/ V t'^.. ^. ^ ■ i '^ ..MM'xäLä^Mmn •^\/ ^sS' VEGETATIONSBILDER HERAUSGEGEBEN VON DR- G. KARSTEN und D^- H. SCHENCK PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT BONN PROF. AN DER TECHN. HOCHSCHULE DARM STADT ZWEITE REIHE librarV ^BV^ VORK tyjTANiCAU OASioaN ■ \SEMPER ' ^^^ j4^_ \ j^^yl ^^Im^imB^^ JENA VERLAG VO N GUSTAV FISCHER 1905 l9oS Uebersetzungsrecht vorbehalten. Inhaltsübersicht der zweiten Reihe. Tafel HO ÜAKDBN Erstes Heft. E. Ule, Epiphjrten des Amazonasgebietes. I. Epiph}- tische Vegetation der eigentlichen Hylaea. Tafel I. Nidularium eletitheropetalum und Hillia Ulei auf Japarandiba Spruceana bei Yuri- maguas (Peru). „ 2. Clusia auf einer Myrtacee bei Manäos. 2. Epiph 3- tische Vegetation im Grenzgebiet der Hylaea. ,, 3. Platycerium andinum und Polypodium Ulei bei Tarapoto (Peru). 4. Platycerium andinum, rings einen Baumstamm umgebend, im Walde bei Tarapoto (Peru). 3. Epiphy tische Cactaceen. „ 5. Cereus megalanthus auf einer großen Ficus bei Tarapoto (Peru). 4. Am eisen epiph}' ten. „ 6. Streptocalyx angustifolius, Anthurium scolopendrium und Codonanthe sp. bei Manäos. Zweites Heft. G. Karsten, Die Mangrove -Vegetation. Küstensaum von Rhizophora mucronata. Rliizophora mucronata, Einzelexemplar. Bruguiera gymnorrhiza. Avicennia officinalis. Sonneratia acida. Sonneratia alba. Drittes Heft. E. Stahl, Mexikanische Nadelhölzer. Pinus patula Schiede und Deppe. Kiefernwald unterhalb las Vigas, an der von Perote nach Jalapa führenden Bahn (etwa 2200 m ü. d. M.). 14 und 15. Taxodium mucronatum Ten. Park von Chapultepec bei Mexiko. 16. Cupressus Benthami Endl. Sacro monte von Amecameca. 17. Abies religiosa LiNDLEY, Oyamel der Mexikaner. Einzeln stehende Bäume im Grund des Hochtals bei Station Salazar, Sierra de Ajusco. 18. Die Berghänge sind mit geschlossenen Waldungen hauptsächlich derselben Baumart bedeckt. Tafel 13 - IV — Viertes Heft. E. Stahl, Nordtnexikanische Xerophyten. Tafel ig. Echinocactus obvallatus, Echinocereus conglomeratus, Mammillaria sp. „ 20. Echinocactus capricornis , E. Williamsii , E. bicolor , Echinocereus conglomeratus, , Mammillaria scolymoides, Pellaea sp. „ 21. Im Schutz von Agaven horstweise auftretende Selaginella pilifera Al. Br. Nord- abhang eines Berges westlich von Saltillo (1600 m ü. d. AI.). „ 22. Opuntia microdasys, Echinocereus conglomeratus. „ 23 und 24. Nordamerikanische Halbwüste bei Venadito (8go m ü. d. 'M-.\ Staat Cohahuila. Tafel 23. Fouquiera splendens ENGELMANN. 24. Durch jähe Temperaturwechsel gesprengter Kalksteinblock mit Echino- cereus und Opuntia. Fünftes, sechstes und siebentes Heft. Ludwig Klein, Charakterbilder mitteleuropäischer Waldbäume. I. I . Lärchen von der Baumgrenze des Hochgebirges. Tafel 25. 700-jähriger Lärchenwald (sog. Park) bei Saas-Fee im Wallis. 26. Uralte (ca. 500-jährige) Lärche vor der Hotel-Pension Findelen bei Riffelalp. „ 27A. Fünfstämmige breite Garbenlärche vom Hahnensee, oberhalb St. Moritz. „ 28A. Schlanke Garbenlärche vom Gletscherwege der Riffelalp. „ 28 B. Einseitige Kandelaberlärche mit wiederholter Sekundärwipfelbildung, vom Gletscher- wege der Riffelalp. 2. Arven von der Baumgrenze im Hochgebirge. Tafel 27 B. Alte, starke Arven, in der oberen Hälfte der Krone besenähnlich verzweigt, von der Baiungrenze der Muottas da Celerina (mit Blick auf Pontresina). „ 29. Sehr alte, achtwipfelige Kandelaberarve mit gebrochenem Flauptstamm hinter Hotel- Pension Findelen bei der Riffelalp. (Rechts eine einseitige Kandelaberlärche.) „ 30. 1000 — 1 100-jährige Arvenruine hinter Hotel-Pension Findelen bei der Riffelalp. „ 31. Reste des uralten Arvenwaldes auf der Nordseite der kleinen Scheidegg. „ 32A. Alte, starke Arven am Hahnensee oberhalb St. Moritz. „ 32 B. Schönste Arve (Kandelaberbaum mit aushaltendem Hauptstamm) der Aluottas da Celerina. „ 33A. Uralte Arve am Findelengletscher (Riffelalp); Hauptstamm gebrochen und links- hälftig infolge von Blitzschlag längst abgestorben und entrindet. „ 34A. Dreistämmige, (infolge von Blitzschlag) Wipfeldürre, besenförmig verzweigte Garben- arve vom Hahnensee oberhalb St. Moritz. „ 34B. Eine der höchststehenden (nahezu 2300 m) Arven der Muottas da Celerina (Blick auf Piz Murail); Garbenarve. „ 35A. Stark verwetterte, uralte Arvenruine am Rande der Findelenschlucht (Riffelalp). „ 36A. Sehr stark reduzierte, 1000 — 1 100-jährige Arve beim Findelengletscher (Riffelalp). Aelteste Arve der Schweiz. „ 36 B. Stark verwetterte Arvenleiche beim Findelengletscher (Riffelalp). 3. Die Wettertannen. Tafel 33 B. „Die Schermtanne" von Stieglcschwand bei Adelboden, mit j Sekundärwipfeln, eine der schc'msten Wetterfichten der Schweiz. „ 35 B- Vom Blitze getroffene, sehr alte Wettertanne mit einem mächtigen, tief angesetzten Sekundärwipfel. Weidfeld von Obermulten im Schwarzwald , am Wege zum . Wiedener Eck. — V — Tafel 37. Sechsgipfelige Wettertanne auf dem Breitnauer Weidfeld beim Wiedener Eck im Schvvarzvvald. 38 A. Weidfichtenzvvilling mit zahlreichen, langen, dünnen, hängenden Aesten i. Ordnung (Uebergangsform zur Trauerfichte), beim Hörnle zwischen Schauinsland und Belchen. „ 38 B. Verwetterte, tannenähnliche Fichte von der Baumgrenze der großen Scheidegg (Nordseite), wahrscheinlich durch Samenanflug auf einem vermoderten Stamme entstanden. 39A. Ca. 17 m hohe Kandelaberwcißtanne (Wettertanne) mit gebrochenem Hauptstamm und Q Sekundärwipfeln, deren jeder mit einem sog. Storchennest abschließt, vom Weidfelde des Giesiboden oberhalb Todtnau. „ 39 B. Ca. 13 m hohe Weidfichte (Wetterfichte, Kandelaberfichte) mit gebrochenem Haupt- stamm, 3 sehr .starken, 5 starken und 3 schwächeren Sekundärwipfeln, vom Weid- feld Brumättle ob Ungendwieden im Schwarzwald. 4. Verbiß durch Weide vi eh und Wild. Tafel 40. Regelmäßig von Ziegen begangener Weidhang bei Murren mit ungemein stark verbissenen „Geißtannli". 41. Von Ziegen (oder Kühen?) verbissene Wacholderbüsche von i — 2 m Durchmesser und 30 — 50 cm Höhe auf dem Weidfelde des Hörnle zwischen Schauinsland und Belchen. „. 42. Rotbuchen-Kuhbüsche vom Weidfelde des Hüttenwasens beim Feldberg im Schwarz- wald. 43A. Mit Geißtannli bewachsener Hang an der vorderen Winteregg bei Murren , im Hintergrunde eine alte „Kugelfichte" (Fichte mit Gipfelhexenbesen). „ 43 B. Eben auswachsende Geißtannli von der vorderen Winteregg bei Murren. 44A. Kegelförmiges „Geißtannli" bei Murren, aus nächster Nähe gesehen. „ 44 B. Junge Fichte bei Murren, aus einem noch deutlich erkennbaren Geißtannli erwachsen. „ 45 A. Niedere, bürstenähnliche Rotbuchen - Kuhbüsche im Schnee, auf der Ochsenhalde des Wiedener Weidfeldes. „ 45 B. Aus einem einzigen Rotbuchen -Kuhbusch von ca. 2 m Durchmesser erwachsene, einem riesigen Haselnußbusch ähnelnde Gruppe von ca. 60 5 — 6 m hohen und bis 18 cm (im Durchschnitt etwa 7 cm) starken Stangenhölzern; Todtnauer Ge- meindewald ob der „Brände" (früheres Weidfeld). 46A. Rotbuchen-Kuhbüsche (vorderster Busch 3,50 m hoch) am Hüttenvvasen beim Feld- berg im Schwarzwald. 46 B. Sehr dichter, 3,50 m breiter, 3 m hoher Rotbuchen-Kuhbusch mit einer Menge aus- wachsender Triebe, vom Hüttenwasen beim Feldberg. 47 A. Dichte Gruppe von Rotbuchen - Kuhbüschen in verschiedenen Stadien des Aus- wachsens, links beginnende Windverpeitschung, auf dem Hundsrücken beim Schau- insland. „f 47 B. Rotbuchen - Kuhbüsche in allen Stadien des Auswachsens, links eben beginnende Windverpeitschung, vom Irlundsrücken beim Schauinsland. 5. Die Weidbuchen des Schwarzwaldes. Tafel 48A. Buschige, große Weidbuche im Schnee, von der Höchsthalde bei Brandenberg im Wiesental: zwei Gruppen verwachsener, dicker Stämme von 6 m Gesamtumfang. „ 48 B. Ca. IG m hohe, aus einem Kuhbusch erwachsene Rotbuche oberhalb der „Brände" bei Todtnau, deren Grundbusch (3,60 m Durchmesser) durch eine Weganlage „auf- geschlossen" ist. „ 49A. Gruppe alter, windgepeitschter, zum Teil auch windgescherter Weidbuchen von der Halde am Schauinsland. „ 49B. Zwei alte, etwas windgepeitschte, mehrstämmige Weidbuchen nahe dem Schauinsland- gipfel; die sieben Stämme des rechten Baumes (Umfang 3,70 m) sind an der Basis sämtlich, weiter oben teilweise miteinander verwachsen. — VI — • Tafel 50. Größte Weidbuche am Lailekopf bei Wieden im Sdiwarzwald ; Stammumfang 5,90 m! Höhe 26 m, Kronendurchmesser 26 m. 51A. Große, fünfstämmige, windgepeitschte Weidbuclie von der Halde am Schauinsland. „ .51B. Monokormische, vollkommen gestaltete, ca. 22 m hohe Weidbuche von 4,20 m Stamm- umfang, auf dem Weidfelde von Unterrollsbach. 52A. Polykormi,sche, vollkommen gestaltete, ca. 25 m hohe Weidbuche von 4,66 m Stamm- umfang, im Schnee, auf der Ochsenhalde des Wiedener Weidfeldes. 52B. Poh'kormische, dickstämmige, spannrückige Weidbuche von 4,10 ^m Stammumfang, zwischen Wieden und dem Wiedener Eck. 6. Der peitschende und scherende Einfluß des Windes auf die B a u m g e s t a 1 1. Tafel 53. Windgedrückte und vvindgepeitschte Weidbuchen bei der Halde am Schauinsland, von Süden gesehen. „ 54. Windgescherte, 3 — 5 m hohe Fichten vom Feldberg im Schwarzwald (Baumgrenze) von Süden gesehen. Tafel 55 56 57 58 59 60, Achtes Heft. G. Schiveinfurth und Ludwig Diels, Vegetationstypen aus der Kolonie Eritrea. Flachtäler mit Hyphaene thebaica (Dom-Palmen) am Chor Mansura, oberer Barka. Ficus S3'comorus im Trockenbett des Anseba, östlich von Keren. Rosa aby.ssinica bei Halai, 2600 m ü. M. Boswellia papyrifera am Nordabfall des Hochlandes von Dembelas, oberer Barka. Aloe Schimperi am Eingange zur Schlucht von Gua, 2200 m ü. M. Kolkual-Hain (Euphorbia abyssinica) bei Godofelassi. ZwqUq Reihe Beft 1. £. Ule: Epiphyten des Hmazonasgebietes üafel 1—6 Vegefationsbilder herausgegeben pon Dn S. Karsten Professor an der Uniuersität Bonn Dr B. Schenck Professor an der Cechnischen fiochsdiule Darmsfadf <2S> «2S> <2S> Zweite Reihe, Beft 1: <5Cä» <2^ ^c§> e. Ule, Gpiphyten des flmazonasgebletes Cafel 1. Oidularium eleutheropetalum und ßlllia Uiei auf 3aparandiba Spruceana bei Vurimaguas (Peru). Cafel 2. Clusia auf einer ITlyrtacee bei ITlandos. Cafel 3. Platijcerium andinum und Polypodium Ulei bei Carapofo (Peru). Cafel 4. Platycerium andinum, rings einen Baumstamm umgebend, im Walde bei Carapoto (Peru). Cafel 5. Cereus megalanttius auf einer grossen Ficus bei Carapoto (Peru). Cafel i>. Streptocalyx angustifolius, flnttiurium scolopendrium und Codonantfie sp. bei ITlandos. 3ena 1<^04 Perlag von 6ustap Fischer f Inter dem Flamen »»l^egetaMoilsbildero erscheint hier eine Sammlung uon Lichtdrucken, die nach ^^ sorgfältig ausgewählten photographischen Vegetationsaufnahmen hergestellt sind, und deren erste Serie nunmehr abgeschlossen vorliegt. Verschiedenartige Pflanzenformationen und -Genossenschaften möglichst aller Ceile der Erdoberfläche in ihrer Eigenart zu erfassen, charakteristische Gewächse, welche der Vegetation ihrer Beimat ein besonderes Gepräge verleihen und wichtige ausländische Kulturpflanzen in guter Darstellung wiederzugeben, ist die Aufgabe, welche die Herausgeber sich gestellt haben. Die Bilder sollen dem oft schmerzlich empfundenen ITlangel an brauchbarem Demonstrationsmaterial für pflanzengeographische Vor- lesungen jeder Art abhelfen; sie werden dem Geographen nicht minder willkommen sein wie dem Botaniker und dürften auch in allen Kreisen, welche sich kolonialen Bestrebungen widmen, eine wohlwollende Auf- nahme finden. Um ein reichhaltiges ITlaterial bei geringfügigen Aufwendungen bieten zu können, wurde das Format pon 21X24 cm gewählt. Es gewährleistet bei massiger Vergrösserung des in 9X 12 cmloder 13X 18 cm aufgenommenen Originalbildes die genaue Wiedergabe aller Einzelheiten und ermöglicht ein Berumgeben während des Vortrages, ohne Störung zu uerursadien. Die Berausgabe der Bilder erfolgt in Form von Beften zu je 6 Cafein, denen ein kurzer erläuternder Cext beigefügt wird. 3edes Beft umfasst nach geographischen oder botanischen Gesichtspunkten zusammengehörige Bilder und stellt eine selbständige Veröffentlichung des betreffenden Autors dar. Der Preis für das Beft Pon 6 Cafein ist auf 2.50 m. festgesetzt worden unter der Voraussetzung, dass alle 8 üieferungen der Reihe bezogen werden. Einzelne Befte werden mit 4 Illark berechnet. Der 3nhalt der Ersten Reihe war: Erstes Beft. B. Schenck: Südbrasilien. Zweites Beft. G. Karsten: Illalayischer Archipel. Drittes Beft. H. Schenck: Cropische Rutzpflanzen. Viertes Beft. G. Karsten: mexikanischer Wald der Cropen und Subtropen. Fünftes Beft. A. Schenck: Südwest-Afrika. Sechstes Beft. G. Karsten: ITlonokotylenbäume. Siebentes Beft. H. Schenck: Strandpegetation Brasiliens. Achtes Beft. G. Karsten und E. Stahl: mexikanische Cacteen-, Agapen- und Bromeliaceen-Vegetation. Vegetationsbilder. Zweite Reihe, Heft 1. Epiphyten des Amazonasgebietes. \'on E. Ule. I. Epiphytische Vegetation der eigentlichen Hylaea. Talel I und 2. Tafel I. Nidularium eleutheropetalum und Hillia Ulei auf Japarandiba Spruceana bei Yurimaguas (Peru). i ■(».üaR'V Tafel 2. Clusia auf einer Myrtacee bei Manäos. NL^^ ^ üR^^ BOTANlCAl (Nach photographischen Aufnahmen von E. Ule, 1902.) qaKDBN Neben Palmen und Lianen sind es besonders die Epiphyten, die dem tropischen Urwalde überall ihr Gepräge aufdrücken und die eine der wunderbarsten Anpassungen unter den Pflanzengenossenschaften bilden. Größere und kleinere Formen von Bro- meliaceen, Orchidaceen, Moraceen, Cactaceen, Farnen, Bärlappen und anderen Pflanzen sieht man an Stämmen, starken Aesten oder Zweigen bald in schwindelnder Höhe, bald näher dem Boden wachsen. Cactaceen, auch mit ihren epiphytischen Formen, sind vorwiegend in Amerika vertreten, und Bromeliaceen kommen diesem Erdteil allein zu. Durch zahlreiche Arten und mannigfaltige Formen spielen besonders die Bromeliaceen eine große Rolle in der Physiognomie des amerikanischen Tropenwaldes. Ueberhaupt hat die epiphjtische Vegetation dieses Erdteiles, welche zuerst A. F. W. ScHiMPER in eingehender Weise geschildert hat'), ihren besonderen Charakter. Am besten ist die Epiph}tenflora der gebirgigen und reichgegliederten Küsten- gegenden Südbrasiliens und der nördlichen Gebirgsländer Südamerikas bekannt, während ausführlichere Mitteilungen über das große ^Valdgebiet des gewaltigen Amazonenstromes noch fehlen. Gewiß gibt es Epiphyten auch in der Hylaea, und es kommen auch manche interessante und riesige Formen vor, aber eine solche Rolle wie in den tropischen Gebirgswäldem spielen sie dort nicht. Man nimmt an, daß hohe Wärme, verbunden mit großer Feuchtigkeit, wie sie am Amazonenstrom herrschen, eine der Haupt- i) Botanische Mitteilungen aus den Tropen von Dr. A. F. W. Schimper. Heft 2: Die epiphytische Vegetation Amerikas, i^ Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft i E. Ule, Epiphyten des Amazonasgebietes Tafel i und 2 bedingungen der epiphytischen Lebensweise der Gewächse sei. Bis zu einem gewissen Grade trifft dies auch zu, jedoch scheint ein mehr hervortretender Wechsel der Jahres- zeiten und Luftbewegung dem Gedeihen dieser Pflanzenwelt doch noch günstiger zu sein. In der kühleren Jahreszeit gewinnen die Epiphyten Zeit um ihre Reservestoffe zu bilden, während sie in den beständig heißen Gegenden immer gegen Austrocknung zu kämpfen haben. Bei den heftigen Regengüssen am Amazonenstrom müssen die Epiphyten schnell das nötige Wasser aufnehmen und sind dann der drückenden Tropenhitze aus- gesetzt. In vielen Gegenden des Amazonasgebietes herrschen verhältnismäßig wenig Winde; ein Umstand, der auch der Verbreitung der Samen, namentlich der höchst entwickelten Epiphyten, nicht vorteilhaft ist. Berücksichtigen wir nun noch die Herkunft der Epiphyten, so sind sie gewiß aus Xerophyten entstanden und haben sich aus jenen Formationen herausgebildet, die dem Urwalde angrenzen als Gebirge, Felspartien oder Savannen '). Hier beim gelegentlichen Ueberhandnehmen des Waldes wairden einige Pflanzen zu Kletter- und Schlingpflanzen, andere flüchteten auf die Kronen der Bäume und vermochten sich dort um so leichter anzupassen, als sie an ihrem bisherigen Standorte bereits mit der Dürftigkeit des Bodens und Dürre zu kämpfen hatten. Große Waldkomplexe am Amazonenstrom liegen nun fern diesen Entstehungs- gebieten der Epiphyten, und dieser Umstand nebst den anderen soeben erwähnten klimatischen Ursachen mag wohl dazu beitragen, daß hier so manche sonst verbreitete Vertreter fehlen. Cactaceen und Bromeliaceen sind in der Hylaea viel weniger und dann in besonderen Formen vorhanden, vmd von den letzteren sind solche Arten selten, deren Samen einen Flugapparat besitzen. Besonders merkwürdig ist es, daß Tillandsia usneoides L., die in Amerika von Florida bis Argentinien überall verbreitet ist, das Becken des Amazonenstromes vollständig gemieden hat. Einen Vertreter der Bromeliaceengattung Nidularium zeigt Tafel i. Man sieht hier, wie sich diese Pflanze auf einer kleinen, oft astlosen Lecythidacee, Japarandiba Spruceana Ule n. sp., welche stammblütig ist, angesiedelt hat. Nidularium gehört zu einer Gruppe, welche sich durch einen in eine Blattrosette versenkten Blütenstand aus- zeichnet und welche am besten mit den Gattungen Canistrum und Aregelia zu \-er- einigen ist. Sie ist in Südbrasilien in zahlreichen Arten verbreitet, die teils nur auf dem Boden oder Felsen wachsen, teils auch auf Bäumen sich ansiedeln, teils epiphytisch vorkommen. Nur zwei Arten, die sich durch gänzlich freie, schüppchenlose Blumen- blätter und eine verkürzte Rispe auszeichnen, sind auch in der Hylaea ^) verbreitet, von denen Nidularium eleutheropetalum Ule n. sp. unsere Tafel darstellt. Die Pflanze verdankt irgend einem Vogel, der vielleicht in einer Blattachsel des kleinen Bäuinchens Samen absetzte, ihren Standort. Im Schutze der großen Blätter der Lecythidacee keimte und entwickelte sich das junge Nidularium. Alle möglichen organischen Ueberreste, vielleicht auch die abgestorbenen, großen Blätter von Japarandiba i) Die Ansiclit Schimters, daß die Epiphyten in dem dichten Urwalde aus dem Bedürfnis nach Licht entstanden seien, wird hier nicht geteilt, denn langjährige Erfahrung und Beobachtung bestätigten dieselbe nicht. 2) Ob Nidularium (Canistrum) amazonicum (Mez.) wirklich am Amazonenstrom wächst, ist durchaus nicht erwiesen bei den oft so unzuverlässigen Angaben, welche von Gärtnern herrühren. Sicher ist es in Südbrasilien von Fritz Mliller bei Blumenau gefunden worden. Das Vorkommen zweier Arten dieser Gattung in der Hylaea ist daher ein viillig isoliertes. Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft i E. Ule, Epiphyten des Aniazonasgebietes Tafel i und 2 Spruceana Ule selbst, gelangten nun m die Blattrosette der Bromeliacee, welche dadurch Stoff zu ihrem Aufbau gewann, denn diese Pflanzen nehmen Nahrung durch die Blätter auf, während die Wurzeln nur zum Anklammern dienen. Die starren Scheiden der flachen Blätter schließen sich eng zusammen, so daß sie wie in einer Cisterne Wasser zu halten vermögen. War nun die Pflanze hinlänglich gekräftigt, so bildete sie Aus- läufer und entwickelte sich endlich zu jenem kräftigen und blühenden Stock, wie wir ihn vor uns sehen. Jetzt konnten leicht weitere Humusanhäufungen stattfinden, weil sich zwischen solchen Bromeliaceenstöcken auch gern allerlei Getier aufhält. In dem abgebildeten Stock befand sich z. B. das Nest einer kleinen Biene. Unter diesen Umständen siedelte sich ein anderer Epiphyt, Hillia Ulei K. Sch. n. sp., dessen kleine Samen einen Haarschopf tragen, zwischen den Rosetten des Nidularium an. Von diesem kleinen Strauch aus der Familie der Rubiaceen mit lederartigen Blättern und langen Fruchtkapseln ragen rechts einige Zweige hervor. Hillia ist die einzige epiphytische Rubiaceengattung, deren Samen einen Haar- schopf besitzen, während andere Beeren tragen. Charakteristisch für den Amazonaswald ist das Vorherrschen der Araceen, Cyclanthaceen, Moraceen und Clusia unter den die Stämme und Aeste der Bäume überziehenden Gewächsen. Von den zahlreichen Araceen wachsen verschiedene Arten auf dem Boden, andere sind Kletterpflanzen, und nur ein Teil gehört zu den Epiphyten. Unter diesen sind einige sogenannte Nestepiphyten, welche ein Wurzelgeflecht von negativ geotropischen Wurzeln zum Ansammeln von Nährstoffen bilden, andere Hemiepiphj-ten, welche lange Stützwurzeln in den Boden senden. Die Gattungen der Moraceen, Ficus und Coussapoa, entwickeln sich meist zu Baumwürgern, indem sie starke Nährwurzeln am Stamme hinab zum Boden senden, die mit Seitenwurzeln den Stützbaum umklammern und ihn endlich erdrücken. Tafel 2 stellt eine Clusia bei Manäos dar, welche unter der Krone einer klein- blätterigen Myrtacee eine zweite mit großen, lederartigen, dunkelgrünen Blättern gebildet hat. Man sieht, wie sie oben angeheftet ist und wie die dem Stamm angedrückten Wurzeln nach unten leiten. Fast gänzlich fehlen in der eigentlichen Hylaea jene Epiphyten, die auch auf dem Boden wachsen, obwohl gerade die Hemiepiphyten und weniger ausgebildeten Formen vorwiegen. Es ist dies wohl ein Beweis, daß die Epiphyten nicht aus dem dichten Urwalde hervorgegangen sind, sondern ihren Ursprung xerophytischen Genossen- schaften zu verdanken haben. In den verschiedenen Gebieten der Hylaea ändert sich vielfach die epiphytische Vegetation. Die den Ueberschwemmungen ausgesetzten Wälder an den Flüssen mit weißem Wasser, welches eine helle, lehmige Farbe besitzt, zeigen in ihrem Baumwuchs eine schärfere Individualisierung, so daß sich vielfach die einzelnen Bäume mehr abheben. Oft sind die Baumkronen frei von Epiphyten und Lianen. Stellenweise, namendich wo Flußströmungen den A\'ald durchbrochen haben, sieht man die absterbenden oder vereinzelten Bäume mit Schlingpflanzen überladen oder mit Epiphyten bedeckt. Auch an gewissen Waldstellen, an denen sich mehr Feuchtigkeit ansammelt oder die von feuchten Winden getroffen werden, ist die epiphytische Pflanzenwelt wohlent- wickelt. In solchen nassen Wäldern mit niederem und lichterem Wuchs kommen auch einige mehr hygrophytische Epiphyten vor, wie Trichomanes punctatum Poir., Asplenium Vcgetationsbilder, 2. Reihe, Heft i E. Ule, Epiphyten des Amazonasgebietes Tafel i und 2 juglandifolium Lam., Hecistopteris fjumila J. Sm. und ein Laubraoos Crossomitrium, das ebenso wie Lejeunea-Arten die Blätter vieler Pflanzen überzieht. Andererseits wachsen hier Bromeliaceen, wie Streptocalyx, Billbergia, Aechmea, Guzmania; viele Araceen wie Anthurium, Philodendron, Monstera ; Peperomia und Farnkräuter in riesigen Formen, wie Polypodium decumanum Willd., oder in ganz kleinen. Besonders in den alten Blattachseln mancher Palmen, wie Attalea und Orbignya speciosa, siedeln sich alle möglichen Gewächse an, unter denen Moraceen und Farne, besonders Anetium citrifolium SpLrrz und Nephrolepis sp. am häufigsten sind. Auch die wagrechten Aaste in den Schirmkronen der Riesen des Waldes sind oft dicht bewachsen mit Orchidaceen und anderen Epiphyten. Zuweilen kommen auch Tillandsia-Arten vor, wie die i — 2 m hohe T. adpressiflora Mez., oder kleinere Arten, die im Amazonaswald selten sind. hl dem angrenzenden Gebiete, der sogenannten Terra firme (überschwemmungs- freies Gebiet), nehmen die Epiphyten noch mehr ab; doch richtet sich dies auch nach den Feuchtigkeitsverhältnissen. So sind sie auf sumpfigen Strecken oft noch reichlich vertreten. Die hohen Stämme sind im allgemeinen noch weniger bewachsen, und die Pflanzen, die hier vorkommen, zeichnen sich dadurch aus, daß ihre Stengel und Blätter dicht dem Stamm angedrückt sind, als wären sie mit demselben verwachsen. In dieser Art findet man Jugendformen von Araceen und Marcgraviaceen und ausgebildete Formen von Trichomanes Ankersii Hook, et Grev., Melastomataceen und einen Cereus. Es sind dies alles Anzeichen des mehr xerophytischen Charakters der epiphytischen Pflanzen- welt des Amazonaswaldes. Ein ganz anderes Bild bieten nun die Wälder an den Flüssen mit schwarzem Wasser, wie z. B. am Rio Negro. Zuerst fehlt hier die charakteristische Ufervegetation der Flüsse mit weißem Wasser. Das Ueberschwemmungsgebiet ist pflanzenreicher, aber weniger verschieden von dem übejschwemmungsfreien Lande. Der Wald ist hier von unten an dichter, niederer und von oft mehr braungrüner Belaubung. Armut an Lianen und Epiphyten zeichnet dieses Gebiet aus. Beginnt dieser Wald aber in Savannen überzugehen, wie es auf sumpfigem und sandigem Boden oft statthat, so treten auch mehr epiphytische Gewächse auf. Auf ganz dürrem Sandboden entwickelt sich eine Formation, in der Gebüschgruppen abwechseln mit offenen Sandstellen, die zerstreut mit Cladonia, Schizaea, Rhynchospora und Paepalanthus bewachsen sind. Solche savannenartigen Gebiete, die Campinas genannt werden, sind nicht entstanden durch den Mangel an Feuchtigkeit, sondern durch die Dürre des Bodens. Gewisse OerÜichkeiten dieser Campinas sind nun wieder besonders reich an Epiphyten, namentlich auch an seltenen und schönen Orchidaceen, welche hier in den niederen Gehölzen sich angfesiedelt haben. In gleicher Weise sind auch manche lichtere Uferregionen am Rio Negro und anderen schwarzen Flüssen bevorzugt von einer Reihe epiph)^tischer Gewächse, unter denen wieder, außer Orchidaceen, einige in der Hylaea so seltene Tillandsien, z. B. T. paraensis Mez. und endemisch Araeococcus micranthus Mez. vorkommen. L^^eberhaupt gedeiht in der üppigen und mannigfaltigen Vegetation der ausgedehnten \\'älder des Amazonen- stromes an geeigneten Stellen auch eine interessante und reiche Epiphytenflora. Wohl mangelt es auch hier nicht an riesigen Formen, wie solche von Philodendron und Poly- podium beweisen ; nur ist diese Pflanzengesellschaft nicht so allgemein verbreitet und im Verhältnis ärmer an Arten. ■wr -"Hi^ir Nidularium eleutheropetalum und Hillia Ulci auf Japarandiba Spruceana bei Yurimaguas (Peru). Clusia auf einer Mvrtacee bei Manaos. Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft i E. Ule, Epiphyten des Amazonasgebietes Tafel 3 uiul 4 2. Epiphytische Vegetation im Grenzgebiet der Hylaea. Tafel 3 und 4. Tafel 3. Platycerium andinum und Polypodium Ulei bei Tarapoto (Peru). Tafel 4. Platycerium andinum, rings einen Baumstamm umgebend, im Walde bei Tarapoto (Peru). (Nach photographischen Aufnahmen von E. Ule, 1902.) Ueber die Menge der Niederschläge im großen Becken des Amazonenstromes ist man nur im allgemeinen unterrichtet; so geht aus den wenigen Beobachtungen hervor, daß sie allmählich von der Mündung an flußaufwärts zunimmt. Die durch- schnittHche Regenmenge von Para ist berechnet auf 202 cm im Jahre, die von Manäos auf 220 cm, und für Icjuitos wird sogar eine solche von 284 cm angegeben. In der Nähe der ersten Gebirge nimmt die jährliche Regenmenge schnell wieder ab und ver- mindert sich nach und nach in den verschiedenen Hochländern der Anden bis zu den fast regenlosen Gebieten an der Küste des Stillen Oceans. Die weiten Niederungen dieses Riesenstromes besitzen fast gar keine Steigung, denn in einer Entfernung von fast 3000 km von der Küste des Atlantischen Oceans haben die Flußbetten eine Höhe über dem Niveau des Meeres, die oft 200 m noch nicht erreicht. Die ersten Gebirgszüge von ungefähr 1000 m Höhe treten meist unmittelbar an die große Ebene heran, wo sie von den Flüssen durchbrochen werden, und hinter ihnen liegen noch weite Hochländer, ehe die hohen Anden auftreten. Bevor man von Yurimaguas am Huallaga aus an das steile Gebirge gelangt, muß erst ein Niederungs- wald durchwandert werden. Die Vegetation dieses Waldes besitzt noch die meisten Charakterpflanzen des Amazonaswaldes, doch kommen manche Gebirgstypen hinzu. Ebenso ist die Epiphytenflora wenig verändert. Sie vermehrt sich um einige Arten der Araceen und Gesneriaceen, welche hier auch als Kletterpflanzen reichlich vertreten sind. Steigt man nun das Gebirge hinauf, so ändert sich nach und nach der Wald, indem die Bäume robuster, knorriger und dichtlaubiger werden. Auf den felsigen Gebirgsrücken der höchsten Erhebungen bis zu 1400 m Höhe erscheinen diese Ver- änderungen noch auffallender, und die Gehölze werden zwergartig. In diesen Gebirgs- wäldern und besonders auf den Höhen herrscht das Reich der Epiphyten. Hier ist oft das Zweigwerk mit einem dichten Schleier von Tillandsia usneoides L. und \'on Usnea behangen. Viele Farne, darunter .schöne Elaphoglossum, Lycopodien, Bromeliaceen, Vegetationsbilder, 2. Reilie, Heft i E. Ule, Epiphyten des Amazonasgebietes Tafel 3 und 4 besonders reizende Pseudocatopsis '), sogar eine epiphytische blau blühende Pitcairnea, manche Orchidacecn und Gesneriaceen bedecken hier Stämme, Aeste und Zweige der Bäume. Vor allem sind es aber eine Anzahl strauchartiger Epiphyten, die dieser Genossenschaft eigentümlich sind. Eine Anzahl von diesen, wie die prächtigen Arten der Ericaceengattung Thibaudia, wachsen allerdings ebenso gut auf den Felsen wie auf den Bäumen. Als andere epiphytische Sträucher sind Arten \'on Blakea aus der Familie der Melastomataceen, dann einige Rubiaceen, Araliaceen und Solanaceen zu nennen. Reichliche Niederschläge, häufige Winde und geeignete Ortsbedingungen begünstigen diese reiche und mannigfaltige Epiphytenvegetation, welche mehr an die der Gebirgswälder des südlicheren Brasiliens erinnert. Jenseits dieses Gebirges befinden sich weite Ebenen und Hügelländer, welche ein viel trockeneres Klima besitzen. Geographisch wird dieses Gebiet zu einer Region gerechnet, die nur zwischen 60 — 130 cm Regenhöhe hat. Auch wenn man den Huallaga hinauffährt und verschiedene Stromschnellen passiert, so tritt man in dasselbe trockene Gebiet ein. An den Ufern des schnell steigenden und fallenden Flusses gibt es kein eigentliches Ueberschwemmungsgebiet mehr. Die Wälder sind niederer, mit gedrungenerem Wuchs der Gehölze, doch oft lichterer Gruppierung derselben. Hier treten auch Cactaceen auf, wie Cereus amazonicus K. ScH., der .sich überall im Gebüsch herumschlingt und .stützt, und ein hoher Säulen- cactus, Cereus trigonodendron K. Sch. Gruppenweise wachsen riesige Bromelia-Arten, Pitcairnea corallina Lind.^) und seltener Ananas, Streptocalyx. und Aechmea auf dem Boden. Eigentümlich ist hier die epiphytische Vegetation, welche .stellenweise in Menge auftritt und wie der ganze Wald einen recht xerophytischen Charakter trägt. Unter Araceen kommt ein riesiges Anthurium als Nestepiphyt vor, Bromeliaceen sind ver- treten durch Aechmea, Guzmania und Tillandsia, darunter neben der hohen Tillandsia adpressiflora Mez auch zuweilen Tillandsia streptocarpa Bak. und 1". usneoides L. Letztere Formen sind nach neueren Untersuchungen von Prof. MEz-Halle Tauformen im Gegensatz zu Regenformen, wie T. paraensis Mez, T. Ijulbosa Hook. u. a. Ver- schiedene Orchidaceen und einige Farne wie Polypodium- und Asplenium-Arten fehlen dieser epiphytischen Genossenschaft nicht. Eine der schön.sten Zierden bildet aber ein riesiges Platycerium, das oft einen Durchmesser von 3 m erreicht. Tafel 3 zeigt ein solches Platycerium andinum Bak., welches auf einem niederen Baum an einem Bergabhang bei Tarapoto wächst. Die Aeste dieses Baumes sind außerdem noch mit einem Polypodium bedeckt, das lange, grasartige, linealische Fruchtwedel entwickelt hat, die dicht wie ein Bart herabhängen. i) Eine Untergattung von Tillandsia mit kleinen, kurzblütigen Arten. 2) Diese sowie einige andere Bromeliaceen nach freundlicher Bestimmung von Herrn Dr. K.\rl Mez, Halle. Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft i E. Ule, Epiphyten des Amazonasgebietes Tafel 3 und 4 Nach Prof. Hieronymus stellt es eine neue Art, Polypodium Ulei Hieron. aus der Verwandtschaft von P. vaccinifolium Längs, et Fisch, und P. salicifolium Willd. dar. . Platycerium andinum Bak. besitzt zweierlei Blätter, von denen die oberen, auf- rechten bleiben und Mantelnischenblätter genannt werden und die anderen, heral)- hängenden, welche jährlich abgestoßen werden, die Fruchtwedel darstellen. Die Mantelnischenblätter bilden einen großen Schild, der dem Stamm anliegt, indem nur der obere gelappte Teil, der dazu dient, alle möglichen Stoffe aufzufangen, absteht. Der untere Teil ist namentlich nach dem Zentrum zu oft bis auf i cm verdickt und bildet mit der Zeit durch jährliches Hinzuwachsen ein dickes Polster, das wie ein Schwamm Wasser festhält'). An einseitig beleuchteten Stellen oder in schräger Lage entwickelt sich nur ein einfaches Individuum des schönen Farnes. Anders aber wächst dieses Platycerium, wenn es an dem Stamm, namentlich eines Baumes mit rissiger Rinde, auftritt, da umzingelt es, wie Tafel 4 darstellt, diesen bald gänzlich. Es erscheint dann als ein gewaltiger Schirm von mehreren Metern Durchmesser rings um den Stamm. Nach oben ragt ein Kranz der Nischenblätter hervor, und nach unten hängen überall die Fruchtwedel herab. In seinem hellen, leuchtenden Grün bildet dieser Farn in der Tat eines der schönsten Gebilde der dortigen Wälder. Da der ganze Kreis von Platycerium andinum Bak. fest an den Stamm an- gewachsen ist, so stellt er den großartigsten Sammelapparat epiphy tischer Gewächse dar, denn nicht nur alle möglichen Stoffe geraten da hinein, sondern auch das Wasser, welches bei Regen am Baume herunterläuft, wird da wie in einer Regenrinne auf- gefangen und von den schwammigen Polstern festgehalten. Vermutlich bildet sich ein solcher Kranz dieses Farnes durch seitliche Sprossungen. Die großen, dort angehäuften Humusmassen wiegen gewiß mehrere Zentner. Die Gattung Platycerium-) ist in etwa 10 Arten bekannt und namentlich in West- afrika und in den Ländern des Indischen Oceans verbreitet. Die eigentümliche Wachs- tumsart in Schirmen soll auch in Australien vorkommen, doch ist Platycerium andinum Bak. wohl eine der schönsten und größten Arten. Sein Verbreitungsgebiet ist kein sehr großes, indem es sich auf jene xeroph^lischen Wälder beschränkt, welche in Peru den Uebergang der Hylaea zu dem Vegetationsgebiet der Anden ausmachen. Ueber- haupt kommen hier eine Anzahl epiphytische Formen vor und darunter hoch entwickelte, welche man in dem feuchten Waldgebiet des Amazonenstromes nicht beobachtet. Es muß hier verschiedene Bedingungen geben, welche das Gedeihen der epiphytischen Gewächse mehr befördert, als es die fast beständige feuchte Hitze vermag. Vielleicht i) Höchst walirscheinHch nimmt Platycerium auch wie viele Bromeliaceen Wasser durch die Blätter auf. 2) Ueber Blattbildung bei Platycerium vgl. K. Göbel: Pflanzenbiologische Schilderungen, I, 1889, p. 222. Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft i E. Ule, Epiphyten des Amazonasgebietes Tafel 3 und 4 wirken häufiger Luftwechsel und Winde anregend auf die epiphjiiische Vegetation, denn so sehr dieselbe auf möglichst geringen Stoffverbrauch eingerichtet ist, kann sie doch zu Zeiten einer regen Assimilation nicht entbehren, um ihre Reserve- und Schutz- organe zu bilden. In Gebieten, wo die Vegetation unter Trockenheit und anderen widrigen Bedingfuncren zu leiden hat, da werden viel mehr Teile verdorren und ab- gestoßen, die von den Epiphyten festgehalten und verbraucht werden. Dagegen in regenreichen Gebieten wächst alles in Ueppigkeit, und wo sich solche abgestorbenen Teile bilden, werden sie von heftigen Regen bald abgespült. Das Bevorzugen zarter Epiphyten von manchen Gehölzen wie Crescentia Cujete L. und Psidium Guyava Radd. und dem Gesträuch in der psammophilen Gebüschregion mag damit auch zusammenhängen. Die soeben betrachteten Gebiete dürfen im strengen Sinne nicht mehr zur Hylaea gerechnet werden, denn diese hört im (jebirgswald bei ca. 800 — 1000 m Höhe auf. Das höhere Gebirge, welches zur subandinen Flora gehört, ist ausgezeichnet durch seinen Epiphytenreichtum, unter denen baumbewohnende Sträucher, besonders Ericaceen, charakteristisch sind. Das andere Grenzgebiet, der xerophytische Wald, besitzt weniger epiph}i;ische Pflanzen, jedoch besondere Formen, unter denen Platy- cerium andinum Bak. hervorzuheben ist. Am Abhang des Gebirges tritt es erst auf, wo der Wald trockener wird, denn übermäßige Feuchtigkeit scheint ihm nicht zu- träglich zu sein. Platycerium andinum und Polypodium Ulei bei Tarapoto (Peru). Platycerium andinum, einen Baumstamm rings umgebend, im Walde bei Tanipoto (Peru). Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft i E. Ule, Epiphyten des Amazonasgebietes Tafel 5 3. Epiphytische Cactaceen. Tatel 5. Tafel 5. Cereus megalanthus auf einer grossen Ficus bei Tarapoto (Peru). (Nach photographischer Aufnahme von E. Ule 1902.) Das Verbreitungsgebiet der Cactaceen über Südamerika wird durch das aus- gedeiinte Gebiet des Amazonenstromes unterbrochen, indem dort nur wenige Arten beobachtet worden sind. Zudem sind es nur epiphytische Formen, die dort noch gedeihen, dagegen kommen terrestrische Cactaceen an dem Rande der Hylaea besonders in Peru vor. Das hauptsächliche Verbreitungsgebiet der epiphytischen Cactaceen ist wohl das süd- Hchere BrasiHen, wo die Gattungen Epiphyllum und Hariota endemisch auftreten und Rhipsahs in zahlreichen Arten vorkommt. Außerdem findet luan daselbst auch die meisten Vertreter von Ph'S'llocactus. Die Länder nördlich vom Amazonenstrom bereen nur wenige Arten von Rhipsalis, dafür aber mehr epiphytische Arten der Gattung Cereus. Die epiphytischen Cactaceen, welche nun in den feuchten Amazonaswäldern vor- kommen, sind entweder sehr weit verbreitete Arten oder endemische oder endlich wenige Formen, welche sich aus dem Grenzgebiet ableiten lassen. Zu ersteren gehört die all- verbreitete Rhipsalis cass}'tha Gaert., die wohl über das ganze Gebiet hin und wieder auf hohen Bäumen wächst. Die zweite dieser Cactaceen ist Phyllocactus phyllanthus Lk. van, welche ziemlich häufig ist, aber besonderen Verhältnissen ihr Dasein verdankt. Sie lebt nämlich ausschließlich in Ameisennestern und wird dort von Ameisen mit Humus versehen. Ueber derartige Pflanzen, die ich Ameisenepijihjlien ') genannt habe, soll noch im nächsten Kapitel kurz berichtet werden. Wahrscheinlich haben wir es in diesem Phyllocactus mit einer Subspecies oder V'arietät zu tun, denn es mangelt hier noch an eingehenderen Untersuchungen. Die sorgfältige Beobachtung über die Wachs- tumsbedingungen von Phyllocactus phyllanthus Lk. führte zur Entdeckung einer neuen Gattung, der Wittia amazonica K. Sch. Sie zeichnet sich aus durch kleine, röhren- förmige, weinrote Blüten und durch stark gehöckerte Früchte, während ihre vegetativen Organe sich kaum von Phyllocactus unterscheiden. Wittia ainazonica H. Sch. wurde zuerst in Peru an der Grenze von Brasilien bei Leticia gefunden, dann aber auch bei Yurimaguas und am Fuße des Gebirges am Pongo de Cainarachi. Hier wächst sie als echter Epiphyt oft auch an niederen Bäumen und Sträuchern und scheint be- sonders dem feuchtesten Teile der Hylaea eigentümlich zu sein. Wie eine Anzahl von Epiphyten ihre erste Entwickelung hoch oben auf den Bäumen durchmacht und dann erst Nährwurzeln zum Boden sendet, mit dem sie dann i) Englers Botan. Jahrb., Bd. XXX. Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft i E. Ule, EpipliA'ten des Amazonasgebietes ' Tafel 5 dauernd verbunden bleiben, so kommt auch der umgekehrte Fall vor, nämlich der, daß Kletterpflanzen die Bäume hinaufkriechen, ihr unterer Teil dann abstirbt und sie nun wie echte Epiphyten wachsen. Solche Pflanzen sind noch wenig untersucht worden; zu ihnen gehören aber verschiedene Cereus-Arten, die teils als Kletterpflanzen, teils als Epiphyten zu deuten sind. Eine merkwürdige und in der Hylaea endemische Art bildet Cereus Wittii K. Sch. Die vegetativen Sprosse sind hier zu bandartigen, an den Seiten stark borstigen Gliedern umgewandelt, die, def Rinde dicht angedrückt, in Win- duno-en Stämme und Aeste in die Höhe klettern. Ist diese Cactacee recht dem Sonnen- licht ausgesetzt, so nimmt sie eine purpurne Farbe an. Cereus Wittii K. Sch. ist entschieden ein echter Epiphyt, denn er wächst auch im Ueberschwemmungsgebiet auf Bäumen, deren unterer Stamm oft monatelang der Ueberschwemmung ausgesetzt ist. Abgesehen davon, daß er keine Verbindung mehr mit dem Boden zeigt, würde auch keine Cactacee auf längere Dauer ein Leben im nassen Element vertragen können. Im Ueberschwemmungsgebiet wurden auch am Rio Juruä verschiedentlich kletternde Cereus aus der Verwandtschaft von C. triangularis Haw. gefunden. Da weder Blüten noch Früchte erlangt werden konnten, so bleibt es unbestimmt, zu welcher Art diese Cereus gehören. Vielleicht stellen sie auch zwei verschiedene Species dar. Schon außerhalb der eigentlichen Hylaea im xerophytischen Waldgeliiet ist ein solcher kletternder Cereus häufiger und ließ sich dort auch mit Blüten und P>üchten beobachten. Bald erklettert und durchschlingt er das Gebüsch, bald klimmt er auch hohe Bäume hinauf und zuweilen findet er sich am Boden. Bei dieser Art bleibt es zweifelhaft, ob wir sie den Epiphyten oder Kletterpflanzen zuzuzählen haben. Wie dem auch sei, so gehören doch derartige Kletterpflanzen mit den die Baumstämme und Zweige bedeckenden Epiphyten so eng zusammen, daß das gelungene Bild Tafel 5 von Cereus megalanthus K. Sch. n. sp. hier mit hinzugezogen wurde. Dieser Cereus entwickeh in der Nacht die größten Cactaceenblüten, die man bis jetzt kennt. Die vorn im Bilde sichtbare Blüte war daher leider bei der Aufnahme wieder geschlossen. Sie war von weißer Farbe und maß 4 dem in der Länge und in der Spannweite der geöffneten Blume. Möglicherweise gehört einer der dreikantigen, epiphytischen Cereus vom Jurua zu Cereus megalanthus K. Sch., denn das Ueberschwemmungsgebiet dieser Flüsse ist vielfach mit Pflanzen von dem Grenzgebiet der Hylaea aus besiedelt worden. Die Baumcactaceen gehören zu denjenigen Epiphyten, welche nur in geschützterer Lage da gedeihen, wo sie schon einen Humusvorrat vorfinden oder auf stärkeren Aesten leichter erlangen können. Eigentümlich ist ihnen der reichgegliederte Bau in Gestalt von bandartigen oder cylindrischen Gliedern, welche wohl eine stärkere Lebens- tätigkeit bezwecken im (legensatz zu den einfacheren und massigeren Formen des Bodens \ i) Die epiphytischen Kakteen von K. Schumann aus der Festschrift für Schwendener. Cereus megalanthus auf einer grossen Ficus bei Tarapoto (Peru). Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft i E. Ule, Epiphyten des Amazonasgebietes Tafel 6 4. Ameisenepiphyten. Tafel 6. Tafel 6. Streptocalyx angustifolius , Anthurium scolopendrium und Codonathe sp. bei Manäos. (Nach photographischer Aufnahme von E. Ule, 1901.) Wer die Vegetation der Amazonaswälder aufmerksam beobachtet, dem werden in Nestern angehäufte Pflanzen epiphytischer Gestalt auffallen. Zuweilen sind die Bäume bis in die höchsten Höhen wie überladen mit solchen kompakten Vegetations- massen, die oft riesige Dimensionen annehmen und wie Storchnester oder Heubündel aussehen. Die dort angehäuften Pflanzen wachsen sämtlich in Ameisennestem und sollen deshalb Ameisenepiphyten genannt werden. Sie haben alle Beerenfrüchte, deren Samen die Ameisen an geeignete Stellen auf Bäumen und Sträuchern aussäen und sie mit Erde umgeben. Keimen nun die Samen, so schleppen die Ameisen immer mehr Erde hinzu, wodurch das Wachstum der Amei.senepiphyten gefördert wird und sie sich oft üppig entwickeln können. Nicht allein sind die Nester porös und können Feuchtigkeit schnell aufsaugen, sondern die Ameisen schleppen auch Nährstoffe hinzu, wodurch diese Gewächse leichter gedeihen als andere Epiph}'ten. Sie unterscheiden sich auch von letzteren durch üppigeres Wachstum, größeren Blattreichtum und weniger ausgesprochenen xerophytischen Bau. Die in Ameisennestern wachsenden Pflanzen sind diesen fast alle eigentümlich, wenn auch ein Teil derselben mit den eigentlichen Epiphyten nahe verwandt ist oder nur als Varietät aufgefaßt werden kann. Verdanken nun etwa ca. 16 Pflanzenarten ihr Dasein den Ameisen, so gewinnen diese durch das Auswachsen der Wurzeln Festigkeit für ihre Nester und durch das üppige Laubwerk Schutz vor den heftigen Regengüssen. Alfred Möller hat in seiner interessanten Arbeit*) geschildert, wie Ameisen Pilzkulturen treiben, welche er deshalb Pilzgärten genannt hat. Hier haben wir es aber mit der Zucht höherer Gewächse durch Ameisen zu tun, und deshalb sollen diese Gebilde kurz als Ameisengärten bezeichnet werden^). Auf Tafel 6 wird ein solcher Ameisengarten dargestellt, der einige der häufigsten Ameisenepiphyten enthält. Die Bromeliacee in der Mitte mit i) Vergl. ScHiMPERs Bot. Mitteil, aus den Tropen, Heft 6. 2) Ameisengärten im Amazonasgebiet von E. Ule. Englers Botan. Jahrb.. Bd. XXX, Heft 2, Beiblatt No. 68. Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft i E. Ule, Epiphyten des Amazonasgebietes Tafel 6 verkürztem Blütenstand ist Streptocalyx angustifolius Mez, der namentlich in den großen Ameisennestern hoch oben auf den Bäumen wächst. Die schmalen Blätter werden oft bis 3 m lang und sind fleischiger als bei anderen Epiphyten. Die lanzettförmigen Blätter gehören zu Anthurium scolopendrium Kunth. var. Poiteauanum Engl, und die klemeren etwas gekerbten zu einer noch unbeschriebenen Codonanthe, einer Gesneriacee, von der auch einige Blüten sichtbar sind. Epiphyten, die auf einer niederen Stufe der Ausbildung stehen, sind im Amazonas- gebiet besonders reichlich vertreten. Man kann dahin rechnen, erstens die Hemi- epiphyten, also solche Gewächse, die von ihrem luftigen Standort später Nährwurzeln zum Boden senden; zweitens Humusepiphyten, das sind solche, welche nur da gedeihen, wo sie schon eine Humusschicht vorfinden, wie z. B. Arten von Hillia, Peperomia, Lycopodium etc., und drittens die eben geschilderten Ameisenepiphj^len. Geringere Verbreitung der Epiphytenvegetation bei verminderter Artenzahl, jedoch mit einigen Endemismen kennzeichnet die Flora des Amazonenstromes vor der anderer tropischen Länder Amerikas. Stellenweise treten die Epiphyten auch hier in ihrer ganzen Ueppigkeit auf, und .sind es besonders die Ameisenepiph^len , welche im Landschaftsbilde der Amazonaswälder eine Rolle spielen. Bei einer Schilderung der Epiphyten durften daher die Ameisengärten nicht fehlen. Sie bieten jedoch des Interessanten so viel, daß sie in einem der folgenden Hefte eingehender behandelt werden sollen. Die freundliche Aufnahme, weiche die Uegetationsbiider bis jetzt gefunden haben, giebt die Ver- anlassung zu einer Fortsetzung des Unternehmens, die von den verschiedensten Seiten gewünscht war. Der por« Hegenden ersten Reihe werden also weitere folgen, für welche uns Beiträge u. fl. uon den ßerren [i. Klein, Karlsruhe; R. pon Wettstein, Wien; e. Stahl, 3ena; C. fl. Bessey, Washington; 6. Ule, Berlin; F. Börgesen, Kopenhagen; W. Busse, Berlin; U. Dammer, Berlin; fl. Hansen, ©iessen; E. Pritzel, Berhn; C. Schröter, Zürich; S. Schweinfurth, Berlin; 6. Voickens, Berlin; 6. Warming, Kopenhagen; C. Zederbauer, Wien; Ch. Flahault, ITlontpellier; m. Büsgen, ülünden, freundlichst in flussicht gestellt sind. Wird dem Unternehmen auch ferner das bisherige Interesse entgegengebracht, so soll dem Plane entsprechend versucht werden, nach und nach ein die ganze Erdoberfläche gleichmässig umfassendes pflanzen« geographisches flbbildungsmaterial zusammen zu bringen. 3edes Beft soll wiederum nach Hlöglichkeit Zusammengehöriges enthalten und eine einheitliche Veröffentlichung darstellen. Einem vielfach geäusserten Wunsche entsprechend, wird auch die einheimische und europäische Vegetation besondere Berüd^sichtigung finden. riaturgemäss bleibt die Durchführung des Planes mehr und mehr von der Beteiligung der Fach« genossen abhängig, die im Besitze geeigneter Photographien — besonders eigener flufnahmen — sind. Da der erste Versuch das Bedürfnis einer solchen Sammlung dargetan hat, erscheint die Boffnung gerechtfertigt, dass die notwendige Unterstützung auch weiter gewährt werden wird. Die Bedingungen für Abnahme der zweiten Reihe bleiben die gleichen, flbnehmer einer Reihe sind aber nicht zur Abnahme weiterer Reihen verpflichtet. Die ßerausgeber: S, Karsten, B. Schenck, Bonn. Darmstadt. Die Verlagsbuchhandlung: Sustau Fischer, Jena. Verlag toii Gustav Fischer in Jena. Das kleine pflanzenphysiologische Prahtikum. Anleitung zu pfianzen- physio logischen Experimenten. Für Studierende und Lehrer der Natur- wissenschaften. Von Dr. W. Detnior, Professor an der Universität Jena. Mit 163 Ahhilduniren. 1003. Preis: brosch. 5 Mark 50 Pf., geb. G Mark 50 Pf. Die Farngattung Niphobolns. Eine Monographie. Von Dr. K. Criesenhagen, Prof. der Potanik in München. Mit 20 Abbildungen. 1901. Preis: 5 Mark 50 Pf. OrganOgraphie der Pflanzen insbesondere der Archegoniuten iiud Saineu- ptlaiizeii. Erster Teil: Allsemeiiic Orgrano^raphie. Von Dr. K. Goebel, Prof. an der Universität >Iünchen. Mit 130 Abbildungen im Text. 1898. Preis: (j Mark. Zweiter Teil: Spezielle Org-auograpliie. 1. Heft. Bryophvten. Mit 128 Ab- bildmmen im Text. 1898. Preis: 3 Mark 80 Pf. 2. Heft: Pteridophyten und Samenpflanzen. Erster Teil. JMit 173 Abbildungen im Text. 1900. Preis: 7 Mark. Z weiter Teil (Schluss des Ganzen). Mit 107 Textabbildungen. 1901. Preis: 5 Mark. Ueber Erblichkeit in Populationen und in reinen Linien. Ein Beitrag zur Beleuchtung schwebender Selektionsfragen. VonW. JohannSCll, Professor der Pflanzenphysiologie an der kgl. dänischen landw. Hochschule in Kopenliagen. Preis: 1 Mark 50 Pf. Inhalt: Zweck der Untersuchung, S. 1. Samengrösse der Bohnen, S. 15. Die relative Breite der Bohnen, S. 40. Schartigkeit der Gerste, S. 51. Zusammen- fassung und Piiicklilick, S. 57. Lehrbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreiches. Für Hochschulen u. zum Seilistunterricht. Mit Rücksicht auf das neue Deut.*che Arzneibuch. Von Dr. George Karston, a. o. Prof. der 'Botanik an der Universität Bonn. Mit 528 Abbildungen im Text. 1903. Preis: 6 Mark, geb. 7 Mark. Willkürliche Entwickelungsänderungen bei Pflanzen. Ein Beitrag zur Physiologie der Eutwickelung. Wm Dr. Georg Klobs, Prof. in Halle. Mit 28"Abbifdiingen im Text. 1903. Preis: 4 Mark. Ueber die Organisation und Physiologie der Cyanophyceenzelle und die mitotische Teilung ihres Kernes. Von Dr. F. G. Kohl, a. o. Pro- fessor der Botanik an der Universität M.arhurg. Mit 10 lithographischen Tafeln. 1903. Preis: 2i.) Mark Ein Blick in die Geschichte der botanischen Morphologie und die PeriCaulOm-TheOrie. ^'on Dr. H. PotOnie, Kgl. preuss. Landesgeologe und Professor, bezw. Privatdozent der I'aläobotanik an der Kgl. Bergakademie und der Universität zu Berlin. (Erweiterter Abdruck aus der naturwissenschaft- lichen Wochenschrift. Neue Folge. II. Band, der ganzen Reihe XVIII. Band.) Mit 9 Abbildungen. 1903. Preis: 1 Mark. Die Kulturgewächse der deutschen Kolonien und ihre Erzeugnisse. Für Studierende und Lehrer der Naturwissenschaften, l'hintagenliesitzer, Kauf- leute und alle I'reunde kolonialer Bestrebungen. Nach dem gegenwärtigen Stande unserer Kenntnisse bearbeitet. Von Prof. Dr. ß. Sadebeclc, Direktor des botanischen Museums und des botanischen Laboratoriums für Warenkunde zu Hamburg. Mit 127 Abbildungen. 1899. Preis: 10 Mark, geb. 11 Mark. Pflanzengeographie auf physiologischer Grundlage, von Dr. A. F. IV. Scllillipor, a. 0. Prof. an der Universität Bonn. Mit .502 als Tafeln oder in den Text gedruckten Allbildungen in Autotypie, 5 Tafeln in Lichtdruck und 4 geogi-aphischen Karten. 1898. Preis; brosch. 27 Mark, eleg. in Halbfranz geb. 30 Mark. Oesterr. botanische Zeitschrift, Nr. 1, 1S99: Ein prächtiges Werk, das uns insbesondere die Resultate der Anpassungs- erscheinungen in den Tropen in Wort und Bild vor x\ugen führt ... Glänzend ist die illustrative Ausstattung des Werkes. Die Mehrzahl der Ab- bildungen besteht aus Reproduktionen photo.graphischer .\ufnahmen von Vegetations- bildern aus allen Teilen der Erde, die der Verfasser zum Teil selbst anfertigte, zum Teil mit viel Emsigkeit sich zu beschaffen wusste. Die Abbildungen .allein liefern ein pflanzengeographisches und allgemein geographisches Material von grösstem Wert. trommanoschd Buchdruckeiei (Hermaiia PohioJ iu Jtna. — 2657 Streptocalyx angustifolius, Anthurium scolopendrium und Codonanthc sp. bei Manaos. Zweite Reihe Bett 2. G, Karsten: Die Fllangroüe -Vegetation, üafel 7—12 Vegefationsbilder tierausgegeben pon Dn S« Karsten Professor an der Uniuersitdt Bonn Dr. B. Schenck Professor an der technischen ßochschule Darmstadt <2:ä> ^iä> <5^ Zweite Reihe, ßeft 2: *ss> *3CS> «ss» G. Karsten, Die IRangroue 'Vegetation Cafel 7. Küstensaum uon Rhizophora mucronata. Cafel 8. Rtiizoptiora mucronata, Einzelexemplar. Cafel 9. Bruguiera gymnorrhiza. Cafel 10. Huicennia officinalis. Cafel 11. Sonneratla acida. Cafel 12. Sonneratia alba. ^ena 1<504 Verlag pon Gusfap Fiscfier f fnter dem Oamen »►PegetfltiOIlSbilder'i erscheint hier eine Sammlung von Iiichtdrucben, die nach ^^ sorgfältig ausgewählten photographisdien VegetationsauFnahmen hergestellt sind, und deren erste Serie nunmehr abgeschlossen vorliegt. Verschiedenartige Pflanzenformationen und •Genossenschaften möglichst aller Celle der Erdoberfläche in ihrer Eigenart zu erfassen, charakteristische Gewächse, weldie der Vegetation ihrer Beimat ein besonderes Gepräge verleihen und wichtige ausländische Kulturpflanzen in guter Darstellung wiederzugeben, ist die Hufgabe, welche die Berausgeber sich gestellt haben. Die Bilder sollen dem oft schmerzlich empfundenen Illangel an brauchbarem Demonstrationsmaterial für pflanzengeographische Vor- lesungen jeder Art abhelfen; sie werden dem Geographen nicht minder willkommen sein wie dem Botaniker und dürften auch in allen Kreisen, welche sich kolonialen Bestrebungen widmen, eine wohlwollende Auf- nahme finden. Um ein reidihaltiges lüaterial bei geringfügigen Aufwendungen bieten zu können, wurde das Format pon 21 X24 cm gewählt. Es gewährleistet bei massiger Vergrösserung des in 9X 12 cm oder 13X 18 cm aufgenommenen Originalbildes die genaue Wiedergabe aller Einzelheiten und ermöglicht ein Berumgeben während des Vortrages, ohne Störung zu Perursachen. Die Berausgabe der Bilder erfolgt in Form pon Beften zu je 6 Cafein, denen ein kurzer erläuternder Cext beigefügt wird. 3edes Beft umfasst nach geographischen oder botanischen Gesiditspunkten zusammengehörige Bilder und stellt eine selbständige Veröffentlichung des betreffenden Autors dar. Der Preis für das Beft pon 6 Cafein ist auf 2.50 m. festgesetzt worden unter der Voraussetzung, dass alle 8 üieferungen der Reihe bezogen werden. Einzelne Befte werden mit 4 Illark berechnet. Der 3nhalt der Ersten Reihe war: Erstes Beft. B. Sehen*: Südbrasilien. Zweites Beft. G. Karsten: ITlalayisdier Archipel. Drittes Beft. H. Sehende: Cropische Rutzpflanzen. Viertes Beft. G. Karsten: Illexikanisdier Wald der Cropen und Subtropen. Fünftes Beft. fl. Schenck: Südwest-Afrika. Sechstes Beft. G. Karsten: ITlonokotylenbäume. Siebentes Beft. H. Sehen*: Strandpegetation Brasiliens. Achtes Beft. G. Karsten und E. Stahl: mexikanische Cacteen-, Agapen- und Bromeliaceen-Vegetation. Vegetationsbilder. Zweite Reihe, Heft 2. Die Mangrove -Vegetation. Von G. Karsten, a. o. Professor der Botanik an der Universität Bonn. Talel 7 — 12. (Nach photographischer Aufnahme von G. IvARSTEN, i88g, und Tafel 12 von K. Martin, 1891.) Eine der eigenartigsten Vegetationsformationen der Tropen, zugleich eine der allgemein verbreiteten, begrüßt die Jl/ai/o/vz'i' ') uns gleich beim ersten Anblick tropischer Küsten. Als ununterbrochener grüner Saum umfaßt sie das Land und weicht nur dort dem ungestümen Anprall des Meeres, wo regelmäßige Winde andauernd starke Brandung verursachen. Ungleich allen anderen Vereinen von Landpflanzen beschränkt sie ihr Gebiet nicht auf das trockene Land diesseit der Flutgrenze, sondern dringt mit den äußersten Vorposten so weit ins Meer vor, als diese Grund zu fassen vermögen. Zur Zeit der Ebbe, wenn der bis an die untersten Zweige ihrer Krone reichende Wasser- spiegel gesunken ist, werden die Stelzwurzeln der R/iizop//ora- Arten sichtbar, welche in der Regel am weitesten ins Meer vordringen (Tafel 7 und 8). Es sind Rhizophora mucronata und seltener Rhizophora conjugata in der Mangrove des Indischen Ozeans, Rhizophora Mangle an den Küsten des Atlantischen. Etwa wagerecht aus dem Stamm oder den unteren Aesten hervorbrechend, neigen sich die zunächst schwanken Wurzel- stäbe in elegantem Bogen abwärts und erreichen in einiger Entfernung den Erdboden. i) E. Warjiing: Rhizophora Mangle. Englers Jahrb., IV, 188,5. — K- Goebel: Einige Eigentümlichkeiten der südasiat. Strandvegetation. Pflanzenbiolog. Schilderungen, I, Marburg 1889. — A. F. W. SchIxMPER: Indo-malayische Strandflora. Bot. Mitteilungen aus den Tropen, III, Jena 1891. — Ders. : Pflanzengeographie, Jena 1899. — G. Kar.sten : Mangrove-Vegetation im Malayischen Archipel. Biblioth. botanica, XXII, 1891. — G. Haberlandt : Ernährung der Keimlinge und Bedeutung des Endosperms bei viviparen Mangrovepflanzen. Ann. de Buitenzorg, XII, Leiden 1895. Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft 2 G. Karstex, Die JMangrove-Vegetation Tafel 7 — 12 Meist ist schon vorher infolge des in seinen Ursachen unaufgeklärten Absterbens der Vegetationspunkte eine Gabelung oder Dreiteilung der Wurzeln erfolgt, welche ent- sprechend größere Sicherheit für feste Verankerung der elastischen, den Wellen nach- gebenden Stützen gewährleistet. Daß der Stamm der Rhizophoren an der Basis bald abstirbt und der Baum also nur auf seinen Stelzwurzeln steht, erhöht die Eigenartigkeit des Anblickes. Hinter dem Wall der Rhizophora oder auf gleicher Linie mit ihr finden sich weitere Formationsgenossen ein. Zunächst verwandte Formen aus der Familie der Rhizophoraceen, wie Bruguiera g}annorrhiza, Bruguiera eriopetala, Bruguiera carj^ophyl- loides und Bruguiera parviflora, Kandelia Rheedii, Ceriops CandoUeana und Ceriops Roxburghiana, ferner Aegiceras majus, eine Myrsinacee, die Lythraceen Sonneratia alba, Sonneratia acida und Sonneratia apetala, die Meliaceen Carapa obovata und Carapa moluccensis, Scyphiphora hydrophyllacea , eine Rubiacee, Acanthus ilicifolius, eine Acanthacee. AUe diese für die Mangrove des Indischen Ozeans charakteristischen Pflanzen fehlen in Amerika. Dagegen haben die Familien der Combretaceen und Verbenaceen in beiden Mangroveformen Vertreter; erstere Lumnitzera racemosa und Lumnitzera coccinea in der indischen, Laguncularia racemosa in der amerikanischen, die zweite Avicennia tomentosa und Avicennia nitida amerikanisch, Avicennia officinalis indisch. Damit ergibt sich, daß die indische Form der Mangrovewaldungen sehr viel reichhaltiger ist als die amerikanische oder atlantische; die weiteren auf Unter- suchungen der indischen Mangrove fußenden Ausführungen werden also iiu all- gemeinen auch für die amerikanische Mangroveformation Gültigkeit beanspruchen können. Die Ausdehnung des Mangrovegürtels ist verschieden ; an weiten Flußmündungen, flachen Küsten u. dergl. mehrere, ja viele Kilometer breit, ist in anderen Fällen nur ein schmaler Streifen von ihm eingenommen. Stets aber bleibt das Aussehen das gleiche. Mehr oder minder lebhaft grüne Blätter von ovaler ganzrandiger Form, lederiger, oft dickfleischiger Konsistenz, vielfach mit einem mächtigen Wassergewebe versehen, eignen allen ihren Angehörigen; einzelne Formen zeigen vertikale Blattstellung und dement- sprechend isolateralen Blatd^au. Nur die x\vicennia-Arten werden durch dichte Behaarung als Bäume oder Sträucher von grauer Färbung schon weithin kenntlich. Isolateraler Blattbau, Succulenz der Blätter, Wassergewebe, dichte Behaarung sind gewöhnliche Mittel , die Transpiration herabzumindern ; sie sind bei xerophilen Formationen zu finden. Es mag zunächst auffällig und unnatürlich erscheinen, daß diese aus dem Meerwasser selbst aufstrebenden Pflanzen unter Wassermangel leiden sollen und ihre Transpiration auf das Notwendigste einschränken müssen. Wenn man aber unsere Dünen- und Strandpflanzen zum Vergleiche heranzieht, so zeigen sie ebenfalls einen stark succulenten oder sonstwie auf Transpirationsschutz hindeutenden Habitus; man braucht ja nur an Cakile maritima, Salsnla Kali, Psamma arenaria etc. zu denken. Mit anderen Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft 2 G. Karsten, Die Mangrove-Vegetation Tafel 7—12 Worten, es ist die Xerophilie dem Einfluß des Salzgehaltes im Boden oder Wasser zuzuschreiben, der hier wie dort auf Transpirationsschutz hinwirkt; Mangrove, wie Strand- pflanzen überhaupt bilden eine „edaphische Formation". — Dementsprechend verliert sich auch bei den Mangrovepflanzen an Exemplaren, die in salzfreiem Boden kultiviert werden, die dickfleischige Konsistenz der Blätter, und der Blattquerschnitt wird bis auf die Hälfte vermindert'). In der Mangrove kommt aber neben der chemischen Zusammensetzung des Bodens sehr wesentlich seine physikalische Beschaffenheit in Betracht. Meist findet sich ein zäher morastiger Schlamm, überladen mit organischen, in Auflösung befindHchen Resten, wie sie der Fluß mitgebracht oder das Meer angespült und zwischen dem Wurzelwerk der Rhizophoren abgelagert hat. In anderen Fällen (Tafel 12) bildet ein fester poröser Korallensandboden das Substrat der Mangrove, ohne daß diese ihre Eigenart darum ablegte. Gemeinsam ist beiden Orten nur die Lage im Bereiche von Ebbe und Flut; dieser wie jener wird täglich bald meterhoch von Wasser über- deckt und durchdrungen, bald liegt er trocken da. Das ganze im Boden sich aus- breitende Wurzelsystem der Pflanzen wird also durch die Flut von dem Verkehr mit der Außenwelt etwa für die Hälfte eines jeden Tages völlig abgeschnitten. Und doch bedarf dieser Teil der Pflanze so gut wie alles lebende Protoplasma der Atmung und dazu einer andauernden und hinreichenden Sauerstoffzufuhr und Kohlensäureabfuhr. Während der Flutzeit scheint nun ein solcher Gasaustausch für die Mangrovewurzeln ausgeschlossen zu sein, sie müßten also ihre Arbeit im Dienste des Gesamtorganismus unter den denkbar ungünstigsten Bedingungen leisten. Diesen ungewöhnlichen Verhältnissen gegenüber zeigen die Mangrovepflanzen auch außergewöhnliche Anpassungen. Man findet z. B. bei den genannten Bruguiera- Arten zur Ebbezeit den Boden übersät mit hoch emporragenden Wurzelknorren (Tafel 9), deren höchste Erhebungen nicht weit unter dem normalen Stande der Flut- welle bleiben. Sie kommen in der Weise zu stände, daß starke Seitenwurzeln sich plötzlich direkt aufwärts krümmen und erst nach Erreichung der Bodenoberfläche wieder abwärts wachsen. Dann erhebt sich das scharfe Knie durch eigenes Wachstum selb- ständig weiter über den Boden, verdickt sich erheblich, läßt auch wohl Seitenwurzeln in nächster Nähe abzweigen und bedeckt seine Oberfläche mit einer ungeheueren Menge großer Lenticellen. Dabei ist der Bau der ganzen Wurzeln ein abweichender. Die i) Cf. A. F. W. Schimper: Schutzmittel des Laubes gegen Transpiration etc.. Sitzungsber. K. A. d. W. Berlin, 1890. — Ders. : Indo-Malayische Strandflora 1. c. — Ders. : Pflanzengeographie, 1. c. — E. Stahl: Versuche über Transpiration und Assimilation. Bot. Ztg., 1891. — O. Rosenberg: Trans- piration der Halophvten. Oefv. af Kong. Ak., Foerh, 1897. — L. Diels : Stoffwechsel und Struktur der Halophvten. Jahrb. f. wiss. Bot., XXXH, 1898. — W. Benecke: Die DiELs'sche Lehre von der Entchlorung der Halophyten. Jahrb. wi.ss. Bot., XXXVI, 1900. — F. W. C. Areschoug: Salzaus- scheidung der Mangrovepflanzen. Flora 1904. Vegetationsbilder, .'. Reihe, Heft 2 G. Karsten, Die Mangrove-Vegetation Tafel 7—12 sonst in der Regel alsbald abgestoßene primäre Rinde bleibt als ein mit mächtigen Intercellularräumen durchsetztes Durchlüftungsgewebe erhalten. Nach außen wird durch Ausbildung eines peripheren Holzringes, der unter dem äußeren Korkgewebe liegt, ein fester Abschluß ermöglicht, und gleichzeitig sorgen mechanisch wirksame Aussteifungen zwischen dem zentralen und dem peripheren Holzkörper dafür, daß die Wurzel nicht in der Erde zusammengedrückt werden kann, daß also den Lufträumen im Inneren ihre freie Verbindung untereinander erhalten bleibt. Diese Gestaltung und Ausrüstung der als „Pneumatophoren" bezeichneten Gebilde legte die Vermutung nahe, daß sie für die Flutzeit den unter Wasser resp. im Schlamm- boden befindlichen Teilen des Wurzelsystems als Ausführungsöffnungen, als Atmungs- organe dienen. Auch konnte durch darauf gerichtete Versuche^) diese Vermutung in der Tat bestätigt werden. Es wäre der merkwürdige Bau, wie das Vorkommen der Organe überhaupt ohne eine solche Funktion ja auch völlig unverständlich. Daß derartige negativ geotropische Wurzeln der Alangrovepflanzen Atmungs- organe darstellen, ist zuerst von Goebel^) behauptet worden, der sie l^ei Sonneratia be- obachtete. Auch sind sie hier in der Tat besonders auffällig (Tafel 1 1 und 1 2). Wie ich an jüngeren in Buitenzorg kultivierten Keimpflanzen feststellen konnte, entstehen sie an horizontal im Boden hinlaufenden Wurzeln als Nebenwurzeln, die negativ geo- tropisch direkt emporwachsen. An den halbjährigen Keimpflanzen, die 2 m Höhe und 4 cm Stammdurchmesser über dem Boden erreicht hatten, waren sie in großer Menge nur wenige Centimeter voneinander entfernt, allseitig bis ca. 2 m vom Stamme und etwa 5 — 10 cm hoch aus dem Boden ragend, wahrzunehmen. Der Vegetationspunkt zeigte sich an ihnen von einem verkorkten Gewebe in Art einer Wurzelhaube überzogen. Leider habe ich versäumt, Genaueres darüber in Erfahrung zu bringen. Bemerkenswert ist nun, daß die anatomische Ausbildung der horizontal streichenden A\\irzel dauernd dem Wurzel- charakter entspricht, während die negativ geotropischen Pneumatophoren deutlich stamm- ähnlichen Bau annehmen. Aeltere Exemplare erreichen i m Höhe und darüber bei deut- lich spindelförmiger Gestalt. Die freie Oberfläche besteht aus zahlreichen Korklamellen, welche durch unverkorkte Füllzellen voneinander getrennt sind; sie stellt gleichsam eine einzige Lenticelle dar. Soweit die Erde reicht, ist unter den mächtigen Korklagen reichhch entwickelte primäre Rinde mit radialen Verdickungsringen zur Aussteifung der Intercellularräume vorhanden, oberhalb nimmt der Holzkörper erheblich zu, die Rinde und ihre Intercellularen ab. Die Wurzelteile dagegen entbehren in der Jugend einer radialen Aussteifung ihrer Rindenintercellularen, die wohl bei der geringen Entfernung der einzelnen Pneumatophoren voneinander entbehrlich sein mag. In älteren Wurzeln 1 ) Versuche von Karsten und Greshoff ; cf. in G. Karsten : Mangrove-Vegetation im Malayischen Archipel, 1. c. p. 41 ff. 2) K. Goebel: lieber die Luftwurzeln von Sonneratia. Ber. d. Bot. Ges., IV, 1886, 249. Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft 2 G. Karstex, Die Mangrove- Vegetation Tafel 7 — 12 fand Westermaier ^) „schwach bogig oder auch sehr lang S-förmig" gekrümmte einzelne Zellen, die „wie elastische Federn" wirken. Ihnen darf immerhin eine gewisse Aus- steifung der Rindenintercellularen zugemutet werden. Dem einen oder anderen der beiden beschriebenen Typen ähnelnde Pneumato- phoren besitzen nun fast alle vorher genannten Angehörigen der Mangrove. Ihre Dimensionen und Häufigkeit stehen meist in deutlichem Verhältnis zur Größe und Wachstumsintensität der betreffenden Pflanzen. So kommen den Avicenniabäumen ^) in der atlantisch-amerikanischen, wie der indischen Mangrove besonders zahlreiche, auch stärkere Pneumatophoren zu als den kleinen Scyphiphora- oder Lumnitzerabüschen. Besonders eigenartig sind jedoch noch diejenigen der Carapa-Arten. Während Carapa obovata lediglich hohe Brettwurzeln über die Oberfläche hinlaufen läßt, deren oberer Rand mit Lenticellen bedeckt ist, zeigt Carapa moluccensis steile lokale Erhebungen, die als große, bis ca. Vü m hohe Hörner die kleinen Stämme umstehen und einen höchst eigenartigen Anblick gewähren. Die primäre Rinde ist hier frühzeitig abge- worfen, die sekundäre entspricht durch reichliche und geräumige Intercellularräume mit radialer Aussteifung hohen Anforderungen der Durchlüftung. Sehr zahlreiche und große Lenticellen bedecken die Oberfläche ringsum. Hinzugefügt mag noch sein, daß die Mangrovegewächse doch nicht ganz isoliert in dem Besitze von Pneumatophoren dastehen, vielmehr zeigen zahlreiche Palmen, die wie die Sagopalmen (Metroxylon - Arten) sumpfige Niederungen bewohnen, ebenso Pandanus-Arten und Ravenala ähnliche Organe. Jost^) konnte an Gewächshauspalmen nachweisen, daß der Bau dieser mehr oder minder mächtigen Gebilde den Anforderungen der Durchlüftung entspricht, und daß sich durch möglichst vollständige Verdrängung der Luft aus den Kulturkübeln reichlichere Bildung derartiger mit Pneumathoden be- setzter Atmungswurzeln erzielen läßt. Daß die Rhizophora-Arten selbst und der ebenfalls auf Wurzelstelzen ruhende Acanthus ilicifolius neben diesen besonderer Pneumatophoren nicht mehr bedürfen, ist ja leicht verständlich. Somit kann ganz allgemein behauptet werden, daß die Mangrovepflanzen ihren Wurzeln eine Form und Ausrüstung geben, welche jede i) M. Westermaier: Zur Kenntnis der Pneumatophoren. Bot. Untersuchungen im Anschluß an eine Tropenreise, i. Heft, Freiburg i. d. Schw. iqoo. Die dort vertretene eigentümliche Anschauung, daß hier ein periodisches Auspumpen der Wurzelintercellularen durch den Druck des bis zur Fluthöhe gestiegenen Wassers erfolge, also ein „Pumpniechanismus" voriiege, eriedigt sich wohl durch den Hm- weis daß ein zäher Schlamm immer noch zu viel Widerstand leistet, um diesen Druck für die ihm eincrelagerten Pflanzenorgane fühlbar zu machen, daß andererseits . auch bei festem Boden, wie auf Taf^el I' der Korallensand von Amboina ihn bietet, oder bei im Bmtenzorger Garten stehenden, der Flut völlig entzogenen Bäumen die gleiche Organisation zu beobachten ist. K. Goebel: Organographie, IQOO, p. 480. . , ., , . 2) H. Schexck: Ueber die Luftwurzeln von Avicennia tomentosa und Lagunculana racemosa. Flora, 1889, p. 83. — W. Brenner: Ueber die Luftwurzeln von Avicennia tomentosa. Ber. d. Bot. Ges., -,)'l. Jost: Beitrag zur Kenntnis der Atmungsorgane der Pflanzen. Bot. Ztg., 1887, p. 601. Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft 2 G. Karsten, Die Mangrove-Vegetation Tafel 7 — 12 Beeinträchtigung ihrer Tätigkeit durch die regelmäßig wiederkehrende Fkitwelle auszu- schließen geeignet sind. Eine zweite Anpassung der Mangrove steht gleichfalls mit dem eigenartigen Standorte in Verbindung, es ist die Ausrüstung ihrer Früchte oder Samen. Voraus- setzung für jede Küstenvegetation ist natürlich die Schwimmfähigkeit von Früchten und Samen, denn das Meer muß ihnen als Transportmittel dienen. Demgemäß findet man sowohl bei den Dünen bewohnenden Gräsern und Ipomoea-Arten, wie den Strandbäumen, von Pandanus - Arten und der allverbreiteten Kokospalme bis zu Cerbera Odollam, Barringtonia - Arten und Calophyllum Inophyllum diese Bedingung erfüllt. Auch alle Mangrovepflanzen sind mit schwimmenden Früchten oder Samen versehen, aber der Standort nötigt sie, erheblich größere Aufwendungen für deren Ausrüstung zu machen. Die Mehrzahl der Mangrovepflanzen gehört zu den viviparen Ge- wächsen. Als vivipar werden diejenigen Pflanzen bezeichnet, welche ihre Samen, ohne ihnen eine Ruhezeit zu gönnen, bereits an der Mutterpflanze auskeimen lassen. Der Embrj'o durchbricht die Mikropyle und erreicht auf Kosten der Mutterpflanze seine weitere Entwickelung derart, daß er erst als vorgeschrittene Pflanze selbständig wird und damit eine Ueberlegenheit anderen minder weit ausgebildeten Konkurrenten gegen- über erlangt. Naturgemäß sind sehr verschiedene Grade solcher Viviparie zu beobachten. Bei Aegiceras majus') z. B. bricht der einzige im Fruchtknoten zur Entwickelung gelangende Embryo frühzeitig mit dem "Wurzelende aus der Mikropyle hervor, weil der Embryosack trotz beträchtlicher Ausdehnung mit der außerordentlichen Längs- streckung des Keimlings nicht mehr Schritt zu halten vermag. Die Zentralplacenta mit Ueberresten zahlreicher nicht zur "W^eiterentwickelung gelangter anatroper Samen- anlagen sitzt dem Keimling- schheßlich in halber Höhe seitlich an. Sie läuft an seinem ins Freie ragenden Hypokotyl als schmaler Strang entlang und bildet die einzige organische Verbindung des Keimlinges mit der Mutterpflanze, vermittelt also auch allein die Nahrungszufuhr. Das obere Stammende des Keimlings mit den beiden Kotyle- donen steckt noch im Embrj^osacke darin, die Fruchtschale hüllt das Ganze ein. Erst wenn die zunächst im Wasser treibende Frucht sich irgendwo festgesetzt hat und sich weiterentwickelt, wird die Fruchtschale gesprengt. Hier ist die Viviparie äußerlich nicht kenntlich und nur bei Untersuchung der Frucht wahrzunehmen. Ein Auswachsen des Radikularendes aus der Umhüllung des inneren Integumentes ist auch bei Carapa moluccensis^) zu beobachten. Die Hauptwurzel freilich verkümmert bald und ragt nur als kugelige Kuppe vor, von der dünnen Korkhaut des äußeren i) Vgl. K. Goebel: Pflanzenbiolog. Schilderungen, 1. c. — A. F. W. Schimper: Strandflora, I.e. G. Karsten: Mangrove, 1. c. — G. Haberlandt, 1. c. 2) Cf. G. Karsten, 1. c. Vegetationsbilder, z. Reihe, Heft 2 G. Karsten, Die Mangrove- Vegetation. Tafel 7 — 12 Integumentes umhüllt. Eine eigenartige Anpassung der Samen tritt bei Zerfall der kopf- großen Kugelfrüchte hervor. Jeder Samen besitzt einen kugelig gewölbten Oberflächenteil, mit dem er der Fruchtaußenwand anliegt. Hier ist in jedem einzelnen Falle die Mikro- pyle mit dem Wurzelstumpf zu suchen. An der Innenseite dagegen bildet sich eine mächtige Korklage aus, welche diejenige der Außenseite um das 4 — 5-fache mindestens übertrifft. Daher liegt der Schwerpunkt der aus der Fruchtschale befreiten großen flach-gewölbten Samen stets derart, daß sie, im Aleerwasser schwimmend, ihr Wurzel- ende abwärts kehren und in diese feste Schwimmlage zurückkehren müssen, so oft sie auch von Wind und Wellen in andere Lage gebracht sein mögen. Der Vorteil einer fixen Schwimmlage für die Pflanze besteht darin, daß Wurzel und Stamm sich während des Umhertreibens bereits weiterentwickeln und, an günstigen Standort gelangt, die Befestigung des Keimlings mit Hülfe zahlreicher Nebenwurzeln ohne Verzug aufzu- nehmen im Stande sind. Die Frucht von Avicennia officinalis ') ist beim Abfallen vom Baume noch von der Fruchtschale umhüllt, gleicht darin also den beiden bisher genannten Pflanzen. Sie enthält wie Aegiceras nur einen Keimling. Seine Entwickelungsgeschichte ist von Treue eingehend untersucht worden. Der Embryo wird in den jüngeren Zuständen völlig von einem seiner Entwickelung vorauseilenden Endosperm umgeben. Dieses wächst alsbald aus der stark verbreiterten JMikropyle heraus und führt den Keimling mit sich. In älteren Stadien durchbricht der Keimling das Endosperm, und wenn die Frucht vom Baume fällt, findet sich ein wohlentwickelter Keimling mit zwei zusammen- gefalteten Keimblättern und einem stark entwickelten Hypokotyl in der Fruchtschale, während vom Endosperm, Placenta u. s. w. nur noch stark zusammengeschrumpfte Reste zu entdecken sind. Charakteristisch für Avicennia ist nun, daß die Früchte, in Wasser schwimmend, sich stets alsbald ihrer Schale entledigen. Sie platzt der Länge nach auf, rollt sich zusammen, und der Keimling liegt frei im Wasser. Eigenartige, dem Hypokotyl allseitig entspringende Haare laufen am freien Ende in scharf umgebogene Haken aus, die ein baldiges Festheften des Keimlings ermöglichen. Zahlreiche Anlagen adventiver Wurzeln sorgen dann für definitive Befestigung der jungen Pflanze, während die Haupt- wurzelanlage völlig verkümmert. Sehr viel auffallender als bei den bisher genannten Pflanzen, deren Keimlinge, solange sie an der Mutterpflanze sitzen, dauernd von der Fruchtschale umhüllt bleiben, tritt die Viviparie der Rhizophoraceen hervor. Alle stimmen darin überein, daß der einzige siegreich gebliebene Embrj^o stark heranwächst, sein Hypokotyl mit dem Wurzelende aus der Mikropyle austreten, in den Fruchtknotenraum und das schwammige Gewebe der Wandung eindringen läßt, um diese früher oder später völlig zu durchbrechen. I) M. Treub: Notes sur lembryon, le sac embryonaire et l'ovule. IL Avicennia officinalis. Ann. de Buitenzorg, III, 1883. Vegetationsbilder, 2. Reilie, Heft 2 G. Karsten, Die Mangrove-Vegetation Tafel 7 — 12 Bei Bruguiera geschieht dies derart, daß es als zunächst kegelförmiges Gebilde inmitten des krugförmig vertieften Blütenbodens auftaucht. Der \-ielzählige, hartlederige Kelch legt sich bei Bruguiera parviflora dem zu einem CA'lindrischen Körper heranwachsenden, lebhaft grünen Hypokotyl mehr oder minder eng an, bei den anderen Arten spreizt er davon ab, oder ist völlig zurückgeschlagen und aufwärts gebogen. Im Embryosacke ist der Stammscheitel mit den (meist 4) ihn umgebenden Keimblättern verblieben. Sie umschließen zunächst als deutlich getrennte Anlagen noch etwas Protoplasma und füllen schließlich die Samen.schale vollkommen aus, verwachsen am Grunde, werden aber stets von einer Spalte durchzogen. Kleine Endospermreste, welche zwischen Integument und Kotyledonen erhalten geblieben sind, senden haustorien- ähnliche Wucherungen in diese hinein und übermitteln als sekundäres Endosperm dem Embryo dauernd weitere Nahrungszufuhr von selten der Mutterpflanze, wie von Haber- landt') gezeigt wurde. Die Keimlinge entwickeln sich zu einem Teil jedenfalls durch eigene Assimilation ihres chlorophyllhaltigen Rindengewebes weiter, dessen Epidermis auch Spaltöffnungen führt. Sie erreichen bei Bruguiera parviflora und gvannorrhiza 20 — 25 cm Länge, bei Bruguiera eriopetala und car}'ophylloides bleiben sie kleiner. Etwas anders verläuft die Entwickelung bei Rhizophora. Der Blütenboden ist hier flacher, und nach der Blütezeit wächst die Frucht als ein graubraunes, zunächst sehr zierlich kegelförmiges Hütchen über die hartlederigen 4 Kelchblätter hinaus. Bevor sie aber noch Zeit gefunden, sich erheblich in Höhe und Umfang zu vergrößern, erscheint an der Spitze das aus der Mikropyle herausgewachsene \Vurzelende des Keimlings. Während bisher die Lage der Frucht eine aufsrerichtete war, bies:t sich das Hypokotyl sogleich deutlich dem Boden entgegen, und sein beträchtlich ange- wachsenes Gewicht zwingt später die Frucht gerade herabzuhängen. In einer der Länge nach durchschnittenen Frucht jüngeren Zustandes ist von freien Keimblättern niemals etwas zu sehen. Ein dicker, fleischiger Kotyledonarkörper findet sich an ihrer Stelle. Er wird von einem schmalen Hohlraum durchzogen, in welchem die Plumula steckt. Man kann danach und nach dem Verhalten von Brug-uiera die Ent- stehung des Gebildes aus 2 oder mehr miteinander verwachsenen Kotyledonen vermuten. Aufgabe des Kotyledonarkörpers ist es: einmal mit seiner papillösen Oberfläche im oberen hutförmigen Teil die von der Mutterpflanze herzuströmenden Nahrungsstoffe aufzunehmen, andererseits durch die starke Schwellung .seines unteren Teiles dem immer schwerer werdenden Keimling Halt zu gewähren und ein Herausgleiten aus der Frucht zu verhüten. Hat das Hypokotyl annähernd die ihm zukommende Länge erreicht, so wächst der Kotyledonarkörper, welcher stets die Plumula des Keimlings scheidenartig überdeckt, auch seinerseits über den Rand der mächtig anoeschwollenen i) G. Haberlandt, 1. c. Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft 2 G. Karstex, Die Mangrove-Vegetation Tafel 7—12 Frucht hervor. Die Ansatzstelle des Kotyledonarkörpers am Keimling ist als Ring deut- lich zu erkennen, seine glatte Oberfläche hebt sich von der mit zahlreichen warzigen Lenticellen bedeckten des Hypokotyls leicht ab. Dieser Ring entspricht der Basis der verwachsenen Kotyledonen und dient später als Trennungsstelle von Keimling und Frucht. Bei der stattlichsten aller Rhizophora-Arten, der indischen Rhizophora mucronata, pflegt die gewöhnliche Länge erwachsener Keimlinge 60 — 70 cm zu betragen , sie können aber sehr wohl eine Größe bis zu i m an der Mutterpflanze erreichen. Tafel 8 führt eine Einzelpflanze mit zahlreichen Keimlingen in allen Größen vor Augen. Das spitz auslaufende Hypokotyl ist am unteren Ende keulenförmig verdickt, so daß sein Schwerpunkt weit nach unten verlegt wird. Löst sich nun an der vorbezeichneten Ringstelle die Verbindung von Kotyledonarkörper und Keimling, so fällt dieser herab und bohrt sein spitzes Wurzelende mit ziemlicher Gewalt in den Schlamm ein. Die aus ihrer Höhlung befreite Plumula besitzt weit entwickelte Blattanlagen. Durch Aus- treiben zahlreicher Nebenwurzeln beginnt alsbald die Festwurzelung, während die Haupt- wurzel regelmäßig abstirbt. So sieht man rings um eine Rhizophorapflanze junge Keim- linge verschiedenen Alters aus dem Wasser hervorragen. Sie vermögen sich zu ent- wickeln, auch wenn sie täglich eine Zeitlang von der Flut bedeckt werden sollten. In ganz ähnlicher Weise geht die Ausbildung der Ceriopsfrüchte und -keimlinge von statten. Keulenform und scharfe Zuspitzung des Wurzelendes sind hier noch aus- geprägter, und durch die rinnige Oberfläche des Hypokotyls wird ein noch festeres Haften im Schlamme erzielt werden müssen. Die Früchte, d. h. Fruchtschalen, der Rhizophora- und Ceriops-Arten bleiben an der Mutterpflanze hängen und gehen, ihres Keimlings entledigt, langsam zu Grunde. Bei den Bruguiera-Arten dagegen fällt die Frucht mit vom Baume. Die geringere Länge und nicht so günstige Gewichtsverteilung des Keimlings wird ihm nicht mit der- selben Sicherheit gestatten, sogleich in richtiger Lage weiterzuwachsen. Sie treiben vielleicht häufiger im Meere, bevor sie zur Ruhe kommen. Bei Bruguiera parviflora wird dann die Frucht von der Plumula durchbohrt; bei Bruguiera eriopetala dagegen*) und \'ermutlich auch bei gymnorrhiza und caryophylloides wird sie abgeworfen. Ein zwischen dem Hypokotyl und der ihn umhüllenden Fruchtschale erhaltener Rest aus- getretenen Endosperms dient als Schwellkörper, indem er, im Wasser aufquellend, die Lockerung des Keimlings und seine Ablösung von den Kotyledonen vorbereitet und erleichtert. Alle Bruguiera-Arten entwickeln zunächst ihre Hauptwurzel, mit der sie sich verankern. Charakteristisch für alle Rhizophoraceen ist ein sehr langsames Wachstum. Um so wichtiger ist es für sie, gleich in richtiger Orientierung ihrer Vegetationsorgane an i) Cf. Haberlandt, 1. c. p. 100. Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft 2 G. Karsten, Die Mangrove- Vegetation Tafel 7 — 12 geeignetem Standorte weiterwachsen zu können. In ilirer langsamen Entwickelung dürfte wesentlich mit die Ursache zu erblicken sein, welche sie zwang, vivipare Keimlinge zu bringen, um die Konkurrenz der Bewerber am Standorte auszuhalten. Wenigstens sieht man, daß die in Ausrüstung ihres Wurzelsystems so hoch entwickelten Sonneratia-Arten, deren rapides Wachstum vorher durch Beispiele belegt werden konnte, der Viviparie entbehren und trotzdem den Wettbewerb ihrer besser ausgerüsteten, aber langsamer wachsenden Formationsgenossen zu ertragen vermögen. Ein letzter Ueberblick über die Mangrove zeigt uns jetzt auch, wie nach den Abstufungen ihrer Ausrüstung die Gliederung erfolgen muß. Rhizophora mucronata ist mit Hilfe ihrer langen Keimlinge und ihrer hohen Stelzwurzeln am besten im .stände, den äußersten Rand einzunehmen, wo die kürzeren Keimlinge anderer Pflanzen keinen Boden mehr zu fassen vermögen. Mit ihr wetteifert nur die schnellwüchsige, nicht vivipare Sonneratia alba, deren mächtige Pneumatophoren der Fluthöhe gleichkommen. Die von Herrn Prof. Martin gütigst zur Verfügung gestellte Aufnahme (Tafel 1 2) zeigt eine Anzahl stattlicher Bäume von Sonneratia alba, wie sie an der Süd- und Nordküste Amboinas verbreitet sind. Natürlich ist die Verteilung der einzelnen Arten außerdem von anderen Faktoren, so vor allem von der mehr oder minder entwickelten Fähigkeit, den Salzgehalt des Substrates zu ertragen, abhängig. Aus diesem Grunde sind wohl Bruguiera gymnorrhiza und parviflora, Ceriops Roxburghiana, Sonneratia acida und Acanthus ilicifolius mehr auf die inneren Teile der Mangrove beschränkt, wo sie sich mit der früher bereits zur Darstellung gebrachten Nipa-Formation \ die im wesentlichen aus der stammlosen Nipa- palme gebildet wird, vermischen. Schließlich schwinden weiter landeinwärts die letzten Mangrovepflanzen und andere Bäume oder Sträucher, wie Cerbera Odollam, Terminalia Catappa, Heritiera litoralis, Excaecaria Agallocha, und andere treten an ihre .Stelle. i) Cf. Vegetationsbilder, I. Reihe, Heft 2, Taf. 7. 4-» a c o S tu 2 ä. o Rhizophora mucronata. Tandjoeng Prioek. N H öß c o i-. 'J 0 B .tZ rt tu N C C < o " D^ In pßl^ tu N c c o (-0 H 1) _Q _Q P-l ^ rt 11 C -TD 'o _o *-* r^ 'S < j2 ^ o ^ > N OJ rt to ,ri ;-; rt -Id -ö c o Die freundliche flufnahme, welche die Uegefafionsbilder bis jetzt gefunden haben, giebf die Ver- anlassung zu einer Fortsetzung des Unternehmens, die üon den uerschiedensten Seiten gewünscht war. Der vor- liegenden ersten Reihe werden also weitere folgen, für welche uns Beiträge u. El. uon den ßerren Ii. Klein, Karlsruhe; R. uon Wettstein, Wien; e. Stahl, 3ena; 6. fl. Bessey, Washington; 6. Ule, Berlin; F. Börgesen, Kopenhagen; W. Busse, Berlin; U. Dammer, Berlin; fl. Hansen, Siessen; 6. Pritzel, Berlin; C. Schröter, Zürich; 6. Seh weinfurth, Berlin; 6. Voickens, Berlin; 6. Warming, Kopenhagen; G. Zederbauer, Wien; Ch. Flahault, niontpellier; IIl. Büsgen, münden, freundlichst in Aussicht gestellt sind. Wird dem Unternehmen auch ferner das bisherige Interesse entgegengebracht, so soll dem Plane entsprechend versucht werden, nach und nach ein die ganze Erdoberfläche gleichmässig umfassendes pflanzen- geographisches flbbildungsmaterial zusammen zu bringen. 3edes Beft soll wiederum nach ülöglidikeit Zusammengehöriges enthalten und eine einheitliche Veröffentlichung darstellen. Einem vielfach geäusserten Wunsche entsprechend, wird auch die einheimische und europäische Vegetation besondere Berücksichtigung finden. riaturgemäss bleibt die Durchführung des Planes mehr und mehr von der Beteiligung der Fach- genossen abhängig, die im Besitze geeigneter Photographien — besonders eigener Aufnahmen — sind. Da der erste Versuch das Bedürfnis einer solchen Sammlung dargetan hat, erscheint die Boffnung gerechtfertigt, dass die notwendige Unterstützung auch weiter gewährt werden wird. Die Bedingungen für Abnahme der zweiten Reihe bleiben die gleichen, Abnehmer einer Reihe sind aber nicht zur Abnahme weiterer Reihen verpflichtet. Die Berausgeber : S. Karsten, B. Schenck, Bonn. Darmstadt. Die Verlagsbuchhandlung: Gusfap Fischer, 3ena. Yerlas Ton GriistaT Fischer in Jena. Das kleine pflanzenphysiologische Praktikum. Anleitung zu pfianzen- pliysio logischen Ex peri nipii t (_■]). Füi- Studierende und Lehrer der Natur- wissenschaften. Von Dr. W. Dctnicr. Professor an der Universität Jena. Mit 163 Abbildungen. lOO.'ä. Preis: brosch.ö Mark 50 Pf., geb. (j Mark 50 Pf. Vorlesungen über Pilanzenphysiologie. von Dr Ludwig Jost, a. o. Prof. an der Universität Strassburg. Mit 172 Abbildungen. Preis: brosch. 13 Mark, gebunden 15 IMark. Flora, 1004. Bd. 93, H. 2 : Die Darstellung ist klar, kritisch und reichhaltig und oft durch historische Rückblicke belebt. Die'Jost'schen Vorlesungen werden deshalb als eine treffliche Einführung in das Studium der Pflanzenphysiologie begTüßt werden. Auch für Be- rufsbotaniker ist das Buch wertvoll durch die eingehende Berücksichtigung und Dis- kussionen, welche die neuere pflanzenphysiologische Literatur in ihm gefunden hat. Solche orientierende Darstellungen sind jfi um so notwendiger, je mehr die Entwick- lung der Botanilv es unmöglich macht, in allen ihren Gebieten die Literatur zu verfolgen, besonders aber in der Physiologie, welche die Grundlage für alle anderen Teile der Botanik darstellt. Lehrbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreiches. Für Hochschulen u. zum Selbstunterricht. ]\lit Rücksicht auf das neue Deutsche Arzneibuch. Von Dr. GrCOrge Karsten, a. o. Prof. der Botanik an der Univei-sität Bonn. Mit 528 Abbildungen im Text. 1903. Preis: 6 Mark, geb. 7 Mark. Willkürliche Entwickelungsänderungen bei Pflanzen. Ein Beitrag zur Physiuloüie der Entwickelung. Von Dr. (xCOrg Klcbs, Prof. in Halle. Mit 28 "Abbildungen im Text. 1903. Preis: i Mark. Soeben erschien : Leuchtende Pflanzen. Eine physiologische Studie von Prof. Dr. Hans Molisch, Direktor des pflanzenjibysiologischen Instituts der k. k deutschen Universität Prag. Mit 2 Tafeln und 14 Textfiguren. Preis: 6 Mark. Ueber die Organisation und Physiologie der Cyanophyceenzelle und die mitotische Teilung ihres Kernes, von or. F. G. Kohl, a. o. Pro- fessor der Botanik an der Universität Marburg. Mit 10 lithographischen Tafeln. 1903. Preis: 20 Mark. Ein Blick in die Geschichte der botanischen Morphologie und die PericaUlOm-Theorie. von Dr. H. PotOni«^, Kgl. preuss. Landesgeologe und Professor, Wzw. l'rivatdozent der Paläobotanik an der Kgl. Bergakademie und der Universität zu Berlin. (Erweiterter Abdruck aus der naturwissensxhatt- lichen Wochenschrift. Neue Folge. II. Band, der ganzen Reihe X\ Ul. Band.) Mit 9 Abbildungen. 1903. Preis: 1 Mark. Die Kulturgewächse der deutschen Kolonien und ihre Erzeugnisse. Für Studierende und Lehrer der ^aturwissunschaften, PLanüigenbesitzer, Kauf- leute und alle Freunde kolonialer ]:!estrebungen. Nach dem gegenwartigen Stande unserer Kenntnisse bearbeitet. Von Prof. Dr. R. Sadebeck, Direktor des botanischen Museums und des botanischen Laboratoriums für Warenkunde zu Hamburg. Mit 127 Abbildungen. 1899. Preis: 10 Mark, geb. 11 Mark. Soeben erschien: Handbuch der Laubholzkunde. Charakteristik der in Mitteleuropa heimischen und im Fioien angepflanzten angiospermen Gchülz-Ai-ten und Formen mit Aus- schluss der Bambuseen und Kakteen. Von CamÜlO Carl Schneider. Mit 95 Abbildungen im Text. Erste Lieferung. Die Ausgabe erfolgt in Lieferungen von je 4 Mark. Soeben erschien: Praktikum für morphologische und systematische Botanik. Hiifsbuch bei praktischen Uebungen und Anleitung zu selbständigen Stjudien in der Mor- phologie und Systematik der Pflanzenwelt. Von Prof. Dr. Karl Schümann, weil. Kustos am Königl. Botanischen Museum und Privatdozont an der Univer- sität zu Berlin. Mit l.')4 Figuren im Text. Preis: 13 Mark, geb. 14 Mark. Frommanaschd Buchdruckerei (Hermann Pohlc) in Jena. — 2745 Zweite Reihe Bett 3 u. 4. C. Stahl, mexikanische fladelhölzer Zahl 13-18 und mexikanische Xerophyten üafel 19—24 Vegefafionsbilder herausgegeben pon Dr. S. Karsten Professor an der Uniuersität Bonn Dr. ß. Schenck Professor an der Cedinisdien ßochsdiule Darmstadt «äS» <2S> Zweite Reihe, Beft 3 u. 4 ^^ ^^ e. stahl, mexikanische Fladelhölzer CaFel 13. Pinus potula Schiede und Deppe. Kiefernwald unterhalb las Vigas, an der von Perote nach 3alapa führenden Bahn (etwa 2200 m ü. d. IIl.). Cafel 14 u. 15. Caxodium mucronatum Cen. Park von Chapultepec bei ITlexiko. Cafel 16. Cupressus Benthami Endi. Sacro monte uon Bmecameca. Cafe! 17. flbies religiosa Lindley, Oyamel der ITlexikaner. Einzeln stehende Bäume im 6rund des Bochtals bei Station Salazar, Sierra de Hjusco. Cafel 18. Die Berghänge sind mit geschlossenen Waldungen hauptsächlich derselben Baum- art bedeckt. mexikanische Xerophyten Cafel 10. Echinocactus obuallatus, Echinocereus conglomeratus, Ulammillaria sp. Cafel 20. Echinocactus capricornis, E. Williamsii, £. bicolor, Echinocereus conglomeratus, Ulammillaria scolymoides, Pellaea sp. Cafel 21. 3m Schu^ uon flgauen horstweise auftretende Selaginella pilifera BI. Br. Oord- abhang eines Berges westlich uon Saltiilo (1600 m ü. d. ITl.). Cafel 22. Opuntia microdasys, Echinocereus conglomeratus. Cafel 23 u. 24. nordmexikanische Balbwüste bei Venadito (8<)0 m ü. d. ITl.), Staat Coha- hulla. Cafel 23 : Fouquiera splendens Engelmann. Cafel 24 : Durch jähe Cem- peraturwedisel gesprengter Kalksteinblock mit Echinocereus und Opuntia. ^ena 1904 Perlag Pon 6ustap Fischer f Inter dem Ramen "Pegetfltionsbilder*' erscheint hier eine Sammlung von üiditdrucken, die nach ^^ sorgfältig ausgewählten photographischen Vegetationsaufnahmen hergestellt sind, und deren erste Serie nunmehr abgeschlossen üorliegt. Verschiedenartige Pflanzenformationen und -Genossenschaften möglichst aller Celle der Erdoberfläche in ihrer Eigenart zu erfassen, charakteristische Gewächse, welche der Vegetation ihrer ßeimat ein besonderes Gepräge verleihen und wichtige ausländische Kulturpflanzen in guter Darstellung wiederzugeben, ist die Rufgabe, welche die ßerausgeber sldi gestellt haben. Die Bilder sollen dem oft schmerzlich empfundenen Ulangel on brauchborem Demonstrationsmaterial für pflanzengeographische Vor- lesungen jeder Brt abhelfen; sie werden dem Geographen nicht minder willkommen sein wie dem Botaniker und dürften auch in allen Kreisen, welche sidi kolonialen Bestrebungen widmen, eine wohlwollende Auf- nahme finden. Um ein reichhaltiges ITIaterial bei geringfügigen Aufwendungen bieten zu können, wurde das Format pon 21 X24 cm gewählt. Es gewährleistet bei massiger Vergrösserung des in 9X 12 cm oder 13 X 18 cm aufgenommenen Originalbildes die genaue Wiedergabe aller Einzelheiten und ermöglicht ein ßerumgeben während des Vortrages, ohne Störung zu Perursachen. Die Verausgabe der Bilder erfolgt in Form pon Beften zu Je 6 Cafein, denen ein kurzer erläuternder Cext beigefügt wird. 3edes Beft umfasst nach geographischen oder botanischen Gesichtspunkten zusammengehörige Bilder und stellt eine selbständige Veröffentlichung des betreffenden Autors dar. Der Preis für das Beft Pon 6 Cafein ist auf 2.50 IIl. festgesetzt worden unter der Voraussetzung, dass alle 8 [lieferungen der Reihe bezogen werden. Einzelne Befte werden mit 4 ITlark berechnet. Der Inhalt der Ersten Reihe war: Erstes Beft. B. Schenck: Südbrasilien. Zweites Beft. G. Karsten: ITlalayischer Archipel. Drittes Beft. H. Schenck: Cropische flutzpflanzen. Viertes Beft. G. Karsten: mexikanischer Wald der Cropen und Subtropen. Fünftes Beft. A. Schenck: Südwest-Afrika. Sechstes Beft. G. Karsten: ITlonokotylenbäume. Siebentes Beft. H. Schenck: Strandpegetation Brasiliens. Achtes Beft. G. Karsten und E. Stahl: mexikanische Cacfeen-, Agapen- und Bromeliaceen-Vegetation. Vegetationsbilder. Zweite Reihe, Heft 3. Mexilekannt w.ir, die ab(M' von Südamerika bis zu d(Mi ("iroßen Antillen, auf dem lA\stlande nur bis X'enezuela und (oluiubia \ertn>len ist. Die ersten Kiefern, denen wir auf der l\ihrt V(M1 der trockenen Hochebene von Perote nach dem feuchten, rasch .ibfallendeu Ostabhany tler Sierra madre begegneten, waren starrnadelige Bäume, mit schirm- oder eiförmigen Kronen. Je mehr sich die Bahn senkte, um so mehr nahm die Feuchtigkeit zu. Aus dem Nebel war Regen geworden. Grünende (lersttMi- und Maisfekler ohne künstliche Bewässerung, die zu- nehmende Ueppigkeit und hrische dir \\"alil\es^etation verrieten ein glückliches, über- raschend nahe an die Malbwüste heranreichendes Kulturland, /u den stairnadeligen, diokzweigigen Kiefern h.iben sieh bald h'ichen und eine Kiefer mit schlaff herabhängenden Nadeln gesellt, die bei etwa 2200 m eine dominierende Stellung einnimmt. In etwas tieferen Lagen tragen ihre .\esie neben Bartflechten ansehnliclie Bromeliaceen mit trichter- förmigen, zum Auffangen des Regens dienenden Blattrosetten. Allmählich weicht die Kiefer den Laubbäumen, miter denen ein stattlicher, reichblühender Sdnibuciis sich besonders her\orhebt. Kaum sind t^bei 2000 m\ die Kiefern vei^schwunden. so tauchen die ei"sten. zuiKuhst allenlings noch bescheidenen Baumfarne auf. Während ilie eben geschilderte, in den späteren Nachmittagsstunden unter- nommene Talfahrt uns aus der sonnigen Plateaulandschaft fast plötzlich in durch Nebel und Regen verdüsterte Regionen versetzt hatte, vollzog sich c^ie einige Tage später von Jalapa aus in den frühen Morgenstunden, in miigekehrter Richtung, dem Besuch der Kiefernwälder gewidmete Bergfahrt bei hellstem Sonnenschein. \'on dem als Stand- quartier dienenden Orte las \'igas (^24cio m) galt ein erster Besuch dem .im W'est- hang des Cerro volcancillo gelegenen, lichten, ,ius ziemlich weit voneinander entfernt stehenden Bäumen gebildeten Walde ^2000 m). Nach dem Habitus der zum Teil über 3ci m hcMien Bilume zu schlielVn, welche bei dem hohen Sonnenst.uul auf den sonne- Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft 3 E. Stahl, Mexiiianischc NadcllKilzer Tafel 13 durchglühten Boflen nur eng begrcnzüi Schatten warfen, scheinen hier mehrere Arten vereint vorzukommen, die sich alle, wie dies bei der Mehrzahl der xerojjhilen Bäume heißer und trockener Klimate der VnW ist, durch äußerst stark entwickelte Borkenbildung- auszeichneten. Junger Nachwuchs war nur spärlich vorhanden. Ein zapfentragender Ast mit fünfnadeligen Kurztrieben konnte als zu Pinus Monlezumae Laauj. gehörig er- kannt werden '), einer als „ocote blanco" der Eigenschaften ihres Holzes und der Harz- gewinnung halber geschätzten Art, die am Orizaba, allerdings zuletzt verkrüppelt, bis zu Höhen von 4400 m angetroffen wird. In diesem von einem erfrischenden Winde durchwehten, grell besonnten Kiefern- walde war die Vegetation krautiger Gewächse nur dürftig entwickelt. Zunächst fielen nur große, vereinzelt stehende Grasbüschel auf; in deren Zwischenräumen, zum Teil auch in deren Schutz blühten aber doch mancherlei Stauden: eine braunhaarige, blau blühende Lupine mit niederliegenden Stengeln, ein Ilelianthemum, eine braunhaarige Loasa, Alchc- viilla sibba/diae/o/ia H. B. K., Arenaria decussata Wtlld., Pliacelia pimpinelloides Asa Gray, Leucopliyllum ambigicii»/ H. B. K. und andf.-re krautige Gewächse mit kleinen, zum Teil stark behaarten Blättern. Auf dem etwas feuchten Boden einer flachen, kraterförmigen Vertiefung blühten ein Ranunculus, ein Sisyrinchium, eine habituell an unsere Anika erinnernde Composite und die wiederholt in der Nadelholzregion gefundene Potentilla candicans H. B. K. mit doppelt gefiederten, silberglänzenden Blättern. Nach Kakteen wurde vergeblich gesucht; die an Felsen und an der Basis der Kiefernstämme in statdichen Exemplaren gedeihenden Laub- und Strauchflechten {Paniielia, Evernia, Umea) legen die Vermutung nahe, daß zeitweise herrschende zu große Feuchtigkeit hieran schuld sei. Von Succulenten fand sich bloß eine unserem Sediim aexangularc L. ähnliche Art und an Felsen eine kleine Echeveria'). Von Farnen waren hier nur wenige meist erst kümmerlich entwickelte xero- phile Formen vorhanden, in schöner y\usbildung bloß das an unser Asp/enmm tricho- vianes L. erinnernde Asplenium monanlhevnuii L. Ein zweiter Ausflug von las Vigas nach dem westlichen Rande des Plateaus führte uns durch hauptsächlich mit Mais bestandene und von riesigen, zum Teil blühenden Ai^ave amer/cana-Pücinzen umgebene Felder ganz plötzlich und unvermittelt an den jähen Absturz des Hochlandes in ein tief eingeschnittenes Tal, dessen teils bewaldete, teils der Kultur unterworfene Lehnen mit ihren zerstreuten Gehöften und ihren kleinen Ort- schaften mit den bald blendend weißen, bald hellblau bemalten Kirchen in morgend- 1) Für die Bestimmung der Pflanzen dieser, wie auch einzelner der folgenden Lieferung bin ich Herrn Bornmüller, Konservator des Herbarium Hausknecht in Weimar, zu lebhaftem Dank verpflichtet. 2) Echeverien sah ich anderwärts, in feuchten Bergwäldem in Gesellschaft von Laubmoosen als gelegentliche Epiphyten auftreten. In Orizaba standen sogar einige, in üppigster Entwickelung, im Tropfen- fall einer Fontäne. Diese Succulenten ertragen also, wenigstens in der Vegetationszeit, emen hohen Grad von Feuchtigkeit. Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft 3 E. Stahl, Mexikanische Nadelhölzer Tafel 13 lieber Beleuchtung prangten. Wir waren noch gerade zur rechten Zeit eingetroffen, denn schon traten die ersten A\'olken an den weit nach Osten vorgeschobenen, dem Meere näheren Ausläufern des Randgebirges auf. \'on Stunde zu Stunde verdüsterte sich zusehends die Landschaft, die Umrisse der ferneren Berge verschwammen immer mehr, und bald hinderten dichte graue Nebel, aus denen zeitweise Regentropfen fielen, jede weitere Aussicht. Und dies alles zu derselben Tagesstunde, wo uns tags zuvor an dem nur wenig entfernten Cerro volcancillo der hellste Sonnenschein erfreut hatte, oder doch nur \-ereinzelte Wolken den Höhen entlang gezogen waren. Es grenzen eben in diesem abwechselungsreichen Lande stellenweise große klimatische Gegensätze so dicht aneinander, daß man sich mancherorts, je nach Wunsch, bei Sonnenschein oder in Nebel und Regen ergehen kann. Tatsächlich traten wir bei der Rückkehr nach las Vigas nach kurzer Zeit aus der Nebelhülle in die sonnige Landschaft. Entsprechend den klimatischen Unterschieden war an dem Rande des Absturzes, wie an dessen Hängen die Vegetation eine viel üppigere als an den am vorigen Tage besuchten Orten. \'on Laubhölzem wurden ein ll'lntniiiui, eine Erle {A/mis aantii- fiata Kth. var. fcrrugiuea Regel), eine Eiche {Oiierats crassifo/ia H. B.) gefunden. Im Kiefemwalde tat sich neben anderen Pinusarten eine habituell an die Himalajakiefer {P. exic/sa W.\LL.) erinnernde Tränenkiefer (Tafel 13) Phms patnla Schiede u. Deppe, „Huajolote" der Mexikaner, hervor. \'on ihren geschmeidigen, grauen Aesten hingen in langen Büscheln dünne, bis 20 cm lange, graugrüne Nadeln herab, die meist zu dreien, an denselben Zweigen aber auch zu \'ier oder fünf an einem Kurztrieb entspringen. Im Schatten dieser Bäume, wie auch außerhalb des Waldes, bildet der zu den Compositen gehörige mexikanische Besen- und Bürstenstrauch, „escoba oder escobilla", Baccliaris confeita H. B. K., bis meter- hohe Büsche mit zähen, steil aufstrebenden Z\A'eigen und lederartigen, unbehaarten, am Rande grob gezähnten Blättern. Neben dem Baumstrunk links ist eine behaarte Form unseres Adlerfams {Ptciis aipiilina L.) sichtbar. An schattigeren Stellen wurden eine Monotropa und eine buntblätterige Goodyera (?) gefunden. Außerhalb des Waldes, ins- besondere an einem steilen Ostabhang, standen zahlreiche Pflanzen in Blüte: eine kleine Pingiikula, auf Wurzeln anderer Gewächse schmarotzende Castilleien mit rot und gelb gefärbten Kronen, \erschiedene Pentstemon und xerwandte Scrophulariaceen mit zum Teil scharlachroten Blumen , die in gleichen Farben prangende Sa/via elegans \',\hl, Cedrone/Ia »lexkaiia Brii., ein rot und ein blau blühender Enzian, Acaena elongata L., Ctipheen, Lopezien, S/fvicn und andere Compositen. ■■:f. m ,;» * L>', <.. ^ c r^ iSi i .^ m X __ o o r— 'j "C 0-1 U !3 4—* -Q ;/; D :^ l— y. O < -j • O ■-> 'X) ■a 6 o o z c c a. 3 N O 'S u c o -1^ rt Freier stehendes Taxodium mucronatum Tenore. Links oben ein stammartig aufragender Ast mit eigener Krone. Park von Chapultcpci: bei Mexiko. Mit Tillandsicn bewachsene Cypressen (Cupressus Benthami Endl.) Aufstieg zum Sacro Monte von Amecameca, einer kleinen am Fuß des Popocatepetl gelegenen Stadt (2450 m ü d. M.)- Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft 3 E. Stahl, Mexikanische Nadelhölzer Tafel 17 und 18 Tafel 17 und i8. Tafel 17. Abies religiosa LINDLEY, Oyamel der Mexikaner. Einzeln stehende Bäume im Grund des Hochtals bei Station Salazar, Sierra de Ajusco. Tafel 18. Die Berghänge sind mit geschlossenen Waldungen hauptsächlich der- selben Baumart bedeckt. (Aufgenommen von E. Stahl, Oktober 1894.) Die mexikanische Edeltanne (Abies religiosa Lindley) findet sich sowohl in der östlichen Sierra rnadre (z. B. am Orizaba zwischen 2600 und 3500 m) als auf den Höhen der das Hochtal von Mexiko umgebenden Berge, wo sie in reinen Beständen oder zusammen mit Kiefern, Eichen, Erlen {Aliuis acuniinata Kth.) u. s. w. in ge- mischten Beständen auftritt. Die Zweige dieses Baumes erinnern, infolge der wenig ausgeprägten Scheitelung der Nadeln, weniger an die unserer Edeltanne als an diejenigen der nordamerikanischen, in unseren Gärten verbreiteten Balsamtanne. Die Oberseite der Nadeln ist hellgrün, die beiden Streifen der Unterseite sind bläulichweiß, so daß, namentlich bei stärker bewegter Luft, die leichten Kronen der Bäume wie mit einem bläulichen Schimmer bedeckt erscheinen. Frei gewachsene Bäume, die bis zur Basis beästet bleiben, zeigen Zuckerhutgestalt (Tafel 17); im geschlossenen Bestände (Tafel 18) reinigen sich die Stämme wie bei unserer Edeltanne, mit der sie die helle Rinde gemein haben. Von der Landeshauptstadt (2277 m ü. d. AI.) aus ist die Tannenregion in wenigen Stunden mit der Eisenbahn zu erreichen. Besonders genußreich ist die Fahrt nach der etwa 2900 m hoch an dem vulkanischen Cerro de Ajusco gelegenen Station Cima. Während der Zug in zahlreichen Windungen die steilen Berglehnen erklimmt, eröffnet sich nacheinander eine Reihe der herrlichsten Landschaftsbilder. Bald umfaßt der Blick das ganze Hochtal von Anahuac mit seinen blühenden Ortschaften und Hacienden, dem glänzenden Spiegel des Texcocosees, das Ganze umrahmt von Bergen, deren ge- waltigste (Popocatepetl und Ixtaccihuatl) ihre mit Schnee bedeckten Häupter hoch über alle anderen erheben. Blendend weiße, vom Ostpassat herangewehte Haufenwolken steigen hinter dem östlichen Randgebirge empor; über dem grünenden Hochtal lösen sich Reeen und Sonnenschein in raschem Wechsel ab. Nachdem das Kulturland mit seinen von Regen glänzenden Maisfeldern, Gemüse- und Obstgärten verlassen, geht die Fahrt durch lichte Wälder \on Eichen, Kiefern und anderen Waldbäumen, unter welchen sich ein rotrindiger Arbutus besonders Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft 3 E. Stahl, Mexikanische NadelhiUzer Tafel 17 und 18 hervorhebt. Da die Regenzeit zur Zeit unseres Besuches (12. August 1894) erst spät mit voller Kraft eingesetzt hatte, so war die Vegetation im Verhältnis zu anderen Jahren noch zurück. Die die Eichstämme bekleidenden Farne entfalteten eben frische Wedel, und in höheren Lagen hatten manche Bäume wohl erst vor kurzem neues Laub ge- trieben. Eine Fülle schön blühender Stauden, von denen nicht wenige als Ziergewächse unseren Gärten bekannt sind, standen längs des Bahndammes {Älimbi/is jalapa L., Arcremone mexicana L., Tagetes, Trichterwinden) oder im lichten Gebüsch (rotblühende Bo7tvardia, Clichne und Sa/via, blaue L^ipmen, Cou/uie/iua coe/esfis Willd.). Freudig be- grüßten wir die ersten wilden Georginen, deren Strahlblüten hier intensiv rotgelb, in höheren Lagen dagegen rosa oder weiß waren. Mitunter nähert sich die Bahn dem Pedre- gal, dem großen, vom Ajusco herabgeflossenen Lavastrom, dessen zerklüftete Gesteins- massen stellenweise Eichen und Kiefern, vorwiegend aber dorniges Gestrüpp, Agaven, Beschorncria (?), mächtige Eclievenen, Compositenbäumchen mit fleischigen Stämmchen und Blättern {Mikania spec?) und eine Fülle von Stauden und xerophilen Farnen ernähren. Von Nadelhölzern kamen auf der Fahrt nebst vereinzelten Cypressen nur Kiefern, und zwar, nach dem Habitus zu schließen, mehrere verschiedene Arten zu Gesicht. Von Eichen konnten an jeder Haltestelle mehrere an der Blattgestalt leicht unterscheid- bare Arten o-efunden werden. Die Zahl der mexikanischen Eichen ist bekanntlich eine außerordentlich große. Dieses anpassungsfähigste aller Baumgeschlechter findet Vertreter sowohl in den von Feuchtigkeit triefenden Waldungen der östlichen Gebirgshänge, wo die großblätterigen Formen in Gesellschaft von Baumfarnen gedeihen (z. B. am Monte Pacho unterhalb jalapa) als auch in den im Windschatten der Gebirge liegenden Halb- wüsten, wo die knorrigen Stämmchen mit ihrem hart- und kleinblätterigen Laube in Ge- sellschaft von Echinocacius ingem, Dasylinon, Agaven und anderen ausgeprägtesten Xero- phyten monatelang anhaltender Dürre widerstehen müssen. (Umgegend von Tehuacan. Vergl. Vegetationsbilder, 1. Reihe, Heft 8.) Bei einer Höhe von etwa 2700 m erreichte der Zug eine entwaldete, teilweise mit Mais bebaute Fläche, deren torfiger Boden neben vereinzelten Kiefern, Erlen und j^act/zarw-Sträuchern von einem niedrigen, zusammenhängenden Rasen bedeckt war, über den sich kleine Lobelien, Veilchen, drei in verschiedenen Farben (blau, weiß und gelb) blühende Sisyrinchien, eine Castilleia, die durch feingeteilte, silberglänzende Blätter aus- gezeichnete, gelbblühende Potenülla eandieans H. B. K., das niedliche, blaublütige, durch glänzend gelbe Hüllblätter aufftillende Eryngiuni Carlinae Laroch. nur wenig her- vorhoben. Vereinzelte Tannen waren schon früher sichtbar geworden, aber erst bei der Station Cima standen sie, mit fünfnadeligen Kiefern gemischt, im geschlossenen \\'alde, der sowohl im Schatten als an lichteren Stellen eine äußerst reiche Vegetation beher- bergt, die, wenn auch habituell einigermaßen an jene unserer subalpinen Gebirgswälder Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft 3 E. Stahi-, Mexikanische Nadelhölzer Tafel 17 und 18 erinnernd, im einzelnen doch durchaus verschieden ist. Von Laubhölzern waren Eichen, Erlen {Ahms aamiinata Kth.), filzhaarige Weiden, der schon in tieferen Lagen gesehene Arhutus, ferner Ribes, Vaccinium, Andromeda (?), Loniccra und kleinblätterige Fuchsien mit winzigen Blüten vorhanden (Fuchsia microphylla H. B. K. und F. tliyinifolia H. B. K.). An schattigen moosigen Stellen entfalteten drei kleine Orchideen {Microstylis streptopetala RoB. u. Green, M. platy^Iossa Rob. u. Green, M. fenuis Wats.) ihre bescheidenen Blütenstände. x\n mehr der Sonne zugänglichen Orten standen zwischen den Gras- büscheln zwei Colchicaceen mit rotbraunen Blumen, Sisyrinchien, bis meterhohe Bambus- stauden, Pedicularis Orizahac Cham. u. Schlecht., Casfi/kia, mehrere Penfstemon-KtiQXi, Arenaria decussata Willd., Arabis lacvigata Poir., Oxalis violacea L., Geranium poten- tiUaefolhiiii De, Viola sp., Alclieinilla sibbaldiaefolia H. B. K., Acacna elongata L., Astra- gahis Seatoni Jones, Eryngiuiii bromeliaefoliwii Delar., ein Lif/iospenniim, Gentianeen, zahlreiche zum Teil stattliche Compositen: Stevieii, Disteln, Cichorieen mit nickenden Blutenständen. Von Epiphyten waren neben Flechten und Moosen nur einige Farne (Polypodien und Vittarien), aber keine Phanerogamen vorhanden. Außerhalb des Waldes wuchsen in den Ritzen des vulkanischen Gesteins thallöse Lebermoose, xerophile, derbblätterige Farne, Echcverien, ein Umbiliais, und auf einer Trift, fern von jeder Kultur, ein etwa fußhohes, unserer Kartoffelpflanze jedenfallls sehr nahestehendes Solamn/i mit violetten Blüten und unterirdischen, aber noch nicht zu Knollen angeschwollenen Ausläufern. Die üppige Vegetation, das zarte Laub der Mehrzahl der Kräuter und Sträucher, die diese Höhen bevölkern, weisen darauf hin, daß während der Regenzeit den Pflanzen das Wasser reichlich bemessen ist. Während unseres wenigstündigen Aufenthaltes wechselten Sonnenblicke mit Regen- und Graupelschauern, das Thermometer zeigte zur Mittagszeit 20". Im Winter fallen auf diesen Höhen beträchtliche Schneemassen, die aber, nach Mitteilung des Vorstandes der etwa 30 km weiter nördlich auf der Sierra de Ajusco noch etwas höher gelegenen Station Salazar, meist nur wenige Tage liegen bleiben. Die beiden Aufnahmen auf Tafel 17 und 18 wurden im Oktober in der Nähe der ge- nannten, ebenfalls von Mexiko in kurzer Zeit erreichbaren kleinen Ortschaft gemacht, die an der höchsten Stelle (etwa 3000 m ü. d. M.) der die Hauptstadt mit Toluca ver- bindenden Bahn gelegen ist. Ein kalter Wind blies durch das einsame, von Bächlein durchströmte Hochtal, auf dessen Sohle zahlreiche, fast bis zum Grunde beästete Exemplare der Abies religiosa und vom Winde geschüttelte Äza/zam-Sträucher zerstreut standen. An den mit einzelnen Kiefern bewachsenen Abhängen erfreute sich der Blick an stattlichen Lupinen mit blau und weißen Blumen und buschweise auftretendem Feni- ste»ion iTiit reich besetzten, in den reinsten Farben prangenden Blütentrauben. Vereinzelt Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft 3 E. Stahl, Mexikanische Nadelhölzer Tafel 17 und 18 traten diese schönen Gewächse auch an lichteren Stellen des geschlossenen, reinen Tannen- waldes auf (Tafel 1 8), der freilich hier, wegen seiner leichten Zugänglichkeit, schon stark eingeschränkt ist und intensiver Ausnutzung unterliegt. Davon gaben Zeugnis die Harzrisse am unteren Teil der Stämme, die durch die sonst so stille Landschaft er- tönenden Axtschläge und an bewaldeten Berghängen von Kohlenmeilern aufsteigende Rauchsäulen. "lÜiJf^ ■ ßMmß j:: rt _Q C ^ r-* u o OJ D > rt ^ SP "n -TD C O > c o H o u -a d o o ^ c/^ vr; o '3 'bß _c o OJ -o o Abies religiosa Lindley. In ihrem Schatten großblätterige Compositen, an Hchtcren Stellen großblumige Lupinen und Pentstemon. Tannenwald der Sierra de Ajusco bei Salazar (3000 m ü d. M.). Vegetationsbilder. Zweite Reihe, Heft 4. Nordmexikanische Xeropliyten. Von Dr. E. Stahl, Professor der Botanik an der Universität Jena. Talel 19, 20 und 22. Tafel 19. Echinocactus obvallatus, Echinocereus conglomeratus, Mammillaria sp. Tafel 20. Echinocactus capricornis, E. Williamsii, E. bicolor, Echinocereus con- glomeratus, Mammillaria scolymoides, Pellaea sp. Tafel 22. Opuntia microdasys, Echinocereus conglomeratus. (Alle drei am 8. Oktober aufgenommen auf einem Berge westlich von Saltillo, Staat Cohahuila.) Die in Lieferung i, Heft 8 der Vegetationsbilder enthiütenen Tafeln geben eine Vorstellung der Pflanzendecke, wie sie auf trockenen Kalkbergen des südlichen Mexiko, in der Umgegend von Tehuacan (Staat Puebla) anzutreffen ist. Die in diesem Heft reproduzierten Bilder wurden im nördlichen Mexiko, im südlichen Teil des an Texas grenzenden Staates Cohahuila aufgenommen, und zwar Tafel 19 — 22 auf einem Hügel westlich von dessen Hauptstadt Saltillo, Tafel 2t, und 24 weiter nördlich, in der Nähe der unter dem 26" n. Br. gelegenen Station Venadito. Eine dreißigstündige Eisenbahnfahrt brachte uns von der Landeshauptstadt nach dem bereits außerhalb des Tropengürtels liegenden Staate Cohahuila. Die anfangs August auf der Hinreise durchfahrene Strecke bot jetzt, nachdem 2 Monate verstrichen waren, recht verschiedene X'^egetationsbilder. Die damals noch jungen Maiskulturen waren inzwischen hoch aufgeschossen und beherbergten eine Fülle schön blühender Unkräuter. Blaue Trichterwinden [Ipomoea piirpurca) schlingen sich an den Stengeln empor; in den Coreopsis-, Tagetes-, He/ian//ins-Avien, in Cosjiios bipinnatus Cav. begrüßen wir alte Bekannte unserer Gärten. Letztere Pflanze mit ihrem zierlich zerschlitzten Blatt und den roten Strahlblüten ist stellenweise so häufig, daß große Strecken Landes in rosigem Veo-etationsbilder, 2. Reihe, Heft 4 E. Stahl, Nordmexikanische Xerophyten Tafel iq, 20 und 22 Schimmer er^^lühen. Nach durchfahrener Nacht ist die Szenerie schon wesenthch ver- ändert, die Dürre nimmt zu. Nur längs der Fiußläufe, an deren Ufern wir vereinzelte Taxodien, Weiden, Pappeln mit unten weißfilzigen Blättern erkennen, herrscht noch üppiger Pflanzenwuchs. Nähert sich im eingeengten Flußtal die Bahn dem Gebirge, so bewundern wir immer aufs neue die in den Ritzen steiler, unzugänglicher Wände wurzelnden statdichen Mammillarien, von denen viele unter dem Scheitel einen zierlichen Kranz rosiger Blüten tragen. Auf ebenem, bewässerungsfähigem Kulturboden stehen bald vereinzelt, bald in Zeilen stattliche Bäume von Schiiiiis iiiollc L., von deren Aesten die dünnen Zweige mit den gefiederten, dunkelgrünen Blättern, nach Trauerweidenart, weit herabhängen. Das wellige Terrain erscheint, von der Ferne gesehen, auf große Strecken wie gestreift durch die in Reihen angepflanzten mächtigen Rosetten der Agave aiiicri- cana L., aus welchen, wenn sie sich zum Blühen anschicken, der Mexikaner das süße agua-miel entnimmt, aus welchem durch Vergärung sein Nationalgetränk pulque ge- wonnen wird. Höchst sonderbar nehmen sich die äußerst zerstreuten kleinen Ortschaften aus mit ihren niedrigen Hütten und Gärten, deren undurchdringliche, lebendige Zäune ofewöhnlich aus den mehrere Meter hoch werdenden unverzweigten Stämmen des Ccreus vt'ijiiiiatiis Zucc. bestehen. Im Inneren dieser Gärten stehen als auffälligere Nutzpflanzen die starren, großgliederigen, l:)lau bereiften, zu riesiger Größe heranwachsenden Opuntien. In der Umgegend von San Luis Potosi, dessen Bahnhofsanlagen als schönsten Schmuck sorgfältig gepflegte, saftstrotzende Echinocactusstämme von erheblicher Größe tragen, herrschte schon Halbwüstencharakter. Längs der Bahn überrascht das Vorkommen von Cucumis /eren/i/s jamrh, deren weit am Boden hinkriechende Stengel mit den großen Blättern durch ihre Ueppigkeit sehr von der kärglichen übrigen Pflanzenwelt abstechen. Als gegen Abend der Zug, sich unserem Ziele nähernd, höher im Gebirge anstieg, entfaltete sich ein höchst merkwürdiges Vegetationsbild. Soweit das Auge die Berghänge ül^er- sehen konnte, waren sie in einer bestimmten Höhe von meist unverzweigten Yucca- stämmen übersät. Die 5 — 6 m hohen, unten bis zu 2 Fuß dicken, grauen Stammsäulen tragen an ihrem Ende einen Schopf aufrechter, starrer, grüner Blätter, aus deren Mitte ein gedrungener Blütenstand hervortritt, der nicht, wie bei den bekannteren Yuccaarten, aufrecht steht, sondern nach unten hängt, und diese Lage auch später bis zur Frucht- reife beibehält. Unter den lebenden Blättern trägt der Stamm einen dichten Besatz abgestorbener, abwärts gerichteter Blätter, deren älteste gebräunt, die im Absterben begriffenen dagegen lebhaft gelb gefärbt sind. Mit Ausschluß jeder anderen baumartigen Vegetation stehen diese, meist durch größere Zwischenräume voneinander getrennten, starren, bizarren Geschöpfe zu Tausenden an den Berglehnen, die von der Fern(5 wie gelb getupft erscheinen. Mit dem Gebirge verschwinden auch diese genügsamen Bäume, und die Strahlen der untergehenden Sonne beleuchten den scheinbar vegetationslosen, fahlen Wüstenboden. Daß aber auch hier noch Organismen ihr Leben zu fristen Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft 4 E. Stahl, Nordmexikanische Xeroph\-ten Tafel iq, 20 und 22 vermögen, zeigen ein aufgescheuchter Hase und ein kleines, ebenfalls in Wüsten- farbe gekleidetes, mit weit abstehenden Ohren umherspähendes kleines Raubtier aus dem Fuchsgeschlecht. In später Nachtstunde ist unser Ziel, das in einer kleinen Oase, an einem Nebenfluß des Rio Salinas (etwa 1600 m ü. d. M.) gelegene Saltillo, die Hauptstadt des Staates Cohahuila, erreicht. Von diesem Standc^uartier gilt unser Besuch einem westwärts ansteigenden Berge. Haben wir die von der benachbarten Sierra madre oriental her reich bewässerten prächtigen Obstgärten verlassen, so führt uns die Wande- rung durch MagTieypflanzungen {Agave americana L.) hindurch nach dem von einer reichen Xerophytenflora bewohnten Berge, dessen steiniger Boden, abweichend von dem, was wir bei T e h u a c a n imd anderwärts an sonst ähnlichen Standorten des süd- lichen Mexiko gesehen hatten, nur mit niedrigem Pflanzenwuchs bedeckt ist. Die Niederschläge scheinen hier nicht ausreichend zu sein, um stattlicheren Arten von Yiicca, Opuntia, Cereus das Aufkommen zu ermöglichen. Niedere, zum Teil noch blattlose, oft sparrige Sträucher, deren Zweige in Dornen auslaufen oder deren graugrüne, derbe Blätter selbst mit stechenden Randzähnen bewehrt sind {Berbcris irifoliolata MoRic.) standen mit Agaven und verschiedenen niedricren Kakteen o-emischt auf dem mit größeren und kleineren Kalksteinblöcken bedeckten Boden. Auf einem schwach nach Süden geneigten Abhang (Tafel 22) war der sonn- durchglühte, äußerst grelle laicht- und Schattenkontraste aufweisende Boden strecken- weise ganz pflanzenleer. Am weitesten vorgeschoben nach diesen dürrsten Stellen waren dichte Rasen des in verschiedenen Formen auftretenden Ecf/inncercus coiio/o/ncrahts F"oerst., dessen saftreiche, wohlschmeckende Früchte durch ihr Aroma zugleich an Stachelbeeren und Erdbeeren erinnern. Den nicht straflos aus dem Stacheldickicht herauszubefördernden, erquickenden Früchten stellten fleißig kleine Vögel von der Farbe des umliegenden Gesteins nach, die es verstanden, den gut geborgenen Beeren beizukommen. Viel kräftiger und mannigfaltiger entwickelt war die Vegetation an der West- und Ostseite des Berges, besonders an dessen offenbar häufiger von Regen bestrichenen oder stärker durch Tau befeuchteten, obersten Abdachungen. Die Regen, welche, nach der Mitteilung meines Führers, erst im Oktober sich häufiger einstellen, hatten bereits spärliches frisches Grün auf diesen öden Bergen hervorsprießen lassen. Verschiedene Oxalideen, Malvaceen, Cruciferen, Zygophylleen, Nyctagineen, Fortulaccaceen, zahlreiche Gräser standen in Blüte. In den Gesteinsspalten wucherten Se/agine/la rupestris L., verschiedene xerophile Farne aus den Gattungen Pellaea, Chcilanthcs, Notocitlaena, mit derben, beiderseits filzig behaarten Blättern, die sich bei zunehmendem Wasserverlust einwärts rollen, so daß nur noch die mit zahlreichen Schülfern bedeckte, meist rot- farbene Unterseite sichtbar ist. In großer Mannigfaltigkeit waren die Kakteen vertreten. Beinahe bei jeder Wendung des Terrains traten neue Arten auf. Die Opuntien, \on denen unter anderen die wegen ihrer äußerst zahlreichen, leicht in der Haut zurück- Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft 4 E. Stahl, Nordmexikanische Xerophyten Tafel 19, 20 und 22 bleibenden, rotgelben Widerhakenstächelchen unangenehme Op. uiicrodasys Lehm. (Tafel 22) und bescheidene Exemplare der Op. arhoresccns Pfeiff. bemerkt wurden, traten an Individuenzahl zurück gegenüber den Arten der Gattungen Echinocadus, JSchinoccreus und MavDnillaria, deren Benennung ich der Güte des jüngst verstorbenen Prof. K. Schumann verdanke. Die überwiegende Mehrzahl der Kakteen ist durch kräftige Bewehrung gegen die Angriffe pflanzenfressender Tiere aufs beste geschützt. Die Verteidigungswaffen sind um so notwendiger, als diese Gewächse während der monatelang anhaltenden Trockenheit, die alle zarteren Pflanzenteile vertrocknen läßt, den ursprünglich ein- heimischen, jetzt stark zurückgedrängten, wie auch den vom Europäer eingeführten Tieren eine verlockende saftreiche Nahrung bieten würden. Der mexikanische Tier- züchter nutzt diese aufgestapelten Vorräte, indem er sie nach Bedarf dem Weidevieh zuo-änsflich macht. Vermittelst eines Messers werden die an den Kanten crroßer Echino- cacti oder die an Rand und Spitze der Agavenblätter sitzenden Wehrorgane entfernt, worauf sie, wie wir dies in betreff wildwachsender Agaven bei Tehuacan sahen, begierig von Rindern verzehrt werden. Die große Bedeutung der Succulenten für die Tierwelt Mexikos erhellt aus folgender Stelle'), die dem vortrefflichen Werke von C. Sartorius: Mexiko, Landschaftsbilder und Skizzen aus dem Volksleben, Darmstadt, bei Gustav Lange, 1852, p. 36 entnommen ist: „Man hat die Kakteen die vegeta- bilischen Quellen der Steppen genannt, und gewiß mit Recht, denn ohne sie vtnd die Agaven würden die dürren, wasserarmen Gebirge der Hochebenen für Menschen und Tiere unbewohnbar sein. Wenn in der trockenen Jahreszeit, auf viele Meilen weit keine Spur von Wasser zu finden ist, wenn aller Graswuchs verschwindet, nähren sich die Rinder und Pferde von den Opuntien; ihr Instinkt treibt sie, mit den Hörnern oder Hufen, Stacheln und Wolle auf dem Kopf der dicken Echinocacten zu entfernen und das saftige Fleisch anzubeißen, so daß es eine Vertiefung, ein kleines Becken bildet. In diesem sammelt sich über Nacht klarer Saft, welcher am Morgen den Durst der Tiere löscht und wochenlang stets von neuem hervorquillt." Zwischen den zahlreichen bewehrten Kakteen des von uns besuchten Standortes bei Saltillo, von denen die grünsten, saftreichsten am besten geschützt erscheinen, wuchs vereinzelt, nur mit dem flach gewölbten Scheitel über die Erde hervorragend, der völlig stachellose Echinocachts Wi7/ia>/isii Le^f. (Tafel 20, über b, im oberen Drittel des Bildes, rechts unter der vereinzelt stehenden Mammillaria), der trotz seiner geringen Auf- fälligkeit von pflanzenfressenden Tieren gefunden und vertilgt werden würde, wenn er ihnen eine zusagende Nahrung böte. Bei dieser Pflanze, wie auch bei anderen scheinbar i) Vgl. auch die Literaturangaben in Goebel : Pflanzenbiologische Schilderungen, I. Teil, p. 35 u. ff. Desert Botanical Laboratory of the Carnegie Institution by F. V. Coville and D. U. Mac Dougal, Washington 1903. Vegetationsbilder, z. Reihe, Heft 4 E. Stahl, Nordmexikanische Xeropiiyten Tafel iq, 20 und zz wehrlosen Kakteen sind nämlich die in dieser Familie sonst üblichen mechanisch wirk- samen Verteidigungswaffen durch chemische Schutzmittel ersetzt. An Ort und Stelle vorgenommene Kostversuche mit den mit ihr vergesellschafteten x\rten ergaben, daß die bewehrten Species, nach Entfernung der Stacheln, beim Zerkauen einen milden, meist schleimigen, höchstens schwach säuerlichen, nicht unangenehmen Geschmack zeigten, im Gegensatz zu dem höchst widerwärtigen Geschmack des weichen, saftreichen, stachellosen EcJiinocacfus Willicunsii. Diese Pflanze, die mir auf dem Markte in Saltillo unter dem Namen p e 1 1 o t e als Heilmittel gegen verschiedene Krankheiten von Kräuter- händlern angeboten wurde, gehört bekanntlich ') zu den wenig zahlreichen alkaloidhaltigen Kakteen, die durch ihre Giftigkeit allein geschützt erscheinen, während andere Arten, wie der stattliche, von unten an verzweigte, gleichfalls giftige Cei-eus peden-aborigimmi (Vegetationsbilder, i. Reihe, Heft 8, Tafel 48), neben diesen chemischen Schutzmitteln die bei den Kakteen üblichen Stacheln bewahrt haben. Derartige Fälle von Häufung verschiedenartiger Verteidigungsmittel sind im Pflanzenreich sehr verbreitet, unter anderen auch bei den den amerikanischen Orgelkakteen habituell ähnlichen succulenten Euphorbien der alten Welt, insbesondere Afrikas, die außer dem giftigen, leicht aus Wunden sich ergießenden Milchsaft Stacheln an den Kanten des fleischigen .Stengels führen. Es liegt der Gedanke nahe, daß in solchen Fällen die Stacheln ihren Trägern, die ohne diesen Schutz leicht verwundbar wären, nicht bloß von Nutzen sind gegen den Zahn weidender Tiere, sondern überhaupt durch Verhütung der Schädigung ihrer Oberfläche seitens größerer Tiere. Gedenkt man des Schadens, den in unseren Wäldern das Fegen der Hirsche und Rehböcke an jungen .Stämmen verursacht, indem diese Tiere, mit dem Geweih an denselben auf und nieder fahrend, die Rinde verletzen, so wird man den Vorteil der Bekleiduno- der fleischigen, zum Teil leicht verletzbaren Stämme der in baumloser Umgebung stehenden Stammsucculenten nicht gering anschlagen. Man braucht hierbei nicht bloß an die Abwehr fegender Tiere aus dem Hirsch- geschlecht zu denken, die ja in Südafrika fehlen; auch das gewohnheitsgemäße Reiben und Scheuern von Körperteilen anderer großer Tiere dürfte durch die starke Be- wehrung, wenn nicht ganz verhindert werden (vergl. Goebel, 1. c. p. 44), so doch nur in weniger gefährdender Weise stattfinden. Für diese Auffassung spricht das Fehlen der Stechorgane bei den kleineren, dieser Gefahr nicht ausgesetzten Euphorbien, wie E. mcloformis Air., E. caput Medusae L., den gleichfalls niedrigen Stapel ien, dem Echinocactics Wiüiaiiisii Lem. und den Anhalonium-A.T\.en unter den erdbewohnenden Kakteen. Die gedrungene Gestalt sämtlicher wüstenbewohnender Kakteen wird bekanntlich als eine Anpassung dieser Gewächse an ein sehr trockenes Klima aufgefaßt, in welchem i) Vergl. G. Draggendorff: Die Heilpflanzen der verschiedenen Völker und Zeiten. Stuttgart 1S98. Vegetationsbilder, 2. Reilie, Heft 4 E. Stahl, Nordmexikanische Xerophyten Tafel 10, 20 und 22 doch zeitweise stärkere Regenfälle niedergehen '), welche die Aufspeicherung größerer Wassermengen in dem saftreichen Stamm ermöglichen. Mit diesem aufgestapelten Vorrat wirtschaften die genügsamen Pflanzen äußerst ökonomisch, so daß sie auch während der Monate, unter Umständen länger als ein Jahr anhaltenden Trockenperioden nur äußerst langsam einschrmnpfen und wohl nur selten das Leben infolge zu weit gehenden Wasserverlustes einbüßen, während sie bei nasser Witterung, auch in ihrer Heimat, der Fäulnis leicht anheimfallen-). Mit der gednmgenen Gestalt des saftreichen Kakteenstammes, welche mit anderen Eigentümlichkeiten des Baues (dicke Cuticula, Einsenkung der Spaltöffnungen u. s. w.) den Vorteil bietet, die zähe Zurückhiütung des Wassers zu ermöglichen, ist jedoch eine nicht zu unterschätzende Gefahr verbunden. Unter dem Einfluß der hochstehenden Sonne erwärmen sich die kompakten, von keinem Korkgewebe gegen das Eindringen der Strahlung geschützten Gebilde weit stärker als die dünnen Spreiten der Blätter oder die mit Periderm versehenen Stämme anderer Pflanzen. Es ist nun zwar bekannt, daß succulente Gewächse, z. B. Semperviven, ohne Schaden für andere Gewächse tödliche Temperaturen (5 2 ") ertragen. Noch höhere Temperaturen sind nach den etwas unbestimmten Angaben von Kerber') im April am Vulkan Colima beobachtet worden. „Frisch abgeschlagene Stämme von Cereus giganteus haben zur Mittagszeit eine innere Wärme von 50 — 60"." Aus eigenen, mit einem regulier- baren Thermostat ausgeführten Versuchen ergab sich, daß in erwärmtes Wasser tauchende Stämme von Ccrats peniviaiuts, Maiiiinillaria oraci/is, Blätter von ylloc plicata i bis 2 Stunden lang eine Temperatur von 55" aushalten, bei längerer Dauer der Versuche (10 — 15 Stunden) aber schon bei etwas niedrigerer Temperatur (53 — 54°) zu Grunde gehen, auch wenn dem Wasser durch Verkleben der Schnittflächen das Eindringen in die Gewebe verwehrt worden ist. Die oben erwähnten, in der freien Natur an besonnten Pflanzen beobachteten Temperaturen liegen also jedenfalls nahe an der Grenze des Ertragbaren, und es fragt sich daher, ob nicht Kakteen und auch andere Succulenten unter Umständen in ihrer Heimat durch übermäßige Wärmezufuhr getötet werden. Vorausgesetzt, daß derartige Fälle eintreten so wird man doch nicht leicht Gelegenheit haben, sie festzustellen, da ja schon für die Keimlinge die Gefahr des \'ersengtwerdens besteht und sich eben an den Orten, wo die Gefahr, wenn auch nur vorübergehend, bestehen mag, keine Kakteen ansiedeln werden. Zweifellos ist die Erwärmuntr dunkler Gesteine in den nördlichen i) Vergl. Mac Dougal: Delta and desert Vegetation. Contributions from the New York Botanical Garden, No. 53, 1904. 2) Vergl. Alb. Maths.son : Reisebericht eines Kakteensammlers in Mexiko. Gartenflora, 1890, p. 463 u. ff. 3) Eu.M. Kerber: Eine Besteigung des Vulkans von Colima in Mexiko. Aus den Verhand- lungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin, 1882, No. 5. Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft 4 E. Stahl, Nordmexikanische Xerophyten Tafel 10, 20 und Teilen von Mexiko nicht selten so groß, daß nicht durch dichte Korkhüllen geschützte Pflanzenteile, die damit in direkte Berührung kommen, uninittelbar getötet werden müssen. Bei Venadito im Staate Cohahuila war an einem sonnigen Oktobertage die Erhitzung des rötlichen, vielfach zerspaltenen Gesteins zur Mittagszeit so beträchlich, daß die Berührung desselben heftigen Schmerz verursachte. Solche Stellen fand ich denn auch, auf der Südseite wenigstens, so gut wie pflanzenleer. Höchstens wagte sich eine weißgraue Mammillaria oder ein strohgelber Ec/ii7iocercus-K:\.SQn aus den beschatteten Felsspalten hervor. Obwohl ich bei Venadito, wie auch bei Saltillo, beim Besuch der heißen Berglehnen genau darauf geachtet habe, ob nicht etwa durch Hitze beschädigte Exemplare zu finden sein möchten, so habe ich doch nur ein etwa fußhohes Indivi- duum eines Echinocadus gesehen, dessen Kanten in ziemlich großer Ausdehnung ge- bräunt und abgestorben waren. Ob hier Tötung durch Hitze oder durch irgend eine andere Ursache, vielleicht Frost, vorlag, ist natürlich nicht zu entscheiden. Die Be- schränkung der Abtötung auf die Kanten, die Verschonung der dazwischen liegenden Furchen spricht eher für das Absterben infolge von Erfrieren. Daß trotz der größeren Widerstandsfähigkeit der Kakteen die Gefahr des Ver- sengtwerdens für dieselben — und Gleiches gilt für die anderen Succulenten der heißen Erdstriche — vorhanden ist, wird wohl kaum bezweifelt werden können, und da frjigt es sich denn, ob die Kakteen und überhaupt die Succulenten nicht Einrichtungen besitzen, durch welche diese Gefahr vermindert wird und also nicht gewisse Gestaltungsverhält- nisse in dieser Annahme ihre biologische Erklärung finden. In Bezug auf die Gestaltbildung der Kakteen und anderer Stammsucculenten und die morphologische Verknüpfung der so abwechselungsreichen Gestalten verweise ich auf die schon zitierte vorzügliche Darstellung Goebels. Auch dessen biologischen Be- trachtungen schließe ich mich an, nur glaube ich, daß sie nach einer Seite hin eine Ergänzung flnden müssen. Wie Goebel richtig bemerkt (p. 55), wäre die Kugelform die für den Succulentenstamm vorteilhafteste, wenn es nur auf Wasseranhäufung und Oberflächenverringerung ankäme. Für die Assimilation ist jedoch diese Form die un- günstigste, da mit der Verringerung der transpirierenden Oberfläche zugleich auch die Assimilationsfläche beträchtlich verkürzt wird. Dieser Nachteil wird nun nach Goebel wieder durch in verschiedener Weise zu stände kommende Oberflächenvergrößerung ausgeglichen. Es werden den Kugel- oder Cylinderflächen mehr oder weniger hohe Kanten oder MammiUen aufgesetzt, ja die ganze Achse kann sich zu einem blattähnlichen Gebilde abflachen. Daß die Oberflächenvergrößerung tatsächlich die Assimilationsgröße begünstigen muß, ist einleuchtend, doch glaube ich nicht, daß wir mit dieser Annahme ausreichen, um die sonderbare, bei wüstenbewohnenden Stammsucculenten vorkommende merkwürdige Er- scheinung zu erklären, daß einerseits die Oberfläche des fleischigen Stammes vermindert Vegetationsbilder, z. Reihe, Heft 4 E. Stahl, Nordmexikanische Xerophyten Tafel 19, 20 und 22 wird vind neben diesem Prinzip gleichzeitig wieder das entgegengesetzte der Oberflächen- vergrößerung zum Ausdruck kommt. Man könnte zwar den soeben angedeuteten Widerspruch zu lösen versuchen unter der Annahme, daß die Reduktion der Oberfläche das Primäre sei, und daß diese Succulenten erst nachträglich, unter etwa günstigeren Wasserversorgungsverhältnissen, die eine größere Flächentwickelung gestatteten, die Auswüchse erworben hätten. Ich halte aber eine derartige Annahme, wenigstens in betreff der wüstenbewohnenden Arten, für überflüssig, da die Schwierigkeit fortfällt, sobald man die Gefahr der infolge zu starker Erwärmung drohenden Versengung der Succulenten in Erwägung bringt und nicht bloß, wie es bisher fast immer geschehen zu sein scheint, die allerdings bei diesen Pflanzen so wichtige Wasserökonomie berücksichtigt. Wenn die kompakten Gewebemassen der Kakteen, die in ihrer Peripherie zu Assimilationsorganen ausgebildet sind und hiermit die Sonnenstrahlen energisch absor- bieren müssen, nicht durch übermäßige Erwärmung getötet werden, so ist dies ver- schiedenen Umständen zu verdanken. Die Vertikalstellung der großen Stämme von Cereus- und Echinocactusarten, die lotrechte Lage der Flachsprosse der großgliedrigen Opuntien schützen dieselben zur Mittagszeit gegen die Einwirkung der hochstehenden Sonne. Einen wirksatnen Schutz gegen Insolation finden ferner zahlreiche Formen in den — man denke an Pilocereus senilis — oft blendend weißen, luftführenden Haaren und anderen, bisweilen schirmförmig angeordneten Anhängseln, die selbst dann, wenn sie vereinzelt stehen, doch die grüne Stammoberfläche in größerer oder geringerer Aus- dehnung beschatten '). Die Kugelgestalt und, bei langgestreckten Formen, die Cylindergestalt finden wir nur bei den schmächtigen Stämmen fast rein ausgeprägt. Sobald die succulente Achse massiger wird, treten mehr oder weniger große Abweichungen von den einfacheren geo- metrischen Gestalten auf: dem Rotationskörper sind mehr oder weniger zahlreiche, vertikal verlaufende Kanten oder Mammillen aufgesetzt; bei den großgliederigen Opuntien verflacht sich die Achse zu dem vertikal gestellten Flachsproß. In allen diesen Fällen ist, gleiches Gesamtvolumen vorausgesetzt, die Gefahr der Versengung geringer, weil erstens durch die Oberflächenversfrößeruno- die Ausstrahluno- be^ünstio-t wird und ferner die Bestrahlung durch die Sonne eine geringere Erwärmung zur Folge hat, als dies der Fall sein würde, wenn die reine Kugel- oder Cylindergestalt beibehalten wäre. Man denke sich z. B. von einer jener Riesenformen, wie Echiiiocactiis iugens (vergl. Vegetationsbilder, I. Reihe, Heft 8), deren stärkere Exemplare, bei einer Höhe von 2 m einen Durchmesser von beinahe i m zeigen, die hervorspringenden Kanten von der Oberfäche hinweg, so wird die Wirkung der senkrecht zur Oberfläche einfallenden i) Vergl. O. V. Darbishire: Observations on Mammillaria elongata. Annais of Botanv, XVIII, 1904. Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft 4 E. Stahl, Nordmexikanische Xerophyten Tafel 19, 20 und 22 Strahlen eine weit mächtigere sein. Der Teil der Außenfläche, dem in Wirklichkeit eine Längskante aufsitzt, würde dieselbe Wärmemenge zugestrahlt erhalten, die sich tat- sächlich auf die beiden Kantenflächen verteilt, welche zugleich infolge des spitzen Ein- fallswinkels die Strahlen stärker zurückwerfen. Bei der tatsächlich vorhandenen Ober- flächengestaltung wird der Teil der Oberfläche, der in Bezug auf Ausstrahlung der aufgenommenen Wärme am ungünstigsten situiert ist, nämlich der zwischen je zwei Kanten liegende Grund der Furche, immer nur kurze Zeit annähernd normal zur Ober- fläche, und zwar in den frühen Morgen- und Abendstunden, besonnt. Die hervorragenden Kanten werden zu gleicher Zeit nur von einer Seite stärker erwärmt. Zur Mittagszeit, wo die Gefahr der Versengung am größten wäre, werden die vertikal stehenden Kanten nur unter spitzen Winkeln bestrahlt. Der breite, in der Mitte vertiefte Scheitel, der durch seine Lage besonders gefährdet ist, wird durch einen dichten Filz gelblichweißer Haare geschützt. Wie nahe die Gefahr des Todes infolge zu starker Erwärmung an Stamm- wie an Blattsucculenten herantritt, läßt sich durch folgende, an heißen Julitagen in Jena ausgeführte Versuche veranschaulichen. Während ein in normaler Lage lotrecht stehender Cercns peruviamis die intensivste Insolation ertrug, verfärbte er sich und erweichte, insbesondere im Grunde der Furchen, nachdem er in horizontaler Lage einige Stunden lang auf derselben Seite senkrecht zur Längsachse von der hochstehenden Julisonne bestrahlt worden war. Rosetten von Seuipcrvanim tectonini genügt es durch wenig- tägige Verdunkelung zu \'eranlassen, ihre vorher frei aufwärtsstrebenden Blätter abwärts zu krümmen bis zur Erreichung der horizontalen Lage, um sie an sonnigen, windstillen Sommertagen nach wenigstündiger Besonnung absterben zu sehen. Die den einge- tretenen Tod verratende Verfärbung stellt sich zuerst an den Rändern der Blätter ein, dort, wo sie denjenigen anderer, älterer Blätter aufliegen. Bei den succulenten Kakteen und Euphorbien wird dieser Gefahr begegnet durch die aufrechte Stellung der kom- pakten Glieder und ihre, durch die Entwickelung von Längskanten oder Mammillen aus- gezeichnete Oberflächengestaltung, welche sowohl die Aufnahme der Sonnenstrahlung erschwert als auch die Ausstrahlung der aufgenommenen Wärme begünstigt. Es tritt hier dasselbe Konstruktionsprinzip in Kraft, welches der Techniker beim Bau der Heizungs- röhren unserer Wohnräume anwendet, indem er die von heißem Wasser oder Wasserdampf durchströmten Röhren mit ringförmig vorspringenden Leisten oder anders gestalteten Fortsätzen versieht zum Zweck der besseren Ausstrahlung der zugeführten Wärme an die zu heizenden Räume. Ist die hier \orgetragene Ansicht, für deren Prüfung das in der Nähe von Tucson (Arizona) entstandene „Desert Botanical Laboratory of the Carnegie In- stitution" ein geeigneter Platz wäre, richtig, so wird man erwarten dürfen, ein stärkeres Hervorragen der Kanten und Mammillen zu finden bei denjenigen Arten, Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft 4 E. Stahl, Nordmexikanische Xerophyten Tafel lo, 20 und 22 deren sonstige Oberflächenbeschaffenheit sie geeignet erscheinen läßt, die Sonnenstrahlen besonders stark aufzunehmen. Meine Beobachtungen an Ort und Stelle ergaben in der Tat eine Bestätigung dieser Annahme. Die durch dunkelgrüne Färbung ausge- zeichneten Arten haben stark hervorragende Kanten oder Mammillen, während die entsprechenden Gebilde bei hellgrünen, besonders aber bei graugrünen Formen oder solchen, die durch weißglänzende Anhängsel gegen Wärmeaufnahme einigermaßen ge- schützt sind, schwächer entwickelt sind. Endlich sind bei dem allerdings mit dem größten Teil seiner Außenfäche in der Erde verborgenen Echinocadus Williaiiisä die Rippen auf der hell-graugrünen Oberfläche nur noch andeutungsweise vorhanden. Vi -TD (U • ^ O :3 t/5 "5 3 U -t-» rt ^_, 1— r-; u r- 00 o cd bC c c3 s o -d r-* CAj D £ ^ rt ^ S o o O c -T3 ^o IS C _o u OJ w r-: 3 :3 r^ XJ -y^ o ^ > U 5 E 'S '^ 1—1 o Xi '_> u- -3 VI 3 u OJ 3 ^ 'S is 'u ^ ÖC s C J3 u „Q Q ■X. t>^. o 3 4-» _rt o! > r-j o 'X, 3 ■*-» 'J rt 10 1- 3 C o .O - UJ ^- vi S •;= o o c .y O Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft 4 E. Stahl, Nordmexikanische Xeroph3-ten Tafel 21 Tafel 21. Im Schutz von Agaven horstweise auftretende Selaginella pilifera Al. BR. *)• Nordabhang eines Berges westlich von Saltillo (1600 m ü. d. M.). (Aufgenommen von E. Stahl, 8. Oktober 1894.) Während an den Ost-, Süd- und Westabhängen des besuchten Berges die Kakteen so häufig waren, daß man sich auf Schritt und Tritt vorsehen mußte, um nicht in un- liebsame Berührung- mit ihren Wehrorganen zu kommen, fehlten sie vollständig an einem ziemlich steil abfallenden Nordabhang. Nur eine auch sonst verbreitete Agave mit glatten, sehr derben, am Rande dunkel-, in der Mitte hellgrünen Blättern, gedieh auf dem der Sonne weniger zugänglichen, die Feuchtigkeit länger zurückhaltenden Boden. In ihrer Gesellschaft, oft dicht an sie geschmiegt, standen im Schutz der breiten Agaven- blätter große Rosetten von Selaginella pilifera Al. Braun. Diese Pflanze ist, wie auch andere Arten aus dem Verwandtschaftskreis von Selaginella kpidophylla, im Gegensatz zu den meist hygrophilen, besonders in den feuchten Tropenländern vorkommenden Arten dieser Gattung, ein ausgeprägter Xerophyt, der monatelang anhaltender Trocken- heit zu widerstehen vermag. Sie gehört mit Selaginella lepidophylla Spring zu den seit lange bekannten „Auferstehungspflanzen", die über 10 Jahre in lufttrockenem Zustande aufbewahrt werden können, ohne das Leben einzubüßen -). Die eingetrockneten, scheinbar abgestorbenen Exemplare bilden dichte graugelbliche Knäuel, die dadurch zu stände kommen, daß bei Wasserverlust die wedelartigen, die Rosette bildenden Sproßsysteme sich einwärts rollen, wobei die äußeren abgestorbenen die lebendigen inneren bedecken. Bei unserem Besuche, der in die Regenzeit fiel, waren sämtliche Rosetten ausge- breitet und die oberseits dunkelgrünen Sprosse von einem kurz vorher niedergegangenen Regen antrefeuchtet. Die äußerst leicht benetzbaren Sprosse dieser Pfanze vermögen größere Mengen von Wasser kapillar an ihrer Außenfläche und in den Hohlräumen zwischen Stengel und Blättern festzuhalten. Läßt man Wassertropfen auf ein Zweigende einer ausge- breiteten, bereits befeuchteten Rosette fallen, so fließt das im Ueberschuß vorhandene Wasser nach der Mitte des Stöckchens, um nach kurzer Zeit unter ihm an den gabelig 1) Herr Professor G. Hieronymus, dem ich zu herzlichem Danke verpflichtet bin, hat auf Grund eines eingesandten Exemplars die dargestellte Pflanze als Selaginella pilifera Al. Br. erkannt. 2) Vergl. V. B. Wittrock: De filicibus observationes biologicae. Acta horti Bergiani, I, Stockholm 1 89 1 . Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft 4 E. Stahl, Nordmexikanische Xerophyten Tafel 21 verzweigten Wurzeln zui:i Vorschein zu kommen. Nicht nur das in Gestak von Regen- tropfen aufgefangene Wasser wird auf diese Weise zu Boden geleitet, sondern auch der an oberirdischen Teilen niedergeschlagene Tau, der sich besonders an den ab- stehenden, bis millimeterlangen Endhaaren der Blätter bei der nächtlichen Abkühlung absetzen dürfte. Diese Haare sind nämlich in so hohem Grade benetzbar, daß kleine Wassertropfen, die bloß mit der Spitze lufttrockener Haare in Berührung gebracht werden, sofort angesogen werden und sich über das Blatt in einer dünnen Schicht ausbreiten. bfj CO 'S- c 'bß cn o o c ;^ o c ^ S > u< tu << iA U r- ,^ o K > ^'"■' N rt 4-* a r- 3 'J -p C/^ s r* z ^ CO CO -T3 O c o O 3 _o bß c o aj kl o O C IS o -^ 'j OJ T3 C tu N C rt q3 Dl i) -o ti 1» ÖD -a 00 ,^- ^•■'t^' c t;*w.'t •<( ■• ■«? , ,81- ■" B vi?-- ■• >? c rt u OJ Di zj +-* CO c c o U c/) C W C u o OS -n 'd CA G i:: o 2 ii '-0 Ui — « O '_* — ■ '— ' ■r. TU c • "^ o !- OJ ex. o r- ^ y. o ■^j ^^ X ^ << w :j ^" ^ VI ,_s ■y. SJ ^ 4—» CO & c C^ OJ ^ N l- — o '_; ■j ■^ r^ r~ U W bh ^~ CJ ;^ Tj ^ OJ N OJ -a :3 r^ S: f— 00 S r^ 4-» Vh "rt _aj o. C/0 ^-^ o^ rj o ,C ^ '-_; ""^ ^ ■y. "Ö d -^ 'O n f~. , -o IN! O •J i; ^ „^ tr. 'j O "u ^ y. rt > "S -£ 4—* ■-0 iJ ',-^ i ^ :^ s a> ^ ■4— • b£ ^- -1^ r^ O 'x s > o ^ rt ^ r*. ^ -a ^ 00 L^ OJ - O bß X i) qj 1/5 O '-J Ph > c/^ I> ^ t- ■*— • 3 ■4—» 1> £ <-■_ r- — tc ^J c H o Die freundliche Aufnahme, welche die Vegetationsbilder bis jetzt gefunden haben, giebf die Ver- anlassung 2u einer Fortsetzung des Unternehmens, die uon den perschiedensten Seiten gewünscht war. Der por- liegenden ersten Reihe werden also weitere folgen, für welche uns Beiträge u. B. uon den ßerren ü. Klein, Karlsruhe; R. uon Wettstein, Wien; 6. Stahl, 3ena; 6. H. Bessey, Washington; 6. Ule, Berlin; F. Börgesen, Kopenhagen; W. Busse, Berlin; U. Dammer, Berlin; fl. Hansen, ßiessen; 6. Pritzel, Berlin; C. Schröter, Zürich; G. Seh weinfurth, Berlin; 6. Voickens, Berlin; e. Warming, Kopenhagen; G. Zederbauer, Wien; Ch. Flahault, fllontpellier; ITl. B ü s g e n , ITlünden freundlichst in Aussicht gestellt sind. Von der Zweiten Reihe find bis jetzt erfchienen: Erftes Heft. €. Ule; Epiphyten des Hmazonasgebietes. Zweites Heft. G. Karften: Die ITlangroue Vegetation. Wird dem Unternehmen auch ferner das bisherige Interesse entgegengebracht, so soll dem Plane entsprechend uersucht werden, nach und nach ein die ganze Erdoberfläche gleichmässig umfassendes pflanzen* geographisches flbbildungsmaterial zusammen zu bringen. 3edes f5eft soll wiederum nach Illöglichkelt Zusammengehöriges enthalten und eine einheitliche Veröffentlichung darstellen. Einem uielfach geäusserten Wunsche entsprechend, wird auch die einheimische und europäische Vegetation besondere Berücksichtigung finden. Raturgemäss bleibt die Durchführung des Planes mehr und mehr uon der Beteiligung der Fach« genossen abhängig, die im Besitze geeigneter Photographien — besonders eigener Aufnahmen - sind. Da der erste Versuch das Bedürfnis einer solchen Sammlung dargetan hat, erscheint die Boffnung gerechtfertigt, dass die notwendige Unterstützung auch weiter gewährt werden wird. Die Bedingungen für Abnahme der zweiten Reihe bleiben die gleichen, Abnehmer einer Reihe sind aber nicht zur Abnahme weiterer Reihen uerpflichtet. Die Herausgeber: S. Karsten, B, Schenck, Bonn. Darmstadt. Die Verlagsbuchhandlung: 6ustau Fischer ?ena. Verlag yon Crustav Fischer in Jena. Das kleine pflanzenphysiologische Praktikum. Anifituim zu pfianzen- |i li y ^ i II I ",^ 1 ^' li '' " 1"'. \ |ii'r i in !• II 1 i'ii. l'Vii' Stiidiorciule und Lehror der Natur- wissRusclial'tcii. Von Ur. W • Detnicr, l'rofessor an dfi' Universität Jena. Mit KW Aliliildiuiüvii. IdOH. Preis: lirnscli.'ö Mark .">() Pf., geb. C, Mark !"in Pf. Vorlesungen über Pilanzenphysiologie. von Dr. Ludwig Jost, a. o Prof. an der Universität Strassl)urg. Mit 172 Allbildungen. Preis: broscli. 13 Mark. gebunden 15 Mark. Flora, 1904. Bd. 03, H. 2 ; . . . Die Darstellung ist klar, kritisch und reichhaltig und oft dureli historische Rückblicke belebt. Die Jost'schen Vorlesungen werden deshalb als eine treffliche Einführung in das Studium der Pflanzenphysiologie begrüßt werden. Auch für Be- rufsbot;iniker ist das Buch wertvoll dui'ch die eingehende Berücksichtigung und Dis- kussionen, welche die neuere pflanzen|ihysiologische Literatur in ihm gefunden hat. Solche orientierende Darstellungen sind ja um so notwendiger, je mehr die Entwick- lung der Botanik es unmöglich macht, in allen ihren Gebieten die Literatur zu verfolgen, besonders aber in der Physiologie, welche die Grundlage für alle anderen Teile der Botanik darstellt. Lehrbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreiches. Für Hochschulen u. zum Selbstunterricht. ,Alit Itücksiclit auf das neue Deutsche Arzneibuch. Von Dr. G-eorge Karsten, a. o. Prof, der Botanik an der Universität Bonn. Mit .528 Abbildungen im Te.\t. 1903. Preis: 0 Mark, geb. 7 Mark. Willkürliche Entwickelungsänderungen bei Pflanzen. Ein Beitrag zur Physiulugie der Elitwickelung. Von Dl'. (iCOFg Klcbs, Prof. in Halle. Mit 28 Abbildungen im Text. 1903. Preis: 4 Mark. Soeben erschien: Leuchtende Pflanzen. Eine ])hysioiogische Studie von i'rof. Dr. Haus Molisch, Direktor des iiflanzenjdjvsicdogischen Instituts der k. k. deutschen Universität Prag. Mit 2 Tafeln und 14 Textfigüren. Preis: (i Mark. Ueber die Organisation und Physiologie der Cyanophyceenzelle und die mitotische Teilung ihres Kernes, von Dr. V. U. Koül, a. o. iro- fessor der Botanik an der Universität Marburg. Mit 10 lithograiiliisclien Tafeln. 1903. Preis: 20 Mark. Ein Blick in die Geschichte der botanischen Morphologie und die PeriCaulOm-TheOrie. \'un Dr. H. PotOnie, Kgl. preuss. Uamlesgeologe und l'rofessor, bezw. Privatdozent der Paläobotanik .an der Kgl. Bergakademie und der Universität zu Berlin. (Erweiterter .Abdruck ans der n.atnrwissenschaft- lichen Wochenschrift. Neue Folge. H. Band, der ganzen Reihe XVHI. Band.) Mit 9 Aldiildnngen. 1003. Preis: 1 Mark. Die Kulturgewächse der deutschen Kolonien und ihre Erzeugnisse. I''ür Studierende und Lehrer der Xaturwisseiiscliaften, Plantagenbesitzer, K'auf- leute und alle Freunde kolonialer Bestrebungen. Nach dem gegenwärtigen Stande unserer Kenntnisse bearbeitet. Von Prof. Dr. R. Sadebeck, Direktor des botanischen Museums und des botanischen Laboratoriums für AVarenkunde zu Hamburg. Mit 127 Abbildungen. 1S99. Preis: 10 Mark, geb. 11 M.ark. Bisher erschienen Lieferung 1 und 2 vom Handbuch der Laubholzkunde. Charakteristik der in Mitteleuropa heimischen und im Freien angepflanzten angiospermen üehülz-Arten und IVunien mit Aus- schluss der Bambuseen und Kakteen. Von Canilllo C'ai'l Schneider. Die Ausgabe erfolgt in Ijieferungen von je 4 Mark. Soeben erscbfen: Praktikum für morphologische und systematische Botanik. Hiifsbuch bei ]iraktiscben Uebnngen und Anleitung zu selbständigen Studien in der Mor- phologie und Systematik der Pflanzenwelt. \on Prof. Dr. Karl SchUUiann. weil. Kustos am Künigl. ni>taiiischen Museum und Privatdozent an der Univer- sität zu Berlin. Mit ].j4 Figuren im Text. Preis: 13 jMark, geb. 14 Mark. Frommanascho Buchdruckerei (Uermaan Pohtf) in Jena. — 2773 Zweite Reihe Beft 5—7 h. Klein: Charakterbilder mitteleurop, Waldbau me I. Cafel 25—54 Vegetationsbilder herausgegeben uon Dn 6. Karsten Professor an der Unloersität Bonn Dr B, Schenck Professor an der Cechnischen Bodischule Oarmsfadf <3^ ^cs> h. Klein, Charakterbilder mitteleuropäisdier Waldbäume I. 1. üärdien von der Baumgrenze des Bodigebirges. 2. flruen von der Baumgrenze des Bodigebirges. 3. Die i'Wettertannen p , 00 ^ :r; J3 ^ i» u 'J-i C/) i_ iri — ™ o ^ n ■ — u 03 o ^ CN r^j r^ ' V -^ D. i> (U ■XI 'y> ;^ ^ v- ~ — OJ '— ' n — :~ — OJ c3 zj 1J '~~ bjc r- ^ =/. C/; 3 < Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft 5 — 7 L. Klein, Waldbäume. I Taf. 27B, 29 — 33A, 34A, B, 35A, 36A, B II. Arven von der Baumgrenze im Hochgebirge'), Tafel 27 B. 29 — 32 B, 33 A, 34 A und B, 35 A, 36 /\ und B. Tafel 27 B. Alte, starke Arven (stärkster Baum 4,07 m Stammumfang), in der oberen Hälfte der Krone besenähnlich verzweigt, von der Baum- grenze der Muottas da Celerina (mit Blick auf Pontresina) (ca. 2200 m). 21. August 1897. Tafel 2g. Sehr alte, achtwipfelige Kandelaberarve mit gebrochenem Hauptstamm von 4,25 m Umfang, hinter Hötel-Pension Findelen bei der Riffelalp (ca. 2300 m). 6. September iSgg. (Rechts eine einseitige Kandelaber- lärche von 2,36 m Stammumfang.) Tafel 30. lOOO — lioo-jährige Arvenruine von 7,65 m Stammumfang; hinter Hötel- Pension Findelen bei der Riffelalp (ca. 2300 m). 6. September 1899. Tafel 31. Reste des uralten Arven waldes auf der Nordseite der kleinen Scheidegg (ca. 1800 m). 1. Juni is,|,s. Tafel 32 A. Alte, starke Arven am Hahnensee oberhalb St. Moritz (2156 m). 31. August 1899. Tafel 32 B. Schönste Arve (Kandelaberbaum mit aushaltendem Hauptstamm) der Muottas da Celerina, Stammumfang 4,10 m, Höhe 15—16 m (2120 m). 20. Aug'ust iS(57. Tafel 33 A. Uralte Arve am Findelengletscher (Riffelalp) von 4,71 m Stamm- umfang ; Hauptstamm gebrochen und linkshälftig infolge von Blitz- schlag längst abgestorben und entrindet (ca. 2300 m). 6. September 1899. Tafel 34 A. Dreistämmige, (infolge von Blitzschlag) w^ipfeldürre, besenförmig ver- zweigte Garbenarve vom Hahnensee oberhalb St. Moritz (ca. 2150 m), 31. August 1899. Tafel 34 B. Eine der höchststehenden (nahezu 2300 m) Arven der Muottas da Celerina (Blick auf Piz Murail); Garbenarve von 3,77 m Stamm- umfang. 20. August 1897. Tafel 35 A. Stark verwetterte, uralte Arvenruine am Rande der Findelenschlucht (Riffelalp) (ca. 2250 m). 8. September 1899. Tafel 36 A. Sehr stark reduzierte, 1000 iioo-jährige Arve von 7,67! m Stamm- umfang, beim Findelengletscher (Riffelalp) (ca. 2280 m). Aelteste Arve der Schweiz. 6. September 1899. Tafel 36 B. Stark verwetterte Arvenleiche von 4,58 m Stammumfang beim Findelengletscher (Riffelalp) (ca. 2300 m). 6. September 1899. (Nach photographischen Aufnahmen von L. Klein.) Die Arve (Pinu.s Cembra L.), auch Zirbe oder Zirbelkiefer genannt, ist in Mitteleuropa der einzige einheimische Vertreter der fünfnadeligen Kiefern, d. h. i) Benutzte Literatur wie bei den Lärchen, außerdem noch Woditschka : Die Zirbe und ihre Kultur, Wien 1900. (Sep.-Abdr. d. österr. Forst- und Jagdzeitung, 1900.) Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft 5—; L. Klein, Waldbaume. I Taf. 27B, 2g — 33A, 34A, B, 35A, 36A, B derjenigen Kiefern, bei welchen die zahlreichen, kleinen, an den Langtrieben spiralig angeordneten Kurztriebe nicht, wie bei unserer gemeinen Kiefer 2, sondern 5 von einer trockenhäutigen Scheide am Grunde umgebene Nadeln tragen, deren Lebensdauer an kräftigen Trieben 3 — 6, an schwachen oft nur 3 Jahre beträgt. Die jungen Triebe sind im ersten Sommer rotgelb filzig behaart, später kahl, und dadurch leicht von der ebenfalls fünfnadeligen, aus Amerika stammenden Weymouthskiefer zu unterscheiden. Die Verzweigung des Stammes imd der Aeste ist bei jüngeren Bäumen — wie bei allen Kiefern — eine ungemein regelmäßige, da sie nur durch Knospen erfolgt, die unter der Endknospe des Leittriebes einen Quirl bilden, so dali5 die ganze Krone nur aus Astquirlen aufgebaut ist, welche die eben geschilderte Verzweigung wiederholen; doch steht hier, wenigstens an schwächeren Aesten, zumeist nur eine Knospe unter der Endknospe des Zweiees. Wenn trotzdem die Krone der Arve von allen Kiefern am dichtesten ist, so erklärt sich dies durch die Kürze und die dichte Benadelung der einzelnen Jahrestriebe. Bei ungestörtem Wachstum zeigt die Arve in den ersten Jahrzehnten eine sehr regel- mäßig aufgebaute, schlank kegelförmige, tief herabreichende Krone, die auch bei alten Bäumen mit vollholzigetn, zumeist astreichem Stamm gleichförmig abgewölbt, annähernd eiförmig- sein und bis auf wenige Meter über dem Boden herabreichen kann. Mit zunehmendem Alter werden aber die Arven vom Blitze, vom Sturme, vom Schnee und Eisanhang u. s. w. gewöhnlich hart mitgenommen und bekommen dann sehr bizarre, malerische Kronen mit vielen aufgerichteten Aesten ; sie zeigen dabei eine Wider- standsfähigkeit gegen schädliche Einflüsse aller Art und eine Lebenszähigkeit sowie ein Reproduktionsvermögen, wie keine andere Nadelholzart, die Eibe vielleicht ausgenommen. Die Bewurzelung ist eine außerordentlich sturmfeste; die Pfahlwurzel bleibt zwar bald in der Entwickelung zurück, dafür entwickeln sich weit und flach streichende, mit ihren Verzweigungen in Spalten des Gesteins eindringende, Felsblöcke umklammernde, sehr stark werdende Seitenwurzeln, die im Alter bloßgelegt werden und oberflächlich verwittern (Tafel 30, 31, 35A, 36 A). Das gleichmäßige, sehr feinjährige, leichte, harz- reiche Holz von den natüriichen Standorten ist außerordentlich dauerhaft; es liefert den wertvollsten Rohstoff für die Holzschnitzereiindustrie der Alpenländer. Es besitzt einen schmalen, gelblichen Splint und einen im ausgetrockneten Zustande braun- rötlichen Kern. Die Rinde bleibt lange hell silbergrau und verwandelt sich erst im höheren Alter in eine außen braungraue, innen rotbraune Schuppenborke, die auch an sehr alten Bäumen, im Gegensatz zur gemeinen Kiefer und zur Lärche, nur geringe Dicke besitzt. Die männlichen Blüten, eiförmig, bis i'/a cm lang, blaßgelb, stehen am unteren Ende von diesjährigen Langtrieben (also an Stelle von Kurztrieben), die weib- lichen Blüten, schlank walzenförmig, bläulich bereift, langgestielt, meist zu 2 — 5 neben der Endknospe, dieselbe weit überragend. Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft 5 — 7 L. Klein, Waldbäume. I Taf. 27B, zq — 33A, 34A, B, 35A, 36A, B Die Blütezeit fällt, den hochgelegenen Standorten entsprechend, spät, meist in den Juni. Die Mannbarkeit tritt hier ebenfalls spät, meist erst mit 70 — ^80 Jahren, in tieferen Lagen 10 — 20 Jahre früher ein. Samenjahre kommen im Durchschnitt alle 10, vmter günstigen Umständen alle 6 — 8 Jahre vor. Die Zapfen sind am Ende des I.Jahres etwa walnußgroß, im 2. bis 8 cm lang und bis 5 cm breit, eiförmig, erst auf bräunlich violettem Grunde heidelbeerblau bereift, völlig reif hellrödich-zimmtbraun. Die Samenreife erfolgt Ende Oktober bis Mitte November des 2. Jahres. Meist werden die Zapfen, denen Mensch, Zirbelhäher und Eichhörnchen in gleicher Weise aufs heftigste nachstellen, schon früher (im August oder September) zerstört und die dick- schaligen, verkehrt eiförmigen, etwa i cm großen, eßbaren Samen, die sog. „Zirbelnüsse", von denen 4000 — 5000 aufs Kilo gehen, namentlich durch den Zirbelhäher verbreitet. Nach dem Abfall bleiben die Zirbelnüsse gewöhnlich i Jahr im Boden liegen, ehe sie keimen. Das Keimpflänzchen besitzt 8 — 10 über 3 cm lange Keimnadeln an dickem Stengel. Die junge Pflanze wächst sehr langsam und die Astquirlbildung beginnt gewöhnlich erst mit dem 5. Jahre. Auf günstigem natürlichem Standort erreicht der Baum mit 10 Jahren erst 'A, m, mit 20 1,20 m, mit 40 4 m, mit 60 7 m, mit 80 g — 10 m, mit 100 12 m, mit 140 17 m und mit 200 Jahren 20 m, womit das Höhenwachstum, das über 22 m nicht hinausgeht, in der Regel abgeschlossen ist. Das Dickenwachstum kann aber noch viele Jahrhunderte lang fortgesetzt werden. In Mitteleuropa ist die Arve ausschließlich Hochgebirgsbaum, der in den Alpen und Karpathen mit sehr zerstückeltem Verbreitungsgebiet meist horstweise oder vereinzelt zwischen Fichten, Kiefern und Lärchen auftritt und noch über denselben vielfach die Baumgrenze bildet. Seltener finden wir richtige Ar\renwälder wie im oberen Engadin und in der Umgebung von Zermatt. Im nördlichen Rußland und im ganzen nördlichen Sibirien bildet die sibirische Zirbel, die durch höheren Wuchs (bis 40 m), größere, mehr walzenförmige Zapfen und größere, dünnschaligere Samen ausgezeichnet ist und die wahrscheinlich nur eine klimatische Varietät der Alpenzirbel ist, ausgedehnte Wälder, meist in bruchigen Ebenen. In ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet verlangt die Arve an Standorts- an Sprüchen reichliche Luft- und Bodenfeuchtigkeit, bei außerordentlicher Anspruchs- losigkeit an die Luftwärme; sie bevorzugt die nördlichen und südöstlichen Talseiten und findet sich in einzelnen alten Exemplaren oft auf den äußersten Vorsprüngen der Gebirgskämme (sehr schön z. B. am Strela-Paß zu sehen). Ihrem Licht bedürfnis nach nimmt sie eine Art Mittelstellung ein. Nahe der Baumgrenze ist sie, namentlich in höherem Alter, wie jede Kiefer, bei der oft nur 2V2 Monate dauernden Vegetationszeit mehr Lichtholzbaum, während sie als junger Baum und in tieferen Lagen ziemlich viel Schatten verträgt, wie schon ihre dichte Krone und das Aufkommen von Nachwuchs unter ihrem eigenen Kronenschatten und selbst dem von Fichten anzeigt, sowie der Vegetationsbilder, 2. Reilie, Heft 5 — 7 L. Klein, Waldbäume. I Taf. 27B, 29— 33A, 34A, B. 35A, 30A, B Umstand, daß die junge Pflanze am besten zwischen Alpenrosen und Legföhren gedeiht, unter deren buschigen Zweigen sich immer gute Erde mit der nötigen Bodenfeuchtigkeit vorfindet. Stellt die Lärche, welche die warmen, sonnigen Hänge bevorzugt und die im allgemeinen graziös und zierlich aufgebaut ist, mit ihrem freudig grünen, lichten Nadel- kleide gewissermaßen das heitere Element der Hochgebirgsbäume vor, so haben wir in der die Schattenseite aufsuchenden, gedrungenen, wuchtig und massig aufgebauten, düsteren alten Arve mit ihren dicht und dunkelgrün benadelten Zweigen, das ernste Element vor uns. Die Trutzgestalten der uralten, wildzerrissenen und verwetterten Arven von der Baumgrenze können wir geradezu als Symbol der großartigen Wildheit des Hochgebirges bezeichnen, wie denn die Arve mit Recht auch als die „Königin des Alpenwaldes" bezeichnet wird. In höherem Alter stirbt der Hauptwipfel infolge von Blitzschlag, Schnee oder Windbruch oder (?) infolge von Vertrocknung durch den \\'ind gewöhnHch ab; schon vorher haben sich gewöhnlich zahlreiche Seitenäste aufgerichtet und dadurch, daß ihre Seitenzweige das gleiche Spiel wiederholen, mehr oder wenig fächer- oder besenförmig verzweigt. Auch ihre Gipfel sterben mit der Zeit ab, wie denn Wipfeldürre eine ganz hervorstechende Eigenschaft alter Arven ist, die unermüdlich durch Aufrichtung neuer Seitenäste und neuer Sekundärwipfel Ersatz für die abgestorbenen schaffen. Durch diese zahlreichen Sekundärwipfel von verschiedenster Stärke und von verschiedenstem Alter erhalten die mehrhundertjährigen Hochgebirgsar\'en eine zwar ungemein wechselnde, aber stets malerische und interessante Kronengestalt (Tafel 31, 32, 34). Kein anderes Nadelholz zeigt im hohen Alter auch nur entfernt eine solche Mannigfaltigkeit der Gestalt, kein anderer Waldbaum besitzt aber auch solche Lebenszähigkeit und solches Reproduktions- vermögen wie die Arve. Auffallend ist endlich, daß die bizarrsten, ältesten und stärksten Arven sich gewöhnlich in nächster Nähe der Baumgrenze finden, also unter Bedingungen erwachsen, unter denen, ähnlich wie bei den „Wettertannen", nur von Hause aus sehr kräftig organisierte Individuen Aussicht haben können, ein hohes Alter zu erreichen. So erklärt sich wohl am ungezwungensten die auf den ersten Blick so verblüffende Tatsache, daß, wie gesagt, weitaus die schönsten, ältesten und stärksten Arven immer nahe an der Baumgrenze stehen, wo sie außerdem durch ihre Entfernung von den menschlichen Behausungen freilich auch vor dem schlimmsten Feinde allen Baumwuchses, dem Menschen selbst, am wirksamsten geschützt erscheinen. Die hier reproduzierten Abbildungen zeigen eine Auswahl der verschiedensten Typen der Arve, wie sie sich je nach Standort und Anlage nach einigen Jahrhunderten herausbilden. Die jeder Figur beigegebene Erklänmg besagt jeweils das Notwendigste. Wir sehen alte Bäume mit einer Kronenform (Tafel 27B, 32 A und B, 34 B), die viel eher an einen Laubholzl>aum, als wie an ein Nadelholz erinnert. Die Neigung, Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft 5—7 L. Klein, Waldbäume. I Taf. 27B, 29— 33A, 34A, B, 35 A, 36A, B Starke Aeste bei aushaltendem Hauptstamm aufzurichten und mächtig zu verdicken, ist bei keinem anderen Nadelholz so verbreitet, wie bei der Arve, cf. Tafel 32B, die große Arve von der Muottas da Celerina bei Pontresina, die als die schönste Arve der Schweiz bezeichnet wird. Besenförmige Verzweigung in der oberen Kronenhälfte durch mehr oder weniger senkrechtes Aufrichten zahlreicher Aeste und Zweige zeigen die alten Arven von der Baumgrenze des gleichen Standortes (Tafel 2 7 B). Wachsen mehrere junge Stämme nahe beisammen auf und später an der Basis zusammen, so erhalten wir eine von Grund aus besenähnlich verzweigte Baumgestalt, wie sie Tafel 34 B von der Muottas de Celerina zeigt und wie sie namentlich in der Umgebung des Hahnensees oberhalb St. Moritz in größerer Zahl anzutreffen sind (Tafel 34 A). An sehr alten Arven ist fast immer der Hauptstamm im oberen Teil abgestorben und gewöhnlich auch mehr oder weniger weit unten abgebrochen, vielfach auch einseitig durch Blitzschlag getötet und bis zum Boden der Rinde zur Hälfte, ja mitunter sogar bis auf einen schmalen lebenden Längsstreifen beraubt. An solchen Individuen, wie sie sich in besonders großer Zahl unter den Resten eines uralten Arvenwaldes am Nord- abhange der kleinen Scheidegg (Tafel 3 1 ) und sonst vereinzelt überall an der Baumgrenze finden (Tafel 30, 33 A, 35A), zeigt sich die ungeheuere Lebenszähigkeit der Arve im hellsten Lichte. Selbst wenn die starken Seitenwurzeln bis auf eine einzige bis nahe an den Stamm zurückgefault sind, und dieser selbst bis auf einen kurzen, fast gänzlich geschälten Stummel zerstört Ist (Tafel 30, 33 A), zeigen die lebenden Teile (ein Seitenast oft beinahe am Boden entspringend), noch ein ungemindertes Wachstum, noch eine, ungebrochene Kraft und können noch reichlich große, heidelbeerblaue Zapfen hervor- bringen. Die Arve (Tafel 3 5 A) zeigt, welch groteske Gestalt der alte Baum mitunter annimmt; hier macht es den Eindruck, als ob der am Rande des tiefen Abgrundes stehende Baum wie vom Schwindel ergriffen sich zurücklehnen würde, um sich auf den krummen Ast, wie auf einen Ellbogen, zu stützen. Das Maximalalter der Arve finde ich in den Büchern stets zu niedrig ange- geben. IvERNER und Willkomm geben dasselbe auf 700 Jahre an, WoDrrscHKA dagegen kommt der Wahrheit viel näher, wenn er, allerdings nur vermutungsweise, angibt (p. 16): „Im Alpengebirge kommen einzelne Zirben vor, die gewiß über 1000 Jahre alt sind; gewöhnlich erreicht dieser Alpenbaum aber ein Alter von 500 — 600 Jahren." Durch einen glücklichen Zufall bin ich in der Lage, hierüber ganz positive Angaben machen zu können. Auf einer alten, bewachsenen Geröllhalde beim Findelengletscher in der Nähe von Riffelalp entdeckte ich vor einigen Jahren in einer Meereshöhe von nahezu 2300 m ein wahres Schatzkästlein der wundervollsten und mannigfachst gestalteten uralten Arven- ruinen, darunter auch den auf Tafel 30 und 36 A abgebildeten Baum, dessen Stammumfang mit 7,65 m weit über das hinausging, was bisher von der Arve bekannt war. (Willkomm und ICerner geben den Maximaldurchmesser „nach beglaubigten Annahmen" auf 1,70 m Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft 5 — 7 L. Klein, Waldbäume. I Taf. 27B, 29 — 33A, 34A, B, 35A, 36A, B an, was einem Stammumfang von rund 5,30 m entsprechen würde.) Die Altersbestimmung dieses Riesen (der Dicke nach) wurde dadurch ermöglicht, daß in unmittelbarer Nähe verschiedene uralte Ar\'en in ca. i m Höhe über dem Boden abgesägt waren. Das Holz dieser Stöcke war noch so gesund und wohlerhalten, daß sich ihr Alter durch Zählung der Jahresringe bis auf 2 oder 3 Jahrzehnte genau ermitteln ließ. Mittlerer Durchmesser und Alter (Jahresringzahl) standen bei diesen Stümpfen in so übereinstimmendem Verhältnis, daß sich aus dem Stammumfang der dicksten Arve ihr wirkliches Alter berechnen ließ. Von den 3 untersuchten Stöcken hatte der stärkste 4,80 m Umfang = rund 1,53 m Durchmesser; man konnte ca. 730 Jahresringe zählen, wozu für die kleine Faulstelle im Zentrum noch etwa 20 kommen, ergibt im ganzen 750 Jahre; ein zweiter Stumpf mit 2,30 m Umfang == 73 cm Durchmesser hatte 340 Jahresringe, ein dritter von 1,70 m Umfang = 54 cm Durchmesser 250, und ein abgesägter Ast der starken Arve von ca. 50 cm Durchmesser ebenfalls 250 Jahresringe. Man findet hieraus, daß das Alter hier ungefähr der fünffachen Durchmesserzahl (in Centimeter ausgedrückt) entspricht. Die Multiplikation der oben mitgeteilten Durchmesserzahlen mit 5 ergibt nämhch 765, 365, 270, 250. Diese aus dem Durchmesser berechneten Zahlen stimmen also mit den durch Zählung ermittelten für unsere Zwecke völlig überein. Multipliziert man den Durchmesser der stärksten Arve, 243 cm, mit 5, so ergibt dies die ungeheuere Zahl von 1 2 1 5, also rund 1 200 Jahren als Alter unseres Bavimes. Von dem gleichen Standort habe ich (Tafel 36B) auch eine interessante Leiche abgebildet. Die starken Seitenwurzeln sind bis an den Stamm, die stärksten Aeste bis auf kurze .Stummel zurückgefault, alles natüriich längst entrindet. Daß es sich hierbei nicht um eine langsam fortschreitende Zerstörung eines längst in toto abgestorbenen Baumes zu handeln braucht, zeigt unser Veteran. Auch hier sind, wie besonders aus Tafel 36 A erhellt. Stamm, Seitenäste und Wurzeln ungefähr in der gleich weitgehenden Weise zerstört wie bei der „Leiche" (1 afel 36 B), und trotzdem strotzen einige Seitenäste, die ihrerseits verwitterten, nur noch an einem schmalen Längsstreifen lebenden Aststummeln entspringen, noch in vollster Kraft. Da sich bei der dicken Arve zwei starke Aeste in eerino-er Höhe über dem Erdboden abzweigen, so mag die berechnete Zahl vielleicht etwas zu hoch ausgefallen sein, und der Baum ist vielleicht nur etwa 1000 Jahre alt. Möglicherweise ist er aber auch etwas älter als 1 200 Jahre, weil der Hauptstamm sicher schon lange Zeit abgestorben ist und so an einem großen Teil des Stammumfanges jegliches Dickenwachstum seit vielen Jahrzehnten aufgehört hat. i ,j ■0. 'i- I§^f . 'W ^■'X ■ /;'-- 4— f '^ .- CD S:'^ ^ »y^ o M *" ;_) -t- c ^ _2 ,— CJ tz -^ ■2 ^ o (L) ^ .SP *■*-' -p- 1 3^ 'S ./) c iJ o ■OJ o ^^ r^ O 'S V- < _Q v: 4-* )—; bß O ^— < 5J o o "S o P-, ^^w,- ,^l .■^;' ^/a o o ^ s c o < bß O o o o c/0 tß CA) c tu -a o V3 (L) CS C CO t/5 o A. Alte, starke Arven am Hahnensee, oberhalb St. Moritz, (2156 m). 31. August 1899. B. Schönste Arve (Kandelaberbauni mit aiishaltendem Hauptstamm) der Muottas da Celerina, (2120 m). Stammumfany 4,10 m, Höhe 15 16 m. 20. August 1897. A. Uralte Arve am Findelengletscher (Riffelalp) von 4,71 m Stammumfang; Hauptstamm gebrochen und links hälftig infolge von Blitzschlag längst abgestorben und entrindet, (ca. 2300 m). 6. September 1899. ■Jf- ;%;..-:^-,,^1 B. „Die Schermtanne" von Stiegleschwand bei Adelboden, eine der schönsten Wetterfichten der Schweiz von 4,80 m Staninnimfang und ca. 25 m Hcihe, (1480 m). 28. Mai 1S9S. — > o 1_ 1^ C^ r^ rn ^ C^J X- •» s; r; 'j; Zj •- nfl 2 O < O 1^ -^v <• — ■-,r - S ,« N n ::^ 3 u fc OJ 3 E (X re -Ö (7) vj tu fj b£ rsT 1- i^ Q. •■u 5^ 1; ^l; c/j •3 E So 32 E ^ c - > — :- > .u - > O in o bjC c c: ^ (U — u t J 5^ ö ^ CO •- = ä . ^ c/) J ^ 3J CA) J3 O ^ -5 = -2 OJ > CO ■-.n ■~' a •a Ol f-: > ^ E zj -^ _ V- ._ ^r* o Ü- i> «>■ •V o (y) 'U — ■■!> > < - 'y-' s > 1^ n bZ bjo ■n 3 ;3 — ^ u « ;— c^ 5J 3 C/j ;^; CS ^ l; O - (/5 m 3J ^ tl; :: < vj :0 IJ N -a o brj r c/l rv| vO :rt p: CN r/, i> ^ 'P^ a^ > ~ -— CO ":/■ ~ u ^« r— ~ 1- l r 1^ ^ b/; c3 U O N 33 C.J ,«_, *■ p; o I- t^- OJ M ^ L. n OJ a ä? „Q OJ Mfli i^l^Sj^^P^v^ 'as^j-ri W-^ '*'!»:^ r- ■ ^'"^^t, ^^^^^m5^fifr^'*''TrT^" =^L- - ^^ll^^B^^^^^^^'^^ttMCaiJfcrl^ ;^ ^^B^p^flHkK :-' Jmj^ ^^^ j^p^^tg^^ ä Ä^^,. *ji -' 'v> ^^^^^^ ^ mF»~L^ji^ HHH^B»«^^ ^rntm^.. A. Ca. 17 m hohe Kau d elaberwei ßtan n e (Wettertanne) von 3,73 ni Stammumfang, mit gebrochenem Hauptstamm und 9 Sekundärwipfeln, deren jeder mit einem sog. „Storchennest" abschheßt, vom Giesiboden oberhalb Todtnau, (1200 m). 10. September 1902. B. Ca. 13 m hohe Weidfichte (Wetterfichte, Kandelaberfichte) von 3,93 m Stanim- umfang, mit gebrochenem Hauptstainm, 3 sehr starken, 5 starken und 3 schwächeren Sekundärwipfeln, vom Weidfeld Brumättle ob Ungendwiedeu im Schwarzwald, (1100 m). 11. September 1902. Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft 5- L. Klein. JSIitteleuropäische Waldbäume. I Tafel 40— 47B IV. Verbiss durch Weidevieh und Wild. Tafel 40 — 47 B. Tafel 40. Regelmässig von Ziegen begangener Weidhang bei Murren (1600 m) mit ungemein stark verbissenen „Geisstannli". 6. Juni lyoo. Tafel 41. Von Ziegen (oder Kühen?) verbissene Wacholderbüsche von i — 2 m Durchmesser und 30 50 cm Höhe auf dem Weidfelde des „Hörnle" zwischen Schauinsland und Beleben (1180 m). 26. September 1902. Tafel 42. Rotbuchen-Kuhbüsche vom Weidfelde des „Hüttenwasens" beim Feld- berg im Schwarzwald (1240 m). 21. September 1900. Tafel 43 A. Mit ,.Geisstannli" bew^achsener Hang an der vorderen Winteregg bei Murren (1650 m), im Hintergrunde eine alte „Kugelfichte" (Fichte mit Gipfelhexenbesen). i>. Juni igoo. Tafel 43 B. Eben auswachsende „Geisstannli" von der vorderen Winteregg bei Murren, fi. Juni igiKj. Tafel 44 A. Kegelförmiges „Geisstannli" bei Murren, aus nächster Nähe gesehen. 6. Juni igoo. Tafel 44 B. Junge Fichte bei Murren, aus einem noch deutlich erkennbaren Geiss- tannli erwachsen, s- Sei)t('mber i8uti. Tafel 45 A. Niedere, bürstenähnliche Rotbuchen-Kuhbüsche im Schnee, auf der Ochsenhalde des Wiedener Weidfeldes (ca. 1000 m). ij^. April igoi. Tafel 45 B. Aus einem einzigen Rotbuchen-Kuhbusch von ca. 2 m Durchmesser erwachsene, einem riesigen Haselnussbusch ähnelnde Gruppe von ca. 60 5-6 m hohen und bis 18 cm (im Durchschnitt etwa 7 cm) starken Stangenhölzern ; Todtnauer Gemeindewald ob der „Brände" (früheres Weidfeld) (ca. 1000 m). iq. April igoi. Tafel 46 A. Rotbuchen-Kuhbüsche (vorderster Busch 3,50 m hoch) am Hütten- wasen beim Feldberg im Schwarzwald (1250 m). _m. September 1900. Tafel 46 B. Sehr dichter, 3,50 m breiter, 3 m hoher Rotbuchen-Kuhbusch mit einer Menge auswachsender Triebe, vom Hüttenwasen beim Feld- berg (1280 m). 2ü. September igc.o. Tafel 47 A. Dichte Gruppe von Rotbuchen-Kuhbüschen in verschiedenen Stadien des Auswachsens, links beginnende Windverpeitschung, auf dem Hundsrücken beim Schauinsland (1230 m). 23. August igoi. Tafel 47 B. Rotbuchen-Kuhbüsche in allen Stadien des Auswachsens, links eben beginnende Windverpeitschung, vom Hundsrücken beim Schauins- land (1215 m). 26. August 1901. (Nach photographischen Aufnahmen von L. KLEIN.) Unsere Waldbäume zeigen ein von dem normalen Jugendwachstum grund- verschiedenes Verhalten und demgemäß auch ein von der normalen Jugendgestalt grund- verschiedenes Aussehen, wenn sie in den ersten Jahrzehnten ihres Lebens vom Wild oder Weidevieh gründlich verbissen, d. h. selbst abgeweidet werden. Dieser Gefahr sind von den Nadelhölzern in erster Linie die Tanne, in zweiter die Fichte (aber auch Kiefer, Lärche, Wacholder und selbst die giftige Eibe), von den Laubhölzem in auf- fallender Weise eigentlich nur die Rotbuche ausgesetzt, wenn auch gelegentlich fast alle anderen Arten, selbst der Weiß- und der Schwarzdorn, namentlich auf den Weidfeldern, verbissen werden. Im Walde dienen namentlich die jungen „Weichhölzer" dem Wilde als Winteräsung; da aber bei diesen keine charakteristichen Verbiß- Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft 5—7 L. Klein, Mitteleuropäisciie Waldbäume. I Tafel 40 — 47 B formen entstehen, es sich auch nicht um hervorragend wichtige Waldbäume handeh, bleiben dieselben hier unberücksichtigt. 01> Wild oder Weidevieh (Ziegen und Kühe) die Uebeltäter waren, macht im Aussehen der verbissenen jungen Holzpflanzen im allgemeinen keinen Unterschied aus. Ziegen und Kühe pflegen in der Regel etwas gründlichere Arbeit zu machen, entsprechend der jedenfalls größeren Gemütsruhe bezw. Sicherheit, mit welcher sie in den meisten Fällen zu äsen pflegen. Das Rot- und Hoch- wild verbeißt mit Vorliebe die 'Weißtanne und Fichte (so z. B. im hohen Schwarzwald) und die Buche (so z. B. im Spessart) und mit beinahe tödlicher Sicherheit jede fremde Holzart, die im Walde ausgepflanzt wird. Wo das Hochwild mit völliger Sicherheit äsen kann, wie z. B. in abgelegenen und geschonten Jagdrevieren des hohen Schwarz- waldes (Kaltenbronn), da gibt er den Ziegen an Gründlichkeit des Verbisses auch nichts nach und die jungen Weißtannen des Bezirks Retzenloh im Forstamt Kaltenbronn z. B. werden Jahr für jähr (bis 50 und darüber) aufs schauderhafteste verbissen und mit der Zeit nicht selten auch tot gebissen; die Aufzucht der gemeinen Kiefer, die dort das wertvollste Nutzholz liefert, durch natürliche Verjüngung oder durch Pflanzung (ohne besondere Schutzmaßregeln) ist hier so gut wie unmöglich, weil die Hirsche die jungen Pflanzen zu stark verbeißen. feder aufmerksame Besucher des Hochgebirges kennt die flach gerundeten, ei- oder kegelförmigen, ungemein dicht verzweigten Fichtenbüsche von struppigem Aus- sehen, die der Aelpler Geiß tan nli oderGrotzen nennt, che wie mit der Baumschere beschnitten aussehen, und die in vielen Gebirgsgegenden, namentlich da, wo Ziegenweide stattfindet, oft die einzige Jugendform der Fichte darstellen (vergl. Tafel 40, 43 A u. B, 44 A). Jahr für Jahr werden hier die sog. Maitriebe — der Zeit des Austreibens nach müßte es eigentlich Junitriebe heißen — von den Ziegen bis auf einen kurzen Stummel abgebissen ; aus diesen entwickeln sich für jeden verloren gegangenen Maitrieb mehrere kürzer bleibende Ersatztriebe, die verschont bleiben, weil in den Sommer- monaten die Ziegen möglichst hoch hinauf auf die Berge über die Baumgrenze hinaus getrieben werden. Indem sich dieses Spiel jahraus jahrein wiederholt, wachsen die jungen Fichten ungemein langsam in die Breite und Höhe und zeigen die beschriebene, von der normalen Jugendform grundverschiedene Physiognomie, die oft eine überraschende Aehnlichkeit mit den dichtverzweigten, gipfellosen Gartenformen, wie Picea excelsa compacta, Remonti, humilis, nana, echinoformis Hör 1;. etc., oder mit den vermudich aus Knospenvariationen entstandenen Fichtenhexenbesen zeigt, wie ein solcher von respektabler Größe auf Tafel 43 A den Gipfel einer alten, locker verzweigten Fichte bildet. Jahr- zehntelang, selbst ein ganzes Jahrhundert und mehr kann so die Fichte als „Geißtannli" wachsen, nur sehr langsam an Größe zunehmend, bis früher oder später einmal der Zeitpunkt kommt, zu welchem der oder die obersten Triebe den Ziegen gewissermaßen aus dem Maule wachsen oder mit dem Vorderfuß nicht mehr beigebogen werden können. Dann machen diese jungen Maitriebe von der lange gehemmten Entwickelungsfreiheit ausgiebigen Gebrauch, und einer, mitunter auch einige derselben schießen mächtig in die Höhe und wachsen in wenigen Jahren zu einem kräftigen Fichtenbäumchen von ganz normaler Gestalt aus, das mit seiner Basis noch jahrzehntelang im Geißtannli stehen bleibt (Tafel 44 B), da dasselbe ruhig weiter von den Ziegen verbissen wird, bis es allmählich unter der immer breiter und dichter werdenden Krone der jungen Fichte Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft 5 — 7 L. Kleix, Mitteleuropäische Waldbäume. I Tafel 40 — 47 B aus Lichtmangel abstirbt. Die Entwiclvelung der Fichte wird somit durch ausgedehnte Ziegenwirtschaft einige Jahrzehnte, oft ein halbes Jahrhundert und mehr so gut wie völlig zurückgehalten und die dadurch bedingten Zuwachsverluste sind ganz ungeheuere. Der Verbiß der jungen Weißtannen findet nicht bloß im Frühjahre, sondern mindestens ebenso stark auch im Winter statt; die Wirkung des Verbisses ist dann natürlich eine viel stärkere, zumal auch zwei- und mehijährige Zweige gelegentlich abgebissen werden, und trotzdem vermögen aus solchen Büschen, die bis 50 Jahre und länger als grotesk zerfetzte Gestalten ihr Leben eben noch fristeten, dank dem enormen Reproduktions- und Wvmdheilungsvermögen der Weißtanne, noch ganz normale und gesunde Tannenbäume zu erwachsen, die an der Basis mitunter etwas verkrümmt sind und hier ebenfalls noch lange Zeit einen allmählich absterbenden „Hirschbusch" tragen. Der gemeine Wacholder mit seinen scharf stechenden Nadeln wird, wie die Fichte, nur im Frühjahr verbissen. Da ich solche Wacholderbüsche zu vielen Hunderten auf hochgelegenen Weidfeldern des Schwarzwaldes (Tafel 41), dagegen niemals im ge- schlossenen Walde gefunden habe, vermute ich, daß hier, wo Ziegen zumeist nur spärlich vorkommen, die weidenden Kuhherden als Uebeltäter anzusehen sind; wenigstens wird ihnen nachgesagt, daß sie auch an die jungen Fichtentriebe gehen. Trifft dies zu, dann dürften ihnen jedenfalls auch die zarten Wachholdertriebe schmecken. Auf alle Fälle aber .sind die Kühe für den Verbiß der jungen Buchen auf den Weidfeldern des Schwarz- waldes verantwortlich zu machen, und ich habe deshalb diese Buchenbüsche nach Analogie der „Geißtannli" als „Kuhbüsche" oder „Kuhbuchen" bezeichnet. Auf den zahlreichen Weidhängen des oberen Wiesentales und seiner Seitentäler sind diese Kuhbuchen eine ebenso allgemein verbreitete Erscheinung, wie das Geistannli, das als solches dem Schwarz- walde übrigens nicht gänzlich fehlt, in den Alpen. Die in den Alpen übliche Mischung von Wald und Weide existiert im Schwarzwalde bei der geregelteren Forstwirtschaft so gut wie nirgends mehr und die „Kuh des kleinen Mannes" darf hier Gott sei Dank nicht in den Wald, als dessen „schlimmstes Ungeziefer" sie mir einmal ein biederer Tiroler Bürgermeister bezeichnet hat. Außerdem wird die Fichte auf den meisten Weidfeldern auch nicht geduldet. Entsprechend der respektablen Größe der weidenden Tiere, erreichen die „Kuh- buchen" als solche auch viel respektablere Dimensionen. Da wir es hier mit einer Laub- holzart zu tun haben, so ist der morphologische Aufbau des Busches nur im Frühjahr, vor der Belaubung, sehr deutlich zu erkennen und die jüngeren, oft ganz flachen Kuh- büsche ähneln zu dieser Zeit mehr einer phantastischen Bürste, als wie einer anständigen Buche (Tafel 45 A). An nicht allzusehr dem Winde exponierten Stellen bleibt das dürre vorjährige Laub an solchen Kuhbüschen in der Regel bis zum nächsten Frühjahre hängen (Tafel 48 B), während die h()heren Bäume es im Spätherbste abwerfen. Der Verbiß der Buchen durch die Kühe findet im allgemeinen nicht im Frühjahre, wie der der Fichten, sondern im Hochsommer bezw. Spätsommer statt, wenn das magere Gras der mei.st überstellten Weidfelder abgeweidet ist. Da darf man sich auch nicht wundern, wenn die Kühe aus Hunger möglichst gründliche Arbeit machen. Im Frühjahre findet ein Verbiß nur da statt, wo Gras spärlich oder gar nicht vorhanden ist, vor allem beim Auftriebe über Geröllhalden. Die weitere Entwickelung einer „Kuhbuche" ist ganz ähnlich wie die eines „Geißtannli", nur werden die Büsche sehr viel breiter und auch höher, ehe sie nach einigen Jahrzehnten auswachsen, und der größeren Breite entsprechend. Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft ,5 — 7 L. Klein, Mitteleuropäische Waldbäume. I Tafel 40— 47B kommen hier viel häufiger als wie bei der Fichte eine irrößere und selbst eine yroße Anzahl von Trieben zum Auswachsen, von denen freilich die meisten später von den stärkeren Konkurrenten wieder unterdrückt werden. Von jedem langen, beblätterten Trieb, der im Frühjahre gebildet wurde, ist im Herbste nur noch ein kurzer Stummel mit einigen Knospen übrig; diese treiben im nächsten [ahre zu neuen normalen Langtrieben aus und werden im Spätsommer wieder verbissen und auf einen ganz kurzen Stummel reduziert, und so bilden sich zunächst ganz flache, kuchenartige Büsche mit sehr zahlreichen, sehr krumm wüchsigen und sehr knorrigen Aesten, deren unterste dem Boden flach angepreßt sind und mit der Zeit Wurzel schlagen können. Der ganz flach bleibende Busch wächst so anfänglich fast nur in die Breite, später wölbt sich die Mitte mehr und mehr empor, der Busch wird annähernd halbkugelig und nimmt mit der Zeit Pyramidenform an, die um so spitzer wird, je weniger gründlich, und um so flacher bleibt, je gründlicher die Mitte des Busches verbissen wird. Je breiter der Busch wird, desto schwieriger sind die jungen Langtriebe der Mitte zu erreichen, die auch hier der Kuh endlich „aus dem Maule wachsen". Tafel 48 B zeigt einen solchen • alten „Kuhbusch" von 3,60 m Durchmesser, aus dessen Mitte sich ein stattlicher Baum erhebt. Wir sehen hier, daß der Kuhbuchengrundbusch noch jahr- zehntelang kräftig weiter leben und regelmäßig und gründlich befressen werden kann; die letzten Reste desselben finden sich zuweilen noch an der Basis von mehr wie hundert- jährigen Bäumen, doch stirbt er gewöhnlich sehr viel früher ab. Bäume, welche, wie der m Rede stehende, durch eine vorbeigeführte Wegeanlage „aufgeschlossen" werden, wie der Geologe sagen würde, bei denen die eine Hälfte des Kuhbusches weggehauen wurde, zeigen den inneren Aufbau desselben und seinen Zusammenhang mit dem aus- gewachsenen Stangenholz oder einem ganzen Büschel von solchen ^) in der klarsten Weise Während das Geißtannli gewöhnlich eine unansehnliche, nicht selten direkt häßliche Erscheinung ist — der Schweizer Ausdruck „Grotze" ist ja auch nichts weniger als wie ein Schmeichelname — gilt von den Kuhlnichen eher das Gegenteil. Schon die innerhalb weiter Grenzen schwankenden Größenverhältnisse von '/s bis zu 4 und selbst 5 lu Durch- messer, von 20 — 30 cm bis zu 1V2 m Höhe bieten hier viel mehr Abwechselung und ferner die bei solchen Größenverhältnissen naturgemäß weit mehr ins Auge fallenden Unterschiede der Gestalt: vollkommen flache und sanft gewölbte Kuchen, vollkommen regelmäßig gestaltete breite wie schlanke Pyramiden, selbst annähernde Säulenform kommt vor und alles ist wie mit der Gärtnerschere in einer Weise verschnitten, wie dies die Gartenkunst des verflossenen Zopfstiles zu ihrem Schönheitsideale erkoren hatte. Da diese sattgrünen, breiten, dem Boden fest anliegenden, üppigen Buchenbüsche von zwerghafter bis zu höchst respektabler Größe, bald einzeln, bald in kleineren oder größeren Gruppen auf dem kurzen Rasen der Weidefelder mit ihren mannigfachen Terrainbewegungen oft ungemein malerisch verteilt sind, bald nahe beisammen, bald durch große, reine Rasenflächen getrennt, so bieten sie auch unserem heutigen, natür- lichen Geschmack, wie dem künstlerisch geschulten Auge nicht selten geradezu wunder- volle Bilder einer Parkgärtnerei größten Stiles (cf. Tafel 42, 46 und 47). i) L. Klein: Die botanischen Naturdenkmäler des Großherzogtums Baiieu und ihre Erhaltung. Karlsruher Rektoratsrede (80 Seiten, davon 45 Autotypieen), K. 1904, in Kommission bei Jahraus. Hier sind unter anderen die Weidbuchen zumal eingehend behandelt und durch 12 Autotypieen illustriert. o o -^ o ./5 X 1> — ' 3 -T3 C o 3 c/5 _0 1/5 "3 N C/5 > S^ E IL) bß tu 1/5 'S 'S c >v o :3 t/5 tu 'S A. Mit „Oeißtannli" bewachsener Hant> an der vorderen Winteregg bei Murren (1650 m), im Hintergriinde eine alte ,.Ku u elf i cli te" (Fichte mit trrolkm Ginfelhexenbesen). 6. Juni 1900. B. Eben auswachsende „ü e i ß t a n n 1 i" von der vorderen Winteregg bei Murren. (1. Juni IDOO. CS _' ä c 3 ca > !?!^^ ^ ..»v*'?^^ ^^->1^ .«.- •"^ n O i) M ^^: E '^li .V:;.I_^., üäi ' 1t ^ ^ '-J — n o ^ Ti s :— 1J C^l ■^ Q = ?^ .£; :_ ^ CO n "- 'X "^ *" CS o 2 — V5 ^ o r- T" r~\ ■;^ o -^ r ^j : — Oj X — = — ^ •u T cü u b/] 'JJ U ." in r« a> .— o — ^ ^ y: i; 'J-; '_> 4J h ^ ^ o OJ o ^ > t/l CD l; 1^ r^ "^ yj I— u t. 1^ < 'j-j 1— r- a: E O o 0^ o ^ o o o '-A, :~ « '-• 'n 11 ^ ^ ■- 00 — OJ — - !2 z ^ A. Ro tbucli en -Kii hbüsche (vorderster Busch 3,50 m hoch), vom Hiittenwasen beim Feldberg im Schwarzwald, (1250 m). 21. September 1900. B. Sehr dichter, 3,50 m breiter, 3 m hoiier Ro t b u ch en - Ku h b ii seh mit einer Menge auswachsender Triebe, vom Hiittenwasen beim Feldberg im Schwarzwald, (1280 m). 20. September \mi A. Dichte ür Lippe von Roth u ch en - K u h büsch en in verschiedenen Stadien des Auswachsens, Hnks beginnende Windverpeitschung, auf dem Hundsrücken beim Schauinsland, (1230 m). 23. August H)01. B. R () t h u c ii e n - K u ii b u s c ii c in allen Stadien des Auswachsens, links eben beginnende Windverpeitschung, vom Huudsriicken beim Schaninsland, (1215 m). 26. August IQOl. Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft 5 — 7 L. Klein, Mitteleuropäische Waldbäume. I Tafel 48A — 52B V. Die Weidbuchen des Schwarzwaldes. Tafel 48A— 52B. Tafel 48 A. Buschige, grosse Weidbuche im Schnee, von der Höchsthalde bei Brandenberg im Wiesental: zwei Gruppen verwachsener, dicker Stämme von 6 m Gesamtumfang (900 m). 16. April 1901. Tafel 48 B. Ca. 10 m hohe, aus einem „Kuhbusch" erwachsene Rotbuche ober- halb der „Brände" bei Todtnau, deren Grundbusch (3,60 m Durch- messer!) durch eine Weganlage „aufgeschlossen" ist (ca. 900 m). 19. April igoi. Tafel 49 A. Gruppe alter, windgepeitschter, zum Teil auch windgescherter Weid- buchen von der Halde am Schauinsland (11 70 m). 19. August 1901. Tafel 49 B. Zwei alte, etwas windgepeitschte, mehrstämmige Weidbuchen nahe dem Schauinslandgipfel; die sieben Stämme des rechten Baumes (Umfang 3,70 m) sind an der Basis sämtlich, weiter oben teilweise miteinander verwachsen (1250 m). 21. August 1901. Tafel 50. Grösste Weidbuche am Lailekopf bei Wieden im Schwarzwald ; Stamm- umfang 5,90 m! Höhe 26 m, Kronendurchmesser 26 m (ca. 1000 m). 3. September iSqy. Tafel 51 A. Grosse, fünfstämmige, windgepeitschte Weidbuche von der Halde am Schauinsland (1150 m). 19. August 1901. Tafel 51B. Monokormische, vollkommen gestaltete, ca. 22 m hohe Weidbuche von 4,20 m Stammumfang, auf dem Weidfelde von Unterrollsbach (840 m). 18. April 1901. Tafel 52 A. Polykormische, vollkommen gestaltete, ca. 25 m hohe Weidbuche von 4,66 m Stammumfang, im Schnee, auf der Ochsenhalde des Wiedener Weidfeldes (ca. 1000 m). 18. April 1901. Tafel 52 B. Polykormische, dickstämmige, spannrückige Weidbuche von 4,10 m Stammumfang, zwischen Wieden und dem Wiedener Eck (ca. 950 m). 2. September 1897. (Nach photographischen Aufnahmen von L. Klein.) Die Weidbuchen des Schwarzwaldes gehen so gut wie ausschließlich aus den im Abschnitt IV beschriebenen „Kuhbuchen" hervor und finden sich darum an den gleichen Standorten wie jene, außerdem auch auf der Rauhen Alb in W'ürttem- Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft 5 — 7 L. Klein, Mitteleuropäische Waldbäume. I Tafel 48A — 52B berg und auf den Hochvogesen. Ihre Gestalt ist grvmdverschieden von der bekannten schlank- und hochstämmigen Buche des Hochwaldes, die nur eine verhältnismäßig kleine, hoch angesetzte Krone trägt. Aehnlich den Wettertannen, bieten auch die Weidbuchen als alte, im Freistand erwach.sene Bäume Bilder urwüchsiger, trotziger Kraft, auffallend durch ihre gedrungene Gestalt und ihre oft gewaltige Größe und Stammdicke, auf- fallend durch die vielfach hervorragende Größe und Schönheit ihrer Krone, ganz be- sonders aber auffallend durch die Massenhaftigkeit ihres Auftretens. Während die Wettertannen nur sehr vereinzelt auftreten und leider immer mehr und mehr bei uns verschwinden, entzücken noch viele Tausende der herrlichsten Weidbuchen, bald einzeln, bald in Gruppen auf den Weidfeldern stehend, das Auge des Naturfreundes. Die schönsten Weidbuchen, wie sie sich in Menge bei Wieden und im ganzen oberen Wiesental von Fahl bis Schönau finden, vereinzelt oder in kleineren Gruppen aber durch den ganzen Schwarzwald zerstreut sind, können gewisserinaßen als Typus der im Freistand erwachsenen alten Rotbuche gelten: kurze, dicke, vollständig sturmfest bewurzelte Stämme, in Brusthöhe nicht selten den für die Buche enormen Stamm- umfang von 4, 5 und selbst 6 m aufweisend, eine tiefangesetzte, oft nahezu ideal- gestaltete, domartig abgewölbte, mächtige Krone mit breit ausladenden, sehr zahlreichen, starken Ae.sten. Aus der Ferne betrachtet, zeigen die tadellos schönen, auffallend geformten Bäume eine g-ewisse Aehnlichkeit mit hochgewölbten Azaleenbäumchen (Tafel 50). Einen klaren Einblick in den Aufbau des Baumes kann man nur im ersten Frühjahr, vor dem Laubausbruche gewinnen; ihre Gestalt erscheint dann womöglich noch auffallender. Nur relativ selten setzt sich der Stamm bis in den oberen Teil der Krone fort , monokor mische Weidbuchen mit einheitlichem Stamme (Tafel 51B); zumeist löst er sich 1V2 — 2V2 m über dem Boden fast pinsel- oder sprengwedelförmig in auffallend zahlreiche, ziemlich starke und ihrerseits ziemlich reichlich verzweigte Aeste auf, die insgesamt eine gewaltige Krone bilden (Tafel 52A), während bei der normalen Buche von dem auch im Freistand lange Zeit deutlich erkennbaren Hauptstamm (Tafel 51 B) immer nur einzelne starke Aeste abgehen. — Der Stamm fällt ferner durch seine kurze, plumpe und dicke Gestalt und außerdem im Gegensatz zum schlanken, glatten, walzenrunden Buchenstamm des Hochwaldes durch tiefe längs herablaufende Längswulste und durch Borkebildung im unteren Teil auf: er ist mehr oder weniger spannrückig, eine Eigenschaft, die eine anständige Rotbuche eigentlich gar nicht haben soll (cf. Tafel 5 2 B). Dieser zweite Typus von Weid- buchen ist der p oly k or m isch e, mit von Hause aus mehreren Stäinmen. Er ist entstanden durch successive, nachträgHche Verwachsung einer ganzen Anzahl, oft bis zu einem Dutzend ursprünglich getrennter Stangenhölzer, die aus dem gleichen Kuh- busche ausgewachsen sind. Alle Stadien der Verwachsung lassen sich bei einiger Aufmerksamkeit leicht zusammensuchen (Tafel 48 A, 49 A und B, 51A, 52 A und B). Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft 5 — 7 L. Klein, Mitteleuropäische Waldbäume. I Tafel 48A— 52B Diese eigenartige Entwickelung von Bäumen, die im belaubten Zustande einen durchaus einheiüichen Eindruck machen, erklärt in einfachster Weise die auffällige Stärke der Stämme, ihre Spannrückigkeit und ihre Neigung, kernfaul bezw. hohl zu werden; das erklärt auch die auffallend reichastige, besen- oder sprengwedelförmige Krone, weil gewissermaßen die großen Kronen einer ganzen Anzahl ursprünglich getrennter Bäume zu einem Riesenstrauße vereinigt sind; das erklärt endlich die relativ häufigen Verwachsungen von stärkeren sich kreuzenden Aesten, die wir hier antreffen und die von Hause verschiedenen Stämmen angehören. Das Alter der stärksten Weidbuchen dürfte 250 — ^300 Jahre kaum überschreiten. Zur Beurteilung des Alters der Weid- buchen, das man gewöhnlich zu überschätzen geneigt ist, gab ein auf dem Knöpfles- brunnen bei Todtnau (ca. iioo m Meereshöhe) abgesägter, monokormischer Stamm gute Anhaltspunkte: Durchmesser am Boden ca. i m ^ Umfang 3,14 m; Alter 220 bis 230 Jahre; die ersten 50 Jahre sind die Jahrringe sehr eng (Gesamtdurch- messer nur 5 cm); die folgenden ca. 70 bildeten einen Ring von 10 cm Stärke und erst die letzten ca. 100 Jahre zeigten breitere Jahrringe. Der Baum wurde zweifellos in der Jugend ein halbes Jahrhundert lang verbissen! Den auffallenden Gegensatz zwischen dem kraftstrotzenden Wüchse der alten Weidbuchen und der Aermlichkeit, welche die Rasendecke der meisten Weidfelder aufweist, erkläre ich folgendermaßen. Die oberen Schichten der Weidfelder, die zudem fast allenthalben zu stark beweidet werden, trocknen im Hochsommer stark aus, die Buchen wurzeln dagegen im tiefgründigen, gut durchlüfteten, mineralkräftigen und in der Tiefe stets frischen Geröllboden. Dazu kommt endlich noch die Düngung durch das Weidevieh, das während der heißesten Tagesstunden mit Vorliebe unter dem dichten und breiten Kronendache alter Weidbuchen Schutz vor den sengenden Strahlen der Sonne sucht, ähnlich wie dies ja auch bei den Wettertannen der Fall ist. Werden ehemalige, mit Weidbuchen bestandene Weidfelder aufgeforstet oder gehen dieselben, sich selbst überlassen und sich mit der Zeit ganz mit Kuhbüschen bedeckend, allmählich in geschlossenen Buchenwald über, so erhalten wir ein Waldbild ganz eigener Art, das auf den ersten Blick an wiederholten Stockausschlag erinnert, nur sind die einzelnen buschähnlich beisammenstehenden Stangenhölzer, die, genügend er- starkt, oft alle Stadien der Stamm Verwachsung erkennen lassen, zu zahlreich (Tafel 4 5 B) und bedecken eine zu große Bodenfläche, um auf einen einzigen „Stock" zurückgeführt werden zu können. In den Kuhbüschen sammeln sich mit der Zeit Steinchen, Erde und Blätter, die Humus bilden ; die unteren Partieen der äußeren Kuhbuschäste kommen so mit der Zeit in den Boden, was dadurch noch befördert wird, daß die Kuhbüsche ihr Laub im Herbste nicht abwerfen und so durch die gewaltige Last der winterlichen Schneedecke platt auf den Boden gedrückt werden. Nach dem Absterben und Ver- Vegetationsbilder, 2. Reilie, Heft 5 — 7 L. Klein, Mitteleuropäisclie Waldbäume. I Tafel 48 A — 52 B modern der ältesten und innersten Teile eines solchen Kuhbusches werden endlich die einzelnen Aeste, die bis zu einer Entfernung von i m vom Zentrum des Busches bezw. der Hauptwurzel und darüber neue Wurzeln schlagen, zu selbständig bewurzelten Stangen, die nur durch ihr gruppenweises, dichtes Zusammenstehen ihre ehemalige Zusammengehörigkeit noch verraten. A. Buscliiye, große Weidbuche im Sciinee, von der H()ciisHialde bei Brandenberg im Wiesental: zwei Gruppen verwachsener dicker Stämme von ö m üesamtumfang. 16. April 1901. B. Ca Todtnau , 0 m hohe, aus einem „Kiilibuseh" erwachsene Rotbuche oberhalb der Brände bei deren Orundbusch (von 3,60 m Durchmesser!) durch eine Wegeanlage „aufgeschlossen" ist, (ca. 900 m). 19. April 1901. A. Gruppe alter, wiiul.^epeitschter, zum Teil auch wiui.lgescherter Weidbuchen vou der Halde am Schauinsland, (1170 m). 19. August 1901. B. Zwei alte, etwas windgepeischte, nielirstämmige W e i d b u c h e n , nahe dem Schauinslandgipfel ; die sieben Stämme des rechten Baumes (Umfang 3,70 m) sind an der Basis sämtlich, weiter oben teilweise miteinander verwachsen, (1250 m). 21. Aufj;ust 1901. ••.^^/ ^. L ^ii?, c c o ^ ri o :0 E r-" r^ « o >M^ai br. g <-• o o cyo o '-' 12 OS "rt '>J ^ M •^' CS s l^^i^l ^ VO (—^ rj o CA) 1-1 .^eM r^ on • — u ^ r-< I O i -^ 1 .Ü K^ :^ , ^^ OJ _Q u-, £X O O O A. Große, fü n f stäin m i ge, windgepeitschte Weidbuche von der Halde am Schauinsland, (1150 m). ig. August 1001. B. M on o korm i seh e, vollkonnnen gestaltete, ca. 22 m hohe Weidbuche von 4,20 m Stammunifang, auf dem Weidfeide von Unterroiisbach, (840 m). IS. .\prii 1901. O in 0^ -- o 5 5 c? ^ ^ o s O — r 5 ^ u _ü ^ O '■J 1> o r. rt •r — _c C .__ n 1 P o £ a E < CO Vegetationsbilder, 2. Reilie, Heft 5 — 7 L. Klein, Mitteleuropäische Waldbäume. I Tafel 53 und 54 VI. Der peitschende und scherende Einfluss des Windes auf die Baumgestalt. Talel 53 und 54. Tafel 53. Windgedrückte und windgepeitschte Weidbuchen bei der Halde am Schauinsland, von Süden gesehen (1170 m). 10. August igoi. Tafel 54. Windgescheerte, 3—5 m hohe Fichten vom Feldberg im Schwarzwald (Baumgrenze) von Süden gesehen (1450 m). 21. September igoo. Vergl. auch Tafel 49 A und B und siA. (Nach photographischen Aufnahmen von L. Klein.) Die ungemein regelmäßig gestaltete, domartig aljgevvölbte, reicheistige und dicht- beblätterte Kronenform der Weidbuche, wie sie im vorhergehenden Abschnitt beschrieben wurde, findet sich nur bei Bäumen, welche auf den tieferen, relativ windgeschützten Weidhängen stehen. Steigen wir auf den Kamm der Gebirgszüge und auf die hoch- o-elecrenen Plateaus, so ändert sich das Bild ganz wesentlich. Während unten keine auffällige Windwirkung auf die Gestalt der Krone zu beobachten ist, abgesehen etwa davon, daß zu lang und üppig geratene junge Triebe sich bald nach dein Austreiben abpeitschen, der ^\^ind somit hier c[ua.si formverbessernd wirkt, hat oben der ^^lnd tiefgreifende Gestaltsveränderungen der Krone im Gefolge. Die Wirkung des Windes ist teils eine austrocknende, teils eine mechanische, bezw. beides nacheinander. In der Richtung des herrschenden starken Westwindes sehen wir die Krone auf der Stoßseite des Windes verkürzt, auf der Zugseite, oft auffallend, verlängert und sog. „Fahnen- wuchs" bildend. Diese Windwirkung wird als peitschende bezeichnet; auf der Stoßseite des Windes sind die Aeste mehr oder weniger stark zurückgebrochen und die Stummel mitunter auffallend dicht und kurz verzweigt, während sich die Krone auf der Zugseite ziemlich ungestört entwickeln kann und dann natürlich einseitig wird (cf. Tafel 33, 49A u. B., siA). Diese peitschende Wirkung äußert sich vornehmhch in luftfeuchten Lagen, dann auch in solchen, in welchen die austrocknende Wirkung des Windes keinen zu hohen Grad erreicht. Durch Steigerung der Transpiration der Blätter, durch teilweises Vertrocknen derselben durch den vornehmlich in gleicher Richtune wehenden Wind wird der Gesamteffekt der Assimilation auf der Stoßseite des Windes herabgesetzt und das Längenwachstum der Zweige verringert; dazu kommen dann die mechanischen Beschädigungen der jungen Zweige und Aeste und vor allem derjenigen der Blätter durch gegenseitiges Peitschen und Reiben. Der Beginn der peitschenden Wirkung des Windes zeigt sich bei den zu normalen Stangenhölzern aus- wachsenden Weidbuchen schon im ersten Jahre des Auswachsens (cf. Tafel 47 A und B, links). Die mechanische Wirkung einseitig wehender Winde kann sich auch in der Wuchs- richtung der Stämme zeigen, die sich mehr oder weniger schief in der herrschenden Windrichtung stellen; solche Bäume heißen windgedrückte Bäume (cf. Tafel 53). Wirkt der Wind auf der Stoßseite noch stärker austrocknend, dann sterben hier mit der Zeit sämtliche Zweige und Aeste ab und wir erhalten die windgescherten Bäume, so genannt, weil (cf. Tafel 54) die Krone nur auf die Zugseite der Windes entwickelt und die dein Winde zugewandte Hälfte derselben wie mit der Schere ab- geschnitten ist. Derartige Bäume zeigen oft den Fahnenwuchs in seiner reinsten und Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft 5 — 7 L. Klein, Mitteleuropäisclie Waldbiiume. I Tafel 53 und 54 auffälligsten Form und sind ül^erall zu finden, wo starke Winde konstant oder lange Zeit in der gleichen Richtung wehen, besonders schön an den Küsten und Inseln der Nord- und Ostsee '). Bei La üb hölzern handelt es sich um eine Sommerscherung, bei den oft auf den gleichen Standorten stehenden und ebenso trescherten Nadel- hölzern, deren Transpirationsgröße bei spärlicher Wasserzufuhr im Durchschnitt um den zehnten, bei reichlicher um den sechsten oder siebenten Teil der Laubhölzer beträgt, um eine W i n t e r s c h e r u n g. Bei letzteren muß ganz naturgemäß ein einseitig wehender austrocknender Wind in deijenigen Jahreszeit am schädlichsten wirken, in welcher der Nachschub des Wassers mit größeren Schwierigkeiten verbunden ist, oder, bei anhaltender Kälte, gänzlich unterbrochen wird. Darum finden wir vielfach in Lagen, in welchen die Weidbuchen nur windgepeitschte Kronen haben, die Gipfel der Fichten windgeschert, wie dies z. B. sehr schön auf allen einigermaßen exponierten Höhen des Schwarzwaldes, so am Belchen, am Schauinsland und namentlich am Feld- berg zu sehen ist^). Hier finden sich oberhalb der eigentlichen Waldgrenze auf dem Weidfeld zahllose Krüppelfichten, die, teils als unansehnliches, verzwergtes Gestrüpp, teils dichte, heckenartige und zum Teil bizarre Büsche bildend, den Berg von allen Seiten bis nahezu zum höchsten Punkte (1494 m) begleiten. Diese zumeist uralten Krüppel- fichten ähneln denjenigen Baumformen in außerordentlichem Maße, welche im hohen Norden unseres Erdteils für die Baumgrenze charakteristisch sind. Wie Ku^lmann ^) gezeigt hat, ist es die austrocknende Wirkung des Windes, namendich iiu Spätwinter und ersten Frühjahr, zur Zeit der Schneeschmelze, welche dort dem Baumwuchs ein Ziel setzt und die letzten Ausläufer desselben zum Krüppel wüchse verurteilt. Das Gleiche gilt für die Baumgrenze am Feldberg: der unterste Teil der Bäumchen, bis zur Höhe von etwa einem Meter, entsprechend der durchschnittlichen Höhe der Schnee- decke zur Zeit der Schneeschmelze, ist normal, oft außerordentlich üppig verzweigt. Die winterliche Schneedecke schützt ihn vor dem Vertrocknen. Erst in höherem Alter sterben auch die untersten Aeste auf der Westseite ab, dann handelt es sich also auch hier um eine Sommerscherung, wie bei den windgescherten Weidbuchen. Was aber von diesen Fichten über den Schnee herausragt, ist bis zuin Gipfel auf der Westhälfte glattgeschert (Tafel 54). Für diese scharfe Grenze des Absterbens, die zweifellos eine Folge der Winterscherung ist, scheint mir die austrocknende Wirkung des AMndes allein keine völlig ausreichende Erklärung zu bieten; es müßte doch sonst, wie es an den höchststehenden Fichten büschen tatsächlich oft der Fall ist, so ziemlich alles ver- trocknen, was über die Schneedecke herausragt, zum wenigsten sämtliche obersten Aestchen und nicht bloß diejenigen der Westhälfte. Meiner Ansicht nach wird die austrocknende Wirkung der winterlichen Westwinde ganz wesentlich unterstützt durch die erheblich stärkere Erwärmung und die damit zusammenhängende stärkere Transpi- ration, welche gerade die Süd- und Westseite der Krone durch die Sonnenstrahlen er- fährt. In dieser einseitigen Erwärmung scheint mir die Hauptursache dafür zu liegen, daß die austrocknende Wirkung der Winde nur hier bis zur Tötung fortschreitet. 1) ScHiJiPEK, Pflanzengeographie, p. 86. — Hansen, Die Vegetation der ostfriesischen Inseln, 1901, p. 32 ff. 2) L. Klein, Naturdenkmäler etc., Fig. 23, 24, 26, 28, 30 und 31. 3) KiHLMANN, Pflanzenbiologische Studien aus russ. Lappland, i8go. o ZL c o c "7. -T3 "3 3 'S er. 1) QJ c c c Eh CO Cjn Die freundliche Aufnahme, welche die Vegetationsbilder bis Jetzt gefunden haben, giebt die Ver- anlassung zu einer Fortsetzung des Unternehmens, die uon den verschiedensten Seiten gewünscht war. Der vor- liegenden ersten Reihe werden also weitere folgen. Für welche uns Beiträge u. fl. von den Berren li. Klein, Karlsruhe; R. uon Wettstein, Wien; e. Stahl, 3ena; e. fl. Bessey, Washington; e. Ule, Berlin; F. Börgesen, Kopenhagen; W. Busse, Berlin; U. Dammer, Berlin; fl. Hansen, Giessen; 6. Prifzel, Berlin; C. Schröter, Zürich; G. Schweinfurth, Berlin; G. Volckens, Berlin; e. Warming, Kopenhagen; G. Zederbauer, Wien; Ch. Flahault, [Tlontpellier; m. Büsgen, münden, freundlichst in Aussicht gestellt sind. Von der Zweiten Reihe find bis jetzt erfchienen : Grltes Heft. 6. Ule: €piphyten des flmazonasgebietes. Zweites Heft. G. Karlten: Die ITlangroue Vegetation. Drittes Heft. 6. Stahl: mexikanifche lladelhölzer. Viertes Heft. 6. Stahl: nordmexikanifche Xerophyten. Wird dem Unternehmen auch ferner das bisherige Interesse entgegengebracht, so soll dem Plane entsprechend persudit werden, nach und nach ein die ganze £rdoberfläche gleichmössig umfassendes pflanzen« geographisches flbbildungsmaterial zusammen zu bringen. ?edes ßeft soll wiederum nach ITlöglichkeit Zusammengehöriges enthalten und eine einheitliche Veröffentlichung darstellen. £inem vielfach geäusserten Wunsche entsprechend, wird auch die einheimische und europäische Vegetation besondere Berücksichtigu|ng finden. Ilaturgemäss bleibt die Durchführung des Planes mehr und mehr von der Beteiligung der Fach- genossen abhängig, die im Besitze geeigneter Photographien — besonders eigener flufnahmen — sind. Da der erste Versuch das Bedürfnis einer soldien Sammlung dargetan hat, erscheint die Hoffnung gerechtfertigt, dass die notwendige Unterstützung auch weifer gewährt werden wird. Die Bedingungen für Abnahme der zweiten Reihe bleiben die gleichen, Abnehmer einer Reihe sind aber nicht zur Abnahme weiterer Reihen verpfliditet. Die Herausgeber: S. Karsten, B, Schenck, Bonn. Darmstadt. Die Verlagsbuchhandlung: Susfau Fischer Jena. Verlas; von Uiistav FtseUer in Jena. Das kleine pflanzenphysiologische Praktikum. Anleitung zu pfianzen- pliysiologisclien Experimenten. Kür Studierende und Lehrer der Natur- wissenschaften. Von Dr. W. Detmer, Professor an der Universität Jena. Mit 163 Abbildungen. 1903. Preis: brosoh. 5 Mark .öO Pf., geb. 6 Mark 50 Pf. Vorlesungen üher Pflanzenphysiologie, von Dr. Ludwig Jost, a. o. Prof. an der Universität Strassburg. Mit 171' Abbildungen. Preis: brosch. 13 Mark, gebunden 15 Mark. Flora, 1904. Bd. 93, H. 2 : Die Darstellung ist klar, kritisch und reichhaltig und oft durch historische Rückblicke belebt. Die Jost'schen \'orlesungen werden deshalb als eine treffliche Einführung in das Studium der Pflanzenphysiologie begrüßt werden. Auch für Be- rufsbotaniker ist das Buch wertvoll durch die eingehende Berücksichtigung und Dis- kussionen, welche die neuere pflanzenphysiologische Literatur in ihm gefunden hat. Solche orientierende Darstellungen sind ja um so notwendiger, je mehr die Entwick- lung der Botanik es unmöglich macht, in allen ihren Gebieten die Literatur zu verfolgen, besonders aber in der Physiologie, welche die Grundlage für alle anderen Teile der Botanik darstellt. Lehrbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreiches. Für Hochschulen u. zum Selbsinnterricht. JMit Rücksicht auf das neue Uoutsclie Arzneibuch. Von Dr. (Jreorge Karsten, a. o. Prof. der Botanik an der Universität Bonn. Mit 528 Abliildungon im Text. 1903. Preis: 6 Mark, geb. 7 Mark. Willkürliche Entwickelungsändeningen bei Pflanzen. Ein Beitrag zur Physiologie der Entwickelung. Von Dr. üeOfg Klebs, Prof. in Halle. Mit 28 Abbildungen im Text. 1903. Preis: 4 Mark. Soeben erschien : leuchtende Pflanzen. Eine physiologische Studie von Prof. Dr. Hans Molisch, Direktor des pflanzen|)hysiologischen Instituts der k. k deutschen Universität Prag. Mit 2 Tafeln und 14 Textfiguren. Preis: (i Mark. Ueber die Organisation und Physiologie der Cyanophyceenzelle und die mitotische Teilung ihres Kernes, von Dr. F. W. Kohl, a. o. Pro- fessor der Botanik an der Universität Marburg. Mit 10 lithographischen Tafeln. 1903. Preis: 21) Mark. Ein Blick in die Geschichte der botanischen Morphologie und die PeriCaUlOm-TheOrie. von Dr. H. PotOni<^, Kgl. preuss. Landesgeologe und Professor, bezw. Privatdozent der Paläobotanik an der Kgl. Bergakademie und der Universität zu Berlin. (Erweiterter Abdruck aus der naturwissenschaft- lichen Wochenschrift. Neue Folge. H. Band, der ganzen Reihe XVHL Band.) Mit 9 Abbildungen. 1903. Preis: 1 Mai-k. Die Kulturgewächse der deutschen Kolonien und ihre Erzeugnisse. Für Studierende und Lehrer der Naturwissensch.iftcn, l'lantagenbesitzer, Kauf- leute und alle Freunde kolonialer Bestrebungen. Nacli^ dem gegenwärtigen Stande unserer Kenntnisse bearbeitet. Von Prof. Dr. R. Sadebecli, Direktor des botanischen Museums und des botanischen Laboratoriums für Warenkunde zu Hamburg. Mit 127 Abbildungen. 1899. Preis: 10 Mark, geb. 11 Mark. Bisher erschienen Lieferung 1 und 2 vom Handbuch der Laubholzkunde. Charakteristik der in Mitteleuropa heimischen und im Freien angeiiflanzten angiospermen Gehölz-Arten und Formen mit Aus- schluss der Bambuseen und Kakteen. Von CaniÜlO Carl Schneider. Die Ausg.abe erfolgt in Lieferungen von je 4 Mark. Soeben erschien: Praktikum für morphologische und systematische Botanik. Hiifsbuch bei praktischen Uebungen und Anleitung zu selbständigen Studien ^ in der Mor- phologie und Systematik der Pflanzenwelt. Von Prof. Dr. Karl Schumann. weil. Kustos am Königl. Botanischen Museum und Privatdozent an der Univer- sität zu Berlin. Mit 154 Figuren im Text. Preis: 13 Mark, geb. 14 Mark. Fromuianoscho Buchdruckerei (Hernwiin Pohlf) in Jen«. — 2776 Zv)e\tQ Reihe ßeft S, G. SdiiA)einfurtfi und hudv)\Q Diels, üafel 55—60 Vegetationstypen aus der Kolonie Eritrea Vegefationsbilder herausgegeben üon Dr S, Karsten Dr, B, Schenck Professor an der Uniüersitäf Bonn Professor an der Cedinisdien fjochscfiule Darmstadt ^!S> <2^ Zweite Reihe, Beft 8 <2!S> 6. Schu^einfurth und [ludioig Diels, Uegetationstypen aus der Kolonie Eritrea Cafel 55. Flachtäler mit Byphaene thebaica (Dom-Palmen) am Chor Illansura, oberer Barka. Cafel 56. Ficiis Sycomorus im Crockenbett des flnseba, östlich oon Keren. Cafel 57. Rosa abyssinica bei Balai, 2(300 m ii. ITl. Cafel 58. Boswellia papyrifera am Rordabfall des Bochlandes von Dembelas, oberer Barka. Cafel 59. flloe Schimperi am Eingänge zur Schiudit uon Sua, 2200 m ü. m. Cafel 60. Kolkual-Bain (Cuphorbia abyssinica) bei 6odofelassi. Sena 1<905 Perlag pon 6ustau Fischer f fnter dem Ilamen "Pegcfationsbilder«' erscheint hier eine Sammlung von Iiidifdrudien, die nach ^^ sorgfältig ausgewählten photographisdien Vegetationsaufnahmen hergestellt sind, und deren erste Serie nunmehr abgeschlossen vorliegt. Verschiedenartige PflanzenFormationen und -ßenossenschaften möglichst aller Celle der Erdoberfläche in ihrer Eigenart zu erfassen, charakteristische Gewächse, welche der Vegetation ihrer Beimat ein besonderes Gepräge perleihen und wichtige ausländische Kulturpflanzen in guter Darstellung wiederzugeben, ist die Aufgabe, weldie die Berausgeber sich gestellt haben. Die Bilder sollen dem oft schmerzlich empfundenen Illangel an brauchbarem Demonstrationsmaterial für pflanzengeographische Vor- lesungen jeder Art abhelfen; sie werden dem Geographen nicht minder willkommen sein wie dem Botaniker und dürften auch in allen Kreisen, welche sich kolonialen Bestrebungen widmen, eine wohlwollende Huf« nähme finden. Um ein reichhaltiges ITlaterial bei geringfügigen Aufwendungen bieten zu können, wurde das Format pon 21 X24 cm gewählt. Es gewährleistet bei massiger Vergrösserung des in 9X 12 cm oder 13X18 cm aufgenommenen Originalbildes die genaue Wiedergabe aller Einzelheiten und ermöglicht ein Berumgeben während des Vortrages, ohne Störung zu Perursachen. Die Berausgabe der Bilder erfolgt in Form pon Beften zu je 6 Cafein, denen ein kurzer erläuternder Cext beigefügt wird. Jedes Beft umfasst nach geographischen oder botanischen Gesichtspunkten zusammengehörige Bilder und stellt eine selbständige Veröffentlichung des betreffenden Autors dar. Der Preis für das Beft pon 6 Cafein ist auf 2.50 ITl. festgesetzt worden unter der Voraussetzung, dass alle 8 [xieferungen der Reihe bezogen werden. Einzelne Befte werden mit 4 Illark berechnet. Der Inhalt der Ersten Reihe war: Erstes Beft. B. Sehen*: Südbrasilien. Zweites Beft. G. Karsten: ITlalayischer Archipel. Drittes Beft. H. Schenck: Cropische Ilutzpflanzen. Viertes Beft. G. Karsten: mexikanischer Wald der Cropen und Subtropen. Fünftes Beft. A. Schenck: Südwest- Afrika. Sechstes Beft. G. Karsten: ülonokotylenbäume. Siebentes Beft. H. Sehend?: Strandpegetation Brasiliens. Achtes Beft. G. Karsten und E. Stahl: mexikanische Cacteen-, Agaven- und Bromeliaceen-Vegetation. Vegetationsbilder. Z^veite Reihe, Heft 8. Vegetationstypen aus der Kolonie Eritrea. Von Professor Dr. G. Schweinfurth. Der Text nach den Aufzeichnungen G. Schwetni-urth's bearbeitet von Dr. Lud"wief Diels, ^ ' UBRARV PrivatilDzent an der Universität Berlin. NEV/ YORK ÖOTaMJCaL QARDßN Die Vegetation der italienischen Kolonie Eritrea') bietet die Vereinigung mehrerer weit verschiedener Elemente. In ihren östlichen Niederungen und Vorbergen nimmt sie teil an der Flora, die das Rote Meer an seinem westlichen Ufer umsäumt. Die höheren Lagen und die Kante des Plateaus bergen echt abessinische Typen, wie sie weiter .südlich über die Hochländer sich bis ins Gallaland fortsetzen und wie sie auch gegenüber in den Gebirgen von Yemen vorkommen. Endlich die westlichen Ab- dachungen des Gebietes nehmen sudanische Flora auf und besitzen die gleichen Elemente, welche etwa die Vegetation des südlichen Nubiens bezeichnen. In Gesamt-Eritrea unterscheidet Schweinfurth sieben nach Höhenlage, Klima, Boden und Pflanzenwuchs ungleichartige Gebiete. Als I. Region liegt an der Küste die unterste Stufe des Landes, bis zu 300 m: der „Samchar" genannte heiße Strich. i) G. Schweinfurth: Ueber die Florengemeinschaft von Südarabien und Nordabessinien. In: Verliandi. Gesellsch. f. Erdkunde zu Berlin, 1891 (20 S.). — Einige Mitteilungen über seinen diesjährigen Besuch in der Colonia Eritrea (Nordabessinien). In: Verhandl. Gesellsch. f. Erdkunde zu Berlin, 1S92 (28 S.). — Sammlung arabisch-äthiopischer Pflanzen. In: „Bulletin de l'Herbier Boissier". AppendLx No. II, Geneve 1894 — 1896 (340 S.). Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft 8 Schweinfurth-Diels, Vegetationstypen der Kol. Eritrea Taf. 55 — 00 Dahinter folgt bis zum Steilabfall des Hochlandes ein Vorgebirge von 300 — 1 800 m als 2. Region. Es ist durchfurcht von tief eingeschnittenen Tälern und zum größten Teil mit Busch- und Waldwuchs bestanden. Die 3. Region ist das Hochland selbst. Es hat an der Kante seines Steil- absturzes fast durchweg eine Höhe von 2200 m, während die aufgesetzten Kuppen zu 2400 — 2600 m sich erheben; im Süden kommen sogar Höhen bis fast 3000 m vor. Der italienische Anteil dieses Hochlandes, welcher die Nord- und Nordostecke von Gesamt-Abessinien ausmacht, senkt sich von der hohen Kante landeinwärts all- mählich ; dort nehmen zahlreiche Täler ihren Ursprung, die zum Mareb oder zum Anseba hinabsteigen. Eine 4. Region bilden die nördlichsten Ausläufer des Hochlandes, etwas nörd- lich von 15" 30', zwischen 1800 m und 1300 m. Die 5. Region besteht aus dem Bergland der Habab und der Maria zwischen Barka und dem Möre. Die im Westen von den Bergländern der Bogos und der Maria zum oberen Barka hinabführenden Täler stellen eine 6. Region dar, die in ihrer Vegetation völlig dem ägyptischen Sudan (Süd-Nubien) entspricht und als solche eigentümlich von den übrigen Regionen absticht. Als eine 7. Region könnte man die Inseln und äußersten Küstensäume am Roten Meere bezeichnen. Klimatisch besteht ein fundamentaler Gegensatz zwischen dem Hochland einer- seits und der Küste mit den Vorberg-en anderseits. Die Küste und die \'orberg-e nämlich besitzen Winterregen, die bis Anfang April währen. Das Hochland dagegen empfängt seine Regen während der Herrschaft südwestlicher Luftströmung, d. h. von Mitte Juli bis September, im Sommer. In dieser Periode aber sind die Niederschläge sehr ergiebig. Die wärmste Zeit des Jahres geht der Regenzeit voraus, fällt also in die Monate April bis Juni. Unsere Tafeln geben aus mehreren dieser Regionen charakteristische Vertreter der Pflanzenwelt. Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft 8 Schweinfurth-Diels, Vegetationstypen der Kolonie Eritrea Tafel 55 Tafel :•:)• Flachtäler mit Hyphaene thebaica (Dom -Palmen) am Chor Mansura, oberer Barka. (Nach photographischer Aufnahme von G. Schweinfurth.) Am Nordwestabfalle des abessinischen Hochlandes, etwa am 15'' n. Br., streben zahlreiche periodisch gefüllte Wasserläufe nach Norden dem Atbara, bezw. Setit (Takazze) und dem oberen Barka zu. Es sind flache Täler, deren Trockenbetten das schwach srewellte Gelände in zahlreiche lanae Parzellen zerteilen. An ihrem Saume sind sie bezeichnet von ziemlich schmalen Waldstreifen der Dom-Palme, Hyphaene thebaica Marx. Diese durch Nordost-Afrika verbreitete und in Aegypten kultivierte Palme ist hier nicht selten, kommt auch in Yemen noch vereinzelt vor. Diese //)'/>//rtc7/<:-Streifen werden von einem subxerophilen Gesträuch begleitet, wie es in der Gefolgschaft der Palme auf Tafel 55 allenthalben hervortritt. Einige dieser Büsche widerstehen mit ihrem harten, lederigen Laube der achtmonatlichen Dürre des Winters. So z. B. Gymnospovia senega/eiisis (Lam.) Loesen., Maenia angolensis DC Andere dagegen werfen ihr Blattwerk nach dem Schluß der Regenperiode ab und verharren im Winter laublos. Das beobachtet man z. B. bei Acacia mellifera Benth., bei Coininiphora africaiia Engl., Grewia sp., Capparis , Sodada u. a. Ein häufiges Element der Vegetation in diesen Flachtälern ist das Gras Panicuui turgiduni Forsk., die gewöhnhchste Graminee der Formation. Die Blätter der Dom-Palme übertreffen die der Dattelpalme an Dauerhaftigkeit und werden zu Matten und Körben verflochten; auch gelangen sie zum Export. Die Kerne der Samen lassen sich als vegetabilisches Elfenbein benutzen. Die zwischen den derben Fasern enthaltene Pulpa hat in Geschmack und in Aussehen eine über- raschende Aehnlichkeit mit Lebkuchen und wird von mehreren Tieren mit Behagen verspeist. u rt (—■ -iii j- rt rt ^ CC £ 0^ 5 1> Q -n O r^ rT 0 u, 'rt ^ w _Q c iL» rt ^— » s V- OJ O C -C CD U r^ Oh c >> rt X Vegetationsbilder, 2. Reilie, Heft 8 Schweinfurth-Diels, Vegetationstypen der Kolonie Eritrea. Tafel 56 Tafel 56. Ficus Sycomorus im Trockenbett des Anseba, östlich von Keren. (Nach photographischer Aufnahme von G. SCHWEINFURTH.) Das Bild zeigt das Troclvenbett des Anseba, im Osten von Keren, der dem Barka nordwärts zuströmt. Das Gehänge im Hintergrund ist von zerstreutem Strauch- werk bedeckt. Einzelne Bäumchen erheben sich dazwischen, unter denen die fast geometrisch regelmäßigen Pyramiden der Euphorbia abyssinica Raeusch. (vergl. auch Tafel 60) deudich erkennbar sind. Dem Rande des Tales zu stehen unter vielerlei kleinerem Buschwerk einzelne Bäume mittlerer Höhe, z. B. Tamarinden. Endlich am Saume des Rinnsales sieht man zwischen wirr umher gestreuten Blöcken die Büsche einer halb strauchigen Labiate aus der Gattung Otosfcgia Benth. Mitten in der Sohle des Tales, dem rechten Rande des Bildes zu, tritt die dominierende Figur der Scene hervor: ein stattlicher Baum von etwa 15 m Höhe, die Sykomore, Fiats Syrowon/s L. Nur hier in Eritrea und dann gegenüber in Yemen ist der altberühmte Baum wirklich wild. „Im Gegensatze zu der in Aegypten auftretenden Form dieses dort seit uralter Zeit angebauten und der Isis geheiligten Baumes, die sich übrigens durch keine sonstige Eigentümlichkeit von der wilden unterscheidet, bilden die Sykomoren in Arabien und Abessinien keimfähige Früchte*). Hier findet man im Schatten der ausgebreiteten Laubkrone stets ein Heer von jungen Keimpflanzen angesiedelt, ein Vorkommen, das in Aegypten durchaus nie beobachtet worden ist"^). Biologisch interessiert an Ficus Sycoii/orus sowohl der Laubwechsel wie ihre Kauliflorie. Im Gebiete, dem unsere Aufnahme auf Tafel 56 entstammt, d. h. bei etwa 1300 m Meereshöhe, vollzieht sich der Laub Wechsel der Sykomore in ähnlichen Formen, wie es in Aegypten zu sehen ist. Die Erneuerung nämlich findet gegen das Ende der regenlosen Winterperiode statt, etwa von März an, allerdings in individuell recht ungleichem Verlaufe. Völlig entlaubter Sykomoren wird man überhaupt nur selten ansichtig. i) Vergl. auch G. Schweinfurth : in Sitz.-Ber. Ges. naturforsch. Freunde Berlin, 1889, S. 157. 2) G. Schweinfurth: in Verhandl. Gesellsch. f. Erdkunde Berlin, i8qi, S.-A. S. 14. Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft 8 Schweinfurth-Diels, Vegetationstypen der Kolonie Eritrea Tafel 56 Die Kauliflorie der Sykomore entspricht dem bei Fiais mehrfach vorkommenden Modus: die Blütenstände brechen als vielverzweigte Rispen aus dem alten Holze hervor, teils am unteren Teile der Hauptäste, teils sogar am Stamme selbst. Früchte bilden sich fast das ganze Jahr hindurch. Die einzelnen Receptakeln der Rispen kommen allmählich nach und nach zur Entwickelung, und es kann Monate dauern, bis ein Blütenstand alle Blüten gezeitigt hat, deren Anlagen er enthielt. Indessen lassen sich (wie in Aegypten) zwei Maxima der Blütenproduktion wahrnehmen : das erste nach der großen Trockenzeit, d. h. im Frühjahr, wenn der Hauptlaubfall vorüber ist, das zweite am Schluß der Regenzeit, im Spätsommer. ■ A\ •>V :0 p rt" o 4> '-J v: >-l ^ CO < to to 3 mH 1) ja C Vegeiationsbilder, 2. Reihe, Heft 8 Schweinfurth-Diels, VegetatiousU'pen der Kolonie Eritrea Tafel 57 Tafel 57. Rosa abyssinica bei Halai, 2600 tn ü. M. (Nach photographischer Aufnahme von G. SCHWEINFURTH.) Tafel 57 zeigt als zentrale Figur ein kräftiges Exemplar der Rosa abyssinica R. Br. Es ist das eine in Nordabessinien zwischen 2000 und 4000 m verbreitete Species, welche auch gegenüber im Yemen von 1000 — 2500 m zu den häufigen Sträuchem gehört. Sie ist in diesen Ländern auffallend genug, um auch von den Einwohnern mit besonderen Namen getauft worden zu sein. Ihrer Wuchsform nach erscheint Rosa abyssinica in heckenartigen Gebüschen; oft aber bildet sie auch kleine Bäumchen, deren dichte Kronen laubenförmig über- hängen. Ein solches Exemplar ist auf unserer Tafel 57 zur Darstellung gebracht Das Laub dieser Rose ist glänzend dunkelgrün. Die Sträucher bieten einen prächtigen Anblick, wenn sie blühen: die Büschel schneeweißer Blüten heben sich dann von dem dunkeln Hintergrunde des Blattwerkes in wirkungsvollem Gegen- satze ab. Etwas umstritten ist der systematische Wert der abessinischen Rose. In der Monographie Lindlevs (p. i 16, Taf. XIII) wurde sie als selbständige Species behandelt. Crepin dagegen sah in ihr eine Varietät der in Süd- und Ostasien so weit verbreiteten Rosa luoschata Mill., die im Mittelmeergebiet ja vielfach in Kultur genommen ist. Wiederum anders beurteilte sie Richard, der sie mit Rosa scinpennreiis L. verglich. Mit dieser für das nördliche Mediterrangebiet bezeichnenden Art hat sie in der Tat große Aehnlichkeit. Jedenfalls ist Rosa abyssinica eine gegenwärtig geographisch isolierte und relativ gut gekennzeichnete Form des so unendlich polymorphen Genus, so daß sie wohl am besten spezifisch getrennt bleibt. Geographisch bildet sie den in Afrika am weitesten südlich gerückten Vorposten einer für die boreale Flora eminent bedeutsamen Gattung. Links neben dem Rosenstrauch im Hintergrunde enthäh unsere Tafel 57 noch ein großes Holzgewächs, von dem man nur den untersten Teil sieht: es ist Juniperus procera Höchst. Dieser Wacholder erreicht in den etwas entlegenen Gegenden am Ostrande des Hochlandes noch die stattliche Höhe von über 2 s m ; in anderen, dichter Vegetationsbilder, 2. Reilie, Heft 8 Schweinfurth-Diei.s, Vegetationstypen der Kolonie Eritrea Tafel 57 besiedelten Teilen Abessiniens findet man derartig imposante Exemplare nirgends mehr, da wertvolleres Holz dort längst ausgerottet worden ist. Junipenis procem Höchst, bildet ein pflanzengeographisches Seitenstück zu Rosa ahyssiiiica als südlicher Ausläufer einer sonst ausschließlich nördlichen Gattung: nur reicht der Wacholder bedeutend weiter nach Süden, überschreitet den Aequator und dringt bis in die Bergländer von Deutsch-Ostafrika vor. '■i 1 ? < - -fl <•:> % 1 \s "^ «^ y •*« "31 ^«•^ «.'/^ i" / 0 c B 0< Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft 8 Schweinfurth-Diels, Vegetationstypen der Kolonie Eritrea Tafel 58 Tafel 58. Boswellia papyrifera am Nordabfall des Hochlandes von Dembelas, oberer Barka. (Nach photographischer Aufnahme von G. Schweinfurth.) Boswellia papyrifera Höchst, erreicht eine Höhe von 3 — 6 m. Die auf Tafel 58 abgebildeten Bestände finden sich am Nordabfall der Vorstufe des abessinischen Hoch- landes, in Dembelas, bei ungefähr 1800 m. Die wollig behaarten Blätter des Baumes, 4 — 5-jochig gefiedert, stehen gehäuft an der Spitze der Zweige. Sie sind in Abessinien nur in der kurzen Dauer von Mitte Juli bis Ende August vorhanden, d. h. während der sommerlichen Regen. Die ganze übrige Zeit des Jahres über steht die Pflanze mit völlig kahlen Aesten, so daß sie ein höchst typisches Beispiel eines trocken-kahlen Baumes bildet. Bosivellia wächst in waldartigen Beständen, an sonnigen, dürren Felshängen. Auch tritt der Baum gruppenweise an offenen .Stellen auf. In beiden Fällen besitzt er fast gar kein Unterholz. Tafel 58 gibt einen Begriff davon, wie in diesen Beständen während der Trockenzeit jede Spur von vegetativer Betätigung erstorben scheint. Aber gerade dann bringt Bosivellia papyrifera ihre rosenroten Blüten an den Astspitzen zur Ent- wickelung: „ein erfreulicher Anblick zur Zeit des ringsum verbreiteten Todesschlafes". Auffällig an dieser Boswellia ist die in ihrem Namen angedeutete Beschaffenheit der Rinde, die sich in noch höherem Grade als bei der Mehrzahl der Balsambäume in papierartigen Blättern ablöst. Diese sehr dünnen und glatten Rindenhäute sind von ziemlich festem Gefüge und lassen sich wie Papier verwenden. Der Balsam dieser Species wird anscheinend nicht ausgebeutet. Aber alle Teile strotzen von einem aromatischen Safte, der aus den Rissen des alten Holzes ausgeschieden wird. In Gestalt zitronengelber durchsichtiger Harztränen haftet er an der Borke, und wo der Bauin in Menge vorhanden, ließe sich das Produkt wohl als Weihrauch in den Handel bringen. :r^ 03 o in 'yl ri -o ' "^ c ^» rt ^ J2 V2 O ü X O 'X. Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft 8 Schweinfurth-Diels, Vegetationstypen der Kolonie Eritrea Tafel 59 Talel 59. Aloe Schimperi am Eingänge zur Schlucht von Gua, 2200 m ü. M. (Nach photographischer Aufnahme von G. Schweinfurth.) Tafel 59 stellt einen Vertreter der Gattung Aloe dar, die als eine hoch cha- rakteristische Bildung- der afrikanischen Flora von Interesse ist. In den zahlreichen durch zeitweilige oder dauernde Dürre bezeichneten Strichen Afrikas ist dieses Liliaceen- Genus mit vielen Arten — man zählt jetzt etwa 1 50 — vertreten. Alle sind ökologisch der Gruppe der Blattsucculenten zuzurechnen, welche durch das beträchtliche innere Volumen ihres Laubes, die schleimige Modifikation ihres Zellsaftes, die Stärke der Oberhavit und mehrere minder bedeutsame Einrichtungen der Assimilationsorgane ausgezeichnet sind. Die Alonicac, und unter ihnen wieder die Arten von A/oc selber, stellen zweifellos den extremsten und gleichzeitig wirksamsten Fall von Blattsucculenz dar, der überhaupt im Pflanzenreiche vorkommt : die Widerstandsfähigkeit ihres Laubes gegen Austrocknung ist nirgends übertroffen. Die Abbildung auf Tafel 59 zeigt A/oc Schimperi Tod., wie sie an der Talwand am Eingange zur Schlucht von Gua bei 2200 m angetroffen wird, und zwar in halb abgeblühtem Zustande und bereits vielfach mit reifenden Kapseln besetzt. Die Blätter können gewaltige Dimensionen erreichen, z. B. 60 — 80 cm Länge bei einer Breite von 18 — 20 cm und einer Dicke von 2 cm. Am Grunde sind sie im Vergleich zu anderen Arten auffallend breit gestaltet, sie nehmen aber bald erheblich an Breite ab und verjüngen sich schnell gegen die Spitze. Ein blutroter Saum um- zieht ihren Rand, ähnlich wie er sich auch bei anderen Arten beobachten läßt. Der gemeinsame Blütenschaft überragt das gespreizte Laubwerk und erreicht eine Höhe von 70 cm. Die feuerroten Blüten werden etwa 2 cm lang und erscheinen im April, also gerade in der heißesten Jahreszeit, in der zweiten Hälfte der trockenen Periode, wo auch viele Bäume und Sträucher in Blüte stehen '). i) Vergl. G. Schweinfurth in: Verhandl. Gesellsch. f. Erdkunde Berlin, 1892, S.-A, S. 26. o o N «N ^ rt , ^__, 3 tu o c o > U n U) u 3 C C) u rO <; Ui 3 N (U Üß c nl 00 C W E rt Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft 8 Schweinfurth-Diels, Vegetationstypen der Kolonie Eritrea Tafel 60 Tafel 60. Kolkual-Hain (Euphorbia abyssinica) bei Godofelassi. (Nach photographischer Aufnahme von G. Schaveinfurth.) Auf Tafel 60 lernen wir in Euphorbia abyssinica Raeusch. einen kraftvollen Repräsentanten der S t a m m s u c c u 1 e n t e n kennen, welche sich in den Xerophyten- gebieten Afrikas bei mehreren Familien herausgebildet haben (z. B. auch Asclepiadaceae, Passifloraceae, Vitaceae) und gewissermaßen ein Seitenstück zu den amerikanischen Cactaceen darstellen. Euphorbia abyssinica Raeusch. ist ein für das abessinische Hochland höchst charakteristisches Gewächs, das bereits 1790 von Ja^sj es Bruce') ausführlich beschrieben und abgebildet wurde. Ihre Haupt Verbreitung liegt zwischen i 500 und 2000 m. Ganz besonders häufig ist sie an den Ostabhängen, zum Roten Meere hin, wo sie in Massen vorkomiTit und ganze Bestände bildet. Sie zählt zu den baumartigen Vertretern aus der so unendlich vielgestaltigen Gattung Euphorbia. Im Durchschnitt erlangen ihre Bäume die Höhe von 8 — 15 m. Sie zeigen stets den schirmförmigen Wuchs, der auf der Tafel deutlich hervortritt. Jahraus jahrein bewahren sie die strotzende Fülle ihrer Formen und ihre hellgrüne Farbe. „Soweit das Auge reicht, reihen sich die grasgrünen Kandelaberbäume einer an den anderen, auf weite Strecken der Berggehänge allen Raum für sich allein in Anspruch nehmend. Aus der Höhe betrachtet, beleben die Wipfeltriebe der Euphorbien das Landschaftsgemälde mit wechselnden Farben der grellsten Art; purpurrot schimmern diese Kandelaber, wenn sie in Frucht, golden, wenn sie in Blüte stehen. Ihre starren und klobigen Formen stimmen gut zu dem Charakter der Landschaft, da durch sie die gewaltigen Felsklötze, die überall hervorragen, gewissermaßen ins Gleichgewicht gebracht werden"-). Die Bestände dieser Euphorbia sind an Arten reicher, als es von weitem den Anschein hat. Denn in den etwas beschatteten Lücken am Grunde der Stämme haben sich mancherlei strauchförmige Gewächse angesiedelt. Sie sind selten blattlos wie die Euphorbien, sondern meist mit hartem Laube versehen, dessen oft bräunliche oder i) Travels to discover the Source of the Nile, Vol. V, p. 52 — 54, PI. XL 2) G. ScHWEiNFURTH in: Verhandl. Gesellsch. f. Erdkunde Berlin, 1892, S.-A. S. 27. Vegetationsbiider, 2. Reihe, Heft 8 Schweinfurth-Diels, Vegetationst_vpen der Kolonie Eritrea Tafel öo graue Färbung den allgemeinen Eindruck der Berghänge freilich nicht zu beeinflussen vermag: so vollständig wird dies niedere Gebüsch von den Schirmkronen der Euphorbien verdeckt Als häufigste Arten dieses Unterwuchses wären zu nennen: Dodonaca viscosa Jacq., Toddalia iwhilis Hook. fil. und Acokautlicra abyssmica (Höchst.) K. Schum. Das Holz der Eitpliorbia ahyssinica ist weich wie Pappelholz, bietet aber den Vorteil, daß es lange der Fäulnis widersteht und von vielen Insekten verschont bleibt. Da der Stamm gewöhnlich gerade emporwächst, und weil solche regelmäßigen Balken in den Bergwaldungen am Ostabfall des Hochlandes selten zu finden sind, so liefert diese Euphorbia geschätztes Material zu Pfeilern und Deckenstützen. Als „Kolkual" ist sie in Abessinien weit bekannt. Alle Teile des Baumes sind sehr reich an Milchsaft, der beim Abbrechen der Aeste in großer Fülle hervorcjuillt. Er soll 5 Proz. Kautschukharz und eine Menge anderer harzartigrer Substanzen enthalten; auch mit er als oefährlich für die Auo-en. Er findet im Lande noch keine \'erwendung, obgleich er sich zum Dichten und Kitten in ähnlicher Weise benutzen ließe, wie es in Indien mit Eiip/iorbia antiqiwrtim L. und Euphorbia Cattimandoo ^\^ Ell. geschieht. ' * t/5 VI >^ _C/ ri rt .-; *Crt _Q v: ;-. rt o (— 1 ^ o p, ^ -o ^ o W U .^ r-i OJ _Q '3 K ' , rt 3 >> o ^ i::pn;..*><-:Ä-.- Die freundliche flufnalrine, welche die Vegetationsbilder bis jetzt gefunden haben, giebt die Per- anlassung zu einer Fortsetzung des Unternehmens, die üon den perschiedensten Seiten gewünscht war. Der uor- liegenden ersten Reihe werden also weitere folgen, für welche uns Beiträge u. H. uon den Berten ü. Klein, Karlsruhe; R. pon Wettstein, Wien; £. Stahl, 3ena; e. fl. Bessey, Washington; e, Ule, Berlin; F. Börgesen, Kopenhagen; W. Busse, Berlin; U. Dammer, Berlin; fil. Hansen, Giessen; 6. Pritzel, Berlin; C. Schröter, Zürich; G. Schweinfurth, Berlin; S. Poickens, Berlin; e. Warming, Kopenhagen; £. Zederbauer, Wien; Ch. Flahault, montpellier; m. B ü s g e n , münden freundlidist in Eussicht gestellt sind. Von der Zweiten Reihe sind bis jetzt erschienen: Erstes Beft. 6. Ule: Gpiphyten des flmazonasgebietes. Zweites Beft. ß. Karsten: Die [Üangrope-Vegetation. Drittes und Viertes Beft. 6. Stahl: mexikanische üadelhölzer und mexikanische Xerophyten. Fünftes bis siebentes Beft. h. Klein: Charakterbilder mitteleuropäischer Waldbäume I. Wird dem Unternehmen auch ferner das bisherige Interesse entgegengebracht, so soll dem Plane entsprediend persucht werden, nach und nach ein die ganze Erdoberfläche gleichmässig umfassendes pflanzen« geographisches flbbildungsmaterial zusammen zu bringen. 3edes Beft soll wiederum nach möglichkeit Zusammengehöriges enthalten und eine einheitliche Veröffentlidiung darstellen. Einem pielfach geäusserten Wunsche entsprechend, wird audi die einheimische und europäische Vegetation besondere Berücksichtigung finden. Raturgemäss bleibt die Durchführung des Planes mehr und mehr pon der Beteiligung der Fach= genossen abhängig, die im Besitze geeigneter Photographien — besonders eigener Aufnahmen — sind. Da der erste Versuch das Bedürfnis einer solchen Sammlung dargetan hat, erscheint die Boffnung gerechtfertigt, dass die notwendige Unterstützung auch weiter gewährt werden wird. Die Bedingungen für Abnahme der zweiten Reihe bleiben die gleichen, Abnehmer einer Reihe sind aber nicht zur Abnahme weiterer Reihen perpflichtet. Die Berausgeber: G. Karsten, ß« Schenck, Bonn. Darmstadt. Die Verlagsbuchhandlung: Susfaü Fischer, 3ena. Verlag von ft u s t a y Fischer in Jena. Soeben oi-scliiGii: Biochemie der Pflanzen, von di pini. et med Friedrich Czapek, o. ö. Professor der Botanik in l'nig. Erster Band. Preis: 14 Mark. Vorlesungen über Pflanzenphysiologie, von Dr. Ludwig Jost, a. o. Prof. au der Uiiivcrsitiit Strnssimrg. -Mit 172 Abbildungen. Preis: brosch. 13 Mark, gebunden 15 Mark. Flora, 1004. Bd. 93, II. 2 : . . . Die Darstellung ist klar, kritisch und reichhaltig und oft durch historische Rückblicke belebt. Die Jost'schen Vorlesungen werden deshalb als eine treffliche Einführung in das Studium der Pflanzcnphysiologie begrüßt werden. Auch für Be- rufsbutaniiier ist das Buch wertvoll durch die eingehende Berücksichtigung und Dis- kussionen, welche die neuere pflanzenphysiologische Literatur in ihm gefunden hat. Solche orientierende Darstellungen sind ja um so notwendiger, je mehr die Entwick- lung der Botanik es unmöglich macht, in allen ihren Gebieten die Literatur zu verfolgen, besonders aber iij der Physiologie, welche die Grundlage für alle anderen Teile der Botanik darstellt. Lehrbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreiches, i ur Hochscimien u. zum yelbstunterricht. Mit Rücksieht auf das neue Deul.~clie Arzneibuch. Von Dr. Creorge Karsten, a. o. Prof. der Botanik an der Universität Bonn. Mit 528 Abbildungen im Text. 1903. Preis: 6 Ttlark, geb. 7 Mai-k. Willkürliche Entwickelungsänderungen bei Pflanzen. Ein Beitrag zur ^«lysiologie der Entwickelung. Von Dr. (xCOrg Kiebs, Prof. in Halle. Mit 28 "Abbildungen im Text. 1903. Preis: 4 Mark. Charakterbilder Mitteleuropäischer Waldbäume. v,in Dr. Ludwig Klein, Professor der Botanik an der technischen Hochschule zu Karlsruhe. Mit 30 Tafeln. Preis: 10 IMark. Leuchtende Pflanzen. Eine physiologische Studie von Prof. Dr. Hans Moüsch, Direktor des jiflanzenphysiologischen Instituts der k. k. deutschen Universität Prag. Mit 2 Tafeln und 14 Textfiguren. Preis: 6 Mark. Morphologie und Biologie der Algen, von Dr. Friedrich Oltmanns, l'rofessor der Botanik an der Universität Freiburg i. Br. Erster Band. Spezieller Teil. Mit 3 farbigen und 473 schwarzen Abbildungen im Text. Preis: 20 Mark. Ein Blick in die Geschichte der botanischen Morphologie und die PeriCaUlOm-TheOrie. Von Dr. H. PotOnii^, Kgl. prenss. Landesgeologe und Professor, bezw. Privatdozent der Paläobotanik an der Kgl. Bergakademie und der Universität zu Berlin. (Eiweiterter Abdruck aus der naturwissenschaft- lichen Wochenschrift. Neue Folge. IL Band, der ganzen Reihe XVIII. Band.) Mit 9 Abbildungen. 1903. Preis: 1 Mark. Bisher erschienen Lieferung 1 bis 3 vom Handbuch der Laubholzkunde. Charakteristik der in Mitteleuropa heimischen und im Freien angepflanzten angiosperraen Gehölz-Arten und Formen mit Aus- schluss der Bambuseen und Kakteen. Von Camillo Carl Schneider. Die Ausgabe erfolgt in Lieferungen von je 4 Mark. Praktikum für morphologische und systematische Botanik, iiiifsbuch bei praktischen Uehungen und Anleitung zu selbständigen Studien in der Mor- phologie und Systematik der Pflanzenwelt. Von Prof. Dr. Karl NchuUiann, weil. Kustos am Künigl. Botanischen Museum und Priyatdozent an der Univer- sität zu Berlin. Mit 1.54 Figuren im Text. Preis: 13 Mark, geb. 14 Mark. Krommaaiischa buchdruckerei (Hermann PohlrJ in Jena. — 2776 P New York Bolanical Garden Llbrai -Ibrary lllllll 3 5185 00258 263