juli 1875 specieller mitgetheilt habe, sind später von van Tieghem bestätigt worden in seiner II. "Untersuchung über Pilobolus (Ann. d. sc. nat. VI. Serie, 4. Bd.), nachdem es ihm vorher gelungen war, meine kurze und darum unvollständige Notiz (im I. Hefte der Schimmel- pilze p. 27 , Anm.) in ausführlicher Untersuchung ebenfalls zu bestätigen (Ann. d. sc. nat. gefunden, wo et allerdings in jungen Stadien schwer erkannt, in älteren dagegen leicht übersehen werden kann. Seine Fruchtträger haben die grösste Sehnlich keit mit einem langgestreckten Minor, so Lange sie jung sind, und wenn in den reifen Sporangien der Charakter des Pilobolus zur Ausbildung gekommen ist, haben die Träger ihre Sporangien meist durch Abquellung verloren Fig. 18, 23, 24 u. 28, Taf. IV . VI serie 1. IUI. . Derselbe führt liier in einer weitschweifigen Darstellung und in schlechten Zeichnungen uns. dass die Sporangienmembran bei Pilobolus cuticularisirl sei liis auf eine ringförmige Zone, welche sich aufbläht und dann autlöst. Ungefähr zu derselben Zeil, wo er dies 1. c. veröffent- lichl hat, babe ich den wirklichen Sachverhalt über die Sporangienstructur 1. e. im Juli 1 ST.". , den ich übrigens schon seil dem Jahre lS7:i festgestellt hatte, mitgetheilt. 5 Monate nach meinem Vortrage, am 2."). November 1875, hat dann Hr. van Tieghem in der Societe botanique de France dieselben Resultate mitgetheilt , kurze Zeit nachher, als er die ersten unrichtigen Beobachtungen abgesondert hatte. Nun folgt in der IL Untersuchung über Pilobolus (1. c. die richtige Darstellung und die richtigen Zeichnungen. Aber was liest man in dieser Bestätigung meiner Untersuchungen ' Er wirft mir hier zuerst vor. dass ich seine erste schlechte Beobachtuhgsreihe über Pilobolus nicht citirt habe, und dann macht er meine erste Notiz in den Schimmelpilzen, I. lieft, welche er in dieser seiner 1. Untersuchung vorher nicht bloss bestätigt, sondern weiter ausgeführt hat, aber leider nach der verkehrten Seite, zum Gegenstande einer weitläufigen Kritik, der ich hier noch einmal folgen will. Ich bemerke zunächst, dass ich die erste Arbeit des Hrn. van Tieghem über Pilobolus nicht gesehen habe zu der Zeit, als ich meinen Vortrag (1. c. hielt; aber wenn ich sie gesehen hätte so würde es mir nur möglieh gewesen sein, darzuthun , dass diese Untersuchung über Pilobolus zwar lang und weitläufig dargestellt, aber trotzdem unrichtig ist. — Nun komme ich zur Kritik meiner Notiz seitens des Hrn. van Tieghem. Was ich zu thun versäumt habe, nämlich den Nachweis zuführen, dass seine ausführliche, damals gleichzeitig erschienene Untersuchung eine unrichtige und schlechteist, eben das hat dann Hr. van Tieghem an meiner ersten Notiz versucht, einer Notiz, die er selbst gerade vorher in ausführlicher Untersuchung bestätigt hatte. Er verwechselt hier die Per- sonen , er selbst ist es, gegen welchen er seine Kritik zu richten hat. und gegen welchen sie sich von selbst schon richtet. Und womit kritisirt er die kurze Notiz? etwa mit neuen Resul- taten? Nein, mit meinen eigenen Resultaten, die ich schon zu der Zeit mitgetheilt habe, als seine erste unrichtige Untersuchung erschien. Und wann übt er diese Kritik? Erst dann, als es ihm gelungen ist, diese meine Resultate fast 5 Monate später zu bestätigen, und als er dann ein Jahr nachher mit diesen Resultaten seine eigene erste Untersuchung berichtigt. Man vergleiche weiterhin zur Beurtheilung der niycologischen Arbeiten des Hrn. van Tieghem meine frühere Kritik in der Bot. Zeitung 1876, No. 1: »Vorläufige Mittheilung über die Basidio- myceten«, dann eine weitere specielle Darlegung auf S. ü — 13 im III. Hefte der Schimmelpilze. Eine Kenntniss der früheren und der hier mitgetheilten Einzelheiten wird genügen . die l'eber- zeugung zu gewinnen, dass der Hr. van Tieghem, so wie er vorhin beim Pilobolus die Person in seiner Kritik verwechselt , ebenso für den Schlusssatz seiner Mittheilung "Weitere Beobachtungen über Basidiomyceten und Asconiyeeten« in der Bot. Zeitung 1 b 70 die Adresse irrthümlich au einen Anderen und nicht an sich selbst gerichtet hat. — 62 — Die vegetativen Zustände des P. anomalus C. entsprechen in ihren reich verzweigten scheidewandlosen Schlauchsystemen ganz denen von Mucor1). Die Anlage von Fruchtträgern beginnt mit dem 3. Tage, wie ich es für Mucor beschrieben habe. Zu der Zeit, wo die neuen Vegetationspunkte für die Fruchtträgeranlagen sich ausbilden, treten in den Mycelarmen Scheidewände auf, welche die Grenzen der Abschnitte bezeichnen, die je einen Fruchtträger bilden. Diese Abschnitte sind ziemlich gross, entsprechen oft einem centralen Haupt- arme mit seinen Verzweigungen. Ihr Inhalt wird für die Fruchtanlagen ver- wendet und strömt diesen zu in dem Maasse , als sie sich entwickeln. Häufig zeigt sich an den Stellen, wo die abgrenzenden Scheidewände in den Fäden sich bilden, vorher eine Einschnürung, wodurch sie leicht erkennbar werden. — Uebereinstimmend mit Mucor hört bei den jungen Fruchtträgern das Spitzen- wachsthum auf, wenn sie etwa % — V2 Zoll lang sind. Die Spitze schwillt dann zum Sporangium an. Dieses ist anfangs weiss, wird dann gelb und endlich mit der Sporenreife schwarz. Nachdem diese Färbung eingetreten , beginnt die Streckung des Trägers durch intercalares Wachsthum. Die sich streckende Zone resp. die Wachsthumszone liegt gerade unterhalb des Sporangiums. Die Streckung ist eine bedeutende und geht bis zur 20 fachen Länge des ungestreckten Trägers. Ist sie vollendet, dann sind Träger und Mycelabschnitte bis auf einige körnige oft fettreiche Ueberreste vom Protoplasma entleert. — Mit der eintretenden Fructification werden immer die älteren Theile der Mycelien von den jüngeren Enden durch die Scheidewände abgeschnitten. Diese wachsen bei weiterer Er- nährung unbegrenzt fort, und von ihnen gelangen immer wieder die älteren Theile, durch Wände abgegrenzt, zur Fructification. Man kann diese Art der Fortentwicklung auf Objectträgerculturen schon beobachten, wenn man nur die Keimsporen an das eine Ende eines langgezogenen Culturtropfens bringt; noch übersichtlicher tritt sie zu Tage, wenn man eine Spore an die Ecke eines langen pilzfreien Brodstückes bringt. Hier schreitet die Anlage von Fruchtträgern mit jedem Tage langsam nach dem entgegengesetzten Ende des Substrates fort und steht erst still , wenn es völlig an Nährstoffen erschöpft ist 2) . *) Brefeld, Mucor Mucedo, Schimmelpilze I. Heft. 2) In meinem Vortrage über copulirende Pilze 1. c. habe ich die Vorgänge bei der Fructi- fication grosser Mycelien, die weitere Entwicklung dieser Mycelien und die fortschreitende Fructification auf ihnen, ausführlicher beschrieben, als dies vorher in dem I. Hefte der Schimmel- 63 Die gestreckten Fruchtträger haben ein schneeweisses seidenglänzendes ansehen, werden aber Leicht welk und knitterig. Erst in den reifen Spo- rangien tritt der grosse Unterschied von Mucor und der eigent liehe Charakter des Pilobol'us zu Tage. Sie sind, so lange sie nicht ein- trocknen, kugelförmig und missen mit zarten Kalkstacheln bedeckt (Fi». 2Srf — f Taf. [V). Die Columella ist in dem unteren lichten Theile des Sporangiums in halbkugelförmiger Gestalt deutlich zu sehen, die ^elbgrüncn Sporenmassen sind in dem oberen Theile scharf abgegrenzt, der aussen schwarz ist. /wischen Co- lumella und Sporen befindet sich ein heller Kaum, in welchen die uberliegenden Sporen offenbar nicht hineingelangen können (Fig. 28 f.). Trocknet das Sporan- gium, wie es an der Luft sehr bald geschieht, ein, so ist es diese lichte Zone, welche vorzugsweise eintrocknet und einsinkt. Die Form des Sporangiums geht durch diese ungleiche Eintrocknung res]». Schrumpfung von der früheren Kugel- form in die eines mit breitem Turban bedeckten Kopfes über (F'ig. 18 u. 23). — Bringt man nun ein solches auch nur wenig verschrumpftes Sporangium in Wasser, so wird es mit grosser Energie augenblicklich von der Columella und dem Träger abgestossen, und es zeigt sich an dem abgestossenen Sporangium ein beller grosser Kragen, der etwas gelblich gefärbt ist, im Profil eine ungleiche Stärke hat, nach aussen am dicksten ist und über der Columella, d. h. an der Stelle, wo diese gesessen hat, also in der Mitte des Sporangiums, erheblich dünner wird (Fig. 24 u. 25). Es ist ganz unverkennbar, dass der Kragen sich durch Quellung aus der hellen Substanz gebildet hat, die zwischen Columella und Sporangium liegt (Fig. 28 f.) und es verhindert, dass die Sporen nach unten sinken, und dass durch den Quellkragen die Abtrennung der Sporangien von den Trägern bewirkt worden ist (Fig. 24, 25 u. 28). Um die Quellung zu ermöglichen, musste Wasser in das Sporangium eindringen. Dies geschieht da- durch, dass die Sporangicnmembran, die in dem unteren Theile des Sporangiums äusserst zart bleibt, mit dem Eintrocknen zerreisst, wohl auch schon vorher zum Theil zertliesst1). Da die Sporangienmembran also kein Hinderniss entgegensetzt, pilze geschehen war. — Die Anlage der Fruchtträger und die nächsten Stadien ihrer Entwicklung hahe ich vom P. anomalus nicht noch einmal gezeichnet, ich verweise auf Tat'. 1 des I. Heftes der Schimmelpilze und auf Fig. 9 a u. b der Taf. II des IV. Heftes, wo die Abbildungen von Mucor zum Verständnisse ausreichen dürften. ') Dass ein gewisser Theil der Sporangienmembran zerfliesst, lässt sich schon daraus schliessen, 64 — so ist die Quellung des Kragens und zugleich die Abquellung des Sporangiüms beim Zutritt von Wasser eine momentane. Die Quellschicht hat nichts mit der Sporangienmembran zu thun, sie setzt deutlich von dieser ab und nimmt ihren Ursprung aus dem Inhalte des Sporangiüms. Greift man auf jüngere Stadien zurück, so ist der Verlauf der Ent- wicklung eines Sporangiüms klar zu übersehen. Nachdem die Columella abgeschieden ist, tritt bald eine Sonderung des Inhaltes ein, der unten heller und oben dunkler wird. Nur in dem oberen Theile bilden sich die Sporen , der untere bleibt hell und sporenfrei, er ist gleichsam ein Secret aus dem Proto- plasma, welches an der Sporenbildung keinen Antheil nimmt. Mit eintretender Sporenreife cuticularisirt der obere Theil der Sporangienmembran, so weit die Sporen nach unten reichen, sie wird dunkel, fast schwarz (Fig. 28 d — g). Dort aber, wo die Sporen fehlen, bleibt die Membran zart und dünn, (sie dürfte später wohl auch zum Theil zerfliessen, soweit man dies verfolgen kann) und zergeht bei dem geringsten Eintrocknen, dem die Quellschicht vornehmlich unter- worfen ist. In diesem Zustande ist das Sporangium zum Abquellen reif. Die Quellschicht geht als ein Absonderungsproduct aus dem Protoplasma hervor. Sie entspricht in der Art ihrer Bildung der Anlage von quellbarer Zwischensubstanz bei anderen Sporangien ') , dem Capillitium der Myxomycetensporangien, den Sporenanhängseln der Ascosporen 2) etc. Sie dient zur Abquellung der Sporangien und hiernach ist ihre einseitige Lage im Spo- rangium und ihre Beschaffenheit, leicht einzutrocknen und wieder aufzuquellen bemessen. Zu diesen Eigenschaften kommt noch ihre Kleberigkeit hinzu, die dass , wenn man ein abgequollenes Sporangium mit seinen Membranrändern an die der Columella angesetzt denkt, die frühere Form des Sporangiüms zumeist nicht wieder erreicht wird ; der fehlende Abschnitt geht eben durch Zerfliessen verloren. Der cuticularisirte Theil der Membran setzt bald ziemlich jäh und stumpf ab, dies ist der häufigere Fall; bald läuft er zart und fein aus, dann hat die Columella einen feinen Kragen , ebenso das abgequollene Sporangium , an welchem man mit aller Deutlichkeit sehen kann, dass der Quellkragen von der Sporangienmembran weit absetzt. Fig. 23 u. 24. *) Brefeld , Schimmelpilze I. Mucor Mucedo p. 16 u. 17. Ferner 1. c. Anmerk. p. 4 u. 5 des Vortrages über copulirende Pilze; ferner Schimmelpilze IV. Heft. Taf. II. Fig. 10 u. 11. 2) Woronin , Beiträge zur Morphologie der Pilze , TJeber Sordaria ; W. Zopf , Ueber den Mechanismus der Sporenentleerung bei den Ascomyceten. Sitzungsber. d. Gesellsch. naturf. Freunde zu Berlin, Februar 1880. 65 dazu dient die Sporangien an gefundenen Hindernissen festzukleben. Man über zeugt sich leicht, wie die abgetrennten Sporangien mit ihren Quellkragen an fremden Gegenständen kleben bleiben, wie fest sie an Nadeln etc. hatten. Die Grösse der Sporangien ist je nach der Ernährung des Pilzes eine sein verschiedene. Sie sind bei seidecht ernährten Culturen sehr klein, die Zahl der Sporen geht auf 8 — 12 zurück. Mit dieser lleduetion in der Grösse geht die charakteristische Strnctnr der Sporangien mehr und mehr verloren. An den kleinen Sporangien ist die Quellschicht kaum bemerkbar, die ungleiche Aus- bildung der Sporangienmembran, die Cuticularisirung der oberen Hälfte, welche sich nach unten verliert, die Zartheit des basalen Abschnittes his /.nr Auflösung der Membran, ist kaum oder nicht zu unterscheiden, selbst die Sporen Fig. ls// sonst länglich oval — 0,0075 Mm. Länge und 0,006 Mm. Breite werden kleiner und runder. Man könnte versucht sein, diese Zwergformen für einen neuen Pilz zu halten, kann sich aber leicht durch besser ernährte Culturen davon über- zeugen, dass sie sogleich zu der normalen Form zurückkehren. — Diese Er- fahrungen zeigen aufs Neue, wie nothwendig es ist, den Charakter der Formen nach normalen Culturen zu bestimmen. Nur einmal habe ich im Jahre IS 73 die Zygosporen des P. an o ma- lus gefunden und zwar auf einem Pferdemiste, auf welchem der Pilz zugleich massenhafte und üppige Fruchtträger gebildet hatte. Mehr wie etwa 50 Zygo- sporen konnte ich nicht finden und in künstlichen Culturen mit Sporangien- sporen keine weitere Zygosporenbildung erreichen. Junge Zustände habe ich nicht gesehen. — Die reifen Sporen sind schwarz, haben äusserlich sehr kleine Warzen und eine etwas ovale Form. Die Suspensoren sitzen einseitig nahe bei einander. Die copulirenden Träger neigen sich offenbar zangenartig zusammen, und später erhält die Zygospore durch einseitig begünstigtes Wachsthum ihre Stellung über den Suspensoren (Fig. 26 — 28). Einmal sah ich an diesen weitere Hyphenaussprossungen (Fig. 27). Durch Aufsprengen der Membran zeigt sich der normale Bau der Zygospore : ein schwarzes wenig warziges Exo - und ein dickwandiges glattes Endosporium, welches einen dichten Inhalt und einen grossen Fetttropfen umschliesst (Fig. 26). Die Sporen keimten nach 4 wöchentlichem Liegen auf feuchtem Papier. Aus den gesprengten Membranen trieb ein Keim- schlauch, der sich zum Fruchtträger des P. anomalus ausbildete (Fig. 28). Die meisten Sporen keimten in der Richtung senkrecht zu den Trägern aus, andere Brefeld, Butan. Untersuchungen. IV 't — 66 auch seitlich. Aus den Sporen der Fruchtträger wurden in langen Generationen immer nur die gewöhnlichen Fruchtträger wiedererhalten. Die übrigen Arten von Pilobolus haben den Bau der Sporangien des P. anomalus in mehr oder minder charakteristischer Ausbildung, er wird aber hier verdeckt durch das Phänomen des gewaltsamen Abschleuderns der Sporangien ; ausserdem zeigt sich eine Abweichung in der Anlage der Frucht- träger auf den Mycelien ') . Die Mycelien sind englumig und weitsparrig verzweigt (Fig. 1 b, Taf. III). Sie wachsen 5 — 6 Tage vegetativ, ehe die Fructification beginnt. Die Anlagen der Fruchtträger zeigen sich im Verlaufe oder auch an den Enden älterer My- celarme in einer Ansammlung von Protoplasma, die von einer bedeutenden Er- weiterung der Fäden begleitet ist (Fig. 1 c u. Fig. 2 V) . Die Stellen der Fäden, welche von dieser Ausweitung betroffen werden, sind so ausgedehnt, dass in der Regel viele Seitenzweige auf sie fallen, die dort früher ihren Ursprung genommen haben. Das sich ansammelnde Protoplasma zeigt eine gelbrothe Färbung, welche es vorher in den Mycelfäden nicht hatte. Auf der Ausweitung bildet sich bald ein Vegetationspunkt aus, eine Stelle intensivsten Wachsthumes , die sich als Frucht trag er erhebt (Fig. 3 u. Ad). Sobald dieser sich zeigt, werden Scheide- wände angelegt, welche die Fruchtanlage mit dem jungen Träger auf ihr von den Mycelfäden abgrenzen. Während bei Mucor und P. anomalus diese Scheide- wände fern von der Fruchtanlage sich bilden zur Abgrenzung der Mycelabschnitte, welche für die einzelnen Fruchtträger bestimmt sind, finden wir sie hier nach ihrer unmittelbarsten Nähe vorgeschoben. Beim P. oedipus fällt eine von ihnen noch in die Anschwellung, die hier gewöhnlich an den Enden älterer Mycel- arme angelegt wird (Fig. 3 — 9). Beim P. microsporus , wo diese im Verlaufe älterer Arme sich zu bilden pflegt, fallen zwei Wände auf die Anschwellung (Fig. 1 6 a — d, Taf. IV) . Wo der oder die Hauptarme , welche in die Anschwel- *) Es ist versucht worden , den höchst bezeichnenden Namen Pilobolus anomalus zu be- seitigen und den Pilz zu einer neuen Gattung »Pilaira« zu erheben, van Tieghem, Reeherches sur les Mucorinees, Ann. des scienc. VI. serie, I. Band. — Ich selbst habe anfangs den P. anomalus nicht als solchen erkannt, und ihn als eine neue Art »P. Mucedo« in meiner Notiz des I. Heftes der Schimmelpilze aufgeführt , kam aber schon bald nachher zu der Ueberzeugung , dass die ver- meintliche neue Art nichts wie der P. anomalus von Cesati sein könne , als welchen ich ihn dann in meinem Vortrage 1. c. bereits bezeichnet habe. 67 Lung auslaufen, abgegrenzt werden, erfölgl immer die Wandbildung noch in der Anschwellung, während bei allen anbedeutenden Seitenzweigen der Mycelien, die an der Anschwellung sich befinden, die Wände an deren Grenze angelegt werden. So kommt es. das's der Fruchtträger von 1*. oedipus Moni, und von anderen der Regel nach eine zwiebelartige Anschwellung, der von P. microsporus Klein zwei Zwiebeln an seiner Piasis trägt, und in solchen Fällen sogar drei, wo eine Frucht anläge in der Gabelungsstelle eines Mycelarmes sich ausbildet (wie in Fig. 5, Taf. III). Die kleinen Mycelzweige, welche sich an der Basis der Frucht- träger oft zahlreich linden, können leicht, wenn man den fertigen Frucht- träger besieht, zu der Vermuthung führen, als ob sie nachträgliche Aus- sprossungen, Rhizoidenbildungen des Trägers seien; dies anzunehmen würde durchaus unzutreffend sein. Die jungen Fruchtträger erscheinen am Abende als orangerothe Knöllchen (Fig. 1 c) ; bei Culturen auf festem Substrat ist dessen Oberfläche mit diesen Knöllchen reich bedeckt, die schon bis zum nächsten Morgen zu fertigen Frucht- trägern ausgebildet sind. Die Knöllchen verjüngen sich zunächst wieder, indem sie weiter auswachsen ; darauf bildet sich die Spitze durch Anschwellung zum Sporan- gium aus (Fig. 7/.), welches aber nicht ganz rund, sondern etwas abgeplattet erscheint. Es ist anfangs gelbroth und wird mit der Keife schwarz. Noch ehe diese Farbenänderung vollendet ist, zeigt sich unter dem Sporangium eine starke Auftreibung des Fruchtträgers, der hier bis zur Tonnen- form an Umfang zunimmt, bis das inzwischen schwarz gewordene Sporangium nur mehr als knopfförmige Erhöhung auf ihm erscheint (Fig. 7 — 9«/", Taf. 111 u. Fig. 13 — 17/', Taf. IV). Diese Wachsthumserscheinung des Trägers in die Fläche entspricht der Längsstreckung, welche den Trägern des P. anomalus eigen ist. für sie wird auch hier der Inhalt des Trägers verbraucht. Er sieht jetzt krystallhell aus, und zeigt nur dort, wo die Anschwellung nach dem Sporangium abläuft, und dort wo sie in den Träger übergeht, eine schwachgelbe oder orange- rothe Färbung (in Fig. 14 — 17 durch einen Schatten angedeutet). Die Vor- gänge im oberen Theilc des Fruchtträgers, die Sonderung des Protoplasmas für das Sporangium und die Sporenbildung in diesem sind von einer Wasserabschei- dung begleitet, welche sich in dicken Tröpfchen bemerkbar macht, die an dein Sporangium und an dem oberen Theile des Trägers auftreten (Fig. '.*//. Taf. 111 Ich möchte diese Abscheidung von Wasser, welche auch bei anderen 9« — 68 — Mucorinen eine häufige Erscheinung ist1), dem Vorgange an die Seite stellen, der sich in ganz ähnlicher Weise bei der Reife von Sclerotien vollzieht und an- nehmen, dass das ursächliche Moment in beiden Fällen das gleiche ist, nämlich eine Concentration des Protoplasmas, hier für die Dauerzustände der Sclerotien2), dort für die Bildung der Sporen. Wo immer der Vorgang der Sporenbildung' bei Pilzen , sei es in Sporangien oder auf Sterigmen , einer genauen Beobachtung unterzogen wird , zeigt sich diese Wasserabscheidung ; sie dürfte hiernach , zum wenigsten bei den Pilzen, als eine allgemeine Erscheinung angesehen werden, die nur dann äusserlich hervortritt, wenn die Objecte gross genug sind, und wenn die äusseren Umstände eine schnelle Verdunstung des abgeschiedenen Wassers verhindern 3) . Alle Fruchtträger, welche am Abende angelegt und während der Nacht zur Reife gelangt sind, werfen am nächsten Morgen von 8 Uhr bis Mittag ihre Sporangien ab. Eine starke Wasseraufsaugung in dem Träger, welche die Elasti- citätsgrenze seiner Membran überschreitet, führt ein Aufplatzen und zwar an der Insertionsgrenze der Columella herbei, und das Sporangium mit der Columella und dem Inhalte des Trägers wird, oft auf weite Ent- fernungen , fortgeschleudert. Mit der Decapitation der Sporangienträger ist nur die Fruchtanlage, wie sie vorher durch Scheidewände von den Mycelfäden abgegrenzt wurde, erschöpft; die Mycelien selbst wachsen nach der Anlage und der Reife der ersten Frucht- träger weiter fort, und dieselben Fäden vermögen, sobald sie weiter ernährt und ') Man vergleiche: Mueor Mucedo in dem I. Hefte der Schimmelpilze p. 12, wo ich die Abscheidung des Wassers an den jungen Sporangien aber noch nicht auf eine Concentration des Protoplasmas für die Bildung der Sporen zurückgeführt habe. — Die Abbildungen auf Taf. II, Fig. 9 dieses Heftes veranschaulichen die Wasserabscheidung bei Mucor. 2) Schimmelpilze, III. Heft, Coprinus stercorarius p. 24 und Taf. VIII, Fig. 12 — 14. 3) Bei grossen Gasteromyceten , z. B. Bovista - Arten , werden die Fruchtkörper mit der Sporenreife nass und das Wasser fliesst öfters aus. Man kann zwar nicht sicher entscheiden, ob dies Wasser mit der Bildung und Keifung der Sporen abgeschieden wird , es kann auch durch Auflösung der unbetheiligten Elemente entstehen ; aber wahrscheinlich ist es auch hier, dass es in der oben angeführten Weise seinen Ursprung nimmt. — Bei den perennirenden Frucht- körpern der Basidiomyceten dürften die hier häufig beobachteten Wasserabscheidungen einmal mit der Bildung der Sporen, dann mit den periodischen Ruhezuständen oder vielmehr dem eintretenden Wachsthumsstillstande im Zusammenhange stehen. 69 — aasgewachsen sind, neue Fruchtträger zu bilden1 . Es sind Fälle nicht selten, wo «lie ferneren Fruchtanlagen nehen den früheren (Fig. \i)il. Taf. III angelegt werden. Bei Massenculturen auf festem Substrate dauert die tägliche Erzeugung von neuen Fruchtträgern oft wochenlang fort, bis das Substrat keine Nahrung mehr bietet; regelmässig zeigen sich «im Abende auf der Oberfläche die rothen Fruchtanlagen, welche, bis zum nächsten Morgen gereift, decapitirt werden. Der Bau der Sporangien entspricht beim P. microsporus Klein. I*. ei ystallinus Tode und P. roridus Bolton dem des P. anomalus, die Quellschichl ist fast ebenso mächtig, beim P. oedipus Mont. ist sie dagegen weniger stark und nicht bloss unten, sondern auch etwas seitlich gelegen. Lässt man die Spo- rangien abquellen, ehe sie abgeschleudert werden, so kommt die Columella zur Erscheinung. Sie hat eine bestimmte Form, ist häufig mehr als weniger flach pyramidenförmig (Fig. 22 d, Taf. IV), nicht selten lang keulen- oder kegelförmig, auch ist eine verlängerte Spitze kein seltenes Vorkommniss. Die Sporangien- membran ist in dem unteren nicht cuticularisirten , äusserst zarten Theile durch Einschrumpfen der Quellschicht und auch durch theilweise Auflösung wohl meist schon abgetrennt, wenn die Decapitation eintritt. Die wässerige Flüssigkeit des aufplatzenden Trägers bringt die Quellschicht bei der Berührung sofort zum Auf- quellen und in dem Augenblicke, wo das abgeworfene Sporangium an ein Hin- derniss gelangt, klebt sie es dort fest. BeimP. oedipus bleiben die Fruchtträger klein, sie werden eine, höchstens zwei Linien lang, die Energie, womit die Sporangien abgeschleudert werden, ist sehr gross, die Quellschicht nicht bedeutend. Die Sporen sind rund, sehr un- gleich, haben einen rothen, körnig schaumigen Inhalt und eine Grösse von 11,014 — 11,1147 Mm. (Fig. 14). ') Dass bei Mucor -Arten kleine Fadenabschnitte, welche im Laufe eines Mycelfadens lebendig geblieben und oft nicht einmal länger als breit sind, zu neuen Mycelfäden auszuwachsen vermögen, habe ich oft gesehen und früher schon beschrieben (Untersuchungen über Alkohol- giihrung IL Vortrag in der med. -physikalischen Gesellschaft in Würzburg 187 1. p, IIS) : ich meine hier solche Mucor- Arten , welche, wie der Mucor Mucedo, keine Gemmen nach Art des M. race- mosus bilden , bei welchen also die lebendig gebliebenen Fadenpartien von der todten Umgebung nicht durch Scheidewände abgetrennt sind. Es ist zu vermuthen , dass diese Entwicklung eines morphologisch nicht begrenzten Fadenabschnittes von der Anwesenheit eines Zellkernes in ihm abhängig ist, dass sie also nicht eintritt, wenn an der betreffenden Stelle kein theilungsfähiger Kern sicli vorfindet. 70 Beim P.microsporus und c r y s t a 1 1 i n u s haben die Träger die 3 — 4 fache Länge, damit nimmt die Grösse der Quellschicht zu, die Energie der Decapitation ab. Beide Pilze sind äusserlich fast gleich, die Träger von P. crystallinus etwas röth- licher gefärbt, die von P. microsporus unten mit zwei Zwiebeln versehen. Durch die sehr abweichende Grösse der Sporen sind sie leicht zu unterscheiden (Fig. 1 5 u. 16), die von P. microsporus = 0,0047 Mm Breite und 0,006 Mm. Länge, haben eine grünliche, die von crystallinus = 0,0097 Mm. Breite und 0,0141 Mm. Länge, eine röthlich gelbe Farbe, beider Sporen sind glänzend, gleichmässig und ohne Körncheninhalt. P. roridus ist die grösste und längste Form. Die Träger werden bis 3 Zoll lang, die Decapitation tritt sehr zurück, die Quellschicht ist stark aus- gebildet. Die meisten Sporangien quellen ab, um Mittag sind sie zumeist noch nicht abgeworfen. Der ganze Pilz in allen seinen Theilen übertrifft die früheren Formen um das Vielfache an Grösse (Fig. 17). Die Sporen sind gleichmässig von eiförmiger Gestalt, etwas gelblich, der Inhalt glänzend und gleichmässig. Die Grösse = 0,0103 Mm. Breite und 0,0128 Mm. Länge1). Allen vier Formen ist es gemeinsam, dass die Trägeranschwellung unter- halb des Sporangiums oben und unten eine gelbe oder röthliche Färbung zeigt, welche den Fruchtträgern dort, wo sie in Massen auftreten, einen charakteristischen Farbenton gibt 2) . Vergleichen wir, vom P. oedipus ausgehend, die Formen mit dem P. ano- malus, so erhellt von selbst, dass die Grösse der Quellschicht zur Länge der Träger in Beziehung steht, beide aber zu der Energie der Decapitation im um- gekehrten Verhältnisse stehen. Die Länge der Fruchtträger und die Mächtig- keit der Quellschicht nimmt zu, während der Vorgang der Decapitation an Energie verliert und in P. anomalus ganz verschwindet. Hier quellen die Sporangien von den langgestreckten Trägern ab; bei den übrigen kommt die Decapitation J) Ob der Pilobolus roridus, der hier beschrieben ist, dem von Bolton entspricht , ist mir nach dem Vergleiche mit seiner Abbildung zweifelhaft geworden. Es kann sein, dass der P. mi- crosporus Klein identisch ist mit der von Bolton beschriebenen Form : da eine Entscheidung nicht möglich ist,- weil der Autor keine Sporen abgebildet hat, so scheint es mir am zweckmässigsten, den Namen P. microsporus beizubehalten und die grosse Form mit dem Namen P. roridus zu be- legen, da beide Namen sehr bezeichnend sind. 2) Auf das Vorkommen von Krystalloiden, die bei diesen Pilobolus-Arten sehr häufig sind, bin ich hier nicht weiter eingegangen. 71 als ein weiteres Verbreitungshülfsmittel hinzu, und ich vermuthe, dass damit die engere Abgrenzung der Fruchtanlage auf den Mycelien im Zusammenhange stellt. Die Sporangienmembran . die aussen geformte Kalkablagerungen nicht zeigt, lässt in ihrem oheren Theile eine Schichtung in einen äusseren stark cuti- cularisirten und innen inuern zartwandigen Theil mehr oder weniger deutlich erkennen. Heim 1'. microsporus und crystallinus gelingt es meist, die cuticnlari- sirte Kappe als solche abzusprengen, die dann eine grau violette Färbung hat, welche oben am intensivsten ist, hie und da auch warzenartige Vorsprünge zeigl und nach unten resp. den Seiten allmählich verblasst und zarter wird. Die Sporen verbreiten sich beim P. oedipus leicht aus den Sporangien, bei den anderen, namentlich dem 1'. microsporus und anomalus haften sie fester zusammen; eine quellbare Zwischensubstanz ist zwischen ihnen nicht nachweis- bar. Die Sporen von P. oedipus keimen leicht, die von P. microsporus und cry- stallinus vereinzelt, die von P. roridus keimen gar nicht unter gewöhnlichen I'iii- ständen. Bei einer Erwärmung auf 30 — 35° tritt überall eine regelmässige Keimung ein. Im thierischen Körper wird die Keimung jedenfalls begünstigt, und hierdurch das allverbreitete Vorkommen des Pilobolus auf dem Miste kräuterfressender Thiere einfach und natürlich erklärt. In den Mycelien der Pilobolus-Arten bilden sich häufig, wenn die Fructi- fication irgend welche Störung erleidet, kleine Gemmen aus; der Inhalt, welcher nicht ganz in die Sporangienanlage geströmt ist, sammelt sich an einzelnen Stellen an, die dann von Scheidewänden umgrenzt werden. Diese kleinen Gemmen haben die verschiedensten Formen, die sich nach den Mycelabschnitten richten, wo sie sieh bilden. Sie keimen zu jeder Zeit zu neuen Mycelien aus, wenn man ihnen Nahrung zuführt (Fig. 10, Taf. IV). Eine andere Art von Gemmenbildung habe ich fast regelmässig auf alten Culturen beobachtet. Sie sehen roth aus, sind mit Zwiebeln versehen und sehen beim P. microsporus, der zwei Zwiebeln am Fruchtträger hat, einer Zygospore täuschend ähnlich, sind vielleicht auch schon dafür gehalten '). Es sind dies un- entwickelte Fruchtanlagen, welche sich mit dicken Membranen umgeben. Sie keimen ohne Nahrungszufuhr nach einiger Zeit aus; die Keimung hat täu- ') In seiner Morphologie der Pilze erwähnt de Bari/ Stygosporen von Pilobolus, die hierher gehören können, p. 170. — 72 — sehende Aehnliehkeit mit der Auskeimung einer Azygospore oder einer Zygo- spore (Fig. 12 u. 13). Der grösste Theil dieser Gemmen geht aber durch einen Parasiten zu Grunde, welcher den röthlichen Inhalt völlig aufzehrt und damit ein Erbleichen herbeiführt. Zerdrückt man die weissgewordenen Gemmen, so treten eine Un- zahl kleiner Sporen aus, die fast nicht grösser sind wie Protoplasmakörnchen, sie entsprechen in der Form und im Aussehen den Sporen von einer Bacillus- Form1). In der weiteren Untersuclrung , die zunächst durch andere Bacterien, die ich nicht ausschliessen konnte, gestört wurde, bin ich leider durch meine Krankheit unterbrochen worden, und muss mir weitere Einzelheiten für spätere Zeit vorbehalten. — Dass die Pilobolus-Mycelien, namentlich aber die Frucht- träger von Piptocephalideen viel zu leiden haben, sieht man leicht auf jeder beliebigen Mistcultur. Die Träger sind, innen oft ganz mit den Fäden der Para- siten angefüllt und aussen von ihnen dicht umsponnen. Die Culturen der decapitirenden Piloboli verbreiten einen höchst wider- lichen faulen Geruch, der nicht von Bacterien herrührt, sondern durch den vege- tirenden Pilobolus entsteht. Die wirklichen Zygosporen der letzten vier Pilobolus- Arten habe ich nie- mals gefunden, trotzdem ich mit besonderer Aufmerksamkeit danach gesucht habe. Auf den unzähligen rohen Culturen von den verschiedensten Mistsorten, welche ich seit 1869 untersucht habe, sind Zygosporen nicht vorgekommen, eben- sowenig waren sie in künstlichen Substraten durch lange consecutive Culturreihen zu erreichen, die ich bis zu meiner Krankheit fortgesetzt habe: es traten in diesen immer nur die gewöhnlichen Sporangienträger auf. Ich will hier kurz anschliessen , dass ich mit anderen Mucorinen, z. B. dem Mucor racemosus'2) etc., ganz dieselbe Erfahrung gemacht habe, dass weder in natürlichen noch in künstlichen Ciüturen , noch in consecutiven Cultur- reihen, die weit über 100 hinausgehen, und lediglich zu dem Zwecke unter- halten wurden, die Zygosporenbildung etwa nach langen Reihen ungeschlecht- licher Fortpflanzung herbeizuführen, jemals Zygosporen vorkamen. Diese nega- ') Die Abbildungen auf Taf. I sind hier mit Taf. IV Fig. 1 H zu vergleichen. 2) Besehreibung und Abbildungen des Pilzes finden sich in den landwirthschaf'tl. Jahr- büchern V. Jahrgang 1876 in meiner Abh. über das Vorkommen und die Verbreitung der Alkohol- gährung im Pflanzenreiche. 73 livcii Resultate fallen mehr ins Gewicht, wenn ich hinzufüge, dass sich bei anderen Formen die Sache wesentlich anders herausstellte. Bei «Irr gleich zu beschreibenden Mortierella bildeten sich die Zygosporen schon nach kurzen Generationen ungeschlechtlicher Fortpflanzung, ebenso bei Piptocephalis und Chaetocladium. Beim Mucor Mucedo, Rhizopus nigricans etc. dauert es viel länger, bis die Zygosporen auftreten; beim Mucor dichotomus Sporodinia gran dis) hingegen und beim Mucor fusiger habe ich die Zygosporen in keiner Cultur vergeblich gesucht. Sie bilden sich neben den ungeschlechtlichen Trägern, die bald /ahlreich bald sehr spärlich auftreten und zu Ende November, wenn die Hutpilze verschwinden, worauf sie leben, fast ganz zu Gunsten der Zygosporen zurücktreten '). Nehmen wir dies verschiedene Verhalten der Formen der Zygo- myceten in der Erzeugung der ungeschlechtlichen und geschlecht- lichen Fructificationen, wie es sieb aus langjährigen mühevollen C'ulturen natürlich ergeben bat. als Thatsache hin, so lässt sie sich so ausdrücken, dass mit dem Mucor dichotomus verglichen in den Formen wie z. B. Piptocephalis, Mor- tierella Rsfk., Mucor Mucedo etc. ein Zurücktreten der geschlechtlichen Fortpflanzung zu Gunsten der ungeschlechtlichen erfolgt ist, und dass dies Zurücktreten bei dem Mucor racemosus, den Pilobolus- Formen etc. fast oder vielleicht ganz bis zum Verschwinden der sexuellen Frucht- formen rcsp. der Sexualität mit diesen Früchten fortgeschritten ist. Natür- licherweise würden die Beobachtungen resp. die beobachteten Thatsachen nicht ausschliessen , dass die Fruchtformen doch einmal nachträglich wieder auftreten, da ja eine Voraussetzung, dass sie überhaupt nicht existiren oder cxistirt haben. dass die betreffenden Pilze ursprünglich asexuell gewesen sind, nach der nahen Verwandtschaft der Formen der Zygomyceten, zu welchen die letzterwähnten zweifellos gehören, möglichst unwahrscheinlich sein würde. Ich werde später Gelegenheit nehmen auszuführen, dass dieselben That- sachen, welche hier bei den Zygomyceten kaum einer Missdeutung fähig sind, auch bei den Formen der anderen Pilzklassen vorliegen, und dass es nur mög- lich wird, über jetzt bestehende Unklarheiten in ihrer Beurtheilung, namentlich ') In meinem Vortrage 1. c. über copulirende Pilze IS75 habe ich schon aber einige Re- sultate aus den Reihenculturen berichtet, die ich hei Mucor-Arten seil 1872 unterhalten habe. Brefeld, BoUn. Untersuchungen. IV- . "' — 74 — bezüglich der Systematik hinauszukommen, wenn man sie in ihrer Bedeutung in Betracht zieht, wie ich es in der letzten Abhandlung dieses Heftes »Zur ver- gleichenden Morphologie der Pilze« zu thun versucht habe. Es dürfte aber schon hier nicht überflüssig sein anzuführen, dass äussere Einflüsse, z. B. die Ernährung, die Beschaffenheit des Substrates, Luftzutritt etc. zwar von directer Bedeutung für den Entwicklungsgang sind insofern, als z. B. die Bildung grosser Fruchtformen , wie die Fruchtkörper von Penicillium, ohne normale gute Ernährung überhaupt nicht denkbar ist, dass dagegen das Auf- treten der verschiedenen Fruchtformen eines Pilzes wohl weniger von diesen Umständen allein, als von anderen inneren Momenten abhängig sein kann. — So lange die drei Fruchtformen , die ungeschlechtlichen einerseits und die beiden geschlechtlichen oder eine von diesen anderseits auf demselben Individuum vor- kommen, mögen äussere Lebensbedingungen eine Rolle spielen und das Ueber- wiegen der einen oder der anderen Fruchtform bedingen, vielleicht sogar mangelhafte Ernährung das Auftreten der geschlechtlichen und speciell der männ- lichen Früchte fördern können. Wenn aber die Fruchtformen mehr oder minder streng auf verschiedene Individuen getrennt sind, welche entweder die un- geschlechtlichen oder die geschlechtlichen Fruchtformen ausbilden, so kommen schon mit dieser fortgeschrittenen Differenzirung die inneren Momente zur Gel- tung. Es fragt sich, in welcher Art der Wechsel ungeschlechtlicher und ge- schlechtlicher Fruchtformen ausgebildet ist , in welchem Verhältnisse also die un- geschlechtlichen oder die geschlechtlichen Individuen resp. deren Fruchtformen überwiegend sind. In dem Maasse, als das eine oder das andere der Fall ist, verliert das äussere Moment der Ernährung an Bedeutung für die Erzeugung ungeschlechtlicher oder geschlechtlicher Generationen. Wo nun z. B. die ge- schlechtlichen Früchte schon soweit zurückgetreten sind, dass sie oft erst nach langen Generationen von Individuen mit ungeschlechtlicher Fortpflanzung er- scheinen, dort helfen kaum noch äussere Umstände mit, den gewohnten Ent- wicklungsgang umzulenken ; die geschlechtlichen Früchte oder Individuen lösen in bestimmter Zeit die Reihe der ungeschlechtlichen Generationen ab. Je weiter die eine oder die andere Fortpflanzungsform vorherrschend ist, je mehr bei der einen Pflanze die geschlechtlichen Fructifkationen resp. die geschlechtlichen In- dividuen, bei der anderen die ungeschlechtlichen überwiegend sind bis zu dem Punkte, wo entweder die einen oder die anderen dem Ende sich nähern und — I.) aus dem Entwicklungsgange verschwinden, um so einflussloser stehl es mit den äusseren Umständen. Für die geschlechtlichen Fruchtformen im Engeren scheint die Erzeugung der männlichen oder der weihlichen Früchte von äusseren Umständen dort beeinflusst zu sein, wo beide noch an demselben Individuum auftreten, wenigstens zeigt sieh bei mangelhafter Ernährung häufig eine reichere Entwicklung der männlichen Früchte. Wenn über auch hier eine Trennung der Früchte auf verschiedene Individuen erfolgt ist, dann können die Umstände nicht wohl anders liegen wie bei ungeschlechtlichen und geschlechtlichen Früchten. Die Bildung männlicher oder weiblicher Individuen wird um so weniger von äusseren Umständen bestimmt werden, je weiter die Differenzirung in den ge- schlechtlichen Individuen und den Geschlechtszellen fortgeschritten ist, und schliesslich die Geschlechtszellen selbst eine morphologische Differenzirung auf- weisen, an welcher man das Geschlecht der von ihnen erzeugten Individuen nicht minder deutlich erkennen kann, wie es z. B. an den Sporen heterospo- rischer Farne möglich ist; bei den Pflanzen ist aber dieser Punkt wohl noch nicht erreicht. — Auf anderweite Angaben in der Litteratur über das Auftreten der verschiedenen Fruchtformen bei Pilzen nach äusseren Einflüssen näher einzu- gehen, halte ich für überflüssig1). ') Ich möchte an dieser Stelle die Bemerkung einschalten, dass ich seihst ursprünglich von der entgegengesetzten Auffassung ausgegangen hin und geglaubt habe, dass die Ernährung und zwar sowohl die Nährstoffe des Substrates wie der atmosphärische Sauerstoff für die Erzeugung Heilerer, namentlich geschlechtlicher Fruchtformen hei den Pilzen von maassgebender Bedeutung sei. Den Fund hei Penicillium, bei welchem die Ernährung in der oben angedeuteten Weise, soweit es sich um die Erzeugung der Ascusfrüchte handelt, eine Rolle spielt, hoffte ich damals allgemein bei an- deren Pilzformen zu erreichen (man vergl. meine Ausführungen auf S. SO — 83 im II. Hefte der Schimmelpilze), fand mich aber in der Folge in meinen Erwartungen sehr getäuscht Der Ausgang von Culturen , die nach Tausenden zählen, und die ich, wie ich später zeigen werde, auf alle möglichen Pilzformen ausgedehnt habe, hat mich inzwischen belehrt, dass die Annahme, von der ich ausging, eine nicht zutreffende ist. Es ergab sich, dass z. B. bei Penicillium die Perithel nn unter vollem Luftzutritte so gut "wie hei mangelhaftem Zutritte zur Entwicklung kommen, und dass kümmerliche und reiche Ernährung so wenig wie der volle oder mangelhafte Sauerstoffzutritl bei den vorhin genannten verschiedenen Zygomyceten die Bildung der Zygosporcn allein herbeizu- führen oder zu verhindern vermögen. Ich habe auf demselben Substrate von den verschieden ent- nommenen Sporen derselben Pilzform. z. B. von Piptocephalis, hier immer nur Zygosporen, dort nur ungeschlechtliche Eruchtträger bekommen; Veränderungen des Substrates änderten das Resultat nicht, auch nicht der Sauerstoff der Luft, mochte er voll oder mangelhaft zutreten. — Schon im Jahre IST 5 habe ich 1. c. meines Vortrages über copulirende Pilze meine frühere Deutung der Beobachtungen corrigirt : sie ist aber inzwischen von van Tieghem wieder aufgenommen worden in- 76 — Die normale Formausbildung der Fruchtträger von Pilobolus in der Grösse steht natürlich ebenso, wie bei anderen Filzformen, im directen Zusammenhange mit der Ernährung. Dieser Umstand darf für die Unterscheidung der Formen nicht unbeachtet bleiben. Ihre Charaktere werden, wie schon beim F. anomalus gezeigt wurde, mehr oder minder undeutlich und verwischt. Im Bau der Spo- rangien, in der Form der Columella und sogar in der Gestalt der Sporen zeigen sich Variationen, welche in normaler Cultur sofort verschwinden, welche aber voreilig beurtheilt zur Annahme neuer Formen führen können. Von nicht zu unterschätzender Bedeutung für die Formaus- bildung ist auch noch bei einzelnen Formen das Licht. Es ist be- kannt, dass die Fruchtträger stark positiv heliotropisch sind, ebenso ist beobachtet, dass die Decapitation bei Ausschliessung des Lichtes verzögert werden kann, bei P. oedipus um kürzere Zeit, beim P. crystallinus um einige Stunden, beim P. roridus sogar ganz; dabei wachsen die Träger länger aus als sonst. — Ueber den P. microsporus liegen keine näheren Beobachtungen vor, bei ihm ist die Wirkung des Lichtes am grössten: die Fruchtträger vergeilen ohne Licht vollkommen, ohne dass es zur Anlage der Sporangien kommt. Wählt man vergleichende Culturen, welche zum Theil im Finstern, zum Theil im Lichte gehalten sind, für die weitere Beobachtung aus, so lässt sich leicht ermitteln, wie bis zur Anlage der Fruchtträger, die mit dem 6. oder 7. Tage in allen Culturen als rothe Knöllchen auf dem Substrate erscheinen, das Licht ohne alle Bedeutung ist. Am nächsten Morgen sind diese Anlagen dann aber auf den beleuchteten Culturen zur Reife gelangt und werden ab- geworfen, während auf den anderen, welche im Finstern stehen, die Träger etwa ?/2 Zoll Länge erreicht haben mögen, an ihrer wachsenden Spitze eine gelbe Zone zeigen, aber kein Sporangium gebildet haben. An den folgenden Tagen dauert die normale Entwicklung dort fort, während hier die Träger jeden Tag (III Memoire sur les Mucorinees 1. c. Ann. d. sc. nat.). Da es leicht ist, sich im Wege der Cultur von der Zuverlässigkeit meiner Angaben zu überzeugen , so halte ich es für unnöthig , die Ausführungen des Hrn. van Tieghem weiter zu berücksichtigen. Uebrigens reicht eine blosse Er- wägung schon zu ihrer Beurtheilung aus. Denn wenn es richtig wäre, dass man die geschlecht- lichen Fruehtformen so leicht im Wege geeigneten Substrates und zutreffender Ernährung herstellen könnte, so müsste es geradezu unbegreiflich erscheinen , warum da Hr. van Tieghem zu den vielen Zygomyeeten mit nur ungeschlechtlicher Fortpflanzung, die er beschrieben, nicht schon längst die zugehörigen geschlechtlichen Fruehtformen durch künstliche Cultur hergestellt hat. 77 um «las Doppelte ilcs ersten Tages gewachsen sind, an dei Spitze die gelbe Wachsthumszone aber keine Sporangien zeigen. Das Längenwachsthum geht fort, Iii_I4 Tage lang, die Träger erreichen eine Länge von 8— 1.0 Zoll, dann stellen sie still, die gelbe Spitze verschwindet, der Inhalt ist erschöpft und die weissen seidenglänzenden Träger welken ab ohne die Bildung von Sporangien; die ganzen Culturen enden steril. Um die Dauer der Beleuchtung zu bestimmen, die für die Bildung der Sporangien ausreichend ist, exponirte ich die Culturen, sobald sieh die Anlagen der Sporangien an der Oberfläche zeigten, 1, 2, 3 und 4 Stunden dem Lichte. Es zeigte sich, dass schon eine zweistündige Beleuchtung hinreichte, die Anlagen, welche während der Exposition keine wahrnehm- baren Veränderungen zeigten, im Finstern zur Entwicklun zu bringen. An den länger beleuchteten Culturen war die Zahl der reifen Frucht- träger am nächsten Morgen im Verhältnis grösser und, wie es schien, auch die Sporangien selbst. Auf die noch nicht angelegten Fruchtanlagen des folgenden Tages hatte die Beleuchtung keinen Eintiuss gehabt, sie vergeilten, wenn das Licht ausgeschlossen blieb. Ein minimaler Zutritt von Licht, etwa durch eine Ritze des Schrankes oder des Verschlussdeckels künstlich hergestellt, machte sich sogleich bemerk- bar. Es wurden Sporangien angelegt und langsam ausgebildet; dabei wandten sich alle Träger so energisch der Lichtquelle zu, dass ihre sämnitlichen Spitzen sich dort dicht zusammenlegten. Bei Versuchen im blauen und gelben Lichte verhielten sich die Culturen hinter Kupferoxydammoniaklösung fast wie bei gewöhnlicher Beleuch- tung; hinter einer Lösung von doppelt chromsaurem Kali vergeilten alle Fruchtträger wie im Finstern, sie legten keine Sporangien an, aber sie zeigten den intensivsten positiven Heliotropismus. Durch Um- drehung der Culturen in Pausen von einigen Stunden nahmen die Krümmungen eine zickzackförmige, bei kleinen Winkeln eine korkzieherartige Form an, die deutlich erkennen Hess, dass die Wachsthumszone nur an der Spitze gelegen ist. Der P. microsporus kann allen denen als ein besonders geeignetes Versuchs- objeet empfohlen werden, welche sich von der Unrichtigkeit des bis dahin gelten- den Satzes überzeugen wollen, dass die mechanischen Leistungen des Lichtes, also auch die Erscheinungen des Heliotropismus, an die stark brechbaren Strahlen — 78J — des sichtbaren Spectrums gebunden sind. Ich habe diese Beobachtungen, deren Mittheilung' durch meine Krankheit lange hinausgeschoben ist, bereits zwei Jahre vor der ausführlichen Arbeit über den Heliotropismus von Wiesner1) meinen Zuhörern in Berlin gezeigt. Da ohne die Mitwirkung des Lichtes eine Sonderung des Protoplasmas im Träger für die Anlage der Sporangien zu Gunsten einer Vergeilung unter- bleibt, so wäre noch zu untersuchen, ob sich nicht die Wirkung des lichtes noch etwas näher verfolgen Hesse. — Es ist sehr wohl denkbar, dass mit der Sonderung des Protoplasmas die Kerntheilungen in rascher Folge verbunden sind , welche der Anlage der Sporen vorangehen dürften , und dass etwa diese Theilungen oder schon die Sonderung des Protoplasmas nur unter dem Einflüsse des Lichtes erfolgen, und folglich ohne Licht die Anlagen von Sporangien mit Sporen unterbleiben. Dabei wäre zu beachten, ob diese Kerntheilungen im Sporangium allein vor sich gehen, und ob die Einwanderung eines kernhaltigen Theiles in das Sporangium als der Ausdruck der »Sonderung des Protoplasmas im Eruchtträger für die Sporenbildung« gelten kann. Vielleicht werden sich hier Verschiedenheiten zeigen, welche auch bei anderen Sporangien, z. B. bei denen der Ascomyceten (Ascen), je nachdem sie viele oder nur wenige Sporen bilden, wiederkehren dürften. Dass die Ascen der Ascomyceten nichts sind, wie Sporangien mit meist nur wenigen Sporen, und dass der besondere Begriff des Ascus nur dazu beigetragen hat, die natürlichen Verwandtschaften der Classe in der Bezeichnung des Ascus und der Ascomyceten zu verwischen, darauf will ich , vorbehaltlich einer ausführlicheren Begründung in den beiden letzten Ab- handlungen dieses Heftes, hier nur andeutungsweise hinweisen. Einer etwaigen Einwendung, dass das Substrat zur Ernährung des Pilzes, also der ausgekochte Mist mit seinem Salzreichthum , bei der Erscheinung der Vergeilung der Eruchtträger im Finstern ohne Sporangienanlage mitbetheiligt sein könnte, bin ich dadurch begegnet, dass ich die Culturen möglichst dünn herstellte, den ausgekochten Mist mehrfach auspresste und wieder mit Wasser auskochte. Auf Culturen dieser Art war das Resultat genau dasselbe und änderte sich auch dann nicht, als ich nach der erfolgten Anlage der vergeilen- den Fruchtträger die Culturen einen halben Zoll hoch unter Wasser setzte. ') Wiesner, Die heliotropischen Erscheinungen im Pflanzenreiche. Wiener Akademie der Wissenschaften 1878. 7«.» Ich unterliess bei dieser Gelegenheit nicht, auch noch die beiden Copri aus-Arten, C. stercorarius und C. ephemerus, aber welche ich im III. Hefte der Schimmelpilze betreffs der Bedeutung des lichtes für die normale Entwicklung der Fruchtkörper berichtet habe , für eine Reihe ähnlicher Versuche heranzu- ziehen. Auch bei ihnen änderten sich die früheren Resultate nicht im Mindesten. Beim Copr. stercorarius habe ich einige Male bei niederer Temperatur als 12" nach Verlauf von 1- 6 Wochen auf lang vergeilten Stielen kleine Hüte mit nor- malen Sporen erhalten. — Bei dem Copr. ephemerus stellte sich hei diesen neuen sehr zahlreichen Versuchen heraus, dass das Auftreten von Fruchtkörpern im Finstern eine ganz vereinzelte Erscheinung ist, dass nicht bloss die letzte Streckung der Elemente im Hute, wie ich früher angab, unter dem Einflüsse des Lichtes steht, dass vielmehr in diesen Filzen ein Object unter den höheren Pilzen vorliegt, wo die Anlage der Fruchtkörper überhaupt in der evidentesten Weise unter dem Einflüsse des Lichtes steht, wie ich dies früher für andere Formen vermuthungsweise aussprach. In allen Culturen blieb die Bildung von Fruchtkörpern aus, von vereinzelten abgesehen, die sich zweifellos wie früher ohne Licht (unter 3 — 4 fächern Verschluss) bis zur letzten Hutstreckung ausbildeten. Wurden nun diese Culturen , die ganz ohne Frucht- anlagen geblieben waren, beleuchtet, so war nach 4 — 5 Tagen die ganze Ober- fläche buchstäblich mit jungen Anlagen bedeckt, die wiederum verdunkelt sich bis zur Hutstreckung entwickelten ') . ') An Objectträgcrculturen von dem Coprinus ephemerus habe ich dann die Versuche und Beobachtungen wiederholt und gefunden , dass die Culturen ohne Fruchtkörperanlagen untergehen, wenn sie im Finstern gehalten werden, dass aber solche Mycelien, welche vier Wochen im Dunklen steril geblieben sind , dem Lichte ausgesetzt sogleich eine grosse Masse von Fruchtkörperanlagen bilden, von welchen allerdings meist nur 5 — 6 in jeder Cultur zur Sporenreife gelangen, während die übrigen aus Nahrungsmangel in verschiedenen Stadien der Entwicklung, aber meist schon eine deutliche Differenzirung in Hut und Stiel erkennen lassend , stehen bleiben und verkümmern. — Wen es interessirt, sich die positive Ueberzeugung zu verschaffen, dass die bei Basidiom) ceten oft in ungeheuren Massen auftretenden, nicht keimenden Stäbchenfructificationen nichts mit der Bildung der Fruchtkörper auf denselben Mycelien zu thun haben, dem empfehle ich Culturen von Copr. ephemerus im Finstern zu machen. Während hier bei ungemessener Fülle der Stäbchen in den Culturen nicht eine einzige Fruchtanlage sich bildet, treten diese dann, wenn die Culturen be- leuchtet werden, zu einer Zeit, wo keine Spur von den sehr vergänglichen Stäbchen mehr zu finden ist. in solcher Zahl auf, dass die ganzen Culturen davon bedeckt werden, dass im Verlaufe eines einzigen Fadens ganze Reihen von Anlagen sich bilden, welche in- den ersten Anfängen verfolgbar sich als nichts anderes erweisen wie rein vegetativ entstehende Fadenaussprossungen. 80 — Ich habe solche im Finstern steril gebliebenen Culturen % , andere V2, wieder andere 1 sogar 2 Jahre stehen lassen, dabei ihr Austrocknen verhindert, und habe noch nach dieser langen Zeit, sowie nur das Licht einwirkte, die reichste Fruchtkörperbildung beobachtet. Für die Beurtheilung der Lebens- weise der Basidiomyceten überhaupt, namentlich der vegetativen Zustände, dürften diese Beobachtungen nicht ohne Interesse sein, da sie zeigen, dass diese ohne Dauerzustände zu bilden und ohne erkennbar zu wachsen mehrere Jahre vege- tiren können, und also mit Grund vermuthen lassen, dass die reichen vegetativen Entwicklungen, die man in Bergwerken, in Kellern und andern finstern Bäumen vorfindet, sterile Bildungen sind, welche ohne die Mitwirkung des Lichtes nicht zur Fruchtbildung kommen können1). Um die Anlagen von Fruchtkörpern beim Copr. ephemerus hervorzurufen, genügt eine Exposition von 24 Stunden, vielleicht noch kürzere Zeit ; sie bilden sich dann nachträglich im Finstern aus, während man nach der Beleuchtung noch keine Spur von ihnen sieht. Bei ausgebildeten, aber ohne Licht verwelkten Fruchtkörpern genügt eine Exposition von 4 — 5 Stunden die dann noch schlaff erscheinenden Fruchtkörper im Finstern zur Turgescenz und zum Abwerfen der Sporen zu bringen. — Ueber anderweite, leider in ihrem Gange durch meine Krankheit unterbrochene Versuche bezüglich der Bedeutung des Lichtes für die Fruchtkörperanlage und ihre Entwicklung bei Basidiomyceten werde ich später berichten, aber schon hier anführen, dass der Fall beim Copr. ephemerus nicht vereinzelt dasteht. ') Neuerdings habe ich aus einem Bergwerke auch Fruchtkörper von Polyporus- Arten zu- geschickt erhalten , welche ganz im Finstern gewachsen sein sollen. Eine von diesen Formen in der Gestalt eines langen Baumastes , ist das wunderbarste Gebilde , welches mir von einem Basi- diomyceten bis jetzt zu Gesicht gekommen ist. Es ist nach Art eines Sympodiums aufgebaut und trägt in treppenförmigen Etagen alternirend nach links und rechts die einzelnen getrennten Hy- menien. Das nächst höhere Hymenium scheint durch seitliche Aussprossung aus dem Rücken des tieferen zu entstehen und dieses zur Seite zu drängen ; weitere Einzelheiten muss ich für das nächste Heft verschieben. Mortierella Bostafinskii. lieber diesen kleinen Schimmelpilz habe icli bereits im Jahre 1876 eine kurze Mittheilung gemacht1). Ich fand ihn auf Pferdemist und cultivirte ihn für die weitere Untersuchung auf ausgekochtem pilzfreien Substrate, wo er voll- kommen rein zur üppigsten Entwicklung gelangte. Nach 5 — (> 'lagen zeigten sich die ersten Fruchtträger mit grossen weissen Sporangien auf der Oberfläche des Substrates. Bald erschienen sie auch auf den freien Wänden des Cultur- gefässes und breiteten sieh schliesslich über den ganzen Glasdeckel aus. Es war hier schon mit blossem Auge deutlich zu sehen, dass die kurzen Frucht trag er in so weiter Entfernung vom Nährboden an langen Stolonen gebildet wurden, die auf ihm ihren Ursprung nahmen (Fig. I — (ist Taf. \ . Durch ein dickes Bündel von Khizoiden waren die Fruchtträger dort, wo sie aus den Stolonen entsprangen, an ihre Unterlage befestigt (Fig. 3 — 6 rh). Normaler Weise war die Bildung der Khizoiden an der Basis der Fruchtträger eine so reiche, dass sie den unteren Theil desselben miteinhüllten und sich hier, auf das engste verbunden, zu einem förmlichen Gewebe zusammenschlössen, welches aus scheidewandlosen Schläuchen zusammengesetzt war. Dies Gewebe reichte häufig bis zu '/'t der Höhe der Fruchtträger hinauf , gleichsam eine Kapsel bildend, aus welcher die Spitze des Fruchtträgers mit dem Sporangium frei hervorragte. An solchen Stellen, wo die Entwicklung der Fruchtträger eine besonders reiche war, bildeten die Massen der Khizoiden benachbarter Fruchtträger eine fesl ge 1 Brefeld, Weitere Mittheilungen über copulivende Pilze, Sitzungsbericht des botanischen Vereins in Berlin und der (ies. naturf. Freunde '20. Juni ISTli. Brefeld. Botan, UntersnchiingeD. IV II — 82 — schlossene Masse, ein förmliches Stroma, welchem die Fruchtträger eingebettet zu sein schienen. Die äusseren Partieen der Gewebekapseln waren deutlich gelb bis braun gefärbt und cuticularisirt. — Die Sporangien blieben auch nach vollkommener Sporenreife weiss. Ihre Membranen, an welchen ich Secretionen von oxalsaurem Kalke nicht beobachtet habe, sind aber bereits in diesem Zu- stande zerflossen. Die weisse Sporenmasse, von einer farblosen Zwischensubstanz verklebt, Hess sich leicht von dem Träger entfernen, der oben etwas verdickte Membranen zeigte. An seiner kegelförmig abschliessenden Spitze hing kragen- artig ein basales Stück der Sporangienmembran herab, welches nicht zerflossen und in etwas geschweifter Form rückwärts geschlagen war (Fig. 7 u. 8).' Von einer Columella nach Art der Mucorformen war nichts zu sehen. Die Sporen hatten eine regelmässige, ovallängliche Form und ein gleichmässiges lichtglänzen- des Ansehen, ihre Grösse betrug 0,005 Mm. Breite und 0,006 Mm. Länge. Zur näheren Untersuchung wurden die Sporen einzeln auf Objectträger- culturen in Mistdecoct verfolgt. Sie schwollen mit der Keimung um das Mehr- fache an, bildeten Keimschläuche, dann ein Mycelium ganz nach Art der Mycelien, die ich früher von Mucor1) beschrieben habe. Die Mycelschläuche sind nicht sehr weitlumig, von eleganter schlanker Form , der Inhalt feinkörnig und glänzend, Scheidewände fehlen. Sobald die Mycelien 3— 4 Tage alt sind, treten beliebige, meist weit vor- geschobene Arme über das Substrat und wachsen als Stolonen, welche aber ganz das Aussehen und den Werth gewöhnlicher Mycelfäden haben, in die Luft. Eine besondere Abbildung eines Mycels von Mortierella habe ich nicht beigegeben und bitte das Bild von Chaetocladium Fresenii (Fig. 3, Taf. II) als Typus eines Stolonen bildenden Mycels bei den Zygomyceten zu nehmen. So wie es dort gezeichnet ist, wachsen überall die Stolonen aus den Mycelien; diese bleiben bei Chaetocladium kleiner, da bald eine Ernährung durch Para- sitismus auf Mucorfruchtträgern eintritt. Die Anfangs gewöhnlich nach oben gerichteten Ausläufer des Myce- lium s senken sich, wenn sie keine Wand finden, wieder nieder und verlaufen horizontal über den Objectträger. Sie bleiben zunächst unverzweigt und erreichen oft eine bedeutende Länge (Fig. 3 — 6 st). Erst nach etwa 2 Tagen finden Ver- Brcfeld, Schimmelpilze I. Heft, Mucor Mucedo, Taf. I. 83 — zweigungen statt und /.war an solchen Stellen, welche sich dem Objectträger fesl angeschmiegt haben. Die Verzweigungen sind dort, wo sie auftreten, reiche, dagegen erreichen die Zweige, welche sich ihrerseits anregelmässig weiter ver zweigeh, keine erhebliche Länge, legen sich aber der Unterlage dach und fest an (Fig. 3 — 6r/i). Sie sind die Rhizoiden, in ihrer Mitte zeigen sich bald die Anlagen der Fruchtträger als dicke Sprosse, die nach oben wachsen. Gleich aber ihrem Ursprünge schwellen die Fruchtträgersprosse am das Viel- fache an (Fig. 3 — 6^*), so dass es schon in den nächsten Stadien schwer wird. die Ursprungsstelle genau zu sehen. Nachdem sie auf den ersten Rhizoiden armen angelegt sind, setzen nun die Rhizoiden und die Fruchtträger ihre weitere Entwicklung gleichmässig fort. Die Rhizoiden verzweigen sich um den auf- strebenden Fruchtträger aufs reichste, hüllen seine Basis ein, bis sie endlich zu dem Gewebe des Gehäuses dicht um ihn zusammenschliessen. Der Frucht- träger verjüngt sich mit fortdauerndem Spitzenwachsthura allmählich bis zum Beginn der Sporangiumanlage an seiner Spitze. Es ist hierbei für die Form charakteristisch, dass nun, wenn der Fruchtträger ausgewachsen ist, nicht seine ganze Spitze zum Sporangium anschwillt, sondern nur eine eng umschriebene centrale Zone in dieser zum Sporangium auswächst; hierdurch erhält der Fruchtträger die ihm eigenthümliche Einschnürung unterhalb des Sporangiums (Fig. 7 u. 8). Nach der Sonderung des Protoplasmas zur Sporenbildung stellt eine Scheidewand die unten geschlossene Wölbung des Fruchtträgers her und grenzt, ohne Bildung einer Co lumella, Sporangium und Träger ab (Fig. 8c). Während der Ausbildung der Sporen verdicken die oberen Partieen der Träger ihre Wände. An dieser Verdickung nimmt auch der basale Theil der Spo- rangienwand Antheil, er bleibt als Kragen zurück, wenn der obere zerflossen ist und die Sporeninasse mit ihm abgetrennt wird (Fig-. 8). Nur bei schlecht ernährten Mycelien erschöpft ein Ausläufer mit der An- lage eines Fruchtlagers mit Fruchtträgern seine Entwicklung. Unter besseren Umständen setzt er sie fort und treibt oberhalb des ersten Fruchtlagers neue Stolonenverzweigungen ; oder es wachsen auch beliebige der ersten Rhi- zoidenarme zu neuen Stolonen aus, um weitere Fruchtlager zu bilden (Fig. dst). In dieser Weise geht der Process weiter fort; der Reichthum und die Ueppig- keit der Fruchtlager hängt nur von der Ernährung der Mycelien ab. Wenn die Culturen alt werden, ein Austrocknen erfolgt, oder sonst Stö- n* — 84 — rungen eintreten, sammelt sich das Protoplasma in den vegetativen Fäden zu gemmenartigen Bildungen an, welche, ähnlich wie beim Mucor racemosus, später vegetativ auskeimen, oder auch direct kleine Fruchtträger mit winzigen Rhizoiden bilden können (Fig. 9^). Ich habe Fruchtträger, im vollkommenen gewebeartigen Stroma einge- schlossen, nicht abgebildet, weil die Zeichnung nur schematisch ausführbar war, und weil es leicht ist, sich nach den gleich zu beschreibenden und abgebildeten Zygosporen eine Verstellung von ihnen zu bilden. Dagegen habe ich nicht unterlassen, genau zu verfolgen, ob in dem zeitlichen Ursprünge von Rhizoiden und F r u c h 1 1 r ä g e r n an den Stolonen stets Regelmässigkeit herrscht, ob immer die Rhizoiden der Fruchtträgeranlage vorausgehen, oder ob diese auch eher erfolgen kann, als die Rhizoiden auftreten. Ich habe das letztere, die nachträgliche Bildung von Rhizoiden an Fruchtträgeranlagen, nicht selten be- obachtet (Fig. 5), und ich will an dieser Stelle gleich die weitere Beobachtung einschalten, dass zwischen den verschiedenen Fäden des Pilzes, Mycelien, Sto- lonen und Rhizoiden, wiewohl sie scheidewandlos sind, an beliebigen Stellen Fusionen bis zu netzförmigen Anastomosen eintreten können gleich denen, die ich bei anderen Pilzformen mit septirten Fäden verschiedentlich abgebildet habe1). In sehr mageren Nährlösungen, welche fast dem Wasser gleichkommen, keimen die Sporen der Mortierella noch aus. Sie bilden minutiöse Mycelien mit Stolonen und an diesen meist Fruchtträger ohne Rhizoiden (Fig. 2). Die Spo- rangien , die sonst Tausende von Sporen enthalten , sinken auf 2 — 4 Sporen zurück. Die Zahl der Sporen war stets die Paarzahl, wenn mehr wie 2 vor- handen waren , dagegen habe ich eine einzige Spore nicht angetroffen. Ganz die- selben Beobachtungen habe ich bei vielen Mucorinen, ebenso bei Myxomyceten, z. B. Dictyostelium gemacht; auch in den Sporangien der Ascomyceten, in den Ascen, habe ich niemals unpaarige Sporenzahlen angetroffen2). 1) Auf den Tafeln der drei letzten Hefte der Schimmelpilze finden sich verschiedene Ab- bildungen dieser Art, namentlich auf der I. Tafel des III. Heftes. 2) Ich will hier anmerken , dass diese Beobachtungen im Verein mit anderweiten Eiv wägungen mich schon seit längerer Zeit zu der Auffassung hingeführt hatten , der ich auch in meinen Vorlesungen Ausdruck gegeben habe , dass die verschiedenen Zeilbildungsvorgänge bei der Erzeugung von Sporen auf fortgesetzte Zweitheilung natürlich zurückzuführen seien , dass mithin Vorgänge, die man als simultane Theilung und freie Zellbildung unterscheidet , nur graduell aber nicht principiell abweichende Vorgänge der Zweitheilung seien, bei welchen die Theilungsvorgänge 85 Die Culturen der Mortierella mochten in fortlaufender Reihe vielleicht auf 10 — 12 Generationen mit ausschliesslich ungeschlechtlichen Fruchtträgern der beschriebenen Art gediehen sein, als sich ein Zurücktreten, fast ein Stillstand dieser Fortpflanzungsform bemerkbar machte. Eine sorgfältige Musterung des Substrates zeigte die üppigste vegetative Entwicklung des Pilzes, und doch waren wenige oder gar keine Fruchtträger gebildet. Statt ihrer landen sieh zahlreich dicke, gelbbraune Knollen dem dichtesten Hyphenfilze eingebettet und die nähere Untersuchung ergab, dass diese Bildungen die Zygosporen der Mor- tierella waren (Fig. H>, Tai'- VI). Diese sind hier mit einer grossen braunen Gewebekapsel umgeben und sehen hierdurch in der äusseren Form eher einem Perithecium, ■/,. B. von Penicillium, ähnlich, als den bis jetzt bekannten Zygo- sporen der Zygomyceten. Die Grösse der gefundenen Fruchtträger betrug durch- schnittlich 1,5 Mm. Im Wege der Präparation wurden die Zygosporen von der Gewebekapsel befreit, welche sie eng und fest umschloss (Fig. 18 u. 19). Die entkapselte Zygo Spore, viin 1,0 Mm. Grösse, war von einer sehr dicken Membran umgeben (Fig. 20 u. 21), die aussen kleine Vorsprünge zeigte, von welchen ich nicht sicher entscheiden konnte , ob sie der Membran selbst als Auswüchse angehören oder Gewebereste der fest anschliessenden Kapsel sind. Die Membran war schwach gelblich, zeigte die Reaction der Cellulose und keine weitere Differenzirung in Exo- und Endosporium, wie sie bei allen anderen Zygosporen vorkommt (Fig. 27, Taf. IV und die Tafeln des I. Heftes). Nur vereinzelt zeigten frei präparirte nur äusserlich auffallende Abweichungen zeigen je nach den Umstünden , ob sie schnell nach ein- ander erfolgen, ob sie von Membranabscheidungen begleitet sind, ob der Inhalt der Mutterzelle völlig in den Tochterzellen aufgeht , oder ob ein mehr oder minder grosser Theil des Inhaltes für die Tochterzellen keine Verwendung findet, und dann als Zwischensubstanz, an verschiedenen Stellen abgeschieden und mit verschiedenen Eigenschaften bald quellbar, wasseranziehend , bald kleberig, bald membranartig erhärtend ausgerüstet, die Entleerung der Mutterzelle, des Sporangiums, von den Tochterzellen, den Sporen, und die Verbreitung der Sporen naturlich herbeiführt etc. (Man ver- gleiche die Anmerkung auf den ersten Seiten meiner Mittheilung über copulirende Pilze bei den naturf. Freunden Juli 1875;. Meine Krankheit hat mich gehindert, in dem Verhalten der Zell- kerne und ihren Theilungen Beobachtungen zur Begründung meiner Auffassung auszuführen , die durch die Untersuchungen von Strasburger über Zellbildung und Zelltheilung nahegelegt waren. — Beobachtungen nach dieser Richtung sind aber inzwischen mit bestem Erfolge von Schmitz gemacht wurden. i Untersuchungen über Zellkerne der Thallophyten , niederrh. Gesellseh. für Natur- und Heilkunde zu Bonn. August IS7'J.; — 86 — Zygosporen einen Contour in der dicken Membran, welcher eine Differenzirung andeutete , und wenn eine solche Spore zerdrückt wurde , trat an eben dieser Stelle eine Spaltung der Membran ein (Fig. 18 u. 21). Der Inhalt der Sporen, dickes Protoplasma mit vielen kleinen statt eines grossen Oeltropfens, war nicht weiter abweichend (Fig. 20 u. 21). Eine möglichst übersichtliche Ansicht der Fruchtkörper und ihres Baues ergab sich auf dünnen Querschnitten, die bei der Festigkeit, mit welcher die Kapsel die Spore umschliesst, leicht in vollem Zusammenhange herzustellen waren. Die Kapsel gleicht in ihrer Dicke fast dem halben Durchmesser der Sporen, abgesehen von den loseren Hyphen, welche die Fruchtkörper umhüllen (Fig. 17, Taf. VI). Diese werden nach innen zu schnell dichter und schliessen bald zu einer compacten Gewebemasse zusammen, derjenigen gleich, welche auch die Fruchtträger umgibt. Wiewohl die Kapsel den zelligen Bau des Pilzparen- chyms zeigt, kann man sich leicht durch Präparation überzeugen, dass es auch hier nur scheidewandlose Schläuche sind, welche in ihren dichten Verzweigungen zum Gewebe zusammenschliessen. Der äussere Theil der Kapsel hat eine braune Farbe (Fig. 17 cpa), welche von einer Cuticularisirung der Membranen herrührt; die Farbe verblasst allmählich nach innen, wo das Gewebe in der Umgebung der Zygospore farblos ist (Fig. 1 7 cjn) . Es hat den Anschein, als ob die cuticu- larisirte Aussenpartie der Kapsel die Function des cuticularisirten Exosporiums anderer Zygosporen übernimmt, und damit die bekannte Differenzirung der Zygo- sporen in Exo- und Endosporium unterbleibt. In weiteren Culturen, welche ich mit Mycelfäden oder mit den Sporen der etwa noch gebildeten Fruchtträger fortsetzte, erhielt ich fort und fort Zygo- sporen sehr zahlreich und oft so dicht neben einander gebildet, dass die Kapsel- massenzusam menge wachsen waren (Fig. 16 c). Die erste Bildung der Zygosporen war schwierig zu verfolgen, da sie nicht auf Objectträgerculturen auftreten wollten und nur an den freien Wänden des Culturgefässes übersichtlich aufzufinden waren. Die Stätte, wo sie sich bilden, wird durch ein kleines Flöckchen von Hyphen verrathen. Dieses entsteht genau so an den Stolonen, wie die Rhizoiden bei der Bildung der Fruchtträger. Nach der Anlage der Rhizoiden treten auf diesen die copuliren- den Keulen auf, welche sich nach zangenförmiger Ausbiegung zusammenschliessen (Fig. 11, Taf. V). Dies Bild sieht man mit vollkommener Deutlichkeit; dagegen — 87 — ist es bei der Menge von Stolonen, die durcheinander wachsen, nicht möglich, zu sehen, ob die Keulen von einem oder je von verschiedenen Ausläufern ge bildet werden. Bald nachher umhüllen die schnell wachsenden und sich \ u. Fig. 2 u. 3). Die Mycelfaden und die i'ruc- titicirenden Hyphen sind ungefähr von gleichen Dimensionen und häufig von Scheidewänden durchsetzt. Auf den letzten kurzen Verzweigungen der Fruchl hyphen, welche palissadenartig zusammenschliessen, werden die Sporen durch Ab- schnürung- gebildet (Fig. 3 u. 4) und durch Aufplatzen des durch eine Scheide wand abgegrenzten Schlauchendes abgeschleudert. Die Sporenbildung geht Ins zur Erschöpfung des Filzes fort, das Endresultat ist ein unkennharer Kaupenrest, umgehen von dicken, grünlichen Sporenmassen (Fig. lc). Die Sporen behalten 8 Tage ihre Keimfähigkeit, keimen unter Wasser mit der Bildung eines Keim- schlauches (Fig. 4c), der. wenn er die Luft erreicht oder wenn die Spore auf Wasser keimt, an seiner Spitze eine Secundär-, unter Umständen aus dieser wieder eine Tertiärspore bildet ; eine kurze auf den Keimungsact zusammenge- drängte Wiederholung der Fructification (Fig. 4rf). — Ich muss zu dieser hier kurz resumirten Entwicklung der ungeschlechtlichen Fruchtlager, die ich früher ausführlich beschrieben habe1), noch nachtragen, dass nicht alle Hyphen des ausbrechenden Pilzes fruetificiren , dass in kurzen Abständen steril bleibende Fä- den über das Fruchtlager haarartig, den Paraphysen höherer Filze- vergleichbar, hinauswachsen (Fig. 3,:t). Während nun bei 62 Raupen die Eruption des Pilzes zur Fruchtlager- bildung vor sich ging, verlief bei 1 9 anderen die Sache anders. Bei einigen von ihnen zeigte sich aussen eine schwache Fructification, welche sich bald auf das eine Ende der Raupe bald auf zwei getrennte Stellen beschränkte , bei den an- deren zeigte sich nichts von einem Fruchtlager. Bei allen war aber die vege- tative Entwicklung des Pilzes im Leibe eine normale, ebenso war der Tod in der bestimmten Zeitfrist eingetreten, und die Bildung der Rhizoiden, der Vor- läufer der Fructification , sogar sehr üppig erfolgt (Fig. 1 a). Die Fructification war unterblieben und sie blieb auch ferner aus. Die pilzerfüllten Raupen be- wahrten noch mehrere Tage den starren prallen Leib, dann wurden sie weich und schrumpften langsam zu zerbrechlichen Mumien ein (Fig. ld). Diese bestanden aus der wenig veränderten Raupenhaut, welche eine dichte Masse grosser dick- 1. c. der ersten Abh. aus den Verh. der naturf. Gesellsch. in Halle. 13« — 100 — wandiger Sporen gleichfalls als einen weissgelben Inhalt umschloss. Die Frucht- lager, welche bei den 62 Raupen aufgetreten, waren bei den 19 mehr oder weniger ganz zurückgetreten , und wo dies geschehen , fand sich , wie zu ihrem Ersatz, die Dauersporenbildung im Innern vor (Fig. 5 — 12). Die Sporen von den Fruchtlagern der ersten Infection dienten für eine zweite Infectionsreihe. Von dieser wurden 79 Raupen durch den Pilz getödtet, 50 bildeten aussen Fruchtlager, 29 trockneten mit Dauersporen im Innern zu Mumien ein. — Die dritte Infectionsreihe ergab von 77 getödteten Raupen 38 Mumien. ■ — In der vierten Reihe beschränkte sich die Bildung der Frucht- lager auf 29 Raupen, während 54 Mumien erhalten wurden. Darauf war das Verhältniss 60: 14 und endlich zeigten nur mehr 3 — 5 Raupen einige eruptive Stellen, die übrigen wurden Mumien mit Dauersporen. Es erhellt aus der Summe der Versuche, dass der Pilz in fortlaufenden Generationen, mit dem Fortschritte der Jahreszeit ungefähr Schritt haltend, seine Entwicklung ändert. Es gehen die ungeschlechtlichen Sporenlager auf der Raupe, welche wohl vorher in längeren Generationen bis Mitte September, wo ich meine Untersuchung anfing, ausschliesslich aufgetreten sein dürften1), allmählich ein, sie werden abgelöst durch die grossen Dauersporen, die im Innern der Raupen sich bilden (Fig. 2' — 12). Von diesen kann es nach ihrem dichten fettreichen Inhalte und der reichen Ausstattung mit dicken Membranen nicht zweifelhaft sein, dass sie die vermuthete weitere Fruchtform und zugleich die gesuchten Dauerzustände des Pilzes sind (Fig. 10 — 13). Nach dem hier dargelegten Verlaufe der Untersuchungen ist indess die Zugehörigkeit der Dauerspore zu der E. radicans nur in sehr hohem Grade wahrscheinlich gemacht, dabei die Möglichkeit der Gegenwart eines anderen Parasiten nicht ausgeschlossen; sie erhält erst volle Beweiskraft durch die Con- trolversuche , die jeder Infectionsreihe parallel gingen, und die zeigten, dass die Raupen von derselben Stelle entnommen, an demselben Orte, unter gleichen Um- ') loh habe bis zu dieser Zeit draussen im Freien nur Raupen mit ungeschlechtlichen Fruchtlagern angetroffen. Dann kamen Mumien gleichzeitig mit den Fruchtlagern vor ; endlich hörten die Fruchtlager auf und alle Raupen trockneten zu Mumien mit Dauersporen ein , die sich an einzelnen Stellen in grosser Zahl an den Kohlblättern vorfanden. Der Verlauf der Entwicklung des Pilzes im Freien entspricht somit genau den Beobachtungen , die vorhin an den consecutiven Infectionsreihen gemacht wurden. KU ständen gehalten und mit demselben Futter genährt stets gesund blieben, wenn sie nicht inficirt wurden. Die Dauersporen entstehen an den Mycelien, sobald diese die ganze ßaupe angefüllt haben. Die Rhizoiden sah ich ausnahmslos dem Auftreten der Dauersporen in derselben Art vorangehen, wie dies bei den Fruchtlagern ge- schieht. Die Sporen bilden sieh an allen Stellen der reichverzweigten und in ihren Verzweigungen dicht verflochtenen Mycelien als seitliche Auswüchse der Fäden, diesen fast unmittelbar aufsitzend (Fig. 5 — 9). Einen Zusammenhang der innen Dauersporen und aussen Fruchtlager bildenden Fäden lässt sieh in den wenigen Fällen, wo beide Fruchtformen noch aeben einander auftreten, auch durch die geschickteste Präparation nicht erweisen; ein solcher Zusammenhang würde überdies ohne andere Beweismittel nichts beweisen . er tritt bei einem Parasitismus wie /. B. bei Chaetocladium ja auch ein1). Die erste Anlage der Dauersporen im Verlaufe eines Fadens über- sichtlich /,u verfolgen, ist durch die dichten Mycelverzweigungen , an welchen sie auftreten, erschwert, um so mehr, als auch die Sporen sehr zahlreich und dicht zusammen sich bilden. Legt man einzelne Fäden durch Präparation frei, so sieht man deutlich, dass die Anschwellungen direct aus den Fäden kommen und zwar meist an Stellen, wo ein Seitenarm abgeht, hie und da sogar 4 Arme ausstrahlen; dabei ist es nicht schwer zu sehen, dass die dichte Verknäuclung der F'äden nicht allein durch reiche Verzweigung, sondern zugleich durch Ana- stomosenbildung zu Stande kommt (Fig. 5—9). Es liegt nahe, diese Anastomosen mit der Bildung der Sporen in einen ursächlichen Zusammenhang zu bringen und anzunehmen, dass die Sporen, welche in der Nähe der Fadenverbindungen auftreten, erst durch sie entstehen. Einer solchen Deutung gegenüber, deren Berechtigung nicht bestritten werden kann, bleibt aber zu erwägen, dass diese Fadenanastomosen durchaus den Charakter vegetativer Fusionen tragen, wie sie auch anderweit an den Mycelien vorkommen , wie sie bei Mycelien niederer Filze z. B. den Mortierellen, ferner bei höheren Pilzen, den Ascomyceten häufig auftreten und in den Schnallenfusionen der Basidiomyceten 2) eine bestimmtere Form annehmen, ohne dass es Jemandem in den Sinn käme, diese Vorgänge anders 1) Bre/eld, Schimmelpilze I. Heft, Taf. III und IV. Heft, Tat'. 11. 2) Ich verweise auf die Abbildungen in den drei letzten Heften der Schimmelpilze. — 102 — auszulegen. Es bleibt ferner zu erwägen, dass in den anastomosircnden Fäden die Scheidewände selten sind, dass von copulirenden Sexualzellen nicht die Rede sein kann, dass die Sporen in ihrem örtlichen Auftreten zu den Aufzweigungen, resp. den Anastomosen (deren Bildung man ja nicht direct verfolgen kann) durch- aus keine Regelmässigkeit zeigen, bald über diesen stehen, bald seitlich mehr oder minder weit entfernt vorkommen und endlich im Verlaufe von Fäden auf- treten, an welchen man vergeblich irgend eine Anastomose aufsucht1) (Fig. 7, 8 u. 9). Die Bildung der Sporen erinnert lebhaft an die ebenfalls durch dichte Fadenverknäuclung zur Undeutlichkeit verwickelten Vorgänge der Sporenbildung bei den Ustilagineen , z. B. Ustilago, Urocystis, Tilletia, Sorisporium etc. Es ist im höchsten Grade wahrscheinlich , dass auch hier ähnliche Fusionen der Fäden die dichte Verknäuelung herbeiführen, sie sind bei Urocystis nachge- wiesen2), in anderen Fällen z. B. bei Geminella aber wiederum bei der Sporen- bildung nicht gefunden worden3). Sobald die Sporenanlagen hervortreten, wandert das Protoplasma der Fäden in sie hinein und zwar in dem Maasse, als sie wachsen. In den sich entleeren- den Fäden treten nach rückwärts Scheidewände auf, von denen es fast scheinen könnte, als ob sie das austretende Protoplasma immer enger abgrenzen sollten. Sie bilden sich ohne Regel bald zahlreich , in anderen Fällen vereinzelt (Fig. 8 u. 9). Mit dem Uebertreten des Protoplasmas in die Sporenanlage ist eine Concentration desselben durch Abscheidung von Wasser verbunden, welches wenigstens zum Theil in den Fäden zurückbleibt. Sie werden hierdurch welk und schlaff und da vorher die Raupen von den prallen Fäden voll und tur- gescent waren, so ist nichts natürlicher, als dass sie mit diesen Vorgängen ihr volles Ansehen verlieren und auch welk und weich werden. Dieser Zustand dauert, solange die Sporen reifen, an, bis das Wasser durch die Haut verdunstet ist, diese um die reifen Sporen zusammensinkt und damit das Ganze zur Mumie einschrumpft (Fig. 1 d) . ') Notvakoivski hat unabhängig von mir die Dauersporen von E. curvispora , ovispora und radicans gefunden und die Fadenverschmelzungen als Copulation gedeutet. Bot. Zeitung 1877, p. 217, die Copulation bei einigen Entomophthoreen. 2) K. Wolf, Der Brand des Getreides, Halle 1874, Waisenhausbuchhandlung, Taf. V, Fig. 22. 3) G. Winter, Einige Notizen über die Familie der Ustilagineen, Flora 1876, Nro. 10 u. 1 1 , Taf. IV. 103 In den Mumien ist von den Fäden, an welchen sich die Sporen bilde- ten, kaum eine Spur zu finden, ähnlich wie es auch bei Ustilagineen der Fall ist. Sie vergehen, resp. lösen sich auf, wenn sie entleert, sind und eine Wand die inhalterfüllte Spore abgeschieden hat. In den Sporen verläuft die Sonderung des Protoplasma wie in anderen Fällen. In dem anfangs gleichmässigen Inhalte treten Fetttröpfchen auf, die sich schliesslich in der Mitte zu einem grossen Tropfen sammeln, während der übrige Theil sich aufhellt. Eine starke Mem- branbildung nach Aussen hegleitet diese inneren Vorgänge, sie schliesst mit der Differenzirung in ein dickes Exo- und dünnes Endosporium ab Fig. 10). Die Farbe der nicht stark cuticularisirten Aussenhaut ist gelblich weiss, daher sieht auch die Masse der Sporen gelblich aus. Einzeln besehen ist ihre Form rund, die Oherfläche wenig uneben, ihre Grösse durchschnittlich = 0,025 mm; vereinzelt kommen längliche Formen vor und Verwachsungen aus 2, die aber nur äusser- lich sind und nicht als Doppelsporen durch Theilung entstanden gedeutet werden dürfen (Fig. 1 1 u. 13). Die Bildung der Dauersporen von der Anlage bis zur Keife dauert 8 bis I (I Tage. Häufig trocknen die Raupen eher ein, als die Sonderung des Inhaltes der Sporen und die Abscheidung der Membranen beendigt ist. Die Mumien enthalten dann unreife dünnwandige Sporen, die einen körnigen Inhalt haben. Diese Sporen reifen nach, sobald die Mumien wieder feucht gelegt werden; vergeht aber eine längere Zeit, I oder 2 Monate, bis dies geschieht, dann sind sie todt. So kommt es, dass man mit den Mumien vielfach unreife Sporen ein sammelt, die im nächsten Frühjahr nicht auskeimen. Ich habe Grund, meine bisherigen wiederholt missglückten Keimungsversuche im Wesentlichen auf diesen Umstand zurückzuführen, den ich erst später klar stellte. Eine weitere Erklä- rung dürfte darin zu suchen sein, dass die Sporen, wenn sie den Winter hin- durch trocken gehalten sind, die Keimkraft verloren haben, und dass es wieder- um schwer möglich ist, die in der Natur obwaltenden Umstände der Befeuchtung so nachzuahmen, dass die Sporen nicht durch Nässe, Baeterienhildung etc. leiden und untergehen. Leider ist das im vorverflossenen Herbst zum vierten Male mit aller Vorsicht eingesammelte Material während meiner Krankheit unbrauch- bar geworden'). — Dasselbe Schicksal haben auch die Dauersporen von 2 Em- ') Es scheint mir nicht unmöglich, dass die Dauersporen von Entomophthoreen , die ln- secten bewohnen, eine mehrjährige Ruhezeit bähen bis zur Keimung. Soweit ich beobachtete — 104 — pusa- Arten gehabt, die ich in demselben Sommer gefunden und eingesammelt hatte und hier vorläufig kurz beschreiben will. Die eine von diesen fand ich draussen im Freien auf Fliegen, unter wel- chen sie in der ganzen Umgebung von Eberswalde im Juli 1879 verheerend auftrat. Die getödteten pilzerfüllten Fliegen sassen oft zu Hunderten an einem Halme von Aira caespitosa oder Holcus mollis, an Gnaphalium silv. etc. — Die keimenden Conidien-Sporen dringen am Unterleibe ein und die Fliegen sterben in 8 Tagen. Sie sind denen von Empusa Muscae so ähnlich, dass ich zweifel- haft bin, ob der Pilz nicht die E. Muscae selbst war, es fehlten nur die Stuben- fliegen, um dies durch Infection festzustellen. Auch hier bildeten sich die Dauersporen im Leibe der Fliegen1) nach vielen Generationen ungeschlechtlicher Fortpflanzung, wie die von E. radicans und sind in Form und Grösse nicht wesentlich von diesen verschieden. Eine weitere Empusa-Epidemie auf Mücken habe ich seit mehreren Jahren in den Wasserbecken des Universitätsgartens in Berlin beobachtet, sie ist schon früher von A. Braun gesehen und auch kurz beschrieben worden. — Die pilz- befallenen Mücken sitzen am Wasserrande, der vordere Theil ihres Leibes ist vorzugsweise angeschwollen und an ihm das grünliche Sporenlager deutlich sicht- bar. Die ungeschlechtlichen Sporen dieser Empusa sind die kleinsten von den bis jetzt bekannten Empusaformen. Dem entsprechend sind auch die vegetativen und fructificirenden Fäden dünn. Nur zur Rhizoidenbildung schwellen die seit- lich am Unterleibe in 2 Reihen hervorbrechenden Hyphenenden um wenigstens das lOfache ihres Volumens an. Anfangs dicken Keulen gleich, wachsen sie später zu grossen scheidewandlosen Schläuchen aus, welche wieder seitliche aber nicht lange Aussackungen bilden. Der E. Muscae fehlen diese Rhizoiden ganz ; findet eine bedeutende Reduction in der Individuenzahl der Inseeten durch die Pilze statt, und einem Jahre mit starker Epidemie folgen meist mehrere Jahre, wo man nichts oder wenig von ihr findet. Keimten nun die Sporen schon nach einem Jahre, so würde sich der Pilz wohl kaum er- halten können, da die Inseeten fehlen oder fast fehlen, die er bewohnt. Trifft diese Vermuthung zu , so wird es nicht leicht gelingen , die Sporen zur Keimung zu bringen , da man sie nicht so lange Zeit in der Art aufbewahren kann , wie es in der Natur geschieht ; sie leiden durch Trock- niss sowohl wie durch Befeuchtung während der Aufbewahrung. 2) Empusa Muscae bewohnt auch andere als die Stubenfliegen, z. B. die grossen Brumm- fliegen, an welchen sie zwischen den Segmenten des Hinterleibes eindringt. — Entomophthora ra- dicans fand ich ausser auf den haarigen Kohlraupen, auf grasgrünen, nackten Raupen, aber niemals auf einer schwarzen Raupe vor, die mit diesen auf Kohlblättern lebt. 105 — der krampfhaft ausgestreckte und angesaugte Rüssel der Fliegen befestig! sie an die Unterlage. In einem Glase, welches das Regenwasserfass im kleinen nachahmt, gelingen die [nfectionen leicht; im Spätherbst Lösen Dauersporen, wie früher, die Reihe von Generationen ungeschlechtlicher Fortpflanzung ab. -- Diese Empusa Culicis [Braun) nähert sich in den verzweigten Mycelien und den Rhi- zoiden der Entomophthora , die vorläufig, als das morphologisch am höchsten differenzirte Glied der bis jetzt bekannten Entomophthoreen, am besten als be- sondere Gattung von der Empusa abgegrenzt werden dürfte. Die Dauersporen von der E. radicans sind sicher schon vor Langer Zeit von Fresenius*) in Kohlraupen gefunden und von ihm als eine besondere Art: E. sphaerosperma beschrieben worden. Ebenso sind von Hoffmann in Blattläusen mit der E. Aphidis Dauersporen aufgefunden worden, die man nun wohl ohne einen Irrthum zu begehen mit dieser Empusa vereinigen kann. Endlich hat Co/in1) Dauersporen ohne Empusa -Fructification auf Erdraupen als eine neue Gattung »Tarichium megaspermum« beschrieben. Diese Dauersporen entsprechen in der Art ihrer Bildung ganz denen einer Empusa, sie bilden den letzten Ab- schnitt der Empusa-Entwicklung , zu welcher der erste fehlengebliebene Theil durch erneute Untersuchung noch zu ergänzen bleibt1). Die von Cohn gegründete Gattung »Tarichium«, in welche er bereits die von Fresenius und Hoffmann be- schriebenen Dauersporen als Speciesformen einbegriffen hatte, ist nichts anderes wie der Dauersporenabschnitt der Entomophthoreen. Bei diesen sind bis jetzt von Ent. radicans und E. ovispora, ferner von Emp. Culicis, E. Aphidis und wahrscheinlich von E. Muscae die Dauersporen bekannt4). Die Kenntniss der Entwicklungsgeschichte der Entomopthoreen kann als vollständig gelten — bis auf die Keimung der Dauersporen. Von diesen kann ') Fresenius, Ueber die Entomophthora etc., Abh. der Senkenberg, naturf. Gesellschaft in Frankfurt a./M. Bd. II, Abth. II. S. 211 1. 2) Colin, Ueber eine neue Pilzkrankheit der Erdraupen (schwarze Muscardine) . Beitrage zur Biologie Bd. I, Heft I. 1S7U; in dieser Abhandlung finden sich Angaben der älteren Litteratur, die ich nicht angeführt habe. 1 In mehreren Mumien, die mit »schwarzer Muscardine« angefüllt waren, habe ich trotz eifrigen Suchens unter den Massen von Dauersporen auch nicht eine einzige Doppelspore finden können, die Colin beschreibt; ich möchte hiernach vermuthen, dass sie, wo sie vorkommen, durch Verwachsung zweier benachbarter Sporen entstehen , wie bei der Entomophthora radicans. 4) Ich verweise nochmals auf die Abhandlung von Noioakowski 1. c. der Bot. Zeitung »Ueber die Copulation bei einigen Entomophthoreen«. RiefeM, Botan. Untersuchungen. IV. 1 1 — 106 — es aber fast als sicher angenommen werden, class sie keimen wie die analogen Danersporen derjenigen Ustilagineen, welche mit der Keimung die Fruchtträger der ungeschlechtlichen Fructification hervorbringen, also Urocystis, Tilletia, Entyloma etc.1) Vergleichen wir den Entwicklungsgang der Entomophthoreen mit dem der Ustilagineen, so sind, wenn wir von Entyloma ausgehen, die Analogien gar nicht zu verkennen. Bei Entyloma finden sich noch Fruchtlager mit unge- schlechtlichen Sporen vor2), w eiche der Dauersporenbildung, wie bei den Ento- mophthoreen, vorhergehen; bei Urocystis und Tilletia fehlen diese Fruchtlager, die ungeschlechtliche Sporengeneration tritt nur noch mit der Keimung der Dauersporen auf, das Promycelium mit Sporidien ist nichts anderes, wie ein kleiner ungeschlechtlicher Fruchtträger, (ähnlich verhalten sich andere Ustila- gineen) ; bei Arten der Gattung Ustilago z. B. U. Carbo werden auch in dem Keimungsacte der Dauersporen diese Fruchtträger mit Sporen wenigstens nicht immer mehr gebildet ; sie sind nahe daran aus dem Entwicklungsgänge zu ver- schwinden, und die Dauersporen, welche klein sind und verstäuben wie Coni- dien, allein übrig zu lassen3). Die Entomophthoreen bilden eine kleine Familie neben den Ustilagineen, sie können auch in Entyloma4) diesen einverleibt werden. Nach der ungeschlecht- lichen Fructification bilden dann die Gattungen Entomophthora und Empusa den einen, die Gattung Ustilago den anderen Ausgangspunkt einer solchen Fa- milie. In den Entomophthoreen ist die ungeschlechtliche Fruchtform vorherr- schend, sie tritt in Reihengenerationen auf, welche schliesslich eine Dauersporen erzeugende Generation abschliesst; bei Arten von Entyloma unter den Ustila- gineen dürfte noch der ähnliche Fall vorliegen, es treten noch Fruchtlager, ') Tulasne, Memoire s. 1. Ustilaginees etc. Ann. d. scienc. nat. III. Serie, Tome VII, Wolff, Der Brand des Getreides 1. c. , de Bary , Protomyces microsporus und seine Verwandten. Bot. Zeitung 1874. 2) Schröter, Bemerkungen und Beobachtungen über einige Ustilagineen, Nachtrag p. 435 bis 440, Bd. II der Beiträge zur Biologie. 3) Wolff, Der Brand des Getreides 1. c. Taf. I. 4) Bei Tilletia und Urocystis entsprechen die Kranzkörperchen den Sporen bei Entyloma, sie sind aller Wahrscheinlichkeit nach die wirklichen Sporen. Dem Umstände, dass die Secundiir- spore eine etwas andere Form hat, habe ich früher eine Bedeutung beigelegt (1. c. Ueber Ento- mophthoreen und ihre Verwandten, Vortrag bei den naturf. Freunden in Berlin 1877, p. 13 — 16), die ich nicht mehr aufrecht halte. 107 ausser bei der Keimung der Dauersporen, frei auf; bei Urocystis und Tilletia etc. fehlen die freien Fruchtlager, die ungeschlechtliche Sporengeneration ist auf den Keimungsact der Dauersporen: Promycelium mit Sporidien1) beschränkt; bei CJstilago-Arten endlich ist sie dein Erlöschen nahe. Es stellt sich so eine natürliche Reihe heraus, in welcher die normale Fortdauer und das schrittweise Eingehen der ungeschlechtlichen Sporenfructification das Verbindungsmittel bildet. Die- Dauersporen der Entomophthoreen sind die Analoga der Dauer- sporen resp. der Zygo- oder mehr noch der Oosporen der übrigen Formen der Phycomyceten, denen sie mitsammt den Ustilagineen anzuschliessen sind. — Oh bei den Ustilagineen und Entomophthoreen in der Anastomosirung der Mycel- fäden vor dem Auftreten der Dauersporen ein Sexualact vorliegt, wird sieh kaum entscheiden lassen und bleibt vorläufig als ein unsicherer Punkt dem Ur- theile des Einzelnen überlassen; sicher aber ist, dass dieselben Dauersporen bei einer und bei den verwandten Formen auch ohne Fadenverschmelzung rein vegetativ entstehen können, (ich verweise auf die Beobachtungen der Sporen- bildung von Entomophthora, Urocystis, Ustilago, Geminella, Entyloma etc.2) Um die Analogie zwischen den Dauersporen der Entomophthoreen (und auch der Ustilagineen) und den Dauersporen der übrigen Phycomyceten näher zu begründen, will ich hier noch einige weitere Beobachtungen anführen. ') Es bleibt zu erwägen, ob es sich nicht empfehlen dürfte, die Ausdrücke Sporidien statt Sporen aufzugeben , sowohl hier bei den Ustilagineen im weiteren Sinne wie auch bei den Aeci- diomyceten , da es ja als sicher gelten kann , dass es sich hier nur um Sporen der ungeschlecht- lichen Fructification handelt und nicht mehr um besondere «den früheren Hypodermiern de Bary'aa eigenthümliche Bildungen. 2) 1. c. der Arbeiten von Wulff, Winter, de Bari/ und auch von Fischer von Waldheim, Beitrage zur Biologie der Ustilagineen , Jahrbücher Bd. VII ; man vergleiche namentlich die Ab- bildungen über Urocystis von Wulff Tai'. V. über Urocystis und Geminella von Winter Tat'. Y. und über Entyloma von de Bary Taf. II (bot. Zeitg. 1S74). — Auch an den Fruchtträgern der Sporidien und bei diesen selbst (1. c. der Arbeiten von Tulasne, de Bari/, Wolff und Schröter) sind Anastomosen beobachtet worden und als Copulation bezeichnet. — Ich will die Möglichkeit einer solchen Deutung nicht anfechten und überlasse es dem Urthcilc des Einzelnen , ob er die bekann- ten Hyphen und Sporenfusionen bei den Ustilagineen angesichts der allverbreiteten Fusionen bei den verschiedensten Pilzen und auch der Fusionen von Sporen , die sich auskeimend oft zu rosen- kranzförmigen Ketten verbinden, noch jetzt als Sexualact ansehen will. — Unter der Voraus- setzung, dass hier ein Copulationsact vorliegt, müsste man annehmen, dass die bei der Bildung der Dauersporen erloschene Sexualität auf die ungeschlechtliche Sporengeneration übergegangen sei, eine Erscheinung, die dann von Ferne an die l'hanerogamen erinnern würde U* — 108 — Ich fand unter der Masse von Dauersporen , welche die Raupeiimumien anfüllten, nicht selten solche, welche eine geschlossene Membranhülle um sich trugen (Fig. \2e). Als ich daraufhin auf jüngere Stadien zurückging, fand ich die Hülle auch an solchen Sporen, die noch keine dicke Membran abgeschieden hatten (Fig. 12 c u. d) ; ein Zweifel darüber, dass die Hülle natürlich zu der Spore in ihrem Innern gehöre, dass die Spore sich in ihr gebildet und sie die Membran der Sporenmutterzelle sei, konnte nicht wohl bestehen. — Bei jeder unbefangenen Beurtheilung drängt sich der Gedanke von selbst auf, dass hier den Oogonien der Peronosporeen analoge Bildungen vorliegen, in welchen die Oosporen frei entstanden sind. Hiernach würden sich die hüllenlosen Sporen ohne Zwang als Oogonien ergeben, in welchen die Sporenbildung erloschen, das Oo- gonium selbst zur Spore geworden ist. Nehmen wir dann hinzu, dass die Anthe- ridien, resp. die Pollinodien (der Peronospora) erloschen sind (meinetwegen mag man auch den Fusionsfaden bei Entomophthora für das Pollinodium neh- men), so würde die Analogie der Dauersporen der Entomophthora mit denen der Peronospora perfect sein. Die Beobachtungen der Dauersporenbildung z. B. bei Ustilago, wo nach den Zeichnungen von Wßlff (1. c. Tafel V) und von Winter (1. c. Tafel VI) die Sporen sich innerhalb einer vergallertenden Hülle bilden, würden einer gleichen Deutung als Oogonien mit einer Spore nicht entgegen stehen, sondern als eine natürliche Verbindung zu den Sporenbildungen angesehen werden können, wo das Oogonium selbst in seiner Gesammtheit zur Spore wird, wo also das Sporangium erloschen und zur Conidie reducirt ist. ■ — Diese Bildungen sind dann, wenn die Sexualität erloschen ist, nicht mehr von solchen Conidien (oder gemmenartigen Bildungen) zu unterscheiden, welche nicht aus geschlechtlichen (also hier weiblichen) Sporangien, sondern aus ungeschlecht- lichen durch Rückbildung entstanden sind. Ihr morphologischer Werth kann in solchen Fällen nur aus weiteren Vergleichspunkten mit verwandten Formen hergeleitet werden, bei welchen die Rückbildungen weniger ausgebildet und da- her die Fruchtform ihrem Werthe nach noch bestimmbar ist. Ein solcher Ver- gleich ergibt nun hier, wenn wir zunächst die Formen der Ustilagineen und dann die der Entomophthoreen in Betracht ziehen und von da zu den Peronosporeen übergehen, als Resultat, dass in den Dauersporen der Ustilagineen und Entomo- phthoreen zu Conidien (resp. Gemmen) reducirte weibliche Früchte vor- liegen. In Urocystis haben wir Oogonien, oder vielmehr zu Oosporen ge wordene Oogonien mit einem Carpospor. Vorläufig würde dies bei den Oomyce- trii der einzige scharf ausgeprägte Fall einer höher düferenzirten Fruchtbildung sein, wie er uns unter den Zygomyceten z. 15. in der Mortierclla Rostafinskii bekannt ist; bei Sorisporium und Thecaphorii etc. ist die Bildung der Sporen noch im klar. — Bei den Entomophthoreen liegen unverkennbare Anfänge einer Diffe- renzirung zur Frucht in den Entomophthora-Arten mit Rhizoiden und Paraphysen vor. Sie sind am so bemerkenswerther, als es liier wieder die angeschlecht- liche Fruchtform allein ist, welche als die höchst entwickelte der Fruchtformen die Anzeichen dieser Differenzirung trägt, während bei Urocystis unter den Ustilagineen der umgekehrte Fall eingetreten ist, indem es hier die in der Entwicklung bevorzugten weiblichen Früchte sind, an welchen wir die Entwicklung zur Frucht, die Gliederung in einen fertilen und in sterile Fadensprosse wahrnehmen. Von den 3 Frachtformen, die bei Peronosporeen noch ungetrübt, d. h. unverändert sich erkennen lassen: der ungeschlechtlichen einer- und den beiden geschlechtlichen anderseits, würden bei Entomophthora nur die weiblichen und ungeschlechtlichen, bei einzelnen Ustilago- Arten sogar fast nur die weiblichen fortbestehen, die männlichen und ungeschlechtlichen untergegangen sein. Die Ustilagineen und die Entomophthoreen erhalten hiernach ihre natür- liche Stellung im Systeme bei den Oomyceten unter den Phycomyceten. Ich habe sie noch im 3. Hefte der Schimmelpilze zu den höheren Fadenpilzen, den Mycomyceten, gestellt mit besonderer Rücksicht auf die häufig septirten Myce- lien und die hoch differenzirten Conidienlager bei Entomophthora, habe aber schon damals die Analogien betont und auf den Anschluss an die Peronosporeen hingewiesen, wie ich sie jetzt weiter begründet und durchgeführt habe. Noch mögen an dieser Steile längere Versuchsreihen eine kurze Erwäh- nung finden, die ich vor 4 Jahren mit Saprolegnieen angestellt habe. — Mit einer Saprolegnia-Form, welche in ihrem Charakter der S. ferax entsprach, be- gann ich die Culturen im August. Schon nach wenigen Generationen unge- schlechtlicher Fortpflanzung traten Oogonien auf mit antheridialen Seitenästen. Eine Entleerung der Anthcridien habe ich nicht beobachten können, noch auch nur die Andeutung eines Copulationsschlauches bei der Bildung der Löcher in den Oogonien. Nach einigen Generationen mit Oogonien und Anthcridien (die — 110 — durch die gleichzeitig auftretenden ungeschlechtlichen Sporangiensporen fortge- führt wurden), fand ich nur noch antheridiale Fäden ohne Antheridienahgrenzung, dann traten auch sie nicht mehr auf, und es bildeten sich nur noch Oogonien mit Sporen aus neben den Zoosporangien mit Schwärmsporen. Dies dauerte in 29 Generationen bis Ende Januar fort. Die fortlaufenden Generationen waren stets von reichlicher Zoosporenbildung begleitet, die Oogonien wurden langsam kleiner und hatten am Ende meist nur eine sehr grosse Oospore, aber stets viele Löcher ausgebildet. Es hatte den Anschein, als ob auch sie zurückgingen und nur die ungeschlechtlichen Sporangien übrig bleiben sollten. Dies zu entschei- den, wollte ich die Culturen bis zum folgenden Frühjahre fortsetzen, leider aber starben Anfang Februar alle Mücken, die ich für die Cultur eingefangen hatte. Die Oosporen von den ersten wie von den letzten Culturen waren voll- kommen gleich. Ich bewahrte sie in ausgekochtem Wasser1) in einem kühlen Räume auf und fand, dass sie alle in der gleichen Art, von Mitte März bis in den September hinein, auskeimten. Die ersten Keimungen habe ich in den ersten Culturen beobachtet, wo sich noch antheridiale Aeste zeigten. Von den anderen habe ich auch aus den früheren Culturen Keimungen erst im Herbste erfolgen sehen. — Die Oosporen keimen mit der Bildung von Zoosporen, welche aus dem bald kürzeren oder längeren Keimschlauche austreten. Werden sie er- nährt, so wachsen sie ohne Zoosporenbildung zu grossen, reich verzweigten My- celien direct aus. Die Zahl der Keimschläuche, die aus einer vegetativ aus- keimenden Oospore kommen, ist verschieden, bald wenige, bald eine solche Anzahl, dass sie nach allen Seiten sternförmig ausstrahlen. An den Faden- enden der Mycelien zeigen sich nach einigen Tagen die Zoosporangien. Diese künstlich ernährten Mycelien sind ungleich üppiger und übersichtlicher, als dies bei Culturen auf Insecten der Fall ist. Treten Störungen durch Bacterien auf, so zerfallen ganze Fädenstücke, in welchen sich der Inhalt sammelt, in Gemmen, ähnlich wie beim Mucor racemosus; die Gammen können direct Zoo- sporen bilden oder Avieder zu Mycelien auskeimen2). 1) Wenn man nur nicht unterlässt das Wasser auszukochen , worin man die Mücken zur Cultur der Saprolegnien wirft, so kann man die Reihenculturen ad infinitum ohne Störung fortsetzen ; in ungekochtem Wasser werden die Culturen bald unrein und gehen dann durch Bacterien- bildung unter. 2) Man vergleiche die Nachträge zur Morphologie der Saprolegnien von Pringshcim in dessen Jahrbüchern, IX. Bd. 1 i I — Soweit man nach den Beobachtungen schliessen kann, ist die Sexualität bis auf die anfänglichen Rudimente der Antheridial-Aeste verschwunden, die Oosporen bilden sieh ungeschlechtlich ans und sind sämmtlich keimfähig. Bei den Ustilagineen (und Entomophthoreen) lässt sieh auch das Rudiment einstiger Antheridien nicht sicher nachweisen und die Oogonien haben ihren be- stimmten Charakter verloren, da sie meist keine Oosporen mehr bilden, sondern selbst zur Spore werden. Peziza tnberosa und P. Sclerotiorum. -Nach der Beendigung meiner Untersuchungen über Penicillium ') im Jahre 1873 habe ich die Arbeiten über Ascomyceten fast 2 Jahre liegen lassen und erst im Frühjahr 1S75 wieder aufgenommen. Das erste Object, mit welchem ich mich dann beschäftigte, war Peziza tuberosa Bull.2), welche auf dem Anemonenbeete des bot. Gartens bei Berlin reichlich und, wie mir A. Braun damals sagte, seit längerer Zeit alljährlich zum Vorschein kam. Die Sclerotien, welche sich an den Rhizomen der Anemonen im Vorjahre gebildet hatten, waren in schönen Bechern, die über die Erde kamen , zur Keimung gelangt. Ich fing aus ihnen die ejaculirten Sporen auf und cultivirte sie in Nährlösung. Sie bildeten grosse, reich verzweigte und sep- tirte Mycelien, wie andere Ascomyceten. Ich übertrug sie auf pilzfrei gemachtes Brod, welches mit Nährlösung durchtränkt war, wo sie 8 Tage lang in grösster Ueppigkeit weiterwuchsen. Auf ihnen zeigten sich zunächst an Stellen, welche die Wand des Culturgefässes berührten, kleine fast schwarze Wärzchen in der Grösse eines Nadelknopfes (Fig. 15 Taf. FX). Sie gingen von einzelnen Fäden aus und waren aus diesen durch reiche Verzweigungen entstanden, die einseitig gewendet und kurz geblieben waren. Sie glichen in ihrer Form einem Pinsel und hafteten so fest an der Unterlage, wie es andere Haftorgane zu thun pflegen. ') Schimmelpilze, II. Heft. 2) Ueber diese Untersuchung und die folgende habe ich in der Bot Zeitung 1876. No. 4 in meiner Abhandlung über die ßasidiomyceten eine kurze Notiz gegeben, und diese dann auf der Naturforscherversammlung in Hamburg, September 1876 [Brefelä, Mycologische Untersuchungen) etwas weiter ausgeführt. — 113 — Bald nach ihnen trat eine Fructification auf, welche den Conidienbüdungen anderer Ascomyceten in Form und Bildung entsprach. Ehr Erscheinen, anfangs deutlich an einzelnen Fäden, wurde bald so massenhaft, daSS sie sich ZU Knäueln vereinigten, welche die Grösse einer Nuss erreichten, und sowohl an der über- dache wie im Innern in unregelmässigen Gängen (onidien in grosser Menge abschnürten, die dann durch Schleim verklebt in Tröpfchen an der Oberfläche sieh sammelten. Die Bildung der ('onidien geschah, wie an den einzelnen noch freien Fäden deutlieh zu erkennen war, durch Abschnürung auf flaschenförmigen Sterigmen (Fig. 17), welche erst vereinzelt, dann in unregelmässiger Folge immei dichter aus den Fäden sprossten, bis sie oft palissadenartig nebeneinander standen. Wiewohl ich auf den einzelnen Sterigmen nie mehr als eine Conidie fand, lievs doch ihre Massenerzeugung mit Sicherheit schliessen, dass sie reihenweise ab- geschnürt wurden, dass aber die Ketten schnell zerfielen (Fig. 16 2). Durch eine Variation in der Cultur, welche die continuirliche Beobachtung eines Fadens ermög- lichte, war die succedane Sporenabschnürung leicht zu verfolgen (Fig. 18), sie dürfte nicht minder ergiebig sein, wie die von Penicillium oder Aspergillus. Die ("onidien, klein, rundlich mit einem Fetttröpfchen im Innern, 0,003 — 4 Mm. gross (Fig. L7-c), keimten niemals, nicht sogleich, nicht nach kürzerer oder längerer Ruhe, mochte die Nährlösung verdünnt oder concentrirt sein. Wohl aber wuchsen zufällig mit abgetrennte Sterigmen oder die Fadenzellen, worauf sie sassen, zu neuen Mycelien aus, wie ich es ähnlich bei den Stäbchen der Basidiomyceten früher beschrieben habe (Fig. 19) '). Nachdem die Mycelien mehrere Wochen Conidien 2 producirt hatten, begann die Bildung grosser Sclerotien, aus welchen die Becher keimen. Sie wurden theils in ihren ersten Bildungsstadien untersucht, theils reifen und später auskeimen gelassen und hierbei, soweit das Material reichte, nichts beobachtet, was für eine andere als eine rein vegetative Entwicklung der Sclerotien wie der Becher sprach. Noch in demselben Sommer erhielt ich aus Proskau einige kranke Topi- namburpflanzen zur näheren Untersuchung der Krankheitsursache eingesandt. •) Schimmelpilze, 111. Heft, p. 102—10 1. - Diese Conidien sind schon von Tulasne (Fungonim Carpologia) gefunden und abgebil- det; er hat sie bei der Keimung von Ascosporen an den Keimschläuchen gefunden, wo ich sie niemals gesehen habe, auch wenn ich die Sporen in möglichst verdünnter Nährlösung keimen liess Brefeld, Botan. Untersuchungen. IV. 15 — 114 — Ich fand an den schon theilweise abgestorbenen Wurzeln und an den basalen Stengelth eilen einige kleine Sclerotien, legte dann die Pflanzen, welche oben am Stengel noch grün waren, in eine Trommel. Hier konnte ich verfolgen, wie die Erkrankung von den Wurzeln her in dem lebenden gesunden Stengel- theil allmählich höher hinaufging, wie damit Schritt haltend neue Sclerotien im Innern und auch an äusserlich hervortretenden weissen Mycelmassen gebildet wurden, und wie sichtbar alle Gewebspartien des Stengels, die von den fort- schreitenden Mycelien ergriffen wurden, welkten und abstarben. Auf Quer- schnitten zeigte sich das Mycelium in allen zarteren Gewebselementen, nament- lich an der Markscheide und in der Rinde (Fig. 13). Die Zellwände waren von den Hyphen durchbrochen, die befallenen Gewebe verfallen und welk. Am Mark und auch in der Rinde waren Sclerotien - Anlagen als dichte Hyphen- geflechte leicbt zu unterscheiden (Fig. 13 b). Die nicht zerschnittenen Anlagen reiften mit dem Abwelken des Stengels und blieben in diesem zurück, häufig als schwarze Knötchen reihenweise die Markhöhle erfüllend. Da ich weder Sporen von dem Pilze hatte, noch auch Topinamburpflanzen zur Infection auftreiben konnte, drohte die Beobachtung mit den gefundenen Scle- rotien und den angeführten Details ihr Ende zu erreichen. Bevor dies noch geschehen, versuchte ich, ein kleines Mycelflöckchen von der Oberfläche des letzten Stengels reinlich abzuheben, auf pilzfreiem Brod zu cultiviren, wie vorher die Sporen der P. tuberosa. Die Fäden wuchsen sogleich auf das üppigste aus, hatten schon nach 3 Tagen das ganze Substrat durchwachsen und breiteten sich dann besonders reich- lich an seiner Oberfläche aus. Diese war bald von einem dichten, weissen Filz be- deckt, der sich namentlich auf einzelne Stellen, als Knotenpunkte von unregel- mässiger Gestalt, concentrirte. Bald wurden an diesen Stellen kleine Wassertröpf- chen sichtbar, die schnell zu dicken Tropfen anschwollen, während die Farbe der immer mehr als Knollen anschwellenden Knotenpunkte dunkler und endlich schwarz wurde. Nach weiteren 3 Tagen waren die reifen schwarzen Sclerotien in Massen ab- zuheben, sie lösten sich nach der Ausbildung ihrer cuticularisirten schwarzen Rand- schichten leicht von dem umgebenden welken Hyphenfilz ab. Die Cultur wurde mit abgehobenen Hyphen fortgesetzt und weiterhin mehrere Pfunde Sclerotien dargestellt. Sie hatten in der Mehrzahl die Grösse von kleinen Bohnen (die keimenden Sclerotien auf Taf. VIII), nahmen aber durch seitliche Verwachsungen unter einander alle möglichen Formen an. Bei recht üppigen Culturen waren 1 15 die oberflächlich gebildeten Sclerotien zu einer einzigen kuchenartigen ofH durch löcherten Masse verschmolzen, von der ich ein kleines Stück abgebildet babe Fig. 12 Tat'. 1\ . Auf allen diesen noch so üppigen Culturen Hess sich nicht eine Spur von den C'onidien auffinden, die hei der P. tuherosa so massenhaft VOI kommen, und was dort durch vorsichtige Beobachtung ermittelt war, das konnte hier ohne Weiteres festgestellt werden, dass nämlich die Conidien und die Bil- dung der Sclerotien in keinem ursächlichen Zusammenhange stehen. — Ersl späterhin zeigte sich, dass auch hei diesem Pilze dieselben Conidienbildungen vorkommen, aber immer nur dann, wenn man die Culturen, nachdem die Scle- rotien gebildet sind, lange stehen lässt. in welchem Falle einzelne, für die An- lagen der Sclerotien nicht erschöpfte Fäden kümmerlich fortwachsen und schliesslich zu Conidienträgern werden. Sie sind in der Form etwas kleiner, wie die von P. tuherosa, verknäueln sich niemals zu Fruchtkörpern, vergehen aber mitsammt den Sporen schon bald nach ihrer Bildung durch Auflösen, was ich bei P. tuherosa niemals gesehen, wo im Gegentheile Sporen und Träger persi- stent sind. Es kam nun darauf an, die Bildung der Sclerotien genauer zu verfolgen. Zu diesem Zwecke wurden in verdünnten, klaren Nährlösungen neue Mvcelien erzogen. Diese breiteten sich in dem Culturtropfen weithin ans und bildeten in der Regel an mehreren Stellen, weit von einander entfernt, kleine Sclerotien von der Grösse eines Mohnsamenkornes, welche normal gebaut waren und später auskeimten, wie die grösseren. Die Mycelfäden mit ihren Verzwei- gungen waren lose genug verflochten, um die ersten Anfänge der Sclerotien mit übersichtlicher Deutlichkeit verfolgen zu lassen. — An den Stellen, wo sie an- gelegt worden, gewahrt man zuerst eine reichere Hyphenbildung. Sie entsteht durch Verzweigung und zwar nicht eines Fladens, sondern vieler Fäden und erstreckt sich auf einen ganzen Mycelcomplex, dessen Hyphen gleichzeitig reiche Aussprossungen bilden, welche in die Luft führen (Fig. II 3). Diese Ilyphen- sprossen weichen von anderen Mycelfäden nur darin ab, dass sie schlanker und dünner sind, dass sie ein rankenartiges Ansehen haben, und wenigstens zunächst arm an seeundären Verzweigungen bleiben (Fig. 14&). Sie wachsen wirr durch- einander zu einem Hyphenknäuel, der dadurch dichter wird, dass mit der Ver- schlingung der Ranken eine allgemeine Seitenauszweigung an ihnen beginnt. Sie führt endlich zu der Ausfüllung fast aller Luftlücken in dem Knäuel und zu IS • — 116 — einer seitlichen Verbindung der Hyphen. In diesem Stadium beginnt die Ab- scheidung von Wasser, welches sich in dicken Tropfen an der Oberfläche an- sammelt. Fortschreitend mit dieser Wasseraussonderung wird der Inhalt der Fäden dichter, dann werden namentlich ihre Membranen stark verdickt und endlich die schwarze Kinde der reifenden Sclerotien angelegt. — So sicher wie es ist, dass die Sclerotien von Basidiomyceten , von Agaricus, Coprinus, Typhula, ferner die sclerotialen Zustände der Fruchtkörper von Penicillium , Erysiphe l) von einzelnen Fäden gebildet werden, so sicher ist es hier, dass nicht ein Faden, sondern ei n F adenco m p 1 e x mit seinen Verzweigungen die Scle- rotien, mögen sie noch so klein sein, aufbaut. Wo grosse Sclerotien gebildet werden an üppig entwickelten Mycelien, hat die Fläche derselben, an welcher gleichzeitig die Rankensprossung zur Anlage eines Sclerotiums sich zeigt, eine beträchtliche Ausdehnung, und bei kuchenartigen Bildungen berühren sich die betreffenden Stellen, sie fliessen in einander (Fig. 12). Fadenanastomosen, welche an den Mycelfäden (Fig. 14«) eine allgemeine Erscheinung sind, treten nicht minder häufig, oft in ganzen Fadenlängen in Form netz- oder leiter- förmiger Verbindungen an den Ranken junger Sclerotien auf (Fig. 14 6). Auf Querschnitten haben die Sclerotien ein marinorirtes Ansehen aus matten und helleren Stellen, je nachdem zwischen den Fäden keine oder kleine Luftinterstitien geblieben sind (Fig. 9 2 Taf. VIII). Der Fadenverlauf ist deut- lich zu unterscheiden und Messungen der Fäden zeigen, dass keine oder nur eine unbedeutende Ausdehnung resp. Streckung der Elemente der Fäden ihre feste Verbindung zum Sclerotium veranlasst hat (Fig. 10 l), wie dies bei anderen Sclerotien der Fall ist 2) . Nur die die Rinde bildenden Fadentheile haben wesent- liche Veränderungen erlitten. Diese hat nämlich ein vollständig parenehyma- tisches Aussehen, ist aus Zellen aufgebaut, deren Durchmesser etwas grösser ist, wie der der Fäden im Innern. Ihre Dicke beträgt 6 — 8 Zelllagen, die mittlere Zone erscheint am dunkelsten (Fig. 10 2), nach Innen gehen die Zellen, heller werdend, in das weisse, fadige Mark über, aussen sind sie am grössten. Die Membranen sind stark cuticularisirt, die Zellen aber nicht leer an Inhalt. Eine beträchtliche Partie von Sclerotien wurde nach eingetretener Reife J) Schimmelpilze, II. u. III. Heft. — Bei Erysiphe tritt der Dauerzustand erst dann ein, wenn die Ascen oder selbst schon die Sporen in diesen angelegt sind. 2) Schimmelpilze, II. Heft, Penicillium, Taf. III u. IV, I 17 auf feuchten Saud ausgelegt. Ein Theil von diesen keimte soforl aus, ein an derer erst nach Monaten, und bei wieder anderen war die Keimung erst im nächsten Frühjahr reichlich. Sclerotien, die mehrere Jahre hindurch trocken gelegen hatten, keimten bald nach der Befeuchtung; wahrscheinlich bewahren sie Jahre lang die Keimkraft. Mit der Keimung treiben dicke Keulen aus. die unten schwär/,, oben graugelb aussehen') (Fig. I- ll) . Die Rinde wird von ihnen nicht durchbrochen, sondern die schwarze Farbe derselben gehl direct über in den basalen schwarzen Theil der Keule (Fig. 1)1). Die Keulen wachsen durch Spitzenwachsthum; ihre wachsende Spitze ist an einer leichten Verjüngung und etwas hellerer Farbe leicht zu erkennen. Sie bestehen aus einem Bündel von Hyphen, die seitlich zusammenschliessen und abgesehen von den Endigungen an den Seitenflächen, oben fast in einer Höhe endigen, nur etwas nach der Mitte convergiren. Während die Spitze sich verlängert durch Wachsthum, nehmen die älteren rückwärts gelegenen Theile etwas an Umfang zu. Auf Querschnitten sehen die Hyphenbündel wie ein Gewebe aus, dessen Elemente in der Mitte auseinandergewichen und englumiger sind; in weiterer Entfernuni;- von der kleinen Markhöhle, deren Umgebung etwas dunkler gefärbt ist, vergrössern sie sich und sind fast ohne Luftinterstitien verbunden; aussen werden sie wieder etwas kleiner und dunkler (Fig. 8 a u. b). Die Höhlung geht bis in die Spitze, wo sie sieb zwischen den etwas convergirenden Hyphenenden bis zum Ver- schwinden verengt (Fig. 8 u. 9). Die Fruchtbecher werden an den Spitzen der Keulen gebildet, wenn diese eine ziemliche, aber in den einzelnen Fällen verschiedene Länge erreicht haben (Fig. 1 u. 2). Das Spitzenwachsthum lässt in der Mitte nach, an den Enden der Fäden treten reiche Verzweigungen auf, welche die kleine Höhlung, wenn sie noch sichtbar ist, verschlicssen. Es rindet hierdurch in Folge der ein- geschobenen Verzweigungen in der Mitte eine Verbreiterung statt, welche von den peripherisch noch fortwachsenden, aber auch durch Verzweigung sich ver- ') Ich habe die Sclerotien auch verschiedentlich vegetativ auskeimen sehen. Haiti bildeten sich neue Mycelien aus den oberflächlichen und inneren Elementen, namentlich dann, wenn eine Ernährung der aussprossentlen Hyphen eingeleitet wurde, bald wuchs ein Sclerotium an einer oder mehreren Seiten in dichten, weissen Hyphenbüseheln aus , die sich bald wieder schwärzten und in den sclerotialen Zustand übergingen , so dass junge sclerotiale Auswüchse aus einem alten Sclero- tium entstanden waren. — 118 — mehrenden Hyphenenden umschlossen wird in Form einer Einsenkung (Fig. I — 5). Der in der Mitte begonnene Vorgang stillstehenden Längenwachsthums bei gleich- zeitiger reicher Verzweigung schreitet von hier aus nach dem Rande zu fort, so dass die Einsenkung grösser wird in dem Maasse, als die seitliche Umwallung weiter greift, die sich selbst endlich verflacht und sogar rückwärts umlegt, so- bald auch hier alle Theile mit der reichsten Verzweigung das Längenwachsthum einstellen. Durch diese Vorgänge nimmt die Keule an ihrer Spitze erst die Form eines Bechers, dann eines Tellers mit umgebogenem Rande an (Fig. 1 — 5). Schon in den ersten Stadien der Verbreiterung zur Becherform treten zwischen den anfänglichen, feinen Fadenverzweigungen die dickeren ascenbilden- den Hyphen auf, welche ihre Endigungen, , die Ascenschläuche, zwischen diese, die Paraphysenenden , drängen und wesentlich zur Verbreiterung des Bechers bei- tragen. In der Mitte treten die Ascen zuerst auf, dann werden sie in weiterer Umgebung sichtbar, sobald das Paraphysenlager hier ausgebildet ist, und sind schliesslich, wenn das Marginalwachsthum des Bechers aufhört, auch in dem äussersten Rande zu finden. Die Bildung neuer Ascen dauert nach der Sporen- ejaculation der zuerst angelegten längere Zeit fort. An grossen Bechern habe ich mehrere Wochen hindurch die tägliche Ejakulation der Sporen in Form kleiner Wölkchen verfolgt , ohne dass ich eine Grössenzunahme der Becher wahr- nehmen konnte. Wie es schien nahmen die Paraphysen an Masse allmählich ab, ich möchte es für ebenso wahrscheinlich halten, dass sie zur Ernährung der Ascen dienen wie zu ihrem Schutze. Wird ja doch das Füllgewebe der Perithe- cien bei anderen Ascomyceten ebenfalls für die Ernährung der Ascen verwendet, und sind die Paraphysen nichts anderes als hyphenartiges Füllgewebe, Endigungen oder Aussprossungen desselben in Form von Hyphen, die dort sich finden, wo Raum für ihre Bildung bleibt. Die ejaculirten ovalen hellen Sporen, 0,008 Mm. breit und 0,012 Mm. lang, vorher zu 8 in einem Ascus gebildet, keimen sogleich und bilden gewöhnliche Mycelien mit Sclerotien. — Die parasitisch auf der Topinamburpflanze lebende Peziza, welche in künstlicher Ernährung weitaus üppiger gedeiht als auf den Nährpflanzen (die auch andere als Topinambur sein können) ist Peziza Sclero- tiorum Lib. ') ') Die hier beschriebene Peziza Sclerotiorum hat schon früher de Bari/ untersucht. Er macht in seiner Morphologie der Pilze 1866 Mittheilung über Bildung und Structur der Sclerotien, I 19 Bei träger Keimung der Sclerotien treten die Keulen einzeln auf. aber viele nach einander; in anderen Fällen (reihen die Sclerotien allseitig aus. so dass sie von der Masse der jungen Keulen dicht stachelig erscheinen: diesi kommen alle zur Becherbildung (Fig. I u. 2). An di'\i Keulen, welche im 1 leihst ausgesprosst waren, unterblieb die Bil- dung der Becher längere Zeit hindurch. Sie wuchsen lang aus, bildeten dann reiche Verzweigungen bis sogar 5. Grades (Fig. 5 — 7), hier im Verlaufe der Keule. dort an den Spitzen, wo ich bis 10 seeundäte Keulen aus einer Spitze gar nicht selten sich bilden sah Fig. 7). Die Keulensysteme vegetirten bis zum Früh- jahr fort, dann i'orniirten sich an allem Spitzen die Becher Fig. 5 s). Werden die austreibenden Keulen mit Erde , aber nicht, zu hoch , be- deckt, so entwickeln sie sich zu langen reich verzweigten Strangsystemen, welche an der ganzen Oberfläche eine schwarze Rinde ausbilden und äusserlich von Rhizomorphensträngen nicht zu unterscheiden sind (Fii;-. .'5 u. 6 . Die Fort- entwicklung dieser Stränge mit er der Erde ist keine continuirliche. Die hellen Vegetationspunkte verschwinden zu Zeiten, namentlich im Winter, und der Sectionsbefund solcher ganz schwarzer Strangsysteme ergibt, dass die Hyphen- elemente durch Verdickung ihrer Wandungen in den Ruhe- resp. Dauerzustand übergegangen sind, als ob sie Sclerotien wären. An den Rhizomorphen des Agaricus melleus habe ich früher ähnliche Beobachtungen gemacht . und con- statirt, dass an älteren Strängen, die nicht jedes Jahr fruetificiren , periodische Ruhezustände mit Membranvcrdickung ein verbreitetes Vorkoinmniss sind. - Werden solche Stränge, welche den Winter hindurch geruht haben , im Früh- jahr weiter eultivirt, .so entstehen an beliebigen Stellen neue Vegetationspunkte von Keulen, welche den Strang oft seiner Länge nach bedecken und in ihrer Bildung eine vollkommene Uebereinstimmung mit den jungen Keulen zeigen, die aus den Sclerotien sprossen, und gleich diesen nach entsprechender Zeil normale Becher mit Sporen an ihren Spitzen bilden (Fig. 3 u. 5). Die Austreibung neuer Keulen aus älteren Strängen, welche einen scle- rotialen Zustand durchgemacht haben, war aber keineswegs die einzige Art der Auskeimung; gar nicht selten sprossten auch die Zellen der Stränge, innere wie über ihre Keimung und die Bildung von Bechern : man vergl. die von ihm angegebenen Einzel- heiten auf p. 35, 38. G0. Gl u. 20 1. — 120 — äussere, direct zu Mycelien aus (Fig. 6au.c3), und an diesen Mycelien bildeten sich wieder neue keimfähige Sclerotien (Fig. 6^2). Um mich über den ersten Act der Auskeimung der Keulen aus Sclerotien oder Strängen und über die Bildung der Becher an ihren Spitzen genauer zu informiren, habe ich eine beträchtliche Anzahl der geeignetsten Ob- jecte aufs genaueste untersucht. Ich fand übereinstimmend, dass bei der Aus- keimung der Keulen sowohl Elemente der Binde wie solche des Markes betheiligt sind. Sie treiben alle in derselben Art aus und bilden vereinigt sehr bald den Vegetationspunkt der Keule. Eine Verschiedenheit der Hyphen der Keule exi- stirt so wenig, wie früher ein Unterschied in Form und Bildung der Hyphen- sprosse constatirt werden konnte, aus welchen die Sclerotien entstehen (Fig. 9). In der Mitte des Hyphenbündels sah ich vereinzelt, etwa in dem Niveau der Sclerotienrinde , einige dunkle Zellenelemente eingeschlossen; sie waren aber nichts anderes, wie die Wände der aussprossenden Bindenzellen, die nicht nach aussen geschoben sind und so von dem Hyphenbündel in der Mitte eingeschlossen wurden. Der vollkommenen Gleichartigkeit der Hyphenelemente der Keulen, die auch durch keine Beobachtung an etwas älteren Stadien im mindesten ver- ändert wurde, entsprechen die Befunde der Keulenvcrzweigungen , an welchen wieder Binden- und Markhyphen einen ganz gleichen Antheil nehmen (Fig. 3—7 u. 86)'.. Bei der Bildung der Becher erfolgt zuerst mit stillstehendem Längen- wachsthum der Hyphen der Keule ihre Verzweigung zur Anlage des Paraphysen-. lagers, dann entspringen von denselben Fäden, welche die Paraphysen bildeten, in der Basis des Bechers die ascenbildenden Schläuche, welche durch ihre dicken inhaltreichen Enden sich bemerkbar machen. Unten am Paraphysenlager ver- zweigen sie sich und die Zweigenden zeigen nun eine basipetale Entwicklung. Die Enden schwellen zu Ascen an und wachsen zwischen die Paraphysen, dann wachsen die untern Gliederzellen des Fadens seitlich aus zu Ascen, die sich zwischen die Paraphysen drängen. In diesen Stadien ist es unmöglich, die zu Ascen verzweigten Fäden mit den früher entstandenen, zu Paraphysen verzweig- ten Hyphen auf gemeinsamen Ursprung zurückzuführen, sie brechen an den ver- zweigten Stellen ab, und stellen so für sich besehen verschiedene Systeme dar, welche aber mit dem ersten Erscheinen der ascogonen Hyphen auf gemein- samen Ursprung, auf die gleichartigen Fäden in der Basis des Bechers zurück- — 121 — gelien. — Die Entwicklung im Becher nimmt einen centrifugalen Verlauf, So- bald die Paraphysenlager angelegt sind, treten die tiefer entspringenden ascogonen Fäden auf, welche mit der Bildung der .Wen und weiterer Entwicklung in basipetaler Folge abschHessen. Bei genauer Beobachtung ergibt sieh, dass die erste Verzweigung der Hyphenenden für die Ausbildung des Paraphysenlagers demselben Principe folgt, wie die spätere für die Anlage der Aseen. Wir würden hiernach sagen können, dass die ersten Verzweigungen steril bleiben, und erst die weiteren f'ertil werden, wenn die sterilen das Lager vorbereitet haben1 . Uebrigens gibt es auch von dieser Regel Ausnahmen, die dahin gehen, dass auch die Paraphysenverzweigungen zu Fruchtträgern mit Conidien werden. Ich habe die Conidienbildungen in Bechern als Vorläufer der Ascenlager bei der beträchtlichen Anzahl von Fruchtkörpern, die ich zerschnitten, nicht selten ge- funden, namentlich früher, als noch irgend ein Ascus Sporen trug; später gehen sie ihrer Vergänglichkeit wegen verloren. Die Funde bei Pcziza Sclerotiorum erinnerten mich lebhaft an Beobachtungen von Tulasne und an seine Abbildung von l'eziza benesuada2). *) Sowohl die Paraphysen wie die Ascen bildenden Hyphen lassen sieh in jedem Stadium der Entwicklung zur vegetativen Aussprossung in Nährlösungen zurückfuhren. Das in Fig. I 1 Tat'. IX abgebildete Mycelium mit Sclerotienanlagen ist beispielsweise aus dem Längsschnitte eines Bechers gewonnen , in welchem die Differenzirung in Paraphysen und ascogone Hyphen schon eingetreten war. 2) Tulasne, Peziza benesuada Tul. und Cenangium Frangulae Tul., Ann. des scienc. nat. 3. serie, Tome 20, Tab. 15, Fig. 9. Ks finden sich auch ältere Angaben von Berkeley, der bei Sphaeria oblitescens B. und bei Tympanis septirte Sporen von den Paraphysen gebildet fand. Brefeld, Bot&n. UntersnGbnngen. IV. |i; Pycnis sclerotivora. Die Auskeimung der Sclerotien zu den Becher tragenden Keulen hatte in dem ersten Abschnitte der Versuche einen durchaus regelmässigen Verlauf genommen, als nach etwa 8 Monaten eine andere Art der Keimung allgemein wurde. — Es zeigten sich an der Oberfläche der Sclerotien kleine warzenartige Vorsprünge von schwarzer Farbe, welche sie rauher als sonst erscheinen Hessen (Fig. 1, Taf. X). Wurden sie abgewaschen, so erschienen sie bald wieder, so lange, bis die Sclerotien , welche in solchen Fällen niemals Becher zur vollen Reife ausbildeten, erschöpft waren. Auf feinen Schnitten erwiesen sich die schwarzen Warzen als Fruchtbehälter mit schwarzem Gehäuse und einer apicalen Oeffnung für den Austritt der Sporen (Fig. 12). Die neuen Fruchtkörper hatten alle Charaktere einer Pycnide und präliminare Beobachtungen, nach welchen diese Pycniden aus den Sclerotien zu wachsen schienen wie sonst die Becher, dabei in fortschreitender Bildung ihre Substanz verzehrend (Fig. 2) , Hessen mit Wahrscheinlichkeit schliessen, dass die gefundenen Pycniden dem Entwicklungs- gange der Peziza angehörten. Die Sache passte um so schöner, als damit zu der Peziza die dritte und zwar wahrscheinlich die ungeschlechtliche Fruchtform hinzukam, während dann die beiden anderen als geschlechtliche, männliche und weibliche Früchte mit der Clausel zu deuten sein würden, dass bei den weib- lichen die Geschlechtlichkeit verschwunden und damit zugleich die männlichen rudimentär geworden seien. So gross die WahrscheinHchkeit dem anatomischen Befunde nach auch erscheinen mochte, so sehr die Analogie die Zugehörigkeit der Pycniden zu der Peziza auch zu stützen vermochte, es kann gleichwohl nichts falscher sein, als diese Deutung, wie dies die nachfolgende Untersuchung ergeben wird. 1 23 — Die Sporen der Pycniden (Fig. 5 . welche in Form schleimiger Tröpf- chen aus deren Oeffnungen austreten, lassen sich leicht rein für die Cultur ge- winnen. Sie keimen in Nährlösung zu grossen reich septirten Mycelien ans Fig. 1 — 10). Die Fäden derselben sind nicht mehr, als etwa halb so dick, wie die von Peziza. Nach Inhalt and Verzweigung weichen sie durchaus von diesen ab, dahei wachsen sie in der gleichen Nährlösung nicht halb so schnell wie diese. Die Fäden bleiben 8 Tage lang arm an Verzweigungen und haben etwas sparriges und starres in ihrem Verlaufe. Nach dieser Zeit beginnt die Fructification, die Anlage der Pycniden und /.war vorzugsweise im Verlaufe der Hauptmycelfäden. Diese erweitern sich an einzelnen, nicht lang ausgedehn- ten Stellen um das 2 — 4 fache zu kolbenartigen Anschwellungen, welche gleich nachher von vielen Scheidewänden durchsetzt werden (Fig. 6 — 10). Die schmalen meist flachen /eilen, in welche hierdurch der Faden getheilt ist, sprossen un- mittelbar zu Seitenästen aus. die dicht zusammengestellt sind und im rechten Winkel sparrig abstehend die junge Fruchtanlage leicht kenntlich machen. Zu den ersten Scheidewänden, welche die erweiterten Fadentheile senkrecht zu ihrem VCrlaufe durchsetzen, kommen nun, wenn die Seitenäste gebildet sind, andere Wände hinzu, die schräg zu den ersten ansetzen und so die Bildung eines echten Gewebes einleiten. Fortdauerndes Wachsthum und unregelmässige Theilungen nach allen Richtungen, die sich vorzugsweise auf die mittlere, nach oben ge- legene Partie des jungen Gewebecomplexes concentriren , erheben diesen bald über den Faden. Den durch Theilung neu gebildeten, am Aussenrande liegen- den Zellen ist es weiterhin eigen, hyphenartig auszusprossen und die Zahl der Hyphen zu vermehren, die haarartig den Gewebekern einhüllen (Fig. 11). Wo sich diese Hyphen an jungen Stadien der Frucht seitlich berühren, können sie gewebeartig verwachsen, und oft sieht es aus, als ob diese Verwachsungen den Anfang des Gewebekernes überhaupt bildeten. In den nächsten Stadien hat die Anlage eine kugelige" Form erreicht und sitzt gallenartig dem Faden auf. Diese Formausbildung ist kaum anders denkbar als durch eine Bevorzugung der jeweils oberen Zellen in ihrer Vermehrung durch Theilung. Die stärksten Ver- grösserungen lassen auf den feinsten Durchschnitten nichts anderes als eine gle ic hm ässige" compacte G.ewebsmasse erkennen. Dieser Zustand geht aber mit der weiteren Vergrösserung verloren. Der Gewebekörper wächst um das Vielfache seiner Grösse aus, behält 16" — 124 — aber hierbei seine kugelige oder wenig längliche Form bei. Sobald die Ver- grösserung aufgehört hat, cuticularisiren die äusseren Gewebslagen, ebenso die Hyphenhaare an deren Oberfläche, welche mehr an der Basis gelegen sind und nach oben hin aufboren. Auf der oberen Wölbung hebt sich an dem schwarz gewordenen Fruchtkörper eine hellere rund umschriebene Stelle ab. Sie ist, wie man mit starker Vergrösserung bei scharfer Einstellung sieht, eine Oeffnung mit einem Mundbesatz aus kurzen concentrisch gestellten Hyphen (Fig. 12a). Die Bildung dieser Oeffnung kann nicht direct verfolgt werden; sie kann aber kaum anders entstehen , als durch ein Auseinanderweichen des Gewebes an einer Stelle, die an der Zellvermehrung in der weiten Umgebung und an der Vergrösserung des Fruchtkörpers resp. der Zunahme des Umfanges in den mittleren Regionen nicht betheiligt ist. Dies obere Loch ist nur die Fortsetzung einer inneren Höhlung, die ebenfalls auf bevorzugte Zellvermehrung der peripherischen Partien und dadurch bedingte Erweiterung des Umfanges und ein Auseinanderweichen der inneren Gewebselemente natürlich zurückzuführen ist. — Die auseinanderweichenden, die innere Höhlung bekleidenden Zellen leiten nun, sobald sie an der Innenseite frei liegen, die Bildung der Sporen ein. Es treten an ihnen kurze, eiförmig anschwellende Ausstülpungen auf. Diese entstehen an beliebigen freiliegenden Stellen der Zellen. An einer Zelle können sich 2 — 3 Aussprossungen gleich- zeitig bilden ; sie sitzen den Mutterzellen direct ohne Sterigmen auf (Fig. 3 u. 4). Es würde nichts im Wege stehen, die Sporen bildenden Zellen auch als Basi- dien aufzufassen, welche ihre Sporen ohne Sterigmen bilden. — Wieviel Sporen eine Zelle zu bilden vermag, lässt sich natürlich nicht sicher ermitteln. Da aber der Sporenbildungsprocess nicht an derselben Stelle im Innern des Fruchtkörpers bleibt, vielmehr von Innen nach Aussen fortschreitet, also auf die äusseren Ge- webszellen übergeht, während die inneren vergehen, und sich statt ihrer die dunkelgrünen, von Schleim verklebten Sporenmassen ansammeln, so scheint es nicht unwahrscheinlich, dass sich die Zellen mit einmaliger Sporenbildung er- schöpfen und dann vergehen, vielleicht zu dem Schleime sich auflösen, der die Sporen verklebt. Die Spor enabschnürung geht auf der ganzen innern Höhlung des Fruchtkörpers vor sich (Fig. 3) ; hiervon ausgeschlossen beibt allein die Mün- dung der nach oben führenden Oeffnung. Hier bilden die Zellen keine Sporen, © 125 sie wachsen nur zu kurzen Fäden aus, welche den strahlig geordneten Mund besatz des Loches herstellen, den man von oben und auch auf axilen Lämrs schnitten sieht (Fig. 12 a). Durch den stark aufquellenden Schleims welchem die Sporen eingebettet sind, werden sie mit ihrer zunehmenden Ansammlung im Innern in dunklen Tropfen aus der OefFhung gepresst schon zu einer Zeit, wo die Bildung der seihen in der Umgebung noch Lebhaft fortdauert. Diese erreicht erst ihr Ende, wenn alle zartwandigen inneren Gewebspartieen des Fruchtkörpers erschöpft sind. und nur die cuticularisirten äusseren Theile als Kapsel zurückbleiben. Die ei förmigen, an beiden Enden etwas zugespitzten, innen mit Fetttröpfchen ver- sehenen Sporen von 0,006 Mm. Breite und 0,0085 Mm. Länge sind sogleich keim fähig und bilden in weiteren C'ulturen regelmässig je nach S bis 10 Tagen nein Pycniden. Die vorstehende Beschreibung entspricht der Bildung der Pycniden an ein/einen Mycelfäden. Häufig habe ich gesehen, dass sie dort ihren Anfan nahmen (Fig. 10), wo 2 Fäden bis zur seitlichen Berührung zusammen- getreten waren, wobei beliebig auftretende Fusionen zwischen den Zellen dieser Fäden als Sexualact zu deuten gewesen wären. Auf den 2 Fäden ent- stand nur ein einheitlicher Fruchtkörper. In andern Fällen, wo die Fäden soweit entfernt von einander lagen, dass die correspondirend angelegten Fruchtanlagen nicht direct verschmelzen konnten, bildeten sich Verwachsungen aus (Fig. 11). Neben den Objectträgerculturen , auf welchen ich den Entwicklungsgang der Pycniden genau verfolgte, habe ich zahlreiche M assencultur en auf pilzfreiem Brode gemacht, welches mit Nährlösung durchtränkt wurde. Ich säete wenige Sporen an der einen Seite eines langen Brodstückchens aus. Nach 10 Tagen zeigten sich in der nächsten Umgebung die ersten Fruchtkörper. Ihre Anlage ging weiter fort, bis nach C> Wochen das ganze Brod mit Pycniden besetzt war. Die Culturen wurden dann in derselben und in anderer Art weiter fortgesetzt. Das Mycelium der Pycnide, welches hier in Masse auf dem Brode sich anhäufte und nicht selten zu Strängen vereinigte, hatte eine grau^elbe Farbe, war total verschieden von dem Mycel der Peziza, die Fruchtkörper süssen dem Mycel eingebettet und waren leicht an den aus den Oefthungen austretenden — 126 — schwarzen Sporentröpfchen zu finden. Verwachsungen zu grossen kuchen- artigen Massen mit verzweigten Gängen im Innern, in welchen die Sporen gebildet wurden, waren auf den Culturen eine häufige Erscheinung. Um die Art des Parasitismus der Pycniden auf der Peziza zu er- mitteln, machte ich zuerst Aussaaten der Pycnidensporen auf junge Mycelien der Peziza. Merkwürdig genug breiteten sich die Fäden beider Pilze aus, ohne die mindeste Notiz von einander zu nehmen, auch dann, wenn die Peziza vorher die Nährlösung so weit erschöpft hatte, dass die Pycnidensporen nur eben noch zum Keimen kommen konnten. Die Pezizamycelien bildeten Sclero- tien, die Mycelien der Pycnide nach 10 Tagen neue Fruchtkörper. Mit diesem Ausgange der Versuche standen die Beobachtungen über das Auftreten der Pycniden an den Sclerotien und deren Erschöpfung durch den Parasiten im schroffsten Widerspruche. — Ich machte nun neue Culturen auf Brod, wo ich der Peziza einen Vorsprung von einigen Tagen gab , dann die Pycnidensporen aussäete. Nun wurden die Sclerotien und zwar zuerst an den Stellen der Aus- saat befallen. Sie trugen nach 10 — 12 Tagen reiche Pycniden und weiterhin wurden alle Sclerotien der Cultur von der Pycnide besetzt befunden. Cor- respondirende Culturen der Peziza ohne Nachsaat von Pycnidensporen blieben vollkommen frei. Als ich die Culturen mit dem gleichen Ausgange so lange wiederholt hatte, dass kein Zweifel mehr darüber bestehen konnte, dass die Sclerotien allein es sind, welche von der Pycnide befallen wer- den, inficirte ich diese direct mit Sporen, indem ich sie erst aufweichte, dann die Sporen auftrug und nun einen Tag feucht hielt. Es erschienen in regel- mässiger Folge von 10 Tagen neue Pycniden auf den Sclerotien, die später bis zu Ende aufgezehrt wurden ; nicht inficirte Sclerotien derselben Art blieben gesund. Der Pilz lebt also als Parasit auf den Sclerotien der Peziza und befällt auch, wie ich ergänzend anfügen will, die auskeimenden Keulen, welche bald abwelken (Fig. 1 0) . — Mit der gleichen Ueppigkeit, wie er als Parasit sich entwickelt, lässt er sich in künstlichen Substraten ziehen. ■ — In den Sclerotien ist die Verbindung der Fäden des Parasiten mit denen der Peziza eine solche, dass ein Eindringen der einen in die anderen auch in den günstigsten Objecten nicht gesehen werden kann, die Fäden der Peziza werden aber sichtbar auf- gelöst und verzehrt. 127 — Wie Ttdasne, hätte er die Pycniden auf den Sclerotien der Peziza ge fanden, kein Bedenken getragen haben würde, sie in den genetischen Verband mit der Peziza zu ziehen, so habe ich keinen Zweifel darüber, dass die Präpa rationsbefunde Tulasne's nichts anderes beweisen, als dass diese Methoden der Untersuchung unvollkommene und für genetische Zusammengehörigkeil von Fruchtformen einesPilzes unzureichende sind. Der mikroskopische Befund aufGxund präparativer Hülfsmittel hat keine Beweiskraft für genetischen Zusammenhang, selbst nicht bei dem Nachweise einer directen Fadenverbindung; eine solche Ver bindung tritt z. B. bei Chaetocladium und Mncor1) auch ein, und doch liegen zwei verschiedene Pflanzen vor, von denen die eine parasitisch auf der anderen lebt wie die Pycnide auf der Peziza. In der Cultur der Sporen ist der allein mögliche Weg gegeben, um zu sicheren Resultaten zu gelangen; ich bemerke dies namentlich in Beziehung auf manche Arbeiten Tulasne's, an denen ich, ab- weichend von de Ihn//, vorzugsweise die Zeichnungen und auch diese nicht immer »berühmt« finde"). Die Cultur der Pycniden habe ich über 4 Jahre hindurch fortgesetzt. Die Zahl der Reihengenerationen, in welchen niemals etwas anderes auftrat, als die beschriebenen Pycnidien, geht weit über Hundert hinaus. Sie sind jeden- falls die vorherrschende Fruchtform des Pilzes, den ich »Pycnis sclerotivora« nennen will in der Voraussetzung, dass er bisher nicht beschrieben ist, wonach ich mich vergeblich umgesehen habe. — Es ist immerhin möglich, dass es ge- lingt, anderweite Fruchtformen des Pilzes noch aufzufinden, aber ebenso mög- lich und fast wahrscheinlicher, dass diese, für deren Existenz alle Analogie spricht, aus dem Entwicklungsgange wieder verschwunden sind. Meine Beobachtungen über Pycnis sclerotivora, welche ich auf der Natur- forscher-Versammlung in Hamburg 1876 :i) vorgetragen, haben nicht lange Zeit ') Tai'. II, Fig. 3 und Schimmelpilze I. Heft, Tat'. III; der Parasitismus und damit ver- bunden das engste gemeinschaftliche Vorkommen von Fruchtformen verschiedener Pflanzen ist bei den Pilzen eine sehr häufige Erscheinung. 2) Es versteht sich von selbst, dass die älteren Angaben über Zusammengehörigkeit von Pilzformen, soweit sie sich auf gemeinsames Vorkommen und auf Präparationsbefunde stützen, nach den jetzigen Culturmethoden neu zu prüfen sind . wenn die genetische Verbindung als eine sicher erwiesene angesehen werden soll. 3) Tageblatt der Naturforscher -Versammlung in Hamburg, I" September 1876, Brefeld, Myco logische Untersuchungen. — 128 — nachher in einer Mittheilung von Bauke l) , soweit es die Anlage der Pycni- den fruchte angeht, weitere -Bestätigung gefunden. Ich selbst habe damals die Untersuchung nicht auf andere Pycniden ausgedehnt; dies ist vielmehr von W. Zopf'1) geschehen, der die Untersuchungen von Bauke näher berücksichtigt hat, und auf dessen Arbeit ich hiermit verweise. 3) ') Bauke, Pycniden, Nova Acta Vol. XXXVIII. 2) W. Zopf, Conidienfrüehte von Fumago, Nova Acta Vol. XL. 3) Längst bevor ich die ächte Gewebebildung bei den Pycniden fand, hatte icb nach Be- funden bei Basidiomyceten die Ueberzeugung gewonnen , dass die Bildung des Pseudoparenchyms nur die häufigere Art der Gewebebildung bei den Pilzen sei, wie dies ja auch schon die bekannten gewebeartigen Theilungen von Ascussporen etc. lehren. Weitere Untersuchungen von verschiedenen Ascomyceten. An die ausführlichen, von Abbildungen begleiteten Untersuchungen der Peziza tuberosa und P. Sclerotiorum will ich den kurzen Bericht über die Resultate anschliessen , welche ich bei anderen, bisher nicht oder sehen früher unter- suchten Ascomyceten-Formen bis jetzt, gewonnen habe. Von Sclerotien bildenden Pezizen habe ich Peziza ciborioides Fr., welche auf Kleearten vorkommt . in der Bildung der Becher nntersneht und eine vollkommene Uebereinstimmung mit P. Sclerotiorum gefunden; soweit ich die Culturen fortsetzte, traten zwar keine Conidien auf, ihre Existenz ist aber damit nicht ausgeschlossen. Peziza Fuckeliana keimt genau so ans den Sclerotien, welche sich im Herbste auf Weintranbenblättern finden, wie die früheren. Nach de Bary ge- hören als Conidien die Botrytis cinerea hierher1). Aus den Sporen der Botrytis habe ich immer nur unvollständig entwickelte1 Sclerotien künstlich erziehen können, welche inwendig hohl blieben. Ans den schwarzen Rindenzellen dieser Sclerotien keimten mehrere Jahre hindurch die Conidienträger von Botrytis ci- nerea, aber niemals die Peziza. — Eidam'1) gibt an. dass er aus den Sporen der Botrytis Myeelien mit einer Fructificationsform gezogen habe, welche der Be Schreibung nach der von P. Sclerotiorum entsprechen dürfte. Ich führe die Angaben von de Bary und Eidam hier referirend an; ich bin leider durch meine ') de Bary, Morphologie der Pilze, p. 201. -'■ Eidam, Sitzung der bot. Section der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultut vom 2'.*. November 1877. ßrefeld, Botan. Untersuchungen. IV. 17 — 130 — Krankheit verhindert worden, meine Beobachtungen weiter zu fördern, als ich angegeben habe. Von anderen Pezizen, bei welchen Sclerotien nicht beobachtet sind, habe ich eine ganze Anzahl betreffs der Differenzirung der Ascusfrüchte vergleichend untersucht, z. B. Peziza coccinea J., P. aurantiaca Oedr. , P. nigrella Pers. , P. hemisphaerica W. , P. bicolor Bull. etc. und nichts beobachten können, was für eine andere Bildungsart der Apothecien spräche, als sie in Pe- ziza Sclerotiorum vorliegt. — Es wird wahrscheinlich gelingen , bei den meisten Pezizen die nicht keimenden Conidien zu erzeugen, die sich bei der Peziza Scle- rotiorum durch künstliche Cultur gewinnen Hessen. Den angeführten Pezizen schliessen sich weiter an in der analogen Ent- wicklung der Apothecien: Otidea leporina B. , Bulgaria inquinans Er., S a r c o s p h a e r a macrocalyx R. , mehrere Arten von G e o g 1 o s s u m , Leotia lubrica P., ferner eine Reihe von Morchella- und Helvella- Arten, soweit sie hier vorkommen. — Bei allen diesen Formen zeigen sich, genau wie bei P. Sclerotiorum, erst nach Anlage der Paraphysenlager die ascogonen Hyphcn zu einer Zeit, wo die äussere Form des Fruchtkörpers schon fast aus- gebildet ist. Die ascogonen Plyphen entspringen in dem bis daliin durchaus gleichartigen Fruchtkörper eine Strecke weit unter dem Paraphysenlager von denselben Hyphen, welche die Paraphysen erzeugt haben. Aus den Sporen der letzterwähnten Pilzformen habe ich grosse Mycelien gezogen, aber vorläufig andere Fruchtformen — Conidien — an diesen nicht beobachtet; vielleicht gelingt es durch weitere Fortsetzung der Culturen sie zur Erscheinung zu bringen, da der Analogie nach ihre Existenz, wenigstens die einstmalige Existenz, als wahrscheinlich anzunehmen ist. "Während nun bei den bis jetzt untersuchten Discomyceten die Entwick- lung der Apothecien, abgesehen von dem Umstände, dass sie bald direct auf den Mycelien , bald indirect auf den vorher gebildeten Sclerotien auftreten, eine Uebereinstimmung dahin zeigten, dass eine Differenzirung in sterile und fertile Elemente, also in Paraphysen und ascogone Schläuche erst in dem fast fertigen, bis dahin gleichartigen Fruchtkörper zur Ercheinung kam, verhält sich die Sache bei Ascobolus1) wesentlich anders, ') Janezewslä , Morphologische Untersuchungen über Ascobolus furf'uraceus , Bot. Zeitung 1S71. No. 17 u. 18. — 131 Hier greift die Differenzirung in fertile und sterile Hyphen auf die erste Anlage des Apotheciums zurück. Die Zellen eines Seitenastes an den Myceliaden schwellen tonnenförmig an, indem das Längenwaehsthum des Fadens stille steht. Der [nitialfaden wird bald umhüllt von Fäden, welche mehr oder minder weit unter ihm oder aus seiner Umgebung entspringen. Die durch die Verschlingung der Fäden um den tonnenförmigen Ast, resp. fnitialfaden gebildete, anfangs geschlossene Fruchtanlage öffnet sich durch Trennung der peripherischen Theile bald nach Anlage des Paraphysenlagers. Erst dann wächst eine der tonnenförmigen Zellen des Initial- fadens zu den ascogonen Schläuchen aus, die von dem umgebenden Gewebe oder Ihphen des Fruchtkörpers ernährt, an den Enden die Äscen bilden, welche sich zwischen die Paraphysen drängen. — Die Entwicklung ist rein vegetativ, die Annahme eines Sexualactes, einer Befruchtung des Initialfadens durch einen Hüllschlauch, nichts wie eine willkürliche Deutung. Bei dem Aseoholus denudatus und wahrscheinlich auch hei anderen Spe cies sind Conidienbildungen auf den Mycelien ein regelmässiges Vorkommniss. Die Conidien entstellen an Mycelseitenästen durch basipetale Abgliederung. Die Ketten erreichen bedeutende Längen, ohne zu zerfallen und entsprechen denen der Träger von Erysiphe. Die langen Ketten, welche auf Mistculturen einen flockigen Ueberzug bilden, sehen genau aus wie die zergliederten Myceliaden von Oidium lactis und sind wohl häufig dafür gehalten worden. Mit den Coni- dien habe ich Reihenculturen gemacht, die im August und September stets reiche Apothecienbildung neben den Conidien zeigten. Darauf hörten die ersteren auf zu erscheinen, und die Conidien blieben allein zurück. Aber statt der Apo- thecien kamen merkwürdige Gebilde zum Vorschein, nämlich grosse Thallus- massen ganz von der Farbe der Apothecien, aber steril und mit marginalem Wachsthum versehen. Sie wuchsen zu enormer Grösse heran, einer Wallnuss gleich, hatten ein strahliges Ansehen, und wellige, ausgezackte Ränder, die sich immer weiter vorschoben, wie die Zonen eines Polyporus- Fruchtkörpers. Zer- schnitten hatten sie das Gefüge wie die sterilen Theile des Apotheciums und be- standen meist aus grossen Zellen mit Fäden untermischt. Als ich weitere Object- trägerculturen mit den Conidien machte, die erste Anlage der Thaüusmassen zu verfolgen, sah ich, dass sie entstellen wie sonst die Apothecien. Dieselben tonnenförmigen Seitenäste treten auf. zu ihnen kommen andere, die ebenso nu- ll • — 132 schwellen, bis sich eine Masse formirt hat, die nicht mehr durch Anlegen neuer Aeste wächst, sondern aus den eigenen Elementen sich vergrössert. Anfangs scheint dies nicht bloss am Rande zu geschehen, dann aber ist nur mehr der Rand für die Umfangzunahme thätig. Während er wächst, gehen die rück- wärtsangelegten Elemente in den Zustand des Pseudoparenchyms über. — Es liegen liier Thallusmassen mit Marginalwachsthum vor, die den thallösen Bil- dungen anderer Pilze entsprechen dürften , die aber, soweit ich sie verfolgt habe, einen sclerotialen Zustand nicht annehmen. Eine Fructification habe ich bisher nicht an ihnen erreichen können; die letzten Versuche sind gleich vielen an- deren durch meine Krankheit eingegangen. Es ist möglich, dass später Apo- thecien an ihnen aufgetreten wären, aber auch die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass andere unbekannte Fruchtformen aus ihnen keimen; ich behalte mir weitere Einzelheiten für eine spätere Mittheilung vor. Unter den Erysipheen oder Tuberaceen habe ich zunächst die frü- heren Beobachtungen über Erysiphe1) erneut. Den Reihengenerationen mit ausschliesslicher Conidienbildung folgt im Anfange des Herbstes die Anlage von Perithecien, anfangs noch mit Conidienbildung, die dann mehr und mehr zurück- geht. Die Ascenfrüchte treten an den Verbindungspunkten von zwei Fäden auf, und werden aus Seitenästen gebildet, die dort entspringen Uie Differenzi- rung der Frucht greift bis auf die erste Anlage zurück. Von einem der ersten Sprosse entspringen später die Ascen (oder der Ascus) ; die Sprosse des zweiten Fadens und diejenigen, die an der Basis des ersten Sprosses ent- stehen, bilden die Masse des Fruchtkörpers um den ersten ascogonen Spross, welcher das Füllgewebe bis auf die Kapsel verzehrend meist erst im nächsten Frühjahr reife Ascen bildet. Die sämmtlichen Sprosse, welche den Fruchtkörper zusammensetzen, haben ein geringes Längenwachsthum bei reicher Seitenaus- sprossung. Bei Eurotium Aspergillus2) kommen gewöhnlich beide Fruchtformen, Conidienträger und die Eurotien, auf demselben Mycelium vor, die letzteren etwas später. In Reihengenerationen verfolgt, fand ich die Eurotienbildung ganz besonders reich im Herbst, wo ich mehrmals Culturen hatte, die nur wenige J) de Bart/, Erysiphe, Beiträge zur Morphologie der Pilze, III. Reihe. 2) de Bary, Eurotium, Beiträge zur Morphologie der Pilze, III. Reihe. — 133 Fruchtträger von Aspergillus getrieben hatten. In geeigneten Objectträgerculturen erhält mau Hunderte von Perithecienanlagen. Seitenäste von Mycelfäden rollen ihr Ende durch ungleiches Längenwachsthum der Seiten wie eine Ranke spiralig auf. Zu gleicher Zeit sprossen Seitenzweige aus. namentlich unter der Schraube. Sic hüllen sie ein, schhessen zu einem Gewebe zusammen, und dann wächsl ili«' Schraube seitlich aus und bildet, vom Füllgewebe ernährt, aus Seitensprossen die Ascen. - - Auch hier greift die Differenzirung der Frucht auf die ersten Sprosse zurück, wie bei Erysiphe. Von Penicillium1) habe ich die Ascusfrüchte vor Hl Jahren gefunden und im II. Hefte dieser Schimmelpilze beschrieben. Unter den gewöhnlichen Verhältnissen, wie sie in der Natur vorliegen, sind die Conidien so überwiegend, als öl) sie die alleinige Fruchtform des Pilzes wären. Nur bei sehr öppiger Er nährung auf Brod kommen die Peritbecien zur Ausbildung ; den- Zutritt von Luft resp. von Sauerstoff spielt dabei keine oder nur eine unbedeutende Kelle, wie ich mich weiterhin überzeugt habe. Sie bilden sich neben den Conidienträgem und /.war in jeder Jahreszeit, am üppigsten allerdings im Herbst, wo die Coni- dien mitunter zu Gunsten der Sclerotien zurücktreten. Ein schraubig ge- wundener Initialfaden wird von Seitensprossen umhüllt. Beide nehmen von Anfang an einen verschiedenen Entwicklungsgang, die Schraube wächst früher aus, wie bei Eurotium, ihre Sprosse lassen sich /.wischen den Hüllhyphen erkennen und verfolgen. Sie erstarren im Füllgewebe des sclerotialen Zustandes, keimen später allein aus und treiben, das Füllgewebe verzehrend, die ascenbildenden Seitenäste. An ihnen werden die Ascen in basi- petaler Richtung in Ketten auf kurzen Sterigmen, wie die Conidien, gebildet nicht wie ich es früher gedeutet und beschrieben habe-). Die Ketten zer- fallen, wenn die Sporen in den Ascen gereift sind, dann lösen sich auch die Ascen auf. Was mir bei Penicillium gelungen ist, die Perithecien, die ich in der Natur seit 10 .Jahren vergeblich gesucht habe, durch künstliche Cullur zu er- zeugen, gelang mir nicht lange nachher auch beim Aspergillus niger. Bis zu Ende Juli bedeckten die Conidienträger wie ein schwarzes Polster das Substrat. 1 Brefeld, Schimmelpilze, II. Heft. - Die Abbildungen in meiner Arbeil sind hier zutreffend, aber der Tex( nicht mein den jetzigen Auffassungen und Beobachtungen entsprechend. — 134 — Darauf erschienen in den weiteren Cnlturen Sclerotien. Je massenhafter sie ge- bildet wurden, um so mehr traten die Conidienträger zurück. Schon im October aber blieben die Sclerotien aus und von dieser Zeit bis zum nächsten Juli oder August war wieder nichts wie Conidienträger zu finden ; dann kamen die Sclerotien wieder, um abermals nach 2 Monaten zu verschwinden, wie früher. Ich habe dies b' Jahre beobachtet. Die Sclerotien sind 5 — 6 Mal grösser wie die von Penicillium, ascogone Hyphcnstränge sind darin nicht zu finden, ebensowenig die Differenzirung von Initialfäden bei der Fruchtanlage in Hüll- schläuche und in ascogone Sprosse zu unterscheiden. Den Zustand der Keifung der Sclerotien begleiten starke Wasserabscheidungen an der Ober- fläche. Die Reifung resp. Membranverdickung geht aber niemals bis zur Mitte. Die centralen Theile bleiben zart und gehen im weiteren Verlaufe der Cultur stets zu Grunde, die Sclerotien keimen nicht aus. Dieser Ausgang der Cul- turen war 5 Jahre hindurch der gleiche und durch keine Variation des Cultur- verfahrens zu beeinflussen, am wenigsten dadurch, dass ich die Sclerotien auf der Cultur sich selbst überliess, oder auch, die Reifung zu vollenden, eine höhere Temperatur anwandte. Die anfänglichen Auskeimungen, die ich beobachtete1), waren auf die Keimung von Conidien zurückzuführen, die zwischen den Hüll- hyphen eingeschlossen waren, wie es ja auch bei Penicillium vorkommt und zu Täuschungen Veranlassung geben kann. Mit dem Aspergillus niger habe ich Asp. flavus, den Pilz, den ich vor 12 Jahren auf einer Empusafliege antraf, gleichzeitig eultivirt. An ihm fand ich auch im Herbst keine normale Sclerotien, wohl aber undifferenzirte knollen- artige Gebilde, von denen ich es für wahrscheinlich halten möchte, dass sie die verkümmerten Fruchtkörper anlagen sind, die hier schon nicht mehr zur vollen Formausbildung kommen. Ein weiteres günstiges Material für" die Untersuchung von Erysipheen hoffte ich in den Formen zu finden, welche nur einen oder wenige viel- sporige Ascen haben. Ich traf drei Pilze der gesuchten Art bald nachher auf Hasenmist an, die ihre Sporen mit grosser Heftigkeit an die reine Glocke des Culturglases auswarfen; einer von ihnen hatte nur einen grossen vielsporigen ') Brefeld , Mittheilungen über neue C'ulturmethoden der Pilze. Abh. der Gesellschaft natuif. Freunde in Berlin, December 1875. L35 Ascus, und entsprach dem Ryparobius myriosporus Boud., eine zweiti kleinere Form hatte deren mehrere, eine dritte viele kleine Ascen, aber noch mit wenigstens '24 Sporen. Die septirten Myeelien waren von allen gleich, anderweite Conidienträger blieben bei allen ans. Die ersten Perithecienanlagen zeigten sich nach li S Tagen und waren bald sehr reichlich. Sie wurden auf dicken Myeliaden ans gleich- artigen Seitensprossen gebildet, welche sich zu einem kleinen Knäuelchen zusammenlegten. Während dies wie andere junge Perithe- cienanlagen an l mfang zuzunehmen begann, zeigte sich in der Mitte eine Zelle, welche mit der Frucht Langsam tun das Vielfache der anfänglichen Grösse auswuchs, und dann zum vielsporigen Ascus wurde. - So wie bei den Sporangienträgern der Mortierella die Trägerzelle auf den Rhi- zoiden entstellt'", die ihr vorausgehen, so zeigt sich auch hier die Anlage der ascogonen Zelle resp. des Sporangiums erst dann, wenn einige Seitensprosse »childet sind, die sich aber nicht ausbreiten, wie bei der Mortierella, sondern sogleich zusammenlegen. Und wie es weiter bei der Mortierella häufig vor- kommt, dass mehrere sporangiale Sprosse auf einem Rhizoidenlager sich bilden, bald nahe zusammen, bald weiter entfernt (Fig. ii, Taf. 5)', so sind auch hier analoge Fälle häufig, in welchen statt eines zwei ascogone Sprosse zu zwei völlig getrennten Ascensporangien im Perithecium sich ausbilden. Das Hüllgewebe der Kapsel, in welchem übrigens die Gewebebildung nur unvollkommen erfolgt, dürfte hier kaum zur Ernährung des reifenden Ascus in Verwendung kommen, denn er wächst, von dem Mutterspross der Fruchtanlage ernährt, gleichzeitig mit der Bildung der Hülle zur vollen Grösse ans. Diese wird nach Aussen gedrängt, eine Auflösung ihrer Elemente habe ich nicht constatiren können; es ist aber immerbin möglich, dass sie in geringem Grade doch eintritt. Die sich mit der Reife verdickende Membran des Ascus bat oben eine circumscripte dünnere Stelle, an ihr erfolgt die Entleerung der Sporenmasse, wobei die Hülle oben aufreisst; die Sporen werden, weit über 100 an Zahl, durch Zwischensubstanz verklebt, mit Vehemenz an den Deckel der Cultur geworfen. — Bei den beiden klei- neren Formen mit mehreren Ascen habe ich diese zusammenhängend als Sprosse eines ascogonen Fadens gefunden. Die Anlage der kleineren Ascen ist ') Dil' I. Abhandlung dieses Heftes der Schimmelpilze — 136 — hier gemäss der vorangehenden • Verzweigung der sporangialen resp. ascogonen Zelle, nicht so früh sichtbar wie bei dem vorigen günstigeren Objecte. Die vorstehend in Kürze berührten Einzelheiten, die ich später specieller ausführen werde, genügen für die Beurtheilung der Fruchtbildung bei diesen Formen, bei welcher die Differenzirnng in einen fertilen und sterilen Theil nicht gleich zn Anfang, sondern erst etwas später im weiteren Verlaufe der Perithe- cienentwicklung eintritt. — Den unverkennbaren Anklängen dieser Ascomyceten- früchte an die umhüllten Sporangienträger der Zygomyceten steht eine grössere Abweichung in den vegetativen Zuständen gegenüber, sie entsprechen in den feinen, reich septirten Mycelien den übrigen Ascomyceten. — Die nicht über 10 hinausgeführten Culturreihen aus Ascussporen, die mit meiner Krankheit ab- gebrochen wurden, ergaben immer nur die beschriebenen Früchte. Unter den Pyrenomyceten- Formen habe ich zuerst Melanospora für die Untersuchung gewählt'). Sie schliesst die Reihengeneration der Botrytis Bassiana2) ab, begleitet sie anfangs noch, dann tritt sie allein auf. Der Pilz kommt auf Insecten vor, kann aber auch ebensogut künstlich ernährt werden. Die Perithecienanlage beginnt mit einer Schraube als Initial- faden, welcher die Ascen bildet, Seitensprosse, unterhalb der Schraube entspringend, bauen die Kapsel auf. Bei der Claviceps purpurea3) sind nach den Reihengenerationen der Sphacelia, welche in künstlicher Cultur einzelne Fruchtträger bildet, auf dem Fruchtknoten des Roggens aber grosse Fruchtlager mit labyrinthartigen Gängen, in welchen auf palissadenärtig angeordneten Sterigmen die Sporen suc- cedan abgeschnürt werden, Sclerotien in den Entwicklungsgang eingeschlossen, aus welchen die Keulen keimen als ein Fadenbündel, welches, einheitlichen Ur- sprunges aus den gleichartigen Hyphen des Sclerotiums, oben die Kugel mit den Perithecien trägt. Die gleich werthigen Hyphen differenziren sich erst nach Anlage der Perithecien, in welchen die fertilen die Ascen erzeugen. Während sie reifen, wächst die Keule durch intercalafes ') Tulasnc, Fungorum Carpologia III. 2) de Bari/, Zur Kenntniss insectentödtender Pilze, bot. Zeitung No. 30. 1869 und Bot. Zeitung 1S67, p. 21. 3) Tulasne, Ann. des scienc. naturelles T. XX, p. 5, Kühn, Mittlieilungen des landw. Institutes in Halle, I. 1863. 137 — Wachsthum Lang aus und erfahrt endlich mit der Sporenreife durch ungleiches Wachsthum der Seiten eine starke Torsion. Schneidel man die früh auftreten den Köpfe von jungen Keulen ab, so entstellen direet keine neuen Köpfe, son- dern die Keule wächst ZU einer neuen seeundären oder ZU vielen neuen durch Verzweigung aus, welche je für sich einen Kopf ausbilden. Die Reihengenera tionen. die mau mit Ascussporen in Nährlösung einleitet, erzeugen zunächst immer nur die Sphacelia-Conidien. Zu der Cordiceps militaris bildet die Isaria farinosa die keimfähige Conidienfoxm analog der Sphacelia beim Mutterkorn. Aus den Ascussporen lassen sich in künstlicher Cultur Reihengenerationen mit Isaria ausschliesslich leicht herstellen. Die Keulen habe ich nur auf Puppen gefunden. Die Hyphenelemente, welche die Keulen aufbauen, sind gleichartige, junge Perithecien habe ich nicht mehr gesehen. — Bei der Cordiceps cinerea finden sich an den Keulen die Conidienträger vor, aber nicht einzeln, sondern in Fruchtlagern resp. Fruchtkörpern gleich einem Hyphenbündel, welches sich oben zur Kugel formirt und auf den letzten palissadenartig zusammenschliessenden Aesten die Conidien abschnürt. Diese Conidienkeulen ahmen die Form der Perithecienkeulen viel schärfer uach, als dies die bündelweise vereinigten Conidienträger der Isaria thun. Die Coni- dien keimen in Nährlösung leicht aus. In den Perithccicnanfängen der Xylaria- Arten2) habe ich dicke Schläuche stets gefunden, welche die Ascen erzeugen; hier zeigl sich wieder eine Differenzirung der Frucht in sterile und in fertile Elemente bald nach der Anlage oder schon mit der ersten Anlage. Den Reihengenerationen von keimenden Conidien, welche bei Melano- spora, Claviceps und Cordiceps der Bildung der Perithecien vorhergehen, schliessen sich weiterhin unter den Pyrenomyceten nicht keimende Conidien bei Sordaria- Arten und dem formenreichen Genus Chaetomium an, welche auf den l'eri- thecien bildenden Mycelien oft in grosser Menge auftreten und in ihrer Form- ausbildung und ihrem sonstigen Verhalten fast genau denen der Pezizen ent- sprechen. Bei der Sordaria habe ich selbst verschiedentlich die sc brau bin ge- ') Tulasne, Fungorum Carpologia 111 ; de Hart/. 1. c. der Aldi, über inseetentödtende Pilze in der Bot. Zeitung. 2) de Bar;/, Morphologie der Pilze, p. '.'S, Brefeld, Botan. Untersuchungen. IV ] *, — 138 — wundenen Initialfäden der Perithecien, denen von Eurotium ähn- lich, gesehen, sie sind von Gilkinet^) abgebildet worden. Dagegen sind mir die von Woronin2) gesehenen Frnchtanfänge nicht vorgekommen. — W. Zopf3) hat dann bei vielen Sordaria- Arten die Untersuchung fortgesetzt und eine Schraube als Fruchtanfang häufig, nicht überall, gefunden, namentlich aber das verbreitete Vorkommen nicht keimender Conidien constatirt. Die Gattung Chaetomium, welche Zopf von den Erysipheen an ihre richtige Stelle zu den Pyrenomyceten stellte, ist namentlich reich an nicht kei- menden Conidien, die sich fast überall finden. Dagegen gelang es hier bei keiner Form, eine frühe Differenzirung bei den Perithecien aufzufinden. Von einer Schraube, wie sie Sordaria zeigt, ist nichts zu sehen, die Ascen treten in dem Fruchtkörper, der aus gleichen Hyphenverzweigungen sich aufbaut, erst in den letzten Entwicklungsstadien auf. Es lassen sich die Untersuchungen der Ascomyceten nach den früher angegebenen Culturmethoden leicht weiter ausführen. Ich selbst bin durch meine Krankheit verhindert worden, dies zu thun, und kann meine Arbeiten erst nach dem Winter wieder aufnehmen. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden sich die zu gewinnenden Resultate den einzelnen der hier beschriebenen Specialfälle an- schliessen. — Soweit es das Vorkommen der Fruchtformen angeht, würden die Flechten und eine ziemliche Anzahl anderer Ascomyceten den als bekannt be- zeichneten Formen sich anschliessen lassen. Der Vollständigkeit wegen weise ich schliesslich noch kurz auf eine Mit- theilung von Hauke .hin, der die Perithecien von Pleospora herbarum'1) in ihrer Entwicklung ohneAscogon und Pollinodium verfolgt hat, und auf die zahlreichen Angaben von van Tieghemb) über Entwicklung der Ascomyceten- i) Gilkinet, Recherches morphologiques sur les Pyrenom)'cetes I Sordariees. Bull, de l'acad. de Belg. 1874. 2) Woronin, Beiträge zur Morphologie der Pilze, III. Reihe, von de Bary, Sordaria copro- phila und fimiseda. 3) W. Zopf , Untersuchungen über Chaetomium und Sordaria , Sitzungsbericht des bot. Vereins der Prov. Brandenburg, Juli 1877. 4) Bauke, Zur Entwicklungsgeschichte der Ascomyceten, Bot. Zeitung No. 20, 1877. 5) van Tieghem , Sur le developpement de quelques Ascomycetes. Bull, de la Soc. bot. de Fr. tome 24, 1877, ebenda über Aspergillus und Sterigmatocystis, ferner sur le developpement du fruit des Ascodesmis, ferner Penicillium aureum. 139 Frucht. Unter anderweiten früheren Angaben würde sich der von Barattetzfcj/1) beschriebene Fall bei Gymnoasc us dem von Penicillium anschliessen. - Peziza co'nfluens2] ist unerwähnt geblieben, da die Beobachtungen über die Passivität des präsumptiven Geschlechts- resp. Copulationsapparates, soweit sie früher gemacht, nicht bloss nicht widerlegt, sondern - allerdings nur von van Tieghem — sogar bestätigt worden sind. Die älteren Untersuchungen über Entwicklung der Perithecien von Pyre nomyceten, welche FuisUng ausgeführt hat, lassen, soweit sie reichen, den Schluss zu, dass die von ihm untersuchten Formen den Fällen einer frühen Hyphen- differenzirung sich anschliessen. ') Baranttzky, Entwicklungsgeschichte des Gymnoascus Reessii, Bot. Zeitung No. 10, 1872. 2] Tulasne , Ann. des sc. nat. 1866, "> Serie, VI und ei den blechten herangezogen, denn Sporen nicht keimen, und die den [nitialfaden vorangehen. Experimentelle Versuche, den supponirten Befruchtungsact sicher zu stellen, sind gemacht, aber nicht gelungen, was mit den Schwierigkeiten entschuldigt wird, die hier für die Durchführung von derartigen Versuchen vorliegen. In der Voraussetzung, dass die Beobachtungen richtige sind ich habe sie bisher nicht nachuntersuchen können- wird die Möglichkeit der Auslegung der angeführten Erscheinungen im Sinne eines Befruchtungsvorganges wohl Nie- mand bestreiten; es fragt sich nur, welchen Grad der Wahrscheinlichkeit sie hat. Diese Wahrscheinlichkeit ist in dem Umstände gegeben, dass der Initial- faden wie /.um Zwecke der Befruchtung mit seiner Spitze filier die Thallusfläche tritt, und darin, dass das nur unten auswachsende Ascogon oben anders vergeht, als wenn es überhaupt nicht auswächst, welches beobachtet worden ist, wenn keine Spermogonien mit Spermatien gefunden wurden. Ich überlasse es dem Urtheile des Einzelnen, pb und in wie weit er durch dies Beweismaterial befriedigt ist. Es mag sich Jeder in der Erwägung «1er ver- schiedenen äusseren Lebensverhältnisse, Trockniss, Feuchtigkeit etc., denen die Flechten in der Natur unterworfen sind, die Fiage beantworten, ob denn die be- schriebenen Erscheinungen nicht auch anders gedeutet werden können, ob es unnatürlich ist, dass Initialfäden eintrocknen und nicht zur Entwicklung kommen, andere, die unten auswachsen, auch ein anderes und langsameres Vergehen des oberen Theiles zeigen, welches von oben nach unten fortschreitet, weil natur- gemäss die Zufuhr an Nahrung nach oben am geringsten ist, wenn diese unten zum Auswachsen des Ascogons verwendet wird. Ich will die Möglichkeit der Deutungen Stahls nicht angreifen, würde- mich vielmehr freuen, wenn sie richtige wären ; aber für etwas anderes als blosse Deutungen können sie nicht gelten, bis der Beweis für ihre Richtigkeit durch das Experiment beigebracht ist. Leider hört hier che Arbeit auf, wo sie doch erst recht be- ginnen sollte. Oder ist der Versuch kaum noch nöthig, wie Stahl meint, nicht nöthig angesichts der Summe sicher erwiesener Fälle der unge- schlechtlichen Entwicklung der Ascusfrüch te, angesichts der sämmt- lichen Ascomyceten, die liier untersucht wurden, die beliebig aus der Classe herausgegriffen sind, und keine Spur von jetzt noch activer Ge- — 150 — schleclitlichkeit erkennen lassen? Ich denke die Deutungen erhalten denn doch eine andere Beleuchtung, wenn wir diese Thatsachen bei den Ascomyceten mit berücksichtigen und namentlich in Betracht ziehen, dass neben den ungeschlecht- lich entstandenen Ascusfrüchten oder auch vor deren Anlage das Vorkommen von Spermatienträgem ein sehr verbreitetes ist, dass es vielleicht gelingen wird überall die Spermatien zu finden, wenn man die Culturen richtig anstellt, dass sie aber nachweislich dort, tvo sie vorkommen, nichts mit der Bildung der Ascusfrüchte zu thun haben. — Sollen die Auslegungen Stahls bei den Flechten den jetzt bekannten Thatsachen sich anschliessen, so kann dies erst dann geschehen, wenn das Experiment sie zu Thatsachen erhoben hat. Bestätigt es sie nicht, so schliessen sich die untersuchten Flechten den Fällen früher Differcnzirung der Ascusfrucht an; bestätigt es sie, so würde unter den Ascomyceten, soweit die Untersuchungen reichen, nur noch bei den Flechten eine Sexualität erhalten sein, welche anderweitig bis auf Rudimente untergegangen ist, und die Fälle früher Differenzirung des Initialfadens wären diejenigen, bei welcher in diesen parthenogenetisch entwickelten Fäden und in den functionslosen Spermogonien der Untergang der Sexualität noch zu erkennen wäre, welcher in den übrigen Fällen, bis auf die Spermogonien, spurlos geworden ist1). Nachdem wir nun zunächst das Vorkommen der verschiedenen Früchte bei den Formen der Ascomyceten kurz berücksichtigt, und dann denWerth der Fruchtformen zu einander so weit als es möglich ist, bestimmt haben, erübrigt es noch, auf den verschiedenen Bau der Fruchtformen und die abweichende Art der Sporenbildung in Ascen und Conidien näher einzugehen. Die Ascusfrüchte sind fast überall hoch differenzirte Fruchtköiper. Zu ihnen gehören die meist höchst einfachen fadenförmigen Conidienträger , die aber eine bestimmte morphologische Gliederung zeigen; Combinationen von Conidienträgern zu Lagern und Keulen sind schon nicht häufig, und Conidien- früchte, hoch differenzirt und mit bestimmter Formausbildung, sind fast seltene Vorkommnisse zu nennen. Die ungleiche Entwicklungshöhe der zu- sammengehörigen Fruchtformen eines Ascomyceten, der Ascus- ') Eine längere Anmerkung über die Flechten-Untersuchung von Stahl, die hierher gehört, ist, um die Uebersichtlichkeit des Textes nicht zu stören , von .dieser Stelle an das Ende der Ab- handlung versetzt worden. I.M fruchte einerseits und der Colli di en l'r u e t i l'i e ;i t i 0 n e n andererseits trifft besonders bei den grössten Ascomyceten zu; bei ihnen finden sich neben massigen, hochdifferenzirteri Ascusfrüchten der Rege] nach nur einfache, unschein- bare, fadenförmige Conidien resp. Spermatienträger. Diese grosse Abweichung in der Form wird erst recht gehoben durch die scheinbar total verschiedene Sporenbildung, dort in Ascen. liier in Conidien. Man möchte nach bloss äusserem Vergleiche glauben, dass man es hier bei den Ascen und Conidien mit Fruchtformen zu thun habe, die gar keine phylogenetischen Beziehungen zu einander Indien, und dieser scheinbare Mangel an Analogie hat vielleicht allein dazu beigetragen, dass die Conidien bisher in ihrem Werthe verschieden beurtheilt worden sind, dass man geneigt war. sie eher als Propagatiohsorgane l) von nebensächlichem Werthe aufzufassen und ge- legentlichen Ursprunges, denn als den Ascusfrüchten gleichwerthige Fructificationen, welche sich diesen im Sinne des sexuellen Generationswechsels in bestimmtet Folge anschliessen. Um nun liier die richtigen Vergleichspunkte zu finden, ist es zweck- mässig, wiederum auf die Verhältnisse hei den niederen Fadenpilzen zurück- zugreifen. — 13ci den Zygomyceten lassen sich die verschiedenen Fruchtformen von einfachen Trägern zu den differenzirten Früchten z. B. der Mortierella leicht übersehen; es kommen dort Fälle vor, wo die eine Fruchtform ein einfacher Träger ist, die andere die ersten Anzeichen beginnender oder schon weiter ent- wickelter Differenzirung einer Hüllbildung zeigt, z.B. Rhizopus'. Die ungleiche Ausbildung der verschiedenen Früchte zeigt sich hier und ebenso bei Urocystis und bei Entoinophthora unter den Oomyceten in den Anfängen; sie ist bei den Ascomyceten, die überhaupt höher differeuzirt sind, so weit gediehen und so bestimmt ausgesprochen, dass die grosse Ungleichheit der Früchte ihre Analogien für sich verdeckt, aber nur scheinbar unmöglich macht. Die eine Fruchtform, die Ascusfrucht, hat meistens allein den höheren Gang der Differenzirung einge- schlagen, ist zum verhüllten, oder hoch differenzirten Fruchtkörper geworden; die Couidienfrüchte haben daran nicht, wenigstens häufig nicht, tlieilgeiioninien, sie sind stehen und fadenförmige Träger geblieben. 1 Bei Penioillium im II. Hefte der Schimmelpilze habe ich mich früher ebenfalls in diesem Sinne ausgesprochen. — 152 — Ist demnach in der hohen Differenzirung der Ascusfrucht und dem Conidienträger kein Hinderniss für den Vergleich ge- geben, so würde es auf eine Parallelstellung des ascenbildenden Trägers mit dem Conidienträger ankommen. Für diese will ich von Penicillium ausgehen, welches unverhüllte fadenförmige Conidienträger und ver- hüllte Ascusfrüchte hat. — Der Conidienträger von Penicillium bildet auf Seiten- zweigen die Conidien in Ketten in basipetaler Folge. Der ascenbildende Träger bildet die Ascen an Seitenzweigen ebenfalls in Ketten in basipetaler Folge. Beide sind die homologen Fruchtträger, deren wesentlichster Unter- schied darin besteht, dass im einen Falle die Conidien Ascen sind und die Sporen endogen bilden, dass im andern Falle derAscus zur Conidie geworden ist. — Bei vielen andern ascogonen Fäden, die ich hierauf untersucht habe, fand ich auch eine basipetale Entwicklung, nur bilden sich die Ascen nicht mehr in Ketten, diese treiben vielmehr seitlich zu Schläuchen aus. Natürlich machen sich hier mancherlei Variationen geltend, so wie ja auch nicht alle Conidienträger nach einem Schema gebaut sind, nicht alle Ketten, sondern auch einfache Conidien bilden. Sind nun Conidie und Ascus homologe Bildungen, so fragt es sich, wie ist der Ascus, wie die Conidie entstanden? ist die Conidie aus dem Ascus, oder der Ascus aus der Conidie gebildet? Für die letztere Annahme fehlt es an jeder Analogie, für die erstere aber sprechen alle Befunde bei den niederen Fadenpilzen. Bei diesen lässt sich in ganz unzweifel- hafter Weise der Uebergang der Sporangien zur Conidie als eine Rückbildung verfolgen und zwar sowohl in der ungeschlechtlichen wie in den geschlecht- lichen Fruchtformen. Bei den Zygomyceten ist z. B. diese Rückbildung von den Thamnidieen nach den Choanophoreen und den Chaetocladiaceen eingetreten; unter den Oomyceten ist sie z. B. ebenfalls in der ungeschlechtlichen Fructi- fication erfolgt, bei den Peronosporeen in der Gattung Peronospora; bei den Entomophthoreen und den Ustilagineen sind auch die Oogonien zu Oosporen geworden, in Protomyces macrosporus bestehen allein noch, und zwar in der imgeschlechtlichen Fruchtform, die Sporangien fort, die sonst bei allen bekannten Ustilagineen und Entomophthoreen zur Conidie zurückgegangen sind1). ') Man vergleiche die früheren Ausführungen hierüber in der V. und VI. Abhandlung dieses Heftes. — In dem III. Hefte der Schimmelpilze habe ich bereits nachdrücklich auf diese 1 53 Dieselbe Rückbildung nun ist bei den Ascomyceten eingetreten, aber nicht —wenigstens in den untersuchten Fällen nicht — in allen Fruchtformen ; nur die als ungeschlechtliche Fructification und als Spermogonien oder Sper- matienträger gedeuteten Früchte sind davon betroffen worden, die Ascusfrüchte, die der Analogie nach weiblichen Früchte, sind davon ausgeschlossen geblieben. — Wenn sich darum bei einem Ascomyceten Conidien- und Spermo gonienträger neben Ascusfrüchten finden, so ist dies nicht bloss nicht merkwürdig, es entspricht vielmehr nur den Thatsachen bei niederen Fadenpilzen, die man bisher ohne Weiteres natürlich gefunden hat. Dabei muss aber gleich hinzugefügt werden, dass es ebensowenig auffallend sein kann, wenn sich Ascomyceten finden sollten, wo diese Rückbildung nicht bis zu diesem Funkte gediehen ist, wo sich zwei, vielleicht sogar drei Ascus tragende Fruchtformen vorfinden, d. h. Ascusfrüchte auch in der ungeschlechtlichen und in der männ- lichen Frucht sich finden. Möglicherweise liegen in den Angaben Ttthixne's*) schon Fälle dieser Art vor, deren erneute Untersuchung eine dankbare Aufgabe sein würde. Aus der letzten Ausführung folgt von selbst, wie gefährlich es sein würde, die sämmtlichen Ascusfrüchte als gleichwertige über einen Kamm zu scheeren und sie alle ohne Weiteres als weibliche anzusehen. ■ — Aber wie sieht es in solchen Fällen mit ihrer Werthbestimmung aus? — Sie ist fast unmöglich, wenn die »Sexualität erloschen ist. Analogien und Fruchtfolge bleiben allein zur Entschei- dung übrig. Wenden wir sie nur auf die einfacheren Fälle an, wo der Ascus in einer Fruchtform erhalten ist, so hat die Entscheidung schon Schwierigkeiten genug. In all den Fällen, wo die Ascusfrüchte im Generationswechsel zu den Conidien stehen, würde es sich rechtfertigen lassen, sie als gleichwerthige und zwar als früher weibliche Früchte zu deuten; dort aber, wo die Conidien fehlen. wird die Sache willkürlich; hier ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, wenn man in dieser Art die Ueberbleibsel und die Endpunkte im Gange der morphologischen Differenzirung »zu Reihen« verbinden wollte, bedarf kaum einer weiteren Ausführung. Für die ( iesainmtheit der Pilzformen der Hyphomyceten , soweit sie be- kannt sind, hissen aber diese Vergleichstellungen die Momente deutlich hervor- treten, auf welche es für die vergleichende Morphologie der Pilze besonders an- kommt und welche für die richtige Beurtheilung ihrer natürlichen Verwandtschaft zu einander von Bedeutuni;' sind. Wir erhalten gleichsam ein übersichtliches Bild über die Masse der verschiedenen Formen, in welchem sich die möglichen systematischen Verbindungen nach natürlichen Charakteren unschwer über- sehen lassen. Ich vermag in den Pilzformen, die zur Zeit existiren, nichts anderes zu erkennen, als die vereinzelten Uebcrreste und End- punkte ans divergir enden Entwicklungsreihen. Bei den Formen, welche diesen verschiedenen Reihen angehören, zeigen sich an einzelnen Stellen zwar ähnliche und darum auch vergleichbare Formgestaltungen und FormaUs bildungen, die im Verlaufe der morphologischen Differenzirung' erhalten geblieben oder neu eingetreten sein mögen, und die vielleicht wohl einen Schluss zulassen würden auf den einstigen gemeinsamen Ursprung aller Fadenpilze; aber diese Anklänge in der Formausbildung und Gestaltung können gewiss nicht verwendet werden, um die Formen, welche sie zeigen, zu Reihen zu verbinden; eine Aus- führung in diesem Sinne müsste zu einem Systeme führen, welches den Princi- pien der natürlichen Systematik möglichst zuwider laufen würde, wie ich vorhin an Beispielen erläutert habe. Ich will aber den Versuch machen, von einem anderen Vergleichs- punkte ausgehend, den Abstand der niederen und der höheren Fadenpilze, der Phycomyceten und der Mycomyceten von einander zu bemessen. Die neuesten Beobachtungen über Zellbildung und Zelltheilung haben ge- lehrt, dass die grossen einschlauchigen, bisher als einzellig bezeichneten Formen der Thallophyten nicht eigentlich einzellig, sondern vielzellig sind. Es finden ') Slrassburfftr, Zellbildung und Zelltheilung I. u. II. Auflage, und Schmitz, Untersuehungen über Zellkerne der Thallophyten. niederrh. Gesellschaft für Natur- und Heilkunde zu Bonn. August 1S79, und weitere Mittheilungen desselben Autors aus diesem Jahre. — 1 76 — ■ hier Theilurigen von Zellkernen statt, die nicht gleichzeitig von Scheide wand- bildung begleitet sind, es unterbleibt die Anlage der Scheidewände, welche sonst vielfach nach jeder Kerntheilung die Zellen abgrenzt, es wächst aber die Zell- wand, welche um die Keimspore angelegt ist, für sich weiter. — Diese That- sache ist von Bedeutung dahin, dass wohl kaum angenommen werden kann, dass diese in Rede stehenden einschlauchigen Pflanzenformen auf solche zurückzu- führen sind, die ursprünglich membranlos waren. Es ist vielmehr wahrschein- lich, dass sie von Formen abstammen, die bereits starre Membranen besassen, dass aber der letzten Th eilung, die von Membranabsonderung begleitet war, also der Bildung der Sporen, im Laufe der weiteren Entwicklung eine lange Reihe von Theilungen folgen, welche nicht von Membranabscheidungen begleitet sind, während indess die ursprüngliche Membran der Spore fortwächst. In dem Unter- bleiben dieser Membranabsonderungen nun bei den Theilungen der Zellkerne vermag ich wiederum nichts anderes zu erkennen wie eine Rückbildung, und diese Voraussetzung fordert von selbst, dass diese einschlauchigen Formen der Fadenpilze als Rückbildungen aus solchen aufzufassen sind, welche früher Scheidewände besassen. Dies ist nun eine Auslegung, welche die Annahme völlig ausschliesst , dass die höheren Fadenpilze sich aus den Formen der niederen, wie sie jetzt bestehen, entwickelt haben, welche vielmehr den entgegengesetzten Gang der morpholo- gischen Differenzirung in den Vordergrund stellt, dass die niederen Fadenpilze als Rückbildungen aus Formen anzusehen sind, welche früher Scheidewände be- sassen und hierin den Formen der höheren1) entsprechen. Und solche Formen würden es sein, auf welche die niederen Fadenpilze als divergirende Glieder und die höheren vielleicht als eine Reihe »getrennt« zurückzuführen sind. In diesem Gange der Rückbildung würden die divergirenden Glieder der Phycomyceten auf ganz verschiedener Stufe stehen ; die Zygomyceten und die Peronosporeen und Saprolegnieen unter den Oomyceten tiefer als die Ento- ') Dass der Charakter der Phy oomyceten im Gegensatze zu den Mycomyceten bei den Fadenpilzen sich nicht scharf fassen lässt , geht aus der früheren Ausführung genugsam hervor. Weder in den vegetativen Zuständen, noch in der morphologischen Differenzirung der Früchte sind vollständig durchgreifende Unterschiede gegeben. Bei den höheren Pilzen kommen vielkernige Zellen , bei den niederen gegliederte Hyphen vor ; bei den niederen finden sich , allerdings einzeln, dieselben Fruchtkörperbildungen vor, wie bei den höheren, und ebenso bei den höheren einfache Fruchtträger, wie sie den niederen vorzugsweise eigen sind. 177 — mophthoreen und die Ustilagineen, aber noch nicht so üef wie die Chytridia- (•(H'ii. von welchen aus wiederum ein weiter Sprung gemachl werden mhi^. um die VI. oder eigentlich III., ('lasse der Pilze, die Myxomyceten, zu erreichen, welche in dieser Rückbildung am weitesten fortgeschritten sind und, als der extremste Fall einer bestimmten Form der Rückbildung, gleichsam die Reihe der hier auftretenden Formgestaltungen ergänzen und abschliessen würden. Bei den Schleimpilzen wird auch die Membran der Sporen, in welchen sie sich an die Formen der niederen Fadenpilze und zwar am nächsten an die Chy- tridiaeeen anschliessen, abgestossen. Nackte, membranlose /eilen, die auch in ihren weiteren Theilungen membranlos bleiben, stellen die Formzustände des vegetativen Lebens dar. Ob die Verschmelzung dieser nackten Zellen, wie sie mit der weiteren Entwicklung erfolgt1), gleich den Fusionen der Fäden oder Faden- zellen anderer Pilze als blosse Anastomosenbildung oder aber als ein Sexualact zu deuten ist, wird sich vielleicht zeigen in der Beobachtung, wie sich die Zellkerne der verschmelzenden Amoeben verhalten (soweit eine Verschmelzung der Kerne als ein Beweis für einen Sexualact gelten kann) • genug, auch noch nach dieser Verschmelzung dauert der membranlose Znstand fort, welcher später mit der Bildung des Fruchtkörpers sein Ende erreicht. Nun erst werden die letzten Theilungsproducte durch Membranen geschieden, sogar Substanz abgeschieden. welche ganz zu Membran erhärtet: die Sporangienmembran und das Capillitium (die oft zusammenhängen) und die Stielbildung bei den Fruchtkörpern2). Eine Hinausschiebung der Membranbildung bei den Theilungen der Zell- kerne findet sich bei den Pflanzen vorzugsweise dort, wo es sicli um die Anlage der Fortpflanzungszellcn, um die Bildung der Sporen handelt. Dies dürfte mit den Zielen der Fortpflanzung, mit der Isolirung und Verbreitung der Sporen im natürlichen Zu- sammenhange stehen. Die Schwärmsporen z. B. schwimmen im Wasser als nackte Zellen nach weit entlegenen Stellen hin, bis sie zur Ruhe kommen; erst dann erfolgt mit ihrer Keimung die Anlage der Membran. Bei Landpflanzen geschieht die Abscheidung der Membran meist früher, häufig bald nach der letzten Thei- lung für die Sporenbildung; bei den Spermatozoiden und den Eizellen tritt sie ') Brefeld, Dictyostelium mueoroides, Abh. der Sjenkenberger naturf. Gesellschaft, Bd. VII, Tafel I. 2) In Dictyostelium mueoroides (1. c.) habe ich die geschlossene Entwicklungsgeschichte eines Schleimpilzes mitgetheilt. Brefeld, Botan. Untersuchungen. IV. 23 178 — (von parthenogenetischen Bildungen abgesehen) erst nach der Befruchtung an dem Verschmelzungsproducte der beiden Geschlechtszellen ein. Was nun bei der Bildung der Sporen in den Sporangien fast allgemein geschieht, dass die Abscheidung der Membranen bei den Theilungsvorgängen hinausgeschoben wird, ebendas zeigt sich bei den niederen Pilzen bis zu verschie- denem Grade ausgebildet auch schon an dem Vegetationskörper. Es unterbleibt die Bildung der Querwände theilweise oder ganz, und so entstehen hier statt der gegliederten Mycelien der höheren Pilze grosse, oft vielverzweigte und vielkernige Schlauchsysteme. Bei den Myxomyceten hat diese Verschiebung der Membranausscheidung mit fortschreitenden Kerntheilungen , die hier zunächst noch mit der Trennung resp. der Individualisirung der Tochterzellen verbunden sind, den bis jetzt be- kannten extremsten Punkt erreicht; hier fehlen die Membranen überhaupt wäh- rend der Dauer des activen') vegetativen Lebens. Bemerkenswerth ist noch bei den Schleimpilzen die Thatsache, dass auch hier die Bildung der Conidie eingetreten ist, aber nicht als eine Rückbildung aus einem Sporangium, sondern als eine Fortbildung aus diesem. Die im Spo- rangium gebildeten Theilungsproducte für die Anlage der Sporen bilden bei Ce- ratium 2) ein fadenförmiges Sterigma aus und gliedern den gesammten Inhalt der Sporenanlage in einer oberen Anschwellung des Sterigmas als Conidie ab. Die drei wesentlichsten Momente, welche ich für die vergleichende Be- trachtung aller Pilzformen an die Spitze dieser Abhandlung gestellt habe, finden sich, allerdings in weniger bestimmt ausgesprochener Form, schon in dem III. Hefte dieser Schimmelpilze vor und in den vorläufigen Mittheilungen der (früher citirten) Abhandlungen, welche dieses Heft ausmachen. Die Verbindung zwischen den niederen und den höheren Fadenpilzen, welche in dem Sporangium gegeben ist, habe ich damals noch nicht berührt und nicht %) Die Membranabscheidungen bei der Cysten- und Sclerotienbildvmg der Dauerzustände, welche während des vegetativen Lebens bei Schleimpilzen auftreten können , ist gewiss der Deutung nicht entgegen, dass die Schleimpilze von Formen abstammen, die Membranen besassen, und dass diese Membranen durch Rückbildung verloren gegangen sind. 2) Woronin und Famintzin, Ceratium porioides und hydnoides , Zwei neue Formen von Schleimpilzen. Memoires de l'Academie imperiale des sciences de St. Petersbourg , VII. Serie, Tome XX, No. 3. 179 erkannt, wohl aber schon mit Nachdruck darauf hingewiesen, dass die sämmtlichen Conidienformen , namentlich auch der höheren Pilze, für nichts anderes wie Derivate aus Sporangien tragenden Stammformen gelten können. Solche zu Conidien reducirte Formen , welche aber ursprünglich Sporangien trugen und aufTaphrina und Exoascus und von da etwa auf die Blastomyceten zurückführ- bar sind, nahm ich damals als hypothetische Stammformen für die höheren Pilze an und leitete unabhängig von diesen die niederen Pilze auf die Algen zurück. Durch meine jetzige Darlegung wird diese frühere Ansicht in einem Punkte wesentlich verschoben. Die niederen wie die höheren Pilze sind auf gern einsame und zwar Sporangien tragende Stammformen zurückzuführen. Von diesen Formen ist mit Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass sie Algen oder Algen ähnliche, grüne, vielleicht Wasser bewohnende Pflanzen gewesen sind, bei welchen aber die sexuelle Differenz irung in geschlechtliche und in ungeschlechtliche Fruchtformen schon eingetreten war. Hiernach ist die weitere Voraussetzung gerechtfertigt, dass die Sexua- lität ursprünglich bei allen Pilzformen bestanden bat, dass also die jetzt lebenden Formen die Nachkommen von sexuell differen- zirten Pflanzen sind, dass aber bei ihnen theils durch das Ein- gehen der verschiedenen Früchte, theils durch eine veränderte Entwicklung dieser Früchte oder vielmehr ihrer Sporen ein Ge- schlechts verlust eingetreten, der hier bei den Pilzen zu einer so ver- breiteten Erscheinung geworden ist, wie sie anderweit im Pflanzenreiche kaum vorkommen dürfte. Von den Fruchtformen sind bald alle Aecidiomyceten) , bald nur zwei (Ascomy c eten), bald nur eine oder auch gar keine zu Conidien reducirt (die Phycomyceten). Das Eingehen der Fruchtformen kann die ungeschlecht- lichen Früchte oder die geschlechtlichen allein betreffen, von welchen entweder nur je eine oder beide erloschen sein können. Diesen drei Formen des Geschlechtsverlustes, wo nur männ- liche oder nur weibliche Früchte oder keine von beiden fortbe- stehen, schliessen sich die weiteren Fälle an, wo die Geschochtlich- keit aus den Früchten verschwindet, deren Sporen wieder für sich 23» — 180 entwicklungsfähig, also ungeschlechtlich werden. Für die weiblichen Früchte ist dies sicher nachgewiesen, bei ihnen ist eine parthenogenetische Ent- wicklung ein nicht seltenes Vorkommniss ; für die männlichen Früchte ist es nicht erwiesen und kaum erweisbar. Wie die Zahl der Fruchtformen durch Eingehen vermindert wird, so kann sie durch weitere Differenzir ung und durch Spal- tung vermehrt werden. Spaltungen dieser Art kommen bei ungeschlecht- lichen Früchten nachweislich vor, z. B. Zygomyceten und Aecidiomyccten , wo mehr als drei Fruchtformen vorhanden sind. — Zu diesen verschiedenen Formen der Fortpflanzung durch Fructification kann nun noch eine vegetative Vermeh- rung hinzukommen durch Zergliederung von Mycelien und Zerfallen von Spross- colonien, d. h. von verkürzten Fadensprossen. Den fortgeschrittenen Fällen in der Ausbildung neuer Fruchtformen und einer vegetativen Vermehrung steht das ent- gegengesetzte Vorkommniss schroff gegenüber, nämlich das Ein- gehen aller Fruchtformen. In solchen Fällen eines totalen Fructificationsverlustes würde für die Erhaltung der Form nur die eben erwähnte vegeta- tive Vermehrung bestehen bleiben. Wir kämen so zu Formen, die nichts besitzen wie Mycelien, die sich zergliedern, oder Spross- colonien, die zerfallen. Formen dieser Art würden mit dem Fructificationsveiiuste ihren Cha- rakter verloren haben und in ihren vegetativen Zuständen allein nicht mebr be- stimmbar sein; sie würden aber kaum anders beschaffen sein können, als es unter den jetzt lebenden Filzen z. B. Oidium lactis, My- coderma etc. unter den Blastomy ceten sind. Diese niederen Pilze können demnach nicht ohne Weiteres als selbständige Formen gedeutet werden: es ist ebenso möglich, dass sie durch lleduction im Wege des Fructifications- und Geschlechtsverlustes aus höher differenzirten Formen entstanden sind. Sowohl bei niederen wie bei höheren Pilzen kommen hefeartige Sprossungen vor und Mycelzergliederungen wie bei Oidium , gleichsam hefeartige oder oidiumartige Zustände des vegetativen Lebens, welche einer Deutung, dass z. B. die Spross- pilze reducirte Fadenpilze oder vielmehr reducirte Fadensprosse der Fadenpilze IM sind, die gleiche Wahrscheinlichkeit gibt, wie der umgekehrten Annahme, dass die Fadenpilze höher entwickelte Sprosspilze sind. Einem natürlichen Systeme der Thallophyten, in welchem man die voll kommenen Können der jetzt leitenden Pilze aus den einfacheren herleitet, würden nach diesen Ausführungen aber den Fructifications- und Geschlechts verlust nicht unerhebliche Bedenken entgegenstehen. Eben diese Bedenken, nebst anderweiten gewichtigen Gründen, geben der entgegengesetzten Auffassung, dass die niederen Pilze durch Rückbildung aus höheren Formen hervorgegangen sind, zum mindesten die gleiche Berechtigung. Ob dann aber der Weg der Rückbildung, den wir einigermaassen beurtheilen können, dem Gange der früheren fortschreitenden Differenzirung entspricht, darüber sind zahlreiche Zweifel leichter als irgend zureichende Gründe aufzufinden. Erklärung der Abbildungen. Tafel I. Sämmtliche Figuren vom Bacillus subtilis. Fig. 1. ^r9- Eine Haut vom B. subtilis von der Oberfläche einer Nährlösung, schwach vergrössert. Fig. 2. -p. Strangartig verbundene Scheinfäden. Fi°\ 3. ^r°. Schwärmende Stäbchen a einzeln, b lose verbunden, c mit anhängender Sporenhaut. Die Figuren mit Cilien sind nach dem Eintrocknen und Aufweichen mit Färbemitteln gezeichnet. Fig. 4. J-^p2. Vegetirende nicht schwärmende Stäbchen und Scheinfäden : in den letzteren haben die einzelnen Stäbchen je nach den verschiedenen Stadien vor oder nach der Theilung ganz verschiedene Längen. Fi"'. 5. ^-. Bildung der Sporen, a und e in den Stäbchen, b in den Scheinfäden. Die Anlage der Spore erscheint als eine dunkle, mitunter etwas erweiterte Stelle in der Mitte oder mehr oder weniger an den Enden des Stäbchens. Fig. 6. ^y5. Fortgeschrittene Stadien der Sporenbildung in strangartig verbundenen Scheinfäden ; die Sporen erhalten in dem Maasse schärfere Contouren und dunkleres Ansehen, als die Stäbchen heller und matter werden. Fig. 7. -y^. Scheinfäden aus Bacterien haltigen unreinen Nährlösungen in Sporenbildung begriffen. In den Scheinfäden sind die Grenzen der Stäbchen nicht sicher zu sehen ; die Sporenbildung ist eine vereinzelte und dazu mög- lichst ungleichzeitige in einem Scheinfaden. Fig. 8. — ,— . Auflösung der Stäbchen nach erfolgter Reife der Dauersporen, a an ein- zelnen Stäbchen, b an Scheinfäden. Fig. 9. 1~. Reife Sporen, b von der Seite, c von oben gesehen, a mit noch an- hängenden Rudimenten des Stäbchens. Fig. 10. ~s-. a Eine Partie Sporen, welche sich als weisser Niederschlag in den Nähr- lösungen abgesetzt haben. Die Sporen berühren sich nur mit den licht- hellen Höfen, vielleicht eine feine Gallerthülle, welche durch den stark lichtbrechenden Kern der Spore zur Erscheinung kommt, b Sporen mit concentrirter Schwefelsäure behandelt; sie erscheinen in der Mitte heller als an den Enden. 183 Fig. II. '",""■ Keimung der Dauersporen in den verschiedenen Stadien, a Sporen vor der Keimung, b bei beginnender Keimung; der Kern und <1i^ zur Bildung von kurzen Scheintaden. d Leere Sporenhänte in verschiedenen Ansichten. e Eine Spore mit auskeimenden Stäbchen in den durch Drehung mög- lichen Ansichten. Fig. 12. ":t". Auskeimung einer Spure liis zur Bildung eines langen Scheinfadens un- unterbrochen beobachtet und in den einzelnen Stadien nebst Zeitangabe gezeichnet. Fig. 13. ' ',"'. Eine ähnliche Beobachtungsreihe wie in Fig. 12, Reihenfolge nach den Buchstaben und Zeitangaben; in dem ausgekeimten Scheinfaden der letzten Figur sind die Gliederstäbchen entweder kaum oder gar nicht deutlich zu unterscheiden. Fig. II ls. '■■■". Eine vollständige Beobachtungsreihe von der auskeimenden Spore l>is zur Wiederbildung der Sporen in den ausgekeimten Scheinfaden resp. zu Fäden verbundenen Stallchen in allen Stadien der Entwicklung gezeichnet; in I die abgestossene Haut der Keimspore. In den Fig. 16 — IS ist nur derjenige Theil gezeichnet, an welchem die Sporehhaut liegt. Die Fig. 16 zeigt die beginnende Sporenbildung in allen Stadien; in Fig. 17 sind die Sporen schon fast reif in den noch deutlichen Stäbchen: in Fig. 18 sind die Stallchen fast abgelöst, die freien Sporen haben den normalen Licht- glanz und den hellen Hof. Fig. 19. ^p. Aehnliche Beobachtungsreihe wie Fi»-. 12 und L3 mit schwacher Ver- grösserung gezeichnet, die allmähliche Ausbildung der zickzackförmig gebrochenen Scheinfäden zeigend, ehe sie sich zu strangartigen Verbin- dungen vereinigen : in 1 die Sporenhülle. Tafel IL Fig. 1 — 4 von Chaetocladium Freseniänum. Fig. 1. ^. Sporenkeimungen von Ch. Fresenianum, a Exosporium aufgerissen, b der ausgetretene Keimling, c das abgestossene Exosporium. d und e [1^] Bildung der Keimschläuche. Fig. 2. ™. Fructificirendes Zwergmycelium, a Keimspore, b Mycelium in Nährlösung, c Ausläufer des Myceliums in Luft, d Fruchtträger, e sehr kleiner Frucht- träger, f mit einer Conidie an der Spitze. Fig. 3. \°. Grösseres Mycelium in Nährlösung gezogen, c die in die Luft führenden Ausläufer, d Mucorfruchtträger von den Ausläufern hefallen, e Haustorien- knäuel von Chaetocladium, von welchen in / wieder fruetificirende Ranken ausgehen . Fig. 4. ifS. Zygospore (a) von Ch. Frcs. mit den Trägem (J), der Ausläufer von einem Suspensor hat in d den Mucorfruchtträger <• hefallen. In der Zeich- nung ist der obere Suspensor vom Lithographen unrichtig, dem unteren rich- tigen ungleich wiedergegeben. Fig. 9. 2 T Fig. 10. 80 1 ' Fi«. 11. 3QQ 1 — 184 — Fig. 5 — S Fruchtträger von Thanmidium chaetocladioides und Th. simplex. Fig. 5. ±~.. Ein Fruchtträger von Th. chaetocladioides mit [b his c) dem apicalen grossen , bis auf die Columella abgefallenen Sporangium und (d) den Spo- rangiolen tragenden Seitenzweigen, welche erst an den Zweigen III. Gra- des (e) die Sporangiolen (/) tragen, während deren Axen steril enden. Fig. 6. 3y2. Kleiner Fruchtträger von Th. simplex mit apicalen Sporangien (c und b) und einfachen Sporangiolenzweigen [d] . Fig. 7. ^y5. Stück eines kleinen Fruchtträgers mit Sporangiolenzweigen, deren Spor- angien 12 — 24 Sporen enthalten. Fig. 8. ~°-. Ein kleiner Fruchtträger ohne ein apicales Sporangium. Fig. 9 — 12 Fruchtträger von Mucor mucilagineus . Fruchtträger von M. mucilagineus, a vor und b nach der Streckung, mit dem hei der Sporenhildung abgeschiedenen Wasser in Tröpfchen mit Ausnahme des durch Streckung intercalirten Abschnittes dicht bedeckt. Fruchtträger [a) mit Sporangium (b) . Ein abgerissener Fruchtträger [a) mit zusammengesunkener Columella (b), die Sporangienmemhran (e) zerdrückt, die Sporen (d) mit der Zwischen- substanz (/) austretend. Die Zwischensubstanz nach der Behandlung mit Alkohol und Chlorzinkjod, in e die Stellen, wo die Sporen (d) aus- gefallen sind. Fig. 12. ™. Ein abgerissener unten umgeschlagener Fruchtträger [ä] mit der Columella in natürlicher Gestalt , die Sporangienmemhran (c) mit Krystallen von oxalsaurem Kalke besetzt zerdrückt, aus dem geöffneten Sporangium die Sporen mit der Zwischensubstanz sich schirmartig auf dem Wassertropfen ausbreitend. Tafel in. Sämmtliche Figuren von P. oedipus. Fig. 1. ". Die Hälfte eines Myceliums mit Fruchtanlagen (Objectträgercultur). a Keimspore, b Mycelium, c Fruchtanlagen als erweiterte Stellen im Mycelium, noch ohne Vegetationspunkt. Fig. 2. Sp. Stück eines Myceliums, stärker vergrössert, mit beginnender Fruchtanlage an der erweiterten Stelle des Fadens. Fig. 3. ™. Mycelabschnitt (a) mit weiter fortgeschrittener Fruchtanlage (c). Die kurzen Mycelfäden (e) an der Fruchtanlage durch Wände abgeschieden, welche an der Grenze der Anschwellung liegen. In b die central gelegene Wand am Hauptfaden innerhalb der Anschwellung, wodurch die Zwiebel an der Basis der Fruchtanlage entsteht ; d der an der Fruchtanlage auf- tretende Vegetationspunkt für den Fruchtträger. Fig. 4. ™. Fruchtanlage (c) am Ende eines Myceliums mit austreibendem Frucht- träger (d). 185 Fig. ■">. a,e, Fruchtanlage (e) im Mycelhauptfaden an rinn- Stelle angelegt, wo ein grosser Seitenarm abgeht. Fig. 6. '',"• Fruchtanlage im centralen Theile des Myceliums angelegt, mit 2 Zwiebeln am jungen Fruchtträger () von P. oedipus. Fig. 12. ". Fruchtanlage (c) vom P. oedipus im Dauerzustände mit der Zwiebel (/>) und den kurzen Mycelfaden [d). In e (^f51) die kleinen Sporen eines Parasiten, welcher die Fruchtanlagen befallt und nach völliger Entfärbung mit diesen Sporen ausfüllt. Fig. 13. ","• Auskeimung einer solchen Fruchtanlage nach Ueberwinduhg des Dauer- zustandes. Fig. 14. ™. Ein reifer Fruchtträger von P. oedipus vor der Decapitation. a llaupt- mycelium, b Zwiebel, c Anschwellung über der Zwiebel, d kurze Mycel- faden an der Fruchtanlage, e Trager, / obere Anschwellung unter dem Sporangium {- und Endosporium geschichtet in '/ daa ausgeschiedene Oel oder Fett zu einem grossen Tropfen rereinigt. Mehrere reife Dauersporen. Dauersporen mit einer Sülle in verschiedenen Stadien der Entwicklung (« — d . in e eine reife Dauerspore mit Membranhülle. Ein Paar abnormale Dauersporen, a eine längliche Spore, l> zwei zusammei - gewachsene Sporen. Tafel VIII. Sämmtliche Figuren von Peziza Sclerotiorum Fig. I uatürliche Grösse. Drei keimende Sclerotien, welche mit Fruchtträgern der Peziza dielit bedeckt sind, die Becher zum Theil im ausgebildeten Zustande. Fig. 2. n. G. Vier Sclerotien, welche nur einzelne Becher tragende Keulen gebildet halten. Die Becher sind bei der vereinzelten Auskeimung grösser als sonst . hallen aber in den Figuren ihre volle Ausdehnung noch nicht erreicht. Bei c ist der Becher an einer sehr lang ausgewachsenen Keule gebildet, welche bis zur Region des Bechers schwär/, und einem Rhizo- morphenstrange ähnlich aussieht. Ein kleines Sclerotium mit einer langen Keule, welche eine Anzahl von Zweigen gebildet hat mit Becheranlagen in verschiedenen Stadien der Entwicklung. Die aus den Sclerotien treibenden Keulen haben durch Gabelung je zwei Becher gebildet. Ein grösseres Sclerotium mit vielen schwarzen Strängen besetzt . von welchen 2 und 3 ausgezeichnet sind. In 2 treiben zahlreiche seeundäre Stränge aus, an welchen oben die Becherbildung eben beginnt; in 3 findet sich an der Spitze des schwarzen Stranges ein Bündel seeundarer Strange mit Becheranlagen in den verschiedensten Entwicklungsstadien. G. Aus Sclerotien ausgekeimte Stränge, welche durch Verzweigung zu förm- lichen Strangsystemen ausgewachsen sind. Nur in a ist das Sclerotium mitgezeichnet, in b, c und d ist es weggelassen. Die Strange sind schwarz. unter der Erde zu diesen Strangsystemen ausgewachsen. Bei a. c und d-i— :i haben an den Strängen vegetative Auskeimungen staltgefunden zu dichten Mycelien (3), welche in 2 neue Sclerotien bilden. (i Oberirdische Keulenvcrzweigungen in verschiedenen Formen. An keiner der gelben Spitzen zeigt sich die Anlage eines Bechers, wohl aber Andeutungen neuer Verzweigungen. ~. (i Querschnitt einer Keule, 1 dunklere Rindenzone, 2 gewebartig verbun- dene hellere I lyphenmassen . 3 die Markhöhle, b '," Querschnitt an einer Verzweigungsstelle ausgeführt, c [—■) Längsansicht einer Keule (1), dieselbe ist decapitirt, aus der Schnittfläche hat sich eine seeundäre Keule (2) gebildet, welche viel dünner ist. Fig. ;t. n. (i Fig. 4. n. G Fig. :.. n. G — 190 — Fig. 9. ". Längsschnitt durch ein auskeimendes Sclerotium. 1 Rindenzone des Sclerotium , 2 Markgewebe , 3 Auskeimungsstellen , welche nicht axil getroffen sind, 4 die axil getroffene auskeimende Keule. Fig. 10. ^-p. Structur eines Sclerotium im Querschnitt. 1 Das Markgewebe, welches den Hyphenverlust deutlich erkennen lässt ; die Membranen der Hyphen- zellen stark verdickt. 2 Die Rindenzone aus einem geschlossenen Gewebe gebildet, die Zellen fast isodiametrisch in der Form, ihre Membranen weniger verdickt, aber dunkel gefärbt. Tafel IX. Fig." 11 — 14 von Peziza Sclerotiorum. Fig. 11. 1p. Ein Mycelium der Peziza (2) aus einem Keulenstückchen (l) in Nähr- lösung auf dem Objectträger gezogen mit mehreren Sclerotien-Anlagen (3) . Fig. 12. n. G. Stück einer verwachsenen kuchenartigen Sclerotienmasse von einer Massen- cultur auf Bröd, welches mit Pflaumendecoct durchtränkt war. Fig. 13. -y-. Querschnitt eines Topinamburstengels von der Peziza befallen mit einem jungen Sclerotium (b) am Markrande. Das Mycelium wuchert vorzugsweise am Markrande, in den Markhöhlen, in der Einde und im Phloem. Die am Mark angelegten Sclerotien füllen nach dem Eintrocknen des Stengels die verschrumpfte Markhöhle oft reihenweise aus. Fig. 11. a und b —-. a Mycelfäden mit zahlreichen Fusionen, b rankenartige Mycelsprosse zur Anlage eines Sclerotiums (wie in Fig. II3), an einer Stelle netzförmige Fadenfusionen. Fig. 15 — 19 von Peziza tuberosa. Fig. 15. 2S2. Bildung der kleinen schwarzen Mycelknäuel in verschiedenen Stadien der Entwicklung. Fig. 16. ~. Ein Mycelfäden mit Coni dien trägem, welche die Conidien in dichten Massen abgeschnürt haben. Fig. 17. ^-. Conidienträger von den abgeschnürten Sporen befreit, bis auf die letzte, nicht völlig ausgebildete Conidie. c ^p die Conidie stärker vergrössert mit einem Fetttröpfchen. Fig. 18. ^-~. Stück eines Conidienträgers mit den kettenförmig abgeschnürten Sporen besetzt. Fig. 19. l~1. Mit den Sterigmen abgefallene Conidien, an welchen nicht die Conidien, wohl aber die anhängenden Sterigmen (1) in Nährlösungen zu grossen Sclerotien und Conidien bildenden Mycelien (2) auswachsen. Tafel X. Sämmtliche Figuren von Pycnis sclerotivora. Fig. 1. n. G. Drei Sclerotien von Peziza Sclerotiorum von den Pycniden-Früchten wie mit kleinen Warzen dicht besetzt, a ein Sclerotium, welches schon eine Fig Fisr 3. 1 i 300 1 lg' 1 Fig. Fig. 6. :i 0 0 l 191 Menge von Keulen getrieben hat, die später untergehen, wenn der Parasit das Sclerotium verzehr! hat und dann sie selbst angreift. Fig. 2. "-'. Querschnitt durch ein mit Pycnidenfäden besetztes Sclerotium; die Früchte 3 und 1 im Sclerotium unter der schwarzen Kinde. 5 und 6 nach Aussen als Warzen hervorgetreten, in 6 ist der Schnitt tangential, er hat die axile Verbindungsstelle mit dem Sclerotium nicht getroffen Querschnitt durch eine Pycnidenfrucht , welche am Rande der centralen Höhlung (3) die Sporen bildet. Durch Druck isolirte Zellgruppen aus dem Innern einer Frucht, welche in der Sporenbildung begriffen ist : l> isolirte, c auskeimende Sporen. Isolirte reite Sporen von Schleim mit Körnchen eingehüllt. Ein Mycelfaden (1), der sich zur. Anlage einer Frucht zu erweitern be- ginnt : die erweiterte Stelle (3) ist schon reich mit Scheidewänden durch- setzt, die so gebildeten Gliederzellen halten viele Hyphensprosse (2) ge- bildet. Ein Mycelfaden mit etwas weiter fortgeschrittener Fruchtanlage. Eine Fruchtanlage, in welcher weitere Zelltheilungen nach verschiedenen Richtungen eingetreten sind. Ein weiteres Entwicklungsstadium einer Fruchtanlage. Zwei Mycelfaden, welche an der verbundenen Stelle je eine Fruchtanlage bilden, welche bald zu einer einheitlichen Frucht verschmelzen. Fig. II. ~. Zwei nicht verbundene Mycelfaden, welche an fast correspondirenden Stellen je eine Fruchtanlage gebildet haben . welche mit den Rändern verwachsen. Die Fruchtanlagen haben schon eine rundliche Form und bestehen aus einer soliden Gewebsmasse aus kleinen isodiametrischen Zellen, deren äussere Umrisse auch an der Oberfläche zu erkennen sind. Fig. 12. ",". Eine reife Pycnide (2) auf dem Objectträger gezogen an einem Mycel- faden 1 entstanden und reich mit haarartig abstellenden Hyphen besetzt ; in 3 ist die obere runde Oefrhung mit dem Mundbesatz aus concentrischen Hyphen deutlich zu unterscheiden. Fig. 7. :i oo i Fig. s. 3 0 rt 1 Fig. 9. 300 1 Fig. 10. 30 0 1 Druck von Bieiftopf & Hirtel in Leipzig. Fiq I *-", !■',,) 2 *""/ ■.-■■■"""*' Fig 3 ""■" , TafL Fig i, """, ' i "'/' ' ■' : C ' xo. Ftg 6 ""/ Fi "/ ;^;g^ \ Jf \ .!»','■■ j .S" Fi? ,y "ie,ot 0 o /,',y // mo„r o *0 ! >** ,«£* 0 O "b " 0 0 o 0 0 6 0 o ^ hVa OBrc/rldu Tf Zo/of yrt CF.Jehnuk hl/, LIBRARY NEW YORK BOT AN IC AL GARDEN. TafJl aez C.F. Schmidt lith -;; '■'.'■■ BDTA3 Tu, III OBrrj'rlil //■ -. 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