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Aus den Abhandlungen der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1869. Mit VI Tafeln. Berlin. 4 ee Buchdruckerei der Königlichen Akademie der Wissenschaften (G. Vogt). Universitätsstrasse 8. 1870. In Commission bei F. Dümmlers Verlags-Buchhandlung. (Harrwitz und Gossmann.) Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 22. April 1869. Die Seitenzahl bezeichnet die laufende Pagina des Jahrgangs 1869 in den Abhandlungen der physikalischen Klasse der Königl. Akademie der Wissenschaften. » Naturhistorischer Theil. ID Moosthier Zoobotryon pellueidus findet sich im Hafen von Triest und im Golfo dı Napoli so häufig und in so grofsen Exemplaren vor, dals es den Naturforschern nicht entgehen konnte und auch wirklich häufig gefunden ist. Aber sein den Haut- und Röhren-Algen ganz aulserordent- lich gleichender Habitus, durch welchen das reich verästelte, biegsame, ganz ungewöhnlich pellucide Stengelgebilde zunächst in die Augen fällt, und die nicht selten auf die Endäste des Stocks beschränkten, unscheinbaren Zel- len oder Bryozoenköpfe in den Hintergrund treten, dies macht es begreif- lich, dafs der durch seine Gröfse so auffällige Thierstock häufiger in die Herbarien, als in zoologische Sammlungen untergebracht wurde. Ich selbst habe im Jahre 1867, bei meinem Aufenthalt in Triest, die schönsten Exemplare weggeworfen, obgleich meine Aufmerksamkeit gerade auf Bryo- zoen gerichtet war; meine ersten Untersuchungen wurden sogar in der Absicht unternommen, um mich über den durch seine Durchsichtiskeit so ausgezeichneten scheinbaren Algenstock zu unterrichten. Unter solchen verführerischen Umständen darf es nicht auffallen, dafs Zoobotryon pellueidus zuerst als Alge in die Wissenschaft eingeführt wurde. Hr. A. Braun hatte die Güte, mir die Namen mitzutheilen, unter welchen es als Alge von den Botanikern aufgenommen worden ist. Die Synonyme sind: Ulva intricata Clemente ex p. 329 (Kützing). Valonia intrıcata Agardh. Syst. Aly. (1824) p. 180 mit der Angabe Abhdl, der phys. Kl. 1869. Nr. 4. l 234 „in mari Atlantico, mediterraneo, australi indieo“. (v. Martens in Regensb. Flora 1830 Nr. 43 mit Tafel I und IN.) Ascothamnion intricatum (Kützing); Phycolog. generalis p.313 (1843). — Phycolog. germ. p. 254 (1845). — Species algar. p. 508 (1849); hier mit der Angabe: „in marıi mediterraneo et atlantico ad oras Europae et Africae (in mari pacıfico et indico sec. Agardh)*, und Beifügung einer zweiten zweifelhaften Art. Ascothamnion Trinitatis Sonder in coll. Binder „ad insulam Tri- nidad; an distincta?“). Wahrscheinlich hat delle Chiaje zuerst die thierischen Eigenschaf- ten des Zoobotryon pellucidus erkannt. In den Memorie sulla storia e notomia degli animal senza vertebre del regno di Napoli; Vol. III, S. 203 wird die Bryozoe zuerst als Aydra vertieillata aufgeführt. Die mit dem ersten Bande im Jahre 1822 veröffentlichten Kupfertafeln enthalten be- reits die allerdings mehr flüchtig skizzirte Abbildung des Thieres. In dem Werke „Deserizione e Notomia degli animal inwertebrati della Steihia ei- teriore osservati viv! negli annı 1822—30; Napoli 1841, Tom. V, p. 142 und Tom. VI, Tab. 79, Figg. 1 und 2) wird es mit dem Namen Zoobotryon vertieillatum unter die Polypi hydraci und so mit den Tubularien u. s. w. in eine systematische Abtheilung untergebracht. Ehrenberg erkannte nicht allein die thierische Natur des von ihm genannten Zoobotryon pellucidus, er hat auch zuerst die systematische Verwandschaft mit den Bryozoen festgestellt. Er fand es auf seiner ägyptischen Reise in der Nähe von Suez im rothen Meere, später auch ım Mittelmeer bei Alexandrien, wo es zu wiederholten Malen aus dem neuen Hafen durch die Netze der Fischer hervorgezogen wurde. (Sym- bolae phys. Animalia evertebrata Tab. 11.) Die Fig. 10 der Tab. III giebt ein so getreues Bild des Thierstocks in natürlicher Gröfse, dafs über die Identität mit der von mir in Triest und später in Neapel beobachteten Bryozoe nicht die geringsten Zweifel obwalten dürfen. In der zoologischen Litteratur habe ich noch zwei systematische Namen gefunden, die sich auf den in Rede stehenden Meerbewohner zu- rückführen lassen. Hyalosiphon vertieillatus (v. Martens Ital. 1844, p. 453), mit der ausdrücklichen Bemerkung, dafs Hyalosiphon keine Alge sei, und Serialaria 235 Coutinhü n. sp. (Fritz Müller in Desterro: das Colonialnervensystem der Moosthiere u. s. w.; Troschel’s Archiv für Naturgeschichte 1860, Bd. I S. 311. Zoobotryon pellucidus ıst hiernach fast in allen Meeren der ge- mälsigten und tropischen Zone beobachtet worden, und zwar nach den näheren Angaben in den Küstenregionen. Ich habe keine Erfahrung da- rüber, ob der Thierstock bei seiner Befestigung am Meeresgrunde und an den daselbst vorkommenden Meerbewohnern auch die Tiefen aufsuche, ich kann nur angeben, dafs ich die gröfsten Exemplare von 14, Fufs Höhe und 3—4 Fufs im Umfange wenige Fufs unter der Oberfläche des Meeres an den Pfählen des Triester Kriegshafens festsitzend gesehen habe. Der Thierstock ist unzweifelhaft eine Bryozoe. Ehrenberg be- schrieb ihn als ein neues Genus aus der Familie der Aleyonellen, mit der Bemerkung jedoch, dafs er von diesen durch das Collare setosum, durch die achtzählige Tentakelkrone, so wie durch den spiralig gedrehten kurzen Befestigungsstiel der Zelle mit dem Stengel sich auffällig unterscheide. Der Pedicellus spiralıs lälst sich nur, wie sich später zeigen wird, auf den mehr oder weniger spiralig gewundenen Strang (Funteulus posterior) be- ziehen, durch welchen der Scheitel der Schlinge des Darmkanals mit dem verästelten Stengel gerade an der Insertionsstelle der Bryozoenköpfe in Verbindung gesetzt ist. Es fallen diese Untersuchungen in jene Zeit, in welcher unter der Betheiligung Ehrenberg’s in erster Linie die von ihm sehr passend se- nannten Moosthiere, nach J. V. Thomson „Polyzoa“, von den übrigen Polypen abgezweigt und später sogar von Johnston, Milne-Edwards, u. A. unter dem Namen „Molhıscan Zoophytes“, „Polypes tunieiens“ mit den Tunieaten zu den Mollusken gestellt wurden. Der Werth der systema- tischen Unterscheidungsmerkmale war damals noch nicht zu übersehen: der am freien Rande in kurze borstenartige Spitzen auslaufende und dem entsprechend in regelmäfsige Falten sich legende Halskragen wurde später von Busk und wird heut zu Tage ganz allgemein zum charakteristischen Erkennungszeichen einer gröfseren Abtheilung der Moosthiere, der „Üte- nostomata“, benutzt. Auch gegenwärtig, — nach fast 40 Jahren, nach den vortrefflichen Arbeiten von Ehrenberg, Thomson, Milne-Ed- wards, d’Orbigny, van Beneden, Dumortier, Busk, Gervais, Johnston und Allman, — bieten die Bryozoen der Systematik, sowohl 1* 256 in ihrer verwandschaftlichen Beziehung zu den anderen wirbellosen Thie- ren, als in Betreff der Gruppirung der eigenen Arten, aufserordentliche Schwierigkeiten dar. Da es keinem Zweifel unterliegt, dafs die Vorstel- lung, die niedrigsten wirbellosen Thiere seien nur ein mehr oder weniger einfaches Bauwerk aus den organologischen und histologischen Baumate- rialien höherer Thiere, thatsächlich unhaltbar ist: da es vielmehr als er- wiesen betrachtet werden mufs, dafs die charakteristischen histologischen Elemente höherer Thiere, wie die der Musculatur und des Nervensystems, hier nicht vorkommen, sondern durch ein anderes histologisches Element vertreten werden !): so ist zunächst festzustellen, ob bei Bryozoen im aus- gebildeten Zustande Nerven- und Muskel-Elemente von derselben histo- logischen Beschaffenheit, wie bei den höheren Thieren, am Aufbau des Organismus verwendet sind oder nicht. Von der Beantwortung dieser Frage hängt es ab, in welche Abtheilung wirbelloser Thiere die Bryozoen unterzubringen sind, ob im diejenige, wo, wie bei den Articulata und Mol- lusken, die genannten charakteristischen histologischen Elemente höherer Thiere sich vorfinden, oder in dıe zweite, wo dies noch nicht der Fall ist. Und weiter schliefst sich daran die rationelle Untersuchung über die verwandschaftliche Beziehung der Bryozoen zu anderen wirbellosen Thier- klassen dieser beiden Hauptabtheilungen, wobei, in besonderer Berück- sichtigung der organologischen Plastik des Thierleibes, vornehmlich zu beachten wäre, dafs bei ihnen ein durch ein Herz bewegtes Circulations- system, wie bei den Tunicaten, nicht vorkommt. Zur Zeit ist die aufgeworfene Frage noch nicht mit genügender Sicherheit beantwortet; Dumortier ?), van Beneden ?), Allman #), 1) Vgl. meine Abhandlung: Über die contractile Substanz (Sarcode, Protoplasma) und ihre Bewegungserscheinungen bei Polythalamien und einigen anderen niederen Thieren. Abh. der K. Akad. d. Wiss. zu Berlin, Jahrg. 1367, S. 293. 2) Recherch. s. lanat. et la phys. d. Polyp. comp. d’eau douce (Lophopus und A.): Bull. de l’ Acad. d. Brux. 2. 1835, p. 422 und Memoir. s. lanat. et phys. ete. 8. 1836. 3) Van Beneden und Dumortier: Hist. nat. d. polyp. comp. d’eau douce und Me- moire servant de complement (1348) in Nowv. Memoir. de U’ Acad. roy. de Brux. Tom. XVI 1843. — Desgl. Van Beneden: Rech. s. organisat. des laguncula und l'histoir, nat. de diff. polyp. bryoz., qui habitent la cöte d’Ostende in Nouv. mem. de Acad. de Brux. Tom. XVIII, 1845. #) On the nervous syst. etc. of the bryoz.: Report. Brit. Assoc. Adv. Sc. 19 Meet., 1849; Monograph of the Fresh-Water Bryozoa ete., printed for the Ray Soc.; Fol. 1856, S. 31. 237 denen sich neuerdings auch Fritz Müller!) und Nitsche ?) angeschlossen haben, beschreiben bei Süfswasserbryozoen ein Nervenganglion mit Fäden in der Nähe des Tentakelträgers am Oesophagus; aber der Beweis, dals in dem angeblichen Ganglion Nervenkörper wie bei höheren Thieren unter- scheidbar gewesen seien, wird nicht geliefert. Dafs auch das Colonial- nervensystem der Zoobotryon nach F. Müller mit dem Nervensystem hö- herer Thiere nicht verglichen werden darf, wird sich später herausstellen. Fast unabweislich erscheint die Annahme von Muskelfasern am Bryozoen- kopf. Die zarten, eylindrischen, contractilen Fäden, die zur Retraction des einstülpbaren Theiles der Kapsel dienen, erinnern so lebhaft an die slatten Muskelfasern höherer Thiere, dafs es fast unnatürlich erscheint, sie nicht als glatte Muskelfasern anzuerkennen, selbst für den Fall, dafs die dazu sonst nothwendig gehörenden Nerven nicht vorhanden wären. Dennoch mufs ich auf Grund meiner Untersuchungen an Zoobotryon Zweifel gegen diese Deutung zur Geltung bringen und der späteren Untersuchung und Entscheidung eine möglichst reine, durch Vorurtheile nicht beeinflufste Frage erhalten. Die angeregten Zweifel in Betreff des histologischen Baumaterials entziehen der Auffassung und Beurtheilung der näheren und nächsten Be- standtheile eine sehr wichtige Stütze. Diese Unsicherheit wird aber noch dadurch gesteigert, dals unsere Kenntnifs vom Knospenzeugungsprocels der Moosthiere, obgleich dieselben im ausgebildeten Zustande stets als Thier- oder Individuenstöcke auftreten und also durch ihn zunächst das individuelle Gepräge erhalten, noch sehr mangelhaft ist, und dafs die Bil- dungsweise des Bryozoenkopfes sich nicht im Einklange befindet mit der organologischen Beziehung, in welche bisher ganz allgemein die beiden Hauptbestandtheile, die Kapsel und der sogenannte Darmkanal mit der Tentakelkrone, gebracht werden. Mag der Bryozoenkopf aus dem befruch- teten Eie oder aus einer Spore (Statoblast Allman) oder aus einer Knospe hervorgehen, nach den übereinstimmenden Angaben Dumortier’s, van Dale 20) ?) Beiträge zur Anat. und Entwickelungsgeschichte der phylaetolaemen Sülswasser- Bryozoen u. s. w.; Reichert’s und du Bois-Reymond’s Archiv für Anat. und Phys. Jahrg. 1868, S. 465 u. f. 238 Beneden’s!), Allman’s?) und meinen eigenen an Knospen wird zuerst die Kapsel gebildet (vgl. Taf. I, Fig. 2). Erst später wächst vom Grunde der- selben der sogenannte Nahrungskanal, mit der Tentakelkrone voran, frei her- vor, erreicht nach und nach die künftige Öffnungsstelle der Kapsel und ver- einigt sich mit ihr durch Vermittelung der Tentakelkrone oder richtiger des Schlundkopfs an der Insertion der letzteren ?). Ich kenne kein höheres Thier, bei welchem der Darmkanal auf die beschriebene Weise entsteht. Der Bildungsvorgang läfst sich meines Erachtens nur mit einem Knospen- zeugungsprozels, wie wir ihn z.B. bei der Brutkapsel der Campanularien kennen gelernt haben, vergleichen, mit dem er aber auch in den wesent- lichen Stücken übereinstimmt. Will man den Forderungen der Bildungs- veschichte gerecht werden, so muls der sogenannte Darmkanal mit der Tentakelkrone als Descendent der Kapsel, die Kapsel selbst als vorauf- sehende embryonale Bildungsform der Bryozoen, der Darmkanal als ein durch den Knospenzeugungsprozels erzeugter und mehr entwickelter Zu- stand der Brutkapsel angesehen werden. Die Hauptbestandtheile des Bryo- zoenkopfes lassen sich dann nicht mit dem Leibeswandorgan und dem Darm- kanal eines höheren wirbellosen Thieres, z. B. einer Molluske, vergleichen. Der Bryozoenkopf mülste im Sinne eines Individuenstockes gedeutet wer- den, in welchem die Kapsel den ursprünglichen Stamm darstellt, der als schützende Bruthülle den Darmkanal mit der Tentakelkrone, seinen Descen- denten, eingeschachtelt enthielte. Die Kapsel oder Zelle verdient daher mit Recht den Namen „Brutkapsel“; den Insassen werde ich das „Bry- zoid* nennen. Es wird mich nicht befremden, wenn diese Auffassungs- weise auf selbst heftigen Widerspruch stöfst, da hier noch auffallen- der als bei anderen Individuenstöcken die innige, gleichsam organologische 1) ist. natur. d. polyp. comp. ete., Nouv. mem. de U’ Acad. de Brux. Tom. XV. ?) Monograph of the Fresh- Water Bryozoa ete. S. 35, Taf. XI. 3) Bei Valkeria cuscata sah ich die Kapsel bei Annäherung der Tentakelkrone an die Stelle, wo später nach der Vereinigung mit dem Schlundkopf und Afterdarm sich der Öffnungspol ausbildet, sich allmählig verlängern und zu einer ausschliefslich die vorge- streekten Tentakel aufnehmenden Hülle auswachsen. Wenn der Insasse der Brutkapsel in freien Verkehr mit der Umgebung tritt, geht der über dem Öffnungspol verlängerte zur Hülle der ausgestreekten Tentakel bestimmte Abschnitt verloren, und die Tentakelkrone wird durch Invagination geschützt. Hiernach mufs man den Bryozoenkopf mit aus- gestreckter Tentakelkrone als die ursprüngliche Bildungsform betrachten. 239 Wechselbeziehung zwischen Stamm und Descendent in den Lebensäulse- rungen zu Tage tritt. Aber ich weils nicht, wie man das durch die Bil- dungsgeschichte gestellte Problem nach dem heutigen Stande der Wissen- schaft anders lösen sollte, und meine auch, dafs die lockere Verbindung des Nahrungskanals mit der Kapsel, ferner seine oft so auffällige freie Beweglichkeit in letzterer, endlich die innige Verbindung der die Mund- öffnung umgebenden und bildenden Tentakelkrone mit dem Nahrungskanale sogar zu Gunsten dieser Auffassung sprechen; wenigstens ist ein solches Verhalten bei wirbellosen Thieren, an deren Körper ein Leibeswandorgan und ein wirklicher Darmkanal unterschieden werden kann, nicht beob- achtet. Hiernach darf ich meinen Ausspruch wohl für gerechtfertigt halten, dafs die Moosthiere der vergleichenden Anatomie noch schwer zu lösende Räthsel darbieten, und dafs daher zur Zeit die namentlich zur Unterschei- dung gröfserer Abtheilungen verwendbaren systematischen Kennzeichen nach ihrem Werthe und ihrer Bedeutung nicht genügend festzustellen seien. Dem praktischen Blicke der Zoologen verdanken wir gleichwohl die Aufstellung mehrerer Familiengruppen, die, wie mir scheint, auch in der Zukunft sich erhalten werden. Dahin rechne ich die von Busk auf- gestellte Familie der Vesiculariadae, in welche F. Müller bereits Zoo- botryon pellueidus unter dem Namen „Serialaria Coutinhüt* eingereiht hat. Alle diese Familie charakterisirenden morphologischen Merkmale sind auch bei Zoobotryon vorhanden. Der Thierstock wird, wie bei den Campanu- larien und Sertularien !), mit denen einige Arten der Vesieulariadae früher vereinigt wurden, aus zwei Theilen gebildet, aus den Bryozoenköpfen, eigentlichen Bryozoen (Polypiden, auch Polypoiden und Molluscoiden ge- nannt) und dem Träger oder Stamm derselben, der sich in Bezug auf die Bildung des Thierstockes ebenso wie der Polypenträger der Campanu- larien und Sertularien verhält, und den ich deshalb Bryozoophor oder Bryozoophylon nennen möchte. Der Bryozoenkopf (Taf. U, Fig. 3) besitzt im eingestülpten Zu- stande der Kapsel oder Zelle eine lang gezogene, ovale Form, die sich der eylindrischen nähert und am Befestigungspole etwas keulenartig ange- schwollen ist. Es wird aber zum Schutz des tief in den Grund zurück- ') Vgl. Reichert: Über die contractile Substanz ete. $. 201 u. f. 240 tretenden Nahrungskanals mit der Tentakelkrone nahezu die Hälfte der Länge der Kapsel eingestülpt (Fig. 30). Bei vollständiger Evagination (Fig. 3A) wird die Kapsel bedeutend verlängert; sie läuft dann zum Öffnungs- pole!) — d. h. nach der Insertionsstelle am Schlundkopfe und an der ") Bei meiner, vornehmlich auf die systematische Feststellung des Zoobotryon pellucidus gerichteten Beschreibung gehe ich davon aus, dals der Bryozoenkopf im ausgestreckten Zustande seiner ursprünglichen Bildungsform entspricht, dafs er ferner aus zwei Elementen des Individuenstocks, aus der Brutkapsel und aus dem Bryozoid, zusammengesetzt ist, wenn auch die allgemeine äufsere Form des Kopfes vorzugsweise durch die Brutkapsel bestimmt wird, und dafs endlich an der Brutkapsel der Endoeyst als Hauptbestandtheil, der Eetocyst nur als Skelet desselben angesehen werden muls. An jedem abgesonderten, im Allgemeinen röhrenförmigen Bryozoenkopf ist hiernach zunächst der durch den Endo- eysten der Brutkapsel allein gebildete Öffnungspol dem Befestigungspol gegenüber zu stellen, welcher letztere zugleich den Knospenpunkt der Brutkapsel und den des Bryozoid’s be- zeichnet, und an dessen Bildung Eetoeyst und Endocyst der Brutkapsel betheiligt sind. Anderweitige, die äulsere Form der Brutkapsel und so des Bryozoenkopfes auszeichnende Merkmale sind bei den Vesieulariaden nicht verhanden. Bei den chilostomen und eyelo- stomen Bryozoen, bei welchen eine theilweise oder gänzliche Verkalkung des Grundstückes der Brutkapsel vorkommt, wird das Wort „Zelle* („Kapsel“) nicht selten ausschliefslich für das verkalkte Grundstück der Brutkapsel gebraucht und daran, — im macerirten, de- fecten Zustande —, die „Öffnung“ (Apertura, Orifieium) unterschieden, durch welche, wie man sich ausdrückt, die Ausstreckung und Zurückziehung des Insassen erfolgt. (All- man a. a.0. 8.8) Diese Auffassung ist nicht ganz passend. Nur an dem macerirten verkalkten Skelet findet sich eine Apertur; im frischen Zustande schlielst sich an das verkalkte Grundstück des Ectocysten unmittelbar der flexible, einstülpbare Theil an. Wenn nun auch die Grenzlinie zwischen dem verkalkten und flexibeln Theile des Ectoeysten, — wegen der daselbst häufig angebrachten Schutzwehren, ferner als äufserster Rand der später zu besprechenden „Verschlufsöffnung* der Brutkapsel und in Rücksicht auf die Beschreibung macerirter Skelete — die gröfste Beachtung verdient, so ist doch am le- benden. mit seinen Weichgebilden erhaltenen Thiere keine Orificium vorhanden, und dessen Annahme zur Erläuterung des Mechanismus der In- und Evagination auch nicht erfor- derlich. In der äulseren Form des Bryozoenkopfes der Vesiculariaden ist die Grenz- linie zwischen dem einziehbaren Theile der Brutkapsel und dem Grundstücke in keiner Weise auffällig markirt. — Eine wirkliche Eröffnung der Brutkapsel, und zwar an ihrer Mantelfläche, findet sich an allen denjenigen Stellen, wo excentrische Knospenbildungen gegeben sind. Wichtig sind hier bei Zellen- oder Brutkapselstöcken diejenigen Stellen, wo die sekundären Brutkapseln inseriren, zumal die Verbindung öfters durch eine Er- hebung oder durch einen röhrigen Fortsatz der Stammbrutkapsel vermittelt wird. Bei den Vesiculariaden werden Brutkapseln und Bryozoenköpfe nur von dem Stamm produeirt. — Man hat in neuerer Zeit am Mantel der Brutkapsel, — mit Rücksicht auf die angenom- mene Homologie zwischen den Bryozoen und Mollusken, — zwei Längsflächen, die „dor- sale* und „ventrale* oder nach Huxley (Phil. Trans. 1853) „haemale* und „neurale* 241 Afteröffnung hin, — mehr oder weniger verjüngt aus, so dafs die Keulen- oder Flaschenform auffallender hervortritt. Der Ectocyst der Kapsel, der, wie das ganze Skelet dieser Familie, durch seine elastische, hornartige, d. h.. durch den gänzlichen Mangel oder doch durch geringe Menge abgelagerter Kalkerden ausgezeichnet ist, endigt nach dem Öffnungspole hin, wie bei allen Vesiculariaden, mit dem kammförmig gezeichneten (ol- lare setosum (Taf. Il, Fig. 4). Dieser ringförmige End-Abschnitt des Ecto- eysten ist, der Längsaxe der Kapsel entsprechend, in Längsfalten gelegt, durch welche eine regulirte Verengerung und Erweiterung des Lumen’s ermöglicht wird. Der freie Rand ist mit Rücksicht auf die Faltenbildung sinuös ausgeschnitten; die zugespitzten Vorsprünge sind fester und treten wie kurze Borsten hervor. Das Üollare setosum ist der einzige Theil des Eetoeysten, der keine feste Adhäsion mit dem entsprechenden Abschnitt des Endoeysten, an welcher er ursprünglich gebildet wurde, besitzt, son- dern denselben im ausgestülpten Zustande völlig frei und locker umgiebt. In Folge dieser Einrichtung wird das Collare setosum bei der Invagination, ohne umgestülpt zu werden, in die Höhle der Kapsel hineingezogen, er- hält in aufgerichteter Stellung seine Lage in dem durch die Einstülpung gebildeten Verschlufskanal und wird bei der Evagination stets als Schutz- waffe zuerst vorgestreckt oder vielmehr vorgedrängt. Der Eetocyst der Kapsel, auch mit Einschlufs des Collare setosum, bekleidet nicht den ganzen Endoeysten. Im vollständig ausgestülpten Zustande bleibt ein schmaler, vingförmiger, letzter Abschnitt am Öffnungspole, derjenige, welcher den ausgestreckten Schlundkopf und das letzte Ende des Reetum’s des Nah- rungskanals einhüllt, völlig unbedeckt (Taf. I, Fig. 34). Mit Rücksicht auf die Invagination der Kapsel verhält sich Zoo- botryon gleichfalls wie die Vesieulariadae. Man darf die Invagination am Bryozoenkopf als eine mehr oder weniger complicirte Art des Ver- unterscheiden wollen. Die naturhistorische Beschreibung ist häufig in die Nothwendigkeit versetzt, — in Berücksichtigung der Architectonik des Individuenstockes, Lage der Ötfnungs- pole u.s.w., — je nach den dargebotenen, sehr mannigfaltigen Umständen verschiedene Flächen an dem ursprünglich einfachen röhrigen Bryozoenkopf zu bestimmen; bei den Vasicula- riaden ist auch hierzu keine Veranlassung. In dem inneren Bau des Bryozoenkopfes da- gegen finde ich zufolge meiner Untersuchungen keinen Anknüpfungspunkt für die oben bezeichneten beiden Flächen des Mantels, es sei denn, dafs man die am Öffnungspole ge- legene Mund- und Afteröffnung ohne genügende Begründung dazu benutzen wollte, Abhdl. der phys. Kl. 1869. Nr. 4. 2 242 schlusses der Kapsel an ihrem Öffnungspole ansehen, wobei ein gröfserer oder kleinerer oberer Abschnitt durch Vermittelung contractiler Stränge (Retractor des Darmkanals, Parieto-vaginal-Muskeln) in die Höhle hinein- gezogen oder eingestülpt, der Descendent dagegen oder der Nahrungs- kanal mit der Tentakelkrone, wie ich sehe, mehr passiv in den Hohlraum des unteren Grundstücks der Kapsel hineingedrängt wird. Dieses wird in zwei Acten zu Stande gebracht, von welchen der erste als proviso- rischer, der zweite als der definitive und vollständige Verschlufs betrachtet werden kann. Man hat demnach an der Kapsel und ihren beiden Wan- dungs-Bestandtheilen (Eetoc., Endoc.) zwei Abschnitte oder Theile zu unterscheiden: den oberen, nach dem Öffnungspole hin gelegenen einzieh- baren und den das Grundstück der Kapsel bildenden unteren, welcher den eingestülpten oberen Theil in seinen Hohlraum aufnimmt. Der obere, einziehbare Theil der Kapsel wird auch der Scheidentheil genannt, weil er nach vollzogener Invagination als Hülle der Tentakelkrone auftritt. Diese Bezeichnung ist indefs nicht correet und auch nicht passend. Nicht der ganze, einziehbare und umgestülpte Theil, sondern nur ein Abschnitt des- selben bildet beim vollkommenen Verschlufs einen Mantel um die Tentakel (Fig. 30). Aufserdem ist zu beachten, dafs der einstülpbare Theil der Kapsel (Endoeyst) im ausgestreckten Zustande des Bryozoenkopfes die Hülle des Schlundkopfes, der Speiseröhre, des Reetum’s darstellt, und dafs dieses Lageverhältnifs in der ursprünglichen Bildungsform gegeben ist. Bei den Vesiculariaden ist der einstülpbare Theil der Kapsel von bedeutender Länge; bei Zoobotryon nimmt die Invagination nahezu die Hälfte des Eetoeysten und vom Endocysten, der noch eine Strecke über den Ecto- eysten frei hervorragt., einen noch gröfseren Abschnitt in Anspruch. An dem einziehbaren Theile des Eetocysten sind hervorzuheben: das kammartige, schon besprochene Collare!) und der fast dreimal län- gere, angrenzende Bezirk, der in das untere, fester construirte Grundstück übergeht (Taf. Il, Fig. 4). An diesem letzteren Bezirk ist der Ectocyst sehr dünn und legt sich, von den Weichgebilden befreit, leicht in Falten. Bei Zoobotryon sind sie weniger auffallend regulirt, doch zeigen sie nach dem !) Farre nennt es das „Operceulum®. On the structure of the Ciliobr. Polyp.: Phil. Transact. of the Roy. Soc. of London; Jahrg. 1837, Part. I, S. 394. 243 Grundstück hin deutlich eine unterbrochene, circuläre, nach dem kamm- förmigen Endstück hin annähernd eine longitudinale Richtung. Bei an- deren zu dieser Familie gehörenden Arten (Serialarıa, Valkeria, Ouscuta) sind die eirculären Falten schärfer ausgeprägt und ziehen in festonartiger, mit der Concavität der Bogen nach aufwärts gerichteter Anordnung fort. Jede cireuläre Falte besteht, entsprechend der Zahl der hier inserirenden kurzen Retractoren, aus vier, gleich grofsen Halbbogen, die durch schmale, etwas festere und gewöhnlich glatt erscheinende Stücke der Wandung untereinander verbunden werden. Da die cireulären Faltenzüge dicht ge- drängt aufeinanderfolgen und ihre Bogen concentrisch verlaufen, so werden durch sie vier Längsreihen sichelförmiger Falten gebildet, die durch eine entsprechende Zahl glatter Längsstreifen von einander geschieden sind. Diesen Längsstreifen entlang inseriren die einzelnen Fäden der vier kurzen Retraetoren am Endocysten. Am einziehbaren Theile des Endocysten befestigen sich die Re- tractoren der Kapsel, auf die ich sogleich zurückkomme. Zunächst aber habe ich die Aufmerksamkeit auf eine ringförmige Stelle zu lenken, die sich etwa in der Mitte seiner Länge befindet und in Folge ihrer con- tractilen Eigenschaft, wie bei Paludicella, einen sphincterartigen Verschlufs der Röhre (Vaginalsphincter der Autoren) zu Stande bringt; er wird wohl passend Sphincter der Kapsel genannt (Taf. II, Fig. 3A). Muskelfasern oder überhaupt contractile eireuläre Stränge des Endocysten habe ich hier nicht nachweisen können. Leicht sieht man, dafs sich bei der Contraction eirculäre Runzeln bilden, die das Bild von Muskelfaserzügen wiedergeben. Durch diese contractile ringförmige Stelle des einziehbaren Theiles des Endocysten wird auch der letztere, das Thier im ausgestreckten Zustande gedacht, in einen oberen und einen unteren, mit dem Eetocysten fest zu- sammenhängenden, Abschnitt abgetheilt, die beide verschiedene Leistungen bei der Invagination übernehmen und letztere dadurch complicirt machen. Nur der obere, skeletfreie Abschnitt, der beim ersten Acte der Invagination umgestülpt wird, dient zur Hülse der gleichzeitig zurücktretenden Ten- takelkrone (Taf. II, F ig.3C); durch den Sphineter mit dem unteren Ab- schnitt wird beim zweiten Acte der Invagination der eigentliche defini- tive Verschlufs der Kapsel des Bryozoenkopfes bewirkt. Der einziehbare 9% 244 Theil des Eetocysten wird beim ersten Acte der Invagination nicht in Anspruch genommen. Das kammförmige Endstück, welches nur locker den Sphineter und die angrenzende Partie des oberen Abschnittes um- hüllt, legt sich nach der Einstülpung des letzteren und nach Entfernung der Tentakelkrone in stärkere Falten und nimmt dabei die Form eines mit der Basis abwärts gerichteten spitzen Hohlkegels an. Erst beim zweiten Acte der Invagination wird, zum vollständigen Verschlufs der Kapsel, mit dem unteren Abschnitt des Endoeysten gleichzeitig auch der weiche, sich leicht faltende Bezirk des Ectoeysten umgestülpt, wobei das Üollare se- tosum ebenfalls hineingezogen und mit aufwärts gerichtetem, freiem Rande in den trichterförmig begrenzten Hohlraum des Verschlusses aufgenom- men und aufgestellt wird (Taf. I, Fig. 30). Bei beginnender Evagination tritt zunächst das Collare setosum mit dem Spitzentheil, in welchem die kurzen Borsten zusammengefaltet liegen, mehr oder weniger weit frei aus der Verschlufsöffnung hervor und bildet so eine bewaffnete Vorrichtung desselben. In diesem Evaginations- zustande wird gewöhnlich zuerst der Sphincter geöffnet und die Tentakel- krone versuchsweise mehrere Male aus der Hülse durch das Collare se- tosum hervorgedrängt (Taf. II, Fig. 35) und wieder zurückgezogen, bevor sich die vollständige Ausstülpung und Ausstreckung des Kopfes vollzieht. Hier nun stellt sich das Collare setosum als ein längsgefaltetes, am freien Rande durch die kurzen Borsten bewaffnetes, trichterförmiges Klappen- ventil dar, das den vordringenden Tentakeln leicht den Austritt gestattet, bei Zurückweichen derselben sofort wieder stärker sich faltet und sich schlielst. Sowohl die Invagination als die Evagination sind, wie schon an- gedeutet, als eine durch die Tentakelkrone herbeigeführte eomplicirte Form des Verschlusses und der Eröffnung der Brutkapsel des Bryozoenkopfes zu betrachten, da nur durch Einstülpung der Kapsel vom Öffnungspole her die hier frei hervorragende Tentakelkrone in den Hohlraum des Grund- stückes untergebracht werden kann. Die bei der In- und Evagination zu- nächst und unmittelbar betheilisten eontractilen Elemente sind zufolge meiner Beobachtungen an den Vesieulariadae sämmtlich Bestandtheile der Kapsel und zwar ihres Endocysten. Bei der Invagination sind zwei Re- tractoren !) und der oben bezeichnete Sphincter wirksam. Bei dem ersten Act der Invagination tritt der grofse oder richtiger lange Retractor (Taf. II, Fig. 32) in Thätigkeit, dessen in zwei Gruppen angeordnete eontractile Fäden am Grunde der Kapsel aus dem Endocysten ihren Ur- sprung nahmen und an zwei entgegengesetzten Seiten der Darmschlinge vorbei zum Öffnungspole der Kapsel hinziehen. Hier inseriren sie nicht am Schlundkopf, wie allgemein angenommen wird, sondern gehen in den Endocysten der Kapsel da über, wo derselbe sich mit dem Schlundkopf vereinigt (Taf. I, Fig. 3D). Er ist also zunächst nicht Retraetor des Nah- rungskanals, sondern der lange Zurückziehungsmuskel der Kapsel zu nennen. Unvermeidlich ist dabei, dafs auch der Schlundkopf mit der Tentakel- krone mitgezogen wird, aber nach dem Ursprunge, nach seiner Insertion und der daraus hervorgehenden ersten Wirkung bei der Contraction muls er als ein Bestandtheil der Brutkapsel aufgeführt werden. Bei dem zweiten Acte der Invagination tritt der zweite kurze Zurückzieher der Kapsel und schliefslich ihr Sphineter in Thätigkeit. Der kurze Retractor ist bisher unter der Voraussetzung, dafs der lange zum Nahrungskanale gehöre, unter der Benennung „Parieto-vaginal-Muskel“ in die Anatomie eingeführt. Er besteht bei allen Vesieulariaden aus vier im Kreuz gestellten Gruppen contractiler Fäden, die etwa in der Mitte der Länge des Grundstücks der Kapsel aus dem Endoeysten hervorgehen und demgemäfs nach kürzerem Verlauf in der Region des Sphincter’s an vier im Kreuz gestellten Linien inseriren ?). Die Insertionslinie der ein- zelnen Fäden jeder Muskelgruppe ist anders gerichtet, als bei dem Re- 1) Farre giebt bei Dowerbankia densa drei Retractoren an; als dritter wird der Funi- culus posterior bezeichnet. Der kurze Retractor wird Retractor des Operculum, der lange Retraetor — Retr. der Trentakelkrone, der Funic. posterior Retractor des Darmkanals ge- nannt. Der Retr. brevis wird mit dem Schliefsmuskel der Bivalven verglichen. A.a. O. S. 394 u. f. ?) Farre lälst den Retr. brevis aus sechs 3strahlig angeordneten Muskelbündeln be- stehen. An jedem der 3 Strahlen wird eine obere für das Collare selosum und eine un- tere für den flexiblen Theil des Eetocysten bestimmte Abtheilung unterschieden (a. a. O. S. 394). Der um unsere Kenntnisse von den Bryozoen so verdiente Autor hat den vierten Strahl ganz übersehen. Die Trennung der vier aus einzelnen losen Fäden gebildeten Muskel- platten des Retr. brevis in einzelne Bündel und Abtheilungen kommt allerdings vor; sie ist aber zu unregelmälsig, als dafs regulirte Abtheilangen vorausgesetzt werden können. Jedenfalls reicht die Insertion des Retr. brevis nicht bis auf das Collare setosum hinauf. 246 tractor longus. Bei letzterem zieht die Linie, entsprechend der Öffnung der Kapsel, in circulärer Richtung, beim ersteren longitudinal über die ringförmige contractile Stelle fort (vgl. 5. 243). Bei dem Retractor longus hat die aus den Fäden gebildete Muskelplatte eine dem Mantel der Kapsel concentrische Lage; bei dem Retractor brevis stehen die 4 im Kreuz ge- stellten Muskelplatten radiär. Bei der mikroskopischen Untersuchung sind in der Regel zwei von den vier Muskelplatten des Retractor brewis mit der Fläche dem Auge des Beobachters zugewendet; von den in der Kreu- zungsebene derselben hinziehenden Muskelplatten der beiden anderen sieht ıman den optischen Durchschnitt, und dieser kann sich leicht der Beob- achtung entziehen. Die Zurückführung der beschriebenen vier Parieto- vaginal-Muskeln auf vordere und hintere u. s. w. ist hier nicht möglich. Ich bin geneigt, die gewöhnlich ganz deutlich zu Tage tretende viereckige (nicht dreieckige! Farre) Form der trichterförmigen Verschlufsöffnung der eingestülpten Kapsel mit Farre als eine Wirkung der vier Muskelgruppen des Aetractor brevis anzusehen. Durch den zweiten Act der Invagination wird nun vollends ganz passiv der Nahrungskanal zugleich mit der von ihrer Hülle umschlossenen Tentakelkrone tief in den Hohlraum des Grund- stücks der Kapsel hineingedrückt (Vgl. Taf. I, Fig. 30). Contractile Fäden, die vom Grunde der Kapsel an irgend eine Stelle des Nahrungskanales herantreten und während der Invagination dessen Zurückziehung activ bewirken könnten, habe ich bei den Vesieu- larıaden nicht auffinden können. Vielleicht besitzt der an den zweiten Magen inserirende sogenannte Funzculus posterior (Taf. I, Fig. 3A) con- tractile Eigenschaft, die denselben zu einer solchen Leistung befähigt. Ich habe aber an der Schlinge des Nahrungskanales keine Bewegungs- erscheinung wahrgenommen, die sich als eine Zugwirkung in der ange- deuteten Richtung auslegen liefse. Die Evagination und das Hervortreten des Schlundkopfes mit der Tentakelkrone erfolgt hauptsächlich durch den elastischen Druck des Grundstückes der Kapsel bei gleichzeitigem continuirlichen oder auch durch einzelne Pausen unterbrochenen Nachlassen der Contraction in den bei der Invagination thätigen contractilen Elementen, der Retractoren wie des Sphincter’s. Die abgestorbenen Bryozoenköpfe sind gewöhnlich in die ausgestreckte, ursprüngliche Bildungsform übergegangen, und bei plötz- 247 licher Ertödtung der contractilen Elemente geschieht die Ausstülpung und Evagination explosive. Die elastische Spannung in der Wandung des Grundstückes der Kapsel ist daher vollkommen ausreichend, um die Eva- gination zu bewirken. ÜContractile Elemente oder Fäden, welche durch ihre Verkürzung die eingezogenen und zurückgedrängten Theile unmittel- bar hervorziehen könnten, sind auch bei den Vesieulariadae nicht wahr- zunehmen. Dagegen sind bereits früher bei Lagenella repens (Farre a. a. 0. S. 396), desgleichen bei Paludicella (van Beneden) u. A., auch von mir bei Amathra, Valkeria, Zoobotryon sehr feine Fäden beobachtet, die an der inneren Fläche des Grundstückes der Kapsel vereinzelt oder zu je zwei in querer Richtung gleich Sehnen im Hohleylinder ausge- spannt sind (Taf. I, Fig. 3). In einem solchen Querschnitt zieben bei Zoobotryon, wie mir schien, zwei solche Sehnen, durch einen mälsigen Zwischenraum von einander getrennt; sie wiederholen sich in kurzen Distanzen durch die ganze Länge des Grundstückes der Kapsel und bilden so Reihen aufeinander folgender Sehnen. Es sind dies die sogenannten Parietal-Muskeln (Farre: a.a. 0. 397). Als Cirkelfasern und im Sinne wirklicher Sphineteren können sie nicht gedeutet werden; man wülste kaum, wozu Cirkelfasern am En- docysten des Grundstückes der Kapsel dienen sollten. In dem mikrosko- pischen Theile der Abhandlung wird gezeigt, dafs die vorliegenden Stränge einen, von den Fäden der Retractoren wesentlich verschiedenen Bau besitzen, und dafs sie nicht für contractile Elemente gehalten werden können. Der Name „Parietal-Muskel“ ist unpassend; ich möchte sie „Spannbänder“ oder „Spannbalken der Brutkapsel“ nennen. Contractile Eigenschaf- ten können an ihnen nicht nachgewiesen werden. Im ausgestreckten Zu- stande des Bryozoenkopfes sind sie dicker, erscheinen runzlig, scheinbar knotig; bei der Invagination werden sie in dem Grade dünner, als der Umfang der Kapsel zunimmt. Diese Veränderungen in der Form lassen sich einfach aus ihrer elastischen Eigenschaft erklären. Als elastische Bänder würden sie bei der Evagination zur Verstärkung des Druckes auf den beweglichen Inhalt der Kapsel beitragen. Da sie bei der Invagination gespannt werden, so können sie auch, gleich Spannbalken, der zu starken Ausdehnung des Grundstückes der Kapsel in der durch ihre Insertions- 248 punkte regulirten Richtung entgegegen wirken und so in gewissem Sinne als Antagonisten der Retraetoren betrachtet werden. Unbewegliche Fortsätze oder bewegliche Apparate, wie Vibracula und Amweularia, zur Schutzwehr der Kapsel bestimmt, sind bei Zoobotryon nicht vorhanden. Sie fehlen auch bei allen bisher bekannt gewordenen Arten der Vesiculariadae. Nur bei Valkeria verticıllata habe ich am oberen Ende des Grundstückes der Kapsel zwei kolbig endigende ceylindrische Fortsätze gesehen, die ich als Apparate der Schutzwehr deuten zu müssen glaubte. In Betreff des Bewohners der Brutkapsel (Bryozoid) schliefst sich Zoobotryon gleichfalls an die Familie „Vesicwlarıadae* an (Taf. U, Fig. 3A). Nach der Bildungsgeschichte des Bryozoenkopfes mufs Alles, was aus der Knospe am Grunde der Brutkapsel hervorwächst, als Descen- dent und als zusammengehöriges Ganze betrachtet werden; die Tentakel- krone ist hiernach in der That nichts anderes, als em zum Mundstück des sogenannten Darmkanals gehöriger Theil. Allgemein verbreitet ist die Annahme, dafs die Höhle der Tentakel in den perigastrischen Raum, d.h. in den Hohlraum der Brutkapsel sich öffne. Leider ist die Höhle der Tentakel so eng, dafs man nicht darauf rechnen kann, ihre Communiea- tion mit irgend einem Hohlraum im Bryozoenkopfe genau zu verfolgen. Aber die Tentakel inseriren am Mundstück des Schundkopfes; sie wachsen nicht aus der Brutkapsel, sondern aus dem Schlundkopf des Bryozoid’s hervor. Es darf daher kaum bezweifelt werden; dafs eine offene Com- munication zwischen der Tentakelröhre und der Höhle des Schlundkopfes in der Region des Mundstückes bestehe. Der Descendent, das Bryozoid, stellt demgemäls ein bis auf die Tentakelkrone in die Brutkapsel einge- schachteltes, schlingenförmig gestaltetes röhriges Gebilde dar, das mit sei- nen beiden Enden, der Mund- und Afteröffnung, in den Öffnungspol der Brutkapsel eingefügt ist. Die Wand des Rohres besteht aus einer con- tractilen Rindenschicht, die in der ganzen Ausbreitung des Hohlkörpers, auch in den Tentakeln nachgewiesen werden kann, und aus einer die Höhlenfläche desselben bekleidenden Epithellage. Letztere ist nicht über- all mit Sicherheit zu beobachten; namentlich fehlt sie an den Tentakel- röhren, wogegen hier auch ein äufseres, durch lange Cilien ausgezeich- netes Epithelium angetroffen wird. Der Körperbau des Descendenten wäre 249 demnach vollständig mit dem eines Öoelenteraten zu vergleichen und sonach die frühere, noch jetzt verbreitete Ansicht, dafs die Bryozoen doppelmündige Polypen (Ehrenberg) seien, wohl gerechtfertigt. Die Vesiculariaden und Zoobotryon sind dadurch ausgezeichnet, dafs die schlingenförmige Röhre des Descendenten auffälliger, als bei an- deren Bryozoen, in einzelne Abtheilungen gesondert ist. Die einzelnen Abtheilungen sind bisher mit Rücksicht auf die Auffassung des Descen- denten als Darmkanal des Bryozoenkopfes benannt, und ich glaube hierin keine Änderung vornehmen zu dürfen, da der Usus sich auch bei den Polypen und Coelenteraten überhaupt erhalten hat. Es lassen sich bei Zoobotryon unterscheiden: der Schlundkopf mit dem Mundstück, an welchem acht im Kreise gestellte Tentakel inseriren (Taf. II, Fig. 3A, ph): die Speiseröhre (Fig. 34, 0); dererste oder Vormagen (Fig. 3A, v’); der mit diesem durch kurzen Röhrenabschnitt verbundene zweite oder Hinter- magen (Fig. 3A, v’’); endlich der den zweiten Schenkel der Schlinge fast ausschliefslich bildende Enddarm, das Rectum mit der Afteröffnung (Fig. 34, und 3D, r); Schlundkopf, Speiseröhre und Vormagen fallen in den Bereich des ersten Schenkels der Schlinge; das kurze Übergangsstück und der zweite Magen liegen in der Scheitelkrümmung. Das Mundstück stellt den schmalen, ringförmigen Randabschnitt des im Allgemeinen napfförmig gestalteten Schlundkopfes dar. Seine Absonderung vom übrigen Theile des letzteren wird durch die Insertion der Tentakel, durch die Beziehung zur Mundöffnung und durch die Be- schaffenheit seines Epithels gerechtfertigt. Der Haupttheil des Schlund- kopfes ist von einem eylindrischen Epithel ausgekleidet, dessen, nach dem Contractionszustande der Röhren in der Form etwas veränderliche, Zellen durch einen zähflüssigen hyalinen Inhalt ausgezeichnet sind, wie man ihn bei den Hydriden kennen gelernt hat. Am Mundstück schliefst sich das Epithel an die äufsere Epithellage der Tentakel an; die vollsaftigen rund- lichen Zellen sind mit Uilien versehen, der Inhalt reich an Körnchen. Der erste und zweite Magen haben bei Zoobotryon wie bei den übrigen Vesiculariaden eine rundliche Form und treten in Folge dessen an der Schlinge auffälliger hervor. Der kleinere Vormagen soll bei einigen Vesieulariaden mit besonderen Vorrichtungen zum Kauen und so zum Kau- magen (von Farre an Bowerbankra densa u. A. zuerst beschrieben) ein- o Abhdl. der phys. Kl. 1869. Nr. 4. o 250 gerichtet sein. Ich habe noch nicht Gelegenheit gehabt, Vesiculariaden mit Kaumagen genau auf den angeregten Punkt zu untersuchen. Bei den Arten jedoch, die ich kenne, auch bei Zoobotryon, zeigen sich mikrosko- pische Bilder, welche an die von Farre u. A. gegebene Beschreibung des Kaumagens erinnern. Der Vormagen ist nämlich von demselben hyalinen Epithel ausgekleidet, das ich am Schlundkopf beschrieben habe, nur sind die eylindrischen Zellen länger und vornehmlich bei starker Contraction des Magens sehr lang ausgezogen. Es treten daher bei der mikroskopi- schen Untersuchung am auffallendsten zwei Bilder hervor: das eine, welches die Flächenansicht des Epithels, und das zweite, das sein optisches Durch- schnittsbild wiedergiebt. Im ersten Falle erscheint der Magen, in Folge des stark lichtbrechenden, hyalinen Inhalts der Zellen, von dunkeln netz- förmigen Linien durchsetzt, ım zweiten Falle, wenn man eine Durch- schnittsebene des Magens in den Focus stellt, tritt der optische Durch- schnitt des Epithels als ein mehr oder weniger dicht parallel gestreiftes, ziemlich breites Gebilde vom Rande gegen das Lumen des Magens hervor g und erinnert durch seine Zeichnung an die von Farre gegebene Abbil- dungen des Kaumagens (a. a. O. Taf. XX, Fig. 4, 5, 6). Der zweite gröfsere Magen hat eine etwas plattgedrückte Form. An der gegen die Öoncavität gewendeten Fläche inseriren einerseits das kurze Verbindungs- stück mit dem ersten Magen und der Enddarm; die Höhlenfläche ist von braunem, pigmentirten, vollsaftigen, polyedrischen Pflaster- Epithel bekleidet. Zwischen dem zweiten Magen und dem Grunde der Brutkapsel, — genau an der Stelle, wo letztere an dem Bryozoenträger inserirt, und von wo ursprünglich die Knospe des Descendenten hervorwächst — zieht regel- mälsig ein Verbindungsstück, der sogenannte Funieulus posterior (Taf. VI, Fig. 23). Seine Vereinigungsstelle mit dem Magen liegt auf der Seite, wo der Enddarm abgeht; es hat sich mir aber diese Gegend niemals zur senauen Beobachtung gestellt. Auf den Übergang zum Bryozoenträger komme ich später zurück. Zuweilen erscheint das Verbindungsstück wie straff ausgespannt, mit glatter Oberfläche und schwach der Länge nach gestreift. In anderen Fällen hat es ein knotiges, undeutlich spiral ge- wundenes Ansehen und ist deutlich aus mehreren Strängen zusammen- gesetzt. Bei Zoobotryon pellucidus sah ich einige Male feinere fadenartige 251 Stränge vom Fiumienlus posterior und von der Gegend des zweiten Magens zu anderen Stellen des Grundstückes der Brutkapsel hinziehen und hier in den Endoeysten unmittelbar übergehen. Der Funieulus posterior ist genetisch das weiter ausgebildete Wurzelstück der Knospe, aus welcher der Descendent der Brutkapsel hervorgeht. An der Befestigungsstelle im Grunde der Brutkapsel steht er mit dem Endoeysten der letzteren und mit den Weichgebilden des Bryozoenträgers im innigen, continuirlichen Zusammenhange. Auf diese Weise stellt der Funieulus posterior den einzig möglichen Communicationsweg dar, auf welchem Ernährungssäfte von dem für den ganzen Stock allein arbeitenden Descendenten der Brutkapsel an den so mächtig wachsenden Bryozoenträger mitgetheilt werden können. Ob aus dem Funieulus posterior zu einer gewissen Zeit neue Knospen hervortreten, in denen sich Eier, Zoospermien oder Statoblasten bilden, oder ob vielleicht an einer anderen Stelle des Endocysten der Brutkapsel auf die eyelische Fortpflanzung bezügliche Knospen sich zeigen, darüber kann ich leider keine Auskunft geben. An Zoobotryon pellueidus habe ich in den Monaten August und September zweier Jahre hintereinander vergeblich nach Eierstöcken und Hoden gesucht. Öfters fand ich den Hohlraum der Brutkapsel von den allgemein für Zoospermien gehaltenen Fäden erfüllt. Aus den bisherigen Mittheilungen ergiebt sich, dafs Zoobotryon pellueidus alle diejenigen morphologischen Merkmale besitzt, welche die Familie der Vesiculariadae charakterisiren. Diese sind folgende: die Zusammensetzung des Bryozoenstockes aus einem Stamm und aus Bryozoenköpfen, welche. letztere aus wandständigen Knospen des ersteren gebildet werden; der Eetoeyst des Stammes sowohl als der Brut- kapsel der Köpfe ist von hornartiger Beschaffenheit, flexibel, nur selten und wenig inerustirt; die durch transversale Spannbänder gestützte Zelle oder Brutkapsel ist im ausgestreckten Zustande eylindrisch oder richtiger langgezogen keulenförmig, inserirt mit dem etwas erweiterten Grunde un- mittelbar am Stamm, steht am gegenüberliegenden Pole (Öffnungspole) mit dem Bryozoid in organisirter Verbindung und kann nahezu bis auf die Hälfte ihrer Länge durch Vermittelung zweier langer und vier kurzer Retraetoren umgestülpt und eingezogen, sowie durch ihren Sphincter voll- ständig geschlosssen werden. Der einziehbare Theil des Eetoeysten ist ax o 252 durch das kammartige Collare setosum!) sowie durch die quer im Bogen verlaufenden, öfters in vier Längsreihen angeordneten, Faltenzüge aus- gezeichnet; am Descendenten der Brutkapsel, dem sogenannten Nahrungs- kanal, sind der Schlundkopf, sowie der erste oder der sogenannte Kau- Magen und der gröfsere zweite oder Hinter-Magen, beide von abgerun- deter mehr kugliger Form, sehr kräftig ausgebildet; die Tentakelkrone besteht aus acht im Kreise geschlossene Tentakel; bewegliche Schutzwehr- apparate der Brutkapsel (Operculum, Vibraculum, Avicularıum) fehlen gänzlich, auch die unbeweglichen kommen nur ausnahmsweise vor. Vereinzelt sind die angeführten morphologischen Kennzeichen der Vesieulariadae auch bei anderen näher oder entfernter stehenden Bryozoen anzutreffen. Die Zusammensetzung des Bryozoenstockes aus einem selbstständigen Stamm (Dryozophylon) und aus Köpfen, die durch den Knospenzeugungsprozels aus dem ersteren gebildet werden, ist im All- gemeinen eine seltene Erscheinung bei dieser Thierklasse. Die meisten Bryozoenstöcke sind Zellen- oder Brutkapsel-Stöcke, d.h. sie sind ganz ausschliefslich durch den Knospenzeugungsprozels der Brutkapsel ent- standen. Aus der Brutkapsel gehen nicht allein die Knospen für das 1) Ein dem Collare setosum ähnliches Gebilde findet sich, wie ich sehe, auch bei der chilostomen Anguinaria spatulata (Johnst.). Dasselbe besteht hier aus gesonderten, lan- zettförmigen Lamellen, die um die ausgestreckte Tentakelkrone zu einem „sternförmigen“ Halskragen (Collare stellatum) sich entfalten und aufschlagen. Das Collare stellatum ge- hört hier auch zum einziehbaren Theile des Eetocysten; es hat auch eine ähnliche Leistung zu vollziehen, wie das Collare setosum; dennoch ist eine wirkliche Homologie nicht an- zunehmen. Der einziehbare Theil des Ectoeysten ist eomplieirter eonstruirt, als bei den Vesiculariaden; er besteht aus zwei von einander getrennten und zu verschiedenartigen Dienstleistungen ausgebildeten Schichten; vielleicht ist noch eine innerste, längste, weiche und mit dem Endocysten fest verbundene dritte Schicht vorhanden, über die ich mich aus Mangel an genügend festgestellten Beobachtungen nicht auszusprechen wage. Die äufserste Schicht ist nur einseitig (an der concaven Seite des fast rechtwinklig gekrümmten Bryo- zoenkopfes) durch das an das Grundstück befestigte Operculum vertreten; nach innen folgt dann die zweite, vollständige und höhere zum Öffnungspole der Brutkapsel hinaufreichende Schicht, das Collare stellatum. — Der bei Lophopus, Plumatella, Fredericella vorkommende gezähnelte Calyx kann nur als ein Rudiment desjenigen Theiles der Brutkapsel angesehen werden, der im embryonalen Zustande des Bryozoenkopfes oberhalb des Öffnungspoles die Tentakelkrone umhüllt und bei den übrigen Bryozoen vollständig verloren geht (vgl. S. 238, Anm. 3). Es kann daher weder eine Homologie mit dem Collare setosum noch mit dem Collare stellatum gesucht werden. 955 Bryozoid (Nahrungskanal mit Tentakelkrone), für Statoblasten, für Ovarien und Hoden hervor, sondern es wachsen auch excentrische Knospen für neue Brutkapseln heraus, desgleichen für Stolonen zur Befestigung des Stockes, für bewegliche und unbewegliche Schutzwehrapparate (stachel- artige Fortsätze der Kapsel, Opercula, Avticularia, Vihracula), für die Er- weiterung an den sogenannten Eierzellen, überhaupt für alle zum Bryo- zoenstock gehörigen, gesonderten Elemente; die Brutkapseln selbst bilden demgemäfs in der Configuration des Gesammtstockes den prädominirenden Theil. Bei den Stammstöcken ist ein neues Element, ein in der Lebens- geschichte des Thieres der Brutkapsel voraufgehender embryonaler Zu- stand, der Bryozoenträger, an dem Knospenzeugungsprozels des Stockes betheiligt, so dafs ein sogenannter Generationswechsel in complieirterer Form als bei Brutkapselstöcken vorliegt. Die Knospenbildung der Brut- kapsel ist hier auf die inneren, eingeschachtelten Knospen beschränkt; excentrische Knospen fehlen oder sind doch nur ausnahmsweise für un- bewegliche Schutzwehrapparate vorhanden. Die Brutkapseln selbst ent- stehen nur aus Knospen des Bryozoenträgers, der sich alsbald zum Haupt- bestandtheil in der Configuration des ganzen Stockes herausbildet. Aus ihm treten die Knospen für die Vergröfserung des Bryozoenträgers und so indirekt des ganzen Stockes, ferner Wurzeln für Stolonen und für Anastomosenbildungen der Äste untereinander hervor. Bei Valkeria ver- ticillata wachsen aus dem Stamm lange, eylindrische, quergestreifte Schläuche heraus, die ich für bewegliche Schutzwehrschläuche des Stockes halte, da ich sie abwechselnd in gerader und gekrümmter Form gesehen habe; bei Vesicularia spinosa Thomps. sind die unbeweglichen Stacheln des Stockes nicht abortive Brutkapseln, sondern zur Schutzwaffe ausgebildete Endäste des Stammes. Man darf es also aussprechen, dafs vorzugsweise die bei den Zellenstöcken excentrischen Knospenbildungen der Brutkapsel hier bei den Stammstöcken auf den Bryozoenträger übertragen sind. Sieht man von den Nebenbestandtheilen der Bryozoenstöcke ab, so lälst sich zur Cha- rakterisirung der Zellen- oder Brutkapsel und Stammstöcke feststellen, dafs bei der ersteren nur Brutkapseln aus vorhandenen älteren, bekannt geworden, bei welcher Brutkapseln zuerst aus einem Stamm und später sogar 254 In der Systematik ist das grölste Gewicht auf die Unterscheidung der beiden Hauptformen von Bryozoenstöcken zu legen. Dieses ist, wie die Erfahrung gelehrt hat, nicht ganz leicht, ja mitunter recht schwierig, und diesem Umstande mag es beizumessen sein, dafs man bisher auf den Knospenzeugungsprozefs noch wenig geachtet hat. Die Stammstöcke sind im Allgemeinen leichter zu unterscheiden. Die Zellenstöcke dagegen können unter gewissen Umständen mit Stammstöcken verwechselt werden. Dahin rechne ich die Zellenstöcke mehrerer Sülswasser-Bryozoen, bei welchen, 2. B. bei Lophopus erystallinus, die secundär hervortretenden Brutkapseln an ihren Grundstücken sich weder untereinander, noch von den primären vollständig isoliren und absondern. In Folge dessen bilden sich an sol- chen Zellenstöcken gemeinschaftliche Brutkapselräume, die in manchen Fällen, z.B. bei Aleyonella flabellum, A. Benedeni, bei Plumatella jugalıs, einen Stamm, einen Bryozoenträger simuliren können. Es giebt ferner Zellenstöcke, bei welchen, wie z. B. bei Angwinaria spatulata Johnst., bei Beania mirabilis Johnst., das stielartig lang ausgezogene Grundstück der Brutkapsel vornehmlich für den Dienst zur Befestigung des Stockes aus- gebildet ist und gleich einem kriechenden Bryozoenträger an der Alge sich hinzieht, während der obere, bei Beania stark erweiterte Abschnitt der Kapsel im Bogen oder unter einem abgerundeten Winkel frei sich erhebt und an dem befestigten Abschnitt des Grundstückes, wie vollstän- dige Brutkapseln an ihrem Bryozoenträger, zu inseriren scheinen. eine gröfsere Zahl aus den schon vorhandenen älteren Brutkapseln gebildet werden. Sie ist von Ellis Corallina cellifera (Cellularia chelata Pallas) genannt (Essays towards a nat. hist. of the corall. Bd. VI, S. 42; Taf. XXI, Fig. 9). Die zierliche Bryozoe besteht aus einem um den Tang sich windenden Stengel, der in regelmäfsigen Abständen von im Allgemeinen fingerförmig verästelten, mit der concaven Fläche gegen den Tang gerichteten, Zweigen besetzt ist. An jedem Zweige sind zu unterscheiden: der diehotomisch getheilte, aus dem Stengel hervortretende, 6— 7 gliedrige Stiel und die an dessen Winkel-Seite inserirenden Bryozoenköpfe. Nur die äufsersten Glieder des Stieles tragen einzelne Bryozoenköpfe, und zwar jedes Glied einen Kopf. Die übrigen 4 oder 5 Glieder inseriren nicht einzeln, sondern zu 3—5, in einer schwach gekrümmten Linie aneinander gereihten Köpfen; sie bilden die 4—5 Finger des Stieles. Nur der erste Kopf ist aus dem entsprechenden Gliede des Stieles entsprossen, die übrigen Köpfe sind in der gegebenen Reihenfolge aus den schon vorhandenen Brutkapseln entstanden. Man könnte solche Stöcke „Stamm- Brutkapselstöcke“ nennen. 255 Bei einer genauen Revision der Bryozoenstöcke, so weit sie na- mentlich durch Abbildungen bekannt geworden sind, lälst sich das Vor- kommen von Stammstöcken aulser bei den Vesteulariadae mit Sicher- heit nur noch bei der Familie Pedicellinea (Johnst.) und Urnatellidae (Allman) constatiren. Dafs Zoobotryon pellueidus mit dieser Familie nicht vereinigt werden kann, liegt auf der Hand. Auch wülste ich keine andere Familie zu nennen, die wegen der Übereinstimmung in einem oder dem anderen der angeführten morphologischen Eigenschaften mit dem Zoobotryon eine Berücksichtigung verdiente. Die flexible Beschaffenheit des Eetoeysten ist bei den Sülswasser-Bryozoen sehr verbreitet; aber im Übrigen sind mehr Unterschiede als Annäherungspunkte zu finden. Bei den Aleyonidiaden (Busk) ist der Eetoeyst der Brutkapsel auch durch das Collare setosum ausgezeichnet; doch kommen hier nur Zellenstöcke vor. So bleiben denn die Vesiculariadae als diejenige Familie stehen, mit welcher Zoobotryon pellucidus wegen der Übereinstimmung in den charakteristischen Kennzeichen und auch deshalb vereinigt werden mufs, weil er keine solche Eigenthümlichkeiten in der Form aufzuweisen hat, durch welche ihm eine selbstständige Stellung im System zuertheilt werden mülste. F. Müller hat Zoobotryon pellueilus, wie bereits angeführt wurde, mit vollkommener Berechtigung in die Familie Vesicwlariadae aufsenom- men. Von den bisher aufgeführten Gattungen der Vesiculariadae dürfte aber keine zu nennen sein, unter die Zoobotryon als Species sich leicht unterbringen liefse; jedenfalls wäre die Gattung Serialaria dabei nicht zu berücksichtigen. Johnston (Brit. Zooph. Vol. I, 8. 367 u. f.) rechnet zu den Vesiculariadae die Gattungen: Sertalaria (Lamark), Ve- sieularia (J. V. Thompson), Beania (Johnst.), Valkeria (Flemming), Bowerbankia (Farre) und Farrella (Ehrenberg) (Lagenella Farre; La- guncula v. Beneden). Beania kann seine Stellung in dieser Familie nicht behalten; sie gehört zu den Cherlostomata, Familie Serupariadae Bsk. Später sind sie durch Bronn (Klassen und Ord. des Thierreichs Bd. II, S. 82) und Heller (die Bryozoen d. adriat. Meeres; Verh. d. bot.-zool. Gesellschaft zu Wien, Bd. XVII, S. 127) noch die Gattungen Mimosella (Hincks), Avenella (Dalyell), Nolella (Cosse) und von Bronn mit einem ? die Gattungen Daedalaea (Quoy-Gaymard) und Anguinella (van Be- neden) hinzugefügt. Die Zweifel in Betreff der mit der Mimosella ver- 256 wandten Gattung Daedalaea finde ich nicht gerechtfertigt; denn nur die Vesieulariaden zeigen eine solche seitenständige Insertion der Brutkapseln am Bryozoenträger, wie sie hier vorkommt; bei den Urnatellen sind die Brutkapseln endständig, bei den Pedicellinen allerdings seitenständig, — aber durch Vermittelung eines lang ausgezogenen Stieles der Brutkapsel. Über Angumella vermag ich keine Entscheidung zu treffen. Die von van Be- neden gegebene Beschreibung und Zeichnung (Nour. Memoır. d’ F’Acad. Roy. de Brux., Tom. XVII, 1845; Pl. IV, Fig. 15—24) giebt keinen ge- nügenden Aufschlufs über den Bau des Bryozoenstockes, dessen Erkennt- nifs durch die Undurchsichtigkeit des Eetocysten wohl sehr erschwert sein muls. Doch fehlt dem allgemeinen Habitus des Bryozoenstockes eine ganz charakteristische Eigenschaft der Vesiceulariaden. Bei letzteren sind Stamm und Brutkapseln stets ganz auffällig von einander abgesondert; bei Anguinella gehen beide, vorausgesetzt, dafs sie darin vorkommen, ganz unmerklich ineinander über. Zu Unterscheidungs-Merkmalen der Gattungen sind von Johnston vorzugsweise verwendet worden: die Verästelungsform des Bryozoenträgers, die Insertion und die Anordnungsweise der Brutkapseln an demselben, ferner morphologische Eigenschaften der Brutkapsel und ihres Insassen, vornehmlich Form der Zelle, Zahl der Tentakel, sowie An- und Abwesenheit des sogenannten Kaumagens. Die Architectonik des Bryozoenstockes ist bei den verschie- denen Gattungen allerdings stets mit einem eigenthümlichen Verhalten der Brutkapseln und ihres Insassen verbunden, und so ist die Berücksichti- gung beider Formverhältnisse bei Bestimmung der Gattungscharaktere vollkommen gerechtfertigt. Gleichwohl ist die Zusammensetzung des Bryo- zoenstockes aus einem Bryozoenträger und aus wandständig an diesem mit dem mehr oder weniger erweiterten Grundstücke inserirenden Brut- kapseln das constante charakteristische Kennzeichen der Familie. Daher sind bei Bestimmung der Gattungscharaktere die Verästelungsform des Stammes, wie die Insertion und Anordnungsweise der Brutkapseln in erster Linie zu beachten; die Unterschiede der Arten sind darin auch am Auf- fälligsten ausgeprägt und dem Beobachter am Zugänglichsten. Aus den bekannt gewordenen Arten der Vesiculariaden verhält sich der Bryozoenträger entweder wie ein Schlinggewächs, das sich an den 257 Befestigungsgegenständen in Windungen fortzieht, aber auch Seitentriebe aussenden kann, die sich an einer benachbarten Pflanze fixiren und da- selbst fortwachsen, — oder wie eine frei wachsende, strauchförmige Pflanze. Die zuerst bezeichnete Form findet sich bei Valkeria (Flemming), bei Farrella (Ehrenberg), bei Avenella, Nolella und Bowerbankia. Auch die Gattungen Serialaria und Amathvia sind hierher zu rechnen, obgleich ge- ‚ade diese es lieben, durch Seitensprossen über benachbarte Befestigungs- gegenstände mehr oder weniger weit sich auszubreiten und so den Stamm freier zu entfalten. Die Ablösung solcher Bryozoenstöcke ist äufserst schwierig; man ist froh, einen gröfseren Abschnitt frei gemacht zu haben. Als Repräsentanten der zweiten Form sind die Gattungen Vesieularia (Lamarck), Mimosella (Hincks) und die der letzteren sehr nahe stehende Daedalaea maritima (Quoy-Gaimard!)) zu nennen. In beiden Formen kann der Stamm in der verschiedensten Weise durch Stammverästelung und mittelst Abzweigungen sich ramificiren und dadurch charakteristische Gattungskennzeichen abgeben. Eine grolse Variation zeigt auch die An- ordnungsweise der sowohl am Stamm als an den Ästen inserirenden Brut- kapseln. Diese können vereinzelt oder gruppirt in scheinbar unregel- mälsigen Häufchen oder in regelmäfsigen geschlossenen oder unterbrochenen Reihen (Serzalarıa, Amathra) auftreten. Die Brutkapseln können unilateral oder bilateral am Stamme hervorwachsen. Bei den einseitswandigen, in Gruppen oder Reihen angeordneten Brutkapseln ist die mehr oder we- niger deutlich ausgesprochene Spirallinie eine ganz charakteristische Er- scheinung, wie bei Serialarıa und Amathra. Zoobotryon pellucidus gehört zu der Abtheilung der Vesicula- riaden, deren Stamm nicht wie ein Schlinggewächs, sondern in freier Verästelungsform aufwächst. Die gröfsten Exemplare findet man da, wo der durch lappig ausgebreitete Wurzel-Stolonen befestigte Bryozoen- träger, sei es in horizontaler oder senkrechter Stellung, aber unbehindert durch Nachbarn sich entfalten kann; der ganze Stock zeigt dann eine sphäroidische, der Kugelform sich nähernde Begrenzung. An einem Stand- ort zwischen Tangen breitet sich der Bryozoenträger ganz unregelmäfsig und durch die Umgebung im Wachsthum behindert in dem dargebotenen 1) D’Urville. Voyage de l’Astrolabe, zool. p. (Quoy et Gaimard, Atl. letzte Tafel, Abhdl. der phys. Kl. 1869. Nr. 4. 4 Zwischenraum aus und wird hier häufig durch kapselfreie, vornehmlich wandständig aus beliebigen Gliedern des Stammes hervortretende Stolonen befestigt. Der ramifieirte röhrige Stamm oder Stengel des Bryozoenträgers besteht aus aneinander gereihten Gliedern, die an den von mir unter- suchten Exemplaren ganz deutlich durch quere Septa geschieden werden, und deren Vereinigungsgebiet stets mit einer Verästelungsstelle des Stam- mes zusammenfällt. Die Verästelungsweise aber ist eine Stammverästelung (im Gegensatz zur Verästelung mittelst Abzweigungen) durch sogenannte dichotomische, und wie schon Ehrenberg hervorhebt, vornehmlich durch trichotomische Theilung (Taf. I, Fig. 1). F. Müller bemerkt ganz rich- tig, dafs bei älteren Stöcken auch noch ein vierter und selbst ein fünfter Ast auftreten könne, wodurch die trichotomische Theilung in die wirtel- oder doldenförmige Verästelung übergeführt wird. Ein jedes Glied ist daher am Wurzelende einfach abgestutzt, nach dem Wipfelende des Stockes dagegen, entsprechend der Zahl der inserirenden Äste, stumpf zugeschärft (Taf. III, Fig. 5). Was die Länge und Dicke der Glieder betrifft, so ist hervorzuheben, dafs das Wurzelglied in jedem Stock das längste und dickste ist, dafs die Glieder, von diesem ab nach dem Wipfel- ende des Stammes hin, mit jeder neu eintretenden Verästelung allmählig an Länge und Dicke abnehmen. Die letzten in der Ausbildung begriffe- nen Äste haben bei allen Stöcken eine nahezu gleiche Dicke von etwa 0,1 Mm. im Durchmesser. Für die schon ausgebildeten Glieder kann ein bestimmtes Maafs für die Länge und Dicke nicht angegeben werden; dieses richtet sich und varürt nach der Gröfse des Bryozoenstockes; ich habe schon Wurzelglieder von 4 Zoll Länge und 4—4 Zoll Dieke unter den Händen gehabt. Bei ganz kleinen Stöcken ist das Wurzelglied hinsichtlich der Länge und Dicke kaum von den neuen Spröfslingen älterer Stöcke unterschieden. Die Vergröfserung des Bryozoenträgers findet demnach auf zweifache Weise statt: einmal durch neue Knospen in der beschrie- benen Verästelungsform und zweitens durch eine ganz aulserordentliche Vergröfserung der bereits gebildeten Glieder, und zwar durch Regeneration und Wachsthum per intussusceptionem, da die Wandungsbestandtheile der röhrigen Glieder, namentlich der Endoeyst gar nicht auffällig an Dicke zunehmen. 259 Über die Art und Weise, wie der Bryozoenträger durch den Knos- penzeugungsprozels weiter fortwächst, hat F. Müller bereits genaue Beobachtungen mitgetheilt. Die aus der letzten Verästelung hervorgegan- genen Glieder, alle ziemlich gleichzeitig, oder ein beliebiges voran- gehend, — verlängern sich nicht einfach durch Wachsthum, sondern durch Bildung einer terminalen Knospe, die sofort durch ein Septum von ihrem Stammgliede geschieden wird und dadurch ihr selbstständiges Auftreten verräth. Etwas später tritt neben ihr eine zweite Knospe hervor, die, an Länge und Dieke zunehmend, die erstere mehr und mehr aus der gera- den Richtung mit dem Stammgliede zur Seite abdrängt, so dafs schliefslich diese beiden Knospen die stumpfwinklige, dichotomische Verästelung des Stammgliedes darstellen!). Die darauf folgende dritte Astknospe wächst zwischen den beiden älteren in einer Richtung hervor, die senkrecht auf der Ebene steht, in welcher anfänglich die Richtung sowohl des Stamm- gliedes als der beiden ersten Äste liegt. Die vierte Astknospe tritt gegen- über der dritten und in derselben Richtung hervor, wodurch eine durch vier im Kreuz gestellte Äste gebildete, einfache Wirtelform erzeugt wird. In Felge der sehr häufig ungleichmäfsigen Verdiekung der Astglieder kann ihr Lageverhältnifs zum Stammgliede verschoben werden. Sind bei der trıichotomischen Verästelung die beiden ersten Äste von gleicher Stärke, so ist die Verschiebung an ihnen kaum bemerkbar; sie liegen, wie ur- sprünglich, in einer Ebene mit dem Stammgliede; nach Entfernung des dritten Astes kann hier die mikroskopische Untersuchung des Knoten- punktes der Verästelung des Stammträgers am leichtesten angestellt wer- den. Bei unregelmälsig fortwachsenden Stämmen kann es übrigens ge- schehen, dafs nur ein einziger Ast die Verästelung fortführt, die übrigen dagegen im abortiven Zustande zurückbleiben. Ich habe bereits angeführt, dals Stolonen zur Befestigung des Stockes nicht blos am freien Ende des Wurzelgliedes, sondern auch wand- ständig aus jedem beliebigen Gliede des Stammes hervorgehen können. Es giebt aber auch Anastomosen- oder Verbindungsglieder nicht allein t) Für die Bildungsgeschichte ist die Beobachtung von grolsem Interesse, dafs die diehotomische Theilung oder Verästelung nicht durch einen wirklichen Theilungsvorgang am hohlen Stamm, sondern durch zwei sogar nacheinander gesonderte Knospenbildungen erfolgt. 4 % 260 zwischen den Ästen eines Stammes, sondern auch zwischen denen benach- barter und ineinander gewachsener Bryozoenstöcke. Sie zeichnen sich durch geringere Dicke aus, können auch Bryozoenköpfe tragen. Einige Mal schien es mir, als ob der vierte Ast im Quirl zur Anastomose ver- wendet würde. In anderen Fällen war die Anastomose mehr wandständig doch immer in der Nähe eines Knotenpunktes der Verästelung befestigt. Vielleicht entstehen Anastomosen auch auf die Weise, dafs Stolonen eine Befestigungsstelle im Verästelungsgebiet des Stammes gefunden hatten. Es sind mir endlich auch Bryozoenstöcke vorgekommen, an wel- chen ein Astglied, das in seiner weiteren Verästelung sich genau so, wie die normalen Glieder des Stammes verhielt, auch Bryozoenstöcke trug, nicht terminal und wipfelständig, sondern wandständig, wie die Brutkapseln, und zwar mitten unter diesen, am Stammgliede insirirte (vgl. F. Müller Fig. 1. 10). Die genaue Untersuchung lehrte, dafs der Insertionspunkt einer Stelle am Stammgliede entsprach, an welcher bei normalem Verlauf des Knospenzeugungsprozesses die Knospe für eine Brutkapsel sich hätte bilden sollen. Die an dieser Stelle hervorgetretene Knospe hatte sich demnach statt zu einer Brutkapsel zu einer Astknospe entwickelt. Diese Thatsache spricht für die Ansicht, dafs die Glieder des Bryozoenträgers und die Brutkapseln als homologe Bestandtheile des Stockes anzusehen seien. Bei einer solchen Auslegung der Erscheinungen darf jedoch die für den Ablauf des Knospen -Zeugungsprozesses so wichtige Thatsache nicht übersehen werden, dals der Bryozoenträger im Sinne der sogenannten Generationsaufeinanderfolge ein voraufgehendes Bildungsstadium und das Stammgebilde der Bryozoenköpfe mit den Brutkapseln darstellt. Beim Knospenzeugungsprozels der Pflanzen sind normale Erscheinungen der Art, wie sie am Bryozoenträger des Zoobotryon pellucidus vorkommen, gleich- falls bekannt; man hat dadurch auch hier in der Auffassung der- natür- lichen Aufeinanderfolge der Knospenbildungen sich nicht stören lassen. An den pelluciden, biegsamen, elastischen Gliedern des Bryozoen- trägers inseriren die etwa 4" P. langen Brutkapseln wandständig und zwar unmittelbar mit dem Scheitel des abgerundeten, mälsig erweiterten Grundes. Sie stehen hier, wie F. Müller genau beschreibt, in aggregirten Längsreihen am oberen Abschnitt der Glieder, (während ein kürzerer Wur- zelabschnitt von verschiedener Länge leer bleibt) bald in dicht gedrängter 261 Aufeinanderfolge, bald unterbrochen von wenigen kurzen Lücken, bald end- lich (an den ältesten bisweilen kapsellosen Ästen) nur angedeutet durch vereinzelte, wenig zahlreiche Gruppen. An den jüngsten Gliedern sind sie deutlich unilateral, an den älteren scheinbar bilateral angeordnet. Die Unregelmälsigkeit in Stellung, Zahl und Umgrenzung der grup- pirten Brutkapseln ist auf den ersten Blick so bedeutend, dafs man eine gewisse regellose Anordnung derselben, wenn auch in Längsreihen, in den Vordergrund stellen möchte. Aber schon F. Müller hat auf die Ursache einiger Unregelmäfsigkeiten aufmerksam gemacht. An den jüngsten Glie- dern ist die Knospenbildung und die Anordnung der Brutkapseln eine durchaus gesetzmäfsige. Es treten hier die Brutkapseln stets unilateral auf und zwar zuerst in zwei dicht parallel nebeneinander gehenden Li- nien; an dem einen Rande dieser Doppelreihe schliefsen sich die neuen Reihen des Nachwuchses an und verbreitern die Gruppe sogar bis zu dem Grade, dafs der halbe Mantel des Stammgliedes überschritten wird, und die Brutkapseln nunmehr auf beiden Seiten, d. h. scheinbar bilateral angeordnet, sichtbar werden. Eine vollständige Umhüllung der Glieder durch die Brutkapseln scheint nicht stattzufinden, wenn auch die dünnen kurzen Endglieder des Stammes bisweilen fast gänzlich von ihnen ver- deckt werden. Die kapseltragende Mantelfläche ist in der Regel der ver- längerten Axe des Stammgliedes zugewendet, an dessen Wipfelende die betreffenden Glieder inseriren. Die Längsreihen der Kapseln ziehen nie- mals parallel zur Axe des Gliedes, sondern in einer lang gezogenen mehr oder weniger deutlich ausgesprochenen Spiraltour; dieser Zug verräth sich bisweilen auch in der ganzen Gruppe. Aufserdem habe ich hinzuzufügen, dafs die Insertionspunkte der Brutkapseln in den parallel nebeneinander laufenden Reihen alterniren (Taf. VI, Fig. 28). Das scheinbar regellose Verhalten der Gruppirung der Kapseln äl- terer Glieder wird hauptsächlich durch den Abfall von Kapseln herbei- geführt. Desgleichen stehen hier die Kapseln um so weniger dicht ge- drängt in Gruppen, je mehr die Glieder an Gröfse zugenommen haben. Auf welche Weise bei der Vergröfserung der Glieder noch anderweitig, sei es durch den Einschub oder Anschlufs einzelner Brutkapseln und ganzer Reihen, verändernd auf die Gruppirung eingewirkt wird, darüber habe ich bisher noch keine genaueren Untersuchungen angestellt. Dafs in der 262 ersten Zeit der Vergröfserung der Glieder noch ein Nachwuchs von Brut- kapseln stattfindet, ist leicht zu constatiren. Die in der Bildung begriffe- nen Brutkapsel-Knospen machen sich an verschiedenen Stellen der Grup- pen bemerkbar; auch nimmt die Zahl der Brutkapseln einer Gruppe, unerachtet des Abfalls einzelner, anfänglich nicht ab, sondern zu. Aber es mufs bei einer gewissen Gröfse des Stockes und der Glieder ein Still- stand eintreten, da auch ich die grolsen Wurzelglieder stets völlig befreit von Brutkapseln gesehen habe. In dem Grade, als nach dem Wurzelende des Stammes hin der Abfall den Zuwachs von Brutkapseln überwiegt, treten die kapselfreien Mantelflächen und so die Nacktheit der Glieder auffälliger hervor, zumal bei dem grofsen Umfang der Glieder die Ver- deckung freier Mantelflächen durch die etwa vorhandenen Brutkapseln sich nicht mehr so, wie bei den Endgliedern, geltend machen kann. Aus dem beschriebenen Verhalten des Bryozoenträgers und der Brutkapseln am Gesammtstock ergiebt sich, dafs Zoobotryon pellueidus in keine der bisher bekannt gewordenen Gattungen der Vesieulariaden mit frei und strauchartig aufwachsendem Bryozoenträger aufgenommen werden kann. Es sind hier nur die beiden Gattungen Mimosella und Vesicularıa in Betracht zu ziehen. Mimosella gracılis Hincks!) habe ich in La Spezzia in nicht ganz vollständigen Exemplaren unter Händen gehabt. Der hor- nige, fadenförmige, gegliederte Bryozoenträger zeigt eine regelmäfsig ge- fiederte Verästelungsform. An jedem Gliede, sowohl des Hauptstengels als der Nebenäste, sind in der Nähe des Wipfelendes bilateral und zwar in der Regel nur ein Paar Brutkapseln (mittelst eines kurzen halsartigen Verbindungsstückes) befestigt. Diejenigen Glieder des Hauptstengels, an welchen bilateral-gefiedert ?), und zwar gleichfalls in der Nähe des Wipfel- endes, die Nebenäste hervortreten, besitzen keine Brutkapseln. Eine ganz 1) Annals and Mag. of nat. histor. 1557 und 1562. 2) Das Wort „bilateral* wird in der Morphologie von zweiseitigen Compositions- gebilden gebraucht, die eine wesentlich verschiedene Genesis haben. Der bilateral-sym- inetrisch gebaute Wirbelthier-Organismus geht aus einer bilateral-symmetrischen Keim- spaltung hervor, wie ich dieses in der noch nicht durch Druck veröffentlichten Abhand- lung über die Chorda dorsualis auseinander gesetzt habe. Bei dem zweiseitig gefiederten Bau sind die bilateral angeordneten Theile durch den Knospenzeugungsprozels eines Stam- mes gebildet. Brutkapseln, wie die Blättchen bei Mimosa pudica u. s. w., zusammen- schlagen und sich wieder ausbreiten. Nur in der ausgebreiteten Stellung der Brutkapseln findet die Evagination der Tentakelkrone statt. Den sehr zierlich gebauten Bryozoenstock von Vesicularia spinosa lernte ich in Fecamp kennen. An dem gegliederten, hornartigen, bieg- samen Bryozoenträger können zwei Theile unterschieden werden: der ver- ästelte Stengel und die den Blüthenstielen vergleichbaren eigentlichen Kapselträger. Der durch Stolonen befestigte Stengel schickt alternirend verschieden lange Seitenäste ab, die von der Wurzel nach dem eigenen Wipfel und nach den Seitenästen hin ganz allmählig an Dieke abnehmen. Stengel und Seitenäste sind durch eine ganz deutlich sichtbare spirale Dre- hung ausgezeichnet; an ihnen sind unmittelbar keine Brutkapseln befestigt. Aber an der Spitze des Hauptstengels, desgleichen den Nebenästen entlang, treten in gedrängter Aufeinanderfolge alternirend die eigentlichen Kapsel- träger hervor. Diese Kapselträger nun verzweigen sich fortan dichoto- misch und zwar in der Art, dafs durch die gesammte Ramification eine von den ersten beiden Ästen begrenzte Schale gebildet wird, die ihre Concavität nach der Axe des Nebenastes und des Spitzenabschnittes des Stengels richtet. Da die Kapselträger gedrängt auf einander folgen, so decken sie sich zum Theil und formiren auf solche Weise geschützte Räume für die nur an der Concavität placirten Brutkapseln. Nicht alle aus der Ramification der Kapselträger hervorgehenden Glieder tragen Brut- kapseln. Besonders bevorzugt sind die beiden ersten Äste, dann einige der nächstfolgenden. Die letzten Glieder der Ramification bilden sich zur Schutzwehr stachelartig aus. Ich habe an den betreffenden Gliedern nur eine Reihe wandständig inserirter Brutkapseln gesehen. Nach Johnston (a. a.0. Taf. LXXVI, Figg. 1—3) sollen die Brutkapseln gleichfalls nur „uniserial* und „unilateral“ auftreten; es ist dies nach dem Verfasser ein charakteristisches Kennzeichen der Gattung Vesicularia. Die beiden Gattungen Mimosella und Vesicularia verhalten sich demnach so wesentlich verschieden, dafs Zoobotryon Ehrb. nothwendig als eine eigene Gattung derjenigen Abtheilung in der Familie Ve- steulariadae aufgestellt werden mufs, die durch den frei und strauch- artig aufgewachsenen Bryozoenträger mit wandständig aufsitzenden Brut- kapseln ausgezeichnet ist. Als Gattungscharaktere wären anzugeben: 264 die trichotomische, selten diehotomische Verästelung des gegliederten Bryo- zoenträgers, mit Übergang in die Trugdolden-Ramification durch das Auf- treten eines vierten, höchst selten auch noch eines fünften Astes; die ganz auffällige Verlängerung und Verdiekung der Glieder des Bryozoenträgers mit der Vergröfserung desselben durch neuen Zuwachs an den Wipfel- enden, endlich die ursprünglich an allen Gliedern des Bryozoenträgers auftretenden, einseitig fixirten und in mehreren schwach spiraligen Längs- reihen gruppirten Brutkapseln, die einen achtarmigen Insassen enthalten. Auch ist die Art-Benennung „pelluerdus“ sehr zweckmälsig gewählt, denn die dermalen bekannte einzige Art der Gattung Zoobotryon ist durch die hyaline, pellucide Beschaffenheit des Bryozoenträgers so ausgezeichnet, dafs unter den Bryozoen überhaupt kein Stock zu nennen wäre, der bei gleicher Gröfse eine so aufserordentliche Pellucidität besäfse. Durch diese Eigenschaft wird Zoobotryon pellueidus zu einem äulserst werthvollen Unter- suchungsthier nicht blos für die Vesieulariaden, sondern auch für sämmt- liche Bryozoen. Il. Mikroskopisch-anatomische Beobachtungen. Der Bryozoenstamm oder Bryozoenträger (Taf. I, Fig. 1). Der Bryozoenstamm besteht aus eylindrischen Gliedern, die in der beschriebenen Verästelungsform aneinander gereiht sind und durch quere Septa unvollständig von einander geschieden oder wohl richtiger mit ein- ander in Verbindung gesetzt werden. Äufsere Form und innerer Bau der Glieder ist überall im Wesentlichen ein und derselbe, mit geringer, leicht verständlicher Modification an dem Wurzelgliede, an den Stolonen oder Befestigungsgliedern des Stammes, an den Anastomosengliedern und end- lich an den noch in der Ausbildung begriffenen Wipfelgliedern. Ein jedes Glied zeigt seiner äulseren Form nach an dem Verbindungs-Septum mit seinem Stammgliede die senkrecht zur Axe geschnittene Wurzel-End- fläche (Fig. 1) und 3, seltener 2 oder 4 Wipfel-Endflächen (Fig. 5) an der Verbindungsstelle mit den aus ihm hervorgewachsenen Astgliedern. 265 Die Mantelfläche zerfällt in der beschriebenen Weise in eine kapsel- tragende und kapselfreie Zone (Taf. I, Fig. 1 und Taf. II, Fig. 8). An den Insertionsstellen der Brutkapsel (desgleichen an den in seltneren Fällen vorkommenden wandständigen Gliedern des Stammes) verhält sich der Mantel des Gliedes genau so, wie seine Endflächen; d.h. er bildet ein kreisförmig begrenztes, scheidewandartiges Verbindungsstück zwischen der Brutkapsel und dem betreffenden Gliede. Die Glieder des Bryozoenträgers sind so durchsichtig, dafs an den gröfseren schon mit Hülfe einer Loupe die am inneren Bau betheiligten Hauptbestandtheile erkannt werden können; zur genaueren Einsicht in die Structur- und Textur-Verhältnisse ist eine 100- und selbst 500 fache gestalteten Gliede oO Vergröfserung erforderlich. An jedem schlauchartig sind zunächst vier Bestandtheile zu unterscheiden, von welchen zwei die Wandung des Schlauches und zwei seinen Inhalt darstellen. Die bei- den Wandungsbestandtheile sind unter dem Namen Ectocyst und En- docyst (Fig. 8 u. a.) bekannt. Von den beiden Bestandtheilen des Inhaltes ist der eine eine Flüssigkeit, die Inhaltsflüssickeit, die den Schlauch stets in einem straff gespannten Zustande erhält, der zweite ein in der ge- nannten Flüssigkeit sich ausbreitendes und’ schwimmendes im Allgemeinen gefälsartig sich verzweigendes Weichgebilde, das F. Müller das Colonial- nervensystem genannt hat. Da in diesem Bestandtheile Nervenelemente nicht vorliegen, so ist ein neuer Name nothwendig; ich wünsche ihn unter dem Namen „communales Bewegungsorgan“ (Fig. 8, c) des Bryozoen- trägers in die Wissenschaft einzuführen und glaube auf diese Weise die charakteristische Leistung des Gebildes zufolge meiner Beobachtungen am passendsten bezeichnen zu können. Von den vier Bestandtheilen mögen zunächst die beiden weniger wichtigen, der Eetocyst und die Inhaltsflüssigkeit, zur Sprache gebracht werden. Der Eetoeyst, das ausgetrocknete und fest gewordene Exeret des Endoeysten, bildet die an kleineren Gliedern fast unmelsbar dünne äufsere Lage der Wandung der Röhre und am Septum transversum die dünne einfache Scheidewand zwischen den Endoeysten zweier aneinanderstolsen- der Glieder. Auch an den gröfsten Gliedern bleibt er farblos, durch- sichtig wie Glas und selbst bei den stärksten Vergrölserungen eine ho- Abhdl. der phys. Kl. 1869. Nr. 4. B) 266 mogene, structurlose Lamelle. Der Ectoeyst verräth aber einen geschich- teten Bau, der so häufig bei Hartgebilden beobachtet wird, welche durch das Festwerden nach und nach abgesetzter Exerete entstehen und an Dicke zunehmen. Zwei Schichten sind es namentlich, die beim Zer- reifsen des Eetocysten sich bemerkbar machen: eine äufsere, festere, stärker licht brechende und sprödere Schicht und die innere, weichere, die bei der Zerrung des Präparates erst später einreifst und daher an den Rändern häufig ganz frei hervortritt (Taf. III, Fig. 7). Die weichere Beschaffenheit der inneren Schicht verräth sich auch durch die leichte Faltenbildung. Die innere Schicht mufs durch eine halbflüssige Über- gangsschicht im innigen Contact mit dem Endoeysten stehen, da bei Ab- lösung des letzteren vom Ectocysten sich zuweilen kurze Fäden ausziehen. Die bleibende, innige Wechselbeziehung zwischen Eetocyst und En- docyst, vermittelt durch eine selbstständiger auftretende, innere, weichere und biegsamere Schicht, ist eine Erscheinung, auf die man bei den Bryo- zoen überhaupt, vornehmlich auch bei dem vorliegenden Bryozoenträger, seine besondere Aufmerksamkeit zu richten hat. Der Ectocyst ist an- dauernden oder vorübergehenden Veränderungen in Form und Gröfse unterworfen: bei den Knospenbildungen der Brutkapseln sowohl als des Bryozoenträgers, bei Herstellung von Trennungs- und Verbindungs-Scheide- wänden zwischen Descendenten und Stamm, auf die ich sogleich zurück- kommen werde, endlich bei der so aufserordentlichen Gröfsenzunahme der Glieder des Bryozoenträgers, die namentlich bei Zoobotryon pellucidus beob- achtet wird. Obgleich ich die bei diesen Veränderungen ganz allmählig eintretenden Vorgänge im Einzelnen nicht beobachtet habe, so lassen doch die Umstände, unter welchen sie erfolgen, keinen Zweifel darüber, dafs sie unter örtlich beschränktem oder allgemein verbreitetem Hinschwinden der festeren äufseren und durch Ergänzung sowie unter Vermittelung jener mit dem Endocysten im Contact verbleibenden inneren weicheren Schicht zu Stande kommen. Der Ectocyst besteht aus einer Substanz, die durch chemische Ana- Iyse noch nicht festgestellt ist. Sie ist gegen Säuren und Alkalien so re- sistent, wie Chitin, Conchiolin und Spongin; durch Jod wird die weiche innere Schicht schwach gefärbt; von Kalkerden enthält der Ectoeyst des Zoobotryon pellueidus keine nachweisbare Spur. 267 An allen Verbindungsstellen der Glieder des Bryozoenträgers untereinander und mit den Brutkapseln, also überall an den kreisförmig begrenzten, sogenannten Septa transversa zeigt der Ectoeyst ein eigen- thümliches Verhalten. Die äufsere festere Schicht hört hier — was na- mentlich nach Entfernung der Brutkapseln an der Mantelfläche der Glie- der leicht zu sehen ist — mit einem deutlich markirten, kreisförmig aus- geschnittenen Rande auf, und die innere, weichere Schicht allein bildet die dünne Ectocysten-Lamelle des Septum (Taf. Ill, Fig. 7). Sie ist im Centrum stets von I—11 kreisförmig begrenzten Löchern durchbrochen, die eine reguläre Rosetten-Anordnung haben; ich werde sie deshalb die „Rosettenplatte“ nennen (Fig. 7). Eine etwas gröfsere Öffnung steht im Mittelpunkt der Rosette und der Lamelle; um diese sind die übrigen, kleineren Öffnungen im Kreise geordnet. Häufig findet man die Öffnun- gen der Rosette durch Substanztheile des Endocysten verstopft und be- deckt, so dafs sie übersehen werden können; auch F. Müller hat sie nicht bemerkt. Meine Beschreibung der Eetocysten-Lamelle des Septum trans- versum ıst von einem Präparat entnommen, das man sich leicht von dem Mantel des Eetocysten nach Entfernung der Brutkapsel verschaffen kann, wenn man namentlich darauf achtet, dafs die Lamelle des Septum trans- versum nicht zugleich mit der Brutkapsel fortgerissen wird. Die Lamelle wird aber selbstverständlich unter Betheiligung der beiden an dem Septum zusammentreffenden Endoecysten, also durch Verschmelzung zweier innerer Schichten gebildet. Desgleichen ist der kreisförmige Ausschnitt der feste- ren Schicht des Eetocysten des Gliedes durch Abtrennung der festeren mit ihr zusammenhängenden Schicht des Eetocysten der Brutkapsel ent- standen. Zwischen Brutkapsel und Gliedern des Bryozoenträgers beträgt der Durchmesser der ganzen Rosettenplatte 0,063— 0,07"", des durch- löcherten centralen Bezirkes 0,023 —0,27”", der kleineren Löcher 0,006”"”, des Loches der Mitte 0,007 —0,01””, Die Inhaltsflüssigskeit füllt den Hohlraum des Gliedes, von dem communalen Bewegungsorgan abgesehen, derartig aus, dals die Wandung durch sie gerade in einem gespannten Zustande erhalten wird und bei ihrer Entfernung sofort zusammenfällt. F. Müller hat, um die elastische Beschaffenheit der Glieder des Bryozoenträgers zu erläutern, den ganz richtigen Vergleich mit einem unterbundenen von Wasser straff erfüllten DE 268 Darmstücke gemacht. Die Inhaltsflüssigkeit ist farblos und durchsichtig, wie reines Wasser; aus den Wunden der Glieder fliefst sie leicht aus, obschon, wie es schien, nicht immer so leicht, wie gewöhnliches Wasser. F. Müller bemerkt von ihr, dafs sie „fast flüssig“ sei, was auf eine gallert- artige Consistenz zu deuten wäre. Dieser Angabe kann ich nicht bei- stimmen; möglich, dafs Unterschiede in der Consistenz je nach dem Alter u. s. w. der Glieder gegeben sind. Dafs aber die Glieder des Stockes bei Verwundungen sofort zusammenfallen, habe ich stets bemerkt. Frei schwimmende Körperchen irgend welcher Art sind in der Flüssigkeit nor- mal nicht enthalten; doch habe ich einige Mal amöbenartige Entozoen in ihr und an dem communalen Bewegungsorgan herumkriechend gesehen (Taf. VI, Fig. 25). Durch chromsaures Kali, Chromsäure, Essigsäure, Phosphorsäure, Salzsäure, Chlor-Palladium werden auffällige Niederschläge nicht sichtbar. Durch Alkohol habe ich zuweilen eine schwache Trübung entstehen sehen, desgleichen auch durch Jod. Ich habe die Quantität eines Theelöftels dieser Flüssigkeit in einem Uhrglase bei etwa 25° R. der Abdampfung überlassen. Am zweiten Tage war das Uhrgläschen ganz dieht mit Kochsalzkrystallen bedeckt; die Menge war nahezu derjenigen gleich, die beim Abdampfen einer gleichen Quantität Meerwassers gewon- nen wurde. Aufserdem zeigte sich auf dem Boden des Uhrgläschens der dünne Überzug eines feinkörnigen Niederschlages, der durch Jod bräun- lich gefärbt wurde und durch Essigsäure, sowie durch Kalilösung 102 aufquoll; es ist wahrscheinlich eine eiweilsartige Substanz. Die Inhalts- tlüssigkeit ist demnach eine ziemlich concentrirte Lösung von Kochsalz, wie das Meerwasser im adriatischen Meere, und enthält Spuren einer eiweils- artigen Substanz. Die beiden wichtigeren, eigentlich organisirten Bestandtheile eines jeden Gliedes des Bryozoenträgers sind der Endocyst und das commu- nale Bewegungsorgan, von denen zugleich die Bildung und das Auf- treten der beiden zuerst beschriebenen Bestandtheile, des Eetoceysten und, nach meinem Dafürhalten, auch der Inhaltsflüssigkeit, unmittelbar abhängt. Dafs der Eetocyst ein festgewordenes Secretionsproduct des Endoeysten darstellt, wird wohl allgemein anerkannt; in Betreff der Inhaltsflüssigkeit mufs ich zufolge meiner Untersuchungen annehmen, dafs sie in erster Linie als ein Ausscheidungsproduct des communalen Bewegungsorganes zu be- 269 trachten sei. Die Inhaltsflüssigkeit nimmt mit der Vergrölserung der Glie- der an Quantität zu und verhält sich chemisch nahezu wie Meerwasser. Der allmählige Zutluls ist nur auf zwei Wegen möglich: durch direeten Verkehr der Glieder mit dem Meerwasser an ihrer Mantelfläche und durch Vermittelung des communalen Bewegungsorganes, durch welches die Glie- der nicht allein untereinander, sondern auch vermittelst des Fıunveulus posterior mit dem Insassen der Brutkapsel, dem Arbeiter für den gan- zen Stock im Verkehr mit der Aufsenwelt, in unmittelbare Verbindung gesetzt sind. Der direete Verkehr der Glieder an ihrer Mantelfläche mit dem Meerwasser ist unter den gegebenen Umständen sehr unwahrschein- lich, ja unmöglich. Für einen solchen Verkehr geeignete sichtbare Po- ren und Öffnungen sind auch bei den stärksten mikroskopischen Ver- gröfserungen weder am Eetocysten noch am Endocysten nachzuweisen. Dals der Eetocyst für Meerwasser permeabel sei und demselben auf dem Wege der Hydrodiffusion den Durchtritt gestatten könnte, — dieser An- nahme vermag ich auf Grund angestellter Versuche nicht entgegenzutreten; ich bin wenigstens nicht ım Stande, ein diese Frage entscheidendes Ex- periment anzugeben. Es spricht aber gegen diese Annahme die Thatsache, dals die Wandung der Glieder durch die Inhaltsflüssigkeit stets sehr straff ausgespannt wird, ein Zustand, der bei vorhandener Permeabilität der Wandung für Meerwasser weder herzustellen noch dauernd zu erhalten wäre. Im Folgenden werde ich aufserdem auf diejenigen Erscheinungen einzugehen haben, die auf die Fortleitung des Meerwassers in dem com- munalen Bewegungsorgan zu beziehen sind. Bei Aufführung der Bestandtheile des schlauchförmigen Gliedes habe ich den Endocysten als Bestandtheil der Wandung, das communale Bewegungsorgan als zum Inhalt gehörig bezeichnet. Dies war für die topographische Übersicht der Hauptbestandtheile des röhrigen Gebildes auch richtig; denn das communale Bewegungsorgan wird in seiner ganzen Ausbreitung von der Inhaltsflüssigkeit umspült und ist darin suspendirt. Gleichwohl bin ich mit Rücksicht auf die nachfolgenden mikroskopisch- anatomischen Beobachtungen genöthigt, von vornherein auch auf die in- nigen morphologischen Beziehungen beider Bestandtheile aufmerksam zu machen, aus denen hervorgeht, dals beide genetisch als ein zusammenge- höriges Ganze, das communale Bewegungsorgan demnach als Wandungs- 270 bestandtheil des röhrenförmigen Gliedes des Stammes zu betrachten sei. Bei der ersten Bildung in der Knospe eines Gliedes haben zunächst beide Bestandtheile eine gemeinschaftliche Anlage, und diese breitet sich in einer diekeren Schicht an den Höhlen des Ecetocysten der Knospe so aus, wie später der Endocyst; der erste sichtbare Hohlraum der Knospe wird von der Inhaltsflüssigkeit allein erfüllt. Bei der weiteren Entwickelung der Knospe findet eine Trennung der Anlage in zwei Schichten statt; aus der äufseren Schicht bildet sich der Endocyst, aus der inneren das ramificirte Netzwerk des communalen Bewegungsorganes aus, wobei letzteres sich mehr oder weniger vom ersteren entfernt, sich von ihm abzulösen scheint und ins Innere des Hohlraumes hineintritt. Dabei bleiben aber conti- nuirliche Verbindungen zwischen beiden Bestandtheilen bestehen, die nach vollendeter Ausbildung an den Knotenpunkten (sog. Ganglien F. Müller) des communalen Bewegungsorganes und vornehmlich an den sehr zahl- reichen aus dem Netzwerk in den Endocysten übergehenden Ausläufern nachgewiesen werden können. Endlich sind beide Bestandtheile aus einer und derselben Substanz geformt. Der Endocyst überzieht in hautartiger Ausbreitung die ganze Höhlenfläche des Eetocysten bis an die rosettenförmigen Öffnungen, wo die Verbindung mit den Knoten des communalen Bewegungsorganes statt- hat. Die Haut ist an vielen Stellen so dünn, dafs eine Messung ihrer Dicke am optischen Querschnitt auch. bei 500facher Vergröfserung nur schwierig auszuführen ist, zumal die Begrenzungslinien der beiden Flächen, vornehmlich die innere, wegen der Schatten nicht scharf genug heraus- treten; man darf hier die Dicke auf 0,003”"" schätzen. Eine Zunahme im Diekendurchmesser wird an den Stellen beobachtet, wo die Ausläufer der communalen Begrenzungsorgane in den Endocysten übergehen (Taf. IV, ‚Fig. 14), ferner, wo Vacuolen und Vacuolengruppen auftreten (Taf. I, Fig. 10), endlich da, wo neue Knospen sich bilden (Taf. I, Fig. 2, A). Weder am optischen Querschnitt frischer Glieder, noch an erhärteten, macerirten und gezerrten Präparaten sind Erscheinungen nachzuweisen, aus denen auf eine Zusammensetzung aus mehreren Lagen oder auf eine Schiehtbildung im Ganzen oder an irgend einer beschränkten Stelle zu schlielsen wäre; es fehlt namentlich auch jegliche Spur einer epithelialen Bekleidung an der Höhlenfläche. Alle meine mikroskopischen Untersuchun- a71 gen haben zu dem Ergebnifs geführt, dafs der Endocyst seiner ganzen Dicke nach aus einer und derselben Substanz oder, wenn man will, aus einem und demselben elementaren thierischen Gewebe bestehe, und was ich daher über den mikroskopischen Bau des Endocysten mitzutheilen habe, das betrifft zugleich die morphologischen Eigenschaften oder die Texturverhältnisse dieses Gewebes selbst. Die Substanz des Endocysten frischer, nicht abgestorbener Glieder des Zoobotryon ist an den dünnsten Stellen ganz durchsichtig und farblos, nur zuweilen von fein granulirtem Ansehen, wie fein geschliffenes, mattes, farbloses Glas. An allen diekeren Stellen, auch schon da, wo die zahl- reichen feinen Ausläufer des communalen Bewegungsorganes in den En- docysten übergehen, nimmt sie eine gelbliche Färbung an, die mit der Dicke der Substanz an Intensität wächst und an Rändern, sowie an den Begrenzungsflächen durch scharfe Contourlinien sich auszeichnet. Ich bin nicht im Stande ‚gewesen, zu ermitteln, ob die gelbliche Färbung der Substanz selbst zukommt oder von einem mit ihr verbundenen Farbstoff herrührt. Eine Pismentirung der Substanz durch besondere darin ein- gebettete Pigmentkörperchen scheint auch aufzutreten. Wenigstens habe ich häufig Exemplare angetroffen, bei welchen in der Substanz des En- docysten zerstreut meistentheils unmefsbar kleine Körperchen eingebettet waren, die ich für Pigmentkörnchen halten möchte. Auch bei 600 facher Vergröfserung erschienen die Körnchen noch immer punktförmig, so dals ich nicht einmal über ihre Farbe etwas Bestimmtes aussagen kann; nur in ganz seltenen Fällen machte sich eine gelbliche Tinetion bemerklich. Bei der ersten Untersuchung des Endoeysten im frischen Zustande wird das mikroskopische Bild wohl auf jeden Beobachter so einwirken, dafs der Gedanke, man habe es mit einem Epithel zu thun, sich zunächst in den Vordergrund drängt. An jedem Segment werden sich Regionen auffinden lassen, wo bei einer gewissen Einstellung des Mikroskopes in der durchsichtigen Substanz des Endocysten ins Gelbliche spielende Flecke, scheinbar wie darin eingebettete Körperchen hervortreten (Taf. IV, Fig. 11). Sie liegen zerstreut in einer ziemlich regelmäfsigen Vertheilung, zeigen ovale, spindelförmige, auch mit einem dritten seitlichen Ausläufer ver- sehene, bei verschiedenen Focus selbst wechselnde Formen und erinnern so an Kerne eines Epithels; zuweilen kann eine Zeichnung, wie die eines 272 Kernkörperchens, markirt sein. Ihre Länge steigt nicht über 0,02"”, der Querdurchmesser an der breitesten Stelle beträgt etwa 0,01"". Man hat es in einem solchen Falle mit den Ausläufern des communalen Bewegungsorganes an den Insertions- oder Übergangsstellen in den Endoeysten zu thun. Von den Epithelien wäre es besonders das Epr- thelium fusiforme der Blutgefälse bei Wirbelthieren, das hierbei in Betracht gezogen werden könnte, da bei ihnen die Begrenzungslinien der Epithel- zellen untereinander sehr schwierig, oft gar nicht zu unterscheiden sind, und die zerstreut liegenden Kerne allein sich bemerkbar machen. In anderen Fällen werden in nahezu oder völlig gleicher regel- mälsiger Vertheilung zwei bis dreimal gröfsere, ungefähr elliptisch oder auch annähernd kreisförmig begrenzte Flecke sichtbar, die im mikrosko- pischen Bilde bei schwachen Vergröfserungen sich gerade so ausnehmen, als ob in der Substanz des Endocysten sehr durchsichtige Zellenkörper mit einem central oder häufig noch marginal und wandständig gelegenen, gelblich gefärbten Kern eingebettet seien (Taf. III, Fig. 10 u. 9). Bei stär- keren Vergröfserungen überzeugt man sich leicht, dafs die durchsichtige Zone aus nebeneinander liegenden, runden, bläschenförmigen Körpern be- stehe, die in einem mehr oder weniger geschlossenen Kreise um die schein- bar kernartige Substanz angeordnet sind; es sind dies die im Folgenden als „Vacuolen-Gruppen“ bezeichneten Bildungen des Endocysten, die am häufigsten in der Umgebung der Ausläufer des communalen Bewe- gungsorganes in den Endocysten vorkommen. Von der Vorstellung, dals der Endoceyst ein Epithelialgebilde sei, wird jeder Beobachter, wenn auch nicht ohne Rückfälle, so doch sicher in dem Grade zurückkommen, als er die Untersuchung unbefangen und unter voraussetzungloser Kritik weiter fortführt. Ich weils wohl, wie schwer es ist, von dieser Auffassung sich loszusagen. Zu wiederholten Malen habe ich, gedrängt durch die besprochenen mikroskopischen Erschei- nungen meine Untersuchungen in der Absicht wieder aufgenommen, den epithelialen Bau des Endocysten aufzufinden und zu constatiren; meine Bemühungen haben stets zur genaueren Erkenntnils der trügerischen Er- scheinungen und zu dem Ergebnils geführt, dals die vorgefalste Annahme gänzlich unhaltbar sei. Weder an frischen noch an abgestorbenen und mit Reagenzien behandelten Präparaten gelingt es, in dem Endocysten 273 eine epitheliale polyedrische Zeichnung aufzufinden, oder mit Hülfe geeig- neter Manipulation eine Trennung der Substanz in einzelne, ich sage nicht, entschiedene Zellenkörper, sondern nur in solche Stückchen herbeizuführen, die auf eine Aggregation derselben in flächenhafter Ausbreitung schliefsen liefsen. Die frische, noch weiche Substanz des Endocysten verhält sich bei Zerrungen wie eine zähe Masse; die Trennung erfolgt in jeder durch die Umstände nothwendig gewordenen Richtung, häufig unter Bildung von dickeren oder dünneren hyalinen Fäden, die schliefslich abgerissen nicht selten in Form eines kugligen zellenkörperartigen Ballens zusammenschnur- ren und in solcher Gestalt am Endocysten hängen bleiben; der durch Reagenzien (Chromsäure, Alkohol, Chlorpalladium u. s. w.) erhärtete En- docyst zerreilst in jeder Richtung wie eine spröde Substanz. Häufig zeigt der erhärtete Endocyst ein eigenthümliches, netzförmiges Texturver- halten, auf das ich später zurückkomme. Von den sonst bei höheren Thieren vorkommenden elementaren Geweben wäre, nach Abfall des Epithels, nur noch die unreife Binde- substanz!) bei der Untersuchung des Endocysten zum Vergleich heran- zuziehen, indem man die pelluciden oder doch nur fein granulirten Be- zirke als Grundsubstanz, die darin scheinbar eingebetteten, zerstreut lie- genden Flecke als Bindesubstanzkörper, sei es als ganze Zellen oder Kerne, deutet. Auch diesen Annahmen mufs ich entgegentreten und zugleich hinzufügen, dafs in der Substanz des Endocysten, von den in der Knospen- bildung begriffenen Stellen abgesehen, kein Bestandtheil aufzufinden ist, der eine Deutung auf Zellenkörper oder auf Kerne und Kernkörperchen zuliefse. Wo der Endocyst für Knospenbildungen sich verdickt, da lassen sich bald Zellenkörper nachweisen (vgl. Taf. I, Fig. 2, B). Man ist hier also genöthigt, die Thatsache festzustellen, dafs die Substanz des Endo- cysten unter den angeführten Umständen sich in ein aus Zellenkörpern bestehendes Bildungsmaterial umwandelt; es ist auch keinem Zweifel unter- worfen, dals sie aus einem Zellen-Bildungsmaterial hervorgegangen ist. 1) Auf die Controverse, die neuerdings in Betreff der Entstehung der Grundsubstanz in den Bindesubstanzgebilden sich erhoben hat, brauche ich hier nicht näher einzugehen, nicht sowohl deshalb, weil sie durch flüchtig und einseitig gemachte Beobachtungen her- beigeführt ist, als vielmehr aus dem Grunde, weil dieselbe bei dem herangezogenen Ver- gleiche sich völlig unerheblich erweist. Abhdl. der phys. Kl. 1869. Nr. 4. 6 274 Ich habe die einzelnen Vorgänge bei der allmähligen Umwandlung der Substanz des Endocysten in einen Haufen dicht gedrängt bei einander liegender Zellenkörper, und ebenso anderseits diejenigen bei der Ent- wickelung der letzteren zur Substanz des Endocysten nicht verfolgen können. Dafs aber beide Prozesse wirklich statthaben, ist leicht und sicher zu constatiren, und dieser Umstand legt zur Zeit jedem Beobachter zunächst die Verpflichtung auf, in der Substanz des entwickelten Endo- eysten Zellenterritorien oder doch irgend welche Bestandtheile des Zellen- körpers aufzusuchen. Erst wenn diese Versuche scheitern, würde man nach meinem Dafürhalten zu der Annahme genöthigt sein, dafs elementare Zellenkörper mit Aufopferung der selbstständigen Form und auch des Kerns untereinander zu einer Substanz oder zu einem homogenen elementaren Gewebe sich vereinigen und verschmelzen können, und dafs dieses Ge- webe dennoch die Eigenschaft entwickelt, Brutzellen zu produciren oder, wie es beinahe erscheint, sich direct wieder in einen Zellenhaufen um- zuwandeln. Von diesem Standpunkte aus habe ich meine Untersuchungen zu wiederholten Malen aufgenommen und bin gleichwohl zu dem schon an- geführten Ergebnils gelangt, dafs in der Substanz des Endocysten keine sichtbaren Spuren von Zellenterritorien oder deren Bestandtheile enthalten sind. Dafs die an frischen Präparaten bemerkbaren, oben erwähnten, in der Substanz des Endocysten zerstreut liegenden Flecke nicht auf Zellen oder Zellenbestandtheile zu beziehen seien, dies habe ich bereits angedeutet und wird im Folgenden erläutert werden. Aber den Einwänden möchte ich hier begegnen, die möglicher Weise aus Erscheinungen entnommen werden, die man an Präparaten wahrnimmt, welche in Chromsäure, Al- kohol, Chlorpalladium, Glycerin u. s. w. erhärtet sind. Man kann hier muskelfaserähnliche Stränge, zellenkörperähnliche Ballen und Platten, auch netzförmige Gebilde sehen, die sich zu allen möglichen morphologischen Speculationen verwerthen lassen. Sehr auffällig sind die zerstreut vor- kommenden, kreisförmig begrenzten und sehr dunkel contourirten Stellen, die auf den ersten Blick, vornehmlich bei einer etwa vorhandenen kern- körperähnlichen Zeichnung, auf das Lebhafteste an Zellenkerne erinnern (vgl. Taf. IV, Fig. 12). Bei starken Vergröfserungen löset sich die dunkle Oontourzeichnung in zwei concentrisch verlaufende Begrenzungslinien auf, ) und man überzeugt sich weiter, dals diese zu einer kreisförmigen, ge- schlossenen Faser gehören, von welcher peripherisch nach verschiedenen Richtungen ganz gleichgezeichnete Fasern ausgehen, die in ein Netzwerk mit gröfseren, kreisförmig oder elliptisch begrenzten oder auch unregel- mäfsigen Maschen auslaufen. Die in Rede stehende kreisförmige Stelle, die zuweilen in der That in einer ganz verführerischen, regelmäfsigen Ver- breitung innerhalb des Netzwerkes auftritt, ist nicht ein Kernbläschen mit einer so dieken Membran, dafs auch an frischen Präparaten seine Existenz gar nicht entgehen könnte; es ist vielmehr eine kreisförmige Masche des Netzwerkes, umgeben von grölseren, verschieden geformten Maschen. Sie kann ganz leer sein, sie ist aber häufiger mit Endocysten-Substanz ganz oder theilweise erfüllt, was auch, obgleich seltener, bei den anderen Maschen vorkommt. Die Füllung kann einfach granulirt erscheinen, sie enthält aber häufig ein oder mehrere jener dunkelen molecularen Körper- chen und kleinen Kügelchen, die auch an anderen Orten in der Substanz des Endocysten vorkommen, ohne dafs man hier von Kernkörperchen sprechen könnte. Es sind mir übrigens nicht selten Präparate vorgekom- men, in welchen die Füllungsmasse der scheinbaren Kerne bei 600facher Vergröfserung in ein zierliches, zuweilen rosettenförmiges Netzwerk sich auflöste. Die Fäden dieses Netzes gingen ebenso continuirlich in den, die Contourlinie des scheinbaren Kernes bildenden Randfaden über, wie die Fäden der etwa in der Umgebung befindlichen gröfseren Maschen (vgl. Taf. IV, Fig. 12). Die künstliche Bildung aller angeführten Formen, auch des Netzwerkes aus der Substanz des Endocysten durch Erhärtungsmittel, ist bei Zoobotryon pellucidus in der übersichtlichsten Weise zu verfolgen, und die lehrreiche Untersuchung auch für ähnliche Fälle zu empfehlen. Der Endoeyst löset sich zuerst an einigen Stellen vom Eetocysten ab, dann zeigen sich zahlreiche Falten, auch Einrisse mit Fadenbildungen. Öfters scheint es, als ob Vaeuolengruppen, in Folge des Platzens der Vacuolen, zur Bildung eines solchen Netzwerkes Veranlassung gegeben hätten. Dasselbe zeigte sich aber auch an Endocysten, an welchen keine Vaeuolengruppen vorher sichtbar waren. Wenn ich aber auch nicht im Stande bin, die mechanischen Bedingungen für die Bildung des besproche- nen Netzwerkes näher auseinander zu setzen, so unterliegt es doch keinem Zweifel, dafs Formen der beschriebenen Art beim Eintrocknen einer fest- 6 276 weichen, zähen Substanz entstehen können, und dafs die Annahme der Praeexistenz von irgend welchen histologischen Gebilden höherer Thiere, etwa von Epithelien, Muskelfasern, Bindesubstanz-Gebilden, Zellenkernen sich in keiner Weise rechtfertigen lälst. Im Verfolge der mikroskopischen Analyse mufs man daher von der festgestellten Grundlage ausgehen, dafs der Endocyst aus einer fest- weichen, pelluciden, zuweilen fein granulirten, homogenen Substanz be- steht, die bei Zunahme an Dicke gelbliche Färbung zeigt, auch nicht selten von punktförmigen Pigmentkörnchen durchsetzt ist, im Übrigen aber keine gesonderte Zellenkörper oder Zellenbestandtheile enthält. An dieser Substanz treten gleichwohl theils constant, theils nach Zeit und Ort wechselnde morphologische Eigenthümlichkeiten hervor, die ich jetzt hier zu erläutern habe. Es sind namentlich fünf mikroskopische Gebilde oder Körper, die an ihr sichtbar sind oder doch sichtbar sein können, nämlıch: 1. die verdiekten Insertionsstellen für die Ausläufer des commu- nalen Bewegungsorganes; 2. die vereinzelten und in Gruppen vereinigten Vacuolen: 3. Aggregate von sehr kleinen oder auch gröfseren scheinbaren Kügelchen, wahrscheinlich Vaeuolen im Stadium der ersten Bildung oder des Verschwindens; 4. Conglomerate von Kalkkügelchen; 5. Amyloid-Kugeln. Die verdickten Insertionsstellen der Ausläufer des com- munalen Bewegungsorganes (Taf. IV, Fig. 112) sind stets vorhanden, aber schwierig zu untersuchen und nicht immer leicht aufzufinden, vor- nehmlich da nicht, wo die, gemeinhin in ihrer Nähe auftretenden, Va- euolen in höherem Grade entwickelt sind. Es sind daher auch die va- cuolenfreien Bezirke des Eetocysten für die Beobachtung am geeignetsten. Sie liegen, wie schon angeführt, zerstreut in ziemlich regelmäfsiger Ver- theilung im ganzen Endocysten und geben sich als gelblich tingirte meist ovale oder spindelförmige Körper zu erkennen, können aber auch in meh- rere Fortsätze auslaufen und überhaupt in ihren Formen wechseln. Eine genaue Einsicht in die wahre Beschaffenheit dieser Körper ist nur an optischen Querschnitten des Endocysten frischer Glieder zu gewinnen (Taf. IV, Fig. 14 2); auch kann ich die schräg gestellten Scheide- wände zwischen zwei Gliedern empfehlen (Taf. V, Fig. 21). Dann gewahrt man sofort, dafs die Substanz des Endocysten an den gelblich gefärbten, ho 17 spindelförmigen Flecken verdickt ist und in Form eines flachen Hügels gegen den Hohlraum der Glieder vorspringt. Sind keine Vacuolen im Vorsprunge vorhanden, dann ist die Höhe nicht bedeutend; sie beträgt etwa 0,008”". Die Verdickung im Endocysten findet in einer Umgren- zung statt, die den beschriebenen Formen der gelblich gefärbten Flecke entspricht; sie ist demnach an der Basis in den meisten Fällen oval oder spindelförmig; Längs- und Queraxe können jede beliebige Stellung zu der Axe des Gliedes haben. Zuweilen zeigt sich am freien Rande eine pa- pillenartige Erhebung, und an dieser sieht man alsdann deutlich den con- tinuirlichen Übergang der Ausläufer des communalen Bewegungsorganes in die Substanz des Endocysten. Ist man einmal darauf aufmerksam ge- macht worden, dann kann es nicht fehlen, dafs man auch unter ungün- stigeren Umständen die Insertions- oder Übergangsstellen der Ausläufer auffindet. Eine schwierigere Untersuchung ist es in den meisten Fällen, denn die Ausläufer sind zuweilen sehr dünn, im Quer-Durchmesser nur 0,006”, selbst noch feiner und dann farblos und pellueid. Es darf da- her gar nicht befremden, wenn man ihre Verbindung mit der verdickten Stelle nur undeutlich oder auch gar nicht zu verfolgen im Stande ist. Es ist mir aber auch geglückt, zwei, selbst drei Ausläufer eintreten zu sehen, und zwar an den beiden Enden und an dem etwa vorhandenen seitlichen dritten Fortsatze der kammartig verdickten Insertionsstelle des Endocysten. — Aus den beschriebenen Formverhältnissen der letzteren erklären sich übrigens mehrere, früher erwähnte mikroskopische Erschei- nungen, unter welchen die spindelförmigen, gelblichen Flecke in dem flächenhaft ausgebreiteten Endocysten sich zuerst bemerkbar machen, wie z. B. ihre unbestimmte Randzeichnung, ferner der Wechsel in der Form bei verschiedener Einstellung des Mikroskops, auch das Auftreten von kern- artig erscheinenden Figuren. Die Vacuolen fehlen wohl selten vollständig im Endocysten eines Gliedes. Aber es finden sich zuweilen selbst gröfsere Abschnitte, in wel- chen keine Spur von ihnen zu entdecken ist. In anderen Fällen zeigen sich an der ganzen Mantelfläche, wie schon erwähnt, zerstreut in ziemlich regelmäfsiger Anordnung Gruppen von Vacuolen, die im Allgemeinen kreis- förmig oder elliptisch begrenzt sind (Taf. II, Fig. 10). Die Vacuolen um- geben hier stets eine gelblich tingirte, zuweilen kernähnlich erscheinende 278 Stelle des Endocysten zum Theil oder vollständig. Sind die Vacuolen klein, so kann man am optischen Querschnitt des Präparates sich über- zeugen, dals an der gelblich tingirten Stelle die Substanz des Endocysten verdickt ist, und dafs zu ihr Ausläufer des communalen Bewegungsor- ganes herantreten. Die Vacuolen haben hier also ihre Lage in der Um- gebung und in der Substanz der verdickten Insertionsstellen des Endo- eysten für die Ausläufer des communalen Bewegungsorganes, unter denen übrigens daneben auch noch vacuolenfreie vorkommen können. In zahl- reicher Aggregation begegnet man häufig den Vacuolen in der Umgebung der verdickten Stellen der Endoeysten-Substanz, wo Brutknospen hervor- wachsen (Taf. I, Fig. 2C). Sie bilden hier öfters ziemlich dicht anein- ander gedrängt, mehr oder weniger breite Stränge, an deren peripherischem äufseren Rande auch vereinzelte Vacuolen in ganz unregelmäfsiger Anord- nung vorkommen. Die bezeichnete Region des Endoeysten ist regelmäfsig durch die grofse Zahl der Ausläufer des communalen Bewegungsorganes ausgezeichnet. Die Vacuolen sind stets in der Substanz des Endocysten eingebettet. An verdickten Stellen und kleinen Vacuolen ist diese That- sache am optischen Querschnitt leicht zu constatiren. Die gröfseren Va- cuolen treten kuglig an der Höhlenfläche des Endocysten hervor und können sich wie am letzteren adhärirende Bläschen ausnehmen. Es wird aber wohl selten die Gelegenheit fehlen, sich zu überzeugen, dafs die En- docystensubstanz continuirlich in die allerdings unmefsbare feine Umhül- lung der Vacuole sich fortsetzt. Ich habe die in Rede stehenden Gebilde als Vacuolen eingeführt, und eine andere Deutung kann ihnen nach meinen Untersuchungen nicht gegeben werden. Es sind Hohlräume in der Substanz des Endoeysten von verschiedener Gröfse, wohl selten über 15" P. im gröfsten Durch- messer, angefüllt von einer vollkommen durchsichtigen, farblosen Flüssig- keit, die kein sichtbares Körperchen suspendirt enthält. Dafs man einen von Flüssigkeit erfüllten Hohlraum vor sich habe, dies ist bei Anwendung von Reagenzien durch das Platzen der Vacuolen, durch das Verschwinden des Inhaltes, durch die unter den Augen des Beobachters erfolgende Um- wandlung des Endocysten in die schon erwähnten netzförmigen Bildungen vollkommen sicher zu erweisen. Bei vielfach angestellten Versuchen ist mir nicht eine einzige Erscheinung aufgestofsen, die auf eine selbststän- 279 dige Hülle an den Vacuolen schliefsen liefse. In Betreff des flüssigen Inhaltes ist hervorzuheben, dals er durch Jod nicht auffällig gefärbt wird, und dals bei Anwendung von geeigneten Reagenzien weder Niederschläge von Eiweils, noch anderweitige Praecipitate sich bemerkbar machen. Es ist hiernach das Wahrscheinlichste, dafs die Flüssigkeit wenigstens in den meisten Fällen Meerwasser sei, wenn ich es auch nicht in Abrede stellen will, dafs darin andere Stoffe, selbst Eiweifsstoffe, gelöst vorkommen können. Als Ergebnifs meiner Untersuchungen kann schliefslich festgestellt werden, dafs in der Substanz des Endocysten vornehmlich Ausläufer des communalen Bewegungsorganes inseriren und dals von Zeit zu Zeit Va- cuolen, gewöhnlich erfüllt mit Meerwasser, vereinzelt und in Gruppen sich bilden und wieder verschwinden. Die Aggregate scheinbarer Kügelchen verhalten sich hin- sichtlich des örtlichen und zeitlichen Auftretens im Wesentlichen, wie die Vacuolen und Vacuolengruppen. Ich habe die scheinbaren Kügelchen zu- weilen auch ganz vereinzelt gesehen; gewöhnlich aber erscheinen sie in Gruppen versammelt an den Übergangsstellen der Ausläufer des commu- nalen Bewegungsorganes in den Endocysten, in derselben regelmälsigen Vertheilung, wie Vacuolengruppen, entweder ohne die letzteren oder auch zugleich mit ihnen in deren nächster Umgebung (Taf. IV, Fig. 11). Sie liegen nicht so dicht gedrängt beisammen, wie die ausgebildeten Vacuolen in ihrer Gruppirung, und die gemeinhin langgezogenen Häufchen zeigen daher auch keine geregelte Begrenzung. Die Kügelchen eines Aggregates können von nahezu gleicher, aber auch verschiedener Grölse sein; die kleineren haben nur einen Durchmesser von 0,0028"”” und sind sehr dunkel contourirt; bei den gröfseren steigt der Durchmesser bis zu 0,0056"", und mit dieser Zunahme an Grölse werden sie durchsichtiger, scheinbar bläs- chenartig und zeigen ganz das mikroskopische Bild der kleineren Va- cuolen. Vermehrt sich die Zahl der letzteren in dem Aggregate, dann wird es zweifelhaft, ob man es mit einer Vacuolengruppe oder mit einem Kügelchen-Aggregat zu’ thun hat. Bei Anwendung von Reagenzien, die der Substanz des Endocysten Wasser entziehen, verschwinden sie; durch Jod, Carmin wird die Substanz der Kügelchen in keiner Weise verändert. Die Gesammtheit der Erscheinungen spricht nach meiner Überzeugung 280 für die Annahme, dafs diese scheinbaren Kügelchen Vacuolen und Va- cuolengruppen im Anfangsstadium der Bildung oder in den letzten Phasen des Verschwindens darstellen. Die Conglomerate von Kalkkügelchen (Taf. VI, Fig. 24, %) er- scheinen bei durechfallendem Lichte öfters so schwarz, wie ein unregel- mäfsiger Haufen schwarzer Pigmentkörnchen, bei reflectirtem Lichte da- gegen in weilslicher, zum Theil irisirender Färbung unter starkem Schatten- wurf an den freien Flächen des Conglomerates. Bei Zusatz von Salz- säure verschwinden sie unter Entwickelung kleiner Gasbläschen; in Jod- wasser, in alkalischen Lösungen bleiben sie unverändert. Nach diesen Erscheinungen ist es das Wahrscheinlichste, dafs sie aus kohlensaurer Kalkerde bestehen. Bei starken Vergröfserungen erkennt man ihre Zu- sammensetzung aus dicht aneinander gelagerten, dunkel contourirten, oft sehr kleinen Kügelchen von 0,0028”" im Durchmesser; auch gröfsere Kügel- chen kommen vor; desgleichen scheinen sie zuweilen drusenartig gestal- tet zu sein. Liegen die Kügelchen nicht gedrängt neben einander, dann erinnert das mikroskopische Bild des Häufchens bei durchfallendem Lichte an die vorher beschriebenen Aggregate kleinster, kugelförmiger Vacuolen. Die Conglomerate der Kalkkügelehen zeigen aber eine im Allgemeinen kreis- oder kugelförmige Umgrenzung; der Durchmesser beträgt etwa 0,0091—0,01"". Aufserdem ist im fraglichen Falle ihr Vorhandensein durch die weilsliche Färbung bei reflectirtem Lichte sofort zu eonstatiren. Die Conglomerate der Kalkkügelchen stehen ebenso wie die Amyloidkugeln in keiner näheren Beziehung zu den verdickten Inser- tionsstellen des Endocysten. Man sieht beide in unbestimmter Zahl, regel- los zerstreut, gewöhnlich in den zwischen den Vacuolengruppen sich hin- ziehenden Regionen des Endocysten. Am zahlreichsten finden sie sich am Endoeysten junger Triebe (Taf. I, Fig. 2A) und bei schon entwickel- ten Gliedern in der Umgebung hervorwachsender Knospen. Ihre eigent- liche Lage wird erst am optischen Querschnitt des Endocysten erkannt; sie treten hier ganz frei an der Höhlenfläche des letzteren hervor. Um mich zu überzeugen, ob sie der Substanz des Endocysten nur adhäriren oder mit derselben einen innigeren Zusammenhang haben, bestrich ich die Wand der Glieder mehrere Male mit einem weichen Pinsel. Durch diese leichte Erschütterung hatte sich eine grolse Anzahl abgelöset und 281 adhärirte jetzt am communalen Bewegungsorgane, an welchem die Körper sonst nicht angetroffen werden und auch im vorliegenden Falle vorher nicht vorhanden waren. Im Betreff der Amyloidkugeln (Taf. II, Fig. 10, am) habe ich noch einige Bemerkungen hinzuzufügen. Sie zeigen sich in der Regel als dunkel eontourirte, kreisförmig begrenzte, linsen- oder kugelförmige Körper, die das durchfallende Licht wie Fetttropfen refleetiren. Die Oberfläche ist zuweilen gefurcht:; mehr oder weniger deutlich treten kuppenförmige Hü- gel hervor und gewähren den Anschein, als ob der Körper aus der Ver- schmelzung mehrerer, verschieden grofser Kugeln entstanden wäre. In der Gröfse gleichen sie den Conglomeraten der Kalkkügelchen. Bei An- wendung der Essigsäure, der Salzsäure, auch schwacher alkalischer Lö- sungen verlieren sie ihren Fettglanz, werden durchsichtiger, ohne in auf- fälliger Weise sich zu vergröfsern. Das charakteristische, mikrochemische Kennzeichen ist, dafs sie bei Anwendung des Jod’s eine schöne Granat- farbe annehmen, die zuweilen in das Violette hinüberspielt. Auf Grund dieser Erscheinung habe ich sie „Amyloidkugeln“ genannt, ohne dadureh einer späteren, wenn möglich genaueren Bestimmung der chemischen Na- tur der Substanz vorgreifen zu wollen. Aus der mikroskopischen Analyse der Substanz des En- docysten hat sich demnach ergeben, dafs die fünf angeführten, weichen sichtbaren Gebilde ein sehr verschiedenes Verhalten zeigen und eine verschiedene Bedeutung haben. Zwei von ihnen, die Conglomerate der Kalkkügelchen und die Amploidkugeln haben eine nur lockere Ver- bindung mit dem Endocysten; sie adhäriren an seiner Höhlenfläche in regelloser Vertheilung. Gleichwohl haben sie constant hier ihre Lagerungs- stätte: sie schwimmen nicht frei in der Inhaltsflüssigkeit der Glieder, sie finden sich auch nieht als adhärente Körper des communalen Bewegungs- organes vor. Es liegt daher ganz nahe, sie als Producte zu betrachten, die beim Stoffwechsel des Endoeysten an seiner Höhlenfläche in ähnlicher Weise abgesetzt werden, wie der Ectocyst an der Aufsenfläche. Für diese Deutung spricht auch der Umstand, dafs sie am häufigsten da angetroffen werden, wo der Endoeyst in der Ausbildung und im Knospenwachsthum begriffen ist. Über die physiologischen Leistungen dieser Producte läfst sich zur Zeit Nichts aussagen. Die verdiekten Insertionsstellen für die - Abhdl. der phys. Kl. 1869. Nr. 4. ( 282 Ausläufer des communalen Bewegungsorganes, sowie die kleinkugligen und bläschenartigen Vacuolen und Vacuolengruppen sind morphologische Eigen- thümlichkeiten der Substanz des Endocysten selbst. Die verdickten In- sertionsstellen sind constante und in gewisser geregelter Vertheilung vor- kommende Gebilde. Sie entstehen durch eine Modellirung des Endocysten an seiner Höhlenfläche auf die Weise, dafs dıe Substanz desselben in un- gefähr spindelförmiger Begrenzung sich zu einem kammartigen Hügel er- hebt, der mit den Ausläufern des communalen Bewegungsorganes in con- tinuirliche Verbindung tritt. Auf diesem Wege werden die zur Ernährung und zum Wachsthum nöthigen Stoffe dem Endocysten zugeführt. Die Vaeuolen sind zu gewissen Zeiten auftretende und dann wieder verschwin- dende Hohlräume in der Substanz des Endocysten, in denen sich wahr- scheinlich Meerwasser, Abfälle des Stoffwechsels (?), ob auch Albuminate in Lösung?, ansammeln. Da sie in der Regel an den Übergangsstellen der Ausläufer des communalen Bewegungsorganes in den Endocysten zu- erst hervortreten, so darf man sie wohl als zeitweilig sich bildende Re- servoirs des frisch hinzugeführten Meerwassers, der Nahrungsflüssigkeit (7) u. s. w. betrachten, die dann bei der Ausbreitung jener Stoffe in der Substanz des Endocysten wieder verschwinden. Das communale Bewegungsorgan in den Stammgliedern des Thierstockes. o°- o°- Lo} o-” Das communale Bewegungsorgan erscheint in einem mehr oder weniger gefüllten oder im entleerten Zustande (vgl. Taf. IV, Fig. 3 u. 13 und Taf. V, Fig. 18). Nur in seltenen Fällen ist im ganzen Verbrei- tungsbezirk des Organes nur der eine oder der andere Zustand vorhanden; viel häufiger beobachtet man eine Stelle in der Füllung begriffen oder vollständig gefüllt und eine andere unmittelbar angrenzende oder weiter entfernte völlig entleert. Aber alle Theile des Organes können in beiden Zuständen auftreten, und bei mehrstündiger Beobachtung eines Gliedes bietet sich wohl auch die Gelegenheit dar, die allmählige Anfüllung an einer Stelle und die Entleerung an einer sogar angrenzenden unmittelbar zu verfolgen. Diese Veränderungen gehen aber immer sehr langsam vor sich; zuweilen habe ich eine Stunde lang vergeblich auf einen Wechsel in den dargebotenen Zuständen gewartet. 283 F. Müller hat die Beschreibung seines Colonial- Nervensystems der Moosthiere nach dem entleerten Zustande des Organes gegeben. Unter diesen Umständen ist es möglich, an ein Nervengeflecht zu denken, ob- schon wirkliche Nervenkörper nicht nachgewiesen wurden. Den gut ge- füllten Zustand des Organes scheint der Verfasser gar nicht gekannt zu haben. Der röhrige Bau verräth sich dann im mikroskopischen Bilde so auffällig, dals man sehr skeptisch in seinen Untersuchungen zu Werke sehen mulfs, um denselben nicht sofort anzuerkennen. Demnach habe ich die Zweifel im ersten Jahre meiner Untersuchungen noch immer gerecht- fertigt gefunden, da ich den Inhalt nicht scharf gesondert von der Wan- dung darzustellen vermochte. Im gut gefüllten Zustande sieht die Röhre wie ein vollkommen durchsichtiger, farbloser Glasstab aus. Die durch- sichtige Wandung ist dann bis zur unmefsbaren Feinheit ausgedehnt. Auch bei den stärksten Vergröfserungen giebt sie sich nur als eine einfache, allerdings recht scharf gezeichnete Contourlinie an der Röhre zu erkennen: der Inhalt ist an frischen Präparaten vollkommen durchsichtig, farblos, ohne irgend eine Spur von suspendirten Körperchen. Da die gefüllten Röhren bei Zusatz von Jod, Chromsäure u. s. w. sich zusammenziehen und zusammenfallen, so benutzte ich diesen Umstand zu einem Versuche, bei welchem ich das Jod und die Chromsäure von einem Ende her auf die gefüllte Röhre einwirken hefs, um den muth- malslichen, vielleicht durch Niederschläge sichtbar gewordenen Inhalt in Bewegung zu setzen. Der Versuch gelang schon beim ersten Male voll- ständig (vgl. Taf. V, Fig. 20); es zeigte sich zuerst eine Trübung des Inhaltes, und unmittelbar darauf setzte sich der letztere unter allmählig weiter ziehender Verengerung der Kanäle auch wirklich in Bewegung und wurde selbst in Abschnitte des Röhrensystems hineingedrängt, deren Wan- dung durch das angewendete Jod oder durch Chromsäure noch nicht ver- ändert zu sein schien. Bei Wiederholung dieser leicht auszuführenden Versuche stellt sich heraus, dafs beim Gebrauch eines und desselben che- mischen Agens der Inhalt in verschiedener Weise reagirt. In einigen Fällen habe ich gar keine Niederschläge, nicht eimmal eine Trübung im Inhalt auftreten gesehen; in anderen ist der Niederschlag flockig, körnig, wird durch Jod gelblich gefärbt und verhält sich wie ein Präcipitat aus einer Eiweilslösung; in noch anderen erscheinen plötzlich eine zahllose si 254 Menge unmefsbar feiner, kurzer, scheinbar spindelförmiger Körperchen, deren chemische Natur bei der Schwierigkeit der Untersuchung nicht zu ermitteln war (Taf. V, Fig. 20). Darf man nicht voraussetzen, dafs der im gefüllten Zustande des Organes unzweifelhaft vorhandene röhrige Bau sich vorübergehend neu bilde und wieder verschwinde, so mufs das communale Bewegungsorgan zunächst in Form eines netzförmigen Röhrensystems aufgefafst wer- den, das in verschiedenen Gegenden abwechselnd gefüllt und entleert wird, und dessen pellucider, farbloser Inhalt zeitweilig entweder nur, wie es scheint, aus Meerwasser, oder aus einer Eiweilslösung besteht, oder endlich auch unbekannte Stoffe in größserer Menge gelöset enthält, die schein- bar in krystallinischer Form präeipitiren. Nach der speciellen Configu- 'ation kann man das netzförmige Röhrensystem ein verzweistes, verästeltes nennen und mit dem Lymphgefäfssystem höherer Wirbelthiere (Taf. V, Fig. 18) vergleichen. Es giebt eine bestimmte Region, in welcher lang- gezogene, spaltförmige Maschen mit den dieksten Röhren in verschiedener Anzahl dicht gedrängt nebeneinander liegen, so dals es, — bei gefülltem Zustande der Röhren, — den Anschein haben kann, als ob die in Rede stehende Region des Netzwerkes nur aus parallel nebeneinander hinziehen- den, hier und da schwach gewundenen und seitlich ausgebuchteten Röhren gebildet werde. Der strangförmige Zug nimmt, so zu sagen, seinen Ur- sprung am Knotenpunkte der Wurzel-Endfläche eines jeden Gliedes, ver- läuft jedoch nicht genau in der Axe, sondern mehr oder weniger der Mantelfläche genähert, an welcher die Brutkapseln inseriren, nach der Wipfelendfläche eines jeden Gliedes hin, wo er nach diehotomischer oder trichotomischer Theilung mit den Knotenpunkten der Astglieder in Ver- bindung tritt. Es ist derselbe Strang, den F. Müller als „Nervenstamm* beschrieben hat, da er im entleerten Zustande scheinbar ein aus Fasern bestehendes Gebilde darstellt. Wegen seiner ausgeprägten Form will ich ihn gleichfalls unter dem Namen „Stammstück* oder „Stammplexus“ des netzförmigen Röhrensystems einführen; durch dasselbe können Bewegungen auf dem kürzesten Wege von Glied zu Glied, in der Richtung vom Wurzel- ende des Bryozoenstammes zum Wipfel und umgekehrt ausgeführt werden. Aus dem Stammstücke treten wie Seitenäste einzelne Röhren von verschiedener Dicke heraus; auch die diekeren aber erreichen im gefüllten Zustande nicht die Stärke der Röhren im Stammgeflecht. Sie sind sämmt- lich nach dem Endocysten hingerichtet; am Septum, in der Nähe der Knotenpunkte des Stammplexus, sind sie gleichmäfsig nach allen Seiten vertheilt, im übrigen Verlaufe des Stammstückes gehen sie, wenn auch nicht ausschliefslich, so doch ganz entschieden prävalirend auf der Seite hervor, die zur brutkapseltragenden Mantelfläche der Glieder hingewendet ist. Die stärkeren Röhren verfolgen dabei die Richtung nach den Inser- tionsstellen der Brutkapsel und den daselbst gelegenen Knotenpunkten hin. Alle Röhren gehören aber zu einem irregulären weitmaschigen Netz- werk, das Communicationsnetz, das einerseits zwischen dem Stamm- stücke, andererseits zwischen dem feinsten an der Höhlenfläche des En- doeysten ausgebreiteten peripherischen Netze und den zu den Brutkapseln führenden Knotenpunkten eingeschoben ist und die Communication zwischen ihnen herstellt. Das peripherische Netz besteht aus den feinsten Röh- ren, hat eine mehr geregelte Form und kann mit einem etwas weitmaschi- gen polyedrischen Kapillarnetz des Lymphgefäfssystems verglichen werden. Dasselbe ist für den Endocysten bestimmt und entsendet die Ausläufer, die in schon besprochener Weise continuirlich in die Substanz des En- docysten übergehen; es hat auch Verbindung mit den Knotenpunkten der Brutkapseln (Taf. VI, Fig. 24). Schon F. Müller hat das erwähnte Communicationsnetz als „Ner- venplexus“ beschrieben, wobei der Verfasser zugleich auf die mächtige Entwickelung desselben in der Nähe der Insertionsstellen der Brutkapseln und auf den daselbst bisweilen, doch nicht constant, vorkommenden so- genannten „Grenzstrang“ aufmerksam macht. Es ist dieser Grenzstrang ein Zug stärkerer Röhren im Communicationsnetz, die gleich Anastomosen zwischen den auf die Brutkapsel-Reihen hingerichteten Röhren verlaufen; er gehört zu einer Abtheilung dieses Netzes, die offenbar die Communi- cation zwischen den Brutkapseln eines Gliedes erleichtert. Für die all- gemeine Vorstellung von der Configuration des röhrigen, verästelten Netzwerkes genügt zunächst die Auffassung und Unterscheidung von 5 Bestandtheilen: des Stammstückes oder Stamm-Geflechtes, der Com- municationswege oder des Communicationsnetzes und des peripherischen Netzes des Endocysten. Im Bereiche des Communicationsnetzes liefsen sich dann besondere Regionen bezeichnen, in welchen die unter Umständen 286 wenigstens bevorzugten verschiedenen Verkehrslinien, — zwischen dem Stammtheile und den Brutkapseln, zwischen letzteren untereinander, end- lich zwischen den genannten Theilen und dem für den Endocysten be- stimmten peripherischen Netze, — ihre Berücksichtigung gefunden hätten. Aulserdem gehören aber zum verästelten, netzförmigen communalen Bewegungsorgane eines jeden Gliedes die schon öfters erwähnten „Knoten- punkte“ (Taf. Ill, Fig. 5, 6, 8). Sie lassen sich insofern mit den Knoten des Lymphgefäfssystems vergleichen, als auch in ihnen eine Vereinigungs- und Ausgangsstelle der Röhren des Netzwerkes vorliegt. Nach ihren phy- siologischen Leistungen kann man sie als Stationen auffassen, durch deren Vermittelung der Verkehr der Glieder untereinander und vor Allem mit den Brutkapseln unterhalten wird, und in welcher zugleich Ausgangs- und Endpunkte für die Bewegungen innerhalb des Bereiches eines einzelnen Gliedes gegeben sind. Die Knotenpunkte des communalen Bewegungsorganes haben hier- nach ihre Lage an allen Septa transversa und zwar genau im Bereiche und in der Ausdehnung jener kreisförmig begrenzten Platte des Ectocysten, welche die rosettenförmig angeordneten Öffnungen zeigt. Es giebt also an jedem Gliede des Bryozoenträgers gerade so viele Knotenpunkte als Septa transversa, und nach den beiden angegebenen Beziehungen der letzteren muls man Stationen unterscheiden, durch welche die Verbindung mit dem auf der anderen Seite der Rosettenplatte gelegenen Knotenpunkte entweder der angrenzenden Glieder des Stammes oder der an der Mantel- fläche inserirenden Brutkapseln hergestellt wird (vel. Taf. VI, Fig. 23). Im mikroskopischen Bilde sind die an den beiden Flächen der Rosetten- platte festsitzenden Knotenpunkte gesonderte Körper nicht zu erkennen. F. Müller, der, wie schon bemerkt, die Scheidewände zwischen den Gliedern des Bryozoenträgers übersehen hat, beschreibt beide zusammen als einen Körper unter dem Namen „Basalganglien“ der Zweige und der Einzelthiere, aber er bemerkt bei den letzteren, dals sie zur Hälfte in die Thierzelle, zur Hälfte in die Zweig-Glieder hineinragen. Die Basal- ganglien sind nach ihm „von kugeliger Form, oder auch etwas in die Länge gezogen mehr spindelförmig, und von körnigem (kleinzelligem?) Ge- füge“. Ihre Grölse steigt nach der Gröfse der Glieder und der Einzel- thiere während ihres Wachsthums von 0,02”" bis 0,1”” und darüber. 287 Dafs in den sogenannten Basalganglien zwei durch die Rosenplatte geschiedene Knotenpunkte beisammen liegen, darüber kann kein Zweifel bestehen, da die Rosettenplatte an den Insertionsstellen abgefallener Brut- kapseln nicht selten ohne jegliches Hülfsmittel beobachtet werden kann. Auch darf es nicht befremden, dafs man die unmelsbar feinen Rosetten- platten unter dem Convolut von Fäden, Strängen oder Röhren nicht sieht. Im gefüllten und dadurch durchsichtiger gewordenen Zustande beider Knotenpunkte verräth sich zuweilen die Rosettenzeichnung der Platte. Da die auf den beiden Seiten der Rosettenplatte gelegenen Knotenpunkte zwei an dieser Stelle zwar sich vereinigenden, aber doch an sich geson- derten Bestandtheilen des Stockes angehören, so muls auch die topogra- phische Beschreibung darauf Rücksicht nehmen. In Betreff der Form läfst sich dann eine kreisförmig begrenzte Fläche unterscheiden, mittelst welcher der Knoten auf der gleich grofsen und entsprechend kreisförmig begrenzten Rosettenplatte ruht und gegen seinen Nachbar gewendet ist (vgl. Taf. III, Fig. 6). Von dieser Basis erhebt sich der Knoten hügel- artig nach dem Hohlraum seines Gliedes hin, doch ist eine schärfer ausge- prägte Abgrenzung des Hügels öfters nicht vorhanden, da an allen Seiten die Verbindung mit den Röhren des Communicationsnetzes und des Stamm- stückes Statt hat. Zur Auffassung einer halbkugelförmigen oder einer kugelförmigen Gestalt der beiden aneinander liegenden Knotenpunkte wird man leicht durch die kreisförmige Begrenzung der basilaren Fläche be- stimmt; der Contour einer Kegel- oder Doppelkegel-Form entsteht ganz besonders durch die centrale Insertion des Stamm-Geflechtes am Knoten- punkte. Der innere Bau der Knotenpunkte kann nur im gefüllten Zustande der Röhren erkannt werden. Man überzeugt sich dann sofort, dals man es mit einer Vereinigungsstelle der Röhren des communalen Netzwerkes zu thun hat. Der gröfsere centrale Bezirk derselben stellt sich als un- mittelbare Fortsetzung der Röhren des Stammstückes und, — an den Knotenpunkten für die Brutkapseln, — der stärkeren Röhren des Com- ’ municationsnetzes dar; in diese gehen von allen Seiten Röhren kleineren Kalıibers hinein. Im entleerten Zustande der Knotenpunkte wird nicht selten eine radıär gestreifte Zeichnung im mikroskopischen Bilde bemerk- bar; der Schein eines „körnigen“ oder „kleinzelligen“ Gefüges (F. Müller) 288 entsteht durch die optischen Durchschnitte der Stränge. Gewöhnlich sind beide Zeichnungen in einem und demselben mikroskopischen Bilde des Knotens bemerkbar. So lange dem Beobachter die Structur des Knotens unbekannt ist, da kann die Deutung der mikroskopischen Bilder wegen des zahlreichen Wechsels gewisse Schwierigkeiten bereiten. Später fällt dieses fort; ich habe deshalb auch keine Zeichnung der angedeuteten mi- kroskopischen Bilder in den Tafeln aufnehmen lassen. Ein jeder Knotenpunkt des communalen Bewegungsorganes des Bryozoenträgers tritt, wie erwähnt, in nähere locale Beziehung zu den Knotenpunkten angrenzender Glieder und der Brutkapseln, sowie zum Endoeysten des Gliedes, zu welchem er gehört. Hieran schliefst sich die Frage, ob die in örtlicher Berührung stehenden Gebilde auch continuirlich zusammenhängen, und wie dieser Zusammenhang ist. Obgleich das Ver- halten der an den Septa transversa zusammentreffenden Gebilde einer di- recten mikroskopischen Beobachtung sich entzieht, so darf nach meiner Überzeugung an ihrem eontinuirliehen Zusammenhange hierorts nicht ge- zweifelt werden. Auf die zwischen den Knotenpunkten vorhandene di- reete Verbindung weisen augenscheinlich die Öffnungen der Rosettenplatte hin. Es wäre allerdings denkbar, dafs der zwischen Brutkapseln und Bryozoenträger, sowie zwischen den Gliedern des letzteren, gerade an dieser Stelle unabweislich nothwendige Verkehr auch dann noch stattfinden könne, wenn die bezeichneten Öffnungen durch eine diffusionsfähige Membran verschlossen sein würden. Gleichwohl mufs ich mich für die Ansicht er- klären, dafs durch die Öffnungen kurze Verbindungscanäle zwischen den betreffenden Knotenpunkten hindurchziehen und zwar in Berücksichtigung zweier Erscheinungen. Einmal sind die Haupteanäle der Knoten gerade auf die Öffnungsstellen der Rosettenplatte gerichtet, und zweitens sah ich den Inhalt bei meinen Versuchen aus den Röhren des einen Knotens ohne allen Verzug in die des daneben liegenden vordringen. Für die Annahme, dafs der Eetocyst mit der Substanz der Röhren des Knotens in continuir- licher Verbindung stehe, kann ich nur eine Erscheinung anführen. Man beobachtet nämlich, dafs der bei Anwendung von Reagenzien sich leicht vom Betocysten ablösende Endoeyst mit den Knotenpunkten stets im festen Zusammenhange verbleibt. Aus dem Knospenzeugungsprozels geht übri- gens hervor, dafs die Rosettenplatte nur ein veränderter kreisförmiger 289 Abschnitt des Eetoeysten des Gliedes ist, welches die Knospen treibt, und dafs dieser Abschnitt ursprünglich vom Endocysten des Stammgliedes, so wie später auch von dem der Knospe in ganzer Ausdehnung bekleidet wird. Es ist daher wahrscheinlich, dafs der Endocyst auch nach erfolgter Ausbildung der Rosettenplatte zwischen den Öffnungen erhalten bleibe und hier mit der Wandung der Verbindungskanäle in ceontinuirlichem Zu- sammenhange stehe. Die mikroskopische Zeichnung des communalen verästelten Röhrennetzes mit den Knotenpunkten ist verschieden, je nachdem die Röhren entleert oder mehr oder weniger gefüllt sind. Ich weils nicht, ob man sagen darf, dafs das communale Bewegungsorgan im Bereiche eines ganzen Gliedes im völlig entleerten Zustande vorkomme. Aber zu- weilen tritt der röhrige Bau nirgends deutlich hervor, und das mikrosko- pische Bild erinnert an Nervenstämme, an Nervenplexus, an Ganglien, vornehmlich wenn man von markhaltigen Fasern absieht und die Abwesen- heit destincter, histologischer Merkmale auf Rechnung des niedrigen Standes des Thieres bringt. Ebenso mufs ich hervorheben, dafs ich das communale Bewegungsorgan eines Gliedes auch niemals in seiner ganzen Ausbreitung ge- füllt gesehen habe. Die sichtbaren Füllungszustände sind immer localisirt. Sie sind beschränkt auf einzelne oder auch nur einen einzigen Knotenpunkt, auf einzelne Abschnitte des Stammplexus oder Communicationsnetzes mit oder ohne Knotenpunkte, bisweilen auch nur auf eine oder einige Röhren in den angeführten Bestandtheilen, ja sogar auf einen örtlich ganz be- schränkten Abschnitt einer Röhre. Es ist leicht möglich und sogar sehr wahrscheinlich, dafs eine geringe Quantität der Füllungsmasse in den Röh- ren der Beobachtung sich gänzlich entzieht. Unter diesen Umständen wird es genügen, die mikroskopische Beschaffenheit einer Röhre im we- nigstens scheinbar entleerten und in einem mehr oder weniger gefüllten Zustande zu beschreiben; das Verhalten solcher Stellen des Organes, an welchen mehrere Röhren eines längsmaschigen Netzwerkes beisammen- liegen, wird daraus von selbst verständlich. Im entleerten Zustande (Taf. IV, Fig. 13) können feine Röhren bis auf einen unmelsbaren dünnen Faden zusammenfallen. Gröbere Röhren ziehen sich bis auf einen Durchmesser von 0,0032 —0,0021”” zusammen, aber vom Hohlraum ist auch nicht die geringste Spur wahrzunehmen. Abhdl. der phys. Kl. 1869. Nr. 4. 8 290 Das Gewebe oder die Substanz, aus welcher die scheinbaren dünneren oder diekeren Fäden bestehen, zeigt keine besondere Abzeichen; sie er- scheint entweder gleichmälsig hyalin und homogen oder, und zwar häu- figer, fein granulirt. Zuweilen sind darin vereinzelt oder in Gruppen scharf eontourirte Kügelchen von 0,0059 —0,0023”" eingebettet, sie drän- gen sich auch an der Oberfläche hervor (Taf. IV, Fig. 14). Mikroskopisch verhalten sie sich, auch bei Anwendung von Reagenzien, genau so, wie die in der Bildung oder im Verschwinden begriffenen Vacuolengruppen oder Aggregate scheinbarer Kügelchen, die an dem Endoeysten beschrieben wurden. Im vollkommen gefüllten Zustande erscheint die mehr oder weniger stark erweiterte Röhre entweder gleichmäfsig cylindrisch, oder, und zwar häufig, spiralig gewunden und mit bruchsackähnlichen Ausbuch- tungen versehen (Taf. V, Fig. 18). Die Substanz der unmelsbar dünnen Wand der gefüllten Röhre ist vollkommen durchsichtig und homogen; Vacuolen können gänzlich fehlen, und, wenn sie vorkommen, sind sie sehr klein und in geringer Zahl angehäuft. Zwischen diesen extremen Formen der Füllung und Entleerung liegen nun die zahlreichen Mittelzustände der sichtbaren Füllung, sei es in gröfserer Ausdehnung, oder auf eine kleine Stelle der Röhre lo- calisitt. Am einfachsten markirt sich die Füllung dadurch, dafs in der Axe einer scheinbar soliden fadenförmigen Röhre in Folge des eingedrun- genen Inhaltes ein durchsichtiger, heller Streifen erscheint. Die Wandung der Röhre giebt sich im optischen Querschnitt durch zwei, bei starken Vergröfserungen doppelt contourirte, fein gekörnte und schwach ins Gelb- liche spielende Streifen zu erkennen, welche den durchsichtigen Streifen in der Axe einfassen. Gewöhnlich erfolgt die Anfüllung der Röhren unter dem Auftreten von knotigen Verdickungen, Varieositäten und Ausbuch- tungen an vereinzelten Stellen (Taf. V, Fig. 17) oder in dicht gedrängter Aufeinanderfolge im Verlauf der Röhre. Die plexusartigen Bezirke des communalen Bewegungsorganes (Stammgeflecht, Knotenpunkte) können wie ein Aggregat von runden oder spindelförmigen Bläschen erscheinen (vgl. Taf. IV, Fig. 15). In allen Mittelzuständen der Füllung kommen Asgre- gate von Vacuolen häufiger vor als an den vollständig gefüllten Röhren. Aufserdem habe ich öfters an den in varieöser Form sich anfül- lenden Röhren eine verdickte Stelle der Wand von etwa elliptischer 291 Begrenzung gesehen, die durch ihre mikroskopische Zeichnung an ein Kern- oder Zellengebilde erinnern kann (vgl. Taf. IV, Fig. 15). Auch F. Müller spricht von kernartigen Zellen, die den Nervenfäden seines Plexus zum Unterschiede von denen des Stammes aufgelagert seien und ihnen ein knotiges, höckriges Ansehen geben. Der Verfasser fügt aber hinzu, dafs diese angeblichen Zellen bei Anwendung der Chromsäure ver- schwinden, und dafs die Fäden alsdann schärfere und nur geradlinige Con- touren erhalten. In der That kann von einem Zellengebilde nicht wohl die Rede sein, da bei weiterer Ausdehnung der Röhre die Erscheinung vollständig verloren geht; es liegt vielmehr die Annahme ganz nahe, dafs an den bezeichneten Stellen die jedenfalls eontractile Substanz der Wan- dung in gröfserer Anhäufung und Verdiekung gegeben sei. Hiernach ergiebt die Untersuchung, dals das Gewebe oder die Substanz, aus welcher die Röhren des communalen Bewegungs- organes bestehen, von wesentlich gleicher mikroskopischer Beschaffen- heit ist, wie die des Endoeysten. Für die Übereinstimmung beider Ge- webe spricht ferner, wie schon angegeben, ihr eontinuirlicher Zusammen- hang an den Ausläufern des peripherischen Netzes und an den Knoten- punkten. Obgleich ich die Bildung der Substanz des communalen Be- wegungsorganes nicht im Einzelnen verfolgen konnte, so unterliegt es doch keinem Zweifel, dafs sie, wie die des Endocysten, aus Zellen her- vorgeht, da beide in den auswachsenden Knospen aus einer gemeinschaft- lichen Zellenlage sich bilden, deren äufsere Schicht in den Endocysten, die innere nach und nach sich ablösende in das communale Bewegungs- organ umgewandelt wird. Endlich wäre noch hervorzuheben, dafs beide Substanzen auch in der Vacuolenbildung übereinstimmen, wenngleich diese im Bereiche des Endocysten besonders ausgezeichnet ist. Dagegen unter- scheidet sich das Gewebe des communalen Bewegungsorganes von dem des Endocysten dadurch, dafs an ihm weder Amyloidkugeln noch Kalk- körper abgesetzt werden, ferner dadurch, dafs es contractile Eigenschaft zeist, die am Endocysten der Glieder des Stammes wenigstens bisher sich nicht hat nachweisen lassen. Die mikroskopisch-anatomische Analyse der Bryozoen- köpfe der Brutkapseln und vornehmlich des Insassen, Bryozoid’s — ist mit grölseren Schwierigkeiten verbunden, obschon die Untersuchung g* 292 bei Zoobotryon genauer durchgeführt werden kann, als bei den meisten, uns bisher bekannten Bryozoen (Vgl. Taf. I u. II, Fig. 3A—D). An der Brutkapsel lassen sich, wie an jedem Gliede des Bryozoen- trägers, der Eetocyst, der Endocyst, die perigastrische oder Inhalts-Flüs- sigkeit und diejenigen Bestandtheile unterscheiden, die sich zum gröfsten Theile in eine Kategorie mit dem communalen Bewegungsorgan der Glie- der stellen lassen. Zu den letzteren rechne ich: den Funiculus (posterior) mit seinen Ausläufern und dem Knotenpunkte, ferner die langen und kur- zen Retractoren und endlich die queren Spannfäden der Kapsel. In Betreff des Ectocysten habe ich zu dem, was bereits früher mitgetheilt wurde, nichts wesentlich Neues hinzuzufügen; er gleicht dem Eetocysten der Glieder des Bryozoenträgers, besitzt eine Rosettenplatte gemeinschaftlich mit seinem Stammgliede und ist am einziehbaren Theile durch seine weichere Beschaffenheit ausgezeichnet. Die sogenannte perigastrische Flüssigkeit füllt vor dem Her- vorsprossen der Knospe des Bryozoids den Hohlraum der im Wachsthum begriffenen Brutkapsel ganz allein aus, gerade so, wie die Inhaltsflüssig- keit den Hohlraum der Glieder des Bryozoenträgers, die in den ersten Bildungszuständen sich gar nicht von denen der Brutkapseln unterschei- den lassen. Auch in ihren Eigenschaften stimmt die perigastrische Flüssig- keit mit der Inhaltsflüssigkeit der Glieder überein. Sie ist wasserhell, enthält, von den Zoospermien, Entozoen u. dgl. abgesehen, keine Körper- chen suspendirt, wird auch durch Alkohol, Jod, Säuren nicht irgendwie auffällig getrübt. Obgleich ich keine genügende Quantität derselben iso- liren konnte, um durch Abdampfen Kochsalzkrystalle zu gewinnen, so ist doch kaum ein erhebliches Bedenken gegen die Annahme zu machen, dafs man es auch hier mit einer dem Meerwasser vergleichbaren Flüssigkeit zu thun habe, die vielleicht Spuren von Eiweils enthält. Über den Endocysten mufs ich mich gleichfalls dahin aussprechen, dafs ich bei genauer mikroskopischer Untersuchung keinen wesentlichen Unterschied von dem Endoeysten der Glieder habe auffinden können. Ich empfehle zur Untersuchung Brutkapseln solcher Bryozoenköpfe, die voll- kommen ausgebildet sind, aber einen noch wenig beweglichen Insassen und eine reine Inhaltsflüssigkeit besitzen. Der Endocyst stellt im ausge- dehnten Zustande eine unmefsbar dünne, durchsichtige, homogene Lamelle 295 dar, an welcher Begrenzungen von Zellenkörpern oder Zellenkernen nicht sichtbar sind. Auch habe ich an dieser Haut, wie beim Endocysten der Glieder, ganz deutlich Vacuolen und jene ovalen oder spindelförmigen -oder dreischenkligen verdiekten Stellen gesehen, die mit Ausläufern des communalen Bewesungsorganes in eontinuirlicher Verbindung stehen; des- gleichen adhäriren an der Höhlenfläche, namentlich bei jüngeren, lebens- kräftigen Brutkapseln, sowohl die Kalkkörper als die Amyloidkugeln (vel. Taf. I, Fig. 2@). Durch Reagenzien, welche dem Endocysten Wasser entziehen, wird seine Substanz genau so verändert, wie ich es am Endo- cysten der Glieder beschrieben habe. Es bildet sich dann, — vornehm- lich bei Anwendung des Alkohols, der Chromsäure oder des chromsauren Kali’s, des Chlorpalladium’s, — jenes eigenthümliche Maschenwerk, dessen zerstreute rundliche Maschen an Zellenkerne eines Epithels erinnern, und dessen Fäden für Muskelfäden gehalten werden können. Eine Stelle des Endoeysten ist unter Umständen durch Querstreifen ausgezeichnet; es ist, wie schon angeführt, die Gegend des Sphincter’s. Wirkliche Faserbil- dungen habe ich bisher nicht unterscheiden können. Die Querstreifung macht sich auch nur bei der Oontraction bemerkbar, und so darf man sie auch nur als den optischen Ausdruck von Querrunzeln halten, die bei der Contraction sich bilden. Von den Bestandtheilen der Brutkapsel, die ich in Rücksicht auf die gleichartige Entstehung in eine Kategorie mit dem communalen Be- wegungsorgan der Glieder gestellt habe, verhalten sich der Fumieulus (posterior) mit seinem Knotenpunkte an der Rosettenplatte, desgleichen die von ihm zum Endocysten abgehenden vereinzelten Fäden genau so mikroskopisch, wie das communale Bewegungsorgan der Glieder des Bryo- zoenträgers. Sie zeigen sich im mehr oder weniger gefüllten oder ent- leerten Zustande. Der Knotenpunkt mit dem Funieulus sieht im gefüllten Zustande genau so aus, wie der Theil des Stammgeflechtes des communalen Bewegungsorganes, welcher in den Knotenpunkt ausläuft (vgl. Taf. VI, Fig. 23). Die von ihm zum Endocysten abgehenden Fäden sind Abschnitten des Communicationsnetzes des communalen Bewegungsorganes zu verglei- chen. Den Übergang derselben in ein am Endocysten der Brutkapsel sich ausbreitendes peripherisches Netz habe ich hier nicht verfolgen können. Dennoch wird man sich für das Vorhandensein eines solchen Netzes und 294 seiner Verbindung mit den bezeichneten Fäden aussprechen müssen, da an dem Endoeysten der Brutkapsel jene ovalen oder spindelförmigen ver- diekten Stellen des Endoeysten der Glieder vorkommen, welche hier mit den Ausläufern des peripherischen Netzes im continuirlichen Zusammen- hange stehen. Auch darf man darauf hinweisen, dafs nur auf diese Weise die Ernährung des Endocysten der Brutkapsel ausführbar erscheint. Die Retraetoren und die queren Spannbänder stehen mit dem Endoeysten der Brutkapsel, die Spannbänder auch mit dem Ectoeysten in Verbindung. An den Insertionsstellen dieser Gebilde geht ihre Sub- stanz ohne Unterbrechung durchaus continuirlich in die Substanz des En- docysten und Ecetocysten über. Die Fäden der Retractoren und die queren Spannfäden verhalten sich aber mikroskopisch nicht völlig gleichartig. Die Fäden der Retractoren (vgl. Taf. ], Fig. 3A u. BD) haben im verlängerten Zustande einen Querdurchmesser von 0,0012 —0,003"", ey- lindrische Form, einfache lineare Contour-Linien und der ganzen Länge nach eine homogene Beschaffenheit, wie dünne Glasfäden. Durch die Oontraction verkürzen sie sich bis auf ein Drittheil der ursprünglichen Länge, werden in gleichem Maafse dicker, erhalten eine schwach gelb- liche Tinction und zeigen an ihrer Oberfläche feine parallele Querrunzeln, die ihnen die mikroskopische Zeichnung eines quer gestreiften Muskel- fadens geben. Die allgemeine Form bleibt dabei eylindrisch; die Con- tourlinien erhalten sich einfach, die Substanz des quergerunzelten Cylin- ders zeigt sich homogen, ohne irgend ein Abzeichen; namentlich fehlt auch jede Erscheinung, die auf einen Hohlkörperbau schlieflsen liefse. Die queren Spannbänder (vgl. Taf. I, Fig. 3A), von denen bei Zoobotryon stets je zwei bis auf eime Entfernung von 0,0113"" genähert sind, erscheinen gleichfalls im verlängerten und verkürzten Zustande, bald sehr dünn, etwa 0,002””" im Durchmesser, bald auch um das Zweifache dicker oder stärker. Der Unterschied im Längsdurchmesser des verlän- gerten und verkürzten Zustandes ist aber niemals so auffällig, wie bei den Fäden der Retractoren. Auch habe ich mehrere Male die Beobach- tung gemacht, dafs die Spannbänder im verlängerten Zustande nahezu ebenso dick waren, wie im verkürzten, und im verkürzten Zustande fast ebenso dünn, wie im verlängerten. Endlich fehlen den verkürzten Zu- ständen die feinen parallelen Querwülste. Aus diesen Erscheinungen wird 295 man darauf hingeleitet, dafs man es hier mit anderen Gebilden als mit Fäden der Retractoren zu thun habe, und dies ergiebt die weitere Unter- suchung. Die Querbänder zeigen nämlich sehr häufig, vornehmlich an Prä- paraten, die in Alkohol, Chromsäure u. s. w. aufbewahrt werden, nicht eine eylindrische, sondern eine deutlich bandartige Form, und die Ränder dieser Bänder sind bei genügend starker Vergrölserung (600 maliger) durch doppelte Contourlinien begrenzt, die nach dem übrigen mikroskopischen Verhalten nur auf den optischen Durchschnitt der Wandung eines röh- rigen Gebildes bezogen werden können. Ganz aufällis tritt die röhrige Bildung an der in der Regel trichterförmig erweiterten Insertion hervor, wo die Wandung der Röhre continuirlich in die Wand der Brutkapsel übergeht. Die Füllungsmasse ist im frischen Zustande eine farblose, durch- sichtige Substanz, von einer schwächeren, lichtbrechenden Kraft, als die Substanz der Wandung. Bei Anwendung der schon genannten Reagenzien sah ich gewöhnlich keine Trübung, — weder eine allgemeine, noch eine in bestimmten Grenzlinien localisirte, — hervortreten. Einige Male be- merkte ich an Chromsäure-Präparaten, dafs im Hohlraum ein körniger, kugliger Körper oder auch nur eine körnige, flockige Substanz eingeschlossen war, die eine knotige Verdickung der Röhre bewirkte. Aus dem Um- stande, dafs die Röhren bald gefüllt, dick und mehr eylindrisch, bald ent- leert, dünner und bandförmig sich zeigen, halte ich es für wahrscheinlich, dafs die Füllungsmasse flüssig sei. Die Wandung der Röhre zeigt sich in vielen Fällen, namentlich im frischen Zustande, durch die ganze Länge des Bandes von völlig homogener, gleichartiger, oder doch nur fein gra- nulirter Beschaffenheit, wie die Lamelle des Endoeysten, in welche sie sich eontinuirlich fortsetzt. Sehr häufig sind aber die Querbänder durch eine (selten zwei oder mehrere) etwa mitten ım Verlauf auftretende schein- bar knotige Stelle ausgezeichnet, die von einigen Forschern für einen in der Substanz der Wand eingebetteten Zellenkern gedeutet wird. Oftmals habe ich mich überzeugt, dafs die scheinbar knotige Stelle nur durch eine Einknickung des Bandes bei Abnahme des Umfanges der Brutkapsel hervorgebracht wird. An erhärteten Präparaten waren die Knoten durch Niederschläge im Innern der Röhre oder häufiger noch durch adhärirende 296 körnige Flocken und Kugeln bewirkt. Einen Körper, den man als Zellen- kern zu deuten befugt wäre, habe ich nicht beobachtet. Eine genauere Einsicht in den feineren Bau der Wandung der röhrenförmigen Spannbänder erlangt man durch abgeschnittene erhärtete Brutkapseln, deren Endoeyst und Insasse durch leichtes Reiben mittelst des Deckblättchens wenigstens zu einem Theile von und aus dem Ecto- eysten entfernt worden sind. War die Manipulation glücklich von Statten gegangen, so bemerkt man zur gröfsten Überraschung, dafs die Spann- bänder, zum Theil scheinbar gut erhalten, in der von den Weichtheilen befreiten Brutkapsel zurückgeblieben sind. Sie stehen im glücklichen Falle an beiden Enden in continuirlicher Verbindung mit dem Ectocysten (vgl. Taf. VI, Fig. 27). An der Insertionsstelle erweitert sich das Band ge- wöhnlich trichterförmig, und in ihrer Umgebung wird zuweilen eine zweite kreisförmige Linie (von 0,001”” im Durchm.) bemerkbar, deren Zeich- nung mit den äufseren Begrenzungslinien der Rosettenplatte übereinstimmt, und die daher auch hier wohl auf eine eirculäre verdünnte Stelle zu be- ziehen ist, welche im Eetoeysten an der Insertion der Bänder sich vor- findet. Das Band wird auch jetzt deutlich durch doppelte Contourlinien begrenzt, aber die Substanz der Wandung zeigt sich so vollkommen durch- sichtig und homogen, wie die Lamelle des Ectocysten; von feinkörnigen Trübungen, von adhärirenden Flocken, kugligen Massen, kernähnlichen Bildungen ist auch nicht die geringste Spur zu entdecken. Ein Vergleich der so vorliegenden Spannbänder mit denen im frischen oder erhärteten Zustande ergiebt, dafs durch die Manipulation ein Bestandtheil der Bänder, nämlich der weiche, welcher die fenkörnige Zeichnung und das Auftreten der adhärirenden, lockigen, knotigen Bil- dungen bedingt, entfernt worden ist, und dals nunmehr ein zweiter Be- standtheil, den ich die „elastische Stützlamelle* der Bänder nennen will, frei zu Tage tritt. Die Wandung des röhrigen Spannbandes besteht hiernach aus zwei Schichten, einer äufseren weichen, die sich continuirlich in den Endocysten der Brutkapsel fortsetzt, und einer inneren, der elasti- schen Stützlamelle, deren Substanz vollkommen mit dem Eetocysten über- einstimmt, in den letzteren unmittelbar übergeht und dem entsprechend als ein erhärtetes Exeretionsproduct des weichen Bestandtheiles angesehen werden darf. Im lebenden Zustande der Thiere habe ich die Zusammen- 297 setzung der Wand aus zwei Schichten nicht erkennen können. Die dop- pelten Randeontouren der Spannbänder sind aber wohl auf Rechnung der elastischen Stützlamelle zu bringen, da sie noch sichtbar bleiben, wenn die weiche Schicht entfernt ist. Wie sind nun die beiden, so eben beschriebenen Gebilde der Brut- kapsel, die Retractoren und die Spannbänder, histologisch zu deuten? Wohl alle neueren Autoren haben sie mit Rücksicht auf die contractile Eigenschaft und auf die Faserform für Muskelfasern gehalten. Dafs die Spannbänder, die Parieto-Vaginal-Muskeln der Autoren, nach ihrem inneren Bau weder mit glatten noch mit quergestreiften Muskelfasern ver- glichen werden dürfen, liegt auf der Hand. Höchst wahrscheinlich besitzt aber die weiche Schicht, welche die elastische Stützlamelle überzieht und aus derselben Substanz besteht, wie der Endocyst und das communale Bewegungsorgan, contractile Eigenschaft. Schwieriger ist die Entscheidung in Betreff der Retractoren. Die eylindrische Form, die im verkürzten Zustande erscheinende Quer- streifung erinnern lebhaft an quergestreifte Muskelfasern. Inzwischen muls man doch eingestehen, dafs die eylindrischen Fäden der Retractoren we- der die charakteristischen Eigenschaften der glatten, noch die der quer- gestreiften Muskelfasern irgendwie deutlich zu Tage treten lassen. Jeder Histologe würde in die gröfste Verlegenheit zu setzen sein, wenn er die Frage beantworten sollte, ob die betreffenden Fäden glatte oder quer- gestreifte Muskelfasern darstellen. Dazu kommt, dals Nerven-Elemente gänzlich fehlen. Unter solchen Umständen drängt sich von selbst eine zweite mögliche Ansicht auf, nämlich die, dafs die Fäden der Re- tractoren als Faserbildungen derselben Substanz zu betrachten seien, die wir im Endocysten und in dem communalen Bewegungsorgan kennen gelernt haben, und die hier in dieser Faserform ihre contractile Eigen- schaft besonders entwickelt zeigt. Für diese Ansicht sprechen zwei wich- tige Thatsachen: einmal die völlige Übereinstimmung in der mikrosko- pischen Beschaffenheit der Substanz der Fäden mit der Substanz des En- docysten und des communalen Bewegungsorganes, namentlich an Stellen, wo letztere verdickt auftritt; und zweitens der continuirliche Übergang der Substanz der Fäden in die Substanz des Endocysten der Brutkapsel. Ein erhebliches Bedenken ist meines Erachtens gegen diese Auffassung Abhäl. der phys. Kl. 1869, Nr. 4. 9 298 nicht geltend zu machen. Die Querstreifung verhält sich anders, als bei den quer gestreiften Muskelfasern, da sie nur bei der Verkürzung, und zwar in Folge des Auftretens feiner querer Runzeln, sichtbar wird; sie ist jedenfalls keine Erscheinung irgendwie ungewöhnlicher Art. Auch wird man wohl keinen Anstofs darin finden wollen, dafs ein und dieselbe Substanz in dem einen Falle, — in Betreff des Endocysten und des com- munalen Bewegungsorganes, — in häutiger Ausbreitung und in Röhrenform auftritt, während sie im anderen Falle, in dem vorliegenden, in der Bil- dungsform eines Fadens oder cylindrischen Stranges gegeben ist. Man hätte vielmehr die Thatsache anzuerkennen, dals man es hier mit einer Substanz zu thun habe, welche in verschiedenen Bildungsformen auftrete und sowohl in der häutigen Ausbreitung als in der Faserform ihre con- tractile Eigenschaft entwickeln könne !). Es wäre allerdings sehr wünschenswerth, dafs sich aus der Bildungsgeschichte der Muskelfasern und des vorliegenden contractilen strangförmigen Gebildes genauere morphologische Unterschiede beibringen liefsen, zumal es zugestanden werden muls, dafs beide Gebilde wenigstens in der Art, wie sie ihre contractile Eigenschaft zur Geltung bringen, auf gleichem Boden stehen. Dieses ist leider zur Zeit nicht möglich. Die Bildungsgeschichte der Muskelfasern ist dermalen, sofern nicht Partei- Ansichten in die Wissenschaft fest eingeführt werden sollen, als nicht ab- geschlossen zu betrachten, und dasselbe mufs in Betreff der Retractoren- Fäden ausgesagt werden. Wie aber auch in Zukunft die Frage über die morpholosische Verwandschaft der Muskelfasern und Retractoren-Fasern sich lösen möge, man wird doch immer genöthigt sein, auf den Unter- schied hinzuweisen, dafs die eigentlichen Muskelfasern sich stets in Be- gleitung von Nerven-Elementen zeigen, und dafs die Retractoren-Fäden 1) Im dritten Abschnitt dieser Abhandlung werde ich die Übereinstimmung der in Rede stehenden Substanz mit der contraetilen Substanz anderer niederer Thiere zu be- sprechen haben. Mit Rücksicht darauf mag es gestattet sein, hier hervorzuheben, dafs ein Beispiel von dem Auftreten einer und derselben organisirten Substanz in zwei so ganz verschiedene Bildungsformen, in flächenhafter Ausbildung und in die auf eine Längsaxe berechnete Form, bereits vorliegt. Bei den Campanularien tritt die contractile Substanz, wie ich nachgewiesen habe, nicht allein als häutiges Gebilde, sondern in der Axensub- stanz der Tentakel auch in der Form eines kurzen, durch Contractionsthätigkeit sich ver- längernden Cylinders auf. 299 mit einer in den niederen wirbellosen Thieren sehr verbreiteten contrac- tilen Substanz in Verbindung zu bringen sind, die neben der Contractions- fähigkeit auch noch viele andere Eigenschaften besitzt (z. B. sensible Eigen- schaft zeigt, Keime producirt, Skelete bildet u. s. w.). Über die feineren Struetur-Verhältnisse des Insassen der Brut- kapsel, des Bryozoid’s, habe ich mich bereits im naturgeschichtlichen Ab- schnitt dahin ausgesprochen, dals die Wandung des Hohlkörpers in seiner ganzen Ausdehnung aus zwei Bestandtheilen oder Schichten bestehe: aus einer epithelartigen Zellenschicht und aus einem zweiten Bestandtheil, der an den Tentakeln. an der Innenfläche, am sogenannten Darmkanal an der Aulsenfläche ausgebreitet ist. In Betreff der verschiedenen Formen des Epithels in den verschiedenen Abschnitten des Rohres habe ich gleichfalls an demselben Orte meine Beobachtungen mitgetheilt und auch darauf aufmerksam gemacht, dals die äufseren Formen der Epithelzellen sich mit der Verkürzung und Verlängerung des Darmkanals verändern, und dafs im grölseren unteren Abschnitt des Schlundkopfes, sowie im ersten Magen sich gröfsere Epithelzellen vorfinden, die denselben hyalinen Inhalt führen, den ich bei den Hydrinen beschrieben habe (a. a. O. S. 264 u. £.). Den zwei- ten Bestandtheil sieht man bei lebenden Thieren am besten im verkürzten Zustande der Röhre, wo er in Folge der Verdickung an den Rändern des Präparates im optischen Querschnitt als ein doppelt contourirter, ins Gelbliche spielender, homogener Saum sich zu erkennen giebt. Im stark verlängerten und ausgedehnten Zustande der Röhre erscheint er nur als eine scharf gezeichnete Linie an der Aufsenfläche des Epithels. Eine ge- naue mikroskopische Untersuchung dieses Bestandtheiles am unversehrten Präparate ist kaum durchzuführen, da die darunter oder daneben liegende Epithelzeichnung stets hindernd in den Weg tritt. Ich kann nur angeben, dafs der bezeichnete Saum, so oft und wo ich ihn untersucht habe, auch nicht die geringste Spur einer Zeichnung wahrnehmen liefs, die auf Faser- oder Zellenkörper-Bildung zu beziehen wäre. Sind irgend welche Schatten oder Linien an dem Saum selbst sichtbar, so rühren sie von Runzeln her, die bei der Contraction der Substanz an der Oberfläche entstehen. An zerrissenen Bryozoiden tritt diese Schicht am Rande der einzelnen Präparate in der unregelmäfsigsten Begrenzung in kleinen Abschnitten frei zu Tage. Die Substanz zeigt sich auch hier homogen, genau so wie Stücke der 9% 300 Endocysten-Substanz. Die Übereinstimmung beider Substanzen verräth sich auch durch eine Erscheinung an Tentakeln, wo die betreffende Schicht an der Innenfläche des Epithels liest und der Höhle des Tentakels die innere Fläche zuwendet. Hier sieht man in der Nähe der Spitze und an der Wurzel der Tentakel Häufchen kugliger Körper, die bei durchfallen- dem Licht so dunkel sind, dafs man sie für Anhäufungen schwarzen Pig- mentes halten möchte. Bei auffallendem Lichte erscheinen sie weils und erweisen sich als Aggregate von Kalkkörperchen, die ich bereits an dem Endoeysten beschrieben habe. Erhärtete Präparate sind zur Untersuchung der in Rede stehenden contractilen Schicht ganz untauglich. Es ist mir aber aufgefallen, dafs an den Rändern der Stücke er- härteter Präparate sowohl der Tentakel als des Darmkanals feine, glas- helle Lamellen zum Vorschein kommen, die sich bei näherer Untersuchung wie die elastische Stützlamelle der Spannbänder und wie feine Ecetoeysten- Lamellen verhalten. Ich habe leider, seitdem ich darauf aufmerksam ge- worden bin, nicht Gelegenheit gehabt, lebende Thiere zu untersuchen, an welchen mit Hülfe einer Kalilösung 102 das Epithel und die weiche con- tractile Schicht sich leicht in gröfserer Strecke würden entfernen lassen. Die etwa vorhandene elastische Stützlamelle wäre dann im weiteren Um- fange frei zu machen und ihre Anwesenheit zweifellos sicher zu stellen. Ich erinnere mich aber sehr wohl, dafs die weiche contractile Schieht an den lebenden Tentakeln durch eine auffallend scharfe Contourlinie gegen die Höhle abgegrenzt wird, die möglicher Weise auf Rechnung einer elastischen Stützlamelle zu bringen ist. Bestätigt sich dieses, so würde man in die Zusammensetzung der Wand des röhrenförmigen Bryozoids und seiner Tentakel, wie bei den Sertularien, Campanularien und Hydriden, noch eine elastische Stützlamelle aufnehmen müssen, die als ein erhärtetes Ab- sonderungsproduct an der Innenfläche der weichen contractilen Substanz, am Darmkanal also zwischen dieser und dem Epithel, einzuschieben wäre. 301 ET, Schlussbemerkungen. Die protozootische Substanz. Der Individuenstock der Bryozoen, insbesondere der Vesieulariaden und des Zoobotryon pellueidus. Das eommunale Bewegungsorgan der Vesiculariaden. Systematische Stellung der Bryozoen. Die protozootische Substanz. Die mikroskopische Untersuchung des Zoobotryon pelluerdus hat zu dem Ergebnils geführt, dafs am Aufbau des Bryozoenstockes, abgesehen von den zu Skelettheilen (Eetoeyst, elastische Stützlamelle der Spannbänder u. des Bryozoid’s) erhärteten Excreten nur zwei histologische Substanzen verwendet sind: 1. das in der histologischen Form des Epithels auftretende Gebilde, welches im Bereiche des Bryozoid’s (Darmkanal mit den Ten- takeln) angetroffen wird, und 2. das eigenthümliche, an einzelnen Stellen dureh Contractionsfähigkeit ausgezeichnete Gewebe, aus welchem der En- docyst, die Retraetoren und die weiche Substanz der Spannbänder der Brutkapsel, ferner das communale Bewegungsorgan, endlich der zweite weiche Hauptbestandtheil des Bryozoid’s gebildet sind. Gewebe, die sich mit den so charakteristischen histologischen Elementen des Nervensystems, des Muskelsystems, des Bindesubstanzgerüstes, oder mit dem Blute höherer Thiere vergleichen lassen, kommen bei Zoobotryon pellueidus nicht vor; auch sind dieselben bei keinem Bryozoen mit genügender Sicherheit nach- gewiesen. Das Epithel wechselt seine Beschaffenheit an den verschiedenen Abtheilungen des Bryozoid’s; es trägt Cilien an den Tentakeln und an der Mundöffnung; es zeist im übrigen Theile des Mundstückes und im ersten Magen eine cylindrische Form der Zellen mit einem hyalinen In- halt, welcher mit der von mir beschriebenen Inhaltsmasse der Epithel- Zellen im Fufse der Hydriden übereinstimmt; das Epithel des zweiten Ma- gens ist durch die braune Pigmentirung ausgezeichnet. Die zweite histologische Substanz ist die Hauptsubstanz des Bryo- zoen-Leibes. Der feinere Bau dieses Gewebes darf nicht am Endocysten oder an Bryozoenstöcken überhaupt untersucht werden, die durch Chrom- säure, Alkohol, Glycerin u. s. w. erhärtet und verändert sind. Es ent- stehen dann auf künstlichem Wege Faser- und Fasernetzbildungen, des- gleichen Figuren, die bei flüchtiger Beobachtung das verführerische Bild von Zellenkörpern oder Zellenkernen vorspiegeln. Nur auf diese Kunst- producte vermag ich die Angaben der Autoren über die Structur, z. B. des Endocysten, zu beziehen. Im lebenden, frischen Zustande ist die Substanz festweich, pellucid, farblos, bei einiger Dicke ins Gelbliche spie- lend, entweder völlig homogen oder sehr feinkörnig granulirt, in seltneren Fällen, wie es scheint, durch eingebettete Pigmentkörnchen punctirt. Es ist an ihr auch nicht die geringste Spur einer Zeichnung zu entdecken, die auf Zellenkörper oder deren Bestandtheile, wie z. B. Zellenkerne, zu am auffallend- beziehen wäre. Aber es treten in ihr vorübergehend, sten im Bereiche des Endocysten, — vereinzelt oder in Gruppen und in unregelmäfsiger grölserer Ausbreitung Hohlräume, Vacuolen auf, die je- denfalls eine wasserreiche, wahrscheinlich dem Meerwasser gleichende, zeitweise auch Spuren von Eiweils und Exereten führende Flüssigkeit ent- halten. Die Substanz erscheint im Bryozoenstock vornehmlich in häutiger Ausbreitung, besonders als Röhre oder doch als Hohlkörper geformt; in den Retractoren der Brutkapsel zeigt sie sich auch in Faserform. Es ist also eine histologische Substanz, die in der organologischen Plastik unter verschiedener äufserer Form gleichsam verarbeitet sich darstellt. Aus der Bildungsgeschichte konnte mit Sicherheit angegeben wer- den, dafs die Substanz in der Anlage des Endocysten aus einem Multi- plum von Zellen in flächenhafter Ausbreitung hervorgehe, und dafs die Umwandlung in die fertig gebildete homogene Masse ohne das Auftreten einer sichtbaren Intercellularsubstanz erfolge; die einzelnen Vorgänge bei der scheinbaren Vereinigung der Zellen untereinander waren nicht zu beobachten. In Betreff ihrer anderweitigen Lebenseigenschaften war so eben darauf hingewiesen, dals in ihr mit wasserreicher Flüssigkeit erfüllte Vacuolen auftreten und wieder hinschwinden. Sie zeigt ferner sensible und contractile Eigenschaften; letztere giebt sich durch Verdickung und Knötchenbildung an der häutigen Platte, durch Verengerung und Ein- schnürung erweiterter Röhren, durch Verkürzung, Verdickung und oft sehr reguläre Querrunzelbildung der Retractoren der Brutkapseln zu er- kennen. Die Substanz liefert Exerete. die zu Skelettheilen (Eetocysten, elastische Stützlamellen und Röhren) erhärten; es muls ihr auch die Eigen- 303 schaft zugeschrieben werden, den Sauerstoff aus dem Meerwasser, ja das letztere selbst in sich aufzunehmen und auch wieder abzusetzen. Sie be- sitzt endlich die merkwürdige Eigenschaft sich wieder in Zellenmaterial umzuwandeln, aus welehem dann die Knospenkeime, Sporen, sowie wahr- scheinlich auch die Saamenkörperchen und Eier hervorgehen. Nach allen diesen physiologischen und histologischen Eigenschaften kann das in Rede stehende Gewebe nur mit jener Substanz verglichen werden, über die ich meine Beobachtungen in der Abhandlung „Über die contractile Substanz (Sarcode, Protoplasma) und ihre Bewegungserschei- nungen bei Polythalamien und einigen anderen niederen Thieren“ (Ab- handlungen der K. Akad. d. Wiss. zu Berlin 1867, 5. 152 u. £.) nieder- gelegt habe. Die Übereinstimmung mit dieser Substanz, vornehmlich mit der Form, die bei Hydriden, Campanularien, Sertularien beobachtet wird, kann keinem Zweifel unterliegen. Aufser bei Bryozoen ist nunmehr das- selbe Gewebe gefunden worden: bei Hydriden, Sertularien, Campanula- rien, bei Polythalamien, Amoeben, Gregarinen, bei Noctiluca (Dönitz); es ist höchst wahrscheinlich, — ich drücke mich nur deshalb nicht be- stimmter aus, weil die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen sind, — es ist aber im höchsten Grade wahrscheinlich, dafs es bei Coelenteraten allgemein verbreitet ist, und dals es auch in der thierischen Organisation der Polyceystinen und Infusorien eine Hauptrolle spielt. Hiernach halte ich es für gerechtfertigt, dafs für diese so weit verbreitete Substanz ein Name eingeführt werde, der den Umständen, unter denen sie vorkommt, angepalst ist, und, was vor Allem wichtig erscheint, nicht durch einseitige Auffassung den unbefangenen weiteren Untersuchungen hinderlich wird. Dafs ich hierbei die Namen „Sarcode* und „Protoplasma“ unberücksich- tigt lasse, geschieht nicht etwa, weil der erstere bereits abgenutzt ist, und der letztere in einer in der Geschichte der Wissenschaft fast bei- spiellosen Weise noch gegenwärtig gemifsbraucht wird; sondern weil man durch beide Namen Irrthümer in die Wissenschaft einführt, und weil aulserdem mit diesen Namen ursprünglich nicht derjenige Bestandtheil bezeichnet worden ist, der hier vorliest. Bisher hatte ich mich des Na- mens „contractile Substanz“ bedient, da es mir besonders auf Unter- suchung ihrer contraetilen Eigenschaft ankam. Wir wissen aber, — und ich habe stets darauf hingewiesen, — dafs sie noch viele andere, nicht 504 minder wichtige Eigenschaften besitzt, und dafs die Contraetilität durchaus nicht constant angetroffen wird. Ich schlage daher den Namen „pro- tozootische Substanz“ oder „protozootisches Gewebe“ vor, wo- bei ich vornehmlich auf die Ausbreitung im Bereiche der niedrigsten wirbellosen Thiere Rücksicht genommen habe. Der vorgeschlagene Name scheint mir auch deshalb passend ge- wählt zu sein, weil durch diese Substanz zugleich der wesentlichste Cha- rakter der niedrigsten wirbellosen Thiere gegenüber den höheren ausge- drückt wird. Das protozootische Gewebe findet sich nicht bei Wirbel- thieren, weder im embryonalen, noch im entwickelten Zustande; auch unter den Evertebraten scheint es bei Echinodermen, Mollusken, Artieulata Cuvier nicht vorzukommen, wenn man von einzelnen zu den Würmern gerechneten zweifelhaften Thierformen absieht. Die Ausbreitung der pro- tozootischen Substanz scheint in der That auf die niedrigsten Thierformen beschränkt zu sein. Nach ihrem Vorkommen lassen sich die Evertebraten in zwei Hauptabtheilungen scheiden, die sowohl in histologischer als or- ganologischer Beziehung sehr charakteristische Unterschiede darbieten. In Thieren, bei welchen die protozootische Substanz in die morphologische Organisation eingreift, sind Nervenelemente, Muskelfasern, Bindesubstanz- gebilde, Blut und Blutgefäfse nicht nachgewiesen, und die Leistungen, welche bei höheren Thieren diesen Gebilden zufallen, werden von der protozootischen Substanz, einschliefslich der von ihr gebildeten Skelet- theile, übernommen. Es ist nur noch ein Gewebe, welches neben der bezeichneten Substanz als Baumaterial in dem Organismus dieser niede- ren Thiere verwendet ist, nämlich das auch bei höheren Thieren vorkom- mende Epithel; dasselbe kann aber theilweise oder auch gänzlich fehlen, wie z. B. bei Gromien, Gregarinen, Amoeben, Noctiluca u. A. In orga- nologischer Beziehung wäre darauf hinzuweisen, dafs bei allen Everte- braten mit Nerven-Elementen, Muskelfasern, Bindesubstanzgebilden u. s. w. unter Betheiligung dieser Gewebe zwei röhrige, in einander gesteckte Hauptorgane (aufser Generationsorganen), das Leibeswandorgan und der Darmkanal, den Organismus constituiren; bei wirbellosen Thieren, wo die protozootische Substanz auftritt, giebt es nur einen einfachen Hohlkörper- bau, dessen Formation ausschliefslich oder unter Mitbetheiligung des Epi- thels durch die protozootische Substanz mit ihren Skeletgebilden zu Stande 305 kommt. Aus diesen Betrachtungen geht hervor, dals durch diese Sub- stanz die niedrigsten Thiere morphologisch und auch physio- logisch charakterisirt sind. In meiner oben eitirten Abhandlung habe ich (8. 273—277) eine vergleichende Übersicht des morphologischen und physiolo- sischen Verhaltens der protozootischen Substanz nach den da- maligen Erfahrungen gegeben. Sie besitzt sensible und contractile Eigen- schaft, zuweilen an bestimmten Stellen des Körpers mehr entwickelt, an an- deren, wie es scheint, gänzlich unterdrückt. Sie liefert durch mehr oder weniger festwerdende, häufig unter Aufnahme von Kalksalzen erhärtete Ex- crete mit conchiolin- und spongin-artiger organischer Grundlage (äufsere und innere Skelete, Kerngerüste, elastische Stützlamellen und Stützappa- rate). Durch sie allein kann die Respiration, die Verdauung, die Re- sorption unterhalten werden, obschon gerade diese Eigenschaften bei einer Abtheilung der niederen Thiere (Coelenteraten, Spongien) an das neben ihr auftretende Epithel abgegeben werden. In Anschlufs hieran wäre für die neu hinzugetretenen Bryozoen zunächst anzuführen, dafs unerachtet der nahen verwandschaftlichen Beziehung zu den Üoelenteraten bisher wenigstens bei ihnen Nesselorgane nicht aufgefunden sind, und dafs ihre protozootische Substanz durch die Vacuolen-Bildung ausgezeichnet ist. Ich habe das, wie es scheint, sehr langsam erfolgende, allmählige Auftreten und das Verschwinden der vornehmlich in der Nähe der Iusertion des com- munalen Bewegungsorganes am Endoeysten sichtbaren Vacuolen nicht be- obachtet; ich kann nur aussagen, dafs mir kein Zoobotryon vorgekommen ist, dessen Endocyst nicht Vacuolen enthalten hätte. Ihre Zahl, Gröfse und Ausbreitung ist aber so variabel, dafs ich sie nur als eine zeitweilig auftretende Lebenserscheinung an der protozootischen Substanz ansehen kann. Die Vaeuolen führen als Inhalt in den meisten Fällen höchst wahr- scheinlich nur Meerwasser, unter Umständen vielleicht eine Eiweifslösung und exerementelle Stoffe, von deren localer Ansammlung in der proto- zootischen Substanz hiernach ihre Entstehung abzuleiten wäre. Vielleicht sind die Vacuolen nur als zeitweilig auftretende Reservoirs der bezeich- neten Stoffe anzusehen, die verschwinden, wenn der Inhalt allgemein ver- breitet oder in das communale Bewegungsorgan abgeführt wird. Abhdl. der phys. Kl. 1869. Nr. 4. 10 306 In morphologischer Beziehung hat sich ferner bei den Bryozoen die wichtige Thatsache herausgestellt, dafs die protozootische Substanz in den Retractoren auch in faserartiger Bildungsform auftritt, während sie in den uns bisher bekannten Fällen in häutiger und röhriger Gestaltung beobachtet wurde. Nur in der centralen Axensubstanz der Tentakel- Kammern bei Sertularien und Oampanularien liest das Beispiel einer Bil- dungsform dieser Substanz vor, in welehem die Construction des Bau- materials mit prädominirender Rücksicht auf eine Längsaxe anzunehmen wäre. Ich habe im 2. Abschnitt dieser Abhandlung (S. 297) die Gründe angeführt, die mich bestimmt haben, die Retraetoren der Brutkapsel nicht als Muskelfasern höherer Thiere, sondern als Faserbildung der protozoo- tischen Substanz zu betrachten. Es mag genügen hier darauf aufmerksam zu machen, dafs aus den bekannten morphologischen Eigenschaften der protozootischen Substanz auch nicht die geringste Veranlassung zu ent- nehmen ist, gegen die Faserbildungsform aufzutreten. Man wird sich viel- mehr zu der Thatsache bekennen müssen, dafs diese merkwürdige Sub- stanz in beliebiger Form ausbildungsfähig sei, dafs sie aber am häufigsten — offenbar mit Rücksicht auf den thierischen Hohlkörperbau — in flächen- hafter Ausbreitung als häutiges Gebilde angetroffen werde. Aus den mannigfaltigen Contractionsformen (vgl. meine Abhanıl- lung S.276 und 277)1) lernen wir die aufserordentliche Verschiebbarkeit der Theilchen im Innern der protozootischen Substanz kennen. In Betreff der Bryozoen wäre zu erwähnen, dafs papillare Contraetionsformen, ferner die Bildung von Pseudopodien wenigstens nicht deutlich ausgeprägt sind. Vielleicht lassen sich jene an dem communalen Bewegungsorgan nicht selten sichtbaren Knötchen (Taf. IV, Fig. 15) als Contractions-Papillen deuten; dafs sie Nichts mit Zellenkörper oder Zellenkerne zu thun haben, wurde bereits angegeben. Auch die unter dem Namen „Körnchenbewe- (') Ich habe bereits in meinen früheren Abhandlungen über die contractile Eigen- schaft der protozootischen Substanz darauf aufmerkam gemacht, dafs hier die Unterschei- dung der Contraetionsformen in diejenigen der Ruhe und in die activen wegfalle, da die Beziehung zur Nerven-Erregung fehle. Man darf aber wohl annehmen, dafs in der ur- sprünglichen Bildungsform die Gleichgewichtslage der contractilen Theilchen gegeben sei, und diese kann als eine Form bezeichnet werden, welche die Mitte hält zwischen den beiden Extremen, die im höchsten Zustande der Verkürzung und Verlängerung (Faser- gebilde), oder der Verdickung und Verdünnung (häutige Gebilde) hervortreten. 307 gung* bekannte Contractions- Wellenform habe ich niemals beobachtet. Dagegen sieht man die Retractoren im verkürzten Zustande ganz deut- lich quergestreift, so dafs eine Verwechslung mit quergestreiften Muskel- fasern möglich ist. Man überzeugt sich hier sehr leicht, dafs dieses mi- kroskopische Bild durch die sehr feinen transversalen Runzeln an der ver- kürzten Faser hervorgebracht wird. Die protozootische Substanz liefert überall das Keim- und Bildungs- material für geschlechtlose und ungeschlechtliche Fortpflanzungen, für Knospenbildungen jeglicher Art. Hierbei zeigt sich die ebenso merkwür- dige als räthselhafte Erscheinung, dafs diese Substanz, — an welcher nach ihrer Ausbildung nicht die geringsten Spuren von Zellenterritorien, von Zellenkernen oder irgend welchen Bestandtheilen eines Zellenkörpers nach- weisbar sind, — sich zuerst etwas verdickt und dann scheinbar direct in ein Lager dicht aneinander gedrängter Zellenkörper umwandelt. Die mikroskopische Anatomie bietet dermalen kaum einen Anknüpfungs- punkt dar, um über diese so räthselhafte Erscheinung in eine wissen- schaftliche Diseussion einzutreten; nur was mir räthselhaft und eigen- thümlich erscheint, will ich erläutern. Räthselhaft erscheint mir vor Allem der Vorgang der Zellenbildung selbst, da man an der protozootischen Substanz keinen gesonderten, formlosen Zellinhalt nachweisen kann. Viel- leicht findet vor der Zellenbildung eine für uns nicht unterscheidbare Aut- lösung statt. Als eine der protozootischen Substanz zugehörige Eigen- schaft mulste constatirt werden, dafs die von ihr producirten Zellen die ungeschlechtlichen oder geschlechtlich differenzirten Keime ganzer Or- ganismen repräsentiren oder doch repräsentiren können. Bei höheren Thieren mit spezifieirten histologischen Elementargebilden besitzen sogar nicht alle Gewebe die Eigenschaft, neue Zellen zu produciren. So z. B. halte ich es für noch nicht erwiesen, dals die Muskelfasern und Nerven-Elemente nach vollendeter Ausbildung Zellen zu bilden vermögen. Nur die nicht verhornten oder im Inhalt nicht zu sehr veränderten Epithel- zellen, ferner die Bindesubstanzkörperchen unreifer Bindesubstanz und höchst wahrscheinlich auch die weilsen Blutkörperchen zeigen die Eigen- schaft, dauernd neue Zellen zu produciren. Aus der jungen Brut gehen aber erfahrungsmälsig niemals die Keime ganzer Organismen, sondern nur normal oder abnorm gebildete, untergeordnete Bestandtheile derselben 10" 308 hervor. Die Production der Keime ganzer Organismen bleibt den Keim- Organen vorbehalten. Die protozootische Substanz liefert hiernach einen wichtigen Beitrag zu der bekannten Erfahrung, dafs die Zellenkörper ihre Eigenschaft, Keime ganzer Organismen zu liefern, nur in mehr indiffe- renten Zuständen zu erhalten vermögen, in welchen ihre Ausbildung zu specifischen Formen und Leistungen noch nicht stattgefunden hat. Bau und Leistung des Bryozoenstockes. Die Bryozoen sind uns bisher im mehr entwickelten Zustande nur als Individuenstöcke bekannt geworden. Im allgemeinen Habitus zeigen diese Stöcke eine grofse Übereinstimmung mit den Polypenstöcken insofern, als man auch hier morphologisch und physiologisch zwei in die Zusammen- setzung des Stockes zunächst eingreifende Hauptbestandtheile unterschei- den mufs, nämlich die den Polypenköpfen an die Seite zu stellenden Bryo- zoenköpfe oder Bryozoen schlechtweg genannt und, in besonderen Bei- spielen, auch den Bryozoenstamm oder Bryozoenträger (Bryozophylon oder Bryozophoron). Diese beiden Hauptbestandtheile der bei Bryozoen vorkommenden Individuenstöcke bezeichnen nicht zwei verschiedene aus einzelnen Knospen hervorgegangene Elemente, Glieder, Einzelthiere oder Individuen, sondern eine Gruppe derselben, die im Gesammtstock mor- phologisch und physiologisch in nächster Beziehung zu einander stehen. Als nächste, aus je einer einzelnen Knospe hervorgegangenen Be- standtheile am Kopfe sind zu nennen: die Brutkapsel (Zelle) mit den Re- tractoren, mit den etwa vorhandenen Spannbändern und den Nabelsträngen (Funienlus posterior und anterior), ferner darin eingeschachtelt constant das Bryozoid oder der Darmkanal mit den Tentakeln, und zeitweilig die un- geschlechtlichen oder zgeschlechtlich differenzirten Fortpflanzungsorgane des Stockes, die Statoblasten, Hoden und Eierstöcke. Endlich gehört hierher eine Anzahl von Bestandtheilen des Kopfes, die an der Aufsen- fläche der Brutkapsel hervorsprossen, nicht constant vorkommen und zur Schutzwehr und zur Befestigung des Stockes, zur Verbindung der Köpfe untereinander, zum Schutz der Embryonen dienen (Vogelköpfe, Vibraeula, Zwischenröhren, Ovicellen u. s. w.). Der Bryozoenträger besteht aus den Gliedern des Stengels, der Stolonen und der etwa vorhandenen Verbindungs- 309 Bestandtheile der Äste des Stengels untereinander, wie bei Zoobotryon pellueidus. Nach der Zusammensetzung aus den beiden Hauptbestandtheilen lıes- sen sich zwei Formen von Bryozoenstöcken unterscheiden: nämlich solche, die nur aus Köpfen bestehen (sogenannte Zellstöcke), und diejenigen, welche aus Köpfen und einem Bryozoenträger gebildet sind. Die letzteren sind aber nicht immer gleichartig entstanden. Aus einem bisher bekannt gewordenen Beispiel ging hervor (vgl. S. 253 Anm.), dafs von den an der Zusammensetzung des Stockes betheiligten Köpfen einige aus dem Bryo- zoenträger hervorsprossen, andere dagegen aus schon vorhandenen Köpfen, respective Brutkapseln, von welchen die Knospen am Kopfe überhaupt hervorgehen. Aus diesem Grunde habe ich mit Rücksicht auf die Pro- duetion der Köpfe drei Formen von Bryozoenstöcken eingeführt: Brut- kapsel-Stöcke (Zellstöcke), Stammstöcke und Stamm-Brutkapsel- stöcke. Bei den Brutkapsel- oder Zellstöcken bestehen die Individuen- stöcke nur aus einer Aggregation von Bryozoenköpfen, und diese sind sämmtlich aus Knospen der Brutkapseln hervorgegangen. Die Stamm- stöcke sind durch das Auftreten des Bryozoenträgers charakterisirt, der ausschliefslich die aufserdem an der Zusammensetzung des Individuen- stockes betheiligsten Köpfe producirt. Bei den Stamm -Brutkapselstöcken ist der eine Theil der Köpfe durch Knospen des Bryozoenträgers, ein anderer dagegen durch Knospen der Brutkapseln gebildet (Ü. cellif. E.). An den Individuenstöcken sind nach dem heutigen Stande der Wissenschaft folgende Erscheinungen zu beachten und näher zu erläutern: l. die Descendenz oder Aufeinanderfolge der Knospen mit Rücksicht auf den Ablauf des eyelischen Fortpflanzungs- oder Gattungsprozesses, sei es ohne oder mit Unterbrechung der Continuität durch eingeschaltete Sporen- zeugung; 2. das morphologische Verhalten der durch die Knospen pro- dueirten Elemente des Stockes im Sinne der Metamorphose oder des Polymorphismus und der darin etwa ausgedrückten Differenzirungs- oder Entwickelungsreihe; 3. die Verbindungsweise der Elemente des Stockes untereinander und 4. die physiologische Beziehung der Hauptbestandtheile und Glieder des Individuenstockes zur Fortpflanzung und im Verkehr mit der Aufsenwelt im Sinne der sogenannten Brutpflege und Arbeitstheilung. Es sind besonders die zuerst bezeichneten drei wichtigeren Gesichtspunkte, 310 auf die ich bei der nachfolgenden Analyse des Bryozoenstockes, vornehm- lich des Zoobotryon pelhıcidus, Rücksicht nehme. In Bezug auf die Aufeinanderfolge der Knospen ist bekannt, dafs alle zum Bryozoenkopf gehörigen Elemente des Stockes durch Knos- penzeugung aus der Brutkapsel hervorgehen: zuerst die Knospe des Bryo- zoid’s durch Generatio gemmifera per intussusceptionem (Einschaehtelung vom Grunde der Kapseln, sodann die Knospen für die etwa vorhandenen Schutzwehrapparate durch Generatio g. per juxtappositionem (excentrische Knospenzeugung), beide schon während des Herauswachsens der Brut- kapsel; ferner nach vollendeter Ausbildung des Bryozoid’s und der erwähnten Descendenten bei Zellstöcken, — die excentrische Knospe für neue Brut- kapseln, für etwa vorhandene Ovicellen und schliefslich die Knospen für die sogenannten Fortpflanzungsorgane (Statoblasten, Hoden, Eierstöcke) durch Generat. gemmif. per intussusceptionem. Bei den Stammstöcken, zu denen Zoobotryon gehört, geht die Bildung der excentrischen, endständi- gen Knospen des Bryozoenträgers derjenigen der wandständigen Knospen für die Brutkapseln voran, und bei den Stamm-Brutkapselstöcken folgt die Bildung von Brutkapseln aus vorhandenen Brutkapseln erst dann, wern einzelne Brutkapseln unmittelbar aus dem Bryozoenträger hervor- getreten sind. Charakteristisch für den Knospenzeugungsprozefs der Bryozoen- stöcke ist, dafs bei sämmtlichen durch Generatio gemmifera p. Juxtappo- sitionem producirten Knospen das jedesmalige Stammglied mit seinen Des- cendenten unter Bildung der sogenannten Zwischenwand (Septum) in Ver- bindung bleibt, und dafs demnach die Individuenstöcke in dieser Aggre- gation segmentirt oder gegliedert sich darstellen. Diejenigen Elemente des Stockes, welche auf dem Wege der Einschachtelung (G@. g. p. intuss.) sich bilden (Bryozoid, Fortpflanzungsorgane), stehen durch Nabelstränge (funieul) mit dem Stamm (Endocyst der Brutkapsel) in Verbindung. — Eine Ausnahme von der Segmentirung des Individuenstockes machen unter den Phylactolaemata diejenigen Lophopodier (z. B. Lophopus erystallinus), bei welchen die nach und nach hervorsprossenden Brutkapseln mit ihrem Grundstücke sich nicht vollständig von einander absondern. Als Grundform aller aus dem Knospenprozefs hervorgehenden Elemente des Stockes kann ein einfacher, nach den specifischen Leistungen all verschiedenartig gestalteter cylindrischer oder sphäroidischer Hohlkörper bezeichnet werden, unter dessen Wandungsbestandtheilen eonstant nur diejenigen angetroffen werden, welche zu den protozootischen Gebilden gehören. Bei Zoobotryon pellucidus, wie bei allen Stamm- und Stamm- brutkapselstöcken, sind die im Individuenstock aggregirten Elemente mit Rücksicht auf die morphologische und physiologische nähere Beziehung zu einander unter zwei heteronome Hauptbestandtheile des Stockes aufzufassen, nämlich als Glieder des Bryozoenträgers und als Ele- mente des Bryozoenkopfes. Die Glieder des Bryozoenträgers sind sämmtlich von gleicher Beschaffenheit; sie stellen eylindrische Hohlkörper dar, die nach dem Wipfel des meist 3-, selten 2- oder 4theilig und zwar stumpfwinklig sich verästelnden Stammes hin an Länge und Dicke allmählig abnehmen. Je- des Glied ist nach der Wurzel hin, — an der Verbindungsstelle mit sei- nem Stammgliede, — einfach rechtwinklig, am Wipfelende, — an der Verbindungsstelle mit den von ihm producirten Ästen, — durch 3, 2 oder 4 unter stumpfem Winkel zur Axe angesetzten Endflächen abge- stutzt. An der Mantelfläche, und zwar einseitig, inseriren die Bryozoen- köpfe, mit Alternation in parallelen, wie es scheint, langgezogenen spiralig verlaufenden Reihen angeordnet. Die Glieder des Bryozoenträgers be- sitzen keine Öffnung, durch welche das Meerwasser in die Körperhöhle eindringen könnte; auch ist die weiche Körperwand nach aufsen hin überall durch einen Eetocysten geschützt, der bei Zoobotryon pellucidus keine Poren zeigt, es sei denn, dafs durch den Abfall der Bryozoenköpfe die dazu gehörige Rosettenplatte freigelegt würde. Harte und weiche Ge- bilde eines jeden Gliedes sind aber an den Septa und den Öffnungen der Rosettenplatte mit den anstofsenden Gliedern des Bryozoenträgers und mit den dazu gehörigen Bryozoenköpfen, vornehmlich mit der Brutkapsel, in eontinuirliche Verbindung gesetzt. Die Wand des cylindrischen Hohl- körpers besteht, von dem Ectocysten abgesehen, aus dem protozootischen Endoeysten mit dem genetisch dazu gehörigen, an der Höhlenfläche her- abhängenden Gebilde, dem eommunalen Bewegungsorgan; die Inhalts- tlüssigkeit des Hohlraumes verhält sich wie Meerwasser. Am Bryozoenkopf schliefst sich die Brutkapsel in der äufseren Form an die Glieder des Bryozoenträgers an, mit dem Unterschiede, dals 312 der nach dem Öffnungspole gelesene, obere Abschnitt der Röhre mäfsig verjüngt ausläuft und an dem, dem Wipfelende entsprechenden, Öffnungs- pole selbst mit dem Mundstück und dem After des Bryozoid’s in con- tinuirliche Verbindung tritt. Auch die Brutkapsel zeigt keine eigene Öff- nung für einen direeten Verkehr ihres Hohlraums mit der Umgebung; ihre Weichgebilde werden von aufsen durch den Ectocysten mit dem (ol- lare pectinatum bis auf einen schmalen, ringförmigen Bezirk am Öffnungs- pole geschützt. Wie die Glieder des Bryozoenträgers, so unterhalten auch die Brutkapseln continuirliche Verbindungen mit denjenigen Bestandtheilen des Stockes, die mit ihnen durch den Knospenzeugungsprozels in nächster Beziehung stehen, doch mit der Modification, welche durch die Ausbil- dung des Bryozoenkopfes veranlafst wird. Stets verbindet sich die Brut- kapsel unter Bildung eines Septum mit dem Bestandtheile des Individuen- stockes, aus welchem sie hervorwuchs. Bei Zoobotryon pellueidus (und allen Bryozoen-Stammstöcken) ist dieser Bestandtheil ein Glied des Bryo- zoenträgers, und das auch hier sich bildende, schon erwähnte Septum ist mit rosettenförmig gestellten Öffnungen versehen. Da die Schutzwehr- apparate den Brutkapseln fehlen, auch keine äulseren Knospen zu neuen Brutkapseln aus ihnen hervortreten, so habe ich hier nur auf die, ver- mittelst der Nabelstränge (funiculi) am Germinationspunkte unterhaltene, Verbindung mit den eingeschachtelten Elementen des Kopfes, mit dem Bryozoid und mit den Fortpflanzungsorganen hinzuweisen; die zuletzt ge- nannten Organe sind aber bei Zoobotryon noch nicht beobachtet. Das Bryozoid ist aufserdem durch den protozootischen Wandungsbestandtheil des Kopfstückes und des Enddarms mit dem Endocysten der Brutkapsel am Öffnungspol in continuirliche Verbindung gesetzt. Der Hohlraum der Brutkapsel enthält, abgesehen von den eingeschachtelten Elementen, eine Inhaltsflüssigkeit, die sogenannte perigastrische Flüssigkeit, die sich höchst wahrscheinlich gar nicht von der Inhaltsflüssigkeit der Glieder des Bryo- zoenträgers unterscheidet. Die Wandung der Brutkapsel besteht, wie bei den Gliedern des Bryozoenträgers, aus dem Endocysten mit seinen An- hangsgebilden, zu denen aber hier nicht allein das communale Bewegungs- organ, sondern auch die Retractoren des einstülpbaren Abschnittes, die queren Spannbänder und zu einem Theile die Nabelstränge gehören. 313 Complieirter in der äufseren Form und in der Structur der Wan- dung zeigt sich die röhrige Grundform des Bryozoid's. Der schlingen- förmig gelegene Hohlkörper ist im ein Kopfstück, die Schlundröhre, zwei Magen und in den Enddarm abgetheilt. Das Kopfstück ist mit einer Tentakelkrone ausgerüstet und besitzt die Mundöffnung für die Einfuhr der Nahrungsmittel: der Enddarm führt Exeremente durch die gesonderte Afteröffnung ab: der Hohlraum des Körpers ist so in offenen Verkehr mit dem Meerwasser gesetzt und vornehmlich zu einem Verdauungsapparat eingerichtet: im ausgestülpten Zustande des Thieres wird die Tentakel- krone zum freieren Verkehr mit dem Meerwasser gestellt. Dem Bryozoid fehlt ein eigenes schützendes äufseres Hartgebilde; die Wandung besteht aber überall aus zwei Bestandtheilen: aus der contractilen protozootischen Schicht und aus einem verschieden gestalteten Epithel, das an der Innen- fläche der ersteren und, wie es scheint, auch an der Aufsenfläche der sebreitet ist. Tentakel ausg Unter den Gliedern und Elementen, die sich an der Composition des Individuenstockes bei Bryozoen betheiligen, sind hiernach am Kopf die ausgebildetsten Formen vorzufinden, und das Bryozoid darf als die- jenige bezeichnet werden, in welcher die Organisation des Einzelthieres in dem für den freien Verkehr mit der Aufsenwelt am höchsten ent- wickelten Zustande gegeben ist. Der bei den übrigen Elementen des Stockes nach aufsen hin vollkommen abgeschlossene und mit einer dem Meerwasser nahezu gleichen Inhaltstlüssigkeit erfüllte Binnenraum des Hohl- körpers ist in der schlingenförmig gekrümmten und darmähnlich ausge- bildeten Leibesröhre des Bryozoid’s durch die an ihren Enden angebrachte Mund- und After-Öffnung dem Meerwasser und seinen Bewohnern direet zugänglich gemacht; an das Kopfstück mit der Mundöffnung ist aufser- dem die frei und unbedeckt in das Meerwasser hineinragende Tentakel- krone angesetzt. Gleichzeitig mit dieser Formveränderung wird am Bryo- zoid eine weitere Ausbildung in der Structur der Weichgebilde der Wan- dung des Hohlkörpers beobachtet: zu der protozootischen Schicht, an deren äufserer Fläche der Ectoeyst fehlt, tritt als zweiter Bestandtheil die Epithelschieht hinzu. Als ein eigenthümliches Verhalten des Bryo- zoid’s bei Zoobotryon pellueidus gegenüber den übrigen Elementen des Stockes wäre noch hervorzuheben, dafs an der protozootischen Schicht Abhdl. der phys. Kl. 1869. Nr. 4. 11 314 besondere Anhangsgebilde nieht wahrzunehmen sind; nur der Funiculus posterior, durch den der zweite Magen mit der Brutkapsel zusammenhängt, könnte zu einem Theile mit der protozootischen Schicht des Bryozoid’s in Verbindung gebracht werden. Dem Bryozoid zunächst ist in der höheren Ausbildung der ein- fachen Grundform des Bryozoenkörpers die im Knospenzeugungsprozels ihm vorangehende Brutkapsel zu stellen, und zwar in Rücksicht darauf, dafs unter den Anhangsgebilden des Endocysten auch contractile faser- artige Gebilde vorkommen, durch welche der obere, bewegliche Theil des Hohlkörpers eingestülpt werden kann. Bei Bryozoenköpfen mit beweg- lichen Schutzwehrapparaten (Aviecularıum, Vibracula) würden diese den Brutkapseln anzuschliefsen sein. Die Fortpflanzungsorgane da- gegen, obschon sie in der Aufeinanderfolge der eyclisch sich wiederholen- len Knospentriebe zuletzt auftreten, scheinen bei allen Bryozoenstöcken, wie es bei Individuenstöcken sehr häufig der Fall ist, wieder in mehr einfacher Form als einfach geschlossene, protozootische Schläuche aus- sebildet zu werden. Die Individuenstöcke der Bryozoen sind vor Allem dureh die bekannte Vereinigung der den eyclischen Lebenslauf des Geschöpfes abschlielsenden Elemente zur Form des Bryozoen- kopfes charakterisirt. Die Form kommt, wie erwähnt, durch Knospen- zeugungsprozesse zu Stande, die an der Innen- und, bei etwa vorhande- nen Schutzwehrapparaten, auch an der Aufsenfläche des Hohlkörpers der Brutkapsel vor sich gehen. Es bildet sich eine Aggregation von Indivi- duen aus, in welcher das Bryozoid und die Fortpflanzungsorgane als In- sassen, die etwa vorhandenen Schutzwehrapparate als äufserliche ange- hängte Nebenorgane der Brutkapsel sich darstellen. Für das Bryozoid mit der Tentakelkrone ist aulserdem die Brutkapsel nicht blos eine ein- fach schützende Hülle: sie ist durch die Invaginationsfähigkeit mittelbar zu einem Bewegungsapparat für dasselbe eingerichtet. Auf diese Weise erhält der Bryozoenkopf eine morphologische und physiologische Anord- nung, die lebhaft an die Organisation höherer wirbelloser Thiere erinnert, bei welchen als Hauptorgane des Körpers, von den Geschleehtsorganen abgesehen, das Leibeswandorgan und der Darmkanal unterschieden wer- den können: die Brutkapsel wurde deshalb bisher als Leibeswandorgan, das Bryozoid als Darmkanal gedeutet. Ich habe mich bereits darüber aus- gesprochen, dals die Analyse der Bryozoenköpfe, ihrem Bildungshergange entsprechend, nur im Sinne der Lehre von den Individuenstöcken unter- nommen werden könne (8. 238). Das communale Bewegungsorgan. Der Verkehr der Bryozoenstöcke mit der Umgebung wird, wie bekannt, vornehmlich durch die Bryozoiden unterhalten. Von ihnen ansschliefslich wird die Nahrung für den ganzen Stock auf- senommen, verdaut, als Ernährungsflüssigkeit den übrigen Bestandtheilen mitgetheilt und das Excrement ausgeschieden. Durch die Bryozoiden allein kann zur Unterhaltung des Athmungsprozesses der O von aulsen dem Stock zugeführt und die Kohlensäure so entfernt werden. Die flimmernde Schicht der Tentakeln mag hierbei direct OÖ aus dem Meerwasser aut- nehmen, und bei der Continuität des protozootischen Bestandtheiles aller Elemente des Stockes wäre es denkbar, dafs auf diese Weise der O all- gemein verbreitet werde. Der Umstand jedoch, dafs die Körperhöhlen aller übrigen Elemente von Meerwasser erfüllt sind, macht es wahrschein- lich, dafs zur Unterhaltung des Athmungsprozesses Ohaltiges Meerwasser von den Bryozoiden dem Stocke zugeführt werde. Alle etwa vorhande- nen Abfälle des Stoffwechsels können ihren Ausweg aus dem Stock nur durch die Bryozoiden finden. Die Bryozoenstöcke ermangeln, wenn man von einigen noch ganz räthselhaften Ausnahmen (Flustra u. A.) absieht, der freien Bewegung. Die Bewegungserscheinungen im directen Verkehr mit der Umgebung sind auf die beim Einsaugen der Nahrung sichtbaren Bewegungen der Tentakel des Bryozoid’s beschränkt. An den Krüm- mungen der Tentakel bei Berührung mit fremden Körpern, bei chemisch einwirkenden Substanzen giebt sich die Empfindlichkeit derselben für me- chanische und chemische Eindrücke zu erkennen. Bei den Bewegungen und sensiblen Erregungen der Tentakel wird jedenfalls die protozootische Schicht des Bryozoiden-Leibes in Anspruch genommen. Bekannte Lebenserscheinungen und anatomische Thatsachen lassen ferner keinen Zweifel darüber, dafs ein inniger Verkehr zwischen den Bryozoiden und den übrigen Elementen des Bryozoenstockes sowie zwischen den Bestandtheilen des Stockes untereinander ar 316 bestehe, obgleich Gebilde, die man als Nerven und Gefälse auffassen könnte, gänzlich fehlen. Am auffälligsten ist dieser Verkehr zwischen Bryo- zoid und Brutkapsel. Die geringste mechanische oder chemische Rei- zung der Tentakel hat sofort die Contraction der Retractoren der zuge- hörigen Brutkapsel, die Invagination zur Folge, sei es vollständig oder unvollständig und in willkürlich regulirten Absätzen. In Betreff der Eva- gination läfst sich dasselbe aussagen. Durch das Bryozoid erhält die Brut- kapsel auch Ernährungsflüssigkeit und Ohaltiges Meerwasser. Und weiter lehrt die Erfahrung, dafs ein solcher inniger Verkehr zwischen den Köpfen untereinander, überhaupt zwischen allen Elementen des Stockes Statt habe. Man beobachtet nämlich, dafs unmittelbar nach der in Folge eines Angriffs ausgeführten Invagination eines Kopfes die ausgestreckten Tentakelkronen anderer, selbst aller Köpfe des Stockes ein- gezogen werden. Es giebt ferner Zell- oder Brutkapselstöcke, bei welchen die Annahme nothwendig wird, dafs einzelne dem freien Verkehr mit der Umgebung entzogene Köpfe des Stockes durch die im freien Verkehr ste- henden ernährt werden. Aufserdem ist es nicht zweifelhaft, dals alle Knospen, bevor die Brutkapsel und das Bryozoid ausgebildet sind, nur durch den Mutterkopf und bei Stammstöcken sogar durch fernstehende Köpfe ernährt werden müssen. Bei Stamm- und Stamm-Brutkapselstöcken treten die Erscheinungen des innigen Verkehrs der Elemente des Stockes untereinander im Allge- meinen noch auffälliger hervor, da durch den Stamm und seine oft sehr zahlreichen Glieder die Verkehrsbahn sehr bedeutend an Ausbreitung ge- winnt. Von Mimosella Hinks ist bekannt, — und dies habe ich auch bei Serialarien beobachtet, — dafs sich den Bewegungen des ersten Paares der Köpfe in der Regel die der zunächst anstofsenden in der Reihe, wie sie aufeinander folgen, anschliefsen (vgl. F. Müller a. a. O.). Farre macht darauf aufmerksam, dafs Ellis in einer mir nicht zugänglichen Schrift (7Histowr. nat. des Corall. p. 36) über eine ähnliche Erscheinung bei Vesicularia spinosa berichtet und bereits den in der Axe der Glieder des Stammes verlaufenden Strang als das Communicationsorgan der Köpfe untereinander betrachtet !). Dafs der so umfangreich auswachsende und ') Ellis was, i believe, the first to notice in this species (Vesicularia spinosa Thomps.) to be a direct medium of communication between the animals themselves. It consists of a N 317 fortdauernd Brutkapselknospen treibende Stamm des Zoobotryon pelluerdus nur durch die Köpfe, und zwar im letzter Instanz durch die Bryozoiden ernährt werden könne, war bereits von mir besprochen. Da hier die Wurzelglieder des Stammes häufig gar keine eigenen Köpfe besitzen und dabei doch an Länge und Dicke zunehmen, so müssen sie durch Köpte entfernter Glieder ernährt und durch diese auch die Abfälle des Stofl- wechsels entfernt werden. Die anatomischen Thatsachen, die zur Erläuterung dieses innigen Verkehrs der einzelnen Elemente des Bryozoenstockes unter- einander dienen können, sind bei Brutkapselstöcken noch nicht hinreichend erkannt. Man würde hier seine Aufmerksamkeit hauptsächlich auf die Communications-Poren und Kanäle zu richten haben, die zwischen «den aneinander grenzenden Brutkapseln, vornehmlich an den Septa, vorkom- men. Bei Zoobotryon pellueidus ist es möglich gewesen, die Verkehrs- bahn in ihrer ganzen Ausbreitung genauer zu verfolgen; — sie wird durch das von mir bezeichnete communale Bewegungsorgan vermittelt. Dieses Organ, ein netzförmig verzweigtes, röhrenförmiges Anhangsgebilde des Endocysten der Brutkapsel und der Glieder des Stammes, steht in den Brutkapseln durch den Funiculus posterior und durch einzelne Ver- bindungsröhren mit dem zweiten Magen des Bryozoid’s, vielleicht auch mit anderen Körpertheilen desselben im Zusammenhange und unterhält an der Rosettenplatte der Septa, den Verkehrsstationen, durch kurze Com- municationsröhren die eontinuirliche Verbindung zwischen den Brutkapseln und den Gliedern des Stammes, sowie zwischen den letzteren unterein- ander. An dem Organ eines jeden Elementes können unterschieden wer- den: der feinere peripherische Abschnitt mit den in die Endoeysten aus- laufenden Endorganen, ferner stärkere die Elemente des Stockes, vornehm- lich die Verkehrsstationen, direct verbindende Stammplexus und endlich das zwischen diesen beiden Abschnitten ausgebreitete intermediäre Netz- werk. Das verästelte Netzwerk mit seinen Verkehrsstationen erscheint abwechselnd im gefüllten und entleerten Zustande. Ich habe es thread of a darker substance than the rest of the stem, running within its upper surface im- mediately below the base of the cells. Ellis states, that the sligtert movements of the animal were communicated to this substance, an observation, that i have not been able to confirm; but my specimens were not very lively (a. a. O. S. 402). > 2} 318 auch verfolgen können, dafs die Füllungsmasse von den Verkehrsstationen, allerdings stets sehr langsam, in angrenzende entleerte Abschnitte des Netz- werkes sich ausbreitete; aber es ist mir nicht möglich gewesen, eine m bestimmter Richtung durch den ganzen Stock fortziehende Bewegung zu verfolgen. Bei dem grofsen Wechsel im Verkehr zwischen den Elementen les Stockes ist aber auch eine solche Bewegung kaum vorauszusetzen; ınan darf jetzt annehmen, dafs in den meisten Fällen der erste Anstofs zu einer Bewegung im Individuenstock von den Bryozoiden ausgehe. Das communale Bewegungsorgan unterhält nicht allen den gegenseitigen Verkehr der Elemente des Bryozoenstockes mit Rücksicht auf die in den Röhren auftretenden Inhaltsmassen, es bezeichnet auch die Bahn, auf weleher sensible Erregungen von jedem Punkte des Stockes aus in beliebiger Richtung fortgepflanzt und verbreitet wer- den können. Ein und derselbe nähere Bestandtheil des Organismus dient daher zwei sehr verschiedenartigen Leistungen, die bei höheren Thieren von zwei und selbst mehreren speeifisch verschiedenen Organen ausgeführt werden. ls steht dies offenbar im Zusammenhange mit der Thatsache, dafs auch in Betreff der elementaren Baumaterialien für die specifisch verschiedenen histologischen Elemente (Bindesubstanz, Blut, Muskelfasern, Nervenelemente u.s. w.) höherer Thiere eine einzige histologische Substanz, die protozoo- tische, gegeben ist. Die in der vergleichenden Anatomie ehedem und auch noch gegenwärtig sehr verbreitete Ansicht, dafs die niederen Thiere nur als eine mehr oder weniger vereinfachte Ausgabe oder als ein Auszug der höheren Organismen, sei es in Betreff der Baumaterialien oder der Organe und näheren Bestandtheile, anzusehen seien, diese Ansicht bedarf ‚laher einer wesentlichen Ergänzung. Die niederen Thiere sind nicht blos einfacher, sie sind auch anders organisirt; sie stellen eine weniger spezifisch differenzirte und entwickelte Organisation dar, in wel- eher nicht allein elementare Baumaterialien, sondern auch nähere Bestand- theile und Organe, unerachtet gleichartiger, analoger morphologischer und fo) physiologischer Beziehungen, dennoch mit einer anderen Bedeutung auf- treten. Die protozootische Substanz, obgleich sie contractil ist, darf nicht, auch dann, wenn sie in Faserform vorliegt, für homolog der Muskelfaser höherer Thiere gehalten werden; das Bryozoid, obgleich wie ein Darm- 319 kanal im Allgemeinen geformt und auch thätig, ist nicht ein dem Darm- kanal homologes Gebilde; das communale Bewegungsorgan, obgleich es ein netzförmig verzweigtes Röhrensystem darstellt, in welchem flüssige Inhaltsmassen verschiedener Art fortbewest werden, darf da, wo von Ho- mologie die Rede ist, in keiner Weise mit irgend einem Gefälssystem hö- herer Thiere verglichen werden. Wie im speciellen Falle die Unterscheidungsmerkmale und das An- dersverhalten zu begründen seien, das ist aus den wissenschaftlich fest- gestellten Umständen abzuleiten. Die Lösung dieser Aufgabe ist zur Zeit noch sehr schwierig. Allein eine besondere Aufmerksamkeit hat man auf die bereits angedeutete, durch den Entwickelungs- und Differenzi- rungsprozels bedingte gesetzliche Erscheinung zu richten, darauf näm- lich: dafs einerseits in der thierischen Organisation höherer Entwickelungs- stufen nächste und entferntere Bestandtheile gegeben sind, die auf einer niederen Stufe der Entwickelung noch gar nicht vorhanden sind und auch nicht vorhanden sein können, weil ihr Auftreten erst durch den Fort- schritt der Entwickelung und Differenzirung bedingt ist, — und dafs an- dererseits bei niederen Thieren, ihrer Entwickelungsstufe entsprechend, Bestandtheile angetroffen werden, welche mehrere verschiedenartige, für die thierische Organisation nothwendige, Leistungen zugleich erfüllen, und die bei höheren Thieren deshalb nicht gesucht werden dürfen, weil für diese Leistungen gesonderte und spezifisch ausgebildete Organe auftreten. Aus dieser gesetzlichen Erscheinung ergiebt sich, wie die Vereinfachung der Organisation bei niederen Thieren zu verstehen sei, und dafs die verglei- chende Anatomie bei Feststellung der Homologien zwischen thierischen Organismen verschiedener Entwickelungsstufen mit gröfster Vorsicht zu verfahren habe. Es wäre wünschenswerth, dafs der hervorgehobene Unterschied zwischen Organen höherer und niederer Entwickelungsstufe, unerachtet ge- wisser morphologischer und physiologischer Analogien, dennoch jedesmal durch die Benennung gekennzeichnet würde, damit nicht ganz unvermerkt unbegründete Homologien in der Wissenschaft sich einbürgern. Bei dem in Rede stehenden Organ der Bryozoen kam es darauf an, einen Namen zu wählen, bei welchem nicht sowohl die unter den verschiedensten Um- ständen der Organisation wiederkehrende, sehr verbreitete, verzweigte Röhrenform, als vielmehr die verschiedenartigen Leistungen berücksichtigt würden, die dasselbe im Bryozoenstock erfüllt; ich habe geglaubt, dafs dieser Anforderung am besten durch die Benennung „ceommunales Be- wegungsorgan“ entsprochen würde. L Das communale Bewegungsorgan besitzt keinen Theil, der, gleich einem Herzen, durch andauernde oder unterbrochene rhythmische Con- traction die Fortbewegung der zeitweilig auftretenden tropfbarflüssigen Inhaltsmassen beherrschen könnte. Obgleich es ferner nicht zweifelhaft ist, dafs dieser Inhalt, sofern er Ernährungsflüssigkeit oder Respirations- wasser ist, durch das Bryozoid in das communale Bewegungsorgan hin- eingelangt, so habe ich doch keine Erscheinung wahrnehmen können, aus welcher man schliefsen dürfte, dals, wie bei den Campanularien, Sertu- larien u.s. w., von dem Magen aus, so hier von dem zweiten Magen des Bryozoid’s aus auf die Bewegung des Inhaltes im communalen Bewegungs- organ eingewirkt würde. Ich kann eben nur aussagen, dafs die Art und Weise, wie dıe Inhaltsmassen, wenn auch langsam, in jeder beliebigen Richtung und in beliebig abgesteckten Grenzen fortbewegt, und wie die Röhren gefüllt werden, unabweislich auf eine hierbei thätige active Con- tractions- und auch Expansionskraft der protozootischen Wand der Röhren des communalen Bewegungsorganes schlielsen lassen. Die Contraction der Röhren kann in jeder beliebig localisirten Abgrenzung auftreten und seht so weit, dals der Inhalt gänzlich entleert wird, und dafs kein mi- kroskopisches Zeichen den vorhandenen Hohlraum erkennen läfst. Aber auch eine active Expansionskraft muls hierbei in Rechnung gebracht wer- den, da die Ausdehnung der Röhren nicht gleichmäfsig, sondern an einer Stelle unter localer Verdickung der Wand, an einer anderen unter ganz auffälliger, einseitiger Ausbuchtung von Statten geht. #4 Systematische Stellung der Bryozoen. Meine Untersuchungen haben ergeben, dafs die Bryozoen zu einer Entwickelungs- und Differenzirungsstufe thierischer Organisation gehören, bei welcher die charakteristischen Gebilde des Nervensystems, des Muskel- systems, ferner Blut und Bindesubstanzgebilde höherer Thiere nieht vor- kommen, und die vielmehr durch die „protozootische Substanz“ ausge- zeichnet ist.» Jeder Versuch, die Bryozoen mit wirbellosen Thieren, bei 321 denen unzweifelhaft die Formelemente des Nervensystems u. s. w. vor- kommen, in eine systematische Abtheilung zu vereinigen, ist hiernach un- statthaft. An der morphologischen Organisation der eigentlichen Mollusken sind Gebilde des Nervensystems u. s. w. betheiligt, die protozootische Sub- stanz dagegen fehlt; nach meinem Dafürhalten dürfen die Bryozoen nicht in eine nahe systematische Beziehung zu den Mollusken gebracht werden. Die zoologische Systematik hat vielmehr die Aufgabe, unter den niedrigsten wirbellosen Thieren, bei welchen im Gesammtbau des Körpers die protozootische Substanz die Hauptrolle besitzt, die ver- wandte Abtheilung zu ermitteln. Bei Lösung dieser Aufgabe würde zu- nächst festzustellen sein, ob im Bereiche der niedrigsten wirbellosen Thiere noch „untergeordnete“ Differenzirungs- oder Entwickelungsstufen ihrer morphologischen Organisation sich zu erkennen geben, und wodurch diese anatomisch ausgedrückt sind. Denn als erster Grundsatz in der Syste- matik ist festzuhalten, dafs nur Thiere von gleicher Differenzirungsstufe in der Organisation oder von gleichwerthigen inneren Bau systematisch aneinander geschlossen werden dürfen. So weit meine Erfahrungen reichen, so lassen sich die niedrig- sten, wirbellosen Thiere mit Rücksicht auf den inneren Bau in zwei Gruppen scheiden: bei der ersten ist die Wand des thierischen Hohl- körpers ausschliefslich durch die protozootische Substanz gebildet (Amöben, Polythalamien u. A.), bei der zweiten tritt aufserdem nach vollendeter Ausbildung des Thieres in gröfserer oder geringerer Ausbreitung das Epithel hinzu. Im letzteren Falle wird also die Wand des thierischen Hohlkör- pers durch zwei Bestandtheile, protozootische Substanz und Epithel, con- stituirt, obschon die protozootische Substanz im Gesammtbau des Kör- pers als Hauptbestandtheil anzusehen ist. Jedenfalls ist aber hierin ein Fortschritt in der Ausbildung der morphologischen Organisation, eine „untergeordnete“ Differenzirungsstufe, gegeben. Eine vollständige und ge- naue Abgrenzung dieser zweiten Gruppe der niedrigsten wirbellosen Thiere ist zur Zeit noch nicht möglich; allein man darf die Polypen und wahrscheinlich auch die Medusen, also die Coelenterata Leukart’s, als Repräsentanten anführen. Abhdl. der phys. Kl. 1869. Nr. 4. 41 322 Die Bryozoen sind nach meinen Beobachtungen gleichfalls in die zweite Gruppe der niedrigsten wirbellosen Thiere zu stellen, und die systematische Induction hätte nun zu untersuchen, ob sie unter die Medusen oder unter die eigentlichen Polypen, Anthozoa Ehr., aufzuneh- men, oder ob sie als eine selbstständige systematische Abtheilung ihnen anzuschliefsen seien. Ich mufs mich mit Ehrenberg für die letztere Ansicht erklären, da sowohl die besondere Beschaffenheit der protozoo- tischen Leibeswand, als auch der architektonische Bau des Individuen- stockes, — zwei morphologische Eigenschaften, die bei der angeregten Frage in erster Linie zu beachten wären, — gegen die Unterordnung oO unter die Medusen und Polypen sprechen. Der protozootischen Leibeswand der Bryozoen fehlen die Nesselorgane; sie sind aufserdem ganz besonders ausgezeichnet durch das von mir beschriebene communale Bewegungsorgan. Dieses Organ darf, unerachtet durch dasselbe Ernährungsflüssigkeit, Respirationswasser, ex- crementelle Stoffe bewegt werden, homologisch weder mit dem Gastro- vasculärsystem der Medusen, noch mit den Ernährungskanälen der Po- lypenstöcke verglichen werden; die beiden letzteren vertreten mit ihrer Höhle den Hohlraum des thierischen Körpers selbst, das erstere ist, wie ich gezeigt habe, zugleich mit den Nabelsträngen, Retraetoren und den Spann- bändern ein Anhangsgebilde der protozootischen Leibeswand, welches in der Flüssigkeit des eigentlichen Hohlraumes des thierischen Körpers flottirt. In Betreff der Architektonik der Bryozoenstöcke ist die Ver- wandschaft mit den Thierstöcken bei Hydromedusen (Sertularien, Cam- panularien) und bei Anthozoen ganz unverkennbar. Die Aggregation der Elemente des Thierstockes in flächenhafter Ausbreitung, in dendritischer Form, auch in anderweitiger räumlicher Anordnung in den verschieden- artigsten Combinationen wiederholen sich hier überall auf gleiche Weise. Auch darin findet eine grofse Übereinstimmung Statt, dafs unter den Thier- stöcken nicht selten die im Habitus sehr ähnlich sich verhaltenden so- genannten Stammstöcke auftreten, an welchen die Köpfe und die Elemente des Stammes oder Trägers der Köpfe mit gleichartiger Bedeutung sich wiederholen. Gleichwohl besitzt der Bau des Bryozoenstockes zwei cha- rakterist'sche morphologische Einrichtungen, die bei anderen nie- deren Thierstöcken nicht vorkommen: 1, die röhrigen Elemente des Stockes 323 sind durch Septa geschieden, und der Verkehr untereinander wird durch das ihnen eigenthümliche ecommunale Bewegungsorgan und durch Nabel- stränge vermittelt; 2, die Köpfe bestehen aus zwei ineinander geschach- telter Elemente, aus der Zelle oder Brutkapsel und aus dem auch mit einer Afteröffnung versehenen Bryozoid, das mit seiner Tentakelkrone in die Zelle eingestülpt und zum Verkehr mit dem äufseren Medium evaginirt werden kann. Unter den zum Vergleich herangezogenen niederen Thierstöcken würden allein die Octactinien zur Sprache zu bringen sein, da die Köpfe bei ihnen wie bei den Bryozoen eingestülpt und vorgestreckt werden, des- gleichen aus zwei Bestandtheilen, aus dem Magen und aus dem gekammerten Mantelabschnitt, zusammengesetzt sind. Aber selbst wenn erwiesen wäre, dals die beiden Hauptbestandtheile der Köpfe bei Octactinien genetisch in ganz gleicher Weise gedeutet werden mülsten, wie das Bryozoid und die Brutkapsel der Bryozoen, so sind die Unterschiede im Bau doch so wesentlicher Natur, dafs ihrer Vereinigung in eine systematische Abthei- lung, ganz abgesehen von ihrem verschiedenen Verhalten hinsichtlich der die Elemente des Stockes trennenden Septa, die gerechtfertigsten Bedenken entgegengestellt werden können. Nach dem gegenwärtigen Stande un- serer Erfahrungen lassen sich die Bryozoen in der That nur als eine selbst- ständige Abtheilung unter die Coelenteraten, und zwar den Anthozoa (Ehr.) zunächst, systematisch unterbringen t). 1) Ich mufls es mir versagen, auf die systematische Stellung der Tunicaten zu den Bryozoen näher einzugehen, da die Anatomie dieser Thiere nach meiner Überzeugung mit Rücksicht auf die in vorliegender Abhandlung erläuterten Grundsätze einer Revision zu unterwerfen sein möchte. Die bereits bekannte morphologische Organisation der Tuni- eaten tritt der systematischen Annäherung an die Bryozoen mehrfach entgegen. — Ebenso muls ich bekennen, dafs ich auf meinem Standpunkte mich nicht zu Gunsten des mir nachträglich bekannt gewordenen Versuchs A. Schneider’s aussprechen kann, der die Bryozoen mit den Gephyreen und Acanthocephalen unter dem Namen Rhymchocephala bei den Würmern systematisch unterbringt (M. Schulze’s Archiv für m. Anat. Bd. V, 5. 376). Erklärung der Abbildungen. (Alle Zeichnungen sind auf Zoobotryon pellueidus Ehrbg. zu beziehen.) Allgemeine Bezeichnungen. Stamm des Bryozoenstockes Glieder des Bryozoenstammes. Septa, durch welche die Glieder des Stammes untereinander und die Brut- kapseln der Köpfe von ihrem Stammgliede geschieden werden. Rosettenplatte des Septum. Wipfelendfläche der Glieder des Stammes. Wurzelendfläche derselben. Köpfe des Bryozoenstockes oder die schlechtweg sogenannten Bryozoen. Brutkapsel der Köpfe des Bryozoenstockes. . Die einstülpbare, obere Abtheilung der Brutkapsel mit dem Öffnungspole. . Das fester gestützte, untere, basilare oder Grundstück derselben mit dem Befestigungspole. . Höhle der Brutkapsel oder der sogenannte perigastrische Raum des Bryo- zoenkopfes. Das Bryozoid, der sogenannte Darmkanal mit der Tentakelkrone. . Ectocyst am Stamm, wie an den Köpfen des Bryozoenstockes. . Endocyst ebendaselbst. Verdickte Stellen des Endocysten an der Insertion der terminalen Ausläufer des communalen Bewegungsorganes. Gruppen von grölseren Vacuolen im Endoecysten. Aggregate kleinerer scheinbarer Kügelchen, — im Entstehen oder Verschwin- den begriffener Vacuolen. Conglomerate von Kalkkörper, an der Innenfläche der Endocysten adhärirend. . Amyloidkörper ebendaselbst. Communales Bewegungsorgan. Stammgeflechte desselben. Sogenannte Ganglien, Knotenpunkte oder Verkehrsstationen des communa- len Bewegungsorganes. Fig. 1!. Fig. 1°. cp. Das peripherische Netz des communalen Bewegungsorganes. ec. Das Communicationsnetz desselben zwischen dem Stammgeflecht und dem peripherischen Netze. cf. Terminale Ausläufer des communalen Bewegungsorganes, die in z des En- docysten eontinuirlich übergehen. rl. Lange Retraetoren der Brutkapsel. rb. Kurze Retraetoren derselben. /. Nabelstrang, funiculus posterior, durch welchen der Brutkapsel-Endocyst mit dem zweiten Magen des Bryozoid’s in Verbindung steht. t. Spannbalken der Brutkapsel. ph. Schlundkopf des Bryozoid’s. ph!. Mundöffnung desselben. o. Speiseröhre des Bryozoid’s. v!. Vorderer oder erster Magen desselben. v?. Der zweite Magen. “ r. Der Enddarm oder das Rectum. ri. Afteröffnung des Enddarms. I. Die Tentakel des Schlundkopfes. Tafel 1. Zweig vom Wipfelende eines grofsen Bryozoenstockes, dreimal vergröfsert. Man übersieht die durch Apposition der Glieder gebildete, in der Regel tricho- tomische Verästelungsweise des Bryozoenstammes. Dichotomische Verästelung zeigt sich an einzelnen terminalen Knospenpunkten, wo der dritte Ast noch nicht hervorgetreten ist. Nur an den Verästelungspunkten sind Scheidewände im Stammrohre vorhanden; hier sind die beiden Endflächen der Glieder, die Wurzel- und Wipfelendfläche, aufzusuchen. Die drei aus dem Verästelungs- und Germinationspunkte hervorgehenden Äste oder Glieder sind durch verschiedene Länge ausgezeichnet. Das längste Glied ist dasjenige, welches zuerst und zwar unter einfacher Verlängerung der Axe des Stammgliedes hervorwächst; das kürzeste und dünnste Glied ist jedes Mal auch das zuletzt hervortretende. Die doldenförmige Stellung der drei oder vier aus dem Germinationspunkte des Stammgliedes hervorwachsenden neuen Glieder kommt erst mit allmählicher Vollendung des Knospenzeugungsprocesses zu Stande. Die Bryozoen oder Bryozoenköpfe sitzen am zahlreichsten an dem jüngsten Gliede; schon am dritten und vollends am vierten voraufgehenden Gliede wird das Ab- sterben und der Abfall derselben ganz deutlich bemerkbar. Ein etwas stärker vergrölsertes Stück des Bryozoenstockes, an welchem an Stelle der Bryozoenköpfe seitenständige Glieder des Bryozoenstammes hervorge- wachsen sind. Im vorliegenden Falle verhalten diese Glieder sich ebenso, wie 326 die aus den Terminalknospen des Stammes hervorgegangenen und tragen Bryo- zoenstöcke. Einige Male sah ich ein solches Glied ohne Bryozoenköpfe zu einem mit einem Seitenzweige anastomosirenden Gliede ausgebildet. T. Stamm des Bryozoenstockes; T*!. Glieder desselben; B. Bryozoenköpfe. a. Germinations- und Verästelungspunkte des Bryozoenstammes. T?. Seitenständige Glieder des Bryozoenstammes. Figg. 2: A, B, C, D,E, @ erläutern den Knospenzeugungsprozels bei Ausbildung der Knospe für die Bryozoenköpfe. Die Knospen sind bei geringer Vergrölserung dargestellt, da es vornehmlich darauf ankommt, nur die zuerst auftretende Höhle der Brutkapsel und zugleich auch die vom Befestigungspole sich erhebende Knospe des Bryozoid’s zur Ansicht zu bringen; am Endocysten sind die besonderen Ab- zeichen (Kalkkörper, Amyloidkugeln, Vacuolen, verdickte Stellen für die termi- nalen Ausläufer des communaden Bewegungsorganes) durch stärkere Vergrölse- rung markirt. Big. 2, A. Längsdurchschnitt eines im Auswachsen begriffenen Wipfelgliedes (7!) des Bryozoenstammes mit der sich seitenständig ausbildenden Knospe für einen Bryo- zoenkopf. Der Endocyst ist stark verdickt an der Wipfelendfläche des Stamm- gliedes und vornehmlich in der Region der seitenständigen Knospe; er zeichnet sich ferner aus durch zahlreiche Amyloidkugeln und Kalkkörper, so wie durch die reiche Verästelung des communalen Bewegungsorganes, von welchem ein paar terminale Ausläufer in die Knospe übergehen. Ee. Eetoeyst, En. Endoeyst, z verdiekte Stellen desselben für die terminalen Ausläufer des communalen Bewegungsorganes, am. Amyloidkugeln, k. Kalkkörper, v. gröfsere Vacuolen, ©p. kleinere Vaeuolengruppe, ct. Stammgeflecht des commu- nalen Bewegungsorganes, ce. Communicationsnetz desselben, c/. terminale Ausläufer. a!. Erste Anlage der Knospe für einen Bryozoenkopf. Der verdiekte Endoeyst tritt hügelig nach Aufsen und auch nach Innen, nach dem Hohlraum des Wipfelgliedes, vor. Der nach Innen vorspringende Hügel war im vorliegenden Falle stärker als gewöhnlich ausgeprägt. An der Grenze zwischen dem äufsern und innern Hügel, im Niveau der Mantelfläche, markirte sich eine Linie (s), die ich für das in der Ausbildung begriffene Septum zwischen Brut- kapsel und seinem Stammgliede halte. Der Eetoeyst des Stammgliedes geht über den äufsern Hügel der Knospe hinweg. lig. 2, 4!. Eine Partie von Zellenkörpern aus der Knospe. Fig. 2, 2. Durchschnitt der Knospe eines Bryozoenkopfes, in welcher sich der Hohl- raum der Brutkapsel gebildet hat, zugleich mit einem angrenzenden Stück des Stammgliedes. Man hat es demnach mit der in der Ausbildung begriffenen Brut- kapsel zu thun; die zuerst auftretende Knospe ist die Knospe der Brutkapsel. Der Endocyst besteht noch aus Zellen und zeichnet sich durch Dieke aus; auch bemerkt man schon Kalkkörper und Amyloidkugeln an ihm. Am Endocyst des Stanımgliedes bemerkt man, vornehmlich in der Region des Septums, eine auf- fallende Verdiekung. Das Septum selbst aber war hier nicht deutlich markirt. Fig. Fig. j I g. 2, 2, 2, 327 Dagegen beobachtete man eine geringe Erhebung des Endoeysten der Brutkapsel in der Region des Septums, welche, wie weiter vorgeschrittene Stadien lehren, als erste Knospenanlage des Bryozoids zu betrachten ist. Be, En, cf, k, um, al, T! wie in Fig. 2, A. br. Brutkapsel des Bryozoenkopfes. bz!. Knospenanlage für das Bryozoid. C. Ein Stück vom Bryozoenstammgliede in der Flächenansicht, — mit der Knospe des Bryozoenkopfes in einem weiter ausgebildeten Stadium. Der Endocyst des Stammgliedes zeigt nicht mehr die auffällige Verdickung; er ist aber durch den Reichthum der Vacuolen, der Kalkkörper und Amyloidkugeln ausgezeichnet. An der Knospe des Bryozoenkopfes bemerkt man die weiter aus- gebildete Knospe des Bryozoids, an weleher namentlich der Schlundkopf mit der Anlage der Tentakel sichtbar ist. Diese Knospe steht in Verbindung mit dem jetzt deutlich ausgebildeten Septum. Der Endocyst der Brutkapsel ist dick, und besteht noch aus Zellenkörper. Ec, En, k, am, v, br, T!, wie in den früheren Figuren; s. Septum, /. Sprossen der Tentakel, ph. Pharynx. D. Der Bryozoenkopf in einem etwas weiter vorgeschrittenen Bildungsstadium mit einem kleinen Stücke des Stammgliedes, an welchem Abschnitte des commu- nalen Bewegungsorganes (cc) dargestellt sind. Die Brutkapseln zeichnen sich durch die starke Verdickung am Wipfelende aus; ihre Form ist nahezu eylin- drisch mit abgerundetem freien Pole. An dem Bryozoid sind die Tentakel jetzt deutlich zu erkennen. Aufserdem macht sich eine Verdiekung nach dem zum Septum gerichteten Ende bemerkbar, wo das Bildungsmaterial für die Speiseröhre. für den Magen u. s. w. sich anhäuft. ' Bezeichnung wie in den früheren Figuren; br? Höhle der Brutkapsel. peri- gastrischer Hohlraum. E. Ein nur wenig älterer Bryozoenkopf an einem Stück seines Stammgliedes (T!). Der bisher frei in der Höhle der Brutkapsel sich erhebende Sehlundkopf mit der Tentakelkrone rückt jetzt ganz nahe an die verdickte Stelle des Endo- eysten der Brutkapsel in der Region des freien Poles und ihres künftigen oberen Absehnittes heran. Am Endocysten der Brutkapsel im unteren Abschnitt (br*) machten sich ein paar verdickte Stellen (z) bemerkbar, wie sie an der Insertion der terminalen Ausläufer des communalen Bewegungsorganes vorkommen; letzte- res selbst habe ich nieht unterscheiden können. Bezeichnung dieselbe, wie in den frühern Figuren. F' Ein ähnliches Präparat mit mehr entwickeltem Bryozoenkopf. Die Form der Brutkapsel ist etwas verändert; am freien Pole verjüngt sie sich; es beginnt die Ausbildung des oberen, einziehbaren Abschnittes der Brutkapsel. Von der am freien Pole sich ausbreitenden, verdickten Partie (br!) des Endocysten haben sich an zwei gegenüberliegenden Stellen Stränge abgelöset, die mit Rücksicht auf ihre Lage und Verlauf für die Anlage der langen Retractoren (rl!) zu halten sind. Am Bryozoid lassen sich bereits alle einzelne Abtheilungen (Schlundkopf u IV e.e) mit der Tentakelkrone, Speiseröhre (0), erster (0!) und zweiter (v?) Magen, das Rectum (r)) unterscheiden. Fig. 2, @. Am vorliegenden Bryozoenkopfe ist die weiter vorgeschrittene Ausbildung Fig. 3, des einziehbaren Abschnittes (br!) der Brutkapsel das Bemerkenswertheste. Die Brutkapsel hat sich am freien Pole etwa in Form eines kurzen Cylinders mit abgerundeter Endfläche verlängert. Da diese Verlängerung unter auffälliger Ab- nahme des Querdurchmessers der Brutkapsel vor sich geht, so erscheint sie wie ein Auswuchs aus der Brutkapsel am freien Pole. An der Aufsenfläche wird sie vom Eetocysten umkleidet; im Innern liegt die verdickte Partie des Endocysten der Brutkapsel, an der ich weitere Bildungsvorgänge nicht zu unterscheiden ver- mochte. Auch bei weiter entwickelten Bryozoenköpfen habe ich die in dem Aus- wuchse der Brutkapsel eintretenden Bildungsvorgänge nicht genau verfolgen kön- nen; ich weils nur, dafs später der Schlundkopf mit gerade gestellter Tentakel- krone (im verlängerten Zustande) in demselben seine Lage hat, bevor die Eröffnung der Brutkapsel erfolgt. Man darf hiernach annehmen, dafs in dem verlängerten Auswuchs ein Hohlraum entsteht, dafs in demselben der Schlundkopf mit der Tentakelkrone sich allmählich hineindrängt, und dafs bei diesem Lageverhältnifs die Vereinigung des Schlundkopfes und Reetums mit dem Endocysten erfolgt, des- gleichen der Kamm des Ectoceysten und die kurzen Retraetoren sich ausbilden. Die Bezeichnung ergiebt sich aus dem Vorausgegangenen. D. Mikroskopische Zeichnung des oberen, freien Abschnittes eines Bryozoen- kopfes im ausgestreckten Zustande; die Tentakelkrone ist etwa zur Hälfte abge- schnitten; die mikroskopischen Einzelheiten sind bei 500facher Vergröfserung aus- geführt. Die Figur erläutert zugleich die Verbindungsweise des Schlundkopfes des Bryozoid’s mit dem Endoeystön der Brutkapsel am Öffnungspole (br!). p. Das Collare setosum des Eetocysten der Brutkapsel; in der Richtung der am gezähnelten Rande hervortretenden Spitzen oder Zähnchen ist die Substanz des Eetocysten fester, rigider. En. Endocyst der Brutkapsel (br!). Derselbe läfst sich bis zur Vereinigung mit der Mundöffnung des Schlundkopfes (pA) und mit der Afteröffnung r! ver- folgen, doch ist der Übergang an dem Mundstück stets durch die Insertion der . Tentakel undeutlich gemacht. rl. Die langen Retractoren der Brutkapsel, die in der Nähe des Überganges des Endocysten der Brutkapsel zum Schlundkopf, nieht aber an diesem selbst inseriren. Da, wo die Öffnung des Reetum sichtbar ist, ist dies Verhalten zwei- fellos festzustellen. ph?. Das Mundstück des Schlundkopfes, das von einem granulirten, vollsafti- gen, mit Cilien versehenen Pflaster-Epithel ausgekleidet wird. ph®. Die gröfsere, zweite Abtheilung des Schlundkopfes, deren Epithelzellen, wie am Fufs der Hydriden, durch hyalinen Inhalt ausgezeichnet sind und ihre Form p nach dem Contraetionszustand des Schlundkopfes verändern; bei mälsiger Ausdehnung des Schlundkopfes, wie im vorliegenden Falle, ist die eylindrische Form der Zellen deutlich ausgeprägt. 329 o. Schlund- oder Speiseröhre. von granulirten, vollsaftigen Pflaster-Epithelzellen ausgekleidet. r. Enddarm, gleichfalls mit granulirten Epithelzellen versehen; r! Afteröffnung. e. Der in der Nähe der Afteröffnung gewöhnlich sichtbare Kothballen; e! der ausgeworfene Kothballen. l. Die Tentakel; 7! die Höhle der Tentakel, die sich in den Hohlraum des Pharynx, nicht in die Höhle der Brutkapsel (perigastrischer Raum) öffnet und stets von einer kräftigen, dunklen, wahrscheinlich durch eine Stützlamelle hervor- gerufenen Contourlinie begrenzt erscheint; — 1?, die, namentlich an der Innenfläche der Tentakel mit Cilien versehene äulsere Schicht derselben; sie scheint aus gra- nulirten Zellen zu bestehen und wird allgemein als Epithel bezeichnet. i. Contourlinie der aus protozootischer Substanz bestehenden äuflseren Schicht des Bryozoid’s am Schlundkopf u. s. w. k. Aggregate von Kalkkörperchen, die im Bereiche der Tentakel an zwei Stellen, in der Nähe der Insertion und gegen das freie Ende hin, vorkommen. Tafel U. 4. Brutkapsel und Bryozoid des Zoobotryon pellueidus im ausgestreckten Zustande. Ee!. Der einziehbare, weichere Abschnitt des Ectocysten der Brutkapsel; Ec der festere, basilare Abschnitt desselben; p collare setosum oder der Kamm. En!. Die skeletfreie, oberste Abtheilung des Endocysten der Brutkapsel, die bei der Invagination zur Hülse oder Scheide der Tentakelkrone (Vgl. Fig. 3, C) verwendet wird. En?. Die vom einziehbaren Abschnitt des Eetocysten bedeckte Abtheilung desselben Endocysten; sie erhält im eingestülpten und geschlossenen Zustande der Brutkapsel (Vergl. Fig. 3, C) ihre Lage aufserhalb an der trichterförmigen Ver- schlufsöffnung und bildet zugleich den Sphinceter der Brutkapsel (Vaginalsphinc- ter der Autoren), an welchem die kurzen Retractoren inseriren. 1. Tentakel, 2! Höhle der Tentakel; 2? äufsere mit Cilien versehene Schicht der Tentakel; k Kalkkörper am freien und befestigten Ende der Tentakel; pA?, ph’ die beiden Abtheilungen des Schlundkopfes; o Speiseröhre, v! erster Magen, Farre’s Kaumagen mit hyalinen Epithelzellen (Zähne), v? zweiter Magen, mit braun pigmentirten Pflasterepithelzellen, r Enddarm, f funiculus posterior, rl lange, rb kurze Retractoren, t Spannbänder. Fig. 3, 2. Oberer Abschnitt eines Bryozoenkopfes im mittleren Zustande der In-, resp. Evagination; die mikroskopischen Einzelnheiten sind bei etwa 500 facher Vergröfse- rung gezeichnet; die Spannbänder sind in die Abbildung nicht aufgenommen. Der vorliegende Verschliefsungszustand der Brutkapsel wird häufig bei Bryozoenstöcken beobachtet; die skeletfreie Abtheilung des Endocysten (En!) ist in die Höhle der Abhäl. der phys. Kl. 1869. Nr. 4. 13 330 Kapsel hineingezogen, und die angrenzende, vom Ectocysten und dem Collare be- deckte (En?) folgt jetzt, mit der Sphincter-Region voran, derselben nach. Das dem Zuge folgende, am Endoeysten aber nicht adhärirende Collare setosum stellt sich in der provisorischen Verschliefsungs-Öffnung als ein öfters trichterförmig gestaltetes, mit dem gezähnelten Rande aufwärts gerichtetes Klappenventil auf, das vollkommen geschlossen zugleich als eine stiletartige Bewaffnung der Öffnung angesehen werden kann. Dieser provisorische Verschliefsungs-Zustand der Brut- kapsel tritt ein, wenn der Insasse, das Bryozoid, den Verkehr nach aufsen hin unterbrechen oder von Neuem beginnen will. Häufig sieht man daher, wie hier, die Tentakelkrone durch das Klappenventil vorgeschoben oder darin liegend. Bezeichnung, wie in Fig. 3, A. rl lange, rb kurze Retractoren der Brutkapsel. Fig. 3, 0. Bryozoenkopf des Z. p. im verschlossenen, eingezogenen, eingestülpten, invagi- Fig. 4. Fig. 29. nirten Zustande. Die beim ersten Act der Invagination und des Verschlusses der Brutkapsel betheiligten langen Retraetoren (rl) sind, zurückgedrängt durch die kurzen Retractoren, im untersten Theile der Höhle (perigastrischer Raum), in der Umgebung des Schlundkopfes, des Enddarms, der Speiseröhre sichtbar; durch sie wird der skeletfreie Abschnitt des Endocysten der Brutkapsel (En!), mit dem Öffnungspol und dem darin eingefügten Schlundkopf und Enddarm voran, in den Hohlraum des Grundstückes hineingezogen, invaginirt und zur Hülle, Scheide der nachfolgenden Tentakelkrone (7) gemacht. Von den vier, im Kreuz gestell- ten, beim zweiten Acte des Verschlufses, bei der Bildung der trichterförmigen Verschlufsöffnung der Brutkapsel, thätigen kurzen Retraetoren (rd) sind nur drei sichtbar. Durch sie, die an der Sphincter-Region der Brutkapsel inseriren, wird der untere, vom Endocysten und Pecten bedeckte, einziehbare Abschnitt (En?) nachgezogen und der obere mit der Tentakelkrone tiefer in den Hohlraum hinab- gedrückt. In Folge der Contraction des Sphincter’s erhält der im zweiten Akte nachgezogne, röhrenförmige Abschnitt der Brutkapsel eine mehr oder weniger ausgeprägte, trichterförmige Gestalt. Da die nach aufsen gewendete Öffnung (Ee?) in Folge des Zuges der vier kurzen Retractoren in der Regel deutlich eine vier- seitige Begrenzung zeigt, so wird der zum Verschlufs dienende, trichterförmige Abschnitt der Brutkapsel auch entsprechend in seiner Form abgeändert vorgestellt werden müssen. Die Wand des Verschlufsstückes wird nach aufsen von dem Endoeysten mit dem Sphineter (En?), nach innen von dem Ectoeysten (Ec!) ge- bildet; im Hohlraum ist das mit den Zähnchen nach auf- und auswärts gerich- tete Collare setosum aufgestellt. In der Umgebung der von der Hülle (En!) ein- geschlossenen Tentakelkrone erhalten die beiden Magen ihre Lage. Bezeichnung wie in Fig. 3, A und Fig. 3, B. Der Eetocyst und das Collare setosum der Brutkapsel mit der Insertion am Stammgliede, von allen Weichgebilden und dem Insassen befreit. T! Wandung des Stammgliedes; br? das festere Grundstück des Eetoeysten; s Septum am Befestigungspole; s! Rosettenplatte; dr! der weichere, einziehbare Abschnitt des Eetocysten mit Quer- und Längsfaltung; p Collare setosum. Die Knospe einer Brutkapsel, von deren Grunde die secundäre Knospe des Insassen (Bryozoid’s) schon ansehnlich hervorgewachsen ist, nach Behandlung mit Fig. 5. Fig. 6. Fig. 7. 331 verdünnter Chromsäure. Vom erweiterten, geschlossenen Ende hat sich der En- doeyst von dem Ecetoeysten abgelöst und ist theilweise in das bei Fig. 12 be- schriebene, künstliche Maschenwerk umgewandelt. n und n! wie Fig. 12; En. abgelöster Endocyst der Brutkapsel; br? Höhle der Brutkapsel; die übrigen Be- zeichnungen, wie in den voraufgegangenen Figuren. Tafel I. Wipfel-Endfläche eines Gliedes des Bryozoenstammes mit drei davon ausgehen- den Ästen (trichotomische Theilung), bei etwa 20 facher Vergröfserung, die Ab- bildung dient zur Erläuterung der trichotomischen Verästelung des Bryozoen- Stammes und des allgemeinen Verhaltens des communalen Bewegungsorganes an der Verästelungsstelle. T! Glieder des Bryozoenstammes, s Septum, ct Stammgeflecht des communa- len Bewegungsorganes, welches sich im Hauptstammgliede für die Äste in drei Zweige theilt; eg Ganglien oder Verkehrsstationen des communalen Bewegungs- organes an den Septa, die sich wie knotige Anschwellungen des Stammgeflechtes ausnehmen. Ein mehr schematisch gehaltener Längsdurchschnitt durch das Septum zweier Glieder des Stammes. Die Figur erläutert die Zusammensetzung der sogenann- ten Ganglien aus zwei halbelliptischen, durch das Septum (Rosettenplatte) ge- schiedenen vermittelst der Öffnungen in der Rosettenplatte aber communieirenden Abtheilungen; sie zeigt ferner die Zusammensetzung des Septums aus einer ge- meinschaftlichen Lamelle der weicheren Schicht des Eetocysten beider aneinander stolsenden Glieder und aus zwei Lamellen, die zu den Endocysten der beiden miteinander verbundenen Glieder gehören. Um die beiden Schichten des Ecto- eysten, die weichere, mit dem Endocysten zusammenhängende und das Septum bildende, und die festere äufsere gut hervorzuheben, ist der Eetocyst in kolossa- ler Dicke dargestellt. Ee der Eetocyst mit der äufseren, schattirten festeren (A) und der pellueid gehaltenen innern weicheren Schicht (w); s Septum; s! Region der Rosettenplatte mit den Verbindungssträngen der aneinander stolsenden Halbganglien; En Endo- eyst, ct Stammgeflecht des communalen Bewegungsorganes, cp Fäden seines pe- ripherischen Netzes, cg Ganglien oder Verkehrsstationen des communalen Be- wegungsorganes. Ein Stück vom Eetocysten eines Gliedes des Bryozoenstammes mit dem Septum, von welchem die Brutkapsel entfernt ist. Ansicht von der Aufsenfläche des Ectoceysten und des Septum’s (s) mit der Rosette (s!). Am rechten Rande sind die beiden Schichten des Ectocysten, die bei Einrissen gesondert sich trennen, markirt. 13* 332 Fig. l0: h. die festere, äulsere Schicht des Eetoeysten, die am Septum von der festen Schicht der Brutkapsel abgerissen ist; w die innere, weichere Schicht, welche sich unmittelbar in das Septum fortsetzt und sich leicht in Falten legt. Eine dichotomische Verästelungsstelle des Bryozoenstammes; die feineren Einzel- heiten bei etwa 150facher Vergröfserung dargestellt. Das Mikroskop ist vor- nehmlich auf das Stammgeflecht (et) und das Communicationsnetz (cc) des com- munalen Bewegungsorganes eingestellt. An dem einfachen Stammgliede sind rechterseits einige freie Septa von Brutkapseln sichtbar; an der rechten Seite des linken Astes ist der Abschnitt einer Brutkapsel erhalten. An den Knoten- punkten (cg) des communalen Bewegungsorganes zeigen einzelne an der Öber- fläche gelegene Röhren alveolenartige Ausbuchtungen. T! Glieder des Bryozoenstammes; br Stück von einer Brutkapsel; ct Stamm- geflecht des communalen Bewegungsorganes, ee Communicationsnetz desselben, beide im entleerten Zustande. Die übrigen Bezeichnungen erfordern keine Er- läuterung. Ein Segment aus dem Gliede des Bryozoenstammes (71), an welchem vor- nehmlich das peripherische Netz (cp) des communalen Bewegungsorganes berück- sichtigt ist. Das Mikroskop ist so eingestellt, dafs namentlich die Innenfläche der auf dem Objeetglase ruhenden Wand des Endoeysten im mikroskopischen Bilde sich geltend macht. Vergröfserung 500 Mal für die mikroskopischen Einzeln- heiten, cp das peripherische Netz des communalen Bewegungsorganes, welches mittelst seiner terminalen Ausläufer (cf) in die verdickten Stellen (z) des Endo- cysten übergeht; — im entleerten Zustande. 2. Die verdickten Stellen des Endoeysten, in deren Umgebung Vacuolengruppen (v) sichtbar sind. k. Conglomerate von Kalkkörperchen, am Amyloidkugeln, »p Aggregate kleiner Bläschen, wahrscheinlich Vacuolen in der Bildung oder im Hinschwinden begriffen. Ein ähnliches Segment wie in Fig. 9; Vergröfserung für die mikroskopischen Einzelnheiten gleichfalls dieselbe. Das Mikroskop ist aber auf den optischen Durchschnitt der freien Wand der Röhre eingestellt. Man sieht hier, dafs an den Rändern des Bildes im optischen Durchschnitt des Endocysten die Vacuolen- gruppen (v) gegen den Hohlraum des Gliedes vortreten, desgleichen die Aus- breitung des peripherischen Netzes (cp) an der Innenfläche des Endocysten und den Übergang terminaler Ausläufer (cf) in die verdickten Stellen (z) des Endo- cysten. Am optischen Durchschnitt des Endoeysten überzeugt man sich auch leicht, dafs die Conglomerate der Kalkkörperchen (k) und die Amyloidkugeln (am) an der Innenfläche des Endocysten adhäriren. Die Bezeichnungen ergeben sich aus der Beschreibung und aus dem Voran- gegangenen. Fig. 11. Fig. 13. 2999 JOD Tafel IV. Segment von einem Gliede des Stammes. Das Mikroskop ist auf die, dem Deckblättehen zugewendete Wand eingestellt; 450fache Vergröfserung für die mikroskopischen Einzelnheiten. Das Präparat ist dadurch ausgezeichnet, dafs im Endocysten Gruppen gröfserer Vacuolen gänzlich fehlen, und die verdickten Stellen (z), in welche die terminalen Ausläufer des commuualen Bewegungsorganes übergehen, freier hervortreten. Die Form dieser verdickten Stellen im mikros- kopischen Bilde bei Flächenansicht des Endocysten ist variabel: elliptisch, spindel- förmig, unregelmälsig sternförmig. vp. Gruppen kleiner bläschenförmiger Körper, Vacuolengruppen im Unter- gange oder Entstehen begriffen. 2. Verdickte Stelle des Endocysten für die Aufnahme der terminalen Ausläufer des communalen Bewegungsorganes. Der Endocyst eines Gliedes, durch Jodwasser vom Eetoeysten abgelöset und zu einem Theile in ein Faser- und Netzwerk verwandelt, letzteres bei 700 facher Vergröfserung dargestellt. Einzelne gröfsere Öffnungen sind aulserdem sichtbar. Das feinere Netzwerk zeichnet sich durch im Allgemeinen kreisförmig begrenzte Maschenräume aus, die entweder leer sind oder einen,fein granulirten Fleck ent- halten oder nicht selten von äulfserst kleinen strahlenförmig um einen knotigen Mittelpunkt gestellten Maschenräumen erfüllt werden. Sie wiederholen sich nicht selten in ziemlich regelmäfsigen Abständen und können durch ihr kernähnliches mikroskopisches Bild den Beobachter verleiten, in der protozootischen Lamelle des Endocysten ein epitheliales Gebilde anzunehmen. Die künstliche Entstehung dieser kernähnlichen kreisförmigen Maschenräume in der allmählich eintrocknen- den, dünnwandigen, protozootischen Röhre kann bei Zoobotryon p. ohne grolse Schwierigkeit unmittelbar verfolgt werden. En. Endoeyst; i protozootische Lamelle desselben; :! künstlich gebildete Fasern der protozootischen Substanz, i? in ein Kügelchen zusammengeschnurrte Lamelle derselben. n kreisförmig begrenzte Maschenräume, n! dieselben kernähnlich. Segment vom Gliede des Bryozoenstammes; das Mikroskop ist auf das Stammgeflecht des communalen Bewegungsorganes eingestellt, das gröfstentheils im entleerten Zustande vorliegt; 450fache Vergröfserung. Man übersieht die Ver- zweigung des communalen Bewegungsorganes vom Stammgeflecht (ci), durch das Communicationsnetz (cc) hindurch bis zum peripherischen Netz (cp) und den terminalen Ausläufern (ef) hin, die in den verdickten Stellen (2) des Endocysten endigen. v. Gruppen von Vacuolen am Stammgeflecht. g. Verdickte Stellen im Netzwerk des communalen Bewegungsorganes, von denen sich nicht mit Sicherheit aussagen läfst, ob sie durch eine beginnende Ansammlung des Inhaltes oder durch Contraction der protozootischen Substanz entstanden sind. cc! Abtheilungen des Communicationsnetzes, die Inhalt führen. Fig. Fig. Fig, ig. 14. 15. 16. 17. Ein Abschnitt von dem in Fig. 13. gezeichneten communalen Bewegungs- organe, bei welchem vornehmlich die in die verdickten Stellen (z) des Endocysten endigenden, terminalen Ausläufer (c/) im optischen Durchschnittsbilde berück- sichtigt sind. An zwei verdickten Stellen des Endocysten werden kleinere Vacuolen (vp) bemerkbar; an den beiden anderen fehlen sie, und die niedrige Kegelform dieser Stellen (z) tritt frei heraus. Bezeichnung dieselbe, wie in Fig. 13. Das Stammgeflecht des communalen Bewegungsorganes mit nächster Umgebung im gefüllten Zustande. Vergröfserung 450mal. Das Stammgeflecht scheint aus parallel nebeneinander verlaufenden Röhren zu bestehen, die sich bei der unmefs- bar feinen Wandung wie Glasstücke ausnehmen; Anastomosen zwischen den Röhren machen sich nicht bemerkbar. Das in nächster Umgebung befindliche Röhren- netz bietet verschiedene Formen des Füllungszustandes dar. Rechts treten an drei Röhren des Netzes rundliche Aussackungen ziemlich dicht aneinander ge- drängt hervor. Im übrigen Theile des Netzes sieht man sehr zahlreich verbreitet kernartige Verdickungen (i) der Wandung. Sie zeigen meistenstheils eine elliptische Begrenzung und treten als niedrige Hügel an der Oberfläche hervor. Sie haben nichts mit Zellenkörpern oder Zellenkernen zu thun, sind Anhäufungen proto- zootischer Substanz, die nur durch Contraetion derselben entstanden sein können. x. Rundliche Ausbuchtungen an den Röhren des communalen Bewegungs- organes; i ovale knötehenartige Verdiekungen der protozootischen Lamelle der Röhren. Segment von einem Gliede des Bryozoenstammes, in welchem das Stamm- geflecht (et) entleert, das Communicationsnetz (ec) im mälsig gefüllten Zustande erscheint; Vergrölserung der mikroskopischen Einzelnheiten 450mal. Am Endo- eysten sieht man die Gruppen kleiner Bläschen (vp), die nach meinem Dafür- halten für im Verschwinden oder in der Bildung begriffene Vaeuolengruppen zu halten sind. k, am, En, Ec wie in den früheren Abbildungen. Tafel V. Die Abbildung schliefst sich an Fig. 16. der Tafel IV. an; die Füllung des communalen Bewegungsorganes ist aber im höheren Grade vorhanden. Die plexusartige Formation des Stammgeflechtes giebt sich hier durch das Auftreten zweier Maschenräume (y) zu erkennen. Das Präparat zeichnet sich durch die stellenweise stärkere Ausdehnung des Rohrnetzes, durch Bildung von Varicosi- täten aus. y. Maschenräume im Stammgeflecht. x. Varicositäten im theilweise angefüllten Röhrennetze. Die übrigen Bezeichnungen, wie in den früheren Figuren. ig. 18. Fig. Fig. Fig. 21. 22. 23. or O0 Das Stammgeflecht des communalen Bewegungsorganes und das Communi- cationsnetz im gut gefüllten Zustande bei 450facher Vergrölserung; die Abbildung gleicht der in Fig. 15. dargestellten und ist von einem Präparat entnommen, das sehr deutlich das communale Bewegungsorgan in der Nähe der Scheidewand und des daselbst gelegenen Knotenpunktes beobachten liefs. Das Stammgeflecht besteht auch hier aus einer Anzahl parallel nebeneinander verlaufender Röhren, die aber ganz deutlich die Anastomosen der Röhren untereinander erkennen lassen; es ist ein längsmaschiges Röhrennetz mit fast spaltförmigen, in der Regel langen Maschenräumen. Die Füllung des communalen Röhrennetzes erstreckt sich auf das ganze Communicationsnetz bis zum peripherischen Netze hin. et, y, 66, &, vp, cp, En wie in den früheren Figuren. Abschnitt des Communicationsnetzes des communalen Bewegungsorganes aus der Nähe des Stammgeflechtes bei 600facher Vergrölserung. Die Zeichnung soll die wunderliehen Formen erläutern, welche die Röhren durch Bildung von Aus- sackungen und Varicositäten annehmen. Bezeichnung dieselbe. Ein stark gefülltes, mit Aussackungen versehenes Stück vom Stammgelflecht des communalen Bewegungsorganes, um den bei Zusatz von Jodwasserstoffhalti- gem Wasser sich bildenden, kurz stäbchenförmigen Niederschlag im Inhalt, so wie die Strömungserscheinungen desselben zu veranschaulichen. Die Einwirkung des Jods rückte von der Stelle w aus vor, verursachte den Niederschlag im Inhalt und, unter Verkleinerung des Lumens der Röhre, die Bewegung der Inhaltsmasse nach ct. Vergrölserung 500 mal. Das Septum (s) und der dazu gehörige, stark gefüllte Knotenpunkt (cy) des communalen Bewegungsorganes von einem Gliede des Bryozoenstammes. Man sieht die Röhren des Stammgeflechtes (ct) unter Abnahme des Lumens gegen die Rosettenplatte (s) hinziehen, unter Aufnahme oder Communication mit Röhren, die mit dem Communicationsnetz (ec) in der Mantelregion und am Septum in Verbindung stehen. Am Endoeysten des Septums sind Vaeuolengruppen (v, vp), Kalkkörper (k) und Amyoloidkugeln bemerkbar. Tafel VI. Die beiden an der Scheidewand (s) zweier Glieder des Bryozoenstammes ge- legenen Knotenpunkte (eg) mit Abschnitten des dazu gehörigen Stammgeflechtes in mäfsig gefülltem Zustande mit halbkugelförmigen Aussackungen (2); im opti- schen Längsschnitt der Glieder. Vergröfserung 350mal. s! Region der Roset- tenplatte. Der befestigte Abschnitt eines Bryozoenkopfes (B) mit dem dazu gehörigen Stücke und dem Septum (s) des Gliedes (7!) vom Bryozoenstamme, — bei 500facher Vergrölserung im optischen Längsschnitte des Gliedes und des Bryo- Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. 24. 25. 26. zoenkopfes aufgenommen, um das Lagerungsverhältnifs des funiculus posterior (f) im stark gefüllten Zustande mit dem Verkehrsknoten (eg) des communalen Be- wegungsorganes (cc) an der Scheidewand zu erläutern. Der Verkehrsknoten ist nicht so stark gefüllt, wie der Funiculus, in welchem wahrscheinlich die Inhalts- masse auf der Bewegung zum communalen Bewegungsorgan des Gliedes hin be- griffen ist. Die Bezeichnungen ergeben sich aus den vorangegangenen Figuren. Höhlenfläche des Endocysten vom Gliede des Bryozoenstamms bei etwa 700facher Vergröfserung; die Vacuolengruppe (v) sehr entwickelt durch grolse Bläschen. Die Figur veranschaulicht das peripherische Netz (cp), die terminalen Ausläufer (cf) des communalen Bewegungsorganes (cc), ferner das Lagerungs- verhältnifs der Vaeuolen zu den verdickten Stellen (2) des Endocysten, in welche die terminalen Ausläufer übergehen. Ein Abschnitt vom Communicationsnetze (cc) des communalen Bewegungs- organes, an welchem ein Entozoon (m) von amöbenartigem Aussehen und mittelst amöboider Bewegungsformen sich langsam fortbewegt. Ein Stück von einem Spannbande (t) der Brutkapsel bei etwa 700facher Vergröfserung. Das Spannbändchen befand sich im mäfsig verkürzten Zustande. i die protozootische Substanz des Spannbandes; g knotenartige Verdickung derselben; t! Stützlamelle; ?? Hohlraum des Spannbändchens. Stück vom Eetocysten der Brutkapsel (br?) mit daran inserirenden Stütz- lamellen (2!) von Spannbändchen, — nach Entfernung sämmtlicher dazu gehöriger Weichgebilde. Man sieht den Übergang der röhrenförmigen Stützlamelle des Spannbändehens in den Ecetocysten der Brutkapsel mittelst einer tellerförmigen Erweiterung von kreisförmiger Umgrenzung (t?). Mehr schematisch gehaltene Zeichnung, durch welche die Anordnung der Brutkapseln an den Stammgliedern in parallelen Reihen mit Alternation der In- sertionsstellen erläutert werden soll. Die Reihen ziehen nicht parallel zur Axe, sondern in lang gezogenen Spirallinien am Mantel der Glieder hin. Durch römische Zahlen sind die Reihen, durch arabische die zu einer Reihe gehörigen Brutkapseln bezeichnet; höhere Zahlen entsprechen den neu hinzu- getretenen Brutkapselreihen. a D T. II. Inhaltsverzeichnils. Naturhistorischer Theil. NTASuTEN NE ehren Pflanzliche und thierische Namen des zuerst von Ehnankäin zu den Bryozoen gerechneten Zoobotryon pellueidus. . » » 2.“ Unsicherheit der systematischen Stellung der Bryozoen wegen mangel- hafter Kenntnisse in histologischer und organologischer Beziehung. Der sogenannte Darmkanal mit der Tentakelkrone mufs nach der Bildungs- geschichte als das eigentliche Thier, Bryozoid, und die Re Zelle als dessen Brutkapsel betrachtet werden. . . . Systematische Feststellung des Zoobotryon pellueidus in en Familie ae Vesiculariadae. — Charakteristische Merkmale der Vesiculariadae, deren Individuenstock aus einem Stamm oder Träger und aus an (Bryozoen schlechtweg) besteht . £ ayk: Naturhistorische Beschreibung der durch das Collaraba setorum ausgezeich- neten Brutkapsel . b life %- ni e emwg Die Invagination und Evagination Be REN die en ana ah Retractoren, sowie die Spannbänder der Brutkapsel . Beschreibung des Bryozoid’s ET EEE Beschreibung des Stammes oder Bryozoenträgers. — Die Individuenstöcke der Bryozoen sind entweder Brutkapselstöcke (Zellenstöcke) oder Stamm- stöcke. Das einzige Beispiel eines Stamm-Brutkapselstockes liefert Co- rallina cellifera (Ellis). — Unter den bisher bekannt gewordenen Bryozoen mit Stammstöcken müssen die Vesiculariaden als diejenigen bezeichnet werden, zu denen Zoobotryon pellueidus gehört, und zwar zu der Abthei- lung mit freier Verästelungsform des Stammes. Zoobotryon (pellueidus) repräsentirt eine eigene Gattung. 2 Mikroskopisch-anatomische Beobachtungen. Bryozoenstamm oder Bryozoenträger mit seinen Gliedern.. Ectoeyst. Rosettenplatte. s Inhaltsflüssigkeit der Glieder. - a. er £ Endocyst der Glieder des Stammes; die i in denselben ehkbareu Ausläufer des communalen Bewegungsorganes, Vacuolengruppen, Aggregate schein- barer Kügelchen, Conglomerate von Kalkkörpern und Amyloidkugeln . Das communale Bewegungsorgan der Glieder des Stammes im gefüllten und entleerten Zustande. Der Stammplexus desselben. Abhdl. der phys. Kl. 1869. Nr. 4. 14 os ° u | Seite. 233— 264 233—235 239 252 — 264 264—301 264 265 267 268 268— 276 276— 283 III. Das Communications- und das peripherische Netz. . - Die Knotenpunkte (Ganglien) des communalen Bewegungsorganes. Mikroskopisch- anatomische Analyse der Bryozoenköpfe. > Der Endocyst, die Retraetoren und die Spannbänder der Pratkapieil mit dem Funieulus posterior. Das Bryozoid. Schluflsbemerkungen. Anatomische und physiologische Carsirung de Hhapraibetenz de Bryozoenstocks, die ich unter dem Namen „protozootische Substanz“ einführe; ihre Übereinstimmung mit dem bisher von mir als „contraetile Substanz“, von Anderen als „Protoplasma“, „Sarcode* der niedrigsten wirbellosen Thiere beschriebenen Gebilde. er Rechtfertigung des neuen Namens „protozootische Substanz“. Eigenthümlichkeiten der protozootischen Substanz bei den Bryozoen. . Verhalten der protozootischen Substanz als Keim- und Bildungsmaterial bei geschlechtlichen ') und ungeschlechtliehen Fortpflanzungen. Bau und Leistung des Bryozoenstockes als eines Individuenstockes Elemente des Individuenstockes bei den Stammstöcken, bei den Brutkapsel- oder Zellstöcken und bei Stamm-Brutkapselstöcken. Sur Aufeinanderfolge der Knospen bei den verschiedenen Stöcken ui herak teristische Erscheinung des Knospenzeugungsprozesses bei den Bryozoen Die Grundform aller aus dem Knospenzeugungsproze[s hervorgehenden Elemente des Stockes, und die Metamorphose oder der Polymorphismus an den zwei heteronomen Hauptbestandtheilen (Bryozoenträger und Bryozoenkopf). > DEREN AIRES Das communale Bewegungsorgan in seiner beine Ausbildung in den Stammstöcken der Bryozoen, morphologisch und physiologisch erläutert. Systematische Stellung der Bryozoen. Erklärung der Abbildungen. Inhaltsverzeichnils. U) Im Text S. 307 lies geschlechtliche statt geschlechtlose. Seite. 284—285 286—-291 291—301 291—298 298—301 301—323 301—302 302—304 305—306 307 308—315 308—309 310 311—314 315—320 320—323 324—336 337—3383 Taf I. Wagenschieber sc roobelryon nelluadus. (Ehrbg) Di Au Um. Reichert's Abh. über " gersu Reichert zu Domätz. y u RE Ai Ku Urn. Reichert's Abh. über Koobotryon nellueidus. | Lhrbg) Üngenschieber se. ger. v. Reichert u. Domis. FR 2 De .. r u 2 ra E 5 Yy 2" F . Br F - ; u Pr E ha A EB} - # Be 69), - B BE N n Pe > u In: : “ ® 2 “ = Zu DD . A Urn Raichert's Abh: über Koobotryen. nellueidus.( Ehrbg.) R r. RR r Be er . b Au Urn Reichertss Abh. über Aoobotrwon nellueidus. | Ehrbg.) Taf IV. (7 are ee __ >20 Tage Een — — SZ 1 ‚E N v’ “ _ s . B An Bi u N 16. 5 | FE Be ; pe" gez Rachert u Demi 2 ——— nn eo ee i 4 a . ’ Au Mm. Reicherts Abh. über Koobotryon nellueidus. (Ehrbg.) Au Urn: Reichert! Abh. über - Koobotryon: nellueidus. (Ehrbg,) ar ’ | + Me u. 22. Wagenschieber 50. | 581 7523 —— z — ZZ za a — Be, = z — oo E > E m {7} = IN SMITHSONIAN 3 9088 00